Romanische Sprachwissenschaft: Band 3, Teil 2 Formenlehre, Teil 2 [Reprint 2020 ed.] 9783112321966, 9783112310793


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German Pages 260 [188] Year 1962

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IV. Pronomen (§§ 705—756)
V. Zahlwort (§§ 757—786)
VI. Verbum (§§ 787—948)
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Romanische Sprachwissenschaft: Band 3, Teil 2 Formenlehre, Teil 2 [Reprint 2020 ed.]
 9783112321966, 9783112310793

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SAMMLUNG

GÖSCHEN

BAND

1200/1200a

ROMANISCHE SPRACHWISSENSCHAFT DR. H E I N R I C H

LAUSBERG

o. Professor der romanischen Philologie an der Universität Münster

in F O R M E N L E H R E

/ ZWE ITE R TE I L

W A L T E R D E G R U Y T E R & CO. vormals G. J. Göschen'sche Verlagshan dluog • J. Guttent.ig, Verlagsbuchhandlung • Georg Reimer • Karl J . Trübner • Veit & Comp.

BERLIN 1962

Die Gesamtdarstellung umfaßt folgende Bände: I. Einleitung und Vokalismus (Slg. Göschen Band 128/128 a) I I . Konsonantismus (Slg. Göschen Band 250) I I I . Formenlehre / 1. Teil (Slg. Göschen Band 1199) Formenlehre / 2. Teil (Slg. Göschen Band 1200/1200 a) I V . Wortlehre und Syntax (in Vorbereitung)

© Copyright 1962 b y Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Keim er — Karl J. Trübner — V e i t & Comp., Berlin W 30. — Alle Rechte, einschl. der Rechte der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, von der Verlagshandlung vorbehalten. — Archiv - Nr. 7360628. — Satz und Druck : Walter de Gruyter & Co., Berlin W 30. — P r i n t e d in Germany.

Die Abschnitte der „Formenlehre" I. Substantiv II. Adjektiv III. Adverbium werden in dem Göschenband Nr. 1199 behandelt. Dieser Band enthält auch ein ausführliches Inhaltsverzeichnis.

IV. Pronomen (§§ 705—756) 705. Viele Pronomina treten in zwei verschiedenen Akzentuierungsgraden auf: als voll betonte (wenn sie satzphonetisch selbständig oder jedenfalls vollwertig sind) oder als schwach betonte (wenn sie sich satzphonetisch an ein vollbetontes Wort anlehnen) Pronomina. Die phonetische Entwicklung der Formen ist je nach dem Akzentuierungsgrad verschieden (§§114-121; 249-252; 575). Die Unterscheidung der Akzentuierungsgrade selbst ist bereits vlt., wie die Verbreitung dieser Unterscheidung über die Gesamtromania zeigt. Die besonderen Verhältnisse des Obw. beruhen offensichtlich auf deutschem Adstrat (§ 706). Grundsätzlich sind (ergänzend zu § 575) drei satzphonetische Betonungsgrade (analog § 117) zu unterscheiden (päter me videt): satzeinleitender Nebenton (päter), Zwischenton (me), satzschließender Hauptton (videt). Vgl. § 723.

A. P e r s o n a l p r o n o m i n a (§§ 706—737) 706. Die Personalpronomina (sowie die Demonstrativ-, Relativ- und Interrogativpronomina: §§738—747) sind hinsichtlich der Deklination konservativer als die Nomina (Substantive und Adjektive), und zwar ist weithin in der Romania außer dem Nom.und dem Akk. häufig noch eine Genet i v - D a t i v - F o r m erhalten (§§ 707—747), während beim Nomen nur das Rm. eine Genetiv-Dativ-Form kennt (§ 588). 7*

100

Formenlehre (§§ 583—948)

Gemeinromanisch werden satzphonetisch z w e i A t e m d r u c k g r a d e (§705) im Gebrauch der Personalpronomina unterschieden: es gibt haupttonige (§§ 707—722) und nichthaupttonige (§§ 723—737) Formen des Personalpronomens. Die Unterscheidung der Atemdruckgrade betrifft gemeinromanisch n i c h t d i e N o m i n a t i v f o r m . Vielmehr ist die Nominativform gemeinromanisch immer eine haupttonige Form. E s hängt das damit zusammen, daß gemeinromanisch f ü r die Angabe des Subjekts die Personalendung des Verbs (§ 794) genügt (vlt. canto 'ich singe', cantas ' d u singst', c a n t a t 'er s i n g t ' : it. canto, canti, canta . . . ) . Wird ein Personalpronomen als Subjekt hinzugefügt (vlt. ego canto, it. io canto ...), so ist dieses Pronomen ebenso h a u p t t o n i g wie ein Subjekts-Substantiv (vlt. pater c a n t a t , it. il padre canta). — Nur das F r . (nicht das Pr.) und das Rätoromanische (genauer: das Bündnerromanische u. das Zentralladinische) sowie gewisse nordit. Mundarten haben die Setzung eines Subjektspronomens (soweit das Subjekt nicht durch ein Substantiv vertreten ist: fr. le pere chante) obligatorisch gemacht (fr. je cliante, tu chantes, il chante . . . ; obw. jeu contel, ti contas, el conta ...). Die Obligatorietät des Subjektspronomens wird auf germanischen Einfluß (vgl. dt. ich singe, du singst . . .) zurückgeführt 1 ). — Die Obligatorietät des Subjektspronomens h a t f ü r dieses einen Wertverlust zur Folge, der einen A t e m d r u c k v e r l u s t nach sich zieht. F ü r die fr. Grammatik gelten so die Subjektspronomina je, tu, il, ils als nichthaupttonige Formen, was die Benutzung anderer F o r m e n (moi, toi, lui, eux) in haupttoniger F u n k t i o n zur Folge h a t . Die Formen eile, elles haben neben ihrer nichthaupttonigen F u n k t i o n auch ihre alte haupttonige F u n k t i o n behalten. Die Formen nous, vous zeigen von vornherein nebentonige Entwicklung u n d werden in haupttoniger wie in nichthaupttoniger F u n k t i o n verwendet. Vgl. §§ 708, 709, 714, 718, 719. Das (ursprünglich immer haupttonige) Subjektspronomen steht im Aussagesatz satzeinleitend vor dem Verb (fr. tu sais), im Fragesatz hinter dem Verb (fr. sais-tu?). I m Afr. Apr. s t e h t das Subjektspronomen auch im Aussagesatz hinter dem Verb, wenn ein anderer Satzteil (etwa eine adverbiale Bestimmung) den Satz eröffnet (wie im Deutschen): ' n u n weiß ich . . . ' a f r . or sai jo; apr. ara sai ieu. Diese Regelung des S a t z r h y t h m u s ist im N f r . noch in Spuren erhalten (/ä peine semblait-il entendre). — I m E n g a d . ist die Nachstellung des (inzwischen nichthaupttonig gewordenen) ') Vgl. H. Kuen, Syntactica u n d Stilistica, Festschrift für E . Gamillscheg, Tübingen 1957, pp. 293—326.

Pronomen (§§ 706)

101

Subjektspronomens in Sätzen, die durch eine adverbiale Bestimmung eingeleitet sind, noch lebendig, und zwar ist das nachgestellte Subjektspronomen (in der Graphie und satzphonetisch in der Aussprache) mit der Verbform zu einer Einheit verwachsen: obereng. (unterengad.) eau (eu) vegn 'ich komme' < ego venio; obereng. (untereng.) uossa vegni (vegna) 'jetzt komme ich' < hora ipsa venio ego. — Das (nichthaupttonig gewordene) nachgestellte Subjektspronomen der 2. Person (-() ist im Engad. unlöslich an die Verbalendung der 2. Pers. getreten (tü chduntast 'du singst': § 797). Da gemeinromanisch für die Unterscheidung der Atemdruckgrade der Nominativ entfällt, gibt es diese Unterscheidung also gemeinromanisch nur in den o b l i q u e n K a s u s . Von den obliquen Kasus entfällt für die 1. u. 2. Person des Sing. u. des Plur. außerdem der Genetiv (der durch die periphrastische betonte Form ersetzt wird: § 707). Auch in der 3. Person wird der Genetiv entweder durch die periphrastische betonte Form (§§ 717, 719) ersetzt oder durch das Adverbium in de (§ 735) ausgedrückt. — Es verbleiben also an nichthaupttonigen Formen der D a t i v u n d der A k k u s a t i v . Die konkreten einzelsprachlichen Bedingungen des Gebrauchs der haupttonigen und nichthaupttonigen Formen sind nicht einheitlich. Als Hauptbedingungen gelten gemeinromanisch für die haupttonige Form der Gebrauch nach Präpositionen (fr. de moi, it. dime ...), für die nichthaupttonigeForm die amphiklitische Stellung (§ 723). Weiteres §§ 723—725. Hervorzuheben ist, daß das Obw. seit dem 17. Jh. (s. Th. Gärtner, Handbuch der rätoroman. Sprache u. Literatur, Halle 1910, p. 213) — abgesehen vom Reflexiv (§ 732) — die nichthaupttonigen Formen aufgegeben hat und sich statt ihrer der (wie ein Substantiv deklinierten: §§707—722) haupttonigen Formen bedient. Dieser auffallende Schwund der gemeinromanischen Unterscheidung zweier Atemdruckgrade des Personalpronomens ist wohl dem Einfluß des deutschen Adstrats zuzuschreiben, da das Deutsche eine solche Unterscheidung von Hause aus nicht kennt. — Das Engad. hat wie die übrige Romania die Unterscheidung der Atemdruckgrade beibehalten. 1. Haupttonige Formen (§§ 707—722) a) Die erste und die zweite Person (§§ 707—715) tx) Übersichtstabelle (§ 707)

M M
le. Das engad. Fem. la ist etymologisch der Akkusativ illam. Vit. II hat eine silbige vorkonsonantische Form Ii und eine unsilbige vorvokalische Form l i ^ (§ 109). Da die Gruppe Ii zu [11] wird (§ 464), haben die beiden Formen also verschiedenen Konsonantismus. Diese Spaltung des Konsonantismus ist überall beseitigt worden, und zwar hat im Rm. It. Pg. der vorvokalische, J ) Vgl. auch e c c u í s t u > §§ 149; 700; 8 2 4 ; 8 9 7 ; 905.

* e c c ú ' s t u (sd. südit. kústu:

§ 740). S. auch

128

Formenlehre (§§ 583—948)

im Sd. Afr. Kt. Sp. der vorkonsonantische Konsonantismus obgesiegt. Das Apr. zeigt Spuren beider Konsonantismus-Varianten, indem die vorkonsonantische Form Ii in zwischenkonsonantischer Stellung verwandt wird, aber auch in vorvokalischer Stellung vorkommt, während die vorvokalische Form Ih sowohl in vorvokalischer Stellung wie auch in nachvokalisch-vorkonsonantischer Stellung gebraucht wird. — Afr. Ii zeigt deutlich die Herkunft aus der vorkonsonantischen Stellung dadurch, daß es mit folgendem Vokal keine Synaloephe eingeht (AI. 8e dune Ii acatet filie d'un noble Franc)1). Diese Selbständigkeit des Pronomens findet ihre konsequente Konsolidierung im Ersatz des nichthaupttonigen Ii durch das haupttonige lui (§ 718) im Nfr. Die vlt. Bedingungsalternative "vorkonsonantische/vorvokalische Stellung' ist erhalten (auch bei veränderter Konsonanz) im It. Sd. Kt. Sp. Pg. — Im Engad. liegt (mask. und fem.) der Akk. i l l u (illa) vor (vgl. Ziffer 2). — Zur verstärkten Form u im Rm. s. § 727. 2. Der Akk. i l l u zeigt die vlt. Bedingungsalternative 'vorkonsonantische/vorvokalische Stellung' im It. Sd. Sp. Pg., während das Engad. Afr. Apr. Kt. die Bedingungsalternative 'zwischenkonsonantische/nichtzwischenkonsonantische Stellung' zeigen. Im späteren Afr. (schon im 12. Jh.) und im Nfr. ist auf analogischen Wegen wieder die vlt. Bedingungsalternative eingetreten. — Die engad. Form il ist von der vorvokalischen Form V her analog zum Artikel (engad. il mür, Vornamäint: § 745) gebildet und stellt lautlich eigentlich den Nom. dar, während die Akk.-Form (al, 1') als Dativ verwendet wird (Ziffer 1; vgl. auch Ziffer 4 für das Rm.). Nach Aufgabe des Zweikasus-Systems (§ 585) konnte der Nom. als Akk. verwendet werden, wodurch der alte Akk. frei wurde und die Dativ-Funktion übernahm. — Zur verstärkten Form il im Rm. s. § 727. 3. Der Akk. i l l a m zeigt die vlt. Bedingungsalternative 'vorkonsonantische/vorvokalische Stellung'. — Im Rm. wurde amphikütisches -IIa über *uä (§498) zu o monophthongiert (§733; 760). 4. Der Dativ illTs ist dem Mask. und dem Fem. gemeinsam. Er lebt fort im Sd. Sp., während das Pg. den Konsonantismus des Sing. Ihe (Ziffer 1) auf den Plural übertragen hat. — Im It. Fr. Pr. hat der haupttonige Genetiv i l l o r u (§718) die Funktion des Dativs übernommen, im Engad. Kt. der Akk. — Rm. le geht wahrscheinlich auf den Akk. illos zurück, während der Akk. i wahr*) Im Rolandslied erscheint Synaloephe oder Elision vor dem folgenden Pronominaladverb (§ 735) en, also in alter Pronominalfolge.

Pronomen (§§ 730—732)

129

scheinlich auf dem Nom. illl beruht (s. analoge Verhältnisse im Engad.: Ziff. 2). Der engad. Dativ als beruht auf dem Akk. illös, der engad. Akk. üs ist analog nach dem Plural des Artikels gebildet (§ 745). 5. Der Akk. illös ist hinsichtlich der satzphonetischen Entwicklung von -s analog den Formen nos, v o s (§727, b) differenziert. Für rm. i liegt wahrscheinlich der Nom. ill I vor, da dieser nach Aufgabe der Zweikasus-Deklination (§ 638) die Funktion des Akk. übernehmen konnte, worauf der funktionslose Akkusativ die Dativfunktion übernahm (Ziff. 4). — Zur Verstärkung U im Rm. s. § 727. 6. Der Akk. i l l ä s zeigt überall die zu erwartende Form. ß) Neutrum (§ 731) 731. Als Neutrum kommt der Akk. Sing, i l l u d in Betracht, der sein -d verliert und so mit dem Mask. i l l u (§ 730, 2) zusammenfällt (it. lo, sd. lu, engad. il, afr. nfr. le, sp. lo, pg. o)1). — Im Apr. Kt. wird als Neutrum dagegen ho c pr. o, kt. ho verwendet. — Das Rm. gibt das Neutrum durch i l l a m (seil, rem, causam) rm. o (§ 730, 3) wieder. y) Reflexiv (§ 732) 732. Die Formen sibi (*sl), se entwickeln sich analog den Formen mihi, me, tibi, te (§ 726): (kpk) Kit.

(kpv.vpv)

(vpk)

(kpk)

sibi (Dat.)

(kpv, vpv)

(vpk)

se (Akk.)

Vit.

*sl

*sl-

*sl

se

séw

se

Rm. It. Sd. Engad. Obw. Afr. Nfr. Apr. Kt. Sp. Pg-

isi si si

sisi—, s' sis' s' s' s' sese—

si si si

se si (si) as sese se se (si) se, es se se

s' si—, s' (si-) s' s' s' s' s' s' sese—

se si (si) as se's, se se 's 's se se

se se si (se) se, es se se

's, se se 's 's se se

*) Engad. il ist hierbei eigentlich der Nom. des Mask. (§ 730, 2). — In südit. Mundarten ist -d länger erhalten geblieben und an der verdoppelnden 9

L a u s b e r g , Roman. Sprachwissenschaft III

130

Formenlehre (§§ ,583—948)

Es gelten die Bemerkungen § 727 a analog. Im Obw. ist das Reflexiv sc das einzige nichthaupttonige Pronomen (§ 706). Das hat zur Folge, daß se mit dem Verbalstamm zu einer Einheit verwächst, also sich von ihm weder in den zusammengesetzten Zeiten trennt noch in der ersten und in der zweiten Person durch spezielle Reflexive ersetzt wird. Es heißt also obw. el selegra 'er freut sich 1 (se * a l a c r a t ) , eis selegran 'sie freuen sich' mit etymologisch richtig verwendetem se. Darüber hinaus aber heißt es auch je selegrel 'ich freue mich', Ii selegras 'du freust dich', nus selegrein 'wir freuen uns', vus seiegreis 'ihr freut euch', je sun selegraus 'ich habe mich gefreut'. Im Engad. dagegen, wo das volle System der nichthaupttonigen Pronomina erhalten ist (§§ 726—732), ordnen sich die Reflexiva in die normalen Bedingungen ein: el s'allegra 'er freut sich', aber eau m'allegr 'ich freue mich'. c) P r o n o m i n a l e Häufung (§ 7 3 3 ) 733. In der folgenden Tabelle (Seiten 131—132) sind die Haupttypen der pronominalen Häufung zusammengestellt. Hinsichtlich der satzphonetischen Bedingungen (§ 724) wird die zwischenkonsonantische (§ 724) Stellung zugrunde gelegt. Die satzphonetischen Varianten in den übrigen Bedingungen (§ 724, 2—4) entsprechen im allgemeinen den in den §§ 726—732 verzeichneten Formen.— Ein Kreuz ( + ) bezeichnet eine veraltete Form. — Zur vlt. Lautung -11- oder -1- gilt die Bemerkung § 730. E s lassen sich zwei Reihenfolgetypen unterscheiden: 1. m i i l l u ; — 2. i l l u m i . — I m einzelnen: 1. Der Reihenfolgetyp m l i l l u zeigt hinsichtlich der B e handlung des Hiates zwischen -I und l- zwei Möglichkeiten: die Aphärese des i- einerseits (a), die Differenzierung -iiandererseits ( b ) : a) Die Aphärese des i- mit dem Ergebnis m l 'llu (§ 728) tritt im Reihenfolgetyp ml illu auch für die Abfolgen ti illu, si illu ein. Das Ergebnis m i 'llu behält im Rm. (und in gewissen it. Mundarten: § 728) den Doppelkonsonanten -11- ( § 7 2 8 ) : das rm. Ergebnis ist mi-l. Rm. o < i l l a (§ 730) erklärt sich ungezwungen aus der Abfolge mi 'IIa > miuä (§ 498) > mi-o. — Im Gros der Romania wird der Doppelkonsonant -11- vereinfacht, so daß das Ergebnis die in der Tabelle angegebene Abfolge vlt. m i lu ist, die (§ 559) Wirkung auf den folgenden Anlautkons, kenntlich ( i l l u d m c l > M mmele; dagegen i l l u e a n e > u cane), was allerdings nur für den Artikel (§745) zutrifft.

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se lo se los se la se las

9. se'l 10. se'ls 11. se la 12. se les

se lo se los se la se las

25. 26. 27. 28.

25. lhe-lo+ 26. Ihos 27. lhe-la+ 28. lhas

21. os lo 22. os los 23. os la 24. os

R-Î CÔ

s SS S rH C-l ci

5

CO

d 13. Iho 14. Ihos 15. lha 16. lhas

21. vo-lo 17. no-Zo 18. no-los 19. no-la 20. no-las

as

23. vo-la 24. vo-las

22. ÎJO-ZOS

el els la les

17. nos lo 18. nos los 19. nos la 20. nos las

se lo se los se la se las

13. 14. 15. 16.

el els la les

us us us us

els els els els

17. ens 18. ens 19. ens 20. ens

l'hiy li'l els hi, li'ls l'hi, li la les hi, li les

25. 26. 27. 28.

HHHCl

13. 14. 15. 16.

el els la les

25. le leur 26. les leur 27.1a leur 28. les leur

21. 22. 23. 24.

vous le vous les vous la vous les 25. lo'ls 26. ? 27. la-ls 28. ?

21. 22. 23. 24. 21. lo'us 22. ? 23. la'us 24. ?

17. nous le 18. nous les 19. nous la ' 20. nous les i Nxoid

13. loi 14. ? 15.lai 16. ?

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© me o > [mio], geschrieben wiho). — Im Rm. tritt die Aphärese des i auch in der Abfolge illí illu ein, die über illí 'llu rm. i-l [yil] ergibt (§ 498). Auch altsard. Ii lu, kt. Ii 'l können (mit -l- statt -11-) auf altes i 1 II 'llu (II lu) zurückgehen, wenn sie nicht sekundäre Zusammensetzungen sind. Zu sd. bi lu s. unten, Ziffer 3. b) Die Differenzierung -ii- (§ 109) tritt im Reihenfolgetyp ml illu nur hinter 1- auf, da die Gruppe -Ii- geläufig war (§§ 109, 464, 506 analog). Das Ergebnis i l l i i l l u (mit dem Ton auf dem kurzen í des Pronomens) liegt den it. sp. pg. Formen als [1 é 11 o > lelo (mit Vereinfachung des -11- zu -1-: § 728)] zugrunde. Der it. Vokal e ist nur so zu erklären. Im It. hat die Opposition der isolierten Form gli (illl: § 729) zur Häufungsform glie- als analogische Wirkung die Häufungsformen me, te, se zu den isolierten Formen mi, ti, si (§ 726) gehabt. — Im Sp. wurde aus [lelo] über asp. geh (§464) nsp. se lo (mit Desonorierung, aber statt mit Velarisierung mit Vorverlegung der Artikulation zu s-: § 464). 2. Der Reihenfolgetyp i l l u mí k o m m t vor im Afr. (lern), Apr. (lo'rn) u n d in altit. Mundarten (Toskana, Umbrien: lo mi). Im Nfr. lebt der afr. Reihenfolgetyp noch fort in den Abfolgen le lui, le leur, wo die Reihenfolge (afr. le Ii, le lor) in der Haupttonigkeit der Formen lui, leur (§ 730) eine Stütze fand. 3. Die Abfolgen Ii l u und l u Ii wurden gerne dissimiliert, wobei an die Stelle des Ii das Adverb i b i (sd. bi, pr. i, kt. Iii) t r a t : sd. Ii lu, apr. loi, kt. Vhi (vgl. § 736). d) Pronominale Adverbien (§§ 734—737) 734. Einige Demonstrativ-Adverbien (§ 738) teilen mit dem Demonstrativpronomen i l l e (§§729—731) das syntaktische Schicksal der Verwendung in satzphonetisch nichthaupttoniger Stellung. Sie haben bereits im L a t . semantische Berührungspunkte mit den Personalpronomina und nehmen im Roman, teilweise die volle Bedeutung von Personalpronomina an. E s sind die Adverbien inde (§ 735), ibi (§ 736), *ecce hic (§ 737).

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Formenlehre (§§ 583—948)

735. Lat. in de 'von dort' wird syntaktisch-satzphonetiscli den nichthaupttonigen Personalpronomina gleichgestellt in it. ne, eng. and, fr. en, pr. kt. en (pr. kt. ne). Die Bedeutung des Adverbs im Roman, entspricht der weiten Spannung der Bedeutung im Lat.: es kann bezeichnen oder ausdrücken die Herkunft von einem bekannten Ort (it. ne torno 'ich komme von da zurück', j'en viens), den partitiven Genetiv (lat. dant inde partem mihi maiorem quam sibi\ it. vorrei comprarne due metri 'ich möchte zwei Meter davon kaufen'; engad. eau and vuless cumprer duos meters; fr. je voudrais en acheter deux metres), ein Genetivobjekt (lat. te paeniteat inde; it. me ne ricordo 'ich erinnere mich daran', fr. je m'en souviens), und zwar sowohl mit Beziehung auf Sachen, als auch (wenn auch nicht überall stilistisch vollwertig) auf Personen (vgl. lat. nihil inde [seil, a Dareo] praesidii mittebatur). Wichtig ist insbesondere die genetivische Funktion der Vertretung für possessives eius (§749), wenn der Besitzer eine Sache ist (sowie [stilistisch nicht überall vollwertig] auch wenn der Besitzer eine Person ist): fr. cette terre me platt, le sol en est fertile. — Die genetivischen Funktionen stellen für das Roman, eine suppletive (§ 583) Erscheinung dar. — Über das entsprechende h i n c s. § 563. 736. Lat. i b i 'dort' wird syntaktisch-satzphonetisch wie ein nichthaupttoniges Personalpronomen behandelt in it. vi, fr. y, pr. i, kt. hi, asp. apg. y. Zum Lautlichen vgl. u b i it. ove, fr. oü. Die Bedeutung ist zunächst die ursprüngliche des Lokaladverbiums, und zwar — entsprechend der Auflösung des Unterschiedes zwischen Ablativ und Akk. (§ 587) — sowohl für die Ruhe 'dort' ( * h a b e t i b i 'es hat dort, es gibt' it. havvi und vi ha1), fr. il y a, sp. hay) als auch der Richtung 'dorthin' (it. noi vi andiamo 'wir gehen dorthin', fr. nous y allons, kt. nosalters hi anem). Bs kann sodann adverbiale Bestimmungen, die mit der Praep. a d ausgedrückt werden, pronominal vertreten (it. io vi penso 'ich denke daran', fr. j'y pense\ zu it. pensare a, fr. penser A 'denken an'), und zwar (entsprechend i n d e : § 735) mit Beziehung auf Sachen und (wenn auch nicht überall stilistisch vollwertig) auf Personen. Über den dem Adverbium i b i noch von Hause aus nahestehenden pronominalen Ausdruck einer adverbialen Bestimmung geht hinaus der pronominale Ausdruck des (mit a d ausgedrückten: § 587) Dativ-Objekts in der dritten Person, also der Ersatz von illl und i l l l s (§ 729). Diese (im Kt. und im Vulgärfr. verbreitete) suppletive (§ 583) Ersatzfunktion von i b i hat ihren Ursprung in ') Zur Enklise und Proklise s. § 725.

Pronomen (§§ 735—738)

135

der Dissimilation der pronominalen Häufungsgruppen Ii l u (sd. H lu) u n d l u Ii (pr. loi, k t . Vhi); s. § 733,3. An die Stelle desPronomens der 2. Pers. PI. t r i t t i b i suppletiv (§ 583) im It., wofür der Grund wohl im lautlichen Zusammenfall von v o s u n d i b i zu sehen ist (§ 727b). Die Konsequenz dieses Zusammenfalls zeigt sich sodann im Ersatz des Pronomens der 1. Pers. Plur. durch e c c e h i c (§ 737). 737. I m I t . i s t * e c c e h i c it. ci 'hier, hierher' (zurBedeutung der R u h e u n d der Bewegung s. § 587) ebenfalls syntaktisch-satzphonetisch als nichthaupttoniges Pronomen behandelt worden, obwohl die Verstärkung mit e c c e (§ 738) von Hause aus H a u p t tonigkeit impliciert. Der Grund f ü r die nichthaupttonige Behandlung liegt in der Ähnlichkeit des Wortbaues von ci und vi (§ 736), der die Bedeutungsopposition 'Nähe(ci) / Ferne(w)' (§ 738) entspricht. So wird die syntaktische Verwendung von ci der von vi (§726) parallel geschaltet: ci wird verwendet in der ursprünglichen F u n k t i o n des Lokaladverbiums zum Ausdruck der R u h e (ci sono 'es sind hier, es g i b t ' ) u n d der Bewegung (essi ci vengono 'sie kommen hierher') sowie in Vertretung einer praepositionalen F ü g u n g mit a d (ci penso 'ich denke hieran'). Die suppletive (§ 583) F u n k t i o n als Pronomen der 1. Pers. Plur. (§§ 727 b, 736) ist in diesem Zusammenhang zu verstehen (vgl. § 793, A 1). B . D e m o n s t r a t i v p r o n o m i n a (§§ 7 3 8 — 7 4 2 ) 738. D a s L a t . unterscheidet ursprünglich drei N ä h e g r a d e des D e m o n s t r a t i v p r o n o m e n s , die den drei Nähegraden der Personen des Verbums ( § 7 9 3 , A I ) entsprechen: 1. Der 1. Person entspricht das Demonstrativpronomen h i c , das auf einen i n d e r N ä h e d e s S p r e c h e r s befindlichen Gegens t a n d (oder auf eine entsprechend befindliche Person) hinweist. 2. Der 2. Person entspricht das Demonstrativpronomen i s t e , das auf einen i n d e r N ä h e d e s A n g e r e d e t e n befindlichen Gegens t a n d (oder auf eine entsprechend befindliche Person) hinweist. 3. Der 3. Person entspricht das Demonstrativpronomen i l l e , das auf einen e n t f e r n t e r e n , weder in der Nähe des Sprechers noch in der Nähe des Angeredeten befindlichen Gegenstand (oder auf eine entsprechend befindliche Person) hinweist. N e b e n diesen D e m o n s t r a t i v p r o n o m i n a stehen die Personalu n d D e t e r m i n a t i v p r o n o m i n a i s , i d e m , i p s e , die eine einschränkende u n d identifizierende F u n k t i o n haben, okkasionell aber a u c h d e m o n s t r a t i v e Kraft a n n e h m e n können.

136

Formenlehre (§§ 583—948)

Hiervon ist i d e m völlig untergegangen, is (§§ 716; 739) nur in der identifizierenden Verbindung id i p s ù m (it. desso 'genau identisch') erhalten. Lat. i p s e 'selbst' ist frühzeitig übelcharakterisierend (§ 583) als Demonstrativ- (§ 740) und Personalpronomen (§§ 716; 753) sowie als Artikel (§ 743) verwandt worden. Für den Ausdruck der identifizierenden Bedeutung 'selbst' wurden deshalb nachdrückliche Verstärkungen verwandt: istu ipsu (it. stesso), *ipsimu (rm. ins; auch als Verstärkungspräfix %- der Personalpronomina: §§ 727, 730, 732), metipsimu (fr. même). — Das System der Demonstrativ-Adverbien (hic, hüc, hinc, ibi, eo, inde usw.) kann hier nicht behandelt werden. S. auch § 734. 739. Die drei Nähegrade (§ 738) des Demonstrativpronomens sind schon im Laufe der lat. Entwicklung Schwankungen unterworfen. Ein Grund der Schwankungen scheint die phonetische Nähe der Pronomina hic und is (im Plural: hi und ii) gewesen zu sein: weder hie noch is leben im Roman, als lebendige Pronomina fort 1 ), wahrscheinlich infolge gegenseitiger semantischer Schwächung. Dieser Ausfall zweier Pronomina brachte das System der drei demonstrativen Nähegrade (§ 738) indirekt (a) und direkt (b) in Gefahr: a) Die i n d i r e k t e G e f a h r für das System der drei demonstrativen Nähegrade entsteht dadurch, daß das Demonstrativpronomen ille des 3. Nähegrades (§ 738, 3) auf die Stelle des Personalpronomens is (§ 738) einrückt und also zum Personalpronomen der 3. Person wird (§ 716). Durch die \ T erwendung als Personalpronomen verliert ille an demonstrativer Kraft. Der Verlust wird durch die gemeinromanische Vorsetzung der Demonstrativpartikel eccu oder ecce vor ille in Demonstrativfunktion wettgemacht. Was die geographische Verteilung der Formen eccu und ecce angeht, so findet sich eccu im It. Sd. Kt. Sp. Pg., während ecce im Fr. vorliegt. Sowohl eccu als auch ecce zeigen das Pr. (in geographischer Staffelung) und das Bünderromanische (§ 741). Für das Rm. (acel) kann die Alternative nicht entschieden werden (§§ 346, 481). — Die Vorsetzung von eccu oder ecce dehnt sich auch auf die Pronomina der beiden ersten Nähegrade aus, jedoch ohne sich überall als obligatorisch durchzusetzen (§§ 740-741). J ) Das Neutrum hoc ist erhalten im Pr. Kt. (§ 731) als Personalpronomen, außerdem in der Bedeutung 'ja' in pr. oc, fr. oui ( < hoc illi).

