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German Pages 100 [132] Year 1963
SAMMLUNG
GÖSCHEN
BAND
64
INDOGERMANISCHE SPRACHWISSENSCHAFT von
DR. H A N S K R A H E
o. fi. Professor BD der Universität Tübingen
II FORMENLEHRE
V i e r t e , neu bearbeitet.? A u f l a g e
WALTER DE GRUYTER Sl CO. vormals G. J . Coscfaen'ach« Verlagahandlnng • J . Guttentag, T w b f a b n d d a u d l n n g • Georg Reimer • Kirf I . Trübner • Veit & Comp.
B E R L I N 1963
© Copyright 1 9 6 3 by Walter de Gruyter & Co., vormale C. J. Goschen'sche Verlagßhanalung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung - Georg Heimer - KarlJ. Trübner - Veit & Comp., Berlin 30. - Alle Rechte, einschl. der Rechte der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, vom Verlag vorbehalten. — Archiv-Nr. 7 3 2 0 6 3 1 . — Salz: Walter de Gruyter & Co., Berlin 30. — Druck: Lindemann & Lüdecke, Berlin 36.
Inhaltsübersicht Seite
III. Teil: F o r m e n l e h r e Vorbemerkung (§1)
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A. Formenlehre des Noraens Die nominalen Kategorien (§2)
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1. Das Substantivum a) Die Stammklassen, der Substantiva im Idg. (§ 3) . b) Die Bildung der Kasus
8 12
A. Der Singular Nom. Sg. Masc. Fem. (§4) Vok. Sg. Masc. Fem. (§ 6 ) ' Akk. Sg. Masc. Fem. (§6) Nom. Akk. Vok. Neutr. (§7) Gen. Sg. (§ 8) Abi. Sg. (§ 9) Dat. Sg. (§ 10) Lok. Sg. (§11) . . . . Instr. Sg. (§ 12)
12 12 13 14 15 15 17 18 19 20
B. Der Dual Vorbemerkung (§ 13) Nom. Akk. Vok. Dual. Masc. u. Fem. (§ 14) . Nom. Akk. Vok. Dual. Neutr. (§15) . . . . Dat. Abi. Instr. Dual. (§16) Gen. Lok. Dual. (§17)
21 21 21 22 22 23
C. Der Plural Nom. PI. Masc. u. Fem. (§18) Akk. PI. Masc. u. Fem. (§19) Nom. Akk. Vok. PI. Neutr. (§20) Gen. PI. (§ 21) Dat. Abi. PI. (§ 22) Lok. PI. (§ 23) Instr. PI. (§ 24) Deklinationsbeispiele (§25)
23 23 24 25 26 27 28 29 30 l»
Inhaltsübersicht 2. Das Adjektivuni a) Die einzelnen Stamrakiassen (§20) b) Die Steigerung a) Hildung des Komparativs (§27) ß) Bildung des Superlativs (§28) y) Suppletive Steigerung (§20)
Srite
33 35 HT» 30 37
3. Das Pronomen Vorbemerkung (§ 30) a) Das Pronomen Personale der 1. und 2. Person und das Pronomen Reflexiv um (§ 3 1 - 3 3 ) b) Pronomina Possessiva (§34) c) Pronomina Demonstrativa (§35—36) d) Pronomen Relativum (§ 37) e) Pronomen Interrogativum und Indefinitum (§ 38)
39 42 43 46 46
4. Das Numerale a) (irundzahlcn ( § 3 9 - 4 1 ) b) Ordnungszahlen (§42)
46 49
Formenlehre des Verbums Allgemeine Vorbemerkungen a) Die verbalen Ausdrucksmittel (§43) b) Die formalen Elemente im Aufbau der Verbalflexion (§ 44) 1. Die Qenera Verbi und die Flexionsformcn des Praescns-Stammes im Indikativ Allgemeines (§45) Die Flexionsformcn des Praesens lndik. Aktiv (§ 46). Die Flexionsformcn des Imperfekt lndik. Aktiv (§ 47) Die Endungen des Aktivs (§48) Die Flexionsformen des Praesens lndik. Medium ( § 49) Die Flexionsformen des Imperfekt lndik. Medium (§50) Die Endungen des r-losen Mediums (§ 51) Das r-Medium (§ 52) 2. Die Modi Der Konjunktiv (§53) Der Optativ (§54) Der Imperativ (§56)
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50 52 59 59 61 62 65 06 67 69 70 72 74
Inhaltsübersicht
5 Seite
Ii. Die T e m p o r a A. D i e F o r m e n des
I'raesens-Stammes
a) Hio S t a m m b i l d u n g d e r i«lsr. P r a e s e n t i a (§ 5l>J .
