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German Pages 354 [355] Year 1999
Nachhaltige Entwicklung und Internationalisierung
in der Energiewirtschaft
Schriftenreihe Wirtschafts- und
Sozialwissenschaften Band 38
Ansgar Peiß
Nachhaltige Entwicklung und Internationalisierung in der Energiewirtschaft Dargestellt am Beispiel der Energieversorgung in der Tschechischen Republik
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Peiß, Ansgar: Nachhaltige Entwicklung und Internationalisierung in der Energiewirtschaft. Dargestelltam Beispiel der Energieversorgung
in der Tschechischen Republik. / Ansgar Peiß. Sternenfels ; Berlin : Verl. Wiss, und Praxis, 1999 (Schriftenreihe Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ; Bd. 38)
Zugl.: Braunschweig, Techn. Univ., Diss. 1999 ISBN 3-89673-072-X
ISBN 3-89673-072-X
© Verlag Wissenschaft & Praxis
Dr. Brauner GmbH 1999 Nußbaumweg 6, D-75447 Sternenfels Tel. 07045/930093 Fax 07045/930094
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Vorwort Am 1.7.1995 wurde die SKO-ENERGO s.r.o. als erstes internationales Joint-
Venture im Energiesektor der Tschechischen Republik durch die RWE Energie AG, die OBAG AG, ein Unternehmen der Bayernwerk Gruppe, die VW Kraft
werk GmbH, die SKODA AUTO a.s. und die STE a.s. gegründet. Aufgabe war
es, eine sichere, wirtschaftliche und ökologische Energieversorgung des Auto mobilwerkes von SKODA AUTO
zu
gewährleisten. Hierzu wurde insbesondere
ein neues Heizkraftwerk gebaut. Im selben Zeitraum wurde das in der sog.
„Rio-Deklaration" proklamierte Konzept der „Nachhaltigen Entwicklung" auf der 1. Vertragsstaatenkonferenz zur Klimarahmenkonvention von Rio de Janeiro in
Berlin diskutiert. Hieraus entstand die Idee, die Konzepte der Nachhaltigen
Entwicklung und der Internationalisierung in der Energiewirtschaft in einer Dis sertation zu analysieren. Mein Dank gilt Herrn Prof. Dr. Horst Günter, der mir die Möglichkeit zur berufsbegeleitenden Promotion gab. Herrn Prof. Dr. Peter Lang danke ich für die
Übernahme des Korreferates. Bedanken möchte ich mich auch bei Herrn Hennings W. Straubel, der mich stets bei meinem Ansinnen, berufsbegleitend zu promovieren, unterstützt hat.
Bei Herrn Franz-Josef Dostall, Herrn Vladimir Handlik und Herrn Ulf Nagel möchte ich mich für die hervorragende Einführung in die Energiewirtschaft be
danken. Bei den Mitarbeitern der 5KO-ENERGO, meinen Freunden und Kolle gen bedanke ich mich für die geleistete Unterstützung. Mein besonderer Dank gilt meinen Eltern, die mir die wissenschaftliche
Ausbildung ermöglicht und mich jederzeit unterstützt haben. Meiner Frau Anette gilt ein besonders herzlicher Dank. Sie hat mir nicht nur die notwendige Zeit gegeben, sondern stand mir auch bei der formalen Aus
arbeitung der Dissertation zur Seite. Ihr möchte ich diese Arbeit widmen.
Prag, im März 1999
Ansgar Peiß
Inhaltsverzeichnis Vorwort des Autors.........................................................................................V
Inhaltsverzeichnis...........................................................................
VII
Abbildungsverzeichnis.................................................................................. XI
Tabellenverzeichnis..................................................................................... XIII Abkürzungsverzeichnis................................................................................. XV 0
Einleitung............................................................................................. 1
0.1 Thema der Arbeit............................................................................... 1
0.2 Leitende Fragestellungen.................................................................. 3 0.3 Aufbau...............................................................................................5 1
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung........................................ 9 1.1 Entstehung und Differenzierung des Konzeptes............................. 12 1.1.1 Siebziger Jahre: Der „Club of Rome" und die „Grenzen
des Wachstums"......................................................... 13
1.1.2 Achtziger Jahre: Der Brundtland-Report und die Institu tionalisierung des Nachhaltigkeitskonzeptes............... 18
1.1.3 Neunziger Jahre: Die UN-Konferenz von Rio und die Folgeprozesse.......................................... .................. 23
1.2 Der heutige Stand der Nachhaltigkeitsdiskussion............................ 33
1.2.1
Konsensfähige Grundsatzpositionen.................................... 33
1.2.2
Hauptstreitpunkte................................................................ 39
1.2.3
Maximen und Handlungsfelder........................................... 41
1.3 Betriebswirtschaftliche Umsetzung................................................. 44
2
1.3.1
Prinzipien............................................................................ 44
1.3.2
Umsetzungsmaßnahmen....................................................49
Das Konzept der Internationalisierung..............................................55 2.1 Begriff und historische Entwicklung des Konzeptes......................... 55
2.1.1
Definition und inhaltlicher Umfang des Begriffes...................55
2.1.2 Phasen der Internationalisierung nach 1945........................ 57
Inhaltsverzeichnis
VIII
2.2
Motive der Unternehmen für Internationalisierungsaktivitäten........ 61
2.3
Haupthandlungsfelder im Internationalisierungsprozeß.................. 67 2.3.1 Wahl der Markteintritts- bzw. Marktbearbeitungsform.......... 67
2.3.2 Organisation der multinationalen Unternehmung................. 70 2.3.3 Akkulturation im Gastland..................................................... 73
2.4
Betriebswirtschaftliche Operationalisierung.....................................82
3 Verbindung der Konzepte der Nachhaltigkeit und der Interna
tionalisierung.. ...................................................
87
3.1 Sonderfall: Joint Implementation/Clean Development Mecha
nism....................................................................................... 87
3.2 Umfassendes Modell zur Verbindung der Konzepte der Nach haltigkeit und der Internationalisierung.................................... 92
4 Konkretisierung der Konzepte der Nachhaltigkeit und der Inter
nationalisierung am Beispiel der Energiewirtschaft.....................97 4.1 Ökologische Aspekte der Energiewirtschaft...................................... 99
4.1.1
Entwicklung des globalen Primärenergieverbrauchs........... 100
4.1.2
Fossile Energieträger.......................................................... 107
4.1.3
Kernenergie....................................................................... 109
4.1.4
Regenerative Energiequellen..............................................112
4.1.5 Gesamtanalyse der Nachhaltigkeit der einzelnen Energie träger........................................................................ 115
4.1.6 Folgerungen für eine nachhaltige Energiewirtschaft und
Energiepolitik............................................................ 117
4.2 Ökonomisch-politische Aspekte der Energiewirtschaft.................. 121 4.2.1
4.2.2
Liberalisierung der Elektrizitätswirtschaft..............................123
4.2.1.1
USA...................................................................... 125
4.2.1.2
England/Wales......................................................128
4.2.1.3
Europäische Union............................................... 131
Stand der Internationalisierungsbemühungenin der Energiewirtschaft................................................................ 134
Inhaltsverzeichnis
IX
4.3 Operationalisierung der Konzepte der Nachhaltigkeit und der
Internationalisierung innerhalb der Energiewirtschaft............. 138 4.3.1
Nachhaltigkeit...................................................................... 138
4.3.2 Internationalisierung.......................................................... 146 5
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik............................... 151 5.1 Allgemeinwirtschaftliche und energiewirtschaftliche Entwicklung
der Tschechischen Republik seit der Wende 1989/90......... 152
5.1.1
Politische und wirtschaftspolitische Rahmensetzungen...... 152
5.1.2 Eckdaten der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.............. 160
5.1.3 Entwicklung und Struktur des Energiesektors......................164
5.2 Bewertung der tschechischen Energiewirtschaft und Energie politik unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten......................... 169
5.3 Bewertung der Tschechischen Republik als Zielland für Inter nationalisierungsmaßnahmen auf dem Energiesektor........... 174 5.3.1
Rahmenbedingungen für Internationalisierungsmaßnah
men in der Tschechischen Republik.................................. 174 5.3.2 Entwicklung und Stand der Internationalisierungsaktivitä
ten in der Tschechischen Republik.......................... 182 5.3.3 Internationalisierung auf dem tschechischen Energiesektor..... 185 6 Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen zu den
Konzepten der Nachhaltigkeit und der Internationalisierung.......... 191 6.1
Design der Befragung.................................................................... 191 6.1.1
Art und Zielgruppe der Befragung....................................... 191
6.1.2 Entwicklung des Fragebogens............................................ 194 6.1.3 Auswertungsmethodik........................................................201
6.2 Darstellung und Interpretation der Befragungsergebnisse............. 202 6.2.1
Energiewirtschaft und Nachhaltige Entwicklung................... 202
6.2.2 Energiewirtschaft und Internationalisierung......................... 217 6.2.3 Fallbeispiel Tschechische Republik..................................... 232
6.3
Zusammenfassende Bewertung................................................... 247
X
Inhaltsverzeichnis
7 Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse...........................253 Literaturverzeichnis............................................................................... 271
Anhang..................................................................................................299
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1:
Einflußnahme der Umweltproblematik auf das Unter nehmen .......................................................46
Abbildung 2:
Motive und Anreize für Internationalisierungsmaßnah
men............................................................ 63 Abbildung 3:
Leitsätze der Konzepte Nachhaltige Entwicklung und
Internationalisierung.................................... 92 Abbildung 4:
Parallelen der Konzepte Nachhaltigkeit und Internatio
nalisierung.................................................95 Abbildung 5:
Aufteilung des weltweiten Energieverbrauchs auf Ener gieträger 1992.......................................... 101
Abbildung 6:
Aufteilung des weltweiten Energieverbrauchs auf Regio nen ........................................................... 102
Abbildung 7:
Bruttoinlandsprodukt und Industrieproduktion der CSFR bzw. CR 1990-97.....................................160
Abbildung 8:
Exportvolumen und Handelsbilanzsaldo der CSFR bzw. CR 1990-97.............................................161
Abbildung 9:
Inflationsrate und Arbeitslosenquote der CSFR bzw. CR 1990-97.................................................. 162
Abbildung 10: Ausländische Direktinvestitionen in der CSFR bzw. CR 1990-97....................................................182
Abbildung 11: Direktinvestitionen in der CSFR bzw. CR 1990-97 nach
Herkunftsländern bzw. nach Branchen....... 183
Abbildung 12: Ergebnis der Befragung, Frage 3......................................... 204 Abbildung 13: Ergebnis der Befragung, Fragen 4/5....................................207 Abbildung 14: Ergebnis der Befragung, Fragen 3a, 6 und7........................ 211
Abbildung 15: Ergebnis der Befragung, Fragen 3b, 8 bis 11........................213
Abbildung 16: Ergebnis der Befragung, Frage 12......................................215
Abbildung 17: Ergebnis der Befragung, Frage 16......................................218 Abbildung 18: Ergebnis der Befragung, Frage 19......................................220 Abbildung 19:
Ergebnis der Befragung, Frage 20......................................223
XII
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 20:
Ergebnis der Befragung,Frage 21...................................... 226
Abbildung 21:
Ergebnis der Befragung,Frage 22...................................... 228
Abbildung 22:
Ergebnis der Befragung,Frage 23...................................... 230
Abbildung 23:
Ergebnis der Befragung,Frage 26...................................... 234
Abbildung 24:
Ergebnis der Befragung,Frage 27...................................... 236
Abbildung 25:
Ergebnis der Befragung,Frage 28...................................... 238
Abbildung 26:
Ergebnis der Befragung,Frage 30...................................... 242
Tabellenverzeichnis Tabelle 1:
Internationalisierungsmotive (nach Institut der deutschen Wirtschaft)............................................................. 64
Tabelle 2:
Internationalisierungsmotive (nach Köhler)...............................65
Tabelle 3:
Internationalisierungsmotive (nach IKB).................................... 65
Tabelle 4:
Internationalisierungsmotive (nach IFO-Institut)........................ 66
Tabelle 5:
Markteintrittsformen bei Internationalisierungsmaßnahmen...... 69
Tabelle 6:
IEA-Szenario des globalen Energieverbrauchs im Jahr 2010..... 103
Tabelle 7:
WEC-Szenario des globalen Energieverbrauchs bis 2020........ 105
Tabelle 8:
WEC-Szenario des globalen Energieverbrauchs bis 2100........ 106
Tabelle 9:
Rahmenbedingungen für ausländisches Engagement in der CR.................................................................181
Tabelle 10: Ausländische Beteiligung an tschechischen Elektrizitätsund Gasverteilungsunternehmen...................... 189
Tabelle 11: Ausländische Beteiligung an tschechischen Heizkraft
werken ...............................................................190 Tabelle 12: Ergebnis der Befragung, Fragen 3a und 3m............................205 Tabelle 13: Ergebnis der Befragung, Frage 29........................................... 240
Abkürzungsverzeichnis a.a.O.
am angegebenen Ort
abs.
absolut
AG
Aktiengesellschaft
arith.
arithmetisch
Aufl.
Auflage
BIP
Bruttoinlandsprodukt
BOO
Build - Own - Operate
BOOT
Build - Own - Operate - Transfer
BOT
Build - Operate - Transfer
bzw.
beziehungsweise
CEGB
Central Electricity Generation Board
Cez
Ceske Energeticke Zavody
COSY
Company oriented Sustainability
Cr
Tschechische Republik
CSFR
Tschechische und Slowakische Föderative Republik
CZ
Tschechische Befragte
D
Deutsche Befragte
Diss.
Dissertation
DSM
Demand-Side Management
ebd.
ebenda
ECK
Energeticke Centrum Kladno
EdF
Electricite de France
EG
Europäische Gemeinschaft
EJ
Exajoule
EPC
Engineering - Procurement - Construction
Erg.-H.
Ergänzungsheft
EU
Europäische Union
e.V.
eingetragener Verein
XVI
Abkürzungsverzeichnis
EVU
Energieversorgungsunternehmen
f.
folgende Seite
FERC
Federal Energy Regulation Commission
ff.
fortfolgende Seiten
GATT
General Agreement on Tariffs and Trade
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GW
Gigawatt
GWh
Gigawattstunde
HDI
Human Development Index
Hrsg.
Herausgeber
IEA
Internationale Energieagentur
IFO
Institut für Wirtschaftsforschung
IOC
International Oil Consortium
IPP
Independent Power Producers
IUCN
International Union for the Conservation of Nature and Natu ral Resources
IWF
Internationaler Währungsfonds
JI
Joint Implementation
JOPP
Joint Venture Phare Program
k.
keine
K
Kelvin
KG
Kommanditgesellschaft
KRK
Klimarahmenkonvention
kW
Kilowatt
kWh
Kilowattstunde
KWU
Kraftwerks-Union
LCP
Least-Cost Planning
Mio.
Million
Mrd.
Milliarde
MW
Megawatt
Abkürzungsverzeichnis
XVII
MWh
Megawattstunde
NATO
North Atlantic Treaty Organization
OBAG
Energieversorgung Ostbayern AG
OECD
Organization for Economic Cooperation and Development
OHG
Offene Handelsgesellschaft
o.O.
ohne Ort
o.O.u.J.
ohne Ort und Jahr
o.Sz.
ohne Seitenzählung
PURPA
Public Utilities Regulatory Police Act
REC
Regional Electricity Companies
Red.Bearb.
Redaktionelle Bearbeitung
RGW
Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe
RWE
Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerke
S.
Seite
SPV
Siemens Power Ventures
TJ
Terajoule
TU
Technische Universität
TW
Terawatt
TWh
Terawattstunde
u.a.
unter anderem, und andere
UCPTE
Union pour la Coordination de la Production et du Transport
de l'Electricite UdSSR
Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken
UN
United Nations
UNCTAD
United Nations Conference on Trade and Development
UNEP
United Nations Environmental Programme
us-s
US-Dollar
USA
United States of America
vgl.
vergleiche
VSK
Vertragsstaatenkonferenz
Abkürzungsverzeichnis
XVIII WBCSD
World Business Council for Sustainable Development
WEC
World Energy Council
WTO
World Trade Organization
z.B.
zum Beispiel
z.T.
zum Teil
0 Einleitung 0.1 Thema der Arbeit Zu den wesentlichen Herausforderungen, mit denen sich das ausgehende 20. Jahrhundert konfrontiert sieht, zählen die ökologische Problematik und die zunehmende weltweite Verflechtung nahezu aller Bereiche der Gesell
schaft. Die wachsende Umweltbelastung droht durch die Zerstörung des ökologischen Gleichgewichts der Erde die natürlichen Lebensgrundlagen zu vernichten und zwingt die Menschheit, zur Sicherung ihres eigenen Überle bens nach umweltverträglicheren Formen des Wirtschaftens, des Konsums,
des Lebensstils etc. zu suchen. Die globale Angleichung stellt die traditionel len nationalstaatlichen Strukturen im Bereich der Politik, Wirtschaft und Kultur in Frage und fordert zur Suche nach neuen, internationalen Formen des Zu
sammenlebens und des Organisierens dieses Zusammenlebens heraus.
Wohl kein anderer Bereich der Gesellschaft weist eine ähnlich hohe Rele vanz hinsichtlich beider Problemkreise auf wie die Wirtschaft. Denn auf der
einen Seite stellt das Wirtschaften jene menschliche Tätigkeit dar, die mehr als jede andere die natürlichen Ressourcen beansprucht und in das Funktio
nieren natürlicher Ökosysteme eingreift. Auf der anderen Seite ist die Wirt schaft mehr als jeder andere menschliche Tätigkeitsbereich auf grenzen- und
kulturenübergreifende Zusammenarbeit angewiesen und bietet selbst dann noch internationale Verständigungsmöglichkeiten, wenn dies auf politischer Ebene bereits ausgeschlossen zu sein scheint.
Vor diesem Hintergrund kann es nicht verwundern, daß die Problemkreise bzw. Herausforderungen der Umweltbelastung und der wachsenden interna
tionalen Verflechtung seit den achtziger Jahren vor allem in der Ökonomie
zunehmend diskutiert werden. Im Verlauf dieser Diskussionen sind vor allem zwei Lösungskonzepte erarbeitet worden, die im Mittelpunkt der vorliegenden Ar
beit stehen: das Konzept der „Nachhaltigen Entwicklung" als umfassende Lö sungsstrategie zur Vereinbarkeit von Ökologie und Ökonomie sowie das Kon
zept der „Internationalisierung" als Modell eines angemessenen betriebswirt
schaftlichen Umgangs mit den Herausforderungen der „Globalisierung".
Einleitung
2
Das Konzept der „Nachhaltigkeit" („Sustainability") bzw. der „Nachhaltigen Entwicklung" („Sustainable development") geht auf die Umweltschutzdebatte
der siebziger Jahre zurück und ist in seiner heutigen Form in den achtziger Jahren entstanden. Zu jener Zeit ist es auch als Handlungskonzept von inter
nationalen politischen Gremien, vor allem von den UN, aufgegriffen worden.
In den neunziger Jahren hat sich der Nachhaltigkeitsgedanke zunehmend in
der Wirtschaft ausgebreitet. Das Leitziel des Konzeptes besteht darin, ökologi sche, ökonomische sowie soziale Interessen und Ansprüche so miteinander
zu vereinen, daß die Lebensgrundlagen der Menschen dauerhaft erhalten bleiben und sowohl intragenerationell als auch intergenerationell1 möglichst gerecht verteilt werden. Vor allem geht es um den Versuch, ökologische und ökonomische Interessenlagen miteinander zu vereinbaren.
So wie das Nachhaltigkeitskonzept auf spätmittelalterliche forstwirtschaftli che Modelle zurückgeführt werden kann (vgl. Kapitel 1), ist auch das Konzept
der Internationalisierung nicht erst in den letzten Jahrzehnten entstanden. Es hat jedoch seit den achtziger Jahren durch weltpolitische und weltwirtschaftli che Entwicklungen sowie durch die Debatten um die „Globalisierung" we
sentlich an Aktualität und Bedeutung gewonnen. Der letztere Begriff dient da zu, die fortschreitende Annäherung der Gesellschaften der Erde aneinander
bzw. ihre Verschmelzung miteinander in den unterschiedlichsten Bereichen zu thematisieren. Ursprünglich vor allem für den Bereich des Kommunikations-
und Informationswesens gebraucht, ist der Begriff auch auf Bereiche wie Kultur, Lebensgewohnheiten oder Konsum („Globalisierung der Märkte") ausge
dehnt worden. Das Konzept der „Internationalisierung" versucht eine Antwort
auf die Frage zu geben, mit welcher Strategie die Wirtschaft auf die Heraus forderungen, die der Prozeß der „Globalisierung" darstellt, antworten kann. Die vorliegende Untersuchung zielt auf die Analyse der theoretischen Grundlagen, der praktischen Operationalisierbarkeit und der sozioökonomi schen Bedeutung der beiden genannten Konzepte. Dabei fallen bei der Lek türe der Literatur, die in den vergangenen Jahren zu diesen Konzepten er
schienen ist, vor allem zwei Dinge auf: 1
Vgl. zu diesen beiden Begriffen Kapitel 1.2.1. dieser Arbeit.
Einleitung •
3
Beide Konzepte erscheinen in zahlreichen Veröffentlichungen nahezu als „Allheilmittel", um die wirtschaftlichen bzw. aus der Wirtschaft erwachsenden
Probleme unserer Zeit zu lösen. Dabei werden die dazugehörigen Begriffe so inflationär gebraucht, daß sie ihre Schärfe zu verlieren drohen. •
Die Notwendigkeit, beide Konzepte miteinander zu verbinden, wird kaum einmal intensiver thematisiert. Dabei beruht gerade der Versuch des öko
logisch nachhaltigen Wirtschaftens auf einer Einsicht in die globalen Zu
sammenhänge ökonomischen Handelns und ökologischer Mechanismen. An diesen Unzulänglichkeiten der bisherigen Theoriebildung soll die vorlie gende Untersuchung ansetzen. Es soll erstens der Versuch unternommen
werden, die Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisie rung konkret aus Sicht der ökonomischen Praxis hinsichtlich ihrer Realisier barkeit und ihrer Möglichkeiten zu hinterfragen und sie in diesem Zusam
menhang von dem ideologischen Ballast zu befreien, der im Lauf der letzten Jahre die wissenschaftliche Diskussion erschwert hat (vgl. Kapitel 1.1 und
2.1.2). Zweitens sollen die Konzepte erstmals nicht nur isoliert voneinander
betrachtet, sondern darüber hinaus systematisch aufeinander bezogen und in ihren wechselseitigen Zusammenhängen dargestellt werden.
0.2 Leitende Fragestellungen Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Frage, ob und gegebenenfalls inwieweit die Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisierung ge
eignete Strategien zur Bewältigung der ökologischen, kulturellen und sozialen
Herausforderungen darstellen, mit denen sich die Wirtschaft heute konfron tiert sieht. Zu diesem Zweck sollen sie auf den folgenden Ebenen und unter
den folgenden Fragestellungen untersucht werden: •
Gang der Theoriebildung
- Welche Rückschlüsse läßt die Entstehungs- und Entwicklungsgeschich te der Konzepte auf ihre Hintergründe und ihre Motivierung zu?
- Welchen Verlauf hat die Theoriebildung beider Konzepte bis zu ihrem heutigen Stand genommen?
Einleitung
4 •
Kernbestandteile und Leitthesen - Auf welche essentiellen Bestandteile lassen sich die Konzepte der
Nachhaltigkeit und der Internationalisierung reduzieren? - Welche Leitthesen der Konzepte dürfen heute als allgemein anerkannt
gelten, und wie können sie systematisch aufeinander bezogen werden? •
Offene Fragen und Probleme
- Welche Aspekte innerhalb der Konzepte sind noch ungelöst, und wel che Lösungsansätze gibt es?
- Existieren noch unterschiedliche oder widersprüchliche Teilansätze, und wie sind diese zu bewerten?
•
Operationalisierung
- Lassen sich die Konzepte in allgemeine betriebswirtschaftliche Prinzi pien umsetzen, und wenn ja, wie? - Welche konkreten unternehmerischen Handlungsstrategien und Ein
zelmaßnahmen können aus den Konzepten abgeleitet werden?
Die Beantwortung dieser Fragen soll sich in dieser Arbeit bewußt von jenen ideologisch geprägten Diskussionen fern halten, die allzuoft die Auseinander
setzung mit den beiden Konzepten geprägt haben (vgl. Kapitel 1.1 und 2.1.2). Es soll geklärt werden, inwieweit Nachhaltige Entwicklung und Inter
nationalisierung sinnvolle und tragfähige ökonomische Strategien darstellen und wie ihre betriebswirtschaftliche Umsetzung konkret aussehen könnte.
Dies soll aus drei verschiedenen Perspektiven heraus erfolgen: Theorie,
konkretes Fallbeispiel, empirische Umfrage. Bislang sind in der Literatur die genannten Konzepte, vor allem jenes der Nachhaltigen Entwicklung, beinahe ausschließlich aus einem übergreifenden theoretischen Blickwinkel heraus betrachtet worden. Ihre Operationalisierbarkeit ist auf der Grundlage einer
solchen Herangehensweise jedoch kaum zu beurteilen. Darum wird ihre Umsetzbarkeit am konkreten Beispiel der Energiewirtschaft unter besonderer
Berücksichtigung der Situation in der Tschechischen Republik untersucht (zu
den Gründen für diese Auswahl des Fallbeispiels vgl. Kapitel 0.3). Zusätzlich werden die Ergebnisse durch die Analyse einer Umfrage mit den Einstellun gen der Vertreter der Energiewirtschaft selbst kontrastiert.
Einleitung
5
0.3 Aufbau Die Bearbeitung dieser Fragen erfolgt im theoretischen Teil der Untersu chung, zunächst getrennt für das Nachhaltigkeitskonzept (Kapitel 1) und das Internationalisierungskonzept (Kapitel 2). Die Geschichte der Entstehung und
Differenzierung des Nachhaltigkeitskonzeptes wird intensiver thematisiert, da
das Konzept im Zusammenhang mit der internationalen Umweltpolitik immer wieder modifiziert wurde (Kapitel 1.1). Auch heute ist die Debatte noch nicht
abgeschlossen, so daß den allgemein anerkannten Leitgedanken des Kon
zeptes auch verschiedene noch offene Streitpunkte gegenübergestellt wer den müssen (Kapitel 1.2). Demgegenüber kann die Entstehungsgeschichte
des Internationalisierungskonzeptes knapper abgehandelt werden, da sie kei ne vergleichbare politische Relevanz aufweist (Kapitel 2.1). Die inhaltliche
Analyse erfolgt hier getrennt nach den Aspekten der Internationalisierungs motive, der Internationalisierungsform, der multinationalen Organisation und
der Akkulturation (Kapitel 2.2 und 2.3). Beide Kapitel werden abgeschlossen von dem Versuch der betriebswirtschaftlichen Operationalisierung der theo retischen Konzepte (Kapitel 1.3 und 2.4).
Das dritte Kapitel betritt Neuland, indem hier erstmals die Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisierung hinsichtlich der ihnen zugrundeliegenden sozioökonomischen Entwicklungen, der konkreten, an die
Unternehmen herantretenden Herausforderungen, der theoretischen Leitlini
en und Grundprinzipien sowie der betriebswirtschaftlichen Operationalisie rung systematisch miteinander verglichen werden. Es wird hier vor allem zu
prüfen sein, ob die beiden Konzepte eine derart enge gegenseitige Verzah nung aufweisen, daß sich ihre kombinierte Anwendung in der betriebswirt
schaftlichen Praxis empfiehlt. Die Ergebnisse des theoretischen Teils sollen im zweiten Teil anhand ei nes sektoralen und regionalen Fallbeispiels konkretisiert und veranschaulicht
werden. In sektoraler Hinsicht wird die Branche der Energiewirtschaft gewählt (Kapitel 4), weil sie im Rahmen beider genannten Konzepte eine besondere
Rolle spielt:
6
Einleitung
•
Die Energiewirtschaft ist der umweltrelevanteste Wirtschaftszweig über haupt, allenfalls mit Ausnahme der Land- und Forstwirtschaft. Das Ziel ei ner nachhaltigen Energieversorgung bildet einen unverzichtbaren, zentra
len Bestandteil aller Versuche zur Operationalisierung des Konzeptes der
Nachhaltigkeit. •
Auf dem Weg zum Europäischen Binnenmarkt wird intensiv die interna
tionale Angleichung des Energiesektors diskutiert, und es ist von starken /ntemat/onafe/erungsbemühungen der großen Energiekonzerne auszu
gehen, zumal der verschärfte Wettbewerb die Unternehmen zum Wachs
tum zwingen wird und dies innerhalb der nationalen Grenzen oft kaum noch möglich ist.
Auch die Wahl der Tschechischen Republik als regionales Untersuchungsob jekt (Kapitel 5) läßt sich mit einer besonderen Relevanz des Landes hinsicht
lich beider Konzepte begründen: •
Die Tschechische Republik stellt ein bevorzugtes Ziel von Energiekonzer nen aus dem Gebiet der EU dar, die im Rahmen einer Intemationalisierungsstrategie die Ausweitung ihrer Aktivitäten nach Ostmitteleuropa und
Osteuropa verfolgen.
•
Die Energiewirtschaft der Tschechischen Republik ist aus der Zeit der so zialistischen Herrschaft mit erheblichen Umweltproblemen belastet. Zu
den zentralen Zielen der tschechischen Energiepolitik für die nähere Zu kunft zählt die Gewährleistung einer ökologisch verträglicheren und damit nachhaltigeren Energieversorgung.
Die Energiewirtschaft wird zunächst hinsichtlich ihres Nachhaltigkeitspotentials
untersucht, wobei die Analyse der einzelnen Energieträger, ihrer Ressourcen, ihrer Verbrauchs- sowie ihrer Entsorgungsproblematik im Mittelpunkt der Be
trachtung steht (Kapitel 4.1). Bezüglich des Internationalisierungspotentials des Energiesektors konzentriert sich die Darstellung vor allem auf die weltweit
zu beobachtende Liberalisierung der Energieerzeugung und Energieversor gung und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die internationale Zu sammenarbeit (Kapitel 4.2). Abschließend werden die oben erarbeiteten
Einleitung
7
Operationalisierungsmodelle für die beiden Konzepte speziell für den Bereich
der Energiewirtschaft konkretisiert (Kapitel 4.3). Hinsichtlich des regionalen Fallbeispiels der Tschechischen Republik wer
den zunächst die für das Thema relevanten politischen und ökonomischen Entwicklungen seit der Wende von 1989/90 mit besonderer Berücksichti
gung der energiepolitischen und energiewirtschaftlichen Veränderungen er örtert (Kapitel 5.1). Danach steht die Bewertung der tschechischen Energie wirtschaft unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten (Kapitel 5.2) und unter Inter
nationalisierungsgesichtspunkten (Kapitel 5.3) im Mittelpunkt der Betrach
tung. Im empirischen Teil (Kapitel 6) sollen mittels einer Fragebogenauswer tung die Einstellungen sowohl der tschechischen Energieunternehmen als
auch der ausländischen, für Internationalisierungsmaßnahmen in der Tsche chischen Republik in Frage kommenden Energieerzeugungs- und Energiever sorgungsunternehmen zu den Konzepten der Nachhaltigen Entwicklung und
der Internationalisierung ermittelt und ausgewertet sowie die Ansätze zu de
ren Umsetzung dargestellt werden.
1 Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung ist angesichts der deutlichen Ver schlechterung der ökologischen Situation auf unserem Planeten und der in tensiven wissenschaftlichen wie politischen Thematisierung dieser Problema
tik seit den siebziger Jahren entstanden. Waren Ökologie und Umweltschutz in dieser Zeit noch gesellschaftliche Randthemen, so haben sie sich seit den
achtziger und nochmals verstärkt seit den neunziger Jahren im Zentrum der wissenschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen etabliert. Die glo
bale ökologische Problematik äußert sich in diversen Teilproblemen, von de
nen in den Medien und in der Öffentlichkeit besonders die folgenden inten siv diskutiert werden: •
die großflächige Vernichtung der tropischen Regenwälder zur Holzgewin
nung und Holzverarbeitung; •
die Schädigung des Waldbestandes in den Industrieländern durch den sogenannten „sauren Regen";
•
der globale Temperaturanstieg durch Kohlendioxidemissionen von Indu strie und Verkehr („Treibhauseffekt");
•
die Zerstörung von Teilen der schützenden Ozonschicht der Atmosphäre durch Treibgase („Ozonloch");
•
die Verschlechterung der Grundwasserqualität durch Pestizide, Schwer metalle und andere Schadstoffe;
•
die zunehmende Ausrottung gefährdeter Tier- und Pflanzenarten durch die Beeinträchtigung ihres natürlichen Lebensraumes.2
2
Es ist nicht Aufgabe dieser Arbeit, die globalen ökologischen Schädigungen und Risiken in al
ler Ausführlichkeit darzustellen. Hier sei für einen knappen Überblick auf die folgenden Textstellen verwiesen: Harborth, Hans-Jürgen: Dauerhafte Entwicklung statt globaler Selbstzer störung. Eine Einführung in das Konzept des „sustainable development”, Berlin 1991, S. 911; Quennet-Thielen, Cornelia: Nachhaltige Entwicklung: Ein Begriff als Ressource der politischen Neuorientierung. In: Kastenholz, Hans G./Erdmann, Karl-Heinz/Wolff, Manfred (Hrsg.): Nachhaltige Entwicklung: Zukunftschance für Mensch und Umwelt, Berlin u.a. 1996, S. 9-21, hier S. 10-11; Kurz, Rudi: Globale Schadensszenarien, Sustainable Development und Instrumente des ökologischen Strukturwandels. In: Faix, Werner G./Kurz, Rudi/Wichert, Felix (Hrsg.): Innovation zwischen Ökonomie und Ökologie, Landsberg a.L. 1995, S. 13-21.
10
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
Angesichts dieser Entwicklungen, die die Lebensgrundlagen der Menschheit ernsthaft zu gefährden scheinen, sehen sich Wissenschaft, Politik und Wirt
schaft vor die Aufgabe gestellt, nach Wegen zu suchen, die Erhaltung der
natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen auf der einen Seite und die in dustrielle Produktionsweise sowie den Wohlstand und den Lebensstil der
modernen Gesellschaft auf der anderen Seite miteinander vereinbaren zu können. Es stellt sich die zentrale Frage, ob und, wenn ja, auf welche Weise es gelingen kann, Arbeit, Wohlstand und Lebensqualität für alle Menschen in
den Industrie- wie in den Entwicklungsländern zu sichern und dabei gleich
zeitig die Umwelt so wirkungsvoll zu schonen, daß sie auch künftigen Gene rationen noch als menschenwürdiger Lebensraum dienen kann. Aus dieser
Frage leiten sich alle weiteren Teilprobleme ab, z.B.: Welche ökonomischen, technischen und sozialen Modernisierungen und Innovationen sind erforder lich, um dieses Ziel zu erreichen? Welche organisatorischen Änderungen in
Politik und Wirtschaft sind zur Durchsetzung dieser Innovationen notwendig? Und: Gibt es eine Obergrenze für Wachstum und Wohlstand, die im Interes se der Umwelt nicht überschritten werden darf?3 Im Laufe der Versuche, diese Fragen zu beantworten, hat sich spätestens
seit der UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro im Jahr 1992 das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung4 als allgemein verbind liches Leitziel herauskristallisiert. Damit wird an ein bereits im Spätmittelalter formuliertes forstwirtschaftliches Konzept angeknüpft.5 Dieses Konzept ist seit 3
Einen Katalog von Fragestellungen, die im Zusammenhang mit dem Konzept der Nachhalti
4
gen Entwicklung von Relevanz sind, bietet: Huber, Joseph: Nachhaltige Entwicklung. Strategien für eine ökologische und soziale Erdpolitik, Berlin 1995a, S. 9. Dem Begriff entsprechen die englischen Ausdrücke des „Sustainable development" bzw. der
5
„Sustainability" wie die deutschen Termini der „Nachhaltigkeit", der „dauerhaften Entwicklung“ oder der „zukunftsfähigen Entwicklung". Vgl. Klemmer, Paul: Ressourcen- und Umweltschutz um jeden Preis? In: Voss, Gerhard (Hrsg.): Sustainable development. Leitziel auf dem Weg in das 21. Jahrhundert, Köln 1994, S. 22-57, hier S. 22-24. Nach diesem Konzept ist ein Wald nur dann „nachhaltig“, d.h. langfristig nutzbar, wenn aus
seinen Beständen nicht mehr Holz geschlagen wird, als gleichzeitig unter natürlichen Bedin gungen nachwachsen kann. Zur Entstehung des Nachhaltigkeitsprinzips in der Forstwirtschaft: Nutzinger, Hans G./Radke, Volker: Das Konzept der nachhaltigen Wirtschaftsweise. Histori sche, theoretische und politische Aspekte. In: Nutzinger, Hans G. (Hrsg.): Nachhaltige Wirt schaftsweise und Energieversorgung. Konzepte, Bedingungen, Ansatzpunkte, Marburg 1995, S. 13-49, hierS. 14-17.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
11
den achtziger Jahren auf globale ökologische bzw. ökonomische Zusammen
hänge übertragen und erweitert worden, wobei es allerdings bis heute nicht
gelungen ist, eine allgemeinverbindliche Definition für den Begriff der „Nach haltigen Entwicklung" zu finden. Kreibich unterscheidet 1996 bereits zwi schen über 70 verschiedenen Definitionsversuchen und kommt zu dem eher
resignierenden Ergebnis, daß man sich momentan allenfalls darin einig sei, welche Faktoren einer Nachhaltigen Entwicklung w/c/ersprächen.6 Trotz dieser unbefriedigenden Situation ist es notwendig, den Begriff im Sinne einer Arbeitsdefinition für diese Untersuchung zu klären. Dem kommt
die Tatsache entgegen, daß die Mehrzahl der vorliegenden Definitionsversu che in bestimmten zentralen Punkten übereinstimmt. Der Begriff der „Nach
haltigkeit" läßt sich definieren als die Forderung, alle natürlichen Ressourcen,
die der Mensch im Zuge seiner ökonomischen Tätigkeiten nutzt, so zu be wirtschaften, daß sie auch für zukünftige Generationen in einer möglichst un beeinträchtigten Beschaffenheit erhalten bleiben.7 Der Begriff der „Entwick
lung" wiederum verweist darauf, daß das Konzept keineswegs nur auf die Er
haltung und Bewahrung von etwas Bestehendem zielt, sondern den dynami schen Charakter der modernen Gesellschaft und Wirtschaft betont8 Seit den achtziger Jahren hat der Begriff der „Nachhaltigen Entwicklung" jedoch eine derart inflationäre Verwendung erfahren, daß er heute in Gefahr
ist, zu verwässern und zu einer alles und damit nichts umfassenden Floskel
zu werden. Pearce spricht bereits 1988 von der Nachhaltigen Entwicklung als dem „catchword of the 80ies"9, und diese Feststellung kann mit noch größe rer Berechtigung für die neunziger Jahre getroffen werden. Daher sollen im
6
Vgl. Kreibich, Rolf (Hrsg.): Nachhaltige Entwicklung. Leitbild für die Zukunft von Wirtschaft und
7
Gesellschaft, Weinheim/Basel 1996, S. 40. Diese Bedeutung des Begriffsbestandteils „nachhaltig" scheint allgemeine Akzeptanz zu fin
8
den. Umstritten ist allerdings die genaue Festlegung der zeitlichen Dimension (wieviele Gene rationen?) wie auch der räumlichen Dimension (Ressourcen auf welcher regionalen Ebene?). Vgl. Klemmer (1994), a.a.O., S. 26. Dabei wäre es jedoch falsch, den Begriff „Entwicklung" mit dem Begriff „Wachstum" gleichzu
9
setzen. Vielmehr ist umstritten, ob wirtschaftliches Wachstum einen zwingenden Bestandteil des Konzeptes der Nachhaltigen Entwicklung bildet. Vgl. Kreibich (1996), a.a.O., S. 40. Pearce, David William: Economics, Equity and Sustainable Development, Futures 20 (1988),
S. 598-605, hier S. 598.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
12
folgenden die Entstehung und Ausdifferenzierung, die inhaltlichen Grundzüge und die Möglichkeiten der praktischen Umsetzbarkeit des Konzeptes nachge
zeichnet werden, um auf diese Weise seine Operationalisierbarkeit für die weitere Untersuchung zu gewährleisten.
1.1
Entstehung und Differenzierung des Konzeptes
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung stellt in seinen inhaltlichen Grundzügen keineswegs eine Erfindung des späten 20. Jahrhunderts dar.
Dies hat bereits der Verweis auf die Prinzipien der spätmittelalterlichen Forst wirtschaft gezeigt. Die Ethnologie hat den Beweis erbracht, daß Jäger- und
Sammler-Gesellschaften die natürlichen Ressourcen ihrer Umgebung auf ei ne Art und Weise bewirtschaften, die durchaus Züge des Nachhaltigkeitsprin
zips aufweist. Auch in der Ökonomie sind vergleichbare Überlegungen bereits in früheren Jahrhunderten zu finden, z.B. in den Überlegungen Malthus' zum Bevölkerungs- und Ressourcenwachstum gegen Ende des 18. Jahrhun derts.10
Die neoklassische Ökonomie mit ihrer eindeutigen Fixierung auf wirt schaftliches Wachstum und technischen Fortschritt hat jedoch seit dem 19.
Jahrhundert der Natur praktisch keinen eigenständigen Wert zugemessen und
sie demzufolge aus ihren ökonomischen Betrachtungen weitgehend ausge klammert. Erst die Einsicht, daß die Menschheit bei einer unveränderten
Fortführung ihrer derzeitigen Wirtschaftsweise in Gefahr geraten würde, ihre
natürlichen Lebensgrundlagen zu zerstören, hat zu Beginn der siebziger Jahre dieses Jahrhunderts zum Aufschwung der Ökologie und, darauf folgend, der Ökologischen Ökonomie und der neueren Ressourcenökonomie geführt. Vor allem der „Club of Rome" vertritt die neue ökologische Bewegung öffentlich keitswirksam mit seinen Berichten zur ökologischen Lage.
10
Vgl. hierzu u.a. Klemmer, Paul/Wink, Rüdiger/Benzler, Guido/Halstrick-Schwenk, Marianne:
Mehr Nachhaltigkeit durch Marktwirtschaft: Ein ordnungspolitischer Ansatz. In: Gerken, Lüder (Hrsg.): Ordnungspolitische Grundfragen einer Politik der Nachhaltigkeit, Baden-Baden 1996, S. 289-340, hier S. 293.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung 1.1.1
13
Siebziger Jahre: Der „Club of Rome" und die „Grenzen des Wachstums"
Als erstes entscheidendes Datum für die Herausbildung des Nachhaltigkeits konzepts gilt das Jahr 1972. In diesem Jahr erscheint der von Dennis Mea
dows und Mitarbeitern des Massachusetts Institute of Technology verfaßte er
ste Bericht des „Club of Rome" zur Lage der Menschheit mit dem rasch zum Schlagwort avancierenden Titel „Die Grenzen des Wachstums"11. Die Studie hebt die Theorie Malthus' von der zunehmenden Nahrungsmittelknappheit
bei anhaltendem Bevölkerungswachstum wieder ins Bewußtsein und diffe renziert sie noch wesentlich, indem die Faktoren Bevölkerungswachstum, Wirtschaftswachstum, Nahrungsmittel- und Rohstoffressourcen sowie Um weltbelastung in ihren komplexen Wechselbeziehungen untereinander mit einbezogen werden.12 Dabei kommen die Autoren zu dem Schluß, daß we der die begrenzten Ressourcen der Erde an Nahrungsmitteln und Rohstoffen
noch die Belastbarkeit und Regenerierungsfähigkeit der natürlichen Umwelt ein weiteres unbegrenztes Wachstum der Bevölkerungszahl und der Wirt
schaft, vor allem des industriellen Sektors, zulassen: „Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltver schmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unver ändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht Mit großer Wahrscheinlichkeit führt dies zu einem ziemlich raschen und nicht aufhaltbaren Absinken der Bevölkerungszahl und der industriellen Kapazität"13
Mit dieser Grundthese rückt die Studie von dem Fortschrittsglauben der neo
klassischen Ökonomie zumindest insoweit ab, als die Autoren bezweifeln, daß es in Zukunft allein durch technischen Fortschritt gelingen kann, die öko
logischen Folgen eines weiteren, unbegrenzten Wachstums aufzufangen und für die Menschheit erträglich zu gestalten. Vielmehr müsse an die Stelle des technischen Fortschritts oder zumindest neben diesen auch ein Fortschritt im Denken der Menschen treten. Ein Bewußtseinswandel weg von der Wachs 11
Meadows, Dennis/Meadows, Donella/Zahn, Erich/Milling, Peter: Die Grenzen des Wachstums.
12 13
Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit, Stuttgart 1972. Vgl. Meadows/Meadows/Zahn/Milling (1972), a.a.O., S. 18-158. Meadows/Meadows/Zahn/Milling (1972), a.a.O., S. 17.
14
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
tumsgläubigkeit hin zu einem Gleichgewichtsdenken sei notwendig, um ei nen „Zustand weltweiten Gleichgewichts" zu ermöglichen: „Es erscheint möglich, die Wachstumstendenzen zu ändern und einen ökologischen und wirt schaftlichen Gleichgewichtszustand herbeizuführen, der auch in weiterer Zukunft aufrechter halten werden kann. Er könnte so erreicht werden, daß die materiellen Lebensgrundlagen für jeden Menschen auf der Erde sichergestellt werden und noch immer Spielraum bleibt, indivi duelle menschliche Fähigkeiten zu nutzen und persönliche Ziele zu erreichen."14
Im weiteren Verlauf ihrer Ausführungen machen die Autoren deutlich, was sie konkret unter diesem Gleichgewichtszustand verstehen: Nullwachstum so
wohl hinsichtlich der Bevölkerungszahlen als auch hinsichtlich der wirtschaftli chen Produktionsziffern, gemessen am realen Industriekapital.15 Dies ist eine für die damalige Zeit ausgesprochen provokative These, da sie erstens die
Wachstumsgläubigkeit in Frage stellt und zweitens das weltpolitische und weltwirtschaftliche Modell vom Vorbildcharakter der Industrieländer und von der „aufholenden Entwicklung" der Entwicklungsländer als gefährlich für den
Fortbestand der Menschheit charakterisiert. Entsprechend kontrovers ist die Studie in den Medien und in der Öffent
lichkeit aufgenommen worden: in den Reihen der Ökologiebewegung mit
nahezu euphorischer Zustimmung, in der Wirtschaft mit Skepsis und Ableh nung. Differenzierter hat sich die wissenschaftliche Fachöffentlichkeit des
Themas angenommen. Während auf der einen Seite die Bedeutung der Stu die im Hinblick auf ihre Rolle als Wegbereiter eines Diskurses über das Ver hältnis von Ökonomie und Ökologie gewürdigt wird, steht auf der anderen
Seite teilweise massive Kritik an einzelnen Aspekten der Untersuchung. Diese Kritik konzentriert sich auf die folgenden Punkte:
•
In einem globalen Modell liege der Grad der Datenaggregierung so hoch,
daß seine Thesen von unzähligen Fallstudien verifiziert werden müßten.
•
Die Studie berücksichtige nicht ausreichend die Tatsache, daß Quantität und Qualität des zukünftigen technischen Fortschritts nicht vorhersagbar
sind, und gehe im Grunde vom gegenwärtigen technischen Stand aus.
14 15
Meadows/Meadows/Zahn/Milling (1972), a.a.O., S. 17. Vgl. Meadows/Meadows/Zahn/Milling (1972), a.a.O., S. 155.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung[5
•
Die Studie gehe von den derzeit bekannten Rohstoffvorkommen aus und berücksichtige nicht die (wahrscheinliche) Auffindung neuer Rohstofflager
stätten. •
Das Modell sei einseitig technokratisch ausgerichtet und berücksichtige soziale Faktoren nur am Rande.16
•
Vor allem Autoren aus der Dritten Welt kritisieren, das Modell sei gegen die Emanzipation der Entwicklungsländer gerichtet, da es eine Begrenzung
des industriellen Wachstums bereits zu einem Zeitpunkt propagiere, zu dem in den ärmeren Ländern nicht einmal die Grundbedürfnisse der Menschen befriedigt seien.17
Aus heutiger Sicht ist die Studie als im ganzen wertvoller Denk- und Diskus sionsanstoß zu werten, der jedoch im einzelnen noch zahlreicher Korrekturen
bedurfte und bedarf. Dessen sind sich auch die Autoren selbst bewußt ge wesen und haben dies durch die Forderung nach weiteren überprüfenden
und differenzierenden Analysen verdeutlicht. Als entscheidend für die Durch
setzung des Konzeptes der Nachhaltigen Entwicklung haben sich jedoch nicht nur die in rascher Folge erscheinenden weiteren Studien zu den globa
len Wechselbeziehungen zwischen Ökonomie und Ökologie erwiesen, son
dern auch die Tatsache, daß diese Problematik bald auf multilateraler politi scher Ebene behandelt worden ist. Bereits im Jahr 1972 hat in Stockholm eine UN-Konferenz zum Thema
„Human Environment" stattgefunden, auf der die beteiligten Staaten erstmals 1R Umwelt- und Entwicklungsfragen auf multilateraler Ebene diskutiert haben. Zudem ist das „United Nations Environmental Programme" (UNEP) gegrün det worden, eine Organisation, die in den folgenden Jahren die Meinungs führerschaft im Bereich der Ökologie-Ökonomie-Debatten übernommen hat.
16 Diese Kritikpunkte nennt der Club of Rome in seiner „Kritischen Würdigung" des Berichts. Vgl. Meadows/Meadows/Zahn/Milling (1972), a.a.O., S. 189-191. 17 Vgl. die angeführten Beispiele bei Harborth (1991), a.a.O., S. 21-22. 18 Vgl. Haber, Wolfgang: Das Nachhaltigkeitsprinzip als ökologisches Konzept. In: Fritz, Peter/Huber, Joseph/Levi, Hans Wolfgang (Hrsg.): Nachhaltigkeit in naturwissenschaftlicher und sozialwissenschaftlicher Perspektive. Eine Publikation der Karl-Heinz-Beckurts-Stiftung, Stuttgart 1995, S. 17-30, hier S. 17-18.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
16
1973 hat ihr erster Executive Director, Maurice Strong, den Begriff „Ecodeve lopment" für ein umweit- und sozialverträgliches Konzept der wirtschaftlichen Entwicklung geprägt und damit ein Vorläufermodell zum späteren „Su stainable developmenf-Konzept vorgestellt19
Das Modell des „Ecodevelopment" versucht zunächst die Frage zu beant worten, wie ländliche Regionen der Dritten Welt an wirtschaftliche und infra strukturelle Standards der entwickelten Länder herangeführt werden können, ohne die Ressourcen, die Umweltbedingungen und die kulturellen und so zialen Gegebenheiten der betreffenden Regionen zu zerstören.20 Dabei zeigt
es allerdings noch deutliche Züge rückwärtsgewandter Sozialromantik, indem es Faktoren wie Selbstbeschränkung und Bescheidenheit oder auch dem
Rückgriff auf vorindustrielle Technologien einen hohen Wert beimißt. Diese einseitige ideologische Ausrichtung und die Beschränkung auf die Nord-
Süd-Problematik haben dazu geführt, daß sich das Konzept nicht durchge
setzt hat. Im Oktober 1974 hat die UNEP ihre Bemühungen um eine politische
Operationalisierung ihrer globalen Konzepte auf einem gemeinsam mit der UNCTAD (Welthandelskonferenz) veranstalteten Symposium über „Rohstoff
nutzung, Umweltschutz und Entwicklung" im mexikanischen Cocoyok ver stärkt. Die dort verabschiedete „Erklärung von Cocoyok" faßt die Hauptthesen
der UNEP zum Themenkomplex Umwelt, Wirtschaft und Bevölkerungswachs tum zusammen: •
Sowohl die Bevölkerungsexplosion als auch die Umweltzerstörung in der
Dritten Welt sind armutsbedingt und daher nur durch eine Entwicklung
der unterentwickelten Regionen zu mildern oder zu stoppen.
•
Neben der Unterentwicklung der Dritten Welt ist eine Fehlentwicklung in
den Industrieländern für die globalen Probleme zuständig. Diese besteht
in einem Lebensstil der Menschen, der sie einseitig auf einen überstei
gerten Konsum fixiert. 19 Vgl. Harborth (1991), a.a.O., S. 24. 20 Eine Zusammenfassung dieser frühen Hauptrichtung der Ecodevelopment-Schule bietet einer ihrer Hauptvertreter, Ignacy Sachs. Vgl. Harborth (1991), a.a.O., S. 24-27.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
•
17
Ein globales ökologisches Gleichgewicht kann nur dann erreicht werden,
wenn in allen Regionen der Erde weder die verantwortbaren Mindest grenzen noch die zulässigen Höchstgrenzen der wirtschaftlichen Entwick lung unter- bzw. überschritten werden.2'
Die Studie des „Club of Rome" von 1972 wird damit in dieser Erklärung um die Nord-Süd-Problematik erweitert, indem die Autoren bei dem Begriff der Wachstums- bzw. Entwicklungsgrenzen zwischen Ober- und Untergrenzen unterscheiden und beiden die gleiche Bedeutung beimessen. In die gleiche
Richtung zielt ein im darauffolgenden Jahr veröffentlichter, stark beachteter Bericht eines Forschungsprojektes der Dag-Hammarskjöld-Stiftung, der durch die Tatsache, daß daran 14 UN-Organisationen und 24 Forschungsinstitute
mitgewirkt haben, eine gewisse Repräsentativität erhält Im Grunde wieder holt der Bericht jedoch nur die Thesen der Erklärung von Cocoyok in einer fundierteren und argumentativ breiteren Form. Hier wie dort geht es um das
Ziel der Verknüpfung von Entwicklungspolitik, globaler Umweltpolitik und Welthandelssystem zu einer neuen, ökologisch verträglichen und sozial „ge rechten" Weltwirtschaftsordnung.22
Die „Ecodevelopment"-Ansätze haben um die Mitte der siebziger Jahre einen beträchtlichen Einfluß ausgeübt, sich dann jedoch schnell als Irrweg herausgestellt. Aus der Aufbruchsstimmung der späten sechziger und frühen siebziger Jahre resultierend, nehmen sie allzu einfache und naive Grenzzie
hungen zwischen arm und reich bzw. zwischen herrschenden und unter drückten Klassen vor und suchen ihre mangelnde wissenschaftliche Fundie rung durch verbalen Radikalismus zu kaschieren, der bis hin zu marxisti schem Gedankengut reicht. In dieser Form ist ihre Attraktivität für die politi
schen und wirtschaftlichen Führungszirkel ausgesprochen begrenzt geblieben,
zumal die auf ihren Vorgaben beruhenden Experimente in verschiedenen Entwicklungsländern gescheitert sind.23 Die Debatte um Ökonomie und
21 22
Vgl Harborth (1991), a.a.O., S. 27-28. Der Bericht trug den Titel „Was tun? Plädoyer für eine andersartige Entwicklung". Vgl. Harborth
23
(1991), a.a.O, S. 28-32. Vgl. Harborth (1991), a.a.O, S. 31-32.
18
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
Ökologie, Umwelt und Entwicklung ist jedoch lebendig geblieben und hat in
den achtziger Jahren zur Herausarbeitung von politisch wie wirtschaftlich eher
operationalisierbaren Konzepten geführt.
1.1.2 Achtziger Jahre: Der Brundtland-Report und die Institutionalisierung
des Nachhaltigkeitskonzeptes
Zu Beginn der achtziger Jahre sind zwei Berichte erschienen, die sich mit der Nord-Süd-Problematik und dem Thema des globalen Natur- und Umwelt schutzes beschäftigen und den Bewußtseinswandel von Wissenschaft und Politik gegenüber den siebziger Jahren deutlich zeigen. Der unter dem Vorsitz
des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Willy Brandt entstandene Brandt-
Bericht, herausgegeben im Jahr 1980 von der Nord-Süd-Kommission der Vereinten Nationen unter dem Titel „Das Überleben sichern", sucht nach Strategien zur Verbesserung der Lebensbedingungen der unteren Schichten in den Entwicklungsländern. Das Konzept umfaßt sowohl Sofort- als auch Langzeitmaßnahmen in den Bereichen Boden- und Wassemutzung, Gesund
heitsfürsorge, Wiederaufforstung, Nutzung regenerativer Energiequellen, Ex ploration von Bodenschätzen sowie Infrastruktur. Die ökologische Problematik wird dabei eindeutig den Entwicklungserfordernissen untergeordnet.24
Die im gleichen Jahr von der UNEP, dem World Wildlife Fund und der In ternational Union for the Conservation of Nature und Natural Resources (IUCN) gemeinsam veröffentlichte „World Conservation Strategy" beinhaltet
erstmals den Begriff des „Sustainable development". Die Studie geht von der
grundlegenden These aus, daß eine ökonomische Entwicklung auf Dauer ohne die Erhaltung funktionsfähiger Ökosysteme nicht möglich ist, und stellt als zentrale Handlungsstrategien den Schutz der Artenvielfalt, die Schonung der Ressourcen und die nachhaltige Nutzung von Ökosystemen heraus.25 Sie
betont, anders als der Brandt-Bericht, einseitig die ökologische Problematik und reflektiert politische und sozialökonomische Faktoren nur unzureichend. 24
Vgl. Simmons, Ian G.: Ressourcen und Umweltmanagement. Eine Einführung für Geo-, Um-
25
weit- und Wirtschaftswissenschaftler, Heidelberg/Berlin/Oxford 1993, S. 332. Vgl. Klemmer/Wink/Benzler/Halstrick-Schwenk (1996), a.a.O., S. 294.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
19
Trotz ihres jeweils einseitigen Blickwinkels stellen beide Veröffentlichun gen entscheidende Vorarbeiten für den Brundtland-Report von 1987 dar. Sie befreien die Debatte um Entwicklung und Umwelt von dem ideologischen
Ballast der siebziger Jahre und stellen konkrete, wissenschaftlich fundierte
Analysen und Handlungsanleitungen für die Themenkomplexe der Nord-SüdEntwicklung und des globalen Umweltschutzes dar.
Der Brundtland-Report hat dann dem Konzept der Nachhaltigen Entwick lung zu umfassender Publizität sowohl in der wissenschaftlichen Fachwelt als
auch in der Öffentlichkeit verholten. Er geht zurück auf die im Jahr 1983 von
der UN- Generalversammlung eingesetzte „Weltkommission für Umwelt und Entwicklung",
ein organisatorisch mit den Vereinten Nationen verbundenes,
inhaltlich aber unabhängiges Gremium. Nach seiner Vorsitzenden, der ehe maligen und auch späteren norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem
Brundtland, hat es auch den Namen „Brundtland-Kommission" erhalten. Als Hauptaufgaben der Kommission lassen sich herausstellen: •
Analyse umweltpolitischer und entwicklungspolitischer Probleme und Er arbeitung von Vorschlägen zu deren Lösung;
•
Formulierung von Vorschlägen für neue Formen der internationalen Zu sammenarbeit, um so zur Lösung der globalen Probleme beizutragen;
•
Wecken von Verständnis und Fördern der Handlungsbereitschaft bei Ein-
zelpersonen, Hilfsorganisationen, Unternehmen und Einzelstaaten. Die Kommission ist erstmals im Oktober 1984 zusammengetreten und hat ihren Abschlußbericht unter dem Titel „Our common future" im April 1987
veröffentlicht. Die Studie zeigt noch deutlicher als die vorgenannten Untersu chungen die Abwendung von den Konzepten der siebziger Jahre: Setzen 26
Bei der Zusammensetzung der Kommission ist offensichtlich großer Wert auf eine paritätische
27
Beteiligung von Mitgliedern aus Industrie- und Entwicklungsländern gelegt worden. Zehn Mit glieder stammen aus Industrieländern, darunter sieben aus der westlichen Welt und Japan sowie drei aus dem Ostblock, zwei aus Schwellenländern (Saudi-Arabien und VR China) und zehn aus Entwicklungsländern, darunter fünf aus Afrika, drei aus Südamerika und zwei aus Asien. Vgl. Hauff, Volker (Hrsg.): Unsere gemeinsame Zukunft. Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, Greven 1987, S. 3-4 (deutsche Fassung des Brundtland-Berichtes).
20
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
diese auf Bescheidenheit, Konsumverzicht, Rückkehr zu traditionellen Tech nologien, Selbstversorgung und z.T. klassenkämpferisches Gedankengut, so
wird nun das Leitziel der Nachhaltigen Entwicklung eng mit der Kategorie des nachhaltigen Wachstums verknüpft. Die beiden Begriffe werden im Ab schlußbericht praktisch synonym gebraucht.28 Die Kommission läßt auch kei
nen Zweifel daran, daß mit dem Begriff „Wachstum" in erster Linie wirtschaft liches Wachstum gemeint ist: „Grundbedürfnisse zu befriedigen, hängt teilweise davon ab, das volle Wachstumspotential zu nutzen; dauerhafte Entwicklung erfordert jedenfalls wirtschaftliches Wachstum in Gebieten, wo diese Bedürfnisse nicht befriedigt werden. Andernorts kann dies übereinstimmen mit wirt schaftlichem Wachstum, wenn das Wachstum die groben Prinzipien der Dauerhaftigkeit re flektiert sowie das Prinzip, andere nicht auszubeuten.“29
Diese Grundsatzentscheidung bedeutet konkret ein eindeutiges Bekenntnis zur Marktwirtschaft und der dem kapitalistischen Wirtschaftssystem innewohnenden Wachstumsdynamik. Zwar räumt der Bericht ein, daß eine Nachhaltige Entwick
lung im globalen Maßstab nur realisierbar sei, wenn vor allem die wohlhabenden Bevölkerungsschichten in den Industrieländern ihre Konsumgewohnheiten in be
stimmten Sektoren wie z.B. dem Energieverbrauch auf ein ökologisch vertretbares Maß reduzieren. Damit verbunden ist die These, daß das Produktions- und Kon
summodell der weltweiten Industrialisierung nach dem Vorbild der westlichen In
dustriestaaten aus ökologischen Gründen nicht für den globalen Maßstab verall gemeinerbar sei. Aber das eigentlich auffällige Merkmal des Berichtes ist die klare
Bejahung von wirtschaftlichem Wachstum sowie technischem und wissenschaftli chem Fortschritt sowie das Bekenntnis zu einem „Prozeß ständigen Wandels" an stelle eines „Zustandes starrer Ausgewogenheit"30
Diese deutliche Positionsbestimmung hat zu heftigen Auseinandersetzun
gen um die Beziehung zwischen Entwicklung und Wachstum im Rahmen des Nachhaltigkeitskonzeptes geführt, die bis heute nicht abgeschlossen sind (vgl. Kapitel 1.2.2). In diesem Zusammenhang ist der Brundtland-Report in ein
zelnen Punkten z.T. heftig kritisiert worden: 28 29 30
Vgl. Hauff (1987), a.a.O., S. 9-10. Hauff (1987), a.a.O., S. 47. Vgl. Hauff (1987), a.a.O., S. 10.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung •
21
Die Beseitigung von Armut und Elend in der Dritten Welt führe keines wegs generell zu einem schonenderen Umgang mit den natürlichen Le bensgrundlagen. Vielmehr könne ein erhöhter Energie- und Ressourcen
verbrauch wie in den Industrieländern die Folge sein.
•
Der Report weise nicht klar genug darauf hin, daß in den Industrieländern unter Umständen drastische Konsumeinschränkungen nötig seien, um ei ne weltweite Befriedigung der Grund bed ürfnisse zu ermöglichen.
•
Die These des Reports, es existierten aufgrund des zu erwartenden tech
nologischen Fortschritts keine absoluten Grenzen für das Wachstum, sei ein Rückfall in neoklassische Fortschrittsgläubigkeit.
•
Grundsätzlich wird dem Brundtland-Report entgegengehalten, daß er eher
ein Forderungskatalog als ein argumentativ begründetes Handlungskon
zept sei und durch seine These, weltweite Bedürfnisbefriedigung sei ohne
Einschränkungen des Wohlstandes in den Industrieländern und ohne glo bale Belastungen der Umwelt möglich, allen gleichzeitig gefallen wolle.31 Trotz dieser Schwachstellen bildet der Brundtland-Report einen Meilenstein
in der Entwicklung des Nachhaltigkeitskonzeptes. Seine Verdienste sind vor allem in den folgenden Punkten zu sehen: •
Den Mitgliedern der Kommission ist es erstmals gelungen, das Nachhal
tigkeitskonzept so vielschichtig zu formulieren, daß die Interessen der In
dustrieländer, der Entwicklungsländer, der künftigen Generationen und der Umwelt berücksichtigt werden, während sich die Modelle der siebzi
ger Jahre einseitig auf die Interessen der ärmeren Bevölkerungsschichten in den Entwicklungsländern und den Naturschutz konzentrieren.32 31
Vgl. zu den verschiedenen Kritikpunkten am Brundtland-Report: Nutzinger/Radke (1995),
32
a.a.O., S. 36-41; Harborth (1991), a.a.O, S. 45-47, 57-66; Simmons (1993), a.a.O, S. 333; Kreibich (1996), a.a.O, S. 25-27. Auch Harborth (1991), a.a.O, S. 51 weist darauf hin, daß die zentrale, oberste Wertentschei
dung der Brundtland-Kommission in der Forderung gelegen habe, jede Generation sei aus ethischen Gründen dazu verpflichtet, Verantwortung für alle kommenden Generationen zu übernehmen. Damit hat sie den Gedanken der Nachhaltigkeit aus dem ökologischen Bereich in eine allgemein menschlich-moralische Sichtweise erweitert, während die Konzepte der siebziger Jahre Nachhaltigkeit noch lediglich mit Naturerhaltung und Verringerung des Bevöl kerungswachstums gleichsetzen.
22
•
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung Die repräsentative und hochkarätige Zusammensetzung der Kommission
sichert dem Abschlußbericht eine große Publizität und dem Nachhaltig
keitsgedanken damit eine hohe Akzeptanz.
•
Mit dem Brundtland-Report ist es gelungen, eine bis heute gültige Liste
von Handlungsfeldern aufzustellen, die im Kontext der Nachhaltigkeitsbe strebungen von Relevanz sind. Dazu zählen vor allem Maßnahmen zur Eindämmung des Bevölkerungswachstums, zur Beseitigung der Armut, zur Sicherung der Nahrungsmittelversorgung und gerechteren Nahrungsmit
telverteilung, zur Erhaltung der Artenvielfalt und gefährdeter Ökosysteme,
zur Förderung alternativer und regenerativer Energiequellen, zur Vermin derung der Ressourcenintensität der Industrieproduktion sowie zur Verrin gerung der ökologischen und sozialen Folgeschäden der Verstädterung.33
•
Die einseitige Polarisierung, die die Konzepte der siebziger Jahre zwischen Armen und Reichen vornehmen, wird aufgegeben. Zwar fordert der Brundt
land-Report deutlich, daß das globale Wohlstandsgefälle aus ethischen
Gründen, zur Sicherung des sozialen Friedens und zur Beendigung der armutsbedingten Bevölkerungsvermehrung sowie der armutsbedingten
Umweltzerstörung beseitigt werden müsse. Aber diese Grundsatzposition
führt nicht zu radikalen und unrealistischen Umverteilungsparolen, son dern knüpft die aufholende Entwicklung der Dritten Welt an ein anhalten des, umweit- und sozialverträgliches Wachstum in den Industrieländern 34 Mit dieser Orientierung hat sich die Kommission den Vorstellungen der Welt
bank über den Zusammenhang zwischen Wachstum, Außenhandel und In dustrialisierung sowie aufholendem Wachstum angenähert. Weite Teile der
Ökologiebewegung haben gerade aus diesem Grund skeptisch auf die Ver öffentlichung des Abschlußberichts reagiert. Auf der anderen Seite hat er durch seine Integrierung des Wachstumskonzepts und durch seine ethische Fundierung erstmals auch konservativ und liberal orientierten politischen 33
Vgl. hierzu den Maßnahmen- und Empfehlungskatalog im Brundtland-Bericht: Hauff (1987),
a.a.O., S. 97-258. 34 Auch Harborth (1991), a.a.O., S. 51-52 weist darauf hin, daß der Brundtland-Bericht an die Stelle des Umverteilungs- und Gleichheitsgedankens das Prinzip der aufholenden Entwicklung setzt
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
23
Kräften sowie Unternehmern die Möglichkeit geboten, sich dem Nachhaltig
keitskonzept anzunähern und es in ihre politischen bzw. ökonomischen Überlegungen miteinzubeziehen35 Da ohne die Mitwirkung dieser Kräfte eine Umsetzung des Nachhaltig
keitsgedankens nicht denkbar ist, hat erst der Brundtland-Bericht die ent
scheidenden Voraussetzungen für die politische und ökonomische Operationalisierbarkeit des Konzepts geschaffen. Erst auf dieser Basis ist der in den
neunziger Jahren einsetzende Rio-Prozeß denkbar.
1.1.3 Neunziger Jahre: Die UN-Konferenz von Rio und die Folgeprozesse
Das trotz aller Einzelkritik starke und positive Echo auf den Brundtland-Report hat die Vereinten Nationen dazu angeregt, zügig nach Möglichkeiten der poli
tischen Umsetzung der geforderten Maßnahmen zu suchen. 1989 hat sie mit den Vorbereitungen zu einer Konferenz über Umwelt und Entwicklung be gonnen, um unter Beteiligung aller UN-Mitgliedsstaaten die Empfehlungen
der Brundtland-Kommission in politisch und rechtlich verbindliche Hand lungsstrategien umzusetzen. Im März 1991 hat die Weltbank die Global Envi
ronment Facility als Pilotprogramm zur Finanzierung von Maßnahmen im Be reich des globalen Umweltschutzes gegründet; die Organisation finanziert
Projekte und Programme, die zur Verbesserung der globalen Umweltsituation beitragen, und zwar in den Bereichen des Klimaschutzes, der biologischen Vielfalt, der internationalen Gewässer und des Schutzes der Ozonschicht.36 Auf einem im November 1991 in Den Haag stattfindenden Symposium ha ben 40 Experten, z.T. der Brundtland-Kommission entstammend,37 ein Leit
konzept für die Konferenz entwickelt, das vor allem in den Punkten 2 und 3 der „Politischen Grundaussagen" die Grundrichtung vorgibt: 35
Zur Reaktion auf den Brundtland-Bericht auf politischer Ebene vgl. Nutzinger/Radke (1995),
36
a.a.O., S. 44-46. Vgl. Klemm, Andreas: Die Global Environment Facility, RIW 1998, H. 12, S. 921-925, hier
37
S. 921. Eine wichtige Figur in der Nachhaltigkeitsdiskussion und bei den Bemühungen ihrer politi schen Umsetzung ist z.B. der Kanadier Maurice Strong gewesen, der 1973 als Direktor der UNEP den Begriff „Ecodevelopment" geprägt, dann der Brundtland-Kommission angehört und auch 1991 in Den Haag maßgeblich an der Vorbereitung der Rio-Konferenz mitgewirkt hat.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
24
„2. Eine durchdachte Antwort auf diese Umweltbelastungen liegt weder im Stoppen des ökonomischen Wachstums noch in der Fortsetzung der hergebrachten Muster des Wachstums, sondern in dem Entwurf neuer Modelle einer nachhaltigen Entwicklung. 3. Die neuen Modelle einer nachhaltigen Entwicklung müssen die Menschen in den Mittel punkt der Überlegungen stellen, neue umweltfreundliche Technologien in alle Investiti onsplanungen integrieren und Wege suchen, die Knappheit von Umweltressourcen bei zukünftigen Entscheidungsprozessen zu berücksichtigen."38
Dies
bedeutet,
daß die wachstumsfreundliche
Grundorientierung des
Brundtland-Berichtes trotz der daran laut gewordenen Kritik nicht aufgegeben wird. Allerdings ist in die Überlegungen auch die Erkenntnis eingeflossen, daß
sich die hergebrachten Wachstumsmuster nicht für eine Nachhaltige Ent wicklung eignen, da sie zu einseitig auf freie Marktregulierung und Gewinn
maximierung orientiert sind. Damit stellen die Teilnehmer des Den Haager Symposiums der bevorstehenden Konferenz eine ihrer entscheidenden Aufgaben: ein Wachstumsmodell zu entwickeln, das den Unternehmern weiterhin profitables Wirtschaften ermöglicht, gleichzeitig aber so umwelt-
und sozialverträglich ist, daß es den Forderungen des Brundtland-Berichtes entspricht
Die UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung mit insgesamt 177 be teiligten Staaten ist im Juni 1992 im brasilianischen Rio de Janeiro zusam
mengetreten, nach fast zweijährigen Vorverhandlungen, in deren Verlauf es gelungen ist, die Meinungsverschiedenheiten und Interessengegensätze der
einzelnen Staaten weitgehend auszuräumen oder zumindest zu Kompromis sen einzuebnen.39
In Rio selbst hat im Mittelpunkt der Verhandlungen die Aufgabe gestan
den, auf höchster Ebene die letzten noch strittigen Fragen zu klären, die vor
bereiteten Dokumente zu unterzeichnen und die Umsetzung des Vereinbar ten durch die nationalen Regierungen mit Hilfe einer öffentlichkeits- und me
dienwirksam inszenierten Veranstaltung zu erleichtern. Im einzelnen sind die folgenden Dokumente unterzeichnet worden: 38
Kreibich (1996), a.a.O., S. 28. Ebd., S. 28-29 Abdruck der „Politischen Grundaussagen" sowie
39
der „Umsetzungsfähigen Handlungsanleitung" des Den Haager Symposiums. Auf die verschiedenen Interessenlagen der beteiligten Staaten einzugehen, ist aus dem Blick
winkel dieser Untersuchung nicht von entscheidender Bedeutung. Vgl. etwa die Beispiele bei Quennet-Thielen (1996), a.a.O., S. 11-13.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung •
25
Die „Rio-Deklaration" proklamiert den Anspruch aller Menschen auf ein gesundes und produktives Leben im Einklang mit der Natur. Die Entwick
lungsländer erreichen ein seit langem verfolgtes Ziel, indem sowohl das Recht auf Entwicklung als auch die Leitkategorien des Vorsorgeprinzips und
des Verursacherprinzips bei Umweltschäden erstmals im globalen Maß stab anerkannt werden. Zur Verwirklichung einer Nachhaltigen Entwicklung proklamiert die Deklaration u.a. Maßnahmen zur Armutsbekämpfung, eine
angemessene Bevölkerungspolitik und die Reduzierung von Konsum- und Produktionsweisen, die nicht dem Nachhaltigkeitsprinzip entsprechen.40
•
Die „Agenda 21" stellt das zentrale Aktionsprogramm zur Gewährleistung
einer globalen Nachhaltigen Entwicklung dar. In 40 Kapiteln behandelt sie die Themen Gesundheitsvorsorge, Abfall, Wasser, Boden, Chemikalien, Energie, Verkehr, Landwirtschaft, Armutsbekämpfung, Bevölkerungsent
wicklung, technische und finanzielle Zusammenarbeit sowie Veränderung
von Produktionsweisen. Hinsichtlich der Formulierung eines nachhaltigen Wachstumskonzeptes erbringt die Agenda allerdings keine Fortschritte.41 •
Die „Klimarahmenkonvention" verfolgt das Ziel, die Emissionen in der At mosphäre auf ein Niveau zu reduzieren, das irreversible Störungen des Klimasystems ausschließt. Alle unterzeichnenden Staaten werden auf ent sprechende Maßnahmenprogramme verpflichtet. Die Verpflichtung der
Industriestaaten, ihre Treibgas-, insbesondere ihre Kohlendioxidemissio-
nen bis zum Jahr 2000 auf das Niveau von 1990 zurückzuführen, bleibt allerdings deutlich hinter den Erwartungen zurück 42 40
Der Interpretation der Rio-Konferenz bei Simmons (1993), a.a.O., S. 334, als einer „Kraftpro-
41
be zwischen Nord und Süd, wobei der Norden die Oberhand behielt", kann hier nicht gefolgt werden. Gerade angesichts der Tatsache, daß die Deklaration ein Kompromiß zwischen 177 Delegationen gewesen und von 177 Staaten ratifiziert worden ist, stellt das Ergebnis für die Entwicklungsländer einen beachtlichen Erfolg dar. Dies gilt um so mehr, als die besondere Verantwortung der Industrieländer aufgrund der durch sie verursachten Umweltbelastungen und aufgrund ihrer technischen und finanziellen Möglichkeiten ausdrücklich anerkannt worden ist. Auch Klemmer/Wink/Benzler/Halstrick-Schwenk (1996), a.a.O., S. 295-296 bemängeln, daß
42
die Agenda 21 gerade die so wichtigen ordnungspolitischen Fragestellungen ausspart und keine realistischen Perspektiven zur Operationalisierung des Konzeptes aufzeigt. Die Benen nung der Agenda verweist auf das Ziel, ein grundlegendes umweltpolitisches Aktionspro gramm für das 21. Jahrhundert vorzulegen. Vgl. Quennet-Thielen (1996), a.a.O., S. 14.
26 •
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung Das „Abkommen zum Schutz der biologischen Vielfalt" zielt auf den welt weiten Schutz gefährdeter Tier- und Pflanzenarten sowie ihrer bedrohten 43 Lebensräume.
