Sämtliche Werke. Kritische Ausgabe: Band 23 Schriften von 1811 bis 1815 [2. unveränd. Aufl. 1981. Reprint 2012] 9783110843514, 9783110045611


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German Pages 493 [508] Year 1982

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Table of contents :
Vorwort
1. Bemerkungen über die Prüfung der Classen am Ende des Jahres 1810 und Anfang 1811
2. Scherzfragen. Um 1811/13
3. Am Neujahrstag 1811 (Rede)
4. Rede an die Mitarbeiter. April 1811
5. Rede am Karfreitag 1811
6. Rede am Pfingstfest 1811
7. Am Weihnachtstag 1811 (Rede)
8. Stellungnahme zum Bericht der Tagsatzungs-Kommission. Um 1810/1811
9. Übungen aus dem Unterricht in der Muttersprache, wie er in der Anstalt zu Iferten gegeben wird. (Einleitung) 1811
10. Auseinandersetzung mit Chorherr Bremi in Zürich, 1811/12. – Pestalozzi an Niederer. – Zuschrift an Niederer. – Erklärung gegen Herrn Chorherr Bremi’s Drey Dutzend Bürklische Zeitungsfragen, Iferten 1812
11. Am Neujahrstag 1812 (Rede)
12. Das Wesen der Naturgemäßheit in der Erziehung, 1812
13. Der kranke Pestalozzi an das gesunde Publikum. Frühjahr 1812
14. An Herrn Geheimerath Delbrük, Erzieher Sr. königl. Hoheit des Kronprinzen von Preußen. – Entwurf. – Gedruckte Fassung. Frühjahr 1813
15. Erstes Testament. 26. Mai 1813
16. Helvetiens Schutzgeist. Eine Stimme an die Väter, 1782, wiederholt den Söhnen im Jahr 1814. (An mein Vaterland.) [Hinweise]
17. Vision Napoleons. 1814
18. Prospectus de l’Institut d’éducation d’Yverdun. Le 1 Décembre 1814
19. Rede am Neujahrstage 1815
20. Der Baum (Gedicht). Um 1810/15?
Anhänge
1. Anhang, Textkritik
2. Anhang, Sacherklärung
3. Anhang, Spracherklärung
4. Anhang, Personen- und Ortsregister
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Sämtliche Werke. Kritische Ausgabe: Band 23 Schriften von 1811 bis 1815 [2. unveränd. Aufl. 1981. Reprint 2012]
 9783110843514, 9783110045611

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«Idee zu dein Transparent, b e s t i m m t f ü r H . P e s t a l o z z i , Ofitob. 1 8 1 2 . - F ü r H . E s s linger g e z e i c h n e t v. J . (ohaim) H . (einrieh) Clever.» ( 1 / ñ o - - 1 8 2 9 , v e r m . Esslingor) (Zentralbibliothck Zürich)

PESTALOZZI SÄMTLICHE WERKE Kritische Ausgabe begründet von

Artur Buchenau Eduard Spranger, Hans Stettbacher

23. Band

ORELL FÜSSLI VERLAG, ZÜRICH 1972 Auslieferung für Deutschland : Verlag von Walter de Gruyter & Co., Berlin

PESTALOZZI SÄMTLICHE WERKE 23. Band Schriften von 1811—1815 bearbeitet von

Emanuel Dejung Mit drei T a f e l n

O R E L L F Ü S S L I VERLAG, ZÜRICH 1972

Auslieferung für Deutschland: Verlag von Walter de Gruyter & Co., Berlin

© Orell F Osali Verlag, Zürich 1972 Printed in Switzerland by Art. Institut Orell Füesli AG, Zürich

Inhalt Vorwort 1. Bemerkungen über die Prüfung der Classen am Ende des Jahres 1810 und Anfang 1811

VII 1

2. Scherzfragen. TJm 1811/13

13

3. Am Neujahrstag 1811 (Rede)

19

4. Bede an die Mitarbeiter. April 1811

39

5. Rede am Karfreitag 1811

51

6. Rede am Pfingstfest 1811

59

7. Am Weihnachtstag 1811 (Rede)

75

8. Stellungnahme zum Bericht der Tagsatzungs-Kommission. Um 1810/ 181 1

85

9. Übungen aus dem Unterricht in der Muttersprache, wie er in der Anstalt zu Iferten gegeben wird. (Einleitung) 1811

101

10. Auseinandersetzung mit Chorherr Bremi in Zürich, 1811/12. - Pestalozzi an Niederer. - Zuschrift an Niederer. - Erklärung gegen Herrn Chorherr Bremi's Drey Dutzend Bürklische Zeitungsfragen, Iferten 181 2

109

11. Am Neujahrstag 1812 (Rede)

171

12. Das Wesen der Naturgemäßheit in der Erziehung, 1812

185

13. Der kranke Pestalozzi an das gesunde Publikum. Frühjahr 1812 . . .

213

14. An. Herrn Geheimerath Delbrük, Erzieher Sr. königl. Hoheit des Kronprinzen von Preußen. - Entwurf. - Gedruckte Fassung. Frühjahr 1813

221

15. Erstes Testament. 26. Mai 1813

291

16. Helvetiens Schutzgeist. Eine Stimme an die Väter, 1782, wiederholt den Söhnen im J a h r 1814. (An mein Vaterland.) [Hinweise] . . . .

295

17. Vision Napoleons. 1814

297

18. Prospectus de l'Institut d'éducation d'Yverdun. Le 1 Décembre 1814

303

19. Rede am Neujahrstage 1815

309

20. Der Baum (Gedicht). U m 1810/15?

327

Anhänge : 1.Anhang, 2. Anhang, 3. Anhang, 4. Anhang,

Textkritik Sacherklärung Spracherklärung Personen- und Ortsregister

333 396 462 477

Tafeln: I

«Idee zu dem Transparent für Hr. Pestalozzi, October 1812. F ü r H r . E ß linger gezeichnet von J.H.Meyer.» Zentralbibliothek Zürich, graphische Sammlung Titelbild

I I Ansichten aus Yverdon, Zeichnungen von Joh. Wilhelm Meyer (1798 bis 1876), (Privatbesitz) 96/97 I I I Der Baum, undatiertes Gedicht, um 1810/15? Autograph, im Pestalozzianum Zürich

328

Vorwort Die hier vorliegenden Schriften aus den Jahren 1811-1815 entstammen einer bewegten Zeit. Zuerst herrschte eine längere interne Krise im Institut, bedingt durch den eher ungünstigen Bericht der Tagsatzungs-Kommission über die Prüfung der Anstalt Y verdón im November 1809. In der zweiten Phase sah sich die Schweiz in den europäischen Krieg verflochten, was zunächst Ende 1813 zur Besetzung des Landes durch die koalierten Mächte führte, sodann zur Schaffung neuer Verfassungen, an der Langen Tagsatzung in Zürich, dann am Wiener Kongreß. Für Pestalozzi bedeutete die Umbruchzeit eine starke Anteilnahme am politischen Geschehen; doch ist sein damaliges Hauptwerk «An die Unschuld» im vorliegenden Band noch nicht enthalten. Ein Hauptgrund für seine Zurückhaltung lag in den wirts c h a f t l i c h e n S c h w i e r i g k e i t e n als Folge des Krieges. Auch lag Pestalozzi viel daran, durch interne R e d e n sein Haus innerlich wieder aufzurichten. Fünf Gruppen von Schriften lassen sich in unserm Bande unterscheiden, abgesehen von Nr. 16, wo nur Hinweise auf andere Drucke geboten werden. Die A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n mit Bremi und Delbrück (Nr. 10, 14) werden durch zusätzlichen Text ergänzt, die wiederholte Stellungnahme zum Bericht der Tagsatzungskommission (Nr. 8) ist neu. Die sieben R e d e n an sein Haus (Nr. 3-7, 11, 19), in besondern Fällen auch nur an die Lehrerschaft gerichtet, sind schon bisher bekannt, ihr Wortlaut wurde bereinigt. Von den sechs U n t e r r i c h t s s c h r i f t e n war bisher nur eine einzige bekannt (Nr. 13, Der kranke Pestalozzi), von den übrigen sind zwei (Nr. 1, 12) bisher unbekannt gewesen, weitere drei (Nr. 2, 9, 18) wurden nach alten Drucken abgedruckt. Gering ist der p o l i t i s c h e Anteil dieses Bandes (Nr. 16 als Hinweis, Nr. 17 mit einer unbekannten Vision Napoleons). Zwei Stücke (Nr. 15, 20) haben p e r s ö n l i c h e n Charakter; ein Gedicht leitet zur literarischen Periode von 1817/18 über. Auch die Schrift über «Das Wesen der Naturgemäßheit in der Erziehung» (Nr. 12), unvollständig erhalten, wird in Umarbeitung viel später im Schwanengesang von 1826 teilweise wieder erscheinen.

Gesamthaft liegen hier 19 Schriften vor, davon vier, die neu nach Manuskripten gedruckt sind, während vier weitere bei Seyffarth fehlen, auf alten übersehenen Drucken beruhen. Für die B e a r b e i t u n g boten Christian Roedel, und Gerhard Silberer dem Redaktor guten Beistand, und Kurt Meyer besorgte in bewährter Fachkenntnis den Sprachanhang. Weitere Beihilfe wird im textkritischen und Sachanhang einzeln verdankt. Über den Stand und die Zukunftspläne der Edition geben zwei neue Schriften jetzt Auskunft: einmal die Ü b e r s i c h t der wichtigeren Ausgaben von Werken und Briefen Heinrich Pestalozzis, und sodann der neue deutsche P r o s p e k t ; eine englische und eine französische Fassung des Prospekts ist auch erhältlich. Herausgeber und Verlag richten an alle Besitzer von D o k u m e n t e n , welche in unserer Ausgabe fehlen sollten, die höfliche Bitte um kurze Nachricht, damit die Gesamtausgabe möglichst noch, auch in einem Nachtragsband, vervollständigt werden kann.

Bemerkungen über die Prüfung der Classen am Ende des Jahres 1810 und Anfang 1811

1

Pestalozzi Werke Bd. 23

Prüfung der Classen

3

Niederer : E s war der Standpunkt nicht klar, auf welchem jede Klasse steht. Die Bedürfnisse der Zöglingen u n d das, was die Methode fordert, h ä t t e n geschieden u n d im Anfange aus einander gesetzt werden sollen. Die Lehrer h ä t t e n angeben sollen, wie sie die Klassen übernommen usw. 6 Weilemann : Der Lehrer k a n n das nicht, wenn m a n ihn hinstellt und sagt: «Gieb die Klasse!», ohne ihm Leitfaden zu geben und Standpunkt der Klasse u n d ihr besonderes Bedürfnis. Heusi: E s wird alle Woche j a f a s t g e w e c h s e l t . Weilemann: Einige Knaben standen vor fünf/vier J a h r auf dem näm10 liehen Puñete. Krüse : I m Rechnen findet sich wol jeder Lehrer zurecht. Ich habe lange Zeit gar nicht reden dürfen, habe Herrn Pestalozzi überhaupt n i c h t b e friedigen können. Pestalozzi: Ich glaube, die Sprache soll sich übend an die A p is schauung knüpfen, und ich mag das Aufsuchen und Zusammensetzen usw. nicht. Durch das Räsonnement übers Reden lernt man nicht reden. Durch Vorzeigen von Gegenständen soll man reden lehren, und man wird im Vierteljahr weiter kommen, als sonst in drei Jahren. W a s gesagt worden ist, soll man aufschrei20 ben, ins Französische übersetzen und dann lesen lassen. Niederer: Kinder sollen nicht viel schreiben, weil sie dabei schlecht schreiben. Die kleinen Kinder schreiben zu schnell. Pestalozzi : Das Kind muß eine Sache im Anfang bis auf einen gewissen Punkt lernen, und nicht viele miteinander. Das muß es 25 bei Einem Lehrer und nicht bei drei halben thun. Niederer trägt darauf an, daß die Lehrer Folgendes beraten : 1. es soll angegeben werden, wieviel Abtheilungen in jeder Klasse, 2. wie lange jeder Examinator seine Klasse hat, 3. was er mit ihnen die Sache getrieben, 30 4. aus was f ü r Gesichtspunkten [er] was betrieben, welche Zwecke er hatte, 5. wie weit er sie hat wollen führen, 6. wie viel Zeit, daß er glaube, daß er dazu brauche, 7. in was f ü r ein Verhältnis zum Alter und zu den Vorkenntnissen der 35 Kinder [er] das zu Lehrende setzen will. Beim Sprachunterricht ist es nöthig, daß Reden u n d Grammatik gelehrt werde. Wie greift das in einander ein? Wie weit h a t das eine f ü r das andere vorbereitet? Pestalozzi : E s ist nicht die Rede davon, ob das Gegebne recht 40 oder unrecht, sondern ob es für uns b r a u c h b a r oder u n b r a u c h b a r ist.

4

Prüfung der Classen

Am Freitage Die Lehrer sollen jene Punkte von Niederer schriftlich beantworten; man soll erst sie au fait setzen, mit ihnen reden und dann schreiben. N[iederer] meint, vor dem Examen soll der Lehrer nur das, was er giebt, in Zusammenhang setzen, und den Standpunkt der Zöglinge. 5 Die Klassenzimmer sind entsetzlich unreinlich. [Der] Lehrer solle darauf halten, daß es besser werde. Niederer: Das Examenhalten ist eine schwere Kunst, welche durch Erfahrungen erlernt werden muß. Es soll jeder den Eindruck, den das gegenwärtige auf ihn machte, mittheilen; das folgende muß nach diesen 10 Bemerkungen eingerichtet werden. Die Lehrer sollen besser, lebendig und klar darstellen, das, was geleistet worden ist, nicht Darstellung der Methode. Drfeist] : Die Lehrer sollen aus den Übungen diejenigen hervorheben, in welchen die Fertigkeit des Kinds am meisten erscheint. 15 Es sollen [sie], wo eine Reihenfolge von Übungen ausgearbeitet ist, aus dieser nur Übungen nehmen und nicht Unmethodisches einmischen. Die Lehrer sollen sich so einrichten, daß eine Lection e t w a eine halbe Stunde währt. Es soll soviel als möglich Ruhe bei der Lection stattfinden. 20 Krüsi : Was man an einem Orte fordert, soll man auch am andern geben; es soll Religionsunterricht überall gegeben werden. Niederer: Ich kann keinen Religionsunterricht geben, denn ich bezwecke in meinem Unterricht durchaus keine Fertigkeiten mehr. Henning: Sollen sie nicht Bibelstellen erklären? 25 Sollen Neujahrshefte zu allgemeiner Ansicht kommen? Die Lehrer sollen in der Versammlung sie alle sehen, die Fremden nicht. Niederer: Die Unreinigkeit der Classenzimmer fällt überall auf. Die Dienstboten sollen angehalten werden, sie zu reinigen. Rechnungsunterricht 30 Krüsi: Vorm Jahre hatte Frick die unterste Klasse, dann Egger, Tondu, Leuzinger, Leuenberger, Krüsi, Weilemann. Heusi hat die seinige seit dem lten Juli. Pestalozzi : Die altern Knaben sollen besonders zur Nachhülfe der schwächern benutzt werden. 35 Krüsi: Weilemanns Klasse rechnete besonders lebhaft. Niederer: Nänny hatte eine sehr schmutzige Rechentabelle; man sollte zum neuen Jahr neue Tabellen aufpappen lassen. Jeder Lehrer, der eine braucht, soll dafür sorgen, daß die seine sauber. Pestalozzi: Kinder sitzen zu viel; sie müssen so wenig sitzen ω als [möglich], beim Rechnen, Singen und Geographie stehen. Niederer : Die Einheitentabelle soll an der Wand hängen. Auf die Aussprache sollte mehr Rücksicht genommen werden.

5

Prüfung der Classen

Ramsauer : Es soll ein anderer Lehrer als Nänny angestellt werden. Henning : Könnte [man] das angewandte Rechnen nicht mit dem Reden verbinden? Ramsauer glaubt, diese Kinder sollten durchaus mit B a u h ö l z e r n 5 rechnen, [nach] Augenmaaß bauen.

Pestalozzi: Das Beste sind die Bausteine, in denen auch das Maaßrechnen zu gleicher Zeit ist. Bei gewöhnlich leichten Übungen ist es möglich zu reden - Reihenfolgen von Wörtern, die zu etwas anderm nöthig sind. 10

2 t e K l a s s e (Weilemann). Weilemann wünscht die Klasse ein J a h r lang zu behalten.

Pestalozzi wünscht, daß die Nachfolge präpariert werde. Man muß sich bemühen, daß jede besonders v o r t r e f f l i c h e Eigenthümlichkeit eine allgemeine werde. 15

Krüsi: Weilemann soll seine guten Anwendungsexemplare vervielfachen. Niederer : E s ist ein unglücklicher Gedanke, Anwendimg einzuführen, wo die reine Übung nicht vollendet ist. Zu frühes Rechnen ist zu vermeiden, soll nicht gesucht werden.

20

3 t e K l a s s e (Heusi) Krüsi : Es ist beim Examen nicht so gut gegangen als in den gewöhnlichen Stunden. Schnelligkeit und Festigkeit in Auflösung der Aufgaben fehlt. E s giebt Formen, welche Lebendigkeit unterdrücken, zum Beispiel große Pause: H a b t ihrs? Man m u ß nicht z u s t r e n g e Ordnimg üben, 25 welche Leben unterdrückt, u n d den Drang, etwas zu sagen. I m Ziffernrechnen fehlt es auch noch an der Geläufigkeit der Grundübungen, repetiren vielleicht nothwendig, eigne K r a f t . Niederer glaubt, daß H[eusi] nicht genug intuitiv lehrt. E s treibt ihn, u n d er geht schnell fort, sollte besonders darauf hinarbeiten, die Reihen30 folgen zu überschauen. E s fehlt an Sprachreichthum, er ist mit der Sprache im Kampfe. Göldis R a p p o r t

übers

Rechnungsfach (s. Beilage).

der

lsten

Klasse

Man glaubt, daß die Berathungen über das Examen am zweckmäßiges sten und schnellsten vollendet werden können, wenn Einzelne, die in gewöhnlichen Fächern stark leben, über einzelne Fächer rapportirten. Nachdem dies ausgemacht worden, las Herr Göldi den Rapport über das g a n z e R e c h n u n g s f a c h vor. Über Graf wurde bemerkt, daß er auch gar nichts wisse und gar keine 40 Fortschritte gemacht habe. Niederer meinte, es sollten sehr beschränkte, sehr bestimmte Übungen mit ihm gemacht werden, die einfachsten mechanischen Übungen der Geistesthätigkeit.

6

Prüfung der Classen

Über Peyer: Es sey traurig, ihn immer bei den ersten Anfängen zu sehen; man müsse immer von vorn mit ihm anfangen. Niederer : Man sollte besonders darauf Rücksicht nehmen, ob die Kinder reflektirend oder bloß übend das Fach erlernen sollen. Mehrere Zöglinge in der ersten Classe sollten dazu geführt werden, sich Rechenschaft 5 zu geben von dem, was sie thun, müssen hingegen von der 2ten Klasse daß man sie ganz übend führe. Man unterscheide die Kinder in dieser Hinsicht nicht genug, daher so viel Verwirrung. Krüsy : Man müsse Nachhülfschulen für jede Abtheilung machen.

Pestalozzi : Die beste Nachhülfe bestehe in Vollendung der 10 Mittel. Krüsy: Die Nachhülfe bestehe besonders darin, daß man es thue. In dem Wenigen, worin die Knaben zurück sind, müssen sie eine besondere Leitung haben. Zu den kleinsten Kindern könne man den Graf zum Beispiel doch nicht setzen. 15

Pestalozzi: Ich weiß keinen Ausweg, als mit den Lehrern jedes einzelnen Faches mich zu berathen und ihren Rath zu befolgen. Baumgartners Rechenunterricht Krüsi : Die Klasse hat mir wohl gethan, nur sind die Übungen nicht 20 genug hervorgetreten. Von Anfang bis zu Ende einer einzelnen Aufgabe fragen. Ramsauers Klasse Göldi glaubt, daß viele Knaben in der Algebra nicht weit kommen werden und daß man mehr und lieber auf Befriedigung der Eltern, Anwen- 25 düngen fürs praktische Leben etc. sehen müsse. Damit soll aber das algebraische Kopfrechnen durchaus nicht verworfen, sondern nur beschränkt werden. Ramsauer hätte mehr praktische Aufgaben geben sollen. Knaben sollen deutlicher und bestimmter reden, Ramsauer selber 30 nicht so viel, nicht so bald fortsetzen, wenn Schüler nicht weiter können. Ramsauer : Ich habe das algebraische Kopfrechnen nicht als Algebra, sondern als Kopfrechnen betreiben wollen, habe praktisches Rechnen genug betrieben. Krüsi: Die negativen Rechnungen noch weglassen, bleibt doch noch 35 großer Spielraum für Richtigkeit und Bestimmtheit. Manche Kinder werden zu sehr angestrengt. Im Zifferrechnen große Aufgaben, aber nicht im Kopfrechnen. Niederer: Man folgt dem Faden des Faches und nicht den Bedürfnissen des Kindes, das ist ein Fehler. (Generalversammlung dazu bestimmt, 40 organische Existenz des Unterrichts hervorzubringen.) U n t e r s t e R e c h e n k l a s s e der 3ten A b t h e i l u n g (Siegrist) Entwicklung der Hauptbegriffe im Anfang versäumt, erschwert alle

Prüfung der Classen

7

Fortschritte, zum Beispiel fehlende Gewandtheit in den vier Species. Wo Kopfrechnen nicht ordentlich gemacht ist, soll man gar nicht an das Zifferrechnen denken. 5

Göldi's Klasse besteht aus vier Abtheilungen. Die Fortgerücktesten haben in der Quadratwurzel Stärke erlangt, Kubikwurzel angefangen. Die zweiten: Wiederaufsuchung der Regeln und Gesetze des vorigen Curses. Die dritten und vierten sind bei Anwendungen.

Pestalozzi : Ich möchte redlich fragen : Mangelt Schm[id] die10 sem Fache jezt? Braucht einer noch Hülfe, so sag ers jezt! (allgemein verneinende Pause). Algebra Die Schwächern: algebraisches Kopfrechnen und schriftliches Rechnen, keine großen Fortschritte. Die zweiten sind mit dem ersten Grade 15 fertig, man hat die Potenzen mit ihnen angefangen. Pestalozzi möchte ein Verzeichnis derer, die sich eifrig beschäftigen. Ich habe über das Fach nichts zu sagen, als ich wünschte, daß das Gleichgewicht aller andern Fächer, und in Herz und Hand, 20 und allem andern Fleiß hergestellt werde, daß Anstrengung in der Erziehung wie in jedem bürgerlichen Leben habituell gemacht werde, Kopfanstrengung, Herzenserhebung und Handfleiß. Alles zusammen bestehen; das Verschlungenwerden vom Einzelnen ist das Mittel, das Ganze zu erzielen. 25

Herr Hagn[auer] : In einer Schule sind die Kinder, die auf gleicher Stufe standen, Sonnabends versammelt worden, haben Aufgaben mit einander gelöst. Wer hats am schnellstenÎ richtigsten? Die 3 besten bekamen Freistunden, und das Ganze half viel. Kriisi: Jeder Lehrer des Faches sollte sehen, wie sich Arbeit 30 mit dem frühern vereinige. Tabelle der neueren Reihen Maaßverhältnisse und Größenlehre. Pestalozzi : E s ist durchaus keine ausgemachte Reihenfolge in der Methode da. 35

Maaßverhältnisse Ferner sind sehr wichtig das Üben der Rede und des Augenmaßes, die Übertreibung allein fehlerhaft. Steiner hat viel gethan, Schm[id] hats nur erdrückt. Es soll eine Commission ernannt werden zur Auferweckung dieses Verschwundenen. Mahler malthe, drang in den ersten Übungen besonders auf Augenmaß.

8

P r ü f u n g der Classen

R a m s a u e r : E s ist s c h o n [ w i c h t i g ] i m Z e i c h n e n ( a b e r n i c h t in S c h m . ' s Zeichnen) u n d in der Beschäftigung m i t den Bauhölzern. W a r u m h a t S [ c h m i d ] es v e r n a c h l ä s s i g t ? W e i l e r r e i n v o n d e r F o r m als d e m E l e m e n t d e r S c h ö n h e i t a u s g i n g u n d d i e M a a ß v e r h ä l t n i s s e als e t w a s f ü r sich B e stehendes betrachtete. 5 I t e K l a s s e (Leuenberger) E s fehlt der F o r m e n l e h r e B e d e u t u n g u n d Leben. E s ist f ü r richtiges Anschauen, Bemerken u n d Redenlernen gesorgt worden. Aufsuchen der F o r m e n a m G e g e n s t a n d e d e r N a t u r u n d K u n s t . I n d e r v o n d e r N a t u r get r e n n t e n , u n a b h ä n g i g e n B e h a n d l u n g w i r k t sie l a n g e u n d g e n u g . 10

Pestalozzi : Das ABC der Anschauung ist aus diesem Streben, die Form aus der Natur zu ziehen, hervorgegangen. Quaderstein, gebogner usw. N i e d e r e r : B e i L e u e n b e r g e r s i c h t b a r , d a ß e r in d e r S p [ r a c h e ] n i c h t bes t i m m t genug ist. F r a g e n sind n i c h t deutlich. 15 K r i i s i soll S c h m i d s B u c h d u r c h l e s e n u n d d o r t d i e u n b e s t i m m t e n A u s drücke ausstreichen. 3 t e K l a s s e (Baumgartner) M i t dieser K l a s s e i s t d a s s e l b e , w a s v o n d e r R e c h e n k l a s s e z u b e m e r k e n , viel B e s t i m t h e i t , G e w a n d t h e i t , Richtigkeit. 20 4 t e K l a s s e (Ramsauer) E s s c h e i n t , R a m s a u e r b r i n g e z u v i e l d u r c h eignes F r a g e n u n d R e d e n h e r a u s . F e s t e u n d g e ü b t e S c h ü l e r , die h i e r g e w a n d t e r s i n d a l s i m R e c h n e n . 5 t e K l a s s e (Frick) D i e K n a b e n s i n d w e i t . B e i d e r B e s t i m m u n g d e r T h e i l e i m [ D r e i e c k ] 25 z u m Ganzen m u ß m a n den schwächern K n a b e n nachhelfen. 6te

Klasse

E i n i g e A b t h e i l u n g e n s i n d w e i t e r , a l s L [ e u e n b e r g e r ] gezeigt h a t . E r wollte weiter, h a t t e a b e r keine Zeit. Die Sprache 30 S c h n [ e i d e r ] soll d e r b e r z u d e n K i n d e r n s e y n . Niederer glaubt, w e n n j e m a n d d a wäre, der [mit] der K r a f t , was in d e r S p [ r a c h e ] v o r h a n d e n ist, d u r c h s e t z t e , s o w ü r d e e b e n so D e u t l i c h e s u n d K l a r e s a l s i n d e r M a t h e m a t i k d a s t e h e n . W o ein M [ e n s c h ] e t w a s m i t g a n z e r K r a f t u m f a ß t , t r i t t I m p o n i r e n d e s h e r v o r . I m S p r a c h u n t e r r i c h t 35 h a t d e r M e n s c h g e f e h l t , u n d dieser, d e r d a s A u f g e s t e l l t e g a n z u m f a s s e u n d durchführe, m u ß da seyn.

Pestalozzi: In Zeller wie in Schm[id] höchste Lebendigkeit, und bis auf einen gewissen Punkt Wahrheit. Auch Zeller lebte damals ganz in der Sache. Ich will einen Versuch machen und ihn 40 jetzt durchsetzen.

Prüfung der Classen

9

Niederer: Im ganzen ist gewiß, daß der Sprachunterricht nicht heraus und einfach und stark hervortritt. Die Sache der Gerechtigkeit ists, die Quellen davon heiter zu machen. Das zweite ist : die Lehrer, welche die Sprache bearbeiten, müssen sich mehr Bestimmtheit erwerben, 5 weil die Manigfaltigkeit der Gesichtspunkte die Kraft raubt und zerstreut. Dies soll durchaus nichts gegen Herrn Pestalozzis Vorschläge seyn. Es kommt auf persönliche Lebendigkeit an, und auf Festhalten an bestimmten Gesichtspunkten. Über

10

Sprachunterricht

Pestalozzi: Ich glaube, daß dem, was Dr[eist] thut, gewisse Dinge vorausgehen müssen.

Niederer : Wenn man lesen und schreiben lehren will, so muß man es mechanisiren und diese Dinge fixiren. Für diese Dinge muß man einen Gang aufstellen, der nicht r e d e n , sondern eigentlich lesen und s c h r e i 15 ben ist. Darum muß nicht alles, was geschieht, stillgestellt werden. Man muß thun, was möglich ist, und nichts verlieren, was vorhanden ist. Um zur Grammatik zu kommen, muß man auch Grammatisches geben.

Pestalozzi : Es giebt eine Art, Sprache zu lehren. Der M[ensch], der das thut, muß die Grammatik selber haben und bei den Kin20 dern begründen. Krüsi : Schneiders Gang führt langsam zum Lesenlernen. Dreist : Schneider soll im Sprechen und Lesen mehr Takt angeben, soll die Redeübungen mannigfaltiger geben. Niederer : Das Buch der Mütter ist ein andres für das Innere und Äuße25 re, für das Physische und Ethische. Ramsauer : Die ersten Redeübungen des Kinds können nicht an einen einzelnen Gegenstand oder sonst etwas geknüpft werden. Niederer : Das Kind soll über die Natur, Kunst, seine Geschäfte reden können. 2te d e u t s c h e K l a s s e (Weilenmann) Niederer : Das Taktmäßige [ist] nicht genug beobachtet, überhaupt in den Sprachklassen kein Ton und Akzent. Krüsi: Das Zusammenlesen bedingt nicht nothwendig das Singen. Niederer: Zwei Dinge sind besonders zu berücksichtigen, das Melo35 dische und das Poetische.

30

3 t e d e u t s c h e K l a s s e (Krüsi) Niederer : Beim Reden über vorgehaltene Gegenstände müssen Reihenfolgen nach bestimmten Gesichtspunkten aufgestellt werden. Nach der jetzigen Methode ist die Sprachentwicklung und die Denkentwicklung zu 40 langsam. Kinder sollen nicht ein Pünktlein nach dem andern auflesen. Die Kinder kommen zu keiner Fertigkeit. Niederer will etwas Bestimmtes hierüber aufsetzen.

10

Prüfung der Classen

2 t e A b t h e i l u n g d e r K l a s s e (Lehmann) Niederer : Außerordentliche Fehlerhaftigkeit in der Orthographie. Man soll sich der Schwachen besonders annehmen. Über die Umgebungen hätten die Knaben sprechen sollen. 2 t e A b t h e i l u n g 2 t e K l a s s e (Preuss) 5 Nachhülfklasse. Manche Knaben lesen sehr schlecht. Niederer : Die allergeübtesten Lehrer sollen sich mit Nachhiilf klassen beschäftigen. Man sieht, daß C. sich Mühe giebt. Aber es ist mir klar geworden, hier das Vermischen der Übungen und Ansichten, des Grammatikalischen und Praktischen. Man muß sich sehr in Acht nehmen, Fertig- 10 keit und zu vermischen. Blochmann: E s sollte jeder neue Lehrer eingeführt und auf den rechten Standpunkt gestellt werden. Französische Sprache 1. S i e g r i s t s U n t e r r i c h t . Man soll sich seiner bestimmt annehmen. 15 E s soll im Comittee für die Klasse gesorgt werden. 2. B a u m g a r t n e r s K l a s s e . 3. K n u s e r t s K l a s s e . 4. B a u m a n n s K l a s s e . B . möchte etwas Besonderes aufstellen, einen Gang, sichern Faden. 20 5. L e h m a n n s K l a s s e . 6. J o r d a n s K l a s s e . Herr Jordan soll mit den übrigen Lehrern in Verbindung gebracht werden und sich mit Baumann und Lehmann berathen. Goeldi: J . hat Aufsätze gemacht; er muß etwas andres thun, oder ein 25 andrer an seiner Stelle. E r hält sich eine halbe Stunde mit Corrigiren bei Einem Knaben auf.

Pestalozzi: Ich fordre: Gebt mir 3-4 Me[nschen], welche alle Wochen 2 Stunden mit mir am Verf[assen] der Cahiers arbeiten. Deutsche Sprache 30 1. B l o c h m a n n s K l a s s e . Krüsi: keine Festigkeit, keine Fertigkeit in der Entwicklung aus den Knaben. 2. S c h a c h t s K l a s s e . Krüsi : Man hat gesehen, daß er die Knaben zu allem bringen könne, 35 aber der Stoff hat nicht zweckmäßig und sie anziehend geschienen. Geographie Caweraus Klasse, Blochmanns zwei Klassen. Die Knaben haben gute Fortschritte gemacht. Niederer bemerkt :Ueber jedes einzelne wissenschaftliche Fach sollte man den Kindern Lehrbücher in die Hände geben, damit 40 sie dadurch die nöthigsten Realkenntnisse erhielten.

Herr Pestalozzi möchte mit dem Bearbeiter eines jeden Fachs eintreten über die Abfassung eines solchen Lehrbuches. Auch

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sollen die Schreibübungen sich daran knüpfen. Jede Abtheilung für ein Fach soll zusammenkommen, sich zu berathen über die Einrichtung dieser Lehrbücher. Latein Blochmann: Bei jeder Sprache, die erlernt werden muß, m u ß m a n den Kindern Zeit geben, sich zu präpariren, auswendig zu lernen usw. Schacht: Die Knaben treiben zu vielerlei. Man sollte mit den Eltern sich verständigen über das Alter, in welchem ihre Kinder die lateinische Sprache anfangen können und in welchen Kenntnissen sie nothwendig 10 vorher müssen Fortschritte gemacht haben. Niederer : Die Collectivarbeiten taugen nichts. Man soll einem, der a m meisten K r a f t und Lust f ü r das Fach hat, den Auftrag machen, das Nöthige auszuarbeiten, und dieser muß nach seinem Bedürfnis andre zu R a t h e ziehen. Mir ist es besonders aufgefallen, wie kraftlose und unsicher 15 die Knaben in den Sprachformen sind. Blochmann : Der Fehler liegt an Herrn Renner. Schacht: Ich lasse sie jezt beständig decliniren, conjugiren und zusammensetzen. 5

Herr Pestalozzi begehrt eine Unterredung mit allen Latein20 lehrern. Schreiben Weilenmanns Klasse. Kriisy: Verhältnismäßig haben die Kleinsten am schönsten geschrieben. Weilenmann benuzt den Sprachunterricht zu Schreibübungen; er h a t 25 sie auch beträchtlich groß schreiben lassen.

Herr Pestalozzi: Es können dazu eben so gut unbekannte geographische Namen gebraucht werden. Mit dem Groß-schreiben haben wir oft sehr gefehlt. K r ü s y : Zu groß läßt Weilenmann sie nicht schreiben. Eine tüchtige 30 feste Handschrift m u ß der K n a b e beim ersten Stoff bekommen. Frick: Hauptsache wäre, daß im ganzen Institut nur eine Handschrift eingeführt würde.

Herr Pestalozzi : In den obern Classen sollten sie nicht mehr lernen schreiben. 35

K r ü s y : Man sollte den orthographischen Unterricht ans Schönschreiben anschließen. Die Knaben in Fricks Klasse haben nicht die Fortschritte gemacht, die sie h ä t t e n machen können. Frick: Die Hauptsache ist, daß sie in andern Stunden, wo sie schreiben, auch aufs Schönschreiben halten.

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Herr Pestalozzi : Es sey seine Erfahrung, daß man in den untern Classen gut schreibe, daß aber ihre Hand sich verdürbe durchs Schnellschreiben. Wenn man die Kinder, welche anfangen, nicht will in Quadraten schreiben lassen, so sollten sie doch besonders in freien 5 Schwingungen geübt werden. Die festen Grundzüge sind aber besonders wichtig. Wenn das Kind Kraft und Deutlichkeit hat, so macht es sich am Ende selbst eine schöne Schrift. Zeichnen Ramsauer : Die Elementarübungen haben die Kleinen gar nicht recht 10 durchgemacht, sind gar nicht fest gewesen in den Elementen. I n der dritten Abtheilung konnte bei zwei Stunden wöchentlichen Unterrichts nichts herauskommen. Doch wäre wenigstens etwas dabei herausgekommen, wenn m a n die Knaben h ä t t e nach der N a t u r zeichnen lassen, was jezt geschehen soll. 15 Gymnastik Ganz lebhaft, und sehr gut. Über den R e l i g i o n s u n t e r r i c h t bemerkt Herr Krüsy, daß die Kinder die religiösen Lieder a m leichtesten u n d besten lernen, und daß es besonders darauf ankomme, wie m a n sie ihnen vorlese, und welchen Inhalts 20 sie seyen. Die Gellertschen empfehlen sich besonders durch ihre Leichtigkeit und Einfachheit. Bei der lezten Versammlung den 28sten Februar [1811] waren anwesend: Dreist, Schacht, Göldi, Weilemann, Heusi, Knusert, Leuenberger. Über den G e s a n g ist nicht rapportirt worden. 25

Scherzfragen um 1811/13?

Scherzfragen

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Warum siehst du nur auf die Augen, und hörst nicht auf die Rede? Weil oft die Augen schöner sind als die Reden. Wen hörst du am liebsten sprechen ? 5 Den, der mit wenigen Worten viel ausdrückt. Wie liebst und wie hassest du ? Ich lerne so zu lieben, daß ich den zweiten Theil deiner Frage unnöthig mache. In welchem Moment möchtest du die ganze Menschheit um10 fassen? Wenn es mir einmal gelingt, ein Kind zu sein. Wann hängt dir der Himmel voll Geigen? Wenn in unsern Augen die Kerzen brennen, die ein reines inneres Feuer angezündet hat. is Wo fühlt sich der Mensch am glücklichsten ? Bei Unglücklichen, welche er gerettet hat. Klopft dein Herz links oder rechts? Darnach Sie sitzen. Warum hat das Kind so viel Ähnlichkeit mit dem Greise? 20 Weil das Kind noch nicht zum Verderben gekommen, und der Greis davon weggeht. Was siehst du mir an der Nase an? Deinen Mutterwitz. Welche Verwandtschaft ist zwischen Lichtputze und Licht25 scheere ? Die schwesterliche; denn sie haben beide einen Vater. Wie siehst du aus, wenn du schön aussehen willst? So ruhig als meine Fragerin. Mußt du im Schweiß deines Angesichts witzig sein? 30 Ja, wenn mich dein Witz überwältigt. Könntest du nicht auf Reineke Fuchs einen Reim machen? Der Fuchs könnte das selber besser als ich. Welchen Eindruck macht das Wetter auf dich ? Immer einen andern, als ich auf das Wetter mache. 35 Welchen Menschen ziehst du vor, den Liebreichen oder den Verständigen? Den Verständig-Liebreichen heute, und den Liebreich-Verständigen morgen. Warum können die Bäume nicht gehen?

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Scherzfragen

Weil ihre Mama es sie nicht gelehrt hat. Wer ist der beste Freund? Der mich zu bessern sucht. Was reitest du für ein Steckenpferd, oder welches reitet dich? 6 Ich bin meistens mein eignes Steckenpferd. Warum erfreut der Wein des Menschen Herz ? Wegen seiner nahen Verwandtschaft mit dem Blut. Wann wird der Vollmond gesprächig ? Wenn das übervolle Herz stumm wird. 10 Warum schreiben die Frösche keine Gedichte? Weil sie quaken. Warum will der Mensch so viel wissen, da doch alles Wissen so beschränkt ist ? Um die Schranken zu erweitern. 15 Welche Herzen sind kugelförmig ? Die sich bereits die Ecken abgestoßen haben. Wo hat Adam den ersten Löffel genommen? Wo seine Frau den zweiten liegen ließ. Was ist ein spanisches Schloß für ein Gebäude ? 20 Was so mancher Eroberer schon bewohnte, als er von UniversalMonarchie träumte. Wer ist zum Herrscher geboren? Der Mann zum sichtbaren, das Weib zum unsichtbaren. Muß man das Gute erzwingen? 25 Ja, aber mit den Waffen der Liebe. Wie öffnet man den Deckel des Gehirnkastens ? Wenn man so viel Punsch hineingießt, bis er springen muß. Wornach kann ich in meinem Leben nie fragen? Nach dem, was dir in deinem Leben nie in den Sinn kommt. 30 Was ist der Unterschied zwischen Tag und Nacht? Thue die Augen zu, so wirst du es sehen. Welches Ohr horcht am meisten, wenn ein fremdes Herz klopft? Das, welches jeden menschlichen Laut einer gottgeweihten Seele 35 zuträgt. Wann denkst du, ein gefühlvolles Ach zu sagen ? Wenn ich ein gefühlvolles Weh empfinden werde. Sind die Fragen über das Wetter die schlechtesten?

Scherzfragen

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Nein, die Fragen über Dinge, für die man keinen Sinn hat, sind noch schlechter. Welches ist die größte Lüge? Die, welche ein Menschenalter lang wird. 5 Wo blüht die Blume, die form- und farbenlos ist? In den Augen des unschuldigen Kindes. Wo ist der Mann groß ? Da, wo sein Herz, hoch erhaben über dem Kleinen, auch dem Geringsten seiner Brüder schlägt. 10 Wo ist die Frau am würdigsten? Da, wo sie Eins geworden ist mit der weiblichen Würde. Warum legen die Hühner Eier ? Weil sie sie nicht stellen können. Kann man auch leidenschaftlich gern gehorchen? 15 Ja, wenn man den Befehlenden leidenschaftlich liebt. Warum sagt man Naseweiß und nicht Naseroth? Naseweiß ist die frühere Epoche und ist der Naserothen ihr verlornes Paradies. Warum gehen die Kühe nicht im Winter auf die Berge ? 20 Weil sie zum Schneefressen nicht erzogen sind. Sitzt die schönste Trägheit im Hirn, oder in den Füßen ? Sie sitzt in der Anmuth der Schönsten.

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Am Neujahrstag 1811 (Rede)

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Brüder, Freunde, Kinder! Was soll ich an diesem Morgen zu Euch sagen? Das Leben vergeht wie die Tage des Jahres, und die Jahre wie die Stunden des Tages, - du aber, o Gott, bleibst ewig der du bist! Du schaffest 5 alles, was wir erkennen, vergänglich, du allein bleibst ewig in der Vergänglichkeit deiner Schöpfung! Dennoch hast du auch in diese die Spuren deines ewigen Wesens allenthalben mit dem Finger deiner Allmacht eingeprägt. Du hast die Hoffnung des ewigen Lebens in die Herzen der sterblichen Menschen gelegt; du hast io die Möglichkeit des Sterbens des Weltalls außer dem Kreis unsrer Gedanken gerückt. Wir vermögen es nicht, den Umfang des Lebens des Weltalls zu denken; der Umfang seines Todes ist außer dem Kreis unsrer Gedanken, er ist uns unbegreiflich, wie der seiner Schöpfung. Der Gott, der das Weltall sterben machen 15 könnte, scheint meiner Natur, wenn ich so reden darf, fast ein ebenso großer Gott, als der, so es erschaffen. Mir sind die Sphären des Weltalls Sphären der Ewigkeit. Mögen die unsterblichen Götter sie sich als vergehend denken, ihre Dauer ist für mich eine ewige Dauer; sie ist mir Ahnung der Dauer eines ewigen Lebens. 20 Allenthalben wallet durch die Erscheinung des Vergänglichen die Ahnung des Unsterblichen. Dennoch, je mehr die Geschöpfe der Erde meiner äußern Hülle verwandt sind, desto vergänglicher erscheint mir ihr Daseyn. Fleisch und Blut ist das vergänglichste Wesen der Schöpfung, es ist, als wenn der Athem des Lebens die 25 Vergänglichkeit nähre und den Keim des Todes mit einer größern Gewalt entfalte, als er sich in allen Wesen, die keinen Athem in ihrer Nase haben, entfaltet. Des Menschen Leben ist siebenzig Jahre, und weniger Thiere Leben geht über des Menschen Leben; aber Bäume leben tausend Jahre, und der Felsen Dauer scheint 30 mir ein ewiges Seyn. Indessen lebten Würmer, ehe die Felsen waren; Schnecken krochen vorher im Koth und wurden selber zum Felsen, der im Auge der sterblichen Menschen der Ewigkeit trotzet. Aber was ist der Trotz des Felsen gegen Zeit und Vergänglichkeit? Wenn sein Sand sich auflöst, so vergeht er, und 35 wenn das Feuer seinen Kalk wärmt, so löst er sich in Staub auf und ist nicht mehr. E r ist ewig nicht mehr, er hat keinen Samen in sich, der ihn wieder erneuere, daß er ewiglich lebe. Aber der nichtige Baum und der Herr der Schöpfung, dessen Leben so kurz ist, und alle Geschlechter der Schöpfung, deren Athem sie dem

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Menschengeschlecht näher bringt, sterben nicht also, wie der Fels des ewigen Todes. In ihrer Vergänglichkeit lebt ein unsterblicher Same; in seiner todten Hülle lebt allenthalben der Keim seines ewigen Bleibens. Was immer sich im Auge des sterblichen Menschen organisch entfaltet, das trägt für ihn auch den Keim des 5 ewigen Bleibens in seiner Hülle. Es vergeht nur als Erscheinung im Einzelnen; sein Geschlecht bleibt, wenn Felsen stürzen und Berge verschwinden. Das Veilchen bleibet und das Vergißmeinnicht trotzt, wenn ihre Grundfeste sich erschüttert, der sich zerreißenden Erde. Sein Same geht aus seiner Zernichtung hervor, io Seine Gewalt ist eingreifend ins Weltall, in den Umfang der ganzen Natur, und mächtig, sein Geschlecht zu erhalten, und zahllos in seiner ewigen Macht, die die Macht der Schöpfung, die Gottes Macht ist. Aber was ist des Veilchens Unsterblichkeit, was ist die Un- is Sterblichkeit des Vergißmeinnicht gegen die Unsterblichkeit des Menschen? Steh' still, Mensch, sieh es an, das Vergißmeinnicht, denke dir sein ewiges Bleiben - dann blicke in dich selbst und laß dein Herz, in Freyheit erhoben, in sich selbst Ahnungen der Ewigkeit entfalten! Du allein bist unsterblich; du allein bist der 20 Schöpfer deiner Ewigkeit selber. Wenn Berge der Vergänglichkeit trotzen und Mücken bleiben, wenn Berge vergehen und Mücken und Berge immer sind, was sie ewig waren und ewig seyn werden, so ändert sich der Mensch und gestaltet sich nach seinem Werth oder entstaltet sich nach seinem Unwerth; und einzelne Menschen 25 und Geschlechter der Menschen erscheinen ihres Daseyns würdig, einzelne Menschen und Geschlechter der Menschen erscheinen ihres Daseyns unwürdig. Alles Unvergängliche im Menschen ist die Quelle seines wirklichen Werths, und alles Vergängliche, alles Nichtige, Zerstörbare ist die Quelle alles Unwerths, in dem er 30 sich selbst herabwürdigt. Was ihn erhebt, ist die Ahnung der Unsterblichkeit. Sie liegt unter allen Geschöpfen allein im so vergänglich scheinenden Menschen. In ihm allein lebt ein Drang, ewig zu bleiben im Kreis der göttlichen, aber vergänglichen Schöpfung. Er will selber seine vergängliche Hülle verewigt wis- 35 sen. Er baut Pyramiden über seinen Staub; er verschafft dem nichtigen Schall seines Lebens ewiges Leben. Er ist überall Schöpfer ewiger Werke. Er giebt der Vergänglichkeit allenthalben ewige Dauer. Er ändert sein Geschlecht durch den ewigen Wech-

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sel der Kunst, deren Ausdehnung und Wachsthum kein Ende hat. Sie hat noch keinen Gränzstein gesehen, auf dem geschrieben stand : Steh' hier still, du kannst, du darfst nicht weiter! Dennoch ist alles Streben der sinnlichen Menschennatur und aller ihrer 5 Kunst nichts anders, als das verirrende Herabsinken des unaufhaltsamen Triebes unsrer innern Natur nach dem Unsterblichen und Ewigen, in den Wirrwarr des niedern Treibens unsers thierischen Daseyns. Der Mensch als Geschlecht strebt nur als Sinnenwesen nach ewiger Dauer. Darum ist auch der Werth seines diesici fälligen Strebens nur der Schein und Schatten des menschlichen Werths, und so ist auch die Ewigkeit, die er im Taumel seiner Sinnenkraft anspricht, und die Kunst, mit der er diesem taumelnden Anspruch dient, und den Tod seiner Hülle mit dem Kleister der Farbe des Lebens bedeckt, nur ein nichtiges Streben seines 15 irdischen Seyns. Es ändert kein Haar an dem Fortgang der Fäulnis seines nothwendigen Sterbens. Der Mensch lebt nur im Heiligen, Göttlichen, das in seiner Natur liegt, ewig, und er ist nur in diesem und nur durch dieses unsterblich. Was er immer mit allen sinnlichen Wesen der Schöpfung gemein hat, giebt 20 seiner Menschlichkeit keinen Werth, am wenigsten Anspruch an Unsterblichkeit. Die Heldenruhe, die er mit dem Löwen, die Schlauheit, die er mit dem Fuchs, die List und Geschwindigkeit, die er mit der gierigen Katze, oder wenn du willst mit dem Tieger, die sinnliche Liebe, die er mit dem Affen, die Kunstanlagen, die 25 er mit dem Biber, und der Kunstfleiß, den er mit der Ameise gemein hat, - alles dieses giebt ihm keinen Menschenwerth; leicht begründet es vielmehr den Unwerth seines menschlichen Seyns. Der Mensch ist nur durch das Reine, Göttliche, das seinen Geist, sein Herz und seine Kunst über die Ansprüche seines sinnlichen 30 und thierischen Daseyns erhebt, in sich selbst Mensch und unsterblich. Der menschliche Verstand wird nur durch die göttliche Liebe der Verstand unsterblicher Wesen. Die menschliche Liebe wird nur durch ihren göttlichen Sinn die Liebe unsterblicher Wesen, und die menschliche Kunst wird hinwieder nur durch 35 ihren göttlichen Sinn die Kunst unsterblicher Wesen. Hat der Mensch diesen Werth, dann wallen ihm Zeiten und Jahre als Zeiten und Jahre des ewigen Lebens vorüber, denn seine Zeiten und Jahre sind Zeiten und Jahre des göttlichen Lebens.

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Freunde, Brüder! Daß uns Zeiten und Jahre Zeiten und Jahre des göttlichen Lebens werden, das ist unsre Bestimmung, dazu erhebt uns die feyerliche Stunde des heutigen Tages. Freunde, Brüder! Das Band unsrer Vereinigung ist durch den Glauben an das Göttliche, an das Ewige, das in unsrer Natur liegt, 5 geknüpft. Was in unserm Geiste, was in unserm Herzen, was in der menschlichen Kunst ewig und unwandelbar ist, auf das und auf das allein suchen wir die Erziehung des Menschen zu gründen. Unser Zweck ist groß - wir wollen die Erziehung des Geschlechts von den Verirrungen im bloß Menschlichen und Sinnlichen zum io Göttlichen und Ewigen erheben. Wir wollen in der Bildung der Menschen von dem bloß Wandelbaren seines wechselnden Seyns zu den ewigen Gesezen seiner göttlichen Natur hinaufsteigen, und den Leitfaden unsers diesfälligen Thuns in diesen ewigen Gesetzen erforschen. Wir wollen der Unnatur in der Erziehung und ihren is Folgen, der Oberflächlichkeit, der Einseitigkeit, der Anmaßung, der Kraftlosigkeit unsers Geschlechts entgegenwirken, und es durch die Erziehung zum Einklang seiner KräfEte, zur Vollendung seiner Anlagen, zur Selbstständigkeit in seinem Thun und Lassen erheben. 20 Freunde, Brüder! Unser Bund ist geeignet, das, was in unsrer Natur ewig und unveränderlich ist, in der Erziehung als Fundament alles Veränderlichen und Zeitlichen, das darin statt hat, zu erkennen und zu benutzen, und so das Menschliche in der Erziehung dem Ewigen und Göttlichen unsrer Natur unterzuordnen; er ist 25 geeignet, die Bildung unsers Geschlechts mit dem Gang der Natur, mit dem ewigen, göttlichen Wesen, das in unsrer Natur ist, in hohe heilige Übereinstimmung zu bringen. Freunde, Brüder! Unser Zweck ist groß, aber auch unsre Mittel sind groß. Alles Unveränderliche, alles Ewige, alles Göttliche, das in der Menschen- 30 natur ist, steht unter sich selber in einem ewigen, unzertrennlichen Zusammenhang. Wer im großen Umfang des menschlichen Vereins das Ewige, das Unsichtbare, das Heilige, Göttliche in der Menschennatur ehrt und sucht, der steht mit uns in einem unsichtbaren, aber ewigen und heiligen Bunde. Er steht uns im 35 Kampfe des Ewigen gegen das Nichtige, im Kampfe der Wahrheit und Liebe gegen Irrthum und Selbstsucht zur Seite, und Gott, der Vater des Lichts und die Quelle der Liebe, Gott, der ewige, der unveränderliche Schöpfer des Unveränderlichen und Ewigen,

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das in unsrer Natur liegt, Gott widerspricht sich nicht. Er steht uns im Kampfe gegen das Nichtige, gegen das Vergängliche in der Erziehung und allen ihren Trug und allen ihren Tand mit der Kraft seiner Allmacht zur Seite. Gott ist in den Schwachen, die 5 das Göttliche suchen, mächtig. Wir sind des Siegs über das Vergängliche und Nichtige gewiß. Unser Muth soll nicht fallen, unsre Schwäche soll uns nicht schrecken - wir kämpfen nicht den Kampf unsrer Schwäche, wir kämpfen den Kampf einer göttlichen, ewigen Kraft, wir kämpfen den Kampf des Ewigen, des io Unveränderlichen, des Göttlichen, das in unsrer Natur ist. Nur daß wir unsern Kampf nicht mit unserer menschlichen Schwäche, sondern mit dem Göttlichen unsrer Kraft beginnen, nur das thut Noth. Daß wir das Unveränderliche und Ewige, das wir suchen, nicht mit dem Nichtigen, Vergänglichen, sondern mit is dem Unveränderlichen, Ewigen, das in unsrer Natur liegt, zu erkämpfen suchen, nur das thut Noth. Thun wir das, wie wir sollen, so dürfen wir nicht ängstlich sorgen. Wer das Göttliche mit dem Göttlichen sucht, dem steht Gott bey, der darf auf ihn vertrauen und das große Wort aussprechen: Ich werfe meine 20 Sorgen auf dich, denn du sorgest für mich! Vater im Himmel, darf ich dieses große Wort in den Mund nehmen? Darf ich es aussprechen? Herr, ich glaube, komm zu Hülfe meinem Unglauben, mindere mein Vertrauen auf alles Vergängliche, Nichtige, stärke meinen Glauben an alles Unveränderliche und Ewige! 25 Lehre mich täglich mehr unser Werk als das erkennen, was es wirklich ist, und mein Vertrauen allein auf das setzen, was tief auf sein Wesen hinwirkt. Vater, entledige mich von allem Glauben an seinen äußerlichen Schein und von aller Furcht vor dem Schein seiner Entstellung! Gieb mir, Vater im Himmel, deine 30 Kraft, daß ich das Göttliche, das Ewige immer mehr durch das Göttliche und Ewige erziele; daß ich dem Nichtigen, dem Veränderlichen, dem Ungöttlichen nicht mit dem Nichtigen, Veränderlichen und Ungöttlichen, das an mir ist, sondern allein mit dem Göttlichen und Ewigen, das in mir liegt, widerstehe; daß ich 35 das Menschliche nicht mit dem Menschlichen, sondern mit dem Göttlichen bekämpfe. Gib mir, Vater im Himmel, Muth, dem Rauschen des Irrthums, wenn er um uns her, wie ein Sturmwind auf Meeren braust, nicht mit gleicher windiger Ohnmacht zu begegnen, sondern in seinem Aufstürmen still zu seyn, wie ein

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Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und gegen ihn nichts zu thun, als göttlich zu leben! Stärke uns, Vater, im göttlichen Leben, dann nimm uns alle Furcht vor den Gefahren der Welt und den nichtigen Umtrieben ihres eitlen Thuns. Vater, erhebe uns zum Glauben an unser Thun durch den Glauben an dich! Vater, 5 meine Schwäche ist groß, mein Glaube ist schwach; eitle Furcht drängt mich oft und legt mich zu Boden, wie eine arme Staude, die der Wind drängt und zu Boden legt. Dann geht der Sturm vorüber, und du erhebst mich wieder aus meinem Staub. Ich erkenne wieder dein Werk und das Nichtige des Thuns aller derer, io die des Ewigen, des Unveränderlichen, des Heiligen, das in unsrer Natur ist, die deiner nicht wollen. Herr, wie lange soll es dauern, wie lange wird sich mein Glaube an dich nicht über alle Zweifel erheben ? Wie lange werde ich noch Menschen fürchten, und meine Hand nach ihrer eitlen Hülfe aus- is strecken, wie Schiffbrüchige im Versinken die Hand nach dem eitlen Strohhalm ausstrecken? Habe Geduld mit mir, Vater im Himmel! Ich weiß es, Fleisch und Blut erringen das Himmelreich nicht, und wer auf das Fleisch säet, der wird vom Fleisch das Verderben ernten. Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut im Him- 20 mei und auf Erden. Warum vertrau ich auf Menschen ? Warum fürchte ich mich vor den Menschen? Warum suche ich das Menschliche im Menschen? Warum hasche ich mit menschlicher Schwäche nach menschlicher Hülfe? Warum suche ich in Menschen zu meinem Dienst das, was nicht in ihnen liegt ? Ach es 25 ist nur darum, weil nicht in mir liegt, was in mir liegen sollte, zum Dienst meines Werks. Warum will ich oft erzwingen, was sich nicht erzwingen läßt, und nur Gram bringt und Mißmuth ? Ach, es ist nur darum, weil ich mich nicht selbst zwinge zu dem, was allen Zwang außer mir überflüssig machen würde. Warum beugt mich andrer 30 Menschen Schwäche? Es ist nur darum, weil mich meine eigne innere Schwäche nicht tief genug beugt, und ich nicht tief genug über mich selbst seufze. Darum, darum allein bringt eitle Selbsttäuschung mich oft dahin, Lasten auf andrer Schwäche zu legen, die ich auf meine eigne K r a f t wälzen sollte, und um meiner 35 Schwäche,und um meines Unglaubens willen, nicht darauf wälzen kann. Gott, du hast mich mit meinen Umgebungen gesegnet, wie wenige Menschen. Du hast wie durch ein Wunder Menschenkräfte

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um mich her vereinigt, die mich im übereilten Streben meines Lebens gerettet und in meiner Schwäche dastehen machten, als ob ich die Kräfte wirklich hätte, die es dazu braucht. Du hast mir Freunde gegeben, die mehr sind als ich, und mich in der Schwäche, 5 in der ich oft wie ein Kind vor ihnen stehe, Vater nennen - und doch, o Gott, bin ich oft mit den Menschen, die mich umgeben, nicht zufrieden, und möchte sie anders haben, als du sie mir gabst. Es ist nur darum, weil ich für sie nicht bin, was ich für sie seyn sollte; nur darum wallet mein Dank nicht täglich und stündlich io zu dir empor, daß du sie mir gegeben, und wie du sie mir gegeben. Darum ist das Gute, das du mir in ihnen gegeben, oft neben mir, als wäre es nicht da; ich stelle es oft still, daß seine Kraft nicht mehr vermag, in meine Schwäche einzugreifen. Diese hinderte mich oft, mit Dank zu benutzen, was du mir in ihnen gegeben, 15 und bringt mich zu eitlen Klagen über das, was deine Weisheit mir in ihnen versagt hat. Freunde, Freunde! Wie kann ich mich bey Euch entschuldigen? Werfet Euern Blick auf mein Alter, auf das Absterben meiner, dem Tod entgegengehenden Kräfte und dann auf d a s 20 Werk, wie es menschlich auf meinen Schultern liegt und vor Euern Augen dasteht. Ich will mich nicht entschuldigen - Ihr entschuldiget mich; aber ich will Kraft suchen, das immer mehr zu seyn, was ich nicht bin, und doch seyn sollte, was menschlicher Weise fast nicht möglich scheint, das ich noch werde. 25 Ich werfe einen Blick zurück auf meine Freuden, auf meine Lasten, auf mein Schicksal in Eurer Mitte. Wie glücklich war dieses von der Stunde meiner Verbindung mit Euch an bis auf diesen Augenblick! Wahrlich mein Loos ist mir an einen lieblichen Ort gefallen. Welche Gefahren sind schon 30 vorüber, welche Lasten schon ab meinen Schultern gefallen, und wer kann rühmen, Freunde zu haben, die für ihn litten und thaten, was die ältesten von Euch, was die Mitstifter dieses Hauses an mir gethan haben? Und doch, wie alt, wie laut, wie anhaltend waren meine Klagen über meine Lage. Von dieser 35 Seite angesehen, schäme ich mich ihrer. Ihr wisset es noch, wie ich im Jammer meiner Tage einen Sarg bereitete, und ihn neben mir vor Euch hinstellte, glaubend und fürchtend, daß ich meinem Schicksal unterliegen und die Tage nicht sehen werde, in denen ich jetzt lebe; aber mein Sarg ist

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nicht unter den Boden gebracht, ich lebe noch. Was ich da sorgte, sorge ich nicht mehr, was mich da drückte, das drückt mich nun nicht mehr. Neue Sorgen entstanden, neue Gefahren entfalteten sich. Ich sank in Noth und Kummer darnieder; wie unter der Asche glimmte ein Feuer, das mich zu verzehren drohte. Es 5 löschte sich aus. Doch lange, lange dauerten die Sorgen; sie nagten in meinem Busen; sie nahmen mir das Vertrauen zu mir selber; sie nahmen mir das Zutrauen zu Euch. Ich sah keine Möglichkeit zu unserer Rettung, aber der Herr hat geholfen. Stiller Friede ist in unsre Mitte getreten, und die Kraft der io Schwachen hat sich erneuert. Das, o Herr und Vater, hast du gethan, und doch hören meine Klagen nicht auf, und nur erst an der Weihnacht, wo alles sich nur freuen, wo alles nur danken sollte, erhob ich meine eitle Klage, daß mir das Menschliche, das Vergängliche in meinen Umgebungen nicht zu Gebote 15 steht, wie mein eitler menschlicher Sinn es zu wünschen sich erkühnt. Ich habe Unrecht gethan in dieser Stunde; die Klagen des Schwachen machen niemand stark, aber sein Glauben macht stark, und seine Hoffnung erhebt. Was auch mein Schicksal 20 ferner sey, du, o Gott, hast Großes an mir gethan! Freude meines Herzens, du mein Haus, du bist Gotteswerk! Er hat dich mir gegeben, er hat dich mir bisher erhalten. Bleibe in seiner Hand und ruhe in meinem Herzen als in der Hand Gottes liegend. Ich will den morgenden Tag meines Schicksals nicht wissen, die Lust 25 meines Herzens, mein Haus liegt in Gottes Hand. Was auch seine äußeren Schicksale seyen, ich will nicht für seinen morgenden Tag sorgen. Das Unveränderliche, das Ewige, das wir zu seiner Begründung suchten, wird bestehen. Aber hinblicken will ich in dieser Stunde mit Dank und Liebe auf dich, du Lust meines 30 Herzens, auf dich, Haus, das mir Gott gab. Du, o Gott, kanntest mein Seufzen, meine Thränen lagen vor dir. Von Jugend auf suchte ich den frohen Segen der Umgebungen, in denen ich jetzt lebe. Von Jugend auf suchte ich ein Haus, das im Geiste dem gliche, in dem ich jetzt lebe; aber so sehr ich suchte, ich fand 35 auch keinen Stein, nur den Grund zu ihm zu legen; ich hatte keinen Balken für sein Gerüst, und keinen Ziegel für sein Dach; ich verschmachtete im eiteln Treiben nach menschlicher Hülfe. Da erbarmtest du dich meiner, du, der dem Niedrigen aus

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dem Staub hilft, du erbarmtest dich meiner, und mein Haus fiel aus deiner Hand in meine Arme, wie der Morgenthau auf die dürstende Saat. Ich darf wohl sagen: Herr! Laß mich Armen nun hinfahren, nimm mir selber mein Haus hin, insofern es die ver5 gängliche Hülle deines Segens ob mir ist, ich habe das Heilige, das Innere deines göttlichen Segens gesehen und will nichts mehr, und will, geliebtes Haus, auch deinetwillen nicht einen Augenblick für den morgenden Tag sorgen, aber hinblicken will ich auf dich in dieser ersten Stunde des neuen Jahrs, das dir Gott segne, io auf dein menschliches Seyn und auf alles Erhebende und Beglückende, das ich in dir genieße. Segne dich Gott, geliebtes Haus! E r erwiedere dir in vollem Maß jeden Segen, den ich durch dich genossen, jede frohe Stunde, die du mir gabst, jedes Wonnegefühl, das du meinem Herzen 15 verschafft, jede frohe Aussicht, die du meinen Augen eröffnet. E r lasse dir leuchten jedes Licht, das meinem Geist in deiner Mitte aufging. E r vergelte dir alles, worin dein Leben sich gleichsam in dem meinigen verschmelzte. Ich erkenne es, deine Lebensflamme lodert für mein Leben. O, ich sehe sie, ich sehe, du stehst wie eine 20 Feuersäule vor mir, an der das Licht von tausend Flämmchen sich in eine Flamme verwandelt, in der die einzelnen Lämpchen verschwinden. Doch ich sehe näher, es ist eine andere Klarheit der Sonne, eine andere des Mondes, eine andere blitzender Sterne, eine andere des dunklen Gestirns, - aber die Klarheit der Lam25 penerleuchtung der Säule ist nicht die Klarheit des Himmels. E s ist kein Stern zu klein für den ewigen Himmel, selber die Milchstraße, die wir nicht sehen, erregt in uns größere Ahnungen als die Sonne, die uns das größte Gestirn scheint. Ach, es thut unserm Herzen so wohl, im Kleinen das Große zu ahnen, und wenn wir 30 der Meere und der Erde großes Leben gesehen, so werfen wir unsern Blick noch so gern auf den Essigtropfen und die in ihm lebende Welt. Auch in dir, geliebtes Haus, sehe ich eine Milchstraße, ferne Ahnungen, deren Größe den Schein deiner zeitigen Erscheinung zu nichts macht. Geliebtes Haus, blicke auf diese 35 Milchstraße der Zukunft, wenn an deiner Feuersäule jetzt Lichter erlöschen und Stellen dunkel werden. Ihr Licht ist nur der Gegenwart Licht, es muß gänzlich erlöschen, ihr nichtiger Säulenglanz mindert, je höher er steigt, und verliert sich nothwendig da, wo man glauben sollte, er fange erst an, in seiner Vollendung zu

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s t r a h l e n . E r v e r l i e r t s i c h , s o b a l d er d e s G i p f e l s r e i n e H ö h e n e r reicht hat. Geliebtes Haus, das Bild des Ewigen, des Unvergänglichen, d e m d u entgegenstrebst, ist nicht ein Lichtglanz, dessen empors t r e b e n d e F l a m m e n u r so l a n g s t a r k ist, als sie d e m K ä t h e d e r E r d e n a h e steht, aber sich m i n d e r t , so w i e sie sich über die E r d e erhebt, u n d sich g ä n z l i c h verliert, s o b a l d sie d e n Gipfel d e s eitlen Gerüstes erreicht, durch d a s sie m i t d e m K a t h d e s B o d e n s , a u f d e m sie steht, vereinigt ist. N e i n , das B i l d des E w i g e n , n a c h d e m d u strebst, ist ein Feuerkreis, der in gleicher F l a m m e ineinander greift, und, ohne A n f a n g u n d E n d e , in sich selbst vereinigt, in gleichem stillen Glanz leuchtet, wie Gottes Weltall. Geliebtes Haus, das sey das Bild deines Glanzes. Erhebe dich zu diesem, u n d siehe m i t R u h e die Feuersäule sich verdunkeln, die w i e ein Meteor aus d e m Chaos deines ungebildeten Werdens emporstieg, u n d nur das Bild der W a l l u n g in deinem Werden, u n d nicht das B i l d der R u h e in d e i n e m wirklichen S e y n ist. Geliebtes H a u s , n i c h t d e i n e flammende W a l l u n g a u f e i n z e l n e n P u n k t e n , s o n d e r n d a s stille, a l l e n t h a l b e n eingreifende L i c h t deines a u s d e m Get ü m m e l deines chaotischen Werdens herausgetretenen Daseyns macht deinen Werth.

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Männer, Brüder, der Wahlspruch, der u n s i m n e u e n J a h r zu e i n e m n e u e n L e b e n f ü r u n s e r n Z w e c k v e r e i n i g e n soll, s e y dieser : W a n d e l t in der Stille des heiligen Lichts - u n d d a s E m b l e m uns e r e r V e r e i n i g u n g s e y d e r l e u c h t e n d e K r e i s , d e r d e r E w i g k e i t B i l d 25 u n d allen d e n e n heilig ist, die sich für d a s E w i g e , für d a s U n v e r gängliche vereinigen. Männer u n d Brüder, wandelt im Licht, und Euere Häupter umstrahle der E w i g k e i t Kreis, d a n n versinke m e i n H a u s , u n d m e i n e H ü l l e v e r s c h w i n d e , I h r a b e r b l e i b e t u n d w a n d e l t i m L i c h t , 3o umstrahlet v o n der Ewigkeit Kreis. Niederer, d u erster m e i n e r S ö h n e , w a s soll i c h D i r s a g e n ? W a s soll ich D i r w ü n s c h e n ? W i e soll ich D i r d a n k e n ? D u dringst i n die Tiefe der W a h r h e i t , D u g e h e s t d u r c h ihre L a b y r i n t h e wie durch g e b a h n t e F u ß s t e i g e ! D e r L i e b e h o h e s G e h e i m n i s l e i t e t D e i n e n 35 Gang, u n d muthvoll mit eherner Brust wirfst D u den H a n d schuh jedem entgegen, welcher in Schleichwegen sich k r ü m m e n d v o n dem Wahrheitspfad weicht, nach dem Schein haschet, und d e n Trug zu seinem Gott macht. Freund, D u bist meine Stütze,

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mein Haus ruht in Deinem Herzen, und dein Auge blitzt einen Lichtstrahl, der sein Heil ist, ob ihn gleich meine eigne Schwäche oft fürchtet. Niederer, walte ob meinem Haus wie ein schützend Gestirn. Ruhe wohne in Deiner Seele und Deine äußere Hülle 5 störe deinen Geist nicht; dann fließet großer, mächtiger Segen aus der Fülle Deines Geistes und Deines Herzens auf das Thun meiner Schwäche. Krüsi, werde in der Fülle Deiner Güte immer stärker. Unter lieblichen Kindern selber lieblich und kindlich, gründest Du den io Geist des Hauses in dem Heiligthum seiner Anfänge, im Geist der heiligen Liebe. An Deiner Seite und im Leben Deiner lieblichen Kraft fühlt das Kind unsers Hauses schon in den ersten Tagen, in denen es eintritt, nicht, daß ihm Vater und Mutter mangelt. Du lösest den Zweifel, ob ein Erzieher an Vater und Mutter Statt 15 seyn könne. Du kannst es; Du kannst es immer syn. Erhebe Dich, es immer kraftvoller, immer umfassender zu seyn. Krüsi, auch auf Dich baue ich große Hoffnungen, es ist nicht genug, den Weg der Menschenbildung zu kennen, man muß auch den milden, leisen Schritt kennen, mit dem die sanfte Mutter 20 den Weg dieser Bildung betritt. Du kennst ihn und gehst ihn, und und hältst das Kind länger auf diesem lieblichen Pfad seiner ersten Entfaltung, als selber die Mutter es kann. Vollende Dich in Deiner Kraft, und gib uns die Anfänge des kindlichen Wissens in der unnachahmlichen Vereinigung der Kindlichkeit und Be25 stimmtheit, die Du in Deiner Macht hast. Du brachtest mir Niederer als Deinen Bruder, und lebtest mit ihm in Einheit des Geistes und des Herzens. Täglich knüpfe sich das Band Eurer alten Vereinigung enger. Schlaget Hand in Hand, vereinigt zu leben! Ihr seyd die Erstlinge meines Hauses, die Einzigen, die 3o von diesen übrig geblieben. Ich bin nicht immer und nicht in allem mit Euch einig. Aber meine Seele hanget an Euch, und ich würde mein Haus nicht mehr kennen und für seine Erhaltung fürchten, wenn Eure vereinigte Kraft dasselbe verlassen würde. Aber Ihr verlasset es nicht, liebe, allein übrig gebliebene Erstlinge 35 meines Hauses. Und Ihr, seine Lehrer, einst seine Zöglinge, noch stehen die mir seligen Stunden Euers Eintritts in mein Haus vor meinen Augen. Ach! Es war noch nicht mein Haus, es war noch kein Haus. Ich stand selber da, wie ein Rohr, das der Wind zerknickt, und wie

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eine nichtige Staude, die sich nur mühselig aus dem Kath erhebt, darin sie getreten. Aber die Tage, in denen Ihr zu mir kämet, als ich Euch an meine Brust drückte und mein Auge gen Himmel erhob, waren mir heilig. Ich nehrte da die größten Hoffnungen für Euch in meinem Busen. Sie sind erfüllt. Ihr seyd erzogen. Ihr 5 seyd der Menschheit gegeben. Ihr seyd fähig, Ihr seyt willig, ihr zu dienen, und liebt mich und machet mit mir das Haus aus, das ich noch nicht hatte, als ich Euch in meine Arme nahm und für meine Kinder achtete. Freunde, vollendet Euch in Eurer Laufbahn! Bleibt meine Kinder, werdet Erzieher! Benutzet Eure io Lage, und wachset täglich in der Erkenntnis und in der Kraft des Unvergänglichen, Ewigen, das in unsrer Natur liegt! Vollendet Euch in der Liebe! Gebet der Kraft, wohl unterrichten zu können, keinen größern Werth, als sie im Ganzen der Erziehung gewiß hat. Ihr habt vielleicht zu viel und zu früh Steine und Lasten i5 getragen, das hat die Lieblichkeit Eurer jugendlichen Blüthe vielleicht etwas gemindert; aber Ihr bedürfet ihrer als Erzieher nothwendig. Ihr dürfet sie nicht mangeln. Ihr müßt sie in Euch wieder herstellen, wo sie Euch mangelt. Freunde, ich verkenne Eure Kraft, ich verkenne Euer Verdienst nicht, aber eben darum, 20 weil ich sie erkenne, möchte ich ihnen die Krone des lieblichen Wesens aufsetzen, das Euern Werth erhöhen, und Eure Kraft Euch selber zum Segen machen wird. Freunde, wenn ich am Rande meines Grabes noch zu Euch hinblicken und zu mir selber sagen kann : Ich habe von Euch keinen verloren, so strahlt noch 25 Heiterkeit aus meinem sterbenden Auge. Ich sehe den Geist meines Strebens in Euch lebendig fortwirken. Mein Tod ist mir dann leicht; er ist mir denn ein lautrer Schein. Ich sehe mein Leben in Euch fortwirken. Und Ihr Männer, die sich später an mein Haus und an meine 30 Zöglinge anschlossen, und bey uns lehret und lernet, - trachtet nach der Einheit des Geistes und des Herzens! Fühlet die Würde unsers Vereins und den Werth unsers Verhältnisses und den unaussprechlichen Drang, in dem sich unser Streben nur vorwärts bewegt. Seyd nicht schwach im Drang unsers Lebens, unser 35 Drang sey Euer Drang, unser Bedrängnis sey Euer Bedrängnis. Seyd unser! Seyd für uns! Seyd im Geist und in der Wahrheit für uns, wie wir im Geist und in der Wahrheit für Euch seyn wollen und sollen. Männer und Freunde, duldet Euch mit uns

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stärket Euch mit uns, leidet mit uns und freuet Euch mit uns! Freunde, wandelt mit uns, erhoben vom ewigen unvergänglichen Ziel, nach dem wir streben! Und Ihr vorzüglich, Preußens Jünglinge, die Ihr vereiniget da 5 steht für unsern Zweck als ein Herz und eine Seele - Euer Hierseyn ist in die Tage einer ernsten Trennung, in die Tage meiner tiefen Trauer gefallen. Aber Ihr machet mich nicht traurig. Ihr erquicktet mich in meiner Trauer. Ihr erläget nicht unter der Gewalt des starken Ausbruchs einseitiger und unreifer Ansichten, io Ihr wurdet nicht Knechte der Menschen und Ihr schlosset Euch nicht dienend und unselbstständig an die herrschende Stimmung eines vorübergehenden Tages an. Ihr woget ruhig die Wahrheit der Streitenden und sondertet diese von dem Irrthum und der Schwäche ihres Benehmens, is Geliebte Freunde, Ihr wäret mit meinen ältern Freunden der Trost meiner traurigsten Tage. Als ich das Herz des Mannes, den meine Seele liebte, wie ein Vater die Seele seines Kindes liebt, verlor, und betrübt da stand, wie wenn ich meine rechte Hand verloren hätte, und fest glaubte, keine Kraft mehr zu haben für das Werk 20 meines Lebens, da zeigtet Ihr Glauben an mich, und stärktet in mir meinen Glauben an mich selber. Ich danke Euch, ich danke vielen das Überstehen dieser Stunde. Freunde, ein braves Volk, das durch eine Welt des Verderbens gelaufen, ein Volk, das in seinem Verderben gelitten, und in seinen Leiden zu sich selber 25 und dem Göttlichen, von dem es entfernt worden, näher gekommen, wirft seine Augen auf Euch, und erwartet von Euch Handbietung für den Segen künftiger Geschlechter. Edle Männer an der Seite eines guten Königs haben Euch ausersehen zum ersten, zum heiligsten Dienst ihres Vaterlandes. Sie haben sich an Euch 30 nicht geirrt. Ihr sucht die Hülfe des Vaterlandes nicht im Schein der Vergänglichkeit. Ihr sucht sie im Unvergänglichen und Ewigen. Ihr sucht sie nicht im Wechselbalg irgend einer menschlichen Hülle, wie sehr diese auch glänze, Ihr sucht sie im Innern des heiligen, ewigen Wesens unsrer Natur selber. 35 Freunde, wie unser Haus verschieden in Eurer Persönlichkeit, einig in Eurer Menschlichkeit, steht Ihr im Kampf für Wahrheit und Liebe selbstständig in Euch selbst; jeder in der Waffenrüstung seines eignen Seyns und alle in reiner Einheit im Gebrauch Eurer eignen Rüstung. Freunde, möge Euer einiges Band, vom 3 Pestalozzi Werke Bd. 23

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Schicksal begünstigt auch die Vereinigung eines äußerlichen Seyns bewirken, dann sieht Preußen in seinem Schooß durch Euch ein Haus sich erheben, das dem meinigen im Geiste gleich, aber in seinem Äußern von ihm verschieden ist. Euer Haus steht dann als das Haus eines Landes da, und kennt die Schranken 5 meiner Armuth und meiner Unbehülflichkeit und meines unreifen, unerkannten und gehemmten Strebens nicht. Freunde, gesegnet sey das Haus, das Ihr schaffen, das Ihr bauen werdet Euerm König, Euerm Land, Euerm Herzen. Ihr segnetet mein Haus mit Eurer Treue. Das Euere werde durch die unsrige wieder io gesegnet. Ich wende mich an Euch, geliebte Kinder, deren liebende Eltern mir die Bildung Eurer Jugend anvertraut. Liebe Kinder, wenn ich mich über die Treue, über die Liebe und über die Geschicklichkeit der Männer freue, die um Euertwillen und durch 15 Euch und für Euch die Meinigen sind, und mein Innerstes nur darum erquicken, weil sie Euch dienen - wie viel mehr muß ich mich über Euch freuen, wenn Ihr durch ihren Dienst werdet, was Ihr sollet, was Eure Eltern von Euch erwarten und was Euer Heil ist. 20 Kinder, wir haben Euch diese Tage geprüft, und viele Geisteskraft, viel reinen edlen Sinn und viele gute Fertigkeiten in Eurer Mitte gefunden. Wir sind zufrieden mit Euch gewesen. Kinder, unser Streben ist nicht unfruchtbar in Eurer Mitte gewesen. Wie die wachsende Frucht demfleißigenGärtner lieblich vom Baume 25 herablächelt, also lächelte uns die Frucht unsrer Arbeit lieblich von Euerm Angesicht. Wir lasen sie in ihrer Lebendigkeit in Euern Augen; wir sahen sie in ihrer Heiterkeit auf Euern Stirnen; wir sahen sie in ihrer Lieblichkeit auf Euern Wangen; wir hörten sie in ihrer Bestimmtheit aus Euerm Mund, und das frohe Ge- 30 tümmel Eurer Spiele sprach sie in ihrer Lust aus. Aber Kinder, das liebliche Wesen Eurer äußern Erscheinung kann uns täuschen. Kinder, Kinder, nur das Ewige besteht. Suchet im Unwandelbaren, im Ewigen, das in Eurer Natur liegt, Eure Vollendung! Erhaltet Eure Unschuld! Forschet nach der Wahrheit 35 und lebet in der Liebe. Suchet die Wahrheit im Göttlichen, und die Liebe im Unvergänglichen! Strebet als Kinder nach der Vollendung des Ewigen, damit Ihr einst als Väter und Mütter zu derselben in Demuth und Liebe empor reifet. Glaubet an das

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Göttliche unserer Natur, daß sich sein göttliches Wesen in Euch selber entzünde, und Euer Licht schon in der Unschuld Eurer Tage leuchte vor denen, die Gott Euch an die Seite gesetzt, daß sie sehen Euern Glauben, Eure innere Erhebung, und preisen den 5 Vater, der im Himmel ist. Kinder, die Welt liegt im Argen, und unser Haus ist eine kleine Welt. Fürchtet Gott und hütet Euch vor dem Bösen! Kinder, wandelt vor Gott und thut recht! Seyd Gottes Kinder, seyd denn auch meine Kinder in Liebe, in Furcht, in Gehorsam, im Dank. Seyd anhänglich an Eure Lehrer! Eure io Sanftheit, Euer milder kindlicher Sinn erhebe sich zur göttlichen Tugend der hohen sich selbst überwindenden Kraft. Er w e r d e Liebe und ergreife das Menschenherz allenthalben um Euch her zur segnenden Gegenliebe. Töchter meines Hauses, ich rufe Euch nicht auf zu einem lieb15 liehen Wesen. Die Natur gab Euch dieses; ich rufe Euch auf zur Kraft in der Liebe; ich rufe Euch auf, göttlich zu lieben; ich rufe Euch auf, das Göttliche zu lieben. Töchter meines Hauses, ich achte Euch für meine Kinder, wie ich in den Jünglingen des Hauses meine Kinder sehe. Wie ich in diesen das, was meinem 20 Daseyn einen Werth gab, fortleben sehe, also, geliebte Töchter, sehe ich das, was meinem Daseyn einen Werth gibt, auch in Euch fortleben und für die Ewigkeit wirken. Töchter, glaubet nicht leicht an Euch selber, und fürchtet den Glauben der Menschen an Euch. Glaubet an Gott, damit Ihr an Euch selber glauben 25 könnt, und glaubet nicht leicht, nicht ungeprüft an die Menschen. Glaubet an Gott, und werdet im Glauben an Gott Erzieherinnen der Menschen, damit Ihr würdig werdet, durch diesen Glauben Mütter zu seyn. Töchter, die Welt bedarf Erzieher, sie bedarf Erzieherinnen. Wenn die Väter nicht mehr ihrem Haus leben, 3o und die Mütter nicht ihren Kindern, wem sind denn diese ? Unser Verein, Töchter, strebt darnach, den Müttern Mittel der Erziehung zu geben, wie sie sie noch nicht hatten. Von wem aber, liebe Töchter, sollen wir die erste, reinste Ausübung dieser Mittel erwarten ? Schlaget mit ein, Hand in Hand zum Ziel einer bessern 35 häuslichen Erziehung! Die Welt bedarf sie, und Euer Verdienst wird groß sein, wenn Ihr sie ihr mit uns gebt. Und nun, geliebtes Haus, blicke in dieser Stunde noch einmal zurück auf den Umfang der Schicksale des vergangenen Jahres. Siehe sie in seinem Vergänglichen, Nichtigen. Wo ist dieses? Wo

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sind seine Leiden? Wo sind seine Freuden? Sie sind verschwunden ins Meer der ewigen Nacht, in der nie Tag wird, in der die Vergänglichkeit des Nichtigen glänzt im trügenden Schein. - Es ist der Wahrheit Grab, und die Liebe schleicht in ihm herum, wie der erschrockene Schatten eines getödteten Mannes. Das Vergäng- 5 liehe ist vergangen, aber das Ewige ist geblieben. Selber im Vergänglichen ist das Ewige geblieben. Edle Männer, Muralt und Mieg, sind von uns weg, auch Hofmann ist weg. Ich konnte nicht trauern; ich dankte nur Gott, daß sie da waren, und auch in dieser Stunde fühle ich nicht, daß sie 10 fort sind; sie sind da, sie sind in unsrer Mitte. Ihr Geist umschwebt unsre Gebeine. Sie merken auf unser Thun, sie leben für uns. Wo sie immer sind, da wirken sie am Werk unsrer Vereinigung für das Ewige, für das Unvergängliche, das weder Zeit, noch Ort, noch Schicksal scheidet. Gesegnet sey ihr Angedenken in unsrer Mitte! 15 Hoch schalle der Jubel unsres dankenden, liebenden Herzens, wenn wir ihrer gedenken! Freunde, Brüder, auch er ist fort, vor dessen Kraft ich so lange glaubend und liebend oft in froher, oft in banger Bewunderung da stand, auch er ist fort; aber nur das Vergängliche, nur das Nich- 20 tige seiner Erscheinung ist von uns gewichen. Das Ewige, das Unvergängliche seines gesegneten Thuns ist in unsrer Mitte geblieben, und soll ewig nicht aus unsrer Mitte verschwinden. Ich bin Dir Dank schuldig, Schmid; geliebtes Haus, du bist ihm Dank schuldig; Lehrer meines Hauses, viel, viel von seiner bewunderten 25 Kraft ist in Euch hinübergegangen, und segnet durch Euch forthin mein Haus. Schmid, mein Dank soll nicht von Dir weichen, meine Liebe soll nicht von Dir weichen. Du hast mir Gutes gethan. Mein Glaube an Deine Kraft machte mich beynahe meines Hauses und meiner selber und das Wesen meiner Zwecke vergessen. 30 Jetzt vergesse ich meines Hauses, jetzt vergesse ich meiner selber und meines heiligsten Zweckes nicht mehr, aber auch Deiner will ich nicht vergessen. Du hast mir Gutes gethan in Deiner mich beseligenden Liebe; Du hast mir Gutes gethan in Deinem mich betrübenden Scheiden. Schmid, das Wenigste, das ich Dir schuldig 35 bin, ist, Deine Wahrheit zu lieben, dankend nach ihr zu streben. Sie ging in so vielem von der meinigen aus, sie ist in so vielem die meinige, wie sollte ich sie nicht lieben; wie sollte ich sie nicht erkennen, wie sollte ich mein Herz von ihr wenden. Nein, ich will in

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Deiner Wahrheit leben, als in der meinigen. Niemand kennt sie besser, niemand versteht Dich besser, niemand wird ihr mehr Gerechtigkeit widerfahren lassen, als ich. Gott gebe Dir Tage des stillen Reifens und schonenden Glaubens an die Wahrheit und an 5 die Liebe der Schwachen und an Gott, der in dem Schwachen mächtig ist. E s ist mir, ich müsse herumsehen in meinem ganzen Hause und fragen : Wo bist Du, daß ich heute Dich sehe, wie einen der Meinigen, daß ich Dir mit vollem Herzen ein gesegnetes Jahr wünsche, ein Jahr, das Deine Seele erheiterte, wie das schönste io Jahr Deiner Liebe meine Seele erheitert hat? Ach, daß ich Dich fände und mich freuen und mich erquicken könnte an Deiner Ruhe und am Heiligen und Reinen Deines mächtigen Strebens zum Höchsten der Wahrheit und des Guten, das Du erkannt hast. Freunde und Brüder! Seegnet und danket und liebet auch 15 ihn in dieser Stunde ! Heilige Stunde, erhebe uns über alles Irdische, über alles Vergängliche. Vater im Himmel, erhebe uns in allen Begegnissen und in allen Verhältnissen des Lebens zum Ewigen und Unvergänglichen, das wir nur in Dir erkennen, und in dem wir nur leben, 2o wenn wir in Dir leben. Liebes Haus, du hast mir diesen Morgen schon deine Liebe bezeugt. Du hast mich in die Hütte meiner Heimath geführt und innige Sehnsucht nach ihr in meiner Seele erregt. Liebes Haus, bringe mich völlig und bald unter ihr geliebtes Dach! Du kannst 25 es; lebst du in der Einheit des Geistes und des Herzens zusammen, so kann meine Seele noch Frieden finden unter dem Obdach, nach dem ich mich sehne. Lavaters Wort: «Kröne sein Alter mit Ruh» wird noch an mir wahr, liebes Haus, mache deinen Glückswunsch an mir wahr, daß du mir den Weg zu dieser Ruhe beso reitest! Meine Seele ist ermüdet, und mein Geist sehnt sich nach dem erquickenden Schlummer, und mein Haupt nach dem Lager, von dem ich nicht mehr aufstehe. Amen.

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Weit umher verbreitete [Gerüchte] von einem äußerst schlechten Zustand meiner Anstalt beunruhigen mich. Ich kan nicht bergen, sie sind geeignet, mir das Zutrauen der Elteren meiner Kinder zu rauben und damit die weitere Existens umüglich und 5 unsere Auflösung durch Zugrundrichtung der einzigen Finanzquelle, die ich besize, nothwendig zu machen. Die Lage, in der ich mich durch diesen Umstand am Rande meines Lebens versetzt sehe, kan nicht anders als mein Herz tief bewegen. Aber ich darf nicht schwach syn. E s gilt nicht Gelt, ich verachtete es [in] 10 meinem Mund, wenn es nur darum zu thun wäre. Ich verachtete mich selbst, wenn ich heute noch [nicht] in Armuth und Noth denken und handien könte, wie ich durch mein Leben in Armuth und Noth imer gehandelt habe. E s gilt nicht bloß E h r e . Ich hatte dieser zu viel, ich verdiente sie nicht. Möchte mein Nahmen is verschwinden, möchte mein Ruhm in die Hand meiner Feinden fallen, wenn sie das Gute befördereten, was machte mir das! Ich würde mich freuen, ich würde Gott dafür danken, ja, ich würde Gott dafür danken. Aber es ist nicht um Gelt, es ist nicht um Ehre zu thun. 2o E s ist um die Frage [zu tun] : Ist unser Zusamensyn eine Wohlthat für die Menschheit und ihr verlassenes Geschlecht ? Ist sie das, denn ist es unsere Pflicht, unter obwaltenden Umständen die Hände nicht in den Schooß zu legen, sonder alles [zu tun], was wir mit Fug und Recht könen, unsere Selbsterhaltung gegen unbillige 25 Angriffe zu beschüzzen, und weiter das Dasyn unserer Vereinigung zu sicheren durch die Erhaltung, um alles das Gute, das wir angefangen, so viel als möglich [zu] seiner Vollendung zu bringen. Um das mit Euch zu berathen, versamelte ich Euch in dieser Stunde um mich her. Nicht als meine Freunde, ich versamle Euch 30 um mich her als Freunde der Wahrheit und der Mentschheit, als Freunde des Guten, das ich zu thun suchte, über dessen Fortsetzung ich aber in diesem Augenblick durch Menschen in Verlegenheit gesetzt worden, davon die meisten gewüß nicht einmahl [wissen], wo ihre Handlungsweise hinführt. 35 Freunde ! Wie wenig sind Euer ! Ihr seyd allein übrig geblieben, nicht nur von denen, die sich in den ersten Tagen meines Versuchs an mich geschlossen, sondern selber von den spätem, deren Theilnahme aber dennoch eine Reihe von Jahren standhaft in Eurer Lage ausgeharret.

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Ach, ob Ihr schon wenige seyd, und einige von Euch in Bildung, in Kraft denen noch nachstehen, die Euere Lehrer waren und die von mir weichen mußten oder von mir weichen wollten, Ihr seyd die einzigen, die mir von denen übrig geblieben, die ich nun Jahre lang als die einzigen Mittel, als die treuen und gebildeten 5 Mittel, die mir die Vorsehung zur Erziehlung meiner Zwecke an die Hand gegeben, ansah. Ach, ich ruhte in Euch und in denen, die ferne von mir sind, mit der Ruhe des Vaters, der Kinder erzogen, die fähig und willig sind, ein großes Werk, das er durch sein Leben betrieb, nicht nur 10 nach seinem Tode zu erhalten, sondern auch, bei seinen Altersschwächen ihm zur Seite gehen und leben zu machen. Ich dachte, der Kranz, den Ihr meinem Sarg schuldig seyd, werde von Euren Händen geflochten, lange, ehe ich sterbe. Ich glaubte, sowie meine Sinne schwänden, sowie meine Kräfte abnähmen, werde dieser 15 Kranz von Euch gewunden, auf meiner Stirne glänzen, oder vielmehr, er werde, auf Euern Stirnen glänzend, die Ahnung in mir erregen, er werde dereinst von Eurem Haupt auf mein Grab fallen; er werde, ehe ich sterbe, das Meiste von den Wünschen meines Herzens befriedigen und mich mit vollendeter Beruhigung 20 als Euern durch Euch glücklich gewordenen Vater ins Grab senken. Wenn man in einer Pension, deren Kinder 40 bis 50 Louisdor zahlen und in der es sonst noch darauf angelegt ist, die Kinder nur oberflächlich mit Scheinfertigkeiten auszustafftren, in jedem Fall so wenig als möglich Lehrer anstellt und keinen anders haltet, 25 als auf die unnachläßliche Verpflichtung, ihre ganze Zeit der Anstalt zu widmen und die Kinder und das Haus nie ohne bestimmte Erlaubnis zu verlassen, so sind solche Verpflichtungsmaaßregeln in einer Pension doppelt nothwendig, wo die Blinder im Durchschnitt nicht über 20 Louisdor zahlen, wo schon die 30 Zahl der Lehrer wahrlich um der Lehrer und nicht um der Kinder willen doppelt so groß ist, als nöthig, und wo endlich selber mehrere Lehrer, die ihre eigne Bildung der Anstalt danken, schon in Besoldung des Hauses stehen, ob sie gleich die Wohlthat ihrer eignen Fortbildung fortdaurend genießen. 35 Ich lege so ungern einem Menschen eine Last auf und ich habe schon so manchem jungen Menschen geschadet, daß ich ihn nicht mit fester Kraft gehindert, die Last, die sein Verhältnis zu mir ihm natürlich auflegte, nach seiner Bequemlichkeit auf seinen

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Schultern zu tragen, oder aber, sie ab- und einem andern aufzuladen, ob es gleich heiter war, daß das Tragen der Last zu seiner Bildung wesentlich nothwendig gewesen wäre. Und wenn diese Abladungsfreiheit auch in einer Scheinanstalt gehen möchte, 5 - welches aber der Fall gewöhnlich nicht ist, denn in einer solchen Anstalt sitzt gewöhnlich nur Einer kommlich, die andern alle stehen gewöhnlich unbequem um ihn herum, - aber wenn es auch wäre, wie es nicht ist, so kann es in unsrer nicht gehen. Nein, wenn alle Welt im Schulschlendrian fortschlampen dürfte, so 10 dürften wir es nicht, die wir es uns so laut angemaßt haben, aller Oberflächlichkeit und aller bloßen Scheinbildung mit aller Kraft zu wiederstehen. Nein, was man hierin bald aller Welt verzeihen würde, das darf man uns nicht verzeihen und wird es uns nicht verzeihen. Man schenkte uns Vertrauen, wie man noch is wenig Menschen Vertrauen geschenkt, aber man erwartet auch von uns, was man von wenigen Menschen erwartet. Man erwartet schon längstens von uns, daß wir als vorzügliche Beispiele fest dastehen werden. Man hat uns Zutrauen geschenkt, wie man wenigen Menschen Zutrauen geschenkt, und ahndete es nicht, 20 daß wir in unsrer Mitte uns Schwächen zu Schulden kommen lassen, die man auch in ganz gemeinen Erziehungsanstalten sich nicht zu Schulden kommen läßt. Freunde! Söhne meines Hauses! Ich habe ein ernstes Wort mit Euch zu reden. Die Noth zwingt mich dazu. Das Haus kann auf 25 dem Fuß, wie es bisher geführt worden, nicht mehr bestehen. Die Zahl der Zöglinge nimmt zusehends ab und mit ihnen die Einkünfte des Hauses. Ich bin kaum bestanden, da ein Drittel mehr Kinder da waren; wie wird, wie kann es jetz zugehen, wenn wir uns nicht nach den Umständen richten, sondern immer fort30 fahren zu glauben, die Umstände müssen sich nach uns richten? Es ist einmal Zeit, daß wir in uns selber gehen und uns fragen : Warum geschieht das, warum mindert das Zutrauen gegen uns in diesem Grad? Die Zurücknahme vieler Kinder ist offen und bestimmt damit motiviert worden, die Zöglinge lernen nicht 35 genug, sie seien Aufsicht und Sitten halber nicht gut genug besorgt. Es ist dringend, daß wir in diesen Stücken unsere Ehre wieder herstellen. Wir können es und sollen es. Alle Mittel, die wir dazu bedürfen, sind jetzo in unsrer Hand; vielleicht sind sie es in kur-

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zem nicht mehr. Noch vereiniget uns ein unzerrissenes Band. Noch sind in unsrer Vereinigung Mittel, im Wesentlichen für die Menschenbildung zu leisten, was, ich darf es frei sagen, jetz noch keine Anstalt in der Welt zu leisten im Stand ist. Aber wir müssen es nicht bloß können, wir müssen es auch thun, wir müssen es 5 vereiniget thun, und es wäre Gott versucht, wenn ich unter den obwaltenden Umständen im ruhigen Glauben, es werde forthin gehen, wie es immer gegangen, die Sache gehen lassen würde, wie sie bisher gegangen. Gefahren, die nicht mehr zweifelhaft, noch hinter fernen Ber-10 gen, sondern solche, die im vollen Anmarsch uns unter die Augen rücken, nöthigen mich, mit Bestimmtheit zu erklären : 1. Ich muß jetz die Zahl der Lehrer auf das bestimmte Bedürfnis derselben reduziren. 2. Ich kann keinen Lehrer mehr um seinetwillen anstellen, 15 sondern nur das Bedürfnis der Kinder und der Anstalt kann mich dazu bestimmen. Ebenso kann ich 3. keinen Menschen mehr als Lehrer des Hauses anerkennen, der nicht sich den Zöglingen ganz vom Morgen bis zum Abend wiedmen will und sich bestimmt verpflichtet, das Haus weder 20 Tag noch Nacht, und weder für eine Viertelstunde, noch für einen Viertelstag ohne gemachte Anzeige und ohne bestimmte erhaltene Erlaubnis die Kinder zu verlassen. 4. Ich muß von Stund an über jeden einzelnen Zögling von einem Lehrer die Garantie der bestimmtesten Personalsurveillance 25 haben und mit diesem des Zöglings halber in regelmäßiger Communication stehen. 5. Die Lehrart aller Fächer muß revidirt werden, und kein Lehrer darf für sein Fach eine willkührliche Lehrform wählen. 6. Alles, was einen Geldwerth hat, mag es Nahmen haben, wie 30 es will, muß unter die bestimmteste Verantwortlichkeit gebracht werden. 7. Die bleibenden Lehrer müssen sich einander näher zu kommen suchen, als bisher geschehen. Freunde! Brüder! Söhne! Ich war für das Schicksal meiner 35 Unternehmung nie so unbesorgt, aber für Euch, für viele von Euch bin ich nicht unbesorgt. Es ist mir nicht gleichgültig, ob das schönste Werk, das ich nur zu gedenken vermöchte, Euern Händen entrissen [werde] und in solche falle, von denen ich sagen

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möchte: Sie werden schneiden, wo sie nicht gesäet, sie werden ernten, wo sie nicht gepflügt. Freunde, ich möchte, daß der Segen der Anstalt in Euern Händen bleibe; ich möchte mit der Beruhigung ins Grab gehen, 5 daß die, so ich erzogen, für die Führung des Werkes, Männer geworden, wie man außer der Anstalt keine findet. Ihr könnet das werden, wahrlich, die Anstalt und ihre Umgebungen haben für Euere Bildung fast mehr Vorzügliches, als für die Bildung der Kinder. Wahrlich, sie ist Euere Bildungs10 anstalt, wie die der Zöglinge, und die Welt achtet auf Euch, wie Ihr aus derselben herausgeht, wie sie auf die Zöglinge achtet, die aus ihr herausgehen. Freunde, es ist ein großes Werk in Euere Hand gelegt, aber auch die Zerstörung eines großen Werks ligt in Eurer Hand. Ich 15 wasche meine Hand nicht in der Unschuld; ich möchte meine Hände in meinem Blut waschen, wenn unser Werk unter unseren Händen durch unsere Verschuldung zu Grund geht. Wir können es retten. Es ist gerettet; es ist nur die Frage, ob wir seine Retter seyn oder ob wir die Nachrede an uns kommen 20 lassen wollen, es sey nur schade, daß es in unsern Händen; wir seyen seiner nicht werth gewesen. Freunde, nie waren wir dem Ziel so nahe, nie waren unsere Mittel größer, nie war unser Sieg gewisser, aber auch war noch nie die Stunde des Kampfs so nahe! Doch ist keiner von Euch, der 25 nicht gern, wenn ich krank wäre, einige Nächte an meiner Seite wachen würde. Wahrlich, ich habe lange für Euch gewacht, ehe ich dahin kam, Euch bitten zu müssen, daß Ihr nun auch einmal eine Stunde für mich wachet. Gewiß, gewiß, ich habe es lange, lange gethan; wäre es nicht wahr, Ihr hättet mich nie gesehen, 3o Ihr stündet jetz nicht an meiner Seite und sähet mich in der tiefsten Noth meines Lebens, aufgefordert von Guten und Bösen zu einem Kampf, den ich ohne Euch nicht zu bestehen vermag. Es ist keiner von Euch, der sich hinlegen und schlafen will in der Stunde meines Kampfs. Freunde! Es ist keiner von Euch, der sich nicht 35 in seinem Herzen schuldig finde, den Kampf mit mir zu bestehen, zu dem uns alles, was dem Menschen heilig seyn kann, auffordert. Ich spreche nicht an Euer Leben. Ihr seyd frei; ich will Euch gar nicht an die Schwäche meiner hinschwindenden Tage ketten. Ihr seyd frei; ich will nicht mit Euch rechnen; ich habe noch mit

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niemandem gerechnet, dem ich Gutes gethan. Ich will nicht mit Euch rechnen; Ihr seyd frei, ich spreche für mich nicht an Euer Leben, ich spreche an eine Stunde, die Euerm Leben so wohlthätig, als dem meinigen erquickend seyn wird. Ich spreche Eure vereinigten Kräfte [an] für das erste, für das einzige Nothjahr 5 meines Versuchs. Seyd dieses Jahr für mich Männer! Ich war, so lange Ihr bei mir seyd, ein Kind, das sich führen ließ, wohin man es führte. Ihr seyd Männer geworden an meiner Seite, seyd es dieses Jahr für mich, und Ihr werdet es in aller Zukunft mit größerem Erfolg für Euch seyn! Durchlebet an meiner Seite ein 10 Jahr, wie Ihr noch keins an meiner Seite durchlebt! Als Altdorf verbrannte, sagte ich meinen Kindern in Stanz: Wollet Ihr Euer Brot mit den Kindern dieser Unglücklichen theilen? Sie sagten alle ja, und als ich ihnen sagte: Aber was Ihr diesen versprechet, das müßt Ihr selber mangeln, antworteten 15 sie : Das wollen wir gern, das können wir, und sie hatten Thränen in den Augen, als sie das sagten. Und als schon vor Jahren einige Zweifel über die Möglichkeit der Fortsetzung unsers Hauses entstanden, stand Muralt auf und sagte : Nun, wenn wir hinaus in ein anderes müssen, so gehen wir in die erste Hütte und bleiben 20 unter einem Strohdach beieinander! Sind wir heute schwächer, als damals? Die Kinder in Stanz waren ein halb Jahr bei mir! Ich habe viele von Euch erzogen, Ihr seyd nicht schwächer. Ihr habt an meinem Geburtstag meine Seele mit großen Hoffnungen erhoben. Ihr habt mich den Armen wiedergegeben, Ihr habt 25 Euch zu mir gestellt f ü r die A r m e n im L a n d , - stellet euch heute zu mir, denn ich bin arm f ü r m e i n e Z w e c k e und fühle heute meine Armuth tiefer, als ich sie je gefühlt. Mein Bau für die Armen hat hier in Yverdon seine Steingrube. Die Felsen, die sein Bau braucht, müssen hier gegraben werden. Ihr sagtet es ja 30 wohl: Das ist das Haus, das mir Gott gegeben. Erhaltet mir, Freunde, das Haus, das mir Gott gegeben! Er hat auch Euch mir gegeben, daß Ihr mir erhaltet, was mir Gott gegeben ! Ich fordere Euch auf, wie ich Euch noch nie aufgefordert, daß Ihr mir erhaltet, was mir Gott gegeben, daß Ihr Euch erhaltet, was Euch 35 Gott gegeben, daß Ihr im heutigen Kampf für die Erhaltung der Anstalt als Männer dasteht, die den Werth unsrer Unternehmung kennen und den Muth zum Kampf für unser Ziel nicht verlieren, bis sie dasselbe erreicht haben.

