Sammlung der in Elsaß-Lothringen geltenden Gesetze. Band 4 Gesetze aus der Zeit von 1881 bis 1885: Mit alphabetischem Register für alle 4 Bände [Reprint 2019 ed.] 9783111444031, 9783111077598


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German Pages 847 [849] Year 1886

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Sammlung der in Elsaß-Lothringen geltenden Gesetze. Band 4 Gesetze aus der Zeit von 1881 bis 1885: Mit alphabetischem Register für alle 4 Bände [Reprint 2019 ed.]
 9783111444031, 9783111077598

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Sammlung der

in Llsak-Loth ringt n geltenden

Sammlung der

in Elsaß-Lothringen geltenden

Gesetze. Auf Anregung des Wirklichen Geheimen Raths

Dr. von Möller bearbeitet und herausgegeben in Verbindung mit anderen reichsländischen Juristen

von Is. MLHoff, Professor, 7K. IörLfcH, Landgerichtsdirektor,

A. Kcrrfeim, Justizrath und Gouvernementsauditeur, A. Keller, Oberlandesgerichtsrath, und A. Leoni, Landgerichtsrath.

Vierter Band.

Gesetze aus der Zeit von 1881 bis 1885 mit alphabetischem Register für alle 4 Bände. Bearbeitet von

9i. Förtsch,

Oberlaudesgerichtsrath.

Straßburg, Verlag von Karl I. Trübner. 1886.

Straßburg, Druck von I. H. Ed. Heitz (Heitz u. Müudel).

Vorwort

Auf Öen Wunsch be-5 Herrn Verlegers der „Sammlung der in Elsaß-Lothringen geltende» Gesetze" hat der Unterzeichnete es übernommen, von den im Vorwort zui» ersten Bande in Aussicht gestellten Ergänzungsheften das erste, die 5 Jahre Von 1881 his 188a umfassend, zu bearbeiten. Der Aufgabe des Gesanuutwerkes, den neuesten Rechtsznstand zur Darstellung zu bringen, ist in dem ersten Ergänzungsbande bezüglich des Rechtszustandes am Schlüsse des Jahres 1885 durch folgende Mittel gerecht zu werden versucht worden: einmal durch Noten, welche die aufgehobenen oder abgeänderten Gesetze bezeichnen, ferner durch Erweiterung des Kreises der aufzunehmenden behördlichen Erlasse, da nur auf diese Weise die Noten der drei ersten Bände vielfach die nothwendige Ergänzung erfahren konnten, sodann durch Fortführung der dem Ergänzungsbande vorangestellten „Sachlichen Uebersicht der Gesetze" und endlich vor Allem durch Herstellung eines neuen alphabetischen R e g i st e r s, w e l ch e s, auf alle 4 Bände sich e r st r e ck e n d, d e in bei Abschluß des vierten Bandes geltenden R e ch t s z u st a » d e entspricht. Dankend habe ich hier noch der freundlichen Beihülfe zu gedenken, welche mir Herr Regierungsrath Leydhecker durch Bearbeitung der Zölle und einiger Reichssteuern geleistet hat.

Straßburg, im Juli 1886.

9t. Förtsch.

Inhalt

Sachliche Uebersicht der in Band IV enthaltenen Gesetze. Gesetze aus den Jahren 1881 bis 1885. Alphabetisches Register für Band I bis IV.

Abkürzungen. S. außerdem Bd. I S. XXX.

A.-Bl.

Bis Ende 1881: Amtsblatt des Ministeriums; von 1882 an: Central- und Bezirks-

Just.-Samt.

Sammlung von Gesetzen re., betr. die Justizverwaltung, Straßburg 1877, R. Schultz

Amtsblatt.

li. Comp. (in Band I-III zitirt: „Sammt. G.-Pr." oder „Sammt. Cotmar").

Inhalt

Sachliche Uebersicht der in Band IV enthaltenen Gesetze. Gesetze aus den Jahren 1881 bis 1885. Alphabetisches Register für Band I bis IV.

Abkürzungen. S. außerdem Bd. I S. XXX.

A.-Bl.

Bis Ende 1881: Amtsblatt des Ministeriums; von 1882 an: Central- und Bezirks-

Just.-Samt.

Sammlung von Gesetzen re., betr. die Justizverwaltung, Straßburg 1877, R. Schultz

Amtsblatt.

li. Comp. (in Band I-III zitirt: „Sammt. G.-Pr." oder „Sammt. Cotmar").

Sachliche Uebersicht der in Land IV enthaltenen Gesetze Anordnung. Die in Band IV nicht vorkommenden Rubriken sind durch kleinen Druck gekennzeichnet.

Armenwesen. Allgemeines 1. Armenräthe 2. Armenrecht s. Ar. 69. Pflegehäuser.3. Unterstützte Kinder 4. Unterstützungswohnsitz 5.

AusliefernngSverträge i».

Auswanderung 7.

Vormundschaft

Amtsanwälte 80 a. Amtsgerichte 81. Gerichtsschreiber 82. Gerichtsvollzieher 83. Gewerbegerichte 84. Kassationshof 85. Kompetcnzkonflikte 86. Kriegsgericht 87. Rangverhältnisse 88. Reichsgericht 89.

50.

Vorzugsrechte de? Staats 51.

Zinsen 52. Domänen s. Staatsgut.

Eisenbahnen 53. Feiertage 51.

Feldmesser 54 a. Fischerei 55 Forstwesen 56.

Beamte. Allgemeines 8. Dien «leid 9. Tisziplinarkammern 10.

Kautionen 11. Ortszulagen 12. Pensionen 13. Reisekosten 14. Umzugskosten 15. Vorgerichtstelluug der ugenls -In gouverneinent 16. Zinsverpflichtung der En reg. B. 17.

Bergrecht 18.

Verkäufl. Stellen im Fustizdienst 90.

Fuhrwesen 57.

Geschäftssprache 91. Gesellschaften 92. Gewerbe.

Gemeinden. Allgemeines 58. Abgaben f. Nr. 193. Feuerwehr 59. Gemeinderechner 60. Pachtverträge 61.

Anlage gesundheitsschädlicher re. Fa­ briken re. 93. Arbeitsbücher 94. Ausstellungen 95. Bäcker 96. Berathungsausschnß für Künste und Fabriken 97. Berathungskammern für Fabriken

Schenkungen s. Vir. 12. Wahlen 62.

Gemeinnützige Anstalten. Bodenkredit-Gesellschaften 6.3. Hülfsgenossenschaften 64. Leih- (Pfand-/ Häuser 65.

(Zivilrecht. Abwesenheit 19. Adelstitel 20. Anfechtung von

Vaterschaft, Verleugnung 48. Viehmängel 49.

Aechtsbaudlungeu

21. Annahme au Kindesstatt 22.

Brandversicherungsgelder, Haf­ tung für Hypotheken 22 a. Bürgerlicher Tod 2.3 Bürgfchaftsstelluug de? 3tmitv 24. Eivilgesetzbuch 25. Dienstmiethe 26. Ehescheidung 27. Eheverträge 28. Fremdlingsrccht 29. Früchte auf dem Halme .30 Gesetze 31. Großjährigkeit 32. Grundrenten 33. Haftpflicht 34. Hvpothekareiutragungen 35. Hypothekeureiniguug 36. ledige Erbschaft 37. Majorate 38. Miether, Haftung für Brand schaden 38 a. 'Aamen 39 Personenstand 40. Privaturkunden 41. Schenkungen, Vermächtnisse an 6k meinden re 42. Substitiltionen 43. Theilungen, außergerichtliche 44. Tod durch Hinrichtung 45. Ueberschreibung 46.

Urheberrecht 47.

98. Dampfapparate 99. Denkmünzen 100. Fabrikarbeit 101. Gasanstalten 102. Gefährliche Waaren 103. Gewerbebetrieb im Umherzie­ hen 104. Gold- und Silberwaaren 105.

Pachtverträge der G. s. Ar. 61. Pflegehäuser s. ^Ar. 3.

Sparkassen 66. Gendarmerie 67. Genossenschaften 68

Gerichtliches Verfahren. Abwesenheit s. Ar. 19. Armenrecht 69. Aufgebotsverfahreil 7 0.

Kinderarbeit f. Ar. lui.

Beglaubigung 71. Civilprozes; 72. Hnvotbeken

Aeinignngvv e rfa hre n

1. Wr. 36.

Rechtshülse 73. Revision 74. Siegelung 75. Theilungsverf., anßerger. s. Ar. 14.

Verkäufe von Liegenschaften

76.

Vormundschaftsverwaltung Nr. 50.

s.

Vertheilnngsverf., b'etr. das nnbew. Verm. 77. Vollstreckung der Urtheile, Hülfelei stnng 78.

Vornahme gerichtlicher Handlungen in kaiserl. Palästen 79.

Zwangsvollstreckung nnbew. Verm. 79

Gerichtsverfassung. Allgemeines 80.

in

a.

das

Krankenversicherung s. Nr. 150--. Lehrverträge 106. Metzger 107. Patente 108. Pulverfabriken 109. Rechtsangelegenheiten, Besor gung fremder 109a. Schankwirthschaften 110. Schlachthäuser 111. Stellenvermittelung 112. Unfallversicherung s. Nr. 254 < Waffenschmiede s. 9?r. 25o.

Handel. Aufgebotsverfahren s. Ar. 70.

Ba- ken 113. Börsen 114. Branntwein, Kleinhandel 115. Cheks 116. Handelsgebränche 117. Handelskammern 118.

Handelsrecht 119 Handelsverträge

120

Sachliche Uebersicht der Gesetze. — Anordnung.

X

Inhaberpapicre mit Prämien 121. Lagerhäuser 122. Makler 123. Markenschutz 124. Märkte 125. Mineralöle 126.

Nahrungsmittel

127.

überrath für Handel, Vlrferbuii und Industrie 128. Pulver s. Nr. 109. Neben 129. Lackgebühr 130. Sklavenhandel 131. Trödler 132. Verkäufe, öffentliche 133. Versicherungsgesellschaften 134. Biehmängel s. Nr. -19. Wechselagenten 135. Wechselrecht 136. Zahlungen 137.

Hinterlegungswesen 138. Hypothekenwesen 139.

Internationale 140. Jagd 141. Kataster 141

Notare 179. Oefsentliche Arbeiten 180.

Papiergeld 181. Polizeirommissare 182 Post- und Telegraphie Post 183. Telegraphie 184. Presse, Buchhandel, Theater. Allgemeines 185. Anschläge 186. Ausrufer 187. Buchhändler, Drucker 188. Pflichtexemplare 189.

Stimmzettel s. Nr. 268. Theater 190. Zeitungen 191.

Abgaben der Gemeinden und Bezirke 193.

Kostengesetze.

Allgemeines, ältere Gesetze 143.

Geb. der Gerichtsschreiber 144. Gerichtskosten 145 Gerichtsschreibereigebührcn 146. Gerichtsvollzieher 147. Rechtsanwälte 148. Reisekosten s. Nr. 14. Zeugen u. Sachverständige 149.

Konsulatswesen 150. Krankenversicherung 150a. Landwirthschaft, FeldpoliAllgemeines 151. Feldhüter 152. Feldpolizei 153. Feldwege 153a. Früchte aus dem Halme s. Nr. 30. Gestütswescn 154. Überrath für Handel, Ackerbau und Industrie s. Nr. 128. Raupen 155.

Reblaus 156. Zixhthengste 157. Zuchtstiere 158. Lotterien 159.

Rechtsanwälte 194. Rechtskonsulenten s. Nr. 109a. ReligionSwesen Geistliche, katholische 195. Geistliche, protestantische 196. Israelitische Religionsdiener 197.

Kirchensabrikcn 198. Kongregationen 199. Kultus, israelitischer 200. Kultus, katholischer 201. Kultus, protestantischer 202. Paläste, bischöfliche 203. Pensionen 203 ». Seminare, geistliche 204. Simultaneum 205.

Rente von E.-L. 205 a. Schatzanweisungen 206. Sicherheitspolizei. Entzündliche Stoffe 207. Höllenmaschinen 208.

Meldewesen 208». Paßwesen 209. TtaatSangehörigkeit 210.

Staatsgut 211. Standesbeamte 211

a.

Lteuerempfänger 212. Dteuerkontrollöre 213.

Maß und Gewicht 160. Marksteine 161.

Medizinalwesen und Gesund­ heitspflege. Apotheker, Aerzte, Hebammen

162. Begräbnisse, Begräbniüplätze 163. Geisteskranke 164. Geheimmittel, Giftstoffe 165.

166.

Militärwesen. Allgemeines, Militärgrundge­ setze 168. Belagerungszustand 169. Beschränkungen in der von Festungen 170. Eisernes Kreuz 171. Militärstrafprozes; 172. Mititärstrafrecht 173.

Naturalleistungen

175

Verträge Rechnungswesen. Allgemeines 192.

Konkurs 142.

Gesundheitspflege Viehseuchen 16i

Bersorgungswesen Verschiedenes 176. Mineralwasser 177. Münzwesen 178

174.

Umgebung

Steuern und Zolle. Zollvereinigungsverträge; Eintritt von E.-L. 214. II. Zoll- und Steuerbehörden. Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern 215. III. Verkehr mit zollpflichtigen Gegenständen zwischen E.-L. und den übrigen Zollver­ einsstaaten 216. IV. Zölle und gemeinschaftliche Steuern des des D. Reichs. Zölle 217. Branntweinsteuer 218. Reichsstempelabgabcn 218". Salzsteuer 219. Spielkartenstempel 220 Tabacksteuer 221. Wechselstempel 222. Zuckersteuer 223. I.

V. Iuucrc indirekte Steuern. Allgemeines 224. Bicrsteuer 225. Enregiftrement 226. Gerichtsschreibereigebühren i. Nr. 146 Hypothekengebühren s. Nr. 139. Kasernirungskostenbei'.räge 227.

Lizenzgebühr 228. Siegclgebühren 229. Stempel 230. Weinsteuer 231. VI. Oktroi 232. VII. Direkte Steuern. Allgemeines 233. Bergwerkstcuer 234. Gewerbesteuer 235. Grundsteuer 236. Hundesteuer 237. Personal- und Mobiliarstcuer 238. Thür- und Fenstersteuer 239. Todte Hand 240.

Strafprozeß und Strafvoll­ streckung. Allgemeines 241. Arbeitshäuser 241a. Gefängnisse 242 Hinrichtung, Scharfrichter 243.

Strafregister

243".

Strafzuweisung 244.

Wiedereinsetzung in die frühe­ ren Rechte 245.

Strafrecht»

Allgemeines 246. Aufläufe 247.

Papier zu Reichskasscnscheiueu 247 a. Sozialdemokratie 248. Sprengstoffe 248". Täuschungen im Handel 249. Waffen 250. Wucher 251. Straßenwefen. Allgemeines 252. Bauflucht 253. Syndikatgenossenschaften s. Nr. 269, 153". Vizinalwege 254.

Unfallversicherung 254". Unterricht 255. Vereins256.

und

versammlunq-recht

Verfassungsrecht 257. Versteigerer, amtliche 258. Versteigerungen s. Nr. 76.

Verwaltung. Allgemeines Archive 260.

133,

259.

Dezentralisation 261. Generalräthe, Bezirks,

Kreistage

262,

Kaiserlicher Rath 263. Präfekten, Bezirkspräsidenten 264. Präfekturräthe 265. Unterpräfekten, Kreisdirektoren 266. Staatsrath 267

Wahlen 268. Wasserecht. Allgemeines, Austrocknung, Drains rung 269.

Rheinschifffahrt 270. Schiffbare Wasserläufe Wechselrecht s. Nr. 136. Zwang-enteignung 272

271.

Sachliche Uebersicht -er Gesetze. 6. Äirslieserungsverträge. 1880. 12. Febr.

1884. 3. Aug.

Auslieferungsvertrag mit Uruguay..........................................................................

Seite. 3

Bs. des Min., betr. Auslieferung wegen Diebstahls zw. E.-L. und Frankreich

469

Beamte. 8. Allgemeines. 1883.

8. Juni.

1884. 29. Aug.

1885.

1. Juli.

1885. 2. Juli.

B. des Statthalters, betr. Abänderung des Regulativs über Benutzung und Unterhaltung der Dienstwohnungen.......................................................................288 Bs. des Min., betr. die Ladung von Reichs- und unmittelbaren Landes­ beamten als Zeugen und Sachverständige................................................................ 491

Erlaß des Statthalters, enth. Bestimmungen über die Urlaubsbewilligung

.

642

Bf. des Min., betreffend die Urlaubsbewilligung............................................. 645

11. Kautionen. Mai.

B. betr. die Amtskautionen................................................................................

1882. 30. Jan.

G. betr. die Bestellung von Amtskautionen in elsaß-lothringischer Rente .

1881.

2

46

1882. 30. März. B. wegen Abänderung der B. vom 16. August 1876..................................... 1882.

7. Juli.

147

. 158

B. betr. die Amtskautionen.................................................................................. 200

1883. 18. April. B betr. die Kautionen der Beamten und Unterbeamten der Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung re..............................................................................................262

1884. 30. Mai.

Bs. des Min., betr. die Aufbewahrung und Verwaltung der in Wcrthpapieren bestellten Amtskantionen................................................................................................404

1884.

B. betr. die anderweitige Festsetzung der Kaution des Rendanten der Patent­ amtskasse ......................................................................................................................... 323

8. Dez.

1885. 18. März. B. betr. die Amtskantionen.......................................................................................... 382

1885. 4. Juni.

B wegen Ergänzung der B. vom 16. August 1876................................................

636

12. Ortszulage n. 1881. 23. März

B. betr. Ergänzung der B. vom 11. Februar 1874 über Anrechnung der Ortszulagen bei der Pensionirung....................................................................

36

1881. 24. März

(9. betr. den Landeshausyalts Etat von E.-L. für 1881182 § 18.....................

37

1881. 23. März

B. betr. Ergänzung der B. v. 11. Februar 1874 über Anrechnung der Ortszulagen bei der Pensionirung....................................................................

36

1881. 24 März

y—7Ua. Gerichtliche» Verfahren.

XV

Herichttiches Zerfahren. 71. Beglaubigung. Seite. 1881. 2. Febr.

Bk in. des Reichskanzlers, betr. diejenigen Behörden im Deutschen Reich und Österreich-Ungarn, deren Urkunden einer Beglaubigung nicht bedürfen . .

4

1881.

13.Juni.

Bertrag zw. dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn wegen Ausdehnung des Vertrags v. 25. Febr. 1880 auf Bosnien und die Herzegowina. . .

84

1881.

3.Aug.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. die in Bosnien und der Herzegowina beste­ henden Behörden, deren Urkunden einer Beglaubigung nicht bedürfen . .

110

1881.

3. Aug.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. ein Nachtragsverzeichniß zu dem Verzeichnis v. 2. Febr. 1881.......................................................................................................... 119

72. Civilprozeß. 1881. 28. Febr.

Bf. des Min., betr. die Behandlung der zum Zwecke der Zustellung nieder­ gelegten Schriftstücke...............................................................................................

1881. 19. Okt.

Bkm. des Min., betr. die den Militärfiskus bei Pfändungen vertretenden Behörden...................................................................................................................

120

1882. 17. Mai.

Bkm. des Min., betr. desgl........................................................................................

168

1883. 26. Febr.

Bf. des Min., betr. das Verfahren bei Zustellungen von Amtswegen .

242

.

.

32

73. Rechts hülfe. 1882. 27. Dez.

Bf. des Min., betr. die Hebung von nichtmilitärischen, in den Bereinigten Staaten v. Amerika befindlichen Berlassenschaften................................................ 228

1883.

Bf. des Min., betr. die Kosten d. Rechtshülfe in Strafsachen, insbes. im Verkehr mit Baden....................................................................................................................229

2 Jan.

Febr. Bf. des Min.,

betr. die Kosten

der Rechtshülfe im Verkehr mit Hessen

24. Mai. Bf. des Min.,

betr. die Kosten

der Requisitionen im Verkehr mit

1884. 12.

1884.

.

.

Luxemburg

1884. 29.

Aug. Bf. des Min.,

betr. Rechtshülfe im Verkehr mit Ungarn........................... 491

Febr. Bf. des Min.,

betr. die Kosten

370 402

1885.

6.

1885.

17. April.

1885.

6. Mai.

Bf. des Min., betr. die Erstattung baarer Auslagen bei Ablieferungen und Strafvollstreckungen im Rechtshülfeverkehr mit den dentschen Bundesstaaten

1885.

8. Ang

Bf des Min., betr. den Verkehr der Gerichtsbehörden E.-L.'s mit Behörden des Auslandes............................................................................................................... 054

der Requisitionen im Verkehr mit

Luxemburg

Bf. des Min., betr. Beweiserhebung i. Rechtsaugelegeuheiteu ausläud. Behörden

576 590 503

74. Revision. 1881. 15. März.

G. betr. die Begründung der Revision tu bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten .

.

35

Bs. des Min., betr. das Verfahren bei Siegelaitlagen in kathol. Pfarrhäusern

610

75. Siegelung. 1885, 15. Juni.

76. Verkaufe von Liegenschaften. 1881. 21. Mürz.

G. betr. öffentliche Versteigerungen v. Gegenständen d. unbewegt. Vermögens

36

Vorinundschaftsverwaltung s. Nr. 50. 7*J '. Zwangsvollstreckung tu das unbewegliche Vermögen. 3. Mai.

Bs. des Oberlandesgerichtspräjidenten, betr. die Hypothekenauszüge bei Rechts­ geschäften über Immobilien..............................................................................

166

1883. 19. Jan.

Bf. des Min., betr. d. Kosten d. Zwangsvollstreckung i. d. unbewegt. Vermögen

230

1882.

80—90.

XVI

Gerichtsverfassung.

Herichtsverfaffuug. 80. Allgemeines. Sette.

1882. 27. Jan. 1882. 5. Juni.

V. des Statthalters, bctr. Regulativ über die jllristischen Prüsuugeu und die Vorbereitung zum höheren Justizdienst................................................................ 143

Vs. des Min., bctr. die Prüfungsgebühren für die juristischen Prüfungen .

183

.

80". Aintsanwälte. 1882. 10. Mai.

Vf. des Min., bete, die Stellvertretung der Kantonal-Polizeikommissare und der Anttsanwülte.......................................................................................................... 166

1885. 13. April.

Vf. des Oberstaatsanwalts, bete. d. Fortbildungsdicnst d. Amtsanwaltsanwärter

589

81. Amtsgerichte. 1882.

8. April.

1884. 15. April. 1884.

4. Juni.

V. des Statthalters, bete, die anderweitige Abgrenzung der Amtsgerichts­ bezirke Schiltigheim und Straßburg ?c.......................................................................159 V. des Statthalters, bete Errichtung eines Amtsgerichts zu Rosheim.

.

393

V. d. Statthalters, betr. d. Abgrenzung d. Amtsgerichtsbezirke Zabern u. Pfalzbnrg

413

.

1884. 29. Aug.

V. des Statthalters, bctr. die Vereinigung der Gemeinden Künheim und Widensolen mit dem Amtsgerichte Neubreifach......................................................491

1885. 18. Nov.

V. des Oberlandesgerichtspräsidenten und des Oberstaatsanwalts, bete, die Stellvertretung der Amtsrichter im Landgerichtsbezirke Zabern........................... 689

82. Gerichtsschreiber. 1881. 4. Sept.

Vs. d. Min., betr. d. Zulassung v. Hülssgerichtsschreibern bei d. Amtsgerichten

120

1881. 15. Nov.

Pf. des Min., betr. die Geschäftsführung der Gerichtsschreibereien ....

129

1884. 15. April.

V. des Statthalters, enthaltend Regulativ, betr. die Erfordernisse z. Anstellung als Gerichtsschreiber und Gerichtsvollzieher in E.-L........................................

393

1884. 24 April.

Vs. dec- Min., bete, die Erfordernisse zur Anstellung als Gerichtsschreiber .

395

.

83. G e r ich ts v o l l z i e h e r. 1881.

8. April.

Vs. des Min., betr. die Führung des Geschäfts- und Gebuhrenregisters der Gerichtsvollzieher...................................................................................................

42

1881. 11. Mai.

Vs. des Min., betr. die Führung der Repertorien der Gerichtsvollzieher .

1882. 22. Mai.

Vs. des Oberlandesgerichtspräsidenten und des Oberstaatsanwalts, betr. die Kostenverzeichnisse der Gerichtsvollzieher.........................................................

179

1883.

Vf. des Min., betr. die Befugnisse der Gerichtsvollzieher hinsichtlich der Anfertigung von Klageschriften und sonstigen zuzustellenden Schriftstücken .

351

8. Nov.

1884. 15. April.

.

47

V. des Statthalters, enthaltend Regulativ, bctr. die Erfordernisse zur Anstellung als Gerichtsschreiber und Gerichtsvollzieher in E.-L..................................... 393

1884. 24 April.

Vs. des Min., betr. die Erfordernisse zur Anstellung als Gerichtsvollzieher .

1885. 21. Juni.

Vf. des Min., betr. die Zulassung der Gerichtsvollzieher als Parteibevollmächtigte..........................................................................................................................640 (S. auch Nr. 147.)

395

84. Ge w erb e g e r i ch t e. 1881.

7. Tez.

1883.

25. Aug.

Vs. des Min., betr. die Einweisung der Gerichtskosten ?e. bei den Gewerbe­ gerichten . . ...................................................................................................

V. betr. die Ausdehnuug der Gerichtsbarkeit des Gewerbeaerichts zu Metz aus das Bäcker- und Metzgergewerbe......................................... ...

137

345

87. K riegsger i ch t. 1881. 24. Jan.

G. betr. die Aujhebnng des Kriegsgerichts zu Straßburg...............................

3

91. Geschäftssprache. — 92. Gesellschaften. — 93—112. Gewerbe. 113—137. Handel,

xvn Seite.

89. Reichsgericht. ISST. 14. März. G. betr. die Zuständigkeit des Reichsgerichts für Streitfragen zwischen dem 1883.

11. Mai.

Senat und der Bürgerschaft von Hamburg....................................................

35

Erlaß des Reichskanzlers, betr. die Dienst- und Geschästsverhältnisse der bei dem Reichsgericht mit den Zustellungen zu beauftragenden Beamten. . .

278

91. Geschäftssprache. 1882. 21. Dez.

B. des Min., betr. die amtliche Geschäftssprache....................................................... 227

1883. 14. Sept.

V. des Statthalters, betr. die amtliche Geschäftssprache des Amtsgerichts und der Gerichtsvollzieher in Metz.....................................................................................346

1883. 14. Sept.

B. des Min., betr. die amtliche Geschästssprache in den Gemeinden Diedenhofen und Metz......................................................................................................................... 347

92. Gesellschaften. G. betr. dic Kommanditgesellschaften auf Aktien und die Aktiengesellschaften . (S. auch Nr. 134.)

1384. 18. Juli.

447

Gewerbe. 99. Dampfapparate. 1884.

19. Aug.

Bkm. des Min., betr. die Dantpskesscl der Firma Les Petits-fils de Francois de Wendel & Cie zu Hayingen................................................................................489

1884.

3. Nov.

V. betr. die Anlage und den Betrieb von Dampfkesseln............................................ 511

1884.

5. Dez.

Bkm. des Min., betr. Dampskessel................................................................................. 522

1885.

8. Febr.

Bf. des Min., enthaltend Bestimmungen über die äußere und innere Unter­ suchung von Dampfkesseln re......................................................................................... 577

1885.

11. März.

Bf. des Oberstaatsanwalts, betr. das Uutersuchungsverfahren bei Unfällen durch den Betrieb von Dampfkesseln.......................................................................... 581

103. 1884. 13. Mai.

Gefährliche Waaren.

G. betr. die Anfertigung und Berzollung von Zündhölzern...................................... 399 (S. auch Nr. 127 u. Nr. 207.)

104. Gewerbebetrieb im Umherziehen. 1884. 14. März. 1884.

8. April.

G. betr. das Aufsuchen von Waarenbestcllungen und den Gewerbebetrieb im Umherziehen.................................................................................................................... 373 Bkm. des Min., betr. den Geschäftsbetrieb der Gold- und Silberwaarenfabrikanten und den Gewerbebetrieb der Ausländer im Umhecziehen. . .

390

105. Gold- iin b Silb erwa aren. 1884.

8. April.

Bkm. des Min., betr. den Geschäftsbetrieb der Gold- und Silbcrwaarcnfabrikanten und den Gewerbebetrieb im Umherziehen........................................... 390

G. über den Feingehalt der Gold- und Silberwaaren

1884. 16. Zuli.

446

Krankenversicherung j. Nr. 150 '.

109 \ R echts a n g e legenheiten, Besorgung fremder. 1884. 19. März.

G. betr. den Gewerbebetrieb der Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten re.

1884. 29. Mai.

Bf. des Min., betr. Ausführung des vorstehenden G................................................. 403

379

Unfallversicherung s. Nr. 254a.

Kandel. 119. Handelsrecht. 1884. 18. Juli.

G. betr. die Kommanditgesellschaften auf Aktien und die Aktiengesellschaften .

447

xviii

113—137. Handel. — 138. HLuterlegungSwesen. — 140. Internat. Berträge. Seite.

120. Handelsverträge. 1881.

23. Mai.

Handelsvertrag zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn.........................

55

1881.

23. Mai.

Handelsvertrag zwischen Deutschland und der Schweiz...................................

74

1881. 30. Mai.

Uebereinkunft zwischen Deutschland und Belgien wegen weiterer Regelung der gegenseitigen Handelsbeziehungen.......................................................................

«0

1882. 19. Jan.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Uebereinkunft mit den Niederlanden wegen gegenseitigen Schutzes der Waarenzeichen...................................................................142

1882.

27. Jan.

1882.

5.

1883.

6.

Dez.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Uebereinkunft mit Rumänien wegen gegen­ seitigen Markenschutzes............................................................................................... 143 Freundschafts-, Handels- und Schiffsahrtsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und den Vereinigten Staaten vonMexiko................................................... 225

Jan. Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Serbien...................................229

4. Mai. Handels- und Schifffahrtsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Italien.

1883.

271

1883.

12. Juli. Desgl. mit Spanien............................................................................................................334

1883.

2. Aug. Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Uebereinkunft mit Luxemburg wegen gegenseitigen Markenschutzes.......................................................................................344

1883.

26. Nov. Handels-, Freundschafts- und Schifffahrtsvertrag mit Korea.................................. 358

1883.

8.

Dez. Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Uebereinkunft mit den Bereinigten Staaten von Venezuela wegen gegenseitigen Markenschutzes........................................... 358

1884.

9.

Juli. Handels- und Schifffahrtsvertrag zwischen dem Deutschen Reich u. Griechenland

1885. 30.

444

Jan. Handels-, Schiffsahrts- und Konsularvertrag zwischen dem Dentschen Reich und der Dominikanischen Republik........................................................................... 576

1885. 10. Mai.

Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und Spanien, betr. einige Aenderungen des Tarifs A des Vertrags vom 12. Juli 1883...............................................

594

127. Nahrungsmittel. 1882. 24. Febr. V. über das gewerbsmäßige Verkaufen und Feilhalten von Petroleum

1882.

1. Mai.

1883.

5. März. V. betr. die Außerkraftsetzung der §§ 2 und 3 der V. v. 1. Mai 1882

.

.

149

V. betr. die Verwendung giftiger Farben......................................................163 .

.

243

März. V. betr. das Verbot der Einfuhr von Schweinen, Schweinefleisch u. Würsten amerikanischen Ursprungs...........................................................................................250

1883. 6.

1883. 27. März. Vf. des Min., enthaltend Anweisung z. Ausführung d. V. v. 24. Febr.

1882

259

1883. 12. April. Bkm. d. Reichskanzlers, cnth. Ausführungsbestimmungen z. V. v. 6. März

1883

261

1882. 27. Mai.

Vs. des Min., betr. die Hinterlegungen bei d. Staatsdepositenverwaltung seitens der Verwaltungsbehörden....................................................................................

179

1882. 25. Aug.

Bkm. des Min., betr. die Verwaltung der Depositen durch die Aktiengesell­ schaft für Boden- und Kommunalkredit in E.-L....................................................... 218

138. Kirrtertegungswese«.

140. Internationale Werträge. 1881. 25. Aug.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. eine Zusatzdeklaration zu dem Uebereinkommen zwischen dem D. Reich u. Dänemark wegen Unterstützung Hülfsbedürstiger 2c. vom 11. Dezember 1873 ....................................................................................

119

1881. 26. Nov.

Konsularvertrag zwischen dem D. Reich und Griechenland................................

131

1881. 21. Dez.

Zusatzprotokoll zu d. Niederlassungsvertrage v. 27. April 1876 zwischen dem D. Reich und der Schweiz....................................................................................

138

142

1882. 10.

Jan. Konsularvertrag zwischen

dem D. Reich und Brasilien.....................................

1883.

Jan. Konsularvertrag zwischen

dem D. Reich und Serbien............................................229

15. Mai. Konvention zwischen dem

D. Reich und Madagaskar............................................ 278

1883.

1883.

6.

4. Juni. Uebereinkunft zwischen Deutschland und Luxemburg,betr. die Zulassung der in den Grenzgemeinden wohnhaften Medizinalpersonen...................................... 287

141. Jagd. — 141a. Kataster. — 143—149. Kostengesetze.

XIX

Seite. 1884 29. Febr.

Ucbercinfunft zwischen Deutschland und der Schweiz, betr. die gegenseitige Zulassung der in der Nähe der Grenze wohnenden Medizinalpersonen . .

1884.

Uebereinkunft zwischen dem D. Reich und der Internat. Gesellsch. des Kongo

8. Nov.

371 519

1885. 26. Febr.

General-Akte der Berliner Konferenz

1885. 29. April.

Vertrag zwischen Deutschland und Belgien, betr. die Bestrafung der Forst-, Feld-, Fischerei- und Jagdfrevel................................................................................ 593

1885. 22. Aug.

Bekm. d. Reichskanzlers, betr. Vereinbarung mit Rußland wegen gegenseitiger Anerkennung der Aktiengesellschaften..................................................................... 655

.......................................................580

141. Jagd. 1881.

7. Febr.

G. betr. die Ausübung des Jagdrechts................................................................

4

1882.

7. Jan.

Vf. des Min., betr. die Ausübung der Jagd auf den Rheininseln

....

141

1882. 31. Mai. 1883.

7.

B. des Statthalters, betr. die Abgrenzung des Sicherheitsrayons für die Festungen Straßburg und Metz.........................................................................

Mai. G. betr. die Jagdpolizei................................................................................

1883.

13. Juni. Bf. d. Min., betr. d. Ausstellung d. Jagdscheine ?c.u. Verrechnung d.Gebühren re.

1883.

20. Juni. V. des Min., betr. die Jagdpolizei...................................................................... 308

1883.

3.

1884. 11.

Juli. Bf. des Min., enthaltend Instruktion

zurAusführung

des J.-P -G.

181 275

.

288

.

.

325

Juli. G. betr. Deklaration zum J.-P.-G........................................................................ 445

141a. Kataster. 1884. 31. März. 1884.

G. betr. die Bereinigung des Katasters, die Ausgleichung der Grundsteuer und die Fortführung des Katasters.......................................................................... 381

5. April. Bkm. des Min., betr. die Katasterkommission........................................................... 389

1884.

30. Mai.

Bestimmungen des Min., betr. die Einrichtung des Vermessungsdienstes zur

...............................

404

1884.

2. Juli.

Vf. d.Min., betr. Gebührentarif f. d. Stückvermessung v. Gemeinde-Gemarkungen

422

1884.

9. Aug.

Bf. des Min., betr. Anweisung für das Verfahren bei der Feldvergleichung zum Zwecke der eiufacheu Berichtigung der vorhandenen Katasterurkunden

470

1884.

14. Aug

Vf. des Min, betr. Gebührentarif für die Katasterberichtigung............................ 489

1884.

3. Nov.

Erlas; des Statthalters, enthaltend ein Regulativ über die Erfordernisse zur öffentlichen Bestellung als Feldmesser in E.-L..........................................................516

Ausführung des Katastergesetzes vom 31. März 1884

(S. auch Nr. 236.)

Kostengesehe. 144. Gebühren der Gerichtsschreiber. 1881. 26. April.

Vf. des Min., betr. die Gebühren der Amtsgerichtsschreiber im Hypotheken­ reinigungsverfahren ..............................................................................................

46

1882.

Vf. des Min., betr. Geschäftsgebühreu der Amtsgerichtsschreiber.....................

140

4. Jan.

145. Gerichtskosten. 1881. 29. Juni.

G. betr. die Abänderung von Bestimmungen des Gerichtskostengesetzes und der Gebührenordnung für Gerichtsvollzieher....................................................

85

Als Anlage in der Fassung dieses Gesetzes;

Gerichtskostengesetz........................................................................................ Gebührenordnung für Gerichtsvollzieher...................................................

86 96

1881. 20. Oft.

Vf. des

Min., betr. die Erhebung und Zahlung der Gerichtskosten re. .

.

122

7. Dez.

Vf. des

Min., betr. Einweisung der Gerichtskosten bei den Gewerbegerichten.

137

1881.

1882. 13. März. G. betr.die Gerichtskostcn und die Gebühren der Gerichtsvollzieher

1883. 19. Jan.

1883.

24. Dez.

.

.

.

.

150

Vf. des Min., betr. die Kosten der Zwangsvollstreckung in unbewegliches Vermögen......................................................................................................................... 230

V. betr. die Gebührenfreiheit in dem Verfahren vor dem Reichsgericht.

.

.

364

xx

150. Konsulats». — 150 a. Krankenverfichrr. — 151—158. Landwirthsch., Feldpol.

Seite.

147. Gerichtsvollzieher. 1881.

29. Juni. G. betr. Abänderung des Gerichtskostengesetzes und derGebührenordnung für Gerichtsvollzieher................................................................................................... Als Anlage Gebührenordnung fürGerichtsvollzieher..................................

1881.

3. Dez.

Vs. des Min., betr. die Geschäftsführung und Gebührenberechnung der G.

.

.

85 86 131

...

150

3. Juni. Bf. des Min., betr. die Geschäftsführung und die Gebühren der Gerichtsvollzieher.

286

1883. 26. Juli. Bf. des Min., betr. die Gebühren der Gerichtsvollzieher für den Sitzungsdienst.

344

1882. 13. März. G. betr. die Gerichtskosten und die Gebühren der Gerichtsvollzieher.

1883.

1884. 12. April. Vf. des Oberstaatsanwalts, betr. die Geschäftsführung und die Gebühren­ berechnung der Gerichtsvollzieher................................................................................392

1885. 18.

Mai. Desgl...................................................................................................................................... 595

(S. auch Nr. 83.)

149. Zeugen und Sachverständige. 1883. 15. Mai.

Bf. des Min., betr. Bewilligung von Bersäumnißentschädigungen an Zeugen .

278

150. Korrsukalswese«. 1882.

4. Febr.

1883. 28. März.

1883. 27.

Erl. des Reichskanzlers, betr. Nachtrag zu der Instruktion zur Ausführung des Gesetzes über die Konsulargerichtsbarkeit........................................................... 148

Bf. des Min., betr. Grundsätze bezüglich der Erstattung der bei den Konsulaten erwachsenden Kosten in gerichtlichen Requisitionssachen ............................................260

344

Juli. G. betr. die Konsulargerichtsbarkeit in Tunis..............................................

1884. 21. Jan.

B. betr. die Konsulargerichtsbarkeit in der Regentschaft Tunis............................ 370

150». Kraukenverstcherrmg. 1883. 15.

Juni. G. betr. die Krankenversicherung der Arbeiter.............................................................290

1884. 14.

März. V. des Statthalters zur Ausführung des Reichsgesetzes vom15. Juni 1883.

1884.

14. März.

1884. 16. Okt.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. Entwürfe zu Statuten für eine Ortskranken­ kasse und für eine Betriebs- (Fabriks-) Krankenkasse nebst Erläuterungen .

378

378

Bkm. des Reichskanzlers, betr. Formulare zu den nach den Gesetzen über die Krankenversicherung der Arbeiter und über die eingeschriebenen Hülfskassen aufzustellenden Uebersichten und Rechnungsabschlüssen............................................507

1885.

7. Jan.

B. des Statthalters zur Ausführung des Reichsgesetzes vom 15. Juni 1883.

572

1885.

28. Jan.

G. betr. die Abänderung des G. v. 15. Juni 1883 ............................................

574

1885.

28. Mai.

G. über die Ausdehnung der Unfall- und Krankenversicherung .................................. 632

1885.

3. Juni. G. betr. die Verzinsung der Gelder der Sparkassen und der auf Gegenseitigkeit beruhenden Hülfsgenossenschaften, § 3..................................................................... 635

1885. 11. Juni.

Vs. des Min., betr. die Höhe der Einlagen der Krankenkassen bei den Sparkassen

1885.

5. Sept.

V. des Statthalters zur Ausführung des Reichsgesetzes vom 15. Juni 1883.

658

1885.

4. Dez.

Bkm. des Statthalters, betr. die Ausführung des Reichsgesetzes v. 15. Juni 1883.

705

637

Laudwirtyschaft, Aekdpotizei. 153». Feldwege. 1884.

14. April. G. betr. die Anlage und Unterhaltung von Feldwegen................................ 392

1881.

3. Nov.

Internationale Reblaus-Konvention......................................................................126

1882.

7. Juli.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. den Beitritt Belgiens zur Reblaus-Konvention.

156. Reblaus.

1882. 15. Sept.

Desgl. betr. den Beitritt Luxemburgs.........................................................

200

223

1883.

3. Juli.

G. betr. die Abwehr und Unterdrückung der Reblauskrankheit...................... 323

1883.

4. Juli.

B. betr. das Verbot der Einfuhr und der Ausfuhr von Pflanzen und sonstigen Gegenständen des Wein- und Gartenbaues........................................................... 329

151 — 158. Landwirthschaft, Feldpolizei. - 160. Maaß und Gewicht.

XXI

Seite.

1883. 12.

Juli. Bkm.

1883. 23. Juli.

des Reichskanzlers,

betr. die Einfuhr und die Ausfuhr von Pflanzen rc.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Ausfuhr der zur Kategorie der Rebe nicht gehörigen Pflänzlinge......................................................................................................340

1. Nov.

Bkm.

des Reichskanzlers,

1883. 22. Nov.

Bkm.

des Min., betr. die Ausfuhr von Pflanzen rc....................................... 353

1883. 1884.

2.

Jan.

333

betr. die Einfuhr von Pflanzen rc.....349

Bkm. des Reichskanzlers, betr. den Beitritt der Niederlande zur ReblausKonvention .....................................................................................................................367

1884. 23. Jan.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Einfuhr von Pflanzen rc....................... 370

1884. 31. Jan.

Desgl........................................................................................................................... 370

1884. 26. Febr. Desgl............................................................................................................................371 1884. 18.

März. Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Ausfuhr der zur Kategorie der Rebe nicht gehörigen Pflänzlinge..................................................................................................... 379

1884. 16. April. G. zur Ausführung des Reichsgesetzes vom 3. Juli 1883 ................................. 1884. 24.

394

Mai. Bkm. des Reichskanzlers, betr. den Verkehr mit Erzeugnissen und Geräthschaften des Weinbaues in den deutsch-französischen Grenzbezirken.................................402

1884. 26. Mai. Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Einfuhr von Pflanzen rc.......................403 1884.

4. Juni. Desgl........................................................................................................................... 413

1884. 16.

Juni. Vf. des Min., enthaltend Bestimmungen über die Abwehr und Unterdrückung der Reblaus-Krankheit................................................................................................416

1884. 24. Aug.

1884.

8. Okt.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. den Verkehr mit Erzeugnissen und Geräthschaften des Weinbaues in den deutsch-schweizerischen Grenzbezirken.................................. 489 Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Weinbaubezirke........................................................492

1884. 24. Okt.

Bkm des Reichskanzlers, betr. den Beitritt Serbiens zur Reblaus-Konvention.

1884. 10. Nov.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. den Verkehr mit Erzeugnissen und Geräthschaften in den deutsch-schweizerischen Grcnzbezirken........................................................... 519

1885.

510

8. Febr.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Einfuhr von Pflanzen rc................................... 577

1885. 18. Febr.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Weinbaubezirke....................................................... 579

1883. 5. Mai.

Bf. des Min., cnth. Bestimmungen über die Prämiirung von Zuchthengsten.

157.

Zuchthengste. 274

160. Maaß und Hewicht. 1881. 24. April.

Ergänzungen rc. des Vcrzcichnisses der Aichungsaufsichtsbehörden und der

Aichämtcr rc..............................................................................................................

46

1881. 20. Juli. G. betr. die Bezcichuung des Raumgehalts der Schankgefäße.................................. 118

1881. 12. Okt.

Bkm. des Min., betr. die Revision der Waagen und Gewichte der Apotheker

120

1882. 25. März. Ergänzungen rc. des Verzeichnisses der Aichungs-Aufsichtsbehördcn und der Aichämtcr..........................................................................................................................157 1882. 24. Okt.

Bkm der Normal-Aichungs-Koiumission, betr. die in den Apotheken zulässigen Waagen..........................................................................................................................224

1883. 15. März.

Ergänzungen -c. des Verzeichnisses der Aichungs-Aufsichtsbehördcn und der Aichämtcr...................................................................................................................

258

1884.

8. Jan.

Vf. des Min., enthaltend Ausführungsbestimmungen zu dem Rcichsgesetze v.

1884.

11. Juli.

G. betr. die Abänderung der Maaß- und Gewichtsordnung v. 17. Aug. 1868.

444

1884. 31. Juli.

Ergänzungen rc. des Verzeichnisses d. Aichungsaufsichtsbehörden u. d. Aichämtcr.

469

1884. 30. Okt.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Ausführung des § 2 @. D. 11. Juli 1884.

510

1884. 27. Dez.

Aichordnung für das Deutsche Reich............................................................................ 525

20. Juli 1881 .........................................................................................................

367

1884. 28. Dez.

Aichgebühren-Taxc........................................................................................................... 553

1884. 30. Dez.

Bkm. betr. den Beitritt Großbritanniens, Serbiens und Rumäniens zur inter­ nationalen Meterkonvention.......................................................................................... 565

1884. 30. Dez.

Bkm. der Normal-Aichungs-Kommijsion, betr. die Zulassungsfristen für ältere Maaße, Meßwerkzeuge, Gewichte und Waagen...................................................... 565

xxii

162—167.

Medkzinalwesen u. Gesundheitspflege. —

168—176.

Militärwesen. Seite.

1885. 23. Juni.

Ergänzungen rc. des Verzeichnisses d. Aichungs-Aufsichtsbehörden u. d. Aichämter.

1885. 27. Juli.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. die äußersten Grenzen der im öffentlichen Verkehr noch zu duldenden Abweichungen der Maaße und Meßwerkzeuge, Gewichte und Waagen von der absoluten Richtigkeit...........................................................648

1885. 28. Aug.

Vf. des Min., enthaltend Anweisung über die Aichung und Stempelung der sog. Herbstgefäße......................................................................................................... 656 Bkm. des Reichskanzlers, betr. den Beitritt Japans zu der internationalen Meterkonvention..........................................................................................................687

1885.

9. Nov.

1885. 10. Nov.

641

Bkm. der Normal-Aichungs-Kommission, enthaltend Bestimmungen über die Prüfung von Thermometern.....................................................................................687

Medizinakwefen und Gesundheitspflege. 162. Apotheker, Aerzte, Hebammen. Vf. des Min., betr. die Tagegelder nnd Reisekosten der als Sachverständige in Strafsachen zugezogenen Aerzte.................................................................... 1882. 9. Juni. Bkm. des Min., betr. die Anweisung für das Verfahren der Aerzte bei gericht­ lichen Leichenöffnungen......................................................................................... 1882. 8. Juli. Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Pharmacopoea Germanica, editio altera. 1881. 25. Jan.

1882. 23. Dez.

1886. 13. Jan.

1883.

4 186 200

Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Ergänzung der Bestimmungen über die Prüfung der Apothekergehülfen............................................................................... 228 Desgl......................................................................................................................................230

2. Juni. Bkm. des Reichskanzlers, betr. die ärztliche Prüfung..................................................280

1883. 2.

Juni. Bkm. des Reichskanzlers, betr. die ärztliche Vorprüfung............................................ 285

Juni. Uebereinkunft zwischen Deutschland und Luxemburg, betr. die Zulassung der in den Grenzbezirken wohnhaften Medizinalpersonen................................................ 287 1883. 30. Juni. Vf. des Min., betr. die in den Apotheken vorräthig zu haltenden Arzneimittel 323 1883. 4.

1884. 29. Febr. Uebereinkunft zwischen Deutschland und der Schweiz, betr. die Zulassung der in der Nähe der Grenze wohnhaften Medizinalpersonen...................................... 371 1884. 17. März. G. betr. die Approbationen für Aerzte und Apotheker............................................ 379

1884.

6. Mai.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Prüfung der Apotheker...................................... 399

1885. 26. Sept. B. des Min., betr. die Befähigung zur Anstellung als Kreisarzt in E.-L.

.

673

166. Gesundheitspflege. 1885. 23. Nov.

Vf. des Min., betr. die Ertheilung der Erlaubniß zur Einführung von Leichen aus dem Auslande.................................................................................................... 689

167. Viehseuchen. 1881. 24. Febr.

Bkm. des Reichskanzlers, enthaltend Instruktion zur Ausführung der §§ 19— 29 des G. v. 23. Juni 1880 ..............................................................................

7

1881. 27. März.

G. zur Ausführung des G. v. 23. Juni 1880 ....................................................

39

1881. 28. März.

B. des Min. zum Vollzüge des G. v. 27. März 1881.....................................

40

WikitLrrvesen. 168. Allgemeines, Militärgrundgesetze. 1885.

31. März. G. betr. Aenderungen des Reichs-Militärgesetzes.......................................................584

1885. 27. Aug.

Erlaß, betr. Ergänzungen und Aenderungen der Wehwrdnnng............................. 655

174. Naturalleistungen. 1881. 22. Febr. B. betr. die Aenderung der Klasseneintheilung einzelner Orte...........................

7

1882. 16. März. Bf. des Min., betr. die Kommissare der Landesregierung bei Abschätzung der durch Truppenübungen verursachten Flurschäden..................................................... 154

179. Notare. — 181. Papiergeld. — 182. Polizeikommiffare.

1882. 18. April.

XXIII

Seite. B. bett, die Form der Marschrouten für Kriegsverhältnisse................................160

9. Mai.

B. betr. die Aenderung der Klasseneintheilung einzelner Orte.................................166

1883. 11. Juli.

Bf. des Min., betr. Verhütung von Flurbeschädigungen durch das Publikum rc. bei den größeren Truppenübungen.......................................................................... 331

1883. 24. Juli.

A. Erlaß, betr. die Zahlungsanweisung der Vergütungen für die durch die Truppenübungen entstehenden Flurschäden................................................................341

1884. 16. Jan.

Erlaß des Min., betr. Ergänzung des Pferdeaushebungs-Reglements vom 15. Okt. 1874 ........................................................................................................

369

1885. 29. Jan.

A. Erlaß, betr. die Einführung eines vereinfachten Liquidationsverfahrens, hinsichtlich des Servises für Kantonnements- und Marschquartier. . . .

574

1882.

1885.

6. Juni.

B. zur Ergänzung der Ausführungsbestimmungen zu dem G. v. 13. Juni 1873,

über die Kriegsleistungen, v. 1. April 1876 u. 18. April 1882

....

636

1883. 24. Nov.

Bkm. des Reichskanzlers, enthaltend Berzeichniß der Anstellungsbehörden für die mit Militäranwärtern zu besetzenden Stellen des Reichsdienstes . . .

354

1884. 14. Okt.

A. Erlaß, enthaltend die Grundsätze für die Besetzung der Subaltern- und Unterbeamtenstellen bei den Reichs- und Staatsbehörden nebst den für die elsaß-lothringische Landesverwaltung geltenden besonderen Bestimmungen .

495

1884. 22. Ott.

Bkm. des Min., enthaltend Berzeichniß der Anstellungsbehörden für im Landes­ dienst von E.-L. den Militäranwärtern vorbehaltenen Stellen............................508

175. Bersorgungswesen.

176. Verschiedenes. 1884.

3. Mai

S. betr die Prisengerichtsbarkeit.........................................................................................399

179. Notare. 1. März. Bf. des Oberstaatsanwalts, betr.

1881.

1881.

4.

1882. 24.

Juni. Bf. des Oberstaatsanwalts, betr.

die Berechnung derNotariatsgebühren .

.

34

die Geldgeschäfte der Notare........................

83

März. G. betr. die Fähigkeit zum Amteeines Notars..........................................................157 des Statthalters, enthaltend Regulativ über die Notariatsprüfung rc. .

1882.

2. Mai.

.

164

1882.

5. Juni. Bf. des

Min., betr. die Prüfungsgebühren für die Notariatsprüfung

...

183

6. Juni. Vf. des

Oberstaatsanwalts, betr. die Geschäftsführung der Notare ....

184

1882.

B.

1882.

17. Juli.

Vf. des Oberstaatsanwalts, betr. die Obliegenheiten der Notare bei Ausnahme von Urkunden für Kirchen re. und bei freigebigen Verfügungen zu deren Gunsten.........................................................................................................................201

1882.

9. Okt.

Bf. des Oberstaatsanwalts, betr. Obliegenheiten der Notare bei Handhabung des G. v. 1. Juli 1881 über die Reichsstempelabgaben ...................................... 223

1883.

1. Mai.

Vf. des Oberstaatsanwalts, betr. die Gebührenberechnung und die Geschäfts­ führung der Notare....................................................................................................268

1883.

10. Aug.

Vf. des Obertandesgerichtspräsidenten u. des Oberstaatsanwalts, betr. Berech­ nung der Mutationsgebühren u. Beschleunigung des Homologationsver­ fahrens bei Lizitationsverkäufen von Miterben..................................................... 344

1885.

1. April.

Vf. des Oberstaatsanwalts, betr. die Geschäftsführung u. die Gebührenberech­ nung der Notare......................................................................................................... 585

181. Papiergeld. 1885.

26. Mai.

G. betr. den Schutz des zur Anfertigung von Reichskassenscheinen verwendeten Papiers gegen unbefugte Nachahmung.....................................................................631

182. polizeikommiffare. 1882. 13. März.

G. betr. die Gerichtskosten und die Gebühren der Gerichtsvollzieher, § 2.

.

150

xxiv

183—184. Voft u. Telegraphie. — 192—193. Rechnungswesen. — Rechtsanwälte

Wost und Kekegraphie.

183. Post. Leite.

1881. 24. Dez. 1882. 22

Erlaß des Reichskanzlers, betr. Abänderungen der Vollzugsbestimmungen v. 9. Febr. 1876 zum Eisenbahnpostgesetz..................................................................... 140

Febr. A. Erlaß, betr. den Rang der Ober-Postdirektoren...................................................... 149

1883. 12. März. Erlaß des Reichskanzlers, betr. Abänderungen der Postordnung............................. 251

1885.

6. April. G. betr. Postdampfschiffsverbindungen mit überseeischen Ländern............................ 589

1885.

3. Juli.

Vertrag über die Einrichtung und Unterhaltung deutscher Postdampfschiffs­ verbindungen mit Ostasien und Australien

645

Kresse.

Stimmzettel s. Nr. 268. Rechnungswesen.

192. Allgemeines. 1882. 12. Jan.

Vf. des Min., betr. die Quittungen über Zahlungen an Schreibensunkundige seitens aller öffentlichen Kassen.........................................................................

1882. 14. März.

G. betr. die anderweitige Einrichtung der Kassenverwaltung................................. 151

1882. 18. März,

Bkm. des Min., betr. den Uebergang der Oieschäfte von den Bezirkshaupt­ kassen auf die Landeshauptkasse.........................................................................

142

155

193. Abgaben der (55enteinten nnb Bezirke. 1884. 17. Juli.

G. betr. die Auferlegung eines vierten Frohntages................................................ 447

1884.

Vf. des Min., betr. die bei Veränderungen in der Rechtsanwaltschaft zu er­ stattenden Anzeigen.....................................................................................................372

194. Rechtsanwälte. 7. März.

Retigionswesen.

195. Geistliche, katholische. 1884.

4. Juni.

Erlaß des Statthalters, betr. Erhöhung der Gehälter der katholischen Geistlichen..............................................................................................................

413

196. Geistliche, protestantische. 1884.

4. Juni.

Erlaß des Statthalters, betr. die Gewährung von Gehaltszulagen an die protestantischen Pfarrer............................................................................................... 414

198. Kirchenfabriken. 1883. 12. Dez.

Bf. des Min. über die geschäftliche Behandlung der Ermächtigung von Kir­ chen re. zur Anlegung von Kapitalien ?c............................................................

363

203a. Pensionen. 1884. 13. Mai.

G. betr. die Gewährung von Pensionen an in Ruhestand tretende Religions­ diener ...............................................................................................................................399

205°. Rente vou Elsaß-Lothringen. 24. März. G. betr. den Landeshaushalts-Etat von E.-L. für 1881/82..............................

37

1881. 31. Okt.

Bkm. des Min., betr. die Umschreibung elsaß-lothringischer Rente

125

1882. 27. Febr.

Bkm. des Min., betr. die Zahlung und Verrechnung der elsaß-lothringischen Rente.............................................................................................................................. 150

1881.

1882.

12. März.

....

G. betr. den Landeshaushalts-Etat von E.-L. für 1882/83.............................

150

206.

Schatzanweisungen. —

207—209.

Sicherheitspolizei. —

211.

Staatsgut,

xxv Seite.

1883. 27. März. Desgl. für 1883(84..........................................................................................................259

1884. 26. März. Desgl. für 1884/85 ...................................................................................................

380

206. Schahauiveisuuge«. 1885. 16. März. G. betr. den Reichshaushalts-Etat für1885(86......................................................

584

1885. 25. März. G. betr. den Landeshaushalts-Etat von E.-L.für 1885/86..................................

584

Sicherheitspolizei.

207. Entzündliche Stoffe. 1884. 9. Juni.

G. gegen den verbrecherischen und gemeingefährlichen Gebrauch von Spreng­ stoffen ..............................................................................................................................414

1884. 11. Dez.

B. des Min., betr. Herstellung, Betrieb, Besitz und Einführung von Spreng­ stoffen ..............................................................................................................................523

1885.

7.

Jan.

1885. 16. Jan. 1885.

8.

B. des Bez.-Präs. v. Ober-Elsaß, betr. desgl..................................................573

Febr. B. des Bez.-Präs. v. Lothringen, betr. desgl..................................................... 579

1885. 13. März. Bkm. des Reichskanzlers, betr. das G. v. 9. Juni 1884 1885.

1. Dez.

1885.

5. Dez. 1L Dez.

188a.

572

B. des Bez.-Präs. v. Unter-Elsaß, betr. den Verkehr mit explosivenStoffen.

................................

581

Polizeiverordnung des Bez.-Präs. v. Unter-Elsaß, betr. die Verhütung der Gefährdung militärischer Pulvertransporte..........................................................703 Polizeiverordnuug des Bez.-Präs. v. Ober-Elsaß, betr. desgl......................... 705 Pslizeiverordnung des Bez.-Präs. v. Lothringen, betr. desgl....................... 709

208a. Meldewesen. 1883. 15. Juni. B. des Bez.-Präs. v. Lothringen, betr. das polizeiliche Meldewesen. . . . 1883. 16. Juni. Desgl. von Unter-Elsaß...........................................................................................305

305

1883. 18. Juni. Desgl. von Ober-Elsaß...........................................................................................308

211. Staatsgut. 1881. 31. Mai.

Bf. des Min., betr. den Nachweis des Eigenthums u. der Hypothekenfreiheit bei Grundstückserwerbungen..............................................................................

82

211a. Standesveawte. 1882. 17. Aug.

1885.

8. Okt.

Bf. des Min., betr. Dienstanweisung für die Standesbeamten.................................201 Bf. des Min., betr. Nachtrag zur Dienstanweisung für die Standesbeamten. (S. auch Nr. 40.)

681

Steuern und Zölle.

214. I. Zollvereinigungsverträge; Eintritt von Elsaß-Lothringen. 1881.

8. Dez.

BRB. betr. den Anschluß eines Theils der Unter-Elbe an das Deutsche Zollgebiet rc................................................................................................................... 137

1882. 16. Febr.

G. betr. die Ausführung des Anschlusses der freien und Hansestadt Hamburg an das Deutsche Zollgebiet..........................................................................................148

1882. 25. Nov.

BRB. betr. den Anschluß eines Terrains bei Cuxhaven an das Deutsche Zollgebiet..........................................................................................................................225

1884. 24. April.

BRB. betr. den Anschluß der Insel Reichenau an das Deutsche Zollgebiet.

1884. 18. Dez.

BRB. betr. den Anschluß eines Theils des Bremen'schen Freihasengebiets an das Deutsche Zollgebiet..........................................................................................525

1885. 26. März.

BRB. betr. den Anschluß eines Theils von Cuxhaven an das Deutsche Zollgebiet.........................................................................................................................584

1885.

G. betr. die Abänderung des Zollvereinigungvertrags vom 8. Juli 1867 .

27. Mai.

395

.

632

214—240. Steuern i uund Zölle.

XXVI

215. II. Zoll- und Steuerbehörden:; Verwaltung der Zölle und indirekten ©Streuern. Seite.

1881. 17. Juli.

G. betr. die Bestrafung von Zuwiiiderrhandlungen gegen die österreichisch­ ungarischen Zollgesetze....................................................................................................118

1882. 20. Febr. BRB. betr. Einzahlung kredilirter Meüichssteuern....................................................... 149

1882.

8. Mai.

BRB. betr. die Berechnung der statt istiischen Gebühr für Massengüter ...

16(3

1883. 24. April. BRB. betr. Abänderung der §§ • 341- bis 38 der Dienstvorschriften vom 21. Nov. 1879 überdie Statistik kdees Waarenverkehrs............................................. 2(38 1. Jan.

Bkm betr. die Entwerthung der Steemnpelmarkcn zur Entrichtung der statisti­ schen Gebühr...................................................................................................................367

1884.

4. Dez.

Bkm. betr. Statistisches Waarenverzeiichlmiß, sowie Verzeichniß der Massengüter.

1885.

9. Juli.

Bkm. betr. Aenderungen der Borschhriüften über die Statistik des Waaren­ verkehrs ............................................................................................................................. 646

1884.

522

216. III. Verkehr mit steuerpflichtigen Gegenständen zwischen E.-L. und den übrigen Staaten de:s deutschen Zollgebiets. 1883. 29. Dez.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Ulebersicht der Uebergangsabgaben und Aussuhrvergütungen re.....................................................................................................364

IV. Zölle iiiib gemeinschaftliche Steuern des deutschen Reichs. 217. Zöillle. 1881. 14. Mai.

BRB. betr. die zollamtliche Abferticgur.ng von Flößen....................................

1881. 2. Juni.

BRB. betr. das Verfahren bei Rest'tstellung der Liefermenge der in Thei­ lungslagern in Fässern zu- und oabggehenden Weine.....................................

2. Juli. BRB. betr. Abänderung des Begleiitsccheinregulativs....................................

1881.

1881.

47

8.

1882. 28. 1882.

1882.

83

106

Nov. BRB. betr. vermarkliche Behandluncg ivon zur Kur eingeführtenPseeden.

.

129

März. BRB. betr. den Beredelungsverkehr? miiit Roheisen............................................ 157

17. Mai. Bkm. betr. Bestimmungen über die

Taara............................................................ 168

3. Juni. Bkm. des Reichskanzlers, betr. Aböänddernng des Regulativs über laufenden Karten

1882. 27. Juni.

diefort­

181

Bkm. enthaltend Regulativ über diie Gewährung einer Zollerleichterung bei der Ausfuhr von Mühlenfabrikatcen.................................................................197

1882. 5.

Juli.

BRB. betr. Zollbehandlung voin Konsiokaten und Abänderung des allgemeinen Niederlageregulativs............................................................................... 199

1882. 8.

Juli.

Bkm. betr. die zollamtliche Behandlung von Waarcnseudungen, welche mit der Post aus dem Auslande einznchyen......................................................................200

1882. 19. Dez.

BRB. betr. die Privattransitlager whnne amtlichen Mitverschluß................... 227

1883. 12. Febr. Bkm. betr. die zollfreie Abtastung wom Rohrzucker zur Herstellung von kondensirter Milch............................................................................................................

231

1883. 14. März.

BRB. betr. die Zollbehandlung vom '.Talg zu gewerblichen Zwecken.

.

257

1883. 12. April.

Bkm. enthaltend Bestimmungen üiberr die Ermittelung des zollpflichtigen Gewichts von in Eisenbahnwagemladdungen eingehenden Massengütern . .

261

1883. 21. Juni.

BRB. betr. die Zollbehandlung dder in öffentlichen Niederlagen oder Privatlagern entleerten Umschließiunrgen von Flüssigkeiten................................. 322

1883. 10. Sept.

G. betr. Zollermäßigungen in den Äarrifen A zu dem deutsch-italienischen und dem deutsch-spanischen Handels- umd) Schifffahrtsvertrage...................................... 346

1883. 20. Okt.

B. betr. die Ausdehnung der Zollerrmmßigungen in den Tarifen A zu dem deutsch-italienischen und dem deultschi-spanischen Handels- und Schiffsahrtsvertrage............................................................................................................................ 347

1883. 25. Okt.

Bkm. betr. Ausführungsbestimmunlgenn in Bezug auf die Zollermäßigungen in den Tarifen A zu den Handells- und Schifffahrtsverträgen mit Italien und Spanien.................................................................................................................. 348

.

.

214— 240. Steuer« und Zölle

xxvn Seite.

1884.

20. März. BRB. betr. Abänderung des Regulativs für Theilungsläger...................... 380

15. Mai. BRB. betr. das Verfahren bei der Umfüllung von Flüssigkeiten auf Niederlagen................................................................................................................... 401 1884. 19. Dez. BRB. betr. Zollerleichterungen im Beredelungsverkehr mit Roheisen . . . 525

1884.

1885. 22.

Mai. G. betr. die Abänderung des Zolltarifgesetzes vom 15. Juli 1879 ....

597

1885.

24. Mai. Bkm. betr. die Redaktion des Zolltarifgesetzes................................................. 609

1885.

23. Juni. Bkm. enthaltend Ausführungsbestimmungen zum G. v. 22. Mai d. I. betr. die Abänderung des Zolltarifgesetzes.......................................................................... 641

1885. 14. Juli.

Bkm. betr. Maßregeln zur Ausführung des Gesetzes wegen Abänderung des Zolltarifgesetzes...............................................................................................................646

1885. 25. Sept. Bkm. betr. die Zollbehandlung der gefüllt mit Mineralöl eingehenden Fässer

670

1885. 26. Nov. BRB. betr. die Privattransitläger ohne amtlichen Mitverschluß............................. 689 1885.

2. Dez. Bkm. betr. die zollfreie Ablassung von Petroleum für gewerbliche Zwecke .

.

703

218. Branntweinsteuer. BRB. betr. das Halten und die Benutzung der Destillirapparate durch Essigfabrikanten........................................................................................................ 6 1881. 7. Juli. BRB. betr. Abänderung des Regulativs über die Steuerfreiheit des Branntweins zu gewerblichen Zwecken...................................................................117 1881. 30. Nov. BRB. betr. Denaturirung von Branntwein zur Essigfabritation................. 131 1881.

19. Febr.

1882. 28.

März. BRB. betr. Denaturirung von Branntwein zur Essigfabrikation................. 157

1883. 20.

Jan. BRB. betr. Abänderung des Regulativs über die Steuerfreiheit des Branntweins zu gewerblichen Zwecken................................................................... 231

1884. 24.

April. BRB. betr.

1885. 19.

März. BRB. betr. Abänderung des Regulativs über die Steuerfreiheit des Branntweins zu gewerblichen Zwecken................................................................... 583

1885.

4. Juli.

1885. 26. Nov.

Denaturirung von Branntwein

zur Anilinfarbenfabrikation.

395

BRB. betr. Abfertigung des in Bassinwagen mit Anspruch auf Steuer­ vergütung ausgehenden Branntweins.....................................................................645

BRB. betr. Denaturirung von Branntwein zur Herstellung von Spiritus­ lacken bezw. Antipyrin aus Essigäther..............................................................

690

218a. Reichsstempelabgaben. 1881.

1. Juli.

1882.

1. Febr.

1882.

9. Okt.

1884

6. Febr.

1885. 29.

1885. 1885.

Mai.

G. betr. die Erhebung von Reichsstempelabgaben...............................................

99

Bkm. des Reichskanzlers, betr. Berechnung rc. der Stempelabgabe von aus­ ländischen Werthpapieren..........................................................................................147 Bf. des Oberstaatsanwalts, betr. den Vollzug des G. v. 1 Juli 1881, insbes. die Obliegenheiten der Notare rc................................................................................ 223 Bkm. des Reichskanzlers, betr. den Mittelwerth des österreichischen Gulden Gold bei Berechnung rc. der Reichsstempelabgaben................................................ 370 G. betr. Abänderung des G. v. 1. Juli 1881 ..................................................... 634

3. Juni. Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Redaktion des G. wegen Erhebung von Reichsstempelabgaben.................................................................................................... 635 7. Juni. Bf. des Min., betr. die öffentliche Ausspielung geringwerthiger Gegenstände rc. 637

1885. 15.

Sept. Bkm. des Reichskanzlers, betr. Ausführungsvorschriften zu dem G. wegen Erhebung von Reichsstempelabgaben.......................................................................... 659

1885. 26. Sept. Bkm. des Min., betr. Erhebung der Reichsstempelabgaben....................................... 673 1885. 30. Okt. Bkm. des Reichskanzlers, betr. Bezeichnung von Waaren, für welche an in­ ländischen Börsen Terminpreise notirt werden...................................................... 682 1885. 29. Dez. Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Erhebung und Verrechnung der Reichs­ stempelabgaben ...............................................................................................................709

219. Salzsteuer. 1881. 20. Mai.

BRB. betr. Abänderung der Bestimmungen über die Verabfolgung von Pfannenstein..............................................................................................................

54

214—40. Steuer« und Zölle

XXVIII

1881. 23. Mai.

1881. 2. Juli. 1881.

5. Dez.

1882. 23. Febr.

BRB. betr. Strafbarkeit bei unberechtigtem Bezüge denaturirten Bestellsalzes.

.

107

BRB. betr. Abänderung der Verordnung zur Ausführung des Gesetzes über die Salzabgabe.............................................................................................

136

BRB. betr. Uebernahme der Salzabgabenbeträge für das zum Einsalzen von Häringen u. a. verwendete Salz auf gemeinschaftliche Rechnung . .

4. Juli. BRB. betr. amtliche Revision von Gewerbesalz am Bestimmungsorte

1885.

Seite. 74

BRB. betr. Denaturirung von Salz mit Karbolsäure...................................

. .

.

149

645

220. Spielkartenstempel. 1881.

10. Jan. BRB. betr. Verbot der Einfuhr von losen Spielkarten...........................

1883.

8.

3

Nov. BRB. betr. die Besteuerung der sog. Widderkarten...................................... 351

221. Tabacksteuer. 1881. 28. Mai.

Regulativ, betr. die Gewährung der Zoll- und Steuervergütung für Taback und Tabackfabrikate..............................................................................................

75

1881. 28. Mai.

BRB. betr. die steuerliche Behandlung von Tabackgrumpen..........................

75

1882. 21. März.

BRB. betr. die Anmeldung und Besteuerung von Tabackpflanzungen für Zierzwecke..................................................................................................................

156

1883. 28. Mai.

BRB. betr. die Verwendung von Melilotenblüthen (Steinklee) zur Her­ stellung von Tabackfabrikaten..................................................................................... 278

1883. 27. Dez

Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Abfertigung von inländischem Taback auf Bersendungsschein II.................................................................................................... 364

1884. 24. März. BRB.

betr. Verlust von Taback durch die sog. Dachfäule...................................... 380

1884.

24. April. Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Ausfuhrvergütung

1884.

1.

1885. 31.

Juli.

BRB.

für Taback............................ 395

betr. Kreditirung der Tabacksgewichtssteuer..................................................... 422

März. BRB. betr. Ergänzung des Regulativs über dieGewährung der Zollund Steuervergütung für Taback................................................................................585

1885. 5. April.

G. betr. Abänderung der §§ 12, 16 und 19 des Gesetzes, betr. die Erhebung der Tabacksteuer.............................................................................................................. 588

1885. 3. Juni.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. Entrippen von inländischem Taback in Theilungslägern.................................................................................................................... 635

1881. 16. Juli.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Abänderung der Vorschriften über die Verwendung der Wechselstempelmarken ................................................................ 117

1881. 22. Nov.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Ausgabe neuer Stempelmarken zur Ent­ richtung der Wechselstempelsteuer................................................................................130

222. Wechsel stempel.

1. Febr.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. Berechnung rc. der Wechselstempelabgabe von den in andern als der Reichswährung ausgedrückten Summen ....

147

1882. 10. Juli.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Ausgabe neuer gestempelter Wechselblankets.

201

1882.

1884.

6. Febr.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. den Mittelwerth der österreichischen Gulden Gold bei Berechnung der Wechselstempelsteuer rc................................................. 370

1884.

9. Juni.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. den Debit von Stempelmarken und gestem­ pelten Blankets zur Entrichtung der Wechselstempelsteuer................................ 416

1881.

2. Juli.

1881.

8. Nov.

BRB. betr. die Fristen für die Kreditirung und die Rückvergütung der Rübenzuckersteuer..........................................................................................................106 BRB. betr. die Ausfuhrvergütung für Zucker............................................................ 129

223. Zuckersteuer.

BRB.

betr. die Ausgangsabfertigung von Zucker.......................................................138

1883. 14. März. BRB.

betr. die Ausfuhrabfertigung von Rohzucker in Säcken............................ 258

1881. 16. Dez.

1883.

7. Juli. G. betr. die Steuervergütung für Zucker...................................................................... 331

1884. 24. Juni. BRB.

betr. die Ausfuhrabfertigung von Zucker........................................................... 422

214—240. Steuern u. Zölle. — 241—245. Strafprozeß u. Strafvollstreckung,

xxix

Seite. 1885. 13. Mai.

G. betr. die Steuervergütung für Zucker, sowie die Verlängerung der Frist für die Entrichtung der im Betriebsjahr 1884/85 kreditirten Rübensteuer.

1885. 16. Mai.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. Ausführungsbestimmungen zum Gesetz vom 13. Mai d. 1..................................................................................................................595

1885. 21. Mai.

BRB. betr. die Ausfuhrabfertigung von Zucker...........................................................597

594

V. Innere direkte Steuern.

228. Lizenzgebühr. 1882.

23. März.

G. betr. die Lizenzgebühren für den Kleinverkauf von geistigen Getränken

.

156

VII. Direkte Steuern. 233. Allgemeines. 1881. 31. Mai.

G. betr. die Besteuerung der Dienstwohnungen der Reichsbeamten

...

82

1884.

27. Febr. G. betr. die anderweitige Einrichtung der Verwaltung der direkten Steuern.

371

1884.

13. März. Bkm. des Min., betr. den Uebergang der Geschäfte von den Steuerdirektionen auf die Direktion der direkten Steuern zu Straßburg......................................373

236. Grundsteuer. 1884.

31. März.

G. betr. die Bereinigung des Katasters, die Ausgleichung der Grundsteuer u. die Fortführung des Katasters............................................................................... 381 (S. auch 141a.)

Strafprozeß und StrafvoDrekung.

241. Allgemeines. 1882. 12. Dez. 1884. 15. Okt.

Bf. des Min., betr. die Aufbewahrung der Ueberführungsstücke bei den Land­ gerichten ......................................................................................................................... 226 Bf. des Oberlandesgerichtspräsidenten u. des Oberstaatsanwalts, betr. das Ermittelungsverfahren in Brandfällen.....................................................................504

1885. 29. April.

Vertrag zwischen Deutschland u. Belgien, betr. die Bestrafung der Forst-, Feld-, Fischerei- und Jagdfrevel.......................................................................... 593

1885. 24. Juni.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. Grundsätze bezüglich der Vollstreckung von Gesammtstrafen...............................................................................................................642

241 a. Arbeitshäuser. 1883. 28. März.

G. betr. die Kosten der Unterbringung verurtheilter Personen in ein Ar­ beitshaus ....................................................................................................................260

1883. 1. Okt.

B. des Min., betr. die Kosten der Unterbringung verurtheilter Personen in ein Arbeitshaus.................................................................................................... 347

242. Gefängnisse. 1883. 26. Febr.

Bf. des Min., betr. die Arbeitsbelohnung der Gefangenen in den Strafan­ stalten und in den Bezirks- und Untersuchungsgefängnissen................................ 240

1883.

5. März. Bf.

des Min., betr.

die Aufsicht über die Amtsgefängnisse.............................. 243

1883. 1883.

12. März. Vf.

des Min., betr.

14. Nov.

Vf.

des Min., betr.

die Arbeitsbelohnung in den Amtsgefängnissen. die Selbstverpflegung in den Gefangenanstalten

9. Dez.

Vf.

1885.

. .

. .

. .

257 353

des Generalkommandos und des Min., betr. die Vollstreckung dergegen Mannschaften des Beurlaubtenstandes erkannten Strafen rc..................................706

243a. Strafregister. 1882. 16. Juni.

V. des Bundesraths, betr. die Einrichtung von Strafregistern und die wechsel­ seitige Mittheilung der Strasurtheile..................................................................... 195

xxx

246—251. Strafrecht. — 252—254. Straßenwesen. — 254 a. Unfallversicherung. Seite.

8. Sept.

Vf. des. Min., bett, die Einrichtung von Strafregistern und die Mittheilung der Strafurtheile...................................................................................................

219

1882. 14. Sept.

Vf. des Min., betr. die der Verwaltungsbehörde vierteljährlich zu übersen­ denden Verzeichnisse der gerichtlichen Bestrafungen 2c. durch die Gerichts­ schreiber ..................................................................................................................

222

1882.

245. Wiedereinsetzung in die früheren Rechte. 1882. 21. Aug.

Vf. des Oberstaatsanwalts, betr. Anwendung der Vorschriften über Ltempelund Registrirpflichtigkeit der Urkunden im Rehabilitationsverfahren . . .

217

Strafrecht. 247". Papier zu Reichskassenscheineii. 1885. 26. Mai.

G. betr. den Schutz des zur Anfertigung von Reichskassenscheinen verwen­ deten Papiers gegen unbefugte Nachahmung...............................................

403

248. Sozialdemokratie. 1884. 28. Mai.

G. betr. die Verlängerung der Gültigkeitsdauer des G. gegen die gemeittge^ fährlichcn Bestrebungen der Sozialdemokratie...............................................

403

248Sprengstoffe. 1884. 9. Juni.

G. gegen den verbrecherischen u. geineingefährlichen Gebrauch von Spreng­ stoffen .......................................................................................................................

414

Straßenwefen

254. Vizinalwege. 1883. 20. April.

Bkm. des Bezirkspräsidenten v. Lothringen, betr. das Vizinalwege-Reglement.

267

SyndiKatgenossenfchaften s. Nr. 269, 153 254 u. Zlnfassversicherttttg. 1884.

6. Juli.

Uufallversichcrungsgesetz..............................................................................

1884.

14.Juli.

Bkm. des Reichskauzlers, betr. die

1884.

5. Aug.

422

Errichtung des Reichs-Versicherungsamls.

469

1885. 22. Jan.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. die Unfallversichernngspflicht von Arbeitern li. Betriebsbeamten, welche sich auf die Ausführung von Banarbeiten erstrecken...................................................................................................................

573

1885. 22. Mai.

Bkm. des Reichs-Versicherungsamts, betr. die Bildung der Berufsgenossen­ schaften........................................................................................................................

598

1885. 28. Mai.

G. über die Ausdehnung der Unfall- u. Krankenversicherung.........................

632

1885. 25. Juli.

Bkm. des Reichskanzlers, betr. Ansführnngsbestimmungen zu dem G. vom 28. Mai 1885 ........................................................................................................

648

1885. 5. Aug.

B. betr. die Formen des Verfahrens u. den Geschäftsgang des Reichs-Versichcrungsamts........................................................................................................

651

1885. 27. Aug.

V. des Min., betr. die Sitze der nach dem Unfallversicherungsgesetze zu bildenden Schiedsgerichte........................................................................................

655

9. Sept.

V. des Min., betr. die auf Grund des G. vom 28. Mai 1885 zu bestim­ menden Schiedsgerichtssitze für die Post- und Telegrapyenverwaltnng . .

658

1885. 15. Sept.

Bkm. des Reichs-Versicherungsamts, betr. die Bildung von Bernfsgenossenschaften..................................................................................................................

1885. 20. Sept.

Bkm. des Reichskanzlers, die Unfallversicherung betreffend...............................

669 669

1885. 22. Sept.

V. des Min., betr. den Sitz des auf Grund des G. v. 28. Mai 1885 für den Bezirk des 15. Armeekorps zu errichtenden Schiedsgerichts ...

670

1885.

.

445

.

B. des Statthalters zur Ausführung des Unfallvcrsicherungsgesetzes.

.

2ö4a. Uufallverstcherullg. — 255. Unterricht. — 257. Verfassungsrecht.

xxxi Seite.

1885. 25. Sept.

V. des Mm. zur Ausführung des Unfallversicherungsgesetzcs................................. 670

1885. 25. Sept.

B. betr. die Inkraftsetzung des Unfallversicherungsgesetzcs u. die theilweise Inkraftsetzung des G. v. 28. Mai 1885................................................................670

1885. 25. Sept.

Erlaß des Kriegsministers, betr. Ausführungsvorschriften zur Durchführung der Unfallversicherungsgesetze im Bereich der preußischeit Heeresverwaltung.

671

1885. 25. Sept.

Bkm. des Reichs-Bersicherungsamts, betr. die Sitze derjenigen Schiedsgerichte, deren Bezirke über die Grenzen eines Bundesstaats hinausgehen. . . .

671

1885. 30. Sept.

Bkm. des Reichs-Versicherungsamts, betr. den von der Krankenkasse in der Zeit von der 5. bis zur 13. Woche nach dem Unfall zu leistenden re. Mehrbetrag an Krankengeld.....................................................................................676

1885. 30. Sept.

Bkm. des Reichskanzlers, enthaltend Regulativ, betr. die Unfallversicherung für den Betrieb der Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung...........................679

1885. 23. Okt.

Erlaß des Kriegsministers, enthaltend ein Regulativ, betr. die Wahlen der Vertreter der Arbeiter rc. auf Grund des Unfallversicherungsgesetzes u. des G. v. 28. Mai 1885 ...................................................................................

681

1885.

2. Nov.

B. über das Verfahren vor den auf Grund des Unfallversicherungsgesetzes errichteten Schiedsgerichten..........................................................................................682

1885.

5. Nov.

V. des Min., enthaltend Instruktion für die Ortspolizeibehörden zur Aus­ führung des Unfallversicherungsgesetzes................................................................ 685

255. Unterricht. lttol. 17. Mai.

Erlaß des Statthalters, betr. Bestimmungen über Einrichtung der Klein­ kinderschulen ..............................................................................................................

1881. 17. Mai.

Erlaß des Statthalters, betr. Bestimmungen über die Aenderungen des Re­ gulativs für die Elementarschulen v. 4. Jan. 1874 .....................................

52 53

1881. 17. Mai.

Vf. des Min., betr. Bestimmungen über die Ortsschulvorstände.....................

54

1882. 16. März.

Erlaß des Staatssekretärs, enthaltend einen Normalplan für die Klein­ kinderschulen...............................................................................................................

151

Vf. des Min., enthaltend eine Prüfungsordnung für Vorsteherinnen der Klein­ kinderschulen .....................................................................................................................152 1882. 16. März. Bkm. des Min., betr. Bestimmungen über die Anlage re. der Kleinkinder-Schnlhäuser................................................................................................... 153

1882. 16. März.

1882.

21. April. V. betr. die Einnchtuug eines Oberschulraths für E-L......................................

163

1882.

11. Ma». Erlaß des Statthalters, betr. das Jnstebentreten des Oberjchulraths .

168

1882.

5.

.

.

Bkm. des Min., betr. die Erhebung von Beitreibung des Schulgelds bei den öffentlichen höheren Schulen.....................................................................................225 1883. 13. März. Bf. des Min., betr. Ordnung für die Prüfungen an der Landwirthschastsschule zu Rusach..........................................................................................................257 Dez.

1883. 20. Juni.

Bf. betr. das höhere Unterrichtswesen.......................................................................... 310

1883. 20. Juni.

Erlaß des Statthalters, enthaltend Regulativ für die höheren Schulen in Elsaß-Lothringen.................................................................................................... 310

1883. 20. Juni.

Vf. des Oberschulraths, enthaltend Ordnung der Lehraufgaben der höheren Schulen und der Vertheilung der Lehrstunden..................................................... 313

1883. 20. Juni.

Vf. des Oberschulraths, enthaltend Ordnung der Ferien für die höheren Schulen.....................................'...............................................................................321

1883. 22. Juni.

V. des Statthalters, betr. die Prüfungsordnung für Elementarlehrer u. Etcmentarlehrerinnen v. 4. Jan. 1874...................................................................

1884. 29. Aug.

Vf. des Oberschulraths, betr. das Verhalten der Schulbehörden bei dem Auf­ treten ansteckender Krankheiten in den Schulen..................................................... 490

1885.

Vf. des Oberlandesgerichtspräsidenteu und des Oberstaatsanwalts, betr. das Verfahren in Schulversäumnißsachen .......................................................................... 637

9. Juni.

323

257. Werfassungsrecht. 1881. 23. Mai. G. betr. die Oeffentlichkeit der Verhandlungen und die Geschäftssprache des Landesausschusses für E.-L....................................................................................

55

259—267. Verwaltung. - 268. Wahlen.

XXXII

- 269-271. Wafferrecht. Seite.

1881. 29. Juli.

B. betr. Abänderung der V. v. 23. Juli 1879 über die Einrichtung des Ministeriums für E.-L. . ........................................................................................... 119

1882.

5. Juni.

Desgl......................................................................................................................................183

1885. 29. Juni.

A. Erlaß, betr. die interimistische Weiterführung der Geschäfte des Statt­ halters in E-L.................................................................................................................642

1885. 28. Sept.

B. betr. die Uebertragung landesherrlicher Befugnisse aus den Statthalter in E.-L..............................................................................................................................675

Verwaltung 259. Allgemeines. 1881. 14.

Dez. Bkm. des Min., betr.

1882. 23.

Dez. Bkm. des Min., betr. das Central- und Bezirks-Amtsblatt für E.-L. .

1884.

das Amtsblatt des Ministeriums für E.-L.........

138

.

.

228

14. Mai. B. betr. Abänderung der Grenzen der Bezirke Unter-Elsaß undLothringen, der Kreise Zabern 2c.................................................................................................... 400

1884. 12. Aug. Bkm. des Min., betr.

die Landes-Zeitung für E.-L.................................

488

268. Wahlen. 1884. 12. März.

G. betr. die Stimmzettel für öffentliche Wahlen......................................................372

Wasserrecht. 270. Rheinschifffahrt. 1883. 19. Febr.

B.

des Bezirkspräsidenten v. O.-E., die Untersuchung der Rheiuschisfe betreffend...................................................................................................................

234

1883. 19. Febr.

Polizeiverordnung des Bezirkspräsidenteu v. O.-E., betr. die Einsenkungstiefe und Schiffs-Atteste der Rheinschiffe....................................................................

239

1883. 28. Febr.

B.

des Bezirkspräsidenten v. U.-E., die llntersnchung der Rheiuschiffe betreffend...................................................................................................................

243

1883. 28. Febr.

B. des Bezirkspräsidenten v. U.-E., betr. die Einsenkungstiese und SchiffsAtteste der Rheinschiffe........................................................................................

243

1885. 10. Sept.

Beschluß des Bezirkspräsidenten v. O.-E., betr. Abänderung der Rheinschifffahrts-Polizei- und Floßordnung..........................................................................

658

1885. 10. Sept.

Desgl. des Bezirkspräsidenten v. U.- E..................................................................

659

1885. 11. Dez.

V. des Bezirkspräsidenten v. O.-E., enthaltend Steuermannsordnnng für den Rhein...............................................................................................................

707

1885. 12. Dez.

Desgl. des Bezirkspräsidenteu v. U.-E...................................................................

709

1883. 30. Mai.

Nachtrag zur Polizei-B. des Bezirkspräsidenteu v. U. >E. für die Schissfahrtskanäle in E.-L................................................................................................

271. Schiffbare Wasserläufe. 323

Gesetze aus den Jahren 1881 dis 1885.

1880. 12. Febr. 1880.

Äuslirfernngsvertrag zwischen dem Deutschen Keich und dem orientalischen Freistaat Uruguay. R. G.-Bl. 1883. S. 287.

1881. 10. Januar 1881.

Lnndegraths-Leschluk, betreffend Verbot der Einfuhr von losen Spielkarten. C.-Bl. S. 15.

Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 10. Januar d. I. beschlossen, das; lose Spielkarten, sowie solche Karten, welche in ihrer vorliegenden äußerlichen Bereinigung als Kartenspiele nicht

anzusehen sind (§ 1 des Ges. betr. den Spielkarten stempel, vom 3. Juli 1878 — R.-G. Bl. S. 133), bei der Einfuhr vom Ausland in den freien Verkehr des Bundesgebiets nicht gebracht werden dürfen.

24. Januar 1881.

Gesetz, betreffend die Aufhebung des Kriegsgerichts pi «Straßburg? G.-Bl. S. 1.

8 1. Das Kriegsgericht zu Straßburg (GeneralGouvernements-Verordnnng vom 19. Dezember 1870, Gesetz vom 12. Juli 1873, Gesetzbl. S. 163) wird aufgehoben. 1. Vorlage 9 der VIII. Leisiou des Landesausschusses 2. Von dem Gc>. v. 12. Juli 1873 ist jedoch der § 3,

2. Dieses Gesetz tritt am Tage seiner Verkün­ dung in Kraft.

betr. die Bestrafung der erfolglosen Aufforderung oder Auf­ reizung zu den Delirien der §§ 80-93, 94, 96, 98, 100, 102, 105,106, 115, 116, 125 St.-G.-B. in Kraft geblieben.

Gesetze aus den Jahren 1881 dis 1885.

1880. 12. Febr. 1880.

Äuslirfernngsvertrag zwischen dem Deutschen Keich und dem orientalischen Freistaat Uruguay. R. G.-Bl. 1883. S. 287.

1881. 10. Januar 1881.

Lnndegraths-Leschluk, betreffend Verbot der Einfuhr von losen Spielkarten. C.-Bl. S. 15.

Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 10. Januar d. I. beschlossen, das; lose Spielkarten, sowie solche Karten, welche in ihrer vorliegenden äußerlichen Bereinigung als Kartenspiele nicht

anzusehen sind (§ 1 des Ges. betr. den Spielkarten stempel, vom 3. Juli 1878 — R.-G. Bl. S. 133), bei der Einfuhr vom Ausland in den freien Verkehr des Bundesgebiets nicht gebracht werden dürfen.

24. Januar 1881.

Gesetz, betreffend die Aufhebung des Kriegsgerichts pi «Straßburg? G.-Bl. S. 1.

8 1. Das Kriegsgericht zu Straßburg (GeneralGouvernements-Verordnnng vom 19. Dezember 1870, Gesetz vom 12. Juli 1873, Gesetzbl. S. 163) wird aufgehoben. 1. Vorlage 9 der VIII. Leisiou des Landesausschusses 2. Von dem Gc>. v. 12. Juli 1873 ist jedoch der § 3,

2. Dieses Gesetz tritt am Tage seiner Verkün­ dung in Kraft.

betr. die Bestrafung der erfolglosen Aufforderung oder Auf­ reizung zu den Delirien der §§ 80-93, 94, 96, 98, 100, 102, 105,106, 115, 116, 125 St.-G.-B. in Kraft geblieben.

1881 (25. Jan. — 2. Febr. — 7. Febr.)

4

25. Januar 1881.

Verfügung -es Ministeriums, betreffend die Tagegelder und Reisekosten der als Sachverständige in Strafsachen zugezogenen Aerzte. Just.-Samml. VI S. 19. In 8 3 des Regulativs vom 17. Januar 1873 (Gesetzbl. S. 15) sind den Aerzten Tagegelder und Fuhrkosten nach dem Satze für die in dem Gesetze vom 3. Februar 1872 unter Nr. IV be­ zeichneten Beamten bewilligt. Da dieser Beamten­ klasse, zu welcher u. A. die Kreisärzte gehören, nach § 1 Nr. V der Allerhöchsten Verordnung vom 25. Oktober v. I. (Gesetzbl. S. 136) in Verbindung mit der Ausführungsverordnung vom 29. November v. I. (Amtsblatt des Ministeriums S. 105) ihr bisheriger Tagegeldersatz von 9 Mark verblieben ist, so behält es bei letzterem auch hin­ sichtlich der als Sachverständige in Strafsachen

zugezogenen Aerzte sein Bewenden. An Fuhr­ kosten kommen dem Arzte die nach der Verord­ nung vom 25. Oktober v. I. dem Tagegeldersatz von 9 Mark entsprechenden Beträge zu. Hiernach ist § 3 des Regulativs vom 17. Januar 1873 nunmehr aus §§ 1 Nr. V, 2, 3, 5, 6, 8 dieser Verordnung zu ergänzen. Im Uebrigen bleibt jene Vorschrift unberührt und ist weder an dein darin aufgestellten Erforderniß „einer einen Kilo­ meter übersteigenden Entfernung vom Wohnorte des Arztes", noch an der dem Arzte freigestellten Wahl zwischen dem Tagegeld und den in § 1 des Regulativs festgesetzten Gebühren etwas geändert.

2. Februar 1881.

Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend diejenigen obersten Verwaltungs­ behörden und höhere« Verwaltungsbehörden im deutschen Leich und in der Oesterreichifch-Ängarifchen Monarchie, deren Urkunden einer Beglaubigung nicht bedürfen.1 R.-G.-Bl. 1881. S. 8.

_____________ 1. S. Nachtrag v. 3. Aug. 1881.

________________________

7. Februar 1881.

Verordnung wegen Abänderung der Verordnung, betreffend die Tagegelder, die Fuhrkosten und die Umzugskosten der gefandtfchaftlichen und Konsularbeamten, vom 23. April 1879. R.-G.-B1. S. 27. Wir

Wilhelm,

von

Gottes

Gnaden

Deutscher

Kaiser, König von Preußen rc. verordnen im Namen des Reichs, auf Grund des § 18 des Gesetzes, betreffend die Rechtsverhält­ nisse der Reichsbeamten, vom 31. März 1873 (R.-G.-Bl. S. 61), im Einvernehmen mit dem

Bundesrath, was folgt:

Art. 1. Im 8 3 Absatz 1 der Verordnung, be­ treffend die Tagegelder, die Fuhrkosten und die Umzugskosten der gesandtschaftlichen und Konsu­ larbeamten, vom 23. April 1879 (R.-G.-Bl. S. 127) kommen die Worte im „Auslande" in Wegfall 2. Der § 4 der Verordnung vom 23. April 1879 wird aufgehoben.

7. Februar 1881.

Gesetz, betreffend die Ausübung des Iagdrechts. G.-Bl. S. 5.

Dieselben finden keine Anwendung:

§ 1. Die Ausübung des einem jeden Grund­ eigenthümer auf seinem Grund und Boden zu­ stehenden Jagdrechts, sowie des Jagdrechts auf Gewässern ist den Bestimmungen dieses Gesetzes

1) auf die Grundstücke der Neichsmilitär- und der Reichseisenbahnverwaltung, auf die Staats­ forsten und auf diejenigen Forsten, deren Eigen­

unterworfen.

thum dem Staat mit anderen Eigenthümern nn-

1. Vorlage 7 der VIII. Session des Landesausschusses.

getheilt zusteht; 2) auf diejenigen Grundstücke welche mit einer

1881 (7. Febr.) fortlaufenden Einfriedigung umgeben sind, die jede Verbindung mit den benachbarten Grundstücken hindert. 2 2. Das Jagdrecht auf denjenigen Grundstücken und Gewässern, welche den Bestimmungen dieses Gesetzes unterworfen sind, wird Namens und auf

Rechnung der Grundeigenthümer durch die Ge­ meinde ausgeübt. Für jeden Gemeindebann ist die Jagd im Wege öffentlicher Versteigerung, unter Beobachtung der Vorschriften für Verpachtung von Gemeindegrund­ stücken vorbehaltlich der Bestimmung im § 10 dieses Gesetzes, betreffend die erstmalige Verpach­ tung, auf die Dauer von je neun Jahren zu ver­ pachten. Die Theilung eines Gcmcindebannes in mehrere Jagdbezirke, deren jeder mindestens zweihundert Hektare umfaßt, ist statthaft.

3. Aus zusammenhängenden Flächen von min­ destens fünfundzwanzig Hektaren, sowie auf Seen und Teichen in der Größe von mindestens fünf Hektaren und auf Teichen, welche zum Entenfang eingerichtet sind, kann sich der Eigenthümer die selbständige Ausübung des Jagdrechts Vorbe­ halten. Eisenbahnen, Wege oder Wasserläufe gelten nicht als Unterbrechung des räumlichen Zusam­ menhangs. 4. Der Jagdpachterlös ist in die Gemeindekasse zu zahlen. Die Vertheilung des Erlöses an die einzelnen Grundeigenthümer erfolgt nach dem Verhältniß der Katasterfläche der zu dem verpachteten Jagd­ bezirke gehörigen Grundstücke und Gewässer. Be­ träge, welche innerhalb zweier Jahre, nachdem bekannt gemacht ist, wieviel jeder Grundeigen­ thümer zu beziehen hat, nicht abgehoben sind, verfallen der Gemeindekasse. Der Jagdpachterlös eines Gemeiudebanncs ver­ bleibt der Gemeinde, sobald dies durch mindestens zwei Drittel der Betheiligten, welche zugleich mehr als zwei Drittel der den Bestimmungen dieses Gesetzes unterliegenden Grundfläche des Gemeinde­ bannes besitzen, beschlossen wird. Dieser Beschluß behält für die ganze Dauer der Pachtzeit Gültig­ keit. Ist ein solcher Beschluß gefaßt, so haben die­ jenigen Eigenthümer, welche sich nach den Be­ stimmungen des § 3 die selbständige Ausübung des Jagdrechts vorbehalten haben, nach dem Ver­ hältniß der Katasterflüche der vorbehaltenen Grundstücke und Gewässer einen entsprechenden Beitrag zu dem von dem verpachteten Theil des Gemeindebannes erzielten Erlöse in die Gemeindekasse zu zahlen. 5. Gemeinden, welche auf einem fremden Ge­ meindebanne einen den Voraussetzungen des § 3 entsprechenden Grundbesitz haben, wirken bei Be­ 2

Art. 2 G. V. 3. Mai 1841.

| I I

5

schlüssen über die Verwendung des Jagdpachter­ löses zu Gunsten der Gemeinde (§ 4 Absatz 3) nicht mit und bleiben, falls ein solcher Beschluß

gefaßt wird und sie sich die selbständige Ausübung des Jagdrcchts vorbehalten, von der Beitragspflicht für die fremde Gemeindekasse (§ 4 Absatz 4) befreit. 6. Zur Beschlußfassung darüber, ob der Jagd­ pachterlös der Gemeinde verbleiben soll, ist vor Festsetzung des Versteigerungstermins für die Verpachtung der Jagd von dem Bürgermeister ein öffentlich bekannt zu machender Termin anzu­ beraumen. Nachdem die Beschlußfassung erfolgt ist, haben die Eigenthümer, welche sich auf Grund des § 3 die selbständige Ausübung des Jagdrechts Vorbe­ halten wollen, diesen Vorbehalt binnen zehn Tagen dem Bürgermeister schriftlich zu erklären. Erstrecken sich die vorzubehaltenden Grund- oder Wasser­ flächen in den Bann verschiedener Gemeinden, so ist die Erklärung an den Bürgermeister jeder dieser Gemeinden zu richten. Die Bekanntmachung des Versteigerungstermins für die Verpachtung der Jagd darf erst nach Ab­ lauf dieser zehntägigen Frist stattfinden. Zwischen dem Versteigerungstermine und der ersten Be­

kanntmachung desselben muß eine Frist von minde­

stens sechs Wochen liegen. 7. Sind einzelne Grundstücke geringern Flächen­ gehalts von einem zusammenhängenden Grund­ besitz von mindestens fünfundzwanzig Hektaren ganz oder größtentheils umschlossen, so hat der Eigenthümer des größern Besitzthums, sofern er sich die selbständige Ausübung des Jagdrechts vor­ behält, das Jagdverpachtsrecht. Er ist zu diesem Ende befugt, die Jagdausübung auf den um­ schlossenen Grundstücken gegen eine dem Jagd­ pachtpreis des betreffenden Gemeindebannes verhältnißmüßig eutsprechende und darauf zu ver­ rechnende Entschädigung für die Dauer der Pacht­ zeit selbst zu beanspruchen. Macht er von diesem Rechte nicht spätestens am achten Tage nach dem endgültigen Zuschläge der Jagd auf dem Gemeindebanne (§ 2) durch schriftliche Erklärung an den Bürgermeister Ge­ brauch, so bleiben die umschlossenen Grundstücke Zubehör des Gemeindejagdbezirks. 8. Vom Tage des Inkrafttretens dieses Gesetzes ab können Jagdpachtverträge über Grundstücke, welche den Bestimmungen dieses Gesetzes unter­ liegen und auf welchen sich die Eigenthümer nicht gemäß § 3 die selbständige Ausübung des Jagd­ rechts Vorbehalten dürfen, mit rechtlicher Wirk­ samkeit nur nach Maßgabe des § 2 abgeschlossen

werden. Alle über derartige Grundstücke vorher abge­ schlossene Jagdpachtverträge sind innerhalb dreier Monate auf der Krcisdirektion in gehörig registrirtcr Form gegen Empfangsbescheinigung zu

hinterlegen. Die nicht in dieser Form und Frist hinterlegten

6

1881 (7. Febr. — 19. Febr.)

Verträge, sowie diejenigen, welche der Vorschrift in Absatz 1 zuwider abgeschlossen werden, sind

ohne rechtliche Wirksamkeit. Die hinterlegten Verträge erlöschen, sofern sie nicht früher ablaufen, im Jahre 1889 mit dem­ jenigen Tage, an welchem die Jagd geschlossen wird. 9. Bestehen gültige Jagdpachtverträge über Theile eines Gemeindebannes, welche nicht minde­ stens fünfundzwanzig Hektare in räumlichem Zu­ sammenhänge umfassen, so kann auf Betreiben des Bürgermeisters mindestens acht Tage vor dem für die Versteigerung anberaumten Termin den

Jagdpächtern, an Stelle der von ihnen gepachteten Parzellen, ein denselben an Ausdehnung und Werth gleichkommender zusammenhängender Jagd­ bezirk angewiesen werden. Der von den Jagdpächtern vertragsmäßig zu zahlende Zins verbleibt den Berechtigten. Die Eigen­ thümer derjenigen Grundstücke, welche den Pächtern als Jagdbezirk angewiesen werden, nehmen an dem Jagdpachterlös des Gemeindebannes verhältnißmäßig nach den Bestimmungen des § 4 dieses Gesetzes Theil. Die Anweisung erfolgt durch zwei von dem Amtsrichter zu beeidende Sachverständige, deren einen der Bürgermeister, den andern die Jagd­ pächter ernennen. Sofern die Letzteren innerhalb einer ihnen zu setzenden Frist die Ernennung nicht bewirken, oder sofern die ernannten Sach­ verständigen sich nicht einigen können, ernennt der Kreisdirektor einen dritten Sachverständigen, welcher die Anweisung vornimmt. Die Kosten des Verfahrens haben die Jagdpächter zu tragen. 10. Bei der erstmaligen Verpachtung der Jagd­ bezirke ist der Ablauf der Pachtzeit auf den

Tag des Jagdschtusses im Jahre 1889 festzu­ setzen. 3 Insoweit gültige Jagdpachtverträge vor diesem Tage ablausen, hat durch die Gemeinde eine ander­ weite Verpachtung der Jagd mit der Bestimmung zu erfolgen, daß die Pachtzeit mit dem vorbe­ zeichneten Tage endigt. 11. Die bestehenden jagdpolizeilichen Bestim­ mungen, sowie die Vorschriften über das Tödten und Vertilgen schädlicher Thiere werden durch dieses Gesetz nicht berührt. 4 Jedoch ist auf den von den Festungswerken umschlossenen Grundstücken, sowie in einem Um­ kreise bis weitestens 225 Meter von den Festungs­ werken, desgleichen von Forts, Pulvermagazinen und ähnlichen Anstalten die Anwendung von Feuergewehren bei Ausübung der Jagd oder bei Abwehr und Verscheuchung des Wildes bei Ver­ meidung einer Geldstrafe von 20 bis 150 JL oder Haft bis zu 4 Wochen untersagt. 5 6 Die Abgrenzung und Versteinung der Sicher­ heitsrayons erfolgt auf Anordnung des Statt­ halters nach Maßgabe der §§ 3 und 8 des Reichs­ gesetzes vom 21. Dezember 1871 (R.-G.-Bl. 1871 S. 459; G.-Bl. f. E.-L. 1872 S. 133). 6 12. Die nöthigen Anordnungen zur Ausfüh­ rung dieses Gesetzes werden durch das Ministerium erlassen

3. Turch § 18 Abs. 2 I. P. G. v. 7. Mai 1883 ist der 1. Februar 188!) als Tag des Jagdschlusses im Sinne des 8 io festgesetzt. 4. Tieielben sind jedoch dnrch das J.-P.?unde, welche von der Tollwuth befallen oder der Seuche verdächtig sind (§ 1 Absatz 2 des Gesetze?), müssen von dem Besitzer oder demjeni­

gen, unter dessen Aufsicht sie stehen, sofort gctödtet oder bis zum polizeilichen Einschreiten abgeson­ dert und in einem sichern Behältnisse eingesperrt werden (§ 34 des Gesetzes).

9

i I

dacht vorliegt, daß sie von dem wuthkranken Thiere gebissen sind. Ausnahmsweise kann die mindestens dreimonat­ liche Absperrung eines der Tollwuth verdächtigen Hundes gestattet werden, sofern dieselbe nach dem Ermessen der Polizeibehörde mit genügender Sicherheit durchzuführen ist, und der Besitzer des Hundes die daraus und aus der polizeilichen Uebcrwachung erwachsenden Lasten trügt (§ 37 des Gesetzes). Den Ausbruch der Tollwuth hat die Polizei­ behörde auf ortsübliche Weise und durch Bekannt­ machung in dem für amtliche Publikationen bestimmten Blatte (Kreis-, A.-Bl. u. s. tu.) zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. 20. Ist ein Wuthkranker oder ein der Seuche verdächtiger Hund frei umhcrgelaufen, so muß von der Polizeibehörde sofort die Festlegung (Ankettung oder Einsperrung) aller in dem gefähr­ deten Bezirke vorhandenen Hunde für einen Zeit­ raum von 3 Monaten angeordnet werden (§ 38 des Gesetzes). Der Festlegung gleichzuachten ist das Führen

1881 (24. Febr.)

10 der

mit

einem

sicheren

Maulkorbe

versehenen

Hunde an der Leine; jedoch dürfen die Hunde ohne polizeiliche Erlaubniß aus dem gefährdeten Bezirke nicht ausgesührt werden. Als gefährdet gelten alle Ortschaften, in welchen der wuthkrankc oder der der Seuche verdächtige Hund gesehen worden ist, und die bis 4 Kilo­

meter von diesen Ortschaften entfernten Orte ein­ schließlich der Gemarkungen derselben. Die Benutzung der Hunde zum Ziehen ist unter der Bedingung gestattet, daß dieselben fest ange­ schirrt, mit einem sicheren Maulkorbe versehen und außer der Zeit des Gebrauchs festgelegt werden. Die Verwendung von Hirtenhunden zur Be­ gleitung der Herde, von Fleischerhunden zum Treiben von Vieh und von Jagdhunden bei der Jagd kann unter der Bedingung gestattet werden, daß die Hunde außer der Zeit des Gebrauchs (außerhalb des Jagdreviers) festgelegt oder, mit einem sicheren Maulkorbe versehen, an der Leine geführt werden. Wenn Hunde der Vorschrift dieses Paragraphen zuwider frei umherlaufend betroffen werden, so kann deren sofortige Tödtung polizeilich ange­ ordnet werden.1 21. Die auf Grund der Vorschrift des § 20 von der Polizeibehörde getroffenen Anordnungen sind sofort auf ortsübliche Weise und durch Bekanntmachung in dem für amtliche Publika­ tionen bestimmten Blatte (Kreis-, A.-Bl. u. s. w0 zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Die gefähr­ deten Gemeinden oder Ortschaften sind einzeln zu bezeichnen. b. Katzen.