Die Tatsache, daß die Vereinbarungen von Rio den Charakter von Grundsatz programmen mit an vielen Stellen noch offenen Grundprämissen und Handlungsstrategien tragen, ist vielfach kritisiert worden, kann aber auch als
Stärke aufgefaßt werden, da dies den nationalen Regierungen den notwendi
gen Handlungsspielraum für eine flexible Realisierung des Vereinbarten läßt44 Gerade dies dürfte zur anfangs recht zügigen nationalen Umsetzung der Vereinbarungen beigetragen haben. Nolan und Harris etwa sprechen
noch Anfang 1997 im Hinblick auf die Umsetzung der Klimakonvention von „the biggest single step towards world harmony on environmental issues"45 Bis 1996 ist die Konvention von über 140 Staaten ratifiziert worden. Auf
der im März und April 1995 in Berlin tagenden 1. Vertragsstaatenkonferenz (VSK) zur Klimarahmenkonvention haben sich einige Staaten, z.B. die Bun desrepublik Deutschland und Großbritannien, zu weiteren Reduktionen über das Jahr 2000 hinaus verpflichtet.46 Die Ergebnisse dieser Verpflichtungser
klärung sind auf der 2. Vertragsstaatenkonferenz in Genf im Juli 1996 bilan ziert worden. Darüber hinaus haben die Vertragsstaaten auf dieser Konferenz eine auf EU-Initiative zurückgehende Ministerdeklaration unterzeichnet, in der
die Erkenntnisse des „Zwischenstaatlichen Sachverständigengremiums über Klimaänderungen" (IPCC) als Grundlage für die weiteren Verhandlungen an
erkannt werden. Damit ist die These, daß menschliche Wirtschaftsaktivitäten
bereits zu erheblichen Veränderungen des Weltklimas geführt haben, erstmals auf politischer Ebene verbindlich akzeptiert worden. Weiterhin hat die Deklaration
festgelegt, daß alle Vertragsstaaten rechtsverbindliche, quantifizierte Emissi onsbegrenzungsziele in den Bereichen Energie, Verkehr, Industrie, Landwirt
43 44 45
Vgl. Quennet-Thielen (1996), a.a.O., S. 15. Vgl. Huber (1995a), a.a.O., S. 13. Nolan, Derek/Harris, Heather: UN Framework Convention on Climate Change, International
46
Business Lawyer 25 (1997), Nr. 3, S. 108-113, hier S. 108. Vgl. Nolan/Harris (1997), a.a.O., S. 110.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
27
schäft und Abfallbeseitigung einzuführen haben47 Das Artenschutzabkom
men haben bis 1996 mehr als 120 Staaten ratifiziert, und auf einer ersten Nachfolgekonferenz im November 1994 auf den Bahamas ist ein mittelfristi ges Arbeitsprogramm mit einer Laufzeit bis 1997 verabschiedet worden.48
Darüber hinaus hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen im Dezember 1992, wie bereits in Rio beschlossen, die „Kommission für Nach haltige Entwicklung" eingesetzt, die als zentrales Instrument für die Umset
zung aller Rio-Beschlüsse dienen soll. Die Kommission hat ein bis 1997 rei
chendes Arbeitsprogramm erarbeitet, das alle Themen der Agenda 21 um faßt und in einen Folgegipfel münden soll.49 Der Bundestag hat 1992 eine
eigene Enquete-Kommission zum Thema „Schutz des Menschen und der Umwelt" eingesetzt, die die Umsetzung der Rio-Beschlüsse in der Bundesre publik wissenschaftlich und politisch begleiten und organisieren soll.50 Im Jahr 1997 scheint der politische Elan, der die ersten Jahre nach Rio
kennzeichnet, jedoch bereits aufgebraucht zu sein. Die Bilanz, die auf der Ende Juni 1997 in New York stattfindenden umfassenden Rio-Nachfolgekon
ferenz über die vergangenen fünf Jahre gezogen worden ist, ist weitgehend negativ ausgefallen: Das Worldwatch-Institute hat errechnet, daß der Kohlen-
dioxid-Ausstoß trotz der Klimakonvention im Jahr 1996 auf einen historischen
Höchststand angestiegen ist; die Industriestaaten haben ihre in der Agenda 21 eingegangenen Verpflichtungen weitgehend verfehlt und z.B. nicht, wie
angestrebt, durchschnittlich 0,7 °/o ihres Bruttosozialprodukts für Entwicklungshilfe ausgegeben, sondern lediglich 0,27 °/o51; ökologische Untersuchungen erge ben einen bedenklichen Rückgang des weltweit verfügbaren Trinkwassers, eine Ausweitung der Wüstengebiete und eine fortschreitende Waldvernich 47
Vgl. UN-Klimakonferenz in Genf: Wichtigste Ergebnisse, VIK-Mitteilungen 1996, H. 5, S. US
US, hierS. 116-117. 48 Vgl. Quennet-Thielen (1996), a.a.O., S. 15. 49 Zu den Einzelheiten vgl. Quennet-Thielen (1996), a.a.O., S. 17-20. 50 Vgl. Verantwortung für die Zukunft. Wege zum nachhaltigen Umgang mit Stoff- und Material
51
strömen. Zwischenbericht der Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt Bewertungskriterien und Perspektiven für umweltverträgliche Stoffkreisläufe in der Industriege sellschaft" des 12. Deutschen Bundestages, Bonn 1993. Vgl. Simon, Claus Peter: Umwelt auf der Kippe, Die Woche vom 20.6.1997, S. 26-27, hier S. 26.
28
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
tung. Die Konferenz selbst ist aufgrund fundamentaler Differenzen zwischen
den Teilnehmerstaaten ohne verbindliche Schlußerklärung zu Ende gegan gen, was einen deutlichen Rückschritt gegenüber Rio bedeutet.52 Diese Tendenz hat sich im Oktober 1997 fortgesetzt, als die USA im Hin blick auf die im Dezember in Kyoto bevorstehende 3. Vertragsstaatenkonfe renz zur Klimarahmenkonvention angekündigt haben, sich lediglich zu einem Niveau der Emissionsverringerung verpflichten zu wollen, das hinter der Kli marahmenkonvention von 1992 zurückbleibt.53 Nach eigenem Bekunden sind die USA nur dann dazu bereit, ein neues, zur weiteren Emissionsredu
zierung verpflichtendes Protokoll zu unterschreiben, wenn auch die Entwick
lungsländer in eine solche Verpflichtung eingebunden werden. Darüber hin aus favorisieren sie das Konzept des Kaufens, Leihens oder Ansparens von
Emissionsrechten: Diese sollen damit quasi zur internationalen Handelsware erklärt werden.54 Eine solche Lösung würde die Industrieländer zwar nicht zur
Emissionsverringerung zwingen, aber immerhin einen deutlichen finanziellen Anreiz in dieser Richtung darstellen.
In Kyoto selbst hat sich die Konferenz lange am Rande des völligen Scheiterns bewegt, ehe es in letzter Minute gelungen ist, wenigstens ein be
scheidenes umweltpolitisches Signal zu setzen. Die 155 Vertragsparteien ha ben sich auf ein Protokoll geeinigt, das eine Verringerung der Treibhausga semissionen der Industrieländer um 5,2 °/o vorsieht.55 Im einzelnen ist be
schlossen worden, die Emissionen der Treibhausgase Kohlendioxid, Methan
und Distickstoffoxid für den Zielzeitraum 2008 bis 2012 um mindestens 5 % gegenüber der fünffachen Emissionsmenge des Basisjahrs 1990 zu senken. Für die fluorierten Kohlenwasserstoffe soll das gleiche erreicht werden, aller52
Vgl. Umwelt-Gipfel: weniger Trinkwasser, mehr Treibhausgase, Welt am Sonntag vom
53
29.6.1997, S. 10. Vgl. Clintons Haltung zum Klimaschutz stößt auf Unverständnis, Frankfurter Allgemeine Zei
tung vom 24.10.1997, S. 1. 54 Vgl. Ehrenstein, Claudia: Signale für globalen Klimaschutz, Die Welt vom 29.11.1997, S. 9. 55 Vgl. Weiler, Bernd: Kompromiß im Treibhaus, Die Welt vom 12.12.1997, S. 4; Lamprecht,
Franz: Kyoto-Gipfel hat deutliches Signal gesetzt Die 3. VSK zur KRK: Ausgangslage, Ver handlungsdynamik, Ergebnis, Energiewirtschaftliche Tagesfragen 48 (1998), S. 6-10. An der Konferenz haben jene 155 Staaten teilgenommen, die bis zu diesem Zeitpunkt die Klima rahmenkonvention ratifiziert hatten.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
29
dings unter Zugrundelegung des Basisjahrs 1995. Diese Reduktionsziele ent
sprechen einer 30-prozentigen Reduktion gegenüber jenem Emissionsni veau, das bei der Beibehaltung des gegenwärtigen Trends für das Jahr 2010 prognostiziert wird.56 Während sich die meisten europäischen Staaten, dar
unter auch jene der Europäischen Gemeinschaft und die Tschechische Re
publik, zu einer Emissionsreduzierung von 8 °/o verpflichtet haben, haben sich die USA auf 7 °/o festgelegt; einigen Staaten wie Norwegen, Australien und Island ist eine Erhöhung ihrer Emissionen gewährt worden.57
Dies bedeutet allerdings nur eine Einigung auf den kleinsten gemeinsa
men Nenner, zumal der US-Forderung nach einer Abtretbarkeit von Emissi onsrechten nachgegeben worden ist Die eigentlichen Probleme haben die
Vertragsstaaten auf eine für November 1998 in Buenos Aires geplante KlimaNachfolgekonferenz verschoben.58 In den USA hat im April 1998 außerdem
eine heftige Diskussion darüber eingesetzt, ob die Regierung das Klimaproto
koll von Kyoto unterzeichnen solle oder nicht. Mehr als 15.000 Wissen schaftler, die den Computer-Klimamodellen skeptisch gegenüberstehen, ha ben Präsident Clinton aufgefordert, von der Unterzeichnung abzusehen. Das wissenschaftliche Establishment, repräsentiert durch die National Academy of
Science, hat diese Kritik jedoch zurückgewiesen und das Protokoll von Kyoto begrüßt59 Die neuesten globalen Klimadaten vom Sommer 1998 scheinen die Vertreter der Theorie des Treibhauseffektes zu bestätigen, da nun erst mals auch Satellitenmessungen die globale Erwärmung belegen.60 56
Vgl. Klinkert, Ulrich: Die historische Verantwortung der Industriestaaten - Nachhaltige Ent-
57
Wicklung und Internationalisierung als Herausforderung für die deutsche Energiewirtschaft. In: Energie und Umwelt Schritte zu einer nachhaltigen Entwicklung in der Tschechischen Repu blik. Beitragssammlung zur Konferenz „Das UN-Umweltkonzept und seine Auswirkungen auf die Energiewirtschaft", Sternenfels/Berlin 1999, S. 24-34. Vgl. Straßburg, Wolfgang: Joint Implementation - ein ergänzendes Instrument für den globa
len Klimaschutz? In: Energie und Umwelt. Schritte zu einer nachhaltigen Entwicklung in der Tschechischen Republik. Beitragssammlung zur Konferenz „Das UN-Umweltkonzept und sei ne Auswirkungen auf die Energiewirtschaft", Sternenfels/Berlin 1999, S. 54-66. 58 Vgl. Vorholz, Fritz: Abkommen mit großen Schlupflöchern, Die Zeit vom 19.12.1997, S. 18. 59 Vgl. Singer, Fred S.: Zwischen Eiszeit und Treibhaus, Handelsblatt vom 17.6.1998. 60 Vgl. Klima. Globale Hitzerekorde, Focus vom 17.8.1998, S. 11. Auch die Weltenergiekonfe
renz von Houston im Oktober 1998 hat dies anerkannt und intensiv neue Reaktorkonzepte sowie die Möglichkeiten regenerativer Energiequellen diskutiert; vgl. Schürmann, Heinz Jürgen: Die Energie von morgen ist teuer, Handelsblatt vom 11.9.1998.
30
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
Die US-Regierung hat sich daraufhin kurz vor der Eröffnung der 4. Ver tragsstaatenkonferenz zur Klimarahmenkonvention in Buenos Aires im No
vember 1998 als 60. Staat entschlossen, das Klimaprotokoll von Kyoto zu unterzeichnen.61 Eine Ratifizierung des Kyoto-Abkommens durch das ameri kanische Repräsentantenhaus erscheint gegenwärtig jedoch eher als unwahr scheinlich.62 Vor diesem Hintergrund ist das Inkrafttreten des Abkommens
von Kyoto generell in Frage gestellt, da es von mindestens 55 Staaten ratifi ziert werden muß, auf die mindestens 55 °/o der globalen COz-Emissionen
entfallen (bezogen auf 1990); allein die USA sind jedoch bereits für ca. 25 % der globalen CO2-Freisetzung verantwortlich.63 So hat der Hauptzweck der Konfe
renz von Buenos Aires nicht mehr, wie ursprünglich geplant, darin bestanden, noch über Kyoto hinausgehende Reduktionsverpflichtungen zu etablieren, sondern lediglich in dem Versuch, das Kyoto-Protokoll so zu modifizieren, „daß es von allen Ländern ratifiziert werden und in Kraft treten kann".64
In Buenos Aires sind zwei gegensätzliche Lager aufeinandergetroffen: ei nes, angeführt von den Ländern der Europäischen Union, das dringend wei tere Maßnahmen fordert, und eines, angeführt von den USA, das eher zum Abwarten neigt, bis die Klimaforscher sich endgültig auf ein allgemein akzep tiertes Modell geeinigt haben.65 Die EU-Staaten haben das auf Druck der USA
in Kyoto gemachte Zugeständnis, die Reduktionsverpflichtungen durch soge nannte „Flexibility Mechanisms" (Handel mit Treibhausgasemissionen, Joint
Implementation, Clean Development Mechanism; vgl. Kapitel 3.1) auch au ßerhalb des eigenen Landes erfüllen zu können, attackiert. Sie befürchten, die
USA könnten versuchen, auf diesem Weg die Emissionsverringerungen im
eigenen Land zu umgehen und sich Klimaschutz-Investitionen in Entwick
lungsländern auf die eigenen Reduktionsverpflichtungen anrechnen zu las61
Vgl. United Nations Press Release vom 14.11.1998: Climate change meeting adopts Buenos
62 63
Aires Plan of Action, S. 1. Vgl. Langes Ringen um den Klimaschutz, Die Welt vom 14.11.1998. Vgl. Czakainski, Martin: Nachhaltige Entwicklung - Erkenntnisse der 17. Weltenergiekonferenz
64
in Houston, Energiewirtschaftliche Tagesfragen 48 (1998), S 682-686, hier S. 685. So die amerikanische Delegationsleiterin Melinda Kimble; vgl. Suche nach effizienten und ver
65
antwortungsvollen Lösungen, Die Welt vom 30.10.1998, S. 9. Vgl. Grolle, Johann: Wälder auf der Kippe, Der Spiegel 1998, Nr. 46, S. 254-256.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
31
sen 66 Ihr Ziel, eine Quote für im Inland zu erfüllende Reduktionsverpflich tungen festzuschreiben, haben sie nicht erreicht, und so ist das Ergebnis der Konferenz von Buenos Aires lediglich ein weitgehend unverbindlicher Akti onsplan zur Umsetzung des Kyoto-Protokolls.67
Während die politischen Bemühungen zur weiteren Durchsetzung des Nachhaltigkeitskonzeptes derzeit stagnieren, beginnt die Wirtschaft, die bis lang eher als Bremser auf dem Gebiet des Klimaschutzes galt, sich eben die sem Konzept zuzuwenden. Führende Konzerne aus den westlichen Indu strieländern wie z.B. Unilever, Henkel, DuPont oder Volkswagen haben den
World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) gegründet, der sich auf dem New Yorker Rio-Nachfolgegipfel im Juni 1997 intensiv für das Ziel des „nachhaltigen Wirtschaftens“ eingesetzt hat.68
1998 haben sich BP, Boeing, Toyota und zehn weitere Konzerne, darun ter auch zwei US-Stromunternehmen, mit führenden Umweltschutzorganisa
tionen im „Pew Center für weltweite Klimaveränderung" zusammengeschlos
sen, das sich die Bekämpfung des Treibhauseffektes zum Ziel setzt. Die Glo bal Climate Coalition hingegen, in der amerikanische Konzerne Lobbyarbeit
gegen den Klimaschutz betreiben, hat 1998 wegen ihrer Ablehnung des Kyoto-Protokolls bereits mehrere namhafte Mitglieder verloren (u.a. BP und Shell)69
Im Jahr 1998 haben sich darüber hinaus die Mitgliedsunternehmen des „E7"-Zusammenschlusses, führende Energiekonzerne aus Frankreich, den
USA, Spanien, Kanada, Japan und Deutschland, auf gemeinsame Leitlinien für ein „Sustainable Energy Development" geeinigt und diese in einem Offe
nen Brief in den folgenden sechs Grundsätzen zusammengefaßt:
66 Vgl. Schäfers, Manfred: Trittin wirft den Amerikanern unsittliches Klimaverhalten vor, Frankfur-
67
ter Allgemeine Zeitung vom 7.11.1998, S. 6; Rey, Romeo: Der leidige Handel mit dem Dreck, Frankfurter Rundschau vom 13.11.1998. Vgl. Rentz: 4. Vertragsstaatenkonferenz (VSK) nach der Klimarahmenkonvention vom 2. bis
13. November 1998 in Buenos Aires, internes Papier der RWE Energie AG, Essen 1998; Akti onsplan für den Klimaschutz, Die Welt vom 16.11.1998, 5.32; Ergebnis der UNO-Klimakonferenz entspricht niedrigen Erwartungen, Handelsblatt vom 17.11.1998. 68 Vgl. Simon (1997), a.a.O., S. 27. 69 Vgl. US-Konzerne schließen Klimabündnis, die tageszeitung vom 9.5.1998.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
32
•
Entwicklung langfristiger Strategien für nachhaltige zukunftsverträgliche Entwicklung auf dem Energiesektor.
•
Wirtschaftlich effizienter Einsatz der Ressourcen Umwelt und Energie, um unter geringstmöglichem Ressourcenverbrauch einen maximalen Nutzen bei größtmöglicher Schonung der Umwelt zu erreichen.
•
Ausbau der Möglichkeiten, die es Menschen und Institutionen erlauben,
den Weg nachhaltig zukunftsverträglicher Entwicklung zu gehen. Dies kann
u.a. durch Ausbildung und Erweiterung von Kenntnissen geschehen, ein schließlich einschlägiger Erfahrung bei der Lösung von Umweltfragen. In Entwicklungsländern und osteuropäischen Staaten gilt es auch, den Ein
satz lokaler Fertigungskapazität und Dienstleistungen zu fördern.
•
Empfehlung des Einsatzes moderner und bewährter Technologien (ein schließlich erneuerbarer Energien, soweit wirtschaftlich) und von Knowhow, wobei die vorhandenen natürlichen Ressourcen, wirtschaftliche und
soziale Bedingungen sowie das vorhandene Ausbildungs- und Qualifikati onsniveau zu berücksichtigen sind; das Recht jeder Nation auf die Er
schließung ihrer eigenen Ressourcen ist hierbei zu wahren.
•
Zusammenarbeit mit Regierungen sowie Regierungs- und Nichtregie
rungsorganisationen, um den Erfolg der Projekte zu gewährleisten, indem
insbesondere dazu beigetragen wird, den notwendigen institutionellen
Rahmen für soziale, wirtschaftliche und kulturelle Bedingungen vor Ort zu definieren.
•
Minimierung der mit unseren Aktivitäten verbundenen Gesundheits- und Sicherheitsrisiken für Bevölkerung und Mitarbeiter.70
Insgesamt läßt sich die bisherige Entwicklung des Nachhaltigkeitskonzeptes in einem Modell abbilden, das drei aufeinanderfolgende Phasen unterscheidet:
•
In den siebziger Jahren wird das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung von der Ökologiebewegung und den mit ihr sympathisierenden politi schen Kräften getragen. Ergebnis der Diskussion sind überwiegend Ab-
70 Vgl. E7 Summit '98 France. Promoting Sustainable Development in the Global Electric Indu-
stry. The E7 Proposal for International Guidelines, o.O. 1998.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
33
Sichtserklärungen und Forderungskataloge ohne ausreichende argumen
tative Untermauerung und ohne politische Durchsetzbarkeit.
•
Von den achtziger bis zur Mitte der neunziger Jahre übernehmen die Re gierungen der UN-Mitgliedsstaaten die Führung bei der Weiterentwicklung
des Nachhaltigkeitskonzepts. Die Grundsatzpositionen des Konzepts wer den entideologisiert und stärker ethisch begründet, Strategien zur konkre ten Umsetzung werden entwickelt und in ersten Ansätzen verwirklicht. •
Seit der Mitte der neunziger Jahre beginnt verstärkt auch die Wirtschaft,
zunächst in den westlichen Industrieländern, das Nachhaltigkeitskonzept in das eigene betriebswirtschaftliche Denken und Handeln zu integrie ren71
Diese aktuelle Entwicklung in der dritten Phase des oben entworfenen Mo
dells soll in der vorliegenden Untersuchung an einem konkreten Fallbeispiel hinterfragt werden. Zu diesem Zweck ist es zunächst notwendig, vor dem Hintergrund des oben Gesagten die wesentlichen, heute weitgehend akzep
tierten Grundsatzpositionen und Handlungsstrategien des Nachhaltigkeits konzeptes im Hinblick auf ihre betriebswirtschaftliche Relevanz und Umsetz barkeit herauszuarbeiten.
1.2 Der heutige Stand der Nachhaltigkeitsdiskussion 1.2.1
Konsensfähige Grundsatzpositionen
Im Verlauf der oben nachgezeichneten Entwicklung der Nachhaltigkeitsdis
kussion haben sich trotz aller Differenzen zwischen den an der Ausformulie rung des Konzeptes beteiligten Interessengruppen verschiedene Grundsatz positionen herauskristallisiert, die heute als allgemein akzeptiert und kon
71
Bei diesem Modell sind in allen drei Phasen erhebliche regionale Differenzen in Rechnung zu
stellen. Heute etwa gelten einige westliche Industrieländer wie die Niederlande oder die skandinavischen Staaten sowie Schwellenländer wie Südkorea oder Indien als führend bei der Durchsetzung der Rio-Beschlüsse, wohingegen der Nachhaltigkeitsgedanke in den Ländern des ehemaligen Ostblocks noch so gut wie keine Bedeutung hat.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
34
sensfähig gelten.72 Darunter sind in erster Linie die folgenden Grundprinzipi
en zu verstehen: •
Grundaxiom der intragenerationeilen und intergenerationeilen Gerechtigkeit Hierbei handelt es sich um ein wirtschaftsethisches bzw. generell philo
sophisch-ethisches Grundaxiom, das allen weiteren Überlegungen zur Nachhaltigkeit zugrundezulegen ist, und in dessen Mittelpunkt die ethi sche Kategorie der Gerechtigkeit steht.73 Dabei hat sich in der Nachhaltig
keitsdebatte weitgehend die wirtschaftsethische Gerechtigkeitstheorie von
Rawls durchgesetzt, die eine Maximierung der Wohlfahrt des jeweils am
schlechtesten gestellten Mitglieds einer bestimmten Gesellschaft bzw. Gemeinschaft verlangt74 Dieses Postulat läßt sich sowohl auf den globalen als auch auf den ein
zelstaatlichen Maßstab übertragen. Im ersten Fall folgt aus ihm das Prinzip der aufholenden Entwicklung zur Schließung der Gerechtigkeitslücke zwi schen Entwicklungs- und Industrieländern, im zweiten Fall das Prinzip der
Absicherung der Bürger durch staatliche Sozialpolitik. Die wesentliche, im Rahmen des Nachhaltigkeitskonzepts aus dem Axiom der intragenerationellen Gerechtigkeit abgeleitete Forderung ist jene nach der Erfüllung der Grundbedürfnisse aller Menschen, also nach Bekämpfung der Armut75
Die Ideologie der Gleichheit aller Menschen und der Herstellung dieser Gleichheit durch Besitz- und Ressourcenumverteilung, die noch in den
siebziger Jahren eine beträchtliche Rolle spielte und noch im Brundtland-
72
Nach wie vor existieren Randmeinungen, die einzelne dieser Grundpositionen ablehnen. Eine
73
ausführliche Darstellung würde jedoch den Rahmen dieses Überblickskapitels sprengen. Zur Rolle des Gerechtigkeitsbegriffs in der Wirtschaftsethik vgl. Daecke, Sigurd Martin: Ilm
74 75
weltethik als wirtschaftsethische Aufgabe. Philosophisch-theologische Anmerkungen zum Ver hältnis von Ökonomie und Ökologie. In: Daecke, Sigurd Martin (Hrsg.): Ökonomie contra Ökologie? Wirtschaftsethische Beiträge zu Umweltfragen, Stuttgart 1995, S 11-30, hier S. 12-13. Vgl. Rawls, John: A Theory of Justice, Cambridge/Mass. 1971. Vgl. Ewers, Hans-Jürgen/Hassel, Christoph: Handlungsfelder und Ordnungsrahmen einer Poli
tik der dauerhaft-umweltgerechten Entwicklung. In: Gerken, Lüder (Hrsg.): Ordnungspolitische Grundfragen einer Politik der Nachhaltigkeit, Baden-Baden 1996, S. 11-31, hier S. 12; Zu kunftsfähiges Deutschland: ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung, hrsg. vom BUND und Misereor, Basel/Boston/Berlin 1996, S. 28.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
35
Report in einigen Formulierungen durchklang, spielt jedoch heute definitiv keine Rolle mehr76
Das eigentlich Charakteristische am Nachhaltigkeitsgedanken ist jedoch die Übertragung des Gerechtigkeitsaxioms auf den intergenerationeilen
Maßstab. Der großen Bedeutung des Faktors Zeit im Nachhaltigkeitskon
zept entsprechend, wird die statische Gerechtigkeitstheorie von Rawls um ein dynamisches Element bereichert. Auf dieser Ebene folgt aus dem Ge
rechtigkeitsaxiom, daß keine zukünftige Generation schlechtere Rahmen
bedingungen für ihre Existenz vorfinden sollte als die derzeit lebende. Da die zukünftigen Generationen ihre Interessen heute noch nicht artikulieren
können, ist die heutige Generation, die die Lebensbedingungen von mor
gen entscheidend mitbestimmt, zur Gewährung der intergenerationellen Gerechtigkeit verpflichtet. Hier liegt ein wesentlicher Kern des Nachhaltig
keitsgedankens, denn diese Verpflichtung begründet die Verantwortung
der derzeit lebenden Generation, die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit an keiner Stelle irreversibel zu verändern oder gar zu zerstö ren.77
•
Grundaxiom der Abkehr vom Anthropozentrismus
Das oben genannte erste Grundaxiom trägt einen anthropozentrischen Charakter, da es ausschließlich auf Beziehungen zwischen Menschen im
Raum und in der Zeit abhebt. Von noch grundsätzlicherer Bedeutung ist daher ein zweites Axiom, das die Beziehungen zwischen Mensch und
76
Vgl. Huber, Joseph: Nachhaltige Entwicklung durch Suffizienz, Effizienz und Konsistenz. In:
Fritz, Peter/Huber, Joseph/Levi, Hans Wolfgang (Hrsg.): Nachhaltigkeit in naturwissenschaftli cher und sozialwissenschaftlicher Perspektive. Eine Publikation der Karl-Heinz-BeckurtsStiftung, Stuttgart 1995b, S. 31-46, hier S. 36-39. Der Autor weist besonders darauf hin, daß Umverteilungsversuche zwangsläufig kriegerische Auseinandersetzungen hervorrufen, die mit ihren Auswirkungen die intendierten Ziele ad absurdum führen würden. 77 Vgl. zu diesem Grundgedanken Pearce, David/Barbier, Edward/Markandya, Anil: Sustainable
Development Economics and Environment in the Third World, Aldershot 1990, S. 47-48. Klemmer/Wink/Benzler/Halstrick-Schwenk (1996), a.a.O., S. 296 bemängeln, daß die positi ven Effekte des Wirkens der heutigen Generation aus der Diskussion zumeist ausgeblendet bleiben. Tatsächlich spielt der Gesichtspunkt, daß die heutige Generation z.B. durch techni schen und wissenschaftlichen Fortschritt die Lebensbedingungen für die kommende Genera tion verbessern könnte, bislang im Nachhaltigkeitskonzept keine Rolle.
36
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung Natur, also zwischen der Menschheit und der sie umgebenden belebten und unbelebten Umwelt, in den Mittelpunkt stellt. Der Kulturwissenschaft
ler Klaus Meyer-Abich fordert, Nachhaltige Entwicklung müsse mehr be deuten als lediglich eine „Vollendung der Anthropozentrik durch ein klüge-
res Management der Ressourcen" . Er formuliert damit eine Ansicht, die sich inzwischen in der Nachhaltigkeitsdebatte weitgehend durchgesetzt hat
Vor diesem Hintergrund darf heute auch die These, daß der Mensch auf
Dauer nur dann eine Überlebenschance hat, wenn er sich als eines von mehreren gleichberechtigten Elementen seines „Umweltraumes"79 be-
greift, als Grundaxiom des Nachhaltigkeitskonzeptes gelten.
Dies ist nicht zu
verwechseln mit sozialromantischen „Zurück zur Natur"-Konzepten, die
darauf zielen, die Rolle des Menschen im Umweltraum wieder auf vor
moderne Art zu definieren. Vielmehr geht es um eine ethische Grundein
stellung, nicht um die Festlegung auf eine bestimmte Wirtschaftsweise. •
Vereinbarkeit von wirtschaftlicher Entwicklung, Wohlstand und Umweltschutz
Eine wesentliche Grundannahme des Nachhaltigkeitskonzepts besteht ferner in der These, daß die Bereiche der Ökonomie und des sozialen Sy stems auf der einen Seite sowie der Ökologie auf der anderen Seite, kon
kret repräsentiert durch die Faktoren der wirtschaftlichen Entwicklung, des Wohlstands und des Umweltschutzes, miteinander vereinbar sind. Erst die argumentative Untermauerung und Belegung dieser Grundannahme bil det die Voraussetzung dafür, daß die oben genannten Grundaxiome in
ein operationalisierbares Handlungskonzept umgesetzt werden können.
Zu diesem Zweck grenzen sich die Vertreter des Nachhaltigkeitsgedankens
78
Meyer-Abich, Klaus M.: Sustainable Development? Wie nicht nur die Menschheit eine „dauer
79
hafte Entwicklung" überdauern könnte. In: Kensy, Petra (Red. Bearb.): Sustainable develop ment Vorträge einer öffentlichen Seminarreihe im Wintersemester 1994/95 an der TU Clausthal, Clausthal-Zellerfeld 1996, S. 10-21, hier S. 13. Das Konzept des Umweltraumes geht auf den Niederländer Hans Opschoor zurück. Vgl. hier
80
vor allem: Zukunftsfähiges Deutschland (1996), a.a.O., S. 26-27. Nicht von Belang ist hier die eher philosophische Frage, ob der Mensch der Natur einen „Ei
genwert" zugestehen oder Naturschutz aus Eigeninteresse betreiben sollte, da sie zur Ausge staltung des Nachhaltigkeitskonzepts nichts beiträgt. Vgl. Daecke (1995), a.a.O., S. 16-18, 20-22, 27-28.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
37
eindeutig von der thermodynamischen Schule der Ökonomie ab und wi derlegen diese mit insgesamt überzeugenden Argumenten. Nach dem Grundsatz der Energieerhaltung geht die thermodynamische Schule da
von aus, daß jede ökonomische Wertschöpfung automatisch eine ökolo gische Schädigung nach sich zieht; diese These jedoch führt zu der resi gnierenden Schlußfolgerung, daß der Mensch die Welt durch seine wirt
schaftliche Tätigkeit zwangsläufig zerstören wird. Gegen diese Auffassung wenden die Vertreter des Nachhaltigkeitskonzeptes ein, daß die Wirtschaft
keineswegs nur naturzerstörend wirke, sondern ein erhebliches produkti ves Kultivierungspotential aufweise, was sie anhand von historischen Bei81 spielen belegen.
•
Leitziel der Synthese von Ökonomie und Ökologie
Auf der Grundlage der im vorangegangenen Absatz genannten Annahme
der Vereinbarkeit von Ökonomie und Ökologie steht der Zusammenhang zwischen diesen beiden Faktoren im Zentrum des Nachhaltigkeitskon
zepts, zumal er unbestritten den entscheidenden Faktor im Verhältnis des Menschen zur Natur bildet82 Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung verfolgt das grundlegende Ziel, die Übereinstimmungen zwischen beiden
Komponenten immer weiter zu steigern, bis sich im Idealfall eine Synthese von Ökonomie und Ökologie ergibt.
•
Abkehr vom traditionellen industriellen Wirtschaftsmodell Auf der Basis des genannten Leitziels gehen die Vertreter des Nachhaltig
keitsgedankens davon aus, daß ein starres Festhalten an dem traditionel len neoklassischen Wirtschaftsmodell, das ganz auf industrielles Wachs
tum und industriellen Fortschritt setzt, eine Synthese von Ökonomie und Ökologie verhindere.84 Das neoklassische Modell reduziert die zum Wirt 81 82
Vgl. Huber (1995a), a.a.O, S. 17. Einen Versuch, den Zusammenhang zwischen Ökonomie und Ökologie in einem systemtheo-
83 84
Fetischen Modell abzubilden, unternimmt Huber (1995a), a.a.O., S. 15-17. Vgl. Huber (1995b), a.a.O, S. 32. Vgl. Gerken, Lüder/Renner, Andreas: Der Wettbewerb der Ordnungen als Entdeckungsverfah-
ren für eine nachhaltige Entwicklung. In: Gerken, Lüder (Hrsg.): Ordnungspolitische Grundfra gen einer Politik der Nachhaltigkeit, Baden-Baden 1996, S. 51-102, hier S. 51.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
38
schäften notwendigen Ressourcen auf die Faktoren Arbeit und Kapital. Im Rahmen des Nachhaltigkeitskonzepts wird nun gefordert, daß die Repro
duktion bzw. Instandhaltung der Natur als weitere gleichberechtigte Res
source zusätzlich in die ökonomische Betrachtung einbezogen werden muß.85 Eine solche differenzierte Sichtweise hat seit den achtziger Jahren die
Ökologische Ökonomie entwickelt, die sich bewußt als Gegenposition zur neoklassischen Ökonomie versteht und an deren Theorie vor allem be
mängelt, daß sie die Nutzung der Umwelt nur aus der Perspektive der ökonomischen Effizienz betrachtet In der Tradition des Nachhaltigkeitsge dankens ersetzen die Vertreter der Ökologischen Ökonomie das Kriterium
der neoklassisch verstandenen Effizienz durch das Kriterium der Gerech tigkeit.86 •
Leitprinzipien der Suffizienz, Effizienz und Konsistenz
Weitgehend akzeptiert ist heute im Kreis der Nachhaltigkeitstheoretiker
auch die Auffassung, daß eine Operationalisierung des Nachhaltigkeitsge
dankens in starkem Maße auf den Handlungsstrategien der Suffizienz, der Effizienz und der Konsistenz beruhen sollte.
- Die Strategie der Suffizienz beinhaltet die Forderung, daß in solchen Konsumbereichen, in denen ein Ausgleich mit der Natur nicht möglich erscheint, Produktion und Konsum sukzessive eingeschränkt bzw. sub
stituiert werden sollten. - Unter Effizienz wird hier nicht Effizienz im neoklassischen Sinne ver
standen, sondern ein sparsamer, also ökologischer Umgang mit den
zum Wirtschaften notwendigen Ressourcen unter Beibehaltung des bestehenden Produktivitäts- und Wohlstandsniveaus.
85 Vgl. Binswanger, Hans Christoph: Perspektiven für eine dauerhafte und umweltgerechte Ent wicklung. In: Voss, Gerhard (Hrsg.): Sustainable development. Leitziel auf dem Weg in das 21. Jahrhundert, Köln 1994, S. 58-71, hier S. 59-66. 86 Vgl. Cansier, Dieter: Ökonomische Indikatoren für eine nachhaltige Umweltnutzung. In: Ka
stenholz, Hans G./Erdmann, Karl-Heinz/Wolff, Manfred (Hrsg.): Nachhaltige Entwicklung: Zu kunftschance für Mensch und Umwelt, Berlin u.a. 1996, S. 61-78, hier S. 61-64.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
39
- Die Strategie der Konsistenz schließlich zielt auf die naturangepaßte Beschaffenheit von Stoffströmen und Energiegewinnung sowie auf ei ne ökologisch verträgliche „Kreislaufwirtschaft".
Als umstritten muß allerdings nach wie vor die Frage der jeweiligen Ge-
wichtung dieser drei Handlungsstrategien gelten. Das Nachhaltigkeitskonzept fordert demzufolge nicht, daß der Mensch die Natur „in Ruhe lassen" soll, sondern setzt auf ihre ökologisch durchdachte
ökonomische Nutzung, um auf diese Weise nicht zuletzt den Wohlstand der Menschheit nachhaltig zu sichern und, wenn möglich, noch zu heben.
Dies
macht deutlich, daß es sich keineswegs um ein sozialromantisches, rück
wärtsgewandtes und wachstumsfeindliches Leitbild handelt, sondern um ein modernes, Wachstums- und wohlstandsfreundliches Konzept. Nachhaltigkeit
zielt auf die Versöhnung von Wirtschaft, Technik und Natur, nicht auf die Be schneidung des einen Bereichs zugunsten des anderen.
1.2.2 Hauptstreitpunkte Im Mittelpunkt der Nachhaltigkeitsdebatte stehen heute im wesentlichen zwei
noch ungelöste Problemstellungen. Sie betreffen erstens die Frage, inwieweit sich wirtschaftliches Wachstum und Nachhaltige Entwicklung miteinander
vereinbaren lassen, und zweitens die Problematik der Umsetzbarkeit des Konzeptes und der zu diesem Zweck heranzuziehenden Indikatoren.
Im vorangegangenen Kapitel ist gezeigt worden, daß die Vereinbarkeit von wirtschaftlicher Entwicklung und Umweltschutz eine Grundvoraussetzung des
Nachhaltigkeitskonzepts bildet und ihre Synthese ein Leitziel dieses Konzepts ist. Umstritten ist jedoch die Frage, ob die Kategorie der wirtschaftlichen Ent wicklung automatisch jene des wirtschaftlichen Wachstums einschließt. Die ser Streit geht, wie beschrieben, bereits auf den Brundtland-Bericht und die 87 88
Vgl. Huber (1995a), a.a.O, S. 123-160. Diese Sichtweise hat sich wohl endgültig auf der IV. Weltkonferenz der Naturschutzorganisa-
tionen in Caracas 1992 durchgesetzt, einem Vorbereitungstreffen für die Konferenz von Rio. Selbst in den Reihen der traditionellen Ökologiebewegung hat sich hier insgesamt eine deutli che Mehrheit für das Konzept der Umweltnutzung gefunden. Vgl. Huber (1995a), a.a.O., S. 12.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
40
dort vorgenommene weitgehende Gleichsetzung der Kategorien der wirtschaftli chen Entwicklung und des wirtschaftlichen Wachstums zurück; der Bericht be
nennt keine absoluten Grenzen des Wachstums, solange dieses nur ökologisch verträglich gestaltet wird.
Neuere Simulationsmodelle wie etwa „Global 2000"
zeigen jedoch, daß es nahezu ausgeschlossen ist, daß die Erde z.B. eine fünfbis zehnfache Zunahme des Wirtschaftsvolumens verkraften könnte.90 Zwar nennen auch diese Modelle keine exakt definierten Obergrenzen des
Wachstums, aber sie lassen keinen Zweifel daran, daß es diese Obergrenzen gibt. Damit geraten die Vertreter der Gleichsetzung von Entwicklung und Wachstum im Nachhaltigkeitskonzept zunehmend in die Defensive.
Ihre Gegner fordern eine Erweiterung des Begriffs der wirtschaftlichen Entwicklung über die Wachstumskategorie hinaus auf Kategorien wie z.B. die
qualitative statt quantitative Verbesserung des Produktionsprozesses oder die Förderung des Gesundheits- und Bildungswesens oder der sozialen Gleich berechtigung.91 Allerdings sind sie bislang eine Antwort auf die Frage schuldig
geblieben, wie sie diesen erweiterten Entwicklungsbegriff als meßbare Größe
ausgestalten wollen; die Bemühungen um die Konstruktion eines Human Development Index (HDI) befinden sich nach wie vor im Anfangsstadium.92 Dieser Sachverhalt leitet bereits zu der zweiten großen, noch offenen Pro blemstellung des Nachhaltigkeitskonzepts über. Eine Operationalisierung des Konzepts im Sinne der quantitativen Ermittlung exakter Indikatoren als Grund lage für darauf aufbauende Handlungsstrategien erscheint nicht durchführbar,
da das Konzept zentral auf der Einbeziehung der Bedürfnisse und Lebensstile
zukünftiger Generationen beruht, die heute allenfalls qualitativ abschätzbar, keinesfalls aber quantitativ ermittelbar sind 93 Diese Operationalisierungspro bleme durch ein extrem hohes Maß an Unsicherheit bilden auch das 89 Zum Wachstumskonzept im Brundtland-Bericht Nutzinger/Radke (1995), a.a.O., S. 37-40. 90 Vgl. Kreibich (1996), a.a.O., S. 26. 91 Vgl. Daly, H.E.: Sustainable Growth: An impossible theorem, Development 5 (1990), Nr. 3,
92 93
S. 45 ff. Vgl. Klemmer (1994), a.a.O., S. 29-30. Vgl. Gebauer, Helmut: Zum Problem der Operationalisierung des Leitbildes „Sustainable De velopment". In: Böhm, Hans-Peter (Hrsg.): Nachhaltigkeit als Leitbild für Technikgestaltung, Dettelbach 1996, S. 135-146, hier S. 137.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
41
Hauptargument für die Gegner des Konzepts, es als „Leer- und Zauberfor mel" oder als „in Mode gekommene Mogelpackung" abzutun.94 Diese Kritik übersieht jedoch, daß ein starres Beharren auf exakt quantifi zierbaren Operationalisierungsversuchen zwangsläufig zur Ausschließung des
Faktors Zukunft aus sämtlichen Entwicklungskonzepten, auch aus jenen im globalen Maßstab, führen muß. Ohne die Einbeziehung dieses Faktors sind jedoch heute angesichts der sich zuspitzenden ökologischen Probleme keine
verantwortungsbewußten Entwicklungskonzepte mehr denkbar. Die Kritik übersieht zudem, daß es bereits ernstzunehmende Versuche gibt, alternative
Operationalisierungsmodelle für das Nachhaltigkeitskonzept zu entwerfen.
Diese
Operationalisierungsmodelle
begegnen
allerdings
erheblichen
Schwierigkeiten. Die Meinungen über die Anzahl der zu berücksichtigenden
Parameter differieren sehr stark; zum Teil wird die Zahl mit bis zu 30.000 an gegeben.95 Zur Ermittlung der Umweltmeßgrößen fehlen oft die notwendi
gen empirischen Grundlagen. Auch die Ermittlung der Schadstoffobergrenzen und der Regenerationskapazitäten einzelner Ökosysteme ist bislang nur in Ansätzen gelungen. All dies sind jedoch keine grundsätzlichen, keine unlös
baren Probleme. Auch der Einwand, die Bedürfnisse zukünftiger Generatio nen seien nicht vorhersehbar, läßt sich durch das Argument entschärfen, daß eine Nachhaltige Entwicklung auf jeden Fall dann gewährleistet ist, wenn die
Abdiskontierungsrate bei allen Ressourcen tendenziell gegen Null strebt
Auch weitreichende Indikatorensysteme bestehen bereits, z.B. jenes der OECD oder niederländische Ansätze wie das Aquatic Outlook Project bzw. das Modell des National Environment Outlook96 Ein allgemein anerkanntes Operationalisierungsmodell hat sich jedoch bislang nicht durchgesetzt
1.2.3 Maximen und Handlungsfelder Solange, wie oben gezeigt, noch kein allgemein anerkanntes, empirisch un
terfüttertes Operationalisierungsmodell für das Nachhaltigkeitskonzept exi 94 95 96
Vgl. Klemmer (1994), a.a.O., S. 22. Vgl. Kreibich (1996), a.a.O., S. 43-44. Zur kritischen Diskussion dieser Indikatorensysteme vgl. Rennings, Klaus: Indikatoren für eine
dauerhaft-umweltgerechte Entwicklung, Diss. Münster 1994, S. 162-180.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
42
stiert, besteht dessen Umsetzung in einer Reihe von grundsätzlichen Hand lungsmaximen, die in einem weiteren Schritt in konkrete Handlungsanleitun
gen für Politik und Wirtschaft übersetzt werden können. Die wesentlichen
Handlungsmaximen, die sich in der aktuellen Diskussion als konsensfähig 97
herauskristallisiert haben, sind die folgenden:
•
Die Bevölkerungsentwicklung darf die ökologische und ökonomische Tragfähigkeit der Erde nicht übersteigen.
•
Die Belastung von Ökosystemen und Lebewesen mit Schadstoffen muß sich im Rahmen der betreffenden Aufnahme- und Regenerationskapazi
täten bewegen. Dies bedeutet, daß die Emissionsrate nicht abbaubarer Schadstoffe gegen Null tendieren muß. •
Der Verbrauch von erneuerbaren Stoffen (Wasser, Böden, Biomasse) sowie von erneuerbaren Energiequellen (Solarenergie, Wind- und Wasserenergie)
darf das zur Verfügung stehende Reproduktionspotential nicht übersteigen.
•
Die Verbrauchsrate von nicht erneuerbaren Ressourcen (Flächen, Öl, Kohle) sollte gegen Null streben und durch Substitution, Effizienzsteige rung und Recycling (entspricht den genannten Prinzipien Suffizienz, Effizi enz und Konsistenz) so weit wie möglich reduziert werden. Ist eine Mi
nimierung nicht möglich, darf die Verbrauchsrate nicht erneuerbarer Res sourcen nicht über der Aufbaurate substitutionsfähiger regenerierbarer
Ressourcen liegen.
•
Das Zeitmaß der menschlichen Eingriffe muß sich an dem Zeitmaß der natürlichen Prozesse orientieren, z.B. am Zeitmaß des Abbauprozesses
von Abfällen oder des Regenerationsprozesses von Ökosystemen.
•
Risiken, deren ökologische Folgen eines oder mehrere der oben genann ten Postulate verletzen könnten, müssen auf ein kalkulierbares bzw. versi cherbares Maß reduziert werden.98
97
Vgl. zu dieser Zusammenstellung Binswanger (1994), a.a.O., S. 67-68; Huber (1995b),
98
a.a.O., S. 35-36, 39; Zukunftsfähiges Deutschland (1996), a.a.O., S. 30-31; Kreibich (1996), a.a.O., S. 41-42; Cansier (1996), a.a.O., S. 65-75. Dieses Postulat betrifft an exponierter Stelle z.B. die Nutzung der Kernenergie, die eben nicht
nur anhand der Schadstoffausträge während des Normalbetriebs der Kraftwerke beurteilt werden darf.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
•
43
Ein Schwergewicht der Entwicklung sollte auf der intensiven Nutzung bzw.
Einführung von umweit- und sozialverträglichen Ressourcen, Technologi
en und Produkten liegen.
•
Zur Erhaltung der Artenvielfalt sowie der Vielfalt der Ökosysteme besteht
eine ethische Verpflichtung. Diese Ressourcen sind nicht substituierbar.
•
Die Wirtschaft trägt die Verantwortung für die Ausbildung ressourcenscho nender Produktionsmuster, die Gesellschaft und jeder einzelne die Ver
antwortung für die Einhaltung ressourcenschonender Lebens- und Konsummuster. Die Politik regelt und fördert beide Bereiche durch entspre
chende Vorgaben, Verbote und Anreize.
•
Zur Gewährleistung des Prozesses der Nachhaltigen Entwicklung ist inter
nationale Zusammenarbeit auf politischem, wirtschaftlichem, wissen
schaftlichem und juristischem Gebiet eine unabdingbare Voraussetzung.
Im Rahmen dieser internationalen Zusammenarbeit ist auf Chancen- und Verteilungsgerechtigkeit zwischen Industrie- und Entwicklungsländern zu achten.
Die Umsetzung dieser Maximen bzw. Forderungen in konkretes Handeln soll,
wie im vorletzten Punkt bereits angedeutet, über drei Säulen erfolgen: Politik,
Wirtschaft und alltägliches Handeln eines jeden einzelnen. Die Handlungs möglichkeiten der Politik im nationalen wie im internationalen Maßstab sind in der Literatur in bezug auf Instrumente wie Umweltabgaben und Umwelt
steuern, Subventionen, Umweltzertifikate, Haftungsrecht, Ordnungsrecht, in formatorische Instrumente etc. bereits hinlänglich diskutiert worden." Erheb99
Eine tiefere Darstellung ist an dieser Stelle nicht erforderlich. Vgl. dazu: Jarass, Hans
D./Neumann, Lothar F. (Hrsg.): Leistungen und Grenzen des EG-Umweltschutzes, Bonn 1994; Bongaerts, Jan C.: Europäische Umweltpolitik. In: Faix, Werner G./Kurz, Rudi/Wichert, Felix (Hrsg.): Innovation zwischen Ökonomie und Ökologie, Landsberg a.L. 1995, S. 243258; Linscheidt, Bodo/Truger, Achim: Beurteilung ökologischer Steuerreformvorschläge vor dem Hintergrund des bestehenden Steuersystems. Studie im Auftrag des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Berlin 1995; Barrass, Robert/Madhavan, Shobhana: European economic integration and sustainable development: institutions, issues and policies, London 1996, S. 203-228; Simonis, Udo E.: Elemente einer globalen Umweltpolitik - Eine institu tionell-ökonomische Perspektive. In: Kastenholz, Hans G./Erdmann, Karl-Heinz/Wolff, Manfred (Hrsg.): Nachhaltige Entwicklung: Zukunftschance für Mensch und Umwelt, Berlin u.a. 1996, S. 173-186.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
44
licher Forschungsbedarf besteht jedoch noch hinsichtlich der beiden anderen Aspekte.100 Im folgenden steht die Frage im Mittelpunkt, wie das Nachhaltig
keitskonzept auf der Unternehmensebene konkret in betriebswirtschaftliches Denken und Handeln umgesetzt werden kann.
1.3 Betriebswirtschaftliche Umsetzung
1.3.1 Prinzipien Wirtschaftsuntemehmen werden in dieser Arbeit als offene, zielgerichtete, so zio-technische Güter-Umsatz-Systeme verstanden. Ihre wesentliche Aufgabe
und ihr wesentliches Ziel bestehen in der möglichst dauerhaften Sicherung
der eigenen Existenz durch die Erfüllung gesellschaftlicher Bedürfnisse in
Form von Produkten und/oder Dienstleistungen sowie durch Gewinnerwirt schaftung.101 Ihre „Offenheit" zeigt sich in ihrer Beziehung zu zahlreichen Umfeldkomponenten, die sich in den vier Gruppen Wirtschaft und Markt, Staat und Gesellschaft, Wissenschaft und Technologie sowie natürliche und gestaltete Umwelt zusammenfassen lassen.102 Die Prioritätenrangfolge in
nerhalb dieses Beziehungsgeflechts ist aus der Sicht des Unternehmens ei
nem kontinuierlichen Wandel unterworfen, wobei in den letzten Jahren der Bedeutungsaufstieg der Umfeldkomponente Umwelt diesen Wandel deutlich
dominiert.
100 Zu der Frage, wie der Nachhaltigkeitsgedanke im gesellschaftlichen Bewußtsein und im Den-
ken jedes einzelnen tiefer verankert werden kann, vgl. mit einem ersten Problemaufriß: Bie denkopf, Kurt H.: Nachhaltigkeit 2000 - tragfähiges Leitbild für die Zukunft? In: Nachhaltigkeit 2000 - tragfähiges Leitbild für die Zukunft? 1. Internationale Sommerakademie St Marienthal, hrsg. von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Bramsche 1996, S. 17-31, hier S. 17-26. 101 Vgl. zu dieser Definition Meffert, Heribert: Systemtheorie aus betriebswirtschaftlicher Sicht. In:
Schenk, Karl-Ernst (Hrsg.): Systemanalyse in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Berlin 1971, S. 174-206, hier S. 179. 102 Vgl. hier z.B. das Modell der Beziehungsgeflechte eines Unternehmens bei: Nill, Bernhard: Sy stem- und umweltverträgliche Gestaltung und Entwicklung von Unternehmen. In: Dürr, HansPeter/Gottwald, Franz-Theo (Hrsg.): Umweltverträgliches Wirtschaften. Denkanstöße und Strategien für eine ökologisch nachhaltige Zukunftsgestaltung, Münster 1995, S. 60-103, hier S. 61-62.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
45
Dieser Prozeß tritt in Form der ökologischen Herausforderung an die Un
ternehmen heran, einer Herausforderung, die allerdings nur in den seltensten Fällen direkt von der Umfeldkomponente „Umwelt" an das Unternehmen vermittelt wird.103 Vielmehr treten in der Regel die Umfeldkomponenten „Wissenschaft und Technologie", „Staat und Gesellschaft" sowie „Wirtschaft und Markt" als Vermittlungsinstanzen auf:
•
Die Wissenschaften, sowohl die Natur- und Ingenieurswissenschaften als
auch die Sozialwissenschaften, arbeiten die ökologische Problematik auf, suchen empirisch fundierte Lösungskonzepte wie z.B. den Nachhaltig
keitsgedanken weiterzuentwickeln und diese den Unternehmen über Fachliteratur oder Fachorgane zur Verfügung zu stellen. Der Technologie
sektor bietet konkrete Lösungen für einzelne Probleme an. •
Durch Vermittlung der Wissenschaften und der Medien entsteht in der
Gesellschaft ein gesteigertes Umweltbewußtsein, das als Veränderungs
druck auf die Unternehmen einwirkt. Die Politik setzt die Lösungskonzepte der Wissenschaft in konkrete Handlungskonzepte um und sucht diese,
zumeist auf ordnungspolitischem Weg, zu verwirklichen.
•
Im Bereich des wirtschaftlichen Umfeldes reagiert der Nachfragemarkt mit einem gesteigerten Bedarf an ökologisch verträglichen Produkten und
Dienstleistungen, während der Beschaffungsmarkt unter Umständen Roh stoffengpässe aufgrund von Ressourcenvernichtung aufweist104 Auf diese Weise wird ein Unternehmen über zahlreiche Kanäle mit der ge schilderten Umweltproblematik konfrontiert, wie Abbildung 1 schematisch
darstellt:
103 Dies ist in der Regel nicht einmal dann der Fall, wenn ein unbedachter Umgang mit den Ressourcen zu einer Rohstoffverknappung führt, die wiederum Beschaffungsschwierigkeiten bei einem Unternehmen nach sich zieht. Auch dann wird das Problem dem Unternehmen nur mittelbar über die Umfeldkomponente „Wirtschaft und Markt" vermittelt 104 Kirchgeorg, Manfred: Ökologieorientiertes Unternehmensverhalten. Typologien und Erklä
rungsansätze auf empirischer Grundlage, Wiesbaden 1990, S. 8-10 unterscheidet in ver gleichbarer Weise zwischen einer ökologischen, einer gesellschaftlichen und einer wettbe werbsstrategischen Dimension der ökologischen Problemstellungen, mit denen sich die Un ternehmen konfrontiert sehen.
46
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
Abbildung 1: Einflußnahme der Umweltproblematik auf das Unternehmen
Erste Versuche, in der Betriebswirtschaftslehre auf diese ökologische Her ausforderung zu reagieren, sind in den siebziger Jahren unternommen wor den. Die Arbeiten dieser Zeit beschäftigen sich vor allem mit den Auswirkun
gen der staatlichen Umweltpolitik auf die betriebliche Praxis und mit umweltrelevanten Einzelfragen wie z.B. der Neukonzeptionierung der betriebli
chen Abfallwirtschaft Sie ordnen die neuen Problemstellungen aber noch ganz der traditionellen, erfolgszielbezogenen Optimierungsstrategie unter.105 Erst in den achtziger Jahren sind die bahnbrechenden Untersuchungen von
Hans Ulrich zur sozialen Verantwortung der Unternehmen und zur Berück sichtigung einer dem Gewinnstreben übergeordneten Sinn- und Werteebene in der unternehmerischen Praxis sowie von Hartmut Kreikebaum zur Hinter-
fragung des traditionellen Prinzips der ökonomischen Rationalität erschie-
105 Vgl. Seidel, Eberhard/Menn, Heiner: Ökologisch orientierte Betriebswirtschaft, Stuttgart/Berlm/ Köln/Mainz 1988, S. 30. 106 Die entscheidenden Veröffentlichungen lauten: Ulrich, Hans: Plädoyer für ganzheitliches Den
ken, St Callen 1985; Kreikebaum, Hartmut: Strategische Unternehmensplanung, Stuttgart/ Berlin/Köln/Mainz 1981.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
47
Von höchster Bedeutung für die Operationalisierung des Nachhaltigkeits
gedankens auf Unternehmensebene dürften die evolutionstheoretischen An
sätze sein, die seit den achtziger Jahren im Zusammenhang mit der oben ge schilderten Neuorientierung der Betriebswirtschaft unter Führung der St Gallener Management-Schule entwickelt worden sind.107 Diese Ansätze lehnen die
etablierte, als „technomorph-konstruktivistisch" bezeichnete Managementlehre ab
und ersetzen sie durch ein aus der Biologie und der Evolutionslehre ent
lehntes Bild vom Unternehmen als ein sich selbst organisierender und regu lierender Organismus. Aus dieser Perspektive ist ein Unternehmen mit einem natürlichen Ökosystem vor allem in den folgenden Punkten vergleichbar:
•
Offenheit (Austausch von Energie, Materie und Information mit der Um
welt als Voraussetzung der eigenen Existenz; Prinzip der Markt- bzw. Kun
denorientierung und der offenen Kommunikation);
•
Geschlossene Stoffkreisläufe
(selbstorganisierte und selbsterhaltende
Nachhaltigkeit; Prinzip der Konsistenz);
•
Vielfalt und Diversität (Artenvielfalt als erfolgreiche Strategie der Evolution; Prinzipien der Optionenmaximierung und der Risikostreuung);
•
Vernetztheit (in natürlichen Systemen sind alle Bestandteile untereinander
vernetzt; Prinzip des vernetzten statt linearen Denkens und Handelns); •
Evolution bzw. ständiger Wandel (Ökosysteme überleben durch ständige
Anpassung; Prinzip der Herstellung einer Kultur des Wandels);
•
Begrenzte Vorhersagbarkeit (die Komplexität von Ökosystemen begrenzt die Möglichkeit der Vorhersagbarkeit; Prinzip der Unsicherheitsberücksichtigung);
•
Selbstähnlichkeit (wie in der Fraktalgeometrie ähneln Subsysteme immer
dem übergeordneten System; Prinzip der Dezentralisierung in selbstregu lierenden Subsystemen);
•
Selbstorganisation (Ökosysteme schaffen ihre Struktur von innen heraus
ohne Vorgaben; Prinzip der Dezentralisierung von Kompetenzen).'08 107 Vgl. Seidel (1988), a.a.O., S. 34-37 mit weiterführender Literatur. 108 Vgl. zu diesen Prinzipien Nill (1995), a.a.O., S. 73-77, 87-89; Buchwald, Christa/Faix, Werner G.: Die ökologische Umgestaltung des Unternehmens - Die Erfolgsfaktoren'. Mitarbeiter und Führungskräfte. In: Faix, Werner G./Kurz, Rudi/Wichert, Felix (Hrsg.): Innovation zwischen Ökonomie und Ökologie, Landsberg a.L. 1995, S. 32-49, hier S. 34-36.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
48
Diese Zusammenstellung verdeutlicht, daß eine ökologisch orientierte Unter nehmenspolitik, die sich dem Prinzip der Nachhaltigkeit verpflichtet fühlt, mehr erfordert als nur die Gewährleistung möglichst umweltverträglicher Pro duktions- und Entsorgungsprozesse bzw. das Bekenntnis zur sozialen und ökologischen Verantwortung.109 Tatsächlich geht es um eine Wandlung des
unternehmerischen Selbstverständnisses in Richtung einer Bereitschaft zur
„Koevolution" mit der natürlichen, sozialen und wirtschaftlichen Umwelt des Unternehmens. Immler faßt das Selbstverständnis eines derart ausgerichteten Unternehmens in dem Leitsatz zusammen, „daß die Natur produziert, der Produktionsbetrieb dagegen die Naturkräfte lediglich organisiert"'10 Damit
wird der Produktionsprozeß in die Sphäre der Natur verlegt; das Unterneh
men hingegen produziert aus sich selbst heraus gar nichts, sondern sucht le
diglich die in der Natur ablaufenden Prozesse zu organisieren und zu steu ern: „Die produzierende Natur zu verstehen und die menschliche Arbeitskraft so einzusetzen, daß aus diesem Verständnis Produkte entstehen, die zum Wohl des Menschen und der ganzen Evolution geraten, wird zum überragenden Sinn und Zweck des ökologischen Unternehmens.
Die Hindernisse, die sich einem solchen Umdenkprozeß in den Weg stellen, sind allerdings nach wie vor beträchtlich. Die Realisierung einer ökologisch
orientierten Unternehmenspolitik kann sich zumindest kurzfristig negativ auf die Gewinnerzielung eines Unternehmens auswirken; in manchen Wirt schaftsbereichen lassen sich gerade durch Ressourcenausbeutung und Um
weltzerstörung kurzfristig erhebliche Gewinne erzielen. Ein verantwortungs bewußtes und zukunftsorientiertes unternehmerisches Denken und Handeln, das solchen Versuchungen entgegenwirken würde, könnte durch entspre
chende nationale wie internationale umweltpolitische Vorgaben im Bereich
der Ordnungs- und Subventionspolitik gefördert werden; solche Vorgaben existieren allerdings erst in unzureichendem Maße. Auch die Wirtschaftsver 109 Vgl. Göbel, Elisabeth: Das Management der sozialen Verantwortung, Berlin 1992, S. 43-46. 110 Immler, Hans: Welche Wirtschaft braucht die Natur? Mit Ökonomie die Ökokrise lösen, Frank
furt a.M. 1993, S. 67. 111 Immler (1993), a.a.O., S. 69.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
49
bände schöpfen ihre Einflußmöglichkeiten in dieser Hinsicht noch nicht aus.
Vor allem die im internationalen Maßstab stark differierenden Umweltstan dards der einzelnen Staaten schaffen Wettbewerbsverzerrungen, die einer
Durchsetzung des Nachhaltigkeitsgedankens auf Unternehmensebene entge genstehen.112
Die exakte Analyse dieser Rahmenbedingungen ist jedoch nicht das The ma dieser Untersuchung. Im folgenden ist vielmehr danach zu fragen, auf welchem Wege das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung konkret in die be triebswirtschaftliche Praxis umgesetzt werden kann.
1.3.2 Umsetzungsmaßnahmen
Im vorangegangenen Kapitel sind als potentielle Leitlinien für eine Operatio nalisierung des Nachhaltigkeitskonzeptes die Prinzipien der Suffizienz, der Ef
fizienz, der Konsistenz, der Offenheit, der Optionenmaximierung und Risiko streuung, des vernetzten, ganzheitlichen Denkens, der Kultur des Wandels
und der Dezentralisierung herausgearbeitet worden. Diese Prinzipien sind dem Bereich der grundsätzlichen strategischen Ausrichtung eines Unterneh mens zuzuordnen. Zur Umsetzung des Nachhaltigkeitsgedankens auf der Ebene betriebswirtschaftlicher Einzelmaßnahmen ist daher noch eine weitere
Konkretisierung notwendig, die im folgenden in Form eines Kataloges von
betriebswirtschaftlichen Handlungsanweisungen vorgenommen wird. Prinzip der Suffizienz
•
Verzicht auf solche Ressourcen, Energiequellen, Produkte, Prozesse und Verfahren, deren nachhaltige Umweltverträglichkeit nicht zu gewährleisten ist und die nicht durch umweltverträgliche Alternativen substituierbar sind.
•
Substitution umweltkritischer, nicht erneuerbarer Ressourcen, Energiequellen, Produkte, Prozesse und Verfahren durch umweltverträgliche, erneuerbare mit gleichen oder ähnlichen Funktions- und Qualitätsmerkmalen.
112 Vgl. Feess-Dörr, E./Steger, U./Weihrauch, P.: „Sustainable Development" - Nachhaltige und
dauerhafte Entwicklung: Ein ökologisch relevantes und wirksames Leitbild ökonomischer Ent scheidungen? In: Steger, Ulrich/Timmermann, Manfred (Hrsg.): Mehr Ökologie durch Ökono mie, Berlin u.a. 1993, S. 93-120, hier S. 106-107.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
50 Prinzip der Effizienz
•
Minimierung des Ressourcen- und Energieverbrauchs sowie der anfallen den Emissionen über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg mit Hilfe einer umfassenden Produktlinienanalyse."3
•
Gewährleistung einer effizienten innerbetrieblichen Stoff- und
Ener
gieumwandlung. •
Minimierung umweltkritischer Emissionen unter Beibehaltung der Produk tivität und der Wirtschaftlichkeit.
•
Erhöhung der Nutzenintensität von Prozessen, Produkten und Dienstlei stungen.
Prinzip der Konsistenz •
Verwirklichung geschlossener Stoff- und Energiekreisläufe mit einer mög lichst weitgehenden Rückgewinnung und Wiederverwertung von Energie
und Reststoffen, z.B. durch die Installierung eines produktionsintegrierten Umweltschutzes, durch das konsequente Anwenden von Recyclingtechni
ken und durch die Verbesserung der Prozeßsteuerung sowie der Meßund Regeltechnik."4 •
Maximierung des Anteils wiederverwendbarer oder weiterverwertbarer
Teile der Produkte nach deren Gebrauch. •
Maximierung der Produktnutzungsdauer durch die Herstellung langlebiger
Produkte. Prinzip der Offenheit gegenüber der Umwelt
•
Offenheit gegenüber aktuellen und in Zukunft zu erwartenden marktrele
vanten Entwicklungen in der Umwelt, im Umweltschutz und im Bewußt-
113 Ein Beispiel für eine Produktlinienanalyse (Ökobilanz eines durchschnittlichen, in Westeuropa produzierten Automobils) bietet Nill (1995), a.a.O., S. 96-99. 114 Vgl. Kirchgeorg, Manfred: Kreislaufwirtschaft - neue Herausforderung an das Marketing, Ar
beitspapier Nr. 92 der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Marketing und Unternehmensfüh rung e.V., o.O. 1995, S. 8-15, 33-45. Ein Praxisbeispiel für produktionsintegrierten Umwelt schutz (Mannesmann AG) bietet: Johann, Hubert Peter: Einbindung des Umweltschutzes in das Management des Unternehmens. In: Lauff, Rudolf J. (Hrsg.): Überzeugt vom Umwelt schutz. Unternehmen berichten zur ICC-Charta für langfristig tragfähige Entwicklung, Bonn 1995, S. 66-72.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
51
sein der Kunden, um durch nachhaltiges Wirtschaften auch zu dauerhaf ten Wettbewerbsvorteilen zu kommen.
•
Wahl einer offensiven Marktbearbeitungsstrategie, um die Aufnahmebe reitschaft und Aufnahmefähigkeit des Marktes für die eigenen, unter Be rücksichtigung der Erfordernisse des Nachhaltigkeitsprinzips erbrachten Leistungen zu erhöhen.’15
•
Erhöhung der Glaubwürdigkeit des Unternehmens durch Herstellung ei
ner Transparenz der Unternehmensaktivitäten nach außen mittels eines, intensiven Dialogs mit der Öffentlichkeit und mittels aktiver Öffentlich keitsarbeit (z.B. Umweltsponsoring).116
•
Berücksichtigung der Grundgedanken des Nachhaltigkeitsprinzips und des damit einhergehenden gesellschaftlichen Wertewandels in der Marke tingstrategie des Unternehmens im Sinne eines Umweltmarketing."7
Prinzip der Optionenmaximierung und Risikostreuung •
Bejahung von Pluralismus, um - wie in natürlichen Systemen - zu einer dynamischen Balance von Zusammenarbeit und Wettbewerb zu kommen.
•
Einsatz verschiedener Prozesse und Verfahren, die unterschiedliche Res
sourcen nutzen, um umweltkritische Verfahren und Ressourcen kurzfristig und ohne Nachteile substituieren zu können.
Prinzip des vernetzten, ganzheitlichen Denkens und Handelns •
Ersetzung kurzfristiger Investitionskalküle durch eine langfristige Existenzsi cherung des Unternehmens.
•
Einbeziehung der vernetzten, ganzheitlichen Strukturen natürlicher biologischer
Ökosysteme in das unternehmerische Denken und Handeln zur Gewähr
leistung einer Kongruenz von ökonomischen und ökologischen Strukturen. 115 Vgl. Kurz, Rudi/Spiller, Achim: Aktionsfelder ökologischer Unternehmensführung im Überblick - Offensives Umweltmanagement als Innovationspotential. In: Faix, Werner G./Kurz, Rudi/Wichert, Felix (Hrsg.): Innovation zwischen Ökonomie und Ökologie, Landsberg a.L. 1995, S. 23-31, hier S. 24. 116 Vgl. Kurz (1995), a.a.O., S. 17; Kurz/Spiller (1995), a.a.O., S. 28-30. 117 Vgl. Meffert, Heribert/Kirchgeorg, Manfred: Marktorientiertes Umweltmanagement - eine
wettbewerbsstrategische Perspektive. In: Daecke, Sigurd Martin (Hrsg.): Ökonomie contra Ökologie? Wirtschaftsethische Beiträge zu Umweltfragen, Stuttgart 1995, S. 131-166.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
52
•
Ausdehnung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Verantwor
tung des Unternehmens auf den gesamten Lebenszyklus der Produkte bzw. den gesamten Umfang der Dienstleistungen.
•
Erstellung einer umfassenden Öko-Bilanz des Unternehmens, die die Pro
zesse der Herstellung, des Vertriebs, des Ge- bzw. Verbrauchs und der
Entsorgung auf den Gebieten Abfall/Abwasser/Abluft, Energie, Rohstoffe sowie Flächen- bzw. Raumnutzung umfaßt und die Auswirkungen auf die
Umweltfaktoren Boden, Wasser, Luft, Klima, Nahrung, Mensch, Fauna, Flo ra und Natur bzw. Landschaft nachhält; ökologisches Rechnungswesen und Controlling, Umwelt-Auditing."8 Prinzip einer Kultur des Wandels
•
Frühzeitiges Besetzen ökonomischer Nischen, deren Beherrschung auf grund ihrer Umweltverträglichkeit in der Zukunft Wettbewerbsvorteile ver
spricht, um - analog zum ökologischen Prinzip der Evolution - das eigene Überleben durch Flexibilität zu sichern.119
•
Forcierte Entwicklung neuer, umweltverträglicher Produkte, Prozesse, Ver fahren und Dienstleistungen.
•
Kontinuierliche ökologische Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter, stär kere Beteiligung der Mitarbeiter an der innerbetrieblichen Durchsetzung des Nachhaltigkeitsprinzips.120
Prinzip der Dezentralisierung •
Minimierung der Stoff- und Energietransporte durch die Dezentralisierung
der Produktion und durch ihre räumliche Verlagerung hin zu den Ressour cen bzw. Verbrauchern. 118 Vgl. Nill (1995), a.a.O., S. 91-94. Diese Ansätze stellt auch das in St. Gallen entwickelte, pra
xisorientierte Modell COSY (Company oriented Sustainability) heraus; vgl. dazu Krämer, Her mann: Nachhaltige Entwicklung: Gestaltungsspielraum und Gestaltungswille der Wirtschaft In: Kastenholz, Hans G./Erdmann, Karl-Heinz/Wolff, Manfred (Hrsg.): Nachhaltige Entwicklung: Zukunftschance für Mensch und Umwelt Berlin u.a. 1996, S. 217-233, hier S. 229-232. 119 Vgl. Immler (1993), a.a.O., S. 76. 120 Vgl. Buchwald/Faix (1995), a.a.O., S. 41-42; Hulpke, H./Müller-Eisen, U.: Ressource Mensch - Mitarbeiterförderung durch Fortbildung. In: Lauft, Rudolf J. (Hrsg.): Überzeugt vom Umwelt schutz. Unternehmen berichten zur ICC-Charta für langfristig tragfähige Entwicklung, Bonn 1995, S. 117-124.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
•
53
Dezentralisierung der Produktionsstrukturen und Verwirklichung flacherer Hierarchien, um die Motivation der Mitarbeiter zu erhöhen, eine effiziente re Produktion zu erreichen und die an der Basis vorhandene Kompetenz
im ökologischen Bereich besser auszunutzen (Lean Production).
Der Durchführung dieser Maßnahmen bzw. Innovationen stehen allerdings
noch erhebliche Widerstände gegenüber, und zwar sowohl im Bereich der Schaffung der notwendigen politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen als
auch in den Bereichen der ökonomischen Umsetzbarkeit und der mentalen
Bereitschaft. In diesem Zusammenhang ist es die Aufgabe der vorliegenden Untersuchung, anhand des konkreten Fallbeispiels der Energiewirtschaft da nach zu fragen, wie die Unternehmen die oben genannten Strategien und Handlungsanweisungen beurteilen, welche Chancen hinsichtlich der Umset
zung sie ihnen einräumen und welche diesbezüglichen Schritte sie bereits selbst planen.
2 Das Konzept der Internationalisierung Ähnlich wie das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung besitzt auch das Un ternehmenskonzept der Internationalisierung eine weit zurückreichende Ge
schichte, ist aber erst in den letzten Jahren zu einer entscheidenden Leitlinie unternehmerischen Handelns geworden. Anders jedoch als das Nachhaltig
keitsprinzip, das in den siebziger und achtziger Jahren zunächst auf politischer
Ebene entwickelt worden und dann immer stärker in den ökonomischen Sektor eingedrungen ist, stellt das Internationalisierungskonzept einen ur
sprünglich rein betriebswirtschaftlich motivierten Leitfaden zur unternehmeri schen Expansion in Auslandsmärkte dar. Erst seit dem Aufkommen der De
batten um die Globalisierungstheorie sowohl in den Kultur- und Sozialwis senschaften als auch in den Wirtschaftswissenschaften erhält das Konzept
seit den achtziger Jahren deutlich verstärkte politische und soziale Dimensio nen. Das Ziel dieses Kapitels besteht darin, das Internationalisierungskonzept in
seinen theoretischen Grundlagen, in seiner sozialen und politischen Bedeu tung sowie in den Möglichkeiten seiner praktischen betriebswirtschaftlichen
Umsetzung darzustellen.
2.1
Begriff und historische Entwicklung des Konzeptes
2.1.1
Definition und inhaltlicher Umfang des Begriffes
Link versteht unter Internationalisierung ganz allgemein „die Zunahme der Unternehmenstätigkeit eines inländischen Unternehmens im Ausland“'2'.
Ähnlich definiert Meffert die Strategien zur Durchführung von Internationalisie rungsmaßnahmen als „längerfristige, bedingte Verhaltenspläne zur Erreichung
121 Zu dieser Definition von Internationalisierung vgl. Link, Wolfgang: Erfolgspotentiale für Internationalisierung. Gedankliche Vorbereitung - empirische Relevanz - Methodik, Wiesbaden 1997, S. 8.
Das Konzept der Internationalisierung
56
unternehmerischer Zielsetzungen auf Auslandsmärkten"122 Dieses weite, all
gemeine Verständnis von Internationalisierung soll auch der vorliegenden Ar
beit zugrundegelegt werden, da es den Vorzug besitzt, alle elementaren Ba sisstrategien der Internationalisierung zu integrieren. Unter Basisstrategien der Internationalisierung werden dabei in dieser Arbeit die folgenden drei Strate gien verstanden: •
Export
Bei dieser Strategie werden lediglich die Bereiche Vertrieb und Marketing internationalisiert. Die Kosten für den Aufbau eigener Produktionsstätten
im Ausland werden zwar eingespart, aber im Gegenzug können, je nach
Zielland, erhebliche Transport- und Zollkosten entstehen. Außerdem müs sen Handelshemmnisse einkalkuliert werden.
•
Lizenzvergabe
Der Lizenzgeber erteilt einer ausländischen Unternehmung gegen Entgelt die Erlaubnis, eigene Patente und eigenes technisches Know-how zur
Fertigung und zum Vertrieb entsprechender Produkte im Zielland zu nut zen. An die Stelle des Produktexports tritt der Technologieexport. Bei die ser Strategie werden sowohl die Kosten für den Aufbau eigener Produkti
onsstätten im Ausland eingespart als auch mögliche Handelshemmnisse
umgangen. Auf der anderen Seite verursacht die Durchführung und Kon trolle des Technologietransfers jedoch erhebliche Transaktionskosten.
•
Direktinvestition Diese Strategie beinhaltet den Aufbau eigener Produktions- und Vertriebs stätten im Ausland, entweder durch die Etablierung eigener Zweignieder lassungen oder durch den Aufkauf von bzw. die Beteiligung an einem im
Zielland bereits bestehenden Unternehmen. Sie stellt aufgrund der hohen Startkosten, des großen organisatorischen Aufwandes und der starken Ab
hängigkeit von politischen Entwicklungen im Zielland die riskanteste Inter nationalisierungsstrategie dar. Ihre Vorteile bestehen in der großen Kun
122 Meffert, Heribert: Marketing im Spannungsfeld von weltweitem Wettbewerb und nationalen
Bedürfnissen, Zeitschrift für Betriebswirtschaft 56 (1986), S. 689-712, hier S. 689.
Das Konzept der Internationalisierung
57
dennähe, den hohen Kontrollpotentialen, der Umgehung von Handels hemmnissen und der Möglichkeit des Aufbaus eines after-sales-service.123 Diese Formen der Internationalisierung existieren keineswegs nur nebenein
ander, sondern werden häufig als aufeinanderfolgende, die Intensität der Ak tivitäten jeweils steigernde Stufen des Internationalisierungsprozesses einge setzt. Die Direktinvestition gilt daher als das eigentliche Ziel der meisten In
ternationalisierungsbemühungen und steht im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen.