Pronomen (§§ 738—740)

137

Durch den Ausfall von is trat ille auch die Nachfolge der determinativen Funktion von is (etwa in Verbindungen wie is q u i "derjenige welcher') an (ille qui). In determinativer Funktion war eine Hebung der demonstrativen Kraft von ille durch Yorsetzung von eccu (ecce) nicht nötig, da das Determinierte (qui) den Determinanten (ille) genug stützte. So ist denn einfaches ille als Determinativum im Roman, durchaus lebendig (afr. al David 'zu der [Zeit] Davids'; kt. sp. el que 'derjenige welcher', pg. o que), wenn auch die mit e c c u (ecce) verstärkte Form ebenfalls determinative Funktionen übernommen hat (fr. celui qui 'derjenige welcher', it. quello che). — Im Rm. lebt sogar einfaches i l l u (a!) als Demonstrativpronomen fort: wahrscheinlich wurde .hier durch das Nebeneinander von i s t u (äst) und e c c u i s t u (acest) auch i l l u (äl) neben eccu i l l u (acel) am Leben erhalten (§ 741). b) Die d i r e k t e G e f a h r für das System der drei demonstrativen Nähegrade ist mit dem Ausfall von h i c im 1. Nähegrad gegeben. Noch gemeinromanisch ist als erste Hilfsmaßnahme das Nachrücken von i s t e aus dem zweiten Nähegrad (§ 738, 2) in den ersten Nähegrad (§ 738,1): i s t e tritt also die Nachfolge von h i c an. Es fragt sich nun, was mit dem Ausdruck des zweiten und des dritten Nähegrades (§ 738, 2—3) geschieht. Hier teilen sich die Wege der romanischen Sprachräume, indem der eine Raum an der Dreigradigkeit des Systems festhält (§ 740), während der andere Raum die Konsequenz der Reduzierung der Dreigradigkeit zur Zweigradigkeit zieht (§ 741). Zur Alternative der Erhaltung des Systems einerseits, der Duldung der Störung des Systems andererseits vgl. §§ 507, 515. 740. I n einem s y s t e m k o n s e r v a t i v e n S p r a c h r a u m (§ 739b), der das I t . Sd. K t . Sp. Pg. u m f a ß t , wird die Dreigradigkeit (§ 738) des Systems nach dem gemeinromanischen E i n r ü c k e n von i s t e in den ersten Nähegrad (§ 739) d a d u r c h erhalten, daß der (durch die neue Verwendung von i s t e gefährdete) zweite N ä h e g r a d entweder durch den Zusatz des ethischen Dativs t i b i verdeutlicht (it. codesto < e c c u t i b i i s t u ) oder durch das P r o n o m e n i p s e (§ 738) ausgedrückt wird: A. Die Rettung des dreigradigeii Systems durch den Z u s a t z des e t h i s c h e n D a t i v s t i b i als des Kennzeichens des der zweiten Person entsprechenden Nähegrades ist der konservativste Weg, da er dem zweiten Nähegrad das hier ererbte Pronomen i s t e be-

138

F o r m e n l e h r e (§§ 583—948)

w a h r t . Dieser zweite N ä h e g r a d e c c u t i i s t u liegt in Mittelitalien (it. codesto, t o s k . cotesto) vor. D a s dreigradige S y s t e m Mittelitaliens zeigt also die folgenden drei N ä h e g r a d e : 1. N ä h e g r a d : e c c u i s t u > it. questo; 2. N ä h e g r a d : e c c u t i i s t u > it. coäesto\ 3 . N ä h e g r a d : e c c u i l l u > it. quello. B. E i n e eingreifende N e u e r u n g dagegen ist der E r s a t z d e s (durch die V e r w e n d u n g i m 1. N ä h e g r a d u n b r a u c h b a r gewordenen) P r o n o m e n s i s t e d u r c h i p s e (§ 738) i m 2. N ä h e g r a d . Diese N e u e r u n g h a t sich d u r c h g e s e t z t in S ü d - u n d Norditalien sowie i m Sd. K t . Sp. Pg. — Diese S p r a c h r ä u m e zeigen also die folgenden drei N ä h e g r a d e : 1. N ä h e g r a d : i s t e > sp. este, pg. Sste\ i s t u > südit. stu; e c c u i s t e > sd. custe, k t . aquest; e c c u i s t u > südit. quistu, sd. cusiu (§ 728, Anm.). 2. N ä h e g r a d : i p s e > s p . ese, pg. esse; i p s u > s ü d i t . ssu; e c c u i p s e sd. cusse, k t . aqueix; e c c u i p s u s ü d i t . quissu, sd. cussu (§ 728, Anm.). 3. N ä h e g r a d : e c c u i l l e > sd. ( Z e n t r a l m u n d a r t e n ) iccuddc, sp. aquel, pg. aquile, k t . aquell\ e c c u i l l u it. quello, s ü d i t . quillu, sd. cwddw (§ 728, A n m . ) .

741. In einem s y s t e m r e d u z i e r e n d e n S p r a c h r a u m (§ 739b), der einerseits das Km., andererseits das Rätoroman. Fr. Pr. umfaßt, wird keine der beiden Hilfsmaßnahmen zur Rettung der Dreigradigkeit des Systems (§ 740) ergriffen, vielmehr wird das durch die Systemstörung (§739b) gemeinromanisch erreichte Resultat als endgültig geduldet. Es bleibt dabei, daß i s t e für den 1. und 2. Nähegrad steht, während e c c u i l l e (ecce ille) den 3. Nähegrad innehat. Es gibt also nur noch zwei unterschiedene Nähegrade: den vereinigten 1.—2. Nähegrad für die Bezeichnung des Gesprächsraumes (für die Bezeichnung der Gegenstände, die im Bereich des Sprechenden und des Angesprochenen liegen), den 3. Nähegrad für die Bezeichnung der Gegenstände außerhalb des Gesprächsraumes. Wir bezeichnen im folgenden den vereinigten 1.—2. Nähegrad als I. Nähegrad, den 3. Nähegrad als II. Nähegrad. Der I. Nähegrad drückt die Nähe aus, der I I . Nähegrad die Ferne. Es ist die auch im Deutschen geläufige Opposition zwischen 'dieser' und 'jener'. — Der

Pronomen (§§ 740—742)

139

reduzierende Sprachraum hat also folgende beiden Nähegrade : 1. N ä h c g r a d : i s t u > rm. äst-, afr. apr. esl\ e e c u i s t u > n n . acest, cest; zentralladinisch [kest\, engad. quaist, obw. quest, pr. aquest; e c c e i s t u afr. icest, afr. pr. cest, nfr. cet (vor Vokal), ce (vor Konsonant). II. N ä h e g r a d : i l l u > rm. äl\ e c c u i l l u > rm. acel, cel\ zentrallad. [fceï],engad. obw. quel, pr. aquel\ e c c e i l l u > engad. obw. tschel; apr. cel, aieel; afr. icel, cel-, nfr. celui.

Voll lebendig ist die Opposition der Formen (eccu, ecce) i s t u und (eccu, ecce) i l l u im Rm. Zentrallad. Apr. Afr. I m Bündnerrom. ergibt das Nebeneinander von e c c e i l l u u n d e c c u i l l u insgesamt die Summe von drei Pronomina (quest, quel, tschel), ohne daß jedoch wieder ein deutlich gegliedertes dreigradiges System (§ 738) entstanden wäre. Eine Ausnutzung der Opposition von e c c u i l l u / e c c e i l l u zeigen obw. prest quel, prest tschel 'bald dieser, bald j e n e r ' ; engad. quai e tschai 'dieses u n d jenes'. I m Nfr. ist die semantische afr. Formen-Opposition (cest 'dieser', cel 'jener') zugunsten einer morphologischen Opposition (adjektivische/substantivische Funktion) aufgegeben worden,indem afr. cest im Nfr. die adjektivische F u n k t i o n (nfr. cet homme, ce livre), afr. cel die substantivische F u n k t i o n (nfr. celui-ci) ü b e r n a h m . Allerdings wurde die Zweigradigkeit des Systems deshalb doch nicht aufgegeben, vielmehr wurde der Ausdruck der Zweigradigkeit von den Lokal-Adverbien ci ( < e c c e h i c ) 'hier' u n d là ( i l l ä c ) ' d o r t ' übernommen (cet homme-ci, cet homme-là-, celui-ci, celui-là). — Zum Phänomen der Bedingungsänderung vgl. §§ 163, 172, 177, 745. 742. In der Deklination der Demonstrative ist häufig eine Angleichung (§ 139) an die entsprechenden Formen des Relativpronomens (mit dem sie in determinativer F u n k t i o n v o r k o m m e n : § 739 a) und des Fragepronomens (zu dem sie als Antwort die E n t sprechung bilden) festzustellen (vgl. § 718): 1. Nach dem Nom. Sing, qui (§ 747) werden gebildet die Nom. Sing, (eccu, ecce) * i s t ! (it. questi, afr. eist), i l l l (it. quelli, afr. eil). 2. Nach dem D a t . Sing, c u i (§ 747) werden gebildet die (ursprünglichen) Obliqui (eccu, ecce) i s t ü i (it. costüi, afr. cesttii), i l l ü i (it. colüi, fr. celui).

140

Formenlehre (§§ 583—948)

C. A r t i k e l (§§ 743—745) 743. Der u n b e s t i m m t e A r t i k e l ( r ein König') hat die Funktion, aus einer Gattung ('Könige') ein abwesendes und im Kontext bisher noch nicht bekanntes, also für den Hörer beliebiges (Sach- oder Personal-)Individuum herauszugreifen ( c Es war einmal ein König . . . ' ) . Weiteres zum unbestimmten Artikel s. § 762. Der b e s t i m m t e A r t i k e l ('der König') hat ursprünglich die Funktion, auf ein abwesendes, jedoch dem Hörer bereits bekanntes, da im Kontext vom Sprecher bereits genanntes (Sach- oder Personal-)Individuum, zu dessen Bezeichnung eine Gattungsbezeichnung ('König') verwandt wird, individualisierend hinzuweisen ('Es war einmal ein König . . . Der König sprach . . .'), um so aus der Gattungsbezeichnung die unverwechselbare Bezeichnung eines identifizierten Individuums zu machen 1 ). Die I d e n t i f i z i e r u n g s f u n k t i o n des bestimmten Artikels einerseits macht das Identifizierungspronomen i p s e (§ 738) für die Verwendung als Artikel besonders geeignet. Lat. i p s e stellt im Roman, die älteste Schicht der Artikelform dar, die im Sd. und im Kt. der Balearen fortlebt (§ 745). Die Gemeinsamkeit des Artikels i p s e ist eine sd.-kt. Relikt-Brücke (vgl. §§ 7 9 0 , 1 ; 770,1). Die H i n w e i s f u n k t i o n des bestimmten Artikels andererseits macht das Hinweispronomen i l l e ( § 7 3 8 , 3 ) für die Verwendung als Artikel besonders geeignet, da es auf ein (Sach- oder Personen-) Individuum hinweist, das sich weder in der Nähe des Sprechers noch in der Nähe des Angeredeten befindet, also abwesend ist. Lat. i l l e stellt im Roman, die zweite Schicht der Artikelform dar und ist im Rest (also im Gros) der Romania durchgedrungen

(§ 745). In keiner roman. Sprache ist die Funktion des bestimmten Artikels auf die ursprüngliche Funktion der IndividualIdentifizierung eingeschränkt geblieben, vielmehr sind in allen Sprachen Funktions-Ausdehnungen festzustellen, die

*) Da der (relative) Superlativ aus der Gesamt-Gattung der Eigenschaftsträger ein (Sach- oder Personen-)Individuum als höchste Steigerungsstufe bezeichnet, ist es verständlich, daß der bestimmte Artikel vor der komparativischen Steigerungsstufe die Funktion der Superlativ-Bildung als einer individualisierendem Heraushebung hat (§ 687).

Pronomen (§§ 743—744)

141

sich im übrigen auch in anderen artikelbenutzen den Sprachen (Griech., Deutsch) finden. Der Grund der Funktions-Ausdehnungen liegt in der Tatsache, daß der bestimmte Artikel über die wirkliche Individual-Identifizierung (also die Bekanntschafts-Bestätigung) hinaus vom Sprecher dazu verwandt werden kann, dem Hörer eine (beim Hörer noch nicht vorhandene) Bekanntschaft affektisch zu insinuieren (s. H. Lausberg, Handbuch der lit. Rhet., München 1960, § 1246, insinuation). So erhält der bestimmte Artikel eine affektisch-evozierende Funktion, die etwa vorliegt einerseits bei Gattungsbezeichnungen (fr. Vavare est malheureux 'der Geizige [ = jeder Geizige] — du kennst den Typ ja — ist unglücklich'), andererseits bei Eigennamen (la France 'Frankreich — du kennst es ja'). So verallgemeinert sich die Möglichkeit der Artikelsetzung: der Artikel ist eine Bekanntschafts-Überbietung. Eben diese überbietende Ausdrucks-Funktion läßt die ursprünglich affektische Färbung durch Mechanisierung bald verblassen. Das Ergebnis ist eine mechanische Weitung des Artikelgebrauchs ohne besondere affektische Färbung (fr. Vavare est malheureux; la France). — Nicht alle roman. Sprachen sind in der Verallgemeinerung des bestimmten Artikels gleich weit gegangen. Insbesondere zeigen ältere Sprachperioden (so das Afr. Apr.) deutlich, daß der Artikelgebrauch durchaus noch nicht so verallgemeinert war wie in neueren Sprachperioden. — Der Gebrauch des bestimmten Artikels (ipse oder ille) überhaupt ist noch gemeinromaniscli und wohl griechischem Adstrat-Einfluß (§§ 30—34) zuzuschreiben. 744. S a t z p h o n e t i s c h i s t d e r bestimmte Artikel ursprünglich nicht völlig unbetont, sondern mindestens (satzphonetisch) nebentonig (vgl. § 705), da er ja eine wichtige individualisierende F u n k t i o n hat (§ 743). E r darf deshalb auch am Anfang des Satzes stehen (im Gegensatz zum nichthaupttonigen Personalpronomen: § 725): i l l e c a b ä l l u s ( i l l u c a b ä l l u ) it. il cavallo, sp. el caballo. Zwei Tatsachen sind es, die die Nebentonigkeit des Artikels schwächen und den Artikel fast auf die Stufe der (für das nichthaupttonige Personalpronomen charakteristischen: § 723) Zwischentonigkeit senken: einmal der vokalische Anlaut des Artikels, der im satzphonetischen Kontext hinterVokal häufig durch Synaloephe oder Elision (§ 576) schwinden muß ( v i d e o i l l u m c a b a l l u m > v i d i o ' l l u c a v a l l u >

142

Formenlehre (§§ 583—948)

it. vedo 'l cavallo, sp. veo el caballo), sodann die Mechanisierung des Artikels (§ 743), die eine semantische Entwertung einschließt. Die Stellung des Demonstrativs i l l e (oder i p s e : § 743) vor oder hinter dem Substantiv ist ursprünglich frei, auch nachdem das Demonstrativ Artikel geworden ist. Die Mechanisierung des Artikels (§ 743) hat (neben der semantischen Entwertung) auch die Folge der Mechanisierung der Stellung des Artikels, und zwar entscheidet sich das Rm. (wie das Bulgarische) für die Nachstellung des Artikels ( c a b a l l u i l l u > c a v a l l u ' l l u > rm. calul), während alle anderen Sprachen (wie das Germanische) den Artikel voranstellen. Das -11- des Artikels stellt eine Erschwerung des satzphonetischen Ablaufs des Sprechtaktes dar. Aus c a b ä l l u 'llu muß eigentlich * c a v a l l ü 'llu werden, sowie aus c ä n t a ' l l u die Form c a n t ä 'llu (südit. cantdllo) wird (§ 728). Ebenso muß aus v i d i o 'llu c a v a l l u der satzphonetische Ablauf * v i d i ö 'llu c a v a l l u werden. Der Artikel ruft also eine s a t z p h o n e t i s c h e L a b i l i t ä t seiner Umgebung hervor. In den meisten romanischen Sprachen wurde diese Labilität (wie beim nichthaupttonigen Personalpronomen: § 728) dadurch beseitigt, daß das -11- des Artikels i l l e vereinfacht wurde (vidio 'lu c a v a l l u > it. vedo 1 cavallo). Im Rm. wurde die Labilität durch Endnebenbetonung (§ 121) des Artikels überwunden, für die die endbetonten Formen i l l ü i und i l l ä e i (§718) das Muster abgaben ( c a v a l l u 'Hü). Nach Mechanisierung dieser Akzentfixierung wurde der Auslaut wie ein unbetonter Auslaut (§§ 272, 284) behandelt ( c a v a l l u ' l l u > rm. cdlul). Im Rm. wurde die nachvokalische Form des Artikels ('llu) um so leichter verallgemeinert, als kein lat. Auslautkonsonant als Auslaut erhalten blieb 1 ). In den übrigen Sprachen, in denen der Artikel vorangestellt wird, gab es ursprünglich die § 724 aufgezählten vier satzphone') Vgl. § 527. Hier ist zu erzänzen, daß das Rm. wie das It. alle vlt. Auslautkonsonanten fallen läßt. Durch Ausfall des -u [§ 272] können sekundär wieder Konsonanten in den Auslaut treten [ c a n t a m u s > rm. cintäm\). Die Verallgemeinerung des nachvokalischen Artikels erfolgt aber zu einem Zeitpunkt, wo es keine Endkonsonanz im Wort mehr gab.

Pronomen (§§ 744)

143

tischen Bedingungen (s. auch § 729). Hierbei muß zwischen auf Vokal auslautenden (illu) und auf Konsonant auslautenden (illos) Artikelformen unterschieden werden: 1. Lautet die Artikelform auf V o k a l aus (illu), so a) bleiben in der Bedingung kpk (. . . vident illu caballu) beide Silben des Artikels erhalten; b) bleibt in der Bedingung kpv (. . . vident ill'agru) nur die erste Silbe des Artikels erhalten; c) bleibt in der Bedingung vpv (vidio l'agru) nur die Konsonanz des Artikels erhalten; d) bleibt in der Bedingung vpk (vidio lu caballu) nur die zweite Silbe des Artikels erhalten. 2. Lautet die Artikelform auf K o n s o n a n t aus (illos), so a) bleiben in den Bedingungen kpk (. . . vident illos caballos) und kpv (. . . vident illos agros) beide Silben des Artikels erhalten; b) bleibt in den Bedingungen vpv (vidio los agros) und vpk (vidio los caballos) nur die zweite Silbe des Artikels erhalten. Die Mechanisierung (§ 743) des Artikels ergab die F e s t l e g u n g d e r S p r a c h e n a u f b e s t i m m t e V a r i a n t e n der ursprünglich satzphonetisch bedingten Artikelformen. Die Mechanisierung des Gebrauchs ergab also eine M e c h a n i s i e r u n g der F o r m - T y p e n . Hierbei wurde (wie beim nichthaupttonigen Personalpronomen: § 724) fast durchweg die Stellungs-Alternative 'nach Konsonant/nach Vokal' irrelevant. Als Form-Typ wurde meist die nachvokalische einsilbige Form (I.), manchmal auch die nachkonsonantische Form (II.) gewählt: I. Die nachvokalischen einsilbigen Formen ('lu, 'los, 'la, 'las) wurden nur noch nach der Stellung vor Konsonant (wo die Vollformen 'lu, 'los, 'la, 'las gebraucht wurden) und vor Vokal (wo die auf Vokal auslautenden Singulare 'lu, 'la ihren Silbenvokal verloren: l') unterschieden. II. Die nachkonsonantischen (ursprünglich zweisilbigen) Formen (illu, illos, illa, illas), in denen die erste Silbe erhalten ist, zeigen folgende Bedingungen des Überlebens: A. Als nachkonsonantische Formen blieben sie in festen nachkonsonantischen Verbindungen (in illa casa > it. nella casa; in ipsa mesa sd. in issa mesa) erhalten. B. Da die nachkonsonantische Stellung mit der satzerüifnenden Stellung (nach Pausa) satzphonetisch gleichwertig ist und der Nominativ als Subjekt häufig den Satz eröffnet, wobei der Artikel den Satznebenton trägt (ille cavällus . . .), bleiben die Nominativfoxmen häufig in dieser Gestalt erhalten: ille (sp. kt. el), *illl (it.

144

Formenlehre (§§ 583—948)

obw. il: § 745). Die Nominativformen werden nach Aufgabe der Zweikasusflexion (§ 585) auch als Akkusative b e n u t z t . Die dabei sich abspielenden Ausgleichsvorgänge können a m It. illustriert werden: 1. In satzeröffnender Stellung h a t der Nominativ il cavallo seine Entstehungsbedingung. 2. Innerhalb des Satzes m u ß aus dem Akk. i l l u c a v a l l u eigentlich die (in Mundarten tatsächlich übliche Form) lo cavallo werden. 3. Nach Aufgabe der Zweikasus-Flexion (§ 585) t r i t t eine Mechanisierung der überlieferten Formen il cavallo u n d lo cavallo ein, indem die eine M u n d a r t (und die Schriftsprache) die F o r m il cavallo, die andere M u n d a r t die Form lo cavallo verallgemeinert. Hierbei h a t t e die Verallgemeinerung von il cavallo eine erleichternde Bedingung darin, daß nach vokalisches lo lautgerecht (§ 294) seine Silbigkeit verlor (vedo lo cavallo > vedo'l cavallo) u n d daß im It. alle Wörter auf Vokal enden (§ 527). Dem faktischen vedo'l cavallo konnte nämlich n u n m e h r im Sprachgefühl die F ü g u n g vedo ou) champ, nfr. au champ (§ 264). Aus en les wird afr. es (es champs), das in nfr. bachelier es lettres erhalten ist. Der Artikel des N e u t r u m s (s. §§ 602—615; 639—653; 663) unterscheidet sich im B m . It. (§§ 605—606) von dem des Mask. (§ 602). Zugrunde liegen: 1. im Nom.-Akk. Sing.: illud > ülui> rm. -I (bracchiu i l l u > brapul); it. il braceio zeigt f ü r den Sing, volle Maskulinisierung (il < illl); — 2. im Gen.-Dat. Sing.: i l l ü i > rm. lui (brafului): — 3. im Nom.-Akk. Plur.: i l l a ( i l l a p i r a > o b w . l a p e r a : § 6 0 9 ) > i l l a e c ( a n a l o g n a c h h a e c ) > illae > it. r m . le (illae b r a c c h i a > it. le braccia; illae bracchiae > o t r a n t . le razze\ brachiae i l l a e > r m . brätele: §§ 605—606); — 4. im Gen.D a t . Plur.: i l l o r u m > r m . -lor (bracchiis [ s t a t t : bracchiorum] illorum > bracchiae [§ 615] illoru > r m . bra(elor). Vgl. § 731 Anm.

I). I n t e r r o g a t i v - u n d

Relativpronomina

(§§ 7 4 6 - 7 4 7 ) 746. I m K i t . g i b t es zwei I n t e r r o g a t i v p r o n o m i n a : d a s s u b stantivische Pronomen 'Wer?1 ( q u i s ? q u i d ? ) u n d das a d j e k tivische Pronomen ' w e l c h e r ? ' ( q u i ? q u a e ? q u o d ? ) . Das a d j e k t i v i s c h e I n t e r r o g a t i v p r o n o m e n s t i m m t in allen F o r m e n mit dem (substantivisch und adjektivisch verwendeten) R e l a t i v p r o n o m e n (qui, q u a e , q u o d ) ü b e r e i n .

Prononem (§§ 745—747)

147

Die Beziehungen des Interrogativpronomens zum Relativpronomen werden im R o m a n , noch enger, ohne jedoch überall zu einer Verschmelzung der beiden Pronominalbereiche zu führen. E s handelt sich um folgende Vorgänge: 1. Das -s des Interrogativs quis (das selbst nur auf einem Ausgleichsvorgang beruht: §534) ist nirgendwo (auch nicht in den sonst das auslautende -s erhaltenden Sprachen: § 537) erhalten, so daß qui die Grundform des Nom. Sing, für das Interrogativ und das Relativ ist (fr. pr. kt. qui). 2. Da scheidet, gelassen Fem. im

das Interrogativ nicht zwischen Mask. und Fem. unterist diese Unterscheidung auch für das Relativ fallenworden, indem qui die Funktion des Nom. Mask. und Relativum übernimmt (fr. pr. kt. qui).

3. Im Zuge der durch Ziffer 2 einsetzenden Maskulinisierung des Fem. des Relativs wird auch der fem. Gen. Plur. q u ä r u m durch (im Roman, später untergegangenes: s. Ziffer 4) q u o r u m ersetzt, was zur femin. Funktion von -örum auch beim Demonstrativpronomen ( i l l o r u m : §§ 720, 745), ja bei den Nomina (§ 595) führte. 4. Da das subst. Interrogativpronomen bei völliger Unwissenheit des Fragenden keinen Plural (oder mindestens keine Numerusunterscheidung) kennt, versah auch beim Relativ der Singular die Funktion des Plural (lat. homines quos vidi, fr. les hommes qwe fai vus). 5. Das Fehlen einer Numerusunterscheidung beim Relativum (Ziffer 4), das ja auch die Funktion eines adjektivischen Interrogativpronomens hatte, führte dazu, daß das Qualitätspronomen q u ä l i s in die Funktion des adjektivischen Interrogativpronomens verdeutlichend einrückte, da q u ä l i s eine Numerusunterscheidung gestattete (fr. quels arbres? 'welche Bäume?'). 6. Das in die Funktion des adjektivischen Interrogativpronomens einrückende Pronomen q u a l i s (Ziffer 5) konnte sodann nachträglich wegen der Identität des adjektivischen Interrogativs q u i mit dem Relativ qui und dem substantivischen Interrogativ qui seinerseits die Funktion eines Relativpronomens und eines substantivischen Interrogativs übernehmen, wobei das Adjektiv q u a l i s durch Zusatz des individualisierenden bestimmten Artikels (§ 743) substantiviert wurde (fr. lequcl). 747. 10»

Übersichtstabellen:

148

Formenlehre (§§ 583—948) 1. Substantivisches Interrogativpronomen qui? quid? ' w e r ? , w a s ? ' Mask.-Fem. Nom.

Dat.

Neutr. Akk.

Vit.

qui?

cui?

quem ?

Rm. It. Sd.

(cine ?) chi? kie?

cui? (ia chi ?) (a kkie?)

•pe cine ? (chi?) (kie?)

Engad. Obw. Afr. Nfr. Apr. Kt. Sp. Pg.

chi? tgi? qui? qui? qui? qui? (quién ?) (iquem ?)

(a chi?) (a tgi?) cui? (a qui ?) cui? (a qui ?) (a quién ?) (a quem, ?)

(a chi?) tgi? (cui ?) (qui?) (cui ?) (qui?) a quién ? a quem ?

Nom.-Akk. quid? ce? che? bitte? ( < quid Deus) che? tgei? quei?, que? quoi?, que? que? que? qué? que ?

Der Gen. c u i u s ? lebt als adjektivisches Possessivfragepronomen fort in der F o r m des (etwa Verg. ecl. 3 , 1 belegten) A d j . der o-a-Deklination (§668) c u i u s , c u i a (Plur.: c u i o s , c u i a s ) in sd. kuiu, kuia, kuios, kuias\ sp. cuyo, cuya, cuyos, cuyas \ pg. cujo, cuja, cujos, cujas 'wem gehörig?'. Bemerkungen zum Relativpronomen (p. 149): Inwieweit im sachbezogenen Akk. que im Apr. K t . Sp. Pg. lat. q u o d ( q u i d ) s t a t t q u e m zugrundeliegt, ist schwer auszumachen. Der sp. pg. Nom. que k a n n auf q u i beruhen (§ 272). — Der Genetiv c u i u s lebt als (im Altlat. belegtes) adjektivisches RelativPossessiv-Pronomen c u i u s , c u i a , c u i o s , c u i a s f o r t in sp. cuyo, cuya, cuyos, cuyas; pg. cujo, cuja, cujos, cujas (s. oben, Ziffer 1; sp. la madre cuyas hijas estän a casa 'die Mutter, deren Töchter zu Hause sind'). Das Altsard. h a t t e noch das entsprechende cuiu, cuia, cuios, cuias (das heute n u r noch in F r a g e f u n k t i o n üblich ist; s. oben, Ziffer 1). — Als unbezogenes Relativ ( ' w e r ' = 'derjeniger, welcher') wird überall (wie im Deutschen) das substantivische Interrogativ verwendet (rm. eine minte, si furä 'wer lügt, stiehlt a u c h ' ; it. chi ama teme 'wer liebt, f ü r c h t e t ' ) .

Pronomen (§§ 747)

149

2. Relativpronomen qui 'welcher' (vgl. S. 148 unten) Mask.-Fem. Nom. Vit. Rm. It. Sd. Engad. Obw. Afr. Nfr. Apr. Kt. Sp. Pg-

Dat.

qui

cui





(che) ki chi (che) qui qui qui (que) qui (que) que que

a cui — — — .

cui (d qui) cui — — —

Akk. quem ce che, (cui) (ki) cha che (cui) que que (cui) que (qui) que que que, quem.