B e d e an die Mitarbeiter

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Freunde, es ist nicht meine Willkühr, es ist der Gang der Sache selbst, der mich zum Mittelpunkt der Anstalt gemacht hat. Ohne meine Mitwürkung kann sie nicht mehr gehen und ohne meine Beruhigung kann ich nicht mitwürken. Die Lehre des Hauses 5 muß mit meinen Ansichten in Übereinstimmung gebracht werden, und die fremden Menschen, die als Lehrer zu unserm Zweck mitwürken, müssen an Euerm Beispiel erkennen, daß Ihr diesen Mittelpunkt respektirt und der Erhaltung desselben gern ein Opfer bringt. Ich bitte Euch darfür mit dem Gefühl des Vaters, 10 der noch in sich selbst Kraft fühlt, zur Erhaltung des Hauses zu rathen. Ich fühle meine Kraft, den Übeln, die uns drücken, und denen, die uns drohen, abzuhelfen, aber ich fühle auch, daß meine Kraft immer umsonst seyn wird, wenn Euch der Kindersinn des Vertrauens und die Männerkraft der Selbstüberwindung, die ich 15 beide ansprechen muß, mangeln wird. Sie kann, sie wird Euch zu unserm großen Zweck nicht mangeln, Ihr werdet Euch um mich vereinigen. Ihr werdet die Vaterkraft, die noch in mir liegt, durch Euern Kindersinn beleben und die Altersschwäche, in der ich meine Kraft trage, durch die Unterstützung Eurer mild an mir 2o hangenden Kindertreue gleichsam von mir nehmen. Werdet von neuem der Mittelpunkt unsers Seyns, Euere Kindertreue, Euer Gehorsam gehe von nun an in alle Fremde hinüber, deren Ungehorsam, ungeleitet, alle innere Heiligkeit des Hauses zernichtet. Stellet diese innere Heiligkeit des Hauses wieder her; ich will in 25 meiner Schwäche dazu beitragen, was ich kann; ich will wieder Vater seyn, ich will die Kinder wieder um mich her versammeln, ich will Euch wieder um mich versammeln; ich will die Klassen wieder besuchen, wie ich ehemals gethan; ich will die Gefühle überwinden, ich will viele Rückerinnerungen in mir selber zer30 stören; ich will trachten, mit einer Unschuld und Unbefangenheit in meinem Haus zu leben, als wenn mein Herz nie darin zerrissen worden wäre. Freunde, trachtet von neuem, wie ich, mit Unschuld und Unbefangenheit in meinem Haus zu leben, wie wenn Euer Herz nie darin zerrissen worden wäre! Freunde, Freunde! 35 Die Stunde des Kampfs dauert nicht lange, unser Sieg ist gewiß. Ihr seyd mein Sieg selber, ich will keinen andern. Wenn Ihr gerathet, so mag die Hölle wüthen, - ich habe gesiegt. Wenn Ihr mir fehltet, so möchte der Himmel ob mir glänzen; ich schämte mich meines Siegs! Es wäre kein Sieg für mich, ich wäre ver-

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Rede an die Mitarbeiter

lohren. Die Sache, die siegte, wäre dann in der Wahrheit nicht mein; sie kann nur in Euch mein sein, darum will ich mich Euch von neuem weihen bis an mein Grab. Verachtet meine Kraft nicht; ob sie in der Hülle meines Alters dasteht, sie ist nicht verschwunden. 5 Lange, lange fühlte ich sie nicht mehr in meinen Gebeinen, wie ich sie jetz darin fühle; sie hat sich in mir ermannet, wie sie sich einst unter dem Fußtritt der Pferde erneuert. Ja, ja, Freunde! Die Gefahr, die mich umschwebt, hat meine Kräfte erneuert, wie sie einst dieser Fußtritt erneuert. Meine Ruhe ist 10 wieder gekommen, meine Ruhe ist da, Gott gab sie mir wieder; erscheine die Gefahr in noch doppelt großer Gestalt, ich fürchte mich nicht, ich stehe in mächtigem Muth fest und ruhig jedes Zufalls erwartend und auf Gott vertrauend, daß er im Schwachen, der Wahrheit sucht und in der Liebe lebt, als der Gott der Wahr-15 heit und der Liebe mächtig ist, und auf Euch vertrauend, daß Ihr, den Gott der Wahrheit und der Liebe anbetend, nicht mir, sondern ihm zu dienen, daß Ihr, ihn erkennend, nicht mir, sondern ihm Euch aufzuopfern willig und geneigt seid. Auf Gott und auf Euch vertrauend, kenne ich keine Gefahr. Monate lang mein 20 Haus und Euch selber vergessend, wachte ich Nächte durch im Prüfen der Fundamente, auf die wir bauen. Jubel und Dank ist das Resultat meiner Nachforschungen; mit jedem Tag, mit jeder Stunde wächst meine Freude und meine Ruh. Ich vergäße über diese Zeit fast meines Hauses von wegen der Freude über die 25 Höhe, in der mir das Wesen unsres Zieles erscheint, und über die Sicherheit der Mittel zu seiner Erreichung. Aber ich verlohr mein Haus, damit ich es wiedergewinne. In Euch, in Euch sind die Mittel der Ausführung meiner Zwecke bereitet, wie sie nirgend auf Erden in irgend andern Menschen bereitet sind. Fühlet euch 30 selber wieder mit erneuerter Kraft, wie ich mich selber mit erneuter Kraft wieder fühle! Verzeiht mir die Zeit, die ich, in meinen letzten Nachforschungen lebend, für Euch und für mein Haus verlohren. Beruhigt jetz jeden, der meine Stellung nicht wie Ihr in ihrem Um- 35 fang kennt, über den Tod meines Seyns seit einigen Wochen; ich mußte dem Äußern der Sache eine Weile absterben, damit ich dem Innern derselben ganz leben und dann für das Äußere derselben mit reiner Kraft wieder auferstehen könne. Diese Zeit

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nahet; meine Nachforschungen sind im wesentlichen zu Ende. Bald kann ich wieder mit einer Überzeugung und mit einer Ruhe meiner Pflicht und meiner Stellung leben, die ich vor kurzem nur nicht mehr möglich geglaubt. 5 Krüsi, du hast mich gesehen, als ich unter dem Fußtritt der Pferde aufstand, so ruhig, als wenn eine Schnecke über mich gekrochen. Freunde! Sehet mich, wenn ich vor Euch stehe; meine Nachforschungen sind vollendet. Ich stehe so ruhig vor jeder Gefahr, wie wenn Schnecken über mich herkriechen wollten. 10 Warum? Ich sehe hell, wohin mein Weg führt. Die Stunde meiner Verirrung und meiner Schwäche ist vorüber. Ich erkenne meine Pflicht; ich fühle meine Mittel, und mein Willen, der heiligen Sache, die uns vereinigt, zu leben und zu sterben, ist reiner, und mein Glaube an Euch wächst mit dem Glauben an mich, is Was ich der Sache seyn werde, das werdet Ihr mir seyn, und mehr verdiene ich nicht und mehr will ich nicht. Amen.

4 Pestalozzi Werke Bd. 23

Bode am Karfreitag 1811

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Der Mensch erhebt sich durch die Nachfolge Jesu Christi über alle Verirrungen selber der besten, der reinsten menschlichen Verheltnisse. E r hört durch die Nachfolge Jesu Christi selber auf, Kind zu syn, wo er als Kind in Gefahr kommen könnte, Gottes 5 zu vergessen und seiner höheren Bestimmung eingedenk zu syn. Durch Jesum Christum sind alle Verheltnisse der Erde den höheren Ansichten des Verheltnisses der Menschen gegen Gott selber untergeordnet. Der Christ sieht in seinem Nebenmenschen das Kind Gottes, alle Verheltnisse der Erde verschwinden in ihm io vor dieser Ansicht. Vatter und Mutter standen vor der Thüre, als Jesus Christus das Volk lehrte. Man meldete sie ihm, er antwortete : Wer ist mein Vatter, wer ist meine Mutter % Schon als Kind antwortete er der edlen göttlichen Maria, da sie ihm Vorwürfe machte, daß er seine Elteren durch seine Abwesenheit in 15 Sorgen gesezt : Wußtet Ihr nicht, daß ich in den Geschefften meines Vatters bin? Er, der Edle, der seinem Vatter im Himmel bis zum Tod gehorsam war, er, der es so laut sagte : Es gebühret uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen; es gebühret uns, jeder rechtlichen Forderung der Oberkeit ein Genügen zu leisten; er, der 20 Göttliche, sezte dennoch den Verirrungen der Menschennatur auch von dieser Seite den Damm, dessen sie bedarf, indem er den göttlichen, den erhabenen Grundsatz aussprach: Du mußt Gott mehr gehorsamen, als den Menschen. J a , Menschen, auch die reinsten, die edelsten Verheltnisse der 25 Menschen, wenn sie unseren Verheltnissen gegen Gott nicht untergeordnet werden, führen als bürgerliche und sinnliche Verheltnisse ihrer Natur nach zu allen Schwächen, die durch den bloß sinnlichen und bürgerlichen Zusammenhang der Menschen unter einander allgemein genährt werden und genährt werden 30 müssen. Ein Weib ohne göttlichen Sinn kann ihr Kind mit ihrer sinnlichen Liebe nur verderben; ein Gewalthaber der öffentlichen Macht ohne göttlichen Sinn kann mit seiner Macht das Volk nur verderben; Jesus Christus hat die Menschen allein bydes, von dem Verderben der sinnlichen Liebe und demjenigen der sinn35 liehen Ansprachen der Gewalt gerettet. Er allein hat der Elternliebe und den Ansprüchen der Gewalt einen innern heiligen Sinn [gegeben], der alle ihre Ausartungen verhütet, und dadurch ist es eben, daß das Heilige, das Gute eben dieser Verheltnisse, deren Verirrungen er einen Damm sezte, den Menschen erhaltet, und

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seine Lehre selber zum unerschütterlichen Fundament aller Seegensgenießungen der häuslichen und öffentlichen Verheltnisse des Menschengeschlechtes machte. Eben dieser göttliche Mann, der keine Mutter, keinen Bruder kenet, insofehrn Mutter und Brüder ihm ein Hinternis seiner höhren Zwekken werden konnten, 5 wollte nicht sterben, ohne vorher noch seine Mutter zu versorgen, und indem er seinem Vatter im Himmel bis zum Tod gehorsam war, lebte er an den Grenzen des Tods, den er Gott starb, seiner Mutter und gab uns das hohe, erhabene Byspill in der Unterordnung seiner Pflichten der menschlichen Verheltnisse unter das 10 Verhältnis gegen Gott, die höchste, reinste Erfüllung der Pflichten gegen die Mentschen. Jesus Christus lehrte uns durch dise Unterordnung der menschlichen Verheltnisse unter das Verheltnis der Mentschen gegen Gott die Pflichten der menschlichen Verheltnisse in einer Um-15 fassung und in einer Reinheit und Vollendung, in der sie der Mensch, der sein irdisches Verheltnis seinem Verheltnis zu Gott nicht unterordnet, nie erfüllen wird. Er wollte nicht sein Leben erhalten, damit er seine Mutter selber versorgen köne, nein, er war seinem Vatter im Himmel gehorsam bis zum Tod. So wie er 20 im Leben keinen Vatter, keine Mutter und keine Geschwister erkandte, insofehrne dise Anerkennung ihm in den Geschefften seines Vatters im Himmel Hinternisse in den Weg gelegt, also erkandte er auch in der Stunde des [Tods] weder seine Mutter, noch seine Geschwüsterte, insofehrn diese Anerkenung ihn hintren 25 konte, den Willen seines himmlischen Vatters zu erfüllen. Er achtete nicht des Jamers seiner Mutter, er achtete nicht der Threnen aller Seinigen, er starb im Dienst Gottes und der Menschen. Aber indem er seinen Willen dem Willen Gottes unterwarf und es selber nicht zu viel achtete, selber seine Mutter allen trau- 30 rigen Folgen der Trennung von ihm durch den Tod zu überlassen, erfüllte er denoch die Pflicht seiner kindlichen Liebe gegen die Mutter, die er um Gottes und um seiner Pflicht willen jez verlassen mußte. So wie er Gott gehorsam bis in den Tod, so war er ebenso seiner Mutter dankbar und getreu bis in seinen 35 Tod. Sein Byspill lehre uns die große [Wahrheit], daß der Mensch zu der Kraft, alle wahren [Pflichten] gegen die Menschen in ihrer höchsten Reinheit und Vollendung zu erfüllen, nur durch die

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Unterordnung diser Pflichten unter die Pflichten gegen Gott selber zu gelangen vermag. E r hat seine Mutter versorgen [können], weil er Gott und ihr [mehr] gehorsam war als den Menschen. E r hat seine Mutter im 5 Tode versorgen könen, weil er durch sein Gott ergebenes, gehorsames Leben die Herzen der edelsten, zuverlessigsten Menschen sich eigen gemacht. Die Gemüthsstimmung, vermög deren er nicht anders konte, als selber mitten in den zerreißenden Leiden des martervollen Kreuzestod an die Versorgung seiner Mutter zu io denken, war eine bestimmte Folge der Gemüthsstimmung, vermög deren er auch sein ganzes Leben und mitten unter allen zerreißenden Leiden dieses Lebens seinem Gott und Vatter im Himel gehorsam war. Jesus Christus versorgete eben darum und konte eben darum seine Mutter gut versorgen, weil er sie nicht :5 wider den Willen seines Vaters, sondern nach dem Willen desselben versorgen wollte. So ist auch von dieser Seiten sein Wort wahr : Wer sein Leben gewinnt, wird es verlieren, und wer es verliert, wird es gewinen. Wir wollen heute, uns in der Nachfolge Christi zu stärken, die 2o Wege der Menschen ins Auge fassen, die sich und die Ihrigen ohne Aufmerksamkeit auf den Willen [Gottes] für die Welt versorgen, und die Wege derjenigen, die ihren Willen, sich und die Ihrigen [zu versorgen], dem höheren Willen Gottes unterordnen. B y wem sollte ich anfangen, das Bild dises Thuns [zu schildern] 25 als by dem Thun der Eltren, die ihre Kinder ohne Aufmerksamkeit auf den Willen Gottes für die Welt versorgen wollen und so ihren Kinderen die Welt als ihren Gott in die Augen fallen machen ? Denn sie wollen nicht anders, sie geben ihren Kinderen Krafft zum Erwerben, sie geben ihnen Kunst und Mittel, das 3o Erworbene zu erhalten, sie suchen für sie Macht und Gewalt, sich selber ihre Genießungen zu schüzen. Die Anlagen der Menschennatur sind ihnen allgemein nichts als Mittel, Macht und Gewalt, Ehre und Lebensgenuß für sich selber und wieder alle andren so sehr auszudehnen, als ihnen immer möglich. Sie bilden diese An35 lagen in ihren Kindern nur für diesen Zwekk aus : Verstand, um reich zu werden, Verstand, um sich ein Ansehen [zu verschaffen], Verstand, um durchzusezen, was man gelüstet, und zu genießen, was man genießen kan. Den Verstand, den Gott ihren Kindern an die Unschuld an-

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geknüpft und so [zu einem] Mittel der Liebe gemacht, trenen sie von ihren Herzen und machen ihn ganz zum engherzigen Mittel der Selbstsucht. Sie machen ihn zum engherzigen Mittel, reich, angesehen und geehrt zu werden und Gewalt in ihre Hand zu bekomen, allen Küzel dises Reichthums, diser Ehre und dises 5 Glanzes auf ihre Kinder hinab zu sichren. Sie hängen ihr Herz an diese Versorgung, das heißt, sie geben ihr Herz in den Dienst aller Einseitigkeit und aller Engherzigkeit und aller Lieblosigkeit, die eine Folge der Gottesvergessenheit und des unchristlichen Sinnes in der Versorgung ihrer selbst sind. So wie sie in Sachen, die ihre io Selbstsucht nicht reizen, verstandlos sind, so sind sie in allen Stükken, die dise Selbstsucht nicht reizen, herzlos. Da ihre ganze Thätigkeit durch diese Selbstsucht bestirnt ist, so sind sie auch in allem, wozu sie nicht durch diese hingetrieben, ungeschikkt. So ist, wie Elteren, die ihr Verheltnis gegen ihre Kinder nicht ihrem 15 Verheltnis gegen Gott selber untergeordnet achten, der Pflicht der Versorgung ihrer Kinder ein Genügen leisten und ein Genügen leisten könen. Aber Elteren, die in der Nachfolg Jesu Christi leben und ihren Willen, ihre Kinder zu versorgen, dem höhren Willen Gottes 20 unterordnen, diese beschrenken weder den Geist, noch das Herz, noch den Fleiß ihrer Kinder durch die Selbstsucht der Welt; sie versorgen ihre Kinder vorzüglich durch die Reinheit, Vollendung und Umfassung in der Entwiklung aller höheren Gaben, die Gott in sie selber gelegt hat. Was die Welt ihnen gibt, Reichthümer 25 und Ehre, Gewalt, Lebensgenuß, das lehren sie ihre Kinder als Geschenke der Vorsehung [ansehen], die sie den göttlichen Gaben des Verstands, der Liebe und der Pflicht unterordnen sollen. Diese Elteren lehren ihre Kinder die Welt brauchen, als brauchten sie sie nicht, indem sie das Innerste ihrer Gemüthsstimmung, das 30 Fundament der Anlagen und Kreffte, die Gott selbst in sie gelegt hat, über das Verderben der Welt in der Anwendung diser Krefften emporheben. Also [ist das Werk] von Eltren, die den Geist Jesu Christi ihrer Kindren Vorsehung tun lassen. Nach den Elteren haben die größte Pflicht der Vorsehung für 35 ihre Mitmenschen die Lehrer der Religion. Aber auch sie theilen sich in Menschen, deren Vorsorg für ihre Gemeindegenossen das Gepreg einer Vorsorg hat, die ohne göttlichen Sinn ist, und in solche, deren Vorsorg disen Sinn hat.

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Die, die in der Selbstsucht ihres Berufes leben, wie die meisten andren Menschen, denken nicht die Begriffe des Volkes über die Pflichten der Liebe und der Vorsorg von dem Verderben der Engherzigkeit und Einseitigkeit der Selbstsucht, dem diese Pflichten 6 allenthalben unterligen, zu reinigen. Selber in ihrem Innern an die Vorteile ihres Standes weit mehr, als an den Geist ihres Stands gekettet, lassen sie alles Verderben der Dumheit, der Lieblosigkeit und der Unthetigkeit im Volk einreißen, und sehen es sogar mit Unlieb, wenn Menschen, denen die Hintansezung und das Ellend io des Volk ans Herz geth, sie aus dem Schlumer ihrer diesfeligen Unthetigkeit und ihrer vielfeltigen diesfeligen falschen Maaßreglen erwecken wollen. Sie scheuen sich sogar nicht, wenn in der Tieffe des Volk Menschen aufstehen, die die Kinder ihrer Gemeinde mit einem unbefangenen Sinn zu bessern Einsichten und is einer größern Geistes-, Herzens- und Berufsthätigkeit erheben wollen, disen mit dem Ansehen ihres Stands entgegen zu syn und ihnen Hinternisse in den Weg zu legen. Sie scheuen sich kaum minder, den Man, der das, was sie gegen ihre öffentliche Pflicht verwahrlosen, ohne eine öffentliche Pflicht wieder gut zu machen 20 sucht, in den Augen des Volk um seinen guten Nahmen und sein Zutrauen zu bringen. Aber der Lehrer, der würklich in der Nachfolg Jesu Christi lebt, [dessen] Vorsorg für seine Gemeindsgenossen hat wie die Vorsorg Jesu Christi für das Menschengeschlecht einen göttlichen 25 Sinn, die ihn über das Verderben der Selbstsucht jeder Art erhebt. Er kent sich selber als Mittglied seines Stands, und seinen Stand im ganzen außer allen Verheltnissen der Welt; er kent als Mittglied seines Stands und im Nahmen seines Stands keinen Anspruch, kein Recht gegen die Liebe. Er erkent die Ansprüche 30 aller zeitlichen Vortheile seines Stands als den Pflichten desselben untergeordnet, und ist im Dienst seines Meisters bereitwillig, sie aufzuopferen, wo das zeitliche und ewige Wohl seiner Mitmenschen durch dise Aufopfrung befördert würde. Der Christ als Lehrer kennt keinen Stand, in dem er nicht als 35 Christ handien kan, keinen, der ihn hinteren könte, mit ungehemter Thetigkeit an der Veredlung des Volks und an der Entwiklung aller Talenten, Anlagen und Krefften, die Gott in den niedersten Menschen ebensowohl, als in den höhren gelegt hat, [zu arbeiten]. Er wiedmet sein ganzes Leben der Versorgung des

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Volk zu seiner Emporhebung aus dem Eilend der Dumheit, der Lieblosigkeit und der Unthetigkeit, in die es durch eine unkristliche Hindansezung und Verwahrlosung allgemein und nothwendig hinabstürzt. Wer imer im Land an der Erhebung des Volks arbeitet, dem bietet er als Bruder die Hand, und wäre es 5 der niederste Man im Dorf, er achtet ihn für einen Mitarbeiter im Weinberg des Herrn. Nein, nein, ein Lehrer, der ein Christ [ist], sieth die Arbeit der Veredlung an seiner Gemeinde als seine Pflicht an, die er zu erfüllen schuldig; er sieth sie nicht an als ein Recht, das er ausschließlich ansprechen darf. Nein, er sieth den 10 Weinberg des Herrn nicht als ein Lehen an, von dem der Vortheil der Bearbeitung ihm ausschließlich zugesichert und ihm das Recht gebe, jeden andren Arbeiter, auch auf Gefahr, daß der Weinberg nicht bearbeitet würde, aus demselben wegzujagen. Nein, der Lehrer, der ein Christ, sucht, soweit er sie feindet, selber 15 noch Arbeiter in seinen Weinberg, und bietet den schwächsten und krafftlosesten noch mehr seine Hand als den starken. Der Lehrer, der Krist ist, ist überzeugt, daß jederman, auch der schwächste im Land, imstand ist, zur Erkandtnis der nöthigen Wahrheiten, zum Fühlen der Liebe und zum Fleiß in allen guten 20 Werken zu gelangen, und daß der Gemeingeist jedes Einzelnen zur Veredlung des Ganzen vorzüglich durch Lehrer und Prediger soll gegründet, beschüzt und [gefördert] werden.

Bede am Pfingstfest 1811

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Ich trette am Pfingstfest in Eurer Mitte auf, Freunde. Wenn ich einen Todestag wehlen könte, um noch vor meinem Sterben Euer Herz für unsre Vereinigung zu rühren und Euere Entschlüsse, den Endzwekken unserer Vereinigung bis an unser Grab getreu 5 zu syn, zu bevestnen, so wählte ich den Tag dieses Fests. Ich kan ihn als meinen Todestag nicht wählen, aber ich kan mir denken, er sy es; - was hintert mich, in dieser Stunde mit Euch zu reden, als wenn ich morgen stürbe, und wozu kan dann mein Herz mich heute erheben, was kan dann meinen Geist umschweben, wohin io muß dann der Drang meiner Gefühlen mich hinlenken, wovon kan ich in disem Augenblik voll syn als von dem Wort: Gottes heiliger Geist sy mit Euch allen? W a s kan [ich] denn dem Wort hinzusetzen, als meine Threnen und meine Bitte : Weichet nicht von der Wahrheit, weichet nicht von der Liebe, weichet nicht von 15 Gott? Und was soll ich Euch mehr sagen als: Gottes heiliger Geist sy mit Euch? Weichet nicht von der Wahrheit, weichet nicht von der Liebe, weichet nicht von Gott ? Möchte mein Herz sich erheben, daß ich würklich dächte, ich rede in meiner letzten [Stunde] mit Euch. Möchte ich in diesem 20 Augenblik ahnden und glauben, morgen, morgen sy ich nicht mehr in Eurer Mitte, also, daß mein lester Vatterdrang mich anwandelte und mich weit, weit über mein gewohntes Syn und Thun erhöbe, daß meine Worte noch den lesten Funken des göttlichen Lichts ausdrükten, das am Ende des Lebens so oft 25 bym Menschen zu einem höhern Gefühl sich hebt und die Herzen der Umstehenden wie Gottes heiliges Wort selber anspricht! Möchte Gott mich erheben, daß ich im Geist dieser Stunde, daß ich in aller ihrer Liebe, in ihrer Treu mit Euch reden könte! Möchte Gott Euer Herz erheben, daß auch Ihr diese Stunde als 30 die leste meines Lebens und mein jeziges Wort als das leste an Euch ansehen möchtet! Doch ich fordere von Euch keine Teuschung! Werde ich mich zum Sinn des sterbenden Vaters erheben, Ihr werdet den Sinn liebender Kinder nicht manglen! Was soll ich zu Euch sagen, als: 35 Suchet den heiligen Geist! Verharret, wie die Jünger Christi, im Glauben an sein Wort, daß er allen denen, die ihn darum bitten, seinen heiligen [Geist] geben werde! Heute ist der Tag des Danks und der Freude, daß Jesus Christus sein Werk vollendet, die Mentschheit zu heben und sie

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durch Gottes heiligen Geist zur Wahrheit und zur Liebe zu führen. Wäre Jesus Christus der Menschheit nicht erschinen, Millionen bessere Menschen, die sich der Wahrheit und Liebe aufopfern, opferten sich ihr nicht auf, und auch wir versamleten uns heute nicht zu disem Zwekk. Kinder, ich rede mit Euch als ein Ster- 5 bender, ich rede mit Euch als Euer sterbender Vatter! Kinder, auch mein Scherflin, das ich für Wahrheit und Liebe auf den Altar Gottes gelegt, hette ich nicht darauf gelegt, wenn Jesus Christus der Welt nicht erschinen und mein Herz sich nicht schon in Kinderunschuld an manchem Pfingstfest durch den Glauben 10 an ihn zu reineren Gesinnungen erhoben hette! Kinder, es ist ein hoher Gedanke, sich von Gottes heiligem Geist leiten zu lassen! Wenn ich alle Weisheit der Welt besäße, ich würde jez nicht zu Euch sagen: Lernet diese Weisheit! Wenn ich alle Kunst der Welt besäße, ich würde jez nicht zu Euch sagen: Lernet dieseis Kunst! Wenn ich allen Reichtum der Welt besäße, ich würde jez nicht zu Euch sagen : Nehmet hin, was ich habe! Ich würde nur zu Euch sagen: Lasset Euch leiten durch Gottes heiligen Geist! Wenn ich morgen stürbe, dörfte ich den Nahmen Weisheit, dürfte ich den Nahmen Kunst, dürfte ich den Nahmen Reichtum vor 20 Euch in meinen Mund nehmen? Sehet zurük auf mein Leben; mangelte mir nicht alles dieses ? Was hat Euch um mich versamelt als meine Liebe? Mangelte mir nicht alles andere? Aber wenn ich es auch besessen hette, wenn ich, mit den Schäzen der Weisheit, der Kunst und mit Gold begäbet, da läge auf meinem Tod- 25 beth, dörfte ich es aussprechen : Ich bin dadurch Euer Vater, Ihr seid dadurch meine Kinder? Dörfte ich es denn aussprechen: Mein Werk ist gesichert, weil meine Weisheit in Euren Geist, meine Kunst in Eure Hand und mein Gold in Euere Kisten hinüber geth? O nein, o nein! Ich müßte mein Auge wenden von aller 30 meiner Weisheit, so groß sie auch wäre; ich müßte mein Auge wenden von meiner Kunst und von allem meinem Reichthum, so groß er auch wäre, und müßte Euch imer sagen: Bleibet in der Liebe und lasset Euch leiten durch den heiligen Geist ! Wäre ich jezo auf meinem Todbeth in Euerer Mitte, wäre mein Herz voll 35 von Sorgen für mein Werk und für mich, was würde, was müßte ich zu mir selber sagen, was würde, was müßte ich zu Euch sagen ? Mein Leben hat mich zum Glauben an Gott erhoben, ich würde meine Sorgen auf ihn werfen, würde ihm danken für die Wunder

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der Güte, mit der er mich bisher geführt, ich würde Euch hinweisen, Euch hinweisen auf ihn, der in meiner Schwäche mächtig war und mein Ende geseegnet, wie er weniger Mentschen Ende gesegnet! 5 Ich will, ich muß mit Euch reden, als wäre diese Stunde würklich da. Sie ist ja da! - Was macht der Unterscheid der wenigen Augenbliken, die noch dazwüschen ligen? Ich werde sterben, was säume ich, mit Euch in dieser Ansicht zu reden ? Gott hat ein Großes in meine Hand gelegt. Ihr nenet mich io Vatter! Ich danke Euch. Ich wollte es syn. Ob ich es war? 0 Gott, wer thut dem Kind seines Herzens ein Genüge, wen befriediget es in seinem Herzen, was er als Vatter an seinem Kind thut? Und mich sollte es befriedigen, was ich an Euch gethan? O nein, o nein! E s ist jez vorüber. Was ich versäumt, ich kan es nicht mehr is änderen. Dem Grabe nahe, schwinden die Kräffte, selber die Liebe schwanket in der Krafftlosigkeit des hinschwindenden Syns. Wäre Jugendkrafft in mir, ich meinte, ich wollte bleiben, ich meinte, ich wäre etwas, ich wäre nothwendig, unser Werk zu retten. Ich würde die Natur unsers Werks mißkenen, ich würde 20 es in meiner Selbstsucht für mein Werk ansehen und nicht lebendig, wie ich es soll, fühlen, [daß] Gott es ist, der alles Gute thut, und daß alle Menschen, die sich in ihrem Guten nicht vom göttlichen Geist leiten lassen, ihrem eignen noch so guten Zwekk mehr Hinternisse in den Weg legen, als sie ihn fördern. 25 Was soll ich heute zu Euch sagen, Mäner und Brüder, die Gott mir gegeben und die an meiner Seite dem Werk meines Lebens wurden, was ich ihm nie hätte werden könen? Was soll ich heute zu Euch sagen, was soll ich in der Stunde zu Euch sagen, in der ich von Euch scheiden werde ? Ich denke mir diese 30 Stunde - ich werde kaum reden könen - voll Gefühl meiner lesten Freude, daß ich Euch gefunden, daß Ihr an meiner Seiten lebtet und meinem Werk wäret, was ich ihm ohne Euch nicht hätte syn könen. Meine Thränen werden fließen; ich werde meine Hand nach Euch ausstrekken, ich werde es tief fühlen: Ich wich 35 im Verhalten gegen Euch oft von der Wahrheit und der Liebe. [Die Ansicht] des Werks als Weltwerk verschlang oft in mir die reine höhere Ansicht und riß mich hin, im Geist der Welt, im Geist meiner Selbstsucht ein Strohfeuer in mir brennen zu lassen, wo der heilige Geist mich hätte erleuchten und so zu einer edleren,

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höheren Handlungsweise gegen Euch hette erheben sollen. Ihr werdet meine Threnen sehen, wenn ich Gott für Euch danke, und wenn ich danke, daß Ihr meine Schwäche mit Liebe getragen. Mäner und Brüder! Das Bild unsers Thuns und unsers Strebens wird dann in dem Glanz vor meinen Augen schweben, den das 5 Nahen der Ewigkeit in den Augen der Sterbenden erzeugt, wenn sie dankend und betend auf den Seegen eines guten Mentschenwerk hinbliken und scheidend von der Welt dieses Werk denen, in deren Händen es leben soll, als ein Werk ihres Herzens, als ein Werk eines höhren Strebens, als ein göttliches Werk empfeh-10 len. So sah ich einen sterbenden Pfarer sein Werk an seiner Gemeinde seinem Nachfolger empfehlen. Möge ich dann im Geist dieses Mans mit Euch reden, möge es mir gelingen, an disem Tag den Zwekk unsrer Vereinigung höher und göttlicher als je in die Augen fallen [zu machen]! Doch ich soll es jez thun, ich kan es! 15 Mäner und Brüder! Mit den Gefühlen des sterbenden Vatters suche ich heute Euer Herz und bitte Euch : Lasset Euch in allem Eurem Streben nach unsrem Zihl durch Gottes heiligen Geist leiten! Wendet Euer Auge von mir, wendet [es] hin gegen die Kinderschaar, die Euch umgibt! Sie sind Euere Kinder. 20 Tausend und tausend sterbende [Väter und] Mütter empfehlen und vertrauen im Sterben einem erwachsenen Sohn, einer erwachsenen Tochter mit Vertrauen ihre noch unerwachsenen Kinder und sprechen : Sohn! Sy du jez ihr Vatter! Tochter! Sy du jez ihre Mutter! Denn geben der Sohn und die Tochter dem Vatter 25 und der Mutter ihr fromes Wort auf ihr heiliges Grab, und Mutter und Vatter glauben dem kindlichen Wort, sie glauben der kindlichen Treu und gehen ruhig ins Grab. Mäner und Brüder! Ich glaube Euerem Wort, ich glaube Euerer Treu und gehe ruhig ins Grab. Mäner und Brüder! Sehet den 30 Garten Gottes, den Ihr gepflanzet, sehet den Weinberg des Herrn, in dem Ihr arbeitet, und lebet bis an Euer Grab dem göttlichen Garten, dem göttlichen Weinberg! Mäner und Brüder! Lebet bis an Euer Grab diesen Kindern und nichts anderem! Sie sind das heilige Band unsrer Vereinigung; misere Liebe, unsere Wahrheit 35 und unsere Kunst soll in ihnen offenbar werden. Unsere Würkung auf die Welt muß aus dem Mittelpunkt der Sorgfalt für die Bildung diser Kinder zu aller Wahrheit, zu aller Liebe und zu aller Krafft hervorgehen.

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Mäner und Brüder! Euer Herz hebe sich höher! Es sehen höhere Augen auf Euch. Aber ich rede nicht von den Augen der Welt. Das Auge der Welt führt nur vom Zihl, aber das Auge des Himels wachet auf Euer Thun. Achtet auf dieses! Werdet täglich 5 kindlicher und mächtiger in kindlicher Krafft! Lasset alle Marta's im Welthaus in allen seinen Ekken herumspringen und sich vom Morgen bis an den Abend ob nichtigen Dingen ermüden, - erwählet mit Maria das bessere Theil, zu den Füßen Jesu zu sizen und Euch durch seinen Geist leiten zu lassen! Euer Werk ist io groß, Ihr seid nicht meine Schüler, Ihr wandelt mit mir Gottes hohen, heiligen Gang. Werdet nicht Knechte der Menschen, werdet nicht Knechte der Zeit ! Bleibet in Gottes Schule und lernet da die Wahrheit Gottes, wie sie sich by einem jeden in reinem Herzen selbst ausspricht! Lebet Euren Kindern! Werdet göttlich 15 durch sie! Lehrnet an der Treue des edelsten Vatters und der frömsten Mutter den Umfang und das Leben und den Geist dessen, was Ihr Euren Kindren syn sollt! Sie sind es, die Euch hierin den Willen Gottes verkündigen, sie sind es, die Euer Gemüth dahin erheben, Euch in allem Eurem Thun, in allen Verheltnissen zu 20 ihnen gerne von Gottes heiligem Geist leiten zu lassen. Mäner und Brüder! Ihr habet ein großes Werk angefangen! Der Geist der Welt ist wieder Euch, er wird nicht helfen, es zu vollenden. Höret Ihr auf ihn : Er wird Euer Werk in Euch selber zerstören! Freunde und Brüder! Der Geist der Zeit wird Euch auf 25 die Zinne des Tempels stellen und zu Euch sprechen : Sondert Euch vom Pöbel, vom Volk; dienet ihm zwahr, aber als seine Gekrönten, als seine Ausgezeichneten, als seine Führer! Er wird zu Euch sprechen: Ihr syt das Salz der Erde, das Volk aber ist Erde und taugt nichts; es werde hingeworffen in den niederen 30 Dienst seines Brodlebens, es komt zu nichts Höherem, es gebührt ihm nicht, daß es etwas Höheres suche! Das ist der Geist der Zeit, wie er sich von vielen Seiten aussprechen [wird]. Der Geist Gottes sagt: Die Menschen sind alle Brüder und teilen sich nur in zwy Teile : die [sich] vom Geist Gottes leiten las35 sen und die sich hingeben dem bösen Geist ihres verdorbnen Geschlechts und dem bösen Geist der Zeit. Das Kind Gottes braucht die Welt, als brauchte es sie nicht. Der Geist Gottes macht den Stein, den die Bauleute verworffen, zum Ekkstein; er macht die Krafft der sich opferenden Liebe zum Maaßstab der inern 5

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menschlichen Höhe. Die Welt macht äußre Kunstbildung zum Fundament diser Höhe und hat niedre, lieblose Ansprüche an Auszeichnung und Sonderung ihrer selbst gegen das Volk. Ihr nicht also! Suchet, wie Jesus Christus, in der Näherung gegen die Niederen Eure Höhe, suchet ihre Quelle in Eurer Kraft und 5 nicht in ihrem Schein. Fehrne sy es von Euch, den Himel zu erforschen, damit die anderen sich desto besser auf der Erde orientiren könen. Erforschet den Himel, damit die anderen mit Euch darein komen; erforschet ihn, damit Ihr das Eurige bytraget, daß wir Menschen alle zur Erkandnis der Wahrheit und Liebe io gelangen. Versteiget Euch nicht in den Träumen der Anmaßung von Eurer eignen Krafft und hütet Euch besonders, insofehrn Ihr zu einem Zwekk vereiniget syt, auf das Fundament diser Vereinigung Euch irgend etwas anzumaßen! Die Anmaßung des einzeln is Menschen schwecht seine innerste, edelste Krafft, seine Anmaßung als Theil, als Mitglied einer Vereinigung tödet sein innerstes heiligstes W[esen]. Welchen Namen, welchen Schein diese Vereinigung auch immer habe, die Anmaßung des Menschen als Mitglied einer äußren Vereinigung tödet sein inerstes, heiligstes Wesen, 20 es tödet seine Empfänglichkeit für den reinen heiligen Geist. Fehrne, fehrne sy es von Euch, als vereinigte Menschen Euch höher zu achten, als die, so außer Eurer Vereinigung leben! Werdet Priester der Wahrheit und krafftvoll gegen den unchristlichen Sinn, das Göttliche und Ewige der Menschennatur 25 nur in glänzender Menschengestalt zu erkennen, und es da, wo es nicht glänzt und nicht auffält, in den Banden des Körpers und seiner Beziehungen gefesselt zu lassen. Werdet Priester des Göttlichen und Ewigen, lernet es suchen und feinden, wo es im Verborgenen lige; gehet nicht hin zu Goldschmieden und Jubeliren, 30 Euch Diamanten zu kaufen, die die Hende des Betrugs schon längst durchlauffen, lernet sie suchen in dem Schooß der Gebürgen, in deren Kath und Gestein sie Gott selbst hingelegt, lernet sie kennen in der Roheit ihres ungeschliffenen Wesens und werdet den Thoren nicht gleich, die den größten ungeschliffenen 35 Stein in seinem Wesen für schlechter halten, als den kleinen geschliffenen! Werdet Priester der Wahrheit durch die Liebe und besieget die Anmaßung der Lieblosigkeit durch Demuth! Werdet Priester der Wahrheit und besieget die Ansprüche der

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geweißgeten Wände mit dem inneren Gehalt Eurer Schäze ! Weiset die Ansprüche der Anmaßung mit höherer Liebe und die träumerischen Verirrungen mit der hohen Stille und Würde der Einfalt und Unschuld zurük! Erhebet Euch auf dem Wege des Glaubens, 5 der Liebe und Demut zu der innern Höhe, die zu besizen es weder Gelehrsamkeit, noch Kunst, noch irgend eine menschliche Kunst braucht, sondern bloße Hingebung an Gottes innere heilige Leitung! Dann wird Euch gelingen, was die Welt jez noch für umüglich helt, Ihr werdet in Euren pädagogischen Bestrebungen io Euch täglich mehr der absoluten und derjenigen Methode nehern, durch die Gott selber die Menschheit erzieht, mag denn die Welt Euer spotten und sich Euer schämen, daß Ihr Eure Zeit mit Menschen verliert, die Roms und Griechenlands feines Leben nie kenen. 15 So wahr als die Menschennatur eine und eben dieselbe ist, so gewüß gibt's absolute Bildungsmittel zu allen wesentlichen Anlagen dieser Natur. Alles Wahre, Gute, das die Erziehung je als solches erkanndte, feindet in diesem Absoluten den einzigen Grund seines Zusamenhangs mit allem übrigen Guten, das die 2o Erziehungskunst in allen Zeitaltern und in allen Umständen der Welt von jeher gehabt, - diesen Weg Gottes in der Natur, dieses Absolute in der Erziehung allenthalben zu suchen, zu ergründen und die äußern Mittel der Erziehung mit ihm in Übereinstimung zu bringen, dazu syt Ihr beruffen. 25 Haltet Euch fest in Euerem Beruff und weichet nicht weder zur Rechten noch zur Linken! E s ist darum zu thun, in der Erziehung Gottes Wege zu gehen und nicht der Menschen Wege. E s ist nicht darum zu thun, meinen Weg zu gehn, - ich habe keinen - , es ist nicht darum zu thun, die Wege einzelner von Euch zu gehn, 30 wir haben keinen Menschen zum Herrn und Führer, wir suchen Gottes Wege zu betreten und nicht der Menschen Wege. Gehe ein jeder von Euch den Weg Gottes mit seinem eignen Schritt, keiner suche die Fußstaffen des anderen zu seiner Leitung. Eure Leitung sy Gottes Natur, Gottes Krafft und Liebe zur Wahrheit 35 und zur Menschheit, wie sie in Euch ligt und sich rein in Euch ausspricht. Freunde, Brüder! Keine menschliche Meinung, kein mentschlicher Geist, sondern Gottes heiliger Geist sei das Band unsrer Vereinigung. E r spricht sich in Euerer Stellung durch reinen,

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hohen Vattersinn aus. Werdet voll dieses Sinns und Ihr werdet für Eure Stellung, für Eueren Beruf voll heiligen Geists syn! Freunde, Brüder! Unsere Kinder haben in dem Umfang der Jahren, in denen sie by uns sind, weder Vatter noch Mutter. Freunde, Brüder, werdet für sie voll heiligen Geist, werdet für 5 sie voll täglicher Krafft, voll täglich belebten Vattersin und Muttertreu : denn werdet Ihr Euer Werk vollenden! Die Wahrheit, die von Vattersinn und von Muttertreu ausgeth, geth von Gottes heiligem Geist aus und besieget die Welt. Ihr werdet sie besiegen, Gottes heiliger Geist wird Euch durch die Reinheit und Wahrheit 10 Eures Vattersin und Eurer Muttertreu auf dem reinen Erziehungsweg erhalten, auf dem Gott selber die Menschheit emporbildet; Euer Vattersinn und Eure Muttertreu wird Euch vor allen Verirrungen der Selbstsucht und von allen Abweichungen von dem geraden Pfad, dem Ihr entgegenstrebet, bewahren. 15 Ich werde noch den Weg Eurer vereinigten Krafft sehen und mein Auge mit Ruhe und Hoffnung schließen. Ach, mir wird noch das Heil wiederfahren, daß keine von den Hoffnungen, die Euer Eifer, Euer Muth, Eure Krafft und Euer Einklang in mir reg gemacht hat, vor meinen Augen welke, wie eine Blüthe, die eine 20 Weile in vollem Leben dastand, aber denn plözlich in einer bösen Stunde ihren Glanz und mit ihr die Möglichkeit, die gehofften Früchte zu tragen, verlohr. Freunde und Brüder! Ihr habet mein Herz hoch erhoben, Ihr lasset es nicht wieder sinken. Ihr habet die Stunden meines Lebens zu schönen Stunden gemacht, Ihr 25 macht die Stunde meines Todes zur schönsten meines Lebens. Ich sehe Euch in dieser Stunde vereinigt in aller Krafft und in allem Vattersinn, in aller Füllen des heiligen Geists, der diesen Sin in Euren Herzen gebildet und darin erhalten. Betet heute um diesen heiligen Geist und um alle Kräffte und Gaben, die 30 Euer hohe Beruf und Eure hohe Vatterstellung gegen diese hoffnungsvolle Kinderschaar von Euch fordert und bleibet fest in aller Gedult, in aller Liebe, in aller Hoffnung und in allem Glauben, die Euch in den schönsten Stunden Euers Lebens Muth gaben, es auszusprechen, Euch der Mentschheit in ihrer wichtig- 35 sten Angelegenheit aufzuopferen! Ich wende mich an Euch, erste Söhne des Hauses, Jünglinge, die Ihr in unsrer Mitte erzogen, Euch mit uns vereiniget, Euch dem Zwekk unsres Hauses vereiniget zu weihen, einst Zöglinge

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des Hauses, jez seine Lehrer! Gott hat mir meinen einzigen Sohn hinweggenohmen von dieser Erde. Ach, wie träumte ich einst im jugendlichen Leben, an ihm für meine Zwekke eine Stüzze und einen Erben meiner Liebe zum Volk und zu den Kindren zu 5 haben! Wie erhob sich in diesen Tagen mein Herz am Gedanken, ihn auf meinem Todbeth an meiner Seiten zu haben, mit Glauben an ihn und an seine Treu für meine Zwekke von dieser Erde scheiden zu könen! E r ist hingenohmen von dieser Erde, er wird am Tage meines Todes nicht [neben] mir stehen, er wird meine io Augen nicht schließen! Wäret Ihr [nicht], Mäner und Brüder, wäret Ihr nicht, erste Söhne des Hauses, Kinder einer höheren Liebe, mit welcher Trauer sähe jez mein Herz meiner Todesstunde entgegen und mit welcher Freude sieth es ihr jez entgegen, Jünglinge, da ich an Eure Hingebung für meine Zwekke is und an Eure Treu für dieselben glaube, wie ich in den schönsten Tagen meiner blühenden Jahre an die Hingebung meines Sohns und an seine Treu für meine Zwekke geglaubt habe ? Jünglinge, was soll ich heute in der mein Inerstes erhebenden Stimmung, in der ich mit Euch rede, was soll ich heute am Fest 20 der Ausgießung des heiligen Geists zu Euch sagen ? Was ist das Wort des Geists und des Herzens, das Euch diese Stunde unvergeßlich und zum Seegen mache, wie ich wünsche, daß die Stunde meines Todes Euch unvergeßlich und zum Seegen werde ? Erste Söhne meines Hauses, Jünglinge, die Ihr Zöglinge des 25 Hauses wäret und jez seine Lehrer syt, Gottes heiliger Geist spreche sich in Euch durch B r u d e r s i n n gegen die Eurer Sorge mitanvertrauten Kinder des Hauses aus! Syt im vollen Sin des Worts ihre eitern Geschwisterte, seyt es mit reinem, mit heiligem Geist! Dieser Geist Gottes, dieser Geist der Liebe mache Euch 30 würdig, mit den Vätteren des Hauses es auszusprechen, Ihr strebet nicht nach irgend einem Wahn mentschlicher Erziehungsweisen, sondern Ihr strebet danach, zu erkenen und zu begreiffen, wie Gott selber das Menschengeschlecht erzieht, und fest zu halten die ewigen, a b s o l u t e n Mittel der Entfaltung aller 35 Kräfften unsers Geschlechtes, die nicht als mentschliche Erfindung den Weisen der Welt gegeben sind, die vielmehr in der Fülle ihrer Krafft von Gott selber in das Herz der Unschuld und der Liebe aller Menschen gelegt sind. Noch einmahl : Bleibet Brüder Eurer Zöglinge, bleibet es mit

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reinem heiligem Geist, aber strebet danach, ihre Vätter zu werden ! Schon jez thut Ihr täglich Vatterpflichten an ihnen; indem Ihr mit reinem heiligem Brudersinn unter Euren Zöglingen lebt und also bildend auf sie hinwürkt, steth Ihr schon mit Vattersin und mit Vatterkrafft unter ihnen. Jünglinge! Die höchsten Vatter- 5 kräffte bilden sich durch Bruderliebe und Brudertreu; wer sich nicht als Bruder zu jeder mentschlichen Höhe erhebt, der wird sich als Vatter zu keiner reinen menschlichen Höhe erheben. Wer Vatterrechte und Vatterachtung anspricht, ehe er sich selber in der Bruderliebe und Brudertreu mentschlich erhoben, der 10 vergiftet den Anspruch an Vatterrechte und Vatterachtung mit einem ungöttlichen und unmentschlichen Sinn. Wer als Vatter herschen will, ehe er als Bruder geliebt hat, der herschet nicht als Vatter. Fehrne sy es von Euch, anmaßlich zu werden, auch dann, wenn Ihr ausgezeichnete Kräffte und Verdienste besizet. 15 Aber noch fehrner sy es von Euch, Ansprüche zu machen, wo das Gefühl, wie Vieles Euch noch mangelt, um das zu syn, was man von Euch erwartet, Euch zur Demuth und durch die Demuth zu jeder Krafftanstrengung, die Euch möglich ist, aufruft, um das alles zu werden, was Eure Stellung von Euch fodert und was 20 Ihr noch nicht syt! Ich klage Euch nicht an; ich danke Gott und bin zufrieden. Die Mittel, die bis jez für Eure äußre Bildung in meiner Hand waren, sind klein. Ich gab Euch wenig, Gott gab mir viel, im wesentlichen gab Gott auch Euch viel, aber was ich Euch äußer- 25 lieh geben konnte, das war wenig. Gott wollte es also, daß wir uns alle fest an das Wesentliche, an des Unverenderliche und Ewige unsres Thuns anketten. Danket Gott für seine Führung und haltet Euch fest an dem, was in den Ansichten Eurer Bestimung und Euers Beruffs ewig, 30 unverenderlich und wesentlich ist. Aber glaubet um deswillen nicht, daß Ihr im Äußerlichen Eurer Kentnissen und Fertigkeiten einen Schritt weiter syt, als Ihr würklich syt. Fasset Eure Stellung ganz ins [Auge], was solltet Ihr syn, um in der Mitte Eurer Zöglinge mit Vatterwürde und Vattertreu dazustehen, 35 keinem ihrer Bedürfnisse zu manglen und das Haus, dessen erste Söhne Ihr syt, in keiner Riiksicht als ein schwaches und krafftloses Haus den Menschen, die so gewöhnlich auf das Böse lauschen und das Gute nicht sehen, in die Augen fallen zu machen?

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Jünglinge, sollte die hohe Krafft der Liebe Euch in etwas hinter denen zuriikstehen lassen, die nur der Ehrgeiz und die niedere Brodjagt antreibt, früh und spätt zu syn in den Werken ihrer Selbstsucht und ihrer Irrthümer? Jünglinge! Was die Lieb5 losigkeit kan, das sollte die Liebe nicht vermögen ? Ihr solltet in irgend einem Wüssen, in irgend einer Kentnis hinter denen zuriikstehen, deren Beweggründe zur Anstrengung weniger edel und deren Kräffte mit weniger Sorgfalt entfaltet sind? Ihr solltet in irgend einem Kampf mit denen erligen, die die Kräffte des io Kämpfers nicht allgemein und nicht natürlich entfalten? Jünglinge, was Ihr sehet, das andere könen, und [was] Eure Kinder bedörfifen, das sollt Ihr lernen, und [was] an mir, Euch die Mittel dazu [zu] verschaffen, das will ich auch täglich mehr thun. Jünglinge! Die reinen Beweggründe zu Euerer Pflicht sind heilig; das is Wohl dieser hoffnungsvollen Kinderschaar ligt in Eurer Hand. Heiliget Euch selber täglich mehr in der Liebe, wandelt in der Demuth, schreibet Euch nie Kräffte zu, die andere Mentschen, die mit Euch verbunden sind, und nicht Ihr selber besizet! Eure KrafiFt gehe von Eurer Liebe aus und heilige sich imer 20 mehr durch Eure Liebe! Die Welt sieth auf Euch, Ihr syt die ersten Kinder unserer Schule. Werdet Mäner, zeigt Euch als Mäner, mangelt der Welt in keiner Krafft ! Sie erkent den Baum an seinen Früchten, sie will ihn daran erkenen, sehet also, daß Ihr Frucht traget und Eure Frucht vollendet erscheine. Jüng25 linge, wenn Ihr sie vollendet, wenn der Samen in Euch reifet, der in Euch wie in einen bereiteten Akker hingelegt ist, so wird die Welt die Wahrheit unsere Thuns erkenen und die Menschen, wenn sie sehen werden Eure guten Werke, Euer untadelhafftes Thun, werden den Vatter, der in Himeln ist, preisen. Jünglinge, auch 3o Euch denke ich an meinem Todbeth versamelt! Welche Aussicht wird sich meinem sterbenden Aug eröffnen, wenn Kindesdank und Vatterkrafft vereiniget in Euren Augen strahlend und in Euren Threnen fließend die Wahrheit und die Dauer Eurer Liebe und Eurer Mitwürkung mir über mein Grab sichren und ich mit 35 der Wone des Glaubens und mit der Wone des Danks meinen lesten Handdruk Euch geben und denn hingehen werde zu Gott, meinem Schöpfer, und zum Sohn meines Herzens, den ich auf Erden so lange traurend vermißte und den Ihr mir jez ersezt! Jünglinge, Eure Bestimmung ist groß! Gottes heiliger Geist

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sy by Euch und die Reinheit Eures Brudersins erhebe Euch zur Vatterkrafft und Vattertreu, deren Ihr so sehr bedörffet! Kinder, Zöglinge des Hauses, um Euretwillen redte ich mit den Mäneren des Hauses, um Euretwillen redte ich mit den Jünglingen des Hauses. Kinder, um Euretwillen lebe ich, für 5 Euch möchte ich sterben, für Euch erheb ich mein Herz, für Euch suche ich Gottes reinen heiligen Geist im Herzen der Mäner, im Herzen der Jünglinge des Hauses zu wekken und zu beleben. Auch in Euch, in Euch soll ich ihn wekken, auch in Euch soll ich ihn beleben, - was soll ich zu Euch sagen ? Kinder, Gott hat mir 10 durch das Vertrauen Eurer Eltren die ersten Wünsche meines Herzens [erfüllt], - was bin ich ihnen, was bin ich für Euch schuldig? Ich glaubte zu sterben, ohne Vertrauen zu feinden unter den Menschen. Eure Eiteren gaben mir dieses; sie vertrauen mir das Liebste, das Heiligste, was sie besizen. Ich lebe wieder, ich habe 15 das Zihl meines Strebens durch ihr Vertrauen erreicht, - was bin ich ihnen, was bin ich Euch schuldig ? Und was soll ich heute zu [Euch] sagen? Auch ob Euch walte Gottes heiliger Geist und spreche sich im reinen Kindersinn aus! Ihr habet Vatter und Mutter, Ihr habet Geschwüsterte und Verwandte, alles, alles, was Euren 20 kindlichen Sinn, Euren kindlichen Dank, Euer kindliches Vertrauen bis jez nährte. Das alles ist von Euch. Ihr müßt das alles in unseren Umgebungen wieder feinden, wir müssen es Euch geben, aber Ihr müßt es auch von mir nehmen! O Ihr Kinder von Elteren, denen ich bis an mein Grab für ihr 25 Vertrauen danken werde, entsprechet dem Vertrauen Eurer Elteren und nehret in unserer Mitte den kindlichen Sinn der Liebe, des Vertrauens, des Danks, ohne den alle unsere Bemühungen zum Wesentlichen Eurer Bildung umsonst syn werden. Kinder, irret Euch nicht! Ob Ihr mich eine Weile liebet, ob 30 Ihr eine Weile freundlich mit mir syt, das hilft nicht! Ob die Krafft Eurer Liebe täglich wachse, ob Ihr mächtig werdet zur Überwindung Eurer selbst in allem, was dem Dank, dem Vertrauen und der Anhänglichkeit, die Ihr allen Euren Lehrern schuldig syt, entgegensteth : Kinder, das ist die Frage. Ob sich 35 der reine kindliche Sinn, den Gott an der Seiten Eurer Eltren und Eurer Geschwüsterte in Euch gelegt, sich in unserm Hause imer mehr entfalte und aufwachse zum fryen Gehorsam in jeder Pflicht und zur mächtigen Krafft, zu wiederstehen jedem lieb-

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losen Gedanken, jeder undankbaren Neigung! Irret Euch nicht, Kinder! Ihr vergesset Euch oft! Anstatt Euren Lehrern das Leben zu versüßen, machet Ihr es ihnen oft bitter. Anstatt den Gehorsam zu fördren, störet Ihr ihn. Anstatt der heiligen Scheue, die die 5 Unschuld begleitet und ziert, erscheinen oft Augenblike von Frechheit, die mit dem kindlichen Sin nicht bestehen könen. Anstatt der Liebe, die Euch selig macht, zeigt Ihr oft Anmaßung und Lieblosigkeit, die Euch unglüklich macht. Der Geist der Liebe, der Achtung, der Aufmerksamkeit, der Schonung, den gute io Kinder sich in ihrem vätterlichen Hause durch die Reinheit ihrer kindlichen Verheltnisse angewöhnen, ist nicht in jedem Fall der Geist Eures Betragens gegen Eure Lehrer. Ihr handelt offt gegen sie, wie ihr Euch schämen würdet, gegen Vatter und Mutter, wie ihr Euch schämen würdet, gegen geachtete liebe Verwandte zu 15 handien. Gottes heiliger Geist, der sich im reinen Vatter-, Mutter- und Verwandtenverheltnis so krafftvoll ausdrükt, scheint Euch gar oft im Verheltnis gegen Eure Lehrer zu manglen. Ihr erkenet Gott und seinen Willen in Eueren Lehreren nicht imer so, wie Ihr 2o ihn in Eurem kindlichen Verheltnis gegen Eure Elteren erkandtet, Ihr macht Eure Lehrer oft dadurch leiden. Möchten sie dadurch leiden, das wäre ein geringes Übel. Aber Ihr verhärtet Euch selber, Ihr weichet von dem kindlichen Sinn, durch den sich Gottes heiliger Geist in der Unschuld der Kinder ausspricht. 25 Kinder! Der Tag, an dem sich die Gemeinde der Kristen der Ausgießung des heiligen Geistes freuet, sy Euch der Tag der Wiederkehr von jeder Verirrung der Selbstsucht zum reinen kindlichen Sinn, den Gottes heiliger Geist in den Herzen der kindlichen Unschuld bildet und erhaltet! Kinder! Tausend und 30 tausende wünschten Vatterliebe und Bruderliebe zu genießen, wie Ihr sie genießet. Kinder, zeiget Euch durch reinen kindlichen Sinn Eures Glüks würdig! Meine Seele hanget an [Euch]. Die Stunde meines Todes wird in dem Grad froh syn, als Ihr die erste Gabe des heiligen Geists, Euren kindlichen Sinn, Eure kindliche 35 Liebe, Euern kindlichen Dank in Euch selber erhaltet. Kinder, machet auch Ihr mein Todbeth froh! Doch weg mit disem kleinlichen Gesichtspunkt ! Lehrnet, der Wahrheit und der Liebe zu leben, lehrnet, Euch von Gottes reinem heiligem Geist zu aller Wahrheit und zu aller Tugend leiten

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zu lassen! Kinder, der Tag unsres Fest, der Tag der Ausgießung des heiligen Geists sy Euch gesegnet! Sein Segen ruhe in Euch durch Stärkung und Erhöhung Eures kindlichen Sins, und Ihr alle, Mäner, Jünglinge, Kinder, der Tag des Herrn sy uns gesegnet! Er erhebe uns von der Erde zum Himel, er führe uns alle 5 vom Geist der Welt und ihrer Selbstsucht empor zu Gottes heiligem Geist und seiner hohen, himlischen [Kraft!] Mäner des Hauses, meine Brüder! Er erhebe Euch zum göttlichen, heiligen Vattersinn! Jünglinge meines Hauses! Der Tag des Herrn erhebe Euch zum göttlichen, heiligen Brudersin ! Kin-10 der meines Hauses! Der Tag des Herrn erhebe Euch zum heiligen, göttlichen Kindersin! Vereinigte Glieder meines Hauses! Der Tag des Herren erhebe uns alle zur reinen heiligen Quellen alles menschlichen Vatter-, alles menschlichen Bruder-, alles mentschlichen Kindersins. Er 15 erhebe uns zum Glauben an Gott und zum inig belebten Gefühl, uns in jeder Stunde unsers Lebens von Gottes heiligem Geist leiten zu lassen! Amen.

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Kinder, Freunde! Der gestrige Abend war ein Freudenabend, er sollte ein Freudenabend seyn wie kein andrer. Die ganze Christenheit war gleichsam in voller Freude. Jeder suchte seinem Nächsten an diesem 5 Abend Freude zu machen. Vorzüglich suchten alle Aeltern ihre Kinder an der hohen Freude Theil nehmen zu lassen, daß ihr Heiland, daß Jesus Christus, daß ihr Erlöser geboren ward. Kinder, auch wir suchen Euch an dieser Freude, daß Jesus Christus, unser Erlöser vom Himmel herab zu uns gekommen und io Mensch geworden, Theil nehmen zu lassen. Seht, Kinder, den in dieser Nacht neugeschmückten Saal, er ist der Saal der Freude dieser Nacht, er ist der Saal unsrer Freude. E r soll auch der Saal Eurer Freude seyn. Werft Euern Blick auf die Worte des Engels : « Siehe ich verkündige Euch eine große Freude, denn Euch ist 15 heute der Heiland geboren », und nehmet diese Worte, die Euch heute zum erstenmal also vor Augen gestellt worden, zu Herzen. Kinder, vor achtzehnhundert und eilf Jahren, in der heutigen Nacht, die wir um deswillen die Weihnacht oder die geweihte Nacht nennen, ist Jesus Christus geboren worden. Die fromme 20 Feier des heutigen Tages ist dem Angedenken dieser Nacht geweiht, deren hoher heiliger Weltsegen bis auf den heutigen Tag geblieben. Die Folgen der Erlösung des Menschengeschlechts, die durch Jesum Christum geschehen, sind ewig. Noch heute sind Millionen von Menschen durch den Glauben an ihn zu einem 25 höhern, edlern, göttlichem Leben erhoben, die ohne ihn den höhern Sinn der Menschennatur nicht erkannt hätten, sondern vielmehr in der Schlechtheit und Erniedrigung des thierischen sinnlichen List- und Gewalt-Lebens dahin gegangen wären. Noch heute freuen sich Millionen von Menschen in heiliger Freude ihres 30 edeln menschlichen Daseyns, die ohne ihn nur die Freuden der Selbstsucht und des ungöttlichen, wahrheitsleeren und liebelosen Lebens kennen würden. Kinder, Freunde, ich stehe vor Euch, um, was an mir ist, dazu beyzutragen, daß auch Ihr Euch Jesu Christi freuet in heiliger 35 Freude, daß auch Ihr Euch freuet, seine Erlösten, seine Jünger zu seyn, und Euch durch Euer ganzes Leben als solche, als Kinder der Wahrheit, der Liebe und des christlichen Glaubens zu beweisen. Möchte es mir gelingen, daß dieser Tag, für Euch ein heiliger, ein segensreicher Tag würde, daß die heutige Weihnacht für Euch

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nicht bloß ein Tag der Freude, daß sie ein Tag der Erlösung, ein Tag der Heiligung für Euch würde, daß I h r durch ihre Freude Euch im Glauben an Jesum Christum stärktet, und dadurch im ganzen Umfang des Wortes zum Leben der Wahrheit und des Rechts, zum Leben des Glaubens und der Liebe, zum Leben des 5 höhern edlern Sinns Jesu Christi erheben möchtet, zu dem Jesus Christus alle Menschheit beruft. Kinder und Freunde, seit dem Anfang der Welt h a t sich Gott immer den Menschen auf eine außerordentliche Art geoffenbaret und ihnen auf sehr verschiedenen Wegen und auf sehr verschie-10 dene Weise kund gethan, daß der Glaube an ihn, daß eine heilige Näherung zu ihm, daß ein kindlich frommes Verhältnis gegen ihn als ihren Vater ihr einziges, ihr wahres Heil sey; daß sie nicht als Kinder der Welt, daß sie als Kinder Gottes, als seine Kinder leben sollen, daß sie eine höhere, daß sie eine edlere Bestimmung 15 haben, als dieses eitle Leben auf Erden. Die ganze Bibel ist nichts anders als eine Sammlung solcher Offenbarungen Gottes, die die Menschen zum Glauben an ihn und zur Erhebung ihrer selbst über den eiteln Dienst der Welt, zum göttlichen Dienst des heiligen Glaubens hinruft. Sie fängt bei der Geschichte unsrer ersten 20 Aeltern an, und lehrt uns, wie diese durch den Abfall vom Glauben an Gott, von dem seligen Leben im Paradies, in das sie der Schöpfer der Erde, ihr Schöpfer hineingesetzt, verstoßen worden. Sie enthält die Geschichte der Urwelt, wie die ersten Menschen sich durch den Abfall von kindlicher Liebe und Anhänglichkeit 25 an ihren Schöpfer und Vater ihren gänzlichen Untergang in der Sündfluth zuzogen. Sie ist die Geschichte der Welt, wie sie durch den Abfall von diesem Glauben in Schanden und Sünden gefallen, daß zur Vertilgung des Andenkens ihrer Greuel Gott selber ihre Städte mit Feuer vom Himmel verbrannte. Sie ist die Geschichte 30 des Unglücks und Elends, in das die Menschen sich von Anbeginn der Welt durch den Unglauben stürzten. So wie aber die Bibel die Geschichte des großen Unglücks, das die Menschen, die nicht Kinder Gottes seyn wollten, allenthalben verfolgt, unserm Angedenken auf allen Blättern darstellt, so zeigt sie uns auch ebenso 35 den Segen und die liebende Vatersorge, mit welcher Gottes Vorsehung von jeher ob denen waltete, die ihn erkannten und an seine Güte glaubten. Sie zeigt uns, wie das Opfer des frommen Abels angenehm war vor seinen Augen, wie er den frommen Noah

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in der Sündfluth erhalten, wie er Loth aus Sodom geführt, wie er mit dem edelsten, mit dem erhabensten Manne der Vorwelt, mit Abraham, gleichsam einen Bund zur Sicherstellung des höhern, edlern, göttlichen Menschenlebens auf Erden geschlossen. 5 Unter den Menschen, die Gott von jeher zur Erhaltung seiner Kirche und des Glaubens an ihn sich vorzüglich ausersehen, steht dieser Abraham in der Bibel als ein Mann ohne seines gleichen an ihrer Spitze. Jehova sonderte ihn von der in Unglauben und sinnlicher Niedrigkeit versunkenen Welt ab, und weihete ihn ganz io zum Stammvater eines, dem reinen Dienste der hohen innern Gottesverehrung bestimmten Volkes. E r machte einen Bund mit ihm, versprach ihm, daß in seinem Samen alle Völker der Erde sollten gesegnet werden. E r wählte seine Kinder aus zu seinem Volke, zu seinem auserwählten Geschlecht. Und wie er von jeher is die Menschen, die an ihn glaubten, in allen Gefahren beschützt und errettet, also beschützte und errettete er jetzt die Nachkommen Abraham's in allen Gefahren. E r befreyte sie aus der Dienstbarkeit, in der sie in Aegypten lebten, er gab ihnen ein gesegnetes Land zum Erbtheil, er gab ihnen Moses zum Führer, und machte 2o ihn das Gesetz eines göttlichen Lebens, eines göttlichen Glaubens unauslöschlich in die Seele seines Volkes legen, wie ewig nie ein Gesetz der Welt und der Menschen in die Seele eines Volkes gelegt wurde. E r gab ihnen in Moses einen Gesetzgeber, der voll Begeisterung für den hohen Sinn des Glaubens Abraham's, Israel 25 nicht nur durch eine höhere Stufe rein religiöser Grundsätze, und einer, das Heiligste, das Höchste der Menschennatur, die Bruderliebe in Israel sicherstellende bürgerliche Gesetzgebung weit über alle Heiden emporhob, sondern sie auch zu dem höchsten Vorschritt der menschlichen Veredlung vorbereitete, deren über ihr 3o Zeitalter erhabener Sinn sich im hohen Sänger David, in allen Propheten Jehova's in hoher Ahnungsfülle ausdrückte, und in Jesu Christo in Erfüllung ging. Die ganze Bibel ist eine erhabene göttliche Sammlung der Denk- und Handlungsweise der Menschen, die in diesem Glauben 35 lebten, und des Eifers, mit dem sie mitten unter allen Leiden und unter allen Kränkungen, die sie unter den Kindern der Welt zu dulden hatten, sich in diesem Glauben standhaft erhielten, und sich unter allen Leiden glücklicher fühlten, wenn sie Gott, ihrem Vater gehorsam waren, als wenn sie von der Wahrheit Gottes und

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der Liebe Gottes zu dem Irrthum und dem Laster der Welt hinüber gehen würden. - Aber Moses' Gesetz sollte nicht ewig bleiben, es war nicht das höchste Gesetz, das der Menschheit zu ihrer Veredlung von Gottes wegen gegeben werden sollte; es war nicht das höchste Gesetz, für welches die Menschennatur in ihrer innern 5 ewigen Höhe einen unauslöschlichen Anspruch in sich selbst hat, es war nur ein Gesetz des Menschengeschlechts, das bestimmt war, nach dem Grad der Zeitempfänglichkeit seine höhere Entfaltung zu befördern. Es war ein Zeitgesetz für den Mittelpunkt, in welchem Gottes Vorsehung diese höhere Entfaltung der io Menschennatur in sich selbst beförderte, es war ein Zeitgesetz, das bestimmt war, die Menschheit in ihrem ganzen Umfang, zu dem, was das Volk Israel jetzt für eine Weile ausschließend war, zum Volk Gottes, zum auserwählten Geschlecht zu machen. Ein Messias sollte kommen, der das Volk Gottes als s o l c h e s , 15 d. i. der den Geist der jüdischen Religion, der den Glauben Abrahams über die ganze Erde herrschend zu machen von Gott bestimmt war. Alle von diesem hohen Geist ergriffenen Männer Israel's hofften auf diesen Messias, alle Propheten Jehova's hatten ihn verkündigt. David, der Mann nach dem Herzen Gottes weis- 20 sagte von ihm, als von seinem Sohn; aller Glaube des Volks nannte den Messias einen Sohn David's, und erwartete seine Erscheinung aus seinem Geschlecht. Aber der hohe Geist der mosai'schen Gesetzgebung war beym jüdischen Volke erloschen. Sie nannten sich zwar Abraham's Kinder, aber die Werke Abraham's und der 25 Glaube Abraham's war in dieser Zeit ferne von ihnen. Es war ein ausgeartetes Geschlecht, das sich zwar als Abraham's Kinder vor der Welt und vor den Heiden groß dünkte, aber den Gott Israel's nicht mehr im Geist und in der Wahrheit anbetete, sondern vielmehr allen Sinn für diese Anbetung verloren, und ihren Geist in 30 sich selber ausgelöscht hatte. Die Hoffnung von einem Messias, der Israel von dem Verderben ihrer ausgearteten Religion erlösen und wiederum zu der Unschuld und Reinheit des Glaubens und der geistigen und sittlichen Höhe ihres Vaters Abraham zurückführen würde, war nur die Hoffnung einiger wenigen Edeln 35 im Volk. Die Menge der Juden, das jüdische Volk - eine blinde Heerde von blinden Hirten geführt, ein Volk, das jetzt im Tempel zu den Füßen von Heuchlern und Thoren saß, und sich Mosen und die Propheten aus dem Munde der Lügner und Schalke er-

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klären ließ, ein Volk, das der Pharisäer- und Sadducäergeist, vereinigt mit dem Hofleben Herodes' ganz in die Tiefen der gemeinen Schlechtheit des Lebens hinabgefiihret hatte, das aber auch in diesem Zustand alle Ansprüche und Anmaßungen des schlechten 5 Lebens mit der vereinigten Kraft des pharisäischen Priestergeistes, der sadducäischen Philosophie und eines herodischen Hoftons in sich selber nährte und tief belebte, und in sich selbst nothwendig nähren und beleben mußte, und als solches durchaus nicht fähig war, in dem Messias, den Jehova ihm senden würde, io einen Erneuerer des sittlichen göttlichen Lebens und des dieses Leben innerlich begründeten Glaubens Abraham's zu denken. Es erwartete in ihm einen König, der größer als Salomo wäre, einen Helden, der die Heiden, denen er diente, besiegen, und Israel zu einem mächtigen Volk, das herrschend auf der Erde dastehe, 15 erheben werde. Welch ein Messias aber wäre das für die wahren Kinder Abraham's gewesen, in dessen Samen, wie Jehova es versprochen, alle Völker auf Erden sollten g e s e g n e t werden! Welch ein Messias wäre das für alle Völker der Erde gewesen, wenn er wirklich erschienen wäre, wie diese sinnlich gelustvollen Menschen 2o in der geistigen und sittlichen Verirrung ihres jetzigen Denkens und Handelns es sich geträumt hatten. Gottes Wege sind nicht der Menschen Wege, und die Thoren verstehen die Dinge nicht, die des Geistes Gottes sind. Die Erscheinung des Messias, so wie Abraham an ihn glaubte, so wie David ihn verkündigte, war 25 nicht eine große äußere Welterscheinung, sie konnte es nicht seyn. Freylich im Innern das erhabenste größte Weltbegegnis, das je erschienen, das je gedacht werden konnte, aber äußerlich war es ein unbedeutendes Zeitbegegnis in einer fast unbekannten Ecke der Welt. Gott leitete es also. So unbedeutend das Volk der 30 Juden, obgleich es Jehova's auserwähltes Geschlecht war, in der wirklichen Welt da stand, so unbedeutend sollte der Erlöser der Welt erscheinen. So ward er auch von einigen Edeln, die das Wesen des Glaubens Abraham's und den innern Geist der jüdischen Religion erkannten, erwartet, aber die große Mehrheit der 35 Juden ahndeten nichts weniger. Der Mensch, dahingegeben in Sünde und Thorheit, erkennt die Wahrheit und das Recht, erkennt das Göttliche am wenigsten, wenn es in seiner höchsten Reinheit und Würde vor seinen Augen steht. Das Volk der Juden war unendlich auch von der Möglichkeit entfernt, in der Person 6

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A m Weihnachtstage 1 8 1 1

des Erlösers Israel's einen erniedrigten Diener des Höchsten zu ahnden, und einen Sohn Gottes, der in Knechtesgestalt einherging, dem nicht gedient würde, sondern der selber dienen, und sein Leben für seine Brüder, die Menschen, dahin geben sollte. Die Erscheinung Jesu Christi im Fleisch war ganz das Gegentheil 5 von dem, was sie diesfalls erwarteten. Jehova kündigte sie ihnen zwar, auf eine ihrer erhabenen Bedeutung würdige Art, er kündigte sie ihnen auf diejenige Weise an, wie er mit Abraham, mit David und den Propheten geredet. Ein Engel Gottes erschien Maria, und verkündigte ihr ihre hohe Bestimmung. Die Evange-10 listen haben uns den erhabenen Gesang ihrer Begeisterung hinterlassen, höret ihn, Kinder, es ist der Gesang der edelsten Feyer dieser Stunde. Lukas 1. Kapitel: Meine Seele erhebet den Herrn, 15 Und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes. Denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder. Denn er hat große Dinge an mir gethan, der da mächtig ist, und des Name heilig ist. 20 Und seine Barmherzigkeit währet für und für, bey denen, die ihn fürchten. Er übt Gewalt mit seinem Arm, und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. Er stoßet die Gewaltigen vom Stuhl, und erhebet die Niedrigen. 25 Die Hungrigen füllet er mit Gütern, und lässet die Reichen leer. Er gedenket der Barmherzigkeit, und hilft seinem Diener Israel auf. Wie er geredet hat unsern Vätern Abraham und seinem Samen ewiglich. 30 Auch Elisabeth, die Verwandte Maria's, war göttlich begeistert, als sie von der begnadigten Mutter des göttlichen Erlösers besucht war, und in der Nacht seiner Geburt erschien ein Engel den armen Hirten im Feld. Ihr kennt den himmlischen Lobgesang dieser Diener des Allerhöchsten in dieser Stunde, Ihr habt ihn 35 gestern in der Feyer der heiligen Nacht leuchtend vor Euern Augen gesehen, und er ist heute das feyerliche Wort dieser -

Am Weihnachtetage 1811

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[Schlußgebet]

Sohn Gottes! Erlöser der Welt! Sieh herab von der Herrlichkeit deiner ewigen Höhe! Verschmähe unser Gebet, verschmähe unsre Thränen nicht! Gib uns deinen heiligen Geist, daß unsre Verbindung eine heilige Verbindung, daß sie eine Verbindung 5 mit dir und dem Vater werde! Jesus Christus, Erlöser der Welt, wir flehen dich an, wir bitten dich: Reinige unser Innerstes durch deinen Geist, daß wir mit dir eins werden, wie du mit dem Vater eins bist. Denn nur dann wird unsre Verbindung eine christliche Verbindung sein und uns zu allen Kräften erheben, io deren wir so sehr bedürfen, um den uns anvertrauten Kindern, mit denen wir hier vor deinem Abgesicht stehen, in deinem Geist und in deiner Wahrheit vorzustehen und sie zu dir, zur Erkenntnis deines Vaters und des heiligen Glaubens an ihn hinzuführen! Erhebet Euch in der Tiefe Eures Herzens zum Glauben an 15 den Erlöser, dessen Fest wir heute feiern, und sein Segen, die Kraft seines Geistes und seiner Liebe sei mit uns allen! Amen.

Stellungnahme zum Bericht der Tagsatzungs-Kommission

Um 1810/1811

1. Rundschreiben 2. Zuschrift an den Landammann der Schweiz zu Händen der Tagsatzung, Frühjahr 1811 3. Beilagen I, II, III.

Stellungnahme zum Bericht der Tagsatzungs-Kommiasion

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Rundschreiben Um 1810/1811

Ich habe eine eidsgenössische Comission zur Untersuchung der Grundsäzen meiner Methode und zur Prüfung des Umfangs der 5 Thatsachen, die also für oder wieder diese Grundseze zeugen, [hier gehabt]. Die Comission kam, sah und sprach. Meine Stellung ist, dankend die Müh, [die] sie genohmen, zu erkenen, und auch da, wo [ich] anders denken möchte, die Meinung der H.Herren Bevollmächtigten als den Ausdrukk von Mänern [zu achten], die io der Ruf des Vatterlands und das Vertrauen [und] die Achtung zu Richtern über die erste Angelegenheit meines Lebens gemacht, und zu respectiren. Ich muß mein eigen Urteil über meine Angelegenheit als parteyisch, und jede Äußerung über das Urtheil der Comission, das von mir oder meinem Haus ausgehen würde, als is Wiederspruch, als zudringlich, ungebührlich und respectwiederig [ansehen]. Ich bitte desnahen meine nähern Freunde alle, so dringend und ernst, als ich kan, kein wiedersprechend Wort zu äußeren [und sich] nicht zu erkleren, sonder, in ihrem Eifer verdoppelt, die Erfahrungen der Methode imer mehr zu begründen, 20 und dem Institut mit mir [unverdrossen zu dienen].

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Stellungnahme zum Bericht der Tagsatzungs-Kommission

Z u s c h r i f t an d e n L a n d a m m a n n d e r Schweiz zu H ä n d e n d e r T a g s a t z u n g Frühjahr 1811 Excellenz ! So sehr der Entschluß der hohen Tagsazung, eine Prüfung meiner Erziehungs- und Unterrichtsmethode zu ver- 5 anstalten, mich mit Gefühlen der Dankbarkeit erfüllt, und so sehr ich die Bemühungen der hiefür hierher gesandten Herren Comissaren schäze und achte, so sehr achte ich es für meine Pflicht, Euer Excellenz zu Händen der hohen Tagsazung nicht zu verhehlen, d a ß die I d e e d e r E l e m e n t a r b i l d u n g , u m 10 d e r e n P r ü f u n g ich die h o h e V e r s a m l u n g g e b e t t e n , noch u n g e p r ü f t ist. Die Zeit, die meine hochgeehrten Herren Comissaren dazu verwandten, erlaubte es nicht einmahl, diese Prüfung auch nur einzulenken. Die Umstände, in denen ich mich in dem Augenblik 15 ihres Dasyns befand, haben mißstimmend auf mich gewürkt, daß ich nicht im Stand ware, das Meine dazu beyzutragen, die Untersuchung auf die wesentliche Gesichtspunkte hinzulenken, in welchen der gebildete Theil Europens den Gegenstand schon sint Jahren ins Aug gefaßt. Es ist mir leid ; ich nehme die Schuld des Ab- 20 gehens der Prüfung von dem wesentlichen Standpunkt des Gegenstands gern auf [mich] und arbeite sint Monaten, disen Fehler gut zu machen und die Gesichtspunkte, auf welche die Untersuchung meines Gegenstands hingelenkt werden muß, in ein unzweideutiges Licht zu setzen. Auch Herr General Jullien hat aus Auftrag 25 des Ministers des Inern Monate lang der Untersuchung der wesentlichen Fundamente meiner Ansichten gewiedmet und wird seine Untersuchung öffentlich machen, und da ich es nicht wagen darf, die hohe Tagsazung zu bitten, meinem Gegenstand für einmahl eine weitere Aufmerksamkeit zu schenken, so erlaube ich 30 mir doch, an Euer Excellenz den Wunsch zu äußeren, daß die hohe Versammlung über disen Gegenstand jez gar nicht eintretten, sonder geruhen möchte, mein Thun in seinem Werth oder Unwerth zu lassen, bis entscheidendere Prüfungen ihres Wesens sie als nüzlich oder verwerfflich außer Zweifel gesezt haben. 35

Stellungnahme Zina Bericht der Tagsatzungs-Kommission

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Ich schmeichle mir, meine und Juliens Ansichten werden vieles dazu bytragen, und glaube, hiebei meine Pflicht gegen mein Yatterland zu versäumen, wenn ich es unterlassen würde, die hohe Versandung zu bitten, die weitere Erheiterung des Gegen5 stands abzuwarten. Und besonders wünsche ich, daß die hohe Versandung, Preußen und Wiirtenberg Schritte und sogar einige Versuche an seinen Grenzen zur Reiffung komen lassen, eh hochdieselbe der geüßerten Meinung, daß die Methode in Volksschulen unanwendbar, durch ihre Bystimung zum Nachtheil des Vatter10 lands einiges hohes Gewicht geben möchte. Ich war unvorsichtig, die Prüfung einer Sach zu begehren, zu welcher die Umstände nicht reif waren. Indem ich meine Unvorsichtigkeit gestehe, möchte [ich] nur gerne, daß sie für das Vatterland so unschädlich würde als möglich. Für mich habe ich diesfals jezo so wenig is irgend einen Wunsch als damahl. Genehmigen Euer Exellenz die Versicherung der Ehrforcht von Dero gehorsamsten Diener Pestalozzi.

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B e y l a g e I.

Das Wesen der Instruction an die h. Herren Comissarien fordert vor allem aus, in dem Bericht der Herren Commissarien eine u m s t ä n d l i c h e B e s t i m m t h e i t , wo dieselbe bey irgend einem wichtigen Gegenstand zu r i c h t i g e r und v o l l s t ä n d i g e r 25 Beurtheilung der T e n d e n z der M i t t e l und des W e r t h s der Erziehungsanstalt und des Geists der Methode erforderlich ist. a* Sie erfordert ferners eine Darstellung des e i g e n t l i c h e n C h a r a k t e r s der Methode, wodurch sie sich von jeder anderen, bisher befolgten wesentlich u n t e r s c h e i d e t . b 30 Ferner eine e i g e n t l i c h e K r i t i c k des Instituts, aus welcher * [Anmerkung]. Die Buchstaben von a bis g bezeichnen den Gegenstand, derenthalben ich nach bygefügtem Resultat der Untersuchung die Stellen bemerken werde, in welchen ich in meinen zwei Schrifften dem Wesen der Instruction ein Genügen geleistet zu haben glaube.

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Stellungnahme zum Bericht der Tagsatzungs-Kommission

erhelle, o b u n d w i e w e i t diese M e t h o d e d e n allgemeinen N a t u r a n l a g e n der G e m ü t h s b e s c h a f f e n h e i t u n d d e n B e d ü r f n i s s e n d e s k i n d l i c h e n A l t e r s a n g e m e s s e n sey, u.s.w., c o b sie d u r c h d e n k ü r z e s t e n , l e i c h t e s t e n u n d s i c h e r s t e n W e g z u d e m großen Z w e c k leite, z u d e m W e i s h e i t u n d R e l i g i o n 5 b e y der E r z i e h u n g christlicher J u g e n d v o r z ü g l i c h hinweisen, u n d o b die Zöglinge m i t H ü l f e derselben z u nützlicheren, glücklicheren u n d besseren S t a a t s b ü r g e r n h e r v o r w a c h s e n werden. Sie fordert endlich in R ü c k s i c h t aufs I n s t i t u t , d a ß die Herren Comissarien d e n N u t z e n desselben, in n ä h e r e n B e z i e h u n g e n a u f 10 d i e L e h r a n s t a l t e n der S c h w e i t z a n g e b e n , u n d in dieser H i n s i c h t untersuchen : l t e n s , o b die P e s t a l o z z i s c h e M e t h o d e durch ihre erste Lehrü b u n g e n die A u f g a b einer w o h l g e o r d n e t e n L a n d s c h u h l oder einer Primarschul i n d e n S t ä d t e n b e f r i e d i g e n d l ö s e u n d sich da-15 d u r c h als G r u n d l a g e i n e r N a t i o n a l e r z i e h u n g o h n e U n t e r schied für alle S t ä n d e qualifiziere. d 2 t e n s o b die E n t w i c k l u n g der M e t h o d e auf die v e r s c h i e d e n e n G e g e n s t ä n d e des h ö h e r e n U n t e r r i c h t s d e m Begriff einer z w e c k m ä ß i g eingerichteten S e k u n d a r s c h u h l e entspreche. e 20 3tens, o b die M e t h o d e als n ü t z l i c h e V o r b e r e i t u n g für d a s S t u d i u m d e r W i s s e n s c h a f t auf L ü c e e n u n d A c a d e m i e n ang e s e h e n w e r d e n k ö n n e . D a s sind die A n s i c h t e n , die der L a n d a m m a n n der Schweiz d e n Herren Comissarien zur reiferen W ü r d i gung empfohlen. f 25 Vor allem aus aber e m p f i h l t seine E x c e l e n z i h n e n i m A n f a n g der Instruction, i n der P r ü f u n g i h r e s G e g e n s t a n d s eine g r ü n d l i c h e G e n a u i g k e i t u n d i n der A b f a s s u n g d e s B e r i c h t s die W a h r h e i t s l i e b e u n d F r e y m ü t h i g k e i t , die b e y der W i c h t i g k e i t der S a c h n a c h d e m W i l l e n der T a g s a t z u n g u n d 30 a u f des H e r r P e s t a l o z z i s eignes B e g e h r e n i h n e n a l s d i e e r s t e P f l i c h t obliegen m ü s s e . g

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Beilage II. Das Resultat des offiziellen Berichtes lautet von p.216 bis an sein Ende wörtlich also : 1. Schade, daß die Gewalt der Umstände Herrn Pestalozzi 5 i m m e r über die Laufbahn hinaustreibt, die ihm sein reiner Eifer und seine innige Liebe vorgezeichnet hatten. Jene Primarschule, das Vorbild aller übrigen, wird aliso n u r e i n e I d e e seines mühsamen sorgenvollen Lebens gewesen seyn, eine große Idee ohne Zweifel, die seinem Herzen stets Ehre [bringen] und sein io Andenken der Nachwelt überliefern wird. Der guten Absicht, den edlen Anstrengungen, der unerschütterlichen Beharrlichkeit soll und wird stets Gerechtigkeit widerfahren! 2. Benützen wir die trefflichen Ideen, die der ganzen Unternehmung u r s p r ü n g l i c h zu Grunde liegen, befolgen wir die 15 lehrreichen Beyspiele, aber bedauern wir auch, daß ein widerwärtiges Verhängnis über einem Manne schweben muß, der durch die Gewalt der Umstände stets gehindert wird, gerade das zu thun, was er eigentlich will! [Antwort] 1. Von Anfang an bis «widerfahren!» s c h e i n e n die Verfasser die Methode und die Anstalt Pestalozzis bloß als einen f e h l g e s c h l a g e n e n Versuch, in dem seine eigenen Zwecke ihm durch die Umstände entrückt werden, anzusehen. Sie scheinen zu merken, daß nur die Ideen, die seinem Thun ursprünglich zu Grund 25 liegen, als benützbar angesehen werden können. Aber sie zeigen nicht, wie dieses geschehen und durch was für Mittel es wenigstens eingelenkt werden könte. Warum hette niemand machen k ö n e n und niemand machen sollen, daß es änderst were? 2. Pestalozzis Thun verdient doch gewiß mehr als erbarmendes 30 Bedauern, und der Geist der Instruktion foderte von den Herren Commissarien seinethalben gewiß mehr als dieses Bedauern. Als Pestalozzi diese Stelle las, schrieb er darunter : « Der zerüttete Hirs der Erziehung lauft aus dem Koth, in den er ausgeschüttet worden, doch nicht von selbst wieder in das Heiligthum 35 seines Beckens zurück. » Soll d a s V a t e r l a n d die H a n d d e r L i e b e v e r s c h m ä hen, die, sich tief in diesen Koth hinabbückend, noch einige von 20

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Stellungnahme zum Bericht der Tagsatzungs-Kommission

3. V i e l l e i c h t ist nur die N a t i o n im Stande, das große Problem der allgemeinen Elementarerziehung zu lösen. Einzelne mögen ihrem Eifer und ihren Ansichten Raum geben; aber für alle zu sprechen k ö m m t keinem zu. 4. Die N a t i o n allein k e n n t und f ü h l t ihre Bedürfnisse u n m i t t e l b a r und gewiß. Ist nun auch die gewünschte Auflösung noch nicht ganz gefunden, diesen ausgeschütteten Körnern aus demselben herausgelesen und sie auch gern auf seinen Altar hingelegt hätte ? Das wollte d'Affry nicht, aber andere wollens und wollens erzwingen. Auch hier frage ich nur : Wo und in wem concentrirt sich die Kraft, die hiezu erforderlich wird? 3. Die Herren Commissarien scheinen von Pestalozzis Bemühungen, das Problem der Elementarbildung zu lösen, kaum Notiz zu nehmen. Man möchte sogar fast denken, sein Eifer, den Mangel an Begründung der Elementarbildung im Vaterland fühlen zu machen, oder wenigstens die Tendenz seines Schritts an die Tagsatzung, daß das, was in seinen Bemühungen für die Elementarbildung sich bewährt erfunden, möchte nicht anerkannt, sondern als Gemeingut b e n u t z t werden, und die Freiheit, die er sich dadurch genommen, diesfalls für alle zu sprechen, sey für eine Art von Zudringlichkeit angesehen worden und habe mißfallen. Ich wußte einmal nicht, wer in dem Wort, es komme niemand zu, für alle zu sprechen, eben jezt in dieser Stelle gemeint seyn konnte oder durch was diese Stelle sonst veranlasset worden wäre. Pestalozzi meinte bisher, es ko m e nach dem Geist und dem Wesen unserer Verfassungen dem schweizerischen Bürger allerdings zu, und das Vatterland fordere es sogar von [ihm], in Sachen, wo er sich ihm zu dienen fehig und krafFtvoll feinde, für alle zu sprechen. Er glaubt fehrner, da die Erziehung vorzüglich die Sach aller, so sye das Recht, für alle zu sprechen, wenn es in irgend einer Sach des Vatterlands außer Zweifel sey, es vorzüglich in dieser. Übrigens glaubte er bisher, in dieser Angelegenheit mehr durch That en als durch Worte gesprochen zu haben. Ein Wort, das der Herr **, der byläufig gesagt nicht einmahl

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5. so sind doch wirklich wohlgesinnte, v e r s t ä n d i g e Männer mit A u f s u c h u n g derselben b e s c h ä f t i g t . 6. Schon ist diese Angelegenheit an mehreren Orten in der Schweitz rege geworden. 7. Ohne gerade nach Neuerungen zu streben, aber 25 auch ohne [sie] zu scheuen, wenn sie n ü t z l i c h sind, werden neue Maßnahmen zum Besten der Erziehung getroffen, von der Regierung, sondern nur ein junger Herr und Bürger von ** ist, zu Pestalozzi gesagt, ist diesem unauslöschlich geblieben : "Es ist nicht an Dir zu untersuchen, es ist an uns abzusprechen, welch einen Grad und welch eine Art von Bildung wir unserem 5 Volke geben wollen." Pestalozzi ist weit davon entfehrnt, der diesfälligen Äußerung der Herren Commissarien den unedlen und unbürgerlichen Sinn dieses anmaßlichen, schweizerischen jungen Herrn zuzuschreiben; aber er konnte sich doch nicht enthalten, mir zu bemerken, daß ihm durch eine unwillkührliche Association io der Ideen bei dieser Äußerung der Herren Comissarien der Sinn auch an das Wort des jungen Herrn gekommen. Was das Institut betrifft, so beharret er auf dem Anspruch der Rationalität der Pestalozzischen Unternehmung, und ich habe diesen in meiner Schrift pag. . . . gerechtfertigt, is 4. Welche Nation, welche erhabene Nation, fühlt ihre Kräfte unmittelbar und gewiß ? - Ists in Rom oder Athen, ist es in Bern oder in Zürich, oder wo ist das wahr, und wie ist es auch nur möglich? Ich liebe so großtönende Äußerungen, die keine einfache Erläuterungen zugeben, gar nicht. 5. Hier ist nicht einmal gesagt, ob in einem mit Pestalozzis] M[ethode] übereinstimmenden, oder einem ihm entgegengesetzten Geist, nicht einmal, ob auch nur zu wünschen wäre, daß die Be30 mühungen Pestalozzis mit den Bemühungen dieser wohlgesinnten, verständigen Männer in Übereinstimmung gebracht werden, oder nicht. 6. Ohne gerade nach Neuerungen zu streben. Wenn ich diese Worte mit einer andern Stelle des Verfassers pag. . . . 35 vergleiche, so scheinen sie gerade dem Institute zuzuschreiben, zu viel nach Neuerungen zu streben. Hierüber antworte ich : Das Institut ist aus einem lebendigen Streben nach Besserung des

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8. und selbst die Bildung guter Lehrer erhält b e f ö r d e r l i c h e Aufmerksamkeit. 9. Wem immer sein Vaterland lieb ist, der schenkt diesem ersten Versuchen Beyfall, und sieht ihrem guten Erfolge mit froher Hoffnung entgegen. Ist doch Erziehung und Unterricht 5 das wirksamste Mittel zur Besserung der Menschen! Nur dadurch können sie von ihren Vorurtheilen zurückgebracht, von ihren sittlichen Gebrechen geheilt werden! Wie sollen sie also nicht ihre erste Hoffnung auf dieselben setzen! Mögen die Gesetze noch alten Schlechten, folglich nach E r n e u e r u n g des veralteten io Guten entstanden, und wird zu Grunde gehen, sobald dieser Trieb n a c h N e u e r u n g in die gemächliche Zufriedenheit mit dem Routinen-Schlendrian hinübergeht. Es wird zu Grunde gehen, sobald sein Trieb «zu e r n e u e r n d a s L e b e n des a b g e s t o r b e n e n G u t e n » nicht fortschreitend in ihm der Grund-15 t r i e b und der M i t t e l p u n k t der Vereinigung aller seiner Glieder seyn wird. 7. O h n e sie zu s c h e u e n , w e n n sie n ü t z l i c h sind. Ist das wahr ? Ist das ganz wahr ? Es ist wichtig, daß das Vaterland schwache, schwankende, daß es unreife und auf unrichtige An- 20 sichten gebaute Maßnahmen für die Erziehung hie und da nicht für mehr ansehe, als sie wirklich sind, und nicht mehr Hoffnungen darauf baue, als sie wirklich verdienen. Welchem Bauern würde man es verzeihen, wenn er bei einer für das Wachsthum höchst ungünstigen Witterung sich äußerte, 25 das Korn, das in diesem Jahrgang nicht reif zu werden vermochte, werde es in einem künftigen werden ? Die Hoffnungen auf schwache, unpsychologische, sich in ihren Fundamenten widersprechende Schulverbesserungen und Schulseminarien sind, wenn sie groß sind, zuverlässig mit den Hoffnungen eines solchen, über 30 allen Glauben dummen Bauern zu vergleichen. Ihr Resultat g e h t in R a u c h auf. Aber das ist auch, was einige Leute, die die Neuerungen hassen und doch an solchen Maßnahmen teilnehmen, eigentlich wollen. Wir begreifen aber auch wohl, warum solche Menschen sich an unsern Maßnahmen ärgern. Sie wissen 35 so gut als wir, daß alles in der Natur, was wirklich wachsen, blühen und zur Reifung kommen soll, sich schon in seinem Keim in kraftvoller und unverneinter Naturgemäßigkeit entfalten muß.

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so gut seyn, ohne die Sitten, welche von höherm Ursprung und tieferer Wirkung sind, bleiben sie unzureichend und kraftlos. 10. Sanfter und wirksamer als die Gesetze spricht das Chris t e n t h u m zu den Herzen der Völker, die es bessert, erhebt und 5 tröstet. Doch muß die Erziehung ihm frühe Eingang in der Jugend verschaffen, soll es das Gute bewirken, das es zu bewirken bestimmt ist. Von den ersten Eindrücken im Leben hängt alles ab. Die richtigen Grundsätze, die guten Gefühle haften nicht mehr in Gemüthern, die Mangel an Pflege verwildern und verwüsten io ließ. Beym Anbau der Felder finden sich immer noch Mittel, das Versäumte wieder gut zu machen. Aber was bei der ersten Erziehung vernachlässigt wird, läßt sich kaum wieder einbringen.

8. Aber sie wollen nicht, was wir, beförderlich und befördernde, nicht bloß beym B e y f a l l und guter H o f f n u n g 15 s t e h e n bleibende Aufmerksamkeit. 9. Wer immer sein Vaterland lieb hat. Von hier an ist in diesem Resultat der Untersuchung der Methode und Anstalt Pestalozzis gänzlich nur von den allgemeinen Bestrebungen, die in allen XIX Kantonen für die Verbesse20 rung des Schulwesens gemacht werden, die Rede. Aber es findet auch nicht ein Wink statt, in wie weit der Geist ihrer Kantonalbemühungen mit dem Geist der Methode und der Anstalt, die die Herren Berichterstatter zu beurtheilen hatten, übereinstimme oder nicht übereinstimme. Die Freimüthigkeit scheint gänzlich 25 zu mangeln, die auch nur die entfernteste Ahndung verrathen könnte, ob die Herren Verfasser des Berichts die Übereinstimmung der Kantonalbemühungen mit denjenigen von Pestalozzi wünschbar und dem Vaterland nützlich achten, und doch hat die Instruktion die Hoffnung geäußert, die Herren werden den 30 Nutzen der Methode und des Instituts in näherer Beziehung auf die Lehranstalten mit Bestimmtheit und Freimüthigkeit angeben. 10. Wirksamer als die Gesetze spricht das Christenthum. Die erste, heiligste und sicherste Wirkung des Christentums ist Vater- und Mutterkraft zur Erziehung der Kinder. So wie der 35 Staat die Entfaltung dieser Kraft mit heiliger Ehrfurcht befördert, so entfaltet er das innerste, heiligste Wesen des Christenthums, und mit die echten, die einzig wahren Mittel, gegen die

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11. Durchdrungen von der hohen Wichtigkeit dieser allgemeinen Schulen, die Licht und Leben unter alle verbreiten sollen; überzeugt, daß gute Beyspiele und richtige Grundsätze nie zu früh kommen, nie zu oft wiederholt werden können, w a g e n wir es, hier unsern Wunsch niederzulegen: daß alles, was Erfahrung 5 und Nachdenken Gutes und Nützliches für die erste Bildung des Menschen gesammelt haben, 12. auf i r g e n d eine Weise zum vaterländischen Gemeingut gemacht werden möchte. Dabey trennen wir die Bildung der Lehrer nicht von der Bildung der Kindheit, indem es erwiesen 10 genug ist, daß diese nicht ohne jene gedeihen kann. 13. Gegen die Besorgnis, die Äußerung unseres Wunsches möchte voreilig erfunden werden, beruhigt uns dieser Bericht selbst, den wir somit beschließen. Die hohe Tagsatzung hat durch die Verordnung desselben der ganzen Eidgenossenschaft zu er-15 kennen gegeben : daß die Nationalerziehung ein Gegenstand ihrer Aufmerksamkeit und ihrer Sorgfalt sei. Ihrer Weisheit bleibt die Beherzigung eines Wunsches überlassen, der unserm Eifer e n t f l o h e n ist, und welchen Höchstdieselben, wenn er unerwartet wäre, seiner wohlgemeynten Absicht zu lieb, mit gütiger Nach- 20 sieht entschuldigen wird. allgemein anerkannte Unzulänglichkeit der Gesetze für die wahre Bildung der Sitten, oder vielmehr für die Bildung wahrer Sitten. 11. D u r c h d r u n g e n v o n d e r h o h e n W i c h t i g k e i t . 25 Hier fassen die Berichterstatter endlich das Resultat ihrer Untersuchung, aber auch hinwieder ohne der Pestalozzischen Methode auch nur zu gedenken, in einem allgemeinen Wunsch für das Erziehungswesen zusammen. 12. Auf i r g e n d eine Weise. 30 Ob sie bei ihrem Wunsch, daß alles, was Erfahrungen, Nachdenken Gutes und Nützliches hervorgebracht, zum Gemeingut des Vaterlands gemacht werde, dieses wenigstens auch von einem Theil der Pestalozzischen Methode wünschen, das ist hinwieder nicht gesagt. 35 13. G e g e n d i e B e s o r g n i s . Hier entschuldigen die Herren Berichterstatter auch noch

Zwei Ansichten aus Yverdon, Zeichnungen von Joh. Wilhelm Meyer (1798-1876), aus Frankfurt am Main. (Privatbesitz)

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ihren W u n s c h als etwas, das ihrem Eifer entflohen, zu v o r e i l i g und u n e r w a r t e t erfunden werden könnte.

Beilage III. Und nun frage ich : Ist das Resultat des Berichts in Rüksicht 5 auf Pestalozzi und seine Bestrebungen so viel als eine Nulle ? Er schlägt der Tagsatzung vor, a l l e s , was Erfahrung und Nachdenken Gutes und Nützliches für die erste Bildung der Menschen g e s a m m e l t h a b e n , auf i r g e n d e i n e W e i s e zum vaterländischen Gemeingut zu machen, aber ohne dabey der 10 Pestalozzischen Methode auch nur zu gedenken, und ohne zu berühren, ob in ihr oder in der Anstalt auch nur etwas liege, das also zum schweitzerischen Gemeingut gemacht werden könnte oder sollte. Wir feinden es also, und dürfen und sollen also auch unsere 15 Äußerung darüber nicht zurücknehmen, sondern müssen uns bestimmt und wiederhollend erklären, daß wir im Resultat der Untersuchung, so wenig als in der ihm vorhergehenden Untersuchung und B e u r t h e i l u n g unserer Angelegenheit durchaus keine genugthuende Erfüllung des an die Herren Commissarien 20 gelangten Auftrags anerkennen. Ich glaube desnahen auch mich keiner ungebührlichen Zudringlichkeit schuldig zu machen, wenn ich jezo noch mit wenigem zeige, daß ich in meinen zwey von Herrn Chorherr Bremi so ungebührlich angefehdeten Schriften diesfalls m e h r geleistet, und die Sachen bemerken, die hierüber 25 Aufschluß geben. a) In Rücksicht auf die Fordrung der Instruction, «dasjenige, was zu richtiger und vollständiger Beurtheilung der Tendenz der Mittel und des Werths der Anstalt (siehe in dem Auszug der Instruction) und des Geists der Methode wesentlich erforderlich ist, 30 mit umständlicher Bestimmtheit darzulegen und mit g r ü n d l i c h e r G e n a u i g k e i t zu prüfen », verweis ich diesfalls: [aus] der Schutzschrift pg aus der zweiten Schrift pg b) In Rücksicht auf meine Darstellung des eigentlichen C h a 35 r a k t e r s d e r M e t h o d e , wodurch sie sich vor allen andern bis7

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Stellungnahme zum Bericht der Tagaatzungs-Kommission

her befolgten u n t e r s c h e i d e t , (siehe b [in] der Instruction), schlage man nach : in der Schutzschrift pg in der zweiten Schrift pg. . . . c) In Rücksicht auf die eigentliche K r i t i c k des Instituts in 5 der Psychologie seiner Mittel für den kürzesten, sichersten und leichtesten Weg zu dem großen ernsten Zweck der Erziehung des Volks (siehe c in der Instruction) schlage man nach : in der Schutzschrift ρ in der zweiten Schrift pg 10 d) Über die Frage (siehe d in der Instruction), ob die P[estalozzische] Methode die A u f g a b e einer wohl geordneten Landschule oder Primarstadtschule b e f r i e d i g e n d löse und sich dadurch als G r u n d l a g e einer Nationalerziehung für alle Stände q u a l i f i c i r e , gebe ich einigen Aufschluß: 15 in meiner Schutzschrift pg in meiner zweiten Schutzschrift pg e) Über die Frage (siehe e in der Instruction), ob die A n w e n d u n g der Methode auf die verschiedenen Gegenstände des höhern Unterrichts dem B e g r i f f einer zweckmäßigen Secundärschule 20 [entspreche], geben folgende Ansichten und Stellen einiges Licht : Schutzschrift pag in der zweiten Schutzschrift pag f) Endlich über die Frage (siehe f i n dem Afuszug] der Instruction]), ob die Methode als nützliche V o r b e r e i t u n g für das 25 Studium der Wissenschaft auf Lycäen und Akademien k ö n n e a n g e s e h e n werden, beziehe ich mich: auf Schutzschrift pag. . . . in meiner zweiten SchrifFt pag siehe g) In wie weit ich mich endlich in der P r ü f u n g des 30 obwaltenden Gegenstands einer g r ü n d l i c h e n G e n a u h e i t und in der Darstellung derselben einer W a h r h e i t s l i e b e und F r e y m ü t h i g k e i t , die nach der bestirnten Äußerung der Instruction by der Wichtigkeit der Sach nach dem Willen der Tagsazung der Herren Comissarien e r s t e Pflicht in dieser Angelegenheit war, 35 befliessen; ebenso, ob ich in diesen Stellen würklich im Geist des Auftrags Seiner Excellenz an die Herren Comissarien gehandelt und in meinen zwey oft berührten SchrifFten in dieser Rüksicht als ein nicht unbedeutender Beytrag zu den diesfeligen Be-

Stellungnahme zum Bericht der Tagsatzungs-Kommiseion

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mühungen der Herren Comissarien angesehen werden köne und müsse, überlasse [ich dem] Urtheil derer, die sich der Angelegenheiten der Erziehung mit Ernst, Eifer und Einsicht zu Herzen nehmen, und wiederum, der Reinheit meiner Ansichten bewußt, Β diese meine Rechtfertigung und jede Stelle meiner zwey S ehr ifften, die über dise Ansichten Licht geben, dem Schatten d'Affrys und der Asche dieses dem Vatterland unvergeßlichen Regenten. Es wird mir erlaubt [sein], auch das unter seine Verdienste fürs Vatterland zu zählen, daß er die ernste und tieffe Prüfung der 10 Pestalozzischen Unternehmung als die Sache des Vatterland angesehen, sie der hohen Tagsazung dafür empfohlen und seinen diesfeligen Willen in der Instruction mit einer Krafft ausgedrükt, die seines edlen Herzens würdig und die ihm das Vatterland einst, wenn Pestalozzis Unternehmung gereifft, mit verdoppelter 15 Erforcht danken wird.