22. Die Vorschriften der §§ 16 bis 21 finden auf Katzen, welche von der Tollwuth befallen, oder der Seuche oder der Ansteckung verdächtig sind (§ 1 Absatz 2 des Gesetzes^, sinngemäße Anwendung. c. Andere Hauslhiere.

23. Andere Hausthiere, von welchen fest steht oder rücksichtlich welcher der Verdacht vorliegt, daß sie von einem wuthkrauken oder einen: der Seuche verdächtigen Thiere gebissen sind, ohne daß sie bereits der Seuche verdächtig geworden sittd, müssen von der Polizeibehörde sofort und für die Dauer der Gefahr unter polizeiliche Beobachtung gestellt werden (§ 19 des Gesetzes >. Tie Abschlachtuug solcher Thiere ist gestattet vgl. jedoch § 29). In letzterem Falle müssen vor wei­ terer Verwerthung des Thieres diejenigen Körper­ theile, an welchen sich Bißwunden befinden, un­ schädlich beseitigt werden. 24. Die Dauer der Gefahr ist für Pferde auf 3 Monate, für Rindvieh auf 4 Mouate, für Schafe, Ziegen und Schweine auf 2 Mouate zu bemessen.

1. Fassung nach ber Bkm. v. 2. Mai 1882 i(5. Bl. 5. 215).

25. Während der Dauer der polizeilichen Beobachtung dürfen die Thiere ohne polizeiliche Erlaubniß ihren Standort (Gehöft) nicht wechseln. Im Falle des mit polizeilicher Erlaubniß erfolgten Wechsels ist die Beobachtung in dem neuen Stand­ ort fortzusctzen. Wenn die Erlaubniß zur Ueberführung der Thiere in einen anderen Polizeibezirk ertheilt wird, so muß die betreffende Polizeibehörde behufs Fort­ setzung von der Sachlage in Kenntniß gesetzt werden. 26. Die Benutzung der unter polizeiliche Beob­

achtung gestellten Thiere, sowie der Weidegang derselben, ist gestattet. Der Besitzer der Thiere oder der Vertreter desselben ist aber anzuhalten, von dem etwaigen Auftreten solcher Krankheits­ erscheinungen, welche den Ausbruch der Tollwuth befürchten lassen, ungesäumt der Polizeibehörde Anzeige zu machen. Letztere hat hierauf die sofor­ tige Untersuchung der erkrankten Thiere dnrch den beamteten Thierarzt zu veranlassen und, sofern sich das Vorhandensein des Seuchenverdachtes bestä­ tigt, die Stallsperre für die erkrankten Thiere an­ zuordnen, luenn der Besitzer nicht die Tödtung derselben vorzieht. 27. Ist die Tollwuth bei einem Thiere festge­ stellt, so hat die Polizeibehörde die sofortige Tödtung desselben anzuordnen (§ 37 des Gesetzes). il. 21 He 2(iien von 1 hieven.

28. Vor polizeilichem Einschreiten dürfen bei wuthkrauken oder der Seuche verdächtigen Thieren keinerlei Heilversuche angestellt werden (§ 35 des

Gesetzes). 29. Das Schlachten wuthkrankcr oder der Seuche verdächtiger Thiere, sowie jeder Verkauf oder Ver­ brauch einzelner Theile, der Milch oder sonstiger Erzeugnisse derselben ist verboten (§ 36 des Ge MU's). 30. Die Kadaver der gefallenen oder getödteten wuthkrauken oder der Seuche verdächtigen Thiere sind durch Anwendung hoher Hitzegrade (Kochen bis zum Verfall der Weichtheile, trockene Testilla tion, Verbrennen) oder sonst auf chemischem Wege sofort unschädlich zu beseitigen. Die hierdurch ge wonnenen Produkte tonnen frei verwendet werden. Wo ein derartiges Verfahren nicht ausführbar­ ist, erfolgt die Beseitigung der Kadaver durch Vergraben, nachdem die Haut durch mehrfaches Zerschneiden unbrauchbar gemacht ist. Das Abhäuten der Kadaver ist verboten (8 39 des Gesetzes). Die Sektion eines Kadavers darf nur von approb'rten Thierärzten vorgenommen werden. c. Tesiufeltion.

31. Die Ställe, in welchen sich wuthkranke Thiere befunden haben, die Gcrüthschaften und sonstigen Gegenstände, die mit kranken Thieren in Berührung gekommen sind, müssen vorschriftsmäßig desinfizirt werden. Tie Streu Wuthkranker oder der Seuche verdächtiger Hunde und die von solchen

11

1881 (24. Febr.) benutzten Hundehütten, soweit sie von Holz oder Stroh sind, müssen verbrannt werden. Tie Desinfektion mus; nach Anordnung des beamteten Thierarztes und unter polizeilicher Ueberwachung erfolgen (§ 27 des Gesetzes). Der Besitzer der zu desinfizirenden Gegenstäude oder der Vertreter des Besitzers ist anzuhalten, ohne Verzug die Desinfektionsarbeiten aussühren zu lassen. Ueber die erfolgte Ausführung der Desinfektion hat der beamtete Thierarzt der Polizeibehörde eine Bescheinigung einznreichen.

C. Rotz Murrn) der Pferde, Esel, Maulthiere und Maulesel. a. Allgemeine Borschriften.

32. Wenn bei einem Pferde die Rotz- (Wurm-) Krankheit oder der Verdacht der Seuche (§ 1 Absatz 2 des Gesetzes) festgestellt ist (§ 12 des Gesetzes), so ist von der Polizeibehörde und dem beamteten Thierarzt (£ 2 Absatz 3 des Gesetzes) möglichst zu ermitteln, wie lange die verdächtigen Erscheinungen schon bestanden haben, ob neuer­ dings Pferde aus dem Gehöfte verkauft oder in

verdächtiger Weise entfernt sind, ob die kranken oder der Seuche verdächtigen Pferde mit anderen Pferden in Berührung gekommen, ob und wo die­ selben erworben sind, und wer der frühere Besitzer war. Nach dem Ergebniß dieser Ermittelungen sind die etwa erforderlichen Maßregeln ohne Verzug zu treffeu, rind nöthigenfalls die anderen betheiligten Polizeibehörden von dem Ergebniß der Ermittelungen in Kenntniß zu setzen. 33. Läßt sich nach den ermittelten Thatumständen annehmen, daß eine größere Verbreitung der Rotz­ krankheit in einer Gegend oder in einem Orte stattgefunden hat, so kann eine Revision sämmt­ licher Pfcrdebestände der Gegend oder des Ortes oder einzelner Ortstheile durch den beamteten Thierarzt von der Polizeibehörde angeordnet werden. 34. Die Polizeibehörde und der beamtete Thier­ arzt haben dafür Sorge zu tragen, daß der Besitzer­ oder der Vertreter des Besitzers eines rotzkranken oder der Seuche verdächtigen Pferdes auf die Gefahr der Austeckung durch unvorsichtigen Verkehr mit dem kranken Thiere aufmerksam gemacht wird. Der Wärter eines solchen Pferdes ist von jeder Dienstleistung bei anderen Pferden anszuschließeu und darf nicht in dem Krankenstalle schlafen. Per­ sonen, welche Verletzungen an den Händen oder­ anderen unbedeckten Körpertheiten haben, dürfen zur Wartung des erkrankten Thieres nicht ver­ wendet werden. 35. Erfolgt die Ermittelung des Seuchenaus­ bruchs oder des Seuchenverdachts in Abwesenheit des leitenden Polizcibeamten, so hat der beamtete Thierarzt die sofortige Absperrung der kranken und der der Seuche verdächtigen, sowie die poli­

,

zeiliche Beobachtung der der Ansteckung verdäch­ tigen Pferde vorläufig anzuordncn. Von dieser Anordnung, welche dem Besitzer der Pferde oder dessen Vertreter durch protokollarische oder ander­ weitige schriftliche Eröffnung mitzutheilen ist, hat der beamtete Thierarzt sofort der Polizeibehörde eine Anzeige zu machen. In seinem Berichte an die Polizeibehörde hat derselbe die rotzkranken und die verdächtigen (§ 1 Absatz 2 des Gesetzes) Pferde näher zu bezeichnen. 36. Die Polizeibehörde hat von jedem ersten Seuchenverdacht und von jedem ersten Seuchen­ ausbruche in einer Ortschaft, sowie von denk Verlaufe und von dem Erlöschen der Seuche dem General-Kommando desjenigen Armeekorps, in dessen Bezirk der Seuchenort liegt, sofort schriftliche Mittheilung zu machen. Befindet sich an dem Scuchenorte eine Garnison, so ist die Mittheilung dem Gouverneur, Kommandanten oder Garnisonältesten zu machen (§ 44 des Ge­ setzes). b. Rotzkranke Pferde.

37. Ist der Rotz bei Pferden festgcstellt, so hat die Polizeibehörde, soweit erforderlich, nach vorgängiger Ermittelung der zu leistenden Entschä­ digung , die unverzügliche Tödtung der Thiere anzuordnen (§ 40 des Gesetzes). Den Ausbruch der Rotzkrankheit hat die Polizei­ behörde auf ortsübliche Weise und durch Bekanntmachung in dem für amtliche Publikationen be­ stimmten Blatte (Kreis-, A.-Bl. u. s. tu.) zur

öffentlichen Kenntniß zu bringen. Der Stall, in welchem sich rotzkrankc Pferde befinden, ist an der Haupteingangsthüre oder an einer sonstigen geeigneten Stelle mit der Inschrift: „Rotz" zu versehen. 38. Bis zu ihrer Tödtung sind die rotzkranken Pferde so abzusperren, daß sie mit anderen Pferden nicht in Berührung kommen können. Die zur Wartung rotzkranker Pferde benutzten Geräthschaften dürfen vor erfolgter Desinfektion aus dem Abspcrrungsraume nicht entfernt werden. 39. Die Tödtung der rotzkranken Pferde muß an abgelegenen oder an anderen von der Polizei­ behörde für geeignet erachteten Orten erfolgen. Bei dem Transporte nach diesen Orten muß dasür Sorge getragen werden, daß jede Berührung der rotzkranken Pferde mit anderen Pferden vermieden wird. 40. Die Kadaver gefallener oder getödtcter rotzkranker Pferde sind durch Anwendung hoher Hitzegrade (Kochen bis zum Zerfall der Weich­ theile, trockene Destillation, Verbrennen) oder sonst auf chemischem Wege sofort unschädlich zu besei­ tigen. Wo ein derartiges Verfahren tticht ausführbar­ ist, sind die Kadaver an abgelegenen Orten zu vergraben, nachdem die Haut durch mehrfaches Zerschneiden unbrauchbar gemacht ist. Die Gruben sind so tief anzulegen, daß die

1881 (24. Febr.)

12 Oberfläche

der

Kadaver von

einer mindestens

1 m starken Erdschicht bedeckt wird. Das Abhäuten der Kadaver, sowie die

Be­

nutzung der Haare und Hufe ist verboten. Ter Leuche verdächtige Pferde.

41. Die Polizeibehörde hat die Tödtung und Zerlegung der der Seuche verdächtigen Pferde anzuordnen (§ 42 des Gesetzes): 1) wenn von dem beamteten Thierarzte der Ausbruch der Rotzkrankheit auf Grund der vor­ liegenden Anzeichen für wahrscheinlich erklärt wird. Der beamtete Thierarzt hat dabei zu beachten, ob die der Seuche verdächtigen Pferde der Ansteckung durch rotzkranke Pferde nachweislich ausgesetzt gewesen sind, ob verdächtiger Nasenausfluß, harte Drüsenanschwellungen, namentlich im Kehlgange, verdächtige Lymphgefäßanschwellungen, verdächtige Knoten in der Haut, verdächtige Anschwellung einzelner Gliedmaßen bestehen, be­ sonders aber, ob zwei oder mehrere dieser Erschei­ nungen gleichzeitig vorhanden sind oder neben einem einzelnen der genannten Krankheitszeichen Dämpfigkeit oder schlechte Beschaffenheit des Haares wahrgenommen wird. 2) wenn durch anderweite, den Vorschriften des Gesetzes entsprechende Maßregeln ein wirksamer Schutz gegen die Verbreitung der Seuche nach Lage des Falles nicht erzielt werden kann; 3) wenn der Besitzer die Tödtung beantragt, liiii) die beschleunigte Unterdrückung der Seuche im öffentlichen Interesse erforderlich ist. 42. Der Seuche verdächtige Pferde müssen bis dahin, daß entweder ihre Tödtung erfolgt oder ihre vollständige Genesung oder Unverdüchtigkeit von dem beamteten Thierarzte auf Grund sorgfältiger Untersuchung bescheinigt ist, unter Stallsperre gehalten werden, so daß jede Berüh­ rung oder Gemeinschaft mit anderen Pferden wirksam verhindert wird. Die Polizeibehörde hat zu diesem Zwecke das Erforderliche anzuordnen und den Besitzer des Stalles zu solchen Einrichtungen anzuhalten, welche die wirksame Durchführung der vorge­ schriebenen Sperre sicher stellen (§ 22 des Gesetzes). Eine Entfernung des der Stallsperre unter­ worfenen Pferdes aus dem Absperrungsraume darf ohne ausdrückliche Erlaubniß der Polizeibe­ hörde nicht stattfinden. Ferner dürfen die zur Wartung des abgesperrten Pferdes benutzten Stallutensilien, Krippen, Raufen und sonstigen Geräthschaften vor erfolgter Desinfektion aus dem Abspcrrungsraume nicht entfernt werden. 43. Die Polizeibehörde hat die unter Sperre gestellten Pferde mindestens alle 14 Tage durch den beamteten Thierarzt untersuchen zu lassen. Wenn der beamtete Thierarzt nach dem Ergeb­ nisse dieser Untersuchungen den Ausbruch der Rotzkraukheit bei einem als der Seuche verdächtig ab­ gesperrten Pferde für festgestellt oder auf Grund

der vorliegenden Anzeichen für wahrscheinlich erklärt oder die Unverdächtigkeit eines solcken Pferdes bescheinigt, so hat die Polizeibehörde ohne Verzug die vorschriftsmäßigen Anordnungen zu treffen. 44. Ist ein wegen Seuchenverdachts unter Sperre gestelltes Pferd gefallen oder auf Veran­ lassung des Besitzers getödtet worden, so hat die

Polizeibehörde die Zerlegung des Pferdes durch den beamteten Thierarzt anzuordnen. Die nach dem Ergebnisse der Zerlegung eriordcrlichen anderweitigen Anordnungen sind von der Polizeibehörde ohne Verzug zu treffen. 45. Werden die unter Sperre gestellten Pferde in verbotwidriger Benutzung oder außerhalb der ihnen angewiesenen Räumlichkeit oder an Orten, zu welchen ihr Zutritt verboten ist, betroffen, so kann die Polizeibehörde die sofortige Tödtung derselben anordnen (§ 25 des Gesetzes). d. Der Ansteckung verdächtige Pferde.

46. Alle Pferde, welche mit rotzkranken oder der Seuche verdächtigen Pferden gleichzeitig in einem Stalle gestanden haben oder sonst in nach­ weisliche Berührung gekommen sind, aber noch keine verdächtigen Krankheitserscheinungen zeigen, sind in besonderen Stallräumen unter polizeiliche Beobachtung zu stellen. In diese Stallräumc dürfen andere Pferde nicht eingestellt werden. 47. Die Polizeibehörde hat die unter Beobach­ tung gestellten Pferde mindestens alle 14 Tage durch den beamteten Thierarzt untersuchen zu lassen. 48. Der Besitzer der unter Beobachtung ge­ stellten Pferde oder dessen Vertreter ist anzuhalten, von dem Auftreten verdächtiger Krankheitserscheinungen an einem Pferde, insbesondere von Nasen­ ausfluß, Drüsenanschwellungen im Kehlgangc oder Anschwellung in der Haut der Polizeibehörde ohne Verzug eine Anzeige zu machen und das erkrankte Pferd sofort von den übrigen Pferden abzuson­ dern oder unter Stallsperre zu halten. Die Polizeibehörde hat auf diese Anzeige un­ verzüglich eine Untersuchung des Pferdes durch den beamteten Thierarzt zu veranlassen. 49. So lange die unter Beobachtung stehen­ den Pferde bei der thierürztlichen Untersuchung frei von rotzverdächtigen Krankheitserscheinungen befunden werden, ist der Gebrauch derselben innerhalb der Grenzen des Ortes und der Feld­ mark zu gestatten. Der Gebrauch der Pferde außerhalb des Ortes und der Feldmark darf nur mit ausdrücklicher Erlaubniß der Polizeibehörde stattfinden. Diese Erlaubniß ist nur unter der Bedingung zu erthei­ len, daß die Pferde nicht in andere Stallungen eingestellt und daß für dieselben fremde Futter­ krippen, Tränkeimer oder Geräthschaften nicht benutzt werden. 50. Die Dauer der polizeilichen Beobachtung ist mindestens aus sechs Monate festzusetzen.

1881 (24. Febr.) Während dieser Zeit dürfen die Pferde ohne | schriftliche Erlaubnis; der Polizeibehörde nicht in andere Stallungen oder Räumlichkeiten gebracht werden. Im Falle der mit polizeilicher Erlaubniß erfolg­ ten Ueberführung ist die Beobachtung in den neuen Stallungen oder Räumlichkeiten fortzusetzen. Wird die Erlaubniß zur Ueberführung der Pferde in einen anderen Polizeibezirk ertheilt, so muß die betreffende Polizeibehörde behufs Fort­ setzung der Beobachtung von der Sachlage in Kenntniß gesetzt werden.

dl. Wird den polizeilichen Anordnungen von dem Besitzer der unter Beobachtung gestellten Pferde nicht pünktlich Folge geleistet, so sind die betreffenden Pferde sofort der Stallsperre zu un­ terwerfen. 52. Ist ein wegen Verdachts der Ansteckung unter Beobachtung (8 46) oder Stallsperre (§ 51) gestelltes Pferd gefallen oder auf Veranlassung des Besitzers getödtct worden, so hat die Polizei­ behörde die Zerlegung des Pferdes durch den beamteten Thierarzt anzuordnen. Die nach dem Ergebnisse der Zerlegung erfor­ derlichen anderweitigen Anordnungen sind von der Polizeibehörde ohne Verzug zu treffen.

53. Die Polizeibehörde hat die Tödtung von Pferden, welche der Ansteckung verdächtig sind, anzuordnen, wenn der Besitzer die Tödtung bean­ tragt und nach dem Ermessen der höheren Behörde die beschleunigte Unterdrückung der Seuche im öffentlichen Interesse erforderlich ist. c. Desinfektion.

54. Die Desinfektion der Stallungen und Räum­ lichkeiten, in welchen rotzkranke oder der Seuche verdächtige Pferde gestauten haben, sowie der Krippen, Raufen, Tränkeimer und Geräthschaften, welche bei den Thieren benutzt worden sind, der Geschirre, Decken, Sättel, sowie der Deichseln, an denen solche Pferde gearbeitet haben, muß nach Anordnung des beamteten Thierarztes und unter

polizeilicher Ueberwachung erfolgen. Die Polizeibehörde hat den Besitzer anzuhalteu, die erforderlichen Desinfektionsarbeiteu ohne Ver­

zug ausführen zu lassen. Ueber die erfolgte Ausführung der Desinfektion hat der beamtete Thierarzt der Polizeibehörde eine Bescheinigung einzureichen. f. Aufhebung der ^chur^inaüregeln.

55. Die Seuche gilt als erloschen mit) die augeordneten Schutzmaßregeln sind von der Polizei­ behörde aufzu heben: 1) wenn die rotzkranten Pferde gefallen oder getödtet sind; 2) wenn die der Seuche verdächtigen Pferde gefallen, getödtct oder von dem beamteten Thier­

arzt für gesund erklärt worden sind; 3) wenn die der Ansteckung verdächtigen Pferde gefallen oder getödtet sind oder während der

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Dauer der Beobachtung keine rotzverdächtigen Erscheinungen gezeigt haben; und wenn in allen Fällen die vorschriftsmäßige Desinfektion erfolgt ist. Das Erlöschen der Seuche ist auf ortsübliche Weise und durch Bekanntmachung in dem für amtliche Publikationen bestimmten Blatte (Kreis-, A.-Bl. u. s. w.) zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. g. Anwendung auf andere Einhufer.

56. Die für Pferde in den §§ 32 bis 55 er­ theilten Vorschriften finden auch auf Esel, Maul­ thiere und Maulesel Anwendung.

D. Maul- und Klauenseuche des Rindviehs, der Schafe, Ziegen und Schweine. a. Ausbruch der Seuche.

57. Ist der Ausbruch der Maul- und Klauen­ seuche durch das Gutachten des beamteten Thier­ arztes (8 2 Absatz 3 des Gesetzes) festgestellt (8 12 des Gesetzes), so kann die Polizeibehörde auf die Anzeige neuer Seuchenausbrüche in dem Seuchen­ orte selbst oder in dessen Umgegend sofort die erforderlichen polizeilichen Schutzmaßregeln an­ ordnen, ohne daß es in jedem Falle einer vor­ gängigen sachverständigen Ermittelung durch den beamteten Thierarzt bedarf (§ 15 des Gesetzes). 58. Der erstmalige Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in einer bis dahin seuchensreien Ortschaft ist nach erfolgter Feststellung von der Polizeibehörde auf ortsübliche Weise und durch Bekanntmachung in dem für amtliche Publikationen

bestimmten Blatte (Kreis-, A.-Bl. u. s. w.) zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Das Seuchengchöft ist am Haupteingangsthor oder an einer sonstigen geeigneten Stelle mit der Inschrift: „Maul- und Klauenseuche" zu ver­ sehen.

59. Die kranken und die verdächtigen Wieder­ käuer und Schweine unterliegen der Gehöftspcrre mit den nachstehend aufgeführten Erleichterungen. Als verdächtig (§ 1 Absatz 2 des Gesetzes) gelten alle Wiederkäuer und Schweine, welche mit kranken Thieren in einem und demselben Stalle aufgestellt sind. Die Benutzung kranker Thiere zur Feldarbeit und der Weidegang derselben darf unter der Be­ dingung gestattet werden, daß die Thiere dabei keine Wege und keine Weiden betreten, welche von gesunden Wiederkäuern und Schweinen aus anderen Gehöften benutzt werden, und daß sie auf der Weide mit solchen Wiederkäuern und Schweinen nicht in Berührung kommen. Im Falle unver hältnißmäßiger wirthschaftlicher Nachtheile können von der höheren Behörde weitere Erleichterungen unter entsprechenden Vorsichtsmaßregeln zugestan­ den werden. Die verdächtigen Thiere können zur Feldarbeit benutzt werden. Der Weidegang derselben ist aber

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1881 (24. Febr.)

nur dann zu gestatten, wenn auf der Weide eine Berührung mit seuchefreiem Vieh aus anderen Gehöften verhindert werden kann. Erforderlichenfalls hat die Polizeibehörde dafür

Sorge zu tragen, daß auf gemeinschaftlichen Weiden die Hütungsgrenzen für das gesunde und für das kranke oder verdächtige Vieh regulirt werden. Die von den kranken oder verdächtigen Thieren benutzten Weideflächen sind durch Tafeln mit der Inschrift: „Maul-- und Klauenseuche" kenntlich zu machen. Die Ueberführung der unter Gehöftsperre stehenden Thiere in ein anderes Gehöft derselben Ortschaft darf ausnahmsweise genehmigt werden, wenn damit eine Gefahr der Weiterverbreitung der Seuche nicht verbunden ist. Dabei müssen die kranken Thiere zu Wagen oder in solcher Weise transportirt werden, daß sie die von gesunden Wiederkäuern oder Schweinen aus anderen Ge­ höften benutzten Wege nicht betreten. Die Ausführung der verdächtigen Thiere aus dem Seuchenorte zum Zwecke der sofortigen Ab­ schlachtung ist zu gestatten. Wird die Erlaubniß zur Ueberführung der Thiere in einen anderen Polizeibezirk ertheilt, so ist die betreffende Poli­ zeibehörde von der Sachlage in Kenntniß zu setzen. 60. Die Absonderung oder die Stallsperre der erkrankten und der verdächtigen Thiere des Seuchengehöfts kann von der Polizeibehörde an­ geordnet werden, wenn der Besitzer die polizeilich ungeordneten Verkehrs» und Nutzungsbeschrän­ kungen übertritt. 61. Das Weggeben der Milch von kranken Thieren im rohen ungekochten Zustande behufs unmittelbarer Verwendung zum Genusse für Men­ schen oder Thiere ist verboten. 62. Häute von gefallenen oder getödteten kranken Thieren dürfen nur im vollkommen trockenen Zu­ stande aus dem Seuchengehöfte ausgeführt werden, sofern nicht die direkte Ablieferung derselben an die Gerberei erfolgt. Rauhfutter und Stroh, welches nach dem Orte seiner Lagerung als Träger des Ansteckungsstoffes anzusehen ist, darf aus dem Seuchengehöfte nicht entfernt werden. Dünger, welcher während des Auftretens der Seuche im Seuchenstalle gelegen hat, darf auf solchen Wagen und nach solchen Grundstücken, welche von seuchefreien Wiederkäuern oder Schwei­ nen aus anderen Gehöften betreten werden, nicht abgefahren werden. Kann auf diese Weise die Abfuhr des Düngers nicht bewirkt werden, so darf dieselbe nur unter Einhaltung der für einen solchen Fall anzuordnenden polizeilichen Vorkeh­ rungen erfolgen. 63. Der Besitzer oder dessen Vertreter ist an­ zuhalten, das Betreten des Seuchengehöfts durch fremde Wiederkäuer und Schweine nicht zu ge­ statten. 64. Gewinnt die Seuche in einer Ortschaft eine

größere und allgemeinere Verbreitung, so ist die Abhaltung von Viehmärkten, mit Ausnahme der Pferdemärkte, in dem Seuchenorte und nöthigenfalls auch in den benachbarten Ortschaften von der zuständigen höheren Polizeibehörde zu ver­ bieten. Die Polizeibehörde kann in diesem Falle den Seuchenort und dessen Feldmark gegen das Durch­ treiben von Wiederkäuern und Schweinen ab­ sperren und bestimmen, daß die Ausführung von Thieren dieser Arten aus dem Seuchenorte und dessen Feldmark nur mit polizeilicher Erlaubniß erfolgen darf. Diese Erlaubniß soll der Regel nach nicht versagt werden, wenn gesunde Thiere ausgeführt werden sollen, und wenn der Nachweis erbracht wird, daß die Ausführung zum Zwecke sofortiger Abschlachtung erfolgt. Wird die Erlaub­ niß zur Ueberführung der Thiere in einen an­ deren Polizeibezirk ertheilt, so ist die betreffende Polizeibehörde von der Sachlage in Kenntniß zu setzen. Ist der Seuchenort und dessen Feldmark gegen das Durchtreiben von Wiederkäuern und Schweinen gesperrt, so ist die Abfuhr von Biehdünger aus den Seuchenställen (§ 62 Absatz 3), der Weide­ gang kranker oder verdächtiger Thiere, sowie die Benutzung kranker oder verdächtiger Thiere zur Feldarbeit mit solchen Beschränkungen zu gestatten, welche erforderlich sind, um eine Uebertragung der Seuche in die seuchefreien Viehbestände der benachbarten Ortschaften zu verhindern. An der Grenze der verseuchten Ortschaften sind geeigneten Orts Tafeln anzubringen, welche die Inschrift: „Maul- und Klauenseuche" führen. Die Anwendung der Vorschriften dieses Para­ graphen ist in größeren geschlossenen Ortschaften in der Regel auf einzelne Straßen oder Theile des Orts oder der Feldmark zu beschränken (§ 22 des Gesetzes). 65. Bricht die Seuche auf der Weide selbst unter solchem Vieh aus, welches ständig aus der Weide gehalten wird, so hat die Polizeibehörde die Weidefläche gegen den Abtrieb des Weide­ viehes und gegen den Zutrieb von Wiederkäuern und Schweinen abzusperren. Die abgesperrte Weidefläche ist mit Tafeln zu versehen, welche die Inschrift: „Maul- und Klaueil­ seuche" führen. Der Abtrieb verdächtiger Thiere zum Zwecke sofortiger Abschlachtung ist zu gestatten. Außerdem darf der Abtrieb der Thiere nur gestattet werden, wenn deren Verpflegung oder die Witterung einen Wechsel der Weidefläche oder eine Aufstallung nothwendig macht. Dabei müssen die kranken Thiere zu Wagen transportirt oder auf solchen Wegen abgetrieben werden, die von seuchefreien Thieren anderer Bestände von Wieder­ käuern oder Schweinen nicht benutzt werden. 66. Wird die Seuche in Treibherden oder bei Thieren, die sich auf dem Transporte befinden,

1881 (24. Febr.) festgestellt, so hat die Polizeibehörde die Weiter­ beförderung zu verbieten und die Absperrung der Thiere anzuordnen. Im Falle die Thiere binnen 24 Stunden einen Standort erreichen können, wo dieselben durch­ seuchen oder abgeschlachtet werden sollen, kann die Polizeibehörde die Weiterbeförderung unter der Bedingung gestatten, daß die Thiere unterwegs fremde Gehöfte nicht betreten, und daß die kran­ ken Thiere zu Wagen transportirt werden.

Wird die Erlaubniß zur Ueberführung der Thiere in einen anderen Polizeibezirk ertheilt, so ist die betreffende Polizeibehörde von der Sach­ lage in Kenntniß zu setzen. b. Desinfektion.

67. Die von kranken Thieren benutzten Räum­ lichkeiten sind nach dem Erlöschen der Seuche oder nach der Entfernung der kranken Thiere gründlich zu reinigen. Die von fremden kranken Thieren benutzten Räumlichkeiten auf Biehhöfen oder in Gasthöfen sind der Anordnung des beamteten Thierarztes entsprechend sofort unter polizeilicher Ueberwachung zu desinfiziren. Ansnahmsweise kann eine solche Desinfektion auch in anderen Fällen angeordnet werden. Der Besitzer der betreffenden Räumlichkeit oder der Vertreter des Besitzers ist anzuhalten, die erforderlichen Desinfektionsarbeiten ohne Verzug ausführen zu lassen. Ueber die erfolgte Ausführung der Desinfektion hat der beamtete Thierarzt der Polizeibehörde eine Bescheinigung einzureichen. 68. Die Vorschriften der §§ 58 bis 67 dieser Instruktion erstrecken sich nicht auf diejenigen Thiere, welche sich mit den krankhaften Folgezu­ ständen der Maul- und Klauenseuche behaftet zeigen. c. Aufhebung der Schutzmaßregeln.

69. Die Seuche gilt als erloschen und die angeordneten Schutzmaßregeln sind aufzuheben, wenn in dem Gehöfte, der Ortschaft oder dem weiteren Umkreise, auf welche die Schutzmaßregeln sich beziehen, innerhalb 14 Tagen kein neuer Er­ krankungsfall vorgekommen ist. Die Polizeibehörde hat dem Führer einer nach Vorschrift des § 66 abgesperrten Treibherde auf seinen Antrag eine Bescheinigung darüber auszu­ stellen, daß die angeordneten Schutzmaßregeln wieder aufgehoben sind. Nach Aufhebung der Schutzmaßregeln ist das Erlöschen der Seuche durch amtliche Publikation in gleicher Weise, wie der Ausbruch der Seuche (§ 58), zur öffentlichen Kenntniß zu bringen.

E. Lungenseuche des Rindviehs. a. Ermittelung des Seuchenausbruchs.

70. Ist der Ausbruch der Lungenseuche festge­ stellt (§ 12 des Gesetzes), oder liegt der Verdacht

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eines Seuchenausbruchs vor, so muß von der Polizeibehörde und von dem beamteten Thierarzte (§ 2 Absatz 3 des Gesetzes) möglichst ermittelt werden, wie lange die verdächtigen Erscheinungen schon bestanden haben, ob das kranke oder der Seuche verdächtige Vieh mit anderem Rindvieh in Berührung gekommen, ob Rindvieh aus dem Gehöfte neuerdings geschlachtet, ausgeführt oder in verdächtiger Weise entfernt, ob und wo das kranke oder der Seuche verdächtige Vieh etwa an­ gekauft ist, und wer der frühere Besitzer war. Nach dem Ergebniß dieser Ermittelungen sind die etwa erforderlichen Maßregeln ohne Verzug zu treffen und nöthigenfalls die anderen betheiligten Polizeibehörden von der Sachlage in Kennt­ niß zu setzen. 71. Wenn in einem bisher seuchenfreien Ge­ höfte ein Thier unter Erscheinungen, welche den Ausbruch der Lungenseuche befürchten lassen, erkrankt, nach dem motivirten schriftlichen Gut­ achten des beamteten Thierarztes aber nur mittelst Zerlegung des Thieres Gewißheit darüber zu erlangen ist, ein Fall der Lungenseuche vorliegt, so hat die Polizeibehörde die Tödtung und Zer­ legung des Thieres anzuordnen. 72. Läßt sich nach den ermittelten Thatumständen annehmen, daß eine größere Verbreitung der Lungenseuche in einem Orte stattgefunden hat, so kann eine Revision sämmtlicher Rindviehbestände des Ortes oder einzelner Ortstheile durch den beamteten Thierarzt von der Polizeibehörde an­ geordnet werden. 73. Erfolgt die Ermittelung des Seuchenaus­ bruchs oder des Seuchenverdachts in Abwesenheit des leitenden Polizeibeamten, so hat der beamtete Thierarzt die sofortige vorläufige Einsperrung und Absonderung der erkrankten und verdächtigen Thiere, nöthigenfalls auch die Bewachung der­ selben anzuordnen. Von dieser Anordnung, welche dem Besitzer des Rindviehes oder dem Vertreter des Besitzers durch protokollarische oder ander­ weitige schriftliche Eröffnung mitzutbeilen ist, hat der beamtete Thierarzt sofort der Polizeibehörde eine Anzeige zu machen. Zugleich hat der beamtete Thierarzt in seinem Berichte an die Polizeibehörde die erkrankten, die der Seuche verdächtigen, sowie die übrigen auf dem Seuchengehöfte befindlichen Thiere näher zu bezeichnen. b. Verdacht der Seuche oder der Ansteckung.

74. Der Rindviehbestand eines bisher seuchen­ freien Gehöftes ist unter polizeiliche Beobachtung zu stellen, wenn durch amtliche Erhebung festgestellt ist: 1) daß sich unter dem Viehbestände ein der Seuche verdächtiges Thier befindet, oder

2) daß innerhalb der letzten 60 Tage sich unter dem Viehbestände ein der Seuche verdächtiges Thier befunden hat. Die polizeiliche Beobachtung soll sich auf eine

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Frist von 60 Tagen erstrecken, die im Falle zu 1) mit dem Tage beginnt, an welchem die ver­ dächtigen Krankheitserscheinungen festgestellt sind, und im Falle zu 2) mit dem Tage, an welchem das der Seuche verdächtige Thier aus dem Vieh­ bestände entfernt ist. Wird der Verdacht durch weitere Ermittelungen des beamteten Thierarztes vor Ablauf der 60tägigen Frist beseitigt, so muß die Beobachtung

sofort wieder aufgehoben werden. 75. Die Polizeibehörde hat von dem beamteten Thierarzte ein Berzeichniß des unter Beobachtung gestellten Rindviehbestandes aufnehmen zu lassen und den Besitzer oder dessen Vertreter anzuhalten: anderes Rindvieh nicht in die Räumlichkeiten einzustellen, welche für die unter Beobachtung gestellten Thiere bestimmt sind; auch ohne poli­

zeiliche Genehmigung kein Thier des Bestandes in andere Stallungen, beziehentlich Gehöfte zu bringen oder schlachten zu lassen; Verkehr mit fremdem Rindvieh auf dem Ge­ höfte nicht zu gestatten; von dem etwaigen Auftreten verdächtiger Krankheitserscheinungen bei einem Thiere des Bestandes sofort der Polizeibehörde eine Anzeige

zu machen. So lange die unter Beobachtung gestellten Thiere keine verdächtigen Krankheitserscheinungen zeigen, ist der Gebrauch derselben zur Arbeit zu

gestatten. Der Weidegang dieser Thiere ist nur unter der Bedingung zu gestatten, daß eine Be­ rührung des verdächtigen Viehes mit dem Rind­ vieh anderer Gehöfte auf der Weide durch ent­ sprechende Vorkehrungen verhindert wird. 76. Auf die Anzeige von dem Auftreten ver­ dächtiger Krankheitserscheinungen bei einem der unter polizeiliche Beobachtung gestellten Thiere hat die Polizeibehörde ohne Verzug die Unter­ suchung desselben durch den beamteten Thierarzt zu veranlassen. c. Ausbruch der Seuche.

77. Ist der Ausbruch der Lungenseuche festge­ stellt, so hat die Polizeibehörde denselben auf ortsübliche Weise und durch Bekanntmachung in dem für amtliche Publikationen bestimmten Blatte (Kreis-, A.-Bl. u. s. w.) zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Das Seuchengehöft ist am Haupteingangsthor oder an einer sonstigen geeigten Stelle mit der Inschrift „Lungenseuche" zu versehen. 78. Der beamtete Thierarzt ist zu beauftragen, unverzüglich den Viehbestand des Seuchengehöftes aufzunehmen und die Thiere zu ermitteln, welche mit der Lungenseuche behaftet oder der Seuche verdächtig sind. Alles übrige auf dem Seuchen­ gehöft befindliche Rindvieh, einschließlich derjenigen Stücke, welche abgesondert in besonderen Stal­ lungen aufgestellt sind, gilt als der Ansteckung

verdächtig.

Ueber die stattgefundenen Ermittelungen hat der beamtete Thierarzt eine schriftliche Aufnahme zu machen und der Polizeibehörde zu übergeben. 79. Die Polizeibehörde hat, soweit erforderlich nach vorgängiger Ermittelung der zu leistenden Entschädigung, die sofortige Tödtung sämmtlicher Thiere anzuordnen, welche nach der schriftlichen Erklärung des beamteten Thierarztes an der Lungenseuche erkrankt sind. Die Tödtung verdächtiger Thiere kann nach dem Ermessen der höheren Behörden angeordnet

werden. Ist eine völlig sichere Absperrung ausführbar, so kann die Polizeibehörde auf Antrag des Be­ sitzers für das Abschlachten der erkrankten oder verdächtigen Thiere (Absatz 1 und 2) eine Frist von höchstens 14 Tagen gestatten jvergl. auch §§ 88 und 89). 80. Das auf dem Seuchengehöft vorhandene verdächtige Rindvieh unterliegt der Gehöftsperre mit den nachfolgenden Maßgaben: 1) Eine Ueberführung der verdächtigen Thiere in andere Stallungen desselben oder eines anderen Gehöftes darf ohne ausdrückliche Erlaubniß der Polizeibehörde nicht stattfinden. 2) Der Gebrauch der Thiere zur Feldarbeit kann von der Polizeibehörde gestattet werden, so lange dieselben keine verdächtigen Krankheits­ erscheinungen zeigen. Auch kann der Gebrauch solcher Thiere zu anderen Arbeiten von der Polizeibehörde gestattet werden, wenn damit nach Lage des Falles die Gefahr einer Verschleppung der Seuche nicht ver­ bunden ist. Der Gebrauch der Thiere zur Arbeit ist zu verbieten, wenn anzunehmen ist, daß die Thiere dabei in fremde Stallungen oder Gehöfte, oder auf Futterplätze, zu welchen anderes Rindvieh Zutritt hat, gebracht werden. 3) Der Weidegang der verdächtigen Thiere ist zu gestatten, wenn die zu beweibende Fläche von dem Rindvieh seuchesreier Gehöfte nicht benutzt wird und wenn Vorsorge getroffen ist, daß auf der Weide eine Berührung dieser Thiere mit ge­ sundem Rindvieh aus anderen Gehöften nicht stattfinden kann. 4) Rauhfutter oder Stroh, welches nach dem Orte seiner Lagerung als Träger des Ansteckungs­ stoffes anzusehen ist, darf aus dem Seuchengehöst nicht entfernt werden. 81. Der Besitzer der unter Gehöftsperre ge­ stellten Thiere, oder der Vertreter desselben ist anzuhalten, von dem Auftreten verdächtiger Krank­ heitserscheinungen bei einem Thiere sofort der Polizeibehörde eine Anzeige zu machen und die erkrankten Thiere im Stalle zu behalten. Auf diese Anzeige hat die Polizeibehörde un­ verzüglich eine Untersuchung der Thiere durch den beamteten Thierarzt zu veranlassen. 82. Die Einführung von gesundem Rindvieh in

1881 (24. Febr.) das Seuchengehöst darf ohne ausdrückliche Er­ laubniß der Polizeibehörde nicht stattfinden. Diese Erlaubniß ist nur dann zu ertheilen, wenn die einzuführenden Thiere in einem isolirten und er­ forderlichenfalls vorher vorschriftsmäßig desinfizirten Stalle untergebracht werden, und wenn nach der Art der Verwendung und Verpflegung dieser Thiere jede unmittelbare oder mittelbare Be­ rührung derselben mit dem verdächtigen Vieh aus­ geschlossen werden kann. 83. Gewinnt die Seuche in einer Ortschaft eine größere Verbreitung, so kann die Polizeibehörde den Seuchenort oder einzelne Ortstheile gegen die Ausführung von Rindvieh absperren. In diesem Fall ist von der Polizeibehörde für die Dauer der Ortsspcrre die Abhaltung von Rind­ viehmärkten in dem Seuchenorte zu verbieten. 84. Bricht die Seuche auf der Weide unter solchem Rindvieh aus, welches ständig auf der Weide gehalten wird, so hat die Polizeibehörde die Tödtung der erkrankten Thiere nach der Vor­ schrift im tz 79 anzuordnen und wenn die Um­ stände des einzelnen Falles es zulasten, die Weide­ fläche gegen den Abtrieb des Weideviehes und gegen den Antrieb von Rindvieh abzusperren. Bei der Anordnung der Weidesperre ist dafür Sorge zu tragen, daß das abgesperrte Vieh mit dem Rindvieh anderer Weiden nicht in Berührung kommen kann. Die abgesperrte Weidefläche ist mit Tafeln ver­ sehen, welche die Inschrift „Lungenseuche" führen. Ist die Absperrung der Weidefläche nicht aus­ führbar, so ist das verdächtige Weidevieh der Ab­ sperrung in anderwciten Oertlichkeiten zu unter­

werfen. 85. Wird die Seuche bei Thieren, welche sich auf dem Transporte befinden, festgestellt, so hat die Polizeibehörde das Weitertreiben zu verbieten, die Tödtung der erkrankten und die Absperrung der verdächtigen Thiere anzuordnen. Beim Transport auf Eisenbahnen kann die Weiterbeförderung bis zu dem Orte gestattet werden, an welchem die Thiere durchseuchen oder abgeschlachtet werden sollen; jedoch ist dafür Sorge zu tragen, daß eine Berührung mit anderem Rindvieh ansgeschlossen wird. 86. Tie Polizeibehörde kann die Ausführung des der polizeilichen Beobachtung oder den Ab­ sperrungsmaßregeln unterworfenen, der Ansteckung verdächtigen Rindviehs zum Zwecke sofortiger Ab» schlachtung gestatten: 1) nach benachbarten Ortschaften; 2) nach in der Nähe liegenden Eisenbahnsta­ tionen behufs Weiterbeförderung nach solchen Schlachtviehhösen oder öffentlichen Schlachthäusern, welche unter geregelter veterinärpolizeilicher Aus­ sicht stehen, vorausgesetzt, das; die Thiere diesen Anstalten direkt mittelst der Eisenbahn oder doch von der Abladestation aus mittelst Wagen zuge­ führt werden. cl).

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Durch vorgängige Vereinbarung mit der Eisen­ bahnverwaltung oder durch unmittelbare polizei­ liche Begleitung ist dafür Sorge zu tragen, daß eine Berührung mit anderem Rindvieh auf dem Transporte nicht stattfinden kann. Auch ist der Polizeibehörde des Schlachtortes zeitig von der Zuführung des der Ansteckung ver­ dächtigen Viehes Kenntniß zu geben. Das Abschlachten des der Ansteckung verdächtigen Viehes muß unter polizeilicher Aussicht erfolgen. Die durch die Vorschriften dieses Paragraphen den Polizeibehörden ertheilte Ermächtigung er­ streckt sich nicht auf das an der Lungenseuche er­ krankte oder der Seuche verdächtige Rindvieh. 87. Werden verdächtige Thiere in verbotswi­ driger Benutzung oder außerhalb der ihnen ange­ wiesenen Räumlichkeit, oder an Orten, zu welchen ihr Zutritt verboten ist, betroffen, so kann die Polizeibehörde die sofortige Tödtung derselben

anordnen 25 des Gesetzes). 88. Die an der Lungenseuche erkrankten Thiere, deren Tödtung von der Polizeibehörde angeordnet ist, sind unter polizeilicher Aussicht im Bereiche des Seuchengehöftes oder in anderen geeigneten Gehöften des Seuchenortes zu schlachten und abzuhäuten. 89. Die Lungen der getödteten oder gefallenen lungenseuchekranken Thiere müssen behufs ihrer unschädlichen Beseitigung mindestens 1 m tief vergraben werden. Das Fleisch solcher Thiere darf vor völligem Erkalten aus dem betreffenden Ge­ höfte nicht ausgesührt werden. Häute lungenseuchekranker Thiere dürfen ans dem betreffenden Gehöfte oder dem Schlachthause (8 86) nur in vollkommen getrocknetem Zustande ausgesührt werden, sofern nicht die direkte Ablie­ ferung derselben an eine Gerberei erfolgt. (I. Desinfektion.

90. Die Desinfektion der Stallungen und Räumlichkeiten, in welchen lungenseuchekranke Thiere gestanden haben, der Krippen, Raufen und Stallgeräthschaften, muß nach Anordnung des beamteten Thierarztes und unter polizeilicher Ueberwachung erfolgen. In den evaknirten Seuchenställen des Gehöftes muß die Desinfektion schon vor Aufhebung der Schutzmaßregeln vorgenommen werden. Zur Abfuhr und Unterpflügnng des Düngers der an der Lungensenche erkrankten, oder der Seuche verdächtigen Thiere sind fremde Rindvieh­ gespanne nicht zu benutzen. Die Polizeibehörde hat den Besitzer anzuhalteu, die erforderlichen Desinfektionsarbeiten ohne Ver­ zug ausführen zu lassen. Ueber die erfolgte Ausführung der Desinfektion hat der beamtete Thierarzt der Polizeibehörde eine Bescheinigung einzureichen. e. Aufhebung der Lchutzmaßregeln.

91. Die Seuche gilt als erloschen und die an2

1881 (24. Febr.)

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geordneten Schutzmaßregeln sind von der Polizei­

behörde aufzuheben: wenn der ganze Viehstand gelobtet oder zum Schlachten ausgeführt ist, oder wenn das erkrankte Rindvieh beseitigt und unter dem verdächtigen Vieh (§ 78) 6 Monate nach dem letzten Erkrankungsfalle keine neuen Erkran­ kungen vorgekommen sind, und wenn die vorschriftsmäßige Desinfektion erfolgt istDas Erlöschen der Seuche ist, wie der Ausbruch derselben, zur öffentlichen Kenntniß zu bringen

(§ 77).

F. Pockenseuche der Schafe. a. Verdacht der Seuche oder der Ansteckung.

92. Wenn ermittelt wird, daß der Verdacht der Erkrankung oder der Ansteckung bisher seuchefreier Schafe mit Rücksicht aus eine nachgewiesene un­ mittelbare Berührung derselben mit pockenkranken Schafen oder aus anderen Ursachen vorliege, ein Ausbruch der Schafpockenseuche jedoch zur Zeit nicht festgestellt werden kann, so hat die Polizei­ behörde die betreffenden Schafe unter polizeiliche Beobachtung zu stellen. Erklärt der beamtete Thierarzt (§ 2 Absatz 3 des Gesetzes) nach Ablauf von 14 Tagen den Verdacht für beseitigt, so ist die polizeiliche Beobachtung wieder aufzuheben. b. Ausbruch der Seuche.

93. Ist der Ausbruch der Schafpocken festgestellt (§ 12 des Gesetzes), so hat die Polizeibehörde denselben unverzüglich auf ortsübliche Weise und durch Bekanntmachung in dem für amtliche Publi­ kationen bestimmten Blatte (Kreis-, A.-Bl. u. s. w.) zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Das Seuchengehöft ist an dem Haupteingangs­ thor oder einer sonstigen geeigneten Stelle mit

der Inschrift „Schafpocken" zu versehen. 94. Zugleich hat die Polizeibehörde für sämmt­ liche aus dem Seuchengehöfte befindliche Schafe die Gehöftssperre anzuordnen, sofern der Besitzer nicht die sofortige Tödtung der Thiere vorzieht. 95. Der Weidegang der unter Gehöftssperre gestellten Schafe ist unter der Bedingung zu ge­ statten, daß dieselben dabei keine Wege und keine Weiden betreten, die von seuchefreien Schafen aus anderen Gehöften benutzt werden, und daß sie auf der Weide mit solchen Schafen nicht in Berührung kommen. Erforderlichen Falles hat die Polizeibehörde dafür zu sorgen, daß die Benutzung der Weide und der Zugangswege für gesunde Schafe einerseits und für kranke oder verdächtige Schafe anderer­ seits diesen Bestimmungen entsprechend regulirt werde. 96. Ein Wechsel des Standorts (Gehöftes) kann für die unter Gehöftssperre gestellten Schafe von der Polizeibehörde gestattet werden, wenn damit

nach der Erklärung des beamteten Thierarztes die Gefahr einer Verschleppung der Seuche nicht ver­ bunden ist. 97. Dem Besitzer des Seuchengehöftes oder dem Vertreter des Besitzers ist die Durchführung der nachfolgenden weiteren Verkehrsbeschränkungen aufzuerlegen: 1) die Abfuhr von Schafdünger aus dem Seuchengehöfte auf solchen Wegen und nach solchen Grundstücken, welche auch mit Schafen aus seuchen­ freien Gehöften betrieben werden, ist zu verbieten, sofern die Gefahr der Verschleppung der Seuche durch anderweitige polizeilich anzuordnende Vor­ kehrungen nicht beseitigt werden kann; 2) Rauhfutter oder Stroh, welches nach dem Orte seiner Lagerung als Träger des Ansteckungs­ stoffes anzusehen ist, darf aus dem Seuchengehöfte nicht entfernt werden; 3) Schäfer und andere Personen, welche mit den kranken Schafen in Berührung kommen, dürfen zur Abwartung und Pflege von Schafen in seuche­ freien Gehöften nicht verwendet werden; 4) die zu den unter Gehöftssperre stehenden Herden gehörigen Hunde müssen, soweit sie nicht zur Begleitung der Herden benutzt werden (§§ 95, 96 und 106) festgelegt werden; 5) unbefugten Personen ist der Zutritt zu den kranken oder verdächtigen Schafen und deren Ställen nicht zu gestatten; 6) fremde Schafe dürfen das Seuchengehöft nicht betreten; 7) gemeinschaftliche Schafwäschen dürfen von den der Sperre unterworfenen Schafe nicht benutzt werden; 8) Personen, welche der Sperre unterworfene Schafe geschoren haben, dürfen innerhalb der nächstfolgenden 8 Tage mit andern Schafen nicht in Berührung kommen; 9) Wolle darf aus dem Seuchengehöfte nur dann ausgeführt werden, wenn sie in festen Säcken verpackt ist; 10) Häute von gefallenen oder getödteten pocken­ kranken Schafen dürfen aus dem Seuchengehöfte nur in vollkommen getrocknetem Zustande ausge­ führt werden, sofern nicht die direkte Ablieferung derselben an eine Gerberei erfolgt. 98. Die Polizeibehörde hat die sofortige Im­ pfung aller zur Zeit noch seuchefreien Stücke der Herde anzuordnen, in welcher die Pockenseuche festgestellt ist. Auf den Antrag des Besitzers der Herde oder dessen Vertreters kann für die Vornahme der Impfung eine Frist gewährt werden, wenn nach dem Gutachten des beamteten Thierarztes mit Rücksicht auf den Zustand der Schafe, oder aus andere äußere Verhältnisse die sofortige Impfung nicht zweckmäßig ist. Auch kann auf den Antrag des Besitzers oder

dessen Vertreters von der Anwendung der Im­ pfung ganz Abstand genommen werden, sofern

1881 (24. Febr.)

seuchesreien Viehstände der benachbarten Ort­ schaften zu verhindern. Bei Seuchenausbrüchen in großen Ortschaften können die Vorschriften dieses Paragraphen auf einzelne Theile des Orts oder der Feldmark be­ schränkt werden (§ 22 des Gesetzes). 104. Wird die Seuche bei Treibherden oder bei Thieren, welche sich auf dem Transporte be­ finden, festgestellt, so hat die Polizeibehörde das Weitertreiben zu verbieten und die Absperrung der Thiere anzuordnen. Beim Transport auf Eisenbahnen kann die Weiterbeförderung bis zu dem Orte gestattet werden, an welchem die Thiere durchseuchen oder

Maßregeln getroffen find, welche die Abschlachtung der noch seuchesreien Stücke der Herde innerhalb 10 Tagen nach Feststellung des Seuchenausbruchs sichern (§ 46 des Gesetzes). 99. Gewinnt die Seuche eine größere Ausdeh­ nung, oder ist nach den örtlichen Verhältnissen die Gefahr einer Verschleppung der Seuche in die benachbarten Schafherden nicht anszufchließen, so kann die Polizeibehörde die Impfung der von der Seuche bedrohten Herden und aller in demselben Orte befindlichen Schafe anorduen (§ 47 des Gesetzes). 100. Die geimpften Schafe sind rücksichtlich der

polizeilichen Schutzmaßregeln den pockenkranken gleich zu behandeln (§ 48 des Gesetzes). 101. Die polizeilich angeordnete Impfung muß in allen Fällen unter Aufsicht des beamteten Thierarztes erfolgen, sofern sie nicht von ihm selbst ausgeführt wird (§ 23 des Gesetzes). Die Polizeibehörde hat im ersteren Falle den beam­ teten Thicrarzt zu beauftragen, die geimpften Schafe in der Zeit vom 9. bis 12. Tage nach

abgeschlachtet

der Schafe nicht vorgenommen werden (§ 49 des

Gesetzes). 103. Im Falle des § 99, wenn die Seuche im Orte selbst oder in dessen Umgegend eine größere Verbreitung gewinnt, oder wenn die Impfung der bedrohten Herden angeordnet ist, sind an Stellt der in den §§ 94 bis 98 dieser Instruk­ tion bezeichneten Schntzmaßregeln für den oder die von der Seuche befallenen Orte und deren Feldmarken nachfolgende Verkehrsbeschränkltngen anzuordnen: 1) die Ausführung von Schafen, von Schaf­ dünger und von Rauhsutter oder Stroh, welches nach dem Orte seiner Lagerung als Träger des Ansteckungsstosses anzusehen ist, darf nicht statt­

finden ; 2) die Ein- oder Durchführung von Schafen darf nur mit Erlaubniß der Polizeibehörde unter Be­

von

derselben

vorznschreibendcn

jedoch

ist

dafür

geben. Tas Abschlachten der Schafe muß unter poli­

Schntzmaßregeln erfolgen; 3) Wolle darf nur mit Erlaubnis; der Polizei­

zeilicher Aussicht erfolgen.

behörde und nur dann ausgeführt werden, wenn sie in festen Säcken verpackt ist; 4) Hüllte von gefallenen oder getödtetcn pocken­ kranken Schafen dürfen nur in vottkonlmcn ge­ trocknetem Zustande ausgeführt werden, sofern nicht die direkte Ablieferung derselben an eine

Gerberei erfolgt; 5) der Weidegang der Schafe innerhalb der Feldmark ist zwar zu gestatten, jedoch hat die Polizeibehörde rücksichtlich desselben diejenigen Einschränkungen allzuordnen, lvelche erforderlich sind, um eine Uebertragnng der Seuche in die

sollen;

Pockenseuche befallenen Schafe, oder dessen Ver­ treter anzuhaltcn, von der erfolgten Abheilung der Pocken eilte Anzeige zu machen. Auf diese Anzeige hat die Polizeibehörde ohne Verzug eine Untersuchung der Schafe durch den beamteten Thierarzt anzuordnen (vergl. auch § 108). 106. Nach Abheilung der Pocken kann die Po­ lizeibehörde die Ausführung der den Absperrungs­ maßregeln unterworfenen Schafe zum Zwecke so­ fortiger Abschlachtung gestatten: 1) nach benachbarten Ortschaften; 2) nach in der Nähe liegenden Eisenbahnsta­ tionen behufs der Weiterbeförderung nach solchen Schlachtviehhöfcn oder öffentlichen Schlachthäu­ sern, welche unter geregelter vetcrinärpolizeilicher Aussicht stehen, vorausgesetzt, daß die Thiere diesen Anstalten direkt mittelst der Eisenbahn oder doch von der Abladestation aus mittelst Wagen zngeführt werden. Durch vorgängige Vereinbarung mit der Eisenbahnverwaltuug oder durch unmittelbare polizei­ liche Begleitung ist dafür Sorge zu tragen, daß eine Berührung mit anderen Schafen auf dem Transporte nicht stattsinden kann. Auch ist der Polizeibehörde des Schlachtortes zeitig von der Zuführung der Schafe Kenntniß zu

ordnen. 102. Außer in dem Falle polizeilicher Anordnung (§§ 98 und 99) darf eine Pockenimpfung

der

werden

Sorge zu tragen, daß eine Berührung mit an­ deren Schafen ausgeschlossen wird. 105. In allen Fällen eines Seuchenausbruchs hat die Polizeibehörde den Besitzer der von der

der Impfung zu untersuchen und, soweit erfor­ derlich, die sofortige Nachimpfung derselben anzu­

obachtung

19

c. Desinfektion. 107. Die Desinfektion der Stallungen und Räumlichkeiten, in welchen pockenkranke oder ge­ impfte Schafe gestanden haben, muß nach Angabe des beamteten Thierarztes und unter polizeilicher

j

Ueberwachnng erfolgen. Der Besitzer der Stallung oder dessen Ver­ treter ist anzuhalten, die erforderlichen Desin-

fektionsarbeiten

ohne

Verzug

ausführen

zu

lassen. Ueber die erfolgte Ausführung der Desinfektion

1881 (24. Febr.)

20 hat

der

beamtete

Thierarzt der Polizeibehörde

eine Bescheinigung einzureichen. d. Aushebung der Schutzmaßrcgeln.

108. Die Seuche gilt als geordneten Schutzmaßregeln wenn nach der Erklärung arztes die Pocken bei

erloschen und die an­ sind aufzuheben: des beamteten Thier­ den Schafen gänzlich

abgeheilt sind, und wenn nach der Abheilung der Pocken noch ein

Zeitraum von 60 Tagen verflossen ist. 109. Nach Aufhebung der Schutzmaßregeln hat die Polizeibehörde das Erlöschen der Seuche durch amtliche Publikation in gleicher Weise wie den Ausbruch der Seuche (§ 93) zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Dem Führer einer nach § 104 abgesperrten Treibherde ist auf seinen Antrag eine Bescheini­ gung darüber auszustellen, daß die angeordnetcn Schutzmaßregeln wieder aufgehoben sind.

G. Beschälseuche der Pferde und Bläschenaus­ schlag der Pferde und des Nindviehs. I. Beschälseuche

der Pferde.

a. Ausbruch der Seuche.

110. Ist des Ausbruch der Beschälseuche oder ein Berdacht der Seuche (§ 1 Absatz 2 des Ge­

setzes) sestgestellt (§ 12 des Gesetzes), so ist von der Polizeibehörde und dein beamteten Thierarzt (§ 2 Absatz 3 des Gesetzes) möglichst zu ermitteln, welche Pferde mit den erkrankten oder der Seuche ver­ dächtigen Pferden innerhalb der letzten 6 Monate in geschlechtliche Berührung gekommen sind. Bon dem Ergebniß dieser Ermittelungen ist, soweit erforderlich, den betheiligten anderen Po­ lizeibehörden Mittheilung zu machen. 111. Die Polizeibehörde hat den Ausbruch der Beschälkrankheit auf ortsübliche Weise und durch Bekanntmachung in dem für amtliche Publika­ tionen bestimmten Blatte < Kr.-A.-Bl. u. s. iuj zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. 112. Die an der Beschälseuche erkrankten oder der Seuche verdächtigen Hengste und Stuten, des­ gleichen diejenigen Pferde, welche innerhalb der

letzten 6 Monate nachweislich mit erkrankten oder der Seuche verdächtigen Hengsten oder Stuten begattet worden sind, müssen von der ferneren Begattung (s. § 114) ausgeschlossen werden. Ein Wechsel des Standorts (Gehöfts) dieser Pferde darf ohne vorgängige Anzeige bei der Polizeibehörde nicht stattfinden. Anderweite Beschränkungen in der Benutzung der Pferde sind den Besitzern nicht anfzuerlcgen. Wenn der leitende Polizeibeamte bei der Unter­ suchung nicht zugegen ist, so hat der beamtete Thierarzt die sofortige Einsperrung und Abson­ derung der erkrankten und verdächtigen Thiere bis zum polizeilichen Einschreiten anzuordnen. Die getroffenen Anordnungen sind dem Besitzer

der Thiere oder dessen Bertretcr entweder zu Protokoll oder durch schriftliche Verfügung zu er­ öffnen, auch hat der beamtete Thierarzt davon der Polizeibehörde sofort Anzeige zu machen. 113. Tritt die Beschälseuche in einem Bezirke in größerer Ausdehnung auf, so kann die Zu­ lassung der Pferde zur Begattung in dem gefähr­ deten Bezirke für die Dauer der Gefahr allgemein von einer vorgängigen Untersuchung der Pferde durch den beamteten Thierarzt abhängig gemacht werden (§ 51 des Gesetzes). In diesem Falle müssen die Hengste auf den Beschälstationen und alle übrigen Deckhengste in dem gefährdeten Bezirke von 14 zu 14 Tagen einer thierärztlichen Untersuchung unterzogen werden. b. Aufhebung der Schutzmaßrcgeln.

114. Die nach Vorschrift des § 112 angeord­ neten Schutzmaßrcgeln sind wieder aufzuheben: 1) rücksichtlich derjenigen Pferde, welche mit erkrankten oder der Seuche verdächtigen Hengsten oder Stuten begattet worden sind, wenn sie inner­ halb 6 Monate nach der Begattung keine ver­ dächtigen Erscheinungen zeigen, und ihre Unver­ dächtigkeit durch den beamteten Thierarzt festgestellt ist; 2) rücksichtlich der der Seuche verdächtigen Pferde, wenn sich nach dem (Gutachten des beam­ teten Thierarzles der Verdacht als nicht begründet heransgestellt hat, und örtliche Krankheitserscheinungen, Zeichen von Schwäche und Abmagerung nicht mehr vorliegen; 3) rücksichtlich derjenigen Pferde, bei welchen der Ausbruch der Beschälseuche sestgestellt ist,

3 Jahre nach erfolgter und vom beamteten Thier­ arzt festgestellter vollständiger Heilung; 4) bei allen erkrankten und verdächtigen Hengsten sofort nach erfolgter Kastration. 115. Die nach Vorschrift des § 113 angeord­ netcn Schutzmaßrcgeln sind aufzuheben, sobald die Krankheit erloschen oder auf vereinzelte Fälle beschränkt ist. 116. Die Polizeibehörde hat das Erlöschen der Krankheit durch amtliche Publikation zur öffent­ lichen Kenntniß zu bringen und dabei bekannt zu machen (§ 111), welche Hengste und Stuten auf 3 Jahre von der Zulassung zur Begattung ausgeschlossen sind. II. Bläschen ausschlag der Pferde nnd des Rindviehs.

117. Ist der Bläschenausschlag bei Pferden oder bei dem Rindvieh durch die amtliche Untersuchung (§ 12 des Gesetzes) festgestellt, so muß der Besitzer der kranken Thiere oder dessen Vertreter ange­ halten werden, die Thiere bis zu ihrer voll­ ständigen Heilung von der Begattung auszu­ schließen. Ein Wechsel des Standorts oder Gehöfts ist während der Dauer der Krankheit verboten.

1881 (24. Febr.) 118. Nach Feststellung des Bläschenausschlagcs ist von der Polizeibehörde und bcni beamteten Thierarzte (§ 2 Absatz 3 des Gesetzes) möglichst zu ermitteln, wie lange die Krankheitserscheinungen schon bestanden haben und ob neuerdings Pferde bezw. Rindviehstücke mit den kranken Thieren in geschlechtliche Berührung gekommen sind. Bon dem Ergebnis; dieser Ermittelungen ist, soweit erforderlich, den betheiligten anderen Polizeibehörden Mittheilung zu machen. 119. Die Seuche gilt als erloschen und die nach § 117 angeordnete Schutzmaßrcgel ist auszuheben, wenn nach der Erklärung des beamteten Tbierarztes der Ausschlag bei den kranken Thieren vollständig abgeheilt ist.

H. Räude der Pferde und Schafe. a. Ausbruch der Leuche.

120. Ist der Aus brauch der Räude bei Pferden (sarcoptes oder dermatocoptes Räude) oder Schafen (dermatocoptes Räude) sestgestellt (§ 12 des Gesetzes), so ist derselbe von der Polizeibehörde auf ortsübliche Weise und durch Bekanntmachung in dem für amtliche Publikationen bestimmten Blatte (Kreis-, A.-Bl. u. s. w.) zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Alle Schafe der Herde, in welcher sich die Räude­ krankheit zeigt, gelten als verdächtig. 121. Räudekranke Pferde oder Schafe müssen, sofern nicht der Besitzer die Tödtung derselben vorzieht, dem Heilverfahren eines approbirten Thierarztes unterworfen werden (§ 52 des Gesetzes). Der Besitzer räudekranker Pferde und Schafe ist anzuhaltcn, gleichzeitig mit dem Heilverfahren eine Desinfektion der Stallungen, der Geräthschasten, des Geschirres, der Decken, der Putz­ zeuge u. s. w. ausführcn zu lassen. Die Polizeibehörde hat dem Besitzer ferner aufzugeben, von der Beendigung des Heilver­ fahrens eine Anzeige zu machen. Auf diese Anzeige hat die Polizeibehörde eine Untersuchung der Pferde oder Schafe durch den beamteten Thierarzt (§ 2 Absatz 3 des Gesetzes)

zu veranlassen. Wenn bei dieser Untersuchung noch Erscheinungen der Räude wahrgenommen werden, so ist der Be­ sitzer der Thiere zur Fortsetzung des Heilver­ fahrens anzuhalten. 122. Ist das Heilverfahren bei räudekranken Pferden nicht innerhalb zweier Monate und bei rändekranken Schafen nicht innerhalb dreier Mo­ nate beendet, so müssen die Thiere der Stallsperre (§ 22 des Gesetzes) unterworfen werden. In größeren Städten können räudekranke Pferde von der Polizeibehörde sogleich nach der Fest­ stellung der Räudekrankheit bis zur Beendigung des Heilverfahrens unter Stallsperre gestellt werden. Auf den Antrag des Besitzers einer räudekrauken

21

Schafherde oder des Vertreters des Besitzers kann für die Ausführung des Heilverfahrens eine längere Frist gewährt werden, wenn nach der motivirten schriftlichen Erklärung des beamteten Thierarztes mit Rücksicht aus den Zustand der Schafe oder auf andere äußere Verhältnisse die sofortige Ausführung der Kur nicht zweckmäßig ist. 123. Hat die Räude bei Schafen in einem Bezirke eine allgemeinere Verbreitung gefunden, so ist von der zuständigen höheren Polizeibehörde daraus zu halten, daß das Heilverfahren thunlichst gleichzeitig bei allen kranken Herden ausge­ führt wird. 124. Häute geschlachteter oder getödteter räude­ kranker Pferde oder Schafe dürfen aus dem Seuchengehöfte nur in vollkommen getrockneten! Zustande ausgeführt werden, sofern nicht die direkte Ablieferung derselben an eine Gerberei erfolgt. 125. Die räudekranken Pferde und die zu einer räudckranken Herde gehörigen Schafe dürfen wäh­ rend des Heilverfahrens und bis zur Aufhebung der Schutzmaßregeln nicht in fremde Ställe gestellt oder auf eine Weide gebracht werden, welche mit gesunden Pferden, beziehungsweise mit gesunden Schafen beweidet wird. Erforderlichen Falles hat die Polizeibehörde dafür Sorge zu tragen, daß aus gemeinschaftlichen Weideflüchen für das gesunde und für das kranke Vieh die Hütungsgrenzen regulirt werden. Vor Beendigung des Heilverfahrens dürfen räudekranke Pferde nur innerhalb der Feldmark zur Arbeit verwendet, aber nicht mit gesunden Pferden zusammengespannt oder in unmittelbare Berührung gebracht werden. Geschirre, Decken und Putzzeuge, welche bei kranken Pferden benutzt wurden, dürfen vor er­ folgter Desinfektion zum Gebrauche gesunder Pferde nicht verwendet werden. Ein Wechsel des Standortes (Gehöftes) der räudekrankeu Pferde oder der zu einer räude­ kranken Herde gehörigen Schafe darf ohne Er­ laubniß der Polizeibehörde nicht stattfinden. Diese Erlaubniß ist nur dann zu ertheilen, wenn mit dem Wechsel des Standorts die Gefahr einer Seuchcuverschleppung nicht verbunden ist. 126. Die Polizeibehörde kann die Ausführung der zu einer räudekranken Herde gehörigen Schafe zum Zwecke sofortiger Abschlachtung gestatten: 1) nach benachbarten Ortschaften; 2) nach in der Nähe gelegenen Eisenbahnsta­ tionen, behufs der Weiterbeförderung nach solchen Schlachtviehhöfen oder öffentlichen Schlachthäusern, welche unter geregelter veterinärpolizeilicher Aufsicht stehen, vorausgesetzt, daß die Thiere diesen An­ stalten direkt mittelst der Eisenbahn oder doch von der Abladestation aus mittelst Wagen zugeführt werden. Durch vorgängige Vereinbarung mit der Eisen­ bahnverwaltung oder durch unmittelbare Polizei-

1881 (24. Febr.)

22

liche Begleitung ist dafür Sorge zu tragen, das; eine Berührung mit anderen Schafen aus dem Transport nicht stattfinden kann. Auch ist der Polizeibehörde des Schlachtortes zeitig von der Zuführung der Schafe Kenntniß zu geben. Das Abschlachten der Schafe muß unter polizei­

licher Aufsicht erfolgen. 127. Wird die Seuche bei Pferden oder bei Schafherden, welche sich auf dem Transporte oder in Gastställen befinden, festgestellt, so hat die Polizeibehörde die Absperrung derselben bis zur Beendigung des Heilverfahrens anzuordnen, so­ fern nicht der Besitzer das Schlachten der Thiere

vorzieht. Nach Beendigung

des

Heilverfahrens

dürfen

die Thiere mit Genehmigung der Polizeibehörde in andere Stallungen oder Gehöfte gebracht wer­ den. Wenn zu diesem Zwecke die Ueberführung der Thiere in einen anderen Polizeibezirk statt findet, so ist die betreffende Polizeibehörde von der Sachlage in Kenntniß zu setzen. Auf den Antrag des Besitzers oder seines

wenn die räudekranken Pferde oder die zu einer räudekranken Herde gehörigen Schafe getödtet sind und wenn im Falle des § 129 die vorschriftsmäßige Desinfektion erfolgt ist; oder wenn nach der Erklärung des beamteten Thier­

arztes bei den betreffenden Pferden innerhalb 6 Wochen, bei den Schafen oder Schafherden innerhalb 8 Wochen nach Beendigung des Heilverfahrens sich keine verdächtigen Krankhcitserschcinungen gezeigt haben. 131. Das Erlöschen der Seuche ist nach Auf­ hebung der Schutzmaßregeln durch amtliche Publi­ kationen wie der Ausbruch der Seuche (§ 120) zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. (1. Anwendung auf andere Einhufer.

132. Die für Pferde in den §§ 120 bis 131 ertheilten Vorschriften finden auch ans Esel, Maul­ esel und Maulthiere Anwendung.

er

treters kann die Polizeibehörde gestatten, daß die aus dem Transporte oder in Gastställen betroffenen räudekranken Pferde oder Schafherden zürn Zwecke der Heilung oder der Abschlachtung nach ihrem bisherigen oder einem anderer: Standorte gebracht werden, falls die Gefahr einer Seuchenverschleppnng bei dem Transporte durch geeignete Maß­ regeln beseitigt wird. 128. Wolle von räudekranken Schafen darf während der Dauer der Schntzmaßregeln mir in festen Säcken verpackt aus dem Seuchengehöfte

ausgeführt werden. Personen, welche bei der Wollschur rüudekranker Schafe verwendet sind, dürfen vor einem Wechsel der Kleider oder vor genügender Reinigung derselben die Wollschur gesunder Schafe nicht vornehmen. b. Desinfektion.

129. Stallungen oder andere Räumlichkeiten, in welchen räudekranke Pferde oder Schafe vor­ übergehend aufgestellt gewesen sind, oder in welchen die vor der Einleitung eines Heilverfah­ rens getödteten Pferde oder Schafe gestanden haben, müssen nach Angabe des beamteten Thier­ arztes und unter polizeilicher Ueberwachung desinfizirt werden. Der Besitzer solcher Stallungen beziehungsweise Räumlichkeiten oder der Bertretcr des Besitzers

ist von der Polizeibehörde anzuhalten, die erfor­ derlichen Desinsektionsarbeiten ohne Verzug aus­ führen zu lassen. Ueber die erfolgte Ausführung der Desinfek­ tion hat der beamtete Thierarzt der Polizeibehörde eine Bescheinigung einzureichen. c. Aufhebung der CchniMamegeln.

130. Die Seuche gilt als erloschen und die an­ geordneten Maßregeln sind .aufzuheben:

Anlage A.

Anweisung

für das Desinfektionsvcrfahren bei ansteckenden Krankheiten der Hansthiere. § 1. In denjenigen Fällen, für welche das Reichsgesetz, betreffend die Abwehr und Unter­ drückung von Viehseuchen, vom 23. Juni 1880 (R.-G.-Bl. S. 153) und durch die zur Ausführung desselben erlassene Instruktion die Vornahme der Desinfektion angeordnet ist, sind nachstehend aus­ geführte Mittel in der unten vorgeschriebenen Weise zur Anwendung zu bringen.

I. Die Desinfektionsmittel. Chemikalien. 2. 1) K ali - ii n b Natronlaug e. Käufliche Seifensiederlauge von einem spezifischen Gewicht von l.oo) bleiben die am 27. August 1869 z i Karlsruhe vereinbarten „Bestimmungen zur Ausführung des Art. 5 des zwischen der Schweiz und dem Teutschen Zoll- und Haudelsverein unterm 13. Mai 1869 abgeschlossenen Zoll- und Handels­ vertrags" (vgl. Jahrbücher der Zollge etzgebung 1869 S. 611) auch fernerhin in Wirksamkeit, soweit nicht die Bestimmungen des neuen Bertrags entgegenstehn.

1881 (23. Mai) dem Sinne, daß die von einer Zollbehörde des einen Gebietes angelegten Erkennungszeichen in dem anderen Gebiete zum Beweise der Identität ebenfalls dienen können, jedoch mit der Beschrän­ kung, daß beiderseits den Zollbehörden das Recht zusteht, weitere Erkennungszeichen anzulcgen. E. In allen im Art. 5 vorangesührten Füllen sind im deutschen Zollgebiete alle Hauptzollämter und Nebenzollämter erster Klasse, sowie andere besonders mit Ermächtigung hierzu versehene Zoll­ stellen, in der Schweiz die Haupt- und Nebenzollstütten zuständig, die zollfreie Abfertigung, wenn die Voraussetzungen derselben zutreffen, von sich on3 vorzunehmen. Dagegen sind in den Fällen von Art. 6 nur die von den Direktivbehöeden dazu bezeichneten Zollstellen zur Ertheilung der Abfertigung befugt. F. Für die in dem Art. 6 lit. a bis g vorge­ sehene zollfreie Wiedereinfuhr ist eine Frist von 6 Monaten zu gewähren. Durch besondere Ge­ nehmigung der Direktivbehörden kann dieselbe auf 12 Monate ausgedehnt werden. Diese letztere Frist, vom Tage der Ausfuhr an berechnet, soll, wenn nicht besondere Bedenken entgegenstehen, aus Antrag der Betheiligten für die zollfreie Wiedereinfuhr denjenigen Waaren bewilligt werden, welche zur Zeit des Ablaufs des gegenwärtigen Vertrages zum Zwecke der Veredelung noch im Gebiete des anderen der vertragschließenden Theile sich befinden. VI.

Zu

den

Artikeln 4, 5 u n d Vertrages.

6 d es

Die Abfertigungen in allen hierunter begriffenen Fällen werden durchaus gebührenfrei erfolgen.

VII. Zu

Artikel 7

des Vertrages.

1) Man ist darüber einverstanden, daß im wechselseitigen Verkehr Ursprungszeugnisse über die Waaren nicht gefordert werden sollen. 2) Güter, welche von einem Zollamte auf ein anderes Amt desselben Gebietes unter Zollkon­ trolle abgefertigt werden, sollen, wenn auch bis zur Erreichung des endlichen Bestimmungsortes ein oder mehrere Male das Ausland berührt wird, einer weiteren Abfertigung an zwischen­ liegenden Aemtern desselben Gebietes nicht hinter­

zogen werden. Etwaige, dem Geleitpapier beiznsetzende Bescheinignngen über erfolgten Aus- und Eintritt aus dem einen Gebiete in das andere sind jedoch nicht ausgeschlossen. 3; Die mit den gewöhnlichen kursmüßigen Fahrten der allgemeinen Verkehrsanstatten, wie Eisenbahnen, Dampfschiffe, Posten u. s. w., an­ langenden Waaren und Reise-Effekten sollen beiderseits jederzeit mit thunlichster Beschleunigung zollamtlich abgefertigt werden, und es soll für solche Abfertigungen, welche nicht in die gewöhnlichen

73

Abfertigungsstunden fallen, keinenfalls irgend eine besondere Gebühr erhoben werden. 4) Tie beiden vertragschließenden Theile geben sich gegenseitig die Zusicherung, bezüglich der Er­ richtung von Grenzzollstellen und der Bestimmung der Absertigungsbefugnisse derselben, die durch wirkliche Verkehrsbedürfnisse veranlaßten Wünsche thunlichst zu berücksichtigen.

Vin. Zu Artikel 9 des Vertrages. Schweizerischer Seits wird dabei verstanden und erklärt, daß der im Art. 1 des Vertrages aufgestellte Grundsatz der wechselseitigen Behand­ lung aus dem Fuße der meistbegünstigten Nation auch hinsichtlich der im Art. 9 bezeichneten Ver brauchssteuern Gültigkeit haben soll. Ein Vcrzeichniß der Sätze, welche nach den Bestimmungen des Art. 9 des Vertrages in den einzelnen schweizerischen Kantonen an inneren Verbrauchssteuern von Getränken zur Hebung

gelangen, wird der Kaiserlichen Regierung schwei­ zerischer Seits ohne Verzug mitgetheilt werden. 2 IX.

Z u Artikel

10 des Vertrage s.

Diejenigen Gewerbetreibenden, welche in denk Gebiete des anderen vertragschließenden Theiles Waarenankäuse machen oder Waarenbestellungen suchen wollen, sollen hierzu abgabenfrei auf Gruud von Gewerbe-Legitimationskarten zugelassen wer­ den, welche von den Behörden des Heimathslandes

ausgefertigt sind. Die mit einer Gewerbe-Legitimationskarte ver­ sehenen Gewerbetreibenden (Handlungsreisenden) dürfen wohl Waarenmuster, aber keine Waaren mit sich führen. Die Ausfertigung dieser Karten soll nach dem unter C * anliegenden Muster erfolgen. Bis zum Schluffe des Jahres 1881 sollen Gewerbe-Legitimationskarten der bisher verein­ bart gewesenen Form in Anwendung und Gel­ tung bleiben; bis dahin sollen die Karten auch, wie bisher, den Reisenden die Befugniß gewähren, aufgekaufte Waaren nach dem Bestimmungsorte mitzunehmcn. Vom 1. Januar 1882 ab kommt dagegen die Befugniß, aufgekaufte Waaren mitznnehmen, in Wegfall. Die vertragschließenden Theile werden sich gegenseitig Mittheilung darüber machen, welche Behörden zur Ertheilung von Gewerbe-Legitima­ tionskarten befugt sein sollen, und welche Vorschrif­ ten bei Ausübung des Gewerbebetriebes zu be­ achten sind. Gegenwärtiges Protokoll soll ohne besondere Ratifikation, als durch den Austausch der Ratifi­ kationen des heutigen Vertrages, auf welchen es Bezug hat, von den vertragschließenden Theilen genehmigt und bestätigt angesehen werden. 2. S. dasselbe C.-Bl. 1881 S. 457.

♦ Nicht mit abgedruckt.

74

1881 (23. Mai)

23. Mai 1881.

Verabredung zwischen Deutschland und der Schweiz, betreffend den gegenseitigen Schuh der Nrchte an titerarischrn Erzeugnissen und Werken der Kunst. R.-G.-Bl. S. 171. Nachdem bei beit Verhandlungen über den am heutigen Tage unterzeichneten Handelsvertrag zwischen Deutschland und der Schweiz sich ergeben hatte, daß mit dem Ablaufe des unter dem 13. Mai 1869 abgeschlossenen Handels- und Zoll­ vertrages die zur Zeit bestehenden Vereinbarungen wegen des gegenseitigen Schutzes der Rechte an literarischen Erzeugnissen und Werken der Kunst in Deutschland einerseits und in der Schweiz andererseits ihr Ende erreichen, auf Seiten beider vertragschließenden Theile aber der Wunsch zu erkennen gegeben war, den wechselseitigen Schutz jener Rechte, vorbehaltlich einer den Bedürfnissen entsprechenden Revision der zur Zeit maßgeben­ den Vereinbarungen, auch fernerhin zu gewähr­ leisten, haben die beiderseitigen Bevollmächtigten die nachfolgende Verabredung in das gegenwär­ tige Protokoll niedergelegt: 1) In Betreff des gegenseitigen Schutzes der Rechte an literarischen Erzeugnissen und Werken der Kunst sollen, soweit diese Erzeugnisse und Werke nicht als Erzeugnisse und Werke inlän­ discher Urheber geschützt sind, für das Gebiet des Deutschen Reichs und für das Gebiet der schwei­ zerischen Eidgenossenschaft die Bestimmungen der unter dem 13. Mai 1869 zwischen dem Nord­ deutschen Bunde und der Schweiz abgeschlossenen Uebereinkunft! maßgebend sein. Jedoch tritt an 1. Band 111 S. 386. Tie in Art. 15 dieser Uebereinkunft vorgesehene Anmeldung ist nach ter Btm. v. 28. Sept. 1881 :(s*. Bl. S. 40a) fortan an das eidgenössische Handelsdepartenient vi richten.

die Stelle der im Art. 6 dieser Uebereinkunft vorgesehenen Anmeldung und Eintragung die An­ meldung bei dem Stadtrath zu Leipzig und die Eintragung in die bei diesem geführte Eintrags­ rolle; Anmeldung und Eintragung sind nach den für die Werke inländischer Urheber maßgebenden Bestimmungen zu bewirken. 2) Gegenwärtige Verabredung soll vom 1. Juli 1881 an in Kraft treten und bis zum 30. Juni 1886 in Kraft bleiben. Im Falle keiner der ver­ tragschließenden Theile zwölf Monate vor diesem Tage seine Absicht, die Wirkungen der Verabre­ dung aushören zu lassen, kundgegcben hat, bleibt dieselbe tu Geltung bis zum Abläufe eines Jahres von dem Tage ab, an welchem der eine oder andere der vertragschließenden Theile sie kündi­ gen wird. Jeder der vertragschließenden Theile soll außerdem berechtigt sein, dieselbe schon früher mit gleicher Wirkung zu kündigen, wenn eine in dem Gebiete des einen oder anderen Theiles ein­ getretene Aenderung der Gesetzgebung über die darin behandelten Gegenstände eine Revision wünschenswerth machen sollte. Gegenwärtiges Protokoll soll zugleich mit dem Handelsverträge den Hohen vertragschließenden Theilen vorgelegt werden; im Falle der Ratisikation des Vertrages soll auch die in diesem Pro tokoll enthaltene Verabredung ohne weitere Rati jikation als genehmigt angesehen werden. Es wurde hieraus das Protokoll in doppelter Ausfertigung vollzogen.

23. Mai 1881.

SnndesratlzsSeschtuß, betreffend Denatnrirung von Lal; mit Karbotsänrr. C. Bl.

. 231.

Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 23. Mai d. I. beschlossen, zu genehmigen, daß zur Denaturirung des sogenannten Bestellsalzes,

von der Salzabgabe, l vorgeschriebenen Pro zent per Zentner reiner wasserheller Karbolsäure,

an Stelle des in Ziffer II. B. 1 der Bestimmungen, betreffend die Befreiung des zu landwirthjchastlicheu und gewerblichen Zwecken bestimmten Salzes

lassen werde.

die gleiche Menge gereinigter Karbolsäure zuge

1. Vgl. Bk IN. Ü. 2. tllL], 1872

1881

75

(28. Mai)

28. Mai 1881.

Regulativ, betreffend die Gewährung der Zoll- nnd Ztenervergiitnng für Taback nnd Tabackfabrilrate. C.-Bl. S. 191.

Nach Beschluß des Bundesraths vom 28. Mai 1881 treten in Bezug aus die Gewährung der Zoll- und Steuervergütung für Taback und Ta­ backfabrikate nach Maßgabe der §§ 30 und 31 des Gesetzes, betreffend die Besteuerung des Ta­ backs, vom 16. Juli 1879 (R.-G.-Bl. Seite 245) folgende Bestimmungen in Kraft. L Bergiitungssiitze. § 1. Wer aus dem freien Verkehr Rohtaback einschließlich Sandblätter und Grumpen oder ent­ rippte Tabackblätter in Mengen von mindestens 25 Kilogramm über die Zollgrenze ausführt oder in eine öffentliche Niederlage oder in ein unter amtlichem Mitverschluß stehendes Privatlager nie­ derlegt, kann, außer in denjenigen Füllen, wo die Ausfuhr oder Niederlegung inländischen Tabacks nach den Bestimmungen in den §§ 11 und 16 bis 18 des Gesetzes vom 16. Juli 1879 vor Ent­ richtung oder Kreditirung der Steuer erfolgt, eine Steuervergütung beanspruchen, tvelche von deut besonderer Bestimmung vorbehaltenen Zeitpunkt ab 20) beträgt von 100 Kilogramm netto: A. Rohtaback: a) unsermentirt...............................33 Mark, b) fermentirt.................................... 40 B. entrippte Blätter.......................... 47 Bei der Ausfuhr oder Niederlegung von grünen Blättern, von Geizen, Tabackstengeln und Abfälleu wird keine Vergütung gewährt. 2. Inländischen Tabackfabrikanten kann bei der Ausfuhr ihrer Fabrikate über die Zollgreuze oder bei Niederlegung derselbeu in eine öffentliche Nie­ derlage oder in ein unter amtlichem Mitverschluß stehendes Privatlager eine Vergütung geleistet werden, welche, je nachdem das Fabrikat aus ausländischem oder aus inländischem Taback her­ gestellt ist, von dem besonderer Bestimmung vor­ behaltenen Zeitpunkt ab 20) beträgt von 100 Kilogramm netto: 1 A für Fabrikate aus ausländischem Taback: a) für Schnupf und Kautaback . 60 Mark, b) „ Rauchtaback..................... 81 c) „ Cigarren.......................... 94 d) „ Cigaretten...........................66 B. für Fabrikate aus inländischem Taback: a) für Schnupf- und Kautaback . 32 Mark, b) „ Nauchtaback ... .43 e) „ Cigarren.......................... 50 d) „ Cigaretten.......................... 35 und C. für Fabrikate, theilweise ans ausländischem l.

SS 30 li. 31 W u. hi. Juli 187V.

und theilweise aus inländischem Taback, nach Maßgabe des Mischungsverhältnisses beider Gat­ tungen nach den vorstehend zu A und B aufge­ führten Sätzen zu berechnen ist. Versendungen von Tabackfabrikaten mit dem Ansprüche auf Zoll- oder Steuervergütung sind nur in Mengen von mindestens 25 Kilogramm zulässig. Für die Versendung von Cigaretten kann durch die Direktivbehörden eine Minimalmenge von 10 Kilogramm festgesetzt werden. 3. Unter Geizen, welche nach § 1 von Gewäh­ rung einer Vergütung ausgeschlossen sind, werden die vor der Hauptcrnte des Tabacks ausgebrod) en en Blatttriebe und unentwickelten Blätter verstanden. In der Nachernte gezogene, vollständig entwickelte Geizblütter werden wie Blätter der Haupternte behandelt. Unter Tabackabfällen, welche nach § 1 von Gewährung einer Vergütung ausgeschlossen sind, werden nicht nur die Abfälle von Rohtaback, son­ dern auch diejenigen von Tabackfabrikaten ver­ standen. Für Tabackmehl, welches aus Abfällen von Rohtaback oder von Tabackfabrikaten besteht, wird daher eine Vergütung nicht gewährt. Wird Tabackmehl als ein aus fein gemahlenen Blättern und Stengeln bestehendes Halbfabrikat für die Herstellung von Schnupftaback erkannt, so ist für dasselbe die Vergütung für unfermentirten Roh­ taback zu gewähren. Für Cigaretten mit Hülsen aus Papier, Stroh re. wird Vergütung nur dann gewährt, wenn min­ destens 70 Prozent ihres Nettogewichts aus Ta­ back bestehen. Cigaretten, welche lediglich aus Taback bestehen, werden wie Cigarren behandelt. Für Tabackfabrikate, in welchen Surrogate enthalteu sind, wird Vergütung nur in den im § 13 Absatz 3 erwähnten Fällen und unter den daselbst angegebenen Bedingungen gewährt.

li. Anmeldung, Abfertigung und Kontrolle. 1. I m Allg e m eine n.

4. lieber Rohtaback, entrippte Blätter oder Tabackfabrikate, welche gegen Gewährung einer Vergütung (§§ 1 und 2) ausgeführt oder nieder gelegt werden sollen, hat der Versender oder Niederleger der Steuerstelle des Versendungsortes eine Anmeldung nach Muster a* in zwei Exem­ plaren zu übergeben. Zugleich ist der Taback zur Revision vorzusühren. In den Anmeldungen ist außer dem Bruttogewicht der einzelneu Kolli auch das Nettogewicht derselben und, im Falle der * Nickt mit slbqebriicft.

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1881 (28. Mai)

gemeinschaftlichen Verpackung verschiedener Taback­ gattungen, das Nettogewicht jeder einzelnen Gat­ tung zu deklariren. Als Steuerstelle des Versenduugsortes gilt bei der Versendung von Taback­ fabrikaten die Steuerstelle, welcher der Fabriksitz zugetheilt ist, bei Versendung von Rohtaback und entrippten Blättern dagegen die Steuerstelle des­ jenigen Ortes, von dem aus die Versendung mit dem Ansprüche auf Steuervergütung erfolgt, gleich­ viel, ob es der Ursprungsort oder ein anderer Ort ist, welcher nur auf den Transport berührt wird. Die Ausfuhr hat über ein zur Erledigung von zollamtlichen Begleitscheinen I. (§ 33 des Ver­ einszollgesetzes) 2 befugtes Grenzzollamt zu er­ folgen. Das Bersendungsamt trägt die Anmeldungen, von welchen das eine Exemplar mit „Unikat" und das zweite Exemplar mit „Duplikat" zu bezeichnen ist, in ein nach Muster b* zu führendes Abfer­ tigungsregister ein und nimmt die Revision und Ermittelung des Nettogewichts des Tabacks vor. Mit Genehmigung des Amtsvorstandes kann unter Beachtung der von der Direktivbehörde in dieser Hinsicht zu treffenden allgemeinen Anord­ nungen die Revision von Fabrikaten in bcn Fabrikräumen vorgenommen werden. Die hier­ durch erwachsenden kosten hat der Fabrikant zu erstatten. Ist das Versendungsamt gleichzeitig das Aus­ gangs- oder Niederlageamt, so bewirkt dasselbe zugleich die Abfertigung zum Ausgange bezw. zur Niederlage; anderenfalls setzt das Versendungs­ amt die Kolli unter Verschluß und übergiebt das Unikat der Anmeldung dem Versender behufs Vorführung des Tabacks bei dem Erledigungs­ amte. Das Letztere trägt die eingehende Anmel­ dung mit entsprechender Bezeichnung in das Verseudungsschein-Empsangsregister (Muster 14 der Dienstvorschriften- ein und nimmt die Ausgangsabfertigung bezw. die Abfertigung zur Nie­ derlage vor. In beiden Fällen erfolgt je nach Umständen eine allgemeine oder eine spezielle Revision. Im Falle eine Berschlußverletzung statt­ gefunden hat, ist bei der speziellen Revision das Nettogewicht zu ermittelu. Die mit Erledigungs­ bescheinigungen versehenen Unikate der Anmel­ dungen sind durch das Erledigungsamt dem Versendnngsamt zurückzusendcn. Der Tag der Zurück­ sendung ist in Spalte 10 des VersendungsscheinEmpfangsregisters anzumerken. Zu den Niederlage-Anmeldungen dienen Aus­ züge aus deu Anmeldungen nach Muster a, für welche die Formulare zu den Auszügen aus den Zollbegleitscheinen unter entsprechender Aenderung des Vordrucks benutzt werden können. Die Unikate der Anmeldungen werden als 2. Born 1. Juli 1869 '17. Juli 1871V * Nicht mit abgedruckt.

Rechnungsbeläge verwendet (§§ G und 15). Die Duplikate bilden die Beläge zu dem Abfertigungs­ register (Muster b). 5. 1) Bei der Abfertigung des Tabacks kann das Nettogewicht statt durch Verwiegung durch Abrechnung einer Tara festgestellt werden. Die Tarasätzc betragen: a) bei unbearbeiteten und bei ent­ rippten Blättern in Ballen von einfacher Leinwand .... 2 Prozent, b) bei dergleichen in Ballen von doppelter Leinwand .... 4 c) bei dergleichen in Kisten . . 22 ck- bei Karotten und Stangen zu Schnupftaback in Fässern . . 8 e) bei dergleichen in Kisten . . 12 fj bei Schnupftaback, lose in Fäs­ sern............................................... 10 „ g) bei dergleichen in Zinn- und Papierumhüllung und Kisten . 20 „ h; bei Rauchtaback in Papier­ pa cketen und Kisten .... 25 i) bei Cigarren, lose in großen Kisten.......................................... 28 k) bei dergleichen in Papierpacketeu und großen Kisten..................... 34 1) bei dergleichen in kleinen Miftchen und großen Kisten. . . 47 des Bruttogewichts, in) bei Cigaretten: Innere Umschließungen: in Kartons zu 100 Stück oder mehr mit Mundstück .... 20 ohne Mundstück.... 2G in Kartons zu weniger als 100 Stück mit Mundstück .... 27 ohne Mundstück.... 35 in Papierpacketeu 9 mit Mundstück .... ohne Mundstück.... 14 des Gewichts der Cigaretten eiusehließ lieh der inneren Umschließungen; Aeußere Umschließungen: in Kisten ohne Zinkeinsatz bei einem Bruttogewicht des Kollo bis zu 100 Kilogramm. 46 über WO Kilogramm . 29 in Kisten mit Zinkeinsatz bei einem Bruttogewicht des Kollo bis zu 100 Kilogramm. 47 über 100 Kilogramm . 33 des Bruttogewichts. Bei Cigaretten in inneren und äußeren Um fchließuugen ist das Nettogewicht in der Weise fest­ zustellen, daß zunächst von dem Bruttogewicht die Tara für die äußere Umschließung und hier-

1881 (28. Mai) au von dem verbleibenden Gewicht die Tara für die innere Umschließung in Abzug gebracht wird. 2) Tas durch Abrechnung der Tara «Ziffer 1) berechnete Nettogewicht wird nur dann der Feststelluug der Zoll- oder Stcuervergütung zu Grunde gelegt, wenn es nicht mehr beträgt, als das von dem Versender in der Anmeldung an­ gegebene; das letztere wird zu Grunde gelegt, wenn cs geringer ist, als das durch Berechnung erniitteltc. 3) Der Abfertigungsstelle steht in jedem Falle die Befngniß zu, statt der Berechnung des Nettogewichts nach den obigen Tarasätzen, die Ermit-

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lelung des Nettogewichts durch Berwiegung des Tabacks ohne jede Umschließung bezw. bei Ciga-

! !

retten auch durch Verwiegung derselben sammt der inneren Umschließung und demnächstige Ab-

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rechnung der für die innere Umschließung gewährten Tara cintreten zu lassen. Die gleiche Befugniß steht dem Versender zu. 4) Bei der Ermittelung des Nettogewichts durch Verwiegung kann nach dem Ermessen der Absertigungsstelle Probevcrwiegung eintreten, wenn Kolli von gleicher Beschaffenheit und gleichem Inhalt nahezu gleiches Gewicht haben. Abwei­ chungen von nicht mehr als 5 Prozent des Brutto­ gewichts sollen dabei die Probevcrwiegung nicht ausschließen. 5) Beim Vorhandensein innerer Umschließungen, z B. bei der Verpackung von Cigarren in Kist­ chen, von Cigaretten in Kartons, von Rauchtaback in Papicrpacketeu, von Schnupstaback in Packetcn in Zinn- und Papierumhüllungen u. s. w., darf, sofern die inneren Umschließungen augenscheinlich von gleicher Größe und gleicher Beschaffenheit sind, das Gesammtgewicht der inneren Umschließung durch probeweise Verwiegung einzelner Kistchen,

|

Packete u. s. tu. ermittelt werden. 6) In dem Revisionsbefunde ist die Art der äußeren und etwaigen inneren Umschließungen, sowie die Art der Ermittelung des Nettogewichts (ob durch Abzug eines Tarasatzcs oder vollstän­ dige oder probeweise Verwiegung) anzugeben. 7) Von der Einleitung des Strafverfahrens auf Grund des § 38 des Gesetzes vom 16. Juli 1879 ist dann abzusehen, wenn weder das dcklarirte Bruttogewicht noch das deklarirte Nettogewicht das ermittelte Brutto- bezw. Nettogewicht um mehr als 5 Prozent übersteigt. 6. Die Hauptämter haben über die in ihren Bezirken zu gewährenden Vergütungen für Rohtaback nut) entrippte Blätter, sowie für Cigarren, für welche lediglich die Stcuervergütung für aus inländischem Taback hergestellte Cigarren in An­ spruch genommen wird, nach näherer Anleitung der Tircktivbehörde monatlich Liquidationen auf­ zustellen und mit den Unikaten der betreffenden Anmeldungen an die Direktivbehörde zur Zah­

lungsanweisung einzusenden.

2.

77

In den unter Kontrolle st e h e n d e n Fabriken.

i ; |

7. Diejenigen Fabrikanten, welche bei der Aus­ fuhr ober bei der Niedcrlegung von Schnupf-, Kau- und Rauchtaback uud von Cigaretten aus Gewährung der im § 2 genannten Vergütung, sowie diejenigen, welche bei der Ausfuhr oder bei der Nicderlegung von Cigarren auf Gewährung der im § 2 unter A oder C fallenden Vergütungen Anspruch machen wollen, haben hiervon der Steuerstelle des Fabriksitzes vor Herstellung der Fabrikate Anzeige zu machen und außer den Vor­ schriften in den §§ 2 bis 5 noch die Vorschriften in den §§ 8 bis 19 zu beobachten, sowie sich den ihnen sonst noch von der Steuerbehörde bekannt zu machenden Bedingungen zu unterwerfcu. 8. Die Zoll- oder Stcuervergütungcn werden nur dann bewilligt, wenn der betreffende Taback­ fabrikant in Beziehung auf die Beobachtung der Zoll- und Steuergesetze unbescholten ist, regelmäßig ein Lager an Roh- und fabrizirtem Taback von wenigstens 15 000 Kilogramm hält, und wenn seine Fabrik nebst Waarenlager sich an einem Orte befindet, in welchem ein mit wenigstens zwei Beamten besetztes Zoll- oder Steueramt vorhanden ist. Ausnahmsweise kann die Direktivbehörde die Vergütungen auch für Fabriken in solchen Orten bewilligen, in denen sich eine mit mehreren Be­ amten besetzte Amtsstelle nicht befindet. Darüber, ob ein Lagerbestand von dem bezeich­ neten Umfange regelmäßig unterhalten wird, hat sich die Steuerstelle des Fabriksitzes von Zeit zu Zeit Ueberzeugung zu verschaffen. Wenn neu ent­ stehende Fabriken im ersten Jahre oder eingehende Fabriken bis zur Abwickelung ihrer Geschäfte ben Lagerbestand von 15 000 Kilogramm nicht nach­ zuweisen vermögen, sind dieselben deshalb vom Genusse der Vergütungen nicht auszuschlicßeu. Letztere brauchen nach dem Ermessen der Direktiv­ behörde auf solchen in Betrieb befindlichen Fa­ briken nicht versagt zu werden, bei welchen der Lagcrbestand aus kurze Zeit unter jene Gewichts­ menge herabsinken sollte. 9. Der Fabrikant hat schriftlich oder zu Protokoll

eine Erklärung darüber abzugeben, ob in seiner Fabrik allein ausländischer oder allein inländischer oder ausländischer und inländischer Taback ver­ arbeitet werden wird, und letzteren Falles, ob nur ungemischte Fabrikate oder ob auch gemischte Fabrikate hcrgestellt werdeit sollen. Diese Erklärung ist vorher zu ergänzen, wenn auf eine andere Art des Betriebs übergegangen

werden soll. Die Fabrikanten müssen über den Ankauf und die Versendung von Taback, sowie über den Fa­ brikbetrieb Bücher führen, welche sie auf Er­ fordern einem von der Direktivbehörde oder dem Hauptamte beauftragten Oberbeamten zur Einsicht vorzulegen haben. Auch sind sie verpflichtet, diesem

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1881 (28. Mai)

Cbcrbcnmten den Besuch der Bctriebsräume wäh­ rend des Betriebs jederzeit zu gestatten und auf Verlangen jede aus den Fabrikbetrieb sich bezie­ hende Auskunft zu ertheilen. 10. Ausländischen Taback darf der Fabrikant nur unmittelbar aus dem Auslande oder ans öffentlichen Niederlagen oder aus unter amtlichem Mitverschluß stehenden Privatlagern und nur in Mengen von wenigstens 250 Kilogramm beziehend Eine Ausnahme ist zulässig zum Zweck des Bezugs von Proben in Mengen von nicht über 50 Kilogramm für jede Sendung. 11. Ter ausländische Taback darf nur bei der Stcuerstelle des Fabriksitzcs verzollt werden und ist daher auf dieselbe, sofern sie nicht zugleich das Grenzzollamt oder Niederlageamt ist, über welches der Bezug erfolgt, unter Begleitscheinkontrollc zu überweisen. Der Fabrikant ist verpflichtet, den bezogenen ausländischen Taback in seine Fabrikräume zu bringen. Das; dies geschehen, wird auf den die Verzollung nachweisenden Belägen amtlich be­ scheinigt. 12. Inländischen Taback dars der Fabrikant ebenfalls nur in Mengen von mindestens 250 Kilogramm in einem Transporte beziehen. Eine jede Einlagerung von solchem Taback muß alsbald der Steuerstellc angezcigt werden. Zugleich ist auzugeben , ob der Taback fermentirt ist oder vor­ der Verarbeitung noch der Fermentation in der Fabrik unterworfen werden soll. 13. Tie Fabrikanten, welche nach ihrer Erklä­ rung (§ 9) ausländische und inländische Tabacke, getrennt oder gemischt, verarbeiten, haben in den Anmeldungen (Muster a) oder in diesen beiznsügendcn besonderen Deklarationen anzugebcn, ob die Fabrikate lediglich aus ausländischem oder lediglich aus iuländischcm Taback oder ans beiden gemischt hergestellt sind. Die Fabrikanten, welche ausländische und inlän­ dische Tabacke gemischt verarbeiten, haben zur Fcststellung des Antheils, welcher von dem Netto­ gewicht der mit dem Anspruch aus Vergütung versendeten Fabrikate auf die ausländischen und die inländischen Tabacke fällt, ein Notizbuch nach Mustere** zu führen, welches amtlich zu foliircn ist. Wenn einem Fabrikanten die Verwendung von Tabacksurrogaten gestattet ist, so sind über die Surrogate in dem Notizbuch und in dem Konto

14) in gleicher Weise Anschreibungen zu führen wie über ausländischen und inländischen Taback. Für die verwendeten Surrogate wird eine Ver­ gütung nicht geleistet. Am Schluß des Vierteljahrs werden die in dem Notizbuche befindlichen Eintragungen durch den mit der Kontrolle der Fabrik beauftragten Ober­ beamten unter Zuhülfenahme des Bcrsendungs3. Vgl. B.-R.-B. v. 31. März 1885. * Nicht mit abgebmcft.

buchs und der Fabrikationsbücher, welche letztere die Namen und Zusammensetzung der einzelnen Sorten mit den Gewichtsverhältnissen der Zu­ thaten und gewonnenen Mengen genau nachweisen müssen, geprüft und mit den betreffenden Anmel­ dungen verglichen. Ist bei der Prüfung die Uebereinstimmung dieser Bücher und der genannten Belüge festge­ stellt, so erfolgt der Abschluß des Notizbuchs. Die Nichtigkeit des Abschlusses ist durch den Fabri­ kanten und durch den betreffenden Oberbcamten zu bescheinigen. 14. Die Steuerstelle hat bezüglich jeder nach Maßgabe des § 8 zum Ansprüche aus Zoll- oder Steuervergütung zugclassencn Fabrik ein Konto zu führen, in welchem die Einlagerungen an dem zur Fabrikation bestimmten Rohtaback und der Absatz an Tabackfabrikaten nachgewiescn, am Schlüsse jedes Quartals der Lagcrbestand (aus fermcntirten Rohraback reduzirt) dargcstellt und die Berechnung der Vergütung angefertigt wird. Die Führung dieses Konto geschieht nach Muster d. * Hierzu wird erläuternd bemerkt: 1) In dem Konto für eine Fabrik, welche nur ausländischen Taback verarbeitet, können die Spalten 6. 11, 13, 14, IG, 17, 19, 20 und 22, in demjenigen für eine Fabrik, welche nur inlün discheu Taback verarbeitet, die Spalten 5, 11, 12, 14, 15, 17, 18, 20 und 21 und in demjenigen für eine Fabrik, in welcher ausländischer und in­ ländischer Taback ungemischt verarbeitet wird, die

Spalten 11, 14, 17 und 20 auSsallen. 2) In der ersten Abtheilung des Konto ist der Zugang au Rohtaback nach der Zeitfolge anzu­ schreiben. Die Anschreibnng erfolgt bei dem aus­

ländischen Taback nach dem der Verzollung zu Grunde gelegten Nettogewicht und bei dem inlün dischen Taback nach dem Nettogewichte desselben in fermeutirtem Zustande, wobei 100 Kilogramm unfermentirter Taback gleich 80 Kilogramm fermen tirtem Taback zu rechnen sind. 3) In der zweiten Abtheilung des Konto werden als Abgang die mit Anspruch auf Vergütung ab­ gefertigten Fabrikate auf Grund der Anmeldungen einzeln und am Schluffe des Quartals die ohne Anspruch auf Vergütung versendeten Fabrikate auf Grund der Bücher des Fabrikanten summa­ risch nachgcwicsen. Am Schluffe des Quartals ist

ferner bezüglich der gemischten Fabrikate nach Anleitung des Musters der Antheil auszuscheiden, welcher auf die ausländischen und inländischen Tabacke fällt. Die Ausscheidung erfolgt für die mit dem Anspruch aus Vergütung versendeten Fabrikate auf Grund des dem Konto beizufü­ genden Notizbuchs (§ 13), bezüglich der übrigen Fabrikate auf Grund der Bücher des Fabrikanten. 4) Der Lagerbestand wird am Schluffe jedes Quartals nach Anleitung des Musters in der Weise ermittelt, daß dem zu Anfang des Quartals vorhanden gewesenen Lagervorrath die Summe

1881 (28. Mai) des Zugangs (Ziffer 2; zugercchnet und von der Summe die auf fermeutirtcn Rohtaback rcduzirte Menge der in Abgang geschriebenen Fabrikate (Ziffer 3) abgesetzt wird. Als Verhültnißzahlen für die Reduktion der Fabrikate auf fcrmentirten Rohtaback sind anzu­ setzen : a) Schnupf- u. Kautaback 70 Prozent K) Rauchtaback . . . 3: Bericht bcr Svevalso ni mini cm 3. 52 G Der Berlili. VIII. Session.