3. Adjektivisches Interrogativpronomen qui? Das adj. Interrogativpronomen q u i ? lebt fort a) als verallgemeinerte neutrale Form q u i d ? (s. oben, Ziffer 1): rm. ce (ce materie e asta? 'was für ein Stoff ist das?'), it. che (che Upo e ? 'was für ein Typ ist er ?'), engad. che (che ora aise ? 'wieviel [welche] Uhr ist es ?), obw. tgei (tgei leila cumpras ? 'was für ein Gewebe kaufst du?'), sp. qué (qué libro deseas? 'welches, was für ein Buch wünschst du?'), pg. que (que tempo está? 'was ist für ein Wetter?'). — Der Germanismus quid unu 'was für ein?' liegt als Substantivierung von quid (engad. che, obw. tgei) vor in engad. chenün? 'was für einer ?', obw. igeinin?. b) als adjektivierte Form q u e m ? in kt. quin 'welcher, was für ein?' (quin llibre desitja? 'welches Buch wünschen Sie?'). 4. Interrogativ- und Relativpronomen qualis Das Interrogativ- und Relativpronomen q u a l i s lebt fort: a) als adjektivisches Interrogativpronomen 'welcher, was für ein?' (fr. quel livre?) zum Ersatz des adjektivischen Interrogativs qui ? (s. Ziffer 3) in rm. care, it. quäle, engad. quél, obw. qual, fr. quel, pr. qual. b) als substantivisches Interrogativpronomen 'welches Individuum von mehreren zur Auswahl stehenden Individuen ? ' , und zwar ohne Artikel (a) oder mit Artikel (ß):

150

Formenlehre (§§ 583—948)

a ) Ohne Artikel ist q u a l i s in dieser F u n k t i o n (sp. cuál de estos libros quieres llevarte ? 'welches von diesen Büchern willst du mitn e h m e n ? ' ) geläufig in rm. rare, it. quäle, engad. quel, obw. quäl, sp. cuál, pg. qual. ß) Mit dem(individualisierend-substantivierenden: §746,(3) bestimmten Artikel ist q u a l i s in dieser F u n k t i o n (fr. laquelle de ces étoffes choisis-tu ?) geläufig in fr. lequel, pr. lo qual. c) als Relativpronomen, das wegen seines größeren Wortkörpers und der ursprünglich qualitätsbeschreibenden BedeutungsNüance sich vom Relativpronomen q u i (Ziffer 2) durch größere semantische Intensität oder jedenfalls durch eine etwas schwerfällige Nachdrücklichkeit unterscheidet. Es k o m m t vor ohne Artikel (a) und mit Artikel (ß): a ) Ohne Artikel ist das Relativpronomen q u a l i s geläufig in r m . care, wo es ü b e r h a u p t das gängige Relativpronomen ist. ß) Mit dem (individualisierend-substantivierenden : § 746,6) bestimmten Artikel ist das Relativpronomen q u a l i s geläufig in it. il quäle, sd. [sw yuale], engad. il quel, obw. il qual, f r . lequel, apr. lo qual, kt. él qual, sp. el cual, pg. o qual.

E . P o s s e s s i v p r o n o m i n a (§§ 7 4 8 — 7 5 6 ) 748. W i e die geographisch-historischen Verhältnisse erk e n n e n lassen, unterschied das Vit. zwischen liaupttonigen (§§ 7 5 0 — 7 5 3 ) u n d n i c h t h a u p t t o n i g e n (§§ 7 5 4 — 7 5 6 ) F o r m e n . Dieser Unterschied der B e t o n u n g s g r a d e w i r k t e sich n a c h haltig auf die P r o n o m i n a m i t H i a t u s v o k a l (meus, t u u s , suus) aus, während er auf die P r o n o m i n a ohne H i a t u s v o k a l (noster, voster) v o n w e i t geringerem E i n f l u ß blieb (§ 754). Die U n t e r s c h e i d u n g d e r B e t o n u n g s g r a d e ist im R m . It. Sd. Engad. Obw. K t . Pg. nicht mehr — oder n u r noch in Spuren (§ 755) — vorhanden. Diese Sprachen haben sich teils f ü r die haupttonigen Formen allein entschieden (It. Sd. Kt.), teils ein haupttoniges Formensystem geschaffen, in dem ursprünglich haupttonige u n d ursprünglich nichthaupttonige F o r m e n suppletiv (§583) vereinigt sind (Rm. [§§751, 754]; E n g a d . Obw. Pg. [§§ 7 5 1 - 7 5 2 ] ) . Als l e b e n d i g e r F u n k t i o n s b e s t a n d t e i l des Sprachs y s t e m s ist die Unterscheidung der beiden B e t o n u n g s g r a d e

Pronomen (§§ 747—748)

151

erhalten im F r . Pr. Sp. — Der Gebrauch der beiden Betonungsgrade regelt sich in diesen Sprachen 1 ) so, daß 1. die (immer vorangestellten) n i c h t h a u p t t o n i g e n F o r m e n zum Ausdruck der normalen (nachdrucklosen) attributiven Besitzerangabe (sp. mi caballo 'mein Pferd') verwandt werden (s. § 754); 2. die h a u p t t o n i g e n F o r m e n verwandt werden: a) für die substantivlose (also praktisch substantivierte) Besitzerangabe (sp. el mio 'das meinige [seil. Pferd]'); b) für die prädikative Besitzerangabe (sp. este caballo es mio 'dieses Pferd gehört m i r ' ) ; c) für die nachdrückliche attributive (und immer nachgestellte) Besitzerangabe, die vorhegt: d i t u (it. dito, sd. didu, sp. dedo), v i g i l a r e > * v i l a r e (sp. velar). Hierbei kann das -i- vlt. geschlossen (sp. frio, it. dito) oder offen (sp. dedo, velar) sein (§ 164). Wichtig ist, daß selbst das Sd. (wie die Zentralmundarten als Prüfstein zeigen: § 392) an der Palatalisierung des -g- in der Gruppe -igi- teilnimmt (sd. [auch in den Zentralmundarten] bidzare), soweit nicht die volle Silbigkeit der Gruppe bewahrt wird (Nuoro friyiöu). Diese Reduktion trat auch in den Wörtern v i g i n t i und t r i g i n t a ein, wodurch sich der Akzent automatisch auf den ersten Teil der so entstehenden Gruppe -ii- übertrug (viinti, triinta), die dann vollends zu -i- reduziert wurde ( > vinti, trinta). Die geläufige Aussprache triinta führte dazu, daß Schüler, die schriftlat. t r i g i n t a lesen mußten, dieses (entgegen den lat. Betonungsgesetzen) als t r i g i n t a aussprachen, was der Grammatiker Consentius (Consentii Ars . . ., ed. M. Niedermann, Neuchätel 1937, p. 11) bezeugt. Das roman. Ergebnis der Entwicklung sind die Grundformen v i n t i , t r i n t a , und zwar mit vlt. offenem (§ 164) -i-. Zur Weiterentwicklung des Vokals von v i n t i s. § 199. Auch das Sd. (samt den Zentralmundarten) nimmt an dieser (die Palatalisierung des -g- in der Gruppe -igi- voraussetzenden) Kürzung teil. D a nun bei 30 die fakultativen Formen triginta/trinta nebeneinanderstanden, wurde auch zu q u a r a g i n t a analogisch * q u a r ä i n t a > q u a r a n t a gebildet, so daß sich für die Zahlen 4 0 — 9 0 die Endung - ä n t a durchsetzte (auch im Sd. mit Einschluß der Zentralmundarten, jedoch nicht im Sp. Pg.: § 772). 774. Die Einer werden den Zehnern nachgestellt, bald asyndetisch (It. Sd.), bald syndetisch mit Hilfe von e t (Afr. Apr. Sp. Pg.). Im E m . entspricht das Bindewort si ( < sie). — Im Sp. wird ein graphischer Unterschied zwischen v i g i n t i e t u n u , v i g i n t i e t d u o s (sp. veintiuno, veinlidos) und den übrigen (auf -a auslautenden) Zehnern gemacht (treinta y uno, treinta y dos). Asyndetisch ist die Bildung im Engad. Obw., wo aber zwischen dem auf Kons, auslautenden v i g i n t i und den auf -a auslautenden übrigen Zehnern unterschieden wird, indem v i g i n t i vor mit Kons, beginnenden Einern den analogischen Auslaut -a bekommt: (21, 28, 31, 38) engad. vainehün, vainchoeh, Irentün, trentoeh\ obw. ventgin, rentgotg, trentin, tmvtoUy, — (22, 32) engad. rainrhadnon, trentaduos; obw. mitgadux, irentadns. Das Nfr. hat die Setzung des Bindewortes e t auf die Einheit nach dem Zehner (21, 31 . . .) spezialisiert (außer in quatre-vingtun, quatre-vingt-onze; aber soixante et onze). Hierbei nimmt das

Z a h l w o r t (§§ 774—778)

171

auf Kons, a u s l a u t e n d e ringt- w i e d e r u m eine S o n d e r s t e l l u n g ein, insofern es seinen (aus a f r . riiil raclie behält (iinfif-i/unlrr | v e t k á t r o j ) .

4. Hunderter (§§ 775 - 7 7 7 ) 775. Ü b e r s i c h t : r m . o sutä, douä sute, trei sute, pa-tru sute, . . .; it. cento, duecento, trecenlo, quattrocento . . .; sd. lcent-u, dughentos, freghentos . . .; e n g a d . Ischieni, duatschient, Imiatschieni, quattertschient . . .; obw. tscMen, duatsehien, treitschien, quatertschien . . .; f r . cent, deux cents, trois cents, quatre cents . . .; a p r . cent, d-ocent, trecent, quatre cent . . .; k t . cent, doscents, trescents, quatrecents . . .; sp. (asp.) ciento, doscientos (dozientos), trescientos (trezientos), cuatrocientos, quinientos, seiscientos, setecientos, ochocientos, novecientos-, pg. cento, duzentos, trezentos, quatrocenlos, quinhentos, seiscentos, setecentos, oitocentos, novecenios. — S y n t a k t i s c h sind diese Z a h l w ö r t e r i m R m . S u b s t a n t i v e (§ 776), a n die sich das g e z ä h l t e S u b s t a n t i v m i t de a n s c h l i e ß t (§§ 768, 778). I n d e n ü b r i g e n S p r a c h e n gelten die Z a h l w ö r t e r (wie i m L a t . ) s y n t a k t i s c h als A d j e k t i v e . H i e r b e i h a b e n die Zahlen 200—900 i m K t . Sp. P g . (wie i m L a t . ) eine Motion ("200 Z i e g e n ' k t . doscentes caires, sp. doscientas cabras, pg. duzentas cairas), die sie im I t . Sd. E n g a d . Obw. F r . P r . v e r loren h a b e n .

776. Im Km. ist c e n t u m durch das slavische sutä ersetzt worden, das als fem. Substantiv die übrigen Hunderter durch Multiplikation bildet. 777. In den übrigen Sprachen ist lat. c e n t u m erhalten. — Von den lat. Zahlwörtern 200—900 sind erhalten: 1. d u c e n t i im Sd. Asp. Pg. (sowie in nordit.-tosk. Mundarten als dugeMo); — 2. t r c c e n t i im It. Sd. Asp. Pg.; — 3. q u i n g e n t i im Sp. Pg. Die ü b r i g e n Z a h l w ö r t e r 200—900 w e r d e n d u r c h M u l t i p l i k a t i o n v o n c e n t u m r e k o m p o n i e r t (so in it. M u n d a r t e n a u c h Ireccento: § 543). — Zu d e n Z a h l e n 200, 300 i m E n g a d . O b w . s. § 765.

5. Tausend (§§ 778—781) 778. Ü b e r s i c h t (1000, 2000): r m . o mie, douä mii; i t . mille, due rnila; sd. milli, dua midza; e n g a d . rnilli, duamilli; o b w . mélli, duamelli; a f r . mil, deus milie (deus mile, deus mil)\ n f r . mille (mil), deux mille; a p r . mil, dos milia', k t . mil, dos mil', sp. (asp.) mil, dos mil (dos vezes mil); pg. (apg.) mil, dois mil (dous vezes mil). — I m

172

Formenlehre (§§ 583—948)

Lut. wurde m i l l e syntaktisch als Adjektiv, der Plural mi lia als Subst. behandelt. — Im Rm. gilt mie immer (1000, 2000 . . .) als fem. Subst., an das sich das gezählte Subst. mit de anschließt (vgl. §§ 768, 775). — In den übrigen Sprachen gelten alle Formen (1000, 2000 . . . ) syntaktisch als Adjektive. 779. Lat. m i l l e lebt im It. Sd. Fr. Apr. Kt. Sp. Pg. fort. Auch nfr. mille ist nur eine latinisierende Schreibung f ü r afr. mil ( < mille), die freilich in der Silbenzählung (Racine, Iphigénie 1, 1, 28) auch sprachliche Realität annimmt. In der Schreibung von Jahreszahlen h a t sich die Graphie mil bis ins Nfr. erhalten. — Das Sd. zeigt im Auslaut (§ 272) Angleichung an den betonten Vokal. 780. Lat. m i l i a ist als Plural erhalten in Sd. midza und in Altrum. mie (als Plural). Die Übertragung von mie auf den Sing, h a t analogisch (§ 625 b) den neurum. Plural mii zur Folge. Eine Neubildung * m i l a liegt vor im It. und in afr. nfr. mille. Latinismen sind afr. milie, apr. milia. Im Sd. Engad. Obw. liegt f ü r 2000 d u a m i l i a , im Engad. Obw. auch für 3000 t r i a m i l i a zugrunde (§ 765). 781. Aus der pluralischen Fügung des Typs t r i a m i l i a p a s s u u m wird das pluralische Substantiv m i l i a 'Meilen' (it. miglia; vgl. den Ortsnamen Ventimiglia) gewonnen. Der Singular wird entweder von hier analogisch nach der Deklination (§ 615) rückgebildet (it. miglio) oder m i l i a wird als Singular verwandt (sd. midza, pr. milha, kt. milla) und erhält einen neuen Plural des Typs (§ 596) * m i l i a s (sd. midzas, pr. milhas, kt. milles).

B. O r d i n a l z a h l e n (§§ 782—786) 782. Überblick (1., 2., . . . 10.): rm. întîiul, al doilea, al treilea, al patrulea, al cincilea, al sasélea, al saptelea, al optulea, al nouälea, al zecelea; it. primo, secondo, terzo, quarto, quinto, sesto, settimo, ottavo, nono, dècimo; sd. su de unu, su de duos, . . . ; engad. pruni, seguond, terz, quart, quint, tschinchével, sesével [-«-], settevel, ochevel, nouvevel, deschevel [-Í-] ; obw. emprem, secund, tierz, quart, tschunaÌ¡el, sisavel [-z-], siatavel, olgavel, novavel, dieschavel [-z-]; afr. premier, secont (autre), tierz, quart, quint, sist, seme,huilisme, nueme, disme; nfr. premier, second (deuxième), troisième, quatrième, cinquième, sixième, . . . ; apr. primier, segon, tertz, quart, quint, sest, setén, ochên, novén, detzén; kt. primer, segôn, terç (tercer), quart, cinquè (quint), sisè (sext), setè (sèptim), vuitè (octáu), nové, desè (dècim); sp. (asp.) primero, segundo, tercero, cuarto, quinto, sexto (siesto), séptimo (sietmo), octavo (ochavo), noveno/nono, décimo (diezmo); pg. (apg.) primeiro, segundo, terceiro, quarto, quinto,

Zahlwort (§§ 778 -780)

17?»

xr.c/ij (srt.LV, SVISNW), s/itinw (scitimo), oituvo, HOHO (IINRRN), dt-cimu (dcsimu). —. Im lt. Engad. Obw. Fr. Pr. Kt. Sp. Pg. stehen die angegebenen Formen mit dem bestimmten Artikel (§ 743). Zum Rm. Sd. s. §§ 783—784. 783. Im Rm. stammt înlîiu aus * a n t ä n e u (zu ante). Die übrigen Zahlen sind von den Kardinalzahlen aus mit Hilfe der deiktischen Vor- und Nachstellung des bestimmten Artikels gebildet. 784. Das Sd. bildet die Ordinalia mit Hilfe der Vorschaltung des bestimmten Artikels (§ 743) und de vor den Kardinalzahlen. 785. In den übrigen Sprachen treten neben die wenigen erbwörtlichen (§ 141) und die zahlreichen buchwörtlichen (§ 142) Formen produktive romanische Bildungsmöglichkeiten der Ordinalia. Das Bestreben der roman. Sprachen ist es hierbei, betonte Suffixe mit der Bildung des Ordinalia zu betrauen : 1. Aus dem Verhältnis o c t o / o c t a v u s (obw. oig/otgävel) wird das im Engad. Obw. übliche Ordinalsuffix - ä v u s (engad. -evel, obw. -avel) gebildet. Die Zahl o c t a v u s war aus liturgischen Gründen besonders einprägsam. 2. Das lat. Distributiv-Suffix - ë n i gelangte wegen seiner Betontheit und seiner freien Anhängbarkeit an die Kardinalzahlen (ab q u i n q u e ni) zur Funktion eines Ordinalsuffixes in nordit. Mundarten, sowie im Pr. Kt. — Das Hauptmuster war, wie das Sp. Apg. zeigen, die Zahl n o v ë n u s , die ebenfalls liturgisch einprägsam war. 3. Das It. hat das lat. Ordinalsuffix - ë s i m u s als buchwörtliches -i;simo (il trentèsimo "der 30.') übernommen. 4. Im Afr. wurde aus disme ( < d e c i m u ; vgl. noch nfr. dîme 'von der fr. Revolution abgeschaffte Naturaliensteuer') ein Ordinalsuffix -isme gewonnen (li huilismes 'der 8.'). Die westlich-normannische Lautung dieses Suffixes ist -iesme, -ième (decimu diesme, l e c t u liét: § 201), die sich als literarischer Nonnandismus und wegen des Anklanges an lat. - ë s i m u s in der fr. Schriftsprache durchgesetzt hat. 786. In liturgischer Verwendung leben erbwörtlich fort: 1. q u a d r a g e s i m a 'die am 40. Tag vor Ostern beginnende und nach diesem Tag benannte Fastenzeit' als (entsprechend der Modifikation q u a d r a g i n t a > quaranta: §§ 770, 773) * q u a r e s i m a in rm. päresimi, it. quaresima, engad. quaraisma, obw. eureisma, fr. carême, apr. caresma, kt. coresma, sp. cuaresma, pg. quaresma ; —

174

Formenlehre (§§ 583—948)

2. q u i n q u a g e s i m a 'das am 50. Tag nach Ostern gefeierte Pfingstfest (UEVTEKOCTTTI)' (belegt im Jlinerariuni Kgrriae) als (entsprechend der Modifikation quin q u a g i n t a > * r i n q u a n t a : §§77(1, 773) " c i n q u e s i m a in engad. Tsehiiiqwrimim, obw. Tsc.himcheismas (als Plural wegen der mehrtägigen Dauer), wallon. einqüeme, asp. Cincuesma. — Der Plural in rm. päresimi dient dem Ausdruck der 40-tägigen Dauer. Im Bündnerromanischen lebt * c i n q u e s i m a (eng. tschinquaisma, obw. tschuncheisma) auch als Maß-Einheit 'Klafter (fr. toise)' ( = 3 bratscha; vgl. § 765) fort, weil diese Einheit der 50. Teil einer (noch festzustellenden) größeren Maß-Einheit war. Nach freundlicher Mitteilung von Andrea Schorta (s. § 682) diente der 'Klafter' als Längenmaß (ca. 1,98 m) für Lederstricke und Seile, als Flächenmaß (ca. 3,92 qm) für Grundstücke, als Kubikmaß (ca. 7,762 cbm) für Heustöcke.

YI. Y e r b u m ( § § 7 8 7 — 9 4 8 ) 787. Die v i e r k l t . K o n j u g a t i o n e n sind im Km. l t . Engad. Obw. F r . Pr. K t . erhalten: 1. K o n j u g a t i o n : (cant-, iur-) - ä r e > rm.-äre (-d), it. sd. -are, oberengad. -er (§ 175), unterengad. obw. apr. kt. sp. pg. -ar, fr. -er (§ 174). 2. K o n j u g a t i o n : (hab-, tac-) - e r e > rm. -ere (-cd: §197), it. -ere, engad. -dir (§ 170), obw. -er, apr. kt. sp. pg. -er, fr. -oir. 3. K o n j u g a t i o n : (v6nd-, üng-) -ere > rm. — -ere (— -e), it. sd. — -ere, engad. obw. — -er, apr. kt. — -er und — re1), fr. — -re. 4. K o n j u g a t i o n : (dorm-, sent-) -Ire > rm. -ire (-i), it. sd. ire, engad. obw. fr. pr. kt. sp. pg. -ir. Im Km. (s. oben) sowie in süd- und nordit. Mundarten gibt es eine um die Silbe -re gekürzte Infinitivform, die in südit. Mundarten zur vollen Infinitivform im Verhältnis einer Kurzform zur Langform (vgl. § 532 Anm.) steht. Im Rm. wird die volle Form als (fem.) Substantiv gebraucht (eintdre 'Gesang, Lied'), während die verkürzte Form als verbaler Infinitiv fungiert (meistens mit a < ad: a cintd 'zu singen'). 788. I m Sp. Pg. sowie im Mazedorumänischen (§ 23) sind nur noch d r e i l a t . K o n j u g a t i o n e n erhalten, u n d zwar infolge Untergangs der lat. 3. Konjugation ( - e r e ) , deren 1

j Zur Bedingung des Eintretens jeweils einer der Endungen s. § 890.

175

Verbum (§§ 787—790)

Verben zum größten Teil in die lat. 2. Konjugation ( v é n d e r e > sp. pg. vender; c ó r r e r e > sp. pg. correr), zum Teil auch in die lat. 4. Konjugation ( p é t e r e > s p . pg. fedir; ùngere >

s p . p g . ungir;

iungere

>

s p . uncir,

pg.

jungir)

überführt werden. (§ 791). 789. Auch das Sd. kennt nur noch d r e i K o n j u g a t i o n e n , und zwar durch folgenden Fusionsprozeß zwischen der lat. 2. Konjugation und der lat. 3. Konjugation: 1. Als Infinitiv setzte sich der Typ der 3. Konjugation durch ( v i d ë r e , m o v e r e > sd. Mere, móere); — 2. In den finiten Formen setzten sich teils die Formen der 2. Konjugation, teils die Formen der 3. Konjugation durch (§§ 810, 868, 871, 874). 790. Die völlige Fusion der lat. 2. Konjugation und der lat. 3. Konjugation im Sp. Pg. Mazedorum. einerseits (§ 788), im Sd. andererseits (§ 789) ist die extreme Konsequenz der (schon bei lat. Grammatikern bezeugten) lat. und gemeinromanischen Tendenzen einer Fusion gerade zwischen der lat. 2. Konjugation und der lat. 3. Konjugation. Diese Fusionstendenzen tun sich kund im Übertritt mehr oder minder zahlreicher Verben aus der lat. 2. Konjugation in die lat. 3. Konjugation oder aus der lat. 3. Konjugation in die lat. 2. Konjugation: 1. Der überaus häufige Übergang v o n Verben der lat. 2. Konjugation in die lat. 3. Konjugation im Kt. ( d e b ë r e > * d é b e r e > kt. deure, m o v ë r e > * m ô v e r e > kt. móure) und (regional) iiTi Pr. ( d e b ë r e > apr. devér, * d é b e r e > apr. déure; m o v e r e > apr. mover, * m ó v e r e > apr. móure) ist die geographische Fortsetzung der sard. Richtung des Zusammenfalls des Infinitivs der b e i d e n Konjugationen 1 ). — Bei einzelnen Verben ist dieser Übergang gemeinromanisch (abgesehen v o m Sp. Pg.; s. oben): r e s p o n d e r e > r e s p ó n d e r e > rm. räspünde, it. rispóndere, engad. respüonder, obw. rispünder, fr. répondre, apr. kt. respóndre; m o r d e r e > m ò r d e r e > it. sd. mgrdere, engad. obw. mòrder. fr. pr. mordre; m i s c ë r e > m i s c e r e > it. méscere, apr. méisser; t o n d ë r e > t ó n d c r o rm. timde, ait. (u. mundartl.) tóndcre, engad. iüonder, obw. fihider, fr. pr. kt. fondre-, t o r q u ü r e > tòrcere (§ 4 7 9 ) > rm. Mirer, it. torcere, sd. U'trkere, fr. /ordre, apr. torser, kt. tòrcer. Zu den sd.-kt. licliktbezieliuiiiren s. §

176

Formenlehre (§§ 583—948)

2. Einzelne Verben sind gemeinromanisch von der 3. Konjugation zur 2. Konjugation übergegangen: s a p e r e > * s a p é r e > it. sapere, engad. saväir, obw. savér, fr. savoir, apr. kt. sp. pg. sabèr; c a d e r e ( > kt. cäure: s. oben, Ziffer 1) > * c a d e r e > rm. cadeci, it. cadére, fr. cheoir, apr. cazér, sp. apg. caér. Bei dem Konjugationswechsel sind jeweils besondere analogische Einflüsse (§ 136) wirksam, so bei s a p e r e , c a d e r e der Parallelismus mit den ebenfalls den Stammvokal -a- enthaltenden Verben h a b e r e , t a c é r e (vgl. auch die Perfektbildung: §§ 903—904). 3. In den finiten Formen sind weithin in der Romania Fusionen zwischen der lat. 2. Konjugation und der lat. 3. Konjugation festzustellen (§§ 868, 874, 879, 880, 891). 791. Gemeinromanisch häufig ist der Übergang in die lat. 4. Konjugation bei jenen Verben der 3. Konjugation, die in der 1. Pers. ein 4 - vor der Personalendung haben (§ 926, 2bß). Aus dem gleichen Grunde gehen auch Verben der 2. Konjugation zur 4. Konjugation über (§§ 921, 2 ; 926, 2b/?; 788), 792. Bereits im Vit. haben sich die Konjugationen geschieden in produktive und unproduktive Konjugationen. Produktiv ist eine Konjugation, die verbale Neubildungen gestattet. Gemeinromanisch ist diel.Konjugation produktiv (fr. borner von hörne). Im Rm. Siidit. Engad. Obw. ist diese Produktivität _ auf die stammerweiternde Konjugationsweise (§801) des Typs - l d i o beschränkt. Eine zweite produktive Konjugationsklasse ist im Romanischen geographisch gespalten, indem der produktiven Bildung auf - e s c e r e des Sd. Sp. Pg. (§921,1) im Rm. It. Eng. Obw. Fr. Pr. Kt. die Erweiterungskonjugation des Typs f l o r é s c o / f l o r i r e entspricht (§ 921,2). Die kit. Deponentien gehen zur aktiven Konjugation über: minari > minare "(Vieh beim Treiben mit dem Stock) bedrohen, (Vieh) führen' > rm. mina '(Vieh) antreiben, lenken', fr. menér 'führen, geleiten'; sequi > sequere > fr. suivre (§ 481), pr. segre; sequi > sequire (§ 481) > it. seguire, sp. pg. seguir ; nasci > nascere > it. nàscere, fr. nailre, sp. nacer ; m o r i > morere > morire (§ 791) > it. morire, fr. mourir, pr. kt. sp. m,orir. — S. noch § 859,1. 793. Hinsichtlich der S e m a n t i k d e r V e r b a l i ' o r m e n sei zusammenfassend auf folgende Erscheinungen hingewiesen:

Verb um (§§ 788—793)

177

A. E s gibt f i n i t e u n d i n f i n i t e F o r m e n . Der Unterschied betrifft die Festlegung der Formen auf als Subjekt der Handlung gemeinte Personen oder Sachen : 1. Die f i n i t e n F o r m e n sind in der Gesprächssituation auf Personen oder Sachen als Subjekt der Handlung festgelegt. Es werden, ausgehend von der Gesprächssituation, drei Subjektsklassen der Handlung unterschieden: der Sprechende als 1. Person ('ich stelle fest 1 , 'ich befehle'); der Angesprochene als 2. Person ('du sagst die Wahrheit', 'komm her!'); der Gesprächsgegenstand als 3. Person ('er hat mich gestern beleidigt') oder als Sache ('das Wetter wird besser'). — Alle Subjektsklassen können in den Plural gesetzt werden, indem in der 1. Person der Sprechende als Vertreter einer Gruppe auftritt ('wir wollen die Brücke bauen'), während in der 2. Person eine Gruppe angeredet wird ('ihr habt richtig beschlossen') und in der 3. Person mehrere Gesprächsgegenstände, seien es nun Personen ("sie haben ihre Sache gut gemacht') oder Sachen ('die Äpfel sind vom Baum gefallen'), gemeint sind. — Bei Wahrung des grammatisch finiten Charakters sind hierbei die 2. und 3. Person semantisch weniger circumscript als die 1. Person, und überdies ist der Plural weniger circumscript als der Singular. Dies ist die Voraussetzung dafür, daß die 3. Pers. des Sing, (mit einem incircumscripten nominalen Subjekt: fr. on dit), die 1. und 2. Pers. des Plural (fr. Qu'on hait un ennemi quand 11 est près de vous! Quand on se plaint de tout, il ne vous arrive rien de ton), die 3. Person des Plural (lat. dicunt 'man sagt'; fr. ils ont encore augmenté les impôts) als Ausdrucksmittel für incircumscripte Subjekte gebraucht werden können (vgl.. § 865). — Die drei Person-Formen des Verbs sind Nähegrade, denen die Nähegrade des Demonstrativpronomens koordiniert wurden (§ 738). 2. Die i n f i n i t e n F o r m e n (Infinitiv, Gerundium, Partizipien) sind frei für die beliebige Festlegung auf Personen oder Sachen der Gesprächssituation. Sie werden im Satz jeweils aktuell finitisiert auf ein gemeintes Handlungssubjekt, das nicht das (durch finite Formen ausgedrückte) Subjekt des Satzes zu sein braucht. Die infiniten Formen sind also für die Finitisierung da. In manchen Sprachen hat die Finitisierung der infiniten Formen bestimmte grammatische Formen geschaffen (§ 835). B . Dem Ausdruck des Zeitbezuges zum Sprecher dienen die T e m p o r a . Die elementaren Zeitstufen sind die Gegenwart des Sprechaktes, die Vergangenheit in bezug auf den gegenwärtigen Spreehakt, die Zukunft in bezug auf den 12

Lausberg,

Kornau. S p r a c h w i s s e n s c h a f t 1 I I

178

Formenlehre (§§ 583—948)

gegenwärtigen Sprechakt. Innerhalb der Grundzeitstufen der Vergangenheit und der Zukunft können noch ZeitstufenUnterschiede ausgedrückt werden, und zwar durch nichtverbale (adverbiale) Ausdrucksmittel ('zuerst hast du die Statue gestohlen, dann bist du weggelaufen'; 'zuerst wirst du die Statue stehlen, dann wirst du weglaufen') oder durch eigene verbale Ausdrucksmittel (Vorvergangenheit: 'nachdem du die Statue gestohlen hattest, bist du weggelaufen'; F u t u r u m exactum: 'nachdem du die Statue gestohlen haben wirst, wirst du weglaufen'). — Verbalformen, die dem Ausdruck der Zeitstufe dienen, können auch zum Ausdruck einer Aktionsart (s. unten, C 1) oder eines Modus (s. unten, C 2) gebraucht werden. C. Es gibt zwei sprachlich ausgedrückte M o d i f i k a t i o n e n der gemeinten Handlung, und zwar die Aktionsart als ablaufslimitierende Modifikation (1) und den Modus als subjektive Modifikation (2): 1. Die A k t i o n s a r t betrifft die Akzentuierung des Ablaufsstadiums der Handlung. Es lassen sich drei Ablaufsstadien der Handlung unterscheiden: Beginn, Mitte, Ende. Hiervon sind Beginn und Ende 'punktuelle' Aktionsarten, während die Mitte eine 'durative' Aktionsart ist. Die punktuelle Aktionsart meint einen Zustandsweclisel (fr. il arriva 'er traf ein', il mourut 'er starb'), die durative Aktionsart einen Zustand ohne Rücksicht auf Anfang und Ende (il pleuv.ait 'es regnete, der Regen war Dauerzustand'). Das auf der Unterscheidung 'punktuell/durativ' beruhende System der Aktionsarten kann beliebig verfeinert werden. So kann etwa die durative Aktionsart durch das Merkmal der allmählichen Steigerung der Handlungs-Intensität bereichert werden (caelurn albescit 'der Himmel wird weiß', fr. le bruit va croissant: §819,3). Eine-Kombination der beiden Aktionsarten stellt das periphrastische Perfekt dar (§ 854). Die Aktionsarten sind in allen Zeitstufen möglich. -— Die Aktionsart kann ausgedrückt werden: a) durch zusätzliche eigene lexikalische Mittel (punktuell: 'er starb da r a u f h i l f ; durativ: 'er l a g im Sterben'); • - b) durch eigene Verbalfonnen, also durch die Verfügbarkeit mehrerer, durch die Aktionsart

