Sämtliche Werke. Kritische Ausgabe: Band 25 Schriften von 1817 bis 1818 9783110855296, 9783110057713


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German Pages 493 [512] Year 1974

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Table of contents :
Inhalt
Vorwort
1. Rede am Neujahrstage 1817
2. Antwort auf die Fragen über die Herausgabe der sämtlichen Werke. Um 1816/17
3. Aufruf für eine Gesamtausgabe der Werke im Verlag Cotta. Anfang 1817
4. Pestalozzi an's Publikum. März 1817
5. Rückblick. Mai 1817
6. Hauptgrundsätze der Methode. Frühjahr 1817
7. Pestalozzi gegen ein Mißverständnis in seinem Subscriptionsplan. Juni 1817
8. Fiebergespräch in Verzweiflung über den Feind. Sommer 1817
9. Subskriptions-Verlängerung. August 1817
10. An die Eltern meiner Zöglinge, sowie auch an diejenigen Personen, die willens seyn möchten, mir Zöglinge anzuvertrauen. August 1817
11. Trostgedichte-Zyklus. Sommer 1817
12. Erklärung, den Vertrag mit Fellenberg betreffend - November 1817
13. Deutsche Sprachübungen. Um 1817/18
14. Rede von Pestalozzi an sein Haus, an seinem 74. Geburtstag, 12. Jänner 1818
ANHÄNGE
1. Anhang: Textkritik
2. Anhang: Sacherklärung
3. Anhang: Spracherklärung
4. Anhang: Personen- und Ortsregister
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Sämtliche Werke. Kritische Ausgabe: Band 25 Schriften von 1817 bis 1818
 9783110855296, 9783110057713

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PESTALOZZI SÄMTLICHE WERKE Kritische Ausgabe begründet von

Artur Buchenau Eduard Spranger, Hans Stettbacher

25. Band

ORELL FÜSSLI VERLAG, ZÜRICH

1974 Auslieferung f ü r Deutschland: Verlag von Walter de Gruyter & Co., Berlin

P S S T A IL 025 2511 Born 12 H' Ja.u% 17441 Heinrich Pestalozzi, Lithographie von J . T h o m s o n , nach einem P o r t r ä t von W . D e r b y , u m 1824 (mit unrichtigem G e b u r t s d a t u m , vgl. « P e s t a l o z z i a n u m » 1970, Nr. 4).

PESTALOZZI SÄMTLICHE W E R K E 25. B a n d Schriften von 1817-1818 bearbeitet von

Emanuel Dejung und Roland Stiefel Mit zwei Tafeln

O R E L L F Ü S S L I VERLAG, ZÜRICH 1974 Auslieferung für Deutschland: Verlag von Walter de Gruyter & Co., Berlin

© Orell Füssll Verlag, Zürich 1973 Printed In Switzerland by Art. Institut Orell Füssll AG, Zürich

Inhalt Seite Vorwort 1. Bede am Neujahrstage 1817 2. Antwort auf die Fragen über die Herausgabe der sämtlichen Werke. U m 1816/17

VH 1 19

3. Aufruf f ü r eine Oesamtausgabe der Werke im Verlag Cotta. Anfang 1817

23

4. Pestalozzi an's Publikum. März 1817

39

6. Rückblick. Mai 1817

47

6. Hauptgrundsätze der Methode. F r ü h j a h r 1817

53

7. Pestalozzi gegen ein Mißverständnis in seinem Subskriptionsplan. J u n i 1817

69

8. Fiebergespräch in Verzweiflung über den Feind. Sommer 1817 . . .

81

9. Subskriptions-Verlängerung. August 1817

87

10. An die Eltern meiner Zöglinge, sowie auch an diejenigen Personen, die willens seyn möchten, mir Zöglinge anzuvertrauen. August 1817.

95

11. Trostgedichte-Zyklus. Sommer 1817

115

12. Erklärung, den Vertrag mit Fellenberg betreffend - November 1817 .

169

13. Deutsche Sprachübungen. U m 1817/18 14. Bede von Pestalozzi an sein Haus, an seinem 74. Geburtstag, 12. J ä n ner 1818

175 261

Anhänge: 1. Anhang, Textkritik

367

2. Anhang, Sacherklärung

404

3. Anhang, Spracherklärung

469

4. Anhang, Personen- und Ortsregister

486

Tafeln: I:

Heinrich Pestalozzi, Lithographie von J . Thomson, nach einem Port r ä t von W. Derby, um 1824 (mit unrichtigem Geburtsdatum, vgl. «Pestalozzianum» 1970, Nr. 4) Titelbild

I I : «Pestalozzi, geb. d. 12. J a n . 1745, gest. d. 17. Febr. 1827. — Zum Besten des Civil-Waisenhaus in Potsdam» (ebenfalls unrichtiges Geburtsdatum). Lithographie, um 1845, im Britischen Museum London 272/273

Vorwort Nach dem Tode von Frau Anna Pestalozzi im Dezember 1815 brach bald ein Lehrerstreit aus, bei dem es im Grunde um die Nachfolge des siebzig Jahre alt werdenden Leiters der Anstalt Yverdon ging. Sein Entscheid zugunsten von Joseph Schmid, dem die wirtschaftliche Sanierung nach den langen Kriegsjahren zu danken war, bewirkte den Austritt älterer Lehrer, wie J. Niederer, H. Krüsi; dieser Verlust hinwieder bei Pestalozzi eine länger dauernde Gemütskrankheit. Durch Besinnung auf die dauernden Werte des Lebens, durch dichterische Versuche wußte der Leiter von Yverdon seine innere Ruhe wieder zu gewinnen, wozu auch beitrug, daß der glückende Plan einer Gesamtausgabe seiner Schriften nun Gestalt gewann. Die beiden R e d e n (Nr. 1, 14) mit stark selbstbiographischem Inhalt gelten nicht nur dem Tagesanlaß, sondern enthalten auch Gedanken von bleibendem Gehalt in pädagogischer, religiöser und philosophischer Hinsicht. Die vier Schriften betreffend Ans t a l t s f r a g e n (Nr. 5, 6, 10, 12) erstreben den Kontakt mit der Elternschaft, berühren aber auch die im Herbst 1817 vergeblich angestrebte Vereinigung mit Fellenbergs Anstalt in Hofwyl. Die durch Subskription ins Leben gerufene G e s a m t a u s g a b e im Verlag Cotta (Nr. 2-4, 7, 9) versprach großen Erfolg. Seine persönliche Genesung, die Überwindung der psychischen Notlage förderte Pestalozzi durch ausführliche dichterische Versuche (Nr. 8, 11); auch die neuen deutschen S p r a c h ü b u n g e n (Nr. 13) sind aus der Entstehungszeit in ihrer Eigenart zu deuten. Es ist gewiß ein Sonderfall, wenn von einem als Klassiker geltenden Schriftsteller wie Pestalozzi immer neue, unbekannte Schriften erstmals zugänglich werden. Von den 14 Stükken des vorliegenden Bandes sind deren acht bisher ungedruckt gewesen. Die B e a r b e i t u n g des Textes und des Sachanhangs für die Rede vom 12. Januar 1818 wurde zur Hauptsache von Roland Stiefel betreut, während für die übrigen Teile des Bandes Emanuel Dejung die Arbeit leistete und auch redaktorisch tätig war Für die B e i h i l f e durften die Editoren auf bewährte Kräfte

zählen, indem Kurt Meyer mit gründlicher Fachkenntnis den Sprachanhang besorgte, während Christian Roedel und Gerhard Silberer sich der historischen und philologischen Probleme annahmen. Herausgeber und Verlag richten an alle Besitzer von D o k u m e n t e n die höfliche Bitte, der Redaktion dieselben zur Einsichtnahme oder als Photokopie zustellen zu wollen, damit die Gesamtausgabe möglichst noch, auch einen Nachtragsband bietend, vervollständigt werden kann.

Rede am Neujahrstage 1817

1 Pestalozzi Werke Bd. 85

Rede am Neujahrstage 1817

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Schon mehr als siebzig Mahl bist du mir gekomen und vorüber gegangen, Tag, der du jez da bist und morgen wieder vorüber gegangen syn wirst, Neujahrstag! Schon vierzehn Jahre stehe ich an diesem Tag vor Euch, geliebte Freunde und Kinder, da, vor 5 dir, mein Haus, das mir Gott gab und bisher erhalten. Wie bist du gekommen, wie [wirst] du verschwinden, hoher, wichtiger Tag? Die Welt um mich her feyrte dich imer und sagte: Das alte Jahr ist hinter uns, ein neues ist da, aber war es wahr? Waren die neuen Jahre den Menschen, die sie als solche feierten, würkio liehe neue Jahre? 0 nein, die alten Jahre bleiben den Menschen immer, wie sie waren, oder vielmehr die Menschen bleiben in den neuen Jahren imer, was sie in den alten waren. Der alte Mensch und das alte Jahr blieb imer im neuen der alte Mensch und das alte Jahr. iß Jeder Irrthum, jede Schwäche, jede Leidenschafft, die uns den Seegen des alten Jahres minderte und raubte, blieb im neuen Jahr in uns allen, was sie im alten in uns war. Diese Irrthümer, diese Schwächen, diese Leidenschafften bleiben im neuen Jahre in uns die Grundlage unsers Fühlens, Denkens und Handlens, 20 wie sie im alten Jahr die Grundlage unsers Denkens, Fühlens und Handelns waren. Der Wechsel der Jahre steth vor mir, wie ein ewiges Bleiben des Alten, wie ein ewiges Bleiben des Schlechten, wie ein ewig herrschendes Bleiben der Irrthümer, der Schwächen, der Leidenschafften, die uns ewig still stehen machen, 25 wo wir ewig nie still stehen, und uns unbemerkt immer mehr zurück gehen machen, wo wir mit festem Schritt täglich vorwärts schreiten sollten. Die Jahre erneuern sich freylich; aber sie erneuern sich nicht in uns, und wir erneuern uns nicht in ihnen. Die Jahre werden so wohl neu, aber wir bleiben die alten, so wie die Früchte des Felds und der Bäume sich ewig erneuern und ewig die nämlichen bleiben. Ach, sie wachsen alle Jahr neu, um alle Jahr wieder zu verfaulen. So sollten sich die Jahre der Menschen doch nicht erneuern; so sollst du, mein Haus, deine Jahre nicht erneuern, 35 so soll ich die lesten Jahre meines Lebens doch nicht erneuern. Freunde, Kinder, geliebtes Haus, so sollen wir die Jahre doch nicht erneuern; wir sollen sie nicht neu werden lassen und alt bleiben. Nein, wir sollen uns nicht erneuern wie die Früchte des Felds, welche kommen und reifen, um zu verfaulen, und ewig

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Rede a m Neujahrstage 1817

wieder kommen und wieder reifen, um ewig wieder zu vergehen und zu verfaulen. Ich werffe einen Blik auf dich zurük, vergangenes Jahr, wie du mein Jahr, wie du abermahl ein Jahr warst, das Gott mir gab. Ich sehe dich im ganzen Gewirr deiner Tagen, deiner Wuchen, 5 deiner Monate, ich sehe dich in meinen Freuden, in meinen Leiden, in meinen Hoffnungen, in meinen Sorgen, in Stunden meiner Wahrheit und in Stunden meines Irrthums, in Stunden meines Rechts, in Stunden meines Unrechtes, in Stunden meiner Schwächen und in Stunden meiner Krafft, in Stunden meiner Leiden- io schafft und in Stunden meiner Ruh. Welch ein Gewirr meines Syns, welch ein Wirbel in meinen äußern Schiksahlen, aber auch, welch einZusamenhang meiner äußern Schiksahlen mit dem innern Wesen meiner selbst, meines Strebens und meiner Zwekke! Welch ein Zusamenhang des Seegens, der mein Gutes, und des Unsee- is gens, der meine Schwäche und meine Fehler verfolgte, und dennoch, welch ein Übergewicht des Seegens über den Unsegen, des Glüks über das Unglük, der Freuden über die Leiden dieses Jahrs. Du, o Gott, hast mein Haus aus dem Nichts gezogen. Du hast mich in der Armuth feinden gemacht, was die Reichen mit 20 keinem Gold kauffen und die Mächtigen mit keiner Macht erzwingen. Du [hast die Folge] meiner Schwäche und meiner Unwissenheit und meiner Ungeschiklichkeit von mir genomen, als wenn sie nicht in mir wären. Ich that mit Eifer, was Kräffte, Einsichten und Geschiklich- 25 keiten erforderte, die ich nicht hatte; ich setzte durch, was Verheltnisse und Mittel erforderten, deren Bedürfnisse ich nicht einmahl ahndete. Ich sorgte nicht für den morgenden Tag; du aber, o Herr, sorgtest für mich. Ich began das Jahr gebeugt, niedergeschlagen, umrungen von Gefahren, gehemt in allen Kräfffcen, 30 verwirrt in allen Verhältnissen und mißverstanden in allen Ansichten. Aber du hast mir Freunde gegeben, von einem Monate zum andern imer mehrere, imer krafftvollere. Mir mangelten Mittel aller Art, du hast mir sie gegeben von einem Monate zum andren, immer mehrere, immer krafftvollere, immer größere. Du 35 hast mich bis ans Ende desselben geseegnet. Du hast selber die Schwirigkeiten dieser großen Theurung mir erleichtert, daß sie bis j ez für mich wie nicht da war. Du hast Großes in diesem Jahr an mir gethan. Da ich zu erligen schin, rükte ich vorwärts; da

Bede am Neujahrstage 1817

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ich zu versinken schin, hob ich mich höher. Ich erfuhr, was von jeher alle B e d r engten, die auf Gott hofften, erfuhren: Wenn die Noth am größten, so ist Gottes Hilf am nächsten. Was nicht zu erwarten war, was man nicht hoffen dorffte: Wir schritten in der 6 Noth und dem Drang dieses Jahrs mehr vorwärts, als in Jahren, die glüklicher schinen. Viele, viele Glieder unserer Vereinigung stärkten sich auf verschiedenen Wegen in ihrer Kraft, und viele, viele von uns näherten sich ihm in der heiteren Erkandtnis des Wesens unsers Thuns. io Auch äußerlich gewanen wir Vertrauen. Die Zahl unserer Kinder vermehrte sich, und viele tratten in unseren Kreis, deren Herz voll Reinheit und Unschuld mit Gaben begleitet ist, die uns für die Zukomfft Hoffnungen öffneten, wie wir noch nie keine hatten und wofür ich über alles dir danke, Vatter im Himmel. ib Die Hülfe meiner Freunde gab mir dies Jahr im ganzen mehr Ruh, als ich sint vielen Jahren nicht hatte. Ach, ich habe [sie] nöthig, Freunde, ich habe sie nöthig. L a v a t e r w ü n s c h t e mir sie lange, ehe ich f ü h l t e , wie sehr ich ihrer b e d u r f t e . Jez nehmen meine Kräffte ab, alles, alles lastet mich mehr, und ich 20 ßollte noch so vieles thun, noch so vieles anbahnen, noch so vieles anregen, noch so vieles einlenken! Freunde, sollen sie unnüz und ungebraucht umherligen, die Steine, [die] ich noch an das Fundament dessen, was ihr alle wollet, anlegen kan? Freunde, Freunde, soll mir die Ruh mangeln, die leste Hand an den Pflug 26 zu legen, den ich durch mein Leben mit so viel Mühseligkeit getrieben? Soll ich in mir selber vergraben, was ich noch lebend erhalten kan? Sollen Keime von dem Guten, das ich suchte und die in meiner Hand ligen, in derselben serben oder sterben, weil mir die Ruh und die Stille nicht vergönte ist, deren ich bedarf, 30 um sie in mir selbst zu pflegen, und auch außer mir in gute Erde zu bringen und ihrer zu warten, bis sie entkeimt ? Nein, nein, die Noth des Lebens, die bis auf heute mein Theil war, die Noth des Lebens, die ich Gott danke, weil sie mich stark machte und seegnete, diese Noth des Lebens nahet jez 35 ihrem Ende, weil ihr Enden mich seegnen wird, wie ihre Lasten mich seegneten. Mein Alter wird Ruhe feinden, der äußere Verdienst ums Leben, der mir imer aus der Hand schlüpfte, wird nun darein bleiben. Ich werde die Ruh feinden, die mein Alter und das Wesen dessen, was ich noch in der Welt zu thun habe,

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Rede am Neujahrstage 1817

mir nothwendig macht. Gott wird mir diese Ruhe geben, ich werde seinen Nahmen dafür preisen. Er, der die Herzen der Menschen leitet wie Wasserbäche, wird auch die Herzen meiner Umgebungen dahin leiten, daß sie mir diese Ruhe gönen, schenken und bereiten. Freunde, in Wahrheit und Treu, er hat es gethan! Stern, ich danke 5 [Dir] für das Zeugnis, das Du mir gestern davon gegeben. Freunde, Brüder! Meine Jahre flössen in Unruh dahin. Mein Leben war wie ein Waldstrohm, dessen Wasser in ihrem Wesen heilige, seegensvolle Kräffte enthielten, den aber die Unbill der Zeit bald aufschwellte, daß er aus seinen Aufren tratt, mit Grien io und Sand und Steinen vermengt, verheerend herunterstürzte ins Thal, das er zu seegnen in sich selbst heilige Kräffte hatte und fühlte, bald aber durch entgegengesezte Unbill der Zeit vast austrokknete und in seinem niedrigen Steinbeth krafftlos und in sich selbst verschwindend und schmächtig daher rieselte. 15 Gott! Welch ein Leben voll Gewalt, voll Stürmen! Welch ein Leben von nichts syn und doch alles wollen! Welch ein Leben voll Liebe in der Kraftlosigkeit und voll KrafFtlosigkeit in der Liebe! Welch ein Wechsel von Irrthum und Wahrheit, von Muth und Zaghaftigkeit! Welch ein Wechsel von Fallen und Steigen, von 20 sich Erheben und Sinken, von Glauben und Unglauben, von Sehen und Blindheit, von Hören und Taubsyn! Welch ein Wechsel des Göttlichen und des Ungöttlichen in meinem Thun! Welch ein Wechsel von Handlungen der höchsten Hingebung und Aufopferung meiner selbst, mit Handlungen, die diese Aufopferungen 25 unnüz machten und in ihren Folgen still stellten, als wenn sie nicht da gewesen wären, ja, noch mehr, daß sie in ihren Folgen mir über mein Haupt wuchsen und ob demselben zusamenströhmten, wie Wellen über das Haupt des Unglüklichen, der vom Verdekk seines Schiffs hinunterstürzt in die Tieffen des Meers, 30 und ohne Hoffnung des Lebens und der Rettung versinkt. Freunde, Brüder! Ich seegelte in meinem Lebensschiff oft mit vollem Wind zwüschen Klippen und Felsen und neben Sandbänken und schroffen Aufren vorby. Bald fiel [ich] in Stürme, in denen mein Schiff umgetrieben ward wie ein leichter Ball, den 35 der Spieler aus einer Hand in die andere wirft, bald stund ich in Windstillen da, die mir by Sonenschein und Sternenhelle gefährlicher waren als alle Stürme, die mich umherschleuderten. Tausend Mahl schin mein Vorath dahin, und meine Fahrt schin in

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Hunger und Mangel und Ellend und Noth ein Ende zu nehmen mit Schrekken. Jahre lang faßte vast jedermann, der meine Anstalt sah, sie wie eine sterbende, die dem eigentlichen Ausathmen ganz nahe 6 sy, ins Aug. Die Rede war allgemein, es ist mit ihr aus! Ein Mann von der ersten Bedeutung sagte vor sieben Jahren: Es ist das größte Wunder, das je geschehen, wenn sie sich noch ein Jahr erhält; und die Äußerungen: Das Haus löst sich zusehend auf; es geth allmählig vollends auseinander! solche Äußerungen erio neuerten sich sint vielen, vielen Jahren, oft mit jedem Monat, oft mit jeder Wuchen. Es zweifelte an meinem Zugrundgehen, wenigstens in meiner nächsten Umgebung, gar niemand. Die mehrern aber, by denen solche Äußerungen von Mund zu Mund [gingen], achteten sie für eine gute Mähre, an der sie Freud hatten. Wenige 15 andere sprachen sie mit Trauer und Betrübtnis für mich aus. Der Schein war ganz für das, was mann aussprach. Aber Gott hat gehulfen, es ist noch nicht mit mir aus. Mein Haus ist noch nicht auseinander. Noch bin ich nicht versunken, Gott hat mich gerettet. Es ist ein Wunder selber auch in meinen Augen. Noch 20 heute umschweben mich frylich alle Gefahren, die den Lauf meines Strebens bis auf diese Stunde begleitet. Ich sehe sie und achte sie nicht. Sie werden vorübergehen, wie alle Stürme meines Lebens vorübergegangen. Was ich will, was ich eigentlich suche, was der Zwekk meines Lebens an sich, was das Heilige, das 25 Unveränderliche, das Ewige in meinem Streben ist, das ist nicht meine, das ist Gottes Sache, das ist der Menschheit Sach. Und was bin i c h , was sind wir a l l e in diesem Streben? Ein Nichts, das vorübergeth in seiner Stunde, wie ein Wurm, dessen Leben nur einen Tag dauert. 30 Wenn unser Thun in seiner äußeren Erscheinung auch scheiterte, so scheitert nicht Gottes, es scheitert nicht der Menschheit Sach. Es fällt nur ein Stein, es fällt nur ein Sandkorn, das wir ungeschikt und thöricht an die Mauer Gottes, die ewig ist, ankleisteren wollten, von ihr hinunter. Und wenn unser Thun, wenn sb das Thun unsrer kleinen Stunde uns zu gelingen scheint, was haben wir für einen Theil an diesem Gelingen? Und müssen wir nicht bym höchsten Anschein eines diesfeligen Verdiensts uns selber sagen: Wir sind unüze Knechte, denn wir haben [nur] gethan, was wir zu thun schuldig sind?

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Rede am Neujahrstage 1817

Freunde, Brüder! Wir dörffen, wenn wir unser vergangenes Thun als das Thun einer gemeinsamen Vereinigung ansehen, nicht einmahl in diesem Sinn von uns selber sagen: Wir thaten, was wir schuldig waren. Wenigstens ich darff es nicht. Aber was sollen wir denn thun, was sollen wir uns in der fyrlichen Stunde unsere 5 Jahrwechsels sagen, als: Das Alte ist vergangen, es ist alles neu worden? Aber keiner sage es dem anderen, jeder sage es sich selber! Ich einmahl will es mir selber sagen, ich will es in dieser fyrlichen Stunde vor Euch allen mir selber sagen: Ich will mit dem neuen Jahr den alten Menschen ablegen, ich will mit dem io neuen Jahr ein neuer Mensch werden. Freunde, Brüder! Wir rükken nicht vorwerts, wir stehen still, wir verwirren uns selbst, wir erniedrigen uns selbst, weil wir immer bleiben, was wir sind, weil jedes neue Jahr ein altes für uns ist, weil wir in jedes neue Jahr unsere alten Schwächen, 15 unsere alten Irrthümer und unsere alten Leidenschafften hinübertragen. Freunde, Brüder! Ich will es nicht Euch sagen, ich will es mir sagen: Ich stehe so lange in meinem Werke still, ich lebe seinethalben so lang in Stürmen, ich wandle seinethalben so lang an 20 Abgründen, weil ich in allem und by allem, was ich ihm bin und syn soll, und by jedem Wechsel der Zeit und der Umstände meinen alten Menschen in mir selber erhalte und ihn mit jedem Tag in den kömfftigen, mit jeder Wuchen in die kömfftige, mit jedem Monat in den kömftigen, mit jedem Jahr in das kömftige 25 hinübertrage. Freunde, Brüder! Ich sondere mein Werk von mir selber. In meiner Hand ist es ein Nichts. Es steth da wie ein Schatten in Gottes Sone, ein Gewölk erscheint, und sein Schatten verschwindet, aber die Sone Gottes bleibt. Und wenn alle unsere Schatten 30 verschwinden, so ist unter Gottes Sonne nur ein nichtiger Tag vorübergegangen. Er war ein Tropfen im Meer der Tage Gottes, er war ein Tropfen im Meer der göttlichen Tage der Sonne. Aber so wenig, so nichtig er ist, dieser Schatten an Gottes Sonne, er ist uns doch noch nicht vorüber gegangen. Er ist auch mir noch 35 nicht vorübergegangen, dieser Schatten an Gottes Sone, und dieser Tropfen im Meer der Erbarmung Gottes. Ich bin noch, ich lebe noch, und mein Werk lebt in mir und ich in ihm. Ich fühle mich heute mehr als sint langem durch und für mein Werk

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lebend, und du bist es mir in Rüksicht auf mein Leben und auf das Werk meines Lebens. Heilige Stunde meines Tages, den wir heute fyern, heilige Stund, erhebe mich in mir selbst, daß mein Vorsaz, mit dem neuen Jahr den alten Menschen abzulegen und den b neuen anzuziehen, in mir ein fester, heiliger, unerschütterlicher Wille werde, der in mir nie wieder verschwinde, sonder immer stärker, fester, unerschütterlicher werde, bis meine Augen sich schließen und mein Schatten dahin geth zu den Schatten aller, die vor mir gewesen. io Ich vergesse jezo die Welt, ich achte meine Umgebungen, als wenn sie nicht da wären. Ich frage in Rüksicht auf das Werk meines Lebens nur nach mir selbst, ich frage nur mich selbst: Was muß ich thun, um mit dem neuen Jahr meines Werkes halber den alten Menschen abzulegen, um die vielen Hinternisse meines 16 Strebens auf Erden täglich und stündlich zu minderen? Was muß ich thun, um mit dem neuen Jahr den neuen Menschen anzuziehen, um die Zwekke meines kurzen Lebens auf Erden zu förderen, zu sicheren, zu reinigen und zu heiligen? Ich frage mich: Was war denn eigentlich das Ziel meines Le20 bens, was regte mein Inneres so mächtig an, daß ich keine Ruhe fand in mir selber, als in diesem Streben ? Und mein Inneres sagt mir: E s war nichts anderes, als das Gefühl des Bedürfnisses, durch die Erziehung das Erliegen unseres Geschlechtes unter die sinnliche und tierische Natur zu verhüten und dieselbe über die sinn25 liehe Ansicht dieser Welt zu einer göttlichen Ansicht unseres Wesens zu erheben. Aber indem ich mir dise Aufgab meines Strebens, so wie [sie] gleichsam als ein Traum in mir lag und mich also mächtig ergriffen, zum klaren Bewußtsyn bringe, erwache [ich] in mir selber 30 und frage mich: Wer bist du, der du dich unterfängst, Hand an die Auflösung dieser Frage zu legen? Und ich fühle mich wie ein Kind, das den schönen Himel im Glanz seines Tags und in der Zierde seiner Nacht sieth und glaubt, es könte die Sone auf seinem Kopf tragen, den Mond mit den Händen an byden Hörnern 85 anfassen und sein Haupt mit glänzenden Sternen, wie mit einem [Kranz] von Tulpen und Rosen, ausschmükken. Wenn eine Fliege die Fäden eines Spinnengewebs durchbrochen und nun glaubt, kein Berg stehe ihr mehr im Wege, um auf der ganzen Erde zu erscheinen, wo sie immer gelüste, so verirrt

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Rede am Neujahrstage 1817

sie, wie ich fühlte, daß ich verirren würde, wenn ich mich der Aufgab, die ich träumend als die Aufgab meines Lebens ansah, gewachsen glaubte. Aber wie ist er dann in meine Seele gekommen, dieser Traum, der Kreffte voraussetzt, die kein Verheltnis zu denen haben, die ich besizze ? 5 Freunde, Brüder! E r ist aus einer Liebe entsprungen, die unreif in sich selbst, doch alles hoffte, alles glaubte, was sie wünschte, dafür frylich auch alles duldete, was sie mußte. E r ist aus einer Liebe entsprungen, die blind war in sich selbst und darum auch die Welt, wie sie von Gottes wegen vor uns steth, 10 nicht in ihrer Wahrheit zu erkenen vermochte und dann anstoßte an die Welt, die sie nicht kante, und an Umgebungen, an denen sie sich irrte. Der Mensch, der also liebet und in einer solchen Liebe seine Kreffte verschwendet und bald mit zerrissenem Herzen und bluttendem Kopf dasteth, wo er träumend 15 Ruh [und] Seegen hoffte, dieser Mensch verliert seine Liebe denn auch leicht darinn. Seine Zwekke leben dann bald in einem Herzen, in dem die Grundstimmung, aus der sie hervorgegangen, äußerst betrübt ist. Ein solcher Mensch stürmt dann oft seinen Zwekken endlich, wo [nicht] mit Lieblosigkeit, doch mit gemin- 20 derter Lieb entgegen. Er erkent in denselben nicht mehr das [Recht] in seinem Ursprung, er erkent ihn dann nur in seinem Verderben. So werden seine Anstöße mit seinen Umgebungen, mit der Welt, die Verwirrung in den Ansichten seiner Zwekke immer größer. 25 Freunde, Brüder! Darum ists, nur darum ists, daß meine Zwekke Jahre lang still standen, darum verwirrten sie sich immer mehr, darum wird jedes neue Jahr so oft für mich nur eine bloße Fortsezung des alten, und nie eine kraftvolle Erneurung meiner selbst und eine ganze reine Rükkehr meines Wesens zu der un- 30 betrübten Liebe, von der meine Zwekke ausgegangen. Diese Rükkehr allein vermag es nur, mich in mir selbst meinem Lebenszwekke wiederzugeben, in aller Wahrheit meiner selbst. Sie allein vermag es, mich dahin zu erheben, meinen Zwekk ganz in den Schranken meiner Pflicht ins Aug zu fassen und denselben 35 außer diesen Schranken als mich nichts angehend, als die Sach Gottes anzusehen, die nicht mein ist, und, indem ich das wenige Meinige treu besorge, dahin kome, auch zu der Sach Gottes mein Scherflein byzutragen in aller Schwäche und Ohnmacht meines

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nichtigen Syns. Aber auch schon das beschränkte Zihl meines Strebens im engeren Kreis meiner Pflichten ist unermeßlich groß. Welch einen Grad des Vattersins fordert die Führung d i e s e r Kinder in sittlicher und religiöser Hinsicht, wenn die Liebe in 5 dem Lieblosen erweckt und in dem Liebenden erhalten werden, wenn nur auch von fehrne das kindliche Verheltnis, in dem die besser erzogenen Kinder vorher, eh sie zu mir kamen, lebten, in ihnen rein erhalten werden soll? Freunde, Brüder! In welchem Grad habe ich Eure Hülfe, Eure io Handbietung, Eure Liebe nothwendig, wenn es mir möglich werden soll, auch nur bis zu einem gewüssen Punkt, ich will nicht sagen als Vatter, ich weiß, was das forderte, ich will nur sagen als thätiger, einwürkender Freund und Bruder dieser Kinder in ihrer Mitte dazustehen, mich ihrer Liebe zu erfreuen und dadurch dann 15 würklichen Eingang in ihr Herz zu feinden! Freunde, Brüder! In g e i s t i g e r Hinsicht, wie unermeßlich ist das Zihl meines Strebens auch nur innert den Schranken [meiner Pflicht]! Mit Dank, mit innigem Dank fühle ich, was viele unter Euch mir hiefür geleistet und was mir auch gegenwärtig viele von 20 Euch hierin leisten. Gott mache es Euch zum Seegen und lasse Euch wachsen in Eurem Thun, von Erkandtnis zu Erkandtnis, von Krafft zu Krafft! Werdet mächtig in Eurem Thun, und bald, bald verschwindt mein schwaches Anregen zu dem, was ich wollte, vor der Krafft und Würkung Eures diesfeligen Thuns. Ich weiß, 25 was ich Gott für Eure Hülfe zu danken habe, aber auch, was noch mangelt, worum ich noch zu beten, was ich noch zu suchen, wornach ich noch zu jagen habe. Ich will Gott dafür bitten, ich will mit Glauben dafür zu ihm beten. Schon ist seine Hülfe nahe. Ich will suchen, ich will anhalten, ich will bitten um alle Hülfe, 30 die ich diesfals nöthig habe, und damit ich der Hülfe Gottes und der Menschen für meinen Zwekk würdig werde, für denselben auch selbst dafür noch thun, was in meinen Krefften ligt. Ich will täglich die Zahl meiner Jahre vor Augen haben und mich förchten, einen Augenblikk zu verlieren, darin ich von dem 35 Angefangenen, von dem Halbgemachten, von dem Zerstreuten, das in meiner Hand ligt, noch etwas samlen, noch etwas vollenden, noch etwas ausmachen könte. Die Erfahrungen meines Lebens sind dafür so große, die Versuche, die in meiner Hand ligen, sind so wichtig, des mir noch möglichen Guten, das ich,

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gestüzt auf ein sonderbares Leben, vast besser als viele andere thun könte, ist noch so vieles, und besonders in der Anwendung unsere Thuns auf die Fundamente des heiligen häuslichen Lebens, auf die Vereinfachung der Bildung unsers Geschlechts in Rüksicht auf seine Berufspflichten und das mechanische Äußere, 5 das sie so vorzüglich mächtig ansprechen! Freunde, Brüder! Dise Anwendung unsrer Bildungsansichten und Mittel für die Erziehung des Armen, dieser Hauptgesichtspunkt der Bestrebungen meines Lebens ligt noch öde und unbearbeitet vor mir, und meine Seele dürstet nach seiner Ergreiffung. io Ich achte mein Leben so viel als verlohren, wenn das Wenige, das in Rüksicht auf die Ideen der Elementarbildung geleistet worden, nicht von der Schalen, in der [es] bisher nur dem Reichen, dem Bezahlenden gegeben werden konte, entblößt, zum Gemeingut des Menschengeschlechts gemacht und den Hütten der Armuth 15 und des Ellends näher gebracht wird. Ich achte mein Leben so viel als verlohren, wenn ich nicht noch in [den] Stand gesezt werde, etwas dazu byzutragen, daß der eigentliche und wahre Lehrstuhl der elementarischen Erziehungskunst aus dem Stand der Gelehrsamkeit und der Ansprecheren tiefferer Kunst und 20 höherer Geisteskraft in die Hand einfacher, anspruchsloser und selber armer Volkslehrer hinübergebracht, sogar der Hand einfacher Vätter und Mütter aus dem Volk nahe gebracht wird, die in der Unschuld eines reinen Herzens die Mittel der diesfeligen Wahrheit und des diesfeligen Rechten, sobald selbige ihnen in 25 der Ausübung zur Anschauung, zur Erfahrung gebracht werden, als in ihnen selber bestehend anerkenen, und, aus sich selber ausgehend, frey und selbstständig ausüben werden. Freunde! Worum vergiengen meine Jahre, eh [ich] dahin gekomen; worum bin ich so alt und noch nicht da, und was muß 30 ich thun, damit ich nicht sterbe, eh ich dahin gelange? Freunde, Brüder! Worauf soll ich noch warten, worauf darf ich mehr warten? Soll auch dies Jahr wieder vergehen, ohne daß ich mich meinem ersten Zihl dessen wie im lesten nähere? Soll mir auch dies Jahr diesfalls nur ein altes Jahr werden, das ich, in alter 35 Schwäche meiner vorigen Jahre, an die vielen alten andren anknüpfe, [das] ihnen gleich werde und mich für das Zihl meines Lebens keinen Schritt weiter bringt, als ich sint langem gekomen? O nein, o nein, Jahr, das du komst, Jahr, das du da bist, werde

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mir für das Zihl meines Lebens ein neues Jahr, wie du mir für dasselbe noch nie ein neues J a h r wurdest! Jahr, das du komst, Jahr, das du da bist, werde mir ein J a h r der Erneuerung meiner selbst für meine Zwecke! Und du, der du ob mir waltetest, Vater 5 im Himel, lehre mich dies J a h r den alten Menschen, der mir an der Erreichung meines Zihls bisher so hinterlich war, im ganzen Umfange seiner Herrschafft über mich ablegen und den neuen Menschen, der durch dich noch geschaffen wird, im Umfange seiner mein Zihl befördernden, heiligen Krafft anziehen! io Freunde! Brüder! Meine Seele dürstet nach meinem Zihl, aber meine Krafft ist schwach. Wenn ich hinblikke auf den Umfang alles dessen, was [es] in sittlicher, geistiger und Kunsthinsicht braucht, meinem Zihl näher zu rükken, und besonders, was es braucht, um das, was sowohl in Rüksicht auf das göttliche, 15 innere Wesen der Elementarbildung, als auf einige seiner äußern Mittel würklich geleistet [ist], dem Armen und Verlassenen im Land näher zu bringen, und dann mein Alter und meine Schwächen und Fehler ins Aug fasse, so sollte mein Glaube vast sinken. Aber Gott, der mich zwüschen Fehlern, Schwächen und Abwegen 20 bisher so gnädig geleitet, und meinen Willen, meinem Zihl näher zu rükken, bisher in aller Verwirrung meines Seyns und Lebens krafftvoll und unerschüttert in mir erhalten, er wird mein Gelübd, das ich heute vor ihm gelobe, mich für mein Zihl in mir selber zu erneuren, krafftvoll und unerschüttert in mir erhalten. 25 Betend falle ich vor dir nieder, Gott! Laß mich nicht sterben, bis ich dir mein Gelübde bezahlt! Gott, laß mich nicht sterben, bis ich vor dir würdig bin, meinem Zihl näher zu rükken! Gott, laß mich nicht sterben, du seegnest mich dann! Jahr, das du komst, mögest du dann mein lestes syn, wenn 30 Gottes Seegen ob mir waltet! Ich will dann nicht fragen: Ist viel oder wenig noch zu thun übrig? Gott wird helfen, und was ich nicht vermag, das wird Gott thun. Vieles werdet auch Ihr thun, meine Freunde, vieles wird Gott durch Euch thun. Das einzige, was ich zu thun habe, das einzige, was ich unabläßlich zu t h u n 35 habe, ist in Wahrheit und Treue zu trachten, in neuem Leben zu wandlen und Gottes Seegen für mein Zihl würdig zu werden. Das übrige, wenn es auch noch so Noth zu t h u n scheint und wenn es mich auch noch so sehr darnach gelüstet, ist dann nicht meine Sach. Und wenn sie mich dann auch schon begraben werden, ehe

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eine Armenschule mein Herz erquiket, so will ich dann nicht trauren; sie wird über meinem Grab blühen und wird mich jenseits erquikken. J a , wenn nur Gottes Seegen by uns ist, wenn ich nur seines Seegens würdig werde, dann ist das Zihl meines Lebens geborgen. Denn sind die Mittel dazu alle geborgen, denn 5 ist auch jeder mit [uns] für unser Zihl vereiniget, den Gott mit uns dafür vereinigen will. Denn werden wir alle in unserem Zihl nicht mehr unsere, [sondern] die Sach Gottes und des Menschengeschlechts erkenen. Freunde, Brüder! So in diesem Geist und in keinem andern io sy mein Zihl das Eure! In diesem Sinn werde es Euch von Gott zum Seegen, und in diesem Sinn und in keinem anderen danke ich Euch für jede That der Liebe und der Fromkeit und der Treu, mit der Ihr mein Zihl bisher befördert. Erneuert Euch mit mir für dieses Zihl, Freunde, Brüder, zu einem neuen Leben, im is hohen Glauben an Gott, der meiner und unser aller nicht bedarf! Werfet demnach einen Blikk des Mitleids auf mich und auf mein Alter im Hinschwinden meiner Kräffte! Sehet mich an in der Ohnmacht meines Syns und in dem Unverhältnis meiner Krefften zu meinem Zihl! Mein Zihl sy das Eure! Meine K r a f f t verdopple 20 sich in erneuerter Liebe der Euren, und wenn ich hinscheide und nicht mehr bin, dann lebe meine K r a f f t in der Euren! Freunde, Brüder! Vereiniget Euch mit mir zur Erneuerung unser aller Rräfften für unser heiliges Zihl! Auch Ihr, Kinder des Hauses, erneuert Euch mit dem neuen J a h r zu einem neuen 25 Leben! Auch Ihr könet das Werk meines Lebens fördern, wenn Ihr früh, von Kindheit [an], Gott und dem Ewigen lebet, die Leiden der Armen [und] der Verlassenen, den J a m e r der Ellenden, das Unglük der Unwüssenden und die Noth der Verwirrten zu Herzen nehmet, wie wenn Ihr selber Elende und Unwüssende so und in Noth wäret. Trachtet von J u g e n d auf, Gott in dem Armen zu verehren und den niedrigsten der Menschen von Gottes wegen als Euren Bruder, als Euren Freund, als Euren Nächsten zu erkenen! Aber, Freunde, Brüder, indem ich es ausspreche, mich selbst ss für mein Zihl in mir selber erneuren zu wollen, sage ich nichts anders als: Ich will mich aufrichtig und redlich bemühen, die innere Stimme meiner selbst und meines Gemüths dahin zu erheben, zu heiligen und zu reinigen, daß sie durchaus allem Guten,

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aller Pflicht, die mir in meinem künftigen Leben obliegen wird, nicht mehr hinterlich, sondern im höchsten Grad förderlich werde. Freunde, Brüder! Werfet Euern Blik noch einen Augenblik 5 auf diese Gemüthsstimung! Durch sie findet alles, was schön, was gut und recht ist, einen Boden, auf dem es keimen, wachsen und zur Reifung gelangen kann. Sie ist es, die uns Kraft gibt, dieses Schöne, dieses Edle, dieses Gute in allen Verhältnissen, in die uns Gott gesetzt hat, in allen Individuen, die uns umgeben, in Unio schuld, in Heiterkeit zu erkennen, zu schätzen, zu lieben und mit uns zum Seegen des Ganzen zu vereinigen. Sie, diese Gemüthsstimmung, ist es allein, die den Menschen von leerem Erkennen der Wahrheit und des Rechten, zum Ergreifen von beyden emporhebt. Sie ist es, die ihn aus einem Forscher nach Wahrheit 16 zu einem Sohn der Wahrheit, aus einem Forscher des Rechts zu einem Thäter des Rechts und dadurch zu einem Schöpfer der Wahrheit und des Rechts umwandelt. Sie ist es, die uns dahin erhebt, das Wahre und Gute nicht nur in uns selber entkeimen und wachsen zu machen, sondern es auch in allen äußern Ver20 hältnissen zu suchen und zu finden, und so hinwieder um uns her keimen, wachsen und Früchte tragen zu machen, als Söhne der Wahrheit, als Thäter des Rechts jede Erkenntnis der Wahrheit, jede Überzeugung des Rechts unsre Umgebungen ergreiffen zu machen und sie dadurch in ihrem ganzen Umfang, in allen ihren 25 Verhältnissen, zum Reich der Wahrheit, des Rechts und der Liebe zu machen, und zum Reiche Gottes, zum Reich der Vereinigung alles Guten, alles Edlen, alles Wahren in Gott, im Göttlichen, im Heiligen, im Ewigen unserer Natur selber zu erheben. 80

Freunde, Brüder! Durch diese Stimmung machen wir unser Haus zum Tempel Gottes, in dem Frieden, Eintracht und Seegen blühet. Aber außer dieser Stimmung, Freunde, Brüder, wird Gottes Seegen ewig nicht auf uns ruhen und ewig kein Frieden, keine Eintracht, kein reiner, göttlicher Sinn in uns wohnen, der das 35 Ewige, das Unendliche, das wir suchen, in unsrer Mitte sicherzustellen vermag. Ohne sie, ohne diese innere, heilige Gemüthsstimmung wird das Wahre, das Schöne ewig nicht wahrhaft in uns selbst einen guten Boden finden, darin es entkeimen, wachsen, stark und reif werden [kann]. Ohne sie mangelt dem Menschen-

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geschlecht ewig alle reine, sichere Kraft in allen Verhältnissen, in die ihns Gott gesetzt hat, und in allen Individuen, die ihns umgeben, das Wahre, Gute, Schöne und Edle, das in allen liegt, in Unschuld und Heiterkeit zu erkennen, zu schätzen, zu lieben und mit sich zum Seegen des Ganzen zu vereinigen. Ohne sie, ohne diese innere hohe Gemüthsstimmung ist es nicht möglich, unser schwaches Erkennen der Wahrheit und des Rechts zum Ergreifen desselben zu erheben, und den Forscher nach Wahrheit in einen Sohn der Wahrheit und den Forscher nach Recht in einen Thäter des Rechts umzuwandeln, und ihn mitten unter dem verkehrten Geschlecht zum Schöpfer der Wahrheit und zum Stiffter und Beschüzzer des Rechts zu erheben. Ohne sie, diese innere, reine Gemüthsstimmung, ist es unmöglich, unsere Umgebungen zum Reiche der Wahrheit, des Rechts und der Liebe, zum Reiche Gottes zu erheben. Aber sie, diese heilige, diese göttliche, durch die der Mensch sich seinen Wohnsitz der Erde zum Himmel umschafft und das verlorne Paradies in sich selber wieder herstellt, diese heilige Gemüthsstimmung geht nicht aus der sinnlichen, thierischen Natur unsers Geschlechts, sie geht nur aus der inneren, heiligen Weihe dieses göttlichen Wesens, sie geht nur aus dem innern göttlichen Wesen, sie geht nur aus der ewigen Quelle desselben, aus Gott, sie geht nur aus der Religion hervor; sie ist durch Jesum Christum in ihrem höchsten, erhabensten Sinn gegeben. Der Glauben an ihn, der heilige Glauben an Gott in ihm und durch ihn, und die heilige Liebe, die sein Glauben erzeugt, ist es allein, durch den wir zu dieser, uns innerlich veredelnden Gemüthsstimmung zu gelangen vermögen. Mögen wir uns dazu erheben! Herr, ich glaube! Komm zu Hülf meinem Unglauben! Freunde, Brüder! In dieser feyerlichen Stunde vereinigen wir uns vor dem Angesicht Gottes im Glauben an Gott, in der Verehrung Gottes, im Glauben an seine Allgegenwart, in der Liebe zu ihm, im Glauben an Jesum Christum, an seine Erlösung, an seine Heiligung, unser Heil, unsere Erlösung und die Erreichung des Ziels unsers Lebens zu suchen. Kinder, Geliebte! Im Kreis meiner Brüder, Eurer Lehrer, bitte und ermahne ich Euch, dieses neue Jahr im Glauben an Gott, in der Liebe Jesu Christi anzufangen und den Grund Eures Heils in der Erkanntnis Gottes und

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seines Wortes mit täglichem Gebeth zu suchen, und mit Furcht und Zittern einher zu wandeln unter allen Versuchungen der Welt; Euer Heil zu suchen in der Erhebung Eurer selbst über alles Eitle, Nichtige dieser Erde zum ewigen Urquell alles Gött5 liehen und Heiligen! Amen!

2 Pestalozzi Werke Bd. 25

Antwort auf die Fragen über die Herausgabe der sämtlichen Werke Pestalozzis

Um 1816/17

Herausgabe der sämtlichen Werke

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1. Alle Elementarbücher sind von diesen Werken ausgeschlossen. Man versteht darunter bloß Pestalozzis darstellende und theoretische Schriften und Abhandlungen, von dieser Seite aber alles aus seiner Feder Geflossene, d a s e i n e n e i g e n t h ü m 6 l i e h e n G e h a l t h a t , und das der Verfasser für seiner werth und für das Publikum bedeutend hält. Das Ganze wurde nach den Gesichtspunkten: Volksschriften (im höhern Sinn), politisch-bürgerliche, philosophische, pädagogische Werke, religiöse Schriften geordnet. Zu letztern gehören seine im Institut gehaltenen Preio digten, die eine vorzügliche Zierde der Sammlung ausmachen würden. Doch würde ihre Einverleibung vom Willen des Verlegers abhangen. 2. Das Ganze würde 14 bis 16 Bände betragen, der Band zwischen 20 und 30 Bogen. Nach einem ungefähren Überschlag 15 möchte zu 350 Bogen Stoff vorhanden seyn. 3. Ein Muster des Formats wird beigelegt. Die Lettern wünscht man wie bey der von Cotta unternommenen Herausgabe von: Herders Werke. 4. In einem Jahr könnten 5 ä 6 Bände erscheinen, und das 20 Ganze in 2% bis drei Jahren beendigt seyn. Würde schnell angefangen, so ließe man sich allenfalls eine längere Zeit gefallen, so daß jährlich nur 4-5 Bände erscheinen würden. 5. In Betreff der Größe der Auflage macht Pestalozzi keine Bedingung. Nur verlangt er für sich oder die Seinigen die Freiheit, 26 zehn Jahre nach der Erscheinung jedes einzelnen Werks es wiederum auflegen zu dürfen, wenn er es gut findet. Sollte früher eine neue Auflage nöthig seyn, so bedarf es einer neuen Verkommnis. Für sich selbst bedingt er sich 25 Freyexemplare. Da das Institut wahrscheinlich von Zeit zu Zeit beträchtliche Bestellun30 gen, mehr als jede andere Buchhandlung zu machen im Fall seyn wird, so verlangt er dafür dreißig Prozent Rabatt, und wo möglich auch, daß die Bände ihm einzeln abgegeben werden, indem das Buch: Lienhard und Gertrud, besonders aber: Wie Gertrud ihre Kinder lehrt, als unentbehrliche Bücher, und von denen jezt 35 keine Exemplare mehr vorräthig sind, in der Anstalt eingeführt werden. Es wäre der Verlagshandlung vermuthlich vortheilhaft, die Auflage von d i e s e n größer zu machen. Nach Verkommnis würden b e y E m p f a n g d e s M a n u s c r i p t s für jeden Jahrgang das betreffende Honorar entweder

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baar, oder in fälligen Wechseln ausbezahlt. Allenfalls könnte man es auch halbiren, und z. B. bey jeder Messe 2 k 3 Bände erscheinen lassen, wornach sich dann die Bezahlung des Honorars richtete. Das Honorar wäre drei neue französische Louisd'or per Bogen schon Gedrucktes, und vier Louisd'or für den Bogen des- 5 sen, was nur noch als Handschrift existirt. Neue Vorreden, Noten, kleine Zusätze will man dabey nicht als Handschrift in Anschlag bringen, indem man auch von seiner Seite auf die Rechtlichkeit und Liberalität des Verlegers rechnet, und überhaupt bey der Anordnung und Einrichtung des Ganzen auf seine Wünsche alle io billige Rücksicht nehmen wird, und eben so sehr wünscht, daß auch der Vortheil des Publikums dabey berücksichtigt werde. Bedeutende Einleitungen oder Abhandlungen hingegen müßten als Manuskript honorirt werden. Obiges Honorar ist übrigens dem Verfasser schon anerbotten worden. Da es ihm aber noch mehr 15 um das Interesse der Bildung als um sein persönliches Interesse zu thun ist, so wünscht er einen Verleger von gleicher Gesinnung, und erwartet von einem solchen so bald möglich bestimmtes Eintreten in diesen Vorschlag. Pestalozzi. 20

Aufruf für eine Gesamtausgabe der Werke im Verlag Cotta

(in zwei Fassungen) Anfang 1817

Werke im Verlag Cotta

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Ältere Fassung Freunde der Menschheit! Die Zeit ist da, in der ich einmal von mir selber reden muß, wie ich es in meinem Leben nie gethan habe und auch niemals geglaubt habe, es je thun zu müssen. Ich habe nun seit fünfzig Jahren mich den Nachforschungen über die Fundamente des Menschenwohls, besonders diejenigen, die durch die Erziehimg erzielt werden können, unter Mühseligkeiten und Schwierigkeiten hingegeben, wie kaum ein Weltumsegler bey der höchsten Lust nach Weltentdeckung zwey oder drey Jahr aushalten würde, unter Mühseeligkeiten und Schwierigkeiten seinem Ziel entgegenzugehen, und bin nun seit 16 Jahren unter gleichen Schwierigkeiten und Mühseeligkeiten zu gleichen Zwecken an der Spitze eines Erziehungshauses von mehr als hundert Personen, wie es kaum jemand aushaltet, unter gleichen Verhältnissen zwei oder drei Jahre an der Spitze einer solchen Anstalt von auch nur 20 oder 30 Personen zu seyn. Freunde der Menschheit! Um auf weiten Meeren unter Stürmen und Mangel auf leckem Schiff umhergetrieben zu werden, sind 16 Jahre lang, sehr lang. Sie wurden auch mir sehr lang. Ich hoffte immer einmal Land, einmal ein Ufer zu finden. Ich fand keines und gefahre noch heute, anstatt endlich mit meinem schwachen alternden Kahn an einem stillen Ufer zu landen, in meinem 72ten Jahr zu scheitern und bey meinem Zugrundegehen nicht einmal die Papiere meiner Nachforschungsreise in Ordnung bringen und für die Zukunft retten zu können. Freunde der Menschheit! Gelingt es mir auch nur, diese Papiere zu retten, so wird die Nachwelt mit theilnehmendem Erstaunen erkennen, in welchem Grad ich in meinem Streben, der Menschheit zu dienen, ein Spiel der Umstände und Verhältnisse gewesen, deren ich zur Rettung der Zwecke meines Lebens nie Meister zu werden vermochte. Sie wird mit theilnehmendem Erstaunen erkennen, wie ich besonders in den 16 Jahren, in denen ich meinem Erziehungshause vorstehe, von diesen Umständen und Verhältnissen niedergedrückt und hingerissen, nur halb auch nicht den zehnten Theil von dem ausführen und zur Reifung bringen konnte, was eine mit meinen Kräften ganz unverhältnismäßige Lage mir im Zauberglanz täuschender Erscheinungen in die Hand zu legen schien und mir immer wieder aus der Hand riß.

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Freunde der Menschheit! Ich darf es sagen: es ist in diesen 16 Jahren in meinen Umgebungen unermeßlich viel, das mit großer Lebendigkeit angeregt worden, nahrungslos wieder still gestanden. Ich darf es sagen, große Saaten entkeimten um mich her, aber ein harter Winterfrost, der die meisten in der Zartheit ihres 5 ersten Entkeimens überfallen, dauert noch fort, und ich sehe wahrscheinlich den Frühling, der für sie kommen soll, noch nicht anlangen. Freunde! Der Garten, der hoffnungsvolle, den das Schicksal unter meinen Händen gebildet, ist gut. Aber noch ligt er unter io tiefem Schnee, und das in ihm entkeimte Gemisch von Pflanzen, wenn sein Frühling einst kommt, fordert eine Kunst und Mittel des Gärtners, die bey fernem nicht in meiner Hand sind, und weit bedeutendere Kräfte, als die zum ersten Anlauf des Gartens nöthig waren. Was soll ich jez thun? Soll ich die Hoffnungen, die ich für 15 meine Zwecke durch mein Leben genährt, nun am Ende meiner Tage ganz aufgeben, und vor dem Angesicht aller derer, die mich durch mein Leben darnach streben gesehen, nun freiwillig verzweifelnd dastehen? Das darf und soll ich nicht, und ich will es nicht. Ich will den Kampf denoch, für mein Ziel begonnen, bis 20 an mein Grab fortsetzen. Er war groß und machte mich viel leiden. Freunde der Menschheit! Ich kann den Schmerz nicht ausdrücken, den es mir machte, so lange gleichsam mit gebundenen Händen zusehen zu müssen, wie so vieles in meinen Umgebungen 25 sich lieblich zu gestalten anfieng, ohne bey fernem dahin zu kommen, sich befriedigend auszubilden, wie so vieles reizend blühte und keine Früchte brachte, wie so vieles für die Ewigkeit geschaffen schien, und als eine nichtige Tageserscheinung verschwand und sich durch anmaßlichen Mißbrauch verunstaltete, so ehe es sich zum wirklichen guten Gebrauch auszugestalten vermochte. Freunde der Menschheit! Wer diese ganze Zeit über neben mir lebte, kennt mein kindliches Hingeben an alles, was kam und wie es kam, und die Geduld und die Standhaftigkeit, mit der ich 35 meinem Ziel mitten im Wechsel aller Umstände und Verhältnisse beständig getreu war. Ich hoffte immer, die Hemmungen meines Bestrebens werden endlich durch den Erfolg dieses Bestrebens selber besiegt, sich in sich selber verlieren. Aber ich erfuhr auch,

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was so viele edlere Menschen erfuhren, daß der innere wesentliche Erfolg der höchsten menschlichen Bestrebungen, wenn er nicht vom Zauber äußerer Scheinverhältnisse, Scheinmittel und Scheinkräfte unterstützt ist, dasteht wie ein reifer vollendeter 6 Kern, der in eine unscheinbare Schale gefüllt, ins Koth geworfen, auf der Straße daligt. Es bückt sich keine Seele, um ihn auch nur aufzuheben. Er bleibt im Koth liegen und wird von jedem Yorbeygehenden nur immer tiefer in denselben hineingetreten, bis endlich der Kern der vertrettenen Schale auch Schaden nimmt, 10 und [er] auch selber in das Verderben, dem seine Schale unterlegen, hinübergeht. Freunde der Menschheit! Es ist wahr, und ich darf, ich soll es sagen: das Schicksal dieses Kerns ist das meinige, mein Thun gefahret heute noch das Äußerste. Der Nothzustand, in den die 16 Unverhältnismäßigkeit meiner Bestrebungen zu meinen Kräften meine Lage schon lange versetzt, und der schon so oft auch unter den edelsten Sterblichen Menschlichkeiten erzeiget und die Einheit und Kraft großer Bestrebungen verwirrt und gelähmt, dieser Nothzustand hat schon seit langem auch meinem Unternehmen 20 in verschiedenen Rücksichten den schwankenden Karakter der Unsicherheit und Unzuverlässigkeit gegeben, der den Lauf jeder großen Unternehmung in seinem Wesen zu hemmen geeignet ist. Freunde der Menschheit! Auch die höchsten sittlichen und geistigen Bestrebungen stehen an unersteiglichen Felswänden 25 still und beben an schauerlichen Abgründen zurück. Und wenn mich in meiner Lage selbst Edle verkennen, was soll ich sagen? Wenn mich in meiner Lage auch Edle verlassen, was soll ich klagen? Doch ich soll in dieser Lage auch nicht schweigen, ich soll in derselben mit entschiedener Offenheit aussprechen, was so Noth thut und frommt. Es ist ganz gewiß, daß das, was seit der Eröffnung meines Erziehungshauses in Burgdorf von meinem vereinigten Haus sowohl für die Erheiterung der Idee der Elementarbildung, als für die Erforschung der Mittel ihrer Anwendung gethan worden, von 35 wesentlicher Bedeutung ist. Aber eben so gewiß ist, daß alles dieses nur noch als die ersten Anfänge dessen, was hierfür noch geschehen soll, angesehen werden muß, und daß dieses leste durchaus nicht die Sache einzelner, sich selber unter einander hiefür verbindender Menschen, sondern diejenige des Menschen-

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geschlechts selber ist, und einen Zeitpunkt erfordert, der weit über die Zeit meines persönlichen Wirkens, meiner persönlichen Verbindung hinausgeht. Dennoch aber halte ich die höchste Sorgfalt für die Erhaltung und Fortsetzimg dessen, was durch unsere Anstalt für unsere Zwecke bewirkt worden, der Menschheit für 5 wichtig; und ich finde mich verpflichtet, alles, was in meinem Vermögen ist, dazu beizutragen, dasselbe in der ganzen Ausdehnung seiner Bestrebungen, so viel als an mir ist, zu erhalten, und auch persönlich dafür bis an mein Grab alles, was in meiner Kraft ist, beyzutragen. 10 Das Erste, Wesentlichste aller Elementarbildung geht dahin, den ganzen Umfang der häuslichen Verhältnisse von der Wiege an zur richtigen und genugthuenden Entfaltung der sittlichen, geistigen und Kunstkräfte der Kinder zu benutzen, und die Väter und Mütter der verschiedenen Classen des Volkes beym Gefühl 15 der reinen heiligen Kräfte, die sie hiefür besitzen, zu einem warmen Interesse für die Anwendung und den Gebrauch dieser Kräfte für ihre Kinder zu beleben. Es ist auch vorzüglich für diesen Gesichtspunkt, für den ich noch etwas leisten zu können, in mir, ich möchte sagen angeborne Kräfte und eine unauslöschliche 20 Sehnsucht fühle. An diesen ersten absoluten Zweck der Elementarbildung schließt sich immediat der zweyte, die häuslichen Entfaltungsmittel der menschlichen Kräfte mit psychologischer Sorgfalt an die Kunstmittel der Schulführung zu knüpfen und die den Kindern nothwendigen Erkenntnisse und Fertigkeiten aus 25 der vorgerückten Bildung ihrer Kräfte selber hervorgehen zu machen. Die elementarischen Übungen, die wir von dieser Seite in Zahl und Form aufgestellt, haben diesfalls Resultate hervorgebracht, deren Vorzüge unverkennbar sind, und ich spreche diesfalls keine vorzügliche Mitwirkung an. Aber in Rücksicht auf 30 die Sprachen glaube ich nicht außer Stand zu seyn, noch einige Bruchstücke, die für die Elementarbildung wesentlich sind, bearbeiten zu können. Die Kunst, das Volk reden zu lehren, und zwar so, daß sie die Gefahr ihres Mißbrauchs nicht in sich selbst trage, und das Volk 35 nicht ins Verderben eines unseligen Maulbrauchens und Traumlebens hineinführe, diese Kunst ist wahrlich noch nicht gebildet in unserer Hand. Sie geht aus der Tiefe einer völlig in Harmonie stehenden Kraft der Menschennatur hervor, und ist der Anfang

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aller wahrhaft heilbringenden Volkscultur. Aber ich wiederhole, wir sind noch ferne davon, glauben zu dürfen, daß sie sowohl in ihren Grundsätzen als in ihren Mitteln klar und deutlich in unserer Mitte dastehe, und in ihren Resultaten in befriedigender An5 schauung von mir erkannt wurde. J e lebendiger diese Überzeugung in mir ist, desto größer ist auch meine Sehnsucht, einige Ansichten und Übungen, die ich diesfalls in unzusammenhängenden Bruchstücken in mir selbst trage, noch ausarbeiten und zur deutlichen Prüfung bringen zu können. 10 So entfernt wir aber auch noch von der Vollendung des Anfangspunkts der Volkscultur des ächten Redenlehrens des Volkes noch jezo sind, so müssen wir doch sagen, daß der Punkt der Elementarübungen, auf dem wir der Sprache halber stehen, es doch außer Zweifel gesetzt hat, daß die Befolgung dieser Übun15 gen die Erlernimg aller und auch der alten Sprachen entscheidend erleichtert, und schneller und sicherer zu den charakteristischen Eigenheiten einer jeden Sprache hinführt, als die wenigstens mir diesfalls bekannten altern Mittel dieses nicht thun. Was mir aber in dieser Rücksicht am meisten am Herzen ligt, 20 ist dieses: so viel als an mir ligt, noch bey meinem Leben und durch von mir geleitete Thatsachen außer Zweifel zu setzen, in welchem Grad die Benutzung der Elementarmittel dahin wirke, den zerrütteten Hausseegen des Landes und die Kräfte der Wohnstuben, die uns ehmahl so heilig waren, auf eine Weise wieder herzustel25 len, wie es die zur höchsten Gefährde der niedern Stände und der Armen veränderten Umstände der Welt wesentlich erfordern. Wir können und dürfen uns es nehmlich durchaus nicht mehr vorsehen, diese veränderten Umstände der Zeit und der Verhältnisse und Menschen fordern in allen Gewerben und Berufen der 30 Menschen eine weit größere Kunstbildung, als sie, nur mit Gott und Ehren durch die Welt zu kommen, unter unsern Vätern foderten. Wir dörffen die sich von Tag zu Tag schauerlich vermehrende Menge der eigenthumslosen und zu keinem sie redlich und genugthuend nährenden Beruf erzogenen Menschen durch35 aus nicht mehr aus den Augen lassen, und zwar nicht bloß um der Menschlichkeit, sondern um des Staats und öffentlichen Sicherheit und selber um der heiligen Gemüthsruhe der Eigent ü m e r und Reichen willen; es fordert für diese Klasse Menschen Rettungs-, Sicherungs- und Bildungsmittel, die die Welt ehemals

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weder u m der Menschlichkeit, noch u m des Staats noch u m der R e i c h e n willen a u f diese Weise b e d u r f t e . I c h sprach schon vor vierzig J a h r e n das B e d ü r f n i s einer tiefer greifenden K u n s t d e r Volksbildung als einiges Mittel seiner R e t timg vor der rohesten Verwilderung u n d der abschwächenden 5 Erniedrigung in m e i n e m Vaterland laut aus. Aber ein J a h r h u n derte fortgedauerter Glücks- u n d Friedenszustand, der in E u r o p a nirgends also s t a t t f a n d , u n d ein in dieser E p o c h e eingetroffener unnatürlich große Fabrikgewinnst m a c h t e damals in Rücksicht auf die F u n d a m e n t e des w a h r e n Volksglücks a u c h unsere Sehen-10 den blind. J e z t tritt die Wahrheit meiner damaligen Äußerungen d u r c h einen N o t h z u s t a n d in ein Licht, das a u c h die blindesten sehend m a c h t . O h n e E r h ö h u n g der K u n s t k r a f t unsers Volks ist in vielen O r t e n des deutschen ebenso wie meines schweizerischen V a t e r l a n d s d a s w e i t e r e B e y e i n a n d e r l e b e n d e r u n n a t ü r l i c h u n d 15 blind gehäuften Volksmasse nicht m e h r möglich. A b e r a u c h d a , w o dieses n i c h t der F a l l ist, fällt die U n g e n ü g s a m k e i t unserer V o l k s b i l d u n g , w e n n diese f ü r d e n A r m e n als d a s i h m v o n d e r M e n s c h h e i t u n d d e m S t a a t schuldige einzige M i t t e l e i n e r b e f r i e d i g t e n M e n s c h e n e x i s t e n z a n g e s e h e n w e r d e n 20 m u ß , v o n selbst in die A u g e n . Gottlob! Die Menschep t h u n n o c h j e z t w i e i m m e r d i e A u g e n i n d e r N o t h a u f , w i e s i ¿ [sie] s e l b e r noch jezt i m Glück u n d Wohlstand gerne zufallen lassen, u n d d a s J a h r , in d e m wir leben, ist eigentlich g e m a c h t , t a u s e n d diesf a l l s s c h o n l a n g z u g e f a l l e n e A u g e n w i e d e r a u f z u t h u n , u n d d i e 25 U n g e n ü g s a m k e i t unserer Zeitressources, - folglich a u c h unserer Zeitbildung, sowie die Nothwendigkeit, die E r w e r b s k r ä f t e des Volkes d u r c h erneuerten Einfluß auf seine Bildung wieder zu stärken u n d zu beleben, allgemein auffallen zu machen. F r e u n d e d e r M e n s c h h e i t ! W i r m ü ß t e n e i n m a l , u n d h e u t e l i e b e r so als morgen, geradezu a u s s p r e c h e n : Die W e l t u n d die S t a a t e n k ö n n e n d e n Z u s t a n d d e r w i r t h s c h a f t l i c h e n A u f l ö s u n g d e r gesellschaftlichen B a n d e n i c h t länger ertragen. L a ß t es u n s lieber h e u t e als m o r g e n a u s s p r e c h e n : B e t t e l - u n d A l l m o s e n v e r b i n d u n g e n , w e n n sie a u c h n o c h s o w o h l t h ä t i g o r g a n i s i e r t s i n d , k ö n n e n d e n M a n g e l 35 der häuslichen wirthschaftlichen Selbstständigkeit eines Volks in die L ä n g e ewig nicht ersetzen. J a h r des Unglücks, J a h r der N o t h , in d e m wir leben, d u bist m i r heilig! D u redest laut, w a s wir Volks halber schon lange be-

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durften und jetzt endlich uns nicht mehr verhehlen können, daß es Noth thut. Jahr des Unglücks, du setzest der Gedankenlosigkeit endlich Grenzen, mit der die Staaten die reinen heiligen Bäche, die in reichem Maaß zum glücklichen Wohlstand führen, fast alle s versiegen lassen, um mitten in den dürren Weiten des Landeselends einige Hoffahrt und Staatsspringbrunnen ein etwas armseeliges Spiel treiben zu lassen. Freunde der Menschheit! Mein Herz bewegt sich in mir vor Sehnsucht, auch diesfalls noch mein Scherflein auf den Altar der 10 Menschheit legen zu können. Doch ich entferne mich von meinem Zweck. Warum ich alles dieses jezt sage? Nur dem Drang meines Herzens Luft zu machen, der mich am End meiner Laufbahn noch begeisternd hintreibt, alles zu versuchen, den Bestrebungen meines Lebens auch hinter meinem Grab noch Dauer und Spiel15 räum zu verschaffen, und alles zu thun, dem Drang der Schwierigkeiten, die den Erfolg meiner Bestrebungen so lang beschränkt und aufgehalten, mit aller Kraft noch ein Ziel zu setzen, und mir mit jeder Aufopferung noch den Weg dahin zu bahnen, einerseits mein Haus, das nun einmal durch die Anstrengung so vieler Jahre 20 und so vieler Kräfte gebildet und sich in so vielen Stürmen erhalten, forthin dahin zu benutzen, die darin angefangenen Entschlüsse und belebten Erziehungsversuche, so viel als es Zeit und Kräfte erlauben und das Leben noch zugibt, fortzusetzen und ihrem allmähligen Umfang näher bringen zu können, und ihre 25 Resultate dem Publico mitzutheilen, sowie anderseits überhaupt in häuslicher Freyheit, Selbstständigkeit und Ruhe für meine Zwecke noch alles zu thun, wozu mein Alter und die zunehmende Schwäche meiner Kräfte mir noch Mittel gestatten. Ich werde für diesen Zweck in diesem Augenblick dadurch 30 erleichtert werden, da ich eben in der Lage bin, eine neue Ausgabe meiner sämtlichen Schriften zu veranstalten. Ich will ihren Ertrag dahin verwenden, meine häusliche Ruhe und Selbstständigkeit für meine Zwecke zu sichern, um denselben von nun an mit einem gesicherteren Erfolg leben zu können. Freilich ist offenbar, 35 daß die Erreichung dieses meines Endzwecks von der Theilnahme abhängt, die das Publikum an der Herausgabe meiner Schriften nehmen wird. Aber ich erwarte diese mit Vertrauen und darf sie mit Vertrauen erwarten. Die Menschenfreundlichkeit meines Zeitalters ist schon lange mit offenem Wohlwollen auf mein

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Bestreben aufmerksam. Selber die ersten Fürsten haben das Beispiel dieser Theilnahme gegeben. Wie sollte ich diesfalls noch zweiflen ? Es ist nicht möglich, daß meine Zeitgenossen meine Lage kennen und gleichgültig zusehen, daß ich noch heute, anstatt 5 endlich mit meinem schwachen, alternden Kahn an einem stillen Ufer zu landen, in meinem 72ten Jahr noch scheitern und bey meinem Zugrundgehen nicht einmal die Papiere meiner Nachforschungsreise in Ordnung bringen könnte. Es ist unmöglich, daß meine Zeitgenossen mit vollkommener Gleichgültigkeit zu-10 sehen werden, daß ich forthin in meinen Bestrebungen ein Spiel der Umstände und Verhältnisse bleibe, ohne je vor meinem Tod dahin zu kommen, ihnen Meister zu werden, sondern fortdauernd von ihnen niedergedrückt und hingerissen, nie auszurichten vermöge, wozu das Schicksal mich ausgezeichnet berufen zu haben 15 schien. Es ist unglaublich, daß mein Zeitalter mein Schicksal kenne, und ohne Theilnahme zusehe, daß so vieles, das in meiner Hand angeregt worden, sich wieder still stelle, daß die Saaten, die ich angesäet, in einem ewigen Winterfrost in sich selber wieder ersterben. Nein, von diesem allem darf ich nichts von meinen 20 Zeitgenossen befürchten. Aber wäre es auch also, würden sie auch heute meiner gänzlich vergessen ? Würde auch heute der Gang meiner Schicksale keinen derselben einen Augenblick rühren? Würde ich es selber durch mein Leben verdient haben, daß sie mich alle bis an mein Grab 25 in todter Gleichgültigkeit stehen ließen, wie wenn ich nicht da wäre, so nähme die Welt jezo doch Theil an meinem Bestreben. Denn ob sie gleich in sich selbst geschwächt, verwirrt und zerrissen, wie sie es vielleicht in Jahrhunderten nie wäre, so ist sie doch heute ebenso wie noch nie zu einer hohen Aufmerksamkeit, 30 zu einem hohen Interesse für alles, was das individuelle Wohl des menschlichen Geschlechts und die Äuffnung des stillen häuslichen Lebens und ihr heiliges Fundament der Erziehung betrift, gereift. Die Stimme der Monarchen hat sich dafür erhoben, Völker sind dafür belebt. Selber die zweydeutige Zeitkultur hängt sie 35 zu ihrem Schild aus. Was aber über alles geht: die heilige Macht der Noth ist aufgestanden und redet mit mächtiger Stimme dem ersten Recht des Menschengeschlechts, dem Recht seiner Versorgung und damit dem Recht seiner Bildung, ohne die keine

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Versorgung denkbar ist, das Wort. Das hat die Blinden sehen und die Tauben hören gemacht. Ich bin ruhig. Ich weiß, meine Zeitgenossen werden an meinem Schicksal und an meinen Zwecken theilnehmen. Meine Freunde 5 werden dieselben persöhnlich begünstigen. Menschen, die vor vierzig und fünfzig Jahren in meiner Nähe lebten, werden im Angedenken an mein altes Seyn und Thun meinen jezigen Bestrebungen ihre Aufmerksamkeit schenken. Ich darf noch mehr sagen: viele, sehr viele, die vor 30 Jahren bey dem Todbett der Großio mutter, deren Sohnssohn Erdäpfel gestohlen, eine stille Thräne geweint haben*, werden sich freuen, im Angedenken dieser Thräne eine kleine Mühe für die Beförderung meiner jezigen Zwecke zu übernehmen. Ich darf also an dem Interesse der Menschen für meine Zwecke auch in Rücksicht auf den Subscriptionsplan, den 15 ich für die Ausgabe meiner Werke hiemit eröffne, nicht zweifeln. Herr Cotta, von Tübingen, der sich so vielseitig um die teutsche Cultur verdient gemacht, und mit Menschenfreundlichkeit sich auch für die Beförderung meiner Zwecke bereitwillig zeigt, hat die Ausgabe meiner Werke übernohmen, und 20

Jüngere Fassung.

Freunde der Menschheit! Ich habe nun seit fünfzig Jahren mich den Nachforschungen über das Wesen und die Fundamente der Erziehung unter Mühseligkeiten und Schwierigkeiten hingegeben, denen sich ein Weltumsegier bei der größten Lust zu Welt25 entdeckungen kaum zwei oder drei Jahre unterziehen würde, und stehe nun seit den letzten 16 Jahren unter den gleichen, immer wechselnden Mühseligkeiten und Schwierigkeiten an der Spitze einer Erziehungsanstalt von mehr als hundert Menschen. Die Zeit ist lang, und ich litt in derselben viel, sehr viel. Freunde der 30 Menschheit! Die UnVerhältnismäßigkeit meiner Kräfte zu meinen Bestrebungen erhielt mein nur zu großes Unternehmen von jeher in einem Drang- und Nothzustande, der ihm allgemein den Charakter der Unsicherheit und der Unzuverläßigkeit aufdrückte und es dahin brachte, daß es nothwendig ein Spiel der Umstände, 35

* Siehe Liehnhard und Gertrud! 3 Pestalozzi Werke Bd. 25

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Verhältnisse und Begegnisse werden mußte, deren ich nicht Meister war, und nicht Meister werden konnte. Und doch ist durch dasselbe mitten im Chaos dieses Noth- und Drangzustandes Unermeßliches angeregt worden, das fortdauernd belebt zu werden verdiente, und leider von mir nicht, wie es sollte, belebt werden kann. 5 Freunde der Menschheit! Ich kann den Schmerz nicht ausdrücken, den es mir macht, so lange gleichsam mit gebundenen Händen zusehen zu müssen, wie viele meiner Anstrengungen, die einen milden Frühling verdienten, von einem Winterfrost, dessen Ende ich noch nicht sehe, überfallen und niedergedrückt worden 10 sind. Ich kann den Schmerz nicht ausdrücken, den es mir macht, gleichsam mit gebundenen Händen zusehen zu müssen, wie so vieles in meinen Umgebungen sich lieblich zu gestalten anfing, ohne je dahin zu gelangen, sich befriedigend auszubilden; wie so vieles reizend blühte, und keine Früchte brachte; wie so vieles 16 für die Ewigkeit geschaffen schien, und als eine nichtige Tageserscheinung zu verschwinden drohte; besonders aber, wie so vieles durch anmaßliche Mißbräuche verunstaltet wurde, ehe es sich zum wirklichen guten Gebrauch zu gestalten vermochte. Freunde der Menschheit! Wer diese ganze Zeit über neben mir 20 lebte, kennt mein kindliches Hingeben an alles, und wie es kam, und die Geduld und Standhaftigkeit, mit der ich, des Wechsels der Zeiten und Menschen nicht achtend, bald mit eiserner Entschlossenheit dem Ziele entgegenschritt, bald aber mühselig, wie ein Wurm, der unter harten Fußtritten leidet, demselben mich 25 entgegen wand. Immer hoffte ich, die Menge der Hemmungen, die meinem Bestreben entgegenstanden, würden durch den, in so vielen Rücksichten sichtbar werdenden Erfolg dieser Bestrebungen besiegt, sich endlich in sich selber verlieren. Aber ich erfuhr, was so viele Menschen erfahren, daß auch der wesentliche 30 innere Erfolg der höchsten menschlichen Bestrebungen, wenn er nicht durch äußere Verhältnisse, Mittel und Kräfte unterstützt wird, in der Welt immer nicht anders als ein reifer, vollendeter Kern erscheint, der, in eine unscheinbare Schale gehüllt, im Koth der Straße daliegt. Es bückt sich keine Seele, um ihn aufzu- 35 heben; im Gegentheil, er wird von jedem Vorbeigehenden nur immer tiefer in den Koth hineingetreten, bis er endlich unter dem Verderben seiner Schale selber zu Grunde geht. Freunde der Menschheit! Das durch den Mangel an genügsa-

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men Kräften in die äußere Schale meiner Bestrebungen gelegte Verderben kann nicht anders, als am Ende auch in das innere Wesen derselben hineingreifen. Auch die höchsten und muthvollsten Bestrebungen stehen an unersteiglichen Felswänden still, 5 und beben an schauerlichen Abgründen zurück. Freunde! Ich gefahre, so stille zu stehen und selber zurück zu beben. Meine Seele ist bewegt; ich zittere vor dem Gedanken, bei meinem Unterliegen mich selbst zu verkennen. Aber soll ich mich aufgeben? 0 nein, o nein! Soll ich auf meinem Wege freiwillig stille stehen? 10 Soll ich nun in mir gewaltsam ersticken, was durch mein ganzes Leben meinem Herzen so nahe lag, der Mütter Heil, der Schulen Wohl und der Armen Recht? Soll ich dieses Streben meines Lebens, und die Mittel, die ich mir dafür in die Hand gebracht, nun aufgeben, und das zu einer Zeit, wo die Sorge dafür mehr als je 15 Noth thut ? Freunde der Menschheit! Wir dürfen uns nicht verhehlen, Mutterheil, Schulenwohl und Armenversorgung fordert gegenwärtig mehr, als es je forderte. Wir dürfen uns nicht verhehlen, der Umschwung der Zeit hat seit einem Menschenalter eine Rich20 tung erhalten, daß der Endzweck, den zerrütteten Hausseegen der Völker und die alten, bildenden Kräfte der Wohnstuben bei Reichen und Armen wieder herzustellen, wie es Noth thut, jetzt unendlich mehr fordert, als man bisher hiefür nothwendig glaubte. Wir dürfen uns namentlich nicht verhehlen, es fordert, um mit 25 Gott und Ehren durch die Welt zu kommen, in allen Gewerben und Berufen der Menschen eine weit, sehr weit größere Kunstbildung, als es unter unsern Vätern hiefür nothwendig war. Die sich von Tag zu Tag schauerlich vermehrende Menge der eigenthumslosen und zu keinem, sie redlich und genugthuend er80 nährenden Beruf erzogenen Menschen fordert, nicht bloß um der Menschlichkeit, sondern um des Staates und der öffentlichen Sicherheit, und selber um der Ruhe der Eigenthümer und der Reichen willen, Sicherungs- und Bildungsmittel, die unsere frühere Vorwelt gar nicht bedurfte. 35 Dennoch sprach ich schon vor vierzig Jahren das Bedürfnis einer tiefer greifenden Kunst der Volksbildung, als das einzige Mittel seiner Rettung vor einer rohen Verwilderung und einer erniedrigenden Abschwächung, in meinem Vaterlande laut aus. Aber Jahrhunderte lang gedauerter Glücks- und Friedenszustand,

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der in Europa nirgends also statt fand, und in dieser Epoche eingetroffene, unnatürlich große Fabrikgewinnste machten damals in Rücksicht auf die Fundamente des wahren Volksglückes auch unsre Sehenden blind. Jetzt aber tritt die Wahrheit meiner damaligen Äußerung 5 durch einen Nothzustand in ein Licht, wodurch es auch den Blindesten auffallend wird, daß ohne Erhöhung und tiefere Begründimg der Kunstkraft unseres Volkes an vielen Orten des deutschen, ebenso wie meines schweizerischen Vaterlandes das weitere Beieinanderleben der unnatürlich und blind gehäuften 10 Volksmasse nicht mehr möglich ist. Aber auch selbst da, wo dieser Nothzustand sich noch nicht so sehr sichtbar gemacht hat, fällt die Ungenügsamkeit unserer Volksbildungsmittel schon allgemein in die Augen. Es kann jetzt nicht mehr widersprochen werden, die Welt und die Staaten können den Zustand der wirth-15 schaftlichen Auflösimg der gesellschaftlichen Bande, die in unserer Mitte stattfinden, nicht länger ertragen; auch die bestgemeinten, edelsten Bettel- und Almosenverbindungen können den Mangel der häuslichen, wirthschaftlichen Selbständigkeit eines Volkes ewig nicht ersetzen. 20 Jahr des Unglücks, Jahr der Noth, in dem wir leben, du sprichst endlich bei uns und an vielen Orten laut aus, was wir Volkes halber schon lange bedurften; du setzest endlich unserer diesfälligen Gedankenlosigkeit Schranken. Freunde der Menschheit! Wie könnte, wie sollte mein Herz in dieser Lage der Dinge 25 sich für meinen Zweck nicht doppelt erheben? Wie sollte ich nicht, wenn auch dem Grabe nahe, meine Kräfte alle zusammenfassen, um dem Zweck meiner Anstrengung von neuem und heute mehr als je zu leben, und alles zu versuchen, was in meiner Hand ist, um dem Mißverhältnis meiner Kräfte zu meinen Bestrebun- so gen, das mich so lange und so gewaltsam von der Erreichung meines Zieles zurückgedrängt, endlich selber ein Ziel zu setzen? Und da ich in diesem Augenblick so glücklich bin, Mittel zu diesem Zweck in meine Hand zu bekommen, wie ich noch nie gehabt habe, so ergreife ich diese mit innerer Freude. Ich bin 35 nehmlich in der Lage, alle meine Schriften mit oeconomisch vortheilhaften Bedingnissen auflegen zu lassen, und entschlossen, den Ertrag derselben 1. zur Sicherstellung der ruhigen Freiheit und häuslichen

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Selbständigkeit zu verwenden, die ich zur Vollendung einiger angefangenen Arbeiten über wesentliche Gegenstände der Erziehung und Armenversorgung nothwendig habe; 2. mein Erziehungshaus, das sich nun einmal durch die Anstrene gung so vieler Jahre und so vieler Kräfte gebildet, so viel mir immer möglich, im ganzen Umfang seiner Bedürfnisse über den Drang seines Nothzustandes und seiner Hemmungen empor zu heben; 3. so viel als mir möglich, dahin zu kommen, die Lieblingsidee meines Lebens, die Begründung einer Armenerziehungsanio stalt, die auf Fundamente der Elementarbildung gebaut, wenigstens in ihren ersten Anfängen einzuleiten und zu organisiren. Ich weiß freilich wohl, die Erreichung aller dieser Zwecke hängt ganz von der wohlwollenden Theilnahme ab, mit welcher das Publikum die neue Ausgabe meiner Schriften begünstigen i5 wird. Aber wie sollte ich an dieser Theilnahme zweifeln? Das Vertrauen desselben ist mir ja nicht seit gestern geworden. Selber einige der ersten Fürsten haben ihre Theilnahme an meinen Bestrebungen und selber an der Herausgabe meiner Schriften öffentlich und für mich wohlthätig erzeigt. Ich darf an der Theil20 nähme des Publikums nicht zweifeln. Aber wäre es auch der Fall, daß ich persönlich diese Theilnahme nicht zu erwarten hätte, wäre es auch der Fall, daß meine Lage und Personalschicksal keinen Menschen auf Erden interessiren, und wenn ich es auch durch mein Leben verdient hätte, 25 daß mich meine Zeitgenossen alle bis an mein Grab in todter Gleichgültigkeit stehen ließen, wie wenn ich nicht da wäre, so nähme die Welt heute doch Theil an meinem Bestreben. Denn ob sie gleich in sich selbst geschwächt, verwirrt und zerrissen, wie sie es vielleicht in Jahrhunderten nie war, so ist sie doch heute, 30 ebenso wie noch nie, zu einer hohen Aufmerksamkeit, zu einem hohen Interesse für alles, was das individuelle Wohl des menschlichen Geschlechts und die Äuflnung des stillen, häuslichen Lebens und ihr heiliges Fundament der Erziehung betrifft, gereift, und ebenso, wie sie es lange nie war, überzeugt, daß selber die 85 hohen Endzwecke unsrer erhabenen Religion ohne allgemeine bürgerliche Sicherstellung des Hausseegens unmöglich erzielt werden können. Selber die zweideutige Zeitkultur fängt an, sie zu ihrem Schild auszuhängen. Was aber über alles geht, ich sage es noch einmal: Die heilige Macht der Noth ist aufgestanden und

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redet mit mächtiger Stimme dem ersten Recht des Menschengeschlechts, dem Recht seiner Versorgung, und damit dem Recht seiner Bildung, ohne die keine Versorgung denkbar ist, das Wort, und zwar auf eine Weise, wie dieses in unserm Welttheile lange nicht mehr der Fall war. 6 Wie die Seufzer leidender Wittwen und Waisen durch das Dunkel der Wolken zu dem Throne Gottes, ihres Vaters, empordringen, also sind die Leiden des entwürdigten und zerfleischten Menschengeschlechts endlich durch die Wolken harter und finsterer Umgebungen zu dem Throne edeler Väter der Völker hin-10 durchgedrungen. Er, der die Herzen der Menschen in seiner Hand hat, und sie leitet, wie Wasserbäche, wohin Er will, Er, der ewige Vater Jesu Christi, der jeden Tropfen Wasser, der dem Armen gegeben wird, als ob er Ihm gegeben werde, ansiehet, hat die Herzen der edelsten Fürsten des Welttheiles den Leiden und der 15 Noth der Armen und Elenden im Lande näher gebracht. Er hat sie auf ihrem Throne das Heil der Welt in der brüderlichen Näherung aller Stände gegen einander erkennen gemacht, und sie gelehrt, diese Näherung des Menschengeschlechts durch den Glauben an Jesum Christum und seine göttliche Liebe zu einer reinen, 20 göttlichen Näherung zu erheben, und hat sie zu dem hohen Gedanken gebracht, derselben durch den heiligen Bund Dauer und Sicherheit zu verschaffen. Keine Zeit, keine Stunde könnte für die günstige Aufnahme aller meiner Zwecke so geeignet seyn, als die gegenwärtige. Ob es 25 gleich dunkel um mich her ist, mein Abend kann mir noch heiter werden; ich will meinem Ziele forthin standhaft und mit Glauben entgegengehen. Die Zeit, die sich meinen Bestrebungen schon in sich selbst nähert, nähert sich dadurch auch mir. Ich darf an der Handbietung, die ich von meinem Zeitalter in der Begünstigung so der einzigen Maßregel, die mir zur Stärkung meiner Kräfte für meine Zwecke noch übrig ist, nicht zweifeln, und bitte alle meine Freunde, durch Übernahme der diesfalls nothwendigen Bemühungen die hiermit zu eröffnende Subscription auf meine Schriften zu begünstigen, und mir dadurch die Erreichung meiner Zwecke, 35 so viel, als ihnen möglich ist, zu erleichtern. Herr . . . Cotta, der sich so vielseitig um die deutsche Cultur verdient gemacht, und sich auch zur Beförderung meiner Zwecke sehr geneigt gezeigt, wird einen Subscriptionsplan eröffnen.

Pestalozzi an's Publikum

Iferten, im Monat März 1817

Pestalozzis ans Publikum

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Ich bin im Begriff, meine sämmtliche Schriften neu auflegen zu lassen, und sehe in den Vortheilen, die mir diese Unternehmung gewähren wird, das letzte und vielleicht das einzige Mittel, in meinen alten Tagen noch zu der Ruhe und Befriedigung zu ge5 langen, wodurch ich allein in Stand gesetzt werden kann, mich meine noch übrige Zeit den Endzwecken meines Lebens noch mit einiger Hoffnung eines guten Erfolgs widmen zu können. Herr C o t t a , der sich so vielseitig um die deutsche Cultur verdient gemacht, hat sich der diesfälligen Beförderung meiner 10 Zwecke mit sehr viel Menschenfreundlichkeit angenommen, und ist mir darin auf eine Art entgegengekommen, die in mir die gegründete Hoffnung belebt, aus meinen Schriften endlich einmal auch diejenigen ökonomischen Hülfsmittel für meine Zwecke zu finden, die ich ihrer Natur nach schon lange darin hätte finden sollen. 15 Ich weiß, daß es meine Freunde freuen wird, bestimmt zu wissen, daß die Herausgabe meiner Schriften mir mit Sicherheit zur Beförderung meiner Zwecke zu einem Vortheil gereichen wird, den ich in meiner Lage jetzt dringend nöthig habe. Herr C o t t a hat in dieser Absicht mit mir die Einrichtung getroffen, daß ich 20 von heute an ein halbes Jahr lang bis Ende October 1817 Eigenthümer der von nun an zu eröffnenden Subscription auf meine Schriften bin. Seine Buchhandlung wird den Druck derselben und deren Versendung an die Subscribenten und die Einziehung der Subscriptionsgelder besorgen. Es hängt in meiner Lage äußerst 25 viel von dem Erfolg dieser Subscription ab. Ich bin also im Fall, jeden meiner Freunde zu bitten, diese Subscription freundschaftlich zu befördern. Schon seit langem haben mir viele von ihnen zu diesem Schritt ihre Handbietung versprochen, und gewiß sind noch viele mir unbekannte Männer, denen es Freude macht, mir so mit ihrem diesfälligen Einfluß in meiner Lage für meine Zwecke an die Hand zu gehen. Ich bitte jeden dieser Freunde und die, die die Gefälligkeit für mich haben wollen, in ihren Umgebungen für mich Subscriptionen zu sammeln, das Verzeichnis ihrer Subscribenten an mich nach Yverdun einzusenden, da die Namen 35 derselben den Schriften vorgedruckt werden sollen. Aber ich bitte, daß die Briefe oder Päckchen an mich auf die wenigst kostspielige Weise besorgt werden. Sollte einer der Männer, der sich mit der Annahme der Subscriptionen beladen wird, 5-10 pC. für seine diesfällige Mühe zu

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irgend einem w o h l t h ä t i g e n Zweck für sich wünschen, so freue ich mich, diesem Wunsch zu entsprechen. Noch gibt es auch edlere Buchhändler, die die Vortheile ihrer Lage gern dahin zu benutzen suchen, edlere Zwecke zu befördern. Ich werde die Auslagen, die solche Männer in einem ausgedehn- 6 ten Geschäftskreis für meine Zwecke haben möchten, nicht nur gern und dankbar vergüten, sondern auch ihnen 5-10 pC. für menschenfreundliche Zwecke, die sie persönlich haben möchten, gern bewilligen. Freuen würde es mich indessen, wenn diese Zwecke mir bestimmt angezeigt würden. 10 Die Cotta'sehe Buchhandlung als späterer Verleger meiner Werke wird keine Subscribenten aufnehmen, und dann, nach Verfluß der Subscription, den Preis des weitern Verkaufs meiner Werke um wenigstens einen Viertel des Subscriptionspreises höher setzen. Um alles von meiner Seite zu thun, das Anschaffen meiner iö Schriften zu erleichtern, ist folgender Preis festgesetzt. (Die sämmtlichen Werke werden gegen 12 Bände betragen und vielleicht einen mehr). Der Band wird zu 25 Bogen gerechnet. Der Subscriptionspreis eines Bandes ist 2 y 2 Schweizerfranken, oder Reichswährung 1. fl. 45. kr., sächsisch 1. Thlr. Nach Beendigung 20 der Subscription erscheint alle 3 Monate ein Band. Vier Bände machen eine Lieferung. I. 1.) Mein ältestes Volksbuch: Lienhard und Gertrud, und als dessen Anhang: 2.) Christoph und E l s e . II. 1.) Meine altern Fabeln, mit neuen vermehrt. 2.) Meine 2ß Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des menschlichen Geschlechts. 3.) Über Gesetzgebung und Kindermord. 4.) An den Ernst, die Unschuld und Edelmuth meines Zeitalters. 5.) Auszüge aus meinem Schweizerischen Wochenblatt und andre Aufsätze aus den letzten zwey Jahrzehenden des 30 vorigen Jahrhunderts. III. 1.) Fortsetzung dieser Aufsätze aus diesem Jahrhundert. 2.) Wie Gertrud ihre Kinder lehrt. 3.) Meine Ansichten über Armenbildung und Armenversorgung. 4.) Meine neuen Ansichten über Erziehung und das Eigene meiner vorgeschlagenen Erzie- 35 hungsweise. 5.) Gedrängte und bestimmte Darlegung der Erziehungs- und Unterrichtsmittel, welche sich in meiner Anstalt als gut und ausführbar bewährt haben, deren Bogenzahl wenigstens für jetzt nicht genau angegeben werden kann.

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Wer auf 20 oder mehr Exemplare eines einzelnen Buches oder Bandes für Schulen, um den dabey beabsichtigten Zweck zu erleichtern, subscribirt, erhält den Band á. 1 Schweizerfranken 35 Krzr. oder 1. fl. 20 kr. Reichswährg., sächsisch 18 Gr. 5 Später werden weder einzelne Bände noch einzelne Lieferungen ausgegeben. Sollten aber Regierungen oder Regierungsbehörden im Fall seyn, eine sehr bedeutende Anzahl einzelner Bände oder einzelner Lieferungen zu wünschen, und wäre der letzte Preis ihnen noch zu hoch, so würde man jeder billigen Forderung mögio liehst zu entsprechen suchen. Ich bitte, sich deshalb an mich zu wenden, und ich werde suchen, das Nöthige vereinigt mit Herrn Cotta einzuleiten. Außer der Schweiz und Deutschland ist die Subscription auch nach einem halben Jahr für die nämlichen Zwecke bey mir offen. 15

Freunde der Menschheit!

Erlaubt mir jetzt noch die wenigen Worte: Ich habe ein halbes Jahrhundert hindurch an Allem, was unser Geschlecht näher berührte, zwar in einem sehr engen Kreis und in sehr beschränkten Verhältnissen, aber doch warmen und thätigen Antheil ge20 nommen. Ich sah den großen Glückszustand der Völker und besonders meines Vaterlands in seiner ganzen Nichtigkeit. Ich sah die höchste sittliche, geistige und bürgerliche Verwilderung, in der unsere Geschlechter verblutet, wie Europa noch nie verblutete. Ich sah endlich das Volk unsers Welttheils durch Armuth, 26 Elend und Noth allgemein in eine Tiefe versinken, wie Europa's Völker noch nie so allgemein versunken sind. Freunde! Ich nahm durch mein Leben an den Begegnissen meines Zeitalters immer auf eine Weise Theil, die meine Kräfte überstieg. Ich berechnete bis auf heute, und ich bin jetzt 72 Jahre so alt, in allem meinem Thun nie genugsam meine Kräfte. Meiner jüngern, noch schwerern Tage nicht zu gedenken, stehe ich nun seit 16 Jahren und fast immer ohne Vermögen an der Spitze eines Erziehungshauses, das beynahe immer mehr als hundert Personen in sich faßte. Bald schien dieses Haus durch Handbietung, 85 die ich in meinen Umgebungen fand, sehr schnelle und weitführende Vorschritte zu machen, bald durch Mangel des Nothwendigen und den Verlust des Genoßnen wieder zu sinken. Aber

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ich war weder im Steigen noch im Sinken meines Hauses meiner Lage jemals genugsam gewachsen. Ich vermochte es nie, ihm in seinem Umfang die Richtung zu geben, die es bedarf, und aus ihm ganz zu machen, was es partiell ward. Viel Gutes ist aus ihm entstanden, aber die Kraft, das ganz zu thun, was ich fühle, daß 5 es hätte seyn sollen, mangelte mir immer, theils in mir selbst, theils äußerlich. Ich habe Vieles gelitten und mein Haus hat Vieles gelitten. Es ist ein Wunder, daß es noch steht. Aber es ist wichtig, daß es fortbestehe. Das Bedürfniß seiner Erhaltung und die Fortsetzung und tiefere Begründung unserer Versuche und 10 die Ausreifung des keimenden Segens derselben ist in diesen Tagen dringender als je. Der Welttheil fühlts selber. Die Noth der Armen, gegen die ich ein halbes Jahrhundert tiefer greifende Mittel der Linderung gesucht, ist jetzt schauerlich und allgemein eingetreten, und hat die Herzen vieler Menschen für eine höhere is Sorgfalt für die Verlaßnen ihres Geschlechts so allgemein geöffnet, wie ich dieselben durch mein Leben bey fernem nie offen gesehen. Sie hat den Sinn einer größern Sorgfalt von den Thronen bis in die niedern Hütten erweckt. Die menschliche Wohlthätigkeit scheint sich aus den Gräbern der unser Geschlecht 20 so allgemein verwahrlosenden Selbstsucht zu erheben und gleichsam von den Todten zu auferstehn. Wahrlich, man hört Stimmen des dießfalls auferstehenden, bessern menschlichen Geistes in allen Zungen und Sprachen. Einstimmig in ihrem Zweck, widersprechen sie sich aber in ihren Mitteln tausendfach, und wir 25 gefahren in gewissen Rücksichten einen b a b y l o n i s c h e n Wohlthätigkeitsthurm, der mit Mitteln nach dem Himmel hinauf zu steigen strebte, die sich ewig nie über die Wolken erheben. Wahrlich, die erwachende Wohlthätigkeit bedarf einer höhern Richtung, und es erhebt mein Herz, diese Richtimg im Geist und im 30 Herzen der Edlern meines Geschlechts allgemein mit einer K r a f t hervorbrechen zu sehen, wie ich sie in meinem Leben nie hervorbrechen gesehen, und ich hoffe, mein Zeitalter werde es mir nicht verargen, wenn ich auch in meiner Altersschwäche noch sehr daran hange, auch mein Scherflein zum Hervorbrechen des 35 bessern Tages, dessen Morgenröthe wir sehen, beytragen zu können. Nein, mein Zeitalter verargt es mir nicht. Ich weiß es, es bietet mir dafür liebreich die Hand. Selbst die ersten Monarchen muntern mich wohlthätig und theilnehmend auf, das, was ich der

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Menschheit noch leisten könnte, nicht mit mir vergraben zu lassen, und gehen mit ihrer Handbietung dem Publikum voran. Freunde der Menschheit! Das Werk meines Lebens steht schwankend und kraftlos in der Hand meines Alters. Es ist in Eurer 5 Hand, dasselbe zu stärken. Ihr werdet es thun. Ihr schlagt mir es nicht ab, durch Theilnahme an der Beförderung meiner Subscription noch das Scherflein, das ich für das Wohl der Menschheit in meiner Hand zu haben glaube, mit Hoffnung eines segensvollen Erfolgs auf den Altar der Menschheit und des Vaterlands 10 legen zu können. Iferten, im Monat März 1817.

Pestalozzi.

Rückblick

etwa Mai 1817

Bückblick

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Die Zeit meines Wirkens unter meinen Mitmenschen nahet ihrem Ziel. Schon ruht die Gefährtin meines Lebens, den Schwächen des Greisenalters unterlegen, im Grab. Ich werde, ich muß ihr in kurzem nachfolgen. Bald wird mein Auge sich schließen 5 und die Stunde vorüber seyn, in der es mir vergönnt ist, das noch fortzusetzen und zu vollenden, was mir durch mein Leben das Heiligste war. Ich habe der Erziehung, der Armuth und Unbehülflichkeit meines Geschlechts zu leben gesucht. Ich habe die Mittel, die Volksbildung und den Volksunterricht zu vereinfachen 10 und häusliches Glück durch Einsicht, durch Wohlwollen, durch bildende, würksame Theilnahme unter allen, auch unter den ärmern meiner Mitmenschen, allgemeiner zu machen gesucht. Mein Bestreben ist im Lauf meines Lebens durch die Umstände, welche die traurige Zeit unruhiger, gewaltsamer und leiden15 schaftlicher und vorzüglich irreligiöser Tage der Welt und des Vaterlands hervorgebracht, und durch viele andere mich persönlich und mein Haus als Erziehungsanstalt berührende Verhältnisse und individuelle Umstände aufgehalten, gelähmt, verwirrt und mehr als unscheinbar gemacht worden. Sein Seegen ist 20 nicht wie ein milder Thau auf die mich umgebenden Fluren gefallen; nein, er träufelte wie der Most, der unter dem Kälter aus unreifen Trauben gepreßt wird, langsam und unscheinbar auf seinen Boden hinab, und ging vielseitig und lange im Koth seiner Umgebungen verloren. 25 Nur spät wartete meiner ein besseres Schicksal. Lange, sehr lange ward mein Thun ganz mißkannt. Es mußte wohl mißkannt werden. Es sprudelte sichtbar aus Quellen hervor, deren Ungenügsamkeit nur durch Thatsachen und Maßregeln besiegt werden konnte, die aus dem Werk selber hervorgehen mußten, und 30 diese ließen sich, wenn man auch dazu geneigt gewesen wäre, nicht wohl zum voraus erkennen. Das war aber nicht der Fall, das Wesen unsers Thuns lag hinter dem dichten Schleyer einer ungeistig und ungemüthlich mißstimten Zeitansicht tief verborgen. Das Unwesentliche desselben hingegen, seine zufälligen 35 Schwächen und Lücken, kurz alles, was der äußerlichen Erscheinung unsers Thuns mangelte, lag offen am Tag, und sprang gleichsam jedermann von selbst in die Augen. Ich klage auch nicht darüber. Es gibt Fälle und Lagen in der Welt, die dem Zeitgeist und allem, was in Übereinstimmung mit ihm geschieht, 4 Peatalozzi Werke Bd. 25

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Rückblick

so fremd sind, daß auch die höchste Unbefangenheit ihrethalben nicht einmal mehr auf den Gedanken kommt, daß das Gegentheil davon naturgemäß sey und geschehen sollte. Der äußere Schein war ganz wider uns, und wo geht die Welt jemal tiefer als auf diesen? Aber es war nicht nur der Schein, 5 es mangelte uns zwahr nicht bloß in unseren Umgebungen, sonder würklich in uns selber vieles, sehr vieles, dessen Dasyn zu einer soliden Begründung der allmählig sicher vorschreitenden Bearbeitung unsers Werks [und] unsers Thuns wesentlich nothwendig gewesen wäre. Wir lebten dabey auch nicht ganz ohne Anmaßung. 10 Die Welt aber verzeiht schwachen und unreifen Versuchen, die das öffentliche Urtheil noch nicht für sich haben, auch nur den Schein der Anmaßung nicht gern. Sie ist in diesem Fall selten gerecht. Die Folgen von diesem allem würkten gewaltsam gegen meine 15 Ruh, gegen mein Glük und gegen den Seegen meines Thuns, und brachten es dahin, daß ich mich by diesem Gang meiner Versuchen, durch die Härte näherer und fehrnerer Umgebungen gebogen, windend und mühselig gegen mein Zihl hindrengen [mußte], wie sich ein Wurm im verhärteten Koth gebogen, windend und müh- 20 selig gegen sein Zihl hindrengt. Mein Loos war mir geworffen. Von Stantz und Burgdorf an bis in meine letzten Jahre in Iferten sah man auch beym anscheinenden besten Erfolg meines Thuns nichts als eine schwärmerische Anstrengung, die wegen ihrer innern Gehaltlosigkeit sich in sich selbst aufreiben mußte, 25 und alljährlich erneuerten sich die öffentlichen Versicherungen allgemein, meine Anstalt sey an ihrem Einstürzen, und ihre Auflösung vor der Thür. Es war aber auch wirklich gegen alle menschliche Wahrscheinlichkeit, daß sich mein Haus in den Umständen, in denen es war, erhalten könne. Jedermann sah dasselbe in so seiner Schwäche, in seiner Unbehülflichkeit und in innern Reibungen, die aus der Ungleichheit und Vielseitigkeit seiner zum Theil unreifen, aber vielseitig kraftvoll und lebendig erweckten Kräften hervorgiengen, den unermeßlichen Schwierigkeiten seines Emporkommens mit nie genugthuenden Kräffben entgegen- 35 kämpfen, und unter Gefahren, die wie ein Schwerdt, das an einem Haar angebunden, ob seinem Haupt schwebte, da stehen. Indessen waltete ein höheres Schiksahl ob uns, und forthin gewann es mit jedem Jahr in unsrer Mitte ein festeres Funda-

Rückblick

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ment. Das Wesen, worauf es ruhte, bewährte sich allmälig auf eine Weise, die die allmälige Aufmerksamkeit einiger tieferer Denker und ernsterer Freunde der Menschheit und der Erziehung auf sich zog. Sie konnte nicht anders, denn es war würklich vieles 5 geleistet. Niederer durchforschte edel und hochherzig, aber alleinstehend das Wesen unsers Strebens in seinem ganzen Umfang mit der psychologischen Kraft, die ihm eigen ist, und lebte ganz in der Tiefe dieser Nachforschungen und für sie. Krüsi befolgte die 10 elementarischen Ansichten unsrer Methode mit kindlichem Sinn. Leuzinger und mehrere bewährten ihren Werth in mathematischer Form, Ramsauer in artistischer, Nägeli in musikalischer, mehrere in geographischer und gymnastischer Form. Stern und Marx bewähren sich in ihrem Einfluß auf den Unterricht in den 15 alten Sprachen. Das Elementarische der Muttersprachen war früher schon ein Vorwurf meiner Nachforschungen und einiger der ersten Glieder unseres Hauses; es wird jez nach dem langen Unterbruch desselben, dessen Ursachen ich nicht berühre, wieder mit erneuertem Eifer betrieben werden. 20 Wir gingen indessen weiter, mitten im Stillstellen von vielem Angefangenen und in den Anfängen Gelungenen in anderem vorwerts. Wir suchten die Ansichten unsrer einzelnen Versuche mit den allgemeinen Ideen, die uns leiteten, in Übereinstimmung zu bringen. Wir suchten den Einfluß der elementarischen Verstan26 des- und Kunstübungen mit dem Wesen der elementarischen Sittlichkeits- und Religiositätsbildung, und hinwieder diese mit der elementarischen Verstandes- und Kunstbildung in Übereinstimmung zu bringen. Niederer stand hierin wieder an der Spitze. Er prüfte, unerreichbar für viele dem Standpunkt unserer wirk30 liehen Gemeinkraft weit voreilend, unser Werk geistig in der Tiefe seines innern Wesens. Wer ihn erkennt, steht höher als unser Gesammtwirken. Wir müssen hinter ihm zurückstehen. Die Schritte unsrer Stunde sind durch die Wahrheit der Schranken unsers wirklichen Seyns gebunden. Wir können ihn nicht 35 erreichen. Aber früher oder später, und wenn auch hinter meinem Grab, wird unser gegenwertig mögliches und nothwendiges Treiben eins werden mit dem vorgeeilten seinigen und mit allem dem, das noch kommen soll und kommen muß. Ich selber kan Niederer heute nicht folgen. Ich stehe in theo-

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Rückblick

retischer u n d p r a k t i s c h e r H i n s i c h t in m e i n e r K r a f f t h i n t e r i h m wie h i n t e r m e i n e m g a n z e n H a u s z u r ü c k . So wie ich w a r , so wie ich i n m e i n e n Verheltnissen d a s t a n d u n d v o n i h n e n g e d r e n g t w a r , i m G r a b e n , d e n ä u ß e r e Gewalt m e i n e r U m s t ä n d e n [schuf], u n d z u m Theil v o n i h n e n zerrissen, k o n t e [ich] f ü r m e i n H a u s 5 n i c h t s weiter t h u n als m i t l i e b e n d e m H e r z e n a n z u r e g e n , zu bel e b e n u n d zu erwecken, w a s n u r in d u n k l e r A h n u n g in m i r selbst lag. I c h t h a t d a s . I c h r e g t e a n , ich belebte, ich erweckte. A b e r die A n g e r e g t e n , die B e l e b t e n , die E r w e c k t e n wollten m e h r . Sie wollt e n , d a ß ich selbst d a s sey u n d d a s gebe; s[ie wollten, d a ß ich] 10 v o r s c h r e i t e n m a c h e , w a s ü b e r [das h i n ] a u s g e h t , w a s in m i r selbst ligt. I c h k o n t e es n i c h t geben, ich k o n t e sie n i c h t befriedigen. D a s w a r d a b e r n i c h t allgemein m i t s c h o n e n d e r Liebe g e t r a g e n . I c h d u r f t e es a u c h n i c h t e r w a r t e n . E s w a r m e i n U n g l ü c k , d a ß ich in m e i n e n j ü n g e r n krafffc vollen [ u n d ] r e i f e r n J a h r e n n i c h t is d a h i n gelangen k o n n t e , m e i n e Zwecke, wie es d a s I d e a l m e i n e s L e b e n s w a r , in d e r R u h e u n d E i n f a c h h e i t einer stillen, v o n allem Weltgeräusch entfernten Armenanstalt durchsetzen zu können, s o n d e r n m i c h v i e l m e h r d u r c h d e n g e b i e t e n d e n W e l t d r a n g einer P e n s i o n s a n s t a l t u n d aller i h r e r A n s p r ü c h e u n d allen W i r r w a r r 20 i h r e r ä u ß e r n u n d i h r e r i n n e r n E r s c h e i n u n g gleichsam gegen m e i n e N a t u r zu d e m s e l b e n d u r c h w i n d e n m u ß t e . D a es a b e r also w a r , blieb m i r b e y m i n n e r n D r a n g meines H e r z e n s f ü r die wesentliche A n s i c h t d e r Volks- u n d d e r A r m e n b i l d u n g n i c h t s ü b r i g , als m i c h m i t t e n i m D r a n g aller ä u ß e r n V e r h ä l t n i s s e meines U n t e r n e h - 25 m e n s d e n N a c h f o r s c h u n g e n dieser A n s i c h t e n m e i n e s Gegens t a n d s h i n z u g e b e n , wie die d u r c h u n s e r e B e m ü h u n g e n sich erh e i t e r n d e G r u n d s ä t z e d e r M e n s c h e n b i l d u n g in d e m e n g e r n K r e i s des häuslichen L e b e n s a n z u w e n d e n [seien], wie sie b e s o n d e r s d e r N o t h u n d d e r A r m u t h [entgegenwirken sollten]. so

Hauptgrundsätze der Methode

Frühjahr 1817

Hauptgrundsätze der Methode

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Nachdem ich durch die Güte meines Schöpfers ein Alter erreicht habe, zu welchem der größte Theil der Menschen nicht zu gelangen pflegt, sehe ich noch einmahl auf meine oft so mühevolle Laufbahn zurück, prüfe das Ziel, das ich mir vorgesetzt, wie weit 5 ich mich ihm genähert habe, und was ich mit dem einen Fuß im Grab dafür noch thun kann. Noch in meinem 72. Lebensjahr schlägt mein Herz für Menschenwohl so warm und kräftig, als in der Fülle meiner Lebenskraft, und noch ist meine Überzeugung eben so fest und unwanio delbar, daß nur durch eine gute, naturgemäße Erziehung dem einzelnen Menschen, wie dem ganzen Geschlecht kräftig aufgeholfen, und die von dem Schöpfer so weise als gütig vorgesetzte Bestimmung desselben erreicht werden könne. I n dieser Überzeugung habe ich bisher meine Erziehungsanstalt fortgesetzt, nicht 15 als Mittel, meinen Unterhalt dadurch zu verdienen, denn für meine Person habe ich kaum so viel ausgegeben, als der geringste meiner Lehrer, sondern um Gutes zu wirken und das durch die That an mir selbst zu lehren, was ich andern als ihre Pflicht aufstellte. Ich habe mit meinen Zöglingen und Lehrern die ein20 fache, aber nahrhafte Kost getheilt und nicht delikate feine Genüsse in der Stille mir wohl schmecken lassen; ich habe früh und spat gearbeitet, kurz, mein ganzes Leben und Seyn der Jugend und ihrem Wohl aus einem wahren Bedürfnis meines Herzens gewidmet, und will es Gott, wird es so bis zu meinem letzten 25 Athemzug bleiben. Außer meiner Erziehungsanstalt glaubte ich auch noch vor meinem Hinscheiden durch eine neue Ausgabe meiner Werke meinen Ansichten und Erfahrungen über Erziehung eine größere Publicität und Wirksamkeit geben zu müssen, und wünschte 30 meine Laufbahn damit zu beschließen, daß ich die Summe Geldes, welche mir diese Werke in der neuen Auflage gewähren, theils zur Fortdauer meines hiesigen Erziehungshauses verwende, theils eine wohlthätige Anstalt ganz abgesondert von meinem Institut gründe, welche auch nach meinem Tode der Armuth durch Aus36 bildung ihrer Kräfte zweckmäßig aufhilft. Die Theilnahme, welche mir Kaiser, Könige und Fürsten und so viele edle Privatpersonen bey der Ankündigung meines Plans bewiesen, rührte und erfreute mich so, daß ich meinen Schöpfer preise, der mir an dem Abend meines Lebens eine so frohe Aussicht zeigt, nicht für meine Per-

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son, n i c h t f ü r m e i n e n einzigen E r b e n , s o n d e r n f ü r d a s W o h l d e r M e n s c h h e i t , d e m m e i n e G e i s t e s k r a f t , m e i n H e r z u n d m e i n zeitliches V e r m ö g e n g e w i d m e t w a r . U m a b e r diese Zwecke i n s g e s a m t erreichen z u k ö n n e n , besonders i n einem Alter, wo m a n die A u s f ü h r u n g seiner P l ä n e n i c h t 5 sorglos verschieben d a r f , u n d u m d e n n o c h d e n V e r p f l i c h t u n g e n n a c h k o m m e n zu k ö n n e n , die ich gegen m e i n e geliebte Zöglinge u n d d e r e n v e r e h r t e E l t e r n eingegangen bin, h a b e ich zwei Gehilfen, H e r r n W i l h . L a n g e , f r ü h e r h i n R e c t o r a n d e r l a t e i n i s c h e n Schule in Züllichau in d e r N e u m a r k u n d eifriger F r e u n d m e i n e r 10 M e t h o d e , u n d H e r r n J . S c h m i d , m e i n e n ehemaligen Zögling, u n d seit vielen J a h r e n L e h r e r m e i n e r A n s t a l t , m i r zugesellt. D e r erster e w i r d u n t e r m e i n e r L e i t u n g u n d G e n e h m i g u n g alles, w a s d e n U n t e r r i c h t , dessen p l a n m ä ß i g e E i n r i c h t u n g u n d B e a u f s i c h t i g u n g , u n d die moralische F ü h r u n g m e i n e r L e h r a n s t a l t b e t r i f f t , besor-15 gen; H e r r S c h m i d a b e r vorzüglich m i t d e r L e i t u n g u n d B e s o r g u n g des Ökonomiewesens, d e r Correspondenz u n d w a s d a h i n einschlägt, sich befassen. D a eine löbliche M u n i c i p a l i t ä t d e r S t a d t Y v e r d o n d e n H e r r e n S c h m i d u n d L a n g e a u c h n a c h m e i n e m T o d d a s a n s e h n l i c h e hiesi- 20 ge S c h l o ß g e b ä u d e u n e n t g e l t l i c h verwilligt h a t , u m m e i n e L e h r a n s t a l t f o r t z u s e t z e n , so h a b e n die v e r e h r t e n E l t e r n m e i n e r gel i e b t e n Zöglinge d a r i n zugleich einen s p r e c h e n d e n Beweis, d a ß diese m e i n e G e h ü l f e n d a s öffentliche Z u t r a u e n besitzen, u n d u m so m e h r w i r d es i h n e n F r e u d e m a c h e n , d a ß sie a u ß e r m i r n o c h 25 zwey j u n g e , k r ä f t i g e , einsichtsvolle, b r a v e M ä n n e r h a b e n , die i h n e n f ü r die V e r p f l i c h t u n g e n v e r a n t w o r t l i c h sind, die wir ü b e r n o m m e n h a b e n . E b e n so sehr hoffe ich, d a ß es d e n v e r e h r t e n E l t e r n m e i n e r geliebten Zöglinge a n g e n e h m s e y n wird, n u n m e h r die Z u s i c h e r u n g z u h a b e n , d a ß die E r z i e h u n g i h r e r lieben K i n d e r 30 d u r c h m e i n e n T o d n i c h t u n t e r b r o c h e n wird, w a s n a c h m e i n e m E r a c h t e n v o n der g r ö ß t e n W i c h t i g k e i t ist, d a m a n die Erzieh u n g s v e r h ä l t n i s s e n i c h t so u n b e s c h a d e t wechseln k a n n , wie m a n ein K l e i d u n g s s t ü c k wechselt. I m m e r b e k l a g t e ich diejenigen mein e r Zöglinge, die o f t schon vier bis f ü n f E r z i e h u n g s a n s t a l t e n i n 35 wenigen J a h r e n d u r c h l a u f e n h a t t e n , i n i h r e m I n n e r n u n b e f r i e d i g t u n d gegen herzliche, f r e u n d s c h a f t l i c h e Verhältnisse gleichgültig g e w o r d e n w a r e n , w o z u ein solches pädagogisches W i r t h s h a u s l e b e n n o t h w e n d i g f ü h r e n m u ß . E l t e r n , die diese M a x i m e in d e r

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Erziehung ihrer Kinder befolgen, dürfen daher, weder von meiner noch irgend einer Erziehungsanstalt, die seegensreichen Folgen sieh versprechen, die sie wünschen, und müssen sich, und nicht die Lehrer anklagen, die nur auf kurze Zeit ihre Kinder höchstens 5 beobachten, aber nicht bilden konnten. Da mein Wunsch und Wille ist, daß meine genannten Gehülfen und Nachfolger meine Methode auch nach meinem Tode anwenden, und wo möglich verbessern, so lege ich mit wenigen Worten die Hauptgrundsätze derselben hier als den Maaßstab nieder, 10 wornach sowohl mein, als meiner Gehülfen Thun gewürdigt und beurtheilt werden soll, und woraus die Verpflichtungen fließen, die wir in Beziehung unserer Zöglinge übernahmen*). 1. Das ganze Erdenleben des Menschen ist ein Stand der Erziehung, in welchem nach dem Willen unseres Schöpfers die 15 Kräfte und Anlagen für die Ewigkeit ausgebildet werden sollen. Die Verhältnisse, in denen der Mensch hienieden lebt, sind als Zwischenstufen und Hülfsmittel zu seiner eigentlichen und ewigen Cultur zu betrachten und dürfen nicht übersehen, nicht vernachlässigt werden; aber sie müssen, ohne idealisch sich zu verlieren, 20 dem Hauptzweck der Bildung für die Ewigkeit untergeordnet und angereihet werden. 2. Moralität und Religiosität, aus der Vernunft und Offenbarung abgeleitet, müssen nothwendig die Basis aller Mittel seyn, welche diesen erhabenen und ewigen Zweck der gesammten 25 Menschheit erreichen sollen, und eine Erziehung ohne dieselbe, oder welche ihnen eine untergeordnete Stelle anweist, ist in meinen Augen ein Unding, und eine Absonderung der Religion von dem Leben und Weben der Menschen, um sie allein in einzelne religiöse Handlungen zu setzen, ein leider häufiger Fehlgriff der 30 Erziehung, der sich schwer zu rächen pflegt. *) A n m e r k u n g . Es ist überflüssig zu bemerken, daß ich hier keine wissenschaftliche Darstellung meiner Methode, weder geben will noch darf, sondern daß ich vorzüglich bezwecke, eine klare Ansicht von unsern Grundsätzen und unserer Handlungsweise 85 den Eltern mitzutheilen, die ihre Kinder mir anvertrauen wollen. Ich bin in meinem Leben so oft mißverstanden worden, daß ich ängstlich meine Ausdrücke abwägen sollte, wenn je in meinem Charakter eine solche kluge Umsicht erzeugt werden könnte.