7
It) D i e F l e x i o n d e r p r a c s e n t i s c h e n K ö n n e n ( § 57)
70
c) D a s I n i p e r f e k t ( § 5 8 )
70
1!. Der A o r i s t
('.
a) Der W u r z e l - A o r i s t (ij 50)
80
b) D e r « - A o r i s t (¡¡(¡Ol
81
Das Perfekt a ) H i l d u n g u n d F l e x i o n (!j Ül)
-82
b) D a s P l u s q u a m p e r f e k t (§ W l
85*
I). D a s F u t u r u m (¡¡(>3)
85
1. Die V e r b a l n o n i i n a a) Die I n f i n i t i v e ($ (¡4)
8C
b) Die P a r t i z i p i e n (§ (¡5)
87
Wörterverzeichnis
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Wegen der verwendeten Abkürzungen, s p r a c h e u s w . s i e h e IW. I, S e i t e 5 u n d Ii,
Iiiluilt d e s e r s t e n
Bandes
( S a m m l u n g (¡¡¡sehen B a n d I. T e i l : II. T e i l : A. 15. (\ D.
Angaben
Allgemeines Lautlehre Die H e t o n u n g Der Vokalismus Der Konsonantismus Die A u s l a u t s g e s e t z e
59)
zur
Aus-
III. Teil: Formenlehre §1. Vor bemerk u ng. Zwischen der Lautlehre und der Syntax (d, h. der Lehre vom Satz) stellt in der Grammatik die Wortlehre. Von ihr ist die Formenlehre ein Teil. Die anderen Teilgebiete sind: die Etymologie, d. h. die Lehre von der H e r k u n f t der Wörter; die Semasiologie, welche die B e d e u t u n g der Wörter behandelt; die Wortbildungslehre, die die formale B i l d u n g der Wörter (Komposition, Ableitung usw.) zum Gegenstand hat. Die Formenlehre beschäftigt sich mit der jeweiligen F o r m , welche ein an und für sich „fertiges" Wort im Zusammenhang des Satzes annehmen kann, d.h. bei den Nomina (Substantiva, Adjektiva, Pronomina, Numeralia) mit der Deklination, bei den Verba mit der Konjugation. Somit gliedert sich die Formenlehre in eine solche des Nomens und eine solche des Verbums.
A. Formenlehre des Nomens § "2. Die n o m i n a l e n K a t e g o r i e n . Der Formenban des Nomens (Substantivum, Adjektivum, Pronomen, Numerale) ist bestimmt durch die Begriffe G e n u s („Geschlecht"'), N u m e r u s („Zahl") und K a s u s („Fall"). An G e n e r a besaß das Idg. drei: M a s k u l i n u m , F e m i n i n u m und N e u t r u m . Mit dieserDreiheit unterscheidet es sich von allen anderen Sprachkreisen der Erde, die sämtlich — sofern sie überhaupt etwas einem grammatischen Genus Ähnliches kennen — nur eine Zweiteilung besitzen. Während die drei Genera des Idg. z. B. im Ai., Griech., Lat., Germ, und Abulg. gut bewahrt blieben, hat das Lit. das Neutrum aufgegeben und die ursprünglichen Neutra in Maskulina und Feminina umgewandelt.
Formenlehre des Nomens
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Das Heth. unterscheidet nur noch ein sog. „Genus commune" (für Masc. und Fem.) und ein Neutrum. Das Armenische hat jede Genusdifferenzierung aufgegeben. — In der späteren Entwicklung sind auch in anderen Sprachen Vereinfachungen eingetreten. Das Romanische hat sich auf zwei Genera beschränkt; das Engl, kennt überhaupt nur noch geringe Reste einer Genusunterscheidung. An N u m eri gab es im Idg. ebenfalls drei: den S i n g u l a r als Bezeichnung für das Einfache, Ungegliederte; den P l u r a l als Bezeichnung für das Vielfache, Gegliederte; den D u a l als Bezeichnung für die natürliche Paarigkeit. Von diesen haben sich Sing, und Plur. formal und funktionell überall erhalten, während der Dual nur noch in einem Teil der Sprachen, so im Ai., Griecli., Lit. und Abulg. in Gebrauch blieb. Das Lat. kennt ihn (rein formal) noch in Resten wie ambb „beide" oder duo „zwei", das älteste Germ, in einigen Formen beim Pronomen. An K a s u s besaß das Idg. sieben bzw., wenn man den Vokativ (der streng genommen ein selbständiger Satz ist) hinzuninnnt, acht: 1. den N o m i n a t i v als Kasus des Subjekts (und des Praedikatsnomens), 2. den A k k u s a t i v - als Kasus des näheren Objekts, der Ausdehnung und der Richtung, 3. den D a t i v als Kasus des entfernteren Objekts und des Zweckes, 4. den G e n e t i v als Kasus des Bereichs in adnominaler und adverbaler Verwendung, 5. den A b l a t i v als Kasus des Ausgangspunktes und des Abstandes, 6. den Lok a t i v als Kasus der Ruhelage im Raum und in der Zeit, 7. den I n s t r u m e n t a l i s als Kasus der Begleitung und des Mittels, 8. den V o k a t i v als Ausdruck des nominalen Anrufs. Dieses idg. Kasus-System, das im Ai., Baltischen upd Slavischen zum größten Teil erhalten ist, hat in anderen Sprachen schon früh eine mehr oder minder starke Vereinfachung dadurch erfahren, daß des öfteren mehrere der zuvor genannten
