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German Pages 100 [124] Year 1959
SAMMLUNG
GÖSCHEN
BAND
64
INDOGERMANISCHE SPRACHWISSENSCHAFT von
DR. H A N S K R A H E o. ö. Professor an der Universität Tübingen
II FORMENLEHRE
Dritte, neu bearbeitete Auflage
WALTER DE GRUYTER & CO. vormals G. J . Göaohen'sche Verlagshandlung • J . Gattentag, Verlagsbuchhandlung • Georg Reimer • Karl J . T r a b n e r • Veit & Comp.
BERLIN
1959
Copyright 1959 by Waltet de Gruyter & Co., Berlin W 35. — Alle Rechte, einschl. der Rechte der Herstellung von Phototopien und Mikrofilmen, von der Verlagshandlung vorbehalten.
— Archiv-Nr. 1100 64. — Satz:
Walter de Gruyter -i; vgl. I § 26), das im Nom. Akk. Sg. erscheint. Nur Fem.: ai. dem (Stamm deoyä-) „Göttin"; gr. uö-mä (St. iroTviä-) „Herrin"; got. bandi (St. bartdjö-) „Fessel". 3. Stämme auf -ö, Maskulina und Neutra. Ai. vfka-h, gr. lat. lupu-s, got. wulf-s (St. wulfa-), lit. vilka-s, abulg. vldki (St. vliko-) „Wolf". — Ai. dana-m = lat. dönu-rn; gr. Süpo-v „Gabe"; got. waürd (St. waürda-) „Wort"; abulg. lito „Jahr". Im Griech. und Lat. auch Fem.: gr. ipriyö-s „Eichenart", lat. fägu-s „Buche". — Mit -ö ablautend erscheint -l, z. B. im Vok. Sg. gr. ACnce, lat. lupe. AÜKO-S,
Im Heth. sind mit den ¿-Stämmen die alten weibl. äStämme in ein Paradigma zusammengefallen: atta-S (o-St.) „Vater", anna-s (ursprüngl. ä-St.) „Mutter".
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Formenlehre
4. S t ä m m e auf -i (so die Schwundstufe; daneben Vollstufe -eil-oi und Dehnstufe -ei bzw. -e), alle Genera. Masc.: ai. pdti-h, gr. ttöcti-s „ G a t t e " , lat. hosti-s „ F e i n d " , got. gast-s (St. gasti-) „ G a s t " , lit. ligöni-s „ K r a n k e r " , abulg. pqtb „ W e g " . F e m . : ai. dvi-h, lat. ovi-s, lit. avi-s „ S c h a f " ; gr. Ö91-5 „Schlange"; got. anst-s (St. ansti-) „ G u n s t " ; abulg. kostb „ K n o c h e n " . Neutr. (selten): ai. väri „ W a s s e r " ; lat. mare ( S t . man-), ahd. meri „Meer". — Die Ablautsform -ei z. B . im Nom. PI. ai. pdtay-ah ( < idg. *p6tei-es), gr. ttöcteis ( < *-tt6 *-äi in gr. x^ppi>-I (Dat.), lat. su-e (Abi.; vgl. I § 47). — Diphthongische Stämme: idg. *näu-i „in dem Schiff" = ai. näv-l, gr. vq-i (Dat.), lat. näv-e (Abi.); ai. div-i = gr. Ai-i. — Stämme auf Verschlußlaut: ai. väc-i — lat. vöc-e (Abi.), gr. troS-f (Dat.), got. baürg (Dat.). 2*
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Formenlehre
— s-Stämme: ai. jdnas-i = gr. yive-i (Dat.) = lat. gener-e (Abi.). — w-Stämme: ai. räjn-i und räjan-i, gr. iroiuiv-t (Dat.), lat. homm-e, natiön-e (Abi.), got. gumin, tuggön (Dat.). — r-Stämme: ai. mätdr-i, gr. tir|Tlp-i und nnTP"' (Dat.), lat. mätr-e (Abi.), got. bröpr (Dat.). § 12. D e r I n s t r . Sg. ist bei vokalischen Stämmen vielfach durch Dehnung des Stammvokals ohne ein weiteres Suffix gekennzeichnet. Daneben kommen Bildungen mit den Suffixen -bhi und -mi vor, die zu den entsprechenden Ausgängen -bhis und -mis im Instr. PI. (§ 24) in Beziehung stehen. ä-Stämme: idg. *ekuä = ai. (ved.) dsvä „mit der Stute" (späteres asvayä ist eine, auch iranische, Neubildung); vgl. auchgr. Adverbia wie dor. Kpv/90 „heimlich" 1 ). —ü-/iä-Stämrae: ai. devyu „mit der Göttin". — ö-Stämme: ablautend idg. *-5 und *-e. Ersteres in ai. (ved.) vfkä (späteres vrkena ist Neubildung nach dem Pronomen) = ahd. wolfu, lit. vilkü „mit dem Wolfe"; vgl. gr. -rrcb-iroTs „jemals". Letzteres in got. (Dat.) ivulfa (vgl. got. he „womit"); vgl. dor.ir^-TroKo.— ¿-Stämme: ai. mäti „mit dem Gedanken". — Im Ai. wurde das -ä der ö-Stämme analog auch auf alle konsonant. Stammklassen übertragen. Stämme auf Verschlußlaut: väc-ä; sStämme: jdnas-ä; w-Stämme: rajn-ä; r-Stämme: mätr-a; auch auf die 1- und w-Stämme: dhiy-ä, bhruv-d. Bildung auf idg. -bhi liegt vor in gr. 6eö-q>i, ¿yiXri-91, vaü-91, ipißfa-cpi, also grundsätzlich in allen Stammklassen. — Die Bildung auf idg. -mi findet sich im Balt. und Slav.: abulg. vlsko-mb „mit dem Wolf", pgtb-mb „mit dem Weg", syni-mh „mit d. Sohn" ; lit. naMi-mi „mit d. Nacht", sünu-mi „mit d. Sohn". *) Im Balt. und Slav, erscheint statt -ä eine erweiterte Form auf *-ä-m ( > *-a-m > lit. -q, abulg. -o): lit. rankq = abulg. rofco „mit der Hand". Im Slav, wurde dieses -g in alle anderen wetbl. Stammklassen übertragen, z. B. kostbjq zu dem i-St. hostb „Knochen".