2. '-8gI. SS 757 (i.-K-C , 39 M. C.

Wohnt der Anmeldende nicht innerhalb des Bezirks des nach der Lage des Gegenstandes zu­ ständigen Amtsgerichts, so hat derselbe gleichzeitig einen in diesem Bezirke wohnhaften Zustellungs­ bevollmächtigten zu benennen. 3. Durch die Zustellung der Anmeldung wird der Versicherer verpflichtet: 1) den angemeldeten Gläubiger von der Nicht­ erneuerung der Versicherung, von der Herab­ setzung der Versicherungssumme und von jeder Thatsache, welche die Auflösung der Versicherung zur Folge hat, sobald er davon Kenntniß erhält, zu benachrichtigen; 2) demselben von dem Brande und, sofern nicht die Feststellung des Schadens nach Lage der Sache ohne Verzug erfolgen muß, von Ort, Tag und Stunde, welche hierzu bestimmt sind, Nachricht zu geben; 3- im Falle eines wegen Feststellung der Ver­ pflichtung des Versicherers erhobenen Rechtsstreits den angemeldeten Gläubiger ohne Verzug hiervon zu benachrichtigen. Die Benachrichtigungen erfolgen durch einge­ schriebene Briefe, welche nach den in der Anmel­ dung angegebenen Wohnsitzen der Gläubiger oder im Falle der Benennung eines Zustellungs­ bevollmächtigten an diesen zu richten sind. Die Benachrichtigung von dem Brande ist spätestens am dritten Tage, nachdem der Ver­ sicherer von dem Brande Kenntniß erhalten, abzu­ senden. Spätestens an demselben Tage hat der Ver­ sicherer, auch wenn bis dahin Anmeldungen nicht erfolgt sind, dem Bürgermeister am Orte des versicherten Gegenstandes, unter Bezeichnung des letzteren und des Versicherten, Anzeige von der bestehenden Versicherung zu machen. Die erstattete

1881 (4. Juli — 5. Juli)

108 Anzeige

ist

jedem Betheiligten

auf

Verlangen

vorzulegen.3 4. Vor dem Ablauf der in § 2 Absatz 2 be­ zeichneten Frist dürfen die Versichcrungsgelder nicht ausgezahlt werden. 31111) Anmeldungen erfolgt, so ist der Versicherer jederzeit berechtigt und auf Verlangen des Eigenthümers oder eines angcmeldeten Gläubigers ver­ pflichtet, die Versicherungsgelder, unter Bezeichnung des versicherten Gegenstandes, ohne vorheriges Zahlungsanerbieten, zu hinterlegen. Bei der Hinter­ legung hat der Versicherer die erfolgten Anmeldungen, unter Mittheilung der etwaigen Pfändungen und sonstigen Zahlungshindernisse, zu übergeben. 5. In Ermangelung eines Uebereinkommens kann von dem Versicherten und jedem rechtzeitig angemeldetcn Gläubiger das Vertheilungsverfahren in Antrag gebracht werden. Aus dasselbe finden die Vorschriften des Gesetzes vom 30. April 1880 (G.-Bl. S. 93) mit nachstehenden Mast

gaben entsprechende Anwendung: 1) Der Antrag auf Eröffnung des Verfahrens ist bei dem zuständigen Amtsgericht (§ 2 Abs. 3) schriftlich oder zum Protokoll des Gerichtsschrei­ bers zu erklären. Dem Antrag ist der Nachweis über die erfolgte Hinterlegung der Versicherungs­

gelder beizusügen. 2) Die Hinterlegungskasse hat dem Gericht demnächst auf Verlangen die ihr von dem Ver­ sicherer übergebenen Anmeldungen nebst einem Verzeichnis der letzteren einzureichen. 3) Den Gläubigern sind die vorgeschriebenen 3. (Sine Bf. be-s Min. u. 12. Juli 1881 , Patronen a us Gela tincdynami t (einem G e m i s ch von durch C oll od ium w o ll e g e l a t i n i r t e m Nitroglycerin mit dem Schwarzpul­ ver ähnlichen G e m i s ch c n, d. h. Gemi­ schen aus Salpeter und kohlenstoss­ reichen Körpern mit oder o h n e S ch w efei); Nitrocellulose, insbesondere Schie ßb an mw olle (auch Cotton-Powder) und dar­ aus gefertigte Patronen, ferner C o l l odiu mw olle, sofern sie nicht bis zu miudestens 50 Prozent mit Wasser angefeuchtet ist (vergl. unteu Nr. XXXVI), Pyropapicr (s og e u a n u t e s D ü p p l e r s ch a n z c n p a p i e r) unterliegen nachsiehendeu Vorschriften: 1) Diese Gegenstände sind in hölzerne, haltbare und dem Gewichte des Inhalts entsprechend starke Kisten oder Tonnen, deren Fugen so gedichtet sind, daß ein Ausstreuen nicht stattfinden kann, und welche nicht mit eisernen Reisen oder Bändern versehen sind, fest zu verpacken. Statt der höl­ zernen Kisten oder Tonnen können auch aus mehrfachen Lagen sehr starken und steifen gefir­ nißten Pappdeckels gefertigte Fässer (sogenannte amerikanische Fässer- verwendet werden. — Die znm Transport von P n l v e r verwendeten Behälter

dürfen keine eisernen Nägel, Schrauben oder sonstige eiserne Befestigungsmittel haben. P n l v e r kann in metallene Behälter (ausgeschlossen solche von Eisen- verpackt werden. Bor der Verpackung in Tonnen oder Kisten muß loses Kornpulver

in dichte, aus haltbaren Stossen gefertigte, Mehl

pnlver in läderne Säcke geschüttet werden. Zum Verpacken von losem prismatischen Pulver sind Kaste» zu verwende», welche aus Brettern von gesundem Holze (bei Kasten zu 50 Kilogramm Pulver von mindestens 25 Millimeter Stärke) hergestellt sind. Die Seitenwände der Kasten müssen verzinkt und der Boden und Deckel durch genügend lange, verleimte Holznägel oder messin­

gene Holzschrauben befestigt sein. Innerhalb jedes Kastens müssen sich behufs Festlegung der Pulver­ prismen 2 Platten von Filz oder von einem ähnlichen elastischen Stosse, die eine an einer Kopfwand des Kastens, die andere unter dem Teckel befinden. — Dynamit-, Sprengge­ latine- und G e l a t i n ed y n a m i t - P a t r o n e n und mit einem U e b e r z u g e von Pa­ raffin versehene Patronen aus ge­ preßter (gemahlener) Schieß baumwolle sind durch eine feste Umhüllung von Pa­ pier in Packete zu vereinigen. Die genannten Patronen, sowie Schießbaumwolle und a udere Nitrocellulose dürfen weder mit Zün­ dungen versehen, noch mit solchen in dieselben Gefäße oder in denselben Wagen verpackt werden. Schießbaumwolle, sowie andere Nitrocellulose muß bis zu mindestens 20 Prozent Wassergehalt augefeuchtet in wasserdichte Behälter besonders fest verpackt sein, so daß eine Reibung des Inhalts nicht stattsinden kann. Die zur Verpackung explosiver Stoffe dieueudcu Behälter müssen je nach ihrem Inhalt mit der — deutlichen, gedruckten ober schablonirten — Ausschrijt „Pulver, Pulvermuuition, Feuerwerks­ körper, Zünduugen, Dyuamitpatronen, Sprenggelatiuepatrouen, Gelatinedynamitpatronen, Schieß­ baumwolle" 2C. versehen sein. Das Bruttogewicht der S ch i e ß b a u m w o l l e

oder andere Nitrocellulose, Pulver, P u l v e r m u n i t i o n , F c u e r w e r ks k ö r p e r oder s p r e u g k r ä f t i g e Zündungen enthal­ tenden Behälter darf 90 Kilogramm, das Brutto­ gewicht der Dynamit-, S p r e n g g e l at i n e - und G e l a t i n e d y n a m i t - P a t r o n e n, sowie der vorgedachte Schießbaumwolle­ patronen enthaltenden Behälter 35 Kilogramm nicht übersteigen. Sp r e n g k rü st ig e Zündungen unter­ liegen in jedem Falle den unten zu III in Nr. 1 bis 0 folgenden Vcrpacknngsvorschrijteu. 2) Auf dem Frachtbriefe muß vom Versender unter amtlicher Beglaubigung der Unterschrift be­ scheinigt sein, daß die Beschaffenheit und die Ver­ packung der zu versendenden Sprengstoffe den hier gegebenen Vorschriften entspricht. D v n a m i t -, Sprenggelatine- und G el a t i n e d y n a m i t - P atro n e n dürfen außer­ dem nur dann zum Transport angenommen werden, wenn sie aus einer für die Herstellung des betreffenden Artikels konzessionirten deutsche» oder aus einer zur Versendung desselben aus deutschen Bahnen ermächtigten fremden Fabrik herstammeu. Die Behälter müssen mit der Be­ zeichnung des Ursprungsortes (Fabrikmarke) ver­ sehen und jede Sendung von einem unter amtlicher

Beglaubigung von dem Fabrikanten ausgestellten Ursprungszeugniß begleitet sein. Außerdem muß jeder derartigen Sendung die Bescheinigung eines vereideten Chemikers über die Beschaffenheit und

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1881 (ö. Suü)

ordnungsmäßige Verpackung beigegeben werden. Auch werden solche Patronen nur in den ursprüng­ lichen Behältern und nur in der Originalverpa­ ckung zum Eisenbahntransport zugclassen. 3) Die Annahme zur Beförderung kann, falls der Transport nicht mit Extrazügen bewirkt wird, von vornherein auf bestimmte Tage und für be­ stimmte Züge beschränkt werden. Die Bestimmung der Tage und Züge unterliegt der Genehmigung, nöthigenfalls der Festsetzung der Landesaufsichts­

behörde. Jeder Transport muß — unbeschadet anderer Vereinbarungen mit den betreffenden Eisenbahn­ verwaltungen im Einzelfalle —, sofern er auf der Aufgabebahn verbleibt, mindestens 1 Tag, sofern er zwar aus der Aufgabebahn verbleibt, aber für Stationen von Zweigbahnen bestimmt ist, mindestens 2 Tage, sofern er sich über mehrere, unter getrennter Verwaltung stehende Bahnen bewegt, mindestens 4 Tage vor der Aufgabe unter Vorlage einer genauen und vollständigen Abschrift des Frachtbriefes bei der Versandexpedition angemeldet und darf nur zu der von dieser schriftlich bestimmten Tageszeit

cingeliefert werden. Die Aufgabe und Beförderung als Eilgut ist ausgeschlossen. Die Beförderung darf niemals mit Personen­ zügen, mit gemischten Zügen aber nur da erfol­ gen, wo keine Güterzüge gefahren werden. Güterzügen, bezw. gemischten Zügen, dürfen nicht mehr als acht mit Pulver, Pulver­ muni t i o u, Zündungen, Feuerwerkskörpern und Schießbaumwolle, oder mit Dynamit-, Sprenggelatine- und Gela­ tinedynamit-Patronen beladene Achsen beigegcben werden. Größere Mengen dürfen nur in Extrazügen befördert werden. Transporte in Extrazügen sind der Aufgabebahn mindestens acht Tage vor der Aufgabe unter Bezeichnung des Transportweges anzukündigen. 4) Die Verladung darf niemals von den Güter­ böden oder Güterperrons aus geschehen, muß vielmehr aus möglichst abgelegenen Seitensträngen und thunlichst kurz vor Abgang des Zuges, mit wel­ chem die Beförderung geschehen soll, bewirkt werden. Dieselbe hat durch den Versender unter Bestellung sachverständiger Aufsicht zu erfolgen. Die beson­ deren Lade-Utensilien und Warnungszeichen (Decken, Flaggen und dergl.) sind vom Versender herzugebeu und werden dem Empfänger mit dem Gute ausgeliefert. Die Annäherung des Publikums an die Verladungsplütze ist zu verhindern. Dieselben sind, wenn ausnahmsweise das Verladen bei Dunkel­ heit stattfindet, mit fest- und hochstehenden Later­ nen zu erleuchten. Bei dem Verladen, insbesondere von Dyna­

mit-, Sprenggelatine- und Gelatinedynamit- Patronen sind Erschütterungen sorgfältig zu vermeiden. Die Behälter (Kisten, Tonnen) dürfen deshalb nie gerollt oder abge­ worfen werden. Auch sind dieselben in dem Lade­ raum der Eisenbahnwagen so fest zu verpacken, daß sie gegen Scheuern, Rütteln, Stoßen, Um­

kanten und Herabfallen aus den oberen Lagen gesichert sind. Insbesondere dürfen Tonnen nicht aufrecht gestellt werden, müssen vielmehr gelegt, parallel mit den Längsseiten des Wagens verladen und durch Holzunterlagen unter Haardecken gegen jede rollende Bewegung verwahrt werden. Zur Beladung und Beförderung dürfen nur bedeckte Güterwagen mit elastischen Stoß- und Zug-Appa­ raten und fester sicherer Bedachung thunlichst ohne Bremsvorrichtungen benutzt werden. Die Wagenthüren, sowie die etwa vorhandenen Fenster sind unter Verschluß zu halten und durch die Bahnverwaltung auf Kosten des Versenders zu dichten. Papier darf hierzu nicht verwendet werden. Aeußerlich müssen solche Wagen durch viereckige schwarze Flaggen mit einem weißen „P" erkennbar sein, welche oben auf der Vorder- und Hinterwand oder an den beiden Längsseiten an­ gebracht werden. Sprengstoffe dürfen nur in Mengen von höch­ stens 1000 Kilogramm mit anderen Gütern und

auch nur dann verladen werden, wenn die letz­ teren nicht leicht entzündlich sind und nicht früher als die Sprengstoffe zur Ausladung kommen sollen. Es ist aber untersagt, in den mit D y na mit-, Sprenggelatine- und Gela t i n e d y u a m i t - P a t r o n e n, S ch i e s; b a u m wolle oder anderer Nitrocellulose befrachteten Wagen zugleich Pulver, Pulvermunition, F e u e rw c r k s k ö r p e r oder Z ü n düng e ii unterzubringen. Jeder Wagen darf nur bis zu zwei Dritteln seiner Tragfähig­ keit beladen werden. Bei dem Verladen darf Feuer oder offenes Licht nicht gehalten und Taback nicht geraucht werden, ebensowenig während des Transports in oder an den mit Sprengstoffen beladenen Wagen. Fährt innerhalb des Bahnhofs eine Lokomotive an der Ladestelle oder an bereits mit Spreng­ stoffen beladenen Wagen vorüber, so müssen Feuer­ thür und Aschenklappen geschlossen, und darf das Blaserohr nicht verengt werden. Während der Vorüberfahrt der Lokomotive müssen die Wagen thüren verschlossen gehalten und muß der außer­ halb der Eisenbahnwagen befindliche Theil der Sendung mit einer Decke feuersicher geschützt, auch die Verladung unterbrochen werden. Die Vor­ schriften dieses Absatzes sind auch beim Begegnen der Züge auf freier Strecke thunlichst zu beachten. 5) Die beladenen Wagen dürfen sowohl auf der Verladestation wie unterwegs und auf der Be­ stimmungsstation mit der Lokomotive nur dann bewegt werden, wenn sich zwischen ersteren und

1881 (5. Juli) letzterer mindesten? vier nicht mit leicht Feuer fangenden Gegenständen befrachtete Wagen befinden. Als leicht Feuer fangende Gegenstände im Sinne dieser und der folgenden Nummer sind Steinkohlen, Braunkohlen, Coaks und Holz nicht

sobald als möglich von der Zuführung der Seildung in Kenntniß zu setzen. 9) Wird während der Beförderung an dem Wagen oder an der Ladung eine Unregelmäßigkeit bemerkt, so ist der Wagen mit Beachtung aller Vorsichtsmaßregeln auszusetzen und nöthigcnsalls umzuladen. Abgesehen von einem solchen Falle ist das Umladen von Sprengstoffen und der etwa bcigcladenen Güter während ihrer Beförderung unzulässig. 10) Die Sendungen sind dem Adressaten durch die Empfangsstation, welcher von einer der nächst­ liegenden Borstationen unter Bezeichnung des Zuges von dem Eintreffen der Ladung Kenntniß

zu betrachten. Wagen mit Sprengstoffen dürfen niemals ab­ gestoßen werden und sind auch zunt Verkuppeln mit größter Vorsicht anzuschieben. 6) Die mit Sprengstoffen beladenen Wagen sind in die Züge möglichst entfernt von der Lo­ komotive, jedoch jo einzureihen, daß ihnen noch drei Wagen folgen, die nicht mit leicht Feuer fangenden Stoffen beladen sind. Mindestens vier solcher Wagen müssen den mit Sprengstoffen be­ ladenen Wagen vorangehen. Letztere sind unter sich und mit den vorangehenden und nachfolgen­ den Wagen fest zu verkuppeln und ist die ge­ hörige Verbindung auf jeder Zwischenstation, wo der Aufenthalt es gestattet, einer sorgfältigen

!

Revision zu unterzieheil. Vor und nach Wagen, in denen loses Pulver in Mengen von nicht mehr als 15 Kilogramm Bruttogewicht oder an­

| i

dere explosive Stoffe in Mengen von nicht mehr als 35 Kilogramm Bruttogewicht verladen sind, ist die Einstellung besonderer Schutzwagen nicht erforderlich. Weder an den mit Sprengstoffen beladenen, noch, wenn die Beförderung mit den gewöhnlichen Zügen erfolgt (siehe unter Nr. 3), an dem nächstvorangehenden und an dem nächstfolgenden Wagen

!

Dagegen

!

muß der am Schluß des Zuges befindliche Wagen mit einer Bremse versehen und dieselbe bedient sein.

; ! |

dürfen

die

Bremsen

besetzt

werden.

mehr als einer Wagen-

|

ladung ist von dem Versender Begleitung mitzugeben, welcher die spezielle Bewachung der Ladung obliegt. Die Begleiter dürfen während der Fahrt ihren Platz weder in noch auf den mit Spreng­ stoffen beladenen Wagen nehmen. 8- Tie sämmtlichen auf der Fahrt zu berührenden Stationen, nebst dem Personal der Züge, mit welchem unterwegs Kreuzung oder Ueberholnng stattfindet, sind seitens der Bahnverwaltung von dem Abgänge bezw. dem Eultrefscn der Sendungen rechtzeitig zu benachrichtigen, damit jeder unnöthige Aufenthalt vermieden und die durch die Natur des Bahnbetriebs bedingte Gefahr möglichst vermindert, auch jede andere Ursache einer solchen ausgeschlossen werde. Bei längeren: Halten sind

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7) Bei Aufgabe von

die mit Sprengstoffen beladenen Wagen in mög liehst abgelegene Nebengeleise zu fahren. Dauert der Aufenthalt voraussichtlich länger als eine Stunde, so ist der Ortspolizeibehörde Anzeige zu machen, um dieselbe in die Lage zu setzen, die ihr im öffentlichen Interesse erforderlich erschei­ nenden Vorsichtsmaßregeln zu treffen. Wenn eine Sendung aus. eine andere Bahn übergehen soll, so ist die Verwaltung der letzteren

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j

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zu geben ist, im voraus, außerdem aber sofort nach Ankunft am Bestimmungsorte zu avisiren. Die Uebernahme hat innerhalb dreier Tages­ stunden, die Entladung innerhalb weiterer neun Tagesstunden nach Ankunft und Avisirung zu er­ folgen. Begleitete Sendungen (vergl. Nr. 7), welche innerhalb der vorgeschriebenen drei Stunden der Empfänger nicht übernommen hat. sind ohne weiteren Verzug von den Begleitern zu über­ nehmen. Ist das Gut 12 Tagesstunden nach Ankunft nicht abgefahren, so ist dasselbe der Ortspolizei­ behörde zur weiteren Verfügung zu übergeben und

von der letzteren ohne Verzug vom Bahnhöfe zu entfernen. Die Ortspolizeibehörde ist befugt, die Vernichtung anzuordnen. 11) Bis zur Uebernahme ist die Ladung unter besonderer Bewachung zu halten. Die Entladung auf etwaige Lagerung darf nicht auf den Güterperrons oder in den Güterböden, sondern nur auf möglichst abgelegenen Seitensträngen bezw. in räumlich von den Güterböden getrennten, gleichzeitig anderen Zwecken nicht dienenden Schuppen unter Anwendung der unter 4 gegebenen Bestimmungen erfolgen. 12) Die Frachtgebühren sind ausnahmslos bei der Aufgabe zu entrichten. Nachnahmen des Ver­ senders sind ausgeschlossen. II. Petarden für Knall- H a l t e s i g n a l e a ii sdenEisenb a h n c ii müssen fest in Papier­ schnitzel , Sägemehl oder Gips verpackt oder auf andere Weise so fest und getrennt gelegt sein, das; die Blechkapseln sich weder selbst unter einander, noch einen anderen Körper berühren können. Die Kisten, in denen die Verpackung ge­ schieht, müssen von mindestens 2,c (Zentimeter starken gespundeten Brettern angefertigt, durch Holzschrauben zusammengehalten, vollständig dicht gemacht und mit einer zweiten dichten Kiste um­ geben sein, dabei darf die äußere Kiste keinen größeren Raum als O,Og Kubikmeter haben. Die Annahme zur Beförderung erfolgt nur dann, wenn die Frachtbriefe mit einer amtlichei: Bescheinigung über die vorschriftsmäßig ausgeführte Verpackung versehen sind.

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1881 (5. Juli)

III. Zündhütchcn sü r Schuß Waffen und Geschosse, Zündspiegel, nicht spreng­ kräftige Zündungen, Patronenhülsen in i t Z ü n d v o r r i ch t u n g e n und fertige M e t a l l p a t r o n en müssen sorgfältig in feste Kisten oder Fässer verpackt, und jedes Kollo muß mit einem besonderen, je nach dem Inhalte die Bezeichnung „Zündhütchen" oder „Zündspiegel" ?c.

tragenden Zettel beklebt sein. Sprcngkräftige Zündungen,

als

Sprengkapseln (S P r e n g z ü n d h ü t ch c n-, elektrische Minen zünd ungen, sofern sie keinen größeren Sprengsatz a l s 0, t Gra m m enthalten, werden unter folgenden

Bedingungen befördert: 1) Jede einzelne Sprengkapsel re. ist in Seiden­ papier so einzuwickeln, daß ein Herausfallen des

Sprengsatzes verhütet wird; 2) Die Sprengkapseln re. müssen in starke Blech­ dosen zu höstens 100 Stück verpackt und die Dosen außerdem mit Sägespähnen oder ähnlichem Material

ansgefüllt sein; 3) die gefüllten Dosen sind bis höchstens i'v Gesetzes über das Postwesen des Teutschen Reichs vom 28. Oktober 1871, die VvllzugSbestiinnniugeii v 9. ,z-ebr. 1876 zu Artitel 2 und 3 des gedachten Gesetzes unter II Ziffer I und unter III Ziffer 2 abgeäudert.

1882. 4. Januar 1882.

Verfügung des Ministeriums, betreffend Gefchäftsgebühren der Ämtsgerichtsfchreibrr. A.-Bl. C. 11.

Es ist wahrgenommen worden, daß die Amts­ gerichtsschreiber bei Berechnung ihrer Geschäfts­ gebühren vielfach unrichtig verfahren. Ich sehe mich dadurch veranlaßt, aus die nachstehenden Punkte aufmerksam zu machen: 1) Bakationsgebühren stehen dem Gerichts­ schreiber nur für diejenigen Geschäfte zu, für welche sie der Tarif ausdrücklich bewilligt. Unstatt­ haft ist z. B. die Berechnung solcher Gebühren für Adoptionserklärungen, Emanzipationen ohne Mitwirkung des Familienraths Anträge auf Ver­ siegelung oder Entsiegelung und die daraufhin

erlassenen Verfügungen sowie Beeidigungen aller Art, mögen sie der Registrirung unterliegen oder

nicht. Der bisher allgemein üblichen Erhebung einer Vakationsgebühr sür Anmeldung von Brandschäden wird jedoch mit Rücksicht auf die hier ausnahms­ weise für eine solche Gebühr sprechenden Gründe auch für die Folge nicht entgegeugetreten werden. 2) In Sachen, aus welche das Gerichtskosten gefetz, sei es kraft eigener oder kraft landesgesetz­ licher Bestimmung, Anwendung findet, können Geschäftsgebühren der Gerichtsschreiber nicht mehr

1882 (4. Jan. — 7. Jan.) berechnet werden. (Arg. § 79 G.-K.-G. und § 3 des Gesetzes vom 3. April 1880.; Dies gilt.ins­ besondere von der durch Artikel 12 des Tarifs vorn 16. Februar 1807 bewilligten Vakationsgebühr für Orrsbesichtigungen und den für das Verfahren zum Zwecke des Zwangsverkaufs von Liegen­ schaften durch die Verordnung vom 27. März 1874 bestimmten Gebühren. (Für die Bestätigung von Familienrathsbeschlüssen, welche ebenfalls hierher zu zählen sein würde, ist schon nach Ziffer 1 eine Bakationsgebühr nicht begründet.) 3) Es ist unstatthaft, daß, wie es bei einzelnen Amtsgerichten üblich ist, in der Regel zwei Vakatiouen für ein Geschäft gerechnet werden. Für die Folge ist streng darauf zu achten, daß für Geschäfte, welche nicht mehr als 3 Stunden in Anspruch nehmen, nur eine Vakation in Rechnung komme. Tie etwa zur Vorbereitung der Verhandlung, zur Prüfung der Beläge und der­ gleichen im Voraus verwendete Zeit bleibt außer Betracht. Für Familienrathsbeschlüsse dürfen ui eh r als zwei Vakationen nach Artikel 4 und 16 des Tarifs vom 16. Februar 1807 überhaupt nicht gerechnet werden. Die erste Vakation ist voll zu rechnen, auch wenn das Geschäft weniger als 3 Stunden ge­ dauert hat (Art. 1 des Tarifs). Die über 3 Stunden hinaus verwendete Zeit ist nach Tritt­ theilen einer Vakation und dabei die begonnene Stunde voll zu rechnen. 4) Bei auswärtigen Geschäften kommt für die Vakationsgebühr lediglich die zu dem Geschäfte selbst verwendete Zeit, nicht auch die Reisezeit, in Betracht. Die entgegenstehende Bestimmung des Tarifs vom 16. Februar 1807, wonach für Ver­ siegelungen und Entjicgelnngen die Reisezeit bei Berechnung der Vakationen mitzuzählen war, daneben aber ein Anspruch auf Reisekosten nicht

141

bestand, ist durch das Gesetz vom 11. Januar 1873, welches den Gcrichtsschreibern auch für diese Sachen neben den ihnen für das Ge­ schäft s e l b st z u st e h e n d e n Gebühren Reisekosten gewährt, beseitigt. Eine Ausnahme erscheint auch für diejenigen Fälle, in welchen die Entfernung nicht mehr als 2 Kilometer beträgt, Reisekosten daher nicht berechnet werden können, nicht statthaft. 5) Bei den Amtsgerichten außerhalb der Land­ gerichtssitze beträgt die Gebühr für eine Vakation 1,34 Jl, für zwei 2,67 JL, für drei 4 — Es dürfen nicht, wie es bisher nicht selten geschehen ist, unter Abrundung der Beträge in der Frankenrechnung 1,36 bezw. 2,72 und 4,08 erhoben werden. Zugleich werden die Amtsgerichtsschreiber ange­ wiesen, für die Folge in den im § 3 des Gesetzes vom 3. April 1880 bezeichneten Angelegenheiten a) ihre Geschäftsgebühren und die Reisekosten der Gerichtsbeamten am Rande der Urkunden zu vermerken, bei den Reisekosten zugleich die Ent­ fernung vom Gerichtssitze zum Orte des Geschäfts anzugeben und ihre eigenen Reisekosten im Register der Emolumente in der für Bemerkungen be­ stimmten oder in einer besonderen Spalte ersicht­ lich zu machen; b) auch bei anderen Geschäften als Versiege­ lungen, Entsiegelungen und Inventarien, sofern mehr als eine Vakation für dieselben gerechnet wird, die Zeit des Begin n s und der Been­ digung des Geschäfts in der Urkunde anzu­ geben. In Betreff der Versiegelungen, Entsicgelungen und Inventarien ist diese Angabe durch das Dekret vom 10. Brumaire XIV., welches auch auf die im Konkursverfahren vorkommenden Geschäfte solcher Art Anwendung findet, allgemein vorgeschrieben.

7. Januar 1882.

Verfügung des Ministeriums, betreffend die Änsiibung der 3agd auf den Nheininfcln. A.-Bl. S. 19. Der Artikel 5 des unter dem 5. April 1840 zwischen Frankreich und dem Großherzogthum Baden abgeschlossenen Greuzvertrages bestimmt, daß die Jagdrechte auf dem Wasser des Rheins, den Rhcininseln und dergl. durch die Domäne, die Gemeinden, öffentlichen Anstalten oder Privat­ personen jeden Staates bis an die feste Grenze der Gemeinde-Gemarkungen, ohne irgendwelche Rücksicht auf die Lage der Hoheitsgreuze, aus­ geübt werden dürfen. Da dieser Bestimmung zuwider in letzterer Zeit von einzelnen badischen Behörden Jagd- und Fischereiverpachtungen für Flüchen vorgenommen worden waren, welche zwar im badischen Hoheits­

gebiet, aber innerhalb der Gemarkungen elsässischer Gemeinden gelegen sind, so haben bezügliche Ver­ handlungen mit dem badischen Ministerium statt­ gesunden, in Folge deren letzteres die Berichtigung des eingeschlagenen unrichtigen Verfahrens zugegesagt hat. Es erscheint rathsam, die intercssirten Gemein­ den deS Reichslandes über das in Rede stehende Rechtsverhältniß aufzuklären und dieselben darauf aufmerksam zu machen, daß das Jagdrecht ans den Flächen des Rheinstromes, der Rheininseln re., soweit diese Flächen innerhalb der elsässischen Gemarkungen gelegen sind, bis zur festen Grenze derselben, wenn sich diese auch auf badischem

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1882 (7. Jan. — 10. Jan. — 12. Jan. — 19. Jan.)

Hoheitsgebiet befindet, von der Gemeinde nach Maßgabe des Jagdgesetzes vom 7. Februar 1881 mit zur Verpachtung zu bringen ist. Ich ersuche Sie ergebenst, die betreffenden

Gemeindebehörden in diesem Sinne verständigen zu lassen. An die Herren Bczirkspräsideutcn hier und in Colmar.

10. Januar 1882.

Lonsularvrrtrag Wischen dem Deutschen tiridj und Lrasltien. R.-G.M. S. 69.

12. Januar 1882.

Verfügung des Ministeriums, betreffend die Duittungrn über Zahlungen an Lchreibensuntrundige seitens aller öffentlichen Laffen. A.-Bl. L. 20. Durch Erlaß vom 2. November 1880. III. 6334 (A.-Bl. S. 81) ist bestimmt worden, daß seitens aller öffentlichen Kassen Zahlungen bis zum Be­ trage von 500 Mark an schreibensunkundige Empfangsberechtigte unter Beobachtung der in Artikel 709 und 1005 der Geueralinstruktion für den Dienst und die Rechnungsführung der Staats­ kassen u. s. w. vom 20. Juni 1859 vorgeschriebenen Förmlichkeiten zu leisten seien. Diese Förmlichkeiten bestehen nach der Generalinstruktion a. a. £. darin, daß der zahlende Beamte die Erklärung des Empfangsberechtigten und die Thatsache der erfolgten Zahlungsleistung durch zwei Zeugen unter seiner Mitunterschrift beglaubigen läßt. Es sind nun Zweifel darüber entstanden, in welcher Form die in Frage stehende Erklärung und Beurkundung zu erfolgen habe und durch wen sic niederzuschreiben sei. Die Borschrist in den Artikeln 709 und 1005 der Generalinstruktion bildet eine verkürzte Wieder­ gabe des Artikels 2 des Gesetzes vom 18. Messidor II, welcher lautet: „Personen, welche auf Grund einer Anweisung oder Rechnung Zahlung empfangen und nicht

unterschreiben können, haben dem Zahlung leistenden Beamten ihre Erklärung darüber zu machen. Letzterer ist verpflichtet, dieselbe ungesäumt in Gegenwart der Empfänger aus den Ausgabebclag niederzuschrciben, sie zu unterzeichnen, und durch zwei bei der Er­ klärung anwesende Zeugen unterzeichnen zu lassen." Ich bestimme deshalb, daß öffentliche Beamte, wenn sie Zahlungen bis zum Betrage von 500 Mark an schrcibensunkundige Empfangsberechtigte zu leisten haben, veranlassen, das; letztere zwei Zeugen mit zur Stelle bringen und in deren Gegenwart im unmittelbaren Anschluß an die Empfangnahme des Geldes erklären, daß sie 1) schrcibcnsunkundig sind, und 2) aus dem näher zu bezeichnenden Anlasse die anzugebcnde Summe von der anzusührenden Kasse empfangen haben. Diese Erklärung ist von dem Zahlung leistenden Beamten aus die Anweisung bezw. Rechnung niederzuschreiben und von ihm sowie von den Zeugen unterschriftlich zu vollziehen.

19. Januar 1882.

Lrkanntmachung des Veichskanffers, betreffend die tlebereinkunft mit den Niederlanden wegen gegenseitigen Schuhes der Waarenzeichen. R.-G.-Bl. S. 5. Zwischen dem Deutschen Reich und den Nieder­ landen ist durch Auswechselung von Erklärungen der beiderseitigen Regierungen eine Uebcreinkunft dahin getroffen worden, daß bezüglich der Waarenzeichen die Ange­ hörigen des Deutschen Reichs in den Nieder­

landen sowie in deren Kolonien und die niederländischen Staatsangehörigen in Deutsch­ land denselben Schutz wie die eigenen Ange­ hörigen genießen sollen, daß ferner die An­ gehörigen des einen Landes, um in dem anderen ihren Waarenzeichen den Schutz zu

1882 (19. Jan. — 27. Jan.) sichern, die in diesem Lande durch die Gesetze oder Verordnungen vorgeschriebenen Bedin­ gungen und Förmlichkeiten zu erfüllen habenTie Uebereinkunft soll vom Tage ihrer Be­ kanntmachung an in Anwendung treten und bis nach crsolgter Kündigung durch den einen

143

oder den anderen der vertragschließenden Theile in Kraft bleiben. Ties wird mit Bezug auf § 20 des Gesetzes über Markenschutz vom 30. November 1874 hier­ durch veröffentlicht.

19. Januar 1882.

Verfügung des Ministeriums, betreffend die Tagegelder und Reifrkosten der Oberförster, welche als Ämtsanwälte fungiren. Just.-Larnrnl. VII S. 42. Auf den gefälligen Bericht vorn 12. d. M. J.-Nr. 653 trete ich Ew. Hochwohlgeboren An­ sicht darin bei, das; für Dienstreiseil, welche die Oberförster in ihrer Eigenschaft als Arntsanwälte vornehmen, Tagegelder und Reisekosten nach dem

für die O b e r f ö r st er geltenden Satze zu be­ rechnen sind. An den Kaiserlichen Herrn Landgerichtspräsi deuten pp.

27. Januar 1882.

Lrkanntmachnng drs Reichskanzlers, betreffend die Uebereinkunft mit Uumänien wegen gegenseitigen Markenschutzes. R.-G.-Bl. 3. 7. Zwischen dem Deutschen Reich und Rumänien ist durch Auswechselung von Erklärungen der beiderseitigen Regierungen eine Uebereinkunft da­ hin getroffen worden, daß in Bezug aus die Bezeichnung der Waaren oder der Verpackung der letzteren, sowie bezüglich der Fabrik- oder Handelsmnrfen, die Angehörigen des Deutschen Reichs in Rumänicil und die rumänischen Staats­ angehörigen in Deutschland denselben Schutz wie die eigenen Augehörigen genießen sollen,

daß ferner die Angehörigen des einen Landes, um in dem anderen ihren Marken den Schutz zu sichern, die in diesem Lande durch die Gesetze oder Verordnungen vorgeschriebenen Bedingungen und Förmlichkeiten zu erfüllen haben. Die Uebereinkunft soll vom Tage ihrer Bekanntmachung an in Anwendung treten und bis zum Ablauf eines Jahres nach er­ folgter Kündigung durch den einen oder den anderen der vertragschließenden Theile in Kraft bleiben.

27. Januar 1882.

Verordnung des Statthalters, enthaltend Regulativ über die juristischen Prüfungen und die Vorbereitung pim höheren Iustizdicnste. G.-Bl. S. 2.

Auf Grnnd der §§ 2, 3 des Gerichtsverfassung gesetzes von: 27. Januar 1877 uud des §16 des Gesetzes, betreffend Abänderungen der Gerichts­ verfassung, von: 14. Juli 1871 (G.-Bl. S. 165; werden über die juristischen Prüfuilgen und die Borbereitung zum höheren Justizdicnste unter Aufhebung des Regulativs vom 17. Februar 1872 (G.-Bl. S. 127) nachstehende mit dem 1. Februar 1882 in Kraft tretende Bestimmungen erlassen.

I. Erste Prüfung.1 § 1. Die erste Prüfung wird vor einer bei dem Oberlandesgcrichte zu bildenden Prüfungskommis­ sion abgelegt, deren Vorsitzender und Mitglieder von dem Ministerium für die Dauer von drei 1. Wegen der Gebühren vgl. Bf. v. 5. Juni 1882. Ueber Verrechnung bestimmt eine Vf. des Min. v. 5. April 1883 (Just.-Samml. VIII S. 153).

144

1882 (27. Jan.)

Jahren aus den richterlichen und staatsanwaltschaftlichen Beamten des Oberlandesgerichts, so­ wie aus den Professoren der rechts- und staats­ wissenschaftlichen Fakultät der Universität Straß­ burg ernannt werden. 2. Die einzelnen Prüfungen sind von drei Mitgliedern der Prüfungskommission, einschließlich des Vorsitzenden derselben, vorzunehmen. Dem Vorsitzenden steht die Bezeichnung der zur Theilnahme berufenen Mitglieder, sowie im Falle seiner Behinderung die Bezeichnung seines Stell­

vertreters zu. Bei der Bezeichnung der Mitglieder ist auf eine möglichst gleichmäßige Betheiligung derselben Bedacht zu nehmen. Bei jeder Prüfung soll ein Professor Mitwirken. Nimmt der Vorsitzende an der mündlichen Be­ fragung nicht Theil, so hat er ein viertes Mit­

glied zuzuziehen. Er wird, sofern nicht erhebliche Hinderungs­ gründe obwalten, an jeder Prüfung Theil nehmen und bei der Beurtheilung ihres Ergebnisses mit­ wirken. 3. Die Prüfung ist eine schriftliche und eine mündliche. Den Gegenstand der Prüfung bilden die Dis­

ziplinen des öffentlichen und Privatrechts und der Rechtsgeschichte, sowie die Grundlagen der Staats­ wissenschaften. Durch die Prüfung ist festzustcllen, ob der Kandidat sich die für seinen künftigen Beruf erforderliche allgemeine rechts- und staats­ wissenschaftliche Bildung erworben habe. 4. Dem an den Präsidenten des Oberlandes­ gerichts und den Oberstaatsanwalt zu richtenden Gesuche um Zulassung zur Prüfung sind beizu­ fügen: 1) das von einem deutschen humanistischen Gym­ nasium ausgestellte Zeugniß der Reise zur Uni­ versität ; 2) das Zeugniß über die Militärverhältnisse; 3) das Universitäts-Abgangszeugniß; 4) ein in deutscher Sprache abgefaßter Lebens­ lauf, in welchem insbesondere der Gang der Universitätsstudien darzulcgen ist. Das Gesuch und den Lebenslauf hat der Rechts­ kandidat eigenhändig zu schreiben. 5. Nach Prüfung des Gesuchs ist die Zulassung oder Zurückweisung des Rechtskandidaten zu ver­

fügen. Insbesondere ist zu erwägen, ob nach dem Uni­ versitäts-Abgangszeugnisse oder sonstigen Zeug­ nissen das Vorhandensein eines vorschriftsgemüßcn Rechtsstudiums (§ 3 in Verbindung mit G.-V.-G. § 2) anzunehmen ist. Sind die in Gemäßheit des § 4 nachzuweisenden Voraussetzungen erfüllt, so kann die Zurückweisung nur mit Zustimmung des Ministeriums statt­

finden. 6. Dem zugelassenen Rcchtskandidaten ist eine rechtswissenschaftliche Aufgabe zur schriftlichen

Bearbeitung von dem Vorsitzenden der Prüfungs­ kommission zu übergeben. Der Kandidat kann wählen, ob die Ausgabe dem gemeinen Civilrecht, dem Handelsrecht, dem Civilprozeßrecht, dem Kirchcnrecht oder dem Strafrecht angehören soll. 7. Für die Bearbeitung ist nach Ermessen des Vorsitzenden eine vier- bis sechswöchige Frist zu gewähren, welche aus erheblichen Gründen bis zu zwei Monaten erstreckt werden kann. Eine den Gedankengang anzeigende Einthcilung muß der Arbeit vorausgeschickt werden. Am Schluffe der letzteren ist vom Kandidaten, unter Angabe der benutzten Quellen, zu bezeugen, das; er die Arbeit selbständig angefcrtigt habe. 8. Nach Begutachtung der Arbeit durch dieje­ nigen Mitglieder der Kommission, vor welchen die mündliche Prüfung abgelegt werden soll, wird der Kandidat zu dieser Prüfung berufen. Tie Prüfung ist nicht öffentlich. Zu einem Prüfungstermine können mehrere, jedoch nicht über sechs Rechtskandidaten berufen werden. 9. Ueber den Ausfall der Prüfung und ob sie im Falle des Bestehens als „gut" bestanden zu

erachten sei, wird durch Stimmenmehrheit nach dem Gesammtergebnisse der schriftlichen und mündlichen Prüfung entschieden. Bei Stimmengleichheit giebt die Stimme des Vorsitzenden den Ausschlag. 10. Die Prüfungskommission hat nach been­ digter Prüfung zu den Akten zu bemerken: die Aufgabe für die schriftliche Arbeit und das Er­ gebniß der Begutachtung der letzteren; die Gegen­ stände der mündlichen Prüfung; das Gcsammtergebniß der Prüfung. 11. Wer die Prüfung nicht bestanden hat, wird von der Prüfungskommission für die Zeit von mindestens 6 Monaten behufs besserer Vorberei­ tung zurückgcwiesen. Genügt die schriftliche Arbeit nach dem ein­ stimmigen Urtheile der begutachtenden Mitglieder der Kommission (§ 8), so kann die wiederholte Prüfung aus eine mündliche beschränkt werden. Wer die wiederholte Prüfung nicht besteht, ist von dem Eintritt in den Vorbereitungsdienst aus­ geschlossen.

12. Wer die

Prüfung bestanden hat,

erhält

von dem Vorsitzenden der Prüfungskommission ein Befähigungszeugniß, worin eintretendenfalls zu bemerken ist, daß die Prüfung „gut" bestanden sei. 13. Will der Geprüfte in die Vorbereitung für den höheren Justizdicnst eintreten, so hat er unter Vorlegung des Befähigungszeugnisses bei dem Obcrlandesgcrichtspräsidcnten und dem Ober­ staatsanwalt um seine Ernennung zum Referendar nachzusuchcn. Zur Ablehnung des Gesuches bedarf es der Zu­

stimmung des Ministeriums.

145

1882 (27. Jan.) II Praktischer Vorbereitungsdienst. 14. Ter Vorbereitungsdienst beginnt mit den: Tage der von dem Oberlandesgerichtspräsidenten und dem Oberstaatsanwalt anzuordnenden Verei­ digung und dauert drei und ein halbes Jahr. Während dieses Zeitraums sind die Referendare zunächst zwei und ein halbes Jahr im Justizdienste, und zwar mindestens neun Monate bei einen: Amtsgericht, sodann mindestens ein Jahr bei einem Landgericht einschl. der Staatsanwaltschast und weiter mindestens sechs Monate bei einem Rechtsanwalt, endlich ein Jahr im Ver­ waltungsdienste und zwar nach näherer Anord­ nung des zuständigen Bezirkspräsidenten bei einer Kreisdirektion und beim Bezirkspräsidium zu be­ schäftigen. Die gleichzeitige Beschäftigung in mehreren Zweigen des Vorbereitungsdienstes , sowie die Verlegung der Beschäftigung im Verwaltungs­

dienste in einen früheren Zeitraum des Vorberei­ tungsdienstes kann unter besondern Umständen von dem Ministerium gestattet werden. Desgleichen kann von dem Oberlandesgerichts­ präsidenten und dem Oberstaatsanwalt eine Ab­ weichung von der vorgeschriebenen Folgeordnung des Jnstizdienstes nachgegeben werden. Für Referendare, deren Universitätsstudium mindestens drei und ein halbes Jahr betragen hat, kaun der Vorbereitungsdienst durch das Mi­ nisterium auf drei Jahre herabgesetzt werden.2

15. Die Beaufsichtigung und Leitung des Vor­ bereitungsdienstes der Referendare liegt den Prä­ sidenten der Landgerichte und den Ersten Staats­ anwälten bei diesen Gerichten ob. Der Oberlandcsgerichtspräsident und der Ober­ staatsanwalt behalten die Oberaufsicht. Dieselben haben im Anfang ei::es jeden Jahres dem Mini, sterium ein Verzeichnis; einzureichen, in welchen: die einzelnen Referendare, unter kurzer Angabe des Ganges der Vorbereitung anfzuführen sind. Besondere Beaufsichtigung liegt den Richtern, Staatsanwälten und Rechtsanwälten ob, welchen

die Referendare zur Beschäftigung überwiesen sind. Dieselben haben zugleich mit der Beendi­ gung der Beschäftigung

ein Zeugnis; über das

2. Tie Vorstände be-5 Cbcrla 1 töeqcrirf)t-S Imbeii durch Vl. v. 27. ',3-cbr. 1882 (3iist.-Sammt. VIII 3. 68; bestimmt, das; diese ^erfliilistigiiitfl nur denjenigen Referendaren gewährt werden tuirb, welche ein reget inäüige-5 3tudium der Miedit-: Wissenschaft während des daselbst bezeichneten Zeitraum-.' nachweisen und demnächst in der Praxis eine derartige gründliche Vorbildung darthun, das; erwartet tverden taun, ihre praktische Ausbildung tverde auch bei einer Vorbereitung^ zeit von nur drei Jahren erreicht werden. Tie Entscheidung, ob zu Gunsten eines Referendar? von der Vergünstigung der in Rede stehenden Vorschrift Gebrauch gemacht werde» soll, erfolgt erst, nachdem derselbe die neunmonatliche Amtsgerichtsstage nnd sechs Monate von der landgerichtlicheu Stage vollendet hat. Tie desfallsigen Gesuche sind an den Landgerichtsprüsidenten zn richten. LP.

dienstliche und außerdienstliche Verhalten, sowie über die Leistungen der Referendare auszustellen und den: Landgerichtspräsidenten und Ersten Staatsanwalt zu übermitteln. Für die Dauer der Beschäftigung der Referen­ dare im Verwaltungsdienste gebührt deren Be­ aufsichtigung dem zuständigen Bezirkspräsidenten. Die Kreisdirektoren und die Mitglieder des Bezirkspräsidiums, bei welchen die Referendare beschäftigt werden, legen die von ihnen ausge­ stellten Zeugnisse dem Bezirkspräsidenten vor, welcher sic mit seiner gutachtlichen Aeußerung dem Präsidenten des Oberlandesgerichts und dem

Oberstaatsanwalt zusendet. 16. Tie mit der Leitung des Vorbereitungs­ dienstes betrauten Personen haben vor Allem zu beachten, daß die wissenschaftliche und praktische Ausbildung der Referendare der ausschließliche Zweck des Vorbereitungsdienstes, demgemäß also eine jede, durch diesen Zweck nicht gerechtfertigte, auf Aushülfe und Erleichterung der Beamten ge­ richtete Thätigkeit der Referendare zu vermeiden ist. Sie werden, soweit die Rücksicht aus die gebo­ tene allgemeine Ausbildung dieses gestattet, die Anlagen und Wünsche der ihrer Leitung anvertrauten Referendare in Betracht ziehen. Die Präsidenten und Direktoren der Landge­ richte insbesondere werden Sorge tragen, daß die Referendare regelmäßig an den Sitzungen Theil nehmen, die von ihnen bearbeiteten Sachen mündlich vortragen, ihre Ansichten in freier Rede entwickeln, auch bei der Verhandlung anderer als der von ihnen bearbeiteten Sachen in geeigneter Weise zur Aeußerung ihrer Ansicht veranlaßt werden. 17. Werden Referendare mit der zeitweiligen Wahrnehmung richterlicher Geschäfte oder mit der Vertretung eines Rechtsanwalts beauftragt, oder werden ihnen die Geschäfte eines Amtsauwalts übertragen, so ist diese Beschäftigung zunächst auf die entsprechenden Zweige des Vorbereitungs­ dienstes in Anrechnung zu bringen. Dieselbe kann zum Theil auch aus andere Zweige des Vorbereitungsdienstes angerechnet werden. Die Entscheidung hierüber steht dem Mi­

nisterium zu. 18. Die Zeit, während welcher ein Referendar in Folge von Krankheit, Beurlaubung, Einziehung zu nlilitärischen Dienstleistungen oder aus änderet:

Gründen dem Vorbereitungsdienst entzogen war, ist auf die vorgeschriebene Dauer des Vorberei­ tungsdienstes in Anrechnung zu bringen, wenn dieselbe während eines Jahres den Zeitraum von acht Wochen nicht übersteigt. War der Referendar über acht Wochen dem Vorbereitungsdienst entzogen, so kann eine An­ rechnung der überschießenden Zeit nur mit Ge­ nehmigung des Ministeriums erfolgen. 19. Der Referendar hat ein Gejchäftsverzeichniß zu führen, in welchem eine Uebersicht feiner Thä10

1882 (27. Jan.)

146

tigkeit, unter Hervorhebung der einzelnen bedeu­ tenderen Geschäfte zu geben ist. Dasselbe ist allmonatlich der mit der besonderen Leitung des Vorbereitungsdienstes betrauten Per­ son zu übergeben und von dieser zum Zeichen ge­

nommener Einsicht

mit einem Vermerke zu ver­

sehen.

HL Zweite oder Staatsprüfung.' 20. Die zweite Prüfung wird vor der Staats­ prüfungskommission abgelegt, deren Präsident und Mitglieder vom Ministerium für die Dauer von drei Jahren ernannt werden. Eines der Mitglieder wird zum Stellvertreter des Präsidenten bestimmt. 21. Die einzelnen Prüfungen sind von vier Mitgliedern der Kommission, einschließlich des

Präsidenten, vorzunehmen. Die Bezeichnung der zur Theilnahme berufenen

Mitglieder erfolgt durch den Präsidenten. Bei jeder Prüfung soll ein höherer Verwaltungs­ beamter mitwirken. Auf den Präsidenten findet die Vorschrift tut

§ 2 Abs. 6 Anwendung. 22. Die Staatsprüfung ist eine schriftliche und eine mündliche und soll einen wesentlich praktischen Karakter an sich tragen. Den Gegenstand der Prüfung bildet das gel­ tende öffentliche und Privatrecht. 23. Das Gesuch um Zulassung zur Staatsprü­ fung ist an den Oberlandesgcrichtspräsidcuten und den Oberstaatsanwalt zu richten und bei dem Land­ gerichtspräsidenten und dem Ersten Staatsanwalt einzureichcn, welche dasselbe mit ihrem Berichte

vorlegen. In dem Gesuche ist nachzuweisen, das; der Re­ ferendar seiner Militärpsticht genügt habe oder vom Militärdienste ganz oder theilweise befreit sei. Dem Gesuche ist das Geschäftsverzeichnis; beizu­ fügen. 24. Die Prüfung der Referendare, welche den vorgeschriebenen Bedingungen genügt haben, ist von dem Oberlandesgerichtspräsidenten und dem Oberstaatsanwalt mittelst gutachtlichen Berichts über die vorschriftsgemäße Vorbereitung des Re­ ferendars und unter Uebersendung der Dienstakten beim Ministerium zu beantragen. 25. Der Auftrag zur Prüfung wird der Staats­ prüfungskommission vom Ministerium ertheilt. 26. Die schriftliche Prüfung hat eine rechts­ wissenschaftliche Arbeit und eine Relation aus Prozeßakten zum Gegenstände. Die Ausgabe zu ersterer kann, sofern Bedenken

nicht entgegenstehen, dem Referendar im letzten Vierteljahre der Vorbereitungszeit ertheilt werden. 27. Der Präsident der Kommission hat dem zur 3. Wegen der Gebühren vgl. Df. 5. Juni 1882. Ueber die Verrechnung bestimmt eine Vf. des Min. v. 5. April 1883 (Just.-Samml. VIII S. 153,1

Prüfung zugelassenen Referendar die Ausgabe zur

rechtswissenschastlichcn Arbeit und nach deren Ab­ lieferung Prozeßakten behufs Aufertigung einer schriftlichen Relation mitzuthcilen. Jede der beiden Arbeiten ist binnen einer sechs­ wöchigen Frist, welche aus erheblichen Gründen vom Präsidenten bis zu zwei Monaten erstreckt werden kann, abzuliefern. Bon dem Referendar ist, unter Angabe der be­ nutzten Quellen, am Schlüsse der Arbeiten zu be­ zeugen, daß er dieselben selbständig angefertigt habe. 28. Die Relation muß eine vollständige Dar­ stellung des Sach- und Rechtsverhältnisses, ein

begründetes Gutachten und einen Urtheilsentwurf enthalten. Die Relation kann aus lausenden oder zurück­

gelegten Akten erstattet werden. Dem Präsidenten der Kommission sind aus seiu Ersuchen von den Präsidenten der Gerichte zur Prüfung geeignete Prozeßakten mitzutheilen. 29. Die Beurtheilung der schriftlichen Arbeiten erfolgt durch diejenigen Mitglieder der Prüfungs­ kommission, vor welchen der Referendar die münd­ liche Prüfung ablegen soll. Erachten dieselben beide Arbeiten für völlig un­ zureichend, so kann der Referendar auf gutachtlichen Bericht vom Ministerium behufs besserer Vorbe­ reitung auf drei bis neun Monate zurückgewieseu werden. Der Oberlaudesgerichtspräsideut und der Ober­ staatsanwalt treffen Bestimmung über die Be­ schäftigung des Referendars während dieser Zeit. 30. Nach Begutachtung der schriftlichen Arbeiten erfolgt die Berufung zur mündlichen Prüfung. Mit der Prüfung ist ein freier Vortrag aus Akten zu verbinden, welche dem Referendar drei Tage vor dem Termine zugestellt werden. 31. Die Prüfung ist nicht öffentlich. Zu einem Prüfungstermine können mehrere, jedoch nicht über sechs Referendare berufen werden. 32. Bezüglich des Urtheils über den Ausfall der Prüfung und des Zeugnisses finden die Be­ stimmungen der §§ 9 und 12 entsprechende Au Wendung. Ueber die Kenntnisse der Kandidaten im Berwaltungsrechte ist eine besondere Note zu ertheilen. 33. Die Staatsprüsungskommission hat über die Erledigung der ihr ertheilten Aufträge an das

Ministerium zu berichten. Referendare, welche die Prüfung nicht bestanden haben, werden aus mindestens neun Monate be­ hufs besserer Vorbereitung zurückgewiesen. lieber die Beschäftigung der Zurückgewiesenen in dieser Zeit wird von dem Oberlandesgerichts­ präsidenren und dem Oberstaatsanwalt Bestimmung getroffen. 34. Es ist nur eine einmalige Wiederholung der Staatsprüfung gestattet. 35. Für den Fall der zu wiederholenden Prü­ fung kann beschlossen werden, daß eine zweite

1882 (27. Jan. — 30. Jan. — 1. Febr.) rcchtswissenschaftliche Arbeit oder eine zweite Re­ lation oder beide nicht zu fordern seien, sofern nach dem einstimmigen Urtheile der begutachtenden Mitglieder der Kommission (§ 29) die eine oder andere oder beide den Anforderungen genügen. Ist eine zweite rechtswisfenschaftliche Arbeit zu liefern, so taun der Referendar die Aufgabe zu derselben sich erbitten, sobald zwei Dritttheile der weiteren Borbereitungsfrist verstrichen sind. 36. Die geprüften Referendare, welche in den höheren Justizdienst einzutreten wünschen, haben unter Vorlegung des Befähigungszeugnisses bei dem Ministerium um die Ernennung zu Gerichts­ assessoren nachzusuchen. Die Ernennung erfolgt unter Bestimmung des Dienstalters durch den Statthalter. 37. Die Vorsitzenden der Prüfungskommissionen haben im Anfänge eines jeden Jahres über die im verflossenen Jahre vorgenommenen Prüfungen und deren Ergebnis; einen Generalbericht an das Ministerium zu erstatten. 38. Die Zulassung zum Vorbereitungsdienste in

147

Gemäßheit des § 3 des Gerichtsverfassungsgesetzes erfolgt durch das Ministerium. Bei der Zulassung ist zugleich zu bestimmen, ob und in welcher Weise die von dem Zugelassenen in einem Bundesstaate auf die Vorbereitung ver­ wendete Zeit auf die einzelnen Zweige des Vor­ bereitungsdienstes (§ 14) anzurechnen sind. Die Zugelassenen werden von dem Oberlandes­ gerichtspräsidenten und dem Oberstaatsanwalt zu Referendaren ernannt und demnächst eidlich ver­ pflichtet. 39. Wer in einem anderen Gebiete des Reichs die Fähigkeit zum Richteramte erlangt hat, kann zum Gerichtsassessor ernannt werden. 40. Bei den am 1. Februar 1882 im Vorbe­ reitungsdienste befindlichen Referendaren wird von dem Präsidenten des Obcrlandesgerichts und dem Oberstaatsanwalt bestimmt, in welcher Weise der bereits zurückgelegte Theil des Vorbereitungs­ dienstes auf die in § 14 bezeichneten Zweige des­ selben anzurechnen sei.

30. Januar 1882.

Ersrtz, brtrrffend die Stellung von ÄmtsKautionr» in rlsaß-lothringischer Rente.1 G. Bl. S. 11. Außer den im § 4 des Gesetzes von: 15. Oktober 1873 (G.-Bl. für Elsaß-Lothringen S. 273) be­ zeichneten Schuldverschreibungen können auch die elsaß-lothringischen Rentenbriese, sofern solche auf

den Inhaber lauten, zur Leistung von Amts­ kautionen verwendet werden. Die genannten

Rentenbriefe werden hierbei zu einem Werthe, welcher dem Fünfundzwanzigfachen des Renten­ betrages entspricht, in Anrechnung gebracht.

1. Vorlage 6 der IX. Zession des Laudesausschmses.

1. Februar 1882.

SeKanntmachung drs Reichskanzlers, betreffend die Serechnnng der Ltempelabgabe von ausländischen Werthpapieren nnd der Wechselstempelabgabe von den in einer andern als der Reichsmährnng ansgedrückten Lummen.' C.-Bl. S. 26. Der Buudesrath hat in seiner Sitzung vom 19. Januar d. I. beschlossen, daß an die Stelle der in den Bekanntmachungen vorn 12. November 1879 (C.-Bl. S. 663) und vom 10. April 1880 (ebendaielbst S. 190) enthaltenen Bestimmungen die nachfolgenden zu treten haben: Behufs Umrechnung der in einer anderen als

der Reichswährung ansgedrückten Summen zum Zwecke der Berechnung der Wechselstempelsteuer bezw. der Reichsftempelabgabe von ausländischen Aktien, Renten- und Schuldverschreibungen wer1. Ergänzt durch Bkin. v. G. Febr. 1884.

den für die nachstehend bezeichneten Währungen die dabei bemerkten, allgemein zum Grunde zu legenden Mittclwerthe bis auf weiteres festgesetzt: 1 süddeutscher Gulden, sowie ein Gulden niederländischer Währung 1,70 JL 1 Mark Banko.................................. 1,50 „ 1 österreichischer Gulden (Silber oder Papier)..................................................... 1,70 „ L Pfund Sterling............................ 20,40 „ 1 Frank, Lira, finnische Mark, spa­ nische Peseta Gold..............................0,80 „ 1 spanischer Piaster................................... 4,00 „ 100 spanische Realen................................. 21,00 „

1882 (1. Febr. — 4. Febr. — 16. Febr.)

148 1 1 1 1 1 1 1

portugiesischer Milreis .... türkischer Piaster................0,18 rumänischer Piaster.......... 0,30 rumänischer Leu................ 0,80 polnischer Gulden.......... 0,33 russischer Silberrubel .... russischer Goldrubel.......... 3,20

4,50

„ „ „ „ 2,25 „

100 schwedische, norwegische oder däni­ sche Kronen.......................................... 112,50 , zu Barr (Bezirk Straüburg», zu Altkirch (Bezirk Colmars All Zubern (Bezirk Slraschnrg>, zu Molsheim (Bezirk Straüburgi, zu Thann (Bezirk Colmar-, zu Erstein «Bezirk Straüburg, zu Rnfach (Bezirk Colmar», zu Tambach (Bezirk Straschurg», zu Saarnnivn «Bezirk Straübnrg>, zu Tammerkirch (Bezirk Colmar , welche sämmtlich zur Ermittelung und Beglaubigung des Inhalts von Fässern befugt sind. — Regelt der übrigen Aichbehvrden in (S-.-V. s. Bem. zur Bkm. v. 31. Juli 1881.

28. März 1882.

Snndesraths-örschlnst, betreffend Drnatnrirnng von Branntwein zur EsstgfabriKation. C.-Bl. 2. 171. Der Bundesrath hat in seiner Litzuug vom 28. Mürz d. I. beschlossen, daß bei der Dcuatnrirung von Branntwein zur Ejsigfabrikation in den Fällen, in welchen eine größere, als die vor­ geschriebene Menge Essig dem Branntwein zuge­

setzt wirdZ der Mehrbetrag ans den erforderlichen Wasserznsatz in Anrechnung gebracht werden kann.

1. Bgl. § 21 Reg. vom 23. Tezember 1879.

158

1882 (28. März — 30. März)

28. März 1882.

Lnndesraths-Leschluß, betreffend den Verrdelungsverkehr mit Roheisen. C.-Bl. S. 179.

Nach dem Bundesraths-Beschluß vom 28. März d. I. sind die obersten Landesfinanzbehörden fortan ermächtigt, sowohl von ausländischem Roh­ eisen, welches Eisen- und Stahlwerke mit der Bestimmung, die daraus gefertigten Waaren in das Ausland auszuführen, zollfrei einführen, als auch von dergleichen inländischem Eisen, welches diese Werke mit ausländischem zusammen behufs Aus­ fuhr des Fabrikats verarbeiten und zu diesem

Zwecke vorher auf ihre Privatniederlage gebracht haben, den bei der Verarbeitung entstehenden, für jedes einzelne Werk jeweilig durchschnittlich zu ermittelnden Abbrand zollfrei abschreiben zu

lassen.1

1. Vgl. Aul. A des Schluhprotokolls v. 8. Juli 1867 (III S. 344).

zum Z.-V.-Berlrng

30. März 1882.

Verordnung wegen Abänderung der Verordnung vom 16. August 1876, betreffend die Kautionen der bei der Militär- und der Marineverwaltung angestelltrn Seamten. R.-G.-Bl. S. 43.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen rc. verordnen aus Grund des § 3 des Gesetzes vom 2. Juni 1869, betreffend die Kautionen der Bun­ desbeamten (B.-G.-Bl. S. 161), nach Einver­ nehmen mit dem Bundesrath, im Namen des Reichs, was folgt:1 § 1. Den in § 1 der Verordnung, betreffend die Kautionen der bei der Militär- und der Ma­ rineverwaltung angestellten Beamten, vom 16. Au­

gust 1876 (R.-G.-Bl. S. 179), unter Abschnitt I Abtheilung A Ziffer 1 lit. a bezeichneten Beamten treten hinzu die Hülfskassirer bei der General-Militärkasse. 2. Der § 2 derselben Verordnung erhält unter Abschnitt I Abtheilung A Ziffer 1 lit. a, cc nach­ stehenden Zusatz: für die Hülfskassirer........................ 2800 Mark. 1. Vgl. noch B. v. 4. Juni 1885.

30. März 1882.

Sekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend Abänderung und Ergänzung des Setriebsreglements für die Eisenbahnen Deutschlands? C.-Bl. S. 147.

In Gemäßheit des vom Bundesrath in seiner Sitzung vom 28. März d. I. auf Grund des Art. 45 der Reichsverfassung gefaßten Beschlusses treten mit dem 15. April d. I. nachstehende Abän­ derungen und Ergänzungen der Anlage D zum § 48 des Betriebsreglements für die Eisenbahnen Deutschlands in Kraft: I. Unter Nr. I ist Absatz 4 zu streichen bis aus die Worte „Zündschnüre mit Ausnahme der Si­ cherheitszünder (vergleiche unten Nr. V)". II. Unter Nr. I 1 sind in Absatz 2 zu streichen: „Zündungen" und hinter „Feuerwerkskörper" einzuschal­ ten „Zündschnüre", in Absatz 3 zu streichen: „sprengkräftige Zündungen" und hinter „oder" einzuschalten 1. Vgl. Bem. 1 zur Bkm. v. 5. Juli 1881.

„Zündschnüre

(ausschließlich

Sicherheits­

zünder)", der Absatz 4 zu streichen. HI. Unter I 3 Absatz 5 ist zu streichen das Wort „Zündungen" und hinter dem Worte „Feuer­ werkskörpern" einzuschalten „Zündschnüren (aus­ schließlich Sicherheitszünder)". IV. Unter Nr. I 4 Absatz 5 ist hinter dem Worte „Feuerwerkskörper" einzuschalten „Zünd­ schnüre (ausschließlich Sicherheitszünder)". V. Die Nr. III erhält folgende Fassung: III. Zündhütchen für Schußwaffen und Geschosse, Zündspiegel, nicht sprengkräftige Zündung en, Patronenhülsen mit Zündvor­ richtung und fertige Metallpa­ tronen müssen sorgfältig in feste Kisten oder Fässer verpackt sein. Jedes Kollo,

1882 (30. März — 8. April)

159

welchem fertige M e t a l l p a t r o n e n oder nicht s p r e n g t rä ft i g c Zün­ dungen enthält, muß mit einer den Inhalt deutlich kennzeichnenden Aufschrift

0) Jeder Sendung muß eine vom Fabrikanten und einem vereideten Chemiker ausgestellte Be­ scheinigung über die Beachtung der vorstehend unter Ar. 1 bis 5 getroffenen Vorschriften beigegebcn

versehen sein. Sv r e n g k r ä sti g e Z ü n d u n g e n, d. h. Sprengkapsel n (S p r e n g z n n dhütchen) und elektrische Minen-

werden. Eine gleiche Bescheinigung ist von dem Ver­ sender auf dem Frachtbriefe unter amtlicher Be­ glaubigung der Unterschrift auszustellen.

z ü n d u n g e n werden unter folgenden Be­ dingungen befördert.

A. Sprengkapseln (Sprengzündhütchen). 1) Sprengkapseln (Sprengzündhütchen) sind ne­ ben einander mit der Deffnung nach oben in starke Blechdosen, von welchen jede nicht mehr als 100 Stück enthalten darf, dergestalt zu ver­ packen, daß eine Bewegung oder Verschiebung der einzelnen Kapseln auch bei Erschütterungen ausge­ schlossen ist. Der leere Raum in den einzelnen Kapseln und zwischen denselben ist mit Sägemehl oder ähnlichem Material vollständig auszusüllen. Der Boden und die innere Seite des Deckels der Blechdosen sind mit einer Filz- oder Tuch­ platte, die inneren Seitenwände der Dosen mit Kartonpapier dergestalt zu bedecken, daß eine un­ mittelbare Berührung der Sprengkapseln mit dem Dosenblech ausgeschlossen ist. 2) Die gefüllten Blechdosen sind in eine Holz oder starke Blechkiste und diese wiederum in eine hölzerne Ueberkiste zu verpacken. Die Wandstärke der inneren Holzkiste darf nicht unter 22 mm, die der Ueberkiste nicht unter 25 mm betragen. 3) Der Raum zwischen Kiste und Ueberkiste muß mittdcstens 30 mm betragen und mit Säge­ spänen, Stroh, Werg oder ähnlichem Material ausgesüllt sein. 4) Die einzelne Kiste darf an Sprengsatz nicht mehr als 20 kg enthalten und muß mit 2 starken

Handhaben versehen sein. 5) Jede äußere Kiste muß eine den deutlich kennzeichnende Aufschrift tragen.

Inhalt

B. Elektrische MinenzLnduugen. 1) Die elektrischen Zündungen mit kurzen Drähten oder festem Kops sind in starke Blech­ dosen, von welchen jede nicht mehr als 100 Stück enthalten darf, aufrecht gestellt zu verpacken. Die Behälter sind mit Sägemehl oder ähnlichem Ma­ terial vollständig auszufüllen. Statt der Blechdosen können auch Schachteln aus starkem und steifem Pappdeckel zur Verwen­ dung kommen. Die gefüllten Dosen oder Schach­ teln sind in eine Holz- oder starke Blechkiste und diese wiederum in eine hölzerne Ueberkiste zu verpacken. Die Wandstärke der inneren Holzkiste darf nicht unter 22 mm, die der Ueberkiste nicht unter 25 mm betragen. 2) Die elektrischen Zündungen an langen Gutta--

perchadrähten oder Holzstäben sind zu höchstens 10 Stück znsammengebundcn, in Packete zu verei­

nigen, von welchen jedes nicht mehr als 100 Stück Zündungen enthalten darf. Die Zünder müssen abwechselnd an das eine und an das an­ dere Ende des Packets zu liegen kommen. Bon diesen Packetcn sind je höchstens 5 zusammengebunden, in starkes Papier gewickelt und verschnürt, in eine Holz- oder starke Blechkiste zu verpacken, welche mit Heu, Stroh oder ähnlichem Material auszusüllen ist. Diese Kiste ist in eine hölzerne Ueberkiste zu verpacken, deren Wandstärke nicht

unter 25 mm betragen darf. 3) Im übrigen finden die vorstehenden Bestim­ mungen unter A 3 bis 6 Anwendung.

8. April 1882.

Verordnung des Statthalters, betreffend dir anderweitige Abgrenzung der Ämtsgrrichtsbezirkr Schiltighrim und Straßburg, sowie des Nordbantons der Gemeinde Straßburg. (H.-SBL S. GG.

Auf Grund des § 2 des Gesetzes vom 14. Juli 1871, betreffend Abänderungen der Gcrichtsversassung (G.-Bl. S. 165«, des 8 7 des Gesetzes vom 4. November 1878, betreffend die Ausführung des Olerichtsverfassungsgesetzes (G.-Bl. S. 65) und des § 3 des Gesetzes vom 30. Dezember 1871, be­ treffend die Einrichtung der Verwaltung (G.-Bl. für 1872 S. 49), wird hierdurch bestimmt:

§ 1. Die durch Verordnung vom 17. Januar 1882 (G.-Bl. S. 1) von der Gemeinde Scknltigheim abgezwcigte und mit der Gemeinde Straß­ burg vereinigte Bodenfläche wird von dem Amts­ gerichtsbezirke Schiltigheim abgetrennt und dem Amtsgerichtsbezirk Straßburg zugctheilt. 2. Die in § 1 bezeichnete Bodcnfläche wird mit dem Nordkanton der Gemeinde Straßburg vereinigt.

1882 (18. April)

160

18. April 1882.

Verordnung, betreffend die Form der Marschrouten für Lriegsoerhältnisse. R.-G.-Bl. S. 47. Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen rc. verordnen zur Ausführung des Gesetzes über die Kriegsleistungen vom 13. Juni 1873 (R.-G.-Bl. S. 129) im Namen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des Bundesraths, was folgt:

Die Ausstellung der Marschrouten hat vom Tage der Mobilmachung ab bis zum Wiedereintritt des Friedenszustandes nach Maßgabe des anliegenden Formulars einer „Marschroute für Kriegsverhält­ nisse" zu geschehen.

Marschroute für Ariegsverhättnisse. (Zahl-

Generale,* (Angabe derTruppentheile, Stabsoffiziere, welchen die Marschirenden Hauptleute, Rittmeister,Lieutenants und Feldwebel-Lieutenants, angehürcn und ob dieselben Aerzte im Offiziersrang, aus dem Marsche das Quar­ Feldwebel, Wachtmeister, tier mit oder ohne Verpfle­ gung zu empfangen haben.) Portepeesähnriche, Bize-Feldwcbcl, Vize-Wachtmeister Unterärzte, Zahlmeister-Aspiranten, Unteroffiziere,

und

Spielleute, Gemeine, Osfizierburschen und Diener, Einjährig-Freiwillige, Rekruten, Reservisten, Trainsoldaten, Roßärzte und Unter-Roßärztc. Obere Beamte.

Zahlmeister, Korps-Roßärzte und Korps-Stabs-Veterinäre, Ober-Roßärzte, Stabs-Veterinäre, Veterinäre 1. und 2. Klasse.

Unterbcamte. Büchsenmacher, .................. Sattler,

...... Marketender, Vorspänner,

Osfizierpserde, Remontepserde,

Dienstpserde,

gehen unter dem Kommando des (Namen, Charge und Truppenthcil des Führers), wie umstehend naher angegeben tft, von .............................................................. über................. uach ............................................................, wobei auf der Strecke von bis die Eisenbahn (das Dampfschiff rc.) zu benutzen ist. Für die Marschirenden ist erforderlich und unter Beachtung der umstehend abgcdruckten Bestimmun­ gen prompt zu verabreichen: 1)

G^Bl^S ^129)^ § 3 Nr. 1 und des § 9 des Kriegsleistungsgesetzes vom 13. Juni

©ebörcn die Marschirenden der Marine an, so sind die hier vorgedruckten Heereschargen einzutlammern und dahinter die betreffenden Marincchargen anzugeben.

1882 (18. April)

161

2, Mund^ervslegung, sofern dieselbe (nach der obigen Angabe) überhaupt zu gewähren ist. 3)

An Verpflegung für die Pferde nach Gewicht

(Zahl»

. Gramm Hafer, ...........

.... Rationen a 1

Stroh. Rationen a

Hafer. Heu, Stroh.

..... i

Hafer, He«, Stroh.

.........

...... Rationen a 1

4) Feuerungsmaterial und Lagerstroh für Lager und Bivouaks, soweit diese Gegenstände im Ge­ meindebezirk vorhanden sind.

5) An Transportmitteln zur Fortschaffung ......................................................................................................

(Zahn angeschirrte Borlegepferde, einspännige i zweispännige \ Vorspannsuhrwerke. vierspännige )

6)

Geschäfts-, Arrest- und Machtlokale.

............................................... , den ...... tcn (Firma der ausstellenden Behörde.) (Unterschrift.)

Bestimmungen.

A. Quartier. Der Einquartierte muß sich mit demjenigen be­ gnügen, was nach Maßgabe der obwaltenden Ver­ hältnisse angewiesen werden kann. Die aus Requi­ sition der Militärbehörden gemachten Auslagen sind dem Quartiergeber zu ersetzen.

B. Mundvcrpflcgmlg. Die Verpflegung der Truppen (einschließlich des Heergefolges) auf dem Marsche, und zwar sowohl für die Marsch- und Ruhetage als auch für die auf dem Marsche eintretenden Aufenthaltstage, so­ wie in Kantonniruugen liegt nach Maßgabe des Gesetzes über die Kriegsleistungen vom 13. Juni 1873 (R.-G.-Bl. 8.129) den Gemeinden und den Quartiergebern ob. Der mit Verpflegung Eiuquartierte — sowohl der Offizier, Arzt und Beamte, als auch der Sol­ dat — hat sich in der Regel mit der Kost des Quartiergebers zu begnügen (§ 10 a. a. £).). Die tägliche Feldmundportion, auf welche der Einquartierte Anspruch hat und welche ihm in

gehöriger Zubereitung und in guter Qualität ge­ währt werden muß, besteht in: a) 750 Gramm Brot, b) 375 „ frisches oder gesalzenes Fleisch — Gewicht des rohen Fleisches —,

oder 2u.

250 Gramm geräuchertes Rind- oder Hammel-

170

c) 125



fleisch, oder Speck; ferner Reis oder ordinäre Graupe oder Grütze, oder Httlsensrüchte oder Mehl, oder Kartoffeln, sowie Salz und

25V 1500 Kom­ mandeuren, den Kom| mandeurcn der selbst­ ständigen (nicht regimentirten (Bataillone, dem Kommandeur der Equitations - Anstalt, dem Chef der Eisenbahn-Kompagnie und dem Kommandeur der Militär-Schießschule.

der Platzmajore und der Adjutanten der Festungs-Gouvernements undderKommandanturen, der Regiments-Kommandeure, der Bataillons- u. Abtheilungs-Kommandeure, der Offiziere — soweit sie nicht Generale sind — und des Arztes der Leibgarde der Hartschiere, des Kommandeurs der Equitations-Anstatt, des Chefs der Eisenbahn-Kompagnie, der Artillerie-Offiziere vom Platz, der Offiziere der Artillerie-Depots, sowie der sämmtlichen Zeug- und FeuerwerksOffiziere (mit ausnahme jener bei der Inspektion der Artillerie und des Trains und bei der Fuß-Artillerie-Brigade), der sämmtlichen nicht regimentirten Militärärzte (mit Ausnahme jener des Kriegsministeriums), der Korps-Stabsveterinäre, derBeamten der Magazins-Verwaltungen, der Beamten der Montirungsdepots, derBeamten derGarnisons-Verwaltungcn, der Korps-Stabs-Apotheker, der Beamten der Garnisons-Lazarethe. des Kommandeurs der Militär-Schieß­ schule, des technischen Vorstandes der MilitärLehrschmiede, der Offiziere und des Rendanten der Militär-Strafanstalt, des Führers der Arbeiter-Abtheilung, der Offiziere, Beamten itnb Bediensteten der technischen Institute der Artillerie (Artillerie-Werkstätten, Gcschützgießerei, Geschoßfabrik, Haupt - Laboratorium, Pulvcrsabrik), der Gewehrfabrik und der Oberfeuerwcrkerschule, der Fortisikationsbcamten bei den Festungs-Dotirungskasscn Ingolstadt und Germersheim, der ihnen unterstellten, Gehalt empfan­ genden Offiziere und Beamten mit Ausnahme der ä la suite der Trup­ penteile stehenden Offiziere,

ad 9. Wegen der Aus­ nahme siche A VI.

ad 12. Wegen der Aus­ nahme siehe A VI.

ad 13. Wegen der Aus­ nahme siehe A VI.

ad II. a. Bei Pfändung des Diensteinkommens der ä la suite der Trup penthcilestehendenOf fiziere hat die Zustel­ lung, soweit die Be­ treffenden nicht unter den Nummern A I und IV inbegriffen sind, an das Kriegs­ ministerium (s. A VI) zu erfolgen. b. Wegen der Abzüge von den Gehältern jener Offiziere ?c., welche vorübergehend zu anderen Abthei-

177

1882 (17. Mai)

I. s

2.

3.

L

wem?

bei Pfändung

Bemerkungen.

&

lungen t Pin nist ii bi rt sind, haben die Zustel­ lungen an den Kom­ mandeur 2c. jener Ab­ theilung, zu der sie ständig gehören lStammabtheilung),zu geschehen.

111. IV.

V. VI.

Der Remoute - Inspek­ tion. Der Inspektion der Militär-Bildungsan­ stalten.

der Beamten der Remonte-Depots, der sämmtlichen Offiziere, Aerzte,Beamten, Professoren und Lehrer der MilitürBildungsanstalten (mit Ausnahme des Inspekteurs), der Beamten der Militär-Fonds-Berwaltung und des Militär-Fiskalats, sämmtlicher übrigen, unter den Nummern AI mit V nicht inbegriffenen Offi­ ziere und Beaulten der Militärver­ waltung.

Ter Militär-Fondsver­ waltung. Dem Kriegsministeriilm.

ad IV. Wegen der Ausnahme siehe A VI. Im übrigen vergleiche Bemerkung b ad A II, welche hier gleichmäßige Anwendung findet.

B. Der Pension und des sonstigen aus Militärfonds fließenden Einkommens Dem Kriegs - Ministe­ rium.

1

9

3

der sämmtlichen mit Pension zur Dispo­ sition gestellten oder verabschiedeten Offiziere, der sämnitlichen auf Inaktivitätsgchalt oder Wartegeld gesetzten Offiziere und Beamten der Militärverwaltung, der zeitlich oder für immer in den Ruhe­ stand versetzten Beamten der Militär­ verwaltung, sowie der quieszirten Civil-Professoren unb Lehrer der Militürbildungsanstalten.

Die Abzüge der Pen­ sionisten 2c. werden in allen Fällen vom Kriegsministerium fest­ gesetzt, and) wenn sie in der Armee aktive Dienste leisten.

II. Königlich ZSürttemvergische Militärverwaltung.

A. des Diensteinkommens Ten Regiments - Kom­ mandeuren, den Kommandenren der selbst­ ständigen (nid)t rcflimentirteu) Bataillone, sowie beit Kommau dcuren der LandwehrBezirkskommandos.

Der Militär-Intendan­ tur des Armee-Korps.

der ihnen unterstellten, Gehalt empfan­ genden Offiziere und Beamten einschl. der Sanitäts-Offiziere des PionierBataillons Nr. 13, sodann der aggre girtcn Offiziere, dagegen mit Ausschluß der Offiziere bei dem Pionier-Bataillou Nr. 13 uud der ä la suite der Truppenteile stehenden Offiziere,

1

2 3 4

der Regiments-Kommandeure uud der Kommandeure der selbständigen (nicht regimentirten) Bataillone, der Offiziere bei dem Pionier-Batail­ lon Nr. 13, der Auditeure, des Generalarztes und des bei diesem sungirenden Assistenzarztes, der Gar-

Bei Pfändung des Diensteinkommens der bei deut Pionier-Ba­ taillon Nr. 13 befind­ lichen Offiziere hat die Zustellung an die Mi litär - Intendantur des Armee-Korps (s. A II) und Betreff der a la suite der Truppentheilc stehenden Offiziere, so­ weit die Betreffenden nicht unter A II gehören an das Kricgsministerium (j. A III) zu er­ folgen.

Zu Ziffer 4-6. Bezüglich des Garui-

1882 (17. Mai)

178 1. CT»

2.

3.

4.

wem?

Bei Pfändung

Bemerkungen

nisonärzte, sowie des apothekcrs,

5 ß 7

8 9 10 11 12 13 14 III.

Dem Kriegs - Ministe­ rium.

Korps-Ltabs-

der Garnisonpfarrer und Garnisonküster in Absicht auf ihre Bezüge aus Militärsonds, der Platzmajore, des Korps-Roßarztes beim General­ kommando, der Militär - Jntendanturbeamten mit Ausnahme des Militär-Intendanten, der Beamten der Magazinvcrwaltungen, der Beamten des Montirungsdcpots, der Beamten der Garnisonvcrwaltungcn, der Militär-Baubeamten, der Beamten der Garnisonlazarethe, des Lehrers bei der Garnisonschule in Hohcnasperg, sämmtlicher übrigen unter den Nummern A I und II nicht inbegriffenen Offi­ ziere und Beamten der Militärver­ waltung.

sonarztes, der Garnison­ pfarrer und Garnison­ küster, sowie des Platz­ majors der Festung Ulm linken Ufers hat die Zu­ stellung an die MilitärIntendantur des XIV. Armee-Korps in Karls ruhe zu erfolgen.

Wegen des MilitärIntendanten s. A III; ebenso wegen der Beam­ ten des Kriegszahlamts.

B. Der Pension und des sonstigen ans Militärfonds fließenden Einkommens Dem Kriegs - Ministe­ rium.

1 2

3

der sänuntlichen mit Pension zur Dispo­ sition gestellten Offiziere und Militär­ beamten, der sämmtlichen auf Jnattivitätsgehalt oder Wartegeld gesetzten Offiziere und Beamten der Militärverwaltung, der sämmtlichen mit Pension gänzlich verabschiedeten Offiziere und Beamt eil der Militärverwaltung.

III. Königlich Sächsische Militärverwaltung.

A. Des Ticnsteinkommens I

Den Regiments - Kom­ mandeuren, den Kom­ mandeuren der selbst­ ständigen (nicht rcgimentirten) Bataillone, dem Kommandeur der Unteroffizierschule, so­ wie den Kommandeu­ ren der Landwehr-Be­ zirks-Kommandos.

der ihnen unterstellten, (behalt empfan­ genden Offiziere und Beamten einschl. der aggregirten Offiziere; jedoch mit Ausnahme der Offiziere bei dem Pio uier Bataillon und der ä la suite der Trnppentheile stehenden Offiziere,

II.

Der Militär-Intendan­ tur.

der Regiments-Kommandeure, der Kommandeure der selbständigen (nicht regimentirten) Bataillone,^ des Komman­ deurs der Unterosfizierschule, wenn cr nicht unter die Kategorie sub B ge­ hört,

Bei Pfändung des Dienstseint'ommens der bei dem Piouier-Batailkm befindlichen Offi­ ziere hat die Zustellung an das Kricgsministerium (s. A III.) zu er­ folgen, ebenso in Betreff der a In suito derTruppentheilc stehenden Offi­ ziere, soweit die Betref­ fenden nicht unter A II gehören.

* Ausgenommen ist indes; der Kommandeur des Pionier^Bataillous, iu Bezug aus welchen das zu I in Betreu der Lfsizicre bei dem Pionier-Bataillon Gesagte gleiche Anwendung findet.

179

1882 (17. Mai - 22. Mai — 27. Mai) 1.

K

2.

3.

4.

wem?

Bei Pfändung

Bemerkungen

3

4

6 7 8 9

10 11 12 13 111.

Dem Kriegs - Ministe­ rium.

der Auditeure und Militärgerichts-Aktuanen, des Generalarztes, der Stabsärzte bei der Sanitäts-Direktion, der Garnisonärzte, des Assistenzarztes auf Festung Königstein, sowie des Korps-Stabsapothekers, des Militär-Oberpfarrers, der Divisions­ und Garnisonpfarrcr, sowie der Divi­ sions- und Garnisonküstcr, des Korps-Roßarztes, der Platzmajore, der Militär -Jntendanturbeamten mit Ausnahme des Militär-Intendanten, der Beamten der Magazinverwaltungen, des Direktors und der Beamten des Montirungsdepots, der Beamten der Garnisonverwaltungcn, der Militär-Baubeamten, der Beamten der Garnison-Lazarethe, der Beamten des Kriegs-Zahlamtes, sämmtlicher übrigen unter den Nummern A I und II nicht inbegriffenen Offi­ ziere und Beamten der Militärver­ waltung.

Wegen des MilitärIntendanten s. A III.

B. Der Pension nnd des sonstigen aus Militärfonds fließenden Einkommens 1

2 3

der sämmtlichen mit Pension zur Dis­ position gestellten Offiziere und Mili­ tärbeamten, der sämmtlichen auf Jnaktivitätsgehalt oder Wartegeld gesetzten Offiziere und Beamten der Militärverwaltung, der sämmtlichen mit Pension gänzlich verabschiedeten Offiziere und Beamten der Militärverwaltung.

22. Mai 1882.

Verfügung des Oberlandksgtrichtspräfldrnten nnd des Oberstaatsanwalts, betreffend die Lostenverzeichnifft der Gerichtsvollzieher. Just.-Sammt. VII S. 136.

27. Mai 1882.

Verfügung des Ministeriums, betreffend die Hinterlegungen bei der Ztaatsdrposttenvrrwaltung seitens der Verwaltungsbehörden. A.-Bl. 3. 84. Bei Revision der Rechnung der Aktiengesellschaft für Boden- und Kommunalkredit Hierselbst über die Verwaltung öffentlicher Gelder ist wahrgcnommcn worden, daß bei den von Verwaltungs­ behörden bewirkten Hinterlegungen, welche nach Maßgabe der in dem Reglement vom 5. Januar

1875 unter Abschnitt C (Gerichts- und Berwaltungsdepositen) gegebenen Bestimmungen zu er­ folgen habet:, nicht immer nach den bestehenden Vorschriften verfahren und daß insbesondere die Bestimmung des § 111 dieses Reglements vielfach außer Acht gelassen wird, wonach die Prüfung

180

1882 (27. Mai)

über die Zulässigkeit der Rückzahlung der hinter­ legten Beträge ausschließlich der Depositenver­ waltung unter deren alleiniger Verantwortlich­ keit und Haftbarkeit zusteht. Ich sehe mich daher veranlaßt, den Behörden die folgenden Grundsätze im Einvernehmen mit dem Rechnungshof des Deutschen Reichs, zur genauen Beachtung für die Folge mitzutheilen, mit der Maßgabe, daß die Rückzahlung von Hinterlegungen, welche abweichend von diesen Vorschriften erfolgt sind, wie bisher gemäß den bei der Einzahlung gemachten Vorbe­ halten und Bedingungen stattzufinden hat. I. Jede Verfügung einer Behörde, welche eine Hinterlegung bei der Depositenverwaltung anordnet, muß die Veranlassung, den Gegenstand und gesetzlichen Grund oder die Bestimmung der hinterlegten Summe enthalten, um der Depositen­ verwaltung, wie dem Berechtigten über die der Auszahlung entgegenstehenden Hindernisse und Vorbehalte, bezw. über die zur Rückzahlung er­ forderlichen Nachweise und Beläge vollständigen

Ausschluß zu geben. Demgemäß hat die Hinterleguugsverfüguug zu enthalten: 1) genaue Bezeichnung der hinterlegenden Be­ hörde, sowie Vor- und Zunamen, Stand und Wohnort desjenigen, in dessen Interesse die Hinter­ legung erfolgt oder dessen Besreiung durch sie bewirkt werden soll; 2) den Betrag der zu hinterlegenden Summe in Zahlen und Worten; 3) die Veranlassung und die gesetzlichen Gründe

der Hinterlegung; 4) soweit möglich, Vor- und Zunamen, Stand und Wohnort der Gläubiger und Berechtigten, an welche die hinterlegten Gelder zurückzuzahlen sind; ö) genaue Angabe der speciell zu verzeichnen­ den Aktenstücke, Urthcils-Aussertigungen und Zu­ stellungen, Entscheidungen und Beschlüsse, Cessio-

nen, Verträge, Arreste und Hypothekenauszüge pp., welche zur Kenntniß der Bedingung der Zahlung bezw. Rückzahlung nothwendig und unter Beob­ achtung der Verfügung vom 21. Oktober 1881 III 7280 in Original oder beglaubigter Abschrift beizusügcn sind. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der An­ gaben ist die hinterlegende Behörde verantwort­ lich. Die Dcpositenverwaltnng hat auf die voll­ ständige Uebcrgabe der erforderlichen Belüge und Akten zu halten und ist geeigneten Falls berech­ tigt, Hinterlegungen, welche diesen Vorschriften nicht entsprechen, zurückzuweisen. Durch die von der Depositenverwaltung er­ theilte Quittung und die beglaubigte Abschrift der Einzahlungsverfügung wird die Verausgabung der hinterlegten Summe in der Rechnung der hinter­ legenden Verwaltung vollständig justifizirt, ohne daß es weiterer Beläge bedarf. Die Erfüllung und Beachtung der bei der Hinterlegung angegebenen Bedingungen und Vor­

behalte für die Rückzahlung, sowie die Prüfung der Legitimation desjenigen, an den die Aus­

zahlung zu erfolgen hat, steht ausschließlich der Tepositenverwaltung zu; diese ist für die Beo­ bachtung aller nach den Gesetzen, Reglements, Verfügungen der Behörden, sowie nach den be­ sonderen Einzahlungsbedingungen materiell und formell in Betracht kommenden Vorschriften ver­ antwortlich und haftbar; sie hat über die Er­ füllung der ihr hierwegen obliegenden Verpflich­ tungen den durch § 3 des Gesetzes vom 4. No­ vember 1872 bestimmten Revisionsbehörden Rechnung zu legen. II. Da namentlich hinsichtlich der im Expro­ priationsverfahren angcordneten Hinterlegungen häufig wahrgenommen worden ist, daß die Be­ hörden die festgestellten Erwerbspreise lediglich aus dem Grunde hinterlegt haben, weil der Expropriirte den verlangten Nachweis des Eigen­ thums nicht erbracht hatte oder zu erbringen ver­ mochte, so nehme ich Anlaß, ganz besonders Folgendes hervorzuheben: In dem nach Art. 4 des Gesetzes vom 3. Mai

1841 für jede Gemeinde anzufertigenden Plan der in deren Bann zu enteignenden Gebäude und Grundstücke sind die Namen der Eigenthümer an-" zugeben, wie solche in der G r u n d st e n e r M u t t e r r o l l e e i n g e s ch rieben sind; gegen diese allein richtet sich das gerichtliche Expro­ priationsverfahren, diesen ist der Expropriatiousbeschluß znzustellen, mit diesen kann die

Verwaltung nach Erfüllung des gesetzlichen Publikationsverfahrens, Artt. 5, 6 und 19, gültige Verträge auch aus freier Hand abschließen und au sie, sofern gegen diese Personen keine die bezüglichen Grundstücke betreffenden Hypothekarinscriptionen im Betrage von über 400 Mark bestehen, den gütlich vereinbarten, Artt. 13 und 19 1. c. oder gerichtlich festgesetzten Kaufpreis zahlen, ohne irgend welche weitere Prüfung der Eigeuthumstitel der in der Mutterrolle eingetrage­ nen Besitzer und Inhaber der Grundstücke vorzu­ nehmen oder irgend welchen weiteren Nachweis

ihrer Rechte zu verlangen. Alle sonstigen Interessenten sind gehalten, binnen der durch Artt. 5 uni) 6 für die Publika­ tionen gegebenen Frist und in der in Artt. 7 und 9 vorgeschriebenen Art und Weise ihre Erklärungen und Reklamationen abzugeben und ihre Rechte und Ansprüche geltend zu machen und zur Kennt­ niß der Verwaltung zu bringen, Artt. 21, 18 und 39 Absatz 4 1. c. Dasselbe gilt für das ausnahmsweise Ver­ fahren im Falle der Dringlichkeit Behufs Zwangs­ enteignung oder vorübergehender Besitzergreifung für Fortifikationsbauten nach dem Gesetz vom 30. März 1831, welches ebensalls gegen die in

den

Mutterrollcn

eingetragenen

Besitzer

oder

Eigenthümer gerichtet wird. III. Endlich ist nicht außer Acht zu lassen, daß

1882 (27. Mai - 31. Mai — 3. Juni)

181

im Falle der durch Kaiserliche Verordnung erklärten Dringlichkeit der Besitzergreifung von bebauten Grundstücken gemäß Artt. 67 bis 69 des Gesetzes vom 3. Mai 1841 vor der Besitzergreifung eine

Wege, sei es durch Entscheidung der Geschworenen — stellt die Verwaltung die Abrechnung auf, liquidirt die Zinsen zu 5 % seit dem Tage der Besitzergreifung und verfügt unter Anschluß der

durch das Gericht festzusetzende Summe nebst 100 o derselben als Zinsen für zwei Jahre zu hinterlegen ist. Für Hinterlegungen dieser Art eröffnet die Depositenverwaltung auf Gruud des mit der Hinterlegungsverfügung zu übergebenden Festsetzungsbeschlusses auf den Namen der ent­ eignenden Berwaltung ein unverzinsliches Special­ konto unter Angabe des jeden: Bethciligten zu­ kommenden Betrages.1 Nach endgültiger Fest­ setzung der Entschädigung — sei es auf gütlichem

betreffenden Beläge «Feststellung der Geschworenen oder des freihändig geschlossenen Vertrags) und der Abrechnung die Einzahlung des etwa zu wenig hinterlegten Betrages, welcher mit dem 61. Tage von der Zahlung an die Depositen­ verwaltung verzinslich wird, oder ordnet die Rück­ zahlung des zuviel hinterlegten Betrages Seitens der Depositenverwaltung an. Diese eröffnet den einzelnen Entschädigungsberechtigtcn auf Grund der ihr zugestellten Abrechnungen Specialkontis wie für gewöhnliche Hinterlegungen und überträgt auf diese die betreffende Summe aus dem Kollektiv­ konto. Die Übertragung erfolgt unter dem Datum der Abrechnungsverfügung der Verwaltung mit Ziujenlaus zu 3% vom 61. Tage des Datums, bis zu welchem die Verwaltung die der enteig­ neten Partei schuldigen Zinsen berechnet hat. Dasselbe Verfahren ist bei Zwangsenteignungen zum Zweck dringender Festuugsbauten (Gesetz vom 30. Mürz 1831) zu beachten.

1. Durch Vf. v. 2. Nov. 1883 S. 321 dabin er­ läutert, dah durch die Bezeichnung „unverzinsliches Lpezialkonto" nur angedcutet werden sollte, da» die Grund ei q e n t hü in er, zu deren Sicherheit die provisorischen Entschädigungen hinterlegt worden sind, hieraus einen Zinsenanspruch an die T epositenverivaltung nicht geltend machen sönnen, wogegen der Anspruch der hinter­ legenden Verwaltung auf 3 o () Zinsen vorn GL Tage nach der Hinterlegung an dadurch in seiner Weise beriisjrt werden wollte.

31. Mai 1882.

Verordnung des Statthalters, betreffend die Abgrenzung des im § II des Gesetzes über die Ausübung des Jagdrcchts vom 7. Februar 1881 vorgesehenen Sicherheitsrayons für die Festungen Straßburg und Metz. A.-Bl. S. 88. Auf Gruud des K N des Gesetzes vom 7. Fe­ bruar 1881, betreffend die Ausübung des Jagd­ rechts, wird hierdurch angeordnet, daß die Ab grenzung und Versteinuug des Sieherheitsravons, innerhalb welcher die Anwendung von Feuer­ gewehren bei Ausübung der Jagd oder bei Ab­ wehr und Verscheuchung des Wilder untersagt ist, für die Festungen Straßburg und Metz nach Maßgabe der anliegenden Pläne und Protokolle zu erfolgen hat.

Es ist eine Beschreibung der Grenzlinien der Sicherheitsrayons durch die Bezirksamtsblätter zur öffentlichen Kenntniß zu bringen und zugleich für jede der interessirten Gemeinden ein dieselbe betreffender Auszug aus dieser Beschreibung mit einer die Grenzlinien enthaltenden Situations­ zeichnung auf dem Bürgermeisteramte auszu­ legen.

3. Juni 1882.

üelranntmachung des Nrichskanrlers, betreffend Abänderung des § 2 des Negntativs über dir forttanfendrn Konten vom 13. 3iili 1868 (6. Okt. 1871). C.-Bl. S. 277. Der Bnndesrath hat in seiner Sitzung vom 3. Juni d. I. beschlossen, daß au die Stelle des § 2 des Regulativs, die fortlaufenden Konten betreffend, vom 13. Juli 1868 die nachstehend unter Ziffer I, und an die Stelle des § 2 des Regulativs, die fortlaufenden Konten in Lübeck

betreffend, vom 16. Juli 1868 bezw. 7. Januar 1878 die nachstehend unter Ziffer II * abgedruckteu Bestimmungen treten.

* Nicht mit abflcbrittst.

1882 (3. Juni)

182

I. § 2 (des Regulativs, die fortlaufenden Konten betreffend, vom 13. Juli 1868). Die Bewilligung

eines

fortlaufenden

Kontos

kann sich aus folgende Waaren erstrecken: baum­ wollene Waaren; Waaren aus Wolle oder anderen Thierhaaren; Leinenwaaren; seidene und halb­ seidene Waaren; Kleider, Leibwäsche und Putz­ waaren; Gewebe aller Art mit Kautschuck über­

zogen, getränkt u. s. w.; kurze Waaren; lederne Handschuhe; Stroh- u. s. w. Hüte; Hemlock- und Valdivialeder; Ledertuch; Wachstuch mit Aus­ nahme des groben, unbedruckten; Wachsmusselin und Wachstafft; Fußdecken aus Kamptulikon, Linoleum u. s. w.; gefüttertes Pelzwerk; feine Waaren aus weichem Kautschuck; außerdem auf Meßplätzen aus alle Waaren, für welche nach der betreffenden Meßordnung ein Meßkonto eröffnet werden kann. Der obersten Landesfinanzbehörde bleibt es in­ deß überlassen, soweit sich ein Bedürfniß dazu ergiebt, diejenigen Waaren, welche auf Meß­ plätzen zum fortlaufenden Konto verstattet sind, auch auf anderen als Meßplätzen, ferner auch andere als die oben bezeichneten Waaren sowohl auf Meß- als aus anderen Plätzen zur Kontirung zuzulassen. Die Vergünstigung ist an die nachstehend zu ;t und b angegebenen Bedingungen geknüpft: a) Die Menge der im Konto von einem halben Jahre zum anderen, d. h. von einem halbjähr­ lichen Kontoabschluß bis zum anderen (§ 29) zur Anschreibung gelangten Waaren muß minde­ stens betragen: 1) bei Waaren aus Baumwolle der Tarifnummer 2 d i bis 3, bei Waaren aus Pferde­ haaren der Tarifnummer 11 b (mit Ausnahme der Roßhaargeflechte und Spitzen) und bei

Waaren aus Wolle oder anderen Thierhaaren der Tarisnummer 41 d 3 und t 8 750 kg; 2) bei Waaren aus Wolle oder anderen Thier­ haaren der Tarisnummer 41 d5 und bei leinenen Waaren der Tarifnummer 22 e3 bis 3 (mit Ausnahme der Seilerwaaren) f, g und bei leinener und baumwollener Leibwäsche der Tarifnummer 18 e 7 500 kg; 3) bei feinen Waaren aus weichem Kautschuck, bei Geweben aller Art mit Kautschuck über zogen, getränkt oder durch Zwischenlagen aus Kautschuck verbunden oder mit cingeklebten Kautschucksäden, bei Geweben aus Kautschuckfäden in Verbindung mit anderen Spinnmaterialien und bei Strumpf- liiii) Posamentierwaaren in Verbindung mit Kautschuckfäden: Tarisnummer 17 d und e 4 000 kg; 4) bei seidenen und halbseidenen Waaren der Tarisnummer 30 e und f; bei Kleidern und Putzwaaren der Tarifnummer 18 a. b, c. d. f, g, bei zugerichteten Schmuckfedern der Ta­ risnummer 11g, bei Baumwollenwaaren der

Tarisnummer 2d 4 bis c,

bei

Roßhaarge-

flechten und Spitzen der Tarisnummer 11b, bei leinenen Waaren der Tarifnummer 22 h und i, bei Wollenwaaren der Tarifnummer 41 d 7 und s, bei kurzen Waaren der Tarif­ nummer 20 a, b und c, bei ledernen Hand­ schuhen der Tarifnummer 21 e und bei Stroh- 2c. Hüten der Tarisnummer 35 d 1500 kg; 5) bei den nicht unter die Kategorien 1 bis 4 gehörigen, zur Kontirung zugelassenen Waaren 10 000 kg. b) Tie Menge der im Laufe des Jahres abge­ setzten (durchgeführten oder in das Zollgebiet verbrachten Waaren muß mindestens betragen: zu al.... 3 000 kg, zu a 2 . . . . 2 500 „ zu a 3 ... . 1 500 „ zu a 4 . . . . 500 „ zu a 5 ... . 3 500 Hierbei treten folgende nähere Bestimmungen ein: 1) Behufs Beurtheilung der Kriterienersüllung bei nach der Stückzahl zu verzollenden Hüten ist das Gewicht der Hüte ans dem Zollwerth

nach dem Verhältniß von 300 Mark — 100 kg zu berechnen. 2) Der bei dem jedesmaligen Kontoabschluß verbleibende Bestand gelangt in dem folgen­ den Konto wieder zur Anschreibung. 3) Wenn ein Kontolager mehrere Waarenkategorien umfaßt, so werden die vorstehend angegebenen Bedingungen als erfüllt angesehen, sofern für den hauptsächlichsten Geschäftszweig die Mengen der angeschriebenen und der verkauften Waaren unter Zurechnung der Mengen von Waaren aus anderen Katego­ rien die vorgeschriebenen Summen erreichen. Für die Beurtheilung, welcher Geschäfts­ zweig als der hauptsächlichste anzusehen sei, ist der aus der Anschreibung des letzten Se­ mesters sich berechnende Zollwerth maßgebend. Ebenso ist bei der Zurechnung der Waarenmengen aus anderen Kategorien der Zoll­ werth zu berücksichtigen. Führt z. B. ein Kaufmann neben verschiedenen anderen Ar­ tikeln dem Zollwerthe nach halbseidene Waaren als hauptsächlichsten Geschäftszweig und beträgt von letzteren die halbjährliche An­ schreibung 1000 kg, so wird das unter a Nr. 4 bezeichnete Kriterium der Anschreibung doch als erfüllt angesehen, wenn der Zoll­ werth der sonst noch angeschriebenen Waaren den Zollwerth der noch fehlenden 500 kg halbseidener Waaren, d. i. 1500 Mark er­ reicht oder übersteigt. Das Kriterium der Abschreibung wird als erfüllt erachtet, wenn überhaupt der Zollwerth des gesummten jährlichen Absatzes an kontirten Waaren dem Zollwerthe des für halbseidene Waaren be-

1882 (3. Juni — 5. Juni) stimmten Minimums von 500 kg (1 500 Mark) mindestens gleichkommt. 4) Uebernimmt ein Großhändler auf sein Konto Waarenposten von laufenden Konten anderer Großhändler, so werden diese Posten bei Berechnung der zur Anschrcibung gelangten Mengen nur dann, wenn dergleichen Uebertragungen früher von seinem Konto ebenfalls stattgefunden haben, und zwar insoweit be­ rücksichtigt, als die letzteren von den ersteren überschritten werden. 5) Ebenso finden die aus anderen inländischen Packhofstädten unter Begleitscheinkontrolle ein­ gehenden Sendungen nur insoweit Berück­ sichtigung, als sie die früheren unter Begleit­ scheinkontrolle bewirkten Sendungen nach der­ gleichen Städten übersteigen. Entgegengesetzten Falls sind dieselben als nicht anrechnungs­ fähig im Konto zu bezeichnen. 6) Dagegen werden die Waarenmengen, welche von einem Kontoinhaber unmittelbar vom Auslande unter Begleitscheinkontrolle nach anderen inländischen Plätzen eingeführt und dort auf ein fortlaufendes Konto ange­ schrieben oder zur Niederlage gebracht sind, auf erfolgten Nachweis bei Berechnung der Menge der zur Anschrcibung gelangten Waaren mit in Ansatz gebracht. Es ist aber in einem solchen Fall im fort­ laufenden Konto der Großhandlung, welche Waaren aus dem Auslande nach anderen inländischen Plätzen eingesührt hat, jeder

183

Waarenzugang von dem betreffenden Platze, mit Einschluß der zu 5 gedachten, unter der dort erwähnten Noraussetzung sonst anrech­ nungsfähigen Sendungen, er erfolge unmittel­ bar oder mittelbar, als nicht anrechnungssähig zu bezeichnen. 7) Ebenso kommen bei Berechnung der im Laufe des Jahres verkauften Mengen auf erfolgten Nachweis diejenigen Waarenmengen mit zur Berücksichtigung, welche von einem Kontoinhaber unmittelbar vom Auslande unter Begleitscheinkontrolle nach anderen in­ ländischen Plätzen bezogen und dort abgesetzt worden sind. 8) Der Nachweis in den zu 6 und 7 bemerkten Fällen wird durch Bescheinigungen der Haupt­ ämter an den betreffenden inländischen Plätzen geführt. 9) Ob ein Großhandel bestanden hat und das fortlaufende Konto fortdauern kann, wird nach diesen Grundsätzen mit Zugrundelegung der oben bezeichneten Kriterien nach den Er­ gebnissen des vorhergegangenen Jahres, d. h. der beiden letzten halbjährigen Abrechnungen dergestalt bemessen, daß die aus den beiden Kontoabschlüssen sich ergebende Menge der zur Anschreibung gelangten Waaren, das Doppelte der als Kriterium angenommenen Menge für ein Semester erreichen und in beiden Semestern zusammengenommen ein Waarenabsatz von dem vorgeschriebenen Um­ fange stattgefunden haben muß.

