Sämtliche Werke. Kritische Ausgabe: Band 14 Schriften aus der Zeit von 1801–1803 [Reprint 2019 ed.] 9783111565644, 9783111194271


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German Pages 632 [644] Year 1952

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Table of contents :
Inhalt
Vorwort
1. Über die Finanzen
2. An die Freunde der Menschen und an Helvetiens Freunde. 1801/02
3. Bemerkungen zum Matthäusevangelium. Frühsommer 1802
4. Rechenschaftsbericht. Sommer 1802
5. Note von Pestalozzi über seine Methode. Sommer 1802
6. Über das Wesen, den Zweck und den Gebrauch der Elementarbücher. Sommer 1802
7. Pestalozzis Selbstschilderung. Juni/Juli 1802
8. Gespräch über Andreas Moser und die Schule in Aarau. Juli 1802
9. Pestalozzi an sein Zeitalter (Epochen). 1802/03
11. Ansichten über die Gegenstände, auf welche die Gesetzgebung Helvetiens ihr Augenmerk vorzüglich zu richten hat. 1802
12. Mémoire sur la situation du Canton de Zurich. 1802
13. Denkschrift über die Lage und die Verfassung des Cantons Zürich. Dezember 1802
14. Bemerkungen über die für den Kanton Zürich bestimmte Verfassung. 1802
15. Denkschrift an die Pariser Freunde über Wesen und Zweck der Methode. Dezember 1802
16. Gespräch über Barneveit. 1802/03
I. Anhang. Textkritik
II. Anhang. Sacherklärung
III.Anhang. Worterklärung
IV.Anhnag. Namen- und Ortsregister
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Sämtliche Werke. Kritische Ausgabe: Band 14 Schriften aus der Zeit von 1801–1803 [Reprint 2019 ed.]
 9783111565644, 9783111194271

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Pestalozzi Sämtliche Werke Kritische

Ausgabe

begründet von

Artur Buchenau f ,

Eduard Spranger,

Hans Stettbacher

14. Band

B e r l i n 1952

Verlag von Walter de Gruyter & Co. voimals O.J. Gflächen'sche Verlagshandlung — J . Glitten tag, Verlagsbuchhandlung — Qeorg Reimer — Karl J.Trübner — Veit&Comp. Auslieferung für die S c h w e i z : Orell Füssli Verlag, Zürich

Pestalozzi Sämtliche Werke 14. Band Schriften aus der Zeit von 1801 — 1803 bearbeitet v o n

Emanuel Dejung

Walter Feilchenfeld Fales

Walter Klauser

Alfred Rufer

Herbert Schönebaum

Berlin

1952

Verlag von Walter de Gruyter & Co. vormals O. J . Göschen'sche Verlagshandlung — J . Outtentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J . Trübner — Veit 4 Comp. Auslieferung für die S c h w e i z : Orell Füssli Verlag, Zürich

Archiv-Nr. 341652/14 S a t z : Walter de Gruyter & Co., Berlin W 35 Druck: Buchkunst, Berlin W 3 5

Inhalt. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. I. II. III. IV.

Vorwort VII Über die Finanzen i An die Freunde der Menschen und an Helvetiens Freunde. 1801/02 . 19 Bemerkungen zum Matthäusevangelium. Frühsommer 1802 • • • 33 Rechenschaftsbericht. Sommer 1802 45 Note von Pestalozzi über seine Methode. Sommer 1802 51 Über das Wesen, den Zweck und den Gebrauch der Elementarbücher. Sommer 1802 59 Pestalozzis Selbstschilderung. Juni/Juli 1802 87 Gespräch über Andreas Moser und die Schule in Aarau. Juli 1802 . . 101 121 Pestalozzi an sein Zeitalter (Epochen). 1802/03 An mein Vaterland. 1802 227 Ansichten über die Gegenstände, auf welche die Gesetzgebung Helvetiens ihr Augenmerk vorzüglich zu richten hat. 1802 232 Mémoire sur la situation du Canton de Zurich. 1802 275 Denkschrift über die Lage und die Verfassung des Cantons Zürich. Dezember 1802 289 Bemerkungen über die für den Kanton Zürich bestimmte Verfassung. 1802 311 Denkschrift an die Pariser Freunde über Wesen und Zweck der Methode. Dezember 1802 319 Gespräch Anhang. Anhang. Anhang. Anhang.

über Barneveit. 1802/03 Textkritik Sacherklärung Worterklärung Namen- und Ortsregister

363 371 596 623 628

PortDort. Die Schriften des vorliegenden Bandes stammen aus der bewegten Zeit der späteren Helvetik, von Mitte 1801 bis Anfang 1803. Nach ihrem Inhalt handelt es sich um acht politische und acht pädagogische Werke. Pestalozzi hat wiederholt in den politischen Meinungskampf dieser Jahre eingegriffen, wozu er vor allem auch als Mitglied der Pariser Consulta veranlaßt wurde (Nr. 1, 2, 10 bis 14, 16). Weiterhin aber rang er in dieser Periode um den Ausbau seiner Erziehungslehre in theoretischer und praktischer Beziehung. Mit Schriften von pädagogischem, philosophischem und religiösem Kern suchte er seine Methode ideell zu fördern (Nr. 3, 7, 9, 15); unter diesen erlangten die „Epochen" (An mein Zeitalter) und die Pariser Denkschrift ein besonderes Gewicht. Daneben befassen sich einige kürzere Aufsätze mit den praktischen Fragen des Instituts zu Burgdorf (Nr. 4, 5, 6, 8). Von den 16 Stücken dieses Bandes sind deren zehn bis heute unbekannt geblieben. Von zwei weiteren Schriften (Nr. 2, 9) kamen früher nur Teilstücke und Entwürfe zum Druck. Umfangmäßig dürfen mithin über zwei Drittel des Textes als erstmalig publiziert bezeichnet werden. Aber auch die bei Seyffahrt schon erschienenen restlichen Teile (Nr. 3 , 7 , 1 1 , 1 5 ) erfuhren eine starke Umgestaltung. Die Bearbeitung folgte den Grundsätzen, welche in Band 1 und 16 dieser Ausgabe festgelegt sind; doch wurde auch hier der textkritische Apparat gegenüber den ersten Bänden einiger Beschränkung unterworfen. Die Hauptstücke des Bandes wurden bearbeitet von Alfred Rufer (Nr. 1, 2, 10 bis 14) und Herbert Schönebaum (3, 7 bis 9). Die Kriegsumstände führten dazu, einzelne Stücke an andere Mitarbeiter zu vergeben: Walter Feilchenfeld Fales (Text und erster Anhang von Nr. 4 und 15), Emanuel Dejung (Nr. 5 und 16, sowie Rest von 4 und 15) und Walter Klausner (Nr. 6). Die Gesamtredaktion des Bandes besorgte Emanuel Dejung. Die Bearbeitung des sprachlichen Anhangs wurde Ida Suter übertragen. Nach einer Pause von acht Jahren kann der Verlag das 1927 begonnene Werk einer kritischen Ausgabe Pestalozzis wieder aufnehmen. Weitere Bände sind in Vorbereitung, so daß die Edition in den nächsten Jahren rasch voranschreiten dürfte.

Über die Finanzen. 1801.

Pestalozzi Werke XIV.

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Ich kan mich nicht enthalten, in den Wirbel, in den mich mein einziges Wort hineingezogen, ein paar flüchtige Bemerkungen über die Finanzen hinzuwerfen. Finanz ist oberste und allgemeine Umfassung der Mittel, den Bedürfnissen des Staats in ihrem ganzen Umfang ein Genügen s zu leisten. Sie ruhet auf Kentnis, Krafft und Sparsamkeit. 1. Die Kentnis der Bedürfnisse muß umfassend allgemein seyn und die Vorstellungsweise derselben innere Richtigkeit haben, das ist, sie soll weder durch Leidenschaften noch durch Egoismus das wahre Gewicht eines jeden Bedürfnis, das ist 10 den w a h r e n G e h a l t seines Zusamenhangs mit dem Ganzen, nie aus den Augen verlieren. 2. Ihre Krafft muß nicht nur für das Ganze g e n u g s a m , sie muß auch genugsam gereyhet, das ist, in eine Ordnung gebracht seyn; daß die Mittel für jede Class von Bedürfnissen müssen ib selbststendig gesondert und ohne Vermischung mit anderen sich selbst genugsam seyn; auch muß die S i c h e r h e i t , jedes Staatsbedürfnis befriedigen zu könen, immer in dem Grad mehr versterkt seyn, als dieses Bedürfnis für den Staat einen großen innern Gehalt hat. 20 3. Ihre Sparsamkeit muß nichts anders seyn als höchst einfacher, unverwirrter und für jedes Fach verheltnismeßiger Gebrauch ihrer vollstendigen Mittel. Die Finanz beruhet also i n e r l i c h auf vollstendiger Kentnis, auf vollstendiger Ordnung und vollstendigen Mitteln. 26 Äußerlich umfaßt sie: a. die Geistes- und Berufsbildung der Nation; b. die Policey in ihrem ganzen Umfang, alle Armenanstalten, alle Waisenhäuser, alle Vorbiegungsmittel gegen mögliche und alle Entschedigungsmittel gegen geschehene Unglük; so c. die Gerechtigkeitspflege in ihrem ganzen Umfang; d. die Militairbedürfnisse in ihrem ganzen Umfang, die Militärbildung der Nation und ihr Dienst; e. die Ausgaben für das Regierungspersonale. 1*

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Uber die Finanzen.

Es fragt sich also ganz einfach: Wie könen wir in allen disen fünf Gesichtspunkten am leichtesten zu einer befriedigenden Vollstendigkeit in Rüksicht auf Kentnis, Ordnung und Geltmitlen gelangen? 6 Einfache und allgemeine Regeln zu diesem Zwekk scheinen folgende zu seyn: In allen drei Gesichtspunkten die Individualfreiheit, die Individualerfahrung und die Individualthetigkeit aufs höchste beleben; und zwar: 10 Wenn wir zu allen Staatszwekken, so weit sie imer durch Individua erreicht werden könen, ganz und gar keine Staatsanstalten machen, aber hingegen diese Individua mit der ganzen Krafft, die in unserer Hand ist, zu bewegen trachten, i h r e n ganzen Spillraum, ihre ganze Erfahrung und ihre ganze Thetigkeit zu disen Zwekken in Bewegung zu setzen und zu benuzen. Wir müssen zwahr für Wahrheit, Recht und Freyheit nicht das thun, was die Schurkerey für Irrthum und Selbstsucht immer treibt, nemlich die gebrattenen Kastanien mit der Hand eines Dritten zum Feuer hinausnehmen. 20 Aber wir müssen trachten, die Staatskunst von Grund aus so wenig als imer möglich durch Menschen, die in Dienst und Sold stehen, auszurichten, sonder so vil als möglich durch die belebte unterstüzte Thetigkeit von Menschen, die, indem sie für die Staatszwekke arbeiten, sich selber nur in ihrem nechsten 26 Privatkreis beschäftiget feinden. Wir müssen die K u n s t lehrnen, durch F r e u d u n d E h r e , die wir in ihren Kreisen verbreiten, das Volk zu r e i z e n , den Staat zu lieben und sich zu bestreben, ihm jede Krafft, die in seiner Hand ist, zu zeigen und sie ihm darzubringen. 30 Wenn wir durch Individua mit Sicherheit Staatsbedürfnisse befriedigen könen, die denn Millionen kosten würden, so müssen wir ioo ooo und 200000 ausgeben, damit diese Individua diesen Bedürfnissen würklich ein Genüge leisten und als Individua alle Bildung, alle Leitung und alle Unterstüzung genießen, die sie 36 bedörfen, um dem Staat dise Ersparnisse zu machen. Noch mehr, wir müssen selber Millionen Capital ausgeben, damit Staatsbedürfnisse, die jährlich 100000 und 200000 kosten, überall wegfallen und durch Privatthetigkeit suppliiert werden. Der Staat muß nicht nur die Individualkräffte, die da sind, 40 brauchen, er muß die, die nicht da sind, bilden und zuziehen

Über die Finanzen.

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und auf alle Wege die Urkrafft so groß machen als imer möglich. Dieser Grundsaz ruft immédiat einer allgemeinen Reyenordnung der Kräften und Mittlen zu diesem Zwekk, welche nur durch eine Staatsorganisation seiner selbst, die f ü r diese innere Belebung der Individuen schiklich ist, erzihlt werden kan. s Diese Reyhenordnung der Krefften und Mittlen muß nicht nur in ihren tiefsten Falten keine Hinternis gegen diesen Zwekk enthalten, sonder sie muß bis in ihre tiefsten Fällten harmonisch zu diesem Zwekk gestirnt seyn. Freud und Ehre und Gelt und Freyheit muß allenthalben das 10 Individuum reizen, was es als Individuum zum Nuzen des Staats besser kan, als irgend ein Beamteter seiner Gemeinde, selber zu thun. Freud, Ehre, Gelt und Freiheit muß jede Comune reizen, das, was sie als Comune zum Nuzen des Staats besser kan, als ein Beamteter des District, selbstendig zu thun. Freud, Ehre, 15 Gelt und Freyheit muß jeden District reizen, das, was er als District zum Nuzzen des Staats besser thun kan, als irgend ein Beamteter des Cantons, selbst zu thun. Freude, Ehre, Gelt und Freiheit muß jeden Canton reizen, das, was er als Canton zum Nuzzen des Staats selber als Canton besser thun kan, als der 20 Staat selber, es selbstständig zu tun. B e y d e s , die E r s p a r n i s s e s o w o h l als die i n n e r e K r a f t e r h ö h u n g des Staats, die bey Befolg dieser Grundsäze erzihlt werden könen, sind unermeßlich. Nur ein flüchtiger Blikk auf den Einfluß dieser Grundsäze, 25 den das erste Bedürfnis der Finanzen auf die Volstendigkeit der K e n t n i s s e , d e r O r d n u n g und der Geltmittel hat, die sie a. zur Geistes- und Berufsbildung b. zur Policeyeinrichtung c. zur Gerichtseinrichtung 30 d. zu Militaireinrichtungen e. zur Besoldung des Regierungscorps bedarf : ad a. Man seze, die Regierung verwende auch nur den 500sten Theil dessen, und villeicht bedarfs nur den tausendsten 35 Theil, den sie für die niederen Schulen ausgibt, auf Organisation eines auf tiefe Psychologie angelegten und practisch zur Vollendung gebrachten Unterrichtsmechanismus, der auch die einfältigsten Mütter in den Stand stellte, die Anfangsgründe der Cultur ihrem Kind mit 30 und 40 Prozent Zeitersparnis 40