Formenlehre des Nomens
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B. Der Dual §13. V o r b e m e r k u n g . Das Kasussystem des Duals war schon in der idg. Grundsprache ein sehr viel weniger differenziertes als das der beiden anderen Numeri (vgl. § 2). Keine der Einzelsprachen, soweit sie überhaupt noch einen Dual besitzen, kennt für ihn formal mehr als drei Kasus. Dabei dient (ähnlich wie beim Neutr. auch im Sg. und PI.) eine gemeinsame Form dem Ausdruck von Nom., Akk. und Vok.; im übrigen pflegt man (hauptsächlich auf Grund des Indo-Iran. und des Slav.) noch je einen gemeinsamen Kasus für den Dat.Abl.-Instr. und für den Gen.-Lok. als grundsprachlich anzusetzen. Neben dem Nom.-Akk.-Vok. hat aber z. B . das Griech. nur einen Dual-Kasus als Ausdruck für alle anderen Funktionen, der obendrein von den indo-iran. und slav. (auch balt.) Bildungen formal verschieden ist. Das Lit. unterscheidet (von adverbiellen Resten abgesehen) neben dem Nom.-Akk. nur noch eine Form für den Dat.-Instr., während andrerseits das Air. Reflexe eines dem des Indo-Iran. ähnlichen Drei-KasusSystems erkennen läßt. Bei dieser Sachlage lassen sich für die Kasus des Duals nur teilweise gemein-idg. Grandformen erschließen. § 1 4 . D e r Nom. Akk. Vok. Dual. Masc. und F e m . hatte für die ö-Stämme den Ausgang *-5u bzw. (nachl § 1 4 , 1 ) *-ö: idg. *ulq*öu und *ulqv5 „die beiden Wölfe" = einerseits ai. vfkau, andrerseits ai. vfkä, gr. Aükco, lit. vilkü, abulg. vlhka. 1 Vgl. auch got. ahtau ( = ai. astäu) und lat. octo ( = gr. öktco) ). — ä-Stämme: idg. *-ai in ai. dsve „die beiden Stuten"; lit. ranki — abulg. rqci „die beiden Hände". Vielleicht ist auch gr. Xöpai (Plur.) ursprünglich Dual; jedenfalls ist der griech. Dual auf -ä Neubildung nach dem -co der ö-Stämme.— ¿-Stämme: ' ) I m Lat. gibt es noch einige inschriftl. Beste von Dualformen auf -o, so P K . M. C. Pomplio, d. h. M. und C. Pomplius; außerdem sind die Zahlwörter ambo und duo formal alte Duale.
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Formenlehre
idg. *-l in ai. am „die beiden Schafe", lit. näkü = abulg. noüti „die beiden Nächte". — w-Stämme: idg. *-ü in ai. sünü, lit. sünu, abulg. syny „die beiden Söhne". Die griech. Formen der i- und M-Stämme (TTÖASE, TTTIXEE u. dgl.) sind Neubildungen nach den konsonant. Stämmen. — In allen anderen Klassen erscheint im Griech. -E ( U A T I P - E , -rroipiv-s, öcppO-e usw.), das wohl die idg. Endung der konsonant. Stämme darstellt. Sie liegt auch im Lit. (z. B. dugus-e, Part. Praet. zu dugti „wachsen") vor, läßt sich für das Kelt. mit größter Wahrscheinlichkeit erschließen (z. B. air. rlg „die beiden Könige" < *reg-e) und begegnet im Ai. als Eest noch in dem Vorderglied des Kompositums mätara-pitarä „Eltern" ( -dm in ai. (ved.) vfkärn (später vrkänäm, vgl. ¿-Stämme), gr. Wikcov, lat. deum (deörum nach Analogie der ä-Stämme), ahd. wolfo (das -e in got. wulfe ist noch nicht sicher erklärt; kaum Ablaut), lit. viikü. — i-Stämme: idg. *-i-öm in idg. *oui-öm „der Schafe" = gr. öi-cov (69S-0V < *-ej,-öm von der Vollstufe des Stammsuffixes), lat. ovi-um; ahd. geste-o, gesti-o; lit. naMi-ti (< *nakli-ü). — w-Stämme: idg. *-u*öm in gr. (hom.) yoOvcov < *yövF-cov (att. uiix^wv < *-eu-öm; vgl. ¿-Stämme); lat. manuum (< *-u-öm oder
Formenlehre des Nomens
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ebenfalls *-eu-5m), lit. sün^. Vollstufe des Stammcharakters (wie tttixecov und vielleicht lat. manuurn; vgl. auch abulg. synov5, s. u.) in got. suniw-e (mit -e wie in wulfe, s. o.). — iund it-Stämme: ai. dhiy-äm, bhruv-am; gr. ki-wv, 6 att. ve-cäv; idg. *g*ou-öm = ai. gdv-äm, gr. ßo-cov, lat. bov-om > bo-um. — Stämme auf Verschlußlaut: ai. väc-äm = lat. vöc-um, gr. iro5-cöv, ahd. burg-o. •— s-Stämme: ai. jdnas-äm — gr. yeve-cov > yevcov = lat. gener-um; ahd. kelbir-o „der Kälber". — n-Stämme: ai. räjn-äm, gr. ttoih£v-cov, lat. homin-um, ahd. gomön-o (got. guman-e wie wulfe, s. o.), lit. ahmen— r-Stämme: ai. (ved.) svdsr-äm „der Schwestern", gr. utvrep-cov, lat. mätr-um, ahd. fater-o, lit. dukter-ü der „Töchter". Das Abulg. scheint mit seinem in allen Klassen auftretenden Ausgang -s auf idg. *-om zu weisen : vlskb, synav-5 (vgl. oben), svekrsv-a, sloves-5, mater-t usw. Nach palatalem Konsonant wurde dieses -5 zu -b, so bei den ¿-Stämmen: jjQtbj-b. Denkbar ist, daß das Abulg. in -5 als Reflex von idg. *-öm überhaupt die älteste Gestalt der Endung bewahrt, die sich dann nur im Slav. erhalten hätte (und hier auch auf die o-Stämme übertragen worden wäre). Anderwärts wäre dann *-öm, das bei den o-Stämmen lautgerecht durch Kontraktion aus *-ö-öm entstehen mußte, analogisch auf die übrigen Stammklassen übergegangen, ein Vorgang, der wohl in großem Umfang schon voreinzelsprachlich eingetreten sein müßte und bei dem allein das slav. Gebiet ausgespart blieb. § 22. D e r D a t . A b i . P I . weist teils durch bh, teils durch m charakterisierte Suffixe auf. Idg. *-bhios = ai. -bhyah erscheint in allen Klassen des Ai.: dsvä-bhyah (ä-St.), vfke-bhyah (ö-St.; mit e < idg. *oi, wohl nach dem Pronomen, vgl. ai. te-bhyah § 35), dvi-bhyah,
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Formenlehre
(¿-St.), sünü-bhyah (M-St.), nau-bhydh (diphth. St.), väg-bhydh (St. auf Verschlußlaut), mdnö-bhyah (statt *mdnas-bhyah, s-St.), raja-bhyah (< *regn-bhpos, w-St.), mätf-bhyah (r-St.). Die gleiche Endung ist auch iranisch und erscheint im Avest. als -byö, z. B. gairibyö „den Bergen". Dem *-bhios verwandt, erscheint idg. *-bhos im Lat., Ven. und Ülyr.-Messap., ähnlich -bo im Kelt. (Gall.). — Lat. -bos (altlat. nave-bos) > -bus bei den ä-Stämmen (deä-bus, doch hier vielleicht Neubildung), ¿-Stämmen (ovi-bus; von da auf alle konsonant. Klassen übertragen: leg-i-bus, gener-i-bus, homin-i-bus, mätr-i-bus), w-Stämmen (manu-bus) und diphthong. Stämmen (6m-6us< *g*ou-bhos). — Venet. - ttoctI ; abulg. tetyt-b-ch ö (nach den ¿-Stämmen). — s-Stämme: idg. *genes-su (> *genesu) = ai. jdnassu, jänasu; gr. yiveaai > yiveai; (abulg. sloves-b-chs nach den ¿-Stämmen). — nStämme: ai. räja-su ( TOOS pans tüos, täs ty tais Umi K Instr. tdih Dat. (Abi.) tebhyah TOICM > paim tiems Ums TOÜ
TOIS
Gen. Lok.
