Heinrich Heine Säkularausgabe: BAND 16/17 K1 De l'Allemagne. Kommentar. Teilband I 9783050053332, 9783050025704

Mit dem vorliegenden Band wird die Erschließung der in der Säkularausgabe erstmals nach Heines Tod wieder geschlossen ve

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German Pages 285 [288] Year 1995

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Heinrich Heine Säkularausgabe: BAND 16/17 K1 De l'Allemagne. Kommentar. Teilband I
 9783050053332, 9783050025704

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HEINRICH HEINE SÄKULARAUSGABE Bandaufteilung:

ABTEILUNG I ι 2

Gedichte 1812—1827 Gedichte 1827—1844 und Versepen

3

G e d i c h t e 1845 — 1856

4

Tragödien. Frühe Prosa

5

Reisebilder I

6

Reisebilder II

7

U b e r Frankreich

8

U b e r Deutschland. K u n s t und Philosophie

9 10

Prosa Pariser Berichte

11

Lutezia

12

Späte Prosa

ABTEILUNG II 13

P o e m e s et legendes

14

Tableaux de voyage I

15

Tableaux de voyage II

16

D e l'Allemagne I

17

D e l'Allemagne II

18

D e la France

19

Lutece

Italie

ABTEILUNG III 2 0 — 2 3 Briefe 2 4 — 2 7 Briefe an Heine

ABTEILUNG IV 28 — 29 Lebenszeugnisse 30

Gesamtregister

HEINES WERKE SÄKULARAUSGABE · BAND 16/17 KOMMENTAR I

HEINRICH

HEINE SÄKULARAUSGABE

WERKE · BRIEFWECHSEL LEBENSZEUGNISSE

Herausgegeben von der Stiftung Weimarer Klassik und dem Centre National de la Recherche Scientifique in Paris

HEINRICH

HEINE BAND 1 6 / 1 7

DE L'ALLEMAGNE KOMMENTAR Teilband I

Bearbeiter Claude Pichois

AKADEMIE VERLAG CNRS EDITIONS

Gedruckt mit Unterstützung des Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der V G W O R T

Die Ausgabe stützt sich auf die Bestände der B I B L I O T H E Q U E N A T I O N A L E · PARIS (Cabinet des Manuscrits), des HEINRICH-HEINE-INSTITUTS · DÜSSELDORF und der STIFTUNG WEIMARER KLASSIK (Goethe- und Schiller-Archiv)

Übersetzer des Vorworts Dirk Fuhrig Verfasser der Entstehungsgeschichte Dirk Fuhrig Redaktor dieses Bandes Renate Francke

Akademie Verlag H S A : I S B N 3-05-000450-9 Band 16 / 1 7 K I : I S B N 3-05-002570-0 C N R S Editions Band 1 6 / 1 7 K I : I S B N 2-271-05362-5 © Akademie Verlag G m b H , Berlin 1995 Der Akademie Verlag ist ein Unternehmen der VCH-Verlagsgruppe Satz: Hagedorn-Satz G m b H , Berlin Druck: G A M Media G m b H , Berlin Bindung: Dieter Mikolai, Berlin Printed in the Federal Republic of Germany

INHALT

Editionsgrundsätze

7

K O M M E N T A R ZU B A N D 16 U N D 17 Z u diesen Bänden Z u r Uberlieferung Verzeichnis der D r u c k e Verzeichnis der Handschriften

15 16 17 22

D e l'Allemagne Vorwort. Heines „ D e r A l l e m a g n e " — Ein neues Deutschlandbild in Frankreich? Entstehung

39 62

DE L'ALLEMAGNE I (Band 16) Uberlieferung Mitteilungen zum Text Erläuterungen Erläuterungen zu den Mitteilungen zum Text

85 85 136 275

Anhang W i d m u n g der ersten Ausgabe von D e l'Allemagne, 1835 Α Prosper E n f a n t i n Entwurf in deutscher Sprache Vorrede (Vorfassung des Avant-propos)

276 278

Inhalt Entwurf in französischer Sprache Fragment einer Vorrede . . .

ANHANG Berichtigungen der Texte

EDITIONSGRUNDSÄTZE

ι. Die Heine-Säkularausgabe bietet in den Bänden 13—19, in ihrer zweiten Abteilung (Heines Werke in französischer Sprache), alle mit Autorisation bzw. Billigung des Dichters in französischer Sprache im Druck erschienenen bzw. für eine Veröffentlichung vorgesehenen Werke. Die Textgrundlage bilden die sieben v o n Heine autorisierten Bande der v o n Michel Levy freres verlegten „CEuvres completes" (Paris 1855—1857), die ohne Zählung und in unregelmäßiger Folge erschienen. Die Reihenfolge der Bände 13—19 unserer Ausgabe entspricht daher nicht der Erscheinungsfolge der „CEuvres completes", sie ist vielmehr nach thematischen und chronologischen Gesichtspunkten angeordnet. D i e Folge der Texte in den einzelnen Bänden dagegen entspricht der der jeweiligen Bände der „CEuvres completes". Texte und Ubersetzungen, die nicht in die „CEuvres completes" aufgenommen wurden, sowie nur handschriftlich überlieferte Übersetzungen und Entwürfe werden im Anhang der einzelnen Bande dargeboten. 2. D e m Text liegt jeweils der letzte von Heine durchgesehene Druck, bei den von ihm nicht veröffentlichten Werken die Handschrift oder, wenn diese heute verschollen ist, ein nach der Handschrift veranstalteter Druck zugrunde. Die Wiedergabe der Texte entspricht in Wortlaut, Orthographie, Interpunktion und Gliederung der gewählten Textgrundlage. — Offenkundige Druck- und Schreibfehler werden stillschweigend korrigiert. Druck- bzw. Schreibversehen, die als solche nicht zweifelsfrei zu bestimmen sind, werden im Text korrigiert, und die Korrektur wird im Abschnitt „Mitteilungen zum Text" des Kommentars nachgewiesen. Die Schreibung der Eigennamen wird grundsätzlich nicht verbessert. Texthervorhebungen werden durch Sperrdruck, Zeitungstitel, Werktitel und Zitate durch Anführungszeichen wiedergegeben. Dagegen bleiben typographische Besonderheiten und Druckzufälligkeiten (Zierbuchstaben, Wechsel der Schrifttypen bei der Wiedergabe v o n Fremdwörtern u. ä.) unberücksichtigt. Alle Heine-Texte sind recte, Texte der Übersetzer recte petit, Hinzufügungen des Bearbeiters kursiv gesetzt. 3. Jeder Textband wird durch einen K o m m e n t a r b a n d ergänzt, der in den Abschnitten „Entstehung", „Überlieferung", „Mitteilungen zum T e x t " und

8

Editionsgrundsät^e „Erlauterungen" Nachweise zur Entstehung und Überlieferung sowie textkritische und sachliche Erläuterungen zum Text enthält. Die Tatsache, daß Heine eine Reihe von Werken zu größeren Einheiten (z.B. „Poemes et Legendes", „De la France", „Reisebilder. Tableaux de voyage") zusammengefaßt und als solche publiziert hat, macht es erforderlich, die Entstehungsgeschichte einer solchen Werkeinheit gesondert zu dokumentieren. Im Abschnitt „Entstehung" werden, unter Berücksichtigung aller die Textgeschichte bestimmenden historischen und biographischen Zeugnisse und künstlerischen Aspekte, die Entstehungsetappen des jeweiligen Textes und dessen Druckgeschichte dargestellt. Mit Ausnahme der aus dem Nachlaß veröffentlichten Texte wird die Druckgeschichte grundsätzlich nur bis zu Heines Tod mitgeteilt. Die Rezeption eines Werkes wird nur soweit berücksichtigt, wie sie Einfluß auf dessen weitere Bearbeitung durch den Dichter gehabt hat. Unter der Rubrik „Überlieferung" werden alle in Betracht kommenden Textzeugen in chronologisch geordneter Übersicht verzeichnet. Durch die Sigle und eine knappe bibliographische Kennzeichnung des Textzeugen wird auf das Verzeichnis der Drucke bzw. der Handschriften verwiesen. Die Angabe des Standortes der Handschrift besagt zugleich, daß diese im Original oder in Fotokopie der vorliegenden Edition zugrunde gelegt werden konnte. Wenn nur ein Faksimile oder ein Druck, dem eine verschollene Handschrift zugrunde lag, benutzt werden konnte, ist dies ausdrücklich vermerkt. Die Angabe der jeweiligen Textgrundlage wird durch Halbfettdruck hervorgehoben. Im Abschnitt „Mitteilungen zum Text" werden Informationen gegeben, die sich auf die Gestaltung des jeweiligen Textes beziehen. Dazu gehören: a) von Heine bei der Herstellung eines der deutschen Textvorlage adäquaten oder auch von ihr abweichenden französischen Textes schriftlich fixierte, zum Teil wieder geänderte oder auch verworfene Textversuche sowie relevante Abweichungen (Varianten) anderer autorisierter gedruckter oder handschriftlicher Textzeugen von der Textgrundlage. Als relevante Abweichungen vom edierten Text gelten solche Textstellen, die Einsicht in die inhaltlichen und formalen Intentionen des Dichters gewähren. Das betrifft Änderungen der inhaltlichen Aussage, der Anordnung, der Wortfolge und der Wortwahl. Änderungen der Interpunktion werden dagegen nur in Ausnahmefallen verzeichnet. Als nicht relevant angesehen werden Textversuche der Übersetzer, Unterschiede in der Orthographie sowie offenkundige Druck- und Schreibversehen. Graphische Befunde in den Handschriften werden nur dann mitgeteilt, wenn sie Informationen über die Entstehung des Textes vermitteln; b) notwendige, die gewählte Textvorlage verändernde textkritische Eingriffe des Bearbeiters, wie die Änderung nicht zweifelsfrei zu bestimmender Druck- bzw. Schreibversehen;

Hditionsgrundsät^e

9

c) Zusätze zum Text wie Widmungen, Mottos und Fußnoten, die in anderen Textzeugen, nicht aber in der für den edierten Text gewählten Vorlage enthalten sind. Die Textversuche, Varianten und die textkritischen Eingriffe werden in der Form eines negativen Apparates verzeichnet, d. h., die Textstelle, die von der Varianz betroffen ist, wird nicht noch einmal wiederholt, sondern es werden nur die Abweichungen aus anderen Textzeugen mitgeteilt. Die von der Varianz betroffene Stelle wird durch die Angabe der Seiten- und Zeilenzahl sowie durch dem edierten Text entnommene, durch Halbfettdruck gekennzeichnete Stützworte kenntlich gemacht, wobei die Wiedergabe der betreffenden „Mitteilung zum Text" in der Regel durch das letzte noch nicht von der Varianz betroffene Wort des edierten Textes eingeleitet und mit dem ersten nicht mehr betroffenen Wort abgeschlossen wird. Jedoch kann, wenn die Zuordnung der Varianz eindeutig ist, auf die Markierung durch Stützworte am Anfang oder am Schluß der betreffenden Mitteilung verzichtet werden. Bei mehreren Abweichungen innerhalb einer Textpartie wird diese vollständig mitgeteilt. Erstreckt sich die Abweichung über eine größere Textpartie, so wird der Text als Einheit behandelt und durch die entsprechenden Zeilenzahlen gekennzeichnet. Abweichungen innerhalb dieser größeren Einheit sowie anderer Textzeugen, die sich jeweils auf Einzelbefunde dieser Textpartie beziehen, werden gesondert mitgeteilt, die betreffenden Seiten- und Zeilenzahlen werden dann wiederholt. Die Mitteilung einer Varianz, die in verschiedenen Textzeugen in lediglich unterschiedlicher orthographischer Form auftritt, erfolgt nach der Angabe aller Siglen grundsätzlich in der orthographischen Form des dabei zuerst angeführten Textzeugen, wobei eindeutige Schreibversehen stillschweigend korrigiert werden. Bei der Darbietung stark korrigierter handschriftlich überlieferter Textpassagen wird auf eine übersichtliche Wiedergabe der einzelnen Textschichten Wert gelegt. Dabei wird der ermittelte Textzusammenhang mitgeteilt, so daß auch Wiederholungen von einzelnen Textstellen notwendig werden können, die in der Textvorlage bzw. im edierten Text nur einmal vorhanden sind. Diese Wiederholungen werden nicht besonders gekennzeichnet. Mehrere aufeinander folgende Textversuche werden durch fortlaufende Ziffern {[i], [ 2 ] ) , mehrere aufeinander folgende Korrekturen innerhalb eines Textversuches durch Buchstaben ([a], [b]\ [ai], [a2]) gekennzeichnet, wobei die jeweils folgende Ziffer bzw. der jeweils folgende Buchstabe die vorhergehenden Ziffern bzw. Buchstaben aufhebt. Wenn die aus den Korrekturen hervorgegangene letzte Stufe mit dem edierten Text übereinstimmt, wird diese nach der letzten Ziffer bzw. dem letzten Buchstaben grundsätzlich nicht mitgeteilt, sondern durch die Angabe s. Text ersetzt. In den Fällen aber, in denen es sich nur um ein Wort handelt oder die Abgrenzung zum folgenden Text unklar ist, wird statt dieses Hinweises der Text selbst im Halbfettdruck gegeben.

ΙΟ

Editionsgrundsät^e Als „Erläuterungen" werden Hinweise auf sprachliche Besonderheiten des französischen Textes, auf von Heine autorisierte oder selbständig vorgenommene inhaltliche Abweichungen von der deutschsprachigen Vorlage sowie Erklärungen zu den mit einem Sternchen (*) markierten Textstellen gegeben. Die Sacherläuterungen der jeweiligen deutschen Texte werden nicht wiederholt und sind den Kommentarbänden der ersten Abteilung (Band ι—12) zu entnehmen. Dagegen werden alle für die französischen Werke entstandenen zusätzlichen Texte, die keine Entsprechung in den deutschen Werken haben, wie die deutschen Texte kommentiert. So werden zum besseren Verständnis des Textes notwendige Informationen über historische, literarische und biographische Tatsachen und Zusammenhänge gegeben, wobei auf Textinterpretation grundsätzlich verzichtet wird. Direkte und indirekte Zitate sowie die von Heine benutzten Quellen werden nachgewiesen, sofern sie eindeutig zu ermitteln waren. Querverweise deuten auf ähnliche oder weiterführende Textstellen im Gesamtwerk des Dichters oder auf vorangegangene oder folgende Erläuterungen im Kommentar hin. Sie werden beim Bezug auf den Text mit der betreffenden Seiten- und Zeilenangabe des Textbandes (z.B. vgl. S. 111,29—112,1), beim Bezug auf den Sachkommentar mit der betreffenden Seiten- und Zeilenangabe der Texterläuterung (ζ. B. vgl. 13,6f.) versehen. Zu erläuternde Stellen des Abschnitts „Mitteilungen zum Text" werden im Anschluß an die Erläuterungen zum edierten Text kommentiert. Lücken in der Kommentierung werden angezeigt. Nicht erläutert werden Begriffe und Fakten, die zum Allgemeinwissen gehören bzw. mit Hilfe moderner, allgemein zugänglicher lexikalischer Nachschlagewerke leicht zu ermitteln sind. Die Kennzeichnung der zu erläuternden Textstellen erfolgt durch die Angabe der Seiten- und Zeilenzahl und eines oder mehrerer dem Text entnommener Bezugsworte, die halbfett gedruckt sind. Umfangreichere Bezugsstellen werden verkürzt wiedergegeben und die Auslassungen durch drei Punkte markiert, die selbst nicht zum edierten Text gehören. Für den Kommentar wurde die gesamte Heine-Literatur einschließlich der kritischen Ausgaben herangezogen. Wegen der Fülle der aufzunehmenden Titel wurde auf ein Literaturverzeichnis verzichtet. Genutzt wurde insbesondere die Düsseldorfer Heine-Ausgabe, für den vorliegenden Band vor allem: Heinrich Heine. Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke. In Verbindung mit dem Heinrich-Heine-Institut herausgegeben von Manfred Windfuhr. Band 8: Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland. Die romantische Schule. Bearbeitet von Manfred Windfuhr. Hamburg 1979; Band 9: Elementargeister. Die Göttin Diana. Der Doktor Faust. Die Götter im Exil. Bearbeitet von Ariane Neuhaus-Koch. Hamburg 1987; Band 1 1 : Ludwig Börne. Eine Denkschrift. Kleinere politische Schriften. Bearbeitet von Helmut Koopmann. Hamburg 1978 und Band 15: Geständnisse. Memoiren. Kleinere autobiographische Schriften. Bearbeitet von Gerd Heinemann.