Verbiim (§ 793)

179

differenzierter Formen für eine Zeitstufe (§§ 820; 854). Der Bedeutung mancher Verben inhäriert von vornherein die eine oder die andere Aktionsart. Drückt ein Verbum mit seiner Bedeutung den punktuellen Wechsel zwischen zwei Zuständen aus, so inhäriert ihm die punktuelle Aktionsart: so bezeichnet das Verbum 'ankommen' den Wechsel zwischen dein Zustand der Abwesenheit bei einer Gruppe und dem Zustand der Anwesenheit bei einer Gruppe. Drückt ein Verbum mit seiner Bedeutung einen Zustand ohne Rücksicht auf dessen Anfang oder Ende aus, so inhäriert ihm die durative Aktionsart ('liegen'). — Trotzdem ist es möglich, auch für die Handlungen dieser Verben die der ihnen inhärierenden Aktionsart entgegengesetzte Aktionsart auszudrücken. So inhäriert dem Verbum condere '(eine Stadt) gründen' von vornherein die punktuelle Aktionsart, da es den punktuellen Wechsel zwischen dem Zustand des Nichtvorhandenseins und des Vorhandenseins einer Stadt ausdrückt. Es ist dem Augenzeugen aber möglich, den punktuellen Wechsel mikroskopisch zu dehnen und so aus ihm einen allmählich fortschreitenden Übergang zu machen (Verg. Aen. 1, 446 hic templum Iunoni ingens Sidonia Didolcondebat), der eine Variante der durativen Aktionsart ist. — Umgekehrt kann auch ein Verbum, dem die durative Aktionsart inhäriert, in die punktuelle Aktionsart umgesetzt werden, indem die Aufmerksamkeit des Betrachters von der Tatsache des Andauerns abgelenkt wird und in erster Linie den Beginn oder Abschluß des Andauerns ins Auge f a ß t : 'die Pest begann nun (nach manchen Einzelfällen) epidemisch anzudauern'; fr. il attendit trois heures. 2. Der M o d u s betrifft das vom Sprecher volúntate intendierte Verhältnis zur ausgedrückten Handlung, die selbst als dem Bereich der konkreten Wirklichkeit außerhalb des Sprechers zugehörend vorgestellt wird. Das Bewußtsein des Sprechers kann gegenüber der konkreten Wirklichkeit zwei Relationen haben: Macht (pouvoir) oder Ohnmacht (impuissance): a) Das Bewußtsein der gültigkeitsbeanspruchenden M a c h t gegenüber der konkreten Wirklichkeit wird durch den Imperativ (a) und durch den Indikativ (ß) ausgedrückt : 12«

180

Formenlehre (§§ 583—948)

A) Der II m p e r « f.iv int. schwerpunktmäßig auf die Person (den Gesprächspartner) bezogen ('komm her!'). Der durch seine soziale Stellung dazu befähigte und sich seiner Befähigung bewußte Sprecher drückt im Imperativ seinen Willen (volunias) aus, den Geschichtsablauf durch selbständiges normierendes Eingreifen in die soziale AVeit zu modifizieren (Luc. 7, 8 dico . . . servo meo 'fac hoc', et jaeit). Der Imperativ beansprucht wirkliclikeitsnormierende Gültigkeit der volunias. ß) Der I n d i k a t i v ist schwerpunktmäßig auf die 3. Person (den Gesprächsgegenstand) bezogen ("der H u n d bellt'). Der durch seine richterliche Überlegenheit dazu befähigte u n d sich seiner Befähigung bewußte Sprecher drückt im Indikativ seinen Willen (volunias) aus, auf die Modifikation des Geschichtsablaufs zu verzichten u n d den Geschichtsablauf (die konkrete Wirklichkeit) als F a k t u m urteilend (judicial) oder beschreibend (epideiktisch) anzuerkennen. Verglichen mit dem Imperativ, ist also der Indikativ 'ohnmächtiger', insofern er auf die Modifikation der konkreten Wirklichkeit verzichtet. Aber der Sprecher verwandelt diese faktische Ohnmacht durch bewußte Konformität mit der konkreten Wirklichkeit in ein (durch Urteil oder Beschreibung) mitschöpferisches (dichterisches) Machtbewußtsein, das f ü r die Aussagevolunias richterliche Gültigkeit (Wahrheits-Relation zwischen Aussage und konkreter Wirklichkeit) beansprucht.

b) Das Bewußtsein der O h n m a c h t gegenüber der konkreten Wirklichkeit wird im Lat.-Boman. durch den K o n j u n k t i v ausgedrückt, dessen Grundfunktion die D i s t a n z i e r u n g v o m G i i l t i g k c i t s a n s p r u c h ist. Es gibt (entsprechend der Dichotomie 'Imperativ/Indikativ': s. oben) zwei Bereiche des Konjunktivs: a ) Der Konjunktiv ist schwerpunktmäßig ein ' d i s t a n z i e r t e r I m p e r a t i v ' ('finaler Konjunktiv'). Die Distanz kann in der personalen Relation (I.) oder im Befehls-Inhalt (II.) liegen: I. Die Distanz der personalen Relation liegt vor, wenn die imperativische voluntas wegen Abwesenheit des Befehlsempfängers (A.) oder wegen mangelnder sozialer Überlegenheit des Sprechers (B.) gebrochen ist: A. Der Konjunktiv ist ein Imperativ, der sich nicht an den Gesprächspartner, sondern apostrophisch an eine 3. (in der Gesprächssituation abwesende) Person wendet: veniat 'er möge kommen (seil.: der Abwesende, der in der Gesprächssituation nicht gegenwärtig ist)'. Damit ist der Konjunktiv der Ausdruck eines Befehls über einen Zwischenträger, also die oratio obliqva des Imperativs.

Verbum (§§ 793—794)

181

B. DOT Konjunktiv ist «in Imperativ, der sich in der J'ers. an einen Gesprächspartner wendet, dem gegenüber der Sprecher nicht die f ü r einen direkten (ungebrochenen) Befehl notwendige soziale Überlegenheit besitzt: rogo, ut venias 'ich bitte dich, du mögest k o m m e n ' . Der K o n j u n k t i v verwandelt die imperativische Überlegenheit in eine affektische Insinuation. E r ist der Modus der sozial ohnmächtigen deprecatio. II. Die Distanz des Befehls-Inhaltes liegt vor, wenn der Befehlsinhalt (voluntas) Bereichen angehört, die der Modifikation durch den Menschen erfahrungsgemäß nicht unterliegen: sis felix! ß) Der K o n j u n k t i v wird analog als ' d i s t a n z i e r t e r I n d i k a t i v ' ('Unsicherheits-Konjunktiv') v e r w a n d t : er drückt die Distanzierung von der (richterlichen) Gültigkeit der Aussage aus (fr. il est rare que le succès réponde aux espérances; c'est la plus grande ville que je connaisse). y) Die semantische Konjunktiv-voÎMwfas k a n n sprachlich ausgedrückt werden: I. durch einen eigenen sprachlichen Modus (den Konjunktiv); — II. durch sprachlichen Modus-Ersatz, u n d zwar: A. durch katachrestische Benutzung einer Tempusform, z. B. durch eine Vergangenheitsform f ü r den K o n j u n k t i v der Gegenwart (§ 808,2) oder durch eine F u t u r f o r m f ü r den K o n j u n k t i v der Gegenwart (§837); — B. durch periphrastische Mittel, insbesondere durch modale Hilfsverben (so im Deutschen durch das Hilfsverbum ' m ö g e n ' : er möge kommen). 794. Von der Bildung her gesehen u m f a ß t das Verbalsystem die Formen des P r ä s e n s s t a m m e s (Indikativ, K o n j u n k t i v , Imperativ des Präsens; Indikativ u n d K o n j u n k t i v des Imperfekts; Partizip des Präsens; Gerundium; Infinitiv), die F o r m e n des P e r f e k t s t a m m e s (Indikativ und K o n j u n k t i v des Perfekts; Indikativ u n d K o n j u n k t i v des Plusquamperfekts; F u t u r u m e x a e t u m ; Infinitiv des Perfekts), das P a r t i z i p d e s P e r f e k t s im Passiv, die p e r i p h r a s t i s c h e n F o r m e n des Romanischen (Perfekt, F u t u r , Passiv). — D i e d i e B i l d u n g u n d d i e S e m a n tik der F o r m e n b e t r e f f e n d e n allgemeinen Fragen w e r d e n a n l ä ß l i c h d e r D a r s t e l l u n g d e r 1. K o n j u g a t i o n (§§ 795—867) b e h a n d e l t . Die folgende Tabelle will die V e r s c h i e b u n g e n , die das lat. Verbalsystem im Romanischen erfahren hat, verdeutlichen. Die Kolonnen-Überschriften (Perf. Ind., Plusq. Ind.) meinen die Bedeutungen, denen die klt. F o r m e n entsprechen. Die roman. E n t sprechungen der Bedeutungen werden durch die lat. Formen von cantare bezeichnet. Wenn also unter der Kolonnen-Überschrift

Obw.

Engad.

Sd.

It.

Rm.

Kit.

- S i . s o •S S 5 3 -tí - S

g 1

& s cS

sc

+

ö i / N "S S 58 n o n c a n t ä r i t i s wurde (wie v ^ n d i t i s > v e n d e t i s : § 879) zu n o n c a n t a r e t i s . Auch hier fiel -s (in Analogie nach dem Verhältnis des Ind. Präs. c a n t a t i s zum Imper. c a n t a t e ) . Das Ergebnis n o n c a n t a r e t e (gefühlt und verallgemeinert als „Infinitiv + - e t e " ) liegt vor im Untereng. (nu chantaräi). — In anderen Sprachen wurde ne c a n t a v e r i s durch n o n c a n t e s (Kt. Sp. Pg.) oder n o n c a n t a s s e s (it. Mundarten), ne c a n t a v e r i t i s durch n o n c a n t e t i s (Apr. Kt. Sp. Pg.) oder durch den negierten Imperativ n o n c a n t a t e (Rm. It. Obereng. Fr.) ersetzt. Die Konsequenz, auch in der 2. Pers. einfach den Imperativ zu negieren, ergreifen das Fr. Obw. (vielleicht unter dem Einfluß deutscher Syntax). Im Obw. wird das affektische Negationsfüllwort buca verwandt. — R ü c k p r o j i z i e r u n g s t a b e l l e (vgl. §797):

Vei'bnm (§§ 805-807) 2. Pers.

193

5. Pers.

nou cantäre (Rm. It. Eng. Afr. Apr.)

non eantaréte (Untereng.)

non cäntes (Kt. Sp. Pg.) non cantässes (it. Mundarten)

non cantétis (Apr. Kt.Sp. Pg.)

non ire cantändo (it. Mundarten) non cantändo (it. Mundarten) non cänta (Fr.) buca cänta (Obw.)

non cantate (Rm. It. Obereng. Fr.) buca cantate (Obw.)

d) Indikativ des Imperfekts (§§ 807—808) 807. Formen: -äbam, -äbas, -äbat, -abämus, -abätis, -äbant; rm. * - a u t (§ 245) zeigen. — Die 4. Pers. zeigt die Form * - á i m u s noch als áimis in sd. Mundarten. Die Reduktion von * - a i m u s ergibt * - a m i n u s , das im It. deutlich vorliegt (vgl. § 543) und auch im Fr. zu erkennen ist (§ 275). Einzelsprachlich sind korrekt entwickelt: 1. alle Formen im It. ; — 2. die 1.—5. Pers. im Pg. ; — 3. die 1.—4. und die 6. Pers. im Sp. ; — 4. die 1., 3 . - 6 . Pers. im Fr. ; — 5. die 1.—3. Pers. im Sd. Im Em. zeigt die 2. Pers. vor vokalische Entwicklung (§ 455). — Das -r- der 6. Pers. ist im Rm. in die 4.—5. Pers., im Kt. in die 2., 4.—5. Pers. eingedrungen, wobei wohl eine suppletive (§ 583) Einmischung des Plusq. (§ 828) vorliegt. — Im Apg. ist in der 6. Pers. noch -árom belegt, das dann durch das -árarn des Plusq. (§ 828) ersetzt wurde. — Das -eis der 5. Pers. im Sp. stammt aus dem Präsens-Schema (§ 792). — Das -Í in der 1. Pers. im Kt. stammt aus den übrigen Konjugationen (§ 894). — Das apr. System ist aus dedi (§894), das engad. System aus * d e t u i (§ 825) übernommen. Im Sd. ist das lat. Perf. nur in einem Teil der Mundarten erhalten und auch hier im Plural starken analogischen Änderungen ausgesetzt. Die übrigen Mundarten benutzen das zusammengesetzte Perfekt (§ 856). 825. F o r m e n des s t a r k e n P e r f e k t s dedi: dédi, dedísti, dédit, dédimus, dedístis, déderunt; rm. dedéi, dedési, déde, déderâm, déderâ}i, déderâ; it. diçdi, desti, diçde, demmo, deste, diçdero-, obereng. (untereng.) dét, déttast, dét, déttans (détlan), déttas (déttat), déttan; apr. diçi, dçst, dçt, dem, dçtz, dçron; sp. di, diste, dió, dimos, disteis, dieron-, pg. dçi, dçste, den, dçmos, dçstes, dçram. Die Vollform dedi lebt fort im It. in der 1., 3., 6. Pers. sowie im Rm. in der 2., 3., G. Pers. (während im Rm. die übrigen Personen analogisch gebildet sind). Die Umformung * d e t u i (nach * s t e t u i : § 904) lebt fort im Engad. sowie in it. rm. Nebenformen (it. 1. Pers. dçtti, 3. Pers. dçtte, 6. Pers. dçttero-, rm. 3. Pers. déle < * d e t u i t , wonach das Paradigma détéi, détési, déle, délerâm, déleràfi, déterà gebildet wurde). Im It. liegt ursprünglich ein Formensystem zugrunde, in dem die nichthaupttonige Stammsilbe durch haplologische Dissimilation (§ 135) schwindet: diedi, desti, diede, diedimo, deste, diedero (so in tosk. Mundarten). In der Schriftsprache (und tosk. Mundarten) wird die 4. Pers. analog der 5. Pers. haplologisch verkürzt und erhält den Vokal der 5. Pers. (demmo). Im Pr. Sp. Pg. liegt auch für die stammbetonten Formen haplologische Dissimilation zugrunde (*dçi, *dísti, *dçit, *dçimus, *distis, *dçerunt), wobei

Verbum (§§ 824—827)

205

die Vokalisierung häufig analogisch ausgeglichen wurde. — Zur Rolle yon d e d i (*dei) in den Perfektbildung der 3. Konj. s. §892. Das Perf. s t c t i lebt fort : 1. als *s t e t il i (§904) in rm. stete 3. Fers. < * s t e t u i t (wonach das Paradigma stetéi, stelési, stéte, slétcràm, stéterà}i stétera gebildet wurde), it. stetti, engad. stet] — 2. als dem dissimilierten * d e i (§825) angeglichenes * s t e i in pr. esliei; — 3. in einer den Hilfsverben h a b u i , t e n u i (§ 903) angeglichenen Form in kt. estigui, sp. estúve, pg. estive. 826. Semantisch wird das lat. Perf. bereits im Lat. als punktuelle Aktionsart von der durativen Aktionsart (§ 793, C l ) des Imperfekts (§808,1) unterschieden. Dieser Unterschied ist im Roman, erhalten. — Ein K o n k u r r e n t erwächst dem lat. Perf. im periphrastischen Perfekt (§ 854). Die beiden Perfekta werden semantisch durch die Aktionsart unterschieden (§ 855), jedoch h a t das periphrastische Perfekt in manchen Sprachen das lat. Perfekt verdrängt, so in den meisten sd. Mundarten, in der engad. Umgangssprache, im Obw. u n d im gesprochenen Nfr. Es besteht auch eine Konkurrenz zwischen dem lat. Perfekt u n d dem lat. Plusquamperfekt, da bereits im Lat. einerseits das Perf. eine 'Sparsamkeitsform' f ü r ein gemeintes Plusq. war (besonders in syntaktischer Abhängigkeit: Liv. 1 , 1 , 1 ; 2, 3 0 , 1 5 ; so noch Afr. Apr. Sp. ; vgl. sp. allí reposaban las cenizas de una niña que murió a la corla edad de dos años '. . ., die gestorben war . . . ' ) u n d andererseits das Plusq. als 'Übertreibungsform' f ü r ein gemeintes Perf. verwandt wurde (§ 828, l b ) . Diese gegenseitige Konkurrenz h a t im R m . K t . zur suppletiven (§ 583) Fusion der beiden Formen geführt. Auch das Npg. zeigt in der 6. Pers. Ident i t ä t der Formen. b) K o n j u n k t i v des Perfekts u n d Futurum

exaetum

(§ 827)

827. F o r m e n : -árim (-aro), -áris, -árit, -árimus, -áritis, -árint; altrm. -áre (-áru), -ári, -áre, -àrem, -áret, -áre; sp. -áre (asp. -Aro), -áres, -áre, -aremos, -áreis, -áren; pg. -ár, -áres, -ár, -ármos, -árdes, -àrem. F o r m e l l liegt deutlich eine Fusion des lat. Futurum exaetum mit dem lat. K o n j . Perf. vor, wie die Doppelformen in der 1. Pers. belegen. — Zur Kürzung - a v - > - a - s. §824. — Lat. d é d e r i m ergibt über dissimiliertes (§ 825) * d | e r i sp. diere, pg. der. — Lat. s t e t e r i m ergibt durch Angleichung an haber, tener (§ 825) sp. estuviere, pg. esliver. S e m a n t i s c h setzt die F o r m sowohl im Altrm. als auch im Sp. Pg. in (konditionalen oder konditionshaltigen) Nebensätzen die

20 G

Formenlehre (§§ 583—948)

Funktion des lat. Futurum exaetum fort. — Hierbei läßt im Sp. Pg. die Tatsache, daß in den Fällen der traditionellen Verwendung dieses Tempus auch andere Formen verwandt werden können (sp. cuando + Konj. Präs.; sp. si + Ind. Präs.), das Futurum exaetum ('wenn du den Halys überschritten haben wirst'), weil es den futurischen Abschluß der Handlung, nicht nur die futurische Handlung selbst meint, als eine E r s c h w e r u n g der B e d i n g u n g erscheinen. So kommt es, daß das Tempus nur dann angewandt wird, wenn die Ungewißheit oder bloße Möglichkeit der bedingenden Handlung besonders betont werden soll, so daß die Form als ein verstärkter Konjunktiv der Unsicherheit gilt. Im Pg. ist das Tempus noch einigermaßen lebendig (pg. tudo quanto disser, hd-de ser examinado rigorosamente "alles, was er etwa sagen sollte, muß streng geprüft werden'), während es im Sp. veraltet ist und sich gerne auf verallgemeinernde (sentenzhafte) Bedingungsaussagen beschränkt, denen ja ein besonders hoher Grad unsicherer Eventualität eignet: sp. quien se quemare que sople 'wer sich verbrennt, soll blasen', quien tal afirmare, no dice verdad 'wer das behauptet, sagt die Unwahrheit'. Die Identität der Formen dieses Tempus mit dem personalen Inf. im Pg. (§ 812) ist auf die Verben beschränkt, die keinen besonderen Perfektstamm haben (cantárdes < cantaretis, cantaritis), während der Unterschied bei den Verben mit verschiedenem Perfektstamm deutlich ist (diceretis > dizerdes ; dixeritis > disserdes: § 909). c) Indikativ des Plusquamperfekts (§ 828) 828. Formen: -áram, -áras, -árat, -arámus, -arátis, -árant; apr. -{ra, -{ras, -{ra, -erám, -eráis, ran; sp. (pg.) it. sono morto, fr. je suis mort \ natus sum > it. sono nato, fr. je suis ne) sowie passivisch-intransitiven Ausdrücken (res cognita est) bereits zur Bezeichnung des Resultatzustandes benutzt wurde. Andererseits aber bestand im Roman, die Möglichkeit, das für objektlose transitive Verben verwandte h a b e r e auf die intransitiven Verba zu übertragen (§ 857). E s konkurrieren also für die Perfektbildung der intransitiven Verben die beiden Hilfsverba h a b e r e und e s s e . Der Konkurrenzkampf fällt in den Einzelsprachen verschieden aus: 1. Im Rm. Kt. Sp. Pg. siegt das Hilfsverbum h a b e r e , das also das Perfekt a l l e r i n t r a n s i t i v e r V e r b e n bildet, wobei im Pg. das Hilfsverbum h a b ere seinerseits durch das Hilfsverbum t e n e r e (§ 856) ersetzt wird: 'ich bin gekommen' rm. am venit, kt. he vingtil, sp. he venido, pg. tenho vindo. — Das Hilfsverbum h a b e r e hatte bei seiner Ausdehnung auf alle intransitiven Verben den ursprünglichen Gebrauch von h a b e r e bei reflexiven Verben (§ 859, 2) zum Bundesgenossen. 2. Im It. Sd. Engad. Obw. Fr. Pr. endet der Konkurrenzkampf mit einer Teilung des Gesamtbereichs der intransitiven Verben in einen esse-Bereich und einen habere-Bereich. Hierbei ist die lexikalische Aufteilung der beiden Bereiche in den Einzelsprachen nicht einheitlich: a) Ursprünglich und allen genannten Sprachen gemeinsam ist der Gebrauch des Hilfsverbums esse bei den Verben, denen die punktuelle Aktionsart inhäriert (§ 793 C1). Der Grund dafür liegt in der Tatsache, daß das Hilfsverbum esse bereits im Kit. zum Ausdruck der punktuellen Aktionsart benutzt wurde (mortuus sum). In allen genannten Sprachen heißt es also *sum v e n u t u s > it. sono ventilo, sd. iennidu so, obereng. eau sun gnieu, untereng. eu sun gni, obw. jeu sun vegnius (mit prädikativem -s: § 670), fr. je suis venu, apr. soi vengutz. b) In den Verben nichtpunktueller Aktionsart ist die Wahl des Hilfsverbums in den Einzelsprachen nicht einheitlich. So legt sich das Fr. auf j'ai couru fest, während das It. die durative Aktionsart (ho corso a lungo) von der punktuellen Aktionsart (sono corso a Roma) unterscheidet. Vgl. auch im Fr. j'ai couru als Bezeichnung der Art der Bewegung gegenüber je suis accouru als Bezeichnung

Verbum (§§ 858—859)

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1

der Ankunft am Ziel der Bewegung ). •— Das Partizip s t a t u s verbindet sich im Fr. und in it. Mundarten mit h a b e o (fr. j'ai été), im Apr. bald mit h a b e o , bald mit sum (ai estât, soi estât:), iin It. Sd. Engad. Obw. nur mit sum (it. sono statu). 859. Die r e f l e x i v e n V e r b e n haben im Vit. hinsichtlich des Genus verbi zwei Typen: 1. das alte lat. Medial-Passiv (levari, levor, levatus sum)-, — 2. das pronominale Reflexiv (levare se, me levo, *me habeo levatum). — Die ursprüngliche semantische Differenz zwischen den beiden Typen zeigt Cic. nunquam ne moveri rep. 6, 25, 27 quod se ipsum movet..., quidern desinit. — Die weitere Entwicklung verläuft in zwei Wegen : 1. Das alte Medial-Passiv kann erhalten bleiben, indem die einfachen Formen (wie bei Deponenten: § 792) in das Aktiv übergehen und im zusammengesetzten Perfekt der Typ sum l e v a t u s erhalten bleibt. Dies ist bei manchen Verben der Fall im Engad. Obw.: 'aufstehen' obereng. alver, untereng. alvar, obw. levar; 'ich stehe auf' obereng. eau leiv, untereng. eu leiv, obw. jeu lev\ 'ich bin aufgestanden' obereng. eau sun alvô, untereng. eu sun alvà, obw. jeu sun levaus (mit prädikativem -s: § 670). 2. Das (transitiv-)pronominale Reflexiv des Typs l e v a r e se bildet ursprünglich das Perfekt wie die transitiven Verben (§ 857) nach dem Typ me h a b e o l e v a t u m . — Die weitere Entwicklung verläuft auf zwei Wegen: a) Der Typ me h a b e o l e v a t u m bleibt erhalten, und zwar: a) in den Sprachen, die auch bei intransitiven Verben nur die Perfektbildung mit h a b e o kennen (§ 858,1: Rm. Kt. Sp. Pg.); ß) im Engad. (soweit die Verben sich nicht für das MedialPassiv entscheiden: s. oben, Ziffer 1), obwohl das Engad. bei intransitiven Verben die Perfektbildung mit esse kennt (§ 858, 2): 'ich habe mich gewaschen (*me habeo lavatum), ich habe mich gewöhnt (*me habeo adusatum)' obereng. eau m'he lavö, eau m'he adüsö; untereng. ew m'ha lavà, eu m'ha adüsä. b) Der medial-passive Typ s u m l e v a t u s (Ziffer 1) und der pronominale Typ me h a b e o l e v a t u m (Ziffer 2), die im Engad. lexikalisch getrennt bleiben (Ziffer 1, Ziffer laß), vermengen sich im It. Sd. Obw. Fr. Pr. mit dem Resultat me sum l e v a t u s : it. mi sono alzato, fr. je me suis levé, apr. ieu me soi levatz\ obw. je sun 1 ) Die Unterscheidung zwischen nichtpunktuellem j'ai couru 'ich habe die Handlung des Laufens ausgeführt' und punktuellem j'y suis couru 'ich bin dort als Laufender angekommen' zeigt. Racine ,Bérénice 2 , 1 .328 — 330.