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Über die Finanzen.

gegen diejenige, die in den Schulen statthat, selber zu geben, eines Mechanismus, der dem Kind durch die Erkentnis der ersten Fundamente die Mittel, immer selbststendig fortzuschreiten, in die Hand legen würde. 5 Man nehme fehrner an, die innere Organisation belebe die Individuen, die Comunen, die Districte und Cantone sowie die bestehenden Berufs-, Kunst-, Wüssenschafts- und Wohlthetigkeitsvereinigungen, durch freye, selbststendige Mitwürkung diesen Endzwekk zu befördern und die Individuen zur schnellen 10 Benuzung einer solchen Methode zu reizen. Wie unermeßlich wäre der Gewinnst und die Erhöhung der inneren Krafft! Man denke sich ebenso, die innere Organisation des Staats reize die bestehende Reyenordnung aller Bürger, jede Berufsart, jede Wüssenschaft, jede Kunst durch Freude, Ehre, Gelt und 15 Freyheit, sowohl an sich selbst zur Volkomenheit zu bringen als zu ihrem imediaten Privat-, Gemeinds-, Societets- und Districtsgebrauch in der höchsten Vollkomenheit zu besizen. Welch ein unermeßlicher Gewünst und welch eine unermeßliche Erhöhung der innern Kreffte würde nicht angebahnt! 20 ad b. Man wende jez diese Grundseze auf Policey- und Gerechtigkeitseinrichtungen an. ad c. Man nehme an, die innere Organisation des Staats selber reize durch Freud, Ehre, Gelt und Freyheit, jedes Individuum, jede Comune, jeden District sowie jede bestehende 25 Berufs-, Kunst- und Wüssenschafftsvereinigung, ihren Privateinrichtungen um ihrer selbst eine einfache, alle Verwirrung ausweichende Richtung und die müglichste innere Vollkomenheit zu geben und durch die Natur dieser Privateinrichtungen allenthalben Armuth, Unordnung, Unglük und sogar Unan30 ständigkeit selber zu verhütten. Welche unermeßliche Mittel findet die Policey und die Gerechtigkeit durch diese Organisation im Land vorligend! ad d. Man denke sich fehrner, diese innere Organisation reize jeden Privatmann, jede Comune etc., aus eigenem Trieb 35 sich militärisch, aber wesentlich militärisch durch Scharfschüzenkunst, durch Vorkentnis für Artillerie etc. auszuzeichnen. Wer kan zweifeln, innert drei Jahren hette die Schweiz 30 ä 40000 zu einem hohen Grad der Vollkomenheit gebildete Scharfschützen, deren Bildung den Staat keinen Heller 40 kostete.

Uber die Finanzen.

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Sezet den Fall, daß der Staat den hundertsten (villeicht bedarf er nur den 200. oder 300.) Theil dessen, was er an die Armen, die er selber so gedankenlos macht, als er die gedankenlos gemachten auch gedankenlos füttert, verwendet an psüchologische Mittel, die Selbstkrafft in ihrem ganzen Umfang aus zu- s s p e h e n , die Helvetiens Individuen zur industriellen Beschefftigung der Armen besizen, und sie in ihrem ganzen Umfang durch Freude, Ehre, Gelt und Freyheit zu beleben, und selber ebenso durch Freude, Ehr, Gelter und freyen Spillraum alle einzelne Gemeinden, die Districte, die Cantone, die be- 10 stehenden Sittlichkeits-, wüssenschafftlichen, Kunst- und Wohlthätigkeitsvereinigungen zu diesem Zwekk allgemein zu beleben, wie unermeßlich weren die Ersparnisse der Finanzen. Wie unermeßlich würden sich die ersten Fundamente unserer innern Krafft und mit ihnen die Quellen unserer Finanzen versterken 115 ad e. Ich darf die Ausgaben für die gesezgebende Räthe nur nicht berühren. Wer sieth nicht, daß, wenn die wahre Constitution es darauf angelegt hette, die innere Organisation allgemein zu allem Guten zu beleben, die Wahlen denn auch sicher allgemein auf Mäner fallen müßten, die allgemein keinen andern 20 Zwekk hetten, als einerseits mit ihren imediaten Constituenten f ü r diese Z w e k k e in Comunication zu bleiben, anderseits eben diese Zwekke rein ohne Enteraven in dem Staatsverheltnis zu befördern, in das sie eingetretten. Wenn das wäre, so wäre ihre gehörige Bezahlung für den 25 Staat nicht lästig. So wenig als ich gesagt, so ist es genug, um zu zeigen, daß wir nur auf diesem Weg und auf keinem andern zu den w a h r e n F u n d a m e n t e n der F i n a n z e n , das ist zu einer allmähligen Näherung zur Vollstendigkeit in der Kentnis der Ordnung und so der Geltmiteln, deren sie bedarf, gelangen. Es wird ganz heiter, worauf die innere Erholung unserer Staatskrafft eigentlich ruhet. Ohne von dem Principio einer die höchste Krafft der Individuen bezwekkenden Staatsorganisation selber auszugehen, 35 haben wir nicht den zehenden Theil Mittel weder zur Belebung von unseren Beruffen, von unserer Industrie, noch von der Belebung unserer Geistescultur und moralischen Veredlung, noch von den äußeren Mitteln der öffentlichen Vorsorg für Gerechtigkeit, Ordnung, äußere und innere Sicherheit. 40

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Über die Finanzen.

Der Werth unserer Besizungen bleibt ein schwankendes Wesen, der Abtrag unsers Grund und Bodens unendtlich hinter seiner möglichen Volkomenheit zurük. Unsere Anstrengungen erschlaffen in allen Fächern. Kurz, die Fundamente der Staats« krafft sind denn ins Lotto des gauklenden Glüks hingeworfen und gar nicht in weisen Henden. Auch ist unter diesen Umständen nichts ans Sparen zu sinen; eine verwirrte Haushaltung muß viele Mahl entbehren, aber sie kan doch nie sparen. 10 Die Grundseze des Sparens ruhen auf dem sichren Daseyn des Nothwendigen und auf der unerschütterlichen Vesthaltung einer Reyhenordnung im Ausgeben, welche die vollstendigen B e f r i e d i g u n g e n des u n u m g e n g l i c h a b s o l u t Nothwendigen sicheret, eh ein Heller an das nicht unumgänglich und nicht iß absolut Notwendige ausgegeben werden darf, und denn ebenso die Ausgaben alles Unwesentlichen den wesentlichen unterordnet, wie die wesentlichen den absoluten. Ich heiße a b s o l u t e N o t w e n d i g k e i t e n : Phüsische Erhaltungsmittel und Verhütungsmittel der Anarchie und alles 20 dessen, was das sichere Daseyn der physischen Erhaltungsmitel unsicher machen könte. Wesentliche Bedürfnisse: Policey, Gerechtigkeit, Sicherheitsund Geistesculturanstalten in ihrem ganzen Umfang. Unwesentliche Bedürfnisse: Kostbare Gebeud, Anstalten 25 zum öffentlichen Vernügen, Ausgaben für Ehrenbezeugungen, Anstalten für die Sittenverfeinerung etc. Wo diese Unterordnung der ungleichen Bedürfnisse nicht durch die Staatsorganisation selber festgehalten wird, so ist man reich, wenn ein großer Herr ans Stadtthor komt, und 30 arm, wenn eine Gemeind um einen Nothpfenig für ihre Schule bittet. Es ist unglaublich, was ein Staat durch Festhaltung dieser Unterordnung seiner Bedürfnissen selber und denn durch die Unterordnung der Mitteln, durch die sie befriediget werden 36 müssen, gewinen würde. Ein Staat, der sicher ist, daß erinseinem ganzen Umfang auf die Befriedigung des Wesentlichen sich einschrenkt, wenn das Absolute und Unumgengliche in Gefahr ist zu mangeln, und hinwieder in seinem ganzen Umfang alle unwesentlichen Ausgaben beschrenkt, sobald die wesentlichen io in Gefahr komen, nicht in ihrem ganzen Umfang befriediget

Über die Finanzen.

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zu werden, hinwieder ein Staat, der alles, was in seinem Umfang geschehen muß, allenthalben durch diejenigen Menschen erzihlet, die in der Lag sind, es mit den wenigsten H ü l f s m i t t l e n , m i t d e r g r ö ß t e n S a c h k e n t n i s u n d mit der wenigsten Zeitversäumnis zu thun — ein solcher Staat hat s verheltnismeßig gegen einen, der das Gegenteil tut, unermeßliche Kräfte. Man sage nicht, ich träume. Die alten Regierungen verstanden das, soweit es mit ihren Regierungsintressen übereinstimte, vortrefflich, und die Organisation der alten Ordnung 10 hatte w ü r k l i c h h i e r i n vor der neuen Vorzüge. Ich läugne nicht, daß die Freiheit nicht auch hierin dem Staat überwigende Kräfte geben köne, aber nur die g u t o r g a n i s i e r t e F r e y h e i t kan hierin gegen irgend ein gut organisirtes und wenn auch despotisches Regierungssystem Vor- is züge ansprechen. Ja, wenn wir gut organisiert wären, wenn unsere Grundsäze in ihrem ganzen Reichtum in unsern Formen herschten, und diese Formen uns ein Regierungspersonale sicherten, das für solche Zwekke empfenglich und für unsere Mittel feinfühlend 20 genug wäre, so würde die Freiheit uns sicher auf die oberste Stuffe dieser Staatsweisheit heben. In jedem Fall ist der Grundsaz ausgemacht, die Befriedigung der Staatsbedürfnisse muß wesentlich durch tiefe Benuzung der Individual- und Localitetskrafft erzihlet werden. Man muß 25 à portée und eingerichtet seyn, das, was die Neuheit unserer Kunst durch neue Commissarien ausrichtet, durch alte Nachbaren und gute Freund am Orth selbst zu erzihlen. Man muß soweit eingerichtet mit allem Guten, das im Land ist, so weit und so gutmütig in Comunication seyn, daß man tausend und 30 tausend Angelegenheiten der bloßen Menschenfreundlichkeit eines angesehenen Man im Land auftragen kan, ohne einmahl an Besoldung hiefür zu denken. Was aber auch bleibende und besoldete Aufträge sind, sollten selbige allgemein gedoppelt werden. Sie sollen die Fonds für ihre Auftregerstelle aus Reve- 35 nuen herziehen, die in ihrem Land fließen und durch ihre Hand giengen, damit das Intresse ihrer Stelle sie selber reizte, Sorg zu tragen, daß diese Gefälle auf das höchste getrieben würden. Es würde offenbar durch dise Einrichtung das Doppelte gewannen; es würde m e h r eingehen, w e n i g e r ausgegeben und 40

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Über die Finanzen.

noch dazu der V e r l u s t der Z w ü s c h e n h e n d e , an denen imer etwas kleben bleibt, vermieden. Ich sage nicht mehr über diese Seiten der Sache, aber doch noch ein Wort über den Grundsaz der Gleichheit in den Auflagen. 5 Ich denke, die würkliche Möglichkeit derselben köne nur durch den Mangel an Drang, folglich durch Einrichtungen erzihlet werden, die auf obigen Grundsäzen ruhen. Das Wort Gleichheit der Auflagen ist an sich selbst eine erhabene Idee. Es setzt die reinste Gerechtigkeit in dem Staatswillen voraus, 10 die dahin zihlet, jeden Stand und jedes Individuum in Rüksicht auf Staatsanforderung mit der höchsten Delicatesse zu behandlen. Seelengröße und Vatterlandsliebe der Bürger und unaufhaltsam steigende Geistescultur und höchstes Wachsthum der 15 Gewerbskräfte und des Landabtrags sind unausbleibliche Folgen des großen Gedankens, wenn er würklich ausgeführt wird. E r ist in seinem Wesen würklich Staatspflicht; der Staatsdienst soll nach reinlichem Grundsatz keinem Bürger lestiger fallen als dem andern, und sie sollen alle durch den gemeinsamen 20 Dienst von allen gleich erleichtert und sie alle zur freyen Theilnahm an allen nöthigen Dienstleistungen gebracht werden, und gleich beruhiget und gleich überzeugt durch die Gleichheit der Lasten sich möglichst geschont und möglichst gerecht behandelt fühlen. 25 Daran läßt sich nicht zweifeln, daß die schöne Idee ausführbar sey, aber auch daran nicht, daß sie schwer auszuführen seye, und man hette Unrecht, sich dem Traum ihrer Ausführbarkeit zu überlassen, ohne sich vorher ihre Schwierigkeiten in ihrem ganzen Umfang zu denken, so i . Soll nur der Capitalwerth, fragt man sich erstlich, vom Eigenthum oder auch der Zins versteuert werden? 2. Soll das Einkomen, das auf Verdienst und Arbeit ruhet und kein Capital zum Grund hat, als ein Zins eines Capitals angesehen und besteuert werden? 38 3. Soll der Verdienst überhaupt nach dem Maaßstab seines Ertrags oder nach einem andren taxiert werden? 4. Soll der Mißbrauch in der Benuzung des Capitals und in der leichtsinnigen Verschleuderung seines Zins- und Verdiensteinkomen ohne hinzugesezte T h e t i g k e i t weder directe noch 40 indirecte besteuert werden ?

Über die Finanzen.