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Hauptgrundsätze der Methode

3. Die instinktartige Liebe des Kindes zur Mutter, dessen Wohlwollen für alles, was es umgibt, seine heitere Unbefangenheit sollen ihm durch eine naturgemäße Erziehung erhalten werden, indem die Personen, welche das Kind umgeben, ihm Liebe und Wohlwollen bezeugen und ein musterhaftes Betragen beobachten, 5 damit die erwachende Sinnlichkeit und der herrschsüchtige Egoismus sogleich an die Herrschaft des kindlichen guten Gemüths und an die Forderungen der Religion Jesu gewöhnt werden. 4. J e mehr dem Kind Gelegenheit gegeben wird, seine Einsichten zu bereichern und zu berichtigen, indem es eigene Beob- io achtungen und Erfahrungen macht, je mehr man ihm Spielraum zur Anwendung und Entwicklung seiner Kräfte gibt, wozu es bewußtlos von der Natur genöthigt wird, desto glücklicher ist das Kind und desto gutmüthiger bleibt es. 5. Gewöhnlich ist bey dem Unterricht der einzige Zweck, ge-16 wisse Kenntnisse der Sprachen, der Geographie u.s.w. dem Kinde beyzubringen. Da es sich aber häufig im Leben zeigt, daß wir weniges von dem, was wir in der Schule gelernt haben, gebrauchen und gebrauchen können, hingegen überall ein gesunder Verstand, eine richtige Urtheilsgabe erfodert wird, um in allen Vorfällen 20 des Lebens sich mit Einsicht helfen zu können, und da ein großer Theil unserer Kenntnisse mit unseren irdischen Lebensverhältnissen in das Grab sinkt, hingegen unser Geist sich zur Urquelle unseres Daseyns und zur Unsterblichkeit aufschwingt, so ist meine feste, unwandelbare Überzeugung, daß in jedem Unterricht 25 bestimmte Kenntnisse, die für das Leben nöthig sind, müssen entwickelt, beygebracht und recht gründlich gelernt werden, daß aber dabey die Vervollkommnung, die Stärkung der geistigen Anlagen und des Gemüths überhaupt ganz vorzüglich müssen berücksichtigt werden. 30 6. Anstatt daß man in dem Unterricht sich beynahe ausschließlich an das Gedächtnis hält und Schüler viel ihnen Unverständliches auswendig lernen läßt, so daß das Lernen ihnen die ärgste Plage wird, glaube ich vielmehr, daß Kinder einen ganz besonderen Drang [haben], sich zu unterrichten und zu lernen. 35 Aber jeder Unterricht muß bey dem ersten Anfangspunkt der Wissenschaft anfangen, den das Kind begreift, und durch eine geschickte Leitung des Lehrers muß es veranlaßt werden, selbst die daraus fließende Wahrheit aufzusuchen und zu finden, und

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die Freude, die es dabey hat, muß es anspornen, weiter zu forschen. Das Kind soll den Lohn seines Forschens und Lernens in dem Lernen selbst finden, und für sein ganzes Leben das Bedürfnis, in allem Guten und Wissenswerthen weiter zu streben, fühlen 5 lernen, was ich mit den Worten der Schrift ausgedrückt heiße: Gott sein Leben weihen. 7. Ich glaube nicht, daß Carcer, Fasten, der haselne Schulscepter, gute Punkte, Orden und wie alle künstlichen und unnatürlichen Treibhausmittel der Pädagogik heißen, jenem innern 10 Princip der geistigen Thätigkeit das Gleichgewicht halten, und ich erkläre hier öffentlich, daß ich nie dazu meine Zuflucht habe nehmen müssen. Ich bin überzeugt, daß, sobald der Lehrer seinen Stand nicht als einen Nothstand ansieht, den er mit jedem andern gerne vertauschen möchte, wenn er sein Leben dem Wohl seiner 15 Schüler wirklich uneigennützig und liebevoll weiht und wenn er von Seiten des Geistes und Gemüths achtungs- und liebenswürdig ist, daß nicht leicht ein kindliches Gemüth der kräftigen Einwirkung des guten musterhaften Beyspiels des Lehrers widerstehen könne; und diesen Glauben an die Güte der menschlichen 20 Natur, den einzelne unglückliche Ausnahmen nicht umstoßen werden, hoffe ich mit mir ins Grab zu nehmen. 8. Ich erkläre feyerlich, daß ich mich und meine Methode des Unterrichts nicht im Gegensatz und Kampf mit dem Bestreben und Bemühen der rechtschaffnen, frommen, einsichtsvollen 25 Schulmänner glaube, die das unveränderliche Ziel der Menschheit vor Augen haben, die ihren Unterricht der Natur des Menschen und der Wissenschaft gemäß einrichten, Wahrheit suchen und lieben, und großmüthig der aufblühenden Jugend ihr Leben weihen. Ich reiche ihnen herzlich und aufrichtig die Hand, und wün30 sehe ihrem Bemühen Gottes reichen Segen und fröhliches Gedeihen. Nach diesen wenigen Grundsätzen, die ich hier aussprechen konnte, ergiebt sich also als Hauptcharakter meiner Methode: Erhaltung der frommen kindlichen Gefühle des Kindes, Erhe35 bung zur Religion und Tugend mit vollem Bewußtseyn und Erkenntnis seiner Pflichten, Beförderung einer frohen, heitern Selbstthätigkeit des Kindes, Beförderung des eignen Forschens und Nachdenkens und daraus Beybringung der Kenntnisse und Geschicklichkeiten, welche das Leben erfodert.

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Gerne gestehe ich ein, daß ich oft hinter meinem Ziel zurückblieb, wahrlich nicht, weil es mir an dem Willen und an dem Eifer, wohl aber an den Mitteln fehlte, welche nöthig waren. Nie verbarg ich daher meine Schwäche und das, woran es meiner Anstalt fehlte. Freyen Zutritt hatte zu allen Lehrstunden, wer 5 sich für Unterricht und Erziehung interessirte; es bedurfte bey mir keines Empfehlungsbriefs, um das Innerste meines Hauses zu sehen; ich bestimmte keine Stunden der Zulassung, um Paradeeinrichtungen zu machen, und so denke ich es ferner zu halten. Geduldig habe ich oft schiefe, einseitige, verunglimpfende, ab-10 sprechende Urtheile ertragen, obgleich nur der eigentlich ein Urtheil abzugeben hätte, der wie ich sein physisches und geistiges Leben uneigennützig der Menschheit gewidmet hat, und den Erwerb seines Bemühens der Armuth als Opfer hinterlassen will. Weit öfter habe ich hingegen in den Besuchern meiner Anstalt 15 geist- und kenntnisreiche vortreffliche Menschen kennen gelernt, deren Beyfall mich ermunterte, deren R a t h mir nützlich war. Dies und das Bedürfnis meines Herzens, welches mich zur Jugend hinzieht, bewegen mich, mein Institut nicht nur fortzusetzen, sondern ihm, durch Berufung noch einiger geschickter Lehrer, mehr 20 Ausdehnung und Wirksamkeit zu geben. Hier muß ich noch eines Einwurfs erwähnen, der manchmal meiner Methode gemacht wird und der manchen Personen sehr wichtig erscheint. Es gibt Menschen, die, im Denken wenig geübt, nicht nach den Grundsätzen einer Wissenschaft, sondern lediglich 25 nach ihrem äußern und dabey glänzenden Erfolg fragen, um über ihren Werth oder Unwerth abzusprechen. Mit gewichtiger Miene fragen sie: «Welche großen Männer sind aus Pestalozzis Schule hervorgegangen? Wir bemerken keine, also . . . » Menschen, die so schließen, braucht man eigentlich nicht zu antworten, denn 30 eine Methode, welcher klar ausgesprochene Grundsätze zur Basis dienen, ist gut, wenn dieselbe, aus der Natur des Gegenstandes geschöpft, ihrem Wesen genau entspricht und den Regeln des Denkens gemäß ist. Bringt sie keine Wirkung hervor, so ist das Urtheil kein anderes als: «Die Sache ist gut, sie ist aber in unge- ss schickten Händen, und darum leistet sie nichts.» Was übrigens die großen Männer, insbesondere die Gelehrten und Künstler betrifft, welche ihr Fach erweitern und vorwärts bringen, so glaube ich, daß ihre Zahl immer kleiner ausfallen wird, je größer die

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Fortschritte sind, welche die Menschen in Künsten und Wissenschaften gemacht haben; denn die Schwierigkeiten sind ungleich größer, als sie vor hundert Jahren waren, und es wird eher tausend geschickte Maler geben, ehe ein Raphael wieder erscheint. 5 Ferner: die gelehrten Anstalten, die in großen Staaten Millionen kosten, die Jahrhunderte schon bestehen, deren zeitliche Geld- und Ehrenbelohnungen einen so großen Sporn für vorübergehende Anstrengung gewähren, haben diese irgend einmahl die großen Männer in großer Menge erzeugt ? Oder haben sich in den 10 letzten 25 Jahren, welche in den Annalen der Welt entweder mit dem Blut der muthwillig gemordeten, oder mit den Thränen der Wittwen und Waisen geschrieben sind, in ganz Europa viele große Männer in Künsten und Wissenschaften hervorgethan? «Ubi arma silent musae» war leider von je her wahr, und diese 15 traurige Periode hat nur die Mord- und Surrogatenwissenschaft weiter gebracht. Endlich kann ich noch eine Bemerkung gegen jene Argumentation über meine Methode machen, womit ich schließe. Seit 15 Jahren übe ich meine Methode. Meistens zwischen dem 8. und 20 lOten Jahr wurden mir Zöglinge anvertraut, und nach 4-5 Jahren aus Beweggründen, die in den häuslichen und ökonomischen Verhältnissen der Eltern ihren Grund hatten, zurückgenommen. Von solchen Zöglingen läßt sich kein reines Erfahrungsresultat ziehen, da man in gelehrten Schulen auf die Erlernung der alten Spra25 chen 8-9 Jahre zu verwenden für nöthig hält. Derer aber, die einen Kursus der Erziehung ganz bei mir vollendet haben, sind sehr wenige, und davon stehen diejenigen, welche gleich anfangs in meine Erziehungsanstalt traten, höchstens in ihrem 24. Jahr, ein Alter, wo man von hoffnungsvollen Jünglingen, nicht aber 30 von großen Männern zu sprechen pflegt, die bey vorgerückterem Alter der Reife sich zu beurkunden pflegen. Doch ich will durchaus mir kein kleines bequemes Ziel stecken, ich will etwas Großes, etwas Wohlthätiges für die Menschheit bewirken, und ich habe willig die Opfer gebracht, die ein Mensch 35 bringen kann, und diesen Bemerkungen nur insofern Raum gegeben, als es nöthig ist, einseitigen Argumentationen das entgegen zu setzen, was sie als solche zeigt. Wenn ich übrigens in meiner Anstalt keine großen Männer gebildet habe, so gereicht es mir doch zum hohen Genuß, daß

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so viele Eltern mir nach Jahren danken, daß ihre Kinder das Glück ihres Lebens machen; daß meine Schüler in der größten Ferne meiner mit Liebe gedenken und aus dem fernsten Norden und Süden Beweise dieses Andenkens mir senden, indem sie sich meiner Liebhaberey für Mineralogie erinnern und meine Samm- 5 lung bereichern. J a , ich bin stolz, daß das Benehmen meiner Zöglinge einen sterbenden Vater, der mich und mein Thun gar nicht kannte, bewegte, mir seine unmündigen drei Kinder zu vermachen, um ihnen Vaterstelle zu vertreten; daß Mütter in dem schmerzlichen Gefühl des nahenden Todes und der Trennung von 10 ihren geliebten Kindern mich und meine Anstalt kennen zu lernen suchten und getroster dem ernsten Schritt entgegengingen, da ich meine schwachen Kräfte ihren Geliebten zu weihen versprach. Wer mich persönlich kennt, wird diese Äußerung gewiß nicht in einer elenden Ruhmredigkeit suchen, sondern in dem Gefühl der 15 Nothwendigkeit, doch zuweilen zu zeigen, daß man auf wichtig scheinende Bemerkungen etwas zu sagen habe, was doch noch wichtiger ist. Die Meynung, daß Schüler, die in meiner Anstalt gelebt haben, nicht wohl in andere Lehranstalten zu ihrer Fortbildung treten 20 könnten, was ihnen ihres künftigen Berufs wegen nöthig seyn kann, ist eben so irrig. Ich habe vielfältig das Gegentheil gesehen; auch glaube ich, daß es ohne Erfahrung schon sehr begreiflich ist, daß ein Jüngling, der durch seine Umgebung und Lehre zur Frömmigkeit und Tugend angeführt, durch eine liebe- 25 volle Behandlung in kindlicher Gutmüthigkeit fortlebte, dem Fleiß und Thätigkeit Bedürfnis wurden, und der, was er thut, mit Überlegung vollbringt, in jeder Lehranstalt sich zurecht finden und die Liebe eines guten unpartheiischen Lehrers gewiß verdienen wird. Man lasse ihm nur Zeit, sich über den neuen Gang 30 des Unterrichts zu orientieren, und vorzüglich suche man an ihm nicht zum pädagogischen Richter zu werden, um zu beweisen, daß die pestalozzische Methode nichts taugt, wozu keine große Geschicklichkeit von Seiten des Lehrers gehört. . . . : durch verfängliche Fragen und spitzfindige Distinctionen u.s.w., die ich 35 vielleicht ebenso wenig als einer meiner Schüler beantworten könnte, weil ich, bey Verwendung meines Lebens auf wichtigere Zwecke, zu solchen Grübeleyen keine Zeit hatte, auf die ein tüchtiger Schulmann und guter Erzieher auch nur den Werth

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legt, den sie in Beziehung auf andere wichtige Gegenstände haben, und wo sie ganz an ihrer Stelle seyn können aber gewiß nicht, um die Anlagen und den Standpunkt eines Jünglings zu bestimmen und über eine Erziehungsmethode abzusprechen. 5 Nach dem, was ich vorausgeschickt habe, bleibt mir nur noch einiges zu sagen übrig, das vorzüglich den Eltern wichtig ist, die bereits ihre geliebten Kinder mir anvertraut haben oder mir dieselben anvertrauen wollen, und [das] alle Auskunft über meine Lehranstalt gibt, die so oft begehrt wird. 10 1. glaube ich, daß es am besten sey, frühestens in dem 7ten, spätestens im lOten, I l t e n J a h r Kinder mir anzuvertrauen, und sie bis zum 15. J a h r mir zu lassen, aus Gründen, davon ich einige früher berührt habe, wenn ich imstande seyn soll, zum Wohl der Kinder etwas zu thun; 15 2. ist sehr zu wünschen, daß die Zöglinge im Frühjahr oder Herbst eintretten, wo die Lehrcurse bestimmt werden und die Klasseneintheilung stattfindet, also für jeden E i n t r e t e n d e n sogleich alle zweckmäßigen Anordnungen in vollem Umfang möglich sind. Da jedoch Geschäftsmänner den Augenblick benutzen 20 müssen, wo sie von Haus abkommen können, so ist dies bloß ein Wunsch, und keine ausschließende Bedingung. Da der Körper die Ausbildung des Geistes und Gemüths sehr erleichtern oder hindern kann, so fange ich mit dem an, was für unsere Zöglinge in dieser Hinsicht geschieht, und bemerke, daß 25 sie in meinem Hause eine einfache, wohlschmeckende, reichliche Kost finden, die ich und meine Lehrer mit ihnen theilen, so daß sie nicht nur für das reife Alter hinreicht, sondern auch dem jugendlichen Wachsthum genügt. Zwischen Arbeit und Erholung lasse ich das richtige Verhältnis sorgfältig beobachten, damit Kör30 per und Geist, als freundliche Gefährten, sich unterstützen, aber keines auf Kosten des andern lebt. Außer der gesunden, naturgemäßen Ernährung des Körpers wird für die Ausbildung der Körperkräfte, für Abhärtung und Ausdauer, durch zweckmäßige Übungen gesorgt, und unter ge35 höriger Aufsicht der sprudelnden Lebenskraft des Kindes ein angemessener Spielraum gelassen. Daraus erklärt sich zum Theil, daß meine Zöglinge so leicht zu regieren sind, weil sie dem Drang der Natur zur Körperausbildung folgen dürfen. Die große majestätische Natur der Schweiz, die zu sehen und bewundern jährlich

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Hunderttausende verreist werden, spricht das Kind erhebend an, und Spaziergänge in den Gebirgen wirken ungemein wohlthätig auf die Entwicklung des Körpers und Geistes, wovon wir hundertfältige Proben haben, die durch gymnastische Übungen außerdem noch pädagogisch unterstützt werden. 5 F ü r Körperpflege durch Reinlichkeit wird nicht minder Sorge getragen, und im Sommer durch eine treffliche und ganz gefahrlose Badeanstalt im Neufchateler See, und außerdem in einem Heilbad, eine Viertelstunde von der Stadt, alles erreicht, was nur für die Gesundheit zu wünschen ist. Ein schöner ebener Platz, 10 mit 100jährigen Kastanienalleen umgeben, dient als Spielplatz und dürfte wohl in der Schönheit, verbunden mit dem Anblick der nahen Gebirge und des reizenden Sees, nirgends gefunden werden. Geräumige Säle von 18 F u ß Höhe gewähren auch in den Lehrstunden eine reine, stärkende, gesunde Luft, und unser gan-15 zes Leben benimmt dem geschickten Hausarzt die Gelegenheit, seine Kunst zu beweisen, da meine Zöglinge meistens eine strozende Gesundheit haben. I n Hinsicht der moralischen und religiösen Bildung wird dafür gesorgt, daß die ganze Umgebung meiner Zöglinge stillschwei- 20 gend darauf hinwirke, daß sie für alles Gute empfänglich seyen und nur davon Beyspiele sehen, auf daß ein guter Grund für den Unterricht der Moral und Religion gelegt werde. Alle Morgen und Abend erheben sich die jugendlichen Gemüther mit mir in einem gemeinschaftlichen Gebet zu dem Urquell alles Guten, und lernen 25 frühzeitig die Wohlthaten dankbar erkennen, die ihnen täglich daraus zufließen. Die herzliche Ermahnung zur Aufmerksamkeit und Selbstprüfung, über die Verwendung ihrer Zeit, worüber sie ihrem Schöpfer Rechnung zu geben haben, die Vergegenwärtigung der Hoffnungen und Erwartungen, welche die abwesenden 30 geliebten Eltern von ihnen haben, finden dabey ihre Stelle, und unser gemeinschaftliches Tagewerk beginnt und endigt mit dem, was dem Menschen das Höchste und Heiligste ist, mit dem Andenken an den Geber aller guten Gaben, und mit dem Vorsatz, ihrer immer mehr würdig werden zu wollen. 35 Der Unterricht in der Sittenlehre wird in den verschiedenen Klassen von meinen Lehrern ertheilt, und eben so werden die Religionswahrheiten, welche allen christlichen Confessionen gemein sind, von denselben gelehrt. Der positive Religionsunterricht

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aber [wird] von den Geistlichen der Confession erteilt, zu welcher meine Zöglinge gehören, deren Cultus sie auch genau beobachten, indem zu dem innern Frommen und religiösen Gesinnungen die äußere Beobachtung der religiösen Gebräuche sich gesellen muß. 5 In wissenschaftlicher Hinsicht wird vorzüglich darauf hingearbeitet, daß die Zöglinge in ihrer Muttersprache sich richtig ausdrücken lernen, (worunter ich jedoch nur die deutsche und französische begreife), damit das Denken ihnen erleichtert und der Ausdruck ihrer Beobachtungen ihnen möglich werde, und wo10 durch also die Geistesbildung ungemein befördert wird. An diese Fertigkeit in der Muttersprache reihet sich in gehöriger Stufenfolge der grammatische Unterricht derselben an, der bis zur Stylausbildung nach den verschiedenen Zweigen fortgesetzt wird. Da meine Zöglinge größtentheils Deutsche und Franzosen 15 sind, so werden beyde Sprachen durch den Umgang ihnen allen sehr geläufig, und ich glaube, daß dieser Umstand ihnen sehr nützlich ist, sie mögen sich den Wissenschaften oder dem Handel widmen; wenigstens wird der grammatische Unterricht sehr erleichtert und um vieles angenehmer gemacht. 20 Da die lateinische Sprache Geschäftsmännern nützlich, noch mehr aber Gelehrten höchst nothwendig ist, das grammatische Studium derselben und der klassischen römischen Schriftsteller aber sehr bildend gemacht werden kann, so ist auch ihr Unterricht ebenfalls in meiner Anstalt aufgenommen. Auch die griechische 25 Sprache wird gelehrt, über beyde todte Sprachen jedoch die Wünsche der Eltern eingeholt und für den Unterricht der letztern etwas weniges bezahlt. Außer diesen Sprachen kann durch Privatunterricht auch die italiänische erlernt werden, so Geometrie, Trigonometrie, Arithmetik und Algebra werden in meiner Anstalt im ganzen Umfang gelehrt und tragen nicht wenig dazu bey, die Zöglinge im richtigen, scharfen Denken zu üben und sie an Genauigkeit im Ausdruck zu gewöhnen, ohne daß darunter die jugendliche heitere Phantasie leidet, oder eine Anas strengung gefordert wird, welche die jugendlichen Kräfte überschritte. Der Unterricht in der Geographie fängt mit der Beobachtung der Erdoberfläche an, wie die Natur sie gebildet hat (physische Geographie), gehet zu den Grenzen über, welche die darauf 5 Pestalozzi Werbe Bd. 25

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wohnenden Menschengesellschaften in dem Lauf der Zeit sich gesetzt und welchen Gebrauch sie von dem Raum gemacht haben, den sie einnehmen (politische Geographie), lehrt die Kräfte und Hilfsquellen der Staaten und ihre relative Wichtigkeit abwägen (Statistik), und endlich in der mathematischen Geographie s unseres Planetensystems bewunderungswürdige Verbindung kennen und die Weisheit und Allmacht des Schöpfers anbetend verehren. Von der Naturgeschichte werden die wichtigsten Gegenstände aus den verschiedenen Naturreichen beschrieben und vorgezeigt, 10 und von der Physik das Wesentliche gelehrt, und durch Experimente begreiflich und anziehend gemacht. So wenig ein gebildeter Mann Geographie entbehren kann, so wenig darf er in der Geschichte unwissend bleiben. Sie lehrt ihn, durch welche Versuche, Schwierigkeiten und wichtigen Ereig- is nisse die Menschheit sich auf ihren jetzigen Standpunkt durchgekämpft hat. Sie zeigt ihm durch das Beyspiel großer Männer, wozu Fleiß und Anstrengung den Menschen erheben können, sie gibt ihm Muth zu großen Unternehmungen, und lehrt das wirklich Große und Wohlthätige von dem Flittertand der Produkte 20 des Ehrgeizes und Egoismus sorgfältig scheiden, und nur nach ersterem zu streben. Der Unterricht einer solchen Wissenschaft wird daher der Jugend interessant und nützlich, und ist in die erste Reihe meiner Lehrgegenstände aufgenommen. Daß der Unterricht des Schönschreibens und Zeichnens in 25 meiner Anstalt mit Eifer betrieben wird, bedarf gar keiner Erwähnung, da eine Fertigkeit in ersterem kaum bey dem Landmann heut zu Tag vermißt wird, und Kunstgeschmack, durch Übung im Zeichnen erlangt, eine Zierde und ein großer Genuß gebildeter Stände ist. 30 Für die Erlernung beynahe aller musikalischen Instrumente, für Fechten und Tanzen, für mechanische Fertigkeiten im Drechseln etc. finden sich geschickte Meister, die zu billigen Preisen guten Unterricht ertheilen, welcher aber, so wie der in der griechischen Sprache, besonders bezahlt wird. 35 Alle halbe Jahre wird den Eltern ein ausführlicher Bericht über die körperliche, sittliche und intellektuelle Ausbildung ihrer Kinder ertheilt, und außerdem schriftlich über alles Auskunft gegeben, was sie zu wissen wünschen oder sie interessiren kann, da

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ich ernstlich wünsche, mit den verehrten Eltern meiner Zöglinge in einer solchen Verbindung zu stehen, daß sie den Mann ganz kennen lernen, dem sie ihr Liebstes auf der Welt, ihre Kinder, anvertraut haben. 5 Eben so sehnlich muß ich auch wünschen, daß die Eltern durch einen herzlichen liebevollen Briefwechsel mit ihren Kindern in Verbindung bleiben, was sehr wohlthätig auf das Gemüth des Kindes wirkt; ich werde dafür Sorge tragen, daß durch gehörige Beantwortung ihrer Briefe die Mühe des Schreibens ihnen belohnt 10 werde. Gewöhnlich pflegen die Eltern meiner Zöglinge ihnen ein kleines Taschengeld auszusetzen, das ihnen wöchentlich ausbezahlt wird. Da ihre wirklichen Bedürfnisse befriedigt werden, so ist zu wünschen, daß hierin die Milde der Eltern die goldne Mittel15 straße nicht überschreite. Der Preis der Pension für Kost, Wohnung und Unterricht ist . . . . , welche vierteljährig die Eltern entweder baar vorauszahlen, oder sie zeigen mir ein Handelshaus an, auf welches ich diesen Betrag, und was noch für besondere Lehrstunden, Kleidung etc. 20 bezahlt würde, in Wechseln erheben kann. Die Kleidung besorgen die Eltern entweder selbst, oder sie geben Vollmacht und Auftrag zu deren Anschaffung, worüber, so wie [über] alles übrige, Rechnung ausgefertigt wird. Folgende Effecten bringt jeder Zögling mit, oder sie werden 25 für Rechnung angeschafft, die er bey seinem Austritt mitnimmt: *

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Gewiß ist es vielen Eltern angenehm zu wissen, daß sich auch eine Anstalt für Erziehung der Töchter hier befindet, die ich vor einigen Jahren abgetreten habe, und welcher mein ehemaliger Lehrer Herr Doctor Niederer und seine Gattin ihre Einsicht, 30 Sorgfalt und Fleiß mit dem besten Erfolg widmen, so daß ich mit Freude ihr schönes Gedeihen bemerke. Die Trennung von geliebten Eltern bleibt immer schmerzlich, und es soll so seyn; allein für ein zart fühlendes Mädchen ist es schon eine große Wonne, in demselben Ort einen gehebten Bruder zu besitzen, dem alles, was 35 Vater, Mutter, Familie und Heimath angeht, mitgetheilt werden kann, und für die besorgte Mutter ist es große Beruhigung, zu wissen, daß zwey ihrer Lieben sich unterstützen können, wenn-

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gleich für alle Vorkommnisse Sorge getragen ist. Übrigens empfehlen alle hiesigen Lokalvortheile, die ich angeführt habe, auch diese Töchteranstalt, wovon eine ausführliche Anzeige von Herrn Dr. Niederer allen den Eltern gewiß eine genügende Auskunft geben wird, welche sie verlangen, und die Resultate seines Be- 5 mühens diejenigen befriedigen wird, welche ihm und seiner Gattin ihre Töchter wirklich anvertrauen werden. Eben so hat Herr Näf mit vielem Erfolg eine Taubstummenanstalt hier gegründet, und rührende Beweise seiner Geschicklichkeit und ausdauernden Geduld gegeben, welcher ich alle er-10 munternde Unterstützung wünsche, da sonst nur auf Kosten des Staates für unglückliche Taubstumme dergleichen Anstalten existiren, wozu sich sehr selten ein Privatmann verstehen kann. Ich schließe mit dem herzlichen Wunsch, daß Gott alle Anstalten und Bemühungen für wahre Erziehung und Bildung seg-15 nen und allen den Männern Muth und Vertrauen schenken möge, die mit reinem guten Willen dieses schwere Werk nach ihren besten Kräften und Einsichten fördern, auf daß das Reich Gottes zu uns komme und sein Wille auf Erden wie im Himmel geschehe.

Pestalozzi gegen ein Mißverständnis in seinem Subscriptionsplan

6. Juni 1817.

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Ein edler Vater eines Jünglings, der einer der ersten war, an dem sich der Werth einiger unserer Erziehungsmittel - die er durch die Hand seines Erziehers, meines Freundes, Herrn Mieg, zum Theil in meinem Hause genossen hat - vorzüglich erprobte, 6 Herr von Willemer aus Frankfurt am Main, hat in die Zeitung dieser Stadt Folgendes einrücken lassen: «Der alte, zweiundsiebzigjährige Pestalozzi in Herten, der auch von unsern Kindern erzogen hat, darbet im Alter, und bat in der Beilage der Oberpostamts-Zeitung vom 3. dieses Monats io seine Zeitgenossen um Unterstützung. Zu dem Ende habe ich eine Subskriptionsliste auf seine Werke im Casino aufgelegt, außerdem kann man auch auf der Lesegesellschaft und auch auf dem Contor dieser Blätter unterzeichnen. Frankfurt a. M., den 14. Mai 1817.»

Unterz. Willemer.

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Der Edelmuth, mit dem Herr von Willemer auch bei der leisesten Ahnung, ich möchte in meinem Alter darben müssen, seine Mitbürger zur Unterzeichnung meines Subscriptionsplans aufgefordert, hat mich innig gerührt, und verdient meinen wärmsten, aufrichtigsten Dank. Aber ich fühle mich dabei auch ver20 pflichtet, so viel an mir ist zu verhüten, daß diesfalls die Edelmuth keines einzigen Menschen irregeführt und mißbraucht werden könne. Das ist um so viel nothwendiger, da viele, sehr viele Personen, die meine äußern Verhältnisse so ziemlich kennen, meinen Subscriptionsplan in Rücksicht auf seine anscheinende diesfällige 25 Tendenz in einem hohen Grad laut mißbilligen. Ich eile also, so schnell als es mir nur immer möglich ist, mich ganz offen zu erklären, daß ich in Rücksicht auf meine individuelle Personallage durchaus nichts weniger als darbe. Als Schriftsteller zahlt mir jeder Buchhändler so viel, daß ich im Überfluß leben könnte, so wenn ich Überfluß suchte, und das mir Nothwendige immer leicht finden kann, wenn ich arbeite. Ich muß noch weiter gehen, und in das Verhältnis eintreten, in dem ich zu meinem einzigen Erben, meinem Sohnssohn, diesfalls stehe. Seine Großmutter, meine liebe Frau selig, hat den Über35 rest ihres geerbten Vermögens in vögtliche Hände gelegt, und dieser ist für den bürgerlichen Gewerbstand, dem er sich gewidmet (er ist ein Gerber), vollkommen genugthuend. Ich habe also

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als Privatmann von dieser Seite gar nichts zu wünschen, und wünsche auch nichts. Aber für die ernste und wirksame Betreibung meines Lebenswerks bin ich in den Verhältnissen, in denen ich mich wirklich befinde, arm, sehr arm. Doch auch diese Seite fordert, um keinem Mißverstand unterworfen zu sein, eine nähere 5 Bestimmung. Ich habe mehr als hundert Zöglinge. Ich habe ein in jeder Hinsicht für meine Zwecke vortreffliches Lokal umsonst. Ich genieße die Achtimg und das Vertrauen vieler begüterter Eltern, und die Stadt Iferten thut zur Begünstigung meiner Unterneh-10 mung, was ich mit Billigkeit von ihr fordern kann. Ein solches Unternehmen, sagen ihrer Viele, und zwar dem Anschein nach mit vollkommenem Recht, sollte auch ökonomisch vortrefflich stehen. Aber ein Jeder, der weiß, daß mein Unternehmen ganz ohne den geringsten Kapitalfond angefangen und bis jetzt mehr 15 durchgekrotet*) als ökonomisch solid geführt werden konnte, und beinahe als ein unverantwortliches Wagestück dastand, das, durchaus allem Auffressen der armen Wirthschaft unterliegend, die Folgen des diesfälligen Verderbens in riesenmäßiger Größe auf sich wirken ließ, der wird hierüber anders denken. Das Haus 20 war, ich muß es einmal gerade heraus sagen, sehr genialisch geführt, und trieb sich eine Reihe von Jahren in vielseitigen Versuchen herum, die, mit ökonomischer Sorglosigkeit gemacht, äußerst geldfressend waren, und meistens, sobald die Ausgaben dafür bezahlt waren, wieder aufgegeben und vergessen wurden. 25 Ich war in dieser Lage gut, aber nicht wie ein Mann, sondern wie ein Kind. Ich war gut, wo ich nicht hätte gut sein sollen, und ließ mir über den Kopf wachsen, was ich mir nie über den Kopf hätte wachsen lassen sollen. Da ich in unserm Gang sichere Spuren des Höchsten, des Erhabensten fand, was für die Menschheit erzielt 30 werden konnte, lebte ich liebend, glaubend und träumend in Umgebungen, in denen der Glaube und die Hoffnung an dieses Erhabene wie in mir selbst mit vielseitiger Untüchtigkeit zu genugthuender, kraftvoller Ausführimg dessen, was im ganzen Umfang unserer Ansichten nothwendig gewesen wäre, verbunden 35 war. Wir saßen wahrlich in Rücksicht auf einige Gegenstände unserer Betriebsamkeit bei einander, wie Bergmänner, die sichern *) Ein Schweizerwort.

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Spuren von Goldminen nachgraben, aber die Bergwerkskunst nicht genugsam verstehen, sich gar oft in Irrgängen verirrten, die wohl gar viel Gold ansprachen, aber zu keinem Gold fährten. 5 Die Folgen dieses Urzustandes unserer Bestrebungen waren zum Theil voraus zu sehen. Aber ich sah sie nicht voraus. Die ökonomische Verwirrung des Hauses, seine Verschuldung und die verderblichen Folgen dieses Zustandes auf den ganzen Umfang unserer Bestrebungen waren unausweichlich, und erreichten vor 10 ein paar Jahren so weit den höchsten Gipfel, daß Jedermann, der den nähern Zustand des Hauses kannte, seinen gänzlichen Ruin als gewiß annahm und annehmen mußte. Der Wunsch zu helfen war in der Umgebung vieler Männer rege, aber der Zustand des Hauses war von ihnen nicht genug im ganzen Umfang seines iß Verderbens erkannt, und die Maaßregeln, die unter diesen Umständen genommen wurden, konnten durchaus nicht genug thun. Ich widersprach nicht, denn alles Vertrauen auf mich war gänzlich dahin. Ich ließ mir, um mein Haus zu retten, in diesem Zeitpunkt gefallen, was unter Tausenden sich kein Einziger ge20 fallen lassen würde. Aber es half nicht. Täglich in meinem Haus fremder und ohnmächtiger, sah und erfuhr ich für mich neue Gefahren. Ich zitterte vor denselben, und mußte nothwendig neue helfende Hände an mich ketten. Ich that es, und es gelang mir wirklich, den reißenden Strom des wirtschaftlichen Verderbens 25 meines Hauses einmal etwas still zu stellen. Aber die Maaßregeln, die hierfür ergriffen wurden, machten ebenfalls heiter, daß die wirtschaftlichen Kräfte, die aus der sich selbst überlassenen Anstalt hervorzugehen vermochten, durchaus nicht genugsam seien, die Erreichung der Zwecke, denen wir entgegen strebten, zu 30 erzielen. Es wurde unumgänglich nothwendig, alle mir von einer andern Seite übrig gebliebenen Mittel zu vereinigen und in Thätigkeit zu setzen. Ich hatte aber keine andern, als meinen Schriften bei einer neuen Auflage den höchst möglichen Ertrag zu sichern. Ich 85 wandte mich deshalb schon damals an verschiedene Monarchen und Regierungen, um durch Privilegien in den Stand zu kommen, mein einziges freies Eigenthum, meine Schriften, für diesen Zweck vorteilhaft benutzen zu können. Daß ich diesfalls glücklich war, weiß jetzt Jedermann, daß ich dafür dankbar sein werde,

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wird die N a c h w e l t erkennen. I c h m u ß t e diese Maaßregeln der Privilegien u n d der Subscription ergreifen, w e n n ich nicht gef a h r e n wollte, d a ß d a s Scherflein, d a s ich persönlich bei d e m , w a s bisher a n m e i n e r Seite zur B e f ö r d e r u n g der M e n s c h e n b i l d u n g get h a n w o r d e n , als d a s meinige a n s e h e n darf, n i c h t völlig verloren 5 gehe, s o n d e r n sich, wie es persönlich, w e n n a u c h n o c h so bes c h r ä n k t , in m i r liegt, a u c h in m i r erhalte, u n d v o n m i r bis a n m e i n G r a b also f o r t b e a r b e i t e t werde, d a ß jeder tiefer s e h e n d e u n d k r a f t v o l l e r u n d u m f a s s e n d e r w i r k e n d e M a n n das, w a s sich h i e r v o n als g u t u n d a n w e n d b a r e r p r o b t , a n sein höheres T h u n anschlie-10 ß e n u n d z u m W o h l der Menschheit b e n u t z e n könne. E s liegen m i r b e d e u t e n d scheinende u n d aus dieser Eigenheit hervorgehende V o r a r b e i t e n ü b e r viele Theile d e r E r z i e h u n g u n d besonders d e r Volks- u n d A r m e n e r z i e h u n g , so wie d e r Volks- u n d A r m e n v e r s o r g u n g n o c h i n m e i n e r H a n d , d i e i c h i m D r a n g u n d i n d e r U n r u h e 15 m e i n e r L a g e bei w e i t e m n i c h t z u d e m G r a d d e r R e i f u n g u n d Volle n d u n g h a b e b r i n g e n k ö n n e n , z u d e r i c h sie bei aller S c h w ä c h e u n d Beschränkung meines Alters u n d meiner Lage zu bringen vermag, w e n n ich zu der G e m ü t h s r u h e u n d häuslichen Selbsts t ä n d i g k e i t , d i e i c h h i e r f ü r n o t h w e n d i g h a b e , g e l a n g e n k a n n . I c h 20 m u ß dieses ebenfalls v o n einigen V e r s u c h e n sagen, die eine p h y l o logisch tiefer b e g r ü n d e t e E r l e r n u n g der ältern u n d n e u e r n S p r a c h e n z u m Z w e c k h a t , e b e n so v o n vielseitig b e d e u t e n d e n N o t i z e n ü b e r d e n Geist der Zeit u n d die Begegnisse meiner Tage, u n d e n d l i c h z ä h l e i c h h i e r z u B r u c h s t ü c k e a u s m e i n e m L e b e n s e l b e r 25 u n d frei bearbeitete Ansichten der Schicksale meines Lebens u n d meines eigenen Benehmens in demselben. E s ist gewiß, w e n n ich nicht d a z u gelange, diesen N a c h l a ß m e i n e s L e b e n s , ich will n i c h t s a g e n genialisch, a b e r ich m u ß s a g e n a u f e i n e W e i s e z u b e a r b e i t e n , d i e d i e I n d i v i d u a l i t ä t m e i n e r 30 diesfälligen A n s i c h t e n b e s t i m m t h e r v o r s p r i n g e n zu m a c h e n geeign e t ist, so w i r d derselbe, so wie er i n die H a n d d e s P u b l i k u m s fallen wird, d u r c h a u s n u r der wörtliche Ausdruck des ermüdeten, u n t e r seinen Lasten fast erlegenen u n d d u r c h Mißverstand u n d A n s t ö ß e f a s t z u r V e r z w e i f e l u n g g e b r a c h t e n , h a l b t o d t e n P e s t a l o z z i 36 sein, u n d auf k e i n e W e i s e als die lebendige D a r s t e l l u n g d e r sittlichen u n d geistigen Belebung erscheinen, m i t der m e i n H e r z in den Augenblicken innerer R u h e u n d Befriedigung von den Ansichten u n d W a h r h e i t e n , die ich in diesem N a c h l a ß berühre, er-

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griffen glüht. Diese innere Belebung meiner selbst ist es aber auch allein, was im Stande ist, diesem Nachlaß meines Lebens einen wahren Werth zu geben, und ihm das heilige Gepräge aufzudrükken, mit dem meine Seele so oft, mit der Allseele der Menschen5 natur in Übereinstimmung, die Herzen so vieler Menschen dem meinigen nahe gebracht, und für das Göttliche und Heilige des reinen häuslichen Lebens und der aus ihm hervorgehenden höhern Mittel der Menschenbildung und Armenversorgung ergriffen und belebt hat. Aber die Ruhe und häusliche Selbststän10 digkeit, die ich hierfür nothwendig habe, fordert unter meinen gegenwärtigen Umständen Maaßregeln, die ohne beträchtlich größere ökonomische Kräfte, als ich besitze, nicht genommen werden können. Eben so bin ich bei der Eigenheit meines Karakters, gebeugt 16 von den Lasten meines Lebens bei meinem Alter und bei den wachsenden menschlichen Schwächen dieses Zeitpunktes, ohne die Sicherstellung dieser Maaßregel nicht im Stande, die Mittel zu finden und anzuwenden, die es unumgänglich erfordert, um im ganzen Umfange meines Hauses die häusliche Eintracht und Be20 friedigung und den Geist des allgemeinen Zusammenwirkens seiner Glieder zum gemeinsamen Ziel zu bewirken, auf welchem die innere Kraft aller wahren Menschenbildungsmittel und Erziehung wesentlich ruht. Und mein Herz sehnt sich unaussprechlich nach dem Zustande, in welchem ich an der Spitze eines, es ist gleich25 viel, ob eines kleinern oder eines größern, Erziehungshauses als befriedigter und heiterer Großvater auf meine Kinder liebend und glaubend einzuwirken in den Stand gesetzt werde, und eben so im Kreise meiner ältern und jüngern Freunde und Gehilfen in friedlicher Vereinigung, über jede Mißkennung erhaben, dastehen 30 könnte, deren tief in der Menschennatur liegende Ursachen von einer Natur sind, daß sie mir es gebieterisch zur Pflicht machen, sie nur mit inniger Schonung und mit tief gerührtem Herzen ins Auge zu fassen und zu beurtheilen. Ich spreche es bestimmt aus: sie sind in ihrem innern Wesen aus einem ernsten Kampf edler 35 Menschen für ihre i n d i v i d u e l l e A n s i c h t , für Wahrheit und Recht entsprungen, indessen aber doch von einer Natur, daß es heute noch Niemand vergönnt ist, sie in dem ganzen Umfang ihrer Wahrheit und ihrer Quellen zu erkennen. Mein inniger Wunsch ist, daß ihre Folgen verschwinden, ohne die Uebel zu erzeugen,

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die jedes oberflächliche und leidenschaftliche Geschwätz darüber veranlassen könnte. Der Geschichtschreiber weiß, daß neue Geschichten nie viel taugen, und der Psycholog weiß warum. Freunde der Menschheit! Das ist jetzt meine Lage, und in ihr liegt auch meine einzige Noth und mein einziges großes, großes 5 Darben, und es ist bestimmt diese und keine andere Noth, warum ich in meinem Subscriptionsplan die Worte ausgesprochen, die die Mißdeutung meines Darbens veranlaßten. Ich hätte von keiner Privatnoth je öffentlich geredet. Ich achte ihrer durch mein Leben nicht, und habe auch nicht geglaubt, in meinem Leben Ursache 10 zu haben, je etwas davon zu reden oder zu hören. Aber der Fall ist eingetreten, daß eine fast unglaublich schiefe Auslegung meines Subscriptionsplans mich zwingt, öffentlich zu sagen: Ich habe seit fünfzig Jahren keine Entbehrungen für meinen Zweck zu groß geachtet, und mich in allen meinen Einrichtungen so ein-15 geschränkt, daß ich selber die Sorge für meine Gesundheit diesen Zwecken untergeordnet, und selber in den letzten Jahren, in denen ich mir vornahm, zu Stärkung meiner Gesundheit eine Badekur zu gebrauchen, es die ganze Zeit über nicht übers Herz bringen konnte, mich dieser Ausgabe auszusetzen. Leidenschaft- 20 licher Liebhaber von Mineralien, habe ich es nie wagen dürfen, auch nur von hier aus in das nahe Savoyen und Chamouny zu reisen, um hierfür etwas zu sammeln; und wer sollte es glauben, ich habe in meinem ganzen Leben es nie dahin bringen können, die Berghohen auch nur meines Vaterlandes zu sehen. Ich habe 25 noch keine einzige derselben gesehen, als die vom Gurnigel, wo mich der edle Zehender von Bern, nach meiner Zurückkunft von Stanz erschöpft und krank, aufnahm und heilte. Noch einmal, ich hätte in meinem Leben nicht geglaubt, jemals eine Klage über die Beschränkung meiner Lage über meine Lippen 30 fallen lassen zu müssen; aber die Art, wie mein Subscriptionsplan an einigen, mir nichts weniger als gleichgiltigen Orten aufgenommen und beurtheilt worden, zwingt mich zu dieser Äußerung. Seit ein paar Wochen schreibt und sagt man mir fast von allen Seiten: meine Ankündigung sei als ein Bettelbrief angesehen, und 35 tief unter der Würde, die ich mir selbst, meinem Leben, meinem Vaterland und meinen Zwecken schuldig sei. Diesem Mißverständnis und dieser Zudringlichkeit ein Ende zu machen, eile ich, mich bestimmt zu erkläx-en. Der Fall eines persönlich wirthschaft-

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liehen Nothzustandes ist so wenig da, als eine meiner Seele ganz neue Neigung, in meinen alten Tagen noch für mich Geld zu sammeln. In Absicht auf meine ökonomische Beschränkung als Vorsteher meines hiesigen Etablissements ist wahr, dasselbe ist 5 für den Augenblick noch merklich verschuldet. Aber die diesfällige Gefahr ist durch die seit ein paar Jahren eingetretene festere wirthschaftliche Ordnung schon gemindert, und wird jetzt, bei der Fortdauer dieser Ordnung und durch die erhaltenen Privilegien, ganz wegfallen. Mein Subscriptionsplan gab nur darum 10 zu dem berührten Mißverständnis Anlaß, weil ich die mir durch die Privilegien gewährten ökonomischen Vortheile schnell in meine Hand bringen und mein dadurch abträglicher gewordenes Eigenthum noch bei meinem Leben auf die mir am vortheilhaftesten scheinende Weise benutzen wollte. 15 Ich glaubte mich auch in meiner Bitte an eine Welt zu wenden, der ich nicht mehr fremd sein sollte, und der ich es auch nicht bin. Ich weiß, was ich durch mein Leben für meine Zwecke angeregt, in wie weit durch mein Streben und mein Thun viele edle Menschen angeregt worden sind, Erziehungs und Volksbesorgungs 20 halber zu wünschen, was ich wünsche, zu hoffen, was ich hoffe, und zu streben, wornach ich strebe. Ich weiß, mein Dasein und auch mein früheres Dasein ist in der Welt nicht verloren. Ich weiß, noch jetzt freuen sich Viele, die mich kennen, wenn meine Kraft, meine alten Hoffnungen und Wünsche für die Menschheit, 25 für das Volk und die Erziehung forthin um mich her anzuregen, in mir selbst nicht stille gestellt, sondern gestärkt und sicher gestellt wird bis an mein Grab. Ich weiß, ich weiß es gewiß, viele von denen, die vor mehr als dreißig Jahren in Lienhard und Gertrud bei der Szene des Todbettes der Großmutter des armen 30 Rudeli, der Erdäpfel gestohlen, Thränen der reinen Menschlichkeit geweint haben, werden sich auch heute noch freuen, dem Andenken an diese Thränen durch den Besitz meiner Schriften Dauer und neues Leben zu geben. Ich weiß eben so, viele, sehr viele Menschen, die mich sowohl in meinen frühern Verhältnissen 85 in Zürich und Neuhof, als in den spätem von Stanz, Burgdorf, Buchsee und Iferten gekannt, das Streben meines Lebens und die Mißkennung und die Leiden, die ich mir durch dieses Streben zugezogen, näher ins Auge gefaßt, freuen sich eben so, durch den Ankauf meiner Schriften das Andenken an die Momente, in denen

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sie das Eigentümliche meiner Bestrebungen kennen lernten, in sich selbst zu erneuern. Ich könnte viel mehr sagen, aber ich will nicht, daß es auch nur von ferne scheine, ich wolle den Ankauf meiner Schriften auf eine unedle Weise insinuiren. Das ist sicher, für meine Person ist 5 es mir ganz gewiß gleichgiltig, ob ich viel oder wenig Subscriptionen bekomme. Ich freue mich ganz gewiß, noch recht viel damit ausrichten zu können. Ich freue mich ganz gewiß, mit Vielem mehr auszurichten, als ich mit Weniger kann. Ich bin aber auch bereit, mit Geduld und ungetrübtem Herzen es zu ertragen. Ich 10 weiß, was es heißt, wer im Kleinen treu ist, der wird über viel gesetzt werden, und ich muß sagen, es ist mir viel lieber, die sichere Hoffnung zu haben, daß es nach meinem Tode geschehe, als durch täuschende Hoffnungen mich dahin führen zu lassen, in meinem gegenwärtigen kalten Winter erzwingen zu wollen, 15 was zu seiner Reifung einen Sommer und Herbst fordert, der jetzt für mich bei fernem noch nicht da ist. Ich muß jetzt vielmehr die Maaßregeln, die für mein nöthiges Zurückschreiten zu dem, was zur Sicherstellung und neuen Begründung meiner Lebenszwecke jetzt noth thut, als das, was zur Erzielung der spätem 20 Resultate meiner Bestrebungen erforderlich ist, ins Auge fassen; und in dieser Rücksicht muß ich frei sagen, daß ich in meiner Lage und in meinem Alter meiner Individualität große Rechnung tragen muß. Was immer von einer Natur ist, daß es mich, so wie ich bin, aus meiner veralteten Individualität herauswirft, und 25 mit welcher Art von Stricken in eine junge, neue, mir fremde, wenn auch über meine hoch emporragende Individualität hinzuziehen sucht, das scheue ich jetzt, wie ein alter Diener einen jungen neuen Herrn, und ich weiß auch warum. Ich will mir am Ende meiner Laufbahn nicht noch die unnütze Gewalt anthun, 30 wider den Strom zu schwimmen, in den mich die Unschuld meiner Kinderjahre, gleichsam mir selbst unbewußt und ohne mein Zuthun, hineinwarf, und in dessen von mir unabhängenden Richtung ich nun einmal durch mein ganzes Leben fortgeschwommen bin. Ich kann nicht mehr anders. So wie ich älter und kraftloser 35 werde, mischt sich jetzt noch Unruhe und Aengstlichkeit in mein diesfälliges Fühlen, Denken und Handeln, und ich fürchte mich täglich mehr, auch nur daran zu gedenken, irgend etwas in meine Hand zu nehmen, das mir leicht wieder aus derselben herausfallen

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möchte, oder gar als eine Handschälle daran hängen bleiben dürfte. Schon seit mehreren Jahren hat man mir Geld anerboten, um dem auffallenden Mißverhältnis meiner Bestrebungen zu meinen 5 Kräften ein Ziel setzen zu können; aber hätte ich es angenommen, so wäre mein Alter Verpflichtungen unterworfen worden, die sich mit meiner Individualität gar nicht vertragen. Ich kann zwar nicht in Abrede ziehen, daß es mich oft wirklich gelüstete, diese Anerbietungen anzunehmen. Der engen Schranken meiner Kräfte 10 mit Mißmuth bewußt, habe ich sogar oft mit großer Unvorsichtigkeit versucht, aus denselben herauszutreten, und an der Hand stärkerer Menschen, als ich bin, zu erzielen, was ich wohl sah, das ich in den Schranken meiner mir selbst überlassenen Kräfte nicht zu erzielen vermochte. Ich schäme mich der Wahrheit nicht, 15 ich gestehe es frei, keine Erniedrigung, keine Demüthigung war mir in der geduldigen Ertragung alles dessen, was ich glaubte, das mich zu diesem Ziel führen könnte, zu viel. Aber es war umsonst. Ich blieb, was ich war, und keine meiner Adern nahm einen Tropfen Blut auf, der das meinige in dieser Hinsicht auch 20 nur im geringsten anders gemacht hätte, als es immer war. Dieser Stillstand meiner selbst in dem vielseitigen Vorschreiten der kleinen Welt, die mich umgab, was ist er? Wie muß ich ihn ansehen? Soll ich ihn respektiren? Ich meine ja. Ich meine, ich soll den Kreis, der von Jugend an bis auf heute meinem Sein und 25 meinem Streben die Schranken setzte, die ich ungestraft nicht zu überschreiten vermag, bis an mein Grab zu erhalten suchen. Ich meine, nach so vielen mißlungenen Versuchen, außer diesen Kreis herauszutreten, soll ich ihn endlich einmal als ein ob mir waltendes höheres Gesetz ins Auge fassen, und ihn in der Reinheit 30 und Unschuld seiner Erscheinung in meinen Jugendjahren in mir selbst wieder herzustellen und zu erhalten suchen. Von dieser Ansicht belebt, und gleichsam mir selbst wiedergegeben, kehre ich in mich selbst wieder zurück, und forsche mit Anerkennung der Schranken, die meine Bestrebungen unabänderlich begrenzen, 85 mit unerschütterlichem Muth allem dem nach, was die Natur auf eine Art imbeschränkt, d. h. einer gänzlichen Reifung fähig, in mich selbst gelegt, und danke es Gott, daß gebieterische Umstände mich nöthigen, so viel als auf mich selbst beschränkt meinem Ziel entgegen gehen zu müssen. Ich hätte mich kaum aus freiem

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Mißverständnis im Subskriptionsplan

Willen hierzu entschließen können, und doch ist kein anderes Rettungsmittel dessen, was in meinen Anstrengungen das meinige ist, als diese Beschränkung meiner selbst auf mich selbst. Ich kann nicht frei werden, als wenn ich nicht mehr sein will, als ich bin, und mein Leben war ein unnatürlicher Kampf gegen diese tief in 5 mir liegende Neigung zur Freiheit meiner selbst. Auch erhebt es mein innerstes Gefühl, daß ich in dem durch die erhaltenen Privilegien erhöheten Werth meines schriftstellerischen Eigenthums Mittel zur Sicherstellung dieser, meiner Individualität so unumgänglich nöthigen Freiheit des Lebens gefunden habe. 10 Wie ein Licht, das dem Auslöschen nahe, den letzten Oeltropfen seiner Lampe gleichsam mit neuer Gewalt in seine sterbende Flamme hineinzieht, also zieht mich beim Erlöschen meiner Kräfte eine unwiderstehliche Gewalt noch den letzten Tropfen dieser meiner Kraft in die sterbende Flamme meiner Lebensbestrebun-15 gen hinauf. Ich bitte Gott, daß er diese meine letzte Kraft in mir stärke, und die Herzen vieler Menschen zu mir wende, die, wenn sie wollen, im Stande sind, mir das Tragen der schweren Lasten, die ich gleichsam noch auf meinem Todbett auf mich nehmen muß, zu erleichtern, und mir darin vor meinem Hinscheiden liebend 20 und helfend beizustehen, wie ich vielen Menschen in meinem Leben in ihrer Nothdurft und in ihren Bestrebungen helfend und liebend beigestanden, und diesfalls bis an mein Grab mir selbst gleich bleiben und thun werde, was ich immer gethan habe, wenn man mir es möglich macht, und annimmt. 25 I f e r t e n , den 6. Juni 1817.

Pestalozzi.

Fiebergespräch in Verzweiflung über den Feind

(Fragment)

Sommer 1817

6 Pestalozzi Werke Bd. 25

Fiebergespräch

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In der Hofnung des Todes! Es war nur ein Traum, denn wachend komt mir die Stunde nicht wieder, die Stunde der Ruh. O, o, ach, ach! Ich erwache wieder, es wallet mein Blut, es kochet im Herzen, wie es noch [nie] wallte, wie es noch nie kochte. Ach, 6 erwache ich? Ich kan nicht bäten. Ach, daß ich rase! Ich fluche, ich fluche, ich zitere vor mir selber. Ach, ach, sie sizen in meinem [Haus], sie sind mir schuldig. [Ich] gab und gab, und schonte und schonte, und liebte und liebte. Sie läugnen die Schuld. Das ist nichts, ich wil kein Geldt. Aber sie läugnen die Liebe, sie läugnen 10 die Schonung, sie läugnen das Opfer, das Leben für sie. Sie läugnen mein Alles. Sie sprechen: Wir danken dir nicht! Sie töden mein Werk in mir selbst. In ihren Herzen ist es tod, denn es wohnet nicht im Felsen, es wohnet nicht im Eisen, in ihnen selber ist es tod. Sie haüchlen nur, sie teüschen nur sich selber, in ihnen 15 selber ist der Tod. Es waliert [ ?] ein Vatermörder hinter [ihnen], er wohnet nicht [so] im Satan. Sie [sind] die Unversöhnlichkeit. Sie töden [mich] auch in meinen Kinderen und machen sie zu Sünderen. Ich muß es bezahlen mit heiligem Gelt, mit dem armen heiligen Gelt. 20 Ich fluche, ich fluche! Mein iners Leben, ich fluche, ich fluche! Mein inneres Leben, Du, meine Hand, Du meine rechte Hand! Der Henker der Liebe folgte ihnen nicht. Er hat Dich gehauen von deinem Stumpen, Du hängst noch am Stumpen. Bleib am Stumpen, und wenn mein Aug sich schließt, dann werde mänlich! Wenn 26 mein Ohr erstart, dann werde mein Ohr! Und wenn meine Stimme erstart, so werde Du sie, und sprich denn aus, daß sie nichts taugen zu dem, wo ich Dich brauch! Mach ihnen die Rechnung von 15 Jahren! Zeig ihnen die Gewalt ihres Lebens wieder mein Leben, die Gewalt ihrer Liebe wieder meine Liebe, zu seinem Tod, so zu seinem unausweichlichen Tod! Und wenn mein Aug sich schließt, und mein Sohn Weyse wird, denn sey Du sein Vater! Sey in ihm Vater der Armen! Sey in ihm Vater der Armen, sey Erzvater, sey Erzvater der Armen! Und töde in [Dir] jede Ader, die in Dir schwächt die heilige Kraft zu 35 sein Vater der Armen! Zeige Dich meines Glaubens würdig! Heilige Thränen der Armen vergelte Du denen Leüten für mich! O mein Vater, schließ ihnen ihr Unrecht auf! Zeige ihnen in ihnen die Schande, mich zu töden! Räche, räche mich, räche mich! Ich kan ja nicht sterben. Könt ich doch nur sterben! Ich wolt

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Fiebergespräch

mich nicht - doch nein, ich [will] mich nicht rächen! Es ergreift [mich] eine augenblikliche innere Ruh. Vieleicht kan ich schlafen, vieleicht kommt der Henker wieder und endiget, was er unvolendet gelassen. Nein, meine Hand, meine rechte Hand, welche mich nie 5 [verließ], thu für mich Gutes! Ich sterbe im Glauben an Deinen Willen wie an Deine Kraft. Thu für mich Gutes und mache mich aus! Meine Augen fallen mir [zu]. Ich glaube, ich kan schlafen. Vieleicht erwache ich nicht wieder. Thu Gutes und reche mich nicht! [Sie toben] gegen ihn, ihren Vater, sie toben auch in 10 meinen Freünden. Sie machen sie Dir blind zu meinen Finden, daß Kind und Friind mich höhnen. Ich armer, alter Mann! O Gott, die Frommen glauben ihnen, und sie glauben mir nicht wieder und kennen doch die Leiden meiner langen Liebe, sie dauxte 15 Jahr. Sie kennen doch die Leiden meiner Wege und Liebe 15 nicht. Sie wüssen nichts von ihr. Und glaubet doch mir Altem! Sie glauben mir nicht mehr. So bäte ich heute und kniee nieder. In meinem Leibe rast es. Ich sezze sie, ich sezze die, die mich verderben, gern ein zu meinen Erben. Ich kan es nicht, ich flehe Gott [an] und bitte um ihre 20 Liebe, schrieb um Miternacht mein Testament. Ach kom, mein Tod, ach kom, mein Tod, und Du, mein Sohn, sey Erbe! Wenn hinter meinem Grab mein harter Find krank ist und leidet, ermanglet seines Lebens Wonne, dann eile hin und werde sein Br[uder] und theile Deinen Bissen mit ihm und führ ihn auf 25 mein Grab, und sag ihm, ich liege da verfault! Er habe mich wohl getödet, ich liege da verfault. Denn führ ihn hin zu Dir, und wenn Du es hast, er esse von Deinem Brod und trink von Deinem Wein! Ich habe ihn einst gehebt, ich lebte in seinen Träumen, und Du, mein Sohn, in ihr. 0 Sohn, o Sohn, in seinen Armen träumend so vergaß ich lange Dich! 0 Sohn, o Sohn, ich habe ihn einst geliebt! Wenn ers bedarf, er esse von Deinem Brod - er trinke von Deinem Wein - und [der] Mann, der alles in meinem Herzen war, wer[de Dein Bruder]! 0 Sohn, o Sohn, falt Kumer auf den Mann, o eile ihm zu Hülf, und solt er sterben, und seine Weiber Witwen und 35 seine Kinder Weisen werden, o eile, trokne ihnen Thränen! Thu es, du kanst es! Seine Weisen seyen meine Kinder, o Sohn, sie seyen Deine Kinder, [Du] ihr Bruder! Sie seyen meine Kinder, so schreib [ich] in der Miternacht! Und eile hin und bite und

Fiebergespräch

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erbarme [Dich] und bite um Erbarmen, das beide darauf mit Dir finden könen! Ein Vater nur kent mein Erbarmen. Gefeßlet mußt Du sein, denn will ich [mich] erbarmen, so spricht der Mann. Hinab muß Deine rechte Hand, mit Henkers 5 Hand muß sie hinab! Verflucht ist Deine rechte Hand, mit Henkers Hand muß sie hinab! Ist sie hinab, denn sind wir Dein, denn wir sind, was Deine rechte Hand. Der Stumpen ist dann gnug. Wir sind denn Deine rechte Hand. Ich aber, ich aber, Gott, wie zittere ich vor der Gefahr meiner 10 rechten Hand! Der Henker macht mir bang, ich mag das [nicht]. Nein, ich mag auch das Erbarmen mit meinem Vermögen nicht, das Erbarmen für den Gestümpleten, alles das mag ich nicht. Und doch gehe ich zu Grund ohne dies Erbarmen. Sie wüssen es, - das ist ihr Zwek. Es wallet mein Blut, es kochet im Herzen 15 Ich bete nicht mehr, ich bäte nicht mehr. Ich rase, ich rase und schlafe jez ein. - Der Henker - komt, [er hat] nicht das Beil, er will nicht die Hand, er haut sie nicht selbst andern ab. Er hat einen Strik, er soll mich halten, mein Knie geht nicht. 0 Henker, o Henker, wie lieblich bist du! Er war mein Erbarmen. Wie dank 20 ich es sehr, wie danke ich es dir! Du gibst mir den Tod. So ruhig, so ruhig ging ich zum Galgen, so ruhig gieng ich zum Tod. Sit meiner Frauen Tod — und ihrer Grimassenbegrebtnis habe ich keine Stunde mehr gelebt wie die in der Nähe des Galgens, an der Hand des lieblichen Henkers.

Subskription» -Verlängerung

4. August 1817

Subskriptions-Verlängerung

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Der ernste Eifer zur Beförderung meines Subskriptionsplans, der sich fast in allen Theilen Deutschlands zeigt, und an den meisten Orten durch das Interesse, das die Regierungen selber an diesem Gegenstand nehmen, belebt wird, erfüllte mich schon mit s den schönsten Hoflnungen, als ich letzthin vom Herrn Geheim rath C o t t a folgendes Schreiben erhielt:' Baden, den 5. Juli 1817. «In hiesiges Bad auf einige Wochen für meine Gesundheit genöthigt, ist mir der Wunsch Mehrerer zugekommen, den Subio skriptionstermin auf Ihre Werke zu verlängern, und ich beeile mich daher, Ihnen, mein Verehrtester, zu melden, daß ich hierauf gern eingehe, und daß ich Sie ein- für allemal bitte, in dieser ganzen Angelegenheit mich über mein Interesse nie im Auge zu haben, sondern nur die gute Sache, und also Alles ohne weitere 15 Rücksprache mit mir zu veranstalten, was dafür förderlich sein kann. Denn ich genehmige im Voraus Alles, was Sie für gut finden. S c h m i d, dem ich mich herzlich empfehle, kann aus unserer mündlichen Verhandlung mehr noch als aus meinen schriftlichen Aeußerungen bestätigen, daß mich bei dieser ganzen Unternehmung 20 nichts leitet, als von meiner Seite ein kleines Scherflein beizutragen, diese wichtigen Schriften aufs leichteste zu Tage zu fördern. Mit U. S. W.

Unterz. C o t t a . »

Ich fühle die ganze Wichtigkeit dieser mir von dem Edelmuth des Herrn C o t t a bewilligten Verlängerung meines Subskriptions25 termins, und setze in Gefolge des mir diesfalls bewilligten Rechts diesen Termin auf den 12. Januar 1818, als meinen dreiundsiebenzigsten Geburtstag. Seit dem Empfange des benannten Schreibens hat sich die thätige Mitwirkung mehrerer Regierungen für die Beförderung meiner Zwecke noch vielseitiger ausgesprochen. 30 Ich erhalte so eben vom preußischen Ministerium des Innern folgende Mittheilung: «Die Herausgabe Ihrer sämmtlichen Schriften hat in den preußischen Staaten große Aufmerksamkeit erregt, und beinahe alle unsere Regierungen haben sie in ihren Amtsblättern verbreitet und Subskriptionen eröffnet. Hierdurch 35 ist alles den Umständen nach Mögliche geschehen, und der beste Erfolg, so wie er mit großer Theilnahme gewünscht wird, zu erwarten.»

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Subskriptions-Verlängerung

Im nämlichen Augenblick erhalte ich von Stuttgart aus die offizielle Nachricht, daß das dortige Oberkonsistorium meinen Subskriptionsplan den ihm untergeordneten Behörden amtlich empfohlen. Und früher schon hat das großherzogl. badische Ministerium des Innern die Anschaffung meiner Schriften für die 5 dortigen sämmtlichen Lehranstalten anbefohlen. Der nämlichen Hoffnung eines bedeutenden Erfolgs darf ich mich in Rücksicht auf das Königreich Baiern in Gefolg eines Schreibens Seiner Majestät des Königs selber erfreuen. Was Ihre Majestäten der Kaiser von Rußland und der König 10 von Preußen in Rücksicht auf meinen Subskriptionsplan persönlich gethan haben, ist schon allgemein bekannt. Noch muß ich bemerken, daß mehrere Freunde von mir und zum Theil mir ganz unbekannte Personen mit hochherzigem Edelmuth meine Zwecke befördern, und mit großer Thätigkeit in ihren Umgebun-15 gen Subskriptionen für mich sammeln. Freunde der Menschheit! Noch vor wenig Monaten glaubte ich sterben zu müssen, ohne auch nur einen Grundstein zur Sicherstellung der Folgen einiger meiner Lebensbestrebungen legen zu können. Meine alten Hoffnungen, daß die Lasten meines Schick- 20 sals endlich in dem errungenen Trost, etwas Wesentliches für die Menschheit geleistet zu haben, zu meiner Befriedigung ihre Endschaft erreichen werden, schienen sich völlig in einen eitlen Traum auflösen zu wollen. Betrübt, muthlos und an einer allgemeinen Theilnahme an meinen Zwecken in einem hohen Grade zweifelnd, 26 schrieb ich meinen Subskriptionsplan, beinahe ohne Hoffnung, daß er mich viel weiter als zur Befriedigung der Nothbedürfhisse in meiner Lage hinführen werde. Durch die Leiden meines Lebens und besonders die meiner letzten Jahre unaussprechlich tief gebeugt, hatte ich den Glauben an die Menschheit so viel als ver- 30 loren, und glaubte, auch meine Zeitgenossen haben ebenso ihren Glauben an mich, bis auf wenige, sehr wenige, gänzlich verloren. Ich durfte demnach mich auch in keiner meiner Publikationen mit Muth und Bestimmtheit über die Anwendung der Resultate meines Subskriptionsplans äußern. Aber jetzt, bei der entschie- SB denen Theilnahme meines Zeitalters, beides an meinen Zwecken und meiner Lage, und bei dem jetzt unzweideutig gesicherten Erfolg meines Subskriptionsplans, darf ich keinen Augenblick mehr säumen, es laut und bestimmt auszusprechen: Ich habe das

Subskriptions-Verlängerung

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Resultat meiner Subskription in seinem ganzen Umfange den Zwecken meines Lebens und besonders der Erziehung der Armen gewidmet. Ich kann jetzt dieses und will es unter folgenden Bestimmun5 gen: Das Honorar, das mir Herr Cotta von meinen Schriften gibt, sehe ich als mein Eigenthum an, welches ich zur Tilgung der Schulden meiner Anstalt bedarf. Das Resultat meiner Subskription hingegen, um deren Begünstigung ich die Menschenfreundlichkeit meiner Zeitgenossen angesprochen, achte ich für ein 10 Heiligthum, das mir zum Dienst der Menschheit in meine Hand fallen soll. Ich werde es auf keine Weise als mein Eigenthum ansehen, sondern gänzlich, als von der Menschlichkeit meines Zeitalters der Armuth und der Volksbildung gewidmet, ins Auge fassen und behandeln, und seine Anwendung auch, so Gott will, 15 bei meinem Leben für die späteste Zukunft hiefür sicher stellen. Ich würde mich auch über das, was ich desfalls vorhabe, schon jetzt mit Bestimmtheit erklären, wenn ich nicht den endlichen Ertrag des Subskriptionsplans genau kennen müßte, ehe ich dieses mit genügsamer Sicherheit für das Publikum und mich selbst thun 20 darf. Ich bin durch diesen Umstand offenbar genöthigt, die nähern diesfälligen Eröffnungen bis auf den 12. Januar 1818 zu verschieben, an welchem Tage ich dann auch dem Publikum mit Dank erfülltem Herzen und mit der unbedingtesten Offenheit und Bestimmtheit zeigen werde, wie ich die einzugehenden Gelder für 25 meine Zwecke anwenden werde, und zwar, theils um die Ideen der Elementarbildung, so viel mir möglich, immer tiefer zu erforschen, und so viel ich immer kann, ihre Anwendimg auch in einigen wissenschaftlichen Gegenständen zu versuchen, theils aber und vorzüglich zur Anbahnung aller nöthigen Yoranstalten zu so einer kleinern oder größern, aber wesentlich über mein Grab hinaus zu sichernden Armenanstalt. Welch ein Tag der Freude und der Erhebung wird mir der 12. Januar 1818 sein! Welch ein Tag der Liebe und Hoffnung und meines erneuerten Glaubens an die Menschheit wird mir der 35 dreiundsiebenzigste Geburtstag werden! Und du, mein Grab, mein nahendes Grab, in welch einem neuen Licht wirst du mir an diesem Tage erscheinen, und wie werden von ihm an die Leiden meines Lebens verschwinden! Und du, mein Vaterland! Volk meines Vaterlands, mit welcher

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Innigkeit werd' ich a n diesem T a g a n dir hangen! Vaterland! Mit welchem Schmerz g l a u b t e ich sterben zu müssen, o h n e dir ein D e n k m a l meiner T r e u e a n dir, meiner Liebe zu deinem Volk u n d meiner Sorgfalt f ü r deine, d u r c h deine Lage, d u r c h deine Gesetzg e b u n g u n d d u r c h deine Ü b e r v ö l k e r u n g a u c h f ü r die Z u k u n f t so 5 sehr g e f ä h r d e t e n A r m e n hinterlassen z u k ö n n e n ! V a t e r l a n d ! Mein e Seele d ü r s t e t f ü r d i c h n a c h e i n e m L i c h t , d a s i n d e n K ö p f e n u n d H e r z e n unserer V ä t e r ü b e r diesen G e g e n s t a n d heller b r a n n t e , als in d e n u n s e r n . Meine Seele d ü r s t e t n a c h einem L i c h t , d a s u n s ü b e r die Schwäche unserer diesfälligen Zeitansichten u n d Pallia-10 tive zu Ansichten u n d K r ä f t e n f ü r diesen Gegenstand zu erheben vermag, die geeignet sind, die höhern A n s p r ü c h e w a h r e r innerer Volksliebe u n d Menschlichkeit i m Geiste der bessern T a g e unserer Väter zu befriedigen. M i t b ü r g e r ! F r e u n d e d e r M e n s c h h e i t ! M i t t e n i n d e r T r a u e r d e s 15 g a n z e n V a t e r l a n d s ü b e r d i e L a g e so v i e l e r t a u s e n d u n d t a u s e n d u n s r e r A r m e n u n d in d e n d ü s t e r n Aussichten, die wir diesfalls i h r e n t h a l b e n a u c h f ü r die Z u k u n f t h a b e n , e r h e b t es m e i n H e r z , e i n w e n n a u c h n o c h so k l e i n e s S c h e r f l e i n z u r E r h e i t e r u n g d e r M i t t e l u n s e r e r d i e s f ä l l i g e n L e i d e n u n d G e f a h r e n a u f d e i n e n A l t a r 20 zu legen, u n d auf irgend eine Weise m i t z u w i r k e n , d e n Quellen unserer Menschenversumpfungen mit eben der Sorgfalt u n d mit eben dem Erfolg entgegenzuwirken, mit welchem wir Gott Lob einmal anfangen, d e n Quellen unserer L a n d e s v e r s u m p f u n g e n entg e g e n z u w i r k e n . V a t e r l a n d ! I c h w e r d e v o n n u n a n b i s a n m e i n 25 G r a b mich d e n Nachforschungen über diesen Gegenstand mit a l l e r A n s t r e n g u n g w i d m e n , u n d Alles, w a s i c h i m m e r k a n n , v e r suchen, das Interesse f ü r die tiefere E r f o r s c h u n g dieses Gegens t a n d e s z u b e f ö r d e r n . U n d u m j e d e r d i e s f ä l l i g e n W a h r h e i t , so v i e l a n m i r i s t , D a u e r u n d b l e i b e n d e n S e g e n z u v e r s c h a f f e n , w e r d e i c h 30 v o n n u n a n einige, i m A n f a n g wenige, s p ä t e r m e h r e r e , t a l e n t reiche u n d religiöse a r m e J ü n g l i n g e u n d K i n d e r u m m i c h h e r v e r s a m m e l n , u n d sie m i t a l l e r m i r m ö g l i c h e n L i e b e u n d S o r g f a l t meinem Herzen näher zu bringen u n d vorzubereiten trachten, m i r z u r a l l m ä l i g e n A n b a h n u n g d e r b l e i b e n d e n A r m e n e r z i e h u n g s - 35 a n s t a l t , die ich suche, behilflich zu werden. V a t e r l a n d ! E s e r h e b t m e i n Herz, n o c h vor meinem T o d e innert deinen Grenzen eine Anstalt einzulenken u n d vorzubereiten, in welcher die Grundsätze einer die Menschennatur in ihren höhern A n s p r a c h e n be-

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friedigenden Armenbildung und Armenversorgung praktisch dargelegt werden soll, und in welcher auch Jünglinge und Kinder aus fremden, und besonders aus denjenigen Staaten, die gegenwärtig meine Endzwecke mit so viel Edelmuth begünstigen, so wie auch 5 von Privaten, die das Nämliche thun, aufgenommen werden. Vaterland! Ich bin überzeugt, du wirst dich mit mir der Menschenfreunde des Auslands freuen, unter denen du so viele erhabene Fürsten zählst, die dir, erlaube mir es zu sagen, im Zutrauen zu meinen Bestrebungen für die Erheiterung der Mittel 10 der Armenerziehung und Armenversorgung vorangegangen. Vaterland! Ich hoffe nicht zu sterben, ehe ich deine Edlern an der Dankbarkeit, die ich dem Auslande für sein Interesse an meinen Bestrebungen schuldig bin, Theil nehmen gesehen. Vaterland! Du hast mir ja in Ertheilung deiner Privilegien durch die Regie15 rungen aller deiner Kantone ein Zeugniß deiner Theilnahme an meinen Bestrebungen gegeben. Edlere meines Vaterlandes! Werdet nicht müde, den Erfolg immer mehr reifender Bemühungen zum Dienste des Volkes und der Armuth je länger je mehr eurer Aufmerksamkeit zu würdigen, und sie mit dem Edelmuth zu 20 befördern, die unserer Väter und des Namens unsers Vaterlandes würdig ist. Freunde meiner Bestrebungen in meinem Vaterlande und im Ausland! Ich weiß, ihr freuet Euch über die sich im Allgemeinen immer mehr erheiternden Aussichten für meine Zwecke, und besonders auch der Verlängerung des Termins meines Sub25 acriptionsplans. Ihr werdet dieselbe mit Freuden und Liebe zum Vortheil meiner Zwecke benutzen. Dankend für das, was Ihr bisher dafür gethan, bitte ich Euch, Eure wohlwollenden Bemühungen bis auf diese Zeit fortzusetzen.

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B u l l e t auf dem Jura, den 4. August 1817. Pestalozzi.

An die Eltern meiner Zöglinge, sowie auch an diejenigen Personen, die willens seyn möchten, mir Zöglinge anzuvertrauen.

Iferten, den 19ten August 1817.

An die Eltern meiner Zöglinge

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Ich stehe im 72ten Jahre an der Spitze einer Anstalt, die mitten unter sehr großen Schwierigkeiten viel Gutes geleistet und viele, sehr viele Zöglinge zur Zufriedenheit ihrer Eltern auf eine Laufbahn geführt, auf welcher sie ihrem Stand und ihrer Be5 Stimmung Ehre machen. So wie ich indessen der Anstalt niemals aus ökonomisch selbstsüchtigen Zwecken vorgestanden, sondern vielmehr bey aller meiner Mühe und persönlichen Einschränkungen durch dieselbe dennoch in ökonomischer Hinsicht immer nur zurückgekommen bin, so möchte ich auch jezo noch mit der 10 nehmlichen Hingebimg, die mein Leben diesfalls leitete, diese mir innig lieb gewordene Anstalt und die immer wachsende Erheiterung ihrer Grundsätze durch die Fortsetzung und immer größere Vollendung ihrer Ausübungsmittel, so viel an mir ist, über mein Grab hinaus sichern. 15 Entscheidend gebietherische Umstände haben mir dringend gebothen, die wesentlichen Mittel zu diesem Zweck ungesäumt zu ergreifen, und ich habe in Gefolg dieser Umstände Herrn Schmid und Herrn Lange, früher Rector der lateinischen Schule in Züllichau, auf eine das Etablissement ihres Bleibens halber 20 auch durch meinen Tod nicht zu unterbrechende Weise mir hiefür zu Gehülfen angenommen. Die bey meinem Alter zunehmenden Schwächen und die bey denselben seit Jahren noch immer gestiegenen Schwierigkeiten und Lasten der Führung des Hauses machten mir das Suchen und Ergreifen neuer Hülfe unumgäng25 lieh nothwendig, und ich bin gänzlich versichert, daß ein ganz kurzer Zeitpunkt hinreichen wird, meine diesfällige Wahl vollkommen zu rechtfertigen. Ich habe gegenwärtig außer ihnen mehrere tüchtige Männer zu Gehülfen und werde, was mir hierin noch mangelt, mit der höchsten Sorgfalt und möglichster Beförso derung mir zu verschaffen suchen. Auch habe ich diese Maßregel, die über mein Grab hinaus zu wirken bestimmt ist, mit der zuverläßigsten Sicherheit ergreifen können, da die meiner Anstalt fortdauernd gewogene hiesige Municipalität den Männern, die nach meinem Tod meine Anstalt 35 fortsetzen werden, den unentgeldlichen Fortgenuß des Schlosses und des ihm zugegebenen Landes auf fünf Jahre nach meinem Absterben zugesichert hat. Herr Lange und Herr Schmid, denen ich diesfalls mein Zutrauen geschenkt, stimmen im wesentlichen mit meinen Zwecken ganz überein und richten sich auch in Fäl7

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An die Eltern meiner Zöglinge

len, wo sie nicht ganz meiner Meynung seyn könnten, mit Liebe und Ergebenheit nach meiner Ansicht und nach meinem Willen, und wenn ich mir zur Ausarbeitimg meines schriftstellerischen Nachlasses noch einige ruhige Tage verschaffen will, so muß ich Leute an der Hand haben, die meinem Alter, meinen Ansichten, 5 meinem Willen und meiner Lage herzlich schonend und thätig Rechnung tragen. Die Vernachläßigung dieses Gesichtspunktes würde, wenn ich mich auch mit gänzlicher Aufopferung den Folgen derselben bloß geben wollte, mich dennoch ganz gewiß für das, was ich der Welt noch seyn und leisten kann, unbrauchbar 10 machen, und so weit darf ich es doch nicht kommen lassen. Ich kenne den ganzen Umfang der Bedürfnisse meiner Lage und der Vielseitigkeit der Mittel, die ich hiefür bedarf, so wie auch den vollen Werth derer, die ich bisher genossen. Aber wenn ich je etwas in meinem Leben verdient zu haben glaube, so ist es 15 doch dieses, hoffen zu dürfen, daß die edlern, mir bisher nahe gestandenen Männer in allem, was sie zur Erheiterung und Ausführung meiner Zwecke besser als ich kennen und können, mir hiefür forthin liebreich an die Hand gehen werden, so wie ich dieses auch mit aller Liebe, Sorgfalt und Dankbarkeit, so viel an 20 mir ist, bis an mein Grab erkennen und zu verdienen suchen werde. Geschehe aber auch in Rücksicht auf alles, was nicht in meiner Hand ligt, was immer will, so hoffe ich im Glauben an die Vorsehung, die mich bis auf diesen Punkt geführt und gerettet und im gegenwärtigen Augenblick mich in Rücksicht auf meine 25 Lage und auf meine Zwecke in meinem Innern mehr als je erhoben, nicht ohne Befriedigung meines liebenden und sorgenden, aber seit langem zerrissenen Herzens sterben zu müssen. Ich darf dieses mehr als je hoffen. Ich bin in meinem Leben nie in der Lage gewesen, meiner individuellen und persönlichen Endzwecke hal- 30 ber aussprechen zu dürfen, was ich jezt darüber mit völliger Beruhigung aussprechen darf. Der Erfolg meines Subscriptionsplans erlaubt mir, mich bestimmt zu äußern, daß ich in die Lage kommen werde, in Rücksicht auf die Volkserziehung alles das einzulenken und vorzube- 35 reiten, was ich in meiner bisherigen Lage und Umständen nicht mehr hoffen durfte. Soll aber die Erziehung jemals wirklich humanisirt und im Geist und in der Wahrheit zur Volks- und Nationalsache gemacht werden, so müssen vom verlassensten niedersten

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Kind an bis zu den Erben der größten Güter hinauf Mittel gefunden, organisiert und in der Ausübung dargelegt und erprobt werden, die für alle Stände diesfalls zulänglich und zugänglich sind. Diesen Gesichtspunkt fest im Auge haltend, habe ich in Rück5 sieht dessen, was ich für die niederste und ärmste Volksklasse zu thun in [den] Stand kommen werde, mich bereits in einer Aeußerung an das Publicum vom 4ten August dieses Jahres bestimmt erklärt. Es gibt aber in dem, in der gegenwärtigen Zeit mehr als je zurückgekommenen und zurückgesetzten Mittelstand 10 Familien, die alles in der Welt aufopfern würden, ihren Kindern eine, ihren Lebenslauf sichernde und beruhigende Erziehung geben zu können, denen es aber bey dem gegenwärtigen Zustand der Erziehung und der Erziehungsmittel gänzlich unmöglich ist, das, was in unsern Tagen hiefür erfordert wird, aufzubringen. 15 Diesem der Gesellschaft in allen Rücksichten so wichtigen Mittelstand hierzu an die Hand zu gehen und ihm die Mittel vorzubereiten, sich diesfalls in Zukunft immer mehr und leichter selber helfen zu können, habe ich mir vorgenommen, meine Anstalt besonders hiefür wirksamer zu machen und zu diesem Endzweck 20 zu jedem vierten Pensionär immer einen vorzüglich talentreichen, in seinem häuslichen Kreise zur Thätigkeit und einem stillen, frommen Leben wohl angeführten Jüngling, der nicht unter zehn und nicht über 16 Jahre alt seyn soll, um die Hälfte des festgesetzten Pensionpreises in die Anstalt aufzunehmen. 25 Aber da mein Zweck diesfalls weit mehr dahin geht, den beschränkten Personen aus diesem Stand die Mittel einer ihm genugthuenden Erziehung seiner Kinder im allgemeinen vorzubereiten, als einzelnen Individuen erziehungshalber aus diesem Stand eine Wohlthat zu erweisen, so ist unumgänglich nothwendig, daß so ich in der Wahl dieser Kinder mit der höchsten Sorgfalt alles dahin lenke, daß ich durch diese Maßregel dahin komme, einerseits vorzüglich kraftvolle und auf ihren Stand wirksam und gut einfließende Männer zu bilden, anderseits aber, daß sich das Personale guter Lehrer für diesen Stand vermehre, belebe und weiter 85 führe. Ich will desnahen bey ernster Festhaltung des ersten Gesichtspunkts für die von mir also angenommenen Gesichtspunkte diejenigen von ihnen, welche sich durch Lust und Talent für den Lehrstand auszeichnen, wenn ihre Eltern dazu einwilligen, mit allen mir diesfalls zu Gebothe stehenden Mitteln ausbilden.

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Das Bedürfnis, für den Lehrstand gebildete Jünglinge zu besitzen, ist allgemein und auch in meinem Kreis und meinen Verhältnissen dringend, und wenn wir in dieser Rücksicht auch etwas wenigstens vorbereitend geleistet haben, so ist es unumgänglich nothwendig, den Halb- und Viertelsnachahmern einer in ihren 5 Ausübungsmitteln kaum halb- und viertelsgereiften Unterrichtsweise mit allem Ernst Einhalt zu thun und das Erlernen derselben von neuem von der Picke auf zu organisiren, und Menschen, die in allen unsrer Unterrichtsweise entgegenstehenden Schulformen im 20ten J a h r schon grau geworden, öffentlich verstehen 10 zu geben, daß eine in die Tiefe der Menschennatur eingreifende Unterrichtsweise eine Sache ist, die Jahre lange Erforschung ihrer Grundsätze und Einübung ihrer Mittel erfordert, und daß ein Aufenthalt in Iferten von wenigen Wochen und Monathen niemand fähig machen kann, die daselbst noch im Tiegel der Erfor- is schung und Prüfung liegende Methode sogleich in aller Welt auszuüben. Aber mitten unter den Personen, für die diese Bemerkung ganz paßt, könnten auch einige Männer durch sie gekränkt werden, die, bey einem kurzen Aufenthalt in unsrer Mitte vom Wesen 20 unsers Thuns erwärmt und ergriffen, dasselbe mit allem Guten, das schon in ihnen selbst lag, verbunden und so, wie sie es partiell verstanden, wirklich mit Seegen und Erfolg betrieben haben. Aus diesem Gesichtspunkt erhellet, wie wichtig es ist, daß eine Anzahl talentreicher Jünglinge, die noch von keinen Welt- 25 und Soldgelüsten befangen und in keinen sehr fehlerhaften Schulformen verhärtet, die Methode in Unschuld des Herzens und Reinheit des Willens von ihren Anfangspunkten an bis auf die Stufe, auf der wir jezt stehen, mit Solidität erlernen und darin im ganzen Umfang derselben harmonisch, d. h. in sittlicher, geistiger 30 und Kunsthinsicht übereinstimmend ausgebildet werden. Und um die Zahl der auf diese Weise anzunehmenden Kinder so groß als möglich machen zu können und mir die Mittel, alles Nöthige für ihre genugthuende Ausbildung zu sichern und zu erleichtern, anderseits aber auch, um diese in ihren Resourcen 35 beschränkten Menschen nicht außer den Kreis ihrer gesicherten Kräfte hinauszuführen und sie von aller Angewöhnung zu unnöthigen Bedürfhissen mit Kraft zu entfernen und zu einem den Pfennig dreymal in die Hand nehmenden Leben fest anzuge-

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wohnen, werde ich ihnen durchaus nicht alles, was den ganz bezahlenden Zöglingen, im Essen, Trinken und Ruhestunden zukommen lassen, sondern sie in Wein und Fleisch an mehr Einschränkung gewöhnen und einen Theil ihrer Ruhestunden mit 6 bildenden, leichten und angenehmen, aber ihre Thätigkeit immer ansprechenden Arbeiten ausfüllen, zugleich aber mit der größten Sorgfalt und Humanität dafür sorgen, daß sie an ihrem Tisch so genugthuend und kräftig genährt werden, als immer die andern und als es in meinem Haus bis auf den Dienstentisch herab für 10 alle Bewohner desselben, und zwar in der theuern Zeit wie in der wohlfeilen, beständig der Fall war. U m hierüber jeden Zweifel zu entfernen, werde ich jeden zweyten T a g mit diesen Kindern am gleichen Tisch essen und in Rücksicht der größern Thätigkeit, zu der sie selber in einigen Freystunden angewöhnt werden müssen, 15 ihnen dieselbe durch mich und meine Freunde mit einer Liebe und Theilnahme auf eine Weise erheitern, die ihnen gewiß weit befriedigender seyn wird, als einige in Unthätigkeit und wenn auch sonst noch so angenehm zugebrachte Stunden. Ich freue mich, hierin durch eine Thatsache bescheinigen zu 20 können, wie sehr ich auf der einen Seite die Wahrheit aller äußern Verhältnisse respektire, auf der andern Seite aber alle Sorgfalt anwende, daß niemand durch seine Erziehung selber in die L a g e gesetzt werde, seiner wahren Verhältnisse halber in sich selbst zu verirren, sondern vielmehr bey der höchsten Anstren25 gung seiner Bildung in den Schranken einer Lebensweise erhalten werde, die beym Austreten aus dem Erziehungshause mit seiner wirklichen L a g e in Übereinstimmung stehe. Ich weiß, wie die Zeitwelt über das Gleich- und Ungleichseyn der Menschheit radotiert, aber wer wollte sie doch äußerlich gleich machen? Inner30 lieh aber hat sie Gott gleich geschaffen, und mit seinem Thun dürfen wir Erziehungs und Bildungs halber nicht im Widerspruch stehen. Wir müssen also die Kinder äußerlich kraftvoll für ihre Ungleichheit und innerlich kraftvoll für die Gleichheit erziehen. Aus dieser Ansicht erhellet ebensosehr, daß die Bedürf35 nisse der äußern Führung ganz armer Kinder von einer Natur sind, daß es nicht möglich ist, sie wie Kinder des Mittelstands, die den Kindern der begütertem Eltern schon ziemlich nahe stehen, unter einem Dach zu erziehen. U m also den diesfälligen ungleichen äußern Bedürfnissen der

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Volkserziehung auch in Rücksicht auf die Armen ein vollkommenes Genüge zu leisten, mußte ich auf eine von meinem hiesigen Lokal abgesonderte Armenanstalt denken, über deren Anlegung und Einrichtung ich mich mit Anfang künftigen Jahrs bestimmt erklären werde. 5 Man kann sich die Vortheile nicht genug vorstellen, welche das Daseyn von Kindern aus dem beschränkten Mittelstand in einer Erziehungsanstalt Kindern gewährt, die bey im Überfluß lebenden Eltern im Zeitluxus aufgewachsen und dadurch zerstreut, abgeschwächt und ungewandt geworden. Daraus erhellet dann 10 auch sehr klar, daß so wie der beschränktere Mittelstand um seiner Lage und um derselben willen in einem hohen Grad Handbiethung und Sorgfalt bedarf, so hat der begüterte Mittelstand, der reiche Bürger und die höhern Stände dieser Sorgfalt und Handbiethung in ihren Lagen und um derselben willen, dieser 15 Sorgfalt und Handbiethung für die Erziehung ihrer Kinder noch in einem höhern Grad nothwendig. Die Unnatur der Verzärtlung und Überfüllung an sinnlichen und geistigen Genießungen macht es Tausenden von diesen Kindern zum wesentlichen Bedürfnis, sie ihren sie abschwächenden 20 Genießungen und Umgebungen zu entreißen und sie in Verhältnisse zu bringen, in denen ihre Kräfte und Anlagen die ihnen wesentlich nothwendigen Reize und Mittel zu ihrer genügsamen Entfaltung und Stärkung finden. Ich werde bey den in dieser Lage sich befindenden Zöglingen 25 alles thun, hiefür ihren Bedürfnissen zu entsprechen. Frömmigkeit ohne Frömmeley, Verstandeskraft ohne großes Wortwesen, gebildete Denkkraft ohne Überspannimg, ein durch die Last der Schulspitzfindigkeit nicht unterdrückter Mutterwitz und Natursinn, rastlose Thätigkeit mit Seelenruhe und Heiterkeit des Gei- 30 stes verbunden, und eine aus der Fülle der elementarischen Kraftentfaltung hervorgehende und mit ihr innig verbundene hohe Sorgfalt für die Anwendung aller dieser Kräfte mit der bürgerlichen Stellung und Berufsbildung der Zöglinge müssen allgemein das Ziel jeder, der Menschennatur im gesellschaftlichen Zu- 35 stand genugthuenden Erziehungsanstalt seyn. Aber es ist fast allgemein, daß die Erziehung besonders der Kinder aus den begüterten Ständen an den wesentlichen Ansprüchen der Bildung der Menschennatur scheitert. Die Folgen

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dieses Scheiterns gehen oft selber bis zum Zerreißen der heiligen Bande, mit denen Eltern und Kinder durch das häusliche Leben so innig verbunden sind, und es ist unwidersprechlich, daß die einzigen wahren Mittel, diesem Scheitern und seinen Folgen vor5 zubeugen, in dem Festhalten oben berührter Grundsätze, Bestrebungen und Zwecke bestehen. Ich weiß und fühle tief, wie schwer eine diesfällig genugthuende Festhaltung dieser Gesichtspunkte allgemein ist und besonders auch, wie weit meine Anstalt noch in der Kraft, demselben ein volles Genügen zu leisten, zu10 rücksteht. Ich weiss aber auch, daß es mein unzweydeutiger Ernst ist, diesem Ziel näher zu rücken, und es sind indessen bey allem diesfälligen Zurückstehen in unsrer Anstalt wirklich viele Mittel hiezu vorbereitet und bearbeitet. Noch ist uns der Weg dazu selber durch die Anstöße der letztern Zeiten heiterer geworden, 15 als er uns je war, und einige Wolken, die dem Licht der Wahrheit über diesen Gegenstand im Weg standen, haben sich gottlob so ziemlich vertheilt. Ich glaube, ich habe mich in Rücksicht der Mittel, die ich in sittlicher, religiöser, wissenschaftlicher und Kunsthinsicht zu un20 serm Ziel für die wesentlichsten achte, in meinen Schriften wo nicht allenthalben mit genügsamer Bestimmtheit, doch hie und da mit ergreifender Lebendigkeit ausgesprochen, und hoffe bey der neuen Herausgabe derselben meine diesfälligen Ansichten noch bestimmter darzulegen. Vor allem aus muß ich bemerken, 25 daß die Erreichung unsere Ziels dadurch vorzüglich erleichtert wird, wenn ich die größere Anzahl meiner Zöglinge aus den begüterten Ständen ziemlich jung erhalte, ehe sie in der Unnatur einer verzärtelten Erziehung so schwach, begierlich und ungewandt gemacht worden sind, daß alles dasjenige, was zur eigent30 liehen Bildung eines festen und zuverlässigen Karakters wesentlich nothwendig ist, an ihre eingewurzelten Gewohnheitsschwächen beynahe nicht mehr angeknüpft werden kann. Ich werde desnahen auch, wenn diese Zöglinge schon im 7ten oder 8ten Jahr eintreten und die ganze Zeit der zur Elementarbildung nothwen35 digen Jahre, d.i. bey Kindern von diesem Alter wenigstens fünf bis sechs Jahre, in der Anstalt bleiben, den Pensionspreis der zwei ersten Jahre auf 20, der zwei folgenden auf 25 und erst der letzten Jahre auf 30 Louisd'or setzen. Ich werde mich zwar dem frühern Austreten der Kinder aus der Anstalt nie widersetzen, aber in

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diesem Fall wegen der Störung der Einrichtungen, die die Begründung einer planmäßigen Bildung fordert, und wegen des Nachtheüs, den das unreife Austreten aus einer solchen Anstalt auch auf die Anstalt selbst immer hat, den Eltern dieser Kinder den Pensionspreis der zwei ersten Jahre mit 25 und den der 5 folgenden mit 30 L[ouis]d'or berechnen lassen. Erwachsene Jünglinge, die schon durch den Geist fremder Pensionen oder andere Verhältnisse und Umstände eine Richtung genommen, die dem Wesen unsrer Zwecke entgegensteht, können einerseits in unsrer Lage im ganzen Umfang der Bedürfnisse io nicht befriedigt, anderseits uns auch höchst nachtheilig werden. Wir können also keinen Zögling, der schon über 16 Jahre alt ist, in unsere Anstalt aufnehmen, ohne uns vorher mit seinen Eltern über seine Lenksamkeit, Gutmüthigkeit und Unverdorbenheit, sowie auch über den Grad seiner wirklich besitzenden Kennt- is nisse, seiner Bildung und Bestimmung informirt und endlich über den Grad der Rechte, die man uns seiner Führung halber überlassen wollte, vorher verständigt zu haben. Auch müssen wir in Rücksicht älterer Personen, die auf irgend eine Art in unsre Anstalt eintreten wollten, bemerken, daß der 20 Aufenthalt von einigen wenigen Monathen in derselben zu nichts führt. Wir können nicht verhehlen, daß uns unsere Schwäche, hierüber nicht schon längst festere Maßregeln ergriffen zu haben, schon in einem hohen Grad nachtheilig geworden. Es sind schon mehrere erwachsene Personen, die, ohne im geringsten in das 25 Wesen unsrer Unterrichtsweise eingedrungen zu seyn, aus der Anstalt ausgetreten und haben sich dennoch angemaßt, als Lehrer der so geheißenen Pestalozzischen Methode aufzutreten. Man hat überhaupt zu frühe über das Daseyn einer Pestalozzischen Methode, und zwar weit eher, als genugthuende Mittel zur 30 Befolgung ihrer Grundsätze in einzelnen Fächern organisirt waren, öffentlich gesprochen. In einigen Fächern hat sich allerdings der Geist und das Wesen der Idee der Elementarbildung bis zur Unwidersprechlichkeit bewährt, und die Anwendungs- und Ausübungsmittel haben in diesen Fächern bestimmt eine befriedi- 35 gende Reifung erhalten. Ich bin auch von der Möglichkeit der Anwendimg derselben in allen Fächern des menschlichen Wissens und Könnens vollkommen überzeugt. Und wenn es je eines Menschen Pflicht ist, diese Idee nach allen Kräften zu befördern,

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so ist es gewiß die meinige. Ich fühle das in dem Innersten meines Herzens und werde nicht nur, was ich immer in meiner Schwäche und Beschränkung kann, dafür thun, sondern auch die Belehrung eines jeden Mannes, der darin weiter zu kommen vermag, als es 5 mir vergönnt ist, als einen Seegen für die Menschheit erkennen und mit Dankbarkeit so viel mir möglich zu benutzen suchen. Ich freue mich auch wirklich, Männer zu kennen, die Kräfte und Mittel besitzen, in unserm diesfälligen Bestreben mit großem Erfolg weiter zu rücken, als wir bis jezt hingekommen sind. 10 Überhaupt aber ist die allgemeine Weiterführung unserer Versuche, wie ich schon lange fühlte und sagte, mehr das Werk des Menschengeschlechts selber als das Werk eines oder mehrerer Individuen und des vorübergehenden Augenblicks eines Menschenlebens. Ich freue mich zwar, auch ein Scherflein zu diesem 15 großen Ziel beygetragen zu haben. Mehr aber maße ich mir in Rücksicht auf mein Thun gar nicht an und freue mich des diesfälligen ernsten und kraftvollen Strebens von Männern, die in meinen nähern Umgebungen oder auch in der Ferne nach mir kommen und die Mittel der Methode unter glücklichern Umstän20 den weiterführen werden, als es mir möglich gewesen war. Und so wie alle Wahrheit unter sich zusammenhängt, so sehe ich, was wir zur Beförderung einer naturgemäßen Entfaltung der Anlagen und Kräfte unsers Geschlechts bisher gethan haben, bey allem Werth, den ich demselben gebe, bloß als einen Beytrag zu 26 dem, was unser Geschlecht hierin schon geleistet und auch in Zukunft unabhängend von unserm Thun leisten wird, und fühle immer tiefer die Notwendigkeit, diesen unsern Beytrag mit Bescheidenheit und Ehrfurcht daran anzuknüpfen. So wie ich im allgemeinen überzeugt bin, daß Anmaßungslosigkeit, Liebe, so Schonung und Unschuld zur Vereinigung aller Vorschritte der menschlichen Erkenntnisse und zur Auffindung aller Mittel ihrer guten Anwendung und ihres gesegneten Gebrauchs hinführt. Aber ich darf und will nicht weitläufiger seyn. Mein Herz erhebt sich zu der begründeten Hoffnung, den wesentlichen Zwek35 ken einer guten Erziehungsanstalt in meinem Hause immer mehr ein Genüge leisten zu können, und da ich im Innersten meines Herzens überzeugt bin, daß Religiosität und Sittlichkeit das ewige und unveränderliche Fundament aller wahren, das Innere der Menschennatur zu befriedigen fähigen Erziehungsmittel des

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Menschengeschlechts ist, so werde auch ich alles thun, daß der Religionsunterricht mit hohem Ernst und in der größten Einfachheit des Glaubens und der Liebe gegeben und mit dem Seyn und Thun eines stillen, frommen und einträchtigen häuslichen Lebens in Einklang gebracht werde, und in Gehorsam, Thätig- 5 keit und gegenseitiger Achtung der vereinigten Glieder des Hauses die äußere Stütze finde, die die Bildung zur Religion eben so wesentlich bedarf, als sie aus ihr hervorgeht. Ich werde desnahen auch dafür sorgen, daß alle Lehrer des Hauses jede Gelegenheit mit Gewissenhaftigkeit benutzen, die 10 sich im Tag zeigen mag, religiöse Gefühle und Ansichten in den Kindern zu erwecken und zu beleben. Jeden Morgen und jeden Abend wird mit den Kindern gebethet, und ich werde mit Eifer trachten, daß dieses immer mehr im einfachen und liebevollen Geist des ächten Christenthums geschehe. Wenn die Kinder an 15 Sonntagen nicht zur Kirche geführt werden, so wird ein Lehrer in unserm Betsaal sich bemühen, durch Vorlesung religiöser Betrachtungen, Liedern, mit Gebet und Gesang die Kinder in die Stimmung zu bringen, die der Heiligkeit dieses Tages angemessen ist. Zu Zeiten sollen auch wirklich religiöse Vorträge, die für 20 das Alter der Kinder passen, in unserm Saal gehalten werden. Die Katholiken besuchen von Zeit zu Zeit eine Kirche ihrer Confession, und der Religionsunterricht wird ihnen von einem Geistlichen ihres Glaubensbekenntnisses gegeben; auch die Gebete ihrer Confession verrichten sie von Zeit zu Zeit besonders. 25 Zahl und Form wird als Fundament der Entfaltung und Bildung der Denkkraft nach Grundsätzen gegeben, die sich in unserer Anstalt als vorzüglich bewährt und dahin gewirkt haben, daß die Kenntnisse und Fertigkeiten der wesentlichen bürgerlichen Berufe auf eine gründliche und bleibende Art den Kindern 30 beygebracht werden. Unter diesen Gesichtspunkt gehört: I. Das aus unsern Anschauungsmitteln hervorgehende Kopfund Zifferrechnen und die Anwendungsübungen von beyden; II. Algebraisches Kopfrechnen, Algebra in ihrer Kunstform und Anwendimg; 35 III. Form und Größenlehre oder die in ihre Elemente zurückgeführte und in ihren Anfangspunkten vereinfachte Geometrie, die dann aus ihrer Einfachheit allmälig zu den höhern Stufen derselben mit Festhaltung ihrer Grundsätze fortgeführt und mit

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praktischer Anwendung auf bürgerliche Fertigkeit verbunden wird. Aus den Übungen der Formenlehre gehen unmittelbar die Übungen der Linearzeichnungslehre hervor, die die Bildung des 5 Augs und der Hand zur höchsten Festigkeit und Sicherheit erheben, aus welchen dann das Aesthetische der Kunstbildung nach dem Grad des einem jeden Kind inwohnenden Talents sich mit Sicherheit, aber mit ungleicher Kraft und Schnelligkeit entfaltet und durch Übungen, die von denjenigen der Linearzeichnung 10 wesentlich verschieden sind, ausgebildet wird. An die zu einem gewissen Grad der Kraft und Sicherheit gebrachten Übungen der Linearzeichnung schließen sich unmittelbar eben so einfache Übungen der Perspektivlehre an, und der Zögling wird durch diese Verbindung der Linear- und Perspektivzeichnung zu dem 15 ganzen Umfang dessen tüchtig gemacht, wozu ihm die Zeichnungskunst in allen artistischen Berufen des bürgerlichen Lebens dienlich seyn kann. Auch die Fundamente der Schreibkunst sind im ganzen Umfang in diesen Übungen gegeben. Daß die deutsche und französische Sprache gegenseitig die 20 Muttersprache des Hauses ist, ist bekannt. Wir bilden gegenwärtig für beyde Sprachen Reihenfolgen von Übungen, die durch ihren psychologischen Zusammenhang die gegenseitige Erlernung beyder Sprachen gewiss erleichtern werden. Auch in der lateinischen Sprache sind seit ein paar Jahren Übungen von 25 Herrn Stärn aufgestellt worden, deren Organisation auf den wesentlichen Grundsätzen der elementarischen Bildung ruht, und die sich auch durch ihren bisherigen Erfolg als richtig und zweckmäßig bewährt haben. Allgemein hat sich in allen unsern Versuchen im Sprachunterricht erwahret, daß die Fertigkeit in der 30 Ausübung und Anwendung der grammatikalischen Regeln, d.i. in der Fertigkeit im richtigen Reden selber dem klaren Bewußtseyn dieser Regeln vorhergehen muß. Wir glauben auch für diese drey Sprachen nach unsern Grundsätzen bearbeitete Übungen und Mittel zu besitzen, deren Vorzüge sich jeder ernsten und 35 ruhigen Prüfung bewähren werden. In Rücksicht der Geographie haben wir besonders im Zeichnen der Karten und der davon abhängenden Erleichterung und Verstärkung des Erfolgs der Anschauungseindrücke dieser Wissenschaft, Mittel, die mit den Übungen der Linearzeichnung in

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genauem Zusammenhang stehen und dem diesfälligen Unterrricht wesentliche Vortheile gewähren. Gestützt auf die Eindrücke der elementarisch geordneten Anschauung der Theile der Oberfläche der Erde, die in den nächsten Umgebungen des Kinds vorliegen, suchen wir dann die Zöglinge durch zweckmässige Übungen in 6 die Kenntnis der physischen Ansicht der Geographie einzuführen, worin uns von den ehemaligen Gehülfen unsers Hauses, Herren Tobler, Henning und Blochmann, sehr brauchbare Mittel vorbereitet worden sind. In Rücksicht auf die Geschichte glauben wir, die Religions- 10 geschichte müsse dem Kind als eine sein Gemüth erhebende Glaubenssache so frühe als möglich gegeben werden. An diese frühere Erlernung der Glaubensgeschichte, glauben wir, müsse sich allenthalben unmittelbar die Geschichte eines jeden Vaterlands anschließen, bey deren Ertheilung der Glaube an die großen Thaten ib der Väter für die Kinder immer sehr und so weit zu berücksichtigen ist, daß auch die Erlernimg dieser Geschichte für die Kinder eine erhebende Glaubenssache und durchaus für sie nicht als prüfende und erforschende Geschichtslehre gegeben werden muß. Auch ist die Geschichte einzelner bedeutender Menschen, einzel- 20 ner schöner Thaten des häuslichen und bürgerlichen Lebens und aller menschlichen Tugenden ein wesentlicher Theil der Geschichtslehre, wie sie dem jugendlichen Alter vorgetragen werden muß. In die nehmliche Rubrik gehört auch die Sorgfalt, die Kinder mit der Entstehung und dem Wachsthum des civilisirten 25 Lebens und seiner Mittel und Folgen, des Ackerbaus, der Künste, der Wissenschaft und der Erfindungen u.s.w. bekannt zu machen. Und da die Gedächtniskraft des jugendlichen Alters vorzüglich groß und geeignet ist, sie in diesem Alter zu bilden und zu benutzen, so ist es als Vorbereitung zum Unterricht in der Ge- 30 schichte nothwendig, daß die Nahmen der bedeutendsten Männer und Orte des Alterthums schon in diesem Alter dem Gedächtnis der Kinder eingeprägt und die richtige Aussprache derselben ihnen geläufig gemacht werde. Zugleich ist nothwendig und leicht, ihnen auf dazu geeigneten Karten die Länder, in denen die Män- 36 ner, deren Nahmen ihnen geläufig gemacht worden, gelebt, und die Städte, deren Nahmen sie also kennen lernten, gestanden und ebenso die Zeitfolge der Erscheinung dieser Männer, Länder und Städte auf eine einfache, ihre Imagination ansprechende Weise

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anschaulich zu machen. Die Geschichte im Geist ihrer innern Wahrheit steht so ferne von dem jugendlichen Alter, daß man nichts thun kann, das den Geist und den Takt der Kinder für das Studium derselben in ihrem Innersten so sehr zu Grund zu rich5 ten geeignet ist, als sie in diesem Alter auf irgend eine Weise in die prüfende, urtheilende und vergleichende Welt- und Staatengeschichte hineinzuführen. In Rücksicht der Naturgeschichte werden wir trachten, den Kindern die Gegenstände der belebten und leblosen Natur, so wie 10 sie in ihrer Umgebung vor ihren Sinnen liegen, zum klarsten Bewußtseyn zu bringen und sich über ihre Beschaffenheit in Zahl, Form, Gestalt, Farbe u.s.w. in allen ihren Theilen mit der höchsten Bestimmtheit ausdrücken zu lernen, und durch diese genaue Erkenntnis des ihnen Bekannten und immer vor Augen 15 Stehenden werden sie auf eine einfache Weise zu einer selbstständigen Erkenntnis des Entferntem und Unbekanntern in allen Gegenständen der Natur hineingeführt. In Rücksicht auf die Ausbildung der körperlichen Kräfte gibt schon das Zusammenseyn von so vielen gesunden Knaben jedem 20 Ankommenden einen hohen Reiz, in seiner Kraft nicht zurückzustehen, und die Erfahrung hat uns die Vortheile dieses Reizes in der allgemeinen Gesundheit unsrer Kinder sehr bewährt. Dabey haben wir theils eigene elementarische Gelenkigkeitsübungen aller Glieder, theils aber benutzen wir auch die einfachem von 25 den jetzt so allgemein beliebten und in vielen Rücksichten höchst wichtigen gymnastischen Uebungen, doch aber mit der bestimmten Sorgfalt, dem Reiz derselben kein Uebergewicht über die wesentlichen und höhern Bedürfnisse der sittlichen und geistigen zu geben. Nebstdem haben unsere Zöglinge während der schönen 30 Jahreszeit wöchentlich ein bis zweimal militärische Uebungen, auch Mittwoch und Sonntag bey schönem Wetter Spatziergänge, auf welchen diejenigen Zöglinge, die an Botanik und Mineralogie Freude haben, sich mit dem Sammeln von Pflanzen und Steinen beschäftigen. Wir werden auch, sobald wir können, Einrichtun35 gen treffen, daß die Zöglinge in einigen Freystunden mit Hobeln, Sägen, Drehen und andern Fundamentalübungen der bürgerlichen Betriebsamkeit sich thätig bekannt machen. Mit einigen Kartonsarbeiten haben sie angefangen. In Rücksicht auf die Gesangslehre haben bedeutende Musiker,

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vorzüglich Herr Nägeli und Herr Pfeiffer versucht, die Lehre dieser Kunst mit unsrer Unterrichtsweise in Uebereinstimmung zu bringen. Auch wir haben diesfalls schon einiges versucht und werden fortfahren, diesen für die Erziehung so wichtigen Gegenstand forthin vor Augen zu haben, um dafür das möglichste zu thun 5 und unsere Kinder dahin zu bringen, religiöse und vaterländische Lieder gemeinsam richtig und mit Anmuth singen zu lernen. Auch für die griechische Sprache haben wir, wenn Zöglinge es wünschen, Gelegenheit, dieselbe zu erlernen. Ebenso werden an langen Winterabenden zu Zeiten physika-10 lische Versuche gemacht, wozu wir einen kleinen Apparat haben. Kinder, die in der italiänischen und englischen Sprache, in der Instrumentalmusik, Fechten, Tanzen, Drehen u.s.w. Privatstunden wünschen, haben hiezu Gelegenheit. Für den Eintritt in die Anstalt sind die hiefür vorzüglich ge-15 eigneten Zeitpunkte der Frühling und der Herbst. Dessen ungeachtet schlagen wir unter Umständen, die es den Eltern wünschenswerth machen, nicht ab, sie auch in der Zwischenzeit aufzunehmen. In Rücksicht ihres Austritts müssen wir die Eltern bitten, es uns wenigstens ein Vierteljahr vorher anzuzeigen, damit 20 wir in diesem Fall die nöthige Zeit finden, ihnen unser Urtheil über das, was wir zu ihrer künftigen Führung vortheilhaft und nothwendig finden, freundschaftlich mitzutheilen, und dann auch von unsrer Seite noch alles das thun zu können, was wir zur Beendigimg unsrer Bemühungen für sie nothwendig finden. 25 Durch den ganzen Umfang unsrer Mittel glauben wir unsre Kinder dahin bringen zu können, daß sie mit gesichertem Erfolg von den genossenen allgemeinen Mitteln der Bildung und des Unterrichts zu dem Besondern ihrer nähern Bestimmung und ihres eigentlichen künftigen Berufs hinübergehen können, sey diese 30 Bestimmung auch Handlung, Künste und Gewerb, Civil- und Militärdienst, oder auch eine höhere, wissenschaftliche Laufbahn. Indem wir uns aufrichtig bestreben werden, den Hoffnungen, die wir auch diesmal erregen, immer mehr ein Genüge zu leisten, werden wir fortfahren, unser Haus zu jeder Prüfung unsers Seyns 35 und Thuns täglich und stündlich offen zu lassen und uns freuen, wenn einsichtsvolle Männer dasselbe ihrer Aufmerksamkeit immer mehr würdigen und uns mit ihren Ansichten und Urtheilen über dasselbe belehrend bekannt machen. Und da uns die Urtheile

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der Eltern unsrer Zöglinge auch über ihr Befinden und ihre Führung bey uns im höchsten Grad wichtig sind, so machen uns ihre Besuche, die wir bisher so vielseitig genossen, immer die innigste Freude, so wie es auch mit unsern Zwecken sehr zusammenhängt, 5 wenn Eltern, die gerne in der Nähe ihrer Kinder leben, sich mehr oder weniger lang in Iferten aufhalten und selbst Zeugen ihrer Fortschritte und der Behandlung, die sie von unsrer Seite genießen, seyn wollen. Ebenso wird es uns freuen, wenn Erzieher, die zu dem, was sie ihren Zöglingen selbst sind, noch das hinzu10 setzen möchten, was wir ihnen seyn können, von den Eltern ihrer Zöglinge die Erlaubnis erhalten würden, sich einige Zeit in Iferten mit ihnen aufzuhalten. Ein solcher Aufenthalt kann Erziehern und Freunden der Erziehung um so viel angenehmer seyn, da mehrere Erziehungsinstitute daselbst stattfinden, nahmentlich: 15 das ehemals von mir gestiftete, nun aber von meinem alten Freund und ehemaligen Lehrer Herr Niederer und seiner Gemahlin übernommene und geführte Töchterinstitut. Auch Herr Näf hat hier ein Taubstummeninstitut, darin einige wesentliche Grundsätze der Elementarbildung mit Erfolg angewandt werden; 20 auch der Aufenthalt meines alten Freundes und ehmaligen Lehrers, Herr Krüsi, dessen Verdienste über die Elementarbildung unzweydeutig sind. In Rücksicht auf mein Lokal darf ich sagen, daß ich nicht leicht ein besseres hätte finden können. Das Schloß, das ich be25 wohne, hat große, bequeme, hohe und leicht zu durchlüftende Zimmer, auf drey Seiten an die schönsten Plätze der Stadt und auf der vierten ganz an Garten und ländliche Umgebungen gränzend, mit den ausgedehntesten Freyplätzen für Spiele und Gymnastik. Ein Theil dieser Übungen werden in der Nähe des Hauses 30 in unserm Garten betrieben. Ebenso haben wir Badplätze in dem ganz nahen See von der seltensten Sicherheit, auch ein warmes Schwefelbad hauptsächlich für den Wintergebrauch der Zöglinge. Neben den Spielplätzen sind immediat die schönsten öffentlichen Spatziergänge mit sehr angenehmen Aussichten, und endlich ist 35 neben den kleinen Anhöhen in der Nähe der Stadt das zu kraftbildenden und größern Spatziergängen und zum Botanisiren sehr bequeme Juragebirge in der Nähe. Die Folgen dieser guten Lokalität zeigen sich in der höchst seltenen physischen Kraft und Gesundheit unserer Kinder, die aber auch in ihren seltenen Krank-

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heitszufällen d u r c h geschickte Ä r z t e m i t S o r g f a l t u n d d e m glücklichsten E r f o l g besorgt w e r d e n . I n A b s i c h t auf die Zeit des U n t e r r i c h t s u n d O r d n u n g d e s H a u s e s g e n i e ß e n die a l t e r n Zöglinge t ä g l i c h z e h n U n t e r r i c h t s s t u n d e n , diejenigen m i t inbegriffen, die sie u n t e r A u f s i c h t u n d 5 Anleitung ihrer Lehrer zu selbstthätigen Arbeiten anwenden. Die j ü n g e r n Zöglinge h a b e n n a c h d e m G r a d i h r e r g e r i n g e m K r ä f t e a u c h weniger L e h r s t u n d e n . Alle h a b e n t ä g l i c h e t w a s ü b e r d r e i E r h o l u n g s - u n d F r e y s t u n d e n , die u n t e r A u f s i c h t d e r L e h r e r meistens zu körperlichen Ü b u n g e n b e n u t z t werden. 10 Die K i n d e r sind n a c h Alter, K r ä f t e n u n d K e n n t n i s s e n i n d r e i H a u p t k l a s s e n a b g e t h e i l t , in d e r e n j e d e r d e r A u f s e h e r d e r K l a s s e vereinigt m i t d e n L e h r e r n d e r s e l b e n eine A r t C o m i t é b i l d e t , welches d e n allseitigen Z u s t a n d d e r K i n d e r n a c h N o t h d u r f t z u b e r a t h e n u n d z u besorgen h a t . Alle W o c h e n k o m m e n alle L e h r e r 15 des H a u s e s e i n m a l g e m e i n s a m z u s a m m e n , u m d e n Z u s t a n d u n d die B e d ü r f n i s s e aller K i n d e r m i t gegenseitiger offener F r e y m ü t h i g k e i t u n t e r sich ins A u g z u f a s s e n u n d z u b e r a t h e n , u n d a u c h die S t r a f e n , die u n t e r gewissen U m s t ä n d e n n o t h w e n d i g sind, z u b e s t i m m e n . D e n n obgleich b e y e l e m e n t a r i s c h v o l l e n d e t e r F ü h - 20 r u n g u n d b e y j u n g e i n t r e t e n d e n , n o c h u n v e r d o r b e n e n Zöglingen w e d e r B e l o h n u n g n o c h S t r a f e n o t h w e n d i g ist, so ist dieses b e y allen Zöglingen, b e y d e n e n schon f e h l e r h a f t e G e w o h n h e i t e n tief eingewurzelt u n d h a b i t u e l l g e w o r d e n sind, n i c h t i m m e r d e r F a l l . A u c h w e r d e n z w e y t e n s die K i n d e r einer j e d e n K l a s s e alle 25 W o c h e n eine S t u n d e d e r V e r s a m m l u n g aller L e h r e r z u g e f ü h r t , u m j e d e m Zögling z u sagen, w a s wir L o b s oder T a d e l s h a l b e r i h n e n also z u s a g e n n o t h w e n d i g finden. I n dieser V e r s a m m l u n g w i r d zugleich v o n allen L e h r e r n z u s a m m e n v o m Z u s t a n d d e r K l a s s e u n d j e d e s einzelnen Zöglings N o t i t z g e n o m m e n . Diese p r o - 30 tocolirten R e s u l t a t e d e r V e r s a m m l u n g d i e n e n d a n n a u c h z u m F u n d a m e n t d e r v i e r t e l j ä h r i g e n R a p p o r t e a n die E l t e r n ü b e r i h r e K i n d e r u n d h e f e r n i h r e Belege. N e b e n diesen R a p p o r t e n w i r d v o n einem j e d e n Zögling b e y seinem E i n t r e t e n , s o b a l d wir glaub e n , i h n g e n u g s a m k e n n e n g e l e r n t z u h a b e n (welches ungleich 35 b a l d n a c h einem Viertel- oder H a l b j a h r oder a u c h n o c h s p ä t e r geschehen k a n n ) , ü b e r i h n ein u m f a s s e n d e r H a u p t r a p p o r t gem a c h t , u n d dieser R a p p o r t w i r d d a n n als die G r u n d l a g e d e r k ü n f t i g e n v i e r t e l j ä h r i g e n b e n u t z t w e r d e n . E n d l i c h soll ü b e r d i e s alle

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Jahre eine allgemeine Uebersicht des Hauses, darin der Zustand der Kinder und alles dessen, was die Eltern unserthalben intressiren mag, mit offener Freyheit dargelegt und ihnen gedruckt zugesandt werden, s Die Bemühungen, uns mit den Eltern der Zöglinge immer in einen näheren Zusammenhang zu bringen, sind gegenwärtig um so nothwendiger, da in unserm Institut wirklich sehr viel Gutes angebahnt, eingelenkt und wirksam auf die Bildung der Kinder dasteht, ohne daß es zu der Reifung gebracht worden, zu der wir 10 mit redlichem Eifer je länger je mehr hinstreben. Die Schwierigkeiten, Anstöße und Beschränkungen meiner Lage haben vieles, das in unsern Umgebungen kraftvoll entkeimte, zu unserm großen Nachtheil zum Theil still gestellt und zum Theil verdunkelt. Der übertriebene Ruf einiger zum Theil gelungener, aber auch 16 noch unreifer Versuche hat einen Scheinglanz über unser Thun verbreitet, den ich nie suchte, der aber dem Wesen meines Strebens noch weit mehr schadete als aller Schatten, den man oft auch mit großem Unrecht über unser Thun verbreitete. Wir haben aber gottlob einige diesfällige Hauptschwierigkeiten 20 und Gefahren so viel als überstanden. Um allen diesen uns bis jezt so nachtheiligen Umständen entgegen zu wirken, haben wir endlich bereits über jedes in unserm Institut betriebene Unterrichtsfach ein Comité errichtet, das beauftragt ist, mit möglicher Sorgfalt und Eifer die Mittel zu erforschen und anzubahnen, die 25 uns seinethalben zu unserm Ziel führen können. Eltern meiner Zöglinge und Freunde meiner Anstalt! Es ist meine innigste Angelegenheit und mein durch die Umstände mehr als je zur höchsten Lebhaftigkeit erhobener Wunsch, noch vor meinem Absterben zur Sicherstellung und möglichster Aeuffnung 30 meiner Anstalt und meiner Lebenszwecke zu thun, was immer noch in meinen Kräften ligt. Freunde! Schenket den letzten Anstrengungen meiner Mühseeligkeit Euer Vertrauen, so weit ich es nach Eurer eigenen Prüfung verdiene, und schenket mir mit diesem Zutrauen die Handbiethung, die ich für meine Zwecke 35 bedarf und deren ich mich bis an mein Grab würdig zu machen forthin bestreben werde. Pestalozz.

