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German Pages 471 [472] Year 1994
FRÜHE NEUZEIT Band 18
Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext In Verbindung mit der Forschungsstelle „Literatur der Frühen Neuzeit" an der Universität Osnabrück und der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herausgegeben von Jörg Jochen Berns, Gotthardt Frühsorge, Klaus Garber, Wilhelm Kühlmann und Jan-Dirk Müller
Gita Dharampal-Frick
Indien im Spiegel deutscher Quellen der Frühen Neuzeit (1500-1750)
Studien zu einer interkulturellen Konstellation
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1994
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Dhurampal-Frick, Gita : Indien im Spiegel deutscher Quellen der frühen Neuzeit (1500 - 1750) : Studien zu einer interkulturellen Konstellation / Gita Dharampal-Frick. - Tübingen : Niemeyer, 1994 (Frühe Neuzeit ; Bd. 18) Zugl.: Freiburg (Breisgau), Univ., Habil.-Schr., 1992/93 NE: G T ISBN 3-484-36518-8
ISSN 0934-5531
© Max Niemeyer Verlag G m b H & Co. KG, Tübingen 1994 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck G m b H , Darmstadt Einband: Heinr. Koch, Tübingen
Vorwort
Die vorliegende Untersuchung (die im Wintersemester 1992/93 von der Universität Freiburg im Breisgau als Habilitationsschrift für das Fachgebiet >Neuere und Neueste Geschichte< angenommen wurde) hat ihre biographischen Wurzeln und ihre »Inspirationsgrundlage« in meiner eigenen »interkulturellen Existenz« zwischen den »Welten« Indiens und Europas (England, Frankreich, Deutschland); aus dieser Konstellation resultierte ein anhaltendes persönliches und akademisches Interesse an den mannigfachen geschichtlichen Formen des Kontakts und der Auseinandersetzung zwischen Deutschland und dem südasiatischen Subkontinent. Die Wegstrecke von einem persönlich grundierten anfänglichen Erkenntnisinteresse bis zur abgeschlossenen wissenschaftlichen Monographie hätte ich nicht zurücklegen können ohne den Rat und die Hilfe zahlreicher Personen und Institutionen: An erster Stelle danke ich meinem wissenschaftlichen Mentor, Prof. Dr. Wolfgang Reinhard (Freiburg), dem eminenten Historiker der europäischen Expansion, für seine unermüdlich gewährte fachliche und menschliche Unterstützung in allen (Augsburger und Freiburger) Stadien des Projekts; seine Aufgeschlossenheit, förderliche Kritik und unbedingte Verläßlichkeit waren die conditio sine qua non des ganzen Unternehmens. Auch anderen Gesprächspartnern - Historikern, Indologen, Theologen, Germanisten - verdanke ich viel: Genannt seien stellvertretend die Professoren Dieter Schlingloff und Horst Bürkle (München), Heinrich von Stietencron (Tübingen), HansWerner Gensichen und Dietmar Rothermund (Heidelberg), Monika Thiel-Horstmann und Eberhard Schmitt (Bamberg), Josef Becker und Helmut Koopmann (Augsburg), Adelheid Mette (Münster), Albrecht Wezler (Hamburg), Stephan Füssel (Mainz), Siegfried Kratzsch (Halle), Ole Feldbaek (Kopenhagen), Duncan Β. Forrester (Edinburgh) sowie die Mitglieder der Freiburger Habilitationskommission, insbesondere die Professoren Ernst Schulin, Oskar von Hinüber und Gottfried Schramm. Die Alexander von Humboldt-Stiftung ermöglichte mir durch ein großzügiges zweijähriges Stipendium die ausgedehnten Bibliotheks- und Archiv-