tesärn tesu
TCOV
pis
(Lok.) pize
tif tuosö
teehi Uchb
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Formenlehre Neutrum
Sg.N.A.
tat
Du. N.A. PI. N.A.
te tani
tö
pata Insti.pe Lok. pei wie Masc. — T(fc pö Sonst wie Masc.
—
to
— —
16 ta
tu
ta
Femininum Sg. Nom. sä
Akk. tarn
f)
ti'iv
so
• pö
tä
IQ
Instr. tdyä Dat. täsyai -rri Gen. tdsyäh Tfjs Lok. tdsyäm Du. N.A. te 1 . I.D.Abi. 1 wie |iyfasc G.Lok. f M a s c 1. r ' ' ' PI.
tä tojQ pizai tat toji pizös tds toje toji toji tie dvi Ü Instr. töm-dviem\ . Dat. töm-dviem n j • Masc. Gen. ty-dvieju \ Nom.l^ dor. Tai, att. al tös Akk. k. ) ' xa; y ' tds, täs f Instr. tabkih tomis Dat. tabhyah Tals = Mase, tóms wie Gen. tasäm toíov > tcov pizö tif Masc. Lok. tisú tosé
Für eine ganze Anzahl dieser Kasus lassen sich sichere idg. Grundformen gewinnen, so Nom. Sg. idg. *sö ( = ai. sä, gr. 6, got. sa), *sä ( = ai. sä, gr. f|, got. so), *tod ( = a i . tat, gr. t ö , lat. is-tud, got. pat-a, abulg. to); Akk. Sg. Masc. idg. Horn (== ai. tdm, gr. t6v, lat. is-turn, got. Pan-a, abulg. tö), Fem. *täm ( = ai. tarn, gr. i^v, lat. is-tam, got. pö usw.); N. PI. Masc. idg. Hoi ( = ai. te, gr. Tof, lat. is-tl, got. pai, lit. tie, abulg. ti); Gen. PI. Masc. idg. Hoisörn ( = ai. tesäm, abulg.
Formenlehre des Nomefts
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tSchh) usw. — Zu beachten sind die für die idg. Pronominalflexion charakteristischen „Mittelstücke" (vgl. § 30), z. B. im Dat. Sg. Masc. idg. *to-sm-öi (ai. tdsmai), Instr. Sg. Masc. idg. *to-sm-e ( = got. Dat. ßamma) u. dgl., oder auch im Gen. PI., z. B. Fem. idg. *tä-s-5m = ai. tasäm, gr. TCCCOV. § 36. Neben dem in § 35 beschriebenen gab es im Idg. noch eine ganze Reihe anderer Demonstrativpronomina, die jedoch nicht so einheitlich durch die Mehrzahl der Einzelsprachen hindurchzuverfolgen sind. Vielfach sind dabei mehrere Stämme zu einem Paradigma vereinigt worden (vgl. § 30). Erwähnung verdient besonders das Pronomen lat. is, ea, id „der, die, das", mit dem in manchen Kasus das got. is, si, ita übereinstimmt. Es dient auch als „anaphorisches" Pronomen im Sinne von „er, sie, es" zum Ausdruck der 3. Person (vgl. die Bemerkung vor § 31) und ist in erster Linie aus den Stämmen *i(lat. i-s = got. i-s „er", lat. i-d = got. i-t-a „es" ; vgl. ai. Akk. Sg. Masc. i-m-am, Neutr. i-d-dm, lit. j-i-s „er") und *eio-, *ej,ä- (z. B. Akk. Sg. Fem. idg. *ein-m = lat. earn, got. ija) zusammengesetzt. d) P r o n o m e n
Relativum
§ 37. Der idg. Pronominalstamm *io-, *jä- ist als Relativum mit einem voll ausgebildeten Paradigma (Flexion wie in § 35) nur im Indo-Iran. und Griech. (vgl. auch phrvg. ios „welcher") vorhanden: ai. ydh, ya, ydt = gr. 05, fj, 6; von dem gleichen Stamm verwendet das Abulg. eine Zusammensetzung mit der Partikel -ze im Nom. als Relativum (Sg. i-ze, ja-ze, je-£e). Das Lat., Osk.-Umbr., Heth. und Toch. bilden ihr Relativum von demselben Stamm *q*i- bzw. *q*o-, der sonst als Interrogativum bzw. Indefinitum dient (§38): lat. qui, quod; osk. pui, püd\ heth. kuis, kuit; toch. A kus. Anderwärts, so im Germ., wird das Demonstrativum (ahd. der, diu, da3) gleichzeitig als Relativum gebraucht.
Formenlehre
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e) P r o n o m e n I n t e r r o g a t i v u m und I n d e f i n i t u m § 38. Der idg. Interrogativstamm lautete *q*i- (so die Tiefstufe, daneben vollstufiges *qvei-/qvoi-) bzw. *q*o-, *qvä-, Masc. Fem. Neutr. Ai. kd-h kä ki-m Griech.
T!-S
T!