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5. Wie kan den moralisch und oeconomisch bösen Folgen der Publicitet des Vermögenszustands vorgebogen werden? 6. Wie könen alle diese Schwierigkeiten besonders bey uns überwunden werden ? a. wo erstlich eine Angewöhnung, nicht besteuert zu werden, * bey einer sehr zahlreichen und zum Theil bey der cultiviertesten Volksclaß in ein sinnliches Gefühl einer unbestreitbar geachteten Rechtlichkeit hinüber gegangen; b. wo im allgemeinen weder äußere Formen noch innere Bildung, noch allgemeine Neigung und Bereitwilligkeit zum Ein-10 ziehen dieser Revenuen statt hat; c. wobey das Zu-viel-belastet-seyn der einten das Nichtbelastet-seyn der andren in den Nationalcaracter, insofehrn es aufs Geben und Nichtgeben nur so weit ankommt, hineingebracht hat; 15 d. wo alle Tag mehr Individuen gereizt werden, ihr Urtheil über Revolution, Staatsglük und Verfassung an jeden Pfenig, den sie jez dem Staat mehr zahlen müssen, anzuknüpfen. Ich will alles nur mit einem Blik berühren, damit die Nebenideen, in die ich mich verwikelt sehe, mich nicht endlich dahin 20 führen, die Hauptfrage, um die es mir für den Augenblik zu thun ist, zu sehr in Schatten zu sezen. ad 1. Es scheint, der Grundsaz der Gleichheit rufe wesentlich nur dem Capital. Aber denn fragt sich wieder dises: ohne Rüksicht auf seinen großen Zins, ohne Rüksicht, ob es nur inn- 25 oder auswerts placirt und vorzüglich ohne Rüksicht, ob auswerts ohne Rüksicht auf Sicherheit oder gar ä fonds perdu placirt sey? Die größere Belastung eines stark zinstragenden, eines auswerts placierten und wesentlich eines auf Gefahr seines Zu- so grundgehens auswerts placierten Capitals scheint außer Zweifel. Aber wenn der größere Zins auf größerer Anstrengung, auf höherer Kunst ruhet und die Kleinheit des Zinses von Unanstelligkeit und Tregheit herrührt, so ist der Fall änderst, und wer will hier scheiden ? Wer will dem ungeübten kleinen Ren- ss tier, der nichts gelehrnt hat, in seiner Lage den abgemessnen Besiz zu Gunsten des Mans schmelern, dem Gelt zu verdienen ein Spiel ist ? 2. Offenbar ist die Bejahung diser Frage an sich selbst unbillig, und doch kan der Staat den Man, der Gelt wie nichts 40

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Über die Finanzen.

feindet und am End doch denen abnihmt, die es haben, nicht unbelastet lassen. Ich würde also hierüber zum Grundsaz annehmen: Der auf keinem Fond ruhende Verdienst eines Hausvatters, der nicht s dreimahl den niedersten Werth von 365 ganzen Taglöhnen hat, ist, als äußerster Nothpfennig für die liberale Existenz, die die Grundseze der Gleichheit bezwekken, anzusehen und darum ganz l a s t l o s . Sowie er aber von diesem Maaß abweicht, wird er p r o g r e s s i v i m e r s t ä r k e r belastet. 10

3. Die dritte Frage scheint mir beantwortet.

4. Mit Recht, scheint mir, sollte auswerts placirtes Capital das doppelte vom inländischen, und ä fonds perdu placirtes das vierfache bezahlen; aber auch hier sollte die Verdopplung der Belastung erst da anfangen, wo das Individuum mehr als 16 den Werth von 365 Taglöhnen erhält, also wo der Zins des also placirten Capitals den Werth von 365 Taglöhnen übersteigen würde. 5. Der Staat müßte das Personale, zu dessen Kentnis die Vermögensumstände der Particularen gelangen müßten, mit 20 E h r und G u t für die Folgen haftbar machen, die aus der pflicht- und eidbrüchigen Entdekkung der zu ihrer Kentnis gelangten Privatumstände der Menschen entstehen. Das Personale der Recetten müßte klein sein, und in allen Secretariaten nichts als Numeros und keine Nahmen zum Vorschein 25 komen. 6. Aber wie könen dise Endzwekke alle bey uns erzihlet werden ? Ich will es frey heraussagen: Das ist ohne G l a u b e n der cultivierten und bessern Volksclass an die n e u e O r d n u n g so der D i n g e ganz und gar unmüglich, u n d d i e s e r G l a u b e ist ohne das innere allgemeine Wachsthum unsrer bürgerlichen Weisheit und Tugend ebenso unmüglich. Gehen wir ins Detail, so zeigt sich das sonenklar. a. Wodurch soll es mitten durch alle Gewalts- und Sinlich36 keitsansprüche dem lebenden Geschlecht und denn noch den Eigenthümern eines lebenden Geschlecht in den Kopf und in das Herz hinein gebracht werden, daß Lasten, die sie nie getragen, ihnen nüzlich und heilsam seyen, wenn von dem Guten, um dessen willen sie sie tragen sollen, nichts, gar nichts zum

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Vorschein komt, das einigen Reiz auch für ihre, wiewohl beschrenkte und einseitige, doch imer menschliche Anschauungsweise der Dinge hat ? Jeder fragt, was gewinne ich, was gewinnen meine Kinder dabey, und wenn er keinen Gewin sieth, so schmerzt ihn jeder 5 Heller, den er gegen Uebung und Gewohnheit ausgeben muß, und es ligt in unserer sinlichen, thierisch organisirten Natur, das Gefühl des Unrechtleidens mischt sich bey jeder Entziehung gewohnter Genießungen in unsre Vorstellung von dem Werth der Sachen, die die Ursach unserer verminderten Genießungen sind. 10 Ich schließe also, nur Vereinigung a l l e r Guten in der thetigsten Beförderung alles Guten und alles in der Vorstellungsweise des Volks belebten Guten, das durch die neue Ordnung der Dinge erzihlet werden kan, kan den öffentlichen Mißmuth gegen die Vergrößerung unserer Lasten mildern und den Egoismus 15 selber zu neuer ungeübter Mitwirkung für die neuen Vatterlandsbedürfnisse bestimen, und die i n n e r e K r a f f t , die für alles, was wir würklich wollen, Helvetien nicht mangelt, aus den Winkeln, in denen sie sich jezo versteckt hat, fürs Vatterland wieder hervorrufen. 20 b. Gewüß, wenn die Behauptung, daß die Verfassung durch die Belastung nichts als würkliche Gerechtigkeit und aus ihr entspringende Erhöhung des Nationalwohlstand und nichts anders suche, mit heiteren Thatsachen könte belegt und die Ueberzeugung davon allgemein gemacht werden, so würden wir 25 bey dem Grad unserer allgemeinen innern Ausbildung bald Mittel für die Detailausbildung und die Formen feinden, die denn unsre engern Zwekke begönstigen würden. c. Auf diesem Weg ist es auch allein müglich, die steigende Roheit des Nationalcaracters auf der einten oder das stille, so wehmuthvolle, aber dem Vatterland gleich verderbliche Zurükziehen der andren zu mildren. Fangen wir nicht hier an, so ist das Vatterland auf Menschenalter verlohren und gar nichts zu machen. Könen wir aber noch mitten durch alle Schwirigkeiten die 35 guten Menschen Helvetiens oder wenigstens eine große Zahl derselben dahin bewegen, mit vereinten Kräften auf die Fundamente unserer innern Veredlung zu würken, so dörfen wir die Hofnung, den großen Gedanken eines allgemeinen wahrhaft gleichen Steurfußes im Land einzuführen, n i c h t a u f g e b e n . 40

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Über die Finanzen.

In allen Fählen fordert er eine langsame Anbahnung, aber sein Zihl muß in seinem ganzen Umfang ins Aug gefaßt werden. Und die Anbahnung liegt in der allgemeinen Anerkenung der Vordersezen, die die Sume, deren wir bedörfen, mindern und ß den Geist der Einrichtung des Ganzen zum voraus gründen. Ist das nicht möglich, so bleibt der Constitutionen angenohmene Grundsaz, worauf diser Gedanken ruhet, mit den übrigen darin angenohmenen Grundsezen ein Blatt aus einem Cartenspiel, das ein neuer Gaukler mit unbilliger Gewalt dem 10 alten aus den Henden gerissen. Doch in Sachen von einem so großen inneren Gewicht muß man die Hoffnung nie aufgeben, bis alles unwiederbringlich Verlohren. So groß indessen der Wunsch nach dem hohen Zihl ist und iß so sehr es Pflicht, es nicht aus den Augen zu lassen, so müssen wir in Rüksicht auf die Beurtheilung, die Mittel zu demselben zu erlangen, nicht in den Lüften schweben; und wir könen uns nicht verhehlen: 1. Jeder Versuch, eine äußere Gleichheit der Auflagen ein20 zuführen, ohne vorher auf die innere Gleichheit des öffentlichen Urtheils über diese Gleichheit mit Erfolg gewürkt zu haben, führt, wenn auch die Formen ohne Wiederspruch richtig wären, zu einer öffentlichen Stimung der Gemüter, die die Endzwekke, um deren willen wir die Steuergleichheit einzuführen wünschen, 25 wesentlich zu Grund richtet. 2. Das System fordert ein vom Staate aus allgemein vorbereitetes Fondament. 3. Seine wesentlichen Stüzen oder vielmehr das Bedingnis, ohne dessen Erfüllung eine der Vollstendigkeit sich nehernde so Kentnis unmöglich ist, sind Krafft, Sparsamkeit und Ordnung im ganzen Staatssystem. Denn erst, wenn durch alle Vorteile der Staatsweisheit in allen Fächern der Geistescultur, der Berufsbildung, der Armenanstalten, des Militär- und Civildienst Sachen geleistet sind, die jeden Vatterlandsfreund überzeugen, sb daß große Grundseze das Vatterland würklich weiter führen können, als die Erfahrung leider zu beweisen scheint, erst dann darf der öffentliche Wille zu einer Besteurungsweise angesprochen werden, die dem größern Theil der Nation im Gefolg ihrer Lastlosigkeit unrecht scheint.

tiber die Finanzen.

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In disem Fall würden unzehliche Schwirrigkeiten, die jez da sind, kleiner. Die wesentlichen wären: Das Bedürfnis der aufzubringenden Sumen würde unendlich kleiner. s Die Sicherheit, daß es bey einem bestirnten Ansatz von Beyträgen bliebe, wäre groß, und die Vorteile der Anwendung stünden an Orth und Stelle, wo der Beytrag gefordert wird, vor Augen. Der Mensch gibt gern für jede Nothdurft, wenn er sieht, daß 10 das, was er geben muß, ihn im Ganzen seiner Lag nicht merklich hintere, fehrner daß dieses bey dem einmahl Geforderten sein bleibendes Bewenden hat, und endlich, wenn ihm der Nuzzen der Anwendung vor Augen steth und ihn directe oder indirecte selber berührt. 15 Jedes Steursystem, das vom Gesezgeber ohne Hinsicht auf dise psychologischen Fundamente der menschlichen Anschauungsweise eingeführt wird, taugt für eine freye liberale Verfassung gar nichts. Aber wenn man diese Fundamente annihmt und ausübt, so 20 scheint denn eine völlige Gleichheit in den Auflagen ihre weit größesten Schwierigkeiten verloren zu haben. Erst wenn heiter ist, wie den verschiedenen Branchen der Staatsbedürfnisse durch die Folgen einer weisen Freyheit oder vielmehr einer durch constitutionelle Organisation allgemein ge- 25 machten Nationalcultur kan abgeholfen werden, erst dann kan man zeigen, wie wenig ein Freystatt bedarf, und daß in dem G r a d , da er weniger b e d a r f , er immer leicht mehr feindet, als er bedarf.

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Über die Finanzen

Vorarbeit. Uebersicht der Grundsäze eines guten Finanzsystems. Die Fundamentalgrundsäze, die einem jeden guten Finanzsystem zu Grund ligen müssen, scheinen mir folgende zu seyn: 5 i . Eigentlich und genau zu wüssen, was man bedarf, das heißt den Umfang der Staatsbedürfnisse in seiner ganzen Ausdehnung sich deutlich vor Augen zu stellen. 2. Sparsam zu seyn im großen Sinn des Wortes, das heißt höchst einfach und höchst vollständig in den Mitteln zu a l l e m , das Ueberflfissige, das 10 Verwirrende und das Einseitige in den Ausgaben zu vermeiden. 3. Reich genug zu seyn, das heißt, zu seinen Zwekken imer eher einen Ueberschuß an Mittlen als Mangel an denselben in den Händen zu haben. Und endlich führt uns eben die bestirnte und heitere Kentnis diser vast unerschwinglich scheinenden Ausgaben die ächten Mittel zu ihrer Befriedigung 15 an. Was ist natürlicher, als daß ein Staat, der einen solchen Abgrund von Bedürfnissen vor seinen Augen sieth, mit großer Kraft darauf denke, nichts Ueberflüssiges und nichts Unnöthiges auszugeben, daß er fehrner alles thue, jede Ausgab so viel als möglich von seinen Schultern ab und auf die Schultern 20 eines jeden zu legen, der sie einzeln ohne alles Verheltnis leichter trägt als alle zusammen; und endlich, daß er die Fundamente seiner Kräffte mit einer Genauheit und Sorgfalt schone und nehre, die mit der Gefahr seiner Lag übereinstimmend ist. Und hier sehen wir uns durch die Natur unserer Lag selber zu den wahren Grundsäzen der Finanz und zu den allein möglichen Rettungs25 mittein unsers Vatterlands hingedrengt. Wir sind wie kein Staat auf Erden verpflichtet, sparsam zu seyn, das heißt ganz und gar nichts Unnüzes, nichts Schedliches, nichts Verderbliches auszugeben. Wir sind schuldig, die Gefelle unserer Staatsbeamteten in eine Mäßigung so hineinzulenken, die einerseits mit dem alten Geist der schwachen Regierungsbesoldungen in den mehrern Cantonen, anderseits mit der Pflicht übereinstimt, durch keine Arth von Besoldung den öffentlichen Geist zu verderben. Die Regierungsstellen dörfen bey uns nie e i n G l ü k werden, das den Mensch allzumerklich aus seinem vorigen Zustand und den Genießungen, die 35 ihm in demselben möglich waren, heraushebt. Er muß Bürger bleiben und dem Staat dienen, aber nicht erwarten, daß ihn der Staat glüklich mache. Er muß sich selbst durch seinen Dienst glfiklich machen, sonst hört der Staat auf, glüklich zu seyn. Ebenso müssen wir dahin streben, das Regierungspersonale in seiner 40 Zahl so viel möglich einzuschrenken; ein überflüssiges Personal steth der Regierung nur im Weg. Drittens müssen wir alle Ausgaben für öffentliche Vernügen nach dem allgemeinen Bedürfnis unserer Lag einschrenken und dörfen unser Volk weniger