8 Pestalozzi Werke Bd. 25

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An die Eltern meiner Zöglinge Bedingungen.

Der Pensionspreis ist jährlieh 30 N[eue] L[ouis]d'or, welcher vierteljahrlich auf beliebige Art vorausbezahlt wird. Alle 3 Monathe wird ein spezifizirter Auszug der Auslagen nebst der anticipirten vierteljährlichen Pension den Eltern zugesandt und dann meistens auf 5 die Eltern selber gezogen, weil diese Art zu zahlen die leichteste ist. Ferner wird bezahlt: 1 L[ouis]d'or für Waschunkösten, 1 L[ouis]d'or f ü r Schreibmaterialien, 1 L[ouis]d'or f ü r den Gesangunterricht, 4 Franken f ü r den Militärunterricht und die besondern Auslagen, die man beym Zeichnen f ü r sie hat, als schwarze Kreide, Gummi elasticum, feine Bleistifte u.s.w. 10 Italiänische und englische Sprachstunden, Instrumentalmusik, Fechten, Tanzen, f ü r jezt noch Drehen u.s.w. werden stundenweise bezahlt und n u r auf ausdrückliches Verlangen der Eltern gegeben. Wenn die Eltern es wünschen, so wird ihren Kindern wöchentlich 2 bis 5 Batzen Sackgeld auf ihre Rechnung gegeben. 15 Was die Ausstattung des Zöglings betrifft, kann man ihm hierorts solche auf eine wohlfeile Art verschaffen. Zu wünschen ist, daß er mit folgendem versehen sey: 1 Matratze 1 Strohsack 1 Pfulben (Hauptkissen) mit 3 Anzügen 2 wollene Decken oder eine wollene Decke und 1 Flaumdecke (duvet). 3 P a a r Leintücher 6 Handtücher 6 bis 10 Serviettes 12 Nastücher Halstücher 18 Hemden 12 P a a r Sommerstrümpfe 4 P a a r Winterstrümpfe sohwarze Kamaschen 2 P a a r Schuhe 1 P a a r Halbstiefel 3 ganze Kleidungen, wo möglich von grauem Tuch 1 runder H u t 1 Mütze oder Casquette Strehl Kleiderbürste Schuhbürsten Schwamm Pass oder Heimathschein Impfschein.

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Trostgedichte — Zyklus

um 1817.

Trostgedichte-Zyklus

Selig ist der Winkel. Selig ist der Winkel, in dem ich bet und ruhe; unselig ist der Winkel, in dem ich Böses thue; traurig ist der Winkel, in den ich weinend fliehe; schrecklich ist der Winkel am Abgrund, den ich fliehe und dem ich fliehend nahe, in den ich zweifelnd stürze in der Verzweiflung Grab.

An den Regenbogen. Doch alles Böse in der Welt geht vorüber! Auch der Krieg geht vorüber! Und nach seinen bösen Werken kommt der Friede mit den lieben Friedenawerken! Und nach dem Sturme kommt der milde Himmel wieder und des milden Himmels Segen! Nach dem Regen scheint die Sonne, und der Erde große Weide, Gottes Weide auf der Erde ist wieder da, ist wieder da! Gottes Wonne, du kommst wieder! Das Abendroth ist da! Das Abendroth ist da!

Trostgedichte-Zyklus

Regenbogen! Regenbogen! Du verkündest Gottes Wonne, auf der Erde Gottes Wonne! Regenbogen, Regenbogen! Schein auch mir in meinem Sturm, schein auch mir mit der Farben mildem Glanz in meinem lebenslangen Sturm! Mich tödtet, mich tödtet das wilde Himmelsfeuer, der Blitze Feuer, die so oft um mich glänzen, als wären sie, als wären sie Gottes liebe Sonne. Sie sind es nicht! Sie bringen keine Wonne! Glänzen sie immer; sie sind es nicht! Glänzen sie um mich, sie sind nicht Gottes Sonne! Sie können's nicht sein! Sie, die mir Donner bringen in mir selbst und um mich her! Sie, die nur Selbstsucht glänzen in mir selbst und um mich her! Sie, die keine Wonne bringen in mir selbst und um mich her, und mir das Herz verhärten. Regenbogen! Regenbogen! Verkünde mir den bessern Morgen! Regenbogen! Regenbogen! Verkünde mir den bessern Tag! Regenbogen! Regenbogen!

Trostgedichte-Zyklus

In der Stürme Tagen hat mich Gott getragen! Meine Seele lobe Gott! Meine Knie fallen nieder! Meine Seele lobe Gott! In der Stürme Tagen hat mich Gott, Gott, mein Gott, hat mich getragen in der Stürme Tagen. Meine Seele, lobe Gott! Regenbogen! Regenbogen! Gott ist in dir, Gott ist da! Ich sehe Gott im Glauben, Regenbogen! Ich knie, bet und glaube, Regenbogen! Muß ich sterben, eh du mir erscheinst, und mir Frieden bringst und den bessern Tag? Dann verlaß mich nicht im Erscheine, ach, erscheine, Regenbogen! Erscheine dann über meinem Grab! Und verkünde, daß ich gefunden den bessern Tag! Verkünde daß ich gefunden meinen Frieden, den ich so gesucht! Regenbogen! Regenbogen!

Trostgedichte-Zyklus

Muß ich austrinken den Kelch des Zanks, den Kelch der UnVersöhnlichkeit bis auf seine Hefen? Regenbogen! Regenbogen! Muß ich sterben, eh mein Friede kommt, der Friede, den ich suche so trinke ich ihn aus! Ich erkenne meine Schuld, ich erkenne meine Schwäche, und ich verzeihe andern; in Liebe und mit Thränen verzeih ich allen ihre Schuld. Meine Seele, lobe Gott! meine Kniee fallen nieder in der Stürme Tagen hat mich Gott getragen. Gott, mein Gott hat mich getragen in der Stürme Tagen! Meine Seele lobe Gott! Im Tode find ich Frieden, im Tod wird mir erscheinen mein beßrer Tag. Regenbogen! Regenbogen! Verkünder meiner bessern Tage, du wirst mir dann erscheinen, mir - über meinem Grabe! Lieblich, lieblich, wie die Schneeflocken,

Trostgedichte-Zyklus

die beim Einsenken der Hülle meiner lieben Frau in den Tempel ihrer Todtenruhe, lieblich glänzend, von der Sonne bestrahlt, hinabsanken auf ihr offnes Grab! Regenbogen! Regenbogen! Erscheine denn auch mir in deinem milden Abendglanz, wenn ich sterbe, und wenn sie denn auch meine Hülle einsenken in den Tempel meiner Todtenruhe! Regenbogen! Regenbogen! Dann verkünde meinen bessern Tag; verkünde dann, daß ich den Frieden gefunden, den ich so lange gesucht! * * * Der Gedanke, den ich denke, der Gedanke, den ich liebe, der Gedanke, der am Morgen, der Gedanke, der am Abend stets mir vor der Seele schwebt, stets mir auf der Zunge liegt — den Gedanken will ich denken, wenn mich meine Sinne lassen, wenn mein Geist hinüberschwebt, den Gedanken will ich denken, wenn ich schon hinüber bin! Die Noth ist da! Gott ist da! In der Noth ist Gott da!

Trostgedichte-Zyklus

In der Freuden Fülle war er nicht da! Er war nicht da in der Ehre Lügen! Gott ist hier in dem niedern Stande! Gott ist nicht da, wo die Noth zum Fluche wird dem Leidenden! Gott ist da, wo die Noth zum Segen wird dem Leidenden! Gott ist da, wo die Noth getrennte Herzen bindet! Gott ist nicht da, wo die Noth der Leidenden Herzen trennt! Gott ist da, wo in der Noth Engelthränen fallen! Gott ist nicht da, wo in der Noth Menschenthränen mangeln! * * * In dir selber wohnet Gott! Halte seine Wohnimg rein! In dir selber sei sein Tempel! Priester deines Gottes Tempel! Keine Erdenhöhen, keine Himmelshöhen, keiner Sterne Meere, keiner Wolken Heere treiben deines Schöpfers Wesen aus dem Ursprung deiner selbst, aus seiner Wohnung in dir selbst! Keine Menschenlehre,

Trostgedichte-Zyklus

keine Weltenehre treibe Gott aus dir, treib ihn aus der Spinne, treib ihn aus dem Wurme, in dem er dir erscheint, wie er in dir selber ist!

Traum t e s t a m e n t . So bet ich heut und knie nieder, und meine Liebe raset. Ich setze sie, ich setzte die, die mich verderben, gern ein zu meinen Erben. Ich kan es nicht! Ich flehe [zu] Gott lind bitt um ihre Liebe und schreib um Mitternacht mein Testament. Ach kom, mein Tod, ach kom, mein Tod! Und du Sohnsson, mein Erbe, Wenn hinter meinem Grab mein harter Feind krank ist und leidet und mangelt seines Lebens Wonne, denn eile hin und theile den Bissen mit ihm, und führ ihn auf [mein] Grab! Sag ihm, ich liege da versöhnt, er hab mich wohl getödet.

Trostgedichte-Zyklus

Ich lige da, versöhnt. Dann führ ihn hin zu dir, Und wenn du's hast, er ess' von deinem Brod, er trink von deinem Wein!

Ich hab' ihn einst geliebt, ich lebt in seinen Träumen. Und du, mein Sohn und Erb, in seinem Arm träumend, vergaß ich lange dich. O Sohn, o Sohn, ich hab ihn einst geliebt. Wenn ers bedarf, o Sohn, o Sohn, er ess' von deinem Brod und trink von deinem Wein, er sy sein Labewein.

Und jener Mann, der altert, und meinem Herzen war, was jener meinem Kopf, o Sohn, o Sohn, fallt Leiden auf den Mann, o eile, eile ihm zu Hülf! Und sollt er sterben, und seine Witwe und seine Waisen leiden, o eile, eile, trokne ihre Trehnen, tue, was du kanst! Seine Waisen syen meine Kinder, oh Sohn, sie syen deine Kinder, ihre Brüder, sie syen meine Kinder!

So schrieb [ich] in der Mitternacht und eile hin und bitte um Erbarmen

Trostgedichte-Zyklus

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sie beide, die ich nante, und feinde keines. In Ketten nur komt mein Erbarmen. Gefesselt mußt du syn, denn will ich [mich] erbarmen! So spricht der Mann: Hinab muß deine rechte Hand, mit Henkers Hand muß sie hinab! Verflucht ist deine rechte Hand, mit Henkershand muß sie hinab, denn sind wir dein; denn wir sind deine rechte Hand; der Stumpen ist dann genug, wir sind denn deine rechte Hand!

Ich aber, ich aber zittere vor der Gefahr meiner Hand, vor der Gefahr meiner rechten Hand. Der Henker macht mir bang. Ich mag den Stumpfen, ich mag auch das Erbarmen mit meinem Stumpen nicht. Das Erbarmen für das Gestumpete mag ich [nicht]. Und doch geh' ich zu Grund ohne ihr Erbarmen. Sie wüssen es, das ist ihr Zwang. Es wallet mein Blut, es kochet im Herzen, es wallet mein Blut, es kochet im Herzen. Ich bette nicht mehr, ich bette nicht mehr, ich rase, ich rase und schlafe jez ein. Der Henker komt.

Trostgedichte-Zyklus

Er braucht nicht das Beil, er will nicht die Hand, er haut sie nicht blutend ab; er hat einen Strikk er fasset mich selber und knüpft mich 0 Henker, o Henker, wie lieblich bist du! Erlöser, Erbarmer, wie dank ich es Gott, wie dank ich es dir! Wie, lieblicher Henker, wie dank [ich] es dir! Du gibst mir den Tod, so ruhig, so ruhig gieng ich zum Galgen, so ruhig ging ich in Tod. Seit meiner Frauen Tod und ihrer Grimassen-Begrebtnis hab ich keine Stunde mehr gelebt wie die in der Nähe des Galgens, an der Hand des lieblichen Henkers, in der Hoffnung des Todes. Es war nur ein Traum. Wachend komt mir die Stunde nicht wieder, die Stunde der Ruh in der Hand des lieblichen Henkers, in der Nähe des Galgens. 0 , o, ah, ah, o, o! Ich erwache wieder, es wallet mein Blut, es kochet mein Herz, wie es noch [nie] wallet, wie es noch nie kocht. Ich erwache, ah, ich kan nicht beten,

Trostgedichte-Zyklus

ich kan nicht beten, ich rase — ah ich fluche, ich fluche, ich zittere vor mir selber. Ach, ach, sie sitzen in meiner [Schuld], sie sind mir schuldig. Ich gab und gab, und schonte und schonte, und hebte und liebte. Sie läugnen die Schuld. Das ist nichts, ich will kein Gelt. Aber sie läugnen die Liebe, sie läugnen die Schonung, sie läugnen das Opfer meines Lebens für sie. Sie läugnen meine Vattertreu, sie sprechen: Wir danken dir nichts, und töden mein Werk. In mir selbst, in ihnen selber ist es Todes. Es wohnet nicht in Felsen, es wohnet nicht in Eisen, in ihnen selber ist es tod. Sie heuchlens nur, sie teuschen nur sich selber, in ihnen selber ist es tod. Es wohnet in Vattermörder Härte, es wohnet nicht in mir, im Satanssin der Unversöhnlichkeit. Sie tödens auch in meinen Kindren, sie machen sie zu Sündern. wieder ihren Vatter. * * * Ich muß es bezahlen mit heiligem Gelt, mit der Armen heiligem Gelt.

Trostgedichte-Zyklus

Ich fluche, ich fluche mein ineres Lebensleiden. Ich fluche, ich fluche mein inneres Leben. Du, meine Hand, du, meine rechte Hand, der Henker der Liebe folgte ihnen nicht, er hat dich gehauen von deinem Stumpen. Du hängst am Stumpen, du hängst noch am Stumpen, bleib am Stumpen! Und [wenn] mein Aug sich schließt, dann werde mein Aug, wenn mein Ohr erstarrt, dann werde mein Ohr! Und wenn meine [Lippe] erstarrt, so werde du sie und sprich dann aus, daß sie nichts taugt zu dem, wo ich dich brauche! Mach ihnen die Rechnung der 15 Jahren! Zeig ihnen die Gewalt ihres Lebens wieder mein Leben, die Gewalt ihres Lebens wieder mein Werk zu seinem Tod, zu seinem unausweichlichen Tod! Wenn mein Aug sich [schließt] und mein Sohn Waise wird, dann sy du sein Vatter, sy in ihm Vatter der Armen, sy Erzieher, sy Erzieher der Armen und töde in jeder Ader, die in der Schwäche, die heilige Kraft [schwächt],

Trostgedichte-Zyklus

zu syn Vatter der Armen! Zeige dich meines Glaubens würdig! Heilige Ohren der Armen vergelten dir deine Leiden für mich! O mein Rächer, schließ ihnen ihr Unrecht auf, zeig ihnen ihre Schande, mich zu tadeln! Räche, räche mich, räche mich! Ich kan ja nicht sterben. Könt ich doch nur sterben, ich wollt mich nicht [rächen]. Doch nein, ich will mich nicht rächen. Es ergreift [mich] ein Augenblik innere Ruhe, villeicht kan ich schlaffen. Villeicht komt der Henker wieder und endigt, was er unvollendet gelassen. Nein, meine Hand, meine rechte Hand räche mich nie! Thu für mich Gutes, ich sterbe im Glauben an deinen Willen wie an deine Krafft! Thu für mich Gutes und räche mich nicht! Meine Augen fallen mir [zu], ich glaube, ich kan schlaffen. Villeicht erwach ich nicht wieder; thu Gutes und räche mich nicht!

Werke Bd. 25

Troetgedichte-Zyklus

Resignation. Habt Mitleid, habt Erbarmen mit dem armen alten Mann! Er that, was alle wollten, und ließ alle schalten, wie sie imer, imer wollten. Und sie haben geschaltet und sie [haben] gewaltet, daß er nicht mehr kan sie lassen schalten, sie lassen walten, wie sie nur wollen. Er hatte viele Söhne, er ließ auch seine Söhne thun, was sie imer wollten. Sie danken ihm es nicht. Es dankt es ihm kein Mensch. Wohl schlug ihm hie und da ein Lächler auf die Achsel und sagt ihm über die Achsel: Du bist ein guter Mensch, ein guter, guter Mensch! So spottend dankt man ihm, die Söhne nicht einmahl; sie danken ihm gar nicht. Nein, nein, sie danken es ihm nicht, daß er sie lassen werden, daß er sie lassen thun, daß er sie auch lassen unterlassen, was jeden nur gelüstete. Sie könen ihms nicht danken. Er hat gefehlt, der Alte hat gefehlt, seine Söhne mußten fehlen. Auch fehlten sie, viele, viele von ihnen

Trostgedichte-Zyklus

fehlten sehr. Die einten wurden stolz, die andern wurden treg, ihrer viele ungeschikt, einige noch frech, andere auch derstig, etliche noch undankbar. Und was der Undank mit sich bringt, von dem fehlte auch gar nichts, auch gar nichts. Ach, als stolz und ungeschikt, ach, als treg und als frech, mit allem, was das mit sich bringt, könen sie nicht danken, könen sie nicht dankbar syn, könen sie nicht helfen dem alten, armen Man. Sie könen ihm nicht danken, sie könen ihm nicht helfen, sie müssen ihn nur plagen, sie plagen ihn, sie plagen. Er hat gefehlt, er hat gefehlt, er hat sein Haus zerrüttet mit seiner Schwachheitgüte. Seine Söhne haben den Fehler des Vatters bemerkt. Sie, sie sind stark, fest und stark entgegen seiner Schwachheitsgüte. Sie zertretten des Vatters zerüttetes Haus mit der Sterke, die sie haben, mit dem, was sie sind, mit ihrem Stolz,

Trostgedichte-Zyklus

mit ihrem Trozz, mit ihrer Ungeschiklichkeit, mit ihrem tregen Wesen und vielem, vielem mehr. Mit diesem, diesem allem tretten sie auf das zerrüttete [Haus] und auf den armen Vatter. Sie tretten auf ihr Haus, auf ihr altes, altes liebes Haus. Sie tretten auf sich selber und wüssens nicht, und wüssens nicht und meinen gar, sie wollen es retten, sie wollen helfen, sie wollen alle helfen, es zu retten. Ich will helfen, ich wills retten, sagt der Stolze, aber ich will helfen, wie ich will, ich wills retten, wie ich will, und nicht anders, gar nicht anders, auch nicht im geringsten anders. Ich will helfen, sagt der Trege, aber wenn ich ausgeschlaffen; früher, früher kan ich nicht. Ich will helfen, sagte auch der Ungeschikte, aber, Vatter, du mußt, du mußt glauben, daß ich nicht bin ungeschikt. Wenn du keinen Glauben hast, kan ich dich nicht retten. Ich will dich retten, sagt der Freche, aber, Vatter, sag zuerst, daß ich bin ein Engelman, daß ich bin ein Gottesman! Ja, wir wollen, wollen, wollen helfen,

Trostgedichte-Zyklus

sagen viele, sagen viele. Aber jage fort, jage fort den, der gehulfen hat! Er, der gehulfen hat, steth denen jez im Weg, die jez helfen wollen. Jage ihn fort, Vatter, jage, jage du den Bruder fort, den du liebst und den wir hassen! Schlechter noch als diese Söhne sind noch einige Stiefkinder. Niedertrechtig sagen diese dem Armen jez: Du bist ein ungerechter Man, ohngerecht an Söhnen, ungerecht an Knechten. Du gibst dem einen viel, dem andren gibst du wenig. Du bist ein ungerechter Man und thust, als wärs das Deine, was unser ist. Was du nicht kanst, was du nicht thust, wir nur, wir thun, was imer wir nur könen. Gib uns, was du zu verwalten hast! Wir wollen es besorgen und dir Rechnung geben, wie du sie empfangen, bisher empfangen, von allen, über alles und in allem! So wollen alle helfen, aber auch nicht anders. Sie wollen helfen;

Trostgedichte-Zyklus

mit Stolz will es der erste, mit List will es der zweite, mit Tregheit dann der dritte, mit Dumheit dann der vierte, mit Undank dann der fümfte. Einer will mir Hülfe bringen aus den Wulken und aus Trenen. Aber an den Füßen lahm und an den Henden gichtig, kan er nicht seinen Kram, seinen hohen Wolkenkram mir bringen vors Gesicht, vor meine schwachen Augen. So wollen sie mir helfen, wie babilonsche Maurer am babilonischen Thurm. Auch diese Maurer wollten hinauf, hinauf in Himelhöhe. Sie träumten gut und maurten schlecht, und sie verstunden sich vollkomen, vollkomen, so lang sie träumten. Nur erst, als sie maurten, als sie mauren sollten in die Höhe, die Höhe, die sie träumten, da verstände keiner mehr den anderen. Solcher Hülfe mag er nicht, solcher Hülfe trau er nicht, der arme, arme Vatter, und solche Hilfe biet man an. Alle, alle wollen helfen, jeder, wie er ist, jeder, wie er will, nur nicht, wie der Vatter will. Jeder wills auf seine Weise,

Trostgedichte-Zyklus

keiner auf des Yatters Weise, viele ganz auf eine Weise, die des Vatters Herz zerreißt. Viele, viele wollen helfen völig wie die Fürsten helfen, die befehlen, wo zu helfen, und denn nicht fragen, wie er's etwan möchte, dem sie zu helfen geruhen. So zwingend, so beherrschend wollen seine Söhne dem armen Vatter helfen, nur wie sie wollen, nicht, wie ers nöthig hat, nein, nur wie sie es wollen, so, wie sie sind, es auch wollen, trag und stolz, anmaßlich und verwegen. Hart wie das Eichenholz ist ihr Wille; sie heißen ihn ein Götterholz und sein Leib ein Götterlaub, mit dem bekrenzt sagen sie zum Vatter: Wir sind Leute, du bist nichts! Vatter, sollen wir dir helfen, du mußt wüssen, wer wir sind durch unseren Verein, mit dem wir ja vereiniget, was unvereinbar ist und was wir selbst verworfen, und was wir laut verworfen.

Trostgedichte-Zyklus

Durch den hohen Zauber des unbekandten Dings wollen wir dir helfen, mit dem Verein. Willt du aber nichts dir so helfen lassen, so gehen wir davon, lind deine Söhne laufen alle von dir weg, alle von dir. Denn kriechst du wohl zum Kreuz, zu unserem Kreuz, um das sich ja versamelt recht viele, viele Zeugen des größten Wiederspruchs, vereiniget nur in einem, im Haß, im finstern Haß zu einem Kreuz, daß durch diesen Haß Pontius und Pilatus, und Gog und Magog vereinigt werden. Ach, er liebet seine Söhne, ach, er liebet jeden, und aus Liebe ruft er oft, daß sie fehlen und nicht sehen, wo es fehlt, und nicht helfen, wo es fehlt; und aus [Liebe] wend er jez [ein], daß sie ihn verlassen. Habet Mitleid! Helft bloß mit dem [Nötigen]! Er ließ jeden thun, was jeder wolte thun. Jez sind die Früchte reif seiner Schwachheitswerke. Doch er betet, doch er wachet,

Trostgedichte-Zyklua

doch er schaffet, noch ein Jünglingskopf, zu retten sein Haus. Also bete jeder, der ihn beten [sieht], jeder, der ihn kennt: Helf Gott dem armen Man, helf Gott seinem Haus, helf Gott seinen Söhnen! Der Alte hofft und wacht und schafft und betet. Gott wird helfen! *

*

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Doch ich fehle, ja, ich fehle. Mein Gemähld scheint zu sagen, daß ich sint den lesten Tagen [meiner] bösen Aufruhrtagen keine Edle schäze mehr, kenne mehr, suche mehr. Mein Gemähide scheints zu sagen. aber es sagts wahrlich nicht. In meinen Lebenstagen fand ich der Edlen viel, mehr als [ich] ertrug, mehr als ich benuzte und je benuzen konte. Meine Schwäche paßte nicht zu der Krafft, die mich umgab, [zu der] Größe, die zu groß für mich. Einst war ein kleines Veilchen, es wuchs in Bonais Garten, in Bonais Herrschafft neben einer Aloe. Mein schwaches Veilchen duftete vielen neben einer Aloe

Trostgedichte-Zyklus

und Pomeranzenblüthen. Der Gärtner kam, der Pomeranzengärtner, und rauft es aus und warf es weg von den Pomeranzenstämen und von der Aloe. Das arme Veilchen, es faulet jez auf harter Erde und dauret mich. Das arme, arme Veilchen war frylich keine Aloe und keine Pomeranzenstaud, doch es war nur eingewurzelt neben einer Aloe und neben [einer] Pomeranzen. Aber der Pomeranzengärtner der dieses Böse gethan, verachtete das Duften kleiner Dinge, verachtete das Veilchen, nur Bäume sollten das thun. Er war ein guter Gärtner für Pomeranzen, allein die edle Pflanze, die klein ist wie das Veilchen, die war ihm zu gering. Seine mächtigere Sorge für die Vollkomenheit der ersten Treibhauspflanzen haben ihm verborgen der Gartenweisheit Boden, der Gartentugend Boden, die Sorge des Gemeinen, die Sorge fürs Gemeine. Er, der gute Man, er war nur gar zu sehr ein Pomeranzengärtner für seine Lage. Sein Gärtner war kein Pomeranzengärtner

Trostgedichte-Zyklus

und er hatte keine Po[meranzen] und kein hohes Gartenhaus. Es mangelten ihm Kübel, es mangelten ihm Töpfe, es mangelten ihm Offen, es mangelten Geschirre, er mangelte noch Knechte für das große Gartenhaus, das ihn ergriffen und erhoben zur hohen Gartenkunst. So gieng es wahrlich uns. Es fehlte uns nicht an Edelmuth, es fehlt' uns mehr an Mittlen. Nein, nein! Wenn uns auch Weisheit mangelt und gereifte Gartenkunst fürs gemeine [Wohl] und Mittel für das Ungemeine, Edelmuth mangelte uns [nie]. Wir hatten sie bis zu ihren Schwächen, bis zu ihrer Sorglosigkeit. Nein, ach nein, ich klage nicht, daß mir Edle mangelten in meiner ganzen Zeit. Nein, ach nein, auch in meiner lesten Zeit wolten Edle helfen, ja, sie wollten helfen, doch mit einem Helferzwang, der dem Vatter machte bang. Dieser böse Helferzwang war des Aufruhrs Folge, der bösen, bösen Tage, die auch die Edelsten verirrt, die auch die Edelsten verwirrt, weil er aus dem Aufruhr stamt,

Trostgedichte-Zyklus

an dessen langer Dauer der Vatter vast gestorben. Ja, er muß die Hauffen fürchten und den Haufenzwang, und den bösen Haufenzwang. Er liebet seine Edeln, einzeln liebt er sie, einzeln ehrt er sie, einzeln dankt er ihnen. Er liebet, er ehret [sie], er danket ihnen; einzeln dankt er ihnen, man kan nicht mehr. Aber in Hauffen zusammengestellt, wieder ihn selber, wieder sein Haus und wieder sein Recht zusamengestellt, förchtet er sie; er zittert vor ihnen, er förchtet sie, er muß sie förchten als Hauffen. Er muß sie förchten wie ein Schwert, weil sie ihn als Haufen durch den Irrthum des Gehäuften, durch den Wirrwar des Haufens selbst ohne ihr Wüssen auf des Irrthums Küssen und auf der Träume Polster dem Betel nahe gebracht, und als er dann da war, dem Bettel nahe war, ihm noch sein Haus zum Aufruhr angezündet; durch einen Haßverein, dessen Schrekken, dessen Wuth bis zu B a n s t r a h l e n führte wieder den Alten und wieder sein Haus, wieder seine beste Krafffc, wieder seines Hauses Krafft; einen solchen Haßverein,

Trostgedichte-Zyklus

wie du nie gesehen; einen Haßverein, an dem er noch darniederligt, der arme, arme Vatter, an dem auch noch darniederligt sein armes, armes Haus. Fort, Verein! sagt jez der Vatter. Der Verein, der hilft mir nichts. Bruder, kom! so ruft er jez, kom allein, mir zu helfen, kom allein! Sind wir byde, ich und [du] an der Mißstimmung schuld, und ist in der Mißstimmungsnacht keiner von uns byden der bessere Man, und keiner von uns byden der schlechtere Man in der bösen Spanung, die die Mißstimmung hervorgebracht Dann spanen wir doch wieder ab, was wir überspant, knüpfen doch wieder an, was wir auch zerrissen! Heilig ist das Wiederknüpfen zerrissener Menschenbande! Knüpfen wir doch wieder das heilige Band, das wir so zerrissen! Knüpfen wir es wieder an zu des Einklangs Harmonie, aber nicht zum wieder Überspanen, ewig nicht zum wieder Überspanen! Bruder, Bruder! ruft er jez, kom allein, mir zu helfen, kom allein, dann kanst du helfen,

Trostgediclite-Zyklus

kom allein, dann wirst du helfen, laß den bösen Haßverein und kom allein! Komst du aber im Verein, denn zürn es nicht, ich zweifle, zörn es nicht, ich förchte, du bringest wenn auch nur ein einzig Korn vom bösen Haßverein, dem ich unterlegen; Zörn es nicht, im Verein förcht ich dich, zörn es nicht, im Verein flieh ich dich! Es war nicht imer so, der Aufruhr hat mich so gemacht, mit seiner langen Dauer, mit seinen Schrekkensscenen und seinem bösen, bösen Gewalt, mit dem er mich, mit dem er auch mein Haus gemacht zum Todtengeripp, vor dem ich mich entsezze. Ich war nicht imer so, der Aufruhr hat mich so gemacht. Ich förchte seinen Nahmen, ich förchte seine erste Spur, ich förchte seinen Samen, und wenn ihn auch ein Engel bringt. Ich will in der Liebe leben, ich will leben, wie ich soll, aber in der Liebe. In dem Aufruhr lebe ich, in dem Aufruhr lieb ich nicht. Ich will in der Fryheit leben, ohne Fryheit liebt man [nicht]. Nein, bedroht kan ich nicht lieben,

Trostgedieh be-Zyklus

eingeengt kan ich nicht leben, übermant und überworffen, auch von Risen übermant, auch von Risen überworffen kan ich nicht lieben, kan ich nicht leben, will ich nicht leben. Ich will in der Liebe leben, fliehen,fliehen,was nicht liebt und was sich ohne Liebe vereint und was sich wieder die Liebe vereint, fliehen, was zum Haß vereint, fliehen,fliehen,was nicht liebt, lieben, lieben, lieben, was noch liebt, lieben, heben, was zur Liebe sich vereint. Fliehen will ich selbst den Großen, der nicht liebt, der von der Liebe träumt, von der höchsten Liebe Engelträume träumt und doch nicht hebt und doch nicht schont, was die Liebe schont. Ja, ich fliehe selbst den Man, der, von dem Schein geteuscht, die Last meiner Jahre, meiner Aufruhrjahre, meiner Leidensjähre nicht erkant und in meinem Zittern und in meinem Beben keine Liebe suchte. Weh mir, weh mir, daß die Edlen, die ich liebte,

Trostgedichte-Zyklus

mich mißkenen, und weil sie mich mißkenen, mir nicht helfen könen; daß die Edlen, die mir helfen wollten, Edle, die mir helfen sollten, durch des Aufruhrs Folgen hart sind wie Eichenholz; in der Tugend träumen, oft bynahe schäumen nun die Edlen offen noch und heißen das Eichenholz um seiner Härte willen ein Gottesholz. Weh mir, weh mir! Selber offen, selber schwach sprechen diese Edleren noch und heißen ihr altes, faules Schein[holz], das nie eichen war, ein Gottesholz, und das Eichenlauben, mit dem [sie] sich von fremden Eichen bekrenzen, [ein Gotteslaub]. * * * - Aber mit 100.000 Tauben fangen einen Adler, mit 100.000 Schaffen einsperren einen Hund, mit 100.000 Eseln dem Fuchs abjagen den Schwanz, das könen alle Thieren nicht. Sie wollten es bym Menschen lernen. Die Menschen haben es probiert, sie meinten, es müsse gelingen. Sie meinten, hunderttausend sy mehr als eins,

Trostgedichte-Zyklus

und es machte ihnen viel Galle, es,ist ihnen nicht gelungen. Die Tauben sind gefressen, der Adler bleibt der Adler. Die Schaff sind eingespert, der Hund, der blieb ihr Meister. Die Esel, die armen Esel sind vom neuen Jagen zurükgekomen zum Tragen und förchten den Fuchs, und der Fuchs frißt die Hüner fort, und den Eseln mißräth ihr Klagen. Wer wird dir rathen? Der nicht, der dich verrathen. Nein, nein, laß dir nicht rathen von dem, der dich verrathen! Laß dir auch nicht rathen jemahl zu betretten schiefe Wege, krume Weg, Irrwege, Labirinthe, auch wenn sie wären rund! Laß dir nur rathen, zu gehen die geraden Weg, die allein gerathen! Wölfe und Bären oft Menschen begehren, um sie zu fressen, das ist, um sie zu brauchen zum Dienst ihrer tierischen Natur, nach dem Recht ihrer Natur, an das sie ungezweifelt glauben als kein Heid an seinen Göz, dem er auch täglich etwas bringen muß zum Fressen. Pestalozzi Werke Bd. 25

Trostgediohte-Zyklua

Also gibts Menschen, die ihre Mitmenschen begehren zum Dienst ihrer thierischen Natur und nach dem Recht dieser Natur, das frylich ein Thierrecht ist und als Freßrecht kein anders syn 1 Aber auch sie glauben daran wie die Heiden an ihre Gözen, von denen sie wüssen, daß sie auch gern fressen und Freßrecht haben wie sie. Rede nicht, eh du gedacht, schreibe nicht, eh du, was du gedacht und was du geredet, noch zweymahl gewogen. Ich wollte den Risen kleiner, den Zwergen größer haben. Es gieng nicht, das eine wohl, das andre nicht. Das Große kleiner machen, das ist sehr leicht; mit abschwächen, mit abschaben, mit abkrazzen, mit abschählen, mit abstellen, mit abscheeren, mit abnehmen, mit abschlagen, mit abhauen, mit abschneiden, mit abladen, mit abbrechen, mit abrechnen macht man vieles kleiner,

Trostgedichte-Zyklus

was zu hoch. Was [man] nicht bricht, schleift man ab; mit abschleifen macht man sogar Diamanten kleiner. Aber was in der Kunst um das Große kleiner zu machen, über alles geth, ist, nicht zu erkennen, was groß ist, und das Große zu beugen, was da ist. Die Kunst, das Große klein zu machen, die ist gar leicht; man schabt nur ab, man haut nur ab, man zerschneidt nur, man bricht nur ab. Das Kleine größer machen, das ist schwer. Zum Kleinen Großes setzen, das kan nicht jeder Narr. Das sind die Mittel, kleiner zu machen, was groß ist, aber, Jüngling, lehrne sie nicht! Jüngling, lehrne die Mittel nicht, kleiner zu machen, was groß ist! Jüngling, lehrne die Mittel nicht, schlecht zu machen, was gut ist! Jüngling, Jüngling, lehrne die Mittel, groß zu machen das Kleine und besser zu machen das Schlechte! Jüngling, Jüngling,

Trostgedichte-Zyklus

die Gläser zum Verkleinern sind nicht gut vergrößern. Nein, nein, das Kleine machst du nicht groß wie das Große klein. Jüngling, Jüngling, lehrne dich größer zu machen, dich selber, dich besser zu machen! Aber wüsse, Jüngling, wüsse, diese Mittel, größer zu machen das Kleine und besser zu machen das Schlechte, sind heilige Mittel. Sie sind göttliche Mittel und heilige Mittel dem sündigen Menschen. Sie gleichen gar nicht den irrdischen Mitteln, mit denen der Thor das Große klein und das Gute schlecht macht. Man schabet nichts groß, man krazzet nichts groß. Nein, nein, mit abschneiden, mit abschaben, mit abstoßen, mit abscheren, mit abbrechen, mit abrufen wird nichts groß, was klein. Auch durch Schleifen wird nichts größer. Lehrne das ganze Schleiffen aus, auch bis zum höchsten Meisterstück, du lehrnst nur kleiner machen, indem du glänzend schleifst. Nein, das Schleifen macht nicht groß, kein Schleifen macht gut.

Trostgedichte-Zyklus

Das Größermachen geth nur von Großsyn aus, und das Bessermachen geth nur [vom] Guten aus. Wer da hat, dem wird gegeben. Jüngling, Jüngling, stärk dein Gutes, du wirst besser! Stärk dein Großes, du wirst größer! Bette und wache, du wirst größer! Bette und wache, du wirst besser!

Gegen die E i t e l k e i t . In der Mitte, in der Mitte zwischen dem großen grausamen Löwen und des Hundes Niedrigkeit, zwischen dem Hochflug des tödenden Adlers und der ecklen Fledermaus ist der sinnlich reizende Kreis, der den Grenzstein der Menschheit und den Grenzstein der Thierheit mit giftigen Blumen umkränzt. In dem Kreis leben Milionen Affen, verhagelt als Affen, thierisch gelockt hinauf bis zu der Menschlichkeit Höhe, thierisch gezogen hinab in den thierischen Kreis, in der Eitelkeit Kreis. Ob ihnen ist Schrecken und Blut, unter ihnen kathiges Gut. Eckel ist der Hunde und

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der Schweine kathiges Gut. Aber schrecklich, schrecklich sind die Höhlen der Tiger und der Bären. Schrecklich sind die Wege, die zum Morden führen. Der Menschheit Weg zum Lö wensin, zum Adlerssinn sind alle, wie die Wege zum Sin des Schweins, zum Sin der Fledermaus, sind alle, sind alle breit und weit und offen. Wer einmahl sie betretten, der geth nicht mehr zurük. Auch die offnen Wege, auch die Weg der Eitelkeiten sind alle, alle breit, weit und offen. Wer sie einmahl betretten, der geth nicht leicht zurück. Es ist der Weg der Welt, der Weltkinder. Es ist der Weg der Kinder von Evas Blut, von Adams Blut, von Cains Blut, von Evas, Adams, Kains vergiftetem Blut. Es ist der Weg der Welt, der eiteln Welt. Es ist der Weg der Zeit, es ist der Weg der Welt. Die Welt ist eine eitle Welt, die Zeit ist es noch mehr. Die Zeit, in der wir leben, die Zeit, in der wir schweben, lebt in den Eitelkeitlüfften, schwebt in den Eitelkeitsdüften.

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Denn sint den Zeiten des kaiserlichen Borns, sint den Zeiten, in denen seine Weltherschafft und Weltehre durch Jesus Christ gestürzt ward, war der Eitelkeitstrohn der Söhne Adams, der Söhne Cains und Nebukadnezar nie so blendend, nie so glänzend. Und eine arme, eitle Welt, nie lebte [sie] so, sint Jesus Christus Glauben gefunden, in den Eitelkeitslüfften, und nie schwebte [sie] in solchen Eitelkeitsdüften. Die Zeit, in der wir leben, ist eine Zeit der Zeiten. Sie ist die Zeit der vereinigten Eitelkeiten aller Zeiten, aller Weltheile, aller Welten. Unsere Zeit ist eitel, wies noch keine war. Die Menschlichkeit der Unschuld ist mehr als verloren. Der Thor will weise syn, der Weise macht den Thoren. Die Unschuld ist verlohren, durch Eitelkeit verlohren. Die Eitelkeit ist alles, wie sie ist, unser alles. Wir haben sie erkohren zu unserm Fasnachtkönig, drum wachsen uns die Ohren, die großen Fasnachtohren weit über unsern Kopf und seine kleinen Ohren. So mit diesen Ohren

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unsere Fasnachtskönigs, die "wie die Cocarden das Zeichen des Diensts [sind], in dem wir stehen, dörfen wir nun nicht revoluzen, wir dörfen nicht revolutioniren, [da wir wie] Ameisenfresser [mit der] Gewalt fasnachtmäßig brüderlich verbunden und verschworen zum Dienst der Fasnachteitelkeit, die wir uns erkohren. Sint diesem Bund unsrer Eitelkeiten, unsrer Fasnachteitelkeiten werden die Leiden des armen Volks, das die Fasnachtfreuden zahlt, immer größer, immer größer. Es mangelten ihm nunmehr nicht bloß die silbernen Bazzen, die goldenen, mit der Eitelkeitssalbe sich auch selber zu samlen. Nein, nein, es mangelt ihm Brod, es mangelt ihm die heilige Nothdurft an Leib und an Seel. Und niemand ist, der sie ihm gibt, niemand ist, der sie ihm gibt. Groß sind der Ameisen Leiden und werden imer größer, denn - ach, ach der Ameisenfresser wilde Fresserfreuden sind jez groß

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und werden imer größer. Die armen, guten Thiere, die kleinen Ammeisen könen nicht mehr gedeihen, weil die Ammeisenfresser täglich mehr, täglich mehr mit dem bösen Rüssel, mit dem sie die armen, kleinen Thiere fressen, mit ihrem Rüsselrecht finaliter entscheiden über der Ameisen Ruh, über der Ameisen Frieden, über der Ameisen Leiden, über der Ameisen Leben, über der Ameisen Tod. Wo [es] so ist, wo das leste Rüsselrecht der Ameisenfresser nach dem neuen Sprachgebrauch ist ein legitimes Recht, ein ganz constitutionelles im Ameisenhauffen, da kan auch der Ameisenhauffen nicht gedeien, und das von Rechts wegen, von des bösen Rechts, von des Unrechts wegen. An vielen, vielen Orthen in der armen, eitlen Welt soll es also syn, allenthalben in der Welt, wo man feil feindet und alles kan kauffen. [Das ist] des Teufels Recht, das da abschneidet das Göttliche, das Heilige vom Recht, und nur stehen [läßt] als Recht,

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was ungattlich und was schlecht; wo mans so feil [hält] und kaufen kan des Teufels Recht, zu durchnühlen das Syn und Thun, das Könen und das Wollen, das Dörffen und das Sollen der großen Menschenhauffen, mit gleichem Recht, mit gleicher Gewalt, wie die Ammeisenfresser die großen Ameisenhauffen durchnühlen und durchwühlen und stören alle Ruh und stören alles Recht der armen kleinen Thieren. In China solls am schlimsten syn. Der Kinkika, der erste der Mandrinen, der Lampilampila, der erste der Derwischen, und der Pfifipfifikar, des Keisers erster Liebling, die sollen Schuld daran syn, der eine wie der andre. [Sie] sollen da die ersten syn im Bund der Eitelkeiten, die die Menschen erniedrigen, ihre Kreffte stillstellen, und die Leiden der Armen eben in dem Grad, als sich die Fasnachtfreuden der Starken und Reichen vermehren. Der Kinkika, der Lampilampila und der Pfiffipfiffika, einer ist wie der andere.

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Ein jeder liebt die Ohren, die langen Eselsohren. Und die Capital und die Füchse und die Ameisenfresser und alle Mandarin und alle Derwische und alle Hoffgönstlinge denken nicht anders. Sie dörffen nicht anders denken, sie wollen nicht anders denken und der Lampilampila und der Pfiffipfiffipfiffika. Doch es ist nicht nöthig, daß das Volk sich ergebe gar zu viel. Es fehlt ihm mehr, es fehlt dem Volk viel als dasselbe Sie dörffen nur nicht wünschen zu einem Fasnachtkeiser einen Feind der kirchlichen Eitelkeiten, der indischen Moscheen. Der Kinkikinka ist Mupfti der Moscheen. Sie dörffen auch nicht wünschen zu einem Fasnachtkeiser einen Feind der chinesischen Civillasten, noch weniger einen Feind der chinesischen Staatslasten und der seidenen Schnüren, denn der Pfiffipfiffika ist Schuzherr dieser Schnüren und dieser Lasten. Auch dörffen sie nicht wünschen zu einem Fasnachtkeiser einen Feind der Ammeisenfresser

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und ihrer tödtlichen Gewalt, denn der Lampilampila ist Schuzherr der Nepoten, ist Schuzherr aller Fresser, der erste Fresser selber, ein unverschandter Fresser. Er adelt alle Fresser und heißet diese Fresser des Staates erste Stüzze, des Staats, den sie durchnühlen, des Staats, den sie durchwühlen mit dem hohen Recht, mit dem hohen Staatsrecht ihres feigen Rüssels. Der Kinkinka Kinka, der Pfiffipfiffga, der Lampilampila ist allenthalben Meister im chinesischen China, im chinesischen Leka der chinesischen Eitelkeit. Die Eitelkeit ist Meister, in China ist sie Meister, sonst wäre Kinkikinkika und Lampilampila nicht Meister in China. Die Eitelkeit ist Meister, drum wachsen den Chinesen die Ohren schon vor tausend, tausend Jahren über ihren Kopf. Es sind sint vielen Jahren die größten Eselsohren den Chinesen, den armen Chinesen über den Kopf [gewachsen], über den Chinesenkopf, und sie fühlens nicht einmahl. Die Chinesen fühlens nicht. Worum? Worum? Ich will dirs sagen:

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Wir fühlens auch nicht imer, Und sind doch nicht Chinesen! Aber die Chinesen sind Menschen auch wie wir, und wir versinken in Chineseneitelkeit und Chinesenschwäche, sind Chinesen, gleich wie sie. Der Mensch versinkt durch Eitelkeit in Chinesenschwäche; der Mensch versinkt durch Eitelkeit in alle Thiergestalten. Der Mensch versinkt in allen Lagen in Chinas Gestalten, wenn man ihn chinesisch gestaltet, wie die Tartaren, wenn man sie tartarisch gestaltet, in allen Lagen versinken in tartarische Gestalten. Und in allen Gestalten, in die Menschen den Menschen thierisch gestalten, bleibt er auch gern, er kan nicht anders. Wer gestaltet ist, zeigt gern, was er ist. Wer abgerichtet ist, zeigt gern, was er kan. Auch wird der Mensch nur in dem abgerichtet, worin er thierisch ist. Jedes Thier bleibt auch gern,

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was es ist; es kan nicht änderst. Jeder Mensch bleibt gern was er thierisch ist; er zeigt gern, was er thierisch ist; er zeigt gern, wozu er thierisch gestaltet, wozu er thierisch abgerichtet ist. Alle Thiere sind gern, was [sie] sind; alle Thiere bleiben gern, was sie sind. Und der Mensch ist gern, was er thierisch ist, bleibt gern, was er thierisch ist, und zeigt gar gern, wozu er thierisch gestaltet, wozu er thierisch abgerichtet ist. Wenn die Menschen thierisch werden, was die Menschen thierisch werden, das bleiben sie auf der ganzen Erden j so lang sie thierisch sind. Sie wollen auch nicht besser syn, so lang sie thierisch sind, so weit sie thierisch sind. Und hierin ist der Mensch, der arme, eitle Mensch den Thieren völig gleich. Alle Thiere in der Welt sind gern, was sie sind, und wollen nichts Bessers werden. Es ist dem Löwen wohl, es ist dem Tiger wohl, der Fuchs weiß sich zu helfen,

Trostgedichte-Zyklus

die Wölfe feinden Schaff. Das Faidthier erbt die Tante, die auch ein Faulthier war, und bleibt jez, was die Tante, bis in ihr liebes Grab. Die Gänse fressen Mist und schwimmen ob dem Fisch. Man füttert die Schwein und selbst die kleinen Hühner, man helt den Storchen heilig und schonet selbst die Schwalben. Man lobt des Hundes Treu. Stolz ist der Bauer auf seine Stieren, mehr [als] auf seinen Sohn, der Reuter auf sein Pferd, vast mehr als auf sich selber. Und tausend Reiche zahlen die schönsten ihrer Schweine um jeden Preis, indessen selten einer ein Meisterstükk des Künstlers, der verhungert starb, um diesen Preis bezahlt. So wird das Vieh besorgt, so wird das Vieh geehrt, drum bleibt das Vieh gern, was [es] ist. Die Menschen eben so als Vieh sind sie besorgt, als Menschen sind sie's nicht. Und wie das liebe Vieh sich dulden kan als Vieh, so duldet sich der Mensch als Vieh, so wie das liebe Vieh sich dulden kan als Vieh. Es ist den Thieren wohl. Der, der die Spazzen schuff,

Troatgediohte-Zyklus

hat für sie gesorgt, und auch der Mensch sorgt für das Thier, auch die Menschen sorgen für das Vieh, und auch die Menschen helfen dem Vieh zu vielen Freuden. Sie dienen ihm gar, sie machen ihm Stähle, sie pflanzen für sie Gras, sie pflanzen für sie Haber, den Schaffen geben sie Glek, den Kühen und Kälbren auch. Alles Vieh will nicht als Mensch, alles Vieh will nur als Vieh befriediget syn. Nicht als Mensch, nein, als Löwe, nicht al3 Mensch, nein, als Fuchs, nicht als Mensch, nein, als Schwein will das Thier befriediget syn. Nicht als Mensch, nur als Vieh will das Vieh befriedigt syn. [Und der] Mensch, wenn er Vieh, und der Mensch, so weit er Vieh, will nicht als Mensch, will nur als Vieh befriediget syn. Er bleibt in seiner Eitelkeit, so weit er Pfau, so weit er Vieh, so weit er Schwein, in seines Thieres engem Kreis nur ein Vieh, und nur als Vieh beruhiget, nur als Vieh befriediget. Er will auch nur in diesem Kreis, will nur als Vieh beruhigt syn.

Trostgedichte-Zyklus

Alternd im Thierssinn, gewöhnt man sich gern zu bleiben, was man ist. Alles Vieh strebt nicht höher, als es ist. In dem Leben, in dem Sterben will das Vieh nicht höher streben. Auf dem Todbeth wünscht der Low eine Löwen-Ewigkeit, aber keinen Himel, und der Stier eine Stieren-Ewigkeit, aber keinen Himel, und das Schwein einen ewig vollen Trog, aber nicht im Himel, und der Puchs einen offnen Hünerstahl, ewig einen offnen Stahl, aber nicht im Himel, und der Hund seiner Freuden Ewigkeit, aber nicht im Himel. Alle förchten zwahr die Holl, aber keines wünscht sich selbst in Himel, keines wünscht sich Himelsfreuden.

Teufelsrecht

Alle Spiele in der Welt, wo man feil findet Pestalozzi Werke Bd. 25

Trostgedichte-Zyklus

und kann kaufen des Teufels Recht, das da schneidet, das abschneidet das Göttliche, das Heilige vom Recht; und nun steht als Recht, was ungöttlich und was schlecht. Wo man so feil kaufen kann des Teufels Recht, zu durchwühlen das Sein und das Thun, das Können und das Wollen, das Dürfen und das Sollen. Des grossen Menschenhaufens, mit gleichem Recht, mit gleicher Gewalt, wie die Ameisenfresser die großen Ameisenhaufen durchnühlen und durchwühlen, und stören alle Ruh' und stören alles Recht der armen kleinen Tiere.

E n t z i e h u n g der Volksrechte Was der Reiche, was der Eitle, was der risenmeßig Reiche, was der risenmeßig Eitle dem Armen schuldig, das sollte unverjährt bleiben. Der Krone, die Krone des Gesalbten

Trostgedichte-Zyklus

sollte wachen über dem ewigen Grundstein des Menschenrechts, über das Armenrecht. [Es] sollte sich erben von Kind auf Kind, es sollte sich erben auf die Kindeskinder der risenmeßig Reichen, der risenmeßig Eitlen. Es sollte ein Gräuel syn, es sollte ein Gräuel heißen, das Volk zum Gesindel machen und dann es verlassen! Wir aber sprechen: Wir dörffen das! Wir dörffen das! Kein Recht ist, das uns hindert. Es ist wahr, kein Recht ist, das den Reichen, den riesenmeßig Reichen nur im geringsten hintert, des Landes Volk zum Gesindel zu machen und es dann zu verlassen. Die Krone sollte wachen! Es sollt ein Gräuel heißen, ein Landeshochverrat, Gesindel im Land machen, es als Gesindel brauchen, so lang es dient und es dann verlassen, wenn mans nicht mehr braucht, wenn es nicht mehr dient. So sollt es syn, es ist nicht so.

Trostgediohte-Zyklus

Die Reichen sprachen: Wir dörffen das, wir dörffen Gesindel machen und es verlassen, wie uns beliebt. Kein Recht ist, das uns hintert, das uns daran hintert. Und es ist so, und es ist so, sie haben gänzlich Recht! Kein Recht ist, das sie hintert, nur im geringsten hintert, Gesindel zu machen und es zu verlassen, wies ihnen beliebt.

Über die L i e b e . Wie liebt der Mann das Weib ? Wie liebt das Weib den Mann? Komm, ich will dirs sagen: In der Wiege schläft die Liebe, an der Wiege wacht die Liebe; und die Liebe an der Wiege, wenn sie hinblickt auf ihr Kind, sieht den Vater kommen! Es schwindet hin ihr Kind, sie sieht jetzt seinen Vater und fällt in seine Arme. Ihre Mutterliebe

Trostgedichte-Zyklus

und seine Vaterliebe reißt beide hin zur Wiege; sie stehen beide da, vergessen eigne Liebe in ihres Säuglings Liebe!

Zusammenschluß. - diese Lokken haben Menschen gesehen. Diese Menschen vereinigten alles, was Glauben und Liebe, alles, was Hofnung und Forcht, alles, was Ehre und Schande, alles, was Recht und Gesez über uns alle vermag in seinem * Diese Menschen vereinigten alles, was unser Geschlecht beruhigen, bezähmen, befrieden, erheben [kann]. Wo imer sich die Menschen also vereinigten, und vereinigt nicht alles versuchten, was Glauben und Lieb, was Hofnung und Forcht, was Ehre und Schande, was Ordnung und Recht über den Menschen vermag, ihn von seinem Streben -

Trostgedichte-Zyklus

U n b e i r r b a r k e i t im h ö c h s t e n Z i e l . Es wird nicht enden, bis die Menschen wieder am sonichten Bühl und im schattichen [Wald] roden und reuten werden den giftigen Baum, der, wo er imer aufwachst, den Menschen Verderben bereitet. Es kan nicht enden, es wird nicht enden, bis weniger rechtlose, ehrlose, traumende, schweifende, eilende Menschen auf Erden syn werden. Es wird nicht enden, es kan nicht enden, bis die Macht nicht mehr, wenn auch die ganze Erde darob zugrund gieng, jeden Heier, den einmahl ihre Klauen ergriffen, ewig behalten will in harten eisernen Henden. Es kan nicht enden, es wird nicht enden, bis das Volk nicht mehr die Köpfe der Könige fodert zu seinem Schauspill, und bis es nicht mehr als sein Recht anspricht, zu leben wie die rasende Macht.

Trostgedichte-Zyklus

Trau keines Menschen nichtiger Rede, aber trau deinem innren Licht, trau deinem Glauben an ein göttliches Recht! Trau, es wird enden, wenn die Menschen wieder kehren werden zum heimischen Herd, zur heimischen Ruh, zur ländlichen Ehre und zur ländlichen Treue. Trau, es wird enden, wenn sie wieder, im Inneren des Busens krafftvoll gebildet, dem Anspruch der wilden Natur nach dem Raub ihrer thierischen Freiheit wieder entsagen. Trau, es wird enden, wenn die Könige wieder über die Menschen, und die Menschen wieder über die Könige weinen werden. * * * - scheint mir nicht mehr also verschieden. Ob eine Wulke mehr oder eine weniger ob meinem Haupt schwebe, was macht das dem Ganzen meines Tags und dem Ganzen meiner Nacht?

Trostgedichte-Zyklus

Und was macht das meiner Kräfft, die Sonne meines Tags in mir selber zu schaffen ? Lieber, dich engstigt die blutende Welt, und mich jamert, daß diese Krafft by den Menschen sich imer mindert. Sie erhebt mich über das Glük und über das Unglück. Sie macht mir das Leben, sie macht mir das Sterben des Menschen zum Komen und Gehen eines nichtigen Schattens.

Erklärung, den Vertrag mit Fellenberg betreffend

in der Allgemeinen Zeitung, Augsburg 28. November 1817

Vertrag mit Fellenberg

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Diebafiionatiermerf: Auf Begehren rücken wir nachstehende Zuschrift ein:

Es ist mir unbegreiflich, wie die in Nr. 323 der A. Z. sich befindenden Artikel einer in Hofwyl unter Siegel liegenden Schrift zur Kunde des Redakteurs (oder Korrespondenten) dieser Zeit[ung] 5 gelangt sind. Es mag jetzt aber geschehen sein, wie es will, so bin ich dadurch genötigt, Folgendes auch öffentlich zu sagen: Sowohl die notorische Verschiedenheit der äußern Stellung meiner Lage gegen diejenige des Herrn von Fellenberg, hinwieder die ebenso notorische Verschiedenheit der beiderseitigen Erzieio hungsunternehmungen, sowie die Eigenheit des individuellen Charakters Herrn von Fellenbergs und des meinigen, sind neben meinem Alter, das mich gegen jede fremdartige und über mein Leben hinausgehende Verbindung abgeneigt machen mußte, die Ursache, warum ich bis auf den 23. August d. J . eher an meinen 15 Tod, als an die Zusammenschmelzungen der Erziehungsanstalten von Hofwyl und Iferten gedacht hätte. An diesem Tage aber bekam ich von Herrn Jullien eine Einladung nach Bern, wo ich Herrn von Fellenberg und Herrn Jullien antraf, und mir eine solche Vereinigung von Herrn von Fellenberg auf eine Weise an20 getragen wurde, die mein Herz wirklich ansprach und die von Herrn Jullien sehr lebhaft unterstützt wurde. Ich war damals von einer, durch meine Personallage veranlaßten bedenklichen Gemütskrankheit Rekonvaleszent, aber noch nichts weniger als gesunden und kraftvollen Geistes. Ich erstaunte, 25 träumte, glaubte, hoffte und wünschte, was mich übernahm, freute und innerlich bewegte. Ich ging heim, beriet mich in diesem Gemütszustand über diesen Vorfall mit meinem Freund Schmid und bat ihn, nach Hofwyl zu gehn und etwas näher zu sehn, was etwa daraus werden könnte. Schmid ward nach dreitägiger Unterhaltung 30 mit Herrn von Fellenberg ganz eingenommen für die äußerst weitführenden P l ä n e und Mittel, mit denen Herr von Fellenberg auch meine Lage für das Wohl der Menschheit und des Vaterlandes in meinem Leben und nach meinem Tode bedeutender, eingreifender und wirksamer zu machen im Stand und im höchsten Grad willens 36 sei. Schmid riet mir, mit Entschiedenheit und lebhafter Teilnahme an den Endzwecken Herrn von Fellenbergs, seine liebreiche und dringende Einladung allerdings anzunehmen, für einige Zeit nach Hofwyl zu gehen und zu sehen, was diesfalls gegenseitig Ersprießliches abzureden und anzubahnen möglich sein möchte.

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Vertrag mit Fellenberg

Ich ging hin, und es war mir bei dem sehr edlen Herrn von Müyden unaussprechlich wohl. Meine Gesundheit und meine Gemütsruhe stärkten sich zusehends, und ich bin Herrn von Fellenberg für diesen mir von dieser Seite äußerst nützlichen Aufenthalt unendlich Dank schuldig. Ich werde auch bis an mein Grab das 5 reine Gefühl dieser Dankbarkeit in meiner Seele tragen. Indessen sah ich von Hofwyl wenig. Ich achte mich auch nicht für fähig, den Umfang dieser, eines Fürsten würdigen Unternehmungen in ihrem Detail zu beurteilen. Herr von Fellenberg redte viel und äußerst freundschaftlich von dieser patriotisch wichtigen Verei-10 nigung mit mir, und ich muß sagen, sehr vieles nahm mich für die großen Zwecke Herrn von Fellenbergs und für die Idee einer solchen Vereinigung ein, besonders das Edle und Einfache einiger seiner Verhältnisse und Umgebungen. Die Größe einer Regierungskraft, die wie ein mir ganz unbekannter Gott vor meinen 15 Augen stand, riß meine für alles Schöne und Gute äußerst reizbare und zugleich sich immer bis zur Gedankenlosigkeit hingebende Seele zu einer Art von hoher Bewunderung über das große Wesen von Hofwyl hin, und brachte mich zu einem kindlichen Vertrauen auf die Größe des Mannes, der alles dieses regierte. 20 In diesem Staunen und Glauben lebte ich gleichsam träumend über die große Idee einer solchen Vereinigung bis auf den 13. Oktober, an welchem Herr von Fellenberg einen Brief von Schmid erhielt, der ihn in eine Stimmung setzte, die mir seiner früheren gar nicht ähnlich vorkam und auf die meinige auch beunruhigend 25 wirkte. Er forderte jetzt unbedingt einen schnellen Abschluß von einer Vereinigung, von der vorher auf diese W e i s e keine Rede war. Gast, Freund, gedankenlos, kindlich träumend stand ich jetzt da, und es geschah, was mir jetzt unbegreiflich scheint: in zweimal 24 Stunden war eine Konvention unterzeichnet, von so welcher die in der A. Z. berührten Artikel, einen einzigen ausgenommen, ganz bestimmt so sind, wie sie darin angeführt werden. Der unrichtige ist dieser: daß ich irgend einer Anstalt hätte an der S p i t z e derselben stehen sollen. Nein, ich hätte wirksam keiner v o r s t e h e n , aber unwirksam mich in allen a u f h a l t e n 35 sollen, ich hätte in keiner mehr der Hausvater, aber in allen dreien Gast sein sollen. Sobald diese mir jetzt unbegreifliche Übereinkunft unterzeichnet war, verreiste ich, fühlte aber nach wenigen Stunden mit einer

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Lebhaftigkeit, die man mir zutrauen darf, daß ich in derselben gegen das Wesen meiner Zwecke, gegen mich selbst und gegen mehrere meiner bestehenden Verpflichtungen gehandelt. Ich tröstete mich aber damit, eine freundschaftliche Abrede eines provi5 sorischen Vereinigungsversuchs, der laut einer unterschriebenen Akte nach anderthalb Jahren, wenn er mir nicht behagen sollte, von mir wieder aufgehoben werden kann, sei von einer Natur, daß eine diesfällige Übereilung durch freundschaftliche Unterhandlung wieder könnte gutgemacht werden, ohne die Zwecke, um io derentwillen ich eine solche Vereinigung wünschte und noch wünsche, zu verletzen. Diese Lage der Dinge veranlaßte mich, kurz nach meiner Rückreise Schmid noch einmal zu Herrn von Fellenberg zu senden, und zu trachten, eine Handlung gegenseitiger Liebe und gegenseitigen Vertrauens, die durch meinen Fehler 15 jetzt notorisch als unüberlegt zum Vorschein kommt, zu revidieren, und was darin nicht recht und schicklich, recht und schicklich zu machen. Dieser Schritt, der nicht vollends den gewünschten Erfolg hatte, veranlaßte eine Korrespondenz zwischen Herrn von Fellenberg und mir, die diesen Gegenstand so ziemlich in ein 20 heiteres Licht setzt, die aber bis jetzt noch zu keinem bestimmten Resultate hinführte. Bei dieser Lage der Dinge und bei der Offenbarmachung einiger Artikel unsrer Konvention finde ich mich indessen genötigt, auch öffentlich zu erklären, daß ich es gegenwärtig für meine 26 heilige Pflicht halte, allem dem auf das sorgfältigste vorzubeugen, was mich, aufweiche Art es immer geschehen möchte, in die Lage setzen könnte, den diesfälligen Verhältnissen in Beziehungen Dauer und Festigkeit zu geben, die einerseits meinen Überzeugungen und Pflichten entgegen, andrerseits mich in meinen letzten Le30 bensjahren noch in dem erlahmen und stillstellen könnten, was ich noch für meine Lebenszwecke zu tun imstande und Willens bin. Aus eben diesen Gründen bin ich genötigt, zu erklären, daß die in der A. Z. berührten Artikel unsrer Konvention nicht die einzigen und nicht die wesentlichsten sind, welche der Ausführ35 barkeit derselben unübersteigliche Hindernisse entgegensetzten. Ich muß desnahen das Publikum bitten, diese Artikel als zu einem Realbericht über unser Verhältnis als ungenugthuend anzusehen und zu beachten. Nach meinem Urteil gehört dieses Verhältnis auch nicht vor das

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Vertrag mit Fellenberg

Forum des Publikums; sollte es aber dahin gebracht werden müssen, so muß es in der ganzen Unschuld seiner nackten Wahrheit mit einiger Ausführbarkeit dahin gebracht werden. Ich könnte zwar nicht sagen, daß ich es gern hätte, aber ich habe nichts dagegen. Das Treiben jedes öffentlichen Geredes ist auf jeden Fall eine 5 Elendigkeit. Lob und Tadel, das dem Volke durch den Trommelschlag in den Mund gelegt wird, ist immer mit dem Wind, der sich im Innern der Volkstrommel bildet, im innigsten Zusammenhang. Ich achte ihn nicht. Das Grab sichert vor allen weitern Folgen des Windes, in dem alle Sterblichen leben, und den sie sich in dem 10 Verhältnis, in dem sie mehr oder minder von sich reden machen, immer selber zuziehen. Was mir angelegener ist als die Sache unsres Windes, ist, Herrn von Fellenberg aufrichtig und ernsthaft zu danken, daß er in einem Augenblick, in welchem meinem Hause wirklich Gefahren zu drohen schienen, sich edelmütig in den 15 Riß stellen wollte. Diese Gefahren drohen mir durchaus nicht mehr, aber der Dank, den ich Herrn von Fellenberg diesfalls schuldig bin, bleibt der nehmliche. E r ist ernst, und ich verehre die Kraft, mit der er in der Welt Großes und Gutes schafft, obgleich das Element seiner Kraft nicht dasjenige meiner Schwäche 20 ist. Aber danken kann die Schwäche der Stärke in jedem Fall, und dieses tue ich jetzt mit dem Frohsinn, der mich in den heitersten Stunden in Diemerswyl umwandelte. Lieber Herr Fellenberg! Ich lege jetzt noch öffentlich den Wunsch an Ihr Herz, daß die Vorsehung unser, in seinen innern 25 Zwecken so edles und wichtiges Verhältnis dahin lenken wolle, daß wir demselben von nun an in freier gesicherter Selbständigkeit bis an unser Grab getreu bleiben. Nehmen Sie, lieber Herr Fellenberg, das feierliche Versprechen von meiner Seite, zur Begründung und Beförderung Ihrer edlen Lebenszwecke alles zu 30 tun, was jemals in meinen Kräften sein wird, und erlauben Sie mir dann noch im Angesicht des Vaterlandes und aller Freunde unsrer Zwecke die Bitte an Sie gelangen zu lassen: Sondern Sie die äußern nichtigen Formen unsers Vereinigungsplanes von seinem innern Wesen ab, und widmen Sie sich diesem innern Wesen 35 unsrer Verhältnisse mit der Erhebung und dem glühenden Eifer, mit dem Sie in den letzten Tagen meines Aufenthaltes bei Ihnen die äußere Form unsrer Vereinigung betrieben. Iferten, den 28. November 1817. Pestalozzi.

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um 1817/18

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Erster Teil

Stamm ab, app [Blatt 3] Das Schiff geth von Stappel, es zittert das Laub der Pappel, was unfest ist, das schwäbelt, wer los syn will, der zappelt, und das Wiegenkind strabelt. Die Trauben haben Grappen, bym Bergbau hat es Knappen, im Finstern muss man tappen, und man fahrt oft mit zwy Rappen. Doch eine schöne Kappen kaufst du wohl nicht mit hundert Rappen * * *

Große Würde, große Bürde, keine Würde, Verachtung zur Bürde. Stamm eb, epp [Blatt 4] Nach der Ebbe komt die Flutt, hinter der Ebene steth der Berg. *

*

*

Stamm ar, arr [Blatt 5] Was er sagte von der Waar, von dem war kein Wort wahr. Pestalozzi Werke Bd. 25

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Weißt [du], daß alles Wüssen der Weisen und alle Träume der Narren bydes aus dem Sichtbaren und aus dem Unsichtbaren entquillen ? Weißt du, daß die Todten erstarren, daß wir sie wegtragen auf Bahren, daß lustige Knaben oft schießen auf Staaren, daß Augenärzte stechen den Staren, daß viele Arbeiter brauchen den Sparren, daß schmutzige Geizhälse nur gar zu viel sparen, daß Fuhrleute auf Wagen und Karren hin und her führen vielerley Waren ? Daß man den Unrath pflegt zu verscharren, daß man die Schuldner oft nicht zahlt in Baarem, daß man Aufrührer muß treiben zu Paaren, daß die Fische sich paaren, daß die Capuciner imer gehen zu Paaren, daß die Vögel oft fliegen zu Schaaren, oft sizen zu Schaaren, daß die Schaffe oft weyden zu Schaaren, daß die Fische oft schwimen zu Schaaren, daß böse Dieben oft komen an Karren und daß endlich

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Hoffen und Harren macht manchen zum Narren? Wer nicht gedultig, kan nicht leicht ausharren. Stamm eb [Blatt 9] Mach nicht viel Aufheben von deinem Leben, denk an dein Kleben an den Wenden, denk an dein Streben mit blutenden Henden, denk an dein Weben ohne zu enden, denk an dein Schweben in leern Lüften! Stamm in [Blatt 9 verso] Dort innen wollen wir spinen und darauf sinnen, wie sie rinnen, die Röhren am Brunnen, und was wir gewinnen mit unserem Spinnen. Es will sich gezimen, daß wir daran sinnen mit allen unseren Sinnen. In den Bergen sieth man oft aus den Felsenrizzen Wasser hervorspinen und aus kleinen Krinen Wasser herausrinnen.

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Stamm ib [Blatt 11] e i b e n wird Schweizerdeutsch ausgesprochen i b e n , also wird alles geschrieben e i b e n .

Du willt bleiben, ich will treiben die runde Scheiben und darauf schreiben, ich wolle nicht weiben, ledig bleiben und Farben reiben, kein Unfug treiben und keine Fensterscheiben einschlagen. Stamm ob, opp [Blatt 13] Da oben ist ein Kloben, da unten hör ich toben. Ich mag nicht loben da unten das Toben, und nicht herabreichen den Kloben von oben. Auf der Straß es stark stob, im Keller er brav wob. Der Schreiner braucht den Hobel, in Rußland fängt man Zobel, mein Nußbaum steth im Tobel. Mit allem Hobel kann man nicht verdoppeln

Deutsche Sprackübungen

den Laden, den man hobelt. Stamm üb, ub, upp [Blatt 17] Es wird mir übel. Der An[ken]kübel ist schon leer. Ich habe wohl den Schnuppen, aber ich laß mich doch nicht kluppen. Ich laß mich nicht umherrschupfen, ich laß mich nicht umherstupfen und verschupfen; ich will lieber Tabak schnupfen. Kleine Buben machen Gruben in der Stuben, alle Buben machen Gruben außer der Stuben. Stamm aub, aup [Blatt 19] Gib doch keinen Tauben deine Dauben in die Hand! Eine schöne Daube, eine zierliche Haube und ein Glauben Ich will lieber essen eine Daube, tragen keine Haube, als daß man sage, ich glaube, daß es tage,

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eh die Sone scheint. Du willt mich sezzen auf die Schrauben, ich will lieber kaufen Dauben und ich will lieber essen Trauben. Er laubt, wo es nicht erlaubt zu lauben. Es staubt, wo es nicht sollte stauben. Er glaubt, wo er nicht sollte glauben. Er raubt, wo er nicht sollte rauben, und sein Haupt ist überhaupt etwas, das nicht gar viel taugt. Ich laß mir nicht rauben meinen Glauben. Auf meiner Lauben kan man nicht lauben, weil auf der Lauben das nicht wachset, was man kan lauben. Ich will lieber Schrauben aufschrauben, als sitzen auf Schrauben. Ich will lieber Trauben abklauben; und essen brav Dauben und reife Trauben

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ist besser, als Pfenige klauben und goldene Hauben auf dem Kopf tragen. Ich mag nicht behaupten, es sy ganz recht, das sie erlaubten, ihn zu enthaupten. Stamm und [Blatt 20] Der Tisch ist rund, groß ist der Fund und jung der Hund. Krum ist sein Mund, kurz ist die Stund, die Sach hat Grund, und in dem Sund ist tief der Grund. Auch mach ich dir kund, ich will keinen Bund, ich will lieber ein buntes Kleid als einen bunten Bund. Stamm eub, äub [Blatt 21] Im Wald, wo wachsen die Läuber, gibt es oft auch Räuber. Oft ist der Himel trüber, wenns regnet, als wenns hagelt. Stamm ieb [Blatt 25] Sie wollen das Urtheil über den Dieben

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jez noch aufschieben. Es ist nicht, daß sie ihn lieben, aber es will ihnen belieben, dergleichen zu thun. Stamm um [Blatt 25 verso] Dirli, dirli dum, Nachbar, wie bist du so dum, worum bist du heut so stum, worum bist du heut so from, worum bist du heut so krum ? Nachbar, sy kein Narr und kom, bleib zwahr from, doch bleib nicht dum, und bist du stum, so werd nicht krum! Dirli, dirli, dirli dum, mein Nachbar ist dum, sein Esel ist krum, sein Mädchen ist stum und sein Bruder nicht from. Stamm ad, att [Blatt 26] Ich gehe nach Baden und wasche die Waden und kaufe mir Faden und zwey für den Laden. Ich töde die Maden, die mir so viel schaden. Ich sähe ihn mit Seiden bis unter die Waden durchs Wasser watten, und dann mit seiner Watten sitzen am Schatten. Er kam ins Bad, es ist doch schad,

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er ist so fad, und am Gestad bym Wasserrad lag eine Lad, und eine Frau im vollen Staad. Mein Huhn hat einen Wadel und ist doch nicht vom Adel, es wohnt in einem Stadel. Er gieng an seiner Statt im großen Staad in die Stadt. Es kan dir nicht schaden, zu gehen gen Baden; es kan dir nicht schaden, zu nehen mit Faden. Es kan dir wohl schaden, zu machen den Faden und zu handien mit Laden, ohne zu kenen die Laden. Es kan dir auch schaden, nicht geschüzt an den Waden im Wasser zu watten. Auch die Maden könen schaden, doch die Maden in den Matten sind nicht Maden, welche schaden. Er hatte die Latten in der Matten versorgt am Schatten, und den Sakk Watten zu seinem Gatter heimgetragen.

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Sie sitzen am Schatten und haben im Rratten zwey große Ratten, die den Saaten in den Matten [schaden]. In den Saaten kanst du rathen, wie viel Ratten sie gefangen. Willt du rathen, wie viel Ratten sie hatten im Rratten, wie viel Latten sie auf der Matten auf den Wagen ladten?

Stamm ed [Blatt 29] Auf den Neumond folgt der Wedel, das Huhn sitzt auf dem Sedel und wähnt, es sy edel, wenn es ohne Sorgen Körner kan einworgen, so viel es imer will. Sag mir aber doch: Hat es auf seinem Sedel auch viel Hirn im Schädel, kan es lesen einen Zedel und weißt es, ob es Wedel oder Neu ist im Calender, wie es weißt unser Schedel ? Auf den Vollmond folgt der Wedel, und die Hüner auf dem Sedel haben wenig Hirn im Schedel; aber sie meinen sich doch edel, weil sie Flaum und Federn haben.

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Stamm eich [Blatt 30] Mein Nachbar ist reich. Die Birne ist weich. Nicht tief ist der Teich, und mir ists gleich, ob der Bach schleich oder ob er schnell lauf, ob er lauf oder schleich. Und mir [ist] ganz gleich, ob dieser Narr mir aus dem Weg weich, oder ob er mir nicht daraus weich. Sieh da die Leich, sie ist ganz starr, gestern war sie noch weich. In vielen Reichen müssen die Armen das, was sie nicht haben reichen den Reichen, die es schon haben. In allen Reichen muß man den Reichen noch reichen, was die Armen nicht haben. Man bracht ihn mit allen Streichen doch nicht zum Weichen. Hart [wie] die Eichen war er nicht zu erweichen, was man immer sagte. Gleichs und gleichs gesellt sich gern. Stamm id [Blatt 31] Sy doch bieder, gib mir wieder

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meinen Widder, den du mir gestohlen! Stamm od, öd [Blatt 33] Ich leide den Tod, gib mir doch Brod und fall nicht in Sod! Darfst du dich entblöden, zu reden von Moden und töden und vom Länder und Stette veröden Stamm und, unt [Blatt 34] Die Sone geth unter, sey doch noch munter! Man kauft mitunter wohlfeil viel Plunder, und auch der Zunder ist dies Jahr nicht theuer; man kauft einen Bündel um wenig Kreuzer jez heuer. Rumbedibumb, jag mit dem Hund, rumbedibumb, wart noch ein Stund! - Mach mit mir ein Bund oder sag mir den Grund, worums nicht gesund! - Theil mit mir den Fund und mach mir auch kund, was viereck[ig] und rund! - Fahr nicht in Sund, zeig mir den Schlund, verbind mir die Wund und halt den Mund! [Wir] schließen den Bund,

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kaufen den Hund, betrachten den Fund und machen ihn kund, sinken in Grund, reden mit Grund, warten zwei Stund, machen die Rund, werden ganz rund, laufen sich wund und halten den Mund. Stamm ud [Blatt 35] Mein Hund ist ein Pudel, meine Magd ist ein Sudel, mein Vetter ein Hudel, ein Nachbar ein Hudel; er spielt auch den Dudel und ißt gar gern Nudel. Er kleidet sich in Hudeln, er kan nichts als sudeln. Zwischenstück [Blatt 36] Um dich zu schüzen vor dem Mißbrauch des Geists, um dich zu schüzen vor dem Mißbrauch des Herzens, um dich zu schüzen vor dem Mißbrauch der Hand, vor dem Mißbrauch des Fußes, en[t]zieh nur dem Geist, en[t]zieh nur dem Herzen, en[t]zieh nur der Hand die Nahrung der Krafft! Führ nur ein Leben, das entnervet den Geist, verödet das Herz und erlahmet die [Hand]!

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Nähre dein Fleisch, daß es fresse den Geist, nähre dein Fleisch, daß es fresse dein Herz, nähre dein Fleisch, daß es vergifte dein Blut, nähre dein Fleisch, daß sich auftrockne dein Hirn, nähre dein Fleisch, daß sich auflösen die Bande am Rukgrad, nähre dein Fleisch, daß der heilige Punkt, den noch niemand erkent, von dem dein Stamm aud [Blatt 37] Ich konte das ewige Zaudern, ohne daby zu schaudern mir nicht erkleren. Stamm ill [Blatt 38] Kinder stillen Mutterfreude, Sorgen stillen Menschenfreude, Unruh stillen Engelfreude, Aufruhr stillen Herscherfreude, und mit Spillen wollen stillen, was nicht Kinder stillen Mutterfreude, Sorgen stillen, Unruh stillen Vaterfreude, Aufruhr stillen Jamerfreude. Die Kuh gibt Milch, der Bauer tregt Zwilch, sein Beth ist von Trilch, und die Kirche heißt er Kilch.

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Stamm ab, app [Blatt 38] Ich kaufte heute einen Lappen zu einer Kappen mit Rappen, und du tauschtest gestern zwei Rappen für tausend, tausend Kappen. Stamm ukk [Blatt 39-40] Ich liebe schöne Drukken, ich hasse großes Drukken, doch nicht das Bücherdrukken. Den [Drukker] haß ich nicht, sys Kleindrukk, sys Großdrukk, den haß ich gar nicht. Zwahr hasse ich auch vieles Gedrukte, seinen Trukker aber haß ich nicht, andere Drukker frylich wohl. Heil dem, der viel kan verschlukken und auf einem breiten Rukken schwere Lasten tragen kan. Heil dem, der, wo andere zukken, weder Mund noch Nase rümpft, und wenn tausende sich bukken, fest steth wie ein Fels im Meer, ruhig froh ob dem treibt Scherz, worob die Tausende sich bukken, fest auf seinen [Füßen] steth. Heil dem, der geth ohne Krukken und nie zu viel traut schwachen Krukken und, weil er leicht sieth jede Lukken, ruhig froh treibt seinen Scherz, selber noch vor solchen Trukken, vor denen Tausende sich bukken ohne Sin und ohne Herz.

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Stamm eid [Blatt 41] Viel gedultig leiden, sich bescheiden kleiden, niemand auch beneiden, schlechte Leute meiden, so von den Bösen scheiden und nicht wollen schneiden, wo man [nicht] geseet: das hilft zum lesten Scheiden, mehr als Geld und Seiden. Ich sah Vieh weiden auf großen weiten Haiden, aber es waren keine Heiden, die auf den weitern Weiden das Vieh hütteten. Stamm af, äff [Blatt 38, 44] Offt, wenn schlaffen die Waffen, gaffen viel Affen umher und fragen: Gibts nichts zu schaffen? Die Narren, die Affen, sie fragen, als wären die Waffen geschaffen zum Schaffen, die Narren, die Affen! Die Affen könen nicht schaffen, sie könen nur gaffen, sie könen nur schlaffen, nicht hüten den Schafen, noch tragen die Waffen. Was willt du schaffen mit so viel Affen, die umher gaffen? Wirf weg die Waffen, geh doch lieber schlaffen

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oder zu den Schaffen und mach mit ihnen dilderidumm! Jenseits diesem [Stjaffel feindst du eine Taffei. Das Große steth dem Großen nah, die Fromkeit steht dem Armen nah, das Bethen steth dem Betel nah. Wer in der Haft recht wohl schlaft, wem in der Haft der Traubensaft so wohl schmeckt, als wenn er schaft, der hat Kraft, und wenn man ihn auch morgen henkt. Stamm ar [Blatt 44] Jeder Narr kan fahren, jeder Narr kan karren, aber mit dem Pahren und mit seinem Karren entweichen den Gefahren, das kan nicht jeder Narr. Stamm ef, epf [Blatt 45] Es ist schwer, zwey Schnepfen mit einem Schuz zu treffen. Jeder kan befehlen, jeder kan bestellen, aber mit Befehlen und auch mit Bestellen ist noch nichts gethan. Der Koch mit sammt der Kellen Pestalozzi Werke Bd. 25

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kan mit dem Bestellen, kan mit dem Befehlen keine Suppe kochen. Stamm if, ipf [Blatt 47] Jeder Thurm hat seinen Gipfel, jeder Baum hat seinen Wipfel, jede Kappe ihren Zipfel. Jeder Zahn stekt in dem Kieffel, manches Bein in seinem Stiefel, mancher schaft auch mit dem Griffel. In mancher Schrifft stekt viel Gift. Was manches Stift morgen trift, weiß man nicht. Der größte Griff in dem Schiff ist der Griff ans Ruder. Stamm of, opf [Blatt 49] Der Ofen war offen, um den sie herumsaßen und soffen, weil sie nichts hatten zu hoffen. Hinten am Schopf fand ich den Knopf, er verlor ihn am Kopf. Er hatte einen Kropf und kochte im Topf einen Kalbskopf. Es kam ein Töffel, er aß ohne Löffel. Stamm uf, upf [Blatt 51] An der Seiten ligt die Hüft

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und im Winter gibts Duft. Wo Wind geth, da ist Luft, auch ist eng die Kluft und gar dunkel unsere Gruft. Ich sah Gense rupfen, Haare zupfen, Tabak schnupfen, den Nachbar stupfen, den Hut ablupfen mitsamt seiner Gupfen, den Armen verschupfen, ins Tintenfaß tupfen und sich überlupfen und das Glas übersupfen. Ich sah, wie die Mäner schufen, auch hört ich, wie sie einander rufen. Stamm auf [Blatt 53] Die Krämer kaufifen, die Priester taufen, die Hasen laufen, die Säufer saufen, die Tächer traufen, die Stiere schnaufen, und großen Gelthaufen fehlen oft Beine zum Laufen. Wenn ich höre von Teufeln, so denk ich immer ans Schaufeln. Stamm eif [Blatt 54] Sieh doch den Pfeiffer, am Maul hat er Geifer, kom nicht in Eifer,

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er ist nur ein Pfeiffer, und über Pfeiffer und Schleifer und dergleichen Schweißer muß man nicht eifern, wenn sie auch geifern. Stamm ein [Blatt 55-57] Du gehst auf dem Bein, die Kappe ist dein, der Schuh ist dein, der Hund ist sein. Das Tuch ist rein, auch das Wasser ist rein, das Garn ist fein, schlecht ist der Lein. Sag mir nicht nein, ich trau nicht dem Schein, ich trag nicht gern Stein, ich kaufe kein Wein und Mezger kein Schwein. Man geth auf den Beinen, du hast da den Rock, den deinen, da hat er den Rock, den seinen. Er lief nach den Schweinen, er warf sie mit Steinen, die großen und die kleinen, er selber flickte Zeinen; es wolt auch scheinen, die Thüre konte Schweinen. Stamm orch [Blatt 56] Wer aus Forcht ängstlich horcht, auf das, was er nicht hören soll, der Mann hört in seiner Forcht, was der Mann,

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den er behorcht, nicht gesagt hat. Stamm ien [Blatt 59] Du siehst ihn ja dienen und besorgen die Bienen und die Milch im Stahl sienen. Stamm ohn [Blatt 59] Ich ehre des Fürsten Thron, ich kenne des Vatters Sohn, ich höre der Glokken Thon, ich zahle den Knechten den Lohn, ich verachte des Spötters Hohn und zehle auf der Matte der Mäder Lohn, aber der . . . in der Erde . . . die kene ich nicht. Stamm app [Blatt 60 verso] Dieser Knappe trug eine Kappe. Gib mir Pappen für zwey Rappen, ich mahl dir dein Wappen. Ich sah ihn tappen in seiner Kappen nach zwei Rappen, die ich ihm dargeworfen. Ich sah Knappen, beladen mit Wappen wie Esel mit Sekken. Stamm ag [Blatt 64-65] Es steth schlim ums Jagen,

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wo man muss tragen die Hunde auf die Jagd. Es steth schlim ums Wagen, wo man muß sagen, daß nur Narren so wagen. Es steth gut by Klagen, wo man darf sagen, daß nur Narren so klagen. Es steth gut bym Tragen, wo man darf sagen: es schmerzt nicht am Kragen. Am Morgen, wenns tagt, den Hund auf die Jagt, und am Abend, wenn Nacht, ohne Wildbrett . . . Laß doch nachten, laß doch tagen, kümere dich nicht um allerley Sagen, gehe lieber aufs Jagen und sorg für den Magen! Zusätze [Blatt 65] Er redte gründlich, er kam stündlich, die That war sündlich, der Tisch war rundlich, er sagte mündlich, es syge kindlich. Seine Forderung war billig, ich gehorchte ihr auch willig. Der eine sprach, als wer er toll, der andere hörte ihn mitleidsvoll.

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Stamm eg [Blatt 66] Auf den Schiffen in der Regel hat man imer auch ein Segel, und zum Scheiten braucht man Schlegel, und im Wirtshaus feindst du Kegel und oft noch einen Pflegel; und mein Jäger hat mehr Negel in den Schuhen, als er Negel an Händen und Füßen zusamen hat. Stamm ehr [Blatt 66] Sie gehen dahin in die Lehr, sie kehren die Brükke in der Kehr, sie förchten die Straffe sehr, sie setzen die Frage in das Mehr. Es fahren viele Schiff auf dem Meer. Ich gehe diesen Weg nicht mehr. Die Bürde wird mir zu schwer. Ich förchte mich sehr, daß er Wiederkehr.

Stamm eiß [Blatt 67] Es machte ihm heiß, er sollte schwören, was er nicht weiß; daher wollte [er] nicht hören, was wahr ist und was [der] andere sagt. Der Tag war heiß, ich sah eine Geiß, es sang eine Meis, ich war auf der Reis, ich redte gar leis, ich zeigte viel Fleiß, es gieng alles im Gleis.

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Ich sagte, was ich weiß, ich bekam einen Verweis. [Die] Kreide macht wohl weiss, aber ich glaub auf keine Weis, daß viel Schwazen macht weis. Was ich nicht weiß, macht mir nicht heiß. Stamm ig, ieg [Blatt 67] Brief und Siegel sind oft wie Stacheln am Igel, wie Gift in Tigeln. Doch ohne Brief und Siegel sitzt man oft in einem Schloß ohne Riegel. Es gibt Siegel und auch Riegel, sie stechen mehr als Igel. Die Mäner, die jez so hoch ligen, sind auf halsbrechender Leiter so hoch gestigen. Ich glaube nicht, daß die Tiger sehr lieben den Glarner Ziger. Oft gibt ein großes Siegel Gewalt dem wüsten Igel, den man sollt hinter Rigel speren oder ihm schmelzen im Tigel die Teufelsstacheln, die stechen. Stamm og, ogg [Blatt 70] Ich verziehs ihm, er log, ich verziehs ihm, er bog das Recht. Er mußte wohl, er zog am Seil eines Mans,

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der ist wie ein Dogg, und er selber ist wie ein Priester von Gog und von Magog. Der Wagen, den er zog, und der große, volle Trog, den er aufgeladen, wog, ich weiß nicht, wie viel Centner. Man schneidt den reifen Roggen, man förchtet willde Doggen, man spillt oft auch mit Toggen. Im Somer ist oft trokken, Hungrige lieben große Brokken, und gestern bin ich erschrokken; es schlich jemand in Sokken des Nachts in mein Gemach, ich wußte nicht, wer es war. Hopperipop, wo hast du die Rrott? Hopperipop, wo ist jez die Rott ? Hoperibobb, wo ist diese Grott? Ich dulde nicht Spot, hopperibopp, ist sie schwarz oder roth? Hast du Pulver und Schrott ? Hopperibopp, du trankest die Schotte, ich hörte die Zotte, [er] mangelte des Botten. Stamm ug, ueg [Blatt 72] Halt das Roß am Zügel, scheer dem Vogel den Flügel, weich du aus der Kugel! Halt das Roß am Zügel,

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reit nicht schnell am Hügel, beschneid dem Vogel die Flügel! Schlag kein Kind zum Krugel und bau nicht auf die goldne Kugel und bau nicht aufs große Loos, wenn du Lotteri legst! Ich sah Schaffe leiden von Winden, und unter den Linden und auf dem Feld Garben binden, und in der Metzg Stieren schinden und eine Kuh, ein Roßeisen finden und gar . . . Stamm aug [Blatt 73] Kinder wollen saugen, zum Waschen braucht es Laugen, zum Sehen braucht es Augen, und Augen, die was taugen, und Kinder müssen saugen, eh sie etwas taugen. Stamm eug [Blatt 74] Wer das Recht will beugen, der wirbt falsche Zeugen, die brav könen leugnen. Stamm eig [Blatt 75] Wenn dein Alter sich will neigen, such denn doch nicht hoch zu steigen, wüß und denk, daß alles Zweyen nicht viel taugt auf alten Bäumen.

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Diese Feigen ist mein eigen; auf der Geigen will ich zeigen, was ich kan. Auf der Geigen, die mein eigen, will ich zeigen, dass ich lieber spill im Reigen, als ich esse Schaffleisch und Feigen. Stamm ieg [Blatt 76] Das Recht soll man nicht biegen, man soll niemand betrigen. Der Arme muß sich schmiegen, Kinder muß man wiegen und springen lassen die Ziegen. Ich will lieber unterliegen im Recht als obsiegen im Unrecht. Auf den Dächern hat es Ziegel, in den Zimern hat es Spiegel, an den Thüren hat es Riegel. Auf Briefe drukt mann Siegel, das Pferd zu kämen braucht man Striegel. Stamm ach [Blatt 77] Was ist dein Fach? Sag mir die Sach!

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Geh und lach ennert dem Bach, kom und wach, und denn hernach spill mit mir Schach! Und sieh mal das Dach, es ist ja ganz flach. Geh doch gemach und höre die Schmach, doch denk nicht an Bach! Ich sah, er brach auf die Brach; ich hörte, er sprach stark von der Sach. Gib acht auf die Pacht! Der Man hat Macht zu Tag und zu Nacht. Er kam nach der Schlacht in einer Yacht, in andrer Tracht ohne einige Wacht zu mir hinüber und zahlte die Fracht. Er bracht mir in der Schachtel eine Wachtel zum Geschenk. Stamm ech [Blatt 78] Ich will lieber Körbe flechten als blutig fechten. Doch zum Rechten blutig fechten, ist heilige Pflicht, und nur ein Wicht

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mit Lügen und Gelt will das Unrecht erreichen. Es kam ein Knecht, er [gab] mir den Hecht; das Bringen war recht, aber der Hecht war schlecht. Stamm ich [Blatt 79] Sy doch kein Wicht, glaub das nicht, Iis die Geschieht, zünd an das Licht, hör den Bericht, thu deine Pflicht! Auch vor Gericht geh doch nicht leicht, und dein Gewicht sy nie zu leicht. Glaub deiner Nichten dieses mitnichten! Ich ehre den Richter, wenn er recht richtet; ich liebe den Dichter, wenn er recht dichtet; ich seegne den Schlichter, wenn er recht schlichtet.

Stamm ich [Blatt 80] Ich glaube nicht jede Geschieht, ich traue so wenig jedem Gesicht als jedem Gewicht, als jedem Gericht ich traue ihm nicht,

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ligs in der Blatten oder in den . . . Ich lobe nicht jedes Gedicht, ich möchte nicht vor jedes Gericht, und auch nicht wagen mit jedem Wicht. Stamm och [Blatt 80] In der Küche sitzt der Koch, der Fuchs verstekt sich in seinem Loch, im Thurm sitzt mancher gar im Bloch. Da er Feuer gerochen und nicht dorfte pochen, hat er sich verkrochen und dich nicht erstochen. Stamm uch, uech [Blatt 81] Im Garten hats Buchs und Bäume von schönem Wuchs, im Wald lebt der Luchs und auch der listige Fuchs. Am Strand ligt die Bucht, der Geschlagene nihmt die Flucht, an Stauden und Bäumen wächst die Frucht, die Jugend lebt wohl in der Zucht. Ich weiß nicht, was er sucht, das Suchen ist by ihm eine Sucht. Ich will lieber auch nur ein gutes Buch als viel hundert schlechte Bücher. Das böse Fluchen hilft gar nicht zum Suchen. Das Fluchen verwirrt, das Fluchen verirrt,

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und wer sich verirrt und wer sich verwirrt, der kan nicht wohl suchen, er feindt kaum den Kuchen, der vor der Nasen ihm ligt.

Stamm auch [Blatt 82] Alles Feuer macht etwas Rauch, in dem Garten wachst der Lauch, in den Wäldern wachst der Strauch. Nah bym Magen liegt der Bauch, bey den Brünsten dient der Schlauch, und mir behagt nicht jeder Hauch. Enten, die sich tauchen, Herren, welche rauchen, Kamine, welche rauchen, Kranke, die laut hauchen, Bleiker, die viel bauchen, Schwelger, die viel brauchen, Bauren, welche Sträuchen, das sind allerley Menschen, es sind allerley Sachen.

Stamm euch [Blatt 83] Ich sehe lieber den Regen die Erde befeuchten, als mit dem Tegen Stett erleuchten. Troken war die Erd, durstig war die Herde, und der Herr der Erde seine trokne Erde wieder gnädig segnet. Der einst spräche, es werde, sprach jez, es regne wieder,

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und die trokne Erde war wieder, wieder naß, und die matte Herde durstete nicht mehr. Stamm eich [Blatt 84] Er fiel in den Teich und war ganz bleich wie eine Leich, da er herauskam. Er schinn ganz weich, und ob er gleich gar nicht reich, that er jez reich, gab er doch seine Uhr dem, der ihn herausgezogen, er bott sein [Reich]. Willt du Männeren gleichen, du mußt nicht leicht weichen und gar nicht umherschleichen und gar nicht umherstreichen, nicht jedem die Hand reichen, nicht leicht dich lassen erweichen, und von großen Streichen und Wunderzeichen nicht viel Rühmens machen. Menalk fiel in den Teich und war todbleich wie eine Leich, als er herauskam. Ein armer Man zog ihn heraus. Menalk war nicht reich, doch that er jez reich, er zog sein Kleid, das vom Wasser noch ganz [weich],

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sogleich vom Leib und bott es sogleich an seinen Erretter. Aber auch Arme sind edel. Sein Retter war edel, er nahm nicht das Kleid, er sprach: Ich nehms nicht, ich danke! und gieng mit Wone im Blik vom nassen und blassen Erreteten weg. Stamm iech [Blatt 85] Sie kriechen und riechen wie Siechen. Stamm ack [Blatt 86] Arme Bauren akeren, reiche Juden schakkern, und unsere Hühner gakern. In den Feldern sieth man hakken, in der Schmitte sieth man Schlakken, by dem Kaufman sieth man pakken und by Stieren starke Nakken. Und mein Pakker schaffte wakker, und mein Hakker baut mir den Akker. Holzhakker, sy wakker und werde kein Rakker! Denk dir doch, in der Nacht stand er nakt auf und pakt, Pestalozzi Werke Bd. 25

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und die Wacht saß wie Wachs und ließ ihn laufen. Stamm eck [Blatt 87] Ich bekenn, das ich das Beken gebrochen. Ich sah einen Geck an einem Eck, der hatte den Zwekk, zu essen viel Spekk. Er macht nie [Dreck] und sagte ganz keck: Kom her und reck, kom her und strek mir das Stük Speck, es ist ein Schleck! Sy by der Heck und bleib beym Flekk, den Hund nicht nekk, den Hund nicht wekk, damit er mich nicht beiß! Man kan wohl nekken, man kan wohl wekken den Beken, aber nicht das Beken. An der Ecke by der Hecke stand die Schnecke. Stamm ick [Blatt 88] Kurz und stark ist dieser Pickel, lang und schwach mein Bohnenstikkel. Am Seidenstikken,

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am Strümpfestricken, am Hembderflikken selber erstikken, in den Lüften Pflanzen wiken(?) Vögel unter Wasser schikken und mit harten Geiseln zwikken, Pferd im Sturm sehr erquiken, und in zwyen Augenbliken mit recht starkem Augenbliken harte Steine machen schwizzen und der Kazzen Rükken blizen, das kan man nicht, das glaub ich nicht, es gibt mir niemand an.