VI forschungen in der Anfangsphase des Vorhabens; später schuf ein Habilitandenstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (mit ihrem Fachreferenten Dr. Jochen Briegleb) die Voraussetzungen der weiteren Ausarbeitung. Den vielen Archivaren und Bibliothekaren, die mich bei meinen jahrelangen Recherchen in Deutschland (einschließlich der ehemaligen DDR) sowie in Österreich, Großbritannien und Dänemark nach Kräften unterstützt haben, gilt mein herzlicher Dank, ganz besonders jedoch dem Leiter der Orient-Abteilung in der Universitätsbibliothek Tübingen, Dr. George Baumann, für großzügigste Hilfen und zahllose Auskünfte im Laufe eines langjährigen Kontakts. Daß die Untersuchung so rasch in Buchform erscheinen kann, danke ich den Herausgebern der Reihe Frühe Neuzeit ebenso wie dem persönlichen Engagement des Verlegers, Herrn Robert Harsch-Niemeyer; ihm und den kompetenten Verlags-Mitarbeitern, Frau Birgitta Zeller und Herrn Wolfgang Herbst, schulde ich Dank für ein Höchstmaß an Effizienz und Professionalität in einer überaus erfreulichen Zusammenarbeit. Schließlich danke ich Herrn Dr. Gerhard Welzel (Augsburg) für die fachkundige technische Beratung bei der Einrichtung des Manuskripts für den Druck. Nicht unerwähnt bleiben darf der »persönliche Faktor«: Ohne die beständige moralische Unterstützung und den Rückhalt im Familien- und Freundeskreis (hier vor allem bei Gudrun Reinhard, Marianne Lulay, Dr. Marilia Lopes und Dr. Vasudha Dalmia-Lüderitz) wäre diese Studie kaum zustande gekommen. Meinem Mann, Dr. Werner Frick, danke ich für seine unschätzbare Hilfe, für anregende Diskussionen, solidarische Kritik und freundschaftliche Ermutigung in allen Phasen der Arbeit, meinen Schwiegereltern, Anneliese und Heinz Frick, für ihre tatkräftige praktische Unterstützung, meinem Vater, Shri Dharampal, für seine inspirierende Anteilnahme auch aus der Ferne. Meine Kinder, Johann und Mira, haben ihre »forschende« Mutter mit Gelassenheit, Neugier und fröhlicher Toleranz ertragen. Ihnen ist das Buch in Liebe gewidmet.
Augsburg, im Juni 1993
Gita Dharampal-Frick
Inhalt
Einleitung
1
Kapitel I:
Die Hauptquellen und ihre Verfasser im historischen Kontext
17
1. Die erste portugiesisch-deutsche Handelsexpedition nach Indien (1505/06) und Balthasar Sprengers Merfart von 1509 ....
21
2. Humanistische Kosmographien: Johannes Boemus (1520), Sebastian Franck (1534) und Sebastian Münster (1544)
32
3. De Brys India Orientalis (1598-1628)
48
4. Berichte deutscher Indienreisender im Dienste der Niederländischen Ostindischen Kompanie (V.O.C.) aus dem 17. und 18. Jahrhundert
56
5. Zwei indische Reiseberichte deutscher Adeliger des 17. Jahrhunderts
64
5.1. Johann Albrecht von Mandelslos Morgenländische ReiseBeschreibung (1658) und die Edition von Adam Olearius 5.2. Heinrich von Posers Journal seiner Indianischen Reise in seiner Lebens = und Todes Geschichte (1675)
64 71
6. Die Darstellung Indiens in barocken Enzyklopädien: Erasmus Franciscis Ost- und West-Indischer wie auch Sinesischer Lust- und Stats-Garten [...] (1668)
76
7. Der Beitrag christlicher Missionare zum Verständnis der indischen Kultur und Gesellschaft
85
7.1. Der deutsche Jesuitenpater Heinrich Roth (1652-1668) 7.2. Der Beitrag der holländischen Calvinisten im 17. Jahrhundert 7.3. Die Mission von Tranquebar und das Werk Bartholomäus Ziegenbalgs (1706-1719)
88 92 95
VIII Kapitel II:
Das >exotische< Indien: »Jrrdisch Paradeiß« und »veritable europäische Schatzkammer«
109
1. Wechselnde Vorstellungen von der Topographie des Subkontinents
111
1.1. Zwischen ptolemäischer Überlieferung und punktueller Empirie: Der Kenntnisstand des 16. Jahrhunderts 1.2. Geographische Leitkonzepte und regionale Aufmerksamkeitsschwerpunkte im 17. und 18. Jahrhundert: Ost-Indien, Hindustan, Malabar
117
2. Indiens >exotische< Alterität: Denkfiguren, Leitmetaphern, Wahrnehmungshorizonte
120
