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German Pages 160 [192] Year 1968
Slavische Sprachwissenschaft
Dr. Herbert Brauer ο. Professor an der Freien Universität Berlin
III Formenlehre 2. Teil
Sammlung Göschen Band 1236/1236a
Walter de Gruyter & Co • Berlin 1969 vormals C. J. Göschen'sche Verlagshandlung · J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung · Georg Reimer · Karl J . Triibner · Veit & Comp.
Die Gesamtdarstellung u m f a ß t folgende B ä n d e : Band I: Band II: Band III: Band I V :
Einleitung, Lautlehre F o r m e n l e h r e , 1. Teil F o r m e n l e h r e , 2. Teil F o r m e n l e h r e , 3. Teil
Band
A k z e n t - u n d Intonationslehre,
V:
Wortbildungslehre
© Copyright 1969 by Walter de Gruyter & Co., vormals Gr. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg lteimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp., Berlin 30. — Alle Hechte, einschl. der Hechte der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, vom Verlag vorbehalten. — Archiv-Nr.: 7381687. — Satz und Druck: Walter de Gruyter A Co., Berlin. •— Printed in Germany.
Inhaltsverzeichnis des 2. Teiles Seile
III. Teil: Formenlehre (Forts.) 1. Deklination des Substantivums (Forts. §§ 104—198) b) Konsonantische Stämme (§§ 104—173) . α) Die w-Stämme (§§ 104—132) mask. (§§ 104—113). noutr. (§§ 114—123). -ene-l-jane (§§ 124—132) β) Die s-Stämme (§§ 133—142) γ) Die r-Stämme (§§ 143—152) dsnets (= dnet). In der weiteren Entwicklung haben die slav. Sprachen die mask. w-Deklination aufgegeben. Die frühzeitige weitgehende Umgestaltung nach der mask. i-Deklination hat großenteils den Weg bestimmt: dort, wo die mask. ΐ-Stämme der /o-Deklination eingegliedert wurden (ζ. B. im Russ., Poln.), wurden auch die mask. w-Stämme der ^-Deklination eingegliedert; dort, wo die mask. i-Stämme nach der
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Deklination des Substantivums
Erhärtung der Konsonanten vor palatalen Vokalen in die o-Deklination eingegliedert wurden, wurden auch die mask. w-Stämme in die o-Deklination eingegliedert. Einige Sprachen jedoch (ζ. B. das Cech.) haben die mask. n-Deklination noch als besonderen Flexionstyp bewahrt.
Musterwort: *kamy, *kamend 'Stein' skr.
Sg.N G D A I L V PI. Ν G D A I L
kämen kämena kämenu kämen kämenom kamenu kämene kämeni kämenä kämenima kämene kämenima kämenima
russ.
kdmenö kdmnja kdmnju kamen δ kdmnem kdmne
kdmni kamnej kamnjdm kdmni kamnjdmi kamnjdch
poln.
kamien kamnia kamniu kamien kamniem kamniu kamniu kamienie kamieni kamieniom kamienie kamieniami kamieniach
cech.
kamen kamene kameni kamen kamenem kameni kameni kameni kameni kamenum kameni kameny kamenech
§107. Das B u l g a r i s c h e führte den ursprünglichen NSg. auf -y während der mbulg. Textüberlieferung nur mit der ^-Erweiterung fort (kamyks), einer Bildung, die sich — meist nur mundartlich — bis heute gehalten hat: kamik, remik 'Kiemen5, pramik 'gehechelte Wolle' (zu prdmen), ec(e)mik 'Gerste(nkorn)', kremik 'Kieselstein'. In der Literatursprache findet man heute dagegen Formen mit
-5k wie kdmzk, pldmek, remsk, kremdk, die mit suffixaler Substitution die älteren Bildungen auf -ykö fortzusetzen scheinen. Darauf könnte auch die Bewahrung dieses -δ- in der Pluralbildung deuten: PI. plamöci, remzci usw. im Gegensatz zu momci : Sg. momzk 'Bursche' mit ursprünglichem -5-. Die auf den ursprünglichen ASg. zurückgehenden Formen kamen, plamen, remen, prdmen 'gehechelte Wolle', ecmen 'Gerste(nkorn)', kremen 'Kieselstein' sind heute ebenfalls nur mundartlich anzutreffen, während anderer-
Die mask. w-Stämme
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seits ζ. Β. koren 'Wurzel', greben 'Kamm' auch literatursprachlich üblich sind. Im Mbulg. zeigen diese Substantiva in den obliquen Kasus sehr häufig Veränderungen nach der 7'o-Deklination. Im heutigen Bulg. gelten alle diese Substantiva nach Verlust der Palatalität des auslautenden -n als mask, oStämme und haben — unter Verlust der Deklination — die entsprechende Bildung mit dem bestimmten Artikel: kdmdktä 'der Stein' + karneka, remsköt + remska, korenzt + korena, grebenöt + grebena usw. Mundartlich auch: kdmenzt + kdmena usw. Der Plural wird mit -i gebildet: koreni, grebeni, pldmzci — pldmzcite, remzci bzw. plameni usw. Lediglich zu kamek lautet der Plural in der Literatursprache kdmmi (seltener kämeci), wo -i nach -n- als sekundäre Kasusveränderung statt eines älteren kamzn'e bzw. kamen'e aufzufassen ist, das seinerseits die ursprüngliche Kollektivbildung kamensje fortsetzt. Ähnlich verhält es sich bei kremzk und dem Plural kre'mmi, der — diesmal umgekehrt — seltener gebraucht wird als kremzci. Zu den 'Tag5 lautet der Plural dni. Der 2. nur nach Zahlwörtern übliche und auf den NADu. zurückgehende Plural liegt in der Sekundärbildung dena vor, doch wird im Unterschied zu den sonstigen Substantiven auch dni in gleicher Bedeutung wie dena gebraucht. Das bereits in aksl. Zeit entstandene rfswsss > dness 'heute' lebt im Nbulg. als dnes fort. S. S p a s o v a , Osobeni formi za mnoiestveno cislo 11a njakoi stätestvitelni imena ν b-blgarski ezik. B-blg. ezik 7 (1957) 1 5 5 — 1 6 1 .
Im M a z e d o n i s c h e n werden die mask. η-Stämme in der Hegel in der Akkusativform weitergeführt: plamen, kamen, pramen, greben, elen, koren, stepen u. a., mit bestimmtem Artikel: plamenot, kamenot, grebenot, korenot usw., d. h. alle diese Substantiva gehören zu den Maskulina mit hart auslautendem Konsonanten. In der Pluralbildung nehmen die Substantiva auf -en meist die Endung -i an: grebeni, eleni, stepeni. Einige Substantiva auf -men stoßen dabei das -e- aus: plamni, pramni, kamni (dieses selten und vorwiegend in poetischer Sprache gebraucht). Häufiger haben diese Substantiva auf -men jedoch statt des Plurals die
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Deklination des Substantivums
Kollektivbildung auf -je uiul daneben die zusätzliche Plural isierung auf -ja: plamenje + plamenja, kamenje + kamenja, kremenje. §108. Im S e r b o k r o a t i s c h e n ist der ursprüngliche NSg. auf -y in kami und plami noch bis in das 16. Jh. hinein belegt (stokav. und cakav.), jedoch auch in der Funktion des Akkusativs. Da diese mask. Nominativform zu dieser Zeit schon als ungewöhnlich empfunden wurde, konnte sie sogar den auf Konsonanten ausgehenden, der Herkunft nach mask, o-stämmigen Substantiven angeglichen werden und zu kam und plam verändert werden. Mit ^-Erweiterung begegnet ζ. B. sonst noch s.-ksl. jeesmykz, cakav. jaemik l Gerste(nkorn)\ Die in der ältesten Zeit zu beobachtende Ausdehnung der i-stämmigen Endungen wird bald überdeckt durch die Ausbreitung der o-stämmigen Endungen, die ja auch bei den ursprünglichen mask. ΐ-Stämmen zur Hegel werden. So bleibt der ursprüngliche Akk. als Nom. erhalten (mit Erhärtung): kamen, plämen, remen, stepen, stremen 'Steigbügel', kremen 'Kieselstein', jeemen, greben 'Bergrücken, -kämm 5 , jelen. Anstelle des -i im GDLSg. erscheinen schon im 14. Jh. die o-stämmigen Endungen: GSg. kämena, plamena, remena, stepena, stremena, jelena, D kämenu, plämenu usw. Im LSg. mit unterschiedlicher Intonation kamenu und plamenu, bei den übrigen Substantiven jedoch wie im DSg. Entsprechend sind die weiteren Kasus o-stämmig gebildet: ISg. kamenom, NP1. kämeni, G kamenä. Das Öakav. hat noch den endungslosen GP1. piemen usw. bewahrt. Die restlichen Pluralkasus haben die gleichen Vereinfachungen erfahren wie die ursprünglichen o-Stämme (DIL -ima). Am reichhaltigsten sind die analogischen Veränderungen bei dän 'Tag', das noch bis ins 14./15. Jh. hinein Reste der konsonantischen Flexion zeigt, vermischt mit i-stämmigen Endungen (GLSg. dne + dm, ISg. dnem, GP1. dm, DPI. dnem) und vom 15. J h . an neben Weiterbildungen vom Pluralstamm dnevi aus (auch GDLSg. dnevi usw.) in unterschiedlicher Häufigkeit die o-stämmigen Endungen annimmt: GSg. dna, DSg. dnü. Vom 17./18. Jh. an wird der
Die mask. n-Stänime
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Wurzelvokal -α- des NASg. in den obliquen Kasus beibe-
halten: GSg. däna, D dänu, I dänom, L dänu\ PL Ν däni, G ddnä, DIL ddnima.
Das in aksl. Texten belegte dmzss 'heute' lebt im Skr. als danas (statt *dnas) mit sekundärer Anlehnung an dän, däna fort. §109. Im S l o v e n i s c h e n hat sich keine Besonderheit der mask. w-Deklination gehalten (außer bei dän). Seit Beginn der schriftlichen Überlieferung wird der ASg. als Nom. gebraucht. Nach Schwund des auslautenden -5 und nach Erhärtung des vorausgehenden -ή- sind die mask, nStämme zu Substantiven mit hart auslautendem Konsonanten geworden, die dadurch mit den mask. o-Stämmen identisch wurden. Dies hat im wesentlichen die Anlehnung an die Deklination der mask. o-Stämme bewirkt. So zeigt das Slov. folgende Flexion: pldmen 'Flamme' : GSg. plamena, D plarnenu usw., jelen 'Hirsch' : G jelena, jermen 'Riemen' : G jermena, stremen 'Steigbügel 1 : stremena, Strumen 'Strom' : strumena, jeemen 'Gerste(nkorn)' : jeemena, kremen 'Kieselstein' : kremena, greben 'Gebirgskamm' : grebena, koren 'Wurzel' : korena. Das gleiche gilt auch für kamen 'Stein', nur ist dieses Substantiv jenen o-Stämmen angeglichen worden, die -e- < -δ- in der Endsilbe haben: GSg. Mmna statt kamena. Hier begegnet auch noch statt des Plurals das Kollektivum kämenje mit singularischer Flexion. Als einziger ursprünglicher η-Stamm bewahrt dän 'Tag' Reste der konsonantischen Flexion, vermischt mit verschiedenen Neubildungen: GSg. dne, ISg. dnem, GP1. dni,
D dnem, A dm, L dneh. Nach dem ISg. bzw. DPI. dnem mit
dem (scheinbaren) Stamm dne- erfolgte dann die Umbildung auch des DIDu. zu dnema und IP1. zu dnemi. Daneben erscheint auch schon sehr früh die M-stäminige Bildung: NP1. dnevi. Dieser sekundäre Stamm dnev- dringt dann in andere Pluralkasus ein (teilweise als Nebenbildungen):
D dnevom, A dneve, L dnevih, desgl. im Singular: nach dem D dnevu (auch = L) ebenso der G dneva, I dnevom, NADu.
dneva, DIDu. dnevoma.
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Deklination des Substantivums
§110. Im Κ us sis c h e n ist von der mask. n-Deklination die ursprüngliche Nominativform auf -y nur bei kamy und jacsmy sowie in der Gestalt des ksl. flamy überliefert, jedoch in Texten, die entweder Abschriften ksl. Vorlagen sind oder starken ksl. Einfluß zeigen, worauf auch schon ksl. flamy — gegenüber ar. polomja — hinweist, so daß es fraglich ist, diese Nominativformen noch dem Russ. zuzusprechen. Sonst begegnen bereits in ältester Zeit nur die Akk.-Formen in nominativischer Funktion: kamens, korens, kremens 'Feuerstein', stepend, remens, stremens 'Steigbügel', jacsmens, ebenso dsns > dens, desgl. r.-ksl. plamens. Die durch die schon vorliterarische Ausbreitung der istämmigen Endungen (ISg., DILP1.) bewirkte Annäherung an die »-Flexion wurde einzelsprachlich in der aruss. Periode — namentlich auch durch den neuen, mit den ^-Stämmen identischen NSg. auf -ens — auf die übrigen Kasus ausgedehnt mit dem Ergebnis, daß die n-stämmigen mask. Substantiva zunächst ganz der mask. ΐ-Deklination angeschlossen wurden. Zu kamenö findet man daher im Arnes, in den obliquen Kasus des Singulars neben dem GL kamene auch kameni, ebenso oleni zu olens 'Hirsch', remeni zu remens u. a. Diese Flexion wird bis ins 16., teilweise bis ins 17. Jh. hinein bewahrt. Andererseits beginnen diese Substantiva schon während des 15. Jh., sich zusammen mit den übrigen mask. i-Stämmen (gosts, golubs u. a.) der ?o-Deklination anzugleichen, was sich besonders im 16. Jh. verstärkt. Dazu trug u. a. das Schwinden des Unterschiedes zwischen palatalem (bei den i-Stämmen) und palatalisiertem (bei den 7'0-Stämmen) konsonantischem Auslaut sowie ihre gemeinsame Opposition zu den Substantiven mit hartem Konsonanten im Auslaut ( = o-Stämme) bei. So erscheint statt oleni im 16. Jh. gelegentlich der GSg. olenja, der DSg. olenju usw., desgl. zu stepens 'Grad, Stufe' : G stepenja, D stepenju. Erst im 17. Jh. werden diese Kasus häufiger und erlangen dann Allgemeingültigkeit. In einzelnen Wendungen gebrauchen aber Schriftsteller auch noch des 18. und 19. Jh. hin und wieder Formen auf -i.
Die mask. «-Stämme
Die Substantiva kdmens,
korens,
remens,
17 grebens u. a.
gleichen sich dabei überdies jenen ^-stämmigen Substantiven an, deren -e- in der Endsilbe in starker Stellung aus -6- entstanden ist, wie in r. dial, socens 'Fladen', GSg. socnja < socsns, socsnja, ar. serpens 'August', GSg. serpnja
< ssrpsns,
ssrpsnja,
wie es aber auch beim w-Stamm
dens, dnja < dsns, dsne der Fall ist. So entstand die Flexion: kdmens, kdmnja, kdmnju usw., korens, kornja, remens,
remnja, ebenso grebens, grebnja. Doch tritt diese Flexionsweise regelmäßiger erst im 17. Jh., in ausschließlicher Verwendung erst im 18./19. Jh. in Erscheinung. Demgegenüber bewahrt ζ. B. das Ukrainische (und Weißrussische) noch die volle Silbe: kamins
: GSg. kamenja,
remins
: remenja.
Teilweise sind im Russ. auch Genusschwankungen zu erkennen. Das aus dem Ksl. übernommene plamens wird bis in das 17. Jh., teilweise auch bis in das 18. (Krylov) und 19. Jh. hinein als Maskulinum gebraucht. Doch kommt daneben schon früh das neutr. Genus zur Geltung (pldmja, r. dialektisch auch plame, plame), das sich bis heute gehalten hat. Das nur im Aruss. vorkommende polomja 'Flamme', GSg. polomeni, wurde nur als Neutrum gebraucht. Möglich ist, daß polomja als lautgesetzliche Fortsetzung des ursprünglichen mask. NSg. *polm$ < *polmen (vgl. korq < *koren) aufzufassen ist und wegen der Endung -mq bzw. r. -mja sekundär mit den neutr. w-Stämmen auf -mja gleichgesetzt wurde. Ein Schwanken sieht man gleichfalls bei ar. stremja n. 'Steigbügel' gegenüber ar. stremens m. Bei stepens, das bereits im Aruss. sowohl als Mask, wie auch als Fem. (in diesem Fall mit fem. {-Deklination) gebräuchlich war, hat sich in der modernen Literatursprache das fem. Genus und damit auch die fem. i-Deklination durchgesetzt. Die adverbial gebrauchte Verbindung άδηδ-βδ 'heute', die lautgesetzlich zu dness wurde, wird durch die genitivische Wendung sego dsne verdrängt, die nach Übernahme der 70-stämmigen Endung zu segodnja verändert wird. Die lokativische Wendung onoms dsne 'vorgestern, neulich', die dann auch mit ϊ-stämmiger Endung als onoms dsni erscheint, wird in der Folgezeit lautgesetzlich zu onomedni verändert und erscheint (mit Akanje2
B r ä u er, Formenlehre III, 2
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Deklination des Substantivuius
Schreibung) dialektisch als nam4dni 'neulich, kürzlich, unlängst', außerdem als nam4dnjach mit sekundärer Anlehnung an das
gleichbedeutende na dnjäch.
Im U k r a i n i s c h e n liegen annähernd die gleichen Verhältnisse vor, abgesehen von lautlichen und für das Ukr. charakteristischen Besonderheiten. So wurde das -e- im Stammauslaut -en- nach Verlust von -s gedehnt und weiter zu -i- verändert: kämine, kremin δ, remind, hrebind, stepinö, korinö u. a. In der Flexion, die ganz der 70-Deklination angepaßt wurde, bleibt der Vokal des Suffixes -en- — im Unterschied zum Kussischen — erhalten: GSg. Mmenja, kremenja, remenja, hrebenja, stepenja, korenja. Statt όΐϊηδ, ölenja 'Hirsch' wird heute meist auch im NSg. olens gebraucht. Genusschwankungen liegen bei den gleichen Substantiven vor wie im Russ. Das ältere mask, polomins 'Flamme 1 , GSg. pölomenju (auch poluminz), gilt heute als veraltet. Das gleiche betrifft das
fem. polomins, GSg. pölomeni (auch polumins). Statt dessen hat sich das Neutrum polum'ja (älter auch polom'ja) durchgesetzt mit dem GSg. polumeny (daneben auch polum'ja). Ebenso wird als Neutrum sMm'ja 'Abhang; Steigbügel' gebraucht, doch wird es jetzt meist ersetzt durch stromyna 'Abhang' und streminö 'Steigbügel'.
Kollektivbildungen
wie
kaminnja,
pöluminnja,
korinnja,
kreminnja 'Quarz' u. a. sind mehrfach im Gebrauch.
Im " W e i ß r u s s i s c h e n wird ebenfalls der A k k . als Nom. fortgeführt, doch bleibt — wie im Ukr. — der Vokal -fides Suffixes erhalten. Alle Substantiva sind der mask, joDeklination eingegliedert worden: kdmens, GSg. kdmenja, kör an 5 'Wurzel', GSg. Mranja, kremens 'Kiesel', GSg. kremenja, remens 'Riemen' : remenja, hrebens : hrebenja : NP1. hrabjani, άίέηδ 'Hirsch' : alenja, pramens 'Strahl' : pramenja u. a. Neutrale Kollektivbildungen liegen u. a. vor mit kamenne, karenne. Die durch das -j- der Kollektivendung hervorgerufene Gemination (-nn-) kann zuweilen in die Pluralbildung hineinwirken. So lautet der Plural zu kör and : karani + karenni (nach dem Kollektivum karenne)·, zu kämens :
Die mask. n-Stämme Icamjanni + kamenni;
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zu pr aniens : pramenni.
Als
Neutra
werden — wie im Kuss, und Ukr. — polymja 'Flamme' und stremja 'Steigbügel' geführt. L. I. Z i t e n e v a , Iz istorii form imen su§cestvitel'nych mnozestvennogo cisla osnov na -en- muzskogo roda. Ucenye zapiski Leningradskogo pedagog. inst. 248 (1963) 187—194. — O. Ii. S e l e p i n a , Zamecanija ο nekotorych suiscestvitel'nych muZskogo roda ν drevnerusskom jazyke. Pytannja slov'janäkoho movoznavstva, L'viv, 9 (1963) 75—85. — L. I. Z i t e n e v a , Iz istorii imennogo sklonenija russkogo jazyka. (Skloncnie slova ldcnb' ν edinstvennom cisle). Ucenye zapiski L e n i n g r a d s , pedagog. inst. 202 (1959) 115—135.
§111. Im P o l n i s c h e n ist seit Beginn der schriftlichen Überlieferung nur der ASg. als Nom. im Gebrauch: kamien, plomien krzemien
'Flamme',
promim
'Kieselstein',
'Strahl',
jqczmien
strumien
'Gerste(nkorn)',
'Bach', korzen
'Wurzel', grzebien 'Kamm', dzien 'Tag'. Der ursprüngliche Nominativ auf -y scheint lediglich in den als Deminutiva fungierenden Ableitungen auf -k weiterzuleben: kamyk 'Steinchen', plomyk 'Flämmchen', ebenfalls — wenn nicht als sekundäre Nachbildungen — promyk 'kleiner Strahl', strumyk
'Bächlein', krzemyk
'kleiner Kieselstein', grzebyk
'Kämmchen'. In den obliquen Kasus des Singulars erscheint statt der ursprünglichen Flexion seit Beginn der schriftlichen Überlieferung die jo-Deklination (einschließlich der dort üblich gewordenen w-stämmigen Endungen): GSg. kamienia, dnia, DSg. kamieniowi,
dniowi,
LVSg. kamieniu,
phmieniu,
dniu.
Nur bei dzien hält sich daneben noch der ursprüngliche LSg. auf -e in der R e d e w e n d u n g we dnie i w noey. D e r ISg.
auf -em kann die bei den «-Stämmen schon frühzeitig verallgemeinerte i-stämmige Endung *-sms fortsetzen, die liier überdies mit der in der jo-Deklination üblichen Endung ü b e r e i n s t i m m t : kamieniem,
dniem.
Im Plural ist der Nom. auf -e noch bewahrt geblieben: dnie (jedoch dni nach Zahlwörtern: dwa, trzy, cztery dni), ebenso plomienie, während kamienie die ursprüngliche Kollektivbildung auf -sje fortzusetzen scheint. Im GP1. sind alte Bildungen wie Jcamion < *kamens,
jelon
nc. (s)tfemen 'Steigbügel', ac. strumen > strumen 'Quelle', jelen, den 'Tag. 3 In östlichen Dialekten ist noch die Palatalität des -ή < *-ns bewahrt: kameü, plamen, deti, jeleti u. a. Im GDLSg. sind die ursprünglichen Endungen bewahrt geblieben: GSg. kamene, pramene, plamene, Icofene, jecmene, dne; DLSg. kameni, prameni, plameni, koreni, jeleni, dni. Einflüsse der o-Deklination, die sich schon früh bemerkbar machen, finden jedoch keine allgemeine Verbreitung und können sich nicht durchsetzen. Dazu gehören in älterer Zeit Formen wie: GSg. jecmena zu jecmen, DSg. jecmenu, L jecmene, entsprechend kamena, kamenu, kamene. Lediglich bei jelen hat sich diese FJexionsänderung im wesentlichen
22
Deklination des Substantivums
befestigt. Demgegenüber haben die übrigen Substantiva nur gelegentlich o-stämmige Kasusendungen angenommen. Der ISg. auf -em setzt die ΐ-stämmige Bildung auf *-5m& fort: kamenem. Ebenso ist der VSg. i-stämmig gebildet: kameni, jeltni, prameni. Nur in älterer Zeit kennt er daneben auch o- und 70-stämmige Bildungen wie jelene bzw. korenu. Einige Substantiva gebrauchen anstelle des Plurals das mit *-öje ( > ac. -ie) gebildete Kollektivum, das im Laufe der Zeit zum Plural umgedeutet wurde, was dann auch eine entsprechende Veränderung der obliquen Kasus nach sich zog. So findet man im Ac. plamenie < *polmen-5je. Die Endung -ie wurde in der weiteren Entwicklung zu 4 kontrahiert, daher ac. plameni, kameni. Andererseits sind bei diesen Substantiven schon frühzeitig Nominativendungen der o-Deklination (einschließlich der in ihr verallgemeinerten %-stämmigen Endung) anzutreffen (-i, -y, -ove): kameni, prameni, hfebeny, kameny, kofenove, kamenove, pramenove. Von diesen Endungen setzt sich schließlich die Endung -y durch, die auch in der modernen Literatursprache die Regel wird. Im GP1. findet sich in alter Zeit noch mehrfach die ursprüngliche, im Öech. endungslos gewordene Form ( < *-s): kamen, koren, stfm.cn. Daneben erscheint vorübergehend die i-stämmige Endung (-i < *-öjö), ebenso die w-stämmige Endung (-όν > -üv > -ύ), die sich schließlich durchsetzt. Gehalten hat sich der endungslose GP1. nur noch vereinzelt in feststehenden Redewendungen wie vyvrdtiti ζ koren 'entwurzeln', dokofen (dokofdn) 'durch und durch' (eigentlich: 'bis auf die Wurzeln5). In den übrigen Kasus (DAILP1.) haben sich dann die Endungen der o-Deklination durchsetzen können: D kamenüm, Α kameny, I kameny (statt des älteren kamenmi), L ac. kameniech, mit Kontraktion: kamenich. So wie bei den o-Stämmen die aus der i-stämmigen Endung *-6che entstandene Endung -ech verallgemeinert wird, wird sie auch bei den w-Stämmen neu eingeführt und verdrängt das ältere -iechl-ich : kamenech, pramenech. Deswegen setzt -ech bei den w-Stämmen nicht unmittelbar die sonst in anderen Sprachen bereits in vorliterarischer Zeit verallgemeinerte i-stämmige Endung *-6che fort.
Die neutr. n-Stämme
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Das Substantivum den 'Tag', das in älterer Zeit neben der ursprünglichen Flexion auch schon eine weitgehende Beeinflussung durch die o-Deklination zeigt, gebraucht in moderner Zeit in Übereinstimmung mit den übrigen mask. n-Stämmen weitgehend die ursprüngliche Deklination der w-Stämme: GSg. dne, D dni, I dnem, LV dni. Lediglich der LSg. hat auch die Nebenform dnu. Im Plural zeigen dagegen auch heute noch einige Kasus Doppelbildungen sowohl nach den bei den w-Stämmen frühzeitig verallgemeinerten {-Stämmen als auch nach den oStämmen: Ν dni + Any, G dni + Ann. DIP1. sind ausschließlich in o-stämmiger Gestalt erhalten: dnüm, dny, während der Lok. noch die ursprüngliche 2-stämmige Kasusbildung zeigt: dnech. Im S l o v a k i s c h e n ist die Palatalität des stammauslautenden -ή- bewahrt geblieben. In der Flexion sind alle mask. w-Stämme der jo-Deklination angeglichen worden, die ihrerseits weitgehend mit der o-Deklination übereinstimmt: kamefi, plamefi, pramen 'Quelle', remeti, kremen 'Kieselstein' hrebeü, korefi, jeleή u. a., GSg. kameüa, plamena, remena, hrebena, DSg. kamefiu, plamefou, remenu, hrebenu, ISg. kametiom, LSg. kameni. Im Plural: NA kamene, plamene, remene, hrebene, G kamenov, D kamenom, I kametimi, plamenmi, remeümi ( = nach der i- bzw. w-Deklination), L kamenoch. Zu den 'Tag' wird neben dem üblichen LSg. dni in der präpositionalen Wendung vo dne 'bei Tag' noch der ursprüngliche Lok. auf -e bewahrt. Der NAP1. lautet im Unterschied zu den übrigen «-Stämmen dni, der GP1. ist i-stämmig gebildet: dni, im JP1. ist dftami nach den α-Stämmen gebildet. § 114. Die Deklination der n e u t r a l e n w-Stänmie im Urslavischen. Zu der kleinen in der Überlieferung des Aksl. und der übrigen slav. Sprachen noch bewahrten Gruppe von neutr. w-Stämmen, die sich dem Urslavischen noch zuschreiben lassen, gehören nur Substantiva mit dem Suffix -men-, ζ. Β. *sem$ 'Same' ( = aksl. semq, skr. sjeme, r. semja, p. siemiq, vgl. lit. semens 'Saat', apr. semen 'Same', lat. semen, ahd. sämö); *plem$ 'Geschlecht, Stamm' < *pled-mq ( = aksl. plemq, skr. pleme, r. plemja, p. plemi$, im Ablaut zu *plods 'Frucht'); *berm$ 'Last' ( = aksl. bremq, skr. breme, ar. beremja, p. brzemie, zu *bero 'ich nehme' < 'ich trage',
Deklination des Substantivums
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vgl. ai. bMrlman-
'Tragen, Erhalten');
*vert-m$ ( = aksl. vrem§, skr. vrijeme,
*vermq 'Zeit'
rame ist schon früh zugunsten von rdmo aufgegeben worden. Neben ramend kommt als Plural heute noch ramene vor, das den NADu. ramene fortsetzt und dann gebraucht wird, wenn das paarweise Vorkommen bezeichnet werden soll. In adverbialer Funktion kann zuweilen noch ein obliquer Kasus fortleben, ζ. B. der ISg. imenem 'namens', der LSg. navremeni 'zu Zeiten, bisweilen*. Im M a z e d o n i s c h e n wird die Singularform wie im Bulg. weitergeführt: vreme, ime, zname, pleme, seme usw. Der Plural bewahrt das ursprüngliche Suffix, jedoch mit Veränderung des -e- > -i- und 70-stämmiger Kasusendung ( — -inja) : vreminja, znaminja, pleminja, seminja. Diese Pluralbildung hat auch auf die wi-Stämme eingewirkt. So findet man heute zu tele 'Kalb' den Plural telinja, zu prase 'Ferkel' : prasinja. Auch die den gleichen Auslaut des NASg. aufweisenden 70-Stämme wurden in diese Pluralbildung einbezogen, ζ. B. zu more 'Meer' : morinja, zu pole 'Feld' : polinja ( = poet.) neben polja. Sogar Fremdwörter auf -e unterlagen diesem Einfluß: zu atase : PI. atdsinja neben dem mask. Plural mit fremder Endbetonung atasei, zu klise : klisinja neben klisei. §118. Im S e r b o k r o a t i s c h e n haben nach der lautgesetzlichen Entnasalierung von > -e die neutr. n-Stämme die Nom./Akk.-Endung -e erhalten: Ime, pleme, sjeme (seme), breme, vrijeme (vreme), vlme 'Euter', tjeme (teme), sljeme (sleme) 'First, Querbalken' ( + sljeme), rame. Da im Skr. die Konsonanten vor -e- und -i- hart sind und überdies eine Anpassung der jo-Stämme an die o-Stämme stattfand, konnte sich in der neutr. w-Deklination, wie schon seit dem 14. Jh. zu erkennen ist, eine sich zusehends verstärkende Anlehnung an die o-Deklination auswirken. So entstehen als
30
Deklination des Substantiv»ms
ueuc Kasus: (iSg. vmena, DLSg. imcnu, ISg. Imenom, (Mit-
sprechend plemena, hremena, vremena, plemenu usw.
Im Plural hat ebenfalls nur der Noin./Akk. seine alte
Gestalt bewahrt: imena, plemena, sjemena, bremena, vimena,
vremena. In den übrigen Kasus treten die gleichen Neuerungen nach den o-Stämmen auf wie im Singular: G
imenä, plemena, sjemenä (im Öakav. noch mit endungslosem Gen. erhalten: imen), DIL imenima, plemenima usw.