Lat. Got.
qui-s
qui-d 'ha
ha-s
ho
Lit. Abulg.
kä-s ks-to
üb-to
Ganz allgemein konnten die Interrogativa unbetont auch als Indefinita im Sinne von „irgendeiner, irgendetwas" gebraucht werden. In diesem Falle waren sie unbetont,' z. B. gr. TIS „irgendeiner", TI „etwas", lat. quis (in negativen Sätzen) „jemand" usw. Vielfach wurden aber auch Indefinita aus dem Interrogativstamm und einer zugefügten Partikel gebildet, z. B. ai. kds-ca, lat. quis-que, got. haz-uh (auch heth. kuis-ki) oder ai. kds-cand, lat. quis-quam, got. has-hun. 4. Das Numerale a) G r u n d z a h l e n § 39. Die Zahlen von 1—4 zeigen Flexion und Genusbildung, die folgenden nicht. 1. Idg. *oi-no-s in altlat. oinos > klass. ünus, got. ains, lit. v-ienas (apreuss. ains), abulg. im; dazu auch gr. olvöj, olvii „die Eins auf dem Würfel". Idg. *oi-qo-s in ai. ekah. Das Griech. hat statt dessen eis, UTOC, EV < idg. *sem-s, *sm-w, *sem (vgl. lat. sem-el „einmal"). 2. Idg. *d(u)u5(ü), Neutr. *d(u)uoi (mit dualischer Flexion) in ai. dvä, dvdu (Fem. Neutr. dve); gr. SOco, Suo; lat. duo
Formenlehre des Nomens
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(Fem. duae); got. twai (Fem. twös, Neutr. twa); lit. du (Fem. dvi); abulg. dsva, dva (Fem. Neutr. döve, dve). 3. Idg. *tre\es (Neutr. *tri(ift) in ai. trdyah (Fem. tisrdh, Neutr. tri), gr. Tpsls (Neutr. Tpla), lat. tres (Neutr. tria), got. preis (Neutr. prija), lit. trys, abulg. trbje (Fem. Neutr. tri). 4. Idg. *qvetuores (Neutr. *q'-'etuor2) in ai. calvärah (Fem. cdtasrah, Neutr. catvari), gr. dor. tetopss, att. -rhrccpES (Neutr. TI-rrapa), lat. quattuor, got. fidivör, lit. keturi, abulg. tetyre. 5. Idg. *penqve = ai. pdnca, gr. TTEVTE, lat. qulnque, got. fimf, lit. penki. Abulg. pqti < *penqvtis, eigentl. „Fünfheit". 6. Idg. *s(u)eks = ai. sds-, gr. lat. sex, got. saihs, lit. {¡est. Abulg. ¿estb, eigentl. „Sechsheit". 7. Idg. *septm = ai. saptd, gr. ITTTÖC, lat. Septem, got. sibun (salfränk. septuri). Daraus weitergebildet lit. septyni, umgebildet abulg. sedmb. 8. Idg. *oktö(u) = ai. astä, astdu, gr. ahtau. Daraus weitergebildet lit. astuoni, osmb.
lat. octo, got. umgebildet abulg.
ÖKTCO,
9. Idg. *neun = ai. IWM, gr. Iv-vga, lat. novem (-m nach decem), got. niun. Lit. devyni (Weiterbildung wie die vorigen) und abulg. dev$tb (wie p$tb, sestb) haben ihr d- von dem Wort f ü r „10". 10. Idg. *dekm = ai. dasa, gr. SEKCX, lat. decem, got. taihun. Lit. deSimt und abulg. desqtb heißen eigentlich „Zehnheit". § 40. Die Zahlen 11—19 werden durch Komposition bzw. Zusammenrückung der Zahlwörter f ü r 1—9 mit dem f ü r 10 gebildet, wobei die Einerzahl voranging. So ai. eM-dasa, gr. gv-Sexa, lat. un-decim „ 1 1 " ; ai. cdtur-dasa, lat. quattuordecim. got. fidwör-taihun „ 1 4 " ; im Griech. mit „ u n d " : TETTCCPES XAL SEKOC „ 1 4 " . Abulg. dsva na desete „ 1 2 " (-= „zwei auf zehn")
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Formenlehre
usw. Teilweise sind Neubildungen eingetreten, so vor allem got. ain-lif = lit. vienüo-lika , , 1 1 " , got. fwa-lif= lit. dvy-lika „ 1 2 " , worin das zweite Glied vielleicht idg. *liqv- repräsentiert (zu *leiqv- „lassen, übrig b l e i b e n " ; vgl. lit. liekas „überschüssig", gr. Aovttös „ ü b r i g " ) . § 4 1 . Die Z e h n e r z a h l e n werden aus Einerzahlen und einem E l e m e n t *komt- bzw. *kmt- (< *dkomt-, *dkmt-) „Zehn e r " zusammengesetzt. So im Griech. und L a t . sowie im Ai. bis „ 5 0 " . Die Zahlen 6 0 — 9 0 bildet das Ai. als -¿¿-Ableitungen aus den Einerzahlen. Das W o r t für „ 2 0 " h a t dualische Endung (im Ai. umgebildet), während „ 3 0 " — „ 9 0 " im Griech. und L a t . Plur.-Formen aufweisen. 20. 30. 40. 50. 60.
Ai. vimsatitrimsdt catvärimsdt pancäsdt sasti-
70. saptati80. asiti90. navati-
Griech. eiKocn TpiaKovra TE-rrapaKovra irevTi'iKovTa I^KOvTa
Lat. viginti trigintä qmdrägintä quinquägintä sexägintä
£ß5onr|KovTa öySoiiKovTa ivsvi^KovTa
septuäginlä octogintä nönägintä
Das L i t . und Slav. setzen die Einerzahlen vor das W o r t lit. -desimt, abulg. des$ti „ D e k a d e ( n ) " , ähnlich das Got. bei den Zahlen bis „ 6 0 " vor tigjus (PI.) „ D e k a d e n " . D i e Zahlen „ 7 0 " bis „ 9 0 " bildet das Got. m i t dem E l e m e n t -hund, welches dem ai. -sat und dem lat. -gint(ä) entspricht (s. o.); wegen des Zwischenstückes -te- vgl. H . K r ä h e , Germ. Sprachwiss. I I 3 (Slg. Göschen 7 8 0 ) § 65, und besonders F . S o m m e r , Zum Zahlwort (München 1 9 5 1 ) 48 ff. Got. 20. twai tigjus 30. preis tigjus 40. fidwör tigjus
Lit, dvi-desimt tris-desimt lcetures-de$imt
Abulg. döva desgti tri des$ti öetyre desqte
Formenlehre des Nomens 50. 60. 70. 80. 90.
fimf tigjus saihs tigjus sibuntehund ahtautehund niuntehund
penkes-deSimt seses-desimt septynes-deSimt astüones-desimt devynes-desimt
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pgtb des^ts sestb desgib sedmb desgtb osmb desgtb devqtb desgtb
Das Wort f ü r „100" ist idg. *%mt6m = ai. satdm, i-Korröv, lat. centum, got. hund, lit. simtas, abulg. ssto.
gr.