2.1.2 Phasen der Internationalisierung nach 1945 Aus historischer Sicht beherrscht zunächst die Strategie des Exports die Intematio-
nalisierungsbemühungen; dies gilt auch noch in der Zeit der Intensivierung des Außenhandels durch die GATT-Runden seit 1947. Um 1970 beginnt, begünstigt
durch weltweite Deregulierungsmaßnahmen und die starke Integration der Kapi talmärkte, eine zweite Phase der Internationalisierung, in der die beiden anderen
genannten Strategien vermehrt angewendet werden. In der dritten, in den achtzi ger Jahren einsetzenden Phase, die im Zusammenhang der „Globalisierung" der wirtschaftlichen Prozesse steht, bildet die Strategie der Direktinvestition das Zen trum der weltweiten Intemationalisierungsaktivitäten.124
Diese dritte Phase steht im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen zur
heutigen Bedeutung des Internationalisierungskonzeptes für die Wirtschaft. Als Gründe für die Zunahme der Internationalisierungsbemühungen seit den achtziger Jahren125 lassen sich aus der Literatur die folgenden Faktoren her ausarbeiten: 123 Eine Gegenüberstellung der Vorzüge und Nachteile dieser drei Basisstrategien der Internatio
nalisierung findet sich in: Pausenberger, Ehrenfried: Alternative Internationalisierungsstrategi en. In: Pausenberger, Ehrenfried (Hrsg.): Die Internationalisierung von Unternehmungen. Strategien und Probleme ihrer Umsetzung, Stuttgart 1994, S. 1-30, hier S. 2-11. 124 Zur historischen Periodisierung der verschiedenen Phasen der Internationalisierung vgl. Sell, Axel: Internationale Unternehmenskooperationen, München/Wien 1994, S. 1. 125 Bereits Ende der achtziger Jahre nennt Porter die Internationalisierungswelle eine „Droge", mit der oftmals nur kurzfristige Erfolge angestrebt würden, um Strukturprobleme der Muttergesell schaft zu überdecken. Vgl. Porter, Michael E.: The State of Strategie Thinking, The Economist vom 23.5.1987, S. 17-22, hier S. 22.
Das Konzept der Internationalisierung
58
•
Soziokulturelle Faktoren
- Wachsende „Globalisierung" der Nachfrage sowohl in den Industrieals auch zunehmend in den Entwicklungsländern durch eine länder
und kulturenübergreifende Homogenisierung der Verbraucherbedürf nisse.
- Höhere Mobilität der Verbraucher und der Anbieter aufgrund verbes serter Transport- und Reisemöglichkeiten. •
Politische Faktoren
— Zunehmende Deregulierung und Liberalisierung geschützter Märkte, vor allem durch die politischen Umwälzungen im Bereich des ehema
ligen Ostblocks und durch internationale Abkommen wie z.B. GATT und WTO.
- Vollendung des Europäischen Binnenmarktes und Herausbildung zahl reicher weiterer regionaler Wirtschaftszonen. •
Technologische Faktoren
— Schnellere und leichtere Kommunikation und Informationsübertragung durch verbesserte Kommunikationstechnologie.
— Erhöhte Dynamik des technischen Fortschritts und dadurch Verkürzung der Produktlebenszyklen.
•
Ökonomische Faktoren - Internationalisierung des Wettbewerbs aufgrund der zunehmend ge
sättigten Inlandsmärkte und aufgrund der „Globalisierung" der Nach frage.
- International leichter realisierbare „economies of scale".'26
126 Vgl. Kebschull, Dietrich: Internationalisierungsmotive. In: Macharzina, Klaus/Welge, Martin K.
(Hrsg.): Handwörterbuch Export und internationale Unternehmung, Stuttgart 1989, Sp. 973982, hier Sp. 974-975; Segal-Horn, Susan: The globalization of service firms. In: Jones, Peter (Hrsg.): Management in Service Industries, London 1989, S. 128 ff.; Meffert, Heribert/Bolz, Joachim: Internationales Marketing-Management, 2. Aufl., Stuttgart/Berlin/Köln 1994, S. 15; Prahalad, C.K./Hamel, Gary: Strategy as a field of study. Why search for a new paradigm?, Strategic Management Journal 15 (1994), S. 5-16, hier S. 6-9; Hübner, Carsten C.: Interna tionalisierung von Dienstleistungsangeboten. Probleme und Lösungsansätze, München 1996, S. 114-120; Link (1997), a.a.O., S. 1-3.
Das Konzept der Internationalisierung
59
Diese Faktoren sind als wechselseitig voneinander abhängige, in einem en
gen Beziehungsgeflecht miteinander verbundene Elemente zu verstehen. Da sie momentan häufig unter dem Schlagwort der „Globalisierung" thematisiert werden, ist es an dieser Stelle notwendig, kurz auf diesen Begriff und das hinter ihm stehende Gedankengebäude einzugehen. Die Globalisierungstheorie in der Form, wie sie in den Kultur- und So
zialwissenschaften entwickelt worden ist, stützt sich derzeit noch stärker
auf Spekulationen als auf empirisch überprüfbare Fakten. So gehen ihre Verfechter z.B. davon aus, daß in der Gegenwart ein Prozeß einsetze und
beobachtbar sei, der zum Verschwinden der Nationalstaaten und damit der nationalstaatlichen Hoheitsrechte, zum Entstehen einer quasi feudali
stisch strukturierten Wirtschaft mit weltweit operierenden Großkonzernen
an der Spitze und zur Etablierung einer neuen Ständegesellschaft auf der Basis unterschiedlicher Zugangsmöglichkeiten zum Informationsangebot führen werde.127
Diese Thesen haben wesentlich zu der Tatsache beigetragen, daß sich mit dem Begriff der Globalisierung heute sowohl übertriebene Hoffnungen, z.B.
auf eine Welt ohne nationalstaatliche Grenzen und ohne Kriege, als auch
übersteigerte Zukunftsängste, z.B. vor weiter anwachsenden sozialen Un gleichheiten oder vor der unkontrollierbaren Macht weltweit operierender Großkonzerne, verbinden. Mit seriöser wissenschaftlicher Forschung haben
sie jedoch wenig zu tun, statt dessen stellen sie rein spekulative Hypothesen
über zukünftige globale Tendenzen dar. Aus diesem Grund wird im weiteren
Verlauf der Arbeit der nicht zufriedenstellend definierte Begriff der Globalisie rung nicht weiter verwendet, sondern der klarere und eindeutigere Begriff der Internationalisierung gebraucht
Tatsächlich findet heute weniger ein grundlegender Wandel im öko nomischen, politischen und sozialen Bereich statt als vielmehr eine be
schleunigte Weiterführung von bereits seit längerem bestehenden wirt
127 Vgl. dazu exemplarisch Evers, Tilman: Auf dem Weg zum postmodernen Imperium? Im Zeit-
alter der Globalisierung löst sich das Prinzip der Souveränität auf, und Vergangenes kehrt zu rück, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7.10.1997, S. 12.
Das Konzept der Internationalisierung
60
schaftlichen Entwicklungen unter Ausnutzung der Chancen, die die Be endigung des Ost-West-Konfliktes bietet128 Diese Entwicklungen sind in
erster Linie im Anstieg des Exportanteils am Weltsozialprodukt (von ca. 5 % um die Mitte des 19. Jahrhunderts auf ca. 17 % heute129), in der Zu nahme der Arbeitsteilung, in der Liberalisierung der Kapitalmärkte und der Handelsbestimmungen sowie im Anstieg der internationalen Kapital
bewegungen zu sehen.
Nach dem im Jahr
1997 erschienenen Weltinvestitionsbericht der
UNCTAD (Weltwirtschaftskonferenz) sind die Direktinvestitionen im Ausland al lein im Jahr 1996 weltweit um 10 % auf 349 Mrd. US-Dollar gestiegen.130 Das
Frankfurter Wefa-Institut prognostiziert eine Verdoppelung der Höhe der Di rektinvestitionen deutscher Armen im Ausland bis zum Jahr 2002 - 1996
wurde bereits ein Volumen von ca. 43 Mrd. DM erreicht - sowie eine Zu nahme der Beschäftigung durch diese Internationalisierungsaktivitäten auch im Inland um ca. 300.000 zusätzliche Stellen.131
Gerade vor dem Hintergrund solcher Zahlen darf die These inzwischen als
allgemein anerkannt gelten, daß das Konzept der Internationalisierung heute eine der entscheidenden, wenn nicht sogar die zentrale Strategie der Wirt
schaft darstellt, den oben gezeigten gesellschaftlichen, politischen und öko
nomischen Herausforderungen zu begegnen. Diese Feststellung behält ihre Gültigkeit unabhängig von den spekulativen Diskussionen um die „Globalisie rung". Dies bedeutet gleichzeitig, daß dem Konzept der Internationalisierung
hinsichtlich seiner Bedeutung für den Beitrag, den die Wirtschaft zur Lösung der übergreifenden Gegenwartsprobleme leisten kann, ein ähnlich hoher Stellenwert wie dem Nachhaltigkeitsprinzip zukommt.132 Während letzteres 128 Vgl. Siebke: Globalisierung ist ein mißbrauchtes Schlagwort, Frankfurter Allgemeine Zeitung
vom 24.10.1997, S. 22. 129 Vgl. Siebke (1997), a.a.O., S. 22. 130 Vgl. Mahnke, Hans-Jürgen: Weltweiter Boom bei Direkt-Investitionen, Die Welt vom 22.9.1997, S. 13. 131 Vgl. Schwartz, S./Viehöver, U.: Globalisierung. Die leise Job-Maschine, Focus vom 15.12.1997,
S. 260-268, hier S. 261. 132 Dies berührt nicht die Tatsache, daß zahlreiche Internationalisierungsmaßnahmen nicht zur Er reichung der verfolgten Ziele führen. In der Literatur werden Mißerfolgsquoten zwischen 20 % und 80 % genannt. Vgl. Reineke, Rolf-Dieter: Akkulturation von Auslandsakquisitionen. Eine Unter suchung zur unternehmenskulturellen Anpassung, Diss. Münster 1989, S. 9.
Das Konzept der Internationalisierung
61
jedoch eine Reaktion auf in erster Linie ökologische und soziale Probleme (Ilmweltzerstörung und Verteilungsgerechtigkeit) darstellt, verkörpert die In
ternationalisierung eine Lösungsstrategie für primär ökonomische und soziale
Herausforderungen (Verschärfung des Wettbewerbs und Veränderungen des Konsumentenverhaltens).
Im folgenden soll zunächst dargestellt werden, in welcher Form diese Herausforderungen konkret an die Unternehmen herantreten (Kapitel 2.2 und 2.3), um danach auf dieser Grundlage die Grundprinzipien und die Ope
rationalisierungsmöglichkeiten des Internationalisierungskonzeptes herauszu arbeiten (Kapitel 2.4).
2.2 Motive der Unternehmen für Internationalisierungsaktivitäten Stärker als beim Nachhaltigkeitsprinzip läßt sich die Anwendbarkeit des Inter nationalisierungskonzeptes auf Unternehmen bestimmter Größe und be
stimmter Branchen beschränken. Das Konzept kommt nur für solche Unter nehmen in Frage, die international, wenn möglich weltweit absetzbare Pro dukte und/oder Dienstleistungen anbieten. Dies trifft in erster Linie auf die
Branchen Nahrungsmittel, Kleidung, Automobilbau und Unterhaltung im Kon
sumgüterbereich, Versicherungen und Banken im Bereich der Finanzdienst leistungen, Kommunikation, Information und Maschinenbau im Investitions
güterbereich sowie Energieerzeugung und Energieversorgung im gemischt wirtschaftlichen Bereich zu.133 Die folgende Aufstellung (Abbildung 2) verdeutlicht, in welcher Form die
in Kapitel 2.1.2 genannten soziokulturellen, politischen, technologischen und ökonomischen Faktoren, die den Hintergrund des aktuellen Internationalisie
rungsprozesses bilden, als konkrete Herausforderungen an die Unternehmen herantreten:
133 Vgl. ZurNedden, Corinna: Internationalisierung und Organisation. Konzepte für die international tätige Unternehmung mit Differenzierungsstrategie, Wiesbaden 1994, S. 26-32.
Das Konzept der Internationalisierung
62 Faktorenkategorie
Übergreifende Herausforderungen
Motive bzw. Anreize für Internationalisierung
Das Konzept der Internationalisierung Faktorenkategorie
Übergreifende Herausforderungen
63 Motive bzw. Anreize für Internationalisierung
Abbildung 2: Motive und Anreize für Internationalisierungsmaßnahmen
Die in der rechten Spalte der Aufstellung genannten konkreten Motive für In ternationalisierungsmaßnahmen werden auch in Repräsentativbefragungen
Das Konzept der Internationalisierung
64
immer wieder genannt 1990 hat das Institut der deutschen Wirtschaft in
Köln insgesamt 1.114 Unternehmen verschiedener Größe und Branchenzu
gehörigkeit eine Liste von 20 vorgegebenen potentiellen Internationalisie
rungsmotiven mit der Bitte um Bewertung vorgelegt. Das Ergebnis zeigt die folgende Tabelle:134
Motiv
Erschließung neuer Märkte Sicherung bestehender Märkte Größe und Dynamik des Auslandsmarktes Marktpflege (Service, Wartung etc.) Vorbereitung auf den gemeinsamen Markt Niedrigere Arbeitskosten Vorteil des Standorts als Exportbasis Niedrigere Steuerbelastung Überwindung von Importbarrieren Höhere Renditen Minderung des Wechselkursrisikos Bessere Beschaffungsmöglichkeiten Weniger administrative Hindernisse Höhere Flexibilität des Arbeitsmarktes Zugang zu öffentlichen Aufträgen Höhere Produktivität Staatliche Investitionsförderung Vorsprung bei Forschung und Technologie Bessere Infrastrukturausstattung Bessere Qualifikation der Arbeitskräfte
Bewertung
3,39 3,03 2,68 2,51 2,17 1,78 1,69 1,60 1,57 1,41 1,22 1,20 1,16 1,12 1,01 0,94 0,87 0,45 0,45 0,38
Tabelle 1: Internationalisierungsmotive (nach Institut der deutschen Wirtschaft)
Im Jahr 1991 hat Köhler 200 produzentenorientierte Dienstleistungsunter nehmen unterschiedlicher Größe aus 21 Branchen auf der Basis einer eige nen Liste mit potentiellen Internationalisierungsmotiven befragt. Die 75 zu rücklaufenden Fragebögen haben in seiner Untersuchung die folgende Mo tivrangfolge erbracht:135
134 Vgl. Beyfuß, Jörg/Kitterer, B. H.-J.: Deutsche Direktinvestitionen im Ausland. Bestandsaufnah-
me und Ergebnisse einer Unternehmensbefragung, Köln 1990, S. 44. Bewertungsskala von Bedeutung „sehr groß" (4) über „groß" (3), „mittel" (2) und „gering" (1) bis „keine" (0). 135 Vgl. Köhler, Lutz: Die Internationalisierung produzentenorientierter Dienstleistungsunterneh
men, Hamburg 1991, S. 80. Bewertungsskala „sehr wichtig" (1) bis „völlig unwichtig" (5).
Das Konzept der Internationalisierung
Motiv Erschließung neuer Märkte Internationalisierung bestehender Kunden Internationalisierung von Wettbewerbern Verbesserung des Images gegenüber Kunden Internationale Spezialisierung Ausnutzung von Größeneffekten Gesellschaftliche/politische Änderungen Zugang zu ausländischem Know-how Internationale Risikostreuung Auslastung hochqualifizierten Personals Gesättigte Heimatmärkte Höhere Gewinne als im Inland Deregulierung von Wirtschaftszweigen
65
Bewertung
1,79 1,96 2,25 2,63 2,76 2,79 3,00 3,08 3,10 3,11 3,29 3,37 3,40
Tabelle 2: Internationalisierungsmotive (nach Köhler)
Eine Umfrage nach der Bewertung vorgegebener Intemationalisierungsmotive, die
von der IKB Deutsche Industriebank AG 1997 unter 700 mittelständischen
Geschäftspartnern aus allen Industriebranchen mit Jahresumsätzen zwischen 20 und 250 Mio. DM durchgeführt worden ist, ergibt folgendes Bild:136
Motiv Erschließung neuer Märkte Lohnkostenvorteile Begleitung von Abnehmern Marktsättigung im Inland geringere Steuerbelastung weniger Reglementierung
„sehr wichtig"
80% 46% 43 % 28% 14% 11 %
Tabelle 3: Internationalisierungsmotive (nach IKB)
Zu ähnlichen Ergebnissen ist im gleichen Jahr das IFO-Institut bei einer Re präsentativbefragung deutscher Unternehmen verschiedener Branchen nach ihrer Bewertung der Wichtigkeit vorgegebener Internationalisierungsmotive gelangt:137
136 Vgl. Direktinvestitionen sollen Auslandsmarkt erschließen, Die Welt vom 25.8.1997, S. 15.
Prozentualer Anteil der Antworten „sehr wichtig" an der Gesamtzahl der Antworten. 137 Vgl. Schwartz/Viehöver (1997), a.a.O., S. 264. Prozentualer Anteil der Antworten „besonders wichtig" an der Gesamtzahl der Antworten.
66
Das Konzept der Internationalisierung
„besonders wichtig"
Motiv Erschließung nationaler/regionaler Märkte Teilnahme am Wachstum nationaler/regionaler Märkte Sicherung nationaler/regionaler Märkte niedrige Lohnkosten niedrigere Steuern niedrigere Transportkosten
68 % 50% 46% 14% 9% 5 %
Tabelle 4: Internationalisierungsmotive (nach IFO-Institut)
Die Aussagefähigkeit dieser Ergebnisse leidet allerdings darunter, daß den befragten Unternehmen in allen genannten Untersuchungen nur begrenzte,
vorgegebene Auswahlkataloge für ihre Antworten zur Verfügung stehen, die eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse verhindern. Trotzdem zeigen die Be wertungslisten, daß auch im subjektiven Empfinden der Unternehmer jene
Internationalisierungsmotive dominieren, die oben bereits theoretisch herge leitet wurden. Hinsichtlich der genauen Gewichtung der Motive sind aller dings, wie alle zitierten Untersuchungen vermerken, erhebliche branchenspe
zifische Unterschiede in Rechnung zu stellen.
Grundsätzlich lassen sich die Motive in defensive und offensive Motive einteilen.
Typische defensive Internationalisierungsmotive sind etwa die
Sättigung des heimischen Marktes, so daß die Internationalisierung als reines Ausweichen ins Ausland erscheint, die Internationalisierung von wichtigen
Kunden, denen man lediglich ins Ausland folgt, die Internationalisierung von wichtigen Wettbewerbern, deren Schritt man nachvollzieht, oder die Erzielung von Kostenvorteilen, wobei die Internationalisierung häufig nur eine Verlage rung der Produktion bedeutet. Typische offensive Internationalisierungsmotive
bestehen hingegen etwa in der aktiven Erschließung neuer Märkte bzw. neu
er Kunden- oder Verbrauchergruppen im Ausland, in dem verstärkten Vor dringen zu internationalem Know-how und zu neuen Technologien, in dem Bedürfnis nach einem Imagewechsel im Sinne einer auf Weltoffenheit und
kultureller Toleranz gegründeten Corporate identity oder in dem Bestreben, das eigene Rating zu verbessern. 138 Diese Unterscheidung findet sich bereits bei: Hübner (1996), a.a.O., S. 83-84; Link (1997), a.a.O., S. 184-185.
Das Konzept der Internationalisierung
67
Dabei erfüllen jene Unternehmen, die aus offensiven Motiven heraus in ternationalisieren, eine wichtige Vorreiterrolle im Zusammenhang der Interna
tionalisierungsbewegung, indem sie zahlreiche Wettbewerber und Dienstlei
ster bzw. Zulieferer dazu bewegen, den Schritt der Internationalisierung zu
mindest aus defensiven Motiven heraus nachzuvollziehen. Diese Beobach tung führt zu der These, daß die Internationalisierung eine ökonomische Ent
wicklung darstellt, die sich, solange die erforderlichen, oben skizzierten Rah
menbedingungen bestehen bleiben, stetig aus sich selbst heraus verstärkt Unter dieser Voraussetzung kann davon ausgegangen werden, daß der Pro
zeß der Internationalisierung quantitativ heute erst an seinem Anfang steht. Dieser sowohl theoretisch hergeleitete als auch empirisch untermauerte Überblick über die Internationalisierungsmotive soll nun ergänzt werden
durch Einführungen in die wesentlichen Problemfelder, denen sich ein Un
ternehmen im Internationalisierungsprozeß gegenübersieht: •
Wahl der Markteintritts- bzw. Marktbearbeitungsform und gegebenenfalls
des geeigneten Partners;
•
Organisation der multinationalen Unternehmung;
•
Akkulturation im Gastland: Führungsstil, Konflikt- und Kommunikations
management, internationales Marketing.
2.3 Haupthandlungsfelder im Internationalisierungsprozeß 2.3.1
Wahl der Markteintritts- bzw. Marktbearbeitungsform
Entscheidet sich ein Unternehmen für die Internationalisierungsstrategie der Direktinvestition, stellt sich zunächst die Frage nach der Form des Marktein
tritts bzw. der Marktbearbeitung. In diesem Zusammenhang werden in der Literatur momentan in erster Linie die Formen des indirekten Exports, des di rekten Exports, der Vertriebsniederlassung, des Lizenzvertrages, des Franchi
severtrages, des Managementvertrages, des Joint Venture, der Strategischen
Allianz, der Unternehmensübernahme, des eigenen Tochterunternehmens, des BOT-Projektes und des Betreibermodells (Project Implementation Agree-
Das Konzept der Internationalisierung
68
ment) diskutiert'39 Die folgende Tabelle charakterisiert diese Markteintritts- bzw. Marktbearbeitungsformen und stellt ihre Vorzüge und Nachteile gegenüber: Form
Beschreibung
Vorteile
Nachteile
Indirekter Export
Übertragung des Exports an ein unabhängiges inländi sches Absatzorgan, z.B. Ex porteur, Handelsgesellschaft
• Geringer Kapitaleinsatz • Geringe Kooperations abhängigkeit
• Geringe Kundennähe • Geringe Kontrollmög lichkeiten • Abhängigkeit von Han delshemmnissen
Direkter Export
Direkte Belieferung von Importhändlern, Groß händlern, Vertretern oder Vertragshändlern im Ausland
• Geringer Kapitaleinsatz • Hohe Kontrollmöglich keiten • Geringe Kooperations abhängigkeit
• Geringe Kundennähe • Abhängigkeit von Han delshemmnissen
Vertriebs Errichtung einer eigenen organisation Vertriebsorganisation, die auch Beratung und Kun dendienst übernimmt
• Hohe Kontrollmöglich keiten • Geringe Kooperations abhängigkeit
• Geringe Kundennähe • Hoher Kapital ei nsatz • Abhängigkeit von Han delshemmnissen
Lizenz vertrag
Befristete Überlassung der • Geringer Kapitaleinsatz Rechte an Patenten, Copy • Keine Abhängigkeit von rights, Warenzeichen, Handelshemmnissen Know-how etc. an auslän disches Unternehmen
• Geringe Kundennähe • Geringe Kontrollmög lichkeiten • Gefahr der Entstehung neuer Konkurrenz
Franchise vertrag
Gewährung einer Lizenz • Geringer Kapital ei nsatz zur selbständigen Führung • Keine Abhängigkeit von eines Betriebes unter dem Handelshemmnissen Zeichen des Franchisege • International einheitli bers ches Image
• Geringe Kundennähe • Geringe Kontrollmög lichkeiten • Gefahr der Entstehung neuer Konkurrenz
139 Vgl. z.B.: Bronder, Christoph: Unternehmensdynamisierung durch Strategische Allianzen. Ein konzeptioneller Ansatz zum Kooperationsmanagement, Diss. St Gallen 1992, S. 144-188; Schenk, K.E.: Internationale Kooperationen und Joint Ventures. Theoretische und strategische Grundlagen. In: Schoppe, Siegfried G. (Hrsg.): Kompendium der internationalen Betriebswirt schaftslehre, 3. Aufl., München/Wien 1994, S. 153-189, hier S. 160, 165-174; Dorner, Ger hard: BOT-Projekte in der nationalen und internationalen Praxis - Wechselwirkungen durch Vertragsvielfalt und Mehrparteienverbund. In: Nicklisch, Fritz (Hrsg.): Rechtsfragen privatfinan zierter Projekte. Nationale und internationale BOT-Projekte, Heidelberg 1994, S. 75-89; Nick lisch, Fritz: Wirtschaftlicher Hintergrund und Vertragsstrukturen von BOT-Projekten. In: Ebd., S. 7-14, hier S. 8-12; Wahl, Klaus-Dieter: Das Project Implementation Agreement aus der Sicht des Anlagenerrichters/Investors. In: Ebd., S. 15-22; Meffert/Bolz (1994), a.a.O., S. 118— 136; Pausenberger (1994), a.a.O., S. 16-23; Rall, Wilhelm: Internationale Strategische Allian zen - Wege zum Erfolg. In: Pausenberger, Ehrenfried (Hrsg.): Die Internationalisierung von Unternehmungen. Strategien und Probleme ihrer Umsetzung, Stuttgart 1994, S. 31-46, hier S. 32-40; Hübner (1996), a.a.O., S. 209-226.
Das Konzept der Internationalisierung
69
Manage mentver trag
Vergabe der Errichtung und Führung eines Unter nehmens ohne kapitalmä ßige Beteiligung des Be auftragten
• Geringer Kapitaleinsatz • Keine Abhängigkeit von Handelshemmnissen
• Geringe Kundennähe • Geringe Kontrollmög lichkeiten • Gefahr der Entstehung neuer Konkurrenz
Joint Venture
Kapitalbeteiligung an ei nem privaten Unterneh men oder einer staatli chen Institution im Aus land
• Keine Abhängigkeit von Handelshemmnissen • Marktkenntnisse und Know-how des Partners • Risikoreduzierung durch geteilte Verantwortung
• Hoher Kapitaleinsatz • Hohe Kooperationsab hängigkeit
Strategische Bündnis zwischen unab hängigen Unternehmen Allianz aus verschiedenen Län dern, um durch gemein samen Ressourceneinsatz die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen
• Keine Abhängigkeit von Handelshemmnissen • Geringer Kapitaleinsatz • Marktkenntnisse und Know-how des Partners • Gegenseitiger Austausch von Leistungen
• Geringe Kundennähe • Geringe Kontrollmög lichkeiten • Hohe Kooperationsab hängigkeit
Unterneh
Aufkauf eines bereits be stehenden ausländischen mens übernahme Unternehmens oder Be teiligung daran
• Hohe Kundennähe • Hohe Kontrollmöglich keiten • Geringe Kooperations abhängigkeit • Keine Abhängigkeit von Handelshemmnissen
• Sehr hoher Kapitalein satz • Risiko der Enteignung
Tochter unterneh
Gründung einer eigenen Tochtergesellschaft im Ausland
• Hohe Kundennähe • Hohe Kontrollmöglich keiten • Geringe Kooperations abhängigkeit • Keine Abhängigkeit von Handelshemmnissen • International einheitli ches Image • Volle Entscheidungsfrei heit der Zentrale
• Sehr hoher Kapitalein satz • Risiko der Enteignung
Finanzierungsmodelle zur Realisierung großer Infra strukturprojekte gegebe nenfalls unter Beteiligung öffentlicher Auftraggeber und privater Investoren
• Risikostreuung • Weitgehend sichere In vestitionsobjekte • Marktkenntnisse und Know-how des Partners • Konkurrenzausschluß
• Hohe Kooperationsab hängigkeit • Kompliziertes Netzwerk
men
BOTProjekt; Betreiber modell
Tabelle 5: Markteintrittsformen bei Internationalisierungsmaßnahmen
von Verträgen • Zeitlich begrenzt • Eventuell starke Einen gung durch Verträge
70
Das Konzept der Internationalisierung
Die in der Tabelle genannten Vor- und Nachteile der Markteintrittsformen verdeutlichen, welche Komponenten bei der Entscheidungsfindung hinsicht lich der Art des Markteintritts für ein internationalisierendes Unternehmen entscheidend sind: •
Höhe des Kapitaleinsatzes;
•
Zeitliche Dauer des Engagements;
•
Größe und Verteilung des einzugehenden Risikos;
•
Intensität der Kontrollmöglichkeiten;
•
Intensität des Kunden- bzw. Konsumentenkontaktes;
•
Grad der unternehmerischen Eigenständigkeit und Freiheit;
•
Art und Umfang möglicher Synergieeffekte;
•
Äußeres Erscheinungsbild des Unternehmens im Ausland;
•
Art und Umfang möglicher Kostendegressionseffekte.
Die tatsächliche Auswahl der geeigneten Markteintritts- und Marktbearbei tungsform richtet sich nach der Bedeutung, die ein Unternehmen diesen Faktoren beimißt, sowie nach den spezifischen Rahmenbedingungen, die das
Zielland der Internationalisierungsmaßnahme in politischer, rechtlicher, öko
nomischer und sozialer Hinsicht aufweist. Ein differenzierteres Eingehen auf die Problematik, welche Markteintritts- bzw. Marktbearbeitungsform sich bei
welcher Ausgangssituation der Internationalisierungsmaßnahme empfiehlt, würde daher den Rahmen dieser Untersuchung sprengen.140
2.3.2 Organisation der multinationalen Unternehmung
Im folgenden sollen auf der Basis der in der Literatur gewonnenen Ergebnis se einige wesentliche Aspekte vorgestellt werden, die erstens die Vorberei
tung, Planung und Durchführung der Internationalisierungsmaßnahme selbst und zweitens die Organisation der entstandenen multinationalen Unterneh
mung betreffen. Die Darstellung erfolgt, wie schon hinsichtlich der Internatio
140 In der Literatur wird momentan vor allem das Problem der Markteintrittsbarrieren diskutiert
Vgl. dazu etwa Meffert/Bolz (1994), a.a.O., S. 131-136.
71
Das Konzept der Internationalisierung nalisierungsmotive
und
der
Entscheidungsfaktoren
bei
der Wahl
der
Markteintrittsform, mit dem Ziel, Rückschlüsse auf das unternehmerische Denken in internationaler Perspektive zu gewinnen.
Hinsichtlich der Vorbereitung, Planung und Durchführung der Internatio nalisierungsmaßnahme lassen sich nach Link141 die folgenden typischen or ganisatorischen Merkmale feststellen: •
Die meisten Unternehmen übertragen diese Aufgabe nicht einer be stimmten Abteilung, sondern bilden abteilungsübergreifende, möglichst viele Bereiche des Unternehmens integrierende Projektteams, die von ei nem übergeordneten Gesamtprojektteam geleitet werden.'42
•
Der Leiter des Gesamtprojektteams gehört in der Regel der Geschäftsfüh rung an und ist, genau wie die Teilprojektleiter, in den meisten Fällen für die Aufgabe, die Internationalisierungsmaßnahme vorzubereiten und durchzuführen, freigestellt.143
•
Die meisten Unternehmen planen ihre Internationalisierungsmaßnahme mittelfristig (3 bis 6 Jahre).
•
Mit der Größe der Unternehmen wachsen in der Regel sowohl die Pla
nungssorgfalt als auch die organisatorische Perspektivenvielfalt. Zwischen diesen Faktoren und dem späteren Erfolg der Internationalisierungsmaß nahme besteht ein signifikanter Zusammenhang.144 •
Etwa ein Drittel der Unternehmen plant die Internationalisierungsmaß nahme in Form von ganzheitlichen Betrachtungen. Diese Art der Planung übt einen deutlich positiven Einfluß auf den Erfolg der Internationalisie145 rung aus.
141 Link (1996), a.a.O. befragte 47 Führungskräfte von Unternehmen zu ihren Erfahrungen mit
Internationalisierungsmaßnahmen. 142 Vgl. Link (1996), a.a.O., S. 191-192. Diese mehrschichtige Organisation können sich aller
dings nur Unternehmen mit einer gewissen Mindestgröße leisten. Bei kleineren Unternehmen kommt oft nur ein Projektteam zum Einsatz, bei kleinen Mittelständlern liegt die Internationali sierungsmaßnahme häufig sogar komplett in der Hand einer einzelnen Person. 143 Vgl. Link (1996), a.a.O., S. 192. 144 Vgl. Link (1996), a.a.O., S. 196-197. 145 Vgl. Link (1996), a.a.O., S. 198-199.
72
Das Konzept der Internationalisierung
Auch hinsichtlich der Organisation der bereits bestehenden multinationalen Unternehmung lassen sich Besonderheiten herausarbeiten, die vor allem für
das Anfangsstadium einer solchen Unternehmung gelten: •
Häufig überwiegt die informelle Organisation gegenüber der formellen
Organisation, da das Denken und Handeln der Organisationsteilnehmer unter den Bedingungen neuer, noch unbekannter Umweltstrukturen die Bildung informeller Gruppen verstärken kann.146 •
Die Organisation einer multinationalen Unternehmung kann segregiert oder integriert sein. Im ersten Fall liegt die Verantwortung für den Aus landsmarkt bei einer eigenständigen Instanz, deren Stellung in der Hierar
chie des Unternehmens die Bedeutung anzeigt, die dem Auslandsge
schäft beigemessen wird. Im zweiten Fall bestimmt ein weltweit verant wortliches Entscheidungszentrum die gesamte Unternehmenspolitik.147 •
Der Vorteil der integrierten Organisation liegt in der Möglichkeit, ein welt weit einheitliches Unternehmensimage aufzubauen, ihr Nachteil in der
Vernachlässigung länder- und kulturspezifischer Besonderheiten. Mit stei
gender Internationalisierung und Diversifikation des Unternehmens steigt
in der Regel auch der Grad der regionalen Dezentralisierung; unterhalb der obersten Unternehmensleitung bilden sich Regionaldivisionen, die ei148 nen großen Teil der Produktions- und Absatzfunktionen übernehmen. •
Der Zentralisierungsgrad einer multinationalen Unternehmung ist in der Regel in der Durchführungsphase der Internationalisierungsmaßnahme gering, steigt dann zum Zweck der weltweit einheitlichen Organisation an
und wird nach deren Durchführung wieder von einer stärkeren Dezentrali sierung abgelöst.149 146 Vgl. Blödorn: Die Organisation der Multinationalen Unternehmung. In: Schoppe, Siegfried G.
(Hrsg): Kompendium der internationalen Betriebswirtschaftslehre, 3. Aufl., München/Wien 1994, S. 311-324, hier S. 312. 147 Vgl. Albrecht, Hellmut K.: Die Organisationsstruktur multinationaler Unternehmungen, DB
1970, S. 2085-2089, hier S. 2086. 148 Vgl. Drumm, Hans Jürgen: Zum Aufbau internationaler Unternehmungen mit Geschäftsbe reichsorganisation, Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung 9 (1979), S. 38-56, hier S. 38-40. 149 Vgl. Agthe, Klaus: Aktuelle Probleme der Führungsorganisation internationaler Unternehmun
gen, Zeitschrift für Organisation 45 (1976), S. 434-442, hier S. 441.
Das Konzept der Internationalisierung
73
Eine der wesentlichen unternehmerischen Aufgaben besteht daher bei einer
multinationalen Unternehmung darin, die geeignete Mischung zwischen zen tralen Vorgaben und dezentraler Flexibilität, zwischen Integration und Diffe
renzierung, zwischen Synergieeffekten und der Berücksichtigung nationaler wie kultureller Besonderheiten zu finden.
2.3.3 Akkulturation im Gastland Die internationale Unternehmung unterscheidet sich von der nationalen Un
ternehmung fundamental darin, daß sie in verschiedenen Kulturkreisen ope riert und auch in ihrer internen Organisation unterschiedliche Kulturkreise in
tegrieren muß. Dies verursacht Probleme und erfordert Problemlösungsan sätze150, die bei einer nationalen Unternehmung, wenn überhaupt, dann nur in wesentlich geringerem Umfang auftreten. Eine Beschäftigung mit multina
tionalen Unternehmen und mit Internationalisierungsprozessen darf sich
demzufolge nicht auf eine rein wirtschaftswissenschaftliche Perspektive be schränken, sondern muß kulturwissenschaftliche Aspekte integrieren.
Diese Integrationsleistung ist innerhalb der Wirtschaftswissenschaften erstmals zu Beginn der achtziger Jahre im Zusammenhang der Fragestellung
erbracht worden, auf welchen Faktoren der Erfolg japanischer Unternehmen auf den Auslandsmärkten beruhe.151 Im Gefolge dieser Untersuchungen ist in den achtziger und neunziger Jahren die Bedeutung des Faktors der „Un
ternehmenskultur" sowohl in der wirtschaftswissenschaftlichen Theoriebil
dung als auch in der ökonomischen Praxis kontinuierlich angewachsen. In
Anlehnung an Meffert und Hafner soll unter diesem Begriff in der vorliegen den Arbeit die Summe aller Wertvorstellungen, Denkweisen und Normen
150 Vgl. hierzu Günter, Horst/Nass, Oliver: Management Know-how Transfer by Multinational Cor
porations in Southeast Asia. In: Sierke, Bernt R.A./Dietz, Karin (Hrsg.): Wachstumsregion Asi en-Pazifik. Chancen - Risiken - Rahmenbedingungen. Schwerpunkt: China und Japan, Wies baden 1997, S. 31-42; Nass, Oliver: Interkulturelles Management in Südostasien aus der Sicht deutscher Unternehmen. Unter besonderer Berücksichtigung von Singapur und Thailand, Diss. Braunschweig 1998. 151 Vgl. vor allem Ouchi, William G.: Theory Z. How American Business can meet the Japanese
Challenge, Reading/Ma. u.a. 1981.
Das Konzept der Internationalisierung
74
verstanden werden, von denen sich erstens die Mitarbeiter eines Unterneh mens in ihrem Denken und Handeln leiten lassen, die zweitens das Selbst
verständnis eines Unternehmens beeinflussen und drittens dessen äußeres Erscheinungsbild prägen.'52 Diese Definition verdeutlicht, daß eine Unter nehmenskultur in doppelter Hinsicht mit der soziokulturellen Umwelt, in der sich das betreffende Unternehmen befindet, interagiert:
•
Die Mitarbeiter entstammen dieser soziokulturellen Umwelt, sind in ihr sozialisiert worden und bringen ihre auf diesem Prozeß beruhenden So
zialisationsmuster als Wertvorstellungen, Denkweisen und Normen in die Unternehmung mit ein.
•
Das äußere Erscheinungsbild eines Unternehmens wird nach den Wert vorstellungen, Denkweisen und Normen der soziokulturellen Umwelt, in
der es angesiedelt ist, beurteilt. 5
Im folgenden soll von der grundlegenden Hypothese ausgegangen werden, daß sich ein Unternehmen um so erfolgreicher entwickelt, je besser es ihm
gelingt, seine Unternehmenskultur in Einklang mit der soziokulturellen Um welt zu bringen. Diese Forderung tritt in nationalen Unternehmen oft nicht als bewußt wahrgenommenes Problem auf, da es hier keine oder geringere
kulturelle Differenzen zu überwinden gilt. Hingegen ist die Abstimmung der
eigenen Unternehmenskultur mit der soziokulturellen Umwelt im Zuge des Prozesses der Akkulturation154 für den Erfolg internationaler bzw. sich inter nationalisierender Unternehmen ein entscheidender Faktor.155
152 Vgl. Meffert, Heribert/Hafner, Kay: Unternehmenskultur praxistauglich?, Absatzwirtschaft 31 (1988), Sonderheft Oktober, S. 22-35. 153 Dabei stellt die soziokulturelle Umwelt keineswegs einen einheitlichen, in sich abgeschlosse
nen Block dar, sondern ist ein hochkomplexes Gebilde aus einer dominanten offiziellen Kultur und zahlreichen Subkulturen. Je nach der Unternehmensstrategie muß das Ziel einer Unter nehmung nicht immer darin bestehen, eine Übereinstimmung zwischen der eigenen Unter nehmenskultur und der dominanten Gesamtkultur der Umwelt herzustellen, sondern diese angestrebte Übereinstimmung kann sich durchaus auch auf eine oder mehrere der Subkultu ren beziehen. 154 Vgl. zu diesem Begriff vor allem Reineke (1989), a.a.O., S. 51-52. 155 Auch Reineke (1989), a.a.O., S. 9-10 geht davon aus, daß die meisten fehlgeschlagenen In
ternationalisierungsbemühungen auf mangelnder Akkulturation beruhen.
Das Konzept der Internationalisierung
75
Hinsichtlich der Planung und Durchführung der notwendigen Akkulturati onsmaßnahmen im Zuge einer Internationalisierung stellt sich zunächst die
zentrale Frage, welche kulturellen Basisdimensionen bei der Akkulturation zu
berücksichtigen sind. Die überzeugendsten und einflußreichsten Klassifikatio
nen von Kulturdimensionen stammen von Hofstede sowie von Kluckhohn/ Strodtbeck, deren Thesen daher im folgenden kurz referiert werden sollen.
Hofstede unterscheidet zwischen vier grundlegenden soziokulturellen Di mensionen, nach denen sich die kulturellen und sozialen Wertvorstellungen
sowie Denk- und Handlungsweisen der verschiedenen Nationen bzw. Kultur kreise voneinander unterscheiden lassen:
•
Die Dimension der „Machtdistanz" steht für den Grad der Ungleichheit in einer Gesellschaft und zeigt die Art der Abhängigkeit eines sozial niedriger
gestellten Gesellschaftsmitglieds von einem sozial höher gestellten Mit
glied an; dies betrifft auch das Verhältnis zwischen Vorgesetztem und Mit arbeiter. •
Die Dimension „Kollektivismus versus Individualismus" repräsentiert den
Grad der Bindung einzelner Mitglieder der Gesellschaft an übergeordnete Institutionen wie Staat, Familie oder auch Unternehmen und die Bedeu
tung, die sie dieser Bindung beimessen.
•
Die Dimension „Femininität versus Maskulinität" gibt Auskunft darüber, ob sich eine Gesellschaft und ihre Mitglieder eher an einem femininen oder
eher an einem maskulinen Rollenverständnis und Leitbild ausrichten. •
Die Dimension „Unsicherheitsvermeidung" zeigt an, ob eine Gesellschaft und ihre Mitglieder eher durch Ängstlichkeit und Sicherheitsbedürfhis oder durch Risikobereitschaft geprägt sind.156
Auch Kluckhohn/Strodtbeck arbeiten vier kulturelle Grunddimensionen her aus, die eine Kulturgemeinschaft bzw. eine Gesellschaft kennzeichnen und
demzufolge bei dem Versuch einer Unternehmung, sich in eine fremde Kul tur einzugliedern, zu beachten sind: 156 Vgl. Hofstede, Geert: Interkulturelle Zusammenarbeit. Kulturen - Organisation - Management, Wiesbaden 1993, S. 29 ff.
Das Konzept der Internationalisierung
76
•
Die Dimension „relationship with nature" unterteilt sich in die beiden Unterdimensionen der „human nature orientation" (Einstellung der Kultur
zum Sinn des menschlichen Daseins) und der „man-nature orientation" (Verhältnis des Menschen zur Natur).
•
Die Dimension „time orientation" bezieht sich auf den Umgang der Mit glieder einer Kulturgemeinschaft mit der Zeit, der sich in Kategorien wie
Hektik/Ruhe, Pünktlichkeit/Unzuverlässigkeit oder Schnelligkeit/Langsamkeit äußern kann. •
Die Dimension „activity orientation" beschreibt, ob die Mitglieder einer
Gesellschaft eher dazu neigen, ihr Leben aktiv in die Hand zu nehmen, oder ob in ihrer Lebensgestaltung das passive Erleben im Mittelpunkt steht
•
Die Dimension „relationship with others" zielt auf die Frage, welches Ge wicht eine Gesellschaft und ihre Mitglieder dem persönlichen Kontakt zwischen den Menschen und der Tiefe dieser Beziehungen beimes sen.157
Diese Modelle kultureller Grunddimensionen bieten eine Antwort auf die
Frage, welche kulturellen Aspekte bei der Akkulturation eines Unternehmens im Ausland grundsätzlich zu beachten sind. Die Akkulturation betrifft dabei vor allem die folgenden unternehmerischen Aufgaben: •
Unternehmensphilosophie
Unter diesem Begriff wird in der vorliegenden Arbeit in Anlehnung an Ulrich/Fluri die „ganzheitliche Interpretation der wirtschaftlichen und gesell
schaftlichen Funktion und Stellung der Unternehmung und der daraus ab
zuleitenden Sinnzusammenhänge und Wertbezüge des Managements" verstanden.
Jede Unternehmensphilosophie wird stark beeinflußt von
der soziokulturellen Umwelt, in der sich das betreffende Unternehmen bewegt So könnte etwa eine typische konservative Unternehmensphilo 157 Vgl. Kluckhohn, Florence Rockwood/Strothbeck, Fred L: Variations in value orientations, 2. Aufl., Westport 1973, S. 10 ff. 158 Ulrich, Peter/Fluri, Edgar: Management Eine konzentrierte Einführung, 5. Aufl., Bern/Stuttgart
1988, S. 49.
Das Konzept der Internationalisierung
77
sophie in einem marktwirtschaftlichen System, bezogen auf die kulturellen Basisdimensionen nach Hofstede, mit den Kategorien der hohen Macht distanz, der Individualität, der Maskulinität und der Risikobereitschaft be schrieben werden. Internationalisiert ein solches Unternehmen in ein
Land, dessen Kultur eher durch z.B. eine geringe soziale Ungleichheit und ein kollektives Selbstverständnis geprägt ist, so sind Änderungen der Un-
temehmensphilosophie unausweichlich. Unter diesen Voraussetzungen
ist eine Philosophie zu entwickeln, die ein stimmiges Gesamtbild aufweist und doch den verschiedenen kulturellen Gegebenheiten der Länder, in denen das Unternehmen tätig ist, Rechnung trägt.
•
Personalpolitik Internationale Unternehmen benötigen in Führungspositionen, vor allem im Management, Mitarbeiter, zu deren Qualifikation nicht nur der erforder
liche technisch-ökonomische Sachverstand gehört, sondern auch die Kenntnis der kulturellen Besonderheiten des Gastlandes sowie die Fähig keit, die Unternehmenspolitik auf diese kulturellen Besonderheiten abzu stimmen.159 Zu ihren Qualifikationen müssen ein Denken in internatio
nalen Zusammenhängen und ein übergreifendes Kulturverständnis gehö ren.160 Die Unternehmensorganisation muß den Mitarbeitern kulturelle Lernprozesse ermöglichen und nahebringen.161
•
Führungsstil Unter Führungsstil wird hier das „spezifische Verhaltensmuster des for
mellen Führers (Vorgesetzten) [...], wie es in seinen Interaktionen mit den Geführten beobachtbar ist"162, verstanden. Im Zusammenhang des Pro
zesses der Akkulturation ist der Grundsatz entscheidend, daß ein Vorge
159 Diese Fähigkeiten meint auch Reineke (1989), a.a.O., S. 108-111, wenn er den Wandel vom
„Monocultural Man“ zum „Multicultural Man" fordert 160 Vgl. Meffert/Bolz (1994), a.a.O., S. 266-267; Wunderer, Rolf: Internationalisierung als strate gische Herausforderung für das Personalmanagement Zeitschrift für Betriebswirtschaft 1992, Erg.-H. 2, S. 161-181. 161 Vgl. Reineke (1989), a.a.O., S. 97. 162 Vgl. Wagner, Helmut/Städler, Axel: Führung. Grundlagen, Prozesse und Konzeptionen der Mit
arbeiterführung in Unternehmen, Münster 1985, S. 6.
Das Konzept der Internationalisierung
78
setzter die ihm unterstellten Mitarbeiter nur dann erfolgreich führen kann, wenn diese die Art seiner Führung akzeptieren. Die Spannbreite dieser
Akzeptanz hängt von dem soziokulturellen Umfeld ab, dem die Mitarbeiter entstammen, wohingegen die Art des Führungsstils durch die jeweilige Unternehmenskultur geprägt wird. So kann sich z.B. eine einfache Über
tragung des in dem internationalisierenden Unternehmen üblichen Füh
rungsstils auf eine Tochtergesellschaft in einem anderen Kulturkreis auf
die wirtschaftliche Entwicklung dieser Tochtergesellschaft negativ auswir ken. Für eine erfolgreiche Akkulturation ist es notwendig, die Unterneh
menskultur so zu modifizieren, daß sie einen Führungsstil erlaubt, der von
den Mitgliedern der kulturellen Gemeinschaft, in die das Unternehmen expandiert, akzeptiert werden kann.163 In der Literatur existieren verschie
dene Ansätze zur Typologisierung von Führungsstilen, die auf Kategorien wie z.B. „autoritär versus partizipativ" oder „autoritativ versus kooperativ"
beruhen und auf dieser Grundlage den einzelnen Kulturkreisen die für sie geeigneten Führungsstile zuweisen.164 Diese Forschungsergebnisse er möglichen die Abstimmung eines Akkulturationsprozesses im Hinblick auf die Ausgestaltung eines für den entsprechenden Kulturkreis geeigneten
Führungsstils.
•
Innerbetriebliche Kommunikation
Zu den wesentlichen Aspekten bei jeder Internationalisierungsmaßnahme
zählen die Installierung eines Kommunikationssystems und die Erarbei tung eines Kommunikationsstiles zwischen Mutter- und Tochtergesell
schaft bzw. zwischen den Partnern der Internationalisierungsmaßnahme, die einen reibungslosen Informationsfluß gewährleisten und die Gefahr
von Mißverständnissen so weit wie möglich reduzieren. Diese Gefahr ist vor allem durch die Existenz des sogenannten „Cultural Noise" gegeben,
163 Eine Darstellung des Problems aus soziologischer Sicht bietet: Engelmeyer: Identitätsorientierte interkulturelle Personalführung aus gesellschaftstheoretischer Perspektive. In: Schoppe, Siegfried G. (Hrsg.): Kompendium der internationalen Betriebswirtschaftslehre, 3. Aufl., München/Wien 1994, S. 395-438. 164 Vgl. Reineke (1989), a.a.O., S. 126-128, mit weiteren Literaturhinweisen.
Das Konzept der Internationalisierung
79
der darauf beruht, daß Symbole und Nachrichten, die aus einem Kultur
kreis in einen anderen gesendet werden, dort wegen des unterschiedli chen kulturellen Hintergrundes unter Umständen verzerrt und abwei chend von ihrem ursprünglichen Bedeutungsgehalt decodiert werden.165
Dies bedeutet, daß jede Internationalisierung das internationalisierende
Unternehmen zu einer Änderung und Anpassung ihres Kommunikations verhaltens und ihres Kommunikationsstiles zwingt.166 Hinsichtlich dieses
Prozesses sind die folgenden Grundsätze zu beachten: - Es ist ein Sprachcode zu schaffen, dessen Elemente von den Partnern
des Internationalisierungsprozesses gleich verstanden und gleich be wertet werden.
— Die Kommunikationspartner müssen die Fähigkeit schulen, sich in
fremde Denkmuster hineinzuversetzen und die Art der Entschlüsse lung ihrer Botschaft von vornherein einzuschätzen (Empathie).
- Stereotypen und Schlagwörter sind in der Kommunikation zu vermei den, da sie verstärkt zu Mißverständnissen führen können. - Die Kommunikationspartner müssen die kulturelle Bedingtheit der von
ihnen verwendeten Sprache erkennen, um Mißverständnisse bewußt vermeiden zu können.
- Ein offenes, widerspruchsfreies Kommunikationsverhalten kann ent scheidend dazu beitragen, die kulturelle Distanz zwischen den Inter nationalisierungspartnern zu verringern und das Vertrauen zu erhöhen.
- Das Kommunikationstempo ist aufeinander abzustimmen.167 •
Konfliktmanagement
Ein Sonderproblem sowohl des Führungsstils als auch des Kommunikati onsstils innerhalb eines Unternehmens stellt die Frage dar, wie innerbe
triebliche Konflikte geregelt und beigelegt werden. Konflikte entstehen aus
165 Vgl. zum Phänomen des „Cultural Noise": Ronen, S.: Comparative and Multinational Mana gement, New York u.a. 1986, S. 92-95. 166 Vgl. Samovar, Larry A./Porter, Richard E./Jain, N.C.: Understanding Intercultural Communicati
on, Belmont 1981, S. 24. 167 Vgl. Reineke (1989), a.a.O., S. 136-147.
Das Konzept der Internationalisierung
80
unterschiedlichen Verhaltensweisen, Erwartungen, Bedürfnissen, Werten, Gefühlen, Entscheidungen oder Machtinteressen'68, sind daher gerade
im interkulturellen Bereich verstärkt zu erwarten und können den Erfolg einer Internationalisierungsmaßnahme erheblich gefährden. Daher gehört es zu den Vorbedingungen einer gelungenen Internationalisierungsmaß
nahme, ein geeignetes Konfliktmanagement aufzubauen. Der erste Schritt
hierzu liegt in der detaillierten Diagnose der soziokulturellen Unterschiede zwischen dem Heimatland des internationalisierenden Unternehmens und dem Zielland, um potentielle Konfliktherde bereits präventiv ent
schärfen zu können. Als wesentliche Grundsätze eines interkulturellen Konfliktmanagements sind zu nennen: - Der Transfer von Mitarbeitern zwischen den Partnern der Internationa
lisierungsmaßnahme kann das Konfliktpotential senken. - Zur besseren Handhabung kulturbedingter Konflikte ist die persönliche,
soziale und kulturelle Kompetenz der Führungskräfte zu verbessern
(multikulturelle Trainingsprogramme).
- Das internationalisierende Unternehmen sollte frühzeitig Leitlinien zum Verhalten in interkulturellen Konfliktsituationen und zur Konfliktlö sung erarbeiten und diese ihren Mitarbeitern nahebringen.169 •
Internationales Marketing und Öffentlichkeitsdarstellung
Der Erfolg einer Internationalisierungsmaßnahme hängt schließlich auch in
sehr hohem Maße davon ab, ob und wie stark es einem Unternehmen gelingt, eine Corporate Identity zu entwickeln, die einerseits zwar interna tional einheitlich ist, andererseits aber genügend Flexibilität aufweist, um
sie den Besonderheiten der kulturellen Dimensionen verschiedener Län
der anpassen zu können. Dies betrifft sowohl den Bereich des Corporate Design wie auch jene der Corporate Communication und des Corporate Behavior.170 Sowohl die visuellen Elemente und Kommunikationsstruktu
168 Vgl. Bosshard, Karl: Konflikt und Konfliktmessung im Unternehmen, München 1988, S. 4 ff.,
52 ff. 169 Vgl. Bronder (1992), a.a.O., S. 202-210. 170 Vgl. Meffert/Bolz (1994), a.a.O., S. 266.
Das Konzept der Internationalisierung
81
ren der Öffentlichkeitsdarstellung als auch das Verhalten der Mitarbeiter
nach außen muß den kulturellen Gegebenheiten des jeweiligen Landes
Rechnung tragen. Dies bedeutet, daß das Marketing, die Werbung und die gesamte Öffentlichkeitspolitik eines internationalisierenden Unternehmens so angelegt sein müssen, daß - die sprachlichen Botschaften und visuellen Symbole in den verschie
denen Kulturkreisen, die das Unternehmen berührt, jeweils verstanden
und gleich bewertet werden,
— in keinem dieser Kulturkreise kulturelle, religiöse, moralische, ethische
oder soziale Tabus gebrochen werden und
- die soziokulturellen Werte dieser Kulturkreise beachtet werden.171 Darüber hinaus erhält das Marketing eines internationalen bzw. eines sich
internationalisierenden Unternehmens dadurch eine erhöhte Komplexität, daß es die marktlichen Gegebenheiten in verschiedenen Ländern berück
sichtigen muß. Vor allem der Lebensstandard und der Lebensstil der Be völkerung, die sich in bestimmten Konsummustern und in spezifischen
Einstellungen gegenüber einzelnen Produkten oder Produktgattungen ausdrücken, können sich in verschiedenen Kulturkreisen außerordentlich
stark voneinander unterscheiden.
Das internationale Marketing steht
vor der Aufgabe, einerseits diese verschiedenen Einstellungen und Kon
summuster, die Normen- und Wertesysteme der betreffenden Kulturen als auch die politisch-rechtlichen Gegebenheiten der Zielländer zu berück sichtigen, andererseits aber ein öffentliches Erscheinungsbild des betref
fenden Unternehmens zu präsentieren, das international einheitlich ist und ein markantes Unternehmensprofil begründet.
Im folgenden soll nun wiederum der Versuch unternommen werden, die oben herausgearbeiteten Grundsätze und Problemfelder des Internationali sierungskonzeptes in operationalisierbare, betriebswirtschaftliche Leitlinien
und Handlungsprinzipien umzusetzen. 171 Vgl. Meffert/Bolz (1994), a.a.O., S. 22-24. 172 Vgl. Kotier, Philip: Marketing-Management: Analyse, Planung und Kontrolle, 4. Aufl., Stuttgart 1989, S. 695-697.
Das Konzept der Internationalisierung
82
2.4 Betriebswirtschaftliche Operationalisierung Aus den bisherigen Ausführungen lassen sich die folgenden Leitprinzipien und Handlungsmaximen ableiten, deren Beachtung und Umsetzung die Vor
aussetzung für den Erfolg eines sich internationalisierenden bzw. eines inter
nationalen Unternehmens bildet: Prinzip der Toleranz
•
Toleranz gegenüber den Einstellungen und Eigenheiten fremder Kulturen
hinsichtlich der Dimensionen „Machtdistanz", „Kollektivismus versus Indi vidualismus", „Femininität versus Maskulinität" und „Unsicherheitsvermei
dung" bzw. „relationship with nature", „time orientation", „activity orientati on" und „relationship with others";
•
Toleranz gegenüber der kulturellen Sozialisation und den resultieren den Erwartungshaltungen und Verhaltensweisen der Mitarbeiter aus
verschiedenen Kulturkreisen durch eine Anpassung von Führungsstil,
innerbetrieblicher
Kommunikation,
Informationspolitik
und
Kon
fliktmanagement;
•
Toleranz gegenüber den soziokulturellen Werten und Normen, kulturell
religiös-ethischen Einstellungen sowie dominierenden Konsummustern eines Gast- bzw. Ziellandes durch eine entsprechende Anpassung des Marketings und der Öffentlichkeitsdarstellung des Unternehmens.
Prinzip der Kostenreduzierung und Nutzenmaximierung Internationalisierungsmaßnahmen lassen sich nur dauerhaft verwirklichen, wenn sie nachweislich zur Verbesserung der ökonomischen Situation des Unternehmens beitragen. Um dies zu gewährleisten, ist die Nutzung der fol
genden Chancen eines Internationalisierungsprozesses anzustreben:
•
Erweiterung des Absatzmarktes durch eine einheitliche, länderübergrei fende Erfassung großer Verbraucher- bzw. Kundenpotentiale;
•
eventuelle Kostendegressionseffekte durch: - niedrigere Lohnnebenkosten, Steuerbelastung etc. im Ausland,
— entfallende Zollkosten und Minderung von Handelshemmnissen,
- sinkende Transportkosten (größere Nähe zu Kunden und Lieferanten);
Das Konzept der Internationalisierung
•
83
beschleunigter Zugriff auf internationales Know-how und Erschließung
neuer Wissensressourcen;
•
Synergieeffekte und Rationalisierungsvorteile durch internationale Zu sammenarbeit bzw. Ausdehnung.
Prinzip der kulturellen Aufgeschlossenheit
•
Ersetzung einer ethnozentrischen, heimatlandorientierten Einstellung vor allem des Managements, aber auch aller weiteren Mitarbeiter, durch eine geozentrische, international orientierte Einstellung;173
•
Entwicklung einer offenen Unternehmensphilosophie, in die Elemente
anderer Kulturen integriert werden können, ohne ihre Einheitlichkeit zu
gefährden; dies gelingt am besten, wenn die Untemehmensphilosophie von vornherein das Element der kulturellen Offenheit beinhaltet; •
Schulung der kulturellen Kompetenz und des internationalen Denkens auf
allen Mitarbeiterebenen, vor allem aber auf der Managementebene (mul
tikulturelle Trainingsprogramme);
•
Herstellung einer Synthese der Eigenheiten der verschiedenen Kulturkrei se, innerhalb derer ein internationales bzw. sich internationalisierendes
Unternehmen tätig ist, denn nur auf dieser Grundlage kann es sich erfolg reich entwickeln.
Prinzip der Unsicherheitsreduzierung •
Verminderung der Unternehmensrisiken, die im Zusammenhang von po litischen, sozialen oder ökonomischen Krisen entstehen können, durch die Verteilung der Geschäftsaktivitäten auf mehrere Länder;
•
Erzielung von Risikominimierung bzw. -Streuung bei der Zusammenarbeit
mit einem ausländischen Partner (Joint Venture, Strategische Allianz, BOT);
•
Übergang vom monokulturellen Denken zum kulturellen Pluralismus be wirkt die Reduzierung von Unsicherheiten, die durch kulturelle Krisen ent
stehen können. 173 Heenan und Perlmutter beschreiben diese Entwicklung in ihrem EPRG-Konzept, das von der
ethnozentrischen über die polyzentrische und die regiozentrische bis zur geozentrischen Ein stellung führt. Vgl. Heenan, David A./Perlmutter, Howard V.: Multinational Organization Deve lopment, Reading 1979, S. 17-22.
84
Das Konzept der Internationalisierung
Prinzip der vernetzten, ganzheitlichen Planung und Führung •
Netzwerkadäquates Denken und Handeln bei der Führung eines interna
tionalen Unternehmens bzw. bei der Durchführung einer Internationalisie rungsmaßnahme (jede Internationalisierung läßt sich als Aufbau eines internationalen Netzwerkes beschreiben174);
•
Ganzheitliche, abteilungsübergreifende, langfristige Planung einer Interna tionalisierungsmaßnahme, da dies deren Erfolgsaussichten deutlich er
höht;
•
Realisierung vernetzter, multiperspektivischer Denk- und Handlungsstruk
turen, um die erhöhte Komplexität der bei einem internationalen bzw. ei nem sich internationalisierenden Unternehmen auftretenden Aufgaben und Probleme bewältigen zu können.175
Prinzip einer evolutionär ausgerichteten Unternehmensentwicklung •
Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen für kontinuierliche kulturelle
Lernprozesse aller Mitarbeiter des Unternehmens, da sich die Anpassung an neue kulturelle Denkmuster und Verhaltensweisen nur begrenzt von oben organisieren und verordnen läßt;176
•
Installierung eines geeigneten Mechanismus, um diese Lernprozesse ein
zelner für das gesamte Unternehmen fruchtbar zu machen;
•
Gewährleistung kontinuierlicher unternehmenskultureller Anpassung, da die Veränderungen der Unternehmenskultur im Zuge einer Internationali
sierungsmaßnahme durch langfristige, evolutionär verlaufende Verände
rungen im übergeordneten kulturellen und psychosozialen Bereich be stimmt werden, die von dem Unternehmen nicht zu beeinflussen sind.177
174 Vgl. zur theoretischen Untermauerung dieser Sichtweise u.a.: Johanson, Jan/Mattsson, Lars-
Gunnar: Internationalization in Industrial Systems - A Network Approach. In: Buckley, Peter J./Ghauri, Perez N. (Hrsg.): The Internationalization of the Firm - A Reader, London u.a. 1993, S. 303-321. 175 Vgl. Link (1997), a.a.O., S. 160. 176 So geht z.B. Peters, T.J.: Symbols, Patterns, and Settings: An optimistic Case for getting Things done, Organizational Dynamics 7 (1978/79), S. 3-23, hier S. 21, davon aus, daß sich spür bare Veränderungen in einer Unternehmenskultur nur in einem Zeitraum von mindestens fünf bis neun Jahren vollziehen. 177 Vgl. Reineke (1989), a.a.O., S. 97.
Das Konzept der Internationalisierung
85
Prinzip der Dezentralisierung •
Aufgabenverteilung nach dem Motto „Soviel wie nötig in der Zentrale, so viel wie möglich vor Ort", um an der Basis in den jeweiligen Ländern eine schnellere Anpassung an die dortigen kulturellen Gegebenheiten zu errei
chen; •
Stärkung der Entscheidungsbefugnisse der internationalen Niederlassun
gen, um deren Stärken, die größere Kundennähe und die größere kultu relle Kompetenz, ausschöpfen zu können.
3 Verbindung der Konzepte der Nachhaltigkeit und der
Internationalisierung In der Einleitung ist bereits darauf hingewiesen worden, daß in der wirtschaftswis
senschaftlichen Literatur bislang keine Versuche unternommen worden sind, die Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisierung systema
tisch aufeinander zu beziehen. Dieser Mangel muß angesichts der Attraktivität, die jedes der beiden Konzepte im Hinblick auf die Lösung aktueller sozioökonomi
scher und ökologischer Problemlagen für sich allein besitzt, überraschen. In der Literatur wird aus diesem Problemzusammenhang nur der Aspekt, daß
internationale Unternehmen eine besondere globale Verantwortung tragen, intensiver thematisiert
Dabei stehen die Ideen des One-World-Managers bzw. des
Managing-The-World im Zentrum, die auf der These beruhen, daß sich das Selbstverständnis internationaler Unternehmen zunehmend „von einer Speerspit
ze des Imperialismus zum Bringer von Entwicklung, Erziehung, Technologietrans fer und Ethik“ wandelt179 Dieses Konzept der „responsibility" wird im einzelnen
den Ebenen der menschlichen Ressourcen, der natürlichen Ressourcen (Nach haltigkeit!), der Konsumenten-Wohlfahrt, der Ethik und der Verhaltensweisen zu
gewiesen. Seine Operationalisierung in untemehmenspolitischen Leitlinien und
Handlungsanweisungen wurde allerdings bisher nicht geleistet so daß die vorlie gende Arbeit in diesem Punkt Neuland betritt
3 .1 Sonderfall: Joint Implementation/Clean Development Mechanism Als Testfeld des „responsibility"-Konzeptes kann das Modell Joint Implemen tation bzw. Clean Development Mechanism gelten, das 1992 hauptsächlich von Norwegen in den Klimagipfel von Rio eingebracht worden ist. Die Klima rahmenkonvention bestimmt in Artikel 3 Absatz 3, daß „Bemühungen zur Bewältigung der Klimaveränderungen [...] von interessierten Vertragsparteien 178 Vgl. etwa Behrens: Globales Management Strategische Aufgaben und globale Verantwortung
internationaler Unternehmen. In: Schoppe, Siegfried G. (Hrsg.): Kompendium der internatio nalen Betriebswirtschaftslehre, 3. Aufl., München/Wien 1994, S. 287-310. 179 Behrens (1994), a.a.O., S. 289.
Verbindung der Konzepte Nachhaltigkeit/Internationalisierung
88
gemeinsam umgesetzt werden" können.
1 80
Konkret sind unter Joint Imple
mentation und Clean Development Mechanism all jene Projekte zu verste hen, die zur Bekämpfung des Treibhauseffektes von Regierungen bzw. Un-
ternehmen
aus mindestens zwei Rio-Vertragsstaaten gemeinsam durch
geführt werden. Dies betrifft in erster Linie solche Projekte, die unter Beteili
gung westlicher Investoren in einem Entwicklungsland (Clean Development Mechanism) oder einem östlichen Transformationsland (Joint Implementation) durchgeführt werden.
182
Die Grundlage des Joint Implementation/Clean Development Mechanism-Modells bildet die Überlegung, daß es aufgrund des globalen Charak ters der Atmosphäre ökologisch ohne Belang ist, an welcher Stelle der Erde
Treibhausgase erzeugt bzw. reduziert werden. Von dieser Überlegung ausge hend, ist bereits in Rio die Forderung erhoben worden, daß ein Staat bzw. ein Unternehmen die Möglichkeit erhalten sollte, die in den internationalen Ver
einbarungen übernommenen Pflichten zur Emissionsreduzierung nicht nur durch national begrenzte Bemühungen im eigenen Land, sondern auch durch Kooperationen mit Partnern im Ausland zu verwirklichen. Für den Investor bietet das Modell einen ökonomischen Anreiz zur Ein haltung der Emissionsreduzierungspflichten, da solche Reduzierungen aus
Sicht der Industrieländer im Ausland häufig kostengünstiger und effizienter
durchgeführt werden können als im eigenen Land. Vor allem in der Dritten Welt sind die Einsparpotentiale bei weitem noch nicht so stark ausgeschöpft wie in den Industrieländern, so daß die Kosten zur Vermeidung einer be stimmten Emissionsmenge hier wesentlich niedriger liegen.183 Die Verbindung
von ökonomischen mit ökologischen Zielen, die im Rahmen des Nachhaltig 180 Banholzer, Kai: Joint Implementation. Ein nützliches Instrument des Klimaschutzes in Ent wicklungsländern?, Berlin 1996, S. 19. 181 Mit der Frage, ob JI als staatliches oder privates Instrument konzipiert werden sollte, beschäf
tigen sich Cansier, Dieter/Krumm, Raimund: Joint Implementation. Regimespezifisches Opti malverhalten im Kontext umweltpolitischer Grundprinzipien, Tübingen 1995. Sie kommen zu dem Ergebnis, daß die staatliche Lösung hinsichtlich Praktikabilität, ökologischer Wirkungen und ökonomischer Effizienz Vorteile besitzt, aber wegen des Wechsels vom Verursacher- zum Gemeinlastprinzip ungerechte Verteilungswirkungen aufweist. 182 Vgl. Göbelt, Mathias u.a.: Internationale Kooperation im Klimaschutz. Chancen für Deutsch land, Energiewirtschaftliche Tagesfragen 48 (1998), S. 701-706, hier vor allem S. 701. 183 Vgl. Straßburg (1999), a.a.O., S. 54-56.
Verbindung der Konzepte Nachhaltigkeit/Internationalisierung
89
keitskonzeptes gefordert wird, soll also durch das Joint Implementation- bzw. Clean Development Mechanism-Modell im Rahmen von Intemationalisierungsak-
tivitäten verwirklicht werden. Dabei handelt es sich dem Kern nach um einen entschieden marktwirtschaftlichen Ansatz zur globalen Klimavorsorge.'84 Dieses Modell ist auf der Berliner Klimakonferenz im März/April 1995 in tensiv diskutiert worden. Die anfängliche Skepsis mancher Entwicklungsländer hat auf der Befürchtung beruht, daß eine derartige Regelung erstens die not
wendigen Emissionsreduzierungen in den Industrieländern selbst verhindern oder zumindest verzögern könnte und daß zweitens unausgereifte Technologien in die Entwicklungsländer exportiert werden könnten.
Vertreter der
Entwicklungsländer haben daher auf der Berliner Konferenz im Zusammen hang mit dem Joint Implementation- bzw. Clean Development MechanismModell z.T. auch von einem „Öko-Kolonialismus" gesprochen, der lediglich
den Zweck habe, die Emissionseinsparungen der Industrieländer nun auch
noch den Entwicklungsländern bzw. den Transformationsländern Osteuropas aufzubürden. Tatsächlich liegt der Grundgedanke des Konzepts aber darin, daß die Industrieländer über die Emissionseinsparungen im eigenen Land
hinaus durch Technologie- und Kapitaltransfer in die Entwicklungsländer auch dort die Emissionsverringerung fördern.
Darüber hinaus sollen die Ent-
wicklungs- bzw. Schwellenländer die Möglichkeit erhalten, ihre gesamte Ener gieversorgung durch den Technologie- und Kapitaltransfer zu modernisieren
und an neueste ökonomische und ökologische Standards anzugleichen. Diesem positiven Verständnis von Joint Implementation/Clean Development Mechanism haben sich die meisten Staaten auf der Berliner Konferenz ange schlossen, so daß, nicht zuletzt aufgrund der positiven Haltung der lateiname184 Die entschiedene Betonung marktwirtschaftlicher Ansätze in der Klimaschutzpolitik fordern auch namhafte deutsche Wissenschaftler in einer unter dem Titel „Perspektiven für eine Neu orientierung der deutschen Ilmweltpolitik nach Kyoto" veröffentlichten Erklärung zur Klimapo litik. Zu den Unterzeichnern gehören die Wissenschaftler Bonus, Cansier, Conrad, Endres, Ew ers, Hampicke, Karl, Klemmer, Michaelis, Mohr, Nutzinger, Pethig, Stephan, Velsinger, Wei mann und Zimmermann. 185 Daß diese Befürchtungen auch bei näherer Analyse keinesfalls unbegründet sind, zeigen Hei ster, Johannes/Stähler, Frank: Globale Umweltpolitik und Joint Implementation. Eine ökono mische Analyse für die Volksrepublik China, Kiel 1994. 186 Vgl. Straßburg (1999), a.a.O., S. 54.
90
Verbindung der Konzepte Nachhaltigkeit/Internationalisierung
rikanischen und der meisten afrikanischen Staaten, die Konferenz den sofor tigen Beginn einer drei- bis fünfjährigen Pilotphase beschlossen hat, in deren
Verlauf verbleibende Zweifel an dem Konzept ausgeräumt werden sollen.
187
Den Vorbehalten der Kritiker ist dadurch Rechnung getragen worden, daß wäh
rend der Pilotphase kein Vertragsstaat die im Rahmen von internationalen Projek ten erzielten Emissionsminderungen auf die Minderung der eigenen Treibhaus
gasemissionen anrechnen darf. Erst 1999, nach dem Abschluß der Pilotphase, soll entschieden werden, ob eine derartige Anrechnung erlaubt wird.188
Bereits auf den Klimakonferenzen von Kyoto im Dezember 1997 und
Buenos Aires im November 1998 haben jedoch die Auseinandersetzungen
um dieses Thema einen wesentlichen Gegenstand der Verhandlungen dar gestellt (vgl. auch Kapitel 1.1.3). Führende Vertreter von Umwelt- und Natur
schutzverbänden fürchten, das Joint Implementation/Clean Development-Modell könne von den Industrieländern als Instrument mißbraucht werden, um Emissionsreduzierungen im eigenen Land zurückzustellen, und fordern eine
verbindliche Festlegung, daß ein bestimmter Prozentsatz der Reduzierungen
durch nationale Maßnahmen erbracht werden müsse; der World Wildlife Fund Deutschland etwa spricht sich für 70 % aus.
Während die meisten
Länder der Europäischen Union ebenfalls diesem Standpunkt zuneigen, be
harren die USA auf der rein marktwirtschaftlichen Lösung des weltweiten, un
begrenzten Handels mit Emissionsrechten und Emissionszertifikaten. Diese unterschiedlichen Standpunkte werden auch in der ökonomischen Fachöf
fentlichkeit vehement vertreten, wobei der globale Emissionshandel mal als
„Königsweg der Klimapolitik" angepriesen, mal als „Ablaßhandel" abgewertet wird.'90 Ein Ende dieser Auseinandersetzungen ist derzeit noch nicht in Sicht. 187 Vgl. Banholzer (1996), a.a.O., S. 19-25. Ebd., S. 26 werden die ersten 17 Joint Implementa
tion-Projekte aufgelistet, die bis zum Sommer 1995 angelaufen sind. Sie verteilen sich noch ausschließlich auf Mittelamerika und die ehemaligen Ostblockstaaten und betreffen den Ener giesektor (9), die Forstwirtschaft (6), die Abfallwirtschaft (1) und die Erosionsbekämpfung (1). 188 Vgl. Michaelowa, A./Greiner, S.: Interessengruppen und Joint Implementation - Konsequen
zen für die Ausgestaltung des Systems. In: Rentz, Otto u.a. (Hrsg.): Joint Implementation in Deutschland. Stand und Perspektiven aus Sicht von Politik, Industrie und Forschung, Frankfurt a.M. u.a. 1996, S. 67-80, hier S. 68. 189 Vgl. Wege aus dem Treibhaus-Klima, Die Welt vom 30.10.1998, S. 9. 190 Vgl. Vorholz, Fritz: Schachern um die „heiße Luft“, Die Zeit vom 8.10.1998.
Verbindung der Konzepte Nachhaltigkeit/Intemationalisierung
91
Der Stand der Umsetzung des Joint Implementation-Modells soll kurz am Beispiel der Bundesrepublik verdeutlicht werden. Zwar besteht hier ohne die Möglichkeit der Anrechnung auf das nationale Emissionsziel noch kein Anreiz, die Investition in Emissionsreduzierungsprojekte im Ausland zu fördern, aber man hofft darauf, daß eine erfolgreiche Pilotphase 1999 zur Entscheidung
zugunsten einer solchen Anrechnung führen wird. In Zusammenarbeit des Bundesumweltministeriums mit der Energiewirtschaft sind daher zunächst
drei konkrete Projektvorschläge erarbeitet worden: die Energieversorgung entlegener Gebiete Indonesiens mit erneuerbaren Energien (RWE Energie), die Errichtung von zwei Windkraftanlagen in Lettland (PreussenElektra) sowie
die Erneuerung der Kraft-Wärme-Kopplungsanlage des VW/Skoda-Werkes in der Tschechischen Republik (Bayemwerk, RWE Energie). Das erstgenannte
Projekt ist bereits von der indonesischen Regierung anerkannt und daher offi
ziell in die deutsche Jl-Pilotphase aufgenommen worden; die beiden ande ren Projektvorschläge werden derzeit von den betreffenden Regierungen ge
prüft Fünf weitere Projekte (Wirkungsgradsteigerung fossil gefeuerter Kraft werke in Jordanien, Wasserkraftwerk in Zimbabwe, Fuelswitch in Kaliningrad,
Wasserkraftwerk in Portugal, Modernisierung des Fernwärmenetzes in Lett land) befinden sich in der konkreten Planungsphase.191 Ein Urteil über den ökologischen Nutzen und die ökonomische Tragfähigkeit
des Jl-Modells kann vor der Beendigung der Pilotphase nicht gewagt wer den.192 Denn erst diese Pilotphase soll belastbare Nachweis- und Anrech
nungsmodelle erbringen, die die Eignung des Modells unter Beweis stel len.193 Das Modell verdeutlicht jedoch, welche Chancen in einer Vereinigung
der Konzepte der Nachhaltigkeit und der Internationalisierung liegen könnten.
191 Vgl. für den gesamten Absatz Jochem, A.: Stand, Perspektiven und zukünftiger Forschungsbedarf für Joint Implementation aus der Sicht des Bundesumweltministeriums. In: Rentz, Otto u.a. (Hrsg.): Joint Implementation in Deutschland. Stand und Perspektiven aus Sicht von Poli tik, Industrie und Forschung, Frankfurt a.M. u.a. 1996, S. 17-21, hier S. 17. 192 Zu den ungelösten Problemen vgl. Wietschel, M./Ardone, A./Fichtner, W./Lüth, O./Rentz, 0.: Offene Fragestellungen und Kernprobleme bei JI - Zusammenfassung der Diskussion. In: Rentz, Otto u.a. (Hrsg.): Joint Implementation in Deutschland. Stand und Perspektiven aus Sicht von Politik, Industrie und Forschung, Frankfurt a.M. u.a. 1996, S. 111-115. 193 Vgl. Straßburg (1999), a.a.O, S. 54.