2.1. Paradieses-Topoi, naturale Abundanz, utopische Projektionen 2.2. Monstrositäten und »Gottes wunderwerck«: Ein AnomalieKonzept und seine Wandlungen 2.3. Der ambivalente Reiz des Exotischen: »Kuriosa«, Sensationelles, Befremdliches, Wissenswertes 3. Das Kontinuum von Mensch und Natur 3.1. »das gesatz der natur«: Die brahmanische Existenzform in der Sicht der humanistischen Kosmographen 3.2. Nacktheit und Sexualität: Variationen eines Wahrnehmungskomplexes 3.3. Der Vegetarismus: Beobachtungen und Einstellungen zu einer fremden Lebensweise 3.4. »Von ihrer Physica«. Ziegenbalgs Studien zur indischen Naturforschung 4. Indiens natürliche und ökonomische Ressourcen im Spiegel der Quellen 4.1. Naturkundliche Sondierungen in Kompendien des 16. Jahrhunderts 4.2. Die naturkundlichen Studien des 17. Jahrhunderts 4.3. Beobachtungen zur Ökonomie und zur Infrastruktur des Subkontinents
111
121 125 132 136
136 139 145 149
153
154 157 162
IX Kapitel III:
Beschreibungen der indischen Gesellschaftsordnung
175
1. Herkömmliche Auffassungen des indischen »Kastenwesens«
177
2. Terminus Zur Etymologie Kaste und zur Abwesenheit in den von deutschen Berichten der Frühendes Neuzeit
182
3. Die humanistischen Kosmographen und ihre Orientierung am Sozialmodell des Megasthenes
185
3.1. Die Siebengliederung des indischen Gesellschaftskörpers nach Franck 3.2. Die einzelnen sozialen Gruppierungen
185 196
4. Das Gesellschaftsgefüge von Calicut in der Darstellung von Francks Weltbüch
200
5. Soziale und ethnische Gruppen an der Malabarküste nach Balthasar Sprengers Merfart
204
6. Ansichten der städtischen Gesellschaft von Goa in De Brys India Orientalis
210
7. Die sozialen Konfigurationen Indiens in den Augen deutscher Reisender des 17. Jahrhunderts
216
7.1. Mandelslos Beschreibung der Gesellschaft von Gujarat 7.2. Andersen und Iversen über die sozialen Konstellationen an der indischen Westküste
216 224
8. »Geschlechter«-Gliederung und Dynamik der tamilischen Gesellschaft in der Darstellung Bartholomäus Ziegenbalgs
228
9. Ausblick
240
Kapitel IV:
Politische Perspektiven
243
1. Allgemeine Vorstellungen über die politische Ordnung Indiens
244
2. Hindu-Moslem-Konstellationen im westlichen Indien des frühen 16. Jahrhunderts
248
χ 2.1. Der Sultan von Cambay 2.2. Der »Künig zü Joghe«: Militante Hindu-Asketen 2.3. Konfliktlagen zwischen dem Deccan und Vijayanagara 3. Die portugiesische Intervention: Freundliche Beziehungen und begrenzter Konflikt 3.1. Portugiesische Beziehungen mit Vijayanagara 3.2. Moslemische Opponenten und hinduistische Verbündete der Portugiesen 3.3. Der Räja von Cochin als portugiesischer Protege 4. Imperiale Größe und rituelles Königtum: Die Dynastie von Vijayanagara und der Samudrin von Calicut als Paradigmen 4.1. Zur Hegemonialstellung des Regenten von Vijayanagara 4.2. Rituelles Königtum: Der Samudrin von Calicut 5. Zentrale Autorität und dezentrale Kräfte: Aspekte der Mogul-Herrschaft im 17. und 18. Jahrhundert 5.1. Politische, administrative und territoriale Konturen des Mogul-Imperiums 5.2. Zentrifugale Tendenzen und regionale Widerstände: Malik Ambar, Shivaji, Jai Singh u.a
249 251 252
256 257 259 263
266 266 274
282
283 295
Kapitel V:
»Heidentum«: Beobachtungen zur religiösen Sphäre in Indien
307
1. »Heidentum«. Zur Semantik eines frühneuzeitlichen Sprachgebrauchs
308
2. Wahrnehmungsmodi und Interpretationsebenen: Grundzüge einer Typologie
312
3. Die religiöse Szenerie Indiens: Erste Impressionen
315
3.1. Der assimilatorische Zugang 3.2. Franck/Varthemas Beschreibung des Tempelrituals in Calicut 3.3. Christianisierende Fehldeutungen bei Sprenger
315 318 326
XI 4. Wachsende Vertrautheit, akzentuierte Differenzen: Entwicklungen des 17. Jahrhunderts 4.1. De Brys bildliche Darstellung indischer Religionskulte 4.2. Mandelslos Bericht über die Religion der »Benjanen«
327 328 334
5. Heinrich Roths Beschreibung der Visnu-avaföray in Athanasius Kirchers China Illustrata
342
6. Malabarisches Heidenthum: Bartholomäus Ziegenbalgs Feldforschungen zum tamilischen Hinduismus
348
6.1. Ziegenbalgs Orientierung am südindischen Sivaismus 6.2. >Ethnographische< Einstellung und pragmatische Intentionen bei Ziegenbalg 6.3. >Religionen< oder >Secten