In der Bezeichnung der Zahl „1000" stimmen das Ai., Griech. und Lat. zusammen: ai. sa-hdsram (< *sm-gheslo-m), gr. x'^ ,01 > lesb. x ^ 1 0 1 ( < *£hesl-io-), lat. wolle (umgeformt statt *mllli aus dem idg. Fem. *sml-ghsl-l). Andrerseits got. Püsundi, lit. tükstantis, abulg. tys^sta. b) O r d n u n g s z a h l e n § 42. Die Ordnungszahlen wurden aus den Grundzahlen abgeleitet, und zwar im Prinzip durch Anfügung eines den Flexionsstamm bildenden -o- (Fem. -ä). So deutlich noch etwa in lat. nönus < *novenos < idg. *neunn-o-s\ lat. decimus = ai. dasamdh < i d g . *dekmm-o-s\ lat. septimus = ai. saptamdh < idg. *septrrim-o-s, woneben *septm-o-s > *sebdm-o-s = gr. iß6ouos (für *iß6nos) = abulg. sedmb.
Daneben hat sich früh eine Bildung auf -to- ausgebreitet, welche das gleiche -o-Element wie die ebengenannten Zahlwörter enthält, aber nicht an die Grundzahl, sondern an eine Kollektivzahl angefügt. Der Ausgangspunkt ist sehr wahrscheinlich idg. *dekmt-os (zu *dekmt = ai. dasat „Dekade") = gr. SfKorros, lit. deSimtas, abulg. desgtb, got. (mit Weiter-
bildung zum n-Stamm) taihunda. Von hier aus wurde mit sog. „falscher Ablösung" -to- auch auf andere Zahlen übertragen, z. B. idg. *pemf-to-s „ f ü n f t e r " = gr. iriuirros, lat. quintus, lit. penktas, abulg.p§tö, got. fimfta (ahd. finfto); idg. *s(u)e&(s)to-s „sechster" = ai. $asthdh, gr. EKTOS, lat. sexlus, lit. sestas, abulg. ¿est 5, got. saihsta. Ktahe, Indogermanische Sprachwissenschaft. Q. 4
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Formenlehre
B. Formenlehre des Verbums § 43. A l l g e m e i n e V o r b e m e r k u n g e n : a) Die v e r balen Ausdrucksmittel. Die formalen und begrifflichen Kategorien, welche das Verbum in den idg. Sprachen ausgebildet hat, sind folgende: A. D a s V e r b u m f i n i t u m (konjugierte Verbalformen). 1. G e n u s V e r b i (Verbalgeschlecht). In den idg. Einzelsprachen treten drei Genera Verbi (z. T. formal nicht getrennt) auf: Aktivum, Medium,Passivum. Dabei dient das A k t i v u m zur Bezeichnung einer vom Subjekt nach außen hin ausstrahlenden Tätigkeit oder Eigenschaft (bzw. eines Zustandes oder Verhaltens); das M e d i u m ist der Ausdruck dafür, daß die betr.. Tätigkeit (Zustand usw.) sich irgendwie in der Sphäre des Subjekts abspielt oder daß das Subjekt besonders stark an der Handlung interessiert ist (Med.reflexivum, Med. d. Interesses, dynamisches Medium); das P a s s i v u m bezeichnet eine von außen her auf das Subjekt zustrebende Tätigkeit. Von diesen drei Genera sind das Aktivum und Medium für die idg. Grundsprache gesichert. Für das Passivum weisen die Einzelsprachen z.T. verschiedene Neuschöpfungen auf, z. T. werden die Formen des Mediums mit zum Ausdruck des Passivs verwendet. Letzteres scheint in Ansätzen schon voreinzelsprachlich gegolten zu haben. 2. M o d u s (Aussageweise). In den idg. Sprachen sind oder waren insgesamt fünf Modi gebräuchlich: a) der I n d i k a t i v als Modus der Indifferenz bzw. einfachen Aussage, b) der K o n j u n k t i v als Ausdruck des Wollens oder der Bestimmtheit, c) der O p t a t i v als Ausdruck des Wunsches oder der Möglichkeit, d) der I m p e r a t i v als Modus des Begehrens oder Befehls, und e) (nur im ältesten Indo-Iranischen und ältesten Griechischen) der I n j u n k t i v als Ausdruck /verschiedener Modalbedeutungen, z. B. des Verbots (Prohibitivus). Auch vom Injunktiv abgesehen sind die genannten Modi nicht in
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allen Einzelsprachen vollzählig vorhanden bzw. erhalten. Konjunktiv und Optativ sind nur im Indisch-Iranischen, Griechischen, Tocharischen und Albanischen formal geschieden. Im Germ., Kelt., den „italischen" Sprachen und im Armen, sind sie in einer einzigen Kategorie zusammengefaßt, und das Balt. und Slav. kennen sie nur in formalen Resten (mit anderer syntakt. Funktion). Das Heth. besitzt neben dem Indikativ nur einen Imperativ. 3. T e m p u s („Zeit", doch ursprünglich nicht so sehr zeitliche Verhältnisse als vielmehr die „Handlungsart" bezeichnend). Diejenigen idg. Sprachen, welche (in weitgehender Übereinstimmung in den Einzelheiten) die am reichsten ausgebildeten Tempus-Systeme aufweisen, nämlich das IndischIranische und das Griechische, unterscheiden folgende Tempora: a) das P r a e s e n s zum Ausdruck der im Verlauf befindlichen Handlung (in erster Linie für die Gegenwart, aber auch, wie noch heute im Deutschen, für die Vergangenheit und Zukunft verwendet), b) das I m p e r f e k t , das die praesentische Aktion in die Vergangenheit setzt, c) der A o r i s t zum Ausdruck einer momentanen (punktuellen) Handlung (im Indikativ auf die Vergangenheit beschränkt), d ) d a s P e r f e k t als Bezeichnung eines Zustandes am