Übungen aus dem Unterricht in der Muttersprache, wie er in der Anstalt zu Herten gegeben wird.

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Unterricht in der Muttersprache

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Einleitung Auf den folgenden Bogen erscheint ein Versuch, Stoff zu einem naturgemäßen Unterricht in der Muttersprache zu liefern. Damit es aber deutlich werde, in welchen Theil, und auf welche Stufe 5 des Sprachunterrichts diese Übungen gehören, wird es nöthig seyn, ein paar Worte über den Sprachunterricht als solchen im Ganzen vorauszuschicken. Wer seine Muttersprache vollkommen versteht und in seiner Gewalt hat, von dem darf man verlangen : 10 1. Daß ihm der ganze Reichthum seiner Sprache stets vorschwebe, und er daraus, so wie er etwas sagen will, sogleich den Ausdruck für jede Anschauung, Empfindung und Erkenntnis u. s. w. finde. 2. Daß er diese Worte sprachgemäß mit einander verbinden, 15 und sich ihrer geläufig bedienen könne. 3. Daß er die Gesetze der Veränderung und Verbindung aller Theile seiner Sprache kenne. Wer nur das erste weiß, der spricht w a h r (wählt den rechten Ausdruck für das Einzelne); wer das zweite a l l e i n weiß, der 20 spricht f e r t i g , aber nicht wahr, er s c h w a t z t ; wer beides vereinigt besitzt, der spricht fertig und wahr, aber nicht mit deutlichem Bewußtseyn, warum er so spricht, sondern nur aus Übung; und es so weit in der Sprache gebracht zu haben, ist für den größten Theil der Menschen hinreichend; wer n u r das dritte 25 weiß, der weiß zu sprechen, der k a n n aber darum noch nicht sprechen; vereinigt mit zwei obigen Geschicklichkeiten und aus ihnen hervorgegangen, schließt es die Bildung der Muttersprache, deren Höchstes ist, mit vollem Bewußtseyn wahr, fertig und verständlich zu sprechen. (Die Verständlichkeit leidet sowohl durch 30 den Mangel an Ausdrücken für die Begriffe, die man bezeichnen will, und ihren falschen Gebrauch, als auch durch ungeschickte und sprachwidrige Verbindung der Wörter unter einander.) Um also dem Schüler seine Muttersprache zu lehren, muß man : 1. ihm die ganze Fülle der Worte in ihrer richtigen Bedeu35 tung, einzeln und in Sätzen verbunden, geben. 2. ihn üben, sie auf die mannigfaltigste Weise sprachgemäß mit einander zu verbinden.

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Unterricht in der Muttersprache

3. ihm zum Bewußtseyn der Gesetze verhelfen, nach denen dies geschieht. Da die Sprache der Ausdruck für unsere Anschauungen, Erkenntnisse, Gefühle u. s. w. ist, so besteht der erste Unterricht in der Muttersprache darin, daß man dem Kinde den Ausdruck für 5 die seinen gebe, daß man den ersten Unterricht ganz an die kindliche Anschauung anschließe. Das Kind muß den Ausdruck für das erhalten: was es an sich selbst und der Außenwelt in allen Beziehungen wahrnimmt. Es muß die Sprachbezeichnung für das Angeschaute erhalten, im Augenblick der gegenwärtigen oder der 10 durch die Erinnerung wieder hervorgebrachten Anschauung. Das Leben selbst gibt schon die Muttersprache, aber es gibt sie nicht im Zusammenhange, nicht gesondert nach einzelnen Gesichtspunkten. Der Unterricht durch das Leben ist zerstreut, von den jedes-15 maligen Bedürfnissen und Umständen abhängig; der Schulunterricht soll das, was das Leben zerstreut gibt, der leichtern Übersicht wegen zusammenstellen, ordnen und ergänzen. Dies auf den Unterricht in der Muttersprache angewandt, gibt folgende Regel für denselben : Da das Kind durch das Leben schon sich 20 über sich und die Außenwelt aussprechen lernt, aber zerstreut, wie die Umstände es fügen, ohne bestimmte Ordnung, so soll der Schulunterricht in der Muttersprache alles das, worüber sich das Kind im Leben zerstreut ausdrückt, also die menschliche und die nicht menschliche Natur, dem Kinde unter Gesichtspunkte ge- 25 ordnet vorführen, und es sich geordnet, bestimmt und sprachrichtig darüber aussprechen lehren. Durch diese Ordnung in den Gegenständen, worüber das Kind Sprache erhält, soll es theils in den Stand gesetzt werden, die ganze Masse seiner Sprache leichter, unter gewisse Gesichtspunkte zusammengefaßt, zu über- 30 schauen und in seiner Gewalt zu haben, theils soll die Begriffsverwandtschaft ihm das Behalten des Ausdrucks für die Anschauungen und Begriffe erleichtern. Der bestimmte Ausdruck gründet sich auf eine geordnete und bestimmte Anschauung, diese muß das Kind sich angewöhnen, sie selbst wird aber durch 35 das Aussprechen des Angeschauten zum bestimmten Bewußtseyn. Durch das geordnete Anschauen und das Aussprechen des Angeschauten bildet das Kind sich Gattungsbegriffe und erhält sogleich den Ausdruck dafür. Das Kind kann in der Sprache nicht weiter

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kommen, ohne zugleich in Erkenntnis seiner selbst und seiner Umgebungen fortzuschreiten. E s ergibt sich aus dem Gesagten, daß dieser Theil des Sprachunterrichts sich ganz an die Gegenstände der Erscheinungen der 5 Natur, sowohl der menschlichen als außermenschlichen, anschließt. E s ist hiebei nicht sowohl darum zu thun, dem Kinde eine Menge Gegenstände vorzuführen, als vielmehr, es zu gewöhnen, diejenigen Gegenstände, wenn ihrer auch nur wenige sind, die in seinen Umgebungen liegen, deutlich in allen ihren 10 Theilen, Eigenschaften, Wirkungen u.s.w. anzuschauen und sich bestimmt, sprachrichtig und verständlich darüber auszudrücken. Indem nun das Kind über Naturgegenstände spricht, die es anschaut und sie zugleich dadurch erkennen lernt, könnte es scheinen, als s o l l t e es Naturkunde, Geographie; indem es sich is über die im Leben so häufig vorkommenden physischen, mechanischen, chemischen Erscheinungen ausspricht, als sollte es Physik, Mechanik und Chemie; indem es die Formen- und die Zahlenverhältnisse, die es sieht, zum Gegenstande seiner Sprachübung macht, könnte es das Ansehen haben, als solle es Formen2o und Zahlenlehre lernen u.s.w. E s ist hiebei aber folgende Verschiedenheit : Beim Sprachunterricht ist der Zweck, dem Kinde Sprache zu geben; die verschiedenen Gegenstände und Erfahrungen sind das Mittel zur Erreichung dieses Ziels, (sind das Substrat der Spra25 che); der wissenschaftliche Unterricht hat zum Zweck die Erkenntnis der Gegenstände und benutzt die Sprache als Mittel hiezu. Der Sprachlehrer benutzt die verschiedenen Gegenstände und Erscheinungen der Natur und Menschenwelt nur, insofern sie ihm Stoff für die Sprache geben, läßt aber eben dadurch zu3o gleich seinen Schüler sich eine Menge von Anschauungen zum Bewußtseyn bringen, die ihm einst bei Erlernung der Wissenschaften selbst zu Anfangs- und Vergleichungspunkten dienen können und werden. E r ordnet den Stoff nicht nach wissenschaftlichen Grundsätzen, als solchen, wohl aber der Lehrer der 35 Elementarwissenschaften. Jener macht ζ. B. nicht die reinen Formen- und Zahlenverhältnisse zum Gegenstande des Unterrichts, sondern läßt seine Schüler sich nur über Zahl und Form, wie sie an den Gegenständen erscheinen, aussprechen; der Lehrer der Zahlen- und Formenlehre hingegen bedient sich nur der Spra-

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che, die jenem Zweck war, um die reinen Zahlen- und Formverhältnisse abgesondert von den Gegenständen, woran sie erscheinen, im Kinde zu entwickeln. Beim Sprachunterricht erscheinen die Grundzüge der auf Anschauung gegründeten Wissenschaften, ζ. B. der Naturkunde, Geographie u. s. w., aber gemischt 5 durch einander; beim elementarwissenschaftlichen Unterricht sollen sie streng gesondert erscheinen, damit nicht das Kind über der Menge des fremdartigen Stoffes den Gegenstand aus dem Auge verliere, dessen Erkenntnis und Ergründung hier Zweck des Unterrichts ist. Ferner lehrt der elementarische Sprachunterricht, 10 wie jeder wahre Elementarunterricht, dem Kinde nichts von unbekannten fremden Gegenständen und Erscheinungen, er entwickelt in ihm nur das Bewußtseyn der ihm vor Augen liegenden, und gibt ihm den richtigen bestimmten Ausdruck dafür. Übrigens muß man sich nicht wundern, daß manche Gegenstände schon 15 beim Sprachunterricht so geordnet erscheinen, wie beim wissenschaftlichen; bei diesem sind sie eigentlich darum so geordnet, daß ihre Ähnlichkeit die Erkenntnis der Gattung befördere, bei jenem eigentlich darum, daß der Ausdruck wegen der Verwandtschaft dessen, was er bezeichnet, leichter behalten werde; aber 20 natürlich muß eben dadurch schon beim Sprachunterricht das Bilden von Gattungsbegriffen mit erreicht und die Erkenntnis der Gegenstände befördert werden. Dieser Unterricht, vielseitig durchgeführt, muß dem Kinde zur Erkenntnis seiner selbst und seiner Umgebungen und zur 25 Sprache darüber verhelfen; aber er a l l e i n ist nicht hinreichend, dem Kinde auch die Geläufigkeit zu geben, sich der Sprache gemäß auf mannigfaltige Art auszudrücken, er reicht nicht hin, ihm alles das übend zu geben, was ihm die Grammatik zum Bewußtseyn bringen soll. Zu diesem Zweck muß die Sprache der 30 leitende Gesichtspunkt seyn, so wie es oben die Natur des Gegenstandes war, worüber das Kind sprach. Hier muß das Kind geübt werden, sich über seine Anschauungen nicht bloß wahr, sondern auch mannigfaltig und geläufig nach den Gesetzen der Sprache auszusprechen. Darum muß man hier auf alle Sprach- 35 formen Rücksicht nehmen und sie dem Kinde vorführen, aber stets übend und zwar in Sätzen, deren Wahrheit ihm bekannt ist, damit durch das Bewußtseyn dessen, w a s es sagt, es sich leicht darin erinnere, wie es dieses sagt; man lasse es Sätze der

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Form und dem Inhalt nach abändern, letzteres nur, um die verschiedenen Formen hervorzubringen, theils frei, theils nach gewissen angegebenen Gesichtspunkten, alles aber durch Beispiel und nicht durch Regeln verdeutlicht. So wie man im ersten Theil 5 des Sprachunterrichts nur dahin sieht, daß das Kind Wahres richtig bezeichne, so muß man hier darauf Acht haben, daß es das, was es dort als wahr erkannte und aussprach, hier mannigfaltig und fertig ausspreche. Der vorhin gesammelte Sprachstoff muß hier verarbeitet werden. Übung und vieles Sprechen ist die 10 Hauptsache dieses Theils des Unterrichts. Der Lehrer muß, wie oben die Gegenstände, so hier die Sprachformen theoretisch kennen, um sie dem Kinde, das sie üben und darin fest werden soll, vorzuführen. Übrigens ist gar nicht gemeint, daß dieser Theil des Sprachunterrichts erst dann eintreten soll, wenn der erste is vollendet ist; er gründet sich zwar auf den ersten, sobald indessen durch den ersten Theil ein wenn auch noch so kleiner Vorrath an Sprache aus der Anschauung gesammelt ist, tritt sogleich der zweite Theil ein, übt die Mannigfaltigkeit des Ausdrucks dieses wenigen, und geht sofort gleichlaufend mit dem ersten. 20 Der dritte Theil des Sprachunterrichts besteht nun darin, daß man dem Kinde, welches jetzt, wenigstens bis auf eine gewisse Stufe, Sprache hat, welches sich derselben geläufig bedienen kann, die Sprache als einen neuen Gegenstand vorführt, über den es seine Anschauungen aussprechen soll, wie vorhin über äußere 25 Gegenstände; d. h. das Kind soll jetzt so viel Kraft haben, aus dem, was es spricht, sich unter Leitung des Lehrers die Gesetze selbst abzuziehen, nach denen es spricht, oder sich selbst seine auf Übung und Können gegründete Grammatik zu machen. Grammatik muß dem Kinde Redeübung über das Reden seyn. 30 Nur unter der Bedingung kann ich mir eine wahrhafte Erkenntnis der Grammatik der Muttersprache denken, daß sie aus der Übung hervorgehe. Alle diese drei Haupttheile des Elementar-Sprachunterrichts haben zwei durchgreifende Stufen, die mit der Entwickelung des 35 menschlichen Geistes Hand in Hand gehen. Diese sind folgende : Erste Stufe. 1. Die richtige und bestimmte Benennung der angeschauten Gegenstände, Eigenschaften, Thätigkeiten, Verhältnisse u.s.w.

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Unterricht in der Muttersprache

u n d d a s A u s s p r e c h e n einfacher, a u f die A n s c h a u u n g g e g r ü n d e t e r Urtheile. Die S t u f e d e r geistigen E n t w i c k e l u n g ist hier die F ä h i g k e i t , G e g e n s t ä n d e n a c h ihrer ä u ß e r n E r s c h e i n u n g zu e r k e n n e n u n d e i n f a c h a u f z u f a s s e n , wie sie sich d e r kindlichen A n s c h a u u n g d a r - 5 bieten. 2. Ü b u n g aller S p r a c h f o r m e n , die in d e m e i n f a c h e n Satz v o r k o m m e n , also d e r B e u g u n g d e r W ö r t e r , A b l e i t u n g , Z u s a m m e n setzung, i h r e r V e r b i n d u n g z u m e i n f a c h e n Satz. 3. B e w u ß t s e y n der Gesetze, n a c h d e n e n dies geschieht. Also 10 d e r etymologische Theil d e r G r a m m a t i k u n d ihr s y n t a k t i s c h e r bis z u m e i n f a c h e n Satz. D a ß ü b r i g e n s die erste S t u f e des d r i t t e n Theils erst d a n n e i n t r e t e n k a n n , w e n n die erste S t u f e des ersten u n d zweiten Theils schon b e i n a h e zurückgelegt ist, ergibt sich a u s d e m G r u n d s a t z , v o n d e m d e r d r i t t e Theil h e r v o r g e h t . 15 Zweite

Stufe.

1. D e r richtige A u s d r u c k d e r v e r b u n d e n e n Urtheile, d e r Schlüsse. D e r in d e r ersten S t u f e g e s a m m e l t e Stoff w i r d in m a n nigfaltigen, a u s der e r w e i t e r t e n A n s c h a u u n g h e r v o r g e h e n d e n S ä t z e n ausgesprochen. 20 Die geistige T h ä t i g k e i t dieser S t u f e ist d a s Schließen, d a s V e r b i n d e n m e h r e r e r U r t h e i l e , als G r u n d u n d Folge, U r s a c h e u n d W i r k u n g , Möglichkeit u n d N o t h w e n d i g k e i t u . s. w., alles g e g r ü n d e t a u f die in d e r e r s t e n S t u f e gefällten U r t h e i l e . 2. Ü b u n g in d e r Bildung, V e r b i n d u n g u n d U m w a n d l u n g zu- 25 sammengesetzter Sätze u n d Perioden. 3. K e n n t n i s d e r Gesetze der Bildung, V e r ä n d e r u n g u n d Verb i n d u n g z u s a m m e n g e s e t z t e r Sätze. E n d e d e r S y n t a x . V o n d e r Zeit des E i n t r i t t s d e r zweiten S t u f e dieses Theils i m V e r h ä l t n i s zu d e n a n d e r n zwei Theilen, gilt d a s gleiche hier, w a s i m V e r h ä l t - 30 nis z u r ersten S t u f e gilt u n d d o r t ausgesprochen ist.

Auseinandersetzung mit Chorherr Bremi in Zürich

1811-1812

1. Pestalozzi an Niederer. 1. Oktober 1811 2. Zuschrift an Niederer. Sommer 1812 3. Erklärung gegen Herrn Chorherr Bremi's Drey Dutzend Bürkli'sche Zeitungsfragen. Iferten 1812

Auseinandersetzung mit Chorherr Bremi

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P e s t a l o z z i an N i e d e r e r (Statt der Vorrede)

L i e b e r , lieber N i e d e r e r ! 5

Ich habe so lange geglaubt, beim stillen ernsten Fortarbeiten für unsern Zweck, gegen alles was wider uns gesagt und geschrieben wird, schweigen zu können, und hoffte vorzüglich seit den schönen Stunden, in denen d'Afry mich hörte, und mir zu öffentlicher Prüfung meines Thuns die Hand bot, ich komme jetzt ein10 mal dahin, daß das Wesentliche meines Strebens außer Zweifel gesetzt, und wenigstens den gemeinsten und niedrigsten Ansichten meines Thuns, so wie dem allerungründlichsten Geschwätz und den leidenschaftlichsten Äußerungen darüber, d u r c h die W a h r h e i t u n d K l a r h e i t , die die ö f f e n t l i c h e P r ü f u n g is ü b e r das W e s e n d e s s e l b e n v e r b r e i t e n müsse, ein Ziel gesetzt werde. Das ist nicht geschehen, leider aber das Gegentheil. Der Kommissionalbericht hat nicht nur das Unrichtige und Oberflächliche in den Urtheilen über mein Thun nicht zerstreut, er hat nicht nur das Wesen desselben nicht in vollkommner Klarheit 20 an's Licht gebracht, er ist sogar noch von den leidenschaftlichsten Feinden meines Thuns dahin benutzt worden, das Irrige, das in der Beurtheilung desselben bisher statt hatte, nunmehr als obrigkeitlich und offiziell bestätiget zu erklären, und die Leidenschaften dagegen zu einer Zaumlosigkeit zu reizen, in der sie sich vor 25 der Erscheinung desselben noch nie öffentlich haben zeigen dürfen. Alle Möglichkeit, weiter wie bis dahin zu schweigen, ist nun verschwunden, wir sind genöthiget - wir müssen jetzt reden. Lieber Niederer! Du hast es für uns gethan und zwar nicht bloß mit Liebe, sondern mit Kraft, Sachkenntniß und Klarheit ; 3o ich danke Dir herzlich dafür. Du hast mit Bestimmtheit und Heiterkeit die Gesichtspunkte festgesetzt, auf deren richtige Ansicht es in der Beurtheilung unsers Gegenstands wesentlich ankömmt. Du hast Lücken und Schwächen in der Beurtheilung

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Auseinandersetzung mit Chorherr Bremi

desselben aufgedeckt, die unaufgedeckt uns unser Recht raubten, und unsere Kräfte erlahmten. Du hast, ohne irgend einiges neues Spreuer um seines Schimmers willen für Korn auszugeben, dennoch auch den Wahn getödtet, daß das alte Spreuer, wenn es durch den Einfluß der Zeit recht mürb geworden, dadurch wieder 5 einen neuen Kornwerth erhalte. Du hast in vieler Menschen Herzen gesehen und wirst vieler Menschen Herzen offenbar machen. Du hast gereitert und gesiebt, du hast gezeigt wie man reitern und sieben müsse, wenn es darum zu thun ist, die Wahrheit klar, lauter und rein zu besitzen. Du hast das Wort, daß wir 10 nur Charlatans und leere Köpfe um uns her haben, auf die zurückgeworfen, die das wirklich sind. Wie die Mittagssonne den Schatten verkleinert, also hast Du das eitle Thun vieler Menschen verkleinert, und Du hättest noch mehr gethan, Du hättest mich auch gegen den Vorwurf, daß ich ein böser Schweizerbürger sey, 15 beschützt, wenn ich Dich nicht gebeten hätte, es nicht zu thun. Freund, meine Bürger- und Freiheitssünden im Schweizerland, wenn ich deren habe, stehen nicht meinem Erziehungshaus zu verantworten; ich will, wenn es seyn muß, sie selbst verantworten, und wenn man in meinem Vaterland nicht aufhört, mich darüber 20 wie über meine Pädagogik zu hudeln, so muß ich wahrlich auch diesfalls den stillen Frieden brechen, den ich sonst so sehr liebe; aber dafür hab' ich denn Deiner Philosophie nicht nöthig, ich bedarf dafür nichts als meines Gedächtnisses und meiner Notitzen. Du hast für mich genug gethan, ich möchte nicht, daß Du 25 einen Schritt weiter gegangen wärest. Du hast ohne das mit dem, was Du gesagt hast, nur schon zu viel Menschen weh gethan, und ich wollte herzlich, daß das nicht hätte seyn müssen, aber Du hast es um der Wahrheit und des Rechts willen gethan. Mögen diese Menschen jetzt Dir Gleiches mit Gleichem vergelten, mögen 30 sie Dir thun, was Du ihnen gethan hast, und mit eben dem Geist und mit eben dem Herzen wider Dich stehen, mit denen Du wider sie standest, so werden sie um Deinetwillen niemals, weder der Wahrheit noch dem Rechte wehethun, sondern um der Wahrheit und des Rechts willen sich wieder mit Dir versöhnen. 35 Freund! Wenn es des Menschen Herz erquickt, von der Gefahr, - dem Wahn und dem Irrthum zu unterliegen - errettet zu werden, so erhebt es das Innerste, Heiligste Deiner Natur, wenn das Herz und die Hand eines Mannes, der Dich mißkannte, sich

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Dir wieder öffnet, und Du ihn mit der Wonne der Liebe das Wort aussprechen hörst: I c h h a b e m i c h an D i r g e i r r t . Dieser hohe Lohn eines sich aufopfernden Lebens ist die schönste Krone, die ein mißkannter Mensch sich auf sein Grab wünschen kann. 5 Freund! Du bereitest mir diese Krone, zwar nicht durch Deine Schrift; diese wird, du weißt das wie ich, verschwinden, und der Worten Menge - die sie veranlassen wird, wird auch verschwinden. Aber die Kraft, mit der Du. vereinigt mit den ersten Gliedern meines Hauses dastehst, mit dem festen Entschluß auf dem Pfad, 10 den wir nun einmal betreten unerschütterlich zu verharren, wird nicht verschwinden. Nein, wenn aller Streit und aller Mißververstand über unser Thun verschwunden seyn wird, so wird unser Thun selber nicht verschwinden. Von mir, Lieber! hast Du zu viel gesagt, aber ich denke, es ist is immer schön, wenn ein Kind seinen Vater auch zu viel lobt, und dann ist auch noch das wahr, wenn ein Vater sich auch noch so leicht ob aller Menschen Worten täuscht, so täuscht er sich doch ob dem Wort seines Kindes nicht leicht, also lassen wir das jetzt gut seyn. 20 Freund! Möge Deine und meiner Freunde Liebe bis an mein Grab die nämliche bleiben, und mein Haus in dieser Liebe, und durch sie fest stehen, bis die Sache fest steht, um welcher willen dieses allein da ist. Iferten, den 1. Oktober 1 8 1 1 . 25

Pestalozzi.

8 Pestalozzi Werke Bd. 23

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Auseinandersetzung mit Chorherr Bremi

Zuschrift an Niederer Sommer 1812

Lieber Freund! Wie sehr man oft über das Benehmen einzelner Menschen in einzelnen Stunden [sich] auch imer empört, so bringt einen die ruhige Überlegung : Wie ist jez der Mensch zu dem Ton, 6 den er gegen Dich braucht, gekomen? gar leicht zum Verziehen und selber zum Lächeln. Die Zeiten waren für den guten Ton der Stadt Zürich und ihres Gebiets jez schon sint langem nicht mehr sehr vorteilhaft für rein ästetische Bildung ihrer Einwohner; sie waren es nicht einmal mehr für die reine leidenschafftlose Bildung io für Wahrheit und Recht. Wer imer in dieser Zeit viel Geselschafft sah und viel redte, gefahrete ganz gewüß, so sehr er sich auch den feinen Ton der schönen Tagen Roms und Griechenlands angewöhnt hatte, etwas davon zu verlieren. Das mag dem Herrn Chorherr Bremy selber begegnet syn, er 15 mag über diese Zeit villeicht gar oft Worte und Tournuren gehört haben, die das samfte Gefühl billiger, vätterlich, brüderlich und kindlich denkender Menschen in anderen Decenien sonst stoßten, aber jez zum Laut des Volks, ich sage nicht zum Laut des Pöbels, ich sage zum Laut des Volks geworden. Er mag villeicht in diser 20 Unglükszeit auch viel solche verhöhnende, wegwerffende, schonungslose, Wahrheit und Recht persiflirende, und Leidende und Unglükliche krenkende Worte gehört haben; [sie] waren in dieser Zeit gemein, wie jederman sich die Fehler der Zeit leicht angewöhnt. So mag es gekomen syn, daß der Herr Chorherr selber 25 innerlich zu den Ansichten kam und an der Gemüthsstimmung theilnahm, die es ihm möglich machten, das unverschandte Persiflage gegen mein Haus und gegen meine Lehre, das er mir in den Mund legt, an den Herrn Ratherr Vogel zu adressiren, und daby noch zu glauben, er habe gar nichts Unrechtes damit gethan. 30 Das ist aber eben das Allereigentlichste der Unglükszeit, aus der wir heraus syn sollten, aber im Geist und in der Wahrheit noch nicht heraus sind, daß wir, was wir auch imer thun, einander zu plagen und zu krenken, das göttlichste Recht zu haben [glau-

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ben]. Jeder schrie in diesen Tagen Aug um Aug, Zahn um Zahn, aber keiner, keiner wollte der gewesen [sein], der dem anderen zuerst das Aug ein- und den Zahn ausgeschlagen. Wenn du selber [es] gethan hast, du glaubtest nicht weniger; ich weiß es, wir 5 lebten in diesen Tagen auch ein paar Stunden in dieser Verwirrung dises Unglükszeitgeist. Wenn der arme Tropf, dem du die Hand eben aufs Maul geschlagen, noch eben blutend vor dir stünd, du meintest und ließest es dir nicht ausreden, du habest ihn mit keinem Finger berührt, und er blute nur, weil er sich sello ber mit seinen eignen Neglen verkrazt. Du hatest jez nicht mehr deine Meinung, Du hatest [die] deines Hauffens, und der andere hatte die Meinung des seinen. Aber es ist für alle Ansichten des Lebens nichts zerstörender, als wenn deine Meinung über irgend etwas in die Meinung irgend is eines Menschenhauffens hinüber [geht], und die Ansichten, die by Herrn Chorherr Bremi unserthalben stattfeinden, sind ganz gewüß in die Meinung eines solchen Menschenhauffens hinüber[gegangen]; er könte sonst darin nicht so blind syn und nicht so hart handien. Er hat auch by seinem Parteyhaufen mit der Apostrophe 2o gewüß Ehr eingelegt und ihn recht con amore lachen gemacht. Es ist traurig, zurük zu denken, wovon wir hinausgegangen und wohin wir hinein gefallen. Es ist nicht möglich, daß der Herr Chorherr die Fanfaronade Ihres guten Raths hätte erfinden könen, ohne von dem Dämon [ergriffen zu sein]. 25 Es ist traurig zurükzudenken, die Aristocratie ist keinem hierin ** U n t e r s c h e i d zwüschen dem höheren, veredleten Man und dem niederen, unveredelten Man, und Ochlocratie und die Oligarchie sind Kinder des Unterscheid zwüschen an Seel und Leib stark-schlechten und schwach-schlichten Menschen. Jede 30 Revolution führt in ihrem Wesen zum Übergewicht dieser Starkschlechten. Und es ist unglaublich, wie sint diser [Zeit] die Anmaßungen der Schlechtheit größer geworden, als sie vorher waren, und wie der Thon dieser Anmaßungen, ich kan nicht sagen popularisirt, 35 ich muß [sagen] verallgemeinert hat. Wer in aller [Welt] hette vor der Revolution glauben könen, daß ein Chorherr der Stiffte sich in einer Angelegenheit, wie derjenigen unserer Stadt sich eines so empörenden Tons bedienen würde? Nein, denn aber wenn es so gilt, was würden Sie dazu sagen, wenn Niederer so

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zum Spaß für einmahl auch eingestünde, er feinde in den Zeitungsfragen alles und jedes vortrefflich und unübertrefflich, nur müsse er die Einrükung derselben in die Bürkli-Zeitung mißbilligen, und denn von dieser Ansicht ausgehend in Ihrem Ton, aber mit der ihm eignen Precision und den ihm eigenen Stacheln 5 ungefähr so zu Ihnen redte : «Ihr habt mit Euern Fragen freylich etwas recht Schönes gefunden und an den Tag gefördert, aber es sind nicht alle Leute so gescheit wie Ihr und ich, daß sie es gerade dafür erkennen. Der Wahrheitssinn und der ästhetische Takt, den wir beide und die 10 unsers gleichen besitzen, die Bauern im Kellenland und im Pfaffnauerwinkel, die die Bürklische Zeitung auch lesen, haben ihn nicht. Die armen Leute sind zu bedauern, daß sie nicht zu den begünstigtem Klassen gehören, die wie Ihr und ich zu aller Kunst und zu aller Weisheit des Lebens durch den Herrn Pro-15 fessor Steinbrüchel erzogen worden. Nun heißt es, Ihr sollt keinen dieser Kleinen ärgern, irrführen und schlechter machen, als er sonst ist, ich setze hinzu, es ist ein gewisses Wort und würdig, daß es von allen Zeitungsschreibern, die wie der Herr Bürkli eine kleine Welt zu Lesern haben, beherzigt werde. Wehe dem - 20 es wäre ihm besser u.s.w., Ihr habet übel gethan, mit Euern drey Dutzend Fragen einen so greulichen Lerm zu machen und in allen neunzehn Kantonen damit gleichsam an allen Thüren anzuklopfen und allen Wirthen, Weinschenken, Kaffeehaltern, Scherern und Hebammen das Maul über die Erziehung und uns 25 aufzuthun und sie zu vermögen, in ihren Scher- und Trinkstuben, in ihren Kramläden auszuposaunen, was die Pestalozzische Sache für ein elendes Ding sey. Ihr habt durch Euer Benehmen nicht bloß die Kleinen im Land, Ihr habt durch dasselbe auch die Politiker, die mehr als eine Alltagsnase haben, und die Geistlichen, 30 die ihre Pfarrgenossen für Kinder Gottes und für ihre Kinder anerkennen, geärgert und ihnen gewiß keinen Dienst damit gethan, daß Ihr die armseeligen Streitigkeiten über die Erziehung wieder reg und gichtig gemacht habet, die Euere weise Regierung kaum gestillt hat. 35 Ihr habt Euer natürliches Übergewicht, das Ihr über die Pestalozzianer habt, zu voreilig ausgekramt, und verzeihet mir, daß ich es Euch unverholen sage, wer immer nicht nahe zu Eurer Clique gehört, findet eben nicht, daß Ihr mit Euern Fragen ein

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nachahmungswürdiges Meisterstück geliefert, und wenn Ihr es schon nicht selber saget, so bin ich doch überzeugt, Ihr wisset in Eurer Seele wohl, daß höchst achtungswürdige Männer auf Eure Schrift hin sich erklärt haben, sie wünschten, daß Ihre Euch 5 dieser Sache nicht angenommen hättet. Seht, Ihr habet vieles, Ihr habet alles, was aus Eurer Zeitungsunvorsichtigkeit entstanden ist, auf Euerm Gewissen. Hättet Ihr das, was Ihr dem Pestai. Institut zu beherzigen gegeben, selber beherzigt, und nach Eurem pag.43 gedacht, Ihr dürfet nur die 10 Wahrheit, so wie sie ist, sprechen lassen, sie habe ohne Zeitungsumtriebe Kraft genug, jede Bosheit zu entwaffnen, sie verbitte sich sogar jede solche Einmischung und fliehe unwillig vor jeder sie entehrenden Ausposaunerey, so hättet Ihr geschwiegen und anstatt Euern Fragen durch Euer Pamphlet ein noch größeres is Publikum zu geben, sie zurückgenommen und bereut. Ihr habet Euch durch diesen Schritt von allen Unpartheyischen den Verdacht zugezogen, Ihr wollet die Ansichten Niederere nur ü b e r s c h r e y e n und v e r s c h r e y e n , das macht Euch by den Verständigen keine Ehre. Wenn Niederer Euch auch Unrecht gethan hat 2o oder hätte, so hättet Ihr nie zu solchen Maßregeln Zuflucht nehmen sollen. Ihr hettet wieder nach Euch selbst p.43 beherzigen sollen: Das Unrechtleiden, wenn es als ein heiliger Samen Gottes auf gutes Erdrich fallt, verschafft eine Gleichmuth, die sich auch vor 25 dem bloßen Schein hüttet, Böses mit Bösem zu vergelten. Ihr habet nach Euch selbst Euere Wiedersacher d u r c h E u r Ben e h m e n darauf aufmerksam machen sollen, daß der edle Unrechtleidende die größte Vergeltung darin feinde, f r e y v o n S c h u l d zu syn. Hettet Ihr das gethan, hettet Ihr also r u h i g 30 ohne Zeitungsassistenz und ohne Zeitungsgeschry und dergleichen Euere Ansicht verfochten, Ihr hettet viele gewunen, Ihr hettet viele erbaut, denen es jez selber weh thut, Euch sagen zu müssen, Ihr habet durch Euere Fragen, deren Manier Euch gewüß nicht durch eine gute Erziehung bygebracht worden, Eurer 35 Sache einen häßlichen Fleck angehängt. » So könnte Niederer in Erwiederung der ehrbaren Rede, die Seine Hochwürden an das Pestalozzische Institut addressirt, mit ihm reden, wenn er auch den Innhalt seiner berüchtigten Fragen ganz wahr fände, und die Manier derselben mit der Gerechtigkeit

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übereinstimmend fände. Da aber dieses durchaus nicht ist, so wird er mit ihm reden, wie er es thun wird, und ich denke, so, daß von allen Leuten, die uns auch nur halb kennen, niemand in Versuchung gerathen wird, weder mich, noch Kriisi, noch Göldi oder irgend ein Mitglied unsers Hauses für den Verfasser derselben 5 anzusehen, und uns weder die Ehre noch die Schuld seiner Antwort zuzuschreiben, wenn auch schon Herr Niederer sie abermal im Namen des Pestai. Instituts unter- und überschreiben würde. So sehr ich indessen Seiner Hochwürden sein obiges Persiflage ohne Verletzung der Wahrheit und des Rechts also zurückgeben 10 könnte, mit der festen Überzeugung, daß es auf das Benehmen Seiner Hochwürden fast in allen Linien in eben dem Grad vortrefflich paßt, wie es durchaus nicht auf meine Lehrer und mein Haus paßt, so thäte ich es doch in keinem Fall gern, und es würde mich ganz gewiß eine Art von Wehmuth über das Unglück meines 15 Vaterlands und selber über die Ursachen der diesfälligen Verirrungen Seiner Hochwürden anwandeln. Ich entschuldige den Mann, den ich wegen seinem Benehmen gegen uns anklagen muß, vielleicht mit mehr Begründung und mit mehr Wahrheit, als einige seiner Freunde selber. Er ist durch den Gang seines Lebens 20 und seiner Umgebungen mit der höchsten Gewalt, mit denen sinnliche Eindrücke auf die Menschennatur wirken, dahin gebracht worden, zum voraus selber, ehe noch Niederer's Corpus delicti in seine Hände gefallen, zum voraus geneigt zu seyn, der Pestai. Schule Leute inwohnend zu glauben, auf die eine Straf- 25 rede, wie er eine an unser Haus addressirt, passen müsse. Insoweit er also von diesem Wahn zum voraus befangen war, ist seine Predigt auch ein ganz unschuldiges Persiflage, so sehr auch in derselben ein fester und verhärteter Vorsatz, in seinem Wahn auf jeden Fall verbleiben zu wollen, durchschimmert. Auch der 30 Wille der Weisen ist nicht immer edel und frey; das Wort, das ich in meiner Jugend einmal gelesen Wir wollen dir den Willen machen, ich und Papa! kommt mir bis an mein Grab nicht mehr aus dem Sinn. Der Wille 35 so vieler Menschen ist ein gemachter Wille, und wenn je ein Wille eines Menschen ein gemachter Wille ist, so ist der Wille, den viele meiner Mitbürger in Rücksicht auf mich und mein Thun haben, ein so gemachter Wille. Der Anstoß, den die Revolution in ihrer

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Annäherung, in ihrem Daseyn, in ihrer Beendigung und in ihren Folgen auf die positive Lage und [die] Verhältnisse der Menschen gehabt hat und noch hat, hat ihn hervorgebracht und g e m a c h t , und wenn auch jezt schon bey vielen das Bewußtseyn der Ur5 sachen und selber das Daseyn dieses gemachten Willens verloschen, so bleibt er, obwohl in einer Art eines vornehmen Incognitos eingehüllt, doch in seinem Wesen so weit bis zur Steckköpferey, das anzusehen, einzusehen und zu glauben, was ihn ändern könnte, fest bestehen. 10 Man darf sich auch weder über das Daseyn dieses gegen mich gemachten Willens täuschen, noch sich die natürlichen und nothwendigen Folgen desselben verhehlen. Wäre er nicht da, wäre er nicht bis zur höchsten Verhärtung da geblieben, so wäre es ganz unmöglich, daß man in den zehn Jahren, in denen ich is nun, ich möchte sagen im Angesicht Europens mich mit einer der Menschheit eingreifenden Angelegenheit beschäftigt, in meinen nächsten Umgebungen die Augen also vor meinem Thun zuschließe und sein Maul darüber aufthun könnte, wie man dieses so notorisch und allgemein gethan. 20 Seine Hochwürden sind auch in der ganzen großen und bedeutenden Epoche, in der der Wille meines Vaterlands also gegen mich gemacht worden, durchaus nicht unthätig und unbelebt gewesen, im Gegentheil, sie waren schon damals in Rücksicht auf die hohe Weisheit der Fundamente unsrer ersten Finanzmittel 25 und auf die a l l g e m e i n e Gerechtigkeit ihrer Quellen, der Territoriallasten, mit mir eben so sehr im offenen Widerspruch, als sie es jezt über den Werth von Niederere Schutzschrift und seines historisch kritischen Beytrags zur Kenntniß unsrer Erziehungsunternehmung im Verhältnis der Zeitkultur sind. Die Umstände 30 und Verhältnisse, die unsern gegenseitigen Ansichten damals Gewicht gab, sind freylich jezt verschwunden, aber das Angedenken an meinen diesfälligen Wiederspruch ist Seiner Hochwürden so gewiß geblieben, als mir das Angedenken an den seinigen. Und es ist gar wohl möglich, daß die durch seine Handlungsweise er35 probte Neigung, uns nicht wie eine in gleichen Rechten mit ihnen stehende politische Party, sonder wie eine an sich in tieffer Erniedrigung dastehende und zum voraus verurtheilte Volksparty anzusehen, großen Einfluß auf sein würkliches Benehmen gegen uns gehabt, und er in Gefolg dieser neumodisch republicanischen

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Ansichten dahin gekomen, unsere Meinungen, Wünsche und Ansprüche mit der schnöden Wegwerffung zu behandlen, wie er würklich gethan, und es als eine Art von Integritetshandlung seiner Hoheitsrechten gegen uns anzusehen, mit uns über unsere Ansichten, Vorschläge, Grundseze und Endzwekke nicht einmahl 5 einzutreten und hingegen durch organisirte Verschreyungsmittel dem Einfluß und der Verbreitung dieser Ansichten, Grundsäzen und Endzwekken in bester Form Einhalt zu thun. Ich habe indessen, da Seine Hochwürden mit ihren Fragen den Kopf so hart an die Wand gestoßen, denoch gedacht, es möchte 10 ihm jezt doch ein kleines Licht über seinen diesfälligen äußern positiven und ineren Seelenzustand aufgegangen seyn, und er möchte doch anfangen einzusehen, daß seine diesfällige Glaubensreinheit, so wenig als seine diesfällige Willensheiligkeit die tiefere Prüfung einer wahrhaft theologischen, aber auch wahrhaft juristi-15 sehen Fakultät aushalten möchte. In Rücksicht auf die Sache selber und auf die damalige Ungleichheit unsrer politischen Meinungen glaube ich indessen, wir hetten uns wohl verständigen können; wir haben gewiß beyde das Gute für unser Vaterland wollen. 20 Aber so, wie ich es jezt ansehe, scheint mir, ich habe bey meinem Benehmen die Ansprüche der Menschennatur ohne genügsame Rücksicht auf ihr Verderben ins Aug gefaßt, so wie Seine Hochwürden in Rücksicht auf die Ansprüche des positiven Zustande das nehmliche gethan, und ihn nicht mit genügsamer 25 Rücksicht auf sein Verderben ins Aug gefaßt. Es scheint mir, ich habe der Menschennatur durch Mittel zu ihrem Recht verhelfen wollen, die ich mit dem wirklichen sozietätischen Zustand nicht in genügsame Harmonie zu bringen im Stand war, und hinwieder Seine Hochwürden, daß er den sozietätischen Zustand durch 30 Mitteln in seinem Statu quo erhalten wolle, die er eben so wenig mit den würklichen und wesentlichen Ansprüchen der Menschennatur in Übereinstimmung zu bringen im Stand war. Dem sy jez, wie ihm wolle, die Revolution ist vorüber. Aber wir hatten in derselben entgegengesezte Ansichten, und die Ur- 35 sachen, die Ansichten und Folgen davon sind auf beyden Seiten in unserer Seele nicht ausgelöscht. Wir haben von dieser Seite beyderseits noch einen g e m a c h t e n und keineswegs einen ganz reinen und ganz unschuldigen Willen.

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Ich bin auch für mich diesfalls wirklich gewöhnlich auf meiner Hut, und wenn mir etwa auch ein Wort entfahren sollte, darin ich durch diesen Gemüthszustand zu weit geführt worden wäre, so denke ich, der Herr Chorherr könnte und würde mir das nicht allzu hoch aufnehmen, so wie ich es auch Seiner Hochwürden gar nicht hoch anrechne, daß er bey der Erscheinung der Niederer' sehen Schriften ein wenig außer Fassung gekommen. Wo die Massa einer Stadt wie diejenige meiner Vaterstadt ob mir verirret, da fällt auf das Individuum, das an der Verirrung theilnihmt, gar eine kleine Portion Schuld. Man muß sich auch, wenn der Irr- und Köhlnerglauben bey einem solchen Individuum auch bis zur Steckköpferey geht, nicht sehr darüber verwundern, noch viel weniger es einem solchen verargen ; am allerwenigsten aber muß man gegen eine, einem solchen Menschen zur fixen Idee gewordene, Ansicht Sturm laufen. Die Heilung von derselben ist in einem solchen Fall nur von der alle Verirrungen heilenden Zeit und dem Wechsel der Umgebungen zu suchen, die uns in einem andern Licht erscheinend, unsere Irrthümer eben so sehr hervorbringen, als sie sie denn später wieder auslöschen. Darum wollte ich auch, wenn ich schon Gelegenheit dazu hätte, Seine Hochwürden nicht einmal von den Ansichten zurückzulenken suchen, zu denen er in seinen nächsten Umgebungen, wie sie ihm seit 15-16 Jahren in großer leidenschaftlicher Belebung vor die Sinnen gekommen, nicht einmal [ihn] ablenken. Ich begreife gar wohl, daß er dahin [hat] kommen müssen, mich anzusehen, wie er mich ansah, und seine Strafpredigt an mein Haus so natürlich für eine rechtmäßige und passende Handlung gegen dasselbe anzusehen, als der ** Richter in Lilliput das [tut], der für die rechtmäßigste Sach von der Welt ansieth, die U n t e r t h a n e n seines Fürsten, die einmahl über die hochfürstliche Dienerschafft, wie er glaubt, mit U n r e c h t geklagt, jezo noch, wenn sie in einer Sach zu ihm komen, mit harten, rohen Worten anzufahren und ihnen allfählig, eh sie ausgeredt haben, die Thüre zu weisen. Bleib der Herr Chorherr auch nur in seinem Wahn, ich will ihn nicht davon ablenken; ich möchte ihm sogar die schicklichsten Mittel angeben, wie er mit Ehren in demselben verharren könne. Wenn ich mit ihm im Verhältnis wäre, ich würde ihm rathen, Zeugen gegen lins, und wenn auch nur für den Anschein

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der Wahrheit seines Wahns, aufzusuchen; er würde an den Orten, wo er sie kommlichkeitshalber wahrscheinlich zuerst suchen würde, immer zehn Menschen finden, die gerne wider uns, wo einen, der gern für uns Zeugnis geben würde. Das Wort, das ehemals vor dem Schwörtage in Zürich den Bürgern, die nicht 5 huldigen würden, durch den Stadtherold, der den Knaben Rappen austheilte, verkündet worden, paßt in dieser Rücksicht vollkommen auf uns; es lautet also : Thäte i h m jemand etwas, So richtet man ihn n i c h t ; Thäte er aber jemand etwas, So richtet man i h n zum höchsten!

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Es fehlt Seiner Hochwürden nicht, wenn auch nur ein par solcher Fehler gegen uns vorhanden; er findet dafür Zeugen. Er suche sie also, wir unterwerfen uns ihrer Aussage; in zweyer oder dreyer 15 Zeugen Mund soll für ihn gegen uns alle Wahrheit bestehen. Er beweise uns also durch zwey oder drey rechtliche Männer nicht einmal, daß die G e s a m m t h e i t unsrer Lehrer, sondern, daß auch nur zwey oder d r e y unsrer wirklichen Lehrer Leute seyen, an die man diese Strafpredigt, ohne sich selber zu kom- 20 promittiren, persönlich addressiren dürfte. Wenn Du Gelegenheit hast, so sage ihm, ich wolle ihn darin nicht einmal übereilen, ich wolle ihm zu seiner Beweisleistung Zeit geben bis an Sylvester; aber wenn der Neujahrstag gefeyert und der Bächtelistag und mein Geburtstag vorüber, und er ihn bis denn nicht leistet, - denn 25 will ich - was will ich denn ? - Ich will ihm denn mit zehnfachen Zeugen beweisen, daß mein Haus by aller Fryheit und Selbststendigkeit der Meinungen, die die Mittglieder gegenseitig unter einander behaupten, denoch ein Haus der Liebe, der Schonung und des Friedens ist, wie man wenig, und vielleicht keines findet, 30 das innert seinen Mauern eine so große Anzahl Menschen vereinigt. Ich will ihm denn beweisen, daß sich unter meinen Lehrern, an die er seine Strafpredigt richtet, Männer befinden, die sich in Menschenfreundlichkeit, in Kinderliebe, sowie in unbefangener, leidenschaftsloser Ansicht aller Dinge, in einem bescheidenen und 35 schonenden Benehmen gegen alle und jede vor tausend andern, selber von diesfalls unbescholtenen Männern unterscheiden und

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auszeichnen, wie sie Seine Hochwürden in feiner Kultur, in litterarischen Kenntnissen und Lebensgewandtheit von tausend anderen unterscheiden und auszeichnen. Dieser Schritt, wenn er seyn muß, wird dann, denke ich, für 5 Seine Hochwürden doch ein Heilungsmittel der alles heilenden Zeit seyn und ihn mir und meinem Haus näher bringen. Sollte aber auch dieser Schritt fehlen, sollte auch er unüz syn, so wird er doch das letzte Wort seyn, das ich dieser Sache halber mit Seiner Hochwürden verliere, und auch die einzige Rache, die ich 10 des Schadens halber, den er mir durch seine Handlungsweis gethan, an ihm nehmen werde. Siehe, Lieber, ob die Pestalozzianer, wenn sie es sind, das heißt, wenn sie mir folgen, so böse Leute sind! Auf Wiedersehen über acht Tag!

124 E n t w u r f s t e l l e einer Z u s c h r i f t an Bremi Doch jezt über Ihre Schrift selber. 3. Sie beschweren sich über Herrn Niederer, er habe so und so etc. : an Ihnen gehandelt, und Sie handeln an ihm so und so, - als ob sie nicht die Wahrheit gebe, weil mein Thun seine Darstellung 5 der Ideen nicht erreicht, und ich werde angefallen, als ob ich nicht leiste, was ich soll, weil ich nicht leiste, was er sagt und zeigt, was die Ideen anspricht. Und doch auf der einen Seiten hat Niederer in seiner Darstellung der Ideen ganz recht; auf der anderen Seite ist offenbar wahr, daß ich mit allem meinem Bestre-10 ben nicht dahin komen konnte, alles zu leisten, was zeigt, daß die Ideen zu leisten fordert und möglich macht.

Erklärung gegen Herrn Chorherr Bremi's Drey Dutzend Biirkli'sche Zeitungsfragen Von Pestalozzi.

Wird mit Hn. Niederer's Rechtfertigung zugleich ausgegeben. Sub judice Iis est. Horat.

Iferten 1812

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D a r l e g u n g e i n i g e r diese B o g e n b e l e u c h t e n d e r U m s t ä n d e und T h a t s a c h e n . Nachdem die öffentliche Meinung über meine pädagogischen Bemühungen in meinen nächsten Umgebungen schon seit langem 5 durch allgemein o b e r f l ä c h l i c h e , aberdabey ö f f e n t l i c h e Beurtheilung sowohl, als durch l e i d e n s c h a f t l i c h e und stille, aber bestimmt v e r l ä u m d e r i s c h e Insinuationen von Menschen, die meinen Bemühungen sowohl als meiner Denkungsart pers ö n l i c h ungünstig sind, zu meinem größten Nachtheile irre gelo führt worden, glaubte ich, durch die B i t t e , um öffentliche U n t e r s u c h u n g meiner Erziehungsgrundsätze und meiner Anstalt, S c h u t z gegen die drückenden Folgen dieses oberflächlichen und feindseligen Benehmens zu finden. Aber ich hatte das Unglück, daß die Commissarien der Regierung, die für diese Unter15 suchung beauftragt wurden, weder in eine t i e f e r e Prüfung meiner Grundsätze, noch in eine g e n u g t h u e n d e Erforschung der eigentlichen Erziehungsweise meines Hauses eintraten, sondern zum Theil selber von der Oberflächlichkeit der, über beydes allgemein statt findenden Zeitmeinungen befangen, durch ihren 2o Bericht den Nebel, hinter welchem Irrthum und böser Wille mich in Gefahr gebracht, durchaus n i c h t z e r s t r e u t e n , sondern vielmehr in gewissen Punkten ihn noch so weit v e r d i c k t e n , daß ein pfiffiger, menschenfeindlicher Mann in ihrem Bericht selber G e l e g e n h e i t und M i t t e l fand, meine Grundsätze und 25 Bemühungen in der göttingischen Zeitung, fast mit ihren eignen W o r t e n auf das allertiefste zu entwürdigen, und der Mißkennung und Verläumdung auf eine Weise Preis zu geben, daß ich mich durch die offenbaren Folgen dieses Berichts aus dem R e g e n in die T r a u f e gefallen sah. 30 Als offiziell fand der Bericht allgemein Vertrauen, und gab dadurch der göttingischen Rezension, unter den o b e r f l ä c h l i chen, alles leicht hinnehmenden Z e i t m e n s c h e n das bedeutendste Gewicht. Meine Lage war jetzt in vielen Rücksichten mehr als je ge35 fährdet und kränkend bedrückt. Da ergriff Niederer, der mehr als zehn Jahre Zeuge und Theilnehmer meines Thuns ist, die Feder, sowohl um das im offiziellen Bericht mangelnde L i c h t über das Wesen meiner Grundsätze und Mittel zu v e r b r e i t e n ,

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als auch die I r r t h ü m e r des Berichts und die V e r l ä u m d u n g e n der Rezension zu widerlegen. Er schrieb sowohl über das Erste, wie über das Zweyte k l a r , b e s t i m m t , aber l e b e n d i g und k r a f t v o l l ; er schonte der Verläumdung, die mich e n t e h r t e , nicht, er schonte dem Irrthume nicht, der mich u n t e r g r u b . E r 5 schrieb als Freund in der Noth und nahm die hochherzige Sprache aller kraftvollen Männer, die die bedrohte Wahrheit gegen die Anmaßungen des Irrthums, und die leidende Unschuld gegen das Gift der Verläumdung beschützen, an. Er wog seine Worte nicht auf der Tageswage, mit der in der Hand in unsrer Zeit sich klein-10 liehe Schwätzer über kernlose Schalen so oft groß machen. Er war gegen seine Neigung jetzt p o p u l ä r und redete mit dem Volke, das meinetwegen irre geführt ward, in einer Sprache, für die es Ohren hat, und mit Worten, die es versteht. Er wollte mich retten, und er hat mich gerettet; aber was immer seiner gerechten Sache 15 in dem Wege stand, das schonte er nicht, und konnte es nicht schonen. Er war streng und mußte streng seyn, oder seinen Zweck verfehlen. Einige Ausdrücke hätte er mäßigen können, und ich wünschte, daß er es gethan hätte, aber wer wird, wer soll, wenn er das Meer in seiner K r a f t empört sieht, nur den S c h a u m b e - 20 a c h t e n , der leicht auf seinen Wellen herumschwimmt? Das hat Herr Chorherr Bremi gethan. Wer wird nicht lieber die H ö h e d e r W e l l e n beachten und die T i e f e zu Herzen nehmen, die ihnen zu Grunde liegt ? Das hat Herr Chorherr Bremi nicht gethan. Im Gegentheil, wie wenn das Recht d e r e r , f ü r d i e Niederer 25 redete, wie wenn die W a h r h e i t e n , die er begründete, und die T h a t s a c h e n , die er beurkundete, selber dieser n i c h t i g e S c h a u m wären, beachtete Sr.Hochwürden nur einige Kraftausdrücke des Unwillens und der Empörung, die bey dem Zweck seiner Schrift in dem Drang der Umstände, denen er entgegen 30 arbeitete, in der Wichtigkeit und Heiligkeit seiner Sache ein gerechtes Fundament haben, und bey jedem unbefangenen, billigen Mann mehr als Entschuldigung finden, und machte ein L a n d g e s c h r e y ob diesen A u s d r ü c k e n , wie wenn Niederer damit das Vaterland in Brand gesteckt, und alle Studenten unsrer 35 Collégien von der ihnen durch eine bessere Führung angewöhnten F e i n h e i t d e s L e b e n s abgelenkt und zu s i c h in den niedern Sumpf seiner unübertrefflichen Ungezogenheit herabgezogen hätte.

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Indessen hätten die Mittel, die der Hr. Chorherr angewandt hat, dem guten Ton im Lande seine E h r f u r c h t zu bezeugen, mich nur lächeln gemacht, wenn sie nicht die Lage, in die mich die O b e r f l ä c h l i c h k e i t des Zeitgeists in der Ansicht meiner 5 Angelegenheit, die S c h w ä c h e des offiziellen Berichts und die B o s h e i t des göttingischen Rezensenten schon gestürzt, noch unendlich drückender gemacht hätten, als sie vorher war. Diese bestimmte Lage ist es, warum ich sein Benehmen nicht mit Stillschweigen übergehen kann. Se. Hoch würden der Hr. Chorherr 10 hat alles gethan, mich in dieser Lage auf das äußerste zu treiben. E r hat Maßregeln ergriffen, die alle Eltern meiner Zögünge, die nicht im Stande sind, das Wesen meiner Ansichten zu beurtheilen, f ü r ihre K i n d e r nothwendig in einem Grad besorgt machen müssen, wie sie selbst der göttingische Rezensent nicht besorgt is machen konnte. Er hat die Feuerworte Niederer's, die Worte eines Moments sind, dem Publikum, gleichsam als wären sie der Teig, aus dem Niederer mit allem, was er an Leib und Seele ist, z u s a m m e n g e k n e t e t und g e f o r m t sey, in die Augen fallen gemacht. Er hat sie nicht nur auf eine auffallende und gewiß 20 nicht sehr edle Weise aus ihrem Zusammenhang gerissen, und in einen Galimatias zusammengestellt, daß Niederer jedem Menschen, der sie so liest und Hrn.Bremi's Worten glaubt, als der elendeste Mensch, der auf Gottes Erdboden herumkriecht, in die Augen fallen muß, sondern Er erklärte noch diesen Galimatias 25 als N i e d e r e r ' s S p r a c h e , und schrieb dann diese Sprache der Gesammtheit der Lehrer und Schüler unsers Hauses - dem I n s t i t u t zu. E r begnügte sich nicht, die Verschreyungsfragen gegen dasselbe in den Kreis von Menschen zu werfen, die über das Für und Wider, das in jeder Streitangelegenheit statt hat, nicht 30 ganz stupid und taktlos sind. Er warf sie in den Kreis des ungebildetsten, niedrigsten Volks, und brauchte dazu die Bürkli'sche Zeitung, die, weil sie - allgemein und stark, wie keine andre schweizerische Zeitung, gelesen wird, und indem sie seit Jahren die G u n s t und G n a d e fand, mich und mein Thun nicht nur 35 p e r s i f l i r e n , sondern wörtlich und namentlich p r o s t i t u i r e n zu d ü r f e n , ihre Leser zum voraus in seinem Sinn gegen mich und mein Thun eingenommen fand. Die grellste Wirkung, die ein feindseliges Gemüth gegen mich und mein Thun beabsichtigte, konnte bey diesen Maßregeln nicht fehlen. Noch fielen sie in eine 9 Pestalozzi Werke Bd. 23

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Zeit, die den Revolutionsleidenschaften und dem Zeitpunkt nahe steht, in welchem ich persönlich besonders von den Partisans dieser Zeitung in allem meinem Thun nicht nur nicht v e r s t a n d e n , sondern in ihrem Urtheil nach tief unter die geringste, rechtliche Schätzung meines Werthes h e r a b g e s e t z t worden 5 bin. Unter diesen Umständen ist es, daß Herr Chorherr Bremi meine Erziehungsweise und meine Anstalt auch dem niedrigsten Gesindel des Landes, als in ihren Grundsätzen v e r w e r f l i c h , in ihren Mitteln s c h l e c h t , und in ihrer Bedienung u n t e r a l l e r K r i t i k erscheinen machte, und es mit einem C h a r l a t a n s - 1 0 s c h l a g dahin brachte, daß Narren und Schälke im Land laut und zu ganzen Haufen v e r s p o t t e n , was die Weisen im Land noch kaum angefangen haben zu p r ü f e n , und die Masse des von der Natur meiner Methode und Grundsätze ununterrichteten Volks nothwendig glauben muß, wir seyen mit Vorwissen und 15 Einwilligung des Vaterlands gleichsam g e ä c h t e t , und nicht anders kann, als uns, wo es uns antrifft, als Leuten begegnen, die öffentlich verrufen, gegen niemand mehr Anspruch auf ein anständiges Betragen machen dürfen; auch haben wir diese natürlich zu erwartenden Folgen einer s o l c h e n ö f f e n t l i c h e n Ver-20 schreyung schon wirklich erfahren. Wenige Tage nach der Erscheinung dieser Fragen erlaubte sich ein deutscher Schweizerbauer auf das Fundament derselben in Neuenburg ein sehr unanständiges Benehmen gegen einen meiner Lehrer. Ich berichtete dieses nach Zürich, und hatte es 25 gern, daß Hrn. Chorherr Bremi der Vorfall, der ihm über die natürlichen Folgen seiner Zeitungsunvorsichtigkeit Licht geben konnte, zu Ohren kommen mochte; das geschah auch. Mein Freund, Hr. Rathsherr Vogel, ergriff diesen Anlaß, ihm das U n r e c h t dieser öffentlichen Beschimpfung fühlen zu machen. Das 30 war so leicht nicht. Der Schritt meines Freundes veranlaßte eine Correspondenz zwischen ihm und Hrn. Chorherr Bremi, darin der Letzte mit gänzlicher E l u d i r u n g der Wünsche des Ersten, jetzt noch den b e l e i d i g e n d e n Fragen der Zeitung, das ganze Personale meines Hauses b e s c h i m p f e n d e V o r s c h l ä g e bey-35 fügte, und sich herausnahm, mir R a t h s c h l ä g e für die Führung desselben zu geben, d i e n u r e i n u n g e m ü t h l i c h e r u n d ü b e r m ü t h i g e r S p o t t v o g e l e i n e m v e r a c h t e t e n F e i n d zu g e b e n im S t a n d i s t . -

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Diese Correspondenz empörte mich weit mehr, als die Fragen, sie war nicht nur gegen mich und mein Haus, sie war auch gegen meinen Freund Vogel im höchsten Grad b e l e i d i g e n d , und wird auf immer ein Aktenstück eines s e l t e n e n S t y l s v o n einem 5 G e i s t l i c h e n u n d C h o r h e r r n g e g e n ein M i t g l i e d des t ä g l i c h e n R a t h s der S t a d t Z ü r i c h s e y n u n d b l e i b e n . Doch, so wie diese Fragen, also hätten auch die Briefe in der Übereilung Sr. Hochwürden einige Entschuldigung finden können : aber wer hätte geglaubt, daß der Hr. Chorherr es wagen 10 würde, diese noch zu p u b l i z i r e n ? E s brauchte hiezu eben den Mann, der es wagte, durch eine erneuerte Ausgabe seiner Fragen ihnen den Charakter einer b e s t i m m t e n A n k l a g e zu geben. E r hat aber auch dadurch die Lage der Sachen auf eine entschiedene Art verändert, is Ich habe bisher geschwiegen, und wollte es Niederer überlassen, den Kampf mit Hr. Chorherr Bremi allein zu bestehen. Allein da dieser mit seiner Klage nicht gegen Niederer, sondern gegen mein Institut noch e i n m a l ö f f e n t l i c h auftritt, so bin ich genöthiget, auch durch einen öffentlichen Schritt den weitern Folgen Einhalt 2o zu thun, die das Benehmen Sr. Hochwürden ferner auf mein Haus haben könnte. Ich habe diesen Schritt auf alle Weise ausweichen wollen, und ich hoffte zuverlässig und lange, da die Anstöße gegen Wahrheit und Recht in den Fragen Sr. Hochwürden so groß sind, Sie werden bey ruhigerm Nachdenken über 25 unsern Gegenstand und über Niederer's angefehdete Schrift ihr Unrecht von sich selber erkennend, den Folgen ihres Schritts gegen uns durch eine f r e u n d l i c h e E r k l ä r u n g ein Ziel setzen. Ich habe auch diese Bogen, die ich schon vor mehr als einem halben Jahr nach Zürich gesandt, bis jetzt noch (in der Hoffnung, 3o sie fallen etwa einem Freunde Sr. Hochwürden in die Hände, der bey ihrer Durchlesung Gründe finden möchte, Sie zu der Erklärung zu bewegen, die wir allein suchten), so lange nicht publizirt. Da sich aber auch keine Spur zeigte, die uns Hoffnung machen konnte, zu diesem Ziel zu gelangen, sondern, da es vielmehr täg35 lieh mehr schien, Se. Hochwürden glauben sich in a l l e n S t ü k ken gegen uns in einem v o l l k o m m e n e n Recht, und da sie endlich sogar bey der Erscheinung der neuern Schrift von Hn. Niederer Ihren Vorsatz, diesen Streit in dem P e r s ö n l i c h k e i t s g e i s t , in dem s i e ihn a n g e f a n g e n , fortzusetzen,

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öffentlich erklärten, so sehe ich mich genöthigt, diese Bogen ohne weitere Nebenbetrachtungen dem Publikum anzuvertrauen, um ihm heiter zu zeigen, weß G e i s t e s K i n d die Fragen Sr. Hochwürden seyen; daß sie nämlich nicht bloß unsern Personen Unrecht thun, sondern daß sie alles Gute, das wir gemeinsam zu 5 stiften gesucht haben, und noch suchen, als das s c h l e c h t e s t e U n k r a u t mit seinen Wurzeln aus ihrem Boden rissen, u n d es d e r U n w i s s e n h e i t , d e r L e i d e n s c h a f t l i c h k e i t u n d d e m b ö s e n W i l l e n des Z e i t g e i s t s d a r g e w o r f e n , und sogar ihre letzte Erklärung über ihr dießfälliges Vorhaben 10 abermal in diejenige Zeitung gesetzt, die das Volksurtheil in unsern Umgebungen, über alles, was wir thun, schon so lange i r r e g e f ü h r t , und uns bey der in unserm Vaterland noch respektabeln Masse der Menschen, die die öffentliche Meinung bestimmen, immer e i n s e i t i g a n g e k l a g t , o h n e S p u r v o n 15 Wahrheitsliebe und P r ü f u n g verspottet, und unverhört gerichtet. Jetzt, nachdem dieses alles geschehen, ist es wahrlich nicht mehr Zeit zu s c h w e i g e n . Wir müssen unsre Angelegenheit nothwendig an ein h ö h e r e s Forum bringen, als dasjenige der 20 Bürkli'schen Zeitungsabonnenten war, und noch ist; wir thun es auch hiemit. Niederer legt seine A n t w o r t e n auf die Fragen Sr. Hochwürden und ich meine G e f ü h l e darüber vor dem P u b l i k u m und dem V a t e r l a n d nieder - wir sprechen an beyde mit Vertrauen. D a s g e r e c h t e Vaterland und das k o m p e t e n t e 25 Publikum richte! Wir dürfen im Streit für Wahrheit und Menschenbildung unser R e c h t nicht länger unter dem Scheffel der Personalitäts- und Lokalitätsansichten vergraben, und durch das geheime Feuer d i e s e r b e s c h r ä n k t e n Ansichten und ihrer Leidenschaften verzehren lassen. Mögen wir gegen beyde ansto- 30 ßen; mögen wir auch gegen den Götzen der Zeit, gegen den so geheißnen guten T o n , wenn nur nicht gegen die W a h r h e i t anstoßen; mögen immer Personalitäts- und Lokalitätsansichten uns selber als u n f r i e d l i c h und u n f r e u n d l i c h erklären! Wir wissen, daß wir Frieden wollten und noch wollen, aber auch, daß 35 die Personalitäts- und Localitätsansichten der Mittelpunkt aller wirklichen U n f r e u n d l i c h k e i t , alles U n f r i e d e n s und alles K r i e g s , und daß hingegen die Erhebung über diese Ansichten zu den Grundsätzen der Wahrheit und Gerechtigkeit der einzige

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Weg ist, zu einem wahren und dauerhaften F r i e d e n zu gelangen. Mit dieser Überzeugung gebe ich in Gottes Namen jetzt diese wenigen Blätter in die Druckerey, und erwarte ihren Eindruck mit Ruhe.

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Ein offenes Wort eines g e k r ä n k t e n a l t e n P a t r i o t e n an seine V a t e r s t a d t , das nicht gedruckt werden sollte, und jetzt doch gedruckt werden muß.

Indem ich nächstfolgende Erklärung einigen Männern meiner 10 Vaterstadt für einmal nur zu ihrer P r i v a t ü b e r l e g u n g zusende, drängt sich mir das Wort des Züricher Patrioten, A d a m N ä f s : «Ist denn kein braver Züricher mehr da, der die Ehre der Stadt, der ihr Panner rettet? » - fast unwillkührlich vor die Seele. Mitbürger! Wir haben freylich jetzt die Feinde nicht vor den 15 Thoren; unser Panner hängt sicher an seinem Nagel. Aber wir sind jetzt, wie wir es fast nie waren, selbst unsre Feinde! Ich schweige von vielem A n d e r n , und sage jetzt nur dieses: wir geben dem s c h l e c h t e n Mann gar oft ein leichtes Spiel gegen den Edeln! Wenn ein arger Paßquillant, wenn ein schiefer Kopf, 20 wenn ein niederträchtiger Achselträger einen Mann schimpft und höhnt, der das Erbtheil unsrer Väter : g e i s t i g e u n d s i t t l i c h e S e l b s t ä n d i g k e i t anspricht, so achten wir der Erniedrigung des L e i d e n d e n nicht, und gehen mit dem V e r l ä u m d e r , den wir als solchen kennen, Arm in Arm, als ob er unsere gleichen sey. 25 Unsrer selbst u n e i n g e d e n k , unsrer Väter u n w ü r d i g , und für unsre Kinder sorglos, lassen wir Verläumder und Schwächlinge die Stimme des Edlen ü b e r s c h r e y e n , der mit Kraft für uns selbst, für unsre Kinder, für Vaterland und Erziehung spricht. So tief sind wir gesunken. 30 Unsre größte Sorge ist bald diese, daß niemand von dem

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rede, was wir bedürfen, daß niemand das schildere, was wir sind, und niemand das glaube, was uns fehlt. Es würde mich bald nicht mehr wundern, wenn nächstens ein Fanfaron unsers Zeitgeistes öffentlich darauf antragen würde, daß wir in Zukunft einander das, was wahr und recht ist und 5 uns noth thut, uns nur noch in die Ohren zuküscheln, und hingegen den Verläumder und den Lügner an unsrer Seite über alles derb und l a u t sprechen lassen sollen, was ihn immer gelüstet. - Es würde mich bald nicht mehr wundern, wenn ein andrer solcher Fanfaron darauf antragen würde, eine Preisschrift 10 auszuschreiben: welches die besten Mittel seyen, dahin zu gelangen. uns selber je l ä n g e r je weniger zu kennen, und dabey zugleich zu bewirken, daß uns auch andre Leute je länger j e weniger kennen! Die Schrift müßte Mittel anzeigen, zu verhüten, daß wir über irgend etwas, das uns U n r u h e machen 15 könnte, je mit der W a h r h e i t berichtet würden, damit wir nie in den unglücklichen Fall kommen, irgend etwas, das wir allgemein treiben, als schlecht und schändlich anzusehen. Sie müßte auch bestimmt darüber Licht geben, wie es zu machen sey, daß durchaus kein Mann unter uns mehr a u f k o m m e n 20 könne, der sich um den lieben Nächsten so viel als um sich selbst b e k ü m m e r t . Und dann müßte sie auch heiter und klar machen, wie derjenige plötzlich p a r a l y s i r t werden könne, der, weil er sich anmaßen würde, über das allgemeine Wohl zu träumen, uns der f ü r c h t e r l i c h e n R e v o l u t i o n aussetzen könnte, die ein 25 e r n s t g e m e i n t e s S t r e b e n , uns zu bessern, in unsrer Mitte hervorbringen müßte. Eben so müßte sie besondere C o e r c i t i v Mittel gegen diejenigen aufstellen, die keinen Sinn und keinen T a k t dafür hätten, die S c h a n d e tief zu fühlen, die Tins eine solche Tendenz nach Besserung, und noch mehr die spätere Er- 30 scheinung ihrer Resultate zuziehen würde. Aber zu spät käme der Vorschlag des Fanfaron, zu spät käme die Preisschrift! Die Zeit, in der ihre Künste uns hätten helfen können, noch ein paar Stunden länger ungestört und unerschreckt fortzuträumen, ist verschwunden. - Die Glocke des Erwachens 35 hat geschlagen, der eitle Schein der alten Täuschung blendet jetzt nicht mehr; sein Flitterwerk steht bestäubt im erschütterten sinkenden Tempel. - Umsonst läutet sein g e ä n g s t i g t e r Küster um Mitternacht und am Mittag, in der Vesperstunde und am

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Morgen die s c h e r b e l n d e Glocke im v e r f a l l e n e n Thurm. W i r scheinen n i c h t mehr, was wir nicht sind, wir scheinen n i c h t s mehr, als das, was wir w i r k l i c h sind. Es ist heiter wie der helle Tag, der nie erlag. 5

Wer jetzt den Schaden Josephs nur p f l a s t e r n und nicht heilen will, der will, daß Joseph s t e r b e ; wer aber nur pflastern und nicht heilen kann, der lege seine Hand nicht an den Knaben, er trete aus dem Kreis derer, die für sein Leben zu sorgen werth sind. Die Ehre der Stadt und das Wohl des Landes rettet sich 10 jetzt, trotz jedem, der in Füttern stutzt, er sey auch, wer er sey, nicht mehr durch den S c h e i n g l a n z , der uns nur in den Tagen täuschen konnte, in denen ein trügendes äußeres Glück uns unser 15 Urtheil über uns selbst lang und lange gewaltsam e n t r ü c k t e . Die Ehre der Stadt und das Wohl des Landes rettet sich jetzt nur durch die A n s t r e n g u n g der Bürger zur sittlichen Erhebung ihrer selbst, und zur allgemeinen Beförderung einer soliden Geistes-, Kunst- und Berufsbildung. Diese sind jetzt die einzigen 20 Mittel, aus denen die Wiederherstellung auch nur des S c h a t t e n s unsrer alten Nationalwürde und Nationaltugend allein hervorgehen kann. Wenn aber jetzt auch diese einzige, uns übriggebliebene Quelle und Stütze unsers Wohlstandes und unsrer Ehre, durch den 25 Sanskülottismus tief greifender Verschreyungsmaßregeln selber auf das Höchste g e f ä h r d e t würde, und wir uns dagegen nicht nur g l e i c h g ü l t i g erwiesen, sondern auch noch d u l d e t e n , daß die Schandthat dieser G e f ä h r d u n g durch die Theilnahme des öffentlichen Ansehens b e d e c k t und u n t e r s t ü t z t würde, 30 sollte denn wohl ein Mann, der es mit dem Vaterlande treu meint, und über das, was vorgeht, nicht blind ist, das gute Wort des alten Näf's nicht in den Mund nehmen dürfen ? So dachte, so fühlte ich, als ich das that, und dieses treue Wort des alten Zürichbiethers einer Erklärung vorhersetzte, die mei35 nem Herzen wahrlich mehr noch durch die Liebe zu meiner Vaterstadt, als durch die mich in Privatrücksichten kränkenden Begegnisse, die sie immédiat veranlaßten, abgenöthigt worden sind.

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Meine E r k l ä r u n g über die Bremi'sch Bürkli'schen

Fragen.

1. In welch einem Lichte glauben Sie, Hochgeehrter Herr und Mitbürger! würde unsre Bürkli'sche Zeitung zum Vorschein kommen, wenn ein Mann mit dem Geist und der Gewandtheit, 5 die wir an Sr. Hochwürden, Herrn Chorherr Bremi, respektiren, ihre ungezogendsten Stellen auf eine Weise aus dem Zusammenhang reißen, und in ekler Nacktheit z u s a m m e n s t e l l e n würde, wie es Sr. Hochwürden beliebt hat, Niederer's Worte in seinen berüchtigten Fragen zusammenzustellen? 10 2. Fällt es nicht auf, daß die öffentliche Aufsicht auf die Nationalbildung und Sittlichkeit verpflichtet ist, einer Zeitung, d i e n e b e n d e m C a l e n d e r d a s e i n z i g e V o l k s b l a t t unsrer nächsten Umgebungen ist, f ü r ansteckende Pöbelhaftigkeiten keine e i g e n e F r e y h e i t u n d n i c h t m e h r S p i e l r a u m zu 15 g e s t a t t e n , als z.B. armen Schluckern, die Mäusegift verkaufen? 3. Oder ist es etwa nicht wahr - ist sie etwa nicht das e i n z i g e Volksblatt unsrer nächsten Umgebungen - und genoß sie etwa nicht eine lange, lange Zeit eine e i g e n e ganz originelle und seltene Freyheit f ü r - und Pöbelhaftigkeiten ? 20 4. Oder ist etwa unser V o l k geistig, moralisch, politisch und ökonomisch so u n v e r d o r b e n , so g e s u n d und so k e r n h a f t , daß die N i e d r i g k e i t es nicht einmal angreift, daß man ihm Pöbelhaftigkeiten, Wirthshauspossen und V e r l ä u m d u n g e n ohne Nachtheil und Gefahr auftischen und vorlegen kann ? Kann 25 es etwa nicht v e r f ü h r t , kann es etwa nicht mißbraucht werden? Ist es noch nie verführt, ist es noch nie mißbraucht worden? Oder mißbraucht etwa die Zeitung ihre Freyheit nicht, hat sie sie noch nie mißbraucht? 5. Oder weiß man etwa nicht mehr Alles? Will man etwa ein 30 R e g i s t e r , eine A u f z ä h l u n g ihrer - und lokkern Stellen - will man etwa eine h e l l e und g e n u g t h u e n d e Beleuchtung ihres Einflusses auf den prononcirten Volkssinn des l e t z t e n , und auch des vorletzten Decennium ? Nein - man will das gewiß nicht,

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man kann das nicht wollen! - Jeder Bürger, jeder Mensch, der die ersten Volksbedürfnisse mit Einsicht und Redlichkeit beachtet, kann hierüber nichts anders denken, als - das, was auffallt. 5 6. Aber ich bin ja nicht ihr Censor - es soll m i r genug seyn, zu fragen : Ist es denkbar, daß der edlere Theil meiner Mitbürger es mit Wohlgefallen ansehe, das diese Zeitung auch mich, so o f t sie d e r N a r r d a z u a n k ö m m t , vor den Richterstuhl ihrer m e r k w ü r d i g e n Kundsame ziehe, und auch die Kannengießer io im Kellenlande und Pfaffnauerwinkel zu R i c h t e r n meiner Ansichten und meiner Bestrebungen mache? 7. Ist es denkbar, daß der edlere Theil meiner Mitbürger es billigen könne, daß Männer, deren Wahlspruch: Odi profanum vulgus et arceo (Ich liebe den niedern Mann im Lande eben nicht is sehr, und halte ihn mir gern drey Schritt vom Leibe) bekannt ist, sich in ihrer Weisheit dieses Blatts bedienen, um den John Bull unsers Landes wider m i c h e i n z u n e h m e n , und für sich zu bestechen? 8. Ist es möglich, daß sie es billigen konnten, daß die Oration, 20 welche Se. Hochwürden Hr. Chorherr Hottinger an der Züricher Censur vor seinen Studenten gehalten, - und in welcher er alle e t w a s l e b e n d i g e n Bemühungen, das Studium der Erziehung zu vervollkommnen, von Commenius an bis auf unsre Zeiten, seinen Zuhörern als eitel, f r u c h t - und v e r d i e n s t l o s in die 25 Augen fallen gemacht hat, durch diese Zeitung im niedrigsten Sinne des Worts gegen mich popularisirt und einem Kreis von Leuten zur B e h e r z i g u n g und B e u r t h e i l u n g vorgeworfen worden ist, die durch diese Zeitung selber jeden Freytag, den Gott gibt, in Übung gesetzt werden, viele, sehr viele Dinge in der 3o Welt a b g e s c h m a c k t zu beherzigen, und a b g e s c h m a c k t zu beurtheilen ? 9. Und ist es nicht eben so zum Verwundern, daß auch Se. Hochwürden, der Herr Chorherr Bremi, es selbst nicht fühlte, seine Klage über den Mangel an g u t e m Ton in Hrn. Niederer's 35 Rede gehöre nicht in ein Blatt, das s c h l e c h t e n Tons halber, seines Gleichen in Europa noch suchen muß ? 10. Mußte es seiner Hochwürden nicht fast nothwendig zu Sinn kommen, daß, wenn er nur A n t w o r t e n auf seine Fragen hätte haben wollen, es für einmal g e n u g gewesen wäre, sie ganz

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einfach uns zuzusenden; ferner daß, wenn er mit denselben das Urtheil eines s a c h k u n d i g e n Publikums gegen uns stimmen wollte, sie in diesem Fall in ein ganz a n d r e s Blatt als in das Bürkli'sche gehörten; und endlich, daß überall die Einrückung derselben in diese Zeitung zu nichts anderm führen konnte, als 5 uns in unsern nächsten Umgebungen und bey Leuten zu verschreyen, die in d e r Angelegenheit, um die es zu thun ist, weder Se. Hochwürden noch mich verstehen, und zum Theil Niederer'a Buch nicht nur nicht gelesen haben, sondern auch wegen der nicht gehörigen Vollendung ihres ABCBuchs nicht einmal lesen 10 können? 11. Und finden Sie, Hochgeehrter Herr, nicht, man sehe es den Fragen ihrer Hochwürden bald an jeder Zeile an, daß Ihm dieselben nicht in einer Stunde ernster Weisheit und innerer Erhebung, ja nicht einmal in einer Stunde nüchterner Besonnenheit 15 und leidenschaftsloser Gerechtigkeitsliebe aus der Feder geflossen ? Oder ist es auch nur möglich, - wenn man dieselben von der ersten bis zur sechs und dreißigsten gelesen, und ihren Zweck, ihren Ton, ihre Form, ihre eigene Einseitigkeit und ihre originelle Kunst und Psychologie auch nur oberflächlich ins Aug' gefaßt, 20 und sich dabey das e i g e n t l i c h e W e s e n dessen, was zwischen Sr. Hochwürden und Niederer im Streit liegt, auch nur eben so oberflächlich im Großen und Allgemeinen mitgedacht hat, - nicht zu ahnen, daß der Herr Chorherr die H a u p t s a c h e , um die es zu thun, in seinen Fragen völlig unbeachtet gelassen habe ?! 25 12. Ist es auch nur denkbar, daß Se. Hochwürden beydes, den B e r i c h t und die S c h u t z s c h r i f t , mit besonnenem und ruhigem Ernst erwogen, und mit der T h a t s a c h e , die die Herren Commissarien zu prüfen hatten, so unbefangen v e r g l i c h e n , daß er mit einer Überzeugung, die eines Philosophen würdig ist, und mit 30 einer Salbung, die die Ansprüche höherer Ansichten und einer höhern Tendenz allein wahrhaft b e u r k u n d e n , es aussprechen konnte : Diese Herren haben ihrem Auftrag : meine E r z i e h u n g s weise in ihren Grundsätzen und in ihren Mitteln, in ihrem Geist und in ihrer Form, beydes als Methode und als Anstalt gründlich 35 zu prüfen, ein vollkommnes Genüge geleistet? 13. Können wir denken, Se. Hochwürden habe bey der Äußerung: der Unbefangene oder wie es im Zusammenhange nothwendig heißen muß: das u n b e f a n g e n e Publikum habe schon

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längst*) zum voraus darüber entschieden, daß der quästionirliche Bericht vorurtheilslos, einsichts- und kraftvoll, wahrhaft und wohlwollend sey - seine Worte als philosophischer biederer und unparteyischer Urtheilssprecher abgewogen? Mußte der Herr 5 Chorherr nicht fühlen, daß er hierin nur seine eigene Meinimg ausgesprochen, aber anmaßlich genug war, sie im Namen des unbefangenen Publikums vorzubringen ? Mußte er nicht einsehen, daß dieses Publikum seine Entscheidung nicht unbedingt mit frommem Glauben annehmen, sondern f ü h l e n werde, daß er 10 sich durch seine Äußerung zur vollendesten Prüfung dieses Berichts vor ihm anheischig gemacht? 14. Gewiß aber hat der Hr. Chorherr unter seinem u n b e f a n g nen Publikum doch auch ein - bei seiner Unbefangenheit c o m p e t e n t e s verstanden. Aber haben wir ein solches? Wo ist is es? Wo hat dieses Publikum sein dießfälliges Zeugniß niedergelegt? Wir haben es noch nicht gesehen, und wissen eigentlich nicht, wo wir es so in der Eil auch nur suchen müßten. Und so wenig wir auch die Competenz des I n l a n d e s für dieses Urtheil bestreiten, so halten wir doch dafür, die Unbefangenheit dessel20 ben werde sich früher im Ausland als in unsern nächsten Umgebungen aussprechen. 15. Oder sollen wir es etwa für eine offizielle Repräsentation der, von uns zum Theil bezweifelten, allgemeinen N a t i o n a l u n b e f a n g e n h e i t achten, daß Se. Hochwürden in seinen Fragen 25 ausgesprochen und durch sie beurkundet hat, es sey uns durch den Bericht der Hn. Commissarien nicht U n r e c h t geschehen; im Gegentheil - wir haben ihnen und dem g ö t t i n g i s c h e n R e z e n s e n t e n durch unsre Schutzschrift das größte U n r e c h t gethan, und sie aus leidenschaftlicher Verblendung und einer 30 eben so strafbaren als verachtungswürdigen Anmaßung ohne Ursache Und Recht schändlich und schamlos beschimpft, um das Publikum unsertwegen auf eine andre Meinung zu bringen, und gegen sie einzunehmen ?! ! ! 16. Müssen wir nicht im Gegentheil annehmen, Seine Hoch35 würden seye selber nicht auf dem, uns zur gehörigen Bef o l g u n g a n g e w i e s e n e n Weg einer ruhigen U n t e r s u *) Daß die Stelle also zu verstehen sey, erhellet aus dem Anfang der sechsten Frage des dritten Dutzends: «Glaubt das I n s t i t u i d a s P u b l i k u m w e r d e » etc. und aus dem Ende derselben: «hofft das Institut, d a s P u b l i k u m » etc.

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c h u n g , welche nur durch die Klarheit der Darstellung und das Gewicht der Gründe bestimmt wird, dahingekommen : die einzelnen M i ß t ö n e aus der H a r m o n i e , die in Niederer's Schrift herrscht, herauszuheben; einige Brausworte, die darin wie der Schaum auf den Wellen des empörten Meeres schwimmen, 5 den Bürkli'schen Zeitungslesern als das Wesen derselben anzugeben; und sie auf das Fundament des, von Sr. Hoch würden s e l b s t gemachten Gallimathias dieser Zusammenstellung - glauben zu machen, Niederer sey ein plumper, einfältiger, für das Geschäft der Erziehung unbrauchbarer Mensch; seine Einbildungs-10 kraft sey verdorben, sein Verstand geblendet, sein Gefühl abgestumpft; kurz er sey ein roher Prahlhans, der sich keiner Geschmacklosigkeit, keiner Indecenz schäme, dessen eitle Selbstgenügsamkeit aus jeder Zeile seiner Schrift hervorgucke, und sich sogar selbst in elender, weibischer Ziererey darin aus-15 spreche ? ! ! 17. Ich bitte Sie, Hochgeehrter Herr! Muß es einem unbefangenen Mann, der über Niederer auch nur ein einziges wahres Wort reden gehört, oder auch nur einen Aufsatz, auch nur einen Brief von ihm gelesen, nicht unbegreiflich vorkommen, daß Hr. 20 Chorherr Bremi d i e s e n Mann in der Zeitung also hat schildern dürfen, wie er es gethan ? Fällt es nicht auf, daß selbst ein gemeiner, schlechter Rezensent, wenn er in seiner Beschränktheit auch nur noch einigen Sinn und Takt für seine Stellung hat, es nicht wagen darf, den Verfasser eines Buchs, dessen Inhalt er auf seine 25 Wage nimmt, dem Publikum in einer s o l c h e n Verkehrtheit und Einseitigkeit in die Augen fallen zu machen ? Um wie mehr ist es sich zu verwundern, wie ein Rezensent, der auf höhern Edelsinn und auf eine höhere Kultur Anspruch macht, und zwar wirklich mit vielem Recht darauf Anspruch machen kann, es wagt, seine 30 Privatabneigung gegen einen Verfasser a u f e i n e so g r e l l e A r t vor dem Publikum auszusprechen? Hochgeehrter Herr! Wenn wir diese Fragen in diesem Gesichtspunkt ins Auge fassen, was müssen wir denken ? Trügt uns unsre Nase, wenn wir in denselben den Todesgeruch einiger neuer Rezensionslieferanten 35 riechen, die ihre eigne Kunst zu Grabe tragen, indem sie, anstatt den Geist ihrer Schriftsteller zu entfalten, sie als Kadaver auf das Theater bringen, um mit ihrem Todtenmesser in ihrem Fleisch und ihren Gebeinen herumzuwühlen, oder wohl gar, wie einige

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Neulinge auf der Anatomie, auch nur auf ihrer Haut herumzukritzeln? 18. Und, Hochgeehrter Herr, läßt nicht sogar die Form der Äußerungen Sr. Hochwürden selber einige Schiefheit in ihren 5 Ursachen, und etwas Zweideutiges in ihren Beweggründen ahnen ? Wenn Se. Hoch würden mit den Bürkli'schen Zeitungslesern redet, so darf man einmal nicht daran denken, sie habe selbige etwas zu f r a g e n . Man muß allerdings annehmen, sie habe ihnen etwas zu sagen. Wozu also die angenommene Fragform in ihren Äußeîorungen? Ganz gewiß ist die Form des Fragens für eine gute Rezension nicht die schicklichste. Hingegen kann man wohl begreifen, daß eine schlechte und verfängliche sich gar füglich in das leichte und trügerische Gewand oberflächlicher, und in das Wesen des zu rezensirenden Gegenstandes nicht eindringender 15 F r a g e n einhüllen läßt. 19. Aber Se. Hochwürden wollen wahrscheinlich ihre Fragen nicht für eine Rezension gehalten wissen, und hierin haben Sie ganz recht. Sie sind durchaus keine, sie sind ein V e r d a m m u n g s u r t h e i l , und zwar ein solches, das auf der einen Seite durch das 20 öffentliche und wohlgegründete Ansehen Sr. Hochwürden selber und durch das Gepräge des Ernstes, der Sittlichkeit und der Religiosität, das einige Nummern dieser Fragen an sich tragen, auf der andern Seite durch den bösen Zauber, mit dem das Blatt, darein sie eingerückt sind, auf den erniedrigten Volksgeist unsers 25 Landvolks wirkt, allerdings geeignet ist, den schlimmsten Zweck, den das feindseligste Gemüth gegen uns haben könnte, nicht zu verfehlen. 20. Das wollte Se. Hochwürden freylich gewiß nicht. Es denkt auch von unsrer Seite kein Mensch daran, daß sie dieses w o l l t e ; 30 aber wir fühlen es doch, daß dieses N i c h t w o l l e n die Natur der Fragen nicht ändert. Es ist Tins nur desto unbegreiflicher, daß Hr. Bremi in denselben eine S p r a c h e redete, wie wenn er diesen W i l l e n gehabt hätte; und überall, daß er sich von blindem Eifer hat verleiten lassen, sein B l u t u r t h e i l gegen unsre Personen, 35 gegen unsre Methode und gegen unsre Anstalt, wie er dieses in seinen Fragen ausspricht, in die Z e i t u n g zu s e t z e n . Konnte es Sr. Hochwürden einfallen, daß dieses g e m e i n e n R e c h t e n s seye ? Konnte sie es ihrer würdig achten, der innern Gehaltlosigkeit ihrer Fragen noch den Flitterglanz eines Heiligenscheins

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umzulegen, und selber in ein paar Zeilen dazu den unverkennbaren Ton der neuen, ganz politischen Zionswächter, der sich in der göttingischen Rezension und vorzüglich in Herrn Professor von Hallers «politischer Religion» so grell ausspricht, durchschimmern zu lassen ? Konnte sie endlich es ihrer würdig finden, 5 die sittliche U n a n s t ä n d i g k e i t und die bürgerliche U n r e c h t l i c h k e i t diese Einrückung in die Bürkli'sche Zeitung, s e l b s t gegen d a s B e d e n k e n d e r C e n s u r b e h ö r d e , und beynahe wider den Willen derselben, durch Hinzusetzung ihres Namens d u r c h s c h l ü p f e n zu machen? 10 21. Wir können eben so wenig begreifen, wie es Sr. Hoch würden hat entgehen können, wohin es in Tagen, die den so lebendigen Erscheinungen unsrer Revolutionsleidenschaften noch so nahe stehen, führen müßte, wenn Sie, ohne auf den Umstand, «daß namentlich ich Endesunterschriebener während diesem i5 Zeitpunkt vielleicht wie Niemand von den und durch die Partisans der B ü r k l i ' s c h e n Denkungsart angeschwärzt worden, daß auch zweytens, meine Methode und m e i n e A n s t a l t jetzt seit mehrern Jahren durch seine Zeitung bey ihren Lesern allgemein verschrien worden, Rücksicht zu nehmen, meine Anstalt 20 in e b e n d i e s e r Zeitung nicht nur als in ihrem Wesen schlecht und verkehrt, sondern auch ihre Lehrer als ungebildete untaugliche Erzieher und selber als schlechte Menschen, vor deren Thun und Lassen Männer von besserm Gehalt einen A b s c h e u haben müssen, in die A u g e n f a l l e n m a c h e n würde! » 25 22. Wir können nicht begreifen, daß Se. Hochwürden es sich nicht vorstellen sollen und müssen: das profanum vulgus, das mit diesen Fragen so unübertrefflich in Übereinstimmung mit den Meinungen, die ihm schon so lange gegen uns e i n g e b l ä u e t worden sind, bedient worden ist, werde von der Stunde ihrer 30 Erscheinung an, unsre ganze Erziehungsbemühungen nicht bloß für nichtig und vergeblich, sondern wirklich für verwerflich und strafbar ansehen! 23. Eben so wenig können wir begreifen, wie es Sr. Hochwürden hat entgehen können, daß Verschreyungsmaßregeln eines 35 vom Staat n i c h t v e r u r t h e i l t e n , bey ihm nicht einmal a n g e k l a g t e n , sondern von ihm wirklich öffentlich und offiziell belobten Erziehungsinstituts, gewissen, in der Revolution berüchtigten Verschreyungsmaßregeln, die damals auch gegen vom

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Staat nicht verurtheilte, und bey ihm nicht einmal angeklagte, sondern vielmehr noch in der öffentlichen Meinung allgemein belobte Stände und Individuen in öffentlichen, aber doch nicht durch die Censur hoheitlich autorisirten Papieren statt fanden, 5 wie ein Ey dem andern gleich sehen, und überhaupt mit dem sanskulottischen Thun und Lassen, dessen sich, in diesem Zeitpunkt, die am m e i s t e n a u ß e r F a s s u n g g e b r a c h t e n Mens c h e n schuldig machten, vollkommen übereinstimme! 24. Und als Se. Hochwürden den freundlichen Entschluß io nahm, uns durch die Bürkli'sche Zeitung aufzufordern, zu beherzigen, was Sie unserthalben fühle, konnte es ihr entgehen, wie sehr der Pöbelton der schlechtesten Volkssprecher der damaligen Zeit mit dem Ton dieser Zeitung übereinstimme ? Eben so auch, daß die elegante Welt unsrer Zeit Sie gar nicht in dieser Zeitung 15 suchen, und sich sehr wundern würde, Sie darin zu finden ? 25. Es ist zwar wie in ein fremdes Gebiet eingegriffen, und ich fühle, daß ich eigentlich kein Recht dazu habe, aber ich möchte doch fragen : warum Se. Hochwürden den guten Ton unsers jetzigen glücklichen Seyns, und unsrer neuen artigen Welt 2o mit diesen Fragen also habe stören mögen; und doch muß man Ihr noch dafür danken, daß Sie es zu einer Zeit that, wo unsere Damen nicht blaß werden müssen, wenn eine Stimme auf der Gasse laut tönt, und unsre Leute, wenn sie sich auch auf Tod und Leben zanken, sich nur Fäuste in dem Sack machen, und 25 gar nicht wie etwa Ländlerbauern damit hart und laut auf den Tisch schlagen. Die neue Welt hat sich dessen gar sehr zu erfreuen, und auch wir; wenn man uns jetzo auch noch so sehr über alle Maßen schlimm und laut verschreyt, so schlägt man uns um deßwillen doch nicht todt, und das ist schon viel in dieser bösen 3o Welt; und was das so allgemein und gewaltsam in unsrer Mitte getriebene Verschreyen anbetrifft, so sind am Ende schon so viel Leute ob uns verirrt, daß die g e m e i n e n dem Verschreyen mit Haut und Haar - con amore ergebne Bürkli'schen Zeitungsleser wohl auch mitlaufen mögen. 35 26. Eine eben so außer meinem Gebiet liegende Frage ist auch diese : Konnte es Sr. Hochwürden entgehen : die Publizirung seiner Fragen durch diese Zeitung mache mit dem öffentlichen Benehmen hoher Behörden und offizieller Verfügungen, zu sich der Methode wenigstens nähernden Schuleinrichtungen, einen a u f -

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f a l l e n d e n , ich möchte fast sagen, einen g r e l l e n Kontrast, und seye allerdings geeignet, die hohe Regierung selber vor ihren Untergebenen zu kompromittiren, und z.B. auch die treusten unter den guten Zürichbiethern dahin zu bringen, zu denken und vielleicht zu sagen : man hätte entweder zu Gunsten der Methode nicht t h u n sollen, was man doch gethan, oder man hätte diese Fragen, so wie sie sind, nicht in die Z e i t u n g setzen lassen sollen? 27. Oder darf man wohl denken, Se. Hochwürden wußte es nicht, daß es so wenig im Geist unsrer höchsten Behörden als im Sinne Sr. Hochwürden selbst liegt, den stumpfen Sinn ihres niedersten Pöbels mit dem schweren Nachdenken dessen zu bel a s t e n , was die Erziehung des Landes und seiner Kinder bedürfe, und noch viel weniger ihm darüber das dumme Maid a u f z u t h u n , oder ihm sogar tiefere Spekulationsfragen über diesen Gegenstand selber bey seinen Wirthshausgelagen a u f z u t i s c h e n ? Und doch hat Sie dieß gethan. 28. Doch ich wäge die Fragen Seiner Hochwürden auf einer Wage, auf die sie nicht gehören. Sie sind höchst wahrscheinlich als ein T o b a c k s s p a ß in einer T h e e g e s e l l s c h a f t erzeugt, und von dieser Seite betrachtet, in ihrer Entstehung ganz unschuldig. Nur war es nicht klug, daß man sie gerade am ersten Freytag darauf zum öffentlichen Ausrufer getragen, und ihm einen Bock dafür bezahlt hat, daß er sie mit Trommel und Pfeife zu Stadt und Land ausrufe. Doch man muß, wie das Sprüchwort lautet, dem Geschehenen immer zum Besten reden, und man weiß 25 auch, daß oft der witzigsten Gans ein Ey entfällt. 29. Hochgeehrter Herr! Ich weiß das wohl, und rede so gern allem dergleichen zum Besten; ich wollte auch so gern das Kleeblatt dieses d r e y f a c h e n Unfugs mit Lieb für einen solchen Tobakspossen ansehen, wenn er nur nicht in der Bürkli'schen Zeitung zum Vorschein käme : denn ich weiß und könnte es mit Exempeln belegen, was ein wohleingelenkter Artikel dieser Zeitung in einer bösen Stunde auf das Marktvolk, das am Freytag in die Stadt kommt, vermag. Sie ist unter den Zeitungen des Landes eigentlich die hochmögende, und man darf hochmögende Schwächlinge nicht b l o ß verachten; wie die Leidenschaften c a j o l i r t e r M e n s c h e n gar leicht schrankenlos werden, so werden es auch diejenigen c a j o l i r t e r Z e i t u n g e n ; darum ist es aber auch in aller Welt Mode, daß man die Zeitungen c e n s i r t ,

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und es nicht einem j e d e n Buchdrucker e r l a u b t , seinen Mitbürger darein zu setzen, wie es ihm gelüstet. Man weiß auch gar wohl, warum. Ein böser Mensch kann mit einem solchen Artikel gar leicht seinen Feind zu G r u n d r i c h t e n ; doch kann der 5 Artikel auch den, der ihn darein setzt, leicht w e i t e r f ü h r e n , als er selber denkt. Davon kann sich Se. Hochwürden vielleicht heute überzeugen, obwohl sie es mit der Kleinigkeit ihrer Fragen wirklich schon sehr weit gegen uns gebracht, und es nicht abzusehen ist, wie weit sie es, wenn sie mit Hülfe und Beystand einer 10 eifrigen und guten Kameradschaft in diesem Geiste gegen uns fortarbeitet, noch mit uns bringen werde ! Doch es geschieht auch dießfalls nichts Neues unter der Sonne. Die Eifrer f ü r den Köhlerglauben haben diese Handlungsweise von jeher wohl verstanden, und weit getrieben; aber daß die Eifrer w i d e r den 15 Köhlerglauben um unsertwillen in die Fußstapfen der ersten treten, das wäre unbegreiflich, wenn das Hemd dem Menschen nicht näher läge als der Rock, und der Kitzel nicht mehr reizte als die Weisheit. Und wenn man nicht wüßte, daß es auch in den bürgerlichen Angelegenheiten, wie in den kirchlichen, einen Köhler20 glauben gibt, der sich auf Zunftstuben und Bürgerleisten eben so lebendig, eben so beschränkt und e b e n s o k ö h l e r i s c h ausspricht, als der andre im Nonnenkloster und in der Kapuzinerzelle. Indessen erklärt sich auch vieles in der Welt dadurch, daß der Mensch tausend Dinge nicht um deßwillen thut, weil er sie 25 thun will, sondern um deßwillen, weil er vorher schon etwas gethan hat, was er jetzt nicht mehr ändern kann, oder nicht mehr ändern will. So ist in der Welt nichts gewisser, als daß Hr. Chorherr Bremi und seine Herren Freunde alle nicht Leute sind, die a n s i c h gern verfolgen und verkezzern; aber das Ey, das Ey 30 das ist der böse Umstand. Dieses kommt freylich, wenn sich jetzt irgend ein wildes Huhn in einem Winkel darauf setzt, und es nach seiner Art ausbrütet, dann nicht zu Sr. Hochwürden, um Sie zu fragen, ob Sie erlaube, daß ein weißes oder ein schwarzes Küchlein aus ihm herauskrieche. 35 30. Es ist zwar eben nicht, daß wir den Neuenburger-Vorfall auch nur einen Augenblick a n s i c h f ü r wichtig ansahen, aber er ward uns, einerseits wegen dem bestimmten Zustand des Volksgeists und den Zeitumständen, die wir in No. 21 dieser Erklärung berührt haben, anderseits als Vorbote wichtigerer Folgen bedeu10 Pestalozzi Werke Bd. 23

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tend, welche die Publizirung der Bremi'schen Fragen durch d i e s e Zeitung auf den Kredit unsrer Anstalt, auf das Urtheil der Eltern, die uns ihre Kinder anvertraut, und auf die Ehre eines Mannes haben mußte, der als Religionslehrer unsers Hauses durch sie vor dem Publikum angeschwärzt und als seiner dieß- e fälligen, bürgerlichen Stellung unwürdig erklärt worden. E s ist heiter, wenn ich dem Einfluß dieser Fragen gleichgültig zusehen wollte, so mußte mir einerseits an der Entehrung meines Freundes, andrerseits an der Untergrabung meiner sittlichen, bürgerlichen und ökonomischen Existenz nichts gelegen seyn, und das 10 ist doch der Fall nicht. 31. Se. Hochwürden scheint zwar meine also gefährdete Lage gar nicht beachtet, hingegen es sehr zu Herzen genommen zu haben, daß Hr. Niederer mit und von den Personen, die mich also g e f ä h r d e t , nicht so höflich gesprochen, als er dieses wohl 15 hätte thun können. Aber so sehr es Se. Hochwürden für wichtig achtet, daß gegen die G e s a m m t h e i t dieser Personen ein guter Ton gebraucht werde, so wenig brauchte Er einen solchen gegen die G e s a m m t h e i t unsers Hauses; Er mangelte uns nicht nur in diesem, Er mangelte uns selber in der Gerechtigkeit, die man 20 jedermann noch weit mehr als die Höflichkeit schuldig ist. Er erkannte nicht einmal, daß Er an dem Neuenburger Vorfall Schuld ist, und hatte die Undelikatesse, denselben Leuten zuzuschreiben, die daran so unschuldig sind, als das Schaf, das einst oben am Bach stand. Dieser Vorfall war offenbar eine unmittel- 25 bare Folge der Erscheinung der Fragen Sr. H o c h w ü r d e n in der B ü r k l i ' s c h e n Z e i t u n g , und doch erklärte Er laut und bestimmt, meine Lehrer seyen daran und an allem dem, was ihnen im Gefolg seines sanskülottischen Zeitungsschrittes noch ähnliches begegnen möchte, selber Schuld. Er ging noch weiter. Er 30 gab in Gefolg des Eindrucks, den dieser Irrwahn auf seine Einbildungskraft machte, mir den Rath, den ganzen Verein meiner Lehrer zusammenzuberufen, ihnen mein ernstes Mißfallen zu bezeugen, mit der Bedrohung, sie sammt und sonders fortzuschikken, wenn sie sich nicht besser betragen würden. 35 32. E s ist unbegreiflich, wie mir der Hr. Chorherr auch selber, wenn er mich damit zum Besten haben wollte, so einen Rath geben konnte. Man hat im tiefsten Taumel der Revolution über Menschen und Sachen, die man anfeindete, nicht so in den Tag