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Über die Finanzen

als kein Volk der Erde aus seiner Wohnstuben und aus seinen Arbeitsstuben herauslokken. Es fallen also, wenn wir uns in unsern Einrichtungen übereinstimmend mit unserer Armuth, übereinstimend mit dem Gefühl, was wir würklich sind, und endlich übereinstimend mit dem, was wir als constitutionelle Volks- 5 representanten vorstellen sollen, einrichten wollen, viele Ausgaben weg, zu denen die Reize, wenn wir nicht arm wären, freylich auch gar nicht mangelten. Eben diese Umstände führen uns mit gleicher Krafft zu dem Grundsaz, alles im Staat Nothwendige durchaus durch diejenigen Menschen zu machen, die in der Lag sind, mit den wenigsten Mitteln die größte Würkung hervor- 10 zubringen. Comissarenbegriff: in tausend Fällen einen vertrauten Man am Ort zu finden, der sich eine Ehre und eine Pflicht daraus macht, die Sach auf eine Weise zu thun, wie sie kein Fremder thun könte. Kunst der alten Regierung in diser Sach. Dieser Grundsaz ruft einer Reyhenordnung der Krefften und Mitteln im 15 Staat, deren richtiges Verheltnis ich mir also denke: Alles, was Individua im Staat schuldig sind, und noch mehr, alles, was sie mit Leichtigkeit thun könen, damit dürfen sie ihre Gemeinden nicht belasten. Alles, was Gemeinden zu thun schuldig sind, und vorzüglich alles, was 20 sie mit vorzüglicher Leichtigkeit thun könen, damit dörfen sie ihren District nicht belasten. Und alles, was die Districte mit vorzüglicher Leichtigkeit thun könen, damit müssen sie den Canton nicht behelligen. Diese Grundseze machen heiter: Die Fundamentkrafft aller Staatsmaaß- 25 reglen ruhet in der sittlichen, häuslichen und bürgerlichen Krafft der Individuen. Daher die erste Maaßregel des Staats, seine eigne Kreffte zu sparen, diese ist, die Individualkreffte der Bürger auf das höchste zu treiben. Es Ist, wie zwei mahl zwei vier, gewüß, ein Staat kan mit dem f ü n f - 30 z i g s t e n T h e i l des A u f w a n d 100.000 Bürger dahin bringen, das e i n z e l n s e l b s t zu thun, was er mit fünfzig mahl größerem Aufwand nicht an ihrer Statt thun könte. Ebenso muß man die Individualkreffte der Gemeinden und Districte auf das beste benuzen und auf das höchste treiben, und so hinwieder auch der 8fi Districte. Ein jedes Bedürfnis des geselschafftlichen Lebens, dem also durch Individua, durch Gemeinden und durch die Districte selbst Vorsehung gethan wird, dem muß der Staat nicht mehr selbst Vorsehung thun, das ist das Zihl der Freyheit, die höchste Emporhebung der Individuen zur Selbstkrafft, die 40 denn hinwieder für den Staat als von ihm organisiertes Mittel der höchsten Staatskrafft anzusehen ist. Also hat er in dem Maaß weniger Ausgaben, als er die Kreffte der Individuen, der Gemeinden oder Districte mit Weisheit und K r a f f t braucht. Wenn wir jez den ganzen Umfang der Finanzbedürfnisse in Verbindung 45 mit dieser Pflicht ins Aug fassen, so scheinen die ersten unermeßlich, und ihre Befriedigung mit der Festhaltung dieser Pflicht und besonders bey der inneren Armuth unsers Lands, noch mehr bey der Verwirrung der Revolution und der Neuheit aller und jeder Auflagen beynahe unmüglich. Pestalozzi Werke XIV.

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Über die Finanzen

Wenn wir denn aber neher forschen, so zeigen sich in disen Schwirrigkeiten selber Hülfsmittel zu diesem Zwekk. Die Armuth unsers Lands gibt uns innere Kreffte, die kein reiches Land je kenen wird. 6 Die Revolutionsübel zwingen uns zu einer Anstrengung, zu der wir uns im ruhigen Zustand nie hetten bereden lassen, und die Neuheit aller und jeder Auflagen im Land sichert uns vor der mißlichen Lag, mitten unter uns Menschen zu haben, die für die Erhaltung eines falschen Steuersystems persönlich interessirt sind. 10 Wir dürfen nichts für ein Staatsbedürfnis achten, das keines ist. Wir dörfen die Verheltnisse im realen Verheltnis vestsezen, in welchen wir allein vorsehen dörfen. Es sind absolute Bedürfnis, physischer Unterhalt, der uns zuerst gesichert sey, und Vorbeugung der Anarchie.Denn es sind wesentliche Bedürfnisse; 16 es sind unwesentliche Bedürfnisse. KB. Laßt uns jez dieses auf die fünf Fälle anwenden. NB. Wie findet der Staat denn die Preliminarfonds zu disen Mitteln? Wüssenschafft und Beruf. Er muß die, so die Gefälle einziehen, um der Verwendung willen, die sie 20 dem Gelt machen, intressiren, daß jedes Gefäll viel eintrage. Man muß wohlmeinende Mitwürkung suchen. Ausführung der Gleichheit.

An die Freunde der Menschen und an Helvetiens Freunde. Wird zum Vortheü seiner Unterrichts- und Erziehungsversuche vom Verfasser und seinen Freunden um 1 Bz, 2 X e r verkauft.

1801/02.



Auch ich möchte dem Vaterlande in seinem Unglücke ein Opfer bringen. Es ist groß, dieses Unglück, aber die Gefahren, die ihm in der Zukunft drohen, sind noch unendlich größer, als die Uebel, die es gegenwärtig leidet. Und indem wir diesen leztern mit einiger Thätigkeit und hie und da mit Edelmuth s abzuhelfen suchen, sind wir in Rücksicht auf die erstem unthätig und sorglos. Das ist das Loos unsers Geschlechts. Seine Sinnlichkeit zwingt ihn's allgemein zu einer wohlwollenden Aufmerksamkeit auf jedes, ihm vor Augen stehende Elend; aber eben diese Sinnlichkeit macht ihn's für ein weit größeres Elend, 10 das seine Sinne nicht berührt, sorglos. Der alte Wohlstand der Schweiz ruhete einerseits auf einer Reihenfolge der seltensten Glükszufällen, die sich seit Jahrhunderten aneinander gekettet haben; a n d e r s e i t s auf eben so seltenen, von den obersten Ständen 15 bis in die Tiefe des Volkes verbreiteten und, ich möchte sagen, seit Jahrhunderten angeerbten Fertigkeiten in vielseitiger häuslicher Krafft und Industrie. Aber dieser Wohlstand war auch — wir können uns das nicht verhehlen — mit allen den Fehleren verwoben, die sich unser 20 Geschlecht im Besiz eines seltenen und lang daurenden Glücks imer angewöhnt, die wir aber, so lange wir im Schöße des Glücks lebten, uns vor uns selber verbargen. Jezo können wir dieses nicht mehr; sie stehen mit dem ganzen Gefolge ihrer Schrecknisse und ihres Eckels vor unsern Augen, 25 diese großen, diese uns auszeichnenden Fehler. Wir verbergen es uns jez nicht mehr, selbst im alten Tempel Deiner Unschuld und Deiner Kraft, Vaterland I in Deinen ersten Bergen suchtest du seit langem nur sinnliche Behaglichkeit, kanntest weder Staatsrecht, noch Staatspflicht, und achtetest Freiheit für so nichts anders, als häusliche und öffentliche Lastlosigkeit. Beynahe allgemein ohne Schulen, ohne Anstrengung und ohne Verdienst wurden vielseitig deine Bürger erniedriget, feil, kniffevoll betrogen und mißbraucht, das Opfer des Irrthums, und schwankten zwischen natürlicher Gutmüthigkeit, angeerbten 35

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An die Freunde der Menschen und an Helvetiens Freunde.

V o r u r t h e i l e n u n d a n g e w o h n t e r G e w a l t t ä t i g k e i t , wie zwischen gleich g u t e n E i g e n s c h a f t e n , einher. Z u r H a b s u c h t erniedrigt, in r o h e n H e r r s c h e r g e f ü h l e n verwildert, F ü r s t e n l o h n u n d U n t e r t h a n e n b a t z e n als E r b t h e i l der F r e y h e i t a n s e h e n d , w a r s t D u — 5 doch ich wende m e i n Auge. N e b e n E u c h s t a n d e n U n t e r t h a n e n , welche wie S c h a f e , die viele H i r t e n h a b e n , g e h ü t e t wurden. D o c h a u c h h i e r ü b e r ziehe ich den V o r h a n g , — i c h m a g weder sagen, wie I h r E u e r e L a n d v ö g t e w ä h l t e t , n o c h wie sie r e g i e r t e n . 10 Unsre Thäler fehlten nicht minder. Die bedeutendsten unsrer S t ä d t e v e r k a n n t e n seit l a n g e m sowohl den U r s p r u n g ihres W o h l s t a n d e s als die G r ä n z e n des R e c h t s , denen sie d e n s e l b e n z u d a n k e n h a t t e n , u n d s u c h t e n diesen F u n d a m e n t e n ihres W o h l s t a n d e s idealische A n s p r ü c h e zu u n t e r s c h i e b e n , die n u r i h r e r 15 E i t e l k e i t s c h m e i c h e l t e n , a b e r d a n n h i n g e g e n a u c h d a s W e s e n ihrer innern K r ä f t e lähmten. H i e r s e h e ich einen S t a a t , der, seit J a h r h u n d e r t e n in r e i c h s s t ä d t i s c h e r u n d h ö h e r e r W e i s h e i t g e ü b t , das B ü r g e r r e c h t seiner H a u p t s t a d t zur unermeßlichen Quelle sinnlicher Lebens20 g e n i e ß u n g e n e r h o b , d a n n die T h e i l n a h m a n diesen G e n ü s s e n d u r c h J a h r h u n d e r t e i m m e r m e h r v e r e n g e r t , u n d so wie dieses g e s c h e h e n , u n t e r den i m m e r weniger g e w o r d e n e n T h e i l h a b e r n G e f ü h l e v o n A n s p r ü c h e n rege m a c h t e , die m i t d e m a n s p r u c h s losen L e b e n , aus w e l c h e m alle A n s t r e n g u n g u n d alle b ü r g e r l i c h e n 26 T u g e n d e n w e s e n t l i c h e n t k e i m e n , u n v e r e i n b a r sind. S e i t M e n s c h e n a l t e r n s a h m a n diese A n s p r ü c h e i n H e l v e t i e n s H a u p t s t ä d t e n allgemein werden, u n d h i e u n d d a n o c h , m i t U n d e l i k a t e s s e u n d T a k t l o s i g k e i t v e r e i n t , sich z u m R e g i e r u n g s s y s t e m des V a t e r l a n d e s e r h e b e n , so W i r s a h e n a n den e i n t e n O r t e n zu G u n r t e n dieser A n m a ß u n g e n die R e c h t s p f l e g e e n t w ü r d i g e n , a n a n d e r n E i g e n t h u m und Verdienst widerrechtlich beschränken, noch a n andern das R e c h t , der K i r c h e u n d d e m S t a a t e zu dienen, u n d s o g a r die M i t t e l der E r k e n n t n i s e u n d der E r z i e h u n g als ein F a m i l i e n r e c h t st u n d E r b g u t b e h a n d e l n , u n d so ü b e r a l l das r e c h t l i c h e u n d l i b e rale B e y e i n a n d e r w o h n e n der S t a a t s b ü r g e r allgemein u n d in seinem Wesen untergraben. D o c h genug. D i e R e v o l u t i o n sollte diesen U e b e l n e n t g e g e n w i r k e n ; sie t h a t «0 es n i c h t n u r n i c h t , sie h a t i m G e g e n t h e i l zu den u n s ä g l i c h e n

An die Freunde der Menschen und an Helvetiens Freunde.

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Uebeln, die sie hervorgebracht, noch die alten Uebel Helvetiens drückender gemacht, als sie je waren; indem sie auf der einen Seite das Unrecht der Ansprüche, die wir uns bisher selber wegläugneten, jezo in uns zum klaren Bewußtseyn, und uns selbst dahin gebracht hat, mit Leidenschaft als rechtmäßig zu behaupten, was wir vorher, wenn wir es auch thaten, uns nicht einmal eingestanden, daß wir es wollten. Auf der andern Seite hat sie dem Urtheil über dieses Unrecht in den Herzen derer, die ehmals dadurch litten, ein Gift und eine Einseitigkeit gegeben, und dadurch bey ihnen eine Stimmung und eine Handlungsweise erzeugt, welche die Anmaßungen der ehemaligen Herrscher nur noch verstärken und verhärten mußten. Sie hat nirgend keine Hülfsmittel gegen unsre Uebel, wohl aber allenthalben Verwirrung in die Ausübung unsrer Fehler und Leidenschaftlichkeit in den Streit, wessen Fehler die herrschenden seyn sollen, hineingebracht. Ach, die Fußstapfen dieses sichtbaren und unsichtbaren Kampfs zerreißen die Eingeweide unsers Vaterlandes I Hier sehe ich Gegenden, die das Unrecht einer Stadt, die sie an ihren Gewerben keinen billigen und keinen ehrenhaften Antheil nehmen lassen wollte, ihr jezo dadurch erwiedern, daß sie diese Gewerbe selber gefährden, um den nun einmal bestehenden Mittelpunkt derselben, diese Stadt, zu kränken. Dort sehe ich andere, die das Unrecht der einseitigen Belastung des Feldbaues nunmehr mit Untreue und diebischer Entlastung der reichen Güterbesitzer erwiedern. An tausend Orten sehe ich Wittwen, Waisen und Arme ausgezeichnet ausgesogen; allenthalben ist der Bürger erbittert, der Geschäftsmann verfänglich, der Geistliche im offenen Brodkampf, der Bauer mit allen den Fehlern, die ihm seine Erniedrigung eigen gemacht, jezo noch gewaltthätig, der Reiche mehr als je begünstiget, der Arme mehr als je gefährdet, die Zukunft ein undurchdringliches Dunkel, die Gegenwart ein lastendes Elend, die alte Ordnung der Dinge ohne psychologische Mittel und ohne Geld, die neue ebenso. Ueberall herrscht Unkunde in den Mitteln zu helfen, und gereizte Leidenschaften, welche diese Unkunde bis zu einer, das Land brandmarkenden öffentlichen Dummheit erhöhen. Das, Freunde der Menschheit, das, Freunde Helvetiens, ist der gegenwärtige Zustand unsers Landes, gegen den jeder vaterländische Mann Hülfe sucht und trostlos umherblickend keine

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An die Freunde der Menschen und an Helvetiens Freunde.