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Formenlehre (§§ 583—948)

selegraus 'ich habe mich gefreut' (§ 732). — Im It. Fr. schließen sich die intransitiv-reflexiven Verben (in denen das Reflexiv ein Dativ ist) der Perfektbildung mit esse an ('ich habe mir einen Hut gekauft' it. mi sono comprato un cappella, fr. je me suis acheté un chapeau), während das Apr. die Perfektbildung mit esse (entsprechend dem Ursprung dieser Perfektbildung) auf die transitivreflexiven Verben (in denen das Reflexiv ein Akk. ist) beschränkt und die intransitiv-reflexiven Verba im Perf. mit h a b e r e konjugiert. 860. Zur Veränderlichkeit des Partizips s. § 833. 861. Schon im Kit. (§ 855) wird das Partizip nicht nur mit dem Präs. von h a b e r e und e s s e , sondern auch mit den anderen Tempora und Modi dieser Verben verbunden. Die Mechanisierung der Perfekte * h a b e o c a n t a t u m (§ 855), *sum v e n u t u s (§ 858, 2a), *me s u m l e v a t u s (§ 859, 2b) führt zur Mechanisierung auch der übrigen Tempora und Modi (fr. j'ai chanté, j'avais chanté, j'eusse chanté, j'eus chanté, j'aurai chanté, j'aurais chanté, j'ai eu chanté-, je sois venu, j'étais venu ...;jeme suis levé, je m'étais levé ...),so daß ein v o l l s t ä n d i g a u s g e b a u t e s P e r f e k t s y s t e m entsteht. ß) Passiv (§§ 862—867) 862. Die lat. Passivformen der Präsens-Stammes (laudo r 'ich werde gelobt') werden im Romanischen nicht fortgesetzt, während das passivische Perfekt (laudatus sum 'ich bin gelobt worden') durchaus fortlebt, wenn auch in veränderter Bedeutung (§ 864). 863. Der älteste und in der Gesamtromania (außer im Engad. Obw. : § 866) lebendige Passiv-Ersatz ist das Reflexiv (§ 859). D a in der 1.—2. Pers. des Sing, und des Plur. das Reflexiv semantisch fast nur als wirkliches Reflexiv aufgefaßt werden kann (fr. je me lave 'ich wasche mich': § 859), ist die passivische Bedeutung des Reflexivs weitgehend auf die 3. Pers. des Sing, und Plur. beschränkt, und hier besonders für sachliche Subjekte geeignet, da diese ja für ein wirkliches Reflexivum ausfallen: 'das Korn wird gemahlen' rm. grâul se macinä, it. il grano si marina, fr. le grain se moud. 864. Somit bestand die Notwendigkeit, ein Passiv zu finden, das sich für die Verwendung in der 1.—2. Pers. des

Vciimm (§§ 859- -805)

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Sing, und des Plur. sowie in der 3. Fers, des Sing, und des Plur. bei personalen Subjekten eignete. Der Rückgriff auf eine periphrastische Bildung mit Hilfe einer finitisierbaren (§ 793, A) infiniten Form des Passivs lag nahe. Die geeignete infinite F o r m war das Partizip des Perf. im Passiv c a n t a t u s , l a u d a t u s ( § 8 3 1 ) . Die Finitisierung wurde noch gemeinromanisch von dem Hilfsverbum e s s e übernommen. Die Passivbildung mit e s s e ist gemeinromanisch (Rm. I t . Sd. F r . Pr. K t . Sp. Pg.), außer im Engad. Obw. (§ 866), lebendig. Die Fügung des Typs l a u d a t u s su m bezeichnete freilich im K i t . die abgeschlossene Handlung, sei es mit semantischer Einbeziehung des Vorgangs ('ich bin gelobt worden'), sei es mit Beschränkung auf den Resultat-Zustand (porta clausa est 'die Tür ist geschlossen'). Die präsentische Bedeutung 'ich werde gelobt' der Fügung l a u d a t u s s u m ist somit nur eine Notlösung: es mußte eben eine in allen Personen konjugierbare Passivform des Präsens gefunden werden. Wer das Mißverständnis m e l a u d o 'ich lobe mich selbst' (§ 863) nicht in Kauf nehmen wollte, nahm das Mißverständnis s u m l a u d a t u s 'ich bin gelobt worden' (für gemeintes 'ich werde gelobt') in Kauf. Die semantische Labilität in der Zeitstufe bleibt dem Passiv-Typ l a u d a t u s s u m gemeinromanisch (außer im Sp. Pg.; s. unten) eigen, da auch der den Resultat-Zustand ausdrückende Typ p o r t a c l a u s a est'dieTüristgeschlossen' (rm. podrta e tnehisä, it. la porta è chiusa, fr. la porte est fermée) gemeinromanisch erhalten bleibt. Nur das Sp. Pg. drückt den Resultat-Zustand durch das Hilfsverbum s t a r e aus (sp. la puerta esta cerrada) und kann so dem Passiv-Typ l a u d a t u s s u m den Sinn des präsentischen Passivs (sp. la puerta es cerrada ' . . . wird geschlossen') vorbehalten. 865. Ausgesprochen volkstümlich-vital ist die Passivbildung des Typs s u m l a u d a t u s in keiner romanischen Sprache, besonders nicht im R m . — Es lebt deshalb noch gemeinromanisch ein dritter Ersatz-Typus für das Passiv fort: die aktive Ausdrucksweise, die allerdings die Angabe eines Urhebers der Handlung erforderlich macht. I s t kein Urheber bekannt, so wird er durch unpersönliches ' m a n ' 15

L a u s b e r g , Koman. Sprachwissenschaft I I I

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Formenlehre (§§ 583—948)

(fr. on; it. in der dritten Pers. des Plur.) ausgedrückt. Als Passiversatz wird eine aktive Wendung daran kenntlich, daß das Objekt (als gedankliches Subjekt) voransteht, um dann durch pronominale Wiederaufnahme in den Satz eingegliedert zu werden: 'das Pferd wurde von meinem Freund gekauft' rm. cdlul l-a cumpärdt priétenul meu, it. il cavallo l'ha comprato il mio amico. 866. Um die semantische Labilität der Zeitstufe des Typs sum l a u d a t u s (§864) zu vermeiden, werden in manchen Sprachen die Bewegungsverben ire und venire als vorgangsbezeichnende Hilfsverben herangezogen. Im Engad. Obw. ist venire das einzige passivbildende Hilfsverbum (§ 842). Formen: 'ich werde gelobt' it. vengo loäato, obereng. eau vegn ludd, untereng. eu vegn lodà, obw. jeu vegnel ludäus; k t . vaig llohät. — I m It. hat die Fügung vado lodäto den modalen (§ 793, C2) Sinn 'ich muß gelobt werden'. 867. Der Urheber der Handlung des Passivs, der im L a t . mit a b eingeleitet wird, steht im Roman, mit den Präpositionen de a b , de und p e r . Die Verteilung der Präpositionen ist so, daß im R m . immer de ( < de), im It. Eng. Obw. immer da (wobei it. da auf de a b zurückgeht, während engad. obw. da sowohl auf de a b als auch auf de zurückgehen kann) benutzt wird, während die übrigen Sprachen bald p e r , bald de verwenden, und zwar in folgender semantischer Verteilung: a) Die Präp. de (fr. apr. kt. sp. pg. de) wird bei Verben gesetzt, die eine dauernde Gefühlsrelation (fr. j'étais aimé de mes sujets), eine dauernde Ausstattung (fr. une vaste rue décorée de riches boutiques) und überhaupt einen Zustand (fr. nous sommes écrasés d'impôts) bezeichnen. Im einzelnen sind die Regeln des Gebrauchs von de in den Einzelsprachen reich nüanciert. b) Bei allen übrigen Verben wird p e r (fr. par, apr. kt. per) gesetzt, das im Sp. Pg. durch p r o (sp. pg. por) ersetzt ist. F ü r das F r . vgl. die Vorgangsbezeichnung II avait été écrasé par un camion mit der oben (a) zitierten Zustandsbezeichnung. In allen Sprachen wird das Passiv s u m l a u d a t u s ( § 8 6 5 ) , v e n i o (vado) l a u d a t u s (§ 866) zu einem Passiv-System mit allen Tempora und Modi ausgebaut (fr. que je sois loué\ j'ai été loué; j'aurais été loué usw.). Wo sowohl die Passivbildung mit s u m als die mit v e n i o ( v a d o ) besteht, ist die Tempus-Bildung manchmal semantisch unterschieden (it. vado lodato 'ich muß gelobt werden',

Verbum (§§ 866—869)

227

il libro andò perduto 'das Buch ging verloren') oder in der idiomatischen Üblichkeit eingeschränkt (it. sono stato lodalo 'ich bin gelobt worden': die zusammengesetzten Zeiten werden nicht mit dem Hilfsverb venire gebildet). B. Z w e i t e K o n j u g a t i o n : videre (§§ 8G8—877) 1. Formen der Präsens-Gruppe (§§ 868—875) a) Indikativ des Präsens (§§ 868—870) 868. Formen: video, vides, videt, vidémus, vidótis, vident; rin. väzl väd, vézi, vede, vedém, vedéri, vad\ it. véggio/vedo, vedi, vede, vediamo, vedete, védono\ sd. Udo, bides, bldet/bidede, bidémus/bidimus, bidides, bident/bidene; obereng. (untereng.) vie, vézzast, vézza, vzdins (vezzàin), vzàis (vezzàis), vezzan; obw. vésel [-z-], vésas, vésa, veséin, veséis, vésan\ afr. (nfr.) voi (vois), vois, voit, veons (voyons), veez (voyez), voient; apr. vei, ves, ve, vezém, vezqtz, vézon; kt. veitj, véus, véu, veiém, veiéu, veuen; sp. véo, ves, ve, vémos, véis, ven\ pg. véjo, ves, ve, vemos, vedes, veem. — Allgemeines s. §§ 798—800. In der folgenden R ü c k p r o j i z i e r u n g s - T a b e l l e (vgl. § 797) ist die 2. Konj. der 3 . - 4 . Konj. (§§ 878, 924) gegenübergestellt, da zwischen den drei Konjugationen rege Austauschbeziehungen bestehen1). Die Tabelle ist auf den Seiten 228—229 zu finden. 869. Ursprünglich unterscheidet sich die 1. Pers. durch ihr - d i (§456) in der Stammgestalt von den übrigen Formen (-d-). Die Stammunterscheidung ,,-di- (1. Pers.)/ -d- (übrige Pers.)" wird aufrechterhalten im Rm. (väz, vezi, vede), in it. Mundarten (veggio, vedi), im Altsard. (vio, vides), Afr. (wo sie im Stamm voi unkenntlich geworden ist), Apr., Kt., Sp. (wo sie im Stamm ve- unkenntlich geworden ist), Pg. Der Stammauslaut - di- wurde im Engad. Obw. durch alle Personen durchgeführt. — Die Durchführung des Stammauslauts -dauch in der 1. Pers. im Rm. (väd), It. (Schriftsprache und manche Mundarten vedo), Sd. (bido) stellt eine Fusion mit der Endung der 3. Konj. dar (§ 878), wie die Endung der 6. Pers. -unt im Rm. It. und die Fusion der 2. und 3. Konj. im Sd. überhaupt zeigen (§ 789). — Das Rm. unterscheidet in der 4.—5. Pers. die endungsbetonte 2. Konj. von der stammbetonten 3. Konj. (§ 879). — Im Fr. geht die Endung der 4. Pers. auf die 3. Konj. zurück (§ 879), die Endung der 5. Pers. (-ez statt -oiz: § 845) ist aus der 1. Konj. (§ 798) bezogen. Apr. -gtz (statt -dz) in der 5. Pers. stammt von y s t i s (§ 882). ') Vgl. H. Lüdtke, Vox Romanica 15, 1956, pp. 39—53. 1 5»

228

Formenlehre (§§ 583—948) 2. Konjugation v i d i o (rm. it. altsd. eng. fr. apr. kt. sp. pg.) v i d o (rm. it. sd.) vidio illu (obw.) v i d e s (rm. it. sd. fr. apr. let. sp. Pg-)

3. Konjugation v e n d i ó (rm.)

d ó r m i o (pg.)

v é n d o (rm. it. sd. eng. fr. apr. kt. sp. pg.) véndo illu (obw.)

d ô r m o (rm. it. sd. eng. fr. apr . kt. sp.)

v é n d e s (rm. it. obw. fr. apr. kt. sp. pg.) v é n d e s (sd.) vendes tu (eng.)

d o r m e s (rm. it. obw. fr. apr. kt. sp. pg.)

v é n d e t (rm. it. eng. obw. fr. apr. kt. sp. pg.) v é n d e t (sd.)

d ó r m e t (rm. it. eng. obw. fr. apr. kt. sp. pg.)

vidi-es (obw.)/ vidi-es tu (eng.) v i d e t (rm. it. sd. fr. apr. kt. sp. PS-) vidi-et (eng. obw.) v é n d i m u s (rm.) v i d é m u s (rm.sd. v e n d é m u s (sd. obereng. sp. pg.) sp. pg.) vi d'ému (apr. kt.) v e n d é m u (untereng. obw. apr. kt.) v e n d i m u s (sd.) v i d i m u s (sd.)

v i d û m u s (fr.) vid-eâmus (it.) vidi-émus (obereng.) vid-émus (untereng. obw.)

4. Konjugation

v e n d ú m u s (fr.) vend-iámus (it.)

dôrmo illu (obw.)

dormes tu (eng.) d o r m i s (sd. stidit.)

d o r m i t (sd. siidit.)

d o r m i m u s (rm. sd. obereng. sp. pg.) dor mi mu (un ter eng. obw. kt.) d o r m - û m u s (fr.) dorm-iámus (it.)

dorm-ému (apr.)

Verbum (§§ 869—870) 2. Konjugation v i d e t i s (rm. sp. Pg-) v i d 6 t e ( i t . kt.) vidites (sd.) vid-ätis (fr.) vidi-etis (eng. obw.)

3. Konjugation v e n d i t i s (rm.) v e n d ö t i s (eng. obw. sp. pg.) v e n d i t e (it. kt.) vendites (sd.) vend-ätis (fr.)

vid-+-estis (apr.)

vend-estis (apr.)

v i d e n t (sd. sp. pg.;fr.?) v i d e n (sd. kt.)

v e n d e n t (sd.)

v i d u n t (fr.) v i d u n (rm. it. apr.) vidi-en (eng. pbw.)

v e n d e n (sd. kt. sp. pg.) v e n d u n t (fr.) v i n d u n (rm. it. eng. obw. apr.)

229 4. Konjugation

dormites (sd.) dorm-ätis (fr.) d o r m i t i s (rm. eng. obw. sp. pg.) d o r m i t e (it. kt.) dorm-estis (apr.)

dörmen (kt. sp. Pg-) d ö r m u n t (fr.) dörmun (rm. it. eng. obw. apr.) d ö r m i n t (sd.südit.)

Die 6. Pers. zeigt die Endung - u n t der 3. Konj. (§880) im Rm. It. Apr., Fr., während das Iberorom. die Endung-ent beibehält. 870. Formen von h a b e r e : häbeo, häbes, habet, habteius, habötis, häbent; rm. am, ai, are, avem, ave}i, au\ it. ho, hai, ha, abbiamo, avele, hanno; sd. appo, as, ai, amus, aghis, antjana-, obereng. he, hest, ho, avains, avais, haun;^ untereng. ha, hast, ha, avain (vain), avais (vais), han; obw. hai, has, ha, havein (vein), haveis (•veis), han; fr. ai, as, a, avons, avez, ont \ apr. ai, as, a, avem, av$tz, an/aun; kt. he, has, ha, havern (hern), haveu (heu), han; sp. he, has, ha, hemos, haieis, han; pg. hei, häs, hä, havemos (hemos), haveis (.heis), häo. R ü c k p r o j i z i e r u n g s t a b e l l e (§ 797): 1. abio (sd.), aio (obereng. fr. apr. kt. sp. pg.), ao (it. untereng.), ao + -m (rm.); — 2. as (rm. it. sd. fr. apr. kt. sp. pg.), a s t u (untereng.), ä e s t u (obereng.); — 3. at (it. sd. obw. untereng. fr. apr. kt. sp. pg.), a t + (vo-)

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Formenlehre (§§ 583—948)

l e t (rm.), a u t (obereng.); — 4. a v e m u s (rm. sd. obereng. sp. pg.), a v e m u (untereng. apr. kt.), a v ü m u s (fr.), a b i ä m u s (it.); — 5. a v ö t i s (rm. sd. eng. fr. apr. sp. pg.), a v ß t e (it. kt.), ä t i s (sd.); — 6. ä v u n t (fr.), ä v u n (rm. obereng. apr.), a n t (sd.), a n (it. sd. untereng. apr. kt. sp. pg.). Das -bi- der 1. Pers. bleibt im Sd. als -pp- erhalten. Sonst wurde es zu -i- vereinfacht (§ 476). Der Fall des - b - in aio hatte den Fall des - b - in den übrigen stammbetonten Formen zur Folge, wobei aus den Hiatusformen *äes, *äet, *äent die einsilbigen Formen äs, ä t , a n t werden. Im Fr. Obereng. Apr. liegt in der 6. Pers. ä v u n t (§ 880) zugrunde. — Das -m der 1. Pers. im Rm. ist wahrscheinlich slavischen Ursprungs. — Die 4.—5. Pers. wird als Hilfsverb des Futurs um ihre Stammsilbe gekürzt (§ 845). Diese Kürzung überträgt sich manchmal (Kt. Sp. Pg.) auf das selbständige Verbum. b) Konjunktiv des Präsens (§ 871) 871. Formen 1 ): 3. videat, 4. videamus; rm. vazä/vadä, vedem; it. vegyialveda, veggiamo/vediamo; sd. li(d)al, bi(d)amus\ obereng. (untereng.) vezza, vzans (vezzdn); obw. vesi, veseien; afr. (nfr.) voie, voiiens (voyions); apr. veia, veiärn; kt. vegi, vegern; sp. vea, vedmos; pg. veja, vejdmos. Die Erhaltung der palatalen Gruppe - d i - ist an die Existenz der Form v i d e o im Ind. (§868) gebunden im Rm. (vazä), It. (veggia), Eng. Fr. Pr. Sp. Pg. — Einem nach der 3. Konj. (§ 878) ausgerichteten v i d o des Ind. (§868) entspricht der Konj. v i d a t im Rm. (vadä), It. (veda), Sd. — Der Konj. der 1. Konjugation (§ 802) ist das Formmuster der Konjunktivformen der 2. Konjugation im Obw. Kt. — Im Rm. ist die 4. Pers. des Konj. einfach mit dem Ind. gleichlautend (entsprechend § 802). c) Imperativ (§ 872) 872. Formen: 2. vide, 5. videte; rm. vezi, vedefi\ it. vedi, redete; sd. bi(d)e, bi(d)ide; obereng. (untereng.) vezza, vze (vezzäi); obw. vesa, vesei\ afr. voi (vois), veez (voyez); apr. ve, veez\ kt. ves, vegeu\ sp. ve, ved; pg. ve, vede. d) Indikativ des Imperfekts (§ 873) 873. Formen: 3. vidöbat, 4. videbämus; rm. veded, vededm; it. vedeva, vedevdmo; sd. bi(d)iat, U(d)idmus; obereng. (untereng.) 2 ) Im folgenden werden statt vollständiger Paradigmen nur ExempelFormen für gewisse Formtypen gegeben (vgl. § 794).

Verbum (§§ 870—876)

231

vzúiva (vezzáiva), vzáivans (vezzáivan); obw. veséva, vesévan; afr. rróit, veiiéns\ nfr. voyait, voyions; apr. vezía, veziám; kt. véia, véiem; sp. veía, veíamos', pg. vía, víamos. — Allgemeines s. §808. Die volle Endung - e v a mit -v- liegt vor im lt. übw. und vielleicht im Rm. (wo -v- regelrecht schwindet: § 373). — Noch in vlt. Zeit ist das -v- der Endung - e v a gefallen in it. Mundarten sowie im Fr. Pr. Kt. Sp. Pg. Anlaß dieses allgemeinen Ersatzes von - e v a durch *-éa war wohl die Dissimilation in Verben, die -v- im Stamm haben (vgl. v i v e n d a fr. viande): h a b é b a m > *avéa, v i v é b a m > *vivéa, b i b é b a t > *bevéa, d e b e b a t > *devéa (it. mundartl. dovéa). Aus *-éa wird im Pr. Kt. Sp. Pg. (sowie in it. Mundarten) -ía (vgl. § 187). — Im Sd. liegen in der 2 . - 3 . Konj. (§ 789) die Endungen der 4. Konj. (§ 934) vor. In den Zentralmundarten ist das -v- nur in den auf -Í- betonten Formen (1.—3., 6. Pers.) gefallen, während es in den auf -ä- betonten Formen (4.—5. Pers.) erhalten bleibt. In den übrigen Mundarten fällt es in allen Formen. e) Konjunktiv des Imperfekts (§ 874) 874. Formen: 3. vidéret, 4. viderémus; sd. bi(d)éret, bi(d)erémus; pg. ver, vermos. — Allgemeines s. §§ 809—812. — Der Zusammenfall der lat. 2. Konjugation mit der lat. 3. Konjugation (§ 789) wirkt sich für den Konj. des Imperf. so aus, daß in den meisten sd. Mundarten die Akzentuierung der lat. 2. Konjugation (biéret, bendéret [§ 888J) obsiegt. Nur wenige Mundarten entscheiden sich (entsprechend dem Inf.: § 789) für die Akzentuierung der lat. 3. Konjugation (bíeret, bénderet). f) Gerundium und Infinitiv (§ 875) 875. Formen (Gerundium): videndo; rm. väzind; it. vedendo; sd. bi(d)énde, -índe; obereng. (untereng.) vzand (vezzdnd); afr. veant; nfr. voyant; apr. vezén-, kt. veiént; sp. viendo; pg. vendo. — Vgl. die Tabelle § 817. — Im Rm. tritt bei den Verben, die in der 1. Pers. Ind. Präs. (wegen des -i- der 2. Konj.: §869) palatalisierten Stammauslaut haben (vaz), der palatalisierte Stammauslaut vor die Endung (-ando) des Gerundiums (väzind). Bei den Verben hingegen, die in der 1. Pers. Ind. Präs. keinen palatalisierten Stammauslaut haben (entsprechend der 3. Konj.: § 878), tritt der nichtpalatalisierte Stammauslaut vor die Endung des Gerundiums (tac 'ich schweige', also: täcind). — Zum Infinitiv s. §§ 787—822.

232

Formenlehre (§§ 583—948)

2. Finite Formen der Perfekt-Gruppe und Partizip des Perfekts (§ 876) 87G. Die Perfektbildung des Typs delevi und das Partizip des Typs deletus leben im Romanischen nicht fort. Die übrigen Perfekt- und Partizipial-Typen des Kit., soweit sie fortleben (vidi, risi, placui; visus, mixtus), unterscheiden sich nicht von den entsprechenden Typen der 3. Konj., mit denen zusammen sie deshalb behandelt werden (§§ 891—917).

3. Futur (§ 877) 877. Formen: v i d e r e h a b e o ; it. vedrò; obereng. vzarò; untereng. vezzarà; fr. verrai; apr. vetrai; kt. veuré; sp. veré; pg. verei. — Die Nichthaupttonigkeit des Infinitivs (§ 845) ergibt die entsprechenden lautlichen Veränderungen (§ 293). — Allgemeines s. §§ 836—852.

C. D r i t t e K o n j u g a t i o n (§§878—918) 1. Formen der Präsens-Gruppe (§§ 878—890) a) Indikativ des Präsens (§§ 878—883) 878. Formen: véndo, véndis, véndit, véndimus, vénditis, vendunt; rm. vínd/vtnz, vinzi, vinde, víndem, vindefi, vtnd; it. véndo, véndi, vénde, vendiamo (mundartl. vendémo), vendete, véndono; sd. bendo, béndes, béndet/béndede, bendémus/bendimus, bendides, léndent/béndene; obereng. (untereng.) vend, véndasi, vénda, vendáins (vendáin), vendáis, vendan; obw. véndei, véndas, vénda, vendéin, vendéis, véndan; afr. (nfr.) vent (vends), venz (vends), veni (vend), vendons, vendez, vendent ; apr. ven, vens. ven, venderti, vendgtz, vendon ; kt. vene, vèns, vèn, veném, venéu, vènen; sp. (pg.) vendo, vendes, vende, vendemos, vendeis, venden (venderti).

879. Die Verwandtschaft zwischen der 2. und der 3. Konj. ist besonders eng (s. § 787 und die Rückprojizierungstabelle § 868). Der Hauptunterschied zwischen den beiden Konjugationen besteht in der verschiedenen Lage der Akzentstelle in der 4.—5. Pers. (vidémus, vidétis; véndimus, vénditis). Dieser Unterschied wird in gewissen Teilen der Romania beibehalten (Ziffer 1), in anderen Teilen der Romania beseitigt (Ziffer 2). — Hierbei sind für die Entwicklung der 4. Pers. die Sprachen, die die Qualität des lat. Mittelvokals -i- in Proparoxytonis vor -m- palatal entwickeln (Ziffern l a , 2a), zu unterscheiden von den Sprachen, die diesen Mittelvokal

Verbum (§§ 876—879)

233

velar entwickeln (Ziffern l b , 2 b ) . S. dazu § 1 3 7 . — In der 5. Pers. (Ziffer 3) ist nur palatale Entwicklung möglich. — I m einzelnen 1 ): 1. Die lat. Akzentstelle der 4. Pers. bleibt erhalten im R m . und in lombard. Mundarten, und zwar mit verschiedener Grundlage: a) Die palatale Grundlage des Mittelvokals i n v 6 n d i m u s zeigt das Rm. (vindern). b) Die velare Grundlage des Mittelvokals in * v e n d u m u s zeigen lombard. Mundarten (vendom), in denen diese Bildung der 4. Pers. auf die 2. und 4. Konjugation ( v e d o m < *vidumus; [venorn] < *v6ni-umus), in manchen Mundarten auch auf die 1. Konjugation ([cörawm] < *clämumus) übertragen worden ist (s. § 798). 2. Die lat. Akzentstelle der 4. Pers. wird aufgehoben und die Betonung (analog der 1., 2., 4. Konjugation: §§ 797, 868, 9 2 4 ) auf die E n d u n g verlegt im R e s t der R o m a n i a . Auch hier muß zwischen palataler (a) und velarer (b) Grundlage unterschieden werden. Die Akzentverlegung selbst, die nicht als bloße Übernahme der Endungen der 2. oder 4. Konjugation aufzufassen ist, setzt (deutlich in der velaren Grundlage: s. unten, B u c h s t a b e b) den Schwund des Gefühls für die Vokalquantität (§§ 149, 1 5 5 ) voraus (vendimus > V e n dimus). — I m einzelnen: a) Die palatale Variante vendimus > vendimus liegt vor in zwei Yokalisierungen: a ) Im Sd. mußte (§§158, 250) aus * v e n d i m u s die Lautung bendimus werden, deren Endung mit der der 4. Konjugation (§ 924) übereinstimmt. — In einem Teil der sd. Mundarten trat dagegen die Endung - e m u s (bendemus) der 2. Konjugation an diese Stelle: da im Sd. die 2. Konj. mit der 3. Konj. zusammenfällt (§ 789), entscheidet sich eben der eine Teil der Mundarten für das -Imus der 3. Konj., der anderer Teil für das -emus der 2. Konj. ß) In den Gebieten der sog. ' v l t . ' Vokalsystems (§§156, 250), und zwar in it. Mundarten (vendemo) sowie im Eng. Obw. Pr. Kt. Sp. Pg., liegt die Lautung v e n d i m u s zugrunde. b) Die velare Variante * v 6 n d ü m u s > " v e n d f u n u s liegt vor in nordit. Mundarten, im Zentralladinischen sowie im Frankoprov. D i e G e d a n k e n (1er folgenden Ziffern l b , 2 b (s. a u c h § 1 3 7 ) e n t n e h m e ich einer noch u n g e d r u c k t e n A r b e i t meines S c h ü l e r s W a l t e r H e r m a n n .

234

Formenlehre (§§ 583—948)

u n d im F r . (vendons). In diesen R ä u m e n ist diese E n d u n g auf die übrigen Konjugationen (§§ 798, 869, 925) übertragen worden (s. dazu § 880).

3. Die 5. Pers. zeigt Erhaltung der lat. Akzentstelle im Em. (vindeji), während sonst überall der Akzent auf die Endung gelegt wird. Das Ergebnis im Sd. (§§ 158, 250) ist *-itis ( > log. -id.es, Zentralmundarten -ites; zum Ausgang -es s. § 798), also der Zusammenfall mit der 4. Konj. (§ 924), während im Raum des sog. 'vit.' Vokalsystems (§§ 156, 250) die Lautung -étis zugrundeliegt, die faktisch mit der Endung der 2. Konj. (§868) zusammenfällt (It. Eng. Obw. Kt. Sp. Pg.). — Im Fr. tritt -ätis an die Stelle von -ëtis (§ 798). — Der Vokal ç im Apr. stammt von estis (§ 882). 880. Die E n d u n g -ono ( < u n : § 553) der 6. Pers. ist im It. auf die 2. u n d 4. Konj. (§§ 869, 925), in it. Mundarten (cantono) auch auf die 1. K o n j . (§ 798) übertragen worden. Die gleiche Verallgemeinerung von - u n t (dicunt > afr. dient: §401) ist im F r . Pr. eingetreten (pr. canton: § 798), wie Mundarten mit nasalierter L a u t u n g (§ 798) u n d die Behandlung der Imperfektendung * a v u n t ( § 808) zeigen. Widersprechende fr. Formen (plaisent; necant > noient) sind (wie nfr. disent s t a t t afr. dient) Analogiebildungen. Die L a u t u n g - u n t der 6. Pers. h a t im F r . (und in anderen Räumen) die L a u t u n g - u m u s in der 4. Pers. (§879) als Entsprechung. Auch die Lautungen s u m u s / s u n t (§ 882) gehören dem Schema als a t t r a k t i v e Muster an (ohne daß aber vendons [§ 879] durch s u m u s allein erklärt werden könnte). — Zu den Formvarianten - u n t , - u n , - u s. §§274, 553. 881. In der 1. Pers. zeigt rm. vinz (neben vind < v e n d o ) den Einfluß der 2. Konj. (§ 869; * v e n d e o ) . — Zu den lat. Verben mit - i o , - i u n t s. § 926. 882. Das Hilfsverbum e s s e ( * e s s e r e ) h a t folgenden Ind. Präs.: sum, es, est, sumus, estis, s u n t ; rm. sînt/s, esti, este/e, sintern, sinteft, sîntjs; it. sono, sei, è, siamo, siete, sono; sd. so, ses, est, semus, seghis, sunt/sunu; o.- (u.-) -eng. sun, est, ais, éssans (éschari), éssas (éschat) sun; obw. sun, eis, ei, cssan, éssas, ein; afr. (nfr.) sui (suis), es, est, sons/somes (sommes), estes (êtes) sont; apr. soi, çst., es, em, çtz, son; kt. so, éts, i's, som, son, son; sp. (pg.) soy (sou), eres (és), es(é), somos, sois, son (säo). Die 1. Pers. s u m kann ihr -m als -n behalten (§530) u n d ergibt mit Paragoge (§528) die Grundform s u n u , die im It. Eng. Obw. zugrundeliegt. Fällt das -m von s u m , so ergibt sich die

Verbnm (§§ 879—885)

23,5

Grundform s u , die im Kt. sowie in der rm. Kurzform s fortlebt. Mit Paragoge-Vokal lautete die Grundform s u e oder s u u , die den apr. sp. pg. Formen zugrunde liegt. Im Fr. (und im Apr.) liegt Einfluß von f u i vor. Die sd. Form ist im Vokal (vgl. § 158) von d o , s t o (sd. do, isto) beeinflußt. . Die 6. Pers. s u n t (§ 556) k a n n ihr -t behalten (Rm. Sd. Fr.) oder durch Verlust des -t zu s u n werden (Rm. It. Sd. Eng. P r . K t . Sp. Pg.). I m Sd. sind die beiden Formen mundartlich g e t r e n n t ; im Rm. sind sie semantisch-satzphonetisch unterschieden, indem s ( < s u : §§533, 556) die satzphonetisch schwachbetonte F o r m ist. Zur 1. Pers. slnt im R m . s. § 556 Anm. Zur 3. Pers. s. §§ 542, 557. Dem durch den Ausfall des -t in e s t herbeigeführten Zusammenfall der 2. Pers. mit der 3. Pers. begegnen die Sprachen verschieden: 1. I m Obw. Pg. wird es auf die 2.'Pers. spezialisiert, während é (§ 539) die 3. Pers. ü b e r n i m m t . — 2. Das Sp. hilft sich durch suppletive (§ 583) Verwendung des (infolge Neubildung des F u t u r s funktionslosen: § 918) F u t u r s e r i s f ü r die 2. Pers. —• 3. I m It. erhält die 2. Pers. (analog nach der 1. Pers.) den Anlaut s-, — 4. I m K t . wird die ursprüngliche 5. Pers. als 2. Pers. benutzt. Neubildungen sind im Rm. die 4.—5. Pers., im It. Sp. Pg. die 5. Pers. Im Apr. ist 5. giz regelrecht aus e s t i s über *ests mit Dissimilation (vgl. § 506) entwickelt. Die 4. Pers. em ( < gm: § 234) ist analog nach der 5. Pers. gebildet. Die Abfolge 4.—6. Pers. em, qtz, -on wurde im Apr. auf die 2., 3., 4. Konj. übertragen (§§ 868; 878; 924). 883. Lat. p o s s e h a t nur wenig alte Formen bewahrt (it. 1. pgsso, 4. possiamo, 6. pgssono), sonst wurde es (wohl wegen der 2. Pers. p o t e s und des Perf. p o t u i nach d e b e r e / d e b u i u. a.) als * p o t é r e in die 2. K o n j . ü b e r f ü h r t (it. potére, 5. potete-, sp. podér, 4. podémos). Lat. v e l i e wurde (wohl wegen des Perf. v o l u i ) als * v o l é r e in die 2. Konj. ü b e r f ü h r t (it. volére, 5. voléte; fr. vouloir).

b) Konjunktiv des Präsens (§ 884) 884. F o r m e n : 3. vendat, 4. v e n d ä m u s ; rm. vtndä, vindem-, it. vénda, vendiamo; sd. léndat, benddmus; obereng. (untereng.) vénda, vendäns (vendän); obw. véndi, vendéien-, afr. (nfr.) vende, vendons (•vendions); apr. vénda, vendàm; kt. véngui, venguém-, sp. pg. venda, venddmos. — Vgl. § 871. 885. Der K o n j u n k t i v s i m (zu e s s e ) wird nach dem Muster von f i a m zu * s i a m umgebildet: it. sd. apr. sia, eng. saja, obw. seigi,

236

Formenlehre (§§ 583—948)

air. soie, nfr. sois, kt. sigui, sp. sea, pg. seja (analog nach haja < habeam). Im Rm. ist esse ini Inf. durch fi ( < * f i r e : §890) ersetzt, dessen Konj. Präs. fiu, fii, fie, firn, fifi, fie lautet. Hierbei sind die 3. u. (3. Pers. fie aus f i a t , f i a n t lautgerecht entwickelt (§§ 281, 553), die übrigen Formen analog von hier ans umgeformt. c) Imperativ (§ 886) 886. Formen: 2. vénde, 5. véndite; rm. vínde, vínde^i; it. véndi, vendete; sd. bende, ìiendide; obereng. (untereng.) vénda, vendè (vendái); obw. vénda, vendei-, afr. (nfr.) vent (vends), vendes; apr. vén, vendete; kt. ven, venéu; sp. vende, vended-, pg. vende, vendei. d) Indikativ des Imperfekts (§ 887) 887. Formen: 3. vendébat, 4. vendebámus; rm. vindeá, vindeám; it. vendeva, vendevamo-, sd. bendíat, bendiámus-, obereng. (untereng.) vendáiva, vendáivans (vendáivan)-, obw. vendeva, vendévan; afr. vendoit, vendiiens-, nfr. vendait, vendions; apr. vendía, vendiám; kt. venia, veniem-, sp. pg. vendía, vendíamos. — Die Bildung entspricht der der 2. Konj. (§873). — Zum Sd. s. §§873, 934. — Das lat. Imperf. e r a m lebt fort in rm. e r á m ( < * e r á b a m mit der Tempus-Endung der 1. Konj.: §808); it. ero (s. § 808); eng. eira-, obw. erel (§ 905); afr. iere; apr. kt. sp. pg. era. e) Konjunktiv des Imperfekts (§ 888) 888. Formen: 3. vénderei, 4. venderémus; sd. bendéret, benderémus-, pg. vender, vendérmos. — Allgemeines s. §§ 809—812. — Im Pg. entspricht die Form (wegen § 788) der Betonung der zweiten Konjugation (§ 874), ebenso im Sd. (§ 874). f) Gerundium und Infinitiv (§§ 889—890) 889. Formen (Gerundium): vendendo; rm. vinzind-, it.vendendo; sd. bendendefbendinde-, eng. vendand; obw. vendend; fr. vendant; apr. vendén; kt. venent ; sp. vendiendo ; pg. vendendo. — Die Bildung entspricht der der 2. Konjugation (§ 875). 890. Über den Infinitiv s. §§787—791, 822, 885. — Im Apr. Kt. hat der Inf. der 3. Konj. zwei Gestalten, und zwar die "Normalgestalt' -re und die 'Ausweichgestalt* -er. Die Normalgestalt -re tritt dann ein, wenn durch den Ausfall des Mittelvokals des Proparoxytonons eine 'geläufige' Konsonantengruppe entsteht (bàttere [§ 149, 5] > apr. kt. batre), während die Ausweichgestalt -er (vincere > apr. vqnser, kt. vèneer) das Entstehen 'ungeläufiger ' Konsonantengruppen verhindern soll (§ 287). — Lat. esse wird

Verbum (§§ 8 8 5 - 803)

237

durch *essere (it. sd. fssere; eng. obw. apr. kt. js.OT; afr. apr. {stre; nfr. flir; sp. pg. scr) oder fieri ( > *fire roi. ji) ersetzt. 2. Mnitü Können der Perfekt-Gruppe (§§ 891—910) a) Indikativ des Perfekts (§§ 891—905) oc) Schwache Perfektbildung (§§ 891—898) 891. Eine schwache Perfektbihlung (§ 823) gibt es im Kit. nur in der 1., 2., 4. Konjugation (cantavi, delevi, audivi). Während der Typ d e l e v i der 2. Konj. im Roman, nicht weiterbesteht (§ 876), gibt es im Roman, in der mit der 2. Konj. gleichgeschalteten (§876) 3. Konj. drei Typen schwacher Perfektbildung: -§i (§§ 892—895), - e t t i (§ 896) - u i (§ 897—898). — Das ein schwaches Perf. p e t i v i bildende Yerb. p e t e r e ging gemeinromanisch (außer in it. Mundarten) in die 4. Konj. (§ 937) über: rm. pepi, i t . ( m u n d a r t l . ) peti ( n e b e n p$te),

§ 926, 2 b).