Subjekt (aber derart, daß die vorausgegangene Handlung, welche zur Erreichung dieses Zustandes geführt hat, mit einbegriffen ist), e) das P l u s q u a m p e r f e k t , welches die perfektische Aktion in die Vergangenheit setzt, f) das F u t u r u m zum Ausdruck der beabsichtigten oder zukünftigen Handlung. Dabei werden einerseits das Praesens und das Imperfekt, andrerseits das Perfekt und das Plusquamperfekt jeweils von-dem gleichen „Verbalstamm" gebildet. Die meisten idg. Sprachen haben jedoch ein weniger kategorienreiches Tempus-System. Das beruht z. T. auf sekundärer Vereinfachung, wie z. B. im Lat. der Aorist und das Perfekt in ein einheitliches Tempus verschmolzen sind. Auf der anderen Seite scheinen in manchen Sprachen gewisse Tempora von An4*
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fang an gar nicht ausgebildet bzw. durch eigene Formen ausgedrückt worden zu sein, so etwa im Germ, und vielen anderen Sprachen das Futurum. 4. Numerus (Zahl). Wie beim Nomen (§ 2) gab es drei Numeri: Singular, Plural und Dual. Letzterer ist im Lat. bereits untergegangen. 5. Person. In jedem Numerus gab es die 1., 2. und 3. Person, die durch die Personalendungen gekennzeichnet waren. B. Das Verbum infinitum, deklinierte Verbalformen, d. h. Verbalnomina, die etymologiseh zum Verbum gehören und wegen ihrer verbalen Rektion zum Verbum gezählt werden müssen. Zu unterscheiden sind Verbalsubstantiva = Infinitive und Verbaladjektiva = Partizipien. §44. Allgemeine V o r b e m e r k u n g e n : b) Die f o r malen E l e m e n t e im A u f b a u der V e r b a l f l e x i o n Um die in § 43 angegebenen Kategorien formal zum Ausdruck zu bringen und gegeneinander abzugrenzen, besitzen die idg. Sprachen eine Anzahl verschiedenster Form-Elemente, welche hier der eigentlichen Darstellung der Verbalflexion in einer Übersicht vorangestellt werden: 1. Thematische und athematische Flexionsweise. Der aus der Grundsprache ererbte Unterschied zwischen „thematischer" und „athematischer" Flexion beruht darin, daß im letzteren Falle die Personalendungen unmittelbar an die Verbal-Wz. bzw. den Verbalstamm antreten, im ersteren aber durch Vermittlung eines vokalischen Zwischenelementes, des sog. „Thema-" oder „Binde-Vokals", der ablautend zwischen e und ö in der Weise wechselte, daß 6 in der 1. Pers. aller Numeri und in der 3. Plur., e in den übrigen Formen stand. Beispiele: Praes. Ind. Akt. thematisch 1. PI. gr. q>£p-o-n6v = ai. bhdr-ä-mah = got. bair-a-m; vgl. lat. ag-i-mus
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2. PJ. gr. (ptp-e-Ts = ai. bhdr-a-tha = got. bair-i-p; vgl. lat. ag-i-tis gegenüber athematisch gr. i-uEv = ai. i-mdh; vgl. auch lat. l-mus I-TE i-thd i-tis. Ähnlich im Medium (Ind. Praes.) 3. Sg. ai. thematisch bhdv-a-te zu bhü- „sein, werden" athematisch i-te zu i- „gehen" oder gr. themat. Praes. Trai8eü-o-ncu athemat. Perf. TTE-rraiSEu-nai. 2. D i e f l e x i v i s c h e n S u f f i x e ( P e r s o n a l e n d u n g e n ) . Das Idg. unterscheidet (freilich nicht in allen Personen) sog. „primäre" und „sekundäre" Endungen. So hatte z. B. im Indikativ das Praes. primäre, das Imperf. sekundäre Endungen, vgl. ai. im Aktiv primär Praes. 1. bhdrä-mi, sekundär Impf, dbhara-m 2.bhdra-si _ abhara-h( agito) =
gr. dyi-TCO usw.
3. S t a m m b i l d e n d e E l e m e n t e . Zur Kennzeichnung und Differenzierung der Stämme in einzelnen Formationen (Tempora, Modi) sind seit idg. Zeit zahlreiche Suffixe (auch Infixe) in Gebrauch.
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a) P r a e s e n s - E l e m e n t e (besonders mannigfaltig, vgl. § 56), z. B. (sehr verbreitet) idg. (worin e/o = Themavokal, vgl. unter 1): lat. veniö = gr. ßaivco < *gvm-iö von Wz. *gvem- „gehen, kommen" (vgl. got. qiman); lat. capiö — got. hafja (aber lat. cap-tus, cap-ere); ai. mdn-ya-te „denkt" = gr. natvonai < *mn-j,o-mai „rase" = lit. min-iü „erwähne". — Hierher auch viele Denominativa wie gr. sAiri£co < *iAm'8-ia> zu IXTTIS, IATT(8-OS; lat. custödiö zu custös, custöd-is; zu vokalischen Stämmen z. B. ai. prtanä-yd-ti „kämpft": pftanä „Kampf", lit/ dovanö-ju „gebe, schenke": dovanä „Gabe", abulg. vonja-jQ „rieche": vonja „Geruch", gr. -nu), lit. ra-n-dü „finde" (Praet. rad-aü); im Griech. mit gleichzeitigem Nasal-Suffix -avo-j-avt-: gr. mi-v-Oavonai (i-irue-ö-uriv), vgl. lit. bu-n-dü „wache auf" (Praet. bud-aü), Ai-n-irdvco = lat. linquö u. a. mehr. Charakteristisch sind auch Bildungen mit -sko-j-ske(themat.) wie ai. gdcchati „geht" < *g*m-ske-ti = gr. ß&CTKCÖ < *gvmskö; gr. (epirot.) yvco-OXCO = lat. (g)nö-scö (gegenüber l-yvcc-v bzw.' nö-m), sonst mit Keduplikation (vgl. unter 5) gr. yi-yvck-oxco; ähnlich gr. Si-Sa-oxco < *5i-8(iKOKW, vgl. lat. discö < *di-dk-skö.