findet, weil wir im Unglücke uns zwar wie Würmer unter dem eisernen Fußtritte winden, aber auch gebeugt und zertreten immer nichts suchen, als entweder das wieder zu erhalten, was wir mit Unrecht besaßen, oder das nicht zu leisten, was wir 5 rechtmäßig schuldig sind. Dieses im tückischen Busen genährt, brüllet dann einer dem andern zu: Meine Meinung ist a l l e i n wahr, meine Meinung ist g a n z wahr, an der deinigen taugt von der Fußsohle bis zum Scheitel gar nichts! Ich habe über alles wenig gesagt, und sage über dieses gar 10 nichts. Ach! Wer wollte in den Wirrwarr des U n v e r s t a n d e s und der G e w a l t t h ä t i g k e i t , mit der sich unsere Schwachköpferey um des Vaterlands Sache herumtreibt, noch ein Wort hineinwerfen? Einmal ich nicht. Wo es beydes, an Hirn und an Ohren, mangelt, da braucht nur Selbstsucht und Narrheit das 15 Maul. Ich kenne für das unglückliche Vaterland kein Hülfsmittel, als die erhöhte Nationalaufmerksamkeit auf die Frage: Ob und wie es möglich, die vorzüglichste Quelle unsers alten Wohlstandes, die von den obersten Ständen bis in die Tiefe des Volks verbreitete häusliche Weisheit und Krafft allgemein wieder 20 herzustellen, und vorzüglich in den Gegenden von neuem zu beleben, in denen sie und d e r Segen, den d a s a l l g e m e i n e V a t e r l a n d a u s i h r g e z o g e n , noch jezo groß ist? Vaterland, noch ist sie dieses, noch ist sie dieses in den belastetesten Gegenden Helvetiens. Jahrhundertelang gelittene 25 Staatsunbill haben nur vermögen, sie hie und da in deiner Mitte zu isoliren, sie hie und da einseitig zu machen, egoistisch zu beschränken, aber nicht in dir auszulöschen. Noch steht sie mit stillem, wartendem Selbstgefühl in deiner Mitte. Es ist ein Wunder in meinen Augen. Sie hat sich selbst durch die Irr30 thümmer einer Revolution durchgeschlagen, die das Aeußerste gethan hat, was gegen die Fundamente innerer häuslicher Kraft und Gewerbigkeit gethan werden kan. Sie hat sich durch die Irrthümer einer Revolution durchgeschlagen, die ihre schwersten Lasten auf den Armen im Land und auf seinen Verdienst ge35 wälzt, und den Lebensunterhalt der Landeseinwohner in den belastetsten Gegenden noch mit der drückendsten Verketzerungssucht gelähmt hat, sie hat sich durch eine Revolution durchgeschlagen, die — doch ich will wieder schweigen! Genug, Vaterland! Das Wesen unsrer Industrie hat alles 40 dieses überstanden, und zeiget auch noch heute in den b e -

An die Freunde der Menschen und an Helvetiens Freunde.

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l a s t e t s t e n Gegenden H e l v e t i e n s die größten innern Kräfte zur Rettung des Staates. Noch hat unser Feldbau in diesen Gegenden eine in Europa seltene Kunstkraft. Einöden, die weit schlechter sind, als die Einöden des lastlosen Helvetiens, sind in diesen Gegenden, sonst in keinen, zu einem in Millionen * laufenden Abtrag gebracht worden, und stehen noch auf demselben. Der Kapitalwert des schlechtesten Landes ist bloß in diesen, sonst in keinen andern Gegenden, zu einer für solches Land in Europa seltenen Höhe gestiegen, und steht noch auf demselben, und der Kunstfleiß dieser Gegenden hat allgemein 10 eine Richtung genommen, welche eine ebenso seltene, als allgemeine praktische Geistesentwicklung voraussetzt, die auch noch heute sich selbst gleich ist. Aber irre dich nicht, Vaterland! Diese Vorzüge, deren bleibendes Daseyn die einzigen Rettungsmittel des Staats sind, 15 existiren gegenwärtig mit einer schrecklichen Unsicherheit in deiner Mitte. Ein leichter Irrthum der Gesetzgebung kan sie zertrümmern. Vaterland! Bloß ein deine Machthaber täuschendes Vorurtheil, bloß eine, die Ruhe ihrer Anschauung eines Augenbliks störende Leidenschaft, bloß eine, ihr Herz einen Augenblik 20 verengernde Empfindlichkeit, oder auch Vorliebe, bloß eine auch noch so unschuldige, in ihr Gutes eingeschlichene Schiefheit oder Einseitigkeit in der Ansicht des Ganzen, bloß dieses — es b r a u c h t nicht mehr — bloß dieses kan das Vaterland um die wesentlichsten, um die einzigen Vorzüge bringen, auf 25 denen seine Rettung und Wiederherstellung beruhen. Vaterland 1 Schon jetzt liegen diese Vorzüge, nur noch getrennt, in isolirten Punkten vor unsern Augen, und wirbeln sich in ihren mißlichen Lagen um ihr zerrissenes, verlassenes Selbst herum, wie ausgeschüttetes Quecksilber auf der mißlichen Lage eines 30 randlosen Brettes sich in isolirten Punkten um sein zerrissenes Selbst herumwirbelt. Ein leichtes Schwanken des Brettes wirft sie alle in den Koth, und du bringst sie ewig nicht mehr zusammen. Sind sie dir wichtig, mit welcher Sorgfalt hältst du das randlose Brett eben und stille, und wie eilest du, die Kügel- 35 chen von ihm weg und in Sicherheit zu bringen, ehe sie verloren. Vaterland! Und du eilest heute nicht, das randlose Brett deiner häuslichen Kraft im Gleichgewichte zu erhalten und ihre zerstreuten, isolirten Theile in Sicherheit zu bringen, ehe sie unwiederbringlich verloren? 40

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A n die Freunde der Menschen und an Helvetiens Freunde.

Vaterland! Dein Volk, das die sparsamen Sitten der Vorwelt und mit ihnen die reinsten und kraftvollsten Beweggründe der Anstrengung verloren, — Vaterland I dein Volk, das durch die Folgen seines Verdienstes selbst in den ganzen Zeitreiz der Anspräche, des Genusses und der Verwilderung hineingeworfen worden, kann die Kräfte, die es noch in sich selbst hat, jetzo nicht durch sich selbst erhalten. Sie sind dahin, wenn sie sich selbst überlassen werden, sie sind heute dahin, wenn die Regierung nicht zu ihrer Rettung tiefgreifende Grundsätze anerkennt 10 und Maaßregeln und Vorsorgen ergreift, die dem Grade der Gefahr und der Außerordentlichkeit der Umstände angemessen sind. Doch das ist nicht in meiner Sphere. In meiner Sphere ist es die Pflicht eines jeden Privatmannes, zum Wohl des Vaterlands beyzutragen, was in seiner Hand ist. Ich fühlte diese 16 Pflicht durch mein Leben, und fühle sie heute mit einem Drang, der in dem Grad groß ist, als er wie nahe mit der Ueberzeugung zusammenhanget, es sey möglich, der N a c h k o m e n s c h a f f t H e l v e t i e n s ein in der O r g a n i s a t i o n der ersten E r ziehungsmittel gegründetes, allgemeines, erhöhtes 20 F u n d a m e n t h ä u s l i c h e r W e i s h e i t und K r a f f t z u z u sichern. Freunde der Menschheit, Freunde Helvetiens, dürstend, wie ein Hirsch lechzet nach erfrischendem Wasser, also lechzet meine Seele nach Erfüllung dieser Pflicht. Das Ziel, zu dem sie 25 führt, es war längst der Wunsch meines Lebens. Aber jez ist sie in mir selber meine unachläßliche Pflicht; ich will auf dieser Welt nichts mehr als die Erzielung dieses Zwekks, aber diese — will ich — . Die Mittel zu demselben liegen: so i. In der in H e l v e t i e n w i r k l i c h b e s t e h e n d e n K u l t u r k r a f t . Von dieser habe ich schon geredt. 2. In mir selber. Ich bin über den Gegenstand der Volksbildung zu Resultaten gekommen, deren Sicherheit ihrer Wichtigkeit gleich ist, und von denen ich heute sagen darf: Sie sind 85 über allen v e r n ü n f t i g e n Zweifel erhaben. 3. In der W a h r s c h e i n l i c h k e i t eines a u s g e d e h n t e n Interesses für denselben. Das Vaterland, das jetzt zu keiner andern Vereinigung fähig, ist heute zur Vereinigung für diesen Zweck reif. Laßt uns ihn also ergreifen, diesen vielleicht 40 einzigen Gesichtspunkt, in welchem es möglich ist, Helvetiens

A n die Freunde der Menschen und an Helvetiens Freunde.

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getrennte Bürger zum großen Ziele, das Vaterland wieder herzustellen, zu vereinigen! Indessen kan ich für mein Unternehmen, dessen äußere Erscheinung zum Theile noch im unentfalteten Keime liegt, und dessen richtige Vorausbeurtheilung schwierig ist, nicht auf ® meinem Zweck genugthuende Geldresoursen zählen. Ich wende mich desnahen unter dem Versprechen, „den Abtrag der Schriften, die ich für den Volksunterricht publiziren werde, soweit ich es mit den Pflichten gegen die Meinigen vereinigen kan, diesem Zwecke aufzuopfern", an einige ausgezeichnete 10 Männer Helvetiens, die mein Streben zu diesem Ziele seit langem kennen; ich wende mich an alle Männer Deutschlands, die das Bedürfnis großer Staatsschritte zur Bildung der niedern europäischen Menschheit fühlen; und ich wende mich an jeden Menschen, dessen Herz hierüber mit dem meinigen gleich schlägt, ib und bitte sie, mir zum Verkaufe dieser Schriften einige Handbietung zu leisten. Freunde Helvetiens, Freunde der Menschheit! darf ich noch dieses hinzusetzen ? Es ist jetz beynahe ein Viertheil eines Jahrhunderts verflossen, seitdem ich Lienhard und Gertrud ge- 20 schrieben, und es hat seither oft mein Herz erhoben, daß damals viele gutmüthige Menschen in der Nähe und Ferne zu mir sagten, sie hätten beim Todbette meiner Großmutter Thränen geweint. Und jetzt erhebt es mein Herz zu hoffen, daß einige dieser Menschen sich freuen werden, dem Verfasser dieser Scene mit 25 einer leichten Mühe den Jammer zu ersparen, das einzige Ziel seines Lebens nicht erreicht und seinem Vaterlande in nichts Bedeutendem gedient zu haben. Vatterland! Ich will Dich nur noch einmahl auf das einzige Rettungsmittel, das in Deiner Hand ist, aufmerksam machen, 30 und zum lesten Mahl den Beytrag bestimen, den ich an dieses Mittel auf Deinen und auf keinen andren Altar zu legen mich verpflichtet fühle. Vatterland, ich will den Unterricht. Pestalozzi.

Erster Entwurf. Das Unglük des Vatterlands. Einzige Mittel zu helfen. Würkung der Methode auf dise Mittel. 6 Mein Zwekk. Bitte an die Menschenfreunde. Man wirft weit und breit einen Blik von Wehmuth auf das Unglük der Schweiz, aber man kent es nicht, oder man wirft wenigstens sein Auge nicht genugsam in seinen bedeutendsten und folgereichsten Punkt dieses Unglüks, 10 nemlich auf das Untergraben unserer Rettungsmittel d u r c h die S t o k k u n g unserer Industrie. Selber in unsrer Mitte herrschen hierüber weder diejenigen heitern Begriffe, noch diejenige warme Theilnehmung an dem uns freylich zum Theil m e h r bedrohenden als wirklich drükkenden Unglük. Aber gewüß ist, ohne thetige Hülfe von dieser Seite ist unser Zürichergebieth, das duich die 1§ Kraft seiner Industrie ein Eden werden k a n und würklich schon nahe dabey stand, ein Eden zu seyn, in Gefahr, eine Wüste zu werden. St. Gallen und Appenzell, das, durch bessere Geseze emporgehoben, das früher industriose Zürich so stark überflügelte, Glarus, das schon so lang mit jeder schweizerischen K r a f f t wetteiferte, und Argeüw, dessen dürre Fluren 20 durch seinen neuen Fleiß alle so schnell so flüßig wurden, diese Cantone alle gefahren alle das Äußerste. Das Brod mangelt ihrer Bevölkerung. Ihr Verdienst stillet kaum den Hunger. Der Preis der Grundstükke wird idealisch. Sie verzinsen sich nicht mehr. Die Vorschüsse, die für den Feldbau bald mit jedem Tag größer werden, mangeln vielseitig. Die Mehrheit der Einwohner sieth die 25 Fundamente ihres Wohlstand untergraben, und völlige Mittellosigkeit verbreitet ihren förchterlichen Einfluß auf den Ruinen dieser Gegenden mit jedem Tag. Die Muthlosigkeit nihmt zu, und man wagt es hie und da auszusprechen, es ist keine Rettung für diese Gegenden als A u s w a n d e r u n g . Aber nein, es ist nicht also, wir sind nur dann verlohren, wenn wir verlohren 30 seyn wollen. Wir sind nur dann verlohren, wenn wir nichts thun, um die Hülfsmittel zu Rettung der Armen in diesen Gegenden, die in der gebildeten Kraft der Armen selbst vor uns liegen, für sie und das Vatterland zu benuzen. Das Volk dieser Gegenden hat in der Kraft, sich oeconomisch selber zu helfen, Vorzüge, die man bey wenigen europeischen Völkern findet. E s komt 35 nur darauf an, diese Kräfte, unsere industriösen Fertigkeiten, von der Einseitigkeit unserer Fabriquen-Arbeit zu befreyen und den Geist der Industrie in seinem hohen Leben in unserm Volk mit der Kraft zu wekken, mit dem es jezt zur Einseitigkeit und den Geist der Industrie selber tödenden FabriqFertigkeit hingelenkt worden. 40 Nicht die Fertigkeit des Baumwollspinnens, nicht die Fertigkeit in Weberey sichert dem Staat seine Industrie. Der Geist der Industrie sezt allgemeine Aufwekkung der Geisteskräfte und allgemeine Gewandtheit der Leibeskräfte in jeder Pranche des Erwerbs voraus.

An die Freunde der Menschen.