I. Typ vendedi

s d . pedire,

s p . p g . pedir

(s. n o c h

(§§ 892—895)

892. I m Vit. der Sprachbereiche des I t . F r . Pr. K t . Sp. Pg. wurde der P e r f e k t t y p v e n d i d i zu v e n d e d i rekomponiert (§ 149, G). Diese Bildung ist ursprünglich auf die Verben, die im K i t . das Perfekt auf - d i d i bilden, beschränkt (perdere, reddere, vendere, credere), wurde aber noch in vlt. Zeit auf andere im S t a m m auf -d- auslautende Verben (descendere, respondere) u n d einzelsprachlich auf weitere Verben der 2.—3. Konj. (afr. rompi, suivi) ausgedehnt. — Zum Simplex s. § 825. Die Rekomposition selbst hat eine erleichternde Bedingung in der Tatsache gehabt, daß die endungsbetonten Formen (§§ 156, 250) v e n d i d i s t i , v e n d l d i s t i s mit dem Simplex d e d i s t i , d e d i s t i s gleichlauteten (§250), worauf auch die stammbetonten Formen (1. d£di, usw.) des Verbums d a r e an die entsprechenden Stellen des Verbaltyps v e n d e r e einrückten: vendidi, vendedisti, vendidit, vendidimus, vendedistis, vendederunt. — Dieses Formensystem lebt in zwei Reduktionsstufen fort (§§ 893—894). 893. Die e r s t e R e d u k t i o n s s t u f e besteht in der haplologischen Dissimilation (§ 135) der nichthaupttonigen Silbe -ded- in der 2. u n d 5. Pers. ( > vendisti, vendistis). Dieses

238

Formenlehre (§§ 583—948)

Formsystem (vgl. auch § 895) lebt in it. Mundarten (Toskana) als schwache Perfektbildung der 3. Konj. (vendiédi, vendesti, rmdiçde, vendißwio, vendeste, vendiédowr, romyiçdi usw.) fort, wobei meist auch die 4. Pers. analog nach der 5. Pers. gebildet wird (vendemmo nach vendeste). Oft wurde der Perfekttyp auch auf Verben der 2. und 4. Konj. (potiedi, sentiedi) übertragen. — In kors. Mundarten wird diese Perfektbildung sogar auf die 1. K o n j . (cantçdi 'cantai') übertragen. 894. Die z w e i t e R e d u k t i o n s s t u f e (s. auch § 8 2 5 ) besteht in der Durchführung der Dissimilation (§ 893) auch in den auf dem Rekompositions-Stamm -ded- betonten Formen, so daß folgendes Formensystem entstand: vendei, vendisti, vendçit, vendçimus, vendistis, vendçerunt. Ihm entsprechen folgende romanische Formen : it. vendei, vendesti, vendç, vendemmo, vendeste, venderono ; afr. vendi, vendis, vendiet, vendîmes, vendistes, vendierent", apr. vendiéi, vendçst, vendit, vendém, vendçst, vendçron; altkt. vene, venist, vene, venem. venest, veneren. — Hierbei hat die 4. Pers. im It. frühzeitig (§ 893) den Vokal der 5. Pers. angenommen. Auch sonst ist Vokalisierungsausgleich festzustellen. So ist im Apr. der Vokal g nach dem Muster der 4. Konj. (§ 937) durch das ganze Paradigma durchgeführt worden (zur 4. Pers. s. § 234). — Im Afr. ist der Vokal -iin der 1.—2. Pers. lautgerecht entwickelt (§§ 199, 201) und von hier in die 4.—5. Pers. gedrungen. Die Vokalisierung -i- dringt in späterer Zeit (nfr. il vendit, ils vendirent) auch in die 3. und 6. Pers., so daß die ganze Perfektbildung mit dem schwachen Perfekt der 4. Konj. (§ 937) zur Übereinstimmung kommt. — Im It. wurde die Bildung auch auf Verben der 2. Konj. (polii) übertragen. Im Neukt. ist dieser Perfekttyp als schwaches Perfekt der 2.—3. Konj. verallgemeinert und in einigen Formen (vgl. § 824) durch den Ind. Plusq. beeinflußt worden. Bei vielen Verben (vengui zu vendre; z. B. temi zu temer 'fürchten') zeigt der Stamm den Einfluß der Perfekta auf -ui (§ 903): vengui, venguéres, vengué, venguérem, venguéreu, venguéren. 895. Dem schwachen Perfekt auf -çi im I t . Pr. F r . (§ 894) entspricht im Sp. Pg. ein Perfekt der Grundlage -çi. An eine Fortsetzung des (im L a t . schon sehr beschränkten) Typs delëvi (§ 876) ist nicht zu denken, vielmehr ist das Perfekt von der Lautung *vendçi zur Lautung -éi übergegangen, als im Sp. Pg. die 3. Konjugation v é n d e r e mit der 2. K o n j .

Verbum (§§ 893—897) verschmolz (§ 788): dem Inf. * v e n d e r e (sp. pg. vender) sprach nunmehr ein Perfekt * v e n d é i .

239 ent-

Der Typ *vendei liegt im Pg. (sowie in asturisch-leones. Mundarten des Sp.) noch deutlich vor: vendí, vendeste, vendéu, vendemos, vendestes, venderam. — Hierbei zeigt die 1. Pers. Umlaut (§ 199). Die 3. Pers. lehnt sich an - a u t (§ 824), - i u t (§ 937) an. — F ü r die Tatsache, daß der Konjugationswechsel der Anlaß der Vokalisierung ist, ist es charakteristisch, daß selbständiges d$di ( > dgi) den alten Vokalismus zeigt (§ 825). S. auch § 899. Im Sp. (Kastil.) ist der Perfekttyp - vendió), während der Stammvokal in Verben der 4. Konj. (§ 938) zu -i- harmonisiert wird (*sentiu > sintió: § 257). —• Zur Endung -ió s. § 937. II. T y p vend^tti (§ 896) 896. Wie die Endung -gdi (§ 892) wird auch die Endung -gtti des Perfekts s t e t u i (§ 904) zur Bildung schwacher Perfekte, und zwar der 2. Konj. (§ 876) und der 3. Konj. benutzt im It. Eng.: 1. In der 2. Konj.: it. vedftti, vedésti, vedette, vedémmo,vedéste, ved$ttero; obereng. vzet, vzéttast, vzet, vzéttans, vzétias, vzéttan; untereng. vezzét, vezzéttast, vezzét, vezzéitan, vezzéttat, vezzéltan. — Im It. sind in der 2., 4., 5. Pers. die Endungen der Perfektbildung -dgdi an den Präsensstamm getreten (§ 894), während das Eng. die Bildung -gtti durch alle Personen durchführt. 2. In der 3. Konj.: it. vendgtti, vendesti, vendóle, vendemmo, vendaste, vendutero", obereng. (untereng.) vendét, vendéttast, vendét, vendéttans (vendéttan), vendettas (vendéttat), vendéttan. — Zur Bildung s. oben, Ziffer 1. 3. In der 1. Konj. im Eng. (§§ 824—825). 4. Tn der 4. Konj. als * - i t , t i im Eng. (§ 938). III. Perfekt auf -úi (§§ 897—898) 897. I m Rm. sind die Typen * v e n d § i und * v e n d § t t i (§§ 892—89G) unbekannt. Hier hat das (durch das Partizip

240

Formenlehre (§§ 583—948)

- u t u u n t e r s t ü t z t e : § 911) schwache P e r f e k t auf - ü i eine e n t sprechende Geltung in der 2.—3. K o n j . erlangt, u n d zwar n a h m der starke (§ 903) T y p 1. täcui/2. t a c ü s t i (vgl. eccu istu > eccustu: § 728), 1. véndui/2. vendüsti, 1. crédui/2. credüsti (ähnlich wie im Westen der T y p véndidi > v e n d é d i : § 892) u n t e r dem E i n f l u ß des Musters f ü i / f ü s t i (§ 905) eine A k z e n t ü b e r t r a g u n g in allen F o r m e n auf das -u- der E n d u n g v o r : rm. (vind-, täc-, crez-) -üi, -üsi, -ü, -üräm, -üräfi, -tirä.— Zur E r k l ä r u n g der E n d u n g e n s. § 824. Die Gestalt des Stammauslauts zeigt hierbei Spuren älterer Formgebung, aber auch zahlreiche Ausgleichserscheinungen. Gibt es einen palatalisierten (väz < video) und einen nichtpalatalisierten (väd) Präsensstamm, so zeigt der Perfektstamm bald Palatalisierung (väztii), bald Fehlen der Palatalisierung (vindtii entsprechend vind < vendo, trotz des Bestehens eines sekundären vinz < Typ * v e n d e o ; § 878). Diese Beziehung zum Präsensstamm überlagert aber wohl eine ältere Motivierung des Verhaltens des Stammauslauts durch ältere Perfektbildungen ( v i d i > *vizi). So setzen die nichtpalatalisierten Perfekta tactii, avtii, vrtii, tätii, puttii, bäitii die starken (§ 899) lat. Perfekta t ä c u i , h ä b u i , v ó l u i , * b i b u i , p ó t u i , b ä t u i fort. Ebenso zeigt rm. vindtii das Vorliegen eines alten * v é n d u i . Dagegen geben die palatalisierten Formen väztii, seztii den Blick auf die älteren Perfekta v i d i , s e d i (§ 900) frei, so daß auch cäztii, creztii ältere Perfekta * c a d i , *crédi voraussetzen (§375). 898. Im Fr. sind die Perfekta auf -ui (§ 903) der auf -l, -r endenden Verbalstämme frühzeitig zur schwachen Konj. übergetreten, da ein den Fällen d e b u i > düi (§ 903) entsprechendes Verschmelzen der Endung mit dem Stamm in den stammbetonten Formen nicht eintreten konnte. So gerieten hier die eigentlich stammbetonten Formen von vornherein unter den Einfluß der endungsbetonten Akzentgebung: m o l u i > afr. moltii, nfr. moulus (zu m ó l e r e moudre 'mahlen'), * c ü r r u i afr. conti, nfr. courus (zu c u r r e r e afr. corre, nfr. courir). />) Starke P e r f e k t b i l d u n g (§§ 899—90.r>) 899. Die 2.—3. K o n j . k e n n t im L a t . s t a r k e P e r f e k t b i l d u n gen auf -i (vidi), auf -si (dixi) u n d auf -ui (habui). In den starken Perfekten sind im L a t . die 1., 3., 4., (>. Person s t a m m -

Verbum (§§ 897—899)

241

betont (dixi, dixit, diximus, dixerunt; § 149, 4), während die 2. und 5. Pers. endungsbetont sind (dixisti, dixistis). Die 4. Pers. bleibt in it. Mundarten (dissimo < diximus) und im Rm. (ziseräm: zur Endung s. § 824) stammbetont, nimmt aber sonst im Roman. Endungsbetonung an in Analogie nach dem schwachen Typ "vendçimus ( § 8 9 4 : pg. dissçmos; it. dicémmo [s.unten]) oder nach dem schwachen Typ * d o r m i i m u s (§938: sp. dejimos, afr. desim.es). Im Pg. wird (im Gegensatz zu den schwachen Verben: § 895) der Vokalismus der endungsbetonten Formen nach dem Muster des Typs vendgdi (§ 894: mit offenem ç) umgestaltet (pg. dissçste, dissçmos, dissçstes, dissçram). Auch das Sp. zeigt in der 6. Pers. das alte offene ç ( > ie) der Endung (vend-) -£erunt (§894): sp. dijeron ( < asp. dixieron), su-pieron, pudieron. Vgl. noch § 825. — Im It. und im Rm. bleibt die Stammbetonung der 6. Pers. erhalten (it. dissero, rm. ziserä: § 533 Anm.). Im It. werden die endungsbetonten Formen vom Präsensstamm aus neugebildet (dicésti, dicémmo, dicéste). Der Anlaß zu dieser Neuorganisation des Formensystems des Perfekts liegt in der Perfektbildung auf -ui (§ 903). Hier kam ein eigener Perfektstamm nur in den stammbetonten Formen durch Verdoppelung des stammauslautenden Kons. (§488) zustande (volui > volli). In den endungsbetonten Formen dagegen wurde das -u- vor dem folgenden betonten -i- elidiert (voluisti > volesti; wie i l l u imb u t u > Vimbuto; § 745), wobei für die Durchsetzung dieser Elisions-Variante das Muster des Perfekttyps * v e n d ç d i (§894) maßgebend war (da vendesti den Präsensstamm vend- zeigt). Die schwachen (endungsbetonten) Formen der starken Perfektbildung wurden also — wie die schwachen Perfekta (§§ 894, 896) überhaupt — vom (scheinbaren, dann aber als solchem identifizierten) Präsensstamm gebildet. Der nächste Schritt war die Übertragung des Typus auf die Perfektbildungen der Typen v i d i (§ 900) und d i x i (§ 901), deren 'schwache 1 (endungsbetonte) Formen also vom Präsensstamm aus neugebildet wurde (vedésti, dicésti). — Das it. gemischte Perfektsystem der starken Bildung (1., 3., G. Pers. stark; 2., 4., 5. schwach) zeigt also einen Erfolg des schwachen Perfektmusters vend^di (§ 894) gegen die starke Perfektbildung. Charakteristisch ist der Endeffekt der Beseitigung der starken Formen (vidi: §900) durch schwache Bildungen (vedetti: § 89fi). Im Nfr. sind die afr. noch vorhandenen Unterschiede zwischen stammbetonten (misi mis) und endungsbetonten (misisti mesis; misistis mesistes) Formen zugunsten der stammbetonten Formen (nfr. tu mis, nous mîmes, vous mîtes) beseitigt worden. 10

Lauslnrg, Kornau. Sprat'hwiKscuscliütl I i i

242

Formenlehre (§§ 583—948) I. Bildung auf -l (§ 900) r

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900. Formen: vidi, vïdîsti, vidït, vïdïmus, vîdistis, vlderunt; rm. vâzûi, väzüsi, väzü, väzüräm, väzüräp, väzürä; it. vidi, vedesti, vide, vedemmo, vedeste, videro; afr. vi, veis, vii, veimes, veisles, virent-, nfr. vis, vis, vit, vîmes, vîtes, virent-, pr. vi, vist, vi, vim, vitz, viron-, kt. viu, veres, véu, vérem, véreu, véren; sp. (pg.) vi, viste, vió (viu), vimos, visteis (vistes), vieron (viram). — Im Rm. ist diese Bildung durch das schwache Perfekt auf -ui (§ 897) ersetzt worden. — Dem Typ v i d i gehört noch an f e c i (it. feci, fr. apr. fis, kat. flu, sp. hiee, pg. fiz; aber rm. fäcüi: § 897). — Zur Endung der 3. Pers. im Sp. Pg. s. § 895. — Für die Perfektbildung auf -I charakteristisch ist die längende Veränderung des Stammvokals (vidi it. vidi,sp. vi usw.) gegenüber dem Präsensstamm (vìdeo it. vedo, sp. veo). II. Bildung auf -sì (§§ 901—902) 901. Formen: dixi, dixisti, dixit, diximus, dixistis, dixerunt; rm. siséi, zisési, zise, ziseräm, ziseräfi, ziserä; it. dissi, dicesti, disse, dicemmo, diceste, dissero; afr. dis, desis, dist, desimes, désistés, disfreni; nfr. dis, dis, dit, dîmes, dîtes, dirent; apr. dis, *dissist, dis, *dissém, *dissçtz, dironjdissqron; sp. dije, dijiste, dijo, dijimos, dijisteis, dijéron; pg. disse, dissçste, disse, dissçmos, dissçstes, dissçram. Im Rm. zeigen die 3. und 6. Pers. die stammbetonten Grundlagen d i x i t und d i x e r a n t (§824). Die ursprüngliche Stammbetonung ist auch in der 4. Pers., wenn auch mit Einmischung des Plusq. (§ 824), erhalten (§ 899). Die 1. Pers. ist nach der 2. Pers. analog dem Verhältnis in der 1. Konj. (§ 824) gebildet. Im Altrm. ist die Stammbetonung der 1. Pers. noch erhalten. — Zur Endung -o im Sp. s. § 895. — Der afr. Stammauslaut -.s-f-z-] statt -ss-[-s-] ist von den Perfekten misisti mesis risisti resis (§ 902) her übertragen. 902. Zum Typ auf - s l gehören u . a . noch: misi (it. misi, fr. mis), risi (rm. rîséi, it. risi, fr. ris), *presi (it. presi, fr. pris), (con-) duxi (rm. duséi, it. dùssi, afr. düis), planxi (rm. plînséi, it. piànsi, afr. plains). TTT. Bildung auf -m (§§ 903 905) '.Mlii. Können: habui, habuisti, habuit, habuinius, liabuistis, habuerunt; rm. auüi, avüfi, ami, avüräm, avürä(i, aviirä; it. çbbi, avesti, çòhe, avemmo, aveste, çbbero; afr. ói, oüs [oi?s], gut [gui], oûmes [oûmds], oûstes [oiîsfes], durent [óunnt]; nfr. eus, eus, eut, eûmes, eûtes, eurent; apr. aie, aguist, àe, aijuém, aijuétz, dgron; lit.

Verbum (§§ 900—905)

243

hagui, haguéres, hagué, haguérem, haguéreu, haguéren; sp. húbe, hubiste, /niJo, hubítnos, hubisteis, hubieron; pg. óurr, ouv$$(i>, óure, mivpnns, (niveles, ouvqraw. Jm Rm. ist der T y p zur schwachen Bildung üborgetrolen (§ 897). — I m It. ist -bu- (-vu-) zu -bb- geworden (§ 488). Zum Stammwechsel im It. s. § 899. Der Vokal der s t a m m b e t o n t e n Formen ist an * s t e t u i stetti (§904) angelehnt. — I m F r . verschmilzt das -u- mit dem Vokal der vorhergehenden Silbe (§ 488). Im Pr. Kt. wird dem -u- ein -g- vorgeschlagen (*áwwi > *agui). Im K t . wird später das Formensystem nach dem schwachen Perf e k t t y p (§ 894) umgestaltet. — Die E n d u n g -o der 3. Pers. im Sp. ist aus - u i t entwickelt (wie cinco < * c i n q u e : § 482). Die starke Perfektbildung auf -ui war ursprünglich auch im Sd. (vgl. §824) lebendig (altsd. appi < h a b u i ) , ist aber heute ausgestorben. — Der alte Perfektstamm ist aber noch in starken Partizipien erhalten (§ 914). 904. Zum P e r f e k t t y p auf -ui gehören u. a. noch: d e b u i (afr. dui, nfr. dus), t a c u i (rm. täcüi, it. tacqui [§ 487], afr. tói, n f r . ius), s a p u i (it. séppi mit dem Vokal von stetti u n d $bbi\ afr. soi, nfr. sus, apr. saup, sp. supe, pg. soube), * s t e t u i (rm. st&túi, it. stetti, k t . estigui, sp. estúve, pg. estive). Der Typ * s t ? t u i wurde Grundlage einer schwachen Perfektbildung (§ 896). — Zum R m . s. § 897. 905. Besondere Beachtung verdient f ú i (das im R m . Ausgangspunkt einer schwachen Perfektklasse wurde: §897): fúi, fuísti, fúit, fúimus, fuístis, f ú e r u n t ; rm. fúi, fúsi, fu, júrám, fúrfyi, fúm; it. fui, fósti, fu, fummo, fóste, fúrono; sd. fúi, fústi, fúdi, fúmus, fúghis, fúni; obereng. (untereng.) füt, füttast, füt, fütlans (fütlan), füttas (füttat), füttan; obw. fúvel, fúvas, fúva, fúvan, fúvas, fúvan-, afr. (nfr.) fui (fus), fus, fut, fumes (fumes) fustes (futes), furent; apr. fui, fust, fo, fom, fotz, foron; kt. fui, fores, fou, fórem, fóreu, fóren; asp. fúi, fuste, fo, fomos, fustes, foron; nsp. fui, fuiste, fué, fuimos, fuisteis, fueron-, pg. fui, foste, foi, fomos, fosles, foram. Im Vit. bereits wurden die endungsbetonten Formen durch Elision (s. § 728, Anm.) s t a m m b e t o n t (fuisti, fuistis > *fusti, *fustis). In den Formen der 3., 4., 6. Person wurde der hinter -livor Kons, stehende Vokal (-i-, -e-) fallengelassen, z. T. u n t e r Ersatzdehnung (§ 543, Anm.). Nur das Pg. zeigt noch in der 3. Pers. einen Diphthongen (foi < fuit). Der Vokal -u- des Formensystems f u i ist kurz, bleibt also im Rm. Sd. als -u- erhalten (§§ 158, 161). — In den übrigen Sprachen ist die Vokalisierung -u- nur in der 1. Pers. (It. Fr. Pr. K t . Sp. 10»

244

Formenlehre (§§ 583—948)

Pg.) und in der 2. Pers. (Fr. Pr. Sp.)1) wegen Umlauts berechtigt (§ 199). In den anderen Formen ( 2 . - 6 . oder 3.—6. Pers.) ist die ursprüngliche Vokalisierung o (§ 164). Das Apr. Kt. Pg. bewahren die alte Verteilung der Vokale -u- und -o- für die entsprechenden Formen, während das It. Fr. Sp. eine analogische Ausbreitung der Lautung -u- zeigen, die im Fr. völlig obgesiegt hat. Im Nsp. wurde das Formensystem nach dem Muster der iPerfekta (§ 937) neugestaltet. — Das Eng. zeigt Einfluß des allgemeinen Perfekttyps * s t e t u i (§ 896) auf der Grundlage des (wie im Fr.) völlig durchgeführten w-Vokalismus. — Im Obw., das kein einfaches Perfekt kennt (§ 826), haben die angeführten Formen die Bedeutung des Imperfekts (das neben erel, eras, era, eran, eras, eran [§887] für die Verwendung zur Auswahl steht): sie haben dementsprechend das Imperfektzeichen -v- (§§ 807; 873; 887; 934) angenommen. Es liegt o-Vokalismus zugrunde. b) Sonstige finite P e r f e k t f o r m e n (§§ 906—910) 906. Die sonstigen Perfektformen sind in der schwachen Perfektbildung (§§891—898) alle endungsbetont (§907). In der starken Perfektbildung (§§ 899—905) gibt es stamm- und endungsbetonte Formen, wobei der Konj. Plusq. (§§ 908, 3; 909, 3; 910, 3) immer endungsbetont ist, während der Konj. Perf. und der Ind. Plusq. (§§908,1—2; 909,1—2; 910,1—2) stammbetonte (dixerim) und endungsbetonte (dixérimus) Formen haben. In nicht erweiterten Formen ist der Akzentwechsel im Apr. noch erhalten (vira < videram, virdm < viderämus). Im Pg. ist der Akzent in der 4. Pers. zurückgezogen (§828): viramos < viderämus. Im übrigen ist im Sp. Pg. die Stammerweiterung durch die Endungen von dgdi (§ 895) häufig (sp. dijéra, pg. dissgra). 907. Formen von v é n d e r e (§§894, 897): 1. Konj. Perf. und Fut. exaet. (§827): vendüerim > altr. *vindtire; *vendéerim > sp. vendiére, pg. vender-, — 2. Ind. Plusq. (§ 828) *vend(*eram > apr. vendgra, sp. vendiéra, pg. venderà-, — 3. Konj. Plusq. (§ 829): venduissem *vendüsse > rm. vtndüsem-, vendissem/vend^ssem (§§ 893—895) it. vendessi,eng. obw.vendéss, ii.vendisse (§944), apr. vendqs, kt. vengués, sp. vendiese, pg. vendesse. 908. Formen von v i d e r e (§900): 1. Konj. Perf. und Fut. exaet. (§ 827): viderim > sp. viere (-dederim), pg. viere. — 2. Ind. Plusq. (§ 828): videram (§ 828) > apr. vira, sp. viera (-dederam); ') Die harmonisierende Wirkung des auslaut. -i ist im It. Pg. auf den K o n t a k t beschränkt (fui), während bei Trennung durch Kons, die Harmonisierung nicht eintritt (it. fosti, pg. foste; § 199).

Verini m (§§ 905—912)

245

pg. vira. — 3. Konj. Plusq. (§829) vidissem > it. vedessi, air. veisse (§ 894), nfr. visse, apr. vis, kt. veiés, sp. viesc, pg. visse. 909. Formen von (licore (§901): 1. Konj. Peri, und Fu),, exact. (§827): dixcrini > altrm. disere; *dix-£erim (§ 895) > sp. dijere, pg. dissyr. — 2. Ind. Plusq. (§828): *dix-£eram (§895) apr. *diss$ra, sp. dijéra, pg. diss$ra. — 3. Konj. Plusq. (§829): dixissem *dix§ssem (§ 895) rm. zisésem, it. dicessi, afr. desisse (§ 894), nfr. disse, apr. disses, kt. digués, sp. dijése, pg. dìssósse. 910. Formen von h a b e r e (§903): 1. Konj. Perf. und Fut. exact. (§827): habùerim > altrm. avüre\ habu-éerim (§895) sp. hubiere, pg. ìiouvqr. — 2. Ind. Plusq. (§828): hàbueram > apr. agra; *habu-§eram (§ 895) sp. hubiéra, pg. houvqra. — 3. Konj. Plusq. (§ 829) habuissem > *habussem > rm. aviisem; habuissem/ h a b u i s s e m (§ 895) > it. avessi, eng. avéss, afr. öüsse, nfr. eusse, apr. agués, kt. hagués, sp. hubiése, pg. houv^sse.

3. Partizip des Perfekts (§§ 911—917) a) Schwache Bildung (§§ 911—913) 911. Nachdem b à t t u o zu b a t t o geworden war (§§ 149, 5; 251), standen das Präsens b a t t o ( b a t t e r e ) und sein Perf. b ä t t u i dem alten Partizip b a t t ü t u s (von b a t t ü e r e ) gegenüber. Das gleiche trifft für das Verb f ü t t e r e zu. Die mit einem Partizip auf - ü t u s ausgestatteten Verben m i n u e r e , s t a t u e r e , t r i b u e r e leben im Roman, nicht fort, kommen aber in vlt. Zeit wohl durchaus noch als Paradigmen, die dem Typus b a t t e r e nahestanden, in Betracht. Als selbständige Nomina leben die Partizipien m i n u t u s 'klein' (fr. menu, sp. menudo), t r i b u t u m ' T r i b u t ' (sp. [arag.] treudo) fort. 912. Der Typ b a t t e r e , b ä t t u i , b a t t ü t u s wurde auf einem weiten Gebiet, das die heutigen Sprachen Rm. It. Rätorom. Fr. Pr. Kt. umfaßt, zum Leittyp der Partizipialbildung der (ursprünglich starken: § 903) Verben der 2.—3. Konj. mit der Perfektbildung auf -ui (bättui, säpui, häbui, täcui, tènui): battütu, sapütu, habütu, tacütu, tenütu > rm. iätüt, avüt, täeüt, tinüt; it. battüto, saputo, avüto, taciuto (mit [c] vom Präsensstamm: § 899), tenuto; obereng. (untereng.) battieu (battü), savieu (savü), gieu (gnu), tascMeu (taschü: mit -sch- [-Z-] vom Präsensstamm), tgnieu (tgnü)\ obw. lattili,

240

Formenlehre (§§ 583—9:18)

saviu, tu,

gm, lena;

lingiU,

teniu', apr.

a f r . battu, hattit,

muhid,

seü,eü, agüt,

teü,

temi;

tmgtit;

n f r . batiu, kt.

batut,

su,

eu, sabU,

iingüi.