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hinein geschwatzt, wie das, so er mir anrieth, in den Tag hinein geschwatzt ist. - Er hat die Schwelle meines Hauses nie betreten. Er kennt keinen einzigen meiner Lehrer, und weiß von keinem einzigen bestimmt etwas, das ihm mißfallen könnte; es ist nur 5 der Ton Herrn Niederer's in seiner Schutzschrift, der sein gutes Gemüth so außer Fassung gebracht hat. Meine Z u v e r s i c h t ü b e r diese Äußerung ist so groß, daß ich Sr. Hochwürden bestimmt aufgeben kann, aus dem Charakter meiner Lehrer auch nur die M ö g l i c h k e i t , seine Apostrophen je verdienen zu k ö n 10 η en, zu beweisen. - Ich hingegen nehme getrost auf mich, aus dem offenen und unwidersprechlichen Charakter der Lehrer meines Hauses die U n m ö g l i c h k e i t , daß sie jemals im Ganzen und Allgemeinen dieselben verdienen k ö n n t e n , zu beweisen. Kurz es mangelt dem guten Rath, den er meiner Altersschwäche zu is geben sich in seiner guten Seele verpflichtet glaubte, alles, gar alles. Er ist nicht einmal in dem guten Ton abgefaßt, dessen Vorzüge er gegen uns so entscheidend anspricht. 33 . 34. Doch dieser Rath kann nicht anders als unter die Rubrik 20 der Tobaksspäße, unter welche ich das Ganze dieses U n f u g s gerne zählen möchte, gereihet werden; hingegen kann der A b s c h l a g e i n e r unsre Ehre sicher stellenden E r k l ä r u n g durchaus nicht unter diese Rubrik gezählt werden. Denn, wenn ich auch gerne annehme, daß bey dem ersten Publiziren dieser Fragen 25 keine bestimmte v e r l ä u m d e r i s c h e A b s i c h t statt gefunden, so nehmen d i e s e l b e n durch den A b s c h l a g eines, mit seltener Bescheidenheit, mit edler Schonung und leidenschaftsloser Unparteilichkeit von einem achtungswürdigen Glied seiner Regierung Sr. Hochwürden zugekommenen freundlichen Ansuchens 30 um so mehr d e n C h a r a k t e r eines v e r l ä u m d e r i s c h e n Ang r i f f s auf u n s an, da Se. Hochwürden, anstatt in die billige Bitte meines Freundes einzutreten, Ihn und mich noch selber d i e s e r B i t t e wegen mit verhöhnendem Spott behandelte und diese unsre g e m e i n s a m e Verhöhnung noch durch den Druck 35 bekannt machte. 35. Der Hr. Chorherr scheint zwar alle diese Schritte gegen mich für g a n z unbedeutend zu achten; ich muß ihm aber sagen, daß es für mich bedeutend ist, durch die G r o ß z e i t u n g m e i n e r V a t e r s t a d t von Chur bis nach Basel verschrien zu werden,

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und diese Verschreyung von Sr. Hochwürden noch durch ein Da Capo, das abermal von der Censur meiner Vaterstadt approbirt worden, erneuert und bestätiget zu sehen. Ich muß ihm sagen, daß dieser sanskullotische Gebrauch der Bürkli'schen Z e i t u n g s f r e y hei t meinem Herzen um so mehr wehe thut, da der Glaube 5 meines mir am Herzen liegenden guten vaterländischen Volks von dieser Zeitung schon so lange zur Schändung meiner Ehre und z u r E n t w i i r d i g u n g meines Thuns mißbraucht worden ist ; sie hat es hierin so weit getrieben, daß ich mich, wenn ihr dießfälliges Possenspiel nicht aufhört, bestimmt nicht länger als einen unter 10 dem S c h u t z eines unparteyischen R e c h t s lebenden Bürger ansehen kann. Das Einzelne, was sie gegen mich boset, mag immer unbedeutend seyn, aber die Dauer dieses Bonsens und sein Zusammenhang mit den Ursachen, w a r u m sie es t h u t , und w a r u m sie es darf, wirkt auf mein Herz, wie das Fallen des Wasser-15 tropfens, das endlich auch den h ä r t e s t e n Kiesel durchhöhlt. 36. Hochgeehrter Herr! Indem ich diese Seite meiner Lage berühre, möchte ich das Wort aussprechen: Infandum jubes renovare dolorem. Ich weiß, zu welcher politischen Partey mich einige blinde und sehende Individua meiner Vaterstadt zäh- 20 len; ich weiß auch, in welch eine h a r t e Schale einige dieser Individuen ihr Herz zurückziehen, sobald von einer Person, oder einem R e c h t ihrer Gegenpartey die Rede ist. Ich habe also dießfalls mein Schicksal bis auf die Bürkli'schen Backenstreiche hinab v o r a u s s e h e n können, aber ich habe dennoch geglaubt, 25 die Zeitumstände seyen jetzt so, daß wir alle, welche politische Partey wir auch beyderseits in der gegenseitigen Träumerund Unglückszeit mögen genommen haben, jetzt dennoch fühlen müssen, wir haben viel anders zu thun und zu sorgen, als einander zu plagen und zu v e r s c h r e y e n . Ich habe ferner geglaubt, es 30 existire, sit venia dicto, eine M e d i a t i o n s a k t e , und diese habe wenigstens dem Sanskülottismus solcher öffentlichen und anhaltenden V e r s c h r e y u n g e n ein Ziel gesetzt; ich weiß auch gewiß, daß sie es wollte, und daß sie es noch will. Ich habe endlich geglaubt, der Gedanke an die böse Nemesis, oder der gute alte 35 Glaube an das Sprüchwort: «Heute mir, morgen dir» sollte auch unsre Blindesten etwas mehr durch ihren * * Staren hindurch sehen machen. Das habe ich alles geglaubt. Aber jetzt sehe ich alle Tage mehr :

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1) Daß die Erfahrung nur Weise klug macht. 2) Daß der Routinekarren, an dem der Troß der Menschen gefesselt geht, das Perpetuum mobile der menschlichen Thorheit, ihrer Schwäche und ihrer Bosheit ist. 5 3) Daß, wer im Geheimniß dieses mobile sitzt, auch Meister im Land ist; und daß keine Gesetze, kein geschworner Brief, selber keine Mediationsakte im Stande ist, auch nur die Folgen einer alten Weiberklatscherey still zu stellen, wenn die Künstler dieses mobile dahin gekommen, ihr durch alle Gassen einer alten io Reichsstadt Paß und Cours zu verschaffen. Endlich aber sehe ich 4) zum Trost der Ehren- und Biederleute, denen die bösen Künstler dieses mobile so oft vor der lieben Sonne stehen, auch dieses alle Tage mehr ein, daß Thorheiten und Bosheiten, die die Menschen sich in großer und guter Gesell15 schaft zusammen erlauben, sie weit d ü m m e r machen, als die, die sie auf eigne Rechnung und allein treiben; und daß besonders in alten Republiken viele öffentliche Übel gar oft in diesem guten Umstand ihr Ziel finden. 37. Was aber auch dieser Umstand Tröstliches f ü r mich haben 20 mag, so ist die Ruhe meines Lebens durch die Dauer dieses Sanskülottismus dennoch in hohen Grad gefährdet. Auch haben mir Freunde, die wissen, wie tief dieses in meine Lage eingreift, gerathen, dagegen Tag vor Rath zu begehren. Aber die Lage der Sache ist so, daß die Edelsten und Einsichtsvollsten der Regie25 rungsmitglieder fühlen m ü s s e n , daß sie s i c h s e l b e r dafür Tag geben s o l l t e n . Und dann stößt es mein Gefühl, mich für eine Sache vor R a t h zu melden, f ü r die, so lange Zürich steht, noch kein Bürger hat einkommen müssen. Ich mag durchaus dießfalls nicht der e r s t e s e y n . Im Gegentheil, in welcher Lage ich mich 30 auch Herrn Bürkli's und seiner Zeitung halber befinden mag, so erhebt es dennoch mein Herz, überzeugt zu seyn, daß meine Vaterstadt bis auf diese Stunde n o c h k e i n e n ihrer Bürger durch eine Zeitung, die innert ihren Mauern gedruckt worden, Jahre lang vor allem Volk v e r s c h r e y e n und v e r h ö h n e n lassen, wie 35 diese Zeitung m i c h so lange verschrien und verhöhnt hat. Nein, ich kehre nicht vor Rath; aber ich werfe in die Mauern meiner Vaterstadt das laute und offne Wort hin: I c h h a b e d a s n i c h t v e r d i e n t , und setze hinzu: Europens erleuchtetere Menschheit wird bald mit Bestimmtheit fragen, w a r u m das also ist, und es

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wird mich Mühe kosten, endlich einmal auf diese Frage n i c h t mit Bestimmtheit zu antworten! 38. Aber S c h a n d e dem, der in diesem Wort eine Drohung ahnet! Er kennt mein Leben nicht, er kennt meine VaterlandsHebe nicht. Und außer dem : Wofür sollte ich drohen? Der Mäch- s tige verachtet den Drohenden, und ich verachte den Ohnmächtigen, der den Drohenden fürchtet! Wofür sollte ich drohen? Ich will von meiner Vaterstadt n i c h t s , als was sie selber bedarf, und also um ihrer selbst willen sich selbst schuldig ist! Um d a s zu erzielen, d u r f t e und m u ß t e ich wohl dieselbe auf Umstände 10 aufmerksam machen, die für sie, wie es mir scheint, nicht genug Bedeutung haben. Und mehr hab' ich nicht gethan, mehr wollte ich nicht thun. 39. Ich sage es auch offen, wie ich es denke: Ich traue meiner Vaterstadt viel Empfänglichkeit für das Gute zu. Aber sie stand 15 nun bald ein Menschenalter im Kampf mit Lagen, die ihre natürliche Unbefangenheit und Gutmüthigkeit fast über das Maß der menschlichen Kräfte ansprachen, in dem sie Erbansichten störten, die sich in einer vereinigten Menschenmasse beynahe niemals freywillig auslöschen; und die bey der bedenklichen Stellung, die 20 während der Revolution zwischen Stadt und Land statt fand, so viele Menschenköpfe und Menschenherzen verwirrt haben. In diesem Gesichtspunkte liegt wahrlich die offene Erklärung und zum Theil auch Entschuldigung für alles, was mich in Rücksicht auf diese beyde Verhältnisse durch mein Leben b e t r ü b t e , und was 25 ich ebenfalls auch in Rücksicht auf beyde durch mein Leben offen, aber wie ich jetzt wohl einsehe, mehr mich selbst bloßgebend als kraftvoll zum Bessern einwirkend, t a d e l t e . 40. Im gewohnten Lauf der Dinge störte dieser innere Kampf den milden, schonenden Sinn unsers guten Nationalgeistes nicht. 30 Aber in außerordentlichen Fällen machte er oft einen Augenblick den Z ü r i p u t s c h rege, und dieser wirkte dann freylich von jeher unvortheilhaft auf unsre fünf Sinne. Aber wo man ihn immer vorbey gehen machen konnte, ehe er fatal und entscheidend wirkte, da stellten wir uns immer leicht wieder her, und ließen 35 einem jeden, der es mit Mäßigung brauchte, immer so ziemlich freundlich sein billiges Recht. Es gab in r u h i g e n Zeiten sogar Fälle, wo wir, wenn ein b r ü l l e n d e r P o l t r o n den schwächern Mann in seinem Recht gar zu ungebührlich behandelte, ziem-

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lieh lebendig auf die Seite des Unrechtleidenden, Schwächern traten. 41. Auch ich lebe dießfalls persönlich in keiner bösen Stunde, ich bin vielmehr überzeugt, es werde jetzt nicht leicht jemand 5 unter uns es mißbilligen, wenn ich, empört über die Thatsache, daß Individuen - die als meine Mitbürger, und zwar bestimmt auch um des Vaterlands willen, ein größeres Interesse als andre Menschen haben sollten, in Rücksicht auf mich und mein Thun besonnen und mit einiger Sorgfalt zu Werk zu gehen, mehr io als Jemand in der Welt unbesonnen und auf eine Weise, die weit über das Sorglose hinausgeht, zu Werke gehen; meinen Unwillen mit offnem Gradsinn zeige, und mich mit Ernst einem Feuerblaserblatt entgegensetze, das, wie es scheint, den Narren darob gefressen hat, bey jeder Gelegenheit gegen mich und mein 15 Thun die Trommel zu rühren, und es eigentlich darauf angelegt zu haben scheint, den Züriputsch gegen mich jetzt in das dunkle Thal des kannengießernden Pöbels hinabzublasen. Nein, wenn ich auch jetzt das Werk meines Lebens gegen den U n f u g und die arge Tendenz dieses Blatts wie ein Löwe das Nest 20 seiner Jungen gegen nagende Mäuse vertheidige, so wird sich der edlere Theil meiner Mitbürger nicht dahin erniedrigen, das, was in meiner Angelegenheit mein R e c h t ist, nur von derjenigen Seite ins Auge zu fassen, von welcher der Tageswind der Parteyfahne unsrer Schwäche eben jetzt herwehet. 25 42. Dieser Wind mag indessen wehen, wohin und woher er will, mein Schicksal hat mich im Wesentlichen meines Rechts, über das Drehen jeder Windfahne, so wie namentlich auch über den Einfluß aller derjenigen erhoben, die, wie der Mann im Mond, in einer Entfernung auf unser Thun herabsehen, in der der be30 stimmte Focus ihrer individuellen Augen nicht zu uns hinreicht! Die Zeit ist vorüber, in der man, ohne sich selbst zu kompromittiren, uns so weit von oben herab blind begucken, und auf das Fundament dieser Beguckung richten dürfe. Männer, die mit höherer Geisteskraft, als die meinige begäbet, dennoch meinem 35 Herzen innig verwandt sind, ruhen mit mildem, liebendem Auge auf dem meinem; ihr Ohr neiget sich zu meinen Lippen, kein Wind der Welt wird sie so leicht von mir wegwehen. Diese zeugen über mein Thun und Lassen. Möchte Se. Hochwürden der Hr. Chorherr sie hören, möchte Er uns selber kennen lernen, ehe Er

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weiter v o n uns redet u n d über uns schreibt. Möchte E r besonders Niederer's halber einen B l i c k a u f die l e b e n d i g e u n d h o h e K r a f t werfen, m i t welcher in den bessern T a g e n unsers V a t e r l a n d s s e i n e e r s t e n M ä n n e r s i c h i m m e r a u s d r ü c k t e n , w e n n sie d i e Unschuld gegen die Verläumdung, die Wahrheit gegen die L ü g e n , & d a s R e c h t gegen die S c h i k a n e u n d d a s leidenvolle U n g l ü c k gegen die H ä r t e kalter Menschen geschützt h a b e n . E r w ü r d e denn einige, der M ä ß i g u n g f ä h i g e u n d ihrer vielleicht wirklich b e d ü r f t i g e F e u e r w o r t e N i e d e r e r ' s i n d e m L i c h t e a u f n e h m e n , i n d e m sie d e r U n b e f a n g e n h e i t u n d d e r T h e i l n a h m e j e d e s e d l e r n M a n n e s er-10 s c h e i n e n m ü s s e n , d e r d i e e n t s c h e i d e n d e G e f a h r b e d e n k t , in w e l c h e u n s sowohl der I r r t h u m u n d die Schwäche, als die B o s h e i t u n d d i e o f f e n e V e r l ä u m d u n g einer g e g e n u n s u n d u n s e r T h u n b a l d allgemein rege gewordenen, z a u m l o s e n M a u l b r a u c h e r e y hingestürzt hat. 15 4 3 . D e r A u g e n b l i c k , in d e m N i e d e r e r s e i n e S c h u t z s c h r i f t schrieb, war soviel als d a f ü r entscheidend, ob wir ruinirt seyen, oder uns noch retten könnten. Seine Worte waren also Worte des F r e u n d e s in der N o t h u n d des R e t t e r s in der Gefahr. I n welch e i n e m a n d e r n L i c h t e m u ß m a n s i e a n s e h e n ? I n w e l c h e i n e m 20 a n d e r m L i c h t e d a r f sie d e r U n b e f a n g n e , in w e l c h a n d e r m L i c h t e d a r f S e . H o c h w ü r d e n sie a n s e h e n ? N i e d e r e r ' s S c h r i f t i s t d u r c h a u s keine ästhetische A b h a n d l u n g über unser T h u n u n d L a s s e n , sie ist eine r e c h t l i c h e Schutzschrift gegen Angriffe, denen wir ausg e s e t z t w a r e n , u n d ihr T o n m u ß t e n o t h w e n d i g m i t d e m T o n 25 d i e s e r A n g r i f f e s e l b e r in e i n e A r t v o n Ü b e r e i n s t i m m u n g g e s e t z t w e r d e n , w e n n er n i c h t b l o ß b e y ä s t h e t i s c h e n s e l b e r i n R e c h t s u n d Schutzschriften, w e n i g e r a u f die Rechtsgründe, als a u f die Schreibart achtenden Kritikern, sondern bey Männern, die diesem e n t g e g e n s i c h w e d e r v o n d e r K u n s t , n o c h v o n d e r S c h l e c h t -30 h e i t des Styls, die R e c h t s g r ü n d e ihres G e g e n s t a n d s a u s d e n Augen rücken lassen, d i e W i r k u n g h a b e n s o l l t e , d e r e n wir bedürften, und die wir a u c h s u c h t e n . 44. Muß m a n doch die W o r t e eines j e d e n Menschen, so wenig a l s s e i n e T h a t e n , j e m a l s , a l s s t ä n d e n sie w i e eine L u f t e r s c h e i n u n g 31 i m l e e r e n R ä u m e , m u ß m a n sie n i c h t i n j e d e m F a l l i n V e r b i n d u n g m i t den U m s t ä n d e n ins A u g e fassen, die in d e m Augenblick, als der M a n n redete oder schrieb, seinen Geist beschäftigten, u n d sein Herz dahinrissen.

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45. Der Worte Menge groß und klein sind an sich alle von keiner Bedeutung; das geistige und gemüthliche Leben, aus dem jedes derselben hervorgeht, ist ihre einzige Wahrheit. Und Niederems härtestes Wort ging, dafür können wir zeugen, und müssen 5 dafür zeugen, aus einem schönem Leben hervor. 46. Wenn Se. Hochwürden die Worte Niederer's in diesem Licht anschauen würde, was für andre Fragen würden ihr auf ihren Lippen schweben, als diejenigen sind, die er seinen Zeitungslesern aufgetischt hat ? ! Wie gewiß würde Er dann die gelo schehene Publikation der letzten m i ß b i l l i g e n , und auf welch' einem schönen Wege könnten wir uns dann mit dem erhebenden Selbstgefühl einer gegenseitigen Achtung uns wieder nähern ? ! 47. Ich möchte so gern, daß Se. Hochwürden Niederer kennten; ich möchte so gern, daß Sie sich überzeugten, was er ist, was is er wirklich ist, was er mir ist, was er meinem Haus ist, und warum die A c h t u n g gegen ihn bey so vielen edlen Menschen, die ihn kennen, bis zur V e r e h r u n g gestiegen, und warum ich, der ich seine F e h l e r wie sein Gutes kenne, mein Leben für das seinige jeden Augenblick hingeben würde. 20 Lieber Hr. Chorherr, womit werden Sie zeugen, weß Geistes Kind er ist? Sie wissen es nicht; wir aber wissen es, und werden für ihn wider Sie zeugen. Noch einmal, wie wollen Sie zeugen, weß Geistes Kind er ist? Werden Sie es auf das Fundament seines wirklichen Lebens thun? Das vermögen Sie nicht. Sie werden es 25 auf das Fundament mißverstandner schriftlicher und mündlicher Worte versuchen. Aber welch ein Fundament ist das, gegen das wirkliche Leben dieses Mannes, und welcher Schriftsteller lebt, von dem man nicht auf das papierne Fundament abgerißner Stücke aus seinen Studien, aus seinen Schriften, aus seinem Brief30 Wechsel zeigen könnte, daß er des Geistes Kind ist, zu dem man ihn machen will? Lieber Herr Chorherr, lernen Sie ihn kennen, dann sagen Sie, und zeugen Sie, wie ein Mann von Ehre und Wahrheit, weß Geistes Kind er ist, aber nicht früher. Mäßigen Sie Ihren Eifer, er hat Sie nicht angegriffen; Sie haben ihn ange35 griffen, und ihm auf eine Weise Unrecht gethan, wie noch wenigen edlen Menschen, ich will nicht sagen, von gerechten, ich will nur sagen, von besonnenen und bedächtlichen Menschen Unrecht geschehen ist. Wollen Sie Ihr Unrecht selber in der B u s c h k l o p f e r m a n i e r gegen N e b e n s a c h e n , wie sein Ton und dergleichen ist,

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fortsetzen, ohne sein System wesentlich anzugreifen und seine Hauptansichten, wie bisher, ich möchte sagen, auch nur zu kredenzen ? 48. Lieber Herr Chorherr! Um dieses System und nicht um Niederer's Person, nicht um seine Eigenheiten, sondern ganz 5 allein um sein System ist es zu thun. Das allein ist geeignet, das Publikum zu interessiren und zu seiner öffentlichen Kunde zu kommen. Und, Hr. Chorherr, dieses System ist es auch allein, wodurch er mit dem Institut verbunden ist, und gar nicht seine Persönlichkeit; hätte er auch dieserhalben Verteidigung und 10 Rechtfertigung nöthig, er will keine, er fordert bestimmt von mir, von dieser keine Notiz zu nehmen, und das, was seine Sache ist, mit dem was meine ist, nicht zu vermischen. Indessen läßt sich die Art, wie er meine Sache ansieht, nicht von der Art, wie ich sie selber ansehe, trennen. Es schien mir selber lange 15 nicht so, und mußte mir lange nicht also scheinen. Seine Ansichten und Urtheile sind beynahe alle Resultate seiner Reflektionen. Ich weiß kaum, was reflektiren ist; meine Urtheile und Ansichten sind beynahe alle Resultate meiner immediaten Anschauung und meiner belebten Gefühle. Zu dem verstand ich seine Sprache 20 nicht; aber seine Schutzschrift hat mich sie verstehen gelehrt; ich konnte nicht satt werden, sie zu lesen; ich fand mich selbst fast in jeder Zeile und bestimmt klarer ausgesprochen, und tiefer durchgedacht, als ich mich und meine Meinung je über das Erziehungswesen, über den mütterlichen Instinkt, über die Natur 25 und das Wesen der Schule, über das Institut u.s.w., kurz über alle Grundsätze und Ansichten, um die es j e t z t wesentlich zu thun ist, erkannt und ausgesprochen.*) 49. Er hat indessen wirklich Eigenthümlichkeiten an sich, die ich oft mit Mühe trage, weil sie den meinigen gradezu entgegen 30 stehen. Aber seine Freundschaft überwiegt alles, was ich in meinem Leben in der Freundschaft genossen und auch nur geträumt. Was kann der Mensch für seinen Freund mehr thun, als wenn er um seinetwillen aus einem sichern, ruhigen und befriedigenden Leben heraustritt, und sich für ihn in eine unsichere, unbefrie- 35 *) Man lächelt, daß ich meinen Lobredner l o b e - i c h antworte: Wer, wie ich, unter Lasten und Leiden dahingekommen, zu loben und zu tadeln, der darf ruhig den Mann loben, der mit ihm gelitten. E r darf ruhig sein Loben und sein Schelten belächeln sehen; aber er darf auch jeden Mann, der nur im höhnenden Muthwillen lobt und schilt, bitten, sich nicht zu seines gleichen zu zählen.

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digende, drückende und in vielen Rücksichten gefährliche Lage hineinstürzt? Das hat Niederer gethan. Er hat um meinetwillen seine Pfarrey, auf der er wirksam, geachtet und glücklich lebte, verlassen, und sich zu einer Zeit an mich und an meine Armuth 5 angeschlossen, und in die Arme aller meiner Verlegenheiten geworfen, in welcher mein Werk in mir selber noch nicht reif, und ich aller äußern Hülfe und Mitwirkung für dasselbe beynahe gänzlich beraubt war. In diesem Zeitpunkt stellte er, der einzige Mann, der einen Grad von literarischer Kultur ansprechen konnte, 10 sich an meine Seite, und gab sich allen Gefahren der Theilnahme preis, denen ihn mein Unternehmen aussetzen konnte, und wirklich aussetzte. Über das Persönliche empor, geht seine Freundschaft auf den Zweck meines Lebens, für den ich mich durch mein Leben so oft verlassen sah. Die Theilnahme meiner Freunde is Schloß sich gewöhnlich nur an meine Persönlichkeit an; sie dienten meinen Zwecken so oft mit dem Gefühl von Menschen, die nur Öl auf meine Wunden gießen wollten, aber gar nicht daran dachten, mit ihrer Handbietung die Kraft eines gesunden Mannes für ein wichtiges Werk zu unterstützen. Ihr Leben Schloß sich so 20 wenig an mein Leben. Sie gaben mir selige Stunden der Freundschaft, wie mir Niederer ewig keine gewährt, aber es waren Stunden der Näherung gegenseitiger Persönlichkeit. Ich werde ihrer zwar in meinem Leben nicht vergessen, so wenig als den Dank, den ich vielen mich persönlich schätzenden Menschen schuldig 25 bin. Das, was ich Niederer danke, ist durchaus nicht von dieser Art. Seine Persönlichkeit nähert sich der meinigen so wenig als meine der seinigen. Ich möchte sagen: er mangelt von dieser Seite oft der Näherung gemeiner neben einander wohnender Menschen; aber sein Leben ist seine Freundschaft; sein Bleiben, 30 sein Ausharren für meine Zwecke; selber sein Kampf, den er anhaltend mit sich selbst und mit seiner Persönlichkeit besteht, um meinen Lebenszwecken immer mehr zu seyn; selber seine Widersprüche, selber sein Widerstand gegen meine Persönlichkeit, wenn er sie mit meinen Zwecken im Conflikt findet, beweiset 35 das Edle, das Außerordentliche, das Reine seiner Freundschaft. Würde er weniger widerstehen, er würde weniger lieben! Und diesen Mann schildert man öffentlich als den, der mich mißbrauche, der aus Selbstsucht seine Ansichten den meinigen unterschiebe, und auf den Erfolg meines Lebens im höchsten Grad

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störend wirke, indessen öffentliche Blätter gegen ihn viel Rühmens von Freunden machen, die mir gern mit einem guten Rath an die Hand gehen wollten, wenn ich ihn nur annehmen würde. Man mißdeute meine Worte nicht. Es standen mir für mein Werk schon von seinem Anfange an Männer von hoher Kraft bey, aber 5 das Spiel der Zeit und der Menschen riß die Edelsten von ihnen mir früh von der Seite. Und wenn das auch nicht gewesen wäre, ich hatte zu viel Freunde, und darf auch darum nicht klagen; ich genoß alles von ihnen, was ein Mensch von v i e l e n Freunden genießen kann. Es war eine Thorheit zu hoffen, daß die Mehrheit 10 von ihnen sich für meine Zwecke graue Haare wachsen lassen, oder sich auch nur einen müden Abend zuziehen sollten. Sie waren in allgemeinen in einzelnen Augenblicken oft begeisternd freundlich, im Lauf der Jahre gemeiniglich drückend gleichgültig, - anhänglich in der Gegenwart, vergessend in der Ent-15 fernung, belebt durch die Anschauung, todt für das Andenken, gefällig in einzelnen Vorfällen, unthätig für anhaltenden Einfluß, in allgemeinen Ansichten sich nirgends findend, oft tödtend mißtrauisch, wo Zutrauen das - was sie selbst wünschen - allein lebendig machen konnte; kurz durch Persönlichkeit und ihre 20 Rücksichten fast immer befangen, und auffallend mit der Freundschaft eines Mannes contrastirend, der über das Persönliche erhaben, vom geistigen und sittlichen Werth meiner Zwecke ergriffen, sich mir ganz widmet. 50. Lieber Herr Chorherr! Ich möchte so gern, daß Sie Niederer 25 kennten, damit ich alles Vergangenen halber über den Fluß der Vergessenheit fahren, und jenseits seines Ufers mit Ihnen vereinigt der Wahrheit und dem Vaterland leben könnte. Möchten Sie hierüber mit mir gleiche Gesinnungen haben und mir zutrauen, «daß ich, mitten indem ich mich der, meine Methode und 30 Anstalt di ff a m i r e n d e n Natur Ihrer Zeitungsunvorsichtigkeit entgegensträube, und besonders mich mit warmem Herzen meines Freundes N i e d e r e r gegen Sie annehme, und mir alle Mühe gebe, Ihnen das Unrecht, in dem Sie gegen ihn stehen, heiter zu machen », dennoch der Stunde mit aufrichtigem Herzen 35 entgegensehe, in welcher Sie durch die gewohnten Mittel, die jedermann brauchen muß, wenn er zur Erkenntniß der Wahrheit gelangen will, zur Überzeugung gebracht würden, daß Niederer ein edler, über die Behandlung, die Ihre Fragen bezeichnen, weit

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e r h a b n e r Mann ist; und daß unser Iferten überhaupt ein besseres Schicksal verdient, als d a s j e n i g e ist, was ihm die göttingische Rezension, die Biirkli'sche Zeitung, und selber der offenkundige Sinn des offiziellen Rapports bisher b e r e i t e t e . 5 51. Lieber Herr Chorherr! Lassen Sie doch lieber den Irrthum eines Augenblicks, der so leicht zu entschuldigen ist, an sich kommen, als sich durch Ihren Unwillen dahin reitzen, im Angesicht der unbefangenen Welt Ihr Unrecht mit jedem neuen Schritt immer nur zu vergrößern! Was wollen Sie doch? Wollen io Sie sich in Ihrer Ehrensache auf den Tod schlagen, wenn schon alle Regeln des Duells Ihnen gebieten, der Sache einmal ein freundliches Ende zu machen, und sich mit Ihrem Gegner, der sich brav geschlagen, zu versöhnen? 52. Herr Chorherr! Niederer und ich zeigen Ihnen heute Ihr 15 Unrecht auf eine Weise, daß Sie Bücher schreiben müssen, um auch nur in einem einzigen H a u p t p u n k t Ihrer unvorsichtigen Fehde den Schein des Rechts gegen uns zu gewinnen. Dann müßten wir ja wieder Bücher gegen die Ihrigen schreiben. Gott bewahre uns davor; am Ende würde das Publikum sein kraft20 volles Veto interponiren, und uns n i c h t mehr lesen wollen, dann müßten wir ja doch schweigen. Herr Chorherr, man ist gewohnt, in solchen Fällen einem Kinde, das mit einem andern streitet, zu sagen: Sey du das witzigere! Wollen Sie nicht die Ehre, dieses witzigere Kind zu seyn, ansprechen? Sie haben 25 jetzt das Wort und mit ihm den Anspruch; später werden wir ihn haben, und gewiß nicht aus den Händen lassen. Wir dürfen so sprechen. Das Recht ist auf alle Weise und nach allen Ansichten auf unsrer Seite. Sie aber haben im W e s e n t l i c h e n a l l e n t halben, selber in der Art, wie Sie sich des offiziellen Rapports 30 annehmen, Unrecht. 53. Die Herren Committirten erkennen seine U n z u l ä n g l i c h k e i t selber, und die Art und Weise, wie sie sich darüber erklären, ist so bescheiden, als die Art, wie Sie unberufen über seinen u n b e d i n g t e n Werth in den Tag hineinschwatzen, 35 u n b e s c h e i d e n ist. Warum lassen Sie sich doch so leicht über Gegenstände ein, wozu Ihnen alle Data, die zu ihrer r i c h t i g e n und r e c h t l i c h e n Beurtheilung nöthig sind, mangeln? Ich will Ihnen über diesen Fall einige Umstände bekannt machen, die Sie wahrscheinlich nicht wissen. Die Herren Committirten kamen

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durchaus nicht mit einem g e r e i f t e n Vorsatz, unser System wahr oder falsch in s e i n e r t i e f e r n B e g r ü n d u n g zu erforschen. Sie konnten es auch nicht wohl. Die fast allgemein bey uns herrschende, und in einigen schweizerischen Hauptorten etwas gichtig gewordene Abneigung gegen a l l e s Neue, und die damit 5 coincidirend - lebendiger gewordenen Grundsätze über den G r a d der Bildung und die G a t t u n g der Kenntnisse, die dem Landvolk als s o l c h e m gegeben werden d ü r f e n , so wie die aus diesen Ansichten entsprungene, und an diesen Orten ziemlich laut gewordene Meinung, die Tendenz meiner Unternehmung 10 stehe mit den dießfalls h e r r s c h e n d e n Ansichten in Widerspruch, konnten nicht anders als die H. Herren Comittirten gegen das allzutiefe Ergründen meines Gegenstands etwas schüchtern machen. Sie durften doch nicht wohl in einem zu grellen Contrast mit dem S t a a t s g e w i c h t der öffentlichen Meinung, und demis P r i v a t g e w i c h t des Ansehens so vieler Männer erscheinen, die weniger als d'Affry durch einen reinen, erhabnen häuslichen Sinn zum Gefühl der ächten Volksbedürfnisse in der Erziehung gelangt, sondern im Gegentheil durch die Cultur und die Vorurtheile der Zeit über den Gegenstand der Volkserziehung mehr als n u r 20 k a l t g e m a c h t , vermöge ihrer innersten Gesinnungen nothwendig w ü n s c h e n m u ß t e n , daß dieses Geschäft so kurz als möglich a b g e t h a n , und in demselben bey der bloßen Untersuchung s t e h e n g e b l i e b e n werde: ob das Institut moralisch unklagbar, und ob die gewohnten Schulfächer darin besser oder schlechter 25 betrieben würden, als bey ihnen und anderswo. 54. Nach meiner innersten Überzeugung ganz zufällig, aber eben so ganz vollkommen mit dem Nichtwollen einer tiefern Prüfung in Übereinstimmung, kamen die Hrn. Committirten, wie es einer von ihnen unverhohlen selbst sagte, beynahe u n v o r b e r e i - 30 t e t zur Erfüllung ihres Auftrags. Sie wußten ihn nur wenige Tage, ehe sie dazu abreisen mußten, und waren durchaus mit den Schriften und Thatsachen, die einer t i e f e r n Untersuchung desselben eine feste Basis hätten geben können, u n b e k a n n t ; endlich erklärten sie sich schon in der ersten Stunde ihres Daseyns, 35 daß sie nicht über 4 oder 5 Tage, d.h. nicht so viel Zeit zu ihrer Untersuchung haben, als o f f e n b a r n o t h w e n d i g erfordert wurde, ihren Auftrag mehr als o b e r f l ä c h l i c h und als e i n e t r ü g e n d e T a g s e r s c h e i n u n g ins Aug zu fassen. Unglücklicher-

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weise war auch diese Tagserscheinung für sie noch so i r r e f ü h r e n d als möglich. Sie fanden im Innern des Hauses k e i n e H a r monie, mich n i e d e r g e d r ü c k t und k r a f t l o s , wie ich es seit langem nie war; m e h r e r e Lehrer über die Umstände des Hauses 5 im höchsten Grad b e u n r u h i g t ; und a l l e ü b e r z e u g t , die Art, wie die Untersuchung eingelenkt werde, führe zu keinem bef r i e d i g e n d e n R e s u l t a t . Unbefriedigt von uns, und in bestimmten Rücksichten Zutrauen gegen uns mangelnd, wandten sich jetzt die Hrn. Committirten in ihren Nachforschungen an xo Fremde, die eben da, aber nicht im Stande waren, ihnen auf irgend eine Art unsern Gegenstand in seinem wahren Lichte in die Augen fallen zu machen. 55. Unter diesen Umständen konnte ihr Bericht unmöglich g e n u g t h u e n d ausfallen. Wenn Niederer auch kein Wort gegen 15 ihn gesagt hätte, die Erfahrung der seither verflossenen Jahre hätte über ihn entschieden. Sie, Herr Chorherr, wenn Sie auch noch so erbittert über die Sprache sind, mit der er diesen Bericht gewogen, Sie sollten es dennoch heute nicht mehr versuchen, ihn zu würdigen, ohne vorher diese Erfahrungen zu Rathe gezogen 20 zu haben. Wenn die Hrn. Commissarien den Zustand der Methode, wie er heute dasteht, und die Resultate, die die Erfahrung in Rücksicht auf die Wahrheit unsrer Grundsätze und auf die Wirkung unsrer Mittel hervorgebracht, in Augenschein nehmen würden, sie würden ihren Bericht ganz gewiß in wesentlichen 25 Stücken selbst abändern. Sie aber, Herr Chorherr, geben ihm noch heute, nach allen diesen Erfahrungen, n u r d a r u m einen u n b e d i n g t e n Werth, weil Sie uns nicht k e n n e n , unsre Anstalt nicht sehen, die Resultate unsrer Grundsätze und Mittel Ihrer Beachtung nicht w ü r d i g e n , u n d d o c h d a r ü b e r a b s p r e 3ochen wollen. Diese Manier aber gleichet dem alles leicht hinnehmenden, Wahrheit, Ehre und Recht nicht schonenden, und seinen Zwecken blindlings nachstürmenden revolutionären Benehmen der v e r g a n g e n e n U n g l ü c k s z e i t zu sehr, als daß sie jetzt, da wir alle, geb wie, abgekühlt wieder zu uns selber ge35 k o m m e n , unter uns noch M o d e t o n oder M o d e p u t s c h werden könnte. Selbst u n s r e , in Rücksicht auf ihre innere Gesinnungen hierin noch mehr als Z w e y d e u t i g e n , scheuen jetzt doch den ä u ß e r n S c h e i n dieser G e w a l t s a m k e i t s m a n i e r . Möchten Ihro Hoch würden in der I h r i g e n gegen uns doch nicht selber

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hinter d i e s e n Z w e y d e u t i g e n zurückstehen! Man verzeihe es mir, es ist nicht Ohne, daß ich dieses sage, ich könnte dem Hr. Chorherrn durch die ganze Reihenfolge seiner Fragen Schritt für Schritt zeigen, wie ein alles l e i c h t h i n n e h m e n d e s , Wahrheit, Ehre und Recht nicht s c h o n e n d e s , und leidenschaftlichen 5 Zwecken b l i n d l i n g s e n t g e g e n s t ü r m e n d e s Benehmen gleichsam als ihr Genius ob ihnen waltet und durch sie hindurchschimmert. Da diese Fragen aber eigentlich Niederer p e r s ö n l i c h angehen, indem sie seine Ansichten e n t w ü r d i g e n , seinen Ton s c h e l t e n , sein Christenthum v e r s p o t t e n , ihn in seiner bürger-10 liehen Stellung e n t e h r e n , und ihn als Menschen, als Bürger, als Philosophen, als Erzieher, und als Geistlichen vor allem Volk stinkend machen, so überlasse ich es ihm, sich rein zu waschen von allen diesen p e r s ö n l i c h e n B e f l e c k u n g e n , oder - um auch von Sr. Hochwürden einen Ausdruck zu borgen - A n s p e y - i s u n g e n * ) , und erlaube mir nur über die fünfte und zwölfte Frage des dritten Dutzend ein paar Worte. 56. Die erste lautet also: «Wenn die Berichtserstatter wirklich dergleichen Leute sind, d e r e n U r t h e i l e b e n so f a l s c h , a l s d e r e n D a r s t e l l u n g u n g e t r e u ist, wie kam es, daß d a s ehr- 20 w ü r d i g e H a u p t der R è g i e r u n g sie dieses Auftrags werth hielt? Daß die e i d g e n ö s s i s c h e T a g s a t z u n g über die Art, wie sie den Auftrag vollführten, ihre Zufriedenheit bezeugte? War etwa jenes in der Wahl und diese in dem Urtheile b l i n d ? » Hierüber dient zur Antwort : E s ist Niederer auch in seinem 25 lebhaftesten Augenblick nicht in Sinn gekommen, auszumitteln, was die H.Herren Berichtserstatter für Leute seyen, sondern nur, wie sie in unsrer Angelegenheit geurtheilt haben. Zweitens ist es eigentlich nicht Styli, die Majestät des Königs und seine Regierung in literarische Fehden hineinzuziehn. Doch man sieht wohl, 30 Se. Hochwürden wollen uns mit dieser Frage in Verlegenheit setzen. Wenn ich aber dazu stehen darf, daß die Hochverehrte Person, die hier mit so viel Delikatesse hinzugezogen wird, zu mir selber gesagt hat: der Gegenstand dieser Untersuchung sey nicht ihr Fach, sie v e r s t e h e ihn n i c h t ; wenn ich dazu stehen 35 darf, daß Sie mir selber aufgetragen, Ihr über die Art, wie seine Untersuchung eingelenkt und geführt werden soll, mit Bestimmtheit und umständlich e r l ä u t e r n d e A u s k u n f t zu geben; wenn *) Siehe die neue Broschüre Sr.Hochwürden S.80 letzte Zeile.

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der Brief, den ich Sr. Exzellenz in Gefolg dieses A u f t r a g s geschrieben, zu jedem nöthigen Gebrauch noch in meiner Hand liegt, so denke ich, Se. Hochwürden fühlen, daß wir ihrer Frage halber doch nicht in g a r g r o ß e r Verlegenheit sind. Wenige 5 Glieder der Tagsatzung werden sich a n m a ß e n , über die in unsrer Angelegenheit zu untersuchenden Gesichtspunkte t i e f e r e i n d r i n g e n zu k ö n n e n , als d ' A f f r y . Hingegen muß die hohe Tagsatzung, die die P r ü f u n g meines Gegenstands e r k a n n t , die F o r t d a u e r derselben w ü n s c h e n , bis m e i n e A n m a ß u n 10 g e n über denselben entweder bis zur Unwidersprechlichkeit g e r e c h t f e r t i g t , oder bis so weit w i d e r l e g t sind. Was ihre freye unbefangene Dauer f ö r d e r t , m u ß Ihr angenehm, was diese h i n d e r t , v e r b a l l h o r n e t und s t i l l s t e l l t , m u ß Ihr unangenehm seyn. Und nun urtheile das kompetente Publikum, wer 15 von beyden, das f r a g e n d e G e n i e Sr. Hochwürden, das uns h ö h n t , oder der Ihm antwortende Niederer, der uns s c h ü t z t , die weitere und tiefere Prüfung unsers Gegenstandes f ö r d e r e , und wer von diesen beyden sie h i n d e r e , v e r w i r r e und s t i l l s t e l l e ; wer also von ihnen die hohe B i l l i g u n g der Tagsatzung 20 oder Ihr M i ß f a l l e n verdiene und zu erwarten habe. Diese wird ganz gewiß das Anziehen der Bürkli'schen Sturmglocke für d a s erkennen, was es wirklich ist, nämlich für a b s i c h t l i c h e u n d w i e d e r h o l t e V o l k s a u f w i e g l u n g gegen unsre Personen und gegen unser Bestreben. Sie wird in Ihrer Weisheit dieses mehr 25 als u n s c h i c k l i c h e Benehmen von allen ernst gemeinten redlichen Bemühungen über unsre Angelegenheit, sey es f ü r o d e r w i d e r u n s , Licht zu verschaffen, m i ß b i l l i g e n d unterscheiden, und über kleinliche Insinuationen eines leidenschaftlichen Parteygängers e r h a b e n , die Ungleichheit der Ansichten Ihrer H. Herren 30 Committirten und Hrn. Niederer's der f r e y e n P r ü f u n g competenter Männer, und die a l l f ä h l i g e n Mißschritte des letztern der im Land offenen Gerechtigkeit überlassen, die dieser zur Verantwortung jedes seiner Worte bereitet, so laut und so bestimmt angesprochen hat. 35 57. So unwürdig es war, auf das Fundament einer Stelle, in der Niederer offenbar von der ganzen Masse der uns schon so lange übel behandelnden Zeitungsschreiber, Journalisten, Sudelblätter und Pasquilanten redet, und von diesen fordert, daß sie einmal unsre Sache ungehudelt lassen oder sie kennen lernen 11 Pestalozzi Werke Bd. 23

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sollen, zu behaupten: Niederer habe gesagt, die H. Herren Commissarien sollen unsre Sache entweder ungehudelt lassen, oder sie kennen lernen; eben so unwürdig ist es (es brauchte aber auch eben denselben Mann dazu), den Landammann der Schweiz, den verehrungswürdigen d'Affry, und die hohe Tagsatzung in einen 5 Bürkli'schen Zeitungsartikel, in dem ein Gelehrter und Geistlicher einen seiner Collegen hudelt (unwürdig, niederträchtig behandelt), hineinzuziehen, und die Frage in diese Zeitung zu setzen ; War etwa der Landammann der Schweiz in der Wahl der Herren Commissarien, und die Tagsatzung in dem Urtheil über ihren 10 Bericht b l i n d ? Da dieses aber nun einmal geschehen, da in der Großzeitung meiner Vaterstadt öffentlich also gefragt wurde, so kann man es mir nicht übel nehmen, daß ich in aller Bescheidenheit bemerke, die H. Herren Merian, Girard und Trechsel seyen nicht die ersten gewesen, an die Se. Excellenz dießfalls dachten. 15 Und in Rücksicht auf das Urtheil der hohen Tagsatzung erlaube ich mir zu bemerken, der Rapport der Commission seye ihr nicht vorgelesen worden, und die Deliberationen, welche bey der rapportirenden Commission darüber statt gefunden, und die die Motive, mit welchen diese Commission ihre endliche Schlüsse 20 begründet, enthielten, seyen mir unbekannt geblieben, so sehr ich, wenn es möglich und schicklich gewesen wäre, schon längst gerne einigen Aufschluß darüber gehabt hätte. Doch wenn d'Affry gelebt hätte, so wäre wahrscheinlich diese Frage nicht in die Zeitung gekommen, und wenn es geschehen, so wäre ich 25 jetzt sicher im Stande, mit mehr Bestimmtheit auf sie zu antworten. 58. Die zwölfte Frage dieses Dutzends, über die ich ein Wort zu sagen habe, lautet also : «Könnte es das Pestalozzische Institut verargen, wenn man ihm das, was (S. 103) gesagt wird, zurück- 30 gäbe? - Der Fragende hat einen zu t i e f e n A b s c h e u vor diesem Ton, als daß er die Worte a b s c h r e i b e n könnte.» Ich antworte darüber: Ja, Herr Chorherr, das Pestalozzische Institut verarget Ihnen selber auch nur den G e d a n k e n daran, und zwar mit Recht. Wir, die sämmtlichen Glieder unsers päda- 35 gogischen Vereins, haben uns in keinen Flugschriften, Volksblättern und Rezensionen der schändlichen Handlungsweise schuldig gemacht, von der Niederer in der 103. Seite seiner Schutzschrift redet. Wir behaupten, daß wir weder durch unser

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Leben noch durch unsre Schriften Stoff zu einem Gemälde von einer so unheiligen Denkungsart, von einer das sittliche Zartgefühl so beleidigenden Entweihung der W a h r h e i t , des R e c h t s , des G e i s t s und der L i e b e gegeben haben, deren 5 sich die Verfasser der Sudelblätter, von denen Niederer in dieser Stelle redet, notorisch schuldig gemacht haben. Doch was wollen wir einem Mann verargen, der den 10. Oktober 1811 in No.41 der Bürkli'schen Zeitung in der zweyten, dritten, siebenten und neunten Frage seines dritten Dutzends alle und jede W ö r t e r , io ich möchte sagen: alle und jede Sylben, die er schlechten Tons halber bezüchtigen zu können glaubt, aus Niederer's ganzem Buch zusammengelesen, a b g e s c h r i e b e n , in Z e i t u n g s a r t i k e l verwandelt, und so vor allem seinem Volk ausgeposaunet, und dann am gleichen Tage, in der gleichen Zeitung, is in der zwölften Frage des gleichen Dutzends, vor dem gleichem Volke a u s t r o m m e l n darf: er habe einen solchen Abscheu vor diesem Ton, daß er die W o r t e einer S t e l l e nicht einmal a b s c h r e i b e n dürfe, zu der ein vernünftiger Mensch wohl beweisende B e l e g e fordern, aber keiner behaupten kann, daß auch 20 nur eine Spureines v e r a b s c h e u u n g s w ü r d i g e n T o n s in ihr vorhanden sey. Gewiß ist es, der Hr. Chorherr muß in dieser Stunde und an diesem Tage in einer Gemüthsstimmung gewesen seyn, in der seine linke Hand nicht wußte, was seine rechte that. 25 59. Ich muß enden. Möchten doch Se. Hochwürden sich aus dem Proton Pseudos, das sie zu solchen Verirrungen hinführt, herausreißen, und ich sage es noch einmal, durch diejenigen Mittel, durch die unser Geschlecht allein zur Erkenntniß der Wahrheit zu gelangen vermag, sich fähig machen, unsrer Angelegenheit eine 30 Richtung zu geben, die beides, Sr. Hochwürden und der Angelegenheit selber, mehr würdig ist. Wir dürfen so reden, sie ist keine bloße Privatangelegenheit. Sie s t e h t höher, und wir dürfen es fordern, daß man sie nicht zu einer solchen mache; wir dürfen fordern, daß man sie nicht in den Sumpf der Gemeinheit hinab35 ziehe, und darin ferner aufhalte. Wie schlau und wie künstlich man auch diese Gemeinheit mit den rostigen Kronen der anmaßlichen, aber doch ewig bettlägerigen Mittelmäßigkeit ziere, es ist in derselben für die Menschheit kein Heil! Wir dürfen unsre Angelegenheit, selber auch in Beziehung ihres Standpunkts zur

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Bürkli'schen Zeitung, zu ihren aller Ehren werthen Stützen und Mitteln, nicht in ihren Sumpf hinabziehen, u n d in die Elendigkeit einer im Streit stehenden bloßen Privatsache hinübergehen lassen, in der ein jeder von uns nur darauf zu schauen hätte, wie er seine Gegenpartey zu Schanden machen und ihr Meister werden 5 könne. Wir sollen und müssen uns einander wieder nähern. 60. Herr Chorherr, ich weiß, daß Ihnen die Eigenheiten Niederer's zuwider sind, und daß auch Ihre Herzensangelegenheiten nicht mit den seinen in einem reinen Akkord zusammentreffen. Aber Sie sollten doch nicht zürnen, daß ein Mann, dessen Eigen-10 heiten ihm nicht nur wirklich eigen sind, sondern auch in einem hohen Grad kraftvoll in ihm leben, die Ihrigen nicht hat; er k a n n sie nicht haben, er könnte nicht Niederer seyn und z . E . zugleich d i e Art des guten Tons besitzen, der Ihnen eigen ist. Auch das sollten Sie nicht zürnen, daß er in seinen ersten Herzensangelegen-15 heiten nicht Spaß versteht; es versteht das darin eigentlich niem a n d als herzlose Leute, u n d dann haben die Herzensangelegenheiten, wie Sie dieses von den Z e i t u n g e n sagen, ihre e i g e n e Freyheit. Jeder spricht darin gegen alle andern sein e i g e n e s Recht an, hanc veniam damns petimusque vicissim. Und Euer 20 Hochwürden verstunden ja in den Tagen, in denen ein jeder glaubte, so frey werden zu können als ein Chorherr, in Rücksicht auf Ihre damaligen Herzensangelegenheiten so wenig Spaß als irgend ein Andrer; Sie waren auch himmelweit davon entfernt, Ihre politischen Ansichten den Ihnen so vorkommenden Schwäch- 25 lingen Ihrer Gegenpartey gar höflich in die Ohren zu küscheln. Sie sprachen selbige vielmehr vor und hinter Ihnen laut, bestimmt und oft selbst derb aus. Wenn Sie das erste gethan hätten, Sie hätten wahrlich ohne Schwerdstreich, ohne Polemik ihrer viele gewonnen, aber Sie hatten Ihre Gründe, diese Kleinen, diese 30 Schwächlinge mit der Herzensangelegenheit Ihrer politischen Ansichten hie u n d da selber zu ärgern. Aber gestatten Sie jetzt auch Freund Niederer, daß er die Herzensangelegenheit seiner pädagogischen Ansichten, den ihm so vorkommenden Schwächlingen seiner Gegenpartey, auch nicht bloß in die Ohren küscheln, son- 35 dern sie frisch und g r a d s i n n i g , eben so laut u n d eben so derb vor Ihnen ausspreche, als die Feinde jedes bessern Beginnens ihre Verläumdungen und ihre Irrthümer zwar immer k r u m m s i n n i g , aber doch nicht immer nur versteckt, sondern gar o f t

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laut und derb ausgesprochen haben, und bis auf den heutigen Tag noch immer aussprechen. 61. «Es kann nicht immer so bleiben Hier unter dem wechselnden Mond» 5 Nein, Herr Chorherr, es kann auch unserthalben nicht immer so bleiben, wie es ist, und wie Sie es gemacht haben, es wäre auch nicht gut, wenn es immer so blieb, es wäre auch selber für das Vaterland nicht gut, wenn forthin wie bisher in unsrer Angelegenheit alle Freyheit nur auf der Seite derer bliebe, die u n s U n lo r e c h t t h u n , und wir auf unsrer Seite bald keine mehr fänden, um r e c h t zu t h u n . Herr Chorherr, setzen Sie dieses Wort nicht unter die Rubrik der Paradoxen, die Freyheit, Recht zu thun, hört da im Ernst auf, wo die Freyheit, einem die Mittel darzu abzuschneiden, grenzenlos wird. 15 Es ist nicht denkbar, daß Euer Hochwürden das unserthalben wollen; es ist nicht denkbar, daß Sie es selber für das Vaterland gut finden, daß uns die Mittel, Gutes zu thun, durch verläumderische Verschreyungsmaßregeln täglich mehr abgeschnitten, und die Kraft dazu in unsern Umgebungen täglich mehr erlahmt 2o werde, so daß wir durch den Nothzustand unsrer Lage auf der einen Seite in uns selber auf das Äußerste entkräftet, auf der andern noch dadurch in einen ewigen Streit gezogen, selber das Unsrige beytragen mußten, daß unsre Angelegenheit eine Richtung nehme, in welcher die Schwäche der Zeit, des Vaterlands 25 und allfählig auch unsres Instituts und Sr. Hochwürden ob ihr gleichsam auf das Theater gebracht werde, und auf demselben nicht bloß etwa einen Augenblick hinter der Coulisse hervorgucke, sondern sich anhaltend und als Hauptrolle vor unser Parterre stelle. 30 62. Es ist in allen Beziehungen nicht denkbar, daß es im Sinn Ihrer Hochwürden liege, daß es selber für unser Vaterland gut sey, daß die Schrift Niederer's, die so offenbar sittliche und literarische S e l b s t s t ä n d i g k e i t auf eine Weise anspricht, wie diese seit langem nicht mehr in unsrer Mitte angesprochen worden ist, 35 forthin von tausend Stimmen des U n v e r s t a n d s und der V e r l ä u m d u n g mit aller Gewalt überschrien und ihre wesentlichen Ansichten der Beachtung des Vaterlandes mit aller Kunst entrückt werde. 63. Es ist nicht denkbar, daß es im Sinn Euer Hochwürden

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liege, daß es für das Vaterland gut sey, daß unsre Angelegenheit auch forthin dazu beytrage, daß es einem jeden Mann, der unter uns bürgerlich oder literarisch mit Kraft und Auszeichnung höher strebt, immer s c h w e r e r gemacht werde, in unsrer Mitte a u f z u k o m m e n ; daß das letzte uns übrig gebliebene Mittel unsrer 5 Nationalwiederherstellung, die freye Anstrengung unsrer a u s g e z e i c h n e t e r e n und edleren Bürger für die Fluidamente unsrer sittlichen, geistigen und bürgerlichen Bildung durch den Sanskulottismus tiefgreifender Verschreyungsmaßregeln fortdauernd auf das höchste gefährdet, jedes lebendige und kraftvolle Bestre-10 ben, uns selber in unsern nächsten Angelegenheiten richtigere Grundsätze und bessere Mittel zu v e r s c h a f f e n , als diejenigen sich e r p r o b e t haben, die wir wirklich besitzen, durch solche Verschreyungsmaßregeln gewaltsam unterdrückt werden, und daß Grundsätze und Ansichten, die wesentlich geeignet sind, 15 dieses lebendige und kraftvolle Bestreben der E d l e r n , der A u s g e z e i c h n e t e m in unsrer Mitte zu entfalten und zu beleben, den Nachkommen ihrer edlen ausgezeichneten Väter, den Nachkommen unsrer Teile, Winkelriede, Staufacher, und ihrer spätem Brüder, als bloß träumerische Grillen exaltirter und außer das 20 Gleichgewicht ächter Besonnenheit gefallener Köpfe vor die Augen gebracht, und Alles, Alles dahin gelenkt werde, daß endlich selbst unsre Buben auf der Gasse ihr Pereat gegen jeden Mann ausschreyen, der im Geist und selber mit den Worten und Ausdrücken der Männer, vor deren Angedenken das Vaterland 25 bis j e t z t dankbar die Knie bog, noch gern von dem r e d e t , was wir bedürfen, noch gern das s c h i l d e r t , was wir sind, und das h e i t e r m a c h t , was uns fehlt?!! 64. Es kann nicht im Geist Euer Hochwürden liegen, daß es für das Vaterland gut sey, die Aufmerksamkeit unsrer Bürger 30 auf ihren Ton und auf ihren Styl ü b e r die A u f m e r k s a m k e i t auf i h r R e c h t u n d i h r e K r a f t zu e r h e b e n , und alles dahin zu lenken, daß die natürlichen Folgen jeder h ö h e r n Kraftäußerung, wenn sie sich auch noch sehr zum Wohl unsere Geschlechts hinstrebend bewährten, den Menschen in unsrer Mitte 35 allgemein zum N a c h t h e i l und zum V e r d e r b e n gereichen müßte, der höhere Sinn der Bessern in unsrer Mitte ganz unterdrückt, und jede edlere Seele von den Anmaßungen des fruges consumere nati und der F r e c h h e i t der servum pecus ihrer -

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Nachläufer z u r ü c k g e s t o ß e n nur stille Thränen über unser Versinken weinen, so daß endlich auch den Kraftvollsten in unsrer Mitte alle Lust vergehen müßte, sich ferner um den S c h a d e n J o s e p h s zu bekümmern, und zuletzt auch der Muth5 vollste unter uns es nicht mehr wagen dürfte, selbst den armseligsten Pfuscher, der ihn heilen sollte, aber nur pflastern kann, von seinem Krankenlager wegzuscheuchen, oder sonst irgend einen, feinen oder dummen, bösen Gesellen, der auf einem alten bestäubten oder auf einem neu verfirrlifanzten Ehrensessel b l i n io zeit, s c h l u m m e r t oder p o l t e r t , mit seiner Kraft von seinem S c h l u m m e r aufzuwecken, in seinem P o l t e r n zu stören und in seinem B l i n z e l n zu verwirren? Wo soll es endlich mit uns hinkommen, in welchen Winkel soll sich der Überrest unsres Segens und unsrer Kraft noch hinflüchten, wenn es mit den S c h w ä c h e n 15 unsrer bürgerlichen Erscheinung, und unsers bürgerlichen Dastehens, ich meine mit dem P o l t e r n , mit dem S c h l u m m e r n , mit d e m B l i n z e l n , ich setze hinzu mit dem V e r s c h r e y e n und V e r l ä u m d e n noch dahin kommen sollte, d a ß in k e i n e r d e r A p o t h e k e n u n s e r s V a t e r l a n d s m e h r i r g e n d ein 20 G e g e n g i f t gegen diese H a u p t ü b e l des b ü r g e r l i c h e n Zustande weder öffentlich noch heimlich v e r k a u f t werden dürfte? 65. Wollen wir dahin versinken? Das gewiß nicht; ich kenne das Gute, das Edle, das Kraftvolle, das von den Vätern geerbt, in 25 unsrer Mitte noch da ist, aber ich sehe auch seine schwankende Abnahme, und die trügerische Hülle, in der es gewickelt noch da steht; ich sehe den täglich lebendiger, täglich glühender werdenden Trugglanz dieser Hülle, und den täglich wachsenden Glauben an seinen Schimmer; ich sehe, wie er das Gute, das noch in uns ist, 30 wie ein nasser Schwamm das Wort einer nichtigen Kreide auf einer Wandtafel auslöscht, und auf uns, wie eine fixe Idee auf die arme Seele eines verlornen Menschen, einwirkt. Ich sehe die immer wachsende Gleichgültigkeit, Zweifelsucht und Muthlosigkeit in allem höhern Streben, selbst bey unsern Edlern; ich sehe das 35 heilige Salz unsers innern Wesens täglich mehr von der feuchten, sonnenlosen schlechten Luft, die den Trugglanz unsrer Hülle umgibt, sich täglich mehr in ekles, ungenießbares Sumpfwasser auflösen, und in diesem Zustand in den Koth des Bodens versinken und ihm auch gleich werden. Ich sehe das Nahen des

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Äußersten; ich sehe in der Verblendung unsers Trugscheins verhärtete, aber darin mehr und minder glänzende und ausgezeichnete Menschen es schon m ä c h t i g z ü r n e n , wenn die gepreßte Seele des Edlern, Unverblendeten, auch nur den Wunsch l a u t werden läßt, den bessern Sinn unsrer Väter nicht bloß mit Wor- 5 ten, sondern mit Thaten wieder herzustellen, und die Bande mit K r a f t zu zerreißen, die unsre Seelen in Lagen gefangen halten, in denen das Schwanken und Schlummern unserm Geschlecht fast nothwendig zur andern Natur wird, und das im Schlaf Wandeln und im Traum Reden für Handlungen und Verhandlungen wa-10 chender Menschen angesehen und anerkannt werden müssen. 66. Ich sage und frage dieses alles jetzt nicht mehr um meiner selbst und um meiner kleinen Angelegenheit willen. Diese ist in der Ansicht der großen meines Vaterlandes v e r s c h w u n d e n ! Aber es besteht in Gottes Welt ein hoher, ewiger Zusammenhang 15 zwischen allem Kleinen und allem Großen, und indem sich meine kleine Angelegenheit in der großen des Vaterlandes gleichsam verschmilzt, fühlt sich mein zerrissenes Herz dennoch tiefer in Wehmuth versunken, als es je in irgend einer Privatangelegenheit meines Lebens versinken konnte. Ich kann es nicht verheh- 20 len, es t h u t mir weh, daß ich, m e i n e A n s t a l t u n d m e i n e F r e u n d e in m e i n e r V a t e r s t a d t j e d e r V e r l ä u m d u n g u n d jeder M i ß k e n n u n g leichter unterliegen, als an i r g e n d e i n e m a n d e r n O r t . Es t h u t mir weh, daß das V e r f ä n g l i c h s t e und G e f ä h r l i c h s t e , was je gegen mich und mein 25 Bestreben g e s c h r i e b e n , daß das Ä r g s t e , was je v e r s u c h t worden, meinem Haus und meiner Anstalt den T o d e s s t o ß zu g e b e n , innert den Mauern meiner Vaterstadt a u s g e h e c k t , g e s c h m i e d e t und noch u n t e r i h r e m S c h i l d e g e d r u c k t p u b l i c i r t w o r d e n . - I c h habe bis auf dieses l e t z t e ö f f e n t l i c h e 30 U n r e c h t noch immer gehofft, nicht sterben zu müssen, ohne dieses Leiden meines Lebens enden zu sehen, und im Gegentheil noch in den Stand zu kommen, meiner Vaterstadt noch auf irgend einem Weg, in irgend etwas wesentlich dienen zu können. Aber Euer Hochwürden haben mit Ihren Fragen den letzten Stein 35 gegen jede in mir noch lebende dießfällige Hoffnung geworfen. Jetzt ist auch ihre Spur in meinem Innersten fast ausgelöscht; ich darf jetzt nicht mehr hoffen, was ich bisher hoffte! Aber es t h u t mir weh, Herr Chorherr! J e älter man wird, je mehr schmerzt

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es, Hoffnungen, die man durch sein Leben hindurch genährt, endlich in sich selber ganz ersticken zu müssen. Diese Hoffnungen haben in der Todesöde des Eismeers, das ich in meinem Leben durchwandern mußte, in meinem Innern immer wie Blumen eines 5 ewigen Frühlings geblüht; jetzt sind sie bis auf ihre letzte Knospe verwelkt. Was soll ich noch sagen, Herr Chorherr! Möchten Sie den Stein, den Sie gegen mich geworfen, wieder aufheben, und unsrer Angelegenheit eine Richtung geben, daß diese Hoffnung unter meinen grauen Haaren noch einmal in meinem Herzen auf10 blühen könnte, und mein von Ihnen über mich verhängter Unstern mich so weit verfolgen dürfte, daß ich, um des Unrechts willen, das mir geschehen, und um der Verspottung willen, deren mein Thun innert und äußert unsern Thoren P r e i s gegeben worden, die Gassen 15 meiner V a t e r s t a d t und die Straßen ihres Gebiets bis an mein Grab nicht mehr anders als mit einem zerrissenen Herzen betreten könnte. Pestalozzi.

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aus einer Zuschrift an

Bremi

D a s Wenige, was ich gethan, foderte, um auch ä u ß e r l i c h in Übereinstimmung mit seinem innren Werth zu erscheinen, fürstlichen Aufwand, und ich war arm. Aber ich that mit Vertrauen auf Gott und Menschen, was ich konte, und arbeitete mit An- 5 strengung und Aufopferung auf das W e s e n der Sach hin. Auf den Schein derselben hette ich auch nicht hinarbeiten könen, wenn ich auch wollte. Der Mangel des S c h e i n s war auffallend, das Dasyn und die Äufnung des W e s e n s beachtete vast niemand, indessen die Schwirrigkeit der Sach nicht bloß meine und 10 die Kräffte meines Hauses, sonder bynahe d i e K r ä f f t e u n s e r e r N a t u r , wie sie nur einzelnen Mentschen gegeben, zu übersteigen drohte]. *

- in den positiven Lagen, in denen sich jeder befeindet, auch nur näheren zu könen. Ich habe mich ihr genäheret, ich habe 15 Schritte gethan, die über das Wesen ihrer inneren Wahrheit und über die Möglichkeit ihrer äußeren Darstellung [und] Ausführung großes Licht und mir K r a f f t gaben, in byden Rüksichten imer weiter zu schreiten. Ich habe Mäner gefunden, die die Wahrheit meines Thuns in ein Licht setzen, daß die Schwäche der äußeren 20 Erscheinungen, in denen diese Wahrheit dargelegt wird, nur desto stärker in die Augen fallt. Diese Mäner, und besonders Niederer an ihrer Spize, werden jez angefallen -

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Freunde und Kinder! Das alte Jahr ist vorüber, das neue ist da, und ich stehe als Vater meines Hauses vor Euch, um den Wunsch auszusprechen, daß es für uns alle ein gutes, gesegnetes Jahr seyn möge. 5 Das alte war es, es hat mich dem Ziele meines Lebens näher gebracht. Ob es mühselig gewesen, das ist jetzt gleichviel. Sie sind verschwunden, die Stunden der Mühseligkeit, es ist nichts von ihnen übrig geblieben, als die Kraft, die sie in uns selber entfaltet haben. Ob Gefahren uns umrungen - sie sind verschwunden, als io wären sie nicht da gewesen. Der Muth, den sie in uns gebildet, ist übrig geblieben, die Fundamente dieses Muths sind jetzt gegründeter, als sie je waren. Was wir wollen, was wir sollen, das können wir jetzt mehr als je. Die Bahn, die wir suchten, ist für uns mehr als je offen. E s ist 15 Friede auf unsern Wegen, große Steine des Anstoßes sind wie verschwunden, und wir reifen, - wir reifen alle in den Kräften und Mitteln, die wir zu unserm Ziel bedürfen, demselben entgegen. Was können wir mehr wollen, als wir erhalten ? Welcher Sohn der Erde, wenn er in seinem Erdenziel so viel vorwärts gerückt 20 wäre - wäre nicht befriedigt? Welcher Sohn der Erde würde sich in einer solchen Laufbahn nicht anstrengen ? Welcher würde sich nicht Vorwürfe machen, wenn er das Glück seines Lebens auf keine Weise verdient, wenn er dasselbe durch keine Art von Anstrengung befördert, wenn er vielmehr durch seine Schwäche und 25 Sorglosigkeit dem Gang desselben noch Hindernisse in den Weg gelegt, und nach überstandenen Gefahren denken müßte: Ich hätte durch mein Benehmen verdient, unglücklich zu werden, wie ich glücklich geworden? Freunde, Brüder, indem ich mir über das Vergangene Glück 30 wünsche, und mich aller überstandenen Gefahren freue, denke ich auch zurück, wie vieles wir noch hätten thun können, um unsers Glücks würdig zu seyn, und seinen Segen mit hoher innern Befriedigung zu genießen. Freunde, Brüder! Was thut der Weltmensch nicht um des nich35 tigen Gewinnstes, um der nichtigen Ehre, und um nichtiger, sinnlicher Genießungen willen? Sollen wir für unser hohes, heiliges Ziel weniger thun ? Sollen wir uns nicht schämen, weniger für dasselbe gethan zu haben? Kann unsre Freude, daß Gott das Werk unsrer Hände in dem vergangenen Jahr erhalten, gesegnet, und fester

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gegründet, rein und vollkommen seyn, als in so fern wir uns bewußt sind, demselben mit reinem Herzen ergeben zu seyn, und es mit treuem Eifer befördert zu haben? Lehrer meines Hauses, meine Freude ist groß, Euch in den ersten Stunden dieses Jahres mit inniger Überzeugung sagen zu können : Eure Ergebenheit an 5 das Werk unsrer Vereinigung hat sich in diesem Jahre gestärkt, Eure Einsichten in das Wesen desselben, Eure Fertigkeit in den Mitteln desselben, und Eure Kräfte für den großen Umfang unsrer Bedürfnisse und Ansprüche haben sich in demselben vermehrt und gestärkt. Ich danke Gott und freue mich in der ersten 10 Stunde des Jahrs, ihm vor Euch meinen Dank hiefür abzustatten. Wie unglücklich wäre ich, wenn es anders wäre; wie unglücklich wäre ich, wenn Ihr unter der Last Eurer Stellung erlegen, wenn Ihr von der Verwirrung der Umstände in Euch selber verwirrt, den Glauben an unsre Bemühungen verloren hättet, und Euer 15 Muth, dem Ziel unsrer Vereinigung zu leben, in Euch geschwächt worden wäre ! Wie unglücklich wäre ich, wenn der so stark geminderte äußere Schein unsrer Vereinigung das Zutrauen auf ihren irmern Werth in Euch selber gemindert hätte! Ja, mit welchem Kum- 20 mer, mit welchen Sorgen belastet, würde ich jetzt in den ersten Stunden des neuen Jahrs vor Euch stehen! Und mit welcher Freude stehe ich jetzt vor Euch, da das nicht ist, - mit welcher Freude danke ich Gott, daß er den Glauben an den Werth unsrer Vereinigung in Euch erhalten, und die Kräfte und den Eifer zur 25 Beförderung ihrer Entzwecke in Euch gestärkt hat! Wie danke ich Gott, daß Ihr im innigsten Sinn des Worts im vorigen Jahr m e i n geblieben, und mit e i n e r Kraft, und mit e i n e m Willen als die M e i n i g e n vor mir stehet, wie Ihr noch nie vor mir standet, und noch nie also vor mir stehen konntet! Ich war Euer 30 Vater, und wollte es von Herzen seyn, aber ich war schon damals, als Ihr zu mir kämet, ein alter Mann, und stand einem Werk vor, dessen Leitung in vielen Rücksichten meine Kräfte weit überstieg, und auch Ihr, erste Freunde meines Hauses, erste Theilnehmer meiner Zwecke, Niederer und Krüsi, auch Ihr wäret un- 35 geübt und unerfahren in dem, was unser Ziel forderte. Wir hatten alle nichts für uns als unsern Willen, unsre Treue und unsre Hingebung an die Sache selber, wie sie sich gleichsam von sich selber entfaltete. Uns erhob freylich ein inneres Hochgefühl von dem

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Werth unsrer Zwecke, und ein Glauben an unser Ziel, ob wir gleich seine Bahn noch nie betraten, und sie voll Dornen und unwegsam vor unsern Augen sahen. Wie ferne waren wir alle den Kräften, Einsichten und Mitteln, die es brauchte, um unsre 5 Endzwecke auch nur auf den Punkt vorwärts zu bringen, den wir jetzt schon wirklich hinter uns sehen. Freunde, mit einer Ruh, mit der ich es noch nie aussprach, darf ich es sagen, auch Ihr seyd beyde jeder auf seine Art der Reifung für unsern Zweck dieses Jahr näher gerückt, io Niederer, du stehst im Bewußtseyn Deiner hohen Kraft für denselben da, wie Du noch nie für denselben da standest, Du bist in das Innerste desselben eingedrungen, wie noch niemand so tief in denselben eingedrungen; Du weißt in einem großen Umfang, was wir wollen, und was wir sollen; Du hast es in diesem 15 Jahr ausgesprochen, wie es noch nie ausgesprochen worden ist, und wie Du es selber vorher nie aussprechen konntest. Niederer, wie freut mich die Größe Deiner Anlagen, die ich immer kannte, aber noch mehr die wachsende reifende Kraft, mit der Du dem Ziele, dem Du Dich weihest, fast Dich selber verzehrend, ent20 gegen gehst. Niederer, mich haben Kräfte verlassen, die ich für mein Leben an mich gefesselt glaubte, aber Du hast mich nicht verlassen. Ich bedurfte Deiner Kraft, und bedarf sie heute mehr als je für mein Haus und mein Werk, um der höhern Richtung willen, die Du ihm selber gegeben. Ich erkenne heute den Werth 25 dieser Richtung, wie ich ihn noch nie erkannte, aber ich erkenne auch, wie ich es noch nie erkannt, wie sehr ich Deiner Kraft nöthig habe, um die Unternehmung in dieser höhern Richtung zu erhalten, und sie vor den Ungläubigen und Widerwärtigen darin zu beschützen. Niederer, mein Glaube an das, was Du hast, 30 ist unerschütterlich, und meine Sorge über das, was Du nicht hast, mindert mit jeder Stunde. Warum sollte sie nicht mindern? Das, was mir in meiner Stellung für mein Ziel fehlt, ist unendlich mehr, als das, was Dir in Deiner dafür fehlt, und doch bin ich in meiner Stellung nicht zu Schanden geworden. Es war wahrlich, 35 wie wenn meine Schwäche nicht vorhanden gewesen wäre. Niederer, Gott, der ob mir und ob meiner Schwäche waltet, waltet auch ob Dir und ob Deiner hohen Kraft. Lieber, Gott hat Dich mir zur ersten Stütze meines Werks gegeben, er erhalte Dir Deine Kraft!

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Kriisi, auch die Ruhe Deiner Liebe reifet für unsre Zwecke; wir bedürfen ihrer wie Niederer's glühender Kraft. Ich erkenne den Einfluß Deiner milden sanften Seele. Ich habe Dir oft, wenn die Bedürfnisse des Hauses lebendige Augenblickskräfte ansprachen, Unrecht gethan, aber ich habe Deine hohe Gemüthlichkeit 5 und das Bedürfnis des häuslichen Frohsinns, den Du so allgemein wecktest, indem Du ganz darin lebst, für unser Haus nie mißkannt. Wir bedürfen seiner, wir bedürfen Deiner so sehr als irgend einer Kraft, die für unser Haus wesentlich ist. Gott erhalte und befördere in unsrer Mitte immer mehr den reinen und stillen 10 Segen Deiner milden Liebe! Ihr, Jünglinge, die Ihr als Kinder zu mir kämet, und in meinem Haus erzogen wurdet, Göldi, Ramsauer, Egger, Knusert, es lag mir nichts so sehr am Herzen, als daß Ihr einst als Männer die Endzwecke meines Lebens mit Einsicht, mit gebildeten Fertig-15 keiten, und mit einer entschiedenen lebendigen Neigung fortbetreiben würdet. Ich glaubte damals nicht, es zu erleben, heute noch in Eurer Mitte zu stehen; aber meine Gesinnungen waren die nämlichen. Wahrlich, ich suchte Euch zu dienen, ohne Hoffnung es noch zu erleben - daß Ihr mir hinwieder dienet; aber 20 meine Freude ist groß, zu sehen, daß Ihr es jetzt im Stand seyd, und daß Ihr es wollet. Ich bedarf jetzt Eurer Hülfe; ich war damals schon alt und schwach, als Ihr zu mir kämet, jetzt bin ich es noch weit mehr, ich kann Euch jetzt nicht einmal mehr das seyn, was ich Euch damals war. Ihr wäret Kinder, Ihr bedurftet 25 meiner Handbietung, ich bot sie Euch herzlich, und that an Euch, was ich konnte; was ich nicht konnte, das thaten an Euch schöne und kraftvolle Umgebungen, die mich unterstützten. Es ist wahr, nicht ich, mein Haus bildete Euch, aber jetzt sehe ich dennoch auf Euch als auf meine Kinder. Ihr werdet auf eine Weise den 30 Werth meines Lebens bestimmen. Man urtheilt ja immer aus den Früchten, ob ein Baum gut oder schlecht ist. Ihr seyd in meinem Haus aufgewachsen, mein Wille erschien Euch in der Fülle meiner Liebe, Ihr erkanntet ihn als den Willen Euers Vaters - wie unglücklich wäre ich, wenn Ihr diesen erkannten Willen Euers 33 Vaters jetzt verschmähen würdet! Wie unglücklich wäre ich, wenn Ihr Euch von mir wenden, und meine Wege nicht als Eure Wege, und meine Endzwecke nicht als Eure Endzwecke erkennen würdet. Wie unglücklich wäre ich, wenn der erste Schein Eurer

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Entfaltung, der die Aufmerksamkeit der Welt rege gemacht, nur ein Trugschein gewesen wäre, und Ihr jetzt da stündet in der Schwäche und Gemeinheit nichtiger Menschen; wenn Ihr da stündet als lebendige Zeugen meiner eigenen, und der Nichtig5 keit meines Werks; wenn Ihr unerhoben von einem hohen Willen, unbeseelt von meinem Streben, in kraftloser Ohnmacht da stündet, und so den schönsten Hoffnungen meines Lebens selber den Todesstoß geben würdet, den keine menschliche Gewalt ihm geben kann, wenn Ihr in der Wahrheit meine Kinder seyn und io bleiben werdet. Wie glücklich bin ich hingegen, da ich weiß, daß Ihr es seyd, und daß Ihr es bleibet. Das vergangene Jahr war das Jahr Eurer Prüfung. Wenn es je möglich gewesen wäre, daß die Welt Euch von meinem Herzen hätte trennen können, so wäre es in diesem Jahre geschehen; aber es ist nicht geschehen, Eure is Treue an mir und an dem Ziele meines Lebens hat sich in demselben bewährt. Ich danke Gott und freue mich. Ihr seyd Männer geworden, ihr seyd meine Lehrer, ihr seyd meine Stützen. Ruhig und still nahet die um mich entfaltete Kraft zum Dienst der Menschheit, zum Dienst Eurer Brüder, ihrer Reifung entgegen; 20 Würde und Anmuth wallet in Euern Augen, wenn ich Euch ansehe, und meine Augen die Hoffnung, die ich auf Euch baue, aussprechen. Und Ihr, die Ihr später mit ihnen verbunden, aber schon Jahre und Jahre mit ihnen als meine Söhne lebet und mit ihnen mein 25 Haus ausmacht, Weilenmann, Heussy, Baumgartner, Schneider, Leuenberger; geliebte Freunde, auch Ihr reiftet in diesem Jahre unserm Ziel entgegen. Ich sehe Eure Kraft in der Führung der Kinder in einem entschiedenen Wachsthum. Und auch Ihr Neuen, die Ihr zu mir berufen wurdet und an so meinem Werk Theil nehmt, Schacht, Blochmann, Ackermann, Lehmann - auch Euch sehe ich mit Ernst und Eifer an uns sich anschließen, und mit Kraft die einzelnen Fächer, deren Bearbeitung unser Haus bedarf, in unserm Geist, und mit vielseitigem Erfolg bearbeiten. 35 Und Ihr, Preußens Zöglinge, Kawerau, Henning, Dreist, Patzig, Krätz und Rendschmidt, die meisten von Euch gehen nun bald von uns weg, um Euerm König und Eurer Nation Rechenschaft von Euerm hiesigen Aufenthalt zu geben. Ihr seyd als Jünglinge voll guten Willens zu uns gekommen, und Ihr 12 Pestalozzi Werke Bd. 23

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gehet mit gereiften Kenntnissen, mit Eifer und mit einem gestärkten, festen Willen, dem Volk Eures Landes zu dienen, und Euch der Jugend, der Armuth und den Verlassenen zu weihen. Freunde, im letzten Jahr Eures Daseyns hat das Wesen unsers Thuns sich vielfach geläutert und fester gegründet. Ihr habt das 5 Eure dazu mit Eifer, mit Treue, mit Einsicht und mit Kraft beygetragen. Allenthalben, wo ich hinblicke, war das Jahr, das wir überlebt, ein Jahr der Reifung, ein Jahr der Entscheidung, ein Jahr der Vollendung, ein Jahr des Friedens, ein Jahr der Vereinigung, der Reinigung unsrer selbst, und neu belebter großer 10 Hoffnungen. Ich stehe jetzt in Eurer Mitte und frage mich selbst : Was soll ich in der ersten Stunde des begonnenen Jahrs zu Euch sagen ? Sie sind so schön, diese Stunden, sie sind der Menschheit so feyerlich; alle Verhältnisse des Lebens werden in denselben unter den Menschen wie neu geboren; man denkt das Vergangene 15 erloschen; man denkt sich die Zukunft als ein neues Beginnen des Lebens; man will sein Leben besser beginnen; man knüpft seine Bande von neuem; man will sie heiligen; man will sie reinigen von aller Befleckung der Vorzeit; man führt sich in lieblichen Darstellungen alles zu Gemüth, was man einander ist, und was 20 man einander seyn soll; man wünscht einander Gottes Segen; man bezeugt sich gegenseitig seine Treue und seine Liebe; man giebt einander zum Unterpfand dieser Liebe und dieser Treue erfreuende Geschenke; alles lebt gleichsam in einer erneuerten lieblichen Gestalt, alles wandelt im Kleid einer erneuerten Liebe 25 einher. Aber ist sie Wahrheit, oder ist sie Täuschung, die Schönheit dieser Stunde? Wie lieblich sie uns umschwebe, Brüder, Freunde, wir wollen uns nicht täuschen. Werden die Menschen heute also sich ändern, - werden sie morgen nicht mehr seyn, was sie sich gestern waren ? Wird das Wort ihrer Liebe Glauben 30 verdienen, wird es Glauben finden? Wird das Wort ihrer Treue Kraft haben? Werden die Verhältnisse der Menschen im allgemeinen besser seyn, als sie vorher waren? O nein, o nein, der morgende Tag wird sich wieder an den gestrigen anknüpfen; was gestern Gutes in dir war, kann sich morgen in dir besser beleben, 35 aber was gestern Böses in dir lebte, was du heute auch immer Gutes denkst und sagst, wird morgen nicht in dir a u s g e l ö s c h t seyn. Alle Bezeugungen der Liebe dieses Tages haben nur in so weit

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eine Bedeutung, und finden nur in so weit Glauben, und verdienen nur in so weit Glauben, als sie auf wirkliches Gutes, als sie auf wirkliche Liebe, auf wirkliche Treue gegründet sind, die wir vorher von einander genossen. Wir werden uns morgen nicht viel 5 mehr seyn, als wir uns gestern waren, aber was wir uns gestern schon waren, das sind wir uns morgen auch wieder. Freunde und Brüder, mit Wehmuth sage ich es, wenn ich Euch heute meine Vatertreue von neuem anerbiete, sie wird morgen nicht größer seyn, als sie gestern war; mein Wille kann nicht größer seyn, io aber meine Kraft kann auch nicht größer seyn, als sie gestern war. Im Gegentheil, sie wird sich vermindern, sie wird abnehmen, und ihr Abnehmen wird Euch und soll Euch die Stunde ihres nahen Verschwindens verkünden. Aber ich spreche das Wort ohne Sorgen aus, Brüder und Freunde! Ihr seyd nicht mehr Kinder, Ihr 15 seyd Männer geworden, Ihr seyd Väter meiner Kinder geworden, und Ihr müßt es erkennen: selbst meine Vatersorge wird bald ganz auf Eure Schultern fallen. Bald, bald müßt Ihr selber mir die Ruhe des alten Vaters bereiten. Freunde, Brüder, ihr seyd Männer geworden! Ihr steht nicht mehr als Kinder des Hauses, 20 Ihr steht als Lehrer, Ihr steht als Führer des Hauses vor mir, Ihr wünschet mir als solche Gottes Segen, und ein gutes neues Jahr, und bietet mir als solche, Euern erneuerten Beystand zu der Führung meiner Kinder und meines Hauses an. Freunde und Brüder, Euer Wort ist mir das Wort der Unschuld Eures Kinder25 sinns, aber auch das Wort Eures zu Männern treu gereiften Wachsthums für allen Dienst unsers Hauses; ich glaube an Euer Versprechen. Es ist keine Täuschung! Euer Wort ist ein Wort einer schon bewährten Treue, und einer schon bewährten Liebe. Ich täusche mich nicht! Das, was Ihr mir das letzte Jahr wäret, 30 das werdet Ihr mir auch dies Jahr seyn. Ich bin hier in einem fremden Land, und hange äußerlich überall von Umständen ab, deren Leitung nicht in meiner Hand liegt, aber das Äußere meiner Unternehmung ist nicht ihr inneres Wesen. Ob sich ihre Gestalt verändere, und welche Form sie äußerlich annehme, das küm35 mert mich nicht. Ich habe äußerlich nichts zu ihr hinzugebracht, ich will auch nichts von ihr wegtragen. Ich möchte darüber sagen : nackend bin ich aus dem Mutterleibe gekommen, und nackend werde ich wieder dahin gehen. Die äußere Zeitform, in der sich das Wesen unsers Thuns ausgebildet, ist mir nur in so fern etwas,

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als in sofern es Gott will, daß es mir etwas sey. Aber auf seinen Willen soll und will ich sehen, ob er uns in der jetzigen Form unsrer Vereinigung erhalten wolle, und versäumen will ich nichts, die Kraft des Hauses, das nun einmal zum Dienst des Wesens unsers Zwecks gebildet ist, so viel an mir ist, zu erhalten. Freunde, 5 meine Seele freut sich, da ich es ausspreche : der Kampf ist in seinem Wesen vollendet, die Wahrheit hat gesiegt, der Feind ist geschlagen, die Grundsätze der Elementarbildung sind außer allen Zweifel gesetzt, und ihre Mittel, von denen, die auf dem mütterlichen Schooß beginnen, bis zu denen, die sich an alle 10 Fächer der Wissenschaften anschließen, nahen alle, alle, ihrer reifenden Vollendung. Ihre Blüthe ist vorüber, viele haben schon schwüle Tage ihres anfangenden Sommers überstanden; schon gingen böse Gewitter, die in schwarzem Gewölk ob ihnen einherzogen, bey ihnen vorüber, und zerknickten sie nicht. Sie stehen 15 jetzt schon als wachsende Frucht vor unsern Augen. Mögen sie ihren Sommer glücklich vollenden und zum lieblichen Herbstsegen ausreifen! Ob wir sie dann in der hiesigen oder in einer andern Scheune ausdreschen, daran hegt nichts. Aber daß die Gegenwart für sie treu und wohl besorgt werde, daß die Tage 20 ihres Ausreifens, so viel an uns ist, für sie milde, liebliche, warme, kraftbildende Tage werden, daran liegt alles, oder vielmehr : das ist das Einzige an denselben, das Euch anspricht. Alles andere steht in der Hand dessen, der der Menschen Schicksale leitet. Die Vergangenheit ist verschwunden, die Zukunft ist nicht in unsrer 25 Hand; nur die Gegenwart ist unser, und für diese, Brüder und Freunde, und für alles, was im gegenwärtigen neuen Jahr für das Wesen der Unternehmung noth thut, für das, Freunde und Brüder, spreche ich Eure Liebe, Eure Treue und Eure Handbietung an. Das vergangene Jahr war das Jahr eines harten Kampfs zur 30 Rettimg unsers Werks; das gegenwärtige fordert stille und milde Tage zu seiner Reife, zu seiner Vollendung. Gott gebe sie uns von seiner Höhe! Er entzünde in uns selber seine Sonne, die heilige, daß sie uns erleuchte zu unserm Ziel. Freunde und Brüder, mein Herz erhebt sich in meinem unbe- 35 dingten Glauben an Euch. Es war eine Zeit, in der dieser Glaube fast wankte, aber das Jahr der Prüfung, das vergangene, das gesegnete, hat meinen Glauben an Euch erneuert. Was Ihr mir im vergangenen Jahre wäret, das werdet Ihr mir auch in diesem

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seyn. Die Treue, die Liebe, die Handbietung, die Ihr mir im vergangenen Jahre gäbet, werdet Ihr mir auch in diesem geben, und die Ordnung, die Kraft, die Anstrengung, die Überwindung unsrer selbst, die feste Aufmerksamkeit auf alles Einzelne, deren wir zur 5 Vollendung unsers Werks in diesem neuen Jahr so sehr bedürfen, wird aus der Wahrheit, der Treue, der Liebe und der Handbietung, die Ihr mir das vergangene Jahr schenktet, von selbst hervorgehen. Brüder und Freunde, Ihr wünschet mir in der Treue Eurer Liebe ein gutes Jahr - Ihr werdet mir es in der io Treue Eurer Liebe auch geben. Freunde und Brüder, es ist das letzte Mal, daß ich Euch um eure Handbietung anspreche, ich spreche sie auch nicht an zu einem neuen Beginnen, ich spreche sie nur zur Vollendung dessen an, das Ihr mit mir seiner Reifung nahe gebracht - aber ich 15 spreche hiefür auch Eure ganze Kraft, das ganze Zusammenfassen Eurer Kräfte nach allem Euerm Vermögen an. Gott wird auch mich in meiner Schwäche stärken, daß ich Euch noch in allem dem nicht mangle, was ich Euch zu geben vermag. Aber vergesset nicht, daß ich vergehe, daß Ihr aber bleibet! Freunde, 2o Brüder, wie schön ist Vollendung! Wie schön ist's, dem Ziel zu nahen, das den Sieger bekrönt! Es ist Euer Ziel; meine Laufbahn endet, ehe es erreicht ist. Schon hegt es in meiner Seele als nicht mehr das Meinige, ich habe dafür gethan, was ich gekonnt, was ich vermochte. Mehr kann ich nicht, mehr vermag ich nicht. Ich 25 sehe also mein Thun soviel als vollendet, mein Werk aber sehe ich nicht also an. Mein Geschlecht, das ich liebte, wird es vollenden, und ich habe den Glauben, es wird es mit Dankbarkeit gegen mein Andenken vollenden. Aber Euch, Freunde und Brüder, wird es und soll es als die ersten Stützen desselben, als die 30 gebildetsten Mitarbeiter zu seiner Vollendung ansehen, und Ihr werdet meine Söhne bleiben, Ihr werdet der Nachwelt, für die ich gelebt, nicht mangeln. Durch diese Hoffnung erhoben, ist mir mein Werk, als über meine Kräfte und Zeit hinausgehend, soviel als nicht mehr das Meine; es fällt durch die Wahrheit und den 35 natürlichen Lauf der Dinge aus meiner Hand. Aber es steht in Gottes Hand, und Eure Treue, Freunde und Brüder, und Eure Liebe wird ihm nicht mangeln. Ich wende mich an Dich, treue Gefährtin meines Lebens. Achte die Ruhe, mit der ich auf die möglichen Schicksale meines

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Lebens hinblicke, nicht für Leichtsinn! Gott hat mir diese Ruhe gegeben. Es ist die einzige, deren ich fähig bin, aber ich habe sie. Das Wort Lavaters : Er kröne dein Alter mit Ruhe ist an mir erfüllt. Meine Ruhe wird niemand mehr von mir nehmen. Ich habe im Wesentlichen meiner Lebenszwecke keine Wünsche, 5 keinen Willen mehr, - was kann, was soll also die Ruhe meines Lebens mir stören? Was kann und was soll den Frieden meines Herzens in mir schwächen ? Das vergangene Jahr hat mir diesen Frieden gegeben, das gegenwärtige wird ihn vollenden. Es war auch für Dich gesegnet, Edle, Liebe! Du bist gesünder, als Du je 10 warst; Du erlebst, Gott wird es geben, die Entfaltung meiner Schicksale, die nahet. Ich bin am Ziel. Freude wartet noch Deiner. Du hast sie so sehr verdient. Du hast in den Tagen, deren Kampf mich zu allem bildete, was so spät in mir gereifet, um meinetwillen viel gelitten, und Du sahst mit bangem Jammer hinab auf 15 das Schicksal unsers Enkels. Es war gefährdet; es war durch mich in einem hohen Grade gefährdet. Aber Gott, der die Schicksale der Menschen leitet, sah Deinen Jammer, und rettete unser Kind durch neue unerwartete Gaben seiner Vaterhand an Dich, und nun bücken wir auch von dieser Seite ruhig auf das Grab. Unser 20 Kind ist Dein Erb. Ich werde arm von hinnen gehen; ich habe es ausgesprochen, ich will mich meinem Zweck opfern, und er fordert jetzt Opfer von mir, und ich werde sie ihm geben. Aber Gott ist gut! Freundin, laß uns nicht wanken im Glauben an Gott. Er wird dieses Jahr zum hohen Segen machen, er wird es auch mir 25 zum hohen Segen machen. Er wird in demselben auch Deine Sorgen zerstreuen. Lieber Küster - nimm meinen Dank und meine Liebe für das, was Du an mir thust! Ich wende mich an Euch, theure, mir anvertraute Kinder. 30 Auch Euch sey das künftige Jahr ein Jahr des Segens! Wir versprechen Euch, unsere Sorgfalt für Euch in diesem Jahre zu verdoppeln, und wir wollen heilig halten, was wir Euch versprochen; wir wollen Eure Freuden vermehren, wir wollen Eure Kraft stärken, wir wollen Euer Herz lenken. Kinder, dieser Tag knüpfe 35 das Band unsrer Vereinigung, daß wir täglich väterlicher und Ihr täglich kindlicher an unsrer Seite lebet. Bleibet unser! Sehet die Feyer des Tages ! Sie ist da, um Eure Herzen dahin zu erheben, daß Ihr Euch, daß Ihr allen denen, die Ihr liebet, in der Wahrheit, das

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ist, mit innerer Belebung Eurer selbst, ein gutes Jahr wünschen könnt. Kinder, wem sollet Ihr es vor allem aus wünschen, als Euern lieben Eltern? Mit welcher Liebe weckten sie Euch alle dazu auf! Wünschet ihnen also ein gutes Jahr - und bereitet 5 ihnen durch Euer Leben bis an ihr Grab gute frohe Jahre. Das könnet und das wollet Ihr. Nicht wahr, Kinder, Ihr wollt es ? Ihr wollt nicht, daß Eure Eltern um Euertwillen bis an ihr Grab in Kummer und Sorgen leben! Ihr wollt nicht, daß ihre Thränen noch in der letzten Stunde ihres Lebens um Euertwillen ihre sterlo benden Wangen benetzen ? Blicket hin auf das Wort ihrer Liebe : G e d e n k e t u n s e r , wir s e g n e n E u c h ! - Sie rufen Euch aus der Ferne zu: Seyd unserthalben an diesem feierlichen Tage nicht gedankenlos, wir sind es Euerthalben auch nicht, wir segnen Euch, wir beten Gott für Euch! O Kinder, könntet ihr die is Stimme Eurer Eltern unbewegt hören, ohne ihrer zu gedenken, ohne Gott für sie zu beten, und ihm, Eurem Vater im Himmel, zu geloben, daß Ihr immer dankbare, gehorsame Kinder Eurer Eltern bleiben wollt ? Blicket hin auf das Wort des Ewigen : Ehre Deinen Vater und Deine Mutter, auf daß es Dir wohlgehe auf 20 Erden. Kinder! Erscheinen Eure Eltern Euch nicht, als wenn sie die Hand ihrer Liebe gegen Euch ausstrecken, und Euch bitten : Gedenket unser, vergesset uns nicht! Und es ist wahr, sie strecken ihre Hand gegen Euch aus, und bitten Euch: Vergesset unser nicht, gedenket unser! Sie wissen, daß es Euch nicht wohl geht, 25 daß Ihr nicht gesegnet, daß Ihr nicht glücklich leben könnt, wenn Ihr sie vergesset. Kinder, denket an den Sinn ihrer Geschenke! Sie haben sie Euch gegeben, damit Ihr sie nicht vergesset. Was kann Euer Herz Euern Eltern näher bringen, als diese Zeugnisse ihrer Liebe, daß ihr Herz Euch nahe stehe! Der 3o Mensch fühlt durch die Wohlthaten, die ihm sein Vater im Himmel schenkt, sich auch Gott nahe. Kinder, danket heute auch Gott für seine Wohlthaten! Lasset Euch durch das Gefühl seiner Wohlthaten auch Euerm Vater im Himmel nahe bringen, dann werdet Ihr auch die Wohlthaten Eurer Eltern kindlich erkennen, 35 Ihr werdet auch ihrem Herzen nahe kommen, und an den Herzen Eurer Lehrer und aller Menschen, die Euch Gutes thun, mit Reinheit und Unschuld hangen; dann wird dieses Jahr auch ein Jahr des hohen Segens werden, den ich Euch wünsche. Noch wende ich mich an Euch, Töchter meines Hauses. Auch

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über Euch walte Gottes heiliger Segen! Wenn es Männer bedürfen, aus dem Irrthum einer falschen Erziehungskunst heraus und zu bessern Ansichten über diese heilige Angelegenheit aller Eltern geführt zu werden, so bedürfen es Mütter noch weit dringender. Benützet, Töchter, Eure Lage, und trachtet der segensreichen 5 Laufbahn, der Ihr entgegengeht, mit jedem Tag mehr würdig zu werden! Die Mitwirkung Eures Geschlechts zur Verbesserung der Erziehung ist wesentlich. Widmet Euch Eurer Bestimmung mit der Reinheit Eures Herzens, und mit dem hohen Eifer, der nur neben dieser Reinheit bestehen kann. Ihr habt Handbietung xo zu Eurer Erhebung, wie Ihr sie selten finden könnt. Meine Küster sey Euch ein Beyspiel der Einfachheit und des unbefangenen Gradsinns, ohne den kein Weib in ihrer Laufbahn eine wahre Höhe zu erlangen vermag. Und Du, Kasthofer, wie die Ersten meiner Lehrer, also achte ich Dich, also baue ich auf Dich. 15 Gottes Vorsehung hat Dich gebildet und in unsere Mitte geführt, dem Werk unsers Lebens die zarte Richtung zu geben, in der alles für Euer Geschlecht allein wahrhaft bildend seyn kann. Nimm auch Du meinen Dank, meinen innigen Dank und meine innigen Wünsche für Dein mir so wichtiges Leben und Wohlseyn! 20 Noch gedenke ich aller derer, die in unsrer Mitte lebten und nun ferne von uns sind. Gottes Segen walte auch ob ihnen, und das Band unsrer Vereinigung bleibe ein ewiges Band. Segne, o Gott, auch die, die mit uns unserm Ziele auf eigenen Pfaden entgegengehen! Noch einmal Alle, alle, die Ihr mich umgebt, liebe 25 Kinder, Töchter, Freunde, ich wünsche Euch allen mit inniger Bewegung meines Herzens ein gutes J a h r ! Amen.

Das Wesen der Naturgemäßheit in der Erziehung

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Naturgemäßheit in der Erziehung

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Wir haben dem Entscheidenden unsere Thuns den Nahmen Elementarbildung gegeben, weil unsere Bemühungen, die Erziehung zu vereinfachen und naturgemäß zu begründen, uns mit der Kraft gereifter Erfahrung überzeugt haben, daß 5 die Basis aller wahren Erziehung einerseits von den Anfangspunkten der Anlagen und Kräften der menschlichen Natur, anderseits von den Elementen jeder einzelnen Wissenschaft und Kunst ausgehen muß und daß, wo dieses nicht erzielet wird, eine das Heilige, das Erhabene, das allein Wesentliche 10 der Menschennatur untergrabende und zerstörende Mißbildung unsers Geschlechtes unausweichlich ist und selber aus der hierin fehlenden Erziehung hervorgehen muß. Wir fanden es also dringend, diese einzige Basis der wahren Menschenbildung uns selbst in ein heiteres Licht zu setzen und die is Mittel der Erziehung in ihrem ganzen Umfang darauf zu begründen. So wie sich die Kräfte und Anlagen der Menschennatur an sich selbst in sittliche, geistige und physische abtheilen, so hat die naturgemäße Menschenbildung wesentlich und nothwendig ein 20 dreifaches, ein sittliches, geistiges und ein physisches Fundament, muß als ein Kunstbildungsmittel nothwendig als von dreifachen Anfangspunkten ausgehend angesehen werden. Aber diese in Kunsthinsicht nothwendige Zertheilung der Ansichten und der Grundkräfte fodert eben so wesentlich, daß wir 25 diese zertheilten Kräfte in der Einheit ihres innern Zusammenhangs unter sich selbst in dem gemeinsamen Mittelpunkt der Entfaltung unsrer Natur, von dem sie alle ausgehen, ins Auge fassen, um die speciellen Mittel der Entfaltung unsrer dreifachen Grundkräfte mit diesem gemeinsamen Mittelpunkt derselben in 30 Ubereinstimmung zu erhalten. Forschen wir diesem gemeinschaftlichen Mittelpunkt aller unsrer Kräften bis auf seine erste Entfaltung nach, so entdeken wir ihn aus der Wahrheit und der bestimmten Erscheinung des Zustandes des Kindes nach seiner Geburt selber. Von dem unent35 falteten Leben im Mutterleib ausgehend, ist Ruhe des neugebohrnen Kindes erstes und wesentlichstes Bedürfnis. Es will diese gesichert und ungestört genießen, ehe die Thätigkeit irgend einer seiner Kräfte angesprochen werden kann, und die einzige Thätigkeit, die in ihm selber belebt erscheint, ist nichts anders als ein

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instinktartiges Naturstreben, diese Ruhe ununterbrochen und ungestört zu genießen. Diese erste Äußerung der menschlichen Kraft ist aber nicht bloß eine Eigenheit unsers unmündigen Daseyns, sie ist ein bleibendes Streben unserer Natur bis ins Grab. Alle unsere Lebens- 5 thätigkeit hat eine vorherrschend sinnliche Tendenz, uns diese Ruhe anhaltend und beständig zu erhalten und zu sichern. Es ist nur die aus der Unschuld und Reinheit unsers ganzen Seins, aus der Sittlichkeit hervorgehende und mit ihr eng verbundene Geistes- und Kunstkraft, es ist nur die aus dieser gemeinsamen 10 Entfaltung unsrer Kräfte hervorgehende Seelenstärke, welche die Menschen über die beständige Vorherrschung des bloß sinnlichen Strebens nach Ruhe und Behaglichkeit, und selber über alle Verirrungen emporhebt, zu welchen die Sinnlichkeit und selber die bloß sinnlich begründeten und in diesem Zustand nur 15 selbstsüchtigen und niedrig entfalteten Geistes- und Kunstkräfte unsers Geschlechts immer hinlenken. Daraus ergiebt sich unwiedersprechlich : Der allgemeine Mittelpunkt aller wahren Elementarbildung ist die sittliche Kraft unserer Natur und die aus ihr hervorgehende Seelenruh und hohe 20 innere Würde unsers geistigen und sittlichen Lebens; sie ligt mit seinen reinsten und tiefsten Entfaltungs- und Bildungsmitteln im Geist des Christenthums. Wo dieses immer in seiner innern Kraft lebt, da ist der Grundstein zur wahren elementarischen und naturgemäßen Erziehungsweise gelegt, und keine menschliche 25 Kunst kan etwas zur innern Solidität dieses ewigen Grundsteins der wirklichen Erhebung der Menschennatur zur wahren Ruhe und Würde des Lebens hinzuthun, am allerwenigsten ich. Je tiefer ich in das Wesen dessen, was die menschliche Bildung zur Humanität, diesem Mittelpunkt aller Ruhe und aller Würde der 30 Menschennatur, ausmacht, hineindringe, je mehr überzeuge ich mich, Jesus Christus hat uns hierin göttlich gegeben, was wir Menschen nur zu benutzen, aber nie besser zu begründen vermögen. Die Elementarbildung sucht also in sittlicher Hinsicht die 35 reine Erkentnis und den sichern Gebrauch seiner Mittel. Sie hält keine bessern für möglich. Indessen wir also die Grenzen alles menschlichen Thuns in der Bildung unsers Geschlechts, und mit ihm die wesentlich nothwendige Unterordnung der intellectuellen

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und Kunstbildung unter das Gesetz der Liebe und des Glaubens, das uns Jesus Christus gegeben, [erjstreben, glauben wir dennoch, durch unser Streben die intellectuelle und Kunstbildung unsers Geschlechts allgemein naturgemäß zu begründen, ihnen gleichsam ein fruchtbares Erdreich zu sichern und selber über die 5 Wahrheit und Naturgemäßheit des Christenthums ein für unser, von der göttlichen und menschlichen Naturgemäßheit gleich entferntes Zeitgeschlecht wohlthätiges Licht verbreiten zu können. So wie aber der Mensch nicht bloß ein sittliches, sondern auch ein intellectuelles und ein mit Kunstkräften begabtes Geschlecht 10 ist, so wie seine Humanität nicht bloß sittlich, sondern auch geist- und kunstkräftig seyn muß, so wäre die Sittlichkeitsbildung, ohne Geistes- und Kunstbildung gelassen, die Menschennatur nicht befriedigend, und die Humanität, die aus ihr hervorgehen könnte, nicht wahrhaft; sie wäre einseitig kraftlos, unwürdig, 15 und unfähig, wahre Gemüthsruh zu erzielen. Sie wäre an sich selbst nicht wirkliche Sittlichkeit, sie wäre an sich selber nur ein Zwittergeschlecht einer in sich selbst verirrten, öden Sittlichkeitsanmaßung und würde in Rücksicht auf sich selbst und auf ihr Geschlecht nur jammernd, seufzend und Mitleid erregend, aber 20 nicht helfend, nicht erhebend, nicht kraftvoll wirkend dastehen können. Die Wahrheit der menschlichen Sittlichkeit und ihr hohes Resultat Humanität ist ohne Geisteskraft und Kunstkraft nicht einmal denkbar, obwohl das Christenthum eine unübertreffliche 25 Lehre dieser Humanität und dadurch der Mittelpunkt aller menschlichen Bildung ist; und obwohl es das menschliche Gemüth auch zur höchsten Geistes- und Kunstkraft empfänglich macht, so werden diese Kräfte durch das Christenthum doch nicht eigentlich entfaltet und gegeben. Sie werden durch das- 30 selbe eigentlich nur in ihren Grundlagen geweckt, aber genießen in demselben und durch dasselbe die Kunstmittel, durch welche die menschliche Kultur diese Kräfte entfaltet, sichert und erweitert und an das äußere Leben unsers Daseyns anschließt, im geringsten nicht. 35 Die intellectuelle und Kunstbildung unsers Geschlechts bleibt also unbedingt die Sache der menschlichen Kunst und der guten menschlichen Besorgung seiner selbst und seines Geschlechts, und ist also im eigentlichen Verstand des Worts eine menschliche

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Bildung. Und so, wie sie elementarisch und naturgemäß seyn soll, müssen ihre Grundsätze und Mittel auch nothwendig aus dem Wesen der intellectuellen und Kunstkräften, die in unserer Natur liegen, abstrahieren und dürfen durchaus nicht aus irgend einer speziellen Anwendung dieser Kräfte hervorgehen. Sie dörfen 5 durchaus nicht aus dem Einüben einzelner verständiger Ansichten und Urtheile und einzelner, auch noch so guter Kunstfertigkeiten und Gewandtheiten hervorgelockt werden. Reine, wahrhaft elementarisch naturgemäße Bildungsmittel sind desnahen keine andere als solche, die die logischen Fertig-10 keiten im Zusammensetzen, Trennen und Vergleichen der Gegenstände rein und von den zufälligen und wechselnden Meinungen, Urtheilen und Gesinnungen unabhangend entfalten. Und diese gehen offenbar in ihren Anfangsstuffen von der gebildeten Beobachtungskraft und von der Fähigkeit, sich über das Beobachten 15 leicht und richtig auszudrücken, aus; folglich sind auch die ersten Übungen der intellektuellen Bildung unsers Geschlechts nichts andres als naturgemäße Übungen in der Entfaltung unsres Beobachtungsvermögens lind des damit so innig verbundenen Redenkönnens. 20 Diese Anfangsgründe der intellectuellen Bildung fallen nothwendig in die Hand der Mutter und müssen desnahen auch nothwendig ihren Stoff und ihre Mittel lange in dem Kreise des häuslichen Lebens suchen und finden, und also dem häuslichen und mütterlichen Einfluß, auf den sie gegründet werden müssen, auch 25 in ihrer Form und in ihrer äußerlichen Erscheinung angemessen seyn. Das erste Bedürfnis hiefür ist eine genugthuende und umfassende Anleitung des mütterlichen Benehmens zu diesem Zweck. Diese aber mangelt allgemein, und auch wir besitzen sie nicht in 30 einer genugthuenden Vollendung. Wir hatten bisher auch nicht Gelegenheit, die kindliche Bildung in diesem ihr eigenen, reinen elementarischen Anfangspunkt practisch zu behandeln, und das ist auch die Ursache, warum bis jetzt f ü r die Elementarbildung dieses Zeitpunkts von [uns] so wenig öffentlich bekannt gemacht 35 worden. Das Buch der Mütter, ob es wohl in die Fundamentalgesichtspunkte des Unterrichts dieses Zeitpunkts psychologisch eingreift und die Mutter aufrichtige Ansichten und richtige Mittel f ü r die Entfaltung ihres Kinds hinlenkt, t h u t dem diesfälligen

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Zeitbedürfnis der allgemeinen Elemnetarbildung doch kein volles Genüge. Indessen ist die Vollendung eben dieses Bedürfnisses von jeher der Vorwurf meines lebendigsten Nachforschens gewesen, und 5 ich werde ungesäumt die Lücken, die in der diesfälligen öffentlichen Darstellung unsers Strebens und unserer Mittel stattfanden, auszufüllen und die Art und Weise in ihrem ganzen Umfang darzulegen suchen, wie jede Mutter, selber auch diejenige in der niedersten Hütten, in den Stand gesetzt werden kann, die 10 Beobachtungskraft ihres Kinds naturgemäß zu entfalten, und dasselbe einfach, sicher und leicht zu der Fertigkeit emporheben kann, sich über das Wohlbeobachtete richtig ausdrücken zu können. Es ist um so mehr wesentlich, diesen Theil der Elementarle führung des Kinds in Ordnung zu bringen, da er einerseits der erste Anfangspunkt aller elementarischen Bildung ist und alles, was in spätem Jahren mit den Kindern betrieben wird, beim Mangel der guten Behandlung des Anfangspunktes dieser Bildung große und oft unübersteigliche Hindernisse findet, und da 20 zweytens den Müttern alle Mittel und alle Aufmunterung dazu ganz mangeln, und zwar in einem Zeitpunkt, wo Sitten, Denkungs- und Lebensart sie gleichsam gewaltsam von allem dem, was die Natur sonst zu ihrer diesfälligen Bildung und Belebung selbst thäte, abziehen. 25 Wäre es nicht also, die Kunst der elementarischen Bildung dieser Anfangsstoffen wäre sehr leicht, da Kind und Mutter, die sich nicht außer dem einfachen Gleis des guten häuslichen Lebens gleichsam geworfen sehen, von der Natur gleichsam zwingend zu dem Wesen der elementarischen Bildungsmittel dieser Epoche 30 hingelenkt werden. Alles, was das Kind zuerst beobachtet, alles, worüber es sich zuerst gern aussprechen und worüber es die Mutter gern verstehen möchte, ist ja eben das, was seine Gefühle zuerst und imediat anspricht, was ihm Schmerz, was ihm Freude macht, was es bedarf, was es genießt u.s.w. Die Mutter redt so 35 gern mit ihm über diese Gegenstände, wenn sie es nur kann. Das erste elementarische Bildungsmittel ist also ein Handbuch, welches die Mutter in den Stand setzt, sich über den ganzen Kreis des kindlichen Seyns und Interesses bestirnt und auf eine für das Kind bildende Weise auszudrücken. Eben so wesentlich

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ist, daß dieses Handbuch der kindlichen Entfaltung so lang als möglich in der Hand der Mutter gelassen werde, damit diese Entfaltung so lange als möglich natürlich und mütterlich bleibe. Es ist wesentlich, daß die Reinheit und Unschuld dieser Epoche, die als die eigentliche Quelle aller naturgemessen Erziehimg muß 5 angesehen werden, nicht frühe getrübt, ebenso daß sie durch keine der Natur voreilende Kunst und bestirnt auch nicht durch das zu frühe Lesen- und Schreibenlernen gestört und im Heiligthum ihrer höhern Kraft geschwächt werde. So wie die Quelle des Beobachtens das Bewußtseyn der sinn-10 liehen Eindrüke dem Reden voraussezt, so wie das Kind nur dadurch naturgemäß reden lernt, wenn man es nur über das, was es beobachtet, das ist über das, was Natur und Umgebungen ihm genugsamm vor die Sinnen und zum Bewußtsein gebracht, reden macht, also muß es auch nicht nur über nichts schreiben 15 lernen als über das, was ihm Natur und Umgebungen zum vollen Bewußtsein gebracht. Es muß in dieser Epoche durchaus nichts lesen und schreiben lernen, worüber es nicht wohl reden kann, worüber es sich nicht leicht mit Bestimmtheit und Klarheit ausdrücken kann. Es muß bestimmt nicht lesen und schreiben lernen, 20 bis die natürliche Grundlage alles Lesens und alles Schreibens, das Redenkönnen, gut und für diesen Vorschritt zur Kunst befriedigend einzulenken, genugsam gelegt ist. Man weiß nicht, wie sehr man der natürlichen und harmonischen Entfaltung der menschlichen Kräfte entgegenwirkt, wenn 25 man die Kinder, ehe die Zeit des Bedürfnisses, wirklich schreiben und lesen zu können, bei ihnen eintrittet, das Schattenbild dieses Lernens und dieses öden Könnens zur Schau aufstellt. Man denkt nicht, wie sehr man sie dadurch von dem Beobachten der Natur und vom stillen Bearbeiten des Beobachteten in sich selbst und 30 vom bildenden äußern Eingreifen in das Leben selber dadurch abhaltet. Man weiß nicht, was man thut, wann man, uneingedenk, daß alle menschliche Kunst eine liebliche Tochter der Natur ist, die guten Kinder in dieser Epoche in [die] stiefmütterliche Hand solch einer unnatürlichen Schulführung dahingibt. Der unzeitige 35 Drang, das Kind früh lesen und schreiben zu lernen, führt dasselbe von den Anfangspunkten seiner Bildung, an die das Leben und der Geist der Sprache wesentlich geknüpft ist, mächtig und gewaltsam ab.