5. Juni 1882. Verordnung, betreffend Abänderung der Verordnung vom 23. Juli 1879 über die Errichtung des Ministeriums für Etfak-Lothringen. G -Bl. 3. 81. Mir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen 2t\ veerordnen auf Grund des § 5 des Gesetzes vom 4.. Juli 1879, betreffend die Verfassung und Verwoaltung Elsaß-Lothringens (R.-G.-Bl. S. 105), in i Abänderung Unserer Verordnung vom 23. Juli U.S79 (G.-Bl. für Els.-Lothr. S. 81), was folgt: Die Gesängnißverwaltung und die Kultusangeelegenheiten werden von dem Geschäftsbereich

der I. Abtheilung des Ministeriums für ElsaßLothringen abgetrennt und der II. Abtheilung zugewiesen. Die I. Abtheilung erhält die Bezeichnung „Ab­ theilung des Innern", die II. Abtheilung die Be­ zeichnung „Abtheilung für Justiz und Kultus". Diese Verordnung tritt am 1. Juli laufenden Jahres in Kraft.

5. Juni 1882. Verfügung drs Ministeriums, betreffend die Prüfungsgebühren für die juristischen

Prüfungen.^ Just.-Samml. VII S. 159. Es wird für angezeigt erachtet, daß die Remu1. Ueber die Verrechnung bestimmt eine Vf. v. 5. April 1HS83 «^Inst. Lninrnl. VIII S. 153).

nerirung der Mitglieder der beiden Kommissionen zur Vornahme der juristischen Prüfungen nicht ausschließlich aus dem unter Kap. 37, Tit. 11 des Landeshaushaltsetats ausgeworfenen Fonds,

184

1882 (5. Juni — 6. Juni)

welcher im letzten Etatsjahre bereits nicht uner­ heblich überschritten worden ist und dessen Erhöhung event, in Aussicht genommen werden müßte, sondern theilweise aus Prüfungsgebühren bestritten werde, welche von den Examinanden zu erlegen sind. Diese Gebühren werden für jeden Exami­ nanden für die erste Prüfung aus den Betrag von la Mark, für die Staatsprüfung auf den Betrag von 60 Mark festgesetzt und sind nach Be­ rufung zur mündlichen Prüfung bei dem Sekretariat des Oberlandesgerichts 2 einzuzahlen. In geeigneten Fällen können die Gebühren nach dem Ermessen Ew. Hochwohlgeboren erlassen werden. Im Falle des Rücktritts von der münd­ lichen Prüfung wird die bezahlte Gebühr zurück­ erstattet.

Für die Vornahme einer mündlichen Prüfung sollen in Zukunft erhalten: Der Vorsitzende der Kommission fürtdie erste Prü­ fung 80 Mark, die übrigen Mitglieder 40 Mark. Der Präsident der Staatsprüfungskommission 100 Mark, die übrigen Mitglieder 60 Mark. Soweit die cingezahltcn Gebühren den hiernach an die Kommissionsmitglieder im Ganzen zu ent­ richtenden Betrag nicht erreichen, wird das Feh­ lende aus dem Eingangs bezeichneten Etatsfonds entnommen. Soweit die Gebühren jenen Betrag übersteigen, ist der Ueberschuß unter die Mit­ glieder der Kommission gleichheitlich zu vertheilen. Die Gebühren kommen nur nach Abzug einer Vergütung von 4°/0 für die Besorgung der Kassenund Sekretariatsgeschäfte in Rechnung. Die Anweisung aus die eingezahlten Gebühren erfolgt durch den Vorsitzenden der Kommission, die Anweisung auf den Etatsfonds auf Antrag des Vorsitzenden durch das Ministerium.

2. Seit der Bf. v. 24. Nov. 1885 (Inst. Samml. X 5. 262) bei dem Hauptsteueramte in Colmar.

!). Juni 188'2.

Vrrfügnng des Ministeriums, betreffend die Prüfungsgebühren für die Notariats­ prüfung? Just.-Samml. VII S. 161. glieder der Kommission, vor welchen die nninb-' liche Prüfung abgelegt worden ist, gleichheitlich vertheilt. Die Anweisung erfolgt durch den Vor­ sitzenden der Kommission.......... Wegen Vergütung der Reisekosten und Diäten der außerhalb des Sitzes des Oberlandesgerichts wohnenden Mitglieder der Prüfungskommission bleibt weitere Verfügung Vorbehalten.3

Im Anschluß an den Erlaß vom 21. v. M., II. 3708, betreffend die Bildung der NotariatsPrüfungskommission, bestimme ich hiermit auf Grund des § 3 des Gesetzes über die Fähigkeit zu dem Amte eines Notars vom 24. März d. I. Folgendes: Nach der Berufung zur mündlichen Prüfung hat der Kandidat den Betrag von 60 Mark als Prüfungsgebühr bei dem Sekretariat des Oberlandesgcrichts 1 2 einzuzahlen. In geeigneten Fällen kann die Gebühr von dem Vorsitzenden der Kommission gestundet werden. Im Falle des Rücktritts vor der mündlichen Prüfung wird die gezahlte Gebühr zurückcrstattet. Die Prüfungsgebühren werden unter die Mit­

1. lieber die Verrechnung bestimmt eine Bf. v. 5. April 1883 «Just. Samml. VIII S. 153). 2. Seit der Bf. v. 24. Nov. 1885 (Just.-Samml. X S. 262) bei dem Hauptiteueramt zu Colmar.

3. S. Bf. u. 9. Juni 1882 in Bem. 1 z. G. v. 24. Marz 1882.

6. Juni 1882. Verfügung des Oberstaatsanwalts, betreffend die Geschäftsführung der Notare.' Just.-Samml. VII S. 162.

Die im Laufe des verflossenen Geschäftsjahres vorgenommenen Untersuchungen eines Theiles der Notariaisstuben geben mir zu folgenden Bemer­ kungen Anlaß: 1) Für die notarielle Beurkundung der Rech­ nungslegung über vormundschaftliche Verwaltung 1. Bgl. noch Bf. 1. April 1885.

v.

1.

März

1881, 1. Mai 1883 u.

!

wird vielfach außer der Werthtaxe des § 1 des Tarifs noch eine besondere Gebühr für die Ge­ nehmigung der Rechnung, den „Rechnungs­ abschluß", sei es nach § 6 Ziffer 1, sei es — wegen der darin bewilligten Hypothekenlöschung — nach § 7 Ziffer 2 des Tarifs, oft auch noch eine weitere Gebühr für die Rcchnungsübergabe und die Empfangsbescheinigung (Art. 472 des Code civil) nach § 6 Ziffer 1 in Ansatz gebracht.

1882 (6. Juni) Einer solchen mißbräuchlichen Praxis gegen­ über sehe ich mich veranlaßt, darauf hinzuweiscn, daß nach § 15 des Tarifs, wie dies für die Theilungen in der allgemeinen Verfügung vom 1. März vorigen Jahres unter Ziffer 3 wieder­ holt zum entsprechenden Ausdruck gelangt ist, die Werthtaxe des § 1 die Entschädigung des Notars für dessen gesammte Thätigkeit bei der Rechnungslegung enthält, der Ansatz irgend welcher weiteren Gebühr demgemäß ungesetzlich ist. Dieser Grundsatz erleidet auch dann keine Aus­ nahme, wenn bei der Rechnungsstellung zwischen den Parteien Streitigkeiten entstehen, die dem­ nächst durch Vereinbarung vor dem Notar ihre gütliche Erledigung finden; als Grundlage der Berechnung der Werthtaxe hat diesenfalls der in der schließlichen Vereinbarung festgestettte Betrag des Aktivums zu gelten. (Vergt. allgemeine Ver­ fügung vom 1. März 1881, Ziffer 1.) Wenn, wie dies zum Theil üblich ist, die Rechnungsstellung privatschriftlich gefertigt und bei dem Notar hinterlegt wird, so dürfen durch dieses an und für sich nicht zu beanstandende Verfahren der Partei keine höheren Gebühren erwachsen, als im Falle der notariellen Aufnahme, insbesondere darf der Notar außer der, auch bei dieser Art der Beurkundung selbstverständlich in das Ge­ bührenregister einzutragenden Werthtaxe des § 1 des Tarifs nicht noch eine weitere Gebühr auf Grund des § 6 Ziffer 1 für die Hinterlegung der Rechnungsaufstellung in Ansatz bringen. 2) Auch im Falle des Vorbehalts der Nutz­ nießung bei Eigenthumsverüußerungen darf die Werthtaxe nur von der als Erwerbspreis stipulirten Leistung des Käufers berechnet werden; eine Hinzurechnung des gemäß Art. 15, Nr. 6, Abs. 2 des Gesetzes vom 22 Frimaire VII behufs Erhebung der Enregistrementsgebühr veranschlag­ ten Werthes der Nutznießung zu dem Kaufpreise zum Zweck der Gebührenberechnung, widerspricht dem einfachen Sinne des § 1 Ziffer 3 des Tarifs. 3) Nach § 1 Ziffer 2 des Tarifs umfaßt die Werthtaxe für öffentliche Jmmobiliarverkäuse das ganze Honorar des Notars für seine gesammte Amtsthätigkeit, mit Einschluß der Anfertigung des Heftes der Kaufbedingungen und aller sonstigen aus den Verkauf bezüglichen Verrichtungen des­ selben. Dieser Grundsatz, welcher jede anderweite feste oder Zeitvergütnng für die vorbereiteten Amtshandlungen unbedingt ausschließt, gilt eben­ sowohl für Versteigerungen auf Anstehen von Privatparteien, wie für freiwillige gerichtliche Verkäufe jeder Art, als auch endlich für Zwangs­ verkäufe von Liegenschaften. Die einzige Ausnahme wird durch § 7 Abs. 1 des Gesetzes vom 30. April 1880 für die im Zwangsverkaufsverfahren von dem Versteigerungs­ beamten als Delegatar des Gerichts zu leitende und zu beurkundende Verhandlung zwischen Gläubiger, Schuldner und Drittbesitzer begründet,

185

welche einen selbständigen, unter § 1 Ziffer 2 des Notariatstarifs nicht zu subsumirenden Zwischenpunkt der Prozedur bildet und demgemäß eine besondere Zeitvergütung nach § 5 Ziffer 4 des Tarifs rechtfertigt. Dagegen fallen die nach § 7 Abs. 2 und nach §§ 9 und 10 des Gesetzes vom 30. April 1880 von dem Notar zu fertigenden Akte als bloße Vorbereitungen der Versteigerung unter die Regel des § 1 Ziffer 2 des Tarifs und sind solgeweise einer Gebühr des Bersteigerungsbeamten nicht unterworfen. 4) Für die eine Terminsbestimmung zur Vor­ nahme von Versteigerungen, Theilungen Liqui­ dationen und Inventuren enthaltenden Ordonan­ zen sind wiederholt besondere Gebühren nach § 5 Ziffer 4 des Tarifs in Ansatz gebracht worden. Nach § 15 des Tarifs ist dies, wie übrigens in der allgemeinen Verfügung vom 10. September 1875, Ziffer 4 a bezüglich der Theilungen bereits hervorgehoben wurde, unstatthaft. Das Gleiche gilt von der Berechnung einer besonderen Gebühr für die Eröffnungsprotokolle bei Theilungen, Liquidationen und Inventuren. 5) Arrestaufhebungen, für welche verschiedentlich eine Gebühr nach § 7 Ziffer 2 des Tarifs (nach Analogie der Gebühr für Hypothekenlöschungcn), berechnet wurde, fallen nicht unter diesen Para­ graph, sondern unter § 6 Ziffer 1, unterliegen somit einer festen Gebühr von 3 Mark. 6) Für die Erfüllung der hypothekarischen Förm­ lichkeiten (Besorgung von Ueberschreibungen, Eintragnngen und Löschilngen, sowie für die Be­ schaffung von Hypothekenauszügen), gewährt § 9 des Tarifs außer der Hauptgebühr für den Akt noch eine, je nach dem Umfange der Mühewaltung und dem Werthbetrag des Gegenstandes abzumcssende Nebengebühr von 40 Pf. bis zu 2 Mark. Diese Tarifposition, welche frühere Streitfragen über die Entgeltlichkeit oder Unentgeltlichkeit solcher Verrichtungen in billiger Weise zu regeln bezweckte, stellt ein Bauschquantum für die ganze Nebenbemühung des Notars bezüglich der Vor­ bereitung und Ausführung des betreffenden Aktes dar und kann daher für denselben nur einmal in Ansatz kommen. Daß für die Anfertigung der bei Jnscription erforderlichen Bordereaux außerdem die tarif­ mäßigen Schrcibgebühren berechnet werden dürfen, ist bereits durch die Verfügung vom 14. Februar 1874, Ziffer 3 (Samml. Bd. II, S. 251) anerkannt. 7) Nach § 12 des Tarifs „begründet die Hin­ terlegung der über ein Vertragsverhältniß errich­ teten Privaturkunde bei dem Notar die nämliche Gebühr, welche für die Aufnahme der Urkunde durch den Notar zu entrichten gewesen wäre." Es ist nach der unzweideutigen Vorschrift des § 12 unstatthaft, daneben noch eine besondere Gebühr für den Hinterlegungsakt selbst aus Grund des § 6 Ziffer 1 des Tarifs in Ansatz zu bringen.

1882 (6. Juni — 9. Juni)

186

8) Für die Aufbewahrung von Werthpapieren zann weder die Gebühr des $ 11, noch eine andere tarifmäßige Vergütung berechnet werden, weil diese dem Notariatsamt an sich fremde Thätigkeit im Tarif überhaupt nicht vorgesehen ist. Für den Fall, daß der Notar sich derselben außeramtlich im Auftrage der Parteien unterzieht, bleibt zwar die Festsetzung der Entschädigung für Mühewaltung und Risiko der freien Vereinbarung überlassen; es ergiebt sich aber für den Notar aus der Rücksicht auf die Würde seiner Stellung und aus das In­ teresse seiner Auftraggeber gleichermaßen die Ver­ pflichtung, höhere Gebühren als die bei der Reichsbank und anderen sicheren Bankinstituten geltenden Sätze wenigstens nur nach vorheriger Belehrung der Parteien über die letzteren in An­ spruch zu nehmen. Bei der Reichsbank beträgt nach den jetzt in

Geltung stehenden Bedingungen das Lagergeld je nach Umfang und Gewicht der Depositen 10, beziehungsweise 20, beziehungsweise 30 Mark für das Jahr, gegen dessen Entrichtung die Reichs­ bank bis zum Betrage von 5000 Mark haftet; außerdem ist für jedes Tausend des über Fünf­ tausend Mark hinaus deklarirten Mehrwerths ein Viertel Mark für das Jahr zu zahlen. Indem ich sämmtlichen Notaren die Beachtltng vorstehender Grundsätze zur Pslicht mache, muß ich zugleich wiederholt hervorheben, das; der No­ tariatstarif vom 26. Dezember 1873, wie über­ haupt alle Tarifgesetze, streng auszulegen ist und jede analogische Anwendung seiner Bestimmungen auf Verrichtung ähnlicher Art, wie jede, nicht durch eine ausdrückliche Gesetzesvorschrift sanktio nirte Kumulirung von Gebührensätzen grundsätz­ lich ausschließt.

9. Juni 1882.

Srkanntmachung des Ministeriums, betreffend die Anweisung für das verfahren der Aerzte bei gerichtlichen Leichenöffnungen. A. Bl. S. 92.

Um das Verfahren der Aerzte bei gerichtlichen Leichenöffnungen (Obduktionen, §§ 87—91 der Str.-P.-O.) behufs Erzielung eines möglichst zweck­ entsprechenden und gleichntäßigen Vollzugs näher zu regeln, wird die anliegende Anweisung erlassen. Die in den 88 1—4, 6—13, 14 Abs. 1, 27—31

dieser Anweisung enthaltenen Anordnungen sind als bindend anzusehen; im Interesse einer gedeihlichen Strafrechtspflege und der wünschenswerthen Gleich­ mäßigkeit des Verfahrens muß aber den betheiligten Aerzten auch die möglichst genaue Befolgung der übrigen Bestimmungen empfohlen werden.

Anweisung für das Verfahren der Aerzte bei gerichtlichen Leichenöffnungen.

Inhaklsverzeichniß. I. Allgemeine B e st i m m unge n. $

1.

$ 8 8

2. 3. 4.

8 8 8 8

5. 6. 7. 8.

II.

Verfahren b e i der Leichenöffnung.

8 9. 8 10. 8 8 8 §

Begriff der Leichenöffnung. Die Aerzte und ihre Pflichten. Gerichtsarzt, zweiter Arzt. Zeit der Leichenöffnung. Behandlung von Leichen, welche in Fäul ni6 übergegangen. Instrumente. Lokal und Beleuchtung. Gefrorene Leichen. Transport der Leichen.

11. 12. 13. 14.

§ 15.

Richterlicher Zweck der Leichenöffnung. Pflichten der Aerzte in Bezug auf die Ermit­ telung besonderer Umstünde des Falles. Mikroskopische Untersuchungen. Leichenöffnung. Aeußere Besichtigung. Innere Besichtigung. Allgemeine Bestim mungcn. Kopfhöhle.

8 8 8

16. 17. 18. IN.

8 19. 8 20. 8 21.

8 22. 8 23. 8 24. 8 25. 8 26.

Gesicht, Ohrspeicheldrüse und Gehörorgan. Wirbelsäule und Rückenmark. als, Brust- uud Bauchhöhle. Allgeineiue Bestimmuugen. Brusthöhle. Hals. Bauchhöhle (Milz. Nieren. Beckeuor^ane. Magen und Zwölffingerdarm. Leber. Dünn- und Dickdarm). Vergiftungsfälle. Neugeborene. Ermittelung der Reife uud der Entwicklungszeit. Ermittelung stattgehabter Athmung. Sonstige Untersuchungen. Schließung der geöffneten Leiche.

III. Absa s s u n g des Lei ch e n ö s f n u ngs Protokolls und des S ch l u ß g u t achtens (Obduktionsbcrichts).

8 8 8 8 8

27. 28. 29. 30. 31.

Aufnahme des Leichenöffnungs-Protokolls. Einrichtung nnd Fassung des Protokolls. Vorläufiges Gutachten. Zusätzliche Erklärungen über Werkz euge. Schlußgutachten (Obduktionsbericht).

1882 (9. Juni)

l Allgemeine Bestimmungen. 8 1. Tie gerichtliche Untersuchung einer mensch­ lichen Leiche mit Feststellung des inneren und äußeren Befundes (Leichenöffnung im Sinne des 8 87 der Str.-P.-O., Obduktion» ist im Beisein des Richters von 2 Aerzten vorzunehmen, unter welchen sich ein Gerichtsarzt befinden muß. Die Aerzte haben die Pflichten gerichtlicher Sachverständiger. Wenn über die technische Ausführung der Leichenöffnung Zweifel entstehen, so entscheidet der Gerichtsarzt vorbehaltlich der Befugniß des anderen Arztes seine abweichende Ansicht zu Pro­ tokoll zu geben. 2. Sind zu der Leichenöffnung zwei Gerichts­ ärzte zugezogen, so werden die in dieser Anweisung dem Gerichtsarzte zugewiesenen Obliegenheiten von dem Kreisärzte und, wenn diese Eigenschaft keinem oder beiden Aerzten beiwohnt, von dem den Lebensjahren nach älteren, die des zweiten Arztes von dem Kantonalarzte, beziehungsweise jüngeren Arzte wahrgenommen. 3. Leichenöffnungen dürfen in der Regel nicht vor Ablauf von 24 Stunden nach dem Tode vor­ genommen werden. 4. Wegen vorhatldener Fäulnis; dürfen Leichen­ öffnungen in der Regel nicht unterlassen mit) von den gerichtlichen Aerzten nicht abgelehnt werden. Denn selbst bei einem hohen Grade der Fäulnis; können Abnormitäten und Verletzungen der Knochen noch ermittelt, manche, die noch zweifel­ haft gebliebene Identität der Leiche betreffende Momente, z. B. Farbe und Beschaffenheit der Haare, Mangel von Gliedmaßen u. s. w., festge­ stellt, eingedrungene fremde Körper ausgefunden, Schwangerschaften entdeckt und Vergiftungen noch nachgewiescn werden. Es haben deshalb auch die Aerzte, wenn es sich zur Ermittelung derartiger Momente um die Wiederausgrabung einer Leiche handelt, für dieselbe zu stimmen, ohne Rücksicht auf die seit dem Tode verstrichene Zeit. 5. Die Gerichtsärzte haben dafür zu sorgen, das; zur Verrichtung der ihnen obliegenden Leichen­ öffnungen folgende Sektions Instrumente in guter Beschaffenheit zur Stelle sind: 4 bis 6 Skalpelle, davon zwei feinere mit

1 2 2 2 2

gerader und 2 stärkere mit bauchiger Schneide, Scheermesser, starke Knorpelmesser, Pincetten, Doppelhaken, Scheeren, eine stärkere, deren einer Arm

1 1 1 1

stumpf, der andere spitzig ist, und eine feinere, deren einer Arm geknöpft, der andere spitzig ist, Darmscheere, Tubulus mit drehbarem Verschluß, grobe uud 2 feine Sonden, Säge,

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Meißel und 1 Schlägel, Knochenscheere, krumme Nadeln von verschiedener Größe, Tasterzirkel, Meterstab mit Eintheilung in Ccntimeter und Millimeter, 1 Mensurir-Gefäß mit Eintheilung in 100, 50, 25 Kubik-Centimeter, 1 Waage mit Gewichtstücken bis zu 10 Pfund, 1 gute Lupe, blaues uud rothes Reagenzpapier. Die schneidenden Instrumente müssen voll­ ständig scharf sein. 6. Behufs der Leichenöffnung ist für Beschaffung eines hinreichend geräumigen und Hellen Lokals, angemessene Lagerung der Leiche und Entfernung störender Umgebungen möglichst zu sorgen. Leichen­ öffnungen bei künstlichem Licht sind, einzelne, keinen Aufschub gestattende Fälle ausgenommen, unzu­ lässig. Eine solche Ausnahme ist im Protokoll (§ 27) unter Anführung der Gründe ausdrücklich zu erwähnen. 7. Ist die Leiche gefroren, so ist sie in ein ge­ heiztes Lokal zu bringen, und es ist mit der Leichen­ öffnung zu warten, bis die Leiche genügend auf­ gethaut ist. Die Anwendung von warmem Wasser oder von anderen warmen Gegenständen znr Beschleunigung des Austhauens ist unzulässig. 8. Bei allen mit der Leiche vorzunehmenden Bewegungen, namentlich bei dem Transport der­ selben von einer Stelle zur andern, ist thunlichst darauf zu achten, daß kein zu starker Druck auf einzelne Theile ausgeübt, und daß die Horizon­

1 1 6 1 1

tallage der größeren Höhlen nicht erheblich ver­

ändert werde.

II. Verfahren bei der Leichenöffnung. 9. Beim Erheben der Leichenbefunde müssen die Aerzte überall den richterlichen Zweck der Leichenuntersuchung im Auge behalten, und Alles, was diesem Zweck dient, mit Geuauigkeit und Vollständigkeit untersuchen. Alle erheblichen Befunde müssen, bevor sie in das Protokoll ausgenommen, dem Richter von den

Aerzten vorgezeigt werden. 10. Die Aerzte sind verpflichtet, in den Füllen, in denen ihnen dies erforderlich erscheint, den Richter rechtzeitig zu ersuchen, daß vor der Leichenöffnung der Ort, wo die Leiche gefunden worden, in Au­ genschein genommen, die Lage, in welcher sie ge­ funden, ermittelt, und ihnen Gelegenheit gegeben werde, die Kleidungsstücke, welche der Verstorbene bei seinem Auffindcn getragen, zu besichtigen. In der Regel wird es indeß genügen, daß sie ein hierauf gerichtetes Ersuchen des Richters abwarten. Sie sind verpflichtet, auch über andere, für die Leichenöffnung und das abzutegende Gutachten erhebliche, etwa schon ermittelte Umstände sich von dem Richter Aufschluß zu erbitten.

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11. In allen Fällen, in denen cs zur schnel­ len und sicheren Entscheidung eines zweiselhaften Befundes, z. B. zur Unterscheidung von Blut und von blos gesärbten (hämatinhaltigen) Flüssigkeiten, erforderlich ist, eine mikroskopische Untersuchung vorzunehmen, ist diese wenn thunlich sofort bei der Leichenöffnung 511 veranstalten. Wenn die äußeren Umstände dies unmöglich machen, oder schwierigere mikroskopische Unter­ suchungen, z. B. von Gewebstheilen der Leiche, nöthig sind, welche sich nicht sofort ausführen lassen, so sind die betreffenden Theile zurückzu­ legen, unter gerichtliche Obhut zu nehmen und so schnell als möglich einer nachträglichen Unter­ suchung zu unterwerfen. In dem darüber zu erstattenden Berichte ist die Zeit, zu welcher diese nachträgliche Unter­ suchung vorgenommen wurde, genau anzugeben. 12. Die Leichenöffnung zerfällt in zwei Haupt­ theile : A. Aeußere Besichtigung (Inspektion), B. Innere Besichtigung (Lektion). 13. Bei der äußeren Besichtigung ist die äußere Beschaffenheit des Körpers im Allge meitien und die seiner einzelnen Abschnitte zu untersuchen. Demgemäß sind, betreffend den Körper im Allgemei n e n, soweit die Besichtigung solches ermöglicht, zu ermitteln und auzugeben: 1) Alter, Geschlecht, Größe, Körperbau, allge meiner Ernährungszustand, etwa vorhandene Krankheitsresiduen, z. B. sogenannte Fußgeschwüre, besondere Abnorinitüten (z. B. Mäler, Narben, Tütowirungen, Ueberzahl oder Mangel an Glied­ maßen), 2) die Zeichen des Todes und die der etwa schon eingetretenen Verwesung. Zu diesem Behufe müssen, nachdem etwaige Besudelungen der Leiche mit Blut, Koth, Schmutz und dergleichen durch Abwaschen beseitigt worden, ermittelt werden: die vorhandene oder nicht vor­ handene Leichenstarre, die allgemeine Hautfarbe der Leiche, die Art und die Grade der etwaigen Färbungen und Verfärbungen einzelner Theile derselben durch die Verwesung, sowie die Farbe, Lage und Ausdehnung der Todtenstecke, welche einzuschneiden, genau zu untersuchen und zu be­ schreiben sind, um eine Verwechselung derselben mit Blutaustretungen zu vermeiden. Betreffend die einzelnen Theile ist Fol­ gendes festzustellen: 1) Bei Leichen unbekannter Personen die Farbe und sonstige Beschaffenheit der Haare (Kops und Bart), sowie die Farbe der Augen, 2) das etwaige Vorhandensein von fremden Gegenständen in den natürlichen Oeffnungen des Kopfes, die Beschaffenheit der Zahnreihen und die Beschaffenheit und Lage der Zunge. 3) Demnächst sind zu untersuchen: der Hals, dann die Brust, der Unterleib, die Rückenfläche,

der After, die äußeren Geschlcchtstheilc und end­ lich die Glieder. Findet sich an irgend einem Theile eine Ver­ letzung, so ist ihre Gestalt, ihre Lage und Rich­ tung mit Beziehung auf feste Punkte des Kör­ pers, ferner ihre Länge und Breite in Metermaß anzugeben. Das Sondiren von Trennungen des Zusammenhanges ist bei der äußeren Besichtigung in der Regel zu vermeiden, da sich die Tiefe derselben bei der inneren Besichtigung des Kör­ pers und der verletzten Stellen ergießt. Halten die Aerzte die Einführung der Sonde für erfor­ derlich, so ist dieselbe mit Vorsicht zu bewirken, und haben sie die Gründe für ihr Verfahren im Protokoll (§ 27) besonders anzugeben. Bei vorgefundenen Wunden ist ferner die Be­ schaffenheit ihrer Ränder und Umgebungen sestzustellen, und nach erfolgter Untersuchung und Beschreibung der Wunde in ihrem ursprünglichen Zustande dieselbe zu erweitern, um die innere Beschaffenheit ihrer Ränder und ihres Grundes zu prüfen. Bei Verletzungen und Beschädigungen der Leiche, die unzweifelhaft einen nicht mit deut Tode im Zusammenhang stehenden Ursprung haben, z. B. bei Merkmalen von Rettungsversuchen, Zerna­ gungen von Thieren und dergleichen, genügt eine suutmarische Beschreibung dieser Befunde. 14. Behufs der inneren Besichtign« g sind die drei Haupthöhlen des Körpers: Kops-, B r 11 st - und Bauchhöhle zu öffnen. In allen Fällen, in welchen von der Oeffnnng der Wirbelsäule oder einzelner Gelenkhöhlen irgend erhebliche Befunde erwartet werden ton 111'11, ist dieselbe nicht zu unterlassen. Besteht ein bestimmter Verdacht in Bezug auf die Ursache des Todes, so ist mit derjenigen Höhle zu beginnen, in welcher sich die hauptsächlichen Veränderungen vermuthen lassen; andernfalls ist zuerst die Kopf-, dann die Brust- und zuletzt die Bauchhöhle zu öffnen. * In jeder der genannten Höhlen sind zuerst die Lage der in ihr befindlichen Organe, sodann die Farbe und Beschaffenheit der Oberflächen, ferner ein etwa vorhandener ungehöriger Inhalt, na­ mentlich fremde Körper, Gas, Flüssigkeiten oder Gerinsel und zwar in den letzteren beiden Fällen nach Maß, beziehungsweise Gewicht zu bestimmen, und endlich ist jedes einzelne Organ äußerlich und innerlich zu untersuchen. 15. Die Oefsnung der Kops höh le geschieht, wenn nicht etwa Verletzungen, die soviel als möglich mit dem Messer umgangen werden müs­ sen, ein anderes Verfahren gebieten, mittelst eines von einem Ohr zum andern mitten über den Scheitel hin geführten Schnittes, worauf zunächst die weichen Kopsbedeckungeu nach vorn und hinten abgezogen werden. * Wegen der Weugebornen s. 88 23—24.

1882 (9. Juni) Nachdem alsdann die Beschaffenheit der Weich­ theile und die Oberfläche der knöchernen Schädeldecke geprüft worden, wird letztere durch einen Sägen-Kreisschnitt getrennt, abgenommcn, und

sowohl die Schnittfläche und die Innenfläche als auch die sonstige Beschaffenheit des Schädeldaches festgestellt. Hierauf wird die äußere Oberfläche der harten Hirnhaut untersucht, der obere lange Blutleiter geöffnet und sein Inhalt bestimmt, sodann die harte Hirnhaut zuerst auf einer Seite getrennt, zurückgeschlageu und sowohl die innere Oberfläche derselben, als auch die Beschaffenheit der vorlie­ genden Abschnitte der weichen Hirnhaut untersucht. Nachdem dasselbe auch auf der anderen Seite geschehen ist, wird das Gehirn kunstgerecht her­ ausgenommen, wobei sofort auf die Anwesenheit eines ungehörigen Inhalts am Schüdelgrunde zu achten und die Beschaffenheit sowohl der harten als auch der weichen Hirnhaut am Gründe und an den Seitentheilen zu ermitteln, auch das Ver­ halten der größeren Arterien festzustellen ist.

Nachdem auch die queren und, falls ein Grund dazu vorliegt, die übrigen Blutlciter geöffnet sind, und ihr Inhalt bestimmt worden ist, wird die Größe und Gestalt des Gehirns ermittelt, und endlich durch eine Reihe geordneter Schnitte die Untersuchung der einzelnen Hirntheilc, namentlich der Großhirnhemisphären, der großen Ganglien (Seh- und Streifenhügel), der Bierhügel, des Kleinhirns, des Gehirnknotens und des vertäu gerten Markes vorgenonunen, wobei namentlich die Farbe, die Füllung der Gesäße, die Konsi­ stenz und die Struktur festzustellen sind. Außerdem ist stets der Zustand des Gewebes und der Gefäße an der oberen Gesüßplatte ;velum chorioides) zn ermitteln. Die Ausdehnung und der Inhalt der einzelnen Hirnhöhlen, sowie die Beschaffenheit und die Ge­ säßsülle der verschiedenen Adergeflechte sind bei den einzelnen Abschnitten besonders ins Auge zn fassen, auch das Vorhandensein etwaiger Blutgerinsel außerhalb der Gesäße zn ermitteln. Den Schluß macht die Untersuchung der Kno­ chen des Grundes und der Seitentheile des Schä­ dels, welcher stets eine Entfernung der harten

Hirnhaut voraufgehen muß.

16. Wo es nöthig wird, die Oeffnung der in ueren Theile des Gesichts, die Untersuchung der Ohrspeicheldrüse oder des Gehörorgans vorznuehmen, da ist in der Regel der über den Kops geführte Schnitt hinter dem Ohre bis zum Halse zu verlängern, und von hier aus die Haut nach vorne hin abzuprüpariren, um dieselbe zu schonen. Bei diesen Untersuchungen ist stets besondere Aufmerksamkeit auf den Zustand der größeren Ar­

terien und Venen zu richten.

17. Die Oesfnung der Wirbelsäule (§ 14 Abs. 2j erfolgt in der Regel von der Rückseite her. Es wird zunächst die Haut und das Unter­

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hautfett gerade über den Dornfortsätzcn durch­ schnitten ; sodann wird zu den Seiten der letzteren und der Bogenstücke die Muskulatur abpräpirt. Dabei ist auf Blutaustretungen, Zerreißungen und sonstige Veränderungen, namentlich auf Brüche der Knochen, sorgfältig zu achten. Sodann wird mittelst des Meißels, oder wo eine solche vorhanden ist mit einer Wirbelsäge (Rhachitom) der Länge nach aus allen Wirbeln der Dornfortsatz mit dem nächst anstoßenden Theile des Bogenstücks abgetrennt und herausgenommen. Nachdem die äußere Fläche der nun vorliegenden harten Haut geprüft ist, wird letztere durch einen Längsschnitt vorsichtig geöffnet und dabei sofort ein etwaiger ungehöriger Inhalt, namentlich Flüssigkeit oder ausgetretenes Blut, festgestellt; auch Farbe, Aussehen und sonstige Beschaffenheit des hinteren Abschnittes der weichen Haut und durch sanftes Herübergleiten des Fingers über das Rückenmark der Grad des Widerstandes des­ selben ermittelt. Nächstdem werden jederseits durch einen Längs­ schnitt die Nervenwurzeln durchschnitten, das Rückenmark an seinem unteren Ende vorsichtig mit der Hand herausgehoben, auch die vorderen Verbindungen nach und nach getrennt und endlich das obere Ende aus dem großeu Hinterhaupts loche hervorgezogen. Bei allen diesen Thätigkeiten ist besonders darauf zu achten, daß das Rückenmark weder ge­ drückt, noch geknickt wird. Ist es herausgenommen,

so wird zunächst die Beschaffenheit der weichen Hant an der Vorderseite geprüft, nästchdem die Größe und Farbe des Rückenmarkes nach der äußeren Erscheinung angegeben, und endlich durch eine größere Reihe von Ouerschnitlen, die mit einem ganz scharfen und dünnen Messer zu führen sind, die innere Beschaffenheit des Rückenmarkes und zwar sowohl der weißen Stränge als der grauen Substanz dargelegt. Schließlich wird die harte Haut vou den Wirbelkörperu entfernt, und nachgesehen, ob hier Blutergüsse und Verletzungen oder Veränderungen der Knochen oder der Zwi scheuwirbelscheiben aufzufinden sind. 18. Die Oeffnung des Halses, der Bru st­ und B a u ch h ö h l e wird in der Regel eingeleitet durch eilten einzigen langen, vom Kinn bis zur Schambeinfuge und zwar links vom Nabel geführten Schnitt. In den gewöhnlichen Fällen ist derselbe am Unterleibe sogleich bis in die Bauchhöhle zu führen, so jedoch, daß jede Verletzung der Organe derselben vermieden wird. Dies geschieht am besten in der Art, daß zuerst nur ein ganz kleiner Einschnitt in das Bauchfell gemacht wird. Bei dem Eiuschneiden ist darauf zu achten, ob Gas oder Flüssigkeit austritt. Es wird dann zuerst ein, sodann noch ein Finger eingeführt, vermittelst derselben die Bauchdecke von den Eingeweiden ab­ gezogen, und zwischen beiden Fingern der weitere Schnitt durch das Bauchfell geführt.

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Dabei ist sofort die Lage, die Farbe und das sonstige Aussehen der vorliegenden Eingeweide, sowie ein etwa vorhandener ungehöriger Inhalt angugeben, auch durch Zufühlen mit der Hand der Stand des Zwergfells zu bestimmen. Die Untersuchung der Organe der Bauchhöhle wird nur in dem Falle sofort angeschlossen, wo eine besondere Vermuthung besteht, es sei die Todesursache in der Bauchhöhle wirksam gewesen (§ 14). Für gewöhnlich hat die Untersuchung der Brusthöhle der weiteren Erforschung der Bauch­ höhle vorauszugehen. 19. Für die Oeffnung der Brusthöhle ist es erforderlich, daß zunächst die Weichtheile der Brust bis über die Ansatzstellen der Rippenknorpel an die Rippen hinaus abpräparirt werden. Nächstdem werden die Rippenknorpel, und zwar um wenige Millimeter nach innen von ihren Ansatzstellen an die Rippen, mit einem starken Messer durchschnitten. Dasselbe ist so zu führen, daß das Eindringen der Spitze in die Lunge oder das Herz vermieden wird. Bei Verknöcherung der Knorpel ist cs vorzu­ ziehen, die Rippen selbst etwas nach außen von den Ansatzstellen der Knorpel mit einer Säge oder einer Knochenscheere zu trennen. Sodann wird jederseits das Schlüsselbeingelenk vom Handgriffe des Brustbeins durch halbmond­ förmig geführte vertikale Schnitte getrennt, und die Verbindung der ersten Rippe, sei es im Knorpel, sei es in der Verknöcherung, mit Messer oder Knochenscheere gelöst, wobei die größte Vor­ sicht zur Vermeidung einer Verletzung der dicht darunter gelegenen Gefäße anzuwendcn ist. Als­ dann wird das Zwerchfell, soweit cs zwischen den Endpunkten der genannten Schnittlinien angehestet ist, dicht an den falschen Knorpeln und dem Schwertfortsatz abgetrcnnt, das Brustbein nach auswärts geschlagen und das Mitteljell mit sorg­ samer Vermeidung jeder Verletzung des Herzbeutels

terem ist Größe, Füllung der Kranzgefäße und der einzelnen Abschnitte (Borhöfe und Kammern), Farbe und Konsistenz (Leichenstarre) zu bestimmen, bevor irgend ein Schnitt in das Herz gemacht oder gar dasselbe aus dem Körper entfernt wird. Sodann ist, während das Herz noch in seinen! natürlichen Zusammenhänge sich befindet, jede Kammer und jeder Vorhof einzeln zu öffnen, und der Inhalt jedes einzelnen Abschnittes nach Menge, Gerinnungszustand und Aussehen zu be­ stimmen, auch die Weite der Atrioventrikular­ klappen durch Einführung zweier Finger vom Vorhof aus zu erproben. Alsdann wird das Herz herausgeschnitten, der Zustand der arteriellen Mündungen zuerst durch Eingießen von Wasser, sodann durch Ausschneiden geprüft, und endlich die Beschaffenheit des Herzfleisches nach Farbe

und Aussehen genauer festgestellt. Entsteht die Vermuthung, daß Veränderungen des Muskelge­ webes, z. B. Fettentactung desselben, in größerer Ausdehnung vorhanden seien, so ist jedesmal eine mikroskopische Untersuchung zu veranstalten. An die Untersuchung des Herzens schließt sich die der größeren Gefäße, mit einziger Ausnahme der absteigenden Aorta, welche erst nach den Lungen zu prüfen ist. Die genauere Untersuchung der Lungen setzt die Herausnahme derselben aus der Brusthöhle

ein etwaiger ungehöriger Inhalt derselben nach Maß und Beschaffenheit, sowie der Ausdehnungs­ zustand und das Aussehen der vorliegenden Lun-

voraus. Dabei ist jedoch mit großer Vorsicht zu verjähren, um jede Zerreißung oder Zerdrücknng des Gewebes zu vernieiden. Sind ausgedehntere, namentlich ältere Verwachsungen vorhanden, so sind dieselben nicht zu trennen, sondern es ist an dieser Stelle das Rippenbrnstfell mit zn entfernen. Nachdem die Lungen hcransgenommen sind, würd noch einmal sorgsam ihre Oberfläche betrachtet, um namentlich frischere Veränderungen, z. B. die Anfänge entzündlicher Ausschwitzung, nicht zu übersehen; sodann werden Lustgehalt, Farbe und Konsistenz der einzelnen Lungenabschnitte ange­ geben ; endlich große glatte Einschnitte gemacht, und die Beschaffenheit der Schnittflächen, der Luft-, Blut- und Flüssigkeitsgehalt, der etwaige feste Inhalt der Lungenbläschen, der Zustand der Bronchien und Lungenartericn, letzterer namentlich mit Rücksicht auf eingetretene Verstopfungen u. s.

gentheile festgestellt. Hat bei der Entfernung des Brustbeins eine Verletzung von Gefäßen stattge­

w. festgestellt. Zn diesem Zwecke sind die Luftwege und die größeren Lungengefäße mit der Schcere

sunden, so ist sofort eine Unterbindung oder we­ nigstens ein Abschluß derselben durch einen Schwamm vorzunehmen, damit das ausfließende Blut nicht in die Brustfellsäcke trete und später das Urtheil störe. Die Zustände des Mittelfclles, insbesondere das Verhalten der darin vorhan­ denen Brust- oder Thymusdrüse, sowie die äußere Beschaffenheit der großen, außerhalb des Herz­ beutels gelegenen Gefäße, welche jedoch noch nicht

aufzuschneiden und in ihren feineren Verästelungen

uni) der großen Gesäße durchschnitten. Nachdem das Brustbein entfernt ist, wird zu­ nächst der Zustand der Brustselljäcke, namentlich

zu öffnen sind, werden schon hier festgestellt. Nächstdem wird der Herzbeutel geöffnet und untersucht, und das Herz selbst geprüft. Bei letz­

zn verfolgen. Wo der Verdacht vorliegt, daß fremde Massen in die Luftwege hineingelangt sind, und wo Stoffe in den Luftwegen gefunden werden, deren Natur durch die groben Merkmale derselben nicht sicher angezeigt wird, da ist eine mikroskopische Unter­

suchung zu veranstalten. 20. Die Untersuchung des Halses kann je nach der Eigenthümlichkeit des Falles vor oder nach der Oeffnung der Brust oder der Herausnahme der Lungen veranstaltet werden. Auch ist cs den

1882 (9. Juni) Aerzten anheimgcgeben, die Untersuchung des Kehl­ kopses und der Luftröhre von derjenigen der übrigen Theile zu trennen, wenn derselben eine besondere Wichtigkeit beizulegen ist, wie es z. B.

bei Ertrunkenen oder Erhängten der Fall ist. In der Regel empfiehlt es sich, zunächst die großen Gefäße und die Nervenstämmc zu unter­ suchen, nächstdem den Kehlkopf und die Luftröhre durch einen Schnitt von vornher zu öffnen und den Inhalt derselben zu prüfen. Wo letzterer Betrachtung ein größerer Werth beizulegen ist, da ist dieselbe vor Herausnahme der Lungen anzu­ stellen, und dabei zugleich ein vorsichtiger Druck auf die Lungen auszuüben, um zu sehen, ob und welche Flüssigkeiten u. s. w. dabei in die Luftröhre anssteigen. Es wird alsdann der Kehlkopf im Zusammen­ hänge mit der Zunge, dem Gaumensegel, dem Schlunde und der Speiseröhre herausgenommen, die einzelnen Theile werden vollständig ausge­ schnitten, und ihre Zustände, namentlich auch die der zugehörigen Schleimhäute, festgestellt. Es siud dabei die Schilddrüse, die Mandeln, die Speichel­ drüsen und die Lymphdrüsen des Halses zu be­ achten. Wo Berletzungen des Kehlkopfes oder der Luft­ röhre stattgefunden haben, oder wichtige Verände­ rungen derselben vermuthet werden, da ist jedesmal die Oeffnung der Luftwege erst nach der Her­ ausnahme derselben und zwar von der hinteren Seite her vorzunchmen. Wo bei Erhängten oder bei Verdacht des Erwiirgungstodes eine Oeffnung bev Carotidcn vor­ genommen wird, um zu ermitteln, ob die inneren Häute derselben verletzt sind oder nicht, da ist diese Untersuchung zu veranstalten, während die Gefäße sich noch in ihrer natürlichen Lage be­ finden. Schließlich ist der Zustand der Halswirbelsäule und der tiefen Muskulatur zu berücksichtigen. 21. Die weitere erforderliche Untersuchung der Bauchhöhle und ihrer Organe (§ 18- geschieht stets in einer solchen Reihenfolge, das; durch die Herausnahme des einen Organs die genauere Er­ forschung seiner Verbindungen mit einem andern nicht beeinträchtigt wird. So hat die Untersuchung des Zwölffingerdarms und des Gallengangs der Herausnahme der Leber voranzngehcn. In der Regel empfiehlt sich folgende Reihenfolge: 1. Retz, 2. Milz, 3. Nieren und Nebennieren, 4. Harn­ blase, 5. Geschlechtstheile (beim Mann Vorsteher­ drüse und Samenbläschen, Hoden, Ruthe mit der Harnröhre; beim Weibe Eierstocke, Trompeten, Gebärmutter und Scheide), 6. Mastdarm, 7. Zwölf­ fingerdarm und Magen, 8. Gallengang, 9. Leber, 10. Bauchspeicheldrüse, 11. Gekröse, 12. Dünndarm, 13. Dickdarm, 14. die großen Blutgefäße vor der Wirbelsäule, deren Blutgehalt zu prüfen und sestzustellen ist. Die Milz wird jedesmal in Bezug auf Länge,

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Breite und Dicke und zwar in liegender Stellung nicht in der Hand und ohne daß der Maßstab angedrückt wird, gemessen, sodann der Länge nach und, falls sich veränderte Stellen zeigen, in mehreren Richtungen durchschnitten. Jedesmal ist eine Beschreibung ihres Blutgehaltes zu geben. Jede der beiden Nieren wird in der Art her­ ausgenommen, daß ein vertikaler Längsschnitt durch das Bauchfell nach außen hinter dem anfodcr absteigenden Dickdarm gemacht, letzterer zu­ rückgeschoben und die Niere ausgelöst wird. Als­ dann wird zunächst durch einen über den konvexen Rand geführten Längsschnitt die Kapsel einge­ schnitten und langsam abgezogen, die freigelegte Oberfläche der Niere in Bezug auf Größe, Gestalt, Farbe, Blutgehalt, etwaige krankhafte Zustände beschrieben. Dann wird ein Längsschnitt durch die

ganze Niere bis zum Becken derselben geführt, die Schnittfläche in Wasser abgespült und beschrie­ ben, wobei Mark und Rindensubstanz, Gefäße und Parenchym zu unterscheiden sind. Die Beckenorgane (Harnblase, Mastdarm und die damit im Zusammenhänge stehenden Geschlechts­ apparate) werden, nachdem die Harnblase in ihrer natürlichen Lage geöffnet und ihr Inhalt bestimmt worden ist, am besten im Zusammenhänge her­ ausgeschnitten und dann erst der weiteren Unter­ suchung unterzogen, bei welcher der Geschlechts­ apparat zuletzt zur Betrachtung und Oeffnung gelangt. Dabei hat die Oeffnung der Scheide der­ jenigen der Gebärmutter vorherzugehen. Bei Wöchnerinnen ist den venösen und lymphatischen Gefäßen sowohl an der inneren Oberfläche der Gebärmutter als auch in der Wand nnd in den Anhängen besondere Aufmerksamkeit zu schenken, namentlich die Weite und der Inhalt derselben festzustellcn. Magen nnd Zwölffingerdarm werden, nachdem ihr Zustand äußerlich ermittelt worden ist, in ihrer natürlichen Lage, und zwar der Zwölffinger­ darm an seiner vordern Seite, der Magen an der großen Krümmung mit einer Schecre abgeschnitten nnd erst nach genauer Prüfung ihres Inhalts, sowie der Durchgängigkeit nnd des etwaigen Inhalts der Mündung des Gattenganges, behuss weiterer Prüfung heransgeschnitten. Die Leber wird zuerst äußerlich in ihrer natür­ lichen Lage beschrieben und nachdem gegebenen Falls die Untersuchung ihrer Ansführungsgäuge stattgefunden, herausgeschnitten. Durch lange, quer durch das Organ gelegte glatte Schnitte wird der Blutgehalt und das Verhalten des Parenchyms sestgestellt. Bei der Beschreibung ist stets eine kurze Mittheilung über das allgemeine Verhalten der Leberläppchen, namentlich über das Verhalten der inneren und äußeren Abschnitte derselben zu

geben. Der Dünn- und Dickdarm werden, nachdem ihre einzelnen Abschnitte äußerlich in Bezug auf Ausdehnung, Farbe und sonstiges Aussehen ge-

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prüft worden sind, im Zusammenhänge und zwar in der Weise herausgenommen, daß mit einem Messer das Gekröse ganz dicht am Darin abgeschnittcn wird. Nach der Herausnahme wird der Darm mit einer Scheere an derjenigen Seite, wo sich das Gekröse ansetzt, aufgeschlitzt. Schon während des Aufschlitzens wird der Inhalt der einzelnen Abschnitte betrachtet und bestimmt. So­ dann wird das Ganze gereinigt und der Zustand der einzelnen Abschnitte und zwar im Dünndarm mit besonderer Rücksicht auf die Peyer'schen Drüsen-

hausen, die Solitärfollikel, die Zotten und Falten bestimmt. Mindestens in jedem Fall von Bauchfellent­ zündung ist der Wurmfortsatz genau zu unter­ suchen. 22. Bei Verdacht einer Vergiftung beginnt die innere Besichtigung mit der Bauchhöhle. Es ist dabei vor jedem weiteren Eingriff das äußere Aussehen der oberen Baucheingeweide, ihre Lage und Ausdehnung, die Füllung ihrer Gefäße und der etwaige Geruch zu ermitteln. In Bezug auf die Gefäße ist hier, wie an anderen wichtigen Organen, stets sestzustellen, ob es sich um Arterien oder Venen handelt, ob auch die kleineren Verzweigungen oder nur Stämme mit) Stämmchen bis zu einer gewissen Größe ge­ füllt sind, uno ob die Ausdehnung der Gefäß­ lichtung eine beträchtliche ist oder nicht. Alsdann werden um den untersten Theil der Speiseröhre dicht über dem Magenmunde, sowie um den Zwölffingerdarm unterhalb der Einmün­ dung des Gallengangcs doppelte Ligaturen gelegt und beide Organe zwischen denselben durchschnitten. Hierauf wird der Magen mit dem Zwölffingerdarm im Zusammenhänge herausgeschuitten, wobei jede Verletzung derselben sorgfältig zu vermeiden ist. Die Oeffnung geschieht in der im § 21 angegebenen

Weise. Es wird sofort der Inhalt nach Menge, Kon­ sistenz, Farbe, Zusammensetzung, Reaktion und Geruch bestimmt und in ein reines Gefäß von Porzellan oder Glas gethan. Sodann wird die Schleimhaut abgespült und ihre Dicke, Farbe, Oberfläche, Zusammenhang untersucht, wobei sowohl dem Zustande der Blut­ gefäße, als auch dem Gefüge der Schleimhaut besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden und jeder Hauptabschnitt für sich zu behandeln ist. Ganz besonders ist festzustellen, ob das vorhandene Blut innerhalb von Gefäßen enthalten oder aus den Gefäßen ausgetreten ist, ob es frisch oder durch Fäulniß oder Erweichung (Gährung) ver­ ändert und in diesem Zustande in benachbarte Gewebe eingedrungen (imbibirt) ist. Ist es aus­ getreten, so ist festzustellen, wo es liegt, ob aus der Oberfläche oder im Gewebe, ob es geronnen

ist oder nicht u. s. w. Endlich ist besondere Sorgfalt zu verwenden aus die Untersuchung des Zusammenhanges der

Oberfläche, namentlich darauf, ob Substanzverluste, Abschürfungen (Erosionen), Geschwüre vorhanden sind. Die Frage, ob gewisse Veränderungen mög­ licherweise durch den natürlichen Gang der Zer­ setzung nach dem Tode, namentlich unter Ein­ wirkung gährenden Mageninhalts, zu Staude gekommen sind, ist stets im Auge zu behalten. Nach Beendigung dieser Untersuchung werden der Magen und der Zwölffingerdarm in dasselbe Gefäß mit dem Mageninhalt (s. oben) gethan und dem Richter zur weiteren Veranlassung übergeben. In dasselbe Gefäß ist auch später die Speiseröhre, nachdem sie nahe am Halse unterbunden und über der Ligatur durchschnitten worden, nach vorgän­ giger anatomischer Untersuchung, sowie in dem Falle, daß wenig Mageninhalt vorhanden ist, der Inhalt des Leerdarms zu bringen. Endlich sind auch andere Substanzen und Organ­ theile, wie Blut, Harn, Stücke der Leber, der Nieren u. s. w. aus der Leiche zu entuehmeu und dem Richter abgesondert zur weiteren Ver­ anlassung zu übergeben. Der Harn ist für sich in einem Gefäße zu bewahren, Blut mir iu dem Falle, daß von einer spektralanalytischen Unter­ suchung ein besonderer Aufschluß erwartet werden kaun. "Alle übrigen Theile sind zusammen in ein Gefäß zu bringen. Jedes dieser Gefäße wird verschlossen, versiegelt und bezeichnet. Ergiebt die Betrachtung mit bloßem Auge, daß die Magenschleimhaut durch besondere Trübung und Schwellung ausgezeichnet ist, so ist jedesmal und zwar möglichst bald eine mikroskopische Untersuchung der Schleimhaut, namentlich mit Bezug auf das Verhalten der Labdrüsen, zu ver­ anstalten. Auch in den Fällen, wo sich im Mageninhalt verdächtige Körper, z. B. Bestandtheile von Blät­ tern oder sonstige Pflanzentheilc, Ueberreste von thierischer Nahrung finden, sind dieselben einer mikroskopischen Untersuchung zu unterwerfen. Bei Verdacht einer Trichinenvergistnng hat sich die mikroskopische Untersuchung zunächst mit dem Inhalt des Magens und des oberen Dünndarms zu beschäftigen, jedoch ist zugleich ein Theil der Muskulatur (Zwerchfell, Hals- und Brnstmuskelu) zur weiteren Prüfung zurückzulegen. 23. Bei den Leichenöffnungen Neug e b o r n e r sind außer den oben angeführten allgemeinen Vorschriften noch folgende besondere Punkte zu beachten: Es müssen erstens die Zeichen ermittelt werden, aus welchen auf die Reife und die Entwickelungs­ zeit des Kindes geschlossen werden kann. Dahin gehören: Länge und Gewicht des Kindes, Beschaffenheit der allgemeinen Bedeckungen und der Nabelschnur, Länge und Beschaffenheit der Kopfhaare, Größe der Fontanellen, Längen-, Quer- und Diagonal-Durchmesser des Kopfes, Beschaffenheit der Augen (Pupillarmembran),

1882 (9. Juni) der Nasen- und Ohrknorpel, Länge und Beschaf­ fenheit der Nägel, Querdurchmesser der Schultern und Hüsten, bei Knaben die Beschaffenheit des Hodensacks und die Lage der Hoden, bei Mädchen die Beschaffenheit der äußeren Geschlechtstheile. Endlich ist noch zu ermitteln, ob und in welcher Ausdehnung in der unteren Epiphyse des Ober­ schenkels ein Knochenkern vorhanden ist. Zu diesem Behufe wird das Kniegelenk durch einen unterhalb

der Kniescheibe verlaufenden Querschnitt geöffnet, die Extremität im Gelenke stark gebeugt und die Kniescheibe entfernt. Alsdann werden dünne Knorpelschichten so lange abgetragen, bis man auf den größten Quer-Durchmesser des etwa vor­ handenen Knochenkerns gelangt, welcher nach Millimetern zu messen ist. Ergiebt sich aus der Beschaffenheit der Frucht, daß dieselbe vor Vollendung der dreißigsten Woche geboren ist, so kann von der Leichenöffnung Ab­ stand genommen werden, wenn dieselbe nicht von dem Richter ausdrücklich gefordert wird. 24. Ist anzunehmen, daß das Kind nach der dreißigsten Woche geboren worden, so muß zweiteus untersucht werden, ob es in oder nach der Geburt geathmet hat. Es ist deshalb die Athcmprobe anzustellen und zu diesem Zweck in nachstehen­ der Reihenfolge vorzugehen: a) Schon nach Oeffnung der Bauchhöhle ist der Stand des Zwerchfells in Bezug aus die ent­ sprechende Rippe zu ermitteln, weshalb bei Neugebornen überall die Bauchhöhle zuerst und für sich, und dann erst die Brust- und Kopfhöhle zu öffnen sind. *

b) Vor Oeffnung der Brusthöhle ist die Luft­ röhre oberhalb des Brustbeins einfach zu unter­ binden. c) Demnächst ist die Brusthöhle zu öffnen, und die Ausdehnung und die von derselben abhängige Lage der Lungen (letztere namentlich in Beziehung zum Herzbeutel), sowie die Farbe und Konsistenz der Lungen zu ermitteln. d) Der Herzbeutel ist zu öffnen und sowohl sein Zustand, als die äußere Beschaffenheit des Herzens sestzustellen. c) Tie einzelnen Abschnitte des Herzens sind zu öffnen, ihr Inhalt ist zu bestimmen und ihr sonstiger Zustand sestzustellen. f) Der Kehlkopf und der Theil der Luftröhre oberhalb der Ligatur ist durch einen Längsschnitt zu öffnen und sein etwaiger Inhalt, sowie die Beschaffenheit seiner Wandungen sestzustellen. g) Tie Luftröhre ist oberhalb der Ligatur zu durchschneiden und in Verbindung mit den gesammten Brnstorganen herauszunehmen. h) Nach Beseitigung der Thymusdrüse Hub des Herzens ist die Lunge in einem geräumigen, mit

* Jedoch soll teiuesweg-i' die Seftion der Organe der Bauchhöhle vor der Oeffnung und Untersuchung der Brust­ höhle veranstaltet werden.

-p.

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reinem kalten Wasser gefüllten Gefäß auf ihre Schwimmfähigkeit zu prüfen. i) Der untere Theil der Luftröhre und ihre Verzweigungen sind zu öffnen und namentlich in Bezug auf ihren Inhalt zu untersuchen. k) In beide Lungen sind Einschnitte zu machen, wobei auf etwa wahrzunehmendes knisterndes Geräusch, sowie aus Menge und Beschaffenheit des bei gelindem Druck auf die Schnittflächen

hervorquellenden Blutes zu achten ist. l) Die Lungen sind auch unterhalb des Wasser­ spiegels einzuschneiden, um zu beobachten, ob Luft­ bläschen aus den Schnittflächen emporsteigen. m) Beide Lungen sind zunächst in ihre einzelnen Lappen, sodann noch in einzelne Stückchen zu zer­ schneiden und alle insgesammt auf ihre Schwimm­ fähigkeit zu prüfen. n) Der Schlund ist zu öffnen und sein Zustand festzustellen. Endlich ist o) falls sich der Verdacht ergiebt, daß die Lunge wegen Anfüllung ihrer Räume mit krankhaften (Hepatisation) oder fremden (Kindsschleim, Kinds­ pech) Stoffen Luft aufzunehmen nicht im Stande war, eine mikroskopische Untersuchung derselben

vorzunehmen. 2ö. Schließlich wird den Aerzten zur Pflicht ge­ macht, auch alle in dem Regulativ nicht namentlich aufgesührten Organe, falls sie an denselben Ver­ letzungen oder sonstige Regelwidrigkeiten finden,

zu untersuchen. 26. Der zugezogene zweite Arzt hat die Ver­ pflichtung, nach beendigter Leichenöffnung und nach der soweit als möglich crfolgien Beseitigung der Abgänge die kunstgerechte Schließung der geöffne­ ten Körperhöhlen zu bewirken.

III. Abfassung des Leichenöffnungs-Protokolls und des Schlußgutachtens (Obduktionsberichts). 27. Ueber alles, die Leichenöffnung Betreffende, wird an Ort und Stelle von dem Richter ein Protokoll anfgenommen (Leichenöffnungs-Pro­

tokoll). Der Gerichtsarzt hat dafür zu sorgen, daß der technische Befund in allen seinen Theilen, wie er von den Aerzten festgestellt worden, wörtlich in das Protokoll ausgenommen werde. Der Richter ist zu ersuchen, dies so geschehen zn lassen, daß die Beschreibung und der Besnnd jedes einzelnen Organs ausgezeichnet ist, bevor zur Untersuchung eines solgcnden geschritten wird. 28. Der den technischen Befund ergebende Theil des Leichenöffnungs-Protokolls muß von dem Ge­ richtsarzt deutlich, bestimnit und auch dem Nicht­

arzt verständlich angegeben werden. Zu letzterem Zweck sind namentlich bei der Bezeichnung der einzelnen Befunde, fremde Kunstausdrücke, soweit es unbeschadet der Deutlichkeit möglich ist, zu ver­ meiden.

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Die beiden Haupt-Abtheilungen, die äußere und innere Besichtigung — sind mit großen Buchstaben (A und B), die Abschnitte über die Oeffnungen der Höhlen in der Reihenfolge, in welcher die­ selben stattgefunden, mit römischen Zahlen (L, IL, die der Brust und Bauchhöhle aber unter Einer Nummer zu bezeichnen. In dem Abschnitt, welcher die Brust- und Bauchhöhle umfaßt, sind

zunächst die

allgemeinen, in

dem letzten Absatz

des 8 18 erwähnten Befunde, sodann unter a und b die Befunde an den Organen der Brusthöhle, bezw. an denen der Bauchhöhle darzulegen. Tas Ergebniß der Untersuchung jedes einzelnen Theils ist unter eine besondere, mit arabischen Zahlen zu bezeichnende Rubrik zu bringen. Die Zahlen laufen von Anfang bis zum Schluß des Protokolls fort. Die Befunde müssen möglichst in genauen An­

gaben des thatsächlich Beobachteten, nicht in der Form von bloßen Urtheilen lz. B. „entzündet", „brandig", „gesund", „normal", „Wunde", „Ge­ schwür" und dergleichen) zu Protokoll gegeben werden. Jedoch steht es den Aerzten frei, falls es ihnen zur Deutlichkeit erscheint,

der

betreffenden

Angabe des thatsächlich Beobachteten derartige Bezeichnung in Klammern beizufügen. In jedem Falle mu6 eine Angabe über den Blutgehalt jedes einzelnen wichtigen Theils nnb zwar auch hier wenn möglich eine kurze Beschrei­ bung und nicht blos ein Urtheil (5. B. „start", „müßig", „ziemlich", „sehr geröthet", „blutreich", „blutarm") gegeben werden. Bei der Beschreibung sind der Reihe nach die Größe, die Gestalt, die Farbe und die Konsistenz der betreffenden Theile anzugeben, bevor dieselben zerschnitten werden. 29. Am Schluß der Leichenöffnung haben die Aerzte ihr vorläufiges Gutachten über den Fall summarisch uud ohne Angabe der Gründe zum Protokoll zu geben. Sind ihnen aus den Akten oder sonst besondere, den Fall betreffende Thatsachen bekannt, welche auf das abgegebene Gutachten Einfluß ausüben, so müssen auch diese kurz erwähnt werden. Legt ihnen der Richter besondere Fragen vor, so ist in dem Protokoll ersichtlich zu machen, daß die Beantwortung auf Befragen des Richters erfolgt.

Ans jeden Fall ist das Gutachten zuerst aus die Todesursache, und zwar nach Maßgabe desjenigen, was sich aus dem objektiven Befunde ergiebt, nächstdem aber aus die Frage der verbrecherischen Veranlassung zu richten. Ist die Todesursache nicht ausgesunden worden, so muß dies ausdrücklich angegeben werden. Nie­ mals genügt es zu sagen, der Tod sei aus innerer Ursache oder aus Krankheit erfolgt; es ist viel­ mehr die letztere anzugeben.

In Fällen, wo weitere technische Untersuchungen nöthig sind oder wo zweifelhafte Verhältnisse vor­ liegen, ist ein besonderes Gutachten mit Motiven ausdrücklich vorzubehalten. 30. Zeigen sich an der Leiche Verletzungen, welche muthmaßlich die Ursache des Todes ge­ wesen, und ist der Verdacht vorhanden, daß ein vorgefundenes Werkzeug bei Zufügung von Ver­ letzungen benutzt worden, so haben die Aerzte auf Erfordern des Richters beide zu vergleichen und sich darüber zu äußern, ob und welche Verletzungen mit dem Werkzeuge bewirkt werden konnten, und ob und welche Schlüsse (aus der Lage und Be­ schaffenheit der Verletzung) auf die Art, wie der Thäter, und auf die Kraft, mit der er verfahren, zu ziehen sein. Werden bestimmte Werkzeuge nicht vorgelegt, so haben sich die Aerzte, soweit dies dem Befunde nach möglich ist, über die Art der Entstehung der Verletzungen, bezw. über die Beschaffenheit der dabei in Anwendung gekommenen Werkzeuge zu äußern. Wird von den Aerzten ein Schlußgutachten (motivirtes Gutachten, Obdukrionsbencht) ersor dert, so ist dasselbe in folgender Form zu er­ statten : Es wird, unter Fernhaltung unnützer Forma­ lien, mit einer gedrängten, aber genauen Ge­ schichtserzählung des Falls, wenn und soweit sie auf Gruud einer Kenntnißnahnte der einzusehenden Verhandlungen möglich ist, unter Angabe der Aktenfolien begonnen. Sodann wird das Leichen­ öffnungs-Protokoll, jedoch nur soweit, als fehl Inhalt für die Beurtheilung der Sache wesentlich ist, wörtlich und mit den Nummern des Proto­ kolls , ausgenommen; dabei ist auf etwaige Ab­ weichungen von demselben ausdrücklich aufmerk

sam zu machen. Die Fassung des Schlußgutachtens muß bündig und deutlich sein und die Begründung des Gut­ achtens so entwickelt werden, daß sie auch für den Nichtarzt verständlich und überzeugend ist. Es haben sich die Aerzte daher möglichst deutscher

Ausdrücke und allgemein faßlicher Wendungen zu bedienen. Besondere Beziehungen auf literarische Quellen sind in der Regel zu unterlassen. Wenn den Aerzten für ihre Begutachtung rirfp terlicherseits bestimmte Fragen vorgelegt werden, so haben sie dieselben vollständig und möglichst wörtlich zu beantworten oder die Gründe allzu führen, aus welchen dies nicht möglich gewesen. Das Schlußgutachten muß von beiden Aerztell unterschrieben und, wenn einer derselben ein

Amtssiegel führt, mit letzterem versehen werden. Jedes erforderte Schlußgutachten muß von den Aerzten spätestens innerhalb vier Wochen einge­ reicht werdeli.

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16. Juni 1882.

Verordnung des Sundcsraths, betreffend die Einrichtung von Ztrafregistrrn und die wechselseitige Mittheilung der Ztrafnrtheilc. C.-Bl. S. 309. Eiliilchtiing bet Register.

§ 1. Ueber die rechtskräftigen Verurtheilungen in Strafsachen werden Register geführt: 1) bei den von den Landesregierungen zu be­ stimmenden Behörden bezüglich aller Personen, deren Geburtsort im Bezirke derselbeu gelegen ist. Die Aussicht und Leitung der Registerführung liegt in allen Fällen der Staatsanwaltschaft bei den Landgerichten ob; 2) bei dem Reichs-Justizamt bezüglich derjeni­ gen Personen, deren Geburtsort außerhalb des Reichsgebiets belegen oder nicht zu ermitteln ist. 2. In die Register sind aufzunehmen alle durch richterliche Strafbefehle, durch polizeiliche Straf­ verfügungen, durch Strafurtheile der bürgerlichen Gerichte einschließlich der Konsulargerichte, sowie durch Strafurtheile der Militärgerichte ergehenden Berurtheilungen wegen Berbrechen, Vergehn und wegen der im § 361 Nr. 1—8 des Strafgesetz­ buchs vorgesehenen Uebertretungen. Ausgenommen sind die Berurtheilungen: 1) in den auf Privatklage verhandelten Sachen, 2) in Forst- und Feldrügesachen, 3) wegen Zuwiderhandlungen gegen Vorschriften über Erhebung öffentlicher Abgaben und Gefälle, 4) wegen der militärischen Verbrechen oder Vergehen wider die §£ 62—68, 79, 80, 84-90, 92—95, 101 — 104, 112-120, 132, 139, 141 — 144, 146, 147, 150—152 des Militärstrasgesetzbuchs vom 20. Juni 1872. 3. In die Register sind ferner anszunehmen: 1) die auf Grund des § 362 Absatz 2 des Strafgesetzbuchs ergehenden Beschlüsse der Landes­

polizeibehörden über die Unterbringung oerurtheilter Personen in ein Arbeitshaus oder bereit Verwendung zu gemeinnützigen Arbeiten; 2) die ans dem Auslande eingehenden Mitthei hingen über dort erfolgte Berurtheilungen. 4. Den Landesregiernngen bleibt es unbenom­ men, in die § 1 Nr. I bezeichneten Register auch andere, den Zwecken der Strasrechtspstege oder der Polizei dienliche Nachweisungen anfnehmen zu lassen. Mittheilung bet zu rcgiimmibeii (jiitid)cibuitgcn.

5. Die Mittheilung zum Zwecke der Register nutg erfolgt: 1) bei Berurtheilungen, mit Ausnahme der militärgerichtlichen, nach Eintritt der Rechtskraft durch diejenige Behörde, welche die Strafvoll­ streckung zu veranlassen hat oder — je nach näherer Bestimmung der Landesregierungen — durch die Beamten der Staatsanwaltschaft;

2- bei den im § 3 Nr. 1 bezeichneten Be­ schlüssen der Landespolizeibehörden durch die be­ schließende Behörde. 6. Die Mittheilung einer militärgerichtlichen Bernrtheilung erfolgt, sobald für den Verurtheilten der Militärgerichtsstand gänzlich auf­ hört. Abgesehen von diesem Falle erfolgt die Mit­ theilung mit der Ueberführung des Verurtheilten in den Beurlaubtenstand beziehungsweise mit der Wiederüberführung derselben in das Beurlaubten­ verhältniß. Die Mittheilung ist von demjenigen Truppentheile zu machen, welchem der Verurtheilte bei seinem Ausscheiden aus dem Militärgerichtsstande beziehungsweise bei seinem Uebertritt oder Rück­ tritt in den Beurlaubtenstand angehört hat. Gehörte der Verurtheilte einem Truppentheile nicht an, so erfolgt die Mittheilung von der­ jenigen Militärbehörde, welcher der Verurtheilte im gedachten Zeitpunkte unterstellt war, oder wenn er auch einer solchen nicht unterstellt war, vom Kriegs Ministerium. In Ansehung der mit Pension verabschiedeten Offiziere und Militärbeamten, insofern letztere der Militärgerichtsbarkeit unterworfen sind, er­ folgt die Mittheilung von demjenigen General­ kommando, in dessen Bezirke der Verurtheilte beim Ausscheiden aus dem Militärgerichtsstande seinen Wohnsitz hatte. Bon den bei den Gerichten der Kaiserlichen Marine erfolgten Berurtheilungen ist die Mit­ theilung durch diejenige Marinestation zu machen, welcher der Verurtheilte bei seinem Ausscheiden aus dem Militärgerichtsstand beziehungsweise bei seinem Uebertritt oder Rücktritt in den Beur­ laubtenstand angehört hat. Gehörte der Verur­ theilte zu diesem Zeitpunkte einer Marinestation nicht an, so erfolgt die Mittheilung durch den Chef der Admiralität. 7. Die Mittheilungen sind, für jeden Verur­ theilten besonders, in der Regel binnen 14 Tagen nach eingetretener Rechtskraft der Entscheidung beziehungsweise nach Eintritt des aus § 6 sich ergebenden Zeitpunkts zu richten: 1) wenn der Geburtsort des Verurtheilten er­ mittelt und in Deutschland belegen ist, an die­ jenige Registerbehörde, zu deren Bezirk der Ge­ burtsort gehört, oder — sofern diese Behörde der mittheilenden Behörde nicht bekannt ist — an die Staatsanwaltschaft desjenigen Landgerichts, zu dessen Bezirk der Geburtsort gehört; werden bte Register nicht des der Staatsanwaltschaft selbst

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geführt, so hat letztere die Mittheilungen der Registerbehörde unverzüglich zu übersenden; 2) wenn der Geburtsort nicht zu ermitteln war oder außerhalb Deutschlands belegen ist, an das Reichs-Justizamt. Die Mittheilungen erfolgen durch Zusendung von Vermerken, welche die Entscheidung auszugs­ weise enthalten. Inwieweit die Mittheilung der bei den Konsulargerichten ergehenden Verurtheilungen an die im Absatz 1 unter 1 und 2 bc-

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zeichneten Stellen direkt oder durch Vermittelung des Auswärtigen Amts zu geschehen hat, bleibt der Bestimmung des Reichskanzlers überlassen.

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8. Die Vermerke sind in den Fällen des § 2 als Strasnachricht A, in den Fällen des § 3 Nr. 1 als Strafnachricht B zu bezeichnen und auf starkem Papier in Gemäßheit der anliegenden Formulare* auszustellen. Die letzteren sind auch in Bezug auf Größe, Format und Farbe des Papiers maßgebend. Die Strafnachrichtcn müssen hiernach, und zwar in möglichst deutlicher Schrift, enthalten: 1) den durch die Größe der Buchstaben besonders hervortretenden Familiennamen des Verur theilten (bei Frauen bcu Geburtsnamen), sowie etwaige Beinamen und die Vornamen desselben; bei mehreren Vornamen ist der Rufname zu un­

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terstreichen ; 2) die Namen seiner Eltern; 3) Tag und Ort der Geburt; liegt letzterer in Berlin, so ist womöglich Straße oder Stadttheil hinzuzufügen; 4) Wohnort und Beruf des Verurtheilten: 5) Familienstand des Verurtheilten und gege­ benenfalls Namen und Stand des Ehegatten; 6) einen Auszug aus der verurtheilenden Ent­ scheidung, aus welchem insbesondere zu erjcheu

ist: a) die erkennende Behörde, b) das Datum der Verurtheilung, cj der Karakter der für erwiesen erachteten Strafthaten und die zur Anwendung gebrach­ ten gesetzlichen Bestimmungen, d) die ausgesprochene Strafe. Auf die Vollständigkeit und aktenmüßige Rich­ tigkeit dieser Angaben ist die größte Sorgfalt 51t verwenden. Insoweit die betreffenden Thatsachen nicht zweifellos, sei es in den Akten, sei es durch nachträgliche Erhebungen der mittheilenden Be­ hörde, festgestellt sind, muß dies in der Straf­ nachricht ausdrücklich hervorgehoben werden. Z. B. Tag und Monat der Geburt „nicht ermittelt" oder Geburtsjahr „angeblich 1859". 9. Bestehen Zweifel über die Richtigkeit des in die Strafnachricht ausgenommenen Geburtsorts, so ist außer der Strafnachricht für das Register des Geburtsorts noch ein zweiter Vermerk für

* Tie Formulare sind nicht mit a('gedruckt.

das Strafregister desjenigen Bezirks zu fertigen, in welchem der gewöhnliche oder mangels eines solchen der letzte Aufenthaltsort des Verurtheilten belegen ist. Aus jedem Vermerke muß ersichtlich sein, wo sich die anderen Exemplare befinden. 10. Ergiebt sich im Laufe einer Untersuchung, daß ein Angcschuldigter früher unter falschem Namen verurtheilt ist, oder daß Vorstrafen des­ selben an der nach dieser Verordnung zuständigen Stelle 1 Nr. 1 bezw. 2) noch nicht registrirt sind, so ist am Schlüsse der Untersuchung zu ver­ anlassen, daß 1) nachträglich den Bestimmungen der §§ 7, 8 entsprechende Strafnachrichten ergehen, 2) die Berichtigung oder Vernichtung der etwa in die Register aufgenommenen falschen Strasnachrichten erfolgt. 11. Führt ein Verurteilter befugter oder un­ befugter Weise mehrfache Familiennamen, jo ist ans jeden Namen eine besondere Strasnachricht — unter ausdrücklicher Verweisung auf die andere Strafnachricht — aufzustellen und abzusenden. 12. Wird eine zur Registrirung mitgetheilte Verurtheilung in Folge einer Wiederaufnahme des Verfahrens aufgehoben, so hat hiervon nach eiugetretener Rechtskraft der Entscheidung, die Behörde, welche für deren Vollzug zu sorgen hat, der mit der Führung des betreffenden Re gisters betrauten Behörde bezw. der zuständigen Staatsanwaltschaft Mittheilung zu machen. Die Registerbehörde hat den Inhalt der Mittheilung auf dem int Register niedergelegteu Vermerke der Verurtheilung einzutragen. Form der ?)u'flh‘tcmi!mm.;.

13. Tie Register enthalten die Vermerke 7, 8, 9) in der übersandten Urschrift. Die Vermerke sind alphabetisch geordnet und verschlossen aufzubewahren. 14. Ter mit der Registersührung betraute Be­ amte hat nach Eingang der Vermerke die Voll ständigkeit und möglichst auch — gegebenenfalls auf Grund der Standesregister — die Richtigkeit der in deut Vermerke enthaltenen Angaben über die Persönlichkeit und den Geburtsort des Verur theilten zu prüfen. Findet er eine erhebliche Unvollstündigkeit oder Unrichtigkeit, so hat er den Vermerk unter kurzer Angabe des Grundes an die absendende Behörde behnfs weiterer Prüfung und eventueller Berich­ tigung zurückzusenden. Im anderen Falle hat er den ihm zugegaligenen Vermerk unter genauer Beobachtung der alpha­ betischen Ordnung in das Register aufzunehmen. Bei verheiratheten Frauen ist ihr ursprünglicher Familienname (Geburtsname) maßgebend. 15. Mehrere, dieselbe Person betreffende Ver­ merke sind nicht einzeln in dem Register aufzu­ bewahren, sondern durch einen besonderen Um-

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schlag mit Namensaufschrist von den übriger Vermerken getrennt zu halten. 16. Diejenigen Vermerke, welche Personen be­ treffen, die inhalts derselben das 70. Lebensjahr überschritten haben, sind aus deu Registern zu entfernen. Das gleiche gilt von Vermerken über Personen, deren Tod dem Register führenden Beamten glaub­ haft nachgewieseu ist. Auskmiftsertheililng aus ben Registern.

17. Gerichtlichen und anderen öffentlichen deut­ schen Behörden ist auf jedes, eine bestimmte Per­ son betreffende Ersuchen über den Inhalt der Register kostenfrei amtliche Auskunft zu ertheilen. Das Ersuchen ist nach Maßgabe des Formulars C an die zuständige Register führende Behörde oder an den Staatsanwalt bei dem Landgerichte des Geburtsorts der betreffenden Person zu rich­ ten. Die Register führende Behörde ertheilt ihre Auskunft durch Ausfüllung des ihr zugegangencn Formulars und zwar: a) im Falle die betreffende Person sich int Re­ gister nicht vorfindet, durch die Einfügung des Wortes „nicht" vor das Wort „verurtheilt" in der Zeile: „ist ausweislich des Registers verur­ theilt" : b) andernfalls durch genaue Ausfüllung der weiteren Rubriken des Formulars auf Grund der im Register sich vorfindenden Vermerke. Ergiebt sich, daß die in dem Ersuchen bezeich­ nete Person an dem angegebenen £rte in dem

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Bezirke der ersuchten Behörde nicht geboren ist, worüber diese sich thunlichst Gewißheit zu verschaffen hat, so ist das Ersuchen mit einer entsprechenden kurzen Bemerkung zurückzusenden. Wird auf Ver­ langen die Auskunft telegraphisch ertheilt, so ist dennoch schriftliche Auskunft nachzusenden. 18. Inwieweit auswärtigen Behörden kostenfrei oder gegen Erhebung einer Gebühr Auskunft zu geben ist, bleibt, soweit nicht bezügliche Abmach­ ungen Seitens des Reichs mit der betreffenden auswärtigen Regierung getroffen sind, der Bestim­ mung der Landesregierung, bezüglich des bei dem Reichs-Justizamt geführten Registers der Bestim­ mung des Reichskanzlers überlassen. Schluhbestimmungen.

19. Den Landesregierungen1 — hinsichtlich des Zentralregisters dem Reichskanzler — bleiben auch die sonstigen zur Ausführung dieser Verordnnng erforderlichen Bestimmungen Vorbehalten. 20. Durch die gegenwärtige Verordnung wird die Geltung von Vorschriften in den Bundes­ staaten über anderweitig in Strafsachen von den Behörden zu machende Mittheilungen nicht berührt. Insbesondere bleiben unberührt die Vorschriften, wonach einzelnen ausländischen Regierungen die Verurtheilungen ihrer Staatsangehörigen ver­ tragsmäßig in bestimmter Form mitzutheilen sind. 21. Diese Verordnung tritt am 1. Oktober 1882 in Kraft.

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1. 3. Bf. u. 8. Sept. 1882.

27. Juni 1882.

Bekanntmachung des Reichskanzlers, enthaltend rin Kegnlativ, betreffend die Gewährung einer Iollerleichternng bei der Änsfnhr von Mühlrnfabrikaten. C.-Bl. S. 290. In Gemäßheit des § 1 des Gesetzes vom 23. Juni 1882, 1 betreffend die Abänderung des Zolltarifgesetzes vom 15. Juli 1879 (R. G. Bl. S. 59) und der Ziffer 4 im 7 des letztbezeich neten Gesetzes (R. G.-Bl. S. 207) werden be­ züglich der Oiewährung einer Zollerleichterung bei der Ausfuhr von Mühlenfabrikaten folgende Bestimmungen gegeben.2 H 1. Inhaber von Mühlen, welche mif Grund des § 1 des bezeichneten Gesetzes vom 23. Juni 1882 ausländisches Getreide mit dem Anspruch auf Zollnachlaß bei der Ausfuhr einer entspre­ chenden Menge von ihnen hergestellter Mühlen­ fabrikate verarbeiten wollen, haben die Bewilli-

1. Tiefes Gesetz ist in das durch Bk in. v. 21. Mai 1885 iien redigirte ^vlltarifge'etz üjknKnanfli'n und datier nicht nbflcbTucft. Bgl. § 7 Rr. 3 n. 4 daselbü. 2. Dieselben Hub abgeändcrt bnrd) Btnt. v. 11. ^lili 1885.

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gitng eines Zollkontos für das zu verarbeitende ausländische Getreide bei dem Hauptamt zu be­ antragen, wobei genaue Angaben über die zu ver­ arbeitenden Getreidearten, die herzustellenden Fa­ brikate, die Lagerräume für Getreide und für Fabrikate, die Fabrikationsanlagen und die Art des Betriebes zu machen sind. Nach Bewilligung des Antrages sind Aenderungen hierin nur nach zuvoriger Anzeige zulässig. Der Ausfuhr der Mühlenfabrikate steht die Niederlegung der letzteren in einer Zollniederlage unter amtlichem Mitverschluß gleich. 2. Die Genehmigung des Antrages, welche jeder­ zeit widerruflich ist, erfolgt Seitens der Direktivbehörde. Dieselbe wird nur Gewerbetreibenden ertheilt, welche kaufmännische Bücher ordnungs­ mäßig führen, das Vertrauen der Verwaltung genießen und entweder selbst am Orte der Fabri­ kationsanstalt wohnen oder einen dort wohnhaften

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1882 (27. Juni)

geeigneten Vertreter bestellen. Inwieweit in ein­ zelnen Fällen Erleichterungen hinsichtlich der Anforderung kaufmännischer Buchführung ein­ treten können, bestimmt die Direktivbehörde. Rücksichtlich der zu leistenden Sicherheit gelten die von der obersten Landes-Finanzbehörde ge­ troffenen Bestimmungen. Der Zollbehörde ist das Recht cinzuräumen, durch Einsicht in die ordnungsmäßig zu führenden Handels- und Fabrikationsbücher und durch son­ stige Kontrolle des Betriebes von der Beachtung der gegebenen Vorschriften Ueberzeugung zu nehmen. 3. Diejenigen Räume, in welchen das auf dem Zollkonto angeschriebene ausländische Getreide zur Lagerung gelangt, sind der Zollbehörde anzu­ melden. Außerhalb dieser Räume darf dergleichen Getreide nicht gelagert werden. In der Regel dürfen diese Räume nicht in beträchtlicher Entfer­ nung von der Mühlenanlage oder an einem anderen Orte als letztere liegen. 4. Das auf dem Zollkonto angeschriebene aus­ ländische Getreide, sowie auch sonstiges Getreide, welches in die nach § 3 angemeldeten Räume eingebracht ist, darf in unverarbeitetem Zustande zur Vermeidung der im § 1 des Gesetzes vom 23. Juni 1882 angedrohten Geldstrafe bis zu 1 000 Mark nur mit hauptamtlicher Genehmigung veräußert werden. Diese Genehmigung darf nur ausnahmsweise und aus besonderer Veranlassung z. B. im Falle einer nothwendig gewordenen längeren Betriebseinstellung, der Aufgabe des Zollkontos ertheilt werden. Die Buchführung ist so einzurichten, daß jeder­ zeit festgestellt werden kann, wie viel Getreide in den bezeichneten Räumen vorhanden sein soll. 5. In dem bei der Amtsstelle nach Muster A * zu führenden Konto gelangen das zum Mühlen­ lager abgefertigte ausländische Getreide zur Anschreibung und die zur Ausfuhr gebrachten Müh­ lenfabrikate zur Abschreibung, und zwar ersteres nach dem Brutto-, letztere nach dem Nettoge­ wicht. 3 4 6. Außer vom Auslande direkt eingeführtem Ge­ treide darf auch aus Zollniederlagen unter amtli­ chem Verschluß und aus gemischten Privattransit­ lagern ohne amtlichen Mitverschluß, sowie aus­ nahmsweise mit hauptamtlicher Genehmigung (§ 4) aus anderen Mühlenlagern ausländisches Getreide zum Mühlenlager abgefertigt werden. Die Abfer­ tigung erfolgt nach den für die Abfertigung von Waaren zu den Privattransitlagern ohne amt­

lichen Mitverschluß bestehenden allgemeinen Be­ stimmungen. Ausnahmsweise kann die Direktiv­ behörde unter Vorbehalt des Widerrufs gcneh-

3. Vgl. Nr. 4 der Bkm. v. 14. Juli 1895. 4. Vgl. Bem. 1. * Tie Muster sind nicht mit abgedrncft.

migen, daß die Revision des Getreides durch eine Bescheinigung eines öffentlich angestellten Wiege­ meisters oder einer ähnlichen Person ersetzt werde. Solche Personen müssen jedoch zuvor auf das Interesse der Zollverwaltung ein für alle mal vereidigt sein. Eine derartige Genehmigung darf

insbesondere nur unter der Voraussetzung ertheilt werden, daß die kaufmännischen Bücher des Lager­ inhabers über Zu- und Abgang zum und vom Lager zuverlässigen Aufschluß geben. Desgleichen ist beim Eisenbahntransport die Verwiegung der Wagenladungen aus der Geleis- (Centesimal-) Waage zulässig; dabei ist es statthaft, unter Beachtung der in dieser Beziehung etwa erlassenen allgemeinen Bestimmungen das von der Eisen­ bahnverwaltung festgestellte Gewicht des Wagens von dem ermittelten Bruttogewicht in Abzug zu bringen. Dem Ermessen der Direktivbehörde bleibt ferner die Bestimmung darüber überlassen, inwie­ weit bei einzelnen Arten des Verkehrs auch Ge­ wichtsangaben in den Eisenbahnfrachtbriesen, Schiffskonnosscmenten und anderen Ladungspa­ pieren ohne Gefährdung des Zollinteresses als Ersatz den zollamtlichen Gemichtsseststellung zugelassen werden können. 7. Es dürfen nur in der betreffenden Mühle hergestellte Mühlenfabrikate zur Ausgangsabfertignng gestellt werden. Die Direktivbehörde kann anordnen, daß Abfertigungen über Mengen unter 2 000 Kilogramm und, wenn sich am Orte der Mühlenanlage eine Hebestclle nicht befindet, über Mengen unter 10 000 Kilogramm nicht vorge­ nommen werden. Die Ausfuhranmeldung ist der Hebestelle nach Muster B in 2 Exemplaren einzureichen. Die Hebestelle trägt die Anmeldung in das nach Muster C zu führende Anmelderegister ein und veranlaßt die spezielle Revision nach den im Begleitschein regulativ gegebenen allgemeinen Bestimmungen. Behufs Feststellung des Nettogewichts kann für Säcke eine Tara von 1 Prozent in Abrechnung gebracht werden. Die im § 6 zugelassenen Er­ leichterungen dürfen auch hier und zwar mit der Ausdehnung stattfinden, daß auch die zollamtliche Bescheinigung über die Verladung aus die Trans­ portmittel (Eisenbahnwagen, Schiff) durch eine Bescheinigung des Wiegemeisters re. ersetzt werden darf. Von einer Verschlußanlage kann abgesehen werden. Nach näherer Bestimmung der Direktivbehörde kann von der Revision Seitens der Hebestelle, in­ soweit letztere nicht zugleich Ausgangsamt ist, gänzlich abgesehen und die Revision lediglich dem letztbezeichneten Amte überlassen werden. Diese Erleichterung ist indessen nur bei nachgewiesenem dringenden Bedürfniß und unter der Vorausse­ tzung zuzulassen, daß die kaufmännischen Bücher des Lagerinhabers über den Geschäftsverkehr des­ selben zuverlässigen Aufschluß geben, auch rück­ sichtlich der Zollsicherheit Bedenken nicht bestehen.

1882 (27. Juni — 5. Juli) Bezüglich der Behandlung der Sendungen während i)t'v Transports finden die §§ 23 bis 30 des Begleitscheinregnlativs analoge Anwendung. Binnen der von der Hebestelle zu bestimmenden Frist find die auszuführenden Fabrikate unter Vorlegung des dem Anmelder zu diesem Zwecke von dem Anmeldungsamte auszuhändigenden Unikats der Anmeldung dem Ausgangsamte zu gestellen. Hat seitens der Hebestelle eine Revision nicht stattgefunden, so sind dem Ausgangsamte zugleich die Transportpapiere vorzulegen. Dieses Amt hat die Revision nach den Bestimmungen des Begleitscheinregulativs vorzunehmen und die Anmeldung mit der Ausgangsbescheinigung dem Anmeldungsamte zurückzusenden, auch dem An­ melder bezw. Waarenführer auf Wunsch eine Bescheinigung über die Abgabe der Anmeldung und die bewirkte Ausfuhr der ihrer Menge nach anzugebenden Mühlcnfabrikate zu ertheilen. Ist die Gestellungsfrist überschritten, so hat das Ausgangsamt die Abfertigung gleichwohl vorzunehmen; indessen bleibt es der Entscheidung des Anmel­ dungsamts bezw., falls dieses kein Hauptamt ist, des demselben vorgesetzten Hauptamts Vorbehalten, ob die Abschreibung im Zollkonto zu erfolgen hat. Das Ausgangsamt hat über die Erledigung der bei andern Aemtern vorgelegten Ausfuhran­ meldungen ein Notiz-Register nach Muster D zu führen.

8.5 9. Das Ausbeuteverhältniß wird für gebeuteltes Mehl aus Weizen auf 75 Prozent und für gebeu­

teltes Mehl aus Roggen aus 65 Prozent festgesetzt.6 Wird aus anderen Gctreidearten (Hafer, Gerste, Mais, Buchweizen) Mehl, oder werden aus Ge­ treide andere Mühlenfabrikate (Schrot, Graupe,

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Gries, Grütze) hergestellt, so erfolgt die Festse tzung des Ausbenteverhältnisses für jede einzelne Fabritationsanstalt auf Grund spezieller Ermitte­ lungen Seitens der obersten Landesfinanzbehörde. Für Mühlen, welche auf den Antrag ihrer In­ haber unter stehende steuerliche Kontrolle gestellt sind, kann mit Zustimmung der Direktivbehörde das effektive Ausbeuteverhältnis; in Rechnung ge­ stellt werden. Bei der Ausfuhr von Mühlenfabrikaten, welche aus einer Mischung von verschiedenen Tarifsätzen unterworfenen Getreidearten hergestellt sind, fin­ det 7 ein Zollnachlaß überhaupt nicht statt. 10. Die Entziehung des Zollkontos hat zu er­ folgen, wenn Mühlenfabrikate, welche nicht in der betreffenden Mühle hergestellt sind, zur Ab­ fertigung mit dem Anspruch auf Zollnachlaß ge­ stellt werden, oder wenn in sonstiger Weise eine Hinterziehung des Zolls Seitens des Mühlenbe­ sitzers oder seiner Angestellten unternommen wird. Dieselbe hat ferner in der Regel dann zu erfolgen, wenn von dem Mühlenbesitzer oder seinen Ange­ stellten gegen die Bestimmung im ersten Absatz des § 4 verstoßen oder aber wiederholt Ordnungs­ widrigkeiten begangen werden. 11. Zuwiderhandlungen gegen die Bestim­ mungen im 8 1 bis 9 werden, soweit nicht die im § 4 bezeichnete Strafe oder die Strafen der §§ 134 bis 151 des Bereinszollgesetzes Anwen­ dung finden, in Gemäßheit des § 152 daselbst mit einer Ordnungsstrafe bis zu einhundert und fünfzig Mark geahndet. 12. Das gegenwärtige Regulativ tritt am 1. Juli 1882 an Stelle der Bestimmungen vom 13. Mai 1880, betreffend die Gewährung einer Zollerleich­ terung bei der Ausfuhr von Mühlenfabrikatcn, welche aus ausländischem Getreide hergestellt sind.

5'. 9(bgeäiibert durch Bkm. v. 14. Juli 1885.

dem 1. Januar 1883 1. November 1872 vom 1. Juni 1872 Geltung befindlichen tritt.

erscheinende Arzneibuch mit an die Stelle der seit dem (siehe die Bekanntmachung — R.-G.-Bl. S. 172) in Pharmacopoea Germanica

8. Juli 1882.

iZkKanntmachnng drs Keichskanzters, brtrrffrnd dir zollamtliche Sehandtnng von Waarrnsrndungrn, welche mit der Post aus dem Anstande eingehen. C.-BI. S. 337. Der Bnndesrath hat in seiner Sitzung vom 5. Juli d. I. Folgendes beschlossen:1 1) Von der Zollbefreiung des § 4 lit. a des Zolltarifgesetzes vom 15. Juli 18792 werden die­ jenigen Waarensendungen im Einzelgewicht von

1. Bgl. auch Btm. v. 13. Jan. 1886 (C.-Bl. 2. 9), betr. die ^ollbehandlung der mit der Post cingef)enben Taschenuhren. 2. Bgl. den bei Btm. v. 24. Mai 1885 befindlichen, neu redigirten Text.

brutto 50 Gramm und darüber ausgeschlossen, deren Einfuhr mit der Post über die Grenzen gegen Oesterreich-Ungarn oder die Zollausjchüsfe erfolgt, soweit diese Sendungen einem Zollsätze von 100 Mark oder mehr für 100 Kilogramm unterliegen; 2) die zu 1 bezeichneten Sendungen unterliegen der Verpflichtung zur Inhaltserklärung und der zollamtlichen Behandlung nach den Bestimmungen des Regulativs über die zollamtliche Behandluug

1882 (8. Juli — 10. Juli — 17. Juli) der mit den Posten citr, aus- oder durchgehenden Gegenstände3 mit der Maßgabe, daß die die Behandlung von Waarenproben betreffenden, durch die Beschlüsse des Bnndesraths vom 24. März 1871 unter I Ziffer 2, 3 und 5 ausgehobenen Bestimmungen im § 2 unter 5, im zweiten Satz des § 4 Absatz 2 und im Absatz 2 des § 7 des Postregulativs wieder in Kraft zu treten haben; 3) der § 2 des Postregulativs erhält folgenden Zusatz: „Liegt Grund

zu

der Vermuthung vor, daß

3. Wi](. Bk IN. v. 3. Ang. 1871.

201

mit den Briefposten zollpflichtige Gegenstände in zollpflichtiger Menge eingcführt werden, io sind die Zoll- und Steuerbeamten befugt, in den Dienstlokalen der betreffenden Post­ anstalten der Eröffnung der Brief- und Fahrpostbeutel oder Packete beizuwohnen, um von dem Inhalte Ueberzeugung zu nehmen; die etwa Vorgefundenen Briefe oder Packete, bei welchen sich die Vermuthung zollpflichtigen Inhalts rechtfertigt, sowie zollpflichtige Waarcnproben von mehr als 250 Gramm sind der zollamtlichen Borabfertigung (§§ 4 u. ff.) zu unterwerfen."

10. Juli 1882.

Srkanntmachung des Keichskanzlrrs, betreffend die Ausgabe neuer gestempelter Wechselblankets. R.-G.-Bl. S. 122. Nach Aufräumung der Bestände an den ein­ zelnen Sorten der nach Maßgabe der Bekannt­ machung vom 13. Juni 1879 (R.-G.-Bl. S. 153) hcrgestellten gestempelten Wechselblankets werden neue derartige Blankets debitirt werden. Die­ selben lauten über die gleichen Steuerbeträge wie

die früheren Blankets,1 und werden bei den mit dem Debit von Wechselstempelmaterialien betrau­ ten Postanstalten zu dem Preise des Stempelbe­ trages, auf welchen sie lauten, zum Verkauf ge­

stellt werden. Der mit Arabesken in violetter Farbe umgebene Stempelaufdruck der neuen Blankets entspricht, abgesehen von dem in demselben fehlenden Vor­ druck für den Kassationsvermerk, dem Muster der nach der Bekanntmachung vom 22. November

1881 (R.-G.-Bl. S. 271) hergestellten Wechsel­ stempelmarken. Die in der Bekanntmachung vom 13. Dezem­ ber 18692 (B.-G.-Bl. S. 695) enthaltenen An­ ordnungen über den Debit der gestempelten Wech­ selblankets sowie über das Verfahren bei Erstat­ tung verdorbener Blankets finden auf die neuen gestempelten Blankets ebenmäßig Anwendung. Neben den neuen dürfen auch die nach den bisherigen Vorschriften hergestellten gestempelten Wechselblankets zur Entrichtung der Wechselstem­ pelsteuer verwendet werden.

1. Vgl. Bkm. I). 13. Juni 1879 11. Bkni. V. 9. 3uni 1881.

2. In C. L. Bkm. v. 3. Aug. 1871.

17. Juli 1882.

Verfügung des Ministeriums, betreffend die Oblirgrnliriten der Notare bei Aufnahme von NotariatsnrKnnden für Kirchen, kirchliche oder religiöse Anstalten und Genossenschaften und bei freigebigen Verfügungen )« deren Gunsten. Just.-Samml. VII S. 239. Ich sehe mich veranlaßt, den Herren Notaren im Interesse eines einheitlichen Geschäftsganges nachstehende Bestimmungen in Betreff der Auf­ nahme von Notariatsurkunden für Kirchen, kirch­ liche oder religiöse Anstalten und Genossenschaften, sowie bezüglich der Errichtung und Verwahrung von Schenkungsakten und Testamenten zu deren Gunsten in Erinnerung zu bringen: 1) Die Ordonnanz vom 14. Januar 1831 ver­ bietet in Art. 2 den Notaren, Urkunden über Verkauf, Erwerb, Tausch, C e s s i o n oder U e b e r t r a g, R e n t e n b e st e l l u n g, Ver­

gleich, wobei Kirchenfabriken oder gesetzlich an­ erkannte kirchliche oder religiöse Anstalten oder Genossenschaften betheiligt sind, ausznnehmen, wenn nicht das staatliche Ermächtigungsdekret, welches vollständig in die Urkunde eingerückt werden muß, vorliegt.1 Einer gleichen Ermächtigung bedürfen diele Anstalten, wie sich aus dem Geiste der zitirten

1. Bei Versteigerungen soll unter Umständen von Befolgung dieser Vorschrift abgesehen werden. Vf. v. 22. De> lss-i lInst.-Lamml. IX G. 511).

202

1882 (17. Juli — 17. Aug.)

Ordonnanz und den Bestimmungen des Staats­ rathsgutachtens vom 21. Dezember 1808, des Dekrets vom 30. Dezember 1809, Art. 12,

Nr. 5, Artt. 62 und 63 und des Gesetzes vom 2. Januar 1817 ergiebt, zur Anlegung ihrer Kapitalien, zur Aufnahme von Dar­ lehen (vergl. Urtheil des Kassationshofs vom 18. Juli 1860 bei Dalloz, Jahrgang 1860, I, S. 309) und zu den der Jmmobiliarveräußerung gleichstehenden emphyteutischen Verträgen und Verpachtungen aus lange Dauer, nämlich bei ländlichen Grundstücken auf 18, bei sonstigen Liegenschaften auf 9 Jahre. Auch solche Akte dürfen daher ohne vorgängige Ermächtigung nicht notariell verbrieft werden. Die Ertheilung der staatlichen Ermächtigung erfolgt in obigen Fällen regelmäßig durch da s Ministerium nach Maßgabe der Ver­ ordnung vom 5. Mai 1873, § 1 und des Ge­ setzes vom 4. Juli 1879, § 3 (Samml. Bd. II, S. 74 und IV, S. 263); ausnahmsweise nach Analogie der für die Gemeinden geltenden Vorschriften durch den Bezirkspräsiden­

ten bei Verpachtungen auf lange Dauer zusolge der Ministerialverfügung vom 22. Mai 1854 (abgedruckt im Bulletin officio] du ministere de Finterieur, 1856, S. 122 und im Auszuge bei Dursy, Staatskirchenrecht, I, S. 279), sowie bei Vergleichen von Kir cbenfabriken nach Maßgabe der Ministerial­ verfügung vom 16. Dezember 1839 (Durst) a. a. O., I, S. 281). 2) Schenkungen und Ver m ä chtni s j e zum Vortheil der vorgedachten Anstalten können gemäß Artt. 910, 937 des Code civil, Gesetz vom 2. Januar 1817, Ordonnanz vom 2. April 1817, Gesetz vom 24. Mai 1825, Artt. 4 nur aus Grund vorgängiger Ermächtigung der Staatsregieruug angenommen werden. Bezüglich der Zuständigkeit zur Ertheilung dieser Ermächtigung gelten folgende Grundsätze: a) Der Bezirkspräsident ist zuständig: a) bei Schenkungen und Vermächtnissen an Kirchen fa bri ken im Werthe bis zu 800 Mark, sofern Einsprüche nicht vorliegen und die an die Zuwendung geknüpften Be­

dingungen keinen Anlaß zu Bedenken geben (Dekret vom 15. Februar 1862, Art. 1): 3) bei Schenkungen und Vermächtnissen an sonstige kirchliche und religiöse Anstalten oder Genossenschaften, wenn die Zuwendung baares Geld oder bewegliche Sachen im Werth bis zu 240 Mark zum Gegenstand hat.

b) In allen anderen Fällen wird die Ermäch­ tigung nach den in der Allerhöchsten Verordnung vom 5. Mai 1873 (G.-Bl. S. 85) ausgestellten Unterscheidungen entweder in Ausübung landes­ herrlicher Befugnisse vom Statthalter (Zisf. 1, al. 17 der Allerhöchsten Verordnung vom 23. Juli 1879) oder vom Ministerium (§ 3 des Gesetzes vom 4. Juli 1879) ertheilt: vergl. indeß bezüg­ lich der sogenannten kollektiven Schenkungen und Vermächtnisse Aubry und Rau, VII, S. 39 n, Dufour V, Nr. 368 mit) das daselbst abgedruckte Staatsrathsgutachten vom 27. Dezember 1855. Bevor das Ermächtigungsdekret ertheilt ist, dürfen weder die Schenk- oder Vermächtnißnehmer über das ihnen zugewandte Vermögen verfügen, noch auch bei Vermeidung disziplinarischer Ahn­ dung die Notare einen diesbezüglichen Akt aus­ nehmen. (Vergl. Justiz-Min.-Verf. vom 21. Fe bruar 1831, Massabiau. Manuel du ministere public, III, n° 5356 . Ueberdies liegt den Notaren, welche Schenkungs­ urkunden oder Testamente der bezeichneten Art ausgenommen haben, oder bei welchen dieselben hinterlegt worden sind, die doppelte Verpflich tung ob : a) die bedachten Anstalten oder Stetteninhaber sofort bei Ausnahme des Schenkungsaktes, be ziehungsweise nach dem Tode des Testators bei Eröffnung des Testaments zu benachrichtigen (Art. 58 des Dekrets vom 30. Dezember 1809, Art. 5 der Ordonnanz vom 2. April 1817); b) gleichzeitig eine übersichtliche Aufstellung der gesammten freigebigen Verfügungen dieser Natur an jeden Bezirkspräsidenten zu übersenden, in dessen Bezirke eine der bedachten Anstalten ihren Sitz hat. (Vergl. Dekret vom 30. Juli 1863 und Justiz-Min.-Vers, vem 12. September nämlichen Jahres.)

17. August 1882.

Verfügung des Ministeriums, betreffend eine Dienstanweisung für Standesbeamte. A.-Bl. S. 149.

Ew. Hochwohlgeboren werden hierdurch crgebenst ersucht, die beiliegeude Dieustauweisung für die Standesbeamten zur Kenntniß dieser Beamten zu bringen und für die Beobachtung derselben Sorge zu tragen.

Die zur Vertheilung unter die Standesbeamten ersorderlichen Exemplare werden Ihnen besonders

zugehen. An sämmtliche Herren

Ersten Staatsanwälte.

1882 (17. Aug. )

Znhattsverzeichnitz. Erster A bschnit t.

Allgemeine Bestimmungen. Aussicht. 3.Befugnisse und Pflichten der Standesbe­ amten im Allgemeinen. § 4. Kosten und Gebühren. § 5. Inhalt der Standesregister im Allgemeinen § 6. Prüfung der Zuständigkeit. § 7. Gegenwart des Standesbeamten bei Ein­ tragungen. § 8. Stellvertretung, eigeneAngelegenheiten des Standesbeamten. § 9. Geschäftsraum. § 10. Geschäftsstunden. §11. Allgemeiner Inhalt der Eintragungen a) auf mündliche Anzeige und Erklärung. § 12. b) auf schriftliche Anzeige. § 13. Verhandlung mit Tauben, Stummen ?c. § 14. Verweisung wegen des besondern Inhalts der Eintragungen. § 15. Prüfung des Inhalts der Anzeige. §16. Benutzung der Vordrucke. § 17. Rasuren, Korrekturen ?c. § 18. Zahlenangaben. § 19. Berichtigungen aus Grund gcrichtl. An­ ordnung. § 20. Acußerliche Kennzeichnung der Eiutragungen § 21. Auszüge. 8 22. Beweiskraft der Standesregister. § 23. Nebenregistcr. 8 24. Geschäftssprache. § 25. Abschluß der Standesregister. 8 26. Aufbewahrung der Register. 8 27 Sammelaktcn und Generalakteu. 8 28. Verzeichnisse und Kontrolle. § §

1.

Zweiter Abschnitt.

Geburtsregister. § 8 8 8

29. 30. 31. 32.

8 33.

8 8 8 8

34. 35. 36. 37.

Anzeigesrist. Verpflichtung und Berechtigung zur Anzeige. Inhalt der Geburtsurkunde. Todtgeborene und in der Geburt ver storbeue ftiiibt'r. Anerkennung unehelicher Kinder und nach­ trägliche Veränderung der Stande^rechte. Annahme an Kindesstatt. Namensänderung. Ertheilung von Auszügen. Sammeln tteu.

203

§ 39.