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Formenlehre
K a s u s - B e d e u t u n g e n durch jeweils nur eine einzige F o r m übernommen wurden. Einen solchen Zusammenfall von Kasus bezeichnet man als „Synkretismus". Schon in der Zeit der idg. Grundsprache war das Kasus-System formal nicht überall vollständig. So gab es eine besondere Form für den Ablativ nur im Sing, der ö-Stämme, sonst war er im Sing, mit dem Gen., im Plur. mit dem Dativ formal identisch. Eine besondere Form für den Vokativ gab es nur im Sing, der Maskulina und Feminina, im übrigen war er mit dem Nom. gleichlautend. Beim Neutrum hatten Nom., Akk. und Vok. zusammen in jedem Numerus von jeher nur eine einzige Form. Eine solche Vereinfachung des formalen Kasus-Systems setzt sich in den Einzelsprachen fort. Im Balt. und Slav. fielen auch bei den ö-Stämmen Gen. und Abi. in einer Form (formal = dem idg. Abi.) zusammen. Im Lat. vereinigten sich Instr., Lok. und Abi. Sg. zu einem einzigen Mischkasus, den die lat. Grammatik Abi. nennt. Im Griech. übernahm der Gen. in allen Numeri die Funktion auch des Abi., während Dat., Instr. und Lok. gemeinsam durch die als Dativ bezeichnete Kasusform ausgedrückt werden. Ähnlich ging es im Germanischen. Der Dual weist, soweit er überhaupt, noch vorhanden ist, in allen Sprachen ein stark vereinfachtes KasusSystem auf. 1. Dag Siibgtantivuin a) D i e S t a m m k l a s s e n d e r S u b s t a n t i v a im I n d o g e r m a n i s c h e n § 3. Ihrem Bau nach sind die meisten idg. Substantiva in drei Bestandteile aufzulösen: ein wurzelhaftes, ein stammbildendes (vielfach gleichzeitig wortbildendes) und ein ii«xivisches Element. In lat. due-tu-a ist duc- die Wurzel, sie liegt auch in allen anderen Wörtern der gleichen Sippe vor: düc-tre,
Formenlehre des Nomen*
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duc-d (= (lux); -tu- ist das stanimbildende (und zugleich wortbildende) Element (wie in früc-tu-s, cx-i-tu-s usw.), während -s das Kasuszeichoii (das flexivische Element) darstellt. Je nachdem nun die durch (wort- und) stanimbildende Elemente geschaffenen Stämme auf einen Konsonanten oder Vokal ausgehen. (wobei oft diese Elemente selbst nur aus einem einzigen Konsonanten oder Vokal bestehen), unterscheidet man konsonantische und vokalische Stamm- oder Deklinationsklassen. A. Die vokalischen Stanimklassen J. Stamine auf -«., meist Feminina: ai. dsvii, lat. equa, lit. asvù „Stute'", ¡.'i-.-nuii U § 17) ..l£hre'',xwpa „Land 1 "; got. (film (ahti. (jeba) „Gabe": abulg. trrm „Weib". rin(¡riech., I>at. und Abu lg. auch Masc. : gr. veavtä-s „.Jüngling", lat. nauta „Schiffer", abulg. juuotu „Jüngling". — Mit -ä im Ablaut stellt -3 (1 § 2). das im Vok. Sg. erscheint: gr. vOuipa, SécrTTOTCC, abulg. ZI'Htl. Eine Abart dieser ä-Stämme sind •2. Stämme auf -jVi/ablautend mit -in ( > -i; vgl.I§26), das im Nom. Akk. Sg. erscheint. Nur Fem. : ai. devi (Stamm dcvyä-) „Göttin"; gr. - t t ó t v i c ì (S klass. jacülime. Auch das Griech. hat noch einige vereinzelte Dialektformen, welche auf dem Abi. auf -öd beruhen, bewahrt, z. B. delph. FOIKCO „von Hause", dor. -rrw „woher?". — Im Lat. und Osk.-Umbr. (und ähnlich im Avest.) wurde die durch -d charakterisierte Abl.-Form analogisch auf andere Klassen übertragen: altlat. sententiäd, magislräläd usw., osk. toutad „eivitate". — Auch die balt. und slav. Gen.-Formen lit. vf/ro, abulg. raba usw. (§ 8) beruhen auf dem idg. Abi. auf -öd. § 10. Der Dat. Sg. hatte als Kasuszeichen idg. das noch einzelsprachlich in Fällen wie gr. AiFel-