Verbindung der Konzepte Nachhaltigkeit/Internationalisierung
92
Bislang wird dies in der Forschung nur durch Gemeinplätze angedeutet,
meist in dem Sinne, daß viele der drängendsten ökologischen Probleme heute nur noch in globaler Zusammenarbeit zu lösen seien, daß ein Handeln
im Sinne des Nachhaltigkeitskonzeptes mithin ein Denken in internationalen Zusammenhängen voraussetze.194 Tatsächlich liegen die Parallelen zwischen den Konzepten der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisierung
jedoch wesentlich tiefer als in dieser Erkenntnis. Bereits die isolierte theoreti sche Skizzierung der beiden Konzepte in den vorangegangenen Kapiteln hat
dies zumindest ansatzweise deutlich werden lassen. Im folgenden, soll der Versuch unternommen werden, die Verbindungslinien und Zusammenhänge zwischen den beiden Konzepten näher herauszuarbeiten.
3.2 Umfassendes Modell zur Verbindung der Konzepte der Nachhaltigkeit und der Internationalisierung Die Nähe der beiden Konzepte läßt sich in einem ersten Schritt bereits durch den Versuch verdeutlichen, jedes in einem zentralen Leitsatz zusammenzu fassen, der die betriebswirtschaftliche Motivation eines Unternehmens wie dergibt, sich dem Konzept zuzuwenden. Diese Leitsätze lassen sich so for
mulieren, daß sie sich nur in einem einzigen Wort voneinander unterschei den:
Abbildung 3: Leitsätze der Konzepte Nachhaltige Entwicklung und Internationalisierung
194 Vgl. etwa Huber (1995a), a.a.O., S. 9-10; Huber (1995b), a.a.O., S. 33-34.
Verbindung der Konzepte Nachhaltigkeit/Internationalisierung
93
Das folgende Schaubild stellt - auf der Grundlage dessen, was in den Kapi teln 1 und 2 herausgearbeitet wurde - die Parallelen zwischen dem Nach haltigkeitskonzept und dem Internationalisierungskonzept systematisch und
detailliert dar. Es umfaßt die Ebenen der relevanten, übergreifenden so zioökonomischen und politischen Tendenzen (Ebene 1), der daraus resultie
renden Problemlagen und Entwicklungen (Ebene 2), der konkreten Heraus forderungen an die Unternehmen, die sich daraus ergeben (Ebene 3), der Lösungskonzepte (Ebene 4) sowie der Operationalisierung dieser Konzepte
(Ebene 5).
94
Verbindung der Konzepte Nachhaltigkeit/Internationalisierung
Verbindung der Konzepte Nachhaltigkeit/Intemationalisierung
Prinzip der Offenheit gegenüber der Umwelt
Prinzip der kulturellen Aufgeschlossenheit
• Offenheit gegenüber Entwicklungen in
• Geozentrische, international orientierte
Umwelt, Umweltschutz und Kundenbe
95
Einstellung
wußtsein
• Offene Unternehmensphilosophie
• Offensive Marktbearbeitungsstrategie
• Schulung der kulturellen Kompetenz und des internationalen Denkens
• Transparenz der Unternehmensaktivitäten nach außen
• Herstellung einer Synthese der Eigenhei ten der verschiedenen Kulturkreise
• Durchführung von Umweltmarketing
Prinzip der Optionenmaximierung und Risi
Prinzip der Unsicherheitsreduzierung
kostreuung
• Risikoverminderung durch Verteilung der
• Bejahung und Zulassung von Pluralismus
Geschäftsaktivitäten
• Einsatz verschiedener Prozesse und Ver
• Risikostreuung bei Zusammenarbeit mit
fahren, die unterschiedliche Ressourcen
einem ausländischen Partner
• Reduzierung kultureller Unsicherheiten
nutzen
durch kulturellen Pluralismus
Prinzip der vernetzten, ganzheitlichen Pla
Prinzip des vernetzten, ganzheitlichen Den
kens und Handelns
nung und Führung
• Langfristige Existenzsicherung statt kurzfri
• Netzwerkadäquates Denken und Handeln
stiger Investitionskalküle
• Orientierung an den vernetzten Strukturen biologischer Ökosysteme
• Ganzheitliche, langfristige Planung einer
4->
Internationalisierungsmaßnahme • Realisierung vernetzter, multi perspektivi scher Denk- und Handlungsstrukturen
• Verantwortung des Unternehmens für den gesamten Produktlebenszyklus • Öko-Bilanz des Unternehmens
Prinzip einer Kultur des Wandels
Prinzip einer evolutionär ausgerichteten Un
• Besetzen ökonomischer Nischen
ternehmensentwicklung
• Entwicklung neuer, umweltverträglicher Produkte
4->
• Kontinuierliche kulturelle Lernprozesse aller Mitarbeiter • Gewährleistung kontinuierlicher unter
• Kontinuierliche ökologische Aus- und
nehmenskultureller Anpassung
Weiterbildung der Mitarbeiter
Prinzip der Dezentralisierung
Prinzip der Dezentralisierung
• Minimierung der Stoff- und Energietransporte
• Soviel wie nötig in der Zentrale, soviel wie
durch Dezentralisierung der Produktion • Dezentralisierung der Produktionsstruktu ren, flachere Hierarchien
o
möglich vor Ort • Stärkung der Entscheidungsbefugnisse der internationalen Niederlassungen
Abbildung 4: Parallelen der Konzepte Nachhaltigkeit und Internationalisierung
96
Verbindung der Konzepte Nachhaltigkeit/Internationalisierung
Das Schaubild zeigt auf allen Ebenen Parallelen und Überschneidungen zwi schen den beiden Konzepten. Die Probleme und Herausforderungen, denen die Lösungsstrategien der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisie
rung verpflichtet sind, entspringen weitgehend den gleichen übergeordneten
ökonomischen, sozialen, technologischen und politischen Tendenzen. Vor diesem Hintergrund kann es nicht überraschen, daß auch die Konzepte selbst in vielen Einzelpunkten klare Übereinstimmungen aufweisen.
Ganz besonders deutlich wird dies auf der Ebene ihrer betriebswirtschaft lichen Operationalisierung. Jedem der sieben Operationalisierungsprinzipien des Internationalisierungskonzeptes läßt sich ein ähnlich gelagertes oder so
gar fast identisches Prinzip des Nachhaltigkeitskonzeptes gegenüberstellen.
Lediglich das Prinzip der Konsistenz im Nachhaltigkeitskonzept findet auf der anderen Seite keine Entsprechung. Insgesamt ist zu konstatieren, daß sich die
Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisierung dazu eignen, zu einer gemeinsamen unternehmerischen Handlungsstrategie ver bunden zu werden. Darüber hinaus kann jedes einzelne Konzept vermutlich in vielen Fällen erst dann seine volle Wirksamkeit entfalten.
Im folgenden Kapitel sollen nun die bisher rein theoretischen Betrachtun
gen am Beispiel eines ausgewählten Wirtschaftszweiges, nämlich der Ener
gieversorgung, konkretisiert und veranschaulicht werden.
4 Konkretisierung der Konzepte der Nachhaltigkeit und der Internationalisierung am Beispiel der Energiewirtschaft Die Energiewirtschaft wendet sich in der momentanen weltwirtschaftlichen und
weltpolitischen Situation wohl intensiver als jeder andere Wirtschaftszweig den Konzepten der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisierung zu.195
Dies geschieht vor dem Hintergrund, daß die Energiewirtschaft von den öko logischen, sozioökonomischen und politischen Entwicklungen, die hinter die sen Konzepten stehen,'96 in besonders starkem Ausmaß betroffen ist. Die Energiewirtschaft ist erstens, allenfalls mit Ausnahme der Land- und Forstwirtschaft, der ökologisch relevanteste Wirtschaftszweig überhaupt. Eine Reihe tiefgreifender globaler Umweltschädigungen wird überwiegend im Be
reich der Energieerzeugung und des Energieverbrauchs verursacht:
•
Der Abbau fossiler Brennstoffe durch den Bergbau geht mit erheblichen Eingriffen in natürliche Ökosysteme einher und gefährdet, gerade in den tropischen Regenwäldern, das Überleben zahlreicher Tier- und Pflanzen
arten. •
Die Ölförderung unter den Ozeanen sowie der Öltransport in Großtankern sorgen sowohl für eine kontinuierliche, schleichende Verschmutzung der
Weltmeere als auch für die Gefahr von Umweltkatastrophen durch Tan kerunfälle („Amoco Cadiz", „Exxon Valdez").
•
Die Verbrennung fossiler Brennstoffe trägt über die dabei anfallenden
CÖ2-Emissionen wesentlich zur globalen Klimaveränderung im Zusam menhang mit dem sogenannten „Treibhauseffekt" bei.
•
Die Energieerzeugung in Kernkraftwerken birgt das Risiko atomarer Unfälle
mit nachfolgender radioaktiver Verseuchung ganzer Landstriche. •
Die Freisetzung von Schwefelgasen bei der Verbrennung fossiler Brenn stoffe fördert die Bildung des „sauren Regens" und damit die Schädigung
der Wälder.
195 Vgl. E7 Summit (1998), a.a.O. 196 Vgl. die zusammenfassende Darstellung in Kapitel 3.
98
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
Zweitens wäre auch die sozioökonomische Grundtendenz der Entstehung einer konsumdominierten Wohlstandsgesellschaft, die zum großen Teil für
die Herausbildung jener Problemlagen und Entwicklungen verantwortlich ist,
welche zu den Konzepten der Nachhaltigkeit und der Internationalisierung geführt haben, ohne die Aktivitäten der Energiewirtschaft nicht denkbar. Es
besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Energieverbrauch und dem Wohlstandsniveau einer Gesellschaft: „Wenn auch heutzutage unser Lebensstil und unsere Gesellschaft kontrovers diskutiert wer den, kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die Erhöhung des individuellen Energiever brauchs die Voraussetzungen für die offene Gesellschaft geschaffen hat"197
Gerade eines der wesentlichen Charakteristika der modernen Gesellschaft, die hohe Mobilität, beruht in erster Linie auf dem Vorhandensein und der Ver fügbarkeit ausreichender Energieressourcen. Auch die Befriedigung der zahl reichen unterschiedlichen Konsumstile der Verbraucher erfordert eine energi
eintensive Produktionsdiversität. Vor diesem Hintergrund kommt der Ener giewirtschaft eine Schlüsselstellung hinsichtlich der quantitativen wie qualitati
ven Aufrechterhaltung des Konsumniveaus der heutigen Gesellschaft zu.
Schließlich ist die Energiewirtschaft drittens auch von der für die beiden
Konzepte zentralen politischen Entwicklung, der zunehmenden Liberalisie rung und Deregulierung in Weltpolitik und Welthandel, besonders stark be troffen. Über Jahrzehnte hinweg hat sie als Musterbeispiel eines stark mono
polistisch strukturierten, von staatlichem Dirigismus geprägten Wirtschafts
zweiges gegolten. Seit den achtziger Jahren haben in zahlreichen Staaten Bemühungen zur Liberalisierung der Energiewirtschaft eingesetzt, um sie
dem internationalen Wettbewerb stärker zugänglich zu machen. Damit kann
sie als Vorreiterbranche für die Liberalisierung und Internationalisierung öko
nomischer Strukturen gelten. Aus diesen Gründen ist die Energiewirtschaft als Fallbeispiel gewählt wor
den. In diesem Kapitel stehen zunächst die besonderen ökologischen (Kapitel 4.1) und ökonomisch-politischen (Kapitel 4.2) Aspekte der Energiewirtschaft 197 Oesterwind, Dieter/Pfaffenberger, Wolfgang/Hasse, Dirk: Energieversorgung für eine offene
Gesellschaft Auf der Suche nach der besseren Lösung, Essen 1996, S. 56. Vgl. ebd., S. 5659 die Ausführungen zum Zusammenhang von Energie und Wohlstand.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
99
im Mittelpunkt. Auf dieser Grundlage wird anschließend der Versuch unter
nommen, die Operationalisierung der Konzepte der Nachhaltigkeit und der Internationalisierung speziell für die Energiewirtschaft zu zeigen (Kapitel 4.3).
4 .1 Ökologische Aspekte der Energiewirtschaft Bei näherer Betrachtung der ökonomischen Prozesse in der Energiewirtschaft
wird deutlich, daß dieser Wirtschaftszweig in gleich vier Dimensionen eine 198 ausgesprochen starke ökologische Relevanz aulweist: •
Ressourcen
Die in der derzeitigen Energiewirtschaft quantitativ dominierenden Ener
gieträger (Kohle, Erdöl, Erdgas, Urankerne) sind nur in begrenztem Um fang vorhanden. Unter Zugrundelegung des Prinzips der intergeneratio neilen Gerechtigkeit, wonach jede Generation dafür Sorge zu tragen hat, daß keine nachfolgende Generation schlechtere Lebensbedingungen vor
finden wird als sie selbst, dürften diese Energieträger strenggenommen gar nicht verbraucht werden.199 Weniger dogmatisch formuliert, bedeutet nachhaltiger Umgang mit Energieträgerressourcen, immer stärker auf er neuerbare Energiequellen zurückzugreifen sowie die vorhandenen Res
sourcen so effektiv und sparsam wie möglich einzusetzen.
•
Energiegewinnung und Energieverteilung
Auch hier ist auf der Grundlage des Nachhaltigkeitskonzeptes zu fordern, daß bei der Förderung bzw. Weiterverarbeitung der Energieträger sowie bei ihrem Transport zu den Verbrauchern keine irreversiblen ökologischen
Schäden entstehen dürfen. 198 Levi, Hans Wolfgang: Das Problem der Nachhaltigkeit in der Energieversorgung. In: Fritz, Peter/Huber, Joseph/Levi, Hans Wolfgang (Hrsg.): Nachhaltigkeit in naturwissenschaftlicher und sozialwissenschaftlicher Perspektive. Eine Publikation der Karl-Heinz-Beckurts-Stiftung, Stuttgart 1995, S. 47-58, hier S. 47-48 nennt die Dimensionen „Soziale Stabilität”, „Stabilität der Res sourcen" und „Stabilität der Entsorgung“. Die erste dieser Dimensionen soll an dieser Stelle nicht behandelt werden, da sie kein originär ökologisches Problem darstellt. Die zweite ent spricht im obigen Schema der ersten, die dritte der dritten und vierten Dimension. 199 Diese strenge Auslegung des Prinzips der intergenerationellen Gerechtigkeit ist jedoch um stritten, da dies bedeuten würde, daß endliche, nicht regenerative Ressourcen von keiner Ge neration jemals angetastet werden dürften.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
100
•
Verbrauch
Diese Dimension betrifft Art und Umfang der Schadstofffreisetzung im
Prozeß des Energieverbrauchs, vor allem im Hinblick auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe. Auch diese Schadstoffemissionen dürfen keine un umkehrbaren Umweltschädigungen verursachen.
•
Entsorgung Hinterläßt ein Energieträger nach seiner Umwandlung in nutzbare Energie
Rückstände, z.B. radioaktiven Müll im Fall des Uran, so ist im Sinne des Nachhaltigkeitskonzeptes zu fordern, daß diese Rückstände ökologisch wie sicherheitstechnisch gefahrlos und dauerhaft entsorgbar sein müssen.
Noch in den siebziger Jahren ist allgemein die Ressourcendimension als Hauptproblem des Energiesektors angesehen worden. Die Entdeckung neu
er, umfangreicher Vorkommen von Kohle, Erdöl und Erdgas hat die damali
gen Szenarios jedoch längst widerlegt. Heute geht man davon aus, daß die Dimensionen des Verbrauchs und der Entsorgung die Kernproblematik dar
stellen, daß man aus ökologischen Gründen also vermutlich die vorhandenen fossilen Brennstoffe nicht einmal vollständig wird verbrauchen können.200 Unter Berücksichtigung dieser vier Dimensionen sollen im folgenden die
ökologischen Probleme der Energiewirtschaft diskutiert werden.
4.1.1
Entwicklung des globalen Primärenergieverbrauchs
Der Weltprimärenergieverbrauch zeigt bis zum Jahr 1973 ein kontinuierliches Wachstum. Allein zwischen 1950 und 1973 ist der Pro-Kopf-Bedarf der Welt bevölkerung an Energie um den Faktor 2,3 gestiegen.201 Aufgrund der wach
senden Weltbevölkerung ist es im gleichen Zeitraum jedoch zu einer Ver200 Vgl. Hüttl, Adolf/Steger, Ulrich: Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energie- und Stromversor
gung - Abwägungen und Perspektiven. In: Steger, Ulrich/Hüttl, Adolf (Hrsg.): Strom oder As kese? Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Strom- und Energieversorgung, Frankfurt a.M./New York 1994, S. 11-26, hier S. 13; Altner, Cünter/Dürr, Hans-Peter/Michelsen, Gerd/Nitsch, Joachim: Zukünftige Energiepolitik Vorrang für rationelle Energienutzung und regenerative Energiequellen, Bonn 1995, S. 13-14. 201 Vgl. Nachhaltige Entwicklung und langfristige Energieziele der Gemeinschaft, hrsg. vom Europäischen Parlament, Generaldirektion Wissenschaft, Abteilung Binnenmarkt, Luxemburg 1993, S. 16.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
101
dreifachung des absoluten Weltprimärenergieverbrauchs von ca. 90 EJ202 im Jahr 1950 auf ca. 270 EJ im Jahr 1973 gekommen.203 Einen Einschnitt in
diese Entwicklung stellen die Ölkrisen von 1973 und 1981 dar; seitdem ist der Pro-Kopf-Verbrauch an Energie nicht weiter angestiegen, sondern weitge
hend konstant geblieben. Wegen der steigenden Bevölkerungszahlen hat sich
allerdings der absolute Energieverbrauch weiter erhöht, wenngleich das Wachstum seit der zweiten Hälfte der achtziger Jahre, sowohl bedingt durch
das gestiegene Umweltbewußtsein und die daraus resultierenden Bemühun gen zur Energieeinsparung als auch durch den Zusammenbruch des Ost
blocks,204 deutlich abflacht Im Jahr 1992 hat der weltweite Primärenergie verbrauch insgesamt 338,2 EJ betragen.205 Die folgende Grafik verdeutlicht die Aufteilung dieses Gesamtverbrauchs auf die einzelnen Energieträger: Erdöl
Abbildung 5: Aufteilung des weltweiten Energieverbrauchs auf Energieträger 1992
202 EJ = Exajoule = IO18 Joule. 203 Vgl. Schaefer, Helmut u.a.: Energiewirtschaft und Umwelt, Bonn 1995, S. 75. 204 Vgl. Eckerle, Konrad/Hofer, Peter/Masuhr, Klaus P./Oczipka, Thomas/Schmid, Günter: Ener
giereport II. Die Energiemärkte Deutschlands im zusammenwachsenden Europa - Perspekti ven bis zum Jahr 2020, hrsg. von der Prognos AG, Stuttgart 1996, S. 76. 205 Dies und die Grafiken nach: Internationale Energie-Agentur (IEA). Vgl. Eckerle u.a. (1996),
a.a.O., S. 76. Die Angabe von Levi (1995), a.a.O., S. 48, der globale Primärenergiebedarf ha be 1990 13 TW (Terawatt = 1 o’2 Watt) betragen, ist zu hoch gegriffen (13 TW * = 390 EJ).
102
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
Die Grafik zeigt, daß 1992 noch über 90 °/o des weltweiten Energieverbrauchs
durch fossile Brennstoffe gedeckt worden sind, während der Anteil der Was
serenergie und der regenerativen Energiequellen bei unter 3 °/o gelegen hat.206 In bezug auf die regionale Verteilung des Primärenergieverbrauchs er gibt sich für das gleiche Jahr das folgende Bild: Nordamerika
Abbildung 6: Aufteilung des weltweiten Energieverbrauchs auf Regionen
Allein 54,7 °/o des Primärenergieverbrauchs sind demnach 1992 auf die westli chen Industriestaaten (USA, Kanada, Westeuropa, Japan, Australien, Neusee land) entfallen, 18,9 % auf die ehemaligen Ostblock-Staaten, wobei davon auszugehen ist, daß deren Energieverbrauch aufgrund der Rezession seither
tendenziell eher gesunken ist Der Verbrauch der sogenannten „Schwellen
länder" (in erster Linie China, Südkorea, südostasiatische „Tigerstaaten", Isra el, Ölländer des Nahen Ostens, Südafrika, Argentinien, Brasilien) dürfte bei
etwa 17 % gelegen haben, so daß auf die Entwicklungsländer nicht einmal 10 % des globalen Verbrauchs entfallen sind. Die starke regionale Ungleich206 Hinsichtlich der Verteilung des Energieverbrauchs auf die einzelnen Energieträger ergeben
sich erhebliche staatenspezifische Unterschiede. So liegt etwa in zahlreichen Industrieländern der Anteil der Kernenergie weit über dem Durchschnitt, während in naturräumlich entspre chend begünstigten Staaten z.B. der Anteil der Wasserenergie größer ist. Da dieser Aspekt für die globale Schadstoffbelastung keine Rolle spielt, soll er hier ausgeklammert bleiben.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft_________ 103
Verteilung des Energieverbrauchs äußert sich auch in den Pro-Kopf-Raten:
Während der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch in den ärmsten afrikanischen Län dern bei 250 kWh, in Indien bei 2.000 kWh und in China bei 6.000 kWh liegt, erreicht er in den westeuropäischen Industriestaaten 40.000 kWh, in
den USA 75.000 kWh und in den Vereinigten Arabischen Emiraten sogar 150.000 kWh.207 Auf der Basis dieser Zahlen sind in den vergangenen Jahren mehrere Analysen veröffentlicht worden, die eine Schätzung von Ausmaß und Struktur des zukünftigen Energieverbrauchs vornehmen. In diesem Zusammenhang
ist in den neunziger Jahren das traditionelle Instrument der Prognose verstärkt durch das flexiblere Instrument des Szenarios ersetzt worden.
208
Die fundiertesten dieser Szenarios stammen von der Internationalen Energie-Agentur (IEA, 1995) und von dem Weltenergierat (WEC, 1993). Die
IEA geht in ihrem bis ins Jahr 2010 reichenden Szenario unter Zugrundele gung realer Ölpreissteigerungen, eines niedrigen Bevölkerungswachstums (1,4 % pro Jahr) und eines mäßigen Wirtschaftswachstums von einer Steigerung des
globalen Primärenergieverbrauchs um 1,7-2,1 % pro Jahr aus. Dies würde bedeuten, daß der Energieverbrauch vom Basisjahr 1992 bis zum Jahr 2010
um 35-45 °/o von 338 EJ auf 456-490 EJ steigt. Aufgeschlüsselt nach Ener gieträgern und Regionen, zeigt das IEA-Szenario das folgende Bild:209
Regionen Nordamerika Westeuropa Jap./Austr./Neuseel. Ehemaliger Ostblock Andere Länder darunter: China
Veränderung in % + 12 + 13 + 29 - 2 +101 +107
bis + 22 bis + 21 bis + 42 bis + 11 bis+111 bis+110
Energieträger
Kohle Erdöl Erdgas Kernenergie Wasserkraft Andere Energieträger
Veränderung in % + 33 bis + 42 + 35 bis + 41 + 29 bis + 55 +30 +62 +300 bis +500
Tabelle 6: IEA-Szenario des globalen Energieverbrauchs im Jahr 2010
207 Vgl. Levi (1995), a.a.O., S. 48-49. 208 Zu den methodischen Aspekten vgl. Ziesing, Hans-Joachim: Was haben wir aus der bisherigen
Energiekontroverse gelernt? In: Steger, Ulrich/Hüttl, Adolf (Hrsg.): Strom oder Askese? Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Strom- und Energieversorgung, Frankfurt a.M./New York 1994, S. 27-55, hier S. 28-35. 209 Vgl. Eckerle u.a. (1996), a.a.O, S. 80-81; Ziesing (1994), a.a.O, S. 43-45.
104
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
Die IEA rechnet demzufolge nicht damit, daß die Industrieländer in absehba
rer Zeit ihr Vorhaben, den Energieverbrauch zumindest auf einem konstanten Niveau zu halten, realisieren können; auch der Pro-Kopf-Verbrauch in den In
dustriestaaten soll bis 2010 weiter zunehmen. Der zurückgehende Pro-KopfVerbrauch in den Staaten des ehemaligen Ostblocks ist auf die dortigen Pro
bleme bei der Umstellung der Wirtschaft zurückzuführen; für die Zeit zwi schen 2000 und 2010 rechnet die IEA allerdings auch hier wieder mit einem Anstieg des Verbrauchs.210 Der starke Anstieg des Verbrauchs in den Schwel len- und Entwicklungsländern, die auf einem niedrigeren Niveau starten, fällt
global weniger ins Gewicht als der relativ schwache Anstieg in den Industrie
ländern und ist außerdem unter entwicklungspolitischen Gesichtspunkten kaum zu vermeiden bzw. sogar wünschenswert.
Auch im Hinblick auf die Energieträger gibt sich das Szenario der IEA eher pessimistisch. Der Anteil der fossilen Brennstoffe am Energieverbrauch soll
demnach bis zum Jahr 2010 weitgehend konstant bleiben. Das starke Wachstum der „anderen Energieträger", worunter hauptsächlich regenerative
Energiequellen zu verstehen sind, ist auf das niedrige Ausgangsniveau zu
rückzuführen; tatsächlich steigt ihr Anteil nur von 0,3% (1992) auf 0,91,2 % (2010). Auf der Weltenergiekonferenz in Madrid 1993 hat der WEG vier bis zum Jahr 2020 reichende Szenarien vorgestellt und darüber hinaus eine Abschät
zung des Weltenergiebedarfs für die Jahre 2050 und 2100 vorgenom men.21 1 Als Basis dienen die Verbrauchszahlen von 1990. Alle vier Szenarien gehen von einer Steigerung der Weltbevölkerung bis zum Jahr 2020 auf et
was mehr als 8 Mrd. Menschen aus. Das Szenario „High Growth" (A) setzt eine Verdoppelung des weltweiten BIP zwischen 1990 und 2020 voraus, während die drei anderen Szenarios „Reference" (B), „Modified Reference" (Q und „Ecologically Driven" (D) alle eine Steigerung auf ca. 173 % annehmen. 210 Vgl. Ziesing (1994), a.a.O., S. 43. 211 Die folgende Darstellung der Szenarien und ihrer wesentlichen Hypothesen nach Matthes,
Felix Christian: Nachhaltige Energiewirtschaft. Zur Operationalisierung einer unscharfen Ziel kategorie. In: Nutzinger, Hans G. (Hrsg.): Nachhaltige Wirtschaftsweise und Energieversorgung. Konzepte, Bedingungen, Ansatzpunkte, Marburg 1995, S. 141-167, hier S. 156-160.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
105
Sie gehen allerdings jeweils von unterschiedlichen Intensitäten des Ilmwelt bewußtseins in der Zukunft aus. Auf dieser Basis errechnet der WEC Steige
rungsraten des globalen Primärenergieverbrauchs zwischen 1990 und 2020
um 95 % (Szenario A), 52 % (Szenario B), 82 °/o (Szenario C) bzw. 28 °/o (Szenario D). Das Referenzszenario kommt somit, berücksichtigt man seine längere Laufzeit, zu einem ähnlichen Ergebnis wie jenes der IEA. Hingegen zeigen sich die Szenarien A und C deutlich pessimistischer, und lediglich das Szena
rio D, welches allerdings von einer wesentlichen Bedeutungszunahme ökolo gischen Denkens und Handelns ausgeht, vermittelt ein optimistischeres Bild.
Der Anteil der einzelnen Energieträger am Gesamtverbrauch entwickelt sich in den vier Szenarien wie folgt (angegeben ist die Veränderung des prozen tualen Anteils der Energieträger am Gesamtverbrauch in Prozentpunkten):
Szenarien des WEC bis 2020
Energieträger
A Fossile Brennstoffe Kernenergie Regenerative Energiequellen davon Wasserkraft
- 1 + 1 +/-0 +/-0
B
+ + +
4 1 3 1
C
D
- 3 + 1 + 1 +/-0
- 10 + 1 + 9 +/-0
Tabelle 7: WEC-Szenario des globalen Energieverbrauchs bis 2020
Hier zeigen sich die Szenarien des WEC etwas optimistischer als jenes
der IEA. Alle gehen von einem Rückgang des Anteils fossiler Brennstoffe aus, der allerdings nur in Szenario D nennenswert ist. Das Referenzsze
nario B zeigt einen leichten Trend in Richtung einer nachhaltigeren Ver
teilung der Energieträger, der allerdings das ökologisch Notwendige bei weitem nicht erreicht.
Die Abschätzung des globalen Primärenergieverbrauchs bis 2050 bzw. 2100 nimmt der WEC in drei weiteren Szenarien vor.2'2 Das pessimistische
Szenario A sagt einen Anstieg des Gesamtverbrauchs zwischen 1990 und 212 Vgl. Matthes (1995), a.a.O., S. 159-160.
106
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
2050 um ca. 200 % und zwischen 1990 und 2100 um ca. 380 % voraus,
das Referenzszenario B nennt die Zahlen 160 °/o bzw. 280 %, und das opti mistische Szenario C errechnet ein Verbrauchswachstum von 70 °/o bzw. 130 °/o. Hinsichtlich der Anteile der einzelnen Energieträger ergibt sich, bezo
gen auf 1990, folgendes Bild (Veränderung des prozentualen Anteils der
Energieträger am Gesamtverbrauch in Prozentpunkten):
Szenarien des WEC bis 2050
Energieträger
Fossile Brennstoffe Kernenergie Regenerative Energiequellen
A
B
C
-19 + 9 + 10
-20 + 10 + 10
-19 + 3 + 16
Szenarien des WEC bis 2100
Fossile Brennstoffe Kernenergie Regenerative Energiequellen
A
B
C
—37 +24 + 13
-44 +23 +21
-62 + 6 +56
Tabelle 8: WEC-Szenario des globalen Energieverbrauchs bis 2100
Diese Szenarien zeigen, daß der WEC bestenfalls in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts mit einer Ablösung der fossilen Brennstoffe durch die rege nerativen Energiequellen als dominierenden Energieträgern rechnet213 Das
realistische Szenario B sieht die regenerativen Energiequellen allerdings auch im Jahr 2100 gegenüber den fossilen Brennstoffen und der Kernenergie im Hintertreffen.214 Auf der Basis dieser Zahlen und unter Berücksichtigung der
oben genannten Nachhaltigkeitsdimensionen „Ressourcen", „Energiegewin nung und Energieverteilung", „Verbrauch" sowie „Entsorgung" soll im folgen
den das Nachhaltigkeitspotential der einzelnen Energieträger analysiert wer
den.
213 Vgl. die Berechnungen bei Matthes (1995), a.a.O., S. 159-160. 214 Zur Kritik der Aussagekraft dieser und der Ergebnisse früherer Szenarien vgl. Eckerle u.a. (1996), a.a.O., S. 78-79.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
107
4.1.2 Fossile Energieträger
1. Ressourcen
Die fossilen Energieträger Kohle, Erdöl und Erdgas sind nur in begrenztem Umfang vorhanden; sie sind erschöpflich. 1990 hat der WEC die auf kon ventionelle Art förderbaren globalen Vorräte an Erdöl auf eine Reichweite
von ca. 100 Jahren geschätzt, falls der Verbrauch in etwa stabil bliebe, die Vorräte an Erdgas auf eine Reichweite von etwas über 100 Jahren und die Kohlevorräte auf eine Reichweite von ca. 1.000 Jahren. Aus Ölschiefer
könnten noch einmal doppelt so große Ölvorräte gewonnen werden als auf konventionelle Art. Insgesamt geht der WEC davon aus, daß die glo
balen Vorräte an fossilen Energieträgern noch für mindestens 200 Jahre ausreichen werden.215 Pessimistischer hat 1994 die BP die Reichweite
der Ressourcen eingeschätzt: Sie veranschlagt in einer Studie die Reich weite der Ölvorräte auf 77 Jahre, jene der Erdgasvorräte auf 72 Jahre und
jene der Kohle auf 243 Jahre und prognostiziert eine Gesamtreichweite der fossilen Brennstoffe von ca. 110 Jahren - auch unter der Vorausset zung eines stabil bleibenden Verbrauchs.216
Die vergangenen 20 Jahre haben jedoch gezeigt, daß diese Schätzungen aufgrund der Entdeckung neuer Lagervorräte kontinuierlich nach oben kor rigiert werden müssen. Wellmer, der den Umfang der vermutlich noch
unentdeckten Lagerstätten abschätzt und in seine Berechnung integriert, kommt zu Reichweiten von ca. 190 Jahren für Erdöl, ca. 180 Jahren für Erdgas und ca. 2.250 Jahren für Kohle sowie auf eine Gesamtreichweite der fossilen Energieträger von ca. 800 Jahren.217
2. Energiegewinnung und Energieverteilung Gewinnung und Transport der fossilen Brennstoffe sind mit erheblichen Umweltgefährdungen verbunden. Dies gilt besonders für zwei Bereiche.
Die Gewinnung der Kohle durch Bergbau ist unvermeidbar mit Eingriffen 215 Vgl. Levi (1995), a.a.O., S. 50-51. 216 Vgl. Matthes (1995), a.a.O., S. 146. 217 Vgl. Wellmer, F.-W.: Reserven und Reservenlebensdauer von Energierohstoffen, Energie-Dialog
1994, H. 2, S. 4-6.
108
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
in den Naturhaushalt verbunden, die besonders in ökologisch sensiblen
Regionen irreversibel sein können. Der Transport des Erdöls birgt das Risi
ko von Umweltschädigungen durch Störfälle (z.B. Tankerhavarien oder Pipelinelecks); dieses Risiko ist durch höhere Sicherheitsstandards mini mierbar, aber auch nach dem heutigen Stand der Technik nicht völlig zu beseitigen.218 3. Verbrauch und Entsorgung Bei der Verbrennung fossiler Energieträger entstehen mehrere umweltre
levante Schadstoffe. Vor allem führt der Verbrennungsprozeß zu einer si
gnifikanten Zunahme der COz-Konzentration in der Atmosphäre. Daß die se Anreicherung ursächlich mitverantwortlich ist für den globalen Tempe raturanstieg, wird heute kaum mehr bezweifelt219 Die meisten Klima
modelle gehen davon aus, daß jede Verdoppelung des CO2-Gehaltes in der Atmosphäre eine Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur um 1,5-3 K verursacht220 Eine Modellanalyse der Auswirkungen dieses Tempe
raturanstiegs auf die Ozeane prognostiziert Schädigungen in katastrophalem Ausmaß.221 Darüber hinaus haben die freigesetzten Schwefel- und Stickoxide toxische Wirkung, die Staubemissionen beeinträchtigen die Atemwege.222 Die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zum Schutz der
Erdatmosphäre beziffert die weltweite CO2-Emission für 1990 auf 25 Mrd. t und deren Beitrag zum „Treibhauseffekt" auf 50%223 Die Weltenergie konferenz von Montreal hat 1989 prognostiziert, daß diese Zahl ohne dra stische Einschränkungen bis zum Jahr 2020 auf 33 Mrd. t anwachsen 218 Vgl. etwa Kaltschmitt, Martin/Fischedick, Manfred: Wind- und Solarstrom im Kraftwerksver
bund. Möglichkeiten und Grenzen, Heidelberg 1995, S. 4. 219 Vgl. Levi (1995), a.a.O., S. 54-55. 220 Vgl. Schafer (1995), a.a.O., S. 29. 221 Vgl. Williams, Robert H.: Die Renaissance der Energieindustrie. In: Steger, Ulrich/Hüttl, Adolf (Hrsg.): Strom oder Askese? Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Strom- und Energieversor gung, Frankfurt a.M./New York 1994, S. 141-198, hier S. 143. 222 Eine Übersicht über die freigesetzten Schadstoffe bietet Schaefer (1995), a.a.O., S. 23-26. 223 Vgl. Kuhnt, Dietmar: Was die Stromwirtschaft zum Klimaschutz beitragen kann. Kampf gegen
den Treibhauseffekt mit modernster Technologie, Deutschland-Magazin 1992, Nr. 6, S. 3033, hier S. 32. Neben CO2 tragen vor allem Fluorchlorkohlenwasserstoffe (22 %) und Methan (13 %) zur globalen Erwärmung bei.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
109
wird 224 Die IEA geht von einem Wachstum auf 32 Mrd. t bis zum Jahr 2010 aus,
die Prognos AG errechnet einen Anstieg auf ca. 41 Mrd. t
bis zum Jahr 2050 und skizziert darauf basierend katastrophale klimati sche Auswirkungen 226 Um diese Auswirkungen zu vermeiden, wäre eine
Reduzierung der CO2-Emissionen auf ca. 10 Mrd. t bis zum Jahr 2050 erforderlich.227 Dies würde bedeuten, daß bis zu diesem Zeitpunkt der Verbrauch an fossilen Energieträgern auf etwa ein Drittel des heutigen Wertes zurückgefahren werden müßte. Setzt man diese Zahlen in Relation
zu den verfügbaren Ressourcen, wird klar, daß nicht, wie lange Zeit ange
nommen, mangelnde Vorräte, sondern zu hoher Verbrauch das Haupt
problem bei den fossilen Brennstoffen darstellt.
4.1.3 Kernenergie 1. Ressourcen
Über die Größenordnung des weltweit abbaufähigen Uranvorkommens liegen nur grobe Schätzungen vor, da China und die ehemaligen Ost
blockländer bislang keine genauen Angaben vorgelegt haben. Die Schät
zungen in bezug auf wirtschaftlich abbaubare Vorkommen bewegen sich zwischen 2 und 3 Mio. t; je nach der Einschätzung der zukünftigen Ent
wicklung der Kemenergienutzung ergibt sich damit eine Reichweite von etwa 40 bis 70 Jahren228 Unter Berücksichtigung der wirtschaftlich abbaubaren, spekulativen Uranvorkommen ergibt sich etwa eine Verdoppelung bis Ver dreifachung dieser Zahl.229 Werden nicht nur die wirtschaftlich gewinnbaren,
sondern alle Vorkommen in die Berechnung mit einbezogen, ergibt sich
224 Vgl. Levi (1995), a.a.O, S. 55. 225 Vgl. Ziesing (1995), a.a.O, S. 43. 226 Vgl. Kohler, Stephan: Vorrang für rationelle Energienutzung und regenerative Energiequellen. In: Nachhaltigkeit 2000 - tragfähiges Leitbild für die Zukunft? 1. Internationale Sommeraka demie St Marienthal, hrsg. von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Bramsche 1996, S. 171-178, hierS. 172. 227 Dieses Ziel hat erstmals die Weltenergiekonferenz von Toronto im Jahr 1988 formuliert Vgl.
Levi (1995), a.a.O., S. 55. 228 Vgl. Matthes (1995), a.a.O, S. 147; Levi (1995), a.a.O, S. 51. 229 Vgl. Levi (1995), a.a.O, S. 51-52.
110
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
eine Reichweite von bis zu 870 Jahren.230 Schließlich muß auch in Rech nung gestellt werden, daß sich diese Schätzungen auf den Leichtwasser
reaktorbetrieb beziehen, in dem nur etwa 1 °/o des natürlich vorkommen den Urans nutzbar ist. Werden daher die obigen Zahlen auf fortschrittli
chere Reaktortypen wie den Schnellen Brüter übertragen, der in der Lage ist, mehr als 50 % des Urans zu verarbeiten, lassen sich Reichweitendi mensionen von mehreren 1.000 oder gar 10.000 Jahren errechnen.231 2. Energiegewinnung und Energieverteilung
Die Umweltzerstörungen durch den Abbau und den Transport des Urans sind zwar insgesamt deutlich geringer als bei den fossilen Brennstoffen, da es sich um erheblich kleinere Mengen handelt, aber auch der Uran
bergbau trägt zur Naturraumzerstörung und zur Gefährdung von Ökosy
stemen bei. 3. Verbrauch und Entsorgung Die Umweltgefährdungen, die beim Verbrauch des Energieträgers Uran bzw. bei seiner Umwandlung in nutzbare Energie sowie bei der Entsor
gung der Umwandlungsrückstände entstehen, lassen sich in drei Pro blemkreise unterteilen. Erstens besteht das Risiko, daß bei Störfällen in Kernreaktoren radioaktive Stoffe in großer Menge in die Umgebung ent
weichen und im Extremfall ganze Landstriche kontaminieren sowie zu
weltweiter Umweltbelastung und Gesundheitsgefährdung führen. Die zu erwartende permanente sicherheitstechnische Weiterentwicklung kann dieses Risiko zwar minimieren, aber nie gänzlich ausschließen.232 Zwei230 Vgl. Matthes (1995), a.a.O., S. 148. 231 Vgl. Levi (1995), a.a.O., S. 52. Daß sich die weltweiten Uranvorkommen auf nur wenige
Staaten beschränken, könnte allerdings zum politischen Problem werden. Vgl. dazu Donndorf, Hans Michael: Nuclear Treaties. EURATOM - and beyond (Beitrag zur 12™ Biennial Confe rence on Petroleum, Minerals, Energy & Resources Law am 24.-29.3.1996 in Prag), unveröff. Manuskript, Prag 1996, S. 1-2. 232 Daß Müller und Hennicke noch heute die Voraussage der Rasmussen-Studie von 1975 (ohne das Alter der Studie zu erwähnen!) als Argumentationsgrundlage gegen die Kernenergie her anziehen, wonach alle 22 Jahre ein größerer Kernreaktorstörfall zu erwarten sei, ist angesichts des seither erzielten Fortschritts in der westlichen Reaktortechnik allerdings inakzeptabel. Vgl. Müller, Michael/Hennicke, Peter: Mehr Wohlstand mit weniger Energie. Einsparkonzepte, Effi zienzrevolution, Solarwirtschaft, Darmstadt 1995, S. 25-26.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
111
tens hinterläßt der Kemreaktorbetrieb radioaktive Rückstände, deren dau
erhafte Entsorgung bis heute nicht befriedigend gelöst ist. Keine der bis her erprobten Methoden zur Lagerung der Rückstände hat sich als nachhaltig sicher erwiesen.
Drittens birgt die Nutzung der Kernenergie stets
die Möglichkeit des militärischen und terroristischen Mißbrauchs in sich,
was besonders die Zunahme des Plutoniumschmuggels in den vergange nen Jahren hat deutlich werden lassen.
Auch bei der Kernenergie überwiegen demzufolge die Probleme des Ver brauchs und der Entsorgung gegenüber dem Ressourcenproblem. Die stabi le, dauerhafte Ausnutzung der Kernenergie wird zudem durch die stark ideo
logisch eingefärbten, öffentlichen Auseinandersetzungen um diese Form der Energieerzeugung erschwert, die zu „einem trostlosen Mischzustand von Blockade, Tabuisierung und Tatenlosigkeit"234 geführt haben. Die heftigen
Auseinandersetzungen, zu denen die Ausstiegspläne der rotgrünen Regie
rung in der Bundesrepublik Ende 1998 sowohl zwischen der Regierung und
der Energiewirtschaft als auch innerhalb der Regierung selbst geführt haben, verdeutlichen die Brisanz des Themas und zeigen, wie schwer es momentan ist, die Zukunftsperspektiven der Kernenergie einzuschätzen.235 Es würde
den Rahmen dieser Arbeit sprengen, den gesellschaftlichen Atomenergiedis kurs auch nur in Ansätzen nachzuzeichnen.236
Festzuhalten ist, daß die Kernenergie nicht deswegen ökologisch proble matisch ist, weil sie zu einer schleichenden, permanenten Belastung der 233 Die Internationale Atomenergiebehörde arbeitet derzeit an einer Konvention zum sicheren Umgang mit radioaktiven Abfällen, die aber noch nicht veröffentlicht ist. Vgl. Donndorf (1996), a.a.O., S. 25. 234 Ziesing (1995), a.a.O., S. 46. 235 Vgl. Streit um Kernenergie eskaliert, Handelsblatt vom 30.11.1998; Die Kraftwerksbetreiber
drohen der Regierung mit einer Klage, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 9.12.1998; Moniac, Rüdiger: Grüne greifen Schröder an, Die Welt vom 16.12.1998, S. 4; Schröder nimmt Trittin Atompolitik aus der Hand, Die Welt vom 17.12.1998, S. 1. 236 Zu den Argumenten der Kernenergiebefürworter vgl. etwa „Diese Schieflage wird kein Wett bewerb ausräumen“. RWE-Energie-Chef sieht deutsche Stromerzeuger durch Stillstände von Kernkraftwerken und Umweltauflagen im Nachteil, Die Welt vom 9.6.1997, Beilage „Welt der Energie", S. G5; Schmidt-Küster, Wolf-J.: Für saubere Luft ist Kernenergie eine Lösung, Die Welt vom 21.10.1997, S. 4. Zu den Argumenten der Kernenergiegegner: Müller/Hennicke (1995), a.a.O., S. 104-116.
1 12
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
Umwelt beiträgt, sondern weil sie, trotz des vergleichsweise sauberen Nor malbetriebs der Kernreaktoren, nach wie vor Störfallrisiken und ein ungeklär tes Entsorgungsproblem aufweist In den vergangenen Jahren sind umfangreiche Anstrengungen unter
nommen worden, um neben der Kernspaltung auch den Prozeß der Kernfu
sion energietechnisch verwertbar zu machen. Diese Form der Energieerzeu
gung würde sich dadurch auszeichnen, daß es erstens praktisch unbegrenzte Ressourcen gäbe und zweitens die Energieerzeugung selbst vermutlich kaum
eine Umweltbelastung hervorrufen würde. Die technische Machbarkeit ist al lerdings umstritten, und mit ersten Prototypreaktoren wird, nicht zuletzt auf
grund der hohen Kosten von ca. 10 Mrd. DM, frühestens im zweiten Viertel des 21. Jahrhunderts gerechnet237 Daher wird die Kernfusion in dieser Ar beit nicht weiter behandelt
4.1.4 Regenerative Energiequellen
Um den Rahmen der Arbeit nicht zu sprengen, beschränken sich die folgen
den Ausführungen auf die drei zentralen, regenerativen Energiequellen: Was serenergie, Windenergie und Solarenergie.
1. Ressourcen
Der Anteil der Wasserenergie am globalen Primärenergieverbrauch liegt der
zeit, wie in Kapitel 4.1.1 beschrieben, zwischen 2 und 3 °/o. Dieser Anteil läßt sich zwar noch in einem gewissen Maße steigern, stößt aber schnell
an natürliche Grenzen. Die Wasserenergie kann demzufolge auch in Zu kunft immer nur ein Zusatzenergieträger sein; als solcher ist ihre Reich weite jedoch theoretisch unbegrenzt. Das gleiche gilt für die Windenergie.
Die gesamte auf die Erde einstrahlende Sonnenenergie übertrifft den glo balen Energiebedarf um etwa das 3.OOO-fache. Dies bedeutet, daß die 237 Vgl. Lerch, Achim: Der Einsatz ökonomischer Instrumente beim Übergang zu einer nachhalti gen Energieversorgung. In: Nutzinger, Hans G. (Hrsg.): Nachhaltige Wirtschaftsweise und Energieversorgung. Konzepte, Bedingungen, Ansatzpunkte, Marburg 1995, S. 169-199, hier S. 176; Vetter, Jörg E.: Kernfusion als künftiger Energieträger? Großes Potential, langsame und teure Entwicklung, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 27.10.1998, S. Bl 1.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
113
Sonnenenergie bezüglich der Ressourcen eine Energieform darstellt, die
theoretisch mit unbegrenzter Reichweite den Energiebedarf der Mensch heit abdecken könnte und damit die Erfordernisse der Nachhaltigkeit er füllt238
2. Energiegewinnung und Energieverteilung
Die Energiegewinnung mittels Wasserkraft ist im Fall des Betriebs von
Großkraftwerken mit erheblichen Umweltbelastungen verbunden. Die Um wandlung eines fließenden in ein stehendes Gewässer stellt einen in sei
nen Folgen nur schwer einschätzbaren Eingriff in die lokalen und eventu ell regionalen Ökosysteme dar.239 Demgegenüber sind die Umweltbelastungen bei der Gewinnung der
Windenergie eher gering. Allenfalls die Veränderung des Erscheinungsbil des der Landschaft und eine gewisse Lärmbelästigung sind zu nennen.240
Die Gewinnung der Sonnenenergie in Großkraftwerken birgt wiederum stärkere Umweltprobleme, da die Anlagen aufgrund der geringen Energie
flußdichte einen hohen Flächenbedarf aufweisen; so benötigt nach dem
heutigen Stand der Technik eine 1 OOO-MW-Photovoltaikanlage zwischen 25 und 100km224' Diese Umweltbelastungen könnten jedoch durch die Strategie einer dezentralen Ausnutzung der Sonnenenergie deutlich redui
ziert werden.
242
3. Verbrauch und Entsorgung
Umweltprobleme durch Verbrauch und Entsorgung entstehen bei den
drei genannten regenerativen Energiequellen - abgesehen von SO2 und NOX bei der Photovoltaik - in eher geringer Größenordnung. Allerdings darf nicht übersehen werden, daß zur Errichtung von Großkraftwerken im
Bereich der Windenergie, der Wasserenergie und der Photovoltaik ein ho 238 Vgl. Kaltschmitt (1995), a.a.O., S. 236-237; Levi (1995), a.a.O., S. 52-53. 239 Vgl. etwa die aktuellen Auseinandersetzungen um den Drei-Schluchten-Damm am Jangtseki-
ang und das geplante Nachfolgeprojekt am Oberlauf des Brahmaputra in Tibet in: Helm, Siegfried: Ein Großprojekt auf dem Dach der Welt, Die Welt vom 7.1.1998, S. 8. 240 Vgl. Kohler (1996), a.a.O., S. 178; Kaltschmitt (1995), a.a.O., S. 247. 241 Vgl. Levi (1995), a.a.O., S. 56. 242 Vgl. Kohler (1996), a.a.O., S. 177-178.
114
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
her Energiebedarf notwendig ist, der nach wie vor überwiegend aus tradi tionellen Energieformen bestritten wird. Somit trägt der Ausbau der Nut
zung regenerativer Energiequellen in der jetzigen energiewirtschaftlichen
und energiepolitischen Situation zumindest vorübergehend zur Verstär
kung der Umweltbelastungen durch fossile Brennstoffe bei, die doch ei gentlich abgebaut werden sollen 243
Das größte Problem der regenerativen Energiequellen ist heute noch ihre Wirtschaftlichkeit Dies gilt weniger für die Wasserenergie, denn sie wird seit
über einem Jahrhundert großtechnisch genutzt und ist weitgehend ausgereift.
Die Windenergie jedoch hat noch nicht jene technische Reife erreicht, die notwendig wäre, damit sie auch ohne staatliche Subventionen (in Deutsch land z.B. im Rahmen des Stromeinspeisungsgesetzes) auf dem Energiemarkt
überleben kann. Schreitet die technologische Entwicklung jedoch so fort, wie sie es in den letzten zehn Jahren getan hat, scheint dies nur noch eine Frage der Zeit zu sein.244 Sowohl der Verband Deutscher Maschinen- und Anla
genbauer als auch das Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie gehen von einer mittelfristigen Wettbewerbsfähigkeit der Windenergie aus 245 Aus dem Bereich der Solarenergie nähern sich am ehesten Großkraftwer
ke aus Photovoltaikgeneratoren der Wirtschaftlichkeitszone an, ohne sie je
doch momentan auch nur annähernd erreicht zu haben. Derzeit ist photovoltaischer Strom etwa zehnmal so teuer wie konventionell gewonnener Strom 246 Experten erwarten allerdings, daß sich die Photovoltaik durch tech nologische Fortschritte sowie Rationalitätsschübe bei Massenfertigung bis 243 Polemisch und unzutreffend ist jedoch die Behauptung von Knizia, Solarenergieanlagen wür
den bei ihrer Errichtung grundsätzlich mehr Energie verschlingen, als später überhaupt jemals durch sie zu gewinnen sei (vgl. Knizia, Klaus: Schöpferische Zerstörung = zerstörte Schöp fung? Die Industriegesellschaft und die Diskussion der Energiefrage, hrsg. von der VGB Tech nische Vereinigung der Großkraftwerkbetreiber e.V., Essen 1996, S. 317). Tatsächlich liegt die energetische Amortisationszeit etwa von Photovoltaikanlagen je nach Typ zwischen drei und fünfzehn Jahren; vgl. Levi (1995), a.a.O., S. 53. 244 Vgl. Kaltschmitt (1995), a.a.O., S. 239, 246. 245 Vgl. Große Zustimmung im Wirtschaftsausschuß zu erneuerbaren Energien, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 9.9.1997, S. 17; Gneuss, Michael: Die Revolution läßt auf sich warten, Die Welt vom 9.6.1997, Beilage „Welt der Energie", S. G6. 246 Vgl. Levi (1995), a.a.O., S. 54.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
115
zum zweiten Viertel des 21. Jahrhunderts als wettbewerbsfähiger Energieträ ger etablieren wird.247
4.1.5 Gesamtanalyse der Nachhaltigkeit der einzelnen Energieträger Die Beurteilung der einzelnen Energieträger im Hinblick auf ihr Nachhaltig keitspotential läßt sich wie folgt zusammenfassen:248 •
Fossile Brennstoffe Mit fossilen Brennstoffen ist eine nachhaltige Energieversorgung definitiv
nicht zu gewährleisten. Dies liegt auch, aber nicht in erster Linie, an man gelnden Ressourcen, denn die Reichweite der fossilen Energieträger be
läuft sich bei konstantem globalen Verbrauch auf ca. 800 Jahre. Eine Nut
zung fossiler Brennstoffe im bisherigen Umfang über diesen Zeitraum hinweg würde jedoch zu einer irreversiblen Schädigung des Weltklimas und zur Destabilisierung von Ökosystemen führen, so daß die Ressourcen
aus ökologischen Gründen vermutlich gar nicht vollständig aufgebraucht werden können. Fossile Brennstoffe können demzufolge nur ein Über
gangsenergieträger sein, dessen Umfang kontinuierlich abzubauen ist und der die globale Energieversorgung nur solange zu gewährleisten hat, bis
nachhaltigere Energieträger die Wirtschaftlichkeitsreife erlangt haben. •
Kernenergie
Die Kernenergie schneidet unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten besser
ab, vor allem da im Gegensatz zu den fossilen Brennstoffen bei der Um wandlung des Uran in nutzbare Energie im Normalbetrieb keine Schad stoffe freigesetzt werden. Selbst vor dem Hintergrund, daß die Reichweite
des Energieträgers Uran unter Beachtung technischer Rationalisierungs potentiale bei mehreren 1.000 Jahren liegen dürfte, kann jedoch auch die
247 Vgl. Williams (1994), a.a.O., S. 152-153; Gneuss (1997), a.a.O., S. G6; Boeckh, Martin: Neue
Produktionsverfahren machen Solarzellen billiger, Die Welt vom 8.12.1998, S. 32. 248 Eine ähnliche Gesamtbeurteilung unternimmt Conrad, Jobst: Grundsätzliche Überlegungen zu einer nachhaltigen Energieversorgung. In: Nutzinger, Hans G. (Hrsg.): Nachhaltige Wirtschafts weise und Energieversorgung. Konzepte, Bedingungen, Ansatzpunkte, Marburg 1995, S. 5179, hier S. 65-72.
116
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
Kernenergie langfristig nur eine Übergangslösung darstellen. Allerdings
kommt ihr eine entscheidende Rolle in der Zeit des Übergangs regenera
tiver Energiequellen zur Wirtschaftlichkeit zu, so daß unter Nachhaltigkeits gesichtspunkten eine allmähliche Substitution der fossilen Brennstoffe
durch Kernenergie zu befürworten ist. Voraussetzung dafür ist allerdings
eine weitere Minimierung des Störfallrisikos sowie eine Lösung des Pro blems der nachhaltigen Entsorgung radioaktiver Rückstände.
•
Wasserenergie
Wasserenergie verursacht geringere ökologische Belastungen als fossile
Brennstoffe (Emissionen) und Kernreaktoren (radioaktive Rückstände), wenn auf Großanlagen verzichtet wird, die irreversible Schäden an den
betroffenen Ökosystemen hervorrufen. Ihre Reichweite ist theoretisch un begrenzt, ihr globales Gesamtpotential aber eingeschränkt. Sie kann daher als weitgehend nachhaltige Zusatzenergieform bezeichnet werden.
•
Windenergie
Die Windenergie erreicht voraussichtlich mittelfristig Wettbewerbsreife und
ist ökologisch nahezu völlig unbedenklich. Ähnlich wie bei der Wassere nergie steht der theoretisch unbegrenzten Reichweite ein beschränktes, regional äußerst uneinheitliches globales Gesamtpotential gegenüber. Die Windenergie stellt daher eine nachhaltige Zusatzenergieform dar.249
•
Solarenergie Solarenergie steht als einziger heute bekannter Energieträger zeitlich un
begrenzt zur Deckung des gesamten globalen Energiebedarfs zur Verfü
gung. Die ökologischen Auswirkungen ihrer Nutzung lassen sich mit dem Nachhaltigkeitskonzept vereinbaren. Allerdings ist mit der Wirtschaftlich
keitsreife erster Solarenergieformen frühestens im zweiten Viertel des 21. Jahrhunderts zu rechnen; bis dahin sind beträchtliche Investitionen in For schung und Entwicklung notwendig. Der dann unumgängliche sukzessive
249 Gleiches gilt für andere regenerative Energiequellen (Geothermik oder Gezeitenkraftwerke),
die hier nicht in extenso behandelt werden konnten. Auch ihre Reichweite ist theoretisch un begrenzt, ihre Umweltverträglichkeit hoch, aber sie werden selbst bei günstigsten Schätzungen in der Zukunft allenfalls 5-10 °/o des globalen Energiebedarfs abdecken können.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
117
Übergang von fossilen zu Solarenergieträgern kann nur langsam erfolgen, da die Errichtung von Solaranlagen, etwa im Bereich der Photovoltaik, ei
nen erheblichen Energieeinsatz erfordert, der zumindest anfangs über wiegend aus der Nutzung fossiler Brennstoffe bestritten werden müßte.
4.1.6 Folgerungen für eine nachhaltige Energiewirtschaft und Energiepolitik Aus dem in Kapitel 4.1.1 bis 4.1.5 Gesagten ergeben sich unter Zugrundele
gung des Nachhaltigkeitskonzeptes die folgenden Anforderungen an Ener giewirtschaft und Energiepolitik: •
Da die fossilen Brennstoffe, wie in Kapitel 4.1.2 gezeigt, noch auf längere
Sicht zur Aufrechterhaltung der globalen Energieversorgung unverzichtbar sind, gleichzeitig aber jeder Verbrauch dieser Energieträger unvermeidbar
zu umweltbelastenden Emissionen führt, ist der Gesamtenergieverbrauch
weiter zu senken.
•
Langfristig ist eine Substitution der fossilen Brennstoffe durch umweltver
träglichere Energieträger unumgänglich. Da sich ein solcher Prozeß wegen des damit verbundenen hohen Investitions- und Energieauiwands über
einen längeren Zeitraum erstreckt, müssen bereits heute die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden (Forschung und Entwicklung, ener
giepolitische Rahmensetzungen, Umorientierung der Energiewirtschaft). •
Während der Übergangsphase ist zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft eine verstärkte Nutzung der Kernenergie umweltpolitisch sinn
voll, allerdings nur dann, wenn weiter an einer Verbesserung der Kon zepte zur Minimierung des Störfallrisikos und zur nachhaltigen Entsorgung
der radioaktiven Rückstände gearbeitet wird. Auch hier sind Wissenschaft,
Politik und Energiewirtschaft gefordert
•
Da die Solarenergie der einzige Energieträger ist, der erstens in ausrei
chendem Maße zur globalen Bedarfsdeckung zur Verfügung steht, dessen
Reichweite zweitens theoretisch unbegrenzt ist und dessen Umweltver träglichkeit drittens als nachhaltig bezeichnet werden kann, muß das end gültige Ziel der Umstrukturierung des Energiemixes darin bestehen, dieser
118
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
Energieform den Vorrang einzuräumen. Dies bedeutet momentan vor al
lem verstärkte Anstrengungen von Wissenschaft, Politik und Energiewirt schaft, um solartechnische Anlagen zur Wettbewerbsfähigkeit zu führen. Was diese Forderungen im einzelnen für die Energiewirtschaft bedeuten, wird
eines der zentralen Themen in Kapitel 4.3 sein. Hier soll abschließend noch knapp auf die wesentlichen Tendenzen der aktuellen nationalen und interna
tionalen Energiepolitik eingegangen werden, um zu verdeutlichen, in wel chem politischen Ordnungsrahmen sich die Energiewirtschaft bewegt.
Wie in Kapitel 1.1.3 dargestellt, sind unter Vermittlung der UN auf dem Gebiet der Verpflichtungen zur CO2-Reduzierung bereits gewisse Fortschritte
erreicht worden, die allerdings bei weitem nicht ausreichend sind. Soll die Forderung der Weltenergiekonferenz von Toronto (1988) nach einer welt weiten CO2-Reduzierung um 20 °/o bis 2005 und 50 % bis 2050250 erfüllt
werden, sind weitaus größere Anstrengungen als bisher unter Zurückstellung nationaler Egoismen notwendig. Der Klimagipfel von Kyoto hat hier nicht den erhofften Durchbruch gebracht251 Nach wie vor klafft die Schere zwischen An
kündigung und Umsetzung in nahezu allen Staaten auseinander.252 Ein effizi
entes Sanktionsinstrument für Verstöße gegen die Verpflichtungen ist zwar häufig gefordert und diskutiert worden, bleibt jedoch nach wie vor Theorie.253
Trotzdem ist davon auszugehen, daß der wachsende Problemdruck in den kommenden Jahren zu einer sukzessiven Verschärfung der Gesetzge bung im Bereich der Energie- und Emissionseinsparung führen wird. Dies
zeigt z.B. die Entwicklung des Umwelt- und Energierechts der EU sehr deut lich.254 Obwohl Differenzen in den nationalstaatlichen Regelungen in Rech nung zu stellen sind, dürften sich aus heutiger Sicht die folgenden Instru
mente durchsetzen: 250 Vgl. dazu Lerch (1995), a.a.O, S. 173-174. 251 Vgl. Vorholz (1997), a.a.O, S. 18. 252 Vgl. für die USA: Clintons Haltung zum Klimaschutz stößt auf Unverständnis, Frankfurter All-
gemeine Zeitung vom 24.10.1997, S. 1; für die Bundesrepublik: Altner u.a. (1995), a.a.O., S. 15-16. 253 Vgl. etwa die Vorschläge von Weizsäckers in Lerch (1995), a.a.O., S. 191-194. 254 Vgl. etwa Jarass, Hans D.: Europäisches Energierecht. Bestand - Fortentwicklung - Umwelt schutz, Berlin 1996, S. 124-154.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft •
119
Energiesteuer/Ökosteuer/CO2-Steuer Dieses umweit- und energiepolitische Instrument besteht bereits in einigen
Ländern, z.B. in den skandinavischen Staaten. Gegenüber der Wirtschaft dürfte
es dauerhaft nur durchsetzbar sein, wenn dies aufkommensneutral erfolgt, wenn also z.B. die höhere Besteuerung des Produktionsfaktors Energie mit ei ner niedrigeren Besteuerung des Produktionsfaktors Arbeit gekoppelt wird 255 Eine solche Steuer ist nur dann sinnvoll, wenn nicht lediglich das fiskalische,
sondern das umweltpolitische Ziel im Vordergrund steht
Dies läßt auch der
im März 1997 ergangene Richtlinienvorschlag zur Energiebesteuerung der Europäischen Kommission klar erkennen.
Zudem leidet sie unter einem Pa
radoxon: In dem Maße, wie das umweltpolitische Ziel, das mit der Steuer
verfolgt wird, erreicht wird, sinken die Einnahmen aus der Besteuerung. Es
bleibt daher fraglich, ob die Energiesteuer ein geeignetes Instrument zur glo balen CO2-Emissionsreduzierung darstellt258 Dies lassen auch die aktuellen Auseinandersetzungen um die Ökosteuer-Pläne der rot-grünen Regierung in
Deutschland erkennen; die Diskussionen zwischen der Regierung, der Wirt
schaft und den Umweltschutzverbänden zeigen die Schwierigkeiten, die der Versuch aulwirft, in einem solchen Steuerentwurf ökologische und ökonomi sche Belange gleichermaßen zu berücksichtigen.259 •
Emissionslizenzen bzw. Emissionszertifikate Dieses Instrument sieht vor, daß die in der Gesamtmenge begrenzten
Emissionslizenzen am Markt frei gehandelt werden. Ein Vorteil dieser Lö255 Zu den Möglichkeiten kostenneutraler Energiesteuern vgl. Lerch (1995), a.a.O., S. 188-189. 256 Auf Einzelfragen wie etwa die Bemessungsgrundlage oder die Höhe einer solchen Steuer ist
hier nicht einzugehen. Vgl. auch dazu Lerch (1995), a.a.O., S. 189-191. 257 Vgl. Schiffer, Hans-Wilhelm: Perspektiven der Besteuerung von Energie in Europa, VIK-
Mitteilungen 1997b, H. 3, S. 50-54; Böhringer, Christoph/Pahlke, Andreas/Vöhringer, Frank/ Fahl, Ulrich/Voß, Alfred: Ökosteuerstudien - ein kritischer Vergleich, Energiewirtschaftliche Ta gesfragen 48 (1998), S. 167-172. Auf nähere Erläuterungen etwa zu den politischen Aus einandersetzungen um die ökologische Steuerreform in der Bundesrepublik kann hier ver zichtet werden. Vgl. dazu etwa Schiffer, Hans-Wilhelm: Energiemarkt Bundesrepublik Deutschland, 6. Aufl., Köln 1997a, S. 297-303. 258 Vgl. Bonus, Holger: Aussöhnung von Wirtschaft und Ökologie. Energiesteuern aus Sicht der
Umweltökonomie, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 27.10.1998, Beilage „Energie", S. Bl. 259 Vgl. Naturschutzbund fordert eine Korrektur des Ökosteuer-Gesetzentwurfs, Frankfurter Allge
meine Zeitung vom 10.12.1998, S. 18; Golbach, A.: Wie zielorientiert ist die ökologische Steuerreform?, Energiewirtschaftliche Tagesfragen 48/1998, S. 786-788.
120
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
sung liegt in ihrer höheren marktwirtschaftlichen Effizienz; Probleme sind
in der lokalen Schadstoffkonzentration, der Monopolbildung und der An fangsverteilung der Lizenzen zu sehen 260 •
Staatliche Subventionen für regenerative Energiequellen Für die Bundesrepublik hat die Arbeitsgruppe „Energie 2000" unter Leitung
von Altner, Dürr und Michelsen beispielhaft die Möglichkeiten einer be schleunigten Markteinführung regenerativer Energien untersucht Sie kommt
zu dem Ergebnis, daß für den Zeitraum von 1995 bis 2010 eine Anschub finanzierung in Höhe von 7,0 bis 12,5 Mrd. DM erforderlich wäre 261 •
Staatliche Programme, die Forschung, Meßkonzepte, Sanierungen, Aus-
und Weiterbildung sowie die Markteinführung von Stromspartechniken bündeln, nach dem Vorbild des Schweizer RAVEL-Programms;262 •
Investitionsanreize oder Steuervorteile für die Einführung von Wärme dämmtechniken;263
•
Einführung von Effizienzstandards und Kennzeichnungspflichten beim Stromverbrauch nach dem Vorbild des amerikanischen „energy guide".264
Mit diesen politischen Entwicklungen hat die Energiewirtschaft in ihrer mittel-
bis langfristigen Strategiebildung zu rechnen. Es ist davon auszugehen, daß jene Energieversorgungsunternehmen, die ihre Unternehmenspolitik schon heute
auf diese Erfordernisse abstellen, klare Wettbewerbsvorteile erlangen werden.
Schwer vorhersehbar ist demgegenüber das Zukunftspotential der Kernener
gie, besonders in Staaten wie der Bundesrepublik, wo erhebliche irrationale Äng ste der Bevölkerung die öffentliche Diskussion beherrschen und die politi schen Parteien die Problematik bevorzugt zum Wahlkampfthema erheben.265 260 Vgl. Bonus, Holger: Preis- und Mengenlösungen in der Umweltpolitik, Jahrbuch für Sozialwis
senschaften 41 (1990), S. 343-358. 261 Vgl. Müller/Hennicke (1995), a.a.O., S. 176-179. Vgl. auch Fischer, Leo: Windräder nutzen 262 263 264 265
nicht nur der Umwelt, Die Welt vom 22.10.1997, S. 19. Vgl. Müller/Hennicke (1995), a.a.O., S. 181. Vgl. Kohler (1996), a.a.O., S. 173. Vgl. Müller/Hennicke (1995), a.a.O., S. 181. Dies zeigen die Energiekonsensgespräche. Vgl. Heck, Heinz: Verzögerte Entscheidungen. Bis
lang keine Einigung über einen nationalen Energiekonsens, Die Welt vom 9.6.1997, Beilage „Die Welt der Energie", S. Gl; Flavin, Christopher/Lenssen, Nicholas: Strategien der Energie politik. Blaupausen für nachhaltige Technologien, Schwalbach 1995, S. 99-100.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
121
Im internationalen Maßstab ist allerdings angesichts der steigenden Bemü
hungen zur CO2-Reduzierung mit einer deutlichen Zunahme der Nutzung der Kernenergie zu rechnen.266
4.2 Ökonomisch-politische Aspekte der Energiewirtschaft Im Bereich der Energieversorgung spielt die Verstromung quantitativ wie qua
litativ eine Schlüsselrolle, so daß sich die folgenden Ausführungen vor allem auf die Stromversorgung beziehen. Um die besonderen Marktbeding’ungen in
der Stromwirtschaft verstehen zu können, ist es zunächst erforderlich, auf ei
nige Besonderheiten des Wirtschaftsgutes Strom einzugehen, die es von na hezu allen anderen Wirtschaftsgütern unterscheiden:
•
Strom ist nicht frei transportierbar, sondern netzgebunden. Seine Verfüg
barkeit für den Verbraucher setzt demzufolge ein geeignetes Transportund Verteilungsnetz voraus.
•
Diese Netze weisen Größen- und damit Bündelungsvorteile auf und ha
ben daher - wie andere netzgebundene Leistungen auch - die Eigen schaften natürlicher Monopole. Ein einzelnes Netz ist kostengünstiger als
mehrere konkurrierende Netze. Zur Stärkung der Wettbewerbsorientierung
der Netzbetreiber müssen daher politische Anreize geschaffen werden.
•
Strom besitzt auch in zahlreichen Konsumbereichen Monopolcharakter
(z.B. elektrisches Licht). Eine Substitution durch andere Güter ist daher in diesen Bereichen nicht möglich.
•
Lagerhaltung von Strom in größerem Umfang ist ausgeschlossen, da Produkti
on und Verbrauch gleichzeitig stattfinden. Stromerzeugung und Stromvertei-
lung an die Verbraucher sind daher grundsätzlich aneinander gekoppelt 266 Dies zeigen auch jüngste Einschätzungen der OECD. Vgl. Zänker, Alfred: OECD erwartet Rück kehr der Kernenergie, Die Welt vom 11.9.1997, S. 26. 267 Vgl. Opitz, Petra/Pfaffenberger, Wolfgang: Liberalisierung der Stromwirtschaft. Erfahrungen im
Westen und Möglichkeiten in Osteuropa, Oldenburg 1996, S. 5; Müller, M.: Strom - Industri eller Energieträger mit Zukunft? In: Industrielle Energiewirtschaft, nationale und internationale Aspekte: Tagung Essen, 22./23. Juni 1993, hrsg. von der VDI-Gesellschaft Energietechnik, Düsseldorf 1993, S. 161-179, hier S. 163-164.
122
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
Diese Besonderheiten des Energieträgers Strom haben wesentlich zu drei charakteristischen Organisationsformen in der Energieversorgung beigetragen.
Erstens hat sich aufgrund der Netzgebundenheit und der Koppelung von Produk
tion und Verbrauch die wirtschaftliche Integration der gesamten Angebotsseite
von der Stromerzeugung im Kraftwerk über das Verbund- und Transportsystem bis zur Abgabe an den Endverbraucher ergeben. Zweitens eignet sich der Strom sektor in hervorragender Weise für Kooperationen mehrerer Erzeuger und
Versorger in einem gemeinsamen Netzverbund, um auf diese Weise die vom
Verbraucher verursachten Lastschwankungen möglichst auszugleichen. Drit
tens hat die große ökonomische Bedeutung des Strom dazu beigetragen, daß
der Staat zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit dem Elektrizitätssek tor besondere Aufmerksamkeit auf ordnungspolitischem Gebiet schenkt268 All dies hat dazu geführt, daß die Elektrizitätsversorgung traditionell ein
Wirtschaftszweig ist, der sich durch regional voneinander abgegrenzte Mono
pole mit starker staatlicher Lenkung auszeichnet Dies bedeutet jedoch nicht, daß in diesem Bereich keine Ansatzpunkte für eine wettbewerbliche Öffnung bestünden. In der Stromerzeugung sind sie dadurch gegeben, daß die min
destoptimalen Kraftwerksgrößen deutlich unter dem Nachfragevolumen lie
gen. In der Stromverteilung ist der freie Netzzugang die Voraussetzung für die Entstehung von Wettbewerb. Beim Stromverkauf an die Endkunden ist eine dezentrale, für den Wettbewerb geöffnete Organisationsstruktur denkbar.269
An diesen Punkten setzen auch die nahezu weltweit zu beobachtenden Maßnahmen zur Liberalisierung, Privatisierung und Deregulierung der Elektri
zitätswirtschaft an, die im Zusammenhang der globalen Liberalisierungsten denz stehen 270 Da sie die entscheidende Vorbedingung für Internationalisie rungsbestrebungen auf dem Energiesektor bilden, sollen sie im folgenden
näher vorgestellt werden. 268 Vgl. Opitz/Pfaffenberger (1996), a.a.O., S. 5-6. 269 Vgl. Hoster, Frank: Auswirkungen des europäischen Binnenmarktes für Energie auf die deut sche Elektrizitätswirtschaft Ein Ansatz zur Analyse ordnungs- und umweltpolitischer Instru mente in der Elektrizitätswirtschaft, München 1996, S. 4-5. 270 Weitere Gründe für die Liberalisierung des Strommarktes nennt Limaye, Dilip R.: Energie-
Effizienz-Strategien für Wachstum und Profitabilität im 21. Jahrhundert, Elektrizitätswirtschaft 94 (1995), S. 1278-1280, hier S. 1278.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft 4.2.1
123
Liberalisierung der Elektrizitätswirtschaft
Die nahezu weltweit zu beobachtende Liberalisierung und Deregulierung der
Energiemärkte fußt im wesentlichen auf den gleichen globalen, kulturellen und ökonomischen Tendenzen, die in Kapitel 2 bereits als Ursachen für die quantitative Zunahme und qualitative Veränderung der Internationalisierungs aktivitäten genannt worden sind271 Die steigende Mobilität sowohl der Men
schen als auch der Güter, die Deregulierung der Kapital- und Warenmärkte, die Innovationen in der Verkehrs- und Kommunikationstechnik .und die
schwindende Bedeutung der Staatsgrenzen schaffen auch in der Energiewirt
schaft in vorher nicht gekannter Weise die Voraussetzungen für internationale Expansion und staatenübergreifende Zusammenarbeit. Zur Realisierung die
ses Internationalisierungsprozesses ist allerdings eine entschiedene Liberali
sierung und Deregulierung der nationalen Energiemärkte notwendig.
Die Deregulierungspolitik wird in den Industrie- sowie in den Entwicklungsund Schwellenländem mit jeweils unterschiedlicher Motivation durchgeführt Die
exportorientierten Industriestaaten wollen ihre Energieversorgung so kostengünstig und effizient wie möglich gestalten, um so aus der Verbesserung ihrer internatio nalen Wettbewerbsposilion Nutzen zu ziehen. Die Entwicklungs- und Schwellen
länder, in denen eine rückständige Energieversorgung häufig die wirtschaftliche Entwicklung behindert, sind daran interessiert, ihren Energiesektor für ausländische
Investoren und den damit verbundenen Technologie- und Kapitaltransfer zu öff nen. Auf der Basis solcher Überlegungen hat sich seit den achtziger Jahren in er
staunlich kurzer Zeit nahezu weltweit die Überzeugung durchgesetzt, daß die Ziele
der Energiepolitik nur durch marktwirtschaftlich orientierte Lösungen erreicht wer-
den können.
Demgegenüber haben sich die bisherigen monopolisierten Sy
steme als zu starr und unflexibel für die heutigen Erfordernisse erwiesen.
Vor allem die Schwellenländer in Osteuropa sowie in Ost-, Süd- und Süd
ostasien stehen bis zum Jahr 2020 im Zentrum der Internationalisierungsakti 271 Hans-Peter Muntzke, Energie-Experte der Dresdner Bank, beobachtet eine Liberalisierung der
Energiemärkte in nicht weniger als 70 Staaten der Erde. Vgl. Der einheitliche europäische Strommarkt läßt auf sich warten, Handelsblatt vom 26.10.1998. 272 Vgl. Holfeld, Hermann: Globalisierung, Deregulierung, Privatisierung. Die neue Herausforde rung der Energiewirtschaft, Siemens Standpunkt 11 (1998), Nr. 1, S. 8-12, hier S. 9.