Zulässigkeit der Beurkundung der Ehe­ schließung. 8 40. Gesetzlich nothwendige Erfordernisse zur Eheschließung. § 41. Einwilligung der Eheschließenden. § 42. Ehemündigkeit. § 43. Einwilligung anderer Personen zur Ehe­ schließung. § 44. Eheverbote. § 45. Unzulässigkeit der Eheschließung. § 46. Aufgebote. § 47. Zuständigkeit für Anordnung des Auf­ gebots und Voraussetzungen derselben. § 48. Bekanntmachung des Aufgebots a) im Inland, § 49. b) im Ausland. § 50. Bescheinigung über ein erfolgtes Aufgebot. § 51. Erlöschen der Wirkung des Aufgebots. § 52. Ablehnung der Eheschließung beim Vor­ handensein von Ehehindernissen. § 53. Ausführung der Eheschließung. § 54. Zeugen. § 55. Inhalt der Heirathsurkunde und Ertheilung eines Auszuges. § 56. Anerkennung unehelicher Kinder in der Heirathsurkunde. § 57. Ein Ehevertrag ist nicht zu erwähnen. § 58. Eintragung der Auflösung einer Ehe. § 59. Sammclakten. Vierter A bschnit t.

Sterberegister. § § § § 8 8

69. 61. 62. 63. 64. 65.

§ 66. 8 67.

Anzeigefrist. Zuständigkeit des Standesbeamten. Verpflichtung und Berechtigung zur Anzeige. Genehmigung zur Beerdigung. Inhalt der Sterbeurkunde. Eintragung auf Grund schriftlicher Anzeigen und Mittheilungen. Auszüge u. Abschriften betreffend Aus­ länder. Sammelakten. Fünfter A b s ch n i t t.

Besondere Verpflichtungen des Standesbeamten. Sterbefallverzeichnisse. Anzeige von Stcrbcfällen wegen Siegelung und Bevormundung. 8 70. Rekrutirungs-Stammrotten. Anlage I Gebührentarif. 1 Anlage II und III Formulare und Muster.2 Alphabetisch e s egister. § 68. 8 69.

Dritter A b s ch n i t t.

Heirathsregister. 8 38.

Zuständigkeit des Standesbeamten.

1. Baud III 3. 581. 2. Durch Nachtrag u. 8. Oki. 1885 ergänzt- Die Worinn

lare u. Muner sind nicht mit abqedruckt.

1882 (17. Aug.)

204

Dienstanweisung für die Standesbeamten. Erster Abschnitt.

Allgemeine Bestimmungen. § 1. Die Amtsführung der Standesbeamten unterliegt der staatlichen Beaufsichtigung, welche durch die Ersten Staatsanwälte bei den Landge­ richten, in deren Bezirk das Standesamt gelegen ist, und die Vorgesetzten derselben ausgeübt wird. Diese Behörden sind insbesondere zur Prüfung der Standesregister und Ertheilung von Weisungen an die Standesbeamten bezüglich der Register­ führung befugt. Auch die Amtsrichter sind er­ mächtigt, die Standesregister zu prüfen und die

Standesbeamten auf bestimmte Mängel behufs deren Abstellung aufmerksam zu machen. Im Falle der Verletzung oder Vernachläßigung der Amtspflichten der Standesbeamten können gegen die letzteren Disziplinarstrafen (Warnungen, Verweise, Geldstrafen) verhängt werden. Außer­ dem wird ein Standesbeamter, welcher unter Außerachtlassung der in dem Gesetze vom 6. Febr. 1875 gegebenen Vorschriften (vergl. §§ 39, 52; eine Eheschließung vollzieht, mit Geldstrafe bis

zu sechshundert Mark bestraft. Lehnt der Standesbeamte die Vornahme einer Amtshandlung ab, so kann er dazu auf Antrag der Betheiligten durch das Gericht angewiesen werden. 2. Die Standesbeamten sind befugt, die zu An­ zeigen (vergl. §§ 30, 62) oder zu sonstigen Hand­ lungen auf Grund des Gesetzes vom 6. Februar 1875 Verpflichteten hierzu durch Geldstrafen an­ zuhalten, welche für jeden einzelnen Fall den Betrag von fünfzehn Mark nicht übersteigen dürfen. Werden Anzeigen verzögert oder nach Ablauf der gesetzlichen Fristen (vergl. §§ 29, 32, 60) er­ stattet, so ist in allen Fällen dem ersten Staats­ anwalt beim Landgericht Mittheilung zu machen, auch wenn der Standesbeamte die Verpflichteten zur Erstattung der Anzeige durch Geldstrafe an­ gehalten hat. Der Festsetzung einer Strafe muß deren Androhung vorhergehen. Androhung und Festsetzung der Strafe erfolgen durch schriftliche Verfügungen, welche dem Adressaten zu behändigen sind. Die Behändigung kann durch einen Gemeinde­ beamten erfolgen. Behufs Einziehung der Strafe ist von der erfolgten Festsetzung einer solchen dem Rechner derjenigen Gemeinde Nachricht zu geben, in welcher der Standesbeamte seinen Sitz hat. 3. Die Standesbeamten sind befugt, andere Standesbeamte sowie Gemeinde- und Ortspolizei­ behörden um Erledigung dienstlicher Angelegen­ heiten zu ersuchen. 4. Die Führung der Standesregister und die da­ raus bezüglichen Verhandlungen erfolgen k o ft e li­ tt nd stemp elfrei. Gegen Zahlung der nach bcm angehängten Tarife zulässigen Gebühren müssen die Standes­

register jedermann zur Einsicht vorgclegt, sowie beglaubigte Auszüge (vergl. §§ 21, 36, 54, 66) aus denselben ertheilt werden. In amtlichem Interesse und bei Unvermögen der Betheiligten ist die Einsicht der Register und die Ertheilung der Auszüge gebührenfrei zu ge­ währen. Geistlichen und anderen Religionsdienern ist die Einsicht der Register kostenfrei zu gestatten. 5. In die Standesregister sind die Beurkun­ dungen der Geburten, Heirathen und Sterbefälle einzutragen. Außerdem sind durch Randeintragungen einzu­ schreiben : 1.

In d i e

Geburtsregister:

a) Die Anerkennungen unehelicher Kinder, so­ fern dieselben vor dem Standesbeamten oder in einer gerichtlich oder notariell aufgenommcnen Urkunde erklärt und nicht gemäß § 33 Absatz 1 in die Geburtsurkunde selbst aufzunehmen sind; b) die nachträgliche Feststellung der Abstammung eines Kindes, welche nach Eintragung des Ge­ burtsfalles erfolgt und die Veränderung der Standesrechte durch Legitimation, Annahme an Kindesstatt oder in anderer Weise (vergl. 33, 34, 56), sofern diese Vorgänge durch öffentliche Urkunde nachgewiesen werden und ein Betheiligter den Antrag stellt; cj die der Anzeige des Geburtsfalles nachgehen den Anzeigen der Vornamen (vergl. § 31) ; d) die bewilligten Namensänderungen (vergl.

§ 35).

2. Z n

d i e Heirat h s r e g i st e r:

Die Auflösung, Ungiltig- oder Nichtigerklärung einer Ehe (vergl. § 58).

3.

In

alle

Register:

Die gerichtlich angeordneten Berichtigungen (vergl. 8 19). 6. Zur Vornahme einer Eintragung ist nur der zuständige Standesbeamte verpflichtet und be rechligt. Dem Standesbeamten liegt es ob, seine Zuständigkeit zu prüfen (vergl. § 29, 38, 61). 7. Bei Vornahme der Eintragungen in die Standesregister ist die Verwendung eines Schreib gehilfen (Gemeindeschreibers) gestattet, der Standes­ beamte muß aber jedenfalls bei der Vorlesung der Eintragung, sowie bei der Genehmigung und Unterzeichnung derselben durch die Erschienenen gegenwärtig sein und die Eintragung sofort durch seine Unterschrift vollziehen. Tie Vornahme einer Eintragung außer Gegen­ wart des Standesbeamten, die nachträgliche Unter Zeichnung durch denselben, sowie die Blanko-Unter Zeichnung durch die Erschienenen unter nachträglicher Vornahme der Eintragung sind verboten und straf­ bar (§§ 348, 349 Str.-G.-B.). 8. Im Falle der Behinderung des Standesbe­ amten gehen dessen Obliegenheiten auf den Stell­ vertreter über.

1882 (17. Aug.) Eintragungen, durch welche eigene Erklärungen des Standesbeamten beurkundet werden sollen, oder welche ihn selbst, seine Ehefrau, seine Eltern, oder seine minder betreffen, sind in federn Falle durch den Stellvertreter vorzunehmen. Dem Standesbeantteir steht es frei, auch anderweile Eintra­ gungen, an deren Vornahme er oder seine Ange­ hörigen ein eigenes Intereste haben, durch den Stellvertreter bewirken zu lassen. 9. Tie Vornahme der Eintragungen findet in dem Geschäftsräume des Standesbeamten statt. Nur in dringenden Ausnahmefällen (z. B. Ehe­ schließung bei bescheinigter Krankheit- dürfen die Standesregister zunt Zweck der Vornahme einer Eintragung an einen andern Ort innerhalb des Standesamtsbezirks verbracht werden. 10. Der Standesbeamte kann bestimmte, im Borans bekannt zu machende Geschäftsstunden fest­ setzen. Die Geschäftsstunden können für Werktage einerseits und Sonn- und Feiertage andererseits verschieden bestimmt werden. Unverjchiebliche Ein­ tragungen (vergl. z. B. 32, 60, 46 Absatz 3) sind auch außerhalb der Geschäftsstunden vorzu­ nehmen. Die Bekanntmachung der Geschäftsstundcn erfolgt genügend durch Anschlag aut Eingänge des Geschäftsraumes. 11. Die auf mündliche Anzeige oder Erklärung erfolgenden Eintragungen sollen enthalten: 1) den Ort und Tag der Eintragung; 2) die Bezeichnung der Erschienenen; und zwar bei Geburts- und Sterbefällen nur der Anzei­ genden und bei Eheschließungen nur der Ehe­ schließenden und der zugezogenen Zeugen; 3) den Vermerk des Standesbeanlten, daß und aus welche Weise er sich die Ueberzeugung üon der Persönlichkeit der Erschienenen verschafft hat: 4) den Vermerk, daß die Eintragung den Erjchieltenen vorgelesen und von denselben genehmigt ist; 5) die Unterschrift der Erschienenen (s. oben Nr. 2) mtd, falls sie schreibensunkundig oder zu schreiben verhindert sind, ihr Handzeichen oder die Angabe des Grundes, ans welchem sie dieses tticht beisügeit konnten; 6) die Unterschrift des Standesbeamten. Sind die Erschienenen dem Standesbeamten be­ kannt, so hat der betreffende Vermerk zu 3 zu lauten: „der Persönlichkeit nach bekannt," andernfalls aber: „der Persönlichkeit nach durch den von Person bekannten N. N. ^Vor- und Familiennamen, Stand oder Gewerbe und Wohnort der betaun ten Person) anerkannt." 12. Bei Geburten und Sterbefällen, welche sich in össentlichen Entbindnngs-, Hebammen-, Kran­ ken-, Gefangen- und ähnlichen Anstalten, sowie in Kasernen ereignen, genügt eine schriftliche Anzeige in amtlicher Form, welche durch den Vorsteher der Anstalt oder deit von der zuständigen Behörde

ermächtigteit Beamten zu erstatten ist.

205

Die Beurkundung der Geburt eines gejundeiteit neugeborenen Kindes erfolgt auf Gruttd der An­ zeige der Ortspolizeibehörde. Findet eine amtliche Ermittelung über einen Todesfall statt, so erfolgt die Eintragung des Sterbefallcs auf Grund der schriftlichen Mitthei­ lung der zuständigen Behörde (Staatsanwalt, Untersuchungsrichter, Amtsrichter, Militärgericht). Geburten und Sterbefälle, welche sich ans See­ schiffen während der Reise ereignen, sind auf Grund der den Standesbeamten durch das Seemaunsamt zugehenden Abschriften der ftattgehabten Beur­ kundung einzntragen. Die auf schriftliche Anzeige erfolgenden Ein­

tragungen sind unter Angabe von Ort und Tag der Eintragung zu bewirken und durch die Unter­ schrift des Standesbeamten zu vollziehen (wegeit der Form vergl. § 16 Absatz 4). Eine U e b e r s ch r e i b u n g (Transcri ption- auswärts errichteter Standes­ urkunden findet nicht statt (vergl. § 27 Absatz 2;>. 13. Mit Tauben und Stummen, welche des Lesens und Schreibens kundig sind, hat, soweit dies nöthig und möglich, der Standesbeamte schriftlich zu verhandeln. Die aufgenommene Verhandlung ist zum Durchlesen vorzulegen und das Wort „vorgelesen" im Vordruck zu streichen. Sind diese Personen des Lesens und Schreibens nicht kundig, so ist unter Zuziehung einer Person zu verhandeln, durch deren Vermittelung ein Ver­ ständniß möglich wird. Ist eine solche Person nicht vorhanden und die Verhandlung unbedingt er­ forderlich (z. B. Eheschließung von Taubstummen-, so hat der Standesbeainte wegen Einholung wei­ terer Verhaltungsmaßregeln dem Ersten Staats anwalt zu berichten. Daß in vorstehender Weise verhandelt lvordeu, ist am Schlüsse des Akts anzugeben. 14. Wegen des besonderen Inhalts der Geburts­ urkunden vergl. § 31, der Heirakhsnrkunden vergl. § 55, der Sterbeurkunden vergl. § 64. 15. Der Standesbeamte ist verpflichtet, sich von der Richtigkeit jeder ihnt mündlich oder schriftlich erstatteten Altzeige, wenn er dieselbe zu bezweifeln Anlaß hat, in geeigneter Weise Ueberzeugung zu verschaffen. 16. Die Eintragungen in die Standesregistcr sind unter Benutzung der gelieferten Vordrucke unter fortlaufenden Nunlinern nach Anleitting der beigefügten Muster zu bewirken. Insoweit die pnnktirten Zwischenräume des Vordrucks nicht beschrieben werden, sind dieselben sogleich bei der Eintragung nach Maßgabe der Musterformulare durch Striche auszusüllen. Entsprecheit in einem gegebenen Falle die vorgedruckten Worte nicht, so sind solche, soweit er forderlich, zu durchstreichen und am Rande zu vermerken, daß und wie viele Worte oder Zeilen gelöscht wurden.

206

1882 (17. Aug.)

In den Fällen, in welchen eine Eintragung auf

Grund schriftlicher Anzeige oder Mittheilung einer Behörde erfolgt (vergl. § 12) ist der Vordruck ganz zu durchstreichen und die Eintragung am Rande unter ausdrücklicher Bezugnahme aus die erfolgte Anzeige oder Mittheilung vorzunehmen. Zusätze und Abänderungen, sowie B e r m e r k e über Löschungen sind nie­

mals in bie (Eintragung selbst, au ch n i ch t am Schlüsse derselben auszu­ nehmen, sondern stets nur am Rande zu vermerken. Die Berichtigung einer Eintragung durch Löschung von Worten oder Zeilen und durch Bei­ fügung von Zusätzen und Abänderungen am Rande ist dem Standesbeamten aus eigener Machtvollkommenheit nur so lange gestattet, als die Eintragung nicht durch die Unterschrift des Standesbeamten vollzogen ist. Bon diesem Zeit­ punkt an können erforderliche Berichtigungen jeder Art, gleichviel ob der Standesbeamte von Amts­ wegen eine solche als nothwendig erachtet, oder ein Betheiligter deren Vornahme beantragt, nur auf Grund gerichtlicher Anordnung erfolgen (vergl. 8 19). Alle Randvermcrke sind von dem Standesbe­ amten und, sofern die Eintragung auf mündliche Anzeige oder Erklärung erfolgt, von den Erschie­ nenen (vergl. § 11 Nr. 2 und 5) nach erfolgter Vorlesung und Genehmigung zu unterzeichnen. Die bloße P a r a p h i r u n g der Randver m erke genügt nicht; unter die Worte: „vorgelesen, genehmigt und unterschrieben", sind die vollen Unterschriften (vergl. Muster 0 4) zu setzen. 17. Rasuren, Korrekturen und alle Abkürzungen in den Eintragungen sind unstatthast. Vordrucke, welche wegen irrthümlichen Ueberschlagens oder aus einem sonstigen Grunde nicht benutzt werden können, sind mittelst Durchstreichung zu löschen; das Zusammenkleben von Blättern ist

unstatthast. 18. Die wesentlichen Z a h l e n a n g aben in bi)i Eintragungen sind mit Buchstaben zu schreiben. Wesentlich sind unter­ allen Umständen Jahreszahl, Tag und Stunde der Geburt und des Todes, bei Eheschließungen Jahreszahl und Tag der Aufnahme der Urkunde, Jahr und Tag der Geburt der Ehcschließenden und das Alter der Zeugen. Welche Zahlenangaben sonst im einzelnen Fall als wesentlich zu erachten sind, bleibt dem pflicht­ mäßigen Ermessen des Standesbeamten überlassen. Die Tageszeit ist durch die Ausdrücke „Vor­ mittags" und „Nachmittags" zu bestimmen. Die Mittagszeit ist durch die Worte: „Mittags zwöls Uhr" und die Mittcrnachtszeit durch die Worte: „in der Nacht vom................. zum...................... des

Jahres . . . um zwöls Uhr" zu bezeichnen. 19. Die aus Grund gerichtlicher Anordnung

erfolgende Berichtigung einer Eintragung geschieht durch Beischreibung eines Vermerks am Rande der zu berichtigenden Eintragung. Der Vermerk ist mit dem Datum und mit der Unterschrift des Standesbeamten zu versehen

(vergl Muster C 3). 20. Behufs besserer Auffindung der einzelnen Eintragung sind am Rande derselben die Namen der Personen, wegen deren die Urkunde errichtet ist — Vor- und Familienname des Kindes (bei Zwillings- oder Mehrgeburten mit dem Zusatz: „Zwillingsgeburt" beziehungsweise „Mehrgeburt"), der Eheschließenden, des Verstorbenen — anzu­ geben, auch diese Namen in der Eintragung selbst mit größeren, in die Augen fallenden Buchstaben zu schreiben. 21. Jeder von dem Standesbeamten zu ertheil lende Auszug aus dem Standesregister (vergl. int Einzelnen §§ 36, da, 66) muß mit der Eintra­ gung wörtlich übereinstimmen, auch die bei der Aufnahme der Eintragung bewirkten Zusätze, Löschungen oder Abänderungen, welche jedoch als solche nicht kenntlich zu machen sind, sowie die

nach Abschluß der Eintragung ausgenommenen besonders kenntlich zu machenden Randvermcrke (vergl. § 5 Abs. 2) enthalten. Jeder Auszug ist

als gleichlautend mit dem Register zu bestätigen und mit der Unterschrift und dem Dienstsiegel des Standesbeamten zu versehen. In denjenigen Fällen, in welchen die Eintra­ gung eines Geburts- oder Sterbefalles auf Grund einer schriftlichen Anzeige oder Mittheilung einer Behörde erfolgt, dürfen bei Ertheilung von Re­

gisterauszügen die für

die letzteren bestimmten

Formulare nicht benutzt werden. 22. Die Standesbeamten werden ausdrücklich darauf hingewiesen, daß nur die ordnungsmäßig geführten Standesregister diejenigen Thatsachen beweisen, zu deren Beurkundung sie bestimmt und welche in ihnen eingetragen sind, sowie daß die Beweiskraft ordnungswidrig geführter Register von jedem Betheiligten vor Gericht beanstandet

werden kann. 23. Jede Eintragung in das Register ist von dem Standesbeamten an demselben Tage durch eine von ihm zu beglaubigende Abschrift in ein Nebenrcgister einzutragen. Das Ueberschreiben durch einen Schreibgehülfen ist statthaft. Tas Hauptregister und das Nebenregister müssen wörtlich übereinstimmcn. Es sind jedoch:

1) die Erschienenen nicht zur Unterzeichnung der Abschrift zu veranlassen, vielmehr auch deren Unterschriften in Abschrift beizusügen. 2) Zusätze, Löschungen oder Abänderungen der Eintragung, welche bei Aufnahme der Eintragung durch den Standesbeamten stattgefunden haben, in der Abschrift als solche nicht kenntlich zu machen, vielmehr ist die Abschrift nach dem richtiggestellten, beziehungsweise

vervollständigten

Eintragung zu fertigen.

Wortlattt

der

207

1882 (17. Aug.) Randvermerke, welche nach Voll­ ziehung der Eintragung derselben beigefügt werden (vergl. § 16 Abs. 5), sind gleichzeitig in Abschrift in das Neben register aufzunehmen. Eintragungen und Randvermerke, welche nach Einreichung des Nebenregisters (vergl. § 26 Abs. 2)

in dem Hauptregister gemacht werden, sind gleich­ zeitig dem Ersten Staatsanwalt beim Landge­ richt in beglaubigter Abschrift mitzutheilen. 24. Die Führung der Standesregister geschieht, soweit nicht der Gebrauch der französischen Sprache einzelnen Gemeinden durch die zuständigen Be­ hörden gestattet ist, in deutscher Sprache. Die Eintragung von Berichtigungen (§ 19) hat auch

da, wo der Gebrauch der französischen Sprache gestattet ist, in deutscher Sprache zu erfolgen, so­ fern nicht dem Beschlusse oder Urtheile, auf Grund dessen die Berichtigung erfolgt, eine Uebersetzung durch einen vereidigten Uebersetzer beigefügt ist. 25. Sofort nach Ablauf des Kalender­ jahres, mithin am 1. Januar des fol­ genden Jahres, hat der Standesbeamte jedes Haupt- und jedes Nebenregister unter der Bermerkung der Zahl der darin enthaltenen Eintra­ gungen unmittelbar hinter der letzten Eintragung abzuschließen mit den Worten: „Vorstehendes Geburts-, (Heiraths-, Sterbe-,) Haupt-, (Neben-) Register für das Jahr enthaltend Eintragungen, wird hiemit abgeschlossen. den 1. Januar 18 Der Standesbeamte (Unterschrift)

Geburts- und Sterbefälle, welche sich in dem abgelaufenen Jahre ereignet haben, aber erst nach Ablauf desselben zur Anzeige kommen, sind in das betreffende Register des neuen Jahres einzutragen. Doch sind diese Fälle in das alphabetische Register (§ 28) auch des Geburts- bezw. Sterbejahres auszunehmen. 26. Die abgeschlossenen Hauptregister sind in dem Geschäftsraum des Standesbeamten sorgfältig aufzubewahren und nur dem Ersten Staatsanwalt beim Landgericht oder dessen Vorgesetzten auf Ver­ langen einzusenden. Die abgeschlossenen Nebenregister sind nebst den gemäß § 28 Nr. 1—4 zu führenden Verzeichnisse und Kontrolle, sowie mit den Sammelakten (vergl. § 27) dem Ersten Staatsanwalt beim Landgericht binnen Monatsfrist, also späte­ stens an dem auf den Abschluß folgenden 31. Januar vorzulegen. 27. Die Standesbeamten sind verpflichtet, als Beilage zu den Registern, Sammelakten und zwar für jedes Register und jeden Jahrgang besonders,

anzulegen und in dieselben alle ihnen zugestellten schriftlichen Anträge, Anzeigen, Urkunden, Mit­ theilungen Verfügungen, insbesondere die der Aufsichtsbehörde und der Gerichte, desgleichen die

von ihnen aufgenommenen Verhandlungen und ge­ troffenen Anordnungen (vergl. §§ 37, 59, 67) aufzunehmen. Auch die auswärts errichteten und den Stan­ desbeamten übersandten Standesurkunden sind in die Sammelakten aufzunehmen und nicht in die Register zu überschreiben; jedoch ist in den alpha­ betischen Namensverzeichnissen zu den betreffenden Haupt- und Nebenregistern (vergl. § 28 Nr. 1) Vermerk zu machen. Die allgemeinen Verfügungen der Aufsichts­ behörde, sowie die Abschriften der alljährlichen Revisionsprotokolle sind in einen festen Umschlag zu heften und sorgfältig aufzubewahren. (General­ akten.) 28. Außerdem haben die Standesbeamten zu führen: 1) Zu jedem Register ein alphabetisches, das Auffinden der einzelnen Eintragung ermöglichendes Namensverzeichniß in drei Exemplaren. Das eine Exemplar ist am Schluffe des Haupt­ registers, das zweite am Schluffe des Nebenre­ gisters einzuheften. Das dritte Exemplar, welches beim Landgerichte zur Anfertigung der Dezennaltabellen gebraucht werden soll, ist auf loses Pa­ pier in der Weise zu schreiben, daß von jedem Blatt nur eine Seite benutzt wird; dasselbe wird mit dem Nebenregister abgesandt. 2) Eine Kontrolle über die nachträglich zu machenden Anzeigen, der Vornamen des Kindes (vergl. § 31 Abs. 4). 3) Ein Verzeichniß der von ihnen angeordneten oder auf Ersuchen eines anderen Standesbeamten verkündeten Aufgebote (vergl. §§ 46 f.). 4) Ein Verzeichniß über die zu erhebenden und erhobenen Gebühren (vergl. § 4). Wegen der Verpflichtung der Standesbeamten, von Sterbefällen der Steuerbehörde und dem Gericht Mittheilung zu machen und Auszüge für die Rekrutirungs-Stammrolle zu ertheilen, vergl. 88 68, 69, 70. Zweiter Abschnitt.

Geburtsregister. 29. Jede Geburt eines Kindes ist innerhalb einer Woche dem Standesbeamten des Bezirks, in welchem die Niederkunst stattgefunden hat oder ein neugeborenes Kind gefunden ist, anzuzeigen. Nur dieser Standesbeamte ist für die Eintragung der Geburt zuständig. Wenn die Anzeige eines Geburtssalles über drei Monate verzögert ist, so darf die Eintragung nur mit Genehmigung des Ersten Staatsanwalts beim Landgericht erfolgen. Daß und wann diese Genehmigung ertheilt worden ist, ist in der Eintragung am Schluffe zu vermerken (vergl. Muster A 3). Auf Grund einer, nach Ablauf einer Woche aber noch innerhalb dreier Monate erfolgenden Anzeige darf der Standesbeamte, sofern er keine

208 Bedenken

1882 (17. Aug.) hat,

die

Eintragung vornehmen, e r

hat aber jedenfalls dem Er st en Staatsanwalt beim Landgericht von der verspäteten Anzeige Mitthei­ lung zu machen (vergl. § 2 Abs. 2). 30. Zur Anzeige einer Geburt sind verpflichtet:

1) der eheliche Vater; 2) die bei der Niederkunft zugegen gewesene Hebamme; 3) der dabei zugegen gewesene Arzt; 4) jede andere dabei zugegen gewesene Person; 5) die Mutter, sobald sie dazu im Stande ist; und zwar in der bezeichneten Reihenfolge. Die Anzeige ist mündlich von dem Verpflichte­

ten selbst oder durch eine andere aus eigener Wissenschaft unterrichtete Person zu machen. Wird die Anzeige von einer der im ersten Ab­ satz unter Nr. 2—4 erwähnten Personen oder von einer andern mit eigener Wissenschaft unter­ richteten Person gemacht, so ist in der Eintra­ gung vor den Worten: „Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben" zu vermerken, daß der Er­ schienene bei der Niederkunft zugegen gewesen (vergl. Muster A 2) oder, daß er von der Nieder­ kunft aus eigener Wissenschaft unterrichtet ist. Wegen schriftlicher Anzeigen und Mittheilungen vergl.' § 12 Abs. 1, 2, 4, § 16 Abs. 4. Tie Eintragung ist vorzunehmcn, wenn die Anzeige, obwohl nicht von dem zunächst Verpflich­ teten, doch rechtzeitig (vergl. § 29 Abs. 1 und 4) gemacht worden ist. 31. Außer dem für jede Eintragung allgemein

vorgeschriebenen Inhalt lvergl. § 11) soll die Eintragung des Geburtsfalles enthalten: 1) Vor- und Familiennamen, Stand oder Ge­ werbe und Wohnort des Anzeigenden; 2) Ort, Tag und Stunde der Gcbnrt; 3) Geschlecht des Kindes; 4j Vornamen des Kindes; 5) Vor- und Familiennamen, Religion, Stand oder Gewerbe und Wohnort der Eltern (vgl. Muster A 1 bis A 3), wobei deutlich anzngeben,

daß die Eltern Eheleute sind. Bei unehelichen Kindern ist nur der Namen der Mutter einzutragen; wegen der Anerkennung unehelicher Kinder vergl. jedoch § 33. Bei Zwillings- oder Mehrgeburten ist die Ein tragung für jedes Kind besonders und so genau zu bewirken, daß die Zeitsolge der verschiedenen Geburten ersichtlich ist. Wegen der Zulässigkeit der Wahl der Vornamen wird auf die gesetzlichen Vorschriften verwiesen. Es ist statthaft, bei der Anzeige der Geburt die Angabe der Vornamen des Kindes vorzubchalten. Dieselben sind indessen l ä n g st e n s bin­ nen zwei M o n a t e n nach der G e b u r t anzuzeigen. Ihre Eintragung erfolgt am Rande der ersten Eintragung (vergl. Muster A 1 und § 28 Nr. 2 wegen der zu führenden Kontrolle). Ist ein neugeborenes Kind gesunden, worüber

die Ortspolizeibehörde Anzeige zu machen hat, so soll die nach Durchstreichung des Vordrucks am Rande zu bewirkende Eintragung enthalten die Zeit, den Ort und die Umstände des Auffindens, die Beschaffenheit und die Kennzeichen der bei dem Kinde Vorgefundenen Kleider und sonstigen Gegenstände, die körperlichen Merkmale des Kindes, sein vermuthliches Alter, sein Geschlecht, die Be­ hörde, Anstalt oder Person, bei welcher das Kind untergebracht worden, und die Namen, welche ihm beigelegt worden (vergl. Muster G 1, G 2). 32. Wenn ein Kind todtgeboren oder in der Geburt verstorben ist, so muß die Anzeige (vergl. 8 60) spätestens a m n ä ch st s o l g e n d e n Tage, auch wenn derselbe ein S o n ntag oder gesetzlicher Feiertag ist, ge­ schehen. Die Eintragung ist alsdann mit dem oben im 8 31 unter Nr. 1 bis 3 und 5 angegebenen In­ halte nur im S t er be r eg i ste r z u mache n (vergl. Muster C 4). Sobald das Kind die Geburt überlebt hat, sollte es auch ganz kurze Zeit nachher v e r st o r b e n sein, ist die Eintragung im Ge­ burtsregister (und demnächst im Sterberegister, «vergl. 8§ 00 f.) zu machen. 33. Die Anerkennung eines unehelichen Kindes ist in die Eintragung des Geburtssallcs aufzu­ nehmen «vergl. Muster A 3j, wenn dieselbe gleich zeitig mit der Anzeige des letz t e r e n entweder vor dem Staatsbeamten erklärt oder durch eine gerichtlich oder notariell aufgenommene Urkunde nachgewiesen wird. Zur Aufnahme einer Anerkennung nach Ein­ tragung des Geburtssalles ist —- ab gesehen von dem Falle der Anerkennung im Heirathsakte, 8 56 — nur derjenige Standes­ beamte befugt, welcher die Geburtsurkunde auf genommen hat. Die Anerkennungsurkunde ist in diesem Falle am Rande der Geburtsurkunde nach Vorschrift des 8 10 Absatz 7 zu errichten

(Muster L 1). Erfolgt in anderer als der vorerwähnten Weise die Feststellung der Abstammung eines Kindes erst nach der Eintragung des Geburts­ falles oder erleiden die Standesrechte durch Legitimation (8 56), Annahme an Kindesstatt oder auf andere Art eine Veränderung, so ist dieser Vorgang, sofern er durch öffentliche

Urkunden nachgewiesen wird, auf Antrag eines Betheiligten am Rande der über den Geburtsfall vorgenommenen Eintragung nach Maßgabe des 8 10 Absatz 7 zu vermerken (Muster A 4 und L 2i. Wegen der außerdem noch erfor

derlichen besonderen Eintragung der Annahme an

Kindesstatt vergleiche den folgenden 8In der Randbezeichnung (dem Rubrum) des Geburtsaktes und im alphabetischen Register ist

3. In der Fassung des Nachtrags v. 8. Ett. 1885.

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das au erkannte Kind unter dein Jyciniitii'nimiiicii einer der Verlobten seinen Wohnsitz hat oder sich des Anerkennenden zu führen. gewöhnlich aufhält. 34. Abgesehen von dem im vorstehenden § er­ Unter mehreren zuständigen Standesbeamten wähnten Randvermcrk bei der Geburtsurkunde haben die Verlobten die Wahl. der an Kindesstatt angenommenen Person ist die Die Eheschließung darf auch vor einem an sich nicht zuständigen Standesbeamten stattfinden, Annahme an Kindesstatt (Adoption) auf Antrag eines oder beider Beteiligten auch in das Ge­ wenn der zuständige Standesbeamte (Absatz 1) burtsregister desjenigen Ortes einzutragen, in hierzu schriftlich die Ermächtigung ertheilt. Diese welchem der an K i n d e s st a t t A n n e hErmächtigung ist unter Benutzung des Formulars mend e (Adoptivvater) seinen Wohnsitz hat (vergl. F und Beidrückung des Dienstsiegels nach Anlei­ Muster K). tung des Musters F 1 auszustellen. Tag, Jahr Die Eintragung geschieht unter Beobachtung und Ort der Geburt der Verlobten sind in die der Vorschriften des § 11 auf Grund des die Ermächtigung aufzunehmen. Die Ermächtigung darf Annahme an Kindesstatt genehmigenden Be­ nur aus wichtigen Gründen (z. B. wegen Verdachtes schlusses des Oberlandesgerichts, vorausgesetzt, daß einer beabsichtigten Doppelehe) versagt werden. eine Ausfertigung dieses Beschlusses innerhalb Die Erthcilung der Ermächtigung berechtigt zu drei Monaten nach seiner Fassung dem StandesErhebung einer Gebühr von 50 Pf. (Tarif II2). bcamtcn vorgelegt wird. Tie vor Ertheilung der Ermächtigung einge­ Der Standesbeamte streicht im Geburtsregister reichten Urkunden, aufgenommenen Verhandlungen unter den laufenden Nummern soviel Bordrucke und getroffenen Anordnungen behält der Stan­ durch, als er zu der Eintragung, welche am Rande desbeamte bei seinen Sammelakten und macht dieser Vordrucke geschieht, bedarf. in denselben von der ertheilten Ermächtigung Vormerkung. Wird die Eintragung einer testamentarischen Ueber den Fall, daß die Ehe von einem an­ Annahme an Kindesstalt beantragt, so hat der dern Standesbeamten, als demjenigen, welcher Standesbeamte wegen seines Verhaltens bei dem das Aufgebot angeordnet hat, geschlossen werden Ersten Staatsanwalt anzusragen. 35. Die Eintragung einer bewilligten Namens­ soll, vergl. 8 50. änderung erfolgt am Rande der Geburtsurkunde 39. Der Standesbeamte darf bei Vermeidung und ist in den alphabetischen Namcnsverzcichnissen einer Geldstrafe bis zu sechshundert Mark (vergl. zu den Geburtsregistern zu vermerken. § 1 Abs. 2) die Beurkundung einer Eheschließung 36. Ein Auszug über die Eintragung eines nur vornehmen, sofern: 1) die zur Eheschließung gesetzlich nothwen­ Geburtsfalles ist nur aus Antrag zu ertheilen digen Erfordernisse als vorhanden nachgewiesen (vergl. §§ 4, 21). 37. In die Sammclakten zum Geburtsregister sind (vergl. 88 40—44); sind namentlich aufzunehmen: 2) die Eheschließung nach den gesetzlichen Be­ 1) die daraus bezüglichen Verfügungen der Auf­ stimmungen zulässig ist (vergl. § 45); sichtsbehörde und Gerichte; 3) das gesetzlich vorgeschricbene Aufgebot statt2) die dem Standesbeamten zugehenden schrift­ gesunden hat (vergl. §8 46 s., Ausnahmen vergl. lichen Anzeigen und Mittheilungen betreffend Ge­ 8 46 Abs. 2, 4 und 5). Für Ausländer d. h. für alle Personen, welche burten (vergl. § 12 Abs. 1, 2, 4); 3) die von dem Standesbeamten etwa erlassenen nicht Angehörige des Deutschen Reichs sind, komVerfügungen oder aufgenomincnen Verhandlungen, | men außerdem hinsichtlich der Fähigkeit zur Ehe­ um sich von der Richtigkeit einer Anzeige Ueber­ schließung die Gesetze desjenigen Landes, welchem ! sie augehören, in Betracht. Ergeben sich mit Rückzeugung zu verschaffen (vergl. § 15); 4) die von dem Standesbeamten aufgenommenen ; sicht hierauf Zweifel lvegen der Statthaftigkeit der Verhandlungen und ihm zugehcnden Urkunden, Eheschließung, so hat sich der Standesbeamte an betreffend Anerkennung unehelicher Kinder, sowie den zuständigen Ersten Staatsanwalt um Auf­ Feststellung der Abstammung oder Veränderung klärung zu wenden. der Standesrechte eines Kindes (vergl. 8 33.; Wird in den gesetzlich statthaften Fällen eine 5) die von dem Standesbeamten etwa erlassenen Dispensation (vergl. §§ 42, 44, Nr. 5 und 7, Verfügungen, um die zur Anzeige von Geburten 8 46 Abs. 4) ertheilt, so hat der Standesbe­ Verpflichteten durch Geldstrafen hierzu anzuhalten amte trotzdem zu prüfen, ob die sonstigen Vorbe­ dingungen für die Eheschließung (vergl. §8 43— (vergl. 8 2 Abs. 1); 6) die von auswärts übersandten Geburtsur­ 46) vorhanden sind. 40. Die zur Eheschließung gesetzlich nothwen­ kunden (vergl. § 27 Abs. 2). digen Erfordernisse sind: Dritter Abschnitt. 1) die Einwilligung der Ehejchließenden (vergl. Heiratsregister. § 41); 2) die Ehemündigkeit der Eheschließenden (vergl. 38. Zuständig zur Beurkundung einer Ehe8 42): schließuug ist der Standesbeamte, in dessen Bezirk 3p.

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3) in bestimmten Fällen die Einwilligung an­ derer Personen (vergl. § 43); 4) daß keines der gesetzlich vorgesehenen Ehehindernisse besteht (vergl. § 44). 41. Die Einwilligung der Eheschließenden ist vor dem Standesbeamten zu erklären. Derselbe hat sich nöthigenfalls davon zu überzeugen, daß die Erklärung nicht unter dem Einfluß von Zwang, Irrthum oder Betrug erfolgt. 42. Tie Ehemündigkeit des männlichen Ge­ schlechts tritt mit dem vollendeten zwanzigsten Lebensjahre, die des weiblichen Geschlechts mit dem vollendeten sechszehnten Lebensjahre ein. Dispensation ist zulässig. Das Gesuch um Dis­ pensation ist bei dem Ersten Staatsanwalt des Bezirks, in welchem der Gesuchsteller seinen Wohn­ sitz hat, einzureichen. Ist einer Person männlichen Geschlechts Dis­ pensation von dem Ehehindernisse der Ehemündig­ keit ertheilt, so ist namentlich noch zu prü­ fen, ob mit Rücksicht auf die Militä r Verhältnisse derselben (vergl. § 45, Nr. 2 ii. 3), d i e Eheschließung gesetzlich zulässig ist. 43. In Ansehung der zur Eheschließung erfor­ derlichen Einwilligung anderer Personen gilt das Nachstehende: 1) Eheliche Kinder bedürfen zur Eheschließung, so lange der Sohn das fünfundzwanzigste, die Tochter das vierundzwanzigste Lebensjahr nicht vollendet hat, der Einwilligung des Vaters, nach dem Tode des Vaters der Einwilligung der Mutter, und, wenn sie noch unter Vormundschaft stehen, die Mutter aber nicht Vormünderin ist, außerdem der Einwilligung des Vormundes. Sind beide Eltern verstorben, so bedürfen Minderjäh­ rige, auch wenn sie emancipirt sind, der Einwilli­ gung des vor dem zuständigen Amts­ richter zu versammelnden Familienraths. Dem Tode des Vaters oder der Mutter steht es gleich, wenn dieselben zur Abgabe einer Ei­ klärung dauernd außer Stande sind, oder ihr Aufcnthalt dauernd unbekannt ist. Liegt ein sol­ cher Fall vor, was der Standesbeamte selbst durch etwaige Erhebungen sestzustellen hat, so bedürfen daher Großjährige auch vor vollendetem fünfundzwanzigsten und beziehungsweise vierund­ zwanzigsten Lebensjahre der sonst erforderlichen Einwilligung nicht. 2) Auf uneheliche Kinder finden die nach Vor­ stehendem für eheliche vaterlose Kinder geltenden Bestimmungen Anwendung. Ist die Mutter ver­ storben oder zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande oder ihr Aufenthalt dauernd unbe­ kannt, so bedürfen uneheliche minderjährige Kin­ der zur heschließung der Einwilligung eines Spezialvormnndes, welcher durch den vor dem zuständigen Amtsrichter zu versammelnden Fami­ lienrath zu diesem Zweck ernannt wird;

3) Auf Adoptiv- und Pflegekinder finden die vorstehend unter Nr. 1 und 2 wiedergegebenen Bestimmungen Anwendung. Den Adoptiv- und Pslegeeltern steht die Ertheilung der Einwilligung nicht zu. Im Falle der Versagung der Einwilligung zur Eheschließung kann dieselbe, auf Klage großjäh­ riger Kinder durch das Gericht ergänzt werden. Der Standesbeamte darf die Eheschließung nur nach Vorlegung der betreffenden gerichtlichen Ent­ scheidung und der Bescheinigung der Rechtskraft

derselben vornehmen. 44. Die Ehe ist gesetzlich verboten: 1) zwischen Verwandten in aus- und absteigender Linie;

2) zwischen voll- und halbbürtigen Geschwi­ stern ; 3) zwischen Stiefeltern und Stiefkindern, Schwie­ gereltern und Schwiegerkindern jeden Grades, ohne Unterschied, ob das Verwandtschafts- oder Schwägerschaftsverhültniß auf ehelicher oder außer­ ehelicher Geburt beruht und ob die Ehe, durch welche die Sties- oder Schwiegerverbindung be­ gründet wird, noch besteht oder nicht; 4) zwischen Personen, deren eine die andere an Kindesstatt angenommen hat, so lange dieses Rechtsverhältniß besteht; 5) zwischen einem wegen Ehebruchs Geschie­

denen und seinem Mitschuldigen. In diesem Falle ist Dispensation zulässig, welche bei dem Ersten Staatsanwalte des­ jenigen Gerichts nachzusuchen ist, in dessen Bezirk die Ehe geschlossen werden soll. 6) Ferner darf niemand eine neue Ehe schließen, bevor seine frühere Ehe aufgelöst, für ungiltig oder für nichtig erklärt ist; 7) Frauen dürfen erst nach Ablauf des zehnten Monats seit Beendigung der früheren Ehe eine weitere Ehe schließen. — Dispensation ist zulässig und bei dem Ersten Staatsanwalt desjgenigen Gerichts nachzusuchen, in dessen Bezirk die Ge­ suchstellerin wohnt. 45. Gesetzlich unzulässig ist die Eheschließung: 1) eines Pflegebefohlenen mit seinem Vornmnd oder dessen Kindern während der Dauer der

Vormundschaft; 2) der Militürpersonen des Friedensstandes ohne Genehmigung ihrer Vorgesetzten; die Mili­ tärpersonen des Friedcnsstandes sind: a) die Offiziere, Militärärzte und Militärbe­ amten sowie die Gendarmen vom Tage ihrer Anstellung bis zum Zeitpunkte ihrer Ent­ lassung aus dem Dienste; 5-die Kapitulanten vom Beginne bis zum Ab­ läufe oder bis zur Aushebung der abgeschlos­ senen Kapitulation; o) die Freiwilligen und die ausgehobenen Re­ kruten von dem Tage, mit welchem ihre

Verpflegung durch die Militärverwaltung beginnt, Einjährig-Freiwillige von dem Zeit-

1882 (17. Aug.) punkte ihrer definitiven Einstellung in einen Truppentheil an, sämmtlich bis zum Ablaufe des Tages ihrer Entlassung aus dem aktiven Dienste; 3) der vorläufig in die Heimath beurlaubten und demgemäß in Verpflegung durch die Militärbehörde noch nicht über­ nommenen Rekruten und Freiwilligen ohne Genehmigung des Landwehrbezirks-Kom­ mandeurs ; Es wird den Standesbeamten zur besonderen Pflicht gemacht, so oft junge, im militärpflichti­ gen Alter stehende Leute die Schließung einer Ehe beabsichtigen, durch sorgfältige Befragung und Erkundigung sich zu vergewissern, daß sie nicht zu den beurlaubten Rekruten oder Freiwilligen gehören, beziehungsweise die Genehmigung be­ sitzen; 4) der männlichen Angehörigen der rechts­ rheinischen Landestheile Bayerns ohne ein Zeug­ niß der zuständigen bayerischen Distriktspolizei­ behörde (Bezirksamt, Standesmagistrat) des In­ halts, daß der Eheschließung nach bayerischem Recht kein Hinderniß entgegensteht. Die Angehö­ rigen der bayerischen Nheinpfalz bedürfen eines solchen Zeugnisses nicht.

46. Jeder Eheschließung innerhalb des Gebiets des Deutschen Reichs soll ein Aufgebot vorher­ gehen (vergl. Formular und Muster E, E 1). Bezüglich der männlichen Angehörigen der rechts­ rheinischen Landestheile Bayerns wird der Nachweis, daß das landesgesetzlich vorgeschriebene Aufgebot stattgefunden hat, durch die Beibringung des von der Distriktspolizeibehörde der Heimath auszustellenden Zeugnisses geführt. Wird dieses Zcug n iß v o rg el egt, s o i st in ElsaßLothringen ein Aufgebot nicht mehr anzuordnen. Auf die Angehörigen Elsaß-Lothringens finden die gesetzlichen Bestimmungen über das Aufgebot auch dann Anwendung, wenn sie die Ehe außer­ halb des Gebiets des Deutschen Reichs ab­ schließen wollen. In diesem Falle, und wenn Angehörige anderer Deutscher Gebiete oder Ausländer die Anordnung eines Aufgebots verlangen, ist dasselbe nach den inländlschcn Vorschriften zu bewirken. Im Zweiselssalle hat der Standesbeamte von dem zustän­ digen Ersten Staatsanwalt Verhaltnngsmaßregcln einzuholen. Dispensation vom Aufgebot kann der Erste Staatsanwalt beim Landgericht, in dessen Bezirk die Ehe geschlossen werden soll, ertheilen. Wird eine lebensgefährliche Krankheit, welche einen Aufschub der Eheschließung nicht gestattet, ärztlich bescheinigt, so kann der zuständige Standes­ beamte (vergl. § 38), auch wenn Dispensation nicht ertheilt ist, die Eheschließung ohne Aufge­ bot vornehmen. 47. Für Anordnung des Aufgebots ist jeder

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Standesbeamte zuständig, vor welchem nach § 38 Abs. 1 die Ehe geschlossen werden kann. Der Standesbeamte hat das Aufgebot erst dann anzuordnen, wenn die zur Eheschließung noth­ wendigen Erfordernisse (vergl. §§ 40—44) als vorhanden nachgewiesen sind. Insbesondere haben die Verlobten in beglau­ bigter Form beizubringen: 1) ihre Geburtsurkunden, 2) die zustimmende Erklärung derjenigen, deren Einwilligung nach dem Gesetze erforderlich ist. Der Beantte kann die Beibringung dieser Ur­ kunden erlassen, wenn ihm die Thatsachen, welche durch dieselben festgestellt werden sollen, persönlich bekannt oder sonst glaubhaft nachgewiesen sind. Auch kann er von unbedeutenden Abweichungen in den Urkunden, bespielsweise von einer verschie­ denen Schreibart der Namen oder einer Verschie­ denheit der Vornamen absehen, wenn in anderer Weise die Persönlichkeit der Bctheiligten festge­ stellt wird. Erklären Eltern oder Vormünder die nach § 43 erforderliche Einwilligung persönlich vor dem Standesbeamten, so empfiehlt es sich, auf einem losen Blatt ein Protokoll darüber aufzunehmcn, welches von den Erklärenden, sofern dieselben schreibenskundig sind, und von dem Standesbeam­ ten unterschrieben und zu den Sammelakten genommen wird. Der Beamte ist berechtigt, den Verlobten die eidesstattliche Versicherung über die Richtigkeit der Thatsachen abzunehmen, welche durch die vorlie­ genden Urkunden oder die sonst beigebrachten Be­ weismittel ihm nicht als hinreichend festgestellt

erscheinen. Auf Verlangen der Verlobten ist denselben von

dem Standesbeamten eine Bescheinigung über das angeordnctc Aufgebot zu ertheilen. 48. Das Aufgebot (Formular und Muster E,

E 1) ist bekannt zu machen: 1) in der Gemeinde oder in den Gemeinden, woselbst die Verlobten ihren Wohnsitz haben; 2) wenn einer der Verlobten seinen gewöhn­ lichen Aufenthalt außerhalb seines gegenwärtigen Wohnsitzes hat, auch in der Gemeinde seines

jetzigen Aufenthalts; 3) wenn einer der Verlobten seinen Wohnsitz innerhalb der letzten sechs Monate gewechselt hat, auch in der Gemeinde seines früheren Wohn­ sitzes. Die Bekanntmachung hat die Vor- und Fami-

liennamen, den Stand oder das Gewerbe und den Wohnort der Verlobten und ihrer Eltern zu enthalten. Sie ist während zweier Wochen an dein Raths­ oder Gemeindehause, oder an der sonstigen, zu Bekanntmachungen der Gemeindebehörde bestimm­ ten Stelle so auszuhängen, daß sie gegen Be­ schädigung, Wegnahme und Einflüsse der Witte­

rung geschützt ist.

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Bei Berechnung dieser Frist darf weder der Tag des Aushangs noch der Tag der Abnahme des Aufgebots mitgezählt werden. Ein z. B. am 1. Februar ausgehängtes Aufgebot ist daher erst am 16. Februar abzunehmen. Hervorgehoben wird, daß die auf Ersuchen eines andern Standesbeamten verkündeten Aufgebote stets in der Urschrift (Form. E, E 1) sofort nach Ablauf der Aushangsfrist dem ersuchenden Stan­ desbeamten zurückzusenden sind. Die Aushangs­ bescheinigung ist von dem Standesbeamten unter Beidrückung des Siegels zu unterschreiben. 49. Ist einer der Orte, an welchem nach § 48 das Aufgebot bekannt zu machen ist, im Ausland d. h. außerhalb des Gebiets des Deutschen Reichs, belegen, so ist an Stelle des an diesem Orte zu bewirkenden Aushanges die Bekanntmachung auf Kosten des Antragstellers einmal in ein Blatt einzurücken, welches an dem ausländischen Orte erscheint oder verbreitet ist. Die Eheschließung ist nicht vor Ablauf zweier Wochen nach dem Tage der Ausgabe der betreffenden Nummer des Blattes

zulässig. Es bedarf dieser Einrückung nicht, wenn eine Bescheinigung der betreffenden ausländischen Orts­ behörde dahin beigebracht wird, daß ihr von dein Bestehen eines Ehehindernisses nichts bekannt sei. 50. Soll die Ehe vor einem anderen Standes­ beamten als demjenigen geschlossen werden, wel­ cher das Aufgebot angeordnet hat, so hat der letztere eine gebührenfreie Bescheinigung unter Beidrückung des Dienstsiegels dahin auszu­ stellen, daß und wann das Aufgebot vorschrifts­ mäßig erfolgt ist und daß Ehehindernisse nicht zu seiner Kenntniß gekommen sind (vergl. For­ mular und Muster H und H1). Die vor Ertheilung der Bescheinigung einge­ reichten Urkunden, aufgenommenen Verhandlungen und getroffenen Anordnungen behält der Stan­ desbeamte bei seinen Sammelakten und macht in denselben von der ertheilten Bescheinigung Vormerkung. 51. Das Aufgebot verliert seine Kraft, wenn

seit dessen Vollziehung sechs Monate verstrichen sind, ohne daß die Ehe geschlossen worden ist. 52. Kommen auf Grund des erlassenen Aufge­ bots oder anderweit Ehehinderniffe zur Kennt­ niß des Standesbeamten, so hat er die Eheschlie­ ßung abzulehnen, und zwar auch dann, wenn er zur Eheschließung durch einen anderen Standes­ beamten ermächtigt (vergl. § 38) oder wenn die Bescheinigung eines andern Standesbeamten vor­ liegt, daß Ehehindernisse nicht zu dessen Kennt­ niß gekommen sind (vergl. § 50) oder bei männ­ lichen Angehörigen des rechtsrheinischen Bayern das distriktspolizeiliche Zeugniß ausgestellt ist (vergl. § 45 Nr. 4, § 46 Abs. 1). Wird dem Standesbeamten ein auf die Vor­ schriften der Artt. 172 ff. c. c. gestützter Einspruch gegen die Eheschließung (Opposition au mariage)

zugestellt, so hat der Standesbeamte schleunigst unter Einsendung der erhaltenen Abschrift des Einspruchs dem Ersten Staatsanwalte behufs Erlangung weiterer Anweisung zu berichten. 53. Die Eheschließung erfolgt in Gegenwart von zwei Zeugen durch die an die Verlobten einzeln und nacheinander gerichtete Frage des Standesbeamten: ob sie erklären, daß sie die Ehe miteinander eingehen wollen, durch die bejahende Antwort der Verlobten und den hierauf erfolgenden Ausspruch des Standes­ beamten, daß er sie nunmehr kraft des Gesetzes für rechtsmäßig verbundene Eheleute erkläre. 54. Als Zeugen sollen nur Großjährige zuge­ zogen werden. Verwandtschaft und Schwägerschaft zwischen den Betheiligten oder dem Standesbeamten und den Zeugen, oder zwischen den Zeugen unter einander steht deren Zuziehung nicht entgegen. Die Erwähnung eines derartigen Verhältnisses in die Heirathsurkunde hat zu unterbleiben. 55. Außer dem für jede Eintragung allgemein vorgeschriebenen Inhalt (vergl. § 11) soll die Eintragung in das Heiratsregister (vergl. Mu­ ster B 1) enthalten: 1) Bor- und Familiennamen, Religion, Alter, Stand oder Gewerbe, Geburts- und Wohnort der Eheschließenden; 2) Vor- und Familiennamen, Stand oder Ge­ werbe und Wohnort ihrer Eltern; auch dann, wenn dieselben verstorben sind; 3) Bor- und Familiennamen, Alter, Stand oder Gewerbe und Wohnort der zugezogenen Zeugen, 4) die Erklärung der Eheschließenden; 5) den Ausspruch des Standesbeamten. Ueber die erfolgte Eheschließung ist den Ehe­ leuten sofort eine gebührenfreie Bescheinigung auszustellen (vergl. Formular und Muster D, D 1). 56.4 Die Beurkundung der Anerkennung un­ ehelicher Kinder im Heirathsakte der Eltern ist statthaft. Die Erklärung ist von beiden Ehe­ schließenden abzugeben und kann die Beurkundung zweckmäßig vor den Worten „vorgelesen, geneh­ migt und " in folgender Weise gefaßt werden:

„Gleichzeitig erklären die beiden Eheschließen­ den, daß sie das am

des Jahres zu

geborene und unter Nr

des Geburtsregisters der Gemeinde

mit Vornamen

eingetragene

Kind als miteinander erzeugt anerkennen." Die Anerkennung von Kinder, welche im Ehe­ bruch erzeugt sind, ist verboten; der Standes-

4. Abs. 3 u. 4 in der Fassung des Nachtrags v. 8. Okt. 1885.

1882 (17. Aug.) beamte hat daher die Beurkundung einer derartigen Anerkennung abzulehnen. Wegen Vermerks der Anerkennung am Rande der Eintragung der Geburt des anerkannten Kindes vergl. § 33 Abs. 3 (Muster L 2). Es ist die Pflicht des Standesbeamten, bei den Be­ theiligten auf Stellung des zu dem Vermerk

erforderlichen Antrags hinzuwirken. In den Sammelakten zum Heirathsregister ist zu erwähnen, daß der Antrag gestellt und der Vermerk eingetragen, beziehungsweise veranlaßt ist. Ist das anerkannte Kind in Frankreich ge­ boren, so ist den Betheiligten zu eröffnen, daß es ihnen überlassen bleibt, auf Grund einer be­ glaubigten Ausfertigung der Heirathsurkunde die Berichtigung der Geburtsurkunde bei den zustän­ digen französischen Behörden zu betreiben. 57. Die Erwähnung der Errichtung eines Ehevertrags in der Beurkun­ dung der Eheschließung ist unstatthaft. 58. Ist eine Ehe für aufgelöst, ungiltig oder nichtig erklärt worden, so ist dies am Rande der über die Eheschließung bewirkten Eintragung zu vermerken. Der Vermerk (vergl. Muster B 1) er­ folgt auf Grund der dem Standesbeamten zuge­ henden Urtheilsausfertigung, welche mit der Be­ scheinigung der Rechtskraft Seitens des Gerichts­ schreibers versehen sein muß. Wegen Eintragung des Randvermerks im Ne­ benregister vergl. § 23 Abs. 3 und 4. 59. In die Sammelakten zum Heirathsregister sind namentlich aufzunehmen: 1) die darauf bezüglichen Verfügungen der Aufsichtsbehörden und Gerichte; 2) die Aufgebote; 3) die vorgelegten Dispensationen (vergl. §§ 42, 44 Nr. 5 und 7, § 46); 4) die von Militärpersonen vorgelegten Geneh­ migungen und die von männlichen Angehörigen der rechtsrheinischen Landestheile Bayerns vorge^ legten Zeugnisse (vergl. § 45 Nr. 2, 3, 4); 5) die von andern Standesbeamten zu erthei­ lenden Ermächtigungen (vergl. § 38 Abs. 2) und auszustellenden Bescheinigungen (vergl. § 50); 6) die Geburtsurkunden der Verlobten und die Verhandlungen und Urkunden betreffend die zu­ stimmende Erklärung derjenigen, deren Einwilli­ gung nach dem Gesetz erforderlich ist (vergl. § 43); 7) die vorgelegten Sterbeurkunden der früheren Ehegatten; 8) die vorgelegten Sterbeurkunden von Eltern der Eheschließenden; 9) die von auswärts übersandten Heirathsurkunden; 10) die Bescheinigungen einer lebensgefährlichen Krankheit, welche einen Aufschub der Eheschließung nicht gestattet (vergl. § 46 Abs. 5); 11) die Urtheilsausfertigungen, betreffend Aus­ lösung, Ungiltig- oder Nichtigerklärung einer Ehe (vergl. § 58). >

213 Vierter Abschnitt.

Sterberegister. 60. Jeder Sterbefall ist spätestens am nächstfolgenden Wochentage dem Standes­ beamten (vergl. § 61) anzuzeigen. Die Anzeige ist mithin zu erstatten, auch wenn der nächstfolgende Tag ein gesetzlicher Feier­ tag ist und darf nur, wenn derselbe ein Sonntag ist, bis zum Montag ausgesetzt werden. Todtgeburten und Sterbefälle von Kindern während der Geburt sind unter allen Um­ ständen am näch st folgenden Tage anzu­ zeigen (vergl. § 32). 61. Zur Vornahme der Eintragung eines Sterbefalls ist nur der Standesbeamte zuständig, in dessen Bezirk der Sterbefall sich ereignet hat oder die Leiche gesunden ist. 62. Zur Anzeige des Sterbefalls verpflichtet ist das Familienhaupt, und wenn ein solches nicht vorhanden oder an der Anzeige behindert ist, der­ jenige, in dessen Wohnung oder Behausung sich der Sterbefall ereignet hat. Die Anzeige ist mündlich von dem Verpflichteten selbst oder durch eine andere aus eigener Wissen­ schaft unterrichtete Person zu machen. Ist der Anzeigende das Familienhaupt, so ist dies in der Urkunde anzugeben (z. B. dadurch, daß der Verstorbene als die Ehefrau oder der Dienstbote des Anzeigenden bezeichnet wird); geschieht die Anzeige nicht durch das Familien­ haupt, so ist der Grund, aus welchem der Er­ schienene zur Erstattung der Anzeige verpflichtet oder berechtigt ist, ausdrücklich zu vermerken.

Es ist also entweder nach Anleitung des Musters C 3 vorzutragen, daß N. N. in des Anzeigenden Wohnung oder Behausung verstorben ist, oder vor den Worten „Borgelesen, genehmigt, unterschrieben" zu vermerken, daß der Anzeigende von dem Sterbefall aus eigener Wissenschaft unter­ richtet ist. Wegen schriftlicher Anzeigen und Mittheilungen vergl. § 12 Abs. 1, 3, 4, § 65. 63. Ohne Genehmigung der Ortspolizeibehörde darf keine Beerdigung vor der Eintragung des Sterbefalles in das Sterberegister stattstnden. Wo der Standesbeamte selbst die Ortspolizeibehörde ist, wird er diese Genehmigung nur in besonders dringenden Fällen und niemals dann zu ertheilen haben, wenn Anhaltspunkte dafür vorhanden sind, daß jemand eines nicht natürlichen Todes ge­ storben ist, oder wenn der Leichnam eines Unbe­ kannten gefunden wird. Ist die Beerdigung ohne die erforderliche Ge­ nehmigung vorzeitig geschehen, so darf die Ein­ tragung des Sterbefalles nur mit Genehmigung des Ersten Staatsanwalts beim Landgericht er­ folgen. 64. Außer dem für jede Eintragung allgemein

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vorgeschriebenen Inhalt (vergl. § 11) soll die Eintragung des Sterbefalles enthalten: 1) Vor- und Familiennamen, Stand oder Ge­ werbe und Wohnort des Anzeigenden; 2) Ort, Tag und Stunde des erfolgten Todes; 3) Bor- und Familiennamen, Religion, Alter, Stand oder Gewerbe, Wohnort und Geburtsort des Verstorbenen; 4) Vor- und Familiennamen seines Ehegatten oder Vermerk, daß der Verstorbene ledig ge­ wesen sei; 5) Vor- und Familiennamen, Stand oder Ge­ werbe und Wohnort der Eltern des Verstorbenen, auch wenn dieselben vorverstorben sind. Soweit diese Verhältnisse unbekannt sind, ist dies bei der Eintragung zu vermerken (vergl. Muster C 1, 2, 3). Anderweite Angaben, namentlich die Todes­ ursache, sollen in die Eintragung nicht ausgenom­ men werden. Nur bei Sterbefällen auf Seeschiffen ist die Todesursache aufzunehmen. 65. Hat die Eintragung eines Sterbefalles auf Grund schriftlicher Anzeige oder Mittheilung (vergl. § 12 Abs. 1, 3, 4) zu geschehen, so ist dieselbe gemäß § 16 Abs. 4 am Rande des Re­ gisters unter Durchstreichung des Vordrucks und nach Anleitung der beigegebenen Muster J 1 und 2 zu bewirken, und zwar: a) für den Fall, daß die Persönlichkeit des Verstorbenen festgestellt ist, nach Muster J 1, b) für den Fall, daß das nicht geschehen ist, nach Muster J 2. 66. Ein Auszug über die Eintragung eines Sterbefalles ist nur auf Antrag zu ertheilen (vergl. §§ 4, 21). Von jeder Sterbeurkunde, welche einen Aus­ länder (Nichtdeutschen) betrifft, ist sofort nach der Errichtung eine kostenfreie Abschrift an den Ersten Staatsanwalt einzusenden. 67. In die Sammelakten zum Sterberegister sind namentlich aufzunehmen: 1) die darauf bezüglichen Verfügungen der Aufsichtsbehörden und Gerichte; 2) die dem Standesbeamten zugehenden schrift­ lichen Anzeigen und Mittheilungen, betreffend Sterbefälle (vergl. §§ 12, 65);

Kkphaöettsches Register. (Die Zahlen geben die Paragraphen an.)

A. Abänderung der Eintragung 16. Abkürzungen 17. Ablehnung von Amtshandlungen seitens der Standesbeamten 1. Abschluß der Standesregister 25. Adoption, s. Annahme an Kindesstatt. Alphabetisches Register in 3 Exemplaren zu

(17. Aug.) 3) die von dem Standesbeamten etwa erlassenen Verfügungen oder aufgenommenen Verhandlungen,

um sich von der Richtigkeit einer Anzeige Ueber­ zeugung zu verschaffen (vergl. § 15); 4) die von dem Standesbeamten etwa erlassenen Verfügungen, um die zur Anzeige von Sterbe­ fällen Verpflichteten durch Geldstrafe hierzu anzu­ halten (vergl. § 2 Abs. 1); 5) die von auswärts übersandten Sterbeurkunden (vergl. § 27 Abs. 2). Fünfter Abschnitt.

Besondere Verpflichtungen der Standesbeamten. 68. Den Enregistrementseinnehmereien sind bei Vermeidung einer Strafe von 8 Mark viertel­ jährlich Sterbefallsverzeichnisse zu liefern. In diese Verzeichnisse sind auch die von aus­ wärts mitgetheilten Sterbefälle aufzunehmen. 69. Alle Sterbefälle, welche zur Siegelanlage von Amtswegen Veranlassung geben, sind binnen 24 Stunden nach der Aufnahme der Sterbeurkunde dem Amtsgericht kostenfrei anzuzeigen. Eine Siegelung von Amtswegen ist veranlaßt, wenn 1) der Ehegatte des Verstorbenen oder die Erben oder einer derselben am Sterbeorte nicht gegenwärtig sind, 2) wenn unter den Erben sich nicht bevormun­ dete Minderjährige oder Entmündigte befinden, 3) wenn der Verstorbene der öffentliche Verw ihrer von Urkunden oder Geldern (z. B. Notar) oder Inhaber einer katholischen Pfarrei war. In gleicher Weise werden die Standesbeamten bezüglich der Sterbefälle verfahren, welche zwar nicht zu einer Siegelanlage von Amtswegen, aber doch zu der Ernennung eines Haupt- oder Gegen­ vormundes Anlaß geben. 70. Behufs der Anfertigung der RekrutirungsStammrollen haben die Standesbeamten bis zum 15. Januar jedes Jahres die durch § 32 des Reichs-Militärgesetzes und § 45 Nr. 7 und 10 der Wehr-Ordnung vorgeschriebenen Auszüge zu ertheilen, beziehungsweise Eintragungen in die Stammrollen zu bewirken.

führen 28; Aufnahme der nach Abschluß des Hauptregisters eingetretenen Geburts- und Sterbesälle in das A. R. 25.

Amtsrichter, ermächtigt, die Register zu prüfen 1. Anerkennung unehelicher Kinder 33; in der Heirathsurkunde 56.

Annahme an Kiudesstatt, Eintragung im Ge­ burtsregister des Kindes 33; im Geburtsregister des Vaters 34. Anzeige, schriftliche 12; Durchstreichung des Vor­ drucks 16; von Sterbefällen, 65.

1882 (17. Aug.» Aufgebot, Verzeichnis 28; Erforderniß der Ehejchließuug 46; von Ausländern 46; rechts­ rheinischer Bauern 46; Dispensation vom A. 46: Zuständigkeil zum A., Voraussetzungen des A. 47; Beibringung der erforderlichen Ur­ kunden zum A. 47; Bescheinigung über das A. 47 a. E., 50; Bekanntmachung des A. im Inlande 48; Bekanntmachung des A. im Aus­ lande 49; Erlöschung der Wirkung des A. 51.

Aufsichtsbehörde 1. Aushang des Aufgebots 48. Ausländer, Eheschließung 39;

Stcrbeurkunden

von A. 66.

Auswärtige Standesurkunden, Ueberschreibungen von A. St. verboten 12; zu den Sammelakten

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von Ausländern 39; Erfordernisse zur E. 40—44; Einwilligung der Eheschließenden zur E. 41; Ehemündigkeit 42; Einwilligung anderer Personen 43; E. von minderjährigen Kindern 43 Nr. 2; von Adoptiv- und Pflegekindern 43 Nr. 3; Eheverbote 44; Unzulässigkeit der E. 45; E. des Vormundes 45 Nr. 1; E. der Mi litärpersonen 45 Nr. 2, 3; rechtsrheinischer Bayern, 45 Nr. 4; Aufgebot 46; E. ohne Aufgebot 46 a. E.; Ablehnung der E. beim Vorhandensein von Ehehindernissen 52; Ein­ spruch gegen die E. 52; Ausführung der E. 53; Zeugen der E. 54; Bescheinigung über die E. 55.

Eheverbote 44. Ehevertrag, Erwähnung des E. in der Heirathsurkunde unstatthaft 56.

zu nehmen 27.

Auszüge, Uebereinstimmung mit der Eintragung

Eigene Angelegenheiten des Standesbeamten 8.

21; von Geburtsurkunden 36; s. Standesregister.

Einspruch gegen die Eheschließung 52. Eintragung, Gegenwart des Standesbeamten bei der E. 7; Geschäftsraum 9; Inhalt bei münd­ licher Anzeige 11; Inhalt bei schriftlicher An­ zeige 12; Benutzung der Vordrucke bei der E. 16 ; Zwischenräume der Vordrucke, Aus­ füllung durch Striche 16; Durchstreichungen, 16; Zusätze 16; Berichtigung 16 ; Bezeichnung am Rande 20.

B. Bayern,

Berheirathung rechtsrheinischer B. 45 Nr. 4; Aufgebot 46. Beerdigung, Genehmigung zur B. 63. Behinderung des Standesbeamten 8. Berichtigung 16; auf Grund gerichtlicher Anord­ nung 19. Bevormundung, Anzeige von Sterbefüllen wegen

B. 69. Blankounterzeichnungen verboten 7

D. Deutsche Sprache 24. Dezennaltabellen 28. Dispensation von dem Erfordernis; der Ehemündigkeit 42; von dem Ehehindernis; des Ehe­ bruchs 44 Nr. 5: von dem Ehehindernis; der Wartezeit 44 Nr. 7; vom Aufgebot 46. Disziplinarstrafen gegen Standesbeamte 1.

Durchstreichungen 17.

E. Ehe, Eintragung der Auflösung d. E. 58; s. Ehe­

schließung.

Ehebruch, Ehehinderniß 44 Nr. 5; Anerkennung im E. geborener Kinder unstatthaft 56.

Ehthinderniß der Verwandschaft 44 Nr. 1—4; des Ehebruchs 44 Nr. 5; der Doppelehe 44

Nr. 6; der Wartezeit 44 Nr. 7.

Ehtlttiindigkeit 42; Dispensation 42. Ehescheidung, Eintragung 58 ; Wiederverheirathung der Frau 44 Nr. 7.

Eheschließung,

Bestrafung des Standesbeamten wegen verbotswidriger E. 1, 39; E. von Taubstummen 13; Zuständigkeit zur Benr knndung der E. 38; Ermächtigung, wenn die Ehe außerhalb des Wohnsitzes eines der Braut­ leute geschehen soll 38; Gebühr für die Er­ mächtigung 38; Urkunden, betreffend diese Er­ mächtigung, kommen zu den Sammelakten 38: Zulässigkeit der Beurkundung der E. 39; E.

Einwilligung der

Eheschließenden 41;

anderer

Personen 43.

Entbindungsanstalten 12, Ermächtigung zur Eheschließung vor einem anderen Standesbeamten 38.

Ersuchschreiben der Standesbeamten 3.

F* Familienrath 43. Feiertage 10. Findelkinder 12; Inhalt der Geburtsurkunden von F. 31.

Französische Sprache 24.

G. Gebührentarif, Anlage I. Gebührenverzeichniß 28. Geburt, Anzeigesrist 29; Verpflichtung und Be­ rechtigung zur Anzeige der G. 30; Hebamme 30; Arzt 30; G. aus Seeschiff 12.

Geburtsregister 29—37. Geburtsurkunde, Inhalt 31. Gefangenanstalten 12. Gefundene Leichen 12, 63. Geistliche, unentgeltliche Einsicht der Register durch die G. 4. Geldstrafen wegen unterlassener Anzeige re 2. Gendarmen, s. Militürpersonen.

Gencralakten 27. Geschäftsraum des Standesbeamten 9. Geschästssprache 24. Geschästsstunden der Standesbeamten 10. Geschiedene Frau, Wiederverheirathuug 44 Nr. 7. Geschwister, Eheverbot 44 Nr. 2. Gewaltsamer Tod 12.

1882 (17. Aug.)

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*£>♦ Hauptregister, s. Standesregister. Hebammenanstalten 12. Heirathsregister 38—59. Heiratsurkunde, Inhalt 55; Anerkennung un­ ehelicher Kinder in der H. 56; Erwähnung eines Ehevertrags in der H. unstatthaft 57.

I. Inhalt der Eintragungen i. A. 11, 12.

K. Kasernen 12. Kinder, s. Findelkinder, uneheliche Kinder todt­ geborene Kinder.

Klage auf Einwilligung zur Eheschließung 43. Korrekturen 17. Krankenanstalten, 12.

L. Leichen, unbekannte 12, 63. Löschungsvermerke 16. M»

Mehrgebnrtcn 31. Militärpersonen, Verheiratung von M. 45 Ar. 2. Mitternachtszeit 18.

N. Namensänderung 35. Nebenregistcr 23; Einsendung 26. Nichtigkeit einer Ehe, Eintragung 58.

O. Offiziere, s. Militärpersonen.

Siegelung, Anzeige von Stcrbesällen wegen der S. 69. Sonntage 10. Standesbeamte, Disziplinarstrafen gegen St. 1; Ablehnung von Amtshandlungen 1; Befugniß, Geldstrafen festzusetzen 2; Ersuchschreiben der St. 3; Prüfung der Zuständigkeit der St. 6; Gegenwart der St. bei den Eintragungen 7; Behinderung, Stellvertretung der St. bei eigenen Angelegenheiten 8; Geschäftsraum der St. 9; Geschüftsstttnden der St. 10; Prüfung der An­ zeigen durch die St. 15. Standesregister, kosten- und Stempelfrei 4; Offen­ legung der St. und Auszüge aus denselben 4; Tarif, Anlage I.; Inhalt im Allgemeinen, Randeintragungen 5; Beweiskraft 22; Abschluß der St. 25; Verwahrung der Hauptregister 26 ; Einsendung der Nebenregister 26; s. Neben­ register.

Sterbefallverzeichnisse 68. Sterbesälle, amtlich ermittelte 12, 63; Anzeige­ srist 60; dsgl. bei Todtgeburten 60; Zuständig­ keit zu Eintragungen von St. 61 ; Verpflichtung und Berechtigung zu Anzeigen von St. 62; Genehmigung znr Beerdigung 63; Eintragung bei vorzeitiger Beerdigung 63; Anzeige wegen Siegelung und Bevormundung 69; St. mtf Seeschiffen 12.

Sterberegister 60—67. Sterbenrknnde, Inhalt der St. 64; Eintragung der St. auf Grund schriftlicher Anzeigen 65; Formular dazu 65; Auszug aus der St. 66 ; Einsendung einer Abschrift der St. von Ans ländern an ben Staatsanwalt 66. Stiefeltern, Stiefkinder, Eheverbot 44 Nr. 4. Stumme 13.

P. Persönlichkeit, Feststellung derselben 11.

R. Randbezeichnung 20. Randeintragung 5. Randvermerke, Unterzeichnung 16; Eintragung der R. in die Nebenregister 23.

Rasuren 17. Register, s. Alphabetisches Register, Standes­ register.

Rekruten 45. Nr. 2, 3. Rekrutiruugsstammrollen 70. Requisitionen, s. Ersuchschreiben.

S. Sammelakten 27; zum Geburtsregister 37; zum Heirathsregister 59; zum Sterberegister 67.

Schreibensunkundige 11. Schwiegereltern, Schwiegerkinder, Eheverbot 44 Nr. 3.

Seeschiffe, Geburten und Sterbesälle auf solchen 12. Selbstmord 12, 63.

T. Tageszeit 18. Tarif Anlage I. Taube 13. Tod, gewaltsamer 63. Todesfälle, s. Sterbesälle. Todesursache, darf nicht in die Eintragung ans genommen werden 64; anders bei Sterbefällen auf Seeschiffen, 64, 12. Todtgeborene Kinder 32. Transcriptionen, s. Ueberschreibung.

U. Ueberschlagen von Blättern 17. Ueberschreibung auswärts errichteter

Standes

urkunden verboten 12.

Unbekannte 11. Uneheliche Kinder, Eintragung der Mutter u. K. 31; Anerkennung u. K. bei Eintragung der Geburt 33 Abs. 1; spätere Anerkennung oder Veränderung der Standesrechte 33 Abs. 2; Anerkennung und K. in der Heirathsurkunde 56.

1882 (17. Aug. - 21. Aug.) Ungültigkeit einer Ehe, Eintragung 58. Unzulässigkeit, der Eheschließung, s. Eheschließung.

B. Verwandtschaft, Eheverbot 44 Nr. 3. Verzeichnisse und Kontrollen 28. Vordruck, Ausfüllung, Durchstreichung d. V. 16. Vorlesen, der Eintragungen 12. Vormund, Verheiratung 45 Abs. 1. Vormundschaft, Anzeige von Sterbefällen wegen V. 69.

Vornamen 31.

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W. Wartezeit 44 Nr. 7. Wittwen, Wiederverheirathung von W. 44 Nr. 7.

3Zahlenangaben in Buchstaben 18. Zeugen bei der Eheschließung 54. Zusähe 16. Zusammenklebeu von Blättern 17. Zwilliugsgeburten 31. Zwischenräume, durch Striche auszusüllen 16.

21. August 1882.

Verfügung des Oberstaatsanwalts, betreffend Anwendung der Vorschriften iiber Ltempelund Vegistrirpflichtigkeit der Urkunden im Vehabilitationsverfahren. Just.-Samml. VII S. 311.

Im Interesse der Herbeiführung eines gleich­ mäßigen Verfahrens sehe ich mich veranlaßt, im Anschluß an die französische Miuisterialverfügung Dom 27. Oktober 1853 (Gilles, Analyse des circulaires), die Herren Ersten Staatsanwälte aus folgende Grundsätze, betreffend die Anwendung der gesetzlichen Bestimmungen über die Stempelund Registrirpflichtigkeit der Urkunden im Reha­ bilitationsverfahren, hinzuweisen. 1) Nach der erwähnten Ministerialverfügung sind in Gemäßheit des Art. 16 des Gesetzes vom 13. Brumaire VII die zufolge Artt. 624 und 625 Code d’instr. er im. von der Staatsanwalt­ schaft zu erhebenden Urkundenstempelfrei; stem­ pelpflichtig dagegen, außer dem Rehabilitations­ gesuche selbst, die von dem Gesuchsteller zufolge Art. 623 a. a. O. beizubringenden Urkun­ den, nämlich die Quittung über die Zahlung: a) der Gerichtskosten, ! b) der Geldstrafe, ! c) der etwa erkannten Civilcntschädigung, d) im Falle der Verurtheilung wegen betrüge­ | rischen Bankeruits auch der Schuldeninasje des Konkurses an Kapital, Zinsen und Kosten, jedoch, wie ergänzend zu bemerken ist, nur falls der Betrag dieser Quittungen (a bis d) 8 Mark übersteigt. Die unter c und d erwähnten Quittungen sind jetzt allerdings nach § 2, Abs. 1 des Gesetzes vom 15. Dezember 1874 an und für sich stempelfrei; sie werden aber dadurch, daß sie als Anlagen des Rehabilitationsgesuchs den gerichtlichen Be­ hörden vorgelegt werden, nach Abs. 2 des ange­ führten § 2 und zwar ohne Unterschied des Be­

trags, worauf sie lauten, stempel- und, gemäß Art. 23 des Gesetzes vom 22. Frimaire VII, auch registrirungspflichtig. Die unter a und b und soweit Gerichtskosten in Frage, auch unter d erwähnten Quittungen sind gemäß Art. 70, § 3, Zisf. 5 des Gesetzes vom 22. Frimaire VII von der Förmlichkeit der Registrirung befreit. 2) Die Anwendung vorstehender Grundsätze Hot mit dem Inkrafttreten der Reichsjustiz- und Lan­ desausführungsgesetze nur insofern eine Aenderung erfahren, als auf Grund des § 2 des Gerichts­ kostengesetzes die Quittungen über Zahlung von Gerichtskosten und Geldstrafen, woraus unter Herrschaft der Reichsjustizgesetze erkannt

worden, einerlei welchen Betrags, stempelsrei ertheilt werden; im Uebrigen aber werden jene Grundsätze durch die Reichsjustiz- und Landes­ ausführungsgesetze nicht berührt, da das Rehabilitationsverfahren nicht als ein eigentlich gerichtliches Verfahren anzusehen ist, insbesondere auch das Gutachten des Oberlandesgerichts (Art. 628 Code d’instr. crim.) nicht unter die „Entschei­ dungen" des 8 1, Abs. 2 des Ausführungsgesetzes zum Gerichtskostengesetz vom 3. April 1880 subsumirt werden kann. Hiernach ist nur, falls die Verurtheilung, welche den Verlust der im Wege der Rehabilitation wieder zu erlangenden Rechte bewirkt hat, nach dem Inkrafttreten der Reichs­ justizgesetze erfolgte, von der Stempelpflichtigkeit der oben unter a und b, und soweit Gerichtskosten in Frage sind, auch der unter d aufgeführten Quit­ tungen abzujehen. Andernfalls sind die unter Ziffer 1 aufgestellten Grundsätze ausnahmslos zur Anwendung zu bringen.

218

1882 (25. Aug. — 1. Sept.) 25. August 1882.

Lrkanntmachung -es Ministeriums, betreffend die Verwaltung -er Depositen durch die Aktiengesellschaft für Loden- und üommunalkredit in Ltsasi-Lothringcn? A.-Bl. S. 145. 1. Tcv durch diese Bkm. veröffentlichte Vertrag v. 26. Juni 1882, welcher an Stelle des Vertrags v. 25. Wot>. 1872 getreten war, ist infolge Kündigung am 31. März 1886 zu Ende gegangen. Tie §8 2-4 des G. v. 4. Nov. 1872 sind durch G. v 21. März 1886 aufgehoben, nach welchem fortan das Ministerium die durch 8 1 G. v. 1. Nov. 1872 der Landeskasie über tragenen Rechte und Pflichten wahrnimmt.

1. September 1882.

Verfügung des Ministeriums, betreffend dir Leanfsichtignng der vormundschaftlichen Verwaltung. A.-Bl. S. 154. In Betreff der Beaufsichtigung der vormund­ schaftlichen Verwaltung werden die nachstehenden Bestimmungen erlassen: I. Die Verfügung des Generalprokurators vom 8. Juli 1874 (Lammt. II, S. 298) wird dahin erweitert, daß 1) für jede Vormundschaft, auch für die elter­ lichen und Armenvormundschaften, ein beson der es Akt en he st anzulegen ist, in welchem die auf die Vormundschaft bezüglichen Schriftstücke in chronologischer Reihenfolge einzuheften sind. Zu diesen Schriftstücken gehören namentlich auch die Beschlüsse, welche die Bestätigung von Veräuße­ rungen und Theilungen zum Gegenstände haben und die behufs Erwirkung der Bestätigung ertheil­ ten Ausfertigungen von Theilungsurknnden. (Vergl. Verfügung vom 28. Februar 1874, Sammt. II, S. 255, vom 5. Dezember 1874, Sammt. II, S. 327, vom 3. September 1880, Sammt. V, S. 312.) Die vorstehende Bestimmung findet Anwendung auf alle seit dem Inkrafttreten des Gesetzes vom 22. Oktober 1873 eröffneten und nicht inzwischen beendigten Vormundschaften. 2) Die Aktenhefte sind mit Aktendeckeln zu ver­ sehen, deren Farbe, je nachdem es sich um gesetz­ liche oder um Dativvormundschaften handelt, ver­ schieden ist, und in alphabetischer Ordnung, nach dem Anfangsbuchstaben des Familiennamens des Mündels, auszubewahren. II. Die Amtsrichter haben daraus Bedacht zu nehmen, daß die ihnen durch das Gesetz vom 22. Oktober 1873 übertragene Aufsicht über die vormundschaftliche Verwaltung mit dem erforder­ lichen Nachdrucke ausgeübt werde. Insbesondere ist, nöthigenfalls unter Anwendung des § 6 des Gesetzes, dafür Sorge zu tragen, daß 1) wenn nicht besondere Gründe eine Ausnahme rechtfertigen, z. B. die Vormundschaft ihrem Ende nahe ist, aucb das Interesse des Mündels nicht gefährdet erscheint, das vorgeschriebene Inven­

tar oder Privatvermögensverzeichni ß errichtet werde; 2) soweit vom Familienrathe auf Grund des Art. 470 des Code civil die Einreichung perio­ discher V e r w a l t u n g s ü b e r s i ch t e n des Vor­ mundes angeordnet ist, die Einreichung auch wirklich stattfinde und die Uebersichten, nachdem sic vom Nebenvormunde geprüft sind, zu den Vormund' schaftsakten gelangen; 3) die Versicherung der Gebäulichkeiten und der Mobilien des Mündels gegen Feuersgefahr sowie gegebenen Falls die Einschreibung der Legalhy­ pothek veranlaßt werde. Behufs Kontrolle, ob die Vormünder den gesetz­ lichen Vorschriften über Aufnahme eines Inven­ tars genügt haben (Ziff. 1), werden die Notare in Zukunft vierteljährlich, in den ersten zehn Tagen der Monate Januar, April, Juli und Oktober — zum ersten Male im Oktober d. I. — ein Verzeichniß derjenigen von ihnen aufgcnommenen Inventare, wobei Bevormundete betheiligt sind, den Amtsrichtern aus freiem Papiere übersenden. Auf die dem Familienrathe nach Art. 470 des Code civil zustehendc Befugnis; (Ziff. 2) ist der­ selbe in allen dazu geeigneten Fällen durch den Amtsrichter ausdrücklich aufmerksam zu machen und darüber, ob und wie von dieser Befugnis; Gebrauch zu machen sei, Beschlußfassung herbcizuführen. III. Hinsichtlich der zur Beaufsichtigung der Vermögensverwaltung und zur Vervollständigung der Vormundschaften erforderlichen Notizen über den Inhalt der Inventare und sonstiger nota riellen Verhandlungen, bei welchen Bevormundete betheiligt sind, werden die Amtsrichter auf Ziff. 10 der Verfügung des Gcneralprokurators vom 10. September 1875 (Sammt. III, S. 173) mit dem Bemerken hingewiesen, das; aus Rücksichten der Kostenersparnis; in allen Fällen, in welchen es der Mittheilung des vollen Akteninhaltcs nicht

1882 (1. Sept. — 2. Sept. — 8. Sept.) bedarf, die Beibringung von Auszügen dem Vor­ munde nur soweit aufzugeben ist, als der Inhalt der Urkunden für den angegebenen Zweck dienlich erscheint. Die Anordnung der Beibringung von Auszügen oder Abschriften ist dem Vormunde schriftlich zu ertheilen und von diesem dem Notare vorzulegen. Die in Folge einer solchen Anord­ nung gefertigten Schriftstücke sind stempelfrei, so­ fern ausdrücklich darin erwähnt ist, daß sie für das Amtsgericht zum Zweck der Aufsicht über die Vormundschaft bestimmt sind

219

(Art. 16, Ziff. 1, Abs. 2 des Gesetzes vom 13. Brumaire VII). An Kosten werden daher nur die Schreibgebührcn und etwaige Portoauslagen des Notars erwachsen. Der Notar wird die stempel­ frei ertheilten Auszüge und Abschriften an das Amtsgericht übersenden. Bei dem letzteren ist darauf Bedacht zu nehmen, daß dieselben dem an­ gegebenen Zwecke gemäß bei den Vormundschafts­ akten verbleiben und nicht etwa zu Privatzwecken des Mündels oder anderer Betheiligten verwendet werden.

2. September 1882. Verfügung des Ministeriums, betreffend den Anspruch der Forstschutzbeamten der

Gemeinden auf Tagegelder und Fuhrtzosten bei Dienstreisen. A.-Bl. S. 156. Zur Beseitigung von Zweifeln machen wir darauf aufmerksam, daß den Forstschutzbeamten der Ge­ meinden bei Dienstreisen Anspruch auf Tagegelder und Fuhrkosten nach den gleichen Sätzen, wie den

staatlichen Forstschutzbeamten in denjenigen Fällen zusteht, in welchen die Staatskasse zur Zahlung der Gebühren verpflichtet ist.

8. September 1882. Vrrfiignng des Ministeriums, betreffend die Einrichtung von Ltrafrrgistern nnd die

Mittheitung der Ztrafurtheile. A-Bl. S. 137.

Zur Ausführung der ... . Verordnung des Bnndesrathes vom 16. Juni d. I. werden hier­ durch die nachstehenden Anweisungen und Er­ läuterungen ertheilt:

I Einrichtung der Register. 1) Die in § 1 Nr. 1 der Verordnung des Bun­ desrathes bezeichneten Register werden von den G e r i ch t s s ch r e i b e r e i e n der Landger i ch t e geführt (Reglsterbehörden). 2) Nur die gemäß §§ 2 und 3 der Verord­ nung des Bundesraths zu registrirenden Nach­ richten sind künftig in das Strafregister aufznnehmen. Verurtheilungen, welche in dem Verfahren auf erhobene Privatklage ergehen, find zu rcgistriren, wenn die Staatsanwaltschaft die Verfolgung über­ nommen hat (§ 417 Absatz 2 und 3 der St.-P.O-).

II. Mittheilung der zu registrirenden Entschei­ dungen. 3) Die Nachrichten, welche Verurtheilungen durch die bürgerlichen Gerichte zum Gegenstände haben, sind, sobald das Urtheil oder der Strafbefehl rechtskräftig geworden ist, von dem Gerichts­ schreiber des Gerichtes erster In st a n z anzu­ fertigen, gegenzuzeichnen und der Staatsanwalt-

schäft bei diesem Gerichte zur Prüfung und Unter­ schrift vorzulegen. Die Mittheilung zum Zwecke der Registrirung (§ 5 Ziffer 1 der Verordnung, Spalte 1 des Formulars A) erfolgt durch die bezeichnete Staats­ anwaltschaft, jedoch haben die Amtsanwälte die von ihnen geprüften und unterzeichneten Nach­ richten dem vorgesetzten Ersten Staatsanwalt zu überreichen, welcher dieselben nach nochmaliger Prüfung ihrer Ordnungsmäßigkeit gleich den von ihm selbst zu vollziehenden Nachrichten nach Maß­ gabe des § 7 der Verordnung weiterbcfördert. 4) Die Uebersendung der Strafnachrichten an eine Registerbehörde Elsaß-Lothringens erfolgt stets durch Vermittelung der Staatsanwaltschaft bei dem betreffenden Landgericht. Alle bei der Gerichtsschreiberei unmittelbar ein­ gehenden Strafnachrichten sind vor weiterer Ver­ anlassung der Staatsanwaltschaft zur Einsicht und Verfügung vorzulegen. 5) Wenn einer ausländischen Regierung die Verurtheilung eines ihrer Staatsangehörigen aus diplomatischem Wege mitzutheilen ist (§ 20 Absatz 2 der Verordnung, Abschnitt V dieser Versügung), so darf gleichwohl die Uebersendung einer Straf­ nachricht an das Reichs-Justizamt oder (sofern nämlich der Geburtsort des Verurtheilten in Deutschland belegen ist) an die Registerbehörde

220

1882 (8. Septj

des Geburtsortes nicht unterlassen werden (§§ 1, 7 der Verordnung).

i !

6) Im Falle des § 10 der Verordnung bedarf es einer besonderen Strafnachricht für ein jedes der

i !

ermittelten älteren Urtheile nicht, vielmehr genügt es, wenn e i n Formular benutzt wird und die Aus­ züge aus den früheren Urtheilen auf dessen Rückseite vermerkt werden. In solchen Fällen ist in die Spalte 12 der Strafnachricht ein Vermerk aufzunehmen, welcher auf die Rückseite verweist. 7) Bei der Ausfüllung des Formulars A sind folgende Bemerkungen zu beachten: Z u Spalte 10. Wenn der Wohnort eine größere Stadt ist, empfiehlt es sich, die Bezeichnung der Straße und Hausnummer hinzuzufügen. Zu Spalte 12. Diese Spalte ist regelmäßig (s. jedoch Ziffer 12 Absatz 3, Ziffer 16 dieser Verfügung) nur von der Behörde zu benutze,!, welche die Strafnachricht ertheilt (§ 9 Absatz 2, 8 11 der Verordnung, Ziffer 6 dieser Verfügung). Die Bemerkungen sind, um eine Ueberfüllnng zu vermeiden, der Zahl und dem Umfange nach niöglichst zu beschränken. Ein Signalement ist nicht auszunehmen, jedoch empfiehlt sich unter Umständen die Angabe besonderer Kennzeichen. Zu Spalte 13. Wenn die Verurtheilung in höherer Instanz ergangen oder das Urtheil erster Instanz in der höheren Instanz bestätigt worden ist, so ist ein entsprechender Zusatz beizusügen -z. B. „verurtheilt durch Urtheil des Kaiserlichen Landgerichts zu Colniar (als Berufungsgericht > ............ ", bezw. „verurtheilt durch Urtheil des Kaiserlichen Schöffengerichts zu Colinar vom ........................ (bestätigt durch Urtheil des Kaiser­

lichen Landgerichts daselbst vom........................ ) —. 8) Hinsichtlich der Gebühren der Gerichts schreiber für die Anfertigung der zu registrirenden Nachrichten sind die bisherigen Vorschriften auch fernerhin ntaßgebend.

III. Form der Registersührung. 9) Die zu registrirenden Nachrichten werden in Verbindung mit den Bulletins Nr. 1 des bishe­ rigen casier judiciaire in den für letzteres be­ stimmten Fächern aufbewahrt. Die Fächer sind nach den Buchstaben des Al­ phabets, sofern mehrere Fächer für denselben Buchstaben bestimmt sind, nach Namen oder An­ fangssilben von Namen zu bezeichnen. Außerdem empfiehlt es sich, dieselben mit fortlaufenden

Nummern zu versehen. 10) Die Strafnachrichten sind sofort nach ihrem Eingang einer Prüfung zu unterziehen. Eine für das Strafregister des Geburtsorts besimmte Nachricht wird, wenn der Geburtsort zu einem anderen Bezirke gehört, an die richtige Register­ behörde abgegeben. Ist diese nicht bekannt oder ist aus der Strafnachricht ersichtlich, daß noch ein anderes Exemplar existirt, so erfolgt die Rück­ sendung an die absendende Behörde.

11) Vor der Ausnahme einer Nachricht in das Strafregister hat der mit der Registerführung beauftragte Beamte, sofern noch keine mit der neu eingegangenen übereinstimmende Nachricht vorhanden ist, die Richtigkeit der auf die per­ sönlichen Verhältnisse des Verurtheilten bezüg­ lichen Angaben (Spalte 4, 6, 8 des Form. A) an der Hand des Geburtsregisters einer einge­ henden Prüfung zu unterziehen. Bon dieser Prüfung kann nur abgesehen werden,

wenn die Untersuchungsakten vorliegen und aus diesen erhellt, daß die Vergleichung mit denn Geburtsregister schon früher (Ziffer 23 dieser Verfügung).

stattgefunden

hat

12) Ergiebt die in Ziffer 11 vorgeschriebene Prüfung erhebliche Anstände nicht, so hat der rcgisterführende Beamte die Nachricht unten am Rande mit seinem Namenszuge zu versehen und demnächst unter Beobachtung der einschlägigen Vorschriften (§§ 14, 15 der Verordnung) in bat

Register auszunehmen. Findet sich dagegen eine erhebliche Unvollstäu digkeit oder Unrichtigkeit, ist namentlich eine auf die Nachricht passende Geburtsurkunde nicht aus zufinden, so wird die Nachricht nach Anleitung des 8 14 Absatz 2 der Verordnung an die absen dende Behörde zurückgesandt. |

Ist ungeachtet des Nichtvorhandenseins einer entsprechenden Geburtsurkunde festgestellt, daß der Bestrafte im Bezirk der Registerbehörde geboren ist, so wird die Nachricht in das Register ausge­ nommen, der Mangel einer Geburtsurkunde jedoch in Spalte 12 vorgemerkt. 13) Die Vollziehung der Schreiben, zu welchen die Ausführung der in Ziff. IO und 12 enthaltenen Vorschriften Anlaß giebt, liegt der Staatsanwalt­

schaft ob. 14) Handelt es sich um eine für das Register des Aufenthaltsorts bestimmte Nachricht (8 9 der Verordnung), so hat die Staatsanwaltschaft, sofern hinsichtlich der Richtigkeit der betreffenden Angabe Zweifel bestehen, Erhebungen hierüber zu veranlassen und demnächst je nach dem Ansfall dieser Erhebungen entweder die Aufnahme der Nachricht in das Register zu verfügen oder dieselbe unter Darlegung des Sachverhalts der abseitdendeu

Behörde zurückzugeben. 15) Die Vorschrift, daß alle eine und dieselbe Person betreffenden Nachrichten in einem lliir schlage zu verwahren sind (8 15 der Verordnung-, bezieht sich nur auf solche Nachrichten, in welchen die Person mit demselben Namen bezeichnet ist

(vergl. § 11 der Verordnung). 16) Von dem registerführenden Beamten sind Eintragungen in die Spalte 12 des Form. A nur in den Fällen zu machen, in welchen dies durch die Verordnung (§ 10, Nr. 2, 8 12 > oder durch diese Verfügung (Ziff. 12 Absatz 3) vorgeschrieben ist; dieselben erfolgen mit rother Tinte.

1882 (8. Sept.) 17) Tie Aussonderung der aus dem Register | zu entferueudeu Vermerke (§ 16 der Verordnung) | erfolgt jährlich mindestens einmal auf Anordnung i und unter Ueberwachung der Staatsanwaltschaft. \ Die aus dem Register entfernten Vermerke sind noch zehn Jahre lang gesondert aufzubewahren und demnächst unter Aufsicht der Staatsanwalt­ schaft zu vernichten. Auf die im Falle des § 10 der Verordnung zu : bewirkende Aussonderung finden diese Bestim­ mungen keine Anwendung. 18) In jedem Vierteljahr ist durch den Ersten Staatsanwalt oder durch einen von ihm beauf­ tragten Staatsanwalt eine genaue Revision des Strafregisters vorzunehmen. Hierbei ist insbesondere durch Vergleichung einzelner Nachrichten mit älteren Vermerken und mit dem Geburtsregister festzu­ stellen, ob die Vorschriften der Ziffer 10 dieser Verfügung mit der erforderlichen Sorgfalt beob­ achtet werden. Ueber die bezüglich der Registerführung während des Jahres gemachten Wahrnehmungen, insbe­ sondere über die Ergebnisse der Revisionen, ist, soweit nicht früher Veranlassung hierzu besteht, alljährlich im Monat Januar dem Oberstaatsan­ walt Bericht zu erstatten.

IV. Auskunftsertheilung aus den Registern. 19) Tie Auszüge aus dem Register und die Negativattcste werden von der Gerichtsschreiberei angcsertigt und unterschrieben. Bei der Auskunftsertheilung ist der Inhalt des bisherigen casier judiciaire in gleicher Weise wie die neu hinzukommenden Strafnachrichten zu be­ rücksichtigen. Ist eine mit der Auflage übereinstimmende Strafnachricht nicht vorhanden, so hat der Beamte eine Vergleichung mit dem Geburtsregister vor­ zunehmen. Ergicbt diese Vergleichung, das; eine mit der Anfrage wenigstens annähernd übereinstimmende Geburtsurkunde nicht vorhanden ist, so wird der ersuchenden Behörde hierüber Mittheilung gemacht. Erscheint ungeachtet einzelner Abweichungen die Annahme begründet, das; die Person, ans welche sich die Anfrage bezieht, mit der in einer Strafnachricht oder in einer Geburtsurkunde bezeichne­ ten identisch sei, so ist der Auszug oder das Ne­ gativattest zu ertheilen, die ersuchende Behörde jedoch in dem Erwiderungsjchreiben auf die be­ stehenden Verschiedenheiten aufmerksam zu machen. Die Vollziehung der Erwiderungsschreiben er­ folgt in allen Fällen durch die Staatsanwalt­ schaft, welche auf die vorschriftsmäßige Form der Atteste zu achten und hin und wieder die Richtig­ keit ihres Inhaltes zu prüfen hat. 20) Dem Ersuchen einer deutschen Behörde, telegraphisch Auskunft zu ertheilen, ist ausnahms­ los zu entsprechen. Gehören die ersuchende und die ersuchte Behörde verschiedenen Bundesstaaten

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an, so sind die durch die Auskunftsertheilung ent­ stehenden Telegraphcngebühren der ersuchten Be­ hörde zu erstatten. Hat die um Auskunft ersuchende Behörde, wie voraussichtlich regelmäßig geschehen wird, das Antwortstelegramm vorausbezahlt (§ 11 der Telegraphenordnung vom 13. August 1880, C.-Bl. für das Deutsche Reich S. 560), so ist die Auskunftsertheilung in der Regel auf die bezahlte Wortzahl zu beschränken. Im Uebrigen erfolgt die Auskunftsertheilung an inländische öffentliche Behörden fortan kosten­ frei und kommen insbesondere die bisher für die Bulletins Nr. 2 berechneten Schreibgebühren für die Folge in Wegfall. Auch für die Auskunftsertheilung an auslän­ dische Behörden sind Schreibgebühren nicht zu berechnen. Bezüglich der Auskunftsertheilung an Private1 und der hierfür zu berechnenden Kosten verbleibt es bei den bisherigen Vorschriften. Vergl.: Circular vom 31. Dezember 1850 XII, Verfü­ gungen vom 4. April 1872 und 31. März 1873 (Samml. I S. 207, II S. 65). 21) In dem die Auskunftsertheilung betreffen­ den Verkehr mit französischen Behörden ist die Verfügung vom 1. September 1878 (Samml. IV S. 163) auch fernerhin zu beachten. Bei Ertheilung der Auskunft an die bezeichne­ ten sowie an andere ausländische Behörden und an Private sind, so lange der Borrath reicht, die bisherigen Formulare zu Auszügen aus dem casier judiciaire (Bulletins Nr. 2) zu verwenden.

V. Mittheilung von Bestrafungen an auswärtige Regierungen. 22) Außer den gegebenen Falles zum Zwecke der Registrirung anzufcrtigenden Strafnachrichten (Abschnitt I und II) sind Auszügen aus allen Strafurtheilen und Strafbefehlen zu ertheilen, welche ergehen: a) gegen frauzösi s ch e Staatsangehörige, sofern es sich mit eine Verurtheilung handelt, welche gemäß § 2 der Verordnung in das Straf­ register aufzunehmen ist (Ziff. 2 und 5 dieser Verfügung); b) gegen Angehörige Belgiens, Italiens, Luxemburgs, Spaniens, Brasiliens und der Schweiz, sofern die Bestrafung wegen Verbrechens oder Vergehens erfolgt. Zur Anfertigung der in lit. a bezeichneten Aus­ züge dienen, so lange der Vorrath reicht, die bisherigen Formulare zu Bulletins Nr. 1; später­ hin ist das Formular A zu benutzen. Hinsichtlich des Formulars für die in lit. b angeführten Aus­ züge verbleibt es bei den bestehenden Vorschriften (Verfügung vom 1. November 1878 Nr. 1 Absatz 3 und cit. Samml. IV S. 468). 1. TaS (Eire. v. 31. Tez. 1850 erfordert mol iss scrieux et legitimes; der Gerichtsschreiber darf Privaten Auszüge nur unter Vermittelung des (Ersten Staatsanwalts ertheilen.

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1882 (8. Sept. — 14. Sept.)

Die Auszüge sind dem Ministerium zum Zwecke der Weiterbeförderung auf diplomatischem Wege von dem ersten Staatsanwalt vorzulegen. Auf die Anfertigung, Prüfung und Vollziehung der­ selben, sowie bezüglich der dem Gerichtsschreiber hierfürzustehenden Gebühren2 finden die in Ziff. 3 bezw. in Ziff. 8 dieser Verfügung enthaltenen Vorschriften entsprechende Anwendung.

VI. Allgemeine und Schlußbestimmungcn. 23) Die Untersuchungs- und Amtsrichter sowie die Beamten und Hilfsbeamten der Staatsanwalt­ schaft haben vom Beginn eines jeden Strafverfahrens an auf die Klarstellung des Ortes und Tages der Geburt, sowie der sonstigen in den Strafnachrichten zu bekundenden persönlichen Ver­ hältnisse des Beschuldigten Bedacht ju nehmen und die eingezogenen Nachrichten, soweit nöthig, iin weiteren Lause des Verfahrens zu prüfen, zu berichtigen und zu ergänzen. Findet zu diesem Zwecke eine Vergleichung des Geburtsregisters

statt, so ist dies aktenmäßig zu machen. 24) In allen Strafsachen, in welchen im Falle 2. Tie Aesammtgebühr be: Gerichtsschreibers behiuV ier,t Hl Pf.

der Verurteilung eine Strafnachricht zu ertheilen ist, muß, soweit nicht besondere Gründe entgegen­ stehen, die Registerbehörde des Geburtsortes, so­ bald als thunlich, um Auskunft ersucht werden. Falls es sich um Angehörige anderer Bundes­ staaten handelt, wird mit Rücksicht darauf, daß in d'esen Staaten die neuen Strafregister noch für längere Zeit eine erschöpfende Auskunft nicht gewähren werden, vorerst ein gleiches Ersuchen an die Behörde des früheren oder des letzten in Deutschland belegenen Aufenthaltsortes zu richten sein. Die Erfüllung dieser Vorschrift liegt in gericht­ lichen Voruntersuchungen dem Untersuchungsrichter­ oder dem mit der Führung der Untersuchung be­ auftragten Amtsrichter, in allen anderen Fällen der Staatsanwaltschaft ob. 25) Gegenwärtige Verfügung tritt gleich der Berordnung des Bnndesrathes mit dem 1. Oktober 1882 in Kraft. Ueber die von diesem Tage an rechtskräftig werdenden Verurtheilnngen sind Strafnachrichten nach Maßgabe der neuen Vorschriften zu ertheilen. Mit demselben Tag treten die aus die bisherigen Strafregister bezüglichen Bestimmungen, soweit dieselben nicht im Vorstehenden aufrecht erhalten worden sind, außer Wirksamkeit.

14. September 1882.

Verfügung des Ministeriums, betreffend die der Verwaltungsbehörde vierteljährlich zn übersendenden Ver^eichniffr der gerichtlichen Bestrafungen ete. durch dir Gerichtsfchreiber. A.-Bl. S. 157.

Im Anschluß an die Verordnung des Bundes­ rathes vom 16. Juni 1882, betreffend die Ein­ richtung von Strafregistern und die wechselseitige Mittheilung der Strafurtheile und die hierzu er­ gangene Aussührungsverfügung v. 8. d. M. (A.-Bl. S. 113 f., S. 137 f.), wird hierdurch Nachstehendes bestimmt: Bom 1. Oktober d. I. an werden in die bei den Gerichtsschreibereien der Landgerichte geführten und zur abschriftlicheu Mittheilung an die Ver­ waltungsbehörden bestimmten alphabetischen Straf, i'cgiftcr1 (Artt. 600, 601 code d'instr. er im.) sowie in die alphabetischen Verzeichnisse, welche die Amtsgerichtsschreiber vierteljährlich den Ver­ waltungsbehörden mitzutheilen haben, alle und nur diejenigen Verurtheilungen ausgenommen, über welche der Gerichtsschreiber nach Maßgabe

der im Eingang erwähnten Verordnung und Aus fnhrnngsverfügnug Strasnachrichten zum Zwecke der Registriruug anzufertigen bat. In die erwähnten Verzeichnisse sind ferner ans zunehmen die Beschlüsse, durch welche ein Kon knrsverfahren eröffnet oder der Erössnungsantrag auf Grund des § 99 der Konkursordnung abgewiesen wird. Im Uebrigen verbleibt es hinsichtlich der frag lichen Mittheilungen bei den bestehenden Vor­ schriften (vgl. die Verfügungen vom 1. Juli 1880 und vom 16. November 1881 II, Samml. V S. 223, VI S. 294. 1. Nach der Bf. v. 16. Sept, ihm (N. Bl. 3. 221) ist so weist in diesen Registern n(v in den alphabetischen Berzeich innen auch der Geburtstag n. der Geburtsort des Bestraften nnjitflcbcn.

1882 (15. Sept. — 9. Ott.)