Editionsgrundsät^e Hamburg 1982. Generell erfolgt der Nachweis von Sekundärliteratur nur dort, wo durch sie ein spezieller Sachverhalt erklärt wird oder wo bei der Erläuterung dieses Sachverhaltes widersprüchliche Auffassungen in der Forschung bestehen. Dem Band ist eine Konkordanz beigegeben, die die Unterschiede zwischen den bei Levy freres verlegten „CEuvres completes" und den entsprechenden deutschen Texten nachweist. Der Band wird durch ein Personenregister abgeschlossen. Dieses enthält alle im Text- und Kommentarband vorkommenden Personennamen mit Ausnahme der von mythologischen und literarischen Figuren sowie der von Verfassern von Sekundärliteratur. Zur eindeutigen Bestimmung der Personen dienen Angaben wie Vornamen, Lebensdaten, Tätigkeit u. a. m. Soweit Erklärungen im Text erwähnter biographischer Einzelheiten, Bezüge u. ä. notwendig sind, erfolgen diese im Abschnitt „Erläuterungen". Auch im Kommentarband sind alle Heine-Texte recte, alle vom Bearbeiter stammenden Ausführungen kursiv gesetzt. Eine Ausnahme bilden die sich auf die Textbände beziehenden Seitennachweise, die ebenfalls recte gesetzt sind. 4. Es werden folgende im Duden nicht angegebene bzw. weniger gebräuchliche Abkürzungen und editorische Zeichen verwendet: D egh. Η h hH Hh HSA Slg. ab c χ, x—x [ ] /

Druck eigenhändig Handschrift (eigenhändig) Handschrift (nicht eigenhändig) nicht eigenhändige Handschrift mit eigenhändigen Korrekturen eigenhändige Handschrift mit Korrekturen von Schreiberhand Heine-Säkularausgabe Sammlung Unterpunktierung für unsichere Lesung in der Handschrift Kennzeichnung nicht lesbarer Buchstaben bzw. Worte in der Handschrift eckige Klammern zur Kennzeichnung von Eingriffen (Auslassungen, Zusätze) und Bemerkungen des Bearbeiters Schrägstrich zur Kennzeichnung von Gliederungen bei HeineTexten in den Verzeichnissen und bei Zitaten im Kommentar

KOMMENTAR ZU BAND 16 UND 17

ZU DIESEN

BÄNDEN

Die Bände 16 und IJ enthalten D e l'Allemagne I und II in der Gestalt, in der das Werk ISJJ im Rahmen der CEuvres completes bei Michel IJvj freres erschien. Die Anordnung dieser Texte entspricht der D e l'Allemagne. Nouvelle edition bezeichneten Ausgabe, die sich beträchtlich von der ersten, i8ß/ erschienenen Ausgabe von D e l'Allemagne unterscheidet. Band 16 enthält die in Band I publizierten Texte: Avant-propos, Preface de la premiere edition und Premiere bis Cinquieme partie mit den Untertiteln: D e l'Allemagne jusqu'a Luther, D e Luther jusqu'ä Kant, D e Kant jusqu'a Hegel, La litterature jusqu'ä la mort de Goethe und Poetes romantiques I—VII. Im Anhang werden die Widmung derOe l'Allemagne Ausgabe von I8$J, Ä Prosper Enfantin, und eine Verfassung des Avant-propos in deutscher Sprache, betitelt Vorrede, mitgeteilt. Band IY enthält die Texte des I8JJ völlig neu gestalteten Bandes II von D e l'Allemagne: Sixieme partie. Reveil de la vie politique, Septieme partie. Traditions populaires, Huitieme partie. La legende de Faust, Neuvieme partie. Les dieux en exil und Dixieme partie. A v e u x de l'auteur. Im Anhang werden die Citations mitgeteilt, Übersetzungen von Texten deutscher Autoren, die Heine in Ergänzung zu seinen Ausführungen über Philosophie und Literatur in Deutschland in der ersten Ausgabe von D e l'Allemagne iSßj veröffentlicht hatte. Ferner enthält der Anhang weitgehend selbständige Entwürfe und Übersetzungen zu Reveil de la vie politique, La legende de Faust, Les dieux en exil und A v e u x de l'auteur. Die Materialfülle erfordert zjvei Kommentarbände. Band iöjiyKI bietet die für das gesamte Werk D e l'Allemagne gültigen Teile: die Überlieferung, ein Vorwort „Heines D e l'Allemagne — Ein neues Deutschlandbild in Frankreich?" und die Entstehung, ferner für D e l'Allemagne I die Überlieferung, die Mitteilungen zum Text und die Erläuterungen sowie den vollständigen Kommentar zu den Anhangtexten in Band 16. Band 16 / ijKII enthält den Kommentar zu den einzelnen Teilen von D e l'Allemagne II und den Anhangtexten von Band iy. Eine Konkordanz in Band i6\ lyKII weist die Unterschiede zwischen der I8JJ bei Michel IJvy freres erschienenen Ausgabe von D e l'Allemagne I und II (Band 16 und IJ) und den entsprechenden deutschen Texten (Band 6, 8, 9 und 12) nach, wenn diese Abweichungen mindestens einen Satz umfassen.

ZUR

ÜBERLIEFERUNG

Das zweibändige Werk De l'Allemagne (HSA Bd. 16 und i y ) vereinigt in der Ausgabe der CEuvres completes von I8JJ Texte, die in einem Zeitraum von über %WAN%ig Jahren entstanden sind und zum großen Teil querst in französischer Sprache veröffentlicht wurden. Die Arbeiten über die deutsche Geistes- und Literaturgeschichte im ersten Band erschienen 1833 und 1834 in französischen Zeitschriften, ehe die handschriftlichen Übersetzungsvorlagen 1833 und 1834 nochmals für den Druck der deutschen Fassungen Zur Geschichte der neueren schönen Literatur in Deutschland und Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland verwendet wurden. Die französischen Zeitschriftendrucke bildeten die Textgrundlage für die erste Ausgabe von De l'Allemagne im Rahmen der CEuvres von 183J. Sie wurden ergänzt durch einen Text, dessen deutsche Übersetzungsvorlage 1837 dem ersten Teil der Elementargeister zu&runde gelegt wurde, und durch Citations von Texten deutscher Autoren. In den CEuvres completes veränderte und erweiterte Heine das Werk. Dabei nahm er in den ersten Band (Bd. 16) den Hauptteil der Schriften von 183/ auf in denen er nur Details veränderte. Zu diesen Texten sind nur wenige Manuskripte überliefert. Dagegen belegt eine reiche und komplizierte handschriftliche Überlieferung zu den Texten des Zweiten Bandes (Bd. i y ) Heines intensive Arbeit an der Formulierung und Übersetzung neuer Texte ("Les dieux en exil, Aveux de l'auteurj wie an der Wiederaufnahme von Übersetzungen aus den dreißiger und vierziger Jahren (Tteveil de la vie politique, La legende de Faust/ Da diese Arbeiten in ihrer zeitlichen Abfolge nur ungenau einzuordnen sind, wurde statt einer Gesamtüberlieferung, die die Handschriften und Drucke chronologisch anordnet, die getrennte Verzeichnung von Drucken und Handschriften gewählt. Im Verzeichnis der Drucke wird die Übersicht über die gedruckte Überlieferung in chronologischer Folge gegeben, und im Verzeichnis der Handschriften erscheint die handschriftliche Überlieferung dieser Texte in systematischer Anordnung, d. h. in der Folge, in der die Werke in den vorliegenden Textbänden gedruckt sind. Die deutschen Übersetzungsvorlagen für die Texte in De l'Allemagne I und für Traditions populaires in De l'Allemagne II sind in der Überlieferung zu den Bänden 8 und ρ der Heine-Säkularausgabe verzeichnet.

Verzeichnis der Drucke

In diesem Verzeichnis werden in chronologischer Folge mit durchgehender Numerierung alle von Heine autorisierten Drucke der vom Dichter ISJJ in D e FAllemagne I und II aufgenommenen Werke aufgeführt. Die genaue inhaltliche Bestimmung eines Druckes erfolgt durch das wörtliche Zitat des Titels. In eckiger Klammer wird ein Verweis auf den entsprechenden deutschen Text hinzugefügt. Die daran anschließenden Seitenzahlen verweisen (recte) auf den Textband und (kursiv) auf den Kommentarband. Hervorhebungen der Überschriften (durch Sperrung, Majuskeln, andere Schriftgrade und -typen ο. ά.) bleiben unberücksichtigt.

D1

L'Europe litteraire. Paris, mars—mai i8ßß. Etat actuel de la litterature en Allemagne. / D e l'Allemagne depuis M m e de Stgel. Unter diesem Titel stehen die ersten drei der acht Artikel, bei den weiteren fehlt der Untertitel; alle sind unterzeichnet: Henri Heine. N° IER, IER mars, S. 1—4: Premier article. /"Die romantische Schule. Erstes Buch (Bd. 8), Bd. 16, S. 110—125,6, S.yp—ioß] N° 4, 8 mars, i". iyf: Deuxieme article. ^Die romantische Schule. Erstes Buch (Bd. 8), Bd. 16, S. 125,7—136,10, S. 104—106] N° 6, iß mars, S. 2}f: Troisieme article. ^Die romantische Schule. 10f ] Erstes Buch (Bd. 8), Bd. 16, S. 136,11—143,5, N° 1% 12 avril, S.jyf: Quatrieme article. ^Die romantische Schule. Zweites Buch. I (Bd. 8), Bd. 16, S. 144— 154,39, S. 10J—109] N° 2ß, 22 avril, S.yßf: Cinquieme article. /'Die romantische Schule. Zweites Buch. II (Bd. 8), Bd. 16, S. 15 5—164,20, S. 109f.] N° ßi, 10 mai, S. 12jf.: Sixieme article. / r Die romantische Schule. Zweites Buch. III—IV (Bd. 8), Bd. 16, S. 164,21—173,6, S. 110—114] N° β6, 22 mai, S. 14}f.: Septieme article. ^Die romantische Schule. Drittes Buch. I (Bd. 8), Bd. 16, S. 173,7-181,36, S. i i 4 f ]

ι8

Verzeichnis der Drucke Am Schluß dieses Artikels Fußnote der Redaktion: L'etendue de cet article nous a forces de le diviser en deux parties. La deuxieme, qui est la suite necessaire de celle-ci, parattra dans notre numero de vendredi. N° 3/, 24 mai, S. 149/.: Huitieme article. ^Die romantische Schule. Drittes Buch. II (Bd. 8), Bd. 16, 1.182-188,23, S.IIJ]

D2

Revue des Deux Mondes. Paris. Troisieme serie. Tome premier. Ier mars 18)4, S.j/j—joj. De / l'Allemagne / depuis Luther. / Premiere partie. ^Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland. Erstes Buch (Bd. 8), Bd. 16, S. 18-44, 1 86-91 ] Unterzeichnet: Henri Heine. Troisieme serie. Tome quatrieme. IJ novembre 1834, S. 373—408. De / l'Allemagne / depuis Luther. / Deuxieme partie. Dazu die redaktionelle Fußnote: Voyez notre livraison du IER mars. fZur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland. Zweites Buch (Bd. 8), Bd. 16, S. 45—7 3, .V. 91—94] Unterzeichnet: Henri Heine. Redaktionelle Schlußbemerkung: (La suite a une prochaine livraison.) Troisieme serie. Tome quatrieme. IJ decembre 1834, S. 633—678. De / l'Allemagne / depuis Luther. / Troisieme partie. Dazu die redaktionelle Fußnote: Voyez les livraisons du ier mars et du rj novembre. [Z,m Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland. Drittes Buch (Bd. 8), Bd. 16, £74—109, S.9J—99] Unterzeichnet: Henri Heine.

D}

CEuvres / de / Henri Heine / V. / De l'Allemagne. / 1 . / Paris. / Eugene Renduel, / Rue des Grands-Augustins, 22. / 183J. [XII, 328 S. ] Inhalt: S. I: Α Prosper Enfantin / En Egypte. S. III—XIII: Preface. S. 1—68: De l'Allemagne. / Premiere partie. S. 69—143: Deuxieme partie. V. 144—240: Troisieme partie. S. 241—328: Quatrieme partie. Redaktionelle Schlußbemerkung: Fin du premier volume. [Widmung, Bd. 16, £ . 2 1 1 , S.2J6F.; Die romantische Schule. Drittes Buch. V I (Bd. 8), Bd. 16, S. 1 4 - 1 7 , S. 8J; Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland (Bd. 8), Bd. 16, S. 18—109, S. 86—99; Die romantische Schule. Erstes Buch (Bd. 8), Bd. 16, S. 110—143, ^ 99~I07]

Verzeichnis der Drucke (Euvres / de / Henri Heine. / VI. / De l'Allemagne. / 2. / Paris. / Eugene Renduel, / Rue des Grands-Augustins, 22. / /^/i J1. ] Inhalt: S. 1—118: De l'Allemagne. / Cinquieme partie. £ 119—203: Sixieme partie. S. 208—316: Citations. S. 209—217: Frederic-le-Grand et Geliert. S. 219—2)1: M. Victor Cousin. S. 2)i—2)i: Fragmens philosophiques, par V. Cousin. S. 253—2-78: La vie de Hoelty, par Voss, i". 279—316: Fragmens de Falk sur Goethe. Redaktionelle Schlußbemerkung: Fin du deuxieme volume. ^Die romantische Schule. Zweites Buch. Drittes Buch. I—II (Bd. 8), Bd. 16, S. 144—188,23, S. 107—Ii), Elementargeister. 1. Teil (Bd. 9), Bd. 17, S. 3 2—78j Citations; Bd. 17, S. 199—240, Bd. 16117KII] D4

Le Constitutionnel. Paris. 11 octobre 1840. Supplement au Journal. Lettres de Helgoland, / par Henri Heine. / Traduites de l'allemand. ^Heinrich Heine über Ludwig Börne. Zweites Buch, Briefe vom 8., 18., 29. Juli, /., 6., 10., 19. August (falsche Angabe: 9 aoütj (Bd. 9), Bd. 17, S. 16,32-32,10, Bd. 16117KII] Unterzeichnet: Henri Heine.