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Dieses ist es, dessen wir zur Rettung unserer mit Verdienstlosigkeit und Elend bedrohten schweizerischen Gegenden bedörfen. Unser Volk soll, um sich zu retten, im Denken ebenso gewandt seyn als im Arbeiten. Es soll sich mit offenem Auge für alles, was Brodverdienst geben könte, umsehen. Es soll im Berechnen aller Gegenstände dieser Art, sowie im 6 schriftlichen Buchführen über diese Gegenständ zur Vollkommenheit geübt syn. Die Fertigkeiten hetrogener Verdienstarten sollen in ihm vereinigt ausgebildet syn. Die Kunst des Feldbaus muß ihns zur Kunst des ganzen Bauens erheben, und seine Industrie muß durch vollendete Übungen von stufenweise steigenden ungleichen Arbeitsgattungen gesichert werden. Die leste Raffine- 10 ments der Verdienstarten müssen in die Hand des ärmsten und niedersten gebracht werden, um den Abtrag der Erwerbsgattungen durch die Niedrigkeit des Taglohns der arbeitenden Mängel dem Vatterland zu sichern. Das Land muß vorzüglich zu den unbedingtesten Fertigkeiten in allen Arten von Arbeitsgattungen, die absolut Handarbeiten sind und durchaus niemahl 15 zu keinen Machinenproducten gemacht werden können, gebildet werden. Und da jez ein Erfolg vieler Jahre bis zur Unumstößlichkeit beweiset, daß die Geistesaufwekkung und die Kunstkraft, die zu unserer Rettung in den mit ihrem Ruin bedroheten Gegenden erzihlet werden muß, eine allgemeine unfehlbare Folge meiner Unterrichtsmethode ist, so müßte ich nicht Mentsch seyn, 20 wenn mein Herz nicht von dem Wunsch voll wäre, durch ihre mit den Localiteten dieser Gegenden übereinstimende Einführung derselben dem Vatterland in seiner wichtigsten Angelegenheit hülfreiche Handbietung zu leisten. Ich habe mein Vatterland durch mein Leben geliebt. Ich will mich ihm bis an mein Grab weihen. Ich will es versuchen, zur Rettung des Vatterlandes das 25 Meine beyzutragen und den Geist und die Kraft seiner Industrie von neuem zu wekken, und wenn ich auch dem Drang der Gegenwart dadurch nur leicht abzuhelfen imstand bin, daß damit doch die fehrnere Zukomft vor den Gefahren, die uns jez so sehr bedrohen, sicher sei. Das Wesentliche der Sach ist das Dasyn von Mänern, die imstand sind, die Geistesthetigkeit der Kinder mitten 30 im Festhalten einer psychologisch gerichteten Arbeitsamkeit zu beleben. Diesem Bedürfnis hat die Methode ein Genügen geleistet. Sie ist an sich selbst in ihren inerstenUebungen mit fortgesezter Handarbeit vereinbar, und schon sind durch sie genügsame Mäner gebildet, die imstand sind, Bildung zu Arbeitsamkeit mit ihrer Bildung zum Denken zu vereinigen. 35 Was hierüber zu thun ist, ist die Ordnung und R e y e n f o l g e durch die Erfahrung auszumittlen, nach welchen die verschiedenen Arbeitsgattungen, zu denen die Kinder während dem Lehren geführt werden sollen, sowie die Grundsäze und Umstände durch Erfahrung zu bestimen, unter welchen die verschiedenen Übungen im Nachsprechen und Denken mit Arbeit verknüpft 40 werden sollen.

30

Zweiter Entwurf. An die Freunde der Menschheit und an Helvetiens Freunde.

5

Auch ich möchte etwas für mein unglükliches Vatterland thun. Ich sehe tausend der Noth des Augenbliks helfen und danke Gott. 10 Aber das Vatterland ist nicht bloß in einer Augenbliksnoth. Nein, es ist seinem entschiedenen R u i n nahe, wenn d i e i n n e r n K r ä f t e , durch die es mit der Reformation zu einer im Vergleich zu seinen Localresursen unverheltnismeßigen Höhe sich geschwungen, in unserer Mitte nicht allgemein wieder belebt werden. 15

Wir bedörfen erneuerten Landesfleiß und erneuerte Landesvernunft in Rüksicht auf die Quellen unsers allgemeinen Dasyns, und diese (können) kan uns nur eine wie bisher allein zu den wesentlichen Vortheilen des Rechnens erheben und wie bisher ausschließlich im Besiz dieser Vortheile bleiben)) Aber auf diese Weise h2 S. 80 Z. 39 bleiben. {Das Volk wi)> Ich h2 S. 81 Z. 3 Beruf allgemein sicher stellen — und meine Methode,rechnen .zu lernen, kann und wird es. h3, bas mit biefen tDorten fei) liegt. S. 81 Z. 5 Versuch. , ITtfcr. p e f t a l . 373) heftest a u s brei Sdjidjten: § S , JTtfcr. p e f t a l . 373/1: ein 5 ° I ' f b o g e n oon peftaIo33i gefdjrieben, a l s ein S t ü i f eines € n t w u r f s an3ufeijen; = H j , ift a m S d j l u f j abgebrucft. 2. g S , UTfcr. p e f t a l . 3 7 3 / 1 1 : oier in einanberliegenbe ^oliobogen gleicher P a p i e r f o r t e , m i t \—\6 n u m m e r i e r t , 231. ift burcf; etne m i t gleidjet S a f j l n u m m e r i e r t e ^oliofeite überflebt = h ; brei f j ä n b e . 3. §3, IHfct. p e f t a l . 3 7 3 / I I I : ein ^oliobogen, t>on f?anb 2 ber h unb oon peftaIo33i gefcfjrieben = H 2 . D a s P e r f j ä l t n i s non h unb H 2 ift f o l g e n b e s . U r | p t ü n g l i d j t;at H 2 a l s ^olio« feite 9 begonnen, fo bafj h S e i t e 1.—8 unb H 2 eine ^ortfetjung bilbeten, bie oon peftaIo33t felbft 3unäd?ft forrigiert unb gegen S i i j l u f j eigenfyänbig gefcbrieben » u r b e . D a n n ift H 2 abgetrennt roorben unb t>on S e i t e 9 an 3um S e i l in 2ibfd?rift a u s H 2 , 3 u m C e t i in a n b e t e t R a f f u n g n e u e r (Eeit geftaltet rootben. D e r S d j l u f j ber JTieberfdjrift fef;It, Ijat a u d j fcfjcm gefehlt, als ZTieberet ben D r u d ü b r i g e n s , w i e beutlid? bie iEejtfritif aufroeift, a u s einer früheren R a f f u n g , ofjne pejtalo33is K o r r e i t u r e n , fiit beffen Schreibet er ben Heligionslebrer Heicfjarbt angibt, cor» n e h m e n l i e f . ZTieberers D t u c ! = a.

S. 89 z. 1 S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S.

89 89 89 89 89 89 89 89 89 89 89 89 90

Z. 2 Z. 7 f Z. 10 f f . Z.20 Z. 22 Z. 24 Z. 27 f. Z. 28 Z. 31 Z. 31 34 Z. 35 Z. 1

z.

C e j t folgt h meiner ausgesprochen a p meiner Einbildungskraft p und ungeschiht ungeübt. Die a Selbst bey'm a herab p sprangen Stiege dennoch im Gewöhnlichen a die die p den Nahmen Heiry Wunderlich von Thorlicken a p auszeichnen Routine-Brauchbarkeit a Heiry a Thorlicken a mich bis a

herabgingen a

21*

420

I. A n h a n g

S. 90 Z. 2 S. 90 Z. 4 ff.

S. S. S S. S. S.

90 90 90 90 90 90

Z. Z. Z. Z. Z. Z.

5 7 12 16 20 23

S. 90 Z. 24 S. 90 Z. 25 S. 90 Z. 27 S. 90 Z. 28 S. 90 Z. 30 S. 90 Z. 31 S. 90 Z. 32

S. 90 Z. 34 S. 90 Z. 36 S. 90 Z. 38 S. S. S. S. S. S. S. S. S.

90 91 91 91 91 91 91 91 91

Z. Z. Z. Z. Z. Z. Z. Z. Z.

40 5 6 8 16 17 18 20 22

S. 91 Z. 24 S. 91 Z. 28 S. 91 Z. 27 S. 91 Z. 30

S. 91 Z. 34

in a feine Sperrungen e t w a s ( v o n ) ihrer < W e i s p heit) heit p wozu ihre Gewandtheit brauchte — ich in irgend e t w a s v o n ihrer Weisheit mithalten, und a mithalten p wollte an irgend a ort über bie gufdjrift ber $0 Bürger an ijerrrt Kammerer pfleger nebft Beurtheüung feiner Antwort auf biefelbe". Bemühung, das K i n d weise zu machen oder H 6 Die dritte dieser Bemühungen, nemlich diejenige, das Kennen des Guten H 4 Die dritte dieser B e mühungen (entspringt aus den Erfahrungen, (die)> welche die Anstrengungen meiner physischen T h ä t i g k e i t sowie diejenigen meiner inneren Neigungen mir sowohl über das Innere meiner eignen N a t u r als über alles, w a s mich äußerlich umschwebt, gewähren^ (kettet sich an die Kraft meines Geistes, die Erfahrungen zu benutzen, welche die mich umschwebende Natur und die Anwendung meiner physischen und intellektuellen Kräfte mir zur richtigen Beurtheilung (dessen") meiner selbst und alles dessen, was außer mir ist, gewähren) ( u n d besteht in ( n i c h t s anders als^> der K u n s t , die E n t w i k lung (mein)» ( d i e s e Gefühle)» meiner Kräfte und die Erscheinungen der W e l t f ü r das K i n d also zu leiten, daß (das)» sein Urtheil (seines Geistes]) über sich selbst und alles, w a s ist, einerseits mit den Gefühlen des Dankes, der L i e b e und des Vertrauens, die in seiner N a t u r liegen, (anderseits^ zweitens mit den bestirnten Bedürfnissen seiner Lage, Verhältnisse und Berufe und drittens m i t der ( w ü r k l i c h e n W a h r h e i t aller Dingen, die es äußerlich umschweben)) bestirntesten Wahrheit der Ansichten über sich selbst~) in die möglichste Übereinstimmung gebracht werde, durch welche die intellektuellen Kräfte unsrer Natur allgemein und harmonisch entwikelt und ebenso in Verbindung mit der höchsten Sorgfalt für die Reinerhaltung der Gefühlen der Liebe, des Dankes und des Vertrauens (so u) und der vestesten A ufmerksamkeit auf (die phy)> Lage, Bedürfnisse und Verhältnisse also geleitet werde, daß daraus ein allgemeines und lükenloses Fundament derjenigen menschlichen Weisheit gelegt werden könne, deren Daseyn dann hinwieder fähig wäre, unser Geschlecht in Rüksicht auf seine intellektuelle Entwiklung von einem ähnlichen Verderben der Engherzigkeit, Einseitigkeit und innern Leerheit und Anmaßung zu bewahren, (die uns) welcher (unser Geschlecht auch in Rüksicht auf seine intellektuelle) es auch in dieser Art Ausbildung so allgemein unterlegen ist; ihre Kunst müßte (unser Geschlecht) das Kind mit Sicherheit dahin führen, (sein Urtheil über sicli) es auch auf der Bahn seiner intellektuellen Entwiklung im ganzen Sinn des Wortes kraftvoll zu bilden und die ganze Ausdehnung der diesfälligen Anlagen mit sich selbst in Harmonie zu bringen. Hj H und sicherzustellen K findet H 4 ( i n den K r ä f t e n

S. 125 Z. 39 S. 126 Z. 5

anerkennen^ in K der Kraft meines Geistes H 4 Mitteln ( d u r c h welche)> H 4 D a u e r ( v e r s c h a f f t w i r d ) K zu verschaffen H 4

S. 125 Z. 28 S. 125 Z. 31 S. 125 Z. 32

442

I. Anhang

S. 126 Z. 6

K allmählig

S . 126 Z . 14

2infd?Iic§eni) folgt ein SJbfdjnitt, bet i n H x unb H 4 getilgt ift, i n H 4 rooijl aber burdj D e t w e i s f ü r gültig erflärt ift. (Eejtfritif erfolgt a n bet S t e l l e 5er Mittel ruhen offenbar in der K u n s t , dem)> Diese Unterrichtsmethode Hj h a t vorhergehen lassen mußte, um {sie ruhen in der K u n s t ^ vor H j { D i e Unterrichtsmethode, die ich dem Zeitalter vorschlage, ist nichts anders als eine S a m m l u n g psychologisch organisierter Mittel, zu ((diesem Zwek~) dem Zweke, die Resultate der Kunst unsers Geschlechtes dahin zu gebrauchen, den Gang der Natur, der für das Menschengeschlecht der Gang des Instinktes war, und alle Nachtheile und alle Verwirrungen seines thierischen Ursprunges an sich trug, nunmehr für den einzeln Menschen zum Gang der Vernunft umzuschaffen, der von den Nachtheilen seines Vorgängers befreit, (die Menschen) ihn auf der Bahn der weisesten Entwiklungsregeln zum veredelten Genuß alles dessen, das uns die Natur mitten unter den Trümern ihrer verheerenden Lehrart als wahr, recht und nützlich anerkennen gemacht hat, emporheben soll. Sie]> Diese Mittel H 1 £ e j t folgt wieber H 4 Dertoeis: siehe p a g . 4 { p Es ist offenbar, wir müssen den Unterricht in allen drei Fächern) (es ist offenbar, wir müssen in allen drei Fächern) auf keine W e i s e m i t den Resultaten { d e s Redens, Rechnens und Messens]) p dieser Künste, sondern m i t den G r u n d m i t t e l n oder vielmehr m i t den G r u n d u r s a c h e n , durch welche die{se]) K r ä f t e [und] Fertigkeiten, P auf welche dise Künste gebaut werden müssen, { i n unserm Geschlechte selber entwikelt w o r d e n ) anfangen und in der Benutzung]) { K Und wenn ich nun (meinen) eigentlichen Zwek, die Auffindung einer auf diesen Grundsätzen ruhenden Unterrichtsmethode verfolge, so finde ich, es seye wesentlich keine andere Elementarbildung (zur Bildung der) zur Kraft der Wahrheit und zum Wesen der Wahrheit möglich) p Es ist offenbar [bis Benüzung auf a u f g e l e b t e m g e t t e l , beffen Überfcfjrtft:: nach p. 7 bett 3ittlag 3ur Umjlellung bes C e j t e s bietet] H 4 in h t oijrte Korrefturen. 3 n H x : { D i e s e Naturordnung haltet offenbar folgenden Schritt: Erstens sie stellt dem Menschen das ganze Chaos der Gegenstände vor seine A u g e n ; zweitens sie b e n u t z t seine Sprachkraft, { d e n einzeln dieser Gegenständen, die ihm umschweben, N a h m e n zu geben und sie dadurch {unserm^ diesem BewuBtseyn tiefer einzuprägen, ferner]) um ihn dahin zu erheben a) sich über { u n s r e ) seine physischen Bedürfnisse ausdrüken { z u könen)>, b) die einzeln Gegenstände, die (es) ihm umschweben, benennen { z u können)>, c) ferner sich über alles dasjenige, w a s seine fünf Sinnen ihn an diesen Gegenständen bemerken

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S. S. S. S.