§ 1 1 9 . Im S l o v e n i s c h e n ist wie im Skr. die ursprüngliche konsonantische Deklination nach der Erhärtung der Konsonanten vor -e- und -i- weitgehend der o-Deklination angeglichen worden. Im Singular bewahrt lediglich der Nom. noch seine ursprüngliche Gestalt mit Entnasalierung des
-ζ > -e : ime, pleme, bremc, vreme 'Wetter', seme, vime,
rdme 'Schulter', teme. Im Plural sind es außer dem Nom. auch der Gen. und Instr., die ihre ursprüngliche Endung bewahrt haben können, die aber hier sowieso mit der oDeklination identisch sind (siehe unten). In der Flexion machen sich Akzent- und Intonations unterschiede bemerkbar. Abgesehen von ime, das in allen Kasus unveränderlichen Akzent hat, sind alle anderen Substantiva im NASg. auf der ersten Silbe betont ( = lang steigend: ' ) . Ein Teil dieser Substantiva bewahrt den Anfangsakzent im Singular und ändert ihn im Plural in den lang fallenden Akzent um ( = "), andere verlagern ihn stets auf das -enSuffix (jedoch mit der Unterscheidung: Sing, lang steigend — Plur. lang fallend): zum NASg. rdme : GSg. rdmena, ebenso
vimena, andererseits zum NASg. pleme : GSg. plemena, vremena; DLSg. rdmenu, vimenu : plemenu, vremenu; ISg. rdmenom, vimenom : plemenom, vremenom. — NAP1. rämena, vimena : plemena, vremena, GP1. rämen, vimen : piemen, vremen; DPI. rämenom, vimenom : plemenom, vremenom; IP1. rämeni, vimeni : plemeni, vremeni; LP1. rämenih, vimenih : plemenih, vremenih. § 1 2 0 . Im R u s s i s c h e n zeigen die neutr. w-Stämme, deren Endung des NASg. lautgesetzlich zu -mja geworden ist, in der ältesten Überlieferung noch mehrfach die Endungen der konsonantischen Flexion im GLSg.: plemene,
Die neutr. w-Stämme
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semene, veremene. Doch treten hier schon früh auch die istämmigen Endungen auf, die sich mehr und mehr durchsetzen : plemeni, semeni, veremeni (dieses meist ersetzt durch das ksl. vremja, vremeni). In den schon zuvor von der i-Deklination übernommenen Endungen des ISg., DLP1. ist -0nach der Vollvokalisierung der reduzierten Vokale in starker Stellung zu -e- geworden: plemensms > plemeneme, plemendmö > plemenems, plemendchd > plemenech$. Im Nordgroßruss. begegnet vom 14. Jh. an häufiger eine Umgestaltung des merc-Suffixes in den obliquen Kasus nach der Lautgestalt -mja des NASg.: GDLSg. imjcmi statt imeni, ISg. imjanems, NAP1. imjana, plemjani, semjani, GP1. semjane, veremjani, veremjanz. Diese Formen mit -jahaben sich teilweise noch bis heute gehalten. In der Moskauer Literatursprache hat sich dagegen die Lautgestalt -en- wohl unter dem Einfluß der traditionellen Schreibung in der vorn Ksl. bestimmten älteren Literatursprache durchgesetzt. Nur bei zwei Substantiven wird in der Sprache der Gegenwart — jedoch allein im GP1. ja- gebraucht: zu semja, semeni, NP1. semend : GP1. semjdn (hier .vielleicht auch zur Differenzierung vom sonst gleichlautenden Personennamen Semen); zu stremja, stremeni, NP1. stremenä : GP1. stremjdn. Gegenüber dem Maskulinum aksl. flamy, plamenz, das im Aruss. als plamens begegnet, p. plomien u. a., führt sonst das Russ. in alter Zeit das Neutrum polomja und ebenso das ksl. Lehnwort als plamja weiter, das heute als Bestandteil der Literatursprache gilt. Ähnlich verhält es sich bei r. stremja gegenüber ar. m. stremens, slov. siremen u. a. (siehe auch §§ 104, 105, 110).
Mundartlich ist im Nordgroßruss. (aber auch im Südgroßruss.) die ungewöhnliche Flexion mit den beiden Stämmen -mja : -men- im weiteren Verlauf dadurch vereinfacht worden, daß aus der Form des NASg. entweder — mit Unterordnung unter das neutr. Genus — eine 7'0-stämmige Deklination abgeleitet wurde (zu temja : GSg. temja: DSg. temju usw.) oder — mit Identifizierung der Endung -ja mit jener der fem. y'a-Stämme — eine ja-stämmige Deklination hinzugebildet wurde (GSg. temi, DSg. teme usw.). Im ersteren Fall konnte dabei der NSg. auch zu
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Deklination des Substantivums
teme, ime, vreme usw. verändert werden, was auch das ksl. Lehnwort pldmja betrifft: plame + plame. Solche Formen sind auch im 18. und 19. Jh. noch bei mehreren Schriftstellern anzutreffen. Eine weitere Art der Vereinfachung bestand darin, daß ebenfalls mundartlich der Stamm auf -en- verallgemeinert wurde und. zu einem neuen NSg. geführt hat, ζ. B. imeno, znameno (etwa als sekundäre Singularbildung zum Plural imend, znamend nach Vorbild der neutr. o-Stämme). "Während der Singular in der russ. Literatursprache seine t-stämmige Deklination bis heute bewahrt (GDL -i), hat sich der Plural unter der Wirkung des NA auf -ena und des G auf -βη(δ) ganz den o-stämmigen Neutra angeglichen und hat wie jene im D I L die α-stämmigen Endungen -am, -ami, -ach angenommen. Das im Aruss. noch gebräuchliche ramja, GSg. ramene (neben dem NASg. ramo) 'Schulter' ist früh verlorengegangen. Im U k r a i n i s c h e n ist die mit dem «-Stamm kombinierte i-stämmige Flexion bei den neutr. «-Stämmen nur noch zum Teil erhalten, und zwar in der modernen Sprache meist nur als Nebenformen. Dazu gehört ζ. B. sim'ja 'Same' mit folgenden Kasus: GS. simeny, DLSg. simeni. Der Plural stimmt mit der neutr. o-Deklination und deren α-stämmigen Neuerungen überein: NAP1. simend, GP1.
simen, D simenam,
I simendmy,
L simenach. Der GSg.
simeny setzt aruss. semeni fort. Der DLSg. simeni dagegen hat -i < -e und zeigt damit die auch sonst bei den ^-Stämmen eingetretene analogische Neuerung nach den α-Stämmen. In neuerer Zeit wird — wiederum wie bei vielen i-Stämmen—· der GSg. in Anlehnung an die ?a-Stämme mit -i < - e gebildet. d. h. simeni statt simeny. Die gleiche Flexion zeigen Substantiva wie plem'ja, im'jd, vym'ja u. a. Daneben aber hat sich unter Vermeidung der für die neutr. «-Stämme charakteristischen zweifachen Stammgestalt (NASg. -m'ja : oblique Kasus -men-) eine vereinfachte ?'o-stämmige Flexion herausgegildet, die sich mehr und mehr durchgesetzt hat. Diese neue Flexion lehnt sich an die Deklination der Substantiva auf -sje = ukr. -ja an (ζ. B. podvir'ja 'Hof', zyttjd
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Die neutr. w-Stämme
'Leben'): zu sim'ja — GSg. sim'ja, DSg. sim'ju, ISg. sim'jam, LSg. sim'i (-ju). Hiervon hat besonders der ISg. sim'jam große Verbreitung gefunden, da er gewöhnlich auch dann gebraucht wird, wenn die übrigen Kasus des Singulars noch nach dem ursprünglichen w-Stamm gebildet werden. Sekundäre o-stämmige Neubildungen zum Plural auf -ena liegen ζ. B. in ζηαναέηό 'Zeichen, Fahne' (heute seltener), in raminö 'Arm, Schulter' (heute seltener) und in slremdno 'Steigbügel' vor.
Das W e i ß r u s s i s c h e verhält sich hier ähnlich wie das Ukr. Teils ist die w-stämmige Deklination mit den i-stämmigen Endungen bewahrt, ζ. B . zu semja — GDLSg. semeni, ISg. semenem, teils ist die Flexion in Anlehnung an die neutr. 7'o-Deklination umgestaltet worden: GSg. semja, DSg. semju, ISg. seinem, LSg. semi. Die gleiche doppelte Flexion findet man ζ. B . bei imjd (GSg. imeni + imjd), plemja, stremja, cemja 'Scheitel' u. a. Bei vymja ist nur noch die neuere 70-stämmige Flexion üblich. Diese Neuerung ist auch in den Plural eingedrungen, so daß nebeneinander erscheinen : NAP1. imeny + imi, G imenau ( < imenov mit -ov nach den Maskulina) + imjau ( < imev), D imenam + imjam,
I
imenami
+
imjami,
L
imenach
+
imjach.
In
moderner Zeit werden die Kasusbildungen mit -en- zusehends von der vereinfachten 70-stämmigen Deklination verdrängt. Ο. E. S e l e p i n a , Κ istorii imennych osnov na soglasnye ν drevnerusskom jazyke. (Imena suäcestvitel'nye srednego roda.) Voprosy russkogo jazykoznanija, I/vov, 3 (1958) 81—89. — G. A. B o g a t o v a , Iz istorii sulcestvitel'nych srednego roda na -mja ν drevnerusskom jazyke. Voprosy istorii russkogo jazyka, Moskva 1959, S. 132—157. — I. M. K e r n y ö k y j , Vidmina imennykiv seredn'oho rodu ν movi ukrajinSkynh pam'jatok X V I st. Doslidiennja i materialy ζ ukrajinäkoji movy 3 (1960) 73—92. — I. H. M a t v i j a s , Formy imennykiv IV vidminy ν ukrajinSkij movi. Movoznavstvo 16 (1961) 36—51.
§121. Im P o l n i s c h e n sind die Endungen der neutr. w-Deklination im Singular entsprechend dem stark palatalen Charakter des auslautenden -ή- schon vor Beginn der schriftlichen Überlieferung durch die Endungen der joDeklination verdrängt worden, jedoch unter Bewahrung der zweifachen Stammgestalt: zu siemiq 4 Same' — GSg. 3
B r ä u e r , Formenlehre III, 2
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Deklination des Substantivums
siemienia, DLSg. siemieniu, entsprechend imi$, imienia, imieniu, ramiq, ramienia, ramieniu. Der ISg. auf -'em kann dagegen auch die ältere sekundär bei den w-Stämmen verallgemeinerte ^-stämmige Endung -sm8 fortsetzen: imieniem, plemieniem. Im Plural ist die Flexion, ausgehend vom NA auf -a mit vorausgehendem harten Konsonanten, schon in vorliterarischer Zeit den neutr. o-Stämmen angeglichen worden, wobei das -e- des Suffixes -men- (= p. -m'en-) vor hartem -η- zu -ο- geworden ist: imiona, GPL imion, D imionom (daneben im 15./16. Jh. auch imionam). Der IP1. lautet anfangs noch imiony, znamiony (zu znamie 'Fahne'). Daneben findet sich im 15. und 16. Jh. in Analogie zu den bei den Maskulina verbreiteten i'-stämmigen Endungen vorübergehend auch Formen auf ~mi : imienmi, ramionmi. Gegen Ende des 16. Jh. setzt sich aber in Übereinstimmung mit den übrigen Flexionsstämmen die α-stämmige Endung -ami durch: imionami, hrzemionami. Im LP1. ist in ältester Überlieferung die bei den Maskulina verbreitete Endung -och (bzw. -'och) anzutreffen: imienioch (+ imienoch und imionoch). Die daneben schon seit dem 14. Jh. gebräuchliche α-stämmige Endung -ach setzt sich im 16. Jh. durch und wird verallgemeinert: imionach, Irzemionach, znamionach, ramionach. Mundartlich konnte die Stammgestalt des Plurals (ζ. B. imiona) verallgemeinert werden und als Ausgangspunkt für die Rückbildung eines o-stämmigen Singulars dienen: NASg. (i)miono 'Name'. §122. Im S o r b i s c h e n leben zwar die neutr. w-Stämme als besonderer Flexionstyp mit zweifacher Stammgestalt weiter, doch sind die Kasusendungen weitgehend erneuert worden. Im O b e r s o r b i s c h e n ist die Endung im NASg. über -'e zu -o (-jo) geworden: bremjo 'Last', ramjo 'Schulter', znamjo 'Zeichen', wumjo 'Euter', symjo 'Same', tymjo 'Quellsumpf; Scheitel', flomjo 'Flamme', promjo 'Strahl' (neben mask, promjen). Die Deklination ist im Singular entsprechend dem palatalen Charakter des stammauslautenden -ή- in den Einfluß der jo-Deklination geraten. Desgleichen
Die neutr. w-Stämme
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wurde der Dual einbezogen, und außerdem hat sich diese 70-stämmige Umgestaltung auch noch auf den gesamten Plural erstreckt: GSg. bremjenja, DLSg. bremjenju, I bremjenjom, NAVDu. bremjeni, DILDu. bremjenjomaj, NAP1. bremjenja, G bremjenjow (gelegentlich auch mit i-stämmiger Endung, die aber hier vielleicht eher von den Neutra auf *-sje stammen kann, bei denen *-5j8 im Sorb, zu -i wurde: bremjeni), D bremjenjam, I bremjenjemi, L bremjenjach. Der o-Stamm mjeno 'Name', GSg. mjena, ist als sekundäre Neubildung nach dem Plural *(i)mjena aufzufassen, die jedoch zu einer Zeit erfolgt sein muß, als der Plural noch nicht die 7'0-stämmigen Endungen angenommen hatte. Im N i e d e r s o r b i s c h e n liegen die gleichen Verhältnisse vor, nur ist auslautendes - e (-je) < *-$ im NASg. in der Regel erhalten geblieben: bremje, ramje, znamje, wumje, semje, blomje 'Rasen, Aue', plomje 'Faden; Strahl', me 'Name*. In den obliquen Kasus des Singulars sowie im Dual und Plural folgt heute die Flexion ganz den 70-Stämmen: GSg. bremjenja, DLSg. hremjenju, I bremjenjom (in älterer Zeit noch bremjenjem), daneben jedoch heute auch schon häufiger bremjenim mit -im von den Neutra auf *-$je (— sorb, -je), deren Instr.-Endung -im als Kontraktionsprodukt aus *-5jsms entstanden ist. Die Kasus des Duals lauten: NAY bremjeni, G bremjenjowu, DIL bremjenjoma\ die des Plurals: NA bremjenja, G bremjenjow, D bremjenjam, I bremjenjami, L bremjenjach. Als Entsprechung zur osorb. Neubildung mjeno findet sich im Nsorb. nur mundartlich mjenje (neben mjenjo), jedoch im Unterschied zum Osorb. als 7'0-Stamm. § 123. Im C e c h i s c h e n ist die Endung -q des NASg. der neutr. η-Stämme lautgesetzlich über -ja zu -je (-ie) geworden, das im neueren Öech. mit -e wiedergegeben wird: ac. pleemye, plemie 'Stamm, Geschlecht', heute: pleme, ebenso sime (+ seme) 'Same', veme (vyme) 'Euter', rdme 'Schulter', bfime 'Last', pisme 'Buchstabe', teme 'Scheitel', sleme 'Dachfirst*. Im Singular ist noch die ursprüngliche Flexion bewahrt, jedoch mit der Neuerung, daß der LSg. schon seit Beginn der schriftlichen Überlieferung nur mit der i-stäm3*
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Deklination des Substantivums
migen Endung gebildet wird. Anstelle des Langvokals im NASg. erscheint in den obliquen Kasus in der Regel der Kurzvokal: GSg. ramene, DLSg. rameni, I ramenem (< *-sm5); ebenso zu pleme : plemene, plemeni, teme : temene, sime : semene, mene.
Mime : Memene,
sleme : slemene,
vyme : vy-
Im Plural haben neben der Bewahrung der alten Kasusendungen im Nom./Akk., Gen. und Instr. frühzeitige Umgestaltungen nur im Dat. und Lok. nach den o-Stämmen stattgefunden. So findet man einerseits NA ramena, G ramen, I rameny — andererseits D ramenüm, L ac. rameniech, mit Kontraktion > ramenich. So wie im weiteren Verlauf der Entwicklung bei den o-Stämmen die Endung -iech (-ich) durch -ech von den i-Stämmen ( < *-6cfi5) ersetzt wird, wird auch der Lok. der w-Stämme entsprechend neugebildet: ramenech, Memenech. Somit scheint -ech hier bei den w-Stämmen nicht die unmittelbare Fortsetzung der schon in vorliterarischer Zeit bei den konsonantischen Stämmen im Lok. verallgemeinerten t-stämmigen^Endung *-5chs zu sein. Neben dieser noch sehr altertümlichen Flexionsweise mit Bewahrung der alten Stammbildung im Wechsel rdme : ramen- ist schon sehr früh von der Stammgestalt der obliquen Kasus auf -en- bzw. vom NAP1. auf -ena ausgehend ein neuer NASg. auf -en-o gebildet worden mit durchgehender o-stämmiger Deklination: rameno, GSg. ramena, D ramenu usw., entsprechend Memeno, pismeno, plemeno, semeno, vemeno 'Euter', jmeno (statt ac. jme). Dieser Typus gewann schon sehr früh eine solche Verbreitung, daß der alte Deklinationstypus rdme : ramene bereits im 16. Jh. aus der Umgangssprache verdrängt und zunehmend als archaisch empfunden wurde. Das gilt großenteils auch für die Gegenwart, in der der Typus rameno die Regel in der Umgangssprache ist, während rdme : ramene vorwiegend auf die Buchsprache beschränkt ist. Im S l o v a k i s c h e n gelten die ursprünglichen Formen des NASg. heute als veraltet (semä, plemä, bremä u. a.) und werden durch o-stämmige Neubildungen ersetzt, die sich an
Die η-Stämme
die Pluralformen anleimen: semeno,
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GSg. semena,
DSg.
semenu usw,. ebenso plemeno, bremeno, vemeno 'Euter1, slemeno,
temeno,
meno
'Name*. Der Plural folgt ganz der
Flexion von mesid : ΝΑ semena, G semien (mit Dehnung der Endsilbe), D semenam, I semenami, L semendch.
§ 124. Die Deklination der Substantiva auf -enej-jane im TJrslavischen. Mit den Suffixen -en- und -jan- wurden mask. Substantiva gebildet, die Bewohner von Örtlichkeiten, Regionen oder Ländern sowie Angehörige von Stämmen (Ethnika) bezeichnen. Diese Substantiva werden in dieser Gestalt nur im Plural gebraucht und wurden ursprünglich wie mask. •w-Stämme dekliniert, wie noch in mehreren Einzelsprachen — meist in ihrer älteren Überlieferungsphase — zu erkennen ist: aksl. sloven-e 'Slaven', grazdan-e
'Bürger' < *gord-jan-e,
rimljan-e
'Römer'. Für den Sin-
gular und Dual wurden Erweiterungen mit dem Singulativsuffix -in- gebildet: aksl. sloven-ine 'der Slave', grazdan-inz 'der Bürger', rimljan-ins 'der Römer'. Im Singular und Dual folgt die Flexion ganz jener der o-Stämme (zu den Singulativbildungen siehe auch §§ 180 u. 181). Das Verhältnis der beiden Suffixe -en- und -jan- zueinander sowie ihre Herkunft sind nicht ganz eindeutig. Außerslavische Beziehungen oder Parallelen lassen sich nur in geringem Maße und unter Vorbehalt herstellen. Auffällig
ist, daß sich das Suffix -en- nur in slovene — sloveninz als
einzigem slavischem Substantiv findet und sonst nur bei Ableitungen von nichtslavischen Namen vorkommt, ζ. B.
aksl. agarenins 'Agarener', egupteninz 'Ägypter', etiopenins
'Äthiopier', izdrailiteninz 'Israelii', izmailitenins 'Ismaelit', Jcorvntienins 'Einwohner von Korinth', persenine 'Perser' u. a. Bei slav. Grundwörtern ist dagegen die Ableitung mit
-jane bzw. -janin5 die Regel: r. dvorjanin 'Adliger', mirjanin
'Weltlicher', kievljdnin 'Kiever', ar. polocane = Stammesbezeichnung 'Bewohner von Polozk und der Gegend am Fluß Polota', ar. poljane = Stammesbezeichnung (zu pole). Desgleichen bei vielen weiteren Namen fremder Herkunft: aksl. chersonjanins 'Einwohner von Cherson', rimljanins, sodomljanin5 u. a., ebenso auch in den übrigen slav. Sprachen.
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Deklination des Substa.nt.ivums
AJs Ausgangspunkt ist wahrscheinlich nur das Suffix ursl. *-en- anzunehmen, das sich mit der lit. Bildung tilzenas 'Bewohner von Tilsit' als Ableitung vom Ortsnamen Tilze oder mit kalnenas 'Bergbewohner' als Ableitung von kdlnas 'Berg' vergleichen läßt und die Zugehörigkeit bezeichnet. Wurde dieses Suffix an einen jo- oder i-Stamm angefügt, so mußte *-i-en- zu *-jan verändert werden: zu ursl. *polje — *poljane, ebenso ar. kyjane 'Kiever' zum Personennamen ar. Kyj6. Die gleiche Veränderung trat ein, wenn das Suffix *-en- an das mit dem Possessivsuffix *-j{&)~ erweiterte Grundwort angefügt wurde: Flußname Polota — r. Adjektiv *polot-js- > polocd*polot-j-ene > polocane, ebenso ar. derevljane. In diesem Fall würde es genügen, allein das Suffix *-en- als ursprünglich anzusehen. Das nach palatalen Lauten daraus entstandene Suffix -jan- (-'an-) könnte dann seinerseits produktiv geworden und bei weiteren Neubildungen verallgemeinert worden sein. Nicht geklärt ist, ob auch mit einem getrennt existierenden Suffix -jan- < idg. *-iön- zu rechnen ist, da die Anknüpfung an griechische Patronymika und griechisch-lateinische Völkerschaftsnamen auf -(t)cov bzw. -tön- nicht gesichert ist, denn -iön- könnte hier ebenfalls analog entstanden sein, vgl. griech. Ουρανίων 'Sohn des Uranos', Κουρίωνες 'german. Völkerschaft', lat. Suessiönes 'gallische Völkerschaft', ähnlich auch lit. kiemionis 'Dorfbewohner', tüzionis 'Bewohner von Tilsit'. Die Deklination des Plurals kann für das Urslav. mit folgenden Kasus angesetzt werden: Musterwort: *poljane 'Feldbewohner' Ν *poljan-e G *poljan-5 D *poljan-ms > *poljamz A *poljan-i I *poljan-mi > *poljami L *poljan-s5 > *poljase bzw. in Analogie zu den übrigen Deklinationstypen: *poljache.
Die η-Stämme
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Während der Nom. und Gen. als übliche Kasusbildungen in der einzelsprachlichen Überlieferung belegt sind, sind die altertümlichen Bildungen des Dat., Instr. und Lok. nur in vereinzelten Fällen in der älteren Überlieferung des Kuss., Skr., Slov. und Öech. anzutreffen oder leben in Ortsnamen weiter (siehe auch §§ 127—129, 132). Meist hat sich jedoch in diesen Kasus schon früh die auch bei den übrigen nStämmen anzutreffende Umgestaltung nach den i-Stämmen bemerkbar gemacht: Dat. *-jan-6ms (> -janems), Instr. -jan-smi,
Lok.
*-jan-5chs
(> -janechs).
Ebenfalls
recht
früh haben sich auch in einigen Pluralkasus Beeinflussungen durch die o-Deklination geltend gemacht, was namentlich den Akk. (-y statt *-i), den Instr. (-y statt -5mi) und in der einzelsprachlichen Entwicklung auch andere Pluralkasus betraf. § 125. Die Deklination der Substantiva auf -ene]-jane in der einzelsprachlichen Entwicklung. Im Aksl. ist bei diesen Substantiven die konsonantische Flexion nur noch im NGAP1. zu e r k e n n e n : grazdan-e,
grazdan-5,
grazdan-i.
Im
DLP1. ist die alte Kasusbildung durch i-stämmige Neubildungen verdrängt worden, die aber alle bereits in der jüngeren Lautgestalt mit Yollvokalisierung (-5- > -e-) anzutreffen sind (außer IP1.): grazdan-emz, grazdan-echs. Der IP1. ist nach den o-Stämmen umgestaltet worden: grazdan-y. Dieser o-stämmige Einfluß zeigt sich in der Spätphase des Aksl. gelegentlich auch im NP1. (etiopen-i 'Äthiopier 1 ) und im API.
(grazdan-y).
Das aus dem Griechischen entlehnte krsstsjam 'Christ' (neben christians; < χριστιανός) folgt ganz der o-Deklination, ebenso das aus lat. paganus entlehnte poganb 'Heide'. Doch, war der Gleichklang des Auslauts dieser beiden Wörter mit den Substantiven auf -jane sowie die semantische Übereinstimmung der Grund dafür, daß jene allmählich mit diesen identifiziert wurden, was in der aksl. Sprachperiode zunächst zur Bildung eines neuen Singulars auf -inz> führte: krdstsjaninz, poganim ( = Codex Suprasliensis). Diese Entwicklung ist auch in den übrigen Sprachen eingetreten und konnte dann teilweise zur völligen Anpassung — zumindest bei krgsthjanins — an die Flexion der Wörter auf -jane führen.
Deklination des Substantivums
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Die übrigen slav. Sprachen bewahren im Singular die ursprüngliche o-Deklination. Vom Plural besitzen sie in der Regel noch den Nom. auf -e und den nach Schwund von -5 endungslos gewordenen Gen. Die weiteren Kasus des Plurals, in denen in der ältesten Überlieferung noch mehrfach istämmige Endungen begegnen, sind später großenteils in die o-Deklination eingegliedert worden. Der GP1., der sonst bei den o- und jo-Stämmen infolge der lautgesetzlich entstandenen Endungslosigkeit und des dadurch möglich gewordenen Zusammenfalls mit dem NSg. zur erneuten Differenzierung dort Endungen anderer Flexionen (-ονδ, -sjs) angenommen hat, konnte hier wohl wegen der abweichenden Bildung des NSg. auf -janint5 in seiner ursprünglichen Gestalt — mit Ausnahme des Skr. — bewahrt bleiben. Musterwort: *dvorjane 'Höflinge, Adlige' skr. aruss. Ν PL G D Α I L NP1. G D Α I L
dvörani dvdränä dvöranima dvörane dvöranima dvöranima
dvorjane dvorjane dvorjanems, -οηΐδ dvorjani, -y dvorjany dvorjanech τ>
nruss. dvorjdne dvorjdn dvorjänam, dvorjdn dvorjdnami dvorjdnach
poln.
cech.
dworzanie dworzan dworzanom dworzan dworzanami dworzanach
dvofane dvofanü dvofanüm dvofany dvofany dvofanecli
§126. Im B u l g a r i s c h e n sind nach Verlust der Deklination von der Flexion der Substantiva auf -jane nur die beiden Nominative bewahrt geblieben: Sg. grazddnin (mit bestimmtem Artikel: grazddninü) und PI. — mit Übernahme der o-stämmigen Endung 4 — grazddni {grazddnite), ebenso seljanin 'Bauer' : seljani. dvorjänin 'Edelmann 3 :
Die η-Stämme dvorjdni, pogdnin jdnin : christijdni,
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' H e i d e ' (neben pogdnec) : pogdni, christianglicdnin ' E n g l ä n d e r ' : anglicdni. Sonst
findet sich nur noch der analogisch gebildete YSg. auf -o: grazddnino,
seljanino.
Im M a z e d o n i s c h e n sind ebenfalls nur die beiden Nominativformen erhalten geblieben, die Pluralform mit der o-stämmigen E n d u n g : dvor janin
'Bauer' — selani, graganin
— dvorjani,
selanin
'Städter, Bürger' — gragani
u. a. Mehrfach wird jedoch in neuerer Zeit im Singular statt der Bildung auf -in die Ableitung auf -ec gebraucht: selanec, graganec u. a., wozu aber der Plural weiterhin in der Gestalt selani usw. geführt wird. Gelegentlich kann aber auch von der Ableitung auf -ec ein Plural gebildet werden: zu slcopjanec ' B e w o h n e r von S k o p j e ' — PI. skopjani
+
skopjanci.
Diese Ableitung auf -ec kann ζ. B. die ältere auf -{an)-in gänzlich verdrängen: poganec 'Heide' — PL poganci. B. M a r k o v , Imenskitc nastavki -in i -janin. Makedonski Jazik 7 (1956) 8—23.
§127. Im S e r b o k r o a t i s c h e n sind in den ältesten stokav. Textüberlieferungen (bis 15. Jh.) die Pluralformen des Dat., Instr. und Lok. noch in jener urslav. Gestalt überliefert, die der sonst in anderen Sprachen bereits vorliterarisch eingetretenen analogischen Veränderung nach den i-Stämmen vorausgeht. Dative wie graäam, Dubrovcam, Instrumentale wie gradami, Dubrovcami und Lokative wie
gradah lassen sich zurückführen auf ursl. D *gord-ja(n)-mö, I *gord-ja(n)-mi,
L
*gord-ja(n)-chö.
Neben diesen Formen und dem NP1. auf -jane und namentlich in der weiteren Entwicklung machen sich jedoch im Stokav. mehr und mehr — wie auch sonst bei den Maskulina — o-stämmige Einflüsse geltend, was schließlich zu dem Ergebnis führt, daß eine völlige Identität mit der Deklination der mask. o-Stämme hergestellt wird. Lediglich die Korrelation zu der Singularform auf -in gibt diesen Substantiven noch den Charakter eines besonderen Flexionstypus, der dazu mit drei verschiedenen Intonationstypen vertreten ist:
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Deklination des Substantivums
L grädanin 'Bürger' : NP1. grMän-i, G gradän-ä, A grMän-e, DIL grMän-ima, ebenso bräanin 'Gebirgsbewohner' : PI. hrään-i. IL göranin 'Gebirgsbewohner' : NP1. goran-i, G gorän-ä, Α göran-e, DIL göran-ima, ebenso dvöranin : dvorani, pöganin : pögani, krscanin (hrscanin) 'Christ' : krscani, seljanin 'Dorfbewohner' : seljani. I I L. pucanin 'Bürger'.: NP1. pucan-i, G pucän-ä, Α pucan-e, DIL pücan-ima, ebenso Rimljanin : Rimljani. §128. Im S l o v e n i s c h e n ist die Korrelation zwischen singulativer Bildung -janin und Pluralbildung -jane aufr gegeben worden. Statt dessen werden vom n- bzw. Pluralstamm, der ganz der o-Deklination angeglichen wurde, auch die Kasus des Singulars ebenso o-stämmig und ohne Singulativsuffix gebildet: mescän 'Städter', GSg. mescdna, D mescdnu usw., NP1. mescdni, G mescdnov (hier mit sekundärer Endung -ov in Opposition zum gleichlautend gewordenen NSg.), D mescdnom usw. Ebenso gorjän 'Bergbewohner' : PI. gorjani, dvorjän 'Höfling' : PI. dvorjani, seljan 'Dorfbewohner' : PI. seljdni, Rimljän 'Römer' : PI. Rimljdni, Jcristijän 'Christ' : PI. kristijäni, pogän 'Heide' : PI. pogäni. Viele dieser Substantiva haben daneben im NP1. auch die Endung -je angenommen, die sonst bei mehreren o-Stämmen anzutreffen ist und in der die Endung -8je der mask. i-Stämme sowie jene der neutr. Kollcktiva zusammengefallen sind, ζ. B. mescanje, Jcristijänje u. a. Die ursprüngliche Lokativbildung nach der konsonantischen Flexion — mit bereits verallgemeinertem -ch(*-jan-sG > *-jas& > *-jachs) — ist noch in mehreren deutschen Umbildungen älterer slov. Ortsnamen (ζ. B. in der Steiermark) erhalten gebliebon: Dellaeh (im Gailtal) < Döllach < slov. Döljah 'bei den Talbewohnern' < *doljan-
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chs bzw. *doljan-s5 zu *doljane (ursl *dolz 'Tai'); Potschach (im Gailta] und im Tal der ob. Leitha) < slov. pot{o)cah 'bei den Bachanwohnern5 < *potocan-ch,5 bzw. *potocan-sö zu *potocane (ursl. *potok& 'Baeli'); Friesach < slov. Brezah < *berg-jan-ehs oder *berg-en-chö (slov. breg 'Ufer' < ursl. *bergs). J. J i r e c e k , Reste des Local-Suffixes -as und -ach in deutschen Umbildungen slavischer Ortsnamen. AfslPh. 2 zemenm, zemene, ebenso ac. krajenin 'Landsmann', NPl. krajene, ac. mescenin 'Stadtbewohner', NP1. mescene, ac. dvorenin 'Höfling', NP1. dvorene. Bewahrt blieb ursprüngliches -en- nur in ac. slovenin 'Slave', NP1. Slovene.