D5

Legendes allemandes. / La legende / du / Docteur Jean Faust / par / Henri Heine / Paris / Gerdes, Editeur / Rue S'-Germain-des-Pres, 10. / 1847 [IV, 29 S.J [Ott Doktor Faust (Bd. 12), Bd. 17, S. 81-92, Bd. 16/ 17KII]

D6

Revue des Deux Mondes. Paris. XXII' annee. Nouvelle periode. Tome XIII. 13 fevrier 1832, S. 633—663. Mephistophela / et / la legende de Faust. ^Der Doktor Faust (Bd. 12), Bd. 17, S. 79,3-110,30, Bd. 16117KII] Unterzeichnet: Henri Heine.

D7

Revue des Deux Mondes. Paris. XXIII' annee. Seconde serie de la nouvelle periode. Tome II. ieravril 1833, S. 3—38. Les dieux en exil. ^Die Götter im Exil (Bd. 12), Bd. 17, S. in,16-146,zz, Bd. 16117KII] Unterzeichnet: Henri Heine.

Verzeichnis der Drucke Revue des Deux Mondes. Paris. XXIVe annee. Seconde serie de la nouvelle periode. Tome VII. // septembre 18J4, £. 1169—1206.

Les aveux / d'un poete. ^Geständnisse (Bd. 12), Bd. iy, £ 147,3 bis 196,19, Bd. 16117KII] Unterzeichnet: Henri Heine. CEuvres completes / de / Henri Heine. De / l'Allemagne / par / Henri Heine / Nouvelle edition / Entierement revue et considerablement augmentee / Tome premier / Paris / Michel Levy Freres, editeurs / Rue Vivienne, 2 bis / I8J; / [XI, 37F £ ] Inhalt:

£ I—XI: £ 1—6:

Avant-propos Preface de la premiere edition S. 8—JJ: Premiere partie / — De l'Allemagne jusqu'ä Luther — S.J9—114: Deuxieme partie /— De Luther jusqu'a Kant — S. 11j—184: Troisieme partie /— De Kant jusqu'a Hegel — .f. I8J—2JI: Quatrieme partie / —La litterature jusqu'a la mort de Goethe — S.2jj—3jj: Cinquieme partie /— Poetes romantiques — I—VII Redaktionelle Schlußbemerkung: Fin du premier volume.

^Avant-propos, Bd. 16, £11—13, S. 8j; Die romantische Schule. Drittes Buch. VI (Bd. 8), Bd. 16, S. 14—17, S. 8j; Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland (Bd. 8), Bd. 16, S. 18—109, 86—99; D i e romantische Schule. Erstes Buch — Drittes Buch. I - V (Bd. 8), Bd. 16, S. 11 ο—2οy, Λ'. 99-1)6] CEuvres completes / de / Henri Heine. De / l'Allemagne / par / Henri Heine / Nouvelle edition / Entierement revue et considerablement augmentee / Tome deuxieme / Paris / Michel Levy Freres, editeurs / Rue Vivienne, 2 bis / 1 8 J J / [340 S. ] Inhalt:

S. 1—40: Sixieme partie / — Reveil de la vie politique — S. 41—ιιγ: Septieme partie / — Traditions populaires — S. 119—179: Huitieme partie / — La legende de Faust — .5'. 181—242: Neuvieme partie / — Les dieux en exil — S. 243—340: Dixieme partie / — Aveux de l'auteur — Redaktionelle Schlußbemerkung: Fin.

/Heinrich Heine über Ludwig Börne. Zweites Buch (Bd. 9), Bd. I J , £11—32, Bd.i6\ijKII, Elementargeister. 1. Teil (Bd. 9), Bd. IJ, £.33—74,20, Bd.i6jiyKII; Der Doktor Faust (Bd. 12), Bd. iy, £.79—110, Bd. 16 j lyKII; Elementargeister. 2. Teil (Bd. 9), Bd. iy, £.111,16—127,11, Bd. 16117KII; Die Götter im Exil (Bd. 12),

Verzeichnis der Drucke Bd. iy, S. 128,19—146, Bd.i6\ijKII; S. 147-196, Bd. 161 lyKII] D10

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Geständnisse (Bd. 12), Bd. iy,

Ernst Elster, Meine Begegnung mit Ludwig Börne von Heinrich Heine. In: Die Hören, Nr. 8 j 9, August / September 1930, S.yoj—jo8. Uberall herrschte Meeresstille. Die Sonne ... [Zu Reveil de la vie politique. Entwurf einer Einleitung (Deutsche Fassung); Bd. IJ, S. 241 f., Bd. 161

IJKIIJ

Verzeichnis der Handschriften

In dieses Verzeichnis sind alle überlieferten handschriftlichen Zeugen zu D e l'Allemagne aufgenommen worden, die der Dichter eigenhändig niedergeschrieben hat oder die in seinem Auftrag und in Zusammenarbeit mit dem Übersetzer entstanden sind. Die Anordnung der handschriftlichen Überlieferungsträger mit durchgehender Numerierung (Siglen) entspricht der Folge, in der die Werke in den vorliegenden beiden Textbänden gedruckt sind. Die Beschreibungen der Handschriften enthalten alle Merkmale, die eine eindeutige Identifizierung der Textzeugen ermöglichen. Dazu gehören die Kennzeichnung der Handschriften sowie Informationen über Standort, Besitzer (Institutionen werden dabei mit ihrem heute gültigen Namen genannt), Umfang, Format, Schreiber, verwendetes Schreibmaterial, über inhaltliche und formale Besonderheiten, wie Ζ- B· den erkennbaren persönlichen Anteil Heines am Zustandekommen eines französischen Textes, sowie die inhaltliche Bestimmung. Bei der Kennzeichnung der Handschriften werden folgende Begriffe verwendet: Reinschrift — Von Heine oder einem autorisierten Übersetzer bzw. Schreiber angefertigte (eventuell geringfügig korrigierte) Niederschrift eines vorläufig oder endgültig fertiggestellten Übersetzungstextes. Sie kann bestimmt sein durch ihre Funktion i. als Übersetzungsvorlage, 2. als Druckvorlage undals Widmung, Albumblatt 0. ä. Ko nzept — Oft mehrfach überarbeitete Niederschrift einer größeren, in sich selbständigen Texteinheit, die Inhalt und Struktur der Übersetzung erkennen läßt. Infolge der unterschiedlichen Behandlung der Heine-Handschriften durch die jeweiligen Besitzer sind heute in vielen Fällen nur noch in geringem Umfang exakte Angaben über den ursprünglichen Zustand der Papiere (Format, Farbe, Beschaffenheit) möglich, der für editorische Schlußfolgerungen allein wichtig ist. Die Formatangaben erfolgen deshalb nicht in Millimetern, sondern, unter Verwendung der im Buch- und Bibliothekswesen gebräuchlichen Größenbezeichnung, in u den „Nibelungen ", über die sich im übrigen auch Mme de Stael äußert (De l'Allemagne, Bd. 2, S.jjfi und S. 172—174). Was ihn χμ diesen Studien veranlaßt hat, schreibt Girardin im Vorwort, ist „die Liebe Deutschland und den Deutschen", und „der Grundgedanke ist, daß Deutschland auf dem Wege %ur Einheit ist; und daß die deutsche Nation, sobald sie an diesem Endziel angelangt ist, eine Aufgabe erfüllen hat." Was ist das für eine Aufgabe? — Ein Bündnis mit Frankreich. Und ^u welchem Zweck? — Um sich gegen Rußland verteidigen können: „Es geht nicht mehr darum, sich am Ufer des Rheins um einige Meilen Land streiten; wird Deutschland etwas weggenommen, dann wird auch die Mauer dünner, die Frankreich von Rußland trennt; wird Frankreich etwas weggenommen, dann schrumpft auch das Zentrum eben jener Zivilisation, die Deutschland verteidigen muß. " (S. I und XVI) Das könnte prophetische Züge haben, wenn es nicht so einfältig wäre. Den gleichen Gedanken wird auch Lerminier formulieren. i8jj, in dem Jahr, als sich die Juli-Monarchie nach ihren schwierigen Anfängen %u stabilisieren beginnt, erscheinen drei wichtige Werke. Nach der Reihenfolge ihrer Registrierung durch die „Bibliographie de France" sind dies D e l ' A l l e m a g n e von Heine (2j. April), ,^Au-delä du Rhin ou Tableau politique de VAllemagne depuis Madame de Staeljusqu'ä nos jours" von Lerminier (ij. Juni) und die von Michelet zusammengetragenen „Memoires de Luther" (26. September). Nur das erste der drei richtet sich gegen Mme de Stael.

Vorwort

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Eugene Lerminier ist heute nur noch dem Namen nach bekannt. In seiner Jugend besaß er einen guten Ruf als Jurist, der ihm 1831 die Ernennung %um Professorfür vergleichendes Recht am College de France einbrachte. Einer der beiden Bände von ttAu-delä du Rhin" — die bei Felix Bonnaire, einem der Herausgeber der „Revue des Deux Mondes", erschienen — befaßt sich mit „La Politique ", der andere mit „La Science ". Der wichtigste Abschnitt findet sich im \weiten Band. Dort beschäftigt sich Lerminier auf mehreren Seiten mit Hegel und Angelus Silesius (beide kommen bei Mme de Stael nicht vor), mit Baader (den Mme de Stael nur streift und dessen Namen sie dabei verstümmelt) sowie mit derjungen undjüngeren Generation von Schriftstellern (die sie nicht kennen konnte): etwa Uhland und „Heyne", wie sein Name geschrieben wurde (Bd. 2, S. 137—146, S. 180—18j, £ 187—199 und S. 2/0—2J2). Die „Conclusion generale" nimmt das Fa^it des Hugoschen „Rhin " vorweg und situiert Lerminier \'wischen Mme de Stael, die von dem Streit um das linke Rheinufer noch nichts wissen konnte, und Victor Hugo. Das geigen die beiden folgenden Auszüge, die an eine Passage anschließen, in der Lerminier Deutschland und Frankreich als die beiden Herten Europas beschreibt: „Der Rhein trennt die beiden Nationen: Das linke Ufer muß Frankreich gehören; das rechte ist die natürliche und unverletzbare Grenze Deutschlands im 19. Jahrhundert. " Und: „Deutschland kann seine Unabhängigkeit und Eigenständigkeit nur bewahren, wenn es sich mit Frankreich verbündet; ansonsten wird es russisch. Das Eigeninteresse bringt die beiden vom Rhein getrennten Volker zusammen; ihr unterschiedlicher Geist verbindet sie χμ einer unverbrüchlichen Freundschaft" (Bd. 2, S. 284 und 286). Das für die zeitgenössischen Leser Zweifellos Erstaunlichste an diesem mit ebenso leichter Hand wie „De lAllemagne" geschriebenen Buch ist, daß es ganz unparteiisch zunächst in Deutsch, dann in Französisch die scharfe Attacke Rahel Varnhagens von Ense gegen Mme de Stael wiedergibt: „Frau von Stael radotirt in ihrem Buche de l'Allemagne ... Wenn jemand, der Deutschland nicht kennt, ihr Buch liest, so muß er's für ein finstres, kaltes Rauchloch halten, wo traurige Fantasmagorien umhergehen, die Gott zur Ehrlichkeit verdammt hat; und wo dann und wann Einer sitzt und verzaubert meditirt; auch hat sie noch im Großen solche Zaubernester als unsere Universitäten beschrieben: so traurig sie selbst ist: die Frau ohne Sinne und ohne Musik ... Die Ärmel Nichts hat sie gesehen, und gehört, und vernommen. " (Bd. 2, S. 262) Lerminier hat fur dieses Zitat mehrere Stellen aus einem Brief Rahel Varnhagens an ihren Mann vom 23. Mai 1814 zusammenmontiert (vgl. Rahel Varnhagen, Briefwechsel, hrsg. von Friedhelm Kemp. München 1979, Bd. II, S.2j9f). Lerminier kennt nur einen einzigen Artikel von Heine über Deutschland (s. Monchoux, S.j9j). Aber indem er Rahel Varnhagen zitiert, gibt er indirekt auch der Kritik Heines Raum. Jules Michelet hatte sich im Sommer 1828 vier Wochen lang in Deutschland aufgehalten, vor allem in Heidelberg und Bonn. Er besuchte seinen Freund Edgar Quinet, traf Wissenschaftler und kaufte Bücher, die er in Paris nicht bekommen konnte. 1831 macht er in seiner „Introduction ä l'histoire universelle" Deutschland zum „Indien Europas", um damit dessen tiefen Hang zur Metaphysik zu kennzeichnen. Er kann gut genug Deutsch, um Luthers „Tischreden" zu übersetzen. Im September i8jj liefert ein junger Verleger, dem eine große Zukunft bevorsteht — Louis Hachette —, die beiden Bände von „Memoires de Luther, ecrits par lui-meme, traduits et mis en ordre par Jules Michelet"