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Die Elementarbildung arbeitet dieser Verirrung mit Kraft entgegen. Weit entfernt, die Kinder durch das a, b, c-dieren lesen und schreiben und dann vielleicht endlich hintennach auch reden zu lernen, führt sie das Kind von Anfang an in die Sprach 5 selber hinein und geht auch in der Ausbildung ihrer mechanischen Form, in der Ausbildung der Tonkraft nicht von der Zerstüklung der Grundtheilen der Wörter, der Silben in ihre künstlich gegebenen Grundbestandtheile, die Buchstaben, aus, sondern macht die Kinder die Reihenfolge der Sprachtönen, die Silben, vollendet 10 und leicht aussprechen. Erst dann fangt die Mutter an, dem Kinde die Kunstnahmen der Bestandtheile der Silben, die Buchstaben einzeln auszusprechen, und macht sie dann die Silben in eben der Reihenfolge, in denen sie selbige eingeübt hat, gedoppelt aussprechen, zuerst wie is vorher als den Silbenton ganz und unzertrennt ab, ad, ac, hernach in die Buchstaben, aus denen die besteht, getrennt b-a-d-a. So verbindet sie in der Einbildungskraft und im Gedächtnis des Kindes den Silbenton mit dem Ton ihrer Bestandtheile der sie construierenden Buchstaben und übt nicht nur die Fertigkeit 20 des Auflösens der Silben in die Buchstaben, d. ist das Buchstabieren, sondern sie bettet auch den Zusammenhang der Buchstabentönen mit dem Silbenton, den sie ausdrüken, lebhaft und unzertrennlich zusammen. Das Kind kann mit Fertigkeit undLeichtigkeit buchstabieren, es hat die Fundamente der Ortographie mit 25 Sicherheit und Umfassung gelernt, ehe man ihm noch einen Buchstaben mit der Ansicht, ihn kennen zu lernen, vor die Augen gelegt. Erst jezt, wenn es das Wesen des Lesens mit Kraft und als Sach des Buchstabierens und seiner Vollendung in sich selbst trägt, zeigt man ihm die willkührlichen Zeichen der geschriebenen 30 und gedruckten Grundtönen der Sprache, die Buchstaben, und es kann lesen, es muß Gedrucktes und Geschriebenes lesen können, fast ehe es diese nur angeschaut hat. Es kanns jezt, und man hat ihm eine böse Zeit erspart, weil man ihm das Lesen eben wie das Reden durch den Mund und die Ohren und nicht durch die Augen 35 eingeübt hat, weil man hierinn zu rechter Zeit dem Ohr und dem Mund gab, was dem Ohr und dem Mund gebührt, und dem Aug entzog, was für jezt nicht die Sach des Auges sein soll, was durch dasselbige weit weniger leicht und weit weniger kraftvoll gefaßt und eingeübt wird als durch das Ohr. 13

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So wie das Redenlernen das Geschäft der gebildeten Mutter oder eines lieblichen Geschwisterten und in jedem Fall das Geschäft der Wohnstube ist, so ist es dieses auch das Lesenlernen ebenfalls. Aber weder die Wohnstube, noch die Mutter ist dafür eingerichtet; sie kann es nicht, und vom Zeitgeiste irrgelenkt, 5 denkt sie nicht einmahl daran, daß sie es lernen soll. Indessen, wenn sie die Mittel dazu hätte, würde sie es gewiß auch gerne lernen; ihre ganze Natur spricht sie dafür an, und der Zeitgeist, der für den Augenblick alles irrführt, vermag es doch nicht, das Ewige, das Ursprüngliche, das in der Natur des Menschen liegt, 10 und besonders nicht in der der Mutter, auszulöschen. Wenn sie dahin gebracht wird einzusehen, daß sie es kann, erwacht das Gefühl, daß sie es soll, augenblicklich in ihr. Dieses ist Gottes Werk und liegt unauslöschlich in ihr. Das erste Mittel der Elementarbildung wäre also ein Redbüchlein, das den Platz 15 unseres A, b, c- Buchstabierbüchleins in allen Wohnstuben einnähme, aber die Ohren der Kinder und ihren Mund anstatt ihrer Augen in Anspruch nehmen würde. Die Wichtigkeit dieses ersten Anfangsschritts, die menschliche Kunstbildung der Natur näher und dadurch in die Hand der Mutter und in die vier Wände der 20 Wohnstube des reinen häuslichen Lebens zu bringen, ist umso größer und weitgreifender, da Mütter und Wohnstuben und häusliches Leben als der Mittelpunkt oder vielmehr als der Anfangspunkt [anzusehen sind], in welchem sich die sittlichen, intellektuellen und physischen Kräfte des Kindes in Harmonie entfalten, 25 folglich auch der Mittelpunkt, aus welchem eine wahrhaft naturgemäße Bildimg des Kindes allein ausgehen kann und aus welchem sie auch ausgehen muß. An diesen ersten Schritt, die Beobachtung des Kindes zu entfalten und es reden zu lernen, knüpfen sich natürlich die An- 30 fangspunkte der allgemeinen Sinnenübung. Es ist nicht möglich, das Kind naturgemäß beobachten und reden zu lernen, ohne seine fünf Sinne allgemein zu beleben und es in der Anwendung derselben vielseitig zu üben. So wie diese Vereinigung der Sinnenübungen mit dem Beobachten und Reden durch die Natur ein- 35 gelenkt ist, muß sie auch durch die Kunst befördert, ausgedehnt, geleitet und gestärkt werden. Aber wenn die Mutter, und [zwar] auch diejenige, die wir cultivirt heißen, vom Zeitgeist irrgelenkt, unbekannt mit den

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Mitteln, ihr Kind reden zu lernen, die Handbiethung der Kunst bedarf, so bedarf sie noch in einem weit höhern Grad dieser Handbietung, um in den Stand gesezt zu werden, die Sinnen ihres Kindes naturgemäß zu bilden und zu entfalten. Dieses 5 Bedürfnis ruft für sie einem S i n n e n b i l d u n g s b ü c h l e i n , und dieses ist nach dem R e d e b ü c h l e i n das erste Bedürfnis der Elementarbildung. Es ist nach demselben das erste Mittel, die Ideen der Elementarbildung in ihren Anfangspunkten praktisch allgemein einzulenken und dadurch zum Gemeingut unsers Gelo schlechte zu machen. Dieses Büchlein aber ist in unserer Mitte noch nicht erschienen, aber vieles ist dafür gesammelt; wenn mir Gott Zeit und Ruhe giebt, so ist seine Vollendung eine meiner ersten Arbeiten. Eine der wesentlichsten Ansichten dieser Bearbeitung ist, die is Sinnenübungen des Kindes an das feste Beobachten seiner selbst und seiner Umgebungen zu ketten und mit dem Umfang der Übungen seiner selbst und besonders mit den Übungen seiner Glieder zu vereinigen. Die Natur und die Wahrheit des Lebens verbindet die Sinnenübungen mit den Gliederübungen so all2o gemein und so wesentlich, und verwebt das Anschauen und Thun in unserm Seyn so unzertrenlich, daß die Kunst fast nichts dabey zu thun hat als den Zusammenhang dieses gegenseitigen Einflusses zu erhalten und ihn nicht durch den Irrthum ihrer eigenen Darzwischenkunft [zu] zerstören. 25 Die Sinnenübungen sind aber auch an sich selbst in einem so hohen Grad tieffer in das Ganze der Entfaltung der Menschennatur und ihrer Kräfte eingreiffend, als die Sinnenübungen durch ihre Anschauung, daß die Richtung, in welche die künstliche Sinnenübung, wenn sie naturgemäß seyn soll, nehmen muß, 30 auffällt. Es ist offenbar, daß das leere und öde Hinblicken auf unsere Umgebungen keine wahre Sinnenbildung, und daß es nothwendig ist, daß die elementarischen Sinnenübungen von Gegenständen ausgehen, die die physische Thätigkeit unserer Natur lebendig und kraftvoll aufgreifen, und daß das Kind in 35 dieser Rücksicht und mit Bewußtseyn dieses Zwecks seine Glieder vielseitig und kraftvoll brauchen lerne. Kein Reichthum und kein Stand soll ihm dieses Bildungsmittel rauben. Es ist nothwendig und in höhern Rücksichten wichtig, daß es sich selbst ankleide und entkleide. Es ist noth-

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wendig, daß es die ersten Bedürfnisse des Lebens, so wie sie, von Stand und Reichthum unabhängend Bedürfnisse der Menschennatur und des gesellschaftlichen Lebens sind, sich selbständig und von allen Verhältnissen des Lebens unabhängend zu verschaffen lerne. Es ist nothwendig, daß die Anschauungen seiner 5 Umgebung die Thätigkeit seines Leibs allgemein in eine sie übende Bewegung setzen, ebenso, daß diese Thätigkeit diese Übung des Leibs, im allgemeinen und in der Regel, immer sein ganzes Wesen ergreiffe und dadurch in sein geistiges und sittliches Leben bildend eingreiffe. 10 Die Beachtung, wie weit dieses gemeinsame Eingreiffen mehrerer Bildungszwecken und Bildungsmittel unserer Natur in die Grundkräfte derselben vortheilhaft und sogar wesentlich sey, liegt bey weitem nicht genug in den Zeitansichten der Erziehung. Man denkt es sich nicht, wohin es langt, wenn das Leben des 15 Kind allgemein natürlich und gleichsam organisch unter sich selbst in Harmonie gebracht wird, und dieses wird in sinnlicher und physischer Hinsicht in einem hohen Grad durch Vereinigung der Sinnenübungen mit den Gliederübungen, der Anschauung mit dem Thun erzielt; in einem noch höhern Grad aber, wenn 20 seine ganze physische Thätigkeit aus seiner sittlichen und geistigen, aus der Sorgfalt für sich selber und aus belebter Liebe für seine Umgebungen hervorgeht. Diese Art der naturgemäßen Belebung unserer Kräfte ist nicht nur eine höhere Bildung der Sinne, sie ist eine geistige und ge- 25 müthliche Belebung derselben, und es ist auch in Beziehung dieser Ansicht wahr: der Geist ist, der da lebendig macht, das Fleisch ist gar nichts nutz. Der Geist, der ganze Umfang des geistigen und gemüthlichen Wesens unserer Natur ists, der allen Sinnenübungen, aller sinnlichen Kraft des Bemerkens und selber 30 dem höchsten, dem geschärftesten Grad dieser Kraft seinen einzigen wahren Werth gibt. Wenn die Bemerkungskraft, in welchem Grad sie auch geschärft sey, diesen Geist nicht hat, so ist sie bloß sinnlich und selbstsüchtig und wirkt in diesem Zustand der Unschuld, der Reinheit und Menschlichkeit des Bemerkungs- 35 Vermögens, folglich der Basis alles reinen Denkens und aller wahren logischen Kraft im Menschen wesentlich entgegen. Die intellektuelle Elementarbildung ist geeignet, dieser thierischen Hinlenkung der Anfangsstufe unsers logischen Vermögens

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mit Kraft entgegen zu wirken. Sie spricht als wahrhaft elementarisch in jedem ihrer Schritte das Wesen der Menschennatur in ihrem ganzen Umfang, folglich den Geist als gemüthliche und als forschende Kraft in seinem Zusammenhang an. So wie sie 5 aber so in jedem ihrer Schritte auf den Umfang der Umgebungen des Kinds hinwirkt, und sie alle gemeinsam zur Bildung ihrer Kräfte anspricht, so spricht sie durch das Wesen ihrer Mittel ebenfalls den ganzen Umfang aller seiner äußern Umgebungen an und bringt den Zögling mit ihnen, eben wie mit seinem ganzen 10 innern Wesen in Übereinstimmung. Aus der Harmonie der Geistes- und Kunstbildungsmittel der Elementarführung mit dem ganzen Umfange der Umgebungen des Kindes ergibt sich denn auch der bildende Einfluß dieser Mittel auf die Ausbildung der Kunst-, Berufs- und industriösen is Kräften unsere Geschlechts. Unsere Erhaltungsmittel im societätischen Zustande sind in einem hohen Grad künstlich, und die nothwendige Bildung dazu ruft wesentlich der deutlichen Erkenntnis des großen Umfangs aller Kunstfertigkeiten, die dazu erfordert werden. Sie ruft sehr bestimmt und sehr kraftvoll der 2o Ausbildung aller Fundamenten der männlichen und weiblichen Industrie, aller häuslichen Thätigkeit und aller Berufsbildung. Als Fundamente der m ä n n l i c h e n Industrie spricht sie vorzüglich die größeren Kräfte des A r m s , als Fundamente der w e i b l i c h e n diejenige der H a n d an. Die Elementarübungen 25 der ersten gehen wesentlich von den einfachen Übungen im Schlagen, Stoßen, Drehen, Greifen, Werfen aus, die Elementarübungen der andern vom gewandten in die Hand Nehmen und Gebrauchen der weiblichen Arbeitsinstrumente im Stricken, Lismen und von dem Einüben der ersten, einfachen Hand- und 3o Fingerbewegungen, die diesen Fertigkeiten zu Grunde liegen, aus, und rufen allgemein einer Elementargymnastik, die sich eben wie über jede Branche dieser einzelnen Bildungsweisen, also auch über den ganzen Umfang der physischen und mechanischen Ausbildung und Kräfte, und wesentlich auch über das Schreiben 35 und Zeichnen ausspricht. Die Schreibgymnastik fodert in ihren ersten Elementen wie die Zeichnungsgymnastik freyes Führen der Hand, hinauf und hinunter, hieher und dorthin, ins Gerade, Schiefe und Runde, in großen und freyen Zügen, die im Anfange ohne Sicherheit in

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Kreutz und in die Quere durcheinander fahren, aber allmählig in bestimmten Richtungen erscheinen. Die diesfälligen Armund Handübungen müssen eben wie beym Zeichnen den schwächern Übungen der Hand und der Finger als leitende Vorübungen ihrer beschränktem Kraft vorhergehen [und] den ins Kleine und 5 Bestimmte zu bringenden Formen des Schreibens und Zeichnens vorhergehen. Das elementarische Zeichnenlehren scheint also mit dem elementarischen Schreibenlehren ganz von gleichen Gesichtspunkten ausgehen zu müssen. Wenn aber das Schreibenlehren die Formen der wenigen 10 Buchstaben gleichsam versteinernd in Hand und Finger hineinlegt und diese bey nahe bis zur Unfähigkeit, diese Formen anders darstellen zu können, mechanisirt, so zielen die gymnastischen Übungen des Zeichnens dahin, der Hand die höchste Freyheit und Abänderungsfähigkeit aller Formen, als dem Aug die 15 höchste Sicherheit aller Verhältnissen gegen einander zu ertheilen. Die disfälligen Bildungsmittel des Zeichnens gehen desnahen einerseits von mathematischen und perspektivischen Übungen aus. Sie fordern höchste Sicherheit in der Bestimmung der Verhältnisse. Anderseits sprechen sie die vollkommne Freiheit [an], 20 welche die Bearbeitung der Millionen Figüren und die noch unendlich größere Zahl der Idealen, welche die Einbildungskraft durch die Kunst darzustellen vermag, erfordert. Die Zeichnungslehre muß also geeignet seyn, Auge und Hand zu mathematischer Sicherheit zu erheben Und dabei der Immagination so weit Spiel- 25 räum zu geben, als jedes Individuum vermög der Anlagen seiner Natur zur Einbildungskraft ihn benützen kann. Sie muß also einerseits unsere Sicherheit der Verhältnisse der Zeichnung in Hand und Auge bindend und mit fast mathematischer Genauheit entfalten, und auf der andern Seite eben so die Freiheit der 30 Zeichnung im Innern der Imagination und der geistigen Ansicht der Dinge kraftvoll beleben. Aber so wie sie auch auf der andern Seite eben so von einem doppelten Gesichtspunkt ausgeht, f ü h r t sie auch zu einem doppelten Resultat. Die Übungsmittel der Zeichnung, in so fern sie 35 bloß linearisch sind, sind offenbar ein Gegenstand des allgemeinen Unterrichts, denn diese Art des Zeichnens kann wie das Schreiben an die allgemeinen Anlagen der Menschennatur angeknüpft und durch sie erzielet werden. Hingegen kan das höhere, das malerische

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Kunstzeichnen, in so fern es freie Erfindungskraft, tieferes Gefühl des Schönen und Lebendigen, ein belebtes Spiel blühender Einbildungskraft anspricht, durchaus nicht als die Sach der Schulund Gemeinbildung angesehen und allgemein betrieben werden. 5 Das linearische Zeichnen hingegen muß bei der elementarischen Entfaltung der Kinder als die Sach des allgemeinen Unterrichts betrieben werden, genau wie die Sprachlehre, in so fern sie die Prosa nicht überschreitet, eine Sache der Schule ist, hingegen aber, so bald sie in die Poesie hinübergeht, durchaus nicht mehr 10 dafür angesehen werden kann. Das Kind, das malerisches Genie in sich selbst hat, tritt selbst aus den Schranken, in welche die gemeinen Anlagen der Menschen durch die Bildung in der linearischen Zeichnung hineingeführt und in denselben erhalten werden müssen, da hingegen die andern, 15 durch die Solidität ihrer Führung zum linearischen Zeichnen ebenso von selbst zum Gefühl ihrer Unfähigkeit der höhern Kunst gebracht, freiwillig in den Schranken bleiben, in die sie vermög der diesfällig beschränkten Anlagen ihrer Natur absolut gehören. So würde die elementarische Zeichnungslehre, wenn sie 20 den Grundsätzen, die sie wesentlich constituiren müssen, getreu eingeführt würde, einerseits jedes wirklich malerische Genie zum Selbstgefühl seiner Kräfte und dahin führen, die Bahn zur höhern Kunst sich selbst zu brechen, anderseits die Welt [von] der Million Schmierer befreien, die, indem sie nichts zu thun wissen, 25 malen, und indem sie malen, nicht wissen, was sie thun. Durch das Anschließen der Anfangsgründe der Kunst-, Berufs- und industriösen Fertigkeiten an die kindliche Entfaltung der Bemerkungskraft und der Sinnenübungen geht dann das Kind allmählig in die Schulepoche hinüber, in welcher es zum 30 bestimmten Bewußtseyn seiner Kräfte und der Mittel ihrer Ausbildung gebracht werden soll. Die Geistesbildung, die bisher nur ein freies, sich selbst unbewußtes Resultat des Lebens und der Erfahrung war, geht nunmehr auch in ein bestirntes Forschen und Denken hinüber. Der 35 Zeitpunkt ist jezo da, in welchem die Übungen des Zusammensetzens, Trennens und Vergleichens als bildende Übungen des logischen Denkens mit dem Kind in jeder naturgemäßen Kunstform betrieben werden können. Das Kind ist jetzt zu den ernstern, mit festem Bewußtseyn verbundenen Auffassungen der

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Zahl und der Form gereift. Diese zwei allgemeinen und sichern Mittel der logischen Entfaltung sind zwar in ihrer naturgemäßen und psychologischen Gestalt geeignet, in ihren Anfangspunkten auch mit jüngern Kindern betrieben zu werden, und machen in dieser Hinsicht schon einen Theil des mütterlichen Unterrichts 5 aus. Aber jetzt nehmen sie eine ganz andere Gestalt an, oder vielmehr, es herrscht ein ganz anderer Geist in ihrem naturgemäßen Betreiben im ganz kindlichen Alter und in demjenigen, in welchem das Kind nun zu den Anfängen des logischen Denkens, d. i. zum Festhalten mehrerer aneinander gereiheter und 10 unter sich zusammenhängender Sätze gereift ist. In der ersten Epoche schließt das Kind, wenn es logisch schließt, sich selber unbewußt. Von der Klarheit bestirnter einfacher Anschauungen überzeugt, spricht das Kind in diesen Übungen aus, wozu es zum Bewußtseyn gelangt, ohne daß es 15 eigentlich darüber denkt. Es soll auch in diesem Zeitpunkt nicht einmahl zum Bewußtseyn, daß es denkt, gelangen. Die ganz jugendliche Epoche ist die Epoche des Fühlens, des Beobachtens, des dunkeln Samlens von Fundamenten späterer Resultaten und eines späteren Denkens. 20 Das Kind, das durch die Übungen in Zahl und Form in diesem Zeitpunkt zu einer eigentlich forschenden und denkenden Geistesrichtung gelangte, würde bestirnt gefahren, die Kräfte, die es Überspante, zu schwächen und zu erlahmen, und anstatt durch das Denken seine Menschlichkeit zu begründen, das Hei- 25 ligste derselben in sich selber verwirren und still stellen. So wichtig ist es, daß der Geist des mütterlichen Unterrichts, der Wohnstube und des häuslichen Lebens nicht zu früh durch Kunstübungen des Denkens gestört und geschwächt und im Heiligthum ihrer reinen Harmonie betrübt werde. 30 Die eigentlichen Geistesübungen durch Zahl und Form, in so fern sie kraftvolles Aneinanderhängen mehrerer Begriffe und Kunstformen und ihr Zusammensetzen, Trennen und Vergleichen zum Grund haben, sind also die Sache der Schulepoche, von der wir jetzt reden. 35 Um die erste Bildungsepoche näher zu kenen und die Natur des Übergangs von ihr in das Eintretten der Schulepoche näher zu bestimen, muß man die Anfangsstuffen der menschlichen Geistesbildung und ihrer Entfaltung fest im Aug behalten. So

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wie diese Anfangsübungen vom sinnlichen Anschauen ausgehen, wie sie allmählig zum Bewußtsein des Angeschauten hinführen, wie sie sich dann über das Angeschaute auszudrücken bemühen, wie sie allmählig sich darüber auszudrücken lernen, wie ihre 5 Kraft weiter in gemüthliche Theilnahme und physische Thätigkeit hinübergeht, wie sie also gegründet anfangen, eigentliche Bildung der Geisteskraft anzusprechen, wie gesammelte sinnliche Beobachtungen und die Fertigkeit im Darstellen durch die Sprache das Kind stuffenweis zum eigentlichen Denken emporio f ü h r t - d a s alles darf man durchaus nie aus den Augen verlieren, wenn man über die Art [redet], wie die Kunstführung des Kinds zum Denken in der Epoche, in die es jetzt eintrittet, eine naturgemäße Richtung erhalten soll. Seine logische Kraft ist jetzt zwar geweckt. Seine Übungen is im Bemerken und Reden haben ihm seine Kraft im Zusammensetzen, Trennen und Vergleichen der Gegenstände zum Bewußtsein gebracht. Eben so hat die kindliche, aber thätige Theilnahme an allem häuslichen Thun, aus welchem die ersten Grundlagen der physischen Gewandtheit und mit ihm die wahren wesentlichen 20 Fundamente aller eigentlichen Kunstbildung hervorgehen sollen, diese Fundamente in ihm belebt. Es ist jetzt fähig, die Zahl als ein Bildungsmittel des Denkens in sich selbst und in ihrer Reinheit zu fassen, und im Befolgen ihrer elementarisch lükkenlosen Formen die logischen Anlagen und Kräfte seiner Natur in Fertig25 keiten zu umwandeln. Was bisher geschehn, die ganze elementarische mütterliche Führung bis auf diese Stuffe, [hat] das Kind noch nicht zum Bewußtsein [gebracht], daß ihr Thun Unterricht sei, daß es unterrichtet werde. All ihr Thun erscheint ihm nur als die Sache des 3o Lebens, es lebte mit ihr, sie lebte mit ihm, sie sah sein Leben, es sah ihr Leben. Es sprach dieses Leben aus, weil es des Aussprechens desselben bedurfte. Die Mutter leitete dieses Aussprechen und mit ihm selber das kindliche Eingreifen seiner gemüthlichen, geistigen und physischen Thätigkeit in dieses Leben. 35 Aber auch dieses war bei dieser Führung noch gänzlich kunstlos und ward auf keine Weise als Folge der Unterrichtsstunden, nur als Vorschritt in der wachsenden Kraft des Lebens geführt. Die Mutter selber wußte kaum, daß sie lehrte. Aber mit der Schulepoche, die nunmehr eintritt, und in welcher das Kind

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gleichsam aus seinem Naturstand gegen die Mutter, in dem es gleichsam mit der Welt noch unbekannt mit ihr lebte, nur von der Wohnstube umgeben, austritt und nun als Glied der bürgerlichen Gesellschaft mit so pietätischen Rüksichten gebildet werden muß und mit Bewußtsein der Wahrheit seiner ganzen Lage 5 leben lernen muß, ändern sich seine Verheltnisse in ihrem Wesen. Das Kind fällt jetzt aus der m ü t t e r l i c h e n Liebe, in der es eigentlich mehr das Leben genießen als wirklich leben, d. h. durch das Leben wirken gelernt hat, in die Hand des v ä t e r l i c h e n E m s t s , der v ä t e r l i c h e n K r a f t und der v ä t e r l i c h e n 10 K u n s t , von welcher eigentlich die Bildung aller Wirksamkeit, aller Thätigkeit des Lebens ausgehen muß, hinüber. Es muß jetzt wirklich leben lernen, es muß jez nicht nur die Erscheinungen des Lebens und des Zusammenhangs desselben, und ihre Ansprüche auf seine Theilnahme, sondern auch sich 15 selbst und die Natur der Kräfte, die das Leben in Anspruch nimt, mit Bewußtsein erkennen lernen. Das Leben, das es jetzt bisher nur sinnlich genossen, muß ihm jetzt allmählig als ein Leben der Pflicht und einer geordneten Thätigkeit, als ein Leben in einer festen Wirksamkeit unter einem Gesätz, als ein Leben 20 des Wirkens in der Gegenwart und des Vorbereitens für das Wirken in der Zukunft erscheinen. Wie die Übungen des Denkens, also sind die Übungen des Gehorsams und der Anstrengungen die eigentlichen Grundübungen der Ausbildung dieses Zeitpunktes. Das Kind hat aufgehört, 25 ein Mutterkind zu seyn, es kommt aus der anspruchslosen mütterlichen B e s o r g u n g in die anspruchsvolle väterliche Lehre, es kommt in die Schule des Lebens. Seine F ü h r u n g wird jetzt Bildung, sie wird G e i s t e s b i l d u n g durch Unterricht und L e b e n s b i l d u n g durch Einübung und Angewöhnung. 30 Die Elementarübungen in Zahl und Form, welche in dieser Epoche gegeben werden, führen allerdings zur Ausbildung einer ausgezeichneten Denkkraft. Aber auch in dieser Epoche muß die Kunst, diese helfende Magd der Natur, den freien Gang ihrer höhern Herrscherinn nicht verwirren und nicht stören. Diese 35 elementarischen Grundübungen des Denkvermögens müssen im Gegenteil auch ihrerseits mit großer Sorgfalt mit dem Gang der Natur in der Entfaltung aller Kräften, wie mit der ganzen Schöpfung in Übereinstimmung gebracht werden. Sie müssen

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mit Kraft dem allgemeinen Gesez der Vollendung, nach welchem jede Kraft auf ihrer Stuffe reifet, ehe sie in eine höhere Stuffe hinübergeht, unterworfen werden. Sie müssen den eignen Gesetzen unterworfen werden, nach welchen die Knospe aufhört, 5 Knospe zu sein, wenn sie in Blüte hinübergeht, aufhört Blüthe zu sein; dem Gesetz, nach welchem die aus der abgefallenen Blüthe hervorkeimende Frucht durch tägliches Hinzusetzen [ihrer] unmerklichen, aber dem ganzen Wesen ihres Wachsthums genugthuenden, unter sich übereinstimmenden Theile nur allmählig zur 10 Reifung emporwachst, aber in keinem Fall abgepflückt, nicht als Anwendungs-, als Gebrauchsmittel, bis sie benutzt werden darf, sich selbst vollendet, in ihrem ganzen Umfang zu reifen gelangt. In der sittlichen und geistigen Welt ist wie in der physischen nur das Gereifte fruchtbar, aber alles Gereifte ist es. Und wie is dieses Gereifte in der physischen Welt allenthalben einen unermeßlichen Überfluß von Saamen in sich selbst trägt, also trägt auch das sittlich und geistig Gereifte einen unermeßlichen Überfluß seiner Ausbreitungs- und Fortpflanzungsmittel in sich selbst und schließt sich in jedem Fall mit heiliger, göttlicher, mit 20 vollendeter Kraft an alles sittlich und geistig Gereifte unsers Geschlechts an. Aber das Unreife, das Erzwungene, das Verkünstelte hat diese Kraft nicht. So wenig als ein physischer Saamen, der nur reif scheint, aber es nicht ist, aufgeht und wachst, so wenig trägt 25 irgend ein geistiges und Kunstwesen, dessen Reifung nur Schein und trügende Kunst ist, die Kraft eines wirklich gereiften Saamenkorns in sich selbst. Das in geistiger und sittlicher Hinsicht Erzwungene und Unreife schließt sich in Ewigkeit nicht wahrhaft und befruchtend weder an das Reife, noch an das Unreife, das 30 in seinen Umgebungen wirklich stattfindet. Dieser Gesichtspunkt muß in der Anwendung der Elementarübungen in Zahl und Form wesentlich und ernsthaft ins Auge gefaßt werden. Es war eine Epoche, in welcher wir hierin wirklich fehlten. Es war eine Epoche, in welcher wir wirklich durch die Übungen in 35 Zahl und Form den kindlichen Geist auf eine Art Stelzen stellten, auf welchen er wunderbarlich, aber nicht sicher einherschritt. Aber jetzt ist es eine unserer ersten Bemühungen, die Unschuld des kindlichen und bewußtlosen Denkens, in allen Fächern, auch in diesem Alter zu sichern und die Übungen in Zahl und Form

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auch in demselben auf eine Weise zu betreiben, die den allgemeinen Gesetzen der menschlichen Geistesentfaltung angemessen ist. Wir suchen den Zeitpunkt, wo das eigentliche Nachdenken des Kinds von diesen Übungen angesprochen wird, mehr zurück- 5 zusetzen, als zu früh eintretten zu lassen. Wir erkennen jez, daß, so wie es in der kindlichen Epoche nothwendig war zu verhütten, daß das Kind in derselben nicht zu einer würklich denkenden und forschenden Geistesrichtung gelange, daß es in dieser Epoche auch selber in den höheren Stuffen des Unterrichts durch Zahl 10 und Form, eine bestirnte Sorgfalt fodert, daß der menschliche Geist durch diese Formen nicht eine einseitige matematische Richtung nehme. Man muß desnahen diese Übungen in den gedoppelten Gesichtspunkten ins Auge fassen : Erstlich, wie weit sind sie geeig-15 net, bloß allgemein das Denkvermögen des Kinds zu stärken und die logischen Fertigkeiten ihm habituell zu machen, und welches ist die Art dieser Übungen und welches sind ihre Grenzen, wenn sie nur dieses und nichts weiteres bezwecken sollen? und denn zweitens: Welches ist die Art, wie sie betrieben werden sollen, 20 wenn sie als Fundament der mathematischen Wissenschaften und der kaufmännischen Fertigkeiten angesehen und betrieben werden sollen, und von wo geht das Eigentümliche dieser Art und Weise bestirnt aus? Man muß genau erforschen : Wo ist der Scheidepunkt des all- 25 gemeinen Betreibens dieser Übungen und der specielen Anwendung derselben auf bestirnte wüssenschafftliche Kentnisse? Über alle diese Gesichtspunkte muß die Elementarbildung allerdings Licht verschaffen, aber sie ist noch nicht zu der Reife gelangt, die ihre practische Ausübung fordert und voraussetzt. 30 So wichtig und so entscheidend die Übungen der Geistesbildung durch Zahl und Form auch immer sind, selber in ihrer beschränkten Anwendung, so wichtig und so nothwendig ist die deutliche Erkenntnis von ihrem innern Wesen. Nur wer dieses erkannt hat, ist als ein Eigenthümer ihrer wirklichen und eigent- 35 liehen Elementarlehren anzusehen. Die Fuhrknechte, welche diesen Schatz in Ballen gepackt auf den Straßen herum zu Markt führen, und nichts thun als von ihrem Fuhrlohn zu leben, sind es durchaus nicht.

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Doch ich lenke in mein Gleis. So wie die elementarische Zahlenlehre nicht bloß als die Grundlage der psychologisch geordneten Übungen des Denkens, sondern auch als die Basis alles vernünftigen Rechnens, der Algebra und der ganzen matematischen An5 sichten und Fertigkeiten, in so fern sie von der Zahl ausgehen, angesehen werden muß, so muß auch die elementarische Formenlehre nicht bloß als eine mit den Übungen der Zahlverhältnisse gleichlaufende Basis der Entfaltung der Denkkraft angesehen werden, sondern auch als die Basis der Kraft, die Wahrheit dieser 10 Verheltnisse an sichtbaren Formen äußerlich darzustellen. Sie muß als die naturgemäße Basis aller Plastik, alles Zeichnens und aller von ihr abhängenden Kunstfertigkeiten erkannt werden. Und wenn das häusliche Leben die Fertigkeiten aller Kunst und aller Berufen anregt, so geben die elementarischen 15 Übungen in Zahl und Form dem ganzen Umfang der intellektuellen und Kunstkräften unserer Natur eine allgemeine sowohl geistige als mechanische Kunstbasis. Und die Elementarbildung ist durch sie, in Verbindung mit den elementarischen Sprachübungen, auf dieser Stuffe denn nichts anders und nichts weniger 20 als der Umfang der sittlichen, intellectuellen und physischen Mitteln, den Unterricht sowohl als die Einübung der Fertigkeiten psychologisch und naturgemäß zu erzwecken, und so den Naturgang der menschlichen Entfaltung in seiner wachsenden Ausdehnung zu sichern und in seiner nothwendigen Anknüpfung an 25 die äußern Umgebungen und an die sozietätischen Verhältnisse mit dem Innern der Menschennatur in Übereinstimmung zu erhalten. Der bildende Unterricht des Kinds muß, wenn [er] elementarisch betrieben werden soll, auf dieser Stuffe einerseits als ein aus 30 dem Wesen der menschlichen Anlagen hervorgehendes und mit Bewußtsein geleitetes ganzes Entfalten der sittlichen, intellektuellen und Kunstkräfte der menschlichen Natur erscheinen. Er muß auf der andern Seite eben so wohl mit dem ganzen Umfang der Wahrheit der äußern Laage des Kinds und seiner Verheltnisse 35 in Übereinstimmung gebracht werden. Sein ganzes Thun in dieser Epoche ist wesentlich ein mit Bewußtsein verbundenes Bemühen, den Naturgang der kindlichen Entfaltung durch Unterricht und Erziehung nach psychologischen Gesetzen weiterzuführen und zu vollenden.

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Wenn das Kind vor dieser Epoche in sittlicher Hinsicht in der Unschuld des Glaubens an Natur und Mutter lebend, wenn es aufmerksam, gefällig, dankbar und liebend war, ohne es zu wissen, so muß es jetz wissen, daß es dieses ist oder nicht ist. Es muß jez wissen, daß es seine Pflicht ist, dieses zu seyn, und wider seine 5 Pflicht, es nicht zu seyn. Wenn es bisher die Mühe nicht kannte, und nicht wußte, was Geduld war, so mußte es jezt der Müh sich vielseitig unterwerfen und vielseitig lernen, Geduld ausüben und sich selbst überwinden. Wenn es in religiöser Hinsicht nicht zweifelte, daß ein Gott 10 ist, weil Vater und Mutter seinen Nahmen nennen und ihn anbeten, wenn es durch den Eindruck des hohen Gottesnamens, durch den Eindruk seiner Sontage und seiner Festtage, durch seine Theilnahme am Gottesdienst, am Beten und Singen und durch eine Ahndung eines höhern Seyns zum Glauben an einen 15 Vater im Himel, der gut sei wie sein leiblicher Vater, und an einen Jesum Christum, der sein Bruder ist wie sein leiblicher Bruder, so vereiniget es jetzt diesen kindlichen Glauben an ein bestirntes Bewußtsein seiner kirchlichen Lehre, und verbindet das Bewußtsein dieser Lehre mit dem sich ihm jetzt auch zum Bewußt- 20 sein entfaltenden ewigen Fundamente aller Religion und alles religiösen Glaubens mit den in ihm rein lebenden Glauben, Liebe undHoffnung, sowie mit der sich ebenso in ihm zum Bewußtsein entfaltenden K r a f t seines Denkens und seines Forschens nach Wahrheit, seiner Überzeugung von Pflicht, seines Gefühls für Schönheit, 25 seines Gefühls für Recht und Unrecht, seines Gewissens. Ebenso legt die Elementarbildung in intellektueller Hinsicht dem Kind schon in seiner ersten Epoche, durch frühe und feste Erkenntnis seiner Laage und durch den ganzen bildenden Umfang seines Lebens in derselben, die erste sinnliche und ihm zwahr 30 selbst unbewußte, aber unerschütterliche Grundlage seines Beobachtens, Denkens und Forschens. Aber wie in sittlicher Hinsicht sein ineres, reines menschliches Wesen durch den beschränkten, einseitigen Einfluß seines häuslichen Lebens, seiner Laage und seiner Umgebungen, wie in 35 religiöser Hinsicht die hohe, ewige Grundlag des reinen göttlichen Glaubens nicht durch den einseitigen Eindruk der bestirnten kirchlichen Lehre verschlungen werden darf, wie im Gegentheil das Zufälige und Wechselnde aller äußeren Sittlichkeits- und aller

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äußren Religions-Erscheinungen den inneren, ewigen, unabänderlichen Fundamenten aller Religion und aller Sittlichkeit unterworfen werden muß, also muß auch die intellektuelle Bildung in der Schulepoche nicht von der Einseitigkeit der Schul5 erkenntnisse verschlungen, sonder den ewigen, unabänderlichen Gesezen der reinen Entfaltung der menschlichen Denkkraft mit Festigkeit unterworfen werden. Die Bildung des Kinds in der Schulepoche ist in ihrem Wesen eine Kunstbildung. Jede menschliche Kunstbildung hat, wo sie 10 imer erscheint, ihre Trugschwester, die verführerische Mißbildungskunst zu ihrer Seiten, gegen die die Menschheit in intellectueller Hinsicht eben so sehr eines festen Schuzes bedarf als in ästetischer. Die menschliche Seele ist in allen ihren Verhältnissen die is nämliche, die Ansprüche der sinnlichen Natur haben immer eine große Gewalt über sie. Daher wirkt der Einfluß unserer Umgebungen so gewaltsam auf uns alle. Er verändert in jeder Laage alles Zufällige an uns selber und macht uns darin in tausend unter sich selbst verschiedenen Gestalten erscheinen. 20 Nur das Göttliche, nur das Ewige in uns, nur die reinen Fundamente unserer Menschlichkeit bleiben in allen Umständen die nämlichen. Nur sie vermögen es, der sinnlichen Wechselgestalt unserer äußeren Erscheinungen ewige, unübersteigbare Schranken zu setzen; ja sie sind es, sie sind für das Ganze der Menschen25 natur ewig und von der Sinnlichkeit ewig unübersteigbar. Dennoch muß der sinnliche Mensch sich dem Äußeren seiner Verhältnisse und Lagen, insofern sie physisch auf ihn wirken, physisch unterwerfen. Umsonst sträubt er sich gegen irgend eine Wahrheit seiner äußern Laage, umsonst sucht er das Äußere 30 seiner Umgebungen zu ändern. Die sinnliche Natur hat ihre auf ewigen Gesetzen ruhende Gewalt, eben wie die geistige auf ewigen Gesezen ruhende Rechte hat. So wenig als der Mensch die einten, so wenig vermag er die andern zu ändern. Er muß sich den physischen Naturgesetzen, auch wenn sie ihn töden, nothwendig unter35 werfen. Wirkt er störend in die Wahrheit und Wirklichkeit seiner Umgebungen, so zerstört er sich selbst. Wenn die Ohnmacht gegen die Macht kämpft, was ist sie? Der Mensch, in welcher geistigen, in welcher sittlichen Höhe er auch stehen mag, muß sich den physischen Gesetzen unter-

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werfen. Aber blind und sich selbst entwürdigend u n d sich selbst wegwerfend muß er es nie thun. E r muß in jedem Fall dem stärkeren Äußeren sein schwächeres Äußere, aber nie auch dem stärksten Äußeren sein inneres, ewiges Wesen unterwerfen. E r m u ß dieses Innere von keiner äußern Gewalt, von keinem auch 5 noch so mächtigen Einfluß seiner äußern Umgebungen beherrschen, er muß sich in keinen Zufällen des Lebens vom zufälligen Äußern der menschlichen Verhältnisse verschüngen lassen. Daß er das lerne, daß er der Gefahr, sittlich, geistig mißbildet von den sinnlichen Eindriiken seiner äußern Umgebungen verschlungen zu wer- 10 den, [entgehe], das ist das höchste Ziel der Erziehungskunst. Aber wir dörffen es uns nicht verhehlen, wie das sinnliche Leben der Welt allenthalben den vielseitigsten Reiz und Stoff zur sittlichen, geistigen u n d phüsischen Mißbildung des daraus entspringenden Verschlungenwerdens aller unserer edleren Kräff-15 ten [enthält], also bietet die Schulepoche der Jugend, wie ihre Umgebungen würklich dastehen, anstatt einer durch die gereinigte K u n s t fest gegründeten Ausbildung unserer Natur, anstatt die Mißbildung unsrer selbst psychologisch krafftvoll zu verh ü t t e n u n d dem Verschlingen unserer edleren Kreffte vorzu- 20 biegen, durch ihre K u n s t selber vielseitige Reize und Mittel zu diesem Verschlingen unserer selbst und imsers bessren Seyns. Wir könen uns nicht verhehlen, die Kinder der geschuleten Stenden sind durch die Irrthümer der Schule selber in Gefahr, u n d besonders durch eine so tief in den Geist des Schulwesens ein- 25 gerissene, ungemäßigte, mit Pflichtlag und Individualverdauungskrafft im höchsten Mißverheltnis stehende Ausdehnung eines oberflächlichen, ungegründeten Scheinwüssens, sowie durch eine aus dieser Neigung entspringende, von der Eitelkeit angespornte Anstrengung, die Fundamente der menschlichen 30 Denkkraft sittlich u n d phüsisch anzugreiffen und in sich selbst zu schwächen, die Seele, die in einem Mentschenleib wohnet, in den Grundlagen ihrer Krefften zu verwirren und zu erlahmen. Große Thatsachen haben die Menschheit von der Wahrheit dieser Ansicht überzeugt, und m a n darf wohl sagen, die Zeit- 35 schwäche Europens h a t ihre Quelle in dieser Unverhältnismäßigkeit der Fundamente seiner Kultur. So wichtig ist eine Erziehungsweise, die eigentlich geeignet ist, dieser gefährlichen Abirrung der K u l t u r von der Bahn der N a t u r kraftvoll Inhalt zu thun.

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Wenn wir ihre Fundamente Zahl, Sprache und Form und die 5 aus ihnen hergeleiteten Kräfte näher ins Auge fassen, so fallt ihre diesfällige schüzende Krafft auf eine unwiedersprechliche Weise in die Augen. Die Zahl, in dieser Rücksicht ins Auge gefaßt, ist eine in unserer Natur liegende ewige, unabänderliche Wahrheit. Die Übungen, die rein aus ihr hervorgehen, sind durchaus reine 10 Fundamente der Ausbildung der logischen Krafft. Ihre elementarischen Übungen gehen eben wie die elementarischen Übungen der Form rein aus dem ineren Bewußtsein der ewig in uns liegenden Urverhältnisse alles Vergleichens, Trennens und Zusammensetzens hervor. is Auch die Sprache, ob sie gleich in ihrem Wesen ein mit Zahl und Form nicht gleichartiges Entfaltungsmittel unsers Denkvermögens ist, [ist] in Rücksicht auf die reine Entfaltung desselben dennoch von der nämlichen Wirkung. Indem das Kind durch die elementarische Sprachlehre sich über das [ausdrücken lernt], 2o was es weiß, d. i. über das, was ihm die Natur durch seine Umgebungen zum vollendeten Bewußtsein gebracht hat, so ist das elementarische Redenlernen offenbar nichts anders als ein Ausbildungsmittel des Vermögens, alles, worüber wir gedacht, alles, was wir durch Zusammensetzen, Trennen und Vergleichen unserer 25 Ideen als wahr oder als falsch uns klar gemacht oder uns zum lebendigsten Bewußtsein gebracht, auch äußerlich darzustellen und die durch die Anschauung belebte innere Natur mit dem Äußeren unserer Umgebungen in Harmonie zu bringen. Und so ist das ganze elementarische Denkenlernen nichts 30 anders als eine Bemühung des Vorschritts der menschlichen Kunst, den Gang, den die Natur in der Entfaltung unserer intellectuellen Kräfte selbst geht, zu sichern, zu erleichtern und zu vergeschwindern. Es ist nichts anders als eine Bemühung der menschlichen Kunst, 35 erstlich die Anschauung seiner selbst und seiner Umgebungen, d. i. die Objeckte seiner Beobachtung im Kinde festzuhalten und sie ihm zum Bewußtsein zu bringen; 2°. die Grundkräfte des Kinds, die Gegenstände der Natur leicht, kraftvoll und richtig zusammenzusetzen, naturgemäß und kraftvoll zu beleben und dem Kinde habituell zu machen. Sie besteht 3tens aus der Kunst, das, was das Kind richtig beobachtet, 14 Pestalozzi Werke Bd. 23

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sich und andern durch die Sprache und alle Mittel der Kunst zum klaren Bewußtsein zu machen. Das Eigentliche dieser Bildungsweise besteht allgemein darin, daß sie in allen ihren Mitteln vom höchst Einfachen ausgeht und in lückenlosen, fast unmerklichen Schritten zu dem Verwickelten 5 und Schwierigem vorschreitet. Sie besteht darin, daß sie in jedem ihrer Schritte sich auf der Stuffe, auf der sie steht, vollendet und ewig nie irgend einen neuen Schritt für die Bildung einer Erkenntnis oder Fertigkeit an das Unreife und Unvollendete anschließt. 10 Alle ihre Mittel sind in ihrem Wesen höchst einfach, und ich kenne keine Forderung, keinen Anspruch derselben, zu der nicht in Rücksicht auf die kindliche Epoche jede gemüthliche Mutter und in Rücksicht auf die Schulepoche jeder menschenfreundliche Mann von ganz gemeinen Gaben leicht bis auf den Punkt der 15 Kenntnisse und Fertigkeiten gebildet werden könnte, zu dem er kommen mußte, den er für die elementarische Bildung der anwachsenden Land- und der gemeinen städtischen Jugend nothwendig hat, daß folglich die allgemeine Einführung der Elementarbildung nicht nur möglich, sondern auch wichtig, wenn sie in 20 sittlicher und religiöser Hinsicht die Fundamente findet, deren sie wesentlich bedarf. Ich möchte die Äußerung über die Möglichkeit und Ausführbarkeit dieser Ansichten nicht als ein leer hingeworfenes Wort verstehen. Ich fordere mein Zeitalter auf, mich über dieselbe zur 25 Rede zu stellen, um mich in die Laage zu setzen, hierüber den Beweis leisten zu müssen oder auch leisten zu können. Ich wünsche nichts so sehr, [als] es ungesäumt versuchen zu können, durch eine ganz auf elementarische Grundsätze und Ansichten gebaute Armenanstalt die Richtigkeit meiner diesfälligen Äuße- 30 rung außer allen Zweifel zu setzen. So sehr ich aber aus persöhnlicher Neigimg den Beweis der Ausführung meiner Ideen gern in einer Armenanstalt leistete, eben so sehr bin ich überzeugt, daß die wesentlichen Mittel der Elementarbildung sich als Fundament der höhern Bildung mit 35 eben dem Erfolg bewähren werden. Die höhere Kultur fordert erstlich eine solid und begründet weitergeführte Denkkraft, 2tens eine ebenso solid begründete Kunstkraft, 3°. ein ausgedehnteres, aber ebenso solides Wissen.

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1. In Absicht auf den ersten Gesichtspunkt ist die Elementarbildung durch ihre von der reinen Anschauung ausgehenden und bis zur matematischen Sicherheit erhobenen Übungen des Denkvermögens außer allem Zweifel geeignet, diesem Bedürfnis vor5 züglich zu entsprechen. 2. In Absicht auf den zweiten Gesichtspunkt ist es das nämliche. In ihrem Wesen die Elemente der Kunst erforschen *

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- gebracht haben für die Begründung der höhern Kultur als für die Bildung des Armen für seinen verengerten Kreis. Es ist unió wiedersprechlich, wenn die Entfaltungsmittel der menschlichen Kräften durch die Elementarbildung allgemein solid gelegt werden, so werden sie es auch für die Bildung zur höhern Kultur. Was den Einfluß dieser Bildung auf das Spezielle der Wissenschaften betritt, so theilen sich diese in Anschauungswissen15 Schäften, in reine Wissenschaften und in gemischte. Ihnen wird noch Sprach- [und] Gesanglehre beigefügt. 1. In Rücksicht auf den ganzen Umfang der Anschauungswissenschaften, auf den Umfang der Naturlehre, Chimie und Physik weise ich wieder auf das zurück, was ich oben von dem Einfluß 20 der Elementarbildung auf die diesfällige Armenbildung gesagt. 2. In Rücksicht der reinen Wissenschaften ist nicht nur gewiß, die tiefe und kraftvolle Entfaltung der logischen Kraft und das Habituellmachen der logischen Fertigkeiten, die dieser Bildung eigen ist, muß als Grundlage aller höhern Bildung anerkannt 25 werden. Und ich glaube, [daß] in Rüksicht auf diese Wüssenschafften für die Bildung der Jugend, bis ihr gereifftes Alter nahet, nicht mehr gethan werden darf, als ihre logische Krafft auf den Grad von Soliditet, Tiefe und Fertigkeit zu bringen, die das Studium dieser Wüssenschafften voraussetzt. Ihre Wahr3o heiten - sie selber gehören nicht in den Studienkreis ihres Alters und ihrer unreiffen Krafft. 3. In Rüksicht auf die gemischten Wüssenschafften, als Geographie und Historie, sind diese in Rüksicht auf ihre Bestandt e i l e ins Aug zu fassen. Die Kunst muß der Natur folgen. Sie

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muß den Unterricht über das, was in ihnen durch die Anschauung gegeben werden kan, durch Mittel der Anschauung geben, und in die Zeit der Bildung des Kinds durch Anschauung. Sie muß den Unterricht über das, was in ihnen durch das Gedächtnis gegeben werden kan, durch das Gedächtnis als Gedächtnisübung 5 und in dem Zeitpunkt geben, der für die Gedächtnisbildung des Kinds der angemessenste ist. Sie muß endlich das, was in demselben nur durch einen gereifften Verstand und durch gereiffte Erfahrungen begriffen werden kan, durch Übungen geben, die diesen gereifften Verstand und diese gereifften Erfahrungen vor-10 aussetzen und also in den Zeitpunkt verschieben, in dem der Geist und die Erfahrungen im Kind hierfür genugsam gereifft sind. Es gibt für Geographie und Historisches eine Kunstanschauung, zu deren Erforschung und psychologischer Begründung das Wesen der Elementarlehre hinführt. 15 Eben so führt sie auch zu Erforschung alles dessen, wodurch die Gegenstände des Gedächtnisses dem Kind am leichtesten und zuverlessigsten eingepregt werden könen. Und hier fallen ihre Nachforschungen ins Gebieth der alten und fremden Sprachen, in Rüksicht welcher es entschieden ist, daß eine psycholo- 20 gisch-methodische Behandlung derselben die Erlehrnung derselben äußerst zu erleichteren im Stand ist, und ich glaube, die Erfahrungen und Versuche, die [im] Institut und äußert demselben hierüber gemacht worden, syen nicht unbedeutend. In Absicht auf die Gesanglehre ist es früh gefühlt worden, daß 25 die Grundseze einer naturgemäßen Entfaltung unserer Krafft mit Erfolg auf sie anwendbar sind. Ich glaube jetz, so viel es in dieser flüchtigen Darlegung meines Thuns möglich war, zur Überzeugung gezeigt zu haben, daß die Elementaridee ihrer Natur nach allgemein auf die solide Bildimg 30 aller Theile der höheren Bildung einen entscheidenden, wohlthätigen Einfluß hat und daß freilich kein Übergang von ihr zu der wissenschaftlichen Bildung statt findet, aber daß sie selber die solideste Eingreifung in alle Anfangspunkte dieser Bildung ist, ebenso wie sie auch zur Befriedigung der Bedürfnisse der 35 Armenbildung in sich selbst vorzüglich [geeignete Stufe ist], die ohne die Anerkentnis ihrer Gesichtspunkte nicht erreicht werden kann. Aber man wendet mir ein, wenn das so ist -

Der kranke Pestalozzi an das gesunde Publikum

Frühjahr 1812

Der kranke Pestalozzi an das gesunde Publikum

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Wenn jetzt ein leichter Hauch mein zerrissenes Ohr wie ein Sturmwind bewegt und sich leicht durchkreuzende Töne mich gleichsam von mir selbst wegblasen, wie wenn ich nicht da wäre, so denke ich oft: wenn auch jetzt das Weltgetümmel über mein 5 Thun und Lassen vor meinem zerrissenen Ohr wirbelte - es würde mich über alle Berge tragen und einem Vulkan gleichen, der Felsentrümmer thurmhoch emporschleudert. - Und doch, so sehr ich mich auch vor der kleinsten Spur dieser Wirbel vor meinen Ohren fürchte, so blikke ich dennoch jetzt träumend gern 10 einen Augenblick in mein Thun und Treiben zurück. Es ist mir fast, als blikke ich in eine Welt, in der ich nicht mehr lebe. Man sieht auf seinem Krankenlager gar oft viele Dinge weit belebter und in ganz andern Zusammenstellungen, als in gesunden Tagen, vieles aber auch kälter und ruhiger. Der Drang des würklichen 15 Lebens scheint in diesen Vorstellungen nicht mitzuwürken; die Leidenschaften sind selber krank, und die Willenlosigkeit, in der man sich zu allem hingibt, ist dann auch nicht mehr oder weniger als der matte Puls, der unsre Nerven nicht mehr in gewohntem Schlage zu beleben vermag. So abgerissen von allem meinem 20 würklichen Thun und Treiben, in mich selbst beschränkt und unberührt vom Kreis meines täglichen Thuns, als ihn selber nicht berührend, möchte ich mich fragen: Was habe ich in meinem Leben gewolt, was habe ich durch dasselbe gesucht, und was ist mir von dem, was ich durch dasselbe gesucht, würklich zu Theil 25 geworden ? Wer mich kent, ist darüber mit sich einig: Ein sinlich belebtes Wohlwollen, eine unwiderstehliche Neigung, die Leiden der Menschen um mich her zu mindern und ihre Zufriedenheit und ihren Wohlstand zu befördern, ist der wesentlichste Grundso zug meines Karakters, und durch die Umstände in mir selber zur würklichen Leidenschaft geworden. Bei einer namenlosen Interesselosigkeit für alles, was diese Neigung nicht nährte, hatte ich eine eiserne Ausharrung in allem, was nur von fern einige Hofnung gab, sie nähren zu können, und einen kühnen, ungebun35 denen Muth, alles für diesen Weg zu versuchen, und alles für ihn zu wagen u.s.w. Ich kannte in mir selber beinahe nichts, als diese meine Neigung, und eine glühende Einbildungskraft machte mich täglich Mittel für diese sehen und ahnen, wo in der That keine da waren.

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Jedes leere Wort von Menschen, das mit mir das Nämliche zu wollen schien, fand in mir Anhänglichkeit und Glauben. Mein Schicksal war vorauszusehen; es konnte nicht fehlen: das erste Schiff, auf dem ich mich mit dieser Neigung auf das ungebändigte Meer der Welt wagen würde, mußte scheitern. Es scheiterte auch β wirklich, und als Schiffbrüchiger lernte ich wohl die Welt um mich her etwas besser kennen, aber nichts weniger als mich mehr nach ihr richten. Die Folgen, die auch dieses hatte, waren aber so leicht vorauszusehen, als diejenigen meines allgemeinen Charakters. Wie ich vorher unter meinen Nebenmenschen als ein schwärmeri-10 scher, aber als ein origineller und seltener Mensch dastand, kam ich jetzt dahin, daß mich alles als einen unbehilflichen elenden Thoren, der zu nichts in der Welt tauglich, und dem auch, weil er weder sich selbst, noch die Welt kenne, nicht zu helfen sei, ansah. 15 Dieses Urteil war in den Jahren, die der Erscheinung des Buchs von Lienhard und Gertrud vorhergingen, so allgemein und ward so grell ausgesprochen, daß meine nächsten Freunde in diesem Zeitpunkt Mühe hatten, der einreißenden Meinung, ich werde noch im Spital oder in Banden sterben, in meinen nächsten 20 Umgebungen Einhalt zu thun, und ich war damals noch nicht aus meinen zwanziger Jahren herausgetreten. Die Erscheinung des berühmten Buchs mäßigte zwar die grellen Ausdrücke dieser Ansicht in etwas, aber das allgemeine Urteil, daß ich ein praktisch unbrauchbarer Mensch sei, blieb mitten in dem Tagesglanz, den 25 das neue Buch um mich her warf, wie ein Felsen dastehen, der, wenn das Berggeröll von Millionen kleinen Steinen, die mitten in den Fluß fielen, von diesem weit weggeschwemmt werden, auch nicht um ein Haar von seiner Stelle weicht. Ich sollte, meinte jetzt alles, nichts mehr versuchen in meinem 30 Leben, als dergleichen Bücher schreiben, das sei jetzt doch etwas, was ich könne; sonst aber wäre ich gewiß nichts. Lavater selbst sagte in diesem Zeitpunkte zu einem meiner Freunde, ich könne gar nichts; wenn er nur einmal eine Zeile, die vollkommen gut geschrieben sei, von mir sähe, so wolle er glauben, ich könne alles. 35 Das war lavaterisch gesprochen, aber das drückt durchaus nichts mehr und nichts weniger aus, als was alle glaubten: ich könne Praktisches in der Welt gar nichts. Daß ich irgend etwas Wirkliches könne, oder gar, daß ich, wenn auch in noch so kleiner

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Beschränkung, etwas für die Erziehung taugen könne, das sah in diesem Buche kein Erzieher und, was noch mehr ist, auch kein Nicht-Erzieher, die sonst über diesen Gegenstand unbefangener urteilen. 6 Unter diesen Umständen war es unmöglich, irgend eine praktische Laufbahn für das, was ich in der Welt allein suchte, zu finden. Ich mußte ein halbes Menschenalter im Elend dieser Verödung meiner selbst und in dieser gewaltsamen Absonderung von allem, was mein Herz suchte und wollte, soweit verwildern, als 10 der Mensch in Unschuld des Herzens und mit innerem Wohlwollen gegen sein Geschlecht verwildern kann. Der Faden, mich an irgend etwas anzuknüpfen, das meinem Herzen angemessen gewesen wäre, war mir von allen Seiten abgeschnitten, und dieses, nachdem ich Lienhard und Gertrud geschrieben, mehr als je. Ich is könnte ja, meinte jetzt alles, mein Brot verdienen, ich hätte jetzt meinen Strumpfweberstuhl, auf dem ich mein Brot verdienen könnte, wenn ich nur wollte. Ich sollte also nur auf demselben fleißig arbeiten und auf jeden Michaelis mein Stück fertig halten, so fehle mir auf dieser Welt nichts, was sich irgend ein 20 anderer ehrlicher Mann vernünftiger Weise wünschen und ansprechen dürfe. Mir aber war nicht also. Im Gegenteil, es war mir, seitdem das Schreiben mir ein Strumpfweberstuhl sein sollte, als fehle mir alles und es könne mir gar nicht helfen, das, was mir fehle, 25 weder im wenigen noch in vielem zu ersetzen; im Gegenteil, nur bewirken, daß ich immer unfähiger werde, mich auf irgend eine Art an meine Umgebungen, wie sie wirklich waren, befriedigend anzuschließen. Es half nichts, daß ich ein geliebtes Weib und einen Sohn hatte; ich glaubte nicht für sie leben zu können, als 30 durch Befriedigung meiner Neigung, die von einer Natur war, daß auch die Möglichkeit, sie befriedigen zu können, in meinen Umgebungen täglich mehr dahinschwand. Ich lebte in dieser Zeit wie ein Mensch, der in der Wüste verirrt, in derselben aufsucht, was nicht darin wächst und nicht darin wachsen kann. Die Folgen 35 dieser Lage konnten nicht anders, als im höchsten Grade alles stören und verwirren, was noch in meinen Umgebungen erhebend und veredelnd auf mich wirken konnte, und mich in alledem zurücksetzen, was das Leben der Menschen erquickend macht. Ich verlor auch, wenigstens für den unbefangenen allgemeinen freien

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Gebrauch, alle Anmut und alles milde liebliche Wesen, das den Menschen, die sich nicht so in verheerenden Wüsten umhertreiben, welchen Gebrauch sie auch davon machen, wenigstens in diesem allem allgemein eigen ist. Es konnte nicht anders kommen. Das Gefühl der Kräfte, die 5 in mir lagen, die allgemeine Mißkennung derselben, und das Unrecht, das mir diesfalls geschah, legte eine höhnende und menschenverachtende Stimmung in das Innere meines Seins, deren Folgen tief auf die allgemeine Schwächung des Reinsten und Höchsten, das in meiner Seele lag, hinwirkte und um so 10 leichter hinwirken konnte, als die religiöse Erhebung meiner jüngern Tage dadurch, daß sie mit der sinnlichen Neigung, äußerlich auf des Volkes Wohl zu wirken, fast unzertrennlich in mir zusammenhing und ohne, daß ich es wußte und ahnte, gleichsam eins mit derselben ausmachte, das Heiligste ihres Wesens gleich-15 sam in mir verlor. Ich opferte der Sonne meines innern Heiligtums auf einem irdischen Altar sinnliche Opfer, und sie verdunkelte sich an meinem Himmel und mußte sich verdunkeln. Der Weg zum allgemeinen und tiefsten Zugrundegehen meiner selbst schien vollends geöffnet; ich achtete bald meiner selbst nicht 20 mehr. Es ist gewiß, wenn der Zweck meines innern Strebens eine Ehren- oder eine Geldsache gewesen, wenn er ein mechanisches Werk, ein Fabrikversuch oder eine Neigung zu Ehrenstellen und äußerlichem bürgerlichen Einfluß oder irgend etwas von dieser 25 Natur gewesen wäre, so hätte mich unter diesen Umständen, bei der Gewaltsamkeitsrichtung, die mein Innerstes genommen, nichts von der äußersten Kopfverwirrung und vom eigentlichen Hinterfürwerden gerettet. Auch weissagte mir dieses Schicksal eine Menge von Menschen, denen mein Schicksal in die Augen 30 fiel, und sie hatten ganz recht; sie kannten kein Gegengewicht gegen den innern Sturm, der in meinem Innern tobte, aber es war dennoch ein Hohes in mir vorhanden. Wenn ich mitten im Gefühl der höchsten Zerstörung, mitten in der tiefsten Wut über meine Umgebung ein Kind auf der 35 Straße fand und auf meinen Schoß setzte, und das Auge seines innern Himmels meinen starren Blick auch nur leicht berührte, so lächelte mein Auge, wie das Auge des Kindes, und ich vergaß Himmel und Erde, ich möchte sagen, ich vergaß Gottes und der

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Menschen Gerechtigkeit und lebte in der Wonne der Menschennatur und ihrer heiligen Unschuld, indem ich mich im Kind, das auf meinem Schoß war, eigentlich verlor oder vielmehr wiederfand. Ich freute mich wieder mit inniger Rührung über mein 5 Dasein mit der heiligen Freude, die das Dasein des Kindes, das auf meinem Schoß saß, in meine verödete Seele hineinlegte. Also rettete mich ein innerer Hebender Sinn, der stärker war, als alles, was äußerlich rund um mich her mich empörte, von meinem äußersten Verderben. U n d . . .

Pestalozzi an Herrn Geheimerath Delbriik

Erzieher Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen von Preussen

Iferten 1813

Ein schriftlich geäußerter Wunsch Herrn D e l b r ü k ' s , meine E r k l ä r u n g zu unterdrücken, veranlaßte diesen Brief. Spätere, sowohl Privat- als öffentliche Urtheile und Begegnisse bestimmten mich, ihn mit einigen Zusätzen öffentlich bekannt zu machen. Iferten, den 26. April 1813. Pestalozzi

223 Entwurf Edler, mit Hochachtung geliebter Herr! Seit der Stunde, da ich Sie kennen gelernt, hat der stille, sanfte Ernst, mit dem Sie alles Gute und Menschliche ins Aug fassen und zu befördern suchen, 6 mein Herz an Sie gezogen. Ihre Liebe und Ihr Beyfall sind mir sehr schätzbar; auch sind gewiß wenige Menschen für den Genuß des Friedens und unkränkender und ungekränkter Verhältnisse empfänglicher als ich. Glauben Sie mir, ich kenne auf Erden keinen höhern Genuß, als unter sich gegenseitig achtenden, schonenden und liebenden Menschen zu leben. Ein froher milder Sinn ist meine Natur, 10 und ich glaube an alles Gute der Menschennatur mit einer Unschuld und Unbefangenheit, daß auch die härtesten Erfahrungen meines Lebens es nicht vermocht haben, mich von der Schwäche zu heilen, durch die ich so oft das Opfer von Menschen war, denen ich mehr zutraute, als in ihnen lebte. E s ligt in meiner innersten Neigung, und ich werde oft, ich möchte sagen, 15 instinktartig getrieben, in der Streitsache, von der Sie mir schreiben, so zu handeln, wie Sie mir es anrathen. Aber eine vollendete Überzeugung, daß ich mit dieser Handlungsweise der Wahrheit selber schaden, und den Fortgang dessen, was ich durch mein Daseyn zur Beförderung tiefer, in das wirkliche Leben eingreifender Erziehungsansichten gesucht und zum Theil geleistet, auf eine vor mir 20 selbst unverantwortliche Weise still stellen würde, hindert mich, in dieser Angelegenheit so zu handeln, wie es aufrichtig meine Neigung wäre. Ich d a r f es nicht. Ich m u ß das Gegentheil davon thun. Aber so wie es mir aufrichtig und imbedingt weh thut, mit den Schritten, zu denen ich nach meiner Ansicht moralisch gezwungen bin, Männer, die ich sonst 25 schätze und ehre, zu kränken, sowie die große Mehrzahl meiner Mitbürger von neuem an mir verirren zu machen, und selber den laut geäußerten Wünschen geliebter Freunde entgegenzuhandeln, so bestimmt überwiegt in dieser Angelegenheit das m a g i s a m i c a V e r i t a s in mir entscheidend, und es muß, es ist meine Pflicht, daß es darin überwiege. Die Erfahrung ist in mir gereifet : Irrthümer, die 30 bey einem Volke allgemein zu gangbarer Münze geworden, und in eine Art von unbezweifeltem Glauben hinüber gegangen, können in Augenblicken, wo sie einseitig mit großer Lebendigkeit und feindseeliger K r a f t gegen die ihnen entgegenstehende Wahrheit eines Individuums, einer Anstalt oder einer Gesellschaft auftreten, durchaus nicht stilles friedliches Nachgeben des angegriffenen Theils, insonder35 heit wenn der Angriff sich durch rasende {unsinnige und besinnungslose) Gewaltthätigkeit und Schonungslosigkeit auszeichnet, besiegt werden. Unter diesen Umständen mit dem Feind der Wahrheit und des Rechts Frieden halten heißt nichts anders als ihm Gewalt geben, auch die letzte Spur der Wahrheit und des Rechts im wirklichen Daseyn der Menschen auszulöschen, und sogar das innere 40 Bewußtseyn ihrer Realität und der Thatsache, daß sie unter bessern Umständen ihr Daseyn und ihre seegnende K r a f t auch in den äußern Verhältnissen behaupten und gewähren könne, in unserm Innern zu vertilgen. Aber die eigentliche Ursache, warum man sich in den Maßregeln, die in diesem Fall nothwendig sind, gewöhnlich irrt, beruht hierauf : Man sieht die Wahr45 heit und das Recht selten a n s i c h , man sieht sie gewöhnlich nur in der Autorität, d. i. in Menschen, von denen man zum voraus annimmt, sie haben Recht. Man ist aber unter diesen Umständen und bey dieser Ansicht der Dinge im eigent-

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An Herrn Geheimerat Delbrük

lichen Verstand für die Erkenntnis der Wahrheit und des Rechts unfähig. Diese Ansicht führt denn um so viel weiter, da es ganz gewiß ist : das tiefere Eingreifen des höhern wesentlichen Guten in das wirkliche Leben der Menschen wird nicht so fast durch die eigentlich bösen Menschen, noch weniger durch die bestimmt unwissenden und unkultivirten stillgestellt und verwirrt, als durch solche, die zwar durch richtige Kenntnisse e i n z e l n e r Wahrheiten und durch lobenswürdigen Eifer für e i n z e l n e s Gute sich vortheilhaft auszeichnen, und in so weit als wirkliche Autoritäten für das Wahre und Gute blendend dastehen, ÍR die aber die Wahrheit und das Recht dennoch in ihrer höhern Bedeutung, Tiefe und Übereinstimmung nicht ergriffen und festhalten (stillgestellt und verwirrt). Nirgend aber ist der Irrthum so eigentlich ins Fleisch und Blut des gesellschaftlichen Menschen, und der Glaube an den Irrthum so allgemein in eine Anhänglichkeit an ihn, als an einen allein seelig machenden hinübergegangen, als im Fach der Erziehung. Das große Lockmittel, durch das der Mensch nicht nur zinn Irrthum, sondern zum Glauben an seine allein glücklich und seelig machende Kraft hingelockt wird, ist bestimmt der Glauben an solche Personen und Persönlichkeitsverhältnisse. Die Mehrheit des Menschengeschlechts sieht das Bild seiner Natur äußerlich nicht durchs offene Auge seiner Natur, sondern allein durch den Nimbus der Verhältnisse, in denen es lebt. Daher alle Erziehungswahrheiten, die diese Verhältnisse nicht im w i r k l i c h e n Leben des Menschen berühren, und das Unrecht ihrer Anmaßungen selber in den vier Wänden, in denen es hauset, hofet und spukt, angreifen, (und) in Rücksicht auf ihre wesentliche Wirkung in der Erziehung wie kaltes Wasser sind, das man auf die Eisdecke eines Sees oder eines Flusses schüttet, im Glauben, es werde sich durch dieselbe von selbst einen Weg bahnen, um zu dem Wasser zu gelangen, das unter ihr in lebendiger Kraft da ist. Aber der Irrthum ist groß. Das auf die Eisdecke geschüttete Wasser zerfließt auf derselben in ein untiefes kraftloses Gefletsch, stocket augenblicklich und wird in wenig Minuten selber zu Eis. Es muß es werden, es muß seine lebendige Kraft nothwendig verlieren. Die Luft ob ihm ist Winterluft, und unter ihm ist todte Erstarrung seines Wesens. Man muß die Eisdecke nothwendig durchhauen, um es zu dem lebendigen Wasser, das unter ihr fließt, hinbringen zu können. 31 Ganz so verhält es sich mit dem durch die Eisrinde des Irrthums und roher Schiefheit gegen höhere Wahrheit und höheres Recht verhärteten Menschen. Dieser Gesichtspunkt bestätigt sich in der Natur von allen Seiten. Wenn in sumpfigen Orten die Nebel, weil sie Monathe lang nicht wichen, anfangen giftig zu werden, wenn Mattigkeit schon alle Gebeine der Einwohner ergreift und Fiebergefühl durch ihre Adern wallet, soll man es denn der milden lieben Sonne zutrauen, sie werde durch ihre stille, heilige Kraft die vergifteten Dünste von selbst aus dem verpesteten Thal herauf zu sich über alle Berge empor in den Himmel hinaufziehn? Soll man in dieser Lage den Donner fürchten und den Wind und Sturm und den landverheerenden Hagel? Ich denke nein. Ich denke, ein Einwohner würde unter seinen schon halbkranken Miteinwohnern des Thals übel zum Vorschein kommen, der, wenn jezt an dem Berge ein Gewitter sich aufzöge, von nichts anderm reden würde, als von der Gefahr, daß ihm ein Acker verhagelt, eine Scheune verbrannt oder er gar selber im Gewitter vom Strahl erschlagen werden k ö n n t e . Man würde den Mann gewiß verachten, der sich von den selbstsüchtigen Sorgen seiner Person-

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lichkeit so weit den Kopf nehmen ließe, das Gewitter zu scheuen, das eben anruckte, um die Gegend von den höhern Gefahren des Lebens zu befreyen. Es ist umsonst, die stille Sonne reinigt die Gegend, in der die Nebel Monathe lang also stockten, nicht mehr; es braucht Sturm und Wind, sie zu zerstreuen, und der 5 wogende Donner ist Hochgesang der nahenden Rettung des Volks, das in diesem Thal schmachtet. Ich weiß, daß mir mein und Niederere gegenwärtiger Widerspruch gegen unsere Gegner Verdruß zuziehen werden. Ich weiß, es ist möglich, er k a n n mir meine Tage aufs neue verbittern. Aber es ist um das Stillstellen böser, der Wahr10 heit und dem Menschenglück im Wege stehender Vorurtheile zu thun. Es ist um das Bekämpfen leidenschaftlicher und verhärteter Ansichten, um das Wohl des Vaterlandes und der Menschheit hemmender Irrthümer zu thun. Es ist die Frage, ob die Zwecke meines Lebens in meinen nächsten Umgebungen vor meinen Augen zu Grunde gehen, und ich der Schwäche und Bosheit 15 der Ansichten und Maßregeln gegen die wesentlichen Interessen der Menschheit unterliegen solle Î Es fragt sich in dieser Hinsicht : Sollen wir jedes Gewitter vom Horizont, der der Reinigung seines Dunstkreises bedarf, ablenken? Sollen wir uns der ersten Interessen der Menschheit halber benehmen, wie der Thor, der das Wasser auf die Eisdecke schüttet, in der irrigen Meinung, es werde sich von selbst 20 einen Weg durch sie durchfressen? Aber es schmerzt (die) 31 den guten Mann, dessen Eisdecke, (wenn man sie) [R das Schwert der Wahrheit durchschneidet. Sind denn alle Schmerzen ein Übel? Gibt es keine, die heilsam sind? Werden die Menschen nicht mehr durch sie als durch liebliche Gesänge von Gedankenlosigkeit und Irrthum zurückgebracht? 25 Sieht man's nicht täglich, daß Leute, die an den Rosenbändern der Liebe und der Schonung nicht zu sich selber gebracht werden können, an den harten Banden der Noth und selber an den freylich immer ärgerlichen Banden der Schande für die ernsten Befehle der Wahrheit und des Rechts offene Ohren bekommen? Niederer hat ganz recht, wenn er sagt : Die Wahrheit bildet unser Geschlecht 30 nur in so weit, a l s eie b e y ihm d u r c h g r e i f t , und gegen Irrthum, Schwäche und Bosheit s i e g e n d dasteht. Was will sie, wo sie das nicht vermag? Sie ist geschlagen, und im geschlagenen Zustand wirkt ihre Erscheinung nicht nur nichts, sondern wirklich verheerend auf das Menschengeschlecht. Die verderbliche Wirkung ihrer diesfälligen Erscheinung steigert sich unter diesen Umstän35 den immer in dem Grad der Schlechtheit des Volks, bey dem sie nicht durchgreift, und nach demjenigen der Ursachen, warum sie das nicht kann. Diese Wirkung hat ihre oberste Höhe bey einem Volk erreicht, in welchem es mit der schiefen Ansicht des Rechts und mit der Übeln Behandlung der Wahrheit im a l l g e m e i n e n so weit gekommen, daß d i e j e n i g e n , die dem vielköpfige gen Irrthum und der vielseitigen Schlechtheit der Ursachen, aus denen sie wesentlich entspringt und mit denen sie innig zusammenhängt, allenthalben das Wort reden, die Angesehenen und Gelehrten im Land und sogar diejenigen sind, die das Fach, dessen Irrthum zu bekämpfen ist, nicht nur mit unbedingtem Zutrauen in ihren Umgebungen als Lehrer und Professoren dociren, sondern sogar 46 als Kirchen- und Schulräthe mit imponirender Autorität herrschend beschützen, und in ihrer Beherrschung noch überdas eine, die Routine, den blendenden Glauben und eine in Sachen des Denkens und Forschens pronunzirte Volksträgheit und Volksunkunde zu ihrer Stütze haben. 15 Pestalozzi Werke Bd. 23

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Es kann das nicht anders kommen. Nicht nur das Unvermögen, der Wahrheit sich selber für irgend einen Zweck eine durchgreifende K r a f t zu verschaffen, sondern ihr Mißbrauch zu Betrug und Unrecht gegen sie selber, hat seine oberste Höhe erreicht. Es ist mit ihr in Bücksicht auf ihr wirkliches Eingreifen in die Welt, wie es mit dem Wasser wäre, das man in kleinen Tropfen auf ein brennen- 5 des Haus herabfallen 37 lassen oder in Nebel aufgelöst über dasselbe verbreiten würde. Diese Maßregel würde gegen das fressende Feuer eben so viel helfen, als wenn eine Heerde Schaafe vor dem hungrigen Wolf auf die Kniee fallen und ihn bitten würde, er soll keines von ihnen fressen. Es hat freylich alles sein Maaß und Ziel! Aber unzweydeutig ist das Ziel des Kampfs für Wahrheit und Recht 10 die Besiegung des Unrechts und der Lügen, und jeder Maßstab, der in diesem Streit den Sieg auf die Seite des Unrechts und der Lüge hinlenkt und ihm diesen sogar sicherstellt, ist ganz gewiß nicht der rechte. Dennoch lobt und braucht man ihn so sehr. Das Unglück der Sache ist: Gute Leute lassen sich von diesem (Wahn) 15 Maaßstab täuschen. Die Feinde der Wahrheit und des Rechts kennen die Welt besser; sie brauchen ( diesen Maßstab ) 37 ihn nie für sich selber, aber sie klopfen dem guten Menschen, der ihn für andere - für das Volk braucht, auf die Achsel und sagen ihm: «Du hast ganz recht, es ist ganz wahr, was du sagst, und (es ist) eine große Weisheit, daß du mit deinen Ansprüchen und Wünschen für das Wahre 20 und Gute geduldig wartest, bis a l l e Umstände für dasselbe gereift sind. Es läßt sich in der Welt nichts erstürmen, und man verderbt immer so viel, wenn man es auch mit dem besten Willen probirt. Es ist aber vortrefflich und sehr lobenswerth, daß man von dem Guten, wenn es eben auch noch nicht eingeführt worden kann, zum voraus freundlich mit einander redet. Nur muß man immer denken : 25 Worte machen in der Welt wenig, und man muß darum ihnen auch niemals zu viel Gewicht geben, und gar nicht glauben, daß man viel mit ihnen in der Welt ausrichten könne. » Diese guten Redner wissen wohl, was sie thun. Sie nehmen dem Menschen den Glauben an die Wirkung ihrer Worte und lassen ihn dann, wenn sie mit ihm 30 da sind, gerne von allem reden, was er immer will. Sie wissen, daß er dann nur auf eine solche Art davon redet, die nicht ins wirkliche Leben der Menschen eingreift, und jede nur so gegebene höhere Wahrheit, wenn sie auch noch so heiter erkannt worden, ist für die Welt, wie wenn sie nicht wirklich da wäre. Es ist ganz wahr, man darf in Rücksicht auf das Eingreifen der Wahrheit nicht viel auf 35 bloßes (Worte) 37 Reden bauen; es braucht mehr, es braucht viel mehr dazu. 37 Das Wort der (die) Wahrheit, (die) das wirklich eingreifen soll, muß (nicht bloß ) aus dem wirklichen Leben hervorgehen, ( sie ) es muß sich, ( auch in den Mitteln, die sie) um diese Wirkung zu bezwecken (braucht), 37 eben so fest an das (selbe) wirkliche Leben anschließen. 40 ( Sie ) 37 Die Wahrheit muß die ganze Kraft brauchen, die sie in der Menschennatur zu ihrem Dienst bereit findet. Wenn das Leben und die Wirklichkeit ihr widersteht, so muß auch sie dem Leben und der Wirklichkeit widerstehen. Wenn diese wider sie Gewalt brauchen, so muß auch sie diesen Gewaltswiderstand ihnen zu erwidern suchen. Der Streit der Wahrheit und der Lügen ist ein Streit des Le- 45 bens und der Wirklichkeit; er ist nicht ein Streit der Theorien und ihrer eiteln Traumgebilde. Widersteht die Wahrheit den Lügen und dem Unrecht nicht mit der K r a f t des Lebens und der Wirklichkeit, so ist es, wie wenn sie für das Leben

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lind die Wirklichkeit nicht da wäre, und der Trug der Wirklichkeit b e h a u p t e t sein Hecht, wie wenn die Wahrheit keines hätte. Ich habe durch mein Leben alle schwachen, gutmüthigen Bemühungen f ü r das Volk, die der Wahrheit d a s zutrauen, was außer ihrem Gebiet ligt, u n d wo5 f ü r sie a n sich keine Gewalt h a t , scheitern ( gesehen ), und die Menschen, die als Geweihte der Wahrheit und des Rechts unter ihren Mitmenschen dastehen sollen, als Leute (dastehen ) erscheinen gesehen, die von einem dicken Nebel umgeben, trotz der wirklich ob ihnen waltenden Sonne drey Schritte DT entfernt ( v o n ) einander nicht mehr erkennen und alle Augenblicke a n einander anstoßen. 10 Diese armen Leute blicken unter diesen Umständen nach der Wahrheit hin, u m sich an ihr zu erwärmen, wie ein erfrorner Mann, der ohne Obdach und Heim a t h in tiefer Winternacht auf der Straße steht, ( u n d ) u m sich zu erwärmen, a n den vollen Mond hinaufsieht, indessen der I r r t h u m allenthalben wie ein wirkliches Feuer brennt, zu dem die Menschen von allen Seiten hinzulaufen, (sich a n 15 ihm zu erwärmen), u m bey seinem Licht den Kalender und die Zeitungen zu lesen oder auch Strümpfe zu stricken, DI bey seiner Gluth Eisen zu schmieden, Gänse zu braten und Mandeln und Feigen zu essen. I m seltenen Fall, wo die Wahrheit eines guten Menschen durch einen Zufall ins Volk bricht, u n d durch eine bildende u n d belebende Thatsache erhoben, in 20 seiner Mitte leuchtend dasteht, daß m a n glauben möchte, sie sey auf dem P u n k t , wirklich ins Leben ihrer Umgebungen segnend einzugreifen, da sind ihre bedeutendste Feinde wieder nicht die, so ihr gerade widersprechen, sondern die, so etwas Äußerliches daran gelten lassen, aber den Geist derselben nicht kennen und kennen wollen, sondern vielmehr ein großes Interesse dafür haben, das Ge25 gentheil von dieser Wahrheit in seinem alten Gleis ©feinmann am Dîanbe : fortlaufen zu machen. Diese Menschen betreiben ihr Interesse gewöhnlich roieber im Xeçt : nicht bloß m i t großer Thätigkeit, sondern gar oft auch m i t ausgezeichneten Talenten, großen Einsichten und mit vieler Lebensgewandtheit, sind dabey meistens sehr ge30 schickt, ihren lieben Routinenkarren in der Wirklichkeit des Lebens selbst in seinen schlechtesten Wegen und Straßen gut fortkommen zu machen; aber sehen dann auch alles, was nicht in das Gleis desselben paßt, f ü r Extravaganzen an, u n d so freundlich sie sich auch, als gute Geschäftsmenschen, gegen jede ihnen anscheinende Neuerung benehmen, so k a n n m a n zum voraus sicher seyn, sie 35 arbeiten ihr im Stillen so kraftvoll entgegen, als sie laut freundlich davon reden. Der Mensch, der neben solchen Fuhrleuten sich f ü r eine höhere Wahrheit B a h n brechen will, muß geradezu außer i h r ( e m ) Gleis fahren und alles thun, u m sich unbedingt außer demselben zu behaupten, u n d (seinen K a r r e n ) ¡Π sich so fern als immer möglich von ( d e m ) ihr (rigen) DT em Karren zu halten. T h u t 40 er das nicht, will er neben ihnen u n d mit ihnen fahren, oder versucht er sogar, seine höhere Wahrheit auf eben den Wegen vorwärts zu bringen, auf denen der I r r t h u m sich gleichsam von sich selbst Wege b a h n t , so führen ihn diese Wege ganz gewiß a n die vielerley Grenz- u n d Zollstätten, wo das Heilige der Wahrheit u n d des Rechts Contrebande ist, weil man sich selbst mit den inländischen (5fein= 45 mann Wahrheits- und Rechts-Fabrika ( η )ten, so schlecht diese auch seyn mögen, begnügen will. Edler Herr! Ich habe in meinem Leben, und dieses u m f a ß t beynahe ein ganzes Menschenalter, diese Angelegenheit nie eine andere Richtung nehmen ge-

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sehen. Schwache Versuche, die Feinde der Wahrheit zu verwunden, schießen auf ihrer Haut ab wie hölzerne Bolzen auf der Haut eines Krokodils. Und wenn dieses allgemein unter allen Umständen wahr ist und wahr war, so ist es dieses besonders in unser(m)er (Zeitpunkt) 3Ϊ Angelegenheit. Die Erscheinung der Idee der Elementarbildung fiel in einen Zeitpunkt, in welchem Mißstim- 5 mung gegen alles, was tiefer in die Bildung des Menschengeschlechts eingriff, darum allgemein herrschte, weil rappelköpfische Ansprüche an träumerische Menschenrechte sich gegen Wahrheit und Recht anmaßten, aus der Tiefe der innern reinen Menschennatur geschöpft zu seyn. Dieser Umat (ände )and mach(en)i vollkommen heiter, daß unser Auftreten 10 mit der die Routine allgemein stoßenden Idee der Elementarbildung (in unserm Zeitpunkt mehr als in keinem andern) Widerstand und zwar leidenschaftlichen Widerstand finden mußte, und warum dieser Widerstand so allgemein einen Karakter der öffentlichen Meynung und die Zustimmung vieler erleuchteter und für das öffentliche Wohl mit Ernst und Wärme besorgter Männer erhielt, 31 ja 15 (dadurch beynahe) fast förmlicher Nationalwiderstand ward. Alle Bosheit und alle Schwäche hatte es (unter diesen Umständen) 31 dabey gar leicht, sich hinter 3t dem Schein diese(n)e Nationalitäts-Widerstands zu verbergen und (hinter dem) selbe(n)r als höhere Wahrheit, Würde und erleuchtetere vaterländische Weisheit zu erscheinen. 20 Die Folgen, die diese Stellung des Irrthums und der (Schwäche) 3t Routine gegen uns hatten, (sind) 31 liegen notorisch am Tag. Sie sind soweit benutzt worden, daß wir gleichsam in der öffentlichen Meynung verschwanden, und die Routine um uns her eine neue feyerliche Huldigung empfieng, als ich sie je in meinem Leben nie besitzen sah. Unsere Ansichten und unsere Zwecke schienen 25 (allgemein) 31 öffentlich als verurtheilt, und der Streit gegen uns für unsere Gegner vollkommen gegen uns entschieden. Unter diesen Umständen blieben Niederer und mir nur zwey Wege übrig: entweder über alles, was vorgefallen ist, zu schweigen. In diesem Fall wäre es ganz gewiß dahin gekommen, daß das Urtheil der großen Mehrheit des Vater- 30 lands, «unser hiesiges Thun sey im Ganzen unbedeutend, in Hauptstücken irrig, in der Ausübving der Prüfung und Reifung voreilend, und man habe ganz recht, der Sache für einmal keine Bedeutung zu geben», allgemein und allgemein als (entschieden) 3Ì ausgemacht angesehen worden, und damit mein, vom öffentlichen Zutrauen ganz allein abhängendes, und aller andern Hülfsmitteln man- 35 gelndes Unternehmen so viel als völlig gestürzt gewesen. Man hätte mir in diesem Fall, wie kluge Leute es dem fliehenden Feind immer thun, eine goldene Brücke gebaut. (Man hätte) 3t Es wäre meinem guten Willen eine lauttönende Maulgerechtigkeit widerfahren (lassen). Man hätte sich, wie es wirklich schon zum voraus geschehen, ganz freundlich dahin erklärt, es könne vielleicht mit der 40 Zeit ein dem Geschäft gewachsener Mann aus dem (verirrten) Chaos meiner Ansichten und Versuche doch etwas herausklauben, das in andern Händen gut und brauchbar seyn möchte. Dabey wäre es dann geblieben, und ich hätte mich eigentlich völlig vergraben lassen können, ohne das Unglück gehabt zu haben, den Feuereifer gegen mein Bestreben zu erwecken, der sich jetzt (allgemein) 45 zeigt. Der Gang und die Richtung, den der Widerspruch gegen meine Angelegenheit indessen genommen hätte, wäre von den Zeitmenschen ( allgem ) ein als gar nicht

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ungerecht und drückend gegen mich tingesehen worden. I m Gegentheil, man hätte < durchaus angenommen, daß man mir in vielen Stücken Gerechtigkeit habe widerfahren lassen, und ich bin überzeugt, man hätte sich Müh gegeben ), um den Schein ( d a ) von DI Gerechtigkeit gegen mich auffallen zu machen, sogar 5 einige Babiolen von meinem Thun an die offiziell betriebenen Routinenverirrungen der Landschulen angehängt, und die guten Kinder des Pöbels mit Vorbehalt, daß dieses nicht zu irgend einem Schaden und Nachtheil des offiziell eingeführten Namenbüchleins, Lehrmeisters und Heidelberger Fragstückleins geschehe, damit spielen, und etwa in ihren Nebenstunden ein paar Rechnungsexempel aus 10 den Elementartabellen a u s w e n d i g lernen (zu) lassen. Von Chur bis nach Basel wäre die Göttingische Rezension zwar als in etwas übertrieben, 31 sie hätte uns und unsere Unternehmung gar leicht (hätte ) ganz auf den Kopf stellen können, (Man wird es sich nicht mehr verhehlen können, wie schändlich) eine solche Handlungs- 15 weise gegen einen unschuldigen Mitbürger (ist und) Di sey schändlich, (wie) 3ΐ es sey unverantwortlich (es war) 3ΐ gewesen, die Grundsätze unsrer Methode, ohne sie erforscht, und die Fundamente unsrer Anstalt, ohne sie gesehen zu haben, zu verschreyen, wie man es gethan. (Man wird es nicht verbergen können) Unser Widerstand dagegen sey eine Nothwehr, und unsere Befugnis zu derselben 20 ( s e y ) so unwidersprechlich als abgedrungen. Man kann aber dieses nicht zugeben, ohne das Klaggeschrey, daß wir uns dieser Handlungsweise entgegengesetzt, zu mißbilligen. Man muß dahin kommen. (Man) Muthet ( e s ) 3Ì man doch in der Welt Gottes (doch) niemand zu, daß er gerne ertrinke, wenn er nicht muß. (und darum wird man es endlich) 25 Auch unsertwegen 3Î wird man es endlich nicht übel finden, daß wir bey den bestimmten Versuchen, uns unter Wasser zu bringen, nicht völlig so lange still geschwiegen, bis der Tod erfolgt. So wird die Unbefangenheit und selber (auch) die (in ihrer) irregeführte Unschuld (irregeführte) allmählig Luft und Spielraum bekommen. 30 DT Alinea. Wir müssen indessen dem Verstand und der Gewandtheit unserer Gegner(schaft )nicht Unrecht thun. Wir kennen ihre Stärke (und ihre Gewandtheit). Wir dürfen gar nicht annehmen, daß ihre Hauptmeneurs in d e r U n s c h u l d irrgeführt seyen, und auch nicht, daß sie sich als solche benehmen werden. 35 Ihrer viele werden die Ansichten der Unbefangenheit mit Kunst (und Gewandtheit) bestreiten. Eifer und Leidenschaft wird sich noch lange ins Spiel mischen. Man wird den (Ansichten ) Täuschungen, die man durchsetzen will, lange das Wort reden. Man wird lange das für wahr und recht erkennen, was man gern will, daß die Menge glaube, und das in Schatten setzen, was man nicht will, 40 daß sie wisse. Einige, die mein Recht aus Gründen, von denen ich jezo noch gern schweige, mit Gewalt unterdrückt haben wollen, werden alles thun, den Eindruck von Niederere Schrift entweder in seiner Geburt zu ersticken, und durch Künste, die an kleinen Orten l e i c h t s i n d , es dahin zu bringen, daß sie bald niemand lese und 45 noch weniger davon rede, als etwa mit einem wegwerfenden Spottwort. Gelingt dieses Stillschweigen, das sie am liebsten haben würden, nicht, wird auch nur ein kleines Interesse darüber im Land reg, so werden diese Herrn Bremi aufmun-

An Herrn Geheimerat Delbrük

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tern, schnell und schonungslos zu antworten, (und) durch seine ihm geläufige Manier den Eindruck (dieser kleinen Schrift) auszulöschen, und die Aufmerksamkeit des Landes von den Hauptsachen ab und auf (Nebensachen) ΞΤΪ Dinge zu lenken, die man vor dem Pöbel lächerlich machen und in Spaß ziehen kann. 5 Von ( diesen ) ÍTÍ ihnen aufgemuntert, werden ©feinmann : ( einige ) dienstwillige Philosophen und Rechtsgelehrte die Köpfe zusammenstoßen, wo etwa die Schrift eine Blöße habe, die man besonders wider Niederer benutzen könne. Ohne zu wissen, woher dieser Ernst im Widerspruch eigentlich komme, werden viele Leute ( darin ) dahin stimmen, man könne das nicht so liegen lassen, 10 dieser Flecken müsse von dem Herrn Chorherrn abgewaschen werden. Einige Leidenschaftlose und tiefer Sehende werden ihm 07 indessen doch rathen, die Sache liegen zu lassen, wie sie liege, und seinen Kopf und sein Herz ( in dieser Sache) nicht noch einmal preiszugeben. Ich denke sogar, es könnte hie und da ein ernsterer Mann es wagen, ihm zu sagen, er sey (der Sache) ihr nicht gewach 15 sen und könne nicht dahin kommen, ihr gewachsen zu seyn, bis er die Personen und (Sachen) ΞΓΪ Gegenstände, die er unvorsichtigerweise nur durchgezogen, näher kennen gelernt. E r selber wird beym ersten Durchblättern des ΞΓί Niederersehen Buchs in ein lautes Hohngelächter ausbrechen. E r (wird, e r ) muß den Vorwurf von 92 Lügen 20 in 36 Fragen als einen Tollhäuslervorwurf ansehen, und die ( Frage ) ©feinmann Meinung, ( o b ) daß er (seiner Fragen halber) unter seinen Mitgeistlichen und Mitchorherren (etwa) nicht mehr mit Ehren Sitz und Stimme haben könne, bis er seine Handlungsweise gerechtfertigt oder zurückgenommen habe, wie ein edler Lacedämonier ins Aug fassen, den ein armer Helote in Sparta vor ©feinmann 25 ein republikanisches Gericht ziehn wollte. Als Schriftsteller hingegen wird er sich augenblicklich entschließen, gegen ( i h n ) 9Ϊ Niederer aufs neue, zu Feld zu ziehn. E r wird sich in der ersten Stunde ( entschließen und sich ) gegen jeden, der es gern hören wird, äußern, er wolle ( Niederer Schritt für Schritt folgen und ) ihm kein Wort, keine Sylbe unbeantwortet lassen. 30 ( I c h bin überzeugt, er wird beym) Das e r s t e ( n ) Durchblättern des Buchs Dt {macht) wird ihn nicht einmal unwillig (darüber werden) machen; es wird ihm scheinen, es verdiene nichts anders als Verachtung, (und) es werde ihm auch nichts anders zu Theil werden; ( I c h bin überzeugt, es wird vorkommen) Niederer haben allen Bonsens verloren, radotire. (um klar zu machen, was ein purer 35 Unsinn seye) Wenn er heute anf(angen wird )ängt, ihn zu widerlegen, so wird er glauben, ( er werde ) morgen mit der Arbeit fertig zu seyn. E r wird seine Worte und seine Ansichten wie schwarze kalte Kohlen ansehen und meinen, er könne auch nicht einen Schuh daran verbrennen, wenn er sie alle vertrete und zu Staub zerreibe. 40

Aber (es wird nicht immer so bleiben) sowie er die Feder in die Dinte eintaucht, werden die kalten Kohlen (werden) unter seinen Füßen warm, und je gewaltsamer er auf sie stampf(en)f (wird), desto glühender (werden sie unter seinen Füßen) werden. E r wird eine Weile (auch das nicht begreifen) prüfen, woher dieses kommt, (und) warum die Antworten ihm nicht so leicht aus der 45 Feder fließen wollen, als ihm ehemals die Fragen daraus geflossen, ( und er wird nicht begreifen können) wie er Worte, die er bis dahin als bloße Phrasen angesehen, als Gedanken und Thatsachen anerkennen müsse, und Tl warum ihm Meinungen, die er als federleicht nur zum Wegblasen geeignet achtete, 7Î jetz

232

A n H e r r n Geheimerat D e l b r ü k

als eisenschwer v o r k o m m e n ( w e r d e n ) . 3 Î Aber man wird ihm aus dem Traum helfen. Nicht bloß Enthusiasten, nein, kalte A d v o k a t e n werden i h m sagen, sie b r a u c h e n 3ΐ seine Manier n 9e= fcfjrieben: Addressirt an die Herren Göldi, Rnusert, Baumann, Weilenmann, Heussy, Baumgartner, Ramsauer, Krüsi. Für die Verspätung bitte um Verzeihung. Ich wollte meine Anmerkungen darzu machen; sie sollen aber folgen. Zur nächsten Zusammenkunft schlage ich den Sontag vor, nach dem Gottesdienst. Es wird jeder ersucht, schriftlich seine Bemerkungen und Vorschläge zu machen. h 3 = bafelbft, 438/IV, auf brei Μαυίίφεη flecfigen ûuarfbogen Sopie t>on frember jpanb, lef-sfe (Seite leer, ©iefe .Sρβnbfφríff wirb im ί ε ^ ί ϊ π ^ φ ε η 2Ipparaf ηιφί berütfΓ.φ tigf. (Sin Xifel fef)[f. Ç. ípunjiíer F>af bíe íRebe ecffmatá oeröffent^f in φ . 351. 1889, (S. 1824, unter ber llberfd^riff : Eine Rede Pestalozzis an sein Haus. ß. 333. (Sepffarff) nafym bie 3îebe in bie jtpeife 21uffage feiner Gübifion auf: 35anb X, (S. 481-488, unter bem Xitel: Anstaltsrede. 21. 3 f r û c l ίαί> ' n 3îtbe ein Rundschreiben an die Lehrer, vom April 1811, die Organisation der Anstalt betreffend. CPejíalojgúSiblíograpfjie, 35anb I, 33erlin 1903, (Seifen 309, 361). 33ielleict)f mit frember 35erafung fyaf 'Pefialojji 33orfφ[äge jur (Sanierung ber 33e= frieböfüijrung aufgejîellf, bie er gum Überbenfen ben£ei)rern auá) f φ π f f l í φ Übergeb. S i e οίε^αφεη bireften 2Inreben an bie Dliifarbeifer taffen aber boφ ben (Stnbrutf einer ge= ^offenen íKebe Oorfyertfcfyen.