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Deklination des Substantiv ums
Die Flexion des Singulars ist durchweg o-stämmig. Im Plural bewahrt der Nom. noch die alte Endung -e der konsonantischen Flexion. Daneben erscheint in älterer Zeit mehrfach auch die ΐ-stämmige Endung -ie (< *-öje). Der Gen. zeigt nur in der älteren Überlieferung noch die endungslose Form: ac. zeman (hier ohne Umlaut, da hartes -n < *-w5 folgt), mescian > mest'an. Ersetzt wird diese Kasusform durch die o-stämmige Bildung auf -όν > -ύ(ν): zcmanöv > zemanü(v), dvofanü(v). Schon vorliterarisch ist die Verbreitung der o-stämmigen Endungen im DAIP1.: D ac. zemanom > zemanüm, ac. mescanom, AI ac. zemany, mescany. Lediglich im LP1. ist die schon vorliterarisch verbreitete i-stämmige Endung -ech < *-schs bewahrt geblieben (neben der o-stämmigen Endung -'ech < *-echü): ac. zemenech + zemeniech. Dieses Nebeneinander von erweitertem Stamm im Singular und nichterweitertem Stamm im Plural ist in der weiteren Entwicklung mehrfach vermischt worden. Einerseits konnten Pluralformen auch vom erweiterten Stamm gebildet werden (ac. dvoreninüv u. a.), wobei noch nicht geklärt ist, ob dieser Plural in gleicher Funktion gebraucht wurde. Andererseits wurde der Singular auch vom nichterweiterten Stamm aus gebildet: DSg. ac. zemanu, zemanovi, mescanu u. a. Auch eine Vermischung der Formen mit altem -ja- (-'α-, -a-) und mit umgelautetem -e- findet sich mehrfach. Aus solchen Mischformen ist schließlich ein neues Flexionsparadigma entstanden, das den nichterweiterten Stamm auf -jan- (-'an-, -an-) ohne Singulativsuffix verallgemeinert hat und sich dabei ganz an die o-Deklination anlehnt: nc. NSg. zeman, GSg. zemana, DSg. zemanu + zemanovi, ISg. zemanem, LSg. zemane, -u. Im Plural ist im Nom. die ursprüngliche Endung der konsonantischen Flexion -e (mit späterer Dehnung zu -e) bewahrt geblieben: zemane, während die übrigen Kasus der o-Deklination folgen: Gen. zemanu, Dat. zemanüm, AI zemany, bis auf den Lok. zemanech, der mit -ech noch die ^-stämmige Endung bewahrt. Ebenso mest'an : NP1. mest'ane, dvoran : dvorane, Slovan :
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Slovane, Anglican : Anglicane. Auch kfest'an 'Christ' und pohan 'Heide' folgen ganz dieser Flexion: kfest'ane, pohane. Wie im Polnischen konnte auch im Cechischen das Suffix -jdk (-'äk) mit -jan- konkurrieren. So erscheint neben oder statt Videnan 'Wiener' auch Videnäk. Jedoch verleiht das Suffix -jak dem Substantiv gleichfalls häufig eine pejorative Bedeutung.
Bei mehreren dieser Substantiva auf -jan-e, die ursprünglich u. a. die Bewohner einer Örtlichkeit bezeichneten, konnte die Pluralform in ihrer kollektiven Funktion auch die Gemeinschaft dieser Bewohner und damit die örtlichkeit selbst bezeichnet. So sieht man im Öechischen in mehreren Ortsnamen die ursprünglichen Bildungen auf -jan-e fortleben. Ac. *brozane 'die an der F u r t (*hrod5) Wohnenden' wurde zum Ortsnamen ac. Brozane, mit jüngerem Umlaut Brozene, GPL Brozan, später mit Verallgemeinerung des -a- und Umgestaltung auch des Nom. und Gen. nach den o-Stämmen (Sachbezeichnungen): Brozany, Brozanü. Bei diesen die Substantiva auf -jan-e fortsetzenden Ortsnamen sind neben den ^-stämmigen Lok.-Formen auf -ech < *-5chs wie Brozenech, später Brozanech, auch noch die sehr altertümlichen Bildungen auf -jas (-'as) < *-jan-ss belegt, die gelegentlich bei der Übernahme ins Deutsche in dieser lokativischen Ortsangabe zum Ortsnamen erstarrt sind: Ac. Doleass (= Doljas) < *Doljan-ss, nc. Dolanech zu Dolane eigentlich 'Talbewohner' (Ortsname: Dolany, heute: Dolänky), ac. Bresaz (= Brezas) < * Brezan-ss, ac. Lusas (= Luzas) < *Luzan-ss, nc. Luzanech, ac. Horaz ( = Horas) < *Horjan-s5, nc. Hofanech eigentlich 'bei den Bergbewohnern' (zu c. hora 'Berg'), Liubichas ( = lat. Quelle) = ac. L'ubcas (später: Libcanech) < *Ljuhdcan-s5 zum NP1. Libcany. In deutschen Umbildungen ac. Ortsnamen begegnen Formen wie Turas (bei Brünn, c. Turjane, ac. Turene) < Lok. Turjds, Turds < * Turjan-s 5; Saras (bei Brüx, c. Zahrazane) < gekürztem Zahrds < ZdhraMs < *Zahrazan-sd zu Zahrazane; Fordes (bei Budweis, c. Borovane < ac. Borovene) < Lok. Borovies (gekürzt: Borvies) < *Boroven-s&. Neben-as kommt auch die jüngere, durch Analogie entstandene Form -ach vor, ζ. B. ebenfalls in deutscher 4
B r ä u er, Formenlehre III, 2
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Deklination des Substantivums
Umbildung des c. Ortsnamens: Grussbach (c. Eruhvany, ac. Grusovane) < Lok. Grus{o)vach < *Grusovan-chz. Im Ncech. ist die nur im Plural übliche Flexion dieser Ortsnamen außer Gen. und Lok. o-stämmig geworden: Hradcany (< hradcene 'Burgbewohner'), D Hradcanüm, AI Hradcany Der Gen ist endungslos geblieben: Hradcan, der Lok. wie üblich ^-stämmig: Hradcanech. Das S l o v a k i s c h e zeigt die gleiche Entwicklung wie das Cechische. Der Pluralstamm ohne das Singulativsuffix -inist auch im Singular verallgemeinert worden: dvoran, zeman, krajan, mest'an, obcan 'Gemeindemitglied 1 , Slovan. Die Flexion ist ganz der o-Deklination angepaßt worden einschließlich der dort üblich gewordenen Neuerungen: GSg. dvorana, DSg. dvoranovi usw., GP1. dvoranov, DPI. dvoranom, IP1. dvoranmi, LP1. dvoranoch. Der NP1. hat sein -c. zugunsten der Kollektivendung -ία (bratia) aufgegeben: dvorania, zemania. Ortsnamen haben im Nom. die o-stämmige Endung -y verallgemeinert: Lipany, Rudnany, Piest'any. Sie bewahren noch den endungslosen GPl., und zwar mit Dehnung der Endsilbe, wenn der Wurzelvokal kurz ist: Lipian, Rudnian, dagegen Piest'an bei langem Wurzelvokal. J. G e b a u e r , Historickä, mluvnice jazyka ieskßho. III, 1. Neudruck Prag I960, S. 77f. — V. F l a j ä h a n s , U Poläs. In: Μ Ν Η Μ Α — Sbornik vydany na pamet . . . prof. J. Zubatέho. Prag 1926, S. 17—37. — W. W e g l a r z , Staroczeski loc. plur. na -as w nazwach miejscowych na -any. Slavia Occidentalis 12 (1933) 34—41.
β) Die s-Stämme § 133. Die Deklination der s-Stämme im Urslavischen. Unter den s-Stämmen waren im Idg. alle drei Genera vertreten. Doch sind Maskulina und Feminina nur in geringer Zahl anzutreffen. Der Stammauslaut erscheint entweder als *-s, ζ. B. lat. müs 'Maus', iüs 'Brühe 1 , oder als Vollstufe *-es und als Ablautsstufe *-os. Maskulina wie! Feminina kannten bei der Bildung des NSg. die Nominativdehnung: *-es > *-es bzw. *-os > *-ös, vgl. ζ. B. alat. arbös f. 'Baum', GSg. arboris < *arbos-es mit Wandlung von intervokalischem -s- > -r-, dann mit Ausdehnung des -r- der obliquen Kasus auch auf den Nom.: arbor; alat. honös m. 'Ehre', GSg.
Die s-Stämme
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honoris < *honos-es mit Übernahme der Dehnung vom Nom.; lat. Ceres, GSg. Cerer-is < *Ceres-es; gr. αΐδώς f. 'Scham', GSg. αϊδοϋς < *αΙδόσ-ος. Bei den Neutra wurde der einfache Stamm in der Ablautsstufe *-os als Nom./Akk. gebraucht, während in den obliquen Kasus *-es die Kegel war, vgl. gr. γένος 'Geschlecht', GSg. γένους < γένεος (hom.) < *γένεσ-ος, ebenso ai. jdnah, GSg. jdnas-ah, lat. genus < *genos, GSg. generis < *genes-es. Das Slavische hat von den idg. s-Stämmen nur die Neutra in beschränkter Zahl bewahrt. Es gehören dazu ζ. B. ursl. *nebo 'Himmel' ( = aksl. nebo, skr. nebo, r. nebo 'Gaumen' r. nebo 'Himmel' mit der Aussprache -e- sta.t.t. vom Ksl. beeinflußt , p. niebo) < idg. *nebhos, vgl. als ebenfalls ursprüngliche s-Stämme: lit. debesis 'Wolke* (wohl mit sekundärer Anlautveränderung n- > d- und Umbildung zum i· Stamm) < *nebesis, ai. nabhah n. 'Nebel; Himmel', gr. νέφος η. 'Wolke'; * slovo 'Wort' ( = aksl. r. slovo, skr. slovo, P% sloioo zu *sluti, *slovg 'im Rufe stehen, gelten') < idg. *kleuos, vgl. dazu ebenfalls als s-Stämme: ai. srävah 'Ruhm, Ruf', avest. sravah- 'Wort, Lehre', gr. κλέος η. 'Ruhm* ( < * κ λ έ ^ ς ) ; *telo 'Leib, Körper' ( = a k s l . ar. c. tüo, skr. tljelo (telo), p. dato), vgl. lett. t§ls, tele 'Bild, Schalten. Gerippe', falls dieses nicht slav. Lehnwort ist; *cudo 'Wunder' ( = aksl. r. cudo, skr. cudo, p. cud mit c- wohl in Anlehnung an cudzy 'fremd' ) < idg. *keudos, vgl. dazu ebenfalls als s-Stamm — mit Ablaut (Tiefstufe) — gr. κΟδος η. 'Ruhm, Ehre, Herrlichkeit, Stolz'; *kolo ' R a d ' ( = a k s l . ar. c. kolo, skr. kolo, p. kolo) < idg. *k~olos, vgl. — jedoch als o-Stamm — gr. πόλος 'Pol, Achse', mit Ablaut an. hvel ' R a d ' , apr. -kelan ' R a d ' ; *isto 'Niere', gewöhnlich nur im Dual *istese und Plural *istesa gebraucht ( = aksl. ar. isto, slov. obist 'Niere') < *eistos, vgl. an. eista f. 'Hode'; *oko 'Auge' ( = aksl. ar. p. c. oko, skr. dko) < idg. *ok^os, vgl. — mit anderer Stammbildung — lit. alas, apr. ackis, gr. NADu. δσσε '(beide) Augen' ( < *ok~ie), ai. aksl '(beide) Augen', lat. oc-ulus 'Auge', toch. A ak\ *ucho 'Ohr' ( = aksl. r. p. c. ucho, skr. uho) < idg. *9usos (mit tiefstufiger Wurzel) vgl. — mit anderer Stammbildung — lit. ausis, lat. auris, 4*
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got. ausö 'Ohr', vgl. mit langdiphthongischer Wurzel idg. *öus- bzw. *ös- gr. ους, GSg. (hom.) ouorros ( < *ουσ-ν-τ-ος), att. ώτός. Gegenüber dem in der Regel als o-Stamm vorkommenden *igo (*isgo) 'Joch' ( = aksl. r. p. igo, c. jho) < *isgo < idg. *iugom (vgl. ai. yugdm, gr. ζυγόν, lat. iugum, heth. jug an, got. juk 'Joch') hat das Südslavische s-stämmige Bildungen, zu denen sonst nur noch das Griech. mit ζεύγος η. 'Joch' (jedoch mit Ablaut in der Wurzelsilbe) Entsprechungen bietet: s.-ksl. PI. izesa, slov. igo, GSg. izesa (dial, auch igesa). Wenn die Deutung von finn. ies 'Joch', GSg. ikeen, liv. igges als Lehnwort aus dem Russ. richtig ist, würde dies u. U. auf ein aruss. igo, *igese deuten können, doch müßte man dann für die ins Finn, entlehnte Form mit einer Bewahrung oder Verallgemeinerung des -g- von igo in den obliquen Kasus (statt -z-) rechnen. Nicht abzuschließen ist die Annahme, daß es sich hier um einzelsprachliche sekundäre s-stämmige Bildungen handelt. Bei anderen Substantiven wie *ljuto 'Missetat', *dervo 'Baum' (=aksl. drevo, r. derevo), *divo 'Wunder', *delo 'Tat, Werk', *lice 'Gesicht' u. a. ist wegen der teilweise erst in jüngerer Textüberlieferung auftretenden s-stämmigen Formen oder wegen einer zu geringen Zahl von Belegen in der frühen Überlieferung die Annahme eines ursprünglichen s-Stammes unsicher, teils auch unwahrscheinlich. Statt dessen muß wohl eher eine einzelsprachliche sekundäre Angleichung neutr. o-Stämme an die Deklination der s-Stämme als möglich oder wahrscheinlich angesehen werden. Allenfalls für *dervo kann mit einem s-Stamm als Nebenbildung gerechnet werden (siehe auch § 135). Musterwort: ursl. *nebo 'Himmel' Singular: Dual: Plural: NAV *nebo NA *nebes-a NAV *nebes-i, -e G *nebes-e G *nebes-z GL *nehes-u D *nebes-i *nebes~(ö)-m5 DI *nebeS'(8)-ma D I *nebes-(5)-m6 I *nebes-y L *nebes-e L *nebes-(5)-ch 5
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Bei *oko und *ucho werden -k- und -ch- vor dem -e- der obliquen Kasus des Singulars und des ganzen Plurals palatalisiert: *ocese, *ocesi, Ν API. *oeesa, ebenso *usese, *usesi, *usesa. Der Dual wird bei beiden Substantiven i-stämmig gebildet: *oci und *usi (siehe § 134). Ursprüngliche s-Stämme sind ferner die Partizipia Prät. Akt. I auf *-5s-, *-vss, die jedoch im Slavischen unter Verallgemeinerung der bereits vorslavisch für die obliquen Kasus des Femininums geltenden ?a-Deklination in allen übrigen Kasus mit Ausnahme des NSg. m. n. zu jo- und jaStämmen umgestaltet worden sind (siehe hierzu Bd. IV). Ebenso sind ursprüngliche s-Stämme die Komparative auf *-jss-, die genau wie die Partizipia Prät. Akt. I zu jo- und y'a-Stämmen umgestaltet worden sind (siehe Bd. IV). § 134. Zur Erklärung der Kasus. Singular N o m . / A k k . / V o k . : Aus der idg. Endung *-os würde man bei lautgesetzlicher Entwicklung slav. erwarten (vgl. Bd. I, § 49). Damit wären die neutr. s-Stämme mit den mask. o-Stämmen zusammengefallen. Da die neutr. sStämme statt dessen nur mit der Nom./Akk.-Endung -o (nebo, slovo) überliefert sind, ist anzunehmen, daß die Endung -o im Zusammenwirken mit den o-stämmigen Neutra vom Typus *mesto in Anlehnung an die Endung der neutr. Pronomina (ζ. B. to < *tod, ovo, ono usw.) entstanden ist, wodurch im Resultat die Genuskennzeichnung wiederhergestellt bzw. aufrechterhalten wurde. G e n . : Ursl. *-e < idg. *-es, vgl. lat. generis < *genes-es, neben *-os in gr. yeveos ( > yevous) < *yevaa-os, ai. jänas-ah (ai. -ah, < idg. *-QS oder *-es). D a t . : Ursl. *-i < idg. *-ei, vgl. ai. jdnas-e, lat. gener-ϊ. I n s t r . : Statt *nebes-mö, das an sich unverändert in dieser Gestlat hätte bleiben können, ist bereits in vorliterarischer Zeit wie bei allen übrigen konsonantischen Stämmen die Umgestaltung nach den i-Stämmen erfolgt: *nebes-6-mö.
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Deklination des Substantivums
L o k . : Gegenüber der Endung -i in mehreren idg. Sprachen, die auf idg. *-i weist, hat das Slavische *-e, das isoliert steht und wohl als sekundäre Erweiterung (lokativische Postposition), die in den konsonantischen Deklinationen üblich •geworden ist, aufgefaßt werden kann. Dual N o m . / A k k . / V o k . : Die Endung *-e stammt wohl von den o-Stämmen. Als ursprüngliche Endung kann *-i < idg. *-ϊ angenommen werden (vgl. ai. jdnas-ΐ). Diese Endung scheint noch im allerdings nur vereinzelt im Aksl. vorkommenden teles-i erhalten zu sein, wenn hier nicht eine Nachbildung nach den Maskulina (*kamen-i) vorliegt, wie man es sonst aus dem Griechischen k e n n t : γένε-ε < *γένεσ-ε Andererseits weist auch das Osorb. ζ. B. mit njebjesy noch auf die Endung ursl. *-%. G e n . / L o k . : Ursl. *-u < idg. *-ou(s), vgl. ai. janas-öh. D a t . / I n s t r . : Die ursprüngliche Endung ursl. *-ma wurde wie im ISg. nach Vorbild der i-Stämme als *-6ma an den konsonantischen Stammauslaut angefügt. Von den beiden Substantiven *oko und *ucho wird der Dual ΐ-stämmig gebildet: Nom./Akk./Vok. *oci, *usi, vgl. aksl. oci, usi, in Pluralfunktion: bulg. oci, usi, skr. δα, usi, r. oci (heute nur noch poetisch, ersetzt durch glaz, PI. glaza), usi, p. oczy, uszy, c. oci, usi u. a. Sprachen. Vgl. hierzu die Dualbildung auf -l in ai. aksi. — Gen./Lok.: *ocdju, *usöju = aksl. ociju, usiju, skr. GP1. öcijü, üsijü. — Dat./Instr.: *oc6ma, *usdma = aksl. ocima, usima mit -i(wie auch GL) wohl nach dem Nom./Akk., ebenso skr. ocima, üsima. Plural N o m . / A k k . / V o k . : Ursl. *-a < idg. *-ä, das im Slav, wohl von den neutr. o-Stämmen (mesta) übertragen und verallgemeinert wurde, wie es auch das Lat. zeigt, wo jedoch *-ä im Auslaut zu -ä gekürzt wurde: gener-a < *genes-ä. Sonst gab es im Idg. bei den neutr. s-Stämmen die Plural-
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bildung auf *-d (— ai. -i, gr. -ä): ai. järiäx-i, gr. γένεα ( > γένη) < *γένεσ-α. Gen.: Ursl. *-δ < idg. *-om gegenüber idg. *-5m in den übrigen idg. Sprachen, vgl. ai. jdnas-äm, gr. γενέ-ων ( > γενών) < *γενέσ-ων, lat. gener-um < *genes-öm. D a t . : Ursl. *-6-mö = Neubildung nach den i-Stämmen wie ISg. statt *nebes-ms, *teles-md. I n s t r . : Ursl. *-y in Analogie zu den o-Stämmen. L o k . : Ursl. *-5chz als Neubildung mit -6- nach den iStämmen statt *nebes-sö, das zu *nebes5 hätte werden müssen, vgl. ai. janas-su, gr. γένεσ-σι > γένεσι. § 135. Die s-Stämme in der einzelsprachlichen Entwicklung. In Übereinstimmung mit den übrigen konsonantischen Stämmen sind auch hier noch vor Beginn der schriftlichen Überlieferung einige Kasus nach den i-Stämmen umgestaltet worden, und zwar jene Kasus wie ISg., DIDu. und DLP1., deren Endung mit Konsonant beginnt, obwohl die Verbindung -sm- im Wortinnern der urslav. Sübenstruktur nicht zuwidergelaufen wäre: *teles-sms usw. Später wurde, wie das Aksl. und andere Sprachen zeigen, -6- in starker Stellung zum Vollvokal (meist -e- bzw. - V ) : ISg. aksl. nebesems, ielesems ,DP1. slovesemz, LP1. slovesechs, nebesechö. Diese Umgestaltung einzelner Kasus nach den i-Stämmen konnte dann auch auf den GLSg. ausgedehnt werden: aksl. nebesi neben nebese, slovesi neben slovese. Andererseits hat die formale Identität des NASg. auf -o mit den gleichen Kasus der neutr. o-Stämme schon früh die Umgestaltung nach den o-Stämmen eingeleitet, so daß ζ. B. das Aksl. bereits in der ältesten Überlieferung bei vielen s-Stämmen Doppelformen kennt: GSg. neben slovese auch slova, ebenso tela neben telese, oka neben ocese; DSg. neben nebesi auch nebu, ebenso slovu, cudu usw.; ISg. neben nebessms auch neboms, ebenso teloms, slovoms; LSg. neben telese auch tele, ebenso slove, oce. Das gleiche gilt, wenn auch viel seltener, für den Plural: NA slova, kola, G kolz, D slovomö, teloms, cudomö, L kolechd. In der jüngeren Textüberlieferung des Aksl. wird diese Ausbreitung der ostämmigen Endungen häufiger. Sie wird ebenfalls ein
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Deklination des Substantivums
Merkmal der Entwicklung in allen anderen slav. Sprachen, die dann teilweise nur noch geringe Spuren der ursprünglichen Flexion selbst in ihrer ältesten Überlieferung zeigen. Das Slov. ist die einzige Sprache, in der die s-Deklination zumindest bei einer kleinen Anzahl von Substantiven als besonderer Flexionstyp bis heute bewahrt geblieben ist. Dieses frühzeitige Nebeneinander von s-stämmiger und o-stämmiger Deklination beim gleichen Substantivum konnte auch umgekehrt zur Folge haben, daß einige Subs t a n t i a , die wohl als ursprüngliche o-Stämme anzusehen sind, auch s-stämmig gebildete Kasusformen annehmen. Im Aksl. gilt das für eine kleine Gruppe von Substantiven, bei denen jedoch die Bestimmung des ursprünglichen Stammes dadurch erschwert wird, daß sie zum einen nur in wenigen Kasusformen und dazu s- u n d o-stämmig belegt sind und zum anderen mit den s-stämmig gebildeten Kasus teils nur in jüngerer Überlieferung erscheinen. Zu solchen Substantiven gehören etwa aus dem Aksl.: divo ' W u n d e r ' , bezeugt nur durch den NAP1. divesa, daneben das Maskulinum div5; delo c Tat, Werk* : GSg. delese neben dela, ISg. delesems, NAP1. delesa neben dela; drevo ' B a u m ' : GSg. drevese neben dreva, LSg. drevesi, NAP1. drevesa neben dreva; lice 'Gesicht* : GSg. Heese neben lica, Ν API. licesa neben lica; ljuto 'Missetat', nur bezeugt in einer einzigen Kasusform GSg. ljutese (Cod. Suprasl.). Die gleichen Substantiva erscheinen auch in der ksl. Überlieferung des Altrussischen mit s-stämmig gebildeten Kasusformen. Andererseits ist auch ein bereits urslavisches oder vorslavisches Nebeneinander von 0- und s-Stamm nicht auszuschließen, namentlich wenn es sich wie bei *dervo ' B a u m ' um Substantiva handelt, die zum ältesten Wortschatz gehören und eine variierende Wortbildung zeigen, die in der Regel erst einzelsprachlich zugunsten einer Stammgestalt vereinfacht wurde. Betreffs *dervo > südslav. drevo ist festzustellen, daß dieses Nebeneinander zumindest im östlichen und westlichen Bereich des südslav. Zweiges sehr gebräuchlich gewesen ist.
Die s-Stämme
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§136. Im B u l g a r i s c h e n wird die bereits in der aksl. Periode eingeleitete Überführung der s-Stämme in die neutr. o-Deklination fortgesetzt. Im Mbulg. hält sich der s-Stamm längere Zeit im Plural. Dabei macht sich dann eine Tendenz zur Vereinfachung insofern bemerkbar, als auch der NAP1. auf -esa mit seinem -a als Grundlage für die Bildung der obliquen Kasus verallgemeinert wird. So erscheint ζ. B. der DPI. drevesame statt des älteren dreveseme < dreves5m5. Mit dem während dieser Zeit weiter fortschreitenden Verlust der Deklination werden die Formen des Nom./Akk. zunehmend zum casus generalis des jeweiligen Numerus. Für den Singular ist dies die Form auf -o, für den Plural die Form auf -esa. Doch wird dann auch im Plural die s-stämmige Bildung noch weiter eingeschränkt, so daß sie nur noch bei wenigen Substantiven erscheint. In der modernen bulg. Literatursprache findet sich die Pluralbildung auf -esa nur noch zu cudo 'Wunder' : cudesd und zu nebe : nebesd, hier wohl begünstigt durch die ksl. Tradition. Das ältere und heute in westlichen Mundarten noch gebräuchliche nebo ist in östlichen Mundarten und in der Literatursprache seit dem 17. Jh. durch nebe — mit Vokalassimilation bzw. in Anlehnungen die Neutra auf -e ( < * - $ ) — ersetzt worden. Diese Übereinstimmung mit den Neutra auf konnte seinerseits auch bei nebe die Pluralbildung nebeta hervorrufen. Andere Substantiva kennen die Pluralbildung auf -esa nur noch als Archaismen oder in der poetischen Sprache neben den sonst üblichen Pluralbildungen auf -a (oder -eta). Dazu gehören: slövo 'Wort* : PI. slovd (+ slovesd), tjdlo 'Körper 1 : tela (+ telesd), dzrvö 'Holz, Baum* : dsrveta (+ dsrvesa). Das aksl. drevo 'Baum' (gegenüber aksl. drsva n. PI. 'Holz') ist noch während der mbulg. Periode im Gebrauch gewesen und von drdva bzw. dem dazu gebildeten Singular drmo 'Holz' unterschieden worden, ist dann aber später außer Gebrauch gekommen, und seine Bedeutung ist von drzvo mitübernommen worden, das heute als dwvo mit beiden Bedeutungen fortlebt. Im Plural wird jedoch unterschieden: ddrvd 'Hölzer3 : dzrveta 'Bäume'. Zu kolo 'Rad' wurde der o-stärn-
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mige Plural kola in der Bedeutung 'Wagen' gebildet, der heute meist als fem. Singular gebraucht wird. In der Wortbildung sind die ursprünglichen s-Stämme noch mehrfach zu erkennen. So zeigen es ζ. B. Adjektivbildungen wie nebesen (< nebes-mb), dbrvesen, slovdsen, teUsen oder Substantiva wie slovSsnost 'Schrifttum1, kolesnica 'Wagen, Karosse'. Von oko 'Auge' und ucho Ohr' wird der ursprüngliche NADu. als Plural weitergeführt: oSl, usi. S. S p a s o v a - M i c h a j l o v a , Formi za mnoiestveno cislo na stätestvitelnite dbrvo, listo. Βi.lg. ezik 14 (1964) 57—62.
Das M a z e d o n i s c h e hat ebenfalls weitgehend den sStamm beseitigt und führt die s-stämmigen Substantiva als o-Stämme weiter: eudo 'Wunder' : PI. euda, ebenso bei kolo, telo, drvo 'Holz, Baum'. Lediglich zu nebo ( + nebe) wird noch der Plural nebesa gebildet. Eine Weiterbildung vom s-Stamm liegt in eudesija 'Wunder' vor. Der o-stämmige Plural kola 'Wagen' wird heute als fem. Singular weitergeführt. §137. Im S e r b o k r o a t i s c h e n ist die Umgestaltung der s-stämmigen Flexion nach den neutr. o-Stämmen ebenfalls früh eingeleitet und vollzogen worden. Der Plural konnte teilweise noch länger die s-stämmige Deklination bewahren, doch hat sich schließlich auch hier die o-Deklination zunehmend verbreiten können. Nur unter dem Einfluß des Ksl. konnten sich s-stämmige Kasusformen zumindest im Schrifttum noch etwas länger halten. In der heutigen skr. Schriftsprache sind die s-stämmigen Pluralformen nur noch als Nebenformen neben der o-stämmigen Pluralbildung oder in unterschiedlicher Bedeutung vorhanden. Die Kasusendungen jedoch sind durchweg jene der o-Deklination einschließlich ihrer Neuerungen. Das gilt ζ. B. für nebo : PI. neba
+
nebesa,
GP1.
nebesä;
cüdo
: PI.
cüda
+
cudesa\
'Rad' : kola 'Wagen 1 — kolesa 'Räder'; tljelo (telo) 'Leib, Körper' : tljela (tela) 'Körper' — tjelesa (telesa) bei nicht lebenden Körpern. Zu slovo dagegen ist nur der Plural slova gebräuchlich. In der Wortbildung sind s-Stämme zu erkennen: sldvesan, sldvesnost, nebesm, telesni, cüdesan. kolo
Die s-Stämme
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Von öko 'Auge' und üho Ohr' werden die alten t-stämmigen Dualformen nur noch in pluralischer Funktion gebraucht: Mi, üsi, Gen. öcijü, üSijü, DIL öcima, üsima. Der sekundär gebildete o-stämmige Plural öka und üha kommt nur vor, wenn die Wörter nicht zur Bezeichnung der Körperteile gebraucht werden. Während die moderne Literatursprache in Abhängigkeit von den Zahlwörtern dvä, tri, cetiri durchweg nur den GSg. oka und üha gebraucht, kennt die Sprache der Volksdichtung noch die Verbindung der Dualform mit dem Zahlwort: dvije Mi.
§138. Das S1 o v e n i s c h e ist die einzige slav. Sprache, in der die s-Stämme als besonderer Deklinationstyp erhalten geblieben sind und dazu auch noch andere Substantiva in ihre altertümliche Flexion voJl einbezogen haben. Bewahrt blieb zwar als Altertümlichkeit nur der typische Wechsel zwischen -o im NASg. und dem Stammauslaut -es- in den übrigen Kasus des Singulars und des ganzen Plurals und Duals, die Kasusendungen dagegen sind von der o-Deklination übernommen worden. Alle slov. s-Stämme sind im NASg. endbetont (Zirkumflex) und haben in den obliquen Kasus den Akzent jeweils auf dem Suffix -es-, jedoch in zwei Varianten: die eine Gruppe hat lang fallendes -e-, die andere lang steigendes -e-. Zur ersten Intonationsgruppe gehört ζ. B. telo 'Körper, Leib' mit der weiteren Flexion: GSg. telesa, DLSg. telesu, ISg. telesom, N A D u . telesi, D I D u . telesoma, NAP1. telesa, G teles, D telesom, I telesi, L telesih. Ebenso werden dekli-
niert: kolo 'Rad* : GSg. NAP1. kolesa, daneben der ostämmige Plural kola in der Bedeutung '"Wagen1; drevg 'Baum' : drevesa, daneben dfvo 'Holzscheit', PL dfva 'Holz, Brennholz'. Sekundär können einbezogen sein: pero 'Feder' : peresa; erevo 'Darm; Unterleib, Bauch' : crevesa; ig ο 'Joch' : izesa. Zur zweiten Intonationsgruppe gehört ζ. B. slovg 'Abschied' mit der weiteren Flexion: GSg. slovesa, DLSg. slovesu usw. Ebenso werden dekliniert: uho 'Ohr' : usesa usw. mit Verallgemeinerung des Stammes auf -es-, d. h. auch im Dual: usesi unter Verlust des ursprünglichen i-stämmigen Duals usi; ferner der Plural nebesa, dessen Singular neho 'Himmel' o-stämmig dekliniert wird.