De l'Allemagne aus. Für Michelet ist die Reformation zusammen mit der Französischen Revolution das große Ereignis der Neuheit. Aber der Luther, den er damals beschreibt, ist ein von seinem Schicksal uberrannter, schwacher Mensch voller Leidenschaft; ein sehr viel weniger radikaler Mensch als der, den Heine in der «Revue des Deux Mondes» vom i. Marz 18)4 gezeigt hat und der i8ßj in der ersten Ausgabe von D e l'Allemagne wieder auftaucht. Mme de Stael hatte Luther mehrmals erwähnt, jedoch nur an einzelnen Stellen und ohne wirklich ausfuhrlich auf ihn einzugeben. Michelet wird nicht vergessen, wie ihn vor allem die Protestanten kritisiert haben. Und vielleicht auch, weil er Heine gelesen hat, wird er 18jj, im achten Band seiner „Histoire de France" („La Reforme"), Luther %um Freiheitshelden gegen den Absolutismus und, unter dem Namen „Herr Omnes", zu einem Mann des Volks machen (vgl. Werner Kaegi, Michelet und Deutschland. Basel 19)6). Das Vergnügen der Franzosen angesichts des tugendhaften Deutschlands wird nicht im geringsten getrübt durch den Artikel von Edgar Quinet vom //. Oktober i8ß6 in der «Revue des Deux Mondes». In dem „Revue etrangere. L'Allemagne" überschriebenen Beitrag zeigt er, daß die deutsch-französischen Beziehungen auf einem doppelten Mißverstandnis, auf zwei Zerrbildern beruhen. Im Anschluß an Mme de Stael, und immer in ihrem Sinne, hat Frankreich stets nur den — im Sterben begriffenen — deutschen Idealismus wahrgenommen: „[ ... ] wie lange wird es noch dauern, bis Frankreich aufhört, sich Deutschland als Land der Beschaulichkeit und des Enthusiasmus vorzustellen, als einen Garten Eden für Dichter, und die gesamte Nation als Dornroschen!" Die Deutschen erkennen sich in „De l'Allemagne" nicht wieder und betrachten es als „ein reines Phantasiegebilde". Aber sie haben auch selbst ein falsches Bild von ihren Nachbarn: Ein Franzose ist für sie in jedem Fall „ein schmächtiger, geschmeidiger, beweglicher Voltaire, der die Nase im Wind hat und auf Helvetius und Marmontel schwort, der an seinen Schuhen den Staub der Regence trägt und dem die jugendliche Frische des Jahres IJJO als Siegel auf die Stirn gedrückt ist"; eine Französin „ist in jedem Fall ein geschmücktes, umhegtes und verwohntes Püppchen, ohne Herz und Verstand, ohne Seele, letztlich ein Abgrund an Frivolität und das Zentrum aller Ausschweifungen" (Revue des Deux Mondes. Tome VIII, S. i j j f . ) . 1840 I 41 kühlt sich die Deutschland-Begeisterung der Franzosen zeitweise ab. Am 14. Juli 1840 wird durch einen Geheimvertrag die Heilige Allianz wieder zu™ Leben erweckt. England, Preußen, Österreich und Rußland wenden sich damit gegen die politische Destabilisierung, die durch Frankreichs Unterstützung Ägyptens beim Kampf gegen die türkische Fremdherrschaft hervorgerufen wurde. Es droht ein Krieg. Frankreich muß nachgeben. Dieser Zwischenfall läßt die nostalgischen Gefühle der Franzosen fur das linke Rheinufer wiedererwachen. In Deutschland singen die „Franzosenfresser" das „Rheinlied" von Nikolaus Becker, bald darauf „Die Wacht am Rhein" von Max Schneckenburger und „Deutschland über alles" von Hoffmann von Fallersleben, während in Frankreich die Überführung der sterblichen Reste Napoleons von St. Helena nach Paris am ij. Dezember 1840 zu einer nationalistischen und militaristischen Veranstaltung gerät. Lamartine antwortet — schön, aber naiv — mit „La Marseillaise de la paix" in der «Revue des Deux Mondes» vom 1. Juni 1841; Alfred de Musset veröffentlicht in der «Revue de Paris» vom IJ. funi ein Lied, dessen Text nicht ohne Schärfe ist: „Nous l'avons eu,

Vorwort

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votre Rhin allemand. j II a tenu dans notre verre. "Am selben Tag erwidert Edgar Quinet in der «Revue des Deux Mondes» mit dem Gedicht „Le Rhin ", worin er das linke Ufer des von Lamartine besungenen „Nils des Abendlands" fur Frankreich fordert: „Pour que les cieux de France et les cieux dAllemagne, / Sous les eaux partageant l'astre de Charlemagne, / Roulent ensemble au memeport. "Diese beiden Haltungen, die kriegerische und die friedfertige, finden sich auch im darauffolgenden Jahr wieder, als Edgar Quinet, der seine Landsleute ja bereits i8}6 in der «Revue des Deux Mondes» warnen wollte, am //. Dezember 1842 in der gleichen Zeitschrift den Aufsatz „De la Teutomanie, etat politique de 1'opinion allemande, sa haine contre la France " veröffentlicht. Quinet ist in Deutschland nicht nur als einfacher Tourist gewesen; er hat in Heidelberg gelebt, und seine erste Frau war Deutsche. Aber Quinet ist nur eine Kassandra. Die Franzosen lauschen lieber der Loreley. Victor Hugo Jedenfalls hatte denjenigen, die Deutschland mit Mißtrauen oder Empörung begegneten, schon widersprochen. Nachdem er 1841 in die Academie frangaise gewählt worden ist, bereitet er sein Erscheinen auf der politischen Bühne vor: 184} wird er Pair de France. Das Buch „Le Rhin, lettres ä un ami", das er zunächst 1842 und, in erweiterter Form, 184J veröffentlicht, ist nicht nur eine simple Reisebeschreibung über Württemberg, die Pfalz und das Rheinland, sondern eine politische Handlung, mit der er seine Kenntnis Europas und sein großes Wissen unter Beweis stellen will. Der Weltenlenker Hugo bestimmt souverän das Geschick Europas, das allerdings einem Pulverfaß ähnelt. Die Mittelmeerstaaten, Italien und Spanien, sind am Boden, Österreich ist in Deutschland auf dem Rückzug, Preußen strebt die Vormachtstellung an. Nur noch vier Mächte spielen eine Rolle, deren Konflikte nach Hugo so lösen wären: „Eine Union Deutschlands mit Frankreich würde England und Rußland zurückdrängen, wäre ein Segen fur Europa und brächte Frieden für die gan^e Welt. " England und Rußland haben alles getan, damit „Zwischen Deutschland und Frankreich ein ewiger Η aß" besteht. „Sie trugen Frankreich das linke Rheinufer an und gaben es dann Deutschland. " Dabei soll dieser Fluß — hier finden wir Lamartines Gedanken — die beiden Länder vereinen. Das linke Rheinufer muß also Frankreich zurückgegeben werden. Preußen soll %um Ausgleich Hannover und die der Türkei weggenommenen Donaufurstentümer erhalten. Rußland soll seine Energie nach Asien richten und es njvilisieren. England wird ein „punischer Geist" bescheinigt, in dem sich Boshaftigkeit und Geschäftssinn zjisammenfinden. In der neuen Ordnung repräsentieren drei Nationen das Lebensprinzip der Welt: „England mit dem Handel, Deutschland mit der Verbreitung des Moralischen und Frankreich mit seiner intellektuellen Ausstrahlung." Frankreich ist bei Hugo ein Reservat des Geistes, in dem auch Paris seinen besonderen Platz hat: „ Wien, Berlin, Sankt Petersburg und London sind nichts als Städte; Paris ist ein Hirn. " Keine Aussage zur Industrie oder zur Bevölkerung; über die Kolonien schreibt er Merkwürdiges: „Frankreich [... ] ist kein guter Kolonialherr, diese Rolle übt es nur unter Mühen aus. [... ] Es klingt seltsam und ist doch wahr: Was Frankreich in Algier fehlt, ist ein wenig Mut zur Barbarei. Die Türken waren schneller, handelten entschlossener und gingen weiter; sie waren besser im Abschlagen der Köpfe." Ohne diesen kleinlichen, banalen Ballast ist das „alte und gleichzeitigjunge" Frankreich „die Granitbrücke, die die Generationen von einem Ufer zum anderen trägt". Hinter

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De l'Allemagne

Hugos Prophetisieren steht ein Sendungsbewußtsein, für das es in der französischen Literatur noch andere Beispiele gibt. Gott hat Frankreich mit einer schönen Mission beauftragt: die Welt dank seiner Sprache zu einen, so wie sie — und hier findet sich auch der große saint-simonistische Gedanke — dank der Eisenbahn auch ganζ konkret zusammenfindet: „Die Eisenbahn herrscht durch die Allmacht ihrer Geschwindigkeit; so wie die französische Sprache durch ihre Klarheit, die die Geschwindigkeit einer Sprache ausmacht, und die jahrhundertealte Überlegenheit ihrer Literatur herrscht. " Und es fällt wirklich schwer, auf Hugos Ironie nicht ebenfalls mit Ironie antworten: „Früher wurde den Reden der Philosophen entgegengerufen: Songes et chimeres qui s'en iront en fumee, alles Träume und Schimären, die sich in Rauch auflösen! — Lachen wir nicht mehr über den Rauch, er ist es, der die Welt vorantreibt. " Diese nebulösen Äußerungen beschließen also ein Werk über Deutschland, genauer gesagt: über einen Teil Deutschlands. Von Preußen kennt Hugo nur die rheinischen Besitztümer, die ein so beruhigendes und friedliches Bild vermitteln: „Preußen ist eine junge, kräftige, energiegeladene, durchgeistigte,ritterliche,liberale, kriegerische und mächtige Nation. Ein Volk von gestern, das ein Morgen vor sich hat. Preußen macht sich auf zu großen Zielen, vor allem unter seinem derzeitigen König, dem ernsten, edlen, intelligenten und loyalen Fürsten, der würdig genug ist, seinem Volk die letzte Größe z» geben: die Freiheit" (alle Hugo-Zitate aus der „ Conclusion " zu: Le Rhin, lettres a un ami. 2 Bde. Paris, H. L. Delloye, 1842. Bd. 2, S. J64, j68, 642, 646, 624, 647, 619, 636 und jyo). Hugo will nicht das Preußen der Zukunft sehen, sondern das Deutschland von gestern. Sein blinder Versöhnungsglaube bestätigt das von Mme de Sta'e'lgeprägte Bild. In Hugos Werk kommen Fabriken und Bahngleise durchaus vor: Er hat sie allerdings bei Lüttich und in der Nähe von Verviers gesehen (Le Rhin. Bd. 1, S. 136—138 und ij6f.). In Deutschland hat erfast nichts gesehen; er konnte nichts entdecken, was sein vorgefertigtes Bild hätte durcheinanderbringen können. Und die Sprache warfür ihn eine unüberwindbare Hürde: „[... ] ein Franzose, der, wie ich, kein Deutsch kann", ist lediglich in der Lage, mit dem Herbergsdiener via vorformulierter Fragen und Antworten zu kommunizieren, wie sie im Reiseführer stehen. „ Wenn man sich nur ein bißchen anstrengt, findet man den Deutschen, den reinen Deutschen, den tauben Deutschen". (Le Rhin. Bd. 1, S.21J) Hugo schildert sich selbst in seinem Brief aus Köln: „Ich lebe hier übrigens wie ein richtiger Deutscher. Ich bekomme beim Essen Servietten, die so groß sind wie Taschentücher und schlafe in Laken, die so groß sind wie Servietten. Ich esse Hammelkeule mit Kirschen und Hase mit Dörrpflaumen. Dazu trinke ich ausgezeichneten Wein vom Rhein und von der Mosel, den ein geistreicher Franzose, der gestern neben mir zu Abend aß, als , Vin de Demoiselle' bezeichnet hat. Nachdem er einen Schluck aus seiner Karaffe probiert hatte, formulierte ebendieser Franzose den Grundsatz: ,Das Wasser vom Rhein ist nichts gegen den Wein vom Rhein.'" In St. Goar hat er beim Blick aus dem Fenster seines Gasthauses über den Rhein die folgende Szene beobachtet: „Weit weg, auf dem gegenüberliegenden Ufer, marschieren auf einer von Walnußbäumen beschatteten Wiese die Soldaten des Herrn von Nassau in grüner Jacke und weißer Hose, und man hört die tapferen Trommelschläge eines kleinen souveränen Herzogs." (Le Rhin. Bd. 2, S.j) Ein beruhigender Anblick, diese kleinen Soldaten; Holzfiguren, Spielzeug für die Kinder.

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u

Maurice Barres wirft Hugo nicht z Unrecht vor: „Er Idßt eine Haltung durchscheinen, in der Deutschland als untätige Nation betrachtet wird, die sich der Träumerei und der gesellschaftlichen Trägheit hingibt und gleichgültig ist gegenüber all dem, was die demokratischen Volker bewegt. In der Sprache dieses Tandes ist die Musik zu Hause; Beethoven, der große Rheinländer, ist auch sein großer Mann. Zersplitterung und Föderalismus erscheinen den Deutschen als unabänderlich. Der Rhein trennt %wei gegensätzliche und sich ergänzende Kulturen: auf der einen Seite das fortschrittliche Frankreich, auf der anderen Seite das unbewegliche, wenn nicht sogar rückschrittliche Deutschland. Victor Hugo sieht im Rheinland die Geister der Burgraves wieder auferstehen: Für ihn ist das Tand mit den tiefeingeschnittenen Tälern ein Thessalien des Abendlands, das von Titanen beherrscht wird, die sich der olympischen Ordnung widersetzen, eifersüchtig über ihre regionalen Vorrechte wachen, sich im ständigen Kampf mit ihren Nachbarn befinden und abgeschlossene und untereinander rivalisierende Clans um sich scharen. " (Maurice Barres, Le Genie du Rhin. Paris, Plön, 1921, S. i2f.) Beachtung verdient auch eine weitere Bemerkung von Barres: Er weist hin auf den Widerspruch zwischen der Begeisterungfür die „mittelalterlichen Werte" und der Freude darüber, „daß in dem alten Nest des Feudalismus die Revolution die Freiheit ausgebrütet hat" (S. 12). Hugo hat dieses „alte Nest des Feudalismus", in dem es von Tegenden wimmelt, mit seinem Seherblick entdeckt. Frankreich hat in diesem Bereich nicht viel zu bieten; die Rezeption dort ist also einfach. Mme de Stael, die im Zeitalter derAufklärung aufgewachsen war, hält sich auf diesem Gebiet zurück und gibt lediglich an, daß zahlreiche Autoren an die mythischen undfolkloristischen Rhein-Geschichten, so wie sie sich übrigens auch in den Reiseführern finden, angeknüpft haben. In dem bereits zitierten Keepsake, „Allemagne et Pays-Bas " (i8ß/), berichtet die Baronin de Santheuvel bereits vor Hugo über den Bau des Aachener Münsters durch den betrogenen Teufel. Andre Delrieu veröffentlicht 1846 „Te Rhin, son cours, ses bords, legendes, maurs, traditions, monuments, histoire du fleuve depuis sa source jusqu'a son embouchure" (Paris, Desessart; Raubdruck in Brüssel bei Meline, Cans et Compagnie). 1862 erscheint von X.-B. Saintine „Ta Mythologie du Rhin et les Contes de la Mere-Grand'" mit Holzschnitten von Gustave Dore (Paris, Hachette). Hugo überragt alle: Er nimmt die Tegenden in „Te Rhin " auf und schafft selbst eine: die „Tegende du beau Pecopin et de la belle Bauldour". Und er überzieht die wundervollen Zeichnungen, die während seiner Reise oder danach entstehen, mit einem legendenhaften Schleier. Zugunsten Hugos muß auch erwähnt werden, daß er die Verbindung Deutschland-Frankreich als die Achse Europas erkannt hat. Aber es war ein großer Irrtum zu glauben, eine Gemeinschaft sei möglich zwischen einem Deutschland, das sich der Grübelei und den Schäferdichtungen hingibt, und einem Frankreich, das sich dem Verbreiten der Freiheitsgedanken verschrieben hat. Und ein noch größerer Irrtum war es, anzunehmen, die conditio sine qua non sei die Rückgabe des linken Rheinufers durch Preußen an Frankreich. Jedenfalls ZPKte dieses friedfertige Buch, daß die Krise, die die beiden Tänder in einen Konflikt gebracht hatte, in den Augen der Franzosen nur eine oberflächliche Irritation darstellte. In Deutschland war das anders. Die Franzosen wollten das jedoch nicht wahrhaben, so sehr waren sie immer noch dem Charme des Deutschlandbilds verfallen, das Mme de Stael geprägt und Victor Hugo gerade erneuert hatte: Das, was Jean-Marie

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De

l'Allemagne

Carre „le mirage allemand" — „Deutschlandwahn" frangais et le mirage allemand, Paris, Boivin, 1947).