2Ipparat S. 41 Ζ. Iff. S e r Xeyt folgt Η, baö allein ben Slnfang enthält, mäi)= renb alle brei Äopien nur bie §orffe|ung bieten. S. 41 Ζ. 1 Weit umher {gehende) verbreitete [Gerüchte] fef>[f, Η S. 41 Ζ. 4 {mir) damit Η

S. 41 Ζ. 4/5 bamif m a f geblitf) roar. Die 2Inberun= gen in h j roerben in ben teytfritífdjen 2Ipparaf auf» genommen. wenig h, S. 41 standhaft (für dasselbe> h, S. 41 Jahre lang (zähle) h, S. 42 iel= leidjf als ©rudlDorlage ge» bad)t S. 42 Z. 39 (auch erlaubte, von) nach h, S. 43 Z. 39 h x [jaf I)ier eine geftrid)ene ©teile mit einigen SüdEen: sind (jetzo in unsrer Hand die, die nicht stattfanden, wenn beides, das Wahre und vielleicht sind sie es in kurzem nicht mehr - im Institut stehen und der Zöglinge von meiner Seite von dem auch [ßütfe] besorgt

S. S. S. S.

44 44 44 44

Z. Z. Z. Z.

S. S. S. S. S. S.

44 44 44 45 45 45

Z. Z. Z. Z. Ζ. Z.

worden wäre. Ich sage es mit inniger Beschämung, es ist die Noth, die mich jetz zwingt, dasjenige zu thun, was ich schon längst ohne Noth mit Einsicht dessen, was ihre Liebe und Jünglinge und Euere Euch mit mir anvertraute Kinder wesentlich bedürft, thun soll. Die Schwachheit war viel zu groß, mit der ich im zehenten J a h r das Geld des Hauses gehen und kommen ließ, wie wenn es eine nichtige Sache wäre. Es ist keine nichtige Sache, seine Besorgung oder nicht Besorgung. [Cücfe] - den sittlichen Werth eines Menschen mit einer zwar nicht imbedingten, aber relativen, sehr großen Zuverlässigkeit, indem ich Gotte danke, daß er von dieser Seite die Fehler meines ohnedem) jetzo noch 1 unzer(reißbares)risse?iee h, 8 immer (aus)gegangen h t 20 3iieberer das Haus h 2 23 verlassen. (4tens. Die Art, schreiben, lesen zu lehrnen und die Sprachlehre muß allgemein mit mir verabredet, auf Regeln zurückgeführt werden.) h, 26 des Zöglings halber h t 35 Söhne 39 [werde] feijlt in h x 5 die, so ich erzogen h , 6 (grau) geworden h t 28-36 ©er ©d^reiber Don h t ϊ>αί bie ganje ©teile juerft ftfiletf)t lefen iönnen; feine llmrebigierung, bie unferm Xeyt entfprirfif, roirb ηid}t berucEfid^tigt.

Rede am Karfreitag 1811 S. 46 Z. 9

in alle(m)r (Kampf) Zukunft hj S. 46 Z. 29 Stein[t. (Sowie) Der Mensch erhebt sich 10 Ansicht. (Wer ist) 18 um 19 (seiner ihrer) der Oberkeit(engewalt) 20-21 denoch (auch diesem Gehorsam durch die Anerkennung der Verheltnisse der Menschennatur gegen Gott selber sein gebärendes Zihl) den Verirrungen bedarf 22 aussprach 23 Menschen (den Verirrungen der Menschennatur auch von dieser Seiten den Damm setzte, dessen sie bedürfen) 25 Menschen(natur führen) 30-31 mit ihrer sirüichen Liebe 37 [gegeben], fetjlf der (alle) alle 38 eben dieser Verheltnisse 3 machte (indem — Lasse) (Es ist die innere Gemüthsstimmung des Menschen für das Heilige dieser — E r wollte nicht sterben, ohne noch vorher

Apparat seine Mutter zu versorgen), wollte (denoch) versorgen (und wir wollen heute - er machte es sich zum lesten Geschefft seines Lebens, noch seine Mutter zu versorgen, und wir wollen (heute) dise Stunde der Betrachtung widmen, zu welcher Gemüthsatimmung und zu welcher Handlungsweise uns das Byspill des sterbenden Heilands in seinem Bestreben und seiner Handlung erheben soll) Z. 7 (zeigte die Höhe und) indem Z. 8 (zeigte er im Tode selber noch seine) lebte er an den Grenzen Z. 10 seiner (der Menschen) Pflichten (gegen das) Z. 12 Mentschen (in uns selber zu sehen. Seine Lehre und sein Byspill Er starb in Gott und versorgte im Tod seine Mutter. Und wer in der Nachfolge lebt, erhebt sich durch diselbe zu eben diser

S. 54 Z. 6 S. 54 Z. 6

S. 54 S. 54

S. 54 S. 54

342

1. Anhang

S. 54 Z. S. 54 Ζ. S. 54 Z. S. 54 Ζ. S. S S. S.

54 54 54 54

Z. Z. Z. Z.

S. 54 Z.

hohen, heiligen GemiithsStimmung, die ihn fehig Und wer in der Nachfolge Jesu lebt, der fcei< und aller 11 sind (und wo) 12 herzlos (und da dise Welt ohne ihre) S. 56 Z. 15 Elteren (die die Pflicht der Versorgung ihrer [Kinder]

Bede am Karfreitag 1811 der Aufmerksamkeit auf) achten (ihre Kinder versorgen und ihre Kinder versorgen könen. So ist es, wie die Welt und besonders die Glüklichen in der Welt ihre Kinder) z . 22 (die Hand) den Fleiß z . 25 hat. (Die Weisheit, die Liebe und die Anstrengung, zu der sie ihr [Herz] erheben, sind die ersten Geschenke ihrer Vorsorg. Alles Glük der Erde (ist) soll in der Hand ihrer Kinder nur ein untergeordnetes Mittel (ihrer Weisheit, ihrer Liebe und ihrer Anstrengung) ihrer Vorsorg syn. Das Ziel ihres Lebens ist Gemüthsruh und innere Selbstständigkeit. Dazuhaben sie) z . 27 (untergeordnete) Geschenke z . 27 [ansehen] feF)[f das sie (unter die) den z . 30 Gemüthsstimmung (auf das dadurch das Werk Gottes Einsicht Lieb) z . 33 Also (das [ist] der) [das Werk von] fci>It Z. 34 Christi (also leisten) z . 34 [tun] fef)[f z . 35 (Ich) Nach Z. 38 hat die z. 1 Die (erstren leben) z. 1 leben Z. 2 (lassen) denken nicht z. 2 (von) über in ihrem Innern z. 5 z. 6 weit z. 7 (das) alles z . 11 vielfältigen (falschen) z. 12 (erheben) erwecken wollen (ihrer selbst)

S. 56 Z. 16

S. 56 S. 56

S. 56 S. 56 S. 56 S. 56 S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S.

56 56 56 56 57 57 57 57 57 57 57 57 57

343

S. 57 Z. 13-14 die Kinder ihrer Gemeinde S. 57 Z. 14 Sinn (den Kinderen ihrer Gem[einde]> S. 57 Z. 18 gegen ihre off entliche Pflicht S. 57 Z. 22 vmrklich in der Nachfolg S. 57 Z. 23 (nicht also) [dessen] fef>It (seine) S. 57 Ζ. 27 ganzen (als der höhren Bestimmung) S. 57 Z. 28-29 (kein Recht und) keinen Anspruch (gegen die Pflichten der Liebe irgend einer Selbstsucht) S 57 Ζ. 30 (seiner) aller S. 57 Z. 35 kan (er kennt keinen Stand, dessen Ansprüche und Nuznießungen ihn berechtigen könten) S. 57 Z. 36-37 (seiner Emporhebung) der Entwiklung aller Talenten S. 57 Z. 39 [zu arbeiten] feF)Ii S. 58 Z. 1-2 (darin wir) der Dumheit, der Lieblosigkeit und der Unthetigkeit, [in] die es durch (Vernachlässigung) eine (Weinberg des Herrn) S. 58 z . 4 Land S. 58 z . 7 Herrn (und kent) [ist] fe^lt S. 58 z . 7 (den Weinberg des Herrn S. 58 z . 8 nicht) die Arbeit der Veredlung an seiner Gemeinde (nicht) S. 58 z . 12 zugesichert (nein, und denkt nicht, daß er jeden) S. 58 z . 17 krafftlosesten (der Hand anlegt) S. 58 z . 18 daß (Christenthum ist) S. 58 z . 20 Wahrheiten (zu einem sich Aufopfren und) S. 58 z . 22 (am b[esten]) vorzüglich S. 58 z . 23 [gefördert] fei)lf

344

1. Anhang

Bede am Pfingstfest 1811 H = S i e £anbfdjrift ZB Βίίπφ OTJÎr. ^efìal. 435 befielt auä jroôlf gelblidjen goliobläffetn in fecf)ö ßagen, bie ganj t>on ^efialogji gefcfjrieben finb. (Sie iff im al!ge= meinen fauber gefdfjrieben, trägt meift einen breiten Dîanb. ©freitÇungen unb Äorre?= füren finb ungleich auf bie (Seifen Verteilt; We Ie^fe (Seife i ft teer, ©ie ipanbfcf)riff rourbe erftmalä in S X 455 F)crau6gegeben.

£ e j f f ritifcfjer 2lpparaf S. 61 Z. l£f. Oer Xe?t folgt H, ber Xitel W S. 61 Z. 2 Todestag Wehlen kön(en)lt S. 61 15 mehr sagen S. 61 17 nicht von der Liebe, weichet S. 61 19 [Stunde] fet)If S. 61 23 (einen) den S. 61 S. 61 Z. 24 ausdrükten, das (im Menschen lebt und) a m Ende (seines) des S. 61 Z. 24-25 so o f t bym Menschen S. 61 Z. 25 hebt u n d (wie) S. 61 Z. 26 (Betrübten) wie S. 61 Z. 27 (wahren) Geist S. 61 Z. 28 ich S. 61 Z. 30 Lebens (ansehen) S. 61 Z. 30/31 (meines Lebens) an Euch, 8. 61 Z. 33 werdet (mir) S. 61 Z. 34 Kinder nicht manglen (versam)

S. 61 Z. 36 daß (die Welt) S. 61 Z. 37 [Geist] fet>If S. 62 Z. 4-5 und bid Zwekk fpáter bei« gefügt S. 62 Z. 9 schon S. 62 Z. 10 Pfingsfest (sich höher gehoben u n d Entschlüsse genehrt) durch den S. 62 Z. 11 (höher u n d ) zu reineren S. 62 Z. 16 Kunst S. 62 Z. 21 nehmen S. 62 Z. 22 Euch S. 62 Z. 25 [mit] Gold S. 62 Z. 26 (könte ich) dörfte S. 62 Z. 27 (geseegnete) Kinder S. 62 Z. 27 denn S. 62 Z. 33 sagen (Lasset Euch) S. 62 Z. 36 würde (ich) S. 63 Z. 10 (will) wollte S. 63 Ζ. 13 nein (was - Ist durch mich etwa) S. 63 Z. 14 (kan) ich kan es S. 63 Z. 17 Syns. (Es ist mein) S. 63 Ζ. 18-19 (für mein) unser Werk zu retten. (Jez darf ich nicht denken) S. 63 Z. 19 (seine) die S. 63 Z. 20 nicht (mehr erkenen, daß) S. 63 Z. 21 fühlen S. 63 Z. 21 [daß] feF>lt S. 63 Z. 25-26 u n d (Jünglinge, die) Brüder, die Gott mir gegeben und die an (die) meiner S. 63 Z. 27 könen S. 63 Z. 31 meine(m)r (Werke) Seiten S. 63 Z. 34 ausstrekken S. 63 Z. 34 fühlen (ich war E u c h nicht

Bede am Pfingstfest 1811

S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S.

63 63 63 63 64 64 64 64 64 64 64 64 64

Z. Z. z. z. z. z. z. z. z. z. z. z. Z.

S. 64 Z. S. 64 z . S. 64 z . S. 64 z . S. 64 z . S. 65 z . S. 65 z . S. 65 z . S. 65 z .

S. S. S. S.

65 65 65 65

z. z. z. z.

S. 65 z .

S. S. S. S. S. S.

65 65 65 65 65 65

z. z. z. z. z. z.

das und ich) oft [Die Ansicht] fei>It riß so [zu] fe^It und unsere Strebens (Eurem) dem Glanz (über) in (das) dieses (ihr Werk) es leben Pfarer [zu machen] fefjlt [es] fcf)If Kinder (Mit dem Vattergef[ühl]> 21-22 [Väter und] fei)!t - empfehlen und 22 (ihrem) einem — (ihrer) einer 35-36 Wahrheit und unsere 37 (diesem) dem 37 (des liebevollen treuen Einflusses]) der (liebevollen) Sorgfalt 1-2 höher bis Aber fpäier bei» gefügt 3 Welt (die auf Euch geruhet) (unsrem) Euer Thun 3 10-11 on . 1812-1813. Sarin fyat au φ ΊβφαΙο^ί einen Xeil gegen Sremi oerfafjf : Erklärung gegen Herrn Chorherr Bremis Drey Dutzend Bürkli'sche Zeitungsfragen, ©onberbruí, ^fetten 1812. 2Iuf eine (Entgegnung Sremiö h' n Derfafjte Dtieberer ηοφ feine britte ©freitftfjrift : Schließliche Rechtfertigimg des Pestalozzischen Instituts gegen seine Verleumder, 3f e c f e n > 1813. £if. 31. 3frael, 'Pe(iaIojji=SibIiographie, Sanb I, ge= untersuchen:

S. 90 Z. 26

(empfehlt φ fordert> empflhlt S. 91 Z. 1 - 2 müsse, φ Zweite Beylag. Das Resultat

4) B e i l a g e

II

©ie £anbfd)riff ZB 3 ΰ π φ , OTfcr. φβ|ϊα[ 429/1-2, 5 - 7 befîe^f auö gwei goliobogen unb einem golíoblatt, le^tereö nur gu einem 21df)fel befc^rieben, aíleé bläulid^eö "Papier, foroie t>ier Sorreífurjetfeln ju ©eife 1 t>erfo, 2 recio (2) unb 2 Derfo. ©er Xejrt ifl t>on jroei o e ^ i e b e n e n ipänben gefφrieben, mit jiernlicf» häufigen fforreffüren Peflalojjiö, ber αηφ am Dîanbe aπbraφfe, um bie 2tuffeilung auf bie obere unb untere ©eitenfjälfte ju (Ίφεπι. S. S. S. S. S. S. S.

91 91 91 91 91 91 91

S. 91

S. S. S. S. S.

91 91 91 91 91

S. 92 S. 92

S. 92 S. 92

Z. 1 ©er Xitel fef>[t. Z. 2 (Dieses) φ Das Z. 9 [bringen] fefylt z. 12 φ Gerechtigkeit z. 20 widerfahren unleäbar z. 23--24 zu winken, d a ß forriqiert Z. 26-27 nicht (einmal), wie dies (geschrieben werden solle) geschehen - werden honte z. 27--28 auf einem Älebjeftel φ . eigenf)änbig : Warum (muß ich auch) hette bie were? z . 30 φ foderte z . 31 (zu) diese(m)s φ gute z. 32 (Pestalozzi) φ er z. 33 φ lauft z. 37 φ (damit ihrer wenigstens) noch z. 9 φ auch z. 9-:L0 h ä t t e . D a s (würde) φ wollte d ' A f f r y nicht (wollen) z. 10 erzwingen, φ So weit Pestai. z. 13-34 ©iefe (Stelle im Sert ift geftríφen. ©aö (Srfaijblatt

ijî ebenfalls gejWφeπ unb b u ^ ein pveiteä erfeÇÉ, beffen Xejrt burcl) φeflaΓoJ$ί eigenhändig erweitert mürbe. (Srjle gaffung : (Anmerk. (4) 3. I n dieser Stelle v o n S. . . . bis . . . scheinen die H e r r e n Commissarien den geäußerten W u n s c h Pestalozzis: daß das, was in seinem Streben sich als der Menschheit wohlthätig erproben möchte, v o m Vaterland nicht n u r als Gemeingut a n e r k a n n t , sondern auch b e n u t z t würde, als eine A r t Z u d r i n g l i c h k e i t in die Augen fallen machen zu wollen, u n d zu verstehen zu geben: er messe sich auf eine Art, wie es i h m nicht zukomme, a n , f ü r alle zu s p r e c h e n . Es t h a t i h m weh; er glaubte bisher : das Wesen der schweizerischen Verfas-

Bericht der Tagsatzungs-Kommission sung φ gebe nicht nur einem jeden schweizerischen [Bürger das Recht], sonder fodere sogar jeden edleren Bürger auf, i η a 11 e m , worin er dem Vaterlande dienen zu können sich wohl bewußt sey, f ü r a l l e zu sprechen, und da (daa Fach der) die Erziehung eigentlich vorzüglich die Sache a l l e r (Individuen) sey, so glaubte er, wenn das Recht des schweizerischen Bürgers, in irgend einer Sache f ü r a l l e zu sprechen, außer allem Zweifel sey, so sey es dasselbe in dieser). S. 92 Z. 13f. auf bem jmeifen Äorre!iur= biatt : {Verdienst) φ Bemühungen S. 92 Z. 15 nehmen. (Dieses Verdienst

S. 92 Z. S. 92 Z.

S. 92 Z. S. S. S. S.

92 92 92 92

Z. Z. Z. Z.

S. 92 Ζ.

S. 93 Z.

wird durchaus nicht gewürdigt.) Man möchte φ sogar 20 und die 25-26 konte als er. Ich wußte mir nicht vorzustellen, durch wen oder durch was auf bent erften Äorreifur» Matt, eigeni>änbig ab Ich wußte biä 3 . 34. 27 bisher auf Äorr.Maff Z. 10-12 Dir, es ist an uns zu beurtheilen, welchen Grad und welche Art von Bildung zu benöthigen (für) wir unserro Volk im Xejrf ; Dir, (sagte er zu ihm), es ist an uns (darüber) Ρ auf Äerr. blatt Z. 12 (So entfernt es von uns ist— φ ich davon bin} Pestalozzi [ΐβί] davon entfehrnt {ist} im Xept ; Pestalozzi ist weit davon entfehrnt φ auf ftorreíturblaíf Z. 13 (ihrer) φ dieser Äußerung φ der Herren Comissarien Z. 13-14 (diesen) den unedlen Ρ und unbürgerlichen Z. 14—16 φ jungen Herrn (und Bürgers zu geben, sie kann) zuzuschreiben, aber er konnte sich doch nicht enthalten, mir Z. 18 des (andern) jungen Herrn Z. 20 φ der Pestalozzischen Unternehmung Ζ. 25-26 (gar) keine einfache Erläuterungen zu geben Z. 16 sich äußerte Z. 37 sich s{o}chon in {ihrem} seinem Z. 13 φ Aber sie wollen nicht, was wir Z. 20 (gethan) gemacht Ζ. 28 (finden) achten Z. 29 φ die Herren vo(m)n der hohen (Willen) Z. 1 Wichtigkeit Ζ . 31 Ob (auch die Pestalozzische dazu ge) sie Ζ 31 ff. 2Iuf einem befonbern §o[io·

354

1. Anhang blaff 429/7 fielen gefhicf)en jroei 2ínmeríungen ali Q3or= (tufe ber jeÇigen; ber Dîejï bcö Slatted ijï leer. ( 1 1 . 0 b auch auf die Pestalozzische, ist nicht {die Sache) φ gesagt, nicht einmal gewunken.

12. Hier entschuldigen sie auch noch diesen Wunsch als etwas, das ihrem Eifer e n t f l o h e n und zu voreilig erfunden werden möchte.)

5) B e i l a g e

III

S i e Jpan&ftfjrífí ZB 3üriφ. Jïïfîr. PefìaL 429/3-4 befielt auö btäu(irf;em goliobogen, ató Xitel nur Don 'Pefîalojjt mif 3'ff c r I I I . bejeicfmet. S i e erfîen 3 (Seifen jmb t>on frember ijanb gefc^rieben, mif gafylrettfien Äorreifuren Pefialogjiö. 2im ©φlufj ber briffen (Seife fiefjen αφί 3eílen Don jroeifer fretnber jpanb. Den £ e j f ber tuerten ©eife í>af "J)efîaIojji eigenljänbig gefφrieben, esentiteli alö (Snfrourf für TOeberer αυφ in briffer Perfon. 3 > £ ί Ϊ Γ ί ^ φ ε Γ aipparaf S. 97 Z. 4 - 5 φ in Rüksicht auf Pestalozzi und seine Bestrebungen (das doch wohl das Resultat der Bemühungen der Herren Comissarien, den Aufträgen des Herrn Landammans ein Genüge zu leisten) S. 97 Z. 6-13 ©iefe 3etlen finb im OTanu» fEripf geftriφen. S. 97 Ζ. 14 Ρ feinden es also und dürfen und ang geörutff, aid möglicjjed 2Derföfucf in normaler ©djriftgröfje. S i e Seife 1 4 3 - 2 1 7 folgenben Übungen, betitelt V o n d e n B ä u m e n , teerten meggelaffen. D a e DTCffelftüi fjaf folgenben 2 B o r f I a u f :

io

Vorwort zu den Ü b u n g e n Nach diesen vorausgeschickten Grundsätzen wird es nun leicht sein, den folgenden Übungen einen Platz anzuweisen. Sie gehören auf die erste Stufe des ersten Teils des Sprachunterrichts. Als Stoff für sie ist aus dem ganzen Kreise der kindlichen Umi5gebungen, deren sich das Kind bewußt werden soll, ein Gegenstand ausgehoben worden, welcher in die Umgebungen des Kindes nach mehreren Gesichtspunkten eingreift, der Baum nämlich, als Gattungsbegriff. Er gehört zunächst zu der das Kind umgebenden Natur, er greift in die Thätigkeiten der Menschen ein, die das Kind 20 umgeben, und in das, was durch das Thun der Menschen hervorgebracht wird, in die Kunst, im Gegensatz der Natur. Jeder Naturgegenstand nämlich kann nach folgenden drei fruchtbaren Hauptansichten mit dem Kinde betrachtet werden : 1. als Gegenstand für sich, wie er dem anschauenden Menschen 25 erscheint; 2. als von andern Gegenständen (vorzüglich von Menschen) Einwirkung empfangend und wieder auf sie zurückwirkend; 3. als schon verarbeiteter Kunstgegenstand nach seiner Erscheinung und seinen Wirkungen, bis zu seinem Vergehen. 30 So muß er also bei einer zusammenhängenden Sprachentwicklung an drei Orten erscheinen, 1. da, wo man die Natur betrachtet, teils jeden Gegenstand derselben für sich als ein erscheinendes Ganze, teils die verschiedenen Beziehungen und Einwirkungen der Naturgegenstände 35 auf einander, 2. da, wo man über das thätige Leben der Menschen spricht, von ihren Beschäftigungen und Gewerben; hier erscheint er als Gegenstand ihrer Thätigkeit, als von ihnen benutzt und im Stande der Verarbeitung,

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1. Anhang

3. da, wo man die von den Menschen hervorgebrachten verschiedenen Werke der Kunst in ihrer Erscheinung, nach ihrer Wirkung und ihrem Nutzen betrachtet; hier erscheint er als Stoff der Kunstprodukte. Wenn nun ein Gegenstand in diesen drei Abteilungen der Übun- 5 gen erschienen, betrachtet und darüber gesprochen ist, so kann man ihn wieder als Mittelpunkt einer eignen Übung aufstellen und in allen obigen Beziehungen im Zusammenhange betrachten. Jene Einteilving der Übung ist für den Anfang des Sprachunterrichts die wichtigere; diese Art, wo ein Gegenstand in allen Beziehungen be-10 trachtet wird, ist das Zusammentreffen aller vorigen, ihre Wiederholung. Die hier aufgestellten Übungen stellen nun ein Beispiel der letztern Art auf. Man wird jedem Satz derselben leicht anweisen können, in welchen der oben angeführten drei Orte er eigentlich gehöre. 15 Um nichts zu verfehlen, ist diese Arbeit nach folgendem sie erschöpfenden Plan gearbeitet: 1. Betrachtung des Baumes an sich, wie er sich einzeln unserer Anschauung darbietet. 2. Betrachtung des Baumes in Beziehung auf andere Gegen- 20 stände. A. In Beziehung auf seines gleichen. (Geselligkeit, Ungeselligkeit.) B. In Beziehung auf Gegenstände, die nicht seines gleichen sind. 25 a. Auf sie einwirkend. (Nutzen der Bäume für Menschen und Tiere, für andere Gewächse, die sie schützen, nähren) u.s.w. b. Von ihnen Einwirkung empfangend. Diese Einwirkung geschieht vom Boden, dem Wetter, der Jahreszeit, von 30 Pflanzen (Schmarotzerpflanzen), von Tieren (Ungeziefer), von Menschen. Der Mensch wirkt auf ihn ein erhaltend, (Gartenbau, Forstwesen), zerstörend, im ganzen oder in einzelnen Teilen (technologischer Teil, Verarbeitung). Das Ende dieses Abschnitts wäre die all- 35 mähliche, natürliche oder künstliche Auflösung und das Verschwinden des Baumes oder seiner Teile. Bei der wirklichen Behandlung des Stoffs mit Kindern kann man aber nicht immer nach dieser strengen Einteilung gehen, sondern

Unterricht in der Muttersprache

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muß in der Wirklichkeit verbundene Erscheinungen auch ihnen verbunden zum Anschauen und Aussprechen darstellen, zumal da es hier nicht darauf ankommt, sie in strenger logischer Einteilung, sondern im richtigen Ausdruck des richtig Angeschauten zu üben. Aus diesem Grunde habe ich folgende Ordnung der Betrachtung des Baumes gewählt, die den Kindern natürlich erscheint und auch alles erschöpft: 1. Betrachtung des Baumes im ganzen und in seinen Teilen, wie sie sich der sinnlichen Anschauung darbieten, nach den verschiedenen Zeitpunkten; 2. vom Boden, worauf sie wachsen, von ihrer Geselligkeit und Ungeselligkeit; 3. vom Nutzen, den man von den ganzen lebenden Bäumen zieht, und was man deshalb mit ihnen thut; 4. vom Nutzen der einzelnen Teile der Bäume, ihrer Gewinnung und Verarbeitung. Gärtnerei, Forstwesen, Handwerker. (Technologischer Teil); 5. von den Pflanzen und Tieren, denen die Bäume einzeln oder in Wäldern und Hecken vereint zum Aufenthalt dienen, oder die sich von den Bäumen ernähren, und ihrem Schaden oder Nutzen. Die folgenden Sätze nun enthalten die über diese Punkte gemachten Anschauungen so ausgesprochen, wie man sie dem Kinde zur Übung im Ausdruck und zur Gewinnung von Sprache vorlegen kann. Diese Übungen, sowie alle der Art, können am zweckmäßigsten als Rede-, Lese- und Schreibeübung betrieben werden. Wenn man sie als Redeübung benutzt, so sollte man bei dem ersten jener fünf Abschnitte, wo die Teile des Baums Stoff für Sprache geben, diejenigen Teile, welche man sich verschaffen kann, als Blätter, Holz, Rinde, Zweige, Blüten, Früchte u.s.w. so viel als möglich zugegen haben. Dann darf der Lehrer nur, z.B. bei Betrachtung der Blätter, den Schülern die verschiedenen Blätter zeigen, oder besser, ihnen selbst zur Betrachtung in die Hand geben, mit Angabe des Gesichtspunktes, aus welchem sie sie betrachten sollen. Thut er dies nicht, läßt er sie schlechthin suchen, was sie daran sehen, und es so ohne bestimmte Ordnung aussprechen, so verfehlt er den Zweck, sie an eine geordnete Anschauung und an einen geordneten Ausdruck zu gewöhnen. Z.B. bei den Blättern, die der Schüler in der

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1. Anhang

Hand hat, sagt der Lehrer: Sehet eure Blätter an und sagt mir dann, was ihr in Ansehung der Länge und Breite, der Größe, der Ecken, des Randes, des Stiels, der Farbe u.s.w. an ihnen sehet, (eines nach dem andern, versteht sich von selbst) ; fühlt sie an und sagt mir, welchen verschiedenen Eindruck sie da auf euer Gefühl machen; riecht sie und sagt mir, wie sie riechen u.s.w. Auf alles dieses müssen die Schüler in kurzen bestimmten Sätzen antworten. Können sie sich über etwas nicht recht ausdrücken, wissen sie z.B. nicht, daß der Rand der Rotbuchenblätter fein gefranzt ist, so sagt ihnen der Lehrer den rechten Ausdruck und läßt ihn mit Verweisung auf den Gegenstand nachsprechen. Kommen ganz unbekannte Namen und Ausdrücke vor, so müssen sie allein von den Kindern einige Male gesprochen werden, damit ihr Ohr den Ton derselben recht auffassen und ihre Sprachorgane ihn richtig nachbilden lernen. Thut man dies nicht, so macht der Name als Ton oft beim Aussprechen der Anschauung Schwierigkeit, weil der unbekannte Ton die Aufmerksamkeit von der Sache, die damit bezeichnet wird, abzieht. Bei Betrachtung der Stämmung, Verästung u.s.w. ist es nötig, sich auf die Erinnerung der Schüler zu berufen und durch Angabe des Ortes und der Zeit, da sie etwas gesehen haben, die Anschauung, die sie damals von der Sache hatten, wieder in ihnen hervorzurufen, oder wenn sie noch keine Anschauung gehabt haben, sie ihnen in der Natur zu geben. Das gleiche gilt meistens auch von den andern vier Abteilungen dieser Übungen, wo man sich größtenteils auf die Erfahrung beziehen muß, und dies wird fast immer hinreichen, weil das Kind den größten Teil der dort erwähnten Erscheinungen und Handlungen fast täglich im Leben sieht. Gibt man aber auch den Schülern manchmal den Ausdruck für Anschauungen, die sie noch nicht gehabt haben, so werden sie sich, wenn sie sonst nur natürlich geführt sind und gewohnt sind, mit Bewußtsein zu reden, Mühe geben, sich auch die Anschauungen dafür zu verschaffen. Erfahrungen der Art haben wir hier an den Schülern gemacht, indem sie in solchen Fällen sogleich beim nächsten Spaziergange suchten, sich die Anschauung für den gelernten Ausdruck zu verschaffen und den Gegenstand oder die Form in der Natur suchten. Als S p r a c h ü b u n g betrachtet, müssen nun alle obigen Sätze laut von den Schülern gesprochen werden. Die Hauptsätze können die beste S c h r e i b ü b u n g abgeben, damit sie dem Gedächtnis desto fester eingeprägt werden.

Unterricht in der Muttersprache

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Da nun der Gegenstand dieser Übungen den Kindern täglich wenigstens zumteil vor Augen liegt, sie also viele Anschauungen davon haben, ohne sich jedoch derselben deutlich bewußt zu sein, so wäre diese Übung auch als Leseübung sehr anwendbar, um den 5 Kindern dadurch, daß sie den ihnen hingegebenen Ausdruck von Anschauung, den sie gehabt haben, lesen oder von andern sagen hören, dieselben hervorzurufen, zum Bewußtsein zu bringen und den sprachgemäßen Ausdruck dafür zu lehren. Damit nun diese Sätze zu den obigen Zwecken geradezu benutzt 10 werden können, so habe ich mir Mühe gegeben, sie möglichst richtig und bestimmt auszusprechen. Eine gute Übung für den schriftlichen Ausdruck wäre nun die, nach Durchführung dieser Übung über die ganze Gattung, den Schülern aufzugeben, alles das zusammenzufassen, was sie nach den 15 bei der ganzen Gattung durchgeführten Gesichtspunkten von einer bestimmten Art derselben zu sagen wissen. Hier z.B. alles, was sie von der Tanne, der Eiche u.s.w. oder auch von einer bestimmten Unterabteilung, z.B. den Obstbäumen, den Nadelbäumen, zu sagen wissen; dies wären die schicklichsten freien Aufgaben für Kinder 20 dieser Stufe. Sie sind sehr übend und nicht zeitverschwendend, weil sie im Ordnen des schon vorhandenen Stoffes bestehen. Was das Alter der Kinder betrifft, mit denen diese Übungen unter dieser Form anzustellen wären, so hat die Erfahrung gezeigt, daß sie so schon für zehnjährige Knaben brauchbar und zweck25 mäßig sind, daß aber auch noch Kinder von 13 bis 14 Jahren sehr dadurch angesprochen wurden. Für Kinder von 10 Jahren möchte der Ausdruck oft noch zu schwer sein. Daß aber eine Mutter oder ein älteres Geschwister sie benutzen, um dem kleinen Kinde danach den Ausdruck für die eine oder die andere Erscheinung, die es wahr30 nimmt, sogleich zu geben, so ist es desto besser, wenn sie nur den schweren Ausdruck vereinfachen. - Einem Kinde, das in der Natur lebt, das sie aus Lust sieht, dessen Führung ihm die Lust an der Natur vermehrt und es auf seine Umgebungen acht geben lehrt, werden im Alter von zehn Jahren schon der größte Teil der hier auf35 gestellten Bemerkungen sich dargeboten haben, und die ganze Übung, als Sprach- oder Leseübung, wird ihm Erinnerung und Verdeutlichung des schon gesehenen sein. Von weitern Kenntnissen wird zu dieser Übung nichts vorausgesetzt, als etwa das Schreiben (aber auch nicht unumgänglich) und die Fähigkeit, sich in ganz ein-

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1. Anhang

fachen kurzen Sätzen auszudrücken; denn die Sprache in den hier aufgestellten Übungen ist meistens nur so sehr einfach, ohne mannichfaltig verschränkte Sätze und Perioden. Kann das Kind schon schreiben, so hat es ein Mittel zum Festhalten des Ausdrucks für seine Anschauungen mehr. 5 Übrigens werden sich hin und wieder in diesen Übungen Provinzialausdrücke finden, teils aus Versehen, teils mit Vorsatz, weil die Provinzialsprache Ausdrücke für manche Begriffe hatte, die im Hochdeutschen gar nicht vorkommen oder mir wenigstens gänzlich unbekannt geblieben sind. 10 Zum Schluß bemerke ich noch, daß die Übungen schon größtenteils vollständig hier mit den Kindern durchgemacht sind und daß die aufgestellten Bemerkungen über den Gebrauch derselben teils aus der Anwendung selber abgezogen sind, teils sich nachher durch den guten Erfolg bewährt haben. 15 Auseinandersetzung mit Chorherr Bremi 2ÜIgemeineS ^Pejíatojjís 2ínfeí[ anTOebererS^olemif glieberf fitf) in brei £eile; tneift finb eö 23eif)ilfen juTOebereröTCeberfcfjriff: 3m erffen 25anb Pon íHiebererS ©djrífí: Pestalozzis Erziehungsuntemehmung, 1812, reifte ber ßeifer bea 3 n ffí íuís ein Pont 1. Offober 1811 bafierfes Vorwort ein, anTOeberergerichtet. (Sefyanbelfe(!φ imroefentlirfjenum eine 23üligung bee @e= bruiteti, roenn απφ !PejlalDgi fanb, Jiieberer Fjabe in feinem ßobe fafl bee ©ufen pt piel getan. Den 2Inftof3 jur jroeifen ^Äußerung, bie bieder ungebrucEf geblieben i fi, bürffe Sremid (Srrciberung : Über die Schrift Pestalozzis Erziehungsunternehmung, 3"πφ 1812, 56 (Seifen, tnif 23orrporf Pom 1. 3Γu t l ' u e 1812 geroefen fein. Bremi f)affe Briefe Pon íHíeberer unb 3îafsiF)err 23ogeI in 3" 'Φroiebergegebenunb feinen ©egner aufgeforberf, Permette 33elege für feine Darlegungen im er ff en Sanb ju bringen. Die 3ufdjriff 'Peflalojjiö an DRieberer, ηαφ einem Datum im DTianufîript im 3u(i 1812 Derfagf, gab einmal bes ÍDerfafferS ergänjenbe 2Inf!cf)f tpieber, follie aber bem angerebefen greunbe als Unterlage für feine folgenben 2IusfüI>rungen bienen. ÍJÍiebererS jweifer 25anb Pon 1813 enthält επ&1ίφ eine briffe üäufjerung ^efialojgiö, als befi'nifipe ßnfgegnung an CEFiorFjerr Sremi. Jîeben fallerà ¡Regenfïon, unb 6rflä= rungen feifens ber preu^ifcfjen Sleoen, Dliiegö unb ber £agfal|ungs=©jrperfen fînben f/φ barin einmal bie: Erklärung Pestalozzis gegen Bremi, fobann bie: Schließliche RechtfertigungTOebererS,namens und auftrags des Pestalozzischen Instituts. Seibe Säuberungen f!nb auä) alö ©onberbrutf e^ienen, wobei ïaum mefjr fejijutegen iff, ob fie Por bem (Ε^φείηεη bes gangen jroeifen 23anbeS an bie 0|ϊ^ηίΓίφ?είί abge=U geben würben; jebenfallé fînb fie aber in beiber gorm ibenfίfφ. Gss i fi aus anberem 3 = fammenfjang f)eraus πιαί^φείπϋφ, bag Pefialojji feine Srflärung im §rüF)[ing 1813 perfafjfe (pgl. t a m 3lanbe ein Saturn. (14. Julii 1812). h 2 = Z B 3ίίπφ, Dîîfïr. φε(1α1. 437 I, ein bläulii^er goliobogen, D o n frember ipanb gefφrieben, ίείοφ mif Äorreifuren 'Pejìalojjiò, ber aad) bie oierte (Seife eigenfjänbig nieberfφrieb. S a ë ©füdE roirö gefonberf i m 2lnf>anq als (Snfnmrf publiziert. (ïe bejeugf ben 2lnfeil Tpefialofäie a m jroeifen Xeil p a n TCebererö 2Berf (Dlîfïr. b). 3. E r k l ä r u n g

gegen

H e r r n Chorherr

Bremi

b = (jofjanneô lieberer), "Pefialojji'e (ïrjiel)ung0unfernef)mung... 3roeife 2lt>= thcilung. ¿ferien, i m P e f f a l o j ^ e n ^njîifufe, 1813, (Seife 89-141; in S. 89-96 Oatlegung einer... Umftánbe unb Χί)αί|"αφεη. S. 97-100 © η offenes 2Sorf eine« geïrânïfen alten Patrioten. S. 100-141 OTeine (Srflárung über bie 33ΓεπιίΥφ=23ΰΓ![ίγφβπ gragen. c = ©onberbrucE 1812, mif 42 (Seifen Xejrf unb einer ©etfe Äorreffuren, mit un* ferm Xifel änbtg ge= fdjrieben. 3lucfj feie §ort= feisung bis S. 119 Z. 9 fíammf feon íF)m, ífl aber geffricfjen uní ötircf) eine Äopiefaffung erfe^f. 26 nach Euch selbst 30 und ohne Zeitungsgeschry 31 viele gewunen, Ihr 35 φ (eignen) Sache 37-39 φ (an ihn addressirt, mit dem Herrn Chorherr reden, wenn er auch den Inhalt seiner Fragen ganz billigte.)

S. 118 Z. 2

thun wird, φ (Niederer könte Seiner Hochwürden eben so auch die Predigt, die Seine Hochwürden Pestalozz in den Mund legt, zurükgeben.) S. 118 Z. 9ff. ßie gefirid)ene eigenhändige erjîe gaffung laufet, am

E r ist durch Umstände und ein ungegründetes Gerede, das allenthalben über uns statt hatte, unsertwegen irr- und zu dem Wahn hingeführt, die Pestalozzische Schule habe als solche einen Caracter, wie der syn muß, dem er schiklich eine solche Straffpredig halten dörffte. Insoweit er also von diesem Wahn befangen war, ist die Predigt denn frylich ein ganz unschuldiges Persiflage. Nur ist es etwas stark, daß ein fester Willen, in (seinem) diesem W a h n auf jeden Fall zu verbleiben, durchzuschimeren scheint. Ich rechne ihm zwar auch dieses nicht zu hoch an. (Ich weiß zu viel, was bíe gorife^ung auf teil· weife abgeriffenem filebjef* tel : über uns geredt und geschrieben worden, als daß ich zur Stekköpferey führende Verblendung in die -> quer am Díattbe alö (srfjluf?: (zum End des Blatts) in Gewandtheit, in feiner Cultur und in litterarischen Kentnissen vor tausend anderen auszeichnen. Wenn ich denn das gethan und trefflich geleistet, so hoffe ich denn, Seine Hochwürden werden ihre diesfellige Straffpredigt denn in Sack stekken und dahin tragen, wo sie trefflich paßt. Sollte

S. 118 Z. S. 118 Z. S. S. S. S. S. S.

118 118 118 118 118 119

Z. Z. Z. Z. Z. Z.

S. 119 Z. S. 119 Z. S. 119 Z.

S. 120 Z.

er das aber doch auch dann nicht thun wollen, so soll dieser zu leistende Bewis doch die einzige Rache syn, die ich wegen des großen Schadens, den er mir durch seine Zeitungsmaaßregel zugefügt, [nehmen werde]. 16 diesfälligen 23 worden (oder in den Wahn gefallen) 24 (gemacht worden) zu seyn 25/26 (solche) Strafrede 26 (nothwendig) passen 28-29 in derselben 29 (Wille) Vorsatz 20/21 und (für das Vaterland so) bedeutenden 24 hohe 25 allgemeine 33 bis S. 120 Z. 8 Siefe 3eilen t>on als mir biä zu thun finb burcfj ^Pefialogji eigenf)änbig am Dîan&e unb auf Sieb* jetfel beigefügt, ûte (SrfaÇ für folgenbe gaffung : geblieben, (und es ist (möglich) Ίβ ganz wahr, daß (er) sie noch jezo ** erprobte Willensneigung, uns wie eine erniedrigte und zum voraus verurtheilte ty (politische Gegen- > FoZfcsparthey anzusehen und (zu behandlen d.h. jedes unsrer Anbringen und) in Gefolg dieser neumodisch republicanischen Ansicht(en) φ jeden unserer Wünschen und Ansprüchen mit schnöder Wegwerfung von der Hand zu weisen und es als eine Art von p o l i t i s c h e r G l a u b e n s h a n d l u n g anzusehen, mit uns gar nicht einzutreten). 8 (Aber) Ich habe φ indessen (doch gedacht)

Auseinandersetzung mit Chorherr Bremi S. 120 Z. 10 φ denoch gedacht S. 120 Z. 11-12 (Glauben und seinen diesfä[lligen]> φ äußernpositiven und ineren S. 120 Z. 14 (weder) so wenig S. 120 Z. 18 T¡> indessen, (hätten) wir φ heften S. 120 Z. 31-37 OTif die er feljt φε(ία[ο&ί eigenf>ânbig ein bis ausgelöscht S. 120 Z. 35-36 und die Ursachen S. 121 Ζ. 1 auch S. 121 Z. 9 - 1 0 φ (mitlauft) theilnihmt S. 121 Z. 10 φ Portion Schuld, φ Man muß sich auch S. 121 Z. 12 φ (so muß man sich) nicht seftr darüber (nicht) S. 121 Z. 28-34 Ρ gegen dasselbe anzusehen, (daß es sich nicht einmal der Mühe lohn(t)en möchte, darüber einzuschlafen und denn am Morgen darauf darüber nachzudenken.) "P (der Richter in Liliput und seine Hochwürden denn denken, in einen solchen Fáhl) Qctfafy am 3?attbe Don als der Richter bid zu weisen. S. 121 Ζ. 29 von der Welt S. 121 Ζ. 31 jezo noch (und bis ans End seiner Tagen) S. 121 Z. 32 (den) harten, rohen S. 121 Z. 36 (Nein) Bleib (er) φ der Herr Chorherrauch nur in seinem Wahn, ich will (nichts dazu beytragen, denselben in ihm auszulöschen) φ ihn nicht davon ablenken S. 121 Z. 37 (diesem Wahn) φ demselben S. 122 Ζ. 8 (Das Wort, mit dem der Herold einen solchen Bürger bedrohte), es lautet

365

S. 122 Z. 17 (Er suche also seine Zeugen und) φ Er beweise uns also S. 122 Z. 23 f. Jpier fie^t am Caribe: (14. Julii 1812.) S. 122 Z. 27-28 Haus (ein Haus der Liebe, der Schonung, des Friedens und der innigen Vereinigung ist φ und daß (es zugleich) seine Glieder daby eine Fryheit und Selbstständig[keit] haben) bet ßrfaif bis wenig auf einem Älebjetiet t>on P'ö £anb S. 122 Z. 30 findet S. 122 Z. 37 selber φ von S. 122 Z. 37 φ unterscheiden und S. 123 Z. 2 - 3 φ von 1000 anderen unterscheiden und S. 123 Z. 5 (ein Schritt) φ ein Heilungsmittel der alles heilenden S. 123 Ζ. 7 dieser p Schritt fehlen, φ sollte auch er unüz syn S. 123 Ζ. 99 (an) mit S e r Hochw. (gelange) φ verliere S. 123 Ζ. 12-14 Siefe 3eílen i>at \a[ojji eigenhändig beigefügt. S. 124 Ζ. 1—4 Siefe 3eilen fyaf ein mann gefif>tieben. ©ie et ft e 3 e ' ' c i ft geftrícfien, bann folgt: ( 2 . ) 3. Sie beschweren... 2!nfd)[ief3enb, aber umge: feïjri gefcf)rieben, feÇ£ ^efta lojjiö ©cfjrift ein. Wahrheit (red) gebe, (und) S. 124 Z. Thun (heute ihre) seine S. 124 Z. Idee (zurük) S. 124 Z. S. 124 Z. 8 was er sagt und zeigt S. 124 Z. 8 auf der einen Seiten S. 124 Z. 9 ganz recht (und ich kan un[möglich]) S. 124 Z. 11 er zeigt, daß

366

1. A n h a n g

S. 125 Ζ. 1 ff. S e r Xejf folgt item ©onberbrucfi c, meld)er ttíeUeitfjt fdjon Por bem on ijîieberer geftfiriebener, aber Don ^efta= I033Ì ffarf überarbeiteter ïeilenfmurf roirb im 2Ini)ang abgebrmft.

C e r nadf)folgenbe ï e y f h 2 folgt ató gefamtfjafter 2lbbrucï: Teil eines E n t w u r f s Niederere, von Pestalozzi

ergänzt

- fonne einen »»eiteren Dc>rF)ünbenen (5afj= teil Fjaf φε(ΐα[ο^ί in H t am 3îanbe beigefügt. Z. 9 Epoche (wesentlich ist, daß) Z. 11 daß (durch diese Formen) Z. 14/15 Gesichtspunkten (in Zahl und Form in der gedoppelten] mehrseitigen Re[gel])

Dae Wesen der Naturgemäßheit S. 204 Ζ. 16 Ρ des Kinds zu stärken und (2tens) S. 204 Z. 17 φ (dem Kind> habituell S. 204 Z. 18 (wo) welches sind ihre S. 204 Z. 19-20 Ρ und denn zweitens S. 204 Z. 24-28 (eigentlich) bestirnt aus? (Worin bestehtdieses Eigent ü m l i c h e derselben und) Ρ Man muß genau erforschen: Wo ist der Scheidepunkt (von dem) des allgemeinen Betreibens dieser Übungen Ρ und der - Kentnisse? Über alle diese Gesichtspunkte (dieser Übungen) S. 204 Z. 29 Ρ Lieht verschaffen S. 204 Z. 30 (die) ihre S. 204 Z. 30 (allerdings heiteres Licht verbreitet) Ρ und voraussetzt S. 204 Z. 31 (Vortheile) Übungen S. 204 Z. 32-33 selber in ihrer beschränkten Anwendung S. 204 Z. 34 Ρ Nur (der, d) wer S. 204 Ζ. 35 ihre(s)r wirklichen (Schazzes) S. 204 Z. 36 Ρ anzusehen S. 204 Z. 38 (auf den) Ρ zu Markt führen am 3?anbe : und nichts — leben S. 205 Z. 9 - 1 0 Ρ die Wahrheit dieser Verhältnisse S. 205 Z. 10 am 3ianbe παφ darzustellen, überflüfjlg : angesehen werden S. 205 Z. 15 Übungen Ρ (in Sprach) S. 205 Z. 17-27 Die ©telle tjî juerft burcÇ Pefîalojji am Dlanbe, bann ibentiftf) bon frember .Spanb auf einem Älebblatf ge= änberf morben.Cie urfprúng= Ιίφε gaffung in H j laufet, foroeii (eäbar: Kunstbasis (und werden vereiniget auf * * Stuffen der Schulbildung - ist die elementa-

383

rische Sprachlehre nichts anders als der Umfang der Kunstmittel, Donfyier ab P: im Kreis der psychologisch geordneten Mittlen, den bildenden Unterricht durch die Erkentnis uild die bildende E i n ü b u n g der Fertigkeiten) S. 205 Z. 18-19 Ρ Sprachenlehre auf dieser Stuffe und in ihrer reinen umfassenden Idee H^ am Dîanbe, geftric^en S. 205 Z. 21-27 Ρ Fertigkeiten des Leibes psychologisch zu geben und so den Naturgang der kindlichen Entfaltung mit ihm selbst in Übereinstimmimg zu bringen Η ^ auf Älebblaff erfe^t S. 205 Z. 28-30(Die )Elementar(bildung>Unterricht auf dieser Stuffe muß desnahen auf dieser Stufe mit fester Kraft) Der bildende Unterricht des Kinds muß, Ρ wenn [er] feï)It elementarisch betrieben werden soll, auf dieser Stuffe einerseits als ein aus dem (ganzen Umfang) Wesen S. 205 Z. 32-34 E r muß (mit der äußern Lage des Kinds) auf der andern Seite eben so (sehr als) wohl S. 205 Z. 34 ρ und seiner Verheltnisse (als mit dem ganzen Umfang aller seiner innern und äußern Kräften) S. 205 Z. 36 (eigentlich nichts als) wesentlich S. 206 z . 2 (im) φ des Glaubens S. 206 z . 4 (seine Pflicht) dieses S. 206 z . 5 Ρ jez S. 206 z . 5 (es) Ρ dieses S. 206 z . 6 bisher S. 206 z . 13 seine(s)|>] (Dienste) Ρ Soi tage

384

1. Anhang

S. 206 Ζ. 16 φ im Himel S. 206 Ζ. 19-20 das (bestirnte) Bewußtsein S. 206 Z. 20 auch urd[j unfere Raffung in H t erfe|t S. 207 Ζ. 10 (und eine) Jede

S. 207 Z. 22 (und) Nur sie S. 207 Z. 28-29 insofern sie physisch auf ihn wirken, physisch S. 207 Z. 29-30 irgend eine Wahrheit seiner äußern S. 207 Z. 31-33 φ auf ewigen Gesetzen ruhende Gewalt eben wie die geistige auf ewigen Gesezen ruhende Rechte hat S. 207 Z. 36 störend (ihnen entgegen) S. 207 Z. 10 φ mißbildet S. 207 Z. 12 [entgehe] fcfjli in H t S. 207 Z. 14-35Oíefe3eííen aufÄlebbfa« eiferen folgende gejirirfjcne erfle gaffung: (Das Kind ist in der Schulepoche wirklich in entschiedener Gefahr, daß zufällige äußere Verhältnisse des Lebens und φ selber eine nicht gemäßigte φ und mit Pflicht, Lagen und Verdauungskrafft unverheltnismeßige Neigung zur Auslegung (ihres) seines Wissens, sowie (die Anstrengung und das) φ ein mit der Wirklichkeit des Lebens nicht übereinstimmendes, sonder vielmehr mit ihr im Wieder spruch stehendes Intresse für eine einseitige wissenschaftliche Ausbildung φ und eine aus diesem übel gegründeten Intresse herrührende Anstrengung seiner Geisteshräffte, wodurch die Seelen der Menschen in sich selbst schwach und verwirrt werden müssen, die Fundamente der Denkkraft wesentlich in seinem Innersten angreifen und schwächen.) S. 208 Z. 14 (Und) Aber S. 208 Z. 16 zur (dieser) sittlichen S. 208 Z. 18 [enthält] feF>[f in H t S. 208 Z. 28 ungemäßigte (Neigung)

D a s Wesen der Naturgemäßheit S . 208 Z. 30 Scheinwüssens {die Innern Fundamente) S . 208 Z. 33 D e n k k r a f t specieler Ansprüche an geistige Universalmedicinen verwechsfein] und im Hinblik auf uns von einzon 2lnfang OTat 1812, oier eng befcfiriebene (Seiten, Don frember ipanb. 2lbbru(f: φ. ©Í. I, 1896/97, Θ. 9-13. Jîarf) einem Schreiben bee ©eutft^en 2íbf. Dîîerfeburg (13. DTooember 1957), ift biefee OTanuffript mai)r(d)emlià) ben ffriegeeinroirïungen jum Opfer gefallen, linfer Srutï folgt fpäter ba^er au φ bem 3Îat^brutf a. a = (Seguirai an ber Ober, Sreelau 1817, Speft X , ©. 77-78, etroa ein 23terfel bee OTattufïripie, Fjg. t>on 3 · 223· OT. penning, unter bem ¡Titel : Fragment aus dem angefangenen Aufsatz Pestalozzis über seine innern Wahrnehmungen und Gedanken während seiner Krankheit, worunter auch die Darstellung seiner Ansicht von der letzten neusten Geschichte des Instituts einen großen Raum einnimmt. S e e £eyf κ ί φ ί bis ©. 215 Z. 37. liber bie ÄranEIjeif Pefîalojjiô, byco. über bíe Sntfìetjung ber (Srfjrífí ífi unten ηοφ bie (ìk^erflarurig gu οε^Ιείφεη. Der 3>nljalt baut auf ber 1805 entfianbenen , OTffr. "Peflal. 442, fünf bläuliche goliobogen, rooDon einer mit 2Iuö= nafjme einet fjalben (Seite Xept alò Umfcf)[ag Ôienf, ferner 12 Äorreifurgeffel, rooOon beten 9 auf bet Stiffen (Seife aufeinanber geElebf finii. S i e Sogen finí) eigenhändig be= fφrίeben unö numerierf; £ife[ unb D a f u m festen.

£ e y f f rif i f d j e r 2 1 p p a r a f S. 311 Z. 6 hin S. 311 Z. 14 über die e mit einer (Sulinger berljeirafef. Beffirnmt mar bad 23ilb für ben §abrifanfen Daoib (Sulinger (1779-1828), einen guten greunb 'Peflaloggiä. £if. Briefbanb V I I I , (5. 366, 383. - Êrfimeijer Äünftlerlepion S a n b I I , © . 394ff. - Srbl. Dlîiff. ton © f a b f a ^ i u a r S r . φαηΐ ©uper, 3ΰΓίφ. b) 3°ί>· 2öilf>e[m Dlîeper ( 1 7 9 8 - 1 8 7 6 ) auô granffurt am OTain mar 1809-1817 3&gling beö 3 n f f ' í u t á S u JÍDerbon. (Sr übernahm fpäter baö ©efφäff feineö QSaferö unb befaß eine grojje Sunfffammlung. Cit. 23riefbanb V I , © . 392. - „'Pefíalogianum", Sei= blaff ber ©φη>εί£εΓ £ef>rerjeifung 1934. ©· 2, 3.

Bemerkungen über die Prüfung der Classen 2Ιη(α£ gu einer l i n f e r f u φ u n g über ben ©fanb beß S u ?)ferbon war ber ungünfíige 2IuöfaII bei ber Prüfung burφ bie Äommiffion ber Xagfa^ung im 3Tot>ember 1809. S a é negafioe lirfeil biefer Sreier=3 n fì a n S rourbe im ^lerBfl 1810 burφ ben SrudÊ publif. S e r t»on ^afer ® . ©irarb in Çreiburg i. lie. derfafjfe 23επφί rügte befonbere ben ©ρπύφιιηίεΓπφί, aber auet) ben aOgemeinen, ηίφί fcFjr repräfenfafioen ber 2ínfíalf. S i e fφoπ im §rüf)jal)r 1810 gu Xage frefenben 3ïïeínungβt>erfφíeben[jeífen ber

Sacherklärung

397

£ef> re r übet organifatorifi$e 3Inberungen führten im ßaufe bed j 0 ^ 0 3 u m 233eggang eftit^er, befonberö auölänbifc^er Reifer, míe don ÍKaumer, PrgpfíanDtpfü, Çrôbel, (3φηιί&, 9Hieg, Hofmann unb Don Xürí; a u d ) ber auö 3üricf> ftammenbe Don OTuralf folgte einem ÍRufe ηαφ "Petersburg. 3ίη ber 'Prüfung Dom 3a()reöenbe 1810 trafen bal>er Dor allem (5tf)rt>eÍ3er ßefyrer in förft^einung, unb neben äußerlichen ©ingen, Orbnung unb ©auber» feit ftanb ber ©prarfjunferridjf im 23orbergrunb. ©er 3 r o e t £ P r "fung roar einmal bie 23eF)ebung ber organífaforífe^en Uneben» Reiten; baju aber aud) (©. 6 3- 4 1 ) follie fie ηαφ ebe r e re löorfen «die organische Existenz des Unterrichts hervorbringen». 'Pater ©irarb fjatte in feinem Rapport bar= auf Derjit^fef, bie geiftige "Planung ber ?)Derbonet 2Inffalt näf)er gu Befprecfjen. 3Iiif eini= gern 3íecf)t fonnfe baber ber 3)e|íaloggiíreí{i a u d ) rügen, baß ein Dorfdpmebenbeä 3' e '> baö erft gum Xeil errei^t fein m o d ) t e , auö ber ©isfuffïon gefallen roar. Daö 23orgef)en bei ber „Ocfcc^töfrífíf" Don (Snbe 1810 lief gunäφfl auf eine ©ΗΓφ= Ieuφfuπg beö Älaffenflanbeö f)inaue. Sie Cefjrer äußern f i d ) über ί£5c 23orgef>en unb üben Äritif an ben biâljerigen Ceifiungen. Sabeí ïommen meifí ältere 2ef>rer, ©φίοεί^Γ gu ZDort, bie an ben Unterlegtem manφeö auöjufe§en ljaben. !P e fiai oggi ifî anmefenb, äußert inbeffen feine OTeinung mefjr φeorefífφ unb allgemein. (Sin ÎTÏebenergebniô biefer päbagogifφen Prüfung beö ^nfhtufd ift bie Ü i n f i d ) U nafyme in ben bamaligen perfonellen unb orgaπifaforifφeπ 35eftonb. werben a u d ) einige ßefjret aud ber frühem 3«f n » d ) ermähnt roie ©φΓπίί), 3etler, ©feiner unb ¡Kenner, unb groei ©φύΙβΓ ©raf unb Peiner, bie οίεΙΙείφί geitroeife Unterlegter roaren, finb αϋφ genannt. £if. 25riefbanb VII, (5.434-435, 494"495· - S?. DITorf, "Pe|ia[oggi, 29anb IV, ©.230-232. - φ . ©φcmebaum, Srnfe, 1942, ©· 4f· - 21. £eubaum, !Pe|ìaloggi (ber (Srgíeljer), 3. 2tufl„ Ceipgig 1929, ©. 29off. ©über, "Peffaloggi, Jpblb. (1957), ©. ig8f S. 3 Z. Iff.

Übet bie im Dorliegenben Xejrt ertoäijnfen Celjrer unb ©φϋΙεΓ roerben an biefer ©teile meifi nur fummarifφe Slngaben geboten. Sine 2luö= natjme roirb bei groei fonft faff unbefannfen £el>rern gemaφf. löeifere 2luöfünfte über Diele ber genannten £ei>rer »erben in ber ©k^erflärung gut 3Teujaf>rörebe 1812 (©. 171 ff.) gegeben. Sie folgenbe ïabelle enthält: ßebenöbafen, .Sperïunff, 21ufent()alt in Surgborf unb 3)Deröon, ißerweid auf 23rief bänbe, bie nähere 21ngaben bieten (in aIptyabefífφer Reihenfolge). 3ïame:

£ebenöbafen, íperíunft:

Baumgartner, gribolin 231οφιηαηπ, Äarl 3u(luö ©reift, iîarl 31ugu)l ©offlieb

1791-1814 Don ©φίοα^εη (®I.) 1786-1855 Don ©reöben 1784-1836 Don ÍRügenroalbe ("Pommern) 1792-1830 Don ©faab (©f.©.) Don©ennroalb(@f.©.)

Sgger, JBilljelm g r i i , 2lbrian

21ufentj)alf inTJperbon, iBerroeiö 25urgborf: Sriefbanb: 1807-1812

IX, @·475

1809-1816

XI, ©.398

1809-1812

XI, ©.441

1805-1813

VIII,©.421

1805-1811 X, ©.543

2. A n h a n g 2Jufenff)aIt :

3uime:

Sebenebaten :

© ö l b i , 2tnbreaë

1807-1823 1786-1840 Don©ennwaIb(©f.©.) ? 1808-

© r a f , "Philipp (©rfmler)

Sriefbanb: IX, ©.439 VII, Θ. 423

f o n ßijon

ipagnauer, i i n b r e a ö

1783-1848

1808-1811

X,

1809-1812

XI, ©.435

1808-1815

IX, ©.427

©.¿io

Don 2Iarau 1783-1868

.¡penning,

2Bílf)e[m DIÎafFjiaâ c o n ÍHugenroalbe (Pommern) jpeufi, Oliati in

1788-1841 Don (2cf)[e¡fí)eim ( © c f j a f f Raufen)

3 o r b a n , 3 ; e a n = @ a r m U e ( 1 7 7 2 - 1 8 4 6 ) , B ü r g e r Don 2 ) " " b o n , m a r u m 1 8 1 0 f ü r j e r e 3 e i f ßeljrer a n "Peftalogjid ^ n f i i t u f , 1 8 1 3 - 1 8 3 2 2eF>rer für 3 U a fF>emafif a m SoIIege ber © t a b i . Ë r tcurbe abgefegt, roeil er bei ber © e f f e ber Dlîômierô mifmatfjfe. S i e g a m i í i e (îarb Dor 1 8 5 9 auö. - £ i f . S r i e f * banb V , © . 4 6 9 ; X , © . 4 2 0 . - 21. S r o t t e í , Jpiftoire be la Dille b'T)Der= bon,

1859,

© . 626.

-

φ . ©tfjönebaum,

Äennen,

1937,

© . 400.

-

§ r b l . DTÎitf. Don OTr. S o D a ç , ( S e c r é t a i r e municipal, 7 ) D c r ¡ 5 D n · Äaroerau, P e t e r griebritf) X l j e o b o r

1809-1812

IX, ©.39g

1804-1813

VIII, ©.409

1800-1816

XI, ©.371

?

1810-1815

IX, ©.419

Don Datatici) 9

1810-1812

IX,

1807-1817

VIII, ©.382

1789-1844 Don (gibing (2Beft= preufen)

Änuferf, 2IIcr>ö

1789-1836 (Äf.2Ippen 5 en3.=D?f).)

Ärüfi, jpermann

1775-1844 Don © a i ö (21pp.)

£ef)mann, 2IboIpfye ßeuenberger, SFjriftian £eajinger §ribo[in

@.387f.

aue bem Mt. 33ern 1786-1856 Don OToHiö ( @ I . )

Dïialjler (Dlíaler) i|l f a u m nacfjroeiebar. 23ielleidf>f ift er ibentifcfj mit einem Cïîaler, ber um 1 8 0 3 , roof>[ a i e 3 e i n u ngölef>rer, alö in 3 o f i n g e n anfäfjlig, ermähnt wirb. - Cit. S r i e f b a n b I V , © . 1 8 1 , 5 9 5 . DTännt), S a r t i ) olomäud ÎTÎieberer, 3 ° f ) a n n e e

1789-1852

1810-1812

χ ι , ©.441

Don .Speriöau (21pp.) 1779-1843

1803-1817

Don ßutjenberg (2Ipp.) 797" ^ 7 8

Peçer, Äarl

1

(©^üler)

Don © d j a f f Raufen

Vreufr 3οί>. 2BiIi>elm

1790-1867

XI,

©,365f.

XII,@.429f. 1806-1812

Vili, ©.382

3{.©tiefel, V.u.al)re feit 1810 bis fpäteftend 1 8 1 4 gu batieren fein. 3Tat^F)er trennte fîdj § r a u 3iieberer im 3 u f a m n t e n l ) a n g mit bem 2ef)rer* (Ireit oon Peffelojgi, nadfjbem fie fdjon ab 1813 ruegen ber roírtfcfjafflicfjen on itjm genommen fjatte. Sit Sriefbanb IX, ©.405ff. Mofette l i e b e r e r frfirieb über 2ínna unb ipeinricf) 'Peftaloggi: . . . W e n i g e r b e g l ü c k t als f r e u n d l i c h ergeben erschien sie m i r i m m e r . E r a b e r zeigte sich a b w e c h s e l n d d ü s t e r oder f r o h , h a r t oder weich, r u h i g oder v u l k a n i s c h s t ü r m i s c h , n i e d e r s c h l a g e n d oder e r h e b e n d , m i t e x c e n t r i s c h e n H o f f n u n g e n oder Besorgnissen erfüllt, j e n a c h d e m Menschen, Zeit u n d U m s t ä n d e auf i h n w i r k t e n . - W o er sich a n g e s p r o c h e n u n d g e m ü t h l i c h f ü h l t e i m gesellschaftlichen U m g a n g , wie erh e i t e r n d u n d b e l e b e n d zeigte sich d a n n seine L a u n e , wie schlagend sein W i t z , wie ü b e r r a s c h e n d seine G e d a n k e n f ü l l e ! - Die Gesellschaft, als solche, w a r i h m n u r lieb,

400

2. A n h a n g

insofern er in ihr ein lebendiges Interesse f ü r seine Lebenszwecke, oder doch eine ihn geistig belebende Zerstreuung f a n d . W o das nicht war, hielt er nicht aus, u n d still e n t f e r n t e er sich d a n n . - Unbehaglich sich fühlend u n d äußerst linkisch sich benehmend in großer, glänzender Gesellschaft, b r a c h t e er sich selbst u n d andere in Verlegenheit. Bei seinen übertriebenen Höflichkeitsbezeigungen sah er weder rechts noch links, weder vor noch hinter sich, u n d veranlaßte so m a n c h e n Spott, m a n c h e n W i t z u n d m a n c h e n Schrecken bei den ihn zunächst U m g e b e n d e n . So stürzte er einst in Paris m i t seinen rückgängigen Bücklingen ein ganzes Assortiment des schönsten Porzellans zu Boden. W e r ihn in einem schönen L e b e n s m o m e n t beobachten, oder in seiner Genialität genießen wollte, der m u ß t e F r a g e n stellen u n d E r ö r t e r u n g e n veranlassen, welche die innersten Saiten seiner Seele bewegten; d a n n verklärte sich sein ganzes Sein, u n d er s t r ö m t e W a h r h e i t e n aus, die jedes fühlende Herz ergriffen u n d jedem bessern Menschen unvergeßlich blieben. A n Feiertagen b r a c h t e er zuweilen die Abende bei seinen weiblichen Zöglingen zu. D a n n spielte er gern m i t ihnen sein Lieblingsspiel, das v o n jeder der Anwesenden auf drei geschriebene F r a g e n drei geschriebene A n t w o r t e n erzielte. So viel ich mich der Einfalle Pestalozzis, seiner F r a g e n u n d A n t w o r t e n , die er a n seine Lieblinge u n d sie an ihn richteten, erinnern k a n n , schreibe ich sie hier nieder. Die fee[ífφeπ 23oraugfe§ungen für fdjerjíjaffee ÍBerjjalíen bürffen bei 'Pefialojgi um biefe 3eit am eljeften gegeben fein, mie aurf) aus einem Seridfjf im Oliorgenblaff für ge= bilbefe ßfänöe, S t u t t g a r t , 3g- V, i 8 n , j t r . 222 (September) F>erOorgeF)f : Über d e n Gang des I n s t i t u t s ist er, wie m a n mich versichert, jetzt so ruhig, wie er, so lange er i h m vorstand, nie war. Auch bewegt er sich freyer als je in ihm, weil er seine eigene Existenz u n a b h ä n g i g von demselben u n d e r h a b e n über dasselbe f ü h l t . I n seinen Briefen wird er wieder muthwillig u n d treibt, besonders m i t den Gegnern des I n s t i t u t s u n d ü b e r die, durch die neuern Zeugnisse veranlaßten A u f t r i t t e , in unnachahmlichen Scherzen u n d Wortspielen den originellsten Spaß.

Am Neujahrstage 1811 21llgemeineö ©er Porliegenbe Xejrt f e | t bie D?eif)e ber 21nfpradjen ^Pefiatojgiö fort; befonberei an gejis unb geierfagen Fjielf ber ßeifer tieffdfjürfenbe Sieben, mit SlütfblicE efroa auf baö »ergangene 3 a ! ) r "üf 2Ipp*H für bie 3"£unft. ®r natjm barin 23egug auf Diele per= fontine unb 3Inffa[tôgeftf)eF)mffe, mit Poller Offenheit au φ bei negativen 3ufiänben im 3nftitut. ©arüber f)irtauö legte er feine perfonlicfje 2luffaffung unb bie Jortfdjrifte feiner DTtefljobe bar. DTtif Diel biblifdjen 3'fefen rpiee er auf ben ©runb feiner Hoffnung auf göttliche í>ilfe f)in, im greifen Don Unflerblícfiíeít unb Sroigfeit. 23gl. für biefe allgemeinen Dîicf>f[inien feiner Sieben 2Beríbanb X X I I (ηοφ nirfjf erfdjienen). 3 n einer Srofd^üre, ungefähr 1813 auögebrucft, f>affe ^eflalojgí fecfyä Sieben Der* ôffenilidjt unter bem Xitel: Einige meiner R e d e n a n mein H a u s in den J a h r e n 1808, 1809, 1810 [jroei, 511 DìeujaFjr unb gu iZBeiljnadjfen], 1811 u n d 1812. ©iefe 2lnfpratf)en, aud) in bie Soffa=2Iuögaben aufgenommen (23anb X I , 1823, (5.250-369), bürffen η α φ feiner 2luffaffung bie ipaupfreben bed bamalígen ^eitabfd}nitteä gemefen fein. S i e Dieujafjrörebe Don 1811 gel>t Don ben ©ebanfen an 23ergäng[icf)feif unb llnfferb= Ιίφfeit auö, berührt bann bie €^tt>ierigfeifen beö 2ln(îaltôgangà 1810, mit bem 2Ippell

Sacherklärung

401

gur gefiigung ber ípauégemeínfdjaff. (Sin (Sinjelaufruf an ÍTTicbercc unb fttüfí, ûn Ίβreu= gene ©ePen, an ^öglinge uní» Xöcfjfer í(l gefolgt Don einer Dìennung einzelner 23erlufîe an ßefjrfräften, roobei auger Pon Dîîuralt, Dlîieg unì» Jpofmann Por allem ©φτπίί ectpä^nt roirb. £if. 21. 3|rael, •peftaloggUSibliograpIjie, Sani» I, 1903, ©. 359. OTorf, ï>e» fialogji, 23anb IV, 1889, @· I 0 0 · η α φ ι . Äorinfljerbrief, 5tap. 7, 23. 2 3 : W e r d e t n i c h t der Menschen Knechte! OHif bem Dîîann, beffen (Seele Peftaloggi liebte, ift fitter 3 . gtf;mib gemeint, bet (S. 3 6 3· 2 4 α η φ mit iTìamen genannt wirb. griebtitÇ» 2BtIl)elm I I I . ( 1 7 7 0 - 1 8 4 0 ) , feit 1797 Síónig Don Preußen, toar, wie feine 1810 gefiorbene © a f f i n ßuife, ber © α φ ε ^ e j ì a l o j j i e wof)l· geneigf. ¿if. 23riefbanb I X , (5. 4 0 3 . die W e l t liegt im Argen - i.^ofjannedbtief, Ä a p . 5 , 23.19. Qlud) bie folgenben © ä £ e enthalten biblifφe 2inf länge; fíe entfpreφeπ aber bem © f i l ^eftaloggid b u ^ a u ë . ÜBä^renb bie jungem beuffφen ßetjrer, ju benen Pefîaloggi wenig per= (οηΐίφε Sinbungen inatte, η ί φ ί erwähnt werben, finb brei weggiefyenbe ηαπκηίΐίφ genannt: 3 ° Ç ) a n n e e D o n Sïîuralf ( 1 7 8 0 - 1 8 5 0 ) aus 3 ΰ π φ , feit 1803 bei ^Pefialogji, alö ßeFjrer für 3?eligion unb ^ran^öfifd), über= nafim im 3 u l i i 8 i o bie 'Pfarrflelle ber beuff^en reformierten ©emeinbe in ^eferöburg. (Sliaö Dlïieg ( 1 7 7 0 - 1 8 4 2 ) aus 2BeinIjeim weilte 1807 bis jum ©epfem* ber 1810 in JJüerbon, bann in P a r i e unb granEfurf a. 31?. £if. für beibe: S r i e f b a n b V I I , © . 4 3 4 f . ; I X , © . 3 7 9 . g t a n j ©eorg Jpofmann (1777 biö ca. 1830) aud bem llnterelfafj roar 1 8 0 6 - 1 8 1 0 ßeljrer in 3)Derbon, fyielf (ϊφ bann einige 3 e ' i ' n 3?om auf unb leitete 1 8 1 1 - 1 8 1 5 eine Peftalogjianfíalí in STeapel. Cit. S r i e f b a n b VIII, ©.381. 3ofepf> © φ m í b ( 1 7 8 5 - 1 8 5 1 ) Don 2Iu im 23oratiberg fam im grüfjjaljr 1801 alö © φ ΰ Ι ε Γ gu 'Pejîalojji, bearbeitete baö g a φ bet Dïîattjemafif im ©inn Don Pefialoggie neuer Cïïefljobe unb gab ab 1809 ¿α^Ιτείφε g a φ b ü φ e t Fjerauê, bie feilroeife fogar in "Pefíalojgie 6otta=2iuagabe aufgenommen würben. (Sr f>affe f φ o n 1809 Dor einer Unferfuφung burφ

Sacherklärung

S. 36 Ζ. 27f. S. 37 Z. 22

S. 37 Ζ. 27f.

403

Die Äommiffion ber XagfaÇung gemami. 3IIö feine t>orgefrf)[agenen ©t^ulreformen abgelehnt mürben, Perlief er 2)oerbon im 1810. ©φοπ im ipeebfi bíefee 3 a !> r e i t>ecöffentlicf>fe er ein -Surf) : Erfahrungen und Ansichten über Erziehung, Institute und Schulen, Jrpeibelberg, Verlag DTïoï)r unb 3 ' m m e c m Q n n · Sutin befämpfte er bie 21ufnaljtne Don Äinbern unter 10 ' n 2Inflalfen, i)ielt Srjie^ung für fφπ>er erjielbar in unb lehntett>iffenfd^ûffIi(Çe25ilbung für über i5jäf>rige ©φΰΙβΓ in ?)oerbon ab. ©ein hitifätä 33ϋφ fanb bei ber ba= maligen £efermeli eine geteilte 2Iufnaf)me, aber bei είΐίφεη Oegnern 'Pcflaloggiö Seifaü. Siefer felbfl nennt Οφπιίδ briefΙίφ mein Stolz, fcffâÇte φη tro£ feiner jugenb^ überborbenben 2irf unb feineö unge= fφIíffeπen 2Defenö, nach Tirolerart, befonberö feine ungeheure Kraft. 3 n einem © φ κ ^ ε η an 3· fon 31îuralf dorn 18. íJíoOember 1810 jeigt er aber αιιφ fiar, bafj ifjm bie gefjler @φτη^6ί ηίφί oerborgen geblieben rearen. Cïr lehnte beffen ejrfraoertierfee, äujjer^eö, (lari auf baö Dlîaierielle geriφfeíeé 2Befen ab. ©efüijlömäfig an ©φιη^ gebun» ben, roaf)rfe er bc^ geifiige ©iftanj, ver¡id)íete aber auf eine 2Biber= legung Pon ®φιπί£>β neuem Hud), fro| beffen Ärifif am ^nftitut 2)oer= bon. pompée unb παφ ií>m Äuri 3îiebel ï>aben bùrnus roo^I ju ΙΙπιεφί gefφ[offeπ, bajj ^eftalojji r 1815 mürbe ©φίπίΰ a n g e l t e fiarfer 2öίcffφaffönöte in 2}oerbon gemeinfam oon Pejîalojji unb 3 . Jïieberer jurüefberufen. 2Πβ Tladjfolger oorgefefjen, flanb ©φιηί& feitfjer Peffalojgi ale Qauptmitarbeiter gur Seife, frcilid^ lange im CTCttelpunFt beò £et)rer(lreifö. ßif. 23riefbanb V I I , ©. 34, i 3 4 f „ i53f., 175, 199, 4 2 5 ^ 458, 464 bús 467. - Sp. Dîîorf, Pejîalogji, Sanb IV, ©. 261-262. - 23gl. αηφ oben bie SInfpieiung auf (3. 33 3· i4f. I 0 : M e i n e Gnade soll nicht von dir 3in?[anq an 3 e f a í a - ^ α Ρ· 54 weichen. ©er ^intoeiss auf bie Hütte meiner Heimat ijî υπί>ειη[ίφ; οίεΙΙείφί mürbe ber Jîeufjof ber .$pα^ögemeínfφαff im Silb Dorgefüfyrí, aud) eine Sammlung ju ©unfien einer geroüπfφfen 2lrmenanjîa[i ί>υτφ= geführt. ©er auf 3oi>. Safpar Caoaferet ©terbelager ii>m oermaφíe ©en!fpruφ mirb Oon "Pefiolo^i Ijäufi'g jifieef : Einziger, oft Mißkannter, doch hoch bewundert von vielen, Schneller Versucher des, was vor dir niemand versuchte, Schenke Gelingen dir Gott und kröne dein Alter mit Ruhe! Sit. Ϊ>.251. 1892, @. 50; 1898, © . 3 2 . - g. Äorfüm, DíüdÉblicE auf φείηπφ 'Peflalojji. .Ç>eibelberg 1846 (gacfimile).

Bede an die Mitarbeiter, April 1811 3IIlgemeineö ©ad 3aF>r 1810 mar für bie 2Injia[f 2)oerbon eine beroegfe 3ei(. ©er oon Pater ©irarb oerfa^te £agfaÇungêber^f ijaffe oiel ©ufeö über baä auögefagt, be> βίΙίφεΓ Ärifii, aber ale eπffφeibenber Punit bie (§infüf>rung oon Peflalojjiö neuer OTe«

404

2. A n h a n g

fí)obe in ben allgemeinen 33olEefc^ulen abgelehnt ÜB er Siefen Síuágang enttàufdfyt, f a t t e n bie ßefjrer eine ^effige 2luäeinanberfe$ung angefangen, in beten 23erlauf eine 2InjaI)[ OTitarbeiter tierlieg. 3 Π STeujabröreÖe t>on 1811 Ijatte ber fieiter feine ©e= t)i[fen jur ©tärEung bec ©emeínfdjaff gemafjnt. 2Πβ barauf^in feine (SinigEeit fîcfj ein= fïetlte, (rat er, ungefähr im 2ipri[, a u f eine grunbfä|[icf>e (Erörterung ber juEunftigen 2lrbeitótt>eife ein, roobei er feine eigene ^ o f i t i o n grunblegenb ju änbern Derfpratf). S c fanb fein Jpaud bem 3iele nai>e, jroar in einem î î o f j a i j r , unb rief j u endgültigem (Sinfa£ auf. © a t e i bat er um ißergeiljung, bag er fo Diele 3 b i ö F j e r für 2tuebau ber Dîîef^obe unb jugeljórige ©(ÇnftjîeUerei Dertvenbef l>abe. ©eine biedbegüglid^en Jîacf)forfcf)ungen feien je£t j u (Snbe. 3 n ben 3 a í ) r c n 1800-1805 fyatte er bie intelleEtuelle 23ilbung geförbert, 1 8 0 5 - 1 8 0 7 bie relig:6s=fiftlidje 23ilbung untetfud)t, unb anfd)lie$enb etroa 1 8 0 7 - 1 8 0 9 bie berufliche unb pljpfïfdje 33ilbung. S i e η ο φ fe^lenbe 2inn>enbung ber Olîetljobe auf einzelne S ä d j e r faf) er ale © α φ ε ber ßeljrer an unb wollte in 3 " ï u n f f feine ganje Ä r a f t für fein ^nflitut einfeÇen. 2Í. 3 f r a e ( , "Pefialo^i ¡Bibliographie, 35anb I, ©. 3 o g f . , unb ©. 361, bejeid^net baá ©d^riftfîûtf aie « R u n d s c h r e i b e n » . DTieberer fyat a m (Schlug eine Eifîe Don 2íbreffaten gefcÇrieben unb eine 23efprecf)ung für ben ηάφ|ίεη (Sonntag DorgefφIageπ, roo jeber ber ©enannten feine SemerEungen unb 2 3 ο ^ φ ^ ε f φ r í f f I í φ »erbringen Eönne. 2Bir Γηί>φ= fen in ber 25ε^ίφηιιη9 aber eljer β. 2B. ©eaffarti) folgen, barin eine « A n s t a l t s r e d e » ju fefyert, bie oielleid)t ηαφίκΓ auf bem 3 ' c f u I < 1 f ' c ' n ô n ' e g e n u r ben πameπf[iφ (Ermähnten j u m nähern 23ebenEen übergeben rourbe. © ο φ fjaben α η φ anbere ßetyrer Don bec Dîebe ffenntniá erhalten. 2Die ®[οφπιαηη ft^reibt, überroanb Xì). © φ α φ ί η α φ biefer 2tπ= f p r a φ e feine 2Ibneigung gegen ben 2BoI>nfï§ im ©φίο|3 unb vidríete (ϋφ im X u r m ein 3 i m m e r ein, tpo^in er (ιφ jeitweilig jurüifjie^en Eonnte. ©agegen flimmt bie ©atierung ©epffartljá a u f 1813/14 (balb η α φ einer Sfleuja^rdrebe) η ί φ ί , fonbern eö i(l in biefem g u n i t e e^er^fcael mit « F r ü h j a h r 1 8 1 1 » jugufîimmen. Uber weitere Säuberungen in ber O r g a n i f a t í o n ber ïïnfîait fìef>e 23riefbanb V I I , 237 3 · i s f f - , Dom 16. 2IpriI 1811 an ©r. ßejeune (Dgl. über φ η ben © α φ α η ^ α ^ in 23riefbanb V I I , ©. 4 0 7 f . ) . ßit. 31. 3 f r a e l , "Peftaíoiii-'SíbUoStap\)íe (f. o.). - S, 25anb X , . ^ ô n e b a u m , (Ernte, 1942, ©. 58. (Singelfragen S. 4 3 Z. 2 5 f f .

Uber ben 2Beggang Don ße^rfräften im ßauf bee 3 a i > r e ö ϊ δ ι ο fte^e bie ©αφειίΙάΓΜ^ S r i e f b a n b V I I , @. 434 f· bie Çrequen^ ber 3ίηfîalf, 1809 runb 160 ©φΰΙεΓ betragenb, fanf i 8 i o a u f runb f)unbert 3öglinge, unb burφ bie 2BirffφafíβErίfe bebrüdÉt, roieë bas gegen 1814 bann nur η ο φ 60-70 ©φΰΙεΓ auf. S. 43 Ζ. 33 ff. ©ie Ä r i t i ! ber XagfaÇungg!ommiffion bemirfte η ί φ ί nur Angriffe in nJίffeπfφafflíφeπ Äreifen (jpoffinger, 39remi, ^atler), fonbern roeefte aud) latente Unjufriebenfjeit bei ben (Eltern. "Peflalojji f p r a φ bafier ein ernfieö 2Borf gegen ©φυΐΓφΙεπίτίαη unb © φ ε ί η 6 ί ^ υ η 3 , er mahnte feine Dliitarbeiter α ϋ φ ju Dermefirter ©parfamEeit unb ©ifjiplin. S. 45 Z. 1 - 2 η α φ ÖD. DIiattf>äue, Ä . 25 23.24: D u schneidest, w o d u n i c h t g e s ä t S. 46 Z. 12

hast, und sammelst, da du nicht gestreut hast. 3lItborf, ber ^ a u p t o r t bee C a n t o n e Uri, brannte a m 5.SIpcíI 1799 g a n j níeber. P e ( í a l o j j i betreute in ber erjîen 2( ü f> re el)ä[ffe fein piot>ifocifd)tä 2Baifen^auá im na^en ©tane ( Ä f . ÍTÍibroalben), jufolge ber bortigen Äriegöereigniffe im 23orjaI>r. ßit. Jr>35ß@. - 2Derfbanb X I I I , © . 4 9 7 .

Sacherklärung

405

3°^anneö "οπ durait ( 1 7 8 0 - 1 8 5 0 ) mar im 3aI)r 1 8 0 3 ju Peflalojji ηαφ Surgborf gefommen, alö fd)on ein 2Begjug (ϊφ bafclbft auf&rängfe. ©ein 3Iuefpruc^ ifîroofylbei ber Uberfiebelung ber 2lnffalt %unäd)ft i8o4 ηαφ DTÎünφeπbuφfee ober bann 1805 ηαφ 2)Derbon gefallen. S. 48 Z, 8ff. 3 n Segleitung feinest Cedrerò .SpermannffrüfiIjeimEeFjrenb, erlitt ^eftalojgi im íTíoDember 1804 bei 3ΐαφί einen Unfall, inbem er bei Soffonap unter ein "Pferbegefpann geriet, ©eine Rettung oF)ne 33erle£ung lief φπ, laut Dielen feiner 33riefe, ϊοΓρεΓίίφ aufleben unb geiflig ftari reifen. Sit. 23riefbanb IV, . ©φ&πebaum, Srnte, 1 9 4 2 , © . 2 0 - 2 2 . - 33gl. üud) ©. 49 3· 5f· S. 48 Z. 33 ff. Oer Seiter ber ipaudgemeh^aft 0εΓ|'ρΓαφ feinen 2Indertraufen unb £el>rern,roieber33ater fein ja wollen, bie Staffen regelmäßig %u bεfuφeπ, ftatt in ηαφίΙίφρΓ ©c^riftjîellerei feine 3öglinge jeitroeife ju Dergeffen. 23efonbere δεαφίΜ^ Derbient ^Peffalojjid 2Dorf : Meine Nachforschungen sind im wesentlichen zu Ende (©. 49 3· 1 un® 3· 7-8.) S. 46 Ζ. 19

Bede am Karfreitag 1811 S. 53 Z. Iff.

unbafierfe 3lebe barf auf baö 3>af)r 1 8 1 1 angefe^troerben.2Begeu ber D^eubefïnnung unb ber Dîeorganifation bed ^Jnflxfufö fyat tyeftalofâi Derfjältniemägig Diele 21ι^ρΓαφεη gehalten. 21ιιφ ftei)t biefe Diebe in na^er 23erül>rung gar folgenben 'Pfïngfkebe, bie ebenfalls auf 1811 an» gefegt werben barf. S a ber ©φlujj fefjlt, iff eä ηίφί fitfyet, ob "Pejfaloggi feine Diebe roirflicf) gang aufgearbeitet unb gehalten fjat. Sit. S Sanb X , Sie

©.450. S. 53 Z. 10-12 6 D . OTatt^äuö, it. 1 2 , 33. 46-48; ®D. Sufaö, ff. 8, 23. 1 9 - 2 1 . S. 53 Z. 15 f. SD. gufüé, ff. II, 33. 48-50, fomie ηαφ (SD. >I)annee, ff. 17, 33. 14 unb 1 6 . S. 53 Z. 17 ÊD. OTattf>äuä, ff. I I I , 23. 15: Also gebühret es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. S. 53 Z. 22-23 ηαφ 2 1 ρ ο | ΐ ε ^ φ ί φ ί ί ff. V , 33. 29: Man muß Gott mehr gehorchen denn den Menschen.

S. 55 Z. 17-18 go. Dïïaffïjàuô,ff.X, 23. 39, unb ff. 16, 23. 25. S. 58 Z. 6ff.

ηαφ ®D. OTatt^äud, ff. 20, 33. 1, bem ©^ίφηίί Don ben Arbeitern im 233einberg.

Rede am Pfingstfest 1811 S. 61 Ζ. 1 ff.

3 n feinem ©φ^ίίηηι Derroenbete "Pefîalojji ge[εgentliφ barotfe §or= men. ©o fleibete er f>ier feine 2lnfpraφe in bie 33orjíeIlung, er rebe Don feinem ©terbebett aud an feine Jpaudgemeinbe. ©ein Xejrt fjat Dielen, ηίφί immer £>ireffen 2Inflang an ©teilen ber 23ibel. ©ein ©runbgebanfe bei biefer 2Ι^ρΓαφε ifï, bte Sefjrer τηόφίεη ifjrenffinbernleben unb i>aburφ göttliche 233irfung fpüren. Siefer ©af>, guerfî allgemein gehalten,

406

S. 62 Z. 33f. S. 65 Z. 5 ff. S. 65 Z. 22

S. 65 Z. 36f. S. 65 Z. 37 f. S. 69 Ζ. 1

2. Anhang

rotcö auf bie einzelnen ©ruppen Ser 2ínfíalf bann angeroertöcf unb auös gedeutet. Sit. S, Sanb X, (5. 455-456. ηαφ (£d. j o f j a n n e ö , ft. 1 5 , 33. 10: Ich bleibe in seiner Liebe. 2Ild ©runblage bient baö ©Ιείφηίό ber beiben (5φπ>ε(ΐεπιOTariaunb Oliarla in Bethanien, in (§t>. 2u!aö, Ä. 10, 23. 40. 1)e(îûlt)j5Î erinnert bie ©einen an ben IBiberfîanb ber 2Belt gegen feine Sefîrebungen: an ben 23eridf>f ber eibgenôffift^en XagfaÇungefommiffîon, bie alles, nur bie Îiaupffatfie ηίφί rühmte, an bíe Oppofìtion Pon .Spottinger, Sremi unb palier. παφ i.Äorintljerbrief, Ä. 3, 33. i, foroie it. 7, 23. 31. ηαφ Dîômerbrief, Ä. 8, 23. 14. 'Pefìalojji gebenEt f)ier feineö früf) Derfîorbenen @oF)ned Ç1770 bis 1801), Dgl. Sriefbanb IV, 6. 528 f. Rede am Weihnachtstage 1811

SiUgemeineä !PeftaIojjiö 2Iuafage, baj3 feine SRebe ju 2Βεφηαφίβη ι8ιι gehalten rcorben fei, lägt ben barin betonten biblifdfjen (Sfanbpunîf bu^auô autfyentifd) erfφeinen. lieberer 1>αί in ber fpätern Äampfjeit feinenOTeifieraló unreligiöö beJeiφnef, roofür f)ier fφon ber ©egenberoeió Dorliegf. 3roar F)ûf ber 2lpologet an manchen (griffen 'Pejlalojjió feine 3ufâÇe unb Äorreifuren angeBraφf, bagegen παφ ftrüfís 3 e u g n ' e ( Guigefptodfytn απ ben Dieben jum 1>αυί1ίφεη ©offeëbienjî ηίφί. 23εΓπηιίΙίφ ì)at fid) "PeflalDjji 2Inberungen on biefen 2ΙηΓρΓαφεη t>erbefen; tnög^ertoeife fehlen auö biefem ©runbe einige Sieben im erjlen Srui t>on 1813. 2Dir fmb παφ biefen 23orauáfet¡ungen (Ιφετ, bie Dolle unb freie OTeinung TpeficXoy^ä gu Derneljmen, of>ne irgenbroeldje 3 u f a i e n ©eifen Jîiebererô. linter bem Xitel : Einige meiner Reden an mein Haus, in den Jahren 1809, 1810, (jroei), 1811 und 1812 und Bruchstücke einer Rede am Weihnachtstage 1811 liegt ein 35anb Don 1 1 2 (Seifen Dor, ofjne 2lngabe Don 23erlag unb ©rfcfjeimmgöjafjr. S i e leiste 3lebe auf ben (Seiten 9 5 - 1 1 2 briφί ηαφ Sogen 7 mitten im [ung uní) ein liierarifd^eö Stiro eingetid}fef. Tía φ feiner ©enefung ftoppfe 'Peftalogji biefen SrudEereibefrieb unö fucfyte fdfjon im 3uK 1813 bad ©efdjäft an einen ©rutfer in (Strasburg ju Derîaufen. ßrft π α φ längerer 3eif gelang ber 23erïauf bed Srudlmaferiald, ηαφ i 8 i g . DŒîan f>af fίεΙΙείφί ben ©rutfer Obermann mit jpilfdarbeiten weiter befc^äftigf, bid φ η π α φ TOebererd 2íudfage © φ η ι ^ Derfrieben f>af (er ftarb ^φοη 1816). 3 m 3ufammenf>ang gefefyen ift η>αί)^φείη1ίφ, bag "Peflalogji (φοη um 1813 ben ϋειώΙίΓείφεη Srudîbefrieb jum minbefíen εί^φτάπΕίε, menn ηίφι gang auffjob. 3·©φπιί& f>affe bamíf ηΐφίά ju fun, ba er bid jum ^rü^ja^r 1815 ηίφί in 3)Derbon »eilte. 3 n e r f ï a u n ^ (φαΓ(εΓ 2Beife fjat ^eftalojji fetbff auf bie 2InEtagen Don 3 · iTîieberer/ 3-3IZet)er in feinen Lebensschicksalen Don 1826 geantwortet. erElärf er wirf» [ίφ dieberer ali PcranfrootfM) für große ©elbDerlufte burφ umfangreíφe polemif^e (Zdjnifttn. S i e (Üriicfytunq einer 23αφ0πκίεΓεί, bie ηοφ mit einer ®πφί)αη&Ιυπ9 Derbun* ben mürbe ( 1 8 1 2 ) , fei meF>r eine Buchvergeudung gewefen, unb bad oline fein 2Diffen eingerïd)fefe líferarifdfje 25ureau, b u ^ & r û f ï gefφaffeπ, «das ohne Anerkennung, ohne Fonds, ohne Autorität und ohne gesetzlieh rechtliche Stellung verkaufte und handelte, ohne mit mir darüber auch nur Rücksprache genommen zu haben, und sich endlich mit dem Bankerott des Buchdruckers und seiner stillen Entfernung, ohne jemand für einen Kreuzer Rechnung zu geben, so geheimnisvoll auflöste, als es sich formiert hatte.» S i e 23orwürfe gegenüber (5φΓπίί), Don 21. 3 f t a e ' übernommen, fiant* man aud ber 3 « f bed Ceíjrerfketfd unb fïnb mit groger 23οΓ(ϊφί aufzunehmen. £it. 21. 3frael, î>e|îalojji=29ibIiograp^ie, S a n b I, 1903, 359^. - 25riefbanb V I I , ©. 486f.; I X , © . 469f.; X I , ©. 433, 4 4 o f „ 453. - S , 25anb I, (Seite 49 unb 23anb X , © . 4 6 7 . - 2 . 2B. (5ei)ffarti), 3oi>. ¿einrief) Peflalojji, 8.2íuftage, ßeipjig 1904, © . 2 0 2 f. ('Päbagogífφe ©fubien, Sp.21). - ξ>.©φ6nebaum, (Srnfe, 1942, © . 5 6 . (Singelfragen S. 77 Z. 14-15 £u!ad Ä. II, 23. 10. S. 78 Z. 16f. S i e roίφttge 2iudfage über bie 23ibel gefyf weniger auf beren perfön^e Sebeufung für !J)eftalojgi ein (Dgl. etwa feine Stellungnahme am ©rabe feiner 1815 Derfîorbenen §rau ("9^· ^cn Π 0 Φ ηίφί ε^φίεηεηεη SBerEbanb X X I V ) . Jpier jîellt 5)e|ìatogji Dtelme^r in g e f d ^ t ^ e r ©ίφί, Don 21bam bid ju 3 e f u ö > 3Keffiad, bie 23ebeufung ber gött= Ιίφεη §üf)rung für bie 3 f r a ^ i i e n bar. S e m 23erfaffer liegt baran, in mehreren Hauptfiguren ber 25ibeí bar* gufun, wie bie Offenbarung ©otted auf bie 3 f r a e " í c n roirite, wie i^r 2IbfaU Don ©oft fte in (ïlenb unb 23erbcrben braφfe, unb wie ΐ'φΐίεβΐίφ im Setfpiel bed Äonigd SaDib bie bem frommen eine g ö t t ^ e 23er= Neigung gilt. 3 m S a l 1 2lbeid (©.78 3 . 3 9 ) , bed ¿weiten ©Dfjned 2ibamd unb 6dad, wirb bargefan, wie ©off fein bargebraφfed Opfer gnäbig aufnahm, aud) wenn bedwegen 2tbel Don feinem 23ruber ftain ermorbef mürbe ( ι . 2 3 η φ Dfïïofe, Âap-4· 23.3ff.). 2Begen feiner grommigEeif wirb allein mit feiner gamilie aud ber ©intflut errettet ( ι . 3 9 η φ TOofe, £ . 7 , 23.8). Cot, ber ilîeffe 2Ibraf)amd ( © . 7 9 3 . 1 ) entrann bem Untergang ber Don © o f t gerflörfen ©fabf ©obom ( ι . 3 3 η φ DTÎofe, St. 19, 23.18ff.). Tiiitá) ben güF>rcr Dïïofed (©. 79 3 . i g unb © , 8 ο 3 . 2 ) mtrb bad 23D[? 3 f r a e ' a u ö ®er Äneφffφaff in 2Ígt)pfen mitten burφ bad

408

2. A n h a n g Dîofe Dïïeer I>inaum ein göff= Iid)eó ©efeí} gegeben. 3m

alten roie im neuen í e f t a m e n f fpielf bie ©eftalt £?at>ibd ( l ì . 7 9

3 . 3 0 ) , beò g r ö ß t e n Ä ö n i g d 3 f c a E ' é 1 0 1 2 - 9 7 2 t>. (5f>r., eine bebeutfame DîoIIe. (ïr g a l t alö

fyeroorragenber

'Pfalmbic^fer, bem 7 3 'Pfalmen ju=

gefprocÇien rourben ( ι . 2 3 η φ bec í í ó n í g e , Ä . 2 unb i . S p r o n i ! , Ä . u f f . ) . 2In feine ©eftalf i ft ο υ φ

80 3 · 2 0 f·) eine befonbere iBerfyeijjung ge=

f n ü p f t , c u f roeldF>e ( ί φ bie meffianifcfje H o f f n u n g ber 2(fraeliten grünbet (f. ® Η φ (Samuel, £ . 7 ) . S?it.

g . Delefaf,

1968,

3oI>.

φείηπφ

•peffalogjí,

3*.2lufïage,

Jpeibelberg

64, 83, 343.

S . 82 Ζ . 14

O i e 2ínfprad)e münbef in ber 23erfünbígung ber ©eburf η α φ (So. ßuEaö,

S . 82 Ζ . 31

ff. I , 23. 4 6 - 5 5 · 2ínlaf3 gur ßobpreifung w a r D î î a r i a s erbon Äennfniö Pon einem erfîen

Sacherklärung

409

2íngriff auf Pefìalojji unì) fein ^jnfïtfuf, em 24. j u n i 1811. 3 Π ©ôftίπgífφeπ ge= lehrten 21njeigen Dom 13.2íprit f>afte ftarl ßubroig eon j a i l e r ( 1 7 5 8 - 1 8 5 4 ) . e ' n ßnfel bed großen ©elefyrten uní Sid^ferö 2XIbrecf»f t>on j a i l e r , einen 2IrtiEel Dcröffentlicfjt, ber ben 23επφί ber £agfa£ung rühmte, bafür aber feljr ungeredFit bíe polííifdje .Spaltung unb bie gcfeQfid^aff[ttf»e Dlioral bon J ) " ^ 0 " Derleumbete. 3aí)[reit^e ©cfjüler unb greunbe Peftalojjid festen fi φ gegen bie ÍBerunglimpfung jur 2Be^r, unb 3 · TOeberer fφrίeb eine erfte ÎSerteibigungôfcfjrifi unter bem Xitel : Das Pestalozzische I n s t i t u t an das Publikum, mit bem Untertitel : Eine Sohutzrede gegen verläumderische Angriffe . . . , bie fyäufiq nur ole Schutzrede jitiert roirb, 1811 (31. 3frael, S a n b I , © . 4 0 9 - 4 2 2 ) . Diefem erfien 2lngriff paliers folgten roeitere 21tta(£en, Diesmal Don Peflalojjçid 23aíerjfabf 3üricf) audgefjenb. © φ ο η i8og fjatte "Prof. 3o()· 3 a f o b j p o t i i n g e r (1750 bid 1819) in einer aurf) gebrucEten 3lebe bie alttlaffifcfye Silbungötoeife gegen 23erbeffe= rungöDerfurfie Derteibigt, roorouf ifjm 1810 Profeffor joFjannee (3rf)ulfi)eg antwortete. 3 « feiner DîepliE an Prof. @dfjultF>efj naF>m Prof. jpottinger 1810 toieber friÉífcfj · 23remid 2Infroort: Ü b e r die Schrift: Pestalozzis Unternehmung . . . er= ferien 1812 aid erfte 21bfeilung in 56 (Seiten; eine groetfe 2Ibteilung ift nidjt e ^ i e n e n . ©egen biefen neuen 2Ingriff Derfafte roieberum 3 · l i e b e r e r eine íReptif: Schließliche Rechtfertigung des Pestalozzischen Instituts gegen seine V e r l e u m d e r . . . (§r fajjtefeine 21ntroort mit (Srgängungen αιιφ in einem jroeiten S a n b Don Pestalozzis Erziehungsunternehmung 1813 gufammen, »orín aud) Don Peffalojji felbjî enthalten ift: Erklärung gegen Herrn Chorherr B r e m i s : Drey Dutzend Bürklische Zeitungsfragen. Xro£ feiner 2Ibneigung gegen PotemiE mujjte biedmal au φ Pefïalojgi felbfl jur §eber greifen (21. 3 f r a e l ' 23anb I , © . 423~44 2 > f· ααΦ unten ben Xejrt © . 125 ff.). ίίΐοφ gehört in biefen ¿είίΠφεη Día^men bie © φ π ^ Pefíalojjid an ©efjeimrat Sei« brüd? (f. unten ben ï e r t © . 221). S a r i n bietet er, lodgetoft Don ben Streitfragen ber (ξροφβ, eine 21bf>anblung über bad ¡ZDefen feiner Dlïetfjobe, flirrt aber αυφ bie ©rünbe an, bie itjn jur Ilnterftü^ung iTtiebererd aid PoIemiEer bewogen I>aben. ßit. 21. 3frael, Pefíalogji^ibliograpfiíe, 29anb I , 1903, 4 0 9 - 4 4 6 . - © . ©irarb, Rapport . . . 1810, in: ß . ©gger, ße φ έ « ©irarb, 23oI. V, 1950. - £ . O T o r f , iöartb I V , © . 2 2 8 - 2 4 6 . - 9Ιϊοηαίϋφε ίΓΪαφπφίεη, 3 " Γ ' Φ ι 8 ι ι , © . 7 8 . - 2IIIgemeine 3 E ' í u n 9 · 2íugdburg, 1811, 3Tr. 84 (25. DKárj). - OTorgenblatt für gebilbete ©tänbe, ©tuttgart 1812 (©eptember), 3ìr. 222. - φ.251.1902, © . 2 i f . - Uber bad Urteil einer prominens ten φ ε Γ ^ η ϋ φ ί ε ί ί i 8 o g - i 8 i 3 fïeïje bie Sriefe Don g . 25. Dlîerçer Don ©φaueπfee in £u» jern an ©taatdrat P a u l Ufîeri in 3 ΰ π φ , Z B 3 " π φ , OTÎfEr. V 473 unb 474» fPeS'eH 2. unb 18.September 1811.