Stamm ock [Blatt 89] Man [kann] die Pocken nicht heilen mit Pochen. Man kan auch mit Pochen keinen Hund aus dem Offen lokken. Er schlug den Bokk mit dem Stokk, und der Bokk zerriß ihm den Rock. Die Fußsokken geben warm, und die Schneflocken sind eiskalt. Stamm uck [Blatt 90] Auf den Bergen umhergucken, bym Zahn ausziehen mir nicht zucken, bym Geisterspukken und bym Magendrukken

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sich nicht dukken, gehen ohne eine Krukken, sich auch nicht leicht lassen drukken, ohne Ursach sich nicht bukken, und ganz kek hinunterschlukken, was dem Magendrukken abhelfen soll. Sie hat mich entzükt, so war sie geschmükt. Stam al, ahl [Blatt 92 verso] Ein Man stahl in einem Stall ein Centner Stahl. Ich zahle für die Schale, was sie gilt. Stamm el, eil [Blatt 90] Lass doch anmelden den großen Helden! Es darf ihn in allen Welten niemand schelten. Er ist ein Held, er darf ins Feld und hat auch Geld. Kom und meld dich um Geld für den Held, dessen Feld im Schilt grün ist und gelb. Der Tag ist hell, das Schaf geth schnell, das Wort war grell. Kom auf der Stell

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und kauf mir den Strehl und zwanzig Schaffell, und geh denn und feil mir ohne Fehl zwy Tanen im Wald! An den Glokken kan man schellen, und zum Kochen braucht man Kellen, und zum Singen braucht man Kehlen, und die Birne kan man schehlen, und die Hunde machen bellen, wenn die Dieben wollen stehlen. Auch das Eisen kan man stählen, und was fällt, das kan man stellen, und das Wasser kan man schwellen, den Winden aber nicht befehlen. Sie wehen, wo sie wollen wellen, du kanst ihre Zahl nicht zählen und auch ihren Lauf nicht wählen und ihren Gwalt nicht stille [stellen]. Die Wahrheit verhehlen und Kazen gleich fehlen, die Kinder nicht Strehlen

und mausen und stehlen, ist alles gleich Art. Alles billigen und in alles einwilligen, ist bynah so schlimm, als nichts billigen und in nichts willigen. Das Bild ist mild, der schilt, ist wild. Ich sah keine Milbe, die aussprach eine Silbe. Ich sah den Filz, er kaufte ein Milz. Geh doch und hilf diesem Schiff aus dem Schilf!

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Stamm ol, oll [Blatt 94 verso] I n den Wiesen grabt man Tollen, und man spert fest ein die Tollen, und man fragt nicht, ob sie wollen. Auch verkauft man viel Schaffwollen und grabt in den Bergen Stollen. An der Zollstatt muß man zollen, auf den Flüssen gibts Eisschollen, viele Wurzeln haben Knollen; ich sah gestern einen Vollen. An den Schuhen gibts Sohlen, auf den Bäumen sitzen Dohlen, Kazen wollen sie oft hohlen, aber sie fliegen dann weg. Graben Tollen, lachen einen Schollen, ein Bakken, der geschwollen. Er hat großen Sold, und man zahlt ihn aus in Gold, dem er, wie ihr wißt, ist hold. Er ist so stolz und doch von Holz. Ich sah gestern einen vollen Zapfen, ich hab heute meinen vollen Krug. Stamm ul [Blatt 95] Oft lehren Kinder gar viel minder in den Schulen als bym Spulen. Wenn du willt lehren dulden, so mach nur recht viel Schulden! Stamm aul [Blatt 96]. Die Birne ist faul, der Gaul ist faul,

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auch der Peter ist faul, doch nicht mit dem Maul. Stamm eul [Blatt 96/97] Er schlug ihn mit der Keulen, ich hört ihn gräßlich heulen, nahe by den zwey Seulen, wo imer . . . Stamm eil [Blatt 98] Sieh dieses Beil, es ist mir nicht feil! Versuch doch den Pfeil! Lauf in der Eil zwy oder drey Meil! Gib mir mein Theil von diesem Seil, und schlag diesen Keil, scharf wie ein Beil! Der Berg auch ist steil. Ich den den den den mit

sah einen eilen, anderen feilen, tritten sich verweilen, vierten Kranke heilen, fümften sein Brod theilen dem, der keines hatte.

Stamm iel [Blatt 99] Gar stark schielen hilft nicht wohl zum Zielen. Stamm ied [Blatt 99 verso] Nicht ein jeder singt gut Lieder, nicht ein jeder

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macht gute Mieder, nicht ein jeder ist Seifensieder. Stamm ahn [Blatt 103 verso] Der eine ahnet, der andere bahnet. Stamm am, em, aum, um [Blatt 107] Krieg ist ein Kampf, Feuer unter dem Wasser macht Dampf. Die Haare kernen, den H u t abnehmen, sich sehr schämen, das K a t h abschwemmen und sich anstämmen an einen Stamm. Geh doch heim, du hast viel Schleim! Ich weiß einen Reim, ich kene einen Keim und eine Grube voll Leim. Aus dem Mund schäumen, das Haus ausräumen, essen viel Pflaumen, sich versäumen, Hembder säumen, Kinder gaumen, sich verträumen, krank syn am Daumen, sein Pferd aufzäumen. Siehst du den Rumpf, hast du den Strumpf? Das Messer ist stumpf. Was ist jez Trumpf? Fall nicht in Sumpf!

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Stamm en, eng, enk [Blatt 110]. Weißt du, dein Enkel hat am Schenkel eine Wunde; kauf ihm Fenkel, für seinen Schenkel Henkel! Es ist mit der Ente völig am Ende. Hör du, ich kene eine Hene und ich lade eine Benne, und ich renne mit der Benne, so weit der Himmel blau. Im Himmel hats Engel, die Menschen hend Mängel, im Wald hat es Bengel und an den Dächeren Kengel. Ohne Brennen kan niemand sennen. Halt ein mit dem Sprengen! So sehr die Roß anstrengen ist vollends nicht recht an einem Knecht. Stamm in [Blatt 112] Pferde anbinden, Künste erfinden, Rinden abschinden, Haasen ausschinden, nicht trauen den Winden, die plötzlich verschwinden.

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Kom, Kind, die Birne ist lind, ich kauf dir ein Rind, es ist nicht blind und hat keinen Stettgrind. Was böse ist, mindern, was schlecht ist, hindern, Schmerzen lindern, das ist menschlich, das ist recht. Stamm on [Blatt 113] Er tregt eine Krone, nihm du die Bohne, sag, wo er wohne, schweig und schone und denk an die Wonne des Lebens im Frieden. Der nasse Thon hat keinen Ton, wohl aber der gebrante.

Stamm un, ung [Blatt 114] Sag mir mit Gunst, was ist denn Kunst? Treibst du sie umsonst ? Ich hab einen Wunsch, bring mir doch Punsch! Er ist sehr krank an der Lunge, aber für die Zunge braucht er keinen Trank, er ist daran gar nicht krank.

Stamm aum [Blatt 116-117] Der Apfel am Baum,

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das Pferd am Zaum, am Rock der Saum, im Schlaff der Traum, an den Händen der Daum, süß ist die Pflaum, ekel der Schaum, unsichtbar der Raum, und wenns Wein kostet bym Saum, du glaubst es mir kaum, wie viel. Der Apfel wachst an dem Baum, was flüssig ist, gibt oft viel Schaum, an jeder Hand ist auch ein Daum. Der Reuter helt das Pferd am Zaum, er achtet oft nicht seinen Schaum, er gibt ihm Haber und keine Pflaum. Ein großes Faß hält manchen Saum, und jedes Hembd hat auch einen Saum. Unter dem Himel gibts viel Raum, auch in der Pfanen gibt [es] Raum, und wenn du schläfst, auch manchen Traum. Der Apfel [ist] am Baum, am Kleid ist der Saum, den Wein verkauft man bym Saum, an der Hand ist der Daum, in der Weite hats Raum, im Schlaff komt der Traum, das wilde Wasser macht [Schaum] Wo nichts [ist], da hat etwas Raum und wärs auch nur eine Pflaum, und gestern kauffte ich im Traum, du glaubst mir es wahrlich kaum, hundert Fuder Wein bym Saum und hielt daby mein Pferd im Zaum; es fiel vom Mund ihm vieler Schaum, so wild erschien es mir im Traum.

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Stamm aun, äun [Blatt 118] Es ist meine Laune, daß ich jez staune, und ich muß mich erstaunen, wie schön meine Nachbarn zäunen. Rings um die Scheune hat es Zäune. Stamm ep [Blatt 121] In den großen Steppen ist das Polstersteppen gar nicht Mode; auch sieth man in diesen Steppen gar selten Treppen. Stamm ip [Blatt 123] Frag. Sag mir, wie komst du mit den Lippen zu den Rippen? Ant[wort]. Ich denk, ich kom mit den Lippen zu den Rippen, wenn ich gebrattene Rippen, schweinerne Rippen, kalberne Rippen zwüschen den Lippen mit den Zähnen kaue. Stamm op, opf [Blatt 125] Weißt du, daß dein Mops auch frißt Obs? Dieser Mensch mit großem Zopf hat doch einen kleinen Kopf. Das Loch verstopf,

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den Stokkfisch klopf, denn koch ihn im Topf! Hop, hop, hop, dop, dop, dop, was hast du gesagt? Was meinst du damit ?

Stamm at, att [Blatt 126] Kanst du rathen, womit die Mauser fangen die Ratten? By der Arbeit auf den Matten kan [man] wahrlich auch ermatten, denn aber sitzt man an den Schatten. Und wenn mans hat, so ißt man Bratten, und wenn mans nicht hat, kanst du rathen, was man denn thut, was man dann ißt.

Stamm up, upf, üpf [Blatt 127] Ich wollte manchmahl lieber mich überlüpfen als durchschlüpfen, wo das Durchschlüpfen mir bringen könte ein Fieber. Das gute Kind theilt seine Suppe gern mit der Puppe. Mich wunderets, ob die Fische in ihren Schuppen auch kenen den Schnuppen. Mag er den Kerl stupfen, dass [es] kracht, das mag ich wohl leiden, aber den Armen verschupfen

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aus Pracht, das mag ich nicht leiden. Stamm al [Blatt 127 verso] Kein Kuhstahl, kein Pferdstahl war jemahl von Stahl, aber oft ligt doch Stahl auch im Kuhstahl, und gestern stahl ein Dieb neben einem Stahl etliche Pfund Stahl. Stamm as, aß [Blatt 130] Man macht das Glas mit Blasen, das Feuer stärkt man mit Blasen, das Licht kan man ausblasen. Im Kopf trägt man die Nasen, im See hat es auch Nasen, im Holz jagt man die Hasen, und Hunde, welche rasen, schießt man tod, und wenn auch zwo Fraubaasen darüber ihre Nasen rümpfen sollten. Im Kopf ist die Nasen, im Wald hat es Hasen, im Laden kauft man Vasen, in den Stätten [hat es] Fraubaasen, im Feld hat es Rasen, die Jäger blasen, auch die Winde blasen. Kanst du doch nicht lassen das schlimme, böse Hassen? Willt du nicht lieber spaßen und an der Caffetassen die Pfropfen zihen lassen?

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Was in hundert Jahren aus allen Classen des Volks, das jez des Landes Straßen und der Stätte Gassen durchläuft, noch werden wird 1 In den Schulen hat es Classen, auf den Tischen stehen Tassen, in den Stetten hat es Gassen. Besser ists, von Herzen spaßen, als sich gegenseitig hassen und sich in der Noth verlassen. Lobrede. Die Purschen schwenken doch recht schön auf Rechts- und Linksum! Antwort. Auch deine Stieren gehen schön auf Hott und Hüst um! Stamm ün [Blatt 132] Das Feuer brünt, das Licht zündt, der Frühling sich kündt auf meiner Bündt. Stamm eis, eiß [Blatt 133] Schmieden das Eisen, Nießen verbeißen, Kleider zerreißen, machen den Weisen und gar noch den Leisen, gar wenig speisen, singen wie Meisen, tanzen in Kreisen, gern mögen verreisen, einen [Dienst] erweisen, und einen Fehler verweisen.

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Stamm erz, arz [Blatt 133 verso] Schneiden und brennen die lästigen Warzen, das läßt sich wohl thun; aber die Herzen lasse ruhn! Schneiden die Herzen und brennen die Herzen, das läßt sich nicht thun. Stamm ach [Blatt 133 verso] Halt gut Wacht diese Nacht, horch mit Bedacht, ob [es] brent und kracht, ob jemand lacht, was jeder macht, und welche Tracht ein jeder ißt, und welche Tracht ein jeder trägt, und ob jeder, ders verdient, seine Tracht Prügel kriegt. Stamm un, ün [Blatt 134] Holz und Stein, das läßt sich runden, Häuser lassen sich aufkünden, aber änderen seine Sünden ist nicht so leicht, als Stein zu runden, ist nicht so leicht, als aufzukünden Häuser und Schulden, und alles, was man entlehnt. Stamm ir [Blatt 134] Dauben girren,

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Menschen irren, essen Birren, schlagen Schwirren, das alles ist gut; aber [wenn] sie kirren und auch, wenn [sie] stirren, so ists nicht gut. Stamm as, aß [Blatt 134] Fenster läßt man glasen, und der Glaser sieth gelassen, wenn auch eine Scheibe bricht. Stamm ar, aar [Blatt 135] Ich kauffe von der Waar zwy oder drey Paar und zahle sie bar. Ist auch wahr, daß diese Waar ganz verfälscht war? Und ist es wahr, daß dieser Narr das vorige Jahr wieder gescheid worden? Der Man war arg und daby karg, jez ligt er im Sarg. Ich fasse dich byn Haaren, du mußt harren, treib nicht den Narren! Wir wollen denn fahren in einem Karren und dich nicht verscharren, nur etwas einsparen. Menschen, die starben, Werber, die warben, mahlen mit Farben, Pestalozzi Werke Bd. 25

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hängen und darben, binden Korngarben, tragen viel Narben. Die Sach ist klar, die Waar ist rar, ich ken sie aufs Haar, sy doch kein Narr, kauf sie für baar!

Stamm er, ehr [Blatt 137] Ich ken der Männer Ehr, sein Kopf ist leer; ich ken der Mäner Ehr, sein Herz ist leer. Ich weiß noch mehr, seine Hand ist schwer, und er versteht das Scheeren, auch zun Zeiten das Kehren; ich mag seiner nicht.

Stamm er, ehr [Blatt 138] Kenst du den Stern, ich seh ihn so gern, und er [ist] doch so fehrn; ich hab erst vern [ihn] kenen gelehrt. Der . . . dem Herz, niemahl das Herz. Kerzen verbrenen, um Herzen zu kenen, das mag ich nicht. Ich mag nicht den Kopf anrenen und die Finger verbrenen, um Sachen zu kenen, die jeder verbirgt

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und oft lieber stirbt, als öfnen sein Herz, das oft ist von Erz. Stamm ir, ihr [Blatt 139] Wir alle irren, aber stieren by dem Irren führt zum Haus der Irren. Schlagen Schwirren, essen Birren, das ist nüzlich, das ist gut. Aber kirren, mit den Zähnen kirren, das ist schedlich, das ist bös. Hinter der Stirn ist nicht imer viel Hirn. Doch ist die Stirn imer der Schirm dessen, was hinter ihr ist, sys Dumheit, sys List. Stamm or, ohr [Blatt 141] Du nihmst den Esel bym Ohr, und der Thor hat auch ein Ohr; nihm den Thor auch bym Ohr und führ ihn als Esel zum Thor! Man kan mit Fordern nicht alles ordnen. Auch dem stärksten Pferd helfen die vorderen Beine nicht, wenn die hintern nicht nach mögen.

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Hart ist das Horn, auch sticht der Dorn; allein das Korn, das heilige Korn, das ist kein Horn, es ist kein Dorn. Auf mein Wort, du mußt fort von diesem Orth. Ich lasse mir die Ohren durchbohren; ich bin nicht verlohren, wenn sie mir schon die Ohren durchbohren. Wenn sie mir aber die Nase durchbohren, so bin ich verlohren. Mit durchbohrter Nasen führt man ja Bären mit Prügeln zum Tanz, so aber versteh ichs nicht ganz. Stamm ur, ür [Blatt 143] Für das Dürsten hilft nicht viel -wursten, selber die Fürsten müssen bym Dürsten sich helfen wie Sein Schurz war zu kurz. Einer that einen Sturz mit einer Hauswurz, die er vor dem Sturz in der Hand hatte. Du bringst mir die Bürste, ich sag dir, ich dürste;

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für das Dürsten hilft nicht die Bürsten. Das hündische Knurren ist nur eine Steigerung des menschlichen Murrens. Ich sah den Koch in der Schürzen Speisen kochen und würzen und sich daby noch die Zeit lustig verkürzen. Ich gieng meinem Hund nach auf der Spur und fand ihn auf der Flur, gebunden an der Schnur by einer Schaafschur, by einem Dorff, darinn herschte die Ruhr. Stamm unst, unz [Blatt 143 verso] Es ist umsonst, mach mir keinen Dunst, sint dieser Brunst feind ich keine Gunst; es ist alles umsonst, da hilft keine Kunst. Ich hörte die Schweine grunzen und dachte daby, man soll niemand aushunzen, man soll auch nicht verhunzen. Doch man [soll] wohl den Brey vormunzen den lieben, lieben Kleinen, damit sie gar nicht weinen, weil ihnen der Brey zu heiß. Stamm alt, ahlt [Blatt 144] Stirb[t] der Fuchs, so gilt der Balg, alte Stieren hatten Talg. Stirbst du früh, so wirst nicht alt.

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Immitzt im Winter ist es kalt. Der Wind, der dringt durch jeden Spalt. Weißt du, was heut der Kernen galt und wie tief der Schnee heur falt, und wie der Amtmann, der im Schloß jezt wohl bestalt, gestern seine Bauren ausschalt? Und weißt du auch, wie viel Fuchs es hat im Wald und wie gern ein Schultner zahlt und wie viel Kernen der Müller mahlt in einer Stund, in einem Jahr? Und hast du noch nie gehört, daß es nur am Morgen tagt und daß ein jeder Berg ragt über jedes Thal, und daß man viel lieber und daß man öfter sagt: Kom her und halt! als man ausspricht: Das Gott walt, er segne dich weiter! Das ist so des Menschen Gestalt, daß er dasteth ganz eiskalt, wo er glühen sollte, und daß er hinwieder glüth, wo er dastehen sollte eiskalt. In allen vier Welten macht sich niemand viel gelten mit Schmehen und Schelten. Du fragst mich: Wie viel gelten die Wasserzuber und Gelten? Stamm au [Blatt 144] Bier brauen, Offen gschauen, wohl verdauen, jemand verkrauen,

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Fleisch versauen, mißtrauen, förchten die Klauen und wohl anschauen den Schlauen. Schön ist nicht alles Bauren, schön sind nicht alle Bauren. Ich billige sein Trauren, doch ewig sollte [es] nicht [dauren]. Wer Land hat, der kan bauren, die Speisen könen sauren, und auf gar hohen Mauren kan einem auch wohl schauren. Es ist mir schaurig, und ich bin traurig. Stamm al, ahl, all [Blatt 144 verso] Hanibal, Hanibal, kom mit mir in Saal, tanz mit mir einmahl! H. H. Wie ist doch so kahl, wie ist doch so schahl dein eilend Gastmahl! H. H. I n diesem Fall hast du keine Wahl. H. H. Weder dein Saal noch dein Stahl, weder dein Schweinstahl noch dein Kuhstahl, keiner von allen ist von Stahl. Aus dem Fenster fallen, vom Dach herabfallen, in die Grube fallen, in die Fallen fallen. Es fallen viele Fähle vor,

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es fiel ein Kalbfäll vom Wagen, es fiel ein Fuchs in die Falle. II Er dauret mich, ^ doch wenn nur ich nicht darein falle! Stamm eur [Blatt 146] Vern und heuer sind die Heuer große Säuer. Nah an der Scheuer brandte ein Feuer; ein Stahl, ein ganz neuer, war auch schon im Brand, und vier oder fümf Heuer standen daby und hülfen nicht löschen. Das Schlimste an der Theurung war der Preis der Feurung. I n der Theurung war die Feuerung unerschwinglich. Stamm ad, att [Blatt 146 verso] Die Geisel macht Schnatten, man ißt aus den Blatten, man ruhet am Schatten, trägt Eyer im Kratten, schneidt Holz zu zu Latten, rühmt seine Großthaten, ißt Rindfleisch und Bratten, grabt mit den Spaten und liebt nicht das Watten durch Sumpf und durch Katli. Der kan viel schaden durch seinen Schatten, ich sah ihn bis an die Waden durch den Bach watten.

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Stamm ier [Blatt 147-148] Nein, das Bier trinkt kein Stier, und das Thier, das gestern war hier als eine Zier, verunglückte schier, als es schlug vier. Ich bin hier und trink Bier wie ein Stier, der durstig ist. Ich trank schon schier der Schoppen vier und will mir denn noch den Magen schmieren mit Lebern und Nieren, und über das noch den H u t mir verzieren, wie die Köche verzieren einen gebrattenen Schweinskopf mit Blumen. Ich sah einen Bauren trinken Bier, der Maßen fast vier, und sich denn schmieren den Magen mit Nieren, und denn noch den Hut sich verzieren mit Blumen, wie Köche verzieren ein Prachtstük von Schweinskopf. Ich will lieber hüten Stieren, Wagen schmieren und Esel zieren und Schweinestähle zieren, als trauen den Thieren,

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als Herzen und Nieren prüfen von Thieren, die auf ihren vieren mehr schleichen als gehen, schleichen und lauren. Stamm at, att [Blatt 149-150] Man grabt mit der Spatten, man ißt aus der Blatten, man sitzt gern am Schatten, man erzählt sich gern Thatten, man mähet in der Matten, die Geisel macht Schnatten. Man scheut sich vor Ratten, oft auch vor dem Glatten. Man scheut sich vor ihm und den lebendigen Schatten, wie eine geschiedene Frau über ihren Gatten, wie vor den Ratten; man scheut sich vor ihr, und ein geschiedener Man vor allzu glatten Schuldgözen. Ich sah einen Mann in einem großen Kratten tragen seiden Watten und durchs Wasser waten. Er gieng bis über die Waden im Wasser, um zollfrey durchzukomen mit seiner Watten. Aber Latten, die man nicht tragen kan in Kratten, die mußt er verzollen. Stamm et, ett [Blatt 151] Frome betten Gebette,

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Mägde bethen Bether, an den Wegen hat es Getter, und durch Mästen werden fetter Schwein und Stieren wie mein Vetter. Schwer zum Bauen ist der Letten, schwerer doch, ich will das wetten, sind am F u ß die Eisenketten, wenn, um dich davon zu retten, dirs an Kraft und . . . fehlt. Um die Unschuld zu vertretten und den Feind nie zu zertretten, gib mir, o Gott, deine Kraft! Kazzen und Razzen, Bären mit Dazzen, Buben und Frazzen könen wohl klettern und schwimen auf Brettern, und by allen Wettern nicht achten den . . . Frome betten, Mägde bethen. Man grabt in den Gärten Gartenbether, man öffnet und schließt auf den Straßengetter. Man hat auf der Reise recht gern gut Wetter, man richtet auf die Hochzeit auch Bether. Auch werden die Stieren an der Mästung noch fetter, als sie vorher w[aren]. I m harten Letten ist es schwer zu jetten, doch wenn schon schwer, s'ist nicht umsonst, auch im harten Letten seine Äkker zu jetten. Aber einen Geizhals betten, einen harten, fetten, kalten Menschenletten [um] eine Gabe betten, heißt umsonst zu betten,

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heißt nicht bloß ein schwer Beten, es heisst mir wahrlich beten, wo man nicht zu hoffen hat. Stamm it, itt [Blatt 153] Der Ochs hat einen schweren Schr[itt], das Pferd hat einen guten Schritt, und ich hatte eine Bitt an den Man, der mit mir stritt. Bym Gewitter stand er am Gitter und nahm die Zitter. E r war nicht bitter, er stand am Gitter, er nahm die Zitter und spielte darauf. Er hat einen schönen Titel, aber sieth man seinen Kittel, so denkt man, er komt aus dem Spital oder er gehört darein. Stamm at, att [Blatt 153 verso] Spatten und Spathen. Schlagen mit Ruthen, Streiche, die bluten, thun frylich weh. Aber Schlagen und Streichen, die ins Innre reichen, und unauslöschliche Schmerzen werfen ins Innre der Herzen, das heißt schreklicher schlagen als Schlagen mit Ruthen, Streiche, die blutten. Man grabt die Erde mit Spatten, man säget aus Bäumen die Latten, alles Dunkle macht Schatten,

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und die Geisel macht Schnatten; und man scheut sich vor Schnatten wie vor sinkenden Ratten und vor lebendigen Schatten. Man scheut sich vor Schnatten wie vor abgeschiedenen Gatten und wie vor schlüfrigen glatten Wegen . . .

Stamm ot, ott [Blatt 155] In der Noth hilft nur Gott, aber zehen Freunde in der Noth wegen oft kein halbes Loth. Am Abendroth sah ich die Rott, die mit allem treibt nur Spott. Es war mir, ich seh eine Kr ott auf dem Dünkel und den Storch daneben seinen Schnabel spizen. Nahe by der Grotten, wo ich drinke Schotten, hörte ich viel Zotten, hörte ich viel Spotten über Land und Flotten, über Fisch und Rrotten und über Gott und Loth.

Stamm ut, utt [Blatt 156] Sieh die Mutter, die Mutter der Thierchen, sie bringt ihren Jungen

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Futter ins Nest, das sie selber erworben; sie wär eh gestorben, als nicht zu erwerben der Jungen ihr Futter, die thierische Mutter. Hoher Muth schont das Blut; wilder Muth in der Wuth achtet Blut, Menschenblut, minder als den hohen Hut, der ihm die Stirne weite, nicht minder als die wilde Stut, auf der er eben reitet, nicht minder als den großen Hund, der ihn noch begleitet. Wer sich nicht selbst behüten kan, dem ist es gut, wenn er noch über seinen Hut bekomt eine Hut. Sey auf der Hut, die Zeit ist nicht gut, eine böse Brut spielt unter dem Hut; sie haben der Kohlen recht viel, die treiben ihr Spill unter ihrem Hut. Stamm aut [Blatt 159] Der Wohllaut thönt selten so laut als der Übellaut. Der Schuster zerhaut das Leder zum Schuh; der Mezger verhaut

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den Stier und die Kuh, und hat keine Ruh, bis er verkauf das Fleisch und die Haut, bis auf das Horn und den Schuh. Für die Raut wachst ein Kraut, doch nicht die Raut ist süßes Kraut. Die Mauth haut oft den . . . wie . . . und wie der Schneider ins gute Tuch. Stamm eut [Blatt 160] Ächte Meuther sind imer Reuter; sie gehen nie zu Fuß und thun nie Büß. Wer dem Undeutlichen fröhnt: Ein Narr träumte sich Meuter; wenn einer was deutete, so war es eine Meute; wenn einer sich deutlich erklärt, so war [es] ein Meut; wenn einer recht teutsch sprach, es war ihm eine Meut. Stamm eit [Blatt 161] Unser Weibel, der ist eitel, von der Scheitel bis unter die Fußsollen. Der Tag ist sehr heiter, und lang ist die Leiter und stark der Holzscheiter. Ein boshaffter Streiter, er macht sich breiter, und was er vorhat,

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das langt weiter, als recht ist. Doch keine Wunde voll Eiter, die er am Arm hat, kan dem Holzscheiter in dem, was er vorhat, in die Quere komen, wie recht ist. Es t h u t ihm witteren, er köne nicht, wie er wollt, sein Haus erweitern.

Stamm iet [Blatt 162] Und wie sie mir auch rieten, ich laß mir nicht gebieten, mich je zu vermiethen. Der alte gute Ziethen t h a t das ja nicht, und in allen guten Zeiten t h u t man das nicht.

Stamm as, aß, [Blatt 162-164] Weißt du, was mein Hund heut aß ? Es war ein altes, stinkendes Aas. Es laufen durch die Gassen Gerüchte, die sich hören lassen. Sollte man damit nur spassen, so sollte man die Leute fassen, weren sie auch aus solchen Classen, die man sonst nicht leicht darf fassen man müsse sie lehren, es zu lassen, auf den Straßen so zu spassen. Was ich aß, weißt du das ? Nihmt der Has

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einen Paß zum Laufen, und das Glas nihmt zu Spaß einen Paß zum Durchpaß der Sonnenstrahlen? Nein, ach nein, der Sonnenstrahlen Seegen hat auf allen Wegen freyen Paß. Nicht so der Menschen Seegen; sie [rauben] sich den Seegen, suchen nur Goldregen und feinden im Goldregen den Tod des Menschenseegens. Ich sah, wie sie da saßen und über die Maaßen tranken und aßen. Ich sah auch jemand rasen mit einer rothen Nasen, und Kinder by dem Grasen jagen einen Hasen. Stamm es, eß [Blatt 165] In den Schmitten by den Essen ist es viel zu heiß. Sag mir, wessen Wesen kenst du wohl? Und welche Besen wüschen wohl? Und welcher Esel tregt gern Säkk? Mit dem Messer schneidt man Tuch. Ein Tuchmesser ist ein Messer, mit dem man Tuch schneidt. Doch ein Tuchmesser ist nicht immer 16 Pestalozzi Werke Bd. 25

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ein Messer, das Tuch schneidt; ein Tuchmesser heißt ein Man, der Tuch mißt. Es brent wohl die Nessel, aber auf dem Sessel sitzt mancher auch wie auf Dornen. Und der Esel tragt wohl Holz zum Kessel, aber was sich kochet im Kessel und was sich bratet im Kessel, das ist nicht für den Esel. Stamm is, iß [Blatt 167] Willt du wissen, wer diesen Bissen hat weggeschmissen? Ich will dir sagen, wer den [besten] Bissen hat weggeschmissen, wenn du mir den beßren Bissen von deinem Teller gibst. Willt du wissen, wer den eisernen Bissen ins Wasser geschmissen, so gib mir nur den guten, besten Bissen, den du auf deinem Teller hast. Du hinterst dich mit deinem Flismen an deinem [Lismen]; und glaub mir nur, es fromt dir mehr, wenn du lismest, als wenn du flismest. Ich habe dir einen gewüssen Man gewisen,

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auf dessen Gewüssen du dich darf[st] verlassen. Ich redte vom leinen Kopfkissen, und du redest vom Bäkkerküssen. Im Stein gibt [es] Rizen, das Tuch ist zerrissen. Stamm os, oes, oß [Blatt 169]. Die Zeiten, sagt man, bösen, man könne nicht Gelt lösen wie in den guten Zeiten. Sie sind sehr entschlossen, sie reiten auf Rossen, sie machen viel Possen. Doch sind sie verschlossen und sagen es niemand, woraus es entsprossen, daß sie reiten auf Rossen und treiben so Possen. Kenst du ihren Troß, wie viel haben sie Roß und wo ist ihr Schloß ? Wie viel größer ist dein Schloß auf dem Berg, als dein Schloß an der Thüre. Sag mir, wie kanst du hundert Schlösser verrigeln mit einem Schloß ?

Stamm us, uss [Blatt 171] Ein gfehlter Schuß, ein kranker Fuß, eine faule Nuß, ein Judaskuß, ein Narrenschluß,

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ein trokner Fluß, ein Lügeskuß, ein schweres Muß und schlechtes Kienruß sind alle nicht v[iel wert]. Hinaus ist nicht herein, hinten aus ist nicht vornen aus, dort aus ist nicht hier aus, hier aus ist nicht heraus. Aus dem Haus komt e' Maus, sie ist kein Laus, sie saß im Haus im Saus und Braus, bym Kes und Spekk im Keller. Die Kazzen mausen, starke Schläge sausen, starke Winde brausen, Kinderen muß man lausen. Es gibt Sachen, die sind krause, und bym Singen gibt es Pausen. Es gibt Leut, die machen Flausen, es gibt Leut, die gar nicht hausen, und gibt Sachen, die mir grausen. Stamm eus [Blatt 173 verso] Ich höre Hunde geußen, ich möchte denn neußen. Stamm eis, eiß [Blatt 174] Im Wald hat [es] Reiser. Ich muß auf die Reis mit meiner Geiß. Ich koch ihr ein Reis, ich führ sie am Seil, damit sie nicht ausreiß.

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Kauf mir ein Riß Papier, aber sie[h], daß es keinen Bogen mit Rissen hat. Mein [Knecht] heißt Hans, der Hans heizt den Offen. Es heißt, der Hund beißt; es heißt, er sey feißt; es heißt, ein Geist sy nie feißt. Es singen die Meisen, wenigstens die meisten. Es arbeiten die Ameisen mit Fleiß, wenns kalt ist [und] heiß; doch gehen sie leer by ihrem Fleiß. Der kranken Geiß kochte ich Reis; sie muß morgen auf die Reis. Wo imer groß ist der Kreis, da gibt [es] auch Geschmeiß. Lob und Preis macht mir nicht heiß; oft ist der Tadel eine bessere Speis, auch wenn er macht Schweiß. Die Weisen sind leicht zu speisen, die Narren aber nicht. Stamm ies, ieß [Blatt 176] Man machte ihn Arzneyen genießen,

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die ihm gar nicht entsprießen. Ich sah sie Speisen tragen an Spießen. Ich sah sie auf einer Wiese nach ihrer Weise nach dem Zihl schießen, und mit Spießen sich schlagen und stechen. Stamm asch [Blatt 179] Hast du Asche in der Tasche? Sieh, ich nasche dir die Sekke an. Doch kom und wasche die Hände und schnalle die Lasche an den Spulen reihum; denn trink noch eine Flasche und flieh denn und sorge, daß dich niemand erhasche. Stamm esch, etsch [Blatt 179 verso] Dreschen die Eschen, [man] hat das nie gesehen. Viel eher wollt ich Zwetschgen zerquetschen, mit dem Dreschpflug verquetschen. Stamm isch [Blatt 180 verso] Dieser Fisch auf dem Tisch, ist er auch frisch?

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Ich mag nicht auszischen, s'ist oft wie Gift mischen; ich will lieber fischen und geben gute Lischen meinem lieben Esel. Stamm usch [Blatt 181] Er solte die Zeichnungen tuschen, aber er that sie verpfuschen. Er gab diesem Pfuscher einen derben Wüscher. Stamm ausch, eusch [Blatt 182] Ich höre Wellen rauschen, vor den Thüren lauschen. Ich sah den Man sich berauschen und im Rausch Waren tauschen und im Preis sich teuschen. Selten geth das Tauschen ohne Teuschen. Bym Belauschen darfs nicht rauschen, bym Berauschen aber wohl. Stamm öst [Blatt 182 verso] Ich will ihn schon trösten, ich laß ihm Rebhüner gut rösten. Stamm eisch [Blatt 184] Keine Noth sollt je erheischen, daß die Menschen sich zerfleischen.

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Stamm ast [Blatt 187] Auf den Schiffen steth der Mast, an dem Baume steth der Ast, unter der Rinde hat es Bast, in das Wirthhaus geth der Gast, bym Marschieren macht man Rast, bym Zanken komt man gern in Hast. Schier jedes Thier hat seine Last, viele Esel drukt sie fast, Ochsen gibt man an die Mast. Oft hangt man auch an den Mast auf den Schiffen den Schelmen. Man sollte nicht alles betasten, niemand zu sehr belasten, nicht aufbrechen des anderen Kasten, mehr gehen als rasten, mehr arbeiten als fasten und nichts wollen erhasten und nichts wollen erjasten, wo es Bedächtlichkeit braucht. Stamm est [Blatt 188] Ich beschloß es fest aufs nächste Fest, zu zahlen den Rest, zu verlassen das Nest und zu reisen nach Süd und nach West. Stamm ist [Blatt 188-189] Schreiner machen Kisten, alle Vögel nisten, und die Bauren misten. Ich mag nicht sehen die Fistel, ich mag nicht sehen die Distel, aber ich sehe recht gern den Christel

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und ich höre recht gern die singende Distel. Ein reicher Bauer hat viel Mist, ein feiner Kauze braucht viel List, und ein armer Man oft frißt, und ein Christ scheut jeden Zwist. Trau doch nicht den Christen, die in ihren Zwisten einander überlisten und oft übernisten, wies kein Heide that 1 Stamm ost [Blatt 190] Sy kein Ochs, nihm die Kost, und drink Most auf der Post! Keiner ist der größer, der Bratten ist größer. Mach dir zum Trost, daß nachgelassen der Frost! Geh doch nicht in die Klöster, wenn du suchst Tröster! Stamm ust, üst [Blatt 191] Wie geth doch der Küster so düster einher! Wenn sich Narren brüsten, so thun sich Kluge rüsten, aber nicht hoffarthig,

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sonder krafftartig. I n den Wüsten sieth man keine Büsten, aber in den Wüsten sieth man doch sich auch Thiere brüsten. Stamm aust [Blatt 191] Von der Faust des Doctor Faust möchte ich keine Ohrfeige. Von allem, was ich weiß, ist das allerneust, daß du Tabak kaust. Stamm eist [Blatt 192] Wer wollte alle Köpfe bringen unter einen H u t ? Es kan ja kein Schuster schlagen über einen Leisten alle seine Schuh. Wo böse Geister spillen den Meister, wärs auch auf Trohnen, und würden sie lohnen den Knecht auch mit Kronen, da möcht ich nicht Meisterknecht syn. Stamm iest [Blatt 192] Du gehst in Wald zu rieschen, damit du kanst rieschen. Die K r a f t der Riestern ist schleichend stark; doch von der Kraft der Priester darf man das nicht denken.

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Stamm az [Blatt 193] Mein Hund hatte mit der Kazze eine Haze, und die Kazze schlug ihm die Dazze auf das Aug; da gieng er fort und heulte. Mach Plaz! Es komt ein Frazz. Nihm doch ein Satz, schürf mir ein Schatz, fang mir ein Ratz, such mir ein Schatz, kauf mir ein Kaz für mich, nicht für die Kaz! Seidenstrazzen könen nicht zerplazzen, so hoch sie auch fallen. Man kauft gute Kazzen nicht um wenig Bazzen, doch gibt man um viele Razzen auch nicht einen Bazen. Stamm ez [Blatt 194] Man kan sich mit dem Ätzen und dem Wetzen stark verletzen. Man kan sich bym Schezen leicht überschätzen, und bym Setzen gar sehr letzen.

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Stamm iz [Blatt 195] Auf dem Markt verkauft man Schniz, aus den Wolken komt der Bliz, aus leerem Schädel schaler Wiz. Aus dem Offen komt oft Hiz, jeder Thurm hat seinen Spiz und manche Tafel ihren Ritz. Angst und Noth und Fieber machen Hitzen. Auch das Renen, auch das Laufen und das Saufen, und auch das sich Überkaufen, öfter auch das Stekken spizzen macht, auch wie die Fieberhizen, manchen armen Teufel schwizzen.

Stamm oz [Blatt 195 verso] Mancher sagt Poz ohne allen Trozz; mancher ist brozzig, wenn er sagt Poz. Ekkel ist ein Pferd mit Rotz, ekkel ist ein Mensch als Kloz, ekler noch der Mensch von Troz.

Stamm uz [Blatt 195-196] Sieh, ich glaub, daß diese Müzze mir viel nüzze,

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und daß diese Pfüzze die Fröschen beschüzze, wie eine Feuersprüze das Haus, wenn es brent. Auch glaub ich, daß die Scharfschüzen mit ihrem Schuz bei Krieg im Land so viel nüzen als die Feuersprizzen dem brenenden Haus. Es braucht Krafft zum Schuz. Ich sah Wasser im Schuz und hörte einen Canonenschuz. Mich ekkelt ein Weib, das ihren Schmuz dekt mit ihrem Putz. Stamm auz [Blatt 197] Zwüschen des Hundes Bauzen und des Menschen Schnauzen ist der Unterscheid nicht groß. Man meinte, ihre Schnauze hintere sie sicher nicht am Schnauzen, vielleicht aber doch etwas am Schneuzen.

Stamm eiz [Blatt 197] Man kan mit starken Beizen auch schlaue Füchse reizen und sie in Fallen locken, darin sie bleiben solten. Auch Fische kan man reizen, daß sie an Angel beißen und daran bleiben hangen.

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Bym kalten Wetter den Offen nicht heizen, das heiß ich recht geizen. B y Hunger und Theurung sparen den Weizen, auch das ist Unrecht, auch das heiß ich geizen. Ich hasse das Geizen und ich wollte lieber Gelt schmeißen zum Fenster hinaus, als also zu geizen. Das Geizen führt weit; das Geizen am Waysen by Mangel und Theurung führt wahrlich gar leicht zum Sparen an Waysen; und Sparen an Waysen geth über das Geizen. Das Geizen führt weit, es führt zum Stehlen den Waysen, und Stehlen den Waysen heißt namenlos stehlen.

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Zweiter Teil

Stamm eg Egnen: begen, Degen, fegen, gegen, legen, regen, Segen, Stegen, tegen, Wegen. 5

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Ich hörte Schaffe begen, ich sah die Mägde Stuben fegen und schwere Schaff viel begen. Ich [ging] hinab die Stegen, ich gieng dem Freund entgegen, verirrte auf zwey Wegen, verlohr auch meinen Tegen, sah Hüner Eyer legen und Würmer sich stark regen. Beim schönen Frühlingsregen nicht machen wie die Tregen, die man führt auf den Wägen. Der Mensch hat Negel, das Pferd braucht Negel. Ohne Regel lebt ein Pflegel. Stamm ag Die hohen Berge ragen, die kleinen Buben gagen, - tragen, hungrige Hunde nagen, Lumpen und Spiller wagen. Im Herbst die Bauren jagen. Wer viel weiß, kan viel sagen. Wer nichts weiß, muß viel fragen. Wer Wildprett will, muß jagen. Wer siegen will, muß schlagen. Das Schaff ligt auf dem Schrägen. Er faßt den Man bym Kragen,

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und der will grad verzagen. Es wollte ihm nicht tagen. Er mußte heut Mist tragen und fand in allen Lagen imer viel zu klagen. Stamm ig Man scheut sich vor dem Igel, man gießt das Blei in Tiegel, man braucht im Stahl den Strigel und auf dem Amt das Siegel, im Puz den Spiegel und bym Thor den Riegel. Stamm ild Stirbt der Fuchs, so gilt der Balg; lebt er lang, so wird er alt. Schön war das Bild. Der Hund, der bilt, der Man, der schilt, - schalt, tregt einen Schilt und scheint gar wild. Die Tochter, die schilt, - schelten führt etwas im Schild und scheint nicht gar mild. Stamm ar, art Eine K u h von guter Arth, - artig eine Tochter, die gar zart. Lieber Bruder Eberhard ohne Haar und ohne Barth, du issest Speck mitsamt der Schwärt. Gib mir doch auch ein P a r t und setze mir Gelt auf meine Cart! Der Essig gart. Der eine fahrt,

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der ander kart, der dritte spart, der fümfte schart, der sechst narrt, die siebent harrt, du aber wart, bis Kazzen krähen! Denn kanst du auch fahren, denn kanst du auch narren, denn kanst du auch scharren, denn kanst du auch sparen, denn kanst du auch karren, denn kanst du auch harren bis zum Erstarren. Sie kamen zu Schaaren, um zusamen zu scharren viel Gelt und viel Gut. So gedultig er harrt, so wenig ist er hart. Stamm ert Den König man ehrt, dem Bösen man wehrt, das Handwerk man lehrt, oft auch verkehrt. Im Wirthshaus man zehrt, den Rock man verzehrt, ein Kleid, das versehrt, die Vögel man nehrt, auf dem Rathhaus man mehrt. Man köpft mit dem Schwert. Es ist nicht werth, daß man etwas wehrt. Stamm am Sie kamen zusamen, die Zahmen, die Lahmen. Pestalozzi Werke Bd. 25

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Sie kauften sich Rahmen, sie aßen viel Hamen von Schweinen von Stamen. Sie fielen auf Samen und hatten viel Schrämen und wollten nichts kramen und sagten nur: Amen! Ich weiß ein Dorf, heißt Stamen, es hat einen fetten Ammen, so fett als Schweinehamen. Die Bäume haben Stamen. Auch Völker haben Stamen. Doch Völker arten aus und Stamen arten aus und lieben ausgeartet und loben ausgeartet und preisen ausgeartet ihren Stam und Nahmen, mehr als sie es dahmahl gethan, da sie sicher waren. Und Narren kramen sich einen schönen Nahmen von einem schönen Stamen, eh sie bärtig sind, eh sie ausarten könen, lang, lang, eh jemand weiß, von welcher Art sie sind. Stamm az Meine Kaz hielt ein Haz mit einem Raz. Sie hebte den Raz mit ihrem Dazz wie einen Schaz. Aber der Raz biß die Kazz stark ins Gseß.

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Da miauete die Kazze, öffnete die Dazze und ließ die Razze entlaufen ins Loch, wohin keine Kazz jemahl einem Razz, den sie gefangen, je nachgeschlupft. Geizige Frazzen halten die Bazzen in den Dazzen wie Kazzen die Razzen, und sie krazzen, wenn die Bazzen ihnen entwitschen, in den Haaren, die armen Frazzen. Wären sie Kazzen, entrinen ihnen die Razzen, sie würden nicht krazzen, sie würden murren.

Stamm uf, upf Er leidet an der Hüft, die ihm emstrupft. Es krakt, daß es puft. Es ist kalt an der Luft. Es hat heut viel Duft. Man öfnet die Gruft. Imer lauter er ruft dem, der seine Gans rupft, dem, der ihm das Haar zupft und ihn noch stupft, am Ärmel auch zupft. Stamm unst Es ist umsonst,

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by aller Kunst feindt er keine Gonst sint dieser Brunst. Wie leichter Dunst ist hin sein Ruhm und alle Gonst, die er besaß. Stamm arb Der Werber warb, der Kranke starb. Schön war die Färb, groß war die Garb, tief gieng die Narb. Und willt du nicht schaffen, so darb! Stamm uß Ein gefehlter Guß ist seine Büß. Sie steth nur auf einem Fuß und ist schwarz wie Kämiruß und werth, was eine faule Nuß, um die kein Mensch gibt einen Kuß. Stamm ast Am Stame wachst der Ast, unter der Rinde der Bast. Auf dem Schiff steht der Mast. Der Kranke stirbt vast. Der Arme ist Gast, die Armee hat Rast. Der Wirth liebt den Gast, der Bauer tregt die Last.

Rede von Pestalozzi an sein Haus an seinem zwei und s i e b e n z i g s t e n Geburtstage, den 12. Jänner 1818.

Zürich gedruckt bey Orell, Füssli und Compagnie, und zu haben im Pestalozzischen Institut in Iferten. 1818.

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Ich befinde mich gegenwärtig in der Lage eines Hausvaters, der, sein nahes Hinwegscheiden von seiner Haushaltung vor sich sehend, sein Haus für diesen Fall bestellen will und zu diesem Endzweck die Seinigen, so viel ihrer sind, in einem feierlichen 6 Augenblicke um sich her versammelt und ihnen die Lage seiner Haushaltung, die Wünsche seines Lebens, die Hoffnungen in seinen Bestrebungen zu eröffnen, und die Bitten, die er dieser Wünsche und Hoffnungen halber an sie hat, mit Vaterliebe an ihr Herz zu legen sich bemüht. io Ich trete mit heute das 73. Jahr meines Lebens an, das sich in vielen Rücksichten mehr zu einem öffentlichen als zu einem Privatleben gestaltet hat; auch fühle ich mich in dieser Stunde mehr im öffentlichen Dienst als in meinen Privatverhältnissen lebend und mehr dahin strebend, die Verhältnisse meiner öffentlichen 15 Stellung ins Reine zu bringen, als irgend eine Sache meiner Privatverhältnisse zu berühren. Ja, Freunde, es ist der Erwerb meines öffentlichen und nicht derjenige meines Privatlebens, den ich diesen Augenblick ins Auge fasse, um den Segen desselben auch nach meinem Tode sicher zu stellen und fortdauern zu machen, 20 und dieser Erwerb ist einzig das Scherflein, das ich zur Belebung, zur Erheiterung der Begriffe der Erziehung und des Armenwesens und der Anregung des Interesses vieler Menschen für diesen Gegenstand auf den Altar der Menschheit und des Vaterlandes jetzo hinzulegen mich bestrebe. 25 Freunde! Ich sehe mich in diesem Augenblick verpflichtet, es auszusprechen: Meine Überzeugung ist vollständig, unser Weltteil steht im großen und allgemeinen in Rücksicht auf die wirklich bestehenden, allgemein und real ausgeübten Mittel der Erziehung und des Armenwesens im Dunkel eines Kunstnebels, den 30 weder die Sonnenkraft der Wahrheit, noch des stillen Mondes sanfte Liebe zu durchdringen und aufzuhellen vermag. Ich weiß, das Wort, das ich diesfalls jetzt ausspreche, wird vielseitig mißverstanden; aber es muß mißverstanden werden, denn der Kunstnebel, über den ich klage, ist wahrlich zum Element geworden, in 35 dem wir leben, schweben und sind. Ich fasse denselben nur in den zwey Gesichtspunkten der Volksbildung und des Armenwesens ins Aug, und spreche es noch einmal aus, wir leben in einem der Basis aller wahren Kunst mangelnden Verkünstlungsverderben, in dessen Dunkel wir freylich in einigen andern Gegenständen,

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wie z. E. in Viehzucht, Feldbau, Kunst- und Fabriksachen u. s. w. viel heller sehen und uns weit erleuchteter benehmen, als im Erziehungs- und Armenwesen und überhaupt in Gegenständen, die die höhern Angelegenheiten unsrer Natur betreffen, aber dann auch eben dadurch dahin kommen, uns über die Verirrungen, in B denen wir der höhern Angelegenheiten der Menschheit halber leben, zu täuschen, und gehindert werden, die Tiefe des Verderbens, darin wir diesfalls stecken, zu erkennen und besonders die Quellen unsers Verderbens mit dem Gefühl der Erschütterung, die diesfalls die reine, unverkünstelte Natur in uns ausspricht, io zu fühlen und zu erkennen, daß dieses Verderben seine wahre Quelle in tief feststehenden, in all unser Sein und Thun eingreifenden und unsere Geistes- und Herzensstimmung ganz beherrschenden Ansichten, Gesinnungen, Gelüsten und Gewohnheiten unseres allgemeinen Zeitlebens habe, und zwar ebensowohl in 15 den Ansichten, Gesinnungen, Gelüsten und Gewohnheiten derjenigen Menschen und Stände, die berufen sind, in den Angelegenheiten der Erziehimg und des Armenwesens dem Volk und der Jugend zu helfen, als in den Ansichten, Gelüsten und Gewohnheiten derer, denen geholfen werden sollte, liegen. 20 Ist das aber wahr, so ist auch offenbar, daß dem Verderben, das diesfalls in unsrer Mitte stattfindet, unmöglich kann abgeholfen werden, als durch Maaßregeln und Mittel, die durch ihr Wesen tief und gleichsam beherrschend in die Ansichten, Gesinnungen, Neigungen, Gelüste und Gewohnheiten unsrer Zeitwelt und unsers 25 Zeitlebens einzugreifen geeignet. Aber wo diese Mittel finden? Wo die Lehre dieser Mittel und ihre Lehrer zu finden? Wo ihre Schüler zu suchen? Das ganze Leben unsrer Zeit ist eigentlich eine bestehende Weltordnung gegen dasselbe, in deren Verkünstlung wir uns selbst in dieser Rücksicht nicht mehr in uns selber er- 30 kennen. Das ist so wahr, daß wir die Ansprüche der Menschennatur in dieser Rücksicht nicht mehr rein in uns selber fühlen, und ihr diesfälliges reines Recht nicht mehr für uns selber ansprechen; darum ist es uns auch unmöglich, dasselbe für die Volkserziehung und die Armuth anzusprechen. 35 Ich bin der Zeit abgestorben. Die Welt, die Zeitwelt ist mir nichts mehr. Sie ist nicht die Welt meiner Zeit, sie ist nicht meine Welt. Mich füllet ein Traum, mich füllet das Bild der Erziehung, der Menschenerziehung, mich füllet das Bild der Volkserziehung,

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der Armenerziehung, deren Ausführung aber freylich eine minder verkünstelte Welt voraussetzt. Aber ich überlasse mich meinem Traum. Ich träume, ich träume begeistert. Das Bild der Erziehung, das innere, heilige Wesen einer bessern Erziehung steht 5 im Bild eines Baums, der an den Wasserbächen gepflanzt ist, vor meinen Augen. Siehe, was ist er? Woraus entspringt er? Woher kommt er mit seinen Wurzeln, mit seinem Stamm, mit seinen Ästen, mit seinen Zweigen, mit seinen Früchten? Siehe, du legst einen kleinen Kern in die Erde. In ihm ist des Baumes Geist. In io ihm ist des Baumes Wesen. Er ist des Baumes Saamen. Gott ist sein Vater, Gott ist sein Schöpfer. Groß ist Gott Im Kern des Baumes. 15 Menschenhand! Menschenhand! Du legst ihn als Gottes Kern In die milde Erde, Du legst ihn als Gottes Kern In Gottes Land, 20 In deines Gottes liebes Land; Menschenhand! Menschenhand! Du legst ihn als Gottes Kern In die milde Erde. Der Kern ist des Baumes Geist, der sich selbst und durch sich 25 selbst den Leib schafft. Siehe ihn an, wie er sich aus der Muttererde entfaltet. Schon ehe du ihn siehst, schon ehe er aus der Erde hervorbricht, hat er in ihr Wurzel geschlagen. So wie sich das innere Wesen des Kerns entfaltet, verschwindet seine äußere Hülle. Der Kern verfaulet, wenn er entkeimt. Er verschwindet, so sowie er sich entfaltet. Sein inneres organisirtes Leben ist in die Wurzel hinübergegangen. Er ist Wurzel. Seine Kraft ist Wurzelkraft geworden. Siehe sie an, die Wurzel des Baumes! Der Baum bis an die äußersten Zweige, an denen seine Frucht hängt, ist aus seiner Wurzel hervorgegangen. Er ist in seinem ganzen Wesen 35 nichts anders, als eine ununterbrochene Fortsetzung von Bestandtheilen, die in seiner Wurzel schon da waren. Das Mark, das Holz, der Bast, die Rinde ist in den äußersten Zweigen des Baums das nehmliche Mark, das nehmliche Holz, der nehmliche Bast und die nehmliche Rinde, die in den Wurzeln schon da

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waren, und die in unabgeänderter Gleichheit ihres Wesens und sogar in unabgeänderter Gleichheit ihrer Form und ihrer Fasern in vollkommenem und ununterbrochenem, selbstständigem Zusammenhang sich durch den Stamm hinauf bis an seine äußersten Zweige als das gleiche Mark, als das gleiche Holz, als der gleiche 5 Bast und als die gleiche Rinde fortsetzt. Siehe alle diese Grundtheile des Baumes unvermischt, jedes wesentlich von dem andern getrennt, sich selbstständig, jedes nach den individuellen Gesetzen seines Wesens, bis an die äußersten Zweige fortbilden, aber in ihrem Innern dennoch von dem organischen Geist des Baums zu io der Gemeinwirkung vereinigt werden, durch welche sie das Resultat der Bestimmung des Baums, die Hülle des heiligen Kerns, aus dem die Frucht selber entsprungen, hervorbringt. So wie den Baum, sehe ich auch den Menschen aufwachsen. Unsichtbar liegen im Kind, schon ehe es geboren, die Keime der is Anlagen, die sich in ihm durch sein Leben entfalten. Dem Baum gleich bilden sich die einzelnen Kräfte seines Seyns und Lebens durch die ganze Bildungsepoche des Menschen, d. i. durch sein ganzes Leben, eben wie die Grundtheile des Baums in ewig gegründeter Trennung und Selbstständigkeit neben einander. Aber 20 eben so wie die ewig gesonderten Grundtheile des Baums durch den unsichtbaren Geist seines physischen Organismus in hoher, göttlich gegründeter und göttlich gesicherter Übereinstimmung zur Ausbildung des ewigen Resultats aller Kräfte des Baums, zur Ausbildung seiner Frucht hinwirken, also wirken auch die ewig 25 gesonderten Grundkräfte alles Wissens, alles Thuns, alles Kennens, Könnens und Wollens der Menschen durch den unsichtbaren Geist des menschlichen Organismus, durch die Kraft seines göttlichen Herzens, durch die Kraft des Glaubens und der Liebe in hoher, göttlich gegründeter und göttlich gesicherter Über- 30 einstimmung verbunden zur Bildung des ewigen Resultats aller in Harmonie stehender Kräfte der Menschennatur, zur Bildung der Menschlichkeit, zur Ausbildung des Menschen, dessen inneres vom Fleisch und Blut unabhängiges Wesen aus Gott geschaffen ist in vollkommener Gerechtigkeit und Heiligkeit zur Ausbildung 35 des Menschen selber, der geschaffen ist zum Ebenbild Gottes, um vollkommen zu werden, wie sein Vater im Himmel vollkommen ist. Der Geist ist, der da lebendig macht, das Fleisch ist gar nichts

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nutz. Der Geist des Menschen liegt nicht in irgend einer seiner einzelnen Kräfte. E r liegt nicht in dem, was wir K r a f t heißen. Er liegt nicht in seiner Faust, er liegt in seinem Hirn. Das Vereinigungsmittel aller seiner Kräfte, seine wahre, seine eigentliche 6 K r a f t liegt in seinem Glauben und in seiner Liebe. I n dieser liegt der heilige Vereinigungspunkt der Kräfte des Kennens, des Könnens, des Wissens und Thuns, durch den sie, diese Kräfte, Kräfte der wahren Menschlichkeit, wahre menschliche Kräfte werden; ich möchte sagen, der ganze Menschlichkeitsgeist unserer Kräfte io liegt im Glauben und in der Liebe. Die Kräfte des Herzens, der Glauben und die Liebe, sind für den Menschen, als für ein zu bildendes und zu erziehendes göttliches, ewiges Wesen, eben was die Wurzel für das Wachsthum des Baumes. I n ihr liegt die Kraft, die Nahrung aller seiner Grundtheile aus der Erde zu ziehn. 15 Mensch, sieh sie an, diese Einsaugungskraft der Wurzel in aller innern Tiefe ihres erhabenen Wesens! Siehe, wie sie in milder Erde, in der Sonnenwärme und in des Bodens Feuchte ihren Baum wachsen macht, daß er in seiner Art vollkommen als ein erhabenes Werk Gottes, als hohe Vollendung der organischen 20 Schöpfung im Pflanzenreich dasteht. Aber siehe sie doch nicht einseitig an, diese erhabene Wurzelkraft des Baums! Siehe auch, wie sie am undurchdringlichen Stein und in der steinernen Härte der dürren Erde und in der Glut des brennenden Sandes in sich selbst vertrocknet, daß ihr Baum zugleich mit ihr absterben muß. 25 Siehe sie wieder im Sumpf des stehenden Wassers im Mißverhältnis mit ihrer Einsaugungskraft und in der Fette des Düngers im Mißverhältnis mit ihrer Verdauungskraft des Baums durch Überfüllung in Fäulnis fallen und mit ihrem Baum zu Grund gehen! Mensch, sieh ihn also nicht einseitig an, den Organismus des 30 Baums, sieh ihn in den Quellen und Mitteln seines organischen Lebens, sieh ihn aber auch an in den Quellen und Ursachen seines organischen Sterbens, und wenn du ihn also angesehen, so sieh dich selbst an und den organischen Gang, durch den auch du in allen deinen Kräften zum Leben gelangst, und hinwieder dich 35 selbst in allen deinen Kräften ins Verderben stürzest und zum Tod bringst. Frage dich selbst, worin bist du dem Baum gleich und worin bist du ihm ungleich, worin ist dein organisches Wesen mit dem seinigen das nehmliche und worin ist es von demselben verschieden ?

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Deine Kräfte sind alle, wie die Bestandteile des Baums, im Ganzen ihres organischen Daseyns selbstständig. Aber so wie die verschiedenen Bestandtheile des Baums durch den organischen Geist, der in seinen Wurzeln lebt, unter sich selbst vereinigt werden, um gemeinsam zum Ziel der Frucht, die der Baum tragen 6 soll, hinzuwirken, also werden auch deine Kräfte, ob sie gleich jede an sich selbstständig und getrennt, jede nach eigenen Gesetzen regiert, in dir selbst fest steht, dennoch durch einen innern Gemeingeist seines menschlichen Organismus zum gleichen Zweck der Hervorbringung deiner Menschlichkeit unter sich ver- io einigt. Wenn der organische Gemeingeist, der in der Wurzel des Baums ist, bald in der Muttererde für alle Bestandtheile seines Baums Nahrung einsaugt, bald aber in eben dieser Erde abtrocknet, verdorrt oder verfault, so hat auch dein menschlich organisirtes Wesen in seinem innersten Seyn eine Wurzel, in der 15 der Geist seines ganzen Seyns und Lebens wohnt, und aus allem, was nicht er selbst ist, aus seinem Leib selber und aus seinen Umgebungen Kräfte des menschlichen Lebens sammelt und gleichsam einsaugt, aber auch Quellen seines Todes und des Abtrocknens und Abfaulens alles Heiligen und wahrhaft Mensch- 20 liehen, das in ihm ist, findet. Mensch, dein Organismus ist nicht der Organismus einer ungeistigen, physischen Welterscheinung, er ist nicht der Organismus des Pflanzenreichs, er ist nicht der Organismus des Thierreichs, er ist der Organismus einer sinnlichen Hülle, in der ein 25 göttliches Wesen ruht und lebt. Die Wurzel deines Lebens, die Gutes und Böses, Heiliges und Unheiliges aus ihrem sinnlichen Selbst und aus ihren sinnlichen Umgebungen einsaugt, ist nicht physisch gebunden, sie ist über alle physische Bande erhaben, sie ist frey. Sie verbindet die Kräfte des physischen Wachsthums, 30 die in ihr wie in der Pflanze liegen, mit der Kraft des Gärtners, der, wenn die Erde, die um einen Baum herum ist, hart ist, wie ein Fels und ein Stein, sie zu bewässern und zu befeuchten vermag, aber auch sie unbewässert und unbefeuchtet ihrem Verderben überlassen kann, und der eben so, wenn sein Baum im 35 Sumpf steht, daß seine Wurzeln abfaulen könnten, den Sumpf abgraben kann, daß dieselben wieder im Trocknen stehen und nur die nöthige Feuchte haben, hinwieder sie aber auch im Sumpf stehen und darin verfaulen lassen kann. Wie immer der Baum

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den Einflüssen der todten Natur unterliegt und der Geist seines Organismus gegen dieselbe keine Gewalt hat, so ist hingegen der höhere Geist, der im menschlichen Organismus lebt, frey, seine sinnliche Natur und seine sinnlichen Umgebungen zu seinem Ver5 derben auf sich einwirken zu lassen, oder aber auch ihren Gewalt still zu stellen und sie mit der Kraft des lebendigen Gottes, der in ihm ist, zu beherrschen. Seine sinnliche Natur, er selbst in der Erbsünde seines sinnlichen Daseyns in seinem Fleisch und in seinem Blut, er selbst in io den Umgebungen der Welt, die nicht als homogen mit seinem Geist und seinem Herzen, sondern mit seinem Fleisch und seinem Blut vor ihm steht und auf ihn einwirkt, ist für ihn und für sein menschlich-göttliches, inneres Wesen eben, was die verhärtete Erde, der Fels, der Stein, der brennende Sand und der stehende 15 Sumpf für die Wurzel des Baums ist, der sie abtrocknet und abfaulen macht. Indessen aber der Baum gegen den äußern Einfluß seiner Umgebungen keine Gewalt in sich selbst hat, der Trockne nicht sagen kann: Weiche von mir, und der Feuchte nicht: Komm zu mir, und darum ohne Gewalt gegen seine äußern Um20 gebungen ihnen unterliegen und in ihrem Verderben sterben muß, wenn diese auf sein Leben mit überwiegendem Verderben einwirken, so ist hingegen die innere höhere Kraft der Menschennatur, die den äußern Organismus seiner Kräfte zu ihrer letzten Bestimmung, zur Erzeugung der Menschlichkeit in ihm vereinigt, 25 f r e y ; der Wille des Menschen, dieser eigentliche Geist der Einsaugungskraft des Guten und des Bösen, der in der Menschennatur ist, ist frey. Der Mensch hat ein Gewissen. Die Stimme Gottes redet in jedem Menschen und läßt keinem unbezeugt, was gut und was 30 bös, was recht und was unrecht ist. Gott ist in ihm und ruft ihm durch Glauben, Liebe, Wahrheit und Recht zur Übereinstimmung mit sich selbst, und durch Übereinstimmung mit sich selbst zu Gott. Der Mensch kann diese Stimme Gottes in sich selbst hören und in der Freyheit seines Willens leben; er kann 35 auch der Stimme Gottes, der Stimme seines Gewissens sein Ohr verschließen. Er kann der Freyheit seines Willens entsagen und den Gelüsten seiner Sinne und der Welt, die nicht als Gottes Welt, sondern als Sinnenwelt vor ihm steht und auf ihn wirkt, sich unterwerfen. Er kann die Liebe, die Wahrheit, den Glauben und

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das R e c h t v o n sich wegwerfen; er k a n n wie ein Thier leben u n d zu sich selber u n d zu jedem, der sich i h m n a h e t , s a g e n : Diese D i n g e gefallen m i r nicht. E r k a n n m i t sich selbst i m W i d e r s p r u c h u n d m i t seinem Geschlecht in Zerwürfnis leben, u n d i m Widers p r u c h m i t sich selbst u n d i m Zerwürfnis m i t seinem Geschlecht 5 d a h i n k o m m e n , alles, w a s g ö t t l i c h u n d m e n s c h l i c h ist, w e n i g e r z u a c h t e n als seine K l a u e n , seine Z ä h n e u n d die D e r b h e i t seiner Faust. Mensch, sieh dich selbst a n u n d forsche, a u f w e i c h e n W e g e n d u i n Ü b e r e i n s t i m m u n g m i t d i r s e l b s t u n d a u f w e l c h e n d u i n W i - io derspruch m i t dir selbst u n d in Zerwürfnis m i t deinem Geschlecht gelangst. Sieh, a u f welchen W e g e n d u ein F r e u n d des Glaubens, der Liebe, der W a h r h e i t u n d des Rechts, ein F r e u n d G o t t e s u n d der Menschen w e r d e n k a n n s t , u n d auf welchen W e g e n d u ein F e i n d d e s G l a u b e n s , d e r L i e b e , d e r W a h r h e i t u n d d e s R e c h t s , 15 ein F e i n d Gottes u n d der Menschen w e r d e n müssest. Siehe dich u m , siehe dich n ä h e r u m ! F a s s e d e n Menschen i m g a n z e n U m f a n g seiner E n t f a l t u n g ins A u g ! Siehe, er w ä c h s t , er w i r d g e b i l d e t , er w i r d e r z o g e n . E r w ä c h s t d u r c h die K r a f t seiner selbst, er w ä c h s t d u r c h d i e K r a f t s e i n e s w e s e n t l i c h e n S e y n s s e l b e r . E r w i r d 20 g e b i l d e t d u r c h d e n Zufall, d u r c h d a s Zufällige, d a s i n seiner Lage, in seinen U m s t ä n d e n u n d in seinen Verhältnissen liegt. E r wird e r z o g e n durch die K u n s t u n d d e n Willen des Menschen. D a s W a c h s t h u m des M e n s c h e n u n d seiner K r ä f t e ist G o t t e s S a c h e . E s g e s c h i e h t n a c h e w i g e n g ö t t l i c h e n G e s e t z e n . D i e 25 B i l d u n g des Menschen ist zufällig u n d abhänglich v o n wechselnden U m s t ä n d e n , d a r i n sich der Mensch befindet. D i e Erzieh u n g des M e n s c h e n ist s i t t l i c h . Sie ist ein R e s u l t a t d e r F r e y h e i t d e s m e n s c h l i c h e n W i l l e n s , i n s o f e r n sie a u f d i e E n t f a l t u n g seiner Kräfte und Anlagen Einfluß hat. 30 D u r c h d a s W a c h s t h u m seiner A n l a g e n u n d K r ä f t e ist der Mensch ein R e s u l t a t ewiger göttlicher Gesetze, die in i h m selbst liegen. D u r c h seine B i l d u n g ist er ein R e s u l t a t des Einflusses, d e n z u f ä l l i g e U m s t ä n d e u n d V e r h ä l t n i s s e a u f d i e F r e y h e i t u n d R e i n - 35 heit des W a c h s t h u m s seiner K r ä f t e h a b e n . D u r c h seine E r z i e h u n g ist er ein R e s u l t a t des Einflusses, d e n der sittliche Wille des Menschen auf die Freyheit u n d Reinheit seiner K r ä f t e h a t .

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Göttlich und ewig ist an sich selbst im Menschen das Gesetz seines Wachsthums. Irrdisch und sinnlich ist an sich selbst der Einfluß seiner Bildung. s Zufällig und unsicher ist an sich selbst der Einfluß seiner Erziehung. Die Bildung und Erziehung des Menschen ist wesentlich als eine, dem innern Entfaltungstrieb der menschlichen Kräfte beywohnende Mitwirkung anzusehen. Der Einfluß der Bildung k a n n io mit den ewigen Gesetzen des Wachsthums der menschlichen Kräfte in Übereinstimmung gebracht werden. Die Erziehung soll mit denselben in Übereinstimmimg gebracht werden. Aber beyde können auch mit denselben in Widerspruch gesetzt werden. Durch Übereinstimmung des Bildungs- und Erziehungsein15 flusses mit den ewigen Gesetzen des menschlichen Wachsthums wird der Mensch allein wirklich gebildet und erzogen; durch den Widerspruch seiner Bildungs- und Erziehungsmittel mit diesen ewigen Gesetzen wird der Mensch verbildet und verzogen, eben wie die Pflanze durch den äußern Gewalt verkrüppelt wird, der 20 den physischen Organismus seiner Theile zerrüttet und stört. Der Widerspruch der Erziehung und der Bildungsmittel mit den ewigen Gesetzen des Wachsthums der menschlichen Kräfte und Reinheit und Unschuld des menschlichen Willens, durch welche diese Kräfte zum Ziel ihrer gemeinsamen Bestimmung vereinigt 25 werden, ist äußere Gewalt gegen die ewigen Gesetze des menschlichen Organismus, die verheerend auf sie wirken, eben wie jede äußere Gewalt, die verheerend auf den Organismus einer Pflanze oder eines Thiers einwirkt und sie verkrüppelt. Im Menschen liegen freylich von Gottes wegen alle Kräfte 30 seines Könnens und Wissens selbstständig und unter sich getrennt, aber ewig unter sich selbst wieder verbunden durch die Kraft des menschlichen Willens, der durch Glauben und Liebe göttlich frey auf die Ausbildung aller Kräfte unsers Kennens und Könnens zur reinen Entfaltung der innern Menschlichkeit unsers 36 Seyns einwirkt, und die Begierlichkeit unsers Fleisches und Blutes mit Gott den Ansichten des Glaubens und der Liebe, der Wahrheit und des Rechts unterordnet, aber ohne Gott auch ganz in der sinnlichen Menschennatur dasteht, in allem Verderben der Herrschaft seines Fleisches und seines Bluts auf ihn wirkt, und

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d i e F u n d a m e n t e aller M e n s c h l i c h k e i t u n d aller i n n e r n S e g n u n g e n des Glaubens u n d der Liebe in i h m absterben m a c h t . D e s Menschen Wille ist frey, u n d es ist des Menschen Sache, Gott zu suchen oder vielmehr die H a n d Gottes, die sich m i t d e m V a t e r a u g der Sehnsucht g e g e n jeden Menschen hinlenkt. A b e r 5 der Mensch k a n n die H a n d Gottes w e g w e r f e n u n d z u sich selbst sagen: I c h will für m i c h m e i n e m Fleisch u n d B l u t folgen u n d unter m e i n e n M i t m e n s c h e n n i c h t als ihr Bruder, nicht als e i n K i n d Gottes leben. E s ist zwar keine Betrübnis in Gott, aber der M e n s c h , d e r K i n d G o t t e s ist, k a n n s i c h d e n V a t e r der M e n s c h e n io betrübt denken, w e n n der Mensch die H a n d seines Vaters v o n sich weis't, der Mensch, der K i n d Gottes s e y n sollte u n d v o n d e m Gott selbst sagt: « I c h habe euch unter meine Flügel, wie eine H e n n e ihre J i m g e n , v e r s a m m e l t , u n d ihr h a b t nicht w o l l e n . » A b e r s o w i e e s w a h r i s t , d a ß G o t t m i t j e d e m M e n s c h e n d u r c h s e i n 15 Gewissen selbst redet u n d sich keinem einzigen unbezeugt läßt, so ist doch auch wahr, die Lagen u n d U m s t ä n d e des einzelnen Menschen sind für die Entfaltung der Gefühle des Glaubens, der Liebe, für die Erkenntnis der W a h r h e i t u n d des R e c h t s unendlich v o r t h e i l h a f t e r a l s f ü r d i e a n d e r n . D e r E i n e findet d e n W e g z u m 20 Glauben, zur Liebe, zur Menschlichkeit gleichsam g e b a h n t v o r seinen A u g e n liegen, indessen der Andere d e n W e g z u m U n g l a u ben, zur Lieblosigkeit u n d zur U n m e n s c h l i c h k e i t m i t hoher K u n s t u m s i c h h e r b e r e i t e t u n d g e b a h n t findet, u n d d i e s e r U n t e r s c h i e d , d e r z w i s c h e n e i n z e l n e n M e n s c h e n s t a t t findet, findet s i c h a u c h 25 zwischen ganzen Zeitpunkten, in deren einen der W e g des Glaub e n s u n d der Liebe, des R e c h t s u n d der Wahrheit, w e n i g s t e n s vergleichungsweise, gleichsam gebahnt vor den A u g e n der Menschen lieget, u n d hinwieder Zeitpunkte, in d e n e n der W e g des V e r d e r b e n s , d e s U n g l a u b e n s , d e r L i e b l o s i g k e i t u n d d e s U n r e c h t s so gleichsam mit R o s e n bestreut u n d m i t großer K u n s t eben gebahnt u n d in täuschender Gefahrlosigkeit vor den A u g e n der Menschen erscheint; u n d wir dürfen u n s nicht verhehlen, die Tage, in d e n e n wir leben, sind wirklich T a g e einer h o h e n u n d r a f f i n i r t e n V e r k ü n s t l u n g u n s e r s G e s c h l e c h t s g e g e n d e n r e i n e n u n d 35 h o h e n Sinn der Unschuld, der Liebe u n d d e s Glaubens u n d der aus ihnen hervorgehenden, kraftvollen Anhänglichkeit an Wahrheit und Recht. W e r v o n uns nicht ein Fremdling [ist] u n d weder die Tage

«Pestalozzi, geb. d. 12. J a n . 1745, gest. d. 17.Febr. 1827. — Z u m Besten des Civil-Waisenhaus in P o t s d a m » (ebenfalls unrichtiges Geburtsd a t u m ) . Lithographie, u m 1845, im Britischen Museum London.

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unsrer Gegenwart und ihren Geist kennt, noch die Tage der Väter und ihren Geist erforscht hat, muß nicht eingestehen: Die Tage unserer Väter waren bessere Tage, ihr Geist war ein besserer Geist, die Reinheit ihres Willens war durch Religiosität des Hers zens, durch kraftvollen Ernst im häuslichen und bürgerlichen Leben und durch tägliche Übungen des Fleißes in den guten Werken eines einfachen befriedigenden Berufslebens unendlich tiefer und besser begründet, als er es in unserm unermeßlichen Zutodtkünsteln unserer Leibs- und Seelenkräfte unmöglich seyn io kann. Die Alten waren in hoher Einfachheit gutmüthig, verständig und wohlwollend. Ihre Umgebungen waren kraftvoll geeignet, sie täglich und stündlich in aller Unschuld im Glauben und in der Liebe zur Gutmüthigkeit, zur Überlegung, zum Fleiß und zur Arbeitsamkeit hinzulenken; aber das Leben unserer Väter und 15 die Quellen ihrer sittlichen, häuslichen und bürgerlichen Höhe sind uns durch unsre Verkünstlung zum Ekel geworden. Wir sind gleichsam ganz aus ihrem Geist und aus ihrem Leben herausgefallen. Darum aber ist es auch, warum wir in Rücksicht auf Armenbildung und Volkserziehung in die Tiefen versunken, 20 in denen wir leben. Wir haben jetzt den Schein des Glaubens ohne Glauben, den Schein der Liebe ohne Liebe, den Schein der Weisheit ohne Weisheit, und leben in dem Blendwerk unsers Seyns wirklich ohne die Kräfte unserer Väter, indessen diese im Besitz ihrer Kräfte durchaus nicht, wie wir, mit sich selbst zufrieden 25 waren. Der gute fromme Boden, den unsre Väter in ihrem Leben selber für ihre Ansichten, Gesinnungen, Meinungen und Gewohnheiten überhaupt und besonders in Rücksicht der Kinderzucht und des Armenwesens hatten, ist durch den Trug des Kunstzustandes unsers in der Frivolität gewaltsam und in der Gewalt30 samkeit frivolen Zeitlebens unter unsern Füßen versunken. Wir sind nicht mehr, was wir waren, und haben sogar das Gefühl, daß wir im Geist und in der Wahrheit wieder werden sollten, was wir waren, in uns selbst verloren. Indessen heucheln wir zu unsrer Väter Lob mit dem Mund, 35 mit dem Herzen sind wir fern von ihnen, und mit unserm Thun stehen wir ihnen auf eine Weise entgegen, daß die Gegenfüßler auf unserm Erdball uns unmöglich auf eine grellere Art entgegen stehen könnten. Wir haben ihr Wohlkönnen des Nothwendigen und ihr Nichtwissen des Unnützen in das Vielwissen des Unis

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nützen und in das Nichtkönnen des Nothwendigen umwandelt. Anstatt ihres gesunden, im Mutterwitz geübten Geistes haben wir Weltformen nicht so vast des Denkens als der wörtlichen Ausdrücke über das Gedachte, die dem Bonsens das Blut aussaugen, wie ein Marder, der sich an den Hals einer armen Daube ansetzt. 5 Wir kennen unsere Nachbaren, unsere Mitbürger, selber unsere ärmern Verwandten nicht mehr, dafür aber lesen wir die Zeitungen und Journale, kennen die Geschlechtsregister der Könige der Welt, die Anekdoten der Höfe, des Theaters, der Hauptstädte und erheben uns selber in politischen und religiösen Meinungen zu io einem täglichen Wechsel, wie in den Kleidern, und gehen auf der einen Seite vom Unglauben zur Capuzinade und von der Capuzinade zum Unglauben, eben wie von der Hosenlosigkeit zum Tragen von Schnürbrüsten und Führbändern hinüber. Die Väter bildeten ihre Denkkraft allgemein einfach und kraftvoll, aber io wenige von ihnen bemühten sich mit Nachforschungen über höhere, schwer zu ergründende Wahrheiten; wir aber thun gar wenig, zur Bildung einer allgemeinen und tiefen Denk- und Nachforschungskraft fähig zu werden; aber wir lernen alle von erhabenen und fast unergründlichen Wahrheiten viel schwatzen, und 20 streben sehr eifrig darnach, durch populäre Wortdarstellungen die Resultate des tiefsten Denkens in Kalendern und täglichen Flugschriften zu lesen zu bekommen und sie dem John Bull allgemein in den Mund zu bringen. Bey den Vätern suchte jeder brave Mann wenigstens eine Arbeit, nehmlich diejenige, die sein 25 Beruf war, wohl zu können, und jedermann durfte mit Ehren jeden Beruf lernen und auslernen; jetzt werden unsere Notablen meistens zu ihren Berufen geboren. Zahllose Menschen schämen sich des Standes und des Berufs ihrer Väter und glauben sich berufen, die Berufswissenschaft aller Stände zu erforschen und zu 30 bekriteln, und das Schwätzein über a l l e Berufe und das Schlechtbetreiben seines eignen Berufs wird unter unsern notablen und unnotablen Zeitmenschen immer allgemeiner. Aller Geist der bürgerlichen K r a f t ist aus unsrer Mitte gewichen. Wir fragen in unsern Umgebungen nicht mehr darnach, was wir eigentlich 35 sind, sondern was wir haben und was wir wissen, und wie wir all unser Haben und all unser Wissen zur Schau ausstellen, feil tragen und gegen Mittel, uns gütlich zu thun, austauschen können, um uns mit den Raffinementsgenießungen aller fünf Welttheile

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zu kitzeln, deren Gelüste bey einem solchen Benehmen fast linausweichlich in uns erzeugt werden müssen; und wenn wir es auf diesem Weg dahin gebracht haben, in Rücksicht auf die reinen Ansprüche der Menschlichkeit unsrer Natur und des ewigen gött5 liehen Wesens ihrer Fundamente an Leib und Seel kraftlos und entwürdigt dazustehen, so suchen wir dann im Taumel unsrer Fieberschwäche noch den Schein dessen zu erzwingen, dessen wahres und reines Wesen uns ganz mangelt. Wir suchen dann in dieser Lage mit Gewaltstreichen von Geist und Herz tödtenden io Abrichtungs- und Verhüllungsmitteln die äußern Erscheinungen unsrer Kraftlosigkeit und Verödung zu bedecken, und wahrlich, wir sind in vielen Gegenständen der Volkserziehung und des Armenwesens zu solchen Geist, Herz und Menschlichkeit tödtenden Abrichtungsmitteln und Verhüllungseinrichtungen versun15 ken. So ist es, daß wir das innere Wesen unsrer Kräfte, unsere göttlich menschlichen Anlagen in uns selber tödten, und wenn denn noch ein Schatten der getödteten Kräfte in uns spuckt, so verzieren wir die Werke seines Spuckens noch mit goldenen 20 Rahmen, hängen sie in Prachtzimmer auf, deren gleißender Boden keine guten Werke des gewohnten Erdenlebens zu tragen vermag. Auf dieser Bahn, deren Verwüstungen vor meinen Augen ein halbes Jahrhundert immer zunahmen, sind wir in Rücksicht auf 25 unsere Erziehung und auf unser Armenwesen in das Verderben einer Verkünstlung versunken, die durch die Ansichten, Gesinnungen, Liebhabereyen und Gewohnheiten, ich möchte sagen, des guten Tons einer halben Welt unterstützt werden, und denen darum mit Hoffnung einigen Erfolgs unmöglich anders als durch 30 Mittel entgegengewirkt werden kann, die durch die sichere Kraft ihres Wesens geeignet sind, tief in die Menschennatur und dadurch in die Ansichten, Gesinnungen, Neigungen und Gewohnheiten unsers Zeitlebens einzuwirken. Der Kunstnebel, in dessen Täuschung wir uns selbst verträumen und mitten in dem Ver35 künstlungsverderben unsrer Volkserziehung und unsers Armenwesens uns noch befriedigt fühlen, muß durch die Kraft der wahren Erziehungskunst, die mit der wahren Armenversorgungskunst die nehmliche ist, vor unsern Augen aufgelöst und aus unserm Dunstkreis entfernt werden. Aber worin besteht diese

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K u n s t u n d w a s i s t sie? I c h a n t w o r t e : S i e i s t d i e K u n s t d e s G ä r t ners, u n t e r dessen Obsorg t a u s e n d B ä u m e b l ü h n u n d wachsen. Siehe, er t h u t n i c h t s z u m W e s e n ihres W a c h s t h u m s u n d ihres Blühens; das W e s e n ihres W a c h s t h u m s u n d ihres B l ü h e n s liegt in i h n e n selber. E r p f l a n z t u n d wässert, G o t t a b e r giebt d a s Ge- s d e i h e n . N i c h t d e r G ä r t n e r i s t es, d e r d i e W u r z e l d e r B ä u m e ö f f n e t , d a ß sie d e n Segen d e r E r d e einsaugen; er ist es nicht, d e r d a s Mark der B ä u m e von ihrem Holz u n d das Holz von ihrer R i n d e s o n d e r t , u n d so s e i n e g e s o n d e r t e n T h e i l e v o n i h r e r W u r z e l a n b i s a n d i e ä u ß e r s t e n A e s t e d e s B a u m s f o r t f ü h r t u n d i n d e r u n b e - io d i n g t e s t e n S ö n d e r u n g d e r s e l b e n sie i n d e r e w i g e n E i n h e i t i h r e s innerlich vereinigten Wesens zusammenhält, u n d d a d u r c h das endliche R e s u l t a t ihres Daseyns, die F r u c h t des B a u m s , erzeugt u n d hervorbringt. V o n allem diesem t h u t er nichts. E r wässert n u r d i e t r o c k e n e E r d e , d a ß d i e W u r z e l n i c h t a n sie, w i e a n e i n e n is S t e i n , a n s t o ß e ; e r l e i t e t n u r d a s s t e h e n d e W a s s e r a b , d a ß sie i n seiner Stockung nicht verfaule; er h ü t e t n u r , d a ß keine ä u ß e r e Gewalt weder die Wurzel, noch d e n S t a m m , noch die Aeste des B a u m e s verletze u n d die O r d n u n g der N a t u r stöhre, in welcher a l l e s e i n e T h e i l e n e b e n e i n a n d e r w a c h s e n d d a s G e d e i h e n d e s B a u - 20 mes begründen u n d sichern. So d e r Erzieher. E r ist es nicht, der irgend eine K r a f t des Menschen in i h n hineinlegt, er ist es nicht, d e r irgend einer K r a f t Leben u n d A t h e m giebt. E r sorgt nur, d a ß keine äußere Gewalt d e n E n t f a l t u n g s g a n g d e r N a t u r i n s e i n e n e i n z e l n e n K r ä f t e n h e m - 25 m e u n d stöhre; er sorgt d a f ü r , d a ß die E n t f a l t u n g jeder einzelnen K r a f t der Menschennatur nach den Gesetzen derselben ihren ung e h e m m t e n L a u f finde. A b e r d i e K u n s t d e r E r z i e h u n g , u n d d e r Erzieher, der mit der K u n s t der Erziehung des Menschenges c h l e c h t s a u f e i n e n a t u r g e m ä ß e W e i s e a u f d i e E n t f a l t u n g d e r 30 m e n s c h l i c h e n K r ä f t e e i n w i r k e n will, soll d a s W e s e n d e s r e i n e n Geists des menschlichen O r g a n i s m u s in seiner Tiefe e r k e n n e n , die geeignet ist, die G e s a m m t h e i t d e r m e n s c h l i c h e n K r ä f t e f ü r d a s Ziel ihrer l e t z t e n B e s t i m m u n g in d e r F r e y h e i t des m e n s c h l i c h e n W i l l e n s d u r c h G l a u b e n u n d L i e b e z u v e r e i n i g e n . E r w e i ß , d a ß s o 35 wie die w a h r e n Mittel der Volkserziehung in der Ü b e r e i n s t i m m u n g der menschlichen K u n s t in der E n t f a l t u n g unserer K r ä f t e m i t den ewigen Gesetzen, n a c h welchen sich diese K r ä f t e selber e n t f a l t e n , i n Ü b e r e i n s t i m m u n g s t e h e n m ü s s e n , so m ü s s e n e b e n d i e s e M i t t e l v o r -

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züglich in allem demjenigen gesucht werden, was das sittlich religiöse Vereinigungsband aller unsrer Kräfte stärkt und reinigt. Die sittlichen, die geistigen und die Kunstkräfte unsrer Natur müssen an sich gleichsam aus sich selbst hervorge5 hen, und durchaus nicht aus den Folgen der Kunst, die sich in die Bildung eingemischt hat. Der Glauben muß wieder durch das Glauben und nicht durch das Wissen und Verstehen des Geglaubten; das Denken muß wieder durch das Denken und nicht durch das Wissen und Kennen des Gedachten oder der Gesetze 10 des Denkens; die Liebe muß wieder aus dem Lieben und nicht aus dem Wissen und Kennen des Liebenswürdigen und der Liebe selber, und auch die Kunst muß wieder aus dem Können und nicht aus dem tausendfachen Gered über das Können hervorgebracht werden, und dieser Rückschritt auf den wahren Organisis mus der Menschennatur in der Entfaltung unsrer Kräfte kann durchaus nicht anders, als durch die Unterordnung des menschlichen Einflusses auf die Bildung alles Kennens und Könnens unsrer Natur unter die höhern Gesetze unsers Wollens erzielt werden. Hierin, und hierin allein liegt die Möglichkeit einer tiefen 20 und reinen Begründung der Bildimg und Erziehung unsers Geschlechts, und mit ihr die Wiederherstellung der Kräfte unsrer Menschennatur, wie sie sich in erhabner Zusammenstimmung einfach und wahr als probhaltende Menschlichkeit ausspricht; und es thut wahrlich noth, daß wir uns nicht verhehlen, daß die Auf25 merksamkeit auf das innere Band unsrer Kräfte, auf die Reinheit unsers Willens in dem, was die Kunst des Menschengeschlechts gegenwärtig zur Volksbildung und Volkserziehung [leistet], so viel als gänzlich verloren gegangen, und daß es ohne erneuerte Aufmerksamkeit auf dieses Fundament der Menschenbildung so gänzlich unmöglich ist, den immer tiefer greifenden Folgen des Verkünstlungsverderbens unsers Geschlechts in dem Durcheinanderwerfen unsrer unreifen, sich selbst unter einander stöhrenden und verderbenden Kräfte ein Ziel zu setzen. Freunde der Menschheit! Von Jugend auf gieng das Ziel meines 35 Lebens dahin, den Armen im Land durch tiefere Begründung und Vereinfachung seiner Erziehungs- und Unterrichtsmittel ein besseres Schicksal zu verschaffen. Es gelang mir aber durch mein Leben nicht, auf irgend eine Weise unmittelbar auf die Erziehung des Armen einwirken zu können. Ich suchte durch den Umweg

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einer Pensionsanstalt die Mittel zu finden, zu meinem Ziel zu gelangen. Aber diese hatten von ökonomischer Seite nicht den Erfolg, den ich diesfalls wohl bezweckte, aber nicht im Stand war zu erzielen. Ich kam aber auf dem Weg, den ich dafür zu betreten genöthigt war, in die Lage, die Mittel genauer und vielseitiger zu 5 erforschen, die im Allgemeinen für die Erziehung und Bildung unsers Geschlechts nothwendig sind, und war hierin von mitarbeitenden Freunden unterstützt, an deren Seite sich die Idee der Elementarbildung, durch welche sich unsere Bestrebungen vorzüglich auszeichnen, in mir entfalteten und allmählig in io unserm Haus als eine eigentliche elementarische Erziehungsmethode angesehen, erforscht und bearbeitet worden. Es ist aber auch ganz gewiß, die Idee der Elementarbildung ist nichts anders, als ein lebendiger Ausdruck des Bedürfnisses des oben berührten doppelten Gesichtspunkts in der Bildung und Er-15 ziehung des Menschen, und das Streben meiner Tage gieng von meiner Jugend auf von dem dunkeln Gefühl dieses Bedürfnisses aus, und zwar nicht bloß, wie es allgemein in der Menschennatur liegt, sondern wie es sich besonders als Bedürfnis unsrer Zeit und unsrer Tage ausspricht; denn wir dürfen uns nicht verhehlen: In 20 Tagen, in denen das Wollen, das Können und das Kennen der Menschen durch die Mittel eines einfachem und kraftvollem Lebens genährt und gebildet werden, sind die Nachforschungen nach einem hohem Grad der Kunst in den Bildungsmitteln unsers Geschlechts weit weniger dringend, als in Tagen, in denen die 25 Verziehung und Verbildung unsers Geschlechts durch ein Verkünstlungsraffinement in dem Grad unterstützt und belebt wird, wie in dem unsrigen. Also für die tiefere Erforschung der Grundsätze der Elementarbildung in sehr vortheilhaften Umgebungen und Verhältnissen lebend und sehr viele Jahre lang in der Aus- 30 Übung der Anfangspunkte dieser Bildung gleichsam mit Gewalt aufgehalten, konnte es nicht wohl anders kommen, als daß die diesfälligen Grundideen und Grundsätze in mir allmählig zu einer merklichen Klarheit gedeihen mußten. So wie indessen der Anfang der vereinigten Thätigkeit meines 35 Hauses in einem hohen Grad lebendig und kraftvoll war und zur Erwartung schneller und vielseitiger Resultate zu berechtigen schien, so waren die spätem Jahre unsrer Versuche von der Lebendigkeit und der Erhebung unsrer ersten Jahre entblößt, und

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schienen d e n H o f f n u n g e n nicht zu entsprechen, die wir im Anfang erregten. E s konnte nicht anders seyn. Wir waren der unermeßlichen Aufgabe, die wir u n s selbst gaben, nicht gewachsen, u n d es liegt in d e n S c h r a n k e n der M e n s c h e n n a t u r , d a ß wir ihr 5 n i c h t g e w a c h s e n s e y n k o n n t e n . W i r h ä t t e n sie u n s n i c h t a u f g e b e n sollen, u n d d o c h i s t es g u t , d a ß w i r sie u n s a u f g e g e b e n h a b e n . W i r stießen freylich an tausend Schwierigkeiten, a n die wir vorher nicht dachten. Aber im Innersten [von] der Erreichbarkeit unsrer Zwecke überzeugt, versuchten wir jedes Mittel, das u n s zu io u n s e r m Z i e l f ü h r e n s o l l t e , u n d s o w u r d e u n s d e r A u f e n t h a l t unsrer Vorschritte Bildungstage zu u n s e r m Zwecke, u n d diese Tage waren f ü r uns wahrlich wichtig. I c h gelangte in denselben f r ü h e zur E r k e n n t n i s der innern Gleichheit des Wesens in der E r z i e h u n g aller S t ä n d e u n d zugleich z u r Ü b e r z e u g u n g , d a ß es 15 d u r c h a u s n i c h t d i e A u s b i l d u n g v o n i r g e n d e i n e r A r t e i n z e l n e r Kenntnisse, einzelnen Wissens u n d einzelner Fertigkeiten unsers Geschlechts, sondern die Ausbildung der K r ä f t e der Menschenn a t u r selber es ist, w a s d a s W e s e n der E r z i e h u n g d e r K i n d e r aller Stände v o m Reichsten bis z u m Ä r m s t e n hinab ausmacht. Ich 20 s p r a c h d a s B e d ü r f n i s e i n e r h ö h e r n S o r g f a l t f ü r d e n M i t t e l p u n k t aller m e n s c h l i c h e n K r ä f t e u n d des Segens aller seiner V e r h ä l t nisse, d e r h ö h e r n S o r g f a l t f ü r d e n r e i n e n W i l l e n d e r M e n s c h e n natur, in Lienhard u n d Gertrud schon frühe aus u n d suchte die W o h n s t u b e als d e n A n f a n g s - u n d S t ü t z p u n k t aller diesfälligen 25 M a ß r e g e l n i n s A u g f a s s e n z u m a c h e n . I n m e i n e n s p ä t e m J a h r e n , u n d besonders seit d e m A n f a n g meiner Pensionsanstalt h a b e ich, vereinigt m i t m e i n e n F r e u n d e n , die elementarisch gesonderten Entfaltungsmittel der einzelnen K r ä f t e u n d Anlagen unsers Geschlechts mit d e m organischen 30 G a n g , d u r c h d e n d i e N a t u r d i e s e A n l a g e n s e l b s t e n t f a l t e t , i n psychologischen Reihenfolgen zu ordnen u n d darzulegen gesucht. Die gesonderte Bildung dieser K r ä f t e a u c h d u r c h die Kirnst n a t u r g e m ä ß z u erzielen, schien m e i n e m H a u s f a s t seit seiner E n t s t e h u n g d a s P r o b l e m , dessen Auflösung als die A u f g a b e der P ä 35 d a g o g i k u n s r e r Z e i t a n g e s e h e n w e r d e n s o l l . D i e V e r e i n i g u n g v o n F r e u n d e n , die seit A n f a n g dieses J a h r h u n d e r t s m e i n H a u s a u s g e m a c h t , h a t diese g a n z e Zeit ü b e r sich m i t T h ä t i g k e i t d e n N a c h forschungen über diesen Gegenstand gewidmet. W i r fühlen zwar alle, d a ß w i r i n d e m , w a s wir diesfalls g e s u c h t u n d geleistet,

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unendlich hinter dem Resultat, das wir uns vorsetzten, zurück sind. Auch haben sich große Menschlichkeiten in unser großes und menschliches Thun eingemischt. Aber in welchem großen Unternehmen ist das anders? Wenn der Gedanke eines Menschen s der Gedanke von Hunderten wird, so werden aus einem Gedanken hundert Gedanken, von denen kein einziger mehr der Gedanke des ersten ist, von dem dieser ausgegangen. Das ist Gottes Ordnung. Das Meinige, wenn es in hundert andere übergegangen, bleibt nicht mehr das Meinige, es wird das Seinige eines jeden, io der es in sich selber selbstständig bearbeitet. So trennt sich auch das Erhabenste in der menschlichen Wahrheit, nur soll es in der Liebe geschehen. Keines Menschen menschliche Wahrheit ist die Wahrheit des andern; jeder soll die seine in sich selber vor Gott bewahren und im Frieden leben mit dem, der dem Menschlichen 15 in seiner Wahrheit widerspricht, und auch selber mit dem, der die Krone des Ruhms, die der Wandel der Zeit ihm mit Unrecht auf den Scheitel seiner Menschlichkeit und seiner Schwäche gesetzt, von der Stirne reißt; wenn er edelmüthig ist, er soll mit ihm im Frieden leben, auch wenn er ihm diese Krone seiner Menschlich- 20 keit vor seinen Augen ins Kot wirft und mit Füßen tritt. Ich fühle, daß das die Pflicht, der wahre Edelmuth der Menschennatur ist. Ich will auch keine Ehre, ich will auch keinen Ruhm, der mir nicht gebührt. Ich weiß, daß mein einfaches Denken in Ansichten ins Aug gefaßt worden, wo meine Geisteskräfte 25 nicht hinreichen, selbstständig mitzuwirken. Suum cuique! Gott und mein Segen sey mit jedem, der in irgend einer meiner Lieblingsansichten weiter als ich steht. Meine Ehre werde seine Ehre, und mein Dank begleite seinen verdienstvollen, mir voreilenden Gang. Nur soll ich das in mir selbst rein bewahren, was meine so eigene Kraft ist, damit es nicht in der Menschlichkeit der Kraft irgend eines andern zu Grund gehe, sondern mit der Göttlichkeit der Kräfte eines jeden andern mitwirke zum großen Ziel, das einst hinter unser aller Grab alle Menschlichkeiten verschwinden machen und nur das Göttliche unsrer Bestrebungen bleibend erhal- 35 ten wird. Ja, dafür soll und muß ich mich zusammenhalten im Selbstgefühl meiner Kraft, wenn sie auch noch so klein ist, im Hochgefühl der Kraft Gottes, die mich auch in meiner Schwäche belebt und mich bisher im Dankgefühl der Kräfte erhielt, die mir

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Gott in Tagen ihres höchsten Bedürfnisses gegeben; ja im Dankgefühl der mißkannten Kräfte, die Gott mir gegeben, will ich mich in der Selbstständigkeit meiner Wahrheit und meines Rechts offen vor Gott und Menschen zu erhalten suchen. Ich war auch 5 nicht ganz unglücklich im Thun meiner Schwäche, so sehr es durch die Begegnisse der Zeit erschüttert worden. Ich glaube es aussprechen zu dürfen, das Jahrhundert, bey dessen Anfang unsere pädagogischen Nachforschungen begonnen, wird noch an seinem Ende die ununterbro chene Fortsetzung unsrer Anstrenio gungen in Händen von Männern sehen, die ihre Ansichten und Mittel den vereinigten Kräften unsers Hauses danken. Ich glaube an die Dauer meiner Bestrebungen unerschüttert und bin sogar in Rücksicht aller Umstände, die ihre Resultate verspätet, ihren Gang verwirrt und oft große Zweifel über ihre Ansichten in mir 15 selbst hervorgebracht haben, jetzo beruhigt. Die diesfälligen Leiden meines Lebens waren wirklich groß, aber das Ende meiner Laufbahn ist heiter. Selbst was ich so lang für das höchste Unglück meines Lebens angesehen, daß ich nehmlich ein Greis werden mußte, ehe ich 20 praktisch an die eigentliche Volks- und Armenbildung Hand anlegen konnte, und worüber ich durch mein Leben so oft und so tief trauerte, ist von mir gewichen. Ich bin jetzt fest überzeugt, wenn ich in frühern Tagen an die eigentliche Volks- und Armenbildung hätte Hand anlegen können, so wäre ich durchaus nicht auf eine 25 solche Weise dazu reif gewesen, wie der es nothwendig seyn muß, der hiefür Vorschläge thun und durch sein Thun Mittel anbahnen will, die wirklich auf Nationalkultur, Volkszustand im allgemeinen und besonders auf das reale Heil, auf die realen Segensund Lebensgenießungen der Armen entscheidenden Einfluß ha30 ben soll. Ich wäre im beschränkten Streben, dem einzelnen Menschen durch einzelne Mittel, durch äußerlichen Einfluß auf sein individuelles Daseyn zu helfen, stehen geblieben und wahrscheinlich dahin gelangt, ihm dafür Mittel zu geben und Fertigkeiten einzuüben, die ihm wirklich äußerst nützlich hätten werden kön35 nen, aber der Armuth und dem Wesen ihrer Leiden nicht wahrhaft, nicht auf eine die Menschennatur befriedigende Art hätten helfen können. Ich hätte den sittlichen Tod, der den Armen umgiebt, nicht mit der Erschütterung in mir selber ins Aug gefaßt, mit der er ins Aug gefaßt werden muß, wenn die Quellen der

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Armuth, die außer dem A r m e n selbst liegen, aufhören sollen, mit der ganzen Gräßlichkeit ihres Verderbens über ihn herzuströmen, und alle wahren Kräfte seiner Selbsthülfe so zu untergraben, daß er in das Verderben ihrer bösen Gewalt hinsinken und darin zu Grund gehen muß, wie eine kleine Hütte, die von 5 einer, von der Himmelshöhe der Berge herabstürzenden Lawine überschüttet, oder vom reißenden Waldstrom untergraben, ergriffen und in das wilde Verderben seines unaufhaltsamen Laufs hinströmen muß. Nein, ich hätte die Quellen der Armuth, die außer dem A r m e n liegen, nicht mit der Erschütterung ins Aug io gefaßt und dargestellt, wie sie ins Aug gefaßt und dargestellt werden müssen, wenn sie einmal dahin wirken sollen, das Herz derer zu ergreifen, die durch ihr sinnliches, gedankenloses Weltleben dem Elend, der Verwirrung und der Noth der Armen täglich neue Quellen öffnen, und ohne zu wissen, was sie thun, durch is Vergiftung der sittlichen Gefühle der Armen ihr Elend unheilbar machen und sogar die Unheilbarkeit derselben bey ihnen bis ins siebente und achte Geschlecht fortpflanzen. Ich hätte den sittlichen Tod, der den Armen umgiebt und vergiftet, nicht in der Tiefe erkannt, mit der er erkannt werden muß, wenn seine Dar- 20 Stellung je dahin wirken soll, daß für Armuth, für Volksbildung und Volkserziehung im Geist und in der Wahrheit von da aus gesorgt werde, von wo aus der Geist und das innere Wesen des Volksverderbens, wie es jetzt wirklich ist, unzweydeutig herrührt und ausgeht. Ich hätte endlich eben so die Quellen der 25 Hülfe gegen die Armuth, die im Armen selbst liegen, nicht mit der Erhebung, mit der Innigkeit ins Aug gefaßt, mit der sie ins Aug gefaßt und dargestellt werden müssen, wenn sie je das Heilige und Große dieser Hilfsquellen im Armen selbst im Geist und in der Wahrheit erwecken und dadurch als ernste, wirkliche That- 30 und Nationalkraft der Armenhülfe erscheinen soll. Freunde! Brüder! Ohne den Gang der Vorsehung, die ob mir waltete, wäre auch ich im Kunstnebel der Zeit, den weder die Kraftsonne der Wahrheit, noch des Mondes sanfte Liebe zu durchdringen vermag, stehen geblieben. Ja, auch ich hätte an der bösen 35 Verkünstlung unsers Geschlechts, die das innere Höchste und Heilige der menschlichen Kunst zum Tod bringt, blindlings Theil genommen; auch ich hätte an den Irrthümern dieser Verkünstlung, die ihr Verderben in so vielfachen Formen, bald mit äußerer

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Gewalttätigkeit, bald mit der Heucheley weit gefährlicherer Kräfte gelten zu machen, und ihre Maßregeln, als wären sie Rettungsmittel gegen die Übel, die durch diese Verkünstlung selber entsprungen, darzustellen weiß, blindlings Theil genommen und 5 mit dem Luftgebäude dieser Scheinrettungsmittel des Volks, wills Gott, nicht gewindbeutelt, doch gewiß an ihnen getaglöhnt. Ich hätte die Ursachen der Armennoth bey tausend und tausend Einfluß habenden Menschen nicht so tief und klar in ihrem N i c h t w o l l e n , der Armuth in ihren ersten Quellen zu helfen, gekannt. 10 Ich hätte sie nicht so lebendig und vielseitig in der Allgemeinheit der Ansichten, Gesinnungen, Gelüste und Lebensweisen unsrer Zeit gesucht und erkannt, wie sie als darin liegend erkannt werden müssen, wenn die Hoffnung, daß den Armen und der Armuth auf eine Weise Vorsehung gethan werden soll, die den Folgen der 15 diesfälligen fehlerhaften und ungenugthuenden Ansichten, Gesinnungen, Gelüsten und Lebensweisen diesfalls genugthuend Einhalt thut, erfüllt sein soll. Freunde, Brüder! Ich danke Gott, daß der Drang meines Lebens mir nicht erlaubt, diesfalls auf dem platten Boden einer 20 selbstgefälligen Behaglichkeit stehen zu bleiben. Ich danke Gott und dem Drang meiner Lebensnoth, die mich tiefer in den Gang der Natur in der Entfaltung der menschlichen Kräfte und damit in die einzigen ewigen Fundamente aller wahren Volks- und Menschenbildung hineinzusehen gezwungen. Meine Überzeu25 gung ist jetzt vollkommen. Gereifte Ideen über das Wesen der Elementarbildung sind unumgänglich nothwendig, um zu entscheidenden und genugthuenden Ansichten über Volksbildung und die mit ihr so innig verbundene Armenversorgung zu gelangen. Diese gereiften Ideen fordern auf der einen Seite die 30 Entfaltung jeder einzelnen menschlichen Kraft und Anlage nach den ewigen Gesetzen ihrer eigenen selbstständigen Natur, die feste Anerkennung und Beachtung eines organischen Mittelpunkts aller menschlichen Kräfte im hohen freyen Willen der Menschennatur. Sie fordert absolut die Anerkennung der Pflicht, 35 diesen Mittelpunkt der Menschlichkeit in allen unsern Kräften, diesen Willen der Menschennatur durch Glauben und Liebe zur Selbstsuchtlosigkeit, zur Hingebungs- und Aufopferungskraft für die Wahrheit und das Recht, für die Wahrheit Gottes und das Recht unserer Brüder zu erheben.