— nennen wird (Les

Ecrivains

Ein Wahn, ein Rausch, dem Gerard de Nerval nur all^u gerne verfällt, wie der Titel seines iSj2 veröffentlichten Sammelbands verrat: „Lorely, souvenirs d'Allemagne". Diese „strahlende Fee der Nebel, diese Undine, unheilbringend wie alle Nixen des Nordens, die Heinrich Heine besungen hat", ist fur ihn realer als die Frauen, die er kennt: „[... ] sie gab mir seit jeher Zeichen: Sie winkt mir auch heute wieder!" (Vorwort-Brief an Jules Janin, in: Gerard de Nerval, Werke. Hrsg. von N. Miller und F. Kemp. München 1988, Bd. II, S.j2j) Weit hinter der „Lorely", in Schlesien, liegt das Grab von Nervals Mutter, die er nie kennenlernte, weil sie ihn verlassen hatte, als er noch kein Jahr alt war. Beim Überschreiten der Grenze in Straßburg, was sieht er dort am Ende der Pontonbrücke, die über den Rhein führt? „Da ist Deutschland, die Heimat von Goethe und Schiller, das Land Ε. T. A. Hoffmanns; das alte Deutschland, unser aller Mutter!... Teutonia ..." (Bd. II, S.ßj6). Die Verwirrung und Besessenheit, die den objektiven Blick vernebeln, sind offensichtlich. Nerval beschränkte sich nicht auf die Gegenden, die Hugo bereist hatte. Er ist bis nach Weimar gefahren, um Lis%t und sogar um Wagner %u treffen, aber das, was er gesehen hat, ist fast völlig identisch mit dem, was Mme de Stael ihm auf den Weg gegeben hatte. Deren „De VAllemagne" hatte er bereits 1827 ausgiebig in den „Observations" %u seiner „Faust"Adaption giriert und noch umfangreicher in der Einleitung %u seiner Auswahl von „Poesies allemandes" von 1830 (G. de Nerval, CEuvres completes. Hrsg. von J. Guillaume und Cl. Pichois. Paris, Gallimard, Bibliotheque de la Pleiade, 1989, Bd. 1, S.244f. und 26j—2yo.). Die Übersetzung von Teilen des „Buchs der Lieder", die er unter Heines Aufsicht 1848 anfertigt, verändert sein idyllisches Bild von Deutschland nicht im geringsten. Er weigert sich sogar, die neue Richtung der deutschen Poesie %ur Kenntnis nehmen, die sein Freund Heine geprägt hat: „Zu einem Zeitpunkt, in dem Europa in Flammen steht, bedarf es wohl einigen Muts, sich um simple Poesie kummern und einen Dichter %u übersetzen, der der Hauptvertreter des Jungen Deutschlands gewesen ist und einen erheblichen Einfluß auf die Veränderungen des Geistes ausgeübt hat. Und das nicht wegen seiner Revolutionslieder, sondern wegen seiner abgehobensten Balladen und seiner heitersten Standen. Wir hatten aus dem Werk von Heinrich Heine ein Bündel republikanischer Stocke formen können, in dem nicht einmal das Beil des Liktors gefehlt hätte. Wir bieten jedoch lieber einen einfachen, phantasievollen Blumenstrauß an, mit durchdringenden Gerüchen und leuchtenden Farben. In diesen stürmischen Zeiten, in denen die heiseren Stimmen auf den öffentlichen Platin nicht verstummen, muß es irgendeine treue Seele geben, die mit gan·.ζ leiser Stimme ihr Gebet am Altar der Poesie spricht." (CEuvres completes. Bd. 1, il 1121) Heine traf im Mai i8ßi in Paris ein. Er selbst hat berichtet, wie Victor Bohain ihn da%u aufforderte, für «LEurope litteraire» Artikel dans le genre du livre de m a d a m e de Stael schreiben und wie er dieser Erwartung nicht entspricht: Je n'ai pas ecrit dans le genre de m a d a m e de Stael. Vielmehr betrachtete er es als seine Aufgabe de contredire le m a g n i f i q u e c o m m e r a g e du genie cotillon de madame de Stael (Bd. IJ, S. 165,27, i67,29f. und 168,1 f.). „Messer Millione", wie Bohain genannt wurde,

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hatte ein ansehnliches Vermögen, er besaß eine Zeitung und war an verschiedenen Pariser Theatern beteiligt. Er hatte das Protestschreiben der Journalisten gegen die „in extremis "-Anordnungen der Restaurations-Regierung unterzeichnet, was ihm während der Juli-Monarchie die Ernennung ζ-um Präfekten der Charente einbrachte. Dort führte er ein aufwendiges Eeben und ruinierte sich dabei. Mit der Hilfe von Aktionärs- Geldern gründete er seine prächtige Zeitschrift, gab Soupers und Bälle und zahlte seinen Mitarbeitern großzügige Honorare (vgl. Thomas R. Palfrey, E'Europe litteraire (1833—1834). Un essai de periodique cosmopolite. Paris, Champion, 192J, S.14—IJ). Das Gesellschaftskapital verkraftete diese Freigiebigkeit allerdings nicht lange. «LEurope litteraire» erschien dreimal wöchentlich im Folio-Format und räumte Deutschland großen Raum ein, größeren sogar als England (Palfrey, S.24). Heines Aufsatzfolge heißt Etat actuel de la litterature en Allemagne mit dem Untertitel D e 1'AlIemagne depuis M m e de Stael; actuel (gegenwartig) und depuis (seit) deuten an, daß deren Werk überholt ist. Der erste Artikel erscheint auf Seite 1 der ersten Ausgabe vom 1. Mär^ 'fyßt direkt unter dem Editorial, die weiteren sieben folgen bald. Diese Artikel bilden später den Hauptteil der Quatrieme und Cinquieme partie in den D e l'Allemagrie-Ausgaben von 183; und 18Es gibt jedoch einen Unterschied ζwischen dem Text in «EEurope litteraire» und dem in den Buchfassungen. 183J und 18JJ sind die Texte so aufgebaut, daß der Schlag gegen Mme de Stael erst im vierten Abschnitt kommt; «EEurope litteraire» beginnt direkt damit und gibt ihm dadurch ein noch größeres Gewicht. Zweifellos ist eine solche Attacke eher dem journalistischen Stil angemessen als dem literarischen eines Buchs. Abgesehen von dieser grundsätzlichen Ablehnung, die keinerlei Einfluß auf die Franzosen hatte, hat Heine den Eesern der «Europe litteraire» einen wichtigen neuen Abriß über die deutsche Eiteratur geliefert. Die politische und literarische Situation hatte sich in Deutschland genauso wie in Frankreich 1833 gegenüber 1814 völlig verändert. Dieser zeitliche Abstand muß bei der Beurteilung von Mme de Staels und Heines Werk berücksichtigt werden (vgl. E. Sourian, Mme de Stael et Henri Heine: Ees deux Allemagnes. Paris, Didier, 1974 und M. Werner, Heine interprete en France de lAllemagne intellectuelle. Conflits autour d'un cas modele de transfert culturel. In: Romantisme, Revue du dix-neuvieme siecle, Nr. γ3, 3. Quartal, 1991, S. 43-4J). Am Ende desselben Jahres unterzeichnet Heine einen Vertrag mit Eugene Renduel über eine Veröffentlichung mit dem Titel D e l'Allemagne, die allerdings erst IJ Monate später erscheint. Heine behält sich im Verlagsvertrag das Recht vor, einen Teil seines Buchs in der «Revue des Deux Mondes» zu veröffentlichen. Als Bohains Zeitschrift in andere Hände übergegangen ist, wendet sich Heine eben dieser «Revue des Deux Mondes» zu, für die er bereits seit Juni 1832 arbeitet. Im Eaufe des fahres 1834 erscheinen dort drei Artikel unter dem gemeinsamen Titel D e FAllemagne depuis Luther, in denen es um Euther, Spinoza und Eessing, Kant, Fichte und Schelling geht. Zwei Passagen daraus waren geeignet, die Leser ζψ erstaunen. Die eine davon handelt vom Tod Gottes, und das Zu einem Zeitpunkt, als dieses Thema noch keineswegs ein Allgemeinplatz war: N'entendezvous pas resonner la clochette? A genoux! ... O n porte les sacrements a u n Dieu qui se meurt. (Bd. 16, S. 73,16 f. j



De l'Allemagne

Dieser „furchtbare Artikel", den sie in der «Revue des Deux Mondes» gelesen hat, „ voller Skeptizismus, der mit einer infamen Verhöhnung der Glocke endet, die das Allerheiligste Sakrament einläutet", hat die Lutheranerin Alexandrine DAlopeus erschüttert, die aufgrund ihrer Heirat mit Albert de La Ferronays %um Katholizismus übergetreten war (Recit d'une sceur, souvenirs de famille. Paris, Didier, I86J, Bd. 2, S.229.). Diese Textseite — und es war durchaus nicht die einzige — hätte allein schon ausgereicht, um das Werk, wie geschehen, auf den päpstlichen Index %u setzen. Die andere Passage hat ihre Sprengkraft behalten und in der Folgezeit sogar noch verstärkt. Hier gibt Heine in Form „bitterer Wahrheiten" Ratschläge an Frankreich: D'abord, on ne vous aime pas en Allemagne [•••]• Und er berichtet von einem Landsmann, der in Göttingen erklärt hatte, man müsse mit dem Blut der Franzosen die Leiden des von ihnen in Neapel enthaupteten Konrads von Hohenstaufen rächen: Vous avez certainement oublie cela depuis longtemps; mais nous n'oublions rien, nous. Vous voyez que, lorsque l'envie nous prendra d'en decoudre avec vous, nous ne manquerons pas de raisons d'Allemand. Dans tous les cas, je vous conseille d'etre sur vos gardes; qu'il arrive ce qu'il voudra en Allemagne, [ . . . ] tenez-vous toujours armes, demeurez tranquilles ä votre poste, l'arme au bras. J e n'ai pour vous que de bonnes intentions, et j'ai presque ete effraye quand j'ai entendu dire dernierement que vos ministres avaient le projet de desarmer la France ... (Bd. 16, S. 109,10 und 19—27J. Diese Zeilen, die für einen Franzosen im 20. Jahrhundert so bedeutungsvoll klingen, beeindruckten im 19. Jahrhundert weitaus weniger als die über den Tod Gottes. Heine reiht sich in die kleine Gruppe der Kassandren ein, während Mme de Sta'el und ihr friedfertiges Bild weiterhin die Oberhand behalten. Bei der Zusammenstellung der Buchausgabefügte Heine 183j unter anderem einen Abschnitt mit Citations hinzu. Dieser Teil enthielt einiges, was für die Franzosen amüsant oder interessant war, abgesehen von den Abschnitten über Hölty. Aber Band II „desinit in piscem". Der Leser wird enttäuscht: Statt eines Fazits werden ihm lediglich Anekdoten präsentiert. Die beiden Bände erschienen i8ßj bei Eugene Renduel als Bände V und VI der CEuvres de Henri Heine. Renduel hatte die Bücher Hugos und Charles Nodiers verlegt und auch die Hoff mann- Übersetzung von Loeve-Veimars (vgl. A. füllten, Le Romantisme et l'editeur Renduel. Paris, Charpentier et Fasquelle, 1897 Louis P. Betz, Henri Heine et Eugene Renduel. In: Revue d'Histoire litteraire de la France, Bd. 3, 1896, S. 449—4J2). 1833 war bei ihm De la France erschienen; 1834 wurde der Band durch einen Umschlag mit dem Titel CEuvres de Henri Heine und der Bandzahl IV in die Ausgabe aufgenommen. Im gleichen fahr erschienen die zjvei Bände der Reisebilder. Tableaux de voyage als Band II und Hl der CEuvres. Einen Band I gibt es in dieser Werkausgabe nicht, er war wahrscheinlich für die Lyrik vorgesehen. De l'Allemagne von Heine fand 183j weitaus weniger Leser als das gleichnamige Werk Mme de Sta'els. Indirekt läßt sich das an der geringen Zahl der Rezensionen ablesen. Erst 20 Jahre später wurden die Bücher ein zweites Mal aufgelegt, obwohl Heine in der Zwischenzeit mehrfach Anstrengungen unternommen hatte, einen neuen Verleger zu finden (vgl. Entstehung, S.J3—J6).