2. Anhang

410 Pestalozzis

erster

Eindruck

von

Girards

Bericht

21m 7. Off06er 1 8 1 0 f;at "Profefjfor g . £reφfe[ in 25em ben gebruáfen 23βπφί ber 2agfaÇungS=&ommiffîon, Oerfagt Don "Pater ©. ©irarb, in beuffφeΓ gaffung an ία[oggi gefanbf, mit folgendem ©(^reiben: Indem ich Ihnen somit eines der ersten Exemplare des Berichtes, so wie ich es v o m Buchbinder erhalten, zusende - noch bevor derselbe öffentlich ausgegeben wird - zweifle ich nicht, Sie werden hierinn einen neuen Beweis meiner Geradheit, sowie meiner unwandelbaren Achtung f ü r Ihre Person finden. F . Trechsel, Prof. Oiefeá perf&nlídfje Ejemplar fyaf fid) im Pefialojgianum 3 " π φ erhalten (Signatur Ρ I I 40), unb eö trägt Eurge Stetigen Don ^)eflaloggi unb Dìieberer, roeldje ben erflen ©n= brutf roiebergeben, ben ber Äreiö Pon 2)Derbon fyatte. 2Iuf ben ©eiten 7 - 9 I>at ber (§mp= fänger mit 3°f)I E n o m 3íonbe Dermerít, too er ©inroänbe gu machen fjatfe, inbern er gu ber Sarjlellung ber Gcrgiefjungeanfíalt fiá) äußerte, loie fie bíe 3 n f f r u W ° n t>orfφrieb: nicht gegeben, ebenfo gur ^Beurteilung beei 2üerts beö nicht gegeben, unb : gur 33Γauφbarfeif beö auch das ist nicht entwikelt. 3 U bem (Satj ©irarbö im 23επφί ©. 1 3 f . , S e r n 1 8 1 0 : Thatsachen reden deutlicher als Worte, fügt PefÌa= Ioggi bie folgenbe 3íanbbemeríung bei : J a w o h l reden ganz verstandene Thatsachen deutlicher als nicht wohl verstandene Worte. Hingegen ist auch wahr, oberflächlich angesehene Thatsachen müssen durch R e d und Gegenred, das ist durch [andere Worte] verständlich gemacht werden. © φ ο η ont (Eingang t>on ©. ©irarbö 25επφί ©. I 5 f . rügt !Peflalc>ggí bai ungrünt>= Ιίφε ÍCorgefjen ber Xagfaf3ungS=Äommiffion, roenn es barin fyeifjf : Mit wahrer Gewissenhaftigkeit haben wir alle charakteristischen Züge derselben [Anstalt] aufgesucht. Pefîaloggi fügt ï r ί f í f φ bei: a l l e in fünf Tagen. 2Benn ©irarb fortfährt (©. 16): . . . Was uns die Zeit nicht erlaubte, an Ort und Stelle selbst a u f s Reine zu bringen, das h a t die Direktion durch schriftliche Mittheilungen zu ergänzen g e s u c h t . . . E s ist möglich, sogar wahrscheinlich, daß in dem Augenblicke, wo derselbe [Bericht] erscheint, er nicht mehr in allen Punkten ohne Ausnahme auf eine Anstalt passen dürfte, die stets nach Vorrückung z u m B e s t e n strebend, dem R u h m entsagt hat, sich selbst immer gleich zu bleiben. S a g ù maá)t 'Pejíaloggí bie 3?anbbemerîung : Aber [Angaben], die richtig angesehen [werden] müßten! Mußte [man] denn keine nähere Veränderung zum Beßren in dem, was würklich dastand, ahnden und fühlen? 3 n feinem ί Β ε π φ ί íjaf @. ©irarb ©. 43 über bas § α φ @efφiφfe αί^φΐίεβρηί ge* fagt : Wie wir vernommen haben, ist dieses F a c h den damit beauftragten Lehrern bisher überlassen worden. Die Direktion — so sagte man uns - sey mit dringendem Angelegenheiten beschäftiget, und habe dasselbe weder durchsehen, noch der Methode genau anpassen können. !PefîaIoggi anfroortet barauf : Hierüber hette m a n v o n der Direction Erläuterung begehren sollen. 3 n ber 3ufammenfaffung bee 23επφtö E>af ©. ©irarb am ©φΗι|3 (©. 2 i 6 ) allgemeine 23emerfungen gemaφf, bie ben 2Biberfpriufj ^efialoggis erroeífen. ©irarb fφríeb guerjî: Schade, daß die Gewalt der Umstände Herrn Pestalozzi immer über die L a u f b a h n hinaustrieb, die ihm sein reiner E i f e r und seine innige Liebe vorgezeichnet hatten. . . Der guten Absicht, den edlen Anstrengungen, der unerschütterlichen Beharrlichkeit soll und wird stets Gerechtigkeit wiederfahren! Benutzen wir die trefflichen Ideen, die der ganzen Unternehmung ursprünglich zu Grunde liegen, befolgen wir lehrreiche Beyspiele, aber bedauern wir auch, daß ein widerwärtiges Ver-

Sacherklärung

411

h ä n g n i s ü b e r e i n e m M a n n e s c h w e b e n m u ß , d e r d u r c h die Gewalt d e r U m s t ä n d e s t e t s g e h i n d e r t w i r d , g e r a d e d a s z u t h u n , w a s er eigentlich will! Vielleicht ist n u r die N a t i o n im S t a n d e , d a s große P r o b l e m d e r allgemeinen Elem e n t a r - E r z i e h u n g z u lösen. Einzelne m ö g e n i h r e m E i f e r u n d i h r e n A b s i c h t e n R a u m g e b e n ; a b e r f ü r Alle z u s p r e c h e n k ö m m t K e i n e m zu. Die N a t i o n allein k e n n t u n d f ü h l t i h r e K r ä f t e u n d B e d ü r f n i s s e u n m i t t e l b a r u n d gewiß. 2itn 3ianbe roieö Pefialogji auf ben 2Bíberfprudj fjin, bag man feine ®emert= farbilbung gar η ί φ ί ríd^fig prüfte, iF>m aber b o φ gleid^fam bíe 23eredf)íigung abfprat^, für feine OTeffjobe an eine allgemeine (Sínfüfjrung in ber ©djroeij gu benfen. ©eine fdjroer lesbaren 3eiten a m 3îanbe lauten : E i n z e r r ü t t e t e r H i r s l a u f t a u s d e m K a t h , in d e n er a u s g e s c h ü t t e t w o r d e n , n i c h t v o n selbst wieder in sein B e k k e n z u r ü k . Soll er die H a n d d e r Liebe, die seine einzeln K ö r n e r auf list, v e r s c h m e h e n ? - W e r ist jez die N a t i o n u n d wer s p r i c h t f ü r sie? J e d e r B ü r g e r a b e r , d e n h u n d e r t e besser U n t e r r i c h t e t e wiedersprechen, [ihm] d e n n oberflächliche, a n m a ß l i c h e V o r w ü r f e m a c [ h e n ] ? 23gl. 21. 3 f r a e [ , P e f l a l o ^ S i b l i o g r a p f j i e , 33b. I , 1903, © . 395-405. ©injelfragen S. 87 Ζ. 1

S. 88 Z. 1

© φ ο η Dor bem Srfdjeinen im SrucE unb ccjl Γεφί feit bem Jç>ecE>fl 1810 » a r man in 3)t>erbon unroillig übet bíe ungenügenbe "Prüfung ber 2In= jîaif. Pèjîalojgi richtete vielleicht ein 3 ' r f u i a r a n feine DHifarbeifer, t>iet= Ιείφί aber oud) ein ^ î u n b f φ r ε í b e n a n einen »eifern Äreiö feiner greunbe, » o r í n er Dor einer Derfrü^fen PoIemtE » a r n f e , tooty im 2Dinfer 1810/11. 3ugleitÇ bat er, bie g e t t e r im llnterric^f ju befeifigen, bie ( ϊ φ bei ber ßjraminierung fjcrauëgeftellf Raffen. Ofine befonbere 2Borfe jlellfe er aber aud) in 2Ιπό(ϊφί, bag bie Jjnffifuteleitung, Pejîalojgi uni» feine älteren DTÎifarbeifer, fid) fpâfer t>Dn 21mfö »egen äugern mürben, © φ ο η DDt bem Drutf F>affe TJoerbon einen (Snfrourf Don © . © i r a r b s 2 3 ε π φ ΐ erhalten. 5 · l i e b e r e r roanbie fid) an baö roeiiere Äommiffiong: mifglieb P r o f . £ r e φ f e l in 23ern unb broljfe mit einer Í33er&ffení= Iίφung feinerfeife, mit Ε π ^ φ ε η 3ufä^en. 21m 24. 1810 erfjob © i r a r b f φ r i f f [ í φ e n &nfpvud) bei P e f t a i o j j i gegen biefen ίΠΐί§6Γαηφ eines (Snfrourfee. 3 n einem © φ rei ben Pom 4· 2tugufi 1810 b e i ^ f e f Xreφfel an © i r a r b Don einem 2 3 ε ^ φ üHiebererö, ber bíe enbgülfige gaffung Pon ©irarbö 2 9 ε π φ ( ju erlangen futfyte, aber an bie eibgenöf* Ι ^ φ ε Äanjlei oerloiefen »orben fei. ßif. 31. S a g u e f , £e P è r e © i r a r b et fon femps. P a r í s 1896, 23ol. I , p. 222, 234ff., 241. - 2Í. 3 f r a e l , PcjlalojjisBíbliograp^íe, 25anb I , in»eis t>on P r o f . O r . 2IrfF)ur ©fein, 25ern. - © . ©irarb, Dfappprf fur I'^nfíífuf be Peftalojji, ébité par 6 . Êgger, g r í b o u r g 1950 (fie P è r e ©irarb, t>oI. V). 2IuS ί η ^ α ΐ ί ΐ ί φ ε π ©rünben íann ber Ënftpurf ju einem © φ κ ^ ε η a n ben ßanbammann ber © φ » ε ί $ a m e l f t e n auf bas §rüf)jaF)r 1811 ba* fierf »erben, g ü r 1811 Eommf in 29είΓαφί: .ίρείπΓίφ S a n t e ! © r i m m Pon 2öarfenfels (1754-1821) in ©oloffjurn. 6 r » u r b e f φ o π 1775 ©rog= raf, 1795 23ürgermeijier, Äleinraf 1803, © φ η ί φ ε ί β 1804-1814, ßanb= a m m a n n 1811. 3 n einem © φ κ ^ ε η an feiπεn Ocfmnttngsfreunb U r s 3t>fepf> ßüftjtj (1765-1837), © f a a f s r a f , ungefähr Pom 19. 3 u n ' 1811, bcflagt (1φ Peflalogji, bag bie Äommiffion ber XagfaÇung ungenügenb

412

2. A n h a n g arbeitete: Die F r a g e , ob wir die I d e e n der Möglichkeit u n d der Ausf ü h r u n g einer E l e m e n t a r m e t h o d e d u r c h u n s e r T h u n heiter g e m a c h t h a b e n , ist n i c h t b e r ü h r t ; folglich ist a n das, w a s ich begehrt, keine H a n d angelegt w o r d e n . W a s soll m i r das Ü b r i g e ? . . . I c h w ä r e gern n a c h Solothurn g e k o m m e n [απ bie XagfaÇung, Sie bort feit bem 3. ^ u n i beriet], ich h e t t e m i c h gern d u r c h Dich zu H e r r n Grim f ü h r e n lassen. Aber sint e i n m a h l ich d e n Geruch, n i c h t der Heiligkeit, wohl a b e r des R u h m s verlohren, so d a c h t e ich, der P a t r e s conscripti einige m ö c h t e n meines D a s y n s lächeln, u n d ich w a r Schalks genug, d a sie sonst jez n i c h t s zu lächeln h a b e n , ihnen a u c h n i c h t Stoff d a f ü r g e b e n zu wollen. I c h will lieber a n einem W e r k arbeiten, d a s d e m diesfeligen L ä c h e l n hoffentlich ein E n d m a c h e n wird. Die Sach ford e r t e n t w e d e r tieffe U n t e r s u c h u n g oder Stillschweigen. E s ist m i r leid, d a ß ich d a s S t a a t s r e d e n d a r ü b e r v e r a n l a s s e t . Möchte d e r R a p p o r t [©irarbö] jez d a s Staatsschweigen d a r ü b e r v e r a n l a s s e n , so geschähe, was ich wünsche.

S. 88 Ζ. 17

S. 88 Z. 22

Οΐαφ biefen 2Iudfüf)rungen ijl ee roafjrfdjeinlicfj, bag ^ e f t a t o j j i auf 216= fenbung feíneé 23riefeö f a m i Setlagen Derjicfjfete. (Er Ijat ja bte Seilagen meift nur (ïijjierf, audi) »eil if>m polemifcfte S i s f u f f i o n unermünfdfjf mar, unb 50g t>or, fein 2Berf üBer S ^ a f u r g e m ä ^ t i f (f. unten (5. 185) weiter* i)in ju förbern. £it. £25ßen, ju einem jeitigen 'Befud) eingelaben, ber bann an ben ©iÇungen im ^ n f l i f u t teiU naljm, alö ein Dorbereiteteö Dlíanuflript gemeínfam überarbeitet »urbe. ÍTtieberer fφreíbf barüber am 7. DTooember 1810 an Don Dîîuralt in P e t e r s b u r g : Sechs W o c h e n lang d i k t i e r t e ich J u l l i e n täglich 8 - 1 0 S t u n d e n . E r n a h m , a u s m i r u n d a n d e r n geschöpft, 33 Cahiers m i t sich f o r t . D i e G r u n d z ü g e meiner g a n z e n Ansicht ü b e r E r z i e h u n g , m a n c h e s N e u e u n d a u c h Geheimnisvolle h a b e ich i h m mitgeteilt. E r h a t t e O h r u n d Sinn f ü r alles; ein vollendeter Spion, wie vielleicht keiner a u ß e r i h m existiert, ein w a h r e r geistiger Blutegel . . . E r t r u g sich z u m F r e u n d des H a u s e s an, wird alles f ü r die Sache t u n . 2lad) ^ e f i a l o g i fjatte benfelben (Einbrucf wie [Rieberet, als er g l e ^ f a l l d

Sacherklärung

413

απ Don DQÎuralf frfjrieb : Die Erscheinung des General J u l l i e n in unserer Mitte ist merkwürdig; er erforscht die Grundsätze unsrer U n ternehmung m i t Niederer mit einer Anstrengung und einer L u s t , wie sie noch niemand erforschte. E r wird seinen K a p p o r t a n den Minister des Innern und a n das Nationalinstitut machen - er muß v o n Folgen sein. 21ttö ben Beratungen mit ^efialogt, TCebecer, ffrüft unb OTieg ging bas 2Beri ijerDor : E s p r i t de la méthode d'éducation de Pestalozzi, suivie et pratiquée dans l'Institut d'éducation d ' Y v e r dun, en Suisse. Dlîilan 1 8 1 2 . 2 £omeö. I : X X + 368 p., I I : 5 1 0 p. ©in 2iuöjug Don 9 1 S e i f e n erfdfjíen gleichfalls 1 8 1 2 in Dîïailanb unter bem ï i f e l : Précis sur l'instruction d'éducation d ' Y v e r d u n , en Suisse, organisée et dirigée p a r Mr. Pestalozzi. (Sine fiarle Umarbeitung Ber Qauptfcfycíft ließ 3 > u ® c n I ® 4 2 ' n P a r i e erfd^einen, X L + 5 6 8 p. 3uHien rourbe in ben 3 < Φ Γ ε η 1 8 1 0 - 1 8 1 7 c ' n g e t i ^ t i g e r §örberer Pe= jîalogjid in granfreid^; fein 23udj roar bas er ff e 2BerE in frangöfifcfier ©ρΓαφε, ηαφ Gi)aDanneë, unb Ijafte flarfe 2Dir?ung, aud) roenn bie f p r a φ l i φ e ©φταηΕε für ^ e f f a í o j j í s eigene 2Berfe ηαίΰ[(ίφ fjemmenb (ίφ auetroirfte. 3 u ® e n befucfyte rmeberfjolt, Hep feine brei €öt>ne bort auäbilben, 50g ©cfjüter unb £et>rer aus feiner .¡peimaf fjeran. S r gehörte 1 8 1 4 au φ bem όΕοηοπιί^φεπ Äornife an unb fvufyte ¿ π ^ φ ε η ben gegriffenen ße^rern ju Dermiffeln, roie au φ eine 23erbinbung Pe= flalogjiö mit Bellenberg ju erneuern. £if. S r i e f b a n b V I I , ©· I 0 0 · gür 233ürft emberg roar 1808/09 ein 2Bírfen 21. in £eíl=

bronn ju Perjeit^nen, foroie 1809 ein £urö über bie neue Dîîet^obe, mit Pfarrer 3 · 25- Senjel. ©eit 1810 l>af ΡοηκΙ^ιηϋφ ber Dlìinifìer ffarl 2iugufÎ Don QBangenFjeim (1773-1850) (ϊφ für ^efialojjiei ©αφε ein= gefegt. Der Kreië in ?)Derbon l>af b u ^ Pielfeitige Korrefponbenj (ϊφ

Sacherklärung

415

bemüht, ben ©önner auf bem ßaufenben ju Ralfen, unb foroofyl Ärüfi, alé auä) DTieberer (íaffeíen bem OTinifter Sefucfje ab. 3 n 3aí>ren i 8 i 1 - 1 8 1 3 tat (ΐφ 3 · lieberer aid fforrefponbent IjerbDr unb empfing »id^fige (Schreiben 2BangenIje:md. Siefer beríφíefe Don feinen planen einet mürttembergifc^en ©d^ulreform, erbaf fid) einen 3)perboner £ei>r= plan, fanbfe einen baηrífφen ©tubienplan (21. 3 a n . , 2 1 . gebr. 1 8 1 2 ) . Dlîif ίΚεφί butfte man in Jlfetbon erwarten, bie balbige ©c^ulerneuerung 2Bürffembetgö roerbe pofifiDe Diefulfate ju S a g e treten iaffen, befonberd tpegen ber 2Inroenbbarfeíf ber OTetf>obe in ö f f e n t ^ e n ^Dolföfcftuten, roie roegen if)rer Œignung für Ijöijere ©tubien, fogar an liniPerfitäten (Seilage I , 3 ' f f e c " u n ö e )·

δ. 89 Ζ. 1 9 f f .

2it. Sriefbanb V I I , ©. 429; V I I I , eíd Pon P r o f . S t . 2irtl)ur ©fein, S e r n . - φ . ©φόne» bäum, (Srnte, 1942, ©. 379ff- - ® g l · bad Urteil Don φ ε ί π π φ 23ο§ über 2Bangeni)eim unb 3ìieberer in: φ . ©φίΙΙεΓ, 23ríefe an (Sotta, 23anb I , ©tuffgart 1925, ©. 3 3 0 - 3 3 ι S i e folgenben brei Seilagen finb nur (Sntroürfe, ΡίεΙΙείφί unter OTit= arbeit 3itebererö, Don frember Jpanb gefφΓÍeben, aber mit Äorrefturen unb 3 u fâÇen Pejialogjiß Derfetjen. W a s mich sehr wundert, liebster Pestalozzi, fφrieb Cabarpe, ist, daß Sie ein unpartheyisohes Gericht von Seiten der T[ag]S[atzungsV[ersammlung], wie sie heute besteht, erwarten konnten. Wäre ich an Ihrer Seite gewesen, so hätte ich Sie vor dem Schritte gewarnt, den Sie sowohl bey ihr als bey dem Land[ammann d ' ] A ] f f r y ] thaten . . . S i e OTefljobe Pefialogjid (înbe bei allen Oligardjen geinbe, weil biefe 3Ιίαφί unb ΓΚείφίαπι beibehalten roollfen. . . . E i n großer Fehler war es dann, liebster Freund, daß Sie sich willig solche Männer zu Richtern erkohren, die gar nicht dazu passen konnten. Daß Sie A f f f r y ] trauten, war auch ein fataler Irrthum. Dieser ehemalige H ö f l i n g hatte von dem ehemaligen französischen] H o f e das feine und artige Benehmen entlehnt, welches damals diese A r t Menschen vor allen andern auszeichnete. Natürlich mußte in einem Lande, wo die ehemaligen Regenten ihre Untergebenen sehr grob anzufahren gewohnt waren, ein entgegengesetztes Benehmen dem ersten L[andammann] viele Freunde erwerben. Ealjarpe fanb fφon bie arped Ijaf Peftalojji bei ben Beilagen angefe|i, lieg aber bie (Sntgegnung auf ben XagfaÇungdberiφf jule^t unDollenbet liegen. ©in 25rief ßaljarped aud "Parie an Pefîalojji, Pom 27. Oftober 1 8 1 1 CPriPatbefïÇ 31lfreb Peftalojji, 3ΰΓίφ), gibt einen ¿pinroeid auf Saturn unb gormat ber brei ¡Beilagen. DTÏit einigem η>0ΓίΙίφβη 2InKang finb biefe rooF)l erfi gegen bad 3 a i > r e ö e n ^ e I ® 1 1 aufgefegt roorben, teilroeife aid Vorlagen für 3ìieberer, muhten aber, roie ber frühere S r i e f Peffa= lojçid, Por ber Polemif TCebererd gurücEtreten.

416

S. 91 Z. 33

S. 92 Z. 10

S. 92 Z. 37 S. 95 Z. 19

S. 97 Ζ. 3

S. 97 Z. 5

2. Anhang Seilage I gibt bíc gebanf[icf)e ©runbíage bee (Sinfprud)« gegen ben S e » π φ ί ber £agfa£ungefommiff!on. S i e 2lnmerfung ift cieliείφί öurcf) 3 · TOeberer Beigefügt roorben, mit bem ipinroeie auf bie briffe Setlage, roo näfjer Don meinen zwei Schriften bie Dtebe ifi. Seilüge I I roiberlegf im einzelnen 13 f ü n f t e bee 35ericfjfei Don © . ©irarö, boppelf gefügt ale gefürgfer £eyf unb ale 2Inftoorf Peffaloggie, beibe Xeile in briffer 'Perfon gefdjrieben. Seiloge I I I bief ef eine ©figge fürroeitereGïrôrf erungen über feljlenbe Unter» furfjunqsieile im offiziellen Seridfjf, mit 23erroeie auf ßiterefur (f. unten). S i e ©teile üorn gerrüftefen Jpirö in Seilage I I Elingf ffarf an geiflidj nafje 2Dorte "Peftaloggie an, groar roeniger in ber 2Bat)I ber DTÎetapljer, aber in inhaltlichem (Sinn. 3 n feiner (Srflärung gegen S r e m i fjatte er gefd^rieben: I c h sehe das heilige Salz unsers innern Wesens . . . in den K o t des Bodens versinken. (ßrgietyungeunferneljmung, S a n b I I , 1813, © . 139.) 3 n feiner ^ufd)tíft en SefbrücE ifí ee Peftaloggie £eit-gebanEe, bag fidj bae © φ ΐ ε φ ί ε Diel eFjer ale bae ©ufe burd^feÇt. © o wirb f)ier tpiberlegf, bag bie 3Tafur felbft für Orbnung forgi. ßouie b'2lffrp (1743 bie a 6 . 3 u n i i 8 i o ) aue greiburg i.lie. war 1809 ßanbammann ber ©t^roeig, unb ale fold^er (Smpfänger ber erften 3«= fφriff an bie ßeitung ber © φ η ^ ε Γ Politi!, Dgl. £ S £ © . - Sriefbanb V I I , © . 4 0 6 f . , 415, 491, 4 9 4 f · - 2Berfbanb X X I , © . 279ff., 427 bie 429, t>gl. unten ben £eyf © . 97, Scilage I I I . (Se iff ηίφί παφ»εί^αΓ, »εΙφεΓ junge ^)err ale Eonfert>aftt>er '¡Potitifec gegen Peftalojgi ßinfprucf) erhoben l>af. S i e gum 3al>r 1848 roar bie © φ π ^ ein lofer ©faatenbunb aue 19 Äanfonen, erff ηαφ^εΓ ein ge|^toffener Sunbeefiaat. (ίό mochte ange= fufytä ber gang οε^φίε&εηεη QïnfroicElung in ben Xeilfìaafen für bie Se= riφferfîaffer fφtDÍerίg geroefen fein, bie ö f f e n t ^ e n ©φϋΐεη mit ber priüafen 2lnffalt gu 2)oerbon in 23εΓε|[είφ gu fe^en. ΏίεΙΙείφί roar roíeberum baran gebaφf, bie ßntgegnung an S r e m i , roie bie neue 3 u f ^ r i f t an bie ïagfa^ung ale gemeinfamee 2öerf von Pestalozzi und seinen Freunden gu beflarieren, roobei Díelleíá)t ge= baφf roar, Seilage I I I , bie gufâÇΙίφεη (Entgegnungen auf im S e r í φ f ©irarbe fefjlenòe Punite, l i e b e r e r gur Dîebigierung gu überlaffen. 3eben= falle iff aber barauf I)inguroeifen, bag Peftaloggie OTitroirfung ααφ an biefer Seilage naφroeiebar ifi. 2Begen ber 23erroenbung ber 3 ' f f e r 3ÎuUe fïelje oben bie Grinleifung mit bem S r i e f ßafjarpee ( © . 4 r 5 unten). 3 n feiner ©φυί5Γεί>ε (Das Pestalozzische I n s t i t u t an das Publikum), 1811, Derfagf im 3 U " biefee 3af)ree, fjafte 3 · Tlieberer © . 1 1 9 gefφríebeπ : K a n n es ein charakterloseres, gleichgültigeres, unbedeutenderes Resultat geben, als das des Null, worauf ihr Antrag [ber Sommiffion an bie ïagfaÇung] hinausläuft? 3 " ber Stage 11 feinee briften öu^enbe, bie ja efappenroeife erfφíeπeπ, í>affe S r e m i boeijaft interpretiert, bag bie (Sjrperten bei £Rie= berer aie ïïïullen gum 23orpdF>ein ïâmen. S i e Schließliche Rechtfertigung Don 1813, © . 186 beríφfigfe, Jîieberer íjabe ηίφί bie ßyperfen, fonbern bae Üíefultat ií>ree 2ínfrage ale « N u l l i t ä t » begeίφπef. grbl. Jpinroeie Don T)rof. 0 r . 2Irfl>ur ©fein, S e r n .

Sacherklärung S. 97 Ζ. 32ff.

417

3 η ben 2Iufgeítfjnungen t>on Seílcge I I I i(ï t>on ber (Sdju^fdjrífí unb einer jtpeiten © φ ri ft, bann roieber Don meiner (erfîen) unb zweiten Schutzschrift bte Diebe, ßeiber fehlen bie ©eitenjaljlen Bei biefec (Sfijje, η>οηαφ of)ne roeifereö übgefefen toerben lönnte, roeffen ©griffen f>ier gemeint fmb. galló "Peflaloggiá 2öerfe gemeint fínb, Eönnte man an bie ßengburger 9îebe, bie (SrElärung gegen iperrn CEl>orl>err 33remi, bie ©cfjriff über bie Jïaturgemâ^fjeit, ober/unb an bie 3 ^ φ π ^ an ©eFjeimraf 0el= brütf benEen. Oie 2ínmerfung in Seilage I gefjf groar baf)in, bie jroei ©rfjriften feien buref) 33remi angefochten rporben. S i e DîepliE Sremiö, ηαφ feinen Drei Dutzend bescheidenen Fragen, aus bem 3 a ( > r e 1812 gleite aber einbeutig auf lieberer; Sremiô Xitel lautete: Über die Schrift: Pestalozzis Unternehmung im Verhältnis zur Zeitkultur, früher genannt das Pestalozzische Institut an das Publikum. Erste Abteilung, enthaltend die Beleuchtung der Beschuldigungen des Herrn J . Niederer gegen den Verfasser, ^ΰπφ, SürEli 1812, 56 @ei= ten (eine groeite Abteilung i fi ηίφί ε^φίεηεη). 3ΐαφ biefen Überlegungen fïnb geroif? Êttf)riften 3 - ÍXÍiebererd íjícc ge= meint : bie Schutzrede (Das Pestalozzische Institut an das Publikum) Don 1811, unb fobann Pestalozzis Erziehungsunternehmung, Sanb I, 1812. 3 n getpiffer .ξηη^φί, Wegen ber boppelbeufigen Xitel CRiebererö, ber quafi im 2Iuffrag beö 3 n P ' i u f ö Γφ«ίΒaf ^eftalojji |1φ bamif befani, f g t . etwa frit. 2Iudgabe, S a n b X V , S . 167 ff. (efroaö fpäter aid 1803 ju batieren). 3 n bem 25επφί Äaroeraud Don 1 8 1 1 roirb ermähnt, bafj PeffalDjji jufammen mit § η ε & η φ 'Pafjíg unter gutem (Srfolg bie alten ΘρΓαφεη bearbeitet fyat. 3 n ber S p ä t j e i t f»at Peftalo^i bann ein (Sdfytoergemicfyt feiner unterrid)tlici)en §or= fφung auf bae fpraφliφe 5 α Φ "erlegt, roofür aber fφDn 1 8 1 1 bie 2tnfä|e t>orf>anben roaren, toie ein 23βπφί im OTorgenblatt für gebilbefe Stänbe, Stuttgart, 3 g · V , 1 8 1 1 , 3tr. 2 2 2 (September) belegt : Die Sprachlehre ist ein besonderer Gegenstand seiner A u f m e r k s a m k e i t , und die A r t , wie die ersten A n f ä n g e des Buchstabirens und Lesens gemacht werden sollen, setzt ihn in ein eben so großes Feuer, als die Idee seiner Armenanstalt und deren A u s f ü h r u n g . F ü r die Sprachelemente arbeitet er jetzt besonders mit den preußischen E l e v e n , unter denen K a v e r a u [Don Peftalojji als K r a f t mensch feijr gefdf)ä£t] sich m i t viel Geschick nach Pestalozzis Ansichten mit der deutschen und französischen Sprache beschäftigt. Ο^αφ 2luöfüf>rungen über Xf). © φ α φ ί ό 23efφäftiguπg mit ber grieφίfφeπ ©ρΓαφΙεί)«, bie ^effatogji alâ ρ^φοίο= giftf>ee OTeífterfíüá rüfjmí, fäfjrf ber 23επφί fort: E b e n so w a r m liegt Pestalozzi seine Naturaliensammlung a m Herzen, die er in den z w e y oder drey J a h r e n , seitdem er sie anlegte, zu einer beträchtlichen Größe, a n Mineralien besonders, gebracht hat und welche v o n vielen Seiten beständig neuen Zuwachs erhält. E s ist merkwürdig, und o f t rührend, mit welcher unbeschreiblich kindlichen Freude ihn jedes neue P r o d u k t erfüllt, und wie er sich a n den ersten Kennzeichen, a n F o r m , F a r b e , Gestaltung etc. ergetzt. Außer d e m persönlichen Interesse, das er daran nimmt, betrachtet er sie in pädagogischer Hinsicht als den zweckmäßigsten Stoff auf Anschauung gegründeter, geordneter Rede-Übungen, die auf einer großen Idee, der des « B u c h s der M ü t t e r » beruhen, und einen Theil desselben ausmachen. Dadurch soll nemlich das K i n d , neben Habituellmachen der S p r a c h k r a f t , in einem solchen U m f a n g e , daß ihm so wenig die wissenschaftliche Terminologie, als der Sprachgebrauch des Lebens fremd und schwierig bleibt, zugleich zu einer lebendigen und durchgreifenden Anschauung und Erkenntniß der N a t u r vorbereitet und f ä h i g gemacht werden. Diese im Institute bereits angefangene und unausgesetzt fortgeführten Sprachübungen zerfallen theils in physische (in denen vor den K i n d e r n Versuche mit den Elementen, z. B . dem Wasser, der L u f t , dem F e u e r etc. vorgenommen werden, und wo dann die K i n d e r das, was sie d a b e y sehen, hören, fühlen etc., benennen und aufsprechen), theils in mineralogische, theils in botanische, und in solche, welche die täglich vor den Augen der K i n d e r stehenden Naturerscheinungen betreffen . . . 3 n ben 3af>ren η α φ 1 8 1 5 |mb tä ©t.ß.Dioti», Oltarj-, 223. S t e r n , T>. Äaifer unb 3 · bie Diel ^cit bafür aufroanbten, nur finb letber biefe 2írbeífen oft η ί φ ί er* galten geblieben.

Sacherklärung

419

2IujjenjìeI)cnbe fjaben ed bebauert, bafj Èie matì)ematifd)etì unb £unftfarf)er ηαφ Pe= jialoggiä Ddïet^obe bearbeitet rourben, roäf>rent> bie ©prad)fäcf)er barin gurüíblieben. 3 n bíefem Sinne fcfjríeb OTinifter Don IBangenfyeim am 22.2lugufì i 8 i 4 an íXtieberer: . . E s t h u t dem Institute unberechenbaren Schaden, daß es überall so viele Anfänge ohne Fortsetzung giebt. Dies gilt namentlich auch vom Sprachunterricht. H ä t t e doch nur Kriisi den Muth gehabt, das, was er für recht hält, hinzustellen. W ä r e es auch mangelhaft gewesen, so h ä t t e man es j a mit einer kritischen Vorrede von Seiten des Instituts begleiten und so die Pestalozzische Idee immer gegen die mangelhafte Ausführung rechtfertigen können. Z B 3 ΰ π φ , 23riefumfcfjlag απ Tße= ftaloggi 383/ 1 56· 211 ä ißorftufe für bie Übungen Ijat 3 · 3îieberer in 6er Wochenschrift für Menschenbildung, 33anb I V , 1811, © . 3 0 - 3 2 unb 4°~48. oerfagt : Elementarverhältnislehre der Sprache als Vorübung auf den grammatischen Unterricht, ^ n berfelben 3eii|'tf)nft finb fobann er|*df)tenen: (3. 1 3 0 - 1 3 6 eine ©nleitung, t>on ^effalojji Derfajjt, © . 1 3 7 - 1 4 3 ein 23ormorf, unb © . 143-217 Übungen, bie fefjr mafytfäeinüd) αηφ Don 3 - ^ ' e i ) c r E C ftammen. 2Bir bringen nur bie ( S i n l e i f u n g gum 21bbrue £I>eobor Ä a r o e r a u bem DTÎinifier t>on ©üoern in Serlin einen 23επφί über ben fpradfjlídjen Unterntf)föbefrieb in ?)t>eròon erfíattet. Gr fpríφf barin αηφ Don feinem eigenen J)Ian einest ©emcntarfpracfjbucfje. 0 e r Sérient ift abgebrutft in φ . © f . V, 1900, © . 7 - 1 2 . 3 n biefem 3ufammenfjang iff η ο φ auf einen fpejieüen £ e i l ber Übungen Fjinguroeifen, «Von den B ä u m e n » indgefamf 74 ©eifen, ber in enger 39ejief)ung gu einem ©ebidjf ^efta= loggid ftef)t : Der B a u m , ftef)e unten Öen Xcri © . 327. ßit. S, 35anb X , © . 132-133. - £). ©φό™*αυηι, ßrnte, 1942, @ . 485. - 21. Jpeu= bäum, 3 · -Speinr. ^eflaloggi, 3.2iufl., ßeipgig 192g, © . 2 7 1 - 2 7 4 . Otto, "Peftaloggi, 2Berf unb 2BoIIen, S e t t i n 1948, © . 5 8 - 6 3 .

Auseinandersetzung mit Chorherr Bremi 23orgefφíφfe Peftaloggie ©ebanEen unb 2Berf finb wegen ifjrer aufrüttelnben DReuFjeit öftere mifj= Derftanben unb αυφ roieberfjolt angegriffen roorben. Güinige ber 1>αΗρί|"αφΙίφεη frühem © e g n e r feien furg erwähnt, um ben Dîafjmen für bie Síáíuffíon mit C5f)orf>err 23 remi gu fφaffen. S i e ÄritiE Don Pfarrer 3Ï. ©teinmüller 1803, aus bem Santon 2lppengetl ïommenb, beruhte Dorrpiegenb auf ρβ^οηΐίφεπ Urfaφen. Sefonbere 33eforgntö Ijegfe man in 3)oerbon, roenn Oppofition im ípeímatEanton aud ρ ο ΐ ί ^ φ ε η ober päbagogtfφen ©rünben [auf mürbe. ßrmäi>nen mir nur etroa bie DTamen t>on ^j. Œ. Jpornec 1806, bann Don ^j. ^j. Jpottinger unb Äadpar ijirgel feit 1809. S i e 3af)te 1 8 1 0 - 1 8 1 3 erroutÇ« fen ju einer magren jfampfjeit für bie ílnftatogemeinfifjaft Don TJoerbon. Unmittelbaren 21nla)3 ¿ur Stellungnahme gegenüber ber neuen OTeffjobe 'Peffaioggiö unb feiner 2Infiatf gab bie Prüfung b u ^ eine tôommiffîon ber eibgen&ffîfdjen ï a g » f a Ç u n g im DToDember 1809 (2Ibbé © . ©irarb, greiburg, 21. DŒÎerian, Safel, P r o f . g . Xreφfe[, S e r n ) . Urteil im gebrutften 2?επφί, baj? in 3)perbon menig gu ©unfîen beö Fjo^ern υηίεΓπφίό gefφeí)e, mu^te bie ^(umaniffen fîuÇig πιαφεη, etroa ÍKeftor ÊPerS

420

2. Anhang

in 2Iarau (2Berfbanb X X I , (S. 237 ff.). 3Tîon modfjte allgemein über bie Sebeirfung bon "Peflalojjiö ßeifiung uneinig fein,roidjfigrourbebie 2IbleI>nung feines TSvmfffyeä, bie neugefunbene ße^rart in ben (5d)tt>eiger ©cfjuten generell einjufû^ren. ©iefer Olíigerfolg rnufjte 'Pejíalojjiá 2íntipoben jur Äritif reijen, anbererfeiíá au φ bie ße^rer bed gur ÍBerteibigung anregen. 3Iuf baö Srfrfjeinen beö gebrucften Xagfa^ungdbeπφfö im Jperbfî 1810 folgte Äritif tn fφärferer §orm, aid eigent^e ^»erabfe^ung unb Seídmpfung Don Pefîalojjie Un» (ernennten, ein 2IrtifeI t>on &a r I ßubroig Don f a l l e t aus Sern, ε^φίεηεη in einer ©öftinger %eitfd)vift im 2Ipril i 8 n . ©ne óffent^e 2Ibroef)t ber ροΙίίίΓφεπ unb mora= ^φεη biefed Opponenten, ber auö blinber §eíπbfφaff ^anbelle, erfφien nunmehr bringenb notroenbig. ©er DÎÎifarbeifer im Pfarrer lieberer, ρί>ί[ο^ρΜ|"φ4ίίεΓαΓί|'φ gut Dorgebitbet, bagu ein fφarffΐnniger Äopf unb getpanbter @djriftfiefler, mürbe mit biefer 2Iufgabe betraut, ©egen Snbe 1811 erfφίeπ feine Äampf= fid^rift: Das Pestalozzische Institut an das Publikum; eine Schutzrede; fíe πφίείε |"ίφ foroofyl gegen bie eïbgenôjifîfcfjen Sjrperten míe gegen ipalíer unb trug bem QSerfaffer t>ieí 2inerfennung ein. 3 m ςίείφεη 3«fpun!t mie Dìiebererà r populär gef>alte= nen Sürflifijen greifagdjeitung §u 3ΰπφ, am 27. September, 4. unb ii.OEfober 1811 brei ©u^enb Bescheidene Fragen an das Pestalozzische Institut Per6ffenfIíφf. 23er= faffer mar ber befannte ©φηΐιηαηη unb Sfjor^err 3of). φείηΗφ Sremt (1772 bie 1837), beffen ßebendbilb Dotauegefyen möge. 3 m 3iet>olufionöraf 1798 SrgieFjungörat gemorben, betätigte er |7φ fφoπ in bamaligen 23orIefungen alò ©egner ber ípeloefif. (Sr rourbe ¡çuerjî 1800 "Profeffor für Dîeligion am 3ürtt>er ßarolinum, 1809 'Profeffor bei ©πeφífφen unb S^or^err, maφfe fiä) bann 1821 Oerbient alö Dliitgrünber beö tyfyiU f)eflenent>ereinö. ©remi t>af ^α^Ικίφε (S^riffcn publijiert, einmal pí)í[oIogifφe 2Berïe, fobann ©φυΐ^βη, ferner Siograpfjien Don 2Infifie£t ΙΙΙπφ, !Prof. 3of>. tinger, φείπαφ Gorroöi. ©eine 2Iuöeinanberfe§ung mit "Peflaloggi roirb in feiner Bebend* befφreίbung, Derfafjf Don Sari 2Bi[f)e[m Jäft, ηίφί erroäf;nf. (3îeuja^rÉibIaff jum Seflen beö 2Baifen^aufed 3 " " Φ '838.) Dlîif feftaloyi fjatte Sremi fφoπ 1798 eine pol í f í f φ e Sifferenj. 2ÍId biefer eine Verteilung ber ©emetnbegüfer, alö ©runblagen für ben Unterhalt t>onftirtfjeunb ΟφυΙε ρ ο ^ φ ^ , gum (ïrfatj für ben 3ε^ηίεη, aber erjl ηαφ (Einführung eines mobernen ge= τεφίεη ©teuerfçflemô, mar αϋφ Sremí neben 3· ßaoater, 3 p f> anneö ©φϋίφε^, 3· 3· ©φίοεί^ει U. α. ÍDerfaffer einer ®egeπfφríff. Oie ftriegönof t>on 1798/99 f>ai bann bie Porgeitige 2Ibfφaffung beei 3ε^ηίεηί oer^inbert, morauö Sremi |"ΐφ ab ob= flegenb füllen burfte. (2Der!banb XII, eftal. 437/V.) 3ur ^)aupffaφe trennte aber ein päbagogifφer ©egenfaÇ bie 23erirefer ber flaf= fîfφ=f>umaπífíifφeπ Silbung in 3ΰπφ Pon φefta10551. ^rof. Srerni roar είπ ΟφΰΙεΓ Don !Prof. @feίπbrüφeI unb ^rof. Sreitinger am Sarolinum, b8m 8Ínffig8n S^or^errenflift, gen^n. 3ufinimen mit ^rof. 3· 3· -fpotfinger fefyte er (Ίφ für bie ^ö^ere Silbung ein, roäljrenb "Pefíalojjí fφoπ in feiner ^ug^nb είπε anbere @tellungnaljme traf (pgl. etma Agis in Sani) I biefer 2Iudgabe). £e|ferer ging in fεínεm Streben ηαφ allgemeiner 33ol!ebi[= bung, fpäter fogar für 21rmenbilbung Don ben ©ebanfen Pon "Prof. Sobmer, Ofabtarjt ^>irgcï unb 2^iffeli in Sern aus, naf>m bamit είηε anbεre GntroidÉIung, alò bie F>oF)e offi'jieüc (3d)ule in 3 ΰ " φ fíe ausübte. 3ur erften poIififφen ©ifferenj Fa m 1803 eine päbagogífφe praffίfφe DIteínungei= Derfφíεbεní)εit i)inju. Prof. Sr8mi geigίε bεm Srjieijungörat bie Sröffnung einer pe(îa= [oJäifφen ©φυΐε in 3ΰΓίφ an, unter bec ßeitung Don Äafpar DaDib iîarbmeçer, ber bei

Sacherklärung

421

•pcflalojjí in 7)t>erï>tm gemefen mar. 23alb rourbe aber bie neue OTefljobe in mobifigierfer 2Brife praftijiert. 3 m 3 a ^ c e 1812 übergab Scemi bann bie Sinfialt an bie ©ebrüber aufgenom* men, fonbern rooUfe (ϊφ mit ber bisherigen, mit ÍTtieberer jufammen unternommenen 23er= teíbigung begnügen.

Sacherklärung 3·

TOebererö

famtí)afte Xitel:

429

briffe © t a r i f f in biefer [ ¡ f e r α r í f φ e n © i s f u f f i o n erfcfjien 1 8 1 3 alö ge=

SInfroorf, mit ¡Keplií an S remi aiö DIÎitfelpunEf ber S a r l e g u n g e n , unter betti Schließliche R e c h t f e r t i g u n g des Pestalozzischen I n s t i t u t s g e g e n seine V e r -

leumder . . .

(31. 3 f c a e ' , !Peflaloggii23ibIiograpf>ie, I , teilung) gleítfjjeítíg a u f Pestalozzis E r k l ä r u n g gegen Herren Chorherr Bremis Drei Dutzend Bürklische Zeitungsfragen,

roie

a u f 3îiebererd

Schließliche

R e c h t f e r t i g u n g . . . antworten.

(Sine

folcfje E n t g e g n u n g 33remiä ifi a b e r η ί φ ί mef>r erft^ienen.

21m 17. OEfober 1813 roarnte iKägeli t>or neuen 31ffad!en (ZB 3 ΰ π φ , Jïïfïr. ^efíal. 612): Will Bremi wirklich hervortreten, so wird er es eben auch, wie Du [TCeberer] vor'm J a h r , aufs Neujahr. Ich zweifle aber noch immer sehr, ob er gesonnen ist zu kommen. Wenigstens ist es mir außer Zweifel, daß einer seiner Freunde, Dr. Römer, links und rechts ausstreut, er [Sremi] werde triumphierend kommen, und das absichtlich ausstreut, um seine Gegner gleichsam gespannt zu halten, hinzuhalten und nach und nach abzuspannen; was eine ganz zweckmäßige Psychologie wäre, wenn man es mit unlistigen und unmerkigen Gegnern zu tun hätte. l i e b e r e r felbft Ijielf fïtfj forooí>I i m ^uniföuü 3 ΰ π φ a u f , um

OTaferial

1 8 1 2 roie α η φ im g r ü ^ j a f j r 1 8 1 3 in

gegen allfällige neue ©dfjritfe ber bortigen © e g n e r gu f a m m e l n

( 3 5 r i e f b a n b V I I I , © . 3 g 6 f . , 4 1 9 , 4 2 6 ) . 3 - 3 - J p o f f i n g e r fjatte ben geljbeljanbfrfjuf) roie= ber a u f g e n o m m e n , © e i n e n gefammelten R e k t o r a t s r e d e n ließ er 1 8 1 3 ein geljamifdjted 23orroorf t>orangef>en, bad mit bem fettgebrucEten © a £ e fc^Io^: H e r r n

Pestalozzis ge-

fährlichste F e i n d e sind seine F r e u n d e , u n d u n t e r diesen der gefährlichste H e r r N i e d e r e r (21. 3 f r a e l , q3eftaloggi=23ibliograpl>ie, S a n b I I I , © . 2 2 ) . © a r a u f antroortete Sp. © . iTtägeli mit einer S r o f r f j ü r e Don 2 8 (Seiten; unter bem Xitel E r k l ä r u n g

an Herrn Joh. Jakob

Hottinger als literarischen A n k l ä g e r

der

F r e u n d e P e s t a l o z z i s . 3 ΰ Γ ί φ , i m © e g e m b e r 1 8 1 3 . © e r nochmalige 31ngriff j p o f f i n g e r ö roar o f f e n b a r a u s g e l ô j î roorben burt^ 3 - TOebererS (Srroäfynung, in feinem 2 B e r E : lozzis E r z i e h u n g s u n t e r n e h m u n g ,

33anb I ,

Pesta-

1 8 1 2 , © . g g , 3 1 1 , 3 4 9 . ©ine DîepliE Spot--

f i n g e r s a u f ip. © . STägeliö S r o f c ^ ü r e , bie a u á ) im DTÎorgenblaff f ü r gebilbete © f ä n b e , Stuttgart

1814, 9 ^ · II,

1 9 , 2 0 , etfdF>ien, ifi η ί φ ί beEannf geroorben. 2 3 g l . 31. 3 f t a e l ,

q3efialoggi=Sibliograp^ie, 23anb I , © . 1 5 - 1 7 ; S a n b I I I , © . 2 2 4 , 2 2 6 . -

φ.231.

i8g4,

© . 2 5 - 4 6 . - g r b l . Jpinroeife Don "Prof. D r . SIcftjur © f e i n , a 3 e m . 3Iitf 3 3 re mi felbfì Earn bie © i e E u f f ï o n 1 8 1 3 gu einem f a E í í f φ e n SIbfcfjtug, α η φ Eeine ÍCerfíánbigung ergíelí rourbe. 3 r o a r ( ) α ί ί · Φ íPejíaíoggi η ο φ ι η α ΐ ί in bíefem 25retni

geäußert, in

feiner Z u s c h r i f t

an

Geheimrat

Delbrück,

©οφ

gefφαí)

roenn über bies

mef>r in bem © i n n , a l e er Tíieberer g l e í φ f α m in DTotroefir Derteibigt fjabe, α η φ roenn er beffen Ä a m p f t o n geroifj η ί φ ί billigte.

©er Sluägang beö ©(reifes groífφen ßf>ori>err Sremi unb 'Pefîaloggi/Drîieberer barf ató ^neπífφieben begeíφnef roerben, bamif für beibe Xeile annehmbar. "Profeffor 25remi

430

2. Anhang

Deficit fein 2Infel)en bei ben n>iffenfd)aftíid)en Greifen 3üridjá meijíená, απφ bei ben poli· fífrfj=Eon|ert>aíit>en ©egnern 2)Derbone, unb επ&ΐίφ bei Dielen 'PäÖagogen, bie frf)on an (ΐφ einen ffonfliff unter (Srjiefjern bebauerfett, befonberd aber ait 6er fjeffigen 2IudbrudËd= roeife in iKiebererö Polemi? 2Inffog nahmen. (Sd mag einen CJIÎagftab für biefe ©c^reibari abgeben, roenn CTtieberer im jroeifen 3 a n b Don Pestalozzis Erziehungsunternehmung feinem ©egner Sremi (tatiftifd^ 92 £ügen, 36 23erfälfcf)ungen unö 20 23erleumbungen nac^juweifen fucate. 2Iuö ber oielfαφ erhalten gebliebenen Äortefponbenj beä Äretfeö Don 7)Derbon mit Dlägeli unb 23ogel in 3 ΰ π φ , mit Don 233angeni;eim in (Stuttgart u. a. lägt |"ίφ ermeffen, bag man Peffalojjiö 2Ibtrefyr gegen Sremi roeifgefyenb billigte, au φ roenn man TCeöererd Χοπ gegen ben « K l o p f f e c h t e r » =©>orf)errn πίφί angegeigt fanb. 2llö Seifpiel fei etroa eine ©teile aus einem Briefe 33. Dlîeçerd Don ©φαυε^εε in £ujern an φ . Uff eri in 3 ί κ ί φ Dom 13. Renner 1813 angeführt (ZB 3 ύ π φ , Dlîfîr. V 474) : · · · habe seither Niederer und Pestalozzi gegen Bremi gelesen. Es sind 4/5 Worte zu viel, unter denen 1 / 5 überflüssig und 8/5 unter der Würde eines sich achtenden Schriftstellers sind. Brfemi] verdient allerdings behandelt zu werden, wie er es wird. Seine Fragen sind so hämisch, lieblos und boshaft, daß sie zum stärksten U n m u t h reizen konnten, besonders da er das Gift so in Formen und gewandten Äußerungen einhüllte, und der geraden Äußerung, bey der er hätte gepakt werden können, auswich; und man begreift, daß sein K a m p f gegen eine solche Lichtgestalt froie ^eflalo^i] das Herz empöhren kan. giir Peftalojji unb feine greunbe roar ber 2íuegang beö ©freiteö infofern Don 23orfeü, alö baö deinen merfbaren ©φαίεπ naf)m; Dielmefjr erlebten fie bie Jreube, bag Diel §reunbe unb ©önner f/φ mit ÜBärme bafür einfetten, unb burφ ben ©freit fanb mamfjeö fon ft Überfeine jeÇt Β ε α φ ί ϋ ΐ ^ . S a d roar Don 333ίφί igf eit, aid 1813-1815 αηφ bie ©φη>εί£ in bie ficiegeroirren einbezogen unb jeitroeife befeÇt rourbe, rooburφ öfonomifφe ©φroíerigfeifeπ gunefjmenb bie 3Inftalt bebrüften. ÍTiieberer perf&nIίφ f>af fid) inbeffen burφ bie £onarf feiner ïserfeibigung 2)eerbone aud) gefφabef. (ïr mug baâ gu fpüren beïommen Ijaben, roedl>alb feine 23eEannfen unb ©önner ítjm burφ p e r f ö n ^ e (Sprüngen aue feiner 25erf}ímmung [jeraudjuljelfen fucfyten, bamíf er πίφί legten (Snbeö 3)ocrûon überhaupt Derlaffe. OTiniffer Don 2Bangenf>eim in Stuttgart Deranlagfe, bag if>m im ^»erbfi 1813 ber ï i t e l eíneá ßljrenboEforsi burφ bie liniDerfität Xübingen Derliei)en rourbe, roe^em bann 1815 ποφ berjenige ber IlniDerfïtât ©iegen folgte. ÍTlur nebenbei gefagt, ift aud) 'Peftalojji einmal ®I>renboEfor geroorben, aber erft 1817, ernannt b u ^ bie liniDerfität 23redlau. 2 3 e r m u f ^ im 3 a n u û c 1813 fφon ijat bie ©φrociJerífφe ßrjiefyungögefel^aft (^räfibenf: Peffalo^i) Derbienten DTÎitgliebern, barunter αηφ Jtieberer, ein Siplom eigend ¿ugefjen Iaffen. Diefe Dielfeitige 2In= erfennung F>affe bei TOeberer eine beru^igenbe ©emütejufiimmung jur Jolge. (23gl. Sriefbanb V I I I , ©. 441-442.) 2Ber b u ^ bie §efybe 23remíé ©φaben na^m, roar jule^t baö S l a f f φ ε ί η π φ SürEliö (1760-1821). Q3iele Cefer intereffierten ftd) πίφί für bie [ίferatifφen ©freitigEeifen ber geíftreíφeπ (£F>orF)erren am ©rogmünfter, unb bie inhumane 2Infeinbung !Peffalojjiâ roirEte fid) für bie 3eifung feFjr ungünftig auö. Qeintid) 23ürEIi foil fid) Eurg Dor feinem £obe über ben EeferDerluff bei feinem DTefifen 2DiIf)elm SürEli beEIagt ^aben: wie wehe es ihm thue, sein Blatt, das nur noch so viele hunderte als früher tausende v o n Abonnenten hatte, mit sich dem Tode entgegen gehen sehen zu müssen. Wilhelm antwortete: J a ! D a s ist begreiflich; das haben die Chorherren mit ihren gelehrten Fehden gethan! Herr Zunftmeister Bürkli war ganz erstaunt, daß die Chorherren

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Sacherklärung

i h m seine Zeitung ruiniert haben; endlich öffneten sich ihm die Augen. B ü r f l i ö 3ürid)er Äalenber 1887. Dlîorf I V , © . 288. 23ermuflíd? bei feinem 21ufenít)alí in 3 ΰ π φ 1 8 1 4 fyat 'Peffalojji η ο φ einen 23 e r f6 Î; = n u n g ö P e r f u c f ) bei 23remi unternommen. 0 e r juoerläfftge 2¡3..£>enmng berít^íet barüber ((ítájulraf an ber Ober Χ , 1 8 1 7 , © . 7 o f . ) : Seit zwei J a h r e n schweigt nun [um 1 8 1 5 ? ] H e r r etc. B r e m i , und Pestalozzi soll ihm bei einem Besuch in seiner Vaterstadt zuerst die H a n d zur Aussöhnung geboten haben. Pestalozzi, seine Methode und A n stalt, sind stärker aus diesem K a m p f hervorgegangen, und die zurückgewiesenen A n g r i f f e und Zweifel haben sie v o r der Welt in ein helleres Licht gesetzt. S i e f e r pofú ficen 21nfícf)í über ben Œrfolg ber Siußeinanberfetjung fyat fíd> au φ bie Pefìalojjiforfdjung f a f ì burd)tt>egä angefrfjtoffen. 2Illgemeine ß i f e t a f u r ju

33remí

J p S ß © . - 2I©23. - g . ©ejung unb 2D. 2BuI>rmann, 3ürd?er Pfarrerbut^, 1952. 31. 3 f r a e [ , Pejía[osíí=23ib[íograpl)¡e, 23anb I , 1903, 4 1 5 - 4 4 5 . - 3 . 3Tieberer, Ve-fialojgiä (ïrjiefyungdunferneFjmung, S a n b I I , 1 8 1 3 . - S 23anb I , 437~446¡ 23anb X I I , er= ben mufjfen. 6 ö fjanbelf )ϊφ Dielmeljr um eine gemüfDo[^freuπb[íφ iro= nífφe (Entgegnung, roíe fíe bem ÍJÍafurell 'Peffalojjie enffpraφ. (Sä ifi anjuneEjmen, bag Dfteberer mit feinem φ ο ί ε ^ φ ε η Temperament f»ärter breinfaijren wollte unb ^efialDjjiö 21nfroorf an S r e m i in biefer g o r m ablehnte. 2Bie ber (5φreibenbe felber fagt ( © . 5 1 3 ) , Fjat er feine 21ud= füf>rungen v o r einem halben J a h r , alfo etroa gegen Snbe χ 8 ι ι ηαφ 3 ΰ π φ gefanbt, um fíe inbíreit Sterni juc (Sinfìcfif jujuftellen, unb if>n fo ju einem f r i e b ^ e n Êinlenfen $u bewegen. Τΐαφ&ειη 23remi aber 1 8 1 2 einen jtoeifen 2Ingriff gegen ^eflalojjiö ^>auß fiartete (f. u.), griff

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S. S. S. S.

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2. Anhang

au φ Pefíalogji gu einem anbern Χοπ, ale in feiner an íHieberer gerief)* tefen ^ u f d ) t i f t , uni Keg feine Erklärung in 23anb I I bet Erziehvmgsunternehmung aufnehmen. 114 Z. 29 SaDÍÍ) 23oge[ (1760-1849) in 3ύπφ War ein after gxeunb ^efialojjiö, urfprüng^ ^u&trbàiSer, 1798 5Ϊαπ£οη£ΐπφίεΓ, 1803-1831 DTCfglieb best kleinen 3ïafd. (Sr fpiefte toäfjrenö jf a f> c m e ' n e widrige 3îolIe alö 23ormunb Don ©otflieb ^eflalogji unb ali 33erafer ber Çamilie in finan» jtellen fragen. 3ufammen mií Jpaná ©eorg îîâgeti »oQfe er 1811 gegen Sterni mit einem ^roje^ Dorgefjen, fíeí>e oben bie (§infuf>rung unb unten ben Xejrt on, wirífe fpdter in SifcfjofegeU unb S t ©allen. Cit. Sriefbanb

VII,

©· 493· S. 119 Ζ. 20ff. "PefîalDjji Derfraf ben ©ebanEen gerechter ©feuern fiaff ber 3 e ! ) n f e n unb ©runbjinfe fdjpn 1798. Or fpielf Fjier auf bie Fjetcefifcfie ÍKePoIuticm an unb auf Sremiö ©egenfcfjrift auf fein erfìee 3el>nfenblaff (fcfjreibf í)íer Don Territoriallasten). 33gl. oben bie (Einführung © . 420. S. 121 Z. 28 Lilliput - 3ìame beò 3 n > e c d e n ' a n ^ e ä ' n 3onafljan ©reifte fatirifd>em Dìo man ©uüioerö Dîeifen (ertgUfcf) erfîmalô 1726, 2 23änbe, oielfacf) überfe^t). S. 122 Z. 5 3 n jebem .Spalbjafjr fanb in 3"ridj bie D^eubeflellung ber 23ef>órben flaff, ungefähr am io.^uni unb 10. Sejember, mit ber2Baf)t am OTeifîertag unb mit ber Sibeëleijîung Don Sürgermeifíer, Dîâfen unb Sürgern am folgenben ©cfjwörfonnfag. ßif. Äarl Oänblifer, ©efdfjidfjfe ber ©fabf unb beö Äanfonö 3üricf), 23anb I I I : Q3on 1712 bie jur ©egenwart. 3ürídj 1912, © . I i f., 502. S. 122 Z. 6 Rappen - fon», ftfjroeijerifdj 'Pfennig. S. 122 Ζ. 24 29erif)folbf$fag (alf 23erdf)feIiíSfag, F>eufig munbarflirf) Bächtelistag) ifî ber jroeife 3 Q nuar, ' n ber beutfdjen ©djroeij off mit ßuflbarfeiten t>er= bunben. Pefîalojjiô ©eburföfag folgte am 12. J a n u a r . S. 125 Z. 5 Sub judice Iis est - Oer ©freit unterfiefpt nod) bem Urteil beö 3lidjfenJ, ηαφ íporaj. 33gl. baju ben Xeyf © . 137 3· Ι3~ΐ5· S. 127 Ζ. 1 Die (Srflärung Pefialoj^iá glieberf fid) in eine allgemeine Darlegung feiner .Spaltung gegenüber 35remiö Angriffen, in eine 2Ipojlropl)e an feine 23aferflabf ^ürid), unb in eine (Erörterung ber Don Sremi auf= geteilten fragen. S. 127 Z. 35f. Pejlalojji Derroeiji f>ier auf 3 · lieberer ale feinen ÜBorffüfjrer unb Sipologefen. Oiefer Pfarrer fam erjî 1803 η αφ 23urgborf, jlanb aber (d)on Dorfjer in Äorrefponbenj (Zeuge genannt). S. 129 Z. 14 Über bie 3îejenfïon aus ©öffingen fiefje ben Xejrf © . 139 3· 2 7 un & bie ©ad)erflärung ju Ä. ß. t>on ípaller, © . 142 3· 4· S. 129 Z. 21 Gallimathias - perworrenee ©efcfirpäfj. S e r Begriff iff abgeleitet t>on ben Prüflingen ber ©orbonne in Parie, gricci). 9Iîaff)eia - 2Biffen. S. 130 Ζ. 23f. 6in Sauer, weldjer ber beuffdfjen ©pradje mâcfjtig war, beläfiigte einen ßeljrer auö 2)oeri>on im naf>en iTleudjâfel (Neuenbürg) tjanbgreiflicf). Oer 23orfaII wirb aud) in 3· TOebererä Schließlicher Rechtfertigung erwähnt, 1813, © . 17, ale Pon etwa OTiffe OEfober 1811. Sefeiligf war an bem 23orfaU Äarl 3u(iuö 33torfjmann (1786-1855) auá ©atufen, in ben ^afjren 1809-1816 im 3n|í'íufáunferrí(^f fäfig. 3 · Ρ ο η OTuralf in Petersburg erwähnt bie 2iffäre in feinem ©cfjreiben Pom 24. J a n u a r 28 Pestalozzi Werke Bd. 23

434

S. 130 S. 131

S. 133

S. 135

S. 135 S. 137 S. 137 S. 137

2. Anhang

1812 απ peftato^í, roae efroaö auffallenb iff: Als Hauptverbrechen will man Brami aufbürden, daß Herr Bioehmann in einer Schenke deswegen geprügelt worden. Dies wird in einem Briefe von Yverdon an Brämi «die erste Lumpenwirkung» seiner Fragen genannt, wahrlich ein edler Ausdruck. (ZB 3ΰπφ, Dîifïc. 'Pefîal. 250/11.) 2íf. Sriefbanb V I I , ©. 338. Z. 29 Über 3îafeil)err 0at>íb 23ogeI unb feine ÏBerfjanblungen mit 25remi fïefye oben bie ©nfüfyrung ©. 4 3 7 unb tie ©Qc^erflärung ju ©. 1 τ4 3· 2g. Ζ. 15ff. Sremié groeífe ©tariff toar offiziell gegen 3 · TOe&erer geríφfef, traf aber eben fo fel)t peftalo^i unb fein ^nftifut ; fieroarroof)!ga 21nfang 1813 in 2)DerE>ori beEannf geroorben. ^efialojji fanbfe ein Äonjepf feiner ^xer Dorliegenben (Srilärung an Seiannfe in furiti), in ber Hoffnung, feine (Entgegnung roürbe burcf) ein ©níeníen 23remíe unnötig roerben; fc^on ein fjalbeö 3al)t jut>or, alfo DielIcïcÇif gegen GÜnbe 1811, ijaffe et fïdj |u biefem inbireffen ©tariff enffφIoffeπ. ipier mufjfe er fi φ bereit fi'nben, feine (Etflärung im groeiten 23anb t>on 3 · 3ìieberer 1813 aufge= nommen ju fef>en. Cit. 3 - D^ieberer, 'P'a (Srjiefjungeunterneijmimg, Sanb I I , 1813, ©. 89ff.; 95. - -Sp.TOorf, Sanb I V , ©. 278. Z. 11 3Π ©φΐΰφί bei Cappel a.2I. erlitten bic $ürd)er 1531 eine lieber» läge gegen bie ίαφο^φεη innern Drfe. ©er Untertan 2Ibam 3Täf (1504 biö 1571) fon ffappel rettete baö 23anner ber ^ütd)er, rourbe bafür 1533 23ürger ber ©tabi. Gür erhielt αυφ 1550 ein jpanblef>en unb roírEfe 1561-1568 alé 23ogf ψ Raufen a.21. ßif. £25ß©." Z. 5ff. "Peftalogji nimmt alö ΟΓείφπί^ 3°fepl), &en ¡üngfíen ©oí)ti unb ber ÍRaljel, bet, Don feinen Srübern ηαφ 21gi)pfen eeríauft, bort jum ÍKetter beö ßanbeö unb feíneé ©famrrted reurbe. 1. 23υφ OTofe, £ap. 37' ^ iff. Ζ. 25 Sanscülotten (faná culotteö - oljne ffnieí)ofen) roar ber ©poffname für bie 3îet>olufionâre in §ΓαηΪΓείφ, bie nur Pantalone» (lange ipofen) trugen. Z. 13-15 Odi profanum vulgus - ηαφ ijoraj. ©iefje αυφ üben ben Xejrt ©. 125 3- 5, unb reeifere latein^e 3'tate ©. 260 3· 7 ff- uni" ©· 265. 267. 272f. (an Celbrücf). Z. 16 John Bull - urfprüng^ ©poffname für bie ©nglänber, F>icr allgemein für ben ©ηΓφ^φπίίί^ΰ^εΓ Derroenbef. Z. 20ff. Über φrofeffor 3 . 3 . ípoftínger am Sarolinum fíefje oben ju ©. 85. (Sr Ιίε(} in ber Seilage jur Sürflijeitung (3ΰπφ) i8og, 3>Ir. 44· ""m 3· iTîoDember, aud) feparaf in 36 ©citen, ε^φείπεη: Bin Blick auf einige neuere Verbessenmgs-Versuche des Unterrichts in einer Rede bey Gelegenheit der öffentlichen Bücherausteilung... Sarin fteûi er Peffalojgi neben (Someniue, Kouffeau unb Safeboro als Eeufe f)in, die die Welt mit eitlen Hoffnungen erfüllt, aber nichts erfüllt hätten, was sie verheißen. 21moö Someniue (1592-1670) roar ber füf»renbe "Päbagog beâ iy.^jaf)TF)unberta, Dìouffeau unb Safeboro í)ifÍDCÍfc^e ©eftalfen. Peftalojji ba= gegen roar burφ Jpoffingerö ftrítií in einem enffφeíbenben 2Iugenb[ii£ getroffen unb rttußfe ben aud feiner 23aferftabf fommenben 2lngriff (tac? empfi'nben. öaju Earn, bag jpoffinget unb jeÇf Sremi ií)re 2ίη)1φί in

Sacherklärung

S. 137 Ζ. 21 S. 142 Ζ 4

S. 143 Ζ. 25 S. 144 Ζ. 2 3 S. 145 Z. 20 S. 148 Ζ. 18f. S. 148 Z. 27f.

S. 148 Ζ. 31 S. 150 Ζ. 32 S. 151 Z. 30 S. 152 Z. 16

435

6er Sürflijeitung oF>ne Sefjinöecung burc^ öie 3ütrf)ec ßenfur auö= brücfen burffen, roäf>renb er felBft bei mehreren ©elegenljeifen burtf) biefe Selj&rbe benarfjteiligf tourbe. £it. 2Í. 3 f r û c ' . PeftoIojji=Si6Iíograpljie, S a n b I , n in biefer ,ξΗη(ϊφί ju Γηί^ταπφεπ ίΓαφίε. 2ίϋφ pon ber eigenen pfI)φífφen Stnlage fpriφf ì?efìaIoggi im Äontrafi ¿um 23er(tanbeeroefen BonTCeberereSäten f. (Sc fief»t (1φ alé ©efüt)td = Γηει^φεη, ber in feinem Senïen Don ber immebíafen 2ín|^auutig auágef>f, bas eigent^e ¡Reflektieren ablehnt, Die Oíftanj ^abenbe 3ΐαφη>εΙί eríennf richtig im belebten ©efûljleroefen bée ^dbagogen unb im barauf einfe^enben reinen 2Ιι^φαιιεη Peffalojiçie ©eniatifät. Oie gugefyörige ©efdljrbung burφ bie maπίfφ=bepreffÏDe ííntage fann ηίφί überfeinenroerben.3 Π einem 3Ιΐε^φεη gang anbern ÍRaturelle n>ie TCeberer fanb "Peflalogji einen günftigen ©egenpol, ber feine (5igenl>eif ηίφί bebrofjfe, folange er ηίφί tuie in fpätern 3a^ren ben iöorrang an* jlrebfe, (ΐφ felber aid ben rirfjfigen 'JJeflalojjianet empfanb. S. 159 Ζ. 13ff. Sie einjetnen gunite in paragraph 55, in benen DTieberer, groar in grageform, boφ real mit 3 n i u r ' e n angegriffen roorben ffï, fìnb in Sp. O^ägeliö Srief Dom 13. íTíot». 1811 an 'Pefîalojgi aufgegriffen toorben, fief>e baju bie ßinfüt>rung ©. 4 2 7· S. 160 Z. 29 Styli - foto. 35Γα«φ, ΰΜίφ S. 160 Ζ. 39 Die 2Ingabe ©.80 in ber 2Inmerfung beruht auf einem ©ruífef»ler, ba Scemici €kf)cift nur 56 ©eifen auftoeijî. S. 162 Ζ. 5 Über ßanbammann b'2Iffrr> fícFte oben ben £ejf ©. 92 3· io S. 162 Ζ. 14f. Sie 2ínfpielung aufroeifereDtominafionen für bie DTÍifglieÓfcfjaft ber Äommiffton fann vielleicht teilroeife bafjin beantwortet roerben, bag Öefan ©. fon Sern unb Œfjorljerr (Äanoniiue) 3· 3- ípottinger Don 3ΰπφ bafür ermähnt roerben, inbeffen bie 9Hitroirfung aber ab= gelernt fjaben. Cit. 21. 3frael, 'Pefía[ojjí=Sib[íograpf)íe, I, ©. 395. S. 163 Ζ. 26 Proton pseudos - foro, erfîe 23erírrung, og[. 2Borterf[árung. S. 164 Ζ. 20 hanc veniam - mir bitten um biefe (Erlaubnis unb geben fíe roieberum, ηαφ ^)orag, Dg[. bie 2BorterfIärung. S. 166 Z. 19 3ilö 33orfai)ren fìnb ^elbengefîalten beë ©φΓοεί^εΓ OTiftelalferá er= rodant, fo 2BiIf)eIm XeII, eine fagenf»afte gigur ale ©φrourgenoffe bee er ft en Εΐϊ^ει^^φεη 25unbee unbOTörberbeö üanboogfed ©e^ler (son g. ©φίΙΙεΓ ate Srama gebíφfef), fobann 2Berner ©ίαυ^αφεΓ, einer ber erffen brei (Sibgenoffen, unb fd)lít$líd) Srrti (2Irnolb) 2Binfetrieb,

Sacherklärung S. 166 Z. 23

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6er mit (einem Sinjaif Sie ©φΐαφί bei ©ειηραφ enffd?iet)en Ijat. Pereat - er Derberbe !

S 166 Ζ. 38f. fruges consumere nati - nur jum (äffen ©eborene, b. i. Dlíü^iggánger, servum pecus - ©flaoendiel), t>g[. bie 2BorterfIärung. S. 167 Z. 4 Schaden Josephs fïelje Jîatf)trag (S. 461. S. 168 Z. 20ff. 3um ©í»Iug gab Pejìalojji feinem ©cf;merje darüber bereiten 2íuets bruì, bafj er gerabe in feiner ißaferjiabf 3üriφ fo oiel 2Infeinbung er= lebe, roätjreni) er, befonberd bann 1814. ("φ intenfÏD für polííifc^e 3ïeu= beiebung einfeÇen follie, gumal bei ©φaff^πg einer neuen ftanionâ= Derfaffung, wie er bad au φ fφc>n 1802/03 getan f>atte. 0οφ ging ber ©egenfaÇ jtvifcfjen ber rein [)ΐπτιαπίίΗίφίη Silbung, tuie fíe bie Sf)ot= Fierren ^»offinger, Sremi unb anbere t>erfrafen, unb ber p f t ) d ) o l o g i ( d ) ' Γεαίί^φεη £ef>rweife, wie fie iPefïalogjiô DIÎefi»obe entwiíeln follie, auf bie 3 u 9 c n ®i e ' f π α Φ àet Dlïifte bed i8.3ufjrí>unbertd jurücf.

Am Neujahrstage 1812 2lllgemeined

Oie Xonarf ber Diebe am DÏeujatjr 1812 i ftfydríerals ein 3a[>r juDor. DHujjfe ber ÍRebner bamald nur auf interne ©treitigfeiten fjinroeifert, ΐυείφε ben ¡ZBeggang einer 2In= 1 yú)í lief) re r jur golge Raiten, fo iff im abgelaufenen ηίφί nur tpeiterer SIbgang gu Derje^nen gewefen (oon Xürf), fonbern ed famen fφarfe 2IttacEen ^οφ9ε|ΐεΙΙίβΓ @eg= ner Ijinju, Don Sremi unb D. .Spaller in erfter ßinie. ©εηποφroar"Peffatojjie Dlîut unge= broφen) unb er Derftanb ed, bie 2eF>rer (barunter Diele neue) auf bad gemeinfame 3iel aud= ¿uríá)ten. 3ϊαφ ben allgemeinen 2Sorten begrüßte er feφd ©ruppen feiner .Çaudgemen^aft; in 21Βη>Εΐφυη9 bon ber fonffigen Prärie werben f ä m t ^ e ©lieber bed ßeljrförperd einzeln mit tarnen genannt, ί)όφ^εηβ οίεΙΙείφί ein jum Unterlegter aufgefîi egener 3°gling übergangen. Oie 2lnrebe gruppierte wie folgt: a) S i e ijaupfleljrer iTlieberer unb ftrüfi, b) bie im JpaatS aufgerDaφfenen, 311 OTifle^rern befiimmfen 3°glinge (©olbi ufro.), c) bie weiter jugejogenen ©^roeijer Cef)rer (2BeiIenmann ufw.), b) bie aud bem 21uelanö berufenen ^öbagogen (©φαφί ufw.), e) bie preu0ifφen (Slroen (ffawerau ufw.), unb am ©φΐιι^ f) 3lnna !Peflalojji, bie gamilie ber ©φwíegerfDφfer Suffer, fowie Dîofette Äaflfjofer, bie ßeiferin ber £όφίεΓαη(ΐαΙί. 2lngef^td if»rer Sebeutung naf)m ^efialojgi αιιφ biefe Diebe in feine ©Dnberaudgabe : Etliche meiner Reden an mein Haus, [o.O. um 1813] auf, wie a u d ) in bie Sotta= 2ludgabe, Sanb X I , 1823. £it. 31. 3frael, "Pefialo^SiMiograpfjie, Sanb I, ©. 359. - S?. Dliorf, Sanb I V , ©. 299-303, 503 f. - S, Sanb X , © . 472, 636. - Sp. ©φönebaum, Qtrnfe, 1942, © . 53 f. g. £uber unb 2B. Älaufer, ©er £el)retfireif in Oferten, Sern 1946, ©. 164-165. - Ve·jlalojgi unb feine 3eit int Silbe, 3ΰπφ 1928. 23ίΕαπηίΙιφ fînb ηίφί alle Sieben î)eflaIojjid erhalten geblíeben. 3 Π einem ©φreibeπ Pom 8. ©eptember 1812 gibt Ä. 3 · ΒΙοφπιαπη einige Äunbe Don ber Settagdrebe biefed

438

2. Anhang

Nachmittags predigte Pestalozzi. D a diese vortreffliche Rede wahrscheinlich bald unter der Sammlung der andern in Druck kommt [ifi πίφί gcfdje^cn], so lasse ich sie Dir nicht erst abschreiben, sondern schicke sie Dir in der Fortsetzung der Bogen gedruckt. Der Vater n a h m in derselben von den lieben Preußen feierlich Abschied u n d dankte denselben f ü r ihre Liebe u n d kindliche Anhänglichkeit. E s war Alles sehr gerührt. Als er geendigt hatte, t r a t der Regierungsrath Graff auf u n d hielt unvorbereitet, vom innern Gefühl ergriffen, eine kurze Abschiedsrede . . . Nach ihm t r a t der gute, liebe Dreist auf, tief gerührt, u n d dankte im N a m e n der Andern f ü r die viele genossene Liebe und drückte seinen Schmerz über die nahe Trennung aus. Der schöne, feierliche Gesang des Agnus Dei machte den Beschluß des Gottesdienstes, ungefähr gegen fünf U h r nachmittags. Cif. 21. j f r a c t , 'Peftalogjiö 3n|tifuf in Oferten, ©oíF>a 1900, 64. 21πφ bie ©rabrebe Peflalojjis auf ben am 22. OEiober 1812 im 2lifer Don nur 38 3¡al)ren eerflorbenen OEonomen OTafijiaö ff ruft iff πίφί erhalten, ff.^. 23[οφιηαηη fφríeb barüber an feine 23rauf Díenafe (Sib 1er in ßinbau S l . : Wir sangen die erste H ä l f t e des Liedes : Wie sie so sanft ruhn, drauf hielt der Vater einen Vortrag — o meine R e n a t e - das war meine zweite selige Stunde; fast noch nie habe ich den Vater so erhaben, so ergreifend, so menschlich hoch sprechen hören. Ach, hättest D u doch diese Stunde mit uns theilen können! E r sprach darüber, wie der Mensch durch Armuth, Leiden, Krankheit u n d Tod zur wahren Größe einer göttlichen Gesinnung sich erhebe, und wie vorzüglich a m Totenbette die Stimme Gottes an die Menschheit ergehe. Mit dem Feuer seines großen, herrlichen Gemüths sprach der edle Vater diese Worte. Ich schreibe sie Dir, mein Engel, auf jeden Fall a b u n d schicke sie Dir das nächste Mal, wo ich etwas durch den Fourgon a n Dich abgehen lasse. A m Ende sangen wir die letzten Verse v o n : Wie sie so sanft ruhn, und so endigte sich das Leichenbegängnis mit der größten Feierlichkeit u n d nicht ohne bleibenden Eindruck. Selber ifi meber bie Derfprt^ene Drîίeberfφríff nod) ber in 21uäfidft genommene Drucf biefer Diebe ^eftalojgiö erhalten gebtieben. £if. 21. j f r a e l , 'Pcftaloj^íe ^nffííuí in ^ferien, @ofí)a 1900, ©. 82 f. 2Ιπφ f o n ber DTeuja^rârebe Pon 1813 fjaben roir auá 23Ιοφιηαηηβ ( ^ r e i b e n an feine S r a u t ffenntníé, tpenn ααφ ber Xeçt fef)Ií. 2Im 22.Cejember 1812 fφrieb er: Die gute F r a u Pestalozzi ist seit mehrern Wochen immer krank, oft bedenklich — u n d schon deshalb will m a n zu viele rauschende Vergnügungen vermeiden, u n d d a n n auch der ökonomischen Lage des I n s t i t u t s wegen. Der Vater wird am Neujahrsmorgen predigen, dann wird die Austheilung der Geschenke sein. 23om ι. J a n u a r 1813 lauiefe benn ber ípímpeís, Ieíber nur ganj Eurj: . . . Ein feierlicher Gesang ertönte, das erste Mal mit Orgeltönen begleitet, dies war ergreifend u n d erhebend; drauf sprach der Vater herzliche Worte, u n d Gesang beschloß. £if. 21. 3frael, Peftalo&íá j n f f í f u t in ^ferien, @Dff)a 1900, 89, 92. ©injelfragen S. 174 Z. 35

f a n n e d lieberer (1779-1843), aus bem ffanfon 2IppenjeH ftam= menb, fam als 'Pfarrer 1803 ju ^efîalojji ηαφ 23urgborf, rourbe £eljrer für Religion unb ©ρΓαφεη. (Sr traf immer me^r als 233ortfüijrer ber 2tnffatí auf, alé "Peffalo^is OTefíjDbe unb XäfigEeif feit ber Prüfung 2)derbonö burφ bie ffommiffïon ber Xagfa^ung angegriffen würben. 3 n ben 1810-1815 n > a r e c leííenbe ©eíjilfe "Pejíalogid, jroar

Sacherklärung

S. 174 Z. 35

439

Don anberer ©eifiedart, inbem er ηίφί bíc praítifi^=fojia[c jpaltung •Pefialojjtö einnahm, fonbern meljr einer infelle?fualiffifcf>en unb tfyeoretifefyen 21uö(egung ber neuen 37ieff>o&e guneigte. D a er bie Π>írffφaff= Ιίφβ ffrife beö πίφί gu meifíern Dermoc^fe, mufjfe er ηαφ 1 8 1 5 Dor bem jungem, tatfräftigen 2ef)rer ^ofepf) @φηιί& gurüiftreten unì) (φίεό ι8ιγ auö. 3ufamnten mit feiner S r a u 3?ofette, geb. Äaflf»ofer, leitete er baö £οφίεππ(Ιίίπί, baö er 1837 Don 2)Derbon παφ ©enf Der» legte, » 0 er aud) ffarb. £it. Sriefbanb V I I I , © . 368 (mit roeifern Síngaben). - 23gl. oben ben Xejrf © . 3 3 . 1 f f . unb Bie gugeljörige (Sc^erflärung. •peftaloggi f>af 3Tie6erer in formalen Singen, fpegiell αηφ in pf)ilofo= pi)iftf)cr ,ίρίη^φί, aujjerorbent^ gefφäí}f, if>m aud) gelegenfIíφ (wie bei ber £engburger íHebe) bie Überarbeitung feiner ( g r i f f e n anüertraut. (Sin geiftiger ©egenfaÇ Ser beiben Cîîânner fam it>m erft αΙΙηιάΙ)Ιίφ gum 25erou(3tfein. jpier befunbet er bie JiotroenbigEeit, ÎJÎiebererô grojje 2In= lagen f/φ für fein ijauö unb fein 2Berf gu erhalten, um 6er höheren Richtung roillen, Sie TCeberer ifynen gegeben. (Sr nennt φη empfyatifd) bie erste Stütze feines 2Berfeé. Sie 23emunberung ÍRiebereref burφ 'Pefîalojji Fjielf αιιφ fernerhin an unb fteigerte fid} fogar bei ber ÍBerljeiratung beö £el)rerö mit Dîofeffe Äaftfjofer im grüf)jaf)r ι 8 ι 4 · 23efiimmt butφ "Pefíaloggiá 23em>öl>nung Eam 3ïieberer gum ©lauben, feinem Jlîeifter ί}οφ überlegen gu fein, if>n Derteibigen gu muffen. 3 m S 0 ^ ^ 2 9 t>at DTIieberer, aud) ÜSorroürfe über Êtf)ult>erfâumniffe abn>ef>renb, fi φ bagu geäußert: Zum Stundengeber hat mich Pestalozzi nie weder bestellt, noch hätte ich mich dazu anstellen lassen, wohl aber zum s i t t l i c h e n W ä c h t e r . Diesfalls hatte ich nicht nur keine Stunde versäumt, sondern Tag und Nacht gewacht, meine Ruhe, meine Gesundheit geopfert und meinen guten Namen vor der Welt in die Schanze geschlagen. (ZB 3ΰπφ, OHffr. "Peftal. 7 1 6 / 7 ; fr&I. £ínroeíá Don 'Prof. S r . 21. ©fein, Sern.) •peflaloggí í>af im ßeljrerftreif, beiTOebereröllnoerföfjn^feit, bie ¡ai)ielange 25ermöf)nung geroijj bebauerf. S o nannte er φη (Sriefbanb X , rer für ©praφfäφer, ali ©eEretär beö 3nfiifut£t, alö ÍGertreter im 2Iudlanb wie geitroeife alö Ceiter beä

2. Anhang

440

Xódjferínfíifutó. Peftalogji roupie »oljl feine einfache, gütige 2Irt, ηίφί immer abet feinefcielfeifigeXätigfeit richtig ju fdjä^en, gibt bae F)ier offen ju. ßif. 23riefbanb V I I I , ©. 379; I X , ©. 429 (mit »eifern Eingaben). - 33gl. αηφ oben ben ïeyf ©. 3 3· 1ι ff· S. 176 Z. 13 Peftalojji begrüfjf íjiec mii 3iamen oier feiner ju Unterlefjrern aufge= ftiegenen 3&glinge, bie (ϊφ bei ber 2íueeinanberfe|ung 1811 ηίφί t)on if)m geroenbef fatten: 2lnbreae ©ölbi (1786-1840) aue ©emt»alb, fff. ©(.©allen, mar 1805-1818 juerft (E^üler, bann Secret für TOaftyema* fif im 3nfii(uf. (Sr unterricf)teert>or. ßif. Sriefbanb V I I I , ©. 381. Sljriffian ßeuenberger, Οε^ηίΙίφ aus ßangnau, fff. Sern, traf in 25urg= borf in bie 2Infîalt ein, »irffe 1810 bie 3Iiai 1812 ale ßeljrer für Per»

Sacherklärung

441

("φϊε&Επε 5άφ«Γ, war nûcfjFjer offenbar in feiner Jijeimafgemeinbe tätig. Cit. Brief banb IX, 6. 387 f. S. 177 Z. 30f. 23on ben ferner gugegogenen auölänbifc^en ßeljrern werben il>rer Pier in ber 2Inrebe jufammengefafjt : Xfjeobor ©φαφί (1786-1870) aud Sram^weig, roirfte 1810-1813 in 7)t>erbon als ßeljrer für ©efφíφfe unb ©ρΓαφε, gab αηφ im Χ6φίεΓ= inftitut ϋπίεΓπφί. ©pater amtete er in Jpofwçl, inOTainjunb an ber I)öf)ern @ewerbefφu[e in Sarmfiabf. ßit. 23riefbanb VIII, ©. 406. Äarl 3uftuö Sloifjmann (1786-1855) aud 3ΐείφ(ΐαί>ί, ©aφfeπ, gab 1809-1816 ΙΙηίβΓπφί im 3n(îituf ju 2)oerbon, mürbe ηαφ feiner 3îûcE= leljr ßeifer einer (SrjteFjungsanflalf in Dredben. ßit. Sriefbanb VIII, ©. 364 (mit weitem 2ingaben). 2BiIF>elm φείηπφ 2It£ermann (1789-1848) aud 2ΙηεΓ&αφ, ©aφfen, weilte 1811-1813 ' m ^njlifuf, fef>rte ηαφ bem gelbjug unb ηαφ einem 21ufentf>alt in ßonbon 1815-1817 ale ßeijrer für ©ρΓαφεη jurücf. 31αφ feiner ^)eimfef)r war er $ιιπαφ|ί in 3"fî'tuten in UBiedbaben unb §ranf= furt a. 3tR. tätig, feit 1820 an ber DKufte^ute in granffurt. ßit. 23rief= banb IX, @. 477. Julien ßefjmann auö Dlanci) (§ranErcicf)) roirffe aid ßefjrer für grang&= fifty Don 1810 bid 1814 in 2)t>erbon. 31αφ feinem 2Beggang grünbete er ein eigenem (Srjiefjungëinjîiiut in Safel. ßit. 23riefbanb VIII, ©.390 f. S. 177 Z. 35f. Die erfîen, feit 1809 in Tbfròcm (ιφ auff)altenben ρκη|^φεπ (Sieden werben in befonberer ©ruppe angefprc^en: §πε0πφ Äatoerau (1789-1844) auö (gibing (2Befîpreugen) F)ielÉ f/φ 1809-1812 in 3)Derbon auf, wirfte feit 1815 aid Oberlehrer in Sunglau, würbe 1825 Direftor bed 2Baifenl>aufed in Äönigdberg, 1828 ©entinar* bireïtor in Sunjiau, 1837 iKegierungd* unb ©φϋίΓαί in Äödlin. ßit. Sriefbanb VIII, ©. 378. 3¡oI). 2Bilf>elmOTatfjiadpenning (1783-1868) auá 3lügenwalbe (Pom= mern) war 1806-1809 ßeijrer an einem ^jrifííÉut in Safel, weifte 180g bid 1812 in 3)t>erbon, JJÌartfja !Pfenninger aud 3üriφ· 6r be= tätigte fity feit 1815 aid ©eminarbireftor in Sunjlau, war 1827-1851 ©eminarbireEtor in Äodlin, überfiebelte 1857 ηαφ 3ΰπφ, wo er aaty fiarb. ßit. 23riefbanb VIII, ©. 378 (mit weitem 3Ingaben). Äarl 2lugujl ©ottlieb ©reift (1784-1836), auty aud Kügenwalbe, amtete aid ßefjrer in ©φ!ε(ΐεη, untemcfytete 1809-1812 ©euffφ unb Dîîufïf in J)Decbon. ©eit 1815 ©etninarlei)rer in Sunjlau, würbe er 1827 ©e= fretär am ^jnnenminifïerlum in 23erlin, 1832-1836 3îegierungd= unb ©φηίΓαί in ©tettin. ßit. Sriefbanb VIII, ©.371. §πεβπφ "PaÇig (1788-1877) aud Aldenburg (Offpreufjen) war 1810 bid 1813 ßef>rer in 2)t>erbon, bann ©eminarlef>rer unb 1817-1825 ©e= minarbireütor in Äaralene (Oftpreu(jen), barauf ©efretär im Unter* r^fdminijierium in 23erlin, 1844"1863 ίΚεφη^^βΓαί an ber Unioerfü tat ©reifdwalb. ßit. Sriefbanb VIII, ©. 378. 21ugufi Äräfj (f 1821) aud ©φΙε(ϊεη, fjielt fity Pom ©eptember 1810 bid gum Oliai 1812 in auf, war natyfyec ©eminar[ef»rer in 33redlau. ßit. Sriefbanb VIII, ©. 391. gelij; 3îenbfφmíbf (1787-1853) aud ßanbdberg, Obe^lefîen, weilte

442

2. Anhang

S. 181 Ζ. 38

S. 182 Z. 3

S. 182 Ζ. 28

S. 184 Z. 14

1811-1814 até Secret für OTafljemafíE, 3 ί ίφηεη, ©eograpFjie uní» ©e= fang in 2)Perbon, würbe 1815 ©eminartef>rer in 23reétau, fpäfer ©φηΐ» reEfor. £if. Sriefbanb V I I , © . 4 9 1 . 2Inna TDefîalojgi (1738-1815), älter até it>r Dlîann, fürcfifeíe, &ag baö § a mi tienber mögen in ber rcírffdjaff [tifien Ärife biefer ^jafyre gefätjrbef fei. (Sie beroog baf>er ^)einriφ ^effalojji, für ben unmünbigen GÜnEet ©offlieb (1798-1863) befonbere 23orforge gu treffen. Siefer fefjfe (7φ bafjer im gebruat 1813 mit 3íaféF)err SaPíb ÍCoget in '¿üvid) in 23ers binbung, erjîellfe aud) am 23·3Τίαί 1813 ein £eftamenf gu ©unften ©offtiebé (f. unten © . 291). ipier beruhigt ^eftatoggi feine ©affin mit bem íjínroeié auf ben bod) gefiederten ©ang ber 2lnffalf. CPefialojgi ijaf bas 2öt>rf feine« greunbeö jaf). ßafpar ßaDafer f;äufi'g gifierf, fo fφon in ber iTteuja^rörebe t>on 1811, fîeijc bie ©ad^erflärung go 37 3. 27. ßaureng ^aíob Gufter (1755-1822) aus 2Ufftäffen im ítt. ©f. ©allen, Äaufmann, fjatte 1804 bie perwifwefe CSrf)tDiegerforf)ter Peftaioggiö 2Inna OTagbatena geb. §Γ0ΐίφ geheiratet. (§r Eam 1807 Pom 3Teuf>of ηαφ 2)perbcm, tuo er baé © φ ΐ ο ^ η ί Perroalfefe unb geífroeife aud) im ί^φηαη90&ΰΓο mithalf. ©eine Εΰ^Ιίφ oerftorbene 2Inna 9ÏIagbatena, fφDn feit 1801 Perwifwefe Oliifarbeiferin (1767-1814), wirb wegen ifyreö ©rabfínné unb ítjreé εύ^αφεη 2Befené © . 183 3. 11 f. ben ©φΰ= terínnen im ïc^ferinfiifuf até ÎJorbilb I)ingefteIIf. 2if. 25rief banb V I I I , @. 401. ÍKofeffe Saffi) ο fer (1779-1857) übernahm 1809 bie ßetfung Don Pefta= lojjiö Χοφίεηηβϋηί, baó er if>r 37oPember 1813 alé ©efφeπE über* maφfe. ®ie F;eirafefe 1814 'Pfarrer 3 ° ί ) α η Π Ε 0 ÍTCeberer, F>affe mie biefer wegen 3?etf)nungöfragen langjährige 2Iuéeinanberfe|ungen mif Ρ eft a= [ogjí. 3Tííf íf>rem ©affen gog fíe 1837 ηαφ ©enf, leitete 1843-1847 η α φ beffen Xot> íf>r jnftifuf weiter, ftarb ín 3 ΰ π φ . £it. Sriefbanb V I I I , ©· 394·

Das Wesen der Naturgemäßheit in der Erziehung 2ltlgemeíneé S e r 25egriff iTîafurgemâjj^if f;af für 3?eftaIoggiö neue DTíefíjobe genfrate Sebeufung, neben 3ínfφau^ng unb ¡Reihenfolge (in pfr)φoIogifφen ©fufen), (ïe Eann f)ier ηίφί auf bie fogíologífφeπ, « φ ί Κ φ ε η , pf)iIofopf)ίfφen unb retigiöfen 3"ge beò 233orfeé N a t u r ein* gegangen werben (pgt. etwa bie ©αφβΓΕΙάαη^ gu ©. 23 3· 15f· unb ©. 186 3· 6), fo wenig wie auf bie Píete 23erwcnbung beö Segriffeé naturgemäß. DTur auf ben Schwanengesang pon 1826 fei Perwiefen, wo 'Peffaloggi fid) PermufIíφ fîarf auf bie Püttiegenbe ©φríff ftü|f, in erneuerter [iíerarífφer gaffung (f.u.). 3 roc > ínnroeífe mögen barfun, bafj "Peffaloggi unter ÍHafur baé bem ϋ ΐ ε ^ φ ε η inneroof)nenbe ©οίίΐίφβ unb (Swige Per= ftetjf, einmal in einer Slujjerung an ©tapfer of>ne retigiöfen 23egug, foìann in ber ÍIleu= jaf)törebe Pen 1809 alé jmmaneng bei fitüid>er (Srgief)ung. 2In ©tapfer fc^rieE» ^eftalojji am 7.2iuguft 1802 (Sríefbanb IV, ©. 113 3· 35ff-) : Meine Methode ist geeignet, . . . den Menschen sich selbst in sich selbst finden zu machen. 3 n ber ÍReujatjrérebe Pon 1809 E)eí|jf eé (2üer?banb X X I , ©. 226, 3· 15-17) : I h r sollt a n unsrer H a n d

Sacherklärung

443

M e n s c h e n w e r d e n , wie E u e r e N a t u r will, w i e d a s G ö t t l i c h e , d a s Heilige, d a s in E u e r e r N a t u r ist, will, d a ß I h r M e n s c h e n w e r d e t . £if. ipcf). ipoffmann, S i c Religion im Heben u n í Denfen φ ε ^ α ί ο ^ , S e r n 1944, 47. - (Srnjî Dtto, Pe|îû[D 3 ji, 2Ber? unb TSoU len, 1948, on "Prof. S r . 21. ©fein, 23ent. (SntfleF)ungägefcf)td)fe •peftalojjí f>atfe offenbar bas 25ebürfniö, π αφ ber « L e n z b u r g e r R e d e » , bie t>on Jlie= berer überarbeitet roorben roar, feinen perfönlidjen © t a n b p u n f t nocftmald ju Dertreten. 2Ild bafjer bie 3ìebe in ber W o c h e n s c h r i f t f ü r M e n s c h e n b i l d u n g , S a n i ) I V , 1811 im ©ruerfcf)ie= bene eigene unb frembe Sericfjte gibt. S e m alten §reunbe TOcoloöiud in S e r l i n berichtete er fdjon a m 29. 3 a n u a t 1811: « I c h a r b e i t e j e t z t a n einer z w e i t e n D a r s t e l l u n g m e i n e r I d e e n , d i e ich f ü r w i c h t i g e r [DTÌorf I V , 325 fd)ceibt : r i c h t i g e r ] a c h t e als m e i n e R e d e , u n d b i n g a n z i m S t a u n e n ü b e r diese A r b e i t v e r g r a b e n . » 2Bentge M o n a t e fpäfer, a m ι 4 · 9 Ι ί α ί ι 8 ι ι , ftfjreibf er bemfelben (Smpfänger: I c h v e r s p r e c h e m i r viel, vielleicht z u viel v o n e i n e m W e r k ü b e r d a s W e s e n d e r N a t u r g e m ä ß h e i t in d e r E r z i e h u n g . 3 t n glcidjen 3 c ' f p u n î f fïnb audf) anbete (Stimmen pt ^ e f í a l o j j í á neuer 2Irbeif lauf geroorben. 21m ι ι . 9 Ι ΐ α ί fcfirieb Äaroerau a n ben © f a a f ë r a f © ü o e r n in 23erlin: P e s t a lozzi a r b e i t e t j e t z t u n u n t e r b r o c h e n a n e i n e m W e r k e ü b e r E r z i e h u n g , w o r i n e r alle G r u n d s ä t z e d e r E r z i e h u n g d a r l e g e n will, u n d d e r W e l t zeigen, wie i h r d a d u r c h geh o l f e n w e r d e n k ö n n e . E r ist s e h r h e i t e r u n d z u f r i e d e n ü b e r d e n g u t e n F o r t g a n g seiner A r b e i t . 21m 13. Dlîai 1811 fcfjreibf 3 - l i e b e r e r a n (S. OTieg (nirfjf an 'Pcftalojji) über bas neue ©dfjrifftum: P e s t a l o z z i a r b e i t e t m i t einer a u ß e r o r d e n t l i c h e n Z u v e r s i c h t u n d Begeisterung a n einem W e r k über die Grundlagen u n d Bedürfnisse der Erziehung, w o r i n er die L a g e u n d V e r h ä l t n i s s e des M e n s c h e n u n d seiner N a t u r , u n d d e n B e griff d e r N a t u r g e m ä ß h e i t in d e r E r z i e h u n g i m Geiste d e r « N a c h f o r s c h u n g e n » , d o c h u n e n d l i c h reicher, i n t u i t i v e r , p r a k t i s c h e r ins A u g e f a ß t u n d b e s t i m m t . U m I h n e n v o n seiner A n s t r e n g u n g e i n e n Begriff z u m a c h e n , k ö n n e n Sie sich d e n k e n , d a ß e r w e n i g s t e n s s c h o n e i n p a a r h u n d e r t B o g e n in H a n d s c h r i f t b e a r b e i t e t u n d wieder überarbeitet h a t . E r geht ins Detail über den gegenwärtigen Z u s t a n d d e s M e n s c h e n g e s c h l e c h t e s ein, w i r d a b e r f ü r e i n m a l n i c h t alles d r u c k e n lassen. D e r B e r i c h t d e r K o m m i s s i o n h a t diese S c h r i f t v e r a n l a ß t . Sie w a r a n f ä n g l i c h f ü r d i e T a g satzung bestimmt, wird aber n u n später erscheinen. ©leirfjgeifig, a m 12. DJÏai 1811, gef)f ein ©rftreiben "Peftalojjid a n einen unbefann= ten (Smpfänger in N e a p e l ( S a l 21rmi?) ab, worin eö fieijjf: E s g e l i n g t m i r ein W e r k , d a s , so u n v e r b e s s e r l i c h die W e l t als M e n s c h e n h a u f e n i n die A u g e n f ä l l t , d e n n o c h T a u s e n d e n ans H e r z geht u n d die K r ä f t e wecken wird, deren m e h r oder minder g r o ß e F o l g e n v o n d e m G a n g d e r W e l t a b h ä n g e n , a b e r , so klein sie a u c h sein w e r d e n , d e n n o c h d e n S a m e n des G u t e n in einzelnen M e n s c h e n m i t K r a f t b e l e b e n w i r d . ÍBgl. 21. S r e i j î , in 21. ^ f r e e l , J)eftalo 3 ji=23ibliograpl)ie, 29b. I , © . 435. - S r i e f b a n b V I I , © . 198f., 257, 2 5 9 f . - 1>. eingeteilter £ef>rer, SBilíjelm 3Tíaff)íaá p e n n i n g f>at nur einige 3>al>re fpäfer im S c h u l r a t h a n d e r O d e r , 25anb I , 1816/17, ® · 1 - 1 ff->

444

2. Anhang

befidtigt : «Auch arbeitete Pestalozzi während der Zeit meines Aufenthaltes in Iferten [1809 bie 9. (September 1812] an einem Werke über die Naturgemäßheit in der Erziehung. Die Handschrift, die ich davon sah, mochte wohl an 100 Bogen stark sein.» 3Ταφ bem bamaligen Segriff bee Sogene 3u bier goliofeiten mühten, aud) wenn jpenninge 21uefage etroae unbeflimmf tautet, ί>οφ oiel meFjr Unterlagen Dorfjanben ge= roefen fein, ate bie betben Fjeute erhaltenen OTanuffripte mit 7 % Sogen fíe auf= weifen. D e m η α φ ' P a r i e Decceiften g r e u n b e (S. Díííeg f φ r ί e b 'Peffatoggi a m 2 7 . S e p t e m b e r

1811 nom guten gorfgang ber Jîieberfc^rift :« Bald schicke ich Dir den Anfang der Schrift, die ich schon lang unter den Händen habe.» ( P . S t . 1902, (2. 26.) •Pfarrer 3· TOeberer fjatte ηαφ 1805 in J)t>erbon bie ©teile Ärüfie ate ftf>rífffiellecí= fφer OTifarbeifer !Peftaloggie eingenommen. (Sr entroidEelfe (ίφ mit ben 3 Q í ) r e n ηίφί nur gum 23orffüf)rer bee 3 n f i ' t u i ö · befonbere in ben 'Potemifen feit 1810, fonbern roar ααφ ate Sîebaftor ber Wochenschrift 1807-1811 für bie roeifern literarif^en Dinge gujlänbig. 2Iuf einer Dîeife ηαφ Deuffφlanb im Oftober 1810 fratte er mit bem J»iinijlcr Pon 2Bangenï>eim in (Stuttgart über bie Jjjerauegabe Don 3)eflaioggie (Sφriffeπ Persan* belt. 2Bangenl>eim Ijatte, au φ ate Surator ber Unioerfität Bübingen, gute Segief>ungen gum Berlage Soffa in Bübingen unb (Stuttgart. Dalmer ïonnfe er am 29. 3iot>ember i 8 n an DTieberer fφΓeíben: «Pestalozzis neuestes Werk über die Naturgemäßheit in der Erziehung nimmt Cotta in Verlag und honoriert den Bogen mit vier Louisd'ors, d.h. mit 44 Fl. rheinisch, disponibel gleich nach Ablieferung des Manuscripts.» Da Don 2)t>erbon a u f biefe 3ufage F>:n feine enbgülfige 2Itifroorf εφάΐίΐίφ roar, mahnte t>. 2BangenI>eítn feinen greunö Diteberer am 21. 3 a n u a r 1811 : «Das Manuskript Pestalozzis über die Naturgemäßheit in der Erziehung, nebst Bestimmung des Formats, der Zeilenmenge auf einer Seite und der Größe der Lettern wird erwartet.» (Sin perfcm^ee Gürteben t)at iuuäd)fi !Peftatoggi an ber Çertigffetlung bee 2Berfee gefjinbert, unb peinad) Ijaben roelfgefφíφfliφe (Sreigniffe ben "Plan einer neuen 23er= ôffent^ung gum ©φείίεπι gebracftf. 3 a n u a r '812 erlitt ber £eifer fon 2)t>erbon einen Unfall am OF>r, ber ifjrt roäfyrenb oier DQTonafeti Iebenagefäí)rI¡φ erfranfen lieg. (Se roar ífym unm6g[ίφ, bae ίΙ>εοκ^φ^αφ!ίφβ 2Berf roeiter gu forbern, unb er fφatfefe eine metjr felbf{bíograpf)ifφe Darfiellung ein, roekfjer er ben Xitel gab: Der kranke Pestalozzi an das gesunde Publikum. Qiud) biefe 2Irbeit fφeíπf freilief» ηίφί gum 2íb= fcf)Iuf? gebieten gu fein. Dem frühem £el>rer unb je^igen "Pfarrer 3[>re jpeimat gurüdE. Die (E^ütcrjüfjl in ber 2lnfíatf 2)t>erbon ging auf bie ijätffe gurütf, unb perfön^e 9ìóte

Sacherklärung im

f)û6en fcíe ©ebanfen beö ßeiferö ddh feinen fdfjríff|íellerí|cfjen planen

445 abge-

lernt.