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Ich gehe weiter. Die gereifte Idee der Elementarbildung fordert unumgänglich, daß die wissenschaftliche Erkenntnis aus den gebildeten Kräften der Menschennatur, die diese Kräfte voraussetzen, hervorgebracht, und nicht die Kräfte der Menschennatur aus Erkenntnissen, die ohne die gebildeten Kräfte der Menschen- 6 natur ewig nie wahrhaft da seyn können, hervorgelockt werden. Und wie in geistiger, also fordern sie auch in physischer Hinsicht das nehmliche; man muß die physischen Handwerks- und Berufsfertigkeiten aus den gebildeten Kräften, die diese Fertigkeiten voraussetzen, und nicht die Kräfte aus den Fertigkeiten, die diese io Kräfte voraussetzen, hervorzurufen suchen. Es ist keine wahre Kunst der Erziehung, es ist keine wahre Bildungskunst zur Menschlichkeit ohne Verehrung der göttlichen Ordnung der Bildungsgesetze, die in der Menschennatur selbst liegen, denkbar und möglich. Alle diesfälligen Maßregeln und Mittel, denen dieses is Fundament mangelt, sind, was ich mehrmal wiederholt, nichts anders als eitles Taglöhnen an dem Luftgebäude einer Scheinkultur, die die Kräfte der Menschennatur nur verwirrt, zerstört und in ihrem Wesen geeignet ist, der Selbstsucht eines unbrüderlichen und unchristlichen Lebens Nahrung und Spielraum zu 20 geben, und führen durchaus nirgend hin, als zu einer fortdauernden Verkünstlung unsers in seiner Verkünstlung immer mehr gleißenden, aber sich selbst immer unglücklicher fühlenden Welttheils, dessen tiefes Verderben wir vor unsern Augen sehen, und das in seinem Wesen nichts anders, als eine Zernichtung der ersten 25 Fundamente der Menschlichkeit, zu der der Glückliche und Eigenthümer durch V e r h ä t s c h l u n g , der Unglückliche und Eigenthumslose aber durch Verwahrlosung hingeführt wird. Darum danke ich Gott, daß ich durch mein Leben nie daurende Hand an die eigentliche Volks- und Armenbildung habe legen 30 können, bis ich zur Erkenntnis der diesfälligen höhern Ansichten und zur Überzeugung gelangt bin, die Erziehungskunst müsse wesentlich und in allen i h r e n T h e i l e n zu einer Wissenschaft erhoben werden, die aus der tiefsten Kenntnis der Menschennatur hervorgehen und auf sie gebaut werden muß. Ich bin freylich 35 ferne von der Erkenntnis dieser Wissenschaft. Sie liegt kaum als vollendete Ahndung in meiner Seele. Aber diese Ahndung ist in mir zu einer Lebendigkeit gelangt, daß sie meine ganze Seele füllt und, als wäre sie in mir selbst vollendete Wahrheit, in mir

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liegt. Sie liegt aber nicht bloß in mir. Die Umstände der Zeit haben sie zum Bedürfnis der Welt gemacht. Die Welt wird sie erkennen und gewiß auch das Scherflein mit Liebe und Schonung ins Aug fassen, das ich mich auch noch heute, habe es noch so 5 sehr das Gepräg meiner Altersschwäche, in dieser feyerlichen Stunde auf den Altar der Menschheit zu legen bemühe, in der ich auch Euch, Freunde! Brüder! um mich her versammelt, um Euch zu bitten und aufzufordern, mitzuwürken zu allem dem, was ich zur Anbahnung, Einlenkung und bessern Begründung mehr naio turgemäßer und pädagogisch besser geordneter Grundsätze und Mittel der Volkserziehung und Armenbildung auch noch in meinem Leben mich im Stand glaube, und auch hinter meinem Grab zu erhalten und sicher zu stellen, entschlossen und bereitet bin. Aber indem ich also das Eigene dessen darlege, was ich noch iB für Volksbildung und Armenversorgung thun möchte, sehe ich um mich her. Ein thätiges Bemühen von Tausenden, der Noth und dem Elend der Armen abzuhelfen, es begnügt mich nicht; aber ich soll es ins Aug fassen und seinen Werth nicht mißkennen. Das Menschenherz ist der Armuth bey jedem Menschen, der 20 nicht in ganz unbesonnener und gefühlloser Selbstsucht durch die Welt taumelt, allenthalben offen, und in der alten Zeit, die einfach war und mild, geschah in der Stille der Individualsorge einzelner vermöglicher Menschen gegen die Unvermöglichen wahrlich so viel, als jetzt bey der öffentlichen Thätigkeit der Armen25 hülfe beynahe nicht möglich ist. Das Kunstleben unsrer taumelnden und schwelgenden Selbstsucht macht jetzt tausend leidende Arme, wo unter den besonnenen eingeschränkten Alten nicht hundert waren; auch wurde die Armenhülfe bey den Alten mehr als jetzt durch einen heiligen Respect an die Wahrheit der Ver30 hältnisse und Umstände der Menschen unter einander belebt, die nun jetzt bey unserm, uns von dem Armen entfremdenden Taumel- und Gesellschaftsleben uns nicht mehr also ansprechen. Der arme Herrschaftsangehörige, der arme Nachbar, der arme Verwandte, der arme Dienstbothe, der arme Pathe spricht uns nicht 35 mehr so von Angesicht zu Angesicht an, wie ehemals der arme Herrschaftsangehörige seinen Herrschaftsherrn und seine Herrschaftsfrau von Angesicht zu Angesicht ansprach. Der arme Nachbar spricht seinen reichen Nachbar, der arme Dienstbothe seinen ehemaligen Meister, das arme Pathenkind seinen Pathen

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nicht mehr so an, wie dieses in dem einfachen gesunden Leben der Alten allgemein geschah. Die Ungleichheit der Stände, die ehemals durch edle freye Näherung für den Armen helfend und erhebend war, gereicht ihm jetzt zum Verderben. Jede Näherung des Armen zum Taumel lebender Reichen macht den Armen durch s jede Theilnahme an diesem Leben noch zum unwürdigen Armen; und das Menschenherz ist für den unwürdigen Armen immer verschlossen. So machen wir den Armen durch den Taumel unsers Zeitlebens und durch die Yerkünstlung, zu der wir ihn im Dienst dieses Lebens abrichten, zum unwürdigen Armen, und entschul- io digen dann unsere Unaufmerksamkeit auf ihn mit seiner Unwürdigkeit. Wir stecken ihn mit unserm Verderben an, und scheuen uns dann, uns dem Angesteckten zu nähern. Er fällt durch die Heterogenität seines Elends mit der Zierde unsers Kunstlebens außer unsrer Beachtung. 15 Indessen geschieht mitten in der Allgemeinheit unsers in Rücksicht auf Erziehung und Armut äußerst verkünstelten und durch Verkünstlung verdorbenen Zeitgeists dennoch sehr viel, um der wirklichen Noth der Armuth abzuhelfen. Die Selbstsucht der Menschen, die bey ihrer wachsenden Verkünstlung zwar im- 20 mer unvernünftiger und taktloser, aber auch immer lebendiger, und oft selber bis zu gichterischen Krämpfungen lebendig wird, läßt auch die taumelndste Zeit nie ohne vielseitige Sorgfaltsmaßregeln für die Armen, und in den Schreckenstagen, in denen die Ungenügsamkeit aller ephemerischen Armensorge auffällt, 25 schwillt die Almosenader unter diesen Umständen oft an Orten auf, wo man fast keinen Tropfen Blut von wahrer Liebe für die Armen mehr ahnden dürfte. Diese Augenblicksaufwallung der menschlichen Almosenader kann aber der Armuth im wesentlichen nicht helfen, bis die Überzeugung a l l g e m e i n e r wird, daß 30 im Menschen, folglich auch im armen Menschen Kräfte, die für jeden, der sie zu benutzen weiß, unerschöpfliche Schätze sind, verborgen liegen. Doch es sind eben Tage der höchsten Noth, die Wahrheiten dieser Art in die Köpfe von Menschen bringen, in die sie am vorzüglichsten hineingebracht werden sollten, und wills 35 Gott werden auch unsre jetzigen Tage etwas dazu beytragen, daß auch von der nur Geld und Lust und Ehre suchenden Welt doch allmählig wird erkannt werden, daß ein wohlbesorgtes armes Kind mehr abträgt, als ein wohl besorgtes Merinos, daß aus der

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Armuth und Elend zu einem glücklichen selbstständigen Menschenleben erhobene Dörfer mehr Ehre bringen, als Prachtsäle für Musik und Tanz, und daß aus der Verwilderung zum Dank und zum Diensteifer erhobene Menschen mehr Lust und Freude 5 gewähren, als ganze Ställe voll Prachtpferde, Jagdhunde und selber auch noch so viele dumme schlechte Kerls, die in Prachtlivreen hinten und vornen an deinem Wagen stehen und dich an deinem Tisch und wo du gehst und stehst, geniren. Doch auch jetzt, wo alles dieses noch gar nicht allgemein er10 kannt wird, geschieht noch viel für den Armen und kann viel für ihn geschehen; und es ist so leicht und es thut so noth, daß jetzt für den würdigen oder unwürdigen Armen gesorgt werde. Es thut noth, daß den Armen geholfen werde. Die Neigung dazu wird auch in dem Grad allgemeiner, je mehr die Wahrheit, wie 15 leichter es ist und wie nützlicher es gemacht werden kann, an Tag gefördert wird. Ich gehe hier einen Augenblick ins Detail. J e besser ein Privathaus für sich selbst, für seinen Broderwerb, für seine Erziehung, selber für seine Annehmlichkeiten solid eingerichtet, 20 desto leichter ist es ihm, einen Armen in sein Haus aufzunehmen, ihm für die Geschäfte in seiner Werkstätte, in seinem Keller und in seinem Garten Arbeit zu geben, ihn durch diese Arbeit verständig, gewandt und brauchbar zu machen. Wie für die Menschheit und für die Menschenbildung unaussprechlich weit führende 25 Schritte in der Hand der arbeitenden Stände wären, wenn sie diesfalls ihre Lage richtig erkennten, das fällt bey näherer Ansicht des Gegenstands ganz auf. Es ist in ihrer Hand, tausend und tausend ausgezeichnete talentvolle Jünglinge und Mädchen aus dem Sumpf der Landesverkünstlung, in dem sie nicht etwa 30 wie die glücklichern Fröschen oben auf schwimmen, hüpfen und quacken, sondern als zertrettene Würmer in seinem tiefsten Kot stecken geblieben, daraus zu erretten, und ihre Kräfte im Dienst der Menschheit und des Staats in Thätigkeit zu setzen. Wahrlich, der Vortheil wäre nicht bloß allein auf Seiten der Armen, und wir 35 wissen nicht, wie viel die reichen und auf Notabilität Anspruch machenden Haushaltungen dadurch gewinnen würden, wenn einmal die schwächlichem Kinder dieser anmaßvollen Zeitnotablen mit den kraftvollen, anmaßungslosen Kindern der, nach den Zeitregistern der Städte und Orte unnotablen, aber nach den

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Gesetzen der Menschennatur höchst notablen niedern Stände in nähere Berührung kommen würden. Mehr als dem Menschen von bürgerlicher Betriebsamkeit öffnen sich dem Lehnherrn, so wie jedem größern Gutsbesitzer unermeßliche Mittel, der Volkserziehung und der Armuth des Lan- 5 des Vorsehung zu thun. Im Besitz des Bodens und durch denselben zu seinem Anbau genöthigt, folglich an die ersten und einfachsten Culturmittel unsers Geschlechts angebunden, kann der größere Landeigentümer die Kräfte armer Kinder Jahr aus und ein mit seinem Vortheil benutzen. Je mehr er sie übt, je io höher er ihre Fertigkeiten diesfalls benutzt, desto größer ist auch der Vortheil, den er aus ihnen ziehen kann, oder den er ihnen als ein Werk der christlichen Barmherzigkeit zu ihrem Segen und zum Heil ihrer Kinder und Kindskinder selbst lassen kann. Es kostet den Landeigentümer nichts, neben jedem paar Ochsen, is die er aufzieht, damit sie ihm pflügen, auch ein paar Kinder zu erziehn, damit sie ihm so lange im Dienst bleiben, als ungefähr ein Ochs dienstfähig ist; aber wenn er sie zu selbstständigen Menschen erhebt, welch einen Genuß hat er von ihnen, und wenn er auch nur ein wenig Humanität in ihre Benutzung hineinbringt, 20 so kanns seinen Armen wirklich wohl bey ihm werden. Er kann sie ohne Müh' und Kosten mit seinem Nutzen über die Stumpfheit und Unbehülflichkeit des gemeinen Bauern und Taglöhners und dahin erheben, daß sie unter ihren Mitlandleuten als vorzügliche Arbeiter und Beyspiele dastehen, und auf die allgemeine 25 Beförderung des Feldbaus in einem Land vorzüglich gut einwirken können. Jeder große Lehenherr, der nicht lieber seine meiste Zeit bey Hof in der Hauptstadt, im Wald oder bey den feinern oder rohern Minucies der sinnlichen Zerstreuungen, die auf seinem Landhof möglich sind, zubringt, kann auf dieser Bahn im 30 Kreis seiner Lage dahin kommen, zum großen Nutzen des Staats und zur Äufnung und Förderung der ersten Stützen einer allgemeinen wahren Nationalcultur allmählig selber den schlechtesten und unbehülflichsten seiner Dienstleute zu Erblehen-Leuten, d. i. zu selbstständigen Eigentümern kleiner Besitzungen zu machen, 35 durch welche der Abtrag des Lands und mit ihm der Werth desselben, die Bevölkerung und der Wohlstand seiner Herrschaft ohne sein Zuthun zu seinem Nutzen auf eine Höhe gebracht werden kann, zu der derselbe ohne die Selbstständigkeit der Land-

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a r b e i t e r , die er durch Wohlthätigkeit an die Armen bewirken kann, niemal gekommen wäre. Fast die nehmliche Gelegenheit, den Armen zu helfen und zu ihrer Bildung selber mit ihrem Vortheil einzuwirken, hat in 5 großen und kleinen Städten jeder, der an der Spitze großer oder kleiner Fächer irgend eines bedeutenden Fachs der Industrie steht; diese wissen alle, daß der Menschen Hände Goldgruben sind, wenn sie wohl benutzt werden, und sie sind alle in der Lage, auf die Bildung, den Wohlstand und die Erziehung des Volks io wesentlichen Einfluß zu haben, wenn sie einerseits etwas dafür thun, die Kinder ihrer Arbeiter zur Solidität in dem Umfang der Kenntnisse und Fertigkeiten, die das Fach ihrer Industrie selber voraussetzt, zu bilden, anderseits Einrichtungen treffen, daß sie von ihrem Verdienst Sparpfenninge beyseits legen und 15 dadurch schon in ihren jüngern Jahren zum Anfang eines kleinen Eigenthums gelangen. Es ist nicht zu berechnen, was durch die Achtung für das Eigenthum und durch den Geist der Sparsamkeit, durch den der Arme allein zu einem Eigenthum zu gelangen vermag, zur Er20 hebung der Ehrenfestigkeit und Sittlichkeit unter den Armen eingewirkt werden kann. Was diesfalls einzelne Innhaber von Fächern großer Industriezweige können, das können in größern und kleinern Städten, und zwar noch in einem höhern Licht, auch Vereinigungen edler Menschen durch Armenschulen, in denen 25 nicht bloß einige isolirte Arbeitsgattungen gelehrt, sondern die geistigen und physischen Kräfte, welche den Umfang aller weiblichen und männlichen Industrie zu ihrem Fundament haben, geübt, und die Kinder der Armen allgemein unterrichtet und zu einem hohen Grad von Fertigkeit gebracht werden. Es ist gewiß, 30 daß auf diesem Weg die arme städtische Jugend wieder zu dem Grad des Broderwerbs der häuslichen Selbstständigkeit und der damit so innig verbundenen Ehrenfestigkeit und Sittlichkeit erhoben werden kann, dessen Zeitbedürfnis so innig und allgemein gefühlt, und wodurch zugleich die Unabhängigkeit der städtischen 35 Arbeitsbedürfnisse vom Ausland und die großen Ersparnisse, die dadurch für die Städte erzielt werden könnten, angebahnt und allmählig immer allgemeiner gemacht und sicher gestellt werden könnten. Endlich ist für den höchsten Schritt der Volkserziehung und 19 Pestalozzi Werke Bd. 25

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Armenbildung noch der hohe W e g der Vereinigung der l a n d w i r t schaftlichen Cultur mit Unternehmungen der bürgerlichen Industrie a n d e n O r t e n offen, wo die A r m u t h des L a n d e s u n d seine Unfruchtbarkeit durch den Feldbau der bestehenden Bevölker u n g nicht genugthuende Ressourcen, oder besondere Lokalität 5 der Vereinigung der landwirtschaftlichen u n d bürgerlichen Industrie v o n selbst vortheilhaft einlenkt u n d sichert. Diese Vereinigung der Vortheile der ländlichen u n d der bürg e r l i c h e n I n d u s t r i e , w o sie i m m e r t h u n l i c h , w a r v o n J u g e n d a u f d e r G e s i c h t s p u n k t , w o i c h g l a u b t e , d i e w a h r e u n d a l l g e m e i n e io B a s i s aller V o l k s b i l d u n g u n d V o l k s c u l t u r z u erzielen, u n d w o durch das höchste Resultat der Landesbevölkerung u n d des Landes W o h l , w e n n es w o h l geleitet, m i t Solidität erzielt w e r d e n k a n n . I c h selbst h a b e v o r m e h r als vierzig J a h r e n a u f m e i n e m N e u h o f eine A r m e n a n s t a l t errichtet, deren Basis auf der Ver-15 einigung der l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n Cultur mit einem Zweig unserer I n d u s t r i e b e r u h e n sollte. Meine U n g e s c h i c k l i c h k e i t m a c h t e den schönen Versuch mißlingen. Aber selbst in seinem Mißlingen h a b e ich seine W a h r h e i t im h ö c h s t e n G r a d e r k e n n e n gelernt; a u c h i s t m i r d i e s e s G u t u m d i e s e s V e r s u c h e s u n d a u c h u m d e r l a n g e n 20 T r a u e r willen, in die m i c h dieser V e r s u c h s t ü r z t e , u n a u s s p r e c h l i c h lieb. I c h h a b e dasselbe n u n ü b e r vierzig J a h r e zu m e i n e m f o r t d a u e r n d e n S c h a d e n behalten. E s k o s t e t m i c h sicher z w e y m a l m e h r , als es w e r t h ist; a b e r d a s A n d e n k e n a n die T a g e , i n d e n e n i c h d a r a u f l e b t e , i s t m i r m e h r a l s G e l d , u n d d e r s e i t d i e s e r Z e i t 25 i m m e r m e h r wachsende G e d a n k e : d u k a n n s t noch einst eine A r m e n a n s t a l t d a r a u f e r r i c h t e n , m a c h t e es m i r u n m ö g l i c h , es z u verkaufen. Diese Ansicht f ü h r t e mich sehr jung zu f r ü h e n mißr a t e n e n Versuchen, i m Geist dieser Vereinigung; d o c h sind die V o r t h e i l e d e r s e l b e n m i r b i s a u f d i e s e S t u n d e i n i h r e r g a n z e n so Wichtigkeit u n d W a h r h e i t klar vor den Augen geblieben. Ich habe auch jetzo noch bey meinen abgeänderten Grundsätzen über das, was f ü r der A r m e n Heil wesentlich n o t h t h u t , a u c h noch jetzt eine A r t v o n Gelüst, der m i c h unwiderstehlich d r i n g t , k e i n e Z e i t z u v e r s ä u m e n , u m w e n i g s t e n s a u c h e t w a s v o n 36 m e i n e n ehemaligen Z w e c k e n auf diesem H o f zu erzielen. I c h werde a u c h in k ü n f t i g e m F r ü h j a h r u n g e s ä u m t die n ö t i g e n Einrichtungen treffen, u n d dieselben nach den beschränkten ökonomischen u n d pädagogischen Mitteln, die ich m i r j e t z t n o c h a u f die-

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sem Hof verschaffen kann, erzielen zu lassen suchen, muß aber jetzo mir feyerlich vorbehalten, daß ich diesen Schritt durchaus nicht als den wirklichen Anfang meiner eigentlichen Armenerziehungsanstalt, zu deren Begründung meine Stiftung bestimmt 5 ist, angesehen wissen will. Die Wichtigkeit dieses letzten Schritts meines Lebens fordert die höchste Sorgfalt in der Vorbereitung ihrer Mittel, und diese will ich meiner Armenanstalt angedeihen lassen, ehe ich sie als eigentlich angefangen erkläre und angesehen wissen will. Das festina lente ist ein Wort, dem ich in io meinem Leben nie folgte; aber es hat mich auch tausend Thränen und tausend Opfer gekostet, daß ich es nie that, und jetzt am Band meines Grabs will ich doch nicht noch den Segen der letzten und wichtigsten Handlung meines Lebens mir durch eben diesen Fehler vor meinen Augen zu Grund richten. 15 Indessen kann ich bey der Leichtigkeit und Wohlfeile, mit welcher arme Kinder auf einem jeden Gut erhalten werden können, leicht vorläufig diesfalls etwas Weniges in der Zwischenzeit thun, die ich nicht nöthig habe, das Bessere und Wesentliche, was ich eigentlich suche, zu begründen, und es liegt mir äußerst dran, 20 daß in den Zeiten der gegenwärtigen Noth und Gefahr des Vaterlands alle möglichen Schritte für die Rettung der Armen gethan werden, und insonderheit die Vereinigung der jetzt so wenig abträglichen Artikel der vaterländischen Industrie mit dem höchsten Raffinement in der Benutzung des Bodens und in Verbin25 dung mit den ausgedehntesten Kenntnissen der häuslichen Ersparnisse auf allen Punkten des Vaterlands und mit allen Vortheilen der Localitäten versucht werde. Ich habe mich noch Anno 1812 in der Wochenschrift für Menschenbildung S. 218 ganz in diesem Geist ausgesprochen. Das Ideal, das ich in dieser Stelle so und in dem ganzen (ungedruckten) Aufsatz, wovon diese Stelle ein Bruchstück ist, aufgestellt, ist mir auch heute noch in sehr vielen Theilen befriedigend. Seine Ausführung ist leicht, und die Vortheile, die die Vereinigung der ländlichen Lage mit der bürgerlichen Kunstbildung zu gewähren vermag, sind eigentlich un35 ermeßlich. Ich habe durch mein Leben gestrebt, zur Möglichkeit der Ausführung dieser Idee zu gelangen, und segne heute den Mann, der die Ausführung dieser Idee mit der Liebe und Religiosität beginnen möchte, die zur Ausführung in ihrem Geist und in ihrer Wahrheit wesentlich ist, und im Landwirthschaft-

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liehen und Industriösen die vollendete Reifung der Kenntnis besitzt, die hiefür nothwendig ist. Für ihre Ausführung ist jeder der verschiedenen Wege, auf denen der Noth des Volks durch Beförderung seiner Cultur Hand gebothen werden kann, wichtig. Aber alle diese auf tausenderley Art modifizirte Mittel, dem 5 Nothverderben der Armuth abzuhelfen, sind durchaus nicht als wahre Mittel der Nationalhülfe und eines genugthuenden öffentlichen Einflusses gegen die jetzige Noth der Armuth anzusehen. Sie gleichen in ihrer Ausführung gar oft dem Thun eines Mannes, der einem Armen, der ohne Hosen und Strümpf im Schnee vor io seinem Fenster bettelt, ein paar Schuhschnallen zum Almosen darwirft; und auch bey einer bessern, auch bey der besten Ausführung sind sie durchaus nicht geeignet, mit Kraft und Erfolg gegen die Urquellen unsers diesfälligen Nationalverderbens zu wirken. Wir wissen, daß dieses in t i e f f e s t s t e h e n d e n , in 15 unser ganzes Seyn und Thun eingreifenden und unsere Geistes- und H e r z e n s s t i m m u n g b e h e r r s c h e n d e n Ansichten, Gesinnungen, Gelüsten und Gewohnheit e n u n s e r s a l l g e m e i n e n Z e i t l e b e n s und der Unnatur unsrer diesfälligen Verkünstlung zu suchen, und wir wissen eben so, 20 daß unserm diesfälligen Nationalverderben unmöglich solid abzuhelfen ist, als durch Mittel und Maßregeln, die durch ihr Wesen tief und beherrschend in diese Urquellen unsers Verderbens, in die Ansichten, Gesinnungen, Gelüste und Gewohnheiten unserer Zeitwelt und unsers Zeitlebens einzugreifen geeignet sind. 25 Sehen wir sie näher an, alle diese oben berührten üblichen Mittel der Armenhülfe, so können wir uns nicht verhehlen, sie mangeln im allgemeinen a l l e die feste Sicherheit des innern reinen Geists aller wahren, tief greifenden Menschenbildung, den göttlich gegebenen V a t e r - u n d M u t t e r t r i e b , den göttlich 30 erhebenden R e i z des K i n d e r s i n n s , die ewig nie über den engen Kreis der häuslichen Verhältnisse hinausgehende R e i n h e i t d e r B r u d e r l i e b e u n d S c h w e s t e r t r e u e ; sie mangeln alle die S i c h e r h e i t u n d C o n t i n u i t ä t des Zusammenhangs der sinnlichen Reize des Glaubens und der Liebe mit gleich kraft- 35 vollen, das Ganze der Menschennatur in Freyheit und durch Überzeugung ergreifenden Reizen der geistigen und physischen Thätigkeit. Sie mangeln alle des hohen heiligen Einflusses der Wohnstuben. Sie sind alle einerseits d u r c h i h r e ä u ß e r e

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Größe der gemüthlichen Innigkeit des häuslichen Lebens beraubt, die nur im engen Kreis kleiner enger Verhältnisse statt finden; anderseits haben sie in ihrem Wesen immer mehr den K r a f t a u s d r u c k der öffentlichen oder wenigstens äußern Geß walt, als den S e g e n s n a c h d r u c k des häuslichen Heiligthums. Und wer kann es sich verbergen, welch unväterlichen und unmütterlichen Menschlichkeiten solche Anstalten durch ihre Umgebungen und besonders durch allerley Einfluß und Interesse von Seite der Direktoren, Verwalter, Ökonomen etc. etc. solcher An10 stalten ausgesetzt werden können ? Wer kann die Schwierigkeiten, die hieraus für das innere, heilige Wesen der wirklichen Menschenbildung in solchen Anstalten statt finden können, berechnen? Sie, diese A n s t a l t e n , sind zwar bey dem gegenwärtigen Zustand der Volksnichtcultur und seiner sittlichen, geistigen und 15 häuslichen Verkünstlungsverödung und der daraus entstandenen und hie und da dem Staat selber über den Kopf wachsenden großen Allgemeinheit des Nothzustandes des Volks gegenwärtig nothwendig und dringend, und Gott gebe, daß das Herz der Zeitwelt sich immer hiefür erhebe und sich der Noth und der Zurück20 Setzung der Armen in allem dem, was sie an Seel und Leib bedürfen, auch nach den beschränkten Ansichten der Zeit erbarmen; aber daß wir dabey doch nicht vergessen, daß gute Anstalten für Feuers- und Wassersnoth doch noch nicht gute Volksbildungsanstalten sind. Wohl können Vorsichtsmaßregeln gegen die Ent25 stehung von Feuers- und Wassersnoth auf eine Art unter die Rubrik der Volksbildungsanstalten gebracht werden, aber die Anstalten für die wirklich eingebrochene Feuers- und Wassersnoth können unmöglich dazu gezählt werden. Der einzige sichere B o d e n , auf dem wir Volksbildungs-, Na30 tionalcultur- und Armenhülfe halber zu stehen suchen müssen, ist das V a t e r - und M u t t e r h e r z , das d u r c h die U n s c h u l d , W a h r h e i t , K r a f t und R e i n h e i t i h r e r L i e b e den G l a u ben der L i e b e in ihren K i n d e r n e n t z ü n d e t , d u r c h d e s sen I n n e r e s alle L e i b s - und S e e l e n k r ä f t e der K i n d e r 36 zum G e h o r s a m in der L i e b e und zur T h ä t i g k e i t im G e h o r s a m v e r e i n i g t w e r d e n . Im H e i l i g t h u m der Wohns t u b e n ist es, wo das Gleichgewicht der menschlichen Kräfte in ihrer Entfaltung gleichsam von der Natur selbst eingelenkt, gehandhabt und gesichert wird, und auf diesen Punkt ist es, auf

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welchen von Seite der Erziehungskunst hingewirkt werden muß, wenn die Erziehung als Nationalsache dem Volk wahrhaft Vorsehung thun und in seinem Bildungseinfluß das Äußere des menschlichen Kennens, Könnens und Treibens mit dem innern, ewigen, göttlichen Wesen unserer Natur in Übereinstimmung 5 bringen soll. Wenn das Wort wahr ist: Inventis facile est addere, so ist noch unendlich wahrer: Zu dem vom gegebenen innern,ewigen Gut der Menschennatur ist das äußere Gute, das die menschliche Kunst unserm Geschlecht geben kann, leicht hinzuzusetzen; aber io das umzukehren, und das göttliche, ewige Gut der Menschennatur aus der Armseligkeit unserer von ihrem göttlichen Fundament entblößten menschlichen Kunst hervorgehen machen zu wollen, ist die Sache der tiefsten Verwirrung unserer armseligen Zeitverkünstlung. Die Wohnstube des Volks, ich sage nicht die is Wohnstube des Gesindels, das Gesindel hat keine Wohnstube, ich sage die Wohnstube des Volks ist gleichsam der Mittelpunkt, worin sich alles Göttliche, das in den Bildungskräften der Menschennatur liegt, vereinigt. In ihr, wo von Gottes wegen Schätze der K r a f t vorliegen, hat die Kunst leicht, das Schärflein ihres 20 Diensts ihnen beyzulegen; wo aber die Kunst, den heiligen Ort der Weihe ihrer K r a f t nicht achtend, ihr armes Schärflein außer diesem Mittelpunkt des Glaubens und der Liebe in den K o t h der Welt hineinwirft, oder es gar als ein Götzenopfer auf den Altar ihrer Selbstsucht hinlegt, und ohne Vater und Mutter und ich 25 möchte sagen ohne Gott und ohne Wohnstuben die Kinder der Menschen erziehen will, da ist die Kunst ihr weniges, weil sie es zu nichts hinzulegt, und ihr weniges wird dann nichts, und wann es einmal nichts ist, so erwahret sich dann in ihm das W o r t : «Wer nichts hat, von dem wird auch das genommen, was er hat», und 30 wir dürfen es uns nicht verhehlen, unser Zeitgeist hat uns dahin gebracht, daß wir der Wohnstuben und ihres Segens halber beynahe in den Lüften schweben. Wir sind nicht nur im Aeußern unsers Zeitlebens und seiner Gewohnheiten, Formen und Anmaßungen halber für den reinen 35 Genuß der bildenden Wohnstuben zu Grund gerichtet. Unser verkünstelte Zeitgeist h a t auch den Einfluß, den der religiöse Sinn unsrer Väter auf diesen Mittelpunkt des menschlichen Wohlstands macht, zernichtet. Dieser religiöse Geist, der das Heil der

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stillen, b e s c h r ä n k t e n häuslichen Verhältnisse m a c h t e , ist in u n s r e r M i t t e alles i n n e r n L e b e n s b e r a u b t , z u e i n e m r ü s t i g e n R a i s o n n i r geist ü b e r alles Heilige u n d G ö t t l i c h e v e r s u n k e n . D o c h m ü s s e n wir a u c h gestehen, die erste Quelle des eigentlichen Gifts unsrer 5 V e r k ü n s t l u n g , d e r religiöse S i n n der Zeitwelt scheint i m I n n e r s t e n seiner verderblichen K r ä f t e erschüttert; der Segensgeist der w a h ren Christuslehre scheint mitten im Verderben unsers Geschlechts wieder tiefere Wurzel zu schlagen u n d in tausend u n d t a u s e n d M e n s c h e n inneres, reines L e b e n z u e r h a l t e n , u n d es ist w a h r l i c h io n u r a l l e i n v o n d i e s e r S e i t e z u e r w a r t e n , d a ß w i r u n s V o l k s b i l d u n g halber wirklich zu Maßregeln erheben werden, die geeignet sind, m i t genügsamer K r a f t in die Ansichten, Gesinnungen, Gelüste u n d G e w o h n h e i t e n unsers Zeitlebens einzugreifen, die wir als die Urquelle unsers Volksverderbens und unsers Zeitunglücks an15 s e h e n u n d a n e r k e n n e n m ü s s e n . E s i s t n u r v o n d i e s e r S e i t e z u erwarten, d a ß wir die w a h r e n u n d einzigen Mittel der Volksbild u n g u n d Nationalcultur, die G o t t selbst in d e n Schooß der W o h n s t u b e n gelegt, u n d dieselben v o m A n f a n g der T a g e bis auf h e u t e d u r c h die unauslöschlichen Triebe des Vater- u n d Mutter20 h e r z e n s b e l e b t e r h a l t e n , m i t K r a f t e r g r e i f e n u n d z u u n s e r m S e g e n benutzen werden. D a s g r o ß e diesfällige Zeitübel u n d d a s große, fast unübersteigliche H i n d e r n i s d e r W i r k u n g aller soliden Mittel d a g e g e n ist dieses: U n s e r e Z e i t v ä t e r u n d Z e i t m ü t t e r s i n d f a s t a l l g e 25 m e i n a u s d e m B e w u ß t s e y n , d a ß s i e e t w a s , d a ß s i e a l l e s für die E r z i e h u n g ihrer K i n d e r t h u n k ö n n e n , herausg e f a l l e n . Dieser große Abfall der Väter u n d M ü t t e r v o m Glaub e n a n sich selbst ist die allgemeine Quelle d e r Bodenlosigkeit unsrer Erziehungsmittel. 30 U m also d e r Volkserziehung als N a t i o n a l s a c h e u n d i m allgemeinen aufzuhelfen, ist vor allem aus nothwendig, d a ß das Selbstb e w u ß t s e y n d e r E l t e r n , d a ß sie e t w a s , d a ß s i e v i e l , d a ß s i e a l l e s für die Erziehung ihrer K i n d e r t h u n können, in ihnen wieder belebt werde. Die Väter u n d Mütter der Zeit müssen vor allem aus S5 w i e d e r d a h i n g e b r a c h t w e r d e n , e s l e b e n d i g i n s i c h s e l b s t z u f ü h l e n , w i e e r h a b e n sie d e r E r z i e h u n g i h r e r K i n d e r h a l b e r o b a l l e n d e n e n stehen, die als L e h r e r u n d G e h ü l f e n einer Sache, die v o n G o t t e s u n d ihres Gewissens wegen die Sache der E l t e r n ist, i h n e n a n die H a n d g e h e n , u n d es ist v o n dieser Seite d r i n g e n d , d a ß d a s G e f ü h l

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der Alten, daß jedes Kind, das Vater und Mutter verloren, auch dann noch eine arme bedauernswürdige Wayse sey, wenn sein Vogt schon in der Lage ist, aus den Erziehungsherren der Welt den ersten Mann für dasselbe zum Erzieher auszuwählen und zu bezahlen, in der öffentlichen Meinung wieder erneuert und allge- 5 mein gemacht werde; und noch dringender als dieses ist, daß die hohe himmlische Wonne, die der persönliche Vater- und Muttereinfluß auf die Bildung ihrer Kinder dem Menschenherzen der Eltern beschert, im Nationalgeist wieder mit der Lebendigkeit anerkannt werde, die nothwendig ist, um die heilige Sehnsucht io nach dem ausgedehntesten Genuß dieses Einflusses in den Herzen der Eltern allgemein wieder reg zu machen. Es ist dringend, daß die Eltern unsrer Zeit wieder zum Gefühl der innern öden Leerheit gebracht werden, in die jede Menschenseele versinken muß, die die Vater- und Mutterkraft für die Bildung und Erziehung 15 ihrer Kinder in sich selber verloren. Es ist dringend, daß die Zeitwelt sich schnell überzeuge, daß sie durch den Verlust des Vater- und Muttereinflusses auf die Menschenbildung beydes, nicht nur die hohe bürgerliche Sicherheit und Befriedigung unsrer Väter in allen Ständen verloren, sondern auch das heiligste Fun- 20 dament eines reinen, edeln, christlichen Hauslebens in sich selber zu Grund gerichtet. Es ist dringend, daß die Väter und Mütter unsrer Zeit sich in ihren Haushaltungen in dieser Hinsicht wieder orientiren und fühlen und erkennen lernen, was sie von Gotteswegen und mit ihren göttlich einwohnenden Kräften ihren Kin- 25 dern sind und seyn sollen. Es ist wichtig, daß sie wieder zum Gefühl der höchsten Kraft der Menschlichkeit, die in ihnen liegt, emporgehoben, und die Mütter ihre glühende Liebe zum Säugling und ihre unerschöpfliche Kraft, ihm zu dienen, forthin und immer mehr nicht bloß als einen sinnlichen Naturtrieb, den sie 30 mit den Thieren des Feldes gemein haben, ansehen, sondern in ihm eine der menschlichen Natur eigene göttliche Kraft erkennen lernen, durch welche sie in Stand gesetzt werden, die hohe göttliche Vereinigungskraft aller Anlagen und Triebe der Menschennatur, Glauben und Liebe von der Stund seiner Geburth an im 35 Kind zu erzeugen und in der Bildungsepoche des Kindes, die in ihrer Hand ist, als göttliches Erziehungsprinzip zur Menschlichkeit festzuhalten. Es ist dringend, daß der Vater seine eigene Kraft seiner Liebe eben wie die Mutter nicht als eine sinnliche

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Kraft seiner männlichen Selbstsucht, sondern als eine göttliche Kraft ansehe, sein Kind zum Gehorsam des Glaubens und durch den Gehorsam des Glaubens zu aller Thätigkeit in vielen guten Werken hinzuführen. Es ist dringend, daß die Väter und Mütter 5 aller Stände wieder einmal lebendig erkennen lernen, daß die hohe Kraft der Erziehungskunst von Gottes wegen in ihnen liegt, und daß die Wahrheit ihres Glaubens an Gott mit dem seelerhebenden Gefühl dieser Kraft innig verbunden ist, und sich in jedem Fall in der göttlich und menschlich belebten Neigung, in der io Wahrheit und im Geist dieser Kraft für ihre Kinder zu leben, offenbart. Man darf sich nicht verhehlen, es ist in dem Zusammenhang des Innern und Aeußern unsers Gegenstands, es ist in dem Übergewicht, das seinem Innern über sein Äußeres gegeben wird, wodurch es allein möglich ist, die wahren Mittel zu finden, 15 einer wirklichen Volks- und Nationalcultur entgegen zu schreiten und den Übeln unserer diesfälligen Nationalverirrungen mit Erfolg entgegenzuwirken. Ich will die Maßregeln nicht berühren, die von Seite der Kirche und des Staats genommen werden sollten, um diesfalls wieder 20 einen bessern Geist in das Herz der Haushaltungen hineinzubringen; ich will nur die Mittel berühren, die von einer erleuchteten und menschenfreundlichen Pädagogik diesfalls ausgehen könnten. Die vereinigten Freunde der Erziehung sollten vor allem aus 25 für ein allgemeines Volksbuch sorgen, das geeignet wäre, die Väter und Mütter aller Stände den ganzen Umfang ihrer Kraft für die Erziehung ihrer Kinder fühlen zu lernen. Dies wäre ein Mutter-, ein Wohnstubenbuch. Dieser Endzweck fordert in der Lage, in die uns das Verderben unsers Zeitgeists diesfalls gesetzt 30 hat, vor allem Aufweckungsmittel gegen die Schlafsucht, in die uns die Ansichten, Gesinnungen, Gelüste und Gewohnheiten der Zeit über unsern Gegenstand versetzt haben. Es fordert vielleicht eine Herculesarbeit, es fordert die Vereinigimg der höhern Menschlichkeit unsers Zeitalters, es fordert die Vereinigung der 35 ausgezeichnetsten Kräfte der Gemüthlichkeit, der Einsicht und der Kunstkraft unsers Geschlechts zur allmähligen Verfassung und Vervollkommnung eines solchen M u t t e r - oder W o h n s t u benbuchs, das mit gesichertem Erfolg dahin wirken soll, den Glauben der einzelnen Väter und einzelnen Mütter aller Stände

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an sich selbst und an ihre Kraft auf die Bildung und Erziehung ihrer Kinder in ihnen von neuem zu beleben. Es soll mit lebendiger Kraft das Gemüth der Väter und Mütter zu den Lieblichkeiten ihrer diesfälligen Pflicht hinreißen, es soll in einfachen Darstellungen und mit überzeugender Heiterkeit die vielseitigen La- 5 gen und Umstände entfalten, die den Müttern und Vätern in der Wohnstube von der Wiege an in der Hand liegen, ihre Kinder zu den Übungen ihrer Sinne, zu erhebenden Gefühlen ihres innern Lebens, zu bildenden Anschauungen ihrer Umgebungen und zu allmähligen, psychologisch eingelenkten, stuffenweise vorschrei- io tenden Anschauungserkenntnissen der Gegenstände der Natur und der Kunst einzulenken, in deren vollendeten Erkenntnis die Anfangspunkte der wissenschaftlichen Ansicht dieser Gegenstände wahrhaft und naturgemäß vorliegen. Es soll endlich Vätern und Müttern mit eben der Einfachheit die Mittel vorlegen, die 15 Denkkraft ihrer Kinder in Stuffenfolgen zu bilden, die ihr Resultat unfehlbar machen, sowie sie zu den verschiedenen Fertigkeiten zu gewöhnen, die alle Kunst- und Berufsbildung des Menschen voraussetzt; mit einem Wort, es soll mit der höchsten Einfachheit und Kunst dahin wirken, das Wollen, Kennen und Kön- 20 nen des Guten unsers Geschlechts auch in den Wohnstuben der Armen durch ausführbare Mittel in den Kindern auf eine, mit dem Wesen der Menschennatur übereinstimmende Weise zu entfalten. Es ist aber unmöglich, zu diesem Ziel zu gelangen, und dieses 25 Buch ist wesentlich so lang unausführbar, wenn die Bemühungen dafür nicht von einer anhaltenden und fortdauernden Erforschung der Mittel und Wege unterstützt sind, wie die Menschennatur selber jede einzelne Kraft unsers Geschlechts nach eigenen Gesetzen entfaltet und dann hinwieder diese einzelnen Kräfte so nach höhern Gesetzen mit der Gesammtheit ihrer Kräfte in Übereinstimmung bringt. Die Bemühungen der Menschenfreunde zur Anbahnung und Begründung einer realen National- und Volkscultur müssen also von einer sorgfältig erhaltenen Fortdauer der Erforschung der Wege der Natur selber in der Entfaltung unsers 35 Geschlechts ausgehen und darauf gegründet werden. Zu diesem Endzweck ist drittens eben so wichtig, daß der erwähnte Unterricht jeder einzelnen Wissenschaft im Zusammenhang mit den Grundkräften der Menschennatur, deren Ausbil-

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dung diese Wissenschaft voraussetzt, ins Aug gefaßt und praktisch ausgemittelt werde, ob die Mittel und Übungen, durch welche diese Wissenschaft erlernt wird, auch mit dem Gang übereinstimmen, durch welchen die Natur der Kräfte, deren Ausbil5 dung diese Wissenschaft voraussetzt, selber entfaltet wird; und eben so muß bey dem Nachforschen in dem Gang der Natur in der Erlernung jeder Wissenschaft ausgemittelt werden, was in jeder Wissenschaft die Bestandtheile seyen, deren Kenntnis dem Kind ltens durch die einfache Anschauung, 2tens durch das Ge10 dächtnis, 3tens durch die Einbildungskraft richtig und genugthuend beigebracht werden kann, und wie solche Bestandtheile der Wissenschaft einerseits als Mittel der Ausbildung und Übung der Grundkräfte der Natur selber können benutzt, anderseits als bloße Materialien für die Erlernung dieser Wissenschaft können 15 herbeygeführt werden, ehe die Zeit, das Alter und die Geistesund Kunstkräfte wirklich da sind, die die eigentliche Erlernung dieser Wissenschaft als gebildet voraussetzt, so wie man oft lange vorher Holz und Stein und Kalk und Sand an einen Bauplatz herbeyführt, ehe man daran denkt, das Gebäude aufzuführen, 20 für welches diese Materialien lang zum voraus brauchbar vorliegen. Eben so wesentlich ist es für den Endzweck, eine wirkliche allgemeine Volks- und Nationalcultur einzulenken und zu begründen, daß die Bemühungen, Sprach, Zahl und Form als reine 25 Elemente des Denkens zu benutzen, mit der höchsten Thätigkeit und Sorgfalt fortgesetzt und in ihrer Anwendung mit den Elementarübungen, durch welche sich die gemüthlichen K r ä f t e des Glaubens und der Liebe, so wie die Elemente der physischen Thatkräfte unsers Geschlechts naturgemäß entfalten, in Über30 einstimmung gebracht werden. Dieses offenbare Bedürfnis der Anbahnung einer wahren Nationalcultur führt dann ferner zu der Notwendigkeit, die Zahl und Form als geistige Mittel aller Kunstkräfte mit einer Elementarbildung der physischen Ausübungskräfte aller Kunst, die vor35 züglich von der elementarischen Ausbildung des Augs und der Hand abhängen, zu verbinden, und überhaupt die Einführung einer allgemeinen Gymnastik der physischen Kräfte unsrer Natur hinzulenken. Es ist auf der einen Seite gewiß, ein Kind, das in Zahl und Form elementarisch genugsam geübt ist, besitzt in sich

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selbst d a s Geistige d e r K u n s t k r ä f t e aller m e n s c h l i c h e n B e r u f e i n seinem ganzen Umfang, u n d h a t b e y m Eintreten in irgend einen K u n s t b e r u f n u r noch die mechanischen ä u ß e r n Fertigkeiten desselben z u e r l e r n e n ; a u f d e r a n d e r n Seite ist e b e n so gewiß, eine jede Berufsart der männlichen u n d weiblichen Industrie setzt in 6 ihrer E r l e r n u n g eine Stufenfolge der Mittel voraus, die wie in intellektueller, also a u c h in physischer Hinsicht v o m L e i c h t e r n z u m Schwerern u n d v o m E i n f a c h e m z u m Verwickeltern vorschreitet. Diese in der N a t u r unsrer K r ä f t e liegende W a h r h e i t r u f t i n R ü c k s i c h t a u f d i e E r l e r n u n g a l l e r m ä n n l i c h e n u n d w e i b - io liehen Berufsarbeiten einer Spezialgymnastik als wesentliches Vorbereitungsmittel zur Erlernung derselben, u n d jeder ernste Z w e c k , auf die wirkliche Erzielung einer Nationalcultur oder Volksbildung hinzuwirken, fordert auch hiefür die A u f m e r k s a m keit u n d Thätigkeit der Menschenfreunde. 15 E s ist a b e r u n m ö g l i c h , d a ß alle diese M i t t e l u n d A n s i c h t e n einen Realeinfluß auf die Volkscultur selbst h a b e n können, w e n n n i c h t W e g e g e f u n d e n werden, die diesfälligen K e n n t n i s s e u n d F e r t i g k e i t e n allgemein zu m a c h e n . E s ist desnahen u n u m g ä n g l i c h n o t h w e n d i g , d a ß e i n e g e g e n s e i t i g e E i n w i r k u n g d e r W o h n - 20 s t u b e n b i l d u n g u n d der Schulbildung erzielt werde. N u r d a d u r c h allein k ö n n e n diese K e n n t n i s s e u n d F e r t i g k e i t e n z u m G e m e i n g u t des Volks erhoben, u n d als wirkliche Mittel des allgemeinen H a u s u n d Landessegens angesehen u n d b e n u t z t werden. E s m ü s s e n also d u r c h a u s P r o b s c h u l e n e r r i c h t e t w e r d e n , i n w e l c h e n d i e g e i s t i g e n 25 u n d physischen Elementarbildungsmittel des Volks in ihrer ganzen R e i n h e i t u n d A u s d e h n u n g d e n K i n d e r n so weit v o n G r u n d auf eigen g e m a c h t w ü r d e n , d a ß ein jedes a u s dieser Sehlde aust r e t e n d e s K i n d m i t Sicherheit i m S t a n d sein k ö n n e , alle i n i h m in d e r S c h u l e e n t f a l t e t e n K r ä f t e u n d b e y g e b r a c h t e n F e r t i g k e i t e n 30 auch in seinen Geschwisterten genugthuend zu entfalten u n d ihnen beyzubringen, wodurch d a n n der höhere Zweck, die Eltern i m L a n d allgemein in d e n S t a n d zu stellen, nicht n u r d a s innere Wesen der Bildung ihrer Kinder, sondern auch die E i n ü b u n g ihrer ä u ß e r n F e r t i g k e i t e n i n i h r e n W o h n s t u b e n m i t e n t s c h i e d e n e m 85 Erfolg zu betreiben, angebahnt u n d allmählig mit Sicherheit erzielt w e r d e n k ö n n t e . U m a b e r a u c h n u r d a r a n zu g e d e n k e n , solche P r o b s c h u l e n einführen zu können, m ü ß t e vor allem aus f ü r das sichere D a s e y n

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von Männern gesorgt werden, welche, der Aufgabe einer solchen elementarischen Probschule mit Erfolg vorzustehen, zuverlässig gewachsen wären, und zwar in Rücksicht auf weibliche Bildung so gut als auf männliche. Es ist also, wenn man die Erzielung einer 5 psychologisch begründeten National- und Volkscultur wirklich will, dringend, daß vor allem aus eine wo immer möglich nicht ganz unbedeutende Anzahl armer Jünglinge und Mädchen von ausgezeichneten Talenten, gesicherter Sittlichkeit und erprobter Thätigkeit ausgesucht und mit der höchsten Sorgfalt zu dieser io Bestimmung ausgebildet würden, die in dem ganzen Umfang der elementarischen Entfaltung der menschlichen Kräfte und Fertigkeiten, in so weit sie allgemein anwendbar und in den Wohnstuben des Volks ausführbar sind, alles das genossen, was diesfalls gegenwärtig noch gegeben werden kann. 15 Wenn ich nun die sieben Bedingnisse, unter welchen ich selbst die A n b a h n u n g einer wahren, psychologisch tief begründeten Nationalbildung und Volkscultur allein möglich glaube, ins Aug fasse, so finde ich freylich die Sache nichts weniger als leicht. Aber unsere Landesübel sind groß, und wir dürfen nicht daran denken, 20 sie, ich möchte fast sagen, im Schlaf, und mit ganz leichten Mitteln zu besiegen. Ich wiederhole es noch einmal, die Übel unsrer Nichtcultur und unsrer Volkszurücksetzung in sittlicher, geistiger und physischer Hinsicht haben ihre Quellen in tief feststehenden, in all unser Thun und Seyn eingreifenden Ansichten, Gesin25 nungen, Gelüsten und Gewohnheiten unsers allgemeinen Zeitlebens. Ich möchte noch einmal sagen, sie gehen beynahe aus einer feststehenden Weltordnung hervor, und es müssen zur Wiederherstellung besserer Grundsätze und Mittel der Volkserziehung und der Armenbesorgung Maßregeln ergriffen werden, die 30 den Fehlern und Irrthümern, die unsern Übeln zum Grund liegen, mit Kraft entgegenwirken. Ich weiß indessen wohl, das Ziel der Umwandlung der bestehenden Volksbildungsmittel ist nur durch Zeit und Muth zu erreichen, und ich weiß wohl, daß das, was ich dazu beytragen kann, nur ein Schärflein ist zu dem gro35 ßen Opfer, das die Menschenfreundlichkeit und Erleuchtung unsers Geschlechts der Noth der Zeit darzubringen hat. Aber eben diese Noth der Zeit belebt meine Hoffnung, thausende von Menschenfreunden werden das Ihrige zur Erzielung dieses Zwecks beytragen. Ich für mich ließe es mir für mein Leben nicht neh-

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men, alles in der Welt zu versuchen, um durch mein Schärflein mit der möglichsten Sorgfalt zu diesem Endzweck mitzuwirken. Ich bin auch wirklich durch den Gang meines Lebens dahin gelenkt worden, in verschiedenen Gesichtspunkten, vielleicht mehr als viele andere, zu diesem Ziel beytragen zu können. Die sieben 5 Bedingnisse, unter denen ich die Anbahnung einer allgemeinen National- und Volkscultur allein möglich glaube, sind größtentheils wesentliche Gegenstände der Nachforschungen und der Thätigkeit meines ganzen Lebens, und für einige sind meine gegenwärtige Lage und Verhältnisse wie geeignet, noch bey mei- io nem Leben und hinter meinem Grab für ihre weitere Prüfung, Forschung und Anbahnung zu wirken. Das Hauptbedürfnis der Zeit, ein Handbuch für die Mütter, besonders in Rücksicht auf die Bildungsmittel, die sie für ihre Kinder in ihrer Hand haben, war von jeher ein Lieblingsgegen-15 stand meiner Nachforschungen, und ich werde, so lange ich lebe, mit aller mir möglichen Anstrengung an Beyträgen für dieses wesentliche Mittel der Volksbildung arbeiten; und so wie ich mich in Rücksicht auf dieses erste Bedingnis der Möglichkeit einer anzubahnenden und einzulenkenden Nationalcultur und Volks- 20 bildung auch in meinen alten Tagen noch nicht ganz kraftlos fühle, finde ich mich auch in Rücksicht auf die sechs übrigen Bedingnisse dieses Gesichtspunkts durch meine Lage in Iferten nicht unvortheilhaft gelegen. Ich glaube im Gegenteil, es aussprechen zu dürfen, daß es in Rücksicht auf das, was das zweyte, 25 dritte, vierte und zum Theil fünfte Bedingnis anbetrifft, nicht leicht möglich wäre, in einer für die Besorgung dieser Bedürfnisse vortheilhaftern Lage zu seyn, als an demjenigen Ort, innert dessen Mauern und in dessen Kreis die meisten derjenigen Personen vereinigt sind, die seit dem Anfang meiner Anstalt sich mit Er- 30 forschung und Ausführung der Idee der Elementarbildung mit großem Interesse, und mit großer Thätigkeit nach verschiedenen Ansichten, und zum Theil mit einem großen psychologischen Tiefsinne beschäftigt haben. Und so wie unser hiesiges Local der Bildung des Personale, welches zur Aufstellung einer, dem Zweck ss einer real in die Nationalbildung wahrhaft eingreifenden elementarischen Probschule nach oben berührten Gesichtspunkten des zweyten, dritten, vierten und zum Theil fünften Bedingnisses vorzüglich gut ist, so ist es auch in Rücksicht des fünften, sechsten

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und siebenten Bedürfnisses der elementarischen Volksbildung zur Industrie sicher, daß unser hiesiges Local für diesen Zweck große Vorzüge hat. Die gymnastischen Vorübungen der Industrie fordern unum5 gänglich ein städtisches Local, und man wäre für diesen Zweck auf einem Dorf, oder auf einem Landsitz gar nicht wohl; und da die elementarische Gymnastik zur Industrie auf das innigste mit geistigen Bildungsmitteln des Denkens und der Kunst zusammenhanget und wesentlich von denselben ausgehet, so ist unser Local 10 für die Bildung von Personen, die als erste Lehrer einer elementarischen Probschule für die Volksbildung angenommen werden sollen, offenbar das vorzüglichste, das sich beinahe denken läßt, und also auch als bloßes Gebäud ist unser Local noch für eine vielseitige Ausdehnimg seines Gebrauchs vorzüglich geeignet. Zu 15 den schon gegenwärtig überflüssigen lassen sich auf eine sehr leichte Art noch gegen ein Dutzend kleinere und größere Arbeitszimmer in demselben anbringen. Auch ist es nicht möglich, die mehrern oder wenigem Jünglinge, die wir jetzt für unsere Zwecke zu bilden annehmen werden, 20 genugthuend anderswo wohlfeiler zu erhalten. Da das Personale für ihre Bildung, und auch für ihre ökonomische Besorgung schon da ist, und gar nicht als um ihrentwillen und für ihre Rechnung angenommen und dastehend angesehen werden kann, so kann ich auch von dieser Seite mit wenigem Mitteln mehr thun, als 25 irgend ein anderer. Man würdiget überhaupt nie genugsam, was ein jedes altes Nest fast in jedem Fall gegen neue Einrichtungen für Vorzüge hat. Nur mein Land ins Aug gefaßt: es ist durch 13 Kulturjahre aus elendem trockenem Wiesenland zum Gartenland geworden, so daß ich auch von dieser Seite mit meinem gan30 zen Haus wohlfeiler esse, als ich dieses an irgend einem andern Ort thun würde, und in jedem Fall ohne eigentliche persönliche Schwierigkeit mehrere junge Leute an meinen Tisch nehmen, und so von allen Seiten vorbereitende Schritte für eine meinen Zwekken genugthuende Armenanstalt leichter machen kann, als es mir 35 sonst an irgend einem andern Ort möglich wäre. Mit einem Wort, die Summe der Vortheile, die ich durch die Länge der Zeit meines Lebens, und die Dauer meiner Verhältnisse für meine Zwecke mir in Iferten angebahnt, sind so groß, daß die Folgen meines Lebens, die, wenn sie von einem Mann,

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der hier auf dem Platz ist, benutzt werden, ihm gleichsam von selbst in die Hand fallen, kaum zu berechnen sind. Ich muß noch hinzusetzen, das liebliche Iferten hat die ganze Zeit meines hiesigen Aufenthalts mein Unternehmen in einem hohen Grad begünstigt, und ich bin auch sicher, daß ich nicht leicht eine Stadt 5 gefunden hätte, in der mich die kleinlichen Tracasserien, mit welchen man sonst fast an allen Orten neue Unternehmungen, insonderheit den Fremden, erschwert, mich weniger genirt hätten, als es hier geschehen; und ich muß es sagen, das war ein großes Glück für mich. Die Natur meines Unternehmens hätte, ohne ge- io fährdet zu werden, diese Art von Bedrückungen nicht zu erdulden vermögen, und ich muß geradezu bekennen, ohne dieses edle Benehmen der Stadt gegen mich, wäre ich höchst wahrscheinlich den so lange gedauerten innern Gährungen meines Hauses unterlegen. Aber sie hat ihre Uebel durch keine Art von Einmischung 15 gichtiger gemacht, als sie schon wirklich waren; keine Art von Klatschereyen griffen bis jetzt hierüber in den guten Ton der Stadt; sie blieben bis jetzt in Kreisen und Mäulern, in denen sie von uns ruhig verachtet werden konnten. Wer immer in der Stadt den Lebenstakt hatte, der in solchen Verhältnissen richtig führt, 20 fühlte, daß er über das, was er nicht sehen und nicht hören konnte, auch nicht sein Maul brauchen durfte. Es ist allerdings nicht zu läugnen, daß dieser Umstand über die Möglichkeit meines Bleibens oder Nichtbleibens in Iferten entscheidend einwirkte. Jetzt sind Gottlob diese Schwierigkeiten überstanden; aber ich 25 weiß indessen, was ich dem guten diesfälligen Ton der Stadt in den lange dauernden Schwierigkeiten meines Hauses zu danken habe. Ich kehre in mein Gleis zurück. Das Ziel jeder tiefer greifenden Erziehungsanstalt soll durch ihre Grundsätze, Mittel und Folgen 30 nicht bloß auf die Bildung einzelner Menschen und Stände, sondern auf das Wesen der Menschennatur in allen Verhältnissen und Lagen dahin wirken, daß das Wollen, Kennen und Können des Guten und Nöthigen in allen Ständen gleich verbreitet werde, d. h. in denselben gleichen Reiz und Mittel finde, Wurzel zu fas- 35 sen, zu keimen und zu wachsen. In allen Ständen soll der Mensch dahin gebracht werden, gottesfürchtig, einsichtsvoll, menschenliebend und häuslich und bürgerlich brauchbar zu werden. Die Reize und Mittel zu allem diesem liegen nirgend rein in den Stän-

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den und Verhältnissen des Menschen; sie liegen nur rein in dem höhern und edlern Wesen der Menschennatur selber und in allem dem, was sie rein, heilig und kraftvoll dafür belebt. Allenthalben hingegen liegen in den Ständen und Verhältnissen der Menschen, 5 so wie in seinem Fleisch und Blut Reize und Beweggründe zur Gottesvergessenheit, zur Selbstsucht, zur Lieblosigkeit, Gedankenlosigkeit und Trägheit, kurz zu allem Unrecht und zu aller Thorheit des Lebens. Allenthalben soll die Erziehung durch Einsicht und Angewöhnungen die Reize der sinnlichen Schwäche io unsrer Natur überwinden, und dem Menschen die Fertigkeiten des entgegengesetzten Guten habituell machen, und ihn zu den sittlichen, geistigen und physischen Anstrengungen und Fertigkeiten gewöhnen, ohne die ein höheres und edleres Menschenleben nicht denkbar ist. 15 Nun aber ist offenbar, daß in den ärmern Ständen Noth und Bedürfnis den Menschen auf eine Weise und mit einer Kraft zum Nachdenken, zur Thätigkeit, zur Selbstüberwindung, zur Anstrengung, zur Mäßigung, zur Geduld und zu tausend Fertigkeiten des Lebens hinführt, wie dieses in den obern Ständen nicht ist. 20 Die Erziehimg muß dem reichen und vornehmen Kind zu vielem, zu sehr vielem durch ihre Kunst Hand bieten, was das arme Kind und das Kind des Mittelstands gleichsam von selbst hat. Der Unterschied der Standeserziehung besteht auch wesentlich darin, daß das Kind des Reichen durch höhere Einsicht zur Anstren25 gung und Thätigkeit, hingegen das Kind des Armen durch Anstrengung, durch Mühe und Arbeit zum Denken, zum Überlegen, zu Einsichten und Kenntnissen geführt werden muß. Beyde Wege führen indessen zu gegenseitigen Klippen, deren Gefahren im Mittelstand durchaus geringer sind, als im Reich30 thum und Armuth; und wenn ich mir den höchsten Einfluß der Erziehungskunst als allgemeine Angelegenheit der Menschheit und der Staatskunst denke, so fühle ich, eine Erziehungsanstalt, die auf das Ganze der diesfälligen Bedürfnisse des Menschengeschlechts Einfluß haben will, muß wirklich hierin trachten, der 35 Menschennatur in allen diesen Rücksichten ein Genüge zu leisten. Sie kann das aber nur dadurch thun, wenn sie praktisch ins Licht setzt, daß die wahre Führung zu jeder Art Wissenschaft und Kunst wesentlich von eben den Grundsätzen und Mitteln ausgeht, durch welche das Kind in der niedersten Hütte dahin ge20 Pestalozzi Werke Bd. 25

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f ü h r t w e r d e n m u ß , d e m engen K r e i s seiner häuslichen V e r h ä l t nisse ein w a h r e s G e n ü g e z u leisten. A u s d i e s e m G e s i c h t s p u n k t e r k l ä r e n sich d a n n a b e r die V o r z ü g e d e s M i t t e l s t a n d e s f ü r d i e E r l e i c h t e r u n g einer die M e n s c h e n n a t u r w a h r h a f t b e f r i e d i g e n d e n E r z i e h i m g . D e r S p r u c h i s t göttlich u n d a l t : « H e r r ! g i e b m i r we- 5 der R e i c h t h u m n o c h A r m u t h , s o n d e r n laß m i c h nur m e i n e n bescheidenen Theil h a b e n ! » A u c h sind die V o r z ü g e d e s M i t t e l s t a n d s z u allen Zeiten in allen vorzüglichen E p o c h e n u n d in allen v o r züglichen S t a a t e n e r k a n n t worden, u n d ich m ö c h t e s a g e n , d a s C h r i s t e n t h u m i s t die göttliche F ü h r u n g z u d e m G e b e t h d e r Weis- io h e i t : « H e r r ! g i e b mir weder R e i c h t h u m n o c h A r m u t h , s o n d e r n laß m i r nur meinen bescheidenen T h e i l » , welcher G e d a n k e n a u c h m i t hoher E r h a b e n h e i t i m G e b e t h d e s H e r r n m i t d e n W o r t e n : « G i e b u n s h e u t unser t ä g l i c h B r o d ! » a u s g e d r ü c k t ist. I c h verweile m i c h gern n o c h einen A u g e n b l i c k b e y d i e s e m is G e s i c h t s p u n k t . D e r a r m e M a n n d e s M i t t e l s t a n d s steht d e m unbes o r g t e n A r m e n so n a h e , u n d der Einfluß, d e n die Cultur d e s Mitt e l s t a n d s a u f die B i l d u n g d e s R e c h t e n u n d G u t e n i m V o l k , d. i. a u f d i e wirkliche V o l k s c u l t u r h a t , i s t in d e r W a h r h e i t seiner Mittel u n d F o l g e n so wichtig u n d ü b e r w ä g e n d , u n d ich m u ß s a g e n , 20 s o wesentlich d e m verderblichen E i n f l u ß der V e r k ü n s t l u n g der R e i c h e n u n d N o t a b l e n , so wie der R o h h e i t s v e r w i l d e r u n g der t i e f s t e n D ü r f t i g k e i t entgegenwirkend, d a ß er wahrlich a l s d e r S t ü t z p u n k t d e r allgemeinen L a n d e s - u n d V o l k s c u l t u r a n g e s e h e n w e r d e n m u ß , u n d g a n z gewiß die A u f m e r k s a m k e i t u n d die S o r g - 25 f a l t d e s S t a a t s u n d der M e n s c h e n f r e u n d e wesentlich, u n d v o n dieser S e i t e wahrlich m e h r als die A n s t a l t f ü r sehr viele wissens c h a f t l i c h e F ä c h e r a n z u s p r e c h e n geeignet ist. D e r G e s i c h t s p u n k t , d u r c h m e i n e B e m ü h u n g e n a u f d i e s e n zur ü c k g e s e t z t e n , u n d v o m Zeitgeist b e y n a h e z u m Gesindel herab- 30 g e w ü r d i g t e n , b e s o n d e r s a r m e n M i t t e l s t a n d i m Volk, u n d d u r c h denselben g l e i c h s a m a u f d a s H e r z d e s V o l k s z u wirken, w a r v o n jeher eine meiner L i e b l i n g s b e s t r e b u n g e n . A u f d e r einen S e i t e findet sich u n t e r d e m m i n d e r b e g ü t e r t e n M i t t e l s t a n d g a n z gewiß die größte A n z a h l v o n V ä t e r n u n d M ü t t e r n , die z u j e d e r a u c h 35 n o c h s o schmerzlichen A u f o p f e r u n g bereitwillig wären, u m ihren K i n d e r n eine E r z i e h u n g g e b e n z u k ö n n e n , die sie in d e r E h r e n f e s t i g k e i t ihres S t a n d e s erhalten w ü r d e , u n d es b e y d e r K o s t spieligkeit unserer A n s t a l t e n d o c h nicht v e r m ö g e n . A u f d e r a n d e r n

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Seite sind die Kinder solcher Haushaltungen gewiß in sittlicher, geistiger und Berufshinsicht die vorzüglichsten, die man sich in eine Erziehungsanstalt wünschen darf, und die, wie keine andern, für höhere Zwecke der Menschlichkeit häuslich vorbereitet, und 5 durch ihre Umstände zum voraus sich geneigt finden würden, in jede Laufbahn einzutreten, in der sie der Menschheit und ihren Standesgenossen dienen, und ihnen und dem Vaterland nützen können, das der Mittelstand im allgemeinen weit besser kennt und weit mehr liebt, als dieses im allgemeinen die meisten Indiio viduen thun, die sich per fas und nefas über diesen Stand erhaben fühlen oder auch nur glauben, so wie auf der andern Seite die niederste, ganz eigenthumslose Volksclasse, die zu tief versunken ist, um den hohen Segen des Mittelstands und der wahren Volkscultur richtig zu erkennen und kraftvoll darnach zu streben. 15 So weit schrieb ich am Abend vor der Weihnacht. Ich entschlief, und war ermüdet. Mein Herz war voll von Gedanken und Vorsätzen auf den heutigen Tag. Die Mitternacht nahte und mir träumte, ich arbeite an diesen Blättern fort. Lichthelle Gedanken über meinen Gegenstand flössen aus meiner Feder. Einer hielt 20 mich fest. Ich bearbeitete ihn. Ich schrieb ihn nieder, änderte, besserte, las ihn wieder und wieder und hielt ihn fest, als den wichtigsten meiner Gedanken. Da erwachte ich und meinte, ich denke ihn noch, den Gedanken. Ich meinte, er fülle noch meine ganze Seele. Ich wollte ihn mir selber wiederholen. Es war mir, 25 ich wisse ihn. Ich glaubte, ich wisse ihn, aber ich fand ihn nicht mehr. Ich entschlief wieder, und er war wieder da. Ich lebte wieder in ihm. Ich schrieb ihn wieder nieder, bearbeitete ihn wieder, änderte wieder, besserte wieder, las ihn wieder und lebte wieder in ihm, als im wichtigsten meiner Gedanken, als im höch30 sten Lichtgedanken, für die Rede und Vorsätze des heutigen Tags. Aber ich erwachte wieder, meinte wieder, er fülle meine ganze Seele. Ich meinte wieder, ich lebe in ihm, als im lebendigsten meiner Gedanken. Ich meinte wieder, ich könne seine Worte auswendig, wie die Worte des Unser Vater. Ich wandte alle Kräf35 te an, ihn wieder zu finden. Aber es war umsonst, es war mir nicht möglich, auch nur auf die entfernteste Spur desselben zu kommen. Es war jetzt Mitternacht. Es schlug zwölf Uhr. - Ich hörte es schlagen, die Mitternachtsstunde der Christenfeyer über die Ge-

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burt des Erlösers; ich hörte sie schlagen, die Feyer hoher Gebete und hoher Entschlüsse von Millionen Christen; ich hörte sie schlagen, und schlief wieder ein. Jetzt stand ein armer junger Mensch vor mir. Es schien mir Nacht zu seyn, und es war keine Lampe um mich her; aber der junge Mensch stand im Licht des vollen Tags 5 vor mir in meiner Stuben. Ich sehe ihn jetzt noch vor meinen Augen. Könnte ich zeichnen, ich fehlte keinen seiner Züge; sonst fallen mir die Menschen fast augenblicklich aus den Augen, aber er blieb mir unvergeßlich. Ich sehe ihn noch, wie er vor mir steht und mich bittet, ihn als einen armen Zögling in io mein Haus aufzunehmen. Ich seh ihn noch. Er bat mich mit Muth. Er gefiel mir. Ich antwortete ihm freundlich: er komme in einem Augenblick, wo ich eben einige arme Jünglinge aufzunehmen suche. Jetzt belebte sich sein Angesicht. Er schien mir in meine Arme fallen zu wollen, nahm wie unwillkürlich meine Hand, und 15 sagte mir: Erinnert Ihr Euch jetzt auch nicht mehr, daß Ihr vor sieben Jahren einen Knaben ab der Straße mit Euch heimnahmet und in Euer Haus aufnehmen wolltet, aber ihn nicht darin behalten konntet. Ich bin dieser Knabe; und es war mir im Traum, wie wenn das wirklich also gewesen. Es war mir, ich seh 20 ihn noch vor mir, wie ich ihn auf der Straße angetroffen, wie er mir gefallen, wie ich ihn mit mir heimgenommen. Es war mir, ich wisse die Umstände noch, wie und warum ich ihn wieder habe von mir lassen müssen. Eine unaussprechliche Rührung überfiel mich jetzt, daß der 25 Knabe nach sieben Jahren eben jetzt wieder zu mir kam. Wahrlich, es war mir, wie wenn ihn Gott in diesem Augenblick zu mir sandte, und wie wenn eine Stimme vom Himmel zu mir sagte: Mach', daß du ihn nicht noch einmal von dir wegsenden müssest! Ein Augenblick darauf war mir, als ob ich die Worte: «Mach', 30 daß du ihn nicht wieder fortsenden müssest,» auf seinen Lippen lese. Es war mir, wie wenn sie mit Buchstaben geschrieben aus seinem Mund herausfielen, wie in alten Gemälden oft Bibelsprüche, mit gothischen Buchstaben geschrieben, aus dem Mund von Priestern und Layen herausfallen. Meine Rührung war groß. Der 35 Jüngling, der meine Hand nicht verließ, sah meine Rührung. Ich weinte, er nicht. Der Muth, und der Glaube höherer Erwartungen strahlte aus seinen Augen. Mir war jetzt, ich eile von ihm weg zu Schmid. Ich erzählte

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ihm, was mir begegnet, bath ihn, mit mir in meine Stube zu kommen, wo der Jüngling noch sey, führte ihn ohne Licht im Dunkel der Nacht zu ihm, der noch, von einem unsichtbaren Licht bestrahlt, wie wenn es heller Tag wäre, vor meinem Bett stand. Jetzt 5 erwachte ich, eilte wirklich zu Schmid, erzählte ihm meinen Traum. Er war noch im Bett. Das Wort, das in mir lag, wie wenn es eine Stimme vom Himmel zu mir geredet, das Wort: «Mach', daß du ihn nicht wieder von dir senden müssest,» lag mir schwer auf dem Herzen. Wie wenn der Knab jetzt noch vor mir stühnde, io sagte ich Schmid: «Mach', daß ich ihn nicht wieder fortsenden müsse.» Er sah meine Rührung. E r sah, daß ich noch wie halbträumend, wie halb verwirrt vor ihm stand. Er nahm mich bey der Hand und sagte mir: «Ich will machen, daß du in nichts, was du jetzt anfangest, wieder aufhören müssest,» und er hatte Thrä15 nen in den Augen. Aber mehr als seine Thränen, mehr als das Wort des Jünglings war mir jetzt der Gedanke: Es ist Weihnacht, da dir dies alles begegnet. Es ist Mitternachtstunde der Weihnacht. Ich verließ Schmid. Der Gedanke, es ist die Nacht, an der 20 jetzt Millionen Christen an das arme Kind der Weihnacht und an seine arme Mutter denken; es ist die Nacht, an der tausend und tausend Arme im Glauben an ihren Erlöser in ihrer Noth und in ihrem Elend Gott bitten, daß sie Christen finden, die sich ihrer erbarmen, dieser Gedanke füllte jetzt mein Herz. Ich war allein. 25 Es war Todesstille um mich her. Mein Blut war in Wallung. Es war mir, die Engel der Weihnacht umschweben mich jetzt. E s war mir, ich höre ihren Gesang: «Ehre sey Gott in der Höhe»; es war mir, ich sehe die Worte dieses Gesangs in meinem Betsaal an der Weihnacht flammen, wie ich sie oft an der Weihnacht 30 darin flammen sah; es war mir, ich höre Niederer an alter Stelle aussprechen: «Frieden auf Erden, Friede mit diesem Haus». Der Gedanke der Weihnacht füllte mein ganzes Herz und erhob mich zu dem Entschluß, meine menschliche Gabe auf den Altar der göttlichen Weihnacht zu legen, und dem Gesang der Engel der 35 Weihnacht zum Opfer zu bringen. In der menschlichen Ansicht meines Strebens stand mir der Gedanke vor der Seele: Der Glaube vieler Menschen an dich ist groß, und vielleicht betete in dieser Stunde, in der du also träumtest, mehr als eine fromme liebende Seele, von Christus' Glauben

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erhoben, f ü r dich u n d dein W o r t , u n d vielleicht h a b e n viele, viele, v o n d i e s e m G l a u b e n erhoben, a n deinem W e r k nicht g e z w e i f e l t , u n d in d e m s e l b e n f ü r deine S c h r i f t e n unterschrieben. Selber d e r heilige B u n d s c h w e b t e in der S t u n d e dieser E r h e b u n g v o r mir. I n welch einer Zeit, s a g t e ich z u m i r selber, f a l l t dir deine j e t z i g e 5 S t i m m u n g ! I c h blieb in derselben, bis es z u r K i r c h e l ä u t e t e , g i n g d a n n in der E r h e b u n g dieser S t i m m u n g z u r K i r c h e , u n d n a h m d a r i n d a s N a c h t m a h l d e s H e r r n . N o c h i s t sie mir g e g e n w ä r t i g , die S t i m m u n g dieser S t u n d e u n d dieses N a c h t m a h l s , u n d d i e R ü h r u n g , in der ich G o t t d a n k t e f ü r d a s äußerliche Gelingen io m e i n e s S t r e b e n s ; wie ich ihn f ü r d a s höhere innere Gelingen desselben b a t , u n d u m die heilige K r a f t , die ich selber d a z u nothwendig h a b e . I c h b r a c h t e d e n A b e n d in stillem, feyerlichem E r n s t b e y mir selbst, u n d m i t mir s e l b s t zu. D a s W e s e n meiner Z w e c k e u n d d a s letzte Ziel, n a c h d e m ich strebe, stellte sich m i r l e b h a f t 15 v o r A u g e n . I c h d a c h t e mir d a s Heil u n d d e n S e g e n der A r m e n in der erneuerten K r a f t ihrer W o h n s t u b e n . Wahrlich, wahrlich, wie die K r i p p e , in d e r der a r m e H e i l a n d l a g , also erschien mir die W o h n s t u b e d e s V o l k s als die K r i p p e , in der u n s d a s Göttliche, d a s Heilige, d a s in der Menschheit sich e n t f a l t e t , k e i m e n , auf- 20 w a c h s e n u n d z u r R e i f u n g gedeihen soll. I n ihr, in der W o h n s t u b e d e s Menschen, vereinigt sich alles, w a s ich f ü r d a s V o l k u n d d e n A r m e n d a s H ö c h s t e , H e i l i g s t e a c h t e . - I h r Heil, d a s H e i l d e r W o h n s t u b e i s t es, w a s d e m V o l k allein z u helfen v e r m a g , u n d d a s erste, dessen B e s o r g u n g f ü r 25 d a s s e l b e n o t h t h u t . - V o n ihr, v o n ihr allein g e h t die W a h r h e i t , die K r a f t u n d d e r S e g e n d e r V o l k s c u l t u r a u s . W o keine W a h r h e i t , keine K r a f t u n d kein S e g e n in der W o h n s t u b e d e s V o l k s ist, d a i s t keine W a h r h e i t , keine K r a f t u n d kein S e g e n i n d e r Volkscultur, d a ist keine wirkliche V o l k s c u l t u r d a . A u f sie, a u f sie, a u f 30 die W o h n s t u b e d e s V o l k s , m u ß die Menschenfreundlichkeit unsers Geschlechts einwirken, w e n n sie nicht n u r d e n Schein seines Wohls, sondern sein wirkliches W o h l b e z w e c k t . A u f sie, a u f sie m u ß die Menschenfreundlichkeit einwirken, wenn sie nicht bloß die t a l i t e r - q u a l i t e r - R e t t u n g u n d die t a l i t e r - q u a l i t e r - E r h a l t u n g 35 einzelner a r m e r Menschen erzielen, s o n d e r n der A r m u t h i n ihren Q u e l l e n v o r b i e g e n u n d die M a s s e der a r m e n I n d i v i d u e n so viel a l s m ö g l i c h allgemein z u r sittlichen, geistigen u n d häuslichen S e l b s t k r a f t erheben will, o h n e die eine allgemeine V o r b e u g u n g

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der Volksarmuth, des Volkselends und des Volksverderbens so wenig denkbar ist, als eine reelle National- und Volkscultur selbst. Nein, es ist unwidersprechlich, es ist keine andere Rettung fürs Volk möglich, es ist keine andere Basis der wahren 5 Volkscultur denkbar, als eine weise und kraftvolle Sorgfalt für den guten Zustand der Wohnstube des Volks; so wie sich in der Wurzel des Baums der Mittelpunkt aller Kräfte desselben vereinigt, die durch Stamm, Äste und Zweige hindurch in ununterbrochenem Zusammenhang auf die Entfaltung seiner Früchte bis io zu ihrer vollendeten Reifung entfalten können und sollen. Die Idee der Elementarbildung ist ganz aus diesem Streben entstanden, und ich kann alles, was unsere gemeinsame hiesige Vereinigung bisher in dieser Rücksicht gethan, für nichts anders als B r u c h s t ü c k e von Versuchen ansehen, die Menschenbildung, 15 und, was eben so viel ist, die Volkscultur oder die Cultur der Anlagen der Menschennatur im Volk, dem Gange der Natur, in der sich ihre E n t f a l t u n g in der W o h n s t u b e a u s s p r i c h t , näher zu bringen. Indem ich also den großen Zweck der Menschenbildung oder der Nationalcultur von der Wohnstubenhilfe, 20 und hinwieder die Wohnstubenhilfe von dem Vorschritt der Erziehungskunst durch elementarisch begründete und geordnete Erziehungsmittel abhänglich achte, sehe ich die Elementarbildung im ganzen Umfang ihrer Mittel für nichts anders an, als für eine Mitwirkung der menschlichen Kunst unsers Geschlechts, den 25 Menschen durch G l a u b e n und L i e b e zu allem W o l l e n , K e n n e n , K ö n n e n und T h u n dessen, was er soll, und was recht ist und frommet, hinzulenken, d. h. ihn zu erziehn. Die ächte Menschenbildung ist also, als Fundament der Volkscultur, in ihrem Wesen eine hohe erhabene Kunst, die sich zwar 30 in den Kräften und Trieben jedes unverdorbenen und unverkünstelten Vater- und Mutterherzens in den Kräften, die ihr zum Grund liegen, laut und rein ausspricht, die aber auch im Verderben unserer Zeitverkünstlung so viel als nirgend mehr da ist. Ihre hohe einfache Kraft liegt zwar in dem Innern, Höhern und Heili35 gen der Menschennatur allgemein vor, aber im Verderben unsrer Zeitverkünstlung ist Einfachheit, ich möchte sagen in jedem Fall, wo es nur möglich ist, daß sie wahrhaft erscheinen könne, ein seltenes Resultat der höchsten, erhabensten Kunst unsers jetzigen Zeitgeschlechts und ein kraftvoller gelungener Rückschritt

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von der Verkünstlungserniedrigung, in der wir leben, zur segensvollen Erhebung der wahrhaften Kirnst unsers Geschlechts. Eben so ist die Elementarbildung in ihrem Wesen nichts anders, als ein erhabener Rückschritt zur wahren Erziehungskunst und der Einfachheit der Wohnstubenbildung. Diese Kunst ist 5 wahrlich erhaben. Ihre Mittel, die wirklichen Mittel der Elementarbildung, sind auch nicht einzelne Gaben des Wissens oder der Kunst, die dem Wasser gleichen, das man in Zubern hertragt und auf den dürren Boden ausschüttet. Dieses ausgeschüttete Wasser verliert sich bald. Der Boden trocknet wieder auf und io wartet trocken, bis wieder ein guter Mensch einen neuen Zuber auf ihn ausschüttet, und ihn damit wieder anfeuchtet. Nein, nein, die Mittel der wahren Elementarbildung sind Quellen gleich, die, wenn sie einmal eröffnet, den Boden, den sie segnen, ewig nie wieder auftrocknen lassen. Nein, nein, die Folgen wahrer Ele-15 mentarmittel sind nicht vorübergehend, sie sind nicht der eitle Genuß einzelner Gaben des Wissens und der Kunst, sie sind reine Belebung der Kräfte der Menschennatur, aus denen das Wissen und Können unsers Geschlechts ausströmet, wie lebendiges Wasser aus unergründlichen Felsen. Sie sind in ihrem Wesen mit dem 20 Geist und dem Segen des reinen Wohnstubenlebens eins, und die Segensfolgen, die ihre reine Vereinigung mit diesem Leben haben müssen, sind nicht zu berechnen. Wenn ich mich also frage: Was kann und was soll ich zur wesentlichen Begründung einer wahren National- und Volkscultur thun, so muß ich mir antwor- 26 ten: Die E l e m e n t a r m i t t e l der Geistes- und K u n s t bildung in ihrem ganzen U m f a n g in allen ihren Branchen zu einer E i n f a c h h e i t zu erheben, die sie in den Wohnstuben des gemeinen Mannes anwendbar machen, und dadurch in das H e i l i g t h u m des Glaubens 30 und der Liebe h i n e i n f ü h r e n , der im engen Kreis von Vater, Mutter und Kindern, von Gott selbst als ewig b e s t e h e n d der Menschheit gegeben und g e s i c h e r t i s t . Und da die Entschließungen des heutigen Tags solche sind, die ich zur Sicherstellung meiner Lebenszwecke hinter meinem 35 Grab nothwendig nehmen muß, so muß ich mich über dieselben etwas näher erklären. Es ist unstreitig, in der Wohnstube einer jeden Haushaltung vereinigen sich die wesentlichen Grundmittel aller wahren Men-

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schenbildung in ihrem ganzen Umfang. In sittlicher und religiöser Rücksicht ist das Band zwischen Vater, Mutter und Kindern gleichsam der irdisch belebte Keim aller Ansichten und Gefühle, die den Menschen durch Glauben und Liebe zu allem 5 Höhern und Ewigen hinführen, und ihn schon im irdischen Genuß der Segnungen der Vater- und Mutterliebe zum höhern Segen der Kindschaft Gottes gleichsam bereiten, und durch den Gehorsam des Glaubens an Vater und Mutter zum Gehorsam des Glaubens an Gott erheben. io In intellectueller Hinsicht geht alles Forschen und alles Nachdenken der Glieder der Haushaltung aus der Liebe, dem Dank und dem Vertrauen hervor, die dieselben unter einander verbindet. In physischer Hinsicht ist es das Nehmliche. Alles Thun der 15 Glieder der Haushaltung, alle Thätigkeit des Vaters und der Mutter in der Besorgung ihrer Kinder, so wie alle Anstrengung der Kinder im Gehorsam gegen ihre Eltern und in der Mitwirkung zu allem Dienst des Hauses, geht hinwieder aus Glauben und Liebe hervor. 20 So sind Herz, Geist und Hand durch die Verhältnisse der Wohnstube gleichsam sinnlich verbunden zu allem Dienst des Lebens, in aller Gemeinwahrheit, und in allem Gemeinrecht des Hauses, und dadurch wird sie, die Wohnstube eines jeden, der von Gott gegebene Boden aller wahren, zur innern Befriedigimg 25 der Menschennatur hinführenden Volks- und Nationalcultur, die in ihrem Wesen nichts anders ist, als die Bildung aller Individuen im Volk zu allem Guten und Nöthigen, das sie bedürfen; für welche Bildung in der Wohnstube Millionen Kräfte von Gott selbst in eine lebendige Bewegung gesetzt, und auf eine Weise zur 30 Thätigkeit in aller Menschlichkeit, diesem letzten Ziele aller Volkscultur, aufgefordert und belebt sind, wie sie in keinem Verhältnis der Zeit, welchen Namen es immer haben mag, aufgefordert und belebt werden kann. Was für den Vogel das Nest ist, in dem er dem E y entschlüpft 35 und aufwächst, und sowohl das Streben als die Ruhe seines ganzen Lebens vereinigt, so ist die Wohnstube dem Volk der Mittelpunkt, in dem und durch den sich alle Kräfte seines Lebens bewegen, und hinwieder darin ruhen. Nimm dem Vogel sein Nest, verdirb ihm sein Nest, so hast du ihm sein Leben verdorben; laß

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d e m Volk seine Wohnstuben im Verderben, so lassest d u ihm sein L e b e n im Verderben. I s t seine Wohnstube im Verderben, so ist es nicht mehr Volk, es ist Gesindel, u n d zwar, menschlicherweise d a v o n zu reden, unheilbares, unerrettbares Gesindel. I c h sage, menschlicherweise d a v o n zu reden; denn ich will g a r nicht 5 sagen, daß die G n a d e G o t t e s sich nicht auch in den verderbtesten Wohnstuben a n den Individuen derselben k r ä f t i g erweise; ich weiß, Gott r u f t den Menschen auch in seinem tiefsten Verderben, auch in den Höhlen der Mörder und R ä u b e r zur B ü ß und z u m Glauben, u n d i n seine A r m e ; aber w a s denMenschen m e n s c h l i c h io zu den F u n d a m e n t e n seines zeitlichen u n d ewigen Glücks u n d seines zeitlichen und ewigen Segens hinführen k a n n und wirklich hinführt, ist der g u t e Z u s t a n d seiner Wohnstube. Wenn i m Menschen selbst alle sittlichen, geistigen u n d K u n s t k r ä f t e als v o n G o t t gegebene G r u n d k r ä f t e seiner N a t u r liegen, deren E n t f a l t u n g 15 die Volksbildung und Nationalcultur fordert, so liegen in d e m guten Z u s t a n d der Wohnstube, d. h. in den rein erhaltenen u n d menschlich belebten Verhältnissen zwischen Vater, Mutter u n d K i n d e r n alle nöthigen Grundmittel zur harmonischen u n d genugthuenden E n t f a l t u n g dieser K r ä f t e in hohen, von G o t t selbst 20 belebten N a t u r k r ä f t e n und Naturtrieben. Also ist die S a c h e der Volkscultur u n d der Menschenbildung v o n Gotteswegen im Innern unsrer N a t u r durch d a s D a s e y n unserer K r ä f t e selbst begründet, u n d die Mittel der harmonischen E n t f a l t u n g derselben zur B e g r ü n d u n g der Volkscultur u n d Nationalbildung sind hin- 25 wieder durch die Wohnstuben m i t göttlich gegebenen R e i z e n in uns belebt. Aber wir haben die K r a f t der Wohnstuben in unserer Mitte verödet und zernichtet. I h r guter Z u s t a n d m a n g e l t in unserer Mitte so g u t als die Segensfolgen der Nationalbildung u n d Volks- 30 cultur, die a u s demselben hervorgehen würden, wenn er d a wäre, u n d es ist dringendes Bedürfnis, d a ß unsere sittliche, geistige und K u n s t k r a f t dahin gerichtet werde, uns a u f diesen P u n k t wieder herzustellen, v o n dem d a s Verderben unserer Zeit allgemein ausgeht. E s fordert aber auch ein tiefes Eingreifen in die psycholo- 35 gischen F u n d a m e n t e aller unserer Bildungs- u n d Unterrichtsmittel, u m dieselben m i t der hohen N a t u r k r a f t , die der Wohnstube eigen ist, in Übereinstimmung bringen zu können, u n d die Bildungs- u n d Unterrichtsmittel des Volks a u f eine Weise zu

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vereinfachen, daß sie auf der einen Seite mehr als Bildungsmittel der Kräfte der Menschennatur, als als Unterrichtsmittel einzelner Kenntnisse und Fertigkeiten des Lebens erscheinen, und anderseits aber in den Händen der Väter und Mütter des Volks 5 allgemein ausführbar und anwendbar werden. Es ist desnahen wesentlich, daß jedes Kind alles, was es lernt, a u c h a u s l e r n e , d . i . dahin gebracht werde, den ganzen Umfang dessen, w a s es g e l e r n t , d a h e i m s e i n e G e s c h w i s t e r t e u n d a l l fällig auch eine kleinere oder größere Anzahl f r e m d e r io K i n d e r l e h r e n z u k ö n n e n , u n d z w a r i n d e r V o l l e n d u n g , i n w e l c h e r es i h m s e l b s t b e y g e b r a c h t w o r d e n . Dadurch allein wird das Resultat des Lernens, das Können des Volks zum Mittel der allgemeinen Ausbreitung der Nationalcultur und der Volksbildung. Dadurch allein dringt das dem Volk nöthige Köni5 nen und Kennen der Einzelnen in die Wohnstuben des Volks, und bleibt bleibendes und dauerndes Fundament seiner allgemeinen Cultur und ihres Segens. Es ist gewiß, die Wohnstube wird durch das Auslernen der Kinder in allem, was sie lernen, zum Vorhof des Culturtempels erhoben, der allenthalben da ist, 20 wo Volkscultur und Nationalbildung im Geist und in der Wahrheit statt findet. Aber dieser Zustand der Bildung, das Daseyn irgend einer wahren Nationalcultur und allgemeinen Volksbildung ist (ich muß das wiederholen) ohne Vereinfachung der Mittel der Volks25 cultur nicht denkbar; und eben so ist die Vereinfachung der Bildungsmittel des Volks, ohne tiefere Ergründung der allgemeinen Fundamente des Kennens und Könnens im Volk, nicht möglich. Durch sie allein wird auch die Möglichkeit des Auslernens alles dessen im Volk erzielt, wodurch die wahre Nationalcultur sowohl 30 selber herbeygeführt, als der Segen ihres Daseyns in ihm erhalten und die Möglichkeit erzielt werden kann, alles dem Volk nöthige Können und Kennen in seiner Mitte in algebraischer Progression vorschreitend sich ausbreiten und Fuß greifen zu machen. Aber man kann sich eben so wenig verhehlen, dieses Auslernen alles 35 Kennens und Könnens, das die Nationalcultur dem Volk zu geben bestimmt ist, darf nicht ohne die sittliche Begründung, deren alles Kennen und Können des Volks bedarf, ins Aug gefaßt werden. Der Mensch, der in Rücksicht auf seinen Einfluß auf Nationalcultur und Volksbildung als ein in irgend einem Gegenstand

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a u s g e l e r n t e r Mensch ins A u g gefaßt werden darf, muß seines Auslernens halber dahin gebracht werden, daß er seinen G e g e n s t a n d seinen Mitmenschen nicht bloß in geistiger u n d physischer Hinsicht handwerksmäßig genugthuend auszuüben, lehren k a n n , sondern auch i m S t a n d e sey, die religiösen und sittlichen Beweg- 5 gründe des A u s ü b e n s dieses Gegenstands in seinem Zögling zu beleben u n d sein Innerstes väterlich u n d mütterlich zu dieser innern Ansicht alles äußern menschlichen T h u n s zu erheben. E r muß in seiner Neigung, seinen Zögling durch seinen G e g e n s t a n d sittlich zu erheben, eben so kraftvoll dastehen, als er in physischer 10 u n d geistiger Hinsicht geschickt ist, ihm diesen G e g e n s t a n d äußerlich genugthuend einzuüben und beyzubringen. D a s B e dürfnis dieses Auslernens ruhet ganz a u f der Harmonie, zu welcher alle menschlichen K r ä f t e erhoben werden sollen. Also erhellet auch v o n dieser Seite der innige Z u s a m m e n h a n g 15 der Wohnstube des Volks m i t der Möglichkeit der Erzielung einer allgemeinen Volks- u n d Nationalcultur, u n d es erscheint a u c h v o n dieser Seite als unaussprechliche Wahrheit, alles K ö n n e n u n d K e i m e n des Menschen m u ß in seinen ersten K e i m e n v o n ihr ausgehen; es muß in seinem W a c h s t h u m sich in ihr s t ä r k e n u n d in 20 seiner Vollendung als hoher erhabener Segen in ihrer M i t t e dastehen. U n d es erhellet d a r a u s eben so unwidersprechlich, alle Geistes-, alle K u n s t - u n d alle E r w e r b s k r ä f t e , die sich außer d e m Gleis dieser göttlich begründeten menschlichen Ordnung herumtreiben u n d nicht im Heiligthum dieses heiligen T e m p e l s der 25 innern Menschennatur keimen, wachsen und s t a r k werden, sind allgemein, d a s Wesen alles durch Nationalcultur u n d Volksbild u n g zu erzielenden Segens, störende K r ä f t e . Sie stehen in unserer Mitte d a als verderblich einwirkende K r ä f t e der individuellen thierischen Selbstsucht unserer menschlichen E r b s ü n d e u n d un- 30 sers bürgerlichen Verderbens, u n d sind für d a s Ziel der wahren Menschencultur so entscheidend tödtlich, als sie ihre wahren Mittel in ihrem Wesen vergiften. Wenn ich also meinem Zweck m i t unumwundenem Gradsinn entgegengehen und durch meine Subscription dasjenige sicher ss stellen u n d befördern soll, w a s nach m e i n e r Ü b e r z e u g u n g für die A n b a h n u n g und B e g r ü n d u n g einer wahren Volksbildung und Nationalcultur das Wesentlichste ist, so m u ß ich d u r c h sie n o t h w e n d i g alles d a s zu be-

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fördern s u c h e n , was zur B e g r ü n d u n g , Ä u f f n u n g u n d S i c h e r s t e l l u n g des g u t e n Z u s t a n d s der W o h n s t u b e des Volks beyzutragen vermag. Ich b e s t i m m e also die Summe von 50000 franz. s L i v r e s , die die S u b s c r i p t i o n mir a b t r a g e n wird, als ein ewig unveräußerliches Capital, dessen jährlicher Zins zu e w i g e n Zeiten zu nichts anderm a n g e w a n d t werden darf und soll, als: 1) Zu weiterer und immer fortdauernder Erforschung und Prüio fung der Grundsätze und Erfahrungen, durch welche die Mittel der Menschenbildung und des Volksunterrichts immer mehr v e r e i n f a c h t , und für die Anwendung in der Wohnstube des Volks geschickt gemacht werden kann. 2) Zur Bildimg von in diesem Geist und zu diesemZweck a u s 15 g e l e r n t e n Volkslehrern und Volkslehrerinnen. 3) Zur Errichtung einer oder mehrerer Probschulen, in welchen die Kinder in Rücksicht auf elementarisch geordnete und vereinfachte Kenntnisse und Fertigkeiten nach oben berührten Bestimmungen a u s g e l e r n t w e r d e n s o l l e n . 20 4) Zu immerwährender Fortbearbeitung eines Mutter- oder Wohnstubenlehrbuchs, durch welches die Hausbildungs- und die Hausunterrichtsmittel fürs Volk zu einer immer tiefer eingreifenden Vollendung gebracht werden sollen. Freunde der Menschheit! Ihr seht, daß der Mittelpunkt aller 25 meiner Bestrebungen auf eine solide Begründung des guten Zustands der Wohnstube hinlenkt, und ich dächte, das tiefe Versinken, in das uns die religiöse und politische, oder vielmehr irreligiöse und unpolitische Unaufmerksamkeit auf dieses Fundament des Volksheils in den neuern Zeiten hingeführt hat, sollte uns für 30 die Erkenntnis dieser Wahrheit und selber für ein tieferes Fühlen derselben reif gemacht, oder vielmehr uns zu den reifern Ansichten zurückgelenkt haben, die unsere Voreltern auf Jahrhunderte hinauf hierüber richtiger leiteten, als die Ansichten der Gegenwart unsere Zeitmenschen. Die Geschichte von Europa zeigt, daß unser 86 Welttheil in verschiedenen Epochen sich der Reifung in der Erkenntnis und im Fühlen dieser Wahrheit oft sehr lebendig genähert. Aber um über den hohen Werth des guten Zustands der Wohnstube des Volks und ihre Allmacht auf die wahre Volkscultur auch in historischer Rücksicht richtig zu urtheilen, werfe

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man nur einen Blick auf die Reformationsepoche, deren drittes Jubelfest wir eben gefeyert haben, und sehe, wie in dieser Epoche jede einzelne Haushaltung durch den damaligen Zeitgeist in ihrer haushohen Vereinigimg einen gemeinsamen Mittelpunkt zur innern Erhebung des guten Zustands ihrer Wohnstuben, und mit 5 diesem eine Basis einer allgemeinen sittlichen, geistigen und häuslichen Culturstuffe fand, deren Folgen die ersten Fundamente des öffentlichen und allgemeinen Wohlstands der Völker in einem Grad beförderten, von welchem die Länder, die an diesem Vorschritt der Cultur nicht Theil genommen, bis auf den heutigen Tag io zurückgeblieben. Es ist notorisch, daß diejenigen Europäischen Länder, die in dieser Epoche des Culturvorschritts der Völker sich vorzüglich belebten, sich allgemein auch zu einer auffallenden Erhöhung der allgemeinen sittlichen, geistigen und Gewerbskräfte der großen Mehrheit der Individuen dieser Länder erhoben. 15 I n einfacher Erhabenheit bildeten sich in diesem Zeitpunkt Wohnstubensitten, deren Geist sich im Schweizerischen Sprichwort: «Bett und knett!» mit unzweydeutiger Klarheit aussprach. Die häusliche Liebe war in diesem Zeitpunkt durch den neu belebten Glauben lebendige und ausgebreitete Liebe zu seinen Glaubens- 20 genossen, aus deren Reinheit dann aber die allgemeine Liebe zu allen Geschlechtern der Menschen, die Kinder Gottes zu werden berufen sind, hervorgieng. Das G e b e t h war der Mittelpunkt der damals so lebendigen Erwärmungsmittel für das innere Leben der Liebe, so wie auf der andern Seite ein aus dem Geist dieses 25 Culturvorschritts hervorgegangener, tief begründeter und erleuchteter F l e i ß das Fundament der damals so belebten Thatkraft der Liebe, und hohes erhabenes Mittel, den Brudersinn der Menschheit und mit ihm den frommen Willen, seinen Nächsten nach allen Kräften zu rathen, zu helfen und zu dienen, segensvoll 30 in Ausübung bringen zu können; und in diesem Gesichtspunkt ist es, daß die frühe Vorwelt das Wesen und die Folgen des guten Zustands der Wohnstuben in ihrem Sprichwort: «Bett und knett!» beydes in seiner innern Tiefe und in seiner äußern Wahrheit richtig aussprach. 35 Auch hielt sich der erhabene Vorsprung des sittlichen, geistigen und häuslichen Wohlstands der Völker, die an der Belebung dieser Epoche Theil nahmen, und der hohe Schwung dieser Culturepoche in allen Ländern nur so lang, als dieselben die hohe

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Sorgfalt für den Mittelpunkt alles Volkssegens, für den guten Zustand der Wohnstuben der Individuen des Volks zu erhalten vermochten. Sobald aber die großen ökonomischen Folgen des bessern Erwerbs dieser Staaten den sittlichen und geistigen Segen 5 der Wohnstuben des Volks überwältigten, und das psychologisch begründete Band ihres guten Zustands aufzulösen vermochten, verschwanden auch in diesen Staaten die Fundamente aller wahren häuslichen, bürgerlichen und sittlichen Individualkraft der Völker und mit ihr die Basis aller psychologisch begründeten io und dadurch wahrhaft progressiven Volks- und Nationalcultur. Sobald unser, sich von langem her schreibendes Zeitverderben der Wohnstube beynahe allen ihren reinen und gemeinsam wirkenden Einfluß auf die sittliche, geistige und Kunstbildung des Volks genommen und den armen Überrest unsers, in seinem innern 15 Geist und Leben getödteten Hausfleißes zum elenden Mittel gieriger Nachstrebungen nach unersättlichen sinnlichen Genießungen gemacht hat, so ist auch der Unterschied des Nationalglücks der Völker, die an dem damaligen Culturvorschritt Theil genommen, und derjenigen, die nicht daran Theil genommen, so viel als gänz20 lieh verschwunden, und wir sind in allen Gegenden des Welttheils gemeinsam in der Lage, daß das tiefe Volksverderben unsrer Zeit von dem Ruin des bessern Zustands der Wohnstube des Volks, der ehemals statt gehabt hat, herrührt; und es ist gewiß, daß die Tiefe dieses Verderbens die Unschuld, den Ernst und den Edel25 muth unsers Geschlechts in allen Ständen und Verhältnissen aufruft, alles Mögliche zu thun, das erste und allgemeine Fundament des wahren Volkssegens und der wahren Volkscultur, den guten Zustand der Wohnstube des Volks, wieder zu erneuern. Werden wir dazu gelangen, das Gefühl der Nothdurft des 30 Strebens nach dieser innern und wesentlichen Erneuerung unsrer selbst in die Palläste der Großen, in die Hütten des Volks und vorzüglich in die Herzen seiner Priester und in den guten Ton seiner höhern und niederem Richterstühle zu bringen, so werden wir ganz gewiß dahin kommen, einen Vorschritt der National35 cultur anzubahnen, der zwar das Volk in Rücksicht auf seine Glaubensmeinungen nicht trennen, aber auf seine sittliche, geistige und häusliche Bildung, auf seine Erziehung und Armenversorgung segensreiche und bestimmt solche Folgen haben wird, die den reinen und unschuldigen Folgen der Reformationsepoche

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ähnlich seyn werden, und aber durch ihre Natur geeignet sind, keine Art von bürgerlichen Verirrungen und kirchlichen Spaltungen hervorzubringen. Wir dürfen uns aber durchaus nicht verhehlen, daß die Erzielung dieser Zwecke, die durchaus nicht von einseitig menschlich und sinnlich belebten Glaubensmeinungen 5 oder Bürgermeinungen ausgehen, eine desto tiefer psychologisch begründete Anbahnung und Betreibung ihrer Mittel erfordern. Freunde der Menschheit! Ich habe das Meinige nach meinen Kräften dafür gethan. Mein Schärflein ist dafür auf den Altar des Vaterlands und der Menschheit gelegt. Ich habe mich über seinen io Zweck jetzt mit Bestimmtheit ausgesprochen, und indem ich mich meines Alters halber in der Lage sehe, daß mein Personaleinfluß auf die Ausführung meiner Zwecke, menschlicherweise davon zu reden, nicht mehr lange dauern kann, so werde ich ungesäumt das Nöthige thun, um meine Stiftung auf die sorg-15 fältigste Weise äußerlich zu consolidiren, und in dieser Hinsicht sogleich Herrn General-Procureur von Rougemont von Neuenburg, Herrn de Molin, Banquier von Lausanne, Herrn Doxat-von Turin von Yverdun und Herrn Constan$on, ebenfalls von hier, mit welchem letztern wir schon mit unsern Finanzangelegen- 20 heiten im Verhältnis stehen, ersuchen, alle Gelder, die von der Subscription wegen an mich gelangen, zu ihren Händen zu nehmen, für ihre sichere Anlegung zu sorgen und mit mir die Verfügungen zu veranstalten, welche nothwendig seyn werden, die fortdauernde Besorgung dieses unveräußerlichen Capitals sicher 25 zu stellen, und seine Zinsen alljährlich einer von mir zu ernennenden Direction zu ihrer Anwendung für berührte Zwecke zu überliefern. Da nun aber jetzo meine Anstalt unter diesen Umständen, sowohl durch die Gesammtheit meiner Maßregeln, als durch ge- 30 genwärtige Erklärung nicht mehr als die Sache des Eigenthums oder der Gewerbsamkeit irgend eines Privatmanns angesehen werden darf, sondern von nun an als ein dem Vaterland, der Erziehung und der Armuth geweihtes Unternehmen angesehen werden muß, so bin ich überzeugt, Iferten, das die Anfänge mei- 35 ner Unternehmungen so liebreich begünstigt, werde eben so freundlich an den Maßregeln Theil nehmen, wodurch die Anstalt sich jetzt zu einem bleibenden, öffentlichen Unternehmen zu erheben sucht, so wie es mich freut, durch die höhere Richtung,

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deren das Unternehmen jetzt fähig zu werden scheint, in die Lage zu kommen, Iferten thätlich meine Dankbarkeit erweisen zu können. Denn ich werde die unbedingte Freyheit und Ruhe ewig nie vergessen, mit welcher ich meine Versuche von Anfang an 5 machen, abändern und erneuern und wieder abändern konnte; ein Umstand, der mir in meiner Lage und bey der Eigenheit meines Unternehmens von der h ö c h s t e n Wichtigkeit war, welches mir aber anderswo nicht leicht zu Theil geworden wäre. Ich weiß aber auch, daß ich die ungestörte Freyheit und Ruhe in io meinem Unternehmen eben so der hohen Regierung des Kantons zu danken habe, und bin überzeugt, Hochdieselbe werde den ausgedehntem Plan meiner Anstalt mit eben der wohlwollenden Aufmerksamkeit begünstigen, die ich bisher genossen. Da aber ferner mein Unternehmen gegenwärtig, vermög meiner Stiftung, 15 nicht mehr bloß als eine Cantonalangelegenheit, sondern als ein dem ganzen Vaterland und der Menschheit geweihtes Unternehmen angesehen werden muß, und mir alles daran liegt, daß die Heiligkeit der Zwecke, auf welchen jedes wohlthätige Privatunternehmen ruht, auch in Rücksicht auf meine Anstalt in vollem 20 Maaß anerkannt werde, und sie von dieser Seite den Segen des obrigkeitlichen Schutzes und Wohlwollens in seiner ganzen Ausdehnung genieße, so werde ich der hohen Tagsatzung die Urkunden meiner Stiftung mit der ehrerbietigen Bitte vorlegen, dieselbe ihres hohen Wohlwollens zu würdigen, und ihr durch ihre Hoheit25 liehe Bestätigung im Vaterland den Eingang zu verschaffen, den sie in ihrer Weisheit ihm vortheilhaft finden wird. Ich weiß indessen wohl, daß die Summe meiner Subscriptionsgelder für die Zwecke, die durch sie angebahnt werden sollen, ganz unbedeutend ist; indessen achte ich alles, was bisher von 30 meinem ganzen Haus für diesen Zweck vorbereitend gethan worden ist, für das wirkliche Capital unsrer Stiftung, das für dasselbe zusammengelegt worden, wozu die gegenwärtige dargebotene Summe bloß als ein Beytrag anzusehen ist. Durch dieses erste Capital dieser Stiftung, durch die Bestrebungen meines gan35 zen Lebens und die Mitwirkung Niederers, Krüsis, und so vieler meistens von mir jetzt entfernter Freunde sind zahllose Menschen für die Zwecke unsrer Bestrebungen angeregt und belebt worden, und ich bin in Rücksicht auf diese und überhaupt in Rücksicht auf die jetzt so lebhaft erweckte Menschenfreundlichkeit dieser 21

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Zeit ü b e r z e u g t , m e i n Schärflein w i r d n i c h t allein bleiben; viele meiner Zeitgenossen werden, von der Wichtigkeit meiner Zwecke ü b e r z e u g t , a n d e n s e l b e n T h e i l n e h m e n , u n d wills G o t t , d a s U n b e deutende meines T h u n s im B e d e u t e n d e m des ihren verschwinden m a c h e n . I n d e s s e n will i c h v o n m e i n e r Seite b e y m e i n e m L e b e n 5 n o c h alles t h u n , m e i n e f ü r m e i n e Z w e c k e so kleine G a b e w o m ö g lich n o c h e t w a s zu verstärken. I c h h a b e n o c h einige a n g e f a n g e n e M a n u s c r i p t e , a n d e r e n A u s a r b e i t u n g ich, so viel m i r Zeit u n d K r ä f t e erlauben, unermüdet arbeiten werde, u n d den Subscript i o n s e r t r a g a u c h v o n d i e s e n w i l l i c h , i n Ü b e r e i n s t i m m u n g m i t io d e m , w a s i c h i n R ü c k s i c h t a u f alle m e i n e S c h r i f t e n g e t h a n h a b e , d e m F o n d meines unveräußerlichen Stiftungscapitals zuschlagen. I c h g e d e n k e a u c h n o c h i m L a u f e dieses J a h r e s ein J o u r n a l unter d e m Titel: «Stiftungsblätter von Iferten» zu eröffnen, das ganz d e n Nachforschungen über Erziehung u n d A r m u t h gewid-15 m e t s e y n soll. I c h h o f f e , A l t e r , E r f a h r u n g u n d L e b e n s v e r b i n d u n gen setzen m i c h in die Lage, diese G e g e n s t ä n d e m i t E i n f a c h h e i t , Vielseitigkeit u n d W ä r m e ins A u g zu fassen u n d zu b e h a n d e l n . I c h werde auch nicht ohne, in meine Gesichtspunkte eintretende M i t a r b e i t e r b l e i b e n , u n d d a i c h d a s J o u r n a l a l s e i n e i n z i g d e n 20 Zwecken der Stiftung gewidmetes Unternehmen ansehe, dafür sorgen, d a ß die B e m ü h u n g e n d a f ü r d u r c h m e i n e n T o d nicht unt e r b r o c h e n w e r d e n . A u c h d a s J o u r n a l soll a u f S u b s c r i p t i o n g e d r u c k t u n d der E r t r a g der Subscriptionsgelder in Übereinstimm u n g m i t d e m , w a s i c h m i t m e i n e n ü b r i g e n S c h r i f t e n g e t h a n 25 habe, d e m Capital meiner Stiftung zugeschlagen werden; u n d ich bin überzeugt, mein Zeitalter wird mir auch diesen Schritt zu m e i n e m Ziel d u r c h seine T h e i l n a h m e e r l e i c h t e r n . Ü b e r h a u p t darf ich jetzo a n d e m f o r t d a u e r n d e n W a c h s t h u m der Mittel zu m e i n e n Z w e c k e n n i c h t m e h r z w e i f e l n . D a s G l ü c k , d a s i c h b e y m 30 Beginnen meiner jetzigen Mittel genieße, dieser n e u e Sonnenblick in mein altes dunkles Gewitter, giebt mir M u t h u n d m a c h t mich a n m e i n weiteres Glück glauben, wie w e n n ich seiner sicher wäre. - J a , ich b i n seiner sicher. D e r H e r r h a t geholfen; er w i r d ferner h e l f e n . A u c h d i e M e n s c h e n h a b e n m i r z u m e i n e n Z w e c k e n g e h o l - 35 fen, wie ich es nie h ä t t e hoffen dürfen. Die Art, wie H e r r C o t t a m e i n e Z w e c k e b e g ü n s t i g t , ist a u ß e r o r d e n t l i c h . I c h will a u c h seine diesfälligen, m e i n e n Z w e c k e n so w o h l t h ä t i g e n G e s i n n u n g e n b e n u t zen, so viel ich k a n n .