Vorwort

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Heine spürte, daß Mme de Sta'els Werk wischen ihm und der französischen Leserschaft stand. Barchou de Penhoen liefert dafür den Beweis in seiner bemerkenswerten „Histoire de la philosophie allemande depuis Leibnitz jusqu'a Hegel": Er wirft Heine vor, „mit beiden Händen Bosheit und Ironie über das alte edle Deutschland von Klopstock, Schiller und Kant", kurz: über das von Mme de Stael so sehr geliebte Deutschland, geworfen haben (2 Bde. Paris, Charpentier, 18)6, Bd. 2, S.2jp). Vielleicht waren die Franzosen auch durch die etwas seltsame Form des Buchs verwirrt, das eben keine durchstrukturierte Einheit bildete wie das von Mme de Stael. Auch die verschiedenen Vorveröffentlichungen mußten sie irritieren. Außerdem war manches bei Heine für die Franzosen völlig uninteressant, etwa die Einzelheiten des Streits ζwischen Pietisten und Rationalisten oder die Feindseligkeiten ζwischen Fichte und den orthodoxen Theologen (vgl. Bd. 16, S. 61—64 und 90 f.). Heine war sich der Unwissenheit der Franzosen durchaus hewußt. Und konnte daher mit Recht ausrufen: Heureux Frar^ais qui n'en ave2 rien su! (Bd. 16, S. 61,16) Kaum größere Chancen, die Aufmerksamkeit der Franzosen zu erregen, hatten die Passagen über die Literatur des Mittelalters (Bd. 16, S. 113 — 116). Die Franzosen kannten im allgemeinen nicht einmal ihre eigene mittelalterliche Dichtung oder schätzten sie zumindest gering. (Und dabei hatte Mme de Stael die Romantik mit dem Mittelalter — sofern dieses Wort hier zutrifft — „definiert"!) Auch wenn sie durch das eine oder andere abgeschreckt wurden, konnten die Franzosen 18jj den beiden Heine-Bänden viel entnehmen. Es ist jedoch nicht sicher, ob sie die rechte Lust dazu hatten. Haben sie wirklich gemerkt, daß D e l'Allemagne das Werk eines Schriftstellers ist, im Gegensatz Zu dem Buch von Mme de Stael, das sprachlich keinerlei persönlichen Stil aufweist? Sicherlich gibt es auch bei Heine Ungeschicklichkeiten (vgl. etwa Bd.16, S. 156,18f./ 157,34f./ 162,8; 181,29; 1 9 5 , i f . und die entsprechenden Erläuterungen) durch schlecht übersetzte Wendungen oder durch die Eingriffe des Autors in die Arbeit seiner Übersetzer. Seltsame Wortschöpfungen tauchen auf, ungewöhnlich im Sinn und der Schreibung: scolasticisme, extra-mondain, empennure, bon-motiste, metrique (Bd. 16, S. 46,25; 54,38; 69,23; 136,30; 147,27 und Erläuterungen); ein Hapaxlegomenon wie bon-motiste hätte dabei durchaus Eingang in die Sprache finden können. Vergessen wir nicht, daß Heine dazu beigetragen hat, das Wort supernaturalisme einzuführen, das entfernt der Ursprung von „surrealisme " ist. Manchmal will Heine seinem Leser dabei helfen, ein Wort korrekt auszusprechen; beigemuth etwa (Bd. 16, S. 1 2 3 , 1 2 / An anderer Stelle heißt es Grabbe (Bd. 16, S. 13,1). Eigennamen nehmen merkwürdige Formen an: /Eson statt Eson, Odysseus statt Ulysse, Laertes statt Lae'rte, Penelopeia statt Penelope, la Scheide statt VEscaut (Bd. 16, S. 63,39; 115>20 f; 1 8 5 , 1 6 / Diese mehr oder weniger geglückten Versuche prägen den Text in einer ganz besonderen Weise, die ihn von allen anderen zu dieser Zeit auf Französisch veröffentlichten abhebt. Heine schrieb selbst nie französisch, außer in Briefen und kurzen Entwürfen. Er verstand es jedoch, immer wieder in die Übersetzungen einzugreifen, um seinen Texten auch in der fremden Sprache einen besonderen Ton, einen Akzent, eine Würze, sagen wir ruhig: einen Biß, zu geben. Kurz, er besitzt einen Stil, den seine Vorgängerin vermissen läßt. Nur ein Beispiel: die Wortschöpfung raisons d'Allemand (Bd. 16, S. 109,21) als Parallele zu „quereile dAllemand".

Go

De l'Allemagne

Auch wenn das breite Publikum nicht so positiv reagierte, wie Heine es sich erhofft hatte, die anderen Autoren waren aufmerksame Leser. Michelet übernimmt die Übersetzung von „Ein'feste Burg ist unser Gott", die er in der «Revue des Deux Mondes» vom i. März 1834 gelesen hat (vgl. Bd. 16, S. 42 — 43 und die Erläuterung $.29,23). Theophile Gautier verdankt ihm die Idee seinem Ballett „ Giselle ou les Willis ", wie er in einem offenen Brief in «La Presse» vom /. Juli 1841 schreibt (HSA Bd.2j, Nr. 601 und Bd. 17, S. 33—78, vor allem S. 44 f.,). Baudelaire erinnert sich in einem Abschnitt des „Salon de 1846" der beißenden Kritik an Nicolai. Gerard de Nerval nimmt den Besuch Ottos III. am Leichnam Karls des Großen als Muster für die Schilderung des toten Soliman, der auf einem ähnlichen Thron sitzt: „Solimans Bart, der weitergewachsen war, reichte bis seinen Füßen hinab; seine Nagel hatten das Leder der Handschuhe durchbohrt und den goldenen Stoff seiner Schuhe. " («Le National», 2j. April 18jo, und in Gerard de Nerval, Werke. Hrsg. von N. Miller und F. Kemp. München 1987, Bd. I, S.719 sowie HSA Bd. 16, S. 1 4 J Zwanzig Jahre vergehen nach der ersten Ausgabe von De l'Allemagne bei Renduel, ^wan^ig Jahre, in denen in Frankreich die Literatur über Deutschland immer mehr anwächst. Als Beispiel unter vielen anderen sei genannt: In der „Bibliotheque de lajeunesse chretienne approuve par Mgr Γarcheveque de Tours" (bei Marne in Tours) veröffentlicht Mme Amable Tastu ein „Tableau de litterature allemande depuis l'etablissement du christianisme jusqu'ä nos jours". Die erste Auflage erscheint 1843, die zweite 18/2 und mehrere weitere bis 1869. Das Werk ist ein ganζ ordentliches Handbuch mit übersetzten Textbeispielen, die die Autoren-Porträts ergänzen. Von den modernen Autoren bis 1830 verzeichnet es La Motte-Fouque, Chamisso, Arnim und Brentano, Uhland, Theodor Korner, Grillparzer etc. Heine fehlt wie immer. Nichts hat sich geändert: Das Deutschlandbild bleibt konstant. Renduel war einer der großen Verleger der dreißiger Jahre gewesen. Heine verständigt sich nun mit dem großen Verleger der fünfziger und darauffolgenden Jahre, Michel Levy. Bei ihm erscheint im Februar I8J/De l'Allemagne in «»irNouvelle edition / Entierement revue et considerablement augmentee, zm' Bände im Gharpentier-Format. Heine nimmt an den Texten aus der ersten Ausgabe einige Korrekturen vor und fügt statt der Citations eigene Texte ein (vgl. Entstehung, S.78). Die Widmung Α Prosper Enfantin / en Egypte ersetzt er durch einen Avant-propos, in dem er diese Änderung erläutert und außerdem betont, daß das Werk keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Es folgt die Preface de la premiere edition, die mit der Attacke gegen le livre de cette grand'mere des doctrinaires endet, eine Attacke, die im zehnten und letzten Abschnitt, den Aveux de l'auteur, wiederaufgenommen wird. Dort interpretiert er Mme de Stae'ls „De TAllemagne" als vom Η aß gegen Napoleon inspiriert (Bd. 17, S. 15 2) — und das schreibt ein Heine, der nie vergessen hat, daß Napoleon es war, der die ersten Keime der Freiheit nach Deutschland gebracht hatte. Der Anfang dieser Aveux — die später in einem ernsthafteren Ton fortgesetzt werden — ist ein wahres Massaker, bei dem die Tischgenossen Mme de Stae'ls in Coppet und Paris, und vor allem August Wilhelm Schlegel, nicht geschont werden. Der Avant-propos ZPEf den Rahmen auf, in dem Heines für die Franzosen gezeichnetes Bild der deutschen Literatur zu sehen ist: Mon livre n'embrasse que

Vorwort



l'histoire de l'ecole dite romantique, eine Schule, die I8JJ längst der Vergangenheit angehört. Die folgenden Dichter, wie bedeutend sie auch sein mögen, %ählt Heine von daher lediglich auf: Kleist, Immermann, Grabbe, Hebbel, Meißner, Chamisso, Rückert, Anastasius Grün und Freiligrath (Bd. 16, S. iif.). In bezug auf Hegel schweigt er sich weitgehend aus, obwohl er ihn %um plus grand philosophe que l'Allemagne ait enfante depuis Leibnitz macht (Bd.i6, S. 103,26 f . / Der Avant-propos endet mit einem Quasi-Versprechen für un autre ouvrage, in dem er ausführlich von den zeitgenössischen deutschen Autoren sprechen wolle. Sein Tod hindert ihn daran, dieses Versprechen halten; ahnungsvoll heißt es in der deutschen „Vorfassung" %um Avant-propos, wo die Rede nicht nur von einem, sondern von einigen Bänden ist: aber l'homme propose et Dieu dispose (Bd. 16, S. 213,37,). — Diese Verknüpfung der deutschen Konjunktion mit dem französischen Sprichwort ist durchaus vergleichbar mit den Germanismen im französischen Text. De l'Allemagne von 18// beschreibt nur einen Teil des literarischen Lebens in Deutschland. Aber kauften es die Leser des Empire und der Zeit nach dem preußisch-französischen Krieg tatsachlich, um zu erfahren, was Deutschland ist, ein Deutschland, das so verschieden war von dem der Mme de Stael, deren Buch endlich seinen Ruhm verlor, und sogar von dem, das Heine gekannt hatte ? D e l'Allemagne wurde nicht mehr aus Interesse für Deutschland gelesen, sondern aus Liebe zu Heine. Und daß das Werk ausgerechnet 19IJ neu aufgelegt wurde, scheint darauf hinzudeuten, daß es sogar gegen Deutschland verwendet werden konnte. Von 18// an wurden in Frankreich Heines Qualitäten als Satiriker und sogar als Dichter anerkannt. Ob er von Frankreich, Deutschland, England oder Italien sprach, er sprach immer von sich selbst. Den Lesern war es auch gleichgültig, daß Friedrich Schlegel 18JJ erst fünf Jahre tot gewesen sein sollte und August Wilhelm noch lebte (Bd. 16, j". 147,6 — 22). Auch die nachfolgenden Auflagen andern an diesen überholten Angaben nichts ... Heine war nach Frankreich gekommen, weil er ein Land suchte, in dem er frei leben und sich äußern konnte. Sein Geist hätte wohl traurig gelächelt, wenn er hätte sehen können, daß die Titel der Bände I und II der Auflage von 1866 in der Bibliotheque Nationale auf — durchaus bereitwillig akzeptierten — Druck der Besatzungsbehörden mit einem Aufkleber markiert wurden: „Ouvrage ne pouvant / etre communique qu'avec / l'autorisation de I Μ. Γ Administrates general / Liste OTTO". 1944 haben seine Bücher dort die Freiheit wiederbekommen und Heine damit zugleich seine Würde als das, was er immer auch sein wollte: ein französischer Schriftsteller.

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ENTSTEHUNG Heines D e l'Allemagne ist ein Werk, das keine direkte Entsprechung in deutscher Sprache besitzt. Nie ist ein Buch erschienen, das etwa den Titel „ Über Deutschland" getragen hat. Nur in französischer Sprache hat Heine sowohl i8jj als auch ISJJ verschiedene Texte gesammelt und zu %wei Bänden zusammengeschmolzen, die zjvar nicht von vornherein als Einheit konzipiert waren, aber durch den programmatischen Titel D e l'Allemagne, in Anlehnung an und in Abgrenzung von Germaine de Stael, eine solche Einheit darstellen. Die Texte, die die Grundlage der Ausgabe von rüj/ bilden, wurden von Heine deutsch verfaßt, unter seiner Mitwirkung ins Französische übersetzt und i8jß und 18)4 in den Zeitschriften «L'Europe litteraire» und «Revue des Deux Mondes» als Artikelserien veröffentlicht. Danach wurden die deutschen Übersetzungsvorlagen für deutsche Publikationen bearbeitet. Diese erschienen einzeln: Z u r Geschichte der neueren schönen Literatur in Deutschland i8ßß in zj*>ei kleinen Bänden und Z u r G e s c h i c h t e der Religion und Philosophie in Deutschland als Hauptteil des Z w e i t e n Bandes des Salon ißjj. Die kurz darauf bei Eugene Renduel erschienene Ausgabe von D e l'Allemagne enthielt zusätzlich einen neuen Text, dessen deutsche Vorlage wieder überarbeitet und 18}7 dem Druck des ersten Teils der Elementargeister im Dritten Band des Salon zugrunde gelegt wurde. Eine erweiterte Ausgabe der Literaturgeschichte erschien 1836 unter dem Titel D i e romantische Schule, wieder als Einzelpublikation. Heines Wunsch, diese Texte auch dem deutschen Publikum geschlossen in einer Ueberschau deutscher Geistesvorgange [ . . . 7 in chronologischer Reihenfolge und unter einem Gesamttitel mitzutheilen (^Vorrede z u r G e s c h i c h t e der Religion und Philosophie in Deutschland 18)4; HS Α Bd. 8, S. 12j, το und 18f.), ließ sich nach dem Bundestagsbeschluß gegen das Junge Deutschland vom Dezember 183j nicht mehr verwirklichen. Mit der zweiten, veränderten und erweiterten Ausgabe von D e l'Allemagne konnte er 18jj diese Vorstellung umsetzen, aber auch diesmal wieder nur für das französische Publikum. Die deutschen Versionen der neu aufgenommenen Texte waren ζ- T. bereits in verschiedenen Einzelpublikationen erschienen (die Vorlage zu Reveil de la vie politique im Börne-Buch, zu La legende de Faust als Einzeldruck), teils wurden sie erst publiziert, nachdem die französischsprachigen Texte in französischen Zeitschriften erschienen waren f L e s dieux en exil i8jß und A v e u x d'un poete 1854 ' n der «Revue des Deux Mondes»). Nicht nur durch die Zusammenstellung und Anordnung, sondern auch durch eine sorgfältige Bearbeitung der einzelnen Teile im Hinblick auf die Interessen und Bedürfnisse des französischen Lesers schuf Heine ein eigenständiges Werk. Die beiden Bände von D e l'Allemagne erschienen 18// als erste der CEuvres completes bei Michel Levy Freres.