3nl>a[f[idjer 2Sanbel 3 n ben 3 a f y c e n 1809/10 Ijaífen Pejlalogi unb 3ìie6erec gemeinfam bie Cenjburger 3îebe berbfftnüiá)t, in 6er Dlîeinung, bamít eine allgemeine DarjîeHung ber neuen JRe= tfyobe unb i^rer geifiigen ©runblagen gefc^affen ju F>a6en. S i e Prüfung beö 2)t>erbon gegen (Snbe 1809 btirtf) bie Äommiffion ber £agfaÇurtg jeigfe φπεπ jeòocfj, bafi groar Diele fünfte bei ber 'Prüfung günflig beurteilt, bie 5pauptfad)e inbeffen, bie 3bee ber (Slementarbilbung, übergangen roorben roar. 3 n biefer (Situation festen fíe ju einem (îypofé barüber an, roobei ii>nen bad problem ber iTtafurgemâjjfjeit, audgejjenb Ορη ber 2Infrf>auung, unb fi φ entroiíelnb in ber [ (Entwürfe über ben ©runbfaí} ber DTÏaturgemâjjljeif, bie er aber ηίφί pt einem 2íbfφ[u0 gefialtefe (ZB 3ΰπφ, Olíffr. φε(ία[. 711/14). ® r rourbe balb burφ Angriffe De^i«be= net ©egner Pefialojjie baju Deranlafjt, bie neue 37?etf)obe gu ferfeibigen, fo gegen Scemi, Jpoffínger, D. jpaHer. (So entfìanben feine ©φπ^επ ber^af)" 1812/13: bie Schutzrede, Pestalozzis Erziehungsunternehmung im Verhältnis zur Zeitkultur unb feine Schließliche Rechtfertigung des Pestalozzischen Instituts gegen seine Verleumder, Dg[. a.^fraeí, Sanb I, m gar ηίφίβ baran lag, f/φ burφ Polenti! t>iellcid^f neue Seinbe ju fdf>affen. ©in gut unfert^fefer 23επφίεΓ(ΐαίίεΓ f>at im Morgenblatt für gebildete Stände ((Stuttgart), 3 g · 1 8 1 1 , Sir. 222 (erf u n g 0

annEÖ

f ü r ben

©djtranengefang

2Boi)I gibt eö, Don 3 i ) TCeberer Derfafjf, ΐ ι ι ^ ε ι φ η ω ^ η Ü b e r d e n G r u n d satz d e r N a t u r g e m ä ß h e i t in d e r E r z i e h u n g , bie (7φ alö JltanufPript erhalten f;aben ( Z B 3 " r i φ , DTÎfEr. CPefîal. 711/14)- 2 ί ϋ φ in feinem groeibänbigen IBerfe : Pestalozzis E r z i e h u n g s u n t e r n e h m u n g i m V e r h ä l t n i ß z u r Z e i t k u l t u r , 3 f e r i e n > im ^ejlalojjifdjen j n f t i t u f e , 1812/13, beftätigt Meberer, bafj bie (Schliff über bie Dlafurgemájjfjeif jiemücf) DoIIenbet fei. S e e ©ebanfe, ob !PeffaIojjíe( 9Iïanufïript Derloren ging, ober ob eö atd Un< ferlage für eine fpätere ©cfirift Derroenbet roorben iff, F>at bie ^Peffalojjiforfdfrang öfter befd^äftigt. C í e altern gorfefter ^aben bie 2Iuffaffung Dertreten, ba|j baö neue .ípauptroerí Don 1811/12 in ber roidjfigen 3ìebe Don 1818 aufgegangen fei. -Sp.DÏÎDrf Fjat bieö (23anb I V , © . 325) alö einigermaßen ficfyev angenommen, unb 2D. ©eçffartl) fjat iljm barin guge= ffimrnt (2Berfe, 2.2íuágabe, S a n b X , © . 6 1 0 ) . (Sine anbere, roof>l ric^figere 2Iuffaffung fyat 21. 3 f r a e ' Derfrefen, in feiner Siblio» graphie 'Peffalojjiö, 23anb I, Bertin 1903, © . 4 5 9 - 4 6 2 . (ïr Derroeijî einmal auf ben ein= Ieitenben (2a§ beö S c h w a n e n g e s a n g s (Soffa=2Iuögabe, 35anb X I I I , 1826, © . 1): « D i e I d e e d e r E l e m e n t a r b i l d u n g , f ü r d e r e n t h e o r e t i s c h e u n d p r a k t i s c h e E r h e i t e r u n g ich d e n g r ö ß t e n Theil m e i n e r r e i f e m Tage, m i r selber in i h r e m U m f a n g e m e h r u n d m i n d e r b e w u ß t , v e r w e n d e t , ist n i c h t s a n d e r s als die I d e e der N a t u r g e m ä ß h e i t in d e r E n t f a l t u n g u n d A u s b i l d u n g d e r A n l a g e n u n d K r ä f t e des Menschengeschlechts. » 3 n eíngeí)enber 21nati)fe beä S c h w a n e n g e s a n g s gef>i ^jfrael b e r § r a g e η α φ , inwiefern ^Peffaloäji a m fiebenöenbe baé £f>ema ber ©c^rift roieber aufgenommen i)at, auf ber ©runblage ber 2Iufgeídf)nungen Don 1811/12. S a b e i ï o m m t er ju folgenbem ßrgebniö: ^ m S c h w a n e n g e s a n g ifî ein [Rebeneinanber Don fad)[ic^=tf)eorefifcF)er (Srórterung ber (ärjiefyungöletjre einerfeifö, Don felbffbiograpíjifdjer ©cfjilberung beá 2Berbegangö φ eft a s logjiö unb feiner 2ínftalt anbererfeifö fejìguftellen. S i e folgenbe ©Iíeberung roürbe ber (§πí(lef)uπgágefφiφfe enffpreφeπ: a) Gioita X I I I , ©. 1-230, enthält eine Umarbeitung ber © φ π ^ Οοπ ι 8 ι ι / ΐ 2 über bie Jiaturgemäfjfjeit. 23βπτΜί[ίφ rourbe Dor allem ber unei Ijeute fefytenbe jroeife £ e i l biefeö Dîîanuffriptô als Unterlage ju einer Decänberten neuen Raffung benü^t. b) Gioita X I I I , 1826, ©. 230-293, enthält eine Umarbeitung ber faff g a n j Der[ore= nen ©tariff Don 1812: D e r k r a n k e Pestalozzi a n d a s g e s u n d e P u b l i k u m . 21. j f r a e l f>at biefen groeiten Seit beö S c h w a n e n g e s a n g s α π φ alö Lebensschicksale I begeíφπef. S e r Verleger Œotta f;at b e f a n n t ^ abgelehnt, bie © φ ί ΐ & ε π ^ ber ^nfHiufögeit feit 1815 bem S c h w a n e n g e s a n g einjugtiebern, roedíjalb biefe ^ u b t i f a f i o n alö Lebensschicksale (II) im 23erlag @. ju ßeipjig 1826 gefonbert ε ^ φ ί ε η ε η ift. c) d o t t a X I I I , © . 293-346, iff η α φ j f r a t ' ' als bamats (um 1826) neu Derfafjter (£d)lii$teil anjufe^en. Siefer 21uffaffung 21. fyaben jugeftimmt : ip. © φ ö n e b a u m , (Ernte unb 2Iue= Hang, ßangenfatja 1942, © . 4 5 f t · · unb 223. g e i ^ e n f e l b gatee, in ber 3eiffφríff für ©e= f φ ί φ t e ber GrjieFjung unb bee υ η ί ε Γ π φ ί ΰ , 23anb 23, 1933, © . 4 2 f f · ©er ©αφοεΓ^αΙί ber ënf(îeí)ungögcfφiφfe enffφeíbet über ben ©runbfafs ber 2jer= öffeπfIíφung in ber hítífcfyen Sluetgabe. © α η α φ iff in S a n b 23 nur publiziert, roaö im

Sacherklärung 3IÎanuf!ript nadfjtreiöfxjr in ben

447

1811/12 enffíanben i f ï : D a s W e s e n der N a t u r -

gemäßheit, uní) D e r k r a n k e P e s t a l o z z i an das gesunde P u b l i k u m , unb jroar ofjne δ en 23erfutf) einer 3íeíonftruftion ber §orffe|ung. S e r Schwanengesang i fi όαπαφ, troÇ Jeffs ftelluncj Don Unterlagen, alé roeifgefyenb erneuertet 2Berf im 2?anÖ betr. 1 8 2 6 ber ®efamU audgabe ju ebieren. Sit.

P e j í a l o s j i s m i í o g r a p F j í e , ®anb I , 6 . 4 3 5 , 459-462. -

% Sfrati,

Jp.OHorf,

S a n b I V , © . 3 i g f „ 3 2 2 , 3 2 5 . - S S a n b X , © . 6 1 0 . - φ . © f . S a n b I V , 1 8 9 9 , © . 196ff. P.35L 1 9 0 2 , © . 2 1 , 2 6 . -

© f r e v l e , ©aei "Pcinjip ber ÎTtafurgemâfjFjeif bei GEomeniuá,

Dîouffeau unb Peffalojgi. 2Bürffemb. © φ Η ΐ ι π ο φ ε η Μ α ί ί 3 g · 7 2 , 1 9 2 0 , © . 9 0 . - 21. Sjeu= bäum, 'Peftatojji, 3 . 2Iufl. 1 9 2 9 , © . 2 9 5 - 2 9 7 . - 2. l l f , ÍRieberer unb 'Pefíalojji, © i f f . Xübingen 1 9 2 9 , © . g g f . I X , © . 84, 410. -

Sriefbanb V I I , © . i g 8 f . , 2 5 7 , 259, 3 3 1 ; V I I I ,

ξ ) . ©cf)önebaum, ßrnfe, ig42, © . 45/. -

©.92;

bo., 2Befen unb 233er!,

ig54, © . 1 8 1 . - 2Inne gifd^er, STafurgemä^e (Srjiefjung; ein ißergleicf» ber fiebre Don Pefíalojsi unb Oïtonteffori. © i f f . S o n n 1 9 5 6 [JHafcfjínenfrfjriff]. liber bie Sejiefjungen bíefer ©c^rifí gu anbern © g r i f f e n unb ju Díouffeau t>g[. efroa: 2öer!banb X V I I I (®eí|í unb £ e r S in ber OTefíjobe), © . 3 6 f . - X X (gntrourf für © a i l e r ) , © . 2 6 5 , 3 . 26ff. - X X I I (£en¿burger Oíebe), © . 1 6 1 , 3- 2 i f f . unb (Dîouffeau) bie © α φ = erflârung ju © . 1 6 6 3 · 3 2 unb © . 1 7 6 3 · 9 ·

©injelfragen S. 187 Z. 6

^Pefïalogji fíellf ben mefjrbeufigen "Begriff N a t u r in ©egenfaí; jum 35e= griff ber ©efellfcÇaff, aber boppelbeufig alö tícrifcfic ober ale fittlirfie [Ratur, enffpredjenb feinem 2BerEe Meine Nachforschungen. 3

n

man=

rfier 2ejief)ung gift baö 2Borf ÍTtafur α υ φ aid ©çnonrjm für bas 2Borf © o t t , roeil alle t>on © o f f gegebenen ßebenöorbnungen „ η α ί ΰ Γ ΐ ί φ " fmb. 3 n t ©egenfat; etwa gu ©pinoga »erben aber © o f f unb 3ìafur im fpätern i8.3 a ^r^unbert η ί φ ί tneíjr auábrütflicf) gleit^gefeÇf. Uber bie 2Banb= lung

beö S e g r i f f e d

t>gl. g . ©elefat,

'Peffalojji,

3-*2Iufïage

1968,

© . 34 f., 116 f., 1 6 9 f., 1 9 3 . S. 187 Z. 20

^ e f t a l o j j i f p r í φ f t>on ber grunblegenben 21uffaffung ber 23ilbung unb (Srjiefyung, bie alö I j a r m o n ^ e (Snffalfung ber geiftigen, ^ ί ί ΐ ί φ ε π unb pf)i)fifd)m

21nlagen ( Ä o p f , Jperg unb jpanb) Oerftanben wirb, ß r gel)t

Don ben allgemeinen, naturgemäßen ©runblagen beim ffinb aus unb erläutert näfyer feine Dlìetfjobe ber Slemenfarbilbung in ifyrer 2lnroeti= bung auf bie einzelnen § ά φ ε r mittete 2Borf,

Sorm·

0 e r 2tnflang an manφe anbere ® φ r i f f jur Sübungölefjre roirb in ben folgenben 31uáfüt;rungen feF)r b e u f ^ , wobei 2Berfe Pon W i e Gertrud ihre K i n d e r lehrt, 1801, bis ¿um Schwanengesang, 1 8 2 6 , in Betrarfjt iommen. S. 188 Z . 32

© e r 3iame Don ^efuö Gtyriftus roirb in tuelen 2Ber!en unb Briefen φ ε * ftaloggiö erroäfynf. (5r F>af fogar 1 8 0 2 einen Äommenfar jum (Soangelium CJIÎafff>âuô f e r f a ^ f , fie^e 2Deríbanb X I V ,

©.

33-44.

© ϋ φ fyat er,

efroa im ©egenfaÇ ju 3 · Äanf, bie SibelErifi! feiner 3 « * π ϊ φ ί ftubierf. ( ï r fteFjf 3efuö alá religiöfen, ρ ο ΐ ί ^ φ ε η unb fojialen © f r e i f e r unb Jpetfer, unb baö SF)ri(Îenfum ffefö in enger 23erbinbung mit ber ©emenfarbil» bung. 3 n biefem ©inne finb bie 2iuöfüfjrungen über ÍKeligion = (5F)riften= tum in bet Eenjburger ÍKebe fojufagen feine abfφ[ie^eπbε ©fellungnafjme

448

S. 190 Z.

S. 202 Z. S. 203 Z.

S. 204 Z.

S. 208 Ζ.

S. 210 Ζ.

S. 211 Z.

2. Anhang

über bad 2Befen religiôfen Senïend. fiif. g . ©elefaf, "Peflaloggi, 3.* 2luf= läge ig68, . Äcüft inatte 1803 gufammen mit "Pefîaloggi bad Buch 36 der Mütter gefefjaffen (t>gl. 2Berfbanb XV, 341 ff.). Siefed ein= feifig geammafitatifef) gejiatfefe 2Berí befriebigfe inbeffen bie 23erfaffer πίφί. Satjer Ijaf 'Pefialoggi ein allgemeiner gef>a[fenee¡ ipanbbuif) für OTüffer geroünftf)f. 2Iudj in feinen Sriefen 1825/26 an 3 · ©djmib in Paria iommf er wieberlyolf auf ein 3?eb6udfj[ein gu fpretf)en, etwa an ©felle ber Anweisung zum Buchstabieren- und Lesenlehren t>on 1801, ÜBerfbanb X I I I , (3. 137 ff. 23gl. unfern £ e f t (5. 194 3. 4ff. ftunft in erweitertem ©inne Don Äönnen, gertigfeit, Xecfjnif gilt "Pefta« 34 Ioggid als helfende Magd der Natur. 35 S i e Seoorgugung ber OTaf^emafiE in 2)t>erbon, bie ben kindlichen Geist auf eine Art Stelzen stellte, fyängt mit ben gaI)lraφen ®(f)ríf= ten bee jungen 3ofepF> @φπιί& gufammen, ber feif 1810 bad ^nfHtut Derlaffen f>atte unb erf! 1815 gurüdEEefjrte. Cit. Sriefbanb VI, © . 3 3 5 f . ; VII, ©. 425 f. 4ff. 3 n ber ßinie ber (Slemenfarbilbung lag ber ©ebanfe, Ä'inber ηίφί gu früf) and ber .Ç)anb ber OTuffer ju nehmen, um fie ber ©d)ule gugufül>ren; DÍetmefjr rooUfe J)eftaIoggi ben ^c'ípunfí, ba bad eigentliche DrΐaφbenEen bed Äinbed bireEf aπgefprt)φeπ wirb, eFjer fpät anfeÇen, im linferfdf)íeb gu aïtuellen 23eftrebungen. 23gl. oben ben £ey£ @. 191 3. 35 f., ferner 'Peffaloggid (Schrift : Das Eigene der Methode beim Wiegenkinde, in 23anb X V I I (ηοφ ηίφί erfφíeneπ). 37f. 'Pejlalojgi fîef)f bie Zeitschwäche Europas um 1811 in ber Dîet>oIufion unb i^ren Solgen politifc^er unb geifîiger (Srmatfung, wie in ber bíEfa= forífφen .Ç>errfφaff Jïapoleond I. über ben (Srbfeil. S r fpürt pcopi>etifd) ooraud, bafj biefe ©ifuaíion, in ungenügender §unbierung ber &ul= fur begrünbef, balb gut ©egenbewegung ber Dîeflaurafton führen werbe, mit if>rer ulfraEonfert>afit>en ßrflarrung in ber (»eiligen 2lIIiang ber 7Ro= ηατφεη. 33 S i e borliegenbe ©d^rifí roar u t f p r ü n g ^ aid an bie ε ^ ε η ό ^ Ι ^ φ ε £ag= fafjung gerichtet Dorgefet)en. Siefer 2Bunfφ Eommf in bem 33orfrf)lag Pefîaloggid ηοφπιαίά gur ©elfung, ber eine weitere Prüfung aid nötig etacfytete, wobei er in einer 2Irmenanfîalt bie roefentlit^en DTíiífet feiner ßlemenfarbilbung am Dorfeilljaffeffen naφweίfeπ gu fönnen F>offfe. 10/11 S i e Cütfe im Xejrf flafft gwífφen gwei gragmenfen, bie roof)[ ¿ίεπιΐίφ rpeif bei ber iJTieÖErft^riff getrennt Derfafjt waren.

Der kranke Pestalozzi an das gesunde Publikum QSeranlaffung gu bem Xifel gab eine fφroere SrfranEung Pejîaloggid in ber erflen 3 a !)= red^älfte 1812, worüber ber preufjifdje Qrleoe 2B. Dil. penning am 7. Dlîai an ben ©taatd= minifler ©üoern in 39erlin bericfytete: Von der gefährlichen Wunde, die unser Vater Pestalozzi sich unvorsichtiger Weise mit einer starken Stricknadel, mit welcher er, in Ideen verloren, spielte, im Ohr beigebracht, werden Sie wohl schon gehört haben. D a ich jetzt oben an seinem Tische esse, habe ich Gelegenheit gehabt, den ehrwür-

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digerì Mann auch im Leiden zu sehen. E r war immer heiter, gedankenvoll, u m andere m e h r als u m sich besorgt, scherzte sogar, wenn er die größten Schmerzen h a t t e , u n d erzählte u n s erst vor kurzem, d a sie n u n ganz nachgelassen haben, wie ungeheuer sie gewesen seien. W e n n j e m a n d das B l a t t eines Buches umgeschlagen h a b e , so sei das Ohr wie v o n einem d o n n e r n d e n Sturmwinde erschüttert worden, jedes leise Gespräch in seiner N ä h e habe ihn verwundet u . s . w . D a s Trommelfell ist d u r c h b o h r t , die W u n d e war nach den Aussagen dreier Ärzte (aus Lausanne) tödlich, n u r die Gesundheit seiner Säfte h a t uns den herrlichen Mann erhalten. Als er die erste H o f f n u n g zur Genesung erhielt, sagte er m i r : " J e t z t blick ich dich m i t einem neuen Lebensauge an. I c h wäre ungern gestorben; meine I d e e n sind noch nicht e r k a n n t ; ich habe noch viel ins Licht zu setzen." K a u m n a h m e n seine K r ä f t e etwas zu, so fing er ein W e r k an, das vielleicht zur Michaelismesse erscheinen wird u n d die R e s u l t a t e seiner Meditationen während seiner K r a n k h e i t e n t h ä l t . E r geht in diesem Buche die ganze Geschichte seines I n s t i t u t s durch, wie sie sein Geist i h m in den schlaflosen N ä c h t e n vorgeführt h a t ; er spricht darin von Schmid, Niederer u n d allen wichtigeren Personen seines Hauses u n d erwähnt alles dessen, was hier neuerlich zur Verbesserung des Unterrichts geschehen ist, wobei er d a n n auch auf mein geographisches B u c h zu sprechen k o m m t . I c h h a b e angefangen, f ü r Sie einiges aus diesem interessanten Werke, welches wir seiner K r a n k h e i t verdanken, abzuschreiben, bin darin aber nicht weiter als bis z u m d r i t t e n Bogen gekommen, weil mir die Zeit f o r t z u f a h r e n fehlte. Indessen bin ich so frei, I h n e n das B l a t t dieser Abschrift zu senden, u n d bitte Sie, es wenigstens als ein Zeichen meines g u t e n Willens anzusehen. (Sin 33rtirf)ffüä biefer 2íb|"cfjríf< ϊ>αί Speri* níng fpäier aud) in ber 3cíífcf)ríft Schulrat an der Oder 1817 Oerofjfenttirfjf, unter einem t>on if>m gefegten Xitel (f. Xeyffdfif). Peftalo^i felbft Fyat feinem einzigen OTífarbeiíer Pon DTÏuralÉ in Petersburg am 9. OTai gplgen&eö beridjfei: Auch von mir kriegst D u b a l d etwas, das den Titel h a t : «Der k r a n k e Pestalozzi a n das gesunde Publikum.» I c h h a b e es während meiner K r a n k h e i t geschrieben. Mein K o p f war diese ganze lange Zeit unbegreiflich heiter; ich konnte, wenn mich nicht Schmerzen u n t e r g r a b t e n , arbeiten wie gesund. D a s war ein großes Glück f ü r mich. Wirklich glaube ich, diese Schrift, die in vielen Stellen das Gepräge des Fiebers h a t , seye eine v o n den besten, die aus meiner F e d e r geflossen. 33riefbaní> V I I I , (3.92. 3 ΐ α φ einigen 37íonaíen berícf>fefe aud) ftrüfí an o. Dîîuralt über Dorlíegenbe (5cf)riff, bafierf Dom i . (September 1812: . . . Die W u n d e Pestalozzis heilte bald, u n d die K r a n k h e i t h a t keine Spur, nicht einmal einen Wettervogel zurückgelassen. W ä h r e n d seiner K r a n k h e i t noch fing er zu schreiben a n : «Der k r a n k e Pestalozzi a n das gesunde P u b l i k u m . » U n v e r m e r k t wuchs diese Schrift immer m e h r an, sodaß sie als eine eigne Schrift gedruckt werden k a n n . Sie e n t h ä l t den Gang u n d die Schicksale seiner Anstalt, u n d die Hindernisse, die den Weg seines Lebens m ü h s a m u n d dornenvoll machten. ifl fefjr be&auerlidj, bajj π ί φ ί ber ganje Öiefer (Sdjriff ftdfj erhalten i)at. Uber ben 3ufammenf)ang bee 2Berfeö mit anbern ïeyfen, fpejiell mit bem Schwanengesang, fïefje oben bíe Xejrtiriiif. 2if. 31. 3frael, PejialogjúBíMiograpfjie, ®anb I, X , 609-610. OTorf, S a n b IV, (5. 322, 547. - φ . ©f. I , 1896/97, obe. ® r ο ε ^ Ι ί φ S e l b r ü ä mit 31· Someniuö unb Erifi= fíerfe an it)πι (in feFjr pt)i[ofopf)ifcf)er 3Iuebrutferoeife) bae abstraktive SenEen. . . . Schon die ersten, elementarischen Sprachübungen hätten also weniger auf sie [bie geiftigen Elemente] zu reflektiren, sondern vielmehr die Erscheinungen und Eindrücke der das K i n d umgebenden Gegenstände rein (ohne weitere Reflektion darauf) demselben zu geben und festzuhalten. Insofern scheint mit die R e f l e x i o n s f o r m , die in Ihrem praktischen Beispiele d u r c h g ä n g i g herrscht, dem Charakter des P o s i t i v e n , der in der Methode herrscht, und ihrem Geiste nach herrschen muß, auf eine gewisse Weise widersprechend. D a b e y will ich aber keineswegs läugnen, daß sie ihre bestimmte Stelle behauptet. Nur würde ich sie nicht zur Grundform machen, sondern sie scheint mir, u m mich so auszudrücken, ans E n d e jeder Übung zu gehören, um, wenn angeschaut und geübt, produzirt und gelernt worden ist, das Gethane zum Bewußtseyn zu bringen, und mit dem geistigen B e sitz, den der Zögling schon errungen hat, zu verbinden. Der hier berührte Gegensatz scheint mir von der allerwesentlichsten und höchsten Bedeutung f ü r die F o r m und das Gesetz aller Entwicklung und alles Unterrichts, besonders f ü r das E i g e n t ü m l i c h e von P . Methode und f ü r die B a h n , die er

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gebrochen hat. Die Schwierigkeit, mich Ihnen darüber deutlich und vollständig auszusprechen, wird sich gewiß heben, durch den Theil von Johannsens Kritik, worin er von der intellektuellen Bildung spricht, und durch die Lenzburgerrede, von der besonders der erste Theil sich über die diesfälligen Grundsätze ausbreitete. Z B ^üτίφ, Oîïfïr. Peftal. 6o4, ©. 12, 231 (i6. J a n u a r 1 8 1 3 unb 8. OTai 1816). 3 n öuccfiaui pofïfiDer 2Beife ergäfjlte £i)eobor © φ α φ ί bec 'Paftorenfamilie Cherubim in 3ioi)rö^eirn am 23.3Iiärj 1 8 1 3 don feiner ^Begegnung mif § π ί 6 π φ Delbrütf: Doch halt, eine neue Bekanntschaft hab' ich gemacht : Herr Delbrück aus Magdeburg, gewesener Erzieher des Kronprinzen von Preußen, an dem ich viel Wohlwollen und Delicatesse fand, welche beiden Eigenschaften in seinem Character und Thun sehr hervorstechen. E r hat uns viel vom Kronprinzen erzählt, daß er treffliche Aufsätze gefertigt, die deutsehe Sprache sehr gut spreche und schreibe und den Ossian im Englischen sehr gern gelesen habe. E r stand mit dem Kronprinzen in immerwährendem Briefwechsel, der ihm recht zärtlich und oft schreibt. Was er von der Königin Luise sagte, hat uns sehr gerührt und mir besonders manchen Blick in die königliche Familie eröffnet. Ein Bild der Königin, welches ihm der Kronprinz schenkte und das Delbrück stets bei sich führt, ist äußerst schön und von Heusinger, dem Bruder des Professors, gemalt. £if. ©ujïdD ©φιιΙ$, © η jünger ^effotojgía (£1>.@φαφ(), Srfurt, gr. 23arif)o[omäue, 1890. •peftatojji felbfí füllte (id) míf g . ©elbrüá, bei beffen längerm 21ufenfljalf, innig Derbunben. 3 m S E k t u ü c / ^ ä r ? 1 8 1 3 empfahl er ben S e f t ^ e r feinem greunbe (Samuel S e b a t ç in granffurt am DItain: E r nihmt das ruhigste, aber auch das menschenfreundlichste In tresse an byden [3Iîeff)DÏ>e unö 3 n fî' einjugreifen. Oer Stjorijerr Sremi in 3ΰτίφ fyatte mit einem 21uffa| Drei Dutzend Zeitungsfragen eine ftarfe 2lffacEe gegen Peffaiojji unb fein 3n|îifu( ergriffen. Sagegen festen |7φ DTíe= berer roí e αηφ ΊβφαΙο^ί felbfì jur 2Defyr. 23or feiner p e r f ö n ^ e n 23efannífφaff míf 3)t>erbon fyatte Celbrütf nur 23remiö OTeinung Dernommen unb Earn mií einem (îarfen ißorurfeil gegen íTIieberer ηαφ ^frerboti. einem Pom 10. gebruar 1 8 1 3 batíeríen ©egenarfifel Anzeige wollte S e l b r ü í barauf in ber 23ίίΓί^φεη 3 c > i u n 9 ju 3ür:φ feine neugefajjfe 9Iîeinung äugern. © ο φ Derboí bie 3"ΓφεΓ 3enfixr bas ( S t e i n e n biefeâ 2Irtí= feie, weil fíe feine ©freifigfeiien meFjr gulaffen rooDie. 2Ιιιφ ein 23rief S e l b r ü i ö an ben 23ürgermeifler ipanö Don 3íeínfjarb in 3 " π φ oom 23. gebruar fjatte feinen Êrfolg; ber ftteine 9îaf DerFjarrfe mit Sefcfjlufj Dom 2.3Jiärj auf feinem ί Β ε φ φ ί Don J)oIemifen. ( P . © t . I I , 1897/98, © . 9 9 , 1 0 9 - 1 1 2 . - 31. 3frael, PeffalojgúSíbliograpfjie, Sanb I , ©. 445. - ZB, Dlîffr. Pefïai. 981/15.) 2Iuf biefe 2Ibfage t)in Iiefj DelbrüdE, unter bem Oaíum beö 4· OTärj, in Derf^iebenen Slàffern eine (Srftärung bruefen: Durch die Ankündigung einer neuen Streitschrift durch Bremi sah sich der Geheimrat Delbrück veranlaßt, den Streitfall selbst aufs genaueste zu untersuchen. Nachdem er der Geburtstagsfeier Pestalozzis beigewohnt hatte, auch einen gutachtlichen Bericht über den Streit Pestalozzi und Niederer vorgelesen hatte, ge-

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2. Anhang

langte er zu dem Entschlüsse, Iferten nicht eher zu verlassen, bis er durch unverdrossene Mühe dahin gelangt sei, und Pestalozzi ihm selbst bezeugt habe, er sei in das Wesen seiner Methode und die Bedürfnisse seiner Anstalt ganz eingedrungen, eine Schrift zu verfassen unter dem Titel P e s t a l o z z i z w i s c h e n F r e u n d u n d F e i n d , und darin eine zweite Bearbeitung der von der schweizerischen Tagsatzung 1809 den Herren Merian, Girard und Trechsel vorgeschriebenen Aufgabe in Druck zugeben. (21 [(gemeine 3e'*un9> 21ugöburg, ig.DIIärj 1813, Dir. 78.) ©egenüber Peftalojji äujjerte Delbcütf ben ¡ZBunfcfj, tiefer τηόφίε feine Erklärung gegen Œfjorljerr 23cemi (3frae[ I, ©. 437) nicfyt Deröffenilirfjen. XαffäφΙίφ erft^ten biefe (Srflärung nur im Diafymen beò jroeiten 25anbeö Pon DìtebererS 33erfeibigungdbudF> : Pestalozzis Erziehungsunternehmung im Verhältnis zur Zeitkultur, 33anb II, 1813, ©. 89-141. £auf jp. ©. DTägeliö Srief Dom 24. 3 a r m a r ! 8 i 3 an Dtteberer roar bamalä baOon bie Diebe, bajj ©elbrücE eine ^ufá)úft an den Landammann der Schweiz πφίε. DTägeli begrüßte biefen ©ebanEen unb legte 2Berf barauf, bajj fid) DelbrücE auf bem Xitelblaft alä Erzieher des preußischen Kronprinzen begeidjne. Socfj riet er baju, SelbrücEs ©φríff erff erfφeíπeπ ju laffen, Πaφbem 29remi auf bie «Erklärung» 'Pefialojjie Don 1812 unb auf Dîieberere «Schließliche Rechtfertigung» Don 1813 geantwortet tyabe, rooju eö b e f a n n t ^ ηίφί ïam. ©φon gegen (Snbe 1812 í>atte 'Pejîalojji begonnen, bem erlamÇfen ©afte eine 6r= läuferung feíneei £unö aufjufeÇen. (Sô roar tí;m feí>r Diel an ber 23erbinbung mit ^reujjen gelegen. 2ílé SelbrücE imßauf beò Dîîârj abreifíe, oíjne feine 2 3 ^ φ ΰ κ wie angejeígf Doli» enben gu fönnen, fat) | ϊ φ ^eflalojji burφ priDafe unb öffentlicfte 2Dinfe baf)in befhmmt, feinen Snbe 1812 begonnenen Srief an Delbrüd? (der den Ton einer Halbabhandlung angenommen, ©. 38) mit einigen ^ufä^en Derfetyen α^^φΐίε^εη unb in ber eigenen SrucEerei Snbe 21pril 1813 erfφeíneπ ju laffen (in unferm £eyt ©. 285). 2it. 21. 3frael, "Pelialo^Sibliogtapfjie, 25anb I, 1903, ©. 446-449. - Sp. Dïîorf, Sanb IV, ©.200, 287, 317, 323 f. - φ. ©t. II, 1897/98, ©.99, iogff., 157. - S I , ©. 446; XII, ©• 4°· ~ Φ· ©φönebaum, (Srnfe, 1942, ©· 70, 165, 351. - Sciefbanb VII, ©. 424f.; IX, ©. 437 (mit roeitern 2lngaben). - 23g(. oben bie ©αφεΓΪΙάπ«^ für bie (Eingabe an bie Xagfafjung (b'21ffrr>, ©. 92 3- 10) unb für bie 2iu0einanberfe£ung mit G>f)orf)err 25remi (©. 4i9ff·)·

Gsinjelfragen S. 223 Ζ. 2 ff. 23ίεΙΙείφί jur eft ZB 3üriφ, UTÎffr. φε(ΐα[. 189/72. ©a 21. ©feinmann Gürgängungen aπbraφfe (geb. 1791, bann ©φΰΙεΓ in 2)Derbon, ©efretär feit 1811) unb baö ©φreíben an eine 3ΙίοηαΓφίε ge= richtet ifi, fommen Selbrücf unb Greußen 1813 in 23ε(Γαφ£. 21uf ber Díüífeíte ffef)t, ηίφί jugeijörig, Don ^eftalogjiö jpanb: à Monsieur le juge de paix cinq Louis neuf. 0er £e$t bed 25ruφ(ΐίί(£εβ lautet : 3TtfFr. Pefîal. 604, ©. 144.

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Vision Napoleons S. 297ff.

(§S ijl geroig auffallenb, bag fid) 'Peffalojjí i 8 i 4 tineber einmal ¡a einem (Sreignig europäifcf)er ®efá)íd)te unb φοίίΐίϊ âujjert. 3uc (Schaffung einer neuen 33erfaf|'ung f ü r bie ©c^roeij unb bie S a n t o n e fyatte er 1802 oer=

ft^íebene ©d^ciften Derfajjt unb aud) an ber ßonfulta ÍRapoleons 1802/03 in φαπό teilgenommen (f. 223eríbanb XIV). S a r a u f f j í n Derfiummt ber ßeiter Don -Burgborf unb Jh'erôon für bie 3 a ^ r e 1803-1814, befannt als bie OTebiatipnSgeit ber ©φη>εί£, roí e aud) für bie 3a[jre 1815-1827, genannt bie 3íejíaurafion£ijeif, η αφ íljrem Senenner Sari £ubroíg f o n palier. OTan barf bíe beiben ©pannen aid 'Períoben ber í n n e r n 6 m í = g r a t i o n Pejíalojjiá anfeíjen, roo et foroof)l ju einem ernfíen ©efc^ef)niß in ber engern Speimat fcfjroeígt, bem fogenannten 35ocEenfrieg Don 1804. als ßrfjebung ber ^ΰτφεΐ ßanbfcfiaft gegen bie ©tabt, roie aud) ju ben 2lngriffen Don fallerà auf Dïîetfyobe unb -Hnftalt, beren 2Ibroeí)r er 0or= jugsroeife 3 · ^ie&erer überlädt. ίΠαφ feiner Difionären r in ρ ο ΐ ί ^ φ ε ι η (Sinne Dernefjmen.

3«t bίφferifφer ©eftalfung bringt ^eftalogji ein £raumgeficf)f Dom 3ein ju= rücf. 0 ο φ lehnte er ein griebenSangebot ΟίΠβίίε[πίφ0 jögernb ab, roels φ ε ί §Γαη?Γείφ bie Dîï)ein= unb 2Ilpengrenje Derfpraφ. S i e rm[tfäriftf)= poIίfífφen gûfyrer ber Coalition befφ[offen baFjer am 1. Sejember einen gelbgug in §ΓαηΪΓβίφ, nebft Übergreifen auf bie © φ η ^ ; ηαφ beffen erfo[greíφem 2^φΙη(} íam eö am 30.OTai 1814 jum erfíen grie= ben Don 'Paris, aπfφIie0eπb follie ein Äongrefj in 2Bíen bie europáifφeπ gragen regeln. 3 n ben 3 a l ) r c n I § I 4 / I 5 í) a í 'PeftaCogji fid) Diel mit φοίίίίΐ abgegeben. 2inlaf) baju roar einmal bie £ange £agfa|ung in 3 ΰ π φ , 3lpril 1814 bis 2Iuguff 1815; fobann nafym er Diele 35ejiefyungen ju auswärtigen 3Ιΐάφ= ten auf, feit ber ^Begegnung mit 3 a t 2llejranber I. Don Díujjlanb im 3πebαum, Srnfc, 1942, ©. 73· ~~ S t i e f b a n b I X , ©. 377» 4 Ι 2 ~ 4 Ι 3 ·

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2. Anhang Prospectus, 1. Dezember 1814

S. 303ff.

Die 2Inroefenf)eíf bes 3nfi'íutá 'm franjój^en dpcatygebiet führte nafürlid) gaïjlreidje 3&gltnge aus ber 2DcfifdF»n>eíj unb granfreirf) ju •pejîûfojji. Den ©fernrourbeDörfer, entroeber ηιΰηΜίφ ober burrf) einen getriebenen ^rofpeft, 2iusfunft über bie 3ulaffung gegeben. 21m 24.2iuguft 1809rourbenbie 23ebingungen aie Dîéfutné an Sonjlanf 23ugnon in gleurier mitgeteilt,fcgl.Brief banb VI, ©. 208 f. QSerntuflirf»rourbefür nötig erachtet, im ÄriegSjaljr 1814 ein roeiteres 3)ubliEum buref) einen gebrutffen ^rofpeft in ftanjöfifdjer ©proche auf bie 3Inftati aufmerffam gu πιαφεη, um bie 3aF>[ ber 3&glinge ju Bermel)' ren. Der ^rofpeft bürffe in ber 2ínftalfSbrud?ereí erfíelltroorbenfein; roenigfìend laffen einige ©pratfjfeljler (g.23. chateau) auf beufft^fpracfjige Druier frfjlie^en. £it. 21. 3frae(, 'Pefta[[)jjí=35íb[ipgrap^ie, 35anb I, Berlin 1904, ©. 311. (Sc^&nebaum, Srnte, 1942, ©. 60. - 3 n 23riefbanb IXroiebber franj&fifcfje ^Profpeft, als 2Iusgug aus ber beuífdjen Raffung, oft er= roäfynt, fo ©. 204 3· 8f., ©. 230, 232-234, 236, 265, 273 u.a. Bede am Neujahrstage 1815

3um 3af>"öbeginn Ijielf ^PeftalDjji 1815 eine flati pefftmifìifdfje Díebe. 3™ uabgelau» fenen 3a!>r gelten auölänbifcf)e Xruppen biem©dfweij befe^t, was bas í ^Jferbon in eine ftf)tt>ere 2Birffcf)aftéînfe brachte. 3 i8i4 tnujjfe ^cftalojji feine §rau unb Eifabetl) Srüfi bitten, aus ©pargrünben für ein 3ίΦΓ fid) η αφ bem Dìeu^of ju be= geben. 2Ils im ©eptember 1814 bie im .Spausfjalt füfjrenbe ©tfitttiegerfotfifer 3Inna Oîîag= balena Suffer rafφroegfiarb,rourbeeine öfonomífφe Äommiffion eingefe^t, unb ber 21nffalfsleífer fai) fid) teilroeife feiner ©eibjîânbigfeit beraubt, ©ein ipinroeis, er fûtjfe fid) Don allen ©liebem feines ÔaufeS Derlaffen, erroodeηicfytö mel>r als feine 2Irmen= anftalt ffattn eines umfangteíφen 3nß'futS, fanb befonberS beim (S^epaar Dlieberer 3Iiifj= billigung. 3 b^eirfjnenûec 2Deife zid)tet Pejîalojji feine 21^ρΓαφε ηίφί an bie ßeljrer, fonbern in betonter 2lrf an bie 3öglinge ber 21nfîalt. £it. 21. 3frael, 'Pe(îaloaÎ=Sibliograp^ie, Banb I, 1903, ©. 361-362. - OTorf, 5)eftalojji, Sanb IV, ©. 382-383. - 3· ©φηύ^ 2Baf)rI>eif unb 3rrtf)um, 1822, ©. 20. ip. ©φönebaum, (Ernte, 1942, ©. 54. - SX,©. 488. - 23ríefbanb IX, ©. 220, 4°8f., 45°· S. 309 Ζ. 1 Sine Übe^iíft für bíefe 3îebe fel>lí, boφ ergibt fid) bie Datierung ein= S. 312 Z. Iff.

beutig aus ίηί)αΙ(Ιίφεη ©rünben. Dutd) feine 2Borte: Du sorgtest nicht, geliebtes Haus, roetfte pefta= I033Í beim SFjepaar Jlieberer eine ft arfe Dîîigftimmung. "Pefîalojji í>af anuar felbfì am 2. 3 feiner g r a u barüber beríφíet: Das N e u j a h r ist vorüber; noch in keinem h a t t e n wir so wenig Freude. Meine Rede ward von F r a u und Herrn Niederer mißverstanden, u n d es herrscht Mißstimmung im Hause . . . es t h a t mir weh, mißverstanden zu syn. Nun, auch dieser Tag ist vorüber; aber es t h a t mir weh, daß der erste Tag des J a h r e s f ü r mich b e t r ü b t war. ( S r i e f b a n b l X , ©.220.) D a s ©jepaar TOeberer roar begreiflich Derftimmf, als 'PeflalDggt (©.315

Sacherklärung

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3 · 12) erllärte, ηίφί einmal Sie ßrinnerung an bie ^lod^jeif fieberet Γ>abe itjm über feine bebrücEte Stimmung hinweggeholfen. S. 314 Z. 33ff. Unter &en unbeliebten Olîifteln gur Rettung Ser 2lnfïa[f meint peßaloggi tppf)I Èie Anleihen bei Jreunben, wie auef) bie 33erfcf)i(fung feiner ncicf)(ten Angehörigen (2lnna "Pefialoggi, ßifabetf) ÄrüfO η αφ bem Jleufyofe. Sit. 33riefbanb I X , 405-409. S. 315 Z. 19 S i e am ι4· September 1814 Derftorbene ©df)lpiegerfocF)fer ^efíaloggís, 21πηα OTagbalena Suffer, Der». 'Peftatojji, geb. ^Γόΐίφ, roar, gufammen mit i^rem OTann ßaureng j a f o b Œufier, ßeiterin bee Sjauäfyaltö für bas umfangreiche ©efttogguf. ßit. 33riefban& I X , ©. 403, 435· Der fat^olift^e, aue bem ©c^marjmalb ftammenbe ©eifllic^e S. 315 Z. 28 3iabi)oIj (1782-1842), ale ßeiter einer ftnabenanfialt in Äreuglingen (Xf)g.) roirfenb, follie ben 2aíeinunferrícf)f unb bie moraltfc^e (Srf;ulung ber ffnaben übernehmen. 0 ο φ rourbe er ηαφ einigem Aufenthalt in 2)Derbon im 2iugufì 1814 burt^ feine fircfjlitfje Oberbefjörbe ηαφ 2Ba(b* firrf) (bei 2Ba[bef;uf) Perfect, road ^ e j ì a l o j j i aid neuen, fφn)εreπ 23er= tuft empfanb. ßit. »rief banb I X , ©. 399 f. - φ . ©t. VI, 1901, ©.36/37. @. ©ilberer, Pefîalojji unb bie 2Infänge einer - - £ef>rerbi[bung im beuiftfjen ©übroefien, 1968, (5. 301-356, 362-367. Çribolin ^Baumgartner ( 1 7 9 1 - 1 8 1 4 ) aue bem Äanton ©latus mar 1806 S. 315 Z. 34 bie 1812 (Sifjüler, bann Iinferteljrer in TJeerbon, trat bann ale OTit= arbeiter ind "en © . Hofmann in Neapel ein, » 0 er bie ju S. 319 Z. 7f.

S. 321 Z. 4

feinem frühen ^infd^ieb tätig roar. ßit. Sriefbanb I X , ©. 475· linter ber Verlassenen in der Wüste t>erftef)f !Peftatojgi bie Don 2tbra= f)am ηαφ ber ifraelitifcfjen ©age in bie 2Büfte geführte unb bort Der» fiogene ftebefrau £agar (i.TOofe, St. 2 1 , 23. 9 - 2 1 ) . linter ben Knaben meint 'Peftalogji roof)! einige gu Unterleibern auf= pí>ne nähere namentlitf)e 33ejeirf)nung. geftiegene 3öglinge bee

Der Baum S a e 23ilb eines Saumee ate © r j m b o l flammt aue ber antifen Oîîçthologie, roo er Rimmel unb (Srbe Derbinbet, foroie auefj ale ßebenebaum in 35ejief>ung gum 9Iîenfcf>en fteì)t, etroa bei 2íbam unb Soa im Parabiee im alten Xeflament. 23ei ben ©riedjjen ipurbe bie ©eburt eineö Smbee mit bem 'Pflangen eines Saumee Derglid)en. 'PefîalDgji roenbet in 2Berfen unb Briefen öftere bie fijmbolifcfje BitCifpracfje an, gemäg einer αηφ geitgenöf» fifefjen etti en bung, © o galt in ber íKeDolufíonegeif ber greifyeitebaum ale ©innbilb ber ^ααίΐίφεη ÜBanblung, in ber ©djtneij Dor allem im §rüf)jaf) r 1798, unb ee würben bamale $al)heid)e forooM Dergänglic^e trie bleibenbe Qeiifym ber §reif>eif gepflangt. 2Beniger im 25εκίφ ber φοΙίίίΕ, benn ale 35aum bee ßebens gíeF>f 'Pefialogji biefee ©çmbol bei. © φ ο η in feinem berühmten 23rief Dom 1. Oftober 1793 an ben §reunb coloDiuS ffellt er fein mifjrateneS Ceben ale einen mobernben S a u m bar, unb bem felben greunbe gegenüber oergleitfyt er fΐφ am i . ^ u t i 1819 mit einem ηίφί gang abgefaulten S a u m , ber ηοφ in 2BurgeIn auefφfage. O'ìeben ber ßebenebebeufung bee Saumee Dernjenbet er gern bae Silb bee Saumee für ben 23organg ber (Srgiehung unb bee U n t e r s t e , inbem er ben ßeljrer einem ©ártner glcic^flellt. ßinige Seifpiele für biefe eingeengte Sebeutung feien hier angeführt. 3 n " e n

460

2. Anhang

2Ibenbgefprátf>en Don 1807/08 fommf er auf bie Silbung ale «Werk meiner selbst», ate ein 3ur 3?eife=Sringen 6er Äräfte beò Äinbeö, flafi eineö 2lbfüllend mit Äenntniffen, gu fpret^en. %uefüí)diá) befjanbelf ξι. (Sdpönebaum (2Befen unb ZBerf, 1954» ©· 179) bie Bedienungen ber ©ärtnerfunff jum ©ang ber 3TÍett>oí»if. ©φΙίε(3ΐίφ fommf ^eftatojji mef)rfacfj, befonberö in (einen 2Infprad)en baju, feine 31 η ft a [ É einem rnefjr ober roeniger gut gebei^enben Saum gtetcfjgufeÇen; befonberö gut roirft feine ©çmboliî in ber 3îebe t>om is. Januar 1818. 3 m 3a^re 1 8 1 1 fjat "Pefialojji fotoof»I in einem (Schreiben an ßafyarpe t>on ben S r "d)= ten feiner Xätigieit gefptocFjen,roie αυφ im Sriefe an einen Unbeiannfen am i2.9ïîai fein ipauiS einer Saumfcfiule oerglid^en. . . .«Unser Haus mußte kleiner werden, aber die Stämme, die daraus versetzt wurden, gehören doch unser, wo sie immer wachsen, und aus den größten Stämmen, die in der Baumschule bleiben, wurzeln auch einige so tief, daß sie, wills Gott! den Ort ihres Aufwachsens in der Baumschule selber suchen und finden werden. Mit diesen naht dann die Zeit meiner Erlösung, wo der alte Krüppel des Hauptstammes in der Mitte der jungen Bäume nicht mehr nothwendig ist. Ich freue mich dieses nahenden Zeitpunkts und bereite mich vielleicht nur zu eifrig auf diese Erscheinung. (Srief banb V I I , ©. 256-257.) 3 n einem Briefe an ©tapfer bora 24. OTärj 1808 brücfíe (ϊφ 'Peftalojji in äfjnlicfyet 2Beife au¿ : Freund, wir glaubten, ein Korn zu säen, um die Elenden in unsrer Nähe zu nähren, und wir haben einen Baum gepflanzt, dessen Äste sich über den Erdkreis ausbreiten und die Völker der Erden ohne Ausnahme unter seinen Schatten rufen werden. E s ist nicht mein Werk, es ist Gottes Werk. (Brief banb V I , alb fpraφlíφeö, fyalb bofaπífφeö UníerrirfjfaobjeEf. 3 n ber Wochenschrift für Menschenbildung, Sanb I V , 1 8 1 1 , 6 . 1 4 3 - 2 1 7 , gehört ein 2 ^ φ η ί ί ί Von den Bäumen ju ben Übungen, unb αηφ in ber neu $u fcfiaffenben ©ram= 0011 mafiE, gemäfj ben ©ρΓαφί^υ^εη Don 1818/19, Säumen gefproφen. ©φΐίε^ΐίφ fann ηοφ auf anbere © ί φ t ft û tí e fjingeroiefen roerben, in benen ber Saum erroäljnf ift, roaö barüber Ijinaua ηοφ einen Jpinroeiö auf m ó g ^ e D a t i e r u n g beö Dotliegenben ©είύφίεί erlaubt. 3 n t'en Fiebergesprächen Don 1 8 1 7 (f. ben 2BerE= banb biefeei ergi&t (ϊφ cine ^Parallele. 3 Π Dom 12.Januar 1818 (S Χ , ©. 5 3 ° f · ) Α Φ c ' n längerer 23ε^Ιείφ bee) Sítbá ber GÜrgieljung mit einem Saume. 0a» felbft ift ουφ eine ροείί^φe (Stelle in freilief) anbetet gorm eίngefφaIfet : Siehe, du legst einen kleinen Kern in die Erde. In ihm ist des Baumes Geist, In ihm ist des Baumes Wesen, E r ist des Baumes Samen. Gott ist sein Vater, Gott ist sein Schöpfer. Groß ist Gott im Kern des Baumes. Menschenhand, Menschenhand ! Du legst ihn als Gottes Kern In die milde Erde, Du legst ihn als Gottes Kern In Gottes Land, In deines Gottes liebes Land! 3ur Datierung Eann Dermufet roerben, bafj bie STie&erfdFtrift beò Dorliegenben ©e= &ίφί0 Dor obige bíφferifφe 2luf$eiφnung fällt. Da Dlofette iTtieberer bad ©εδίφί une!

Sacherklärung

461

1846 überliefert, fîefjf ed tnelleidfjf im 3ufanimenl)ang mit bem Don if>r geleiteten ΧόφίεΓ= infiitut, unb groar 1810 bid 1815. STadjfyer ergaben f/φ jmíft^en Pefîalogji unb bem (SF>e= paar 3ìieberer 3tpífiígEeífen, bie ed unma^rfi^cínlid^ madjen, ^eftalojji fjatíe feiner 3Iííé= arbeiferín η οφ ein ©ebit^f gugejîellt. Sie obigen poeti(d)m 3Iufgcit^nungen Don 1818 teären in biefem ©inn ale ein 3Tacf>f[ang früherer Sirf)fproben aufjufaffen, ntebergeftf)rie= ben in einer Don 23efrübnid erfüllten 3eit. Sit.

a l l g e m e i n : 21. 3frael, PefiaIog$i=Sib[iograpl>ie, 23anb I, 1903, ©. 598; I I I , r, ßepifon ber ©tjmbole; 23ilber unb 3 e ' φ ε η ber φπ(Ηίφεη Âunjî. Süffelborf, Síeberíφd (1971), ©. 44"48. @ Γ ΐ ί ε ^ η η 9 / Ι Ι η ί ε Γ Γ ί φ ί : 2Ber!banb X X , er= fertigt mürben S. 43 Z. 6 bequem S. 122 Z.2 aud 23equemlid)?eif S. 230 Z. 14 gu gall bringen, ruinieren S. 282 Z. 8/9 ©elbfacfje S. 73 Z. 25 S. 312 Z. 3

G»F)ri{ien gab mitf) bem Äunttner f)in, grämte mitf) Äunbfdjaff S. 137 Z. 9 S. 23 Z. 1, S; S. 189 ( f y a t ηοφ eine Diel weitere Ζ. 37; S. 192 Ζ. 22, 33 u.ö. Sebeufung aid Fleute, ju umreiten efroa bu^ :) Äön= nen,gertigieit,2^nif,2Bif= feπfφaff, erfïπberifφe tigfeit (cgi. αυφ anbroerf^e, Ζ. 32; S. 211 Ζ.3 ίεφηί(φε) gätjigfeit S. 193 Ζ. 11 fünftlicfje DTamen, ^αφαΐΜ= brücfe S. 164 Ζ. 26, 35 flüftern S. 56 Ζ. 5 ÂiÇel, Dîeig L

Ländlerbauern Lehenbrief Lehenman Lehenzins Lehrmeister lernen

S. 143 Ζ. 25

¡Bauern ber inner|^roeijes rίfφen Äanfone S. 293 Ζ. 23 ^fo^foerfrag "Pächter S. 293 Ζ. 23 S. 293 Ζ. 26 φαφφπά S. 229 Ζ. 8; S. 253 Ζ. 25 Xifel eined aid £ef>rmiffel gcbrautfjfen 3iudjugd aud bem reformierten ^αίεφίβ= mud S. 192 Ζ. 36; S. 193 Ζ. 4; Ierren S. 194 Ζ. 32 u.ö.

470 leste Linges lismen lustig und luftig Lüceen, Lycäen

3. Anhang S. Z. S. S. S. S.

61 Z. 23, 30; S. 293 26 u.ö. 293 Z. 28 197 Z . 2 9 236 Z. 34/35, 36 90 Z. 22; S. 98 Z. 26

le£fe (fr S .) ZBäföe ftrííen Ιείφί unb angenehm £r)jeen (£i)jeum = oberfie Staffen beö ©çmnafîumd)

IVI macht sich magia amica Veritas mangeln, manglen

Maulbraucherey Maulgerechtigkeit Mohr Meublen mindern mißken(n)en

S. S. Z. S. Z. S. S. S. S. S.

236 Z. 34, 36/37 223 Z. 26; S. 245 29/30 146 Z. 19, 20; S. 181 18, 32 70 Z. 36; S. 71 Z. 22 32 Z. 18; S. 46 Z. 15; 61 Z. 34 u.ö. 152 Z. 14 228 Z. 39

möchte Modeputsch Moderantismus

S. 229 Z. 47; S. 254 Z. 27 S. 293 Z. 21, 29 S. 43 Z. 32; S. 175 Z. 31 S. 63 Z. 19; S. 317 Z. 27, 29 S. 241 Z. 26; S. 270 Z. 12 S. 113 Z. 11/12; S. 317 Z. 19 S. 120 Z. 16 S. 159 Z. 35 S. 271 Z. 39

möge alles

S. 301 Z. 4

Müdling

S. 283 Z. 38/39

Muthwillen

S. 263 Z. 13

Mißtritt Mißverstand

oolljieijf fid) (laf.) mejjr alö ber gretinb jablt bie 2BaI>rIjeif fehlen ηίφί genügen entbehren ©efd>ro᧠©eredfjíígEeíf, bie nur in ftf)önen 2Borfen be|îeï)f OTeljrtjeif, UbergetPtdjf OTöbel (OTe^rj.) abnehmen, (¡φ Derminbern ferfennen falfcfjer (Betritt, geiler OTigbeuiung fönnte, oevmbcfyte etroa: OTobeeinfaß (laf., frj.) ©efïnnung ber gemäßigten "Partei permöge alleò, roerbe allem •Sperr unbcljülf Ιίφειτ, muffelig lebenber TRenfti) 2BilIEür, Steigung ju gret>el= taten

Ν nahen Nahmen Namenbüchlein

S. 180 Z. 11; S. 181 Z. 21 S. 41 Z. 14 S. 229 Z. 8; S. 253 Z. 25

|ίφ nähern ÍTÍame erfíed libe- tm£> Cefebthfjlein in ber alten ©φηΐε

471

Worterklärung Neglen nicht so fast nihil admirari

S. 115 Z. 10 S . 2 2 4 Z.2/3; S . 2 4 6 Z. 14 S. 282 Z. 29

DRägetn ηίφί fo feljr (Iat., gewbi)nUd) n i l a d m i rari) ficf) über ηίφίά tounbern ß i f a f aus í?orag, ©pi= fteln I , 6, ι )

O ob ob ihn gleich ob mir verirret ohne anders Oration

S. S. S. S. S.

Partisan

S. 130 Z. 2 ; S. 142 Z. 17

Party pereat

S. 119 Z. 36, 37 S. 166 Z. 23

peremptorische Citation Personale

S. 238 Z. 23/24 S. 237 Z. 22; S. 264 Z. 20 S. 44 Z. 25

Personalsurveillance Pfaffnauerwinkel

31 Ζ. 3 31 Ζ. 2 121 Ζ. 8; S. 275 Ζ. 2 236 Ζ. 16/17 137 Ζ. 19

S. 137 Z . 1 0

Poltron Porte profanum vulgus

S. 150 Z. 38 S. 301 Z. 37 S. 142 Z. 27

pronunzirt proton pseudos

S. 225 Z. 47; S. 240 Z. 41; S. 248 Z. 36 S. 163 Z. 26

quästionirlich quod mirandum dictu

S. 139 Z. 1/2 8. 261 Z. 11

übec pbgleícf) φη an mir irre roirb oljne weiteres (tat. ) Diebe, 2Infpradje

(frg.) Untätiger, "J)ac(ei= ganger "Partei (Iat.) er möge jugrunbe geiien! (©egenfaÇ pt vivat!) endgültige ißorlabung Perfonenfreis (frj.) pecfcmlidje 33eauf= fid^figung et>eni. "Pfaffnau, Ät. Sutern, eine realöreid^e, (früjjec) ab= gelegene ©egenb, t>gl. aber (Satf)ûnF)ang ju 116

3· "f· (frj.) DIiauIF)e[& Pforte (laf.) ber gemeine P&bel (ηαφ jporag, Oben I I I , ι , ι : Odi profanum vulgus et arceo; ogl. 137 3 - 13/14) (feg. prononcé) auSgefpro= φεη, ausgeprägt {gtieä}.) ©runbirrfum, falfd)t 23orausfe£ung

f r a g ^ , in Dîebe ffe^enb (Iat.) roas e r f t a u n ^ j u fagen

472

3. Anhang R

radotiren

S. 231 Z. 34

rapportiren Rathsfreund in der Regel reitern in den Riß stehen Rü(c)ksicht

162 Z. 18/19 268 Z. 27 258 Z. 7 112 Z. 8, 9 273 Z. 36 70 Z. 37; S. 97 Z. 4; 210 Z. 16 u.ö. s. 4 Z..43 s. 272 Z. 38 s. 241 Z. 22; S. 270 Z . 7

Rücksicht nehmen Rudera ruft dem Unglück

S. S. s. s. s. s. s.

(frj.) unfninigeö 3eug reben, fajeln 23erid[jí erfiatten Dîîifglieb bed Díafeá in Orbnting mit bem ÄornjTeb (leben in bie 23refcfje treten jpínfíícfjf f>ier : 35ebatf»f nehmen (laf.) 53rudjjíüd? e, îriimmer ruft baö linglücí fjerbei

S Sack Schaden Josephs Schalk

S. 143 Ζ. 24; S. 364 (zu S. 118 Ζ. 9ff.) S. 167 Ζ. 4 S. 80 Ζ. 39; S. 263 Ζ. 13

scherbeln

S. 135 Ζ. 1

schicklich Schiff und Geschirr Schirmschreiber

S. 359 Ζ. 19 S. 293 Ζ. 23/24 S. 293 Ζ. 32; S. 294 Ζ. 4

Schwäher Serutinium sein: wem sind diese? auf die Seiten gebracht selber

S. S. S. S. S. S. S.

(jpofens, Κ ο ί Ο Χ α Γ φ ί f. irifcf>aftlicf)eö ©erat (Seïrcfâr 6er 33ormuní>= fd)aftäauf(id)täbei)0rbe

servum pecus

Sinn: daß ihm der S. an das Wort gekommen sin(n)lich sint sinther sit venia dicto societätisch, sozietätisch

302 Ζ. 24 239 Ζ. 34; S. 267 Ζ. 15 35 Ζ. 30 301 Ζ. 22 31 Ζ. 22; S. 36 Ζ. 6; 53 Ζ. 2 u.o. 166 Ζ. 39

(3dF>tt>íegert>afer 2Ibftimmung mem gehören btefe? befeitigt, umgebracht felbft fogar (lof.) bie fflnDifcfje Jperbe (3¡tat auö jpcraj, Spifleln

I . 19/ Φ ) ba(3 íf>m Baö ZDort in ben (Sinn gekommen S. 215 Ζ. 26; S. 218 Ζ. 12, efroa: praftifcf), ïonfref, 17 gegenffânbtiif) S. 88 Ζ. 16, 19; S. 114 feit Ζ. 8 u.ö. S. 353 (zu S. 92 Ζ. 37) feiffjer S. 148 Ζ. 31 (laf.) mit 23erlmib ju fagen S. 120 Ζ. 28, 30; S. 197 gefellftfjaftlid) Ζ. 15/16; S. 205 Ζ. 25 S. 93 Ζ. 10/11

Worterklärung Sohnssohn sophistisiren sorgen sozietätisch Spital

S. 294 Z. 15 S. 232 Z. 15 S. 28 Z. 1, 2

Spitalpfründe

S. 274 Z. 10

Spottvogel Spreuer, (das) Stadtpösten Stähle stattfeinden Ste(c)kköpferey

S. 130 S. 112 S. 274 S. 300 S. 115 S.119 S. 364 S. 161 S. 247 S. 114 S. 224 S. 160

stillstellen stocken stoßen Stra(h)l Styli: es ist nicht Styli Sumer sy syen syn syst syt

S. 216 Z. 20

Z. 38 Z.3, 4; S.320 Z.28 Z. 9 Z. 17 Z. 16 Z.7/8; S.121 Z.12; (zu S. 118 Z.9ff.) Z. 13, 18/19 u.ö. Z.5 Z. 18 Z. 47; S. 247 Z. 23 Z. 29

S. 324 Z . 4 S. 61 Z. 7, 12; S. 64 Z. 24 U· O. S. 212 Z. 24 S. 41 Z. 9, 20; S. 53 Z. 4 ; S. 57 Z. 16 u.ö. S. 315 Z. 36 S. 65 Z. 28; S. 66 Z. 14

473 (Snfel flügeln, fpiegelfedfjfen besorgen, befürchten fiei>e: societätisch Äranfen= unb Sirmenljaue, αιιφ 3rreni>aue 33erforgung im „©pifa!", 2IIterö= unb Äranfenafi}! ©pöffer bie ©preu ftäbfifdje ©feilen ©fälle (îafffïnben ©farrföpfigfeif, Sigenfïnn gum ©fiUjîanb bringen gefrieren Perlenen SUÇ es enffprirfjf πίφf bem gufen ©fil ©ommer fei feien fein feiefî feib

Τ Tag vor R a t h begehren

S. 149 Ζ. 23

Tagsa(t)zung

S. 85; S. 97 Z. 6 u.ö.

Testimonia diligentia« et morum Theater

S. 233 Ζ. 3; S. 260 Ζ. 7

thun : es ist zu th. um . . . Tournuren

S. 140 Ζ. 38 S. 112 Ζ. 9; S. 154 Ζ. 6 ; S. 225 Ζ. 10, 12 u.ö. S. 114 Ζ. 16

einen Xetmin gur ffüage unb @erícf)tE¡Derf)ant>[ung DOC Sem ftäbfifdjen 3?aí forbeen ber aitfcf>rDeigerif[f)e „23un= beöfag": íDerfammlung bec 2íbgeorbnefen bec fouDerâ* nen Santone (Tat.) 3eugniö über Síeí(j unb ©íffen í)íer : ©φαιι= unb ^orfaal ber 2Inafomíe ed gef)f um . . . (frj. tournures) 2Benbungen

474

3. Anhang U

über sich nehmen überall überdünken übermüthig um deswillen Umfang Umfassung

S. S. S. S. S. S. S.

366 Z. 41 138 Z . 4 345 (zu S. 66 Z. 6) 130 Z. 37/38 313 Z. 27 68 Z. 3 54 Z. 15/16

umrungen umüglich unabläßlich ungehudelt Ungemeine, (das) ungemüthlich Unkunde unserthalben unversehandt unwiederspreehlich

S. S. S. S. S. S. S. S. S. S.

173 Z. 9 41 Z. 4 232 Z. 40 161 Z. 39; S. 162 Z. 2 275 Z . 4 130 Z. 37 267 Z . 4 261 Z. 7 114 Z. 27 211 Z. 12/13

veraltet Verein verfirrlifanzt

S. 272 Z. 33 S. 32 Z. 33; S. 35 Z. 31 S. 167 Z . 9

vergeschwindern Verhältnis verirren

S. 209 Z. 33 S. 121 Z. 38 S. 121 Z. 8/9; S. 223 Z.27; S.245 Z.27 S. 270 Z. 24 S. 41 Z. 32/33 S. 367 Z. 53 S. 367 Z. 51 S. 144 Z. 34 S. 116 Z. 26

verküttet Verlegenheit verlüxnden verlünderisch vermögen

ouf fidj nehmen überhaupt übertünchen mutwillig beöfjalb 3eitabfdf)mff i)ier etwa: Umfang, 23οΠ= ftänbigfeit umringten unmöglich unabtrennbar ungeläflert, ungefcfjoren baö llngeroôijnlicfje gefü^llod, ^erjlod llnïenntniô in bejug auf unsi, über und unDerfcf)ämf unroiberlegbar

gealtert Bereinigung, @emeinfd)aff m i t ©tf)nitffcf)na(f auf= gepu|t befrfjleunigen greuntfcf>afiöt>erl)älfnts irre

roerben

oerííftet, abgebidjfet í>íer : @dfjtt>ierigïeifen Derleumben Perleumberifdf) jujïanbe bringen baju bringen, Deranlaffen (ettDüö j u t u n )

verschallen verschreyen Verschreyung vertreten verwahrlosen

S. 314 Z. 25; S. 316 Z. 26 S. 313 Z. 25 S. 138 Z. 6/7; S. 167 Z. 17; S. 230 Z. 19 u.ö. S. 120 Z . 6 ; S. 130 Z.20/21 u.ö. S. 231 Z. 38 S. 57 Z. 19

οεπηοφί Serratien Perleamben

23erleumbung jerfrefen t>ernad^[âffîgen, t>erfâumen

475

Worterklärung verwibt

vorbiegen zum Vorschein kommen - : übel zum V. kommen

S. 378 (zu S. 194 Z. 15, 20/21) S. 114 Z. 6 S. 235 Z . 1 0 S. 225 Z. 48 S. 89 Z. 22; S. 90 Z. 26; S. 183 Z. 2 u.ö. S. 208 Z. 22/23 S. 136 Z. 4/5 S. 224 Z. 4 4 ; S. 247 Z. 20

Vorschritt Vorstand Vorwurf

S. 192 Z. 22; S. 209 Z. 30 S. 293 Z. 17 S. 191 Z. 4

verziehen Vogt Volksunkunde vor allem aus

t>erlt>ebf Derjeiljen 23ortntinb 23t>lföuntpiffeni)eii Dor allem Dorbeugen erfcf)einen

fd)led)t baftefjen, einen ftf)[ed}fen (Sinbcucfi πιαφεη gortfcÇriff erfte ipi)pofi)eE ©eqenfïanb, ObjeEí

W Wahrheit : mit der W . berichtet werden

S. 134 Z. 16

was an mir ist wegwerfen weißgen Weltbegegnis wem sind widersprechen wieder Wiehe witzig

S. 77 Z. 33 S. 235 Z. 1 S. 67 Z. 1 S. 81 Z. 26 S. 35 Z. 30 S. 277 Z. 12 S. 65 Z. 22 S. 391 linke Spalte S. 144 Z. 26; S. 157 Z. 23, 24 S. 376 (zu S. 192 Z. 10 bis S. 193 Z. 32) S. 225 Z. 41/42; S. 230 Z. 39 S. 363 (zu S. 115 Z. 11)

wohl W o r t : einer Sache das W . reden wörteln wüssen

bie 2Baf>rF>eif erfahren, tt>af)ri)eiiögetnäj3 informiert

S. 323 Z. 12; S. 324 Z. 12 u.ö.

werben foDiet a n m i r liegt t>erroerfen, Derbammen tüeifj fündjen, falfen 2BeIfgefcf)e[)nie tcem gehören beftreifen toiber, gegen 223eif>e

gefd^eif guf jugunften Don e tro. fpredfjen einen 2Borfroecf)fe[ führen, janfen roiffen

Ζ z.E. Zeitbegegnis

S. 256 Ζ. 35 S. 81 Ζ. 28

jum Stempel, jum Seifpiet £ageögefcf)ei>md

476 Zeitungsgeschry zerklecken sich zerlumpen zernichten zeriitten Ziel zu H a u s : wo wir zu H . sind zuküscheln Zürichbiether

3. A n h a n g S. 117 Z. 30 3eifungégefcf)tei S. 371 (zu S. 181 Ζ . 1 5 jerfpringen, plaÇen bis 18) efroa: Derfommen S. 313 Z. 2 Dernídjfen S. 47 Z. 23 u. ö. Derfdfjüften, Derfíreuen S. 91 Z. 33 S. I l l Z. 15; S. 131 Ζ. 27; ©n&e S. 236 Z . 2 S. 263 Z. 24; S. 273 Ζ. 20 wo rpir fteïjen S. 134 Z. 6; S . 151 Ζ. 17 S. 135 Ζ. 34; S. 144 Ζ. 4

Züriputsch

S. 150 Ζ. 32; S. 151 Ζ. 16

zuverlässig Zweck, Zwekk

S. 257 Ζ. 34 S. 24 Ζ. 9, 29 ; S. 69 Ζ. 7, 17 u . ö . S. 239 Ζ. 30; S. 267 Ζ. 10 S. 65 Ζ. 34

(gu)flüftern SetDofyrter bed Cantone 3ürúf) plôÇlidfjer, aber η ί φ ί nachhaltiger 21nlauf ¿u einem Unternehmen, c^ebem aie für Sie 3ürcf)er φαΓαΐίεπ= ¡iífd}

zweydeutig zwy

betrachtet

fid)er, o^ne 3roeife[ 3id jroeifelh a f t jroei

Anhang IV

PERSONEN- UND ORTSREGISTER Sïarau (5. 398, 420, 423, 453 2ibrafjam, ©cjoaíet rer (1789-1848) (3. 177, 370, 44 1 2Ibam uni? (Soa (3. 407, 459 2Ígt)pfen εί$ (Eínfúbeín ©. 43 2 (ïlbing ©. 398, 441 ©fag ©. 402 @πι^αφ © . 4 4 °

ßngtanb ©. 307, 433. 434. 451

Register

479

g u r o p a © . 88, 1 3 7 , 1 4 9 , 2 0 7 , 4 4 4 , 4 4 8 , 4 5 3 , 4 5 6 , 4 5 7 S c e r à , Ê r n j î 3Iugu(î, S î e ï f o r ( 1 7 7 9 - 1 8 2 3 ) · S a f p a r , ípofraf ( 1 7 7 4 - 1 8 3 4 ) ©·

4I9

Ç o t f i n g e r , 3ol>. ¿ a f o b , P r o f e f f o r ( 1 7 5 0 - 1 8 1 9 ) @ . 1 3 7 , 3 5 0 , 4 0 4 , 4 0 6 , 409, 4 1 9 , 4 2 0 , 427, 429, 434, 436, 437, 445, 454, 461 Jpunjifcr, O t t o , J ) r o f e f f o r ( 1 8 4 1 - 1 9 0 9 ) © . 3 3 9 iptifj, 3¡oIjanne0, ^Reformator ( 1 3 6 9 - 1 4 1 5 ) © . 4 2 7 O f e r t e n f. TJoerbon 3Unau (3φ.) 399. 4 4 ο 3 f t a e [ , 2Iugufî, S í b l i o g r a p F ) ( 1 8 3 6 - 1 9 0 6 ) 4 5 °

3 φ , 3ol). ©amuet, D e f a n ( 1 7 4 7 - 1 8 1 3 ) ©. 436 3 e n a @. 233, 260 3enfou

©.414

3 ¡ e f a j a , î>ropl)ef © . 4 0 2 , 4 0 3 3 e f u ü S^ríjíuít © . 5 3 - 5 7 , 6 1 , 62, 6 5 , 66, 7 7 - 7 9 , 82, 83, 1 8 7 , 2 0 5 , 3 4 2 , 3 4 5 , 3 4 9 , 3 7 4 , 407, 422-424, 447, 455 3¡oI>annfen, griebricf), ßel>rer ( 1 7 7 8 - 1 8 6 0 ) @ . 4 5 1 3orí>an, 3 e a n > ße&rer ( 1 7 7 2 - 1 8 4 6 ) © . 10, 3 9 8 3 u b e n Q f r a e l í f e n ) © . 7 9 - 8 2 , 3 4 9 , 4 0 7 , 408, 4 5 5 , 4 5 9 p u l l t e n , MTarc 2Infoíne, © e n e r a ! ( 1 7 7 5 - 1 8 4 8 ) © . 88, 89, 3 0 6 , 3 4 9 , 389, 4 1 2 , 4 1 3 , 4 4 0 í l a í p f j a s , jpoI)epriejler © . 2 7 7 , 4 5 5 Ä a i f e r , ^ e f e r , ßeF>rer ( 1 7 9 3 - 1 8 6 4 ) © . 4 1 8 Ä a n f , 3 m m a n u e l , 'Píjílofopí) ( 1 7 2 4 - 1 8 0 4 ) © . 4 4 7 Äappel ( 3 φ . ) ©. 434 Äaralene @. 4 ι 4 - 4 4 1 ffaftf)Dfer,

Díofeffe, £ef)rerin (Perm. Jtíe&erer, 1 7 7 9 - 1 8 5 7 )

1 8 4 , 3 9 5 , 399, 4 3 7 · 439
π φ £f;eo&or, ß e f j r e r ( 1 7 8 9 - 1 8 4 4 ) @ ·

I O > J 77>

37°> 3 9 8 , 399, 4 0 2 , 4 1 8 ,

419, 437, 441, 443 Äellenlanb ©. 116, 137, 432 Ä f o t e n @. 440 Ä n u f e r f , 2Π09«, ßefjrer ( 1 7 8 9 - 1 8 3 6 ) © . 10, 12, 1 7 6 , 3 3 9 , 398, 4 4 ° S o n i g e b e r g © . 4ι4> 4 4 1 » 4 5 ° .tödlin ©. 4 1 4 , 441 Äoller, 3of). 3 a f o b , 3 ^ f e i a n r o a i t ( 1 7 5 7 - 1 8 1 1 ) ©. 427

Register

481

(?). 3 Φ · © · 3 3 4 Â r â Ç , aiuguft, 2eí)ttr ( f 1 8 2 1 ) · ^ e i n r i φ , Dlîaler ( 1 7 5 5 - 1 8 2 9 ) © . 3 9 6

S l î e ç e r , 3 Ε Γ Ε Γ Π ' α 8 < ßeljrer, P f a r r e r ( 1 7 9 8 - 1 8 5 2 ) © . 4 0 6 , 4 0 7 OTeçer,

3oI>. 2BiIf>e[m, g a b r í f a n t ( 1 7 7 9 - 1 8 2 8 ) © . 3 9 6

OTeçer

Don Ä n o n a u , ßubroig, 3 î a f e f ) e r r ( 1 7 6 9 - 1 8 4 1 ) © . 4 2 7

3 I ï e ç e r Don © φ a u e n f e e , g r a n j 23ernf>arb, P o l í t í f e r ( 1 7 6 3 - 1 8 4 8 ) © . 4°9> 4 3 ° Dlìieg, S l i a ö , ßef)rer ( 1 7 7 0 - 1 8 4 2 ) ©. 36, OToniatioef,

334, 360, 366, 397,

be, OTinifïer © . 4 1 2

OTorf, jpeiηπφ, ©eminarbireftor ( 1 8 1 8 - 1 8 9 9 ) ©. 349, 4 4 6 31

Pestalozzi Werke Bd. 23

4°i>

402>

4J3> 443

482

4. A n h a n g

Dliofeö ©. 79. 8ο, 4 ° 7 OToöiau ©. 457 7Ründ)enbud)fie

405

Dîîuralt, Pon, P f a r r e r (1780-1850) ©. 36, 46, 397, 4 0 I > 4 02 > 4°3> 4°5> 413, 432, 433, 444, 449 JWab^oIj, Philipp, Pfarrer (1782-1842) 4 2 7~43°> 432> 436. 439. 4 5 2 ¡Härmt), Bartholome, £ef)rer (1789-1852) 4, 5. 398 Dîanci) ©. 398, 4 4 1 3ìapo[eon I. Bonaparte, fiaifer (1769-1821) ©. 297, 299-302, 388, 389, 435. 444. 448. 457 DTeapel (S. 4°2, 44°> 443- 459 DÏeucfjâiel (jîeuenburg) ©. 130, 145, 146. 4'3> 433 DTeuíjof S . 293, 403, 442, 456, 459 íneumíeí» ©. 4 ι 4 3IicoIot>iuö, ßuiJroig, (Staatärat (1767-1839) ©. 4i4» 443» 459 3Tieöerer, 3°f> ü n n e ö > Pfarrer (1779-1843) ©. 3-6, 8-11, 30, 3 1 , 109, 111, 1 1 4 , 1 1 5 , 1 1 7 , X19, 1 2 1 , 124, 125, 127, 129, 1 3 1 , 132, 136-138, 140 ,146, 147, 1 5 2 - 1 5 7 , 1 5 9 1 6 5 , 1 7 0 , 174-176, 225, 228-233, 2 38, 239> 247> 2 48. 2 5 2 · 2 54^ 2 57> 259, 260, 265, 266, 271, 274-277, 279-281, 315, 333, 339-341, 350, 354, 360-363, 366, 368, 369, 373- 387. 388, 392, 397, 398, 401, 403, 406-420, 426-439, 442-446, 449-460 DtieCerer, Kofeffe, f. Äaftyofer, Dîofette ¡Obermann, ípeinricfj ©ottfrieb, Budj&rudfer (5. 407 ófterreícf) ©. 457 Ol&enburg ©. 4 4 ° OteOíanué, ftafpar, £f>eolog (1536-1587) © - 4 5 3 Orelli, ^of). Äafpar Don, "Profeffor (1787-1849) ©. 366 Offian, ©agenfjelb ©. 451 Oftpreujjen ©. 3g8 ^Jaläftina @. 455 Parte @. 306, 400, 402, 412, 4 1 3 , 415, 426, 433, 444, 448, 454, 456, 457 Pafdjoub, 3 c a n parquee, BudfjtjänMer ( f i 8 2 6 ) ©. 306 PaÇig, JrieÖricfj, ßeftrer (1788-1877) ©. 177, 370, 418, 44 1 P a u r (Pauer), ©alomon, ©t^irmftfireiber ( 1 7 7 1 - 1 8 5 0 ) ©. 293, 294, 45^ Peloponneö ©. 454 Pejîaloggi, 2Inna, geb. © φ η ΐ ^ ε β ( 1 7 3 8 - 1 8 1 5 ) ©. i 8 i , 293, 294, 388, 390, 399, 437, 438, 442, 453, 456, 459 Peffalogjí, ©off lieb, ©erber (1798-1863) ©. 182, 293, 294, 432> 442> 45^ Pejíalojjí, 3a?ob, ©ot>n ( 1 7 7 0 - 1 8 0 1 ) ©. 406 Petersburg ©. 397, 402 Petjer, S'ari, ©cfjüler (1797-1878) ©. 6, 397, 398 Pfäffifon (©djropj) @. 432 Pfaffnauer 2DinfeI (am 3ûritf)fee) ©. 116, 137, 43 2 Pfenninger, OTarffya, ßerm. penning 44 1

Register

483

•piûmûnn, grnfí, φΰ&α9ο9 ( 1 7 7 1 - 1 8 3 4 ) ® · 4*4 φΐαίο, P^ilofopI) © . 425. 461 Bommern © . 397. 3 9 8 pompée, Philibert, ^)äbagog rer (5. 3 9 7 , 4 ° 2 •Pntfjagoraö, 3Tíaff)ematifer © . 4 5 5 {ftatnëauer, Secret ( 1 7 9 0 - 1 8 4 8 ) © . 5, 6, 8, 9, 1 2 , 1 7 6 , 3 3 9 , 39g, 4 4 ° 3?aumer, Ä a r l Don, S e r g r a f ( 1 7 8 3 - 1 8 6 5 ) (2. 397, 402 Dîeirfijïabi © . 4 4 1 Dîein^arÔ, fiians Don, 23ûrgermeifîer ( 1 7 5 5 - 1 8 3 5 ) © . 4 5 1 3îeitf»ûrb, 3 o f ) . ^ e f o b , © ί φ ί " ( 1 8 0 5 - 1 8 5 7 ) © . 4 5 3 Dlenbfc^mibf, geli;:, Center ( 1 7 8 7 - 1 8 5 3 ) ï > . ^ a í o b , 21r S f ( 1 7 6 3 - 1 8 1 9 ) © . 4 2 9 Dîof>ri)^eim © . 4 5 1 3îotn © . 67, 93, 1 1 4 , 349, 402 3ÎDff), ©fepljan £ubroíg, fiercer ( i 7 g & - i 8 4 g ) © . 4 1 8 3îouffeau, 3 e a n φί>ίΙοfopí) ( 1 7 1 2 - 1 7 7 8 ) © . 4 3 4 ' 444' 4 4 7 ÍKügenroalbe © . 397, 398, 4 4 1 ¡Kujjlanb © . 366, 444, 4 5 7 Sadjfen © . 433, 4 4 1 © a l o m o , Äönig © . 8 1 ©anEf ©allen © . 4 2 3 , 4 4 ° © φ α φ ί , ïfyeobor, £ef>rer ( 1 7 8 6 - 1 8 7 0 ) © . 10, 1 1 , 1 2 , 1 7 7 , 399, 404. 4 I 8 . 437» 4 4 1 » 451 ©d^aff Raufen © . 398, 399, 440 ©cfjíller, gríebrirf), ©ídjfer ( 1 7 5 9 - 1 8 0 5 ) © . 4 3 6 © φ ί η $ , jpanö Ä a f p a r , 3?aföf)err ( 1 7 5 5 - 1 8 3 8 ) © . 4 2 7 ©cfjleííljeim © . 398, 4 4 ° ©tf>le|7en © . 4 4 1 ©if>mib, 3ofepf), £eljrer ( 1 7 8 5 - 1 8 5 1 ) © . 7, 8, 3 6 , 3 3 3 , 3 3 8 , 3 9 7 , 399, 4 0 1 - 4 0 3 , 406, 407, 4 1 3 , 439, 4 4 8 , 4 4 9 ©tfineíber, 3 ° f > o n n e £ S > £eF)rer ( 1 7 9 2 - 1 8 5 8 ) © . 8, g, 1 7 7 , 334, 3gg, 4 4 ° © φ ρ φ , p a n n e s , ßeljrer © . 4 2 i © φ ο φ , φαηό Äoncab, P f a r r e r ( 1 7 8 8 - 1 8 3 7 ) © . 366, 4 2 1 ©djönebaum, £ e r b e r f , ^ j j í o t í f e r ( 1 8 8 8 - 1 9 6 7 ) © . 428, 446, 460 ©φιιΐtljejj, 2Inna, f. Peftalojgi, 2Inna, geb. ©djultyefj

484

4. Anhang

(3tÇu[fi)eg, 3 o f ) . 3 α ? ο 6 , K a u f m a n n ( 1 7 3 9 - 1 8 0 6 ) © . 4 5 6 ©rfjultyejj, 3 ° ί ) α η π ε β · P r o f e f f o r ( 1 7 6 3 - 1 8 3 6 )

409, 420> 4 3 2

©rfjroan&en ( ® l . ) er, 2Berner © . 1 6 6 , 4 3 6 ©fein ( © t . © . ) © . 399 © f e i n , Jpeinrídj griebridf) S a r i Dum, OTínifíer ( 1 7 5 7 - 1 8 3 1 ) © . 4 5 0 ©feinbrücfjel, 3 a É ° b , Profeffor ( 1 7 2 9 - 1 7 9 6 ) © . 1 1 6 , 420, 4 3 2 ©feiner, 3îofemann, ßefjrer (* 1 7 8 1 ) © . 7 , 3 9 7 , 3 9 9 © f e i n m a n n , Sllberf, © e i r e f ä r ( 1 7 9 1 - 1 8 2 9 ) © . 3 6 1 , 3 8 7 , 4 5 2 ©feinmüller, 3îubt>[f, P f a r r e r ( 1 7 7 3 - 1 8 3 5 ) © . 4 1 9 © f e r n , 2Bili>eIm, ße^rer ( 1 7 9 2 - 1 8 7 3 ) © . 4 1 8 ©feffin ©. 441 ©frajjburg © . 407 © f u f f g a r t © . 430, 440, 444 ©üt>ern, 3 » f ) · 2Bi[f>e[m, © t a a f ö r a f ( 1 7 7 5 - 1 8 2 9 ) © . 3 8 6 , 4i4> 4 * 9 ' 443» 448, 4 5 0 ©tpíff, 3 o n a f ^ a n , S i d j f e r ( 1 6 6 7 - 1 7 4 5 ) © . 4 3 3 % t ü , 2BiIfjeIm, greifjeiföijetb © . 1 6 6 , 4 3 6 ϊ « | ΐ ί © . 398 £ i r o I © . 366, 4 0 3 XôgfaI ©. 432 ï o n & u , O a n í e í , ßefjrer © . 4 , 3 9 9 Xredjfel, griebritf), P r o f e f f o r ( 1 7 7 6 - 1 8 4 9 ) © · 1 6 2 , X r í b o í e f , © a m u e l 2ilbrecf)f, P r o f e f f o r ( 1 7 7 1 - 1 8 3 2 ) ï f d j i f f e l i , 3of>. Diabolf, ßfjorftfjreiber ( 1 7 1 6 - 1 7 8 0 ) Bübingen © . 4 3 ° , 444 S u r f , 2Büf)e[m Don, ©djulraf ( 1 7 7 4 - 1 8 4 6 ) © . 3 9 7 , Wfenau © . 4 3 2 Ulm © . 399

3 4 9 , 3 6 6 , 4 0 8 , 4 1 0 » 4 1 1 ' 4*9» 4 5 2 ©. 451 ©. 420 437

Register

485

Μ π φ , jpanô Äonrab, ©erit^fápra(í6enf (1761-1828) (3. 427, 4 2 8 ΙΙΙπφ, 3oí). 3?uí>oIf, 2ínfifleeoIog ( ΐ 5 3 4 ~ Ι 5 8 3 ) @ · 453 lljîeri, Paul, Polííifer (1768-1831) © . 426, 430, 453, 4 5 4 f. 2Baat>f 23ergíl, ^uBIiuë Oïîaro, 0¡tf)fcc !3°> 131. 2 94> 3^0, 4 2 7> 43 o » 43 2 > 44 2 > 456 SSaa&í (23aub) © . 303 2ΒαΙί>ΕίΓφ © . 4 5 9 2Bangen^eim, ftarl 3Iugufl Don, OTinífíec (1773-1850) © . 4i4> 4 T 5> 4 r 9> 43 o - 444» 450 2BfíIenmann, 3oF>. 3 a ! o b , £ef>rer (1787-1827) © . 3 - 5 , 9, 11, 12, 177, 333, 339, 370, 399- 437- 4 4 ° ÜBeinfyeím © . 402 2Bíen © . 451. 457 2Bíeeba6en © . 4 4 1 2BíIF>elm I., tfónig t>on Greußen, tfaífer (1797-1888) © . 450 ÜBínfelrtcb, 2lrnol6 ( t 1386) © . 166, 4 3 6 2Bp[f, griebrícf) 21ugu|í, Prpfeffor (1759-1824) © . 450 2Bürffembcrg © . 8g, 399, 4i4> 4Z5 2Búrjburg © . 440 g)t>erbon (3)perbun, Oferten) @ . 46, 101, 157, 286, 290, 293, 294, 303, 305, 306, 308, 349' 3 5 o ' 386, 389, 395, 397, 398, 402, 403, 405, 4 0 7 - 4 1 5 , 419, 421, 426-430, 432 bié 4 3 5 , 4 3 8 , 4 4 2 , 4 4 4 , 4 4 5 , 4 4 8 , 4 5 1 - 4 5 4 . 4 5 8 âeOer, £ a r l 2lugufl, £eí>rer (1774-1846) © . 8, 397, 399, 4 1 4 3ofi'ngen © . 398 3 ΰ π φ © - 9 3 , iog, 114, 122, 130, 131, 133, 135, 137, 144, 149-151, 230, 255, 294, 35°- 36°. 366, 396, 3 9 7 , 4 0 2 , 4 0 9 , 4 1 4 , 4 2 0 , 4 2 3 , 4 2 & - 4 3 1 ' 4 3 3 - 4 3 7 . 4 4 ° - 4 4 2 ' 451. 456, 457. 4 6 i 3ύπφ|« ©. 432

Joh. Heinrich Pestalozzi

Sämtliche Werke und Briefe Kritische Ausgabe Begründet von Artur Buchenau, Eduard Spranger, Hans Stettbacher Redaktion: 1923-1938 Walter Peilchenfeld Fales, seither Emanuel Dejung

1. R E I H E : BAND I:

\VERKE

SCHRIFTEN AUS D E B Z E I T VON 1 7 6 6 b i s

1780

Bearbeitet von Walter Feilchenfeld (Fales). Mit 1 Tafel. 1 9 2 7 . V I I I , 4 1 4 S . bro. Fr. 1 6 . 8 0 Jugendschriften, Tagebuch, Aufsätze über die Anstalt auf dem Neuhof. Über die Freiheit meiner Vaterstadt. Abendstunde eines Einsiedlers, eine Abhandlung über den Luxus u.a. Von 15 Schriften sind 6 neu.

BANDII:

LIENHARD UND GERTRUD

(ERSTE FASSUNG). I . U N D

Bearbeitet von Gotthilf Stecher. 1 9 2 7 . Pestalozzis literarisches Meisterwerk.

B A N D I I I : LIENHARD UND GERTRUD

VII, 496

2. TEIL

S. bro. Fr.

19.90.

(ERSTE FASSUNG). 3. U N D 4 . T E I L

Bearbeitet von Gotthilf Stecher. 1928. 589 S. bro. Fr. 33.-. Mit unbekannten Entwürfen.

B A N D IV: LIENHARD UND GERTRUD

(ZWEITE

FASSUNG)

Bearbeitet von Gotthilf Stecher. 1929. V I I I , 609 S. bro. Fr. 36.30. Gekürzte Umgestaltung, mit ungedruckten Entwürfen zu Bonnais Chronik.

B A N D V : LIENHARD UND GERTRUD

(DRITTE FASSUNO). I . U N D 2. T E I L

Bearbeitet von Gotthilf Stecher. 1930. VII, 516 S. bro. Fr. 33.-. Nochmals stark geänderte Fassung aus den Altersjahren.

B A N D VI: LIENHARD UND GERTRUD

(DRITTE FASSUNG). 3. UND 4. T E I L

Bearbeitet von Emanuel Dejung. 1960. XVI, 626 S. bro. Fr. 36.50, Lwd. Fr. 40.50. Mit erstmals gedruckten Entwürfen zum verlorenen 5. Teil. Register zu Band II-VII

BAND VII: D I E KINDEBLEHBE

DEB WOHNSTUBE. - CHRISTOPH UND

ELSE

Bearbeitet von Emanuel Dejung u n d Walter Nigg. 1940. VI, 505 S. bro. F r . 44.35. Didaktische Auswertung von Lienhard und Gertrud mit Ergänzungen nach den Handschriften. BAND VIII: E I N

SCHWEIZEB BLATT.

1782

Bearbeitet von Herbert Schönebaum. 1927. VII, 486 S. bro. F r . 24.75. Von Pestalozzi redigierte Zeitschrift mit eigenen Artikeln, während eines Jahres erschienen. BAND IX:

SCHBIFTEN AUS D E B Z E I T VON 1 7 8 2 BIS

1787

Bearbeitet von E m a n u e l Dejung, Walter Guyer und Herbert Schönebaum. 1930. V I I I , 630 S. bro. F r . 40.95. Schriften über rechtliche und wirtschaftliche Themen. Gesetzgebung und Kindermord, Aufsatz über das Zürcher Ehegericht, ferner Bemerkungen zu gelesenen Büchern. Von den S Schriften waren 5 bisher ungedruckt. BAND X:

SCHBIFTEN AUS D E B Z E I T VON 1 7 8 7 BIS

1795

Bearbeitet von Emanuel Dejung u n d Herbert Schönebaum. 1931. V I I , 538 S. bro. F r . 38.80. Volkswirtschaftliche Arbeiten über Toscana, Industrie im Aargau, Auseinandersetzung mit der Französischen Revolution, Ja oder Nein? Schriften zur Stäfner Volksbewegung. Enthält 22 Schriften, davon 7 erstmals gedruckt. BAND XI:

SCHBIFTEN AUS D E B Z E I T VON 1 7 9 5 BIS

Bearbeitet von 543 S. bro. F r . Broschüren zur Fabeln (Figuren drucke. BAND XII:

1797

Emanuel Dejung u n d Hinrich Knittermeyer. 1933. VII, 39.40. Schweizer Staatsreform, ferner die literarisch-politischen zu meinem ABC-Buch). Von den 9 Schriften sind 4 Erst-

SCHBIFTEN AUS D E B Z E I T VON

1 7 9 7 BIS

1799

Bearbeitet von E m a n u e l Dejung (Walter Feilchenfeld Fales), Alfred Rufer, Herbert Schönebaum. 1938. V I I I , 860 S. bro. F r . 64.50. Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts (das philosophische Hauptwerk), sodann zahlreiche politische Schriften, vor aUem die beiden Zehntenblätter. Insgesamt 20 Schriften, davon 4 neue. BAND XIII:

S C H B I F T E N AUS D E B Z E I T VON

1 7 9 9 BIS

1801

Bearbeitet von Herbert Schönebaum u n d K u r t Schreinert. 1932. VII, 556 S. bro. F r . 37.15. Erlebnisbericht über den Aufenthalt in Stan», Aufsätze über die Methode, das Seminar in Burgdorf, die Sprache als Fundament der Kultur, ferner das erzieherische Hauptwerk: Wie Gertrud ihre Kinder lehrt. 10 Schriften, davon 3 erstmals gedruckt.

BAND x r v :

S C H R I F T E N ATJS D E B Z E I T V O N 1 8 0 1 B I S

1803

Bearbeitet von Emanuel Dejung, Walter Feilchenfeld Fales, Walter Klauser, Alfred Rufer, Herbert Schönebaum. 1952. X I , 622 S. bro. Fr. 81.45. Politische Arbeiten zur Pariser Consulta, zur neuen Verfassung der Schweiz; pädagogische Werke: Die Epochen, Pariser Denkschrift. Von den 16 Stücken sind 9 bisher unbekannt. BAND XV:

SCHRIFTEN AUS D E N J A H B E N

1 8 0 3 BIS

1804

Bearbeitet von Emanuel Dejung und Walter Klauser. Mit 2 Tafeln. 1958. VIII, 554 S. bro. Fr. 31.25, Lwd. Fr. 35.25. Vorwiegend Lehrbücher und eine Zuschrift an Herbart, mit bisher Ungedrucktem. BAND XVI:

SCHBIFTEN AUS D E B Z E I T VON 1 8 0 3 BIS

1804

Bearbeitet von Walter Feilchenfeld Fales und Herbert Schönebaum. 1935. VIII, 666 S. bro. Fr. 48.40. Pestalozzis Methode im Mittelpunkt, Ansprache an die Kinder, Joseph und Claus, Sinn des Gehörs, Weltweih und Mutter. Insgesamt 15 Schriften, davon 11 gai z oder teilweise unbekannt. B A N D XVII A

UND B :

SCHRIFTEN VON 1 8 0 4 BIS

1806

Ansprachen an die Hausgemeinschaft, Zuschriften an EUern und Publikum, Auseinandersetzungen mit Johannsen, Escher, Snethlage, Witte und Ziemßen, Rechenschaft über mein Thun, Neue Briefe an Heinrich Oeßner (Fortsetzung von: Wie Gertrud, mit vielen Fassungen und drei Exkursen), Vortrag über die Methode. In Vorbereitung. BAND XVIII:

SCHBIFTEN AUS D E B Z E I T VON 1 8 0 5 BIS

1806

Bearbeitet von Emanuel Dejung. 1943. VIII, 349 S. bro. Fr. 29.70. Schriften zur sittlichen und physisch-beruflichen Bildung, über die Armenanstalt, die Töchteranstalt, ein Seminar im Kanton Waadt. Von den 8 Stücken ist ein einziges schon gedruckt worden. BAND XIX: ANSICHTEN UND EBFAHBUNGEN, DIE I D E E DEB ELEMENTABBILDUNG BETBEFFEND,

1 8 0 5 BIS

1807

Bearbeitet von Walter Feilchenfeld Fales und Emanuel Dejung. Mit 1 Tafel. 1956. X I I , 437 S. bro. Fr. 28.-, Lwd. Fr. 33.-. Das völlig veränderte Werk «Ansichten und Erfahrungen über die Elementarbildung». BAND XX:

S C H B I F T E N VON E N D E

1 8 0 6 BIS A N F A N G

1808

Bearbeitet von Emanuel Dejung. 1963. VIII, 476 S. bro. Fr. 26.25, Lwd. Fr. 30.25. Neben Memoranden an Neuchâtel, den Aargau und Spanien enthält der Band Schriften über Armenversorgung, Industriebildung, Turnen, Religion. 5 von 11 Stücken sind erstmals veröffentlicht.

BAND XXI:

SCHRIFTEN AUS D E N J A H R E N

1 8 0 8 BIS

1809

Bearbeitet von Emanuel Dejung und Herbert Schönebaum. 1964. Mit 1 Tafel. X, 454 S. bro. Fr. 25.25, Lwd. Fr. 29.25. Anstaltsschriften, Reden, Bericht an die Eltern, Auseinandersetzung mit Rektor Evers und Ode an Frau von Hallwil. Von den 12 Schriften sind 3 neu. BAND XXII:

S C H R I F T E N AUS DEM J A H R E

1810

Über die Idee der Elementarbildung (Lenzburger Rede), mit vielen Entwürfen, dazuvier Reden von 1810 (Neujahr, Bettag, Weihnachten, an die Lehrer). In Vorbereitung. BAND XXIII:

S C H R I F T E N VON

1 8 1 1 BIS

1815

Bearbeitet von Emanuel Dejung. 1972. Mit 3 Tafeln. 485 S. bro. Fr. 45.60, Lwd. Fr. 49.60. Viele Reden, Unterricht in der Muttersprache, Stellungsnahme zum Bericht der Tagsatzung, Auseinandersetzung mit Chorherr Bremi, Memoire an Geheimrat Delbrück, Der kranke Pestalozzi, Naturgemäßheit in der Erziehung, Vision Napoleons. 19 Schriften, davon 8 neu. BAND XXIV:

SCHRIFTEN VON 1 8 1 5 BIS

1816

An die Unschuld, das politische Hauptwerk von 1815, mit vielen Entwürfen und Ansätzen zu einer zweiten Auflage, ferner Reden, Zuschrift an Staatsrat Escher über die Zürcher Berggemeinden, Schrift zum Gedächtnis an Anna Pestalozzi. In Vorbereitung. BAND

X X V : SCHRIFTEN VON 1 8 1 7 BIS

1818

Neujahrsrede 1817, Hauptgrundsätze der Methode, Anzeigen der Gotta-Ausgabe, An die Eltern, Trostgedichte-Zyklus, Deutsche Sprachübungen, Geburtstagsrede 1818. In Vorbereitung. BAND XXVI:

SCHRIFTEN AUS D E N J A H R E N

1 8 1 8 BIS

1824

An die Menschenfreunde, Memorial an die Lehrer, Ein Wort über den gegenwärtigen Zustand meines Hauses, 1820, Zuschrift an die Waadtländer Regierung, Plan d'un écrit périodique, Aux Anglais généreux. In Vorbereitung. BAND XVII-XXVIII:

SCHRIFTEN AUS D E N J A H R E N

1 8 2 5 BIS

1827

Schwanengesang, 1825, Lebensschicksale, Langenthaler Rede, Méthode théorique et pratique, diverse kleine Schriften, Testament. In Vorbereitung.

2. R E I H E : B R I E F E B A N D I ( N B . 1—185) : B R I E F E AN U N D VON A N N A S C H U L T H E S S 1 7 6 7 BIS

1768

Bearbeitet von Emanuel Dejung und Hans Stettbacher. 1946. XVI, 474 S. Lwd. Fr. 20.-. Mit Geleitwort und Vorrede zur Gesamtauegabe der Briefe. 186-468): B B I E F E A N U N D V O N A N N A S C H U L T H E S S 1768 B I S 1769 Bearbeitet von Emanuel Dejung und Hans Stettbacher. 1946. X, 393 S. Lwd. Fr. 22.-. Die beiden ersten Bände enthalten die Brautbriefe, aus der landwirtschaftlichen Lehrzeit im, Kanton Bern und von der Gründung einer Existenz im Aargau.

B A N D II (NB.

BAND III (NB. 4 6 9 - 7 5 9 ) :

B R I E F E AUS D E N J A H R E N

1 7 6 7 BIS

1797

Bearbeitet von Emanuel Dejung und Hans Stettbacher. 1949. X I I , 589 S. Lwd. Fr. 30.-. Die Korrespondenz der Neuhofzeit richtet sich an Freunde in Zürich, Bern, Basel sowie an Adressaten im Ausland (Deutschland, Dänemark, Österreich, Italien). Von 291 Briefen sind 164 hier neu. B A N D IV ( N B . 7 6 0 - 1 0 6 5 ) :

B B I E F E AUS D E N J A H R E N

1 7 9 8 BIS MITTE

1805

Bearbeitet von Emanuel Dejung, Walter Feilchenfeld Fales, Hans Stettbacher. 1951. XI, 676 S. Lwd. Fr. 36.-. Vom Aufenthalt Pestalozzis am Zürichsee, in Stans, Burgdorf und Münchenbuchsee gehen viele Schreiben aus. u. a. an die helvetischen Behörden sowie viele Pädagogen im In- und Ausland (Deutschland, Holland, Frankreich, Rußland). Von 306 Briefen dieses Bandes sind 87 hier erstmals gedruckt. BAND V (NR. 1066-1336):

B R I E F E AUS D E N J A H R E N

1 8 0 5 BIS

1807

Bearbeitet von Emanuel Dejung und Walter Feilchenfeld Fales. 1961. X, 504 S. bro. Fr. 28.50, Lwd. Fr. 32.50. Aus der Anfangszeit von Yverdon, an Adressaten in den Kantonen Waadt, Aargau, Zürich und Thurgau, im Ausland in Dänemark, Deutschland, Frankreich und Spanien. Von 271 Schreiben sind 87 erstmals gedruckt. Rapportbriefe an die Eltern werden gekürzt zusätzlich gebracht. B A N D VI ( N B . 1 3 3 7 - 1 8 5 2 ) : B R I E F E 1 8 0 8 BIS 1 8 0 9 , INBEGRIFFEN VIELE R A P P O R T BBIEFE

Bearbeitet von Emanuel Dejung. 1962. X, 441 S. bro. Fr. 24.-, Lwd. Fr. 28.-. Mit 1 Tafel. Auf dem Höhepunkt des Instituts eine weltweite Korrespondenz, vor allem nach Frankreich, Spanien, Italien, Österreich, Ungarn, besonders häufig nach Baden, Württemberg, Frankfurt a.M., Preußen. Von 263 eigentlichen Briefen sind 204 neu gedruckt.

BRIEFBAND VII ( N r . 1 8 5 3 - 2 7 7 2 ) :

B R I E F E AUS D E N J A H R E N

1810-1811

Bearbeitet von Emanuel Dejung. 1965. V I I I , 549 S. Mit 2 Tafeln, bro. Fr. 30.50, Lwd. Fr. 34.50. Zahlreiche Schreiben aus der Blütezeit des Instituts, so nach Mülhausen, Paris, Frankfurt a. M., Preußen, bis nach Petersburg und Kärnten. Von den 454 wörtlich gedruckten Briefen waren bisher 390 unbekannt. B R I E F B A N D VIII ( N r . 2 7 7 3 - 3 4 9 0 ) : VON A N F A N G

1 8 1 2 BIS H E R B S T

1813

Bearbeitet von Emanuel Dejung. 1966. X, 475 S. Mit 1 Tafel, bro. Fr. 34.75, Lwd. Fr. 38.75. Lange Krankheit Pestalozzis, wirtschaftliche Störungen durch Napoleons Feldzug nach Moskau, über 150 Schüler im Institut. 394 von 426 vollständigen Schreiben sind erstmals bekannt. B R I E F B A N D I X ( N r . 3 4 9 1 — 1 1 4 6 ) : VOM H E R B S T

1 8 1 3 BIS E N D E

1815

Bearbeitet von Emanuel Dejung. 1968. X, 512 S. Mit 2 Tafeln, bro. Fr. 37.25, Lwd. Fr. 41.25. Außenpolitisches und innenpolitisches Wirken Pestalozzis, viele Schreiben nach Deutschland, Frankreich, England, Spanien. Hinschied von Frau Pestalozzi. Von 413 vollständigen Schreiben sind 341 erstmals bekannt. BRIEFBAND Χ (Nr. 4 1 4 7 - 4 8 6 6 ) :

AUS D E N J A H R E N

1 8 1 6 BIS

1817

Bearbeitet von Emanuel Dejung. 1968. X, 656 S. Mit 2 Tafeln, bro. Fr. 48.65, Lwd. Fr. 52.65. Beginn des Lehrerstreits in Yverdon, Gesamtausgabe der Schriften bei Cotta, Versuch einer Vereinigung mit Fellenberg. Von 453 vollständigen Briefen werden 354 neu vorgelegt. BRIEFBAND XI (Nr. 4 8 6 7 - 5 3 6 9 ) :

AUS DEN J A H R E N

1 8 1 8 BIS

1819

Bearbeitet von Emanuel Dejung. 1969. IX, 488 S. Mit 2 Tafeln, bro. Fr. 3 6 - , Lwd. Fr. 40.-. Gründung der Armenanstalt, englische Lehrer und Schüler im, Institut, Auseinandersetzung mit frühem Lehrern. 302 Briefe vollständig gedruckt, davon 244 erstmals zugänglich. (Nr. 5370-5838): A U S D E N J A H R E N 1820 B I S 1822 Bearbeitet von Emanuel Dejung. 1971. 531 Seiten. Mit 2 Tafeln, bro. Fr. 47.70, Lwd. Fr. 51.70. Auseinandersetzung mit frühern Lehrern und der Stadt Yverdon, Entschluß zur Aufhebung des Instituts. Briefe nach England, Frankreich, Deutschland, Italien, Rußland, Spanien, der Türkei, Ungarn und der Schweiz. Von 338 vollständigen Schreiben sind 301 erstmals zugänglich.

BRIEFBAND XII

(Nr. 5839-6252): A U S D E N J A H R E N 1823 B I S 1827 Bearbeitet von Emanuel Dejung. 1971. 576 Seiten. Mit 3 Tafeln, bro. Fr. 54.40, Lwd. Fr. 58.40. Auflösung des Instituts und Bückkehr nach dem Neuhof, wichtige Pläne für die weitere Tätigkeit. Von den 364 vollständigen Schreiben sind hier 303 neu gedruckt.

BRIEFBAND XIII

NACHTRAGSBAND Für die Werkreihe und die Briefreihe ist ein gemeinsamer Nachtragsband vorgesehen, mit folgendem Inhalt: a) Neufunde von Schriften, bisher 7 meist kleinere Werke b) Neufunde von Briefen, bisher rund 80 vorhanden c) Nicht näher zuweisbare Fragmente o) Ergänzungen und Korrekturen zu den gedruckten Bänden Ferner soll der Nachtrag enthalten : a) summarisches Oesamtregister für Personen und Orte b) ausführliches Sachregister c) Verzeichnis der an Pestalozzi gerichteten Briefe o) Register der Bilder, dazu eventuell ein Verzeichnis aller Porträts Pestalozzis, e) Überblick über die kritische Ausgabe

VERLAGSANZEIGEN: Verlag und Redaktion erbitten höflich eine Mitteilung über bisher nicht erfaßte Werke und Briefe, damit diese, mittels Photokopie oder Mikrofilm oder durch leihweise Überlassung der Dokumente, in der Gesamtausgabe einer dankbaren Leserwelt zugänglich gemacht werden. Einbanddecken für broschierte Bände sind für je Fr. 4.- erhältlich. Über die Lieferbarkeit der einzelnen Bände unterrichtet Sie Ihr Buchhändler gerne.