223

15. September 1882.

Lklranntmachung des KcichsKanzlers, betreffend den Sritritt Luxemburgs zu der unterm 3. November 1881 abgefchloffenen internationalen Nebtaus-Lonvention. R-G.-Bl. S. 139.

Im Art. 13 der internationalen Reblaus-Konvention vom 3. November 1881 (R.-G.-Bl. von 1882 S. 125) ist jedem dritten Staate das Recht Vorbehalten worden, jederzeit durch eine dem Schweizerischen Bundesrathe abzugebende Erkläriuig jener Konvention beizutreten. Dementspre-

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chend hat, nach Mittheilung des Schweizerischen Bnndcsrathcs, die Großherzoglich luxemburgische Regierung ihren Beitritt zu der Konvention vom 3. November 1881 in der vorgeschriebenen Weise erklärt.

9. Oktober 1882.

Verfügung des Oberstaatsanwalts, betreffend den Vollzug des tleichsgefetzes vom 1. 3iili 1881 über die Erhebung von Urichsstempelabgaben, insbesondere die Obliegenheiten der Notare bei Handhabung dieses Gesetzes. Just.-Samml. VII S. 347. In Verfolg der Vorstellung vom 9. Mai d. I., betr. den Vollzug des Reichsgesetzcs vom 1. Juli 1881 über die Erhebung von Reichsstempelabgaben, beehre ich mich der Notariatskammer ergebenst mitzutheilen, daß das K. Ministerium für ElsaßLothringen, Abtheilung für Finanzen und Do­ mänen, welchem durch Vermittelung des K. Ge­ neraldirektors der Zölle und indirekten Steuern die Vorstellung in Vorlage gebracht worden ist, über die verschiedenen darin angeregten Fragen nachstehende Entscheidung getroffen hat: 1) Die im § 28 des Gesetzes vom 1. Juli 1881 den Notaren u. s. w. auferlegte Verpflichtung, die Besteuerung der ihnen vorkommenden Urkunden zu prüfen und die zu ihrer Kenntniß gelangenden Zuwiderhandlungen zur Anzeige zu bringen, dürfte nicht wohl dahin auszulegen sein, daß der Notar zur Anzeige an die Steuerbehörde in jedem Falle

verpflichtet wäre, wenn ihm in amtlicher Eigen­ schaft ungestempelte ausländische Werthpapiere (welche wohl fast ausschließlich in Frage kommen), vorgelegt werden, denn der bloße Besitz eines solchen Papieres begründet noch keine Zuwider­ handlung ; eine solche erscheint nur dann angezeigt, wenn besondere Gründe darauf schließen lassen, daß mit dem ungesteiiipelteii Papiere seit Inkraft­ treten des Gesetzes vom 1. Juli v. I. ein die Stcmpelpflicht begründendes Geschäft gemacht wurde. Für diesen letztern Fall besteht die allgemeine Anzeigepflicht des § 28 bezüglich der den Notaren u. s. w. vorkommenden Urkunden. Eine weitere besondere Verpflichtung besteht für die Notare aber bei der Erwähnung von stempelpflichtigen Schriftstücken in ihren Urkunden. Art. 49 des Gesetzes vom 5. Juni 1850 hat nämlich auch auf reichsstempelpslichtige Schriftstücke Anwendung

!

zu finden und darnach müssen die Notare bei Er-

i ! I

wähnung von Werthpapieren u. f. w. jedesmal angeben, ob dieselben abgestempelt sind. Anlangend die Auslegung des § 3 des Reichs­ stempelgesetzes, so bedroht dieser Paragraph jeden mit Strafe, der als Contrahent oder in anderer Eigenschaft an der Ausgabe, Veräußerung, Ver­ pfändung oder dem sonstigen dort bezeichneten Geschäfte theilgenommen hat, ehe für die betref­ fenden Werthpapiere der Stenerpflicht genügt ist. Die Voraussetzung der Strafbarkeit ist also hier

!

lediglich die Theilnahme an der Ausgabe u. s. w., und der Notar, dessen Theilnahme in der Errich­ tung der betreffenden Urkunde liegt, kann sich nicht durch den Einwand entschuldigen, daß ihm die Papiere nicht vorgezeigt worden seien. Er hat die Verpflichtung, ehe er an der Ausgabe u. s. w. theilttimmt, sich zu vergewissern, ob die Vor­ schriften des Gesetzes erfüllt sind. Unterläßt er dies, so verfällt er in die Strafe, welche § 3 ansspricht. 2) Der bloße Eigenthnmswechsel in Folge Erb­ gangs und auch die Aufzeichnung eines Werth­ papiers in einem Erbverzcichniß macht dasselbe

nicht stcmpelpflichtig. Dagegen erscheint das Ver­ langen gerechtfertigt, daß Werthpapiere, welche den Gegenstand einer Theilung bilden, vorher abgestempelt werden. Tenn die Theilung ist ein Vertrag unter den Miterben über das Papier, also ein Geschäft im Sinne des Reichsstempelgefetzes und die Fiktion des Art. 883 c. c. muß demgegenüber unberücksichtigt bleiben. Daß aber bei Erbverzeichnissen eine Anzeigcpflicht für den Notar sich ergeben kann, ergiebt sich aus den obigen Erörterungen unter Nr. 1. Auch eine Vollmacht zu Rechtsgeschäften mit Wertpapieren ist ein Geschäft, das zwischen dem Vollmachtgeber und dem

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1882 (9. Okt. — 24. Oft. — 25. Oft.)

Bollmachtuehmer bezüglich dieser Werthpapiere gemacht wird. Tie Errichtung einer solchen Vollmacht begründet daher die Stempelpflicht.r

Schenkungen unter Ehegatten, sofern sie als Schenkungen unter Lebenden qualifizirt sind, müssen ebenfalls den Geschäften unter Lebenden im Sinne des Reichsstempelgesetzes beigezählt wer­ den. Denn wenn auch dieselben nach Art. 1096 c. c. widerrufen werden können, so sind dieselben doch zunächst und bis zu etwa erfolgendem Widerrufe, wirksam. 3) Die Auffassung, daß unter „Ausgaben" sowohl das „Emittireu" als das „Uebergedcn", „Einhändigen" zu ver­ stehen ist, erscheint im Allgemeinen zutreffend. Las Gleiche gilt von den weiteren Ausführungen der Eingabe bezüglich der Anwendung dieses Grundsatzes im Einzelnen. Hiernach ist allerdings die Annahme von Werthpapieren zur Aufbewah­ rung, Einlösung der Kupons, Beschaffung neuer Kupons­ bogen sowie die Beaufsichtigung der Ausloosungen gegen eine Gebühr als ein mit den Papieren gemachtes Geschäft anzusehen; demgemäß ist der Notar in allen diesen Fällen zur Prüfung t er Dokumente bezw. zur Anzeige der Zuwider­ handlungen verpflichtet.1

Aus § 3 des Gesetzes folgt ferner, daß die Zahlung von Renten auf einen französischen No­ 1. Abgeändert durch Vf. v. 23. Okt. 1885 (Just.-Samml. X S. 254), wonach insbes. auch durch s. g. offene Depots die Stempelpflichtigkeit nicht begründet wird.

minativ-Rententitel nicht erfolgen darf, ehe das Werthpapier (der Rententitel) der Reichsstempel­ abgabe unterzogen und abgestempelt worden ist, weil die Zahlung nicht durch die Einlösung selbst­ ständiger Kupons bewirft wird, sondern auf die Vorlage des Titels selbst erfolgt. 4) Die Frage, ob ausländische Werthpapiere, die nur zum Zweck des Umtausches gegen andere bereits

versteuerte Werthpapiere ausgestellt werden, dem Reichsstempel unterliegen, ist zu bejahen. Denn das Gesetz befreit in Tarifnummer 2 c. c. und 3 b. lediglich inländische Renten- und Schuld­ verschreibungen, welche nur zum Zweck des Um­ tausches ausgestellt werden, vom Stempel, obgleich die Tarifnummer 2 gleichmäßig von ausländischen, wie von inländischen Werthpapieren handelt; hieraus folgt von selbst, daß von auslän­ dischen Werthpapieren, auch wenn die Ausstel­ lung lediglich zu dem bezeichneten Zweck erfolgt, der Stempel zu entrichten ist. Vorstehende Abschrift einer unter dem heutigen Tag an die hiesige Notariatsfammer erlassenen Verfügung beehre ich mich den übrigen Notariats­ kammern zur Kenntnißnahme ergebenst mitzu-

theilen.

24. Oktober 1882.

Lekanntmachung der Normal-Aichungs-Lommission, betreffend die in den Apotheken zulässigen Waagen. C.-Bl. S. 418.

Auf Grund von Art. 18 der Maaß und Ge­ wichtsordnung vorn 17. August 1868 (B.-G.-Bl. S. 473) wird die Vorschrift irn ersten Absatz der Bekanntmachung vom 17. Juni 1875 (C.-Bl. für das Deutsche Reich S. 374) dahin abgeändert: In den Offizinen (Arznei-Berkaufslokalen) der

nicht vorhanden sein. In allen übrigen Geschäfts­ räumen der Apotheken sind neben den Präzisions­ waagen solche Handelswaagen zulässig, bei wel­ chen die größte einseitige Tragfähigkeit oder größte zulässige Last nicht weniger als ein Kilogramm

beträgt.

Apotheken dürfen andere als Präzisionswaagen

25. Oktober 1882.

Srkanntmachung des Reichskanzlers, betreffend die Abänderung der Lestimmungen über die Zusammensetzung und den Geschäftsbetrieb der literarischen, musikalische», künstlerischen, photographischen nnd gewerblichen Sachverständigen-Vereine. C.-Bl. S. 417.

An die Stelle des § 7 der über die Zusammen­ setzung und den Geschäftsbetrieb der literarischen und musikalischen Sachverständigen-Vereine er­ lassenen Instruktion vom 12. Dezember 1870 (B.-G.-Bl. des Norddeutschen Bundes S. 621) sowie an die Stelle des § 5 der Über die Zu­ sammensetzung und den Geschäftsbetrieb der künst­ lerischen, photographischen und gewerblichen Sachverständigen-Bereine erlassenen Bestimmungen vom 29. Februar 1876 (C.-Bl. für das Deutsche Reich S. 117) tritt die nachstehende Vorschrift:

Sobald der Antrag auf Erstattung eines Gutachtens von Seiten des Vereins an den Vorsitzenden desselben gelangt ist, ernennt der letztere nach seinem Ermessen ein oder zwei Mitglieder zu Referenten, welche ihre Meinung schriftlich abzugeben und in einer demnächst anzuberaumenden Sitzung des Vereins vorzutragen haben. Nach stattge­ habter Berathung erfolgt durch Stimmenmehr­ heit der Beschluß. Bei Stimmengleichheit giebt die Stimme des Vorsitzenden den Ausschlag."

1882 (25. Nov. — 5. Dez.)

225

25. November 1882.

öundesraths-ökschlulr, betreffend den Anschluß eines Terrains bei Lnrhafen an das Deutsche Zollgebiet? C.-Bl. 1883 S. 223. l. Dgl. Bem. io 511 m Z.-D. D. oom 8. Juli 1867, Bd. HI 3. 341. Dgl. außerdem B. R.B. v. 26. März 1885 (C. Bl. 3.193).

5. Dezember 1882.

Frenndschafts-, Handels- nnd Schifffahrtsvertrag Wischen dem Deutschen Deich und den Vereinigten Staaten von MeriKo. R.G.-Bl. 1883 S. 247.

5. Dezember 1882.

Srkanntmachnng des Ministeriums, betreffend die Erhebung und Beitreibung des Schulgeldes bei den öffentlichen höheren Lchnlen. A.-Bl. S. 178. Zur Beseitigung von Schwierigkeiten, welche sich bei Ausführung der Bekanntmachung, betreffend die Erhebung und Beitreibung des Schulgeldes bei den öffentlichen höheren Schulen, vom 15. Mürz 1879 ergeben haben, verfüge ich Folgendes: Die Bekanntmachung vom 15. Mürz 1879 tritt am 31. Dezember d. I. außer Kraft, sie wird vom 1. Januar 1883 ab durch folgende Bestim­ mungen ersetzt: 1) Die Schulgelder bei den öffentlichen höheren Schulen sind im Boraus zu entrichten und zwar für das Sommerhalbjahr mit 4|io, für die Zeit vom Beginn des Winterhalbjahres bis zu den Weihnachtsjerien, sowie für die Zeit von Neujahr bis zu den Osterferien mit je 3/io des Jahres­ betrages. 2) Die Schulgeldrollen werden von den Direk­ toren nach den anliegenden Mustern * in den ersten 10 Tagen nach Beendigung der Oster- und Herbstserien ausgestellt und den Kreisdirektoren, in den Stadtkreisen den Bezirksprüsidenten ein­ gereicht. Tie Eintragung der Schüler ersolgt klassenweise von unten auf, innerhalb der Klassen alphabetisch unter fortlaufender Nummer durch die ganze Rolle und mit Angabe des Schulgeld­ betrages. Bei Schülern, welche aus Grund des $ 15 oder des § 21 des Gesetzes vom 1. November 1878 vom Schulgelde befreit sind, ist dies aus­ drücklich unter Angabe des Befreiungsgrundes zu bemerken. Bei Schulgeldbesreiungen nach § 21 des Gesetzes ist außerdem der Anfangstermin der Befreiung anzugeben. Diese Schüler erscheinen in der Rolle ohne Soll. * Tic Muster sind nicht mit abqcDriicft. 3p.

Bei Schülern, für welche das Schulgeld aus Landes- oder Gemeindemitteln bezahlt wird, ist dieses ebenfalls zu vermerken, das „Soll" aber vorzutragen. Die Kreisdirektoren, in den Stadtkreisen die Bezirkspräsidenten stellen die Rollen für jede Schule besonders fest, erklären sie exekutorisch und überweisen sie durch Bermittelung der Kas­ senkontrottöre den Steuerempsüngern zur Erhebung und Beitreibung. Gleichzeitig stellen sie der Landeshanptkasse eine Hauptanweisung zu, welche den Totalbettag des Rottensolls und die mit dem Einzug beauftragte Steuerkasse namhaft macht, damit dieselbe die Schulgeldeinnähme in Sott stellen und den Einzug überwachen kann. 3) Die Steuerempsänger haben gleich nach Empfang der Schulgeldrollen mit den Direktoren sich darüber zu verständigen, an welchen Tagen nnd zu welchen Stunden das Schulgeld in den Schulen erhoben werden soll. Die Direktoren lassen den Zeitpunkt in allen Klassen bekannt machen. Die Erhebung des Schulgeldes in den Räumen der Schulen hat mindestens einmal in jedem Tertiale für alle Klassen zu erfolgen und zwar ist mit dieser Erhebung innerhalb 10 Tagen nach Empfang der Rollen zu beginnen. Die rück­

ständigen Schnlgeldbetrüge sind in den Amts­ lokalen der Steuerempsänger zu entrichten. Spätestens 14 Tage nach dem letzten Empfangs­ termine jeder Zahlperiode haben die Stenerempfänger nach Maßgabe der Verordnung, betreffend die Zwangsvollstreckung behuss Beitreibung öffent­ licher Gefälle, vom 15. November 1880 die Bei­ treibung des rückständigen Schulgeldes zu be­ wirken.

226

1882 (5. Dez. — 12. Dez.)

4) Schüler, welche innerhalb eines der zur : Entrichtung der Schulgelder festgesetzten Zeitab- ! schnitte ein- oder austreten, haben den vollen aus die Zahlperiode entfallenden Schulgeldbetrag zu entrichten. Ebenso haben Schüler, welche inner­ halb einer Zahlperiode erst eine und dann eine andere öffentliche höhere Schule besuchen, an bei­ den Schulen den ganzen aus die Zahlperiode entfallenden Schulgeldsatz zu zahlen. Für Fälle, in welchen hieraus Unbilligkeiten entspringen (z. B. bei längerer Krankheit, Verle­ gung des Wohnsitzes re.), bleibt die Zulassung von Ausnahmen dem Oberschulrath vorbehalten, welcher auch sonst befugt ist, aus dringenden Billigkeitsrücksichten zum Soll gestelltes Schulgeld zu stunden oder ganz oder theilweise zu erlassen. Der Oberschulrath wird Sorge tragen, daß die Steuerempsänger von etwaigen Stundungen und Erlassen von Schulgeld durch Bermittelung der Bezirkspräsidenten und Kreisdirektoren Kenntniß erhalten. Die den Erlaß aussprechenden Ver­ fügungen sind entweder im Original oder in beglaubigter Abschrift den Schulgeldrollen beizu­ fügen. Die Direktoren der Schulen haben denjenigen Behörden, welchen die Feststellung der Schulgeld­ rollen obliegt, jedes Mal, wenn Schüler inner­ halb der Zeit nach Beginn des Wintersemesters bis zum Ende der Weihnachtsferien ausscheiden, behufs Abgangstellung des Schulgeldes für die folgende Zahlperiode Anzeige davon zu erstatten. Diese Anzeigen sind von den bezeichneten Be­ hörden nach Notirung im Kontrollregistcr an die zuständige Steuerkasse weiterzugeben. Die innerhalb einer Zahlperiode eintretendcn Schüler haben gleich nach der Aufnahme das Schulgeld zu bezahlen und eine Quittung hier­ über vorzuzeigen. Die Direktoren theilen den Steuerempsängern die Namen der neu eingetre­ tenen Schüler und die von denselben zu zahlenden Schulgeldbeträge durch Vermittelung der K a s s e n k o n t r o l l ö r e mit. Die Steuerempsänger buchen daraufhin die empfangenen Schnlgeldbeträge als Asservate. 5) Am 15. Juli, 15. Dezember und 1. März stellen die Direktoren der Schulen nach Erfordere niß Nachtrags-Schulgeldrollen nach Anleitung der

beiliegenden Muster aus, in welche diejenigen Schüler ausgenommen werden, welche innerhalb der laufenden Zahlperiode in die Schule einge­ treten sind. Diese Rollen sind ganz wie die HauptSchulgeldrollen zu behandeln und es erfolgt aus Grund derselben die definitive Verrechnung der nach Nr. 4 als Asservate gebuchten Schulgelder. 6) Am Schlüsse einer jeden Zahlperiodc haben die Steuerempfänger den Direktoren diejenigen

Schüler namhaft zu machen, welche mit der Zah­ lung des Schulgeldes im Rückstand verblieben sind. Diese Schüler dürfen bei Beginn der neuen Zahlperiode nur dann in die Schule wieder zuge­ lassen werden, wenn den Direktoren nachgewiesen wird, daß das rückständige Schulgeld gezahlt oder erlassen oder gestundet ist. 7) Am Schlüsse jedes Rechnungsjahres haben die Kreisdirektoren im Benehmen mit den Direk­ toren der Schulen eine Nachweisung aufzustellen und den Bezirkspräsidentcn einzureichen, aus welcher das Gesammtsoll einer jeden im Lause des Jahres exekutorisch erklärten (Haupt- und Nachtrags-) Schulgeldrolle und alle genehmigten oder durch Ausscheiden von Schülern ohne wei­ teres eintretenden Abgänge (Erlasse, Niederschla­ gungen) im einzelnen hervorgehen. Die Bezirks präsidenten prüfen und ergänzen, soweit noth­ wendig, diese Nachweisungen und fertigen bium unter Zufügung der Ergebnisse der von ihnen selbst sestgestelltcn Nollen als Nechnnngsbclag für die Landcshauptkasse eine Zusammenstellung, aus welcher sich das für jede einzelne Schule verblei bende Einnahntesoll an Schulgeld ergiebt. 8) Die Steuerempsänger haben der Landes­ hauptkasse das eingehende Schulgeld mit den gewöhnlichen Ablieferungen und die Schulgeld rollen nebst Belägen spätestens mit der Jahres­ schluß-Abrechnung einzusenden. Behufs Beitrei­ bung etwaiger Reste an Schulgeld sind Rollen­ auszüge zu r ü ckz u b e h a l t e n. Diejenigen Steuerempsänger, welche die im § l9 des Gesetzes voni 1. November 1H7S fest gestellten Gebühren beziehen, haben mit der letzten Schnlgeldabliefernng im Rechnungsjahre eine gnittirte Liquidation ihrer Gebühren vorzulegen und anznrechncn.

12. Dezember 1882.

Verfügung des Ministeriums, betreffend die Aufbewahrung der Neberfiihrnngs stücke bei den Landgerichten. Just.-Samml. VII S. 371. In Betreff der als Ueberführnngsstücke oder als der Einziehung unterliegend, gemäß § 94 der Strafprozeßordnung, in Verwahrung genommenen Gegenstände ist für die Folge bei den

Landgerichten gleichmäßig nach den nachstehenden Bestimmungen zu verfahren: 1) Die Aufbewahrung der bezeichneten Gegen­

stände, mögen sie iin vorbereitenden

Verfahren,

1882 (12. Dez. - 19. De;. - 21. Dez.)

227

kretär der Strafkammer zu veranlassen und den­ selben, soweit möglich, schon am Tage vor dem Termine entsprechend zu benachrichtigen. Er hat ferner dafür Sorge zu tragen, daß die Gegen­ stände nach gemachtem Gebrauche alsbald wieder abgeliefert werden. Die Aushändigung erfolgt gegen schriftliche Empfangsbescheinigung des Se­ kretärs des Untersuchungsamts, welche derselbe bei der Wiederablieferung zurückerhält. 4) Im Falle einer Erkrankung, Beurlaubung oder sonstigen Verhinderung des Sekretärs der Strafkammer gehen die vorbezeichneten Obliegen­ heiten desselben aus einen von dem Landgerichts­ präsidenten und dem Ersten Staatsanwalt zu beauftragenden anderen etatsmäßig angestellten

in ber gcrirfitlidicn Vornntersuchnng ober nach Eröffnung des Hanptverfahrens in Verwahrung zu nehmen sein, erfolgt auf Annahmeverfügung des Staatsanwalts oder des Gerichts durch den 3efretär der Strafkammer. Derselbe hat die Listen dieser Gegenstände nach den in § 26 der Ge­ schäftsordnung für die Gerichtsschreibereien der Amtsgerichte gegebenen Vorschriften zu führen. Bis zur Ausführung der Annahmeverfügung hat, je nachdem die Gegenstände bei der Staats anwaltschast oder dem Untersuchungsrichter in Einlaus kommen, der Sekretär der Staatsanwalt­ schaft oder des Untersuchungsanlts für die einst­ weilige Aufbewahrung Sorge zu tragen. Werthsacheu (baares Geld, Pretiosen ?cj sind nach der Eintragung in der Liste gegen Em­ pfangsbescheinigung dem Obersekretär zur Aufbe­ wahrung im eisernen Kassenschrank zu übergeben. Andere Gegenstände, welche sich in den Akten derartig befestigen lassen, daß sie vor dem Her­ ausfallen gesichert sind, dürfen nach der Ein­ tragung in dieser Art in den Akten verwahrt

Sekretariatsbeamten über. lieber die Uebergabe der Gegenstände ist ein Protokoll aufzunehmen, mit dessen Unterzeichnung die Verantwortlichkeit auf den neu bestellten Ver­ wahrer übergeht. Das Gleiche gilt für die Ueber­ gabe der Werthsachen im Falle einer Vertretung des Obersekretürs. 5) Die Staatsanwaltschaft des Landgerichts hat alljährlich wenigstens einmal eine Revision und Vergleichung der in Verwahrung befindlichen Gegenstände mit der Liste derselben vorzunehmen und über den Befund Protokoll zu errichten. In wieweit daneben der Landgerichtspräsident und der Vorsitzende der Strafkammer ihrerseits zu Revisionen Veranlassung nehmen wollen, bleibt

werden. 2) Die Annahmeversüguugen sind, nachdenl sie der Sekretär der Strafkammer mit der Nummer der Liste versehen und gezeichnet hat, zu den Akten zu nehmen und unmittelbar nach dem Inhaltsverzeichnisse einzuheften. Ausgabeverfügungen können, wie die Annahme­ verfügungen, von dem Staatsanwalt oder von dem Gerichte erlassen werden. Sie sind mit einem Vermerk über die Ausführung zu versehen und

deren Ermessen überlassen. Der § 15 der Geschäftsordnung für das Se­ kretariat der Staatsanwaltschaft und die Verfügung vom 28. April 1880 (Sammt. V, S. 104) treten in Folge der vorstehenden Bestimmnngen außer

gleichfalls zu t)cii Akten zu nehmen. 3) Der Sekretär des Untersuchungsamts hat die Aushändigung derjenigen Ueberführungsstücke, welche in einem bei dem Untersuchungsrichter anberaumten Termine vorzulegen sind, beim Uhr Abends bis Montag 6 Uhr Morgens in der Mitte auf eine dem Zehntel ihrer Ausdehnung gleichkommende Länge derart gehoben werden, daß zwischen Boden und der unteren Saumleine ein freier Raum von mindestens 50 Zentimeter Höhe bleibt.9 12. Alle Schleppnetze, mit Ausnahme des kleinen mit der Hand geworfenen und von einem Mann allein gehandhabten Wurfgarns, sind verboten. Als Schleppnetz ist jedes Netz anzusehen, wel­ ches durch Druck oder durch Gewichte auf den Boden versenkt und mittelst irgend einer Kraft

am Boden sortbewegt wird. Die Verwendung von Schlingen und Schleifen ist ebenfalls verboten.9 13. Es ist verboten :9 1) in den Wasserläufen Vorrichtungen anzu­ bringen, um die Fische in Löchern, Buchten, Grä 7. Vgl. Artt. 30, 69, 70, 72 ffl. v. 15. April 1829. 8. Vgl. Artt. 29, 69, 7(), 72 G. ü. 15. April 1829. 9. Vgl. Artt. 28, 69, 70, 72 v. 15. April 1829. Tas; der § 15, wie in § 18 ausdrücklich gesagt, u. die aus Grund desselben erlassenen Verordnungen sich nicht auf die Fischerei im Rhein beziehen, ist vom Oberstaatsanwalt durch Berf. v. 16. Juni 1885 (Jnst.-Laniml. X S. 149' besonders eiiigeschärft. Tie vou den Bezirkspräsidenten ans Grnud des § 15 er­ lassenen Verordnungen s. unter folgenden Taten: Unür Elsas; 15. Jan. 1884 u. 22. Marz 1885, Ober-Elsas; 4. März 1881 11. 7. 3uni 1885, Lothringen 10. Te;. 1883 II 8. Ang. 1881.

1883 (12. FebrZ ben und Pfützen, aus welchen sie nicht entweichen können, anzusammeln, oder um sie zu zwingen, sich durch einen mit Fangvorrichtung versehenen Durchgang zu bewegen: 2) an den Schleusen, Wehren, natürlichen Wasser­ fällen, Durchlässen, Schützen, Mühlgerinnen und Fischleitern auf die Dauer berechnete Reusen, Körbe und Netze zu befestigen; 3) auf andere Art als mit der schwimmenden in der Hand gehaltenen Angel im Innern der Schleusen, Wehre, Durchlässe, Schützen, Mühl­ gerinne und Fischlciteru oder in geringerer Ent­ fernung als 30 Meter ober- und unterhalb dieser Werke zu fischen; 4) in den Theilen der Flüsse, Kanäle und Wasserläufe zu fischen, deren Wasserstaud zur Vornahme von Ausräumungen oder sonstigen Ar­ beiten oder in Folge des Stillstandes von Trieb­ werken oder der Schifffahrt zufällig erniedrigt ist.

14. Es ist ferner verboten:9 1) mit dem Wurfnetze vom Ufer aus zu fischen; 2) Sprengpatronen oder irgend welche Explosiv­ oder sonstige zur Tödtung oder Betäubung der Fische geeignete Stoffe, ferner Schießwaffen, Fallen mit Schlagfedern, Stecheisen, Stangen oder andere Mittel zur Verwundung der Fische bei Ausübung des Fischfanges zn gebrauchen; 3) mit der Hand zu fischen, oder zürn Zweck des Fischfangs das Wasser an den von Fischen aus­ gesuchten Zufluchtsorten gewaltsam zu trüben oder

auszuwühlen. 15. Die Bezirkspräsidenten sind ermächtigt, nach Einholung des Gutachtens der Bezirkstage durch besondere Beschlüsse auch andere Gerüthe, Werk­ zeuge oder andere vom Gesetze nicht erwähnte Arten des Fischfanges zu verbieten, deren An­ wendung der Wiederbevölkerung der Wasserläufe

233

16. Auf Antrag der Pächter der Fischerei in schiff- oder flößbaren Wasserläufen und Kanälen, sowie auf Antrag der Eigenthümer der Fischerei iu den übrigen Wasserläufen und Kanälen können die Bezirkspräsidenten: 1) die Ermächtigung ertheilen, an bestimnlten Orten und zu bestimmten Zeiten Wasserableitun­ gen und außerordentliche Fischzüge vorzunehmen, um gewisse Gattungen zur Erleichterung der Ver­ mehrung anderer werthvollerer Gattungen zu be­ seitigen ; 2) den Fischfang zu jeder Zeit und selbst unter Anwendung sonst verbotener Geräthe oder Fang­

methoden gestatten, wenn in Folge Wassermangels der Fischbestand zu Grunde zu gehen droht. 17. Die Bezirkspräsidenten setzen durch Beschlüsse auf Gutachten des Gesundheitsraths fest: 1) die Dauer des Röstens des Leins und des Hanfs in den Wasserläufen und Orten, wo diese Arbeit mit dem geringsten Nachtheil für die Fische stattfinden kann; 2) die Maßregeln, welche bei Ableitung von den Fischen schädlichen Stoffen mit) Abfällen aus Fabriken und sonstigen gewerblichen Anlagen in die Wasserläufe zn beachten sind. 18. Tie Bestimmungen gegenwärtiger Verord­ nung finden keine Anwendung aus den Rhein, welcher der für denselben bestehenden besonderen Verordnung unterworfen bleibt.10 19. Das Dekret vom 25. Januar 1868, ent» haltend Vorschriften über die Flnßfischerei (Bulletin des lois, Serie XI, n" 15810), sowie alle gegen­ wärtiger Verordnung entgegenstehenden Bestinimungen sind aufgehoben. 20. Das Ministerium wird mit der Ausführung dieser Verordnung beauftragt.

schädlich erscheint. 9 Diese Beschlüsse bedürfen der Bestätigung durch

io. 2. dieselben unterm 21. Tev 1876 ll. 9. April 1880.

das Ministerium.

12. Februar 1883.

Lekannlmachnng des Reichskanzlers, betreffend die zollfreie Ablalfiing von Rohrzucker zur Herstellung von Irondenlirter Milch. C. Bl Der Bnndesrath hat in seiner Sitzung vom 31. Januar d. I. beschlossen, die obersten Landes­ finanzbehörden zu ermächtigen, nach Maßgabe der nachstehenden Vorschriften, vorbehaltlich jederzeitigen Widerrufs und unter Anordnung spezieller Kontrollmaßregeln, den zur Herstellung von kondensirter Milch erforderlichen Rohrzucker, soweit derselbe ohne Mitverwendung von anderem Zucker ver­ arbeitet wird, unter der Bedingung der Ausfuhr der so hergestellten kondensirten Milch, beziehent­ lich deren Aufnahme in das in Ziffer 4 bezeichnete Fabrikatlager zollfrei zu lassen:

S. 40.

1) Der Fabrikant hat schriftlich anzuzeigen, in welchem Prozentverhültniß er bei der Herstellung kondensirter Milch Rohrzucker zu verwenden beab sichtigt und für jede Art der zur Füllung zn be­ nutzenden Gefäße nähere Angaben bezüglich des Bruttogewichts derselben in gefülltem, verkanssfertigem Zustande, sowie des Nettogewichts an kondensirter Milch zu machen. Werden nach dieser Richtung hin Aenderungen beabsichtigt, so hat der Fabrikant diese vorher

schriftlich anzumelden. 2) Der zn Fabrikationszwecken bestimmte un-

234

1883 (12. Febr. — 19. Febr.)

verzollte Rohrzucker ist in ein besonderes, unter amtlichem Mitverschluß stehendes Privatlager aufzunehinen. 3) Wenn kondensirte Milch für den Export hergestellt wird, darf in demselben Fabriklokale nicht gleichzeitig für das Inland gearbeitet werden. Der Fabrikationsbetrieb ist während der Zeit, in welcher zum Export gearbeitet wird, auf Kosten des Fabrikanten einer ständigen steuerlichen Ueberwachung zu unterwerfen. 4) Die fertigen Fabrikate sind bis zu ihrer Aus­

zum Absatz in das Inland entnommen werden. In Ausnahmefällen lz. B. bei Verhinderung der Ausfuhr durch Krieg, bei Zollerhöhungen für kondensirte Milch im Absatzgebiete, Auflösung des Lagers wegen Insolvenz des Fabrikanten re.) können die obersten Landesfinanzbehörden jedoch gestatten, daß aus dem vorerwähnten Fabrikat­ lager kondensirte Milch gegen Entrichtung des Zolles für den darin enthaltenen Rohrzucker in den freien Verkehr abgelassen wird. 6) Der Bestand des Fabrikatlagers ist halb­

fuhr, eventuell getrennt nach ihrem verschiedenen Zuckergehalte (Ziffer 1, Schlußsatz), in ein be­

jährlich aufzunehmen und mit dem buchmäßigen Lagerbestande zu vergleichen. Für die sich hierbei ergebenden Fehlmengen ist, außer der etwa ver­ wirkten Strafe, der Eingangszoll für kondensirte Milch zu erheben.

sonderes, unter amtlichem Mitverschluß stehendes Privatlager (Fabrikatlager) auszunehmen. 5) Aus diesem Lager können Fabrikate gegen Entrichtung des Zolles für kondensirte Milch auch

19. Februar 1883.

Vrrordniing des Skzirkspriisidenten vom Gber-Llsaß, die Untersuchung der Uhrinschiffc betreffend.* A.-Bl. 3. 81. Die beigeschlossene Verordnung der Rheinschiffe tritt mit dem 1. April d. I. in Kraft.

Verordnung, die

U ii t e r s u ch u n g

der R h e l n s ch i f s e

Ein Schisss - Atte st ist für jedes Schiff er­

forderlich, welches den Rhein zum Transport von Waaren und Personen befahren soll und eine Tragfähigkeit von 300 Centner oder mehr besitzt.



15 Tonnen

betreffend.

Nachdem die Regierungen der Rheinuferstaaten sich über eine gleichmäßige Regelung der Bezeich­ nung der höchsten zulässigen Einsenkungstiese und über die Vervollständigung der Schiffs^Atteste der Rheinfchiffe geeinigt haben, werden die Bestim­ mungen der §§ 15 bis 29 der Verordnung vom 10. August 1874 (Amtsblatt für den Bezirk OberElsaß Nr. 29), vom 20. Juli 1874 (Amtsblatt für den Bezirk Unter-Elsaß Nr. 27) betreffend die Ausführungsbestimmungen zum Vollzüge des Art. 22 der revidirten Rheinschifffahrtsakte vom 17. Oktober 1868 aufgehoben und durch die Be­ stimmungen der gegenwärtigen Verordnung, welche am 1. April d. I. in Kraft tritt, ersetzt.

III. In Betreff der Untersuchung der R h e i n s ch i f s e. 8 15. Das Gesuch um Ausstellung der Be­ scheinigung über die Tauglichkeit und genügende Ausrüstung eines zur Rheinschifffahrt bestimmten Schiffes (Schiffs-Attest) ist von dem Eigen­ thümer des Schiffes schriftlich unter Beifügung der erforderlichen Angaben (§ 16) an den Bezirks­ präsidenten, in dessen Bezirk das Schiff seine erste Fahrt antritt, zu richten. * Tie der Berf. bciflcflebencn Formulare sind nirfit mit slbfli'brnrft.

Erfordernisse des

Gesuches.

16. Das Gesuch muß folgende Angaben i'iithalten: 1) den Namen und den Wohnort des Eigen-

thümers; 2) den Namen und die (Gattung des Schisses, ob Dampfschiff — Rad-, Schrauben-, Seil- oder

Kettendampfschisf — oder Segelschiff — Schlepp­ kahn ; 3) die Bestimmung des Schiffes, — ob dasselbe zum Schleppen oder zum Transport von Personen und Gütern, — unter Angabe der Gattung der Frachtgüter, — dienen soll; 4) die Strecke, welche das Schiff befahren soll, ob den ganzen Rhein, oder nur eine gewisse Strecke

desselben; 5) die Länge zwischen den Steven (Heben), Breite und Tiefe des Schiffskörpers, vorn und hinten bei den Pollern, sowie in der Mitte, bezw. am Haupt spant; 6) die zum Bau verwendete Materialgattung, ob Holz, Eisen oder Stahl; 7) Zeit und Ort der Erbauung des Schiffes und Name des Erbauers; 8) die nach Ansicht des Eigenthümers zulässige Einsenkungstiefe mit Bezug auf den größten Ties gang und die Höhe des Freibords vorn, hinten und in der Mitte, bezw. beim Hanptspant;

235

1883 (19. Sehr.) 9) die Tragfähigkeit des Schiffes nach Centnern zu 50 Kilogramm — nach annähernder Berechnung oder auf Grund erfolgter Aichung; KJ) die Bezeichnung des Hafens oder des Anlageplayes, wo der Gesuchsteller das Schiff zur Uutersuchuug vorzusühren wünscht. Alle Ablnessnngen find nach Metermaß anzu­ geben. Hat eine amtliche Vermessung des Schiffes schon stattgefunden, so ist der Aichschein mit deut Gesuch vorzulegen. Dem Gesuch ist ferner ein Verzeichnis; derjenigen Schiffsgeräthe beizufügen, welche zum Zweck der sicheren Fahrt und der Hilfeleistung bei Unfällen an Bord vorhanden sind. Bei Einreichung des Gesuchs ist zugleich zur Bestreitung der Untersuchungskosten ($ 25) eine Kaution zu hinterlegen und zwar: für ein Segelschiff aus Holz . . 50 Mark „ „ „ „ Eisen. . 60 „ „ „ Dampfschiff...........................80 „ Dem Gesuche um Untersuchung eines Dampsschiffes ist überdies eine Beschreibung und Zeichnung der Dampfmaschine und des Dampf­ kessels beizufügen, woraus die wichtigsten Dimen­ sionen, auch des Maschinenraums, die Bauart und die Ausstellung von Maschine und Kessel, die Kraft der Maschine — in effektiven Pferdekräften zu 75 Kilogramm-Meter ausgedriickt — die fest­ gesetzte höchste Dampfspannung im Kesse! in

Atmosphären zu 1 Kilogramm Druck auf den Quadratcentimeter, Zeit und Ort der Anfertigung des Kessels und der Maschine, sowie die Namen der Fabrikanten zu entnehmen sind. Weiter ist dem Gesuche die Bescheinigung dar­ über beizufügen, daß der Dampfkessel in seiner Ausstellung in dem Schiffe auf Grund der vom Bundesrath erlassenen, durch die Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 29. Mai 1871 veröffent­ lichten allgemeinen polizeilichen Bestimmungen über die Anlage von Dampfkesseln unter Beachtung der in 8 Absatz 3 und § 9 Absatz 2 für Schiffs­ dampfkesseln gegebenen besonderen Bestimmungen, amtlich geprobt, bezw. seit weniger als Jahresfrist revidirt und vorschriftsmäßig befunden worden ist. Ist das zu untersuchende Dampfschiff ausschließ­ lich oder vorwiegend zum Persouentransport be­ stimmt, so hat der Eigenthümer in dem Gesuche die und) seiner Ansicht zulässige höchste Zahl der Passagiere auzugebeu, welche au Bord genommen

werden können.

E r r i ch t u u g ei u e r K o ui m ission f ii r d i e U ii t e r s ii ch ii ii g d e r R h e i u s ch i f f e. 17. Zur Uutersuchuug der Rheinschiffe lSchisssbe klopsung) ist die von dem Bezirkspräsidenten be­ stellte Kommission von Sachverständigen (Schisfs-

untersttchuiigskonilnission) berufen. Diese Kommission ljat and) die Untersuchung von Schissen vorzunehmen, welehe die Nebenflüsse

oder die Schiffsahrtskanäle befahren und aus diesen auf den Rhein kommen. Aus besondere Anweisung der Aufsichtsbehörde oder auf Antrag der Betheiligten kann die Kommission and) die Unter­ suchung von Fahrzeugen unter 300 Centner Tragfähigkeit übernehmen, sofern nicht für diese

Fälle besondere werden.

Untersuchungsstellen

angeordnet

Z ii s a m m ensetzung der Unter s u ch u n g s k o m m i i s i o ii. 18. Die Untersuchungskommission besteht aus dem Rheinbaubeamten des Jnspektionsbezirks als Vorstand, einem Hafen- oder Dammmeister, einem Schiffsbaukundigen und einem Schiffer oder Steuer­ mann, welcher mit der Führung eines Rhcinschiffes von der Gattung des zu untersuchenden Schiffs

vertraut ist. Handelt es sich um die Untersuchung eines eisernen Schiffes, so soll der Schiffsbaukundige mit dem Bau solcher Schiffe aus eigener Erfahrung bekannt sein; mindestens muß derselbe die Eigen­ schaft eines in größeren Eisenblechkonstruktionen praktisd) erfahrenen Maschinenbau-Technikers be­ sitzen. Für die Untersuchung eines Dampfschiffes wird die Konlmission durch ein maschinenbaukun­ diges Mitglied verstärkt. Die Sachverständigen werden auf Vorschlag des Vorstandes von dem Bezirkspräsidenten ernannt und verpflichtet. Wird em Schiff lediglich zum Zwecke der An­ bringung der eisernen Klammern zur Bezeichnung der höchsten zulässigen Einsenkungstiefe — § 20 — vorgesührt, so genügt die Mitwirkung eines Kom­ missionsmitgliedes.

Verfahren

bei der Untersuchung.

19. Das Gesuch um Ausstellung eines SchiffsAttestes (§ 15) wird vom Bezirkspräsidentcu dem Vorstande der von ihm berufenen Untersuchungs­ kommission zur weiteren Veranlassung ausgehändigt. Dieser prüft die Vorlage und veranlaßt ge­ gebenenfalls deren formelle Berichtigung durch den Gesuchsteller. Ist gegen die Vollständigkeit des Gesuches nichts zu erinnern, so bestimmt der Vorstand der Uutersnchnngskommission im Benehmen mit dem zur Mitwirkung berufenen Sachverständigen Zeit und Ort der Untersuchung und fordert demnächst den Gesiichsteller zur Vorführung des Fahrzeuges auf. Ter Gesuchsteller hat das zu untersuchende Schiff auf seine Kosten pünktlich an den ihm bezeichneten Platz zu bringen und zur Vornahme der Unter­ suchung die erforderliche Hilfeleistung zu stellen. «.Tie deßfallsigen Kosten sind in den in § 25 aus geführten Beträgen nicht inbegriffen.) Das Schiff darf außer den zu seiner Ausrüstung

gehörigen Gegenständen nichts enthalten und muß in allen seinen Räumen zugänglich sein.

236

1883 (19. gebt.)

Zur Untersuchnng der Fahrtüchtigkeil hat die Kommission zu prüfen und zu begutachten: a) in allen Fällen, ob das Schiff für seinen Zweck und für die Rheinstrecke, welche es befahren soll, in allen seinen Theilen genügend stark und dauerhaft gebaut, gut abgedichtet und seiner Bestimmung entsprechend eingerichtet ist;

d) bei eisernen Schiffen insbesondere, ob die Stärke der Quer- und der Längsversteifnngen (Spanten), sowie der Beplattung genügend, ob das Schiff hinreichend mit wasserdichten Schotten ver­ sehen und die Vernietung und die Verstemmung der Blechnähte sorgfältig ausgeführt ist; c) bei Dampfschiffen außerdem 1) ob der Bewegungsapparat in seinem Ban, in seiner Aufstellung und namentlich auch in seiner Verbindung mit dem Schiffe so be­ schaffen ist, daß er eine andauernd sichere Thätigkeit erwarten läßt; ob die Maschinen­ kammer groß genug ist, so daß der Dienst bei den Kesseln bequem verrichtet und alle Theile der Apparate untersucht werden sönnen ; 2) ob die Maschinenkammer von den Cajüten nnd den Laderäumen durch Schotten aus Eisen­ blech getrennt ist und ob alle nöthigen Vor sichtsmaßregeln zur Verhütung von Feuersgefahr getroffen sind; 3) ob der Dampfkessel in seiner Aufstellung nach Maßgabe der Bekanntmachung des Reichs kanzlers vom 29. Mai 1871 amtlich geprobt, beziehungsweise seit weniger als Jahresfrist revidirt und vorschriftsmäßig befunden worden ist und ob Kessel nnb Maschine hinsichtlich der Bauart, der Art der Verbindung ihrer einzelnen Theile unter sich und mit dem Schiffe, der Natur der Materialien, ans denen sie angefertigt sind, keinen besonderen Grund einer Gefahr bieten; 4) ob namentlich für den Fall einer Verwen­ dung des Dampfschiffes zum Passagierdienst alle erforderlichen Vorsichtsmaßregeln einge­ richtet, insbesondere ob die Treppen und Ge­ länder auf Deck und außenseits gehörig sicher, die Oeffnungen im Deck mit Vorrichtungen gegen unversehenes Hineinfallen verwahrt und bei Raddampfschiffen die Thüren zu den

Rädern gehörig verschließbar eingerichtet sind. Wenn die Kommission bei der Untersuchung eines Dampfschiffes eine Probefahrt für noth­ wendig erachtet, so hat der Eigenthümer eine solche vorzunehmen. Bei Untersuchung der Schifssans-rüstung hat die Kommission zu prüfen, ob das Schiff mit allem erforderlichen Takelwerk versehen ist, insbesondere: a) mit Schiffsankern in genügender Anzahl und von dem der Größe des Schiffes entspre­ chenden Gewicht; b > mit Tauen von angemessener Länge nnb Stärke;

Cj mir allen sonstigen zur sicheren Führung nnb zur Hilfe in Nothfällen erforderlichen Re­ quisiten — namentlich mit Vorkehrungen zur ausgiebigen Entfernung von Wasser aus dem Schiffsraum — und mit den in der „SchifffahrtsPolizei und Floß-Qrdnung für den Rhein" vom Februar 1878 vorgeschriebenen Signallaterncn und Flaggen. Auf eisernen Schiffen müssen für jeden Laderaum mindestens je eine Leckpumpe, ferner ein Leckkleid, Korksäcke und Reibhölzer vorhanden

sein. Bei

Dampfschiffen

bezw.

die

Kapitünsbrücke,

muß der Steuerstuhl,

mit

der Maschinen

kammer durch einen Klingelzug, ein Sprachrohr, oder durch eine andere geeignete Vorrichtung zur Kommando-Ertheilung an den Maschiuenführer in Verbindung gebracht sein. Wird das Kommando durch Zeichen gegeben, so muß in der Maschinenkammer ein Plakat an­ geheftet sein, auf dem die Bedeutung jedes Zei­ chens angegeben ist. Dampfschiffe, welche nicht ausschließlich zum Uebersetzen von Personen oder zum Schleppen auf kleinere Eutfernnngeu dienen sollen, müssen weiter versehen sein mit: a'i einer Schiffsglocke; M einem Signalböller; c; einem guten Fernrohr; (l) zwei Sprachrohren; p) einer der Größe der Schiffes entsprechenden Anzahl von Feuerlöschgeräthschaften; f) einem gehörig bereit gestellten Rettungsboote von angemessener Größe und vollständiger Ans rüstung; g) einem Nothstener; hi einer auf Deck befindlichen Rettungskiste, welche die nothwendigen Rettungsmittel enthält. Aus jedem zum Persouentransport bestimmten Dampfschiffe müssen mindenstens zwei Rettungs­ leinen mit Korkringen auf Deck vorhanden sein. Die Kommission hat endlich zu bestimmen : a- die Linie der größten zulässigen Einsenkung des Schiffes mit Rücksicht auf die Bordhöhe über Wasser (Freibord), welche für die sichere Fahrt erforderlich ist. Die Bestimmung der Höhe des Freibords er­ folgt nach -sachverständigem Ermessen der Unter su chnngs ko m Mission. Bei offnen — nicht mit einem festen Deck ver iel)eiien — Schiffen muß die Bordhöhe über der Linie der tiefsten zulässigen Einsenknng mindestens noch 30 Zentimeter betragen. Eine geringere Höhe ist nur unter der Bedingung zulässig, daß min­ destens 30 Zentimeter hohe, starke, dichte und dem Wellenschlag hinreichenden Widerstand lei­ stende Aufsaßborde (Windbretter) angebracht wer­ den. Ix Die Ladehöhe (Entfernung der Ebene der höchst en zulässigen Einsenkung von der Wasserlinie

1883 (19. Febr.) des leeren Schiffes) und die B o d entiefe (Entfernung der Ebene der höchsten zulässigen Einsenkung von der durch den tiefsten Punkt des Schiffsbodens unterhalb jeder Klammer gedachten Horizontalebene). c) Die der größten zulässigen Einsenkung ent­ sprechende Tragfähigkeit des Schiffes nach dem Aichschcin oder, in Ermangelung eines solchen, nach Schätzung auf Grund der Hauptdimensionen des Schiffes: Länge, Breite und Höhe zwischen der Wasserlinie des leeren Schiffs und der Linie des

!

derungen (§ 20) entspricht, oder welche Mängel wahrgenommen worden sind. Besonders zu verzeichnen find die Anker, Taue und Rettungsmittel, welche aus dem Schiffe vor­ handen sind, beziehungsweise von der Kommission für nothwendig erachtet werden. Sodann sind die gemäß § 20 bestimmten Maße der Bordhöhe,

* I

Ladehöhe und Bodentiefe in Zentimeter, die Tragfähigkeit in Zentnern zu 50 Kilogramm im

I

Protokolle anzugeben.

I

Nachdem das Schiff für tauglich befunden, und alle Mängel und Anstände, deren Beseitigung von der Kommission für nothwendig erachtet wurde, behoben sind, wird das in zweifacher Ausferti­ gung aufzustellende Protokoll mit der Bescheini­

größten zulässigen Tiefgangs. Bezeichnung der höchsten zulässigen Einsenkungstiefe.

20. Ergicbt die Untersuchung, daß das Schiff allen Anforderungen entspricht, so hat die Kom­ mission die höchste zulässige Einsenkungsticfe des­ selben durch die Unterkante eiserner Klammern von 30 Centimeter Länge, 4 Zentimeter Höhe, 2—3 Millimeter Dicke, welche am Schiffe ange­ bracht werden, zu bezeichnen. Diese Bezeichnung erfolgt bei Schiffen, welche in der Linie ihrer zulässigen tiefsten Einsenkung 35 Meter oder mehr Achsenlänge haben, auf jeder Seite an drei Stellen (vorn, mittschiffs und hinten); bei Schiffen von geringerer Länge — wenn nicht deren Eigenthümer oder Führer die Bezeichnung an drei Stellen ausdrücklich bean­ tragen — auf jeder Seite au zwei Stellen (vorn und hinten). Diese Stellen sind so zu wählen, daß darunter Aichskalen zweckmäßig auznbriugcu sind, ohne beim Gebrauch des Schiffes durch Schwerter oder andere Gegenstände verdeckt zu werden. In die vorderste Klammer, auf jeder Sette, sind mit 2—2 V-2 Zentimeter hohen lateinischen Buchstaben, beziehungsweise arabischen Wahlen, einzuhauen: nach vorn : innerhalb eines Ringes der Aufaugs­ und der Endbuchstabe (ersterer mit großer, letzterer mit kleiner Schrift) des Sitzes der Untersuchungskommission; lind) hinten: die durch Aichnng oder Schätzung ermittelte Eentnerzahl der Tragfähig­ keit des Schiffes. Darauf sind die Klammern von dem Eigen­ thümer oder Führer des Schiffes durch hervor­ tretende Farben (weiß oder gelb auf dunklem, schwarz auf Hellem Grunde) deutlich erkennbar zu machen. U n t e r s u ch u n g s p r o t o k o l l.

21. In dem über den Berlauf und das Ergeb­ niß der Untersuchung abzufassenden Protokolle hat sich die Kommission im Einzelnen darüber auszusprechen, ob das Schiff in seinem Bau, wie in seiner Einrichtung und Ausrüstung den allge­ meinen und den betreffenden besonderen Anfor­

i '

gung, daß der Ausstellung des Schiffs-Attestes nichts entgegensteht, geschlossen und von sämmt­ lichen Mitgliedern der Kommission, welche bei der Untersuchung mitgewirkt haben, unterzeichnet. Darauf erfolgt die Ausfertigung des SchiffsAttestes nach den in § 23 gegebenen Vorschriften. Der Vorstand der Untersuchungskommission nimmt ein Exemplar des Untersuchungsprotokolles und die ihm vom Bezirkspräsidenten nach voll­ zogener Bestätigung zukommende Ausfertigung des Schiffs-Attestes in Verwahrung, stellt die Protokolle und Atteste in chronologischer Reihen­ folge und fortlaufend nummerirt zusammen und führt nach Maßgabe des § 23 über die ertheilten Atteste ein Uebersichtsverzeichniß. Weiter hat der Vorstand der Kommission dem Rheinschifffahrtsinspektor des I. Bezirks, sowie dem Kaiserlichen Ministerium, — Abtheilung für Gewerbe, Landwirthschaft und öffentliche Arbeiten — von den ertheilten Schiffs-Attesten unter Bei­ fügung einer Abschrift der bezüglichen Eintragung in das Uebersichtsverzeichniß Mittheilung zu machen. Verfahre n b c i m Vorfindc n von M ä n g e l n.

22. Von den bei der Untersuchung erhobenen An ständen macht der Vorstand der Kommission dein Eigenthümer oder Führer des Schiffes münd­ lich oder schriftlich Eröffnung und bestimmt die Frist, innerhalb welcher die Mängel beseitigt werden müssen. Wird diese Frist, ohne das; von dem Vorstand der Kommission eine Verlängerung zugestanden worden ist, nicht eingehalten, so wird das Ver­ fahren eingestellt. In diesem Falle muß ein wie­ derholtes Gesuch um Ausstellung des SchisfsAttestes an den Bezirkspräsidcnten eingereicht werden, und es darf vor Aushändigung dieses Attestes das Schiff seine Fahrt nicht antreten. Von der Einstellung des Verfahrens giebt der Vorstand der Kommission dem Bezirkspräsidentcn unter Darlegung der Gründe, welche die Kom­ mission veranlaßten, das Untersuchungsverfahren einzustellen, Kenntniß.

238

1883 (19. Febr.) Schiffs-Attest.

23. Das Schiffs-Attest wird nach dem beige­ fügten Formular IV von dem Vorstande der Untersuchungskommission dreifach ausgefertigt und mit der Eingabe des Gesuchstellers, den dazu gehörigen Anlagen und einer Ausfertigung des Untersuchungsprotokolls dem Bezirkspräsidenten zur Prüfung und Bestätigung überreicht. Nach Vollziehung des Attestes seitens des Bezirkspräsidenten wird ein Exemplar dem Eigen­ thümer oder Führer des Schiffes, das zweite dem Vorstände der Untersuchungskommission aus­ gehändigt; das dritte Exemplar bleibt bei dem Bezirkspräsidium in Verwahrung. Die ertheilten Schiffs-Atteste werden, wie auch die Untersuchungs­ protokolle, in chronologischer Reihenfolge zusam­ mengeheftet und fortlaufend nummerirt. Ueber die ertheilten Atteste wird ferner ein Uebersichtsverzeichniß (Formular Nr. V) geführt, in welches einzutragen ist: 1) Nr. des Attestes; 2) Name und Wohnort des Schiffseigenthümers; 3) Name des Schiffes; 4) Gattung, Material, Bestimmung, größte Bodentiefe und Tragfähigkeit des'Schiffes, sowie die von demselben zu befahrende Rheinstrecke; 5) Datum des Einlaufs des Gesuchs um Unter­ suchung; 6) Datum der Vornahme der Untersuchung und 7) Datum der Ausstellung des Schiffs-Attestes. Die Aushändigung des Schiffs-Attestes an den Eigenthümer oder Führer des Schiffes kann bis nach erfolgter Entrichtung der Untersuchungskosten (§ 25) verweigert werden. Sind an einem bereits früher untersuchten und mit einem Schiffs-Atteste versehenen Fahrzeuge nur die neuen Einsenkungsklammern angebracht und dabei die Bordhöhe, Ladehöhe und Boden­

tiefe bestimmt worden (Polizeiverordnung vom heutigen Tage Nr. V 7734), so ergänzt der Vor­ stand der Untersuchungskommission das SchiffsAttest nach Maßgabe des beigefügten Formulars IV Absatz 7 und legt dasselbe dem Bezirkspräsi­ denten zur Bestätigung des Nachtrags vor.

Wiederholte

Untersuch ung.

24. Auf Grund des ausgestellten Schiffs-Attestes darf das Fahrzeug zur Rheinschifffahrt so lange benutzt werden, als es sich in dem nach der erst­ maligen Untersuchung Vorgefundenen, im Attest

bescheinigten Zustande der Fahrtüchtigkeit befindet. Nach jeder wesentlichen Veränderung oder nach wesentlichen Reparaturen ist das Schiff wiederholt zur Untersuchung anzumelden. (Als wesentliche Reparatur ist namentlich die gänzliche oder teil­ weise Erneuerung des Schiffsgerippes anzusehen.) In dem Gesuche um wiederholte Un­ tersuchung sind zu den in § 16 vorgeschrie­ benen Angaben die wesentlichen Veränderungen oder Erneuerungen einzelner Theile des Schiffes, deren Veranlassung, Zeit und Ort der Ausführung namhaft zu machen. Weiter ist dem Gesuche beglaubigte Abschrift des letztmals ausgestellten Schiffs-Attestes — bei Dampfschiffen auch die Beurkundung der Prüfung oder letztmaligen Revision des Dampfkessels — beizufügen. Bei der Untersuchung hat die Kommission na­ mentlich auch auf etwaige Abnützung oder Zer­ störung der einzelnen Theile, durch Fäulniß oder Rostbildung, sowie auf die Zweckmäßigkeit der vorgenommenen Reparaturen oder Aenderungen zu achten. Die Form des nach einer wiederholten Unter­ suchung auszustellenden Attestes ist in dem beige­ fügten Formular VI angegeben. Im Uebrigcn ist, unter Berücksichtigung der selbstverständlich gebotenen Modifikationen, das­ selbe Verfahren einzuhalten wie bei der erstma­

ligen Untersuchung. Der Bezirkspräsident wird das Ergebniß der Nachuntersuchung prüfen und gegebenenfalls auf Grund des Gutachtens der Untersuchungskom­

mission die fernere Benutzung des Fahrzeugs zur Rheinschifffahrt im Attest über die Nachunter­ suchung bestätigen. Als Kaution zur Bestreitung der Kosten einer wiederholten Untersuchung ist nur die Hälfte der

in § 16 festgesetzten Beträge zu hinterlegen. Kosten der Schiff s unt e rsuchung.

25. Der Eigenthümer des zur Unterschung vor­ geführten Schiffes hat, den in § 26 vorgesehenen Fall ausgenommen, für die durch die Untersuchung entstandenen Kosten — auch im Falle der Ein­ stellung des Verfahrens (§ 22) — aufzukommen. Diese Kosten bestehen: 1) aus den Gebühren der Mitglieder der Kom­ mission. Diese Gebühren werden nach folgendem Tarif berechnet:

239

1883 (19. Febr.) 3 c g c 1 i d) i i f e.

Tampfschi f f e.

Tragfähigkeit.

B fcrb ekrast.

von 2oo Tonnen nnd mehr.

lütter

Vorstand der Kommission . . . Hafen- oder Tammmeister. . . Schiffsbautundiges Mitglied. . Schifffahrtskundiges Mitglied. Maschinenbaukundiges Mitglied Zusammen ....

von 2o

an- Eiien.

2o.

und mehr.

Mart 12 7 7

5 —

Mark 10 7 7 6 —

Mark 15 8 9 9 9

25

30

40

aus iu'l;.

Mark 5 4 3 3 —

Mark 8 7

15

5

Für wiederholte Untersuchungen werden mir :$|;t der vorstehenden Gebührensätze berechnet. 2) aus den wirklichen Auslagen für die Be Zeichnung der höchsten zulässigen Einseukung mit telst eiserner Klammern und allen weiteren durch die Untersuchung etwa erwachsenden Nebenkosten. Werden an einem Schiffe nur neue Einsenkungsklammern angebracht, so ist dafür außer dem Betrage der Auslagen Ziffer 2 eine Gebühr von 3 JL zu entrichten. Der Borstand der Kommission stellt alsbald nach Beendigung des Untersuchungsgeschäftes das Ko-, stenvcrzcichniß auf und legt dasselbe mit den Belügen dem Kaiserlichen Bezirkspräsidenten vor. Letzterer ordnet die Einziehung des gegen die hinterlegte Kaution (§ 16- sich etwa ergebenden Mehrbetrages von dem Eigenthümer des Schiffes, beziehungsweise die Rückvergütung eines etwaigen Minderbetrages an, und veranlaßt demnächst die Attsbezahlnng der Gebühren und der Beträge der vorgelegten Rechnungen an die Forderungs­ berechtigten.

A it s; erordeutli ch e

unter

2at der Absender die Portokosten mit 20 Pf. ztt entrichten. Verweigert der Absender die Zahlung, so wird seiner etwaigen Bestimmung über die Sendung keine Folge gegeben. In diesem Falle, sowie wenn der Absender innerhalb einer Frist von 7 Tagen eine Erklärung nicht abgiebt, wird die Sendung nach dem Aufgabeorte znrnckgeleitet. VI. Wem: Absender gewöhnlicher oder einge­ schriebener Packete im Falle der Unbestellbarkeit

derselben die sofortige Rücksendung vermieden zu sehen wünschen, so ist Seitens der Absender auf der Vorderseite der Begleitadressc in hervortre tender Weise der Vermerk: „Wenn unbestellbar, Nachricht" niederzuschreiben, sowie Warne und Wohnung anzugeben. Ter Verinerk kann auch mittelst Stempelabdrucks oder durch Typendruck hergestellt werden. Bleibt ein solches Packet dem nächst am Bestimmungsorte unbestellbar, so rnnst die Postanstalt des Bestimmungsortes eine Unbestellbarkeits-Meldung an die Aufgabe-Postanstalt erlassen. Letztere hat demnächst bei dem Absender anzusragen, ob das Packet zurückgeschickt oder an eine andere Person, sei es an dentselben oder einem anderen Orte des Teutschen Reichs, aus gehändigt werden soll. Aus Grund der Bestim­ mung des Absenders ist die UnbestellbarkeitsMeldung von der Aujgabe-Postanstalt zu beant­ worten. Für die Beförderung der Meldung und der auf dieselbe an die Bestimmungs-Postanstalt abzulassenden Antwort hat der Absender die Portokosten mit 20 Pf. zu entrichten. Sofern der Absender die Zahlung verweigert, oder seine Er­ klärung nicht innerhalb 7 Tagen nach Empfang der Benachrichtigung bei der Aufgade-Postanstatt

1883 (12. März — 13. März — 14. März) abgiebt, wird die Rücksendung des Packeis nach dem Aufgabeorte veranlaßt. Ist das Packet auch dem zweiten Empfänger gegenüber unbestellbar, so kann, wenn der Ab­ sender ein bezügliches Verlangen ausgesprochen hat, vor der Rücksendung noch einmal in der­ selben Weise die andcrweite Bestimmung des Absenders durch die Postanstall cingeholt werden. Sollte alsdann die Bestellung an den dritten Empfänger ebenfalls nicht stattfinden können, so muß die Rücksendung eintreten. Die Bezeichnung mehrerer Personen, welchen das Packet im Falle der Uubestellbarkeit der Reihe nach zuzuführen sei, ist nicht gestattet.

17. Im § 43, „den Berkaus von Postwerth­ zeichen" betreffend, erhalten die Abs.

257

III und VII folgende anderweite Fassung: c) Gestempelte Postkarten und Postanweisungen.

III. Die gestempelten Postkarten und Postan­ weisungen werden zu dem Nennwerthe des Stem­ pels an das Publikum abgelassen. VII. Die Verwendung der aus gestempelten

Briefumschlägen Postanweisungsformularen, Post­ karten und Streifbändern ausgeschnittenen Frankostcmpcl zur Frankirung von Postsendungen ist nicht zulässig. Zum Umtausch in den Händen des Publikums unbrauchbar gewordener Postwerthzeichen (Frei­ marken, gestempelter Briefumschläge, Postanwei­ sungsformulare, Postkarten und Streifbänder) ist die Postverwaltung nicht verpflichtet.

12. März 1883.

Verfügung des Ministeriums, betreffend die Ärbeitsbelohnung der Gefangenen in den Ämtsgefängniffen. A.-Bl. S. 99. Hinsichtlich der den Gefangenen in den Amts­ gefängnissen von dem Werthe ihrer Arbeit zuzu­ weisenden Beträgen finden vom 1. April d. I. ab die Bestimmungen der Verfügung vom 26. Febr. d. I., betreffend die Arbeitsbelohnung der Gefailgcncn in den Strafanstalten und in den Bczirksliiit) Untersuchungsgefängnissen mit folgenden Maß­ gaben entsprechende Anwendung. 8 1. Die Ärbeitsbelohnung vom vorschrifts­ mäßigen Tagewerk beträgt mindestens 5 Pfennige. 2. Dem Gefängnisaufseher kaun von dein Vor­

steher für seine besondere Mühewaltung bei der Beaufsichtigung der Beschäftigung der Ge­ fangenen eine Entschädigung bis zur Höhe von 2 Zehntheilcn des innerhalb des letztvergangenen Vierteljahrs erzielten Arbeitsertrags zugcwiesen werden. 3. Die durch § 7 der Verfügung vom 26. Febr. d. I. der Aufsichtsbehörde und durch § 11 daselbst dem Ministerium vorbehaltenen Befugnisse werden für die Amtsgefängnisse durch die Amtsrichter als An st alt s v orsteh er au sgcübt.

13. März 1883.

Verfügung des Ministeriums, betreffend Ordnung für die Prüfungen an der Landwirthfchaftsfchnle zu Kufach. A.-Bl. L. 85.

14. März 1883.

Lundesrathsürfchluli, betreffend die Zollbehandlnng von Talg zu gewerblichen Zwecken. C.-Bl. 5. 81. Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 14. März d. I. in Bezug auf die Zollbehandlung von Talg zu gewerblichen Zwecken beschlossen, daß Talg (eingeschmolzeues Fett von Rind­ oder Schafvieh), auch wenn er bei einer Temperatur von 14 bis 15° R schmalzartige Konsistenz zeigt, nach Nr. 26 C. 4 1 des Zoll­

Lp.

tarifs zum Satze von 2 Mark abgelasseu werden darf, sofern er bei der Abfertigung durch Vermischung mit 2 kg Petroleum oder Paraffin öl aus je 100 kg unter amtlicher Auf­ sicht dcnaturirt wird. 1. Jetzt 26 C.

17

258

1883 (14. März — 15. März — 20. März)

14. März 1883.

Lundesraths-Seschluß, betreffknd die Ausfuhrabfertigung vou Rohzucker in Säcken? C.-Bl. 3. 81. 1. Ergänzung 511 bem B. N. B. vom 15. 'Jiou. 1877 n. 1. ,jebv. 187?, vjl. Bem. 136 in Bb. 111 3. 76.

15. Aiärz 1883.

SrKanntmachung der Normal-Aichungs-Lommifston, betreffend Ergänzungen und Abänderungen des Vrrzrichniffes der Aichungs-Anflichtsbehörden und der Aichämtrr im Deutschen Keich (erkl. Sayern) mit Angabe der von ihnen geführten Stempelzrichen, sowie des Umfanges ihrer Zuständigkeit? (. Tritt in soweit auf;er Mrafi, al? durch £ 1 G. n. 28. Mai 1885 die Verpflichtung zur Krankenversicherung aus Personen ausgcdelmt wird, welche in einem Trausportbe triebe beschäftigt sind.

1883 (15. Juni) eigenen

Betriebsstätten

iin

Auftrage

und

für

Rechnung anderer Gewerbetreibender mit der Herstellung oder Bearbeitung gewerblicher Erzeug­ nisse beschäftigt werden (Hausindustrie-, 6) auf die in der Land- und Forstwirthschaft beschäftigten Arbeiter. Die auf Grund dieser Vorschrift ergehenden statutarischen Bestimmungen müsset: neben genauer Bezeichnung derjenigen Klassen von Personen, auf welche die Anwendung der Vorschriften des § 1 erstreckt werden soll, Bestimmungen über die Verpflichtung zur An- und Abmeldung, sowie über die Verpflichtung zur Einzahlung der Bei­ träge enthalten. Sie bedürfen der Genehmigung der höheren Verwaltungsbehörde und sind in der für Bekannt­ machungen der Gemeindebehörden vorgeschriebenen oder üblichen Form zu veröffentlichen. 3. Auf Beamte, welche in Betriebsverwaltungen des Reichs, eines Bundesstaates oder eines Kommunalverbandes mit festem Gehalt angestellt sind, finden die Bestimmungen der §§ 1, 2 dieses Gesetzes keine Anwendung. Auf ihren Antrag sind von der Versicherungs­ pflicht zu befreien, Personen welche im Krankheits­ fälle mindestens für dreizehn Wochen auf Ver­ pflegung in der Familie des Arbeitgebers oder auf Fortzahlung des Gehaltes oder des Lohnes Anspruch haben.

B. Gemeinde-Krankenversicherung. 4. Für alle versicherungspflichtigen Personen, welche nicht einer Orts-Krankenkasse (§ 16), einer Betriebs- (Fabrik-) Krankenkasse (§ 59), einer Bau-Krankenkasse 69), einer Inunngs-Krankenkasse (8 73), einer Knappschastskasse (§ 74), einer eingeschriebenen oder aus Grund landes­ rechtlicher Vorschriften errichteten Hülfskassc (§ 75) angehören, tritt die Gemeinde-Krankenversicherung ein. Personen der in 1, 2, 3 bezeichneten Art, welche der Versicherungspflicht nicht unterliegen, sowie Dienstboten sind berechtigt, der Gemeindc-

Krankeuversicherung der Gemeinde, in deren Bezirk sie beschäftigt sind, beizutretcn. Der Beitritt er­ folgt durch schriftliche oder mündliche Erklärung beim Gemcindevorstande, gewährt aber keinen Anspruch auf Unterstützung im Falle einer bereits zur Zeit dieser Erklärung eingetretencn Erkran­ kung. Beigetreteue, welche die Versicherungsbeiträge (§ 5) an zwei aus einander folgenden Zahlungs­ terminen nicht geleistet haben, scheiden damit aus der Gemeinde-Krankenversicherung aus. 5. Denjenigen Personen, für welche die GemeindeKrankenversicherung cüi tritt, ist von der Gemeinde, in deren Bezirk sic beschäftigt sind, im Falle einer Krankheit oder durch Krankheit herbcigeführten

Erwerbsunfähigkeit

291 Krankenuntcrstützuug zn

ge­

währen. Von denselben hat die Geineinde Krankenversicherungsbeiträge (8 9) zu erheben. 6. Als Krankenunterstützung ist zu gewähren: 1) vom Beginn der Krankheit ab freie ärztliche Behandlung, Arznei, sowie Brillen, Bruchbänder und ähnliche Heilmittel; 2) im Falle der Erwerbsunfähigkeit, vom dritten Tage nach dem Tage der Erkrankung ab für jeden

Arbeitstag ein Krankengeld in Höhe der Hälfte des ortsüblichen Tagelohnes gewöhnlicher Tage­ arbeiter. Die Krankenunterstützung endet spätestens mit dem Ablauf der drcizehutcn Woche nach Beginn der Krankheit. Die Gemeinden sind ermächtigt, zu beschließen, daß bei Krankheiten, welche die Betheiligtcn sich vorsätzlich oder durch schuldhafte Betheiligung bei Schlägereien oder Raushändeln, durch Trunkfällig­ keit oder geschlechtliche Ausschweifungen zugezogen haben, das Krankengeld gar nicht oder nur theilweise gewährt wird, sowie daß Personen, welche der Versicherungspflicht nicht unterliegen und frei­ willig der Gemeinde-Krankenversicherung beitreten, erst nach Ablauf einer aus höchstens sechs Wochen von: Beitritte ab zu bemessenden Frist Kranken­ unterstützung erhalten. Das Krankengeld ist wöchentlich postnumerando

zu zahlen. 7. An Stelle der in § 6 vorgeschricbenen Leistungen kann freie Kur und Verpflegung in einem Krankenhause gewährt werde», und zwar: 1) für diejenigen, welche verheirathet oder Glieder einer Familie sind, mit ihrer Zustimmung, oder unabhängig von derselben, wenn die Art der Krankheit Anforderungen an die Behandlung oder Verpflegung stellt, welchen in der Familie des Erkrankten nicht genügt werden kann, 2) für sonstige Erkrankte unbedingt. Hat der in einem Krankenhause Untergebrachte Angehörige, deren Unterhalt er bisher ans seinem Arbeitsverdienste bestritten hat, so ist neben der freien Kur und Verpflegung die Hälfte des in 8 6 festgesetzten Krankengeldes zu leisten. S. Der Betrag des ortsüblichen Tagelohnes gewöhnlicher Tagearbeiter wird von der höheren Verwaltungsbehörde nach Anhörung der Gemeinde­ behörde festgesetzt. 4 Die Festsetzung findet für männliche und weib­ liche, für jugendliche und erwachsene Arbeiter besonders statt. Für Lehrlinge gilt die für jugend­ liche Arbeiter getroffene Feststellung. 9. Die von der Gemeinde zu erhebenden Ver­ sicherungsbeiträge sollen, so lange nicht nach Maß-

l. 0) ei cf) dien durch Beschlüsse der Bezirlspräsidei-ten v. Ober Elsas; v. 2. Mai 1881 ^l.-Bl. 3. 113). Unter Elsas; v. 13. Mai 188-1 (A.-Bl. 3. 122.\ Lothringen v. 13. Juni 188-1 (A.-Bl. S. 163).

1883 (15. Juni)

292

gäbe des § 10 etwas anderes festgesetzt ist, cinundeinhalbes Prozent des ortsüblichen Tage­ lohnes (vergl. § 8) nicht übersteigen und sind mangels besonderer Beschlußnahme in dieser Höhe

zu erheben. Dieselben fließen in eine besondere Kasse, aus welcher auch die Krankenunterstützungen zu be­

streiten sind. Die Einnahmen und

Ausgaben

dieser Kasse

sind getrennt von den sonstigen Einnahmen und Ausgaben der Gemeinde festzustellen und zu ver­ rechnen. Tie Verwaltung der Kasse hat die Ge­ meinde unentgeltlich zu führen. Ein Jahresab­ schluß der Kasse nebst einer Uebersicht über die Versicherten und die Krankheitsverhältnisse ist alljährlich der höheren Verwaltungsbehörde ein­ zureichen. Reichen die Bestände der Krankenversicherungs­ kasse nicht aus, um die füllig werdenden Aus­ gaben derselben zu decken, so sind aus der Gemeindekasse die erforderlichen Vorschüsse zu leiste», welche ihr, vorbehaltlich der Bestim­ mungen des § 10, demnächst aus der Krankenversicherungskasse mit ihrem Reservefonds zu er­ statten sind. 10. Ergiebt sich aus den Jahresabschlüssen daß die gesetzlichen Krankenvcrsicherungsbeiträge zur Deckung der gesetzlichen Krankenunterstü­ tzungen nicht ausreichen, so können mit Geneh­ migung der höheren Verwaltungsbehörde die Beiträge bis zu zwei Prozent des ortsüblichen Tagclohnes (§ 8) erhöht werden. Überschüsse der Einnahmen über die Ausgaben, welche nicht zur Deckung etwaiger Vorschüsse der Gemeinde in Anspruch genommen werden, sind zunächst zur Ansammlung eines Reservefonds zu

verwenden. Ergeben sich aus den Jahresabschlüssen dauernd Ueberschüsse der Einnahmen aus Beiträgen über die Ausgabe», so siud »ach Ansammlung eines Reservefonds im Betrage einer durchschnittlichen Jahreseinnahmc zunächst die Beiträge bis zu einundeinhalb Prozent des ortsüblichen Tage­ lohnes (§ 8) zu ermäßigen. Verbleiben alsdann noch Ueberschüsse, so hat die Gemeinde zu be­ schließen, ob eine weitere Herabsetzung der Bei­ träge oder eine Erhöhung der Unterstützungen eintreten soll. Erfolgt eine Beschlußnahme nicht, so kann die höhere Verwaltungsbehörde die Herabsetzung der Beiträge verfügen. 11. Personen, für welche die Gemeinde-Kranken Versicherung eingetreten ist, behalten, wenn sic aus der dieselbe begründenden Beschäftigung aus­ scheiden und nicht zu einer Beschäftigung über­ gehen, vermöge welcher sie nach Vorschrift dieses Gesetzes Mitglieder einer Krankenkasse werden, den Anspruch auf Krankenuntcrstützung, so lange sic die Versicherungsbeiträge fortzahlen und ent­ weder im Gemeindebezirke ihres bisherigen Auf­ enthaltes verbleiben, oder in dem Gemeindcbezirkc

ihren Aufenthalt nehmen, in welchem sie zuletzt beschäftigt wurden. 12. Mehrere Gemeinden können sich durch über­ einstimmende Beschlüsse zu gemeinsamer GemeindeKrankenversicherung vereinigen. Durch Beschluß eines weiteren Kommunalver­ bandes kann dieser für die Gemeinde-Kranken­ versicherung ölt die Ltelle der demselben angehö­ renden einzelnem: Gemeinden gesetzt oder die Vereinigung mehrerer ihm angehörender Ge­ meinden zu gemeinsamer Gemeinde-Krankenversi­

cherung angeordnet werden. Wo weitere Kommunalverbände nicht bestehen, kann die Bereinigung mehrerer benachbarter Ge­ meinden zu gemeinsamer Gemeinde-Krankenversi­ cherung durch Verfügung der höheren Verwal­ tungsbehörde angeordnet werden. Derartige Beschlüsse und Verfügungen müssen über die Verwaltung der gemeinsamen GemeindeKrankenversicherung Bestimmung treffen. Tie Beschlüsse bedürfen der Genehmigung der höheren Verwaltungsbehörde; gegen die Verfü­ gung der letzteren, durch welche die Genehmigung versagt oder ertheilt oder die Vereinigung mehrerer Gemeinden angcordnet wird, steht den betheiligten Gemeinden und Kommnnalvcrbänden innerhalb vier Wochen die Beschwerde an die Zentralbehörde zu. 13. 3hib in einer Gemeinde nicht mindestens fünfzig Personen vorhanden, sür welche die Geuieinde-Krankenvcrsichcrnng einzntrctcn hat, oder ergiebt sich aus den Jahresabschlüssen (§ 9 Abs. 3) einer Gemeinde, das; auch nach Er­ höhung der Versicherungsbeiträge auf zwei Prozent des ortsüblichen Tagelohnes (§ 8)

die Deckung der gesetzlichen Krankenunterstützung fortlaufende Vorschüsse der Gemeindekasse erfor­ dert, so kann auf Antrag der Gemeinde deren Bereinigung mit einer oder mehreren benach­ barten Gemeinden zu gemeinsamer Krankenversi­ cherung durch die höhere Verwaltungsbehörde angeordnet werden. Trifft diese Voraussetzung für die Mehrzahl der einem weiteren Kommuualverbande angehö­ renden Gemeinden zu so kann die höhere Ver­ waltungsbehörde anordnen, daß der weitere Kom-munalverband sür die Gemcinde-Krankenversichernng der ihm angehörenden Gemeinden an die stelle der einzelnen Gemeinden zu treten hat. Ueber die Verwaltung der Gemeinde-Kranken­ versicherung sind in diesen Füllen die erforderlichen Vorschriften nach Anhörung der betheiligten Ge­ meinden und Verbände zu erlassen. Gegen die auf Grund der vorstehenden Be­ stimmungen von der höheren Verwaltungsbehörde erlassenen Anordnungen und Vorschriften steht den betheiligten Gemeinden und Kommunalver­ bünden innerhalb vier Wochen die Beschwerde an die Zentralbehörde zu. Gemeinden von mehr als zehntausend Einwoh­ nern können ohne ihre Einwilligung nur dann

1883 (15. Juni) mit kleineren Gemeinden vereinigt werden, wenn ihnen die Verwaltung der gemeinsamen Gemeinde-

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Krankenversicherung übertragen wird. 14. Eine auf Grund des § 12 oder des § 13 herbeigeführte Vereinigung kann auf demselben Wege wieder aufgelöst werden, auf welchem sie

|

hcrbeigeführt ist. Durch Beschluß des weiteren Kommunalver­ bandes oder Verfügung der höheren Verwal­ tungsbehörde kann die Auflösung nur auf Antrag einer der betheiligten Gemeinden herbeigeführt werden. Ueber die Vertheilung eines etwa vorhandenen Reservefonds ist, falls die Auflösung durch Be­ schluß erfolgt, durch diesen, falls sie von der höheren Verwaltungsbehörde angeordnet wird, in der die Auflösung anordnenden Verfügung Be­ stimmung zu treffen. Gegen die Verfügung der höheren Verwaltungs­ behörde, durch welche die Genehmigung zu einer beschlossenen Auflösung ertheilt oder versagt wird, oder durch welche die Auflösung angeordnet wird, steht den betheiligten Gemeinden und Kommunal­ verbänden innerhalb vier Wochen die Beschwerde an die Zentralbehörde zu. 15. Für Gemeinden, welche nach den Landes­ gesetzen den nach Vorschrift dieses Gesetzes versicherungspflichtigen Personen Krankenunterstützung gewähren und dagegen zur Erhebung bestimmter Beiträge berechtigt sind, gilt die landesgesetzlich geregelte Krankenversicherung als Gemeinde-Kran­ kenversicherung im Sinne dieses Gesetzes, sofern die Unterstützung den Anforderungen dieses Ge­ setzes genügt und höhere Beitrüge, als nach dem­ selben zulässig sind, nicht erhoben werden. Eine hiernach etwa erforderliche Erhöhung der Unterstützung, oder Ermäßigung der Beiträge muß spätestens bis zum Ablauf eines Jahres nach Inkrafttreten dieses Gesetzes herbeigeführt werden.

können mit anderen Gewerbszweigen oder Be­ triebsarten zu einer gemeinsamen Orts-Kranken­ kasse nur vereinigt werden, nachdem den in ihnen beschäftigten Personen Gelegenheit zu einer Aeußerung über die Errichtung der gemeinsamen Kasse gegeben worden ist. Wird in diesem Falle Widerspruch erhoben, so entscheidet über die Zu­ lässigkeit der Errichtung die höhere Verwaltungs­ behörde. 17. Durch Anordnung der höheren Verwal­ tungsbehörde kann die Gemeinde verpflichtet werden, für die in einem Gewerbszweige oder in einer Betriebsart beschäftigten Personen eine Orts-Krankenkasse zu errichten, wenn dies von Betheiligten beantragt wird und diesem Anträge nachdem sämmtlichen Betheiligten zu einer Aeuße­ rung darüber Gelegenheit gegeben ist, mehr als die Hälfte derselben und mindestens einhundert beitreten. Dasselbe gilt von der Errichtung einer gemein­ samen Orts-Krankenkasse für mehrere Gewerbs­ zweige oder Betriebsarten, wenn dem Anträge mehr als die Hälfte der in jedem Gewerbszweige oder in jeder Betriebsart beschäftigten Personen und im ganzen mindestens einhundert beitreten. Gegen die Verfügung der höheren Verwaltungs­ behörde, durch welche die Errichtung einer ge­ meinsamen Orts-Krankenkasse angeordnet wird, steht der Gemeinde innerhalb vier Wochen die

Beschwerde an die Zentralbehörde zu. Gemeinden, welche dieser Verpflichtung inner­ halb der von der höheren Verwaltungsbehörde zu bestimmenden Frist nicht Nachkommen, dürfen von denjenigen Personen , für welche die Errichtung einer Orts-Krankenkasse angeordnet ist, Versiche­ rungsbeiträge zur Gemeinde-Krankenversicherung

(§ 5 Abs. 2) nicht erheben. 18. Betrügt die Zahl der in einem Gewerbs­ zweige oder einer Betriebsart beschäftigten Per­ sonen weniger als einhundert, so kann die Er­ richtung einer Orts-Krankenkasse gestattet werden, wenn die dauernde Leistungsfähigkeit der Kasse in einer von der höheren Verwaltungsbehörde für ausreichend erachteten Weise sichergestellt ist. 19. Die Gewerbszweige und Betriebsarten, für welche eine Orts-Krankenkasse errichtet wird, sind in dem Kassenstatut 23) zu bezeichnen. Die in diesen Gewerbszweigen lind Betriebs arten beschäftigten Personen werden, soweit sie verjicherungspflichtig sind, mit dem Tage, an welchem sie in die Beschäftigung eintreten, Mit­ glieder der Kasse, sofern sie nicht nachweislich einer der übrigen in § 4 benannten Kassen an­

C. Orts-Krankenkassen.^ 16. Die Gemeinden sind berechtigt, für die in ihrem Bezirke beschäftigten versicherungspflichtigen Personen Orts-Krankenkassen zu errichten, sofern die Zahl der in der Kasse zu versichernden Per­ sonen mindestens einhundert beträgt. Die Orts-Krankenkassen sollen in der Regel für die in einem Gewerbszweige oder in einer Be­ triebsart beschäftigten Personen errichtet werden. Die Errichtung gemeinsamer Orts-Kranken­ kassen für mehrere Gewerbszweige oder Betriebs­ arten ist zulässig, wenn die Zahl der in den ein­ zelnen Gewerbszweigen und Betriebsarten be­ schäftigten Personen weniger als einhundert betrügt. Gewerbszweige oder Betriebsarten, in welchen einhundert Personen oder mehr beschäftigt werden,

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5. Statutenentwurf mitgetheilt durch Bkm. des R.-K. v.

j

14. Mär; 1884 (A.-Bl. Beil, zu Nr. 13).

293

1

gehören. Soweit sie nicht versicherungspflichtig sind, haben sie das Recht, der Kasse beizutreten. Der Beitritt erfolgt durch schriftliche oder mündliche Anmeldung bei dem Kassenvorstande oder der auf Grund des § 49 Abs. 3 errichteten Meldestelle, gewährt aber keinen Anspruch auf Unterstützung

294

1883 (15. Juni)

im Falle einer bereits zur Zeit dieser Anmeldung eingetretenen Erkrankung. Der Austritt ist versicherungspflichtigen Per­ sonen mit dem Schlüsse des Rechnungsjahres zu gestatten, wenn sie denselben spätestens drei Monate zuvor bei dem Vorstande beantragen und vor dem Austritte nachweisen, daß sie Mit­ glieder einer der übrigen in § 4 bezeichneten Kassen geworden sind. Die Mitgliedschaft nichtversicherungspflichtigcr Personen erlischt, wenn sie die Beiträge an zwei auf einander folgenden Zahlungsterminen nicht geleistet haben. 20. Die Orts-Krankenkassen sollen mindestens gewähren: 1) eine Krankenunterstützung, welche nach §§ 6, 7, 8 mit der Maßgabe zu bemessen ist, daß der durchschnittliche Tagelohn derjenigen Klassen der Versicherten, für welche die Kasse errichtet wird, soweit er drei Mark für den Arbeitstag nicht überschreitet, an die Stelle des ortsüblichen Tage­ lohnes gewöhnlicher Tagearbeiter tritt; 2) eine gleiche Unterstützung an Wöchnerinnen auf die Dauer von drei Wochen nach ihrer ^Wie­ derkunft ; 3) für den Todesfall eines Mitgliedes ein Sterbegeld im zwanzigfachen Betrage des orts

üblichen Tagelohnes (§ 8). Die Feststellung des durchschnittlichen Tagelohnes kann auch unter Berücksichtigung der zwischen den Kassenmitgliedern hinsichtlich der Lohnhöhe bestehenden Verschiedenheiten klassen­ weise erfolgen. Der durchschnittliche Tagelohn einer Klasse darf in diesem Falle nicht über den Betrag von vier Mark und nicht unter den Be­ trag des ortsüblichen Tagelohnes 8) festgestellt werden. 21. Eine Erhöhung und Erweiterung der Lei­ stungen der Orts-Krankenkassen ist in folgendem

Umfange zulässig: 1) Die Dauer der Krankenunterstützung kann aus einen längeren Zeitraum als dreizehn Wochen bis zu einem Jahre festgesetzt werden. 2) Das Krankengeld kann auf einen höheren Betrag und zwar bis zu drei Viertel des durch schnittlichen Tagclohnes (§ 20) festgesetzt werden; neben freier ärztlicher Behandlung und Arznei können auch andere als die im § 6 bezeichneten Heilmittel gewährt werden. 3) Neben freier Kur und Verpflegung in einem Krankenhause kann Krankengeld bis zu einem Achtel des durchschnittlichen Tagelohnes '8 20) auch solchen bewilligt werden, welche nicht den Unterhalt von Angehörigen aus ihrem Lohne bestritten haben. 4) Wöchnerinnen kann die Krankenunterstützung bis zur Dauer von sechs Wochen nach ihrer Niederkunft gewährt werden.

5) Freie ärztliche Behandlung, freie Arznei und sonstige Heilmittel können für erkrankte Fa-

inilienangehörige der Kassenmitglieder, sofern sie nicht selbst dem Krankenversicherungszwange un­ terliegen, gewährt werden. Unter derselben Vor­ aussetzung kann für Ehefrauen der Kassenmit­ glieder im Falle der Entbindung die nach Nr. 4 zulässige Krankenunterstützung gewährt werden. 6) Das Sterbegeld kann auf einen höheren als den zwanzigfachen Betrag und zwar bis zum vierzigfachen Betrage des ortsüblichen Tagelohnes (§ 8) erhöht werden. 7i Beim Tode der Ehefrau oder eines Kindes eines Kassenmitgliedes kann, sofern diese Per­ sonen nicht selbst dem Versicherungszwange unter­ liegen, ein Sterbegeld und zwar für erstere im Betrage bis zu zwei Dritteln, für letztere bis

zur Hälfte des für das Mitglied festgestellten Sterbegeldes gewährt werden. Auf weitere Unterstützungen, namentlich au Invaliden-, Wittwen- und Waisenunterstützungen, dürfen die Leistungen der Orts-Krankenkasse nicht ausgedehnt werden. 22. Die Beiträge zu den Orts-Krankenkassen sind in Prozenten des durchschnittlichen Tage­ lohnes (§ 20) so zu bemessen, daß sie unter Ein­ rechnung der etwaigen sonstigen Einnahmen der Kasse ansreichcn, um die statutenmäßigen Unter-

stützungen, die Verwaltnngskosten und die zur Ansammlung oder Ergänzung des Reservefonds 32) erforderlichen Rücklagen zu decken. 2?>. Für jede Orts-Krankenkasse ist von der Gemeindebehörde nach Anhörung der Betheiligten oder von Vertretern derselben ein Kassenstatut zu errichten: Dasselbe mnß Bestimmung treffen :

1) über die Klassen der dem Krankenversichernngszwange unterliegenden Personen, welche der Kasse als Mitglieder angehören sollen;

2) über Art und Umfang der Unterstützungen; 3,i über die Höhe der Beitrüge; 4) über die Bildung des Vorstandes und den Umfang seiner Befugnisse; 5) über die Zusammensetzung und Bernsung der Generalversammlung mit) über die Art ihrer Beschlußfassung;

6) über die Abänderung des Statuts; 7) über die Aufstcllnng mit) Prüfung der Jahresrech nun g. Das Statut darf keine Bestimmung enthalten, welche mit dem Zweck der Kasse nicht in Verbin­ dung steht oder gesetzlichen Vorschriften zuwider­ läuft. 24. Das Kassenstatut bedarf der Genehmigung der höheren Verwaltungsbehörde. Bescheid ist innerhalb sechs Wochen zu ertheilen. Die Geneh­ migung darf nur versagt werden, wenn das Statut den Anforderungen dieses Gesetzes nicht genügt. Wird die Genehmigung versagt, so sind die Gründe mitzutheilen. Der versagende Bescheid kann im Wege des Verwaltungsstreitverfahrens, wo ein solches nicht besteht, im Wege des Re-

1883 (15. Juni)

295

kurses nach Maßgabe der Vorschriften der §§ 20,

Krankeuunterstützung erst

21 der Gewerbeordnung angefochten werden. Abänderungen des Statuts unterliegen der glei­ chen Vorschrift.

wenn zwischen der letzten Unterstützung und dem Eintritte der neuen Krankheit ein Zeitraum von dreizehn Wochen oder mehr liegt; 4) das; Personen, welche der Versicherungs­ pflicht nicht unterliegen und freiwillig der Kasse beitreten, erst nach Ablauf einer auf höchstens sechs Wochen vom Beitritte ab zu bemessenden Frist Krankenunterstützung erhalten; 5) daß auch andere als die in den §§ 1 bis 3 genannten Personen als Mitglieder der Kasse ausgenommen werden können. Abänderungen des Statuts, durch welche die bisherigen Kassenleistungen herabgesetzt werden, finden auf solche Mitglieder, welchen bereits zur Zeit der Abänderung ein Unterstützungsanspruch

25. Die Orrs-Krankenkasse kann unter ihrem Namen Rechte erwerben und Verbindlichkeiten eingehen, vor Gericht klagen und verklagt werden. Für alle Verbindlichkeiten der Kasse haftet den Kassengläubigern nur das Vermögen der Kasse. 26. Für sämmtliche Kassenmitglieder beginnt das Recht ans die Unterstützungen der Kasse zum Betrage der gesetzlichen Mindestleistungen der Kasse (§ 20) mit dem Zeitpunkte, in welchem sie Mitglieder der Kasse geworden sind (§ 19). Von Kassenmitgliedern, welche nachweisen, daß sie be-reits einer anderen Krankenkasse angehört oder Beiträge zur Gemeinde-Krankenversicherung ge­ leistet haben, und daß zwischen dem Zeitpunkte, mit welchem sie ausgehört haben, einer solchen Krankenkasse anzugehören oder Beiträge zur Ge­ meinde-Krankenversicherung zu leisten, und dem Zeitpunkte, in welchem sie Mitglieder der OrtsKrankenkasse geworden sind, nicht mehr als drei­ zehn Wochen liegen, darf ein Eintrittsgeld nicht

erhoben werden. Soweit die vorstehenden Bestimmungen nicht

entgegeustehen, kann durch Kassenstatut bestimmt werden, das; dos Recht auf die Unterstützungen der Kasse erst nach Ablauf einer Karenzzeit be­ ginnt, und daß neu eintretende Kassenmitglieder ein Eintrittsgeld zu zahlen haben. Die Karenzzeit darf den Zeitraum von sechs Wochen, das Ein­ trittsgeld darf den Betrag des für sechs Wochen zu leistenden Kassenbeitrages nicht übersteigen. Kassenmitgliedern, welche gleichzeitig anderweitig gegen Krankheit versichert sind, ist die statuten­ mäßige Krankenunterstützung soweit zu kürzen, als sie, zusammen mit der ans anderweiter Ver­

sicherung bezogenen Kraukenunterstützung, den vollen Betrag ihres durchschnittlichen Tagelohnes übersteigen würde. Durch das Kassenstatut kann diese Kürzung ganz ober theilweise ausgeschlossen werden. Durch das Kassenstatut

kann ferner bestimmt

werden: 1) daß Kassenmitglieder, welche die Kasse wie­ derholt burd) Betrag geschädigt haben, von der Mitgliedschaft auszuschließen sind; 2) daß Mitgliedern, welche sich die Krankheit vorsätzlich, oder durch schuldhafte Betheiligung bei Schlägereien oder Raufhündeln, durch Trunte sälligkeit oder geschlechtliche Ausschweifungen zu­ gezogen haben, das statutenmäßige Krankengeld gar nicht, oder nur theilweise zu gewähren ist; 3) daß einem Mitgliede, welches die statuten­ mäßige Krankenunterstützung ununterbrochen ober im Laufe eines Kalenderjahres für dreizehn Wo­ chen bezogen hat, bei Eintritt einer neuen Krank­ heit nur der gesetzliche Mindestbetrag der Kran­ kenunterstützung und die volle statutenmäßige

wieder gewährt wird,

wegen eingetretener Krankheit znsteht, für die Dauer dieser Krankheit keine Anwendung. 27. Kassenmitglieder, welche aus der die Mit­ gliedschaft begründenden Beschäftigung ausscheiden, und nicht zu einer Beschäftigung übergehen, ver­

möge welcher sie Mitglieder einer anderen der in den §§ 16, 59, 69, 73, 74 bezeichneten Kranken­ kassen werden, bleiben so lange Mitglieder, als sie sich im Gebiete des Deutschen Reiches auf­ halten, sofern sie ihre dahin gehende Absicht bin­ nen einer Woche dem Kassenvorstande anzeigen. Die Zahlung der vollen statutenmäßigen Kassen­ beiträge zum ersten Fälligkeitstermine ist der ausdrücklichen Anzeige gleich zu erachten. Die Mitgliedschaft erlischt, wenn die Beiträge an zwei auf einander folgenden Zahlungsterminen nicht geleistet werden. Durch Kassenstatut kann bestimmt werden, daß für nicht im Bezirke der Gemeinde sich aufhal­ tende Mitglieder der im ersten Absätze bezeich­ neten Art an die Stelle der im § 6 Absatz 1 Nr. 1 bezeichneten Leistungen eine Erhöhung des Krankengeldes um die Hälfte seines Betrages tritt. lieber die Einsendung der Beiträge, die Aus­ zahlung der Unterstützungen und die Kranken­ kontrolle für die nicht im Bezirke der Gemeinde sich aufhaltenden Personen hat das Kassenstatut Bestimmung zu treffen. 28. Kassenmitglieder, welche erwerbslos werden, behalten für die Dauer der Erwerbslosigkeit, jedoch nicht für einen längeren Zeitraum, als sie der Kasse angehört haben, und höchstens für drei Wochen ihre Ansprüche auf die gesetzlichen Min­ destleistungen der Kasse. 29. Die Mitglieder sind der Kasse gegenüber le­ diglich zu den auf Grund dieses Gesetzes und des Kassenstatuts festgestellteu Beiträgen ver­ pflichtet. Zu anderen Zwecken als den statutenmäßigen Unterstützungen, der statutenmäßigen Ansammlung und Ergänzung des Reservefonds und der Deckung der Verwaltuugslosten dürfen weder Beiträge von Mitgliedern erhoben werden, noch Verwendungen aus dem Vermögen der Kasse erfolgen.

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30. Entstehen Zweifel darüber, ob die im K assen statut vorgenommene Bemessung der Beiträge der Anforderung des § 22 entspricht, so hat die höhere Verwaltungsbehörde vor der Ertheilung der Genehmigung eine sachverständige Prüsung herbeizuführen und, falls diese die Unzulänglichkeit der Beiträge ergiebt, die Ertheilung der Genehmig gung von einer Erhöhung der Beiträge oder einer Minderung der Unterstützungen bis ans den gesetzlichen Mindestbetrag i§ 20) abhängig zu machen. 31. Bei der Errichtung der Kasse dürfen die Beiträge, soweit sie den Kassenmitgliederit selbst zur Last fallen (vergl. § 52), nicht über zwei Prozent des durchschnittlichen Tagclohnes 20) festgesetzt werden, sofern solches nicht zur Deckung der Mindestleistungen der Kasse (§ 20) erforder­

lich ist. Eine spätere Erhöhung der Beiträge über diesen Betrag, welche nicht zur Deckung der Min­ destleistungen erforderlich wird, ist nur bis zur Höhe von drei Prozent des durchschnittlichen Tagelohnes und nur dann zulässig, wenn die­ selbe sowohl von der Vertretung der zu Beiträgen verpflichteten Arbeitgeber (vergl. § 38) als von derjenigen der Kassenmitglieder beschlossen wird. 32. Die Orts-Krankenkasse hat einen Reserve­ fonds im Mindestbetrage einer durchschnittlichen Jahresausgabe anzusammeln und ersorderliebenfalls bis zu dieser Höhe zu ergänzen. So lange der Reservefonds diesen Betrag nicht erreicht, ist demselben mindestens ein Zehntel des Jahresbetrages der Kassenbeiträge znzniühren. 33. Ergiebt sich aus den Jahresabschlüssen der Kasse, daß die Einnahmen derselben zur Deckung ihrer Ausgaben einschließlich der Rücklagen zur Ansammlung und Ergänzung des Reservefonds nicht ausreichen, so ist entweder unter Berücksich­ tigung der Vorschriften des § 31 eine Erhöhung der Beiträge oder eine Minderung der K assenleistungen herbeizusühren. Ergiebt sich dagegen aus den Jahresabschlüssen, daß die Jahreseinnahmen die Jahresansgaben übersteigen, so ist, falls der Reservefonds das Doppelte des gesetzlichen Mindestbetrages erreicht hat, entweder eine Ermäßigung der Beiträge oder unter Berücksichtigung der Vorschriften der 21 und 31 eine Erhöhung der Kasscnleistungen her­ beizusühren. Unterläßt die Vertretung der Kasse, diese Ab­ änderungen zu beschließen, so hat die höhere Ver­ waltungsbehörde die Beschlußfassung anzuordnen, und falls dieser Anordnung keine Jolge gegeben wird, ihrerseits die erforderliche Abänderung des Kassenstatuts von Amtswegen mit rechtsverbind­ licher Wirkung zu vollziehen. 34. Die Kasse muß einen von der Generalver­ sammlung (§ 37) gewählten Vorstand haben. Die Wahl, welche, abgesehen von der den Arbeitgebern nach § 38 zustehenden Vertretung, aus der Mitte

der Kassenmitglieder erfolgt, findet unter Leitung des Vorstandes statt. Nur die erste Wahl nach Errichtung der Kasse, sowie spätere Wahlen, bei welchen ein Vorstand nicht vorhanden ist, werden von einem Vertreter der Aufsichtsbehörde geleitet. Ueber die Wahlverhandlung ist ein Protokoll aufzunehmen. Der Vorstand hat über jede Aenderung in seiner Zusammensetzung und über das Ergebniß jeder Wahl der Aufsichtsbehörde binnen einer Woche Anzeige zu erstatten. Ist die Anzeige nicht erfolgt, so kann die Aenderung, dritten Personen nur dann entgegengesetzt werden, wenn bewiesen wird, daß sie letzteren bekannt war 35. Der Vorstand vertritt die Kasse gerichtlich und außergerichtlich und führt nach Maßgabe des Kassenstatuts die laufende Verwaltung derselben. Die Vertretung erstreckt sich auch auf diejenigen Geschäfte und Rechtshandlungen, für welche nach den Gesetzen eine Spezialvollmacht erforderlich ist. Durch das Statut kann einem Mitgliede oder mehreren Mitgliedern des Vorstandes die Ver­ tretung und) außen übertragen werden. Zur Legitimation des Vorstandes bei allen Rechtsgeschäften genügt die Bescheinigung der Aufsichtsbehörde, daß die darin bezeichneten Per sonen zur Zeit den Vorstand bilden. 36. Soweit die Wahrnehmung der Angelegen­ heiten der Kasse nicht nack) Vorschrift des Ge­ setzes oder des Statuts de:n Vorstande obliegt, steht die Beschlußnahme darüber der Generalver­ sammlung zu. Derselben muß vorbehalten bleiben: 1) die Abnahme der Jahresrechnung und die Befugnis;, dieselbe vorgängig durch einen beson­ deren 'Ausschuß prüfen zu lassen; 21 die Verfolgung von Ansprüchen, welche der Kasse gegen Vorstandsmitglieder aus deren Amts führnng erwachsen, durch Beauftragte; 3» die Beschlußnahme über Abänderung der

Statuten. 37. Die Generalversammlung besteht nach Be­ stimmung des Statitts entweder aus sämmtlichen Kassenmitgliedern, welche großjährig und im Be sitze der bürgerlichen Ehrenrechte sind, oder aus Vertretern, welche von den bezeichneten Mitglie­ dern aus ihrer Mitte gewühlt werden. Tie Generalversammlung muß aus Vertretern bestehen, wenn die Kasse fünfhundert oder mehr Mitglieder zählt. Besteht die Generalversammlung aus Vertretern, so findet die Wahl derselben unter Leitung dev Vorstandes statt. Rur die erstinalige Wahl nach Errichtung der Kasse, sowie spätere Wahlen, bei welchen ein Vorstand nicht vorhanden ist, wer­ den von einem Vertreter der Aufsichtsbehörde ge­ leitet. 38. Arbeitgeber, welche für die von ihnen be­ schäftigten Mitglieder einer Orts-Krankenkasie an diese Beiträge aus eigenen Mitteln zu zahlen verpflichtet sind (§ 52), haben Anspruch auf Ber-

1883 (15, Juni) tretung im Vorstände und der Generalversamm­ lung der Kasse. Die Vertretung ist nach dem Verhältnisse der von den Arbeitgebern aus eigenen Mitteln zu zahlenden Beiträge zu dem Gesammtbetrage der Beiträge zu bemessen. Mehr als ein Drittel der stimmen darf den Arbeitgebern weder in der Generalversammlung noch im Vorstande einge-

Die höhere Verwaltungsbehörde ist befugt, über Art und Form der Rechnungsführung Vorschriften zu erlassen. 42. Die Mitglieder des Vorstandes, sowie Rechnungs- und Kassensührer haften der Kasse für pflichtmäßige Verwaltung wie Vormünder ihren

Mündeln. Verwenden sie verfügbare Gelder der Kasse in ihrem Nutzen, so können sie unbeschadet der straf­ rechtlichen Verfolgung durch die Aufsichtsbehörde angehalten werden, das in ihrem Nutzen verwen­ dete Geld von Beginn der Verwendung an zu verzinsen. Den Zinsfuß bestimmt die Aufsichtsbe­ hörde nach ihrem Ermessen aus acht bis zwanzig vom Hundert. Handeln sie absichtlich zum Nachtheile der Kasse, so unterliegen sie der Bestimmung des § 266 des Strafgesetzbuchs. 43. Mehrere Gemeinden können sich durch über­ einstimmende Beschlüsse zur Errichtung gemein­ samer Orts-Krankenkasse für ihre Bezirke vereinigen. Durch Beschluß eines weiteren Kommunalver­ bandes kann für dessen Bezirk oder für Theile desselben die Errichtung gemeinsamer Orts-Kran­

räumt werden. Die Wahlen der Generalversammlung zum Vor­ stande werden getrennt von Arbeitgebern und Kassenmitgliedern vorgenommen. Durch das Statut kann bestimmt werden, das; Arbeitgeber, welche mit Zahlung der Beiträge im Rückstände sind, von der Vertretung und der Wahlberechtigung auszuschließen sind. 39. Wird die Wahl des Vorstandes von der Generalversammlung oder die Wahl der Vertreter zur Generalversammlung durch die Wahlberech­ tigten verweigert, so tritt an ihre Stelle Ernen­ nung der Mitglieder des Vorstandes oder der Generalversammlung durch die Aufsichtsbehörde. 40. Die Einnahmen und Ausgaben der Kasse sind von allen den Zwecken der Kasse fremden Verein­ nahmungen und Verausgabungen getrennt festzu­ stellen; ihre Bestände sind gesondert zu verwahren. Werthpapiere, welche zum Vermögen der Kasse gehören und nicht lediglich zur vorübergehendeu Anlegung zeitweilig verfügbarer Betriebsgelder für die Kasse erworben sind, sind bei der Auf­ sichtsbehörde oder nach deren Anweisung verwahrlich niederzulegen. Verfügbare Gelder dürfen mir in öffentlichen Sparkassen oder wie die Gelder Bevormundeter

angelegt werden. Sofern besondere gesetzliche Vorschriften

über

die Anlegung der Gelder Bevormundeter nicht bestehen, kann die Anlegung der verfügbaren Gel­ der in Schuldverschreibungen, welche von dem Deutschen Reich, von einem deutschen Bundesstaate oder dem Reichslande Elsaß-Lothringen mit ge­ setzlicher Ermächtigung ausgestellt sind, oder in Schuldverschreibungen, deren Verzinsung von dem Deutschen Reich, von einem deutschen Bundes­ staate oder dem Reichslande Elsaß-Lothringen gesetzlich garantirt ist, oder in Schuldverschrei billigen, welche von deutschen kommunalen Kor­ porationen (Provinzen, Kreisen, Gemeinden ?c.i oder von deren Kreditanstalten ausgestellt und entweder Seitens der Inhaber kündbar sind, oder einer regelmäßigen Amortisation unterliegen, er­ folgen. Auch können die Gelder bei der Reichsbank verzinslich angelegt werden. 41. Tie Kasse ist verpflichtet, in den vorgeschriebenen Fristen und nach den vorgeschriebenen Formularen Uebersichten über die Mitglieder, über die Krankheits- und Sterbefälle, über die vereinnahmten Beiträge und die geleisteten Unter­ stützungen, sowie einen Rechnungsabschluß der Aussichtsbehörde einzureichen.