Im Pr. K t . wirkt das Pei f. (§ 9U3) häufig auf die Stammgestalt des Part. (pr. agut, k t . hagut) ein. •— Da im Obw. ü > i entrundet wird (§ 184), fällt die Partizipialbildung auf - u t u sekundär mit der auf - i t u (§ 945) lautlich zusammen. Im Obereng. wird -utu > •üu und dann zum Triphthongen -üeu (ähnlich §§ 99, 218—219), der dann zu -ieu dissimiliert wird (§ 101), wodurch er mit dem Ergebnis von - I t u (§ 945) zusammenfällt, wobei auch die Lautung des Fem., das eigentlich *batlüda lauten müßte, zu batlida analog umgestaltet wird. Das Untereng. h a t die alten ö-Lautungen.

In dem genannten Gesamtraum (Em. It. Rätorom. Fr. Pr. Kt.) wurde die Partizipialbildung auf - u t u auch auf die Verben der 2.—3. Konj. mit schwachem Perfekt auf (§ 892) übertragen. Das Rm. zog hieraus die Konsequenz und ersetzte das schwache Perfekt auf -éi durch das nunmehr analog ebenfalls schwache Perfekt auf -üi (§ 897). Den Perfekten vendüi (Rm.) und vendfi (§ 892) entspricht also das Partizip * v e n d ü t u : rm. vindüt, it. venduto, obereng. vendiéu, untereng. vendü, obw. vendiu, fr. vendu, pr. kt. vendut. So stellt die Eildung auf -utus das regelmäßige Partizip der 2 . - 3 . Konj. im Rm. It. Rätorom. Fr. Pr. Kt. — Unbekannt ist diese Bildung dagegen im Sd. Sp. Pg. 1 ), und zwar ist im Sd. noch die starke lat. Bildung auf -itus lebendig (§ 914), während das Sp. Pg. diese lat. Bildung durch das Partizip auf -itus nach dem Muster der 4. Konj. (§ 945) ersetzt hat. Zur Abgrenzung der Räume s. § 920. Es ist hierbei durchaus möglich, daß im Sp. Pg. die Bildung vénditus mit dem Übergang der 3. K o n j . (véndere) zur 2. K o n j . (vendere: § 788) zu vendltus umgestaltet wurde: wie -è- zu -é-, so wurde -i- zu -I-. Dann müßte im Sp. Pg. der Übergang von der 3. K o n j . zur 2. K o n j . zu einem Zeitpunkt erfolgt sein, in dem lat. i noch nicht zu e (§ 156) geworden war (vgl. einen ähnlichen Vorgang im Sd. § 879, 2 a a ) . In der T a t zeigt § 846 a einen Anhaltspunkt für die Annahme eines verhältnismäßig späten Zeitpunktes der Ungültigmachung der lat. Quantitäten (§ 155) im südwestroman. Raum. l)

Asp. apg. Partizipien auf -udo sind literarische Gallizismen.

Verbum (§§ 912—915)

247

913. Somit wurde im Sp. Pg. die schwache Partizipialbildung überhaupt auf zwei Tvpen eingeschränkt (-atu für die 1. Konj. [§ 831], -itu [§ 912] für die 2 . - 3 . und die 4. Konj. [§ 845]), während die übrigen Sprachen (Rm. It. Rätorom. Fr. Pr. Kt.), von sekundären Nivellierungen (wie im Obereng. Obw.: §912), abgesehen, drei schwache Partizipialtypen kennen (-ätu für die 1. Konj. [§ 831], -ütu für die 2 . - 3 . Konj. [§ 912], -itu für die 4. Konj. [§ 945]).

b) Starke Bildung (§§ 914—917) 914. Im Sd. ist die starke Bildung des lat. Typs vénditus die regelmäßige Partizipialbildung der Verba der 2.—3. lat. Konjugation (§ 789) geworden (Zentralmundarten — -itu; l o g u d . — -¿(5M): bendituflendidu; bàttitujbàttiSu. Der Stamm hat hierbei (wie im Pr. Kt. : § 912) häufig die Gestalt, die er im alten starken Perf. auf -ui (§ 903) angenommen hatte (wobei lat. -pu-/-bu- zu -pp-, lat. -tu-/-du- zu -tt- wurden; also habui > appi, debui > (leppi) : habitu, debitu, creditu sd.. äppidu, déppidu, créttidu. — Dergleichen Formen finden sich auch im Siidit.: mgvitu > muóppitu, sd. säpitu > sàppitu. Außerhalb des Sd. leben die starken Partizipien auf — - I t u nur in substantivischer (also vom Verbalsystem gelöster) Funktion fort: d é b i t a > fr. dette, sp. déuda; f ü n d i t a > fr. fonte; p e r d i t a it. perdita, fr. perte; r e d d i t a > "rendita (§ 138) > it. rèndita, fr. rentc; v é n d i t a > it. véndita, fr. venie.

915. Während die Bildung auf — -itus (§ 914) im Sd. als regelmäßige Bildung systematisiert wurde und insofern trotz ihrer Stammbetontheit praktisch die Funktion einer schwachen Bildung übernahm, deren Stammbetontheit eine Funktion des stammbetonten Infinitivs der verallgemeinerten 3. Konj. (§ 789) ist, sind die übrigen starken Partizipialbildungen (trotz gewisser Verschiebungen ihrer lexikalischen Anwendungsbereiche im Romanischen) nicht systematisiert worden: sie sind bereits im Lat. Relikte indogermanischer Partizipialbildungen, die auch im Roman, nur als nicht systematisierte Relikte fortleben. - - Diese Relikte zeigen zwei Haupttypen : den Typus auf - t u s (§916) und den Typus auf - s u s (§917), zwischen denen in den Einzelsprachen ein Austausch stattfindet, indem das eine oder andere Partizip vom einen zum anderen Typus übergeht.

248

Formenlehre (§§ 583—948)

916. Formen: factu, dictu, coctu, scriptu, ruptu; rm. (¡Seúl: § 9 1 2 ; fapt ist nur als Subst. 'Tun' erhalten), (zis: §917), copt, (scris: § 917), rupt; it. fatto, detto, cotto, scritto, rotto-, sd. fattu, eottu, iscrittu, ruttu; eng. fat, dit, cot, scrit, rúot; obw. fatg, detg, cotg, scret, rut; fr. fait, dit, cuit, écrit, (rompu: § 912); apr. fait/fach (§§ 434 bis 435), dit/dich, coit/coch, escril/escrich (mit analogischer Bildung -ctu nach d i c t u ) , rot; kt. fet, dit, cuit, escrit, (romput); sp. hecho, dicho, (cocido), escritq, roto; pg. feito, dito, (cosido), escrito, roto, (rompido). Eine Bildung auf - s t u s war p o s t u s (§ 282, 4): (rm. pus: § 917), it. posto, sd. postu, eng. post, (fr. pondu: § 912), apr. kt. post, sp. puesto, pg. pósto. — Das eigentlich zu v i s e r e 'besichtigen' gebildete Partizip * v i s i t u s (§ 914) wurde zu v i d é r e bezogen und liegt als Partizip von videre vor in (§ 282, 4) it. sp. pg. visto-, apr. kt. vist. — Da das Perf. zu q u a e r e r e * q u a e s l (§ 902) lautete (statt q u a e s i v i ) , wurde auch (statt q u a e s i t u s ) die Partizipialform * q u a e s t u s (das im Verbalsubstantiv q u a e s t u s einen Rückhalt hatte) gebildet, die vorliegt in it. chiçsto. — Das Partizip a s c o n s u s > * a s c o s u s (§ 917) wurde in semantischer Anlehnung an p o s t u s zu * a s c o s t u s (it. nascosto) umgebildet. — Im Rm. wurde (in urrumän. Zeit) zu * f i r e (fi) 'sein' (§ 890) in Analogie zu (heute im Rm. verschwundenem) p o s t u s ein Part, fost 'gewesen' gebildet (am fost 'ich bin gewesen'). 917. Formen: arsu, risu, visu, missu; rm. ars, ris,(väzut: §912); it. arso, riso, viso (alt.it. u. mundartl.), messo-, eng. ars, ris, vis, miss; obw. ars, ris, (viu), mess; afr. ars, ris, m'est vis 'es scheint mir' (vëù 'gesehen': § 912), mis; apr. ars, *ris, vis, mes; kt. —, (rigut: § 912), (vist: §916), mes; sp. (ardido, reído: §913), (visto: §916), (metido: § 913); pg. (ardido, rido: § 913), visto (§ 916), (metido: § 913). Die Partizipialbildung auf - su ist im Sd. Sp. Pg. nicht analogiebildend, also im Absterben (sd. infusu neben infustu nach § 916; sp. pg. preso 'gefangen' nur noch als Adj.). Im Rm. dagegen ist sie stark analogiebildend (gis zu d i c e r e , tras zu t r a h e r e , scris zu s c r i b e r e , pus zu p o n e r e ) . Auch das It. zeigt mosso zu m o v e r e . — Im Fr. werden zu den Perfekten mis, pris, quis (§ 902) die entsprechenden Partizipien mis, pris, quis gebildet. 4. Kutur (§ 918) 918. Formen: " v e n d e r e h a b e n ; it. venderò, obereng. vendará, untereng. vendará, fr. vendrai, apr. vendrai; kt. vendré, sp. venderé, pg. venderei. — Vgl. § 877.

Vcrbum (§§ 916—921)

249

Das Futur von *essere verliert die erste Silbe: *essere h a b e o . ifc. obereng. sarò, untereng. sarà, fr. apr. semi, kt. sp. seré, pg. scréi. — Das alte lat. Futur ero ist als Futur noch erhalten in afr. •ter, apr. er. Die 2. Pers. eris tritt im Sp. suppletiv (§ 583) in dìo Präsensfunktion ein (§ 883). D. V i e r t e K o n j u g a t i o n (§§919—948) 1. Formen der Präsens-Gruppe (§§ 919—936) 919. Hinsichtlich der Präsens-Gruppe der 4. Konj. ist die Romania in zwei Räume gespalten. Zu unterscheiden sind: 1. der n e u e r n d e G r o ß r a u m Rm. It. Rätorom. Fr. Pr. Kt., in dem zwei Klassen von Verba unterschieden werden: a) der tote Kernbestand, der die kit. Konjugation des Präsensstammes beibehält (Typ: d o r m i r e ; §924); b) der lebendige Erweiterungsbestand, der die Konjugation einem Akzent-Ausgleichsverfahren unter Zuhilfenahme des entfunktionalisierten Suffixes -èsc- unterwirft (Typ: u n i r e : §928). 2. der a r c h a i s c h e R e s t - R a u m Sd. Sp. Pg., in dem nur die kit. Konjugation des Präsensstammes bei den Verben des toten Kernbestandes bekannt ist, während das Inchoativ-Suffix -escseine kit. Funktion behält. 920. Die Abgrenzung des Großraumes gegen den Rest-Raum entspricht der Abgrenzung des Großraumes, der das Partizip auf - ü t u kennt, gegen den Restraum, der dieses Partizip nicht kennt (§ 912). — Die beiden Phänomene lassen also eine alte Gliederung der Romania durchscheinen (vgl. §35; vgl. noch §805). —• Die der Verwendung des Suffixes - esc- analoge Verwendung des Suffixes - i d i - in der 1. Konj. ist auf einen engeren Raum beschränkt (§801). " 921. Das in dem § 9 1 9 , 1 umschriebenen Großraum angewandte A k z e n t a u s g l e i c h s - V e r f a h r e n hat das Ziel der Trennung von Stamm und Endung: die in allen Formen durchgeführte Endungsbetonung garantiert eine gleiche Behandlung des Stammes in allen Formen und die Durchsichtigkeit aller Formen. S. noch § 926, 2bß; §584; §835. Der Anlaß der formenbildenden Verwendung des Wortbildungs-Suffixes - e s c - liegt in dem Nebeneinander der Zustandsverben auf -ere und der Inchoativ-Verben auf - e s c e r e sowie in der Tatsache, daß beiden Gruppen das Perfekt auf -ui und das gleiche Adj. oder Subst. als etymologischer Kern

250

Formenlehre

583—948)

g e m e i n s a m s i n d : f l o r e r e / f l o r e s c e r e ( f l o r i s [§ 6 2 0 ] , f l o r i dus); a l b e r e / a l b ö s c e r e (albus, albidus); florio wie m o r i o : § § 2 5 1 , 7 9 1 ) . Es s t e h e n also n e b e n e i n a n d e r der T y p * f l o r i r e als Z u s t a n d s v e r b u n d der T y p f l o r e s c e r e als inchoatives Verb. I n einem weiteren S t a d i u m verschmelzen das Z u s t a n d s v e r b u n d das i n c h o a t i v e Verb zu einem s u p p l e t i v e n (§ 583) P a r a d i g m a m i t wechselnder (bald den Z u s t a n d m e i n e n d e r , b a l d inchoativer) B e d e u t u n g , u n d zwar so, d a ß der T y p * f l o r i r e die e n d u n g s b e t o n t e n F o r m e n stellt, w ä h r e n d der T y p f l o r e s c e r e die Stelle der v o n H a u s aus s t a m m b e t o n t e n F o r m e n ü b e r n i m m t . H i e r d u r c h e n t s t e h t ein P a r a d i g m a , in dem der S t a m m nie b e t o n t ist, also alle F o r m e n (und zwar auf der Silbe u n m i t t e l b a r h i n t e r dem S t a m m ) e n d u n g s b e t o n t sind: f l o r ^ s c o , f l o r e s c i s , f l o r e s c i t , f l o r i m u s , f l o r i t i s , f l o r e s c u n t . — Dieses im g e s a m t e n n e u e r n d e n G r o ß r a u m ursprüngliche F o r m e n s y s t e m ist in R a n d zonen dieses R a u m e s u n v e r ä n d e r t erhalten (a), w ä h r e n d es in einer zentralen Zone i m Vokalismus v e r ä n d e r t w i r d (b): a) I m Vokalismus u n v e r ä n d e r t ist das S y s t e m - e s c o , - e s e i s , - e s c i t , - i m u s , - i t i s , - e s c u n t e r h a l t e n i m R m . Obereng. Obw. Weitere Beispiele s. O. Gradenwitz, Laterculi v o c u m Latinarum, Leipzig 1904, pp. 356—358, pp. 363—367.

Verbum (§§ 921—923)

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K t . , wobei das Obereng. Obw. K t . eine sekundäre konsonantische Ausgleichserscheinung zeigen (§§ 928—929). b) I m I t . Untereng. F r . Pr. und in kt. Mundarten wird das Suffix mit dem Vokal -i- vokalisiert 1 ). Das Paradigma heißt also in diesen Sprachen: -isco, -iscis, -iscit, -imus, -itis, -iscunt (s. die Formen § 928). — Diese Vokalisierung ist eine Angleichung an den in der 4.—5. Pers. vorliegenden Endungsvokal -i- der 4. K o n j . , wobei wohl eine Anlehnung an die damals noch lebendigen morphologischen Beziehungen des Typs c u p i r e / c u p i s c e r e vorliegt.. 9 2 2 . V e r b a d e s K e r n b e s t a n d e s , die ebenso i m n e u e r n den G r o ß r a u m ( § 9 1 9 , l a ) wie i m a r c h a i s c h e n R e s t r a u m (§ 9 1 9 , 2 ) n a c h d e m T y p d o r m i r e in k l t . W e i s e k o n j u g i e r t werden (s. die F o r m e n § 9 2 4 ) , sind z . B . a u d i r e , s e n t i r e , venire. I m neuernden Großraum ist die lexikalische Abgrenzung der beiden Klassen (§ 919, l a — b ) nicht völlig einheitlich. So gehören in den meisten Sprachen des Großraumes folgende Verben zum toten Kernbestand (Typ d o r m i r e ) : m e n t i r e (rm. it. fr. pr. kt.), p a r t i r e 'abreisen' (it. eng. obw. fr. pr.), s a l i r e (rm. it. eng. obw. fr. pr.), s e r v i r e (it. eng. fr. pr.), v e s t i r e (it. fr. pr.). — In den Randsprachen des Großraumes (Eng. Obw. einerseits, K t . andererseits) ist das Unterscheidungsvermögen hinsichtlich der beiden Klassen geschwächt, so daß (bes. im K t . ) die lebendige NeuerungsKlasse (§ 923) sich durchsetzte in der Konjugation z. B . folgender Verben: mentire (obw.), partire (kt.), salire (kt.), servire (obw. kt.), vestire (eng. obw. kt.). — Im R m . gehören Neologismen (§ 923) wie servi 'bedienen 1 natürlich zur lebendigen Neuerungsklasse, 9 2 3 . I m n e u e r n d e n G r o ß r a u m (§ 9 1 9 , 1) gehören d e m lebendigen Erweiterungsbestand ('lebendige Neuerungsklasse') des T y p s f l o r e s c o / f l o r i m u s ( § 9 2 1 , 2 a — b ) drei G r u p p e n von Verben a n : 1. Verben des l a t . E r b b e s t a n d e s (§ 141), und zwar: a) Verben, die sicli aus dem alten Alternierungstyp florcro/ florescere entwickelt haben ( § 9 2 1 ) : * f l o r i r e (rm. i n f l o r i , it. f i o r i r e , eng. obw. f l u r i r , fr. f l e u r i r , pr. kt. /iorir), albere/albescere> * a l b i r e (rm. a l b i 'weiß werden'); rubere/rubescere > *rubire (afr. rovir 'erröten'). *) I m Obw. k o n n t e d e m -e- (§§ 921, 2 a ; 9 3 8 , 1) allerdings e b e n f a l l s l a t . -i- zugrunde liegen (§ 166), was j e d o c h geographisch u n w a h r s c h e i n l i c h i s t .

252

Formenlehre (§§ 583—948)

b) Verben, die (ohne die Alternierungsbasis -ere) unmittelbar vom Inchoativ-Typ -escere zum Konjugationstyp -esco, -imus (§ 921, 2) übergetreten sind, nachdem dieser nun einmal bestand: grandescere > * g r a n d i r e (fr. grandir). c) Verben der lat. 4. Konj., die sich dem einmal entwickelten Typ floresco/florimus (§ 921, 2) angeschlossen haben: f i n i r e (it. finire, eng. obw. fr. pr. kt. finir), * p e t l r e (§ 891; rm. pe{i 'werben'). — Hierbei werden von dieser Konjugationsweise Verben erfaßt, deren etymologische Grundlage durchsichtig gehalten werden soll (§ 921: f i n i r e ) , aber auch Verben, die sich ohne ein solches Motiv dieser lebendigen Konjugationsweise anschließen ( * p e t l r e ) . 2. I n n e r r o m a n i s c h e N e u b i l d u n g e n der Einzelsprachen oder gewisser Sprachgruppen: * i m b e l l l r e 'schön werden (auch: 'schön machen)' it. imbellire, eng. imbellir, obw. fr. pr. embellir; rm. numi 'ernennen' (zu nume 'Name'). 3. L e h n - u n d F r e m d w ö r t e r , und zwar: a) lat. Buchwörter: p u n i r e (it. punire, eng. obw. fr. pr. kt. punir)-, rm. servi 'bedienen', jini 'beendigen'. b) fremdstämmige Wörter: rm. iubi 'lieben' (aus dem Slavischen); fr. choisir < fränk. * k a u s j a n . a) I n d i k a t i v des Präsens (§§ 9 2 4 — 9 2 9 ) oc) V e r b a des Kernbestandes (§§ 9 2 4 — 9 2 7 ) 924. Formen: dörmio, dörmis, dörmit, dormimus, dormitis, dormiunt; rm. dorm, dörmi, doärme, dormim, dormift, dorm; it. dgrmo, dgrmi, dyrme, dormiämo, dormlte, dgrmono; sd. dormo, dörmis, dörmitldörmidi, dormimus, dormides, dörminlddrmint', obereng. (untereng.) dorm, dormast, dorma, durmins (durmin), durmis, dorman; obw. dormel, dormas, dörma, durmin, durmis, dorman; afr. (nfr.) dorm (dors), dors, dort, dormons, dormez, dorment; apr. dorm, dorms, dorm, dormem, dormqtz, dörmon; kt. dormo, dorms, dorm, dormim, dormiu, dormen; sp. duermo, duermes, duerme, dormimos,dormis, duermen-, pg. dürmo, dgrmes, dgrme, dormimos, dörmis, dgrmem. — Vgl. die Rückprojizierungstabelle § 868. Zum Apr. s. § 882 ( 4 . - 6 . Pers.). 925. Das lat. -i- der 1. Pers. der 4. Konj. hat in der Form dormio nur im Pg. eine Spur hinterlassen, und zwar in der Vokalisierung des Stammes. Gerade im Pg. lebt das -i- hinter Dentalen, mit denen es sich verbindet, deutlicher fort: metio/metis, petio/petis, audio/ audis > pg. mfico/medes, pecojpedes, ouco/ouves1). Auch das Rm. 3)

*[-dz-]

D a s s t i m m l o s e -p- i n

eingetreten.

oitfo

i s t h i e r b e i a n a l o g i s c h für ein ursprüngliches

Verbum (§§ 923—926)

253

zeigt deutlich die konsonantischen Folgeerscheinungen: sentio, sentis, sentit > simf ( § 4 5 6 ; neben analogischem simt; s. §926), simti (§ 378), simte. Auch in anderen Sprachen finden sich mehr oder minder zahlreiche Spuren des -i- der 1. Pers.: morio > afr. rnuir (nfr. meurs, analogisch nach den übrigen Formen), it. muoio; a u d i o > apr. auch. Die allgemeine Tendenz führt aber in den meisten Fällen und jeweils in fast allen Sprachen zur analogischen Beseitigung des -i- bzw. seiner lautlichen Folgeerscheinungen. Das lat. -i- der 6. Pers. -iunt ist gemeinromanisch geschwunden, so daß * d o r m u n t zugrunde liegt, dem allerdings * d o r m e n t und * d o r m i n t zur Seite stehen ( § 8 6 8 ) . — Zur 4.-5. Pers. im Fr. s. § 798. 9 2 6 . Das -i- in der 1. Pers. (§ 9 2 5 ) teilt die 4. Konj. mit der 2. Konj. (video; § 8 6 8 ) und mit einigen Verben der 3. Konj. (facio). In allen diesen Konjugationen steht die 1. Pers. als i - F o r m anderen F o r m e n , die kein -i- kennen (vides, facis, audis), gegenüber, während hinwiederum in der 3. Konj. die Verben dieser Konjugationsvariante (facio, facis) den Verben ohne diese Konjugationsvariante (vendo, vendis) gegenüberstehen. Das -i- ist also durch einen Analogie-Druck bedroht, der sowohl von den i-losen F o r m e n des gleichen Verbs (facis) als auch von der i-losen 1. Pers. anderer Verben (vendo) ausgeht. I m Romanischen zeigen sich die beiden Möglichkeiten der konservierenden Aufrechterhaltung des alten Zustandes (1) und der analogischen Modifizierung ( 2 ) : 1. Die K o n s e r v i e r u n g des alten Zustandes zeigen z . B . video/ videre > rm. vaa/vedeä, it. veggio/vedere (§ 868); facio/facere > it. facciolfare, sd. fatto (§469)lfdghere\ dormio/dormis > pg. durmo/ dormes (§ 924). 2. Die a n a l o g i s c h e M o d i f i z i e r u n g kann in zwei Richtungen erfolgen (a—b):

des alten

Zustandes

a) Die i-Form kann b e s e i t i g t und durch eine i-lose Form des Typs v e n d o ersetzt werden, und zwar in der 2. Konj. (taceo > *taco > rm. tac; video > *vido > rm. väd, it. vedo: § 868), in der 3. Konj. (facio > *faco > rm. fac), in der 4. Konj. (audio > *audo > rm. aud, it. odo). b) Die i-Form kann b e i b e h a l t e n , aber trotzdem anders in das System eingebettet werden, als es dem ursprünglichen Zustand entspricht:

254

Formenlehre (§§ .583—948)

a) Iis k a n n ein a n a l o g i s c h e s U m s i c h g r e i f e n der i - F o r m e n auf Bereiche einsetzen, in denen sie e t y m o l o g i s c h n i c h t b e h e i m a t e t sind, u n d zwar I. derart, daß die Möglichkeit, F o r m e n m i t oder ohne -i- zu bilden, f ü r b e s t i m m t e V e r b a l t y p e n generalisiert wird (im.vtnd und vinz w i e väz u n d väd: §§ 868, 8 7 8 ) ; II. derart d a ß die i - F o r m ü b e r h a u p t die S t a m m f o r m des Verb u m s wird (vidio, vidies, v i d i e t : i m E n g . O b w . ; § § 8 6 8 — 8 7 7 ) . ß) Bei den Verben der 2 . - 3 . Konj. k a n n frühzeitig (noch v l t . ) ein Ü b e r g a n g i n d i e 4. K o n j . erfolgen, da in dieser die ¿-Formen länger lebendig w a r e n : fugio/fugere > fugio/*fugire (rm. fugi, it. fuggire, sd. fuire, engad. fügir, obw. fugir, fr. ¡wir, apr. k t . pg. fugir, sp. huir), morio/morere > morio/*morire (fast g e m e i n r o m a n i s c h : rm. muri, it. morire usw.), p e t i o / p e t e r e > p e t i o / p e t l r j (rm. peti, sp. p g . p e d i r : § 9 2 5 ) ; florio/florere > florio/florire ( § 9 2 1 , 2 ) ; capio/capere > capio/*capire (it. capire). — Der schließliche Ü b e r gang des Großteils der 4. K o n j u g a t i o n z u m T y p - e s c o (-isco) ist a u c h als ein A u s w e i c h e n vor den Veränderungen des S t a m m a u s lauts durch das -i- der 1. Pers. ( * c a p i s c o s t a t t c a p i o ) zu vers t e h e n (§§ 4 5 1 ; 921). 927. D a s -i- der 6. Pers. der 4. Konj. (dormiunt, a u d i u n t ) u n d der i - K l a s s e n der 3. Konj. (faciunt) l e b t n i c h t fort. D a g e g e n zeigt der K o n j . Präs. durchaus Spuren des -i- (§ 930).

ß) Yerba des Erweiterungs-Typs (§§ 928—929) 928. F o r m e n : 1. Sprachen m i t e-Vokalisierung (§ 921, 2 a ) : rm. altrm. dormire; sp. durmiere, pg. dormir. — 2. Ind. Plusq. (§832): dormieram > apr. pg. dormira, sp. durmiera. — 3. Konj. Plusq. (§829):dormisse > rm. dormisem, it. dormissi, eng. durmiss, obw. durmess, fr. dormisse, apr. kt. dormis, pg. durmiese, pg. dormisse. Zwischen den Formen des d^di-Perfekts (§ 938) und denen der 4. Konj. besteht ein Austausch. So stammen die sp. Formen der 4. Konj. vom d^di-Perfektum (§ 907), während fr. vendisse (§ 907) aus der 4. Konj. stammt. 3. Partizip des Perfekts (§§ 945—947) a) Schwache Bildung (§ 945) 945. Formen: dormitu; rm. dormit, sd. dormidu/dormitu (Zentralmundarten), obereng. durmieu, untereng. durmi, obw. durmiu, fr. dormi, apr. kt. dormit, sp. pg. dormido. — Im Obereng. Obw. fällt die Lautung sekundär mit dem Part, auf -fitu zusammen (§ 912). b) Starke Bildung (§§ 94«, 947) 946. Erhalten ist a p e r t u (it. aperto, obereng. obw. aviert, untereng. avert, fr. ouvert, apr. ubert, kt. obert, sp. abierto, pg. aberto). 947. Das Part, v e n t u von v e n i r e ist untergegangen. Es ist ersetzt worden: 1. durch ein schwaches Partizip * v e n i t u in sd.Mundarten: bennldu (trotz des Inf. bennere: § 942). 2. durch ein starkes Partizip (§914) * v e n i t u , das fortlebt in sd. bennidu (Bitti vennitu) und das im Sp. Pg. entsprechend § 912 zu * v e n i t u (sp. pg. venido) umgestaltet wurde. 3. durch ein schwaches Partizip * v e n ü t u , daß analog nach * t e n ü t u (§912) gebildet ist. Hierbei geht *tenütu noch auf jene Zeit zurück (§ 912), in der das Perf. überall t e n u i lautete (auch im Fr.: § 942, 2b). Das Partizip * v e n ü t u nach * t e n ü t u ist nicht an ein Perf. *venui nach t e n u i (§932, 2a) gebunden, da das Part, sich auf weiterem Raum als das Perf. findet. 17*

260

Formenlehre (§§ 5 8 3 — 9 4 8 )

Formen: 1. téntu/venítu (sd. tentujbennídu); — 2. ténitu/vénitu (sd. lénnidu/bénnidu); — 3. tenútu/venítu (rm. fimU/venit); — 4. tenutu/venutu (it. ienúio/venúto', obereng. tgnieujgníew, untereng. tgnü/gnü-, obw. leníu¡vegníu\ fr. tenu/venu; apr. tengút/vengút; kt. tingút/vingút); — 5. tenítu/venítu (sp. tenido/venido ; pg. lido/ vindo). — Zum Einfluß des Perfekstammes im Pr. K t . s. § 912. 4 . F u t u r (§ 9 4 8 ) 948. Formen: dormire habeo it. dormirò, obereng. durmirb, untereng. darmirà, fr. apr. dormirai, kt. sp. dormire, pg. dormirei; venire habeo it. verrò, obereng. gnarò, untereng. gnarà, afr. vendrai, nfr. viendrai (Einfluß des Präsens-Stammes), apr. vernai, k t . vindré, asp .verné, nsp .vendré, pg. l'irei.—Das häufigere Futur von v e n i r e zeigt überall selbständige (vom Infinitiv unabhängige) lautliche Entwicklung, da das F u t u r als selbständige Form im Gedächtnis haftete (§§ 583; 757). Dagegen stützt sich das seltenere Futur von d o r m i r e überall auf die einzelsprachliche Lautgestalt des Infinitivs. Vgl. §§ 293, 295, 8 3 7 - 8 4 6 , 877, 918.