124
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
vitäten, da ihr Energiebedarf innerhalb dieses Zeitraums vermutlich stark an steigt; allein in China und Indien ist von einer Verdoppelung des Energiebe
darfs schon bis zum Jahr 2010 auszugehen. Wollen diese Länder den wach
senden Energiebedarf in effizienter, kostengünstiger und umweltfreundlicher Art und Weise befriedigen, sind sie in starkem Umfang auf das Engagement ausländischer Investoren angewiesen.273 Im Hinblick auf die Liberalisierungs konzepte haben sich vor allem die folgenden drei Modelle etabliert:
•
Durchleitungsmodell Im Zentrum steht hier die Regelung, daß jeder Netzeigentümer den Wett
bewerbern sein Netz gegen Zahlung einer Gebühr zur Stromdurchleitung
zur Verfügung stellen muß, selbst aber bei der Nutzung grundsätzlich Vor rang genießt. Zugangsberechtigt sind andere EVU, unabhängige Strom produzenten und industrielle Eigenerzeuger. Eine kartellrechtliche Aufsicht
überwacht den freien Netzzugang. •
Poolmodell Voraussetzung ist hier eine Entflechtung der Bereiche Stromerzeugung,
Stromtransport und Stromverteilung. Der eigentliche Pool stellt einen Spotmarkt dar, in dem die gesamte Stromerzeugung und die gesamte
Stromnachfrage gebündelt und zusammengeführt werden. Die Erzeuger werden in der Reihenfolge ihrer Angebotspreise zur Lastdeckung aufge rufen. Der Angebotspreis des letzten Erzeugers, der zur Nachfragedeckung
notwendig ist, bestimmt den Poolpreis, nach dem alle eingespeisten und entnommenen Stromkontingente berechnet werden.
•
Ausschreibungsmodell Dieses Modell sieht vor, die Stromversorgung bestimmter Versorgungsge
biete oder zusätzliche Versorgungskapazitäten im Erzeugungsbereich aus zuschreiben.274 273 Vgl. Holfeld (1998), a.a.O., S. 9-10. 274 Vgl. Klopfer, Thomas: Koordination in Elektrizitätsversorgungssystemen insbesondere durch organisierte Großhandelsmärkte für Strom, Idstein 1997, S. 13-15; Hoffmann-Riem, Wolfgang/Schneider, Jens-Peter: Wettbewerbs- und umweltorientierte Re-Regulierung im Groß handels-Strommarkt In: Hoffmann-Riem, Wolfgang/Schneider, Jens-Peter (Hrsg.): Umweltpo litische Steuerung in einem liberalisierten Strommarkt, Baden-Baden 1995, S. 13-94, hier S. 34-37; Hoster (1996), a.a.O., S. 5-11.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
125
Von diesen Modellen strahlt das Poolmodell die höchste Wettbewerbswirkung
aus, da es klare Markt- und Preistransparenz herstellt und die Marktmacht vertikal integrierter Unternehmen beschneidet Das Durchleitungsmodell würde den Wett
bewerb vermutlich auf die vertikal integrierten EVU beschränken und zu einer Verdrängung der regional oder kommunal begrenzten Anbieter führen. Au
ßerdem ist bei der Regelung der Durchleitung mit erheblichen Transaktions kosten zu rechnen. Das Ausschreibungsmodell würde nur für freiwerdende
Versorgungsgebiete und Zusatzkapazitäten Wettbewerbsverhältnisse schaffen, jedoch keinen echten Wettbewerb im Stromverkauf. Darüber hinaus müßte
zur Durchführung des Ausschreibungsprozesses eine unabhängige Behörde geschaffen werden, was ebenfalls die Transaktionskosten deutlich höbe.
Der Uberalisierungsprozeß ist in Ländern wie den USA, England, Schottland, Norwegen, Schweden, Finnland, Neuseeland, Chile und Argentinien, die als Schrittmacher der Entwicklung bezeichnet werden können, bereits weitgehend
abgeschlossen.
Flavin und Lenssen konstatieren daher, daß „seit Edison [...] in
so kurzer Zeit keine derartigen Veränderungen im Energiesektor mehr statt gefunden" hätten.276 Im folgenden wird näher auf die Vorreiter der Entwick
lung, die USA und England, sowie auf die Situation in der EU eingegangen.
4.2.1.1
USA
Die Organisation und Strukturierung der Energiewirtschaft in den USA ist bis in die siebziger Jahre hinein mit der Situation in der Bundesrepublik
Deutschland vergleichbar und beruht auf großen, geschlossenen Versor
gungsgebieten, für die monopolistisch agierende EVU zuständig sind. Bereits 1978 ist jedoch mit dem Public Utilities Regulatory Policies Act (PURPA) ein
erster Schritt hin zur Liberalisierung unternommen worden: Das Gesetz er 275 Vgl. Hoffmann, Volker: Perspektiven und Probleme der Elektrizitätswirtschaft (Vortrag im Rah-
men des 74. VDE-Symposiums Fachhochschule und Praxis vom 22.-24.9.1993 in Mönchen gladbach), unveröff. Manuskript, Mönchengladbach 1993, S. 15; Wintermann, Jürgen H.: Strom geht an die Börse, Die Welt vom 10.6.1997, Beilage „Welt der Energie", S. Gl. Auch McQuade nennt die USA, Großbritannien und Skandinavien als Vorreiter; vgl. McQuade, Owen: The Future Energy Utility Company. Convergence of natural gas and electricity supply chains, London 1996, S. 7. 276 Flavin/Lenssen (1995), a.a.O., S. 55.
126
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
leichtert die Einspeisung von Strom durch unabhängige Stromproduzenten in
die Netze, indem es die EVU zur Abnahme von Kapazitäten verpflichtet, und sieht Ausschreibungen für neu zu errichtende Kapazitäten vor.277 Dabei wer den Betreiber von umweltfreundlichen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen sowie Anbieter von Strom aus regenerativen Energiequellen deutlich bevorzugt.278 Die entscheidende Liberalisierungsmaßnahme ist 1992 mit dem Energy
Policy Act erfolgt, der ein Durchleitungsmodell etabliert und mit der Federal
Energy Regulation Commission (FERC) eine zentrale Instanz zur weiteren Regelung des Durchleitungssystems geschaffen hat279 Der Energy Policy Act hat die Durchleitung allerdings zunächst auf die großen EVU beschränkt. Im
April 1996 hat die FERC durch ihre Anordnungen Nr. 888 und 889 die Libe ralisierung weiter vorangetrieben und einen für Dritte völlig offenen Zugang
zum Übertragungsnetz zwischen Erzeugern und verteilenden Versorgungs unternehmen geschaffen. Den EVU ist ein festgelegtes Netzzugangsentgelt zu zahlen; sie selbst sind dazu verpflichtet, online ständig über die jeweils ver fügbaren Übertragungskapazitäten zu informieren.280
Da der Verkauf des Stromes durch die EVU an die Endkunden jedoch in den USA nicht unter die Gesetzgebungskompetenz der Bundesregierung fällt, sind zur Liberalisierung dieses Bereichs die Einzelstaaten gefragt.28' Ein auch international vielbeachteter Schritt in dieser Richtung ist im Dezember 1995 erfolgt, als die kalifornische Public Utilities Commission auf ihr Preisfestle
gungsrecht verzichtet hat und dazu übergegangen ist, die Preisbildung dem Markt zu überlassen.282 Am 31. März 1998 hat Kalifornien als erster US-Staat
die komplette Liberalisierung des Strommarkts gestartet; 14 weitere Staaten haben diesen Schritt ebenfalls bereits beschlossen 283 Dies bedeutet, daß 277 Vgl. Opfe/Pfaffenberger (1996), a.a.O., S. 11; Baum, Vladimir: Hindernislauf zum Wettbewerb in der Energiewirtschaft, Die Welt vom 9.6.1997, Beilage „Welt der Energie", S. G2. 278 Vgl. Williams (1994), a.a.O., S. 157. 279 Vgl. Opfe/Pfaffenberger (1996), a.a.O., S. 11. 280 Vgl. Zinow, Bernd-Michael: Neuere Entwicklungen der Elektrizitätswirtschaft in den USA, Elek trizitätswirtschaft 95 (1996), S. 1509-1510. 281 Allerdings bereitet Washington bundesgesetzliche Regelungen vor, um einer bundesstaatli chen Zersplitterung der Gesetzgebung vorzubeugen; vgl. Zinow (1996), a.a.O., S. 1510. 282 Vgl. Baum (1997), a.a.O., S. G2; McQuade (1996), a.a.O., S. 13. 283 Vgl. Parkes, Christopher: The power to choose, Finandal Times vom 20.4.1998, S. 13.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
127
jeder Stromkunde selbst entscheiden kann, von welchem Erzeuger er die Elektrizität bezieht (Retail Wheeling).284 Da viele dieser Erzeuger Strom an
bieten, der nur aus einem bestimmten Energieträger gewonnen wird, be deutet dies gleichzeitig faktisch eine Wahlfreiheit des Kunden hinsichtlich des
Energieträgers. Der volle Wettbewerb gilt allerdings nur für den Bereich der Stromerzeugung; die Netze bleiben in der Hand des ehemaligen Monopo
lunternehmens, das im Gegenzug für dieses Zugeständnis aber mindestens 50 % seiner Kraftwerke verkaufen muß.
Wenngleich sich in den ersten
Monaten nach der Liberalisierung faktisch erst wenige Kunden däzu ent schlossen haben, den Stromerzeuger zu wechseln, gilt das kalifornische Expe
riment als wichtiger Modellversuch, der auch vom Ausland intensiv beob achtet wird.286
Die wesentlichen Ergebnisse der Marktliberalisierung in den USA können in den folgenden Punkten zusammengefaßt werden:
•
Starker Konzentrationsprozeß
Nur die stärksten Stromversorgungsunternehmen überleben. So schätzt der Münchner Energieberater Jens-Marten Lohse, daß von den ursprüng
lich etwa 200 EVU in den USA bis Anfang des kommenden Jahrzehnts
nur etwa 20 überdauern werden.
Zwischen 1989 und 1995 ist es zu
acht großen Fusionen gekommen, und 1996 haben die EVU wiederum Konkurrenten im Gesamtwert von über 50 Mrd. DM übernommen.288
•
Sinkende Strompreise
In Kalifornien werden die Preise durch die Liberalisierung vermutlich um 5-20 % sinken.289
284 Das Konzept des Retail Wheeling bezeichnen Flavin und Lenssen noch 1994 fälschlich als
„fehlgeschlagener Versuch aus den neunziger Jahren, der ursprünglich große Aufmerksamkeit bei Energiewissenschaftlern und Ökonomen fand". Die Entwicklung in Kalifornien widerlegt diese Einschätzung. Vgl. Flavin/Lenssen (1995), a.a.O., S. 55. 285 Vgl. Stadler, Rainer: Strommarkt Mit voller Energie, Focus vom 26.1.1998, S. 186-187. 286 Vgl. Jost, Irmintraud: Der Funke hat noch nicht gezündet, Welt am Sonntag vom 14.6.1998, S. 48. 287 Vgl. Wintermann (1997), a.a.O., S. G1. 288 Vgl. Zinow (1996), a.a.O., S. 1510; Stadler (1998), a.a.O., S. 187. 289 Vgl. Stadler (1998), a.a.O., S. 186.
128 •
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
Hoher Regulierungsbedarf Die FERC beschäftigt zur Zeit 1.500 Mitarbeiter, die kalifornischen Regulie
rungsbehörden 1.200 Mitarbeiter. Dies zeigt, daß die Einführung von mehr Wettbewerb im Elektrizitätssektor nicht automatisch mit Deregulie rung gleichzusetzen ist290
4.2.1.2 England/Wales Ähnlich wie in den USA ist die Liberalisierung der Elektrizitätswirtschaft in England und Wales in mehreren Stufen erfolgt. Sie bildet ein wesentliches
Element der Privatisierungs- und Marktstärkungspolitik der Regierung Thatcher und zielt auf die Modernisierung der seit dem Zweiten Weltkrieg weitgehend
verstaatlichten Stromwirtschaft. Als Säulen dieser staatlichen Stromwirtschaft
sind zu unterscheiden: •
der staatliche Ausschuß „Central Electricity Generation Board" (CEGB)
(verantwortlich für 95 % der Stromerzeugung, Monopol auf die Durchlei
tung des Stroms durch die Hochspannungsnetze); •
die beiden privaten Unternehmen Atomic Energy Authority und British
Nuclear Fuels (Betreiber der Kernreaktoren);
•
die zwölf staatlichen Area Boards (Verteilung des Stroms und Versorgung der Endkunden in regionalen Monopolen)291
Ein erster Schritt zur Liberalisierung ist bereits im Jahr 1983 mit dem Energy
Act unternommen worden, der es auch privaten Erzeugern ermöglicht, Strom
an Dritte und nicht nur an die gebietsmonopolistischen Area Boards zu ver kaufen.292 Dies ist faktisch mit der Errichtung erster Ansätze eines Durchlei
tungsmodells gleichzusetzen. Der entscheidende Liberalisierungsschritt in den Bereichen der Erzeugung, der Hochspannungsnetze, der Verteilung und 290 Vgl. Zinow (1996), a.a.O:, S. 1510. 291 Vgl. Ital, Bernd K.: Die Politik der Privatisierung in Großbritannien unter der Regierung Margaret Thatcher, Diss. Köln 1995, S. 110; Eßer, Claudia: Umstrukturierung und Privatisierung der Elektrizitätswirtschaft in England und Wales, Frankfurt a.M. 1990, S. 1. 292 Vgl. Roberts, Jane/Elliott, David/Houghton, Trevor: Privatising Electricity, London/New York
1991, S. 22-25.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
129
der Belieferung der Endkunden ist dann in den Jahren 1988 und 1989 er folgt. Das Weißbuch der Regierung über die Privatisierung des Elektrizitäts
sektors von 1988 nennt als grundsätzliche Ziele erstens die Trennung der Be
reiche Erzeugung, Übertragung und Verteilung, zweitens ungehinderten Wett bewerb auf der Erzeugungsseite und drittens Maßnahmen zur Verhinderung
des natürlichen Monopols auf der Übertragungs- und Verteilungsseite.293 Diese Ziele sind im darauffolgenden Jahr umgesetzt worden. Als zentrales
Element der Reform ist die Privatisierung und Aufspaltung des staatlichen Monopolkonzerns CEGB anzusehen, in deren Verlauf die Erzeugungskapazität
des Konzerns auf die folgenden vier Gesellschaften verteilt worden ist: •
Die privaten Unternehmen National Power und Power Gen übernehmen
die fossilen Kraftwerke, Wasserkraftwerke sowie Windenergieanlagen. •
Das staatliche Unternehmen Nuclear Electric wird als Auffanggesellschaft für die Kernreaktoren gegründet, da die mit der Kernenergie verbundenen Risiken nicht privatisiert werden sollen.
•
Das private Unternehmen National Grid Company übernimmt die Pump speicherkraftwerke294
Der Bereich der Stromerzeugung ist darüber hinaus komplett für den Wett bewerb geöffnet worden. Das Hochspannungsnetz ist ebenfalls in den Besitz
der National Grid Company übergegangen, einer Tochtergesellschaft der
ehemaligen Area Boards, welche im November 1990 an der Börse verkauft worden sind und seither als Regional Electricity Companies (REC) bezeichnet
werden. Die Gesellschaft besitzt damit zwar ein Monopol im Bereich der
Stromübertragung, muß aber einen freien Zugang zum Netz gegen gleiche Gebühren für alle anbieten. Die RECs besitzen das zu ihrem jeweiligen Ge
biet gehörende regionale Niederspannungsnetz und sind zur Aufrechterhal tung der Elektrizitätsversorgung für alle Endkunden verpflichtet. Auch in die
sem Bereich ist jedoch sukzessive der Wettbewerb verwirklicht worden, in
293 Vgl. Eßer (1990), a.a.O., S. 2. 294 Vgl. Eßer (1990), a.a.O., S. 2-3; Borchers, Henning: Privatisierung der Elektrizitätswirtschaft in England. Erste Erfahrungen und Defizitanalyse, Wuppertal 1994, S. 3-4.
130
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
dem die RECs dazu verpflichtet worden sind, ihre Netze zur Durchleitung zur
Verfügung zu stellen. Dies ist in drei Stufen geschehen: bis zum 31.3.1994
Konkurrenz um 15 % des Marktanteils der RECs, bis zum 31.3.1998 Konkur renz um 25 % des Marktanteils der RECs, seitdem unbegrenzte Konkur295 renz.
Zur Zusammenführung von Stromangebot und Stromnachfrage dient ein
von der National Grid Company geführter Elektrizitätspool. Diesem können
alle lizensierten Erzeuger innerhalb Großbritanniens und anderer EU-Staaten,
alle RECs und Endkunden ab einer bestimmten Nachfragekapazität'.angehören.296 Auch die Einführung der Wahlfreiheit der Endkunden ist in drei Schritten vollzogen worden: bis zum 31.3.1994 für alle Kunden mit einer Spitzennachfrage über 1 MW, bis zum 31.3.1998 für alle Kunden mit einer Spitzennachfrage über 100 kW, seitdem für alle Kunden ohne Ausnahme.297
Diese umfassende Reform, die Elemente des Poolmodells und solche
des Durchleitungsmodells miteinander verbindet und auf den Ebenen der Er zeugung und der Endversorgung für Wettbewerb sorgt, hat bis heute die fol
genden Auswirkungen gezeigt:
•
Die Preise für die Endverbraucher sind zunächst gestiegen, da im Vorfeld der Privatisierung zur Verbesserung der Erlöse Preissteigerungen durchge
setzt, die Stromsubventionen für große Industriebetriebe gestrichen und die Kosten für die unrentablen Kernreaktoren auf die Stromkunden abge wälzt worden sind.298 Zunächst haben die Liberalisierungsvorteile daher
eher den Aktionären als den Verbrauchern genutzt.299 Zwischen 1992 und 1995 sind die Preise dann allerdings bereits um 7-10 % gefallen.300
•
Der Wettbewerb hat sich langsamer als erwartet entwickelt. Allerdings ha
ben sich seit 1991 mehrere neue Stromerzeuger am Markt etabliert, auf die inzwischen zwar nur 7 °/o des Marktes, aber immerhin etwa 50 % der 295 296 297 298 299 300
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
Eßer (1990), a.a.O, S. 4-9; Borchers (1994), a.a.O, S. 5; Ital (1995), a.a.O, S. 111. Eßer (1990), a.a.O, S. 10-17; Borchers (1994), a.a.O, S. 6-7. Borchers (1994), a.a.O, S. 8. Borchers (1994), a.a.O, S. 10-11. Baum (1997), a.a.O, S. G2. McQuade (1996), a.a.O, S. 11.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
Ul
neu geschaffenen Kapazitäten entfallen. 1995 haben bereits 18 Stromer zeuger und 27 Stromversorger miteinander konkurriert301 Obwohl in der
Stromerzeugung noch weitgehend ein Duopol von National Power und Power Gen besteht, können die Liberalisierung der Durchleitung und die
wettbewerbliche Öffnung der Erzeugung insgesamt als erfolgreich be zeichnet werden. Darüber hinaus ist mit mehr Wettbewerb zu rechnen302
4.2.1.3 Europäische Union
Die Energiepolitik der EU verfolgt die Hauptziele der Umweltverträglichkeit, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit. Auf den ersten Punkt ist bereits bei der Behandlung der Problematik von Energiesteuern eingegangen wor
den. Von dem zweiten Punkt wird später noch im Zusammenhang mit der Energiecharta zu berichten sein. In diesem Kapitel geht es um die Bemühun
gen der EU, die Effizienz der Energiewirtschaft durch Liberalisierungsmaß
nahmen zu heben. Die wesentlichen Ziele dieser Liberalisierungsbemühungen sind die Ver besserung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie, die Sicher stellung des freien Verkehrs von Energieerzeugnissen, insbesondere von
Strom und Erdgas sowie die Überwindung der nationalen Zersplitterung der Energiemärkte und deren Zusammenfassung in einem gemeinschaftlichen Energiemarkt303 Die entscheidenden Hindernisse, die es auf diesem Weg zu beseitigen gilt, sind Versorgungsmonopole, Erzeugungsmonopole, Leitungs baumonopole, Durchleitungsmonopole sowie Import- und Exportmonopo le.304 Die Vielfalt der Organisationsformen in den Einzelstaaten reicht von der
301 Vgl. Lewington, Ilka/Weisheimer, Martin: Lehren aus der britischen Elektrizitätswirtschaftsre
form, Energiewirtschaftliche Tagesfragen 45 (1995), S. 591-596, hier S. 592. 302 Vgl. Ital (1995), a.a.O., S. 142-143. 303 Vgl. Faross, Peter: Liberalisierung des europäischen Elektrizitätsmarktes. In: Schneider, Friedrich
(Hrsg.): Die Neuordnung des Wettbewerbs auf den Elektrizitäts- und Energiemärkten in der EU. Symposion der Elektrizitätswirtschaft, Linz 1997, S. 21-32, hier S. 21. 304 Vgl. Bohse, H. von: Der Binnenmarkt für Energie - Liberalisierungsvorschläge der Kommission der EG. In: Industrielle Energiewirtschaft, nationale und internationale Aspekte: Tagung Essen, 22./23. Juni 1993, hrsg. von der VDI-Gesellschaft Energietechnik, Düsseldorf 1993, S. 197204, hier S. 197-198.
132
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
zentralistisch-staatlichen Form in Frankreich über Mischformen in den mei sten Staaten bis hin zum liberalisierten Modell in Großbritannien.305
Der äußere Rahmen, in den diese Bemühungen eingeordnet worden sind, ist die Vorbereitung und Durchführung des Europäischen Binnenmarktes. Die EG-
Kommission hat die erste Stufe der Liberalisierung 1990 und 1991 mit drei Richt linien eingeleitet, die den freien Transit von Elektrizitäts- und Erdgaslieferungen sowie die Strompreistransparenz für industrielle Endverbraucher betreffen.306 Die se Richtlinien haben jedoch lediglich erste notwendige Vorbedingungen für wett
bewerbsstärkende
Maßnahmen
geschaffen.
Letzteren
hat sich
die
EG-
Kommission im Februar 1992 mit ihrem ersten Vorschlag für eine Elektrizitätsbinnenmaifctrichtlinie zugewendet, die die folgenden Reformelemente vorsieht:
•
Liberalisierung der Errichtung von Kraftwerken und Leitungsnetzen durch
die Abschaffung von Marktzutrittsbarrieren; der Marktzutritt soll in Zukunft auf der Basis von Lizenzverfahren erfolgen. •
Unbundling, d.h. rechtliche Trennung der Unternehmensbereiche Erzeu
gung, Übertragung und Verteilung bei vertikal integrierten EVU. •
Third Party Access, d.h. Stromverteiler und wichtige Stromverbraucher er halten den direkten Zugang zum Netz. Dadurch entstehen sowohl ein
Großhandelsmarkt als auch ein Verbrauchermarkt für Strom. •
Die Netzbetreiber sollen privat und unabhängig sein, den Netzbetrieb si cherstellen, die Kraftwerkseinsatzplanung durchführen und die Durchlei tung Dritter ermöglichen.307
Gegen diese weitgehenden Forderungen haben sich jedoch in den Einzel staaten, im Europäischen Rat und im Europäischen Parlament massive Prote
ste erhoben, so daß die EG-Kommission im Dezember 1993 einen zweiten, abgeschwächten Richtlinienvorschlag veröffentlicht hat, der in den folgenden Punkten von dem ursprünglichen Vorhaben abweicht: 305 Vgl. Opitz/Pfaffenberger (1996), a.a.O., S. 12. 306 Vgl. Hoffmann-Riem/Schneider (1995), a.a.O., S. 45; Bohse (1993), a.a.O., S. 198. 307 Vgl. Klom, AM: Effects of Deregulation Policies on Electricity Competition in the EU, Journal of Energy & Natural Resources Law 15 (1997), S. 1-22, hier S. 5-6; Opitz/Pfaffenberger (1996), a.a.O., S. 12-13; Hoster (1996), a.a.O., S. 12.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft •
133
Bei der Liberalisierung des Kraftwerks- und Leitungsbaus kann neben dem
Lizenzverfahren auch ein restriktiveres, öffentliches Ausschreibungsverfah ren vorgesehen werden. •
Der freie Netzzugang muß nicht generell garantiert sein, sondern kann
auch individuell verhandelt werden (Negotiated Third Party Access); die Durchleitung wird auf große Verteiler und Verbraucher beschränkt. •
Statt Unbundling ist nur eine rechnungsiegerische und organisatorische
Trennung der Bereiche Erzeugung, Übertragung und Verteilung bei den EVU vorgesehen.308 Die Proteste haben somit für eine starke Beschneidung der Liberalisierungs ansätze gesorgt, die über die Liberalisierung der Erzeugungsebene deutlich hinausgegangen ist Vor allem Frankreich hat sich für eine Modifizierung der
Vorschläge eingesetzt und vorgeschlagen, den Mitgliedsstaaten die Wahl zwi
schen dem Negotiated Third Party Access-Modell und dem Single Buyer-
Konzept zu überlassen. Letzteres sieht lediglich vor, daß die konkurrierenden Stromerzeuger ihren Strom an einen „Single Buyer" abgeben, der ihn zu fest gesetzten Preisen an die Verbraucher liefert.
Dies kann jedoch nur als Minimallösung bezeichnet werden, die den Wettbewerb völlig auf die Erzeugerebene beschränkt. Indem die Kommission
das Konzept im November 1994 modifiziert in ihren Richtlinienentwurf über nommen hat, ist dessen Liberalisierungspotential nochmals deutlich abge schwächt worden.309 Dieser Tendenz ist auch die neue Liberalisierungsricht
linie vom Juli 1996 treu geblieben: Indem beim Single Buyer-Konzept die
Durchleitung nicht nur zu festen Tarifen, sondern auch zu verhandelten Ent gelten möglich sein soll, kann der Netzbetreiber die Lieferung des Konkur
renten an den Kunden durch Überteuerung des Durchleitungsentgeltes ver hindern und auf diese Weise faktisch sein Monopol wahren.310 Diese wesentlich entschärfte Richtlinie, die den kleinsten gemeinsamen Nenner darstellt, auf den sich die EU-Mitgliedstaaten derzeit einigen können, 308 Vgl. Jarass (1996), a.a.O., S. 32-50; Hoster (1996), a.a.O, S. 13. 309 Vgl. Börner, Achim-Rüdiger: Der Energiemarkt und die geschlossenen Versorgungsgebiete der Strom- und Gaswirtschaft im Übergang zum Wettbewerb, Baden-Baden 1996, S. 40-41. 3,0 Den Inhalt der Richtlinie vom Juli 1996 diskutiert ausführlich Börner (1996), a.a.O., S. 41-50.
134
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
ist im Februar 1997 vom Europäischen Parlament verabschiedet worden.3" Bis zum 1. Januar 1999 haben die Mitgliedstaaten Zeit, die Vorgaben der Richtlinie in nationales Recht umzusetzen. Bis Anfang 1999 müssen sie min
destens 23 %, bis 2003 mindestens 33 % ihres Strommarktes für den inter nationalen Wettbewerb öffnen.312 Gerade die geschilderten, jahrelangen Auseinandersetzungen um die
Reform des Elektrizitätssektors in der EU zeigen, daß der richtige Mittelweg zwischen Dirigismus und völlig freiem Wettbewerb in der Energiewirtschaft schwer zu finden ist3'3 Die Tendenz geht jedoch, ausgehend von den USA und England und sicher weiter gefördert durch die Reformen in der EU,
weltweit dahin, den Wettbewerb so weit zuzulassen, wie es unter Beachtung
der Prinzipien der Versorgungssicherheit und der Umweltpolitik vertretbar ist. Diese Entwicklung bildet die entscheidende Voraussetzung für Internatio nalisierungsbestrebungen in der Energiewirtschaft Abschließend soll daher
der aktuelle Stand der Internationalisierungsbemühungen auf diesem Sektor
dargestellt werden.
4.2.2 Stand der Internationalisierungsbemühungen in der Energiewirtschaft Eine bereits seit längerem etablierte Form der internationalen Zusammenar
beit auf dem Gebiet der Elektrizitätsversorgung stellen staatenübergreifende
Verbundnetze dar. Das größte dieser Verbundnetze in Europa ist die „Union pour la Coordination de la Production et du Transport de l'Ectricite" (UCPTE),
zu dem sich die Bundesrepublik, die Beneluxstaaten, Frankreich, Spanien, Portugal, die Schweiz, Österreich, Italien, die Nachfolgestaaten des ehemali
gen Jugoslawien und Griechenland zusammengeschlossen haben. Daneben bestehen in Europa das NORDEL-Verbundnetz (Dänemark, Norwegen, Schwe 311 Vgl. Sendner, Helmut: EU-Staaten feilschen um Richtlinien, Die Welt vom 10.6.1997, Beilage „Welt der Energie", S. G4. 312 Vgl. Knabl, Gisela: Start frei für mehr Wettbewerb, Die Welt vom 10.6.1997, Beilage „Welt der
Energie", S. G1. 313 Einen interessanten Vorschlag für ein aus Sicht der Autoren optimales Modell machen Flavin/Lenssen (1995), a.a.O., S. 65-73. Ein ökologisch orientiertes Liberalisierungsmodell stel len Müller/Hennicke (1995), a.a.O., S. 121-125 vor.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
135
den, Finnland, Island) und das CENTREL-Verbundnetz (Länder des ehemali gen Ostblocks)3'4 Verbindungen bestehen zwischen UCPTE und dem briti
schen Netz, UCPTE und NORDEL sowie UCPTE und CENTREL; 1995 sind
Polen, Slowakien, Tschechien und Ungarn vorläufig, 1997 endgültig an das UCPTE-Netz angeschlossen worden 3,5 Diese Verbundnetze dienen ursprünglich in erster Linie dazu, Versorgungs sicherheit und Frequenzstabilität über die Ländergrenzen hinweg zu garantieren. In den vergangenen Jahren sind sie jedoch zunehmend auch zum Träger ei
nes wachsenden internationalen Stromhandels geworden, der 1994 im Rah
men des UCPTE-Netzes ein Volumen von ca. 200 TWh bzw. ca. 20 Mrd. DM erreicht hat. Als Exportländer haben sich in diesem Zusammenhang z.B. Frankreich und Norwegen etabliert.316 Verschiedene fertiggestellte, im Bau befindliche oder geplante technische Großprojekte werden in Zukunft die Voraussetzungen für diesen internatio
nalen Stromhandel noch weiter verbessern. Dazu zählen etwa die Ost-WestHochleistungsverbindung von Rußland über Weißrußland und Polen nach Deutschland, die Verbindung aller Ostsee-Anrainerstaaten miteinander, die
Verbindung der UCPTE mit den Maghreb-Ländern Marokko, Algerien und Tu
nesien sowie die Ausdehnung dieser Verbindung bis in den Nahen Osten und die Golfregion. Im Anfangsstadium befinden sich Pläne für ein panafrika
nisches Netz sowie für die Verbindung der UCPTE über Rußland mit China, Alaska und den USA.3'7
Dies zeigt, genauso wie die Ausführungen zur weltweiten Liberalisierung
des Elektrizitätssektors, daß nationale Grenzen sowohl im Bereich der Ener gieerzeugung als auch im Bereich der Energieversorgung zunehmend an Be
314 Vgl. Oesterwind/Pfaffenberger/Hasse (1996), a.a.O., S. 30-31. Über die Geschichte der Ver
bundnetze unterrichtet Ann, Holger: Verbund heißt vor allem Wirtschaftlichkeit, Siemens Standpunkt 10 (1997), Nr. 2, S. 18-21. 315 Vgl. Ann (1997), a.a.O., S. 20. 316 Vgl. Kuhnt, Dietmar: Die veränderten Marktbedingungen für deutsche Energieversorger, hrsg.
von der RWE Energie AG, o.O. 1994, S. 12, 14. 3,7 Vgl. Bierhoff, R.: Transeuropäische Netze (Vortrag auf dem Kongreß des Handelsblattes über transeuropäische Netze am 17.10.1994 in Frankfurt a.M.), unveröff. Manuskript, o.O. 1994, S. 4-8; Ann (1997), a.a.O., S. 21; Oesterwind/Pfaffenberger/Hasse (1996), a.a.O., S. 31-32.
136
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
deutung verlieren. Die Energiekonzerne werden zu „global players", und als Folge hiervon ist in den neunziger Jahren die Intensität ihrer Internationalisie
rungsbemühungen deutlich angestiegen. Teilnehmer dieses Wettbewerbs sind neben den EVU die großen EPC-Firmen (Engineering - Procurement -
Construction), Gas- und Ölunternehmen sowie die führenden Anlagenliefe ranten. Aufsehenerregende Aktivitäten in den frühen neunziger Jahren sind
etwa der Erwerb der MIBRAG durch ein englisch-amerikanisches Konsortium aus Power Gen, NRG und Morrison-Knudsen oder das Joint Venture der
amerikanischen ENRON und der russischen GAZPROM mit dem Ziel, Erdgas318 kraftwerke in Westeuropa zu bauen und zu betreiben.
Heute kann kaum noch ein führender Energiekonzern auf Internationali sierungsstrategien verzichten, wie die folgenden Beispiele zeigen: •
Die Electricite de France (EdF) betreibt Stromexport in alle Nachbarländer Frankreichs, beteiligt sich in Mittel- und Osteuropa an der Umstrukturierung
der dortigen Stromwirtschaft, hat bereits zahlreiche Consulting-Aufträge in Ost- und Südasien ausgeführt und ist seit 1992 in Argentinien in der
Stromerzeugung und Stromverteilung tätig. Das Unternehmen ist an dem südafrikanischen Programm „electricity for all“ beteiligt und engagiert sich in Marokko und an der Elfenbeinküste.319 •
Der britische Energiekonzern National Power hat in den vergangenen Jah ren vor allem seine Beteiligung an ausländischen Kraftwerksprojekten we
sentlich ausgedehnt und allein im Geschäftsjahr 1996/97 Beteiligungen
an Erzeugungsanlagen in Hazelwood/Australien (52 %), Kot Addu/Pakistan (36 %), Milford/USA (100%), Marmara/Türkei (33 %) erworben.
Darüber hinaus errichtet der Konzern gemeinsam mit internationalen
Partnern mehrere Kraftwerksanlagen in Übersee, z.B. in Indonesien. Zum Zweck des Vordringens auf den chinesischen Markt hat National Power 1996/97 gemeinsam mit dem Hongkonger Energieunternehmen Power
318 Vgl. Kuhnt (1994), a.a.O., S. 19. 319 Vgl. McQuade (1996), a.a.O., S. 58-59; Maier, Klaus-Dieter/Kartenbender, Steffen: Interna-
tionalisierung in der Strom Wirtschaft, Sonderdruck aus Energie & Management vom 1.5.1997, Stuttgart 1997, S. 3.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
137
Pacific Company das Tochterunternehmen National Power Pacific Com
pany gegründet, dessen Ziel in der Finanzierung von Modernisierungen und Kapazitätserweiterungen chinesischer Kraftwerke liegen soll320 •
Die Southern Company, der größte Stromerzeuger der USA, versorgt Kun
den in neun Ländern auf vier Kontinenten mit Elektrizität und hat im Ok tober 1996 die britische South Western Electricity sowie im Januar 1997 80% der Anteile der Hongkonger CEPA, des größten unabhängigen
Stromproduzenten Asiens, erworben. Die gesamten Auslandsinvestitionen des Konzerns betragen über 5 Mrd. US-J und damit über 15 % des Ge. 321 samtvermogens.
•
Die Edison Mission Energy, eines der größten EVU der USA, betreibt Kohle- und Gaskraftwerke in Australien sowie Wasserkraftwerke in Spani
en und Wales, und ist mit zahlreichen BOT-Projekten vor allem in Asien präsent, z.B. in Indonesien.322
•
Die RWE Energie AG engagiert sich vor allem in Ungarn, der Tschechi
schen Republik, Norwegen und auf der Iberischen Halbinsel. Das Unter
nehmen hält u.a. Anteile an der Budapester Elektrizitätswerke AG, der Nordungarischen Stromversorgung, der tschechischen 5KO-ENERGO, der
ungarischen Matra Kraftwerk AG, dem spanischen Stromerzeuger Endesa und der portugiesischen Turbogas.323 •
Die Siemens-Töchter Siemens Power Ventures (SPV) und Kraftwerk-
Union (KWU) haben sich in den letzten Jahren an zwölf Kraftwerkspro
jekten auf drei Kontinenten beteiligt. Drei dieser Projekte (in Portugal, In dien und Indonesien) führen die Unternehmen gemeinsam mit der briti
schen Power Gen durch. Für das Jahr 1998 ist ein Joint Venture mit ei
320 321 322 323
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
National Power: Annual Review 1997, o.O. 1997, S. 2-6. McQuade (1996), a.a.O., S. 64-65; Maier/Kartenbender (1997), a.a.O., S. 3. McQuade (1996), a.a.O., S. 60. McQuade (1996), a.a.O., S. 60-61; Maier/Kartenbender (1997), a.a.O., S. 5; RWE-
Ingenieure sollen Weg für spartenübergreifende Projekte ebnen, Frankfurter Allgemeine Zei tung vom 10.9.1997, S. 26; Farnung, Roland: Die Strategie der RWE Energie AG. Zukunftsper spektiven und Chancen (Vortrag auf der Informationsveranstaltung für Betriebsräte und Man datsträger der Regionalversorgungen der RWE Energie am 19. September 1995 in Gelsenkir chen), unveröff. Manuskript, S. 25-27.
138
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
nem Umsatzvolumen von 2,7 Mrd. DM zwischen dem Kernenergiege schäft der KWU und der British Nuclear Fuels geplant324
Seit Beginn der neunziger Jahre steigen zunehmend private Investoren in das Stromgeschäft ein, um als sogenannte „Independent Power Producers" (IPP)
Kraftwerksprojekte vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern zu finan zieren. Dies erhöht wiederum den Druck auf die EVU, ihrerseits den globalen
Wettbewerb anzunehmen und ihre Internationalisierungsstrategien zu forcie-
4.3 Operationalisierung der Konzepte der Nachhaltigkeit und der
Internationalisierung innerhalb der Energiewirtschaft Auf der Grundlage des in Kapitel 4.1 und 4.2 Erarbeiteten sollen im folgen
den die Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisierung speziell für den Bereich der Energiewirtschaft präzisiert werden. Dabei folgt die Darstellung den Prinzipien, die in Kapitel 1.3.1 und 1.3.2 bzw. Kapitel 2.4 für die betriebswirtschaftliche Operationalisierung des Nachhaltigkeitskon zeptes sowie des Internationalisierungskonzeptes herausgearbeitet wurden.
4.3.1
Nachhaltigkeit
Prinzip der Suffizienz In keinem anderen Wirtschaftszweig ist das Prinzip der Suffizienz von so gro ßer Bedeutung wie in der Energiewirtschaft. Auf die Belange der Energiewirt schaft konkretisiert, bedeutet es, daß umweltbelastende und nicht erneuerba
re Energieträger durch umweltverträgliche und erneuerbare Energieträger mit vergleichbaren Funktions- und Qualitätsmerkmalen ersetzt werden sollten. In Kapitel 4.1 ist gezeigt worden, daß unter Nachhaltigkeitsaspekten eine Sub 324 Vgl. Köhler, Wolfgang: Power-Management im Stromgeschäft, New World. Das Siemens-
Magazin 1997, Nr. 1, S. 16-18; BNFL soll Siemens-Kernenergie stärken, Die Welt vom 16.10.1997, S. 15. 325 Vgl. Mattner, Ulrich: Neue Betreiber drücken Kosten. Wettbewerb im internationalen Kraft
werksgeschäft wird schärfer, Die Welt vom 9.10.1997, S. 28.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
139
stitution der fossilen Brennstoffe langfristig unumgänglich ist Da die regene rativen Energiequellen entweder zur Deckung des globalen Energiebedarfs
nicht ausreichen (Wasserkraft, Windkraft, Geothermik) oder noch keine Markt reife erlangt haben (Solarenergie), ist zunächst eine verstärkte Nutzung der Kernenergie unter der Bedingung sinnvoll, daß die bestehenden Konzepte
zur Störfallvermeidung und Abfallentsorgung verbessert werden. Da die Sola renergie als einziger Energieträger alle Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllt,
muß sie jedoch in einer langfristigen Perspektive die dominierende Rolle im Energiemix übernehmen. Für die Energiekonzerne sind mit dieser Situation betriebswirtschaftliche
Grundsatzentscheidungen verbunden. Würden sie ganz einem kurzfristigen Gewinnmaximierungsprinzip folgen, müßten sie vollständig auf fossile Brenn
stoffe setzen, da diese momentan (noch) den rentabelsten Energieträger darstellen. Angesichts der umweltpolitisch notwendigen und daher zu erwar
tenden Verschiebungen im Energiemix wäre es aber auch betriebswirtschaft lich verantwortungslos, sich nicht bereits heute auf diese Veränderungen vor
zubereiten, um in Zukunft Wettbewerbsvorteile ausspielen zu können. Ein
Kompromiß müßte wie folgt lauten: Einsatz fossiler Brennstoffe so viel wie
nötig, um die Wettbewerbsfähigkeit von heute aufrechtzuerhalten; Einsatz alternativer Energieträger so viel wie möglich, um die Wettbewerbsfähigkeit von morgen vorzubereiten. Ansätze zu einer solchen Unternehmenspolitik sind bereits erkennbar: •
Die RWE Energie AG weist in ihrem Umweltschutzbericht von 1996 dar auf hin, daß das Unternehmen mehrere Forschungs- und Entwicklungs anlagen im Bereich der Windkraft und der Photovoltaik in Deutschland
und im Ausland unterhält. Außerdem ist mit Hilfe der Einnahmen aus dem freiwilligen „Umwelttarif", die das Unternehmen aus eigenen Mitteln verdoppelt, eine deutliche Intensivierung dieser Bemühungen geplant326 326 Vgl. Umweltschutz bei RWE, hrsg. von der RWE AG, Essen 1996, S. 13-14, 19. Vgl. auch RWE Ener-
gie: Energie und Umweltschutz. In: Lauft, Rudolf J. (Hrsg.): Überzeugt vom Umweltschutz. Unter nehmen berichten zur ICC-Charta für langfristig tragfähige Entwicklung, Bonn 1995, S. 289-295, hier S. 291-292; Rede von Herrn Schwan anläßlich der Pressekonferenz zur Vorstellung des Umweltbe richtes am 13.11.1998, internes Papier der RWE AG, o.O. 1998, S. 5.
140 •
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
Die deutschen EVU verwenden 10 °/o der 900 Mio. DM, die sie jährlich
für die Nutzung regenerativer Energiequellen aufwenden, für Forschung, Entwicklung, Schulung und Fortbildung.327 •
EVU wie Tokyo Electric Power und Southern California Gas experimentie
ren mit Brennstoffzellanlagen, mit deren Hilfe sie Krankenhäuser, Hotels oder Bürogebäude mit Strom versorgen.328
Prinzip der Effizienz Aus klima- und umweltpolitischer Perspektive kommt dem Prinzip der Effizi
enz, bezogen auf die Energiewirtschaft, eine ähnlich hohe Bedeutung zu wie
dem Prinzip der Suffizienz. Da eine Substitution der fossilen Brennstoffe aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und der Versorgungssicherheit nur langfristig
möglich ist, muß eine möglichst effiziente Ausnutzung der fossilen Energie träger zur Minimierung der Schadstoffemissionen, vor allem des CO2-AUS-
stoßes, beitragen. In diesem Zusammenhang werden die folgenden Rationa
lisierungsmethoden diskutiert bzw. bereits eingesetzt:
•
Erhöhung der Effizienz der Kraftwerke, vor allem durch verbesserte Steuerungs- und Regelsysteme, durch eine optimierte Anlagentechnik sowie durch die Steigerung des Wirkungsgrades der Turbinen.329 In der Bundes
republik Deutschland etwa haben die EVU zwischen 1993 und 1996 ins gesamt über 200 Maßnahmen zur Wirkungsgradsteigerung fossil befeu
erter Kraftwerke mit einem CO2-Minderungspotential von über 8 Mio. t in Auftrag gegeben.330 In der öffentlichen Diskussion spielt momentan vor
327 Vgl. Grawe, Joachim: Klimavorsorge als neue Herausforderung. Klimavorsorge-Aktivitäten der
deutschen Stromversorger, SIEG TECH 12 (1996), Nr. 19, S. 13-14, hier S. 14. 328 Vgl. Flavin/Jenssen (1995), a.a.O., S. 48-49. 329 Zu den technischen Einzelheiten vgl. Rühland, Peter-Carl: Chancen und Grenzen von ratio neller Energienutzung und regenerativer Energiequellen aus der Sicht eines Energieversorgers. In: Nachhaltigkeit 2000 - tragfähiges Leitbild für die Zukunft? 1. Internationale Sommeraka demie St Marienthal, hrsg. von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Bramsche 1996, S. 179-186, hier S. 179-181; Tratz, Herbert: Ein technisches Triathlon, Siemens Standpunkt 7 (1994), Nr. 2, S. 11-14; Hlubek, W.: Tagesfragen der Kraftwerkstechnik, VGB Kraftwerk stechnik 77/1997, S. 894-896; Schilling, H.-D.: Ökologische Potentiale der Energieversorgung zukünftiger Generationen, VGB Kraftwerkstechnik 77/1997, S. 897-906. 330 Vgl. Grawe (1996), a.a.O., S. 13.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
141
allem das Konzept der Kraft-Wärme-Kopplung eine große Rolle, die eine Brennstoffausnutzung von bis zu 80% ermöglicht331 Die technische Seite des Konzeptes ist zwar weitgehend ausgereift, zur beschleunigten Marktein führung ist aber aus Wirtschaftlichkeitsgründen neben dem Engagement der EVU eine gezielte energiepolitische Flankierung unumgänglich.332
•
Verminderung der Kraftwerksemissionen durch geeignete Filteranlagen.
So haben etwa die bundesdeutschen EVU zwischen 1983 und 1988 ihre fossil befeuerten Kraftwerke komplett mit Rauchgasentschwefelungsanla gen und bis 1992 mit Rauchgasentstickungsanlagen ausgerüstet-333
•
Least-Cost Planning (LCP), ein aus den USA stammendes Planungs- und Regulierungskonzept für Unternehmen der Versorgungswirtschaft, das in erster Linie im Bereich der Elektrizitätsversorgung angewendet wird.334
Das Konzept zielt darauf, überhöhte Energienachfragen zu vermeiden, und beruht betriebswirtschaftlich auf der Erkenntnis, daß es sowohl für
den Endkunden als auch für die EVU sinnvoller sein kann, in Einsparmaß nahmen statt in zusätzliche Kraftwerkskapazitäten zu investieren.335 Die wesentlichen Maßnahmen der EVU zur Umsetzung des Konzeptes sind
Kundeninformations- und
Kundenberatungsprogramme, Wirtschaftlich
keitsberechnungen für Energiesparmaßnahmen, Zuschüsse für den Kauf verbrauchsarmer Endgeräte, Zinshilfen für kapitalintensive Einsparinvesti
tionen sowie - als in letzter Zeit besonders häufig erhobene Forderung die Weiterentwicklung der EVU zu umfassenden Energiedienstleistungs unternehmen.336 Als Weiterentwicklung des Least-Cost Planning-Konzepts 331 332 333 334
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
Ruhland (1996), a.a.O., S. 181. Müller/Hennicke (1995), a.a.O., S. 174-176. Müller (1993), a.a.O., S. 169-171. Leprich, Uwe: Least-Cost Planning als Regulierungskonzept Neue ökonomische Strategien
zur rationellen Verwendung elektrischer Energie, Freiburg 1994, S. 88-92. Interessante Anga ben zur Entstehungsgeschichte des Konzeptes machen Flavin/Lenssen (1995), a.a.O., S. 3840. 335 Die Grundidee hat Amory Lovins in den späten siebziger Jahren entwickelt: Solange aufgrund des Investitionsaufwandes für Kraftwerksneubauten eine eingesparte kWh kostengünstiger ist als eine neu erzeugte, sind Investitionen in Einsparprogramme für EVU betriebswirtschaftlich sinnvoll; vgl. Oesterwind/Pfaffenberger/Hasse (1996), a.a.O., S. 147. 336 Vgl. Zimmermann, Gebhard u.a.: Least-Cost Planning in der Elektrizitatswirtschaft, Zeitschrift für öffent
liche und gemeinwirtschaftliche Unternehmen 18 (1995), S. 437-454, hier S. 443-445.
142
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
ist das umweltpolitische Regulierungsinstrument der Integrierten Ressour cenplanung zu sehen, das nachfrageseitige (demand-side) und angebots seitige (supply-side) Instrumentarien miteinander verbindet337 •
Demand-Side Management (DSM), d.h. gezielte Bemühungen der EVU um eine möglichst sparsame Energienutzung bei den Kunden. Die Bereit schaft, entsprechende Programme wie z.B. das Förderprogramm KESS
(Kunden-Energie-Spar-Service) der RWE Energie AG ’
ümzusetzen, ist
durch eine veränderte betriebswirtschaftliche Prioritätensetzung gefördert
worden: Die EVU haben erkannt, daß nicht Umsatzmaximierung um jeden Preis, sondern optimaler Energieeinsatz auf allen Ebenen nicht nur um
weltpolitisch, sondern auch betriebswirtschaftlich sinnvoll ist Nur auf die ser Grundlage ist auch die Strategie der freiwilligen Selbstverpflichtung der
deutschen Wirtschaft, in erster Linie der Elektrizitätswirtschaft, zur Reduzie rung der CO2-Emissionen umsetzbar.339 •
In der Bundesrepublik Deutschland wenden ca. 50 EVU die Konzepte des Demand-Side Management und des Least-Cost Planning an.340 In den USA haben die Energieversorgungsunternehmen ihre Ausgaben in die
sem Bereich von 0,9 Mrd. US-$ im Jahr 1989 auf 2,8 Mrd. US-5 im Jahr 1993 gesteigert341; für 1996 wird ein Budget von 3,6 Mrd. US-$ erwar tet342 Intensive Anstrengungen in diesem Bereich werden auch in Kana da, Dänemark, Schweden, den Niederlanden, Thailand, Brasilien, China und Mexiko unternommen. Das Lawrence Berkeley Laboratory schätzt,
daß Demand-Side Management und Least-Cost Planning allein in den Entwicklungsländern den Anstieg des Strombedarfs auf ein Viertel reduzie ren könnten.343 Das Konzept wird jedoch nur dann wirklich greifen kön337 Vgl. Wietfeld, Axel M.: Energie-Marketing. Evaluierung von Demand-Side Management Pro-
grammen unter dem besonderen Aspekt von Dienstleistungskriterien, Essen 1998, S. 19. 338 Vgl. Kuhnt (1994), a.a.O., S. 13; Umweltschutz (1996), a.a.O., S. 18-19. 339 Vgl. Kley, Max Dietrich: Aktuelle Perspektiven der industriellen Energie- und Kraftwirtschaft aus der Sicht des Jahres 1996 - Energie- und Umweltpolitik für den Industriestandort Deutsch land, VIK-Mitteilungen 1996, H. 6, S. 126-132, hier S. 128-129. 340 Vgl. Rühland (1996), a.a.O., S. 182-183, der besonders die LCP-Aktivitäten der Preussen
Elektra darstellt 341 Vgl. Flavin/Lenssen (1995), a.a.O., S. 41. 342 Vgl. Müller/Hennicke (1995), a.a.O., S. 141. 343 Vgl. Flavin/Lenssen (1995), a.a.O., S. 42-44.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
143
nen, wenn politische Anreizmaßnahmen zu den Bemühungen der EVU । • 344 hinzutreten. •
Ein neues technisches Gesamtkonzept der Energieversorgungsunterneh
men zum effizienten Energieeinsatz stellt der in den USA entwickelte Po wer Quality Park dar, mit dessen Umsetzung die qualitative Fortentwick
lung der EVU zu Energiedienstleistungsunternehmen angegangen werden soll. Großabnehmer wie eine Fabrik, ein Bürokomplex oder auch ein gan
zes Gewerbegebiet werden hier zu einem technischen Gesamtsystem
kombiniert, in dem jeder Nutzer individuell beraten wird und quantitativ wie qualitativ exakt so viel Strom erhält, wie er benötigt345 Prinzip der Konsistenz
Auch im Bereich des Konsistenzprinzips, das auf die Verwirklichung geschlos sener Stoff- und Energiekreisläufe mit einer möglichst weitgehenden Rück gewinnung und Wiederverwertung von Energie und Reststoffen zielt, beste
hen gerade in der Energiewirtschaft weitreichende Handlungsmöglichkeiten.
So kann z.B. der in Kohlekraftwerken bei der Rohwasseraufbereitung anfal lende kalksteinhaltige Schlamm als Reaktionsmittel in den Rauchgasent schwefelungsanlagen eingesetzt werden, und der bei der Rauchgasent
schwefelung entstehende Gips kann in vielen Bereichen, z.B. als Baustoff oder als Düngemittel, Verwendung finden. Andere Abfälle können durch Ver brennung zur nochmaligen Strom- oder Wärmegewinnung dienen.346
Prinzip der Offenheit gegenüber der Umwelt Die Energiewirtschaft steht wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig, vielleicht mit Ausnahme der Chemischen Industrie, im Brennpunkt öffentlicher Um
weltdiskussionen. Dies betrifft in erster Linie die Themen der Klimaverände rung durch CO2-Emissionen sowie der Gesundheitsrisiken durch die friedli344 Vgl. Zimmermann (1995), a.a.O., S. 453-454. 345 Vgl. Wenzl, Heinz: Neue Dienstleistungen im liberalisierten Markt Tendenzen in der amerika
nischen Stromwirtschaft, Energiewirtschaftliche Tagesfragen 47 (1997), S. 114-116. 346 Vgl. Umweltschutz (1996), a.a.O., S. 15-16. Die RWE AG erhebt in ihrem Umweltbericht von
1998 die „Verwirklichung der Kreislaufwirtschaft“ zu einem ihrer wichtigsten Prinzipien; vgl. RWE AG: Umweltbericht 1998, Essen 1998, S. 13.
144
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
ehe Nutzung der Kernenergie. Beides, vor allem letzteres, sind im Grunde Stellvertreterdebatten, in denen es generell um die Vor- und Nachteile der modernen Industriegesellschaft geht347 Häufig werden lediglich Meinungen ausgetauscht, ohne auf die Fakten Rücksicht zu nehmen. Hier liegt ein weites Betätigungsfeld für die Energiewirtschaft, um durch einen intensiven Dialog mit der Öffentlichkeit, durch aktive Öffentlichkeitsarbeit wie z.B. Umweltspon
soring und durch intelligentes Umweltmarketing die eigene Glaubwürdigkeit nach außen zu erhöhen und die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber den 348 eigenen Zielen zu stärken. Prinzip der Optionenmaximierung und Risikostreuung
Dieses Prinzip bezieht sich im Zusammenhang mit der Energiewirtschaft vor allem auf die Diversifizierung des Energiemix. Ein Energiekonzern erreicht ei
ne größtmögliche Unabhängigkeit von politischen und gesellschaftlichen Ent
wicklungen und eine maximale Handlungsfähigkeit, wenn er sich auf mög
lichst viele unterschiedliche Energieressourcen stützt und deren Potential mit möglichst vielen verschiedenen Prozessen und Verfahren nutzt. Nur dann ge
lingt es ihm, umweltkritische Ressourcen auch kurzfristig und ohne gravieren de betriebswirtschaftliche Nachteile zu substituieren. Diese Erkenntnis zeigt
etwa das Unternehmensleitbild der Siemens-Tochter KWU, das als Grund prinzip die „Vielfalt der Technologien zur Nutzung aller Energiequellen" her ausstellt.349 Prinzip des vernetzten, ganzheitlichen Denkens und Handelns
Die umfassenden Auswirkungen des Faktors Energie auf Wirtschaft, Gesell schaft und Umwelt zwingen gerade die Energiewirtschaft zu ganzheitlichem 347 Vgl. Köcher, Renate: Emotionen als Standortfaktor. Die Einstellungen der Bevölkerung zu Energiepolitik und Umweltschutz, VIK-Mitteilungen 1997, H. 1, S. 2-5, hier S. 3. 348 Daß die EVU diese Notwendigkeit verstärkt erkennen, zeigt auch das Konzernleitbild der RWE AG vom Februar 1997: „Einen offenen und kontinuierlichen Informationsaustausch, auch über die Grenzen des eigenen Informationsbereichs hinaus, sehen wir als notwendige Grundlage einer erfolgreichen Zusammenarbeit" Vgl. Gemeinsam erfolgreich - die Zukunfts gruppe. Leitbild für den RWE-Konzern, Essen 1997, o.Sz. 349 Vgl. Hüttl, Adolf: „Power for Generations". Beitrag der KWU zur nachhaltigen Entwicklung,
Siemens Standpunkt 10 (1997), H. 4, S. 15-17, hier S. 17.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
145
Denken und Handeln. Dazu zählt etwa die Betonung einer langfristigen Per
spektive gegenüber kurzfristigem Gewinndenken, wie sie z.B. in der Förde rung heute noch unrentabler Energieträger zum Ausdruck kommt. Der Ganz
heitlichkeitsgedanke steht auch hinter den Bestrebungen nach einer Umge staltung der EVU zu umfassenden Energiedienstleistungsunternehmen.350 Noch grundsätzlicher gedacht, bedeutet ganzheitliches Denken und Handeln
innerhalb der Energiewirtschaft, daß sie aus eigener Initiative Konzepte für ei
nen ökologisch, ökonomisch und sozial verträglichen Umgang mit der Res
source Energie entwickelt, statt auf Vorgaben aus Politik und Gesellschaft zu warten und diese dann lediglich reaktiv in die Tat umzusetzen.351 Prinzip einer Kultur des Wandels
Auch das Prinzip der Unternehmenskultur des Wandels ist gerade für Ener giekonzerne von großer Relevanz. Nur wenn sie auf den Ebenen der Unter
nehmensorganisation, der Unternehmensphilosophie, der Menschenführung und der innerbetrieblichen Zusammenarbeit als „Lernunternehmen"352 auf treten und agieren, wird es ihnen gelingen, den ständigen neuen Herausfor derungen, die mit der notwendigen Umstrukturierung des Energiesektors in
der Zukunft verbunden sein werden, erfolgreich zu begegnen. Dies betrifft vor allem ihre Fähigkeit, neue bzw. bislang noch nicht etablierte Energieträger
sowie Prozesse und Verfahren zur Energieerzeugung und Energieversorgung
frühzeitig aufzugreifen und zur Marktreife zu führen. Prinzip der Dezentralisierung
Die Struktur der Energiewirtschaft beruht traditionell auf großen, zentralen
Anlagen zur Stromerzeugung und Stromversorgung. Diese Strukturmerkmale verdankt sie jedoch in erster Linie ihrer bisherigen Konzentration auf fossile
Brennstoffe, deren Gewinnung und Nutzbarmachung in großer räumlicher Entfernung vom Endverbraucher erfolgt In dem Maße, wie der Anteil der re 350 Vgl. Oesterwind/Pfaffenberger/Hasse (1996), a.a.O., S. 143-144. 351 Vgl. Williams (1994), a.a.O, S. 144-145. 352 Zur Theorie des Lernunternehmens vgl. Oesterwind/Pfaffenberger/Hasse (1996), a.a.O,
S. 115-136.
146
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
generativen Energiequellen, vor allem der Solarenergie, am Energiemix steigt,
wird sich diese einseitige Konzentration auf eine zentrale Organisationsstruk tur vermutlich als ineffektiv erweisen, da sie mit unnötig hohen Energie-,
Stoff- und Materialflüssen verbunden ist Das Prinzip der Dezentralisierung ist daher in Zukunft gerade für den Bereich der Stromerzeugung von besonderer
Wichtigkeit. Flavin/Lenssen vermuten, daß ein Konzern, der heute 50 große Kraftwerke betreibt, in Zukunft vielleicht über 5.000 Klein- oder 50.000 Klein stanlagen verfügen wird.353 Energieerzeugungsformen wie Photovoltaik oder
Brennstoffzellen erlauben im Gegensatz zu fossil befeuerten Kraftwerken auch in kleineren Anlagen einen wirtschaftlichen Betrieb und entfalten gerade dort ihre ökologischen Vorteile.354 Eine solche Dezentralisierung der Produk tionsstätten würde für die EVU auch eine zumindest teilweise Dezentralisie
rung der Unternehmensorganisation bedeuten.
4.3.2 Internationalisierung Prinzip der Toleranz
Hinsichtlich dieses Prinzips des Internationalisierungskonzeptes weist die Energiewirtschaft keine Besonderheiten gegenüber anderen Wirtschaftszwei gen auf, so daß an dieser Stelle auf das bereits in Kapitel 2.3.3 und 2.4 Ge sagte verwiesen werden kann.
Prinzip der Kostenreduzierung und Nutzenmaximierung Energie in Form von Elektrizität ist ein „grenzenloses" Produkt, wie vor allem
die Ausführungen zu den grenzüberschreitenden Verbundnetzen gezeigt ha
ben (vgl. dazu näher Kapitel 4.2.2). Die Homogenität der Ware Strom ermög
licht zudem ein weltweit nahezu einheitliches Marketing. Diese Vorausset zungen prädestinieren den Energiesektor geradezu für Internationalisierungs
strategien. Die Möglichkeit zur einheitlichen, länderübergreifenden Erfassung großer Verbraucher- bzw. Kundenpotentiale ist hier in besonders starkem
353 Vgl. Flavin/Lenssen (1995), a.a.O., S. 48. 354 Vgl. Williams (1994), a.a.O., S. 158-161.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
147
Maße gegeben, so daß das Prinzip der Kostenreduzierung und Nutzenmaxi mierung durch Internationalisierung eine signifikante Relevanz gerade für den
Energiesektor besitzt.
Prinzip der kulturellen Aufgeschlossenheit Die quantitativ wie qualitativ ausreichende Versorgung einer Gesellschaft mit
Energie bildet eine Grundvoraussetzung für deren wirtschaftliche Entwicklung sowie für ihr Wohlstandsniveau.
Den
Energieversorgungsunternehmen
kommt daher eine besondere Verantwortung sowohl für die ökonomische als
auch für die soziale Entwicklung einer Gesellschaft zu. Der Energiesektor kann vor diesem Hintergrund nicht nur als Motor, sondern darüber hinaus auch als
Symbol der Konsumgesellschaft bezeichnet werden. Da sich die kulturellen Strukturen einer Gesellschaft immer auch in ihren Konsummustern wider spiegeln, erscheint es gerechtfertigt, dem Energiesektor eine besondere kultu
relle Relevanz zuzuweisen. Dies zwingt die Energiekonzerne in besonderem
Maße zur Beachtung des Prinzips der kulturellen Aufgeschlossenheit bei ih ren Akkulturationsmaßnahmen.
Prinzip der Unsicherheitsreduzierung Die Energiewirtschaft ist ausgesprochen stark mit technischen, politischen und betriebswirtschaftlichen Unsicherheiten behaftet. Dies betrifft nicht nur
die Kernenergie (Störfallrisiko, Abhängigkeit vom gesellschaftlichen Mei
nungsklima), sondern auch die fossilen Brennstoffe (Abhängigkeit von inter nationalen Abkommen zur Emissionsreduzierung, von ölfördernden Ländern etc.) und die regenerativen Energiequellen (Abhängigkeit von politischen Förderprogrammen im Übergangszeitraum). Von politischen, sozialen oder
ökonomischen Krisen ist der Energiesektor häufig in besonderem Maße be troffen. Daher können gezielte Internationalisierungsmaßnahmen, indem sie die Geschäftsaktivitäten und damit die Geschäftsrisiken auf mehrere Länder verteilen, ein wesentliches Element aktiver Unsicherheitsreduzierung sein.355 Auf der anderen Seite können bei mangelhaft geplanten Internationalisie 355 Vgl. Maier/Kartenbender (1997), a.a.O., S. 5.
148
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
rungsmaßnahmen auch neue Unsicherheiten entstehen; vor allem das Pro blem der „Stranded Costs" und ihrer Weitergabe über den Strompreis an den Endverbraucher muß als nach wie vor ungelöst bezeichnet werden 356 Prinzip der vernetzten, ganzheitlichen Planung und Führung
Hier gilt im wesentlichen das gleiche, was bereits in Kapitel 4.3.1 unter „Prin zip des vernetzten, ganzheitlichen Denkens und Handelns" gesagt worden ist.
Der Energiesektor mit seinen umfassenden Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt und seiner hohen Verantwortung innerhalb dieser Be reiche verlangt geradezu nach staatenübergreifenden Aktivitäten und Organi
sationsformen. Dies bedeutet jedoch zusätzlich zu der hohen Komplexität, die in der Energiewirtschaft ohnehin durch den zentralen gesellschaftlichen
Stellenwert der Ware Energie entsteht, eine weitere Komplexitätserhöhung
durch wachsende geographisch-kulturelle Vielfalt. Diese Komplexität ist nur durch vernetzte, multiperspektivische Denk- und Handlungsstrukturen sowohl bei der Durchführung einer Internationalisierungsmaßnahme im Energiebe
reich als auch bei der Führung eines internationalen Energiekonzerns ange messen zu bewältigen.
Prinzip einer evolutionär ausgerichteten Unternehmensentwicklung Unter dem Prinzip einer evolutionär ausgerichteten Untemehmensführung ist,
wie in Kapitel 2.4 dargestellt, die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen
für kontinuierliche kulturelle Lernprozesse aller Mitarbeiter eines Unterneh mens sowie die Gewährleistung einer permanenten unternehmenskulturel
len Anpassung an die allgemeine gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung
zu verstehen. Dieses Prinzip gilt für die Energiewirtschaft ebenso wie für alle anderen internationalisierenden Wirtschaftszweige. Im Selbstverständnis der
Energiekonzerne spielt es heute z.T. bereits eine beachtliche Rolle, wie ex emplarisch die folgende Passage aus dem Untemehmensleitbild der RWE
von 1997 zeigt:
356 Vgl. Schmitt, Dieter: „Stranded Costs" und Liberalisierung, Energiewirtschaftliche Tagesfragen
48 (1998), S. 143-148.
Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft
149
„'Lebenslanges Lernen' und 'ständigen Wandel' verstehen wir als Herausforderung. Wir wer den uns fortlaufend weiter qualifizieren und fortbilden. Unsere verschiedenen Aktivitäten in den Konzernbereichen bieten interessante und attraktive Möglichkeiten, sich beruflich und persönlich im Inland wie im Ausland weiterzuentwickeln. Die Instrumente des konzerninternen Arbeitsmarkts und einer konzernweiten Mitarbeiter- und Führungskräfteentwicklung werden wir deswegen zielstrebig nutzen."357
Prinzip der Dezentralisierung Für das Prinzip der Dezentralisierung innerhalb des Internationalisierungskon
zepts gelten dieselben Operationalisierungsrichtlinien wie innerhalb des Kon zepts der Nachhaltigkeit; vgl. daher die Ausführungen in Kapitel 4.3.1. Diese Parallelität beweist nochmals, wie eng die Konzepte der Nachhaltigkeit und
der Internationalisierung miteinander verzahnt sind.
357 Gemeinsam erfolgreich - die Zukunftsgruppe. Leitbild für den RWE-Konzern, Essen 1997, o.Sz.
5 Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik Die Entscheidung für die Tschechische Republik als regionales Fallbeispiel
dieser Untersuchung ist in drei Schritten erfolgt. In einem ersten Schritt ist die Wahl auf den ost- sowie ostmitteleuropäischen Raum gefallen, da die dorti
gen Staaten nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Ostblocks erstens einen attraktiven Markt für ausländische EVU darstellen und zweitens auf
grund der ökonomisch wie ökologisch dringend notwendigen Umstrukturie rung ihrer Energiewirtschaft ein weites Feld für Internationalisierungsbestrebungen und Innovationen im Sinne nachhaltiger Energieversorgung bieten. In
einem zweiten Schritt sind die in Frage kommenden Staaten auf Rußland, Polen und die Tschechische Republik eingegrenzt worden, da diese in Ostsowie Ostmitteleuropa bevorzugte Ziele für ausländische Investoren bilden. In
einem dritten Schritt ist die endgültige Wahl schließlich aus den folgenden
Gründen auf die Tschechische Republik gefallen:
•
Unter den ostmittel- und osteuropäischen Staaten zählt die Tschechische Republik zu jenen Ländern, die bereits die intensivsten wirtschaftlichen
Beziehungen zur EU und zur NATO aufgebaut haben. •
Die Industriestruktur ist durch einen hohen Anteil an energieintensiver Produktion gekennzeichnet.
•
Die traditionell große Bedeutung des Energiesektors in der tschechischen Wirtschaft garantiert eine hohe Zahl an qualifizierten Arbeitskräften.
•
Die Konzentrierung auf Stein- und Braunkohle als Energieträger unter so
zialistischer Herrschaft macht ökonomische sowie ökologische Moderni sierungen in großem Umfang notwendig.
•
Die Privatisierung der Wirtschaft wurde in der Tschechischen Republik im Vergleich zu anderen Ländern des ehemaligen Ostblocks verhältnismäßig
schnell angegangen. Obwohl es Rückschläge und Fehlentwicklungen in
diesem Bereich gab und gibt, ist die Hinwendung zur Marktwirtschaft ein deutig.358
358 Vgl. dazu näher Kapitel 5.1.1.
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
152
•
Die wirtschaftlichen Eckdaten der Tschechischen Republik sind positiv für diese Region, obwohl es 1996/97 zu krisenhaften Symptomen kam.359
•
Trotz der Regierungskrise 1997/98 ist die grundsätzliche parlamentarisch
demokratische Ausrichtung der Tschechischen Republik nicht gefährdet
•
Die tschechische Energiepolitik ist trotz der Verzögerung der Privatisierung
grundsätzlich markt- und konkurrenzorientiert
•
Für Investoren aus dem westlichen Ausland ist die Tschechische Republik aus den genannten Gründen als Sprungbrett für den osteuropäischen
Markt von besonderer Bedeutung.
Im folgenden wird zunächst die allgemeine politische und wirtschaftliche Entwicklung der Tschechischen Republik unter besonderer Berücksichtigung des Energiesektors seit der Revolution von 1989/90 dargestellt (Kapitel 5.1).
Darauf folgt eine Analyse der tschechischen Energiewirtschaft und Energie
versorgung unter ökologischen Nachhaltigkeitsgesichtspunkten (Kapitel 5.2). Abschließend ist nach den Rahmenbedingungen für Internationalisierungs
maßnahmen in der Tschechischen Republik zu fragen (Kapitel 5.3).
5.1 Allgemeinwirtschaftliche und energiewirtschaftliche Entwicklung der Tschechischen Republik seit der Wende 1989/90 5.1.1
Politische und wirtschaftspolitische Rahmensetzungen
Im Zuge der politischen Umwälzungen in den Ländern des Ostblocks im Jahr 1989 ist es auch in der Tschechoslowakei zum Aufbegehren der Bevölkerung gegen die kommunistische Herrschaft gekommen. Im November und De zember 1989 hat die unblutige, sogenannte „samtene" Revolution die kom
munistische Einparteienherrschaft beendet, und der Schriftsteller Vaclav Havel sowie der Reformer Alexander Dubcek, beide bereits 1968 im „Prager Früh ling" aktiv, sind zum Staats- bzw. Parlamentspräsidenten gewählt worden.360 359 Vgl. dazu näher Kapitel 5.1.2. 360 Vgl. Jäger, Peter/Kutschera, Peter/Rubek, Jifi: Investitionen und Handel in der Tschechischen Republik, Prag 1996, S. 3.
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
153
1990 haben die ersten freien Wahlen stattgefunden, aus denen mit dem „Bürgerforum" (bzw. der Gruppe „Öffentlichkeit gegen Gewalt" im slowaki schen Landesteil) die treibenden Kräfte der Revolution als Sieger hervorge gangen sind. Nach dem Zerfall dieser Organisationen sind im Jahr darauf jene Parteien entstanden, die die politische Landschaft der ÖSFR und später ÖR bis 1997/98 geprägt haben, vor allem die konservative „Bürgerlich-demokratische
Partei" (ODS) des damaligen Finanzministers und späteren Ministerpräsiden ten Vaclav Klaus.361 Die wesentliche Aufgabe der neuen Regierung hat neben der Vorberei tung einer demokratischen Verfassung in der Reformierung und Umstrukturie
rung der Wirtschaft hin zu einer sozialen Marktwirtschaft bestanden. Dies hat
sich einerseits als ein sehr schwieriger Prozeß erwiesen, da es in der Tsche choslowakei, anders als etwa in Polen oder Ungarn, bis 1989 kaum private
Wirtschaftstätigkeit und eine hochmonopolisierte Industrie gegeben hat, so daß mit der Privatisierung der Wirtschaft gleichsam bei Null begonnen wor den ist362 Auf der anderen Seite haben positive Faktoren wie etwa die sehr
niedrige Auslandsverschuldung und die wirtschaftliche Stabilität sowie die be ginnende Öffnung gegenüber dem Ausland durch das Joint Venture-Gesetz von 1988 den Übergang in die Marktwirtschaft erleichtert.363
Die Regierung hat sich 1990 für den Weg der radikalen Wirtschaftsreform durch entschiedene Privatisierung, sofortige Öffnung der Grenzen und weit
gehende Freigabe der Preise entschieden. Nur Ungarn und Polen haben ei nen vergleichbaren Weg gewählt, während Länder wie Bulgarien, Rumänien und die Nachfolgestaaten der UdSSR weniger entschlossen vorgegangen
361 Zum Parteiensystem der Tschechischen Republik vgl. Schwarzenberg, Karl Johannes: Auf dem Weg zurück nach Europa. In: Gallio, Claudio/Heidenreich, Bernd (Hrsg.): Deutsche und Tschechen. Nachbarn im Herzen Europas. Beiträge zu Kultur und Politik, Köln 1995, S. 4955, hier S. 53-54. 362 Vgl. Kupka, Martin: The Privatization of State-Owned Assets. The Case of Czechoslovakia, Ost
europa-Wirtschaft 38 (1993), S. 97-108, hier S. 97-98; Charap, Joshua/Dyba, Karel: Eco nomic Transformation in Czechoslovakia, Osteuropa-Wirtschaft 36 (1991), S. 35-47, hier S. 38. 363 Vgl. Walter, Norbert: Die Gesamtsituation in den ehemals sozialistischen Staaten. Unterschied liche Voraussetzungen bei der Entwicklung der neuen Strukturen. In: Gerwin, Robert (Hrsg.): Energieversorgung nach der Planwirtschaft, Stuttgart 1993, S. 9-22, hier S. 13.
154
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
sind, was sich negativ auf ihre wirtschaftliche Entwicklung ausgewirkt hat.364 Das im Mai 1990 von der Regierung vorgelegte Reformkonzept ist im Sep tember 1990 vom Parlament verabschiedet worden und beinhaltet die fol
genden wirtschaftspolitischen Leitziele: •
Schaffung der rechtlichen Grundlagen für eine Marktwirtschaft;
•
Demonopolisierung und Privatisierung der Industrie;
•
Freigabe der Preise auf dem Binnenmarkt;
• •
Volle Konvertibilität der Währung; Konsolidierung der Haushalte.365
Bereits 1990 hat die neue Regierung ein zweistufiges Bankensystem zur kre
ditpolitischen Flankierung dieser Maßnahmen eingeführt und im Frühjahr
1991 mit der Schaffung der rechtlichen Grundlagen für die Marktwirtschaft
begonnen. Die Neuregelungen umfassen vor allem Wettbewerbsrecht, Kar tellrecht, Konkursrecht, Handelsrecht, Arbeitsrecht, Gesellschaftsrecht und
Vertragsrecht. Das Wettbewerbs- und Kartellrecht hebt die bisherigen mono polistischen Strukturen auf, während das Konkursrecht der Wirtschaft die Möglichkeit bietet, sich unrentabler Unternehmen zu entledigen.366 Mit Be
ginn des Jahres 1991 sind auch die meisten Einzelhandelspreise freigegeben und die staatlich festgelegten Preisobergrenzen auf 15 % aller Produkte be
schränkt worden. Gleichzeitig hat die Regierung das staatliche Außenhandels
monopol beendet, einen Wertpapiermarkt eingerichtet und in der Währungs politik nach mehrmaliger Abwertung zunächst eine begrenzte Inländerkon
vertibilität der tschechischen Krone erreicht. Im Zusammenhang mit der Sta bilitätspolitik hat sie sparsame Haushalte verabschiedet und vor allem die
Subventionen für staatliche Betriebe drastisch - allein im Jahr 1991 um fast 50 % - gekürzt Im Gegenzug hat sie zur Ankurbelung der Konjunktur eine
Senkung der Körperschafts- und Unternehmenssteuern verfügt und die Kre 364 Vgl. Engelhard, Johann/Eckert, Stefan: Markteintrittsverhalten deutscher Unternehmen in ost
europäischen Ländern, Wirtschaft und Recht in Osteuropa 3 (1994), H. 9, S. 327-334, hier S. 328. 365 Vgl. Frensch, Richard: Erste Transformationsschritte. Die wirtschaftliche Entwicklung der CSFR 1990/91 vor dem Hintergrund der Preisfreigabe und Privatisierung, München 1991, S. 1. 366 Vgl. Charap/Dyba (1991), a.a.O., S. 42.
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
155
ditvergabe für private Unternehmen deutlich intensiviert367 Allein zwischen Ende 1990 und September 1993 ist der private Anteil an der Kreditvergabe von 0,6 % auf nahezu 40 % gestiegen.368
Das entscheidende Element der Wirtschaftsreform ist jedoch die Privatisie rung, die die Voraussetzung für das Greifen aller weiteren Maßnahmen dar stellt. Sie ist ab Oktober 1990 in drei Stufen erfolgt:
•
Die „Restitution" des nach 1948 verstaatlichten Eigentums an die frühe ren Besitzer regeln die beiden Restitutionsgesetze von Oktober 1990 und Februar 1991.
•
Die „Kleine Privatisierung", die im Oktober 1990 begonnen hat und an der alle tschechoslowakischen Bürger teilnehmen dürfen, betrifft die klei neren und mittleren Betriebe in den Bereichen Handel, Dienstleistung und Handwerk.