297

j

kenkassen augeordnet werden. Wo weitere Kommunalverbände nicht bestehen, kann die Errichtung gemeinsamer Orts-Kranken­ kassen durch Verfügung der höheren Verwaltungs­ behörde für einzelne Theile ihres Verwaltungs­ bezirks angeordnet werden. Derartige Beschlüsse und Verfügungen müssen zugleich Bestimmungen darüber treffen, für welche Gewerbszweige oder Betriebsarten die gemein­ samen Orts-Krankenkassen errichtet und von welcher Behörde für die letzteren die den Ge­ meindebehörden übertragenen Obliegenheiten wahr­ genommen werden sollen. Die Beschlüsse bedürfen der Genehmigung der höheren Verwaltungsbehörde. Diese kann vor Ertheilung der Genehmigung den bei der Errichtung der gemeinsamen Krankenkassen betheiligten Per soncn zu einer Aeußerung darüber Gelegenheit geben und die Genehmigung versagen, wenn aus der Mitte der Betheiligten Widerspruch dagegen erhoben wird. Gegen die Verfügung der höheren Verwaltungs­ behörde, durch welche die Genehmigung versagt oder ertheilt oder die Errichtung einer gemein­ samen Orts-Krankenkasse angeordnet wird, steht den betheiligten Gemeinden nnd Kommunalver­ bänden innerhalb vier Wochen die Beschwerde an die Zentralbehörde zu. 44. Die Aussicht über die Orts-Krankenkassen wird unter Oberaufsicht der höheren Verwaltungs­ behörde in Gemeinden von mehr als zehntausend Einwohnern von den Gemeindebehörden übrigens von den Seitens der Landesregierungen zu be­ stimmenden Behörden c wahrgcnommen. 6. Vgl Nr. 2 V. v. 14. Mürz 1884.

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1883 (15. JuiM

45. Die Aufsichtsbehörde überwacht die Be­ folgung der gesetzlichen und statutarischen Vor­ schriften und kann dieselbe durch Androhung, Festsetzung und Vollstreckung von Ordnungsstrafen gegen die Mitglieder des Kassenvorstandes er

zwingen. Sie ist befugt, von allen Verhandlungen, Büchern und Rechnungen der Kasse Einsicht zu nehmen und die Kasse zu revidiren. Sie kann die Berufung der Kassenorgane zu Sitzungen verlangen und, falls diesem Verlangen nicht entsprochen wird, die Sitzungen selbst anbe­ raumen. In den aus ihren Anlaß anberaumtcn Si­ tzungen kann sie die Leitung der Verhandlungen übernehmen. So lange der Vorstand oder die Generalver­ sammlung nicht zustande kommt oder die Organe der Kasse die Erfüllung ihrer gesetzlichen oder statutenmäßigen Obliegenheiten verweigern, kann die Aufsichtsbehörde die Befugnisse und Obliegen­

heiten der Kassenorgane selbst oder durch von ihr zu bestellende Vertreter auf Kosten der Kasse wahrnehmen. 46. Sämmtliche oder mehrere Orts-Kranken­ kassen innerhalb des Bezirks einer Aufsichtsbehörde können durch übereinstimmende Beschlüsse ihrer Generalversammlungen zu einem Verbände zum B tot1 cf: 1) der Anstellung eines gemeinsamen Rech nnngs- und Kassenführers, 2) der Abschließung gemeinsamer Verträge mit Aerzten, Apotheken und Krankenhäusern, 3) der Anlage und des Betriebes gemeinsamer Anstalten zur Heilung und Verpflegung erkrankter Mitglieder sich vereinigen. Die Vertretung des Kassenverbandes und die Geschäftsführung für denselben wird nach Maßgabe eines von der höheren Verwaltungsbehörde zu ge­ nehmigenden Statuts durch einen von den Vor­ ständen der bctheiligteu Kassen zu wählenden oder, so lauge eine Wahl nicht zustande kommt, von der Aufsichtsbehörde zu ernennenden Vorstand wahrgcnommen. Die Ausgaben des Verbandes werden durch Beiträge der betheiligteu Kassen gedeckt, welche in Ermangelung anderweiter durch lieberem kommen derselben getroffener Regelung nach der Zahl der Kassenmitglieder unigelegt werden. 47. Die Schließung einer Orts-Krankenkasse muß erfolgen: 1) wenn die Zahl der Mitglieder dauernd unter fünfzig sinkt, 2) wenn sich aus den Jahresabschlüssen der Kasse ergiebt, daß die gesetzlichen Mindestleistungen auch nach erfolgter Erhöhung der Beiträge der Versicherten auf drei Prozent des durchschnitt­ lichen Tagelohnes (§ 20) nicht gedeckt werden können, und gegen die weitere Erhöhung der Bei­

träge aus der Milte der Beitragspflichtigen Widerspruch erhoben wird. Die Auflösung kann erfolgen, wenn sie von der Gemeindebehörde unter Zustimmung der General­ versammlung beantragt wird. Die Schließung oder Auflösung erfolgt durch Verfügung der höheren Verwaltungsbehörde, welche nach Maßgabe des § 24 angefochten werden kann. Wird eine Orts-Krankenkasse geschlossen oder aufgelöst, so sind die versicherungspflichtigen Per­ sonen, für welche sie errichtet war, anderen OrtsKrankenkassen und, soweit dies nicht ohne Benachtheiliaung anderer Orts-Krankenkassen geschehen kann, der Gemeinde-Krankenversicherung zu über­ weisen. Das etwa vorhandene Vermögen der Kasse ist in diesem Falle zunächst zur Berichtigung der etwa vorhandenen Schulden und zur Deckung der vor der Schließung oder Auflösung bereits entstan­ denen Unterstützungsansprüche zu verweuden. Der Rest fällt nach Entscheidung der höheren Ver­ waltungsbehörde denjenigen Orts-Krankenkassen, sowie der Gemeinde-Krankenversicherung zu, wel­ chen die der geschlossenen oder aufgelösten Kasse augehörenden Personen überwiesen werden. Die Vorschrift des ersten Absatzes findet keine Anwendung, wenn nach dem Urtheile der höheren Verwaltungsbehörde die Gewährung der gesetzlichen Mindestleistungen durch vorhandenes Vermögen oder durch andere außerordentliche Hülfsquellen gesichert ist. 48. Orts-Krankenkassen, welche aus Grund der

88 16, 17 für verjicherungspflichtige Personen verschiedener Gewerbszweige oder Betriebsarten errichtet sind, können nach Anhörung der Ge­ meinde ausgelöst werden, wenn die Generalver­ sammlung der Kasse dies beantragt. Unter der gleichen Voraussetzung kann die Aus­ scheidung der demselben Gewerbszweige oder derselben Betriebsart augehörenden Kasseumirglieder aus der gemeinsamen Kasse erfolgen, wenn die Mehrzahl dieser Kassenmitglieder zustimmt. Für Orts-Krankenkassen, welche auf Grund des 8 43 gemeinsam für mehrere Gemeinden oder für einen weiteren Kommuualverbaud errichtet sind, kaun auf Antrag einer der betheiligteu Gemeinden oder der Generalversammlung der betheiligteu Kasse die Auflösung oder die Ausscheidung der in einer oder mehreren der betheiligteu (Gemeinden beschäftigten K a s s e n m i t g l i e d e r erfolgen. Die Auflösung oder Ausscheidung erfolgt durch Verfügung der höheren Verwaltungsbehörde, in welcher nach Maßgabe des 8 47 Abs. 4, 5 über die Verwendung mit) Vertheilung des Vermögens, sowie über die anderweitige Versicherung der versichernngspflichtigeu Personen Bestimmung zu treffen ist. Gegen die Versügnng, durch welche die Auflösung oder Ausscheidung angeordnet oder­ versagt wird, steht den Betheiligteu innerhalb

1883 (15. Juni) vier Wochen

die

Beschwerde

an

die Zentralbe­

hörde zu.

D. Gemeinsame Bestimmungen für die GemeindeKrankenvcrsichernng und für die £rte--.Qranfcn-kasscn. 49. Die Arbeilgeber haben jede von innen be­ schäftigte versichernngspslichuge Person, für welche die Geineinde-Krankenverficherung eintritt, oder welche einer Orts-Krankenkasse angehörl, spätestens am dritten Tage nach Beginn der Beschäftigung anzumelden und spätestens am dritten Tage nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses wieder abzu­

melden. Die Anmeldungen und Abuteldungen erfolgen für die Gemeinde-Krankenversicherung bei der Gemeindebehörde oder einer von dieser zu be­ stimmenden Meldestelle, für die Orts-Kranken­ kassen bei den durch das Statut bestimmten stellen. Die Aufsichtsbehörde kann eine gemeinsame Melde­ stelle für die Gemeindc-Krankenversicheritng und sämmtliche Orts-Krankenkassen eines Bezirks er­ richten. Die Kosten derselben sind von der Ge­ meinde und den Orts-Krankenkassen nach Maßgabe der Zahl der im Jahresdurchschnitt bei ihnen versichertett Personen zu bestreiten. 50. Arbeitgeber, welche ihrer Anmeldepflicht nicht genügen, sind verpflichtet, alle Aufweit düngen zu erstatten, welche die Gemeinde Kran­ kenversicherung oder eine Orts-Krankeutasse auf Gruud gesetzlicher oder statiltarifcher Vorschrift zur Unterstützung einer vor der Anmeldung er­ krankten Person gemacht haben. 51. Die Arbeitgeber sind verpflichtet, die Bei­ träge, welche nach gesetzlicher oder statutarischer Vorschrift für die üon ihnen beschäftigten Personen zur Gemeinde-Krankenversicherung oder zn einer Orts Krankenkasse zu elltrichten sind, im voraus, und zwar für die erstere, sofern nicht durch Getneindebeschlus; andere Zahlungstermine festgesetzt sind, wöchentlich, für die letztere zu dell durch Statut festgesetzten Zabluilgsterniiilen einzuzahleu. Die Beiträge sind jo lauge fortzuzahlen, bis die vorschriftsmäßige Abmeldlilig (§ 49 > erfolgt ist,

lind für deil betreffenden Zeittheil zurückzner statteli, tvcini die abgemeldete Person innerhalb der Zahlungsperiode ans der bisherigen Versicherung ausscheidet. 52. Die Arbeitgeber liaben ein Drittel der Beiträge, ivelche ans die von ihnen beschäftigten versicherungspflichtigen Personen entfallen, ans eigenen Betteln zu leisten. Durch statutarische Regelung •'§ 2 kann be­ stimmt werden, das; Arbeitgeber, in deren Be­ trieben Dampfkessel oder durch elementare Kraft bewegte Trieblverte nicht verwendet und mehr als zwei dem Kraukeuversicheruugszwange unterlie­ gende Personen nicht beschönigt werden, von der Verpflichtung zur ^eifniitfl von Beiträgen ans eigenen Mitteln befreit sind.

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53. Die Arbeitgeber sind berechtigt, den von ihnen beschäftigten Personen die Beiträge, welche sie für dieselben einzahlen, soweit sie solche nicht nach § 52 aus eigenen Mitteln zu leisten haben, bei jeder regelmäßigen Lohnzahlung in Abzug zu bringen, soweit sie auf diese Lohuzahlungsperiode

antheilsweise entfallen. Auf Streitigkeiten zwischen dem Arbeitgeber und den von ihm beschäftigten Personen über die Berechnung und Anrechnung der von diesen zu leistenden Beiträge findet § 120 a der Gewerbe­ ordnung Anwendung. 54. Ob und inwieweit die Vorschriften der §§ 49 bis 53 auf die Arbeitgeber der im § 2 unter 1 bis 6 bezeichneten Personen Anwendung finden, ist durch statutarische Bestimmung zu regeln; die­ selbe bedarf der Genehmigung der höheren Ver­

waltungsbehörde. 55. Rückständige Beitrüge werden in derselben Weise beigetrieben, wie Gemeindeabgaben. Die­ selben haben das Vorzugsrecht des § 54 Nr. 1 der Reichs-Konkursordnung vom 10. Februar 1877. 56. Die dem Unterftützungsbercchtigten auf Grund dieses Gesetzes zustehenden Forderungen können mit rechtlicher Wirkung weder verpfändet, noch übertragen, noch gepfändet und dürfen nur auf geschuldete Beiträge ausgerechnet werden. 57. Die auf gesetzlicher Vorschrift beruhende Verpflichtung von Gemeinden oder Armenverbän­ den zur Unterstützung hülfsbedürftiger Personen, sowie die auf Gesetz oder Vertrag beruhcuden Ansprüche der Versicherten gegen Dritte werden durch dieses Gesetz nicht berührt. Soweit auf Grund dieser Verpflichtung Un­ terstützungen für einen Zeitraum geleistet sind, für welchen dem Unterstützten ans Grund dieses Gesetzes ein Unterstützuugsanspruch zusteht, geht der letztere im Betrage der geleisteten Unterstützung aus die Gemeinde oder den Armenverband über, von welchem die Unterstützung geleistet ist. Das gleiche gilt von den Betriebsunternehmern und Kassen, welche die den bezeichneten Gemeinden und Armenverbänden obliegende Ver­ pflichtung zur Unterstützung auf Grund gesetz­ licher Vorschrift erfüllt haben. Ist von der Gemeinde-Krankenversicherung oder von der Orts-Krankenkasse Unterstützung in einem Krankheitsfälle geleistet, für welchen dem Ver­ sicherten ein gesetzlicher Entschädigungsanspruch gegen Dritte zusteht, so geht dieser Anspruch in Böhe der geleisteten Unterstützung auf die Ge­ meinde Krankenversicherung oder die Orts-Kran­ kenkasse über. In Fällen dieser Art gilt als Ersatz der im £ 6 Abs. 1 Nr. 1 bezeichneten Leistungen die .Bälste des gesetzlichen Mindestbetrags des Kran­ kengeldes. 58. Streitigkeiten, welche zwischen den auf Grund dieses Gesetzes zu versichernden Personen oder ihren Arbeitgebern einerseits und der Ge-

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1883 (1 '• Juni)

meinde-Krankenversichernng oder der Orts-Kran­ kenkasse andererseits über die Verpflichtung zur Leistung oder Einzahlung von Beiträgen oder über Unterstützungsansprüche entstehen, werden von der Aufsichtsbehörde entschieden. Gegen deren Ent­ scheidung findet binnen zwei Wochen nach Zu­ stellung derselben die Berufung an den Rechts­ weg mittelst Erhebung der Klage statt. Die Ent­ scheidung ist vorläufig vollstreckbar, soweit es sich um Streitigkeiten handelt, welche Unterstützungs­ ansprüche betreffen. Streitigkeiten über die im § 57 Abs. 2 bis 4 bezeichneten Ansprüche werden im Verwaltungs­ streitverfahren 7 entschieden. Wo ein solches nicht besteht, findet die Vorschrift des Abs. 1 mit der Maßgabe Anwendung, daß die vorläufige Vollstreckbarkeit der Entscheidung der Aussichts­ behörde ausgeschlossen ist.

E.

Betriebs- (Fabrik-) Krankenkassen?

59. Krankenkassen, welche für einen der im § 1 bezeichneten Betriebe oder für mehrere dieser Be­ triebe gemeinsam in der Weise errichtet werden, daß aus dem Wege des Arbeitsvertrages (durch Fabrikordnung, Reglement u. s. w.) die in dem

Betriebe beschäftigten Personen zum Beitritte verpflichtet werden, unterliegen den nachfolgenden

Vorschriften. GO. Ein Unternehmer, welcher in einem Betriebe oder in mehreren Betrieben fünfzig oder mehr dem Krankenversicherungszwange unterliegende Per­ sonen beschäftigt, ist berechtigt, eine Betriebe (Fabrik-) Krankenkasse zu errichten. Er kann dazu dnrch Anordnung der höheren Verwaltungsbehörde verpflichtet werden, wenn dies von der Gemeinde, in welcher die Beschäf­ tigung stattfindet, oder von der Krankenkasse, welcher die beschäftigten Personen angehören, beantragt wird. Vor der Anordnung ist beut Un ter nehm er, sowie den von ihm beschäftigten Per­ sonen oder von diesen gewählten Vertretern und, falls der Antrag von einer Orts-Krankenkasse ausgegangen ist, auch der Gemeinde zn einer Aeußerung darüber Gelegenheit zu geben.

61. Unternehmer eines Betriebes, welcher für die darin beschäftigten Personen mit besonderer Krankheitsgefahr verbunden ist, können auch dann,

wenn sie weniger als fünfzig Personen beschäf­ tigen, zur Errichtung einer Betriebs- (Fabrik-) Krankenkasse angehalten werden. Unternehmern eines Betriebs, in welchem weniger als fünfzig Personen beschäftigt werden, kann die Errichtung einer Betriebs- (Fabrik Krankenkaffe gestattet werden, wenn die nachhal­ tige Leistungsfähigkeit der Kasse in einer von der

höheren Verwaltungsbehörde für ausreichend erachteten Weise sichergestellt ist. 62. Unternehmer, welche der Verpflichtung, eine Betriebs- (Fabrik-) Krankenkasse zu errichten, innerhalb der von der höheren Verwaltungs­ behörde zu bestimmenden Frist nicht nachkommen, sind verpflichtet, für jede in ihrem Betriebe be schäftigte, dem Versicherungszwange unterliegende Person Beiträge bis zu fünf Prozent des ver­ dienten Lohnes aus eigenen Mitteln zur Ge­ meinde-Krankenversicherung oder zur Orts-Kran­ kenkasse zu leisten. Die Höhe der zu leistenden Beiträge wird nach Anhörung der Gemeindebehörde von der höheren Verwaltungsbehörde endgültig festgesetzt. 63. Versichernngspflichtigc Personen, welche in dem Betriebe, für welchen eine Betriebs- (Fabrik-) Krankenkasse errichtet ist, beschäftigt werden, gehören mit dem Tage des Eintritts in die Be­ schäftigung der Kaffe als Mitglieder an, sofern sie nicht nachweislich Mitglieder einer der in den

88 73, 74, 75 bezeichneten Kassen sind. Richtversicherungspslichtige in dem Betriebe beschäftigte Personen haben das Recht, der Kasse beizntreten. Der Beitritt erfolgt durch schriftliche oder mündliche Anmeldung bei dem Kassenvor­ stande, gewährt aber keinen Anspruch auf Unter stütznng im Falle einer bereits zur Zeit dieser

Anmeldung cingetretenen Erkrankung. Versicherungspflichtigen Personen ist der Aus tritt mit dem Schluß des Rechnungsjahres zn gestatten, wenn sie denselben mindestens drei Monate vorher bei dem Vorstande beantragen und vor dem Austritte Nachweisen, daß sie einer der im 8 75 bezeichneten Kassen angehören. Richtversicherungspslichtige Personen, welche die

7. Ein 9? e rh) n l tun t] 3 ft r ei tu erfahren bestellt in E.-L. insofern, als die durch Art. 4 G. v. 28. Plnv. VIII und einige andere Epezialnesetze begründete Anständigkeit der Bezirksräll-e zur Entscheidung einiger Rechtsstreitigkeiten in erster Instanz theilweise noch in Geltung und für Entscheidungen in der

Rekursinstanz der kaiserliche Rath eingesetzt ist. Tagegen kann das dem Ministerium für E.-L. verbliebene Ent scheidungsrecht in einigen derjenigen Sachen, in denen die französischen Minister als ordentliche Richter deS cmilcnlieux

adminislratif entschieden, bei dem Mangel eines Staats raths als obersten Richters ans die Bezeichnung eines Verwaltnngsstreilverfahrens keinen Anspruch machen. Im Sinne des § 58, welcher die systematische Regelung einer Berwaltungsjustiz voraussetzen dürfte, besteht sonach in E. L. ein Verwaltungsstreitverfahren so wenig, wie der Kaiser liche Rath als ein oberster Verwaltungsgerichtshof im

Sinne des § ii E.-G. z. G. V.-G. erachtet wird.

Beiträge an zwei auf einander folgenden Zahlungs­ terminen nicht geleistet haben, scheiden damit ans der Kasse aus. 64. Die 88 20 bis 42 finden auf die Betriebs(Fabrik-) Krankenkassen mit folgenden Abände­

rungen Anwendung: 1) Durch Bestimmung des Statuts können die Beiträge und Unterstützungen statt nach durch­ schnittlichen Tagelöhnen (§ 20) in Prozenten des wirklichen Arbeitsverdienstes der einzelnen Ver­ sicherten festgesetzt werden, soweit dieser vier Mark für den Tag nicht übersteigt. 2) Das Kassenstatut (§ 23) ist durch den Be-

1883 (15. Juni) triebsunteruehmer in Person oder durch einen Beauftragten nach Anhörung der beschäftigten Personen oder der von denselben gewählten Ver­ treter zu errichten. 3) Durch das Kassenstatnt kaun dem Betriebs­

unternehmer oder einem Vertreter desselben der Vorsitz im Vorstande und in der Generalver­ sammlung übertragen werden. 4) Tie Rechnungs- und Kassenführung ist unter Verantwortlichkeil und auf Kosten des Betriebs­ unternehmers durch einen von demselben zu be­ stellenden Rechnungs- und Kassenführer wahrzu­ nehmen. Verwendungen von Kassengeldern in den Nutzen der Betriebsunternehmer fallen unter die Vorschrift des § 42 Abs. 2. 5) Reichen die Bestünde einer aus Grund der Vorschrift des § 61 errichteten Betriebs- (Fabrik-) Krankenkasse nicht aus, um die laufenden Ausga­ ben derselben zu decken, so sind von dem Betriebs­ unternehmer die erforderlichen Vorschüsse zu leisten. 6) Die aus dem Betriebe ausgeschiedencn Per­ sonen, welche auf Grund der Vorschrift des § 27 Mitglieder der Kasse bleiben, können Stimmrechte nicht ausüben und Kassenämter nicht bekleiden. 65. Die Betricbsunternehmer sind verpflichtet, die statutenmäßigen Beiträge für die von ihnen beschäftigten versicherungspflichtigen Kassenmit­ glieder zu den durch das Kassenstatut festgesetzten Zahlungsterminen in die Kasse einzuzahlen lind zu einem Drittel aus eigenen Mitteln zu leisten. Sie sind berechtigt, diese Beiträge zu zwei Dritteln den Kassenmitglicdern, für welche sie die­ selben einzahlen, bei jeder regelmäßigen Lohnzahlung in Abzug zu bringen, soweit sie auf die Lohnzahlungsperiode anzahluugsweise entfallen. Werden die gesetzlichen Mindestleistungen der Kasse (§ 20) durch die Beiträge, nachdem diese für die Versicherten drei Prozent der durchschnitt­ lichen Tagelöhne oder des Arbeitsverdienstes erreicht haben, nicht gedeckt, so hat der Betriebs Unternehmer die znr Deckung derselben erforder­ lichen Zuschüsse aus eigenen Mitteln zu leisten. Auf Streitigkeiten zwischen dem Betriebsunter nehmer und den von ihm beschäftigten Personen über die Berechnung und Anrechnung der Beiträge der letzteren findet der § 120 a der Gewerbeord­ nung 8 Anwendung. 8. Ter H 12oa der Gewerbevröinlug (nutet; Streitigkeiten der selbständigen Gewerbetreibenden mit ihren Arbeitern, die auf den Antritt, die Fortsetzung oder Aufhebung des Arbeitsverhältnisses, ans die gegenseitigen Leistungen ans demselben, nuf die Ertheiluug oder den In halt der Arbeitsbücher oder Zeugnisse sich beziehen, sind, soweit für diese Angelegenheiten besondere Behörden be stehen, bei diesen zur Entscheidung zu bringen. Insoweit solche besondere Behörden nicht bestehen, erfolgt die Entscheidung durch die Gemeindebehörde. Gegen diese Entscheidung steht die Berufung auf den Rechtsweg binnen zehn Tagen offen; die vorläufige Bollstrerkuug wird durch die Berufung nicht nnfgehalten. Durch SrtSstatiit 1421 können au Stelle der gegenwärtig

301

Die §§ 55 bis 58 finden auch auf Betriebs(Fabrik-) Krankenkassen Anwendung. 66. Auf die Beaufsichtigung der BetriebsiFabrik-) Krankenkassen finden die gg 44, 45 Abs. 1 bis 4 Anwendung. Tie Aufsichtsbehörde ist befugt, Ansprüche,

welche der Kasse gegen den Betriebsuuternehmer aus der Rechnungs- und Kassenführung erwachsen (vergl. § 64 Nr. 4), in Vertretung der Kasse ent­ weder selbst oder durch einen von ihr zu bestel­ lenden Vertreter geltend zu machen. 67. Wird der Betrieb oder werden die Betriebe, für welche die Kasse errichtet ist, zeitweilig ein­ gestellt oder soweit eingeschränkt, daß die Zahl der darin beschäftigten versichcrungsvflichtigen Personen unter die doppelte Zahl der statuten­ mäßigen Vorstandsmitglieder sinkt, so kann die Verwaltung von der Aufsichtsbehörde übernommen werden, welche dieselbe durch einen von ihr zu bestellenden Vertreter warzunehmcn hat. Das vorhandene Kassenvcrmögen, die Rech­ nungen, Bücher und sonstigen Aktenstücke der Kasse sind in diesem Falle der Aufsichtsbehörde auszu­ liefern. Vorstehende Bestimmungen finden keine Anwen­

dung, wenn die zeitweilige Einstellung oder Ein­ schränkung eine durch die Art des Betriebes be­ dingte periodisch wiederkehrende ist. 68. Die Kasse ist zu schließen: 1) wenn der Betrieb oder die Betriebe, für welche sie errichtet ist, aufgelöst werden; 2) soweit nicht auf den Betrieb, für welchen die Kasse errichtet ist, die Vorschrift des § 61 Absatz 1 Anwendung findet, wenn die Zahl der in dem Betriebe beschäftigten vcrsicherungspflichtigen Per­ sonen dauernd unter die gesetzliche Mindestzahl (g 60) sinkt und die dauernde Leistungsfähigkeit der Kasse nicht genügend sichergestellt wird (g 61

Abs. 2); 3) wenn der Betriebsunternehmer es unterläßt, sür ordnungsmäßige Kassen- und Rechnungsführung Sorge zu tragen. In dem Falle zn 3 kann gleichzeitig mit der Schließung der Kasse dem Betriebsuuternehmer die in g 62 vorgesehene Verpflichtung auferlcgt und die Errichtung einer neuen Betriebs- (Fabrik-) Krankenkasse versagt werden. Die Kasse kann nach Anhörung der betheiligtcu Gemeinden aufgelöst werden, wenn der Betriebs­ unternehmer unter Zustimmung der Generalver­ sammlung die Auflösung beantragt. Die Schließung oder Auflösung erfolgt durch die höhere Vcrwaltuugsbehörde. Gegen den die­ selbe aussprechenden oder ablehnenden Bescheid, hierfür best int inten Behörden Schiedsgerichte mit der Ent­ scheidung betraut werden. Dieselben sind durch die Gemeinde­ behörde unter gleichmäniger Zuziehung von Arbeitgebern und Arbeitern zu bilden. Hierzu vgl. § 2 G. v. 23. März 1880 u. die Bem. zu § 1 desselben Gesetzes.

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302

in welchem die Gründe anzugeben sind, kann binnen zwei Wochen nach der Zustellung Be­ schwerde an die Vorgesetze Behörde erhoben werden. Auf das Vermögen der geschlossenen oder auf­ gelösten Kasse finden die Vorschriften des § 47 Abs. 5 mit der Maßgabe Anwendung, daß der Rest des Vermögens, sofern Kassenmitglieder, welcher einer Orts-Krankenkasse überwiesen werden, nicht vorhanden sind, der Gemeinde-Krankenver ­ sicherung zufällt. Sind die zur Deckung bereits entstandener Unterstützungsansprüche erforderlichen Mittel nicht vorhanden, so sind die letzteren vor Schließung oder Auflösung der Kasse aufzubringen. Die Haftung für dieselben liegt dem Betriebs­ unternehmer ob.

Auf Streitigkeiten über Unterstützungsansprüche, welche auf Grund des § 71 gegen den Bauherrn erhoben werden, findet die Vorschrift des § 58 Abs. 1 Anwendung; auf Streitigkeiten über Er­ satzansprüche, welche auf Grund des § 71 und des § 57 Abs. 2 gegen den Bauherrn erhoben werden, findet die Vorschrift des § 58 Abs. 2 Anwendung.

F. Bau-Krankenkaffen.

Anwendung. Im übrigen bleiben für diese Kassen die Vor­

69. Für die bei Eisenbahn, Kanal-, Wege-, Strom-, Deich- und Festungsbauten, sowie in anderen vor­ übergehenden Baubetrieben beschäftigten Personen haben die Bauherren auf Anordnung der höheren Verwaltungsbehörde Bau-Krankenkassen zu er­ richten, wenn sie zeitweilig eine größere Zahl von Arbeitern beschäftigen. 70. Die den Bauherren obliegende Verpflichtung kann mit Genehmigung der höheren Verwaltungs­ behörde auf einen oder mehrere Unternehmer, welche die Ausführung des Baues oder eines Theiles desselben für eigene Rechnung übernommen haben, übertragen werden, wenn dieselben für die Erfüllung der Verpflichtung eine nach dem Ur­ theile der höheren Verwaltungsbehörde ausreichende Sicherheit bestellen. 71. Bauherren, welche der ihnen nach § 69 auferlegten Verpflichtung nicht nachkommen, haben den von ihnen beschäftigten Personen für den Fall einer Krankheit und im Falle des Todes derselben ihren Hinterbliebenen die im § 20 vorgeschriebe­ nen Unterstützungen aus eigenen Mitteln zu leisten. 72. Die in Gemäßheit des § 69 errichteten Krankenkassen sind zu schließen: 1) wenn der Betrieb, für welchen sie errichtet sind, aufgelöst wird; 2) wenn der Bauherr oder Unternehmer es unterläßt, für ordnungsmäßige Kassen- und Rech­ nungsführung Sorge zu tragen. In dem Falle zu 2 trifft den Bauherrn oder Unternehmer die im § 71 ausgesprochene Ver­ pflichtung. Im Uebrigen finden auf die in Gemäßheit des § 69 errichteten Krankenkassen die Vorschriften der §§ 63 bis 68 mit der Maßgabe Anwendung, daß über die Anwendbarkeit der Vorschrift des § 32 die höhere Verwaltungsbehörde bei Genehmigung des Kassenstatuts, über die Verwendung des bei Schließung oder Auflösung einer Kasse verbleiben­

schriften des Titels VI der Gewerbeordnung in

den Restes des Kassenvermögens das Kassenstatut Bestimmung treffen muß. Eine Verwendung zu Gunsten des Bauherrn oder Unternehmers ist ausgeschlossen.

G. Innungs-Krankenkassen. 73. Auf Krankenkassen, welche auf Grund der Vorschriften des Titels VI der Gewerbeordnung von Innungen für die Gesellen und Lehrlinge ihrer Mitglieder errichtet werden, finden die Vor­ schriften der §§ 19 Abs. 4, 20 bis 22, 27 bis 33, 39 bis 42, 51 bis 53, 55 bis 58, 65 Abs. 3

Kraft.

H. Verhältniß der Knäppschaftskaffen und der eingeschriebenen und andern Hülfskaffen zur Krankenversicherung. 74. Für die Mitglieder der auf Grund berggesetz­ licher Vorschriften errichteten Krankenkassen (Knapp­ schaftskassen) tritt weder die Gemeinde-Kranken­ versicherung noch die Verpflichtung, einer nach Maßgabe der Vorschriften dieses Gesetzes errichte­ ten Krankenkasse anzugehören, ein. Die statutenmäßige Leistungen dieser Kassen in Krankheitsfällen müssen, sofern sie den Betrag der für die Betriebs- (Fabrik-) Krankenkassen vor­ geschriebenen Mindestleistungen nicht erreichen, spätestens bis zum Ablauf des Jahres 1886 für sämmtliche Mitglieder auf diesen Betrag erhöht werden. Die dazu erforderliche Abänderung der Statuten der Knappschaftskassen ist, soweit sie nicht inner­ halb der gedachten Frist auf dem durch die Landes­ gesetze oder die Statuten vorgeschriebenen Wege erfolgt, durch die Aufsichtsbehörden mit rechtsver­ bindlicher Wirkung vorzunehmen. Die Vorschriften des § 26 Abs. 1 finden auch auf Knappschaftskassen Anwendung. Im Uebrigen bleiben die landesgesetztichen Vor­ schriften über die Knappschaftskassen unberührt.

75. Für Mitglieder der auf Grund des Gesetzes vom 7. April 1876 (R.-G.-Bl. S. 125) errichteten eingeschriebenen Hülfskaffen9, sowie der auf Grund landesrechtlicher Vorschriften errichteten Hülfskassen, für welche ein Zwang zum Beitritte nicht besteht, tritt weder die Gemeinde-Krankenver­ sicherung noch die Verpflichtung, einer nach Maß­ gabe der Vorschriften dieses Gesetzes errichteten Krankenkasse beizutreten, ein, wenn die Hülfskasse, 9. Den Mitgliedern solcher Kassen, welche am 1. Dez. 1884 den Anforderungen des § 75 nicht genügt haben, gewährt das G. v. 28. Jan. 1885 unter Umständen Dispens von der in §§ 19, 63, 72, 73 vorgeschriebenen Kündigung.

303

1883 (15. Juni) welcher sie angehören, ihren Mitgliedern minde­ stens diejenigen Leistungen gewährt, welche in der Gemeinde, in deren Bezirk die Kasse ihren Sitz hat, nach Maßgabe des § 6 von der GemeindeKrankenversicherung zu gewähren sind. Kassen, welche freie ärztliche Behandlung und Arznei nicht gewähren, genügen dieser Bedingung durch Gewährung eines Krankengeldes von drei Vierteln des ortsüblichen Tagelohnes (8 8).

J. Schluß-, Straf- und Uebergangsbestimmungen. 76. Ist für einen Bezirk eine gemeinsame Meldestelle nach Maßgabe des § 49 Abs. 3 errichtet, so kann die Aufsichtsbehörde anordnen, daß die Krankenkassen des Bezirks, deren Mit­ gliedschaft von der Verpflichtung, der GemeindeKrankenversicherung oder einer Orts-Krankenkasse anzngehören, befreit, jeden Austritt eines Mit­ gliedes binnen einer Woche bei der Meldestelle zur Anzeige bringen. Die Anordnung ist in der für Bekanntmachungen der Gemeindebehörden vorgefchriebenen oder üblichen Form zu veröffentlichen. Zur Erstattung der Anzeige ist für jede Kasse, sofern deren Vorstand nicht eine andere Person benennt, der Kassen und Rechnungsführer derselben verpflichtet. 77. Die auf Grund dieses Gesetzes gewährten Leistungen, sowie die Unterstützungen, welche nach Maßgabe des § 57 Abs. 2 und 3 ersetzt sind,

gelten nicht als öffentliche Armennnterstützungcn. 78. Die auf Grund dieses Gesetzes zu ver­ sichernde« Personen sind in Streitigkeiten über Unterstützungsausprüche vom Kostcnvorschus; befreit. Amtliche Bescheinigungen, welche zur Legitima­ tion von Kassen- und Berbandsvorständen oder zur Führung der den Vcrsichernngspflichtigen nach Vorschriften dieses Gesetzes obliegenden Nachweise erforderlich werden, sind gebühren- und stempelfrei. 79. Die Fristen und Formulare für die in den 88 3, 41 vorgeschriebeuen Uebersichten und Rech­ nungsabschlüsse werden vom Bundesrath sestgestellt.10 Mindestens von fünf zu fünf Jahren findet eine einheitliche Zusammenstellung und Ver­ arbeitung für das Reich statt. 80. Den Arbeitgebern ist untersagt, die Anwen­ dung der Bestimmungen dieses Gesetzes zum Nach theile der Versicherten durch Verträge (mittelst Reglements oder besonderer Uebereinkunft) aus zufchlicßen oder zu beschränken. Vertragsbestim­ mungen, welche diesem Verbote zuwiderlausen, haben feine rechtliche Wirkung. 81. Wer der ihm nach § 49 oder nach den auf Grund des 8 - Abs. 2 erlassenen Bestimmungen obliegenden Verpflichtung zur An- oder Abmel­ dung oder der ihm nach 8 76 obliegenden Anzeige

10. Vgl. Btm. v. 16. Lil. löbl.

pflicht nicht nachkommt, wird mir Geldstrafe bis zu zwanzig Mark bestraft. 82. Arbeitgeber, welche den von ihnen beschäf­

tigten, dem Krankenversicherungszwange unter­ liegenden Personen bei der Lohnzahlung vorsätz lich höhere als die nach 88 53, 65 zulässigen Beträge in Anrechnung bringen, oder dem Ver­ bote des 8 &0 cntgegenhandcln, werden, sofern nicht nach anderen gesetzlichen Bestimmungen eine härtere Strafe eintritt, mit Geldstrafe bis zu dreihundert Mark bestraft. 83. Tie in diesem Gesetze für Gemeinden ge trossenen Bestimmungen gelten auch für die einem Gemcindeverbande nicht cinverleibten selbständigen Gutsbezirke und Gemarkungen mit Ausnahme des § 5 Abs. 2 und des § 13. Soweit aus denselben der Gemeinde Rechte und Pflichten erwachsen, tritt an ihre Stelle der Gutsherr oder der Gemarkungs­ berechtigte. 84. Die Bestimmung darüber, welche Behörden

in jedem Bundesstaate unter Gemeindebehörde, höhere Verwaltungsbehörde, und welche Verbände als weitere Kommunalverbände im Sinne dieses Gesetzes zu verstehen find, bleibt den Landes­ regierungen mit der Maßgabe überlassen, daß mit den I on den höheren Verwaltungsbehörden wahr­ zunehmenden Geschäften diejenigen höheren Ver­ waltungsbehörden zu betrauen sind, welche nach Landesrecht die Aufsicht oder Oberaufsicht in Gemeindeangelegenheiten wahrzunehmen haben. Die aus Grund dieser Vorschrift erlassenen Bestimmungen sind bekannt zu machen.11 Bei Betriebs- (Fabrik-) und Bau-Kranken­ kassen, welche ausschließlich für Betriebe des Reichs oder des Staates errichtet werden, können die Befugnisse und Obliegenheiten der Aufsichts­ behörde uud der höheren Verwaltungsbehörde den den Verwaltungen dieser Betriebe vorgesetzten Dienstbehörden übertragen werden.12 n 1 a. Ganzen. 2 3 4 4 4 5 1 5 — 2 (2) 2

14 25 32 18 25 33 11 12 6 14 6 (+8) 14

32

Tie in Klammern ' ) gesetzten Zahlen bedeuten fakultative Lehrsluudeii. 1. Tie Schüler sollen in allen Klassen angehalten werden, sich einer sorgfältigen, leserlichen und gefälligen Handschrift .zu bedienet!. 2) Die Lehrer haben auf allen Klassenstufen und bei allen Unterrichtsfächern darauf zu achten, daß die Schüler mündlich und schriftlich die deutsche Sprache korrekt gebrauchen. 3) In jeder der beiden untersten Atlassen soll der Regel nach der Unterricht im Deutschen und der vorbereitende Geschichtsunterricht (vergl. 8 2 Nr. 5 Abs. 1), sowie der Unterricht in der Geo­ graphie, und, wenn thunlich, auch der naturbe­ schreibende Unterricht in der Hand eines Lehrers vereinigt werden. Der vorbereitende Geschichts­ unterricht sowie der naturbeschreibende und so weit als möglich auch der geographische Unter­ richt soll mit Rücksichtnahme auf den Stoff des

deutschen Lesebuches ertheilt werden (vergl. 8 2 Nr. 2 Abs. 1). 4) Wenn die beiden Jahrgänge der ersten Klasse gemeinschaftlich unterrichtet werden, sollen sie doch mindestens für deil Unterricht in der Mathematik und womöglich auch für den Unter­ richt in der Naturlehre und im Englischen ge­ trennt werden. 5. An der Gewerbeschule zu Mülhau sen (Realschule mit Fachklassen) vertheilen sich die wöchentlichen Lehrstunden ans die einzelnen Unterrichtsfächer in den einzelnen Fachklassen nach folgender Uebersicht:

1883 (20. Juni)

321

Gewerbeklassen.

Technische Abtheilung.

Handelskasfc. (1. Lchnljahr.)

Rechnen und Mathematik . . Mechanik..................................... Physik.......................................... Chemie..................................... Zeichnen.................................... Geschichte und Geographie. . Deutsch..................................... Französisch............................... Englisch..................................... Buchhaltung............................... Turnen .....................................

Zusammen obligatorische Lehr­ stunden ...............................

Untere Gewerbeklasse. i'7. Schuljahr.,

Obere Gewerbeklasse. 8. Schuljahr.

4 — 2

l> 5 4 8sim Sommer 6s 3 2 9 2 2 — t^im Sommer 8) 8sinlSommeri(>s 5 3 2 2 3 4 2 3 5 — 4 (3) — — (5imSommer3) 9 2 2

9. Lchntjahr.

8. 3d)iil-

lahr.

()

6 — 2

2 2

9

9

4 (4-2)

4 (4-2) 3 3 3 3 — 2

3 4

3 3 — 2 j

32 33 sim Sommer 31) sim Sommer 34)

33

29

30

Da;n tomnien praklische Uebungen im pliysikalischen ittib chemischen Laboratorium, in den technischen Werkstätten und ans freiem Felde. Die in Klammern i ) gesetzten Zahlen bedeuten fakultative Lehrstunden.

6. Abweichungen von der vorstehenden Bertheilung der Lehraufgabcn auf die einzelnen Klassen­ stufen sowie der wöchentlichen Lehrstunden auf die einzelnen Unterrichtsfächer in den einzelnen Klassen können, auf Antrag des Direktors (vergl. 8 0, 2 des Regulativs für die höheren Schulen in Elsaß-Lothringen, vom 20. Juni 1883), durch den Oberschulrath für eiuzelne Anstalteu aus­

nahmsweise gestattet weiden. Insbesondere kann an solchen gymnasialen Anstalten, deren Berhalt­ nisse es wünschenswerth machen, dem Unterricht im Deutschen eine größere Stundenzahl zu widmen, die Zahl der lateinischen Stunden in der Sexta noch weiter beschränkt oder auch der Beginn des Unterrichts im Lateinischen ausnahmsweise in die Quinta verlegt werden.

20. Juni 1883. Urrfiigintß des Obrrschulraths, enthaltend Ordnung der Ferien für dir höheren Schulen. A-Bl. 3. 25.x Auf Grund des 8 V2 des Regulativs für die höheren Schulen in Elsaß Lothringen, vom 20. Jllni 1883, werden die Ferien und die Erholungs­ pausen an den höheren Schlilen festgesetzt wie folgt :

§ 1. Bestimmungen für alle höheren Schulen.

1) Schulfreie Tage sind außer den Sonntagen die gesetzlichen Feiertage (Weihnachten, Christi Himmelfahrt, Mariä Himmelfahrt, Allerheiligen), der Ncujahrstag und der Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers. Für höhere Lehranstalten solcher Orte, an welchen die Feier noch anderer kirchlicher Festtage hergebracht ist, kann der Oberschulrath den Aus­ fall des Unterrichts an diesen Tagen bewilligeu. 2) Die Zahl der schulfreien Wochen (Ferien) in dem Jahre soll mindestens acht, höchstens elf betragen. Lp.

3) In jeder Schnlwoche sind mindestens zlvei Rachmittage (darunter jedenfalls der Nachmittag des Sonnabends) von obligatorischen Lehrstunden frei zn halten. Ausnahmen können durch den Oberschulrath au solchen höheren Lehranstalten gasiattet werden, deren Schüler sämmtlich oder der großen Mehrzahl nach in mit diesen Anstalten verbundenen Internaten wohnen. 4) Zwischen je zwei Lehrstunden, auch am Nach­ mittage, findet eine Erholungspause von 10 Minuten statt. Folgen mehr als 2 Lehrstunden aufeinander, so ist zwischen der zweiten und dritten eine Pause von 15 Minuten, zwischen der vierten und fünften eine Pause von 20 Minuten zu machen. Die erste Lehrstunde am Morgen und nm Nachmittage beginnt mit dem Glockenschlage. Fällt die fünfte Lehrstunde aus die Zeit von 12 bis 1 Uhr, so kann diese Lehrstunde um 12 Uhr 10 Minuten begonnen und um 12 Uhr 50 Minuten geschlossen werden.

21

322

1883 (20. Juni — 21. Juni)

In dunklen Winterwochen ist es gestattet, zwei aufeinander folgende Lehrstunden des Nachmittags in der Weise abzukürzcn, daß der Unterricht von 2 Uhr bis 2 Uhr 50 Minuten und von 3 Uhr bis 3 Uhr 45 Minuten ertheilt wird. An solchen höheren Lehranstalten, in denen der Unterricht um örtlicher Einrichtungen willen nicht mit dem Glockenschlage beginnen kann, sind die obigen Bestimmungen sinnentsprechend anzuwenden. An einzelnen außergewöhnlich heißen Sommer­ nachmittagen den Unterricht ganz oder theilweise auszusetzen, wird den Direktoren der höheren Lehranstalten überlassen.

8 *2. Bestimmungen für die öffentlichen höheren ^Schulen. An den öffentlichen höheren Schulen betragen die Ferien:

1) um Weihnachten .... 1 i'2 Woche; 2) um Ostern........................... 2 Wochen; 3) zu Pfingsten............................ 1 Woche; 4) im August und September. 6 Wochen; Die letztgenannten Ferienbeginnen in der Regel im Anfänge des August. Anfangs- und Endzeit der Ferien bestimmt für jedes Schuljahr der Obcrschulrath. Zur Zeit der Weinlese oder der Hopfenernte kaun für solche Städte, in denen Ferien aus diesem Anlaß üblich sind, der Oberschnlrath, auf den An­ trag der Schulkommission, während der ersten oder der letzten Hälfte einer Woche den Ausfall des Unterrichts gestatten. In diesem Falle werden die Sommerferien entsprechend gekürzt.

20. Juni 1883.

Verordnung des Statthalters, betreffend die theilivrise Äbändrrnng der 2, 3 und 7 bis 13 des Krgulativs über Ausbildung, Prüfung und Anstellung für die unteren Stellen des Forstdicnstrs in Verbindung mit dem Militärdienst im Iägerrorps vom 15. Februar 1879. A.-Bl. S. 261.

21. Juni 1883.

Sundesraths-Lrfchluß, betreffend die Iollbehandlnng der in öffentlichen Niederlagen oder privatlagern entleerten NmfchlirKnngen von Flüssigkeiten? C. BI. S. 224.

Der Bnndesrath hat in seiner Sitzung vom 21. Juni d. I. beschlossen, die nachfolgenden Bestimmungen vom 1. Juli 1883 ab in Kraft treten zu lassen: I. In Betreff der in Wein- und Spirituosen Theilungslagern lagernden Flüssigkeiten. Die in Wein und Spirituosen-Theilungslageru entleerten Fässer und sonstigen Umschließungen können jederzeit, vorbehaltlich der nach § 5 Abs. 1 des Regulativs, betreffend die Zoll e rleichterunge für den Handel mit fremden Weinen und Spiri­ tuosen ], in gewissen Fällen erforderlichen Einholung vorgängiger Genehmigung, ohne Zollent­ richtung aus dem Lager entfernt werden. II. In Betreff der in öffentlichen Niederlagen und Privatlagern unter amtlichem Mitverschluß lagernden Flüssigkeiten. 1) Sind Umschließungen von Flüssigkeiten, welche in öffentlichen Niederlagen oder in Privatlagern unter amtlichem Mitverschluß lagern, durch Ucberfüllen ihres Inhalts in andere daselbst lagernde Fässer 2c. entleert worden, so sind dieselben, wenn

sie zu dem zollpslichtigen Gewicht der Flüssigkeit gehören 2 Abs. 3 des Gesetzes, betreffend den Zolltarif rc. vom 15. Juli 1879),1 2 nach demjenigen Zollsätze zur Verzollung zu ziehen, welcher aus die iu denselben vorhanden gewesene Flüssigkeit Antvendnng findet, entgegengesetzten Falles nach dem Zollsätze, welchem die Umschließungen an sich

unterliegen. 2) Sind dagegen zum Zweck der Umfüllung leere Umschließungen aus dem freien Verkehr in die Niederlage oder das Privatlager gebracht

worden, so sind die bei der Umfüllung leer wer­ denden Umschließungen nur insoweit, und zwar nach dem zufolge Zisf. 1 anzuwendenden Zollsätze, zur Verzollung zu ziehen, als das Gewicht der selben dasjenige der zur Umfüllung benutzten Umschließungen übersteigt. Erfolgt die Entleerung in Theilposten, so ist das Gewicht der zur Um-

1. Bar Bf. v. 8. 91 ui). i87i. 2. söpj. den bei der Bkm. d. 21. Mai lbtu befindlichen neu redigirten Text.

1883 (21. Juni — 22. Juni — 30. Juni — 3. Juli) füllung benutzten leeren Umschließungen bis zur vollständigen Entleerung nachrichtlich bei der betref­ fenden Post im Niederlageregister zu vermerken. 3 3. Vgl. Nr. 3a der Bkiu. v. 25. Sept. 1885, betr. die ^oUbebaiiMuiiß der gefüllt mit Mineralöl eingehenden Fässer.

323

3) Lind Umschließungen durch vollständiges Auslaufen re. der darin befindlichen Flüssigkeit leer geworden, so unterliegen die Umschließungen bei der Entnahme aus der Niederlage stets der tarif­ mäßigen Verzollung nach Maßgabe ihrer Be­ schaffenheit.

22. Juni 1883.

Verordnung des Statthalters, betreffend die Prüfungs-Ordnung für Llrmrntarlehrer und Llementarlehrerinnen vom 4. Januar 1874. A.-Bl. S. 197. Der § 4 der Prüfungs-Ordnung für Elementar­ lehrer und Elementarlehrerinnen vom 4. Januar 1874 wird durch folgende Bestimmungen ersetzt: 4. Die Prüfungskommission besteht aus 1) einem Kommissar des Oberschulraths als Vorsitzenden, 2) einem Kommissar des Bczirkspräsidenten, 3) dem Vorsteher und sämmtlichen Lehrern des Seminars, bei ivelchem die Prüfung abgehaltcn wird, 4) einem vom Oberschulrath auf Vorschlag der geistlichen Behörde ernannten Vertreter der Kirche oder Religionsgesellschaft, welcher der zu Prüfende allgehört.

Der Bezirks-Präsident kann von der Bestellung eines Kommissars Abstand nehmen oder seinen Kommissar nur zu einem Theile der Prüfung ab­ ordnen. Die Kreisschulinspektoren des Bezirks und die Hülfslehrer des Seminars können der münd­ lichen Prüfung beiwohnen. Der Vorsitzende der Kommission ist befugt, auch andern Personen den Zutritt zu gestatten. Die vorstehende neue Fassung des § 4 gilt auch für die zweite Prüfung der Elementarlehrer und Elementarlehrerinnen (§§ 14 ff. a. a. O.).

30. Juni 1883.

Verfügung des Ministeriums, betreffend die in den Apothetzrn vorräthig ;n haltenden Arzneimittrl. A.-Bl. S. 218. Die Bekanntmachung des Oberpräsidenten von Elsaß-Lothringen vom 6. November 1 * 1873, be­ 1.

treffend die in den Apotheken vorräthig zll Hal' Lenden Arzneimittel, wird hierdurch außer Kraft gesetzt.

S. unterm 12. Wiw. 1873.

3. Juli 1883.

Gesetz, betreffend die Abwehr und Unterdrückung der Uebtanslrranlrheit. R.-G.-Bl. S. 149.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen re. verordnen zur Ausführung der internationalen Reblaus-Konvention vom 3. November 1881 (R.-G.-Bl. für 1882 S. 125) im Namen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des Bundes­ raths und des Reichstags, was folgt: § 1. Alle Rebpslanzungen unterliegen der Be­ aufsichtigung und Untersuchung durch die von den Landesregierungen ermächtigten Organe.1 Die 1. Ueber die Ausführung der Ablvehr uud Nuterdrückuugsmafiregclii bestimmen die §§ 1-6 der Bf. des Miu. v. 16. Juni 1884.

letzteren sind befugt, zum Zweck von Nachfor­ schungen nach der Reblaus (Phylloxcra vastatrix) die Entwurzelung einer entsprechenden Anzahl von Rebstöcken zu bewirken. 2. Die Landesregierungen werden die Rebpflanzungen überwachen lassen. Insbesondere sind diejenigen Rebschulen, in welchen Reben zum Verkaufe gezogen werden, einer regelmäßigen, mindestens alljährlichen Unter­ suchung zu unterwerfen. Die höheren Verwal­ tungsbehörden können Ausnahmen zu Gunsten derjenigen kleineren Rebschulen gestatten, in wel­ chen ausschließlich in der Gegend übliche Rebsorten gezogen werden.

324

1883 (3. Juü)

3. Im Falle der Ermittelung des Insekts liegt den Landesregierungen ob, nach Möglichkeit Ver­ fügungen zu treffen, welche eine Verbreitung des­ selben zu verhindern geeignet sind. Zu diesem Behufe können die Landesregierungen namentlich 1) verbieten, daß Neben, Nebtheile Weinpfähle (Rebstützen) oder Erzeugnisse des Weinstocks, fer­ ner auch, das; andere Pflanzen oder Pflanzentheile von dem betreffenden Grundstücke entfernt werden; 2) die Vernichtung der angcsteckten oder dem Verdacht einer Ansteckung unterworfenen Rebpflanzungen und die Unschädlichmachung (Desin­ fektion- des Bodens anordnen; 3) die Benutzung des Grundstücks zur Kultur von Reben für einen bestimmten Zeitraum unter­ sagen. Die vorbezeichneten oder sonst erforderlichen Maßregeln können einzeln oder in Verbindung mit einander angeordnet werden; dieselben können ans Theile des Grundstücks beschränkt, oder auch auf mehrere Grundstücke und erforderlichensalls auf größere Bezirke erstreckt werden. 4. In den Weinbaugebieten des Reichs werden alle Gemarkungen (Ortsfluren), in welchen Wein­ bau betrieben wird, bestimmten Weinbaubezirken zugetheilt. Die Grenzen dieser Bezirke werden von den betheiligten Landesregierungen festgesetzt mii) durch den Reichskanzler im Centralblatt für das Deutsche Reich bekannt gemacht. 2 Die Versendung und die Einführung bewur­ zelter Reben in einen Weinbanbezirk ist untersagt. Für den Verkehr zwischen den einzelnen Wein­ baubezirken können mit Zustimmung des Reichs­ kanzlers Ausnahmen von diesem Verbote von den Landes-Zentralbehörden zugelassen werden; auch können die höheren Verwaltungsbehörden der einzelnen Bundesstaaten Ausnahmen zu Gunsten desjenigen gestatten, welcher Rebpslanzungen in benachbarten Weinbanbezirken besitzt.

Innerhalb des einzelnen Weinbaubezirks ist der Verkehr mit bewurzelten Sieben ans Rebschulen verboten, in welchen andere als in diesem Bezirke übliche Rebsorten gezogen werden oder innerhalb der letzten drei Jahre gezogen worden sind. Weinbau im Sinne dieses Gesetzes ist die Pflan­ zung und Pflege der Rebe zum Zweck der Wein­

bereitung. 5. Ter Reichskanzler wird die Ausführung dieses Gesetzes und der auf Grund desselben er­ lassenen Anordnungen überwachen. Tritt die Reblauskrantheit in einer solchen Ge­ gend des Reichsgebiets oder in solcher Ausdeh­

2. 3. Mm. v. 8. Ctt. 1881 ii. v. 18. (vebr. 1885. In U.-V. befielen 2 Weinbaubezirle, uon denen der erste Ober- n. Unter Elsas;, der aitdcre Lothringen umfaßt.

nung auf, daß von den zu ergreifenden Maßre­ geln die Gebiete mehrerer Bundesstaaten betroffen werden müssen, so hat der Reichskanzler oder ein von ihm bestellter Reichskommissar für Herstellung und Erhaltung der Einheit in den Seitens der Landesbehörden zu treffenden oder getroffenen Maßregeln zu sorgen und das zu diesem Zweck Erforderliche anznordnen, nöthigenfalls auch die Behörden der betheiligten Bundesstaaten unmit­ telbar mit Anweisung zu versehen. 6. Von jedem Auftreten der Reblaus, sowie von jeder einen dringenden Verdacht des Vorhanden­ seins des Insekts begründenden Erscheinung inner­ halb eines Bundesstaates wird die Regierung des letzteren, unter eingehender Darlegung aller in Be­ tracht kommenden Verhältnisse, namentlich auch der ermittelten oder muthmaßlichen Ursache der Ansteckung, dem Reichskanzler stets unverweilt Mittheilung machen. 7. Tie Regierungen der Bundesstaaten, in tvelchen das Vorhandensein der Reblaus sestgcstellt ist, werden in einem dem Zweck entsprechenden Maßstabe eine Karte anfstellen nnd richtig erhalten, welche den Stand der Krankheit jederzeit ersicht­ lich macht. Auf Grund der bezüglichen Mittheilungen wird der Reichskanzler eine das ganze Reichsgebiet umfassende Karte Herstellen lassen und die Gren­ zen der als angesteckt oder wegen der Nähe von Anstecknngsherden als verdächtig zu betrachtenden B o d en sl ä ch c n b e st im m e n. Ebenso werden die Regierungen der Bundes­ staaten dem Reichskanzler im Lausenden zu erhal­ tende Verzeichnisse derjenigen Gartenbau- oder bo­ tanischen Anlagen, Schulen und Gürten mittheilen, welche regelmäßigen Untersuchungen in angemes­ sener Jahreszeit unterliegen und amtlich als den Anforderungen der internationalen Reblaus-Kon­ vention entsprechend erklärt worden sind. 3 8. Der Eigenthümer oder Nutzungsberechtigte eines Grundstücks, auf tvelchem die Reblaus auf­ tritt oder Anzeichen für das Vorhandensein des Insekts sich finden, ist verpflichtet, hiervon der Ortspolizeibehörde unverzüglich Anzeige zu machen. 9. Die Kosten der nach Maßgabe dieses Ge­ setzes auf obrigkeitliche Anordnung ausgeführten Vernichtung von Rebpstanzcn nnd Unschädlich­ machung des Bodens fallen demjenigen Bundes staatc zur Last, in dessen Gebiete die infizirU Rebpflanzung belegen ist. 10. Derjenige, dessen Rebpflanznngen von den in den §§ 1 bis 3 bezeichneten Maßregeln be­ troffen worden, ist befugt, den Ersatz des Werthes der auf obrigkeitliche Anordnung vernichteten und des Minderwerthcs der bei der Untersuchung be­ schädigten gesunden Reben zu verlangen.

3. Geich ehe ii durch Mm. v. 15. Juni u. 12. Tez. 1885 3. 211 u. 583 j.

1883 (3. Juli) Die Bestimmungen darüber: 1) von wem diese Entschädigung zu gewähren und wie dieselbe auszubringen ist, 2) nach welchen Normen die Entschädigung zu ermitteln und sestzustellen ist, sind von den ein­ zelnen Bundesstaaten zu treffen. 4 11. Der Anspruch auf Entschädigung (§ 10) geht verloren, wenn der Eigenthümer oder NntzungSberechtigte der im § 8 ihm auferlegten Ver-

4. Bgl. G. u. Iß. April 1884 16. ^ilin 1884.

ii.

7-11

der Vi.

v.

325

Pflichtung wissentlich oder aus einem vertretbaren Bersehen nicht nachgekommen ist. 12. Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften der §§ 4 und 8 dieses Gesetzes, gegen die auf Grund desselben erlassenen Anordnungen oder gegen die zur Verhütung der Verbreitung der ReblauSkrankheit erlassenen Einfuhr- und Ausfuhr­ verbote werden mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft bestraft. 13. Durch dieses Gesetz werden die Bestim­ mungen des Gesetzes, Maßregeln gegen die Reb­ lauskrankheit betreffend, vom 6. März 1875 (RG.-Bl. 3. 175) nicht berührt.

3. Juli 1883.

Verfügung des Ministeriums, enthaltend Instruktion zur Äusfiihrnng des Iagdpoliieigefetzes vom 7. Mai 1883. A.-Bl. S. 213.

Mit dem 1. Juli d. I. ist daS Gesetz vom 7. Mai 1883, betreffend die Jagdpolizei, in Kraft getreten. Um eine gleichmäßige Handhabung dieses Gesetzes zu fordern, bemerke ich zu den einzelnen Bestimmungen desselben, was folgt: Zu § 1. Das Jagdpolizeigesetz hat ein Recht der Jagdfolge nicht anerkannt. Nach Abs. 2 des § 1 ist vielmehr die Verfolgung verwundeten WildeS in ein fremdes Jagdgebiet und das Auf­ nehmen des auf fremdem Jagdgebiet niedcrgefallenen Wildes nur mit Erlaubniß des Jagd­ berechtigten zulässig. Wer ohne diese Erlaubniß die Jagdfolge ausübt, macht sich des Vergehens des unberechtigten Jagens schuldig und unterliegt den Bestimmungen der §§ 292 u. ff. deS Straf­ gesetzbuchs. Als eine AnSübung der Jagdfolge ist es insbesondere auch anzusehen, wenn ein Jäger durch seine Hunde verwundetes Wild in ein fremdes Jagdgebiet verfolgen oder gefallenes Wild dort aufnehmen läßt. Treten dagegen die Hunde ohne Zuthun und gegen den Willen deS Jägers in daS benachbarte Jagdgebiet über, so liegt Ausübung der Jagdfolge und unberechtigtes Jagen nicht vor. Der Jäger ist aber in diesem Falle nach § 14 Nr. 2 des Gesetzes verpflichtet,

alles zu thun, um seine Hunde von dem Auf­ suchen und Verfolgen von Wild auf dem benach­ barten fremden Jagdgebiet abzuhalten. Kommt er dieser Verpflichtung nicht nach, so unterliegt er der Strafe, welche im § 14 festgesetzt ist. Ist es erforderlich, daß der Jäger, um der bezeich­ neten Verpflichtung nachzukommen, selbst das fremde Jagdgebiet betritt, so muß er zunächst seine JagdauSrüstung ablegen, da nach § 368 Nr. 10 des Strafgesetzbuches mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft wird, wer ohne Genehmigung des Jagd­ berechtigten oder ohne sonstige Befugniß auf

einem fremden Jagdgebiete außerhalb deS öffent­ lichen zum gemeinen Gebrauch bestimmten Weges, wenn auch nicht jagend, doch zur Jagd ausge­

rüstet, betroffen wird. Zu § 2. § 2 hat im Wesentlichen daS bisherige Recht der Eigenthümer, Besitzer oder Pächter, schädliches Wild auf ihren Ländereien zu vei> tilgen, beibehalten. Die im Art. 9 des Gesetzes vom 3. Mai 1844 anerkannte Befugniß der Grundbesitzer, die sogenannten betes fauves, während dieselben auf ihren Ländereien Schaden anrichten, unter Anwendung von Schußwaffen zu todten, ist dagegen als ein besonderes Recht in das Gesetz nicht ausgenommen worden. Die Bestimmung im § 5 Abs. 1 des Gesetzes gewährt den Grundbesitzern in der fraglichen Richtung Schutz. Die Bestimmungen darüber, welches Wild als schädliches zu erachten ist, und mit welchen Mit­ teln und unter tvelchen Bedingungen dasselbe von den Eigenthümern, Besitzern oder Pächtern ver­ tilgt werden darf, sind in der von dem Ministe­ rium unter dem 20. Juni d. I. erlassenen Ver­ ordnung, betreffend die Jagdpolizei (G.-Bl. 1883

S. 65; gegeben. In dem § 2 dieser Verordnung ist hinsichtlich der Anwendung von Fängen, Gruben und Fal­ len 2C. aus die Vorschriften in § 367 Nr. 8 und 12 deS Strafgesetzbuchs hingewiesen. Dieselben bestimmen, daß mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft bestraft wird, wer ohne polizeiliche Erlaubniß an bewohnten oder von Menschen be­ suchten Orten Selbstgcschosse, Schlageisen oder Fuß­ angeln legt (Nr. 8), oder wer auf öffentlichen Straßen, Wegen oder Plätzen, auf Höfen, in Häusern und überhaupt an Orten, an welchen Menschen verkehren, Brunnen, Keller, Gruben, Oesfnungen oder Abhänge dergestalt unverdeckt

326

1883 (3. Juli)

oder unverwahrt läßt, daß daraus Gefahr für Andere entstehen kann (Nr. 12). Wenn der Kreisdirektor bezw. Polizeidirektor in Gemäßheit des § 2 der Verordnung das Auf­ stellen von Wolfs-, Fuchs- und Dachseisen im Wald und im offenen Feld erlaubt, so hat er bei den dem Jagdberechtigten zu machenden Mitthei­ lungen (§ o der Verordnung) zugleich möglichst genau die Tätlichkeiten anzugcben, wo die Eisen

gestellt werden sollen. Die Anträge auf Erthcilung der Erlaubniß zum Ausstellen von Eisen sowie zur Anwendung von Schußwaffen (§ 4 der Verordnung) sind bei dem Bürgermeister anzubringen, welcher dieselben mit berichtlichcr Aeußerung dem Kreisdirektor

vorzulegcn hat. Sofern der Polizeidirektor zu entscheiden hat, sind die Anträge direkt bei diesem zu stellen. Will der Eigenthümer, Besitzer oder Pächter die Vertilgung von schädlichem Wild mit Schuß­ waffen nicht in eigener Person, sondern durch

Beauftragte vornehmen, so hat der Kreisdirektor bezw. Polizeidirektor, inii etwaigen Mißbrauch zu verhüten, in jedem Falle zunächst zu prüfen, ob ein Bedürfniß zur Gestattung des Gebrauchs von Schußwaffen durch Beauftragte vorliegt. Diese Prüfung ist namentlich dann angezeigt, wenn der Beauftragte nicht zur Fannlie oder Hausgenossenschast des Eigenthümers gehört oder nicht in dessen Diensten steht. Ist die Bedürfniß­ frage zu verneinen, so ist die Erlaubniß znm Gebrauch von Schußwaffen durch Beauftragte zu versagen. Wird die Erlaubniß ertheilt, so ist in dem auszustellenden Erlaubnißschein sowohl der Namen des Antragstellers als auch die Namen des Beauftragten anzugeben. Bei Bestimmung der Zeit, für welche die Er­ laubniß zur Anwendung von Schußwaffen zu geben ist, ist das Bedürfniß in jedem einzelnen Falle maßgebend. Die Anwendung von Schußwaffen zur Nacht­ zeit ist nur dann zu gestatten, wenn die Vertin gung des Wildes nach Lage des Falles mit Er­ folg nur während der Nacht geschehen kann, und wenn die Befürchtung eines Mißbrauches der Erlaubniß ausgeschlossen ist. Im Uebrigen ist noch zu bemerken, daß die Verordnung vom 20. Juni 1883 sich auf die Be­

zeichnung des schädlichen Wildes beschränkt. Schädliche Thiere, welche nicht jagdbar sind, z. B. Mäuse, Fledermäuse, Hamster, Insekten, fallen überhaupt nicht unter die Bestimmungen des Jagdrechts. Die Befugniß des Eigenthümers, Be­ sitzers oder Pächters, derartige Thiere zu fangen und zu vertilgen, wird demgemäß durch das Jagd­ polizeigesetz nicht berührt. Selbstverständlich ist end­ lich nach wie vor Jedermann befugt, einen Angriff, welcher Seitens irgend eines Thieres auf seine Person oder sein Eigenthum erfolgt, mit den zur Vertheidigung geeigneten Mitteln abzuwehren.

Zu § 3. Nach § 3 Abs. 1 des Jagdpolizeigesctzes ist das Jagen mit Hunden auf die daselbst bezeichneten Wildgattungen in der Zeit vom 2. Februar bis 23. August untersagt. Wie sich aus den bezüglichen Verhandlungen des Landes­ ausschusses ergiebt, findet dieses Verbot keine Anwendung auf die in Gemäßheit des § 5 des Gesetzes vorgenommene Vertilgung des Wildes; auch steht dasselbe dem Mitnehmen von Hunden an der Leine und dem Aufsuchen von angeschos­ senem Wild durch Schweißhunde nicht entgegen. Tie Ucbertretung des in Rede stehenden Verbots ist durch die Bestimmung § 12 Nr. 1 des Ge­ setzes mit Strafe bedroht. Wenn das Ministerium auf Grund der im vierten Absätze des Paragraphen enthaltenen Be­ stimmung die Fctdjagd über den Schluß der Schonzeit hinaus untersagt, so stellt dies keine Verlängerung

der Schonzeit dar.

Auf das wäh­

rend der Dauer der Untersagung erlegte Wild findet daher das Verbot des § 4 bezüglich des Verkaufs und Transports des Wildes keine An­ wendung. Rehgaisen können ebenso wie alles andere Wild in der Zeit vom 23. August bis 2. Februar1 geschossen werden. Zur Erhaltung eines guten Rehstandes ist jedoch daraus zu halten, daß bei den Jagdverpachtungen durch die Gemeinden, wie bisher, in das Lastenheft die Bestimmung anfge nommen wird, daß der Abschuß von Rehgaisen bei einer Konventionalstrafe verboten oder nur mit spezieller Genehmigung zulässig ist. Die Fest sctzung einer Conventionalstrafe ist erforderlich, weil Zuwiderhandlungen gegen die Bedingungen der von dem Staat und den Gemeinden abge­ schlossenen Jagdpachtverträge einer gesetzlichen Strafbestimmung nicht mehr unterliegen. Die Eigenthümer, Besitzer oder Pächter von Grundstücken, welche an eine Wohnung anstoßen und vollständig eingefriedigt sind, waren nach dem bisher geltenden Rechte befugt, miet) während der Schonzeit aus den fraglichen Grundstücken Wild zu erlegen. § 3 des Jagdpolizeigesetzes hat diese Befugniß nicht anerkannt; dieselbe ist daher beseitigt. Zu § 4. Das Verbot des Verkaufes und Trans­ portes von Wild während der Schonzeit unter­ scheidet sich von dergleichen Bestimmung des Art. 4 des Gesetzes vom 3. Mai 1844 dadurch, daß das Verbot erst vom vierzehnten Tage nach Eintritt der Schonzeit an, d. h. vom 16. Februar ab be­ ginnt. Das Verbot bezieht sich nur auf die Zeit, während welcher die betreffende Wildgattung nach § 3 des Gesetzes geschont werden muß. Rehböcke können daher vom 1. Juni an, Wasser- und Snmpfgeflügel sowie sonstige Strich- und Zugvögel vom 1. Juli an transportirt und verkauft werden.

1. D. f). am 2. Febr. nicht mehr; Tekl. v. 11. Juni 1881.

1883 :-3. Juli» Das bei Zuwiderhandlungen gegen die Verbotsbeftimiiiiiiig des § 4 beschlagnahmte Wild ist nicht mehr, wie bisher, an die nächste Wohlthätigkeits­ anstalt abzuliesern, dasselbe steht vielmehr nach Maßgabe der §§ 94 bis 111 der Strafprozeß­ ordnung zur Verfügung der Gerichtsbehörden (Gericht bezw. Staatsanwaltschaft). Den letzteren steht es daher auch allein zu, beschlagnahmtes Wild, welches dem Verderben ausgesetzt ist, zur Verwerthung zu bringen. Erkennt demnächst das Gericht auf Einziehung (§ 13 des Gesetzes), so verfällt das Wild bezw. der Erlös aus dem Ver­ kaufe desselben der Staatskasse. Nach dem zweiten Absätze des Paragraphen kann der Kreisdirektor das Einfängen und den Transport von lebendem Wild während der Schon­ zeit zu dem Zwecke gestatten, das Wild zu er­ halten oder dessen Vermehrung zu befördern. Diese Bestimmung soll insbesondere den Betrieb

von Fasanerien, das Aussetzen einzelner Wild­ arten in Wildparks oder ans sonstigen Jagdgebieten und die Beschützung des durch Hochwasser, Schnee 2C. bedrohten Wildes ermöglichen. Zu § 5. Dieser Paragraph handelt von den bei übermäßiger Vermehrung des Wildes zu ergrei­

fenden Maßnahmen. Er hat den Zweck, den Grundbesitzern auch gegen solchen Wildschaden Schutz zu gewähren, den sie durch Ausübung der in § 2 des Gesetzes vorgesehenen Befugnisse nicht abzuwenden vermögen. Die civilrechtlichetl Ersatz­ ansprüche, welche unter Umständen den Grund­ besitzern nach eingetretcnem Wildschaden gegen den Jagdbercchtigtcn zustehen, werden durch die in Rede stehende Bestimmung des Jagdpolizei­ gesetzes nicht berührt. Das Vorgehen der Verwaltungsbehörden nach Maßgabe des § 5 ist dadurch bedingt, daß Sei­ tens der beschädigten Grundbesitzer ein Antrag gestellt ist, und daß nach der vorgenommenen Prüfling ein außergewöhnlicher Wildschaden wegen übermäßiger Vermehrung des Wildes oder aus sonstigen Gründen zu befürchteli ist. Zur Erläu­ terung des Ansdrllcks aus sonstigen Gründen wird beispielsweise bemerkt, daß ein Rudel Roth­ wild, welches in der Nähe der Felder seinen Stand nimmt, einen außergewöhttlichen Wild­ schaden verursachen kann, ohne daß eine über­ mäßige Vermehrung des Wildes vorliegt. Zum Zweck der Prüfung der Bedürfnißfrage hat der Kreisdirektor den betreffenden Oberförster und, soweit er dies für angezeigt erachtet, anch den Iagdberechtigten über den gestellten Antrag zu hören. Wird dem Iagdberechtigten die Abminderung aufgegeben, so ist die zur Ausführung derselben zu setzende Frist so zu bemessen, daß der Jagdbe­ rechtigte bei gutem Willen im Stande ist, die Abminderung während der gestellten Frist vorzu-

nehmcn. Etwaigen Versuchen, eine Verzögerung der Lache zu Ungunsten der Grundbesitzer herbei-

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zu führen ist mit aller Entschiedenheit entgegenziltreten. Kommt der Jagdberecküigte der Aufforderung zur Abminderung nicht genügend nach, so ist in der Regel den Grundbesitzern die Erlaubniß zur Vertilgung des ihre Grundstücke betretenden Wil­ des zu geben. Polizeijagden werden nur unter besonderen Umständen anzuordnen sein. Die an die Erlaubniß für die Grundbesitzer zu knüpfenden örtlichen und zeitlichen Beschränkungen sind nach Maßgabe des Bedürfnisses in dem ein­ zelnen Falle zu bemessen. Das von den Grund­ besitzern erlegte Wild ist nach den von dem Be­ zirkspräsidenten zu treffenden näheren Anord­ nungen dem Iagdberechtigten zur Versügung zu stellen oder zu dessen Gunsten zu verkaufen. Die Kosten einer Polizeijagd hat der Jagd­ berechtigte insoweit zu tragen, als dieselben den Werth des erlegten Wildes nicht übersteigen. Das bei Polizeijagden erlegte Wild ist in der Regel zunächst den: Iagdberechtigten zur Verfügung zu stellen. Nimmt derselbe das Wild an, so ist der Werth des letzteren von der Behörde sestznstellen. Lehnt der Jagdberechtigte die Annahme des Wil­ des ab, so ordnet die Behörde den Verkauf an. Sind die Kosten der Polizeijagd höher, wie der Werth des erlegten Wildes, so sind die Mehr­ kosten auf die Landeskasse zu übernehmen; sind die Kosten dagegen geringer, so ist der Ueberschuß dem Iagdberechtigten zu überweisen. Verständigt sich der Jagdberechtigte im Laufe des Verfahrens mit den Grundbesitzern, welche auf Grund des § 5 Antrag gestellt haben, und ziehen die Grundbesitzer in Folge dessen den ge­ stellten Antrag zurück, so ist von allen weiteren polizeilichen Maßnahmen abzusehen. Zu § 6. Die im § 6 vorgesehenen Bestimmungen zum Schutze der nützlichen Vögel sind durch die, zu Nr. 2 der Instruktion bereits angeführte Ministerial - Verordnung vom 20. Juni d. I. ge­ geben. Die in § 9 dieser Verordnung vorgesehne Er­ laubniß zur Tödtung der in Weinberge, Obstbaumpslanzungen, Gärten oder bestellte Felder schaarenwcise einsallenden Vögel ist nicht noth­ wendig jedem einzelnen der betroffenen Eigen­ thümer, Besitzer oder Pächter zu ertheilen. Da das Einfällen der Vögel gewöhnlich eine ganze Gemeinde betrifft, so wird es in der Regel ge­ nügen, wenn der Bürgermeister den Antrag stellt und alsdann für sämmtliche Grundbesitzer der Gemarkung eine Collektivcrlaubniß ertheilt wird. Cb die Voraussetzungen des § 9 vorliegen, ist von dem Kreisdirektor genau zu prüfen. Auch hat derselbe je nach Lage des Falles die näheren Bedingungen festzustellen, unter welchen die Genehmigung zur Tödtung ertheilt wird, insbe­ sondere die Bestimmung der Zeit, während wel­ cher das Abschießen stattfinden darf. Ist der Zweck der Maßregel, die Vertreibung der Vögelschwärme,

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1883 (3. Juli)

erreicht, worüber sich der Kreisdircktor stets zu informiren hat, so ist die ertheilte Genehmigung alsbald zurückzuzichen. Die Tödtung der Vögel dars nur vermittelst Schußwaffen erfolgen; alle anderen Jagdmittel sind verboten. Die Vögel dürfen daher insbeson­ dere nicht mit Netzen gefangen werden. Das Ver­ kaufen und Feilbieten der aus Grund des § 9 der Verordnung getödteten Vögel ist untersagt und strafbar. Es ist sehr zu wünschen, daß das Abschießen der Vögel nicht durch die einzelnen Grundbesitzer, sondern durch Beauftragte der Gemeinde bewirkt wird. Als solche Beauftragte sind z. B. in dem Falle, daß der Schutz von Weinbergen gegen schaarenweise einsallende Staare bezweckt wird, die Rebhüter sehr geeignet. Es ist thunlichst dar­ auf hinzuwirken, daß die Gemeinden eintretenden Falles derartige Beauftragte bezeichnen. Geschieht dies, so hat der Kreisdirektor die Genehmigung nicht den Grundbesitzern, sondern den Beauf­ tragten der Gemeinde zu ertheilen Zu § 7. Im Gegensatz zu dem Gesetze vom 3. Mai 1844 bestimmt § 7 nur, welche Jagdarten und Mittel verboten sind oder vom Mini­ sterium verboten werden können. Alle von dem Gesetz oder dem Ministerium nicht ausdrücklich verbotenen Jagdarten und Jagdmittel sind daher zulässig. Verboten sind zur Zeit: das Jagen mit Hunden ans Schwarzwild, Hirsche, Rehböcke, Ka­ ninchen und schädliches Wild in der Zeit vom 2. Februar bis 23. August (§ 3 des Gesetzes); die Ausübung der Feldjagd zur Nachtzeit; der Gebrauch von Schlingen außer bei der Jagd ans Krammetsvögel (§ 7 des Gesetzes), der Gebrauch von anderen Jagdmitteln als der Schußwaffen und des Spiegels bei der Jagd auf Fetdlerchen (§ 8 der Verordnung vom 20. Juni 1883), der Gebrauch von anderen Jagdmitteln als der Schuß­ waffen bei der Tödtung von Vögelschwürmen (§ 9 der Verordnung). Zu § 8. Die Bestimmung des § 8, nach wel­ cher der Transport, Verkauf re. von in Schlingen gefangenem Wild (außer von Krammetsvögeln) verboten ist, bezweckt sowohl die Unterdrückung des nach § 7 verbotenen Schlingenstellens Seitens der Jagdberechtigten als insbesondere auch eine weitere Bekämpfung der Wilddieberei. Die mit der Jagdpolizei betrauten Beamten haben daher ihre besondere Aufmerksamkeit aus den Trans­ port 2C. von solchem Wild zu wenden. Zu § 9. Die Vorschriften über die Ausstellung der Jagdscheine, die Aufbewahrung der Formu­ lare und die Annahme und Verrechnung der Ge­ bühren für die Jagdscheine sind unter dem 13. Juni d. I. erlassen worden (Central- u. BezirksA.-Bl. 1883 Seite 185). Die vor dem 1. Juli 1883 nach Maßgabe der Bestimmungen des Jagdpolizeigcsctzes vom 3. Mai 1844 ertheilten Jagdscheine behalten ihre Gültig­

keit bis zum Ablauf der Zeit, für welche sie aus­ gestellt worden sind. Von dem Inkrafttreten des Gesetzes vom 7. Mai 1883 an werden die Jagdscheine immer nur für die Zeit vom 2. Februar bis znm 1. Februar des folgenden Jahres ausgestellt; cs laufen also in Zukunft alle Jagdscheine am 1. Februar ab, ohne Rücksicht darauf, wann sie ausgestellt sind. Die Gebühr ist stets in ihrem ganzen gesetzlichen Betrage von 20 Mark zu entrichten, auch wenn der Jagdschein wegen späterer Ausstellung nur in einem Theile des Jagdjahres benutzt werden kann. Dies gilt auch für die in der Zeit vom 1. Juli 1883 bis 1. Februar 1884 ertheilten Jagdscheine. Der besseren und leichteren Kontrolle wegen wird die Farbe der Jagdscheine stets wechseln, und zwar in der Weise, daß im ersten Jahre rothe, in dem zweiten gelbe, in dem dritten grüne, in dem vierten wieder rothe Formulare und so weiter in derselben Reihenfolge verwendet werden. Für die Zeit vom 1. Juli 1883 bis 1. Februar 1884 werden hiernach rothe Scheine ausgegeben. Die Zusatzjagdschcine, welche für Jagdgäste aus Antrag des Jagdberechtigten für einen Zeitraum von 8 Tagen und mit Beschränkung der Gültig­ keit für den Jagdbezirk des Jagdberechtigten gegen eine Gebühr von 5 Mark ertheilt werden, sind stets weiß. Wer einen Jagdschein, bezw. Znsatzjagdschein lösen will, hat zunächst die gesetzliche Gebühr von 20 Mark bezw. 5 Mark bei dem Gemeinderechner einzuzahlen und alsdann ein schriftliches Gesuch um Ertheilung des Scheines auf vorschrifts­ mäßigem Stcmpelpapier unter Anschluß einer Quittung des Gemeinderechners über die Einzah­ lung der Gebühr bei dem Bürgermeister einzu­ reichen. Das Gesuch kann bei dem Bürgermeister jeder Gemeinde in Elsaß-Lothringen, also nicht blos bei dem Bürgermeister des Wohnortes des Gesuch stellers, angebracht werden. Die Einzahlung der Gebühr hat bei dem Rechner derjenigen Gemeinde zu erfolgen, in welcher die Ertheilung des Schei­ nes nachgesucht wird; letzterer Gemeinde stießt der gesetzlich bestimmte Antheil an der Gebühr mit 2.'., gleich 8 Mark bezw. 2 Mark für den Zusatzjagdschein, zu. Der Bürgermeister hat das Gesuch und die eingercichte Quittung mit berichtlicher Aeußerung dem Kreisdirektor bezw. Polizeidirektor vorzu­ legen. Kann der Bürgermeister eine genügende Auskunft über den Gesuchsteller nicht geben, so hat der Kreisdirektor bezw. Polizeidirektor die erforderlichen Feststellungen anderweit zn machen. Wird der Jagdschein nicht ertheilt, so wird die voraus eingezahltc Gebühr dem Gcsnchsteller Zurückerstattet. Ter Jäger hat bei Ausübung der Jagd den Jagdschein stets mit sich zu führen, widrigen­ falls er nach § 15 des Gesetzes bestraft wird.

1883 (3. Juli — 4. Juli) Eines Jagdscheines bedürfen nicht: 1) Personen, welche die Jagd ans Grundstücken ausüben, welche an eine Wohnung anstoßen und vollständig eingefriedigt sind, 2) Forstschutzbeamte bei Ausübung der Jagd in ihrem Dienste, insbesondere bei Polizeijagden. Wenn andere Personen zu Polizeijagden zuge­ zogen werden, so bedürfen dieselben eines Jagd­ scheines. Zu den §§ 10 und 11. Die §§ 10 und 11 des Gesetzes handeln von den Fällen, in welchen der Jagdschein nicht ertheilt werden darf oder ver­ weigert werden kann. In den Fällen des § 11, insbesondere in dem Falle der Nummer 3, ist die Entscheidung unter Berücksichtigung der sämmtlichen in Betracht kom­ menden Verhältnisse, des Leumunds des Gesuch­ stellers, der Art des Vergehens oder der Zuwider­ handlung und der Höhe der erkannten Strafe zu

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und die Ortspolizeibediensteten ^Schutzmänner, Polizcidiener). Die unter 2 genannten Beamten'- haben ins be­ sondere auch Zuwiderhandlungen gegen das Ver­ bot des Transports, Verkaufs ?c. von Wild zur Schonzeit und von mit Schlingen gefangenem Wilv (§§ 4 und 8 des Gesetzes) zur Anzeige zu bringen. Die Anzeigepflicht der genannten Beamten bleibt auch für den Fall bestehen, daß für den betreffenden Jagdbezirk ein Privatjagdhüter ange­

einzieht. Zu den §§ 12 bis 16. Zur Anzeige von Zu­ widerhandlungen gegen die jagdpolizeilichen Vor­ schriften und gegen die auf die unberechtigte Aus­ übung der Jagd bezüglichen Bestiminungen des Strafgesetzbuchs sind verpflichtet:

stellt ist. Zu § 17. Nach § 17 fließen die Strafgelder nicht mehr, wie dies bisher der Fall war, den Gemeinden direkt zu; dieselben werden vielmehr in dem sogenannten gemeinsamen Fonds vereinigt und als Bestandtheile dieses Fonds in Gemäßheit der bestehenden Vorschriften zu Gunsten der Ge­ meinden verwendet. Auch die bisher geltende Bestimmung, daß bcm Anzeiger ein Theil der erkannten Strafe als Be­ lohnung zufallen soll, ist durch das Gesetz besei­ tigt. Der als Zeuge zu vernehmende Anzeiger soll auch gegen den bloßen Verdacht geschützt sein, daß ein Geldinteresse auf seine Aussage von Einfluß sein könne. Zu § 18 In Folge der Bestimmung in § 18 Abs. 1 sind mit dem 1. Juli insbesondere auch alle von den Bezirkspräsidenten bezw. von den früheren französischen Präfekten gegebenen jagd­ polizeilichen Vorschriften aufgehoben. Ew. Hochwohlgeboren ersuche ich ergebenst, die Ihnen unterstellten Beamten nach Maßgabe des Vorstehenden mit Anweisung versehen zu wollen.

1) die Bürgermeister und deren Beigeordnete, die Polizeikommissare, die Gendarmen, die Forst­ schutzbeamten und die Feldschutzbeamten; 2) die mit Wahrnehmung der Fischerei-, Wasserund Wegepolizei beauftragten Beamten, die Steueranfseher, die Zollbeamten, die Oktroibeamten

2. Tie Anordnung von Beschlagnahmen und Durchsuchungen stcnt diesen Beamten nicht zu, da dieselben bezüglich der Iagddelikte nicht zu den Hülssbeamleu der Staatsanwalt schatt geboren «FZ St.-'i'.-S?., L 14 B. v. 13. Juni 1K79).

treffen. Kommt der Behörde nach Erthcilung des Jagd­ scheines ein Umstand zur Kenntniß, welcher die Ertheiluug ausgeschlossen hätte oder wegen dessen der Jagdschein Hütte verweigert werden können, so ist hiervon unverzüglich dem Krcisdirektor bezw. Polizeidirektor Mittheilung zu machen, wel­ cher den Jagdschein ausgestellt hat, damit derselbe nöthigeusalls den Schein für ungültig erklärt und

4. Juli 1883.

Verordnung, betreffend das verbot der Einfuhr und der Änsfnhr von pstaiyrn und sonstigen Gegenständen des Wein- und Gartenbaues. R-G.-Bl. S. 153. Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen ?c. verordnen zur Ausführung der Bestimmungen in den Artt. 2, 3, 4, 5, 7, 8 der internationalen Reblaus-Konvention vom 3. November 1881 (R.-G.-Bl. für 1882 S. 12a) und in Erweiterung der Verordnung, betreffend das Verbot der Ein­ fuhr von Neben und sonstigen Theilen des Wein­ stocks, vom 31. Oktober 1879 (R.-G.-Bl. S. 303) int Namen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des Vundesraths, was folgt:

i

§ 1. Die Einfuhr von ausgcrissenen Wein­ stöcken, trockenem Rebholz, Kompost, Düugererde, gebrauchten Weinpsählen und Weinstützen über die Grenzen des Reichs und die Ausfuhr der ge­ nannten Gegenstände sowie die Ausfuhr von Rebblüttern — als Verpackungsmaterial oder sonst — aus dem Reichsgebiet in die Gebiete der bei der internationalen Reblaus-Konvention betheiligten Staaten ist verboten. Die Ausfuhr von Rebpflänzlingen, von Schnitt­ lingen mit oder ohne Wurzeln, sowie von Rebholz

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1883 (4. Juli)

aus dem Reichsgebiet in das Gebiet eines der bei der gedachten Konvention betheiligten Staaten ist verboten, falls nicht der betreffende Staat die Einfuhr ausdrücklich genehmigt hat. 2. Die Einfuhr bewurzelter Gewächse, welche aus Gebieten der bei der internationalen ReblausKonvention nicht betheiligten Staaten stammen, über die Grenzen des Reichs ist verboten. 3. Die Einfuhr von Tafeltrauben, Trauben der Weinlese, Trestern über die Grenzen des Reichs und die Ausfuhr dieser Gegenstände aus dem Reichsgebiet in die Gebiete der bei der interna­ tionalen Reblaus-Konvention betheiligten Staaten ist nur gestattet, wenn die genannten Erzeugnisse und zwar: 1) die Tafeltraubcn in wohlverwahrten und dennoch leicht zu durchsuchenden Schachteln, Kisten oder Körben, 2) die Trauben der Weinlese eingestampft in gut verschlossenen Fässern, welche einen Raumge­ halt von wenigstens 5 Hektoliter haben und der­ artig gereinigt sind, das; sie kein Theilchen von Erde oder Rebe an sich tragen, 3) die Trester in gut verschlossenen Kisten oder Fässern sich befinden. 4. Die Einfuhr aller zur Kategorie der Reben nicht gehörigen Pflänzlinge, Sträucher mit) son­ stigen Vegetabilien, welche aus Pslanzschulen, Gärten oder Gewächshäusern stammen, über die Grenzen des Reichs und die Ausfuhr der ge­ nannten Gegenstände aus dem Reichsgebiet in die Gebiete der bei der internationalen ReblausKonvention betheiligten Staaten ist nur unter den nachfolgenden Bedingungen gestattet: 1) die Einfuhr hat ausschließlich über die hiersür vom Reichskanzler zu bezeichnenden Zollämter stattzufinden;1 2) die Ausfuhr hat ausschließlich über die zu diesem Behuf von einem jeden der betheiligten

Staaten für sein Gebiet zu bezeichnenden Zoll­ ämter stattzufinden;2 3 3) die in Rede stehenden Gegenstände müssen fest, jedoch dergestalt, daß sie die nöthigen Unter­ suchungen gestatten, verpackt, sowie mit einer Er­ klärung des Absenders und mit einer auf der Er­ klärung eines amtlichen Sachverständigen beruhen­ den Bescheinigung der zuständigen Behörde Der-

sehen sein, aus welcher hervorgeht: a) daß die Gegenstände von einer Bodensläche (einer offenen oder umfriedigten Pflanzung) stammen, die von jedem Weinstock durch einen Zwischenraum von wenigstens zwanzig Meter oder durch ein anderes Hinderniß ge­ trennt ist, welches nach dem Urtheil der zu­

1. 3. die Vkm. v. 12. Juli, 1. Nov. 1883, 23. Jun., 31. Jan. 26. Febr., 26. Mai, 4. Juni 1884, 8. ?rebr. 1885. 2. 3. die Bkm. v. 23. Juli 1883 u. 18. März 1881.

ständigen Behörde ein Zusammentreffen der Wurzeln ausschließt; h) daß jene Bodenfläche selbst keinen Weinstock enthält; c) daß auf derselben keine Niederlage von Reben sich befindet ; d) daß, wenn auf derselben von der Reblaus befallene Weinstöcke sich befunden haben, eine gänzliche Ausrottung der letzteren, ferner wiederholte Desinfektion und drei Jahre lang Untersuchungen erfolgt sind, welche die vollständige Vernichtung des Insekts und der Wurzeln verbürgen. Die obengedachte Erklärung des Absenders muß 3

I. bescheinigen, daß der Inhalt der Sendung vollständig ans seiner eigenen Gartenanlage stammt; II. den letzten Bestimmungsort und die Adresse des Empfängers anaeben; III. ausdrücklich bestätigen, daß die Sendung Reben nicht enthält; IV. angeben, ob die Sendung Pflanzen mit Erdbällen enthält; V. die Unterschrift des Absenders tragen. 5. Der Reichskanzler ist ermächtigt: 1) von der Bestimmung im § 2 Ausnahmen zu gestatten; 2) für den Verkehr in den Grenzbezirken4 ai von den Bestimmungen im § 1 und b) von den im § 3 hinsichtlich der Weinlese trauben und Trestern getrosfenen Bestim mungen Ausnahmen zu gestatten, vorausgesetzt, daß die fraglichen Gegenstände nicht aus einer von der Reblaus heimgesnchten Gegend herrühren; c) hinsichtlich der Einfuhr von Erzeugnissen des Gemüsebaues, welche zwischen infizirteu Rebpslanzungen gewachsen sind, beschränkende Maßregeln zu treffen; 3) hinsichtlich der nicht zur Krtegorie der Reben gehörigen Gewächse, der Blumen in Töpfen und der Tafeltrauben ohne Blätter oder Rebholz, welche von Reisenden als Handgepäck mitgebracht werden, Ausnahmen von den Bestimmungen der §§ 3 und 4 zu gestatten. 6. Die den vorstehenden Bestimmungen oder den Vorschriften der Eingangs gedachten Verord nung vom 31. Oktober 1879 zuwider zur Einfuhr gelangenden Gegenstände sind nach dem Ort der Herkunft auf Kosten des Verpflichteten zurückzn schicken oder, nach Wahl des etwa anwesenden Empfängers, durch Feuer zu vernichten. Diejenigen Gegenstände, auf welchen die zn

3. Ueber die Beschaffenheit der Erklärung und Bescheinig gnngen bestimmt das Nähere die Bkm. v. 22. 9iou. 1883. -1. Ist geschehen bezüglich Frankreichs laut Bk in. v. 21. Mai 1884, der 3chweiz laut Bkm. v. 21. Ang. 1884, Luxemburgs laut Bkm. v. 10. Nov. 1884.

1883

(4. Juli — 7. Juli — 11. Juli)

Rathe gezogenen Sachverständigen die Reblaus oder verdächtige Anzeichen derselben finden, sind nebst dem Verpackungsmaterial sofort an Ort

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und Stelle durch Feuer zu vernichten. Solchen­ falls ist behufs der Mittheilung an die Regierung des Ursprungslandes ein Protokoll aufzunehmen.

7. Juli 1883.

Gesetz, betreffend die Ztencrvergiitnng für Zucker. R.-G.-Bl. S. 157. § 1. Au die Stelle der im § 3 des Gesetzes vom 26. Juni 1869,1 die Besteuerung des Zuckers betreffend (B.-G.-Bl. S. 282), bestimmten Sätze der Stenervergütnng treten für a dieses Gesetzes vom 1. August 1883, für b und c vom 1. Sep> tember 18832 ab die nachstehenden Sätze für je 5)0 Kilogramm: aj für Rohzucker vou mindesteus 88 Prozent Polarisation.......................... 9,on JL, b) für Kandis und für Zucker in weißen, vollen, harten Broden bis zu 12,;-, Kilogramm Nettogewicht oder in Gegenwart der Zollbehörde zerkleinert 11,m Ja, c.) für allen übrigen harten Zucker,

sowie für alle weiße, trockene (nicht über 1 Prozent Wasser enthaltende) Zucker, in Krystall-, Krümel- und Mehl­ form von mindestens 98 Prozent Po­ larisation.....................................................10,io 2. Die Bestimmungen dieses Gesetzes treten mit dem 1. August 1885 außer Kraft. Wird bis zu diesem Zeitpunkte ein anderweites Gesetz nicht erlassen, so treten mit diesem Zeitpunkte die Bcstimmnngen des Gesetzes von 1869 wieder in Kraft. 1. (M. v. 17. Juli 1871 Bd. III 3. 76. 2. $fli. § 1 W. v. 13. Mai 1885 bis zu in 1. Auq. 1886.

11. Juli 1883.

Verfügung des Ministeriums, betreffend Verhütung von Flnrbrschädigungen durch das Publikum rc. bei den größeren Truppenübungen. A.-Bl. L. 229. Im Einverständnisse mit dem Königlichen Ge­ neralkommando des 15. Armeekorps benachrichtige ich Ew. Hochwohlgeboren ergebenst, daß in Ge­ mäßheit der in Nr. 16 des diesjährigen ArmeeVerordnungsblattes veröffentlichten Allerhöchsten Kabinetsordre von: 8. Mai d. I., welche nebst der bezüglichen Instruktion nachstehend zum Ab­ druck gelangt, künftig auch in Elsaß-Lothringen zur Unterstützung derLaudgeudarmen bei Gelegen­ heit der größeren Truppenübungen Unterosfiziere und Gefreite der Kavallerie znr Bildung von Gendarmeriepatrouillen kommandirt werden sollen. Ich ersuche Sie, die Herren Kreisdirektoren nach Maßgabe der vorerwähnten Instruktion gesälligst mit Anweisung zu versehen und gleichzeitig zu veranlassen, daß das Publikum über die Befugnisse, welche deu zur Unterstützung der Landgen­ darmen kommaudirten Mannschaften nach Ziffer 9 der Instruktion znstehen, vor jedem Manöver durch die Kreisblätter und in sonst geeignet er­ scheinender Weise aufgeklärt werde. An die Herren Bezirkspräsidenten.

Verhütung von F t n r b e s ch ä d i g u n g e n d u r ch d a s P n b l i k u m re. bei den grö­ ßeren Truppen ü b u n g e n. Auf deu Bericht vom 3. März d. I. genehmige Ich die beifolgende Instruktion für die bei den größeren Truppenübungen zur Verhütung von Flurbeschädigungen durch das Publikum u. s. w. sungireuden Geudarmeriepatrouilleu. Berlin, den 8. Mai 1883.

W ilhel ui. v. Puttk ain er. Friedb c rg. B r o n sart von S ch e l l e n d o r f.

Instruktion für die bei deu g r o ß e re n Trupp e n ü bii ii ge ii zu r V erh ütuug von Flurbe j ch ä d i g u n g e n durch das P u b l i k u m re. fungi renden G endarmeriepatrouillen. 1) Zur Unterstützung der Landgcndarmcn bei Gelegenheit der größeren Truppenübungen werden Unteroffiziere und Gefreite der Kavallerie zur Bildung von Gendarmcriepatronillen komm an -

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1883 (11. Juli)

bitt. Der Zweck dieser Patrouillen ist zunächst, das den Truppenübungen zuschauende Publikum von dem Betreten bestellter Fluren zurückzuhalten, bezw. demselben geeignete Aufstellungspunkte an­ zuweisen. Außerdem liegt den Patrouillen ob, die Ord­ nung der marschirendcn Truppenbagage, der Wagenkolonne mit Biwaksbedürsnissen zu kontrolliren und sonstige, dem Feldverhältnisse ent­ sprechende Polizeidienste zu verrichten. 2) Diese Patrouillen bestehen in der Regel aus drei Mann und zwar aus: 1 berittenen Landgendarm als Führer, s der an den Truppenübungen 1 Unteroffizier } teilnehmenden Kavalleriere1 Gefreiten

f gimenter als Begleiter des ’ Ersteren.

3) Zu diesem Kommando sind Seitens der Ka­ vallerieregimenter nur solche Leute zu verwenden, welche geeignet sind, im Mobilmachungsfalle bei der Feldgendarmerie verwendet zu werden. (§ ß des Reglements über die Organisation der Feld­ gendarmerie vorn 15. August 1872). 4) Als besonderes Dienstabzeichen legen die kommandirten Mannschaften zum Wasfenrock ?c. wie zum Mantel einen Ringkragen von weißem Metall an, auf welchem sich zwei heraldische Adler in Gelb befinden. Die Mannschaften haben, sobald sie zur Wahrnehmung des Polizeidienstes auftreten, stets int Dienstanzug mit obigem Ring­ kragen zu erscheinen. 5) Bei gemeinsamen Zusammenwirken der vor­ bezeichneten Mannschaften mit den Gendarmen liegt den Letzteren die Anordnung und Leitung des Dienstes der Mannschaften ihrer Pa­ trouille ob. Beim Zusammenwirken mehrerer Patrouillen hat, wenn nicht ein Oberwachtmeister betheiligt ist, der älteste Landgendarm die Leitung re. zu übernehmen. 6) Die kommandirten Mannschaften haben die­ jenigen polizeilichen Anordnungen mitzubefolgcn, welche der Landrath den zu diesen Patrouillen kommandirten Gendarmen innerhalb seiner Kom­ petenz zu ertheilen für nöthig erachtet. Werden, wie bei den großen Herbstübungen, Gendarmen ans verschiedenen Kreisen kommandirt, und unter Aufsicht von Gendarmerieoffizieren verwendet, so gehen die den Patrouillen zu ertheilenden Anord­ nungen von diesen Gendarmerieosfizieren aus; hat aber eine solche Abkommandirung von Gen­ darmen für Manöverzweckc nicht stattgefnuden, verbleiben letztere vielmehr in den von den Ma­ növern berührten Kreisen zur Berfügung der betreffenden Landräthe, so haben auch die zur Unterstützung dieser Gendarmen kommandirten Unteroffiziere und Gefreiten den Seitens des be­ treffenden Landraths an sie ergehenden Weisungen nachzukommen. Bezüglich des Einschreitens gegen Unordnungen

der marschirenden Truppenbagageu rc. (vergl. Nr. 9) sind indessen lediglich die militärischerseits

gegebenen Weisungen maßgebend. 7) Unbeschadet des unter Nr. 6 erörterten Ver­ fügungsrechtes des Landraths beziehungsweise des Gendarmerieoffiziers haben sich die als Patrouilleuführer zu verwendenden Laudgendarmen, beziehungsweise, wenn dieselben dem Kommando eines Geudarmerieoffiziers oder Oberwachtmeisters unterstellt sind, diese Persönlichkeiten an jedem Uebungstage vor Beginn der Uebung bei dem leitenden Truppenkommandeur zu melden, um über den voraussichtlichen Gang des Gefechts, die wünschensmerthe Dirigirung des Publikums und über sonstige, für die Ausübung des Patrouillendienstes nothwendige Einzelheiten informirt zu werden. Die direkte Ertheiluug dieser Information an die einzelnen Patrouillen unterbleibt auch, falls etwa der Landrath zur Stelle ist, um diese Information selbst entgegen zu nehmen. Die Patrouillen sind außerdem angewiesen, den Requisitionen der für die Flurschäden-Abschätzungs kommission kommandirten Offiziere, soweit sich dieselben auf das Zurückhalteu des zuschauendeu Publikums von den bestellten Flurtn beziehen, in jeden: einzelnen Falle nachznkommen.

8) Nach Schluß der täglichen Uebungen treten in der Regel die zur Unterstützung der Gen darmeu kommandirten Mannschaften unter den direkten Befehl des leitenden Trnppenkommau denrs zurück, um erforderlichenfalls noch zu mili tärpolizeilicheu Diensten in deit Biwaks und Kantonnements verwendet zn werden. Eine Bei­ wendung zn Ordonnauzdiensten bleibt indessen ausgeschlossen. Die Befugnisse der zu den Gendarmöriepa trouillen gehörigen Landgendarmen regeln sich nach der Dienstinstruktion vom 30. Dezember 1820 resp, vom 23. Mai 1807 für bie neuen Laudestheite. 9j Die von den Truppen zur Unterstützung der Landgendarmen kommandirten Mannschaften siltd, sobald sie zttr Wahrnehmung des Polizeidienstes auftreten, int Dienst und es stehen ihnen, so lange sie sich im Dienst befinden, diejenigen Befug­ nisse zn, welche durch die Instruktion vom 29. Januar 1881 für die Wachen, tu Hinsicht der von denselben vorzunehmenden Verhaftungen und vorläufigen Festnahmen, vorgeschrieben sind. Das Einschreiten der Patroutllen in Aufrecht erhaltung der Ordnung der marschirenden Trup penbagage (vergl. Nr. 1) beschränkt sich indessen auf die Anzeige ait den Führer der Bagage ?c. bezw. dessen anwesenden Stellvertreter. Stellt derselbe die ihm kundgegebenen Unregel Mäßigkeiten nicht ab, so darf die Patrouille doch ihre Autorität gegen die, ersteren unterstellten Personen nicht geltend machen und übernimmt dann der Führer die Verantwortung. Die Pa­ trouille macht alsdann dem etwa vorhandenen

1883 (11. Juli — 12. Juli) Gendarmerieosfizier oder Obel.Wachtmeister (vergl. Nr. 5 und 6), andernfalls direkt dem Leitenden des Manövers über den Vorfall Meldung. Die Eskadronschefs sind dafür verantwortlich, daß die zu den Gendarmeriepatronillen kommandirten Mannschaften mit dem Inhalt der vorbe­ zeichneten Instruktion vom 29. Januar 1881 durchaus vertraut sind. 10) Bei den Tivisionsübnngen (Anhang III. I. 3 der Verordnungen über die Ausbildung der Truppen für den Felddienst re. vom 17. Juni 1870) ist durch den die Uebung leitenden Kommandeur (Brigade- bezw. Divisionskommandeur) mit der betreffenden Civilbehörde (Landrath, Regierungs­ präsident) jedesmal eine Vereinbarung — Leitens der letzteren nach Kommunikation mit der bethciligten Gendarmeriebehörde — über die Zahl der zu sormirenden Gendarmeriepatrouillen zu treffen.1 11) Finden Manöver der beiden Divisionen eines Armeekorps gegeneinander im Sinne des letzten Absatzes des Anhangs III I. 3 der vorer­ wähnten Verordnung statt, so liegt dem General­ kommando ob, die Zahl der erforderlichen Gendarmeriepatrouillen mit der betreffenden Civilbe­ hörde (Landrath, Regierungspräsident, Oberprä­ sident), welche letztere dieserhalb mit den bethei­

333

ligten Gendarmeriebehörden in Verbindung tritt, zu vereinbaren. 12) Die Zahl der für die, vor Leiner Majestät dem Kaiser und Könige stattfindenden großen Herbstübungen zu kommandireudeu Gendarmericpatrouilleu ist in jedem Falle besonders zil ver­ einbaren und zwar zwischen dem betreffenden Generalkommando, bezw. bei dem Manöver zweier Korps gegeneinander zwischen demjenigen Generalkommando, in dessen Bereich das Manöver stattfindet, einerseits und den betreffenden Ober­ präsidenten andererseits, welche letztere dieserhalb mit dem Chef der Landgendarmerie in Verbindung zu treten haben. 13) Die Kommandirung der erforderlichen Unteroffiziere und Mannschaften zu den Gen­ darmeriepatrouillen veranlaßt diejenige Kommandobehörde, welche die oben sub Nr. 10, 11 u. 12 gedachten Vereinbarungen getroffen hat. Im Falle eines Manövers zweier Armeekorps gegeneinander stellt ein jedes derselben die Hälfte des Gesammtbedarfes (vergl. Nr. 12). 1. Soll auch (ins die besonders angeordneten Uebungen ter Kavallerie im Tivisions Berbande Anwendung finden. Bf. des Mitt. v. 2. Aug. 1883 (A.-Bl. S. 256).