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Dazu kommen seltenere Typen, z. B. solche mit DentalElementen (-to-l-te-; -dho-j-dhe-), von deren Aufführung hier abgesehen werden muß. b) A o r i s t - E l e m e n t e . Schon grundsprachlich diente bei manchen Verben zur Bildung eines Aorist-Stammes ein sSuffix (bei athemat. Flexion): idg. *e-deik-s-m > gr. eBei^cc, ähnlich ai. (mit Schwundstufe der Wz.) d-dih-s-am, im Lat. ins Perf. übergegangen (dixi, d. i. dik-s-l). Vgl. § 60. c) P e r f e k t - E l e m e n t e . Während der idg. Grundspräche im allgemeinen die Kennzeichnung des Perf. Akt. durch Beduplikation, Ablaut und besondere Personalendungen genügte (vgl. § 61), sind später in den Einzelsprachen daneben Typen mit bestimmten Suffixen entwickelt worden, so etwa im Griech. das -/c-Perf. (-ireTrcuSEu-K-a), im Lat. das -i)-Perf. (spre-v-ijlaudä-v-i) u. dgl. B. Modusstammbildende Elemente a) Der O p t a t i v wird bei athemat. Flexion durch ablautendes -je-/-1- (ai. s-ya-m = altlat. siern < s-ie-m = gr. Elrjv < *es-ie-m; PI. lat. s-i-mus, gr. eTuev < *es-l-men, §54), bei themat. Verben durch -oi-, wobei -o- den Thema-Vokal'darstellt, gekennzeichnet: gr. ipEpois = ai. bhdreh = got. bairais < *bher-oi-s (§ 54). b) Der K o n j u n k t i v wird in einigen Sprachen, so im Griech. und Ai., durch -e-j-o- charakterisiert, das bei themat. Flexion mit dem gleichlautenden Themavokal zu dessen Länge verschmilzt: athemat. gr. (hom.) J-o-uev (gegen Indik. i-uev „wir gehen"), ai. as-a-ti (gegen ds-ti „er ist"), themat. gr. 9Ep-co-iiEv, Ep-o-HEv, q>£p-E-TE), ai. bhar-ä-tha (gegen bhdra-tha „ihr tragt"); vgl. § 53. Andere Sprachen (das Lat., Osk.-Umbr., Kelt., Toch.) haben -ä- als Konjunktiv-Zeichen (§ 53). 4. D a s A u g m e n t . Als Ausdruck der Vergangenheitsbedeutung verwendet eine Reihe von Sprachen (Ai., Iran.,
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Griech., Phryg., Armen.), aber nicht das Gesamt-Idg. das sog. Augment (idg. *e-), ursprünglich wohl ein selbständiges Zeitadverb, an welches die Verbalformen sich enklitisch anlehnten (gr. ¡-(pepov = ai. d-bharam) und dann mit ihm zusammenwuchsen. Da die betr. Tempora — in Frage kommen Impf., Aor. und Plusqüampf. des Indik. — schon an und für sich durch die Endungen (und vielfach auch durch ihre Stammbildung) pharakterisiert sind, ist die Setzung des Augments auch in den Sprachen, welche es besitzen, nicht von Anfang an obligatorisch, ein Zustand, den das Vedische, Iranische und das ältere Griechisch (Homer) noch deutlich spiegeln. 5. Die R e d u p l i k a t i o n . Als Mittel der Tempusstammbildung wird die Reduplikation im Praes., im Aor. und vor allem im Perf. verwendet. Sie besteht bei konsonant. Wz.Anlaut grundsätzlich in der wiederholenden Voranstellung des ersten Konsonanten, dem im Perf. und Aor. ein e hinzugefügt wird. Im Praes. ist der Vokal der Reduplikationssilbe in der Regel i, in seltenen Fällen ebenfalls e. a) P r a e s e n s . Redupl.-Vokal i in ai. bi-bharmi „trage" < *lhi-bher-mi (vgl. I § 43), gr. 6i-Scom, !-cttt|hi < *si-stämi (I § 33) = lat. si-stö (ähnlich auch ai. ti-sthämi), gr. yi-yvouai = lat. gi-gnö. — Redupl.-Vokal e in ai. dd-dhämi < *dhedhemi (I § 43), lit. de-dü von Wz. *dhe „setzen, stellen, legen". b) Aorist. Ved. a-pa-ptat < *e-pe-pt-e-t zu ai. pai„fliegen"; ai. dvöcam für d-va-ucam < *e-ue-uq*-o-m zu ai. vac- „sprechen"; gr. 6-it6-iPEi und lit. dirba sind sekundäre Umbildungen. Sekundär idg. -t. Athematisch idg. *es-t „er war" = ai. ah (vgl. I § 45), gr. (dor.) -Pis (vgl. I § 46). Thematisch idg. *e-bher-e-t „er trug" = ai. dbharat, gr. ftpsps (I § 46). Dual. 1. Gemeinsam ist den Formen der Einzelsprachen der Anlaut mit u-. Im Ai. reimen die Endungen auf die der 1. Plur.: primär -vah ( < idg. *-ues/-uos) in s-vdh „wir beide sind", bhdrä-vah „wir beide tragen"; sekundär -va ( < idg. *-uej-uo) in dbharä-va „wir beide trugen". — Lit. es-va „wir beide sind". — Abulg. überall -vi (wohl umgeformt nach dem Pronomen ve „wir beide", §31): jes-ve „wir beide sind",
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bere-ve „wir beide sammeln". — Nicht sicher erklärt ist got. bairös „wir beide tragen" (vgl. Germ. Spiachw. II § 69). 2. Primär vielleicht idg. -t(h)es oder -t(h)os in ai. s-thdh „ihr beide seid", bhdra-thah „ihr beide tragt"; got. baira-ts „ihr beide tragt" (mit -ts < *-ps; vgl. Germ. Sprachw. II § 69). — S e k u n d ä r idg. -tom in ai. dbhara-tam
= gr. £ e; ö -f o" > ö) aussieht. Die Bildung geschah ursprünglich von der Verbal-Wz. aus, wurde aber später an die Tempus-Stämme (und deren Funktion) gebunden. Während im Griech. die Personalendungen die gleichen sind wie im Praes. Indik., hat das Ai. in einigen Formen besondere Ausgänge (z. T. Sekundär-Endungen). F ü r das G r i e c h . sei zum Vergleich der Konjunktiv Praes. Akt. dem entsprechenden Indikativ eines thematischen Verbums gegenübergestellt: Indikativ Sg