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Deklination des Substantivums
Zu oko 'Auge 1 , das im Singular nur s-stämmig dekliniert wird (jedoch mit o-stämmigen Kasusendungen: GSg. ocesa), existieren heute 3 Pluralformen mit unterschiedlicher Bedeutung. Der ursprüngliche Dual oci, der in allen anderen Sprachen die Pluralfunktion übernommen hat, wird nur in der Bedeutung 'Augen als Sinnesorgan' gebraucht mit pluralisierter ι-stämmiger Flexion: oci, G oci, D ocem usw. (wie kosti); der alte s-stämmige Plural ocesa wird in feststehenden, bildlich gemeinten Ausdrücken gebraucht: kür ja ocesa 'Hühneraugen 1 ; der o-stämmige Plural oka wird im übertragenen Sinn gebraucht in der Bedeutung: 'Maschen, Augen (in der Suppe u. a . ) \ Lediglich zu cüdo 'Wunder' gilt die Flexion mit dem s-Stamm heute als veraltet (Südesa), und es wird statt dessen die o-stämmige Flexion gebraucht: GSg. cüda, PI. cüda. §139. I m R u s s i s c h e n ist in der ältesten Überlieferung die ursprüngliche konsonantische Deklination der s-Stämme noch vielfach anzutreffen: zu kolo 'Rad* : LSg. kolese, NAP1. kolesa, LP1. kolesechö, zu oko 'Auge' : GSg. ocese, zu nebo 'Himmel' : GLSg. nebese, NADu. döve nebesi, Ν API. nebesa, zu slovo ' W o r t ' : GSg. slovese, NAP1. slovesa, zu telo 'Körper' : DSg. telesi, Ν API. telesa, DPI. teseseme, zu isto 'Niere' : NAP1. istesa, DPI. istesemz u. a. Daneben erscheinen im GLSg. auch die i-stämmigen Endungen: kolesi, nebesi, eudesi, telesi. Großenteils sind diese s-stämmigen Formen jedoch auf kirchliche Texte beschränkt. Andererseits findet man ebenfalls schon in der ältesten Überlieferung des Russ. bei allen diesen Substantiven vorwiegend im Singular auch die o-stämmige Deklination: zu kolo : GSg. kola, ISg. kohms, kolom6, zu· nebo : GSg. neba, DSg. nebu usw., zu slovo : GSg. slova, DSg. slovu, zu ucho : GSg. ucha, DSg. uchu, zu eudo ' W u n d e r ' : GSg. euda. Gelegentlich erscheint sie auch im Dual: NA iste neben istese, D I istesoma statt istessma. Im Plural hält sich die s-stämmige Flexion zunächst noch länger und namentlich der s-Stamm. Erst nach und nach treten an den" s-Stamm die o-stämmigen Endungen des Plurals. Auf diese Weise wird mit den beiden Stämmen ein
Die s-Stämme
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Numerus unterschied kenntlich gemacht: slov- für den Singular ( = slovo, slova usw.) : sloves- für den Plural (= slovesa, sloves usw.). Dabei wird der DPI. slovesemß (< slovesdmö), Icoleseme ersetzt durch slovesoms, Icolesoms, der LP1. sloveseche (< sloves5ch&), Jcolesechs wird ersetzt durch slovesechs, Tcolesechs. Für das Aksl. wurde bereits festgestellt (vgl, § 135), daß es außer bei den Substantiven, die in allen slav. Sprachen als s-Stämme belegt sind, auch bei einigen anderen Substantiven, für die eine ursprüngliche s-stämmige Flexion unsicher ist, in geringer Zahl s-stämmig flektierte Kasus gibt, ζ. B. bei delo, divo, drevo, lice, ljuto. Die gleichen Substantiva erscheinen auch in der ältesten Schrifttumsüberlieferung in Rußland mit s-stämmiger Flexion bzw. mit Bewahrung des s-Stammes auch bei o-stämmigen Kasusendungen, ζ. B. zu delo : PI. delesa, deles echs, zu divo 'Wunder' : PI. divesa (meist jedoch neben eudesa, so daß es von diesem beeinflußt sein kann), zu lice 'Gesicht* : NADu. Heese, PI. licesa. zu ljuto 'Missetat 1 : GSg. ljutese. Diese Formen mögen aber kaum auf eine im Russ. bei diesen Wörtern verankerte s-stämmige Flexion weisen, denn diese Substantiva kommen fast ausschließlich in kirchlichen und religiösen Texten vor und sind daher eher als Kirchenslavismen zu bewerten. Hierfür spricht auch, daß ζ. B. die vom s-Stamm gebildeten Kasusformen — neben den häufigeren Kasusformen vom o-Stamm — nur dann erscheinen, wenn die Wurzel des Substantivs (drevo) in der ksl. Lautgestalt, d. h. mit südslav. Liquidametathese -re~ (bzw. r.-ksl. -re-) vorkommt, während das russ. derevo nur die Deklination vom o-Stamm kennt: einerseits PI. drevesa, drevesl·, drevesechz, aber auch GSg. dreva, DSg. drevu (drevu), andererseits derevo, GSg. dereva, DSg. derevu, ISg. derevzmö (derevoms), in Pluralfunktion das Kollektivem derevsje. In der älteren russ. Überlieferung überwiegen im Singular bereits die o-stämmig gebildeten Kasus.^ Im Plural gewinnen sie im Laufe der Zeit ebenfalls das Übergewicht, mit dem Ergebnis, daß die Flexion vom s-Stamm aus dem heutigen Russ. gänzlich geschwunden ist, vgl. slovo, GSg. slova,
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Deklination des Substantivunis
Ν API. slovd-, Mo, GSg. tela, NAP1. tela; delo, NAP1. dela, GP1. del, DPI. delarn; lico, NAP1. lica. Lediglich nebo und
mdo bilden den Plural in der heutigen Literatursprache noch vom s-Stamm: nebesd, cudesd, was durch ksl. Einfluß zu erklären ist, da diese beiden Wörter zum kirchlichen Wortschatz gehören, wie es auch die durch die Kirchenspräche bedingte Aussprache des -e- in nebo als -e- und nicht als -e- wie in nebo 'Gaumen' bezeugt. Umgekehrt verlief die Entwicklung bei kolo. Hier erhielt der s-Stamm koles- wohl wegen der häufiger gebrauchten Pluralformen das Übergewicht und hat dann sekundär als neue Singularbildung kolesö nach sich gezogen. Die ältere Singularform kolo geriet so außer Gebrauch. Zu telo hat sich in der familiären und ironischen Sprache noch der Plural telesd gehalten in der Bedeutung 'fetter Körper, fettes Fleisch (einer Person) 1 . Auch in älteren Texten konnte dieser Plural in ähnlicher Bedeutung, etwa "Fleisch (des Fisches)', gebraucht werden. In der Wortbildung ist der s-Stamm noch in adjektivischen Ableitungen zu erkennen: nebesnyj, Suddsnyj, slovdsnyj, teUsnyj, die jedoch Kirchenslavismen sein können. Die beiden Substantiva oko 'Auge' und ücho 'Ohr' haben im Altruss. noch häufig die s-Deklination: ocese, usese. Die Dualformen oh und usi erhalten im Laufe der Zeit alleinige Pluralfunktion. Die obliquen Kasus GL ociju, ussju (usiju) und D I ocima, usima werden nur in der älteren Zeit gebraucht. Entsprechend der neuen Pluralbedeutung von oU und uH wird auch die weitere Flexion pluralisch umgestaltet: G oüdj ( = i-stämmiger GP1.), u§ej, D userm, später usdm, L ocechb, später ocach, usäch. Während ücho, üsi mit voller Flexion bis heute in der Literatursprache erhalten blieb, ist oko, PI. oÖi, durch glas, PI. glazd, verdrängt worden, das im 16. Jh. noch selten anzutreffen ist und erst danach häufiger wird. Der Singular 6ko mit o-stämmiger Deklination (G 6ka) und der Plural 66% können heute nur noch in der dichterischen Sprache gebraucht werden.
Im U k r a i n i s c h e n ist die gleiche Entwicklung wie im Russ. eingetreten. Die o-Deklination und auch der o-Stamm sind durchweg die Regel: slovo : NAP1. slovd, GP1. sliv, tilo : PI. tila, Jcolo 'Kreis, Rad' : PI. kola, GP1. Ml, zum ursprünglichen s-Stamm der neue Singular koleso 'Rad, Scheibe', NAP1. kolesa, GP1. kolis, IP1. kolesamy (seltener
Die s-Stämme
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auch noch kolissmy). Lediglich zu cudo kommt noch der Plural cudesd vor und zu nebo in poetischer Sprache der Plural nebesä. Zu oko 'Auge', GSg. oka, ist der zum Plural umgedeutete Dual bewahrt: oci, G ocej, D ocdm, I ocyma, L ocdch. Der o-stämmige Plural oka, G ok, wird in der Bedeutung 'Maschen (im Netz) 1 gebraucht. Zu vucho O h r 5 gibt es sowohl den Plural usi, G usej, als auch den o-stämmigen Plural vucha. Das W e i ß r u s s i s c h e zeigt die gleichen Verhältnisse. Eine Besonderheit liegt nur darin, daß die Neutra auf unbetontes -o durch die Akanje-Aussprache den Feminina auf -a angenähert wurden und danach den NAP1. auf -y bildeten, der auch auf die endbetonten Neutra übertragen wurde. Daher findet man zu slova, GSg. slova, DSg. slovu den NAP1. slovy, GP1. slou, DPI. slovam, IP1. slovami, L slovach, folglich eine Identität der Pluralflexion mit der der α-Stämme. Das gleiche gilt für cela 'Körper', kola 'Rad' u. a. Lediglich zu neba existiert noch der Plural njabesy, G njabes. Die beiden Substantiva voka 'Auge' und vucha 'Ohr' bewahren noch den Dual als Plural: vocy, G vocej, vüsy, vusej. Ο. E. S e l e p i n a , Κ istorii imennych osnov na soglasnye ν drevnerusskom jazyke. (Imena suäcestvitel'nye srednego roda.) Voprosy russkogo jazykoznanija, L'vov, 3 (1958) 89—97.
§ 140. Im P o l n i s c h e n ist die konsonantische Deklination der s-Stämme wie niebo 'Himmel', slowo 'Wort', ciaio 'Körper, Leib, Leichnam', kolo 'Rad, Kreis', cudo 'Wunder' (mit c- statt cz- wohl in Anlehnung an cudzy 'fremd'; daneben das Maskulinum cud), oko 'Auge', ucho 'Ohr' bereits vor Beginn der schriftlichen Überlieferung zugunsten der o-Deklination aufgegeben worden. Das gilt durchweg für den Singular. Im Plural hat lediglich nieliosa noch die alte Stammgestalt und einige alte Kasusbildungen bewahrt. Alle übrigen Substantiva zeigen dagegen ebenfalls von Anfang an nur die Endungen der o-Deklination. So findet man seit der frühesten Überlieferung: GSg. nieba, slowa, ciala, kola, oka, ucha; DSg. niebu, slowu, cialu, oku usw.; ISg. niebem, slowem, cialem, okiem, uchem·, LSg. niebie, slowie, ciele bzw. mit -u nach Guttural: oku, uchu.
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Deklination des Substantivums
Die so zu o-Stämmen gewordenen s-Stämme nehmen an allen Veränderungen teil, denen die ursprünglichen oStämme unterworfen werden. Im Plural findet man als Neuerungen: NA nieba, slowa, ciala; G slow, dal, kol; D slowom, dalom, daneben in der älteren Überlieferung vorübergehend bis etwa 15. J h . auch slowam, dalarn nach den «-Stämmen. Stärkeren Veränderungen wurde der IP1. unterworfen. Neben den in alter Zeit üblichen Formen auf -y wie slowy, cialy, erscheinen gleichfalls in der älteren Überlieferung vom 14.—16. J h . nach Vorbild der Maskulina Formen auch mit ^-stämmiger Endung -mi : cialmi, kolmi. Die in der 1. Hälfte des 16. Jh. gelegentlich erscheinende α-stämmige Endung -ami wird in der 2. Hälfte des 16. J h . häufiger, verdrängt die beiden Endungen -y und -mi und wird dann vom 17. J h . an herrschend: slowami, dalami, Icolami. Die Endung -y hat sich danach nur noch vereinzelt in feststehenden Redewendungen gehalten wie innymi slowy 'mit anderen Worten 5 . Im LP1. erscheint die o-stämmige Endung - 'ech (< *-echz) nur in der ältesten Überlieferung bis etwa zum 16. J h . : slowiech, delech. Die bei den neutr. jo-Stämmen im Verlauf des 16. Jh. gebräuchlicher werdende Endung -ach wird vom Ende des 16. Jh. an zunehmend auch bei den harten Neutra gebraucht und verdrängt so auch bei den s-Stämmen die ältere Endung -'ech: slowach, niebach, cialach. Als einziges Substantivum behält niebo bis in die Gegenwart in den Pluralformen neben der o-Deklination von der Wurzel nieb- (nieba, nieb, niebom usw.) auch noch den sStamm, jedoch mehr in poetischer Bedeutung. Die Kasusendungen sind allerdings auch hier ganz der o-Deklination angeglichen worden: NA niebiosa, G niebios (daneben im 16.—18. J h . in Anlehnung an die Maskulina auch niebiosow), D niebiosom, I mit analogisch übernommener E n d u n g : niebiosami, im L niebiesiech der ältesten Überlieferung (14. und 15. Jh.) kann -iech noch als Fortsetzung der Endung *-6chz aufgefaßt werden; die jüngere Analogiebildung führte zu niebiosach. In der Wortbildung ist der ursprüngliche s-Stamm außer bei niebieski "himmlisch, Himmels-'
Die s-Stämme u. a. auch noch bei cielesny kennen.
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'körperlich' (zu cialo) zu er-
Von den ursprünglichen s-Stämmen oho 'Auge' und ucho O h r ' werden die alten Dualformen in Pluralfunktion gebraucht, mit Ergänzung der Flexion durch weitere Pluralkasus. In ursprünglicher Gestalt, jedoch mit Erhärtung der Zischlaute, erscheint der NAP1. oczy, ussy. Der GP1. ist nach dem o- bzw. 7'0-stämmigen Dual umgestaltet worden: oezu, uszu. Daneben erscheint auch die pluralische Endung -ow: oezow, usz6w. Der Instr. bewahrt die alte Endung: oczyma, uszyma (neben der neueren Pluralendung: oczami, ussami), jedoch nur in Instr.-Funktion. Für den Dat. ist neugeschaffen worden: oezom, uszom, ebenso für den Lok.: oczach, uszach. Die daneben gebräuchlichen Pluralformen nach der o-Deklination oka, ok, okom usw. haben abweichende Bedeutung: 'Maschen (im Netz)', ucha, uchy uchom usw. 'Henkel'. § 1 4 1 . Im O b e r s o r b i s c h e n sind die s-Stämme schon vor Beginn der schriftlichen Überlieferung gänzlich der o-Deklination eingegliedert worden. Lediglich zu njebjo ist noch der s-stämmige Plural erhalten geblieben. Sonst findet man zu slowo ' W o r t ' : GSg. NAP1. slowa, zu celo 'Leib, Körper; Leichnam' : GSg. NAP1. cela, zu kolo 'Rad, Kreis : kola u. a. Statt der überall verallgemeinerten o-Deklination hat njebjo die 7'o-Deklination eingeführt (GSg. njebja, DSg. njebju usw.). Die Umwandlung von -b- > -V- kann hier durch den Einfluß der zugehörigen und bis heute erhalten gebliebenen Pluralformen njebjesa, GP1. njebjes erklärt werden. In den übrigen Kasus sind innerhalb der o-Deklination die Neubildungen nach den «-Stämmen verallgemeinert worden, jedoch unter Bewahrung des s-Stammes: njebjesam, njebjesami, njebjesach. Der Dual ist gleichfalls noch vom s-Stamm bewahrt geblieben: njebjesy (< *nebesi), weiter mit o-stämmigen Endungen: G njebjesow, D I L njebjesomaj. Bezeugt wird die ehemalige Existenz der s-Stämme ferner durch Neubildungen wie celeso 'Körper' mit Verallgemeinerung des s-Stammes auch im NASg., aber durchgehender o-Deklination: GSg. NAP1. celesa. Ebenso koleso 'Rad, Fahrrad', slowjeso 'Verbum' (wenn nicht nach dem Cech.) mit adjektivischer Ab5
B r ä u e r , Formenlehre III, 2
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Deklination des Substantivums
leitung slowjesny 'Verbal-'. Desgleichen weisen darauf Adjektiva wie njebjeski, delesny, kolesny. Von woko 'Augenring; Spiel-, Fettauge, Masche' ('Auge' als Sinnesorgan = wocko) und von wucho 'Ohr' ist im Singular nur noch die o-Deklination bezeugt: G woka, wucha usw. Der o-stämmige Plural und Dual woka, woce wird in der Bedeutung 'Spiel-, Fettaugen, Maschen 1 gebraucht (hier mit endungslosem GP1. wok). Für wucha, vmchow, Dual wuse usw. gilt das gleiche in der Bedeutung 'Henkel'. In der Bedeutung 'Augen' und O h r e n ' (als Sinnesorgane) werden jedoch für den Plural die ursprünglichen Dualformen gebraucht. Sie kommen einmal in ihrer ursprünglichen Bedeutung als Dual vor: NAV woci, wusi, mit o-stämmiger Kasusbildung in den übrigen Formen: G wocow, wusow, D I L wocomaj, wusomaj. Andererseits haben diese Dualformen auch pluralische Funktion erhalten und sind dann durch weitere Pluralkasus ergänzt worden: NA woci, wusi, G wocow, wusow (daneben auch die i-stämmige Pluralbildung woci, wusi), 1) wocam, wusam, I wocemi, wusemi, L wocach, wusach. Im N i e d e r s o r b i s c h e n sind die s-Stämme ebenfalls gänzlich in die o-Deklination übergeführt worden. Der ursprüngliche s-Stamm ist nur noch in Spuren erhalten geblieben. Dazu gehört die Neubildung kolaso 'Rad, Fahrrad' zu kolo, in gleicher Gestalt slowjaso 'Verbum' (wenn nicht dem Cech. entlehnt bzw. nachgebildet), andererseits auch die adjektivische Ableitung njebjaski. Zu njebjo 'Himmel' (mit sekundärem -b'- wie im Osorb.) kennt das Nsorb. auch im Plural keinen s-Stamm mehr: NA njebja. Lediglich in Grenzdialekten und in der ältesten Uberlieferung ist noch der Plural njebjesa bezeugt. Zu woko 'Auge' und wucho O h r ' mit o-Deklination im Singular sind ebenfalls noch die alten Dualformen bewahrt geblieben: NA wocy, wusy, D I L wocyma, ivusyma, mit Umgestaltung nach den o-Stämmen: G wocowu, ivusowu. Außerdem wird der NADu. wocy und wusy — wie im Osorb.— als Plural gebraucht, wozu die übrigen Kasus in Anlehnung an die o-stämmige Pluraldeklination (einschließlich der a-
Die s-Stä'tnme
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stämmigen Endungen) gebildet wurden: G wocow, wusuw, D wocam, wusam usw. Die Pluralformen woka, G wokow usw. bzw. wucha, wuchotu usw. werden in der Bedeutung 'Schlingen, Maschen 1 bzw. 'Henkel' gebraucht. §142. Im Ö e c h i s c h en ist die s-stämmige^ Flexion im Singular bereits vor Beginn der schriftlichen Überlieferung zugunsten der o-Deklination auf der Grundlage des Stammes des Nom. Sg. aufgegeben worden. Lediglich im Plural sind noch Reste des s-Stammes, jedoch mit Kasusendungen der o-Deklination, erhalten geblieben, und ferner deuten einige Neubildungen noch auf den älteren s-Stamm. Bewahrt geblieben sind die Nominative: slovo, telo, kolo u. a., jedoch mit der o-Deklination: GSg. slova tela, kola, DSg. slovu, telu, kolu, NAP1. slova, tela, kola. Den NASg. *nebo hat das Cech. durch nebe (ursprünglich neb'e) ersetzt, wohl durch Verallgemeinerung des -be- aus den obliquen Kasus. Bei Aufgabe des s-Stamrncs hatte das die Eingliederung in die jo-Deklination zur Folge, wie es schon die frühesten acech. Belege zeigen einschließlich aller Veränderungen in den Kasusendungen, die in der ?o-Deklination eingetreten sind: GSg. nebie, mspäter nebe, DSg. nebiu, später nebi, LSg. nebi, dann mit Übertragung der Endung -'u: nebiu mit weiterer Entwicklung wiederum zu nebi. Die Endungen der joDeklination dringen auch früh in den Plural ein: NA ac. nebie (mit -ie *dci ausgeht und für den Anlaut *dc- eine Dissimilation zu *gc- annimmt, woraus kci wurde. In der weiteren Flexion ist der r-Stamm bewahrt geblieben, jedoch mit durchgehender ί-stämmiger Deklination: GDSg. kceri (GSg. aserb. noch kcere), ASg. kcer, ISg. kcerju, LSg. kceri, VSg. kceri, N A P L . kceri, GP1. kceri, DILP1. kcerima. Neben kci
begegnet dialektisch als Nebenform auch hei. Auch bei diesem Wort hat sich schon früh eine «-stämmige Deminutivform entwickelt, die den Gebrauch von kci heute weitgehend einge-
Die r-Stämme
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engt hat: k c e r k a , das jetzt als c e r k a üblich ist. In älterer Zeit begegnen noch mehrfach die vollen Formen: ASg. d ö s t e r 6 (neben d s s t e r e ) , API. d s s t e r i , jedoch vorwiegend in ksl. Texten. § 148. Das S l o v e n i s c h e bewahrt die beiden r-stämmigen Substantiva im "Wechsel der Stammgestalt zwischen NSg. und den obliquen Kasus und außerdem in der altertümlichen aus konsonantischer und i-Deklination gemischten Flexion im Singular. Diese Flexion blieb hier jedoch deswegen erhalten, weil sie mit der α-Deklination außer im ISg. übereinstimmt: NSg. h e i (statt * k c i < * d c i über * g ä wie im Skr., vgl. § 147), GSg. h c e r e , DLSg. M e r i , ASg. h c e r , ISg. h c e r j o \ NSg. m ä t i , GSg. m a t e r e , DLSg. m d t e r i ,
A S g .
m d t e r ,
ISg.
m ä t e r j o .
Im Dual und Plural sind die i-stämmigen Endungen der älteren Zeit aufgegeben worden, und es ist eine völlige Angleichung an die α-Deklination eingetreten, die auch durch den endungslos gewordenen GP1. (wafer) begünstigt wurde: NADu. h c e r i , m d t e r i , DIDu. h c e r a m a , m ä t e r a m a ; NAP1. M e r e , m a t e r e ,
GP1.
m ä t e r a m i ,
h c e r ,
LP1.
m ä t e r , D P I .
h c e r a h ,
h c e r a m ,
m d t e r a m ,
IP1.
h c e r a m i ,
m a t e r a h .
§149. Im R u s s i s c h e n werden in der ältesten Überlieferung beide r-Stämme nach der mit ΐ-stämmigen Endungen gemischten konsonantischen Deklination flektiert: m a t i , GSg. m a t e r e + m a t e r i , ASg. m a t e r s , entsprechend d d ä , d s c e r e + d u e r i , d s c e r s ; in jüngerer Zeit: d o c i , d o c e r i usw. Sehr früh sind in allen Kasus die t-stämmigen Endungen verallgemeinert worden. Die alten Nom.-Formen m a t i und d o c i haben sich recht lange gehalten (bis 16./17. Jh.). Mundartlich werden sie auch heute noch im Nordgroßruss. vereinzelt gebraucht Ebenso sind sie in der Bylinensprache bewahrt geblieben. Neben d o c i (bzw. d e c i ) begegnet in älterer Zeit vorübergehend auch dci (und tci) mit an sich lautgesetzlichem Schwund des -5- in schwacher Position, ebenso in den übrigen Kasus d c e r i ( t c e r i ) usw., doch haben sich diese Formen nicht durchsetzen können und sind von jenen ver-
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Deklination des Substantivums
drängt worden, in denen -0- wie in starker Position (möglich bei betonter erster Wortsilbe) behandelt wurde. In weiterer Anpassung an die Nominative der i-Deklination (kostδ) wurden dann mati und doci etwa im 16. Jh. zu mats und docö verkürzt. Die formale Gleichheit von Nom. und Akk. Sg. in der femin. i-Deklination führte dazu, daß mats und does in beiden Kasusfunktionen gebraucht wurden, wie auch schon der alte ASg. maters und docers in beiden Kasusfunktionen vorkommen konnte. Mundartlich hat sich dieser Gebrauch von maters und docers im Nordgroßruss. teilweise noch bis heute gehalten. Man findet ihn vereinzelt auch bei Schriftstellern des 18. und vom Anfang des 19. Jh., während die Literatursprache sonst den verkürzten Nom. in beiden Kasusfunktionen gebraucht. Der bereits in älteren Denkmälern anzutreffende Gebrauch des GSg. docere, matere als Akk. findet sich auch heute noch mundartlich im Südgroßruss. In der heutigen Literatursprache ist der Wechsel in der Stammgestalt mats : mater-, docs : docer- mit durchgehender ^'-Deklination beibehalten worden: NASg. mats, GDLSg. mdteri, ISg. mdtersju, NASg. does, GDLSg. döceri, ISg. docersju. Im Plural hat die i-Deklination die gleichen Neuerungen mit den α-Endungen erfahren wie die ursprünglichen t-Stämme: NPL mdteri, doceri, GAP1. materej, docerej, D materjdm, docerjdm, 1 materjami, jedoch mit Bewahrung der älteren Endung: docersmi, L materjach, docer jdch. Im U k r a i n i s c h e n hat mdty die altertümliche Flexion, wenn auch in der i-stämmigen Verallgemeinerung, bewahrt: GDLSg. mdteri, ASg. mdtir, ISg. mdtir'ju (mit -i- < -e- in geschlossener Silbe nach Schwund von -s-), NAP1. materi, GP1. neben materej meist mit der Endung von den Masfculina: materiv, D materjdm, I materjdmy, L materjdch. Von dsci lebt nur die Deminutivbildung dockd fort (GSg. docky, DLSg. docci). Im W e i ß r u s s i s c h e n bewahrt mdei gleichfalls die altertümliche Flexion: GDLSg. mdeery, ISg. mdcer'ju, daneben auch mit α-stämmiger Neuerung: ISg. mdceraj(u), ASg.
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mdceru. Entsprechend der Plural: Ν mdcery, GA macerej, D maceram, I macerami, L macerach. Außerdem hat sich auch der Gebrauch von maci für alle Kasusfunktionen herausgebildet, d. h. als indeklinable Wortform. Zu döci existiert, wie im Ukr., nur die Deminutivbildung dackd. G. I. D e m i d o v a , Κ istorii sklonenija imen suscestvitel'nych neproduktivnych tipov ν X I I — X V I I vv. Uöenye zapiski Leningradsk. gos. pedag. inst. 202 (1959) 108—114. — Ο. E . S e l e p i n a , Suäcestvitel'nye 9 osnovoj na •er. Voproay russkogo jazykoznanija, L'vov, 4 (I960) 127—145.
§150. Das P o l n i s c h e hat die Flexion vom *mati im Singular der ^-Deklination angeglichen, bewahrt aber in der älteren Zeit noch Reste der konsonantischen Flexion. Im NSg. schwand schon vor Beginn der schriftlichen Überlieferung die Endung -i: mac. In Anlehnung an die t'-Deklination hat dieser NSg. auch die Funktion des Akk. übernommen. Daneben existierte der eigentliche Akk. macierz < *materö, der auch seinerseits die Funktion des Nom. mitübernahm. Der GSg. lautete in alter Zeit macierze mit der ursprünglichen Endung, doch kam daneben schon sehr früh macierzy mit -rzy < *-ri auf. Im DLSg. trat außer der Erhärtung von *-rzi > -rzy keine Veränderung ein: macierzy. Der ISg. macierzq zeigt die femin. ί-stämmige Endung (< *-sjg). Neugebildet wurde ein i-stämmiger Yok. macierzy (statt *mac < *mati). Im Plural war die Flexion zunächst sehr gemischt, doch machten sich bald vereinheitlichende Bestrebungen bemerkbar. Altertümlich ist der ap. Gen. macior < *mater5, der im älteren Poln. zu α-stämmigen Neubildungen geführt hat: NP1. maciory, D macioram, A maciory. Daneben existierte der NP1. macierzy, an dessen Stelle vom 17. Jh. an die nach den ja-Stämmen gebildete Form macierze trat. Dieser Stamm auf -rz- (macierz-) wurde im Plural verallgemeinert und verdrängte die α-stämmigen Bildungen. Im GP1. führte er zur i-stämmigen Form macierzy und im DILP1. zu den auch bei den i-Stämmen üblichen Neuerungen nach den α-Stämmen: macierzam (später ersetzt durch macierzom), macierzami, macierzach. Sowohl mac als auch macierz gelten heute als veraltet. Statt dessen wird die Ableitung matka gebraucht.
Deklination des Substantivums
78
Von ursl. *dhkti lebt im Poln. nur der Stamm *dr>kler- fort, der unter Aufgabe der konsonantischen Flexion ganz an die α-Deklination angeglichen wurde: *dcer- > *dcor- > cor- mit dem NSg. ap. com, com, GSg. cory, cöry, ISg. corq,, cörq, V coro, Ν API. cory, GP1. cor. Im modernen Poln. lebt es außer als com gewöhnlich als Ableitung cörlca fort.
§151. Im S o r b i s c h e n lebt von beiden ursprünglichen r-stäinmigen Substantiven nur *mati fort: osorb. NSg. mac, nsorb. mas, in beiden Sprachen zugleich als auch Akk. Der ursprüngliche ASg. osorb. macer, in der älteren nsorb. "Überlieferung auch maser, existiert neben mac, jedoch seinerseits auch in nominativischer Funktion. Die obliquen Kasus folgen der ja- bzw. ^-Deklination: GSg. macer je (nsorb. maserje), DLSg. maceri, I macerju. Als Vok. ist noch
maci (nsorb. masi) erhalten (nsorb. neben mas), wozu als Neubildung osorb. mace getreten ist, das als sekundäre 7'a-stämmige Bildung anzusehen ist. Entsprechend lautet der Plural: osorb. macer je, G macerjow (im Nsorb. in der älteren
Überlieferung
macerjemi maceri,
maser < *mater5),
(nsorb. maserjami),
G macerjow,
DIL
L macerjach;
D
macerjam,
X
NAÜu. osorb.
macerjomaj.
Ursl. *dskii ist im Sorb, verlorengegangen und wird ersetzt durch osorb. dzowka, nsorb. zowka, beide auch in der Bedeutung 'Magd' bzw. 'Mädchen' als Ableitung von ursl. *d8va 'Jungfrau, Mädchen'.
§ 152. Im C e c h i s c h e n hat *mati bis heute seine nur in wenigem veränderte ursprüngliche Flexion bewahrt, die aber im Ergebnis mit der ^-Deklination übereinstimmt: NSg. mdti, mit Verlust des auslautenden Vokals auch mat', GSg. matefe (im älteren Öech. daneben auch i-stämmiges mateh),
DLSg. mateH,
ASg. mat er, ISg. ac. matef{i)u
>
matefi, VSg. mdti. Im älteren Öech. wurden zum NSg. mdf zeitweilig auch ein ΐ-stämmiger GSg. mdti und ein ISg. mdti gebildet, desgleichen eine 7'a-stämmige Nom.Bildung mate. Auch für eine α-stämmige Nebenbildung matera finden sich Belege, die namentlich im Plural älter und häufiger sind.