I. Als Heine im Mai 1831 nach Paris kam, nahm er sehr schnell Kontakt nicht nur \·μ den Zeitgenössischen Schriftstellern auf, sondern auch zu den Mitarbeitern und Herausgebern

Entstehung

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der literarischen und politischen Zeitschriften. In «Le Globe» erschienen bereits am 2. Januar 18)2 in einer Besprechung der Gemäldeausstellung in Paris auch Auszüge aus diesen im „Morgenblatt für gebildete Stände" publizierten Artikeln in französischer Übersetzung. Im gleichen Jahr veröffentlichten mehrere Blätter Ubersetzungen aus den Reisebildern: die «Revue des Deux Mondes» Auszüge aus der Harzreise, aus Ideen. Das Buch Le Grand, den Bädern von Lukka und der Stadt Lukka, die «Revue de Paris» Auszüge aus den Englischen Fragmenten, die «Nouvelle Revue germanique» Auszüge aus der Harzreise und der Nordsee. Dritte Abtheilung und «he Temps» aus der Reise von München nach Genua. Von besonderer Bedeutung war, daß Heine den Direktor einer Ende 1832 gegründeten Zeitschrift kennenlernte: Victor Bohain von «LEurope litteraire. Journal de la litterature nationale et etrangere». In den Aveux de l'auteur erinnert sich Heine später an die Begegnung: [... ] des directeurs de journaux vinrent me trouver pour obtenir ma collaboration. / Parmi ceux-ci, se trouvait aussi M. Victor Bohain, et je me souviens avec un veritable plaisir de cette figure joviale et spirituelle, qui, par d'aimables incitations, contribua beaucoup ä derider le front du reveur allemand. II venait de fonder «L'Europe litteraire», et en sa qualite de directeur en chef, il vint me trouver pour m'inviter ä ecrire pour son journal quelques articles sur l'Allemagne, dans le genre du livre de madame de Stael, comme il disait. J e lui promis de fournir ces articles, mais je lui fis observer expressement que je les ecrirais dans un genre tout a fait different de celui qu'il me designait. «Cela m'est egal, repondit-il en riant, j'admets comme Voltaire tous les genres, excepte le genre ennuyeux.» (Bd. IJ, S. 165,20—31) Heine engagierte sich sofortfür Bohains Blatt. Der auf jeder Titelseite von den Herausgebern angezeigte Verzicht auf die Behandlung politischer Gegenstände: «ha politique est completement exclue de ce journal» Schloß für ihn die gesellschaftspolitische Beurteilung literarischer Erscheinungen nicht aus. So schrieb er am 19. Dezember 1832 an Karl Immermann, den er für die Mitarbeit an der Zeitschrift gewinnen wollte: Dieses Journal welches in Folioformat drey mahl die Woche herauskommen wird, durchaus der Politik Fremd bleibt und sich nur mit Wissenschaft und schönen Künsten beschäftigen soll, ist eine bedeutende Erscheinung. Die beteudendsten Schriftsteller Europas werden dran Theil nehmen und ich namentlich werde großen Antheil dran nehmen. In diesem Augenblick schreibe ich schon dafür eine Reihe Artikel über die deutschen Literatur w ä h r e n d U n s e r e r Z e i t , und ich hoffe, daß dieses Tableau auch für Deutschland wichtig seyn wird. Der Süddeutschen Mauvaise Foi muß, unter uns gesagt, entgegengearbeitet werden und Paris ist eine gute Tribüne zu diesem Zweck. (HSΑ Bd. 21, S. 42,12—21) Und wenige Wochen später äußerte er sich gegenüber Johann Friedrich von Cotta, dem Herausgeber der «Allgemeinen Zeitung», über die «Europe litteraire»: Die artistischen Tendenzen dieses großartigen Journals werden Ihnen als nützlich einleuchten. Ich gehöre gewissermaßen zu den Redactoren, und denke in diesem Blat für deutsche Literatur viel zu wirken. (1.1.1833; HS Α Bd. 21, S. 47,20—23) Dem Marquis Edouard de la Grange, Mitarbeiter und Anteilseigner der Zeitschrift, der 183 j Gedichte aus den beiden Zyklen der Nordsee übersetzen sollte, schickte er um etwa die gleiche Zeit ein

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Billett, in dem er sich einer merkwürdigen, aber für ihn nicht ganζ untypischen Mischung aus Deutsch und Französisch bedient: Nous avons l'Europe litteraire für jeden Fall. (Januar 1833; HSA Bd. 21, S. 48,21f.) Aber nur zwölf Monate lang konnte die Zeitschrift überleben; die erste Nummer erschien am 1. Märζ 1833, die letzte am 6. Februar 1834. Dieser schnelle, durch allzu nachlässige Geschäftsführung bedingte Untergang des Blatts, in das Heine so große Hoffnungen gesetzt hatte, veranlaßte ihn noch fahre später in seinen Aveux de l'auteur zu bedauernden Bemerkungen: «L'Europe litteraire» [ . . . ] etait une conception parfaite, le succes en semblait assure, et je n'en ai jamais pu comprendre la chute. (Bd. iy, S. 166,36 — 38), aber auch zu ironischen Sätzen, wenn er Victor Bohain mit dem Spartaner Leonidas vergleicht: Voyageur! quand tu descends ä Paris la Chaussee d'Antin pour prendre les boulevards, et qu'ä la fin tu arrives pres d'un defile boueux, appele la rue Basse-du-Rempart, sache que tu te trouves ici aupres des Thermopyles de «L'Europe litteraire», oü Victor Bohain tomba heroi'quement avec ses trois cents actionnaires! (Bd. iy, S. 167,6 —10) Die neugegründete Zeitschrift schien 1833 wie gemacht für Heine. Ihr Konzept bestand darin, regelmäßige Beiträge von Autoren aus verschiedenen europäischen Landern bringen — ein ausgesprochen modernes Vorhaben. Und Heine begriff die Zeitschrift auch sofort als Forum für sein eigenes Anliegen, für die Vermittlung ζwischen dem Land, in dem er geboren worden war, und dem, in dem er die zweite Hälfte seines Lebens verbringen sollte: Ich werde in jenem Journale alles Mögliche thun, um den Franzosen das geistige Leben der Deutschen bekannt zu machen; dieses ist meine jetzige Lebensaufgabe, und ich habe vielleicht überhaupt die pacifike Mission, die Völker einander näher zu bringen. Das aber fürchten die Aristokraten am meisten; mit der Zerstörung der nationalen Vorurtheile, mit dem Vernichten der patriotischen Engsinnigkeit schwindet ihr bestes Hülfsmittel der Unterdrückung. Ich bin daher der inkarnirte Kosmopolitismus, [... ] (Heine an einen Freund in Hamburg, Anfang April 1833; HSA Bd. 21, S. ji,30-/2,2) Die «Europe litteraire» gab Heine nicht nur die Gelegenheit, sich direkt an das französische Publikum Zu wenden, sie erleichterte ihm auch die Existenz im Gastland, denn Victor Bohain zahlte großzügige Autorenhonorare. Für seine Artikelserie erhielt Heine mehr als 1600 Francs. Er behielt dabei sowohl die deutschen Rechte als auch die für eine Buchveröffentlichung (vgl. M. Werner, Genius und Geldsack. Zum Problem des Schriftstellerberufs bei Heinrich Heine. Hamburg 1978, S. 118). Im November 1832 begann Heine mit der Arbeit. Wenige Wochen später konnte er bereits Julius Campe berichten: Ich habe in Weniger Zeit als mir die Norrede [zu den Französischen Zuständen] kostete fast ein halbes Buch geschrieben, nemlich eine Geschichte der deutschen Literatur seit dem Verfall der Schlegel. (28.12.1832; HSA Bd. 21, S. Er verfaßte ein Manuskript in deutscher Sprache, das in sieben Artikel eingeteilt war und den Titel Geschichte der deutschen Literatur seit dem Verfall der Gebrüder Schlegel trug. Nach und nach wurden diese Artikel von FranςoisAdolphe Loeve- Veimars ins Französische übersetz} und von März Mai 1833 in der «Europe litteraire» veröffentlicht. Loeve-Veimars, als Übersetzer Ε. T. A. Hoffmanns

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in Frankreich bekanntgeworden, hatte bereits die Auszüge aus den Reisebildern in der «Revue des Deux Mondes» übertragen. Er wurde in der «Europe litteraire» nicht als Übersetzer genannt, aber ausdrücklich in dem Verlagsvertrag überOe l ' A l l e m a g n e vom 26. Dezember 1833 (s. ,V. 67). Seine Arbeit ist durch einen Übersetzungsvorschlag im Manuskript der deutschen Vorlage belegt (vgl. Erläuterungen, zu 123,2). Diese Noti deren Urheberschaft durch Schriftvergleich mit Loeve-Veimars' Briefen gesichert ist, ist auch ein Belegfür die Verwendung des deutschen Manuskripts Geschichte der d e u t s c h e n Literatur seit d e m Verfall der G e b r ü d e r Schlegel als Übersetzung!vorläge. Die Übersetzung selbst, die Druckvorlage für «LEurope litteraire», ist nicht überliefert. Es ist bemerkenswert, daß der erste Artikel auf der Titelseite der ersten Nummer, der vom 1. März, erschienen ist. Heines Beitrag markierte somit das Programm, mit dem die Zeitschrift sich ihren Eesern präsentieren wollte. Die weiteren sieben Artikel — die beiden letzten umfaßten den ursprünglichen Siebenten Artikel — folgten am 8. Marz (Nummer4), am 13. März (Nummer 6), am 12. und 22. April (Nummern 19 und 23) sowie am 10., 22. und 24. Mai (Nummern 31, 36 und ßy), jeweils unter dem Titel Etat actuel de la litterature en A l l e m a g n e . D e l ' A l l e m a g n e depuis M m e de Stael. Sie entsprachen der Q u a t r i e m e partie (La litterature jusqu'ä la m o r t de G o e t h e ) und den Teilen I—V der C i n q u i e m e partie (Toetes r o m a n t i q u e s ) in den spateren Buch-Ausgaben (Bd. 16, £ 1 1 0 - 1 8 8 , 2 3 ; . Etwa gleichzeitig mit der Artikelserie erschien der entsprechende Text auch auf deutsch bei der Pariser Verlagsbuchhandlung Heideloff und Campe mit dem Titel~Z.\it G e s c h i c h t e der neueren schonen Literatur in D e u t s c h l a n d in zwei kleinen Bänden Ende März und Mttte Juli. Als Druckvorlage benutzte Heine das gleiche Manuskript, das als Übersetzungsvorlage fur «EEurope litteraire» gedient hatte. Außer formalen Änderungen wie der Streichung der Überschriften und der Unterschriften nahm der Dichter auch eine inhaltliche Überarbeitung für das deutsche Publikum vor (vgl. HSA Bd. 8K, D i e r o m a n t i s c h e Schule, Entstehung und Überlieferung). Am 28. März schrieb Heine an Karl August Varnhagen von Ense: Heute m o r g e n ist bey H e i d e l o f f allhier ein B u c h v o n mir a u s g e g e b e n w o r d e n , n e m l i c h m e i n e Artikel über Literatur (die ich für die E u r o p e litteraire g e s c h r i e b e n ) in d e u t s c h e r Sprache. Ich will I h n e n beide Versionen schicken; es sind gute S c h w e r t s c h l ä g e drin und ich habe meine Soldatenpflicht streng a u s g e ü b t (HSA Bd. 21, S. JI,II—IJ) Und in einem Brief an Heinrich Laube in Leipzig heißt es: Ich schickte Ihnen m e i n P r o g r a m m zur deutschen Literatur [ ••• ] ich halte das Büchlein selber für merkwürdig. Es war nöthig nach G o e t h e s Tode d e m d e u t s c h e n P u b l i k u m eine literarische A b r e c h n u n g zu überschicken. Fängt jetzt eine neue Literatur an, so ist dies Buchlein auch zugleich P r o g r a m und ich, m e h r als jeder andere, m u ß t e w o h l dergleichen geben. — Ich h o f f e in diesem J a h r sehr thätig zu seyn, je n a c h d e m es N o t h thut. (8.4.1833; HSA Bd. 21, S.j2,iß—2i) Sowohl der Titel der französischen Artikelfolge wie der der deutschen Buchveröffentlichung verhieß eine Fortfuhrung der Literaturgeschichte über die Romantik hinaus. In der Vorrede z!*m ^weiten Teil von Zur Geschichte der neueren schönen Literatur in D e u t s c h l a n d vom 30. Juni 1833 kündigte Heine seinen Lesern an: Die Vorrede des ersten T h e i l e s dieses B u c h e s

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mag auch das Erscheinen des zweiten Theiles rechtfertigen. Jener besprach die Geschichte der romantischen Schule im Allgemeinen, dieser bespricht die Häuptlinge derselben ins Besondere. In einem dritten und vierten Theile wird nachträglich von den übrigen Helden des Schlegelschen Sagenkreises, dann auch von den Tragödiendichtern aus der letzten Goethe'schen Zeit, und endlich von den Schriftstellern meiner eigenen Zeit die Rede seyn. / Eindringlich bitte ich den geneigten Leser, nicht zu vergessen, daß ich diese Blätter für die Europe litteraire geschrieben, und mich den Beschränkungen, welche dieses Journal in Hinsicht der Politik vorzeichnet, einigermaßen fügen mußte. (HSΑ Bd. 8, S.2jp,j-Ij) Am i6.Juli bekräftigte der Dichter in einem Brief an Varnhagen von Ense seine Absichten: Diese Tage wird ein zweites Bändchen meiner Literaturgeschichte auf deutsch bey Heideloff erscheinen und es soll Ihnen gleich geschickt werden; obgleich Sie die Artikel schon im französischen gelesen. Ich will noch doppelt so viel über deutsche Literatur schreiben, aber gebe es wahrscheinlich nicht in die Europe. Erstens wird diese Zeitschrift sehr wackelig, zweitens habe ich zu vielen mißwollenden Einmischungen da zu begegnen. Die Gründer sind Legitimisten meistens und besonders die katholische Parthey hat da die Hand im Spiel. (HSΑ Bd. 2i, S. j8,30-j9,4) Für die mißwollenden Einmischungen lassen sich keine Belege finden; möglicherweise sind sie aber der Grund dafür gewesen, daß Heine keine ausführliche Fortsetzung seiner Fiteraturbetrachtungen schrieb. Aus seinem Nachlaß ist ein deutscher Text mit der Überschrift Neunter Artikel überliefert, der offensichtlich die Artikelfolge abschließen sollte, jedoch wahrscheinlich nicht mehr übersetzt wurde (vgl. HS Α Bd. 8, S. 241—2 JI). Heine wandte sich nun einer anderen Zeitschrift zu> die über ein sehr viel größeres Renommee verfügte und in der er auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten immer wiederpublizieren sollte: der «Revue des Deux Mondes»; sie wurde χμ Heines „Hauszeitung ". In den Aveux de l'auteur erinnerte er sich I8JJ: Les articles que j'eus a ecrire pour ce journal ephemere [ «F'Europe litteraire» ], et que j'y fis imprimer, me donnerent l'idee de parier plus amplement sur l'Allemagne, et j'accueillis avec plaisir la demande que me fit le directeur de la «Revue des Deux Mondes», d'ecrire pour sa revue une serie d'articles sur le developpement intellectuel de mon pays. Ce directeur n'etait rien moins qu'un joyeux compagnon comme M e s s e r M i Hi o n e [ Victor Bohains Beiname ], il pechait plutot par un exces de serieux. Depuis, par un labeur consciencieux et honnete, il a reussi ä faire de son journal une veritable revue des deux mondes, c'est-ä-dire une revue repandue dans tous les pays civilises, oü eile represente le genie et la grandeur de la litterature fran9aise. C'est done dans cette revue que je publiai mes nouvelles elueubrations sur l'histoire intellectuelle et sociale de ma patrie; [... ] (Bd. iy, S. 167,11 — 21J. Ein noch recht allgemeiner Hinweis auf das Vorhaben de parier plus amplement sur l'Allemagne findet sich in Heines Brief vom 16. Juli 183] an Varnhagen, in dem er ihm über die unsichere Zukunft der «Europe litteraire» berichtete: Ich ziehe mich übrigens von der Tagespolitik zurück und beschäftige mich jetzt meistens mit Kunst,