•
Die „Große Privatisierung", die im Februar 1991 eingeleitet worden ist, richtet sich auf alle staatlichen Großunternehmen und Handelsketten mit
über 500 Beschäftigten mit Ausnahme von Betrieben aus den Bereichen Rohstoffgewinnung und Versorgung mit öffentlichen Gütern, welche zu
nächst in staatlichem Besitz verbleiben sollen. Die rentabelsten 10 % der
staatlichen Unternehmen sind an interessierte Privatinvestoren versteigert
worden; dabei hat sich das Interesse der Regierung vor allem auf auslän dische Investoren sowie auf deren Kapital, Know-how und Technologie
gerichtet. Die unrentabelsten 10 °/o sind hingegen liquidiert und in ihren Vermögenswerten einzeln veräußert worden. Das Eigentum an den übri
gen Unternehmen können die tschechischen Bürger in Form von Aktien besitz erwerben („Kuponprivatisierung")369
Während die Kleine Privatisierung das Entstehen eines tschechischen Mittel
standes fördern soll, zielt die Große Privatisierung auf internationale Wettbe 367 Vgl. Frensch (1991), a.a.O., S. 1-4; Charap/Dyba (1991), a.a.O., S. 40-41, 42-46. 368 Vgl. Raiser, Martin: Ein tschechisches Wunder? Zur Rolle politikinduzierter Anreizstrukturen im
Transformationsprozeß, Kiel 1994, S. 17. Vgl. ebd., S. 17-18 die Informationen zur Kapital markt- und Bankenpolitik der Regierung. 369 Vgl. Frensch (1991), a.a.O., S. 4-14; Kupka (1993), a.a.O., S. 99-101, 102-108; Jäger/Kut-
schera/Rubek(1996), a.a.O., S. 214-215.
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Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
werbsfähigkeit und Anschluß an das internationale Management- und Tech
nologieniveau. Die Kleine Privatisierung ist zwar zunächst zufriedenstellend
verlaufen, denn allein bis Juli 1992 sind etwa 30.000 Unternehmen, knapp 70 % der angebotenen Masse, verkauft worden. Die wirtschaftliche Entwicklung der meisten dieser Unternehmen ist allerdings aufgrund fehlenden Know hows und mangelnder Kapitalausstattung der neuen Eigentümer nur schlep pend verlaufen.370 Die erste Welle der Großen Privatisierung, die 171T1 Staatsuntemehmen umfaßte, ist 1992 weitgehend abgeschlossen worden. Die Wirtschaftsreform ist dann durch die am 1.1.1993 vollzogene Teilung der Tschechoslowakischen Republik in Tschechische und Slowakische Repu
blik kurzzeitig unterbrochen worden, ein Vorgang, der allerdings nicht in dem
befürchteten Maß zu Verzögerungen bei der Privatisierung bzw. den Ausland sinvestitionen geführt hat371 Zum 31.10.1993 hat die zweite Welle der Gro ßen Privatisierung mit einem Volumen von fast 2.000 Unternehmen einge setzt372 Bis Ende 1995 sind 93 °/o der zum Verkauf gestellten Unternehmen privatisiert worden, und der Anteil des privaten Bereichs am BIP ist auf 63,8 % gestiegen. Es zeigen sich nun allerdings die Schwächen der Kuponprivatisierung,
denn die Kleinanleger, die auf diese Weise Anteile an den privatisierten Un
ternehmen erworben haben, haben diese zum großen Teil Investmentfonds
anvertraut, die mehr an schneller Rendite als an Restrukturierungsmaßnah men interessiert sind und vielfach unter der Kontrolle staatlicher Banken ste hen.373 So ist die Industrie zwar offiziell privatisiert, gehört aber tatsächlich -
über die Banken - nach wie vor dem Staat374 Außerdem ist Privatisierung
370 Vgl. Schmalen, Helmut/Pechtl, Hans/Binninger, Franz: Wirtschaftspartner Tschechische Republik Bestimmung des Standorts und empirische Analyse von Kooperationen mit tschechi schen Unternehmen, Passau 1993, S. 13. 371 Vgl. dazu näher Walter (1993), a.a.O., S. 14-15; Jäger/Kutschera/Rubek (1996), a.a.O., S. 4-5. 372 Vgl. Bohata, Petr: Zweite Privatisierungswelle in der CR, Wirtschaft und Recht in Osteuropa 3 (1994), H. 1,S. 24. 373 Vgl. Mankowski, Dieter: Der Standort hat sich für deutsche Firmen bewährt, Handelsblatt vom
5.10.1995, S. B3; Tschechische Republik. Wirtschaftsentwicklung 1995, hrsg. von der Bun desstelle für Außenhandelsinformationen, August 1996, S. 13-14. 374 Vgl. Simon, Susanne: Unsanftes Erwachen aus dem Kuschelkapitalismus, Welt am Sonntag vom 14.6.1998, S. 49.
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
157
keineswegs gleich Sanierung. Insgesamt kann die Privatisierung in der Tsche chischen Republik demzufolge lediglich in bezug auf die Zahl der privatisier
ten Betriebe als Erfolg bezeichnet werden; bezüglich der Privatisierungsme thode und der Überlebensfähigkeit der Betriebe ist die Entwicklung deutlich kritischer zu beurteilen.375 Im Februar 1995 ist das Assoziierungsabkommen mit der EU in Kraft ge
treten, Ende 1995 ist die Tschechische Republik als erstes Land des ehema ligen Ostblocks in die OECD aufgenommen worden, und Anfang 1996 hat
sie die Vollmitgliedschaft in der EU beantragt Im Oktober 1995 ist die volle Konvertibilität der tschechischen Krone nach Artikel VIII der IWF-Satzung her gestellt worden.376
1996/97 ist die tschechische Marktwirtschaft dann jedoch erstmals in die
Krise geraten. Zu den Gründen für diese Entwicklung zählen das hohe Han
delsbilanzdefizit als Folge des anhaltenden Konsumbooms, Betrugs- und Kor ruptionsskandale auf den Kapitalmärkten, die zu geringe industrielle Produkti
vität, die negativen Folgen der Kuponprivatisierung sowie die Schwächen des tschechischen Bankenwesens.377 Klaus, mit dem Wahlkampf von 1996 be
schäftigt, hat erst im April 1997 mit einem Maßnahmenpaket reagiert, das u.a. die Senkung der Staatsausgaben durch gebremste Lohnpolitik, die Be schleunigung der noch ausstehenden Privatisierungen und Pflichteinlagen für
alle Importeure von Konsumgütern vorsieht
Die Maßnahmen haben sich
jedoch als zu schwach erwiesen und eine ernste Währungskrise im Sommer
1997 nicht verhindert, die den Sturz von Klaus Anfang Oktober nach sich ge zogen hat379 Die neugebildete Übergangsregierung hat als wesentliche
Maßnahme zur Behebung der Wirtschaftskrise den Ausstieg aus den staatli
375 Vgl. Klein, Ladislava: Kapitalgeberschutz durch tschechische Rechnungslegungsvorschriften. Ei
ne ökonomische Analyse, Diss. Bochum 1997, S. 166-192. 376 Vgl. Jäger/Kutschera/Rubek (1996), a.a.O., S. 5-6. 377 Vgl. Bird, Maryann: The Sun also sets, Time vom 23.6.1997, S. 34; Abaffy, Josef: Der End spurt nach Brüssel deckt Strukturdefizite auf, Handelsblatt vom 7.10.1997, S. 25. 378 Vgl. Bohata, Petr: Paket zur Stabilisierung der tschechischen Wirtschaft, Wirtschaft und Recht in Osteuropa 6 (1997), H. 6, S. 229. 379 Vgl. Exner, Thomas: Tschechien steht vor heißem Herbst, Die Welt vom 20.6.1997, S. 25;
Müller, Uwe: Zwischen Wiederwahl und Waterloo, Prager Zeitung vom 4.-10.12.1997, S. 1.
158_______________________ Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
chen Bankenbeteiligungen angekündigt, um die längst überfällige Liberalisie rung des Bankenwesens (und damit auch der Investmentfonds) zu ermögli chen.380 Im März 1998 hat sie sich weiterhin zu drastischen Preissteigerun
gen auf dem Energiesektor und bei den Mieten entschlossen, um das Preis
niveau der tatsächlichen wirtschaftlichen Entwicklung anzupassen. Diese Ent scheidung birgt zwar die Gefahr sozialer Probleme in sich, bedeutet aber ei7Q 1 nen wesentlichen Schritt auf dem Weg zur freien Marktwirtschaft.
Diese Maßnahme allein kann jedoch die strukturellen Probleme der tschechischen Wirtschaft nicht beheben. Produktivität, Know-how und Tech nologie der Unternehmen, die im Zusammenhang der Kuponprivatisierung
privatisiert worden sind, liegen unter dem westlichen Standard. Um die not
wendigen Sanierungsmaßnahmen einleiten zu können, ist es notwendig, den Einfluß der Investmentfonds zu begrenzen. Darüber hinaus sind z.T. beträcht
liche Personalfreisetzungen mit den damit verbundenen sozialen Problemen unvermeidbar. Die Privatisierung hat keine ausreichende Kapitalzufuhr für die
Wirtschaft bewirkt, so daß die Steigerung der ausländischen Investitionstätig keit und der Aufbau eines wirklich effizienten Kapitalmarktes von entschei dender Bedeutung für die zukünftige ökonomische Entwicklung der Tschechi
schen Republik sind. Der Verlust der traditionellen Absatzmärkte im ehemali
gen RGW, der sich Anfang der neunziger Jahre noch negativ ausgewirkt hat, ist demgegenüber inzwischen überwunden und könnte durch die für das er ste Jahrzehnt des kommenden Jahrhunderts angestrebte Aufnahme der Tschechischen Republik als Vollmitglied in die EU kompensiert werden.382
Der Wahlsieg der Sozialdemokraten im Juli 1998 dürfte die Verwirklichung der notwendigen Reformen jedoch verzögern. Bereits vor der Wahl haben die
380 Vgl. Engelen, Klaus C: Prag stellt hohe Erwartungen an künftige strategische Investoren, Han
delsblatt vom 7.10.1997, S. 26. 381 Vgl. Binar, David: Schlag für die Mittelschicht Tschechiens Regierung kündigt für Juli drastische Preissteigerungen an, Die Welt vom 14./15.3.1998, S. 1; Kohler, Berthold: Verdrossenheit im Musterland. Tschechien im Interregnum zwischen der Ära Klaus und dem bevorstehenden Linksschwenk, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4.3.1998, S. 16. 382 Vgl. Ow-Freytag, Barbara von: Auf dem Weg zu einem vereinten Europa. Die Ost-Erweiterung stellt die Gemeinschaft und die Beitrittskandidaten vor eine große Herausforderung, Frankfur ter Allgemeine Zeitung vom 15.12.1997, S. 14.
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
159
Sozialdemokraten angekündigt, die Maßnahmen der Übergangsregierung, die aus wirtschaftspolitischer Sicht in die richtige Richtung zielen, im Falle eines
eigenen Wahlsiegs zurücknehmen zu wollen. Der neue Ministerpräsident hat
ein Kabinett vorgestellt, das aus eher unerfahrenen Politikern mit mangeln7Q7 dem Renommee im Ausland zusammengesetzt ist Es steht zu befürch ten, daß die Ansätze eines wirtschaftlichen Aufschwungs, den die CA IB-
Investmentbank im Juni 1998 in ihrem Mittel- und Osteuropa-Report festgestellt hat, durch die neue Regierung wieder zerstört werden.
Das Wahler
gebnis hat zu einer deutlichen Zurückhaltung ausländischer Investoren ge
führt, die erst die Handlungsfähigkeit der neuen Regierung abwarten wollen, T QE ehe sie sich in der Tschechischen Republik engagieren. Diese Handlungs fähigkeit muß jedoch angesichts der Unerfahrenheit der Minister und der un
klaren Mehrheitsverhältnisse im Parlament bezweifelt werden; auch die er sten wirtschaftspolitischen Maßnahmen der neuen Regierung zeichnen sich
nicht durch eine klare Linie aus.
386
Die konfuse politische Lage hat dazu geführt, daß der Wirtschaftsstandort
Tschechische Republik seit 1996 deutlich an Attraktivität verloren hat Der Geschäftsführer der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer, Dieter Mankowski, warnt im Dezember 1998 davor, die Tschechische Repu
blik stehe vor der Gefahr, den Anschluß an andere osteuropäische Transfor mationsländer wie Polen und Ungarn zu verlieren.387 Auch ein Report der Europäischen Kommission über die Entwicklung in den potentiellen Beitritts
staaten Osteuropas vom November 1998 gibt der Tschechischen Republik
schlechte Noten und bemängelt Korruption, Diskriminierung von Minderhei ten, eine mangelhafte Gesetzgebung und die unvollendete Privatisierung der
383 Vgl. Kabinettsbildung in Prag abgeschlossen, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20.7.1998, S. 5. 384 Vgl. CA IB Investmentbank AG (Hrsg.): Monthly Market Review: Central & Eastern Europe, o.O., Juni 1998b, S. 6. 385 Vgl. Reputation key to luring investors, Czechlnvest says, The Prague Post vorn 29.7.4.8.1998,5. A7. 386 Vgl. Gensicke, Steffi: Marktwirtschaft mit zwei Adjektiven. Die tschechische Sozialdemokratie
übernimmt ein schwieriges Erbe, Prager Zeitung vom 23.-29.7.1998, S. 1. 387 Vgl. Tschechische Republik droht den Anschluß zu verlieren, Prager Zeitung vom 10.-
16.12.1998, S. 5.
160
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
Banken.388 Lediglich der Internationale Währungsfonds hat im November
1998 die wirtschaftliche Lage in der Tschechischen Republik als positiv be urteilt.389 Seit dem Ende der Ära Klaus ist im Land ein wirtschaftspolitischer und ökonomischer Stillstand zu verzeichnen.
5.1.2 Eckdaten der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Die folgenden Diagramme vermitteln zunächst einen Überblick über die Ent
wicklung des Bruttoinlandsprodukts und der Industrieproduktion in der
Tschechoslowakischen bzw. (ab 1993) Tschechischen Republik von 1990 bis 1997.390
Abbildung 7: Bruttoinlandsprodukt (links) und Industrieproduktion (rechts) der CSFR bzw. CR
1990-97 (in % gegenüber Vorjahr)
Die Diagramme verdeutlichen, daß die Tschechoslowakei den politischen
und wirtschaftlichen Umbruch von 1989/90 zunächst mit einem drastischen 388 Vgl. Jaki, Ren£: Czechs trail in race to EU, The Prague Post vom 11.-17.11.1998, S. 1; Sevcikova, Zuzana: EBRD report highlights growing differences in emerging markets, Central Euro pean Business Weekly vorn 27.11 -3.12.1998, S. 3. 389 Vgl. IMF says Czech economy is not that bad, Hospodarske Noviny vorn 27.11.1998. 390 Zahlen nach: Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 7; Raiser (1994), a.a.O., S. 4; Ek-
kerle u.a. (1996), S. 28, 33; Tschechische Republik (1996), a.a.O., S. 5, 18; Wirtschaft Tsche chische Republik, PLUS vom Dezember 1996, S. 17; Czechlnvest: Volkswirtschaftliche Daten der Tschechischen Republik, Infoblatt Nr. 3, Stand Januar 1997a, S. 1-2; Exner (1997), a.a.O., S. 25; Danylow, Peter: Besser als Portugal. Die Wirtschaftsentwicklung im europäischen Vergleich, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7.10.1997, S. B4; Die wirtschaftliche Lage in der Tschechischen Republik im 1. Halbjahr 1997, Prager Wirtschaftsblatt vom November 1997, S. 5-9, hier S. 6.
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
161
Einbruch der Volkswirtschaft bezahlt hat, der 1991 seinen Höhepunkt erreicht (Abnahme des BIP um 14,5 °/o und der Industrieproduktion um 24,7 °/o ge genüber dem Vorjahr). Die rasch durchgeführten Wirtschaftsreformen und die entschlossene Privatisierung haben jedoch 1992/93 für eine Abschwächung
des Schrumpfungsprozesses gesorgt. 1994 ist erstmals wieder ein Wirt schaftswachstum verzeichnet worden, das 1995 bereits beachtliche Werte er
reicht (Zunahme des BIP um 4,8 % und der Industrieproduktion um 8,7 °/o
gegenüber dem Vorjahr). 1996/97 hat sich das Wachstum abgeschwächt, und dieser Trend hat sich auch 1998 fortgesetzt.
Zur Beurteilung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der tschechi schen Wirtschaft dienen die folgenden Diagramme, die die Entwicklung von Export und Handelsbilanz visualisieren:391
Abbildung 8: Exportvolumen (links) und Handelsbilanzsaldo (rechts) der CSFR bzw. CR 1990-97
(in % gegenüber Vorjahr bzw. in Mrd. US-$)
Für die Jahre 1990 bis 1993 liegen zwar keine verläßlichen quantitativen An
gaben über das Exportvolumen vor, es ist aber durch das Wegbrechen der traditionellen Absatzmärkte im ehemaligen RGW von niedrigen Exporten aus
zugehen, die dann bis 1994 aufgrund der Öffnung zum Westen kontinuier-
391 Zahlen nach: Schörner, Christian/Herkenhoff, Ralf: Technologietransfer nach Osteuropa. Dar
gestellt am Beispiel der Automobilindustrie für die Reformländer Polen, Ungarn sowie die Tschechische und die Slowakische Republik, Osteuropa-Wirtschaft 39 (1994), S. 211-240, hier S. 213; Eckerle u.a. (1996), a.a.O., S. 29, 34; Tschechische Republik (1996), a.a.O., S. 19; Wirtschaft (1996), a.a.O., S. 17; Czechlnvest (1997a), a.a.O., S. 2; Danylow (1997), a.a.O., S. B4; Die wirtschaftliche Lage (1997), a.a.O., S. 6.
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
162
lieh angestiegen sind. Angesichts des niedrigen Konsumniveaus im Inland stellt sich die Handelsbilanz in den Jahren 1993/94 nahezu ausgeglichen
dar. 1995 ist es jedoch zu einem Konsumboom im Inland gekommen, infol gedessen die Handelsbilanz trotz weiter ansteigender Exporte deutlich in den negativen Bereich geraten ist Als aufgrund der Wirtschaftskrise und zuneh
mender Abwehrmaßnahmen der westeuropäischen Länder gegen die Im porte aus Mittel- und Osteuropa 1996 auch noch der Export deutlich nach gelassen hat, hat sich diese Entwicklung verstärkt 1997 hat der Kursverlust
der Krone die Konkurrenzfähigkeit der tschechischen Produkte erhöht, so daß der Export wieder merklich angezogen hat. 1998 hat umgekehrt die starke Krone zu einem merklichen Anstieg des Handelsbilanzdefizits beigetragen.392
Rückschlüsse auf die soziale Stabilität der tschechischen Wirtschaft erlau ben die Höhe der Inflationsrate sowie die Arbeitslosenquote:393
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
Abbildung 9: Inflationsrate (links) und Arbeitslosenquote (rechts) der CSFR bzw. ÖR 1990-97 (in %)
Ein Erfolg der Stabilitätspolitik der Regierung ist darin zu sehen, daß die Infla tionsrate seit 1991 kontinuierlich gesunken ist - mit Ausnahme des Jahres
1993, als in der Tschechischen Republik die Mehrwertsteuer eingeführt wor
den ist Auch die nationale Pro-Kopf-Verschuldung der Tschechischen Repu 392 Vgl. Holt, Ed: Trade deficit grows faster due to strong crown and seasonal influences, Central European Business Weekly vom 27.11.-3.12.1998, S. 5. 393 Zahlen nach: Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 7; Donatova, Blanka: Czech Eco
nomy in 1994, Czech Business and Trade 5 (1995), S. 6-7; Raiser (1994), a.a.O., S. 4; Tschechische Republik (1996), a.a.O., S. 18; Wirtschaft (1996), a.a.O., S. 17; Czechlnvest (1997a), a.a.O., S. 1-2; Exner (1997), a.a.O., S. 25.
163
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
blik ist aufgrund der moderaten Haushaltsabschlüsse die niedrigste unter den osteuropäischen Ländern. Die Arbeitslosenquote hat sich zwischen 1992 und
1996 auf einem niedrigen Wert zwischen 2,5 °/o und 3,5 °/o eingependelt Dies ist darauf zurückzuführen, daß weite Teile der Wirtschaft in dieser Zeit
vor den notwendigen Umstrukturierungsmaßnahmen noch zurückgeschreckt sind. Der Anstieg der Quote von 2,9 % im Jahr 1995 auf 4,0 % im ersten Halbjahr 1997 deutet jedoch darauf hin, daß dieser Prozeß unter dem Ein druck der Wirtschaftskrise eingeleitet worden ist und auch bereits zu einer
Freisetzung von Arbeitskräften geführt hat 1998 erreicht die Arbeitslosen-
quote in manchen Regionen des Landes bereits 15 °/o.
394
Der Anstieg der Reallöhne gegenüber dem Vorjahr um jeweils 7,7 °/o in den Jahren 1994 und 1995 sowie 8,5 °/o im Jahr 1996 stellt zweifellos eine
Belastung für die internationale Konkurrenzfähigkeit der tschechischen Wirt schaft dar395 Dennoch schätzen Moody's Investor's Service and Standard &
Poor's (1995) und das Schweizer Institut für Managemententwicklung (1996) die Perspektiven der tschechischen Wirtschaft insgesamt positiv ein 396 Ange
sichts der ökonomischen Gesamtentwicklung seit 1996 muß dieses Bild je doch korrigiert werden. Für 1998 wird ein Wachstum des BIP prognostiziert,
das erneut unter dem Wert von 1995 liegt, eine deutlich ansteigende Inflati onsrate und ein Handelsbilanzdefizit auf Rekordniveau 397 In der zweiten Jah
reshälfte 1998 weist die Tschechische Republik die schlechtesten Wirtschafts daten aller zentraleuropäischen Transformationsstaaten auf398 Ob diese Kri 394 Vgl. Prager Zeitung, Nr. 42/1998, S. 4. 395 Vgl. Exner (1997), a.a.O., S. 25. 396 Moody's hat der CR 1995 als erstem ehemaligen Ostblockland die wirtschaftlichen Entwick
lungsgrade Baa 1 bzw. A zuerkannt. Das Schweizer Institut für Managemententwicklung hat die CR 1996 auf Platz 34 seiner internationalen Wettbewerbsfähigkeitsliste und damit auf den höchsten Rang aller Länder des ehemaligen Ostblocks gesetzt Vgl. Czechlnvest: Das Investiti onsklima in der Tschechischen Republik, Infoblatt Nr. 1, Stand Januar 1997b, S. 2. Im letzten Quartal 1998 ist es allerdings wieder zu einem Downgrade gekommen. 397 Vgl. Facts and forecasts, Business Eastern Europe vom 26.5.1997, S. 4-5, hier S. 4; Podkami-
ner, Leon u.a.: Transition Countries: 1997 external deficits lower than feared, stability again a priority, hrsg. vorn Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIW), Wien 1998, S. 32-34; Wiedemann, Erich: Tschechien. Vom Primus zum Klassen letzten, Der Spiegel 1998, H. 16, S. 158—161; Transition report update. April 1998, hrsg. von der European Bank for Re construction and Development, o.O. 1998, S. 51. 398 Vgl. Czech economy weakest in Central Europe, Central European Business Weekly vorn 9.15.10.1998, S. 2.
164
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
se überwunden werden kann, hängt von den wirtschaftspolitischen Maßnah
men der jetzigen Regierung ab (vgl. Kapitel 5.1.1).
5.1.3 Entwicklung und Struktur des Energiesektors Die Energiepolitik der Tschechischen Republik verfolgt die folgenden grund legenden Leitziele: •
Sicherstellung einer verläßlichen, autarken Energieversorgung durch Preis-
und Steuerpolitik, durch eine Kombination von Regulierung und Wettbe werbsförderung sowie durch die Diversifizierung der Versorgung;
•
Gewährleistung einer umweltverträglichen Energieversorgung in Herstel
•
Vorbereitung der Energiewirtschaft auf den Eintritt der Tschechischen Re publik in die EU.399
lung, Verteilung und Verbrauch;
Um diese Ziele und die Perspektiven der tschechischen Energiewirtschaft be
urteilen zu können, ist zunächst ein Blick auf die Entwicklung der Kraftwerks kapazitäten sowie Energieerzeugungs- und Energieverbrauchsstrukturen in
der Tschechischen Republik notwendig. Vor 1989 hat die Tschechoslowakei etwa 5 % ihres Stromverbrauchs aus der UdSSR importiert. Durch den in Ka pitel 5.1.2 dargestellten Einbruch der Volkswirtschaft in den Jahren 1990 bis
1992 ist dann jedoch der Energieverbrauch der Wirtschaft so stark zurückge gangen, daß sich die Elektrizitätsversorgung der CSFR bereits 1992 autark
darstellt: Erzeugung und Verbrauch erreichen gleich hohe Werte, im tschechi schen Landesteil liegt die Erzeugung sogar über dem Verbrauch.400
Parallel zur Erholung der Wirtschaft hat sich der Verbrauch in der Tsche chischen Republik nach der Trennung von Slowakien zunächst wieder stabili
siert, um dann ab 1995 deutlich anzusteigen. Allein 1995 ist der Energiever
brauch gegenüber 1994 um 5,8 °/o auf 52,2 TWh gestiegen, 1996 nochmals 399 Vgl. Brychta, Pavel: Die Energiepolitik der Tschechischen Republik und das Gesetz über das
Wirtschaften mit der Energie (Vortrag auf dem Kongreß des Verbandes der Tschechischen Stromproduzenten am 2.4.1997 in Prag), unveröff. Manuskript, S. 2. 400 Vgl. Eckerle u.a. (1996), a.a.O., S. 366, 368; Leslie, John: Central European Energy. Markets in Transition, London 1996, S. 60.
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
165
um 3,8 % auf 54,1 TWh. Damit ist auch der historische Höchststand von 1989 übertroffen worden. 1997 ist es allerdings, bedingt durch die wirtschaftliche Rezession, zu einer Abnahme des Energieverbrauchs um ca. 2 % gekom men, der sowohl die Industrie als auch die privaten Haushalte betrifft40' Vor
diesem Hintergrund müssen Prognosen aus dem Jahr 1996, die von einem Verbrauch in einer Höhe von 60-63 TWh im Jahr 2000 ausgehen,402 als überholt bezeichnet werden. Eher ist mit einem jährlichen Wachstum um ca.
1 -2 % und entsprechend mit einem Verbrauch von ca. 55-57 TWh im Jahr 2000 zu rechnen 403
Ein Wachstum in dieser Größenordnung erscheint auch bei anhaltender wirtschaftlicher Flaute realistisch, denn obwohl angesichts der hohen Energi eintensität der Industrieproduktion, die um das Zwei- bis Vierfache über dem OECD-Niveau liegt,404 ein großes Potential für Energieeinsparmaßnahmen
besteht, können diese in den kommenden Jahren den Anstieg des Energie
verbrauchs kaum bremsen. Vielmehr ist davon auszugehen, daß der hohe
Nachholbedarf sowohl bei der Mechanisierung und Automatisierung der Pro duktionsprozesse als auch im Konsumbereich für eine weitere Steigerung des Energieverbrauchs sorgen wird.405 Dies bedeutet, daß die Kraftwerkskapazitäten im gleichen Zeitraum deut
lich gesteigert werden müssen, will das Land ein entscheidendes seiner oben genannten energiepolitischen Leitziele, die Gewährleistung einer dauerhaft
autarken Elektrizitätsversorgung, erreichen. Bereits bei dem heutigen Ver
brauchsniveau hat es sich in einer Extremsituation wie der Kältewelle vom Februar 1996 als notwendig erwiesen, 300 MW Strom aus dem UCPTE-Netz zu importieren.406 Da die installierte Kraftwerkskapazität in der Tschechischen
401 Vgl. Various, Jan: Developments in the Power Industry in the Czech Republic (Vortrag auf der
CEEPIF '98, Central & Eastern European Power Industry Forum am 24.-25.3.1998 in War schau), unveröff. Manuskript, o.O.uJ. [Warschau 1998], S. 2. 402 Vgl. Gescher, Amrit/Watton, Marc/Connell, Thomas: The Czech Electricity Sector: The Price of
403 404 405 406
Power, Nachdruck aus Standard & Poor's Credit Week vom 14.8.1996, S. 3. Vgl. CA IB Investmentbank AG (Hrsg.): CEZ Utility: Company Update, Prag 1998a, S. 3. Vgl. Leslie (1996), a.a.O., S. 60. Vgl. Eckerle u.a. (1996), a.a.O., S. 370. Vgl. dazu etwa Jarolimek, Luboä: Identifying Opportunities for Investment in the Energy Sector
in Central & Eastern Europe (Vortrag, gehalten auf der CEPEX '96: Central & Eastern European Power Industries vom 21.-22.5.1996 in Brünn), unveröff. Manuskript, o.O. 1996, S. 2.
166
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
Republik momentan bei knapp 15 GW liegt,407 müssen in den kommenden 20 Jahren vermutlich mindestens 7-8 GW neu installiert werden.
Eine solche Aufrüstung des Kraftwerksparks würde jedoch mit dem zwei ten energiepolitischen Leitziel, der Gewährleistung einer umweltverträglichen
Elektrizitätsversorgung, kollidieren, sofern an dem aktuellen Energiemix fest gehalten wird. Momentan beruht die Stromerzeugung zu fast 80 % auf
Braun- und Steinkohle, zu etwa 20 % auf Kernenergie und zu 2 °/o auf Was serkraft408 Die ökologischen Aspekte der tschechischen Energieversorgung
werden in Kapitel 5.2 eingehender behandelt, so daß hier ein Hinweis darauf
genügen soll. An dieser Stelle ist es wichtig festzuhalten, daß der Bereich der Stromerzeugung in der Tschechischen Republik in den kommenden Jahr zehnten erstens - mit Blick auf die Versorgungssicherheit - quantitativ deut lich expandieren muß und zweitens - mit Blick auf die Umweltverträglichkeit
- qualitativ erheblich zu modernisieren ist. Das Gelingen dieser Vorhaben hängt wesentlich von der Schaffung einer ge eigneten Organisationsstruktur innerhalb der Energiewirtschaft ab. Die Ausgangs
situation von 1989/90 in der CSFR ist in dieser Hinsicht als eher ungünstig zu be-
zeihnen, denn der Energiesektor befand sich in allen ehemaligen Ostblockländem völlig in staatlichem Besitz, und auch die Preise wurden durch politische Erforder
nisse diktiert Angesichts der hohen ökonomischen und sozialen Bedeutung der Energieversorgung ist die tschechische Regierung allerdings zunächst vor überha steten Reformen zurückgeschreckt und hat sich dazu entschlossen, die Elektrizi
tätswirtschaft zunächst weitgehend in staatlichem Besitz zu belassen und die staatliche Lenkung nur behutsam zurückzufahren 409 Nach der Revolution von 1989/90 ist das bisherige staatliche Monopo
lunternehmen, das die gesamte Energie- und Elektrizitätswirtschaft planwirt 407 Vgl. Eckerle u.a. (1996), a.a.O., S. 366, 368. 408 Vgl. Gescher/Watton/Connell (1996), a.a.O., S. 3; Kratochvil, Jifi: Übergangsprobleme und Energieeffizienz in der Tschechischen Republik. In: Nachhaltigkeit 2000 - tragfähiges Leitbild für die Zukunft? 1. Internationale Sommerakademie St Marienthal, hrsg. von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Bramsche 1996, S. 165-169, hier S. 167. 409 Vgl. Die Energiewirtschaft der CSFR mit Schwerpunkt Tschechische Republik, hrsg. von der RWE Energie AG, o.O. 1992, S. 2; Gattinger, Matthias/Pyc, Ireneusz: Energiewandel Ost: Fort schritt in drei Klassen, Siemens Standpunkt 10 (1997), Nr. 2, S. 4-11, hier S. 6.
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
167
schaftlich koordiniert hatte, in die folgenden Unternehmen bzw. Gruppen von Unternehmen aufgespalten worden: •
Das staatliche Unternehmen Geske Energeticke Zavody (GEZ) hat alle be deutenden Kraftwerke des Landes (darunter acht Kohlekraftwerke mit ei
ner Leistung von jeweils über 500 MW, vier Wasserkraftwerke mit einer
Leistung von jeweils über 100 MW und das Kernkraftwerk Dukovany mit einer Leistung von 1.760 MW) sowie als Monopolist das gesamte Hoch spannungsnetz übernommen. Das Unternehmen ist im Mai 1992 in eine
AG umgewandelt worden, und 32,5 °/o der Aktien sind im Zuge der Ku
ponprivatisierung an die tschechische Bevölkerung gegangen, so daß sich das Unternehmen noch zu zwei Dritteln in staatlichem Besitz befindet
•
Die Bereiche des Niederspannungsnetzes und der Stromversorgung der
Endverbraucher sind unter acht regionale EVU aufgeteilt worden, deren Aktien sich noch überwiegend in staatlichem Besitz befinden. Der Rest ist
im Zuge der Kuponprivatisierung ausgeschüttet worden. •
Schließlich hat sich ab 1992 eine größere Anzahl kleinerer Erzeuger von
den genannten Unternehmen abgespaltet, die vollständig privatisiert wor den sind und als Independent Power Producers (IPP) kleinere Kraftwerke und lokale Anlagen übernommen haben.410
Die Dominanz von GEZ in der Energieerzeugung hat sich von 1992 bis 1995 kaum verringert: Der Anteil des Unternehmens an den Kraftwerkskapazitäten ist von 77,0 % auf 73,8 °/o gesunken, der Anteil an der Stromerzeugung von 80,4% auf 76,2 %.4" Sowohl die IPP als auch die industriellen Eigenver
sorger haben ihren Anteil an der Stromerzeugung auf jeweils ca. 12 % ge steigert; im mitteleuropäischen Vergleich ist dies der höchste Wert.412 Trotz dem hat auch 1995 nach wie vor ein weitgehendes staatliches Monopol im
Bereich der Energieerzeugung und ein vollständiges staatliches Monopol im Bereich der Energieversorgung bestanden. 410 Vgl. Die Energiewirtschaft (1992), a.a.O., S. 19-22; Gescher/Watton/Connell (1996), a.a.O.,
S. 1-2. 411 Nach eigenen Angaben von OEZ. Vgl. Leslie (1996), a.a.O., S. 74. 412 Vgl. Kratochvil (1996), a.a.O, S. 165.
168
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
Das Anfang 1995 vom tschechischen Parlament beschlossene Energiegesetz hat zwar Wettbewerbsimpulse gegeben, z.B. indem es die acht Energieversor-
gungsuntemehmen dazu verpflichtet hat, unter bestimmten Bedingungen Strom von den IPP abzunehmen, nicht aber zur weiteren Reduzierung der staatlichen Anteile an CEZ und den EVU geführt413 Mitte 1995 hat die Regierung die Privati sierung der EVU bis Ende 1996 angekündigt, dies aber Mitte 1996 wieder zu rückgenommen414 Auch 1997 ist der Privatisierungsprozeß durch Unstimmig
keiten zwischen dem Finanz- und dem Industrieministerium verzögert worden415 Ob der im Oktober 1997 beschlossene Ausstieg des Staates aus den EVU tat sächlich realisiert wird, ist noch unklar.416 Definitiv auszuschließen ist für die nähe
re Zukunft eine Senkung des staatlichen Anteils an OEZ auf unter 50 °/o417 Der Wahlsieg der Sozialdemokraten im Juli 1998 hat die Fortführung des Privatisierungsprozesses im Energiesektor weiter verzögert418 Die CA IBInvestmentbank geht davon aus, daß die neue Regierung keine Maßnahmen in dieser Hinsicht ergreifen wird 419 Erst mittel- bis langfristig ist mit der Tren
nung von Erzeugung und Transport sowie mit der endgültigen Liberalisierung
des Erzeugungsmarktes zu rechnen. Die neue Regierung hat die Veräußerung der staatlichen Anteile an den Distributionsfirmen für Elektroenergie und Gas
sowie den Erlaß eines neuen Energiegesetzes auf frühestens Ende 1999 ver schoben.420 Dennoch muß insgesamt konstatiert werden, daß der zu erwar tende erhebliche Anstieg des Energieverbrauchs, die ökologischen und tech
nischen Mängel des bestehenden Kraftwerksparks sowie die seit 1989 be
413 Vgl. Mravinac, Ludek: Liberalization of the Electricity Market in the Czech Republic from the
point of view of CEZ, a.s. (Vortrag auf der CEEPIF '98, Central & Eastern European Power In
dustry Forum am 24.-25.3.1998 in Warschau), unveröff. Manuskript, o.O.u.J. [Warschau 1998], 4,4 Vgl. Gescher/Watton/Connell (1996), a.a.O., S. 2; Leslie (1996), a.a.O., S. 74-77. 4,5 Vgl. Czech ministries struggle to find privatisation compromise, East European Energy Report, Nr. 67 vom März 1997, S. 2-3. 416 Vgl. Lesenarovä, Hana: Silent agreement on energy sell-offs?, Prague Business Journal vorn
6.-12.10.1997b, S. 9. 4,7 Vgl. Jarolimek (1996), a.a.O., S. 1. 418 Vgl. Holt, Ed: Privatisation slowdown set to hit foreign investment, Central European Business Weekly vom 16.-22.10.1998, S. 5. 4,9 Vgl. CA IB (1998a), a.a.O., S. 3. 420 Vgl. Tschechien: Privatisierung von Distributoren verzögert, vwd vom 30.10.1998.
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
169
reits verwirklichten Wettbewerbsstrukturen deutlich positive Anreize für Aus landsinvestitionen im Energiesektor der Tschechischen Republik darstellen.
5.2 Bewertung der tschechischen Energiewirtschaft und Energie
politik unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten Die kommunistische Herrschaft hat der CSFR bzw. Tschechischen Republik gravie
rende Umweltprobleme hinterlassen: 1989/90 galten 58 % der Wälder als stark
geschädigt, 70 % der Flußläufe als biologisch tot, 3-4 Mio. Menschen als gesund heitlich durch Emissionen beeinträchtigt42' Eine systematische staatliche Umwelt politik ist in der CSFR erst mit dem am 12.12.1990 erlassenen „Rainbow Program - Environmental Recovery Program for the Czech Republic" eingeführt worden.422
Mit Blick auf die angestrebte Mitgliedschaft in der EU und die dafür erfor
derliche Anpassung der Umweltstandards hat die Regierung bis 1992 eine umfassende Umweltschutzgesetzgebung geschaffen, die allerdings in zahlrei chen Einzelpunkten noch unzureichend ist und daher immer wieder modifi
ziert werden muß. Die Verfassung der Tschechischen Republik vom Januar
1993 schreibt in Artikel 35 das Recht der Menschen auf eine saubere Um
welt sowie ein umfassendes Informationsrecht über den Zustand der Umwelt
vor. Im Juni 1993 und Juni 1994 ist das Umweltrecht der Tschechischen Re publik in vier Gesetzbüchern kodifiziert worden 423 Relevante politische Vor gaben zum Klimaschutz sind die Verordnung über die Smogsituation und die
Emissionsgrenzen von 1992, das Klimagesetz und das Gesetz über die Staatsverwaltung des Klimaschutzes in der Fassung von 1994 sowie die Ver ordnung über Emissionsgrenzen und über den Klimaschutz von 1997.424 421 Vgl. Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 34. 422 Vgl. Naß, Bettina: Umweltpolitik im Transformationsprozeß der Reformstaaten Tschechien,
Polen und Ungarn, Diss. Mainz 1996, S. 109. 423 Diese umfassen allgemeine Umweltgesetze (Bd. 1), Abfallwirtschaftsgesetze (Bd. 2), Gesetze zur Luftreinhaltung und zum Gewässerschutz (Bd. 3) sowie Gesetze zum Schutz der landwirt schaftlichen Anbauflächen (Bd. 4). Vgl. Naß (1996), a.a.O., S. 110-113. Zu den Vorläuferge setzen in der CSFR vgl. Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 34-35. 424 Vgl. Brix, Bohuslav: Gegenwärtige Lage und voraussichtliche Entwicklung des legislativen Rahmens
des Klimaschutzes der CR. In: Energie und Umwelt Schritte zu einer nachhaltigen Entwicklung in der Tschechischen Republik Beitragssammlung zur Konferenz „Das UN-Umweltkonzept und seine Aus wirkungen auf die Energiewirtschaft", Sternenfels/Berlin 1999, S. 82-84.
170
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
Die Staatsausgaben für den Umweltschutz sind sukzessive angestiegen,
von 1,0 % im Jahr 1990 über 1,3 % 1991,2,1 % 1992 und 2,2 % 1993 bis auf 2,7 % 1994 425 Auf diesem Niveau verharren die Ausgaben in den Jah ren 1995 und 199 6 426 Dabei rangieren anfangs (1990) die Ausgaben für den Gewässerschutz mit einem Anteil von 55,0 % noch weit vor den Ausga ben für die Luftreinhaltung (28,3 %). 1993 halten sich die Ausgaben in die
sen beiden Bereichen bereits fast die Waage (42,5 % gegenüber 39,4 %),
und ab 1994 beanspruchen Luftreinhaltung und Klimaschutz jeweils den größten Teil des staatlichen Umweltschutzbudgets, was die steigende Be deutung, die die Regierung der Emissionsverringerung beimißt, verdeut licht.427 1996 sind diese Anstrengungen durch die Verabschiedung des Air
Recovery Program nochmals intensiviert worden428
Mit diesen Maßnahmen ist bereits eine deutliche Emissionsverringerung erreicht worden. So ist von 1990 bis 1996 der Ausstoß an Schwefeloxiden
um 49,6 % und der Ausstoß an Stickoxiden um 58 % gesunken; die Kohlendioxidemissionen sind von 163,2 Mio. t (1990) auf 123,4 Mio. t (1995) reduziert worden.429 Vor diesem allgemeinen umweltpolitischen Hintergrund soll nun die tschechische Energiewirtschaft unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten betrach tet werden. Der Energiemix bei der Verstromung zeigt Anteile von 77,5 % für
fossile Brennstoffe (in erster Linie Braunkohle, in geringerem Maß Steinkoh le), 20 % für Kernenergie und 2,5 % für Wasserkraft.430 Die über Jahrzehnte hinweg betriebene einseitige Konzentration auf die Kohle als Energieträger ist hauptverantwortlich für die tschechischen Umweltprobleme 431 Auf der Grundla ge des in Kapitel 4.1.2 bis 4.1.6 über das Nachhaltigkeitspotential der einzel
nen Energieträger Dargestellten wird deutlich, daß ein solcher Energiemix den 425 Vgl. Umweltindustrie in der Tschechischen Republik, PLUS 1996, H. 12, S. 4-7, hier S. 4. 426 Vgl. Ministry of the Environment of the Czech Republic (Hrsg.): Report on the Environment of the Czech Republic in 1996, Prag 1997a, S. 12. 427 Vgl. Naß (1996), a.a.O., S. 149; Ministry of the Environment of the Czech Republic (Hrsg.): 428 429 430 431
Statistical Environmental Yearbook of the Czech Republic 1997, Prag 1997b, S. 321. Vgl. Ministry (1997a), a.a.O., S. 13. Vgl. Ministry (1997a), a.a.O., S. 6; Ministry (1997b), a.a.O., S. 105. Vgl. Die Energiewirtschaft (1992), a.a.O., S. 3. Zu den Einzelheiten vgl. Naß (1996), a.a.O., S. 76-88.
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
171
Anforderungen einer nachhaltigen Energieversorgung nicht annähernd ent spricht Dies hat auch die Regierung Klaus erkannt und im Hinblick auf die
von der EU geforderten Umweltstandards die folgenden umweltpolitischen
Maßnahmen beschlossen bzw. bereits z.T. umgesetzt:
•
Der Anteil fossiler Brennstoffe am Energiemix soll bis zum Beginn des nächsten Jahrhunderts auf 46-70 °/o reduziert werden. Dies soll durch ei
ne Erhöhung des Anteils der Kernenergie auf 26-50 % und der Wasser kraft auf 4 % erreicht werden.432 Innerhalb des Bereichs der fossilen
Brennstoffe soll zudem die Kohle zur Verminderung der Schwefeldioxi-
demissionen verstärkt durch Erdgas substituiert werden, so daß ihr Anteil am Energiemix auf jeden Fall unter 50 % sänke. Dies soll einen Rückgang
der jährlichen Steinkohleförderung von derzeit 22 Mio. t auf 16 Mio. t so wie der jährlichen Braunkohleförderung von derzeit 79 Mio. t auf 43-48 Mio. t und damit eine Streckung der Ressourcen ermöglichen.433 Konkret
sind bis zum Jahr 2000 die Stillegung von Braunkohlekraftwerksblöcken
mit einer Totalleistung von 2.280 MW und die Inbetriebnahme des Kern
kraftwerks Temelin mit einer Leistung von 1.962 MW geplant Prognosen gehen davon aus, daß es mit diesem Ausbau der Kernenergie gelingen
könnte, den Anteil der Kohle am Energiemix in der Tschechischen Repu
blik bis zum Jahr 2010 auf 44 % zu senken, wohingegen ein Scheitern dieses Projektes bedeuten würde, daß die Kohle zu diesem Zeitpunkt nach wie vor 56 % des tschechischen Energieverbrauchs decken müßte 434 •
Bei den fossil befeuerten Kraftwerken sollen Emissionsreduzierungen durch technische Verbesserungen erreicht werden. Hierzu zählen vor al lem die folgenden Maßnahmen: Bau von Entschwefelungsanlagen für
Kraftwerksblöcke mit einer Gesamtkapazität von 4.700 MW, Ersatz alter 432 Vgl. Gescher/Watton/Connell (1996), a.a.O., S. 3. CEZ setzt sich einen Anstieg des Anteils der
Kernenergie auf 46 °/o bis zum Jahr 2005 zum Ziel; vgl. Charakteristik des Unternehmenspla nes der CEZ, a.s. für den Zeitraum von 1998 bis 2005, o.O.u J. [Prag 1997], o.Sz. 433 Vgl. Die Energiewirtschaft (1992), a.a.O., S. 4, 8-10, 15; Kratochvil (1996), a.a.O, S. 167. Nach Berechnungen der Raiffeisen Capital & Investment, Prag, wird die tschechische Braun kohleförderung im Jahr 2020 auf 41 Mio. t sinken; vgl. Tschechischer Braunkohlebergbau im Abwärtstrend, vwd vom 20.11.1998. 434 Vgl. Vanous (1998), a.a.O, S. 16.
172
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
Kessel durch neue Wirbelschichtkessel, Maßnahmen zur Reduzierung der Stickoxidemissionen, Verbesserung der Elektrofilter zur Reduzierung von
Flugascheemissionen, Erhöhung des Wirkungsgrades der Energiewand lungsprozesse sowie verstärkte Nutzung der kombinierten Elektrizitätsund Wärmeerzeugung435 CEZ hat sich dazu verpflichtet, zwischen 1994 und 1998 die Schwefeldioxidemissionen um 80 °/o, die Stickoxidemissio nen um 35 °/o und die Flugascheemissionen um 75 °/o zu senken.436 In
diesem Zusammenhang hat sich in der CR bereits eine beachtliche Um
weltindustrie entwickelt, die allerdings vor allem in den Bereichen der Ent schwefelung und der Denitrifikation noch erheblich auf das Know-how und die Technik ausländischer Partner angewiesen ist437
•
Neben den Veränderungen im Energiemix und den Bemühungen zur
Emissionsreduzierung stellen Maßnahmen zur Energieeinsparung und zur
Erhöhung der Energieeffizienz die dritte Säule der tschechischen Umwelt politik auf dem Energiesektor dar. Diesem Zweck dient das jährlich vom
Industrieministerium, vom Finanzministerium und von der Tschechischen Energieagentur gemeinsam herausgegebene Programm zur Unterstützung
von Energiesparmaßnahmen. Das Gesetz über das Wirtschaften mit der
Energie, welches die Regierung Klaus vorbereitet hat, soll Grundlagen zur Minimalisierung des Energieverbrauchs im Rahmen der gesamten Wirt schaft schaffen und darüber hinaus die stärkere Anwendung regenerativer 438 Energiequellen fördern.
Die Umsetzung dieser Pläne und Programme ist allerdings seit 1996 ins Stocken geraten. Der ursprüngliche Plan, das neue Kernkraftwerk Temelin
1996 einzuweihen und im Gegenzug Braunkohlekraftwerke der gleichen Ka pazität stillzulegen, ist nicht eingehalten worden.439 Für die mehrfachen Ter
435 Vgl. Kratochvil (1996), a.a.O, S. 168. 436 Vgl. Leslie (1996), a.a.O, S. 77. Zu den Einzelheiten des Emissionsreduzierungsprogrammes und
den Fortschritten vgl. ebd., S. 77-81. 1997 hat sich die CEZ eine Reduzierung der Flugascheemis sionen um 89 %, der Schwefeloxidemissionen um 92 % und der Stickstoffoxidemissionen um 53 % bis zum Jahr 2005 zum Ziel gesetzt; vgl. Charakteristik (1997), a.a.O., o.Sz. 437 Vgl. Umweltindustrie (1996), a.a.O., S. 6. 438 Vgl. Brychta (1997), a.a.O., S. 3-7. 439 Vgl. Die Energiewirtschaft (1992), a.a.O., S. 24.
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
173
minverschiebungen, erst auf April 1999, dann auf Mai 2000, ist vor allem der
Wechsel von dem ursprünglich russischen auf einen moderneren amerikani schen Reaktortyp verantwortlich440 1998 haben sich aufgrund technischer Schwierigkeiten die Spekulationen gemehrt, Temelin werde eventuell über haupt nicht ans Netz gehen, zumal sich führende Vertreter der Sozialdemo kraten gegen das Projekt aussprechen.441 Vor diesem Hintergrund ist auch
die Ankündigung des neuen Handelsministers Gregr vom Oktober 1998, ne ben Temelin solle noch ein weiteres Kernkraftwerk gebaut werden, mit Vor sicht zu bewerten.442 Darüber hinaus ist im Oktober 1997 die lang geplante Stillegung eines
veralteten 330 MW-Braunkohlekraftwerks in Maßnahmen zur Emissionsredu
zierung umgewandelt worden, die bei diesem Kraftwerkstyp jedoch nur schwer lich greifen werden.443 Auch die generellen Emissionsreduzierungsprogram
me laufen seit 1997 nur schleppend und nicht so effizient wie geplant.444 Dennoch befindet sich die Tschechische Republik mit ihrem Plan, die
Konzentration auf fossile Brennstoffe durch die verstärkte Nutzung zunächst der Kernenergie und später der regenerativen Energiequellen zu durchbre chen und flankierend mit Energieeinsparmaßnahmen und Projekten zur
Emissionsreduzierung zu arbeiten, aus Sicht des Nachhaltigkeitskonzeptes grundsätzlich auf dem richtigen Weg. Von herausragender Bedeutung für die weitere Entwicklung dieses Prozesses ist jedoch die verstärkte Inanspruch
nahme ausländischer Technologien und ausländischen Know-hows in Berei chen wie Reaktorsicherheit, Energieeffizienz oder Marktreife regenerativer
Energiequellen. 440 Vgl. CEZ and Skoda Praha sales hit by Temelin delays, East European Energy Report, Nr. 67
vom März 1997, S. 10. 441 Vgl. CA IB (1998a), a.a.O., S. 4; Gensicke, Gunter: Atomkraftwerk als Goldesel, Prager Zeitung vom 14.-20.5.1998, S. 4. 442 Vgl. Holt, Ed: Minister proposes new nuclear plant, Central European Business Weekly vom 2.-8.10.1998, S. 5; Jaki, Ren6: Grdgr dreams a nuclear dream, The Prague Post vorn 7.13.10.1998,5. 1. 443 Vgl. Lopatka, Jan: CEZ backtracks, to modernize 330MW plant, Prague Business Journal vorn
6.-12.10.1997,5.9. 444 Vgl. Ahrndt, Mareile: Verzicht wird nicht geübt Sünden und Mängel in der tschechischen Energieversorgung, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7.10.1997, 5. B5; Economy poor on energy conservation, Mlada Fronta Dnes vorn 4.12.1998.
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
174
5.3 Bewertung der Tschechischen Republik als Zielland für Inter
nationalisierungsmaßnahmen auf dem Energiesektor 5.3.1
Rahmenbedingungen für Internationalisierungsmaßnahmen in der
Tschechischen Republik
Eine besondere Bedeutung für die Bewertung eines Ziellandes hinsichtlich seiner Attraktivität für Internationalisierungsmaßnahmen besitzen Verkehrs-,
Kommunikations- und Bankenwesen, Arbeitsmarkt und Arbeitsrecht, Gesellschafts- und Steuerrecht, Investitionsförderungen und Investitionsschutz, Ab satzmarkt sowie Mentalität der Bevölkerung. Sie sollen daher im folgenden
für die Tschechische Republik näher spezifiziert werden. •
Verkehrswesen
Das Verkehrsnetz der Tschechischen Republik entspricht noch nicht dem westeuropäischen Standard. Das Straßennetz umfaßt zwar etwa 73.000 km,
aber davon sind nur etwa 560 km Autobahn; die Hauptstrecken sind durch den Güterfernverkehr stark belastet, und die meisten Nebenstrekken befinden sich in einem schlechten Zustand. Das Straßennetz ist nicht auf die angewachsene Verkehrsfrequenz ausgelegt, und entlastende Au
tobahnneubauten etwa nach Deutschland sind nicht vor dem Jahr 2000
geplant Das Schienennetz mit einer Gesamtstreckenlänge von 13.186 km ist zwar eines der dichtesten in Europa, aber der Verkehr selbst erreicht we gen der veralteten Anlagen nicht einmal die Hälfte der westeuropäischen Durchschnittsgeschwindigkeit Allerdings ist bis 2007 die Anbindung des Landes an mehrere Hochgeschwindigkeitsstrecken geplant. Internationale Flughäfen befinden sich in Prag, Brünn, Ostrau und Karlsbad.445
•
Kommunikationswesen
Positiver sind die Perspektiven des Kommunikationswesens. Das gesamte Land ist mit telefonischer Infrastruktur erschlossen - auf 1.000 Einwohner
entfallen 300 Telefonanschlüsse -, internationale Verbindungen sind direkt 445 Vgl. Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 8-9; Jäger/Kutschera/Rubek (1996), a.a.O.,
S. 11; Czechlnvest: New Conditions for Investors in the Czech Republic, Prag 1998, S. 5.
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
175
anwählbar, zwei Mobilfunknetze in weiten Teilen des Landes installiert, ein weiteres in Vorbereitung, und Unternehmen sowie Verwaltungen sind über
wiegend mit Faxgeräten ausgestattet Die 1993 privatisierte SPT Telecom er setzt momentan mit niederländisch-schweizerischer Unterstützung die veral teten Leitungsnetze durch ein modernes digitales System446 Zum 1.1.2OOO
soll auch die Monopolstellung der SPT Telecom beseitigt werden. •
Bankenwesen Das tschechische Bankenwesen ist in den vergangenen Jahren grundlegend modernisiert worden. Alle in Westeuropa üblichen Bankendienstleistungen
werden angeboten. In Prag sind alle größeren internationalen Geschäftsban
ken vertreten, die Stadt wird sich in den kommenden Jahren vermutlich als Ananzdrehscheibe für Osteuropa zu einem Bankenzentrum von internationaler Bedeutung entwickeln.447 Voraussetzung dafür ist allerdings die zügige Durch führung der Privatisierung der großen Staatsbanken, die ohnehin aufgrund der Vergabe zahlreicher „fauler Kredite" Liquiditätsprobleme aufweisen.448 Ein
wichtiges Signal in dieser Richtung war die Privatisierung der IPB-Bank im März 1998 und die Übernahme von 36 % durch die japanische Investmentbank Nomura 449 Die sozialdemokratische Regierung Zeman hat im Oktober 1998
mit der Privatisierung begonnen, indem sie die staatlichen Anteile an den drei tschechischen Großbanken zum Verkauf angeboten hat450 •
Arbeitsmarkt und Arbeitsrecht
Die Arbeitsmarktstruktur zählt zu den großen Vorteilen des tschechischen Standortes. Der Durchschnittslohn liegt in der Tschechischen Republik um 446 Vgl. Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 9; Jäger/Kutschera/Rubek (1996), a.a.O.,
S. 12-13; Black, George: Czechs have invested heavily, Financial Times vom 17.3.1998, S. 10. 447 Vgl. Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 9; Jäger/Kutschera/Rubek (1996), a.a.O., S. 14. 448 Vgl. Wer soll das bezahlen? Tschechiens Banken von notleidenden Krediten geplagt, Prager Zeitung vom 10.-16.12.1998, S. 6. 449 Vgl. Anderson, Robert: Czechs try again to prepare their banks for Europe, Financial Times vom 18.3.1998. 450 Vgl. Der gordische Knoten. Die Privatisierung der Großbanken wartet auf das Startzeichen, Prager Wirtschaftszeitung vom 8.-14.10.1998, S. 1; Anderson, Robert: Prague acts to restart bank sell-offs, Financial Times vom 6.10.1998, S. 2.
176
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
13,5 % niedriger als in Polen und um 40 °/o niedriger als in Ungarn, die Lohnnebenkosten sind um 25 % niedriger als in Polen und um 32 % niedriger als in Ungarn451 Das Ausbildungsniveau der tschechischen Ar beitskräfte ist im mittel- und osteuropäischen Vergleich sehr gut, muß
aber differenziert beurteilt werden. Während es im technisch-naturwissen schaftlichen Bereich als sehr befriedigend zu bezeichnen ist - die Tsche
chische Republik liegt z.B. nach einem OECD-Bericht vom Dezember
1996 nach natur- und ingenieurwissenschaftlichen Abschlüssen pro Kopf der Bevölkerung weltweit an der Spitze -, bestehen noch Defizite im kaufmännischen Bereich.452 Trotz der guten Qualifikation sind geeignete Arbeitskräfte wegen der mangelhaften Entwicklung des Arbeitsvermitt lungssektors häufig nur unter großen Schwierigkeiten zu finden 453
Das tschechische Arbeitsrecht weist zwar noch einige Lücken auf, insbe sondere hinsichtlich der Kompetenzen der Sozialpartner, ist aber im Zu
sammenhang mit den Bemühungen einer Rechtsangleichung zu den EUStaaten auf westeuropäischen Standard gebracht worden 454
•
Gesellschaftsrecht
Ausländische Unternehmen haben das grundsätzliche Recht, in der Tschechischen Republik unter denselben Bedingungen tätig zu werden wie tschechische Unternehmen. Ein Ausländer kann Alleingründer wie
Mitbegründer eines Unternehmens werden, sich an bereits bestehenden tschechischen Unternehmen beteiligen oder Zweigstellen in der Tschechi
schen Republik eröffnen. Als Unternehmensformen akzeptiert das tsche
chische Handelsregister die AG, die GmbH, die KG, die OHG, die Genos senschaft und die Zweigniederlassung bzw. Tochtergesellschaft Es existie ren weder Obergrenzen noch Genehmigungspflichten für ausländische
451 Vgl. Czechlnvest (1997b), a.a.O., S. 4. 452 Vgl. Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 9-10; Czechlnvest (1997b), a.a.O., S. 4. 453 Vgl. Arndt, Hans-Wolfgang (Hrsg.): Wirtschaftspartner Tschechische Republik, Bonn 1995,
S. 107-111. 454 Vgl. Bohata, Petr: Neues tschechisches Arbeitsgesetzbuch in Vorbereitung, Wirtschaft und Recht in Osteuropa 4 (1995), H. 2, S. 71-72; Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 25-27.
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
177
Investitionen, es sei denn, diese betreffen das Bankwesen, den Rnanz-
oder den Verteidigungsbereich. Die Tätigkeit einer Firma darf sich auch
nach dem Recht eines anderen Staates richten, sofern dies dem tschechi schen Recht nicht zuwiderläuft. Tochtergesellschaften unterliegen keinen
Währungsbeschränkungen und benötigen lediglich eine Genehmigung der Nationalbank für die Rückführung von Unternehmensgewinnen.455 Damit ist das tschechische Gesellschafts- und Unternehmensrecht als
ausgesprochen investitions- und internationalisierungsfreundlich zu be
zeichnen. Allerdings müssen ausländische Investoren aus bürokratischen Gründen durchschnittlich vier bis sechs Monate für die Gründung eines Unternehmens in der Tschechischen Republik veranschlagen. •
Steuerrecht Die wesentlichen Unternehmenssteuern in der Tschechischen Republik sind die Körperschafts- und die Mehrwertsteuer. Der Körperschaftssteuer unterliegen alle Unternehmen, die in der CR gegründet und dort in das Handelsregister eingetragen werden. Sie ist seit 1992 von 45 % auf 35 °/o
reduziert worden, liegt damit aber im europäischen Maßstab immer noch
recht hoch, so daß mit weiteren Steuersenkungen in diesem Bereich zu rechnen ist. Anders als Slowakien gewährt die CR keine befristete Steuer
freiheit als Anreiz für ausländische Investoren. Die Mehrwertsteuer beträgt
5 % für Dienstleistungen und lebenswichtige Güter sowie 22 % für son stige Güter und liegt damit auf einem Niveau, das dem der meisten west
europäischen Staaten ähnelt. Die progressiv gestaffelte Einkommensteuer,
der alle Personen unterliegen, die sich mindestens 183 Tage innerhalb eines Kalenderjahres im Land aufhalten, reicht von 15 °/o bis 40 °/o, nach dem der Höchststeuersatz im Jahr 1993 noch 47 % betragen hat456
455 Vgl. Arndt (1995), a.a.O., S. 65-73, 94-99; Brendel, Gerhard/Bruder, Hans: Marktgegeben
heiten für das Management in den Visegradländern (Ungarn, Polen, Tschechische und Slowa kische Republik). In: Steinle, Claus u.a. (Hrsg.): Management in Mittel- und Osteuropa. Kon zepte, Praxis, Perspektiven, Frankfurt a.M. 1996, S. 71-96, hier S. 87-88; Czechlnvest: Grün dung einer Firma in der Tschechischen Republik, Infoblatt Nr. 4, Stand Januar 1997c, S. 1-4. 456 Vgl. Schomer/Herkenhoff (1994), a.a.O., S. 223-224; Brendel/Bruder (1996), a.a.O., S. 8889; Czechlnvest (1997b), a.a.O., S. 4.
178
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
Insgesamt weist das tschechische Steuersystem westlichen Standard auf.
Für die Zukunft sind Steuerreformen geplant, die zu einer deutlichen Sen
kung der direkten Steuern führen sollen. Auf der anderen Seite ist negativ
anzumerken, daß die raschen Veränderungen im Steuersystem seit 1989 sowie das Auftreten ausländischer Investoren zu einem extremen Forma
lismus und Bürokratismus in den tschechischen Finanzbehörden geführt hat.457
•
Investitionsförderungen und Investitionsschutz Die öffentlichen Investitionsförderprogramme der Tschechischen Republik
sind eher bescheiden. Es existiert lediglich die Möglichkeit, für den Bau
neuer Fabriken oder den Kauf neuer Anlagen eine 10°/oige Investitions zulage in Anspruch zu nehmen. Zum 1.1.1999 sind darüber hinaus die Abschreibungszeiträume drastisch reduziert worden. Das wichtigste För
derinstrument der EU für Investitionen in der Tschechischen Republik ist
das Joint Venture Phare Program (JOPP), das die Gründung von Joint Venture-Projekten unterstützt458 Insgesamt stellen diese Fördermaßnahmen keinen Anreiz für Internatio nalisierungsmaßnahmen in der Tschechischen Republik dar. Den Schutz ausländischer Investitionen garantieren zwar Abkommen der CR mit etwa
30 anderen Staaten, und die Gewinne von Joint Venture-Unternehmen können als Dividenden des Steuersubjekts frei in dessen Heimatland transferiert werden.459 Aber die Novellierung des Lotteriegesetzes vom
1.9.1998 stellt einen Verstoß gegen internationale Abkommen dar, hat zu heftigen Protesten und zu Zweifeln geführt, ob unter der Regierung Ze man ein ausreichender Investitionsschutz für ausländische Unternehmen gegeben ist460 Aufgrund der Proteste muß es überarbeitet werden. 457 Vgl. Kemp, Ton/Vorlickova, Lude: Tax in the Czech Republic. Mastering the Revolution. In: Walker, Robert Menzies (Hrsg.): Guide to Europe's leading Tax advisers, London 1997, S. 1719. 458 Vgl. Czechlnvest: Investitionsanreize in der Tschechischen Republik, Infoblatt Nr. 17, Stand Ja
nuar 1997d, S. 1-2; Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 23-24. 459 Vgl. Czechlnvest (1997b), a.a.O., S. 3-4. 460 Vgl. Grass, Claudia: Ausländische Investoren fühlen sich diskriminiert, Handelsblatt vom
6.10.1998, S. 29.
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
•
179
Absatzmarkt
Die Kaufkraft der tschechischen Bevölkerung liegt aufgrund des erwähnten bescheidenen durchschnittlichen Lohnniveaus zwar grundsätzlich eher
niedrig, aber dieser Befund ist durch einige Anmerkungen zu differenzie
ren. Erstens beruhen die statistischen Angaben über das Lohnniveau auf der Lohnentwicklung in den großen, früher staatlichen, jetzt privatisierten Unternehmen, wohingegen in neugegründeten Unternehmen z.T. bereits erheblich höhere Gehälter gezahlt werden. Zweitens gehen zahlreiche Ar
beitnehmer und Pensionäre Nebenbeschäftigungen nach, und drittens ist
die Zahl der gutverdienenden Selbständigen in den vergangenen Jahren kontinuierlich angewachsen.461
Nicht nur die wachsende Attraktivität des tschechischen Absatzmarktes allein ist jedoch zu beachten, sondern mehr noch die strategische Rolle der Tschechischen Republik als Mittler zwischen Ost- und Westeuropa, als
Sprungbrett für westliche Unternehmen hin zu einem Markt von mehreren 100 Mio. Menschen. Hier liegt eine wesentliche Bedeutung der Tschechi
schen Republik als Zielland von Internationalisierungsmaßnahmen.
•
Mentalität der Bevölkerung Die Mentalität der tschechischen Bevölkerung unterscheidet sich aufgrund
der Sozialisationserfahrungen in der sozialistischen Gesellschaft in ver schiedenen Punkten deutlich von der in westlichen Gesellschaften. Werte wie Leistung, Erfolg, Eigeninitiative und Flexibilität genießen nicht den glei
chen hohen Stellenwert, und es besteht eine gewisse Angst vor westlicher Dominanz und Überfremdung, die sich in Mißtrauen gegenüber ausländi schen Investoren niederschlägt. Die Bürokratie ist schwerfälliger und zeigt weniger Kooperationsbereitschaft mit der Wirtschaft462
Allerdings ist hier in den letzten Jahren ein deutlicher Wandel spürbar.463 Bereits 1994 hat eine Meinungsumfrage ermittelt, daß drei Viertel der tschechischen Bevölkerung das heutige System besser bewerten als die 461 Vgl. Arndt (1995), a.a.O., S. 10; Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 10. 462 Vgl. Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 11. 463 Vgl. Schwarzenberg (1995), a.a.O., S. 51-52.
180
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
kommunistische Ordnung, 51 % an eine Verbesserung der wirtschaftli chen Lage glauben und 30 °/o entweder bereits eine unternehmerische
Tätigkeit ausüben oder dies erwägen. Nach wie vor sorgen die Wertmu
ster der Vergangenheit jedoch für ein starkes Anspruchsdenken gegen über dem Staat, und die Werte der westlichen „Erlebnisgesellschaft" spielen in der tschechischen Gesellschaft kaum eine Rolle.464 Zu ähnlichen Ergebnissen gelangt eine 1996 in elf Ländern des ehemali
gen Ostblocks durchgeführte repräsentative Umfrage zu der Arbeitsethik und den Lebenseinstellungen der Menschen. Sie zeigt auf der öinen Sei
te, daß 41 °/o der Tschechen bereit sind, an ihrem Arbeitsplatz „das Beste
unabhängig von der Bezahlung leisten" zu wollen; ein ähnlich hoher Wert wurde in keinem anderen der untersuchten Länder erreicht. Nur 12 % der
Tschechen betrachten die Arbeit als „notwendiges Übel"; dieser Wert liegt
nur in Polen niedriger. 56 % der Tschechen bezeichnen die Arbeit als „sehr wichtig" für ihr Leben; damit rangiert sie zwar deutlich hinter der
Familie (86 %), aber ebenso klar vor Freizeit (30 °/o), Religion (9 %) und
Politik (8 %). Auch die Rolle des Wettbewerbs bewerten nur die Rumä
nen positiver als die Tschechen. Auf der anderen Seite zeigt die Frage nach den Hauptmotivatoren der Arbeit jedoch noch deutlich die Sozialisa tion der Bevölkerung durch das planwirtschaftliche System: Faktoren wie
„gute Bezahlung" (wichtig: 85 °/o), „nette Kollegen" (83 %) und „hohe Arbeitsplatzsicherheit" (72 °/o) dominieren, während Aspekten wie „etwas leisten" (49 %), „Verantwortung" (48 %) und „Aufstiegschancen" (29 °/o) eine deutlich geringere Bedeutung beigemessen wird 465
Diese Ergebnisse zeigen eine Gesellschaft im Wandel. Sicherheitsdenken,
Mißtrauen gegenüber dem Westen und die Sehnsucht nach einem star 464 Vgl. Sedlatek, Oto: Das gegenwärtige Sozialklima in der Tschechischen Republik und seine Bedeutung für die Zusammenarbeit mit den grenznahen Regionen Deutschlands und Polens. In: Grundlagen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit der grenznahen Regionen Polens, der Tschechischen Republik und Deutschlands, 9. Leipziger Weltwirtschaftsseminar, Leipzig 1994, S. 24-33, hier S. 28-32. 465 Vgl. Schlese, Michael/Schramm, Florian: Arbeitseinstellungen im Osten Europas - kulturell
oder situativ bedingt? In: Steinle, Claus u.a. (Hrsg.): Management in Mittel- und Osteuropa. Konzepte, Praxis, Perspektiven, Frankfurt a.M. 1996, S. 163-180, hier S. 167-175.
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
181
ken Staat sind noch in erheblichem Maß vorhanden, werden aber zu
nehmend abgelöst von Werten wie Eigeninitiative, Eigenverantwortung, Marktdenken und Leistungsorientierung. In einer tabellarischen Überblicksdarstellung lassen sich die oben näher spe
zifizierten Rahmenbedingungen für ausländisches Engagement in der Tsche chischen Republik wie folgt bewerten:
Verkehrswesen Kommunikationswesen Ban ken wesen Arbeitsmarkt und Arbeitsrecht Gesellschaftsrecht Steuerrecht Investitionsförderungen und -schütz Absatzmarkt Mentalität der Bevölkerung
Heutiger Stand
Weiterentwicklung
—
+ + +
+/+/+ + +/—
+/+/-
+/+/+ +/+ +
Tabelle 9: Rahmenbedingungen für ausländisches Engagement in der CR
Die Tabelle zeigt, daß unter Zugrundelegung einer kurzfristigen Perspektive vor al lem die Vorteile des tschechischen Arbeitsmarkts und Arbeitsrechts (niedriges
Lohnniveau, niedrige Sozialabgaben, hohe technische Qualifikation) in Verbin dung mit dem liberalen Gesellschafts- und Unternehmensrecht zu Internatio nalisierungsmaßnahmen in der Tschechischen Republik motivieren könnten.
Diese Motivkombination hat tatsächlich zu Beginn der neunziger Jahre domi
niert, als der tschechische Standort z.T. noch abschätzig als „verlängerte Werkbank" bezeichnet worden ist466 Zu jener Zeit ist die Tschechische Republik noch überwiegend als billiger Produktionsstandort wahrgenommen worden.
In Zukunft wird die Tschechische Republik jedoch, wie aus der Tabelle er
sichtlich, ihre Attraktivität als Zielland für Internationalisierungsmaßnahmen vor allem hinsichtlich der Infrastruktur, des Absatzmarktes und der Mentalität
der Bevölkerung steigern. Dies bedeutet, daß sie sich mittel- bis langfristig stärker als interessanter Absatzmarkt und als strategischer Brückenkopf zwi466 Vgl. Mankowski (1995), a.a.O., S. B3.
182
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
sehen Ost- und Westeuropa etabliert. Diese Perspektive hat in den vergange nen Jahren bereits zu einer Motivverschiebung hinsichtlich der Investitionstä
tigkeit geführt Das Institut der deutschen Wirtschaft hat 1997 ermittelt, daß
das Argument der niedrigen Arbeitskosten inzwischen nur noch auf Platz 3 der Motivskala steht, deutlich hinter den Motiven der „Erschließung neuer Märkte" und der „Sicherung möglicher Märkte"467
5.3.2 Entwicklung und Stand der Internationalisierungsaktivitäten in der Tschechischen Republik
Das folgende Schaubild gibt einen Überblick über das Gesamtvolumen der ausländischen Direktinvestitionen in der Tschechischen 1.1.1993 Tschechoslowakei) von 1990 bis 1997:468
Republik
(bis
Die ausländischen Direktinvestitionen erreichen in diesem Zeitraum einen Gesamtumfang von 8.361 Mio. US-$. Das Schaubild zeigt, daß die Investitio467 Vgl. Motive deutscher Osteuropa-Investoren, Wirtschaft und Recht in Osteuropa 6 (1997), H. 2, S. 70. 468 Zahlen nach: Möllering, Jürgen: Deutsche Direktinvestitionen in der Tschechischen Republik.
Motive, Erfahrungen und Perspektiven, Bielefeld 1994, S. 5; Arndt (1995), a.a.O., S. 16; Cze chlnvest: Ausländische Direktinvestitionen in der Tschechischen Republik, Infoblatt Nr. 2, Stand März 1997e, S. 1; Wirtschaft Tschechische Republik, PLUS vom April 1998, S. 18-19.
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik[83 nen bereits im Jahr 1992 ein Volumen von 1.000 Mio. US-? erreicht haben, dann aufgrund der Teilung in Tschechische und Slowakische Republik vor
übergehend zurückgegangen sind, um 1995 auf den Höchststand von
2.558,5 Mio. US-? zu steigen. 1996/97 hat die Wirtschaftskrise einen Rückgang
auf 1.428,4 Mio. bzw. 1.300,4 Mio. US-? bewirkt 1998 ist die Investitionstätigkeit wieder angezogen und hat bereits im ersten Halbjahr 1.477,4 Mio. US-? er reicht469 Von Januar bis September 1998 haben die ausländischen Investi
tionen um 24,7 % gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum zugenom men.470 Der Wahlsieg der Sozialdemokraten hat jedoch im letzten Quartal 1998 zu einer merklichen Zurückhaltung ausländischer Investoren geführt (vgl. Kapitel 5.1.1).
Die beiden folgenden Diagramme schlüsseln das Gesamtvolumen der ausländischen Direktinvestitionen 1990-96 nach den Herkunftsländern der Investitionen sowie nach Branchen auf:471
Abbildung 11: Direktinvestitionen in der CSFR bzw. CR 1990-97 nach Herkunftsländern bzw.
nach Branchen
469 Vgl. Ausländische Direktinvestitionen in der Tschechischen Republik im ersten Halbjahr 1998,
PLUS vom Oktober 1998, S. 18-20. 470 Vgl. Analysts positively evaluate inflow of investments in Jan-Sept, CTK-Business News vom 25.11.1998. 471 Zahlen nach: Czechlnvest (1997e), a.a.O., S. 1-2; Exner (1997), a.a.O., S. 25; Kaufmann, Friedrich/Menke, Andreas: Tschechien ist Sieger nach Punkten, Handelsblatt vom 7.10.1997, S. 29; Piskovä, Hana: Zufluß von Auslandsdirektinvestitionen auf dem Niveau von 1996, Wirt schaft und Handel in der Tschechischen Republik 1998, Nr. 2, S. 7.
184
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
Die größten Einzelinvestitionen entfallen auf das niederländisch-schweizeri sche Telekommunikationsunternehmen TelSource (1.450 Mio. US-?, 1995-
2000), die Volkswagen AG (900 Mio. US-?, 1991-96), das multinationale
Ölunternehmen International Oil Consortium (629 Mio. US-J, 1995-2000) sowie den amerikanischen Tabakkonzern Philip Morris (420 Mio. US-?, 1992).472 Trotz dieser beträchtlichen Einzelaktivitäten liegt die Tschechische
Republik in der Kategorie der ausländischen Direktinvestitionen hinter Un garn, Polen und Rußland nur auf dem vierten Platz der ehemaligen Ostblock
staaten. Dies dürfte nicht zuletzt darauf zurückzuführen sein, daß es die tschechische Regierung, so wie sie schon bei ihrer Privatisierungspolitik inlän dische Anleger bevorzugt hat, lange abgelehnt hat, ausländischen Investoren
durch Vergünstigungen entgegenzukommen. Die Wirtschaftskrise von 1996 hat hier jedoch offenbar zu einem Umdenkungsprozeß und zu der Einsicht
geführt, daß der verstärkte Zufluß ausländischen Kapitals einen wichtigen Beitrag zur Behebung ökonomischer Strukturprobleme leisten kann. Umfang
reiche Investitionsvorhaben von Intel und General Motors sollen daher erst mals gezielt durch staatliche Maßnahmen gefördert werden.473
Daß die bisherige Haltung der tschechischen Regierung und Bürokratie gegenüber ausländischem Engagement die Internationalisierungsaktivitäten behindert bzw. gehemmt hat, zeigen auch Befragungen von ausländischen Unternehmen, die bereits in der ÖR tätig sind. Eine Auswertung der Erfahrungen
von insgesamt 1.500 deutschen Unternehmen hat ergeben, daß die tschechische Bürokratie ihnen die größten Startschwierigkeiten bereitet (von 23,8 °/o der Unternehmen genannt) 474 Auch in der Untersuchung von Schmalen, Pechtl und Binninger geben die befragten Unternehmen die Bürokratie als das größte Problemfeld bei Internationalisierungsaktivitäten in der ÖR an.475
Daß die Zurückhaltung der tschechischen Regierung gegenüber ausländischen
Investoren mit dem (grundsätzlich richtigen) Ziel zusammenhängt, einen leistungs 472 Vgl. Top 50 Foreign Investors, Prague Business Journal vom 29.9.-5.10.1997, S. 13-15, hier
S. 13. 473 Vgl. Abaffy (1997), a.a.O., S. 25. 474 Vgl. Möllering (1994), a.a.O., S. 21-22. 475 Vgl. die Ergebnisse der Befragung von 77 deutschen, in der Tschechischen Republik aktiven Unternehmen in: Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 49-50.