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Ich mache ihm jetzt Vorschläge, nicht bloß die jetzige Auflage meiner Schriften, sondern das Eigenthum derselben für immer an sich zu bringen. Ich zweifle an seiner diesfälligen Gewogenheit nicht, und geschieht dieses, so wird mich das im gegenwärti5 gen Vorschritt für meine Zwecke sehr erleichtern; denn ich kann mir nicht verhehlen, daß die Maßregel, beynahe alles, was ich habe, zu einem unveräußerlichen Capital zu machen, meine Kraft in Betreibimg dessen, was gegenwärtig für meine Zwecke von meiner Seite und zum Theil durch mich selbst gethan werden io könnte, in einem hohen Grad schwächt. Indessen waren die Gründe hiefür überwägend, und ich mußte also handeln, und bleibe in allen Rücksichten bey dieser genommenen Maßregel fest. Nach den gleichen Grundsätzen werde ich auch die Ressourcen meiner jetzigen Anstalt von diesem Augen15 blick an nicht mehr als die Sache meines Eigenthums und des Eigenthums der Meinigen ansehen, sondern als eine rein moralisch bestehende, und in ökonomischer Hinsicht sich selbst allein dienende Anstalt, deren reiner Ertrag in jedem Fall nicht mir, sondern meinen Zwecken geweiht seyn soll. 20 Ich thue auch dieses, ungeachtet die Anstalt noch gegenwärtig mit beträchtlichen Schulden beladen ist, und die ich durch diesen Schritt, ohne Hoffnung einiger Wiedererstattung, auf meine Parti cularrechnung nehmen muß, und zwar unter Umständen, wo ich mich auf meine Personalressourcen sehr vielen Einschränkun25 gen unterziehen muß, um nicht durch meine Personalbedürfnisse mit meinen öffentlichen Besprechungen in Collision zu kommen. Indessen darf man sich gegenwärtig von dem reinen Ertrag meiner Anstalt nach allen Vorfallenheiten der letzten Jahre eben nicht vieles versprechen; es könnte gar leicht seyn, daß ich sie 30 noch mit anderweitigen Ressourcen unterstützen müßte. Aber das kann und wird hoffentlich auch anders kommen; aber für einmal ist es meine Pflicht, das Publikum auf meine diesfällige Lage aufmerksam zu machen, damit es nicht auf das Fundament meiner gegebenen Versprechungen zu viel erwarte. 35 Aus dem nämlichen Grund muß ich das Publikum auch auf diesen Umstand aufmerksam machen, daß die Herausgabe meiner Schriften sich erst im dritten Jahr vollenden wird, daß ich folglich auch von dieser Seite nicht in der Lage bin, gegenwärtig die Zwecke meiner Stiftung in ihrer ganzen Ausdehnung und mit

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dem ganzen Umfang der Mittel, die ich dafür bedarf, zu befördern, und den Hoffnungen, die ich darüber erregt, ein Genüge zu leisten; was ich aber zur Vorbereitung und Anbahnung dieses, meinen Zwecken bessern Zustands meiner Lage durch die Mittel, die gegenwärtig in meiner Hand sind, immer thun kann, davon 5 will ich wills Gott nichts versäumen. Diese Vorbereitungsschritte für meine Zwecke will ich zum Theil von hier aus, zum Theil von meinem Gut im Aargau aus, besorgen. Es ist jetzt fünfzig Jahr, daß ich auf diesem Gut mit einer edeln jungen Frau die höchsten Ideale der Volksbildung und io Volksversorgung geträumt und thätige Hand zu diesen Zwecken angelegt. Sie scheiterten zwar, diese Pläne. Ich verlor dabey mein Vermögen und lebte mit meiner, sich für meine Zwecke aufopfernden Gemahlin eine lange, lange Reihe von Jahren in namenlosem Elend, ja, in namenloser Mißkennimg und Hintansetzung. In die- is sen Umständen hätte ich durch den Verkauf meines Guts die Leiden meines Lebens mir in ökonomischer Hinsicht merklich erleichtern können; aber ich vermochte es nicht über mein Herz zu bringen, diesen alten Sitz, beydes meiner Jugendträume und meiner Lebensleiden zu verkaufen, und erhöhte dadurch den 20 Drang meiner Umstände diese lange Zeit über sehr stark; denn ich vermochte es nicht, das Gut durch die nöthigen Geldvorschüsse in einen abträglichen Zustand zu bringen. Es aß wirklich täglich mit mir aus der Schüssel meiner Armuth und war bey meinen damaligen äußerst kleinen Ressourcen in einem hohen Grad auf- 25 fressend für mich, und ich vermochte es nicht, mich dieser unter meinen Umständen mich äußerst drückenden Last zu entladen, und dasselbe zu verkaufen. Der Gedanke: Vielleicht kannst du noch, ehe du stirbst, den Faden deiner Zwecke an dem Ort wieder anknüpfen, wo du ihn hast abbrechen müssen - dieser Gedanke 30 schwebte mir immer vor meiner Träumerseele, und meine Hoffnung, noch zu diesem Ziel zu gelangen, verließ mich nie. - Jetzt ist es da. Mit welcher Erhebung, mit welcher Wehmuth spreche ich es jetzt aus! Nach fünfzig Jahren einer mir durch kindischen 35 Leichtsinn zugezogenen Prüfung bin ich jetzt auf dem Punkt, den Faden meiner Jugendträume wieder da anzuknüpfen, wo ich ihn vor so langer Zeit habe liegen lassen müssen. Aber die Freundin meiner Jugend, die sich den unreifen Träumen meiner Jugend

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aufgeopfert, ist nicht mehr da. Sie liegt hier unter meinen Nußbäumen in Iferten im Grab, und sieht den endlichen Sieg, zu dem Gott mich durch den Segen ihrer Lebensaufopferung am Ziel meiner Laufbahn noch hinführte, nicht mehr. - Möchte sie ihn 5 doch noch sehen! - Eitler Wunsch. - Sie trägt die Krone der Überwindung im bessern Leben; aber ihrem Angedenken will ich Neuhofs Trümmer zum Dienst der hohen Endzwecke, denen sie sich mit mir weihte, wieder aufbauen. Ich kann es, und soll es. Das Gut ist für eine Armenanstalt, besonders nach den be10 schränkten Ansichten, nach welchen dieser Gegenstand jetzt ins Aug gefaßt wird, sehr wohl gelegen, und ich finde für das, was sich jetzt diesfalls auf dem Hof thun läßt, und was man jetzt diesfalls beynahe allein sucht und fast allein suchen kann, genügsame Mittel. 15 Die Einzelnversorgung armer Kinder, die jetzt im Vaterland fast in zahlloser Menge Brod suchen, ist im Vaterland dringender geworden, als sie in meinem Leben je war, und da die Mittel für die Erzielung dessen, was für die Zwecke meiner Stiftung wesentlich und nothwendig ist, noch nicht in meiner Hand sind, 20 sondern erst angebahnt und vorbereitet werden müssen, so erquickt es mein Herz, von dieser Seite der Noth des Augenblicks Hand biethen zu können und mein Gut dazu zu benutzen. Ich werde auch ungesäumt, d. h. im Lauf dieses Sommers, die nöthigen Anstalten und Vorkehrungen treffen, theils Gebäuds halber, 25 theils des Personals halber, das dazu nothwendig ist, um eine Anzahl armer Kinder, beyderley Geschlechts, auf dem Gut aufnehmen zu können, und sie in landwirtschaftlicher und industriöser Hinsicht den Grad der Bildung genießen zu machen, der durch die Mittel, die gegenwärtig in meiner Hand sind, erreich30 bar ist. Indessen aber muß ich es mir förmlich verbethen, das, was ich diesfalls jetzt auf Neuhof werde thun können, als die Probschule anzusehen, die ich nach den höhern Zwecken meiner Stiftung einzurichten und anzubahnen gedenke. Sie darf höchstens als ein 35 Theil der Vorbereitungs- und Anbahnungsmittel zu diesen Zwekken angesehen werden. Die wesentlichern und tiefer greifenden Vorbereitungsanstalten für meine eigentlichen Stiftungszwecke müssen von Iferten aus besorgt und angebahnt werden. Freunde! Ihr wißt, wie sehr es im Geist dieser Zwecke liegt,

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d i e G l e i c h h e i t d e s i n n e r n W e s e n s der Erziehung der Kind e r a u s allen S t ä n d e n , so wie d i e n o t h w e n d i g e U n g l e i c h h e i t i h r e r ä u ß e r n E r s c h e i n u n g durch die Resultate praktischer Versuche d a r z u t h u n , u n d besonders die N a t u r der E i g e n h e i t , die in d e n ä u ß e r n E r z i e h u n g s m i t t e l n der K i n d e r der A r m e n , des 5 Mittelstands u n d der Reichen, selber b e y der reinsten Festhalt u n g des i n n e r n W e s e n s aller B i l d u n g s m i t t e l der M e n s c h e n n a t u r d e n n o c h s t a t t findet, i n e i n e n t s c h e i d e n d e s L i c h t z u s e t z e n . B e y diesem festgehaltenen Endzweck meiner Bestrebungen m u ß m i r a l l e s d a r a n l i e g e n , m e i n e h i e s i g e A n s t a l t i n R ü c k s i c h t io auf die Bedürfnisse einer wohlbegründeten wissenschaftlichen B i l d u n g i n einen sich i m m e r m e h r v e r b e s s e r n d e n Z u s t a n d zu b r i n gen. E s m u ß m i r diesfalls besonders d a r a n liegen, einerseits f ü r das immer weitere Vorschreiten der elementarischen Entfaltungsm i t t e l d e r m e n s c h l i c h e n N a t u r i n i h r e m g a n z e n U m f a n g z u s o r - is gen, anderseits aber a u c h die stufenweise psychologische A n w e n d i m g dieser K r ä f t e m i t e b e n so psychologisch b e g r ü n d e t e n u n d stufenweise geordneten Unterrichtsmitteln in d e n wissenschaftlichen F ä c h e r n in elementarische Übereinstimmung zu b r i n g e n . O h n e d i e s e s i s t d i e E r z i e l u n g e i n e r w e s e n t l i c h e n E i n - 20 Wirkung auf die Bedürfnisse der Bildung, deren K i n d e r aus wohlhabenden u n d höhern Ständen bedürfen, nicht denkbar. Aber e b e n so wesentlich ist es f ü r d i e Z w e c k e einer w o h l z u b e g r ü n d e n d e n Volksbildung u n d N a t i o n a l c u l t u r , a u c h die Mittel, die eine g e n u g t h u e n d e B i l d u n g d e s M i t t e l s t a n d s z u e r z i e l e n g e e i g n e t s i n d , 25 m i t der höchsten Sorgfalt vorzubereiten u n d anzubahnen. E s ist unwidersprechlich, d a ß in diesem S t a n d die größten K r ä f t e zur Beförderung der A n b a h n u n g einer w a h r e n National- u n d Volksc u l t u r liegen, u n d ich m u ß hier b e s t i m m t sagen, K i n d e r a u s d e m ä r m e r n M i t t e l s t a n d h a b e n i n R ü c k s i c h t a u f d i e a l l g e m e i n e S t i m - 30 m u n g , die die g r ö ß t e n R e s u l t a t e einer g u t e n E r z i e h u n g hoffen läßt, außerordentliche Vorzüge, u n d sind besonders in Rücksicht auf die E i n s c h r ä n k u n g e n u n d Ü b e r w i n d u n g e n , die eine ökonomisch b e s c h r ä n k t e E r z i e h u n g fordert, weit besser g e w o h n t , als d i e K i n d e r d e r d u r c h A r m u t h i n G e d a n k e n l o s i g k e i t , S o r g l o s i g - 35 keit u n d U n o r d n u n g tief v e r s u n k e n e n Volksciasse. V o n d e n K i n d e r n der sich ü b e r d e n M i t t e l s t a n d e r h o b e n f ü h l e n d e n u n d sich n i c h t m e h r z u i h n e n z ä h l e n d e n R e i c h e n will ich gar nicht mehr reden. Aber von der Überzeugung des Bedürf-

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nisses, für den Mittelstand, und zwar nicht um seiner selbst, sondern um der ersten und wesentlichsten Bedürfnisse des Vaterlands willen hierin vorzügliche Vorsehung zu thun, ergriffen, will ich sogleich in Iferten Einrichtungen treffen, nach dem Verhält5 nis der die gewöhnliche, vergleichungsweise niedere Pension zahlenden Zöglinge, eine Zahl, und bestimmt je den dritten Zögling um den Preis von im Mittelstand beschränkten, braven Eltern anzunehmen. Aber ich muß mich dabey erklären, daß dieses nur von Kindern von vorzüglichen Talenten und bis auf ihr Eintreten io bey mir sittlich und religiös erzogenen Kindern beschränkt seyn kann; und da solche Kinder bey Haus ökonomisch beschränkt erzogen und durchaus nicht täglich an Wein und Fleisch gewohnt sind, so werde ich für diese Kinder in meiner Anstalt einen eigenen Tisch errichten, der ihren Bedürfnissen vollkommen genugthu15 end, aber etwas sparsamer seyn wird, als der Tisch der die Pension ganz zahlenden Zöglinge. Ich weiß aber freylich wohl, daß die Zeitmenschlichkeit darüber ein großes Geschrey erhebt, daß man Kinder, die unter dem gleichen Dach wohnen, nicht ungleich erhalten solle. Ich muß aber nur lächeln, und der Rath: Versag 20 du einem Kind den Eintritt in dein Haus, versag' ihm eine Handbiethung, die sein Lebensglück werden könnte, weil du ihm nicht Fleisch und Wein, sondern nur Fleisch und Gemüse zu geben vermagst - diesen Gedanken finde ich nicht erhaben. Nein! Ich finde den Rath nicht erhaben: Verhärte dein Herz gegen die Bitte 25 eines solchen Kinds, und verschließ dein Ohr der Bitte seines Vaters und dein Aug der Thräne seiner Mutter, weil sein Kind in deinem Haus verdorben werden könnte, wenn es darin andere Kinder Fleisch essen und Wein trinken sehn würde und selber von beyden keines bekäme. Ich werde mit diesen Kindern an 30 einem Tisch essen und Mittel finden, sie über das lächeln zu machen, was die affectirende Zeit als Ursache ihrer tiefsten Kränkung und ihres sittlichen Zugrundgehens verschreyt, und sie indessen gewöhnlich ohne Hülf und ohne Trost sich selbst überläßt. 35

Die Aufnahme solcher Kinder aus dem ärmern Mittelstand ist für das Wesentliche und Ganze meiner Zwecke eben so wichtig, als die Errichtung einer Anstalt für ganz arme Kinder, die denn freylich nothwendig landwirtschaftlich begründet, ein hiefür geeignetes Local haben muß. Aber auch von ganz armen Kindern

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aus der niedersten Volksclasse werde ich einige 15 bis 16jährige Jünglinge in die Anstalt in Iferten aufnehmen, und trachten, sie zu einer vollendeten Brauchbarkeit in den höhern Zwecken meiner Bestrebungen auszubilden. Freunde und Brüder! Indem ich jetzo, gleichsam von Euch 5 Abschied nehmend, den ganzen Umfang meiner Zwecke ins Aug fasse und Euch die Mittel darlege, durchweiche ich das Äußerste versuche, die Zwecke meines Lebens forthin zu begründen und über mein Grab hinaus sicher zu stellen, erblicke ich in Eurer Mitte meinen einzigen Nachkömmling. io Lieber Enkel! Ich blicke mit einiger Wehmuth auf dich hin, und mit ihr auf mein ganzes vergangenes Leben, dessen Drang und dessen Verirrungen mich zu viel, viel zu viel von deiner Seite und von der Seite aller Meinigen wegriß. Dieser Drang und diese Verwirrungen meines Lebens, die mich so oft über meinen häus-15 liehen Kreis empor- oder vielmehr aus demselben herausrissen und durch die luftigen Höhen einer sich leicht zu versteigenden Einbildungskraft Abgründen nahe brachte, in die ich, ohne Gottes ob mir waltende Vorsehung, unerrettbar hineingestürzt wäre dieser alte Drang meines Lebens riß mich auch eben so von der 20 Seite deines Vaters weg, und ist vielleicht die Ursache seines frühzeitigen Todes. Deine Großmutter war wohlhabend, ihr Vermögen ist größtentheils in meiner Hand zu Grund gegangen. Du warst eine Waise, wahrlich eine arme Waise. Deine Großmutter litt unaussprechlich durch die Sorglosigkeit meines Lebens für 25 die Meinigen. Sie hoffte aber immer an meiner Seite das Bessere, und litt durch ihr ganzes Leben geduldig, da meine ökonomischen Hoffnungen mir immer scheiterten. So sehr sie aber darunter litt, so liebevoll vergab sie mir die Täuschungen meines Lebens, und trug die Leiden desselben mit einer Höhe der Unschuld, mit 30 einem Engelsherzen, das ein besseres Schicksal verdient hätte. In den äußersten Gefahren für ihr Alter und für dich, Lieber, fiel ihr noch durch ein unerwartetes Glück ein Erb zu, das sie denn Gottlob endlich meiner Schwäche und meiner Sorglosigkeit für die Meinigen entriß, und dir aufbehielt. Aber es war nicht 35 groß genug, um dich für dein Leben unabhängend zu setzen. Man war für dich besorgt und fürchtete, du verlierest an meiner Seite alle Kräfte, dich einst als braven Hausvater wirthschaftlich wohl zu versorgen, und da du in meinen Umgebungen auch nicht geistig

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belebt erschienest, und meine Umstände in diesem Zeitpunkt für mich und für meine Lage immer größere Besorgnisse erzeugten, vereinigten sich die Wünsche deiner Großmutter und deiner Mutter mit den treusten meiner Freunde dahin, du müssest eine bür5 gerliche Begangenschaft lernen. Dich physisch stark fühlend, und Handarbeit der Kopfarbeit vorziehend, wähltest du das Gerberhandwerk, und ich sah so die letzte Hoffnung, das Streben meines Lebens, in meinen alten Tagen und nach meinem Tod von irgend jemand der Meinigen fortgesetzt und erhalten zu werden, hinio schwinden. Ich sah auch dein Scheiden als ein Zeichen des unausweichlichen Yersinkens meiner selbst, und meiner Lage an, lobte indessen die Vorsicht der Meinigen für dich, und war betrübt in mir selbst. Aber das Wort des Todbetts deiner Mutter: Was Gott thut, 15 das ist wohl gethan im Himmel und auf Erden, dieses Wort deiner Mutter erfüllte sich auch an dir. Du hast dich in den vier Jahren deiner Abwesenheit zu Kräften erhoben, zu denen du an meiner Seite nicht gelangt wärest; du hast als Lehrknab deines Handwerks an Anstrengung, an Fleiß, an Ausharrung gewonnen. Du 20 hast ohne die kleinlichen Anmaßungen der Zeitnotablen im Bürgerstand, die sich bald mit jedem Tag in unserer Mitte in einer immer wachsenden Erbärmlichkeit aussprechen, leben gelernt. Du hast sowohl beydes, die wachsende Schlechtheit des handarbeitenden Volks, als auch die feste Ehrenfestigkeit des alten häus25 liehen Sinnes, und die alte Kraft des Bonsens, und den Edelmuth, die sich in den bessern Haushaltungen der gemeinen Stände noch erhalten, gesehen. Eben so hast du die Zurücksetzung, die Erniedrigung und das Versinken dieser Stände, und die immer mehr steigende Unmöglichkeit, sich durch ihre Berufe zu der bürger30 liehen Würde zu erheben, in der unsere Väter mitten im Treiben dieser Berufe dennoch lebten, gesehen; du hast die sich fühlende Kraft der Bessern dieser Stände gegen die einschmeichelnde Biegsamkeit des an ihrer Statt jetzt unter uns immer mehr emporwachsenden Knechtengeistes der gemeinen bürgerlichen Stände 35 gesehen; kurz, du hast vieles von dem, was dem Volke seine Leiden bereitet und zum Theil unheilbar macht, gesehen, und [lerntest] auf der einen Seite die Wichtigkeit des Strebens meiner Lebenstage erkennen, und wolltest auf der andern Seite nicht in das Elend hinabsinken, wo tausend und tausend Menschen in den

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niedern Ständen, jetzt für sich und das Vaterland verloren gehen müssen. Du erhobest dich zu dem Gedanken, an meiner Seite dem Vaterland und der Menschheit in den Angelegenheiten zu dienen, die deine Lebenserfahrungen dich jetzt als im höchsten Grad wichtig erkennen gelehrt haben, und kamst zu mir, um an mei- 5 ner Seite das zu werden, was du fühltest, das man seyn und werden muß, um in der Welt nicht bloß in unbedeutender Selbstsorge des Lebens dahin zu versinken, sondern als Mensch wirklich der Menschheit zu leben, und der göttlichen Bestimmung eines Christen würdig zu leben. Du kamst zurück und sagtest: Vater, 10 ich will seyn, was du bist, ich will werden, was du bist! Lieber! Du machtest mich durch dieses Wort glücklich, wie ich nicht leicht durch irgend ein Wort hätte glücklich werden können. Und siehe, so groß meine Freude über dein Zurückkommen und über dein Wort war: Ich will seyn, was du bist, und will 15 haben, was du hast, siehe, so gebe ich heute dennoch das, was du, wenn du es mit den Augen der Welt ansähest, als das Deinige achten könntest; denn ich fühle wohl, der Gedanke, ich könnte den Ertrag meiner Schriften und das, was ich allfällig noch erwerben könnte, dir als einen Ersatz für das, was von deinen Erb- 20 hoffmmgen in meiner Hand zu Grund gegangen, überlassen - ich weiß, dieser Gedanke könnte leicht in deiner Seele aufsteigen, und ich weiß, daß es dir vielseitig zu Ohren kommen wird, ich habe nicht für dich gesorgt, wie ich für dich hätte sorgen sollen, und hinterlasse dir nicht, was ich dir hätte hinterlassen sollen. Aber 25 ich achte es nicht. Ich will den Fehler, von dieser Seite nicht wohl für dich gesorgt zu haben, wie er wahrhaftig ist, mit mir ins Grab tragen; aber ich will ihn nicht mit dem zweyten Fehler, auch meine Bestrebungen für die Erziehung und die Armuth durch eben diese Schwäche vereitelt zu sehen, noch verdoppeln, und 30 ihm den Charakter der Schlechtheit geben, da er jetzt doch nur noch denjenigen der Schwäche hat. Und wenn ichs auch thäte, wenn ich dir auch den ganzen Ertrag meiner Schriften zuhändigte, so würde dir das nicht helfen. Deine Großmutter hat zur Sicherstellung einer stillen, thätigen, bürgerlichen Laufbahn genugsam 35 für dich gesorgt. Für die Bedürfnisse eines unthätigen, anmaßlichen, fratzenartig adelichen Bürgerlebens sind 1000 und 2000 Louisd'or so viel als nichts. Ich entziehe dir also ruhig, was heute in meine Hand fällt, und was ich noch für dich erwerben könnte,

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und lasse dir nichts, als was dir deine gute selige Großmutter versichert hat. Aber indem ich dir das entziehe, gebe ich dir mehr, als ich dir entziehe, und Gottlob, du weißt es. Du hast es ausgesprochen. Du willst seyn, was ich bin, du willst werden, was ich 5 bin. Silber und Gold macht dich nicht zu dem, was ich bin. Ich bin durch mein Herz, was ich bin. Nimm das Werk meiner Tage, nimm den Sinn meiner heutigen Stiftung in dein Herz, und zeige dich, wenn meine Gebeine ruhen, für die Zwecke meines Lebens und meiner Stiftung thätig und kraftvoll, und werde in deinem io Innern für das Wesen derselben belebt und durch dasselbe erhoben; dann wirst du besitzen, was ich besitze, und seyn, was ich bin, und Silber und Gold werden dir dann nicht geben können, was du besitzest. Die Armuth meines Geschlechts, der ich nichts zu geben ver15 mochte, wird durch dein Leben und durch dein Thun erkennen, was ich ihr geben wollte und bey meinem Leben nicht geben konnte. Werde die Stütze meiner Stiftung mit meinem Herzen, und mit Kräften, die mir mangelten, und die Gott dir an deine Seite geben wird, und das Schärflein, das ich heute auf den Altar 20 der Menschheit lege, wird dir ein Erbe werden, wie wenige Kinder ein Erbe von ihren Eltern erhalten. Einziger meiner Nachkömmlinge! An deiner Freude über meine Stiftung, die du heute mir so warm und innig zeigtest, erkenne ich, daß du in Wahrheit und Unschuld werden willst, was ich bin. Ich habe deine Freude in 25 deinen Augen gelesen, als du vor mir das Wort aussprachest: «Wenn es auch noch mehr wäre, was du mir entziehst, es würde mich nicht freuen zu besitzen!» Lieber! Diese Worte der Unschuld und Liebe rührten mein Herz, und ich habe Glauben an sie, und die Stunde meines Todes wird auch deinethalben heiter 30 für mich seyn. Die Freunde meiner Tage werden sich um dich her vereinigen. Auch die, die in den Tagen meiner innern tiefsten Leiden mich verkannt haben, werden mich in dir wieder erkennen, und an deiner Seite auf meinem Grab die Täuschung erkennen, um deren 35 willen sie mir ihre Herzen und ihre Hand entzogen. Lieber! Die Welt um mich geht dahin; die, in der ich jetzt lebe, ist nicht mehr die meinige, und, Lieber! deine Welt ist in den bedeutendsten Punkten für dich, menschlicherweise davon zu reden, auch zu frühe von dir geschieden. Dein seliger, im Leben unglücklicher

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V a t e r ist t o d t . Deine edle M u t t e r ist t o d t . I h r e F r e u n d i n , die aufgeopferte, d u r c h ein L e b e n voll Leiden gewandelte G r o ß m u t t e r ist a u c h s c h o n i n d e m b e s s e r n L e b e n , d e m wir alle h o f f n u n g s voll entgegen gehen. N u r ich u n d dein zweyter V a t e r sind dir noch übrig geblieben, u n d deine treue Gotten, die innige F r e u n - 5 d i n deiner edlen G r o ß m u t t e r u n d M u t t e r , die edle, t r e u e Pflegerin deines so lange k r a n k e n Vaters, die treuste, kraftvollste, u n d u n e r s c h ü t t e r t sich ü b e r d r e y ß i g J a h r in a u f o p f e r n d e m D i e n s t h i n g e b e n d e S t ü t z e m e i n e s H a u s e s , sie allein l e b t n o c h , u n d a u c h m e i n D a s e y n k a n n , m e n s c h l i c h e r w e i s e d a v o n z u r e d e n , n i c h t m e h r 10 lange dauern. Aber fürchte dich nicht! Glaub an das W o r t deiner M u t t e r : G o t t hilft, er h a t i m m e r geholfen u n d wird ferner helfen, wie u n d w e n n ers t h u t , sollen wir nicht f r a g e n ; seine W e g e sind w u n d e r b a r u n d unerforschlich, aber w e n n die N o t h a m größten, s o i s t s e i n e H ü l f e a m n ä c h s t e n . H ö r e , i c h w i l l d i r e t w a s e r z ä h l e n ! 15 Als ich in deinem Alter fast wie ein K i n d lebte, u n d in d e n T a g hinein das Gute suchte, aber meine Augen weder links noch rechts kehrte, zu sehen, w a s d a n e b e n lag, u n d m i t m e i n e r Einbild u n g s k r a f t allem, was m i r g u t schien, entgegen strebte u n d n a c h H ö h e n e m p o r f l o g , w i e e i n e L e r c h e , d i e s i c h a u f H ö h e n s c h w i n g e n 20 will, d i e n u r d e r A d l e r z u e r f l i e g e n i m S t a n d i s t , d a l e b t e i c h d e m A n s c h e i n n a c h s c h ö n e T a g e . J a , sie s c h i e n e n s c h ö n , u n d w a r e n z u m Theil schön, diese T a g e des jugendlichen A u f s t r e b e n s z u allem Guten. Die edlere J u g e n d , die mich u m g a b , lebte d a m a l s i m r e l i g i ö s e n u n d p o l i t i s c h e n A u f s t r e b e n i n T r ä u m e n , d i e d e n m e i n i - 25 gen in ihrem W e s e n ähnlich waren. N i c h t s schien u n s zu k ü h n , nichts schien u n s zu schwer; ein Einziger v o n u n s w a r n t e ; er wollte a u c h das Höchste, das er erkannte, aber er w a r n t e vor d e m leichtsinnigen Glauben a n das Erreichen des Guten, das m a n k r a f t l o s n u r w ü n s c h e . E s w a r s e i n W o r t : M a n m u ß v o n s c h w a - 30 chen, niedern S t a u d e n keine K ö r b e voll F r u c h t e r w a r t e n ; der B a u m m u ß s t a r k u n d g r o ß s e y n , d e r viel F r ü c h t e t r a g e n soll. E r warnte vorzüglich mich. Ich hieng an diesem Mann, u n d g l a u b t e nicht a n meine K r a f t , ich g l a u b t e n u r a n die seine; a b e r i n s e i n e r K r a f t g l a u b t e i c h m ä c h t i g z u s e y n f ü r a l l e s , w a s i c h 35 w ü n s c h t e . D a ich so a u f i h n v e r t r a u t e , u n d m e i n L e b e n a n seine K r a f t setzte, d a s t a r b er. Die W o r t e seines Abschieds sind diese : Pestalozzi, laß dich in kein U n t e r n e h m e n hinein, das auf irgend eine A r t ins Große gehen u n d mißlich werden kann, ohne einen

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kalten, überlegten Mann, der mit Festigkeit und mit Mißtrauen gegen seine Umgebungen zu Werke geht! Die Menschen sind schwach, und werden aus Schwäche schlecht. Sie werden dich mißbrauchen. Wo es gut geht, wirst du ihr Knecht und der Narr 5 im Spiel seyn, und wo es böse geht, wirst du das Opfer ihres Spiels werden, zu dem sie dich nicht um deinetwillen hinzugezogen haben. Zu welchem Haufen du dich auch hinstellst, der Haufen wird sicher nie wirklich wollen, was du willst, und sicher nie wirklich suchen, was du suchst. Eine Weile darauf sagte er dann noch: io Wüßte ich dir nur einen Freund, der kraftvoll, muthvoll und mißtrauisch wäre, wie du einen brauchst, ich würde deinethalben ruhiger sterben. - So nahm er von mir Abschied, und wenige Tage darauf starb er. Lavater zeichnete mir den Freund im Sarg ab; ach! ich habe auch dieses Kleinod meiner jungen Tage verloren. 15 Lavater mußte mich von seinem Sarg wegreißen, daß ich meine Sinne nicht verliere, so gieng mir sein Tod zu Herzen. Wie wahr hat er geredet, wie sehr hat er in seiner Jugend schon die Welt gekannt. Wie sehr mangelte mir durch mein Leben ein ruhiger, bedächtlicher, gegen die Schwäche und die Tücke 20 des menschlichen Herzens gleich mißtrauischer Mann. Ich war tausendmal das Opfer dieser Schwäche und dieser Tücke, und du würdest es mit deinem Herzen, das schwach und gut ist, wie das meine, auch seyn, wenn in irgend einem größern Verhältnis du nicht einen Mann neben dir hättest, wie mein Freund auf 25 seinem Todbett mir einen wünschte. Ich fand ihn lange nicht. Meine Haare fingen an grau zu werden, ehe ich ihn fand. Endlich doch gab mir ihn Gott. Er wuchs an meiner Seite auf. Er erkannte mein Vaterherz, und wuchs als liebendes Kind an meiner Seite zum Manne, zum Manne, der jetzt die Stütze meines Alters ist, 30 auf. 0 Gott! Durch welch eine Welt wand ich mich, ohne solch einen Mann an meiner Seite zu haben, mit meinem Herzen! Ich glaubte der Menschen Worte, und sie gaben mir Worte. Von mir wollten viele mehr; ich gab ihnen, was ich hatte. Oft wenn ich die Hand voll hatte, nahm einer, was darin war; meine Hand 35 wollte er nicht, und oft t h a t ihm das nicht einmal wohl, was er hinnahm. Hätte mein Freund gelebt, er hätte das Gute, das ich that, mit mir selbst in Zusammenhang gebracht und dadurch wirksam gemacht. Ich ließ es zersplittern, und es blieb ohne Wirkung.

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Mich selbst vernachläßigte ich ganz, und lebte wahrlich, in Rücksicht auf mich und die Meinigen und auf meine alten Tage, auf eine Weise, von der das Volk in seiner Sprache sagt: «Es ist Gott versucht.» Ich stehe jetzt freylich da, und spreche es mit Dank gegen Gott aus: Er hat mit den Wundern seiner Güte mir 5 die Tage meines Alters leicht gemacht. Aber, Freunde! die Ihr jetzt um mich her versammelt dasteht, nehmet keinen Theil an diesem Fehler, nehmet keinen Theil an diesem Unrecht meines Lebens; lebet Eurer alten Tage halber, lebet der Eurigen halber nie auf eine Weise, von der es heißen kann, sie ist Gott versucht. io Wirket Euer Heil von dieser Seite, weil es Tag ist, eh' dann die Nacht kommt, und die Tage erscheinen, von denen wir sagen, sie gefallen mir nicht. Die Gefahren meines Lebens waren von dieser Seite unermeßlich. So gern ich jedem meine Hand both, so sehr fühlte ich, wie 15 sehr ich die seine wieder bedürfte. In der Lage, in die ich mich stürzte, ist es nicht möglich, einen hülfsbedürftigern Menschen zu denken, als ich war und als ich mich fühlte. Ich konnte von dem, was ich in meiner Lage können sollte, so wenig, und noch viel weniger von dem, was ich wollte, suchte so oft ins Blinde hinein 20 Hülfe, und fand dann natürlich nur Halbhülfe; und Halbhülfe ist wie keine. Ich aber wußte es nicht und glaubte daran, und war dadurch so unglücklich, als mir mein Freund voraussagte. Hätte er gelebt, das alles wäre mir, menschlicherweise davon zu reden, nicht begegnet. Hätte er gelebt, ich wäre gewiß nicht in 25 den Zustand gekommen, in dem ich, ich möchte sagen, in meinem Elend gleichsam ausreifend, endlich mich selbst verlor und der Verzweiflung nahe gebracht war, die meinen Umgebungen nur Furcht über meinen Zustand und Verachtung erweckte, und fast von jedermann mit einer Art von Widerwillen und Ängstlichkeit, 30 und von vielen noch mit dem Urtheil: ich habe mir mein Schicksal selbst zugezogen und verdient, ins Aug gefaßt war, als sie mich, unbeholfen und unberathen, dennoch auf einem großen Kampfplatz, von dem ich in dieser Lage nicht einmal abtreten durfte, stehend fanden. 35 Freunde! Es sind Scenen von diesem Zustand niedergelegt; möge sie die Welt nie sehen und ihr Entsetzen niemand erschüttern, der nie so etwas gesehen. Ich rasete, ja ich rasete in dieser Zeit vor Liebe zu denen, die mich jetzt verließen, und vor Kum-

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mer für dich, gutes Werk meines Lebens, das man jetzt bald in meinen nächsten Umgebungen in meiner Hand als in der Hand eines verlornen, und, ich muß fast sagen, als in der Hand eines unwürdigen, eines verworfenen Mannes ansah und behandelte. 5 Mein äußerlicher gänzlicher Ruin, das gänzliche Auflösen aller äußern Mittel meines Thuns schien jetzt entschieden; da sandte mir Gott einen Mann, wie mein Freund vor fünfzig Jahren mir einen wünschte. Dieser Mann warf sich wie eine harte Schaale um den Kern meines hinschwindenden Thuns, und rettete mich. - Er io rettete mich. Ohne ihn, lieber Enkel, wärest du jetzt nicht da; ohne ihn sprächest du jetzt das Wort nicht vor mir aus: Vater, ich will seyn, was du bist, ich will werden, was du bist! Auch ich wäre jetzt nicht da. Ich wäre nichts mehr für dich; ich hätte hier nichts mehr für dich. Das Werk meiner Tage wäre jetzt außer 15 meiner Hand; und an mein Elend, darin ich jetzt wäre, wollt' ich dich nicht ketten. Aber ich bin errettet, von ihm errettet, von ihm, den ich erzogen, von ihm, den ich von der ersten Stund an erkannt und gleichsam seine Hoffnung für mich ahnend, mit unauslöschlichen Gefühlen an mein Herz gekettet. Dieser Mann wird 20 auch deine Schwäche, er wird auch die Schwäche deiner Jugend und deines Herzens, die der meinigen gleich ist, schützen. Er wird das Äußere meines Werks schützen, wie ein Felsen, der, unerschüttert in der Tiefe der Erde gegründet, ewig fest dasteht. Auch das Innere meines Thuns ist ihm heilig. 25 Lieber Enkel! Auch dir wird er seyn, was ich dir unmöglich seyn konnte, ob ichs gleich sollte. Er wird dir seyn, was ich dir seyn sollte, obwohl er mir durchaus nicht gleich ist. Lieber Enkel! Es ist kaum möglich, daß zwey Menschen im Wesen ihrer Anlagen verschiedener seyen, als er undich; aber was ich bedurfte, was ich 30 durch mein Leben für dich bedurfte, und was ich jetzt auch für dich bedarf, lieber Enkel! was mein sterbender Freund als die einzig mögliche Rettung meiner Lebenstage ansah, das besitzt er in einem hohen Grad und hat damit meine, durch mein schwaches Leben immer gefährdete, und in den letzten Jahren nicht 35 mehr nur gefährdete, sondern zertretene Selbstständigkeit gleichsam aus dem Feuer gerettet, und mir wieder gegeben. Überzeugung, Dankbarkeit und namenloses Zusammentreffen von tausend und tausend Ansichten des Lebens ketteten mich lange mit unauflöslichen Banden an ihn, ehe mein Enkel, dessen er sich wie

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ein Vater annimmt, wieder zurückkam, und lange, ehe von meiner Stiftung die Rede war, für die er mir jetzt alle Kräfte seines Lebens hingiebt, und wofür ich ihn jetzt mit Dankbarkeit gegen die Vorsehung als den Mitstifter meiner Vergabung, als den Mann erkläre, von dessen That und Leben ich die größte Segenshoffnung 5 für meine Zwecke, und wahrlich, wahrlich für das Innerste, Heiligste, Höchste ihres Wesens in mir selber nähre. Freunde! Freunde! Ich muß meine innerste Überzeugung hierüber noch aussprechen: Er legt das Opfer seines Lebens nicht auf den Altar meiner Selbstsucht. Ich wollte es aber auch nicht. 10 Ich will es nicht. Nein, nein, ich suchte dieses Opfer und suche es noch heute zum Dienst des Höchsten, des Heiligsten, zu dem sich meine Seele in ihrem reinsten Streben zu erheben vermochte. Und, Freunde! Brüder! das Opfer seines Lebens, nicht das Opfer seines Geldes, nein, das Opfer seines Lebens liegt da, um mir zum Dienst 15 dieses Höchsten in meinen Umgebungen wieder den Spielraum zu geben, den ich darin verloren, um mich also frey und selbstständig zu erhalten bis an mein Grab. Und ich bedurfte dieses Opfers, ich bedurfte dieser Hülfe, um dem Werk meines Lebens durch mich selbst in meinem Geist und in meiner Wahrheit auch 20 hinter meinem Grab eine sichere Dauer zu verschaffen, und von meiner Seite noch bey meinem Leben etwas dazu beytragen zu können, daß alle, die das Streben meines Lebens als Wahrheit und als Recht anerkannt haben, sich unter einander dahin vereinigen, auch die Wichtigkeit der heiligen Sorgfalt für die äußern 25 Mittel zu unserm Ziel mit selbstsuchtsloser Aufopferungs- und That-Kraft zu befördern. Freunde! Wie oft muß ich noch in meiner Lage wiederholen: Wenn die Schaale meines Kerns zertreten wird, so leidet auch der Kern, und wenn er unreif in der zertretenen Schaale liegt, so ge- 30 langt er ewig nicht zur Reifung. Freunde! Nehmet doch dieses Wort als das erläuternde Wort meines Benehmens in meiner Lage zu Herzen, und glaubet doch nicht, daß ich irgend eine Schaale als solche hochachte, oder daß ich irgend einen von Euch in irgend einem Fall um des äußern Diensts einer solchen Schaale 35 willen um mich vereinigt wünsche! Nein, nein, ich bitte Euch vor Gott und meinem Gewissen, den innern Zwecken meines Lebens zu dienen; aber freylich dann auch meine Sorge für die äußere Schaale derselben nicht gedankenlos und sorglos zu verschmähen.

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Verachte doch auch in dieser Rücksicht keiner von Euch des andern Gabe, und des andern Kräfte! Der Bau der Wahrheit und des Guten fordert allerley Gaben, allerley Kräfte, allerl y Mittel. Freunde! Brüder! Die Kraft in der Sorge für die äußern Mittel 5 des Guten ist eine Gabe Gottes, die nur der verkennt, der auch für das innere Wesen des Guten gedankenlos, kraftlos und leichtsinnig ist. Der Kern der Dinge ist freylich alles, die Schaale ist freylich nichts, wenn nehmlich der Kern reif ist, und der Schaale nicht mehr bedarf. Das war aber sicher nicht unser Fall. Die vielio seitige Yernachläßigung der Schaale unsers Thuns hat bey uns den Kern desselben in seinem innersten Wesen angegriffen. Ich läugne es zwar gar nicht, der Fehler dieser Yernachläßigung gieng von mir selbst, und von meiner fast beyspiellosen Gedankenlosigkeit hierüber aus. Er fand zwar durch die Eigenheit 15 meines Charakters in mir selbst ein Gegengewicht gegen das Äußerste seiner Folgen; aber das war denn doch nicht der Fall bey allen denen, die er ansteckte, und das Sprichwort: «Das Gleiche, wenn es zwey thun, ist nicht immer das Gleiche», ward in meiner Lage dem sehenden Aug diesfalls sehr heiter. Der Geist 20 meiner Nachläßigkeit hatte sichtbar eine andere Natur, als die Massenachläßigkeit, die mich, der ich sonst in meinen Umgebungen in nichts einen Drang, mich nachzuahmen, verspürte, hier allgemein nachahmte. Wie ich aber mich und andere darinn immer entschuldige, so ändert das nicht, daß am Ende ihre und 25 meine diesfällige Fehler mir und meinem Haus auf eine Weise über den Kopf wuchsen, daß ich dringend Hülfe zu unserer Rettung bedurfte. Und Gott gab sie mir, nicht in einem fehlerlosen, sondern in einem Menschen, wie wir alle sind; aber in einem Menschen, der 30 bestimmt die Kräfte hatte, deren Mangel mein Haus an den äußersten Rand des Abgrunds, und mich der Verzweiflung nahe gebracht hatte. Gott gab mir in ihm Hülfe in der Zeit der Noth, wo keine andere Hülfe mehr um den Weg war, und wo niemand in meiner Nähe auch nur den Willen für die Kräfte mehr hatte, 35 deren ich in diesem Augenblick dringend zu meiner Rettung bedurfte. Er aber hatte sie. Er hat sie, und mit ihnen den Willen und die Liebe, sie für mich zum Dienst meiner Zwecke hinzugeben. J a , Freunde! zum Dienst meiner Zwecke! Und Ihr thut mir 22 Pestalozzi Werke Bd. 25

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Unrecht, jeder t h u t mir Unrecht, der einen Augenblick glaubt, daß ich seine Hülfe nur um des Äußern ihrer Folgen willen schätze, und die hohe und wahre K r a f t des Heils, die ich, wenn auch ungeschickt, doch so lange und so ernst mit Euch suchte, um des Blendwerks dieses Äußern willen verläugne und ver- 5 lasse, und die K r a f t dieses Mannes dahin brauchen wolle, den tiefen ewigen Felsen, auf den wir unser Haus zu bauen gesucht haben, durch ihn auszugraben, um dasselbe dann auch wieder durch ihn auf einen Sandhaufen zu bauen. Nein, Freunde! ich habe mir ihn nicht zu einem Götzen ausgesucht, in dessen blinder 10 Verehrung ich mich selbst zu verlieren gedenke. Nein, ich will mich nicht in mir selber verlieren. Ich will aus ihm nicht mehr machen, als er mir ist. Ich kenne ihn. Ich weiß, was er ist, und was er nicht ist; und was er nicht ist, und was er nicht hat, das träume ich nicht in ihm und such' es nicht bey ihm, aber ich 15 wünsche es ihm von Gott und den Menschen i n d e r L i e b e u n d d u r c h die Liebe. Ich weiß, es fehlt ihm an tausenden, das andere haben. Es fehlt ihm an Wissenschaften. Es fehlt ihm an Kunst. E r ist litterarisch so unwissend als ich, und ich spreche es seinethalben aus, 20 daß ich es gegen meinen Feind nicht bestimmter aussprechen könnte: er hat seine Fehler, und ich muß auch seinethalben, wie meinethalben Gott bitten, daß er ihn bewahre vor aller Verirrung des Fleisches und des Geistes. Aber von welchem Menschen muß ich das nicht Gott bitten? - Er hat eine Naturkraft, die in ihrer 25 Kunstlosigkeit hindringt, wo eine große Kunst oft vor meinen Augen zurückstand, und es geht mir seinethalben oft wie einem Mann, der von einem großen Birnbaum, der neben seinem Garten stand, oft sagte: Ich wollte, er hätte einen Ast weniger, er gäbe mir dann freylich weniger Birnen, aber er machte mir dann auch 30 weniger Schatten im Garten. Aber so oft er das sagte, so hieb er den Ast doch nie ab. So gehts mir auch mit Schmid, und Ihr glaubt mir es wohl, er genirt mich mit seiner K r a f t oft recht tüchtig, vielleicht mehr, als der Birnbaum den Mann, der lieber mehr Sonne im Garten gehabt hätte als Birnen, und doch den 35 Ast am Baum, der ihm Schatten machte, nicht abhieb. Freunde! Mein Respekt für die Naturkräfte, wie sie unverkünstelt im Volk dastehen, ist groß, und hat, seitdem ich Schmid kenne, bey mir in eben dem Grad zugenommen, als mein Miß-

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trauen gegen die Anmaßungen unsrer vielseitigen Verkünstlung. Ich sag' es frey, dieser Respekt für die so sehr mißkannten Naturkräfte im Volk ist bey mir auch da noch groß, wo sie aus Mangel von Pflege zum Theil verletzt und verunstaltet erscheinen. 5 Die verletzte Natur kann sich in tausend Fällen wieder von selbst heilen, aber die verunstaltete Kunst ist meistens unheilbar. Freunde! In dieser Ansicht liegt der innerste Aufschluß meiner diesfälligen Denkungs- und Handlungsweise in Rücksicht auf Schmid. Ich schätze freylich auch seine äußere Kraft enthusiaio stisch hoch, und mußte es, weil ich, menschlicherweise davon zu reden, ohne sie keine Kraft mehr gehabt hätte und keine mehr gefunden hätte, das Innere meines Thuns selber zu retten. Aber man geht im Unrecht, das man mir seinethalben thut, außer alle Schranken. Man wirft mir sogar vor, ich sey um seinet15 willen gegen jedermann, und selber gegen Männer, die großes Verdienst um mich haben, undankbar. Freunde! Ich habe 72 Jahr nicht undankbar gelebt, und seitdem ich an der Spitze meiner Anstalt lebe, war immer die Klage, daß ich den Werth und den Verdienst von Menschen, die mir dienten, und selber von 20 Zöglingen, die mich befriedigten, immer unvernünftig überschäzze, und sie dadurch verderbe. Und es ist wahr, das war meine Schwäche. Aber wenn man diese Schwäche gegen mich dann mißbrauchte, und mich mit meinem Fehler selber gegen mich selbst überwältigte, um die letzte Spur meiner Selbstständigkeit 25 in mir selbst und in meinen Umgebungen auszulöschen, war das dann auch ganz und allein m e i n Fehler? Die Wahrheit, und der Geist der Wahrheit überwältigt die Schwäche nie also, - und sollte wohl der Irrthum dieses Recht der Überwältigung der Schwäche ansprechen dürfen? Und wer darf behaupten, es wäre 30 Undankbarkeit, wenn sich ein Mensch endlich den Folgen einer solchen Überwältigung widersetzte? Wer darf es aussprechen, es sey Undankbarkeit, daß ich dieses endlich noch mit dem einzigen Mittel, das in meiner Hand übergeblieben, zu thun versuchte ? Nein, das thut niemand, der in der Wahrheit lebt; das thut nie35 mand, der in der Liebe lebt! Auch die Schwäche hat ihr Recht, und eben, weil sie schwach ist, muß man es ihr mehr als der Felsenkraft, die unumstößlich ist, verzeihen, wenn sie, im Fall sie sich nicht mehr erwehren kann, unter den Pantoffel höherer Kräfte zu fallen, doch noch

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etwas empfindlich ist, und es eben nicht gern hat, wenn der sie meisternde Pantoffel auch gar zu hart auf sie auftritt; und dann war ich seit vielen Jahren immer wie der Vogel auf dem Zweig, und stand tausendmal an Abgründen meines Ruins, bey denen ich mich nur wie durch ein Wunder gerettet fühlte. Daß ich aber 5 in dieser Lage etwas ängstlich geworden und Bang hatte vor einem jeden Mann, der unter diesen Umständen noch die Streitkolbe gegen mich aufhub, und damit die Lasten meiner Lage dadurch noch bis ins Unerträgliche erhöhte, ist mir doch wohl zu verzeihen, und ich wäre gewiß auch nicht undankbar, wenn 10 ich unter diesen Umständen einen solchen Mann, ungeachtet aller seiner anderweitigen Verdienste, in einem solchen Augenblick nicht nach seinem vollen Werth gewürdigt hätte. Oder ist es anders? Bin ich wirklich darin undankbar? Nun denn. - Wer immer so lang, wie ich, in seiner Lage wie der Vogel auf dem 15 Zweig gesessen, und an Abgründen stand, wie die meinigen waren, der stehe auf, und werfe den Stein, den er gegen mich, als gegen einen Undankbaren, in seiner Hand hat, auf mich, wenn ers darf; darf ers aber nicht, so lege er seinen Stein aus der Hand und bethe jeden Mann, der unter diesen Umständen mit dem Streit- 20 kolben in der Hand gegen mich dastand, die Thränen, die diesfalls in meinen Augen sind, zu sehen und sein Aug einer Thräne für mich nicht zu verschließen. Er bitte ihn um einen Blick für mich, der die Furcht aus meiner Seele jage. Ich bin einer hohen innigen Liebe in mir selbst für ihn sicher. Nur soll er nicht for- 25 dern, daß ich das an ihm würdige, was ich nicht verstehe; nur soll er die Schwäche meines Kopfs nicht der Härte meines Herzens zuschreiben, und mich nicht darum für undankbar erklären, weil ich das nicht genugsam würdige, was ich nicht genugsam erkenne. 30 Doch was will ich sagen? Eben hier liegt die Grundanklage, die gegen mich statt hat, «ich vermöge nehmlich dem Geist, der meinem Streben zum Grund liegt, nicht mehr zu folgen, und störe und erlahme durch mein diesfälliges U n v e r m ö g e n die Kraft derer, die im Geist und in der Wahrheit meines Strebens weiter 36 vorgerückt seyen als ich.» Es ist schon eine alte Klage: «Mein Geist habe mich verlassen; ich habe mich selbst überlebt, und die Wahrheit und das Recht meines Strebens sey aus meiner Hand in andere übergegangen.» Ich weiß auch wohl und fühle es tief,

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daß ich e i n i g e Kräfte, die zur Beförderung meiner Zwecke wesentlich sind, ganz und gar nicht besitze; hingegen weiß ich eben so bestimmt, daß ich a l l e d i e j e n i g e n K r ä f t e , d i e i c h j e m a l s h i e z u b e s e s s e n , gewiß auch jetzt noch mit einiger Le5 bendigkeit und mit einigem Drang, sie anwenden und benutzen zu können, in mir selbst fühle. Ich habe inzwischen dieses Todesurtheil gegen mein geistiges und sittliches früheres Leben schon lange mit tiefer Kränkung sich hie und da künstlich entfalten und immer tiefer greifen, aber io zugleich auch die Hülfe und Theilnahme, der ich bedurfte, in dem Grad abnehmen gesehen, als das Kunstgered über mein sittliches und geistiges Versinken immer größer wurde und weiter griff. Ich sah die Kräfte, die mir mangelten, und die andere besaßen, anstatt sich mit den meinigen zu vereinigen, sich immer mehr von 15 denselben trennen, und isolirt eine selbstständige Allmacht ansprechen, die gar oft nicht bloß der Eigenheit meiner Ansichten, sondern meinen Rechten selber geradezu entgegenwirkten, und dadurch den Zustand des Ganzen in sich selbst nothwendig verwirren mußten. Meine Individualität war jetzt in ihren, für das 20 Ganze meiner Zwecke wirklich einseitigen und ungenugthuenden Kräften sich selbst überlassen, und ich mußte unter diesen Umständen in meinen Umgebungen nicht nur schwächer erscheinen, sondern wirklich schwächer werden und schwächer wirken, als es unter andern Umständen nicht der Fall gewesen wäre. 25 Das sah ich wohl, mit allen seinen Folgen; was ich aber nicht sah, und doch war, ist dieses: Die sich entgegengesetzten Kräfte meines Hauses stärkten sich, mitten indem sie sich isolirten und hemmten; und so sehr dieses für den Augenblick meinem Hause, meinen Zwecken und meiner persönlichen Beruhigung nachthei30 Hg war, so sehr hatte es wesentliche Vortheile für die Stärkung der Kräfte einiger Glieder meines Hauses, und für die weitern und allgemeinen Folgen, die ihre Kräfte auf die Beförderung unserer gemeinsamen Zwecke haben können und haben werden. So wie indessen mein Starrsinn mich in einigen meiner indivi35 duellen Ansichten stärkte, so hatte der nehmliche Fehler bey andern Gliedern meines Hauses die nehmliche Wirkung. Im begründeten oder unbegründeten Selbstgefühl seines Rechts stand bald ein jeder in der Einseitigkeit seiner Ansichten und Mittel so weit kraftvoll da, als die Einseitigkeit kraftvoll zu machen vermag.

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A b e r i n d e m also keiner d e m a n d e r n wich, w a r d e r S t r o m u n sers L e b e n s freylich i m Allgemeinen aufgehaltten. D a s Zuström e n seines W a s s e r s m i n d e r t e sich indessen u m deswillen n i c h t . E s s t a n d j e t z t n u r i n sich s e l b s t still; a b e r f r e y l i c h m u ß u n s alles d a r a n liegen, d e n D a m m , d e n wir d u r c h die Isolirung unserer 5 Individualkräfte in gegenseitiger Einseitigkeit gegen d e n L a u f unsers Stroms selbst aufgeworfen haben, wieder durchzubrechen. D a s ist a b e r freylich d u r c h a u s nichts Leichtes. Wahrlich, wir sind einem g r o ß e n W e l t ü b e l unterlegen, u n d es ist Zeit, d a ß wir tief f ü h l e n u n d e r k e n n e n l e r n e n , w o h i n e s d e n M e n s c h e n f ü h r t , w e n n io er in irgend einer a u c h n o c h so großen I d e e a u ß e r d a s Gleichgewicht ihrer unbefangenen Ansicht geworfen wird. Die W a h r h e i t ist allenthalben u n d nirgend, u n d n u r der, der sie a l l e n t h a l b e n als eine m i t t a u s e n d a n d e r n v e r b u n d e n e E r s c h e i n u n g , u n d n i r g e n d a l s e i n e n a n s p r u c h s v o l l e n , i s o l i r t e n G ö t z e n 15 v o r sich s t e h e n sieht, n u r d e r lebt in d e r W a h r h e i t . A b e r des Menschen traumvolle Schwäche f ü h r t ihn so leicht dahin, aus jeder g r o ß e n Idee, die er z u seinem S c h o ß k i n d g e m a c h t , sich ein G ö t z e n b i l d z u schnitzeln, u n d alle W a h r h e i t u n d alles R e c h t des M e n s c h e n g e s c h l e c h t s n u r i n d e r e i n s e i t i g e n A n s i c h t d i e s e s G ö z - 20 zenbildes u n d alles dessen, w a s dasselbe z u m D i e n s t seiner Selbstsucht anspricht, zu sehen u n d zu erkennen. Selbst große Männer, selbst tiefe D e n k e r sind v o r der G e f a h r n i c h t sicher, einzelne A n s i c h t e n i h r e s D e n k e n s i n e i n e A r t v o n fixer I d e e h i n ü b e r g e h e n z u s e h e n , d i e f r e y l i c h i n i h n e n n i c h t z u d e m G r a d d e r a b s o l u t e n 25 V e r s t e i n e r u n g gelangen, in w e l c h e m solche I d e e n sich, z u m E n t setzen der Menschheit, bey ganz verlornen Tollhäuslern äußert; a b e r u n l ä u g b a r ist dennoch, d a ß einseitig betriebene Lieblingsideen u n d tägliche Gewohnheitsansichten auch in tiefern Denkern l e i c h t z u e i n e r A r t V e r h ä r t u n g g e l a n g e n , d i e s i e l e i c h t d a h i n 30 b r i n g t , d a ß sie dieser I d e e n h a l b e r sich sittlich u n d geistig n i c h t mehr vollkommen unbefangen und frey bewegen können, sondern in dieser R ü c k s i c h t n i c h t selten als D i e n s t l e u t e v o n w e n i g s t e n s halbfixen Ideen erscheinen. D i e W e l t i s t v o l l s o l c h e r i n e i n z e l n e n A n s i c h t e n b e f a n g e n e r 35 M e n s c h e n . O d e r s i n d n i c h t i n j e d e m B e r u f s f a c h e , s e y e s i m Milit ä r , s e y e s i m Civil-, s e y e s i m J u s t i z w e s e n o d e r i n w e l c h e m F a c h es i m m e r sey, h u n d e r t u n d h u n d e r t sich d a r i n a u s z e i c h n e n d e Menschen in d e n Ansichten ihrer Lieblingsgegenstände auf eine

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Art befangen, die mit derjenigen, durch welche die Menschen zu fixen Ideen gelangen, wenigstens gar viel Ähnliches hat ? Ich muß noch weiter gehen. Ich muß selber fragen: Haben sich nicht in unsrer Mitte vielseitige Spuren dieser Verhärtung in der 5 Ansicht großer Ideen gezeigt ? Ich muß bestimmt fragen: Haben sich nicht auch selber in unsrer Mitte einige entgegengesetzte Ideen in unsern Köpfen gleichsam fixiert? Das ist, nach meiner Ansicht, so wahr, daß ich durchaus glaube, wir können auf keine andere Weise zu einer allgemeinen innern Vereinigung unsers io Hauses, und zu einer reellen Harmonie in der Ansicht dessen, was wir unsere Methode heißen, gelangen, als durch unsere Bestrebungen, jede Ansicht derselben, sey es die mathemathische, sey es die theologisch-philosophische, sey es die natur-philosophische, sey es die humanistische, sey es die philanthropische, oder welche 15 es immer sey, mit allen übrigen in uns selbst ins Gleichgewicht zu bringen, und uns von keiner derselben also beherrschen zu lassen, wie jede Idee, die auf dem Weg ist, mit mehr oder minderer Härte zu einer fixen oder halbfixen Idee zu werden, den Menschen beherrscht, und befangen hält. 20 Werden wir uns dahin erheben, so wird der Stillstand, der in unsern Bestrebungen durch die Festigkeit einiger sich in uns verhärten zu wollen scheinenden Ansichten hervorgebracht worden, durch die höhere Kraft, die jeder von uns sich selber in seiner Einseitigkeit erworben, für das Ganze unsrer Bestrebungen wirk25 lieh vortheilhaft werden. Ich bin auch dessen sicher, daß in diesem Fall gar n i e m a n d in unsrer Mitte aus dem Kreis derer herausfallen wird, die für die weitere Beförderung unsers Gegenstandes tüchtig geachtet werden müssen. Auch ich werde in diesem Fall nicht ganz aus diesem Kreis hinausfallen; im Gegentheil, ich bin 30 sicher, das Todesurtheil über mein sittliches und geistiges Verschwinden wird dann nicht mehr so vielseitig cum studio et amore ausgesprochen werden, wie es nun seit Jahren in meinen Umgebungen ausgesprochen worden ist. Vieles, das ich erlebt, wird dann gewiß vorübergegangen seyn. Die Mißverständnisse, 35 die im großen Wirbel meiner Lage sich alle Augenblicke entspannen, und entspinnen mußten, sind unzählbar. Wenn sie aber darum, weil sie lange dauerten, und mit der ganzen Lebhaftigkeit weit umher belebter Menschlichkeiten begleitet worden, ohne Prüfung und ohne Verantwortung für immer und ewig als Wahr-

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heit wider mich a n e r k a n n t würden, was m ü ß t e ich v o n m e i n e m Schicksal denken? W a s ich aber jetzt d a r ü b e r denke, ist: Gerichtstellen, die d e n A n g e k l a g t e n auf solche F u n d a m e n t e verurtheilten, würden von der ganzen unbefangenen Welt verabscheut werden. U n d f ü r die Z u k u n f t b i n ich diesfalls o h n e F u r c h t . 5 I c h b i n n i c h t u n d a n k b a r , u n d w e r d e nie als u n d a n k b a r e r k a n n t w e r d e n . N e i n , es ist n i c h t möglich, i c h w e r d e u m deswillen, d a ß ich mich heute fest a n das kette, was ich zur R e t t u n g meiner Lebenszwecke unumgänglich bedarf, nicht in Zeit u n d Ewigkeit a l s u n d a n k b a r e r k e n n t u n d e r k l ä r t w e r d e n . F ü r e i n e n v o r ü b e r - io g e h e n d e n A u g e n b l i c k k a n n m a n d e n d a n k b a r s t e n M e n s c h e n als u n d a n k b a r erscheinen machen, m a n k a n n das brennende Licht der reinsten D a n k b a r k e i t u n t e r ein Viertel stellen, d a ß sein S t r a h l , o b es gleich hell b r e n n t , aller M e n s c h e n A u g e n e n t z o g e n w i r d ; ja, m a n k a n n a u c h die B a n d e der D a n k b a r k e i t alle ab-15 schneiden. E s ist aber d a n n freylich a u c h der höchste G r a d v o n Härte, m i t der m a n die Unschuld u n d Treu des menschlichen Herzens verletzen k a n n , w e n n m a n d e m d a n k b a r e n Menschen die Möglichkeit, seine D a n k b a r k e i t bescheinen zu k ö n n e n , gewalts a m u n d l e i d e n s c h a f t l i c h a b s c h n e i d e t ; a b e r d e n n o c h k a n n m a n 20 auch damit das dankbare Herz nicht undankbar machen. U n d w e r will so leicht ü b e r einen M e n s c h e n d a s schreckliche W o r t auss p r e c h e n : E r ist u n d a n k b a r ? D i e w a h r e n , tiefer liegenden U r sachen des E r k a l t e n s menschlicher B a n d e sind oft d e n e n selber e i n G e h e i m n i s , d i e g e g e n s e i t i g e r k a l t e n . W a s w o l l e n d i e d a r ü b e r 25 reden, die in R ü c k s i c h t a u f die U r s a c h e n dieses E r k a l t e n s gleichs a m in einem andern Welttheil leben? F r e u n d e ! B r ü d e r ! A u c h in u n s r e r M i t t e sind E r k ä l t u n g e n eingetreten, die ein R e s u l t a t des g a n z e n U m f a n g s d e r Geschichte u n s e r e r V e r e i n i g u n g u n d d e s ä u ß e r n c h a o t i s c h e n W i r b e l s s i n d , 30 d u r c h d e n sich d a s G u t e u n d Edle, d a s in u n s r e r V e r e i n i g u n g z u m G r u n d lag, u n d n o c h jetzt z u m G r u n d liegt, d u r c h d r ä n g e n müssen, u n d u n s dahin gebracht, d a ß hie u n d d a einer u n t e r u n s d e n a n d e r n m i t einer Brille ins A u g faßte, deren Gläser n i c h t m e h r s p i e g e l r e i n w a r e n u n d n i c h t m e h r s p i e g e l r e i n s e y n k o n n t e n . 35 Freunde! Brüder! Die Übel unsers Hauses sind nicht v o n heute, sie sind n i c h t v o n g e s t e r n , sie s c h r e i b e n sich v o n t i e f e n F e r n e n her. Wir haben, von Anfang unserer Vereinigung an, Gewohnheiten u n d Lebensweisen in unsrer Mitte einreißen lassen, die

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ihrer Natur nach nothwendig Mißstimmungen hervorbringen mußten, und es ist dringend, daß wir in Rücksicht auf die Beurtheilung dieser Mißstimmungen mit scharfem Blick auf die Tage des Ursprungs unserer Vereinigung zurückblicken. Wahrs lieh, sie sind es, in denen sich die Ursachen der Übel, unter denen -wir so lange litten, entkeimten und Wurzel faßten. Was hinter uns ist, ist freylich nicht mehr da; aber wenn wir es schon vergessen, so wirken seine Folgen um deswillen nicht weniger auf unsere vergeßlose Gegenwart. io Freunde! Brüder! Die Stunden, in denen wir uns im Anfang verbanden, waren Stunden der größten Weltträume. Es waren Stunden der höchsten Verirrungen in diesen Träumen. Die Welt schien in diesen Tagen zu suchen, was wir suchten, und zu lieben, was wir liebten. Der Wahn der Zeit sprach unserm Streben das 15 Wort; das Interesse der öffentlichen Gewalten schien in diesem Zeitpunkt mit dem unsern das nehmliche gewesen zu seyn; selber die Selbstsucht von Tausenden, die jetzt mit uns in Widerspruch ist, schien damals mit uns einerley Meinung zu seyn. Man fand, was wir thaten, vortrefflich, ehe man es kannte, sogar ehe wir es 20 selber kannten. Ehre und Ruhm liefen uns beynahe unanständig von selbst nach. Das ökonomische Gelingen unsers Bestrebens schien uns fast ohne Mühe und ohne Sorgen gesichert. Aber der Anschein dieses Paradieses in der Luft war bald vorüber. Die Dornen und Disteln der Welt fingen bald an, um uns her zu 25 wachsen, wie sie um aller Menschen Leben und aller Menschen Thun herum wachsen. Aber der Traum dieser Tage nützte uns nichts. Er schwächte unsere Kräfte, deren Stärkung wir so vielseitig und so dringend bedurften. Wahrlich, das Klima dieser Tage war zu gut für uns. Wir bildeten uns, wie wenn wir im war30 men Süden lebten, und strenge kalte Tage des Nordens warteten auf uns. Warum sollten wir es uns verhehlen ? Die Kraft des reinen Glühens für unsere Zwecke schwächte sich in diesen Tagen in unserer Mitte, und wurde hie und da bey einigen wirklich ein 36 bloßes Scheinglühen im Glück, das die Kraft der Glut nicht kennt, die im Unglück noch brennt, und in den Tagen hoher Trübsalen nicht erlöscht. Ich einmal erkenne in den Schwächen dieser Tage die Ursachen der Übel, an denen wir hernach litten, und halte alle Urtheile über unsere spätem Verhältnisse für un-

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richtig, die nicht zu d e n f r ü h e r n Quellen derselben hinaufsteigen; so wie es ü b e r h a u p t n o t h w e n d i g ist, d a ß wir i n d e r B e u r t h e i l u n g einer jeden einzelnen L a g e u n d einer jeden einzelnen Begegnis die Eigenheit der K e t t e n fest ins A u g fassen, die unser Zusammenleben u n t e r einander verband, u n d die ihre Eigenheit we- b sentlich darin aussprach, d a ß k e i n e r v o n u n s a n d e r K e t t e dieses V e r b a n d s irgend e t w a s a n d e r s w a r d , als das, wozu ihn die Eigenheit seiner N a t u r in seiner persönl i c h e n I n d i v i d u a l i t ä t s e l b e r h i n l o c k t e , es zu w e r d e n . F a s s e t die W i c h t i g k e i t dieses U m s t a n d s , d a ß in unsrer M i t t e d i e N a t u r alles, d i e K u n s t a b e r n i c h t s w i r k t e , i n s e i n e r g a n z e n B e d e u t u n g ins Aug. W i r lebten in R ü c k s i c h t auf das Personale der erwachsenen Glieder unsers H a u s e s eigentlich ohne Regierung u n d ohne Gehorsam. Eine freyere Entwicklung unsrer Individ u a l i t ä t e n , a b e r a u c h e b e n so eine f ü r m e i n H a u s u n d m e i n e Stellung gefährlichere u n d drückendere L a g e ist nicht d e n k b a r . F r e u n d e ! Fasset in der Beurtheilung meiner Lage u n d meines B e n e h m e n s dieses ins Aug, u n d d e n k e t d a n n E u c h n o c h f e r n e r d e n so sehr ins Große gehenden Z u d r a n g v o n Menschen, die Glieder unsers H a u s e s wurden, u n d nicht w u ß t e n , w a s wir wollten, nicht suchten, was wir hatten, nicht k a n n t e n , was wir bedurften, u n d d a b e y in Rücksicht auf mich in d e m Grade anmaßlich waren, u n d u n g e n i r t lebten, als ich i h r e n t h a l b e n g e n i r t w a r . F r e u n d e ! F a s s e t u n s e r H a u s i m U m f a n g aller Verhältnisse, in d e n e n es s t a n d , aller Bedürfnisse, in die ich m i c h hineinstürzte, aller L a s t e n , d i e a u f m i c h fielen, u n d i n V e r b i n d u n g m i t d e r E n t b l ö ß u n g aller Mittel u n d aller K r ä f t e ins A u g , d e r e n ich b e d u r f t e , d e r äußern u n d innern Ansprüche unserer Vereinigung auch nur auf eine v o n ferne genugthuende A r t zu entsprechen.

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F r e u n d e ! W i r d ü r f e n , v o m A n f a n g u n s e r e r V e r e i n i g u n g a n , 30 unsere Unschuld loben, u n d wir dürfen die Zwecke unserer U n schuld preisen. A b e r h a t die U n s c h u l d sich je der Gewalt der M e n g e b e m ä c h t i g t ? U n d liegt es n i c h t i n i h r e r N a t u r , d a ß sie i n d i e s e r G e w a l t i m m e r u n t e r l i e g e n m u ß ? O d e r h a t sie j e e i n W e r k z u m Z i e l g e b r a c h t , d a s s i c h m i t i h r e r ä u ß e r n S c h w ä c h e i n d i e 35 Gewalt der Welt u n d in den Strom derselben, ohne einen starken S t e u e r m a n n hineingewagt, wie wir uns darein hineingeworfen h a b e n ? Wahrlich, wir suchten im T r a u m unserer Anfangsunschuld ein Leben, wie sich die alte F r o m m k e i t eines in d e n K l ö -

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stern träumte, und lebten dabey individualiter in der denkbar höchsten Ungenirtheit. Unsere jüngsten Leute sprachen bald allgemein eine Freyheit an, die bey keinen Novizen in der Welt angeht, und von den altern träumte sich nicht nur einer das 5 Recht zu einer Pater Priors-Freyheit, bey deren Allgemeinheit alle innere Klosterkraft ein Traum ist; und ich sollte den Abt im Kloster vorstellen, und taugte in gewissen Rücksichten wahrlich mehr zum Klosteresel oder wenigstens zum Klosterschaaf als zum Klosterabt. 10 Freunde! Ich rede frey heraus. Alles dieses ist jetzt überstanden und benimmt dem wirklich Guten, das in unserer Mitte keimte, Wurzel faßte, und noch jetzt statt findet, und das sich durch den Erfolg an so vielen unserer Zöglinge, und auch an dem Benehmen und dem Schicksal so vieler erwachsener Menschen, die iß sich in unserer Mitte bildeten, notorisch erprobte, seinen Werth gar nicht. Aber die Zeit ist einmal da, und es wird jetzt Pflicht, einen Gegenstand, der in seinem Wesen groß ist, und nach verschiedenen Rücksichten die Aufmerksamkeit der Welt auf sich zog, mit Wahrheit, Freyheit und Ruh ins Aug zu fassen. Wir 20 mußten auf eine Art unter der Last unserer Verhältnisse erliegen, und es war gut, daß unser Gefühl, wir seyen darunter erlegen, tief in uns reg geworden. Wir konnten nicht anders, als darunter erliegen. Alles Edle und Reine, auch das Edelste, das Reinste in der 25 Welt, wenn es sich schnell häufet und viel wird, mindert in seinem Wesen und schlechtet; und wir waren zu viel, wahrlich, wir waren viel zu viel, und wir häuften uns freylich zu einem guten Ziel auf, aber ohne die Maßregeln genugsam zu kennen und zu benutzen, die dem Wachsthum des Guten in seiner einzelnen Stellung alle 30 nöthige Mittel herbeyschafft und sichert. Die große Mehrzahl derer, die sich die Unsern nannten, kam mehr durch Zufall als durch Überlegung und Wahl in unsere Mitte, und so sehr die zufällige Erscheinung von Vielen es jedem in solchen Verhältnissen geübten Aug auffallen machte, daß ihre Erscheinimg bey uns 35 nur ephemerisch seyn sollte, machte meine unbesonnene Schwäche sie immer leicht perennirend. Das konnte freylich nicht anders, als dahin wirken, beynahe unheilbare Uebel in unsrer Mitte zu erzeugen. Auch das Beßte, wenn es sich schnell anhäuft und allgemein zu

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werden scheint, wird nicht n u r g e m e i n , u n d dadurch das G e m e i n b ö s e u n d G e m e i n s c h l e c h t e des Haufens, in den es sich eingeschlichen; als solches greift es d a n n m i t der r o h e n Wurzelk r a f t , die d a s Schlechte u n d Böse i m m e r h a t , u n t e r die gemeinlich s c h w ä c h e r n W u r z e l n des G u t e n m i t G e w a l t ein, u n d w i r d 5 d a n n bald mitten unter dem schwachen, unverwurzelten Guten der eigentliche W e r b u n g s p o s t e n z u m Bösen, auf d e m d a n n auch jeder, der sich unvorsichtig d e m Posten nähert, geworben wird. U n d die E r f a h r u n g zeigt, die f ü r d a s Schlechte u n d Böse g e w o r b e n e n M e n s c h e n w e r d e n d a n n n o c h g a r l e i c h t f ü r d a s io S c h l e c h t e u n d B ö s e , f ü r d a s sie g e w o r b e n s i n d , v e r s c h w o r n e Menschen, u n d solche f ü r das U n r e c h t e u n d Schlechte vers c h w o r n e M e n s c h e n b r a u c h e n d a n n , w e n n sie a u c h s o n s t i m L e b e n die ersten Schwächlinge sind, bösen List u n d großen Gewalt, u m i h r S c h l e c h t e s u n d B ö s e s , s e y e s T r ä g h e i t , s e y e s U n o r d n u n g , ib sey es F r e c h h e i t oder w a s es i m m e r sey, h e r r s c h e n zu m a c h e n , oder wenigstens dahin zu k o m m e n , v o m Gegentheil desselben auf keine Weise genirt zu werden. W o es a b e r b e y einer g r ö ß e r n o d e r kleinern V e r e i n i g u n g v o n M e n s c h e n so weit k o m m t , so w i r d d a n n f r e y l i c h a u c h d a s B e d ü r f n i s e i n e r R e g i e r u n g , d i e d i e s e m 20 Z u s t a n d h ä t t e v o r b e u g e n sollen, i m m e r allgemein als d r i n g e n d a n e r k a n n t , u n d s u c h t d a n n , so s e h r es z u s p ä t ist, H ü l f e v o n R e g i e r u n g s k r ä f t e n . A b e r m a n i s t u m deswillen, d a ß m a n sie j e t z t s u c h t , d a n n n o c h n i c h t f ä h i g , sie z u b e u r t h e i l e n . M a n i r r t s i c h i n s o l c h e n F ä l l e n g e w ö h n l i c h , u n d d i e N o t h , i n d i e m a n d a n n d i e s - 25 falls schon hineingesunken, ist f a s t i m m e r a u c h ein böser R a t h geber. Das war auch bey uns der Fall. M a n suchte u n d suchte, u n d f a n d nicht, w a s m a n b e d u r f t e . A n m i r irrte sich diesfalls n i e m a n d m e h r . J e d e r m a n n h i e l t m i c h f ü r r e g i e r u n g s u n f ä h i g ; a b e r m a n l i e ß 30 m i c h doch dastehen, als ob ich fähig wäre, u n d blieb in Verhältnissen z u mir, als o b m a n s e r k a n n t e . Diese L a g e b r a u c h t k e i n e r E r l ä u t e r u n g . I c h w ä r e ihr sicher ganz unterlegen, w e n n n i c h t Gottes ob mir waltende Vorsehung meinen Bestrebungen auf eine W e i s e s o g n ä d i g g e w e s e n w ä r e , d a ß a u c h d i e g a n z u n v e r m e i d l i c h 85 scheinenden Folgen meiner Schwäche oft vorübergegangen, als w e n n sie n i c h t d a g e w e s e n w ä r e n . D a s ist so w a h r , d a ß ich selber n i c h t w e i ß u n d es m i r n i c h t erk l ä r e n k a n n , wie ich d u r c h die e m p ö r e n d e V e r w i r r u n g des Chaos,

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in das ich mich hineingestürzt, ohne meinen gänzlichen Ruin habe durch und auf den Punkt der Kraft und der Mittel kommen können, auf dem ich mich doch jetzt stehend sehe und fühle. Ich weiß nur das, und Gottlob, daß ich noch das weiß: Einige Augen6 blicke meiner letzten Verzweiflungstage ausgenommen, habe ich den Glauben und die Hoffnung an meine Rettung mitten in allem Anschein der Unerrettbarkeit meiner Lage nie verloren. Ich werfe meinen Blick noch einmal mit innerer Erhebung auf diesen Glauben, der mich nie verlassen. io Freunde! Wie habe ich diesen Glauben in mir erhalten können ? Wer stärkte ihn in mir? Was stärkte ihn in mir? War es nicht Gott und war es nicht darum, damit ich vor meinem Hinscheiden nach dem Ziel gelange, nach dem ich durch mein Leben gestrebt und zu dessen Anbahnung ich heute Mittel in meiner Hand finde, i5 die ich mit dem Glauben und der Hoffnung ergreife, die der Sehnsucht gleich ist, mit welcher ich so lange darnach gestrebt. Ich danke Gott. E r hat meinen Glauben in mir erhalten und diesen meinen erhaltenen Glauben mit einem Erfolg gekrönt, den ich durch mein Leben weder ahndete noch verdiente, und in der 20 Schwäche meines Alters und am Ende meiner Tage menschlicherweise durchaus nicht mehr erwarten durfte. Freunde! Meine Erquickung ist groß, wie es mein Unglück auch war. Gott ist groß im Segen des Glücks, er ist größer im Segen des Unglücks. Freunde! Brüder! Mein Unglück dauerte lange, und viele Freunde ha25 ben es lange mit mir getragen. Aber endlich forderte der Grad unsrer Verwirrimg fast übermenschliche Kräfte, sie zu ertragen, und wo das der Fall ist, wo Umstände und Lagen eintreten, von denen man sagen muß, auch die Auserwählten möchten ihnen unterliegen, da umwandelt endlich und endlich die menschliche 30 Schwäche auch die Gutmüthigkeit der Edlern in Gewalttätigkeit, ihre Unschuld in Streitsucht, ihr Bewußtseyn des Rechts im Einzelnen in Rechthaberey in Allem; ach, es umwandelt dann oft bey ihnen selber die stillen Laute der sanften Unschuld in rohe Töne des derben Unrechts, und des Glaubens heiligen Eifer in der 35 Verfolgung unheilige Selbstsucht. J a , es ist so. In der äußersten Verwirrung menschlicher Gewaltslagen verlieren auch die edelsten Menschen immer viel von dem Colorit, in dem sie in den bessern gewaltlosen Tagen ihres Lebens da gestanden. Der reine göttliche Eifer für die Wahrheit

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umwandelt sich in dieser Lage dann leicht in Vielen von ihnen in einen leidenschaftlichen Eifer für i h r e Wahrheit, d. i. für die Ansicht der Wahrheit, wie sie, von der Menschlichkeit ihrer Individualität umnebelt, in ihnen selbst liegt, und dann sprechen sie für ihre so benebelte Ansicht der Wahrheit das Recht der Wahr- 5 heit selber an, als wäre ihre Wahrheit göttliche Wahrheit, als wäre sie die Wahrheit Gottes selber; und das wirkt dann freylich eben nicht nach den höchsten Ansichten der göttlichen Wahrheit auf ihr Leben und auf ihr Benehmen gegen die Mitmenschen in ihren nächsten Umgebungen, die dem Geist i h r e r Wahrheit nicht io gehorsam sind. Es bringt sie leicht dahin, daß sie die Pflichten der geselligen Friedlichkeit und Schonung nicht mehr gegen jedermann beobachten, sondern jedermann, an dem sie um ihrer Wahrheit willen Ärgernis nehmen, davon ausschließen, alle Zartheit ihres innern Gemüths verlieren und sich in sich selbst so 15 verhärten, daß sie endlich dahin kommen, die unzweydeutigsten Gesinnungen und Handlungen der Leidenschaft gegen Leute, an denen sie also Ärgernis genommen, nicht nur zu entschuldigen, sondern sogar als pflichtmäßige Handlungen, die sie der Liebe zur Wahrheit und ihrem Gewissen schuldig seyen, und die eigent- 20 lieh selbst aus wahrer, reiner und starker Liebe gegen diese Leute selber herrühren, rechtfertigen, und es für ihre Pflicht erklären, den Folgen solcher Gesinnungen und Handlungen, so viel an ihnen ist, ewige Dauer zu erzwingen, auch wenn die segensvollsten menschlichen Verhältnisse dadurch gestört und geschwächt wor- 25 den. Die Geschichte der Welt, und vorzüglich die Kirchengeschichte ist voll von Beyspielen von in ihren Anlagen und außer diesem Verhältnis sehr edeln Menschen, die auf der Bahn solcher Menschlichkeitsverirrungen in der Liebe zur Wahrheit selber Märtyrer 30 ihrer verhärteten Ansichten geworden; und unstreitig sind solche aus wirklicher Liebe zur Wahrheit in ihren Bewegungen für die Wahrheit so übersteif gewordene Menschen dennoch unendlich mehr werth, als diejenigen, die sich ihrer Wahrheitsbekenntnissen halber gleichsam in Regimenter einschreiben lassen und Regi- 35 mentsbekenntnisse ihres Glaubens ablegen, deren Überzeugung wesentlich mit nichts, als mit der richtigen Bezahlung ihres Solds und der Befriedigung, die sie in ihrem Regimentsdienst finden, zusammenhangen.

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Ich rechne es nicht zur Ehre unsrer Verhältnisse, daß sich selber in unsrer Mitte einige Anfangsspuren von solchen Verirrungen in den Ansichten der Wahrheit gezeigt haben. Nebendem sehe ich auch sehr wohl ein, wenn je ein Mensch geeignet gewesen, 5 in seinen Umgebungen eine Gemüthsstimmung herbeyzuführen, die etwas Ähnliches von einem solchen Eifer in gegenseitigen Ansichten der Wahrheit zur Folge haben mußte, so bin ich es. Ich wäre es aber freylich auch gewiß nicht geworden, wenn ich in dem ruhigen Zustand eines beschränkten häuslichen Privatleio bens geblieben wäre; aber in den großen und heterogenen Umgebungen, in die ich in meiner Anstalt gleichsam hineingeworfen worden, mußte ich bey meiner unübertrefflichen Regierungsunfähigkeit so viel als nothwendig dahin kommen, Übel von dieser Art in unsrer Mitte zu erzeugen, iß Es ist meine Schuld. Ich klage darüber auch niemand an; aber wahrlich, die Last, die ich mir dadurch zugezogen, war groß. Die höchste Staatssünde, regieren zu scheinen, und nicht zu regieren, fiel mit allen Schrecknissen ihres strengsten Strafgerichts auf mein armes schwaches Haupt. Die Gemeinde meines Hauses 20 wollte regieren, und war von oben bis unten so wenig regierungsfähig als ich. Aber keiner, keiner von den Gliedern meines Hauses sah seine eigene Regierungsunfähigkeit, jeder sah nur die meine, und was jede rechtlose G e m e i n m e i n u n g im Staat erzeugt, wenn sie in G e m e i n a n m a ß u n g hinübergeht, das erzeugte jetzt 25 die Gemeinmeinung meines Hauses von meiner Regierungsunfähigkeit, die gar schnell in Gemeinanmaßung, meiner eben nicht viel achten zu müssen, hinübergieng, und Jahre lang in der fieberischen Schwachheitskraft dieser Anmaßung ihr Wesen um mich her trieb. Endlich und endlich aber erzeugte der Ultra30 Effect dieser Gemeinmeinung von meiner Regierungsunfähigkeit und die allgemeine Anmaßung des Bedürfnisses einer Generalsubstitution meines Rechts eine Art von Regierungsfähigkeit in mir, die ich selbst nicht in mir ahndete. Sie belebte endlich meine innere, stille, furchtsame Willens35 kraft dahin, daß ich aussprach und wollte, das Haus m ü s s e regiert seyn. Nun beharrte ich auf dem, was ich wollte; widerstand dem, was ich nicht wollte, suchte H ü l f e zu dem, was ich nicht konnte. Dieses Benehmen war aber freylich bey den nun Jahre lang

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eingewurzelten Gesinnungen, Ansichten u n d Handlungsweisen meines H a u s e s kein W e g z u m H a u s f r i e d e n ; es k o n n t e es f ü r einm a l nicht seyn. Meine a r m e n n e u e n Regierungskräfte f a n d e n kein e n G l a u b e n . Sie s c h i e n e n leere A n m a ß u n g zu s e y n . A n i h r R e c h t dachte niemand, u n d Stütze meines Rechts zu seyn, w a r außer s d e r T a g e s o r d n u n g . A b e r je m e h r ich dieses sah, je m e h r f ü h l t e ich sein U n r e c h t u n d m i t i h m m e i n R e c h t , u n d dieses G e f ü h l g a b m i r K r a f t z u m E n t s c h l u ß , z u regieren, so g u t ich k o n n t e , H ü l f e d a z u z u s u c h e n , w o i c h sie f i n d e , u n d m i t S t a r r s i n n d a r a u f z u b e h a r r e n , m i r k e i n e K r a f t e n t r e i ß e n z u l a s s e n , d i e i c h z u r R e - io gierung meines Hauses immer nothwendig fühlte. Mein Zustand w a r vorher in dieser R ü c k s i c h t unbegreiflich unglücklich. Die Regel der Weisheit: «Wirke dein Heil mit F u r c h t u n d Zittern!», w a r schon längst bey mir in physische F u r c h t s a m k e i t hinübergeg a n g e n . I c h k o n n t e m i c h s c h o n l a n g e n i c h t m e h r z u r F u r c h t - is losigkeit vor Menschen erheben, deren T h u n m e i n e m Streben nachtheilig war. I c h zeigte i h n e n meine F u r c h t s a m k e i t jeden Augenblick offen. I c h g a b i h n e n oft, m e i n e n innersten G e f ü h l e n entgegen, g u t e W o r t e , v e r b a r g m e i n zerrissenes H e r z u n d lebte d i e s f a l l s J a h r e l a n g i n m e i n e m H a u s , w i e e i n S c h i f f b r ü c h i g e r , d e r 20 sich a n j e d e m S t r o h h a l m hält. J e t z t s t ä r k t e selber m e i n Starrsinn im ungeschickten Regieren das Selbstgefühl meiner K r a f t . Meine F u r c h t s a m k e i t v o r Menschen u n d Sachen, die m i r schaden k o n n t e n , m i n d e r t e sich in d e m G r a d , als ich m i c h d u r c h m e i n R e g i e r e n s e l b s t u n d d u r c h d i e H ü l f e , d i e i c h j e t z t d a z u f a n d , i m 25 Gefühl meiner Selbstkraft täglich stärkte. Aber der K a m p f , der aus diesem Entschluß entsprungen, u n d mein unbewegliches F e s t h a l t e n a n demselben, h a t a u c h einige J a m m e r s c e n e n in mein e m H a u s h e r v o r g e b r a c h t , die i c h n i c h t m e h r b e r ü h r e n will. A b e r w a s a u c h i m m e r g e s c h a h , i c h w o l l t e d a s H a u s n i c h t m e h r so unregiert sich selbst u n d seiner A n m a ß u n g überlassen. I c h wollte m i c h a u c h selbst nicht m e h r w i d e r m e i n G e f ü h l u n d w i d e r m e i n e Ü b e r z e u g u n g regieren lassen. I c h wollte m i r a u c h nicht wider meine Ü b e r z e u g u n g helfen lassen. I n dieser L a g e w a r i c h f r e y l i c h z u Z e i t e n s c h w a c h , z u Z e i t e n g e w a l t s a m , u n d 35 schien m i r selber o f t ungleich. I c h w u ß t e nicht, w o alles endlich h i n a u s wolle; a b e r i m I n n e r s t e n s p r a c h eine S t i m m e zu m i r : L a ß den M u t h nicht fallen u n d weiche nicht v o n deinem R e c h t ! I c h s t a n d J a h r e l a n g wie ein verlorner Felsen i m S t r o m . Meine einzige

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Kraft war noch die in meinem Innersten immer lebende Stimme: Weiche nicht von deinem Recht! Dieser Gedanke allein gab mir Muth zum Widerstand. Die Gewässer um mich her achteten freylich meinen Widerstand so viel als nichts, und flössen daher, wie 5 wenn ich nicht da wäre. Ich schien wirklich in den Augen meiner Umgebungen nicht mehr da zu seyn. Das Verschwinden der Selbstständigkeit meines Strebens erschien so viel als dem ganzen Kreis meiner Umgebungen zur Rettung meiner Anstalt und meiner Zwecke unumgänglich nothwendig. Die höchste Liebe, die io ich noch genoß, war Mitleiden über meine Altersschwäche, die mein Haus sich auflösen mache um meines Starrsinns willen. Kein Mensch glaubte im Anfang des vergangenen Jahrs, daß am Ende desselben noch Lehrer und Kinder in diesem Haus um mich her versammelt seyn würden. 15 Aber Gott half. Er, der das zerkleckte Rohr nicht zerbricht und den glimmenden Docht nicht auslöscht, stärkte mich, dem Strom nicht zu weichen, der hoch empor schwellend und an mich anstoßend um mich her floß. Er rettete mich und rettete mein Haus gegen aller Menschen Glauben. 20 Armer, armer Fels, der du so lange verloren und von allen Seiten vom Land abgeschnitten, wie eine Schildwache auf einem verlornen Posten dastandest, der Strom legte endlich von selbst wieder festes Grien an dich und verband dich wieder mit dem Land, von dem du noch vor so kurzem für die Ewigkeit abge26 schnitten schienst. Gott hat es gethan. - Ich bin gerettet. - Ich bin gerettet. - Meine Seele lobe den Herrn! - Ich habe unendlich vieles, das mir bisher zur Anbahnimg und weitern Betreibung der Endzwecke meines Lebens mangelte, jetzo in meiner Hand. Ich bedarf der Menschenhülfe weniger als je, und finde sie leichter 30 als je. Der Herr hat geholfen. Aber das Meinige soll ich jetzt für mein Ziel auch thun. Ich soll es mit mehr Leben, mit mehr Anstrengung thun, als ich es je gethan, und ich kann es auch mit mehr Glauben und mit mehr Hoffnung thun, als je. 85 Es ist dringend nothwendig, daß ich noch einige sehr edle und einsichtsvolle Männer und Jünglinge um mich her versammle; es ist dringend nothwendig, daß ich die edelsten und einsichtsvollsten Männer, die ich zu finden vermag, um mich her zu versammeln suche, um jetzt, da mir äußere Kräfte dazu nicht mehr 23 Pestalozzi Werke Bd. 25

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mangeln, das Höchste, das ich je in meinem Leben zu erzielen gesucht, nunmehr mit der möglichsten Anstrengung in Wahrheit, Liebe und Treue anzubahnen und zu erzielen zu suchen. Und auch das ist dringend, daß ich jetzt alles thue, um die Schande von mir zu wälzen, daß ich mich selbst verlassen und verloren, und nur 5 noch wie eine Ruine meiner selbst unter den Meinigen dastehe; es ist dringend, daß ich Zeugen um mich her versammle, daß es nicht wahr sey, daß ich das Hohe, das Reine, das Edle, das ich in meinem Leben gesucht, jetzt nicht mehr suche. Ich, ich muß, ich muß noch, ehe ich sterbe, die Schande von mir wälzen, daß io der alte Pestalozzi zum Todtengerippe geworden, und keine Ader mehr von seinem ehemaligen Geist, von seinem ehemaligen Herzen in sich selbst trage. Ich muß Zeugen, ich muß zuverläßige Zeugen um mich her haben, daß ich noch nicht als ein abgebranntes Haus dastehe, in dem, bis es wieder neu aufgebaut, 15 niemand mehr wohnen könne; ich muß von dem, was ich vom Morgen bis an den Abend und selber die Nacht durch für meine Zwecke noch bin und thue, zuverläßige Zeugen um mich herum haben, und zwar nicht um meiner selbst, sondern um meiner Bestrebungen willen. Ich muß unverwerfliche Zeugen um mich 20 her haben, daß ich das Höchste, das Reinste, was ich je in meinem Leben für Erziehung und Armuth gedacht und gewollt, noch heute suche, denke und wolle. Ich muß Männer um mich haben, die durch ihre Einsichten, durch ihre Würde, durch ihre Thätigkeit und durch ihre Liebe mir für meine Zwecke im Geist ihrer 25 höchsten Reinheit Hand biethen, und besonders jetzt helfen, alles das einzurichten, anzubahnen und vorzubereiten, was den jetzt noch leeren Traum meiner Stiftung in eine solid begründete und in allen Theilen in Ausübung gebrachte Anstalt zu erheben nothwendig ist. 30 Vor allem andern aus wende ich mich zuerst an Euch, Niederer und Krüsi! Am Tage meiner Stiftung, den unsere Kinder und Kindskinder segnen werden, rufe ich Euch zu: Versöhnt Euch heute mit meinem Hause; werdet Mitstifter seiner Zwecke, daß einst, wenn die Tage unsrer Menschlichkeit alle vergessen seyn, 35 und das Grab unser aller Fleisch und Blut decken wird, glückliche, von den Folgen unserer Stiftung in ihren Wohnstuben beholfene Arme mich und jeden Theilhaber unsrer Stiftung segnen werden, und dann auch Eurer gedenken, als Mitstifter eines from-

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men Bundes! I h r seid es, Ihr seid Mitstifter dieses Bunds zum Heil der Armen, Niederer und Krüsi! Ihr habt einen großen Theil Eures Lebens mit mir zugebracht, das Ziel dieses Bunds zu suchen. Nicht ich, nicht Ihr, haben es herbeygeführt nach unserm 6 Willen, aber ohne Euch wäre ich nicht zu demselben gelangt. Ich erkenne den Dienst Eures Lebens, den Ihr meinen Zwecken geleistet. Die Hand des Herrn hat Euch zu meinem Ziel geführt, das Euer Ziel ist, das Euer Ziel war und immer Euer Ziel bleibt. Vergesset, was hinter Euch ist, strebet nach dem, was vor Euch 10 ist, strebet nach Euerm Ziel, strebet mit mir nach Euerm Ziel! Ergreifet dasselbe heute in reiner hoffnungsvoller Anschließung an die Thatsache meiner Stiftung! Niederer! Ich lege heute den Grundstein zu einem Verein, der, ob er gleich jetzt noch klein, doch einst ein nicht unbedeutender Stein an der Mauer des hohen 15 Culturtempels, den Du Dir denkst, werden kann, und, wenn ihn Gott segnet, mitwirken wird, das Höchste, nach dem Du strebst, mit sicherm Schritt herbeyzuführen. Niederer! Ich vermag es nicht, mein Geschlecht durch die Tiefe des Denkens zu meiner Wahrheit zu erheben; nur an der Hand des Herzens nähere ich 20 mich zu dem Segen meiner Wahrheit und weiß, daß das dem Ganzen der Weltbedürfnisse für unsere Zwecke nicht genugthuend ist. Ich weiß, diese Zwecke haben Deiner nöthig. Du denkst Dir die Wahrheit im großen strengen Zusammenhang, die ich ohne die Kraft, die dieses Forschen voraussetzt, gern schlecht 25 und recht gefühlt, geglaubt und ausgeführt sehe. Niederer! Jeder hat seine Gabe. Wir erkennen die Deine und fühlen, daß wir ihrer bedürfen, die Menschenbildung zur Wissenschaft zu erheben, und die Lehre ihrer Wahrheit mit der Lehre der Wahrheit des Glaubens an Jesum Christum für die denkende und forschende 80 Menschheit in allgemeine, genugthuende Übereinstimmung zu bringen. Wir erkennen Dein Streben nach diesem Ziel als hohes Bedürfnis der Zeit und wahres Verdienst um die Menschheit; und wahrlich, Niederer! wir verehren die Kraft, mit der Du in Deiner Lehre und in Deinem Unterricht auf die Reinigung des 35 m e n s c h l i c h e n W i l l e n s v o n dem E i n f l u ß des F l e i s c h e s und des B l u t s , als nach dem ewigen Grundpfeiler aller Bildung zur Menschlichkeit hinlenkst. Wir haben den Erfolg Deiner diesfälligen Kraft an vielen unsrer Jünglinge, wir haben ihn an den edelsten derselben erfahren. Wir bitten Dich in dieser feyerlichen

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Stunde, für das Genossene dankend: Entziehe unserm Haus den Segen Deines diesfälligen Einflusses bey meinem Leben, entziehe ihn meinem Haus auch nach meinem Tode nicht! Und auch Dich, lieber Krüsi! bitte ich, denk an die alten Tage, und glaube, ich habe noch nicht jede Ader der Liebe verloren, die 5 für Dich einst in mir schlug. Wir schätzen das Gute, das wir an Dir kennen, wie immer, und wünschen die Näherung Deines Herzens zu dem unsrigen aufrichtig. Denk' an den Umfang des Guten, das jetzt in unsrer Hand ist. Wir suchen die Erneuerung Deiner Mitwirkung zu Deinem, zu unserm Ziel, zu Deinem, zu unserm Heil. io Krüsi! An dem Tage, an dem ich mein Haus bestelle, damit ich ruhig hingehen könne an den Ort, wo aller Schwindel des Lebens endet und alle Härte seiner Täuschungen sich in Gottes mildem Licht verlieren, an diesem Tag bitte ich Dich, zum Heiligsten, zum Wesentlichsten meines Thuns von neuem mitzuwirken nach is Deinem besten Vermögen. Auch an Dich wende ich mich, lieber Lange! Du standest mir in Stunden bey, in denen ich Deiner dringend bedurfte. Es waren für mein Haus Tage, wo es zwischen Leben und Tod schwebte. Es waren critische Tage eines mächtigen Fiebers, wo der Arzt vor 20 dem Bett des Kranken nur schwitzt und nicht mehr denkt und nicht mehr glaubt. An einem solchen Tag standest Du meinem Hause bey, an einem solchen Tag standest Du mir helfend zur Seite. Die Stunden der Rettung sind heilig. Sie sprechen innige, warme Dankbarkeit an. Steh' zu uns als Mitstifter des Vereins, 25 den ich gründe, und als Mitführer meiner Anstalt, die von nun an wichtiger werden wird, als sie je warl Unser Haus bedarf Deiner Kenntnisse, Deiner Fertigkeiten, Deiner Anstrengung; es bedarf Deiner unermüdeten, praktischen Kraft. Freund! Du verbindest Dich in einem Zeitpunkt mit einem Haus, da es, als ein 30 moralisches Haus dastehend, die Resultate seines Verdiensts feyerlich der Armuth geweiht hat, und also für immer niemand mehr große ökonomische Vortheile ansprechen kann; aber alle Achtung, die edlere Menschen dem Unternehmen schenken werden, werden auch Dir zu Theil, indessen das Haus Dir und jedem 35 Mitglied unsers Vereins und jedem thätigen Theilnehmer unsrer Zwecke nichts anders als eine billige Vergütung seiner Bemühungen zu sichern im Stand ist, aber dieses auch in j edem Falle mit der Menschenfreundlichkeit thun wird, die seiner höhern Zwecke würdig ist.

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Auch Du, Schmid! hast Dich in Deinen ökonomischen Ansprüchen an mein Haus nicht bloß in die Schranken der gegenwärtigen Stellung des Hauses gefügt, sondern Dich wahrlich hinter dieselbe zurückgedrängt. Sonst will ich jetzt nichts mehr von Dir sagen. 5 Ich würde noch jetzt diesfalls vielseitig nicht Glauben finden, was ich immer meiner Überzeugung gemäß von Dir sagte. Aber fahre nur fort I Thu, was Du bisher gethan hast, und handle für mich und für mein Haus forthin mit der Kraft, mit der Du, obwohl vielseitig unerkannt, für mich und für meine Zwecke gehandelt io hast. Thaten, fortdauernde Thaten überwinden alle Meinungen, so tief sie auch eingewurzelt sind. Ich wende mich an Euch alle, alle Lehrer meines Hauses, die Ihr hier vor mir steht, und auch an alle, die noch kommen werden, die herzuberufen wird der Herr, unser Gott; Euch alle, alle rufe 15 ich auf, zu fortdauernder lebendiger, geistig und herzlich thätiger Theilnahme an den Bestrebungen meines Lebens. Gottes ob uns waltende Vorsehung hat heute meinem Bestreben Kraft gegeben, die auch für die Zukunft der Menschheit und dem Vaterland zum Segen gereichen kann. Freunde! Brüder! Laßt uns der Wohl20 thaten der ob uns waltenden Vorsehimg würdig leben und uns mit reinem, hohem Ernst zu allem verpflichten, was diese Wohlthaten der Vorsehung von uns fordern. Freunde! Das Wesentlichste, was uns hier in diesem Haus unter einander vereinigt, ist nicht die Erfindung einer neuen 25 Unterrichtsweise, es ist nicht eine neue Erziehungsmethode. Nein, so sehr auch die Idee der Elementarbildung in ihrem Wesen das Höchste ist, zu dem die menschliche Kunst der Erziehung, die Menschenbildung, in ihren Bestrebungen sich zu erheben suchen muß, so sehr sie auch in ihren Zwecken und Mitteln mit dem Geist 30 der Liebe und des Glaubens, mit dem Geist des Christenthums in Übereinstimmung steht, und so sehr sie auch in ihrem Wesen, ich möchte sagen die menschliche Kunst des Christenthums Belbst ist, oder wenigstens in ihrer Vollendung werden kann, und so sehr sie auch in ihrem Grundmittel, in ihrer Sorgfalt für die Er35 hebung und Heiligung der Wohnstube das Höchste menschlich zu begründen sucht, was zur allgemeinen Begründung und Anbahnung eines liebevollen, christlichen, häuslichen Lebens und Wandels nothwendig und wesentlich ist, so ist ihre Erforschung als wissenschaftliche Unterrichtsmethode doch nicht das höchste,

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das oberste Pflichtband, das uns alle als solches gemeinsam untereinander vereinigt. Nein, das höchste und oberste Band, das uns unter einander verbindet, ist die Pflicht, die uns anvertrauten Kinder gewissenhaft und auf eine Weise zu versorgen, die den Hoffnungen gemäß ist, die wir diesfalls erregt, und den Ver- 5 sprechungen, die wir diesfalls gegeben. Freunde! Brüder! Die heilige Erfüllung dieser Pflicht ist unbedingt der oberste und erste Gesichtspunkt unsers Pflichtverhältnisses. Freunde! Brüder! Ich weiß wohl, ich stehe oben in diesem Pflichtverhältnis als der erste Schuldner; aber überladen io mit fast unerträglichen Lasten, zerrissen von unausweichlichen Zerstreuungen, ermattet in mir selbst und 72 Jahre alt, bedarf ich in meiner Lage Hülfe, wie wenig Menschen so dringend bedürfen, und ich suche diese Hülfe und habe sie immer gesucht. Ich darf wohl sagen, wie ein gejagter Hirsch schreyt nach fri-15 schem Wasser, also schreyt meine Seele nach ihr. Ich suchte diese Hülfe immer, und habe oft auch Hülfe genossen, oft aber mangelte sie mir auch drückend; dennoch habe ich in meiner Hülflosigkeit nie meinen Muth verloren; auch da, wo es schien, daß mir ihrer viele mehr zu enthelfen als zu helfen suchten, habe ich 20 meinen Muth nie ganz sinken lassen. Jetzt hebt er sich höher als je. Ich weiß es, ich weiß es, ich werde nicht sterben, eh' ich alles finde, was ich nöthig habe, um vom Morgen bis an den Abend meine Kinder jeden Augenblick unter Augen von Männern zu wissen, die ihr eigen Heil mit Furcht und Zittern, und das Heil 25 unsrer Kinder, wie ihr eigenes besorgen werden. Freunde! die Ihr mich heute umgebet, Ihr laßt mich nicht sterben; nein, Ihr laßt mich nicht mehr lange leben, ehe dieses Ziel in unserer Mitte erreicht ist. Was ich immer in der Schwäche meines Alters und im Drang meiner Lage noch hiezu beyzutra- so gen vermag, das will ich nicht versäumen. Saget mir frey, brüderlich, offen und täglich, was ich noch dazu beytragen kann! Ich will thun, was ich kann, und Gott wird mich stärken, noch immer mehr thun zu können. Aber mangelt mir auch in nichts! Geht mir in allem dem brüderlich und kindlich an die Hand, was 35 ich im Wesentlichsten meiner hiesigen Pflichtstellung von Euch bedarf. Ich danke Euch für alles, was Ihr mir sonst thut, für jeden Vorschritt der Wissenschaft und Kunst, den Ihr in unsrer Mitte befördert, für jede wirthschaftliche und litterarische Hülfe,

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die ich von Euch genieße; aber was ich von Euch als hohe und erste Gemeinpflicht unsers Hauses und unsrer Vereinigung fordere, ist: W a c h e t ü b e r m e i n e K i n d e r u n d b e t h e t m i t i h n e n u n d b e t h e t f ü r sie! Freunde! Brüder! Ergreifet ihre 5 Herzen im Glauben und in der Liebe und mangelt keinem Fleiß, keiner Anstrengung, keiner Ordnung, keiner Selbstüberwindung, deren Ihr bedürfet, um im Kreis unsrer Kinder an Gottes Statt als ihre Väter und als ihre Lehrer dazustehen, und ihnen durch Euer Leben ein Beyspiel in allem dem zu seyn, was sie zu rechtio schaffenen und christlich edeln Menschen zu erheben geeignet ist. Hiezu, Freunde! Brüder! rufe ich Euch in dieser feyerlichen Stunde mit bewegter Seele auf. Nur dadurch, nur dadurch befriedigt Ihr mich, nur dadurch nehmet Ihr an meiner Stiftung Theil; nur dadurch machet Ihr auch mein Haus an meiner Stif15 tung Theil nehmen; nur dadurch, nur dadurch allein machet Ihr es möglich, daß ihr Segen auch unter dem Dach des Hauses offenbar werde, aus dem der erste Gedanke davon hervorgegangen und in dem viele Mittel dafür mit Eifer, Liebe und Ernst gesucht und zum Theil bearbeitet worden. 20 Freunde! Brüder! I n welch einem hohen Grad sind wir Gott, uns selber und den innern Zwecken unserer Vereinigung dieses schuldig! - Auch der Welt sind wir es schuldig. Sie sieht auf uns, und zwar gegenwärtig mit dem Aug eines sehr aufgeweckten Scharfblicks - und mit dem Aug gerechter Zweifel. Freunde! 25 Brüder! Lasset Euer Licht leuchten vor den Menschen, daß die Änderung und Besserung unsers Thuns in allem dem, was geändert und verbessert werden soll, sichtbar werde vor Gott und den Menschen. Lasset uns anmaßungslos und selbstsuchtlos unsere Pflicht thun und unserm Ziel entgegenschreiten! 30 Noch einmal, Freunde! Brüder! lasset Euer Licht leuchten vor den Menschen, daß sie erkennen, daß wir unser Thun und Streben im Bewußtseyn unsrer Schwäche nur als ein Schärflein zu den allgemeinen Bestrebungen unsers Geschlechts ansehen und anerkennen. Lasset Euer Licht leuchten in Demuth und Liebe 35 vor den Menschen, daß alle und jede, die den himmlischen Segen der Wahrheit, des Rechts und der Liebe in ihrem Fleisch und ihrem Blut betreiben, auch den himmlischen Segen der Wahrheit, des Rechts und der Liebe, das wir in unserm Fleisch und in unserm Blut betreiben, mit der Milde, Schonung und Herzlich-

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keit ins Aug fassen und beurtheilen, die die bessern Menschen allenthalben allen denen gern schenken, die in ihren Urtheilen und Thun schonend und mild vor ihnen stehen. Freunde! Brüder! Denket an das Wort: Richtet nicht, auf daß Ihr nicht gerichtet werdet; denn mit welchem Maaß Ihr messet, wird Euch wieder 5 gemessen werden! Freunde! Brüder! Mein Greisenalter ruft mich bald von hinnen. Das Streben meines Lebens fällt bald aus meiner Hand, und ich habe keine größere Angelegenheit mehr, als zu sorgen, daß der Geist der Weisheit, der Liebe und Sorgfalt der Geist der io Männer bleibe, durch die das gleichsam noch im Koth seines ersten Entkeimens stecken gebliebene Thun meines Lebens hinter meinem Grab, wie vom Frühlingsthau belebt, sich wieder stärke und emporwachse, und die Fundamente meines schwachen menschlichen Bestrebens hinter meinem Grab immer mehr in is ihrer Tiefe erforscht und in ihrer Wahrheit und in ihrer Reinheit erkannt werden, als dieses bey meinem Leben nie der Fall war. Freunde! Ihr alle, die Ihr hier um mich versammelt, Ihr seyd es, auf die mein Aug diesfalls hinblickt; auch Du bist unter ihnen, mein einziger Nachkömmling! - Freunde! Brüder! Er, mein En- 20 kel, steht in Eurer Mitte jetzt als Zögling unsers Hauses, aber mit der Bestimmung, sich einst den Zwecken meines Lebens zu widmen. Freunde! Brüder! Nehmet ihn als Euren jüngern Bruder in Euren Kreis, und erhebet ihn mit Euch zum lebendigsten Streben nach dem höchsten, nach dem edelsten Ziel unserer Ver- 25 einigung. Noch einmal, Ihr seyd es, auf die mein Auge diesfalls hinblickt. Ihr kennet meine Wünsche, Ihr kennet mein Ziel. Erhebet Euch zu der Kraft, die Ihr dazu bedürft. Erhebet auch meinen Enkel zu der Kraft, die er bedarf, um an Eurer Seite und mit Euch vereinigt mitzuwirken, das gleichsam im Koth seines so ersten Entkeimens stecken gebliebene Thun meines Lebens emporwachsen und blühen zu machen. Erhebt ihn mit Euch zu der frommen, stillen, göttlichen Kraft des Glaubens, der Liebe und der Weisheit, die er nöthig hat, um an Eurer Seite mit Erfolg mitzuwirken, daß die innern und wesentlichen Fundamente mei- 85 nes Bestrebens, so wie die äußern Mittel ihrer Antagförderung immer tiefer erforscht und immer mehr in ihrer Reinheit und Wahrheit erkannt werden I Freunde! Brüder! Am feyerlichen Tage, an dem ich mein Haus

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bestelle, um hinzugehen aus dem Thal des Todes in die Gefilde der Auferstehung und des Lebens; am Tage, wo ich, eingedenk der nahenden Auflösung meiner vorübergehenden Erscheinung, im Leib meines Todes, den Unwerth des irdischen Lebens fast 5 hinter mir sehend, dem ewigen Werth des Göttlichen, das in unsrer Natur ist, dem Glauben und der Liebe, noch in meiner irdischen Hülle ein Denkmal zu stiften gedenke, stehe ich vor Euch und bitte Euch, seht mich heute nicht an in der Schwäche meines Lebens, seht mich nicht an in der Nichtigkeit meiner Zeiterio scheinung, in der ich so oft wie ein Rohr, das vom Wind getrieben wird, ach, wie ein zerklecktes Rohr und ein nur noch glimmender Docht vor Euern Augen erschien! Seht mich nicht an in der Schwäche meines hinschwindenden Lebens, und nehmet die Worte dieser Rede nicht auf, wie so viele Worte meines irdischen 15 Lebens, die so oft kraftlos vor Euern Ohren erschallten; denket mich jetzt lieber der Hülle meines Todes wirklich entschwunden; denket mich jetzt wirklich im Grab, und nehmet meine Worte auf, als wären sie Worte meiner Wiedererscheinung aus jenem Leben! 20 Doch was ist das?! - Meine Gebeine zittern, indem ich das ausspreche. - Was ist das ?! - Darf ich das nicht aussprechen ? Nein, ich darf es nicht. - Ich hätte denn das Angesicht des Herrn gesehen und redete wieder mit Euch. - Nein, ich darf den Gedanken nicht denken. - Ich hätte das Angesicht des Herrn ge26 sehn und redte jetzt wieder mit Euch. O nein! 0 nein! M e i n e R e d e an E u c h i s t die R e d e m e i n e s F l e i s c h e s u n d m e i nes B l u t s . S i e i s t g a n z d i e R e d e m e i n e r i r d i s c h e n Schwäche, voll guten menschlichen Willens, mitten durch I r r t h u m und Unrecht hinströmend, wie mein so L e b e n . Aber ernster, feyerlicher ist diese Rede doch, als tausend Reden meines Lebens, und wenn ich je Sorge getragen und mich vorbereitet, mich Eurer Aufmerksamkeit und Eures Vertrauens zu versichern, so ist es gewiß heute. Freunde! Brüder! Gönnet meinen Worten eine Aufmerksamkeit, die des feyerlich85 sten Tags meines Lebens würdig ist. Gönnet sie ihnen als Worten Eures seinem Grabe nahenden Vaters! Nehmet sie auf als Worte der Erhebung, die er an einem feyerlichen Tag in der Stunde eines frommen Entschlusses vor Euch ausspricht. Nehmet sie auf als Worte eines Ruhe und Trost suchenden Mannes, der sei-

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nem Grabe nahet! Nehmet sie als Worte eines Mannes auf, dem die Noth der Armen und besonders die aus Mangel an Erziehungshülfe herrührende Noth der Armen immer zu Herzen gegangen, der aber in seinem Streben, dieser Noth und ihrer vorzüglichen Quelle abzuhelfen, so viel als nirgend hingekommen, und 5 jetzt am Ende seiner Laufbahn noch seine letzten Kräfte zusammenrafft, um hinter seinem Grab wachsen und vorrücken zu machen, was er in den Mühseligkeiten, Hemmungen und Schwächen seines Lebens nicht hat weiter bringen können. Ja, Freunde! in meinem Innersten für meine Zwecke aufge- io regt, wie noch nie, bitte ich Euch: Vergesset meiner Rede nicht; vergesset keins meiner Worte! Vergesset den Kern nicht, der in Boden geworfen, entkeimt, wächst und zum Baum wird, unter dem die Vögel des Himmels nisten! Vergesset es nicht, wie alle Theile des Baums, sein Mark, sein Holz, sein Bast, seine Rinde 15 im Kern schon da sind, wie sie sich in der Wurzel entfalten und nach ewigen Gesetzen in getrennter Selbstständigkeit sich durch Stamm, Äste und Zweige hindurch fortbilden, bis sie am Ende der Zweige im heiligen geheimnisvollen Dunkel sich zur Bildung der Frucht des Baums wieder vereinigen. Vergesset nicht, wie in 20 dieser Rücksicht die Kräfte und Anlagen der Menschennatur in ihrer Entfaltungsweise dem Baum gleich sind, aber auch wie sie ihm darin ungleich sind. Vergesset meiner Gefühle und meiner Worte für die Armuth und die Grundbedingnisse nicht, wenn die Armenhülfe wirklich und reell segensvoll auf ihre Quellen ein- 25 wirken muß. Vergesset meinen Enkel nicht! Auch den Jüngling vergesset nicht, von dem es mir schien, als wenn eine Stimme aus dem Himmel zu mir sagte: Mach, daß du ihn nicht wieder fortschicken müssest! Vergesset meiner Weihnacht, meines Nachtmahls und der Erhebung nicht, in der der 30 gereifte Entschluß meiner Stiftung für die Wohnstube des Volks sich in mir heiligte und erhabener als je aus meiner Seele hervorbrach. Vergesset nicht, daß sie, die Wohnstube des Volks, der Mittelpunkt unserer Bestrebungen und unsers Ziels ist. Meine Sorge für dieses Heiligthum aller Menschenbildung werde Eure 35 Sorge. Ihr Bild, das Bild ihres bessern Zustands, erfülle Eure Seele. Es werde ihr heilig! Von ihr allein, von der innern Veredlung der Wohnstube, hängt der ganze Umfang aller äußerlichen bürgerlichen Mittel zu einem allgemeinen weisen, frommen, kraft-

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vollen, christlichen Leben des Volks ab, deren erneuerte Wiederherstellung unser Zeitalter so sehr bedarf. Freunde! Brüder! Vergesset dieses Fundaments alles wahren Volksheils Euer ganzes Leben nicht! Dadurch allein haltet Ihr Euch sicher auf der Bahn, 5 jemal in Eurem Leben wahrhaft für das Volk wirken zu können. Der Verein unsrer Stiftung für das Wohnstubenheil werde also der heilige Mittelpunkt der Vereinigung unsers Hauses. Freunde! Brüder! Werdet Forscher ihrer Wahrheit! Werdet Lehrer ihrer Mittel, Erkenner ihrer Zwecke! Werdet Beschützer io ihres Rechts, Diener ihrer Pflicht und Helden im Krieg wider den Zeitgeist, der ihrem Segen entgegen strebt. Die Sache der Wohnstube des Volks ergreife Euch im Innersten Eurer Menschlichkeit, als die Sache der Menschheit selber, als die Sache Gottes, als die einzige Basis der Möglichkeit der Wiederherstellung des 15 wahren brüderlichen Sinns, der in christlichen Staaten sich nicht bloß in Worten, sondern in organisirten Hülfsmitteln zum Dienst der Menschheit und der Armuth aussprechen soll. Freunde! Brüder! In diesem Sinn werdet Erneuerer meines Hauses, Wiederhersteller seines alten Geists, und Zeugen, daß 20 der Sinn meiner Jugend, daß der Sinn, der sich in « L i e n h a r d und G e r t r u d » blühend, und in « W i e G e r t r u d ihre K i n der l e h r t » , der Reifung näher sich ausspricht, noch in mir lebe. J a , er lebt noch in mir; ich lebe noch in ihm, und ich will in ihm leben bis an mein Grab. 25 Freunde! Brüder! In diesem Sinn meiner jungen, und in diesem Sinn meiner jetzigen Tage werdet Mitstifter des heutigen Resultats der alten, ursprünglichen, menschenfreundlichen und wohlthätigen Zwecke meines Hauses. In diesem Sinn und in keinem andern rufe ich Euch alle, alle Glieder meines Hauses! 30 zu einer heiligen Vereinigung unsrer selbst in der Liebe und durch die Liebe. Liebet einander, wie uns Jesus Christus geliebet hat! Die Liebe ist langmüthig und freundlich; die Liebe eifert nicht, die Liebe treibet nicht Muthwillen, sie blähet sich nicht. Sie stellet sich nicht ungeberdig; sie suchet nicht das ihre; sie läßt sich 35 nicht erbittern; sie trachtet nicht nach Schaden. Sie freuet sich nicht der Ungerechtigkeit, sie freuet sich aber der Wahrheit. Sie verträgt alles; sie glaubet alles; sie hoffet alles; sie duldet alles. Freunde! Brüder! Thut Gutes denen, die Euch hassen, segnet die, die Euch verfluchen! Sammelt feurige Kohlen auf das Haupt

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E u r e r Feinde. Lasset die Sonne nicht untergehen über E u e r m Zorn. W e n n du opferst, versöhne dich zuerst m i t deinem B r u d e r , und d a n n erst opfere deine Gabe. J e d e schonungslose H ä r t e sey f e r n e v o n u n s e r m H a u s , sie s e y a u c h gegen d e n ferne, d e r u n s U n r e c h t t h u t . J e d e menschliche H ä r t e verliere sich in der S a n f t - 5 heit unsere Glaubens. Sie m u ß sich in der Sanftheit des christlichen Glaubens verlieren. K e i n e r u n t e r E u c h entschuldige seine H ä r t e gegen den, der U n r e c h t h a t . K e i n e r sage, J e s u s Christus h a t den nicht gehasst, der Unrecht h a t t e u n d U n r e c h t t h a t . E r h a t i h n g e l i e b t . E r h a t i h n m i t g ö t t l i c h e r L i e b e g e l i e b t . E r i s t f ü r i h n io gestorben. E r h a t n i c h t die Gerechten, er h a t die S ü n d e r berufen zur B u ß e . E r h a t auch den Sünder nicht gläubig gefunden, er h a t ihn gläubig g e m a c h t , er h a t ihn durch seinen Glauben gläubig gemacht. E r h a t ihn auch nicht demüthig gefunden, er h a t i h n d e m ü t h i g g e m a c h t , e r h a t i h n d u r c h s e i n e D e m u t h d e m ü t h i g 15 g e m a c h t . W a h r l i c h , wahrlich, es ist m i t d e m h o h e n göttlichen D i e n s t seiner D e m u t h , d a ß er den Stolz des Sünders überwunden, und ihn durch den Glauben a n das göttliche Herz seiner Liebe g e k e t t e t . F r e u n d e ! B r ü d e r ! W e r d e n wir dieses t h u n , werden wir e i n a n d e r h e b e n , w i e u n s J e s u s C h r i s t u s g e l i e b e t h a t , s o w e r d e n 20 wir alle Schwierigkeiten, die d e m Ziel unsers L e b e n s entgegenstehn, überwinden, und im S t a n d seyn, das W o h l unsers Hauses a u f den ewigen Felsen zu gründen, a u f den G o t t selber das W o h l des Menschengeschlechts durch J e s u m Christum gebaut hat. Amen! 25

ANHÄNGE

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Anhang I

TEXTKRITIK 21bfürjungen 2i.3frae[, Peffa[osji=Q9ii>[iograp[>ie, SanÖ I - I U , Berlin 1 9 0 3 1904. S = 'Peflalojjiö fämtlidje 2Berfe, f)g. t>on 2.223. ©epjfarft), jrocite iiuägabe, 2iegni§ 1899-1902. © . = (Seife Z B = 3enfraIbiE>Iioff)eE 3ürit^.

3fr. =

Neujahrsrede 1817 Unterlagen H = Z B 3üricfj / jTtfir. ^)eftal. 449/ eigenhändig auf arfjt goliobläftern, mit 7 3eilen auf bem neunten S l a f f . ©rei Äocreiturjetfel fin£> auf ben ©eifen 3 Derfo, 6 unb 7 ange= Hebt. 21m ftopf ftef)i als £ifel nur: N e u j a h r . 23on llnterricfjf, ^ g . X V , (1828) @. 609-638. 0anacf) ij? bie ©tfirifi auefj abgebrueff in ben Pestalozzischen B l ä t t e r n f ü r Menschen- u n d Volksbildung, 23anb I , 21acf)en 1828, @. 3 5 7 - 3 7 5 , unter bem Xifel: Neujahrsrede von Pestalozzi, gehalten a m ersten J ä n n e r 1817. Herausgeber ift in beiben §ällen 3 - ¡Hieberer, ber nur wenig an feiner QSorlage, einer Äopie ober Dleinfdfjriff, geänberf F>ai. (Sin 2Iu8jug (@elb|lbeurf eilung) ftef>i in "P.Sl. 1881 © . 47-48. S. 3 Z. l f f . Der Xeft folgt H . SejfErififrfjer 2tpparaf S. 3 Z. 1 S. 3 Z. 3 - 4

S. 3 Z. 5

Schon mehr als 70 Mahl H 1(5)4 Jahr stehe ich an dieseIf in H 20 unsere H 21 steht vor uns a 23 ewiges herrschendes H, a 24 ewig H 25/26 immer rückwärts a 30 so {erneuern sich) wie 32 Ach, sie H Auch sie a 33 sollen {wir unsre> sich die Jahre H 36-37 doch nicht H mich nicht a 38 Nein H 39 bis S. 4 Z. 2 welche [f in H 23-24 Freunde, Freunde H

369

Neujahrsrede 1817 S. 5 Z. 30 S. 5 Z. S. 5 Z. S. 5 Z. S. 5 Z.