GESAMTVERZEICHNIS der

SAMMLUNG GÖSCHEN

Jeder Band DM 3,60 • Doppelband DM 5,80

Februar

1962

WALTER DE GRTJYTER & CO., B E R L I N W 30

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Seite 13 14 12 6 15 7 9 15 7 5 8 8 18 7 9 15 5 15 8 16 10 15 4 3 3 12 3 9 4 7 8 8 3 9 15 13 9 18 17 14 23 19

Geisteswissenschaften Philosophie Einführung in die Philosophie von H. Leisegang f . 4. Aullage. 145Seiten. 1960. (281) Hauptprobleme der Philosophie von G. Simmel f . 7., unveränderte Auflage. 177 Seiten. 1950. (500) Geschichte der Philosophie I: D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e von W. Capelle. 1- Teil. Von Thaies bis Leukippos. 2., erweiterte Auflage. 135 Seiten. 1953. (857) I I : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e von W. Capelle. 2. T e i l . Von der Sophistik bis zum Tode Piatons. 2., stark erweiterte Aullage. 144 Seiten. 1953. (858) I I I : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e von W. Capelle. 3. T e i l . Vom Tode Piatons bis zur Alten Stoa. 2., stark erweiterte Auflage. 132 Seiten. 1954. (859) I V : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e von W. Capelle. 4. T e i l . Von der Allen •Stoa bis zum Eklektizismus im 1. J h . v. Chr. 2., stark erweiterte Auflage. 132 Seiten. 1954. (863) V : D i e P h i l o s o p h i e d e s M i t t e l a l t e r s von J. Koch. In Vorbereitung. (826) V I : V o n d e r R e n a i s s a n c e b i s K a n t von K. Schilling. 234 Seiten. 1954. (394/394 a) V I I : I m m a n u e l K a n t von G. Lehmann. In Vorbereitung. (536) V I I I : D i e P h i l o s o p h i e d e s 19. J a h r h u n d e r t s von G. Lehmann. 1. T e i l . 151 Seiten. 1953. (571) I X : D i e P h i l o s o p h i e d e s 19. J a h r h u n d e r t s von G. Lehmann. 2. T e i l . 168 Seilen. 1953. (709) X : D i e P h i l o s o p h i e i m e r s t e n D r i t t e l d e s 20. J a h r h u n d e r t s 1. Tei. von G. Lehmann. 128 Seiten. 1957. (845) X I : D i e P h i l o s o p h i e i m e r s t e n D r i t t e l d e s 20. J a h r h u n d e r t s 2. Teil von G.Lehmann. 114 Seiten. 1960. (850) Die geistige Situation der Zeit (1931) von K. Jaspers. 5., unveränderter Abdruck der im Sommer 1932 bearbeiteten 5. Auflage. 211 Seiten. 1960. (1000) Erkenntnistheorie von G. Kropp. 1. T e i l : A l l g e m e i n e G r u n d l e g u n g . 143 Seiten. 1950. (807) Formale Logik von P. Lorensen. 2. A u f l a g e . 165 Seiten. 1962. In Vorbereitung. (1176/1176 a) Philosophisches Wörterbuch von M. Apel f . 5., völlig neubearbeitete Auflage von P . Ludz. 315 Seiten. 1958. (1031/1031 a) Philosophische Anthropologie» Menschliche Selbstdeutung in Geschichte und Gegenwart von M. Landmann. 266 Seiten. 1955. (15o/156a)

Pädagogik, Psychologie, Soziologie Geschichte der Pädagogik vqn Herrn. Weimer. 15.»ncubcarbeitete und vermehrte A u f l a g e von Heinz Weimer. 181 Seiten. 1962. (145) I hcrapeutische Psychologie. Ihr Weg durch die Psychoanalyse von W. M. Kranefeld t. Mit einer Einführung von C. G. Jung. 3. Aullage. 152 Seiten. 1956. (103-1)

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GEISTESWISSENSCHAFTEN Allgemeine Psychologie von Th. Erismann. 3 Bände. 2., neubearbeitete A n f l a g e . I : G r u n d p r o b l e m e . 146 Seiten. 1958. (831) I I : G r u n d a r t e n d e s p h y s i s c h e n G e s c h e h e n s . 248 Seiten. 1959. (832/832 a) I I I : P s y c h o l o g i e d e r P e r s ö n l i c h k e i t . E t w a 306 Seiten, 26 Abbildungen. 1962. (833/833 a) Soziologie.Gcschichte und Hauptprobleme von L. von Wiese. 6. Auflage. 175 Seiten. 1960. (101) Ideengeschichte der sozialen Bewegung des 1 9 . und 20. Jh. von W. Hofmann. 1962. In Vorbereitung. (1205) Sozialpsychologie von P. R. Hofstätler. 181 Seiten, 15 Abbildungen, 22 Tabellen. 1956. (104/104a) Psychologie des Berufs- und Wirtschaftslebens von W. Moede f . 190 Seiten, 48 Abbildungen. 1958. (851/851 a) Industrie- und Betriebssoziologie von R. Dahrendorf. 2. A u f l a g e . 136 Seiten, 3 Figuren. 1962. (103)

Religion J e s u s von M. Dibelius f . 3. Auflage, mit einem Nachtrag von W. G. Kümmel. 140 Seiten. 1960. (1130) Paulus von M. Dibelius f . Nach dem Tode des Verfassers herausgegeben und zu Ende geführt von W. G. Kümmel. 2., durchgesehene Auflage. 155 Seiten. 1956. (1160) Luther von F. Lau. 151 Seiten. 1959. (1187) Melanchthon von R. Slupperich. 139 Seiten. 1960. (1190) Einführung in die Konfessionskunde der orthodoxen Kirchen von K. Onasck. 291 Seiten. 1962. (1 197/1197 a) Geschichte des christlichen Gottesdienstes von W. Nagel. In Vorbereitung. (1202) Geschichte Israels. Von den Anfängen bis zur Zerstörung des Tempels (70 n. ;r J von E. L. Ehrlich. 158 Seiten, 1 Tafel. 1958. (231/231«) Römische Religionsgescbichte von F. Altheim. 2 Bände. 2., umgearbeitete A u f l a g e . I : G r u n d l a g e n u n d G r u n d b e g r i f f e . 116 Seiten. 1956. (1035) I I : D e r g e s c h i c h t l i c h e A b l a u f . 164 Seiten. 1956. (1052)

Musik Musikästhetik von H. J. Moser. 180 Seiten. Mit zahlreichen Notenbeispielen. 1953. (344) Systematische Modulation von R. Hernried. 2. Auflage. 136 Seiten. Mit zahlreichen Notenbeispielen. 1950. (1094) Der polyphone Satz von E. Pepping. 2 Bände. I : D e r c a n t u s - f i r m u s - S a t z . 2. Auflage. 223 Seiten. Mit zahlreichen Notenbeispielen. 1950. (1148) I I : Ü b u n g e n i m d o p p e l t e n K o n t r a p u n k t u n d i m K a n o n . 137 Seiten. Mit zahlreichen Notenbeispielen. 1957. (1164/1164a) Allgemeine Musiklehre von H. J . Moser. 2., durchgesehene Auflage. 155 Seiten. Mit zahlreichen Notenbeispielen. 1955. (220/220 a) Harmonielehre von H. J . Moser. 2 Bände. I : 109 Seiten. Mit 120 Notenbeispielen. 1954. (809) Die Musik des 19. Jahrhunderts von W. Oehtmann. 180 Seiten. 1953. (170) Die Musik des 20. Jahrhunderts von W. Oehlmann. 312 Seiten. 1961. (171/171a)

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GEISTESWISSENSCHAFTEN T e c h n i k d e r d e u t s c h e n G e s a n g s k u n s t v o n H. J . Moser. 3 . , d u r c h g e s e h e n e u n d verbesserte A u f l a g e . 144 Seiten, 5 F i g u r e n sowie Tabellen und N o t e n b e i s p i e l c . 1954.(576/576a) D i e K u n s t d e s D i r i g i e r e n » v o n H. W. von Waltershausen f . 2., v e r m e h r t e A u f l a g e . 1 3 8 S e i t e n . M i t 19 N o t e n b e i s p i e l e n . 1 9 5 4 . ( 1 1 4 7 ) Die Technik des Klavierspiels aus d e m Geiste des musikalischen K u n s t w e r k e s von K. Schubert f . 3. A u f l a g e . 1 1 0 S e i t e n . M i t N o t e n b e i s p i e l e n . 1 9 5 4 . ( 1 0 4 5 )

Kunst

S t i l k u n d e v o n H. Weigert. 2 B ä n d e . 3 . , d u r c h g e s e h e n e u n d e r g ä n z t e A u f l a g e . I : V o r z e i t , A n t i k e , M i t t e l a l t e r . 136 S e i t e n , 9 4 A b b i l d u n g e n . 1 9 5 8 . (80) I I : S p ä t m i t t e l a l t e r u n d N e u z e i t . 1 5 0 S e i t e n , 88 A b b i l d u n g e n . 1 9 5 8 . ( 7 8 1 ) A r c h ä o l o g i e v o n A. Rumpf. 2 Bände. I : E i n l e i t u n g , h i s t o r i s c h e r Ü b e r b l i c k . 143 S e i t e n , 6 A b b i l d u n g e n . 12 T a f e l n . 1 9 5 3 . ( 5 3 8 ) I I : D i e A r c h ä o l o g e n s p r a c h e . Die antiken R e p r o d u k t i o n e n . 136 Seiten. 7 A b b i l d u n g e n , 12 T a f e l n . 1 9 5 6 . ( 5 3 9 )

Geschichte

E i n f ü h r u n g i n die G e s c h i c h t s w i s s e n s c h a f t v o n P. Kirn. 3 . , d u r c h g e s e h e n e Aufläget. 128 S e i t e n . 1959. ( 2 7 0 ) E i n f ü h r u n g i n d i e Z e i t g e s c h i c h t e v o n B. Scheurig. 1962. In Vorbereitung. (1204) Z e i t r e c h n u n g der r ö m i s c h e n K a i s e r z e i t , d e s M i t t e l a l t e r s u n d der N e u z e i t f ü r die f . 3. A u f l a g e , durchgesehen von J a h r e I — 2 0 0 0 n . C h r . v o n H. Lietzmann K. Aland. 130 S e i t e n . 1 9 5 6 . ( 1 0 8 5 ) K u l t u r der U r z e i t v o n F. Behn. 3 B ä n d e . 4 . A u f l a g e d e r K u l t u r d e r U r z e i t B d . 1 — 3 Hoernes. v o n M. I : D i e v o r m e t a l l i s c h e n K u l t u r e n . (Die Steinzeiten E u r o p a s . Gleichartige K u l t u r e n in a n d e r e n E r d t e i l e n . ) 1 7 2 S e i t e n , 4 8 A b b i l d u n g e n . 1 9 5 0 . ( 5 6 4 ) I I : D i e ä l t e r e n M e t a l l k u l t u r e n . (Der Beginn der Metallbenutzung. Kupferu n d B r o n z e z e i t in E u r o p a , i m O r i e n t u n d i n A m e r i k a . ) 160 S e i t e n , 67 A b bildungen. 1950.(565) I I I : D i e j ü n g e r e n M e t a l l k u l t u r e n . ( D a s Eisen als K u l t u r m e t a l l , HallstattL a t e n e - K u l t u r i n E u r o p a . D a s erste A u f t r e t e n des Eisens in den anderen W e l t t e i l e n . ) 1 4 9 S e i t e n , 60 A b b i l d u n g e n . 1 9 5 0 . ( 5 6 6 ) V o r g e s c h i c h t e E u r o p a s v o n F . Behn. V ö l l i g n e u e B e a r b e i t u n g d e r 7 . A u f l a g e d e r 125 S e i t e n , 47 A b b i l d u n g e n . , , U r g e s c h i c h t e d e r M e n s c h h e i t ' 1 v o n M. Hoernes. 1949. (42) D e r E i n t r i t t der G e r m a n e n i n d i e G e s c h i c h t e v o n J . Haller f . 3. A u f l a g e , d u r c h 120 S e i t e n , 6 K a r t e n s k i z z e n . 1 9 5 7 . ( 1 1 1 7 ) g e s e h e n v o n H. Dannenbauer. V o n den K a r o l i n g e r n zu den S t a u f e r n . D i e a l t d e u t s c h e K a i s e r z e i t ( 9 0 0 — 1 2 5 0 ) von J . Haller f . 4 . , d u r c h g e s e h e n e A u f l a g e v o n H. Dannenbauer. 142 S e i t e n , 4 K a r t e n . 1958. (1065) V o n den S t a u f e r n zu den H a b s b u r g e r n . A u f l ö s u n g des R e i c h s u n d E m p o r k o m m e n d e r L a n d e s s l a a t e n ( 1 2 5 0 — 1 5 1 9 ) v o n J . Haller f . 2 . , d u r c h g e s e h e n e A u f l a g t : v o n H. Dannenbauer. 118 S e i t e n , 6 K a r t e n s k i z z e n . 1 9 6 0 . ( 1 0 7 7 ) Deutsche Geschichte im Zeitalter der R e f o r m a t i o n , der Gegenreformation und des d r e i ß i g j ä h r i g e n K r i e g e s v o n F. Härtung. 129 S e i t e n . 1 9 5 1 . ( 1 1 0 5 ) Deutsche Geschichte von 1648 — 1740. Politischer und geistiger W i e d e r a u f b a u von W. Treue. 120 S e i t e n . 1 9 5 6 . ( 3 5 )

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GEISTESWISSENSCHAFTEN Deutsche Geschichte von 1713 —1806. Von der Schaffung des europäischen Gleich» gewichts bis zu Napoleons Herrschaft von W. Treue. 168 Seiten. 1957. (3 C ) Deutsche Geschichte von 1806 — 1890. Vom Ende des alten bis zur Höhe des neuen Reiches von W. Treue. 128 Seiten. 1961. (893) Deutsche Geschichte von 1890 bis zur Gegenwart von W. Treue. In Vorbereitung. (894) Quellenkunde der Deutschen Geschichte im Mittelalter (bis zur Mitte des 15. J a h r hunderts) von K. Jacob f . 3 B ä n d e . I : E i n l e i t u n g . A l l g e m e i n e r T e i l . D i e Z e i t d e r K a r o l i n g e r . 6. Auflage, bearbeitet von H. Hohenleutner. 127 Seiten. 1959. (279) I I : D i e K a i s e r z e i t (911—1250). 5. A u f l a g e , neubearbeitet von H. Hohenleutner. 141 Seiten. 1961. (280) I I I : D a s S p ä t m i t t e l a l t e r (vom Interregnum bis 1500). Herausgegeben von F. Weden. 152 Seiten. 1952. (284) Geschichte Englands von H. Preller. 2 B ä n d e . I : b i s 1 8 1 5 . 3., stark umgearbeitete A u f l a g e . 135 Seiten, 7 S t a m m t a f e l n , 2 Karten. 1952. (375) I I : V o n 1 8 1 5 b i s 1 9 1 0 . 2., völlig umgearbeitete Auflage. 118 Seiten, l S t a m m tafel, 7 Karten. 1954. (1088) Römische Geschichte von F. Altheim. 4 Bände. 2., verbesserte Auflage. I : B i s z u r S c h l a c h t b e i P y d n a (168 v . Chr.). 124 Seiten. 1956. (19) I I : B i s z u r S c h l a c h t b e i A c t i u m (31 v. Chr.). 129 Seiten. 1956. (677) I I I : B i s z u r S c h l a c h t a n d e r M i l v i s c h e n B r ü c k e (312 n. Chr.). 148 Seiten. 1958. (679) I V : B i s z u r S c h l a c h t a m Y a r m u k (636 n. Chr.). In Vorbereitung. (684) Geschichte der Vereinigten Staaten von A m e r i k a von O. Graf zu Stolberg-Wernigerode. 192 Seiten, 10 K a r t e n . 1956. (1051/1051 a)

Deutsche Sprache und Literatur Geschichte der Deutschen Sprache von H. Sperber. 3. Auflage, besorgt von W. Fleischhauer. 128 Seiten. 1958. (915) Deutsches RechtschreibungswÖrterbuch von M. Gottschald f . 2., verbesserte Auflage. 219 Seiten. 1953. (200/200 a) Deutsche Wortkunde. Kulturgeschichte des deutschen Wortschatzes von A. Sckirmer. 4. Auflage von W. Mitzka. 123 Seiten. 1960. (929) Deutsche Sprachlehre von W. Ho/staetter. 10. Auflage. Völlige Umarbeitung der 8. A u f l a g e . 150 Seiten. 1960. (20) Stimmkunde für Beruf, Kunst und Heilzwecke von H. Biehle. 111 Seiten. 1955. (60) Redetechnik. Einführung in die Rhetorik von H. Biehle. 2., erweiterte Auflage. 151 Seiten. 1961. (61) Sprechen und Sprachpflege (Die Kunst des Sprechens) von H. Feist. 2., verbesserte Auflage. 99 Seiten, 25 Abbildungen. 1952. (1122) Deutsches Dichten und Denken von der germanischen bis zur staufischen Zeit von H. Naumann f . (Deutsche Literaturgeschichte vom 5.—13. J a h r h u n d e r t . ) 2., verbesserte Auflage. 166 Seiten. 1952. (1121) Deutsches Dichten und Denken vom Mittelalter zur Neuzeit von G. Müller (1270 bis 1700). 2., durchgesehene Auflage. 159 Seiten. 1949. (1086)

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GEISTESWISSENSCHAFTEN Deutsches Dichten und Denken von der Aufklärung bis zum Realismus ( D e u t s c h e L i t e r a t u r g e s c h i c h t e v o n 1700—1890) von K. Vietor f . 3., d u r c h g e s e h e n e Auflage. 159 Seiten. 1958. (1096) Der Nibelunge Not in A u s w a h l m i t k u r z e m W ö r t e r b u c h v o n K. Langosch. 10., d u r c h g e s e h e n e A u f l a g e . 164 Seiten. 1956. (1) Kudrun und Dietrich-Epen in A u s w a h l m i t W ö r t e r b u c h v o n O. L. Jiriczek. 6. Auflage, b e a r b e i t e t von R. Wisniewski. 173 S e i t e n . 1957. (10) Wolfram von Eschenbacb. Parzival. E i n e A u s w a h l m i t A n m e r k u n g e n u n d W ö r t e r b u9 2c1h v o n H. Jantzen. 2. A u f l a g e , b e a r b e i t e t v o n H. Kolb. 128 S e i t e n . 1957. < > Hartmann v o n Aue. Der arme Heinrich n e b s t einer A u s w a h l a u s der , , K l a g e , d e m „ G r e g o r i u s " u n d d e n Liedern (mit e i n e m W ö r t e r v e r z e i c h n i s ) h e r a u s g e g e b e n v o n F. Maurer. 96 Seiten. 1958. (18) Gottfried von Sirassburg in A u s w a h l h e r a u s g e g e b e n von F. Maurer. 142 Seiten. 1959. (22) Die deutschen Personennamen v o n M . Gottschald f . 2., v e r b e s s e r t e A u f l a g e . 151 S e i t e n . 1955. (422) Althochdeutsches Elementarbuch. G r a m m a t i k u n d Texte. 3. A u f l a g e v o n W. Bets. 1962. I n V o r b e r e i t u n g . (1111) Mittelhochdeutsche Grammatik von H. de Boor u n d R. Wisniewski. 2., v e r b e s s e r t e u n d e r g ä n z t e A u f l a g e . 142 S e i t e n . 1960. (1108)

Indogermanisch, Germanisch Indogermanische Sprachwissenschaft v o n H. Krähe. 2 B ä n d e . I : E i n l e i t u n g u n d L a u t l e h r e . 4. A u f l a g e . 106 Seiten. 1962. I n V o r b e r e i t u n g . (59) I I : F o r m e n l e h r e . 3., n e u b e a r b e i t e t e A u f l a g e . 124 Seiten. 1959. (64) Gotisches Elementarbuch. G r a m m a t i k , T e x t e m i t Ü b e r s e t z u n g u n d E r l ä u t e r u n g e n . Mit einer E i n l e i t u n g v o n H. Hempel. 3., u m g e a r b e i t e t e A u f l a g e . 166 S e i t e n . 1962. (79/79 a) G e r m a n i s c h e Sprachwissenschaft v o n H. Krähe. 2 B ä n d e . 4., ü b e r a r b e i t e t e Auflage. I : E i n l e i t u n g u n d L a u t l e h r e . 147 Seiten. 1960. (238) I I : F o r m e n l e h r e . 149 Seiten. 1961. (780) Altnordisches Elementarbuch. S c h r i f t , S p r a c h e , T e x t e m i t Ü b e r s e t z u n g u n d W ö r t e r b u c h v o n F. Ranke. 2., d u r c h g e s e h e n e A u f l a g e . 146 Seiten. 1949. (1115)

Englisch, Romanisch Altenglisches Elemenlarbuch v o n M. Lehnert. E i n f ü h r u n g , G r a m m a t i k , T e x t e m i t Ü b e r s e t z u n g u n d W ö r t e r b u c h . 5-, v e r b e s s e r t e A u f l a g e . 178 Seiten. 1962. (1125) Historische neuenglische Laut- und Formenlehre von E. Ekuiall. 3., d u r c h g e s e h e n e A u f l a g e . 150 S e i t e n . 1956. (735) Englische Phonetik von H. Mutschmann f . 117 Seiten. 1956. (601) Englische Literaturgeschichte von F. Schubel. 4 B ä n d e . I : D i e a l t - u n d m i t t e l e n g l i s c h e P e r i o d e . 163 Seiten. 1954. (1114) I I : V o n d e r R e n a i s s a n c e b i s z u r A u f k l ä r u n g . 160 Seiten. 1956. (1116) I I I : R o m a n t i k u n d V i k t o r i a n i s m u s . 160 Seiten. 1960. (1124) Beowulf v o n M. Lennen. £ i n e A u s w a h l m i t E i n f ü h r u n g , teilweiser Ü b e r s e t z u n g , A n m e r k u n g e n u n d e t y m o l o g i s c h e m W ö r t e r b u c h . 3., v e r b e s s e r t e A u f l a g e . 135 Seiten. 1959. (1135)

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GEISTESWISSENSCHAFTEN Shakespeare von P . Meißner f . 2. Auflage, neubearkcitet von M. Lehnert. 136 Seiten. 1954. (1142) Italienische Literaturgeschichte von K. Voßter f . 5. Auflage, neubearbeitet von A, Noy er-Weidner.

In Vorbereitung. (125)

Romanische Sprachwissenschaft von Ii. Lausberg. 4 Bände. I : E i n l e i t u n g u n d V o k a l i s m u s . 160 Seiten. 1956. (128/128a) I I : K o n s o n a n t i s m u s . 95 Seiten. 1956. (250) I I I : F o r m e n l e h r e . In Vorbereitung. (1199/1199a) I V : W o r t l e h r e . In Vorbereitung. (1200)

Griechisch, Lateinisch Griechische Sprachwissenschaft von W. Brandenstein. 2 Bände. I : E i n l e i t u n g , L a u t s y s t e m , E t y m o l o g i e . 160 Seiten. 1954. (117) I I : W o r t b i l d u n g u n d F o r m e n l e h r e . 192 Seiten. 1959. (118/llUa) Geschichte der griechischen Sprache. 2 Bände. I : B i s z u m A u s g a n g d e r k l a s s i s c h e n Z e i t von O.Hoffmann f. 3. Auflage, bearbeitet von A. Debrunner f . 156 Seiten. 1953. ( I I I ) I I : G r u n d f r a g e n und G r u n d z ü g e des n a c h k l a s s i s c h e n G r i e c h i s c h von A. Debrunner f . 144 Seiten. 1954. (114) Geschichte der griechischen Literatur von W. Nestle. 2 Bände. 3. Auflage, bearbeitet von W. Liebich. I : 144 Seiten. 1961. (70) I i s In Vorbereitung. (557) Grammatik der neugriechischen Volkssprache von J . Kalitsunakis. 3., völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage. 1962. In Vorbereitung. (756/756a) Neugriechisch-deutsches Gesprächsbuch von J . Kalitsunakis. 2. Auflage, bearbeitet von A. Steinmetz. 99 Seiten. 1960. (587) Geschichte der lateinischen Sprache von F . Stolz. 4 . Auflage von A. Debrunner In Vorbereitung. (492) Geschichte der römischen Literatur VOD L. Bieler. 2 Bände. I : Die Literatur der Republik. 160 Seiten. 1961. (52) I I : Die Literatur der Kaiserzeit. 133 Seiten. 1961. (866)

f.

Hebräisch, Sanskrit, Russisch Hebräische Grammatik von G. Beer f . 2 B ä n d e . 2., völlig neubearbeitete Auflage von R. Meyer. I : S c h r i f t - , L a u t - u n d F o r m e n l e h r e I . 3. Auflage. 157 Seiten. I n Vorbereitung (763/763 a) I I : F o r m e n l e h r e I I . S y n t a x und Flexionstabeüen. 195 Seiten. 1955. (764/ 764 a) Hebräisches Textbuch zu C. Beer'R.

Meyer, Hebräische Grammatik von R.

Meyer.

170 Seiten. 1960. (769/769 a) Sanskrit-Grammatik von M. Mayrhofer. Russische Grammatik von E. Berneker

89 Seiten. 1953. (1158) f . 6., verbesserte Auflage von M.

155 Seiten. 1961. (66) Slavische Sprachwissenschaft Brauer. 1961. 2 B ä(1191/1191a) nde. I : Einleitung, Lautlehre.von 221H.Seiten.

8

Vasmer.

GEISTESWISSENSCHAFTEN

Erd- und Länderkunde, Kartographie Afrika v o n F. Jaeger. E i n g e o g r a p h i s c h e r Ü b e r b l i c k . 2 B ä n d e . 2., u m g e a r b e i t e t e Auflage. I : D e r L e b e n s r a u m . 179 Seiten, 18 A b b i l d u n g e n . 1954. (910) I I : M e n s c h u n d K u l t u r . 155 S e i t e n , 6 A b b i l d u n g e n . 1954. (911) Australien und Ozeanien v o n H. J. Krug. 176 Seiten, 46 Skizzen. 1953. (319) Kartographie v o n V. Heissler. 125 A b b , , m e h r e r e K a r t e n . 1962. I n V o r b e r e i t u n g . (30/30 a)

Volkswirtschaft, Statistik, Publizistik Allgemeine Betriebswirtschaftslehre v o n K. Mellerowicz. 4 B ä n d e . 10., e r w e i t e r t e u n d veränderte Auflage. (Bd. I und I I : II., durchgesehene Auflage) I : 224 Seiten. 1961. (1008/1008a) I I : 188 Seiten. 1962. (1153/1153a) I I I : 260 S e i t e n . 1959. (1154/1154a) I V : 209 Seiten. 1959. (1186/1186a) Diese 4 B ä n d e sind in Ganzleinen g e b u n d e n zu je DM 6,30 lieferbar. Geschichte der Volkswirtschaftslehre v o n S. Wendt. 182 S e i t e n . 1961. (1194) Allgemeine Volkswirtschaftslehre v o n A. Paulsen. 4 B ä n d e . I : G r u n d l e g u n g , W i r t s c h a f t s k r e i s l a u f . 3., d u r c h g e s e h e n e u n d e r g ä n z t e A u f l a g e . 148 S e i t e n . 1959. (1169) I I : H a u s h a l t e , U n t e r n e h m u n g e n , M a r k t f o r m e n . 3., n e u b e a r b e i t e t e A u f l a g e . 166 Seiten, 32 A b b i l d u n g e n . 1960. (1170) I I I : P r o d u k t i o n s f a k t o r e n . 2., n e u b e a r b e i t e t e u n d e r g ä n z t e A u f l a g e . 200 S e i t e n . 1961. (1171) I V : G e s a m t b e s c h ä f t i g u n g , K o n j u n k t u r e n » W a c h s t u m . 2. A u f l a g e . 174 S e i t e n . 1962. (1172) Allgemeine V o l k s w i r t s c h a f t s p o l i t i k v o n H. Ohm. 2 B ä n d e . I: S y s t e m a t i s c h - T h e o r e t i s c h e Grundlegung. 137 S e i t e n , 6 Abbild u n g e n . 1962. (1195) II: D e r v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e G e s a m t o r g a n i s m u s als O b j e k t der W i r t s c h a f t s p o l i t i k . I n V o r b e r e i t u n g . (1196) Finanzwissenschaft v o n H. Kolms. 4 B ä n d e . I : G r u n d l e g u n g , ö f f e n t l i c h e A u s g a b e n . 160 Seiten. 1959. (148) II: E r w e r b s e i n k ü n f t e , G e b ü h r e n und B e i t r ä g e ; Allgemeine Steuerl e h r e . 148 S e i t e n . 1960. (391) I I I : B e s o n d e r e S t e u e r l e h r e . 178 Seiten. 1962. (776) I V : ö f f e n t l i c h e r K r e d i t . H a u s h a l t s w e s e n . F i n a n z a u s g l e i c h . I n Vorb e r e i t u n g . (782) Finanzmathematik v o n M . Nicolas. 192 Seiten, 11 T a f e l n , 8 T a b e l l e n u n d 72 Beispiele. 1 9 5 9 . ( 1 1 8 3 / 1 1 8 3 a) Industrie« und Betriebssoziologie v o n R. Dahrendorf, 2. A u f l a g e . 136 Seiten 3 F i g u r e n . 1962. (103) Wirtschaftssoziologie v o n F. Fürstenberg. 122 Seiten. 1961. (1193) Psychologie des Berufs- und Wirtschaftslebens v o n W. Moede f . 190 S e i t e n , 48 Abb i l d u n g e n . 1958. ( 8 5 1 / 8 5 1 a ) Allgemeine Methodenlehre der Statistik v o n J. Pfanzagl. 2 B ä n d e . I : E l e m e n t a r e M e t h o d e n u n t e r b e s o n d e r e r B e r ü c k s i c h t i g u n g der A n w e n d u n gen in d e n W i r t s c h a f t s - u n d S o z i a l w i s s e n s c h a f t e n . 205 Seiten, 35 Abbild u n g e n . 1960. (746/746 a) I I : H ö h e r e M e t h o d e n u n t e r b e s o n d e r e r B e r ü c k s i c h t i g u n g der A n w e n d u n g e n in N a t u r w i s s e n s c h a f t , Medizin u n d T e c h n i k . 295 S e i t e n , 39 A b b i l d u n g e n . 1962. (747/747 a)

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NATURWISSENSCHAFTEN Zeitungslehre von E. Dovifat. 2 Bände. 4., neubearbcitete Auflage. I : T h e o r e t i s c h e u n d r e c h t l i c h e G r u n d l a g e n — N a c h r i c h t u n d Mei* n u n g — S p r a c h e u n d F o r m . 148 Seiten. 1962. (1039) II: R e d a k t i o n — Die S p a r t e n : V e r l a g u n d V e r t r i e b , W i r t s c h a f t und T e c h n i k , S i c h e r u n g d e r ö f f e n t l i c h e n A u f g a b e . 168 Seiten. 1962. (1040)

Naturwissenschaften Mathematik Geschichte der Mathematik von J. E. Hof mann. 4 Bände. I : V o n d e n A n f ü n g e n b i s z u m A u f t r e t e n v o n F e r m a t u n d Des» c a r t e s . 2. Auflage. 200 Seiten. 1962. In Vorbereitung. (226/226a) II: Von F e r m a t u n d D e s c a r t e s bis zur E r f i n d u n g d e s C a i c u l u s u n d b i s z u m A u s b a u d e r n e u e n M e t h o d e n . 109 Seiten. 1957. (875) III: V o n d e n A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n u m d e n C a i c u l u s b i s z u r f r a n z ö s i s c h e n R e v o l u t i o n . 107 Seiten. 1957. (882) I V : G e s c h i c h t e d e r M a t h e m a t i k d e r n e u e s t e n Z e i t von N. Stulojf. In Vorbereitung. (883) Mathematische Formelsammlung von F. O. Ringleb. 7., erweiterte Auflage. 320 Seiten, 40 Figuren. 1960.