128 128 128 128

Z. Z. Z. Z.

3 4 7 8

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128 128 128 128

Z. Z. Z. Z.

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macht, bestimmt ausdrüken zu können. {Das Mitte]) Die Sprache ist also in der Hand der Natur ein Mittel, unsre Arischauungserkenntnisse vielseitig zur Klarheit zu erheben. Drittens, um dann diese Anschauungserkenntnisse zu deutlichen Begriffen {gelehrt) zu erheben, h a t uns die N a t u r zehlen und messen gelehrt. Und wenn wir jetz dem einzeln Menschen die Elementarmittel, durch welche die Natur uns allmählig zur DeutlichAeii unsrer Anschauungsbegriiien und zu denen Fertigkeiten, die diese voraussetzet])«», emporhebt. R e d e n , { Z ä h l e n ) Rechnen und M e s s e n beybringen wollen, so müssen wir]) Und wenn ich jetzt diesen letzten Gesichtspunkt, die intellektuelle Ausbildung des Menschen, näher ins Auge fasse, so finde ich: Wir müssen auf keine Weise mit den Resultaten {welche diese gebildeten Künste hervorgebracht) des Redens, Rechnens und Messens, sondern mit den Grundmitteln oder vielmehr mit der Benutzung der Grundursachen, durch welche «(sie selbst) die Kräfte des Redens, Rechnens und Messens in unserm Geschlecht /erzeugt]) selber entwikelt worden, anfangen, um in der Benutzung p Grundmitteln (anfangen), durch H 4 p (entwikelf) gebildet worden, auf (wet) deren H 4 wiederherstellen, an die die Natur gelangt ist. {Diese aber hatte zu ihrer disfälligen Entwikiung unseres Geschlechtes {keine) K die Hülfsmittel gar nicht, die wir jezo besitzen, sie hatte {keine) weder B u c h s t a b e n , /keine]) K noch Ziffern {und keine]) K noch Klafterstecken)» Sie H 4 in h j ofjne Korreftuten gelangt ist. {Meine ganze Methode ist nichts anders als ein Versuch, diesen verlohrnen Gang{es) der Natur wiederherzustellen. Die erste Ursache dieses Europa) {Die Natur war in]) Diese aber hatte zu ihrer fersten Bildung unsers Geschlechtes)) diesfälligen Entwikiung unsers Geschlechtes keine B u c h s t a b e n , keine Z i f f e r n und keine K l a f t e r s t e k e n . Sie H j Reden, Zählen und Messen H t erfand. / J e t z die N a t u r lehrte]) Sie entwikelte alle drei Kräfte {das Reden, das Zählen und Messen) durch H 2 { J e t z t aber) K Wir aber wollen {wir) es {dem Kinde]) K in unsrer Affenweisheit dem Kinde kommlicher H j Jetzt wollen wir es dem Kinde kommlicher {haben)» machen H 4 K sie uns {die N a t u r ) H 4 und {zeich) messen H 4 uns die N a t u r reden {zählen) rechnen und messen lehrte, beyseits, {und nehmen Buchstaben, Ziffern und Klaftersteken als die ersten {Gründe)» Grundmittel des Redens, Messens und Rechnens zur H a n d ) und machen Leseübungen Hj^ bestehen, Rechnungsübungen H j Ausmessungs{formen) K Übungen H 4 23is Iiierljer gelft bei C e j t con h j Der näcfjfte Ilbfdjnitt feljlt in H l r b a f ü t : {Daher entsteht, daß so wie die Natur auf ihrem (heillose) hülflosen Wege {kraftvolle

Pestalozzi an sein Zeitalter (Epochen)

S. 129 Z. 3

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Kunstmensch)' die Menschheit in ihren innern Kräften vorwärts brachte, so bringen den einzeln Menschen durch den Mißbrauch der Hülfsmitteln, die wir von ifirer Kunst und von ihrer K r a f t abstrahiert haben, in der Entwiklung seiner inern Kraft wieder zurük, wir werden durch den Mißbrauch von Buchstaben, Ziffern und Klafterstecken im eigentlichen Verstand für Kraft und Kunst krebsgängig. Meine ganze Methode ist nicht anders als ein Versuch, dem Übel(in)dieses Krebsganges in der Kunst und dieses Stillestellens der K r a f t des Menschengeschlechtes abzuhelfen und den ursprünglichen Gang der Natur in der Entwiklung des Menschengeschlechtes wiederherzustellen)» H j Es ist aber p die wir bis ansehen H„ D o n Unsere Urtheile bis entwiklen sollten auf a u f g e l e b t e m g e t t e l , oon peftaIo33is £jani>, barunter ift auf bem oon Krüfi gefdjriebenen B l a t t 3U lefen: (Wiry p Die Formen, in die wir uns K vergraben (uns immer mehr in Formen, diey p zerstören jez K die Kräfte p selber, K die sie bilden und schützen (sollten, untergraben) p und stellen die Vernunft, die on p mit ber nicfjt gary oerftänblidjentTote: ad pag. 25, was n?of)I bedeuten foll, baß ber geftricfjene C e j t an biefer Stelle eingefetjt werben foll (f. unten). HMeberum meinen a unb H , im näcbften Stücf, bas ^unädjft oergücfjen »erben foll, erfjeblicE? ab. a f;at folgenben ü e j t : Volk! Sie sind nicht Thoren wie du. Erfahrung macht sie klug, dich macht sie es nie. Sie waren trag', aber sind es nicht mehr. — Sie waren gedankenlos, aber sie sind es nicht mehr. — Mit einer Anstrengung, die du an ihnen nie kanntest, mit einer Bedächtlichkeit, die ihnen fremd war, mit einer Klugheit, die niemand an ihnen kannte, suchen sie jetzt den Mangel des Guten im Land durch Scheinhandlungen des Guten, den Mangel der Fundamente aller Rechtlichkeit durch Scheinhandlungen der Rechtlichkeit zu übertünchen. Und mitten indem sie die Quellen der Armuth immer tiefer und immer vielseitiger eröffnen, suchen sie den Eindruck der Armuth mit dem Geräusch großscheinender Almosen verschwinden zu machen, und indem sie die Quellen der Rechtlosigkeit immer allgemeiner und immer vielseitiger im Lande ausbreiten, suchen sie die auf dem Thron sitzende Rechtlosigkeit mit einzelnen Rechtsprüchen und allfällig

Pestalozzi an sein Zeitalter (Epochen)

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mit Absetzung einiger ungerechter Richter und der Publicität ihrer Prozesse den Menschen aus den Augen zu rücken — und wenn sie durch ihre Grundsätze sowol, als durch ihr allgemeines Benehmen die Verwahrlosung des Volkes unausweichlich und nothwendig machen, so suchen sie auch dieses Uebel mit einer Comödiantenbesorgung von Leuten, die sie in ihre Spitäler aufnehmen, zu übertünchen, und sogar ihre offene Unterdrückung alles Geistes und aller Kraft von Wahrheit und Recht bemänteln sie mit neuen Auflagen von Unterrichtbüchern über einige Wahrheiten und über einiges Recht. Doch die Mutter Natur tritt denen, die wider die Wahrheit und wider das Recht künsteln, in den Weg, wie denen, die für Wahrheit und Recht Dummheiten machen. E s ist, wie wenn sie mit allem Benehmen der Menschen, die Unrecht thun, gaukelnd ein Spiel triebe. Der Volksfreund, der die Wahrheit des Rechts und des Volkes nichts will, stößt gewöhnlich mit der Nase seiner Selbsucht vor die Wand; aber der Volksfeind stößt gewöhnlich mit seiner nicht minder auf's Pflaster, und scheitert mit seiner Klugheit wider das Volk, wie der andere mit seiner Dummheit für dasselbe. Ich habe die schlauesten Versuche, das Volk mit Gott und mit dem Mamon zu berücken, scheitern gesehen. Es ist recht; denn wenn der Esel schon um deswillen einen Wert hat, weil er sich auf beiden Seiten aufladen und bepacken läßt, so taugen die Menschen doch nichts, die auf beyden Schultern tragen; sie erreichen gewöhnlich ihr Ziel nicht, gewöhnlich kommen sie nur dahin, daß das, was sie weich machen wollten, hart, und das, was sie blind machen wollten, sehend wird, und sogar die, die sie mit Wohltaten bereichern wollten, undankbar werden. Wer die Menschen kennt, den nimmt dieses auch gar nicht Wunder; aber in diesem Zeitpunkt sind viele Feinde der Wahrheit, des Rechts und des Volkes noch Neulinge im Handwerk, die Menschen zu berechnen ; diese erstaunen dann über ihre Erfahrung, schneiden lange Gesichter, zweifeln beynahe an dem, was sie erfahren, werfen noch einen Blick auf das Volk, das sie also betrogen, finden wol heute schwarz, was sie gestern grau glaubten, und werfen sich in der Angst dieser Stunden in die Hand von Menschen, die, nicht so weichherzig wie sie, und in den Mitteln, mit dem Volk umzugehen, nicht so übertrieben delicat, den Ruf haben, in solchen Fällen oft gegen allen Anschein zum Ziel zu kommen. Und nun finde ich mich auf dem Punkt, den Geist und das Benehmen der ersten geweihten Diener des Wahns, der bösen Gewalt und des Glückes berühren zu müssen. Möge sich mein Herz von keinem Mißmuth und von keiner einseitigen Ansicht dahinreißen zu lassen! Möge ich vorzüglich auch in der Schilderung ihres Thuns nicht vergessen^

I. Anhang

S. 165 Z. 30 S. 165 Z. 32 S. 165 Z. 39 ff.

daß auch sie in einer namenlosen Täuschung dahin leben, daß auch sie das Böse, das sie thun, eigentlich so wenig wollen, als es ein Mensch will; ich habe einige von ihnen mit einem solchen Herzklopfen und mit einem solchen Erblassen aussprechen gehört: Ich bin doch ein guter Mensch, wenn ich auch jetzt so handeln muß, — daß ich ihre Verirrnngen, wie die Verirrungen aller zwar beweine; aber sie um des Bösen willen, das sie thun, nicht härter beurtheile, als die, so weniger Böses thun, aber gleich bös sind. H , bringt im 2infdjlug an bie Ietjte Formulierung ^olgenbes: p Denn fehrner den Mangel des Guten K im Lande durch Scheinhandlungen des Guten, p den Mangel von würklichem Recht K durch Scheinhandlungen des Rechts zu übertünchen, p fehrner K das Daseyn der Armuth, deren Quellen sie immer tiefer und immer vielseitiger selber eröffnen, mit dem Geräusch p großscheinender Allmosen, K das Daseyn der Rechtlosigkeit, die sie immer allgemeiner ausbreiten, mit einzeln Rechtssprüchen und allfällig mit Absetzung p einiger K ungerechter Richter und mit der Publicität ihrer Verurtheilung p zu bemänteln, das Daseyn der allgemeinen Verwahrlosung des Volk, das bydes, ihre Grundseze und ihr Benehmen, nothwendig macht, mit einer Comediantenbesorgung von Leuten, die sie in ihre Spittäler aufnehmen, gutzumachen K und die Unterdrükung alles Geists und und aller Kraft von Wahrheit und Recht mit gedrukten Unterrichtsweisen über einige Wahrheiten und einiges Recht p wenigstens vor den Augen der Fremden zu rechtfertigen. Doch gelingt es ihnen nicht inier. Nicht selten bewürkt K der Versuch, Gott und Mammon also zu vereinigen, gerade das Gegentheil von dem, was p man damit zu erzweken sucht, p daß nemlich hart wird, was man weich zu machen, und sehend, was man blind zu machen wähnt. Nicht selten geschieht, daß die Sachen sogar dahin gedeyhen, daß einige von ihnen, von dem K unartigen und undankbaren Benehmen des Volks gegen ihre Freundlichkeit und Mäßigung empört p und dadurch genöthigt, den Spieß, umzukehren, K jetzo auf Unfreundlichkeit und Unmäßigung antragen und sich mit Gott und Rath frommer und verständiger Leute p jez K dahin entschließen, ihre Allmosen und Wohlthaten nicht ferner an Undankbare zu verschwenden, sondern von nun an und unbedingt p solchen Leuten K alles, wozu sie im rechtlosen Land nicht mit U r t h e i l und R e c h t verpflichtet werden könnten, zu entziehen, damithin auch ihr zeitliches Intresse und P mit K ihm die Sache des Rechts und des Volks in die Hand von Menschen zu legen, die nicht weichherzig und in den Mitteln p zu regieren nicht so wie sie übertrieben delicat denken. p in diesen Tagen die H 8 p in denselben H s Don Aber in Bis erstaunen pon p am Hanb für ^olgenbes:

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S. 166 Z. 5 S. 166 Z. 6 S. 166 Z. 8 S. S. S. S. S. S. S. S.

166 166 166 166 166 166 166 166

Z. Z. Z. Z. Z. Z. Z. Z.

n 13 17 20 22 23 25 26

S. 166 Z. 30

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((Aber in diesem Zeitpunkt «(sind viele Brüder des neuen Naturclubbs noch Neulinge in ihrem Handwerk. Diese)» H s aufmerksam H 8 in H e delicat sind Volk ist und es (alles wo es im innersten Busen) sich nach als Volk fühlt, aber wo es keins mehr ist, wo es im { i m innersten Busen sich nicht mehr als Volk fühlt), wo es ist, wie es {seyn kann) seyn muß H 8 nähert { d a spult ein Kind, das am Rade sizt, die Haufen des Volks übereinander wie flächsenen Faden. Ach! Das Volk in diesem Zeitpunkt! Es ist von der Wiege auferzogen, um einst und sicher nichts anders zu taugen als aufgespult zu werden, und wie der Hanf und der Flachs, ehe er zum Fadenwerden reif ist, zuerst durch die Kunst im stinkenden Wasser zum Faulen gebracht und dann mit schreklicher Gewalt gebrochen werden muß, also mußte das Volk, um einst also auf Spulen gewunden zu werden, lange vorher zuerst zur Fäulnis gebracht und dann mit schreklicher Gewalt in allen Anlagen zerstört und gleichsam aufgelöst werden, um dazu zu taugen, was es jezt ist und was man aus seinem Seyn haben wollte. Aber was ist denn das Volk, wann es nun ist, wie man es haben wollte ?) p Was ist dann das Volk ? H g Don In diesem Zeitpunkt bis schikken oon p am Ranb { Von Kindsbeinen auf) In H 8 Volk (von Kindsbeinen aufy H s was (die Bosheit der Menschen ihm raubt) H 8 (lehrty lehmt H 8 seines {Stalls wieder) p Kühstahls und seines Schweinsstahls tausendmal lieber H 8 p nothwendig H 8 p Es ist nicht die Rede, daß sie (ih>t) selbige dafür brauchen konte, {sie braucht gar nicht, um durch Mittel, die mit ihrem R e i c h t h u m übereinstimmen, den Armen im Lande auf eine Art, wie es Folgen haben könnte, zu lehren, sich würk32*

500

I. Anhang

S. S. S. S.

173 173 173 173

Z. Z. Z. Z.

23 32 35 38

S. S. S. S.

173 174 174 174

Z. Z. Z. Z.

40 1 3 5

S. 174 Z. 6 S. 174 Z. 8 S. 174 Z. 9 S. 174 Z. 11

S. 174 Z. 17 S. S. S. S. S.

174 174 174 174 174

Z. Z. Z. Z. Z.

19 20 25 28 29

SS. S. S.