S. 6 Z.

S. 6 Z. S. 6 Z. S. 6 Z.

S. 6 Z.

bedarf, (sie) um sie - äußert mir H 31 u n d t bau Oatum, forote folgender gebrückter ¡Tiacfitrag:

Pestalozzi ans Publikum

377

Diejenige meiner werthesten Correspondenten und andere Menschenfreunde, welche geneigt seyn sollten, vorstehendem Wunsch des würdigen, verdienstvollen Greises P e s t a l o z z i , durch Abnahme ein oder mehrerer Exemplare des ganzen Werkes, oder auch nur einzelner Bände zu entsprechen, und sich solche auf keinem nähern W e g zu verschaffen wissen, werden hiemit ersucht, mir gefällige Anzeige davon zu machen, indem ich mit möglichster Vermeidung von Neben-Unkosten, recht gerne das Weitere besorgen werde. Augsburg den 8. Juny 1817. Joh.Lor.Schäzler. c = 3ürd?er 3eitung, grepiag, ben 2. Dliai) 1 8 1 7 , iXtr. 3 5 . ^entifcfjec Zeft, mit Heu nett belanglofen Slbroetcfjungen, unter bem £ifel: Schweiz / Pestalozzi an's Publikum, mii bem Saturn ant ©djlujj. 211« iTtadjirag ijt beigefügt: I n Folge obiger Anzeige nehmen die Unterzeichneten auf die Werke des H . Pestalozzi in Yverdon, in frankirten Briefen Subscriptionen an, und bitten um deutlich geschriebene Namen. Seiner Zeit, nach Erscheinung der ersten Lieferung, werden wir die A r t und Weise des Bezugs ebenfalls bekannt machen. Orell, Füßli und Comp. d = 2Iarauecjeitung Pom a6.2lpril 1 8 1 7 , Sir. 50. ©er gebrucfte Xeyf lauf a-c fjat folgenden 3 u f a ? : Zur Erleichterung des Unternehmens bietet sich der Endsunterzeichnete an, auf die oben angezeigten sämmtlichen Schriften Pestalozzis in seinem Wirkungskreis zu sammeln. Diejenigen verehrten Freunde, welche also darauf subskribiren wollen, können Ihre Briefe f r a n k o an mich senden; ich werde solche sammeln, und sie dann nach Verfluß des Subskriptions-Termins nach Yverdun übermachen. I n der Folge aber kann ich mich weder dem Einziehen der Pränumerationsgelder, noch der Versendung der Bände unterziehen, welches dann direkte von Yverdun aus geschehen wird. H . R . Sauerländer e = fieipjiger £iterafur=3etfung; 3 n i e ®genj=B[atf, aS.^uni 1 8 1 7 , iTtr. 166. ©er 2IbbrucS enthält einen Deränberfen SeilßrucE, 6er im tejrtEntifcfjen 2lpparaf oerroertet wirb. Q3on ben jafilreicfjen »eitern (Stnfenbungen in 3et*ungen fei nur nocf) Dermiefen: ein= mal auf bie ©agette be ßaufanne Dom 1 8 . 1 8 1 7 , 31c.48, roeldje eine franjöfifdje Übertragung brutffe, foroie auf basl o 3£afer 2Imieti) auf ©tunb ber Vorlage Pefialojjiö einen 2IrtifeI einrüife. S. 41 Z. I f f . ©er Xeyf folgt a-c. S. 41 Z. 8-14 Siefe ¿eilen fehlen in e. S. 41 Z. 24

^jn d fefjlf ber © a § nad) besorgen. 2infdj[iefjeni> roirb ein t>eränberfer Xejrt biä 3 ' 37 geboten: Ich bitte jeden dieser Freunde, und die, die die Gefälligkeit für mich haben wollen, in ihren Umgebungen für mich Subscriptionen zu sammeln, das Verzeichnis ihrer Subscribenten an mich nach Yverdun einzusenden (oder wem Leipzig näher ist, an Hrn. J o h . B a l t h . S c h i e g g , Buchhändler), da die Namen derselben den Schriften vorgedruckt werden sollen. Aber ich bitte, daß die Briefe oder Päckchen an mich auf die wenigst kostspielige Weise aus NordDeutschland durch letztere Adresse besorgt werden. S. 42 Z. 3-10 ©iefe 3eilen fefjlen in e. S. 43 Z. lfiff. ©er ¡weite Zeil beö glugblaff« feljlf in e.

378

1. Anhang

Böckblick Die Handschrift ZB 3üritf), DflZffr. Pefial. 445 befielt aus einem goliobogen, foroie einem fflebbiatf auf ber jweiten (Seite, ©er Xejrf ifi mit breitem Mani» Don 2i. ©feinmann gefcf)rieben unì) mit Dielen Äorrefturen Pefìalogjid t>erfef>en. 0 e r Xitel fefylt, aurf) bai S a f u m , bad aus int>a[fli(f)en ©rünben auf ca. 3Iiai 1817 angefe^t roerben fann. 6111 Snebbiati auf ber tnerfen Seife fef>If, foroie aucf) ber (Schlug beé Xefteé für bie bidljer unbekannte ©cf)riff. Sie erften 2% Seifen finö mit roter Xinfe nocf) befonberö burtf)« gefìric^en, roaé nicfjf berüi|7cf)ftgf wirb. ZDo am ©cfiluß baö (SrfafjftücE fefjlf, roicb ge» ftridjener £ejf aufgenommen. Xejff rififdjer Apparat S. 49 Z. 10-11 durch (Kunst und) P bildende würksame (gegenseitige) Theilnahme S. 49 Z. 15 ty und vorzüglich irreligiöser S. 49 Z. 17 P itnd mein Hot«) als ErS. 49 Z. 19 P individuelle S. 49 Z. 29 P die aus - mußten S. 49 Z. 31-32 P X)cw war - das Wesen S. 49 Z. 33 P ungeistig(en) und ungemüthlich(en) mißatimten Zeitansicht (des Gegenstandes) S. 49 Z. 35 P äußerlichen S. 49 Z. 37 (Sein inneres Wesen ward nicht geprüft und konte nicht (geprüft) P erkandt werden, denn es ward nicht geahndet. Seine Möglichkeit ward nicht einmal geahndet.) Ich klage S. 49 Z. 38 P und Lagen S. 50 Z. 2-3 komm(en)< (kann), daß das Gegentheil p davon (von dem, was allgemein geschieht) (Zudem war) Der äußere Schein P war ganz wider (mich) P uns S. 50 Z. 5-10 (Und) P Aber es war nicht nur (der) das mangelte uns; es mangelte uns wirklich wesentlich selbst vieles, das zu(r) einer klaren und heitern genugthuenden Dar-

S. 50 Z . 4

Stellung unsrer innern Wahrheit und unsere innern Rechts nothwendig hätte da seyn sollen. Wir sahen im Drang und im Leben dessen, was wir wirklich mit Erfolg thaten, Mängel und Lücken, die in unserm Thun wirklich stattfanden, weitaus weniger als die (Freund) Fremden, die uns besuchten; und wir lebten dabey nicht ohne Anmaßung. Aber) Die Welt - Sie (Srfafjfaffung ijl Don Pejiatojji am 3lanbe beigefügt. S. 50 Z. 9 S. S. S. S.

50 50 50 50

Z. Z. Z. Z.

Werks [und] fef)lt (Vervollkomnung) 10 P wäre 10 P auch nicht ganz 11 p aber 15-21 ©iefe 3eilen flehen auf einem Älebgeffel, als Srfa£ einer nicf)f meljr ganj leös baren erfien gaffung: (Die Folgen - waren drückend P würkten gegen mich dahin, daß ich mich (für mich) wahrlich, wie ein W u r m sich mühseelig durch verhärteten * ringt, also mußte ich mich mühseelig durch die (große) H ä r t e der Umgebungen, die gegen meinThun mißstimt waren,

Bückblick

S. 50 Z.

S. 50 Z. S. 50 Z. S. 50 Z. S. 50 Z. S. 50 Z. S. 51 Z.

S. 51 Z. S. 51 Z. S. 51 Z.

zu meinem Ziel hindurchdrängen). 16-17 (Erfolg) Seegen meines Thuns P und brachte es dahin, daß ich (mußte) 19 [mußte] fehlt 28 (unausweichlich und) vor der Thür 34 hervorgiengen {und hervorgehen mußten) 35 P mit nie genugthuenden Kräfften 38 P waltete - forthin 1 (richtete) ruhte, bewährte sich (sowohl in seiner theoretischen Ansicht, als in der praktischen Ausübung einiger seiner Theile) 2 P allmählige P einiger 4 zog. (Diese ward auch plt. ©af>er bleibt bie ®frei= cfmnc) unbearfjfet, unb jroei überEIebfe ©feilen am 3lanbe finb ergänjt. S. 52 Z 10 das sey und S. 52 Z 14—15 (Ich durfte es auch nicht erwarten.) P am 3ianbe: (Es hette Peatalozzianer machen könen) E s war mein Unglück (für mich), daß ich in meinen P Jüngern krafftvöllen \und~] fel)lf reiferen S. 52 Z, 16 Zwecke (nicht), wie S. 52 Z, 17 und Einfachheit einer S. 52 Z. 18 ( k o n n t e ) z u können S. 52 Z 19 (diesen dieselbe) durch den S. 51 Z, 2 1 - 22 P gleichsam - demselben S. 52 Z . 22ff. S i e gorffe^ung Da es aber ij? bia jum ©djluf? ber (Seife geflrtcfjen, ttmä unbeacfjfef bleibt, ba bie Srfa^faffung fei>It. S. 52 Z 26-27 P dieser Ansichten meines S. 52 Z. 29 S. 52 Z. 30

[seien] feljlt ©er Xeyf bricht ab, bie ©djlttfjroorfe ftnb ergdnjf.

1. Anhang

380

Hauptgrundsätze der Methode S i e Handschrift ZB 3üricfj, OTflr. "Peffai. 451 befielt auö fteben jufammengeijeftes ten öuarfbogen, mit Älebjetteln auf S t a t t 3 recto uní» 7 Derfo. Cíe legten 1 % Seiten bleiben leer, ©er Xept ift Don frember Jpanb oieUeitfyt nad) OiEfaf gefcfjrieben, roeijt eine größere 2IngaF)l Äorreffuren foro i e Seite 67 eine CucEe auf. £ e y t ! r i t i f r f > e r Slppacaf (das) zu welchem naturgemäße verdienen, (das braucht der> Z. 18 an mir selbst Z. 21-22 ich habe früh und spat gearbeitet Z. 22 (war) der Jugend Z. 23 wird es so Z. 27 meiner Werke Z. 29 und (den Betrag, der mir dadurch) wünschte Z. 30 zu beschließen (zu müssen) Z. 33 ganz abgesondert von meinem Institut Z. 38 mir an dem Abend geliebte Z. 7 Z. 9 Wilh. Lange Z. 10 (Lausitz) Neumark Z. 11 Schmid(t) Z. 13 wird (vorzüglich) Z. 19 der Stadt Yverdon Z. 21 verwilligt(e) hat Z. 27 (außer mir) für die Ver(8prechungen)ij/föcAiiiMe unten bei« gefügt. S. 61 Z. 25 zu verwende(t)n für nölhig hält S . 61 Z. 25 (Von) Derer aber . 61 Z. 27 diejenigen, welche . 61 Z. 29 wo (der größte Mann) man von (ihnen als) . 61 Z. 35 und (mit) diesen . 61 Z. 36 (um) als es . 61 Z. 38 bis S. 62 Z. 18 ©iefe feilen (7n& auf angeflehtem Äorref* turjettel beigefügt. . 62 Z. 10 des nahenden Todes und der (nahen) Trennung . 62 Z. 19 (Wichtiger ist mir) Die ( Berichtigung der) Meynung 62 Z. 22 ist eben so irrig 62 Z. 22-23 (von dem) das Gegentheil (Erfahrung) gesehen 62 Z. 23 (die) Erfahrung 62 Z. 28 und der, was 62 Z 30

(Aber) Man (muß) lasse ihm nur Zeit (lassen)

381

S. 62 Z. 31 S. 62 Z. 32

suche man pädagogischer Ritter zu werden (wollen) Bereinigt S. 62 Z. 33-34 wozu biä gehört am 3?anbe unten beigefügt S. 62 Z. 34 bis S. 63 Z. 4 Stefe 3eüen fini» im DKanuffript geflri* cfjen. S. 63 Z. 8 [das] fef>[t alle S. 63 Z. 9 gibt, die so oft begehrt (haben) wird S. 63 Z. 11 (zwischen) spätestens in dem S. 63 Z. 12 sie (ca. sechs Jahr) bis S. 63 Z. 16 werden S. 63 Z. 27-28 für (ihr Leben hinreicht, uns) das (im) reife(n) Alter (genügt) hinreicht, sondern auch noch (für das) dem jugendlichen Wachsthum genügt (wovon dessen die große Eßlust des Kindes die Folge ist) S. 63 Z. 31 lebt. (Nach den verschiedenen Constitutionen lasse ich Abhärtung) S. 63 Z. 34 Übungen (kunstmäßig) S. 64 Z. 12 wohl (nirgends) S. 64 Z. 15-16 Luft, und (verhindern die Gelegenheit, benehmen) unser ganzes Leben benimmt 64 Z. 19 (ist) wird dafür 64 Z. 22-23 auf daß — werde 64 Z. 24 Abend (wird) 64 Z. 24 mit mir 64 Z. 27 zufließen (und) 64 Z. 31 (werden) finden 64 Z. 35 (zu) werden zu wollen 64 Z. 36

65 65 65 65 65

Z. Z. Z. Z. Z.

Sittenlehre (und der Religion, in so fern er allen christlichen Confessionen) wird in (allen) den 1 [wird] fef»It 4 Beobachtung 6 (seiner) ihrer 9-10 und wodurch also 11 (Sprach) Fertigkeit

382

1. Anhang

S. 65 Z. 20-21 ne 2£ngabe beS ©rueferö, adjf Oitaofeiten, fafi of)ne 2l6jtijnitfe, bie fjier Dermefjri mürben, mit Datum am ©djlujj.

Fiebergespräch S i e i j a n b f d j r i f t Z B 3üridj, Dlifir. ^3e(lal. 468 befielt aud einem bläulidjen, leidjt befcfjäbigten goliobogen, oI>ne Xitel unt> 2lnfang, fY>roie oi)ne ©dfjlufj. l[efungen. ©ie i>at n>oi>I einen (Snirourf 'Peffalojjiä ins reine gefdjrieben, fonnfe allerlei üööcfer nidfjt entziffern, toofür (le ßüien offenließ. Ob efroas t>on ber Q3t>tlage feljlf, ifl unfitfjer; Dtelleicfjf blieb auefj 'Pcfialojgiö ©nfrourf brudjfiüifjafi. Sejrtfritififjer 3lpparaf S. S. S. S.

83 83 83 83

Z. Z. Z. Z.

4 [nie] fel>lf 7 [Haus] Cfiie, ergänjf 7 schuldig, (und) [Ich] fef>lt 15ff. Sie Derberbte ©feile tourbe möglicfifi bereinigt. S. 83 Z. 15 hinter [ihnen] fef>lf

S. S. S. S. S. S.

83 84 84 84 84 84

Z. Z. Z. Z. Z. Z.

34 tode in jeder Ader 1 [will] fef>lt 2 [mich] fehlt 6 [verließ] fei>lf 8 [zu] fef>lt 10 [Sie toben] fel;[f

383

Fiebergespräch S. 84 Z. 20 S. 84 Z. 26 S. 84 Z. 33

[an] fetjlt Br[uder] ergängt Jiatf) Wein ift Sic uneer= jlänblidje gortfe^ung wie — er wird bis seine Labe wenn gefiridjen. S. 84 Z. 33 [der] größere ßütfe, ergänzt S. 84 Z. 33-34 wer[de Dein Bruder] größere Cüie, ergänjf S. 84 Z. 38 [Du] fefjlt

S. S. S. S. S.

84 85 85 85 85

Z. Z. Z. Z. Z.

39 1 3 10 14

S. 85 Z. 16 8. 85 Z. 17 S. 85 Z. 24

[ich] feljtf [Dich] f t t y t [mich] fef>It [nicht] fefjEf 3rtad) Herzen fiel>t auf be= fon&erer 3eile nocf) dito [er h a t ] fef)[f a n d e r n a n bereinigt Oaa Dlianuffript bridjf ab.

Subskriptions-Verlängerung 23er £eyt folgt ber Vorlage Z B 3ürirfj, OTfEr. Pe|ial. 455; ein Quartblaff, jroeifeifig bebrucEf, jtoeifpalfig, am @tf)[uf jroei neue 2Ibfrf)niffe, foroie Datum am ©djlufj. Q3g[. 21. jifraei, Pefialo^gisSibliograpfiie, S a n b I , 1903, ermei)tf in 2lbfdjniffe aufgefeilt würbe. Seyffritifcfjer A p p a r a t S. 97 Z. 17 Herrn S. 97 Z. 18-19 früher Bector der lateinischen Schule in Züllichau S. 97 Z. 20 hiefür S. 99 Z. 7 4ten Aug. dieses Monats S. 99 Z. 14 (würde) wird S. 99 Z. 30 alles S. 101 Z. 5 bildenden S. 101 Z. 23 Verhältnisse S. 103 Z. 28 verzärtel(nd)ien S. 105 Z. 7 - 8 (besitzen) kennen, die Kräfte und Mittel besizen S. 105 Z. 9 bis jetzt S. 106 Z. 17 id)feri)Vf)en 33er|urf)e fmb frfjtoer ju bafieren. Saf)et werten Fjier eine 2lnjaf)I Eleine ©irfjfroerfe jufatnmengefaßt, wofür neben ^n^alf unb gorrn audj i>ie ZBaffev$eicf)en fpved)en. (Sinerfeitö ¡(1 6as 1816-20 f>äufi'g nacfjroetdbare ¡ZBaffergeidjen: S.3[iegler] unb Safelftab Bielfacf) Derfrefen. 2inbererfeitd fielen auf blauem Rapier jroei fonfl nicfjt nad)toeiäbare löafferjeirfjen ( 3 - 3 - unß fieFjenber ßöiüe, fotcie S.33 2Bappen mit jroei ß&roen a l i Maliern), rcas auf einen 2infauf aufjerfjalb Don 2)t>er6on fcfjHeßen lägt (23u[s [et?). Sine 2InjaI)I t>on Seilen beö bidjfedfcfjen Äreifeö finfc nur im Orutf erhalten geblieben. 3ufammengel)örigfeif un£> ¡Reihenfolge i>et ©ngelftüdfe f?nö fraglicf). ZDo mehrere gaffungen forliegen, mit abroeicfjen&em Ztft, iji anjunel>men, 6afj bie (Snfrpßrfe mefyrfad) fopiert würben, roobei bie ftJjroere ßedbarfeit ungleichartige ßeaarfen ergab. Die fiffioen Z w i s c h e n t i t e l ftrtE) Don Bearbeitern 6er Dlianufiripfe eingefe^t roorben; fle werben bei* behalten, toeil fte jum Zeil (cfyon in bic Literatur eingegangen fmb. (¿6 ift anjunefjmen, bafj ein Dietleicfjt jufammenge^öriger Xept tjier nur [ütSenl>aff erhalten blieb.

S e l i g ift ber S B i n f e l gür biefeö erfie £eilffüc£ befielen folgenbe Unterlagen:

hx = ©iaafdarcfjiD Sern, gellenbergs2irdjit>, 36 Slatt golio, mit Signatur iXtr. 4, Unterlage ju a. h , = Z B 3üridj, fpäte 2lbftf)rift Z V I , 6 7 7 t>on Caroline ©rfjulj, 6er ©atfin t>on griebrirf) 2BiIF>e_lm S d j u l j (1861-1928), laut frbl. JrjinweifJ t>on P r o f . S r . ß . g o r r e r , 3fi» ridj. Jiacfj 6er Überfcf)riff ber Äopie Jörne man auf 6ad 3 a l j r 1 8 1 7 : Pestalozzi a u f dem J u r a , wohin er sich müde und zerrissen von Y v e r d ü n aus begab. a = Heinrich Pestalozzi bis dahin unedirte Briefe und letzte Schicksale, S e r n , ge&ruif bei g . 2 l . 3 e n n i 1834, 16-17. S . 117 Z. 2 Oer £eyt folgt a . 2In &en R e g e n b o g e n (£i befielen folgen&e Unterlagen:

h = ©faatiarrfjio Sern, gellenberg=2lrdjit>, blaue Ttr. 4, 36 Slatt gotio, Unter« tage ju a. a = Heinrich Pestalozzis bis dahin unedirte Briefe, Sern 1834, 1 7 - 1 8 . ®e* fürjte gaffung, oFjne Unterteilung in 2lbfcfjnifte, mit abrt>eicf)enbem £eyt, beffen Q3arian« ten im 2ipparat t>erjeitfjnet roerben. b = 35an&tin, D e r Genius von V a t e r Pestalozzi, 3üridj 1846, fcc'' Übertragung in« granj&flfcfje. S. 117 Z. 16 © e r Z t p folgt b . S . 118 Z. 1 jpier fe^f a ein. S . 118 Z. 7ff. m i t deinen F a r b e n mildem Glänze, schein in meinen wilden, lebenslangen a, fefcf aus bis 3 - 3 2 S . 118 Z. 34 K ü n d e mir a S . 118 Z. 21 mir Freuden bringst a

Trostgedichte-Zyklus

385

S. 120 Z. 23 Doch im Tode a S. 120 Z. 27 ff. Künder meiner bessern Tage, lieblich wirst du dann erscheinen über meiner öden Gruft! Regenbogen! Regenbogen! Wie der frischgefallne Schnee, wie des Winters helle Flocken, die beim Tode meiner Gattin, in der Sonne lieblich glänzend, sanken auf ihr offnes Grab: Regenbogen, Regenbogen, so erscheine dann auch mir, lieblich, lieblich, wenn ich sterbe! In der Stürme Tagen hat mich Gott getragen! Meine Seele lobe Gott! I n dir selber wohnet Gott! In dir selber ist sein Tempel, Priester, deines Gottes Tempel; meine Seele, lobe Gott! a, bad f>ier Bia aö OKanuflripf Z B 3üricF>, OTflr. Pejtal. 568 fiel>t auf blauem gotioBogen unö golioblaff, t>ie meijt nur auf ber linCen Spälfte enftourfariig betrieben firib. S a s Rapier roeijl fonft nicf)f beEannfeä 2öafferjeicf)en auf (33. 3- uni> jleljenber iiöroe). OB jroifcfjen 23ogen un& S l a i f eine £ü S. 127 Z. 36 Gelt. (Du mein) S. 128 Z. 14 [wenn] feljli S. 128 Z. 16 (Aug) Ohr (sich)

S. S. S. S. S. S. S. S. S. S.

128 128 128 128 129 129 129 129 129 129

Z. Z. Z. Z. Z. Z. Z. Z. Z. Z.

18 20 30 39 7 9 13 15 19 28

[Lippe] feljlt aus, (worin) [schließt] fe^lt [schwächt] feljlf zeig (ihre Hände) (Ich) Räche, räche (mir) [rächen] fef>It [mich] fei»lt ein (heiliger) was (mich) [zu] fefjlf

Xefignafion Oie jpanbfdfj r i f f Z B Dïïfîr. J)efia[. 567 befielt aud brei goliobogert, eigen* ^änbig, meijî boppelfpaltig betrieben. S e t erjle Sogen, Bläulidfjeä papier, mit 3 1 /» ©eis fen Xeft, fyat felfeneS 2Bafferjeidjen. Oer groeife Sogen, IjetlMaueS Papier mit f)âufi'gem ÎDafferjeit^en, fragt auf ber erjien ©eife brei, auf ber jreeiten ©eife einen tforreffurgettel beö Bläulichen 'Papiers. Oer britte Sogen, trieber felfeneö bläuliches Rapier, enthält brei ©eifen Zeft, Dorn eine unleferlid)e alfe 'Paginierung (24?). Oer £ej:t biefeé britfen So= gens i(i ffarf überarbeitet, reobei limjïellungen burdj 3 a l > ' c n tnariiert fînb.

ï e j r f f rif ifdjer 21pparaf S. 130 Z. 9 [haben] feljlf S. 130 Z. 28 (thun) werden, (was jeder auch nur wollte) S. 131 Z. 19 Man (der jez sie bedörffte. E r hat gefehlt, sein Haus ist zerrüttet, er hat es selbst zerrüttet mit seiner Schwachheitsgüte. Und seine Söhne tretten jez mit ihrem Trozz, mit ihrem Stolz, mit ihrer Ungeschiklichkeit) S. 131 Z. 29 (bemerkten sie) des Vatters bemerkt S. 132 Z. 3 (dem) ihrem S. 132 Z. 6 [Haus] feF>It S. 132 Z. 11 nicht (der Vatter sieths) S. 133 Z. 7 Jage (du den Br[uder]> ihn S. 133 Z. 14 dem Armen ihm jez zu: S. 134 Z. 1 mit (seinem) Stolz will es (der einte) S. 134 Z. 31-32 mag (ich) er nicht, solcher Hülfe trau (ich) er S. 135 Z. 13 helfen (nicht, wie er will)

S. 135 Z. 15-19 Otefe 3eilen ftnb geftri» cf)en, nidjf erfefjf. S. 135 Z. 17 so wie es, wie sie sind S. 135 Z. 22 ihn S. 135 Z. 25 (dir, wer) zum Vatter: S. 135 Z. 30 wer wir sind. (Du mußt erkenen, du mußt es bekenen, denn wollen wir dir helfen, wie wirs eben wollen.) S. 135 Z. 32 (sie) w[ir] S. 136 Z. 4 (durch unseren) mit dem Verein (und deinen [Söhnen], den internen und den externen — und deinen Söhnen, so wollen [wir] dir helfen) S. 136 Z. 5 - 6 nicht« dir so helfen lassen, (willst du aber anders, so sprechen sie zum Vatter) S. 136 Z. 11 (So muß es syn.) Denn S. 136 Z. 13 unsenn (heiligen) S. 136 Z. 18-19 Haß (wieder einen, wieder m[ich]. Das Herz [des] Vatters hat viel Kreuz, doch ist sein Kreuz) zu

Trostgedichte-Zyklus

S. 136 S. 136 S. 136 S. 137 S. 137 S. 137 S. 137 S. 137 S. 137 S. 137 S. 137 S. 138 S. 138 S. 138

einem Kreuz {des Menschen) Z. 29 [Liebe] wend er jez [ein] ZDörfer fehlen Z. 30 verlassen (und weg [gehen]) Z. 32 [Nötigen] feljli Z. 5 [sieht] fefjlt Z. 16 [meiner] Derbeif burdj ben 3{efl eine« Älebjeiiel«, 6er fe&If. Z. 18 suche mehr Z. 23 [ich] fef>[i {verdiente) ertrug Z. 26-32 Siefe 3eilen finb am Kanbe Beigefügt. Z. 28 [zu der] fef)(i Größe, wirb barum nur im 2Ipparaf ab= gebruif (foroeit nid)t Der» beif):

388

1. Anhang um zu helfen, wie sie wollten, und wie sie in der irren Meute, an schwache Menschen, e beigefügt. S. 144 Z. 36 sy (von Bechts wegen und von Gewalt wegen) mehr S. 145 Z. 10 Fuchs (und fliehen vor ihm, arm sie auch) S. 145 Z. 13 ihr (Hofifen) Klagen S. 145 Z. 33 Natur (das ist, um sie zu fressen) S. 145 Z. 34 glauben (wenn es) S. 146 Z. 7 Aber auch S. 146 Z. 24 bis S. 147 Z. 16 (Man haut nur ab, man krazt nur ab) mit abschwächen am 3tan6e big leicht S. 147 Z. 2 [man] fef>li S. 147 Z. 22 schwer (man muß) S. 147 Z. 26fif. Sie legte (Seite bei Sogen« enthält ganj unfertig fiilifierten £ejt. S s wirb Ijier 6arauf Perjidjtet, fämtlidje unfertigen 2infäge im 2ip= parat roiefcerjugebcn. S. 147 Z. 25 (Das sind, Buben, die Mittel zum kleiner machen, wüsset ihr jez, und) Das sind die Mittel, (Knaben) S. 147 Z. 27 groß ist (und schlechter zu machen, [was] gut ist, und auch kleiner zu machen, was nicht groß ist, aber dir nur zu groß scheint, und schlechter zu machen, was nicht gut ist und dir auch nur zu gut scheint.) S. 147 Z. 32 Jüngling S. 147 Z. 34 gut ist, (lehrne sie nicht!) S. 147 Z. 36-37 (waa klein) das Kleine, und (gut) besser zu machen (was schlecht ist) das Schlechte/ S. 148 Z. 9 machen (als du noch bist) S. 148 Z. 16 Mittel (für die schwache Menschennatur)

Trostgediohte-Zyklus S. 148 Z. 24 groß (auch durch Schleiffen> S. 148 Z. 31 wird (nichts Kleines groß, wird nichts Halbes ganz,

©egen bie

S. 149 Z. 4

391 wird nichts Schlechtes gut) nichts [vom] feljlt

(EiteKeit

öric

S i e Spattbfdjrift Z B 3 *>/ 32tfir. Peflal. 502 befielt auö brei bldulidjen Quart» bogen, mit je einem lofen fforrefturjettel auf 23Iaff 30 unb 4 r / (oroit Pier lofen fforreEtur» jetteln auf 35laff 50, unb einem angeflehten Äorre!(urjeffei auf 35Iaff 6 recto. Oer frag» mentarifd)e Sniroutf, mit fefyr Dielen Snbertmgen ijl auf ben erflen 1 % Seifen Don frem» £>er Jipanb gefcf)rieben, fonfi eigenf)dnbig. S i e brei Quartbogen finö alt paginiert 35-46» 31m 3lanfce fini> llmfieQungen burtf) 3ai>Ien bejeic^net.

Seytiritifdjer Apparat S. 150 Z. 4

führen. (Sie sind alle, alle Weg der Eitelkeiten, sind wie die Wege zu der Hölle eben (und) breit und offen, lt S. 151 Z. 19-21 Oiefe 3eilen am Kanbe erfe^en: (Die Zeit, in der wir schweben, ist die Zeit der Lüfften, aller Eitelkeitslüfften. Die Zeit, [in der] wir leben, ist [eine Zeit] der Düffte, aller Eitel-

392

1. Anhang

keitsdüfte. I n diesen Zeiten, in unaern Eitelkeitszeiten - ) (gine (ärfa^ficUe am SRanbe ift butcf) SefeEi beö JRanujlciptö faft unleabar. S. 151 Z. 29 verlohren eirf>enbe §ortfe§ung: Ich feinde mich aber unter diesen Umständen genöthigt,

398

1. Anhang öffentlich zu erklären, daß es f ü r den Augenblik meine heiligste Pflicht, alles das auf das sorgfältigste zu verhütten, was mich in die Lage sezen könte, diesem Verheltnis Dauer und Festigkeit in [allen] Beziehungen zu geben, die meiner Überzeugung und meinen frühern Verpflichtungen entgegenstehen und da bynahe die Kraift, die ich Gottlob auch jezo besizze und mit Lebendigkeit zur Beförderung meiner Lebenszwekke besizze, auch in meinen [alten] Lebensjahren mit Thätigkeit benuze, erlahmen und stillstellen könte. Ich feinde mich aus gleichen Gründen genöthiget zu erkleren, daß die in der Allfgemeinen] Zeitung angemerkten Articul nicht die einzigen und nicht die wesentlichsten sind, welche der Ausführung derselben [Hindernisse entgegensetzen], desnahen auch bitten [möchte], dise Articul - H x , bricfjf ab.

S. 174 Z. 5-14 3 n ftef>t auf bem erflen 23latt eine angenäherte roei= tere Snittmrfsfielle.

S. 174 Z. 5 S. 174 Z. S. 174 Z.

S. 174 Z.

S. 174 Z.

alles öffentlichen Gereds ist in jedem Fall H x 6 der im Volk H x 7-9 iel näljer.

174 7 174 8 174 8 174 12 174 14 174 16 174 23 174 Z. 32 174 Z. 34

immer h FoZitftrommel h (innerstem) innigstem h imer h welchem (sich) h ste(h)JZen h Diemerswyl h dennoch h unseres Vereinigungsplans h S. 174 Z. 38 (übereilten) Vereinigimg h

Deutsche Sprechübungen i. Seil H = ZB 3öri(i>, Dliflr. ^eflat. 386a, ein Banö in Ofraeformai, paginiert 192 Blät* ter, effeEiib aber 198 35lätfer enff>a[£enb, mit Älebjetteln auf ben Seiten 6, i44< 188. Q3orauä geijf auf bem grauen unb bläulichen 'Papier immer eine alpfyabetifdfye 2Dor£foIge, aud einem ISövtevbud) abgetrieben, bie f)iec roeggelafjen unb nur mit einem (Stamm: (roort) bejeic^net wirb. Sieben bie 2BorifoIgen, bie ©feinmann unb anbere fc^ rieben, f)at 'Pefialpjji flüefifig ^ingemorfene 3?eimgeilen eingetragen.

Deutsche Sprachübungen

399

S a g ©pracfjffubienroerf, nachträglich gebunden, flammt aud 2)oerbon, w o (7tf> P e f l a s lojji oft mit f o l g e n S a l i e r a abgab. (Se ging ju unbeftimmier 3eit über an 3QTiicF>aeI 2rau= g o f t P f e i f f e r , Dliufifle^cer ( 1 7 7 1 - 1 8 4 9 ) , ßeiter einer Srjiefjungtianfìali in £enjburg feit 1805. D a n n rourbe es Don ßanbammann 2Iugufiin ÄeHer (1805-1883), f f e i f f t t ä ©cf)roic= gerfo^n, übernommen, unt> auä feinem iTiadjlafj f a m eé lauf (SrroerbaefiEeif 6urc^ 21. jtel= ler, O b e r j i in 35ern, 1908 an bad 'Pefialojjianum in RurichCif. i?23ß®. - 23riefbanb I X , 4 3 1 , 469. - 2iargauer ©djulblaff 1883, Dir. 13, 14. - 2 I . 3 f r a e l , q3efta[ojji=35ib[iograpF)ic I I I , , fpricfji er in ber üblicfjen 23efcfjeibenl>eif f o n feinem ungulänglidfjen Xun.

2I6er i m linterfcfjieö gu ben iTteujaljröreben o o n 1 8 1 5 uni> 1 8 1 6 , Sie bei nafyen CJii£=

a r b e i f e r n roegen itjeer peffimifHfdjen H a l t u n g 21 tifto|3 erregt R a f f e n , brücEi f l e bie Dolle 3uDer(lcf)f a u f göttliche ipilfe a u s unb fieljf ber 3 " E u n f t m i t 23erfrauen e n t g e g e n . B ^ a r l>atfe ftcfj b i e ß a g e bee 3 n f f ' t u i £ ! 31adij bem Xote

un&

feinea ßeit erä i m a b g e l a u f e n e n 3 a i > r e^er Derfcf)[ecf)ferf.

t>on g r a u 2inna 3>eftaloggi m a r i m 3

a n u a c

1 8 1 6 ber ß e l j r e r f l r e i t a u ö g e -

b r o t f j e n , roobei i m 23orbergrunb perfönlicfje ©ifferengen flanben, roä^renb eö i m ©runbe u m bie J T a d j f o I g e a l a fieiter ber 2ln|ta[f g i n g ; bie beiben jpaupflef>rer iHieberer macfjfen fid) i n s Gtrbtum beö tt>elfberüljmfen bauerte 'Peflaloggi ben i m

OTärj

©rfjmib unb

f i r e i t i g . 3 t D a c be=

1 8 1 6 e r f o l g t e n 2 ö e g g a n g ip. ffrtifiö a u s feinem i p a u f e ,

ber gunädjfl m i t beufft^em P n o a t u n f e r r i c f i f fein Geben in 3)eert>on f r i f i e t e , 1 8 1 8 - 2 2 a b e r ein eigeneö Ä n a b e n i n f f i t u t in ber gleichen © t a b t f ü h r t e . O e r 3un>acf)d Bon fecfjö ßeljrern a u s S e t i i n , bie P l ä n e einer © e f a m t a u ö g a b e feiner 2 B e r f e , foroie Dermeljrf f e l b f l ä n b i g e X ä t i g f e i t , m i t ipinroenbung gu ben P l ä n e n einer 3 l r m e n a n j i a [ f , mochte bie g u t e S t i m m u n g beö ßeiterö rechtfertigen. 3 e kenfa[Iat er baö © e i n i g e b e i j u t r a g e n Derfudfjf, u m bie retigiöfe © e m ü t ö j i i m m u n g feines ipaufeä gu beleben unb alle Dliitarbeiter unb © d j ü l e r a u f bad 3 i e l f o l g e n b e r Ceiftung f)ingutt>eifen. ß i t . S X , S e i f e 5 1 5 . - 2 l . 3 f r a e l , PeflaIoggi=35ibliograp^ie, S a n b I , 1 9 0 3 , © . 3 6 3 unb © . 6 i 5 f . - i ? . © i f j & n e b a u m , Gimte,

1942, © .

55. - Sriefbanb X , ®.

492ff., 5 0 1

f.,

544ff-

(Singelfragen S. 3 Z. 3

S i e S a f i e r u n g ber Diebe t>on 1 8 1 7 gurüd? a u f 1 4 f r ü h e r e Dieuja^rdan» f p r a d j e n w ü r b e a n n e h m e n l a f f e n , ba(j ^effaloggi 1802 e r f i m a l ö eine foIdje 2 3 e r a n ( i a l t u n g t r a f ( a m iXteujaljr 1804 Ijielt er fitfj in 3)Derbon a u f , botfj m a r bad 3 n ß ' i u t

'n

OTüntfjenbucfjfee

geblieben). O o t i ) fyaben fief) bie

f r ü h e n Oleujafyröreben n i t f ) t alle erhalten. Q3on ber 3?ebe t>on 1 8 0 7 ijt n u r ein 2Iuögug in einem 25riefe erhalten ( 2 B e r f b a n b X X , © . 9 f f . , t>gl. bagu bie © a r f j e r f l ü r u n g © . 4 2 2 f . ) . (Srfl Don 1 8 0 8 finb bie m e i f l e n 2ln= fpracfjen notf) t>orf>anben, roogu t>or allem ein O r u t f t>on f ü n f ( 1 8 0 8 / 1 2 ) plu« einer 2Beil)naifjfgrebe b e i t r u g : E i n i g e m e i n e r R e d e n a n

mein

H a u s , 1 8 1 2 , in ber eigenen © r u i e r e i . 33g[.333erfbanb X X I , © . 1 f f . , 3 9 0 f .

Sacherklärung

405

S. 4 Z . 2 5 f .

'Peflalogjt roar fícf) jeitlebené bes @efüf)[S 6er p e r f o r i e r e n Unjulängücfjs Eeit beroufjt. Gür fcfjrieb baS ©ebeiljen feines 2Berfed göttlicher .Sjilfe gu, nannte fein ^nfiitut ©otteSroerE, fo fd) on in einem 23riefe an "PF). 21. ©tap= fer in P a r i s Pom auS unter griebricf) 2öi!F)elm ( 1 7 7 0 - 1 8 4 0 ) ba[£> für bie neue Ceftcroeife iniereffierfe. S e i einem 25efucfje in Jjoerbon erhielt S e l t n e 1 8 1 0 einen ungünfligen (Sinbrud?, roeil Sie Dliitarbeiter, über ben negativen 2Iu£tgang 6er P r ü f u n g imrrf) bie £agfa£ungel=ffommiffion Derärgert, ficfj enfjtpeifen unb ficf> über R e f o r m e n 6er 2(nftalf a r g j e r j i r i f f e n ; im ß a u f 6es 3 a i > r e Ä traten aucf) a d j t ßefjrer unb (Sleoen au«. 35epme (d)tieb b a m a f a : W a h r l i c h , w e n n ich morgen vernehme, d a ß sich das Institut auflöst, es w i r d m i c h w e i t w e n i g e r b e f r e m d e n , a l s w e n n es n o c h e i n J a h r b e s t e h t , ^ n einem 33rief a n TOeberer Pom 5 . § e b r u a r 1 8 1 6 f>at P e f t a l o j g i of>ne 3Tamenönennung a u f B e p m e 33ejug genommen: D u e r i n e r s t D i c h d e s M a n s , d e r s c h o n v o r s o v i e l J a h r e n es u n m ö g l i c h g l a u b t e , d a ß w i r n o c h e i n h a l b J a h r b y e i n a n d e r b l e i b e n k ö n n e n . U n d j e z soll m e i n e Ungerechtigkeit, mein Mißkeimen der Lehrerverheitnisse etc., kurz Ü b e l u n d F e h l e r , die e i g e n t l i c h e i n e u n a u s w e i c h l i c h e F o l g e dieses so lange unbesieglichen Mangels a n der P f l i c h t t r e u des H a u s e s u n d d e r d a r a u s a u f m i c h g e f a l l e n e n u n a u s s p r e c h l i c h e n L e i d e n u n d Sorg e n s i n d , . . . die U r s a c h s y n , w o r u m k e i n F r i e d e n , k e i n S e e g e n , k e i n H e i l i n m e i n e m H a u s ist. Ä l a r fal> Peffaloggi nacf) biefen 3 a 5 > r e n 6ie eingetourgelfen llrfacfjen beö fpätern ßeljrerftreitö. ßit. S r i e f b a n b I V , © . 5 8 4 , 5 8 7 ^ . ; V I I , © . 4 3 4 f . ; X , @ . 4 g 8 f .

S. 13 Z. 15 @iet>e ben 3 T a ^ f r a g ©. 468. S . 1 3 Z . 2 7 - 2 8 narfj i.DItofe, Ä . 3 a , 03.27, ^ a i o b ö Ä a m p f mit © o f t : I c h lasse d i c h nicht, d u segnest mich denn! S . 1 6 Z . 30

nacf) (St>. 3dtarfuon ber T e i l u n g eines S e f e f f e n e n : I c h glaube, Herr, hilf meinem U n g l a u b e n !

Antwort auf die Fragen über die Heransgabe 2Iuf bem jpötjepunff feineé 2Birfenö, nacf) bem 2ibfdj)lufj ber (Sinjelfdfjriffen über gei= jîige, fïfiltcf)e unb fôrperlicf>e S i l b u n g , nacf) bem (Srfcfjeinen ber ßenjburger ÍRebe im © r u i f 1 8 1 0 flellte ftcf) bei P e j l a l o g j i unb im ffreiö feinet DHitarbeiter ber ©ebanfe ein, bie 3Bir= ï u n g feiner ^been burdj eine ©efamtaudgabe j u fötbern unb j u eerfiefen. 2 B i r (leiten f)ier, and) ali l i n t e r l a g e n für bie folgenben @tü(£e über bas ¡ZDerben ber S b i t i o n ß o t t a , eine Uberfîdjt 6er ®nffiel)ung Doraué. (5cf)on im O i f o b e r 1 8 1 0 fefyte (îcf) 3 - ÍXtieberer auf einer Steife in S t u t t g a r t m i t bem roürttembergifd)en Dlîinijîer S a r i îluguff Don 2Bangenïjeim ( 1 7 7 3 - 1 8 5 0 ) in 23erbinbung. S i e f e r m a r feit 1806 ^ r á f i b e n í bes ginanj&epartemeniö, oon S t o o e m b e r 1809 bis 1 8 1 1 !J)ráf¡6ent ber O b e r r e g i e r u n g , bann ^ r ä f i b e n t beö O b e r t r i b u n a l é , aucf) Ä u r a t o r ber Uni= Derfítát Bübingen. 2IIë OTann liberaler ©efïnnung feÇte er fïcfj j l a r ï für P e f l a l o j j i ein, tonnte aber niegen frühen D í ü i í r i f f e á feinen S r f o l g oergeidjnen, aucf) wenn ¡Hieberer unb Up. Ä r ü f i fitf) bemühten, burcf) einen bauernben 33riefti>ecf)fel fein 3¡nfereffe roacf)ju[)alf en. 33on 2Bangent)eim fe£te fîd) m i í bem ÍBerleger 3 0 f > - 8 r ' e & " c f > S o t t a ( 1 7 6 4 - 1 8 3 2 ) in ( S t u t t g a r t unb ¡Tübingen roegen einer © e f a m t a u ä g a b e in 33erbinbung. 3Hif biefem ©e= ft^dftömann w a r P e f l a l o j j i feit 1795/96 in 23e$ief>ung unb pflegte mit ifjm feit 1803 Eauf* mânnifrf)en 33erfef)r. ©ertnjj jjat er felbfl, w i e feit 1808 befannt, eine foldf)e Ê b i f i o n a n g e :

Sacherklärung

407

flrebf, überlief? aber feinem 21b[atuä Sie brieflichen Unferfjanblungen. 2Begen ber @rEran= fung in ber erflen ¿jaI>reeF>cirftc 1 8 1 2 waren bie 33erf>anii[ungen unterbrochen, natf)£iem Don UBangenfjeitn fcf)on am 3.§ebruar 1 8 1 1 bie ©runbgüge eineö möglichen 33erfrageö bargelegt fjatte. 3Tad^^er oerurfacfjie ber Ärieg in Ofieuropa unb Seutfcf)[anb eine neue 33ergögerung. iTtacfjbem "Peftaloggi am 30. OTai 1 8 1 3 an Gotfa einen 33eriragäenin>urf nad) feiner Meinung übermittelt fyatte, beroirfte baä (Einbringen frember Sruppen in bie ©tfjroeig jum 3a() r eäenbe einen Ungern StiüfianÖ. S i e friegeriftf>en Sreigniffe bed 1814 liefen ben Plan einer großem (Söition allgemein als ungeitgemäf? e r l e r n e n , unb erft ber griebensfcfilufj Don 1 8 1 5 beljob [angfam bie Jfjinberniffe, jumal Jtieberer bauernb mit Don ZBangentjeim in 23erbinbung geblieben war. 9Iiit ßoifa fam eö gu llnter^anb^ lungen wegen (Sinjelfc^riffen, roobei Don Peflaloggi bie Naturgemäßheit in der Erziehung, Don 3 . l i e b e r e r bie eine ober anbere 33er(eibigungsftf;nf£ in 23efracf)i fam. 21urf) mit feinen auswärtigen greunben Fjatfe ^ejfaloggi fd)on länger SiöEuffionen über eine ©efamfauägabe geführt, unb biefe mahnten einhellig gu balbiger 2iugfüi)ritng. 2Iuö P a r i s fyatte ber einzige ße^rer (Sliaö OTieg gu Slnfang 1 8 1 3 g e t r i e b e n : W a s Sie mir, geliebter Vater, von dem Fortschritt der Methode sagen, hat mich herzlich gefreut, sowie die Gewißheit, daß Sie ernstlich an einer neuen Ausgabe Ihrer schon längst von dem Publikum sehnlich erwarteten Schriften arbeiten, die noch mit bedeutenden neuen Schriften vermehrt werden. 3 n feiner ginanglage bebrängt, gab *Pefia[oggi in feiner 2infroorf Dom g.gebruar 1 8 1 3 (23rief 3263) ausführliche 3?acfjric£ten über bie 23or= ausfegungen einer Sbifion Don 200 S o g e n alter unb 100 S o g e n neuer Schriften. 3 n feiner 2lnf»orf brängte 3Iiieg barauf, man möchte in 3)Derbon borf; ben 33erfrag ab= frflließen unb barauffjin ein 3inteif)en aufnehmen. ©er alte greunb ¡JlicoloDiuS mahnte am 6. (September 1 8 1 4 in einem ©^reiben an peftaloggi gleichfalls auf 33olIgug ber 23erf)anb[ungen: Säume nicht mit der Herausgabe Deiner Schriften; sie sind vergriffen, schwer zu erhalten und daher sehr unbekannt geworden. Werden sie in einer neuen Auflage verbreitet, so gewinnen sie das bin ich sicher - Dir und Deiner Sache viele Freunde. Den wahren Worten des Lebens, die sie vielfach enthalten, wiedersteht auch nicht der, der, wenn er durch zweite, dritte H a n d Deinen Sinn überliefert erhält, zum Widerspruch sich aufmacht. 3ngroifiljen würbe man im Äreis Don TJoerbon angefidjtä ber langen ÜBarfegeif befon= bers ungebulbig. 2lucf) ber alie greunb, ¡Ratsherr Daoib 33ogel in ^ütid), mahnte ben auswärtigen JHitbürger am 5 . 0 f t o b e r 1 8 1 6 , bie (Eröffnung ber ©ubffription nidjf meFjr allgu weit f)inauajufif)ieben: J e d e s J a h r , das vorbeygeht, entzieht Dir eine wichtige Ressource für Deine Zwecke, und D u bist kein Jüngling an Alter, wenn schon noch an Lebenslust und Regsamkeit. peftaloggi fonnte gwar barauf fjinroeifen, bajj iljm Preufjen unb iKufjlanb iljre befonbere Unterftüffung gufagten, burch Privilegien auf ifjrem (Staatsgebiet, mit bem @cf)u§ gegen unberechtigten iRac^brui. Uber bie bereinigte linier» fiüijung fielje bie ©acfierilärung gu (3. 4 4 3 - 38 f- befr. Pestalozzi ans Publikum. 3 m ßauf bes 1 8 1 6 i>a££e Peftaloggi mit oerfcfjiebenen Verlegern wegen eines ilZachbrucfs feine« SucfjeS An die Unschuld Der^anbeU, fo mit Orell güffli in 3ürich, mit Sdfjiegg in ßeipgig, mit ©auerlänber in 2iarau unb mit ber §irma glaube unb ©pener in 23erlin. 23ieKeicf)£ flnb aus biefem (£d)cifttt>ecf)fel weitere (Singel^eifen ber 2luSgeflaIfung einer ©efamtebition IjerDorgegangen, wie f!e f)iet Peftaloggi anführt; natürlich eE> QEotfa (Punft 3) weiterhin 3Witbewerber um bie 33erlegerfthafi. Sied geljt aus einem Schreiben ^eflalogjiö Dom 26. SIoDember 1 8 1 6 h^rDor, worin er feine 33erf>anb[ungen mit ßoifa refapituliert unb iF)m auabrücflich ben 23orgug Dor anbern Käufern gufagt, fofern i^m günflige Sebingungen angeboten würben. OTif Dielfeitigen Vorbereitungen befdf)5ftigt,

408

2. Anhang

tt>ar 'JJeflalojji bamalö unbedingt entfif)[offen, eine ©efamtaudgabe 311 roagen, mit irgenb einem 23erleger: Sollte ich auch auf diesem Weg nicht zum Ziel kommen, so bin ich fest entschlossen, es in meinen eignen Verlag zu nehmen, und den Druck in meiner Druckerey, zum Teil wenigstens, besorgen zu lassen. Ilm ben juroarfenben Verleger ju einer ^ufage gu Deranlaffen, ftf)[ug if>m ^Peflalojgi im felben ®rief ein 3irfular, gleicf)fam eine 3lunbfrage bei Q3erlegern, roie audF> ben 2luftuf an roeitere Greife cor: Bin ich mit allem gehörig im Reinen, so werde ich, wenn ich nicht früher einen Verleger finde, der meine Schriften unter Bedingungen, die mir bey diesen ganz veränderten Umständen annehmlich seyn können, übernehmen wird, eine Art Circular an mehrere der bedeutendsten Buchhändler abschicken, und auf diesem Weg dann einen Versuch machen. ©eroig butcf) 3-@d)mib Eaufmdnnifdj beraten, t>af "Peflatojji burdj fein ©rängen erreicht, bog Sofia fidj jur Übernahme ber 23er[agötetf)fe bereif erElärfe. 0 a s DorgefeE>ene 3irEu[ar liegt rooljl fyier Der, unb ber geplante Aufruf if< im 2infang beS 3 a i ) t e S 1817 erfdfjienen, bei einem unbeEannfen Ilmfang ber 2Serfenbung. 2iuf ber Safiö Don "PeflalojjiS Q3orfd?(ägen Dom 24.©egember 1816 (25riefbanb X, 3ir.45o4, ©.214-218, mit ergän» jenben, rooljl Don ©cfjmib entworfenen 3nfäffen [auf 23riefbanb X, ©.548f.) mürbe a m 31. Januar 1817 ber 23erfrag mit ßoffa abgefcfjloffen. ßif. Sriefbanb X, ©. ig7 3. i6ff., 521 f., 536, 537,548f. - Z B 3üridj,OTffr.Peflal., »riefe an Peflalojji, llmfd^Iag 380/10. - ij.OTorf, Sanb IV, ©.318-324. - £.©dj6ne= bäum, (Srnfe, 1942, ©.81-84. - S I, ©eite 218-219. S. 21 Z. 18

2Bie im EertragSenfrourf (Sriefbanb X, ©.216 3. 31) ifl aud? F>ier bie ©efamtauögabe .Sperbers jum OTufler genommen. 3of>. ©otffrieb Don •$jerber (1744-1803), Pfarrer unb ©cfjriftfleller, feit 1776 ©eneral* fuperinfenbenf in ZBeimar, Ijaffe eine 2iuägabe bei ßofta ermatten, Sämtliche Werke, in 45 23änben erfcfjienen, ©fuffgarf 1805-1820. ßif. 25rtef= banb X, ©-549-

Aufruf für eine Gesamtaasgabe der Werke Sie Datierung biefeä 2lufrufö ifl teicfjf ju beroerEflelligen: Oos roirb in feiner (Sjrifleng auf 16 3al>re angefe^f, unb 'Peflalojji felbfl fiei)t im 72.2l[feräjal)r, roas beibeä ungefähr auf bad 3aljr 1817 ober auf ben ¡HSinfer 1816/17 beutet. 2iud) bag Vorliegen Don groei gaffungen ifl Derfiärtblid), ba fie fliliflifdij Don einanber abroeidjen, roobei bie jüngere Raffung in ifjren 21uöfüt)rungen roeifer geEjt. 3 n roie roeif biefer 2iufruf autf) Der: fanitroorbenifi, bleibt unabgeEIärf, Dg[. bie ©acfjerEIärung jur Doraudgef)enben ©cfjrift. S. 25 Z. 24

S. 26 Z. 2ff. S. 28 Z. l l f f .

Unter ben ZSeltreifenben feines 3 a i) r f> un k ecia ^Pefiatojji gelegenflicf) Dor allem auf 3ameö (EdoE (1728-1779), üBeltumfegler im ©fiQen unb 21tlanfifdjen Ojean Ijingeroiefen (2BerEbanb IX, ©.69; Sriefbanb VII, ©. 17 unb XII, ©. 123, 1 3 1 , 136, 364), foroie auf 2Heyanber Don jpum= bolbf (1769-1859) in ©übameriEa (Briefbanb VI, ©. 360). @s bleibt ein 3iel ber §orfcf)ung, in ben iRacf)[öffen ber Umroelf ju fuen, auf meiere Anregungen Peflalojji t)ier angefpielf i>af. 'Peßahföi weift f)ier auf bieroefenflidfjen^DunEfe feiner ®emenfarbilbung, feiner neuen Cefjrmetfjobe i)in: bietyäusKdje(£rjieF)ung, roie bie pfrdfjo» logifd^e ©cf)u[füi)rung. (Ss ifl baju efroa bie gormulierung in feiner

Sacherklärung

S. 28 Z. 32 S. 29 Z. 32 f.

S. 30 Z. 3

S. 31 Z. 30

S. 32 Z. 39

409

jroeiten gaffung (©. 35 3- I 7f-) Su Dergleichen: bort fini> als jjauptfiücEe feinet Seflrebungen Mutterheil, Schulenwohl und Armenversorgung erfrört. Uber bie i)ier ermähnten SrudjjlücEe 6er 2inmenbung ber DTtefljobe auf bie ©prägen finb Sie Deutschen Sprachübungen (©. I75ff.) foroie bie gugeljörige ©atijerflärung einjufe^en. Sie fyet feffgeflellte 3unahme i>er 2IrbeitslofigEeit war in jroei Urfarfjen begrünbef. 3iac^ ber ©rünbung eigentlicher gabrifen im Äanfon 3"ri (ijarb bei Ißülflingen 1802, (5ftf;er 2Br)g in 3üricf) 1805) erfuhr Sie tvirtftfyaftiitfyc ©truftur eine grunblegenbe 2Inberung. Q3or 1800 gab es nur ftarf entroidfelte Heimarbeit; man jäfjlte mit 3nbegriff ber grauen unö Äinber runb 34000 Verfemen, bie fief) im iHebenberuf ju lanbroirf= fd)aft[id)er 21rbeit an ber ipausinbuftrie beteiligten, roobei 2ln= unb 23er= fauf ber ^robulte ein OTonopot ber t>auptjiäbtif(f)en Sürger war. S a S ©rünben Don felbfiänbigen gabriiunterneljmen beroirfte ein ©toefen ber •Spatibarbeif, bie gegenüber ber med^anifd^en Probuftion nief)t mefjr er= tragsfäljig genug blieb. 3Iucfi ein erftes gabrifgefefi im Äanton ^üiid} (onnte 1815 bie £age niefjt gefamtijaft änbern, wenn es auefj gegenüber ber (»dufigen ftinberarbeit flarfe Sinfcfjränfungen braute. biefem ©inne bebauert 'Pejfalojji auef) (©. 30 3. 34ff-) ben 2BegfaH ber f)äud= litten ©elbftänbigfeit burdF» ben (Sinflug bes gabriituefenS, read auef) buref) Bettel- und Almosenverbindungen niefjt wettgemacht roerbe. (Sin jroeiter ©runb jur roirtfcfjaffticfjen ffrife lag im Sintreten eines jpungerjafjrs 1816/17, inbem buref) ungünfiige ÜBifterung unb OTij5tt>acf)S bie ©etreibepreife eine fdf)tt>inbe[f>affe ipöf>e erreidjten unb bas 25rot lange 3c>i breimal teurer mar als in normalen 3 a ! ) r c n - "Pefialojji f>at in einer 3uft^rift an jpans ffonrab Sfcfjer ficf) gu biefer fojialen Notlage geäußert, pgl. unten © . 30 3- 38 ff- unb 2Ber!banb X X V I (nodj nitf)t erfdjienen). Cit. ffarl ©änblüer, ®efd)id)te ber ©tabt unb bes Äantonö 3üricf), 25anb I I I , 3üricf) 1912, ©. 230-231. ©emeint finb bie grüf>fcf>riffen Peflaloggis um 1780, nafürlidj in erfter ßinie bie in feinem Jpauptioerf Lienhard und Gertrud gefcfiilberfe "Pia» nung einer ©taatsreform. @r Derroeijl auef) (©.33 3 - 1 1 ) a u f ®aS Äapitel 16 feines erjfen XeilS: Zieht den Hut ab, Kinder! E s folgt ein Sterbbett, (ifritifdfje 2lusgabe, Sanb I I , © . 61). Cgi. unten bie jün= gere gaffung beS SejrteS © . 35 3. 35ff. 3 m 3 a l> r c J 8 i 6 unter^anbelte 'Peftalojji mit mehreren Sutfjfjänblern, gunäcf)ft Wegen einer Neuauflage feines Sucres An die Unschuld, fübann mit bem 3iel einer ©efamtauSgabe. @S fei f)ier Derroiefen auf bie Äor= refponbeng mit Orell güfjli - 3"ritf) (Srief 426g)/ ©tfjiegg - ßeipgig (23r. 43°9)/ ^nube unb ©pener - 23erlin (23r. 43 1 2 )/ ©auerlänber aiarau (35r. 4316, 4324). ßit. 35riefbanb X , © . 521 f. - 33g[. oben gu ©. 19 ff. Ser £inroeis auf bas Diecf)f jur Silbung roirb ©. 38 3. 1 als erfteo 3ledjt bes Dlienfthengeft^Iec^ts erilärt.

410

2. Anhang

Pestalozzi ans Publikum Über bie Sertjanblungen bie jum 2ibfcf)lu0 eines 53ertraga mit bem Q3erleger Sofia in Stuttgart fiefje £>ie ©adjerflärung ju: Antwort auf die Fragen über die Herausgabe ©. 19 ff. 3-©d[jnii& war ju biefem 3roetfe Corf[)in gereift, nocfjbem auä) nod) 3 I i - 3 . ß a u | öen (Sntrourf bereinigt Fjaffe, unö fef>rte mit einer guten fiöfung fjeim. S a r a u f entfcfjloß firf) Pefialojji ju einer OTitteilung an 6a« i>ub[i!um (nirfjf ju einer 2infprad^e, roie S X I , @. 221 meint). Siefer 2lufruf an Sie ¿)fjrent[idjfeit gliedert ficf» in jroei Seile. 3uerfl erfiattet 'Peflalojji einen mefjr gefrfjäftlicfjen Sericfif über bie 2ludtpaf>I uni> bie SrucEIegung feiner ©griffen, wobei er Sie Xitel manrfjmal in jufammenfaffenber gorm »ie&ergibt. 3 m jweiten Xeil erinnert er an bie Diotlage ber 2Irmen im Jpungerjaljr 1816/17 un& fPc'^ c o n einer [)6F)ern 3Jid)iung in 23egug auf bie jeiigemäfje Q3erbefferung unb jpumariifierung ber 2Irmenerjie= I)ung. ßeicf)t mi^Derfiänblirf) mar ber ©dfjlußfa£: Ihr schlagt es mir nicht ab, durch Theilnahme an der Beförderung meiner Subscription noch das Scherflein, das ich für das Wohl der Menschheit in meiner H a n d zu haben glaube, mit Hoffnung eines segensreichen Erfolgs auf den Altar der Menschheit und des Vaterlands legen zu können. T)aä 2iudgel)en biefer ^ufdjrift würbe im allgemeinen gut aufgenommen. Unter bem Datum: Kölln im May 1817 begleitet .Sperr ^.©örred eine 2lnEünbigung ber fämtlidjen ©griffen bed jperrn Peflalojji mit folgenben 23emeriungen: Der Greis, der hier sein Anliegen, seine Noth und Hoffnung der Welt ausgelegt, ist nicht einer von denen, die mit großen Redensarten windige Projekte von Werken anbieten, die das Publikum auf seine Unkosten anschaffen soll; es ist ein wohlbekannter braver, wackerer, alter Mann, der sein Leben an seine Liebe gesetzt, und nun, nahe am Ziele seiner Laufbahn, sich gegen seine Zeitgenossen umwendet und sie zu Hülfe r u f t , damit er nicht vergehen sehe, was er mit Mühe gepflanzt. Die Gerufenen sind wohl verbunden, ihm hülfreiche H a n d zu leisten, und der Rufende h a t wohl verdient, daß, durch gemeinschaftliche Anstrengung, die Sorge von seinen Schultern genommen werde. So mancher würde willig zu einem Denkmal des geehrten Mannes seinen Beytrag geben; diese werden um so lieber hier die Hände bieten, damit er durch Vollendung seines Tagewerkes sich selbst ein solches gründen könne. So Viele, die Pestalozzis Schriften nur vom Hörensagen kennen, erhalten hier Gelegenheit, indem sie durch frühzeitige Theilnahme an der neuen Ausgabe sein wohlthätiges Bestreben fördern, sich mit seinem Geiste bekannt zu machen. So drangvoll die Zeiten sind, und so groß die Ansprüche leiblicher Noth, so h a t doch auch die geistige ihr Recht; und das ist das Nöthigste, daß wir nach Vermögen nichts großes Gemeinnütziges untergehen lassen. Darum h a t der Unterzeichnete, wohl wissend, wie leicht in jetziger Zeit auch das dringlichste Wort verhallt so wie es vom Munde weggeredet ist, die Aufforderung Pestalozzis, durch seinen Zuspruch, nach Möglichkeit verbreiten und seinen Landsleuten am Nieder-Rheine insbesondere näher ans Herz legen wollen. E s wird wohl in jedem größern Orte dieser Gegenden sich jemand finden, der die Unterschriften sammelt, und sie der hiesigen gelehrten Buchhandlung frey einsendet, und dann wird sichs am Ende zeigen, daß der Rhein in allem, was zum Tüchtigen und Rechten leitet, hinter keiner Provinz Deutschlands zurückbleiben will. J. Görres. (3ürdjer 3eifung Pom 20.3"ni 1817, Str. 49) 3Tur TOeberer mar Derbriefjlttfj,roeiler fortan nici>t meijr alö Berater ^eflalojjid in (iterarifcf)en Singen gugejogen roar. @r fagte in einem 23riefe an S r . Sauer, ber Äinber aus Hiül^aufen in« 3 n P ' t u t gefc^it£i Ijatte, unterm 7-3uni 1817:

Sacherklärung

411

. . . Seit Pestalozzi nicht mehr e r ist, k o n n t e ich ihm auch nicht mehr i c h seyn. E i n e Pflicht blieb mir noch übrig, seiner im Alter zu schonen, zu pflegen, u n d f ü r seine häusliche R u h e u n d Sicherheit mittragen zu helfen n a c h K r ä f t e n . So lange ich letztres auch n u r hoffen d u r f t e , wäre es Sünde gewesen, ihn zu verlassen. Allein er h a t mir auch das unmöglich gemacht, seitdem er Schmids auf Täuschung des P u b l i k u m s u n d Pestalozzis E n t e h r u n g gegründetes T h u n f ü r die seine, einzig mögliche, persönliche R e t t u n g erklärte, u n d alles verwarf, was ich als rechtlicher Mann f ü r ihn t h u n k o n n t e u n d wollte. Wie sehr er, der Mann, der, wenn er seine Hilfsmittel benutzen will, über 100.000 e verfügen k a n n , sich durch seine bettelhafte Ankündigung herabwürdigte, mögen Sie aus der Beilage ersehen. I c h h a b e daher von der A n s t a l t Abschied genommen u n d wiedme mich m i t d e m Entschluß, die Idee der Methode auszuführen u n d allen meinen K r ä f t e n aufzubieten, u m zu zeigen, was Pestalozzis Blick in die menschliche N a t u r u n d sein F u n d vermag, ausschließend der Töchteranstalt . . . (ZB, OTflr. Pefial. 605, e aufjunefymenben © g r i f f e n ifi enthalten in: S I , (Seife 219-220, foroie X I I , ©.548-553. - 2I-3frael, Pe|laloä3i=23ibliograpf)ie, 23anb I , 1903, ©.602-603. - (S.Sejung, Überfielt ber roitf)tigeren 2IuSgaben Don 2Berfen unb Sriefen .SjeinncF) Pejtalojjid, 3ücicf) 1972. ßif. 21.3fraet, PeftalDjäuSibliograpltfe, 33anb I , ©.491-492. - S X I , ©etfe 2 2 1 . •SD.OJiorf, S a n b I V , © . 3 1 8 - 3 2 4 , 5 i 8 f . - ,S?.©d)önebaum, 25anb I V , (Srnfe, 1942, irrung ber ©6F>ne beim Xurmbau ju 35abel, nad) i.3I?ofe, &ap. 11, fpridfjf Pefialogi in feinen ÜBerten unb ¡Briefen fefjr fjäufi'g. finb bafür bie enffpredfjenben ©feilen in ben 2BerEbänben 6, 14 unb 19 foroie in ben Sriefbänben 5, 7, 9 bis 11 ein* gufei»en. 3 n feinem 33ecfragaenfroucf, ben er am 24-Degember 1 8 1 6 bem 23erleger Sofia in ©fuffgart jufanbfe, ermähnt Peflalü^gi alö ©önner ber ¿uEünftis gen ©efamtaudgabe bie ¡Regenten Don Preußen, ZBürffemberg, Polen unb Siufjlanb. 23or ®rla(j einer ©ubffripfion, bie Ijernarf) noef) Perlängerf werben mußte, fafj er eine Sicherung beS pianed in jroei ¡Hicfifungen ald gegeben an: (Sinmal foHfen ©etbbeifräge t>on gürffen unb ©faafen ein gunbamenf legen, unb fobann rooüfe er feinen 33erleger burd) Privilegien gegen unerlaubten ¡JTarfjbruci fdjüfgen. ber golge f>aben 1816/17 folgenbe ©önner in geiflidjer Dieif)e if)re llnterfiü^ung gugefagf: Preufjen, 2Dürffemberg, ¡Kufjlanb, Polen, greiburg i. Ile., Sibgenoffenfc^aft, Bafel, ©larud, ©olofF>urn, 2Iargau, fiujecn, 3üricf>, ©enf, 2Baflid, Sljurgau, ©f. ©allen, Saben £ [ . , Samern. S i t Sriefbanb X , © . 2 1 6 , 3 - 8 f . ; ©.547. - £>.©(f)öne&aum, (Srnfe, 1942, ©.82.

412

2. Anhang

Rückblick 3ielridjfung unb Datierung biefeS felbfibiograpljifdfjen 2ejr£es werben nirf)t gang beut= lief). 3Iian fönnfe Dermufen, bafj er irgenbwie im 3ufammenf>ang mit ber ßotfa=@efamf= ausgabe gebarfjt, aber nicfjf Doltenöet unb nid)i Derroertet worben iff. §ür bie Datierung 0011 fini> bie barin enthaltenen 3Tamen mafjgebenb: fo © . 49 3 - 2 5 r a u 3inna 5)ef}aIoggi=©rf)u[fF)eSS am 11.Dezember 1 8 1 5 . ^jn Set §o[ge »erben © . 5 1 3- 6 - 1 4 eine 3Jeif>e Don DTtifarbeifern ermähnt, fcie gum Seil frfjon Dor einiger 3eif ben 2iuSfritt aus "Peflaloggis ^nftitut erEIärf fjatten, gum Xeif aurf) nod) Derblieben waren. S e i gribolin ßeujinger fprirf)t Peftaloggi Don Dergangenen 3eifen, bei Zöiifjelm ©fern unb ^f). 9H. OTary Don weiterem ZSirfen. Somit müßte bie Qlbfaffung in bie 3 " * Don 9Uai bis gum ^uni 1 8 1 7 fallen. Ungewiß bleibt babei, ob aurf) 3of)anneS Jtieberer, am 25. OJiai 1 8 1 7 in EraffDoDer 2Beife ausgetreten, frfjon als früherer ßeFjrer gebadet i(i ober ob Dielleit gerabe her Hinweis 5r 3- 39f- & en teufen 2Injlojj ju feiner proEtamierfen ©emiffion geworben ift. 2Bir begnügen uns, ba auefj fonfl Diele ^»inweife auf bie 2BirEfamEeif ber ßefjrer gegeben finb, mit ben ßebendbafen unb ber 2in= gäbe ber ßetyrfäfigEeif in Sucgborf,OTünrf)en6ucf)feeunb Jloerbon: jo^atmeS DTieberer ( 1 7 7 9 - 1 8 4 3 ) , täfig ^uli 1803 bis 25. DKai 1 8 1 7 ^ermann Ärüfi ( 1 7 7 5 - 1 8 4 4 ) / Januar 1800 bis 2Ipri[ 1 8 1 6 3of>annes Diamfauer (1790-1848), 3 a n u Q C 1800 bis Qtnbe 1 8 1 6 gribolin ßeujinger (1786-1856), 1807 bis OTai 1 8 1 7 Jjand ©eorg Jtägeli ( 1 7 7 3 - 1 8 3 6 ) , 1809 bis 1810 2BilF)eIm (Stern ( 1 7 9 2 - 1 8 7 3 ) , gebruar 1 8 1 5 bis 21ugusf 1 8 1 7 3)F). OTe^etOTarf, Degember 1 8 1 5 bis 3uni 1 8 1 7

S. 52 Z. 18

"PeffatoggiS alter 2ßunfrf), eine Sirmenanfialf gu leiten anfiatt eine Pens fionsanffalt, gelangte im Jperbfl 1818 burdj bie Sröffnung beS ^jnffituts gu GElinbi) bei 2)t>erbon gur 23erwirE[irfjung. Dorf; mußte bie Slnflalf fdjon nadfj Eaum einem ^aljre im (Sommer 1819 mit ber ipaupfanfialf Dereinigf werben.

Hauptgrandsätze der Methode 2IHgemeined Diefer 2iuffatj ift Don Peffatoggi feiner >}eit nirf)t gebrutff worben, im DWanuffripf oljne Xitel erhalten geblieben. ©er>ffarfl) (25anb X , ©.624) Ijaf iljm unfern je§f Derwenbefen Xitel gegeben, weil !Pe(faIoggi fidj grunbfü^Iirf), wenn aurf) in einfacher §orm über fein metF)oi>ifrf)eS 23orgeF>en bei linterrirfif unb (Srgie^ung in feinem auSgefprorf)en fyat. 2i.3frael (!Pefla[oggi=23ib[iograpF>ie I, © - 4 7 6 f . ) fieF;t in unferm Xefi gemäß feiner groeiten ßälfte el>er einen 23erirf)t an bie Geltem, wie er in anbern gebrutff würbe. Wegen ber infernen Dijferengen tvofyl aber nirf)t gur ICerfenbung gelangte. 23ieIIei(f>f gehört aurf) ber Rückblick (Dg[. bie Dorange^enbe ©rfjrift) urfprünglici) gu biefem i)ier Dor(iegen= ben ©tücf, würbe aber auf (Sinfpruc^ 3Tiebererö f)in Derworfen. Danach, fowie nadfj ber Gcrwäfjnung beö im 3ipril 1 8 1 7 anfrefenben ©fubienbireffors 2B.ßange würbe bie 2Ib= faffung in bie DHonafe 2IpriI bis Dliat 1 8 1 7 fallen (Dor bem am 25.DIiai erilärfen 3?üifriff TOeberers). 2Begen ber Darlegung ber ©runbfä^e einer naturgemäßen ©rgiefjung

Sacherklärung

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Bleibt biefe 3ufcfjriff an bie Stfern gerate im JpinBticE auf bas fritifrfje jai>r 1817 Don Bleibenber 23ebeufung. ßif. S X , (Seite 624. - 2i.3frae[, ^ e ß a l o ^ S i b l i o g c a p ^ i e , S a n b I , 23erlin 1903, © . 4 7 6 f. (Sinjelfragen S. 55 Z. 7

3n auf bie 3ä^lung feiner 3al>re beflanb Bei "Peffalojji in biefer 3eif einige llnfid^ertyeif, wie fid) bei ber 3iebe Pom 1 2 . J a n u a r 1818 jeigfe. 21.3frael glaubt (I, © . 4 7 7 ) , ber £eyt fei im ßebencljaljr Pom J a n u a r 1816 bis 3 a n u a r I ® 1 7 gefcfjrieben, jumal ii)m CangeS (Sinfriff im 2lpril 1817 unbefannf war. 3 f r a e ' nafym jubem an, Öer Plan der Pestalozzischen Erziehungs-Anstalt in Yverdon fei 1817 OerfaJjf, inbem er feinen 6ingug in biefe @£abf auf 1805 ftaff 1804 anfe^f. Dorf) ift biefe le^fere Schrift eljer auf : 8 i 6 f . ju baiieren, t>gl. ben 2BerEbanb 24 (noef) niefit erftf)ienen). 21 udj ber .ipinweiö Peftalo^ia (3- 27) auf baö bejiimmfe @rfcf)einen ber ©efamfauSgabe fowie auf bie Planung einer 2lrmenanftalf laffen 1817 als gegebene Datierung erfrfjeinen.

S. 56 Z. 9

2Dilf)eltn ßange (1768-1858) auö Oliagbeburg wirEfe Dom 2lpril 1817 biet jum OEfober als ©fubienbireftor in ber 21nftalf 3) e erbon. ßif. 25riefbanb X , © . 5 1 5 , 5 8 0 - 5 8 2 (mit näljern 2Ingaben); X I , © . 4 1 7 ; X I I , ©.448,469. 3ofepf> ©d)mib (1785-1851) aus bem Q3orarlberg würbe 1801 ©cfjüler, t l l a r 1815-1825 SpaupU bann big 1810 ßeljrer in Peflalojjis leerer unb wegen feiner 23efteUung jum iRarfjfoIger in 7)t>erbon Don Dielen ftonEurrenfen im ßef)rer(ireif unb aurf) fonff ¡jarf umEämpff. ßif. Sriefbanb X , © . 4 8 1 , 5 6 8 - 5 7 1 (mif nähern Angaben). B e r ©fabfraf (DHunijipalifäf) Don 7>Derbon Ijaffe einem 21nfrag ^efta« logjift gugeflimmf, in ber Dreierform: 'Pejfalojjt mif ßange unb erbon F>äufi'g, botfi Eönnfe ei fief) aurf) um eine fpäfere 2iusfage Don ©egnern t>anbe[n. 23gl. etwa ben 2Berfbanb X V I I A. Qt. 91t. 2tmbf i>affe 1805 in feinem 2BerE: Fragmente der Menschenbildung, £ e i l l , © . 2 8 5 - 2 8 6 , in 2lbrebe geftellt, bog je ein 3taffael ober ¡Ttewfon buref) 'Peflalojjiö 3eid)en= unb 3 Q ^i"bungen fid) fyeranbitben Werbe. 3 n feinem Gutachten für ein Seminar im K a n t o n W a a d t Don 2Infang 1806 f>affe ^ejfalojji auf biefen iöorwurf geanfworfef. ßif. ZBerEbanb X V I I I , © . g g f . , 331. Der 2lusfprudj Don ßicero wirb gewöi>nlicf) in abgewanbelfer ¡ZBeife ji» fierf: I n t e r arma silent leges - wäi>renb bei Äriegeö rufjen bie ©efe^e. Silo 3Iiufferfpracfje in 3?Derbon galten ju biefer 3eif nur Deutfcf) unb granj&fifcjj, wäf>renb bie briffe ßanbeöfpratf)e ber ©djrreij, baö fdje, nur mif wenigen 3ögtingen Derfrefen war. 3 n ben 3 a i ) r c n 1818

S. 56 Z. 11

S. 56 Z. 19f.

S. 60 Z. 27ff.

S. 61 Z. 4

S . 61 Z. 14 S. 65 Z. 7 f.

414

2. Anhang bis 1823 f l a m m t e bann ein ©rittet ber ©cfjüler auä englifcf) fptedjenben ßänbern.

S. 65 Z . 20ff.

S . 66 Z . 36

S . 67 Z . 3 0 f f .

S . 68 Z . 8

3 n 3)oerbon erhielten 6ie 3>inge aucf) Unterricht in ber lateinifcfyen unb in ber grie(f)ifrf>en S p r a c h e , roobei roäljrenb 3 a f ) r e n bie @infüf)rung in bie aniifen ^ b i o m e mit bem ®rietf)ifcf>en begonnen mürbe. iji fyier a u f f ä l l i g , bafj bie on erhielten j m e i m a l im 3 a l j t eine 2Irt ß e u g n i ö , a l s frf)ciftlicf)en 23ericf)f über @efunbf>eit, ßeiflungen unb 33erf)a[fen ifjcec Äinüec. S a n e b e n BeCamen ftc neben bem perfönlicfjen meifi alle 3>at)re einen (Fjäufig aucf) gebrucften) jufamtnenfaffenben 23e= ricf)f über bad 3 n ( i i t u t ; aucf) ber Dorliegenbe Xep t w a r j u biefem ^ f e c f e aufgefegt, jebocf) DieUeicfjt nicf)f abgefcf>icft. 2iuf © . 67 3 fe^It baet geplante Q3erjeicf)mä ber (Sffeften beim (Sinfritt in bie 21n(lalt. @£t fällt a u f , bajj ^eflalDjgi fjier aucf) bie in 2)"erbon befleljenben ¡Heben* inflitute empfiehlt. (Sc i>af£e im 3>aljre 1806 ein £6cf)ferinfHfu£ neben feiner ffnabenanjlalf gegrünbet, badfelbe aber a m 15.3Tot>ember 1 8 1 3 an bie fpdtere 5 r a u ^ " f e t t e Jiieberer=ffafff)ofer abgetreten. 3 n biefem Jpaufe mar aucf) 3of>anneä itieberer tütig, nad)bem er a m 25. DUai 1 8 1 7 auö P e f i a l o j j i s S e t r i e b auögefcf>ieben m a r . (Sä f a n n Permutet merben, ba|j f)ier bem t>orgefef)enen 3af)reäberitf)f ein 3Tacf)frag beigefügt morben ifi, im 3eitfjen ber iöerfö^niicfjEeif gegen ben a l s e h e m a l i g e n L e h r e r bejeicfjneten f r ü h e m Jpauptleftrer. ßit. B r i e f b a n b X , © . 5 1 0 , 5 2 6 , 568, 590 ff. 3?oI>.Äpnrab STäf ( 1 7 8 9 - 1 8 3 2 ) Don 3üricf) f a m 1810 gu ^ e f l a l o j g i tiarf) 3)t>ecbon, g a b Unterricht an S a u b f i u m m e , roorauä ficf> ebenfalls mie beim £örf)terinfiiiuf in ber fdjlecfjten J i n a n j l a g e 1 8 1 3 eine eigene Heine 2inftalf für £ a u b f t u m m e enfmicEelfe. 3 n feiner Derfö Fintieren ZBeife empfafjl ^)effa[ojji aucf) biefed Unternehmen, ofjne bamit Diel © a n ! j u ernten, meil 3Räf fief) im ßetyrerflreit ben ©egnern ip. ftrüjl unb 3 - S^ies berer anfdjfofi. ßit. S r i e f b a n b X , © . 526. ©cf>i[ffnecfjf, 3of>. jpemricF) q^eftalo^gi unb bie S a u b f i u m m e n p ä b a g o g i f , 25erlin 1970, ©. 4 7 ff-

Gegen ein Mißverständnis im Subskriptionsplan fHügemeineä 3 n feinen A u f r u f e n j u ©unflen einer ©efamtauägabe feiner © g r i f f e n i m 23erlag (Sofia t>affe P e f f a l o j j i jroac barauf ^ingemiefen, $u meieren nod) j u erfüQenben 3n>etEen er fidj t>on 3Iionarcf)en unb © t a a t e n , roie Don P r i t m t e n OTittel erbat. S o c f ) ift fein ©efudf) um S e i f l a n b aurf) Don gutmeinenber ©eite mijjoerflanben reorben, fpejiell Don 35anfier 3fafob 2Di0emer tn g r a n f f u r t a m OTain (f.u.). ©iefer fcf>rieb gerabeju, baf; ' P e f i a l o j j i i m 2I[fer barbe unb Jpülfe anfprecfje, roogegen Qibftäcung nötig mürbe. 3 n feinec 2Intmort a u f JBitlemerö 2Ippet[ mu(jfe P e f i a l D j j i beutfief) betonen, bag er f ü r feine "Prioafrtof nie um Unterflü^ung gebeten f)ä£fe; if)m liege Diefmeljr a n ber geijiigen unb fittlidjen S e l e b u n g

Sacherklärung

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feiner Jeifroelt. £. 2$3.©et)ffarfl) fyat benn autf) in biefem ^ufammenljang t>on einem ,,flt£= li(f)En Jjeifjfjunger" bes Ceiterä t>on 2}t>erbon gefprochen. S i e (Entgegnung auf 2DiCIemecö unrichtige ©el>roeife ifi benn aucfj {ein rein gefcfjáftlicfiea J l u g b l a t f , fonbern tritt auf bie B i o g r a p h i e Peffatojjia ein unb roeíft norfjmalá unb mit aller OeuflicfjEeif auf feine 3 ' e l e f)in. £eilroeife a u s eigener 2Inficfjt, j u m S e i t audj bewogen burd? ben 2trgroo^n Don @eg= nern fiaBen mantee ©ónner uní» greunbe Don 2)verbon fitf) itítifd) gegenüber ber ©üb» ffciptionäeinlabung geáufjert, eé feien hier nur eftt>a "P.Od^ö, ffarl 23i!for Don 33onfleffen, ^)einrití) 3fch°® e uní» JjpanS ffonrab @fcf>er genannt. 3 ^ r e Äußerungen Werben i)ier nirfif einzeln angeführt, Weil fíe mef>r oft ein Unbehagen aujlbrücSfen, alé ©egnerfcfjaft gegen ben ßeiter Don S)"erbon Derriefen. 23ucf)f)ánb[er S a m u e l glicf in S a f e l fragte a n , roarum eigentlich fein ©djtceijer 23erlag mit ber Jperauégabe betraut werben fei, ba S o f i a burdj fd)letf)ten ©rucE unb fd)Ud)teä P a p i e r befannt fei. ^)anö ©eorg 3iägeli macote bie berech= tigte 23emerlung, bie íjernadj berücffíchfigf rourbe, roarum bie geplanten 23änbe nief>t ein= jeln Derfäuflich wären, ©er Verleger S o t t a in (Stuttgart billigte baö Dorgefdf>lagcne g(ug= blaff Pe|fa[ojjia unb brachte es auch im M o r g e n b l a t t ( © f u f f g a r f ) jutn Jlbbruif. 21m e^ejíen mußte ftcfj j o f y a n n e é íHieberer, ber ^»aupfmifarbeifer P e f f a l o j j i ä in ben ^atjren etwa 1804 bis 18x5, burcF) bie neue Gintwicflung getroffen füllen. 21ld 21poIogef beö ju Jloerbon, aU 3lebaffor einer '¡¡eít{d)tíft 5?e(laIojjie( wäf>renb oier 3 ¡ a ! j r c n 1 8 0 8 - 1 8 1 2 , nach Dielen ©eifen balb beffer befannt alö P e f l a l o j j i felbfi, faf) er fié) nun beifeitegefe^t, wobei er im j x i f i i f u t für Xöd)ter, baei feit 1 8 1 3 feiner g r a u gehörte, wie im Dielfeifigen 25efanntenfreiei nur wenig S r f a f j für ben Q3ergitf)f auf feine Dielfeifige biéfjerige Z ä f i g i e i t fanb. 3 u n ä d j f l bie ^ r o p a g a n b a für bie ©efamfauégabe feit bem grüt;jaf)r 1 8 1 7 , fobann bie neue Organifation ber 2Infialt buref) bad ß u o 2B.£ange unb ©rf>m'® u n b enbficf» ber S e f d j l u ß bes ©fabtrafe Don 2)Derbon, ben iHachfoIgern (wie enbgültig be= fchloffen fcfiien) auf fünf 3aF>re nach P c f i a l o j j i « Xob baö ©cf)[ofj unentgeltlich jur 23erfüaf STieberec feinem 2lppenjeUer ßanWmann Äafpar ^cDroeger in £rogen am 30.9Iiai 1817, alfo rrcntge Sage narfi feiner öffentlich erflärten ©emiffion auä Peftalojjid 21nftali, ftcf) erflärf, roeö^alb mir fein (Schreiben beinahe in DoUem limfang wörtlich jum 2Ib6ru(£ bringen: Pestalozzis Aufruf ist die unwürdigste Tathandlung, die er in seinem ganzen Leben begangen, und der Todesstoß, den er seinem persönlichen Einfluß auf die Welt für sein Werk versetzt hat. Ich habe keinen Anteil daran. E r hat mir ihn nicht nur vor dem Drucke nicht mitgeteilt, sondern, vermutlich aus Scham, auch später nicht. Seit 3 bis 4 Jahren bin ich überhaupt, so wie Krüsi, ohne allen persönlichen Einfluß auf ihn gewesen, da er umso tiefer sank, je höher ich ihn zu heben suchte und hoffte. Von seinen eigenen Grundsätzen abgefallen, durch Eitelkeit und Schwäche verführt, die wahren Werkzeuge seiner Kraft und seiner Grundsätze zu verkennen und von sich zu stoßen, hat er sich gerade dem Menschen, Schmid, unbedingt in die Arme geworfen, der eine bittere Frucht des Irdischen und Sinnlichen gegen das Höhere und Geistige in ihm ist, was er, als ein von Gott begnadigtes Werkzeug, zu Tag förderte. Nicht in das, was er für die Wahrheit und Menschheit, sondern in das, was er für sich, seine Persönlichkeit, seine Irrtümer, seinen Eigensinn, seine Leidenschaften erzog, hat er bei diesem Menschen seinen Stolz, sein Vertrauen und seine Hoffnung gesetzt. Und nun wird er dafür bezahlt. Sein Ruhm geht in seiner Persönlichkeit unter. Sein Schoßkind rächt das verletzte Recht und Gewissen an der menschlichen Natur und an der ewigen Wahrheit, indem es vatermörderisch seine Würde und seine Anstalt als eines auf unwandelbare Grundsätze gestützten, einer ins Unendliche fortschreitenden Entwicklung fähigen Erziehungsganzen dem Hohn der Verächter, bedeutungsvoller nicht erhebendem, sondern erniedrigendem Mitleiden teilnehmender Freunde preisgibt. Schließen Sie aus der Inlage, wie weit es gekommen ist (Willemers Anzeige 14.Mai 1817 in Frankfurt) und wie die würdigsten Männer Deutschlands, wie ganz Deutschland seinen «weinerlichen » Aufruf aufnimmt. Ihn als darbend darzustellen, ist wahrer öffentlicher Betrug. E r besitzt einen großenteils schuldenfreien Hof, ein Vermögen von, wie man mir versicherte, über 15000 Fl. von seiner seligen Frau, dessen Erhaltung er allerdings seinem Großsohn schuldig ist. Seit mehr als einem J a h r e bestand seine Anstalt aus 80 bis 100 Zöglingen, die beinahe alle die ganze Pension bezahlten, während die früher aus Mitleid Aufgenommenen von Schmid fortgeschickt wurden; ferner ließen sichs seit beinahe zwei Jahren fast alle Lehrer gefallen, ihre Besoldung auf die Hälfte zu setzen. Und außer dem gewiß viele tausend Franken werten Hausgerät besitzt P . eine Bibliothek, einen physikalischen Apparat und vorzüglich ein Mineralienkabinett voll der größten Seltenheiten, von dem mir ein vor etlichen Wochen durchreisender Mineralienhändler versicherte, daß es, die Hälfte und drüber weggeworfen, dreitausend Louisdors wert sei.

Sacherklärung

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Die neue Ausgabe seiner Schriften ist dabei nicht in Anschlag gebracht, deren Ertrag er sich in frühern Zeiten immer als ein Capital, eine Armenschule zu gründen, vorbehielt und die ich mit seinen übrigen Freunden von jeher als ein unantastbares Heiligtum für eine solche Unternehmung betrachtete, und es darum auch nicht anzutasten versuchte. Diese Schriften, im geringsten Anschlag zu 300 Bogen, den Bogen zu sechs Louisdors (was Cotta selber versprochen, wenn Pestalozzi ihm den Betrag der Subskription abtritt) gerechnet, würde auf jeden Fall schon für sich das D a r b e n Pestalozzis zur Lüge machen, da im schwierigsten Augenblick sich, Ausgabe und Einnahme verglichen, seine Schulden nie über (ich nehme das Höchste und alle möglichen Verluste an) 20000 Schweizerfranken beliefen. Schließen Sie daraus, was Pestalozzis wahre Freunde, denen seine Ehre und die Achtung, die seinem Werk gebührt, mehr als ihr Leben am Herzen liegt, bei einer Ehrlosigkeit empfinden müssen, die kaum ihresgleichen, und nie in einer so bedeutenden Sache hat. Nicht Pestalozzi darbt, sondern sein Werk; nicht seine Person, sondern sein Geist. Seine alten Tage sind vor Elend sicher, aber sein Institut, eine Anstalt in seinen wahren Grundsätzen ist durch ihn nicht mehr. Er, sein Wesen, ist von ihm gewichen, und der Elende, der ihn leitet und verführt, mißbraucht seinen Schatten, um die Menschen dadurch zu betrügen. den 4ten J u n . Erlauben Sie mir, da Vorliegendes wegen Verspätung nicht abging, noch Einiges hinzuzufügen. Man würde Unrecht haben, Pestalozzis jetziges Benehmen etwa fremdem Einfluß zuzuschreiben. Es gibt jetzt keine hartnäckigere Persönlichkeit als die seinige. Aber was in den Tiefen derselben verborgen liegt, zeigt sich in Schmid, dem Wohlgefallen, das Pestalozzi an ihm h a t , und der Macht, die Schmid über ihn ausübt. Dieser Mensch, dem kein Mittel zu schlecht ist, der hinter dem Rücken sich gegen andere alles, die ärgsten Schurkereien erlaubt, sich ins Gesicht aber auch die größten Infamien, ohne zu erröten und ohne einen beim Wort zu nehmen, sagen läßt, ja die Frechheit aller Frechheiten und Unverschämtheiten hat, diese Verworfenheit f ü r Liebe zu Pestalozzi und christliche Demut und Friedensliebe auszugeben, dieser Mensch h a t es dahin gebracht, daß Pestalozzi die Sache der Bildung, folglich der Menschheit, gegenwärtig nur noch als eine durchaus persönliche faßt. Mir wurde dadurch Pestalozzis g e g e n w ä r t i g e Eitelkeit und Irreligiosität bis zum Entsetzen klar. Ich kämpfte und kämpfte, immer in der Hoffnung, das Bessere werde a m Ende doch siegen, und wenn nicht eine höhere Ansicht, doch der wahre, wohlverstandene, persönliche Vorteil werde Pestalozzi zu sich bringen. Aber umsonst. E r schüttelte seine wahre, unvergängliche Ehre, seine eignen Grundsätze wie Wasser von sich. Nicht nur das, die Schlechtigkeit des jetzigen Zeitgeistes läßt auch zum voraus mit Gewißheit erwarten, daß er in diesem Abfall es äußerlich und zeitlich weiter bringen wird, als durch Festhaltung dessen, wozu ihn Gott als Werkzeug auserwählte. Daran konnte ich aber natürlich nicht länger teilnehmen, und habe daher, aus Gewissensdrang, bei der letzten Confirmation Samstag vor Pfingsten, förmlich von der Anstalt Abschied genommen. Auf mich zurückgedrängt, fange ich von vorne an und diene von unten auf. Meine eigene Erneuerung und Erziehung wird mir Hauptsache, und in und m i t dieser eine meinen Ansichten entsprechende Einrichtung meines Hauses. Seit dem Abschied lebe ich weit inniger meinen Zöglingen u n d fühle tiefer, was es heißt, ihnen Vater sein, und wie ich es ihnen sein soll. Unser Morgen- und Abendgebet macht es mir zum Bedürfnis, aber auch zur Freude, den ganzen Tag über an sie zu 27 Pestalozzi Werke Bd. 25

2. Anhang

418

denken und alles auf sie zu beziehen, und so hoffe ich im Verfolg der Zeit mit Gottes Hilfe wirklich das Bild einer weiblichen Erziehungsanstalt, wie sie sein soll, und aus der in Tat und Wahrheit gebildete Gattinnen, Mütter und Lehrerinnen hervorgehen, aufzustellen. J e t z t täte es mir freilich not, durch öffentliches Vertrauen die Anzahl der Zöglinge vermehren zu können. E s geschehen zwar öfters Anfragen, aber der Pensionspreis schreckt bei der gegenwärtigen Teuerung die meisten ab. Indessen lasse ich den Mut nicht sinken, und sind erst noch ein paar schwere Jahre überstanden, so bin ich unter Gottes Beistand meines Ziels gewiß. Ich mache mir es dabei zu einer Hauptaufgabe, Pestalozzis Grundsätze auszubreiten und in Verbindung mit Krüsi und andern praktisch darzustellen. In einigen Jahre, hoffe ich, werden sie dastehen, in der Fülle ihrer Wirkungen, über allen Zweifel erhaben. Von Pestalozzis äußerm Dasein und Wirken habe ich mich auch darum nicht eher getrennt, weil ihm die Trennung äußerlich nachteilig hätte werden können. Gegenwärtig wird sie's ihm nicht. Er leidet auf keine Weise persönlich dadurch. Seine Anstalt ist zahlreich, seine Ankündigung verschafft ihm eine große Menge Subskriptionen; er selbst ist hoffnungsvoll und froh, meiner los zu sein, da er dadurch freier geworden zu sein glaubt . . . 30f>- ftafpar ¿fcUroeger, Seiträge gu meiner CebenSgefrfjitfjfe, Sani) I I , © . 771 (f., Äanfonöbibliofhef Scogen (2Ipp.). - ZB 3üritf;, DQTfEr. Pejial. 604 jafyr 1 8 1 5 , unb bie (Sinfe^ung einer ölonomu frfjen Ä o m m i f f i o n , u n t e r S e t e i l i g u n g ber © t a b t 2)Derbon, fcfjienen a l ö © p a r m a j j n a l j m e n geeignet. S o et) fyat erft ©dfjmib m i t einem

f p a r t a n i f d j e n , r i g o r o f e n g i n a n g f p f t e m bie enbgütfige (Sanierung beö t u fei erreitfjt. £it. 35riefbanb I X , ©.408. S. 74 Z . 11 ff. S e u t l i c f j b e f l a r i e r t fiter ^effologgi bie 3 i e l e , bie er gum L ü t g e n ber 21tlge= meini>eit burcf) bie CTCffet a u « ber © e f a m t e b i t i o n nocfi gu ergielen i»offte. 3 n mefi)o£>ifcf)er jpinficfjf fdjroebte ii>m ber 2 l u ä b a u feiner l i n t e r r i d j t ö = u n b @rgiel>ungöleljre unb ifjrer 2Inroenbung a u f i m m e r m e l j r §äcf)er ber © (flute Dor. gtoeiter ßinie wollte er bie Q3otfe= unb 2irmenergief>ung a u ö g e f l a l t e n , inbem er ben niebrigjten © c ^ u l e n in einer 3 I r m e n a n f t a l t Dor= güglirfj gebilbete fieljrfräffe f>erangugiel>en p l a n t e . 25eim meffyobifdpen 3Iuöbau fai) er altS fein eigeneö gatfigebief bie a l t e n u n b n e u e r n © p r a t f j e n a n , roobei in ben © . 1 7 5 f f . publigierfen © p r a d f j ü b u n g e n feine g ö r b e r u n g ber beutfcf)en © p r a d f j e beutlidj roirb, w ä ^ r e n b ü b e r feinen © n f a t s f ü r bie a l t e n © p r a t f j e n bunf> ben 23erlufi ber a n 3 ° f ) a n n jpirf ü b e r g e b e n e n Q3or= arbeiten roenig e r h a l t e n ift. Dierter Iiterarifcfier i j i n j l c f j t l a g if>m feit 1 8 0 5 ber "Plan einer 25iograpf)ie (junärf)ft burcf) l i e b e r e r ) , roie be= befonberö autf> einer ©eIbffbiograpF)ie naf>e. S. 7 6 Z . 1 3 f f .

Q3on eigenftic^em S a r b e n naef) 2BilIemeren firf) Don ben 2lnjirengungen feines ©tanfer 2iufenfl)aIfeS in ben Sergen erholen, ßit. 33riefbanb IV, on i^m unb feinen ¡Begleitern begeijlerf gegeigt, boefj mar ßaufg' QSermifflung gtoifd^en3-3fteberer unb 3 - ©cfjttiib ecgebnid= los geblieben, ©er fritifd^e lieberer hatte if>m t>iel geifiige Äraff juge= flanben, fanb aber in feinem Benennten aud) fiel ©efünftelfes. SM. Sriefbanb X , © . 5 4 4 , 546, 555, 576 f. Ddian Eönnfe freilief) aurf) an 3 - ¡Ttieberer benfen, ben 'Peflaloggi aus Schonung unbeuflief) fenngeic^nete, fpegieK narf) feiner Äünbigung t>om a^.DHai 1817, bie in fef»r aggrefftaer §ortn ergangen mar. ¡Peftaloggi fyat im Dliai in einem unpoü(iänbig erhaltenen Rückblick (©. 51 3- 39ff.) fiifj ausbrüifltch t>Dn feinem biä^ertgen OTifarbeifer biftanjtetf: Ich selber kan Niederer heute nicht folgen. Ich stehe in theoretischer und praktischer Hinsicht in meiner Kraft hinter ihm wie hinter meinem ganzen Haus zurück . . . Siefe ©teile Elingf in mancher 23ejie= hung an bie 2ibroeifung ber jungem, überlegenen Äraff an. 2Sie oben ift auef) !)ier ungeroig, an wen ¡Pejfaloggi gebadet fyat: es mufj eine 'PcrfönEitfjEeif gereefen fein, bie feit 3 a h c e n 'i>m @elÖ angeboten fyat. Um nicf)f in unangenehme 33erpflitf)fungen gu fallen, f)at er forteilhafte Offerten auSgefc^Iagen. OTan fönnte an tyfyii. Smanuel t>on Bellenberg benfen, ber ja fcfjon 1804/05 ben 33erfucf) einer ^Bereinigung gemacht hatte unb beffen erneut ferfuc^teßofung Don Pefialoggiä 3IIteräprobIemen in ben ^»erbjl 1817 fallen foHte. Dorf) rodre auch a n anbete greunbe gu benfen, bie fitf) um bas £oS beS alternben 31n(laltöleiters fümmerten, ohne ba0 eine fixere Seflimmung ber Perfon möglirf) erfrf)eint.

Sacherklärung

421

Fiebergespräch S i e fleine ©cfjrift ficltt eine notf) feí>r ftarf abroeirf)enbe 23or(?ufe bar gu einem XeiU ftücS bes Trostgedichte-Zyklus, mit £>em linferfitel Traumtestament ( 5 . 1 2 3 3 - 8 biö © . 1 2 9 3 . 3 1 . Qjírt fiommenfar gu bem infyaltlicf) roeriig Deránberten Dlíanufíripf wirb bei ber fpätern gaffung geboten. S i e Datierung auf S o m m e r 1 8 1 7 fcfjeirií gefidjert; eé iff ber jp&hepunft ber ftrife im £ef>rerfonfIift, unb eó fdjeint einbrücflitf), ba(j !Peffa[ojgi in feiner ©emütaftörung ^ufiud)t nimmt gu ber alten, Dertrauten DHagb ber JXeufjofjeif. £ifabetí) 37äf ( 1 7 6 2 - 1 8 3 6 ) toar um 1780 auf ben ÍTÍeu^of gefommen, bewährte fitf) berart, bajj 'Peflaloggi in if>r baö Urbilb gur «Oertrub » in Lienhard und Gertrud fai). ©ie geidfmete fitf) in ber ^Pflege bes @of>neé "^Pefialogji ( 1 7 7 0 - 1 8 0 1 ) aud unb würbe bie "Patin bes ©nielé ©ottlieb 'J)e{ialoggi ( 1 7 9 8 - 1 8 6 3 ) . 3 1 " 3 a h r e 1802 ging fie eine un= glün ^ a í o b ( 1 8 0 3 - 1 8 5 4 ) mar taubffumm unb fd) warf) finnig. ©ie weilte 1804/05 in 2)t>erbon, würbe OTai 1806 JjauäfycÜferin bes fidj aber 1 8 1 4 / 1 5 auf bem DTeuljof auf, gufammen mit 2lnna 'J)e(laIoggi. Der £ef)termange[ nötigte 'Peflaloggi 1 8 1 7 , fie alé Äopifiin Don (Sn£roür= fen gu Oerwenben. 233egen ffranitjeit weilte fie 1 8 1 9 in S a b ©tfjingnatf), bann in Díeufyof unb ¿patlroil, würbe nacf> neuer Xátigfeit Pon ben ©dfjweflern ftaffjarina unb Dliatia ©rf)mtb Derbrángt. Jiocf) 1823/24 bei gamitie ©oftlieb 3>efialoggi=©djmib auf bem 3íeu^of, Derbratfjfe fíe ií>re alten S a g e gemäjj bem jjeimatrecfjf i^reö Derflorbenen 3dlan= neel im 2irmenf)aud gu @aiö, Ät. 2Ippengell. Cit. ípeinricfj Dliorf, (Sinige Blätter, barin Seil I I : Sine Sienflmagb, fiangenfalga 1887. - ?>.Bl. 1 9 0 1 , © . 3 5 f f . ; 1904, © . 6 2 . - Ä . S i l b e r , 2Inna q3e(laloggi, q3.©t. neue golge, I V , 1 9 3 2 , © . 8 4 - 9 0 . - Briefbanb I I I , © . 5 0 3 ; V I , © . 3 7 2 . - 2Berfbanb I I , © . 4 6 5 ; V I , © . 5 9 5 , 624. - £ . O T o r f , S a a b I V , © . 3 5 6 f „ 3 7 7 f f . , 4 2 0 f f . , 5 8 3 f . , 6 o i f f . #.@d)önebaum, drnte, 1942, © . J 9 f . , 3 1 , 3 9 - 4 1 , 2 3 4 , 306.

Subskriptions-Verlängerung S. 89 Z . I f f .

S. 89 Z . 3 1 ff.

©er jnFjalf ber Mitteilung an bie £>ffenflid?feit fpridjt für fid), gumal "Peflaloggi einige Unterlagen für feinen 2lufruf wörtlidj wiebergibt. S u r d ) ben Cef)rerffrei£ in eine ©emütöfranEIjeif Derfallen, fucfjte er auf ben im S o r f Bullet unweit 3)t>erbon (Sr^olung. Ourtf» bidjterifcfje 33erfucf)e wie burrf) bie greube über bas ©elingen ber geplan= fen ©efamtaudgabe im 25erlag Eotta erlangte er balb eine ©tärfung ber angegriffenen ©efunb^eit. 2lutf) bem iöorfdjlag ßottaö gu einer grijtoer* längerung für bie ©ubflripfion flimmte er gu, erjlrecEte aber ben Xermin nur wenig, Don (Snbe 1 8 1 7 auf ben 1 2 . J a n u a r 1 8 1 8 , feinen ©eburtötag. 3 n ber Diebe an biefem S a g e (©. 261 ff.) trat er bann ausführlich auf feine 3>ele ein. £if. 2 l . 3 f r a e l , !PeflaIogguBibIiograpf>ie, B a n b I , 1 9 0 3 , © . 4 9 3 - 4 9 4 . ij.@cf)önebaum, Gimte, 1942, © . 8 3 - 8 4 . - 33g(• auef) ben ©acfjanljang gur (Srflärung betreffenb gellenberg (gu © . i 6 g f f . ) . ©ie Briefe an "Peflaloggi Don S t u t t g a r t unb D7iünrf)en finb wo^I nic^f erhalten geblieben; eö gibt nur eine 3ufcf)rift Pom Sentra[=©cf)ulbü(f)er=

422

S. 91 Z. 5

2. Anhang Q3erlag in OTünrfjen ( Z B , 3üritf>, OTffr. i>cfla[., Umfdjlag 4 2 1 ) . 2IuS P r e u ß e n finö für 1 8 1 7 £>rei 33riefe norf) Dorljanben, Z B ^üriiS), 37?f!r. jße\ia\.r Umfrfilag 4 2 2 . Uber Sic 23erwenbung ber a u s ber © e f a m t a u d g a b e S o f i a s j u erwarten» ben Dlìiffel f>af fìrf) Pejfaloggi in feiner Diebe Dom I 2 . 3 a n u a r 1 8 1 8 ( © . 2 6 1 ff.) audfüf>rlirfj geäußert. S i e ^utoeifung beö Monotard a n i£>n felbji, j u m perfönlidjen Unterhalt, wirb getrennt Don ben Gcrgebniffen ber © u b f l r i p f i o n , bie a l s © r u n b l a g e für bie 2lrmenDerforgung unb 2lrmen= ergieljung bienen feilten.

An die Eltern meiner Zöglinge 2IUgemeineä O e r 3nf>a[i liefet ©rfjriff a n bie S l f e r n , bie aud) alä 2iudftmf£ für ©[fern unb 33or= münber Don gufünftigen ec ©d)rif£ Dom grüi)jal>r 1 8 1 7 w a r größere« ©eroidjt a u f eine allgemeine © a r l e g u n g ber U n t e r r i c h t e unb Srjie^ungöBejlrebungen gelegt wor= ben. 3 e § f wirb ber mefjr tfjeoretifcfje S e i l ( © . 5 7 f f . ) efwad Derfürgt geboten, aud) ifl a u f bie ÜBiberlegung Don (Einwürfen gegen bie Senbengen Don 3 ) f e r b o n Dergitf)fef. S a f ü r wirb ber praEfifrfje S e i l efwad näf)er ausgeführt, fpejieQ aud) im i p i n b l i i a u f erwartete ju= lünftige 3 ö g l i n g e , inbem bie einjelnen gäcfier betaillierter befdjrieben werben, unb audfj bie J i a m e n ber eingefe^fen £ef>rer genannt flnb. 3 n Pielen gälten i a n n m i t 23erroeid a u f bie ältere © d j r i f f a u f weitere (Srflärungen in biefem ©adfjanfyang Dergicfjfef werben.

Singelfragen S . 9 7 Z . 18

Über ^jofepi) ©rfjmib ©.563.9, n.

unb 2öilf>e[m ßange f. bie © a d j e r f l ä r u n g

gu

S. 97 Z. 35

O e r neue S e f d j l u f j bed © f a b f r a f ä Don 3)Derbon (OTunigipalifäf) wirb

oben gu © . 5 6 3 - i 9 f . erwähnt. © e m e i n f ift ^ier bie 23eröffentlid)ung Dom 4-2Iugu|t 1 8 1 7 über bie 23er= längerung ber ©ubffripfiondfrij? für bie im ißerlag S o f i a Dorgefeljene © e f a m t a u d g a b e Don Pefialoggiö ©cfjriften ( © . 8 7 f f . ) . S . 1 0 3 Z . 36fT 3 m (Sntwurf Dom g r ü f j j a l j r 1 8 1 7 ( © . 6 7 3 - 1 6 ) , ber a u f jeben g a U un= fertige © e f t a l f fjatfe, möglicljerweife aurf) umgriffen w a r , finb bie g r e i f e für bie P e n f i o n norf) nidjf eingefefjf gewefen. S. 106 Z. 26 Dlian glaubt, natf; bem K ü i f r i f f 3 . TOeberecö a m 2 5 . DKai 1 8 1 7 , f)ier bie wacfjfenbe S e b e u t u n g beä 3Iiaff>emafiEerd 3 - © < f j m i b gu erlernten, wenn Diel mei)t ausgeführt ifl, rraä ein 23ierfeljaf>r guDor ( @ . 6 5 3 - 3 ° ) n u c feF>r furg be^anbelt würbe. S . 1 0 7 Z . 19 O e r entfpredfjenbe Xejrt über bie beiben in 3)t>erbon gelehrten jpaupf=

S. 99 Z. 7

S . 107 Z. 25

fprarften fi'nbet firf) im älfern Zeft © . 6 5 3 - 7 f 3 a h r e 1 8 1 5 waren gwei neue ßefjrer für bie alten © p r a r f j e n ß a f e i n unb ©riet^iftfi ins

geiommen. O o t £ w a r ber eine baDon, (5. P h -

Sacherklärung

423

DIteper DTÍarj:, (d)on im 3uni 1817 roieber ausgetreten. ¡ZBiltjetm © f e r n (f)ier © t a r n , 1792-1873) aué OToöbad) in Saben roirfíe feit Jebruar 1815 für Cafein, ©riedjifd) uní) ^Religion im fjnfiítuÉ, Derfudljfe Dergeb= lirfj eine (Sinigung Don "Peftatojji unb 3 - TCeberer ja erreichen. (Sc trat nod) im iluguft 1817 aus, rourbe ßetyrer am @i)mnafium in Äarlsrufye. ßif. 23riefbanb X , © . 4 8 4 , 587. Q3gl. audj ben Seyf © . 29 3 . 15, © . 51 13 unb © . 74 3- 2 2 S. 107 Z . 36

Über bie 23ef)anblung ber ©eograpfjie í|í im altem Xejrt © . 65 3- 37 J" Dergleichen.

S. 108 Z . 8

golgenbe 2Berfe finb Don ßefjrern in 2}Derbon alé 2ínn>ent>ung ber D7íe= fljobe im ¡5arf> ©eograpfjie ausgearbeitet roorben: 3°i>- © c t g Sobler (1769-1843), Lehrbuch der Geographie, rourbe 1817 bem QSerleger S o f i a gum SrucE angeboten, fam aber nie DoIIffänbig jur 2tuöfüfirung. ßif. Sriefbanb X , © . 5 6 2 . - 2í.3frael, " P e f í a r o ^ S i b l i o g r a p I j í e , S a n b I I I , © . 1 4 3 21nmerfung. - ip.Olíorf, 23anb I V , © . 3 1 9 - 3 2 1 . 3of». 2BiIf>eIm Sdiaf^ias Penning (1783-1868), in Jteerbon ßefjrer 1809 bis 1812, Derfafjte: L e i t f a d e n beim methodischen Unterricht in der Geographie. 3 f e r * c n 1812. Cit. 21. j f r a e l , 'J)eíia[o$3Í=23ibtíograpf)ie, S a n b I I I , © . 142-144, - Sriefbanb X , © , 4 8 6 f . ñ a r [ 3ufturer im ^nfiiiuf für Dieligion, Seutfdj, ©eograpfjie unb Dliufif. T)oä> ift Don iljm faum ein ííefjrbucf) gebrucEf roorben. Sagegen fyaben fitf) anbere £eF>rer mit biefem § a d ) abgegeben unb barin efroas publigierf: 3°i>- ©rnft 'Piamann, Einzige Grundregel der Unterrichtskunst nach Pestalozzis Methode, angewandt in der Naturgeschichte, Geographie und Sprache. jpaHe 1805. - Sari K i f f e r , D i e Erdkunde i m Verhältnis zur N a t u r und Geschichte des Menschen. 2 Sänbe, Serlin 1817/18. - 3 ° ^ ©cfimibf, E i n paar W o r t e über Geographie und deren L e h r m e t h o d e , S e r l i n 1811.

ßif. 2i.3frael, i>e(laIo 5 äi»25ibIiograpI)ie, S a n b I I I , © . 1 4 3 , 145, 1 6 9 . Sriefbanb X , © . 4 6 1 , 491 f. S. 108 Z . 10 ©efdjidjte wirb im älfern £ej:f © . 66 3- 14 bef>anbelf. S. 110 Z . 1 OTicfjael Sraugoff "Pfeiffer (1771-1849), SleDe in 2)t>erbon, bannßeifer einer @rjieí)ungdanjía(f in ßengburg, Dercffentlitfjte mit bem 23er(eger, Äomponiften unb OTufüfcfjrífffteller ipand ©eorg Jiägeli (1773-1836): Gesangbildungslehre nach Pestalozzischen Grundsätzen, ^ütidf 1810. Seibe Perfoneti (inb im alfen £ e j f nirf>f genannf. ßif. Sriefbanb V I I , © . 4 0 7 ; X , © . 5 0 6 . S. 110 Z . 12

DQItif ber f)ier neuen Srroäfjnung ber englifdjen ©pradje alé llnterricfjfáfacfj fünbigf fitf) bie englifcfje ^)f)afe in 2)oerbon Don 1818 bis 1822 an.