Die r-Stämme
79
Im Plura] findet man in älterer Zeit noch altertümliche Bildungen wie G mater < *maters, D matefem < *mater6ms, I matefmi, L materech < * mater sehe. Daneben sieht man ebenfalls sehr früh α-stämmige Bildungen wie I) materam, I materami, L materach. Doch wurden diese Kasus zugunsten der ja-stämmigen Flexion und der in ihr üblich gewordenen Neuerungen verdrängt: NA matefe statt des in anderen Sprachen in ältester Zeit belegten materi, G materi, D materim, I matefemi,
L matefich. In der heutigen Umgangs-
sprache wird jedoch mat' bzw. mäti gemieden und durch die Ableitung matka ersetzt. Ursl. *ddMi ist im Acech. in gleicher Flexion und mit den gleichen Veränderungen überliefert wie mäti, und zwar NSg. dei, GSg. deefe, DLSg. deefi, ASg. deef, ISg. dcef(i)u > deefi. Doch erscheinen daneben sehr früh auch «-stämmige Kasusformen wie GSg. deery, DLSg. deefe, ASg. deeru, ISg. deerou. Im Plural sind sie sogar häufiger anzutreffen. Der GP1. deer kann zwar auch den ursprünglichen Gen. *ddkters fortsetzen, als Neuerung findet man daneben gelegentlich auch deef + deefi, D deerdm, I deerami, L deerdeh. Gegenüber diesen α-stämmigen Kasusformen können sich die fa-stämmigen Formen im Gegensatz zu mäti nicht durchsetzen. Verallgemeinert wird in der modernen Umgangssprache die α-stämmige Form deera. Wohl sekundär wurde in diese Flexion das Substantivum aö. neti 'Nichte' einbezogen, das in dieser Gestalt keine Parallelen in anderen slav. Sprachen hat. Zugrunde liegt der mask. jo-Stamm r.-ksl. netzjz 'Neffe; Vetter', ap. nied, der auf *ne/pti-jo- (*nepti-io-) zurückzuführen ist. Die Femininbildung lautet sonst in den slav. Sprachen: r.-ksl. nestera, p. niesciora, skr. nestera, slvk, netera. Zu ac. neti stimmt lautlich ai. avest. napti 'Enkelin', mit Umgestaltung alit. neptie. Das Öech. hat dieses Substantivum ganz der Flexion von mäti angeglichen: NSg. neti wurde verkürzt zu net\ GSg. netefe, DLSg. netefi, ASg. neter (in der Umgangssprache häufig auch = Nom.), ISg. netefi, entsprechend der Plural. Auch das Slovak, kennt neben netera den r-Stamm neter.
Das S l o v a k i s c h e folgt mit deera und mat\ GSg. matere, DLSg. materi ganz dem Öech. Nur im DILP1. hat es die Endungen -iam, -iami, -iach verallgemeinert.
80
Deklination des Substantivums
ό) Die ni-Stämmc § 153. Die Deklination der nf-Stämme im Urslavischen. Den Stammauslaut -nt- weisen Substantiva auf, die mit dem Suffix erweitert sind. Mit diesem Suffix werden Bezeichnungen für junge Lebewesen, vornehmlich Tierjunge, gebildet, ζ. B . : *agn§ 'Lamm', GSg. * agnate, NAP1. *agn§ta ( = aksl. agn§, agnqte, agnqta, skr. jägnje, GSg. jagnjeta, ar. jagnja, Ν API. jagnjdta, p. jagniq, NAP1. jagniqta), daneben auch aksl. r.-ksl. agnses, verwandt mit lat. agnus 'Lamm'; *kljus§ 'Füllen', GSg. *kljus$te ( = aksl. JcljusQ 'Zugtier', skr. kljüse 'Pferd', ar. läjusja, GSg. kljusjate 'Füllen', ap. klusi§ 'Pferd', c. Mise 'Füllen, Lasttier'); *kozsl§, GSg. *kozöl§te 'Böckchen' ( = aksl. kozsl$, skr. kdzle, ar. kozslja, GSg. kozsljate), als Ableitung von koza 'Ziege' zu kozslδ 'Bock' (daneben auch kozslscs); *ossl$, GSg. *os6l§te 'Eselchen' ( = aksl. osüq, slov. osle, osleta, ar. osslja, ossljate, p. oslq, NAP1. ostyta) = Ableitung von *ossL· 'Esel', dieses entlehnt aus got. asilus; *ov5c$, GSg. *ovscqte 'Schäfchen' ( = aksl. ονδβξ, ov6c§te, slov. oveb, oveeta 'schlechtes Schaf', ar. ovsca, NAP1. ovscata) = Ableitung von *ovsca 'Schaf', verwandt mit ai. avika 'Schaf', lit. avis; *tety, GSg. *tel§te 'Kalb' ( = s.-ksl. tel$, skr. tele, GSg. teleta, ar. telja, teljate, p. ciel$, NAP1. cietyta), daneben auch die Ableitung telscs, verwandt mit ostlit. telias 'Kalb'; *zerb$, GSg. *zerb§te 'Füllen, Fohlen' ( = aksl. zrelet, -§te, skr. zdnjebe, zdreieta, ar. zerebja, p. zrebi§, NAP1. zrebiqta), zu *zerb6c6 ( = r. zerebec 'Hengst', skr. zdrijebac); *otrocq, GSg. *otroceJe 'Kind' ( = aksl. otroc§, slov. otroee, GSg. otroceta, ar. otroca, GSg. otrocate) = Ableitung von otroke 'Knabe'; *dety, GSg. *det§te 'Kind' ( = bulg. dete, skr. dijete (dete), GSg. djeteta (deteta), slov. dete, r. düjd, GSg. ditjdti, p. dzieciq, c. düe) = Ableitung von der Wurzel idg. *dhei- 'säugen, saugen'. Einer Verknüpfung dieses Bildungstypus mit außerslavischen Wörtern steht im Wege, daß das Sufifx *-§t- in dieser Gestalt und Funktion nur auf das Slavische beschränkt ist und daher eine Deutung erschwert wird. Wenig wahrscheinlich ist die Identifizierung der -^-Ableitungen
Die »f-Stämme
81
mit dem Partizip Präs. Akt. und die Verknüpfung mit den Zustandsverben auf idg. -e- bzw. slav. -eti, denn um zu ursl. *molde-ti 'jung sein* ( = ksl. mladeti, r. molodets) ein Partizip Präs. Akt. in der Gestalt *mold$t- 'jung seiend' (mit der zum Nomen gewordenen Form ksl. mladq 'Kind 1 ) anzusetzen, müßte man die historisch bezeugten Präsensbildungen ksl. mladejg, Part. Präs. Akt. mladejq, ar. molodeju, Part. Präs. Akt. molodeja als Neuerung (mit festem -e-) statt der älteren und für das Partizip *moldqt- allein zulässigen Präsensbildungen *moldjq, *moldisi auffassen. Gegen diese Herleitung spricht auch, daß die bezeugten Substantiva in der Regel keine Wurzel aufweisen, von denen solche Verben abgeleitet werden könnten. Am ehesten läßt sich das Suffix als Zusammensetzung aus *-en- bzw. *-en- und -t- auffassen. Hierfür spricht, daß neben den Substantiven auf *-§t- Nebenbildungen in gleicher Bedeutung mit dem bloßen Suffix -en(-en-) und ursprünglicher ^-Erweiterung (neben anderen Ableitungen ζ. B. mit ursl. *-üjö = aksl. -istd) vorkommen, ζ. B. neben r.-ksl. mladq 'Kind, Knabe' auch aksl. mladenscs und mladen5c8, vgl. auch ohne Entsprechung auf aksl. pöten5c6 neben pzten8c5 'junger Vogel'. Im Acech. erscheint häufig die Ableitung -end (< *-en5ci) im Plural gegenüber -e ( < *-$t) im Singular: ac. PI. kurenci : Sg. kure 'Huhn'. Im Russ. liegt umgekehrt die ^-Erweiterung im Singular (telenok) vor gegenüber -§ta im Plural (teljdta), doch war in älterer Zeit das fc-Suffix ebenso im Plural vertreten. Andererseits kommen auch /«-Ableitungen von der reinen Wurzel vor, ζ. B. aksl. tel-sc6 'Kalb', (j)agn-6cö 'Lamm'. Für das Suffix *-ew- teils in der Funktion, die Zugehörigkeit und Abstammung zu bezeichnen, teils in deminutiver Funktion gibt es nur noch im Baltischen Parallelen. So kennt besonders das Lettische Substantiva auf -en-, die junge Lebewesen bezeichnen: telens 'Kalb', pilens 'junge Ente', delens 'kleiner Sohn'. In der Bedeutung der Zugehörigkeit können hierzu gestellt werden Verwandtschaftsnamen wie lit. brolenas, lett. hrälens 'Brudersohn', lit. 6 Β rä η e r , Formenlehre III, 2
Deklination des Sübstantivums
82 seserenas nungen
'Schwestersohn' und ferner
wie
lit.
Tilzenas
'Tilsiter'
(zu
EinwohnerbezeichTilze),
kalnenas
'Bergbewohner' (zu kalnas 'Berg'). Mit Kurzvokal kommt -en- vorwiegend im Lettischen zur Bildung von Deminutiva vor: gultene 'Bettchen' (zu gülta 'Bett'), meitene 'Mädchen' (zu meita 'Magd, Mädchen, Tochter'). Der gemeinsame Ausgangspunkt wird daher für das Baltische und Slavische das Suffix *-en- gewesen sein, mit dem die Zugehörigkeit bezeichnet wurde, woraus sich auch die deminutive Bedeutung entwickeln konnte. Das Baltische hat das Suffix -en- bevorzugt, während das Slavische das kurzvokalische -en- bevorzugt hat. Erst nach der Periode der balto-slavischen Sprachgemeinschaft hat das Slavische diese Bildungen auf -en- mit -t- erweitert (zu den slav. Ableitungen auf -en- vgl. auch § 124). Verbreitung gefunden hat das Suffix auch bei der Bildung von Patronymika: p. Barani$ (Name des Vaters: Barari), Bartoszcz§ Milcle, G e n . Mikleta
( N a m e des V a t e r s : (zu Mikula) u. a.
Bartoszcz),
skr.
Zu den ni-Stämmen gehören auch die Partizipia Präs. Akt., die jedoch im Slavischen jo- und ^'a-stämmig umgestaltet wurden (zur Deklination siehe Bd. IV) und nur noch gelegentlich in isolierten und zu Adjektiven oder auch Flußnamen umgewandelten Formen die ältere Gestalt bewahrt haben.
Musterwort: Ursl. *tel$ 'Kalb' Singular: NAV
*tel$
N A V *teltf-i,
G
*tel§t-e
GL
D
*telqU
DI
I L
*tel$t-(6)-m5 *tetyt-e
Plural:
Dual: -e
*tel$t-u *tetyt-(6)-ma
NA
*tefyt-a
G
*tel§t-5
D I L
*tel§t-(ö)-md *tetyi-y *tel§t-(6)-chs
V. M a c h e k , Origine des thfemes nominaux en -§t- du slave. Lingua Posnaniensis 1 (1949) 87—98. — R . A i t z e t m ü l l e r , Zur slavischen -wi-Deklination. KZ 71 (1953) 65—73. — D e r s . , Lateinisch -lentus und andere ntBildungen. Die Sprache 3 (1957) 131—134. — Br. L i n d e r t ö w n a , W sprawie zasiegu terytorialnego patronimiköw typu nom. pl, -$ta. Studia linguistica Lehr-Splawiüski, 1963, S. 105—108.
Die ni-Stämme
83
§ 154. Zur Erklärung der Kasus. Singular N o m . / A k k . / V o k . : Da bei den Neutra der reine Stamm ohne besonderes Nom.-Kennzeichen als Nom./Akk. gebraucht wird, mußte aus *-en-t über mit Verlust des silbenschließenden Konsonanten werden, wie es von allen Einzelsprachen bezeugt wird. G e n . : Urs!. *-e < idg. *-es, vgl. § 134. D a t . : Ursl. *-i < idg. *-ei, vgl. § 134. I n s t r . : Statt *tel$tm6, das zu *tel$ms hätte führen müssen, ist noch in vorliterarischer Zeit wie bei allen übrigen konsonantischen Stämmen die Umgestaltung nach den iStämmen erfolgt, wodurch der Stamm *tel$t- unverändert erhalten bleiben konnte: *tetyt-5m8. L o k . : Gegenüber der Endung -i in anderen idg. Sprachen hat das Slavische *-e als lokativische Postposition (vgl. § 134). Dual N o m . / A k k . / V o k . : Die Belege sind für den Dual nur vereinzelt und unvollständig anzutreffen. Auf die Endung *-i könnte noch osorb. -i in celeci hinweisen. Nach dem Acech. läßt sich als Neuerung wohl nach den o-Stämmen — wie häufig bei den Neutra der konsonantischen Flexion — die Endung *-e auffassen. G e n . / L o k . : Ursl. *-u < idg. *-ou(s), vgl. §134. D a t . / I n s t r . : Ursl. *-sma als Neubildung nach den iStämmen. Plural N o m . / A k k . / V o k . : Ursl. *-a < idg. *-ä, das im Slavischen wohl von den neutr. o-Stämmen (mesta) übertragen und verallgemeinert wurde (vgl. auch § 134). G e n . : Ursl. *-8 < idg. *-om, vgl. §§ 8 + 134. D a t . : Ursl. *-ama = Neubildung nach den i-Stämmen wie ISg. I n s t r . : Ursl. *-y von den o-Stämmen übertragen wie bei allen Neutra. L o k . : Ursl. *-öchz als Neubildung nach den ΐ-Stämmen. 6*
84
Deklination des Substantivums
§ 155. Die wi-Deklination in der einzelsprachlichen Entwicklung. Die noch in vorliterarischer Zeit eingeleitete Umgestaltung einzelner Kasus (ISg., DIDu., DLP1.) nach der ^-Deklination führte in der Folgezeit zur weiteren Anpassung an die i-Deklination. Das Aksl. zeigt so im LSg. -i neben -e: otrocqie + otrocqti, oselqti. In der Deminutivbedeutung konkurrierten mit den Substantiva auf andere Substantiva, die mit *-6c6, *-5ce, *-en5cs, *-en5ce, *-enzk5, *-akö (*-jake) oder *~itjs ( = ksl. -ist-δ) abgeleitet sind, wodurch dann in der einzelsprachlichen Entwicklung teilweise eine neue Suffixverteilung innerhalb der Flexion bzw. der Numeri eintreten konnte. Dabei konnte das Suffix *-§t- auf den Singular oder äuf den Plural beschränkt werden. In jenen Sprachen, in denen die Erhärtung der Konsonanten vor -e- und -i- eingetreten ist, ist die Flexion des Singulars nach den o-Stämmen umgestaltet worden (ζ. B. im Skr.). Dort, wo die palatalen Konsonanten Phonemgeltung erlangten, erfolgte die Eingliederung in die jo-Deklination (ζ. B. im Poln. und Sorb.). Das Cech. dagegen bewahrt zumindest im Singular noch weitgehend die altertümliche Flexion. Der Plural wurde in der Regel 'n die o-Deklination eingegliedert. §156. Im B u l g a r i s c h e n sind nach Verlust der Deklination nur der NASg. als Singularform und der NAP1. als Pluralform, d. h. als jeweiliger casus generalis, weitergeführt worden (mit Entnasalierung von -ξ- > -e-): Sg. tele 'Kalb' : PI. teleta (mit bestimmtem Artikel: teleto : teletata), ebenso kozle Zicklein' : kozleta, vdlce 'Wölflein 3 : velceta, prase 'Ferkel' : praseta, pile 'junger Vogel, Küchlein' : püeta, dgne 'Lamm' : dgneta, jdre 'Zicklein' : jdreta, otroce 'kleines Kind' : otroceta, meist nur dialektisch: hebe 'Fohlen' : zrebeta (+ hebe : zrebeta). Die bei diesen Substantiven entstandene Pluralbildung in der Korrelation -e : -eta wurde im Nbulg. produktiv. Sie wurde einmal auf die neutr. Deminutiva mit dem Suffix -ce übertragen. So entstanden Pluralformen wie: konceta (statt konca) zu könce 'kleines Pferd, Fohlen', kuceta zu
Die wf-Stämme
85
kuce 'Hund 1 , momiceta zu momice 'kleines Mädchen*, momeeta zu momce 'Bursche, Jüngling*. Ebenso haben die umgangssprachlichen Verbalsubstantiva auf -ne (< -nije bzw. -nsje) diese Pluralbildung übernommen: prane '(das) Waschen, (die) Wäsche' : praneta, chodene 'Gehen, Gang' : chodeneta, imane 'Habe, Vermögen' : imdneta. Bei diesen beiden Gruppen von Substantiven ist die Pluralbildung auf -eta ausschließlich im Gebrauch. Desgleichen zeigen die Fremdwörter auf Vokal (außer auf -a, -ja und -o), die alle als Neutra gelten, diese Pluralbildung: kafe : kafeta, taksi : taksita. Als Maskulina gelten lediglich jene Fremdwörter, die männliche Personen bezeichnen. Sie zeigen aber die gleiche Pluralbildung wie die Neutra: atase : ataseta, parvenju : parvenjüta, ebenso auch mit dem bestimmten neutr. Artikel: Sg. ataseto 'der Atäch6\ Nur das attributive Adjektiv zeigt hierbei die mask. Form. Außerdem erscheint die Pluralbildung auf -eta als 2. Plural neben dem ererbten yo-stämmigen Plural auf -ja, und zwar in Abhängigkeit von Zahlwörtern: more 'Meer' : PI. morjd 'Meere', aber dve (tri usw.) moreta '2 (3 usw.) Meere*, vaze 'Seil, Strick' : PI. νδζά 'Stricke' : dve (tri) vzzeta '2 (3) Stricke'. Zu det4 'Kind' ( < det§) lautet der Plural heute deed, das auf älteres und bereits im 13. Jh. vorkommendes detsca (= Ν API.) zurückgeht und von dem als Kollektivum gebrauchten dets abgeleitet ist. S. S p a a o v a , Osobeni formi za mnoiestveno cislo na njakoi stätestvitelni imena ν btlgarski ezik. Btlg. ezik 7 (1957) 155—161.
Im M a z e d o n i s c h e n ist an die Stelle des Plurals auf -qta die Ableitung mit dem Suffix -ista (als Plural zu -üte) getreten oder — wegen der Gleichheit des NASg. auf -e mit dem NASg. der neutr. w-Stämme — die bei diesen übliche Pluralbildung auf -inja (umgestaltet aus -ena): zu jare 'Zicklein' : PI. jarinja + jarista, zu tele 'Kalb' : PI. telinja (daneben auch telä), zu prase 'Ferkel' : PI. prasinja, zu pile : PI. pilinja (daneben auch pilei und piliSta). Zu dete 'Kind' lautet der Plural wie im Bulg. deca (< detsca).
86
Deklination des Substantivums
§ 157. Im S e r b o k r o a t i s c h e n ist der Mi-Stamm namentlich im Singular bewahrt geblieben, jedoch bei Erhärtung des auslautenden -t mit Eingliederung in die o-Deklination: tele : GSg. teleta, DLSg. teletu, I teletom; ebenso pile, pileta, jagnje, jägnjeta, präse, güsce 'Gänschen', eure Tutchen'. Statt des Plurals auf -eta wird bei diesen Substantiven, die vorwiegend Tierjunge oder junge Lebewesen bezeichnen, die Kollektivbildung auf -äd gebraucht, die eine i-stämmige singularische Flexion hat, im DIL aber auch die Endung -ma statt -i annehmen kann: teläd, GDL telädi, I teläfiu (oder telddma), piläd, jägnjäd, prasäd. Daneben ist auch (oder ausschließlich) die Pluralbildung auf -α, -ei oder -ici gebräuchlich, die aber im Gegensatz zur Kollektivbildung auf -äd mehr in singulativischer Funktion angewandt wird: telici (+ teoci), pilici, jagänjci (+ jänjci), präsci, güscici, cürici. Andererseits ist der Flexionstypus in der ursprünglichen Opposition NASg. -e : GSg. -eta auch auf andere Substant i a mit dem Auslaut -e ausgedehnt worden. So zeigen ζ. B. Lehnwörter aus dem Türkischen oder anderen Sprachen diese Flexion: dügme 'Knopf' : GSg. dügmeta, tane 'Kugel' : GSg. tdneta, hure 'Faß' : GSg. lureta. Bei diesen Substantiven, die Gegenstände bezeichnen, wird der (singulativische) Plural auf -eta angewandt: dugmeta, tan eta, hur eta. Doch konnte auch hier zuweilen in kollektivischer Funktion der Plural auf -äd gebraucht werden: büräd. Der singulativische Plural auf -eta (zusammen mit dem Singular) findet sich auch als sekundäre Bildung bei drvo 'Baum, Holz' : GSg. drveta : NAP1. drveta (gegenüber NAP1. drva 'Holz, Hölzer'). Ähnlich, jedoch mit Beschränkung auf den Singular : drvce, GSg. dfveeta 'Bäumchen' (PI. drvea), jdje, GSg. jäjeta neben jdja 'Ei' (PI. jdja), puce 'Knopf', GSg. puceta neben puca (PI. püca, GP1. pütäcä, auch mit Kollektivbildung pueäd), Ijeldnce 'Eiweiß', GSg. bjeldnceta neben Ijeldnca, djetence 'Kindlein', GSg. djetenceta (PI. djetenca), sünäsee 'Sönnchen', GSg. sünäsceta (PI. sunäsca). Der NASg. pseto 'Hund' kann als Neubildung zum GSg. pseta verstanden werden, der wiederum zum ursprünglichen
Die ηί-Stämme
87
NASg. des wi-Stammes *pse (< *pss§) als Ableitung von skr. päs, psä ( < ursl. *pssz) gehört. Zu dijete, GSg. djeteta (dSte, deteta) 'Kind' lautet der Plural
wie im Bulg. djeca (deca), das als Kollektivuin geführt wird und
daher singularische Flexion hat: G djece, D djeci, A djecu, 1 djecöm, L djeci. Dieser Flexion haben sich in älterer Zeit auch die von Personennamen abgeleiteten Deminutiva angeschlossen. Zum Personennamen Miroslav war die Kurzform Mirko gebräuchlich, wozu als Deminutivum Mirce gebildet wurde. Dazu konnte der GSg. Mirceta gebildet werden, ebenso zu Petre : Petreta, Rade : Radeta. In einigen dieser Namensformen mag als ursprüngliches Suffix angenommen werden, so daß diese Bildungen als Parallelerscheinungen zu russischen Namensformen auf -ja wie Vanja, Kolja u. a. gewertet werden können. Z. G. R o z o v a , Kolebanija ν sklonenii licnych imen rau2skogo roda na -o i na -e ν serbochorvatskom jazyke sravnitel'no s russkim. Voprosy russkogo jazykoznanija, L ' v o v , 3 (1958) 1 4 6 — 1 5 8 . — D i e s . , Produktivnost' drevnego sklonenija na soglasnyj -gi osnov srednego roda ν sovremennom serbskom jazyke sravnitel'no s russkim. P y t a n n j a slov'janäkoho movoznavstva, L ' v i v , 7 — 8 (1963) 6 8 — 7 9 .
§158. Im S l o v e n i s c h e n leben die wf-Stämme noch als besonderes Flexionsparadigma fort, jedoch mit Umwandlung der Kasusendungen nach der o-Deklination. Dabei wird zwischen Neutra und Maskulina unterschieden: die Neutra haben die Endungen der neutr. o-Stämme, die Maskulina jene der mask. o-Stämme angenommen. Die neutr. Deklination erscheint ζ. B. bei tele 'Kalb', GSg. teleta, DLSg. teletu, I teletom, NADu. teleti, DIDu. teletoma, NAP1. teleta, GP1. telet, D teletom, I teleti, L teletih; ebenso jägnje 'Lamm', GSg. jdgnjeta, NADu. jägnjeti, NAP1. jägnjeta, G jägnjet, D jägnjetom, I jägnjeti, L jägnjetih; hebe 'Füllen 1 , GSg. zrebeta, prase 'Ferkel 1 , pisce 'Küchlein', scene 'Hündchen', als Ableitung von deva: dekle 'Mädchen', GSg. dekleta. Als Maskulina erscheinen diese Ableitungen nur, wenn sie männliche Personen bezeichnen, ζ. B. bei dem Lehnwort aus dem Italienischen fante 'Bübchen'. In diesem Fall wird der
88
Deklination des Substantivums
GSg. fanteta auch als Akk. gebraucht, der NADu. hat statt -i die Endung -a, der Plural zeigt die mask. Endungen in den folgenden drei Kasus: NA fanteti, G fantetov, A fantete. Ebenso öce 'Vater', GSg. oceta, NP1. oceti + ocetje. Produktiv wurde das Suffix -e:-etnamentlich auch in pejorativer Funktion: Slovene η. 'armseliger Mensch*, GSg. Zlovßeta, zaspanö m, 'Langschläfer', revse n. 'armer Mensch'. Mehrere männliche Personennamen auf -e haben die gleiche Flexion angenommen: Franci 'Franz': G Francita. Zu dete n. 'Kind', GSg. deteta wird als Plural das Kollektivum deca mit fem. singularischer Flexion gebraucht.
§159. Im Russischen ist in der älteren Überlieferung die altertümliche Flexion der wi-Stämme noch weitgehend bewahrt: kozölja 'Zicklein', GSg. kozsljate, DSg. kozsljati, osslja 'Eselsfüllen', LSg. ossljate, DSg. ossljati, jagnja 'Lamm', GSg. jagnjate, ovsca 'Schäfchen', GSg. ovscate, porosja 'Ferkel', GSg. porosjate, zerehja 'Füllen, Fohlen', ISg. zerebjatömd, zerebyatemz. Daneben erscheint im GLSg. auch die Endung -i: hur ja 'Küchlein' :kwjaM, telja 'Kalb' : teljati u. a. Dadurch kam es zu einer Übereinstimmung der Singularflexion — abgesehen vom NASg. — mit der mask. i-Deklination. Im Dual und Plural ist ebenfalls die altertümliche Flexion bewahrt geblieben, doch zeigt sich hier früh ein Einfluß der o-Deklination (NADu., DPI.): NADu. teljati, daneben hur jäte, GLDu. teljatu, DIDu. teljatsma', NAP1. teljata, kurjata, GP1. teljate, zerebjatz, D teljatemd, teljatomz. In dieser Gestalt ist die Flexion des Singulars und Plurals bis ins 16. Jh. bewahrt geblieben. Danach schwindet der Singular mehr und mehr aus dem Gebrauch, und später im 17. und 18. Jh. findet man Singularformen nur noch vereinzelt bei Schriftstellern (ζ. B. kurja bei Kantemir, otroca bei Derzavin) oder in Redewendungen der Volkssprache. Im Gegensatz dazu sind die Kasus des Plurals uneingeschränkt im Gebrauch geblieben und sind mit ihren Neuerungen in Übereinstimmung mit dem Plural der o-Stämme zur Norm der modernen Literatursprache geworden. Der Singular wird ersetzt durch Ableitungen auf -enok, Gen. -enka.
Die «f-Stämme
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Zugleich sieht man in dieser neueren Zeit auch eine Ausdehnung der Pluralbildung mit -jata auf Substantiva, die beliebige Tierjunge und auch Menschen bezeichnen, während in der älteren Zeit die mit -ja : -jata gebildeten Substantiva nur Junge von Haustieren, nicht dagegen von wilden Tieren bezeichnen. Das einzige Wort, dag Junge von wilden Tieren — und zwar generell von a l l e n wilden Tieren — bezeichnet, ist in älterer Zeit scenja, GSg. scenjati, NAP1. scenjata, das außerdem in der Bedeutung 'junger Hund' gebraucht wurde und ebenfalls mit der fc-Erweiterung anzutreffen ist: scenokz, PI. scenki. Auch das Apoln. kennt szczeniq, GSg. szczeniqcia in der Bedeutung 'Junges von Tieren'. Trotz des Fehlens von Belegen in älterer Zeit kann angenommen werden, daß neben den Bildungen auf -ja : -jata auch der Typus mit der Suffixkombination -en-ekz, in der das fc-Suffix -zk5 an die gleiche -ew-Erweiterung wie in -ξ-t· angefügt wurde, schon in älterer Zeit existierte, vielleicht vorwiegend zur Bezeichnung der Jungen von wilden Tieren gebraucht wurde und dabei mehr der Volkssprache angehörte, jedenfalls hier seinen natürlichen Anwendungsbereich hatte. Für volcenokz 'junger Wolf', GSg. volcenka, NP1. volcenki gibt es zumindest seit dem 16. Jh. Belege. Zu dieser Zeit bahnt sich eine Vermischung beider, der Grundbedeutung nach übereinstimmenden Typen an, d. h. des Typus telja : PI. teljata und des Typus volcenok : PI. volcenki, die dahin führte, daß mit größerer Deutlichkeit im 17. Jh. das -enok-Suffix auf den Singular und das -jata-Suffix auf den Plural beschränkt wird. Diese Verteilung beider Suffixe nach dem Numerus ist zur festen Kegelung der modernen Literatursprache geworden: Sg. zerebenok : PI. zerebjdta, telenok : teljdta, porosenok : porosjdta, volcenok : volcdta. Zum Plural scenjata benutzt die Literatursprache den schon in älterer Zeit neben scenja vorkommenden Singular scenok (< scen-zks), während mehrere Mundarten nach dem Vorbild der bei den übrigen Substantiven ausgebildeten Korrelation auch den Singular in der Form scenenok bildeten.
90
Deklination des Substantivums
In diesem Entwicklungsprozeß, der von der Vermischung beider Typen zur suppletiven Numerusbildung geführt hat, neigte die Pluralbildung auf -jata dazu, mehr in kollektivischer Bedeutung gebraucht zu werden, während für die Bildungen auf -enok : -enki mehr die singulativische Bedeutung zu erkennen ist. Diese Differenzierung wird auch durch den Gebrauch der Zahlwörter verdeutlicht: Erscheinen Zahlwörter bei den Pluralformen auf -jata, so sind es die Kollektivzahlwörter dvoe, troe, pjatero usw., er-
scheinen sie bei den Bildungen auf -enok : -enki, sind es die Grundzahlwörter dva, tri usw. Die Pluralbildung auf -enki in singulativischer Bedeutung ist besonders in den Mundarten des Nordgroßruss. lebendig geblieben. In der heutigen Literatursprache gelten die Substantiva auf -enok mit dem Plural auf -jata als Maskulina und gebrauchen daher den GP1. auf -jat auch als Akkusativ. Personenbezeichnungen mit dem Suffix -ja : -jata sind im älteren Russisch selten anzutreffen. Hierzu gehören ζ. B. ar. robja 'Kind', GSg. robjate, PI. robjata, in jüngerer Zeit mit Änderung des Wurzelvokals: rebjdta (< ursl. *orbq, vgl. ai. drbhah 'klein, Knabe', lat. orbus 'verwaist', gr. ορφανός 'verwaist'); otroca 'Kind', GSg. otrocate, PI. otrocata als Ableitung von otroke 'Knabe; Diener', är. auch 'rechtlich unmündiger Mann'; PI. vmucata 'Enkelkinder'. Die Singularformen dieser Substantiva kamen jedoch nur selten vor oder waren mit der gleichen Stammbildung gar nicht vorhanden, und man bediente sich für den Singular verschiedener Suppletivformen. So erscheint zu robjata, das namentlich im 15. und 16. Jh. in der Bedeutung 'junge Leute, Dienstleute' gebraucht wurde, der Singular paroboke 'Bursche', zu vmucata der Singular vmukz m. 'Enkel' und vmuka f. 'Enkelin'. Zum Singular pdsynoks 'Stiefsohn' und pddzcerica 'Stieftochter' wird als Kollektivum der Plural ar. patcerjata gebraucht. Ar. detja, woneben früh ditja erscheint, ist als nt-Stamm in älterer Zeit nur im Singular
bezeugt:
GSg.
detjate,
detjati,
ISg.
detjatems
( < -5ms), ebenso ditjati usw. Früh traten hier auch Genusschwankungen auf, wenn ditja wegen der äußerlichen
Die n - ' α n a c h -r- > -α-), kacanjd 'kleine E n t e ' , GSg. kacanjaci (zu kdeka 'Ente'), kacjanja ' K ä t z c h e n ' ( -6-. Diese Palatalisierung begünstigte eine Eingliederung der wi-Stämme in die yo-Deklination, die vor Beginn der schriftlichen Überlieferung durchgeführt wurde: GSg. cietycia, skoci$cia, ostycia, szczeniqcia, DSg. cietyciu, dohytcz§ciu, ksiqzqciu, ISg. cietyciem (< -5ms), paniqciem, LSg. cietyciu, dzieciqciu, ostyciu. I m Plural blieb die ursprüngliche Kasusbildung im Nom. und Gen. erhalten: cietyta,
Die ηί-Stämme
95
cielqt (-q- als Ergebnis der Ersatzdehnung bzw. Metatonie), ostyta, oslqt, skociQta, skociqt.