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
185
starken Mittelstand aus der eigenen Bevölkerung heraus aulzubauen, ist bereits erwähnt worden. Sicherlich spielt auch die verbreitete Furcht der Bevölkerung vor
westlicher Überfremdung, der man keinen Vorschub leisten will, bei dieser wirt schaftspolitischen Ausrichtung eine Rolle. Heute ist die tschechische Wirtschaft je doch an einem Punkt angelangt, an dem sie dringend die Zufuhr frischen Kapitals
und innovativen Know-hows aus dem Ausland benötigt, um auf Dauer wettbe werbsfähig zu bleiben bzw. zu werden. Hinzu kommt daß sich eine intensivere wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Westen auf Untemehmensebene zweifellos
positiv auf die Verhandlungen über den Beitritt der Tschechischen Republik zur
EU auswirken würde. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, daß sich die begonnene Tendenz zur verstärkten Förderung des ausländischen Engagements
in der Tschechischen Republik in den kommenden Jahren weiter fortsetzen wird.
5.3.3 Internationalisierung auf dem tschechischen Energiesektor In den vorangegangenen Kapiteln sind die Voraussetzungen analysiert wor
den, die die Tschechische Republik einerseits auf dem Gebiet der Energie versorgung und andererseits für Internationalisierungsaktivitäten generell bie tet. Hier soll nun abschließend noch auf einige Aspekte eingegangen werden,
die speziell für Intemationalisierungsmaßnahmen auf dem Energiesektor von
Bedeutung sind. In diesem Zusammenhang spielt vor allem die Europäische Energiecharta eine wichtige Rolle. Die Grundlagen für dieses Verfragswerk hat der Europäische Rat im Juni 1990
in Dublin gelegt Mit dem Vertrag haben die EG, die USA, Kanada und andere OECD-Staaten den Ländern des ehemaligen Ostblocks vor dem Hintergrund des dort vorhandenen Energiereichtums und des gleichzeitigen technologischen
Rückstands eine umfangreiche energiewirtschaftliche Zusammenarbeit angebo ten.476 Im Dezember 1991 sind die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen worden, indem insgesamt 48 Staaten das Vertragswerk unterzeichnet haben.477
476 Vgl. Schütterie, Peter: Energiecharta - ein Fundament künftiger Ost-West-Kooperation, Siemens Standpunkt 10 (1997), H. 4, S. 22-25, hier S. 22. 477 Vgl. Cameron, Peter: The Energy Charter Treaty. An Introduction (Beitrag zur 12th Biennial
Conference on Petroleum, Minerals, Energy & Resources Law am 24.-29.3.1996 in Prag), unveröff. Manuskript, Prag 1996, o.Sz .
186
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
Das Ziel der Europäischen Energiecharta besteht darin, durch Maßnahmen zur Erleichterung der Investitionen auf dem Energiesektor sowie zur Liberalisierung
des Handels mit Energieträgern und Energieerzeugnissen das Wirtschaftswachs
tum in den Ländern Mittel- und Osteuropas zu fördern. Zu diesem Zweck sollen auch die Strukturreformen und Modemisierungsbemühungen dieser Länder auf
dem Energiesektor unterstützt werden. Im Dezember 1994 ist die politische Ab sichtserklärung in Lissabon zu einem völkerrechtlich verbindlichen Vertragsdoku
ment ausgeweitet worden, das bis heute insgesamt 49 Staaten, darunter auch die Tschechische Republik, unterzeichnet haben.
Neben den oben genannten zentralen Zielen begründet der Vertrag einen umfassenden Schutz für ausländische Direktinvestitionen, installiert ein inter nationales Schiedsverfahren zur Beilegung von Differenzen und sichert den
Energietransit durch grenzübergreifende Leitungsnetze und Pipelines. Damit
fördert er nicht nur die Schaffung wettbewerbsorientierter Strukturen auf den mittel- und osteuropäischen Energiemärkten, sondern erhöht auch die
Rechtssicherheit für ausländische Investoren in beträchtlichem Maße Der
Vertrag sichert ausländischen Investoren Inländerbehandlung, Meistbegünsti gung, freie Personalwahl, freie Transferierbarkeit von Kapital und Gewinnen
sowie das Recht auf Entschädigung bei Enteignungen zu. Alle UnterzeichnerStaaten verpflichten sich zur Veröffentlichung der gesamten energiewirtschaft
lich relevanten Rechtsprechung sowie zur Einrichtung von frei zugänglichen energiewirtschaftlichen Informationsstellen.478 Bislang haben 28 der 30 zur Inkrafttretung des Vertrages notwendigen Staaten
das Ratifizierungsverfahren abgeschlossen, darunter auch die CR, so daß in Kürze mit der konkreten Umsetzung zu rechnen ist479 Für die Tschechische
Republik bedeutet dies in erster Linie, daß sich die ohnehin zu beobachten
de Tendenz zur verstärkten Zusammenarbeit mit ausländischen Investoren gerade auf dem Gebiet des Energiesektors nochmals intensivieren wird.
Bereits die Jahre 1996 und 1997 zeigen eine deutliche Zunahme der In
ternationalisierungsaktivitäten auf dem Zielmarkt der tschechischen Energie478 Zu den Einzelheiten des Vertragswerkes vgl. Cameron (1996), a.a.O., o.Sz . 479 Vgl. Schütterie (1997), a.a.O., S. 25.
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
187
Versorgung. Den ersten größeren Versuch haben 1992 die im International Oil Consortium (IOC) zusammengeschlossenen Ölkonzerne Agip, Shell, Total und Conoco mit dem Angebot der Übernahme von 49 °/o der tschechischen
Raffinerien unternommen, sobald diese privatisiert würden. Die tschechische
Regierung hat das Übernahmeangebot im Mai 1994 zwar zunächst abge lehnt, weil sie ein ausländisches Engagement auf einem volkswirtschaftlich so bedeutsamen Sektor zu jener Zeit noch nicht hat zulassen wollen, ist aber vom Parlament überstimmt worden, so daß der Übernahmeprozeß im Juni 1995 begonnen hat480 Mit einer projektierten Investitionssumme von 629
Mio. US-? für die Jahre 1995-2000 ist das IOC zur Zeit der drittgrößte aus ländische Investor in Tschechien.481 1994 hat darüber hinaus Asea Brown Boveri in einem Joint Venture mit fünf tschechischen Gesellschaften ein Kraftwerk mit 100 MW Leistung in Ostrau (Kosten: 110 Mio. US-?) errichtet; die Investition von ABB beläuft sich auf 55 Mio. US-?.482
Die RWE Energie AG hat im Frühjahr 1995 zusammen mit der Prager Gaswerke AG die Prometheus Energiedienstleistung GmbH zur Förderung
des Erdgaseinsatzes in Prag und Umgebung durch verschiedene Energie
dienstleistungsangebote gegründet Darüber hinaus hat das Unternehmen mit der Energieversorgung Ostbayern AG (OBAG), einem Unternehmen der
Bayernwerk-Gruppe, und der Regionalversorgung Mittelböhmen (STE) ein Konsortium gebildet, das gemeinsam mit der VW Kraftwerk GmbH und der
SKODA AUTO a.s. die Energieversorgung des SKODA-Autowerks in Mladä Boleslav 50 km nordöstlich von Prag übernommen hat483 Im April 1997 hat RWE Energie außerdem eine Beteiligung von 11,7 °/o an dem Prager Gasver sorgungsunternehmen Prazska Plynarenska erworben 484 An STE hält die RWE Energie AG mittlerweile einen Anteil von über 11 %. 480 481 482 483
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
Leslie (1996), a.a.O, S. 65-66. Top 50 Foreign Investors (1997), a.a.O, S. 13. Leslie (1996), a.a.O, S. 79; Top 50 Foreign Investors (1997), a.a.O, S. 14. Peiß, Ansgar: Energy Supply of SKODA AUTO a.s, CZ. Outsourcing of the SKODA energy
facilities to meet the environmental and economical requirements for competitivness, Vortrag auf dem 5th Central & Eastern Europe Power Industry Forum (CEEPIF 98) am 24.-25.3.1998 in Warschau (unveröff. Manuskript). 484 Vgl. RWE takes stake in Czech distributor, East European Energy Report, Nr. 67 vorn April
1997, S. 22.
188
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
1996 hat sich die US-Gesellschaft Power International mit 100 Mio. US-? an
der ökologischen Umrüstung des Braunkohlekraftwerks Komorany in der Nähe von Most in Nordböhmen beteiligt; die Umrüstung zielt auf eine Reduzierung der Staubemissionen um 98 °/o, der Schwefeldioxidemissionen um 88 °/o.
485
1997 haben die Internationalisierungsaktivitäten auf dem tschechischen Energiesektor erheblich an Dynamik gewonnen. Für Aufsehen hat vor allem
der erfolgreiche Abschluß des Projektes Energeticke Centrum Kladno (ECK) im Mai 1997 gesorgt Zu dem Konsortium ECK haben sich die amerikanischen
Energiekonzeme NRG Energy (57,85 °/o) und El Paso Energy International (31,15 °/o) mit der STE (11,0 °/o) zusammengeschlossen. Das Projekt umfaßt
die Modernisierung und Erweiterung des Kohlekraftwerkes Kladno 30 km west lich von Prag für insgesamt 400 Mio. US-? und stellt damit momentan die
fünftgrößte ausländische Investition in der Tschechischen Republik dar. Durch
die Installierung neuer Turbinen soll die Kapazität des Kraftwerks bis 1999
von 21 MW auf 343 MW gesteigert werden. Gleichzeitig wollen die Investo ren die Einhaltung modernster Emissionsstandards gewährleisten.486 Nach Angaben von NRG beabsichtigt das Unternehmen, sich bis zum Jahr 2005 an
fünf weiteren Projekten in der Tschechischen Republik zu beteiligen, die die Elektrizitätserzeugung des Landes um 500-1.000 MW erhöhen sollen.487
Im Oktober 1997 hat der größte britische Energiekonzern, National Power, für 160 Mio. US-? einen Anteil von 48 °/o an dem tschechischen Energiever
sorgungsunternehmen Elektrarny Opatovice erworben. Ziel der Aktion ist nach den Worten von Keith Henry, dem Direktor von National Power, die Schaf
fung einer Grundlage für den Bau von Kraftwerken in der Tschechischen Re publik und später auch in anderen Ländern Mittel- und Osteuropas488 Im September 1998 schließlich hat der niederländisch-britische Konzern Mid-
485 Vgl. Jarolimek (1996), a.a.O., S. 3-4; Leslie (1996), a.a.O, S. 81. 486 Vgl. ECKG Project financed in Czech Republic, Financial Times - Global Private Power vom Mai 1997, S. 2. 487 Vgl. Leslie (1996), a.a.O, S. 82. 488 Vgl. Crowe, Sidney: Power play gives UK company major stake in Czech utilities, Central Euro pean Business Weekly vom 10.-16.10.1997, S. 1; Lesenarovä, Hana: National Power pays $160m for Opatovice, Prague Business Journal vom 13.-19.10.1997a, S. 10.
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
189
lands Power Europe BV ein Kraftwerk von dem Energieversorgungsunter nehmen der Skoda Pilsen erworben.489
Im November 1998 halten die folgenden ausländischen Investoren An teile an den tschechischen Elektrizitäts- und Gasverteilungsunternehmen:490
Elektrizitätsverteilungs unternehmen
Investoren
PE (Prag) STE (Mittelböhmen) SCE (Nordböhmen) JCE (Südböhmen) ZCE (Westböhmen)
Geso (HEW/EVN) RWE Energie AG Mitteldeutsche Energieversorgung AG (VEW) Salzburger Kredit- und Wechselbank Salzburger Kredit- und Wechselbank Deutsche Börse Clearing DEOP (Elekträrny Opatovice) Vattenfall Aktiebolag Eastern Group European Investments Cedel Bank Salzburger Kredit- und Wechselbank
VCE (Ostböhmen)
SME (Nordmähren) JME (Südmähren)
Gasverteilungs unternehmen
Investoren
PP (Prag) STP (Mittelböhmen) SCP (Nordböhmen)
RWE Energie AG Wintershall Erdgas Beteiligungs GmbH VNG - Verbundnetzgas Aktiengesellschaft Wintershall Erdgas Beteiligungs GmbH Salzburger Kredit- und Wechselbank Deutsche Börse Clearing Salzburger Kredit- und Wechselbank William and Grey Ltd. William and Grey Ltd. SPP Bohemia a.s. Salzburger Kredit- und Wechselbank
JCP (Südböhmen) ZCP (Westböhmen) VCP (Ostböhmen) SMP (Nordmähren)
JMP (Südmähren)
%-Beteiligung
16,49 % 12,17% 10,95 % 9,38 % 8,70 % 7,19% 6,88 % 8,08 % 16,38% 8,48 % 10,11 % %-Beteiligung
11,70% 15,49% 10,61 % 5,32 % 9,08 % 8,13 % 8,37 % 10,00% 10,03 % 7,29 % 8,95 %
Tabelle 10: Ausländische Beteiligung an tschechischen Elektrizitäts- und Gasverteilungsunternehmen (Stand: November 1998)
Die tschechischen Heizkraftwerke befinden sich (Stand: November 1998) im Besitz der folgenden Hauptgesellschafter:49'
489 Vgl. Ashford, Lindsay: Americans buy undervalued Skoda plant, Prague Business Journal vorn
28.9.-4.10.1998, S. 1, 15. 490 Quelle: Wertpapierzentrum Prag (Stand: 11.11.1998). 491 Quelle: Wertpapierzentrum Prag (Stand: 11.11.1998).
Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik
190
Kraftwerk
Gesellschafter
Land
Anteil
Teplärna Usti n.L.
Severodeskä doly a.s. Severodeskä energetika a.s.
CZ CZ
34,78 % 52,60 %
Mor. Siez Teplärna
OKD a.s. Spid 2 Spid 2 (Vivendi)
CZ F
33,99 % 61,43 %
Teplärna Karvinä
OKD a.s. Moravskoslezskä Teplärny a.s. Spid 2 Spid 2 (Vivendi)
CZ CZ F
34,67 0/0 49,97 % 12,81 %
Praiskä Teplärenskä
Stadt Prag Elekirämy Opatovice a.s. (National Power) GESO Beteiligungs- und Beratungs AG
CZ GB D
25,62 % 47,39 % 21,54%
Elekträrny Opatovice
National Power
GB
94,96 %
Teplärna Otrokov
Stadt Otrokovice Ceskä pojßtovna a.s.
Newton Stock investment a.s.
CZ CZ CZ
18,82% 10,00 % 50,00 %
Teplärny Brno Les.
Stadt Brno Eastern Group European Investment Limit
CZ GB
10,38 % 83,69 %
SE Teplärny Most
Horizon Energy Development B.V.
US
82,69 %
Prvni Sevzap Tepl.
Stadt Most Horizon Energy Development B.V.
CZ US
10,30 % 85,91 %
Teplärna Pisek
Stadt Pisek
CZ
75,59 %
Teplärna Strakon
Stadt Strakonice
CZ
77,28 %
Plzefiskä Teplärenskä
Stadt Pilsen Deutsche Börse Clearing AG
CZ D
81,87% 13,82%
SKO-ENERGO s.r.o.
Skoda auto
a.s. (70 % vw) RWE Energie AG OBAG AG (Bayernwerk-Gruppe) STE a.s. (12 % RWE Energie) VW Kraftwerk GmbH
CZ/D D D CZ/D D
34,00 % 21,00% 21,00% 12,00% 12,00%
CEZ a.s.
Nationaler Vermögensfond
CZ
67,00 %
Tabelle 11: Ausländische Beteiligung an tschechischen Heizkraftwerken (Stand: November 1998)
6 Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen zu den
Konzepten der Nachhaltigkeit und der Internationalisierung Im bisherigen Verlauf der Arbeit sind die Konzepte der Nachhaltigen Entwick lung und der Internationalisierung •
zunächst hinsichtlich ihrer theoretischen Grundlagen und ihrer praktischen Operationalisierbarkeit dargestellt und hinterfragt (Kapitel 1 bis 3),
•
sodann in einem ersten Schritt im Hinblick auf die spezifischen Be sonderheiten der Energiewirtschaft, speziell der EVU, konkretisiert (Ka pitel 4),
•
schließlich in einem zweiten Schritt auf das regionale Fallbeispiel der Tschechischen Republik bezogen worden (Kapitel 5).
Im folgenden empirischen Teil werden die in diesen Kapiteln gewonnenen
Erkenntnisse anhand einer Fragebogenauswertung mit den konkreten Ein
stellungen und Aktivitäten der EVU hinsichtlich der Konzepte und ihrer Um setzung kontrastiert Nach Vorbemerkungen zum Design und zur Methodik
der Befragung (Kapitel 6.1) erfolgt die Auswertung und Interpretation der Er gebnisse unter stetem Rückbezug auf die Ergebnisse der vorangegangenen
Teile dieser Arbeit (Kapitel 6.2). Abschließend werden die wesentlichen Er gebnisse zusammengefaßt (Kapitel 6.3).
6.1 6.1.1
Design der Befragung Art und Zielgruppe der Befragung
Die Befragung ist im Rahmen der vorliegenden Arbeit als Erhebungsmethode für den empirischen Teil gewählt worden, weil sie - als die „mit Abstand wichtigste Erhebungsmethode im Rahmen der Primärforschung"492 - besser als alle anderen Methoden die Möglichkeit bietet, Stellungnahmen einer ex
akt ausgewählten Zielgruppe zu vorgegebenen Sachverhalten zu bekommen. 492 Koch, Jörg: Marktforschung. Begriffe und Methoden, 2. Aufl., München/Wien 1997, S. 61.
192
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
Sie erlaubt quantitative wie qualitative Analysen und beleuchtet sowohl das beobachtbare als auch das nicht beobachtbare Meinungs- und Verhaltens spektrum der Zielgruppe.493
Von den verschiedenen Befragungsmöglichkeiten ist aus folgenden Grün den die Form der schriftlichen Befragung gewählt worden:
•
Die schriftliche Befragung bietet im Gegensatz zu der mündlichen Befra gung die Möglichkeit, eine größere Zielgruppe mit einem vertretbaren Ko
sten- und Zeitaufwand in die Untersuchung einzubeziehen. •
Es entfallen die direkten Beeinflussungsmöglichkeiten des Befragers ge
genüber den Befragten, die - absichtlich oder unabsichtlich - das Ergeb nis verfälschen können. •
Den Befragten steht mehr Zeit zur Verfügung als bei der mündlichen Befra gung, um die Fragen sorgfältig zu überdenken und präzise zu beantworten.494
Diesen Vorteilen der schriftlichen Befragungsmethode werden in der Literatur mehrere gewichtige Nachteile gegenübergestellt:
•
Bei schriftlichen Befragungen, die auf postalischem Weg erfolgen, liegt die Rücklaufquote der Fragebögen in der Regel lediglich bei 15-60 %495
•
Die Erhebungssituation ist nicht kontrollierbar: Erstens ist nicht feststellbar, ob der Befragte den Fragebogen selbst ausfüllt, zweitens ist die Reihen
folge der Fragebeantwortung nicht steuerbar, drittens sind die situativen
Verhältnisse und deren Auswirkungen auf die Beantwortung unbekannt.
•
Die Motivation des Befragten kann nicht durch direkte Einflußnahme des Befragenden aufrechterhalten oder gesteigert werden. Dies bedeutet, daß der Fragebogen limitierter sein muß als die mündliche Befragung496
493 Vgl. Meffert, Heribert: Marketingforschung und Käuferverhalten, 2. Aufl., Wiesbaden 1992,
S. 201. 494 Vgl. Koch (1997), a.a.O., S. 67; Meffert (1992), a.a.O., S. 202; Berekoven, Ludwig/Eckert, Werner/Ellenrieder, Peter: Marktforschung. Methodische Grundlagen und praktische Anwen dung, 7. Aufl., Wiesbaden 1996, S. 113, 115. 495 Vgl. Berekoven u.a. (1996), a.a.O., S. 113. Meffert (1992), a.a.O., S. 202 nennt sogar nur ei
nen Wert von 5-30 °/o. 496 Vgl. Berekoven u.a. (1996), a.a.O., S. 113; Meffert (1992), a.a.O., S. 202; Koch (1997), a.a.O., S. 67.
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
193
Diese Nachteile haben sich aber im konkreten Fall der vorliegenden Untersu chung als nicht gravierend erwiesen. Die Fragebögen sind nicht auf postali
schem Weg versendet, sondern an die ca. 300 Teilnehmer des vom 18. bis zum 20. Mai 1998 in Mladä Boleslav (Tschechische Republik) stattfindenden
Kongresses „Das UN-Umweltkonzept und seine Auswirkungen auf die Ener giewirtschaft" verteilt worden.
An diesem Kongreß haben zahlreiche Repräsentanten der führenden deut
schen und tschechischen Energieversorgungsuntemehmen sowie weitere Inter
essenten teilgenommen, die eine angemessene Zielgruppe für die Befragung darstellen. Dies hat es ermöglicht die Fragebogenaktion auf einem sehr direkten Weg durchzuführen und die Nachteile einer postalischen Ansprache der Befragten zu umgehen. Die Motivation der Zielgruppe hinsichtlich einer sorgfältigen Bear
beitung des Fragebogens ist aus folgenden Gründen gegeben: •
Die Befragten befassen sich auf dem Kongreß ohnehin mit Themen, die
der Thematik des Fragebogens nahestehen, so daß ihr Interesse an dieser Thematik vorausgesetzt werden kann. •
Den Teilnehmern ist zugesichert worden, ihnen die Ergebnisse der Befra gung und deren Auswertung nach der Veröffentlichung der Dissertation
kostenlos zur Verfügung zu stellen. Unter diesen Voraussetzungen ist es, wie erhofft, zu einer regen Teilnahme
der Kongreßbesucher an der Fragebogenaktion gekommen: Insgesamt 87
ausgefüllte Fragebögen sind eingegangen. Davon entfallen 31 auf Repräsen tanten von deutschen Unternehmen und 56 auf Repräsentanten von tsche
chischen Unternehmen. Die Vertreter der deutschen Gruppe, die an der Fra
gebogenaktion teilnahmen, lassen sich im einzelnen wie folgt untergliedern: •
12 Vertreter der deutschen Energiewirtschaft im engeren Sinn (10 Reprä
sentanten von Energie- bzw. Stromkonzernen und 2 Vertreter des Ver bandes der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft); •
5 Vertreter der deutschen Energiewirtschaft im weiteren Sinn (2 Rechtsan wälte, 1 Vertreter der Versicherungsbranche, 1 Mitglied des TÜV, 1 Presse
vertreter); •
14 sonstige Befragte.
194
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
In der Auswertung wird diese Gruppe im folgenden als „Vertreter der deut
schen Energiewirtschaft" bezeichnet Bei der tschechischen Gruppe ergibt
sich folgende Aufteilung: •
27 Vertreter der tschechischen Energiewirtschaft im engeren Sinn (25 Re
präsentanten großer Energie- bzw. Stromkonzerne und 2 Vertreter der
Gaswirtschaft);
•
13 Vertreter der tschechischen Energiewirtschaft im weiteren Sinn (7 Re
präsentanten der Maschinenbauindustrie, 3 Vertreter von Berg- bzw. Hüt tenwerken, 3 Berater); •
16 sonstige Befragte, z.T. ohne nähere Angabe.
In der Auswertung wird diese Gruppe im folgenden als „Vertreter der tsche
chischen Energiewirtschaft" bezeichnet. Damit ergibt sich für beide Gruppen ein breit gestreutes Teilnehmerfeld, das jeweils die verschiedensten Bereiche der Energiewirtschaft abdeckt Aufgrund der verhältnismäßig kleinen Anzahl an Befragten kann jedoch nicht von einer repräsentativen Umfrage gespro
chen werden. Da nicht alle Befragten unmittelbar einem Energieerzeugungsund/oder Energieversorgungsunternehmen angehören, ergibt sich zudem bei
jenen Fragen, die auf konkrete Strategien und Aktivitäten des eigenen Unter
nehmens zielen, eine verhältnismäßig hohe Anzahl von Fragebögen ohne Angaben.
Um die Einstellung von Repräsentanten der Energiewirtschaft mit jener
von Experten aus dem Bereich der Wissenschaft zu kontrastieren, haben den Fragebogen ferner 10 Wissenschaftler und Studenten vom Institut für Wärmeund Brennstofftechnik der TU Braunschweig (Prof. Dr. techn. Reinhard Leithner) sowie 15 Wissenschaftler und Studenten der Elektrotechnischen Fakultät der TU Prag (Prof. ing. Jiri Tuma) ausgefüllt.
6.1.2 Entwicklung des Fragebogens Angesichts der zu erwartenden hohen Motivation der Befragten ist die Ent
scheidung für eine ausführliche Gestaltung des Fragebogens unter Abdek-
kung aller wesentlichen Problemfelder, die in den vorangegangenen Kapiteln
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
195
behandelt worden sind, gefallen. Diese Vorgehensweise verstößt aufgrund der besonders günstigen Befragungssituation bewußt gegen den Grundsatz, ein Fragebogen müsse in erster Linie kurz sein.497 Das Ziel soll außerdem
darin bestehen, möglichst detailliertes, aussagekräftiges Material zu erhalten.
Um die Belastungsfähigkeit der Befragten nicht zu stark zu strapazieren, sind die einzelnen Fragen übenwiegend knapp und einfach formuliert wor
den. Der Fragebogen enthält darüber hinaus keine offenen Fragen, da den
Befragten nicht zusätzlich zur hohen Anzahl der Fragen noch ein zeitaufwen diges Formulieren zugemutet werden soll. Auf der anderen Seite ist jedoch
auch auf einfache ja/nein-Fragen verzichtet worden, da diese Frageform der
Komplexität der Thematik nicht gerecht wird. Die Wahl ist statt dessen auf die Form der Frage mit mehreren vorgegebenen, skalierten Antwortmöglichkeiten gefallen, die es den Befragten erlaubt, den Fragebogen einerseits in ange
messener Zeit zu bewältigen (ca. 30-60 Minuten) und andererseits ihrer Meinung in detaillierter, abgestufter Art und Weise Ausdruck zu verleihen.498
Als Skalierungsart sind Rating-Skalen gewählt worden, weil diese den Be fragten die Möglichkeit bieten, ihre Einstellungen zu vorgegebenen Meinungs gegenständen in graduellen Ausprägungen und Intensitäten anzugeben. Die Skalen sind in der übenwiegenden Mehrzahl der Fälle in fünf Stufen differen
ziert worden, welche allerdings nicht in numerischer, sondern in verbaler
Form vorgegeben werden (z.B.: „sehr wichtig", „eher wichtig", „indifferent",
„eher unwichtig", „völlig unwichtig" oder „sehr positiv", „eher positiv", „indiffe rent", „eher negativ", „völlig negativ"). Die fünfstufige Skala bietet sich an, weil sie das Urteilsvermögen der Befragten nicht überfordert und trotzdem - mit
der Unterscheidung in einen Mittelwert sowie jeweils einen gemäßigten und einen Spitzenwert in beiden Richtungen der Skala - eine ausreichende Aus
sagekraft und einen befriedigenden Informationsgehalt der Daten gewährlei stet499
497 Vgl. Berekoven u.a. (1996), a.a.O., S. 114. 498 Zu den verschiedenen Möglichkeiten der Fragegestaltung im Fragebogen vgl. Meffert (1992),
a.a.O., S. 204-205; Koch (1997), a.a.O, S. 74-76. 499 Zu den verschiedenen Skalierungsformen und ihren Vor- und Nachteilen vgl. Koch (1997), a.a.O., S. 78-80.
196
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
Der Fragebogen ist in drei Abschnitte mit einem Umfang von jeweils zwei Seiten unterteilt, die im wesentlichen der Gliederung der Arbeit folgen: Ener giewirtschaft und Nachhaltige Entwicklung, Energiewirtschaft und Internatio
nalisierung, Fallbeispiel Tschechische Republik. Im einzelnen beinhaltet er die folgenden Fragen:500
•
Energiewirtschaft und Nachhaltige Entwicklung 1.
Wie beurteilen Sie die Bedeutung des Konzeptes der Nachhaltigen
Entwicklung auf dem Energiesektor?
2.
Wie ernst nimmt die Energiewirtschaft das Konzept der Nachhaltigen
Entwicklung Ihrer Einschätzung nach wirklich?
Diese einleitenden, allgemeinen Fragen sollen die grundsätzliche
Einstellung der Befragten zum Nachhaltigkeitskonzept in Kontrast set zen zu ihrer Meinung über das konkrete Verhalten der Energiewirt
schaft gegenüber diesem Konzept 3.
Welche Elemente dieses Konzeptes erscheinen Ihnen im Energie sektor besonders wichtig und sollten daher von Energieversorgungs
unternehmen bevorzugt umgesetzt werden? An dieser Stelle werden den Befragten 14 Maximen zur Operationali sierung des Nachhaltigkeitskonzepts in der Energiewirtschaft, so wie
sie in Kapitel 4.3.1 herausgearbeitet worden sind, zur Bewertung vor gestellt. Auf diese Weise soll ein differenzierteres Bild ihrer Einstel
lung gegenüber dem Nachhaltigkeitskonzept gewonnen werden.
4.
Wie beurteilen Sie die folgenden Energieträger im Hinblick auf ihre Umweltverträglichkeit?
5.
Wie groß wird ihre energiewirtschaftliche Bedeutung in Zukunft sein?
Als zusätzliche Konkretisierung wird die Einstellung zu den Energie trägern Kohle, Erdöl, Erdgas, Kernenergie, Wasserenergie, Windener
gie, Solarenergie und Geothermik (vgl. Kapitel 4.1.2 bis 4.1.5) hin terfragt, wiederum in Form einer Kontrastierung der grundsätzlichen
Einstellung mit den konkreten Erwartungen bezüglich der zukünftigen Inanspruchnahme dieser Energieträger durch die Energiewirtschaft. 500 Vgl. den kompletten Abdruck des Fragebogens im Anhang.
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen 6.
197
Wie stark stimmen Sie dem folgenden Grundsatz als einer Hand lungsmaxime für Energieunternehmen zu: Einsatz fossiler Brennstoffe
(Kohle, Öl, Gas) so viel wie nötig, um die Wettbewerbsfähigkeit von heute aufrechtzuerhalten; Einsatz alternativer Energieträger (Sonnen-,
Wind-, Wasserenergie) so viel wie möglich, um die Wettbewerbsfä
higkeit von morgen vorzubereiten? 7.
Wie stark ist Ihr Unternehmen in dieser Hinsicht bereits aktiv gewor
den? Diese Fragen (vgl. Kapitel 4.3.1) stellen die Einstellung der Befragten gegenüber den verschiedenen Energieträgern auf eine grundsätzli
chere Ebene und kontrastieren sie mit dem Ausmaß der bereits er folgten unternehmenspolitischen Maßnahmen. 8.
Wie beurteilen Sie die Konzepte des Demand-Side Management und des Least-Cost Planning?
9.
Wie groß wird die energiewirtschaftliche Bedeutung dieser Konzepte in Zukunft sein?
10. Wie stark stimmen Sie dem folgenden Grundsatz zu: „Für die Ener
gieversorgungsunternehmen ist nicht Umsatzmaximierung um jeden
Preis, sondern optimaler Energieeinsatz auf allen Ebenen auch be triebswirtschaftlich sinnvoll"?
11. Wie stark ist Ihr Unternehmen in dieser Hinsicht bereits aktiv gewor
den? Die Fragen 8 bis 11 sind in dieser Ausführlichkeit formuliert worden,
weil sie einen äußerst sensiblen Bereich des Nachhaltigkeitskonzepts
betreffen: die Forderung an die EVU, aus ökologischen Gründen aktiv für die Reduzierung des Energieverbrauchs einzutreten (vgl. Kapitel
4.3.1). Zielen die Fragen 8 und 9 auf die grundsätzliche Einstellung der Befragten gegenüber solchen Ansprüchen ab, so thematisieren
die Fragen 10 und 11 die Möglichkeit eines sinnvollen Zusammen spiels von Ökonomie und Ökologie. Dabei wird wiederum nach der
grundsätzlichen Einstellung sowie nach den bereits erfolgten Maß nahmen gefragt.
198
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
12. Wie beurteilen Sie die folgenden energie- und umweltpolitischen In strumente bzw. Aktivitäten?
An dieser Stelle werden den Befragten sechs umweltpolitische In strumente aus dem Bereich der Energieerzeugung und Energiever
sorgung zur Bewertung vorgestellt, die in Kapitel 4.1.6 herausgear
beitet worden sind. Damit wird der Bogen von der energiewirtschaft lichen zur energiepolitischen Betrachtung geschlagen. 13. Fühlen Sie sich ausreichend informiert über das Konzept der Nach
haltigen Entwicklung?
Abschließend sollen die Befragten auf der Basis ihrer Beschäftigung
mit der Nachhaltigkeitsthematik in den Fragen 1 bis 12 darüber re flektieren, ob sie ihren Informationsstand hinsichtlich dieser Thematik für ausreichend halten.
14. Wie beurteilen Sie das Joint Implementation-Konzept im Hinblick auf
seine Auswirkungen auf (a) das Konzept der Nachhaltigen Entwick lung sowie (b) die Internationalisierung in der Energiewirtschaft?
Diese Frage nach dem Joint Implementation-Konzept thematisiert ei ne wesentliche Verbindungsmöglichkeit zwischen den Konzepten der Nachhaltigkeit und der Internationalisierung und schlägt eine Brücke zum zweiten Teil des Fragebogens.
•
Energiewirtschaft und Internationalisierung
15. Wie beurteilen Sie die Bedeutung des Konzeptes der Internationali sierung auf dem Energiesektor?
16. Verfügt Ihr Unternehmen über eine Internationalisierungsstrategie? 17. Auf welche Bereiche zielt diese Strategie? 18. Auf welche Regionen zielt diese Strategie?
Ähnlich wie im ersten Teil des Fragebogens wird auch hier zunächst
allgemein nach der Einstellung zum Internationalisierungskonzept
gefragt Dies wird kontrastiert mit der realen Unternehmenspolitik in diesem Bereich, wobei die Fragen 17 und 18 lediglich Konkretisierungen
für den Fall darstellen, daß auf Frage 16 mit „ja" geantwortet wurde. 19. Welche dieser Gründe könnten aus Ihrer Sicht am ehesten zu Inter
nationalisierungsmaßnahmen auf dem Energiesektor führen?
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
199
20. Wie wird ihre Bedeutung in Zukunft sein?
In einem ersten Konkretisierungsschritt wird sodann nach den poten
tiellen Gründen für Internationalisierungsmaßnahmen in der Ener giewirtschaft gefragt. Insgesamt 16 der in Kapitel 2.2 herausgearbei teten Internationalisierungsmotive stehen zur Bewertung, sowohl hin
sichtlich ihrer heutigen als auch ihrer zukünftigen Bedeutung. 21. Welche der folgenden Internationalisierungsformen ist am ehesten
für den Energiesektor geeignet? 22. Wie wird ihre Bedeutung in Zukunft sein?
Der zweite Konkretisierungsschritt zielt auf die Einstellung gegenüber
den verschiedenen organisatorischen Formen der Internationalisie
rung, wiederum sowohl hinsichtlich ihrer heutigen als auch ihrer zu
künftigen Bedeutung. Die Befragten können zehn der in Kapitel 2.3.1
behandelten Internationalisierungsformen bewerten. 23. Welche Bedeutung ordnen Sie den folgenden Elementen für das Gelin gen einer Intemationalisierungsmaßnahme auf dem Energiesektor zu? In einem dritten Konkretisierungsschritt sollen die Teilnehmer elf Fak
toren, deren Beachtung bei Intemationalisierungsmaßnahmen gene rell von großer Bedeutung ist, hinsichtlich ihrer Relevanz für den
Energiesektor bewerten.
24. Lassen sich die Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der In ternationalisierung Ihrer Meinung nach zu einer gemeinsamen Handlungsstrategie verknüpfen?
Auf der Grundlage ihrer Beschäftigung mit den ersten beiden Teilen des
Fragebogens werden die Befragten abschließend dazu aufgefordert, den
Grad der Vereinbarkeit, den die Konzepte der Nachhaltigkeit und der In
ternationalisierung ihrer Meinung nach aufweisen, anzugeben. •
Fallbeispiel Tschechische Republik 25. Wie beurteilen Sie die tschechische Energiewirtschaft im Hinblick auf
ihre Umweltverträglichkeit? Die Fragen 25 bis 29 beschäftigen sich zunächst mit dem Nachhal
tigkeitspotential der tschechischen Energiewirtschaft, beginnend mit
200
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
einer allgemeinen Frage zur grundsätzlichen Einschätzung dieses
Potentials durch die Befragten.
26. Wie beurteilen Sie die folgenden umweltpolitischen Maßnahmen in der Tschechischen Republik?
27. Wie beurteilen Sie die Möglichkeiten ihrer erfolgreichen Umsetzung? 28. Wie stark sind ausländische Beteiligungen zur erfolgreichen Umset zung dieser Maßnahmen erforderlich? Die folgenden drei Fragen zielen auf die Bewertung von sechs
grundlegenden umweltpolitischen Zielen der tschechischen Energie
politik, die in Kapitel 5.2 herausgearbeitet wurden. Die Bewertung
soll dreifach erfolgen: hinsichtlich der theoretischen Berechtigung der
Maßnahme, der Aussichten auf ihre praktische Umsetzung sowie des erforderlichen Ausmaßes ausländischen Engagements.
29. Welche weiteren ökologischen Maßnahmen auf dem Energiesektor halten Sie in der Tschechischen Republik für wünschenswert? An dieser Stelle können die Teilnehmer weitere umweit- und ener
giepolitische Maßnahmen, die sie für sinnvoll halten und die über die
genannten sechs Punkte hinausgehen, notieren. 30. Wie beurteilen Sie die Eignung bzw. Attraktivität der folgenden politi schen, ökonomischen und sozialen Aspekte in der Tschechischen
Republik für Internationalisierungsmaßnahmen? Die Fragen 30 bis 32 zielen auf die Bewertung der Tschechischen
Republik als Standort für Internationalisierungsmaßnahmen auf dem
Energiesektor. Diese Bewertung können die Befragten nach 20 vor
gegebenen politischen, ökonomischen und sozialen Kriterien diffe renzieren (vgl. dazu Kapitel 5.1.1, 5.1.2, 5.1.3 und 5.3.1).
31. Wie beurteilen Sie die bisherigen Internationalisierungsmaßnahmen
auf dem Energiesektor in der Tschechischen Republik? 32. Wie schätzen Sie die Aussichten für Internationalisierungsmaßnah men auf dem Energiesektor der Tschechischen Republik in der nähe
ren Zukunft ein?
Die beiden abschließenden Fragen ermitteln die Meinung der Teil nehmer zu den konkreten Internationalisierungsmaßnahmen in der
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
201
tschechischen Energiewirtschaft, sowohl hinsichtlich der bereits er folgten Maßnahmen als auch hinsichtlich der Zukunftsaussichten.
6.1.3 Auswertungsmethodik Die Auswertung des Materials erfolgt in mehreren Schritten. In einem ersten Auswertungsschritt werden die Angaben der Befragten für jede einzelne Fra
ge bzw. Teilfrage getrennt ausgezählt und addiert. Die daraus resultierende
absolute Häufigkeitsverteilung der Angaben wird in Kreuztabellen festgehal
ten. Jede Kreuztabelle differenziert erstens nach den vier erfaßten Gruppen (Repräsentanten der deutschen Energiewirtschaft = D, Repräsentanten der
tschechischen Energiewirtschaft = CZ, Studenten und Wissenschaftler aus Braunschweig = Uni D, Studenten und Wissenschaftler aus Prag = Uni CZ),
zweitens nach den vorgegebenen Antwortoptionen bzw. Skalenstufen.
In einem zweiten Schritt werden aus den absoluten Häufigkeitsverteilungen
die prozentualen Häufigkeitsverteilungen innerhalb jeder Gruppe sowie innerhalb aller Angaben errechnet501 Auch diese prozentualen Verteilungen werden in den Kreuztabellen festgehalten, so daß diese die folgende Struktur aufweisen
(am Beispiel von Frage 2 „Wie ernst nimmt die Energiewirtschaft das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung Ihrer Einschätzung nach wirklich?"): sehr ernst D CZ UniD Uni CZ Gesamt
abs.
in %
3 15 0 3 21
9,7 26,8 0,0 20,0 18,8
weitg. ernst abs. in %
indifferent
abs.
in %
35,5
16 26 0
51,6 46,4
11 3
0,0
2 44
133 393
5 6 25
5,4 50,0 40,0
223
kaum ernst abs. in°/o
1 11
33 19,6
3 1 16
30,0 6,7 14,3
gar nicht ernst abs. in % 0 0 0 1 1
0,0 0,0 0,0 6,7 0,9
keine Antwort abs.
in %
0
0,0
1 2 2 5
1,8 20,0
133 4,5
Alle Kreuztabellen finden sich in vollständiger Form im Anhang. Für die fol gende Darstellung und Interpretation der Ergebnisse werden die Daten in ei
nem weiteren Schritt durch die Berechnung der arithmetischen Mittelwerte nochmals aggregiert502 Zu diesem Zweck werden den einzelnen Antwortop 501 Zu den Methoden der eindimensionalen Häufigkeitsverteilungen vgl. Berekoven u.a. (1996), a.a.O., S. 194-196; Meffert (1992), a.a.O, S. 244-247. 502 Vgl. dazu Berekoven u.a. (1996), a.a.O, S. 197.
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
202
tionen zunächst numerische Werte zugewiesen. Im Fall der oben abge druckten Tabelle wären dies z.B. die folgenden Werte: „sehr ernst"
=
+2
„weitgehend ernst"
=
+1
„indifferent"
=
0
„kaum ernst"
=
-1
„gar nicht ernst"
=
-2
Jeder positive arithmetische Mittelwert signalisiert somit eine positive Bewer tung durch die entsprechende Zielgruppe und umgekehrt; je weiter sich der
Wert von 0 entfernt, um so ausgeprägter ist die positive bzw. negative Be. 503
Wertung.
6.2 Darstellung und Interpretation der Befragungsergebnisse 6.2.1
Energiewirtschaft und Nachhaltige Entwicklung
Die allgemeine Bewertung der Bedeutung des Nachhaltigkeitskonzeptes in der Energiewirtschaft ist in allen befragten Gruppen eindeutig positiv (Frage 1 ;
D: +1,62; CZ: +1,56; Uni D: +1,38; Uni CZ: +1,73; Gesamt: +1,58). Insge samt 62 Teilnehmer bezeichnen das Konzept als „sehr wichtig", 37 als „wich
tig", drei als weder wichtig noch unwichtig. Eine negative Bewertung kommt nicht vor; allerdings geben fünf der Befragten an, das Konzept sei ihnen nicht bekannt. Dieses Bild ändert sich deutlich, sobald danach gefragt wird, ob die
Forderungen des Nachhaltigkeitskonzepts von der Energiewirtschaft denn
auch tatsächlich ernst genommen würden (Frage 2). Hier glauben nur 21 der Befragten daran, es werde „sehr ernst" genommen, 44 stufen das Engage503 Die Berechnung des arithmetischen Mittels erfolgt nach der folgenden Formel:
X|+X2+...+Xn X =----------------n Am Beispiel der Häufigkeitsverteilung in der Zielgruppe „D" in der obigen Tabelle ergibt sich damit die folgende Berechnung des arithmetischen Mittels: 3-2+16-1 + 110+l(-l)+0(“2) x =--------------------------------------------- = +0,68 31 Diese Berechnungsmethodik liegt den folgenden Auswertungen und Interpretationen zugrunde.
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
203
ment der Energiewirtschaft als „weitgehend ernst" ein, 25 als „indifferent".
Bereits 16 glauben, die Energiewirtschaft nehme das Nachhaltigkeitskonzept
„kaum ernst", ein Befragter entscheidet sich sogar für die Einstufung „gar nicht ernst". Damit ergibt sich für die Gesamtgruppe ein arithmetisches Mittel von +0,64; wie zu erwarten, ist die Selbsteinschätzung durch die Repräsentanten
der Wirtschaft (D: +0,68; CZ: +0,82) positiver als die Bewertung durch die Wissenschaftler und Studenten (Uni D: -0,38; Uni CZ: +0,38). Es zeigt sich, daß die Vertreter der Energiewirtschaft auf der einen Seite
die generelle Berechtigung der Forderungen und Maximen des Nachhaltig
keitskonzeptes nahezu einhellig anerkennen. Auf der anderen Seite herrscht hinsichtlich des konkreten Engagements der Energiewirtschaft lediglich ein
vorsichtiger Optimismus, wohl auf dem Erfahrungswissen beruhend, daß idealistische Zielsetzungen in der harten Realität des ökonomischen Alltags
schnell an Bedeutung verlieren und korrigiert werden können. Vor diesem Hintergrund ist es interessant zu erfahren, wie die Befragten den Stellenwert verschiedener, für den Energiesektor entscheidender Opera
tionalisierungsmaximen des Nachhaltigkeitskonzeptes einordnen (Frage 3). Denn es ist davon auszugehen, daß jene Elemente, welche von den Reprä sentanten der Energiewirtschaft in der Theorie als besonders wichtig einge
stuft werden, in Zukunft auch in der Praxis mit besonderem Engagement an gegangen und verfolgt werden. Abbildung 12 stellt die Ergebnisse der Befra
gung zu diesem Punkt zusammen. Die Grafik zeigt, daß die Befragten alle vorgegebenen Optionen positiv bewerten. Dabei weisen sie jedoch jenen Elementen des Nachhaltigkeitskon
zeptes, die auf technische Maßnahmen zur Effizienzsteigerung zielen, ein
deutig die höchste Bedeutung zu (Optimierung der Energieerzeugungseffizi enz, Emissionsminderung). Die Optimierung der Energieerzeugungseffizienz
durch eine Verbesserung der Kraftwerkseffizienz und durch Innovationen wie die Kraft-Wärme-Kopplung wird vor allem von den Repräsentanten der deut
schen Energiewirtschaft betont (D: +1,94; CZ: +1,74), die Minimierung der Emissionen, vor allem durch die Verbesserung der Filtertechnik, steht bei den
Repräsentanten der tschechischen Energiewirtschaft stärker im Vordergrund
(D: +1,39; CZ: +1,67). Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, daß in der
204
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
Optimierung der Energieerzeugungseffizienz
(Kraftwerkseffizienz, Kraft-Wärme-Kopplung) Minimierung der Emissionen (Filtertechnik) Förderung der Minimierung des Energiever
brauchs durch die Energieunternehmen (De-
mand-Side Managern., Least-Cost Planning)
Entwicklung neuer, umweltverträglicher Produkte/Dienstleistungen Substituierung umweltbelastender durch umweltverträgliche, erneuerbare Energieträger Verwirklichung geschlossener Stoff und Energiekreisläufe
Ausdehnung der ökologischen Verantwortung des Unternehmens auf den gesamten Le
benszyklus seiner Produkte/Dienstleistungen
Kontinuierliche ökologische Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter
Offenheit gegenüber umwelttechnischen und ökologischen Entwicklungen Einsatz verschiedener Energieressourcen zur Erreichung einer größtmöglichen Unabhän gigkeit von polit./gesellschaftl. Entwicklungen
Erstellung einer umfassenden Öko-Bilanz
Frühzeitiges Besetzen ökonomischer Nischen, die aufgrund ihrer Umweltverträglichkeit in
der Zukunft Wettbewerbsvorteile versprechen
Transparenz der Unternehmensaktivitäten mit tels intensiven Dialogs mit der Öffentlichkeit
Einrichtung eines Umweltmarketing Minimierung der Stoff- und Energietransporte
durch Dezentralisierung der Produktion und
ihre Verlagerung zu den Verbrauchern
Abbildung 12: Ergebnis der Befragung, Frage 3 (alle Befragten, arithmetisches Mittel)
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
205
Tschechischen Republik noch ein Nachholbedarf hinsichtlich des letzten
Punktes besteht, während sich die deutsche Energiewirtschaft bereits auf darüber hinausgehende, modernere Konzepte konzentriert.
Erstaunlich positiv wird die Forderung bewertet, die Energiewirtschaft solle aktiv für eine Reduzierung des Energieverbrauchs eintreten; dies scheint eine
grundsätzliche Bereitschaft anzudeuten, im Dienst einer ökologisch orientier ten Unternehmenspolitik auf Forderungen der öffentlichen Meinung einzuge
hen. Allerdings zeigen sich die Vertreter der Energiewirtschaft (D: +1,26; CZ:
+1,31) in diesem Punkt noch zurückhaltender in ihrer Bewertung als die Vertreter der Universitäten (Uni D: +1,67; Uni CZ: +1,40).
Eine ebenfalls weit überdurchschnittliche Zustimmung erfahren Maßnah men wie die Entwicklung umweltverträglicher Produkte oder die verstärkte Nutzung regenerativer Energieträger, da sie die Möglichkeit bieten, ökologi sche Innovation und ökonomischen Erfolg miteinander zu vereinbaren. Dabei
ist die Bewertung dieser Elemente des Nachhaltigkeitskonzeptes durch die tschechischen Befragten deutlich positiver als durch die deutschen (vgl. Ta belle 12).
Entwicklung neuer, umweltverträglicher Produkte/Dienstleistungen
Substituierung umweltbelastender durch umweltverträgliche, erneuerbare Ener gieträger
0,86 1,47 1,00 1,64
1,06 1,49 1,11 1,13
D CZ Uni D Uni CZ
Tabelle 12: Ergebnis der Befragung, Fragen 3a und 3m (Aufteilung nach den vier Gruppen, je weils arithmetisches Mittel)
Schließlich werden auch solche Elemente des Nachhaltigkeitskonzeptes als besonders wichtig erachtet, die sich in Beziehung setzen lassen zu neueren unternehmensphilosophischen Ganzheitskonzepten (Prinzip der Konsistenz, umfassende ökologische Verantwortung des Unternehmens) oder zum Über
gang zur Informationsgesellschaft (kontinuierliche ökologische Schulung der Mitarbeiter).
206
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
Eine merklich geringere Bedeutung wird jenen Elementen des Nachhaltig keitskonzeptes zugeschrieben, die auf die Interaktion des Unternehmens mit
der Öffentlichkeit sowie mit politisch-gesellschaftlichen Trends abheben (Of
fenheit, Transparenz der Untemehmensaktivitäten, Umweltmarketing). Vor allem bei den ersten beiden Punkten zeigt sich eine deutlich positivere Bewertung
durch die Repräsentanten der deutschen gegenüber jenen der tschechischen Energiewirtschaft (Offenheit gegenüber umwelttechnischen und ökologischen
Entwicklungen: D +1,16, CZ +0,75; Transparenz der Unternehmensaktivitä
ten: D +0,87, CZ +0,57). Dies könnte darauf hindeuten, daß die Energiewirt schaft der osteuropäischen Transformationsländer ihre aktive Einbindung in
politische und gesellschaftliche Diskurse noch nicht mit dem gleichen Nach
druck verfolgt wie in den westlichen Industriestaaten bzw. daß das Bewußt sein des Managements in dieser Hinsicht noch nicht so ausgeprägt ist wie im
Westen.
Auch solche Elemente des Nachhaltigkeitskonzeptes wie die Erstellung einer umfassenden Öko-Bilanz oder die Minimierung der Stoff- und Energie
transporte durch eine Dezentralisierung der Produktion werden zwar insge
samt positiv beurteilt, rangieren jedoch eher am Ende der Liste. Sie werden von den Befragten offenbar noch überwiegend als Randbereiche von weniger starker Dringlichkeit empfunden.
Die Angaben der Befragten zur Umweltverträglichkeit der einzelnen Ener gieträger stützen in wesentlichen Punkten die bisherigen Ergebnisse (vgl. Ab
bildung 13). Die fossilen Energieträger Kohle und Erdöl werden von allen vier Gruppen negativ bewertet, vor allem von den Wissenschaftlern und Studen ten aus Prag, die ihre Bewertung wohl unter dem Eindruck der in der Tsche chischen Republik durch die fossilen Brennstoffe verursachten Umweltschä
den fällen (Kohle: -1,40; Erdöl: -1,00). Auch in den anderen Gruppen ist
die Bewertung einhellig negativ und schwankt für beide Energieträger zwi
schen -0,10 und -0,30. Diese Bewertungen decken sich mit der sehr positi
ven Einstellung der Befragten gegenüber der Forderung nach einer Substituie rung umweltbelastender durch umweltverträgliche Energiequellen (vgl. oben
unter Frage 3).
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
□ Zukünftige Bedeutung
207
S Umweltverträglichkeit
Abbildung 13: Ergebnis der Befragung, Fragen 4/5 (alle Befragten, arithmetisches Mittel)
Die gegenüber Kohle und Erdöl deutlich positivere Bewertung des Erdgases
mag zunächst erstaunen, denn die klimapolitischen Probleme, die mit der Nutzung dieses Energieträgers verbunden sind, sind ebenfalls beträchtlich
(vgl. Kapitel 4.1.2). Die Bewertung dürfte in erster Linie auf die Hoffnung zu rückzuführen sein, mit Hilfe des Erdgases für einen Übergangszeitraum die
starke Abhängigkeit von Kohle und Erdöl abmildern zu können; dies scheint vor allem für die deutlich kohleiastige Tschechische Republik zuzutreffen, in
der beträchtliche energiepolitische Anstrengungen zur Substituierung der Kohle durch Erdgas zu verzeichnen sind (D: +0,73; CZ: +1,42).
Wesentlich positiver als die fossilen Energieträger Kohle und Erdöl wird die Kernenergie bewertet, was aus ökologischen Gründen auch als gerecht
fertigt bezeichnet werden kann (vgl. Kapitel 4.1.3 und 4.1.5). Interessant ist hier wiederum die unterschiedliche Bewertung der Umweltverträglichkeit der
Kernenergie durch die vier befragten Gruppen (D: +0,48; CZ: +1,11; Uni D:
208
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
-0,40; Uni CZ: +1,53). Von den deutschen Wissenschaftlern und Studenten
erfährt die Kernenergie die negativste Bewertung unter allen Energieträgern, und auch die Vertreter der deutschen Energiewirtschaft beurteilen sie nur zu
rückhaltend positiv. An diesem Punkt zeigen sich die Auswirkungen der viel
fach irrational geführten Kernenergiedebatte in Deutschland. Ganz anders ist demgegenüber die Situation in der Tschechischen Republik, wo gerade aus umweltpolitischen Gründen große Hoffnungen in den Neubau des Kern
kraftwerks Temelin gesetzt werden (vgl. Kapitel 5.2).
Am umweltverträglichsten stufen die Befragten die regenerativen Energie quellen Windenergie, Geothermik, Solar- und Wasserenergie ein. Dabei ist die Bewertung durch die Repräsentanten der tschechischen Energiewirtschaft durch weg positiver als jene durch ihre deutschen Kollegen (Windenergie +1,33
gegenüber +0,97; Geothermik +1,35 gegenüber +1,32; Solarenergie +1,45 gegenüber +1,16; Wasserenergie +1,73 gegenüber +1,39). Die erstaunlich
deutliche Spitzenstellung der Wasserenergie (die gerade in der Energieerzeu
gung keineswegs die umweltverträglichste der regenerativen Energiequellen ist; vgl. Kapitel 4.1.4) dürfte in erster Linie darauf zurückzuführen sein, daß sie
von allen regenerativen Energiequellen bislang das mit Abstand höchste Maß an Wirtschaftlichkeit erreicht hat (vgl. ebenfalls Kapitel 4.1.4).
Ein völlig anderes Bild ergibt sich bei der Frage nach einer Einschätzung
der zukünftigen Bedeutung der genannten Energieträger (vgl. ebenfalls Abbil dung 13). Hier schneiden die regenerativen Energiequellen deutlich schlechter
ab als bei der Frage nach ihrer Umweltverträglichkeit; Windenergie, Geother mik und Solarenergie werden im Durchschnitt sogar negativ bewertet. Dies
mag angesichts der großen Hoffnungen, die in der öffentlichen Diskussion in die Möglichkeiten der regenerativen Energiequellen, vor allem der Solarener
gie gesetzt werden, zunächst überraschen. Es verdeutlicht jedoch die Skepsis der Energiewirtschaft, daß diese regenerativen Energieträger in absehbarer
Zeit das Stadium der Wirtschaftlichkeit werden erreichen können. Offensicht
lich ist man in den Energieunternehmen überwiegend der Ansicht, daß die Wettbewerbsvorteile, welche die regenerativen Energiequellen aufgrund ihrer
besonders hohen Umweltverträglichkeit gegenüber den anderen Energieträ
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
209
gern aufweisen, auch in Zukunft nicht ausreichen werden, um die Wettbe werbsnachteile durch ihre mangelnde Wirtschaftlichkeit auszugleichen. Diese Skepsis ist unter den Befragten aus der deutschen Energiewirtschaft (arith
metisches Mittel für die Bewertung der zukünftigen Bedeutung von Wind
energie, Solarenergie und Geothermik: -0,30) geringfügig stärker ausgeprägt als unter jenen aus der tschechischen Energiewirtschaft (-0,28).
Leicht positiv bewerten die Befragten die zukünftige Bedeutung des Erd öls, etwas stärker positiv jene der Kohle und der Wasserenergie. Dabei gilt für Kohle und Erdöl an dieser Stelle das Gegenteilige wie für die regenerativen
Energiequellen: Hier scheinen die Befragten der Ansicht zu sein, daß die
Wettbewerbsnachteile, denen diese Energieträger aufgrund ihrer niedrigen Umweltverträglichkeit unterliegen, nicht ausreichen werden, um die Wettbe werbsvorteile durch ihre große Wirtschaftlichkeit aufzuheben. Diesem Urteil schließen sich lediglich die tschechischen Wissenschaftler und Studenten
nicht an, die angesichts der Umweltprobleme, die in der Tschechischen Re publik durch die fossilen Brennstoffe verursacht wurden und werden, kaum
eine Zukunft für Kohle und Erdöl sehen (Kohle: -0,53; Erdöl: -0,27). Die von allen befragten Gruppen gestützte positive Bewertung der zukünftigen
Rolle der Wasserenergie (D: +0,48; CZ: +0,49; Uni D: +0,20; Uni CZ:
+0,47) dürfte auch hier darauf zurückzuführen sein, daß diese als einziger regenerativer Energieträger bereits heute in nennenswertem Umfang wirt
schaftlich genutzt wird, also eine Verbindung von relativ guter Umweltverträg
lichkeit und relativ guter Wirtschaftlichkeit bietet
Die zweithöchste Bewertung aller Energieträger hinsichtlich ihres zukünfti
gen energiewirtschaftlichen Potentials erhält das Erdgas. Die wahrscheinlichen Gründe für diese Einschätzung wurden bereits genannt: Erdgas ist von seiner
Wirtschaftlichkeit her mit Kohle und Erdöl vergleichbar und bietet gleichzeitig eine höhere, wenngleich unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten keineswegs
ausreichende Umweltverträglichkeit. Es bietet sich daher für eine Substituie rung der anderen fossilen Energieträger innerhalb eines Zeitraums an, in dem
umweltverträglichere und gleichzeitig ähnlich wirtschaftliche Energieträger (noch) nicht zur Verfügung stehen.
210
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
Die positivste Bewertung hinsichtlich des zukünftigen Potentials der ver schiedenen Energieträger erhält die Kernenergie. Hier drückt sich die Erwar
tung der Energiewirtschaft aus, daß erstens die sicherheits- und entsorgungstech
nischen Probleme, die mit der Kernenergie verbunden sind, in absehbarer Zeit gelöst oder zumindest abgemildert werden können, und daß im Gefolge einer
solchen Entwicklung zweitens die hitzigen Debatten um die Kernenergie einer sachlicheren Auseinandersetzung weichen werden. Die positive Bewertung der
Kernenergie kann sicherlich damit begründet werden, daß sie als einziger heute verfügbarer Energieträger eine Verbindung von hoher Wirtschaftlichkeit und (im störungsfreien Betrieb) hoher Ilmweltverträglichkeit aufweist. Aller dings zeigt die Bewertung der vier Gruppen in diesem Punkt eine extrem ho
he Spannbreite (Uni CZ: +1,93; CZ: +1,38; D: +0,83; Uni D: -0,30). Hier zeigt sich die Ambivalenz in der Einstellung gegenüber der Kernenergie, je
nachdem, ob eher ihre Gefahren oder eher ihre Chancen in den Vordergrund
gerückt werden. Das Meinungsbild der deutschen Wissenschaftler und Stu denten wird offensichtlich von dem Katastrophenpotential der Kernenergie
bestimmt, das Meinungsbild ihrer tschechischen Kollegen von den ökologi schen und ökonomischen Vorteilen, die ein verstärkter Ausbau der Kernener
gie (unter der Voraussetzung ihres störungsfreien Betriebes) bieten würde. Die vergleichsweise zurückhaltend positive Bewertung durch die Repräsen tanten der deutschen Energiewirtschaft dürfte auf die erhitzten öffentlichen
Debatten um die Kernenergie in Deutschland zurückzuführen sein, die die Energiewirtschaft vor erhebliche Imageprobleme gestellt haben und weiterhin
stellen. Ihre tschechischen Kollegen kennen dieses Problem in vergleichba
rem Ausmaß nicht. Daß sie die Zukunft der Kernenergie trotzdem nicht ganz so euphorisch beurteilen wie ihre Landsleute von der Universität, könnte mit
den technischen Problemen bei der Inbetriebnahme des Kernkraftwerks Temelin in Zusammenhang stehen, mit denen sie momentan konfrontiert sind.
Insgesamt bieten die Antworten auf die Fragen 4 und 5 ein ähnliches Bild, wie es schon anhand der Antworten auf die Fragen 1 und 2 gezeichnet wur
de. Die generelle Umweltverträglichkeit der einzelnen Energieträger wird von
den Befragten weitgehend so eingeschätzt, wie es auch im Zusammenhang
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
211
des Nachhaltigkeitskonzeptes herausgearbeitet worden ist. Hinsichtlich der zukünftigen Rolle der Energieträger herrscht jedoch ein Meinungsbild vor, das
sich durch Nüchternheit sowie durch die Erwartung auszeichnet, daß sich
Veränderungen im Energiemix allenfalls langsam vollziehen werden. Den re generativen Energiequellen werden kaum Chancen eingeräumt, in absehba
rer Zeit eine nennenswerte Rolle in der Energieversorgung zu spielen. Die
Notwendigkeit, den Verbrauch von Kohle und Erdöl einzuschränken, wird zwar gesehen; es wird jedoch erwartet, daß beide Energieträger auch weiter
hin eine Rolle spielen werden und in nächster Zukunft allenfalls durch heute bereits wirtschaftlich nutzbare Energieträger wie Kernenergie, Erdgas und
Wasserenergie substituiert werden können. In diesem Zusammenhang müssen auch die Antworten auf Frage 6 und
7 gesehen werden. Abbildung 14 kontrastiert sie mit denen auf Frage 3a.
S Wie wichtig erscheint Ihnen das folgende Element des Nachhaltigkeitskonzeptes: Substituierung umweltbelastender durch umweltverträgliche, erneuerbare Energieträger? (Frage 3a)
E Wie stark stimmen Sie dem folgenden Grundsatz als Handlungsmaxime zu: Einsatz fossiler Brennstoffe so viel wie nötig Einsatz alternativer Energieträger so viel wie möglich? (Frage 6)
HU Wie stark ist Ihr eigenes Unternehmen in dieser Hinsicht bisher bereits aktiv geworden? (Frage 7)
Abbildung 14: Ergebnis der Befragung, Fragen 3a, 6 und 7 (arithmetisches Mittel)
212
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
Wie bereits dargestellt, haben die Befragten die Bedeutung der Grundforde rung des Nachhaltigkeitskonzepts, umweltbelastende durch umweltverträgli che, regenerative Energieträger zu substituieren, mit hohen positiven Werten
versehen. Wird diese Forderung nun aber wie in Frage 6 als konkrete unter nehmerische Handlungsmaxime formuliert, so sinkt die Zustimmung: bei
den Repräsentanten der deutschen Energiewirtschaft von +1,06 auf +0,90,
bei ihren tschechischen Kollegen von +1,49 auf +0,89 und insgesamt von +1,29 auf +0,89. Frage 7 geht noch einen Schritt weiter und fragt, inwieweit die Unternehmen in dieser Hinsicht tatsächlich aktiv geworden seien. Hier er
geben sich Werte von 0,00 bei den Befragten aus der deutschen Energiewirt
schaft, +0,53 bei ihren tschechischen Kollegen und +0,34 insgesamt. Auch hier zeigt sich die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis, zwischen
Anspruch und Wirklichkeit. Das Bewußtsein von der grundsätzlichen Berechti gung der Forderungen des Nachhaltigkeitskonzeptes ist weit verbreitet. Zu
rückhaltender äußern sich die Befragten hinsichtlich des Versuchs, diese For
derungen in konkrete unternehmerische Handlungsmaximen umzusetzen, wobei sicherlich der harte Konkurrenzdruck in der Energiewirtschaft eine Rolle spielt504 Trotzdem ist auch hier die Bewertung noch eindeutig positiv. Von
der Handlungsmaxime zum tatsächlichen Handeln ist der Weg aber nach wie vor noch weit, wie die Antworten auf Frage 7 verdeutlichen.
Hinsichtlich der Konzepte des Demand-Side Management und des Least-Cost Planning zeigt sich eine vergleichbare Diskrepanz (vgl. Abbildung 15). Bei der Fra
ge nach der theoretischen Bedeutung dieser Elemente des Nachhaltigkeitskon zeptes (Frage 3b) haben die Befragten ihnen ausgesprochen positive Werte bei
gemessen (Gesamt: +1,35). Diese Beurteilung wiederholt sich, lediglich leicht abgeschwächt, bei den Antworten auf Frage 8, die sich direkt auf die Konzepte des Demand-Side Management und des Least-Cost Planning bezieht (Gesamt:
+1,14). Der niedrigere Wert ist darauf zurückzuführen, daß sich gegenüber Frage 3b hier mehr Befragte für die Einstufung „eher wichtig" als für die Einstufung „sehr
wichtig" entscheiden (Frage 3b, Gesamt: „sehr wichtig" 61, „eher wichtig" 32; Fra504 Auch ist hier zu berücksichtigen, daß nicht alle Befragten direkt aus der Energiewirtschaft kommen. Gleiches gilt für die Antworten auf die Fragen 11 und 16-18.
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
213
ge 8, Gesamt: „sehr wichtig" 40, „eher wichtig" 47); negative Einstufungen gibt es
hingegen bei beiden Fragen kaum (Frage 3b insgesamt 7, Frage 8 insgesamt 5). Auch bei Frage 9, die auf die Meinung der Befragten hinsichtlich der zukünftigen
Bedeutung der Konzepte des Demand-Side Management bzw. des Least-Cost Planning zielt, ist die Bewertung ähnlich positiv; in allen vier Gruppen gehen die
Befragten davon aus, daß diese Konzepte auch in Zukunft eine erhebliche Bedeutung innerhalb der Energiewirtschaft besitzen werden.
■ Wie wichtig erscheint Ihnen das folgende Element des Nachhaltigkeitskonzeptes: Förderung der Minimierung des Energieverbrauchs durch die Energieuntemehmen? (Frage 3b) 0 Wie beurteilen Sie die Konzepte des Demand-Side Management und des Least-Cost Planning? (Frage 8) S Wie groß wird die energiewirtschaftliche Bedeutung dieser Konzepte in Zukunft sein? (Frage 9) ID Wie stark stimmen Sie dem Grundsatz zu: Für die EVU ist nicht Umsatzmaximierung um jeden Preis, sondern optimaler Energieeinsatz betriebswirtschaftlich sinnvoll? (Frage 10) □ Wie stark ist Ihr eigenes Unternehmen in dieser Hinsicht bisher bereits aktiv geworden? (Frage 11)
Abbildung 15: Ergebnis der Befragung, Fragen 3b, 8 bis 11 (Aufteilung nach den vier Gruppen und „Gesamt", jeweils arithmetisches Mittel)
214
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
Auch hier wird, mit Ausnahme der Repräsentanten der deutschen Energiewirt
schaft, die Zustimmung wieder kleiner, sobald es darum geht, die Konzepte des Demand-Side Management sowie des Least-Cost Planning als konkrete unter
nehmerische Handlungsanweisung zu formulieren (Frage 10). Vor allem bei den Repräsentanten der tschechischen Energiewirtschaft zeigt sich hier eine Diskrepanz (+1,31 bei Frage 3b und +1,13 bei Frage 8 gegenüber +0,82 bei
Frage 10). Trotzdem bleibt festzuhalten, daß die Vertreter der Energiewirt schaft dem Versuch, Konzepte wie das Demand-Side Management oder das Least-Cost Planning in die unternehmerische Planung einzubeziehen, deut lich positiv gegenüberstehen. Wie die Antworten auf Frage 11 verdeutlichen,
hat diese Einstellung jedoch, ähnlich wie bei der Maxime der Substituierung
fossiler durch alternative Energieträger, bislang noch nicht in größerem Um
fang das tatsächliche unternehmerische Handeln beeinflußt, weder in der deutschen (+0,41) noch in der tschechischen (+0,30) Energiewirtschaft.
Die umweltpolitischen Instrumente zur ökologischeren Ausgestaltung der Energiewirtschaft, die sich momentan in der Diskussion befinden, werden von al len vier Gruppen im Durchschnitt deutlich positiv bewertet (vgl. Abbildung 16).
Im einzelnen lassen sich jedoch interessante Differenzierungen feststel len. Bei vier der sechs vorgestellten Instrumente ist die Bewertung der Reprä
sentanten der tschechischen Energiewirtschaft deutlich positiver als jene ihrer
deutschen Kollegen. Dies betrifft die internationalen Abkommen zur Emissionsre duzierung (+1,46 gegenüber +0,68), die Energie- bzw. Ökosteuer (+1,05 gegenüber +0,10), die staatlichen Subventionen für regenerative Energiequellen
(+1,30 gegenüber +0,39) sowie staatliche Programme zur gebündelten För derung von Forschung, Meßtechnik, Stromspartechniken, Sanierung und Aus
bildung (+1,48 gegenüber +0,61). Hier zeigt sich, besonders was die Steuer-
und Subventionspolitik anbetrifft, die Reserviertheit der Energiewirtschaft in
den westlichen Industriestaaten gegenüber direkten staatlichen Eingriffen in die Wirtschaft, wohingegen in den osteuropäischen Transformationsstaaten
noch eine deutlich höhere Akzeptanz gegenüber solchen Aktivitäten des Staates besteht Die Vertreter der tschechischen Energiewirtschaft setzen auch
hinsichtlich der Umsetzung internationaler Abkommen zur Emissionsreduzie
rung wie z.B. der Umweltkonferenz von Rio und des Klimagipfels von Kyoto
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
215
deutlich höhere Erwartungen in die Politik als ihre deutschen Kollegen. Ähnli ches gilt auch für die Gruppen der Wissenschaftler und Studenten (Uni CZ gegenüber Uni D: internationale Abkommen +1,33 gegenüber 0,00; Ener
giesteuer +1,20 gegenüber +0,40; staatliche Subventionen für die regenera tiven Energiequellen +1,33 gegenüber +0,70).
■ Staatliche Programme zur Bündelung von Forschung, Meßtechnik, Sanierung etc a Internationale Abkommen zur Emissionsreduzierung □ Staatliche Subventionen für regenerative Energiequellen II Emissionslizenzen bzw. -Zertifikate s Einführung von Effizienzstandards und Kennzeichnungspflichten □ Energiesteuer/ökosteuer/CO2-Steuer
Abbildung 16: Ergebnis der Befragung, Frage 12 (Aufteilung nach den vier Gruppen und „Ge
samt", jeweils arithmetisches Mittel)
216
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
Auf der anderen Seite müssen jene beiden umweltpolitischen Instrumente
betrachtet werden, die von den Vertretern der deutschen Energiewirtschaft am positivsten, von ihren tschechischen Kollegen jedoch nur geringfügig po sitiv oder sogar negativ bewertet werden (Emissionslizenzen bzw. Emissions zertifikate, Einführung von Effizienzstandards und Kennzeichnungspflichten beim Stromverbrauch). Ihre positive Bewertung durch die deutschen Befrag
ten dürfte darauf zurückzuführen sein, daß sie nicht so stark wie die anderen
Instrumente auf politischer Lenkung beruhen, sondern auf die Mechanismen
der Marktwirtschaft setzen. Bei den tschechischen Befragten scheint das Ver trauen in die Leistungsfähigkeit der Marktwirtschaft noch nicht so ausgeprägt zu sein wie der Glaube an die Ordnungsfähigkeit der Politik. Die Antworten auf die Frage, ob sich die Befragten über das Nachhaltig keitskonzept ausreichend informiert fühlen, offenbaren, daß auf diesem Ge
biet nach wie vor ein beträchtlicher Informationsbedarf besteht. Lediglich vier
der Befragten fühlen sich „absolut" informiert, 37 bezeichnen sich als „weit
gehend" informiert. Dem stehen auf der anderen Seite der Skala 52 Teil nehmer gegenüber, die sich nur „wenig" informiert sehen, und sieben, die angeben, in dieser Hinsicht „gar nicht" informiert zu sein. Dies entspricht ei
nem arithmetischen Mittel von -0,19. Die einzige Gruppe, die sich selbst ei nen leicht positiven Informationsstand zuschreibt, sind die Repräsentanten
der deutschen Energiewirtschaft (+0,10); leicht negativ ist das Bild bereits bei ihren tschechischen Kollegen (-0,18), deutlich negativ bei den Wissenschaft lern und Studenten (Uni D: -0,38; Uni CZ: -0,73). Dies verdeutlicht, daß be
sonders an den Universitäten ein erheblicher Nachholbedarf hinsichtlich der Aufklärung der Studenten über das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
besteht. Auch scheint der Informationsstand in der Tschechischen Republik noch insgesamt geringer zu sein als in Deutschland. Die letzte Frage im ersten Teil des Fragebogens, die sich mit den Auswir kungen des Joint Implementation-Modells auf die Konzepte der Nachhaltig keit und der Internationalisierung auf dem Energiesektor beschäftigt, zeigt zu
nächst die hohe positive Bewertung, die diesem Modell seitens der Befragten
zuteil wird. Alle Befragten stufen die Bedeutung des Joint Implementation-
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
217
Modells im Zusammenhang mit dem Nachhaltigkeitskonzept bei durchschnittlich +0,71 ein, im Zusammenhang mit den Internationalisierungsbestrebungen in
der Energiewirtschaft sogar bei durchschnittlich +0,93. Hinsichtlich der Ver teilung zwischen den einzelnen Gruppen zeigen sich jedoch Diskrepanzen.
Erstens fällt die durchgängig positivere Bewertung des Joint ImplementationModells in der deutschen gegenüber der tschechischen Energiewirtschaft auf
(Frage 14a: D +1,04 gegenüber CZ +0,72; Frage 14b: D +1,27 gegenüber CZ +0,85). Dies könnte darauf hindeuten, daß die anfängliche Skepsis vieler
Entwicklungs- und Schwellenländer gegenüber dem Joint ImplementationKonzept noch nicht völlig verschwunden ist (vgl. Kapitel 1.1.3). Auch die Angst vor ausländischer Überfremdung dürfte hier eine wesentliche Rolle spielen. Die Vertreter der deutschen Energiewirtschaft hingegen scheinen im
Joint Implementation-Modell vor allem eine Möglichkeit für lukrative und gleichzeitig umweltfreundliche Investitionen im Ausland zu sehen.
Zweitens bewerten die Wissenschaftler und Studenten das Joint Implementa
tion-Modell bei weitem nicht so positiv wie die Repräsentanten der Energiewirt
schaft, vor allem nicht im Hinblick auf seine Einbindung in das Nachhaltigkeitskon zept (Frage 14a: D/CZ +0,83; Uni D/Uni CZ -0,08). Diese negative Bewer tung dürfte in erster Linie auf mangelnde Informiertheit zurückzuführen sein: Die Befragten der deutschen Universität geben entweder gar keine Antwort
(1) oder antworten mit „nicht bekannt" (8) bzw. „indifferent" (1), jene der
tschechischen Universität antworten ebenfalls mit „nicht bekannt" (4) oder „indifferent" (10) und nur in einem Fall aussagekräftig mit „eher unwichtig".
6.2.2 Energiewirtschaft und Internationalisierung Die Befragten weisen dem Konzept der Internationalisierung auf dem Ener giesektor eine hohe positive Bedeutung zu, die nur geringfügig unter jener
liegt, die sie dem Nachhaltigkeitskonzept zugeschrieben haben (vgl. die Er gebnisse zu Frage 15 mit den Ergebnissen zu Frage 1). 38 Befragte halten das Konzept der Internationalisierung für „sehr wichtig", 60 für „eher wichtig",
und acht entscheiden sich für die Einstufung „indifferent"; eine negative Be-
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
218
Wertung kommt nicht vor. Dies entspricht einem arithmetischen Mittel von +1,28. Bezogen auf die einzelnen Gruppen bewerten die Vertreter der deut
schen Energiewirtschaft das Konzept am positivsten (+1,61 gegenüber +1,24 in der Gruppe CZ). Diese Einschätzungen zeigen, daß das Internationalisie
rungskonzept in der Energiewirtschaft zwar generell auf einen hohen Grad an
Zustimmung stößt, aber stärker noch in jenen Ländern, von denen die Inter nationalisierungsmaßnahmen ausgehen, als in jenen, die ihr Ziel darstellen. Dies wird auch deutlich bei den Antworten auf die Frage, ob die Unter
nehmen, für die die Befragten tätig sind, bereits über eine Internationalisie rungsstrategie verfügen (vgl. Abbildung 17). Diese Frage beantworten 51,6 %
der deutschen Befragten, jedoch nur 44,6 % der tschechischen Befragten mit „ja". Lediglich 19,4 °/o der deutschen Befragten antworten mit „nein", was
bedeutet, daß in ihren Unternehmen Internationalisierungsmaßnahmen we der durchgeführt worden sind noch sich in Vorbereitung befinden oder bisher auch nur angedacht worden sind; dieser Wert liegt bei den tschechischen Befragten bei 37,5 %, also fast doppelt so hoch wie bei ihren deutschen Kollegen. Vertreter der deutschen
Vertreter der tschechischen
Energiewirtschaft
Energiewirtschaft
8,9% 9,7%
7,1%
□ Internationalisierungsstrategie: ja
□ Internationalisierungsstrategie: ja
0 In Vorbereitung SWird angedacht
0 In Vorbereitung SWird angedacht
■ Internationalisierungsstrategie: nein
■ Internationalisierungsstrategie: nein
Abbildung 17: Ergebnis der Befragung, Frage 16
Bei den Unternehmen, die bereits über Intemationalisierungsstrategien verfügen,
diese vorbereiten oder andenken, richten sich die Maßnahmen vorwiegend auf
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
219
den Bereich der Energieerzeugung (38,9 °/o der Antworten), mit mittlerer Intensi
tät auf den Bereich des Energieverkaufe an die Endverbraucher (25,0 °/o) und nur
verhältnismäßig schwach auf den Bereich der Hochspannungsnetze (12,5 °/o; all diese Bereiche: 23,4 °/o). Das letztere kann nicht überraschen, da die Hochspan nungsnetze in vielen Ländern (auch in der Tschechischen Republik) noch mono
polisiert und/oder in staatlicher Hand sind (vgl. Ergebnisse zu Frage 17). Die Antworten der Befragten auf Frage 18 verdeutlichen, daß der überwiegen
de Teil der bereits bestehenden oder in Vorbereitung befindlichen Intemationalisierungsmaßnahmen der Energiewirtschaft auf direkt angrenzende Länder zielt
(38,8 °/o der Antworten). Ein hoher Prozentsatz der Intemationalisierungsaktivitäten ist jedoch bereits global ausgerichtet (32,7 °/o), während Intemationalisie-
rungsmaßnahmen in nicht angrenzende Länder des eigenen Kontinents eine ge ringere Bedeutung besitzen (20,4 %; all diese Regionen: 8,2 %).