174 z - 33 174 Z. 34 174 Z. 35 175 Z. 9

S. 175 Z. 12

lieh um seine Seele zu bekümmern nnd vernünftig, gerecht, offen, standhaft und vollkommen zu werden, wie sein Vater im Himmel vollkommen ist) sie braucht {ihre unermeßlichen Schäze) sie braucht sie H 8 { d a ß ) wenn H 8 on Ihr zangget an auf ber gegenüberltegenben Seite, als Crfatj folgender Stelle: (Unglükliche Mäner, Ihr erneuert wieder den alten Streit, Ihr erregt wieder die alte Selbstsucht. W a s thut Ihr, was wollet Ihr ?> [damals] fefylt Mäner von Uri und Unterwaiden nähmet, ( d a c h t e t ) Euch (vereiniget zu einem Ganzen, Hand in Hand, ein Gebieth, ein) rechtlich und gewaltlos in einen Staat vereinigt, 2) theill H 1 4 22 ^dreifach)) in drei Theile H 1 4 24 — 27 geth, eine nod? frühere 2infe§ung. I>ie 2lnnabme, mit ber Jlbfaffung ber 2lbl;anblung fei fdjon am 2lnfang bes 3abres (802 begonnen worben, wirb aud; beftärft burd? h 4 . B/iet befinbet fidj unmittelbar anfd?Iie§enb an 2lus= laffungen 3U unferein Cbema ein (Entwurf ober eine 2lbfd;rift con peftaio3jis Schreiben an bie ZTotabeln in S e r n com 28. 2lpril (802. IDenn peftalojji an jenem S a g e in einem Segleitfdjreiben an iTCinifter ^iigli bemerft: „ 3 n biefeni Jlugenblid arbeite id? an ben n ö t i g e n Seiegen 3m- ailfeitigen Seleucfytung bes punftes, auf weldjem biefes Unternehmen jetjt ftefjt" (Briefausgabe I V , S . (06), barf pielleicfyt ange« nommen werben, baß bie porliegenben Arbeiten j u ben in 2iusfid?t geftellten S e i e g e n 3U rechnen finb. fann, foweit Strieders Peröffentlidjungen reidjen (Dr. 3ot). Stricfler: Jlmtlidjer Seridjt iiber bie peftatojjifc^e Zinftalt... Separat» abbrucf aus S a n b V I I I ber fjeloetifdjen Jictenfammlung für , bas peftalojjiftübdjen in güridj, mit erläuternben gugaben, S e r n (902), nidit bewtefen werben, ba§ bie Ztbfyanbtung „Über bas IDefen. ." mit bem Schreiben an bie ITotabeln abgegangen wäre, hingegen befteijen beftimmte ZXnfjaltss punfte bafiir, baj; 3 t b fidj bei ber Jlbfaffung feines Sericfytes

Über das Wesen, den Zweck und den Gebrauch der Elementarbücher

ß03

auf bie Abijanblung „Uber bas U ? e f e n . f t ü ^ e n formte (fietje peftal. ZTr. 2 u. 3). Aud? bas „Schreiben ber Committiti ten jur Unterfudjung ber peftalojjifdien on peftaIo33i felbft ge= fchrieben würbe. S. G8 Z. 10 ff. Das gebruefte Such enthält feine entfprechenben Einleitungen. S. 72 Z. 29 IDie ber Kreis ift auch &as Dreiecf im fertigen A B £ nicht behanbelt. S- 73 Z. 37 „£aoaters ü ? o r t . . " Diefer f j i n w e i s finbet fid> auch in „IPie (Sertrub.." (f. B b . X I I I 5 . 3 0 6 Fußnote unb S . 38;, § . 9 biefer Ausgabe, fowie bie Sacfjerflärung bafelbft). S. 74 Z. 9 ff. Die Klage über - einen mechanifcfjen Unterricht wieberholt otm a T n PeftaIo33i in ähnlicher F Sdjluffe feiner Ausführungen ( S . 80 H ff-)/ wo c r auf bas Hedjnen 311 fpredjen fommt.

604 S. 79 Z. 13

S. 81 Z. 9 ff.

S. 83 S. 4 ff.

I I . Anhang f j i e r ift von 3wei Hedjentabetlen bie Hebe. 2luf S . 27 3 . ; 5 werben brei genannt. P a s fertige Buch entlieft brei Tabellen, jebes fyeft eine. Die allgemeinen gehaltenen A u s f ü h r u n g e n finb 311 wenig ftraff, unb laffen ben ¿(¡arafter bet brei S ü d j e t n u r unbeutlid? erfennen. Die Darfteilung barf besfjalb » o t j l mit Hedjt als € n t w u r f (unb nicht als f ü ^ e r e Raffung) bezeichnet ©erben. Über bie Reihenfolge feinet Bücher ift ficf? peftaioj^i nocf; nicht flar. f j i e r wirb bas Kedjenbud; in j a e i t e £inie geftellt, a n b e m o r t s f o m m t es an britter Steile, nach bem „2IBon pfarrer ZTieberer (805 ging tr>oi;[ Heidjarbts Befdjäftigung in Surgborf ^u €nbe. £it. £j. JTtorf, II, ig, 1 9 9 - — S VIII $58.—f?. Sdjönebaum, Kernten, \937, S 2 4 8 . — p . 331. ngoi S . 4 2 . — 2i!tenfammlung ber tjeloetifdjen Hepu= blicf, VIII, ^593. Die Seforgung bes fatfyolifdjen Religionsunterrichts in 3urg= borf erfolgte Pom fjerbfMsoo bis lttär3 (80( burcb (Seiftlicfje aus Solotljum. I)ann traten Sdjwierigfeiten ein, bis 3ot;ann Pöbelt aus Sarmenstorf einfprang. 3of;ann Hubolf 3ifd;er ( ^ 7 2 — ; s o o ) , Cljeolog unb pfjilofoph, Sefretär Stapfers. — Pgl. Krit. 2Jusg. X I I I , ( 9 ( . — £j. Sdjöne» bäum, Kennen ^93?, S. 268 f. — peftal. ^ 3 2 , S. 5 ff.

Gespräch über Andreas Moser und die Schule in Aarau. tDefentlidjes, was t;ier für bie Sadjerflärung in 5 r a 9 e fommt, ift in ber €in(eitung 3ur (Eejtiritif gefagt. E>gl. S . 424—425. S. 103 Z. 2 (vgl. S. 104 Z. 7 ff.) Über ben geitpunft bes 21bmarfe biefes (Sönners 1802 bafelbft eine Kantonsfdjule gegrünbet würbe, trat ITtofer als £eijrer für £anbwirtfd;aft, tedjnifdjes geidjnen, Singen unb (Symnaftif ein. £aut einer ITlitteilung ber „Kommiffion ber j u erridjtenben Kantonsfcfjule" an ben ITtuni3ipaIrat t>on 2Iarau war ITtofer baju beftimmt, bie pefta= lo33tfdie £el;rart ein3ufüf;ren ( | 0 . Ziov. \80\). Die Sd?uIfom= miffion berichtete am 3 . 3 m t i ^802 übet bie erften SdjuU Prüfungen; ifyr giinftig lautenber Beridjt enthielt aucft ben S a t j : „Eine.? der vorzüglichsten Mittel zur Verbesserung des Elementarunterrichts ist gewiß die von B. Würsten in der ersten Knabenschule und vom Bürger Moser in den Töchterschulen eingeführte Pestalozzische Lehrmethode, von deren Wirkungen Sie selbst (b. i. ber litunijipalrat) Zeuge gewesen sind", ^tbl. ITlitteilung Don Dr. (S. Boner, Staatsarchiv, 2larau. — 21. Hufer, politifdje Hunbfdjau 1936, S . 268 ff.

S. 103 Z. 5

S. S. S. S.

3of). 3afob Pfleger oon 2tarau (¡[7or allem ber metljobifchen Schriften peftaIo33is bis heute. „(Es ift oielleicht ber bebeutenbfte Ausfall im gan3en Schrifttum peftaIo33is", meint i j . Sdjönebaum (Kennen S . 57), allerbings nur für ben phiiofophifth=päbagogifchen Bereich mit nollem Hedjt. 3 m (gebiet ber (03ialpolitifdjert 3been finb feit ; 8 0 5 ähnlich wichtige Surfen im bisher befannten Schriftwerf peftafc>33is 3U oe^eidjncn.

Pestalozzi an sein Zeitalter (Epochen)

609

S. 126 Z. 31 ff.

S. 130 S. 131

S. 132 S. 133 S. 134

S. 135 S. 137 S. 137 S. 143 S. 158 S. 160 S. 163 S. 167 S. 169

S. 174 S. 178

Der Stanò ber Utethobe um ;802 ift aus ben Schriften bes Sattbes X I I I biefer Ausgabe feftjujicllen. Die fjtet oorge« nommette gufammenfaffung ber CErgebniffe ift an leinet Stelle bes pejiaIo33tfcfjen Schrifttums nrieber fo Hat unb bünbig erfolgt. Z. 14 Über bas Diftionarium ogl. biefet Ausgabe 23 b. X I I I , S . 5\2 ff., 530 ff. Z. 28 ff. Das „ S u d ; ber JTtütter ober Einleitung für ITCütter, ihre Kinber bemerfen unb reben 3U lehren" erfdjien ;803. über bie An* fange btefes Sucfjes ogl. f j . Sdjönebaum, Kennen, 193?, S . 73 ff. Z. 15 ff. Über bie pflege ber Healien pgl. biefer Ausgabe S b . X I I I S . 533 ff. Z. 6 ff. Die „Anfdjauungslehre ber gaf)Ienoert)ä[tniffe" erfc^ien mit 2 heften i803, ein brittes 180$. Pgl. f j . Schönebaum, Kennen (937, S . 72. Z. 21 ff. Das „21Bon einigen feinet unttarifdjen $reunbe oerübelt. etftänb(id;en ©tünben tarn aber bie 2Iusroir!ung biefer im 2lus« lanb befinblid;en Dertreter nidjt coli 3U (Seltung. Der alte (Sönnet pefialojjts, Philipp Gilbert S t a p f e r (\?66—wo), in ber erjten § e i t bet fjefoetif DTinifier bet Künjte unb U?iffenfd;afien, wirfte feit fjerbji j s o o als fd;tDet3erifd;er (Sefanbter in p a r i s . 3 h m ift es 3U oerbanfen, roenn fid; balb allerlei £eute um ben (Sang bes 3nflitnts 3U Burgborf intereffierten. 3 n erfter £tnie ifi ba 3U nennen f j e n r i ( B t i g o i t e ( i ? 5 0 — t 8 3 0 , Bifdjof oon B l o i s , ein führenber Kopf bet liberalen Richtung, bet einen bauetnben regen 2Inteil an pejlaIo33is ^örberung ber Dolfs» bilbung natjm. Daneben aber eniwideUe 2Ibrten £ e 3 a Y » H t a r n < 5 3 i a ( ; 7 3 5 — w o ) oor3üglid;e Kräfte, um bie ITtetijobe bes Scf;wei3ets in ^ranfreich e i n f ü h r e n . f e 3 a y ift tooljl fielet burd; Stapfer auf p e f l a k ^ i fjingetoiefen unb füt ilpt gewonnen worben. 2lls et barum (802 in btplomatifdjer Iltiffion in bie Sdjweij entfanbt würbe, nutjte er bie ©elegenheit nad; allen Richtungen. (Et befugte Burgborf, voo er bie ItTetljobe ban! guter beutfcfjer Sprad;fenntntffe aus eigener 2Infd;auung fennen lernte, ^ ü t ben Burgborfet Betrieb burdjaus eingenommen, lieg et feinen Stieffoljn 2lrmanb be Bttcqueoiile in Burgborf et3ieljen. 2iud; ijielt et bafelbfi mit mehreren ©eljilfen pejlaIo33is Hücffpradje, c o t allem mit 3 . ¿ I j r . B u § unb feinem Schwager, bem (Elfäffer 3ofepf; Heef, um fie für ein 3U grün« benbes 3nfiitut in p a r i s 3U gewinnen. S o ift es nic^t oernmnbetlich, wenn auf iijn wie auf S t a p f e t bie 2(ntegung 3uriicfgef)i, bur«h eine Schrift übet bie IHetI;obe in 5ran!rei(h für pefiaIo33is tDerf 3U werben. (Einen erften Derfucf; ba3U bot bet Sd;wei3er päbagoge in einet ZTote (Hr. 7 biefes B a n b e s ) , bie im S o m m e r (602 nad; p a r i s abging, pefia«

Denkschrift an die Pariser Freunde

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loîji mag ben (Sebanien eines umfangreichen Jluffatjes in ber ^olgejeit übet» badjt ¡¡oben, tote ficEj aus feinen 3at?Ireid?ert «Entwürfen (fliegen lägt. ¿ils et feit ilnfartg Ztooember (802 3m Konfulta in paris weilte, «tag et feinen ^reunben Stapfet, (Stégoite unb £ejay bie gufage jur 2lbfaffung eines eigentlichen îluffatjes gegeben tjaben, in bet fjoffnmtg, feine 2Irbeit werbe in ßberfetjung burcf; ben Drucf oerbreitet werben. Die fleine Scfjrift lag ITCitte De3ember cor. ©b bie 2lrbeit fdjon in biefem geitpunft garç abgefdjloffen wat, bleibt offen. £aut einem Briefe fjorftigs würbe bie Scfjtift am (0. 3anuar (803 einet erneuten Prüfung untet3ogen, wobei 3ohannes non XTCutalt als Dolmetfdjet im Kreis ber ¿reunbe biente. Das Wetî peftaIo33is geht wieberum wie feine frühem päbagogifchen Schriften Pom Segriff ber 2lnf