I m DPI. ist schon vor B e g i n n
der schriftlichen Überlieferung die Endung -'om von den o-Stämmen verallgemeinert worden: zwierzqtom, cietytom. Im 15. und 16. Jh. erschien vorübergehend auch die astämmige Endung -am: jagniqiam, zwierzqtam, doch kommt sie in der 2. Hälfte des 16. Jh. außer Gebrauch. Der bereits in vorliterarischer Zeit verallgemeinerte IP1. auf -y ist zunächst weiter im Gebrauch: zwierzqty, hsiqzqty. Vor der Mitte des 16. Jh. erscheint vereinzelt auch die Endung -ami, die dann in der 2. Hälfte des 16. Jh. größere Verbreitung gewinnt und im 17. Jh. vorherrschend wird: zwierz§tami. Der LP1. ist in der Anfangszeit der Überlieferung nur selten anzutreffen. Er h a t die E n d u n g - 'ech (jotaszqciech,
cietyciech),
die ^-stämmiges -schs fortzusetzen scheint, aber auch mit der o-stämmigen Endung -echs zusammengefallen ist und bis Ende des 16. Jh. im Gebrauch ist. Daneben wurde vom 14. bis Mitte des 16. Jh. auch die Endung -och angewandt: dobytczqtoch, ksiqzqtoch. Nur vereinzelt begegnet seit dem 14. Jh. die α-stämmige Endung -ach, die erst gegen Ende des 16. Jh. häufiger wird, im 17. Jh. vorherrschend wird und in der modernen Literatursprache die Regel ist: cielqtach·, zwierzqtach. Die Flexion von dziecig 'Kind' ist im Singular die gleiche: GSg. dzieciQcia, DSg. dziecipciu. Als Plural wird der i-Stamm dzieci gebraucht: GA dzieci, D dzieciom, I dziecmi, L dzieciach. W. T a s z y c k i , Powstanie i rozwöj rzeczowniköw typu cielak. wiatiski 3 (1933) 17—33.
Lud slo-
§161. Das S o r b i s c h e hat ähnlich dem Polnischen die altertümliche Stammbildung der wi-Stämme bewahrt. Im Osorb. ist im NASg. auslautendes über -je zu -jo (-'o) geworden: celo 'Kalb', GSg. celeca, NAP1. celata, jehnjo 'Lamm', GSg. jehnjeca, Ν API. jehnjata, mlodzo 'junges Lebewesen', GSg. mlodzeca, NAP1. mlodzata, proso 'Ferkel', GSg. proseca, NAP1. prosaca, leurjo 'Hühnchen', GSg. kurjeca, NAP1. Icurjata, woslo 'Eselsfüllen', GSg. wosleca, Ν API. woslata, swjeco 'Heiligenbild', GSg. swjececa, swinjo
'Schwein', GSg. swinjeca,
jedoch abweichend im Plural:
Deklination des Substantivums
96 NAP1.
swinje,
ähnlich bei husy,
G
hus
G
D
swinjom,
1
I
'junge Gans , GSg.
huso +
swini,
husy,
D
husom,
swinimi,
swinjoch,
dagegen NA PL
huseca,
I husymi,
L
L
husoch.
Da der auslautende Dental -t- vor den Kasusendungen -e und -i palatalisiert wurde und dabei zu -c- wurde, konnte bei der Vereinfachung der Flexionsweisen die Eingliederung der w£-Stämme in die Deklination der jo-Stämme erfolgen: GSg. celeca, DSg. celecu, ISg. celecom, LSg. celecu, ebenso jehnjeca, jehnjecu, mlodzeca, mlodzecu; NADu. celeci, GDu. celacow, DILDu. celecomaj. Im Plural ist das aus -e- entstandene -'a- vor dem harten -t- bewahrt geblieben: NAP1. celata,
GP1.
celatow,
D
celatam,
I
celatami,
L
celatach.
Die Flexion von dieco ( < *d&e6e < *det§) zeigt im Singular einen Silbenausfall: Gen. dzesca ( < dieöecä), D diesen usw. Als Plural wird der i-Stamm gebraucht: dzeöi, G dieöi, D dzedom, I dzedimi,
L
dzecoch.
Das Nieders ο r b i s c h e zeigt die gleiche Flexions weise: sele 'Kalb 5 , GSg. selesa, NAP1. seleta, zwerje 'Tier', GSg. zwerjesa, NAP1. zwerjeta, golbje 'junges Täubchen', GSg. golbjesa, NAP1. golbjeta, kose 'Kätzchen', GSg. kosesa, NAP1. Icoseta u. a. Die Kasusendungen sind die gleichen wie im Osorb., nur erscheint im DSg. neben -'u zuweilen auch -'oju: zwerjesoju, im ISg. ist jetzt die Endung -imhäufiger als - ' o m : zwerjesim. Der GP1. begegnet auch noch endungslos: zwerjet. Der Stammauslaut des Plurals -'et (Jzwerjeta, zwerjetow) ist auch in den Dual eingedrungen, und man findet im Gen. zwerjetowu statt zwerjesowu und im DIL zwerjetoma statt zwerjesoma. Ursl. *dei§ lebt nur noch als NASg. iese fort. Die übrigen Kasus des Singulars und die des Duals werden von göte ( = osorb. holo, GSg. holeca) gebildet: GSg. golesa, DLSg. gölesu, I golesim, NADu. golesi, GDu. golesowu, DILDu. golesoma. Als Plural wird i-stämmiges zesi gebraucht: G zesi, D iesam (neben iesom), I zesimi, L iesach (neben zesoch). Nsorb. Mundarten kennen auch noch die volle Flexion von iese mit dem GSg. iese§a usw.
§162. Das Öechische hat das Altertümliche der ntDeklination noch weitgehend bewahrt. Im Suffix *-§t- ist die öech. Vertretung des Nasalvokals als -'a- nur vor hartem
Die «/-Stämme
97
Konsonanten bewahrt geblieben ( = Plural), während im Singular -'a- zwischen palatalen Konsonanten und im Auslaut nach palatalen Konsonanten zu -'e- (-e-) verändert wurde. So erscheint im Acech. Icufe 'Huhn' ( < *kurja), das weiter zu hure wurde, GSg. ac. kufete > kufete, NAP1. kufata, prase 'Schwein', GSg. prasete, NAP1. prasata, Mibe 'Fohlen*, GSg. hfibete, NAP1. hfibata, ebenso jehne 'Lamm*, kote 'Kätzchen', house 'Gänschen', stene 'kleiner Hund', NAP1. stenata, place 'Vöglein', zvife 'Tier'; mehrfach auch bei Personenbezeichnungen (als Neutra): devce 'Mädchen', PI. devcata, vnouce 'Enkel', dvojce 'Zwilling'; als Maskulina im Singular, aber Neutra im Plural: knize 'Fürst', hrabe ' G r a f ' ; als neutr. Sachbezeichnungen liegen ζ. B . vor: poupe 'Knospe', GSg. poupete, NAP1. poupata, vole ' K r ö p f ' , GSg. volete, NAP1. volata, doupe 'Höhle', koste 'Besen'. Der Umlaut von -'a- > -'e- ist im Singular bereits seit Beginn der schriftlichen Überlieferung bezeugt. Einzelne Mundarten haben aber noch bis in die Gegenwart -'abewahrt, ζ. B. kura, hfib'a, lirjebja, prasa, tela 11. a., ebenso in den obliquen Kasus. Der GSg. bewahrt mit -e die ursprüngliche Endung: kufete, telete, prasete. Ebenso altertümlich ist der DSg. auf -i: kufeti, teleti, praseti. Der ISg. setzt die vorliterarische t-stämmige Endung *-δηΐδ fort: kufetem, teletem, prasetem. Auch im LSg. ist vorliterarisch die istämmige Endung verallgemeinert worden: kufeti, teleti, praseti. Der Dual ist im Acech. noch mit allen Kasus belegt: NAV kufete, GL kufatu, D I kufatma. Im Plural setzen Nom. und Gen. die ursprünglichen Formen fort: kufata, kufat, telata, telat. Im Dat. ist früh die o-stämmige Endung verallgemeinert worden: kufatom > kufatüm, prasatum. Das gleiche gilt für den IP1.: kufaty, prasaty. Nur vorübergehend ist hier in älterer Zeit die Endung -ami in Erscheinung getreten. Im LP1. setzt ac. kufetech die i-stämmige Kasusförm fort ( < *-schd). Daneben wurde vorübergehend auch die o-stämmige Endung -iech (< *-echz) gebraucht. In Analogie zu den übrigen Pluralkasus mit dem Suffix - 'at- wurde dann auch der Lok. entsprechend umgestaltet: kufatech. 7 B r ä u er, Formenlehre III, 2
98
Deklination des Substantivums
Im Acech. begegnen neben den Ableitungen auf -§t- (= c. -'et-: -'at-) auch, solche mit dem kombinierten Suffix -en-sc-, ζ. B. ac. mlädenec neben mldde, GSg. mlädete, ac. Ivicenec neben Ivice 'junger Löwe'. Dabei konnte auch eine Numerusopposition Singular -'et-: Plural -enc- in Erscheinung treten: NASg. ac. kufe: NAP1. hufenci, IviSe: Iviöenci, mundartlich heute auch hrjebja: hrjebenee, hüsa: hüsence u. a. Schriftsprachlich hat sich jedoch der Typus -§t- für alle Numeri durchgesetzt. Vom wi-Stamm dite 'Kind' wird — wie üblich — nur der Singular und Dual gebildet: GSg. diteie, DLSg. diteti usw. Als Plural wird der ΐ-Stamm deti gebraucht. Im S l o v a k i s c h e n sind die Kasusendungen nach den jo-Stämmen verändert worden: mldd'a 'junges Tier1, GSg. mMd'at'a, DSg. mldd'at'u, ISg. mldd'at'om, im LSg. kann -i die ältere i-stämmige Endung fortsetzen, stimmt aber zugleich mit der Endung der neutr. jo-Stämme überein: mldd'ati. Der Plural stimmt ganz mit der neutr. o-Deklination überein: NA mldd'atd, G mlad'at, D mldd'atdm, I mldd'atami, L mldd'atdch. Ebenso werden flektiert: dievca 'Mädchen', holübä (mit -ä- für nach Labial), NAP1. holubdtd. Geht dem Suffix eine kurze Silbe voraus, tritt im GP1. Dehnung der Endsilbe ein ( = -ία-): kura 'Huhn, Küchlein', NAP1. humid, GP1. huriat, stena 'junger Hund 1 , NAP1. stenatd, GP1. steniat. Zu den meisten dieser Substantiva entwickelt sich seit dem 15. Jh. neben der Pluralbildung auf -'atd jene auf -ence, die der mask. Deminutivbildung aksl. mladenscs bzw. ac. kufenec sowie der bulg. neutr. Deminutivbildung auf -ence entspricht (ζ. B. bulg. defence 'kleines Kind' : PI. detenca, pilence u. a.). Diese Bildungen auf -ence haben besonders in der slovak. Umgangssprache Verbreitung gefunden und haben hier mehrfach die Bildungen auf -'atd verdrängt. In der Schriftsprache findet man heute nebeneinander: dievcatd + dievcence, G dievceniec, D dievcencom, I dievcencami, L dievcencoch. Ebenso mlddence, holubence, hur ence u. a. Einige wenige Substantiva fügen -ce unmittelbar an die Wurzel an, ζ. B. zu tel'a : tel'ce, zu prasa : prasce, zu Hena : stence. — Zu diet'a 'Kind', GSg. diet'at'a, wird der Plural
Beste verschiedener konson. Stämme: ί-Stämme
99
vom i-Stamm deti gebildet: G deti, D det'om, I det'mi, L det'och. E . M i c h & l e k , P o z n ä m k a k t v o r e n l j m e n m l ä d a t ν s t a r i ceStinS. L F 87 (1964) 65 f .
. ε) Reste verschiedener konsonantischer Stämme § 163. Außer den n-, s-, r- j i n d wi-Stämmen, die in den Frühphasen der schriftlichen Überlieferung der slav. Einzelsprachen meist in einem relativ vollständigen Paradigma die ursprüngliche konsonantische Deklination bewahrt haben, gibt es noch weitere Substantiva, für die ebenfalls ursprünglich eine konsonantische Deklination anzunehmen ist, die aber in den Frühphasen der einzelsprachlichen Überlieferung nur noch vereinzelt Kasusbildungen aufweisen, die der konsonantischen Deklination angehören, während sonst die Flexion nach anderen Deklinationen umgestaltet worden ist. Dazu gehören /-, l- und r-Stämme. 1) i-Stämme § 164. Hierzu können mit Sicherheit zwei mask. Substantiva auf *-st- gerechnet werden, die früh zu ^-Stämmen umgewandelt wurden und deren NASg. daher seit Beginn der schriftlichen Überlieferung im Aksl. und Aruss. auf -zt6 ausgeht: ursl. *olkzt-6 'Ellenbogen)' = aksl. lakzts, ar. loksts, vgl. lit. alku-ne, apr. alku-nis 'Ellenbogen', lett. §lkuo-sis 'Biegung'; ursl. *nog5t-5 'Nagel' (als Deminutivbildung zu noga in dessen ursprünglicher Bedeutung 'Klaue', vgl. lit. nagä 'Huf') = aksl. ar. nog st 6, vgl. lit. nagüt-is 'Nagel, Kralle'. Im Aksl. hat nur lakzts neben der sonst ^-stämmigen Deklination einen Kasus bewahrt, der hier nicht aus der i-Deklination erklärt werden kann, sondern als Rest der konsonantischen Deklination aufgefaßt werden muß. Das ist der GPL auf -s: Iak5t5, dagegen bereits i-stämmig: nogztijs. Außerdem erscheint der IP1. mit der Endung -y: lakty, nogsty (neben nogztemi), der als sekundäre Veränderung ebenfalls der ursprünglichen konsonantischen Deklination anzusehen ist. Das Aruss. kennt gleichfalls den
100
Deklination des Substantivums
GP1. lokote, nog$t5 + nogots und den IP1. nogzty. Überdies besitzt auch das Apoln. den GP1. lokiet zum NASg. lokiec und ferner den GDu. loJctu. Das Cech. bewahrt noch den GSg. lokte, den Ν API. lokte und den GP1. loket zum NASg. loket, ebenso zu neJiet (mit sekundärer Änderung des Wurzelvokals) den GSg. ac. nehte, zu ac. paznohet, paznehet 'Klaue, Nagel5 (heute: pazneht) den GSg. ac. paznohte, paznehte. Dem Bildungstyp nach (Suffix -5t-) können noch weitere Substantiva hierzu gerechnet werden, die aber — abgesehen von vereinzelten Belegen des Acech. — sonst keine Kasus der konsonantischen Flexion mehr besitzen. Es sind dies: ursl. *degdt6 'Birkenteer' (vgl. lit. degüt-as 'dass.') = r. degotd, GSg. degtja, dagegen noch ac. dehet, GSg. dehte; ursl. *kogztö 'Klaue, Kralle' (falls nicht eine sekundäre Bildung nach Analogie von nogsts vorliegt) = r. kogots, GSg. kogtja (nur ostslav.);. ac. kropet 'Tropfen', GSg. kropte, heute krapet, GSg. krapte (neben kraptu); c. drohet 'Brocken, Stückchen', GSg. drohte; ursl. *tr7>chdt6 — aksl. trzchzts m. 'kleine Münze', daneben *trocMts = c. trochet 'Bißchen', GSg. kochte; ursl. kr5chzt5 'Krume' = ar. krzchzte, slov. krhet; ursl. *kopzt5 'Ruß, Staub' = r. kopots f., GSg. kopoti, c. kopet (heute: kopt), GSg. koptu, p. kopec, GSg. kopcia; ursl. *poUts 'Hälfte (eines geschlachteten Tieres)' als Ableitung von poU 'Seite' = ar. polstö 'Speckseite', p. polec. Alle diese ί-Stämme sind bereits in vorliterarischer Zeit zu mask. ^-Stämmen umgestaltet worden. Dort, wo die mask. ί-Stämme in der einzelsprachlichen Entwicklung bei Erhärtung des stammauslautenden Konsonanten den oStämmen angeglichen wurden (ζ. B. im Skr., Slov.), wurden auch diese ί-Stämme zu o-Stämmen; dort, wo die mask, iStämme wegen der Palatalisierung des stammauslautenden Konsonanten der y'o-Deklination angeglichen wurden (ζ. B . im Buss., Poln., Sorb.), wurden auch die ί-Stämme in die jo-Deklination eingefügt. So findet man einerseits skr. läkat, GSg. läkta, nokat, GSg. nokta, ebenso slov. lakät, GSg. laktä, ndlwt, GSg. nöhta, drohet, GSg. drohtä; andererseits r. lökotö, GSg. loktja, nogots, GSg. nogtja, kogots, GSg. kogtja,
Reste verschiedener konson. Stämme: /-Stämme
101
d'egots, GSg. degtja, desgleichen im Ukr. und Wruss., ebenso p. lokiec, GSg. lokcia, nogiec (nokiec) 'Nickhaut; Augenkrankheit des Viehs1, GSg. nogcia (nokcia), paznokiec 'Nagel', GSg. paznokcia (dagegen ac. paznohet, paznehet, mit GSg. der konsonantischen Deklination ac. paznohte, pamehte); der NAP1. p. lokcie und paznokcie kann noch die ursprüngliche Endung -e der konsonantischen Deklination fortsetzen; p. kopec, GSg. kopcia. Ähnlich verhält sich das Sorbische: osorb. lochc, GSg. lochca, nsorb. loks, GSg. loksa, osorb. nochc, GSg. nochca, nsorb. noks, GSg. noksa, osorb. kopc, GSg. kopca, nsorb. kops, GSg. kopsa. Das Cech., das noch bis in die Gegenwart die teilweise ΐ-stämmig veränderte konsonantische Flexion im Singular bewahrt hat (GSg. lokte, krapte, trochte u. a., DLSg. lokti), hat daneben früh auch die Endungen der o-Deklination eingeführt (GSg. loktu + lokta, DLSg. loktu), die namentlich in der modernen Schriftsprache im Begriff sind, vorherrschend zu werden. Der Plural ist dagegen ganz der o-Deklination angepaßt worden. Einige wenige dieser Substantiva sind einzelsprachlich ausschließlich zu Feminina geworden. Das gilt für kopote und polots im Russ. (GSg. mit nunmehr festem -o-: Mpoti, pöloti). § 165. Zu den /-Stämmen kann ferner gerechnet werden: ursl.
*peSat- s m. 'Siegel' = aksl. ar. pecats m. Das Aksl. hat neben
^-stämmigen Kasusendungen den NP1. mit der Endung -e: pecate. Neben dem mask. Genus erscheint früh auch das femin. Genus. Das konnte in der weiteren Entwicklung zu verschiedenen Verallgemeinerungen führen. Während das mask. Genus mit bulg. peMt, skr. pecat, GSg. pecata, slov. pecät, GSg. pe6äta und osorb. pjecat heute noch fortgeführt wird, ist das Substantivum im Russ. in jüngerer Zeit ausschließlich als Femininum im Gebrauch: peödts, GSg. pecäti, das gleiche gilt für das Cech. (pecet
GSg. peceti) und für das Poln. (piecz$6, GSg. piecz§ci). § 166. Zur konsonantischen Deklination gehörte ursprünglich auch das Zahlwort für 'zehn' ursl. *des§t~s = aksl. desqts, skr. deset, slov. deset, r. desjats, p. dziesiqc, c. deset. Das Aksl. kennt neben der i-Deklination einzelne Kasus nach der konsonantischen Deklination, und zwar den LSg. des^te in den Zahlverbindungen jedine na desgte
102
Deklination des Substantivums
'elf', dsva na des$te 'zwölf' (usw. bis 19); den NP1. in den Verbindungen trije desqte '30', cetyre desqte den GP1. desqtz in den Verbindungen trijs ( = Gen.) cetyrs des§ts sowie p§ts des$te '50', sests äesqtö '60' den IP1. desqty, ζ. B. trsmi desqty.
desqte '40'; desqtz, usw.;
In der einzelsprachlichen Entwicklung sind es in der Eegel ebenfalls folgende Kasus, die noch die ehemalige konsonantische Deklination zu erkennen geben: LSg. auf -e im älteren Skr.: jedans na desete usw. (auch verkürzt zu desste), ar. dvanadesjate usw. (später verkürzt zu -nadeatd), ap. jeden na dziescie (als Kürzung von *dziesi$cie), mit weiterer Kürzung zu -naccie und -nascie, ζ. B . dwanascie, ösorb. (mit Kürzung) dwanace, trinace, ebenso nsorb. dwanasco, trinasco (-'o < ~'e), ac. dwanadeziete mit weiterer Kürzung zu -nadeet > -nadet > -ndd, ζ. B. dvanäet, slvk. dvanäst'. Ferner ist es der GP1. auf -δ, das am Wortende lautgesetzlich geschwunden ist: aserb. pets deset6 '50', devets des et δ '90', ebenso r. pjatsdesjdt, p. piqcdziesiqt, osorb. pjecdzesat, nsorb. peszaset, ac. patdesdt > paddesat > padesdt, slvk. pät'desiat. Auf den GLDu. mit den Endung -u weisen noch p. dwudziestu als Kürzung aus *dwu *dziesiqtu < ursl. *dzvoju *desqiu und ac. dwudczatu als Kürzung aus *-desdtu < *des§tu. Im Aruss. (R.-Ksl.) findet sich überdies der GSg. desjate und ferner der ASg. desja, der den noch nicht i-stämmig erweiterten ursprünglichen konsonantischen Stamm *des$t fortzusetzen scheint, wozu auch der DIDu. ar. desjama (sonst desjatdma) stimmen kann, der auf *des§t-ma zurückgeführt werden kann. Somit ist der ursl. ί-Stamm *des$t als slav. Wiedergabe des idg. Zahlworts *deicmt aufzufassen, vgl. lit. desimt, alit. desimtis, jedoch mit GP1. desimty, (heute: -tif), gr. δέκα, lat. decern, ai. dasa, dasatih 'Dekade'. Zur Deklination des Zahlworts siehe auch Bd. IV. In Analogie zu den Zahlwörtern p§f,s ' 5 ' — devets ' 9 ' , die auf *-tis bzw. *-is ( = slav. -ts bzw. - 5 ) gebildete fem. i-stämmige Zahlsubstantiva sind, wurde in der einzelsprachlichen E n t wicklung auch des$ts zum fem. i-Stamm.
Reste verschiedener konson. Stämme: I-Stämme
103
A. M e i l l e t , Lcs origines du vocabulaire slave: II. De quelques noms de nornbre. RES1. 5 (1925) 177—182. — T. S k u l i n a , Slowiaüskie liezebniki 11—19. In: Ζ polskich studiöw slawistycznych. Seria 2: J^zykoznawstwo. Warszawa 1963, S. 141—151. — A. S o b o l e v s k i j , Melkie zametki po morfologii. RFV 64 (1910) 154 ff.
2) Z-Stämme § 167. Zu den Z-Stämmen mit den Kesten der konsonantischen Deklination gehören nur Substantiva mit dem Suffix *-tel-, mit dem von Verbalwurzeln Nomina agentis gebildet werden. Im Singular kennen diese Substantiva seit Beginn der schriftlichen Überlieferung nur die mask. jo-Dekünation. Reste der konsonantischen Deklination finden sich nur im Plural neben Kasusformen nach der joDeklination. Das Suffix *-tel- hat in dieser Gestalt keine direkte Entsprechung in anderen idg. Sprachen. Am ehesten ist es noch zu dem idg. Suffix *-ter- (*-tr), das in allen anderen Sprachen in gleicher Funktion verbreitet ist, in Beziehung zu setzen. Doch müßte für diese Herleitung der "Wandel von idg. -r- > slav. -I- angenommen werden, zu dessen Begründung die Annahme einer Kontamination mit dem im Idg. in ähnlicher Funktion vorkommenden Suffix *-el- noch nicht als gesichert betrachtet werden kann. Im Aksl. sind die mit -tel- gebildeten Substantiva recht häufig und liegen mit mehr als 60 Wörtern vor, ζ. B. delateljd 'Arbeiter', uciteljs 'Lehrer', roditeljö 'Erzeuger', ziteljs 'Bewohner', prijateljö ' F r e u n d ' u. a. Endungen, die von der sonst üblichen ?o-Deklination abweichen und als Reste der konsonantischen Deklination anzusehen sind, liegen im Aksl. in drei Pluralkasus vor. So wird der NP1. häufig mit -e gebildet, ζ. B. delatele, zitele, prijatele. Der GP1. hat häufig die Endung -δ: delateh, zitels. Der IP1. endet auf -y: delately, roditely. Daneben finden sich in den übrigen Kasus die jo-stämmigen Endungen: DPI. delateljemz, API. delateljd, LP1. delateljichs. Zuweilen finden sich die jo-stämmigen Endungen auch in den drei Kasus, die sonst mit den Endungen der konsonantischen Deklination erscheinen, ζ. B. NP1. szvedetelji, GP1. roditeljs (-tel'δ), IP1. roditelji.
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Deklination des Substantivums
In der weiteren Entwicklung ist das Suffix -teljö in einigen Sprachen sehr produktiv geworden, doch mit einer gewissen Begrenzung auf die Schriftsprache, da verschiedene andere Suffixe, die ebenfalls der Bildung von Nomina agentis dienten, zu sehr mit ihnen konkurrierten. Zum Teil werden in der älteren Überlieferung die gleichen Kasusreste der konsonantischen Deklination wie im Aksl. bewahrt, doch werden sie dann mehr und mehr durch die Endungen der jo-Deklination verdrängt. Einzelne Sprachen haben einige dieser älteren Kasusendungen sogar bis heute beibehalten und als flexivische Besonderheit in die 7'0-Deklination dieser Substantiva eingefügt. § 1C8. Im Bulgarischen, das nur noch die Nom.-Formen weiterführt, haben die Substantiva auf -tel im Plural die Endung -i angenommen: prijdtel ' F r e u n d ' (mit bestimmtem Artikel: prijdteljat) : PI. prijdteli(te). I m Serbokroat. haben die Wörter auf -teljs, die nur in geringer Zahl Verbreitung fanden, in älterer Zeit (14./15. Jh.) im NP1. die i-stämmige Endung -ije angenommen: ucüelije, delatelije. Zuweilen ist die Schreibung auch -telje, so daß in der Endung die ursprüngliche Pluralbildung auf -e mit Übernahme der Jotierung aus dem Singular bzw. den übrigen Pluralkasus gesehen werden könnte. Diese Endungen (-ije und -je) halten sich nur vorübergehend und werden dann durch die 70-stämmige Endung -ji verdrängt, die heute die Regel ist: pnjatelj : PI. prljatelji, ebenso zitelji, ücüelji. Im Slov. h a t ebenfalls die völlige Eingliederung in die jo-Deklination stattgefunden: prijätelj : PI. prijätelji, ucttelj : PI. ucitelji. Das Buss, kennt nur in der ältesten Überlieferung Beispiele f ü r den Ts PI. auf -e bis etwa 13./14. J h . : prijatele, predatele u. a. Dieser Kasus wird bald nach Vorbild der übrigen Kasus durch die 70-stämmige Bildung ~(f)i ersetzt: prijdteli. Die gleiche Entwicklung findet im Ukr. statt, nur wird hier die Endung des API. der jo-Deklination -e > ukr. -i auch als Endung des NPl. verallgemeinert: pryjdteli
Reste verschiedener konson. Stämme: i-Stämme
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(statt *pryjately). Das Weißruss. stimmt völlig mit dem Russ. überein. Während die süd- und ostslav. Sprachen abgesehen von Belegen in älteren Sprachphasen bei diesen Substantiven in der modernen Schriftsprache kaum noch Spuren der ursprünglichen konsonantischen Deklination bewahrt haben, haben die westslav. Sprachen diese altertümlichen Kasusbildungen fester in ihr Flexionssystem eingebaut. Im Poln. ist der NP1. auf -e (= ~'e) bewahrt geblieben, was sich aber ζ. T. auch daraus erklären läßt, daß hier sowieso die Endung -'e — als Fortsetzung der i-stämmigen Endung -öje, der Kollektivendung -öje, der Endung des API. -e ~ viel größere Verbreitung gefunden hat, so daß dadurch die Endung -'e der konsonantischen Flexion gestützt werden konnte. So findet m a n : przyjaciele,
nauczyciele,
wlasciciele
'Eigentümer' u. a. Der GP1. auf -8 ist dagegen nur noch bei przyjaciel
u n d nieprzyjaciel
b e w a h r t geblieben:
przyjaciol.
Im IP1. begegnet im 14. Jh. noch -y : nieprzyjaciobj. Daneben kommt auch nieprzyjaciolmi vor, ebenso nieprzyjacielmi. Sie leben im heutigen (nie)przyjaciölmi fort. Die Formen mit der Endung -ciol-, die lautgesetzlich im GP1. und IP1. entstanden sind, konnten ihrerseits weitere Pluralkasus beeinflussen. So entstand ebenfalls mit hartem 4der DPI. przyjaciolom ( s t a t t -cielom wie sonst in nauczycielom), desgleichen der LP1. przyjaciolach ( s t a t t -cielech in
anderen Substantiven). Im Obersorb. kann der NP1. auf -jo in preceljo 'Freunde', dzeiaceljo, mejiceljo 'Inhaber' auf die ursprüngliche Endung des NP1. der konsonantischen Deklination -e zurückgeführt werden, während die nsorb. Endung -je in psijaselje als API. < -e zu deuten ist. Das Öech. bewahrt den ursprünglichen NP1. auf -e: ucitele, Icazatele 'Prediger'. Lediglich bei ac. pfietel (heute pritel), phetele
GSg. pfietele (mit -'e < -ja), ist außer dem NP1. a u c h noch der GP1. pfdtel u n d der IP1. pfdtely
(-teli) überliefert mit sekundär befestigtem -ά- in der ersten Silbe gegenüber sonstigem -ie- bzw. nc. -i-, was hier als phonetisch antizipiertes Zeichen für den Wechsel zwischen
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Deklination des Substantivums
hartem -l- in den beiden Pluralkasus und palatalem -V- in den übrigen, besonders den Singularkasus anzusehen ist. Dabei wurde die Variante mit hartem -l- und -d- in erster Wortsilbe analogisch über den ganzen Plural ausgedehnt: NP1. prdtele, DPI. pfdtelüm, A prdtele, I prdteli, L pfdtelich. — Im Slovak, haben diese Substantiva im NP1. teils die alte Endung bewahrt: ciniteV — PI. cinitele, teils haben sie die Kollektivendung -ia (nach bratia) angenommen: cinitelia. 3) r-Stämme § lf>9. Hierzu gehören Substantiva, die mit dem Suffix -arjs gebildet sind, der Herkunft nach jedoch nicht zur konsonantischen Flexion gehören. Diese mit -arjs gebildeten Substantiva sind Denominativa, die vorwiegend Personen als Ausübende eines Berufs bezeichnen und die damit den Nomina agentis auf -teljö sehr nahestehen, was zur Folge hatte, daß sich beide Typen gegenseitig beeinflußt haben. Im allgemeinen wird angenommen, daß das Suffix -arjd dem Germanischen bzw. Lateinischen (-ärius), wo es große Verbreitung hatte, entlehnt wurde. So erscheint got. mötareis 'Zöllner' (als Ableitung von möta 'Zoll') im Aksl. als mytarjs, got. hökareis 'Schriftgelehrter' (als Ableitung von idka 'Buchstabe' bzw. PI. bökös 'Schrift, Buch' und Lehnübersetzung von gr. γραμματεύς) im Ksl. als buh(v)arj5. Die Deklination im Slavischen ist entsprechend der 70-stämmigen Herkunft der Lehnwörter bzw. des Suffixes ebenfalls 70-stämmig. Doch hat die semantische Ähnlichkeit mit den Nomina agentis auf -teljd nicht nur dazu geführt, daß beide Suffixe mehrfach in gleicher Funktion gebraucht werden konnten und an das gleiche Grundwort angefügt wurden (pisateljs neben pisarjö) — wenn auch ζ. T. mit gewissen Bedeutungsnuancierungen —, sondern auch dazu, daß die mit -arjs gebildeten Substantiva einige flexivische Besonderheiten der Substantiva auf -teljs annahmen. Dazu gehört der NP1. auf -e. So findet man bereits im Aksl. neben mytarji auch mytare. Der GP1. auf -5 begegnet jedoch nur vereinzelt: cesarz. Ebenso erscheint vereinzelt der IP1. auf -y: mytary (neben mytarji).