1. qiEp-co 2. „lege" = got. lagja, abulg. IOZQ zu idg. *leghö „liege" = got. liga, abulg. lezg. Idg. *tor-eiö „lasse weitergelangen" = ai. tärdyä-mi, gr. -voplco zu idg. Uro „gelange hinüber" = ai. tdrä-mi. 2. Mit dem gleichen Suffix werden Verba mit iterativer oder frequentativer Bedeutung zu primären Verba geschaffen. Ai. patdyämi, gr. -rro-reonai „flattere, fliege umher" zu ai. fdt&mi, gr. ttetohoi „fliege". Got. wagja ( < idg. *uogheiö) „bewege hin und her" zu got. ga-wiga ( < idg. *uegho) „bewege". Gr. Tpoireco „wende hin und her" zu TpETTco „wende". 3. Mit Suffix -io- werden Denominativa gebildet. Von konsonantischen Stämmen: ai. rajas-yä-mi „werde zu Staub" (zu rdjas- „Staub"); got. weitwöd-ja, „bezeuge" (zu weitwöd,,Zeuge"); gr. tektocivco < *tektn-iö „zimmere" (zu tektcov „Zimmermann"); lat. custöd-iö„bewache" (zucustöd-„Wächter"). Von ä-Stämmen: ai. prtanä-yä-mi „kämpfe" (zu pftanä „Kampf"); gr. -nua-co „ehre" (zu tiht) „Ehre"); lat. planiö (< *plantä-iö) „pflanze" (zu planta „Pflanze"); got. salbö (< *salbö-jö) „salbe" (zu salba „Salbe"); abulg. vonjajQ „rieche" (zu vonja „Geruch"). Von ö-Stämmen (mit der
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e-Form des Stammvokals, vgl. § 3, 3): ai. vasna-ya-mi „feilsche" (zu vasnä-k „Kaufpreis") wie gr. ¿bve-o-nai (zu c&vo-s); lat. albe-5 „bin weiß" (zu aliu-s). Von ¿-Stämmen: ai. jani-yä-mi „verlange ein Weib" (zu jani-h „Weib"); gr. nr|-ri-o-no:i „ersinne" (zu ufj-n-s „Anschlag"); lat. fini-5 (zu fini-s). Von «¿-Stämmen: ai. gätu-ya-mi „schaffe Zugang" (zu gätü-h „Zugang"); gr. 2 7 \itt\j 3 U*Aas 2 6 pifjTEp 5 imT^pa 6 priTipas 1 9 URIREPES
18
UTiT^pi, urjTpi luyTEpcov 2 1
56
11
3
\XT\TT\p
Uiyrionai 56 tirixpAo-i 2 3 HTjTpos 8 UiKpös 2 9 Uinvco 5 6 vaös 3 vauai 23 vaüis usw. 35 joh 7 {>ans, J>aim usw. 35 kelbiro 21 j)ata 30. 35 meri 3 f>e, j)ei 35 muoter (Nom. PI.) 18 Jjeins 34 septun (salfr.) 39 j)ize}30 s>, sis 54 J)5 35 spornöm 56 spurnu 56 i>reis, f>rija 39 suniu 11 J>reis tigjus 41 sunu 6 f>u,5J)uk usw. 32 wa;?ar 3 büsundi 41 wolf 6 ugkis 31 wolfe 10 uns 30. 31 wolfo 21 unsar 34 wolfu 12 wagja 56 wait, witum 44,6. 61 Litauisch watö 3 äkmenj 6 watird 3 akmenimls 24 weis 30. 31 akmenlms 22 weitwödja 56 äkmenis 19 wit 31 äkmens 18 wulf (Vok.) 5. (Akk.) 6 akmens 8 wulfa 12 akmenij 21 wulfam 24 akmuo 3 wulfans 19 äS 31 wulfe 21 astüonesdeäimt 41 wulfis 8 astuonl 39 wulfös 18. 30 asvä 3 wulfs 3 äuguse 14 avis 3 Altnordisch bundü 44,3 heite 51 dedü 44,5 degant26 Angelsächsisch desies 51 d®£i 11 desiffit 39 lemb 3 desimtas 42 mödor 3 devynesdesimt 41 devyni 39 Altsächsisch dlrbi, dirba 48 dlrbtas 65 wulfas 8 dirbu (Praes. Ind. Akt.) Althochdeutsch 46 dovanöju 44,3 anst 6 dü, dvi 39 biru 48 dukteri; 21 burgo 21 düosiu 63 der, diu, d a ; 37
Wörterverzeichnis diioti, d ù o t u 64 dvldeäsimt 41 dvtflika 40 eik 55 elmi 56 esmì (Praes. Ind. Akt.) 46. 56 jls 36 j ü d u 32 Jus, jüs usw. 32 kàs 38 kèturesdeSimt 41 k e t u r l 39 kllstu 56 liékas 40 ligónls 3 limpù 56 m ä n a s 34 m a n ? usw. 31 menesj 6 menesis 19 menuo 3 mergSs 8 més, mùs usw. 31 miniù 44,3 móté 3 móteri 6 moterimls 24 moterimus, moterlms 22
mtìteris 19 móters 18 moters 8 mCidu 31 n a k i i t i 21 n a k t l 14 näktj 6 naktié 5 naktiés 8 n a k t i m l 12 n a k t i m i s 24 n a k t i m s 22 naktls 19 namie 11 n a ü j a s 26 p e n é d a v a u 58 peflkesdeSimt 41 penki 39 p e n k t a s 42 p u s i a ü 17 r a n d ù 44,3 rankà 5 raflkq 6 r a n k q 12
r a n k a i 10 r a n k à s 19 rankì 14 rankoje 11 rankomis 24 r a n k o m s 22 rankos 18 rankosu, rankose 23 r a n k q 21 saldSsnis 27 saidùs 26 sävas 34 save usw. 33 s e p t y n i 39 septynesdesimt 41 spiriti 56 s u k a n t - 65 sukd 56 sükusio 65 sünaü 5 sünaus 8 Sunu 14 sunij 6 süntf 21 s ü n ü m 16 s ü n u m i 12 sünumis 24 s ü n u m u s , süniims 22 sunùs 3 s u n u s 19 Sali 11 äeäesdeäimt 41 §e§l 39 äiätas 42 Simtas 41 Sunimus 22 ¡Suo 4 tàs, t ^ usw. 35 t ä v a s 34 tié, t ü o s usw. 35 trisdeSimt 41 trisu 23 t r o i k a 20 t r y s 39 t ù , t a v è usw. 32 t ü k s t a n t i s 41 t u o d u 35 velmies 51 v e i ü 48 vienas 39 vienùolika 40 vl7ki|_6 viikaT 18
99 vilkais 24 vilkam 16 vilkamus, vilkàms 22 viTkas 3 vilkè 5 vilkù ( I n s t r . Sg.) 12. (Nom. Du.) 14 vilkü 21 viTkui 10 vilkuose 23 vilk(is,19 vyro 8 Altpreußisch ains 39 asmai 51 deiwans 19 deiwas.8 r ä n k a n s 19 Altbulgarisch az8 31 bereSi 48 berevè 48 bero (Praes. Ind. Akt.) 46. 56 bolje, b o l j j j 27 òetyre 39 éetyre des§te 41 dasi 51 dati, d a t a 64 delana 65 deseta 42 deseta 39 deveta 39 d e v i t i deseta 41 d(a)va, d(a)vè 39 d j v a deseti 41 d a v a n a desete 40 iga 20 igo 7 imeni 15 ina 39 izé 15 iie, j a ì e , j e i e 37 j a d a , j a d a i a 65 jesma (Praes. Ind. Akt.)?46. 56 j e s t a , s o n t i 44,6 junota 3 kamene (Oen. Sg.) 8. (Lok. Sg.) 11. (Nom. PI.) 18 1*
100 kameni (Dat. Sg.) 10. (Akk. PI.) 19 kamenfc 6 kamenichi 23 kamen&mi 22 kamenfemi 24 kamenu 17 kamy 3 kito, etto 38 kostfc3 kostfcjo 12 lito 3 ieio 56 loìo 56 mais 29 matere 8 materj 21 materi (Dat. Sg.) 10. (Akk. PI.) 19 materì 6 materiche 23 materimi 22 materjml 24 matl 3 mene, me usw. 31 m i n j l j i 29 moji 34 my 31 naju, nama 31 nasi usw. 31 naSft 34 no§ti (Vok. Sg.) 5. (Gen. Sg.) 8.' (Nom. Du.) 14. (Akk. PI.) 19 noSti 6 noStichi 23 noàtimi 22 noStftmi 24 novéji 27 novi 26 ny 31 oél 15 osmfc 39' osmi desiti" 41 peti 42 p?t6 39 peti deseti 41
Worterverzeichnis p?ti 3 potije 18 potfcjft 21 pòtiju 17 p o t i m i 12 raba 8 r