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Religion und Philosophie. (HSA Bd. 21, S. 59,24/.) Weitere Zeugnisse über eine Arbeit an diesem Gegenstand sind aus der ζweiten Hälfte des Jahres 1833 nicht überliefert. Es fehlen aus diesem Zeitraum Heines Briefe an seinen Verleger Julius Campe. Aus dessen Briefen gehtjedoch hervor, daß Heine mit dem ersten Band des Salon beschäftigt war und Campe auch bereits einen ζweiten Band angekündigt hatte (Campe an Heine, 18.7., 28. 8., 17.9.1833; HSA Bd. 24, Nr. 136, 141, 144). Der einige Hinweis auf den Inhalt des geplanten Bandes läßt sich einer Bemerkung in Campes Brief vom 17. September entnehmen: „Die Europe litteraire ist ja in Gott schlafen gegangen! nun können Sie dem 2ten Salon auch einen Lappen Litteratur in die Ribben stecken, damit er das gehörige Censur Maaß erhalte. " (HSA Bd. 24, S. 207,34—36) Am 26. Dezember 1833 Schloß Heine einen Verlagsvertrag mit Eugene Renduel ab, dem Verleger der französischen Romantiker und der HoffmannAusgabe von Lo'eveVeimars. Bei Renduel war Mitte Juni 1833 bereits D e la France erschienen, die Reisebilder. Tableaux de voyage befanden sich in Vorbereitung. In dem Vertrag war nicht nur von Artikeln über Deutschland die Rede, sondern von einem umfangreicheren Werk, das D e l'Allemagne heißen sollte. Dies wurde im ersten Artikel des Vertrags formuliert: Mons r . Henri Heine vend et cede en toute propriete ä M r . Renduel qui accepte, un ouvrage ayant pour titre: d e F a l l e m a g n e et devant former deux, quatre ou six volumes in octavo de vingt cinq feuilles environ chaque volume. (HSA Bd. 21, S. 72,18—20) Heine plante zj* diesem Zeitpunkt also eine beträchtliche Erweiterung seiner Schriften über Deutschland; bis sechs Bände sollten sie möglicherweise füllen. Für die ersten beiden Bücher, qui vont etre mis sous presse de suite, sollte Heine zusammen 2000 Francs bekommen, für die folgenden ein höheres Honorar, nämlich jeweils 12jo Francs. Die Auflagenhöhe betrug 1000 Exemplare. Ausdrücklich behielt sich Heine das Recht auf Doppelverwertung vor. Der vierte Artikel des Vertrags lautete: M. Heine se reserve le droit de publier une partie de son ouvrage dans la revue des deux mondes, ou toute autre revue (HSA Bd. 21, S. 72,22—30). Allerdings mußte er für dieses Recht einen Preis fahlen: Es wurde im letzten Vertragspassus festgelegt, daß Heine dafür haftete, falls seitens der «Revue des Deux Mondes», der «Europe litteraire» oder selbst des Übersetzers Ansprüche geltend gemacht werden sollten: M. Heine se fait fort de garantir M. Renduel de toute reclamation tant de la revue des d e u x M o n d e s que de l ' E u r o p e l i t t e r a i r e et de M r Loeve-Veimars, traducteur d'une partie de cet ouvrage, ainsi que de tout autre. (HSA Bd. 21, S. 73,1—3) Und im nachhinein mußte Heine für seine Bedingungen eine weitere Gegenleistung erbringen. Fast genau ein Jahr nach der Unterzeichnung des Abkommens, am 24. Dezember 1834, wurde auf dem Rand der letzten Vertragsseite ein Zusatz "her Honorarkürzungen angebracht: article supplementaire: il a ete c o n v e n u qu'une reduction de Cinq cents francs serait operee sur le prix de deux mille francs du present traite; cependant si le livre venait a se vendre a Six cents exemplaires, ces cinq cents francs reviendraient de droit a M. Heine; mais seulement dans l'espace d'une annee du present article, apres lequel delai il n'y aurait aucun droit. (HSA Bd. 20—27R, Nr. j07a, S.30jf.) Damit reduzierte sich das Honorar auf ijoo Francs für beide

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Bände, das ist weniger, als Heine von der «Europe litteraire» für seine Artikelserie erhalten hatte, deren Umfang nicht einmal die Hälfte von De l'Allemagne betrug. Bei der Vertragsunterzeichnung Ende Dezember 1833 war noch kein Artikel erschienen, auch Campe mahnte immer wieder vergeblich bei Heine den zweiten Band des Salon an, den er noch 1833 herausbringen wollte (22.10., /.//., 19. ii-, 5-12.1833; HSA Bd. 24, Nr. 149, ijß, 1J4, ijy). Die englische Zeitschrift «The Athenaeum» kündigte am 21. September 1833 die bevorstehende Veröffentlichung einer englischen Übersetzung von Heines Arbeiten über Deutschland an, und am 28. Dezember nannte sie auch den Titel: „Germany since Luther". Er entsprach dem französischen Titel De l'Allemagne depuis Luther, den Heine erstmals am 1. März 1834 in der «Revue des Deux Mondes» verwendete. Die Information konnte also nur von ihm selbst stammen. Ende Dezember 1833 dürfte mit dem Titel auch ein größerer Manuskriptteil vorgelegen haben. Welche Rolle bei dem langwierigen Entstehungspro^eß der Artikelfür die «Revue des Deux Mondes» Differenzen Heines mit dem Übersetzer Loeve-Veimars gespielt haben, ist nicht klar. Das zunächst freundschaftliche Verhältnis zwischen beiden wurde dadurch getrübt, daß ein Sammelband von Loeve-Veimars mit Ubersetzungen von Heine-Texten in «L'Europe litteraire» am j.Juni 1833 verspottet worden war. In einem verschollenen Brief, auf den aber die Antwort überliefert ist (Loeve-Veimars an Heine, 1833; HSA Bd. 24, Nr. 163), forderte Heine offenbar einen Artikel zurück und teilte Loeve- Veimars mit, er werde jemand anderen mit der Ubersetzung beauftragen. Um welchen Artikel es sich hierbei handelte, ist nicht mit Bestimmtheit zu erschließen: Moglicherweise war es der Neunte Artikel, der die Literaturgeschichte abschließen sollte, eventuell aber der erste Artikel zur Religion und Philosophie für die «Revue des Deux Mondes». Der Übersetzer der neuen Artikelserie wurde Adolphe (eigentlich: Pierre-Alexandre) Specht, mit dem Heine damals schon länger zusammenarbeitete — und das, obwohl er auch mit dessen Ubersetzungen nicht immer zufrieden war (vgl. Claude Porcell, Heine ecrivain fran^ais? Paris 19J6, Bd. 1, S. 122). Specht hatte die Übertragung der Vorrede Zum ersten Band des Salon abgeschlossen, die am 26. Dezember 1833 unter dem Titel One Preface als letzter Beitrag Heines in «LEurope litteraire» erschien. Wie bei den Artikeln über die deutsche Literatur ist auch für die Artikel für die «Revue des Deux Mondes» keine Druckvorlage, kein Manuskript der Übersetzung überliefert. Aber in Heines deutschem Manuskript, das als Übersetzungsvorlage und als Druck vorlage für die deutsche Ausgabe Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland verwendet wurde (vgl. HSA Bd. 8K, Entstehung und Überlieferung) finden sich Karikaturen mit Aussprüchen von Louis-Philippe, die nach Schriftvergleichen mit Briefen von Specht von diesem stammen. Als einziger französischer Textzeuge ist eine Seite von unbekannter Schreiberhand (h1) überliefert, ein Bruchstück aus einer Übersetzung des ersten Artikels mit geringfügigen Abweichungen gegenüber dem edierten Text. Es stammt aus Heines Nachlaß; möglicherweise war es als Übersetzungsprobe angefertigt worden. Im Januar 1834 bekam Heine von der «Revue des Deux Mondes» bereits ein Honorar für seine Arbeit. Am 22. Januar schickte er der Zeitschrift eine Quittung: Re9u de la revue des deux Mondes la somme de trois cents 40 francs sur le compte des

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traveaux que je fais pour le dit Journal. (HSA Bd. 21, S./j,rof) Etwa %wei Wochen später mußte er Francois Buloζ vertrösten: J'ai häte de vous annoncer que je ne peux pas vous donner ni aujourd'hui ni demain la i ,ere Partie de mon travail. J e viens de la recevoir de Specht, mais je suis dans ce moment tellement abime, je souffre tellement de la migraine, que je ne suis pas en etat de relire et collationner ce travail. Nous la donnerons done dans le N ° du 1 Mars et la seconde Partie qui sera alors entre vos mains, pourra suivre alors incessament. (6.(?) 2. 18]4; HSA Bd.21, S. 76,9—14) Tatsächlich konnte die «Revue des Deux Mondes» den ersten Artikel am 1. März 1834 bringen. Ertrug den Titel De l'Allemagne depuis Luther. Premiere partie. Auf eine Fortsetzung mußte Buloζ allerdings einige Zeit warten; die Seconde partie, die im direkten Anschluß versprochen war, folgte erst ein dreiviertel Jahr danach. Über die Migräne klagte Heine auch am 21. April 18)4 in einem Brief an seinen Bruder Maximilian: Rathe mir als Arzt, was thue ich gegen mein K o p f w e h , das mich seit zwey Monath stärker als je heimsucht? Es ist vielleicht Folge großer Geistesbewegung. Nicht als hätte ich in der letzten Zeit so viel gearbeitet, sondern vielmehr die Widerwärtigkeiten, die ich, in Folge der politischen Begebenheiten, zu erleiden hatte, verhinderten mich meistens am Arbeiten. (HSA Bd. 21, S. 82,βj—83,4) Als Belastung empfand er die Übersetzung der Reisebilder ins Französische: [... ] mein Uebersetzer ist so schlecht daß ich die meiste Arbeit dabei habe und stärker noch die Verpflichtung: Dann habe ich noch eine Reihe Artikel über Deutschland zu schreiben, versprochene Arbeit, die ich unterlassen würde wenn ich hier nicht enormes Geld brauchte. [ . . . ] Sag an Campe er kann ganz sicher seyn daß ich ihm bald Manuskript schicke. Die Zögerung liegt in den Zeitumständen, ich will jetzt nichts Politisches herausgeben (obgleich ich dessen genug geschrieben), überhaupt ich will in dieser Reakzionsepoche nur zahme Bucher herausgeben. (HSA Bd.21, S. 8j,ij—21) Die bis August veranschlagte Arbeit an der Reisebilder-Übersetzung war im Mai beendet, danach konnte sich Heine intensiver der Arbeit an der Geschichte der deutschen Philosophie widmen. Ein Badeaufenthalt im Juli und August in Boulogne-sur-Mer und Dieppe dütfte nicht z^letz} wegen des Mangels an Fachliteratur die Arbeitsmoglichkeiten wieder eingeschränkt haben. Am IJ. November schließlich konnte der zweite Artikel von De l'Allemagne depuis Luther in der «Revue des Deux Mondes» erscheinen, vier Wochen später, am IJ. Dezember, der dritte, jeweils übersetzt von Specht. Die Seconde partie wurde mit einer Fußnote der Redaktion versehen, die auf das Erscheinungsdatum des ersten Artikels verwies: « Voyez notre livraison du ier mars.» Ebenso verfuhr die «Revue des Deux Mondes» bei der Troisieme partie. Mitte Dezember 1834 lag Heines Deutschland-Bericht den Franzosen nun in den HauptZugen vor. Nach der Artikelserie in «LEurope litteraire», in der er die Literaturgeschichte bis zur Romantik behandelt hatte, war jetzt auch seine Übersicht über die religions- und philosophiegeschichtlichen Strömungen abgeschlossen oder — vor der Behandlung Hegels — eher abgebrochen. Für die deutsche Buchveröffentlichung arbeitete Heine die Reinschrift, die als Übersetzungsvorlage gedient hatte, vor allem im ersten Buch um. Wie aus einem Brief des immer wieder vertrösteten Verlegers Campe hervorgeht, hatte Heine am



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29. Oktober 1834 die ersten beiden Bücher der Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland abgeschickt (Campe an Heine, /. 11.1834; HS Α Bd. 24, Nr. 199). Auf das dritte Buch mußte Campe weiter warten, der Zweite Band des Salon konnte schließlich Mitte Januar i8ßj, mit beträchtlichen Zensurlucken, ausgeliefert werden (im einzelnen vgl. HSA Bd. 8K). Unterdessen befaßte Heine sich weiter mit derfranzösischen Buchausgabe. Der Druck von De l'Allemagne scheint schon zur Jahreswende begonnen worden sein, denn am 1j.Januar 183j forderte der Drucker Guenot Heine auf, weitere Teile zu schicken: „Monsieur, Si vous voule^que votre ouvrage de l'Allemagne n'eprouve pas de retard de notre part, veuilleζ nous envoyer la suite de la copie. — nous η 'avons que la y partie qui est finie de composee." (HSA Bd.24, S. 288,2^—28) Einige Wochen spater bekam Heine von Eugene Renduel joo Francs als Vorschuß für sein Werk; Heine stellte ihm darüber eine Quittung aus: Re9u de M. Renduel la somme de cinq cents francs, en sa Remise certain fin mai prochain. ä valoir sur mon livre de l'allemagne (26.2. i8jj; HSA Bd. 21, S. 96,27f.; Bd. 21K, S. 29o). Es sind keine Textzeugen t(ur Druckvorlage überliefert. Man kann aber annehmen, daß Heine die Drucke der «Europe litteraire» und der «Revue des Deux Mondes» verwendete und überarbeitete. Die drei Artikel \'ur Religion und Philosophie eröffneten als Premiere, Deuxieme und Troisieme partie den ersten Band von De l'Allemagne. Die ersten drei Artikel zur Literatur bildeten die Quatrieme partie, und mit den Artikeln 4—8 (I—V der Poetes romantiques) als Cinquieme partie begann der zweite Band. Heine stimmte die Textfolge sorgfältig aufeinander ab, indem er Passagen in den Kapiteln %ur Literatur strich oder änderte, wenn sie Entsprechungen in den Philosophie-Kapiteln hatten (z: B. Fichtes und Schellings Einfluß auf die Romantiker; vgl. Bd. 16, Mitteilungen %um Text, Zu i2i,26f. und zu 164,34). Er strich Details, die für das französische Publikum %u spezifisch philologisch waren, wie Bemerkungen überA. W. Schlegels Sanskrit-Forschungen oder Kriterien der Literatur vor und nach Luther. Andere Passagen ergänzte und differenzierte er (ζ· B. die Spiritualismus-Sensualismus-Definition; Bd. 16, S. 31,34—32,7; die Passage über Schellings Schüler; Bd. 16, S. 167,21 — 3o). Im ganzen Text nahm Heine stilistische Änderungen undformale Korrekturen (Änderung der Bezeichnung article) vor. Besondere Aufmerksamkeit widmete Heine dem Anfang des Buchs. Er ersetzte den ersten Absatz des ersten Artikels aus der «Revue des Deux Mondes» durch eine ausführliche Darlegung seines selbstgewählten völkerverbindenden Auftrags und der Notwendigkeit, das gegenwärtige Deutschland aus seiner geistesgeschichtlichen Entwicklung zu erklären (vgl. Mitteilungen zum Text, zu ι%