Reste verschiedener konson. Stämme: r-Stämme
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§ 170. Die südslav. Sprachen haben in der weiteren Entwicklung diese flexivischen Besonderheiten aufgegeben. Im Bulg. werden diese Substantiva als 70-Stämme weitergeführt (mitdr, mitdrjat, PI. mitdri), im Skr. nach der Erhärtung des auslautenden -r- wie o-Stämme (nbär, PL nbäri). Das Slov. zeigt im NSg. gleichfalls die Erhärtung, bewahrt aber in den übrigen Kasus noch die ^'o-Deklination mit Ausdehnung namentlich auf Berufsbezeichnungen fremder Herkunft, die im Auslaut -r- haben: vratdr 'Türhüter', GSg. vratdr ja, cesar : cesdrja, ebenfalls doktor : doktorja, NP1. vratdrji, cesdrji, doktor ji. Das Russ. hat nur in der ältesten Überlieferung (12./13. Jh.) noch den NP1. auf -e, ersetzt ihn aber dann durch die ?o-stämmige Endung -(j)i: mytare > mytari, ebenso rybari 'Fischer'. Vorübergehend erschien in der älteren Uberlieferung auch die i-stämmige Endung: myiarije. Das Poln. kennt bei diesen Substantiven noch bis heute die Endung - 'e : pisarze, zu lekarz 'Arzt' : lekarze. Sie kann die ursprüngliche Nom.-Endung -e fortsetzen, obwohl sie auch — wie bei den sonstigen jio-Stämmen — als Endung des API. -'e -'e) eine Umdeutung zur Pluralendung erfahren und als pluralischer Nominativ mit den üblichen Pluralendungen der obliquen Kasus verbunden werden. § 179. Im Bulg. fand diese Kollektivbildung größere Verbreitung, teils mit Bewahrung der kollektivischen Bedeutung und der grammatisch-syntaktischen Geltung als Singular, teils mit Umdeutung zum Plural. Schon im Mbulg. gewann bei den 70-Stämmen im NP1. die Endung -ie (< -sje) größere Ausdehnung. Es ist dies die Nom.-
Kollektiva
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Endung der mask. ^-Stämme, die hier aber mit der Endung der neutr. Kollektiva übereinstimmt. Da diese Endung vorwiegend bei solchen 70-Stämmen Verbreitung fand, die Personen bzeichnen und bei denen der Pluralgebrauch zu kollektivischer Nuancierung tendierte, wird man bei der Verbreitung dieser neuen Pluralendung -ie auch die gleichlautende Kollektivbildung in ihrer besonderen Bedeutung als nicht unwesentlichen Faktor mit in Rechnung stellen müssen. Es gehören dazu Formen wie mbg. vozdie 'Führer', pastyrie
' H i r t e n ' , ryharie
' F i s c h e r ' , mqzie, zitelie,
prijatelie,
kralie u. a. Die Endung -ie wird in der weiteren Entwicklung zu -e: gradare. Im 16. und 17. Jh. findet diese Endung -e auch bei den o-Stämmen Verbreitung: voine, idole, majstore. Während solche Bildungen in den heutigen Mundarten weit verbreitet sind, haben sie sich in der Literatursprache nicht befestigt, abgesehen von wenigen Substantiven wie msze, care, kr ale, Tcnjaze, hone, wo diese Endung -e als reine Pluralendung gebraucht wird. Einige Feminina, die in älterer Zeit der ^'α-Deklination folgten, haben neben ihrer Pluralbildung auf -i als Nebenbildung jene auf -e. Formal könnte darin der ursprüngliche NAP1. auf fortleben. Da aber die Pluralform auf -e in deutlicher kollektivischer Nuancierung auftritt und in Opposition zum singulativisch gebrauchten Plural auf -i steht, ist hier ebenfalls eine Einwirkung der Kollektiva auf -e nicht auszuschließen. Es gehören dazu ζ. B. ovca 'Schaf' : (singulativ.) PI. ovci : kollekt. PI. ovce, svinjd 'Schwein' : PI. svini : kollekt. PI. svine (vgl. auch § 64). Häufiger ist im Bulg. die Kollektivbildung bei Sachbezeichnungen anzutreffen. Hier haben diese Bildungen mehrfach noch ihre Geltung als Singular bewahrt, ζ. B. grozde 'Trauben', konope 'Hanf'. Andere schwanken zwischen singularischer und pluralischer Geltung, ζ. B. klone 'Zweige, Gezweig', liste 'Laub', snope 'Garben*, chrdste 'Büsche, Sträucher, Gebüsch, Gesträuch' u. a., d. h. Attribut und Prädikat können entweder in der Singular- oder Pluralform g e b r a u c h t w e r d e n : gisteto
dichte Gebüsch'.
chrdste oder gislile
chrdste
'das
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Deklination des Substantivums
Außerdem hat das Bulg. namentlich seit dem IG. Jh. zu mehreren Substantiven eine 2. Pluralbildung auf -ista geschaffen nach Vorbild jener Substantiva auf -iste, die eine Örtlichkeit bezeichnen wie igriste 'Spielplatz' Urgoviste 'Markt'. Die Pluralform dieses Suffixes (-ista) wird danach besonders auf solche Substantiva ausgedehnt, mit denen — teilweise nur im Plural — die Vorstellung der örtlichkeit verknüpft werden kann, so daß diese Bildungen dann ebenfalls eine kollektivische Nuancierung erhalten. Dazu gehören ζ. B.: grob ' G r a b ' : PI. grobove 'Gräber' : grobista 'Grabstätten, Friedhof', kst 'Ecke, Winkel' : PL kUove + kUista '(abgelegener) Winkel', trap 'Grube, Graben' : PI. trdpove + trdpista, grad : PI. gradove + gradista u. a. Das Mazedon. kennt ebenfalls die Kollektivbildung auf -je noch in deutlich kollektivischer Funktion neben der singulativischen Pluralform zu allen drei Genera: klas 'Ähre' : klasovi + klasje, list ' B l a t t ' : listovi + lisje, grozd '(Wein-)Traube' : grozdovi + grozje, loza 'Weinstock' : lozi 'Weinreben' + lozje 'Weinreben; Weingarten, -berg', rabota 'Sache, Angelegenheit' : raboti + raboTce, godina ' J a h r ' : godini + godinje, γ er ο 'Feder' : φ er a + perje 'Gefieder', krilo 'Flügel' : krila + krilje. Einige Substantiva kennen diese Kollektivbildung als alleinige Pluralform und in diesem Fall ohne spezielle Kollektivbedeutung, ζ. B. tm ' D o r n ' : trnje, brut 'Stift', Nagel : brute u. a. Ferner kommt auch die Pluralbildung auf -ista in kollektivischer Funktion neben der normalen Pluralform vor: rid 'Hügel' : PI. ridovi 'Hügel' -f ridista 'Hügelgegend', kraj 'Gegend' : krajevi + kraista. I m Skr. sind zwar neutr. Kollektivbildungen auf -je in ansehnlicher Zahl vorhanden, ζ. B. drvlje 'Holz(werk)', sndplje 'Garben', gfmlje 'Buschwerk' zu gfm, grmenje 'Baumwerk, Gebüsch' zu grmen 'Gebüsch' bzw. gfm ' B a u m ' , kämenje 'Gestein', Iisee ' L a u b ' u. a. Diese Kollektiva befinden sich jedoch gerade in dieser ihrer Eigenschaft in einer über die Numerusopposition zum Singular und Plural hinausgehenden, semantisch relevant gewordenen Opposition, so daß es kaum zu gegenseitigen morphologischen Beein-
Kollektiva
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flussungen gekommen ist. Andererseits hat das Skr. die Kollektivbildung auf -äd (mit singularischer Flexion) bei den Neutra auf -e (< *-§t) in größerer Zahl entwickelt. Auch hier wird gerade in der Gegenüberstellung zu den singulativisch gebrauchten Pluralformen die Kollektivbedeutung besonders betont: zu tele : PI. telici + teoci : Kollekt. teläd,
zu
präse : PL
präsci
: Kollekt.
prasäd
u. a.
(vgl.
§ 157). Das Slov. besitzt gleichfalls die Kollektivbildung auf -je in eindeutig kollektivischer Funktion mit singularischer Flexion, ζ. B. snopje 'Garben', Tcämenje 'Gestein* u. a., verwendet aber außerdem die Kollektivendung -je als NPJ., wo sie mit dem NP1. der mask. i-Stämme zusammengefallen ist, bei manchen Substantiven in Pluralfunktion, aber wegen der Opposition zum normalen Plural mehrfach auch in kollektivischer Nuancierung: grob 'Grab' : PI. grobi + grobovi : grobje, zcjb 'Zahn' : PI. zobovi + zobje, svat 'Hochzeitsgast' : PI. sväti + svätje, völk 'Wolf' : PI. volkovi +
volcje u. a. Diese Pluralbildung wurde auch auf die mit -jan gebildeten Ethnika übertragen: Celjän 'Einwohner von Celje' : PI. Celjdni
+
öeljdnje.
Das Russ. gebraucht seit frühester Überlieferung zahlreiche Kollektiva auf -sje, die ihre singularische Flexion und Kollektivbedeutung noch das ganze 16. Jh. hindurch bewahren. Das gilt ζ. B. für ar. kamenöje, derevöje, per sje, listsje u. a. Erst danach beginnt bei einem Teil von ihnen die Kollektivbedeutung zu verblassen, und es tritt die Umdeutung zu reiner Pluralfunktion ein, danach auch die Umwandlung in die pluralische Flexion. Das Muster für die Umwandlung in die Pluralflexion wurde teils von den Kollektiva auf -6 ja (brat δ ja usw.) geliefert, die schon etwas früher die Umgestaltung zur Pluralflexion vollzogen hatten, teils von den Neutra auf r. -se mit dem Plural auf -δja vom Typus Ιιορδ'έ 'Lanze' : PI. kopsja. So wird die Endung des NSg. vom Kollektivum -6je (-se) wegen der pluralischen Funktion ersetzt durch -δja, und in den obliquen Kasus erscheinen die entsprechenden Endungen der Pluralflexion. Der Singular derevöe wird auf diese Weise zum Plural
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Deklination des Subsfcantivums
mit dem neuen Gen. derevöev, dem Dat. derevsjam usw., entsprechend per6e > persja, Gen. perdev usw., c zveno 'Glied' : zvensja, koleno (Ketten-)Glied J : kolensja (neben koleni 'Knie' u. Tcolena 'Stämme'), poleno 'Holzscheit' : polenöja. Die gleiche Entwicklung sieht man nach dem 16. Jh. auch bei mask. Substantiven: zu hrus 'Balken' : Kollekt. hrusße > PI. Irussja, G hrussev usw., lub 'Bast' : lübsja, kolos 'Ähre' : kolossja, Min 'Keil' : klinsja, kol derevsja
' P f a h l ' : koUja, stul zub 'Zahn' : zübsja
' S t u h l ' : stülsja, suk ' A s t ' : sue δja, 'Zähne (am Rad)' + züby 'Zähne
(Gebiß)', list 'Blatt' : listy 'Papierblätter' + list6ja 'Laubglätter)', prut 'Rute' : prutsja + pruty 'Stangen', grozds 'Traube' : grozdi + grozds ja, körens 'Wurzel' : korni + korenöja 'Wurzelgemüse', kdmens : kdmni + volkstüml. kamen 8 ja.
Erst nach diesem Uinwandlungsprozeß (-8e > -8ja), deutlicher im 18. Jh., tritt bei anderen Bildungen auf -ge stärker die Nuancierung der Verachtung oder Geringschätzung in Erscheinung, — ein Worttypus, der besonders in der Volkssprache ausgebildet wurde und nur zu einem Teil in die Literatursprache eingedrungen ist. Die russ. Mundarten machen recht großen Gebrauch von diesen Bildungen, wozu etwa vorse 'Diebe, Diebsgesindel', duracse 'Narrenvolk' u. a. gehört. Das Ukr. kennt die Kollektiva auf -sje nur als Wortbildungstyp mit singularischer Flexion und kollektivischer Bedeutung, ohne sie jedoch wie das Russ. in das Numerussystem einzubauen. Dazu gehören ζ. B. pir'ja 'Gefieder', hrüssja 'Balken, Gebälk', lystja 'Laub' ( + lystvd), pruitja 'Ruten', succja 'Äste, Geäst', klynnja 'Keile', korinnja 'Wurzelwerk, Wurzeln, Gewürz', kaminnja 'Gestein'. Das Wruss. verhält sich ähnlich wie das Ukr. Es besitzt mehrere Kollektivbildungen auf -'e, die neben der Pluralbildung in speziell kollektivischer Funktion und in singularischer Flexion vorkommen, ζ. B. züb'e, Usee (+ Usee) 'Laub', kalosse, kamenne u. a. Bei einigen wenigen Substantiven ist diese Kollektivbildung zum Plural umgedeutet und umgeformt worden, ζ. B. bei zvjano 'Glied',
Kollektiva
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dessen Plural zvenni aus *zvenne entstanden ist. Ebenso verhält es sich bei pjaro 'Feder' : PI. per'i < *per'e, GP1. per'jau (< per'ev bzw. persev). Gelegentlich konnte das neutr. Kollektivum auch in den Plural gesetzt werden: suk 'Ast' : PI. sücca zum (kollekt.) Singular succe < *suksje. Das Poln. bewahrt die Kollektivbildung auf -'e nur in begrenzter Zahl, führt sie jedoch in singularischer Flexion weiter und trennt sie deswegen numerusmäßig (teilweise auch lexikalisch) vom Grundwort. Es gehören dazu ζ. B.: zu strqk 'Schote' : PI. strqki + Kollekt. strqcze, pierze 'Gefieder' gegenüber Sg. pioro : PI. piöra, Mosie 'Ähren', idosie 'Pferdehaar, Roßhaar'. Im 14./15. Jh. begegnen auch: wqgle 'Kohlen', drzewie 'Baum, Holz', krzewie 'Gesträuch', Jcamienie 'Gestein', korzenie. Eine Umdeutung zum Plural liegt nur bei liscie 'Blätter, Laub' vor, wozu dann ein neuer Singular rückgebildet wurde: lisc 'Blatt'. Ähnlich bei prqcie 'Ruten' (zu pr$t 'Rute') mit Rückbildung des Singulars: prqc 'penis'. Das Sorb, zeigt nur vereinzelt die Kollektivbildung auf -'e. Im Osorb. begegnet pjerjo 'Gefieder' mit singularischer Deklination gegenüber dem Singular pjero 'Feder'. Neben prut 'Reis, Rute' existiert pruc 'Zweige, Reiser', das als rückgebildeter NSg. vom Kollektivum *pruco aufzufassen ist. Das gleiche gilt für Use 'Blatt' (PI. Usee), neben dem noch das Kollektivum lisco 'Laub' vorkommt. Ähnlich kennt das Nsorb. pjerje 'Gefieder' und den PI. korjenje in der Bedeutung 'Gewürz', der die Kollektivbildung fortsetzen kann. Im Öech. kommen neutr. Kollektiva nur in lexikalisch gesonderten Bildungen vor. Sie haben durchweg die singularische Flexion bewahrt, haben ausgesprochen kollektivische Bedeutung und stehen in keiner direkten Numeruskorrelation zum singularischen Grundwort. Dazu gehören Substantiva wie listi 'Laub' ( < listie < *Ustsje), GDALSg. listi, ISg. listim, ebenso perl 'Gefieder', kofeni 'Wurzeln, Gewürz', kameni 'Gestein', dfivi 'Brennholz', uhli 'Kohle' (wie apoln. w§gle)t kfovi 'Gebüsch', zeli 'Kraut' u. a. Genau
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Deklination des Substantivums
so verhält sich das Slovak, mit den entsprechenden Bildungen wie listie Sg. n. 'Laub', uhlie 'Kohle', krovie 'Gebüsch, Strauchwerk', korenie 'Kräuter, Gewürze', kamenie 'Gestein'. β) Singulativa § 180. Generell kann die zu einem Kollektivum gehörende Singularform, die das Einzelwesen oder den Einzelgegenstand bezeichnet, in ihrer Opposition zum die Gesamtheit betonenden Kollektivum als Singulativum verstanden werden. Sind Kollektivum und Singulativum semantisch voneinander getrennt wie in der Gegenüberstellung r. potomstvo 'Nachkommenschaft' : potomok 'Nachkomme', so gilt das Singulativum als einfacher Singular. Dort aber, wo sich die Beziehungen zwischen dem Kollektivum und dem die Einzahl bezeichnenden Numerus auch, mehr oder ausschließlich auf der morphologischen Ebene abspielen, kann die zum Kollektivum gehörende Singularform als Singulativum bewertet werden, d. h. als eine Numeruskategorie, die im Gegensatz zum Kollektivum das Einzelwesen oder den Einzelgegenstand betont oder herausgreift. Besonders sichtbar wird dies, wenn zum Kollektivum, das Personen bezeichnet, ein merkmalhaltiges Singulativum auf -in- hinzugebildet wird. Das betrifft einmal die Kollektiva auf -a und -5ja. So wird ζ. B. zu gospoda 'Herrschaft, Herren' das Singulativum gospodine 'Herr' hinzugebildet. Von dieser Singulativform wird in älterer Zeit stets auch der Dual gebildet. Zum anderen betrifft es die kollektivisch gebrauchten Pluralbildungen auf -enej-jane und auch auf -are, von denen gleichfalls Singulativa auf -ins abgeleitet werden: dvorjane 'Höflinge, Adlige, Adel' : dvorjanine 'Höfling, Edelmann', helgare 'Bulgaren' : hslgarinz 'Bulgare'. § 181. In der einzelsprachlichen Entwicklung konnte dieser Singulativtypus in seiner Ausdehnung auf verschiedenartige Kollektiv- oder Pluralbildungen mit unterschiedlicher Häufigkeit produktiv werden. So kennt das Aksl, außer den Ableitungen auf -(j)anins und -arinz (holjarinz)
Singulativa
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auch die Singulativa vojins 'der Krieger, Soldat' zum kollektivisch gebrauchten Plural voji 'Krieger, Soldaten' (jedoch auch mit pluralischem vojini), ljudinz 'Mann aus dem Volke' zum Sg. Ijudz 'Volk' (PL ljudsje 'Leute, Volk'), (i)spolinz, r. ispolin 'Riese, Held' zum PI. (i)spoli = Völkername 'Spali'. Das Bulg. kennt außer den Ableitungen auf -janin und -arin (b&lgarin : PL bUgari) auch noch weitere Bildungen wie sorbin 'Serbe' zum Pl. szrbi, turcin 'Türke' zum PL turci, francuzin 'Franzose' zum Pl. francuzi u. a. und gebraucht -in mehrfach bei Fremdwörtern zur Bezeichnung der Einzelperson: zu agenti 'Agenten' : agentin 'Agent', zu advokdti : advokatin. Das Mazedon. hat bei den Substantiven auf -ani neben und statt -in im Singulativum zunehmend die Ableitungen auf -ec verbreitet: zu selani 'Bauern' : selanec, hat aber zum Pl. gosti 'Gäste' das Singulativum gostin 'Gast' gebildet. In neuerer Zeit hat das Bulg. einige neutr. jo-Stämme in ihrer in Analogie zu den wi-Stämmen gebildeten Pluralform auf -eta mit singulativischer Funktion ausgestattet in Opposition zum Plural auf -ja, ζ. B . zu more 'Meer' : dve, pet moreta gegenüber morjd (vgl. auch § 42). Im Skr. sind die Singulativbildungen auf -in in der Regel nur bei den Ableitungen auf -jani und bei den Nationalitätsbezeichnungen wie Bügarin, Srbin, Ärapin, Ügrin anzutreffen. Darüber hinaus erscheinen nur vereinzelt Bildungen auf -in wie vlastelin 'Edelmann' (auch bulg.) zum Kollektivum vlastela Sg. f. 'Adel, Edelleute', das zum älteren Plural vlastele gebildet wurde. Andererseits sind neben der Kollektivbildung auf -äd bei Bezeichnungen für Tierjunge auf -e (tele : teläd, präse : prasäd usw.) sehr häufig Pluralbildungen auf -ic und -ac in singulativischer Funktion entwickelt worden: telici + teoci (< *tel6ci), präsci. Das Slov. meidet ebenso wie die Kollektivbildungen auch die Singulativbildungen auf -in und hat heute statt dessen ζ. B . Bolgdr 'der Bulgare', Srb 'der Serbe' usw., ebenso dvorjan 'der Höfling' usw. Es kennt nur noch isolierte
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Deklination des Substantivums
Reste der älteren Sprache wie vlastelm 'Gutsbesitzer'. Das Fehlen dieser Numerusopposition hängt wohl mit der im Slov. besonders stark entwickelten Dualkategorie zusammen und findet seine Entsprechung im Sorbischen, wo ebenfalls die Dualkategorie lebendig geblieben ist. Das Russ. hat in älterer Zeit die Singulativbildungen recht zahlreich entwickelt. Zu Kollektiva auf -a wie litva 'die Litauer, Litauen', mordva 'die Mordvinen', ceremisa 'die Tscheremissen', latyna 'die Lateiner', zidova 'die J u d e n ' wurden Singulativa auf -ins gebildet: litvins 'der Litauer', mordvins, ceremisins, latynins, zidovins; desgleichen zu i-stämmigen Völker- und Stammesbezeichnungen: yuss 'die Russen' : rusins 'der Russe', cuds : cudins. Ähnlich ar. jasins zum Plural jasi 'Osseten', ar. gridins 'Krieger, Leibwächter' zum Singular ar. grids 'dass.', das sekundär als Kollektivum verstanden wurde und die Singulativbildung auf -ins veranlaßt hat ( = Lehnwort aus an. gribi 'Leibwächter'). Diese Bildungen sind aber in jüngerer Zeit wieder außer Gebrauch gekommen. Erhalten geblieben sind die Singulativbildungen zu Pluralen auf -are, -ary : holgdrin zum PI. holgdry, bojdrin zum PI. hojdre, als kontrahierte Form barin zum PI. Mre + hdry, ebenso tatdrin zum PL ar. tatarove, heute tatdry, und besonders als Bestandteil der modernen Sprache die Singulativbildung auf -janin zu Pluralen auf -jane: anglicanin : anglicane. Zum Kollektivum sursja 'Schwäger' wurde als Singulativ surins gebildet, in alter Zeit auch zu semsja 'Familie' das Singulativum semins 'Familienmitglied'. Im älteren Russ. gab es mehrfach auch zu Substantiven mit dem Suffix -ici (< *-itji), die vorwiegend die Einwohner von Städten bezeichnen, Singulativbildungen auf -itins. Wegen des Wandels *-tj- > -c- und der vom noch nicht veränderten Suffix -it- abgeleiteten Singulativbildung muß in dieser Numeruskorrelation ein sehr altertümliches Bildungsprinzip gesehen werden. Es gehören dazu ζ. B. vjazsmici 'Einwohner, Leute von V j a z m a ' : vjazsmitins 'der Einwohner von V.', entsprechend moskvici : moskvitins, tverici : tveritins u. a. Die moderne russ. Literatursprache
Singulativa
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kennt diese Numerusopposition nicht mehr, sondern hat zu den Pluralformen auf -ici einen neuen Singular auf -ie gebildet: moskvie 'der Moskauer'. Außerhalb dieser Bildungstypen findet man im Aruss. bei mehreren anderen Substantiven mehrfach Singulativbildungen auf -ins. Es sind dies in der Regel Völkerbezeichnungen, die gewöhnlich nur im Plural vorkommen, der dann meist kollektivische Bedeutung hat. Dazu gehören ζ. B. ar. ugrinz Mer Ungar' zum PI. ugrove, frjazinz zum PL frjazove 'Italiener', nemcinö zum PI. nemcy 'Deutsche', turcind zu turfci 'Türken' u. a. Auch dies sind Bildungen, die in der modernen Schriftsprache nicht mehr vorkommen und meist durch Ableitungen auf -ec (nemec), -ok (turok) u. a. ersetzt wurden. Zu den neutr. Kollektiva auf -se gibt es im Russ. keine Singulativbildungen auf -in. Wohl kann man erkennen, daß dem Singular und dem zugehörigen Plural in Opposition zum Kollektivuin im älteren Russ. singulativische Funktion zukommt, wenn nämlich der Gegenstand gezählt wird und das Substantiv mit einem Zahlwort verbunden erscheint. In diesem Fall wird in der Regel der Plural gebraucht. So gehört ζ. B. zum Sing, brusd 'Balken' das Kollektivuni brusde mit Pluralbedeutung·, in singulativischer Funktion dagegen der PI. brusy, ζ. B. desjats brusovs. Ebenso gvozdö 'Nagel' : Kollekt. gvozdse (als Plural) : singulativ. PI. gvozdi. Soweit nicht die Kollektiva dieses Typus zu Pluralformen auf -sja umgewandelt wurden (brüs&ja, brüssev), sind sie nach dem 16. Jh. mehr und mehr aus der Sprache geschwunden, und damit ging auch die Numerusopposition KolleMivum : Singulativum verloren. In ähnlicher Weise ist bei den neutr. «ί-Stämmen, die junge Lebewesen, vorwiegend Tierjunge bezeichnen, bei der Ende des 16. J h . und im 17. J h . stattfindenden Herausbildung der Opposition Singular auf -enok : Plural auf -jata (unter Verdrängung des Singulars auf -ja) eine singulativische Bedeutung zu erkennen. Dem Plural auf -jata kommt mehr die kollektivische Bedeutung zu, was sich darin zeigt, daß die so gebildeten Substantiva nicht gezählt 9
B r ä u e r , Formenlehre HI, 2
130
Deklination des Substantivums
werden oder aber allenfalls nur mit den Kollektivzahl"wörtern verbunden werden: dvoe zerebjats. Werden dagegen Personen oder Tiere als Einzelwesen gezählt, erscheint die singulativisch gebrauchte Pluralform vom Stamm ~enok= -enki, die stets nur mit dem Kardinalzahlwort verbunden wird, ζ. B. pjats kurenkovs (zu kurenoke). Dieser Gebrauch ist in Mundarten des NordgroJßruss. noch lebendig geblieben, findet sich aber nicht in der modernen Literatursprache. Das Poln. besitzt Singulativa auf -in in geringer Zahl vorwiegend nur in älterer Zeit (bis etwa zum 18. Jh.): Tatarzyn, Wegrzyn ""Ungar', Grecsyn 'Grieche5, Turczyn, Bulgarzyn u. a. Statt dessen werden in der modernen Sprache gebraucht: Tatar, Wqgier, Grek, Turek, Bulgar. Nur Litwin 'Litauer' ist erhalten geblieben. Lebendig geblieben ist sonst die Singulativbildung auf -in in den Ableitungen auf -janin. Das Sorb, meidet Singulativbildungen auf -in, desgleichen das Cech., das sie nur in älterer Zeit bei den Substantiven auf -janin besitzt, bei diesen jedoch im Laufe der Zeit den Pluralstamm -jan- auch im Singular verallgemeinert unter Verlust des Singulativsuffixes -in (vgl. § 132). γ) Der Dual § 182. In der ältesten Überlieferung des Slavisehen wird der Dual als Numerus der Zweizahl zwar vorwiegend bei solchen Substantiven angewandt, bei denen er die natürliche Paarigkeit bezeichnen kann, doch erscheint er ζ. B. im Aksl. auch dann, wenn außerhalb dieser natürlichen Paarigkeit (Körperteile) von zwei beliebigen Personen oder Gegenständen die Rede ist. Das Aksl. übersetzt mit dem Dual stets den griech. Plural, wenn dieser zwei Personen oder Gegenstände meint, selbst wenn in der Vorlage kein Zahlwort gebraucht wird. Auch die übrigen slav. Sprachen zeigen in der ältesten Phase ihrer schriftlichen Überlieferung verhältnismäßig regelmäßig die Anwendung des Duals mit seinen drei Kasus in ihrer unterschiedlichen Form nach den verschiedenen Deklinationsstämmen. Das gilt in
Der Dual
181
annähernd gleicher "Weise für die Substantiva wie für die Adjektiva, Pronomina und Yerba. Andererseits zeigt sich schon recht früh, daß die Dualk a t e g o r i e in Auflösung begriffen ist. Dabei werden die Kasus des Duals teils dem Plural zugeordnet, teils dem Singular mit unterschiedlichen Resultaten nach der jeweiligen Sprache. In einer längeren Übergangsphase können Dualkasus in pluralischer Funktion gebraucht werden und können auch — in dieser Funktion — produktiv werden, d. h. als Pluralkasus dem Destinations system eingeordnet werden. Nur zwei slavische Sprachen, das SI ovenische und das Sorbische, haben die Dualkategorie mit der besonderen, teilweise jedoch abgeänderten Flexionsweise bis heute bewahrt. § 183. In den einzelnen slawischen Sprachen nehmen der Dual bzw. die Dualkasus folgende Entwicklung. Im Mbulg. wird der Dual zunächst noch recht häufig gebraucht, was sich aber wohl aus der literatursprachlichen Tradition, wie sie von den abg. Schriftdenkmälern stets ausgehend konnte, erklären läßt. Am frühesten erscheint der Plural statt des Duals, wenn das Vorhandensein von zwei Personen oder Gegenständen mehr ein zufälliges ist. Bewahrt bleibt dagegen der Dual, wenn die natürliche Paarigkeit besonders bei Körperteilen bezeichnet wird. Damit sind zwei Ansatzpunkte erreicht, die die beiden unterschiedlichen Richtungen der weiteren Entwicklung anzeigen. Für das zufällige Vorhandensein von zwei Personen oder Gegenständen wird nur noch der Plural gebraucht. Für die natürliche Paarigkeit wird weiterhin die Dualform gebraucht, die aber jetzt zum Plural umgedeutet wird, was sich am Gebrauch der Pluralformen des Attributs und des Prädikats ablesen läßt. Solche pluralisch umgedeuteten Dualformen konnten sich in begrenztem Umfang und in Beschränkung auf den NADu. bis heute in ihrer ursprünglichen Form halten, was in gleicher "Weise für die meisten slav. Sprachen gilt. So besitzt das heutige Bulg. als Plurale verwendete ursprüngliche Dualformen bei den Substantiven rog 'Horn' : 9*
132
Deklination des Substantivums
rogd, Icrak ' F u ß , B e i n ' : krakd, rz>kd ' H a n d , A n n ' : r ö a ' , uoga ' B e i n , F u ß 1 : noze, oko ' A u g e 1 : oci, ucho O h r ' : usi.