S. 111 Z . 16 f.

3tn llnterfcfjieb gum älfern £eyf roerben fjier 3 ° ! ) a r m e ö ülíeberer unb 3ol>. ffonrab 3Täf nur Diel weniger beutlidj angeführt. Dagegen fommf ber 1816 ausgetretene ßeljrer jjermann Ärüfi (1775-1844), ber junärf>ft als ^)riDaf leerer am O r f e lebfe, neu mif ÍXtamen gur ©elfung. @r fjat bann 1818 eine ÄonEtirrenjanfialf für Änaben aufgefan unb lebfe als beren ßeifer bis 1822 in 3)Derbon. QSgl. oben ben Xejrf © . 67 3- 3 ° uní* © . 68 3. 8. ßif. Sriefbanb X , © . 5 0 1 f.

424

2. Anhang

S. 112 Z. l ö f f . S i e roöcfjentlicfjen 3ufammenf£mfie ber Cefyrer, einmal gur 35efprecF>ung allgemeiner gragen, unb gum groeiten gur Prüfung aller Staffen in 21n= roefenijeit ber ©dualer, gehörten gur üblichen gorm bed 2)t>erboner @d)u[= betriebe, nebjï ©onbercomitéei für eingelne gädfjer unb nebff einer nur furglebig 1814-15 roirïenben öfonomift^en ftommiffîon. £it. 21.3anber, Ceben uni) Srgieljung in Pejïaloggiei 3 n f ' > i u i g" 3 f e r * c n > 2Iarau (1931), © . 1 6 1 - 1 6 4 . ~ f " c SrgiefjungtSs unb ©cf)u[= gefifiidrjfe, 3 g . I V , Serlin 1964, © . 2 1 2 . S. 112 Z. 32 3 m frühem Xcjrf mar Don ^albjä^rlidjen Dîapporten an bie ©[fern bie Diebe, gteicfjfam als 3 e u 3 n ' f f e ' n 2Borten ausgefertigt, jpier wirb Don Dierteljäfjrlidfjen Rapporten gefproifien, read eine 2Inberung ber bisf;eri= gen Prajriö barffellt. 2Die früher gab eö audjj .Çauptrapporte unb ge= bruite Serirf)fe an bie Gifern, Dgl. ben £ e f t © . 66 3 . 36. S. 114 Z. l f f . ipier werben bie Sebingungen für bie 2Iufnaijme Don 3öglingen nodtjmalei in fpegifigierter gorm gufammengefiellt. 2lngefdjloffen wirb ein 23erjeicf)= nié ber mitgubringenben ober angufdjaffenben ©ffeiten, baet in ber unDoII= flänbigen gaffung bes §rüf)jai>rö erroäfjni, aber nicfjf eingefeft mar ( © . 67, 3 . 26).

Trostgedichte-Zyklus 2lllgemeined Jpeinrufj ^eftaloggi [)af alö ©dfjriftfieller ficf> auef) Dielfadj ber dichterischen gorm bebient, roenngleictj nict)t bie 2Iftf)efif, fonbern fogiale unb etf)ifcf)e 3 t " e i e fein ijanbetn beflimmten. (Sin Jpöfjepunft Dor allem in 23egug auf ßprif ift 1817/18 gu Dergeicf;nen. S a f j e r erfcf)ein£ es gegeben, im Dorliegenben 35anbe aud) eine Überfielt feiner poetifdjen 23emü= jungen gu geben. 3aljlreidj finb bie 2lrbeiten, bie in Diomanform erfdjeinen; eö fei nur etwa an Lienhard und Gertrud mit feinen brei gaffungen, an Christoph und Else, 1782, unb an bie gabeln (Figuren zu meinem ABC-Buch), 1797, erinnert. 21ud) bie bramafifc^e gorm fanb bei "Peffaloggi »ieber^olfe 23em>enbung, fo eftca in ben 23erfucf)en im Schweizerblatt, 1782, ober in ben fleinern 2lrbeiten, bie a l i ©efpräcf) Pefialoggiö 3 ® c c n lebeneinurffam gu mai^en fudjfen. 2luf bie Lyrik mödF>fen mir etroad nä(;er eintreten. S i e Abendstunde eines Einsiedlers, 1779/1780, fyat im ©runbe einen pf)iiofopfyt= fcfjen 3nf,a(f, in ber grage naef) ber Seflimmung bed OTenfdfjen in politifefjer, fogialer unb religiöfer Jpinficfjf. 2lber bie gorm nimmt feilroeife IjijmmfcJjen Sfjarafter an, etroa im 2lnruf ©oetfjetS; ber ffarEe ®efül)ldmenfcf) Eommt attcf) bei einem benferifcfjen ZBerfe in Ipriftfj beeinflußtem 2lu)jern gur ©eltung. ®ierig?eifen bereitet bei ben lijrifcfjen 23erfudf)en faft immer bie O a t i e r u n g . 2ius biefem ©runbe roirb ein ßoblieb auf Dltaulcfiriffen, cielleicf)t ungefähr Don 1797 ftammenb, erfl im 37ad)fragobanb gebruit roerben. 2lutf> bie ©itte beö i8-3 a f) r f) u n berfß, ©ebirfjte abgufdf)reiben, lägt nicfyt immer mit ©idjerljeif bie 2 3 e r f a f f e r f c F > a f t beffimmen. © 0 ifi im 3Junbgefang Don 1818 ein frember 33erö aufgenommen, tt>äl)renb anberer= feitö ein ipeffaloggifdjer 33eW barauö in bie britte gaffung Don £ienf)arb unb ©erfrub ein= gegangen ift.

Sacherklärung

425

(£rwäf)ncn wir einzelne ©tücfe, fo um gu geigen, rrie firf) bie Neigung juc !Poefie Bei gefühlsmäßig betonter Stimmung über baa gange £eben erfirecEt, gugleitf) aber auch, um barjufun, bafj bie Dicfjtform meift päbagogtfcfjen llbfid)ten

unterworfen bleibt; bei grö=

fjern ©tücfen finb auch biograpfjifcfje Senbengen fefiguffellen. © i e I d e e n zu einem christlichen L i e d Don 1775 (2BerEbanb I , © . 1 3 1 ) geigen norfj ben © e i f t ber grüf)geit. 3 " *>er ©iigge Mein L e b e n , gerichtet an jpofrat

£)einrich

3ung=©fitling, roie im gleidfjgeitigen (Epigramm auf fiaDater (um 1802, S r i e f b a n b I V , © . 9 3 - 9 5 ) roar er burch perfönliche Segie^ungen gum bicfiferifcfjen 2tusbruc£ angeregt. S i e runb 100 Srucf feiten umfaffenbe Obe A n die Einzige, gerichtet an g r a u grangisEa Dtomana Don ^allmil, 1808, roie Diele anbere © g r i f f e n uns nur unfertig erhalten, Der* roenbet für ben feIbffbiograpf>tfdjen 3nl>alf Iprifd^e g o r m , weil ber Unterfcf)ieb ber 31ufs faffungen |ufj baburcf) leichter beroältigen ließ. ©ang of>ne ipinroeiö auf feine ®ntffei)ung ifi baö ©ebirf)t D e r B a u m , ungefähr 1810-1815 angufe^en.

Sei ben Sidjtroerien biefeS SanbeS ifi groifcf)en groei ©ruppen beutlicf» gu unferftfjeiben. 9Itit Satierung auf bie 3a^re 1817/18 finb Gcntroürfe erhalten geblieben, einmal gang perfönliche Cr>rif unb fobann ©prachübungen in Dieimform. ©er 3ufatnmenbruch *>eS ¡CertrauenSDerhältniffeS mit ben erften £et>rern, Dor allem mit STieberer unb Ärüfi, f>at bie Sjrifieng ber 31nffalt bebrofyt, aber audj gemfiß feiner 33er= anlagung !Peftaloggi in @emüid!ranff)eit Derfe£t, fD baß er auf ben .Jurabergen in SuHef bei ©tesßroijr im ©ommer 1817 Jpeitung fudfjen mußte. bieferßage Fjaf ^eftaloggi fid) poetifd) betätigt, um mit feiner pfpdjifcfjen GÜrfranEung erfolgreich fertigguroerben. ©0= rt>of)I im Fiebergespräch roie im umfangreichen 3t)f[uS ber Trostgedichte, bie nur un=

DoUfiänbig erhalten finb, i)at er junäcfjff in ber Dlatur, bann in ber Dlienfdjenfeete unb ii>rer ©truftur baS Derrounbete @efüi)[ felbfi gu feilen gefugt. @r I)at gtoeifelloS feine bidjteri= fcf)en ¡Bemühungen bei feinem langen 2Iufentf>alf in iiofror)[/0iemeriSrDr)[, im Jperbfi 1817, fortgefe§t. DTCit ©cJjreiben Dom ö.iltoDember 1817 banft i^m Dan Dliupben in Sietnerg= rt>i)I nachher für empfangene Q3erfe ( Z B 3ürich, DTifEr. "Peffal. an !})., llmfchlag 252). (Sine mithfige Xatfaifye

fei in Segug auf bie Stoffgebiete nod) feffgei>a[fen, gerabe

roenn man etroa an ben Zeil Regenbogen benEf. S e i feFjr ffarfer ©emütSerregung ifi auf= faltenb, bafj bei Pefialoggi iein 2lngeichen einer geizigen Umnachtung Dorfyanben ifl, wie eine foM)e etwa in geroiffen © e b b t e n .(pölberlins nachweisbar ifi. Oie 0ichtfunfi, il>re eher formlofe als betont poetifche ©efialtung, ifi für ^efialoggi ein wichtiges Dltiffel, burch eigene Ä r a f t unb 2lnfirengung bie ©emütsfiörung gu überroinben, roelcher er burch ^en © a n g beet fiehrerfireits anheimgefallen roar. 3Inberer 21rt finb bie 3?eimDerfucf)e, bie ^efialoggi anfiellte, alö er feine Deutsche Sprachübungen gu einem iiefebad)

auögefialten rootlfe. ©chon im Natürlichen Schul-

meister Don 1803/04 h a * f e !PefiaIoggi, gufammen mit ip. Ärüfi, feine DHefhobe auf bie linterrichtEKoeife ber beuffchen ©prache ausprobiert. @r roar inbcffen Don biefem 2Berie, roie Dom B u c h der Mütter, ebenfalls Don 1803, nicht gang befriebigf. Jlatfy bem 2Ius= ftheiben Ärüfiö aus bem ^nftitut 1816 ifi 'Peflalogji groeifetloS burch feine perfönliche £t)riE bagu geiommen, bie [angroeiligen grammatifchen Übungen burch teilroeife gereimte ©efialf aufguloiern, roobei jpumor unb £ebendtt>eisheif gugleich gu i^rem 3iechfe Eamen. S i e Keimproben erreichten großen Umfang, boch fehlt uns eine enbgütfige DlebaEfionöarbeif. Einige Nachklänge

gu biefen beiben Äomplejren Don "Poefie finb gu fe^en: einmal im

R u n d g e s a n g der K i n d e r in Clindy, Don 1818, ber mit fiarfer päbagogifcher 2Bieber= holung arbeitet, unb enblicf) in einem ©ebicht für g r a u Don Sonfentius in Äönigsberg, Dom 3.©eptember 1819, baS nochmals perfönliche ßprif barfieüt. Diachtjer fcfjeint bie poetifche 2Iber bei !Pefialoggi allmählich Derflegt gu fein.

426

2. Anhang

^ e b e m ßefer fällt, bei ben Dorliegenben unfertigen Sntwürfen, iiie unooUfommene g o r m ber £i)rif in bie 2lugen. 2lurf) ^ e f t a l o j j i felbft mar fid) i l a r , baß if)tn 3um S i n t e r einige 21nlagen fehlten. © o f>af er fd)on im S c h w e i z e r b l a t t Bon 1 7 8 2 (¡ZBerEbanb V I I I , S e i t e 9) im ©efprärf) jroiftfien £efer unb 2iutor bagu gefagt: L e s e r . M a c h s t du a u c h L i e d e r ? Autor. I c h kanns nicht. 2Iurf) t>ie Ctttifarbeifer "Pefialoggiö waren nirf)t Don feiner birfjferifcfjen g ä f j i g f e i t überjeugt, oor allem ber iritifcfje 3 c i ) a n n e 3 l i e b e r e r , ©eine g r a u Diofette ^lieberer äußerte fid) fpäter baju, in: H e i n r i c h P e s t a l o z z i , V o r t r ä g e u n d R e d e n zur P e s t a l o z z i - ( F r a u e n - ) F e i e r , 23erlin 1 8 4 6 , © . 1 5 : Z u r P o e s i e h a t t e P e s t a l o z z i k e i n e A n l a g e n ; alle seine V e r s e w a r e n hingeworfene G e d a n k e n , m e h r e n t e i l s reim- u n d regellos u n d o h n e W o h l l a u t . Sie t r u g e n alle den gleichen C h a r a k t e r . f a n n an biefer ©teile nidpt auf bie l i f e r a t i f d ) e n Quellen unb S i n f l ü f f e eingegan= gen werben. 2tuffallenb ifit, naef) bem 2 B o r t f c f > a $ unb ber Dieimroaf)!, baß bas alte £ e f f a = ment m i s t i g e 33orauöfe|ungen g a b , wobei oornefjmlirf) an bie "Pfalmen unb an 3 e f a j a j u benüen iji. § ü r baö i 8 . 3 a l j r l j u n b e r f fyaben tvol)l bie D"n © a l o m o n ©eßner ein= g e w i r f t , mit beffen © o l j n , bem 23erleger jpeinnef) ©eßner, 'Peflalojji in greunbfcfjaff Der= bunben w a r , fobann bie geijilirfje ©irfjtung Don ©ellert unb älfern Eieberbidjtern, bie ben 3eitgenoffen burefj häufigen ©ebrauef) in ©ottedbienjl unb ©tfjule befonber« Dertraut würbe. Sit. 2 i . 3 f r a e l , 'Peftaloßu'BibUogvapfye, S a n b I , 1 9 0 3 , © . 5 9 6 - 5 9 9 . - ^ a u l Rätter, ^ e f l a l o ä j i a S i c h t u n g . S i f f . ^ütid) 1 9 1 4 , © . 1 2 9 - 1 3 0 . - Sl.ipeubaum, ipeflalogji, 3-2Iuf= tage, Ceipgig 1 9 2 9 , © . 1 7 6 . - S V I , ©eite 2 2 3 . - ip.©cf)&nebaunt, Gtrnfe, 1 9 4 2 , © . 7 9 - 8 1 .

S . 1 1 7 Z . 1 ff. OFjne 3?ücS firf)(naf)me auf ben fragmentarifdf>en 23eflanb ber 9Iianu= flripte läßt fief) f ü r ben ber Srofigebidpfe etwa folgenber ©eban= fengang erfennen. Olacf) ber gluckt aud 3}oerbon fucfjt ^Pefialojji im ©om= mer 1 8 1 7 ©emütdrufye auf ben 3 u r a i ) ö l ) e n , will Don bem 3u(ianb jidj befreien, ben er felbji ein fjalbeö 3 a l > r fpäter a l s « R a s e r e i » bejeiefmefe. ©ein 2 3 l i ä fd)weift gunäcf)ft in bie 3 i a f u r , f o l g t ben 2 B o l ! e n , unb erflaunt betrachtet ber ficf) (Srfjolenbe ben Diegenbogen. U m firf) erblicEt er t>er= fdjiebene Z i e r e , unb ba er, wie fcfjon in ben g a b e l n Don 1 7 9 7 , Xiecfi)m= bolif befonberö liebt, b e f ö l f e r t er feine ji^eenmelf mit allen möglichen frentben Zieren. (Sine jweite © t u f e feiner ©ebanfenfolge iji ber DlüiblicE auf ben £ef>rer= flreit im ® c r 23erfaffer fpridfjt ofjne N a m e n s n e n n u n g bie .ipaupfbefeiligfen an, ringt um itjre 2?erföf>nlicf)feif unb muß flcf) fdj[ieß= lidj gefielen, baß eine 3iü(ffef)r j u r f r ü h e m S i n i g f e i t fdjwerfallen w i r b , f o baß ii)n eine ©timmung ber K e f i g n a t i o n a n f o m m f . S i n e britte ©ruppe Don bidjterifdjer Otieberfcfjrift bietet bie 23egrünbung f ü r menfcfjlidje ©tf>wädije unb 3roieiracfif. 3 n fulturfritifdjen 2tuafül)= rungen fieljt er im 3 f i f " c r b e r b e n bie © d j u l b , baß bie OTenfdjen in if>rem poIitifcfj=fogiaIen Q3erf>alten notf) weif Dom 3 u f t a n b ber 23offlominen^eit entfernt finb. S i n befonberer jpinroeia gilt ber erftarrfen 2Belt ß ^ i n a « , aber aurf) S e g r i f f e au« ber S u r f ei unb Diufjlanb bienen j u r 33erariftf)au= [iifiung, eDentuell j u r Q3erfc^leierung befie^enben Unheil« in größter iTtacfjbarfiJjaff.

Sacherklärung

427

2IId pierte ©tufe ifl ccligiöfe 33efracf)fung unb DTiafjnung erlennbar. £>I>ne unbeirrbaren einträchtigen 3ufammenfd}[uf3 ¡(1 fein friedlicher, ge» beil)Iicf)er 2Iudblid? auf £>ie 3uiunft möglicf). (Sinjelfragen S. 1 1 7 Z . 13ff. ©er auö ber ganjen Äorrefponbenj 1 8 1 6 / 1 7 (23riefbanb X ) ijerPor= geljenbe bringende 2öunfcf) ^Pefialojjiö nacf) 33erföi>nung rcirb ausfy Fjier beufliii). S. 123 Z . 7 Die Pier befannfen Seftamenfe 'Pejlalojjis bafieren Pom a6.3Hai 1 8 1 3 , bom I 7 . 3 u n i 1820, 00m i i . 2 i p r i [ 1825 unb t>om I5.§ebruar 1827. £if. S X I I , Seife 539-546. - 2Ber!banb 26 (n.n. erfcf).). S. 1 2 3 Z . 2 1 ©offlieb ^effalojji ( 1 7 9 7 - 1 8 6 3 ) beffanb eine ©erberleljre unb f)ielf firf) um 1 8 1 9 aU Jpilfsletjrer in Tjüerbon auf, befreufe bann feit 1822 ben iTteufyof, f.o. bie ©adjerflärung ju eif beflimmen, Pgi. audj © . 1 3 3 3 - 37fjfS. 134 Z . 1 5 ©er in ber ©age berühmte Xurmbau Pon 23abel nat^ i.DIiofe n wirb pon Peftalojji öfter« erroäf>nf, fo etwa 2Ber?banb I I I , © . 2 8 ; V I , © . 4 1 , 156/ 1 7 ° / 5 ° 7 u a S. 1 3 5 Z . 3 1 S i e brei ßeljrer ^oFjanned lieberer, ^»ermann Ärüfi unb Äonrab 3idf leiteten in J l f t 1 ' 1 0 " eigene ^nflitute unb frfitoffen im ©ejember 1 8 1 7

428

S. 1 3 6 Z. 2 1 f.

S. 1 3 7 Z. 30

S. 1 3 8 Z . 1 S. 1 3 8 Z. 1 7 f .

2. Anhang eine Dertragliif)e Ü b e r e i n f u n f t j u gemeinfamem 23orgeIjen, Dgl. 23rief= banb X , © e i f e 6 1 4 . D e r gegnerifcfje 23erein roirö aud) © . 1 4 2 3 - 9 roieber ermähnt. D e m Z B o r f l a u f nadf) roirb f)ier 'PonfiuiS "Pilatus, 2 6 biet 3 6 n a d j GEIjrifhifS römifcfier "Profuraf or Don . j ^ ä a , S u S t x ' c ' ("agenfjaff gemacht, äfjnticf) roie ber f a g e n f j a f i e Ä ö n i g @ o g aud bem norbiftfien £ani>e 3IZagog gu jroei t a r n e n Don barbarifcfjen ZSölfern beä ¡Ttorbenö in ber ( S a g e enfroicEeli roirb. 23g[. ben 'Propheten SjecFjiel, Ä a p . 3 8 - 3 9 , unb Offen= barung 3 < > f > a n n i ä , ffap. 2 0 , 33. 8. 3 n L i e n h a r d u n d G e r t r u d lögt 'Peftaloggi feine 0orfgef(f)icf>fe fid) in 23onnaI abfpielen; ber D^ame ift umgebilbef nacfj bem © i § beö £anb= BogfeS J J i n j e n j 23ernfjarb Don X(d)acner in 2Iubonne, & f . Z ö a a b f . ßif. 2 B e r f b a n b I I I , < 3 . 5 5 9 , 6 0 0 ; V I , ( 3 . 3 , 5 9 4 . - S r i e f b a n b I I I , e / unter bem © e f l d j f s r o i n f e l bes 31afurmenfrf)en 3 ? o u f f e a u , Derfpottet unb f a r i f i e r t roerben feilten. © 0 (Tnb aud) bie © p o t t n a m e n P e f t a f o g j i ö feine Qsrfinbung.

S. 1 5 4 Z. 18

ber Ä u n f f w a r e n im i8.3 a l>rl>unberf bie Eljinoiöerien atd Jlaaffe tyeftaloföi im iperbjf 1817 längere ¡Sefpredjungen mit iF»m, um eDentuell bie Don 7)t>erbcn unb ipofroi)! unter gemeinfame §üf)cung gu bringen. Ourtf) fiarfen moraliftfjen Orud? gelang ed gellenberg, feinen © a j i a m 7. O f t o b e r 1817 gur Unterjeidjnung eines V e r t r a g e s gu Deranlaffen; 3XäI>ereS barüber enthalten bie Äor= refponbengen biefer TRonate in S r i e f b a n b X . O e r 2Biberflanb in Jloeröon, foroie eine in O f t unb ZBefi einfe^enbe 23eridfjferjlaftung in ber ^Preffe (roobei autf) an Stf)tni6 wie a n gellenberg a U beten Urheber gu benien wäre), nötigten 'Pejialoggi, auf feine Unterfrfjriff gurücfgufommen. 3unät^(i i>at er gellenberg bireft feinen SiucEfriff Pom 23erfrag erflärt, f»ier fetgt er baoon unter fadjlitfjer unb Elarer 23egrünbung audj bie ÖffenfiicfjEeif in Äennfnid. einem Schreiben Dom 23-£)ffober 1817 w a r in ber ©agette be fiaufanne Pom S R ü i f r i i t !Peflaloggis in Jfoerbon bie 3lebe, m a i biefer imrtf) eine in franjöfiftf)er ©prarfie abgefaßte (Srflärung energifdf> betriff (abgebrutft S r i e f b a n b X , © . 3 8 6 , J t r . 4 8 1 0 , Dgl. 2i-3frae[, 5)e(la[ojji=33ib[iograpi)ie, S a n b I , © . 4 7 8 ) . ©iefe 3 e ' f u n g ö a u £ l f a 9 e n macfjfen natörlicf» bie Dlunbe in ben übrigen S l ä t t e r n , fo in ber 21 [(gemeinen 3 « f u n g (2lug«bucg) Dom 10. JioDember 1817, 3Xr. 3 1 4 ; im 2Segroeifer in ber Gribgenoffenfdjaft (Äonftang) Dom n.iTloDember 1817, 3 i r . 4 1 ; in O e r @rgäl>ler ( S t . © a l l e n ) Dom 14.2Bintermonat 1817, Dir. 4 6 . O i e 21nftootfen Pefiatojjia barauf finb gebrucEt in 23riefbanb X , © . 3 8 6 , 3 8 7 , 3 9 5 , 4 i o . 3täf)ered roirb autf) bei S l . ^ f r a d , S a n b I , © . 4 7 8 - 4 8 2 geboten, © o d ) ging bie ©iöfuffion über !Pejtaloggid 21bmatf)ungen mit gellenberg roeifer, fo ba§ erflerer in ber 21llgemeinen 3ei*ung (2lugdburg) Dom 5-Oegember 1817, 3 7 r . 3 3 9 , feine f)ier Dorliegenbe pringipieüe (Srflärung Dom 28. DtoDember a b b r u i t e . mar 'Pejialogji niiijt gelungen, feine 3Iiit!ontraf)en£en in ber Leitung ber 2ln(lalt gu J^Derbon, ©tfjmib unb 233.Gange, gum 3Iiitmatf>en gu beroegen. O a n f freunblit^em Spinweiö Don Jperrn 3Iiaj: K u f j , Jlealle^ret, ©t^aff^aufen, fennen roir 'Pefialojjid Dom 28. STo» Dember batierten öffentlichen 2Biberruf (erfd^ienen 5. O e j . 1817). 3 u r (Einleitung einer 33ereinigungimobalität i>atte geüenberg im ßauf beS ßerbfletf einigen feiner ßefjrer ben 2Dinf erteilt, ftcfj prooiforiftf) in 3)Derbon a m llnterrit^f gu be=

430

2. Anhang

feütgen; befonberö mit 2Int>reaä ©taefyele fani) Pcfialojji ein gutes @int>ernef)men. (Sine golgc ber 2Ibfage an ¡5 c Bf n i ) crg roar, bafj am i4.Segember bie Pier £el>rer Ddi. S e i , ß. 23ranbt, 21.3ian! unb 21. ©faefyele if)m Sie ftünöigung einreihten. S i e Bier Unfecjeirf)= nec erflärten, @tf)mi£> i)abe 'Peffalogji ju einet Stellungnahme Deranlaßf, roeldfje für beffen ®>re unb ß^araiter abträglidj fei. S i e fagten ifjre 9Itifarbeif mit ber 23egrunbung auf, bag ifjr ®elbferbon (jer= Dor: . . . I n Absicht auf Schmid haben wir keine Wahl, der Satan muß weg oder die Anstalt Pestalozzis muß aufhören zu existieren. Ich bitte Sie, Pestalozzi in meinem Namen zu sagen, daß ich unsere Convention keineswegs als aufgehoben ansehe und sie gelten zu machen wissen werde. Herr Pestalozzi hat heilloser Weise sein Ehrenwort durch Schmid mit Füßen treten und sich in den Zeitungen prostituiren lassen, aber ich werde seine Verbindlichkeiten deßwegen nicht weniger zu seiner eigenen Rettung in Anspruch zu nehmen wissen, obschon ich die Zeitungen nie zum Kampfplatze wählen werde. Ich bedaure nur, daß ich durch den in der «Allgemeinen Zeitung » erschienenen Artikel nunmehr genöthigt bin, in Schwierigkeiten einzutreten, die ich sonst mit Stillschweigen übergangen haben würde. Hoffentlich wird der bessere Theil der Lehrer der Anstalt sogleich nach der Lectur meiner Schriften einsehen, was die Rettung ihrer Ehre erheischt, und wir werden dafür zu sorgen wissen, daß sie darnach handeln können. (ZB 3üricfj, 3Itj!r. 'Peffal. 981/20.) £it. 21.3frael, PeftalojjUBibliograpfjie, I , ©.479-482. - £.©djönebaum, Gimte, 1942, ©.306f. - 25riefbanb X , © . 4 1 3 , 3 . 3 0 - 3 2 , unb © . 3 8 6 - 3 8 7 . - Z B 3üritf>, Dfliflr. 5)effa[. 2 3 1 / 2 3 , 1 . - S i e ©adjerflärung Sriefbanb X , © . 6 0 3 - 6 0 5 gef>t nur auf bie @in= fenbung Pom 25.OEtober ein, nicfjt auf Dorliegenbe ©d?rift. 2Iucf) mit Bellenberg felbft führte Peffaiogji eine ff orrefponbenj in mehreren Schreiben jroifdjen bem 27.£>ftober unb bem g.SIoDember (Sriefbanb X , 4812, 4^13» 4828, 4829). 23g[. baju bie ©adjerllärung in Sriefbanb X , © . 5 9 9 - 6 0 5 . S i e Derfdjiebenen 21rtiEeI in ber treffe Deranlaßfen greunbe beiber 'Parteien gum (Eingreifen, ©oef) mußte g. 33. DKeper t>on ©djauenfee am 23.Seäember auä ßugern an "Paul Ufieri in Qüric^ melben: Die zwischen Fellenberg und Pestalozzi entstandene Fehde acheint nun unaufhaltsam in das Publikum gebracht zu werden, ungeachtet sich Freunde verwendeten, diesen Ärger zu verhindern. @rfl im neuen 3aljr gelang ei, burdj bie 23etei= [igten »eitere Äußerungen in ber dffenflidjfeif ju Der[)inbern. Sagu mag beigetragen fjaben, was MTeijer Don ©dfjauenfee am 2 1 . J a n u a r 1818 an Ufieri fdjrieb, nidjt in Dotier ffennfnis aller limfiänbe unb barum etwas gegen Peffatojgi Doreingenommen: . . . Mir wird es sehr lieb seyn zu vernemmen, daß zwischen Fellenberg und Pestalozzi keine publicistische Fehde stattfinden wird. E s ist schwer, bey solchen Kämpfen nicht Blößen an sich selbst zu geben, und diese Eindrüke, die das Publikum auffaßt, bleiben, und kommen wieder vor, wenn lange schon das Object des Streites, das selten wichtig genug ist, vergessen ist. Der gute Pestalozzi] fangt an, die Gebrechen seines Alters zu tragen, sprodelt heftig auf, vergißt sich und wird von seiner wahrscheinlich interessirten Umgebung, die auf die Subscription laurt, bestimmt. Aber ein alter Mann hat auch seine Rükkehr und verdient einige Schonung. E r hat sich beyneben schon durch den Artikel der Allgemeinen] Zeit[ung] in ein so offenbares Unrecht gesezt, daß ich schwerlich glauben kan, daß darüber noch etwas weiteres wird gesagt werden können. Der friedliche Sinn, Achtung für Verdienste,

Sacherklärung

431

und Verzeihung einer Unbill ehren den Mann, der auch seine Gefühle zu bemeistern v e r m a g . Helfen Sie, lieber Freund, zur Aussöhnung und freundlicher B e y l e g u n g dieses S p a n s ! . . . ( Z B 3ürkf), OTffr. 23475). j n gellenbergd 2(uffrag feifte ficf) ber jeitroeife nad) 3)t>erbon entfanbte Cefjrcc 2inbread ©iaefjele, tcieber in Jjofroil, am 23. bejro. 25.Januar 1818 mit Pefialojji in 23erbinbung. (£r melbete, bajj geüenberg notf» nief)t entfdjloffen fei, auf 'Pejlalojjid legten ©cfjreiben ju anfto orten; an feiner ©tatt fdjrieb ©taefjele, ber einmal beifügte, er Ijabe feinen 3Iuffrag gef>abt, bem erfranften 'Peflalojji in SuIIef nadjjufragen. 2Iud) erbaf er feine ©ebidjte jurücB, buref) roelcfje er Porf>er gufä^Iirfien jtontaft gu ^Defialojji gewonnen [jatte. (ZB 3ürid), ©taefjele an Peftalojji, Umfdjlag Dliffr. t>efta[. 354). 23g[. baju Sriefbanö X , ( 3 . 4 2 7 f . ben auf ungefähr (Snbe 1817 gu batierenben 23rief an gellenberg; ferner bie ©acfjerffärung 23anb X I ber 23riefe, ©.367-369. (Sinjelfragen S. 171 Z. 17

0 e r aud ^arid flammenbe ©enerat OTarc 31ntoine 3 " ü i e n (1775-1848) mar feit 1810 ein eifriger görberer Peftalojgis, fcfjrieb 23ücf)er über bad 3?nfiituf ju SJeerbon, brachte eigene nnb anbere ffinber in bie 2Infialt, geborte 1814 bem öEonomifdjen ftomifee an. ©einem 23orfcf)[ag folgenb mad)te 'Peftalojgi im iperbfi 1817 nocfjtnafd einen batb fdfjeifernben 23er= fuef) einer Vereinigung mit gellenbergd 23eflrebungen.

Sit. 39riefbanb X, ©.490, 563 f. S. 171 Z. 23

©urdfj benßeFjrerjlreit, roeldfjer ben 2Iudtritf eng(ler Mitarbeiter (jp. S r ü f i , 3 - l i e b e r e r u.a.) narf) ficf) 50g, berfi'et 'J)ef?a[ogji in eine ©emütdfranf* fjeit, bie er felbfi in ber Diebe Horn 12.Januar 1818 ald Raserei bejeicf)= nefe. @rnft 2BiU)elm Äaliftf), ßef>rer aud Sranbenburg an ber jpapel, i 8 i & - I 7 in 7)perbon, berichtet Don feinem nätf)flid(jen 2Bacf;en auf bem ijeinricfjjfein am iHeuenburger ©ee, pgl. Pestalozzi nach seiner Persönlichkeit und nach seinen Lebensschicksalen, Serlin 1845, © - 4 2 f - 33om 5 u l i bid Snbe 2iuguff ober 2infang ©eptember fud)te Peftatogji Teilung im Dorfe 23uHei auf bem ^uragebirge. 3 n einem Trostgedichte-Zyklus (fiefje © . i i 5 f f . ) foroie in bidjterifcfien Deutschen Sprachübungen (fietje © . I75ff.) fanb er @ri>olung, roenn aud) ju fagen ifi, ba(j ber if)m jugefügfe 6IIig genefen.

ßit. Sriefbanb X, ©.574, 586-89, 594, 600. S. 171 Z. 27

3ofepI) ©tf)mi& (1785-1851) aud bem Vorarlberg, feit 1800 ©djüter, bann bid 1810 unb ab 1815 £el>rer in Pefiafojgid 2in(iatf, mar ber n>icf)= tigfie 9Ttifarbeifer geworben. (Sr fyaffe firf) am 26.©epfember in einem Schreiben an ben Dlieifier für eine Vereinigung ijofroil-SJoerbon aud= gefprocfien. 21ld geDenberg ben 23efucf)er jur llnferjeic^nung einer Äon= pention Pom i 7 , O f f o b e r nötigte, erFjob ©c^mib bagegen Sinfprud^. ©ein 23efudj bei geüenberg Pom 27. Offober en&igfe o^ne Srgebnid, unb in ber golge jeigfe ber ßeifer pon ^(ofroit (iarfe 2iblef)mmg ©djmibd, roä^renb Pejiaiojji jmar balb eine 3ieoifion bed Zraftatd Perlangfe, aber auc^ ^ier ®nbe Dlopember not^ ( ® . 173 3- I 0 f ) feine Sereitfc^aff ju einem 3ufammenfd)[ufj öffentlich befunbete.

ßit. 35riefbanb X , ©.481, 600-602, 605-607.

432

S. 172 Z. 2

S. 172 Z. 30 S. 173 Z. 18 S. 174 Z. 23

2. Anhang tiefem 3ufammenl)ang ifl outf) ein ©djreiben nodfj oon Sebeufung, bas 3 am 30.Offober 1817 an S t a a t s r a t 3°i> a n n e ö ßerjog in 2iarau ridjfefe (©faatsardjio 2Iarau, 31acf)laf} 3-i> er S°9)- gellenberg f>atte Oorgefdjtagen, bajj 3-©djntib jufammen mit betn (Snfel ©oftlieb ^Peflalojji auf Dem Dieu^of Sie geplante 21rmenanflalt leiten follfe. Oocf) 50g es ber bisherige ipaupflefyrer in Jteerbon t>or, roeifer^in an ber ©eite feines 9HeiflerS 5U bleiben, ©ein ©djreiben f>afie u.a. folgenben 3nl>alf : Aus Äußerungen des Herrn von Fellenberg von Hofwil, die er mir unterm 28.ten Oktobris mündlich machte, sowie aus dem, was Herr Pestalozzi selbst sagt, geht hervor: daß in Hinsicht eines Lokals f ü r eine pestalozzische Armenanstalt, in der seine Subscriptionsgelder angewandt werden sollen, an die Herren Staatsräthe von Rengger und Herrn Herzog bereits geschrieben und in deren Schreiben ich als Pestalozzi zur Seite und an der Spitze stehend bezeichnet worden seye. Da dieses ohne mein Wissen und gegen meine Überzeugung und Einwilligung geschehen ist, und ich hinreichende Gründe habe, diese zutrauungsvolle und wichtige Stelle auf das feyerlichste und bestimmteste abzulehnen, so sehe ich mich durch diesen Schritt genöthigt, diese Erklärung und Weigerung zu Händen des hohen Staatsrath des Kantons zu stellen, damit im Fall irgend eine Regierungsbehörde des Kantons etwas über diesen Gegenstand beschließen sollte, ich außer allen Verhältnissen einer pestalozzischen Armenanstalt gesetzt bleibe. Die Gründe der Nichtannahm einer solchen Anstellung sind in Pestalozzis Subscriptions-Verlängerung an das Publikum unterm 4.ten Äugst 1817 etc. zu finden. . . . 3 n t Seibrief fdfjreibf ©cfjmib: . . . Herzliche Grüße von Herrn Pestalozzi, der Kenntnis von diesem Schritt hat. 3aiob ©oert t>an M u t t e n (1781-1848) aus Eaufanne, mit geüenberg gut befannf, lebte in Oiemersro^l bei ipofroit. S r amfefe feit 1825 als 3tidjfer in 3Ti)on, mürbe 1833 ©rofjraf, mar 1834-43 S t a a t s r a t bes Äanfons 2Baai>f. 0 a er baS Q3erfrauen beiber 'Partner genoß, mürbe bas Original ber ÄonDenfion 'Pefialogji=gellenberg ¿untief)ft befiegelf bei if)tn hinterlegt. ßif. Sriefbanb X , ©.597, 608. 0 e r £ r a f f a t 00m I7.0ffober 1817 jmifdjen ^eflalojji unb gellenberg ifl abgebrucEf in Sriefbanb X, ©eifen 374-376/ "gl- baju bie ©adf>= erllärung ©.¿ggf., 608. Oie Äorrefponbenj 'Peflaloyiägellenberg Dom 20.0EfDber bis jum 3al»reSenbe 1817 ifl abgebruif in Sriefbanb X , ©.380-428. Oiemersmpl mar ber 2Bof>nfi§ t>an 3Itui)bens unmeif ijofmil.

Sacherklärung

433

Deutsche Sprachübungen 21[Igemeineö

D i e umfangreichen ¡Oerfucfje "Pcfialogjiö, ZBortgruppen fpielerifcf) in fleinere 23erfe gufammenjufaffen, finb nicf)f Don befonberer birfjterifrfier Bebeutung. 23ielmef)r rooüfe er bamif ben ffinbern erleichtern, bie fpcad)Iid)e § o r m ju üben, mit ben beiben 37eE>enjroecien, jugleic^ if)cen jporigont ju erweitern alä aueif ergab firf) babei, audf> roenn ju becütfficfjftgen iji, bafj ben borliegenben Dieim= proben nodj bie (SnbrebaEtion fef)lf. 2If>nli(fje t>eut(cf)e ©prachübungen i>aiie ^Pefialogji frfjon 1 8 0 3 - 0 4 in feinem IßerEe D e r n a t ü r l i c h e S c h u l m e i s t e r angefieilt. .Spermann ff ruft ijaite bie 2 i u f g a b e , bie 2tn= roenbung ber Hietfjobe auf bie beutfcJje S p r a c h e öucdj weitere 21uägeffaliung j a erproben; ein nicf)£ gang geglückter Hetfud) baju tt>ar im gemeinfam gefdjaffenen B u c h d e r M ü t t e r gefcfjeijen. 3Itif bem 2Bacf)Stum beS ^ n f l i t u t s i)atte ffrüfi inbeffen «»eifere A u f g a b e n über= nehmen muffen, f o bie geitroeife ßeifung beö neuen £6cfjterinflifutö, fobann Dienfle auf bem © e i r e t a r i a t , Keifen nacf) S t u t t g a r t unb 31iülf)aufen, mit B e t r e u u n g ber borfigen !Pe(la[ojjifreunbe. ©eif bem grüljjaFjr 1 8 0 9 fyatte er jubem mätjrenb bie Sucf)= Gattung ber 2Infla[f ju beforgen, fo bafj firf) "Peffalojji unjufrieben aufwerte, Ä r ü f i arbeite feit 3af>ren ieine Cahiers mef)r a u s . (t>g[. B r i e f b a n ö V I I , © . 4 3 6 , unb Ißeri&anb X V ,

© . iff.). S i e 2iueibef)nung beS Unterricfjfö in JJoerbon auf ßafein unb ©riedjifdf) tenfte ¿eitroeife Don ben beutfdjen ©pracfjübungen ab. 33ornef)m[icf) bie preujjifdfjen (SleDen nahmen ficf) biefer alten © p r ä g e n an, aber in aueigeöefynfem JRafce aud) "Peftalojji. (t>gi. baju Brief= banb I X , © . 4 6 1 f.). S a er fpäter fein gefammelfeö Düiaterial an Untergebene abgetreten l>af, toie DTiary, ©fern, 3?ot^, ipirt, ift t>on biefen 2lrbeiten faum tnef)r etroas ermatten. Currf) bie Grfolge ©cfjtnibö im matijematifrfjen gacf>e angeflat^elt, i;at ffrüfi ungefähr 1 8 1 2 - 1 5 , na(fy Sntlafiung Don ber Buchhaltung, (Irf) erneut bem beuffd^en ©prarf)imfer= rieht jugeroanbt. einem unbatierten B r i e f e an 'Peflalogji berietet er t>on feinen 23eflre= bungen um Bearbeitung ber B i b e l , fomie t o n mineralogifcfjen fRebeübungen, 3ufammen mit jperrn Breifig, unb feiert bann f o r t : Außer diesen zwei G e g e n s t ä n d e n ist es die A n s c h a u u n g s l e h r e d e r S p r a c h v e r h ä l t n i s s e , die in den freyen Augenblicken meinen Geist b e s c h ä f t i g t . I c h h a b e sie noch nicht so weit g e b r a c h t , daß D u sie als der I d e e der Methode gemäß anerkennen k a n n s t , a b e r ich hoffe, dieser M o m e n t werde nicht mehr ferne seyn. Sie wird gewissermaßen einen Gegensatz m i t den B e d e ü b u n g e n bilden, die theils i m B u c h der Mütter, theils in K r ü g e r s , K a w e r a u s , H a g e n a u e r s H e f t e n enthalten oder in dieser Hinsicht aufgestellt werden k a n n . . . . J e d e n T a g überzeuge ich mich mehr, daß in der Anschauungslehre der S p r a c h verhältnisse ein eben so nothwendiger G a n g liegt, als in der Anschauungslehre der Zahlen- u n d Formenverhältnisse. I c h bin m i r bewußt, diesfalls e t w a s leisten z u können, d a s eben so allgemein in die Volksschulen eingreifen wird a l s die Zahlenlehre. . . . ( Z B 3üridj, OTfEr. Pejiat., S r ü f t an tlmfcf>tag 1 7 3 / 4 ) . 2lm 8 . 3 u n i 1 8 1 3 fcfjrieb Dtofeffe (DRieberer=)Äaf(f>ofer an ^o^anneö Don Dlturalf über biefe Befdjiäffigung unb Steigung ^Pefialojjiä: Pestalozzi arbeitete T a g u n d N a c h t m i t beispielloser A n s t r e n g u n g in seinem Zimmer a n S p r a c h ü b u n g e n , schrieb Cahiers über Cahiers u n d d a c h t e nichts als diese Cahiers; diese sollten d a s H a u s retten. . . . S e l b s t a l s ich m i t d e m größten N a c h d r u c k zu ihm s p r a c h u n d i h m alles vorstellend 28 Pestalozzi Werke Bd. 25

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2. A n h a n g

versicherte, d a ß weder ich n o c h ein a n d e r e r v e r n ü n f t i g e r Mensch a n seiner Seite einen ruhigen Augenblick u n t e r solchen U m s t ä n d e n m e h r finden k ö n n e , sang er mir das alte Trostlied v o n d e n Cahiers, d a s ich schon h u n d e r t m a l g e h ö r t h a t t e , u n d d a ß ich nicht glaubte, e m p ö r t e ihn. 23gl. baju bie Übungen nuä bem Unferridjf in 6er 3Itufferfprad)e Don 1811, 2Berf= banb X X I I I , © . 101 ff. unt> 417-419. - Ä.OTorf, 33anb I V , © . 4 1 5 . - ©rf>roanengc« fang, 1826, © . 1 9 3 . Dliit unecmüblicfjem Eifer roibmefe firfj Peffntojji felbft (naef) bem 2iusfcf)eiben Srüfiß 1816 aud feinem Äreid) anrf) in frfiroeren 3 e ' i e n trirffdfjafflicfjer 33ebrängniS feinen ©pratfjübungen, obrooljl fein Semü^en im Äreid feiner Ce^rer buedpaud niefj( immer 21n= erEennung fanb. (3cf)on 1813 fjaffe 3iofeffe Äaffijofec ftcf> gegen feine 2In|ufji geroanbf, mit ben (junärfift lafeinifcfjen) Übungen fein Jpaus reffen unb ben Derlorenen ffrebif ba= burtf) roiebecfjerfteüen ju fönnen. einem Briefe an ^iefjfcfj in N a u m b u r g 00m 29. Miärg 1817 f)at ^¡oljanned 3Tie= betet 23eritf>f Bon einem neuen ©feedenpferb, bieamat beuffcfjer ©pratfje, gegeben, unb babei gleicfjfallö feine 2Ibneigung gegen berarfige 25emüf>ungen Eunbgefan: . . . E s ist ein w a h r h a f t bewunderswürdiges Schauspiel, wie sich Pestalozzi windet u n d d r e h t u n d eine Unerschöpflichkeit v o n H ü l f s m i t t e l n e n t f a l t e t , u m wirklich m i t der h ö c h s t e n Genialität einen Eigensinn durchzusetzen, der gegen die Ü b e r z e u g u n g aller v e r n ü n f t i g e n Menschen, gegen die E r f a h r u n g , gegen die A n s t a l t , die L e h r e r , die Zöglinge, j a gegen seine innerste Ü b e r z e u g u n g ist. E s ist unbegreiflich, j a u n glaublich, welche R e i c h t h ü m e r v o n Auswegen diesem G e m ü t h e zu G e b o t h e stehen. W ä r e es möglich, ihn so zu ergreifen, d a ß er sie ans W a h r e u n d R e c h t e seines W e r k s u n d der Menschenbildung ü b e r h a u p t setzte, er erschiene h e u t e noch als eine übermenschliche N a t u r . Die leidenschaftlichsten A u f t r i t t e wiederholen sich b e i n a h e täglich. Indessen bleibt er gesund, flammt o f t in h o h e geistige u n d g e m ü t h l i c h e Ausb r ü c h e auf, ist j e t z t auf ein neues Steckenpferd g e r e i m t e r S p r a c h ü b u n g e n als Mittel, französische Zöglinge d e u t s c h zu lehren, gekommen, v o n d e n e n er o f t merkwürdig in einem E r g u ß ganze Bogen voll in einer N a c h t zu dicken B ä n d e n im ganzen zusammenschreibt, ä i f t alle, die i h n b e s t i m m e n zu k ö n n e n glauben, u n d e n t s c h l ü p f t ihnen wie ein Aal, wenn sie ihn eben gefaßt h a b e n , u n d t h u t m i t Wissen u n d Willen, w a s Schmid will, nicht wegen Schmid, s o n d e r n weil dieser seine N a t u r ausspricht. E s h e r r s c h t in H i n s i c h t auf sein W e r k eine solche U n g e b u n d e n h e i t in ihm, dass es scheint, er fühle sich n u r d a n n frei u n d wohl, w e n n er die F o r d e r u n g e n desselben als i h m f r e m d a r t i g abgeworfen h a t , u n d doch will er es v o n der a n d e r n Seite wieder d u r c h a u s b e h a u p t e n u n d m a c h t Anspruch, es zu erhalten. . . . (ZB Jürirf), 91iflr. Vejlal. 604, ©.312-315)Dtocfj Erififrfier äußerte fTcf» l i e b e r e r , f u r j Bor ber enbgülfigen Trennung oon ^3efia= lojji, am 3.3Iiap 1817 in einem 23rief an Caoib Sulinger in 3üricf): . . . Nabholz w a r hier, u n d Pestalozzi h a t sich dabei so b e n o m m e n , d a ß n u n wirklich keine G e m e i n s c h a f t m e h r äußerlich zwischen u n s s e y n k a n n , d a er entschieden bewiesen u n d wörtlich ausgesprochen h a t , er wolle n i c h t , w a s W a h r h e i t u n d V e r n u n f t f o r d e r e ; es k o m m e i h m gar nicht d a r a u f a n , sondern auf Befriedigung seiner Persönlichkeit. Anschließ e n d a n diese, d. h. a n seine Meinungen, Einfalle, L a u n e n (so lehrt er j e t z t die K i n d e r sinnlose oder ihnen u n v e r s t ä n d l i c h e R e i m e , u m sie d e u t s c h zu lehren) f o r d r e er u n b e d i n g t u n d erkenne n u r d a r i n n die Menschen, die es t r e u m i t i h m meinen. . . . (ZB 3üridj, OTffr. Peftal. 604, ©.329). 2lud) im ijetbfl 1817 roerben «23erfe » öfters ern>äf)ni. 23an OTuqben in Diemers!tot)!

Sacherklärung

435

banfte am 6.JioDember für groei Briefe Pom ßo.OEtober unb i.iTtoPember, unb fügte Bei: Mit Dankbarkeit haben wir Ihre werthen Verse empfangen. Meine Frau, die sieh Ihnen bestens empfiehlt, hofft davon für sich und unsere Kinder einen nützlichen Gebrauch zu machen. Erlauben Sie mir, bey dieser Gelegenheit Sie an Ihr unsern Kindern gethanes Versprechen zu erinnern; sie erwarten die v e r k e h r t e W e l t mit Sehnsucht. (ZB 3ürid), Oltflr. 'Pefial. an V-, Umfdfjlag 252). ber Äorrefponbenj beö 1817 ift fjdufi'g Don biefen ©pradfjübungen bie Diebe, ift angunef)men, baß Peftalogji foroof)I in Bullet (neben »eitern ©idjtroerien), forote in OiemerölDt)! baran gearbeitet f)at. 3*1 toieberfiolfen Schreiben an ben preu£ifcf)en ©e= fanbten in Sern, Don ©runer, f>at er bapon gefprodpen, fo am 21. O f t ober: Ich habe ein paar neue Männer, die mir jezt mit großer Thätigkeit helfen, Arbeiten, die Jahre lang vernachläßigt liegen geblieben, ihrer Vollendung näher zu bringen, und besonders die vielseitig angefangenen Versuche, dem Sprachunterricht von allen Seiten mehr psychologisch wirkende Fundamente zu geben und dem kindlichen Geist naher zu bringen, und [ihm] die Reize zu geben, die dieses Alter ansprechen. 2In ben= felben (Smpfänger fcfjrieb er am i2.3ioPember: Wesentlich sind jetzt meine Sprachübungen, und ich freue mich, Sie versichern zu können, daß dieselben zu einer Reifung gediehen, die das Sprachstudium in allen Rücksichten entscheidend erleichtern wird. (Sriefbanb X, Seite 383, 4 1 1 )2In ©djneiber inCangnau fifjrieb Pefialojji im ©ejember 1817: Ich freue mich Ihres Unternehmens von Herzen und hoffe, Ihnen innert J a h r und Tag ein Lesebuch f ü r dasselbe übersenden zu können, das Sie gewiß freuen wird. Ich arbeite mit dem, wie es mich dunkt, größten Erfolg an teutschen Sprachübungen, in denen der Geist meiner individuellen Ansichten und Zwecke für und über das Volk auf eine vielseitige und lebendige Art niedergelegt werden soll, um vor meinem Tod wenigstens ein wo nicht ganz gereinigtes und vollständiges, doch ganz Pestalozzisches Lesebuch fürs Volk zu bringen. An meinem Fleiß fehlt es wenigstens nicht, ich arbeite Tag und Nacht daran. (Briefbanb X , ©.426). T>r. Zöilfyetm Gange fyaf in feinen Erinnerungen aus meinem Schulleben, Poföbant 1855, ©.73-79, über feinen 2iufent^alt in 3}perbon beridjfef, fo ©. 100, über "Peflaloggiö ©pradjfätigfeit: Eines Tages war ich in der Unterrichtsstunde, die Pestalozzi einer Abtheilung kleiner Franzosen in der deutschen Sprache gab, gegenwärtig. I m Bette liegend h a t t e er einen Papierbogen, mit gereimten Versen beschrieben, vor sich. Hier einer zur Probe: I n einem Lande, wo Affen regieren, auf zwei Beinen und nicht auf allen vieren, da mag ich nicht erben, da mag ich nicht gerben, da mag ich nicht werben, da mag ich nicht sterben. Dergleichen Reimereien wurden von Pestalozzi in stürmischer H a s t vielmals abgelesen. Die Kleinen, um sein Bette versammelt, sollten die ihnen vorgesagten Reihen nachsprechen, trieben aber meist Muthwillen. Pestalozzi, in seine Verse vertieft, merkte davon nichts; doch heute rief er einen der Ruhestörer an sein Bett und forderte ihn auf, nachzusprechen: «Ich, Lumpenbub, will ne Multatz han! » Der kleine Franzose sprach aber keck: «Ick, nich Lumpenbub, will nich Multatz han! » D a ergreift ihn Pestalozzi, reißt ihn an sich und herzt und k ü ß t ihn dergestalt, daß der Geliebkosete laut aufschreit. Da läßt ihn Pestalozzi los und sagt: «Sprich

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2. Allhang

mir nach! « I c h , Prachtbub, will Küsse und nicht Multatz han! » Übrigens wiederholte sich in Pestalozzis Tagewerke die alte Erfahrung, daß die Inspirations-Männer für den Betrieb eines bürgerlichen Berufs wenig tauglich sind. S i e ©cfjtlberung Don S r . Cange belegt, ba§ ^Peftalojji um 1818/19 audj felbfi beutfdjen ©pracfjunterrtc^f erteilte. Sotf) ift bie fonftige DarjleHung nidjf facfjUtf), toaö man Derj?el>en fann, 6a iF>tr iöerfaffer ald ©tubienbireitor 1819 enilaffen timrbe, Dgl. Sriefbanb X I , S e i f e 4°7f-/ 4 T 3ff2tudj ber SoF)n eineö alten 23eEannfen, ber junge S r . Äarl 2Biffe ( 1 8 0 0 - 1 8 8 3 ) , baä «2Bunberfinb Don fiodfjati», fpäter 5)rofeffor ber 3tecf)isroiffenfcf)aft unb bebeuienbfier beutfdjer Danteforfcfjer, fjielf (7dj im JioDember 1818 jmei S a g e bei 'Pefialoggi in 2)t>er= bon auf. efroad Dorlaufer ZDeife fritifierte er im 3 n ff'fut ben peÖanfiamaö ¡5es Unter* rief)£ö, befonbers baö metf)anifrf)e 3iacf)fpred)en in ben ©pratf)fäd)ern, unb begeidjnete Peflaloggt als schwachen Mann ohne wissenschaftliche Bildung, ©einem 33afer frfjrieb er am 21.3ToDember 1818 auö ßaufanne: I c h machte ihn ("P.) darauf aufmerksam, daß er bei seiner Sprachlehrmethode keine gehörige Rücksicht auf den Unterschied von Begriffs- und Spracherlernung genommen habe. £if. ^ermann 2ßiffe unb Jpanö jjatipf, Äar[ 2Bitte, ein ¡Beben für Oanfe. (Hamburg 1971), © . 86. 2Iuö alten biefen 3 e u 9 n ' f f e n / uuefj fettend Don ©egnern, ifi erfidfytlid), ba(3 "Pefialoggi aufjerorbentlicfjed Oeroirfjt auf biefe beutfaf. Qjermutücf) i(l ed if)tn gelungen, bie 2Irbeifen abgufdjliejjen unb in einer iReinfcfjriff fertigstellen, tt>ad im Dorliegenben 35anb nur in Sntroürfen nadj groei Jpanbfifjriffen geboten »erben iann. 2lucf> nad) feinem £obe ifl Don biefen ©pradjarbeiten nod) roieberljolf bie Siebe. ^Pfarrer 3 - ©feiger in 25irr nal>m (Trfj bed iTtadjlaffed an unb fucfjfe SSürgermeijier jjerjog in 2Iarau für eine Q3erroertung bedfelben ju gewinnen, Dor allem burdj gorife^ung ber 2otta=2ludgabe. © o fcljrieb er am 16.2lugu(i 1828 an 5 - © d j t t i b in !Parid, ben Dor= gefefjenen Setreuer bei JRacfjlaffeä: . . . Geschieht nichts von oben herab, so müssen wenigstens seine Sprachübungen zur H a n d genommen und nach dem Willen des Seligen benutzt werden. (ZB 3ürid^, OlifEr. ^efial. 1550 b/57). 2lld ed feit 1847 iu e ' n e m Vtoieiie & cr gamilie ©otflieb "Peftaloggi gegen bie ©pebi= tiondfxrma fam, macfjfe ©rf)tnib gelfenb, baf} auefj bie ©pratfjübungen Derloren gingen. @d bürfte firf) um bie 2irbeifen in betitfcfier ©pracf)e geljanbelt fjaben, ba ©djmib feine alten Sprachen befjerrfcfjte, gumal er auöbrüilid) behauptete, er l;abe bie ©pracfjübungen weiter enfroiielf. (ZB Bund), DlifEt. ^eftal. 1550 B/36). Uber bie Quellen für ben 2öorffdjat) Peffalojjiel iff faum etrpad audgufagen; man fann nur Dermuten, bafj er bie ZBörterbüdrier benuffi fjat, bie aurf> »ieberljolt für bad 5n(litut beftellf roorben finb: Et)r. g r . ©djwan, ¡TtouDeau bictionnaire franfaid=alleman£> et aHemanbsfranQatd, 2 Sänbe, ßubroigdburg 1799-1800, in neuer 2luflage Offenbatf; 1810. Siefeä ZBerE bürfte in Surgborf, DTiündjenbucfifee unb 3)Detbon laufenb benu|t werben fein. 23on einer ber alten ©pracfjen biente als Jpilfsroerf: Immanuel ©erwarb ©rf)etler, SIusfüfjrlicFiea unb mögltdjft DoUjiänbtged [afeinifcfi=beuffdje3 unb beuffcfi= lateinifc^ed ßeyiion, ßeipjig 1792, neu erfd^ienen 1804, in 4- 2luflage 1812. Die 23enü£ung (d)eint für bie ^a^re 1 8 1 1 - 1 8 2 4 im nacfjroeiöbar. 23gl. für ©cfjwan: Sriefbanb V I , © . 3 9 2 ; V I I , © . 4 2 2 ; V I I I , © . 4 0 7 ; X , © . 5 6 0 ; X I I I , © . 4 8 2 . - gür ©cfjeUer ifl 3 u Dergleichen: Sriefbanb V I I , © - 4 7 3 ; I x > © - 4 5 9 ! X I I > © . 4 : 7 u - ° Über bie poetifrfie S e i t e ifl bie ©ac^erflärung ju ben Sicf)fwerEen Don 1817 f. eingu= feljen, ©eite I i 5 f f . 2l.Jpeubaum, Pejialoggi, 3.2luflage 1929, © e i t e 2 7 2 f . Fiat grunblegenbe Darlegungen gut ©pracf)[e^te bei ^eflalDggi gemacht. Die ©a^erfldrung Don 33anb X X I I I , © • 4 i 7 _ 4 I 9 g'&f einen Uberblid? über ^Pejialoggiä 'Programm für feine 33earbei=

Sacherklärung

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fung 6er ©pracfjlefjre, foroie über i>ie frühem QSerfucf>e jur Sludgejialfung tiefes Unter» ridfjted. Gcinjelfragen S. 185 Z. 14 S. 200 Z. 23 S. 201 Z. 3

S. 208 Z . 26 S. 223 Z. 23 S. 2 3 1 Z . 16 S. 237 Z. 3 1 S. 240 Z . 16 S. 245 Z . 1 S. 250 Z. 9

S. 250 Z. 14

S. 250 Z. 25

25at>en im 2Iargau roar ffurorf feit ber Diömerjetf. jperjiellung Bon ©dfjabgiger ft>ro. OTottenfäfe iff f>eufe noef) im Äanfon ©larud üblidj. Oer 3>9 Er diente früher autfi für 9Itol!enEuren. ©og, fagenfjafier Äönig im norbifdjen Canbe DITagog, naef) bem i.23lief) 3üiofe Ä . io, 33.2 unt> Sem Propheten @jecf>iel, Äap. 38-39, ber in ber (Snbgeif 3frael angreifen roirb. 3 m neuen Seffament (Off. jiof). Ä . 20, 33.8) feigen © . unb JU. jroei barbarifdje 23olEer bero. Pftanjtanb. 2?ermuf[irfj gtef>i tjier ^Peflalojji nur roegen beö SReimö ben 3iamen beö punifdjen gelb^errn Jpannibal bei. L o t = im atfen Sefiament ein Onfri 2Ibra^amö (i.OTofe, Ä . 14). Sparta 3°acf>im t>on 3iefen (1699-1786) roar ein berühmter preußifcfjer 3?eiiergeneral unter bem Äönig griebridj I I . Ries, früher allgemein üblirfjeä "Papierma^, 500 Sogen Srucfpapier. S i e fagenljaffe ©ejialf beS ©cfituarjiünftlera S r . ^o^anneö gauft (cö. 1480-1539), oon ©oeilje bann bicf)fenfcf) gefialfef, wirb mefyrfacfj tion ^efialojji in Lienhard u n d Gertrud angeführt, fo in 233eribanb I I , © . 1 2 6 ; I I I , © . 3 7 1 , 569; V , © . 1 2 6 . S i e aus 3Imerifa ffammenbe SabaEpflange fanb erjl im I7.3 a l>rljunberi in (Suropa jum 3iaudjen ißerroenbung. S e r n erlief 1660/61 fdfjarfe JUanbafe gegen ben Sabafgenuf. Krone = OTünjeinfjeif, in Perfdfjiebenen ßänbern gebräucfjficf), off im 233erf eine« golbenen 3ef>nmarffiücSieä.

Bede an sein Hans vom 12. Januar 1818 2il[gemeineö a

©dfjon in feinen Jüngern 3 ^ r e n fyatte Peffaiojgi im 2Iuge gehabt, eine 21rmenanf?alf ju erridfjfen, um fief) ganj ber görberung ber 2Irmenerjief)ung roibmen gu Eönnen. ©eine •penfionöanjialf in Surgborf unb 2)t>erbon bienfe ifjm gut 21uögejfalfung feiner Dlietljobe toie jur finanziellen ©idjerung, 6ocf) roar fle nie fein le^feö 3iel. 23gl. baju efroa bie 23er« fudje, 1807 im 2Iargau eine 21rmenanjlalf j u errieten, naef) 2Berfbanb X X , © . 4 2 5 - 4 2 9 . S i e 2Iusfirf)f, burdf) eine ©efamfauögabe feiner ©griffen im 23erlag ßoifa bie DQTitfcI für roeitere !piäne j u gewinnen, fyatte ftcf» im 2auf beö ^jat)reö 1 8 1 7 burci) ben 2Ibfd)Iu|5 eines 23erfraged befiätigf, unb bie Gürroarfung beö @rfcf>einend munterte jur Siealiflerung auf. ©ommer 1 8 1 7 faßte 'Pefialogji mit feinem näcfjffen ©eburfgfag einen genauen Xermin in 2Iuöficf)f, an bem er ber lÖffentlidjfeit Äunbe Don feiner 2Ib(Ttf)f geben roollfe. ^ n ber 31iiffeilung über eine t>on (Snbe 1817 auf ben 1 2 . J a n u a r 1818 Uerlängerfe ©ubffrip=

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2. Anhang

tionafrift gaB cc ftf)cm (©.91 3-5f-) SiusEunft, ju tuelcficm 3wec£e er bie ju erroartenben OTittel Perwenben wollte. T)er im OEiober 1817 mit "Pf).(5. Pon gellenberg abgefdploffene Xvaltat, ber nacf) furger Jrifl t>on J)c(iaIojji roieöer abgefaßt txmrbe, F>affe 31t unliebfamen miß unerwünfdjten Difputen in ben 3eifunqen 2Inlag gegeben. einet ^)reffeerElärung Pom 28. Ofooember (©. 169ff), gab Jiefialojji ben 3nie if>n fef>r bebrutffe. 2IIö er am 2o.Oejember feinen greunb §.23.31iet)er Don t fein ^nf'iiut mif bemjenigen gellen» bergä fjabe pereinigen Eonnen, fd)rieb er u.a.: Sobald die Übereinkunft mit Fellenberg unterzeichnet war, so ward ich in allen vaterländischen Zeitungen öffentlich als ein Man dargestellt, der oeconomisch und geistig banqurott, ohne Bevogtigung sieh nicht mehr selber helfen köne, und nur durch die Hülfsmittel, die in Hoffweil in großer Menge für mich vorräthig syen, gerettet werden köne. Ich ward öffentlich hingestellt, als ob gar nichts mehr in mir selber sy, das sich etwan selbststendig den Schwirrigkeiten meiner Lag entgegensezen könte. Und Herr von Fellenberg schwig zu dieser wahrlich unwahren und unsittlichen Darstellung der Ursachen, die mich bewogen, mich mit ihm für 1 % J a h r zu vereinigen, und schin würklich durch sein diesfeliges Schweigen zu bezeugen, daß er dieses erniedrigende Hinstellen seines Freunds als eines Mans, der häuslich und geistig banqurot, eben nicht mißbillige. (23riefbanb X , ©.422). 2I.3frae[ fiellf eei in feiner Bibliographie (33anß I , ©eite 504, 2inmerEung 1) fp F>in, als ob ©cfimib burrf) einen Ouerf(f>ufj bie Q3ereimgung i>abe torpebieren wollen, ba fie if>m nidjt pa(jfe. S i e Jrage ber Urf)eberftf)af( ber 'Preffemitteilungen bleibt aber offen, ba autf) anbere £eute ein ^jnfereffe an biefen SeEanntmarfjungen f;aben Eonnien. feiner 3iebe Pom 12.Januar 1818, gebruefi in Zürich bei Orell, Füßli und Compagnie, und zu haben im Pestalozzischen Institut in Iferten gab iPeflalojgi auf 173 (Seifen eine 2lnEünbigung ber 2Irmenanflal£, bie bann im September 1818 in Etinbi) eröffnet werben Eonnte. S i e 3?ebe ifi gang pon 'Peffaloggi Derfajjt unb enthält wof>l Eeine früher Perfafjten Seile, wie bieö Jp. SQfiorf (23anb IV, ©. 108, 322, 594) irrfümlirf) ange« nommen Ijaf. Zeile auä ber ©cfjrift pon 1812: Über die Naturgomäßhoit in der Erziehung ftnb nitfjf in bie 3iebe Pon 1818, fonbern erft in ben Schwanengesang pon 1826 ein= gegangen. Oaö OTorgenblaft in Stuttgart berietet im 3 a ^ r g a n g 1818, J i r . 21: Über die Feier des Geburtstages Pestalozzis im Jahre 1818, nacf) einem 3Iuöjug in 2i.3f ra e[> "Jßeftaloggi=23ibltograpf)te, 25anb I , 1903, ©.384-385 : . . . Sein ganzes Haus versammelte sich morgens um acht Uhr im Gebetssaale und begrüßte den Vater mit einem . . . angemessenen Chorgesange. Die wenigen Worte, die er da sprach, wird keine Zeit aus dem Herzen seiner Kinder und Zuhörer verwischen. Um zehn Uhr versammelte er abermals sein Haus um sich. Nachdem er demselben in einigen Grundzügen seine Gedanken über Volkserziehung und Armenversorgung mit ergreifender Kraft und Innigkeit ausgesprochen hatte, teilte er ihm mit bewegter Seele seinen Willen, seine Hoffnungen und Wünsche mit, zur Sicherstellung seiner Anstalt über sein Grab hinaus. Demzufolge solle die Summe . . . von 50000 franz. Livres [§r.] als ein unveräußerlicher Fonds zur Gründung einer Armenanstalt . . . in sichere Hände gelegt werden. Als Mitstifter dieses Zweckes und dieser Anstalt lud er seine alten Freunde ... Krüsi und Niederer dringend ein, und erklärte zu demselben Zwecke mit sich vereinigt die Herren Schmid und Lange. . . . Nach beendigter Vorlesung, während manches Auge in Tränen schwamm, ent-

Sacherklärung

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w i c k e l t e H e r r S c h m i d h i s t o r i s c h die U r s a c h e n d e r e h e m a l i g e n F i n a n z z e r r ü t t u n g a u f eine Weise, die a u c h v o n dioser Seite P e s t a l o z z i s H e r z u n d C h a r a k t e r i m r e i n e n H i m m e l s ä t h e r d e r L i e b e e r b l i c k e n l ä ß t . Dieser A u s e i n a n d e r s e t z u n g f o l g t e eine E r k l ä r u n g dessen, w a s er z u r G r ü n d u n g dieser A r m e n a n s t a l t z u t u n willens sei; d e m z u f o l g e er . . . 6000 f r a n z . L i v r e s z u P e s t a l o z z i s S u b s k r i p t i o n s g e l d e r n n i e d e r legte. E i n i g e t h e a t r a l i s c h b e a r b e i t e t e u n d v o n einigen Zöglingen d a r g e s t e l l t e S z e n e n a u s « L i e n h a r d u n d G e r t r u d » , w o z u ein P r o l o g einleitete, u n t e r h i e l t e n die zahlreiche Gesellschaft. D e r d a r a u f f o l g e n d e B a l l beschloß die F e i e r des T a g e s . 2íutfj 21.3frae[ gibt in feiner 'PeffaloäjisSibüograpfyie, S a n f t I , S e i t e n 5 0 4 - 5 1 0 eine auäfüf)r[irf)e J u f a m m e n f a f f u n g Don "Peftaiojjiö Diebe. S e r 3n(>a'í gtbf eine Haré Überfielt Pon 'Pefialojjis ergíefjerifrfjen Seftre-bungen. @r erläutert barin feinem SnEel, roarum er bie JICitteí aud Ser Soffa=2ÍUíSgabe für tiefen S ^ c ä Derwenben » o l l e , juma! er Sen íTteu^of, ben er í>átte Derfaufen íónnen, für bie 2lrmenanjialf behalten fjabe. ©r beftimmte bie erwartete ©umme t>on 50000 g e . aus ber ©efamtauSgabe (bíe er fpäfer nie Doli befommen follfe), ju biefem neuen Seil feiner Sefircbungen, jur górbecung ber OTefljobe, j u r Cefjrerbítbung, jur Qjrridfjfung Don Ißrobfcfjulen. Surct) feine 23ergleicfje bcr 2lnftalf mit einem S a u m , ber 2Bof)nfíube mit einem 23ogelnefl, feiner eigenen (Stellung mit ber eines 2IbfeS in einem Älofier mußte er feine ©ebanfen plaufibel unb eingängig gu machen. Sejeicfjnenb ijl, bag er allen ©fänben, auef) ben 2lrmen bie gleidfje Grjiei)ung gufeil werben ließ, bebeutfam autf) fein .Spinweis auf ben D2liffel|tanb. Zßitf)£ig ifi fobann feine ©leidfjfe^ung ber (Slemenfarbilbung mit reli* giöfer 23ilbung: D i e M e t h o d e ist die m e n s c h l i c h e K u n s t des C h r i s t e n t u m s , o d e r k a n n es wenigstens in i h r e r V o l l e n d u n g werden. ©arauS follfe für P e f i a l o j j i bie richtige STafionalbilbung unb Qjolfsfultur erroatfjfen. © e r (Sinbrutf ber 3iebe auf bie 3uf)örer, unb feit bem J l i ä r j 1 8 1 8 auf bie ßefer, w a r ftarf unb narf)f)a[tig. Bellenberg wollte auf bie @r!lärung 'JJefialojjiS Dom aS.ÍTÍoDember 1 8 1 7 antworten. (Sr unferbrücEfe aber feine (Entgegnung, ba tl>r j n f j a l t buref) bie ¿)oer= boner 3Infpratf)e a l s nidf)f tncf)r geifgemäß erfcf)ien. (S X , ©cite 527). Ä . ^ . S l o d j m a n n urteilte 1846 barüber in gletrfjem © i n n unb (Sinbrutf: Diese R e d e , g e h a l t r e i c h u n d geistvoll, wie i r g e n d eine seiner f r ü h e r n , g i b t Z e u g n i s v o n d e r n o c h u n g e b r o c h e n e n K r a f t u n d G e d a n k e n f ü l l e des in s e i n e m Schicksal so tief g e b e u g t e n Greises. (S X , © . 527). 3toei aus ber 3tebe fídj ergebenbe Jolgen bürfen nicfjf überfeinen werben. ¡Der erfi gtoangigjäfjrige Gtnfel ©offlieb wie feine §rau feit 1822, fiatfjarina ©djmib, fyaben gu= nädjfl rrof>[ baS 23ermädf>fms if>reß ©rofjDaferS 3U ©unjien einer 2lrmenan|ialf gebilligt. 2lls Slinbp 1 8 1 9 aufgehoben würbe, als» baS 3 n f t ' í u í 2)Derbon 1 8 2 5 einging, unb jpeinriif) •peflalojji mit (bem 23ruber) 3°f c PÍ> Gcfimib jlcf) ben Dleufjof alé 3Bof)nfii; erwählte, f)aben ©offlieb unb Äaffjarina ^Jejialojji alé nunmehrige 23efi|er eö Der^inberf, baß bort eine neue 2lrmenan|talf qe(d)affen werben Eonnfe. 3 a ö ift infofern wichtig, alé audf) ^ofeph ©cfjmib fid) 1 8 1 8 an ber ©rünbung eines 2Irmeninftitufö beteiligte (S.D.). S i r e f f anfcfjliejjenb an J>efialojsiS 3íebe fjielf a u d j fein jpauptmifarbeifer eine 3ln= fpracfje, worin er bas 23orF>aben feines Dlteifters j w a r nicfjf Doli billigte, aber bodj nidfjf umfjin Eonnfe, feinem "Plan gujufiimmen. (£r ftellfe bafür fein eigenes Q3ermögen j u r 23er= fügung, w a s umfo bebeuffamer werben mußte, als "Peffalojgi fein erfteS H o n o r a r Don ber G>offa=2luSgabe mit 10000 § r . erfi im 1821 fr^iett. Sluc^ © ( © . 2 1 ) üt>er einen ^)affua Don !ÇejiaIojji, ber l i e b e r e r unb j j . f f r û f î gum erneuten 3Hitmacf>en bei feinem 2 ö e r f e einfub, ÈaF)in auô= gefprocfjen: K e i n e Ü b e r w i n d u n g u n d k e i n O p f e r w e r d e n m i r z u g r o ß sein, u m z u b e u r k u n d e n , d a ß m e i n H e r z k e i n e U n v e r s ö h n l i c h k e i t k e n n t , u n d d a ß ich i m Gegenteil V e r s ö h n u n g u n d L i e b e ü b e r alles h o c h s c h ä t z e . 2Benige 3ai)re fpäier f)a£ 3 - ©rf)tnib ergängenbe 2Iuö?unft über bie (Sniftefyung Don Pejîalojjié 3lebe gegeben, unb biefer \)at j u feinen ßebgeiten biefer Sarfîettung nicfjt »iber= fprodfjen; etS t)eißt in (Sd)mibs ©cfjctff : W a h r h e i t u n d I r r t u m i n Pestalozzis Lebensschicksalen, d u r c h T h a t s a c h e n dargestellt, 1822: I n d e s s e n ist es T h a t s a c h e , d a ß P e s t a l o z z i d a m a l s , bei e b e n d i e s e m A n l a ß , d e n G e f ü h l e n seines z e r k n i r s c h t e n H e r z e n s e i n m a l f r e i e n L a u f lassen u n d d e r W e l t e n d lich u n v e r h o h l e n s a g e n wollte, welches Schicksal i h n z u t r e f f e n d r o h e . A b e r i c h b a t , i c h b e s c h w o r i h n bei a l l e m , w a s i h m t e u e r u n d heilig sein m o c h t e , die W o r t e d e r Liebe u n d S a n f t m u t noch einmal zu gebrauchen u n d den Versuch noch einmal zu m a c h e n , bei d i e s e m feierlichen A n l a ß die H e r z e n dieser zwei seiner « a l t e n F r e u n d e » sich i h m n ä h e r z u b r i n g e n . N i e d e r e r u n d K r ü s i h a b e n also P e s t a l o z z i s Ä u ß e r u n g e n ü b e r sie in dieser R e d e e i n z i g u n d a l l e i n m i r z u v e r d a n k e n . (S I , S e i f e 2 2 f . ) "Peflaloggi f>atte bie pfrjdfjologiftfje S i t u a t i o n in begug auf feine beiben frühem 3Iîifar= beiter beffer ald ©djmib erfaßt, ©innig bafierf auf ^efïalogjië 74- ©cburföfag ließ S r ü f ! bie 2In!ünbigung eineö ©egeninjiituted für Änaben erfdFjeinen, an ber neben ifjm ^.iHie&erer, Ä . iltäf, 3 © i c ' n e r / Vfy- ^abfyolj unb rooI)[ audfj S I ) . © . 23rouffon eng Dereint arbeiten mürben. 21m 24.^>ornung 1818 enthielt ber 2öegroeifer in ber ®i&gcnoffenfdf>aff, Äonffanj, © . 5 2 - 5 5 : A n k ü n d i g u n g einer Erziehungsanstalt für K n a b e n v o m schulfähigen A l t e r bis z u m Übergang ins wissenschaftliche oder Berufsleben. (il.^ifrael, S a n b I , ©.515)2Bofj[ a u s j o f y g . Jiiebererg gebet f î a m m t eine Êinfenbung, in neutraler Çorm a m 2 4 - S e b r u a r in ber SMgemeinen 3eitung 5U 2Iugöburg, ber mir folgenbe Xeiie entnehmen: D e m , Schweizer B l ä t t e r n . . . e n t n o m m e n e n A r t i k e l ü b e r P e s t a l o z z i s j ü n g s t e Geb u r t s t a g s f e i e r ist n a c h t r ä g l i c h h i n z u z u f ü g e n , d a ß die v o n d e n R e d n e r n des 12. J a n u a r e r g a n g e n e , d r i n g e n d g e n a n n t e E i n l a d u n g a n die F r e u n d e u n d a l t e n G e h ü l f e n P e s t a l o z z i s , K r ü s i u n d Niederer, i h r e r N a t u r n a c h o h n e Folge bleiben m u ß t e . Sie w a r u n s t r e i t i g a u f d a s P u b l i k u m u n d n i c h t a u f die b e i d e n M ä n n e r b e r e c h n e t . D e n n es w u r d e i h n e n v o r d e r ö f f e n t l i c h e n E r k l ä r u n g d e r S t i f t u n g s e l b s t n i c h t d a s g e r i n g s t e

Sacherklärung

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d a r ü b e r mitgeteilt. Sie v e r n a h m e n m i t E r s t a u n e n v o n f r e m d e n Z u h ö r e r n die a n sie gerichtete Aufforderung, k o n n t e n a u c h seither n u r zur K e n n t n i s v o n B r u c h s t ü c k e n derselben gelangen. Abgesehen v o n dieser e t w a s genialen A r t , den Willen u n d die K r ä f t e der Menschen zu f r e m d e n Zwecken in Beschlag zu n e h m e n , k ö n n e n K r ü s i u n d Niederer ihren Ansichten v o m Geist u n d Gesetz der Pestalozzischen U n t e r n e h m u n g , d . h . der I d e e der Menschenbildung zufolge, nie Mitstifter einer i h r e m W e s e n n a c h willkürlichen, auf bloßen Persönlichkeiten r u h e n d e n , u n d d u r c h P e r sonalverhältnisse bedingten S t i f t u n g w e r d e n ; zumal diese S t i f t u n g a n P e r s o n e n g e k n ü p f t ist, zu denen sie d u r c h a u s kein Z u t r a u e n h a b e n u n d v o n denen sie eben so wenig Z u t r a u e n genießen. . . . F ü r sie b e d u r f t e es keiner neuen M i t s t i f t u n g u n d keiner E i n l a d u n g zur F ö r d e r u n g v o n Pestalozzis wissenschaftlichem I n s t i t u t . Die S t i f t u n g , a n der sie Teil h a b e n , ist Pestalozzis unsterbliches W e r k : die E n t d e c k u n g u n d E n t w i c k l u n g des Wesens u n d der Mittel der Menschenbildung. Diese S t i f t u n g ist längst geschehen u n d so alt, als die G r ü n d u n g der A n s t a l t selbst u n d als d a s v o n ihr geweckte geistige L e b e n . Möge dieses L e b e n n u r v o n H e r r n Schmid u n d Kollegen e r h a l t e n w e r d e n . . . Sit. 2I.3frael, B a n b I , @ . 5 i 3 f . - 23gl. baju S r i e f b a n b X I , frabenben 21blefynung, tt>oi;[ autf) wegen feineö gormfefylerd mit ber Smfabung, lieg Peffatojji ben beißen Dliännerrt ein @remp[ar beä gebrudEfen ZBerfeö gu= fommen, woDon eine Ißibmung befannt ifh A n Niederer als die letzte B i t t e u m Versöhnung, v o n Pestalozzi. Y v e r d u n , d e n 29.März 1818. © a ö burdf>fd)offene, brofcfjierte (Sjremptar mar früher im 23efi§ Don 2 . 2 0 . (SeijffartF), Ijeufe (Sigenfum ber Seuffcfjen £ef>rerbücfjerei Scrlin. (S I , (Seite 614 2tnmerfung). on if»m auä= gef>enben (Sinflug auf fein 2Beri als if>m fremb unb feiner Sarfje Derberblid) erflärt. 3«rn erfien 3dia[ gefdjal) bied in einer iBorrebe Pom i . ^ u n i 1820, jur DXeuaudgabe t>cm W i e G e r t r u d ihre K i n d e r lehrt, bei S o f i a , Dgl. 233er?banb X I I I , © . 5 4 2 f f . ber fritifdjen 2iuß= gäbe. 3 n einer ö f f e n t l i c h e n E r k l ä r u n g 00m 17. 3Tiärj 1824 f»af bann Peftalogji feine projeffierfe (Stiftung roiberrufen, ba feine ©egner baä iöerfrauen gu feinem i j a u f e ju ©runbe gerichtet Raffen unb er gur 3 n n sf)ateologen noef) im 8.3ialjrf)unberf bie 23orfieIIung Don 2Infipoben als mit ber ¡Bibel im ZBiberfprurij ftefjenb Derroorfen. S. 274 Z. 13 Daä 2Borf Hosenlosigkeit ift bie bireEie liberfe^ung bed frangöflfdjen 2Borts «@anelcuIo££iömuö». 21U «©anSculo££en» rourben bie rabiEalen 2tnf)änger ber grangofifdfjen SeDoIution begeitfinef: ©ie irugen lange ^jofen (panfalond), roä^renb bie 2irijioEratie an ben «culDffei», ben ftniefyofen, feftijieli. S. 274 Z. 14 Da« ÄleinEinb mürbe in bie «gäfrfjbänber» eingeroiietf; baran waren bie güf>rbänber befefligi, roontk baä ÄleinEinb bei feinen ©ef)Derfudjen gehalten rouebe. (3tf)on ber neunje^njä^rige 5)ef}atogji F>a££e fitf), Don 3iouffeau beeinfluß, in feinen Wünschen gegen biefeö einjroängenbe ©qffem geroanbt; Dg[. 2BerEbanb I, ©. 23 ff. S. 274 Z. 23

J o h n B u l l iff eine fcf)erjl)af£e 33ejcicf)ming beö englifdjen 23o(EeS alö © e f a m f l j e i f . © e r SiusibrucE gef)t rooI)l gurücE a u f 2trbufIjnot, H i s t o r y o f J o h n B u l l , 1 7 1 2 ; er roirb i)ier im © i n n Don Ä r e t f j i unb tyletfyi Derroen be(.

S. 277 Z. 38f. Jiatijbem baö 2Daifen^aud in ©fanö aufgelöjl roorben mar, begrünbefe Pefialogji eine erffe (Srgie^ungöanfialt in 23urgborf (1800); er Derlegfe 1804 baö ^JrifiiCuf naef) Dliünc^enbut^fee, 1805 nad) 3}t>etbon. ^n biefen 2in(iaKen rourben noigebrungen Dorroiegenb Äinber auö guffiiuierfen gamilien aufgenommen. ©0 (d)reibt 'PeffalojjiiS Dliifarbeifer Penning:

Sacherklärung

445

Merkwürdig, daß, wie feind Pestalozzi allem sogenannten Herrenwesen war, dennoch die meisten seiner Schüler Herren (waren). Q3gl. bagu Sriefbanb X I , (3. 407. 116er 3öglinge gutn niebrigften 5)en= fiondpreid ober unentgeltlich t>gl. Stfjmib, Rede gehalten am 74. Geburtstag Pestalozzis, I818, 43S. 279 Z. 23f. Ser tornan Lienhard und Gertrud ifi in ben 2Ber?bänben I I biö VI abgebrud?f (1., 2. unb 3.gaffung), ©ertrub, beren menfdf)lirfje 23orbilber in 23arbara ©cfimtb, ber 9Iiagb Don ppftalojjia OTutter, Por allem aber in ber langjährigen Dienerin auf bem iTteuF) of, Cifabetf) ff rufe, geb. 3Täf, ju feljen finb, erfd>eint in PefialojjiEl Kotnan alö ffriflallifationgpunEt feiner 33emüf)ungen um eine 233oI>nftuben=@rgiei)ung. Sie ÜBo^nflube a[ö ber bem jüngften Äinbe einjig entfprecf)enbe 2eben0= räum fjat ^Pefíalojgí in feinen fätnflicfjen päbagogifcf)en jjaupfroeríen íná 3entrum gefleüf. Of>ne Dliuffecliebe unb eine bie frül>eften Einblicken Regungen beacfjtenbe (Sorgfalt, bie nur im engen ftreié Ijäuölicfjet (Sr= giefjung tnöglidj finb, bleibt jebe fpätere päbagogifcfte ©nmirfung frag= würbig. Das f)äudlicf)e ßeben ift erstes, wesentlichstes und heiligstes Fundament ber (ärjiefyung. (An die Unschuld... 233erEe, 3iotapfe[, 23b. VIII, ©. 220). Das Band des häuslichen Lebens ist in seinem Wesen ein Band der Liebe, und dadurch das von Gott gegebene Weckungsmittel aller Tätigkeit für Liebe. In seiner Reinheit ist dieses Leben das Höchste, das Erhabenste, was für die Erziehung unseres Geschlechts auch nur gedacht und geträumt werden kann. Es ist unbedingt wahr: wo Liebe und Tätigkeit für Liebe im häuslichen Kreise stattfinden, da muß das Kind, es kann nicht anders, es muß gut werden; (t>gl. ®ej3ner=23riefe, 2Berfe ©epffartf), 2 b . I X , (5. 245f; ferner 233erEbanb X V I I B (n. n. erfdfj.). 2Beifer fjeigf eö im 233erE An die Unschuld...: Der Wohnstubenraub, dessen sich das Zivilisationsverderben unsrer Zeit schuldig gemacht, muss wieder erstattet, ... das Weib der Zeit muß wieder in allen Ständen der Natur und dem Gefühl seiner Bestimmung nähergebracht werden. ZBerfe Kotapfel, 25b. VIII, a[tig mit biefem Problem. (Dgl. ip. (3rf)6ne= bäum, (Ernte, ig42/ S. 494f•)• ® cc 22iße, eine 2Irmertanffa[f gu grünben, ber fi'tf) in ber Dorliegenben Mebe auafpricfjf, ifl bie praftifcfie gotge baDon. Die (Eröffnung ber 21nflalt ßlinbr) folgte im September 1818. S. 286 Z. 22 DTiit gichterisehen Krämpfungen finb epiteptifdje SlnföIIe gemeint (Dgl. bie Xejrtfritif). Oiefed Bilb entflammt Pcffaloggiö engffem ®rfaf)= rungöfreiö: fein Sotyn " " unter (Epilepfie unb ffarb in jungen ^afjren; Dgl. g.Selefat, 3of>ann Jpeinrid; ^efialoggi, 3-2IufI., 1968, S. 85. S. 286 Z. 26 ©ie fdjlagenbe gormulicrung Almosenader begeugt ^eftaloggiö urtüm= Iidfje ©prad)fraft. S. 286 Z. 39 Seit bem i8-3;af)rf)unberf würben bie fpanififjen 3Iterino=®djafe in DHitteleuropa gegüdfjtet. S. 287 Z. 37 2IId Zeitnotablen erfcfjeinen bie je^igen, nur o.ufa 2iufjerlidfje bebacfjfen 23ertreter ber früheren fraftDoIIen iTTofabilifäf. S. 288 Z. 9f.

S. 289 Z. 18

Unterfdfjieb gum ßanbeigentümer nai>m Peffaloggi neben Äinbern aurf; Jünglinge unb Söcfjfer in feine 2Inflalt auf, bie bei (Eignung gum Eeljramf auögebilbet würben, neben ben mei|i audlänbifcfjen, fcfjon im Beruf jfeljenben « ©eDen».

Über bie grage bcö (Eigentum^ bei f>ef}aIoggi geben u.a. 2iurl)unberf fiammenbe © d j l o f Don 2)Derbon, » e i t l e s ^ejialoägiä 3 n 0 ' i u i f*'* -iperbft 1 8 0 4 beherbergte, mar ein maffiDed, fahles unb büftereS ©ebäube; Befonbers bie jüngeren 3 ° g l i n g e tonnten in ben grofjen 3?aumen faum ©eborgenljeif finben (Dg[. 21.3al>re fpäter in einen "Projefj münbete, oI>ne bafj am © d j l o f j etwad Deränbert worben wäre. 23gI. S r i e f b a n b X I I ,

© . 448. S . 3 0 4 Z. 13ff. D i e Sejiefjungen jwifc^en "J)e(ia[ojji unb ber © t o b t 2)oerbon waren bis auf bie legten 3nfiifuföjaf>re erfreulidfj gut. 2Dät)renb ber O^apoleotüftfjen iperrfdjaff waren aDerbingä Spannungen fpürbar; Pefialoj^iä jwei= fpracf)ige 21n(lalt, a u f bem S o b e n ber franj6fifcf;fprarf;igen 2 B a a b f fie= fjenb, beherbergte jai>treit^e 3 ^ 9 " n 9 e unb ßeijrer auß Seutfifdanb, bie guweilen Eräftig gegen DTapoIeon iftre © t i m m e erhoben. P e f t a t o j j i felbfi fyatte 1792 bad franjöfifcfie S^renbürgerrec^t erijalten; er galt innen« politifcf) a U iKeOolufionär unb erfreute fief) nitf)f jule^t bea^alb ber

Sacherklärung

S. 304 Z. 27

449

ielf, i>af beffen bamalige unb fpätere ® e g n e r Deranlaßt, in iljm ben « böfen ©eijf» ju feljen, bem "Pefialogji angeblich 2Birflirf)feit fai) er in mib ben OTann, ber bas ^ n f t i t u i « Perpel». 1 8 1 5 eor bem Diuin bemaljri F;affe unb insfünftig mürbe beroafjren fön= nen. Uber bie ©tfjroärfjen feines Mitarbeiters mar er fid) öurrfjaus im flaren, ftfjäfjte jeboef) an ifim feine Naturkraft. 2 B a S bem ^nflifutsleiter in iTtieberer als intellektueller, Pon iporfimuf nicfjt gänglirf) befreiter 3ii= gorismus entgegentrat, jeigte fid) bei ©cfjmib als eine auf bie prafiifrfjen Sebürfniffe ausgerichtete, burcf)greifenbe unb fafl urtümliche ffraft - bie fitf) aüerbings jumeilen mit fcfjonungslofer .Sparte unb ialtem Ä a l f ü l butcfijufefsen toufjfe. 3 n biefem 3 u f ammen ^ an 9 t")n einer © e n i l i t ä t •peflalogis ju fprerfjen, märe Derfefylt. @S ertoieö fid) als unmöglich, ben Satmenfcfjen ©cf)mib Pon 'Pejlalojji 5U ifolieren. ©cfjmibs ©egner, befonbers 3- lieberer, ij. Ärüfi unb j . Ä . STtäf, gingen nun ju perfönlic^en 2ingriffen auf il>n über unb fcfjre(£= ten felbfi Por Peinlicfjfeiten nicf)t gurütf. Semgegenüber nutjfe ©cfjmib in fidler oft taEtlofer 2Beife bie ©cfirDäcfjen feiner geinbe aus unb fud)te fid) immer meljr ber ^)err|'d)aff über bas ju bemächtigen. ÌTÌie= berer, ber fic^ innerlich gufefjenbs Pon !Pe(laIojji lófie, proptjejeite ben natjen Untergang beS ^nfiituts unb fieüfe fcf)Iiefjlicf) ^efialo^i felbfl in fcfjamlofen 2lngrifjfen blofj, roarf ii>m (Sitelfeit unb ^ j r r c l t g i o f i t ä t P o r . Sie 2lnEünbigung pon ^Pefialojjis ©efamtausgabe, an melier lieberer

29

Pestalozzi Werke Bd. 25

450

2. Anhang feinen 2InfeiI meljr nehmen formte, fremfte ii>n unb f ü h r t e erneuf j u i>ef= f i g e n Ä o n t r o D e r f e n . 23g[. bagu i m oorliegenben 35ani> (3. i g f f . bie ©cfjrif= f en über Sie Œ o f f a s S i u d g a b e , c o r allem a b e r aucfj bie @ f ellungna^me 3Tiebe= rerö j u m © u b f ï r i p f i o n c t p l a n , S . ß g f f . unb b i e j u g e h ö r i g e S a d j e r f l ä r u n g . 2 l m 2 5 . 3 I Î û î 1 8 1 7 f a g f e fief) 3 î i e b e t e r

roafjrenb

ber Ä o n f i r m a t i o n d f e i e r

enbgültig Don ' P e f l a l o j g i [od. ®r überfcfjüfiefe ben © r e i s Don ber ftangel tjerab m i t 23orroürfen unb nannte if)ti ben 23ernidf)fer alled © u f e n , ber feine eigenen g r o ß e n ^jbeen j u © r o b e f r a g e . i p e r m a n n Ärü|7 F;afte fcfjon i m 23orjaf)r baö ^ n j ï i t u f Perlaffen.

1817

trennte fïd) aucfj 3 [ , l > a n n Ä o n r a b iTtäf ( 1 7 8 9 - 1 8 3 2 ) , ber ß e i f e r ber 1 8 1 3 begrünbefen Z a u b j î u m m e n a n f î a l f , Don "Pefialojgi. 2iuf ben g o r f g a n g beö iiefjrerffrciia narf) 1 8 1 8 f a n n F)ier nidf)f näher ein= g e g a n g e n w e r b e n , nur fein (Snbergebnid iff f)ier Don iZDicfjfigfeif. £roÇ allen offenen unb anberen itnferfjfungert f o n n f e P e f t a l o j j t fein bié 1 8 2 5 in B e t r i e b Ralfen. S i e ®egnerfrf)aft ber fonferDatioen Dîîdtfjfe, i m 3 e i f a l f e r DTÎeffernidjë, beeinträchtigte jroar ben 3 u 9 a n g Son ©cfjülern a u ö Öfterreicf), S e u i f c f ) [ a n b unb 3Îu(jIanb ; boef) t r a f e n b a f ü r

met>r

©coûter a u ö g r a n f r e i e f ) unb bem liberalen Ê n g l a n b ein. (Snffdjeibenb f ü r ben 3 t i e b e r g a n g heftige

(Daren

Kampagne

bie « eckten ^Peflalojjianer» a m

gegen @d)mib

erfcfjüfferfe, Diele g r e u n b e

abfpenjîig

Ciberale i r r e f ü h r t e . J î a c f j ber ohne 3»uöroeifung S t f j t n i ö ä

roar

baé

23erfrauen

Orte,

beren

ber ö f f e n t l i r f j f e i f

m a c f j f e , aud)

rerf)tlicf)ed © e l j ö r

Diele (3cf)toeijer burdjgeführten

"Pefialojjt gegttmngen, i m g r ü ^ j a ^ r

1825

feine 2tnjîatf a u f j u l ô f e n . O e r j p a u p f g e g n e r 3 - l i e b e r e r Dcrließ 2)Derbon fcfjon 1 8 3 7 , u m n a d j © e n f überjufiebeln. Q3on feinen g r e u n b e n

war

j p . f f r ü f i fcfjon 1 8 2 2 narf) t r o g e n g e g a n g e n , roä[;renb 3 - 3 ^ ä f in 3)Der= bon 1 8 3 2 f i a r b . 23gt. bie n ä h e r n 2 i n g a b e n in B r i e f b a n b X I I I . S . 3 0 7 Z. 1 8

S i e folgenbe ©djilberung beé 2>aums ift nicht alö blofje 3î^eforif aufeu-faffen: eö gibt Derfcf)iebene 33eifpiele bafür, ba(5 J)efta[ojji Don 23ifïonen unb Xräumen überträlfigf rourbe, toorin if)tn baö, roaö er fudjfe, geaalt» t>aff=überbeui[irf) entgegentrat, ©olcfje I>eüfef)erif r e n «m J n f i i t u t . Cif. B r i e f b a n b X I I , © . 469. S. 320 Z. 18f. © e r K a u f m a n n 2i[pt)onfe S o y a t , tneift S o y a t = £ u r i n genannt, gehörte ju einer politifcfj einflußreichen gamilie Don 2)oert>on. Siner iljrer 2Ingeij&rigen, 3fean4!oirid, roar Don 1804 bis 1815 ©tabtpräfibent Don 2)Derbon. OÜIit if)m jufammen gehörte 21. Dojraf=2urin ber ö?ono= mifdjen Äommiffion Don 1814 a n , ioeldfye Pejlalojjid 3 n P ' f u i fanieren foüte. £if. B r i e f b a n b I X , 4 4 3 ; X I I I , © . 4 9 5 . Oltorf, 3 u r B i o g r a p h i e © d j ö n e b a u m , (Srnte, 1942, ®.98. Peflaloäji'ö, B a n b I V , © . 375f. 21. t r o t t e t , ipiffoire et annale« be [a Dille b'J)Derbon, 1859, ©. 607. S. 320 Z. 19 Sparte« Ecmfianfon führte j u f a m m e n mit ^pit[icf)oi)i> eine B a n f in 3)t>er= bon. £it. B r i e f b a n b I X , 145, 283; X , © . 110, 163. S. 321 Z. 10 S i e ipoffnung auf bie ffantondregierung w a r nifyt unbegrünbet. 3 r o a t : Ratten ficf) bie anfänglich guten Bedienungen infolge bed £ehrerfireitä getrübt, bo• ©chönebaum, S r n t e , 1942, © . 3 3 5 f .

Sacherklärung S. 321 Z. 35

453

Scannen fieberet (1779-1843), feit 1803 für "Peftatoggi tätig, »¡rite Don 1810 biá 1815 in [eiten&er (Stellung in !J)ej?aIoggia ® r unter» richtete in Dieligion unb Spraken unb oerteibigte !Peftaloggiä 92TetI)obe 1810-13 gegen äugen in Perfcfjiebenen profilierten ©griffen. TCeberer, bem beutfdjen ^í'ealÍÉlmué Derpflitfifef, bewegte ficf) auf pf)i[ofopf)ifcfjer ipölje; fein pät>agogiftf)er Eifer nährte ficf) aud einer jtarEen logififjen SenEEraft unb ridfjfete fidfj auf bie tfjeoretifd^e 23egrünbung ber OTet^obe, weniger auf bie EonErete [>ingebungöt>oIIe Girgieljerarbeif. Daraus enis wuíelfe ficf) ein ©egenfais gu ^Peflalojgí unb bem feit 1815 wieber im 3nffi(uf tätigen 3°fePD ©djmib. 2Baö iljm ÍTÍieberer bebeutete, Ftöff •pcflalogsi in ber t>orliegenben 3?ebe fefi (f!ef>e £ej:t 355 3- 2ff.; t>gl. aurf) 23riefbanb X, ©. 32). S i e ProblematiE,roelcJjeÍJIieberer mit feinem .Spang gu tijeoretifd^er Burdjöringung fcf)uf, wirb beutlitfj, wenn "Pefta» Ioggi formuliert: Du weißt auch, Niederer, ganz gewiß, daß ich tausendmal äußerte, man müsse von niemand mehr fordern, als er leisten könne, und ihn immer nur in den Schranken benutzen, die seinen Kräften und seiner Bildung angemessen sind. Du aber wolltest immer, oder wenigstens zu oft, daß ein Lehrer zuerst die Methode im allgemeinen philosophisch begreifen müsse, ehe er im Stand sey, in irgend einer Wissenschaft etwas zu leisten, das nicht auf das Ganze der Elementarbildung störend einwirke. (10.3Härg 1818, 23riefbanb XI, tnie groífdjen edjter PäbagogiE unb einer 33erfud^éfcfjule: befaßte fícfi gang mit ber jeweiligen ^nbioibualifäf bed Äinbect, fo wie fie ficf) if)m EonEret entgegenfíellfe; @d)miö bevtvat biefelbe 2iuffaffung,roáljrenbÍXtieberer bad &mE> alé 23er» fucfjdobjeff für íf)eorefífcf)e Erwägungen betrachtete. Diefe DIÍeinungá= Derfcfjiebenljeif mujj aläOTofiDin bie 25etracf)fung beä £el>rerfireifö mit= einbejogen werben. (Sä fällt auf, wie 5>e(iaIogji ber begeiferten 3Iteff>D= benforfdfjung, bie gum ©elbjtgwecE auöguarten broljt, in ber Dorliegenben 3?ebe unmifjDerflänblicf) wiberfpridjt. £if. Sp.OTorf,Sanb III, bee einer allgemeinen 9Iten= fcfjenbilbung, Wie ¡Ttieberer fíe »erfolgte, War Peftaloggis eigenfleö 2ln= liegen; baneben benötigte er ben iRealiffen ©cfjmib, um bie öEonomifdfje Safiö feines erhalten unb ben J)Ian einer 3lrmenan(ialt Der» wirEIicf)en gu fönnen. Sine fo[rf)e finnoode {Bereinigung fcfjeiterte an ber ffänbigen fiarren ZBeigerung Ttiebererö, mit (2cf)mib gufammenguarbeú ten. 2lm 25.92Tai 1817 t>er[iefj lieberer "Peflaloggiö 3n(litut; in ber Xöcfjferanflalf, welche feine grau Síofette, geb. Äafi^ofer, im 3Tot>ember 1813 Don "Peftaloggi gefcfjenEweife gu (Eigentum erhalten f>atfe, foroie feit 1818 in Ärüft« neuem Änabeninfiitut war er fortan tätig. Dlíit fei)r t>iel neuen linterlagen Eann jef)f bai ^Hingen Pefialojjis um ben weifern 35ei(ianb OXiebererö in ben 23riefbänben ix-xii »erfolgt werben. 3 n

454

2. Anhang 3Xiebererö K e a E t i o n a u f bie Dorliegenbe 3?ebe fie^e ben © a c f j a n f ) a n g

3- 1 2 ff., foroie bie © a c f ) e r i l c i r u n g ßit. Jf).OTorf,23anb IV, ©. 5 2 6 - 5 2 9 . [iogtap^ie, Sani» III, © . 586. - ©.(Sirfjfufj, 3?ofette lieberer, 1940, ©. igf., 69ff. S. 3 2 1 Z . 35

^ermann Ärüfi (1775-1844) f i t

1800

na(

fy

S u r g b o r f gefommen unb

roäf)ceni> 3 a i > c e n fceu a n ' P e f t a l o g j i S © e i t e geffanben. © e i n e befonberen 33erbienjte l a g e n i n f e i n e r uneigennützigen 2 l r b e i t atö ' P e f i a l o j j i s © e E c e i d c uni> Doc a l l e m i n f e i n e m f j e r D o r r a g e n b e n g e m ü t o o D e n U n f e r r i d f j t f ü r Sie jüngeren roieber

ftnaben.

©egenüber 3 - © J i m i b ,

roeictjer

i m grül)jal>r

1815

i n s ^ n f l i t u f eingetreten w a r , f ü l l t e er fid) u n b e h a g l i c h u n b r ü g t e

a l s V e r h e i r a t e t e r D l i a n n iieffen r ü i f i c f j f a l o f e n C o f j n a b b a u u m 5 0 P r o j e n f , roä^renb

3 - ^ l i e b e r e r u n b feine g r a u S i o f e t t e bie n o f r o e n b i g e n © a n i e r u n g ö s

mafjnaf>men

burdjauö

billigten

(fiefje

bie © a d j e r i l ä r u n g

ju

© . 335

3- 8ff.). 2 l l ä a n f a n g s 1 8 1 6 b e r ß e ^ r e r f i r e i f a u ö b r a d f j , e r f l ä r t e Ä r ü f i - j u "Peflatoggis t i e f e m © c f j m e r j - a l s erfter £ef)rer feinen 2 i u ö f r i f f . (Sr b l i e b i n 3)t>erbon u n b erteilte ¡ u n ä d ) f t 3 ) r i D a f u n f e t r i ( f j f i n beutfdjer © p r a c f j e . 2 1 m

I2.3a=

n u a r 1 8 1 8 - a m felben £ a g a l f o , b a ^ P e f t a l o j j i feine Dorliegenbe @ebur£ä= t a g d r e b e f)teif -

[iejj

ffrüfi

bie A n k ü n d i g u n g e i n e r E r z i e h u n g s a n s t a l t

für K n a b e n v o m schulfähigen Alter a n bis z u m Übergang ins wissens c h a f t l i c h e oder B e r u f s l e b e n ausgeben. D a m i t ^ n f l i f u t ein

ffcmfurrenjunternefjmen

w a r für

5)e(la[ojjiä

erwadfjfen, u n b ber 3 n > i e f p a l t , b a

Ä r ü f i fid) a u f 3 i i e b e r e r ö © e i f e i ) i e l t , { a u m m e h r j u ü b e r b r ü c k e n .

3UC

g o r t f e ^ u n g fief)e bie © a d j e r f l ä r u n g j u © . 3 5 4 3 - 3 1 ff£ i f . i p . © c f ) 5 n e b a u m , (Srnte, ¡Bibliographie, 2 a n b I ,

S. 321 Z. 35f.

1 9 4 2 , © . 2o4flF. -

Sl.^frael,

'Peftalojgi»

515.

ßoffa=21uögabe werben ergänjenb einige weitere ^)erf3nticf)feifen erwähnt: Dliieg, Wulften, DonOTuraif,Penning. Sie betr. biograpljifcfjen (¡Erläuterungen f!nb am ©df>lufj beö ©ad^an^angö ju finben. (©. 467 f.) S. 322 Z. 7f. Sie f»ier erwähnten Dltanufiripfe [äffen fid) nur jum Seil mit ©id^erijeit befiimmen, Ratten aber gweifelloö einen großem Umfang. 31arfj Pefla= lojjis £ob wollte ber 23erleger (Sofia feine STadjtragSbänbe bruifen. ©afjer würbe ber ¡Ttadjiafj 1843 narf) ^)aria gefanbf, wo 3 0 feplj ©cf)mib für ben loo.Oeburföfag eine neue 2luögabe vorbereiten fotlte. Sie ©en= bung erreichte ben (Smpfänger nirfif, muß als Derloren gelten. Uber ihren reitfjen 3n^a[f (etwa elf Dermifjfe ©djriffen) f)af (§. ©ejung in ber 3eiffdfjriff für ^äbagogii (33erlag 23el£, 23ein(,eim), 3g. XVII, 1971, u © . 6 1 7 - 6 2 9 , eine 3 fammen(leIIung Derfudfjf, nadF> ben feinerjeitigen Angaben Don @c^>mii>, ©ottlieb 'Peftalojji, wie nad) 2Iuö|agen im ^Projejj ber gamilie gegen bie ©pebitionsfi'rma. 2ifs Derloren gelten: metf>obifcfje unb Ijifiorifcfje ©djriften über bie (Slementarmet^obe, unb über Hollä= unb 2(rmenbilbung, jwei Sänbe ber britten gaffung Don Lienhard und Gertrud, jai;lreiif)e Sieben unb ©ebete, ©praiijübungen, eine £ebenagef$eiU unì» 2itbeifSgrünben nit^f Der* roirflicf)f werben. 2if>n[icF> ging tä mit bem P l a n d ' u n é c r i t périodique, e n langue française, 1 8 2 2 , rooDon ©rfjmifi Dier fpäter nur eine einmalige PubliEafion realifïerte. £ i f . ( S . S e j u n g , Uberfidjf ber roicfifigeren 2IuSgaben •jp.'Pejîalogjid, 1 9 7 2 , S. 322 Z. 36 S . 3 2 3 Z. 37

©.44. l i b e r Me 33erF>anbIungen mit S o f f a f. bie ©ac^erilärung gu ( 5 . 3 1 7 3 . 4 f. 'Peflatojgi f»offfe, bie 1819 Begonnene, unDolIffànbig Meibenbe ©efamf* audgabe (mif nur 2 9 © g r i f f e n ) in brei ^ t a l ) « " f otienben gu Eönnen. Dorf) erft^ien ber le^fe ber 15 33änbe erfî 1826. ßif. 2 I . 3 f r a e I , Pefialoggi=23ibliograpf)ie, 35b. I , 1 9 0 3 , © . 6 0 2 f.

S. 324 Z. 8f.

©emeinf ift ber Oleuljof, ©emeinbe S i r r (3Iargau). 7ïad> ber 2 3 e r m ä ^ lung am 3 0 . © e p f e m b e r 1 7 6 9 , Dor runb fünfgig 3 a f ) r e n / weilte bas P a a r junâcf)ft in OTüUigen, bejog im § r ü ^ j a ^ r 1771 bas nur fjalb ausgebaute •Spaud, baö ben ÏTtamen 3T!euI)of befam.

S . 3 2 4 Z . 10

©emeinf ift 2inna Pe(ïalog31, geb. ©djuttfjefj ( 1 7 3 8 - 1 8 1 5 ) . 3F>r 2 o b ( n . S e g e m b e r ) f r a f Pefialoggi fdjtcer; bie Gïrfcfjûfferung über ben ,Ç>in=

fcfjieb nai»e(le^enber Dlîenfcfjen tourbe fon(î Don if>m ef)er Derfcijroiegen; in ben B r i e f e n , bie Pefîaloggi Eurg n a i ) bem i i . S e j e m b e r ftfjrieb, fpntfif

er fié) offen aué (ogl. Sriefbanb I X , © . 324ff.). S . 3 2 4 Z . 3 5 f f . 2ln biefer ©feile feien Pefialoggis Bemühungen um eine 21rmenan|ialf, bie er feit ber 3ìeuijofgeif nirfjf aufgegeben f>affe, Eurg gufammengefa(3f : O a ô , ttmS er als feinen eigentlichen ßebenögwecE befrachtete unb im 2öai= fenfjauS gu © t a n « (1798/99) nur Dorübergeljenb erfüllen Eonnfe, faudjfe wäljrenb ber erfien 3>af>re t>on 7)oerbon roieber jiärEer auf. 1807 Derfudjte Pejialoggi im 2Iargau, roenn möglicfj roieber auf bem Dieufyof, eine 21rmenan(îalf gu grünben; bie Regierung unterflü^fe ifjn \ebod> nicf)t, fo bafj ber Q3erfucfj fdjeiferte. 3 m felben 3 a ! ) r befcf>äffigfe fitf) ^)e|ia[oggt fdjrifffteHerifcfj mit bem P r o b l e m in feinem M e m o i r e ü b e r A r m e n v e r sorgung (2BetEbanb X X ) . 2 i n 6fr aus bem folgenben 3>aljr flammenben £)be « A n die E i n z i g e » Fjeifjt eö: « G e d r ä n g t a n m e i n G r a b / h ä l t ihre (ber "Bätet unb OTüffer) H a n d m i c h z u r ü c k , / d a ß ich n i c h t h i n a b steige, / sondern w a r t e a u f den T a g / der E r ö f f n u n g m e i n e r A r m e n a n s t a l t (2Berfbanb X X I , © . 2 0 0 , 3 . 1 9 - 2 5 ) . 1 8 1 7 , roäljrenb ber 23er= fyanblungen mit Bellenberg, r ü i f e bie ©rünbung einer 31rmenanflalf roieberum in ben 33orbergrunb. 2i[a mar ber 3 u u i ) o f , a l s Ceifer rour= ben ^ofepf) ©cfjmib unb ©offlieb Peflaloggi Dorgefe^en. Sinige Don •pejîaloggié engten Dliifarbeifern festen bem P l a n jeborf) anfänglich fîar= Een 2öiberflanb entgegen, aud) ©d>mib opponierte aus fi'nanjieUen ®r= wägungen. (Dg[. ben 23erxcF)t Don Pejîaloggid ©tiefenielin, g r a u 31nna grangiöEa £F>erefia Ä r a f f , geb. Œufier, abgebrucCt in S r i e f b a n b X I , © . 4 0 1 f.). Jîathbem bas S o r l j a b e n , fìcf) mif Bellenberg gu Dereinigen, roieber fallengeiaffen roorben roar, fünbigfe "Peftalojgi in feiner ©eburfö= fagörebe bie entfe^eibenben Eonirefen © t a r i f f e gum 2iufbau einer 2Irmen= anjlalf a n ; biefe würbe am I 3 . © e p f e m b e r nic^t a u f bem S^eu^of, fonbern in ßlinbij, bem 33ororf Don 3)oerbon, eröffnet, ßeiferin roar Dlîarie ©t^mib ( 1 7 9 4 - 1 8 6 4 ) , bie ©chroefier Don 3ofepf) ©c^mib. 3 t t ) M 3 a ! > r e fpdfer f)ielf "Pefiatojji in feiner ©t^riff E i n W o r t ü b e r den gegenwärti-

456

2. Anhang

gen Zustand meiner pädagogischen Bestrebungen und über die neue Organisation meiner Anstalt fejf: W a s aber höher steht, als alles dieses, ist, daß es mir gelungen, durch eine neue Anstalt für die Bildung von Erziehern und Erzieherinnen meinem alten Unternehmen im Innern seiner Zwecke und seines Wesens eine neue Basis zu verschaffen ( X ^ f r a e l , P e f t a l o ^ S i M i o g r a p f n e , 25b. I , © . 518). S e e auö 2)t>erbon ftammenbe 3loger fce ©uimpS Dermerff in feinem 29utf) « jpifi= oire be "Peffatoyi» (ßausanne 1874)/ bafj bie 3 a h ' 3ögünge ' m 2Irmeninftifuf rafcf) auf breifjig angeworfen fei (ü;re ^tarnen finb im ißergeiefmis: (äfrangera ^Penfionnaireä 1818-1849 beS ©fabfardfjios 3)oerbon aufgeführt), ©agu gehörten aud) einige 3