12. Juli 1883.

Lelranntmachung des Reichskanzlers, betreffend die Einfuhr und die Ausfuhr non Pflanzen und sonstigen Gegenständen des Wein- und Gartrndanes. R.-G.-Bl. S. 242. Auf Grund der Vorschriften im § 4 Ziffer 1 und im 8 5 Ziffer 1 und 3 der Verordnung, betreffend das Verbot der Einfuhr und der Aus­ fuhr von Pflanzeu uud sonstigen Gegenständen des Wein- und Gartenbaues, vom 4. Juli d. I. (R.-G.-Bl. S. 153) bestimme ich: § 1. Tie Einfuhr aller zur Kategorie der Rebe uicht gehörigen Pflänzlinge, Sträucher uud son­ stigen Vegetabilien, welche aus Pslanzschulen, Gürten oder Gewächshäusern stammen, über die Grenzen des Reichs darf nur über die nachstehend bezeichnelen Zollämter erfolgen: 1

b) in Bal) e r n. Hauptzollämter zu Lindau, Passau, Simbach uud Furth a. W.; Nebeuzollämter zu Kufstein, Salzburg und Eger.

u) i in Köni g r e i et) Snchse n.

Hauptzollämter zu Zittau uud Schandau; Nebeuzollämter zu Bodenbach, Tetschen uud Voitersreuth.3 d) i u W ü r t t c m berg

Hauptzollamt zu Friedrichshafeu.

a) in P reußen.

e) in Baden.

Hauptzollämter zu Mpslowitz, Liebau, Danzig, Stettin, Flensburg, Aachen (einschließlich der Zoll­ abfertigungsstelle im Bahnhof Templerbend) und Emmerich (einschließlich der beiden dortigen Tampfschiffsabsertigungsstellen);2 Zollexpedition am Bahnhof zu Luxemburg; Nebenzollämter zu Woyens und Weener.

Hauptzollamt zu Konstanz; Zollabfertigungsstellen auf den Bahnhöfen zu Schaffhausen und Basel.1

1. Ferne.' über Hamburg, Mm. v. 1. Rov. 1883 ; Br em erHaven ii. Bremen, Bkm. v. 26. Febr. 1881 ; Viibcif, Bkm. v. 8. Febr. 1885.

2. Ferner Kaldenkirchen, Bkm. v. 23. Jan. 1884; Pillau, Königsberg in Lstpr., Eydtlnhnen. Bkm. v. 31. Jan. 1884.

f) in Elsaß-Lothringen. Nebenzollämter I. zu Deutsch, Noveant, Amanweiler, Deutsch-Avricourt, Chambrey, Markirch, Sales, Altmünsterol, Basel und Diedolshausen; Nebenzollamt II. zu Urbis. 3. Reitzenhain, Bkm. v. 26. Mai 1884.

4. Waldshut und Erzingen, Bkm. v. 4. Juni 1884.

334

1883 (12. Juli)

2. Die Bestimmungen im § 2 der Eingangs gedachten Verordnung findet auf Gewächse, welche aus Rußland stammen, bis auf weiteres nicht

Anwendung. 3. Die Bestimmungen in den §§ 3 und 4 der Eingangs gedachten Verordnung finden aus nicht zur Kategorie der Rebe gehörige Gewächse, auf

i

Blumen in Töpfen und auf Tafeltrauben ohne Blätter oder Rebholz, welche von Reisenden als Handgepäck mitgebracht werden, nicht Anwendung, sofern nicht im einzelnen Falle, nach dem Urtheil des zuständigen Zollamts, besondere Umstände den Verdacht einer Verschleppung der Reblaus begründen.

12. Juli 1883.

Handels- und Schifffahrtsvertrag zwischen dem Dentschen Keich nnd Spanien. R.-G.-Bl.

A u m er f u n g. 1) Gleich nach der Truppenübung fordert der Ortsvorstand die Eingesessenen zur Anmeldung der Entschädigungsforderungen auf. Die Anmeldungen werden vom Ortsvorstande

durch Ausfüllung der Kolonnen 1 bis 7 zusam­ mengestellt. Kolonne G und 7 sind mit Blei aus­ zufüllen. Wollen die Betheiligten keine b e stimm t e n Entschädigungsforderungen stellen, so bleibt Kolonne 6 a unausgefüllt. In gleicher Weise hat die zuständige Civilbehörde dem selbständigen Gutsbezirke gegenüber zu verfahren. Die Nachweisungen sind von dem Ortsvorstande beziehungsweise der zuständigen Civilbchörde der Abschätzungskommission bei ihrem Eintreffen zur Prüfung und weiteren Ausfüllung vorzulegen. Der Ortsvorstand muß beim Schätzungstermine anwesend sein. Die Nachweisungen sind am Schlüsse mit Ort und Datum zu versehen und von sämmtlichen Mitgliedern der Abschützungskommission zu voll­

ziehen. 2) Haben die Abschätzungen nur geringen Um­ fang oder sind nur wenige Interessenten betheiligt, so ist die Nachweisung entbehrlich, jedoch müssen dann die entsprechenden Angaben aus dem Pro­ tokoll zu entnehmen sein. Letzteres ist der Zah­ lungsanweisung der Intendantur zu Grunde zu legen. 3) Für Abschätzungen, auf welche dies Schema nicht ohne weiteres paßt, ist ein entsprechendes Schema zu entwerfen. 4) Die Ausfüllung der Spalte 11 erfolgt erst bei Auszahlung der Entschädigungsbeträge. Reicht der Raum der Spalte 11 für die Ouittirung der Beschädigten nicht aus, so ist besondere Quittung beizubringen.

1883 (24. Juli)

342

Stand,

Kataster­ oder sonstige Bezeich­ nung

Name

Gegenstand und

der

Nähere Angabe

Flächen­

Davon

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Truppenübung

sind beschä-

Wohnort JO

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der

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verursachten

des

Schadens durch

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au Körnern,

den Verlust

digt.

des beschädigten

des durch die

For-

Grundstücks

S CQ

gung.

Heu, Weide,

hißten.

Bestellungs­

Interessenten. Bl. S. 303.

§ 1. Dem Reichskanzler wird für die durch die in der Anlage abgedruckte Bekanntmachung vom 9. August 1883 erfolgten Anordnungen von Zoll­ ermäßigungen Indemnität ertheilt. 2. Durch Kaiserliche Verordnung nach erfolgter Zustimmung des Bundesraths kann angeordnet werden, daß die Zollermäßigungen, welche in dem Tarif A zu dem Handels- und Schifffahrtsvertrage zwischen dem Deutschen Reich und Italien vom 4. Mai 1883 — R.-G.-Bl. S. 109 — und in dem Tarif A zu dem Handels- und Schifffahrts­ vertrage zwischen dem Deutschen Reich und Spa­ nien vom 12. Juli 1883 enthalten sind, auch

solchen Staaten gegenüber Anwendung finden, welche einen vertragsmäßigen Anspruch auf diese Ermäßigungen nicht haben. 2 Die auf Grund dieser Bestimmung erlassenen Kaiserlichen Verordnungen sind dem Reichstag, sofern er versammelt ist, sofort, andernfalls bei dessen nächstem Zusammentreten zur Genehmigung vorznlegen. Dieselben sind außer Kraft zu setzen, wenn der Reichstag die Genehmigung versagt. 1. xie erwähnte Bkm. ist durch diejenige v. 25. Cfr. 1883 ersetzt, daher hier nicht abgedrncft.

2. Vgl. V. v. 20. £ft. 1883.

14. September 1883.

Verordnung des Statthalters, betreffend die amtliche Geschästssprache des Amtsgerichts nnd der Gerichtsvollzieher in Metz. A.-Bl. S. 287.

Auf Grund des § 2 Abs. 2 der Kaiserlichen Verordnung, betreffend die Geschäftssprache der Gerichte und gerichtlichen Beamten, vom 17. Sep­ tember 1874 (Gesetzblatt für Elsaß-Lothringen S31) bestimme ich hierdurch, was folgt: Die Bestimmungen des § 15 Abs. 1 des Gesetzes, betreffend Abänderungen der Gerichtsverfassung

vom 14. Juli 1871 (G.-Bl. für Elsaß-Lothringen S. 165) treten für die Gemeinde Metz bezüglich der Verhandlungen und Urtheile des Amtsgerichts, sowie bezüglich der Verhandlungen und Beurkun­ dungen der Gerichtsvollzieher mit dem 1. Januar 1884 außer Wirksamkeit.

1883 (14. Scpt. — 1. Oft. — 20. Oft.)

347

14. Zeptember 1883.

Verordnung des Ministeriums, betreffend die amtliche Grschäftssprachr in den Gemeinden Diedenhofrn und Metz. A.-Bl. L. 87. Auf Grund des $ 5 des Gesetzes, betreffend die amtliche Geschäftssprache, vom 31. März 18"i2 (G.-Bl. für Elsaß-Lothringen 2. 159) wird hier­ durch im Anschluß au die Verordnung vom 21. De­ zember 1882 (Central- und Bezirks-A.-Bl für 1883 3. 1) bestimmt, was folgt:

I. für die Gemeinde Diedenhofen.

Die durch Verordnung des Oberpräsidenten vom 5. Dezember 1877 (Straßburger Zeitung Nr. 287) zugelassenen Ausnahmen von Bestim­ mungen des Gesetzes, betreffend die amtliche Ge­ schäftssprache, vom 31. März 1872 treten außer Wirksamkeit. II. für d i e G e m e i n d e Metz.

1) Die Behörden und Beamten der GemeindeVerwaltung haben sich der deutschen Sprache zu bedienen: a) bei Schreiben und Berichten an Behörden, deren Geschäftssprache die Deutsche ist;

b) bei öffentlichen Bekanntmachungen, unter Beifügung einer französischen Uebersetzung; c) bei Führung der Standesregister und den hierauf bezüglichen Bekanntmachungen; d) bei Verhandlungen mit Personen, deren Muttersprache die Deutsche ist, sowie bei der Be­ scheidung von Eingaben und Vorstellungen, welche in deutscher Sprache abgefaßt sind. 2) Die Befreiung der Unterbeamten der Polizei-, Forst- und Bauverwaltung, sowie der Unter­ beamten der direkten und indirekten Steuerver­ waltung von den Verpflichtungen des § 1 des Gesetzes vom 31. März 1872 ist aufgehoben. 3) Vorbehaltlich der Bestimmungen unter 1 und 2 bleiben die durch die Verordnung des Oberprüsidenten vom 5. Dezember 1877 zugelassenen Aus­ nahmen von Bestimmungen des Gesetzes, betreffend die amtliche Geschäftssprache, vom 31. März 1872 bis auf weiteres bestehen. Die gegenwärtige Verordnung tritt mit dem 1. Januar 1884 in Kraft.

1. Oktober 1883.

Verordnung drs Ministeriums, betreffend die Kosten der Unterbringung vernrthrilter Personen in ein Arbeitshaus. G.-Bl. S. 78.

Auf Grund des § 2 des Gesetzes vom 28. März 1883 (G.-Bl. für Elsaß-Lothringen S. 55) wird hierdurch der Zeitpunkt, mit welchem die Ver­ pflichtung der Landeskasse zur Uebernahme der

Kosten der gemäß § 362 des Strafgesetzbuches stattfindenden Unterbringung verurtheilter Per­ sonen in ein Arbeitshaus in Wirksamkeit tritt, auf den 2. Oktober 1883 festgesetzt.

20. Oktober 1883.

Verordnung, betreffend die Ausdehnung der Zollermiißignngen in den Tarifen A zu dem deutsch-italienischen und dem -entsch-spanischen Handels- und Schifffahrtsvertrage. R.-G.-Bl. S. 334.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden, Deutscher Kaiser, König vou Preußen ?c. verordnen im Namen des Reichs, auf Grund des § 2 des Gesetzes vom 10. September 1883, be­ treffend die Ertheilung der Indemnität für die durch die Bekanntmachung vom 9. Aligust 1883 angeordneten Zollermüßigungen re., imcf) erfolgter Zustimmung des Bundesraths, vorbehaltlich der Genehmigung des Reichstags, was folgt: § 1. Die Zollermüßigungen, welche in dem Tarif A zu dem Handels- und Schifffahrtsvertrage

zwischen dem Deutschen Reich und Italien vom 4. Mai 1883 und in dem Tarif A zu dem Handels- und Schifffahrtsvertrage zwischen dem Deutschen Reich und Spanien vom 12. Juli 1883 enthalten sind, finden auch der Türkei und Griechenland gegenüber Anwendung. 2. Diese Verordnung tritt gleichzeitig mit dem Handels- und Schifffahrtsvertrage zwischen dem Deutschen Reich und Spanien vom 12. Juli 1883 in Kraft.

348

1883 (24. Eft. - 25. Eft.) 24. Oktober 1883.

Verfügung des Ministeriums, betreffend VeisrKostenvrrgütung an Ordensschwestern, welche in den Zrrrnhänsrrn als Aufseherinnen verwendet werden. Just.-Samml. VIII S. 390.

Auf den gefälligen Bericht vom 20. v. M. Ar. 3160, dessen Anlagen hierbei zurückfolgen, wird Ew. Hochwohlgeboren ergebenst erwidert, daß Ordensschwestern, welche auf Grund der mit den Ordenshäusern abgeschlossenen Bertrüge in Irrenanstalten als Aufseherinnen verwendet wer­ den, nicht Beamte sind und deshalb die Bestim­ mungen des Gesetzes vom 3. Februar 1872, welches allein in Frage kommen kann, da die Verordnung vom 29. November 1880 sich nur aus die im Art. 1 Abs. 2 des Gesetzes vom 23. Dezember 1873 bezeichnetet! Beamten bezieht,

eine direkte Anwendung auf solche Ordensschwestern nicht finden. Es erscheint jedoch angemessen, die­ selben hinsichtlich der Vergütung ihrer im dienst­ lichen Interesse gemachten Reisen nach Analogie der für die Aufseher in den Irrenanstalten be­ stehenden Vorschriften zn behandeln, und es ist daher im vorliegenden Falle, sofern anderweite Bedenken nicht bestehen, die Reise nach dem Tagegcldcrsatzc von 3 Mark und nach Maßgabe des Gesetzes vom 3. Februar 1872 zu vergüten An

den Kaiserlichen Ersten

Staatsanwalt ?c.

25. Oktober 1883.

Bekanntmachung des Keichskarylrrs, betreffend Äusführnngsbestimmnngen in Stptg auf die Iollermäkignngrn in den Tarifen pi den Handels- nnd Schifffahrtsverträgrn mit Italien nnd mit Spanien. C.-Bl. S. 295. Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 24. Oktober d. I. in Bezug aus die Zollermäßigungen, welche in dem Taris A zu dem Handels uud Schifffahrtsvertrage zwischen dem Deutschen Reich und Italien vom 4. Mai 1883 (R.-G.-Bl. 3. 109) und in dem Tarif A zu dem Handels­ und Schifffahrtsvertrage zwischen dem Deutschen Reich und Spanien vom 12. Juli 1883 (R.-G.-Bt. S. 307) euthalteu find, die nachstehenden

von

4 al.

uni crfiinn : Levian?,t her Zollpflichtige die Nu-' Villluih], so piblt er für ioo Stücf ß.j Pf.

von

4

-

8 10

-

50

.

30

--

Ausführungsbestimmnngen beschlossen: 1) Die durch den Tarif A zu dem Handels­ und Schifffahrtsvertrage zwischen dem Deutschen Reich und Italien vom 4. Mai 1883 und durch den Taris A zu dem Handels- und Schifffahrts­ vertrage zwischen dem Deutschen Reich und Spanien vom 12. Juli 1883 ermäßigten Zollsätze,

nnd zwar: von 4 ji für frische Weinbeeren zum Tafel­ genuß — Taseltrauben — (Nr. 9 f1 des Zolltarifs), - 10 für frische Weinbeeren, andere (Nr. 9 f2 des Zolltarifs), 5 - für grobe Korkwaaren (Nr. 13 f des Zolltarifs), - 10 - für Korkstopfen, Korksohlen und Korkjchnitzereien (Nr. 13 g des Zolltarifs), 1. 11. 2. Jetzt 9 h. Vgl. Bkm. u. 21. Mai IRK;*».

für frische Apfelsinen, Citronen, Li monoii, Pomeranzen, Granaten Nr. 25 h 1 des Zolltarifs),

-

für frische Datteln und Mandeln (Nr. 25 h 1 des Zolltarifs), für Feigen, Korinthen und Rosinen «Nr. 25 h 2 des Zolltarifs), für getrocknete Datteln, Mandeln, Pomeranzen und Granaten «Nr. 25 h 3 des Zolltarifs), für Chokolade (Nr. 25 p 13 des Zolltarifs), für Oliven (Nr. 25 p 1 des Zoll

tarifs),3 4 für Johannisbrod (Nr. 25 p 2 des Zolltarifs),5 - 10 für Speiseöl in Flaschen oder Krü­ gen (Nr. 26 a 1 6 des Zolltarifs), 4 für Olivenöl in Fässern (Nr. 26 a 27 des Zolltarifs^ — für je 100 kg — finden auch deujenigen Staaten, welche einen vertragsmäßigen Anspruch 2

3. Jem 2j p 3.

1. Zetzt 20 Mark nach Vertrag v. 10. Mai 1 dem D. Reich u. Lpanien. ä. Jetzt 1 Mark nach Vertrag u. io. Mai 18K>.

6. Jetzt 26 a. 7. Zetzt 26 h.

putschen

1883 i25. Oft. — 1. Nov.stuf diese Ermäßigungen haben, * sowie aus Grund der Verordnung vom 20. d. M. (R.-G.-Bl. S. 334) auch der Türkei und Griechenland gegenüber An­ wendung. * * Slum erhing: Hierzu folgenden Staaten: 8 9

gehören

gegenwärtig die

349

Portugal. (Handels- und Schifffahrtsvertrag vom 2. März 1872.)

Rumänien. (Handelskonvention vom 14. November 1877.) Schweiz. (Handelsvertrag vom 23. Mai 1881.) Seröien. Handelsvertr -g vom 6. Januar 1883.; Spanien. (Hand lS- und Schifffahrtsvertrag vom 12. Juli 1883.)

Argentinische Konföderation. (Freundschafts-, Handels und Schifffahrtsvertrag mit dem Zollverein vom 19. Sep­ tember 1857.) Belgien. (Handelsvertrag mit dem Zollverein vom 22. Mai 1865.) Ehite. (Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrag mit Preußen und den übrigen Staaten des Zollvereins vom I. Februar 1862 nebst Additionalakte vom 14. Juli 1869. Eostarica. (Freund cha ts, Handels- und Schiffsahrtsver trag vom 18. Mai 1875.) Krankreich. (Friede isvertrag vom 10. Mai 1871.) Großbritannien. (Handelsvertrag mit dem Zollverein vom 30. Mai 1865.) Kawaiische Inseln. (Freund'chafts-, Handels-, Schifffahrts25. März nnd Alomiilaruertrag vom------ ~--------- -— 18/9 ) 19. September Italien. (Handels- und Schifffahrtsvertrag vom 4 Mai 1883.) Liberia. (Handels und Schifffahrtsvertrag mildem Nord­ deutschen Bunde vom 31. Oktober 1867, welchem Bauern. Württemberg, Baden und Hessen laut der am 18. Februar 1869, II. August 1868, 24. April 1868 und 29. Dezember 1868 ausgetanschten Erklärungen beigetreten sind.) Mexico. (Frenndschafts-, Handels und Schifffahrtsvertrag v : ferner bei der Einfuhr aus Bulgarien, Aegupten und Ost rumelien als Dributärstaaten der Türkei, sowie aus Algier (vgl. Ttscli. Handelsarchiv 1882 1 S. 679 ff.

2) In Bezug auf die nachbezeichnelen Gegen­ stände, nämlich: Grobe Korkwaaren, Korkstopfen, Korksohlen und Korkschnitzereien, Chokolade, Speiseöl in Flaschen oder Krügen nnd Olivenöl in Fässern ist die Abstaminung der eingehenden Waaren ans den Ländern, auf welche nach Ziffer 1 die er­ mäßigten Zollsätze Anwendung finden, durch behördliche, eventuell in beglaubigter Uebersetzung beizubringende Atteste des Heimathlandes oder in anderer Weise (Vorlegung von Schiffspapieren, Fakturen, Original-Frachtbriefen, kaufmännischen Korrespondenzen ?c.) glaubhaft nachzuweisen.10 Der Erbringung dieses Nachweises bedarf es nicht, wenn die in Frage kommenden Waaren als Passagiergut von Reisenden eingehen. In Fällen, wo über die Abstammung der vor­ bezeichneten Waaren aus einem Lande, auf welches nach Ziffer 1 die ermäßigten Zollsätze Anwen­ dung finden, Zweifel nicht bestehen, kann mit Genehmigung des Amtsvorstandes von der Bei­ bringung eines besonderen Nachweises über die Herkunft der Waare Abstand genommen werden. 3) Diese Bestimmungen treten am 2. November d. I. an Stelle der Bekanntmachungen vom 30. Juni 1883 (Central-Bl. für das Deutsche Reich S. 221) und vom 9. August 1883 (CentralBl. für das Deutsche Reich 3. 243) in Geltung.

10. Nach dem B. R. B. vom 20. Dez. 1883 nnd 28. Febr. 1884 (C. Bl. 1884 S. 49, kann der Nachweis der Abstam­ mung beim Eingang der Gegenstände ans dem hamburgischen Frelhasengebiete dnrch eine Ursprnngsbescheinignng der hamburgischen Handelskammer, ans dem bremischen Freihafengebiete durch eine Ursprungs bescheinignng des General-Steueramts zu Bremen, aus Altona dnrch eine Besch.inigung des NvmmerzlolleginmS daselbst erbracht werden.

1. Nvveiu ber 1883.

Sekanntmachnng des Keichskansters, betreffend die Einfuhr von Pflanzen und sonstigen Gegenständen des Gartenbaues? R.-G.-Bl.. S. 335. 1. S. Bem. 1 zur Blm. v. 12. Juli 1883.

350

1883 (3. Nov.) 3. November 1883.

Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffen- die Ausführung der tlebrreinkunst zwischen Deutschland und Frankreich über den Schutz an Werken der Literatur und Kunst. C.-Bl. S. 317. In Ausführung der Uebereinkunft zwischen Deutschland und Frankreich, betreffend den Schutz an Werken der Literatur und Kunst, vom 19. April

von dem Inkrafttreten der Uebereinkunft ab zur Anfertigung von Exemplaren benutzt werden, vorausgesetzt, daß diese Vorrichtungen amtlich mit einem Stempel versehen werden. Wer sich daher im Besitze von Vorrichtungen der bezeichneten Art befindet und dieselben noch ferner zur Herstellung von Exemplaren benutzen will, hat die Vorrichtungen bis zum 6. Februar 1884 einschließlich die Polizeibehörde seines Wohn­ orts vorzulegen. Die Exemplare selbst, welche mit Hülfe ge­ stempelter Vorrichtungen und innerhalb des ver­ einbarten Zeitraumes hergestellt worden sind, be­ dürfen eines Stempels nicht. Auf Verlangen sollen sie indessen ebenfalls amtlich abgcstempelt werden. Wer Exemplare der bezeichneten Art abgc stempelt zu haben wünscht, hat dieselben bis zum 6 Februar 1888 einschließlich, der gedachten Be­ hörde vorzulegen. 4. Die Polizeibehörde stellt ein genaues Verzcichniß der ihr vorgclegten Vorrichtungen nach deut nachstehenden Muster B auf und bedruckt die Vorrichtungen demnächst, unter thunlichster Scho­ nung derselben, mit ihrem Dienststempel, Ulld zwar in einer Weise, welche die Erhaltung des Stempelzeichens möglichst sicherstellt. Sie stellt ebenso ein genaues Verzeichnis; der mit jenen Vorrichtungen hergestellten, ihr vorge­ legten Exemplare nach dem im § 2 erwähnten Muster A auf und bedruckt demnächst jedes ein" zelue Exemplar mit ihrem Dieuststempel. 5. Ob die Herstellung der Exemplare oder Vorrichtungen nach dem bisherigen Bertragsrechte erlaubt war, hat die Polizeibehörde nicht zu prü­ fen; dagegen hat dieselbe die Stempelung zu ver­ weigern, wenn sie ermittelt, daß die im § 1 bc zeichneten Exemplare oder die im § 3 bezeichneten Vorrichtungen erst nach dem G. November 1883 oder die im § 3 bezeichnetet! Exemplare mit Hülse nugesteulpelter Vorrichtungen oder erst nach dem 6. November 1887 hergestcllt worden sind. 6. Die Verzeichnisse (§§ 2, 4) werden binnen sechs Wochen nach ihrem Abschluß von der Poli­ zeibehörde an die zuständige Zentralbehörde irrr Geschäftswege eingereicht und von der letzteren aufbewahrt. Einer Anzeige, daß bei der Polizei­ behörde Exemplare oder Vorrichtungen zur Ab­ stempelung überhaupt nicht vorgelegt worden sind,

1883, hat der Bundesrath die nachfolgenden Bestimmungen über die Eintragung und Stem­ pelung der Exemplare von Schriftwerken re. sowie der zur Herstellung jener bestimmten Vorrichtungen

erlassen: § 1. Gemäß den Bestimmungen des zu der deutsch-französischen Uebereinkunft vom 19. April 1883 gehörigen Protokolls dürfen diejenigen beim Inkrafttreten dieser Uebereinkunft, dem 6. No­ vember 1883, erlaubter Weise bereits hergestellten Exemplare von Werken der Literatur und Kunst (Schriftwerke, Abbildungen, musikalische Kompo­ sitionen, Werke der bildenden Künste), deren Her­ stellung nach den Vorschriften der Uebereinkunft nicht mehr gestattet sein würde, auch ferner ver­ breitet und verkauft werden, vorausgesetzt, daß sie innerhalb dreier Monate, vom Inkrafttreten der Uebereinkunft ab gerechnet, amtlich abgestem­

pelt werden. Unter der gleichen Voraussetzung darf der Druck solcher Exemplare, wenn deren Herstellung beiiu Inkrafttreten der Uebereinkunft erlaubter Weise im Gange ist, vollendet werden. Wer sich daher im Besitze von Exemplaren der im Abs. 1, 2 erwähnten Art befindet, hat die­ selben bis zum 6. Februar 1884 einschließ -

l i ch der Polizeibehörde seines Wohn­

ortes zur Abstempelung vorzulegeu. Sortimeutsbuchhändler, Kommissionäre re., wel­ che solche Exemplare besitzen, können dieselben Namens der Verleger oder ihrer Auftraggeber zur Abstempelung vorlegcn, ohne daß es einer

besonderen Vollmacht bedarf. 2. Die Polizeibehörde stellt ein genaues Verzeichniß der ihr vorgelegten Exemplare nach dem nachstehenden Muster A* auf und bedruckt dem­ nächst jedes einzelne Exemplar mit ihrem Dienststempel. 3. Gemäß den im Eingänge des § 1 erwähnten Bestimmungen dürfen ferner diejenigen beim In­ krafttreten der Uebereinkunft vorhandenen, bisher

erlaubter Weise angefertigten Vorrichtungen — wie Stereotypen, Holzstöcke, gestochene Platten aller Art, sowie lithographische Steine — deren Benutzung nach der Uebereinkunft untersagt sein würde, während eines Zeitraumes von vier Jahren

* Tie Muster sind nicht mit abgedrnckl.

!

bedarf es nicht. 7. Für die Eintragung und Abstempelung der Exemplare und Vorrichtungen werden Kosten nicht erhoben.

1883 (8. Nov. — 12. Nov.)

351

8. November 1883.

Snndesraths-Seschlnk, betreffend Scheuerung der sog. Widderkarten. C.-Bl. S. 333.

Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 8. November d. I. beschlossen, daß die aus 48 Blättern bestehenden sogenannten Widderkarten, von welchen je 24 Blätter zu einem der gewöhn­ lichen Kartenspiele verwendet werden können, als

doppelte Spiele anzusehen sind und folgeweise nach § 1 des Gesetzes vom 3. Juli 1878 und dem Bundesrathsbeschlusse vom 5. Juli 1882 ^C.-Bl. S. 342) einer Stempelabgabe von 30 Pfennigen für jede Hälfte unterliegen.

8. November 1883.

Verfügung des Ministeriums, betreffend die Sefugnisse der Gerichtsvollzieher hinsicht­ lich der Anfertigung von Klageschriften und sonstigen zuzustellenden Schriftstücken? A.-Bl. S. 342.

Unter Bezugnahme auf § 39 des Gesetzes vom 3. April 1880 und Ziffer 5 der Verfügung vom 3. Dezember 1881 mache ich darauf aufmerksam, daß Gerichtsvollzieher, welchen die Anfertigung von Klageschriften oder sonstigen zuzustellenden Schriftstücken übertragen wird, nicht kraft Gesetzes befugt sind, solche Schriftstücke Namens der Par­ tei, für welche zugestellt werden soll, zu unter­ zeichnen, vielmehr in dieser Beziehung mit anderen Bevollmächtigten auf gleicher Linie stehen und auch bezüglich des Nachweises der Bevollmächti­

i ■ I ! I

gung den allgemeinen Regeln unterliegen. Das entgegenstehende, bisher mehrfach wahrgenommene Verfahren ist geeignet, das Interesse der Rechtsuchenden wie der Gerichtsvollzieher­ selbst zu gefährden. Es sind daher künftighin zuzustellende Schriftstücke, welche im Auftrage I einer Partei von Gerichtsvollziehern angefertigt werden, voll dem Auftraggeber unterzeichnen 511 lassen. Wo ausnahmsweise Gerichtsvollzieher als Bevollmächtigte unterzeichnen, haben dieselben — abgesehen von den Fällen, für welche es der Bei­ bringung einer Vollnlacht überhaupt nicht bedarf (vergl. C.-P.-O. § 643) — zum Zwecke des Nach-

weises ihrer Bevollmächtigung sich mit einer schriftlichen Vollmacht zu versehen. Ob das Auftreten der Gerichtsvollzieher als Parteibevollmächtigte auf die Dauer mit den dienstlichen Rücksichten vereinbar und ob cs nicht geboten sein wird, demselben engere als die zur Zeit bestehenden Schranken zu ziehen, bleibt spä­ terer Prüfung vorbehalten. Aus der Wahrneh­ mung, daß solche Beamten in einzelnen Fällen sich förmliche P r0z eßv 0 l lm ach t ertheilen las­ sen und dadurch in Kollision mit den für ihre Amtshandlungen maßgebenden Vorschriften und Grundsätzen gerathen, nehme ich jedoch Veran­ lassung, schon jetzt anzuordnen, daß Gerichtsvoll­ zieher, welche in gerichtlichen Angelegenheiten als Parteibevollmächtigte auftreren wollen, sich lediglieh für bestimmte einzelne Handlungen

und selbstverständlich nur für solche Handlungen, deren Uebernahme nicht im Hinblick auf ihr Amt unstatthaft erscheint, Vollmacht ertheilen lassen dürfen.

1. S. hierzu 2". v. 21. Juni 1885.

12. November 1883.

Erlaß des Reichskanzlers, betreffend Abänderung des § 12 der Üestimmnngen über die Führung des Musterregisters. C.-Bl. S. 325. Der § 12 der „B e st i m m ungen über die Führung des Musterregisters" vom 29. Februar 1876 (C.-Bl. S. 123) wird ausge­ hoben. An die Stelle desselben treten folgende Vorschriften: Die niedergelegten Muster u. s. w. sowie deren

Abbildungen werden vier Jahre nach Ablauf der Schutzfrist aufbewahrt. Demnächst ist an den Ur­ heber, bczw. seinen Rechtsnachfolger die Auffor­ derung zu richten, die Muster u. s. w. binnen vier Wochen in Empfang zu nehmen, widrigenfalls über dieselben anderweitig verfügt werden würde.

352

1883 (12. Nov.)

Die Aufforderung gilt mit der Aufgabe zur Post selbst wenn sie als unbestellbar zurückkommt, als bewirkt. Wird ihr nicht entsprochen, so sind die Muster ii. s. w. sofern sie einen Werth nicht besitzen, zu vernichten, im übrigen aber einer öffent­

lichen Sammlung oder Anstalt zu überweisen oder auf geeignetem Wege zu veräußern. Die Landes­ regierungen bezeichnen die Kasse, welcher der Er­ lös aus der Veräußerung zuzuführen ist.

12. November 1883.

Verordnung des Statthalters, betreffend Aufhebung der Verpflichtung rur Ablegung der Feldmcfferpriifllng für die Aspiranten des elsaß-lothringischen Forstverwaltnngsdienstrs. Vl.-Bl. S. 329.

Die durch die Vorschriften über die Ausbildung und Befähigung zur Anstellung im höheren Forst­ verwaltungsdienste vom 24. März 1874 einge­ führte Verpflichtung zur Ablegung der Feldmesser­ prüfung für die Aspiranten des Forstverwaltungsdienstes wird hiermit aufgehoben. Dafür wird die Zulassung zur Laufbahn für den Kaiserlichen Forstverwaltungsdieust, außer von der Erfüllung der im § 3 der genannten Vorschriften verzeichneten Vorbedingungen, noch davon abhängig gemacht, daß das nach Ziffer 2 dieses Paragraphen erforderliche Reifezeugnis; eine unbedingt genügende Censur in der Mathe­ matik enthält. Ferner wird bestimmt, daß außer deu in § 5 der Vorschriften vom 5. Oktober 1875 über die forstwissenschaftliche Vorprüfung bezeichneten Ge­ genständen künftighin die Fcldmeßkunst und die daraus bezüglichen Theile der Mathematik, die Jnstrumcntenkunde, praktische Feldmesserarbeiten und die für Ausführung der letzteren bestehenden Vorschriften Prüfungsgegenstände der sorstwissenschaftlichen Vorprüfung bilden. Insbesondere haben hierbei Berücksichtigung zu finden: das Verfahren bei Aufnahme und Vermarkung von Waldungen, das Aufträgen der Vermessungsresultate, die Ftächenberechnung, die Ausnahme und das Auf­ trägen von Höhenkurven, überhaupt alle geome­ trischen Arbeiten, welche auf die Forstvermessung und Forsteinrichtung Bezug haben. Demgemäß sind bei der Meldung zur forst­ wissenschaftlichen Vorprüfung, an Stelle der im

8 5 der Vorschriften vom 24. März 1874, Abs. 2, geforderten Karte vorzulegen: 1) ein Zeugniß über regelmäßige Theilnahme an dem geodätischen Unterrichte und den prakti­ schen Uebungen im Feldmesseu und Nivellireu,

sowie au dein Unterrichte im Planzeichneu ans der Forstakademie oder Universität. 2) eine auf Grund eigener Vermessung und Auftragung gefertigte Spezialkarte im Maßstabe von 1: 5000 über mindestens 100 Hektar, nebst einer Generalvermessungstabelle, unter Beifügung des Vermessungsmanuals. Bei dieser Vermessung ist die Umringsmessnng mit dem Theodoliten auszuführcn, während die Detailvermessung mit der Boussole oder einem anderen Winkelmesser ausgeführt werden kann. 3) eine Bestands- und eine Wirthschaftskarte tut Maßstabe von 1 : 25000 über mindestens je 500 Hektar. 4) die Darstellung eines Nivellements von nun bestens 2 Kilometer Länge, in Zeichnung und Tabellen, nach eigener Aufnahme, unter Beifü­

gung des Nivellementsmanuals. Jedes der unter 2 bis 4 bezeichneten Stücke muß mit einer von dem Eleven selbst geschrie­ benen Versicherung versehen sein, daß er dasselbe in allen Theilen eigenhändig, ohne fremde Bei hülfe, gefertigt habe. Denjenigen Forstreferendareu, welche das Feld messerexamen noch nicht bestanden haben, dasselbe auch bis zu dem von ihnen zu absolvirendeu forstlichen Staatsexamen nicht ablegen, soll nach­ gelassen werden, die dem Forstmanne uothwen digen Kenntnisse in der Feldmeßknust, demnächst

nach den oben gegebenen Vorschriften vor der Ablegung des forstlichen Staatsexamens nachzu­ weisen. Aus diejenigen Aspiranten, welche vor Adle gnng der forstwisjenschastlichen Vorprüfung das Feldmesserexamen bereits bestanden haben, findet

gegenwärtige Verordnung keine Anwendung.

1883 (14. Nov. — 22. Nov.)

14. November 1883.

Verfügung des Ministeriums, betreffend die Zcldstverpflegung in den Gefangen­ anstalten. A.-Bt. S. 330.

Den Haftgefangenen,

mit Ausnahme der auf

Grund des § 361, Nr. 3 bis 8 des Strafgesetz­ buchs Verurteilten, sowie, vorbehaltlich der An­

ordnungen des zuständigen Richters, den Unter­ suchungsgefangenen ist gestattet, sich selbst zu ver­ pflegen. Die Selbstverpflegung muß sich in bescheidenen Grenzen halten und darf, einschließlich der Ver­ gütung für die gereichten Getränke, über den Be­ trag von 3 Mark täglich nicht hinausgehen. Ueber die Lieferung der Nahrung und der Ge­ tränke ist Seitens der Verwaltung der einzelnen Anstalt mit einem dazu geeigneten zuverlässigen Unternehmer ein Abkommen zu treffen. Die Lie­ ferung durch den Verpflegungsunternehmer der Anstatt oder durch Angehörige deS Gefangenen ist ausgeschlossen.

Den Selbstverpflegern ist, soweit der Raum dies irgend gestattet, eine besondere Zelle anzu­

weisen. Die Lieferung der Lagerung, der Wäsche, der Heizung und Beleuchtung sowie des Materials für die Reinigung hat in der Regel durch den Verpflegungsunternehmer zu geschehen, welcher dafür vom 1. Oktober bis 31. März eine tägliche Entschädigung von 60 Pfennig und vom 1. April bis 30. September eine solche von 40 Pfennig zu beanspruchen hat. In den Amtsgefängnissen sind diese Beträge je zur Hälfte an den Verpflegungs­ unternehmer und an den Staat zu entrichten.

Ein Beitrag zu den Verwabrnngskosten zu Gun' steil der Staatskasse ist von dem Selbstverpfleger nicht einznziehen.

22. November 1883.

Bekanntmachung des Ministeriums, betreffen- die Ausfuhr von Pflanzen und sonstigen Gegenständen des Gartenbaues. 341. Mit Beziehung auf die Vorschriften imA.-Bl. § 4 S. Etablissements, welche Erzeugnisse der in § 4 der der Kaiserlichen Verordnung vorn 4. Juli 1883 Kaiserlichen Verordnung erwähnten Art in außer­ (R.-G.-Bl. 1883, S. 153 u. slg.), betreffend das deutsche, bei der Reblauskonvention betheiligten Verbot der Einfuhr und der Ausfuhr von Pflan­ Staaten auszuführcn beabsichtigen, zu geeigneter Jahreszeit untersuchen und über den Befund Er­ zen und sonstigen Gegenständen des Wein- und Gartenbaues, wird bestimmt: klärungen abgeben, welche den betheiligten Bür­ 1) Die Erklärung des Absenders und die Be­ germeistern nntzutheilen sind. scheinigung der zuständigen Behörde, welche den Sofern im einzelnen Falle eine Erklärung im § 4 der Kaiserlichen Verordnung bezeichneten dieser Organe nicht vorliegt und in der erforder­ Pflanzen 2C. zum Zweck der Ausfuhr in das Ge­ lichen Zeit nicht beschafft werde kann, ist von dem biet eines bei der internationalen ReblanskonBürgermeister eine andere geeignete Persönlichkeit vention betheiligten Staates (zur Zeit Oesterreichbehufs Abgabe der Erklärung als Sachverstän­ Uugarn, Frankreich, Portugal, Schweiz, Belgien, diger zu bestellen. Luxemburg) beigesügt werden müssen, sind nach den I. Erklärung des Absenders. nachstehenden Formularen I und II auszustellen. 2) Die Ausstellung der behördlichen Bescheini­ Der UnterzeichneteJ) gung erfolgt durch den Bürgermeister des Geerklärt hiermit: meindcbezirks, aus welchem die auszusührenden, a) daß der ganze Inhalt der beifolgenden Sen­ Gegenstände herstanuneu. dung 1 2) 3) Die Erklärungen amtlicher Sachverständigen bezeichnet mit3) aus welchen die behördlichen Bescheinigungen be­ enthaltend t) ruhen sollen, werden in der Regel von den Or­ ganen abgegeben, welchen die Beaufsichtigung und 1) Name (Firma), Stand oder Gewerbe, Wohn­ Untersuchung der Rebpslanzungen nach § l des ort. 2) Anzahl und Beschaffenheit der Kollis (Kisten, Reichsgesetzes vom 3. Juli 1883, betreffend die Körbe). 3) Markirung und Nu mm er. 4) Angabe Abwehr und Unterdrückung der Reblauskrankheit, des Inhalts der Sendung (Gattung der Sträucher, übertragen ist. Diese Organe werden diejenigen Blumen u. s. w.). Sp. 23

1883 (22. Nov. — 24. Nov.)

354

aus seiner eigenen Gartenanlage in5) . . . stammt; b) daß die Sendung für6) in 7) bestimmt ist; c) daß die Sendung Reben nicht enthält; d) daß die Sendung Pflanzen mit Erdbällen enthält nicht enthält.

A

, den .

. ten.

.

(Unterschrift). II. Behördliche Bescheinigung. Es wird hiermit bescheinigt: a) daß die vorstehend näher bezeichnete Pflan­ zensendung von einer Bodenfläche des Herrn in................................ stammt, welche von jedem Weinstock durch

5) Angabe des Ortes, wo sich die Gartenanlage befindet. 6) und 7) Name und Wohnort desjenigen für den die Sendung bestimmt ist.

einen Zwischenraum von wenigstens 20 Metergetrennt ist, (oder) welche von jedem Weinstock durch ein Hin­ derniß getrennt ist, das nach dem Urtheil der unterzeichneten Behörde ein Zusammen­ treffen der Wurzeln ausschließt: b) daß jene Bodenfläche selbst keinen Weinstock enthält; c) daß auf derselben keine Niederlage von Reben sich befindet; d) daß auf dieser Bodcnfläche niemals von der Reblaus befallene Weinstöcke sich befunden Hachen, (oder) daß von der Reblaus befallene Weinstöcke auf der gedachten Bodenfläche zwar sich befunden haben, aber gänzlich ausgerottet worden find, daß ferner wiederholte Desinfektionen und drei Jahre hindurch Untersuchungen stattgefunoen Haven, welche die vollständige Vernich­ tung des Insekts und der Wurzeln verbürgen.

, den

A

ten.

.

.

.

^Siegel) und Firma der Behörde.

24. November 1883.

SeKanntmachnng des Kkichskanzlers, enthaltend Vrrzeichniß derjenigen Lrhörden, welche hinsichtlich der in Anlage D der Grundsähe für dir örfrtzung der Sitbaltrrn- nnd Unterbeamtrnstellen bei den Keichs- und Staatsbehörden mit Militär­ anwärtern aufgrführten Stellen des Keichsdienstes als Änftrllungsbehörden anMfehen lind. (Liehe 8 12 der Grundsätze nnd Ziffer VII der Erläuterungen.) Es wird hierunter ein Verzeichniß derjenigen Welche Bebörden für die Bewerbungen und C.-BI. L. 339. Sleilen der Militärverwaltung bezüglich der Kon Behörden zc. zur öffentlichen Kenntniß gebracht, tiugente von Bayern, Königreich Sachsen und welche hinsichtlich der in Anlage D der Grund­ Württemberg in Betracht kommen, bleibt späterer sätze für die Besetzung der Subaltern- und UnterBekanntmachung Vorbehalten. beamtenstellen bei den Reichs- und Staatsbehörden mit Militäranwärtern (Bekanntmachung vom 25. März 1882, Central-Bl. f. d. D. R. S. 123)1 aufgeführten Stellen des Reichsdienstes als A iiste l l u n g s b eh ö r d e n (§ 12 der Grundsätze 1. 5. i?tc „('irunbiiUjC" bei beut Erl. u. 11. CtL 188-1. und Ziffer VII der Erläuterungen) anznjehen sind. 2. W.^en der 'Jl 11 ft eil 11 n ß b e lj ö it* e 11 für den Pnudesdiensl in E. t'. i. Pt Ni. v. 22. C ft. 188-1.

355

1883 (24. Nov.) Nummer des StellenBerzeichnisses, Anlage D.

Bezeichnung

Bezeichnung

der Behörden, bei welchen die

der Behörden, an welche die An­

Stellen vorhanden sind.

meldungen zu richten sind.

I.

Auswärtiges Amt zu Ber­ lin.

Der Staatssekretär des Auswär­ tigen Amts zu Berlin.

I.

Reichsamt des Innern.

Der Staatssekretär des Innern zu Berlin.

I

Rcichs-Justizamt zu Berlin.

Der Staatssekretär des ReichsJustizamts zu Berlin.

I.

Reichsgericht zu Leipzig.

Der Präsident des Reichsgerichts zu Leipzig.



I.

Reichs sch atzamt zu Berlin.

Ter Staatssekretär des Reichs­ schatzamts zu Berlin.



I.

Reichs-Eisenbahn-Amt zu Berlin.

Der Präsident des Reichs-Eisenbahn-Amts zu Berlin.



I.

Rechnungshof des Deut­ schen Reichs zu Potsdam.

Der Chef-Präsident der Königlich preußischen Ober - Rechnungs kammer zu Potsdam.

I.

Verwaltung des Reichs-In­ valid c nfo nds zu Berlin.

Der Vorsitzende der Verwaltung des Reichs-Jnvalidenfonds zu Berlin.

Militär-Verwaltung. Preußisches Kontingent.

|1 1

Bemerkungen.



Bewerbungen um stel­ len im Kaiserlichen Statistischen Amt, Gesundheits - Amt, Patentamt oder in der Kaiserlichen Nor­ mal - Aichungskommission können auch an die Vorsteher dieser Behörden ge­ richtet werden.

-

1 1

Die Gesuche um Anstellung bei allen nachstehend nicht besondere aufczesührteu Behörden sind an die bitreffende Behörde selbst zu richten.

II. 7 lt. 11. Festungs-Inspektionen; Inspektion

Die betreffende Pionier-Inspektion.

der Militär-Telegraphie; Inge­ nieur-Komitee ; Fortifikationen; Festungs-Bau-Direktionen.

II. 10. II. 12. 16. 21. ii. 23. II. 13.

Festungs-Gefängnisse.

Garnison - Verwaltungen ; Lazarelhe; Montirungs-Depots;Proviantümter. Znvalidenhäuser.

I, II. 14 ii. Kadetten-Austalten: 30. Subaltcrubeamtenstellen. Unterbeanttenstellen.

II. 18. II. 26 h. 30.

Militärgerichte.

Remonte-Depots: Remonte-Depotadministratoren, Inspektoren, Ober-Roßärztc, bezw. Roßärzte, Rechnungsführcr, Futtermeister.

Die Inspektion der Königlich preu­ ßischen militärischen Strafan­ stalten zu Berlin. Die Intendantur des betreffenden Armee-Korps. Das Königlich preußische KriegsMinisterium, Departement für das Jnvaliden-Wesen,zu Berlin. DasKommando des Königlich preu­ ßischen Kadettenkorps zu Berlin. Das Kommando der betreffenden Anstalt. Das Königlich preußische GeneralAuditoriat zu Berlin. Das Königlich preußische KriegsMinisterium, Abtheilung für das Remonte-Wesen, zu Berlin.



356 Nummer des StellenBerzeichnisses, Anlage D.

1883 (24. Nov.) Bezeichnung

Bezeichnung

der Behörden, bei welchen die

der Behörden, an welche die An­

Stellen vorhanden sind.

meldungen zu richten sind.

Zahlungsstelle Korps.

des

14. Armee-

Die Intendantur des 14. ArmeeKorps zu Karlsruhe. Die Inspektion der Königlich preu­ ßischen Gewehrfabriken zu Ber­ lin.

Gewehr- und Munitionsfabriken: Werkmeister, Maschinenausseher, Maschinenheizer,Portiers,Nacht­ wächter, Hausdiener. Militärkirchengemeinden: Küster. Artillerie-Depot zu Geestemünde: Maschinist und Heizer für die Panzerthürme bei den Befestig­ ungen an der unteren Weser. Marine-Verwaltung.

Bemerkungen.

Der betreffende Divisions- bczw. Garnison-Pfarrer. Die Königlich preußische 2. Ar­ tillerie - Depot - Inspektion zu Stettin.

|

|

Die Gesuche um Anstellung bei allen nachstehend nicht besonders ausgeführten Behörden sind an die betreffende Behörde selbst zu richten.

I.

III.

III.

I.

III.

I. III.

I. III.

Admiralität und Hydrographisches Amt der Admiralität zu Berlin: Kanzleibeamte, Botenmeister, Kanzlei - und Hausdiener, Por­ tiers ; Sekretariats-Assistenten, * Dru­ cker und Druckereigehülfe. Kommando der Marinestation der Ostsee zu Kiel, bezw. der Nord­ see zu Wilhelmshaven: Marine-Gerichtsaktuare,Küster. Deutsche Seewarte * zu Hamburg, Observatorium zu Wilhelms­ haven und Chronometer-Obser­ vatorium zu Kiel: Bureaudiener.

Lotsenkommando an der Jade zu Wilhemshaven: Materialienverwalter, Schiffs­ führer und Maschinisten, Steuer­ leute , Lootsen, Leuchtthurm­ wärter, Leuchtthurmwärter-Gehülfen und Nebelsignalwärter. Intendantur der Marinestation der Ostsee zu Kiel, bezw. der Nordsee zu Wilhelmshaven: Kanzlisten, Bureaudiener. Marine-Intendantur-Sekretäre und Marine Jntendantur-Sekretariats-Assistenten, MarineJntendantur-Registratoren und Marine-Jntendantur-Registratur-Assistenten. Marine-Lazarethe zu Kiel und Friedrichsort, sowie zu Wil­ helmshaven : Krankenwärter, Hausknechte; Lazarett)-Inspektoren, Schiffslazarethdepot-Berwalter, Ma­ schinisten und Heizer bei den WasserheizanlagenderLazarethe. Marine-Garnisonverwaltungen 511 Kiel und Friedrichsort, sowie zu Wilhelmshaven:

' Der Ches der Kaiserlichen Adini i' ralität zu Berlin.

* Die Stellen der Re ciftrcitvr - Assistenten werden mit Beamten der Stationsinten dantnren besetzt.

Das betreffende Stationskonimando.

Der Chef der Kaiserlichen Admi­ ralität zu Berlin.

Das Hydrographische Amt Kaiserlichen Admiralität Berlin.

der zu

Der Chef der Kaiserlichen Admi­ ralität zu Berlin.

Die betreffende Stationsintendantur,zn Kiel oder Wilhelmshaven.

Die Stellen des Sc kr etärs und Registra tor», sowie der Se­ kretariats- UNd stratur-Assistenten bei der Scewa te werden mit Beamten der Sta tiousintendauturen besetzt.

357

1883 (24. Nov.) Nummer des Stellen Verzeich­ nisses, Anlage D.

I.

in.

i. ui.

i.

i.

in.

i. i. IV.

I. u. IV.

i.

i,

V.

B ezeichnung

Bez eichnung

der Behörden, bei welchen die

der Behörden, an welche die An­

Stellen vorhanden sind.

meldungen zu richten sind.

Kasernen- undGefängnißwärter, Aufseher bei dem Wasserwerk in Wilhelmshaven, Bauaufseher. Kasernen-Inspektoren, Bau­ schreiber, Maschinisten und Hei­ zer bei den Wasserheizanlagen und Wasserleitungen. Bekleidungsmagazin zu Kiel und Kleiderdepot zu Wilhelms­ haven : Magazin-Aufseher; Rendanten, Kontrolöre, BureauAssistenten. Marine-Akademie und -Schule zu Kiel: Hausaufseher, Portier. Werften zu Danzig, Kiel und Wilhelmshaven: Kanzlisten, Magazin - Oberauf­ seher, Magazinaufseher, Brücken­ wärter ; Portiers, Büreau- und Kassendiener. Werft-Rendanten, Werft-Berwaltungs-Sekretäre, Werft-Betriebs-Sekretäre, Werst-Sekreta­ riats-Assistenten, Werftschreiber und Wersthülfsschreiber, Werst­ oberbootsleute, Werftbootsleute, Führer und Maschinisten der Werftfahrzeuge, Schleusenmeistergehülfen, Spritzenmeister.

Reichs-Post- und Tele­ graph en-Berw al tun g. Reichs-Postamt; General-Postkasse; Post - Zeitungsamt, Postanwei­ sungsamt , Telegraphen-Apparat-Werkstatt. Ober-Postdirektionen, Ober-Postkassen, Post- und TelegraphenAnstalten.

»Die betreffende Stationsintendan\ tur, zu Kiel oder Wilhelms1 Haven.

Die Stationsintendantur zu Kiel.

1 Die betreffende Kaiserliche Werst.

1 Der Staatssekretär des Reichs-

Postamts zu Berlin. Die Ober-Postdirektion desjenigen Bezirks, in welchem der Anwärter seinen Wohnsitz hat.

Verwaltung der Reichs­ eisenbahnen. Reichsamt für die Verwaltung der Reichseisenbahnen zu Berlin. Kaiserliche General-Direktion der Eisenbahnen in Elsaß-Lothrin­ gen zu Straßburg i./E.: Kanzlisten, Kanzlei-Assistentenund Diätare, Lohnschreiber, Boten­ meister, Magazin- und Bauaufseher, Bureaudiener, Haupt­ kassendiener, Portier; Materialien-Verwalter I. und II. Klasse, Zugführer und OberPackmeister,Telegraphisten,Pack­ meister, Lademeister, Wägemei­ ster, Haltestellen-Aufseher, Ran-

Bemerkungen.

Der Chef des Reichsamt für die Verwaltung der Reichseisen bahnen zu Berlin.

\

f Die Kaiserliche General-Direktion ? i

der Eisenbahnen in Elsaß-LoIhringen zu Straßburg i./E.



1883 (24. Nov. — 26. Nov. — 8. Dez.)

358 Nummer des StellenVerzeichnisses, Anlage D.

V.

I.

V.

I u. VI.

Bezeichnung

Bezeichnung

der Behörden, bei welchen die

der Behörden, an welche die An­

Stellen vorhanden sind.

meldungen zu richten sind.

girmeister, Billetdrucker, Stati­ ons-Vorsteher I. und II. Klasse, Stationskassen - Rendanten I. und II. Klasse, Güter-Expedienten I. und II. Klasse, Stations­ Ausseher , Stations-Assistenten für den Stationsdienst, Stati­ ons-Assistenten für den Expe­ ditionsdienst, Eisenbahn-Sekre­ täre, Betriebs-Sekretäre, Bu­ reau-Assistenten und Diätare. Schaffner, Bremser, Schmierer.

Bahnwärter, Barrierenwärter, Brückenwärter, Tunnclwärter; Weichensteller, Rottenführer.

Reichsbank. Reichs - Hauptbank itnb deren Zweiganstalten: Reichsbank - Hauptstellen, Reichs­ bankstellen , Reichsbank - Kommanditen, Reichsbank - Neben­ stellen.

Bemerkungen.

Die Kaiserliche General-Direktion der Eisenbahnen in Elsaß-Lo­ thringen zu Straßburg i./E.

Das betriebstechnische Bureau der Kaiserlichen General-Direktion der Eisenbahnen in Elsaß-Loth­ ringen zu Straßburg i./E. i Die Kaiserlichen Eisenbahn-Be> triebs-Jnspektionen zu Mül) Hausen, Colmar, Straßburg I, Straßburg II., Saargemünd und Metz.

Nach Wahl des Bewer­ bers bezw. bei au» geschriebenen Stellen an diejenige Inspek­ tion, welche die Aus­ schreibung veranlaßt hat.

\ Der Präsident des Reichsbauk-

Direktoriums zu Berlin.

26. November 1883.

Handels-. Frenndschafts- und Zchifffahrtsvertrag mit Korea. R.-G.-Bl. 1884 3. 221.

8. Dezember 1883.

Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend die Urbereinknnft mit den dereinigten Staaten von Venezuela wegen gegenseitigen Markenschutzes. R.-G.-Bl. 3. 33!). Zwischen dem Deutschen Reich und den Ver­ einigten Staaten von Venezuela ist durch Aus­ wechselung von Erklärungen der beiderseitigen Regierungen eine Ucbereinkunft dahin getroffen worden, daß bezüglich der Fabrik- und Handelsmarken die Angehörigen des Deutschen Reichs in den Vereinigten Staaten von Venezuela und die Venezolanischen Bürger in Deutschland den­ selben Schutz wie die eigenen Angehörigen genießen sollen, daß ferner die Angehörigen

des einen Landes, um in dem anderen ihren Fabrik- und Handelsmarken den Schutz zu sichern, die in diesem Lande durch die Gesetzgebung vorgeschricbenen Förmlichkeiten zu erfüllen haben. Die Uebereinkunft soll vom Tage ihrer Bekanntmachung an in Anwen­ dung treten. Dies wird mit Bezug auf § 20 des Gesetzes über Markenschutz vom 30. November 1874 hier­ durch veröffentlicht.

1883 (10. Dez. — 12. Dez.)

359

10. Dezember 1883.

Verordnung des Sezirksprälidenten von Lothringen, betreffend Änsübung der Flußül'cherei im Lczirk Lothringen? A.B!. 1884 Z. 58. Auf Grund des Gesetzes vom 15. April 1829, betreffend die Flußfischerei (B. d. L.. ser. VIII. Nr. 10958) sowie des Gesetzes, betreffend die Fischerei vom 31. Mai 1865 (B. d. L.. ser. XI. Nr. 13271), des § 18 des Gesetzes vom 30. De­ zember 1871, betreffend die Einrichtung der Verwaltung (G.-Bl. f. E.-L. 1872 3. 49) und der Kaiserlichen Verordnung vom 12. Februar 1883,betreffend die Fischereipolizei (G.-Bl. f. E.-L. 1883 Nr. 3 S. 5) wird nach Einsicht des dnrch den Bezirkstag unter dem 17. November 1883 abge­ gebenen Gutachtens für den Bezirk Lothringen hierdurch verordnet, was folgt: § 1. Es ist verboten, in den Gewässern Loth­ ringens mit andern als den nachbenannten Ge­ rathen zu fischen: 1) die schwimmende,

in der Hand gehaltene

Angel,

2) die Grundangel mit oder ohne Schwimmer, 3) die Leinen, 4'i das viereckige Senkgarn, 5- das kleine, mit der Hand vorn Schiffe aus geworfene und von einer Person allein gehand­ habte Wurfnetz, 6) der Garnsack ohne Flügel, 7) die Reusen und 8) die Flasche (la bouteille). 2. Es ist verboten, lebende Fische als Angel­ köder zu benutzen. 3. Zuwiderhandlungen werden nach Maßgabe des Gesetzes vom 15. April 1829 betreffend die Flußfischerei bestraft.

1. Ergänzt durch Beschl. v. 8. Aug. 1884. 2. ii. siütir des 8 15 dieser B

12. Dezember 1883.

AcberrinKilnft zwischen Deutschland und Lelgieu, betreffend den Schutz an werben der Literatur nnd Kunst.' R. G.-Bl. 1884 S. 173. Art. 1. Die Urheber von Werken der Literatur­

oder Knust sotten, gleichviel ob diese Werte ver­ öffentlicht find oder nicht, in jedem der beiden Länder gegenseitig sich der Vortheile zu erfreuen haben, welche daselbst zum Schutze von Werken der Literatur oder Kunst gesetzlich eingeräumt sind oder eingeräumt werden. Sie sollen daselbst denselben Schutz und dieselbe Rechtshülfe gegen jede Beeinträchtigung ihrer Rechte genießen, als wenn diese Beeinträchtigung gegen inländische

Urheber begangen wäre. Diese Vortheile sollen ihnen jedoch gegenseitig mir so lange zustehen, als ihre Rechte in dem Ursprungs­ lande in Kraft sind, und sollen in dem anderen Lande nicht über die Frist hinaus dauern, welche daselbst den inländischen Urhebern gesetzlich ein ge­ räumt ist. Der Ausdruck „Werke der Literatur oder Kunst" umfaßt Bücher, Broehüren oder andere Schrift­ werke; dramatische Werke, musikalische Komposi-

tiouen, dramatisch-musikalische Werke; Werke der zeichnendeu Kunst, der Malerei, der Bildhauerei-, Stiche, Lithographien, Illustrationen, geographische Karten; geographische, topographische, architekto­

1. AusfttsirungsbestimnHmqen v. 18. De;. 1881.

nische oder naturwissenschaftliche Pläne, Skizzen, und Darstellungen plastischer Art; und überhaupt jedes Erzeugnis; aus dem Bereiche der Literatur, Wissenschaft oder Kunst. 2. Die Bestimmungen des Art. 1 sollen auch Anwendung finden auf die Verleger solcher Werke, welche in einem der beiden Länder veröffentlicht sind nnd deren Urheber einer dritten Nation an­ gehört. 3. Die gesetzlichen Vertreter oder Rechtsnach­ folger der Urheber, Verleger, Uebersetzer, Kompo­ nisten, Zeichner, Maler, Bildhauer, Kupferstecher, Architekten, Lithographen u. s. w. sollen gegen­ seitig in allen Beziehungen dieselben Rechte ge­ nießen, welche die gegenwärtige Uebereinkunst den Urhebern, Verlegern, Uebersetzern, Komponisten, Zeichnern, Malern, Bildhauern, Kupferstechern, Architekten und Lithographen selbst bewilligt. 4. Es soll gegenseitig erlaubt sein, in einem der beiden Länder Auszüge oder ganze Stücke eines zum ersten Male in dem anderen Lande erschienenen Werkes zu veröffentlichen, vorausge­ setzt, daß diese Veröffentlichung ausdrücklich für den Schul- oder Unterrichtsgebrauch bestimmt und eingerichtet oder wissenschaftlicher Natur ist. In gleicher Weise soll es gegenseitig erlaubt

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1883 (12. Dez.)

sein, Chrestomathien, welche aus Bruchstücken von Werken verschiedener Urheber zusamengesetzt sind, zu veröffentlichen, sowie in eine Chrestomathie oder in ein in dem einen der beiden Länder er­ scheinendes Originalwerk eine in dem anderen Lande veröffentlichte ganze Schrift von geringerem

Umfange aufzunehmen. Es muß jedoch jedesmal der Name des Urhebers oder die Quelle angegeben sein, aus welcher die in den beiden vorstehenden Absätzen gedachten Auszüge, Stücke von Werken, Bruchstücke oder

Schriften herrühren. Die Bestimmungen dieses Artikels finden keine Anwendung auf die Aufnahme musikalischer Kom­ positionen in Sammlungen, welche zum Gebrauche für Musikschulen bestimmt sind; vielmehr gilt eine derartige Aufnahme, wenn sie ohne Genehmigung des Komponisten erfolgt, als unerlaubter Nach­ druck. 5. Artikel, welche aus den in einem der beiden Länder erschienenen Zeitungen oder periodischen Zeitschriften entnommen sind, dürfen in dem an­ deren Lande im Original oder in Uebersetzung

gedruckt werden. Jeroch soll diese Befugniß sich nicht auf den Abdruck, im Original oder in Uebersetzung, von Feuilleton-Romanen oder von Artikeln über Wissenschaft oder Kunst beziehen. Das Gleiche gilt von anderen, aus Zeitungen oder periodischen Zeitschriften entnommenen grö­ ßeren Artikeln, wenn die Urheber oder Heraus­ geber in der Zeitung oder in der Zeitschrift selbst, worin dieselben erschienen sind, ausdrücklich er­ klärt haben, daß sie deren Nachdruck untersagen. In keinem Falle soll die im vorstehenden Absatz gestattete Untersagung bei Artikeln politischen In­ halts Anwendung finden. 6. Das Recht auf Schutz der musikalischen Werke begreift in sich die Unzulässigkeit der soge­ nannten musikalischen Arrangements, nämlich der Stücke, welche nach Motiven aus fremden Kompositiouen ohne Genehmigung des Urhebers gearbeitet sind. Den betreffenden Gerichten bleibt es Vorbehalten, die Streitigkeiten, welche bezüglich der Anwen­ dung obiger Borschrift etwa hervortreten sollten, nach Maßgabe der Gesetzgebung jedes der beiden Länder zu entscheiden.

7. Um allen Werken der Literatur und Kunst den im Art. 1 vereinbarten Schutz zu sichern und damit die Urheber der gedachten Werke, bis zum Beweise des Gegentheils, als solche angesehen und demgemäß vor den Gerichten beider Länder zur Verfolgung von Nachdruck und Nachbildung zugelassen werden, soll es genügen, daß ihr Name auf dem Titel des Werkes, unter der Zueignung oder Vorrede, oder am Schlüsse des Werkes ange­ geben ist. Bei anonymen oder pseudonymen Werken ist der Verleger, dessen Name auf dem Werke steht,

zur Wahrnehmung der dem Urheber zustehendcn Rechte befugt. Derselbe gilt ohne weiteren Beweis als Rechtsnachfolger des anonymen oder pseudo­ nymen Urhebers. 8. Die Bestimmungen des Art. 1 sollen auf die öffentliche Aufführung musikalischer, sowie auf die öffentliche Darstellung dramatischer oder dramatisch­ musikalischer Werke gleichfalls Anwendung finden. 3. Den Originalwerken werden die in einem der beiden Länder veranstalteten Uebersetzungen inländischer oder fremder Werke ausdrücklich gleichgestellt. Demzufolge sollen diese Uebersetzungen rücksichtlich ihrer unbefugten Vervielfältigung in dem anderen Lande, den im Art. 1 festgesetzten Schutz genießen. Es ist jedoch wohlverstanden, daß der Zweck des gegenwärtigen Artikels nur dahin geht, den Uebersetzer in Beziehung auf die von ihm gefer­ tigte Uebersetzung des Originalwerkes zu schützen, keineswegs aber dem ersten Uebersetzer irgend eines in todter oder lebender Sprache geschriebenen Werkes das ausschließliche Uebersetzungsrecht zu übertragen, außer in dem im folgenden Artikel vorgesehenen Falle und Umfange. 10. Den Urhebern in jedem der beiden Länder soll in dein andern Lande während zehn Jahre nach dem Erscheinen der mit ihrer Genehmigung veranstalteten Uebersetzung ihres Werkes das aus schließliche Uebersetzuugsrecht zustehen. Die Uebersetzung muß in einem der beiden Länder erschienen sein. Behufs des Genusses des obengcdachten aus­ schließlichen Rechtes ist es erforderlich, daß die genehmigte Uebersetzung innerhalb eines Zeit­ raumes von drei Jahren, von der Veröffentlichung des Originalwerkes an gerechnet, vollständig er­ schienen sei. Bei den in Lieferungen erscheinenden Werken soll der Lauf der in dem vorstehenden Absatz fest­ gesetzten dreijährigen Frist erst von der Veröffent­ lichung der letzten Lieferung des Originalwerkes an beginnen. Falls die Uebersetzung eines Werkes lieferungsweise erscheint, soll die im ersten Ab­ satz festgesetzte zehnjährige Frist gleichfalls erst von dem Erscheinen der letzten Lieferung der Uebersetzung an zu laufen anfangen. Indessen soll bei Werken, welche aus mehreren in Zwischenräumen erscheinenden Bünden bestehen, sowie bei fortlaufenden Berichten oder Heften, welche von literarischen oder wissenschaftlichen Ge­ sellschaften oder von Privatpersonen veröffentlicht werden, jeder Band, jeder Bericht oder jedes Heft, bezüglich der zehnjährigen und der dreijährigen Frist, als ein besonderes Werk angesehen werden. Die Urheber dramatischer oder dramatisch­ musikalischer Werke sollen, während der Dauer ihres ausschließlichen Uebersetzungsrechtes, gegen­ seitig gegen die nicht genehmigte öffentliche Dar­ stellung der Uebersetzung ihrer Werke geschützt werden.

361

1883 (12. Dez.) 11. Wenn der Urheber eines musikalischen oder dramatisch-musikalischen Werkes sein Vervielfälti­ gungsrecht an einen Verleger für eines der beiden Länder mit Ausschluß des anderen Landes abge­ treten hat, so dürfen die demgemäß hergestellten Exemplare oder Ausgaben dieses Werkes in dem letzteren Lande nicht verkauft werden; vielinehr soll die Einführung dieser Exemplare oder Aus­ gaben daselbst als Verbreitung von Nachdruck angesehen und behandelt werden. Die Werke, ans welche vorstehende Bestimmung sich bezieht, müssen auf ihrem Titel und auf ihrem Umschlag den Vermerk tragen: „In Deutschland (in Belgien) verbotene Ausgabe". Uebrigens sollen diese Werke in beiden Ländern zur Durchfuhr nach einem dritten Lande unbe­ hindert zugelassen werden. Die Bestimmungen des gegenwärtigen Artikels finden auf andere als musikalische oder dramatisch­ musikalische Werke keine Anwendung. 12. Die Einfuhr, die Ausfuhr, die Verbreitung, der Verkauf und das Feilbieten von Nachdruck oder unbefugten Nachbildungen ist in jedem der beiden Länder verboten, gleichviel, ob dieser Nach­ druck oder diese Nachbildungen aus einem der beiden Länder oder aus irgend einem dritten Lande herrühren.

deren Inkrafttreten vorhandenen Werke mit den Maßgaben und unter den Bedingungen Anwen­ dung finden, welche das der Uebercinkunft ange­

13. Jede Zuwiderhandlung gegen die Bestimmun­ gen der gegenwärtigen Uebercinkunft soll die Be­ schlagnahme, Einziehung und Verurtheilung zu Strafe und Schadenersatz, nach Maßgabe der betresfeuden Gesetzgebungen, in gleicher Weise zur Folge haben, wie wenn die Zuwiderhandlung ein Werk oder Erzeugniß inländischen Ursprungs be­ troffen Hütte. Die Merkmale, aus welchen der Thatbestand des Nachdrucks oder der unbefugten Nachbildung sich ergiebt, sind durch die betreffenden Gerichte, nach Maßgabe der in jedem der beiden Länder geltenden Gesetzgebung, festzustellen. 14. Die Bestimmungen der gegenwärtigen Uebercinkunft sollen in keiner Beziehung das einem jeden der beiden Hohen vertragschließenden Theile zustehcnde Recht beeinträchtigen, durch Maßregeln der Gesetzgebung oder inneren Ver­ waltung, die Verbreitung, die Darstellung oder das Feilbieten eines jeden Werkes oder Erzeug­ nisses zu überwachen oder zu untersagen, in Be­ treff dessen die zuständige Behörde dieses Recht auszuüben haben würde. Ebenso beschränkt die gegenwärtige Uebercinkunft in keiner Weise das Recht des einen oder des anderen der beiden Hohen vertragschließenden Theile, die Einfuhr solcher Bücher nach seinem Gebiete zu verhindern, welche nach seinen inneren Gesetzen oder in Gemäßheit seiner mit anderen Mächten getroffenen Abkommen für Nachdruck erklärt sind oder erklärt werden. 15. Die in der gegenwärtigen Uebercinkunft enthaltenen Bestimmungen sollen auf die vor

Jahr nach erfolgter Kündigung fortdauern. 18. Die gegenwärtige Ucbereinkunst soll ratifizirt und die Ratifikations-Urkunden sollen sobald

heftete Protokoll vorschreibt. 16. Die Hohen vertragschließenden Theile sind darüber einverstanden, daß jeder weitergehende Vortheil oder Vorzug, welcher künftighin von Seiten eines Derselben einer dritten Macht in Bezug auf die in der gegenwärtigen Uebereinkunft vereinbarten Punkte eingeräumt wird, unter der Voraussetzung der Reziprozität, den Urhebern

des anderen Landes oder deren Rechtsnachfolgern

ohne weiteres zu Statten kommen sott. Sie behalten sich übrigens das Recht vor, im Wege der Verständigung an der gegenwärtigen Uebercinkunft jede Verbesserung oder Verände­ rung vorzunehmen, deren Nützlichkeit sich durch die Erfahrung herausstellen sollte. 17. Die gegenwärtige Uebercinkunft tritt an die Stelle der früher zwischen Belgien und einzelnen deutschen Staaten abgeschlossenen Literarkonven­

tionen. Sic soll während sechs Jahre von dem Tage ihres Jnkrastretens an in Geltung bleiben, und ihre Wirksamkeit soll alsdann so lange, bis sie

von dem einen oder anderen der Hohen vertrag­ schließenden Theile gekündigt wird, und noch ein

als möglich in Berlin ausgewechselt werden. Sie soll in beiden Ländern drei Monate nach der Auswechselung der Ratifikationen in Kraft

treten.

Protokoll. Da es von den unterzeichneten Bevollmächtigten für nothwendig erachtet worden ist, die Rechte, welche der Artikel 15 der unterm heutigen Tage zwischen Deutschland und Belgien abgeschlossenen Literarkonvention den Urhebern der vor deren Inkrafttreten vorhandenen Werke beilegt, näher zu bestimmeu und zu regeln, so haben dieselben Folgendes vereinbart: 1) Die Wohlthat der Bestimmungen der Uebereinkunst vom heutigen Tage wird denjenigen vor deren Inkrafttreten vorhandenen Werken der Lite­ ratur und Kunst zu Theil, welche etwa einen gesetzlichen Schutz gegen Nachdruck, gegen Nach­ bildung, oder gegen unerlaubte Uebersetzung nicht genießen, oder diesen Schutz in Folge der Nicht­ erfüllung vorgeschriebener Förmlichkeiten verloren

haben. Der Druck der Exemplare, deren Herstellung beim Inkrafttreten der gegenwärtigen Uebereinkunft erlaubterweise im Gange ist, soll vollendet werden dürfen; diese Exemplare sollen ebenso wie

362

1883 (12. Dez.)

diejenigen, welche zu dem gleichen Zeitpunkte er laubterweise bereits hergestellt sind, ohne Rücksicht auf die Bestimmungen der Uebereinkunft, verbreitet und verkauft werden dürfen, vorausgesetzt, daß innerhalb dreier Monate in Gemäßheit der von den betreffenden Regierungen erlassenen Anord­

nungen, die bei dem Inkrafttreten angefangenen oder fertig gestellten Exemplare mit einem beson­ deren Stempel versehen werden. Ebenso sollen die beim Inkrafttreten der gegen­ wärtigen Uebereinkunft vorhandenen Vorrich­ tungen, wie Stereotypen, Holzstöcke und gestochene Platten aller Art, sowie lithographische Steine, während eines Zeitraumes von vier Jahren von diesem Inkrafttreten an benutzt werden dürfen, nachdem sie innerhalb der in dem vorstehenden Absatz erwähnten dreimonatlichen Frist mit einem

besonderen Stempel versehen worden sind. Auf Anordnung der betreffenden Regierungen soll ein Inventar der Exemplare von Werken nnd der Vorrichtungen, welche im Sinne dieses Artikels erlaubt sind, aufgenoinmen werden.

2) Was die öffentliche Ausführnng der musika­ lischen, dramatischen oder dramatisch-musikalischen Werke anlangt, so findet die rückwirkende Kraft der gegenwärtigen Uebereinkunft nur auf die seit dem 20. August 1863 vorhandenen Werke An­ wendung. Jedoch sollen diejenigen dramatischen oder dra­ matisch-musikalischen Werke, welche nach jenem Tage in einem der beiden Länder veröffentlicht oder ausgeführt und in dein anderen Lande vor den: Inkrafttreten der gegenwärtigen Uebereinkunft, im Original oder in Uebersetzung, öffentlich aus­ geführt worden sind, den gesetzlichen Schutz gegen unbefugte Aufführung nur insoweit genießen, als sie nach dem bisherigen Vertragsrecht geschützt waren. 3) Die Wohlthat der Bestimmungen gegenwär tiger Uebereinkunft soll auch denjenigen Werken, welche weniger als drei Monate vor dem Inkraft­ treten erschienen sind, und bezüglich deren daher die gesetzliche Frist für die in den früheren Uebereinkommen zwischen Belgien und einzelnen deut­ schen Staaten vorgeschriebene Eintragung noch nicht abgelaufen ist, zu Statten kommen, und zwar ohne daß die Urheber zur Erfüllung jener Förmlichkeit gehalten wären. 4) Anlangend das Uebersetzungsrecht, sowie die öffentliche Aufführung der Uebcrsetzungen von Werken, welche beim Inkrafttreten der gegenwär­ tigen Uebereinkunft noch nach den früheren Ueber cinkommen geschützt sind, so soll die in den letzteren auf fünf Jahre bemessene Dauer jenes Rechtes unter der Voraussetzung auf zehn Jahre ver­ längert werden, daß entweder die fünfjährige Frist beim Inkrafttreten der gegenwärtigen Uebereinkunft noch nicht abgelaufen ist, oder aber, im Falle des schon erfolgten Ablaufes, seitdent keine Uebersetzung erschienen ist, beziehungsweise keine Aufführung stattgefunden hat.

Ebenso sollen die Urheber bezüglich des Ueber setzungsrechtes an ihren Werken, sowie der öffent­

lichen Aufführung von Uebersetzungen dramatischer oder dramatisch-musikalischer Werke, insoweit es sich um die durch die früheren Uebereinkommen für den Beginn oder für die Vollendung der Uebersetzungen festgesetzten Fristen handelt, unter den im vorstehenden Absatz vorgesehenen Voraus­ setzungen, die durch die gegenwärtige Ueberein­ kunft grwährten Vortheile genießen. Das gegenwärtige Protokoll soll, als integri render Theil der Uebereinkunft vom heutigen Tage, mit derselben ratifizirt werden und gleiche Kraft, Geltung und Dauer wie diese Uebereinkunft haben. Zu Urkund dessen haben die Bevollmächtigten das gegenwärtige Protokoll aufgenoinmen und dasselbe mit ihrer Unterschrift versehen. So geschehen 511 Berlin, den 12. Dezember 1883. Die vorstehende Uebereinkunft, sowie das vorsrheude Protokoll sind ratifizirt worden und die Auswechselung der Ratifikationsurkunden hat zu Berlin üin 1. August 1884 stattgefundeu.

Schlußprotokoll. Im Begriff zur Vollziehung der Uebereinkunft zu schreiten, welche behufs gegenseitiger Gewähr­ leistung des Schutzes von Werken der Literatur und Kunst unterm heutigen Tage zwischen Deutsch land und Belgien abgeschlossen worden ist, haben die unterzeichneten Bevollmächtigten die nach stehenden Erklärungen und Vorbehalte verlaut­ bart : 1) Da nach den Bestimmungen der deutschen Reichsgesetzgcbnng die Tauer des gesetzlichen Schutzes gegen Nachdruck und Nachbildung bei anonymen oder pseudonymen Werken in Deutsch land aus dreißig Jahre nach dem Erscheinen be­ schränkt ist, es sei denn, daß jene Werke innerhalb dieser dreißig Jahre unter dem wahren Namen des Urhebers eingetragen werden, so wird verab­ redet, daß es den Urhebern der in einem der beiden Länder erschienenen anonymen oder pseu­ donymen Werke, oder deren gesetzlich berechtigten Rechtsnachfolgern freistehen soll, sich in dem an­ deren Lande die Wohlthat der normalen Dauer des Rechtes auf Schutz dadurch zu sichern, daß sie während der obenerwähnten dreißigjährigen Frist ihre Werke unter ihrem wahren Namen in dem Ursprungslande und) Maßgabe der daselbst gel­ tenden gesetzlichen oder reglementarischen Vor­ schriften eintragen oder deponiren lassen. 2) Mit Rücksicht daraus, daß nach der deutschen Reichsgesetzgebung photographische Werke nicht denjenigen Werken beigezählt werden können, aus welche die gedachte Uebereinkunft Anwendung findet, behalten die beiden Regierungen sich eine spätere Verständigung vor, um durch ein beson-

1883 (12. Dez.) deres Abkommen in beiden Ländern gegenseitig den Schutz der photographischen Werke sicher zu

stellen. Zn Urkund dessen haben die unterzeichneten Bevollmächtigten das gegenwärtige Protokoll, welches ohne besondere Ratifikation durch die bloße

363

Thatsache des Austausches der Ratifikationen zu der Uebereinkunft, aus die es sich bezieht, als von den betreffenden Regierungen genehmigt und be­ stätigt gelten sott, ausgenommen und dasselbe mit ihrer Unterschrift versehen. So geschehen zu Berlin, den 12. Dezember 1883.

12. Dezember 1883.

Urbereircklmft Mischen Deutschland und Belgien, betreffend den Schutz der gewerb­ lichen Muster und Modelle. R.-G.-Bl. 1884 S. 188. Art. 1. Die deutschen Neichsangehörigen sollen in Belgien und die belgischen Angehörigen sollen in Deutschland in Bezug auf die gewerblichen Muster und Modelle denselben Schutz wie die Einheimischen genießen. 2. Um sich den durch den vorstehenden Artikel begründeten Schutz zu sichern, haben die deutschen Reichsallgehörigen in Belgien und die belgischen Angehörigen in Deutschland die Gesetze und Vorschriften zu befolgen, welche daselbst in dieser Beziehung gelten oder künftig erlassen

werden. 3. Die auf die gewerblichen Muster und Mo­ delle bezüglichen besonderen Bestimmungen, welche in den zwischen Belgien und verschiedenen deut­ schen Staaten früher geschlossenen Verträgen ent­

halten sind, werden aufgehobell und durch den Text der gegenwärtigen Uebereinkunft ersetzt. Diese Uebereinklinft soll in Geltling bleiben, bis sie von dem einen oder anderen der Hohen vertragschließenden Theile gekündigt wird, und noch ein Jahr nach erfolgter Kündigung fort­ dauern. 4. Die gegenwärtige Uebereinkunft sott ratifizirt und die Ratifikations-Urkunden sollen sobald als möglich in Berlin ausgewechselt werden. Sie soll in beiden Ländern zehn Tage nach der Auswechselung der Ratifikationen in Kraft treten. Die vorstehende Uebereinkunft ist ratifizirt worden und die Auswechselung der Ratifikations­ urkunden hat zu Berlin am 11. August 1884 stattgesunden.

12. Dezember 1883.

Verfügung des Ministeriums über die geschäftliche Behandlung der Angelegenhcitrn, betreffend die Ermächtigung der Kirchen, kirchlichen nnd religiösen Anstalten zur definitiven Anlegung von Kapitalien bei privaten. Just.-Samml. VIII S. 424. Ueber die geschäftliche Behandlung der bezeich­ neten Angelegenheiten wird hiermit, unter Bezug­ nahme auf die Verfügung des Kaiserlichen Ober­ staatsanwalts in Colmar vom 17. Juli v. I. — Nr. 941 — Folgendes bestimmt. Die eine Kapitalanlage betreffenden Beschlüsse der Verwaltungsorgane (Fabrikräthe, Presbyterialräthe, Konsistorien u. s. tu.) sind, vorbehaltlich der nach kirchlichen Vorschriften eintretenden Verinittelnug der geistlichen Oberbehörden, zum Zwecke

der Ertheilung der Ermächtigung unmittelbar beim Ministerium einzureichen. Dem Beschlusse sind beizufügen: 1) citt Vertragsentwurf, in welchem insbeson­ dere die Eigenthums- und Hypothekenverhältnisse eingehend dargelegt werden,

2) ein Katasteranszug mit Angabe des Reiner­ trags der zu verpfändenden Liegenschaften, 3) eine vom Bürgermeister oder mehreren Sach­ verständigen unterzeichnete Abschätzung der Liegen­ schaften. Die Urkunden, Beläge und Auszüge, aus wel­ chen die Eigenthums- und Hyrothekenverhältnisse sich ergeben, sind, vorbehaltlich besonderer Anord­

nung, nur vorzulegen, sofern das auzulegende Kapital den Betrag von 1000 Mark übersteigt. Der Beibringung von Auszügen aus den Hypo­ theken- und Transskriptionsregistern bedarf es auch in diesem Falle nicht, sofern in dem Ver­ tragsentwurf die Auszahlung des Kapitals bis zu der durch den Notar vorzunehmenden Prüfung der Hypothekarverhültnisse Vorbehalten ist.

364

1883 (24. Dez. — 27. Dez. — 29. Dez.) 24. Dezember 1883.

Verordnung, betreffend die Gebührenfreiheit in -em Verfahren vor dem Veichsgericht. R.-G.-Bl. 1884 S. 1.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen re. verordnen im Namen des Reichs aus Grund des § 98 Abs. 3 des Gerichtskostengesetzes vom 18. Juni 1878 (R.-G.-Bl. S. 141), nach erfolgter

Zustimmung des Bundesraths, was folgt: § 1. In dem Verfahren vor dem Reichsgericht sind von Zahlung der Gebühren befreit: 1) öffentliche Armen-, Kranken-, Arbeits- und Besserungsanstalten, ferner Waisenhäuser und an­ dere milde Stiftungen, insofern solche nicht ein­ zelne Familien oder bestimmte Personen betreffen, oder in bloßen Studienstipendien bestehen; 2) öffentliche Volksschulen; 3) öffentliche gelehrte Anstalten und Schulen, Kirchen, Pfarreien, Kaplaneien, Vikareien und Küftereien, jedoch nur insoweit, als die Einnahmen

derselben die etatsmäßige Ausgabe, einschließlich der Besoldung oder des statt dieser überlassenen Nießbrauchs, nicht übersteigen, und dieses durch ein Zeugniß der denselben vorgesetzten Staats

behörden bescheinigt wird. Insoweit aber in Rechtsstreitigkeiten derselben solche Ansprüche, welche lediglich das zeitige Interesse derjenigen berühren, welchen die Nutzung des betreffenden Vermögens für ihre Person zusteht, zugleich mit­ verhandelt werden, haben letztere die auf ihren Theil verhältnißmäßig fallenden Gebühren zu tragen. 2. Gegenwärtige Verordnung tritt mit dem Tage ihrer Verkündung in Kraft. Die Befreiung erstreckt sich aus alle bis dahin noch nicht fälligen Gebühren.

27. Dezember 1883.

Srlianntmachung des Veichskanzlcrs, bctrrffrnd die Abfertigung von inländischem Taback ans Vrrfrndungsschein II. C.-Bl. 1884 S. 1.

29. Dezember 1883.

Sekanntmachnng des Vrichskanzlrrs, betreffend die llrbrrficht der Uebergangsabgaben und Änsfuhrvergütungrn, welche von Staaten, wo innere Steuern anf die Hervorbriuguug oder Zubereitung gewisser Erzeugnisse gelegt find, erhoben, beziehungs­ weise bewilligt werden? R.-G.-Bl. 1884 S. 3. Seit Veröffentlichung der in Nr. 2 des ReichsGesetzblattes für 1877 abgedruckten Uebersicht der Uebergangsabgaben und Ausfuhrvergütungen, welche von Staaten, wo innere Steuern auf die Hervorbringung oder Zubereitung gewisser Er­ zeugnisse gelegt sind, erhoben beziehungsweise be­ willigt werden, sind hinsichtlich der Höhe der Abgaben- beziehungsweise Vergütungssätze mehr­

fache Aenderungen emgctreten. Demgemäß werden gegenwärtig die in der nachstehend abgedruckten Uebersicht bezeichneten Uebergangsabgaben und Vergütungen erhoben beziehungsweise bewilligt.

1. Bgl. Bkin. v. 15. Ian. 1877 iinb die derselben beige fügten allgemeinen Bemerkungen.

1883 (29. Dez.)

365

Uebersicht

der Uebergangsabgaben und Aussuhrvergütungen, welche vou Staaten, wo innere Steuern auf die Hervorbringung oder Zubereitung gewisser Erzeugnisse gelegt sind, erhoben, beziehungsweise bewilligt werden. Betrag

Steuergebiete.

Maßstab.

S

der Ueber» gangsabgabe. Mark.

der Ausfuhr­ ver­ gütung.

Pf. Mark.

Bemerkungen.

Pf.

I. Bon Bier.

1. Preußen, Sachsen, Hessen, Mecklen­ burg-Schwerin, Sachsen-Weimar ausschließlich des Bordergerichts Ostheim, Mecklenburg - Strelitz, Oldenburg,Braunschweig,SachsenMeiningen, Sachsen - Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha ausschließ­ lich des Amts Königsberg, An­ halt,Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Waldeck, Reuß ä. L.,Reuß j.L., SchaumburgLippe, Lippe, Lübeck, die indieZollgrenzen eingeschlossenen Gebiets­ theile Bremens und Hamburgs, Luxemburg........................................ Bayern, das Großherzoglich sächsische Vordergericht Ostheim und das Herzogl. sachsen-coburg-gothaische

Tie Ausfuhrvergütung wird nur für solches Bier gewährt, zu dessen Bereitung mindestens 25 Kilo­ gramm Getreil eschrot, Reis oder grüne Stärke, und im Falle der Mitverwendung von höher als mit 2 Mark für 50 Kilogramm besteuerten Malzsurrogaten min­ destens eine dem Steuerwerthe von 1 Mark entsprechende Menge von Braustoffen auf jedes Hekto­ liter erzeugten Biers verwendet worden sind. Das Bier must der Regel nach in einer Menge von mindestens 2Hektoliter ausgehen.

1 Hektoliter

2

1 Hektoliter

3 3

25 25

> braunes Bier ' weißes Bier

l Hektoliter

3 1

65

4. Baden......................................................

1 Hektoliter

3

Elsas, Lothringen . ., £en8bi®,cr ;

1 Hektoliter

2

3. Württemberg.............

5.

II.

1

2 1

60 20

20

2

50

30 58

2 -

30 58

Tie Ausfuhrvergütung für in Ge binden oder Flaschen ausgcführteS Bier wird nur bei der Aus­ fuhr von 60 Liter und mehr in einer Sendung gewährt. Tie Ausfuhrvergütung wird für jeden einzelnen Sud nach dem Verhältnisse des Malzverbrauchs zu dem Fabrikationsquantum be­ messen.

Bon SB r ii mit tu ein.

1. Die unter I Rr. 1 genannten Staaten und Gebietsthcile mit Ausschluß der hohenzollernschen Lande Preußens und Luxemburgs, und Elsaß-Lo­ thringen ............................................

1 Hektoliter zu 5Ö Prozent Alkohol nach Trolles

13

10

Die Ausfuhrvergütung wird nach Mastgabe der bestehenden näheren Vorschriften nu für Mengen von mindestens 68,7 Liter und bei einer Stärke von mindestens 35 Prozent Trallcs gewährt. Im Verkehr mit Luxemburg wird eine Ausfuhrvergütung nicht gewährt. Von Branntwein, welcher aus Luxemburg nach dem Gebiete der in Branntweinsteuergemeinschaft stehenden Staaten versandt wird, findet, sofern die Betheiligten über den zu versendenden Brannt­ wein innerhalb des GrostherzogthumS Luxemburg einen Uebergangsfchein entnehmen und die daraus erwachsenden Verpflich­ tungen erfüllen, nur die Erhebung einer Ausgleichnugsabgabe von 4,37 Mark für das Hektoliter zu 50 Prozent Alkohol nach Trolles statt. Branntwein, welcher aus dein Gebiete der Branntweinsteuer gemeinfchaft nach Luxemburg ver sendet wird und von einem lieber

366

1883 (29. Dez.) Betrag

Steuergebiete.

Maßstab.

der Uebergangsabgabe. Mark.

2. Hohenzollernsche Lande....................

Bayern, das Großherzoglich sächsische Bordergericht Ostheim und das Herzogl. sachsen-coburg-gothaische Amt Königsberg: Branntwein..................................

Liqueure und andere mit Zucker versetzte geistige Getränke, ohne Rücksicht auf die Alkohol­ stärke ........................................

4. Württemberg........................................

1 Hektoliter a) bei einer Stärke bis zu 65 Pro­ zent Tralles b) bei einer Stärke über 65 Prozent Tralles. . .

der Ausfuhr­ ver­ gütung.

Pf. Mark.

Pf. gangsschein begleitet ist, trägt in Luxemburg keine Uebergangsabgabe. Ist kein Uebergangsschein entnommen, oder sind die Ver­ pflichtungen aus demselben nicht erfüllt, so findet die Erhebung einer Abgabe von 16 Frk. 371/2 Ct. vom Hektoliter zu 50 Prozent Tralles statt.

1

50

1

50 f Die Ausfuhrvergütung wird nur > für Mengen von mindestens i 30 Liter gewährt.

3

3

Die Ausfuhrvergütung wird nur gewährt, wenn der Branntwein eine Stärke von 35 Prozent nach dem Alkoholometer von Tralles und darüber hat und die auf einmal ausaeführte Menge min­ destens 50 Liter beträgt.

1 Hektoliter zu 50 Prozent Alkohol nach Tralles bei 124/g Grad Röaumur (Normaltemperatur).

13

10

8

1 Hektoliter

13

10

4

1 Hektoliter zu 50 Pro­ zent Alkohol nach Tralles bei 12,44 Grad Röaumur. . .

2

75



5. Baden: Branntwein, bei welchem die Berechnung der Uebergangsabgabe beziehungsweise^ Aus­ fuhrvergütung nach dem Al­ koholgehalte erfolgt.................... 1 Liter Alkohol oder je 100 Literprozent. Branntwein, bei welchem die Berechnung der Uebergangsabgabe beziehungsweise Aus­ fuhrvergütung unabhängig vom Alkoholgehalte erfolgt (Li­ queure rc.)..................................... 1 Liter . . .

80

Die Ausfuhrvergütung wird nur für Mengen von mindestens 50 Liter gewährt. Für Branntwein, desien Alko­ holgehalt weniger als 35 Prozent snach Tralles bei 121/2 Grad Rsaumur) beträgt, wird eine Ausfuhrvergütung nicht geleistet.

I85

16

III. Bon geschrotetem Malz.

Die Ausfuhrvergütung wird nur gewährt, wenn die auf einmal ausgeführte Menge mindestens 50 Liter beträgt.

8

Die Ansfuhrvergütung wird nur für Mengen von mindestens 50 Liter gewährt.

1. Bayern, das Großherzoglich sächsische Bordergericht Ostheim und das Herzogl. sachsen-coburg-gothaische

Amt Königsberg

1 Hektoliter

2. Württemberg........................................ 50 Kilogramm a) geschrotetes Malz.... b) gequetschtes Grünmalz .

6 4

5

l Ein Malzquantum, welches we< Niger als 4 Liter beträgt, bleibt ( außer Ansatz.

1884 (1. Jan. — 2. Jan. — «. Jan.)

367

1884. 1. Januar 1884.

Ürkanntmachnng drs Keichskan?lcrs. betreffend die Lntwrrthung der Ztcmprlmarkrn zur Entrichtung dcr statistischen Gebühr. C-Bl. S. 2. Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 13. Dezember 1883 beschlossen, die Vorschrift im § 18 Abs. 2 der Bekanntma­ chung, betreffend die Statistik des Waarenverkehrs des deutschen Zollgebiets mit dem Aus­ lande, vom 20. November 1879 (Central-Bl. für das Deutsche Reich S. 676), dahin zu ergänzen,

daff den öffentlichen Transportanstalten auch gestattet sein soll, die Stempelmarken aus den statistischen Anmeldescheinen anher mit der Be­ zeichnung der Expeditionsstelle mittelst Feder oder Stempel auch mit der Angabe des Datums in Zahlen und des Namens des expedirenden Beamten in möglichst kleiner Schrift zu versehen.

2. Januar 1884.

LrKanntmachung des NtichsKan)lers, betreffend den Sritritt der Niederlande )U der unterm 3. November 1881 abgeschloffenen internationalen Neblans-Äonvention. R -G.-Bl. S. 7. 3in Artikel 13 der internationalen ReblausKonvention vom 3. November 1881 (R.-G.-Bl. von 1882 S. 125) ist jedem dritten Staate das Recht Vorbehalten worden, jederzeit durch eine dem Schweizerischen Bnndesrathe abzngebcnde Er­ klärung jener Konvention beizntreten. Dement­

sprechend hat, nach Mittheilung des Schweize­ rischen Bundesrathes, die Königlich niederländische Regierung ihren Beitritt zu der Konvention vom 3. November 1881 in der vorgeschrittenen Weise erklärt.

8. Januar 1884.

Verfügung des Ministeriums, enthaltend Änsführnngsbestimmungen pi dem Urichsgesehe vom 20. Juli 1881, betreffend die Lereichnung des Uanmgehalts -er Lchankgefäste. A.-Bl. 3. 13.

Die Kontrolle der Gast- und Schankwirthe be­ züglich der Innehaltung der Bestimmungen des Reichsgesetzes vom 20. Juli 1881, betreffend die Bezeichnung des Ranmgehalts der Schankgeiäste, liegt den Ortspolizeibehörden ob. Dieselben haben Don Zeit zn Zeit nach ihrem Ermessen Revisionen der znr Verabreichung von Wein, Obstwein, Most oder Bier dienenden Schankgesäffe in den Gast und Schaukwirthschasien vorzunehmeu. Die Prü­ fung hat sich nicht ans den ganzen Bestand einer Wirthschaft an Schankgefäffen zu erstrecken, son­ dern es sind ans dem vorhandenen Bestände je­ weilig nur eine Anzahl Stücke heraus zu greisen und diese der Prttsung zu unterziehen. Bei der Prüfung ist zu untersuchen: 1) Ob der Abstand des Füllstriches von dem oberen Rande des Schankgefäßes innerhalb des vorgeschriebenen Minimal- und Maximalabstaudes liegt. In $ 2 des Gesetzes ist als Minimal- und

Maximalabstand für Gefäße mit verengtem Halse die Maaffgröffe von 2 und 6 cm, sür andere Gejäffe die Maaffgröffe von 1 und 3 cm sestgestellt. Diese Maaßgrößen können mit einem ge­ wöhnlichen Metermaaffstabe gemessen werden. Schankgesäße, welche der Vorschrift nicht entspre­ chen, würden ans dem Verkehr zn entfernen und das Strafverfahren gegen den betreffenden Schankwirth einznleiten sein. Da Getränke, welche sich durch eine besonders starke Schaumbildung anszeichnen, in Elsaff-Lo-

thringen nicht in Gläsern, Krügen re. im Schank­ verkehr verabreicht werden, so bedarf es der Normirnng weiterer Maximalabstände, welche in S 2 al. 2 des Gesetzes vorgesehen ist, nicht. 2) Ob der durch den Füllstrich begrenzte Raum des Schankgefäßes den vorschriftsmäßigen Soll­ inhalt hat. Die Ermittelung aus den Sollinhalt kann in

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der Weise erfolgen, daß der Inhalt des auf mög­ lichst horizontaler Unterlage ausgestellten und als­ dann bis zum Rande gefüllten, gestempelten Normalmaaßes in das ebenfalls möglichst hori­ zontal stehende Schankgefäß ausgegossen wird. Kommt hierbei eine solche gröbere Abweichung des Inhalts des Schankgefäßes von demjenigen des Normalmaaßes zum Vorschein, welche schon nach dem Augenmaaß als unzulässig zu erachten ist, so ist polizeilich einzuschreiten und das betref­ fende Gefäß aus dem Verkehr zu entfernen. Für diejenigen Fälle, in welchen eine gröbere Abwei­ chung nicht unmittelbar durch Augenmaaß fcstgestellt werden kann, würde eine genauere Unter­ suchung daraufhin vorgenommen werden müssen, ob die Größe dieser Abweichung die nach § 3 des Gesetzes zulässige Fehlergrenze übertrifft. Zur Bestimmung der Größe der Abweichung empfiehlt sich die Anwendung einer Pipette, mit welcher das Flüssigkeitsquantum, welches das Normal­ maaß mehr enthält als das Schankgefäß, genau ausgenommen werden kann. Bei Mangel einer Pipette ist das Flüssigkeitsquantum durch genau bis zum Füllstrich des Schankgefäßes reichendes Eingießen zu ermitteln und sein Kubikinhalt durch entsprechend kleine Normalmaaße zu messen. Zu beachten ist, daß die Vorschrift in § 3 des Gesetzes nur eine Fehlergrenze für zu geringen Raumgehalt der Schankgefäße ausstellt. Bei der Prüfung der letzteren ist daher nur das etwaige Mindergemäß sestzustellen und bleibt das Vor­ handensein zu großen Raumgchalts, durch welchen das Interesse des Publikums nicht geschädigt wird,

außer Kontrolle. Der zahlenmäßige Betrag des Fehlers — Min­ dergemäßes —, welcher für den durch den Füll­ strich begrenzten Raumgehalt der Schankgefäße gesetzlich gestattet ist, stellt sich für die einzelnen Maaßgrößen, wie folgt:

Bei Schankgefäßen mit verengtem Halse: (Zulässiger Fehler i/50 des Sollinhalts)

Für 1 o,-, 0,4 0,3 0,25 0,2

„ .. ..



Liter . . . . . auf 20 Kubikeentimeter 10 „ - V -2 1. „ 8 , . . .............. 6 ,, . . . . . „ 5 „ - i/l 1. tf - - - ", 4 „ . .

Bei allen anderen Schankgefäßen, (Gläsern, Krügen, Flaschen ohne festen Verschluß re.) (Zulässiger Fehler V30 des Sollinhalts)

Für „ . „ „ „

1 Liter . 0,;, „ — 0,4 „ . 0,3 „ . 0,25 „ ~ 0,2 „ .

. . . auf }l(2 1 „ - - • „ . . . „ Vt 1 „ . - - „

33,33 Kubikeentimeter 16,66 „ 13,33 „ 10,oo „ 8,33 6,66

Die zur Prüfung der Schankgefäße nöthigen gestempelten Flüssigkeitsmaaße haben gemäß § 4 des Gesetzes die Gast- und Schankwirthc bereit zu halten. Nach der Verordnung über die perio­ dische Nachaichung vom 4. Mürz 1881 (Verzeichniß der der periodischen Nachaichung unterwor­ fenen Gewerbetreibenden) müssen bereits jetzt diejenigen Wirthe, welche Branntwein (16. Klasse der Gewerbtreibenden) oder Wein en detail (17. Klasse der Gewerbtreibenden) verknusen, mit ge­ stempelten Flüssigkeitsmaaßeu bis zu Vas 1 bezw. O,o2 1 Inhalt und bis zu ijt 1 bezw. O,o;, 1 In­ halt ausgerüstet sein. Für Bierwirthe (19. Klasse der Gewerbtreibenden) besteht dagegen bis jetzt nur die Verpflichtung zum Halten eines gestem­ pelten Flüssigkeitsmaaßes von 1 1 und eines solchen von 1 Inhalt. Diejenigen Bierwirthe also, welche andere Gemäße als 1 1 oder 1 zum Bierausschank verwenden, müssen fortan auch mit den zur Prüfung dieser Gemäße erforderlicheil gestempelten Flüssigkeitsmaaßen versehen sein. In den Bierwirthschaften des Landes werden

vielfach die Gemäße von 0,2 1 und 0,2.-, 1 int Bierausschank gebraucht. Tie betreffenden Wirthe haben sich daher gestempelte Flüssigkeitsmaaße dieses Inhalts zu beschaffen. Betreffs der Auswahl etwa noch sonst bei Prüfung der Schankgefäße nöthiger Flüssigkeits­ maaße ist auf § 5 der Aichordnuug vom 16. Juli 1869 lG.-Bl. für Elsaß-Lothringen 1875 S. 85) zu verweisen. 'Nach der dort gegebenen Vorschrift sind Flüssigkeitsmaaße auch unter 0,2 1 Inhalt und zwar solche von 0,i O,o- 0,n_> 0,m 1, bezw. VoU Vi 1 — 0,23 1, 1 > 1 ’ 0,1-25 1, l/isi 1 0,06-2.-. 1, 1 A2 1 - 0,031-2.-. 1 Inhalt zulässig und stempelfähig. In § 6 des Gesetzes vom 20. Juli 1881 sind endlich die sestverschlossenen (versiegelten, ver­ kapselten, sestverkorkten .c.) Flaschen von den Be­ stimmungen über Bezeichnung des Raumgehalts, welchen die übrigen Schankgefäße: Gläser, Krüge, Flaschen ohne festen Verschluß ?c. unterliegen,

ausgenommen worden. Als festverschlossene Fla­ schen im Sinne des citirten Paragraphen sind alle diejenigen Flaschen zu betrachten, bei denen die Art des Verschlusses und der derzeitige Zustaug desselben unzweifelhaft erkennen lassen, daß die Flaschen auch als Transport- und Aufbewahrungsgcsäße dienen und nicht erst an Ort und Stelle unmittelbar vor dem Konsum des betref­ fenden Getränkes gefüllt und verschlossen worden sind. Von den Ortspolizeibehörden sind daher bei den vorzunehmenden Revisionen Flaschen dieser Art, ebenso wie die ferner im § 6 des Gesetzes erwähnten Schankgefäße von 1 und weniger, einer Prüfung auf den Ranmgehalt nicht zu unterziehen.

1884 (15. Jan. — 16. Jan. — 19. Jan.)

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15. Januar 1884.

Lrschlnlr des Sr)irkspräkdentkn vom Ilntrr-Llsaß ;um Verbote von Fischerrigrrälhm und Fangmethoden nach § 13 der Verordnung vom 12. Februar 1883.1 A.-Bl. S. 35. Nach Einsicht des Berichts des Wasserbau­ bezirks-Ingenieurs Mangold in Colmar vom 27. März 1883, Nach Einsicht der Beschlüsse der Generalver­ sammlung des Elsässischen Fischerei-Vereins vom 12. August 1883, Nach Einsicht des § 15 der Verordnung vom 12. Februar 1883, betreffend die Fischereipolizei, Nach Einsicht des Gutachtens des Bezirkstags des Unter-Elsas; in seiner Sitzung vom 15. No­ vember 1883, beschließe ich mit Genehmigung des kaiserlichen Ministeriums, was folgt: Art. 1. Tas Fischen in sämmtlichen Gewaßern des Unter-Elsaß mit anderen als den nachstehend benannten Netzen ist verboten: Erlaubte Netze sind: 1) der Setzbernet (Senknetz), 2) das kleine Wursgarn (Wurfnetz),

3) das Spreitgarn und

4) die Marzlosf (Garnsack), wozu auch die aus Weiden geflochtenen Aalkörbe gehören. 2. Tie nach Artikel 5 des Gesetzes vom 15. April 1829 für Jedermann in den schiffbaren Flüssen und Kanälen erlaubte Benutzung der schwimmen­ den Angel wird insofern eingeschränkt, als hier­ durch verboten wird, mit lebenden, todten oder künstlichen Fischen zu angeln. Diese Bestimmung ist auf die Fischereipächter und auf die von den­ selben zum Fischen ermächtigten Personen nicht anwendbar. 3. Die schwimmende Angel darf mit keinem größeren Gewicht als 50 Centigramm belastet sein (etwa zwei Körner des Jagdschrotes Nr. 4). 4. Zuwiderhandlungen gegen den Beschluß werden nach den Bestimmungen des Gesetzes vom 15. April 1829 bestraft.

1. Ergänzt durch Beschl. v. SS. März 1885.

16. Januar 1884.

Erlast drs Ministeriums, betreffend Ergänzung des Pferdranshednngsreglements vom 1-3. Oktober 1874. A.-Bl. S. 19.

19. Januar 1884.

Verfügung des Ministeriums, betreffend die Ueisekoltcn der Amtsrichter nnd Amtsgcrichtsschrribrr in Lachen der nicht streitigen Gerichtsbarkeit.' Just.-Sammt. IX S. 19. Auf den gefälligen Bericht vom 8. d. M., 1’ 2770, dessen Anlagen hierbei znrüekfolgen, erkläre ich mich damit einverstanden, daß den Amtsrichtern und Amtsgerichtsschreibern für Reisekosten in den im § 3 des Gesetzes vom 3. April 1880 bezeich­ neten Angelegenheiten der nicht streitigen (Ge­ richtsbarkeit, soweit nicht für besondere Fälle an­ ders bestimmt ist (vergl. § 9 des Gesetzes vom 22. Oktober 1873), ein Anspruch an die Staats­ kasse nicht zusteht. Die Schlußbestimmung der Verfügung vom 4. Januar 1882 (Sammt. VII. S. 31) unter lit. a ist mit Rücksicht darauf, daß Reisekosten dieser

Art wie die Geschästsgebühren der Gerichte­ schreiber ohne weitere Festsetzung unmittelbar von den Parteien erhoben werden, eigens zu dem Zwecke getroffen worden, um auch für solche Kostenberechuungen eine nachträgliche Prüfung zu ermöglichen. An den K. Ersten Staatsanwalt pp.

1. Das; v?a übrigen für die amt^gerichtlichen zwar auch in landgerichtlichen Lachen, noch das 1S73 i'-l-b. I Vluh. 9cv. 21) massgebend ist, durch die Bf. v. 11. Ian. 1881 (Inst. Lammt. v. 18. Cft. 1883 1.1. a,