Bei einigen Neutra ist die als Plural verwendete Dualform auf -e ( < -e) in ihrer Dualfunktion auch noch heute zu erkennen, da sie gebraucht wird, wenn von b e i d e n Gegenständen die Rede ist, während daneben auch der Plural möglich ist, jedoch in rein pluralischcr Funktion. Dazu gehören z . B . : koljdno 'KniQ': kolene '(beide) Knie' : PI. kolenä, krilo ' F l ü g e l 1 : krile '(beide) F l ü g e l ' : PI. rdmo ' S c h u l t e r ' : ramene : PI. ramend.
krüd,
Außerdem hat das Bulg. den NADu. der mask, ο- (und jo-) Stämme mit der Endung -a {-ja), wie er in älterer Zeit nach dem Zahlwort dva die Regel war, auf die Verbindungen mit den übrigen Kardinalzahlwörtern ausgedehnt als einen 2. Plural, der nur in Verbindung mit diesen Zahlwörtern e r s c h e i n t : stol ' S t u h l ' : PI. stolove : dva, pet, sto stola '2, 5, 100 S t ü h l e ' , ucenik ' S c h ü l e r ' : PL ucenici : dva, pet ucenika.
Das Mazedonische zeigt im wesentlichen die gleichen Veränderungen im Bereich des Duals wie das Bulgarische. § 184. Im Skr. sind Gebrauch, Funktion und Formen des Duals nur in der älteren Überlieferung einigermaßen korrekt. Eine Einschränkung im Dualgebrauch macht sich früli insofern bemerkbar, als der Dual nur noch nach den Zahlwörtern dva und oba erscheint, dagegen nicht mehr ohne Zahlwort. Damit hört der Dual auf, ein bestimmter Numerus zu sein. Er wird im NA mask, {-α, -ja) umgedeutet zu einem besonderen Kasus, der vom Zahlwort abhängig ist und mit dem GSg. identisch ist. Der NADu. aller neutr. Deklinationsklassen (-e, -ji) schließt sich seit dem 13. Jh. dem der Maskulina an und übernimmt gleichfalls die Gen.Endung -a, -ja. Die älteren neutr. Endungen -e, -ji bleiben daneben teilweise noch bis ins 17. Jh. hinein erhalten. Der NADu. fem. dagegen, der früh die Endung -(j)i der jaStämme s t a t t des -e der α-Deklination verallgemeinert hat (ruci, nozi s t a t t ruee, noze), w i r d seit d e m 14. J h . m i t d e m NAP1. g l e i c h g e s e t z t : dvlje zene (GSg. zene), dvije rüke (GSg. mke), dvlje ndge (GSg. ndge), w o h l in A n l e h n u n g an
die Verbindungen mit den Zahlwörtern in und cetiri. Der
Der Dual
133
Gebrauch des GSg. bei Mask, und Neutra nach dvä und oba wird umgekehrt vom 16. Jh. an auch auf die Verbindung mit den Zahlwörtern tri und cetiri ausgedehnt. In den obliquen Kasus kam es zu einer Vermischung mit den Pluralkasus, die dazu führte, daß sich im Gen. der Pluralkasus auf -ä durchsetzte und die Dualendung nur bei wenigen Substantiven — teils als Nebenkasus — erhalten blieb, im DIL aber die Dualendung ~ma als ~ima bei den ojo- und i-Stämmen (einschließlich der ursprünglichen konsonantischen Stämme), als -ama bei den a- und ^-Stämmen, verallgemeinert wurde (vgl. §§ 12 + 54): GP1. dvdjü, trijü susjedä, DIL dvjema, trima susjedima. Diese obliquen Kasus werden aber nach den Zahlwörtern nur gebraucht, wenn sie von der Verbalrektion gefordert werden. Bei einfacher Abhängigkeit von Präpositionen oder Substantiven erscheint dagegen in Anfängen seit dem 15. Jh. und heute regelmäßig der NA des Zahlworts mit dem GSg. oder NP1. des gezählten Gegenstandes: iz dvä gräda statt iz dvdjü gradovä. Das Attribut steht im gleichen Kasus und Numerus wie der gezählte Gegenstand: dvä möja bräta, womit sich noch etwas sehr Altertümliches gehalten hat. Das Prädikatsverbum dagegen steht im Plural. Nur wenn es ein I-Partizip ist, kann es außer im Plural auch noch in der Dualform angewandt werden: -la bzw. PI. -Ii beim Mask. Beim Fem. und Neutrum stimmen die Endungen sowieso überein: f. -le, n. -la. Bei einigen Substantiven hat sich die Endung des GLDu. jedoch in neuer Funktion als GP1. bis heute halten können. So findet man zu nöga : nogü, zu rüka : rükü, mit sekundärer Ausdehnung auf sluga 'Diener' : slügü. Die Endung des GLDu. der i-Stämme -ijü findet sich gleichfalls bei einigen (primären oder sekundären) ^-Stämmen, wiederum in pluralischer Funktion: zu göst : gdstijü (neben gdstl), zu nokat 'Nagel, Fingernagel' : ndktijü (+ nokdtä + ndkti), zu prsi PI. 'Brust' : prsijü (+ prsi), zu kdkö§ 'Huhn, Henne' : kokdHjü, zu kost 'Knochen' : kdstijü (+ kdstl), mit Ausdehnung auf den mask. o-Stamm: prst 'Finger* : prstijü (+ prstä + prsti). Zu piece 'Schulter(blatt)' kommt neben dem PI. pUca (GP1. plecä) der ursprüngliche Dual
Deklination des Substantivuras
134
pleci 'Schultern' vor, der aber zum femin. ^-stämmigen Plural umgedeutet wurde: GPL plea (+ plecijü). Erhalten geblieben sind auch die beiden ί-stämmigen Dualformen oci 'Augen3 und üsi 'Ohren11, die aber pluralische Geltung haben. Hierzu auch der ursprüngliche Gen.: dcijü, üsijü und als DIL dcima, itsima. Nach den Zahlwörtern dvä wird heute jedoch der SGg. gebraucht: dvä oka, uha (vgl. § 187).
§ 185. Im Slov. ist der Dual als selbständige Numeruskategorie lebendig geblieben. Von den Dualkasus sind aber jeweils nur zwei Kasusformen erhalten geblieben, und zwar der NA und der DI, während der GL durch die entsprechenden Pluralkasus ersetzt wurde. Innerhalb der mask, ο- und jo-Deklination sind es der NA auf ~a (-ja) und der DI auf -oma
(-ema),
ζ. B.
zu
prerok
'Prophet 5 : prergka
pre-
r oleoma. Nimmt das Substantivum im Plural die Silbe -ovan, werden die Dualformen von diesem erweiterten Stamm gebildet: zu most 'Brücke'
mostova — mostovoma,
doch
sind häufig auch Nebenformen vom nichterweiterten Stamm üblich: mostä. Sekundär in die o-Deklination übernommene Substantiva können zuweilen ihre alten Dualformen bewahren,
ζ. B.
zu
lakdt
'Ellbogen,
Elle'
lakta + lahti
(dieses jedoch mit fem. i-Deklination: DI lahtema). Die neutr. o- und jo-Deklination hat im NADu. die jostämmige Endung -% (-ji) verallgemeinert, die aber bei Tonlosigkeit auch auf die Endung -e der o-Stämme zurückgehen k a n n : zu leto ' J a h r , Sommer' polje 'Feld' polji — pgljema.
leti — letoma, zu
Bei der a- und α-Deklination ist im NADu. bei Endbetonung die Endung -e < -e der α-Deklination -verallgemeinert worden, während bei Tonlosigkeit die Endung -i < ja-stämmigem -ji bzw. < unbetontem -e üblich geworden ist: zu kosa 'Ziege' koze (heute häufiger kozi) — kozäma, zu prösnja ' B i t t e ' prosnje (heute häufiger prosnji) — prosnjäma, andererseits. Upa 'Linde' : lipi^ —• Upama. Die
fem. ^-Stämme bilden den NADu. in Übereinstimmung mit dem GSg.: mis 'Maus'
GSg. +
NADu. misi,
kost
'Knochen' : GSg. + NADu. kosti. Die stammbetonten Substantiva bilden den DIDu. auf -ma (misma) oder auf -ima,
Der Dual
185
wenn sie -d- in der Endsilbe enthalten, das in den obliquen Kasus schwindet: pesdm 'Lied' — pesmima. Die endbetonten Substantiva bilden den DIDu. auf -ema : hostema. Von den Resten der konsonantischen Deklination bilden die neutr. n-, s- und ηί-Stämme den NADu. auf -i und den DI. auf -oma : zu rdme Schulter 3 rämeni — rdmenoma, zu Icolo 'Rad' : Icolesi — kolesoma, zu jdgnje 'Lamm 3 : jägnjeti — jägnjetoma. Mask. wi-Stämme haben dagegen im NADu. die Endung -a (-ja). Die beiden s-Stämme oTco und uM bilden den Dual mit ocesi, ocesoma und usesi, usesoma, •
»
7
*
- 'e und *-ji > -'i, vgl. zu Mo ' J a h r ' : letje, zu polo : φοίί, zu moro 'Meer 3 mori. Entsprechend findet sich die Endung - ' i auch bei den der neutr. yo-Deklination angegliederten neutr. n- und wi-Stämmen. Die altertümlichen Endungen werden auch von den a- und ? α-Stämmen bewahrt: -'e < *-e, -'% < *-ji, vgl. zu zona : zonje, zu dusa : dusi. Die fem. i-Stämme haben die Endung -i (bzw. bei Erhärtung -y): zu kose : kosci, zu noe : noey.
140
Deklination des Substantivums
Der GLDu. wurde aufgegliedert in Gen. und Lok. Der Gen. besitzt in älterer Zeit gesamtsorb. die Endung -owu, die eher als Endung der w-Stämme denn als sekundäre Erweiterung der Endung des GP1. -ow durch die Dualendung -u aufzufassen ist. Vom Ende des 18. Jh. an verliert dieser Kasus im Osorb. wohl als Ergebnis einer phonetischen Reduktion das -u, und seit dieser Zeit begegnet nur noch die Endung -ow (-'ow). Der LDu. schließt sich seinerseits dem DIDu. an, der bei den Mask, und Neutra ursprünglich die Endung -oma hatte, die auch bei den ?o-Stämmen verallgemeinert wurde und nach dem NADu. seit der 2. Hälfte des 17. Jh. zusätzlich als neues Dualzeichen -j annahm: wjelkomaj, Iconjomaj, letomaj, polomaj. Die Feminina übernahmen ebenfalls diese Endung: zonomaj, dusomaj, entsprechend koscomaj, nocomaj. Als ehemalige Dualform blieben ferner woci 'Augen' und wusi 'Ohren5 erhalten, jedoch mit Dual- und Pluralfunktion. Der Numerusunterschied tritt nur in den obliquen Kasus in Erscheinung: DILDu. wocomaj, wusomaj — DPI. wocam, wusam, IP1. wocemi, wusemi, LP1. wocach, wusach. Das Nsorb. bewahrt die alten mask. Dualformen ohne die ^'-Erweiterung: buh — buka (entsprechend blieb das Zahlwort: dwa), DIL bukoma, mit Verallgemeinerung bei den 70-Stämmen: konja, konjoma. Im GDu. blieb als eigene Dualendung -owu bewahrt. Die neutr. 0- und jo-Stämme stimmen mit dem Osorb. überein bis auf das Fehlen des -j im DILDu. und die Bewahrung des -u in der Endung des GDu. -owu. Das gleiche gilt für die a- und jaStämme sowie für die fem. i-Stämme, vgl. gwezda 'Stern 1 : gwezdze, gwezdowu, gwezdoma, zemja 'Erde' : zemi, zemjowu, zemjoma, pesn 'Gedicht* : pesni, pesnjowu, pesnjoma. Erhalten geblieben ist die ursprüngliche Dualform in Dual- und Pluralfunktion bei wocy 'Augen' und wusy Ohren', jedoch mit Flexionsunterschieden nach dem Numerus in den obliquen Kasus: GDu. wocowu, wusowu, DILDu. wocyma, wusyma, andererseits GP1. wocow, wusow, DPI. wocam, wusam, I wocymi, wusymi, L wocach, wuSacft.
Der Dual
141
Eine Neuerung in der Dualflexion des Sorb, ist u. a. auch darin zu sehen, daß bei Bezeichnungen männlicher Personen der Gen. (osorb. -ow, nsorb. -owu) als Akk. gebraucht wird, im Nsorb. generell bei Bezeichnungen männlicher Lebewesen, also auch bei Tierbezeichnungen, während in anderen slav. Sprachen Nom. und Akk. im Dual immer die gleiche Form hatten, auch wenn Lebewesen bezeichnet wurden. Der Grund hierfür mag darin gesehen werden, daß der mask. NADu. auf -a, -ja mit dem bei Lebewesen als Akk. gebrauchten GSg. auf -a, -ja zusammenfiel, so daß Mißverständnisse möglich waren in einem Satz wie main konja, der 1. 'ich habe ein (das) Pferd' und 2. Cich habe (die) beide(n) Pferde' bedeuten konnte. Das Nsorb., das den NADu. auf -α, -ja in dieser Gestalt bewahrt hat, hat daher den GDu. auf -owu auch für die akkusativische Funktion verwendet. Das galt in älterer Zeit ebenso für das Osorb. Seit der 2. Hälfte des 17. Jh. erscheint nun im Osorb. der NADu. mit der neuen Endung -aj (-jej), wodurch dieser neue Dualkasus vom Gen./Akk. Sg. differenziert wird. Es mag als eine Folge dieser erneuten Differenzierung beider Kasus bzw. Numeri angesehen werden, wenn in jüngerer Zeit das Osorb. entgegen dem früheren Gebrauch, wie ihn auch zahlreiche Grammatiken konstatieren, bei Tierbezeichnungen statt des GDu. wieder den NDa. benutzt, jedoch jetzt mit der neuen, vom GASg. sich unterscheidenden Endung -aj. So erhält man für die moderne Sprache folgende Kasusbildungen: osorb. ADu. muzow, aber wjelkaj statt des älteren wjelkow{u), dagegen unverändert nsorb. muzowu
und wjelkowu. ^
§ 189. Das Cech. besitzt in der ältesten Überlieferung noch einen großen Reichtum an Dualformen für fast alle Deklinationsklassen. Doch ist der Gebrauch ohne Zahlwort beschränkt auf paarweise vorkommende Gegenstände, gewöhnlich Körperteile. Mit Zahlwort (dva, dve, oba, obe) können allerdings die verschiedensten Substantiva im Dual erscheinen. Statt der Endung des NADu. der mask. o-Stämme (-α) erscheint in der ältesten Überlieferung die Endung -?/
142
Deklination des Substantivums
(.sluzelniky, hratry), die von den i£-Stämmen (syny, domy) übernommen zu sein scheint. GL und D I kommen noch mit den alten Endungen -u und -oma vor. Bei den mask, joStämmen ist dagegen *-ja noch zu erkennen, da die Umlautsform -e belegt ist (mece), die hier später zu -e wird (mece). Im GL zeigen die älteren Belege -'u (Jcraliü), die jüngeren -i (kr all). Im DI ist o-stämmiges -oma verallgemeinert -worden: pisafoma. Bei den neutr. o-Stämmen-ist im NA noch -e bewahrt: meste, lete, bei den jo-Stämmen -'% pleci. GL sowie DI stimmen mit den mask. jo-Stämmen iiberein. Altertümlich sind auch die Dualformen der aStämme: NA hodine, ruce, dsce zu clskci (nc. deska), GL ruku > rukou, ebenso nohow, DI rukama, daneben seit dem 14. Jh. auch rukoma. Die ja-Stämme bilden den NA auf -'i neäieli, dusi, die übrigen Kasus jedoch wie die mask. jo-Stämme. Die w-Stämme bewahren nur im NA die alte Endung: syny, domy, während in den übrigen Kasus Neuerungen nach den o-Stämmen eingetreten sind. Die iStämme kennen noch den NA auf hosti, kosti. GL host'ü, kost'u, DI hostma, kostma. Wie im Poln. ist auch im Ceeh. der Plural an die Stelle der Duaikategorie getreten. Die Dualformen haben daher in der Übergangszeit, als sie zwar noch gebraucht werden, aber keine Dualfunktion mehr besitzen, d. h. vom 14.—16. Jh., Pluralgeltung, bis sie als Folge dieser Pluralgeltung gänzlich- durch die Pluralendungen verdrängt werden, was sich in der Schriftsprache schneller vollzogen zu haben scheint als in der Volkssprache. Somit wird dann — wie in den Verbindungen mit den Zahlwörtern tri und etyfi — auch mit dem NA des Zahlworts dva, dve der NAP1. des Substantivs verbunden: NP1. dva muH (muzove), API. dva muze, NAP1. dve zeny. Nur vereinzelt sind Dualformen im Flexionssystem der modernen Sprache in Pluralfunktion erhalten geblieben, und zwar ausschließlich bei solchen Substantiven, die paarweise vorkommende Gegenstände (Körperteile) bezeichnen und daher seit altersher im Dual zu stehen pflegten. Dazu gehören der NADu. ruce sowie oci und usi. Von den
Der Dual
143
obliquen Kasus erscheint der GLDu. auf -ou in Pluralfunktion bei räme 'Arm 3 ramenou (dafür heute gewöhnlich rameno mit GP1. ramen, LP1. ramenech), ferner bei koleno 'Knie' kolenou (neben GP1. holen und LP1. Jcolenech), bei prs 'Brust 3 , PL prsy + n. prsa, GL prsou, bei ret Tippe 1 riou (heute veraltet); in pluralischer und dualischer Funktion bei ruka rukou (ruh bzw. ruhdeh nur in reiner Pluralfunktion), ebenso bei noha nohou (gegenüber noh und noMcJi in Pluralfunktion). Der IDu. in pluralischer Funktion kommt noch in folgenden Fällen ΥΟΓ: rtoma (nur dichterische Sprache), Tcolenoma, in dualischer und pluralischer Funktion: rukama, nohama (gegenüber rukami, nohami in ausschließlich pluralischer Funktion). Außerdem als ocima und usima in pluralischer Funktion. Eine gewisse Verbreitung hat in neuerer Zeit in Mundarten und in der cech. Umgangssprache die Endung -ma als IP1. gefunden: nach nohama auch mestama u. a. Das Slovak, kennt Dualformen, jedoch ohne Dualfunktion, nur in der älteren Überlieferung. Die moderne Schriftsprache besitzt nur wenige formale Eeste, die im wesentlichen dem gleichen Bereich angehören — wenn auch entschieden geringer an Zahl —, wie er für das Cech. gilt. A. B e l i d , 0 dvojini u slovenskim jezicima. Beograd 1932. — Ü. D e c a u x , Duel et singulier en slave commun. BJESl. 2S (1951) 148—151. — A . D o s t ä l , Vyvoj duälu ν slovanskych jazycicli, zvläste ν polltine. P r a g 1954. — N. v a n W i j k , Zur Betonung des slavischen Duals. ISTeophüologus 5 (1920) 113—115. A. B e Ii 6, Κ dvojstvennomu cislu ν staroslavjanskom. Izvestija O R J S 4 (1899) 4, 1159—1191; 5 (1900) 1, I X f . — K. B e r n a r d , Alcune osservazioni sul plurale secondo in bulgaro moderno. Ricerche slavistiche 3 (1954) 30 bis 42. — L. T e s n i e r e , Les formes du duel en Slovene. Paris 1925. — D e r s . , Atlas linguistique pour servir ä l'Stude d u duel en Slovene. Paris 1925. Α. Μ. I o r d a n s k i j , Istorija dvojstvennogo cisla ν russkom jazyke. Vladimir 1960. — S. O b n o r s k i j , Dualspuren in der nominalen Deklination des Russischen. ZfslPh. 2 (1925) 61—77. — N". v a n W i j k , Der slavische Dual auf -a u n d der russ. Nominativ-Akkusativ Plur. mask, auf ·ά. I F 51 (1933) 200 bis 206. — I . O h i j e n k o , Dvijne cyslo ν u k r a j i n i k i j movi. Kiev 1910. — J . J a n ö w , Niedostrzezona przez badaczy kategoria j^zykowa. (Dualis rzeczowniköw n a -'a w j?zyku ukr.-ruskim). Sprawozdania Towarz. Naukowego we I w o w i e 16 (1936) 266—273. R. L ö t z s c h , Die spezifischen Neuerungen der sorbischen DualfLexion. Bautzen 1965. — D e r s D i e Verbreitung des G-en.-Akk. Du. in den sorbischen Dialekten u n d das Problem seiner Genese. ZfSl. 9 (1964) 4, 485—499. — M. V e y , L'instrumental pluriel en -ma en tehfeque parlS. BSL 24 (73) (1923) 142—149.
144
Deklination des Substantivunis
-i der Akk. mit dem Nom. wie im Singular zusammengefallen, doch hat das Skr. die erforderliche Kasusdifferenzierung hier durch Einführung der 70-stämmigen Akk.-Endung -e (~'e) < erreicht: NP1. süsjedi : API. susjede, zdkoni : zdkone wie zuvor oräci : ordce, stüpnji: stüpnje. Das Slov. verhält sich genau so wie das Skr. und unterscheidet nur im Singular der 0- und ;/o-Stämme männliche Wesen (ASg. = -a, -ja) von Sachbezeichnungen (ASg. = NSg.), während für den Plural die gleiche Neuerung in der formalen Kasusunterscheidung gilt: NP1. -i (oder -je) — API. -e. § 192. Das Russ. hat in der Anfangszeit der schriftlichen Überlieferung regelmäßiger nur bei männlichen Personen den Akk. mit dem Gen. bezeichnet und hat damit innerhalb des Singulars der 0- und 7'0-Stämme die Genusopposition persönlich : nichtpersönlich eingeführt. Erst allmählich wird diese neue Kasusunterscheidung im Singular auch auf Tierbezeichnungen ausgedehnt, so daß sich die Genusopposition im Bereich der Mask, zur Opposition belebt : unbelebt verändert. Andererseits hält sich cler alte Akk. bei Tier- und auch bei Personenbezeichnungen namentlich in jenen Fällen länger,
Belebtes und unbelebtes Genus
149
in denen die Objekts- oder Kasusfunktion eindeutig ist, sei es durch Gebrauch des reflexiven Possessivpronomens svojs, das ja nur beim Objekt stehen konnte, sei es durch den Gebrauch eines anderen Attributs oder durch die Abhängigkeit von den Akk. regierenden Präpositionen. Von solchen präpositionalen Wendungen, die grammatischsyntaktisch eindeutig waren, hat sich einiges noch bis zur Gegenwart gehalten. Dazu gehören Wendungen wie vyjti zdmuz 'heiraten (von der Frau)', vydats zdmuz 'verheiraten', nd kons 'auf's Pferd!' (als militärisches Kommando: 'Aufgesessen!'). Als im 13./14. Jh. zunehmend auch im Plural Nom. und Akk. zusammenfielen (meist wurde der Akk. auch als Nom. gebraucht), wurde auch hier eine erneute Differenzierung zur Unterscheidung von Subjekt und Objekt erstrebt. Zu diesem Zweck wird die mit dem GSg. realisierte Objekts- und damit auch Genusunterscheidung ebenfalls auf den Plural übertragen, zunächst bei mask. Personenbezeichnungen (erstmals 14. Jh.), später bei Bezeichnungen weiblicher Personen (16. Jh.), dann auch bei Tierbezeichnungen (17. Jh.). Erst vom 17. Jh. an wird der GP1. als Akk. die Kegel bei allen Bezeichnungen lebender Wesen. So lautet der API. zu zony : zon, zu sestrd : sester, zu njdnja : njans, zu Usads : losadej. Wie im Singular sind es auch im Plural wiederum einige präpositionale Wendungen, in denen sich der alte Akk. als seinerzeit hinreichend eindeutiger Kasus gehalten hat und ζ. T. in dieser Gestalt noch in der modernen Literatursprache die Regel ist. Dazu gehören Wendungen wie: vyjti ν Ijüdi 'zum Mann werden, seine Karriere machen' (eigentlich: 'unter die Leute gehen, kommen'), zvats υ gosti 'einladen', echatd ν gosti 'zu Gast fahren', postupits ν solddty 'unter die Soldaten gehen', proizvesti ν oficery 'zum Offizier befördern', entsprechend ~ ν majory, ν gener dly, vstupitö ν cleny 'als Mitglied beitreten', mit Ausdehnung auf den neuen NPi. auf -d : pojti ν slesarja 'Schlosser werden'. Das Ukr. differenziert den Akk. vom Nom. mit dem Gen. generell bei lebenden Wesen nur im Singular der Mask.
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DeJdiaation des Substantivums
(wie im Kuss.). Im Plural benutzt es die gleiche Unterscheidung jedoch nur bei männlichen Personen. Alle anderen Substantiva, d. h. Bezeichnungen •weiblicher Wesen, Tierund Sachbezeichnungen bilden den Akk. wie den NP1. Das "Wruss. dagegen stimmt wiederum, mit dem Russ. überein. § 193. Die westslav. Sprachen haben die Unterscheidung belebtes unbelebtes Genus nur auf den Singular der Mask, beschränkt. Im Plural haben sie, berücksichtigt man nur die Mask., — abgesehen yom Öech. — die Unterscheidung ;-persönliches nicMpersönliches Genus eingeführt (API. = GPL). Mask. Tierbezeichnungen und alle Feminina werden wie Sachbezeichnungen behandelt. Darüber hinaus wurde — einschließlich des Cech. — wiederum im Bereich der Mask, mit weiteren morphologischen Mitteln das persönliche Genus vom nichtpersönlichen unterschieden, indem für Bezeichnungen männlicher Personen besondere Nominativendungen angewandt bzw. schon vorhandene auf den Gebrauch bei Bezeichnungen männlicher Personen eingeengt wurden. Im Plural gebrauchte das Poln. den alten Akk. auf -y auch bei Bezeichnungen männlicher Personen noch bis ins 17. Jh. hinein. Erst von dieser Zeit an wurde bei Bezeichnungen männlicher Personen der API. auf y- zunehmend durch den GP1. verdrängt im Gegensatz zu Tierbezeichnungen, wo er erhalten bleibt: wüki, hoy. Die von den uStämmen übernommene Pluralendung -owie, die in alter Zeit sehr verbreitet war und auch bei Sachbezeichnungen häufig vorkam, wurde nach dem 17. Jh. nur noch bei Bezeichnungen männlicher Personen angewandt (in moderner Zeit vorwiegend auf Titel-, Ämter-, Berufs- und i^ationalitätsbezeichnungen eingeschränkt): uczniowie, profesorowie, Jcrolowie, ojcowie, swiaäkowie. Ähnlich verhä.t es sich mit der ursprünglich bei allen mask, ο- und jo-Stämmen üblichen Endung des KPl. -i, die im Poln. seit Beginn der schriftlichen Überlieferung auf die Bezeichnungen männlicher Lebewesen (Personen und Tiere) eingeengt war, vom 18. Jh. an mehr und mehr auf Bezeichnungen männlicher Personen begrenzt wurde. Vollständig setzte sich diese
Belebtes und unbelebtes Genus
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Regelung erst im Laufe des 19. Jh. durch: sqsiedzi, Szwedzi, poeei, dagegen Iwy statt des älteren Iwi, ivüki statt wilcy. Auf diese "Weise wird im Poln. im Plural das männliche persönliche Genus mit zwei Merkmalen ausgestattet: mit dem Gen. als Akk. und mit besonderen Nominativendungen. Das Sorb, verhält sich genau so wie das Poln. Es kennt im Singular der Mask., wie üblich, die Genusopposition belebt : unbelebt. Im Plural unterscheidet es durch den Gebrauch des Gen. als Akk. nur die Bezeichnungen männlicher Personen von allen übrigen Substantiven. Als Neuerung hat das Sorb, schon in älterer Zeit die Genusunterscheidung belebt : unbelebt auch auf den Dual ausgedehnt. In neuerer Zeit hat das Osorb. die Tierbezeichnungen wieder ausgeschlossen und hat sie im Dual den Sachbezeichnungen zugeordnet, hält also im Dual die Unterscheidung nur für männliche Personenbezeichnungen aufrecht (vgl. auch §188).
Darüber hinaus hat das Osorb. im Plural die Nominativendungen -ojo (< *-ove), -jo und -i ähnlich dem Poln. nur auf männliche Personen beschränkt im Gegensatz zu Tier- und Sachbezeichnungen, die nur die Endung -y kennen, so daß hierdurch um ein weiteres die Genusunterscheidung persönlich: nichtpersönlich innerhalb der Mask, gekennzeichnet wird. Das Cech. hat im Singular der Mask, wie alle anderen Sprachen die Unterscheidung belebtes : unbelebtes Genus durchgeführt. Im Plural hat es durch die Bewahrung der alten Nom.-Endung -i im Gegensatz zum Akk. · auf -y die ursprüngliche Kasusunterscheidung aufrechterhalten können. Dadurch daß es die Endung -i schließlich nur auf die Bezeichnungen männlicher Personen beschränkte (zu zak 'Schüler* : NP1. zäci + zäkove — API. zaky), hat es im mask. Plural die Genusopposition persönlich : nichtpersönlich eingeführt, die aber nicht ausschließlich gilt, da die Endung -i auch bei einigen Tierbezeichnungen vorkommt (ζ. B. zu leohout 'Hahn' hohouti, API. Tcohouty). Das gleiche gilt auch für Endung -ove, die nur auf männliche Personenbezeichnungen beschränkt wurde, sich aber gelegentlich
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Deklination des Substantivums
auch bei Tierbezeichnungen findet. Die Endung -e dagegen ist nur auf männliche Personenbezeichnungen begrenzt. Das Slovak, stimmt ζ. T. mit dem Cech. überein (männl. Personen NP1. -i : Tiere und Sachbezeichnungen -y). Statt der Endung -ove gebraucht es vorwiegend bei Bezeichnungen männlicher Personen die mit -ia erweiterte Endung -ove = -ovia (auch neben einfachem -ia). Zusätzlich hat es im Plural bei männlichen Personenbezeichnungen auch den Gen. als Akk. eingeführt, was auch für einige wenige Tierbezeichnungen gilt. Eine Rückwirkung des Gebrauchs des GSg. als Akk. kann man im Slovak, und auch in ostmähr. Mundarten des Cech. in der Verwendung des ASg. auf -u als Gen, bei Personenbezeichnungen der α-Deklination sehen. So lautet ζ. B. zu vodca 'Führer' der ASg. vodcu und entsprechend auch der GSg. Da die w-stämmige Gen.Endung -u bei Personenbezeichnungen im Slovak, und Cech. nicht belegt ist — lediglich bei Sachbezeichnungen —, kann in dem GSg. auf -u der mask. α-Stämme nur der ASg. auf -u < *-q gesehen werden, der nach dem Vorbild der sonstigen Substantiva, die männliche Personen bezeichnen, mit dem GSg. in Übereinstimmung gebracht worden ist. In den westslav. Sprachen — in älterer Zeit auch in anderen Sprachen — werden in die mit unterschiedlicher Akkusativbildung ( = Gen. oder Nom.) oder mit unterschiedlicher Nom./ Akk.-Bildung (im Plural) realisierte Differenzierung zwischen belebtem und unbelebtem bzw. zwischen persönlichem und nichtpersönlichem Genus teilweise auch noch andere Kasus einbezogen, soweit sie Doppelbildungen aufweisen. So gebraucht ζ. B. das Aksl. die Dativendung -ovi vorwiegend bei männlichen Personennamen und männlichen Personenbezeichnungen. Ähnlich verhält sich das Aruss. und Öech. Ν. P. N e k r a s o v , Ο zamenitel'nych padeiach: roditel'nom i vinitel'nom ν sovremennom russkom jazyke. Izvestija ORJS 10 (1905) 2, 31—65. — N. D u r n o v o , La catögorie du genre en russe moderne. K.ES1. 4 (1924) 208— 221. — G. L. T r a g e r , The Russian gender categories. Language 16 (1940) 300—307. — Τ. Α. C h a r a i i f i v i l i , Kategorija oduSevlennosti i neoduäevlennosti ν russkom jazyke. Tbilisis pedagog. inatitutia srobemi 9 (1952) 57—67. — Ε. I. K e d a j t e n e , Iz nabljudenij nad kategoriej lica ν pamjatnikach russkogo jazyka staräej pory. Voprosy jazykoznanija 4 (1955) 1, 124—128. — Ders., Κ voprosu ο razvitii form roditel'nogo-viniternogo padefca. (Iz materiala vostoSnoslavjanskich jazykov). In: Issledovanija po leksikologii i grammatike russkogo jazyka, Moskau 1961, 185—193, — Fr. S c h o l z , Zur Entwicklung
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