Interessante Einblicke in die Einstellung der Befragten zu den potentiellen Internationalisierungsmotiven bieten die Antworten auf Frage 19 (vgl. Abbil dung 18). Hier sollen die Befragten insgesamt 16 vorgegebene Gründe für
Internationalisierungsmaßnahmen hinsichtlich ihrer Bedeutung für den Ener
giesektor beurteilen. Den höchsten durchschnittlichen Wert unter allen Be
fragten erreicht das Motiv der „Vorbereitung auf den gemeinsamen Markt" (Gesamt: +0,88; D: +0,90; CZ: +0,94). Dies zeigt, wie sehr die Einrichtung
gemeinsamer supranationaler Wirtschaftszonen, in diesem Fall der Europäi
schen Wirtschafts- und Währungsunion, sowohl das Intemationalisierungsbedürfnis als auch den Internationalisierungszwang für die Unternehmen in den
betroffenen Staaten steigern können. Ähnlich hohe Werte erreichen nur noch die Motive „Wachstum, Gewinn, Unternehmensausweitung" sowie „Produkti
vitätssteigerungen und Wachstumsraten ausländischer Märkte" (jeweils +0,84).
Diese Motive, die auf eine Steigerung des Umsatzes, des Gewinns und der Produktivität der Unternehmen abzielen, werden von den Vertretern der deutschen Energiewirtschaft, welche unter Internationalisierung tendenziell
eher eine Expansion in fremde Märkte verstehen, stärker gewichtet als von den Vertretern der tschechischen Energiewirtschaft, welche tendenziell eher
zum Zielobjekt von Internationalisierungsmaßnahmen werden wird (D +1,16 gegenüber CZ +0,65 bzw. D +0,94 gegenüber CZ +0,73).
220
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
Abbildung 18: Ergebnis der Befragung, Frage 19 (Gesamt, jeweils arithmetisches Mittel)
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
221
Eine überdurchschnittlich positive Bewertung zwischen +0,58 und +0,68
(jeweils arithmetisches Mittel der Angaben aller Befragten) erfahren fünf weitere Internationalisierungsmotive. Dazu zählen die Motive „Verstärkte Teil
nahme am Fortschritt in Forschung und Technologie" (+0,68) sowie „Er schließung neuer Infrastruktur- oder Wissensressourcen bzw. neuen Know
hows" (+0,58), die auf die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit im Über
gang zur modernen Informationsgesellschaft zielen. Sie werden von den Re präsentanten der tschechischen Energiewirtschaft höher bewertet als von ih ren deutschen Kollegen (+0,94 gegenüber +0,16 sowie +0,76 gegenüber
+0,48), was darauf hindeutet, daß in den Zielländern der Internationalisie
rung ein Technologie- bzw. Know-how-Schub von diesem Prozeß erwartet wird. Das Motiv der „Synergien durch internationale Zusammenarbeit" (+0,67)
steht wiederum bei den deutschen Befragten stärker im Vordergrund (D: +1,10; CZ: +0,61), da die Unternehmen aus den Industriestaaten aufgrund ihrer
größeren Möglichkeiten zur strategischen Vorgehensweise im Internationali sierungsprozeß solche Synergieeffekte offenbar in höherem Maß erwarten als
die Unternehmen aus den Transformationsländern. Ähnliches gilt für die Mo tive „Kundennähe durch internationale Präsenz" (Gesamt: +0,66; D: +0,81;
CZ: +0,66) und „Befriedigung neu entstandener Konsumwünsche" (Gesamt: +0,62; D: +0,84; CZ: +0,55), die grundsätzlich ebenfalls stärker bei jenen Unternehmen im Vordergrund stehen, welche ins Ausland expandieren, als
bei jenen, welche in den potentiellen Zielländern ansässig sind. Sechs weitere der vorgegebenen Motive werden von den Befragten eher un terdurchschnittlich positiv bewertet Das Motiv „Verminderung der Untemehmens-
risiken durch Verteilung der Geschäftsaktivitäten" (+0,51) steht vermutlich deshalb nicht so sehr im Vordergrund, weil erstens nicht jede Intemationalisierungsmaß-
nahme auf eine Streuung der Geschäftsaktivitäten zielt und zweitens jede Interna
tionalisierung auch neue Risiken in sich birgt Das Motiv „Niedrigere Steuerbela stung und sonstige Kostenvorteile im Ausland" (Gesamt: +0,50; D: +0,26; CZ: +0,55) spielt nicht die große Rolle, die ihm in der öffentlichen Diskussion häufig
zukommt, und wird von den deutschen Befragten noch deutlich niedriger einge
stuft als von ihren tschechischen Kollegen. Für das Motiv der „Erschließung neuer Verbraucherschichten in einem größer werdenden Auslandsmarkt" (+0,41; D:
+0,84; CZ: +0,28) gilt das gleiche wie für die oben bereits behandelten Motive
222
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
der Kundennähe und der Befriedigung neu entstandener Konsumwünsche; alle
drei stehen bei den expandierenden Unternehmen aus den Industriestaaten stär ker im Vordergrund als bei den Unternehmen aus der Tschechischen Republik. Eher zurückhaltend werden die Motive „Internationalisieren, weil wichtige Kunden es tun" (+0,40), „Internationalisieren, weil die Konkurrenz es tut" (+0,40) sowie
„Verdrängungswettbewerb im Inland" (+0,30) bewertet Da es sich hierbei um die typischen defensiven Intemationalisierungsmotive handelt, ist diese Einschät zung ein deutliches Zeichen dafür, daß offensive gegenüber defensiven Intema-
tionalisierungsstrategien positiver beurteilt werden, und zwar sowohl von den Re präsentanten der deutschen wie auch von jenen der tschechischen Energiewirt schaft
Zwei Motive am Ende der Skala werden nur unmerklich positiv bzw. leicht negativ bewertet. Das Motiv „Niedrigere Lohnnebenkosten im Ausland"
(+0,06; D: +0,29; CZ: -0,13) wird von den tschechischen Befragten negativ
eingestuft, wohl weil sie befürchten, daß die Transformationsländer zu reinen Billiglohnländern herabgestuft würden, wenn dieses Motiv zur beherrschen
den Triebfeder von Internationalisierungsmaßnahmen gemacht würde. Dar über hinaus dürfte die hohe Kapitalintensität der Energiewirtschaft bei dieser
Bewertung eine Rolle spielen. Auch die Zustimmung der Vertreter der deut schen Energiewirtschaft zu diesem Beweggrund bleibt zurückhaltend, ver
mutlich vor dem Hintergrund, daß in Teilen der Öffentlichkeit Internationali sierungsmaßnahmen häufig als reine Profitmaximierungsprojekte durch Ver lagerung der Produktion in Niedriglohnländer gesehen werden. Dieses
schwierige öffentliche Meinungsklima dürfte auch für die negative Bewertung des Motivs „Verbesserung des Firmenimages" verantwortlich sein (-0,02; D:
-0,35; CZ: +0,13). Offensichtlich ist man vor allem in der deutschen Gruppe
der Meinung, daß Intemationalisierungsmaßnahmen auch zu einer Ver schlechterung des Unternehmensimages führen können. Dies bedeutet, daß
in der Öffentlichkeit noch eine erhebliche Aufklärungsarbeit über die Hinter gründe und das Wesen der Internationalisierung sowie über deren Funktio nen, auch und gerade im Dienste der nationalen Wirtschaft, notwendig ist. Eine interessante Ergänzung dieses Bildes bieten die Antworten auf die
Frage 20, wie sich die Bedeutung dieser Internationalisierungsmotive in Zu
kunft entwickeln wird (vgl. Abbildung 19).
223
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
Produktivitätssteigerungen und Wachstumsraten ausländischer Märkte Vorbereitung auf den gemeinsamen Markt
Kundennähe durch internationale Präsenz Verstärkte Teilnahme am Fortschritt in Forschung und Technologie Wachstum, Gewinn, Unternehmensausweitung
Befriedigung neu entstandener Konsum wünsche (Osteuropa, Entwicklungsländer) Erschließung neuer Infrastruktur- oder Wis sensressourcen bzw. neuen Know-hows Erschließung neuer Verbraucherschichten in einem größer werdenden Auslandsmarkt
Synergie durch internationale Zusammenarbeit Internationalisieren, weil Kunden es tun
Verminderung der Unternehmensrisiken durch Verteilung der Geschäftsaktivitäten Verdrängungswettbewerb im Inland
Verbesserung des Firmenimages
Internationalisieren, weil die Konkurrenz es tut Niedrigere Steuerbelastung und sonstige Kostenvorteile im Ausland Niedrigere Lohnnebenkosten im Ausland
0
20
40
60
80
Abbildung 19: Ergebnis der Befragung, Frage 20 (Gesamt; Anteil der Befragten, die mit „größer"
antworten, an allen Befragten; in %)
224
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
Im wesentlichen ergibt sich hier eine ähnliche Abstufung wie bei den Ant
worten auf Frage 19. Am stärksten gewichtet wird hier das Motiv „Produktivi
tätssteigerungen und Wachstumsraten ausländischer Märkte"; die Befragten, vor allem die Vertreter der deutschen Energiewirtschaft (Bedeutung des Mo
tivs wird zukünftig größer sein als heute: Gesamt 71,4 %; D 93,5 °/o; CZ
62,5 %), gehen demzufolge davon aus, daß die ökonomische Attraktivität der Auslandsmärkte in Zukunft das wichtigste Motiv für Internationalisierungsakti
vitäten darstellen wird. Das gleiche gilt für das Motiv „Wachstum, Gewinn, Unternehmensausweitung" (Gesamt 67,9 %; D 83,9 %; CZ 64,3 °/o). Das
Motiv der „Vorbereitung auf den gemeinsamen Markt" nimmt in dieser Liste
den zweiten Platz ein, wird also nach Meinung der Befragten auch in Zukunft eine erhebliche Rolle bei Internationalisierungsmaßnahmen spielen (Gesamt
69,6 %; D 80,6 %; CZ 71,4 %). Insgesamt drei Motive werden in der zukunftsbezogenen Rangliste deut
lich stärker gewichtet als in der gegenwartsbezogenen Rangliste (vgl. Abbil dung 18 mit Abbildung 19). Das Motiv der „Kundennähe durch internatio nale Präsenz" wird hier von den Befragten am drittstärksten gewichtet gegen
über der sechsten Position unter den Antworten auf Frage 19, und das Motiv
der „Erschließung neuer Verbraucherschichten in einem größer werdenden
Auslandsmarkt" erreicht Platz 8 gegenüber Platz 11. Diese beiden ähnlich gelagerten Motive, die auf die Erweiterung der Absatzmärkte unter dem Ein druck der Globalisierung der Konsumentenbedürfnisse bzw. der Konsumstile abzielen, werden demzufolge im Urteil der Befragten in Zukunft als Gründe
für Internationalisierungsaktivitäten noch deutlicher im Vordergrund stehen als heute. Auch das Motiv der „Verbesserung des Firmenimages" steht hier nicht mehr auf dem letzten, sondern auf dem viertletzten Platz der Motivrangliste.
Dies deutet darauf hin, daß die Befragten für die Zukunft eine positivere Ein stellung der Öffentlichkeit gegenüber dem Phänomen Internationalisierung erwarten, als es heute noch vielfach der Fall ist.
Auf der anderen Seite werden in der zukunftsbezogenen Rangliste vor al
lem zwei Motive deutlich schwächer gewichtet als in der gegenwartsbezoge nen Rangliste. Dazu zählt das Motiv der „Synergie durch internationale Zu
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
225
sammenarbeit", das hier nur den neunten statt den fünften Platz einnimmt,
vor allem aber das Motiv „Niedrigere Steuerbelastung und sonstige Kosten vorteile im Ausland", das vom zehnten Platz in der gegenwartsbezogenen
Rangliste auf den fünfzehnten und damit vorletzten Platz in der zukunftsbe zogenen Rangliste abrutscht Dies könnte darauf hindeuten, daß die Befrag ten bei fortschreitender Internationalisierung der nationalen Wirtschaften in Zukunft auch eine Angleichung der Standortbedingungen steuerpolitischer
und sonstiger Art in den einzelnen Ländern erwarten, so daß die Möglichkeit, entsprechende Kostenvorteile im Ausland zu realisieren, abnähme (z.B. EU-
Beitritt der Tschechischen Republik). Mit Abstand von geringster Bedeutung
wird nach dem Urteil der Befragten in Zukunft das Motiv „Niedrigere Lohnne benkosten im Ausland" sein (Gesamt: größere Bedeutung gegenüber heute
32,1 %; kleinere Bedeutung gegenüber heute 53,6 %). Auch diese Beurtei
lung läßt darauf schließen, daß die Befragten in Zukunft tendenziell eher eine Angleichung der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse im internationalen Maßstab erwarten.
Die folgenden Fragen 21 und 22 beschäftigen sich mit der Eignung und Bedeutung verschiedener potentieller Organisationsformen von Internationa
lisierungsmaßnahmen. Frage 21 stellt zehn Organisationsformen zur Bewer
tung, die in Kapitel 2.3.1 als grundsätzlich geeignet für Internationalisierungs aktivitäten herausgestellt wurden. Die Befragten bewerten alle Organisations formen mit Werten zwischen +0,24 und +0,96 im Durchschnitt positiv (vgl.
Abbildung 20).
Im einzelnen lassen sich dabei hinsichtlich der Bewertung drei Gruppen voneinander unterscheiden: Am positivsten werden von der Gesamtheit der
Befragten die Organisationsformen des Joint Venture (+0,96), der Strategi schen Allianz (+0,85) und des Tochterunternehmens (+0,79) eingeschätzt.
Diese hohe positive Beurteilung beruht bei den beiden erstgenannten Orga nisationsformen auf der hohen Zustimmung, die ihnen von den Vertretern
der tschechischen Energiewirtschaft entgegengebracht wird (+0,94 bzw. +0,79 und damit die mit Abstand positivsten Bewertungen aus dieser Grup
pe). Die Werte aus der Gruppe der Vertreter der deutschen Energiewirtschaft
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
226
Joint Venture
Strategische Allianz
Tochterunternehmen
Export
Unternehmensübernahme
Managementvertrag
Lizenzvertrag
BOOT-Projekt
BOO-Projekt
BOT-Projekt
H CZ
SD
Gesamt
Abbildung 20: Ergebnis der Befragung, Frage 21 (jeweils arithmetisches Mittel)
liegen zwar noch höher (+1,24 bzw. +1,13), stellen aber innerhalb dieser Grup
pe nur die drift- bzw. vierthöchste Bewertung dar. Dies zeigt, daß innerhalb der
tschechischen Gruppe deutlich jene Organisationsformen bevorzugt werden, die
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
227
auf eine Kooperation zwischen möglichst gleichberechtigten Partnern abzielen, die also den Unternehmen aus den Zielländem der Intemationalisierungsmaßnah-
men einen ausreichenden eigenen Handlungs- und Entscheidungsspielraum las
sen. Dementsprechend zurückhaltend ist die Bewertung der tschechischen Be fragten gegenüber der Organisationsform des Tochterunternehmens, wenngleich
sie mit Blick auf die Realitäten nicht vollkommen abgelehnt wird. Bei den deut
schen Befragten hingegen erreicht sie den positivsten Wert aller vorgegebenen
Optionen, was darauf hindeutet, daß die deutschen Unternehmen vor allem an solchen Intemationalisierungsaktivitäten interessiert sind, bei denen sie eine mög lichst hohe Kontrolle über die entstehende internationale Organisation behalten.
Ein ähnliches Bild vermitteln die Antworten zu jenen beiden Organisations formen, die in der Gesamtbewertung einen Mittelplatz einnehmen. Für die Orga
nisationsform der Untemehmensübemahme (Gesamt: +0,52; D: +1,38; CZ: +0,15) gilt in noch ausgeprägterer Form das, was oben bereits für jene der Tochterunter
nehmung gesagt wurde. Während sie bei den Vertretern der deutschen Gruppe den zweithöchsten Wert unter allen Organisationsformen erreicht, bildet sie in der Beurteilung ihrer tschechischen Kollegen das Schlußlicht Umgekehrt ist es bei
der Organisationsform des Exports (Gesamt: +0,53; D: +0,07; CZ: +0,57). Da sie nur mit einer geringen Einflußnahme der internationalisierenden Unter
nehmen auf die Wirtschaft des Ziellandes verbunden ist, erhält sie von den Vertretern der deutschen Gruppe die niedrigste Bewertung unter allen vorge gebenen Optionen, von ihren tschechischen Kollegen jedoch die dritthöchste
nach dem Joint Venture und der Strategischen Allianz. Von beiden Seiten eher zurückhaltend bewertet werden die Organisations
formen des Management- und des Lizenzvertrages. Dies dürfte darauf zurück
zuführen sein, daß beide Formen zwar eine deutliche Dominanz des interna
tionalisierenden Unternehmens beinhalten, diesem jedoch gleichzeitig nur geringe Kontrollmöglichkeiten einräumen, also weder auf der einen noch auf
der anderen Seite dem Idealbild entsprechen. Die niedrigsten Bewertungen erhalten das BOOT-Projekt, das BOO-Projekt und das BOT-Projekt. Ein Grund dafür muß in dem nach wie vor unzureichenden Bekanntheitsgrad dieser Or
ganisationsformen gesehen werden, worauf auch die hohe Zahl jener Be fragten hinweist, die sich hier nicht zu einer Einschätzung entschließen können.
228
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
Die Antworten auf die Frage nach der zukünftigen Bedeutung der ge nannten Organisationsformen im Intemationalisierungsprozeß zeigen nur ei ne geringfügige Verschiebung des Bildes (vgl. Abbildung 21).
d CZ
D
S Gesamt
Abbildung 21: Ergebnis der Befragung, Frage 22 (jeweils prozentualer Anteil der Antworten „grö
ßer" an allen Antworten)
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
229
Die Befragten gehen davon aus, daß in Zukunft nicht das Joint Venture, son dern die Strategische Allianz die beherrschende Organisationsform für Inter nationalisierungsaktivitäten sein wird. Bei den übrigen Organisationsformen
ergeben sich hinsichtlich der Bewertung ihrer zukünftigen Bedeutung durch die Befragten keine wesentlichen Unterschiede gegenüber der Bewertung ih rer gegenwärtigen Eignung für Internationalisierungsmaßnahmen. Die Organi
sationsformen des BOT-, BOO- und BOOT-Projektes liegen hier allerdings noch deutlicher am Ende der Liste. Wie schwer es den Befragten fällt, sie in
ihrer Bedeutung einzuschätzen, zeigt die Tatsache, daß jeweils mehr als die
Hälfte der Teilnehmer zu ihrer zukünftigen Bedeutung überhaupt keine An gaben macht.
Frage 23 stellt die wesentlichen unternehmensphilosophischen und un ternehmensstrategischen Prinzipien, die in Kapitel 2.3.2 und 2.3.3 als mitent scheidend für das Gelingen einer Internationalisierungsmaßnahme herausge arbeitet wurden, zur Bewertung (vgl. Abbildung 22).
Alle elf Optionen werden von den Befragten im Durchschnitt deutlich po
sitiv beurteilt (arithmetische Mittelwerte zwischen +0,56 und +1,18). Auffällig ist, daß die Vertreter der deutschen Gruppe (Werte zwischen +1,03 und
+1,60) in allen elf Fällen im Durchschnitt positivere Einschätzungen vorneh
men als ihre tschechischen Kollegen (Werte zwischen +0,23 und +1,21).
Dies dürfte in erster Linie darauf zurückzuführen sein, daß die deutschen Be fragten aufgrund ihrer wesentlich größeren Erfahrung mit marktwirtschaftli chen Strukturen und mit marktwirtschaftlichem Denken solchen Prinzipien
wie den genannten von vornherein aufgeschlossener gegenüberstehen als die tschechischen Teilnehmer.
Die insgesamt positivste Bewertung unter allen vorgegebenen Optionen erhält das Prinzip „Kooperationen als Basis" (Gesamt: +1,18; D: +1,30; CZ: +1,21;
Uni D: +0,88; Uni CZ: +1,00). Es steht bei den Vertretern der tschechischen Gruppe an erster, bei ihren deutschen Kollegen an dritter Stelle. Dies zeigt,
daß die enge, kooperative Zusammenarbeit zwischen den Partnern von In ternationalisierungsprojekten auf beiden Seiten, vor allem aber auf der Seite
der potentiellen Übernahmekandidaten, eine hohe Wertschätzung genießt.
230
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
Kooperationen als Basis
Stärkung der Entscheidungsbefugnisse der internationalen Niederlassungen Vernetzte Denk- und Handlungsstruk turen, um die Komplexität der auftre tenden Probleme zu bewältigen
Toleranz gegenüber soziokulturellen Werten eines Gast- bzw. Ziellandes Toleranz gegenüber der kulturellen Sozialisation der Mitarbeiter aus fremden Kulturkreisen Ganzheitliche, abteilungsübergreifen de, langfristige Planung einer Internationalisierungsmaßnahme
Offene Unternehmensphilosophie, in die Elemente anderer Kulturen integriert werden können Schulung von kultureller Kompetenz und internationalem Denken Schaffung von Rahmenbedingungen für kontinuierliche kulturelle Lernprozesse aller Mitarbeiter
Geozentrische, internationale Einstel lung vor allem des Managements
.Soviel wie nötig in der Zentrale, soviel wie möglich vor Ort"
ED CZ
D
Abbildung 22: Ergebnis der Befragung, Frage 23 (jeweils arithmetisches Mittel)
Gesamt
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
231
Daneben betonen die deutschen Befragten vor allem die Bedeutung der
Prinzipien Dezentralisierung („Stärkung der Entscheidungsbefugnisse der in
ternationalen Niederlassungen": +1,60; „Soviel wie nötig in der Zentrale, so
viel wie möglich vor Ort": +1,23) und Ganzheitlichkeit („Ganzheitliche, ab
teilungsübergreifende, langfristige Planung einer Internationalisierungsmaß nahme": +1,47). Diese Kombination verdeutlicht, daß sie unter Dezentralisie
rung keineswegs eine Aufsplitterung der Unternehmung in autonome Tei leinheiten verstehen, sondern diese eher als kreative, eigenständige Umset
zung einer ganzheitlichen Unternehmensphilosophie durch die Niederlas sungen unter Beachtung der jeweiligen regionalen Gegebenheiten begreifen.
Die Vertreter der tschechischen Energiewirtschaft bewerten demgegen über vor allem die Prinzipien der Vernetztheit („Vernetzte Denk- und Hand lungsstrukturen": +1,04) und der Toleranz („Toleranz gegenüber der kultu
rellen Sozialisation der Mitarbeiter": +0,96; „Toleranz gegenüber soziokultu rellen Werten eines Gast- bzw. Ziellandes": +0,91) überdurchschnittlich posi
tiv. Die Betonung der Toleranz deutet darauf hin, daß sie als Repräsentanten eines potentiellen Ziellandes für Internationalisierungsmaßnahmen eine ge wisse Furcht vor kultureller Überfremdung durch das Vordringen ausländi
scher Unternehmen empfinden. In diesem Zusammenhang muß auch ihre
hohe positive Bewertung für das Prinzip der vernetzten Denk- und Hand lungsstrukturen gesehen werden. Denn ein Netzwerk beruht, anders als eine
Hierarchie mit Befehlsgebern und Befehlsempfängern, auf dem Zusammen spiel mehrerer, zwar miteinander verbundener, aber bis zu einem gewissen
Grad eigenständiger Einheiten. In einem netzwerkartig organisierten, sich in ternationalisierenden Unternehmen würde den Niederlassungen im Zielland bzw. in den Zielländern demzufolge eine höhere Selbständigkeit und Eigen
verantwortung zukommen als in einem hierarchisch organisierten Unterneh
men. Es zeigen sich somit an dieser Stelle recht deutliche Unterschiede in
den Mentalitäten zwischen den deutschen und den tschechischen Befragten.
Zum Abschluß des zweiten Teils des Fragebogens sollen die Befragten beurteilen, in welchem Ausmaß sich die Konzepte der Nachhaltigkeit und der Internationalisierung dazu eignen, zu einer gemeinsamen Handlungsstrategie
232
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
verknüpft zu werden (Frage 24). Diese Frage wird im Durchschnitt sehr posi tiv beantwortet (arithmetisches Mittel aller Befragten: +1,07). Vor allem die Vertreter der tschechischen Gruppe sind von der Vereinbarkeit beider Kon
zepte in hohem Maß überzeugt; 19 beantworten die Frage mit „sehr geeig
net" und 31 mit „eher geeignet", während es zu keiner Einstufung „kaum ge eignet" oder „gar nicht geeignet" kommt (arithmetisches Mittel: +1,30). Et was zurückhaltender äußern sich die Vertreter der deutschen Gruppe; jeweils
ein Befragter dieser Gruppe entscheidet sich auch für die Bewertungen
„kaum geeignet" und „gar nicht geeignet" (arithmetisches Mittel: +0,93). Dies könnte darauf hindeuten, daß die ökonomischen Aspekte von Internationali
sierungsaktivitäten in der deutschen Energiewirtschaft gegenüber den ökolo gischen Aspekten etwas stärker im Vordergrund stehen als in der tschechi
schen Energiewirtschaft.
Skeptischer fällt die Bewertung dieser Frage seitens der Wissenschaftler
und Studenten aus, vor allem in der deutschen Gruppe (+0,38), aber auch
in der tschechischen Gruppe (+0,86). Obwohl auch hier die Möglichkeit zur Verbindung beider Konzepte insgesamt positiv eingeschätzt wird, ist der Glaube an die Vereinbarkeit von Ökonomie und Ökologie offenbar doch et
was schwächer ausgeprägt
6.2.3 Fallbeispiel Tschechische Republik Im dritten Teil des Fragebogens wird zunächst nach der Einstellung der Be
fragten hinsichtlich der Umweltverträglichkeit der tschechischen Energiewirt schaft gefragt. Hier ergibt die Befragung durchgängig - über alle vier Gruppen
hinweg - eine negative Bewertung. Kein einziger Befragter entschließt sich zu
der Einstufung „sehr gut", immerhin 32 optieren für „eher gut" und 11 für „indifferent". Die Mehrheit entscheidet sich für die negative Seite der Skala:
55 für „eher schlecht" und 6 für „sehr schlecht". Dies ergibt für die Gesamt
heit der Befragten ein arithmetisches Mittel von -0,34. Beim Vergleich der vier Gruppen fallen zwei Merkmale besonders auf: Er
stens beurteilen die deutschen Befragten die Umweltverträglichkeit der tsche
chischen Energiewirtschaft deutlich negativer als die einheimischen (D -0,68
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgiwpen
233
gegenüber CZ -0,02; Uni D -1,14 gegenüber Uni CZ -0,36). Dieses Ergeb nis deutet darauf hin, daß die Maßstäbe, die an die Bewertung der ökologi schen Verträglichkeit der Wirtschaft angelegt werden, in Deutschland schärfer
sind als in der Tschechischen Republik, und zwar sowohl innerhalb der Wirt schaft als auch innerhalb der Wissenschaft Zweitens ist die Haltung der Wis
senschaftler und Studenten zur Umweltverträglichkeit der tschechischen
Energiewirtschaft in beiden Ländern kritischer als jene der Vertreter der Ener giewirtschaft selbst (Uni D -1,14 gegenüber D -0,68; Uni CZ -0,36 gegen
über CZ -0,02). Dieser Befund läßt zwei Interpretationen zu: Entweder ist die
Selbstkritik der Vertreter der Energiewirtschaft gegenüber der Umweltverträg lichkeit ihres Wirtschaftszweiges noch nicht ausgeprägt genug, oder aber die
kritische Einstellung der Wissenschaft bzw. der Öffentlichkeit in diesem Punkt
muß als überzogen bezeichnet werden. Die Analyse der Antworten auf die Fragen 26 bis 28 ermöglicht eine wei tere Differenzierung dieses Bildes. In diesem Abschnitt des Fragebogens
werden den Befragten die sechs wichtigsten umweltpolitischen Maßnahmen,
die derzeit in der Tschechischen Republik auf dem Energiesektor diskutiert werden (vgl. Kapitel 5.2), zur Bewertung vorgestellt. Im einzelnen zielen die Fragen auf die allgemeine Beurteilung dieser Maßnahmen (Frage 26), auf die
Beurteilung der Möglichkeiten zu ihrer Umsetzung (Frage 27) sowie auf das
Ausmaß an ausländischem Engagement, das zu ihrer Umsetzung voraus sichtlich erforderlich sein wird (Frage 28).
Die Frage nach der allgemeinen Beurteilung der vorgestellten Maßnah men ergibt in allen Gruppen eine durchgängig positive Bewertung hinsichtlich
aller Maßnahmen (vgl. Abbildung 23). Im einzelnen sind jedoch wesentliche
Differenzierungen zu beachten. Die beiden Maßnahmen, die die höchsten positiven Durchschnittswerte auf der Skala erreichen, sind „Emissionsreduzie rung durch technische Verbesserung der Kraftwerke" (+1,67) und „Maßnah
men zur Energieeinsparung und Erhöhung der Energieeffizienz" (+1,64). In dieser Gewichtung sind sich die vier Gruppen einig, denn alle weisen den
beiden genannten Maßnahmen die höchsten Werte zu. Die einzige Ausnah
me bilden die tschechischen Wissenschaftler und Studenten, die zwei andere
234
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
Abbildung 23: Ergebnis der Befragung, Frage 26 (jeweils arithmetisches Mittel)
Maßnahmen positiver bewerten, worauf unten noch einzugehen sein wird.
Auch sie vergeben jedoch mit jeweils +1,43 hohe positive Werte. Dieses Er gebnis deckt sich mit den Angaben, die die Befragten zu Frage 3 gemacht
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
235
hatten, wo sie ebenfalls der „Optimierung der Energieerzeugungseffizienz" und der „Minimierung der Emissionen" die höchsten positiven Werte unter allen Elementen des Nachhaltigkeitskonzeptes zugewiesen hatten.
Die Maßnahme der „Minimalisierung des Energieverbrauchs in der ge
samten Wirtschaft" (+1,21) wird von den tschechischen Befragten ähnlich
positiv bewertet wie die beiden oben genannten Maßnahmen, die Deut schen werten jedoch deutlich zurückhaltender (D +0,74 und Uni D +1,13
gegenüber CZ +1,43 und Uni CZ +1,43). Diese Einstellung könnte in erster
Linie auf die größere Reserviertheit der deutschen Befragten gegenüber staat lichen Eingriffen in die Wirtschaft (hier durch das geplante Gesetz über das
Wirtschaften mit der Energie in der Tschechischen Republik) und auf die Be vorzugung der Selbstregulierungskräfte der Wirtschaft zurückzuführen sein.
Jene Maßnahmen, die auf Veränderungen des Energiemixes zielen, wer
den zwar ebenfalls deutlich positiv beurteilt, stehen aber am Ende der Be
wertungsrangliste. In diesem Punkt nehmen die tschechischen Befragten eine fast durchweg positivere Haltung ein als die deutschen („Reduzierung des Anteils fossiler Brennstoffe": CZ +0,87 gegenüber D +0,87 und Uni CZ
+1,79 gegenüber Uni D +0,50; „Erhöhung des Anteils der Kernenergie und
der Wasserkraft": CZ +1,13 gegenüber D +0,58 und Uni CZ +1,86 gegen über Uni D 0,00; „Substitution der Kohle durch Erdgas": CZ +0,79 gegenüber D +0,77 und Uni CZ +0,50 gegenüber Uni D +0,38). Diese Werte stützen
noch einmal die oben bereits getroffene Feststellung, daß die Vertreter der
tschechischen Energiewirtschaft und noch stärker die tschechischen Wissen schaftler und Studenten eine möglichst rasche Abkehr von dem bisherigen, stark kohledominierten Energiemix in der Tschechischen Republik befürwor
ten. Hierin folgen ihnen die deutschen Befragten, die jedoch wesentlich zu rückhaltender bewerten, wenn es um die Substitutionsmöglichkeiten geht
Bei der Maßnahme „Erhöhung des Anteils der Kernenergie und der Wasser kraft" dürfte vor allem die Problematik der Kernenergie für die deutliche Pola
risierung zwischen den tschechischen und den deutschen Befragten verant wortlich sein, ein Punkt, der oben bereits angesprochen wurde. Während die
deutschen Befragten vor dem Hintergrund der heftigen, z.T. ideologisch ge-
236
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
führten Debatten um die Kernenergie und um den Atomausstieg in
Deutschland die stärkere Inanspruchnahme dieses Energieträgers nur sehr zurückhaltend bewerten, zeigen die tschechischen Befragten keine vergleich
baren Bedenken. Ein leicht verändertes Bild ergeben die Antworten auf Frage Tl nach den Möglichkeiten zur erfolgreichen Umsetzung der einzelnen Maßnahmen (vgl.
Abbildung 24).
□ Uni CZ
HUni D
CZ
Abbildung 24: Ergebnis der Befragung, Frage 27 (jeweils arithmetisches Mittel)
SD
■ Gesamt
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
237
Zunächst fällt auf, daß die Bewertungen, obwohl sie auch hier - bezogen je
weils auf die Gesamtheit der Befragten - durchweg positiv sind, bei allen sechs Maßnahmen niedriger ausfallen als bei den Antworten auf Frage 26
(„Reduzierung des Anteils fossiler Brennstoffe": +0,21 statt +0,97; „Erhöhung
des Anteils der Kernenergie und der Wasserkraft": +0,31 statt +0,98; „Sub stitution der Kohle durch Erdgas": +0,45 statt +0,72; „Emissionsreduzierung":
+1,23 statt +1,67; „Maßnahmen zur Energieeinsparung": +1,00 statt +1,64; „Minimalisierung des Energieverbrauchs": +0,46 statt +1,21). Damit ergibt sich bei allen Maßnahmen eine deutliche Differenz zwischen ihrer allgemei
nen Beurteilung und der Beurteilung ihrer Umsetzbarkeit Am geringsten ist diese Differenz bei der Maßnahme „Substitution der Kohle durch Erdgas"; hier sind die Befragten demzufolge am ehesten der Ansicht, daß diese Maß
nahme entsprechend ihrer Bedeutung umgesetzt werden kann. An der Spitze der Bewertungsrangliste stehen wiederum die „Emissionsreduzierung durch technische Verbesserung der Kraftwerke" (+1,23) sowie die „Maßnahmen
zur Energieeinsparung und Erhöhung der Energieeffizienz" (+1,00); bei bei den Maßnahmen zeigen sich die Befragten sehr zuversichtlich hinsichtlich der
Umsetzungsmöglichkeiten. Lediglich die Vertreter der deutschen Energiewirt schaft zeigen bei der Bewertung der Umsetzbarkeit der „Maßnahmen zur
Energieeinsparung und Erhöhung der Energieeffizienz" (+0,52) eine größere Skepsis, was darauf hindeuten könnte, daß sie die tschechischen Maßnah
men zur Unterstützung von Energiesparmaßnahmen kritischer beurteilen als ihre tschechischen Kollegen.
Die Einschätzung der Umsetzbarkeit der Maßnahmen „Reduzierung des Anteils fossiler Brennstoffe am Energiemix" und „Erhöhung des Anteils der Kernenergie und der Wasserkraft" ergibt ein ähnliches Bild, wie es oben be
reits festgestellt wurde. Die tschechischen Befragten zeigen sich hier durch
weg optimistischer als die deutschen („Reduzierung des Anteils fossiler Brennstoffe": CZ +0,28 gegenüber D +0,10 und Uni CZ +0,36 gegenüber
Uni D 0,00; „Erhöhung des Anteils der Kernenergie und der Wasserkraft": CZ +0,50 gegenüber D 0,00 und Uni CZ +0,71 gegenüber Uni D -0,50). Wie derum wird die Skepsis der deutschen Befragten gegenüber den Chancen
238
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
eines verstärkten Ausbaus der Kernenergie deutlich, wohingegen die tsche
chischen Befragten hier offenbar wesentlich geringere Probleme erwarten. Eine Abrundung des Bildes ermöglicht die Betrachtung der Antworten auf die Frage, in welchem Ausmaß ausländisches Engagement zur erfolgreichen
Umsetzung der genannten Maßnahmen notwendig sei (vgl. Abbildung 25).
Emissionsreduzierung durch tech nische Verbesserung der Kraftwerke
Maßnahmen zur Energieeinsparung und Erhöhung der Energieeffizienz (Programm zur Unterstützung von Energiesparmaßnahmen)
Erhöhung des Anteils von Kernenergie und Wasserkraft
Substitution der Kohle durch Erdgas
Reduzierung des Anteils fossiler Brennstoffe am Energiemix
Mmimalisierung des Energiever brauchs in der gesamten Wirtschaft durch das geplante Gesetz über das Wirtschaften mit der Energie •0,5 □ Uni CZ
0
0,5 OfflUni D
1
CZ
Abbildung 25: Ergebnis der Befragung, Frage 28 (jeweils arithmetisches Mittel)
SD
1,5
■ Gesamt
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
239
Auch hier stehen die Maßnahmen der „Emissionsreduzierung durch technische Verbesserung der Kraftwerke" (+0,93) sowie der „Energieeinsparung und Erhö
hung der Energieeffizienz" (+0,74) an der Spitze. Die Befragten sind demzufolge
der Meinung, daß gerade die aus ihrer Sicht wichtigsten und modernsten um weltpolitischen Maßnahmen auf dem tschechischen Energiesektor zu ihrer Ver wirklichung am stärksten auf ausländische Hilfe angewiesen sind. Diese Einschät zung belegt eindeutig die starke Abhängigkeit der tschechischen Energiewirtschaft
von Intemationalisierungsmaßnahmen. Auch bei der Maßnahme „Erhöhung des Anteils der Kernenergie und der Wasserkraft" sind alle befragten Gruppen der An sicht, daß zur Verwirklichung dieses Ziels der Rückgriff auf ausländisches Knowhow notwendig sein wird (CZ +0,60, D +0,40, Uni CZ +0,50, Uni D +0,88).
Bei den Maßnahmen „Reduzierung des Anteils fossiler Brennstoffe am Ener
giemix" und „Substitution der Kohle durch Erdgas" gehen die tschechischen im Gegensatz zu den deutschen Befragten davon aus, sie weitgehend ohne auslän disches Engagement verwirklichen zu können („Reduzierung des Anteils fossiler Brennstoffe": CZ -0,02 gegenüber D +0,52, Uni CZ +0,21 gegenüber Uni D
+0,88; „Substitution der Kohle durch Erdgas": CZ +0,09 gegenüber D +0,45, Uni
CZ +0,50 gegenüber Uni D +0,75). Das Vertrauen der tschechischen Befragten in die Leistungsfähigkeit der eigenen Energiewirtschaft hinsichtlich der Umstrukturie
rung des Energiemix ist demzufolge größer als jenes der deutschen Befragten.
Mit Frage 29, der einzigen offenen Frage des Fragebogens, werden die Teilnehmer dazu aufgefordert, weitere ökologische Maßnahmen zu nennen,
die über die genannten hinausgehen und die sie im Fall der Tschechischen Republik für wünschenswert halten. Insgesamt notieren die Befragten hier 30
Vorschläge, die sich in die folgenden Bereiche aufteilen lassen:
Bereich
Maßnahme
Gesetzgebung Gesetzesnovellierung Anpassung der Gesetze und Vorschriften an EU-Recht, z.B. Öko-Audit VO allgemein Energische Durchsetzung der gesetzlichen Vorgaben durch den Staat Beschränkung der Ausnahmeregelungen zu den Umweltgesetzen Langfristige Festlegung der energetischen Konzeption Durchsetzung der energetischen Politik der Tschechischen Republik Koordination der energetischen Gesetzgebung mit der EU
Gr
D D D D CZ CZ CZ
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
240
Gr
Bereich
Maßnahme
Energieträger
Biomasseverbrennung Nutzung der Geothermik Umstellung auf die Kernenergie Ökologische Gebietslimits hinsichtlich des Einsatzes von Fossilbrennstoffen Einführung einer Rauchfangsteuer bei Verwendung von Fossilbrennstoffen Fertigstellung des Kernkraftwerks Temelin
D D CZ CZ CZ UniCZ
Energiesparen Staatl. Förderung des Ersatzes alter Kohle-/Öl- durch moderne Gasanlagen Energiesparmaßnahmen WirkungsgradVerbesserung Gebäuderenovierung, Beachtung der Verbrennungsnormen beim Neubau Nutzung der sekundären Energien Förderung der Energiesparprogramme Minderung des Energieverbrauchs
D D D D CZ CZ UniCZ
Emissions reduzierung
Schärfere Maßnahmen/Strafen bei Überschreitung von Emissionslimits Reduzierung der Verkehrs- und Industrieemissionen Gesetzliche Maßnahmen gegen die Verunreinigung der Umwelt
D D CZ
Sonstiges
Freier Zugang zu Umweltinformationen (s. Umweltinformationsgesetz in D) Stärkere öffentl. Aufklärung über den ökol. und ökon. Umgang mit Energie Deregulation Privatisierung, Demonopolisierung Kontrolle der Lieferanten kosten durch den Staat Einsatz geeigneter Personen in die entsprechenden Positionen Valorisation der Preise
D D CZ CZ CZ UniCZ Uni CZ
Tabelle 13: Ergebnis der Befragung, Frage 29
Der Bereich „Gesetzgebung allgemein" zeigt, daß sich sowohl die Vertreter der deutschen Energiewirtschaft als auch ihre tschechischen Kollegen eine klarere und langfristigere Umwelt- und Energiegesetzgebung in der Tschechi schen Republik, deren energischere Umsetzung und die Verwirklichung ihrer
Anpassung an EU-Standards wünschen. Dies zeigt, daß nach Meinung beider
Gruppen noch grundsätzliche strukturelle Defizite in der tschechischen Ener
gie- und Umweltpolitik aufgearbeitet und beseitigt werden müssen. Die Bereiche 2 bis 4 enthalten konkretisierende Vorschläge zu den sechs Maßnahmen, die bereits in den Fragen 26\>is 28 zur Diskussion gestellt worden sind. Die Vorschläge im Bereich 2 „Energieträger" bestätigen das
oben bereits gewonnene Bild: Während die deutschen Befragten zur Substi tuierung der fossilen Brennstoffe stärker auf alternative Energieträger setzen,
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
241
bevorzugen die tschechischen Befragten den verstärkten Ausbau der Kern
energie. Der Bereich der Energiesparmaßnahmen wird von beiden Gruppen in verschiedenen konkreten Vorschlägen betont, wobei die deutschen Be
fragten vor allem solche Maßnahmen betonen, die in Deutschland bereits mit Erfolg gegriffen haben. Im Bereich der Emissionsreduzierung heben beide Seiten die Bedeutung der staatlichen Ordnungspolitik hervor.
Der Bereich „Sonstiges" beinhaltet jene Vorschläge, die sich nicht unter
die oben behandelten sechs Maßnahmen subsumieren lassen. Die Vertreter
der deutschen Energiewirtschaft betonen hier in besonderer Weise die Be deutung einer verbesserten Informations- und Aufklärungspolitik im Bereich
Umwelt und Energie durch die zuständigen staatlichen Stellen in der Tsche chischen Republik. Ihre tschechischen Kollegen mahnen in erster Linie die
energische Fortführung der Privatisierungs- und Deregulierungspolitik an. Aus den Reihen der tschechischen Wissenschaftler und Studenten kommt schließlich die Forderung nach dem „Einsatz geeigneter Personen in die ent sprechenden Positionen". Es wird zwar nicht konkretisiert, was unter „geeig
neten Personen" zu verstehen ist und welche Positionen hier gemeint sind, aber es ist klar erkennbar, daß die Befragten mit den derzeit handelnden Per
sonen unzufrieden sind. Frage 30 stellt die wesentlichen politischen, ökonomischen, rechtlichen
und sozialen Rahmenbedingungen, die in den Kapiteln 5.1.1, 5.1.2 und 5.3.1 als entscheidend für den Stellenwert des Standorts Tschechische Re
publik hinsichtlich Internationalisierungsmaßnahmen herausgestellt wurden,
zur Bewertung. Das Ergebnis zeigt eine beachtliche Spannbreite der Beurtei lungen, die für die einzelnen Faktoren im arithmetischen Mittel der Gesamt
heit der Befragten zwischen +0,89 und -0,47 schwanken (vgl. Abbildung 26a und 26b). Drei Faktoren heben sich auf der positiven Seite der Skala deutlich von den übrigen Faktoren ab: „Qualifikation der Arbeitskräfte" (+0,89), „Investiti
onsbedarf im Energiesektor" (+0,76) und „Politisches System, Verfassung" (+0,55). Die Mehrheit der Befragten ist demzufolge der Ansicht, daß diese Faktoren klare Vorteile des Standortes Tschechische Republik darstellen und
242
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
□ Uni CZ
■ Uni D
SCZ
SD
■ Gesamt
Abbildung 26a: Ergebnis der Befragung, Frage 30 (jeweils arithmetisches Mittel; die zehn Faktoren
mit den positivsten Bewertungen)
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
243
Mentalität und Arbeits ethik der Bevölkerung
Einstellung der Bevölke rung zur Marktwirtschaft
Banken wesen
Investitionsschutz
Verkehrsinfrastruktur
Absatzmarkt, Kaufkraft
Aktuelle politische Lage
Steuerrecht, Steuerniveau
Kooperationsbereitschaft/ Flexibilität der Bürokratie
Investitions förderprogramme
-0,5
□ Uni CZ
DD Uni D
■ Gesamt
Abbildung 26b: Ergebnis der Befragung, Frage 30 (jeweils arithmetisches Mittel; die zehn Faktoren
mit den negativsten Bewertungen)
244
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
auf ausländische Investoren besonders attraktiv wirken. Die Qualifikation der
Arbeitskräfte wird dabei von den Vertretern der tschechischen Energiewirt schaft noch deutlich positiver eingeschätzt als von ihren deutschen Kollegen
(CZ +1,07 gegenüber D +0,59 und auch Uni CZ +0,92 gegenüber Uni D +0,67). Diese Einschätzung deutet darauf hin, daß die Ansprüche an das Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte bei den deutschen Befragten im Durch
schnitt höher sind als bei den tschechischen. Auch der Aspekt des politischen Systems und der Verfassung stößt bei den Vertretern der tschechischen
Energiewirtschaft auf eine signifikant größere Zustimmung (CZ +0,72 gegen über D +0,20). Diese Diskrepanz dürfte darauf zurückzuführen sein, daß die tschechischen Befragten vor allem die positiven Veränderungen des politi schen Systems seit der Revolution von 1989/90 betonen, während die deut schen Befragten stärker auf die nach wie vor bestehenden Defizite gegenüber
den westeuropäischen Demokratien abheben. Der Investitionsbedarf auf
dem Energiesektor wird hingegen von beiden Gruppen gleichermaßen positiv
eingeschätzt (D +0,83 bzw. CZ +0,76). Vier weitere Faktoren werden von den Befragten ebenfalls deutlich positiv eingestuft: „Gesamtwirtschaftliche Entwicklung" (+0,31), „Lohnniveau" (+0,31),
„Arbeitsrecht" (+0,25) und „Organisation des Energiesektors" (+0,24). Bei der grundsätzlich positiven Beurteilung der gesamtwirtschaftlichen Entwick
lung sind sich alle vier Gruppen einig. Deutliche Abweichungen ergeben sich
hingegen bei der Bewertung der Rolle des Faktors Lohnniveau (D +0,70 ge genüber CZ +0,11 und Uni D +1,00 gegenüber Uni CZ -0,08). Während die deutschen Befragten die niedrigen Durchschnittslöhne in der Tschechischen
Republik als einen Anreiz für ausländisches Engagement bewerten, gewich ten die tschechischen Befragten diesen Faktor zurückhaltender, wohl aus der
bereits angesprochenen Furcht heraus, das Land könne auf Dauer zu einem
Niedriglohnland werden. Die Faktoren Arbeitsrecht und Organisation des Energiesektors werden hingegen von den Vertretern der deutschen Energie
wirtschaft negativer bewertet (D +0,04 gegenüber CZ +0,31 bzw. D +0,07
gegenüber CZ +0,44), was im letzten Fall vor allem auf die nach wie vor sehr starke Stellung des maßgeblich in staatlichem Besitz befindlichen Monopo
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
245
lunternehmens ÖEZ sowie auf das fehlende Energiekonzept der Regierung und die regulierten Preise zurückzuführen sein dürfte. Eine weder eindeutig positive noch eindeutig negative Beurteilung erteilen
die Befragten acht Faktoren, die damit das breite Mittelfeld in der Rangliste dieser Bewertungen bilden: „Fortschritt der Liberalisierung und Privatisierung"
(+0,13), „Gesellschafts- und Untemehmensrecht" (+0,12), „Kommunikations infrastruktur" (+0,10), „Mentalität und Arbeitsethik der Bevölkerung" (+0,09),
„Einstellung der Bevölkerung zur Marktwirtschaft" (+0,08), „Bankenwesen"
(+0,03), „Investitionsschutz" (-0,05) sowie „Verkehrsinfrastruktur" (-0,06). Der Stand der Privatisierungsbemühungen stößt bei den tschechischen Be
fragten auf eine leicht positivere Bewertung als bei den deutschen (CZ +0,15 gegenüber D -0,20 und Uni CZ +0,75 gegenüber Uni D +0,40), die die
Methode der Privatisierung (vgl. Kapitel 5.1.1) offensichtlich kritischer beur teilen. Auffällig ist auch die wesentlich positivere Bewertung der Infrastruktur
durch die Vertreter der deutschen Energiewirtschaft gegenüber ihren tsche chischen Kollegen (Kommunikation: D +0,50 gegenüber CZ -0,02; Banken:
D +0,19 gegenüber CZ -0,02; Verkehrswesen: D +0,37 gegenüber CZ -0,19).
Hier scheinen die tschechischen Befragten die Defizite ihres Landes in der infrastrukturellen Ausstattung gegenüber dem Westen noch als deutlich
nachteilig zu empfinden, wohingegen die deutschen Befragten die bereits er zielten Fortschritte, auch im Vergleich mit anderen osteuropäischen Trans
formationsstaaten, würdigen.
Drei weitere Faktoren werden von den Befragten relativ negativ beurteilt: „Absatzmarkt, Kaufkraft" (-0,15), „Aktuelle politische Lage" (-0,15) und „Steuerrecht, Steuemiveau" (-0,16). Die mangelnde Kaufkraft der Bevölke rung als Folge des niedrigen Lohnniveaus und der hohen Inflation bewerten
alle vier befragten Gruppen gleichermaßen als Hindernis für ausländische In vestitionen. Die diffuse politische Lage in der Tschechischen Republik nach
dem Ende der Regierung Klaus und die daraus resultierende Planungsunsi
cherheit im ökonomischen Bereich wird sowohl von den Vertretern der deut schen Energiewirtschaft als auch von ihren tschechischen Kollegen bemän gelt. Den Faktor „Steuerrecht, Steuerniveau" beurteilen vor allem die tschechi-
246
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
sehen Befragten negativ (CZ -0,28 gegenüber D +0,03 und Uni CZ -0,31 gegenüber Uni D +0,33). Nach Meinung der deutschen Befragten erreichen die Steuern in der Tschechischen Republik offenbar kein Niveau, das aus
reicht, um sie als wesentliches Investitionshindernis zu sehen.
Die deutlich negativsten Bewertungen entfallen auf die Faktoren „Koope rationsbereitschaft und Flexibilität der Bürokratie" (-0,35) sowie „Investitions förderprogramme" (-0,47). Hier liegen folglich nach Meinung der Befragten
die entscheidenden Hindernisse für Internationalisierungsmaßnahmen in der
Tschechischen Republik. Dabei werden die schlechten Noten für die tsche
chische Bürokratie von allen befragten Gruppen gleichermaßen erteilt Die mangelhafte Qualität der staatlichen Investitionsförderprogramme betonen
hingegen in erster Linie die tschechischen Befragten (CZ -0,58 gegenüber D -0,25 und Uni CZ -0,77 gegenüber Uni D +0,17).
Die abschließenden Fragen 31 und 32 zielen auf die Bewertung der bis herigen Internationalisierungsmaßnahmen, die in der Tschechischen Republik auf dem Energiesektor durchgeführt worden sind, sowie auf die Aussichten
für weitere Internationalisierungsaktivitäten in näherer Zukunft. Zu der ersten Frage äußern sich alle Befragten weitgehend indifferent (D: +0,03; CZ: +0,04; Uni
D: 0,00; Uni CZ: +0,29; Gesamt: +0,07) und geben damit zu erkennen, daß sie den bisherigen Internationalisierungsaktivitäten eine eher durchschnittli che Qualität beimessen (oder aber nicht ausreichend darüber informiert
sind). Auch läßt dies darauf schließen, daß die Befragten mehrheitlich der Meinung sind, das Potential der Tschechischen Republik für Internationalisie
rungsmaßnahmen sei bislang noch nicht hinreichend ausgeschöpft worden.
Vor diesem Hintergrund, aber auch auf der Basis der Ergebnisse, die Frage
30 erbracht hat, muß die abschließende Beurteilung der Befragten hinsicht lich der Aussichten für weitere Internationalisierungsmaßnahmen auf dem Energiesektor der Tschechischen Republik betrachtet werden. Alle vier Grup
pen bewerten diese Aussichten deutlich positiv (D: +0,61; CZ: +0,72; Uni D:
+0,40; Uni CZ: +0,43; Gesamt: +0,63). Sechs der Befragten bezeichnen sie als „sehr gut" und 65 als „eher gut", während sich 21 für die Einstufung „in
different" entscheiden. Auf der negativen Seite der Skala finden sich lediglich
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
247
elf Befragte, von denen sich zehn für „eher schlecht" und einer für „sehr
schlecht" entscheiden. Obwohl die Befragten die Standortqualität der Tsche chischen Republik noch in einigen Punkten für deutlich verbesserungsbe
dürftig halten (vgl. die Antworten zu Frage 30), sind sie insofern optimistisch,
daß sich die Internationalisierungsaktivitäten auf dem Energiesektor des Lan
des in näherer Zukunft weiter intensivieren werden.
6.3 Zusammenfassende Bewertung Die Ergebnisse der Befragung lassen sich in den folgenden Leitthesen zu
sammenfassen: 1.
Die Vertreter der Energiewirtschaft bewerten das Nachhaltigkeitskonzept in seinen theoretischen Grundzügen positiv und zeigen sich bei der Ein
schätzung des Engagements zu seiner praktischen Umsetzung immerhin vorsichtig optimistisch (Fragen 1 und 2). Daraus läßt sich ihre Erwartung ableiten, daß die Energiewirtschaft zwar Anstrengungen zur Umsetzung
des Konzeptes unternehmen wird, dies aber nicht immer mit dem Tempo und dem Nachdruck tut, der aufgrund der theoretischen Implika tionen des Konzeptes eigentlich geboten wäre. 2.
Die Zustimmung zum Nachhaltigkeitskonzept erstreckt sich grundsätzlich auf all seine Elemente, konzentriert sich aber stark auf die technischen
Aspekte zur Optimierung der Energieerzeugungseffizienz sowie zur Mi nimierung der anfallenden Emissionen. Betriebswirtschaftliche Maximen aus dem sozialkulturellen Bereich wie Offenheit, Transparenz oder De
zentralisierung erfahren demgegenüber nicht jene Zustimmung seitens
der Energiewirtschaft, die ihnen aufgrund ihres Stellenwertes innerhalb des Nachhaltigkeitskonzepts zukommen müßte (Frage 3).
3.
Die Befragten bewerten die regenerativen Energieträger als umweltver träglich und die fossilen Brennstoffe Kohle und Erdöl als umweltschäd lich, während sie der Kernenergie und dem Erdgas eine Mittelstellung
zuweisen (Frage 4). Sie gehen jedoch davon aus, daß der Aspekt der
Wirtschaftlichkeit den der Umweltverträglichkeit auch in Zukunft an Be-
248
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen deutung übertrifft, so daß ihrer Meinung nach die fossilen Brennstoffe
noch auf absehbare Zeit im Energiemix dominieren werden (Frage 5). Ihre generelle Einsicht in ökologische Erfordernisse kontrastiert mit ei
nem nüchternen Realismus hinsichtlich des ökonomischen Alltagsge schäfts (Frage 6); Ergebnis ist die Erwartung, daß sich notwendige Ver
änderungen im Energiemix in Zukunft zwar vollziehen werden, aber in einem geringeren Tempo, als es die Forderungen des Nachhaltigkeits konzeptes nahelegen.
4.
Die Befragten stellen die Kernenergie als den zukunftsträchtigsten Ener
gieträger heraus (Frage 5), was zumindest für die nähere Zukunft den Implikationen des Nachhaltigkeitskonzeptes entspricht. Es wird jedoch
deutlich, daß kein anderer Energieträger derart unterschiedliche Meinun gen hervorruft und in verschiedenen Ländern derart differenziert bewer tet wird. Die starke Abneigung gegenüber der Kernenergie in Deutsch
land scheint einen Sonderfall darzustellen. Das Beispiel demonstriert die
intensive Abhängigkeit der Energiewirtschaft von der öffentlichen Mei
nung sowie die große Bedeutung von aktiver Öffentlichkeitsarbeit und unternehmerischer Transparenz gerade bei Internationalisierungsaktivi
täten auf dem Energiesektor.
5.
Die Vertreter der Energiewirtschaft bewerten untemehmenspolitische Strate gien wie jene des Demand-Side Management oder des Least-Cost Planning
in der Theorie eindeutig positiv und lassen damit eine generelle Bereitschaft erkennen, zugunsten einer ökologisch orientierten Unternehmenspolitik
Forderungen aus der öffentlichen Diskussion aufzugreifen (Fragen 3b
und 8). Auch hier korrespondiert jedoch die idealistische Einstellung ge genüber der theoretischen Forderung mit einer realistischeren Haltung, sobald es um die Beurteilung der Einbindung dieser Forderung in den
unternehmerischen Alltag geht (Fragen 10 und 11). Trotzdem können diesen Teilstrategien des Nachhaltigkeitskonzeptes auf der Basis der vor liegenden Umfrage gute Zukunftsaussichten bescheinigt werden. 6.
Ordnungspolitische Eingriffe des Staates in den Energiesektor mit ökologi
scher Zielsetzung werden von der Energiewirtschaft nicht abgelehnt, sondern
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
249
positiv beurteilt Dabei bewerten die Vertreter der deutschen Energiewirt
schaft zu direkte staatliche Eingriffe zurückhaltender als ihre tschechischen
Kollegen und bevorzugen eher politische Konzepte, die auf marktwirtschaftli
che Selbstregulierungsmechanismen setzen (Frage 12). Offensichtlich ist in den Transformationsstaaten das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Politik noch größer als das in die Leistungsfähigkeit der Marktwirtschaft
7.
Der Informationsstand über das Nachhaltigkeitskonzept ist als deutlich verbesserungsbedürftig zu bezeichnen (Frage 13).
8.
Das Joint Implementation-Modell wird von der Energiewirtschaft deutlich positiv beurteilt Allerdings ist die Zustimmung seitens der deutschen
Energiewirtschaft (stellvertretend für die Industriestaaten) größer als sei tens der tschechischen Energiewirtschaft (stellvertretend für die Trans formationsländer), wo Befürchtungen einer Übervorteilung durch die In
vestoren aus den Industrieländern offenbar noch eine gewisse Relevanz
besitzen (Frage 14). 9.
Die Vertreter der Energiewirtschaft bewerten das Konzept der Internatio
nalisierung als ausgesprochen wichtig, stärker noch in jenen Ländern, von denen die Internationalisierungsmaßnahmen ausgehen, als in je
nen, die ihr Ziel darstellen (Frage 15).
10. Die wichtigsten Motive für Internationalisierungen auf dem Energiesektor sind der steigende Wettbewerb in supranationalen Wirtschaftszonen so wie die Aussicht auf Umsatz-, Gewinn- und Produktivitätszuwächse. Auch die Vorbereitung auf die Anforderungen der Informationsgesellschaft und
der globalisierten Konsumentenbedürfnisse spielt eine wesentliche Rol le. Von untergeordneter Bedeutung sind hingegen die typischen defen
siven Internationalisierungsmotive (Internationalisieren als Reaktion auf entsprechende Schritte der Konkurrenz bzw. der Kunden) als auch das in der öffentlichen Diskussion meist stark betonte Motiv der niedrigeren
Produktionskosten im Ausland. Die Umsatzausweitung steht gegenüber
der Kostenminimierung eindeutig im Vordergrund (Fragen 19 und 20). 11. Die Haltung der öffentlichen Meinung gegenüber Internationalisierungs aktivitäten wird von den Vertretern der Energiewirtschaft eher negativ
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
250
eingeschätzt, so daß sie sich kaum Imagevorteile, z.T. sogar Imagenach teile von solchen Aktivitäten versprechen (Fragen 19 und 20). Diese
Einstellung verdeutlicht, daß in der Öffentlichkeit noch eine beträchtliche Aufklärungsarbeit über das Wesen, die ökonomischen Funktionen und
den ökonomischen Nutzen der Internationalisierung erforderlich ist. 12. Die Befragten stellen das Joint Venture, die Strategische Allianz und das
Tochterunternehmen als die attraktivsten Organisationsformen für Inter
nationalisierungsmaßnahmen in der Energiewirtschaft heraus. Ausge
staltungsformen wie das BOOT-, das BOO- und das BOT-Projekt leiden demgegenüber noch unter einem zu geringen Bekanntheitsgrad. Wäh
rend internationalisierende Energieunternehmen aus den Industrielän dern offenbar jene Formen bevorzugen, die ihnen eine möglichst voll ständige Kontrolle über die entstehende internationale Organisation er
möglichen, sympathisieren die Unternehmen der potentiellen Zielländer eher mit kooperativen, auf Gleichberechtigung zielenden Formen (Fra
gen 21 und 22). 13. Bei der Frage nach den unternehmensphilosophischen und unterneh
mensstrategischen Prinzipien, die bei Internationalisierungsmaßnahmen
zugrundegelegt werden sollten, steht das Prinzip der Kooperation an der Spitze. Die Vertreter der deutschen Energiewirtschaft betonen daneben in erster Linie die Prinzipien der Dezentralisierung und der Ganzheitlich keit, fordern also die kreative, eigenständige Umsetzung einer möglichst
ganzheitlichen Unternehmensphilosophie durch die Niederlassungen
unter Beachtung der jeweiligen regionalen Besonderheiten. Die Vertreter
der tschechischen Energiewirtschaft heben demgegenüber vor allem die Prinzipien der Vernetztheit und der Toleranz hervor und lassen damit er
kennen, daß sie eine gewisse Furcht vor kultureller Überfremdung durch das Engagement ausländischer Investoren empfinden (Frage 23). 14. Die Umweltverträglichkeit der Energiewirtschaft in der Tschechischen
Republik wird von den Befragten überwiegend negativ beurteilt. Dabei scheinen die Maßstäbe hinsichtlich einer Bewertung der ökologischen
Verträglichkeit der Wirtschaft in Deutschland strenger zu sein als in der
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen
251
Tschechischen Republik und unter den Wissenschaftlern wiederum schärfer als unter den Vertretern der Energiewirtschaft selbst (Frage 25). 15. Die umweltpolitischen Maßnahmen der Tschechischen Republik auf dem
Energiesektor stoßen allgemein auf Zustimmung. Am positivsten werden,
vergleichbar mit der Einschätzung der verschiedenen Elemente des Nachhal tigkeitskonzeptes, technische Programme zur Emissionsreduzierung und zur Steigerung der Energieerzeugungseffizienz bewertet Die Vertreter der deut
schen Energiewirtschaft zeigen gegenüber solchen Maßnahmen; die auf starken staatlichen Eingriffen in die Wirtschaft beruhen, eine größere Reser
viertheit als ihre tschechischen Kollegen und bevorzugen Maßnahmen, die
auf die Selbstregulierungskräfte der Wirtschaft bauen (Frage 26). 16. Auch bei der Bewertung der umweltpolitischen Maßnahmen in der Tschechischen Republik ergeben sich deutliche Diskrepanzen zwischen ihrer generellen theoretischen Beurteilung und der Einschätzung ihrer praktischen Durchsetzbarkeit. Die Befragten lassen erkennen, daß sie
insgesamt nicht an eine derart zügige und energische Umsetzung der Maßnahmen durch die tschechische Regierung glauben, wie es aus
umweltpolitischen Gesichtspunkten geboten wäre (Frage 27). 17. Nach Einschätzung der Befragten benötigen alle vorgestellten Maßnah
men zu ihrer Umsetzung ausländische Hilfe und ausländisches Enga gement. Dies gilt besonders für jene technischen Maßnahmen, die ihrer
Meinung nach die höchste Dringlichkeitsstufe aufweisen. Hier zeigt sich die starke Abhängigkeit der tschechischen Energiewirtschaft von Interna
tionalisierungsmaßnahmen (Frage 28).
18. Über die vorgestellten Maßnahmen hinaus wünschen sich die Befragten in der Tschechischen Republik eine langfristigere und stärker an europäi
schen Maßstäben orientierte Umwelt- und Energiegesetzgebung, eine intensivere Informations- und Aufklärungspolitik durch die zuständigen
staatlichen Stellen sowie eine entschiedene Fortführung der Privatisie-
rungs- und Deregulierungspolitik (Frage 29). 19. Als größte Vorteile des Standortes Tschechische Republik im Hinblick auf Internationalisierungsmaßnahmen auf dem Energiesektor erscheinen die
252
Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen Qualifikation der Arbeitskräfte, der Investitionsbedarf in den Energiesektor und das politische System. Auf der anderen Seite stellen die mangelnde Kaufkraft, die unsichere aktuelle politische Lage, das Steuerniveau, die
starre Bürokratie und unzureichende Investitionsförderprogramme ge wichtige Hindernisse dar. Das niedrige Lohnniveau wird von den Vertre tern der deutschen Energiewirtschaft aufgrund der möglichen Kostenein
sparungen sehr positiv gewertet, von ihren tschechischen Kollegen, wohl
aus Furcht vor einer dauerhaften Abqualifizierung als „Billiglohnland",
deutlich negativer. Hinsichtlich der infrastruktureilen Ausstattung des Landes betonen die tschechischen Befragten eher die Defizite gegen
über westlichen Staaten, während die deutschen Befragten die seit der Wende bereits erreichten Fortschritte hervorheben (Frage 30).
20. Die bisher durchgeführten Internationalisierungsmaßnahmen auf dem Energiesektor der Tschechischen Republik sind nach Meinung der Be fragten von eher durchschnittlicher Effizienz, haben also das vorhandene Potential noch nicht ausgeschöpft. Demzufolge gehen die Befragten da
von aus, daß sich die Intemationalisierungsaktivitäten in näherer Zukunft weiter intensivieren werden (Fragen 31 und 32).
7 Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse Im Zentrum der vorliegenden Untersuchung hat die Frage gestanden, ob die Kon zepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisierung geeignete und
operationalisierbare Strategien zur Bewältigung der ökologischen, kulturellen und
sozialen Herausforderungen darstellen, mit denen sich die Wirtschaft in der heuti gen Zeit konfrontiert sieht Abschließend sollen nun die erbrachten Ergebnisse kri tisch reflektiert werden. Die Ergebnisse der Untersuchung werden dabei im fol
genden in Form von Leitthesen zusammengefaßt, welche in einem erläuternden Text eine nähere Konkretisierung und Spezifizierung erfahren. 7. Das Nachhaltigkeitskonzept stellt auf der theoretischen Ebene derzeit
den umfassendsten und wissenschaftlich fundiertesten Ansatz zur Lösung
der globalen ökologischen Probleme dar. Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung versucht eine Antwort auf die
zentrale Frage zu geben, ob und wie es gelingen kann, Arbeit, Wohlstand und Lebensqualität für alle Menschen sowohl in den Industrie- als auch in den Entwicklungsländern zu sichern und dabei gleichzeitig die Umwelt so wir kungsvoll zu schonen und zu schützen, daß sie auch künftigen Generationen
noch als menschenwürdiger Lebensraum dienen kann. Daß es sich seit der UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro im Jahr 1992 als führendes Konzept auf diesem Sektor etabliert hat, ist vor allem auf die
folgenden Merkmale zurückzuführen: •
Im Mittelpunkt des Nachhaltigkeitskonzeptes steht mit der wirtschaftsethi
schen bzw. philosophisch-ethischen Grundforderung der Gerechtigkeit ein
Leitbegriff, der verschiedenste Interessengruppen integriert. •
Unter diesem Leitbegriff werden eine synchrone und eine diachrone Betrach
tungsweise miteinander verbunden. Die Einbeziehung des Faktors Zeit (bzw.
Zukunft) verleiht dem Nachhaltigkeitskonzept eine dynamische Komponente. •
Mit dem grundlegenden Ziel der gerechten Ressourcen Verteilung sowohl
innerhalb einer Generation als auch zwischen den Generationen stellt das Nachhaltigkeitskonzept gegenüber solchen Ansätzen, die jeweils nur ei
254
Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse
nen der beiden Punkte berücksichtigen und auf ideologisch vorbelasteten Leitbegriffen fußen, die umfassendste und realistischste Lösungsstrategie
für die ökologischen Probleme unserer Zeit dar. 2. Die für die Etablierung des Nachhaltigkeitskonzeptes entscheidenden
Elemente sind die Bejahung von Wachstum und Fortschritt, die Abkehr von Cleichheits- und Konsumverzichtsideologien sowie die Annahme
der Vereinbarkeit von Ökonomie und Ökologie.
Eine echte Breitenwirksamkeit hat das Konzept erst entfaltet, indem es sich
von den Prinzipien der entwicklungs- und umweltpolitischen Konzepte der siebzi ger Jahre - Konsumverzicht, Rückkehr zu traditionellen Technologien, Selbstver
sorgung und z.T. klassenkämpferisches Gedankengut - distanziert hat Das Nach haltigkeitskonzept hingegen setzt nachhaltige Entwicklung mit nachhaltigem
Wachstum gleich, bejaht den technischen Fortschritt und akzeptiert Konsum- und Wohlstandseinschränkungen allenfalls für einzelne, ökologisch besonders sensible
Wirtschaftszweige. Es tritt für die Vereinbarkeit von wirtschaftlichem Wachstum, Wohlstand und Umweltschutz ein und propagiert eine Synthese von Ökonomie
und Ökologie anstelle der Beschneidung des einen Gebietes zugunsten des an deren. Die Vertreter des Konzeptes gehen davon aus, daß die wirtschaftliche Tä tigkeit des Menschen nicht etwa nur naturzerstörend wirkt, sondern vielmehr ein
erhebliches produktives Kultivierungspotential beinhaltet Durch diese entschieden Wachstums- und wohlstandsfreundliche Komponente findet das Nachhaltigkeits
konzept auch in den entscheidenden politischen und wirtschaftlichen Führungs zirkeln der Industriestaaten Akzeptanz.
3. Die Wirtschaft selbst ist innerhalb der letzten Jahre aufgrund des Drucks der öffentlichen Meinung und aufgrund der Einsicht in die
Schädlichkeit einer anhaltenden Überbelastung der Ressourcen zu
einem wichtigen Fürsprecher des Nachhaltigkeitskonzeptes geworden.
Der äußeren muß jedoch eine innere Umorientierung folgen, um diesen
Annäherungsprozeß dauerhaft zu etablieren. In den letzten Jahren hat sich mehr und mehr die Wirtschaft selbst, reprä
sentiert durch global tätige Großkonzerne, den Vertretern des Nachhaltigkeits
Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse
255
konzeptes angenähert. Dies zeigt sich etwa in der Gründung von Zusammen
schlüssen wie dem World Business Council for Sustainable Development, dem Pew Center für weltweite Klimaveränderung oder der Vereinigung E7.
Diese Annäherung ist durch die im vorangegangenen Punkt dargestellten Merkmale des Nachhaltigkeitskonzeptes ermöglicht worden. Die Motivation
der Wirtschaft für diesen Schritt dürfte erstens in einem wachsenden Druck seitens der ökologisch sensibilisierten Öffentlichkeit und zweitens in der Er kenntnis zu suchen sein, daß ein irreversibler Raubbau an den natürlichen
Ressourcen auch den Unternehmen auf Dauer die Basis für profitables Wirt schaften entzieht.
Diese grundsätzliche Einsicht kollidiert jedoch mit den Zwängen des tägli chen Bemühens um Profitmaximierung, was auch durch die Befragungser
gebnisse bestätigt wird. Die Vertreter der Energiewirtschaft bewerten das Nachhaltigkeitskonzept zwar in seinen theoretischen Grundzügen positiv, zei
gen sich aber bei der Einschätzung des Engagements hinsichtlich seiner praktischen Umsetzung nur vorsichtig optimistisch. Hierin drückt sich ihre Er wartung aus, daß die Energiewirtschaft zwar generell Anstrengungen zur Um setzung des Konzeptes unternehmen wird, dies aber angesichts der alltägli chen Zwänge des Tagesgeschäfts nicht immer mit dem Tempo und Nach
druck geschehen kann, der aufgrund der theoretischen Vorgaben des Kon zeptes gefordert wäre. Dementsprechend konzentriert sich die positive Be
wertung des Nachhaltigkeitskonzeptes durch die Energiewirtschaft in erster
Linie auf konkrete technische Aspekte wie z.B. die Optimierung der Energie erzeugungseffizienz oder die Minimierung der anfallenden Emissionen und
damit auf solche Aufgaben, die kurzfristig zu bewältigen und mit Gewinn durchzuführen sind. Die Zustimmung gegenüber betriebswirtschaftlichen Ma
ximen aus dem sozialkulturellen Bereich wie Offenheit, Transparenz oder De zentralisierung, die das Ergebnis langfristiger Prozesse sind und zunächst
mehr Kosten als Nutzen verursachen, liegt deutlich niedriger.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, daß die Wirtschaft, in diesem Fall speziell die Energiewirtschaft, bislang nur den ersten, leichtesten Schritt der Annäherung an das Nachhaltigkeitskonzept getan hat. Ob die darüber hinaus
256
Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse
erforderlichen, in der Untersuchung beschriebenen Schritte folgen werden, die sich schwerer mit Cash Flow- und Shareholder Value-Erfordernissen ver
einbaren lassen, bleibt abzuwarten. 4. Trotz der entschieden wachstumsfreundlichen Ausrichtung des Nach haltigkeitskonzeptes bleibt die Gewichtung und Bewertung des Faktors
Wirtschaftswachstum einer der Hauptstreitpunkte innerhalb des Kon
zeptes. Die Einigung auf einen tragfähigen Kompromiß ist für die wei tere Attraktivität des Konzeptes von entscheidender Bedeutung. Die Beziehung zwischen Entwicklung und Wachstum stellt derzeit auf der
theoretischen Ebene den wohl am heftigsten diskutierten Aspekt des Nach
haltigkeitskonzeptes dar. Zwar gehört es, wie oben dargestellt, zu den ent scheidenden Grundannahmen des Nachhaltigkeitskonzeptes, daß sich Öko
logie und Wachstumsorientierung nicht gegenseitig ausschließen. Dennoch geht die überwiegende Mehrzahl der Vertreter dieses Konzeptes heute davon aus, daß in bestimmten, ökologisch besonders sensiblen Wirtschaftsberei
chen Produktions- und Konsumeinschränkungen oder zumindest Konsum substituierungen unumgänglich sein werden, will man eine wirkungsvolle
Ressourcenschonung erreichen. Gestritten wird in diesem Zusammenhang
etwa darüber, in welchem Umfang solche Einschränkungen notwendig sein werden, oder auch über die Frage, ob es nicht doch absolute Grenzen für das
globale Wirtschaftswachstum gäbe, die im Interesse der künftigen Generatio
nen nicht überschritten werden dürften. Ein möglicher Kompromiß scheint in der Formel zu liegen, einerseits nicht
auf Wachstum zu verzichten, andererseits aber auch nicht auf einseitige Wachstumsgläubigkeit zu setzen, also ein Wachstumsmodell zu entwickeln,
das den Unternehmern profitables Wirtschaften ermöglicht, gleichzeitig aber
hinsichtlich seiner Umweltverträglichkeit den Forderungen des Nachhaltig
keitskonzeptes entspricht. Auch diese Formel bietet jedoch noch genügend Spielraum für unterschiedliche, z.T. weit auseinanderliegende Interpretatio
nen. Für die zukünftige Attraktivität des Konzeptes, vor allem auch für seine
exaktere Operationalisierbarkeit, ist es von großer Bedeutung, in dieser Frage
einen klaren Standpunkt und klare Vorgaben zu entwickeln.
Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse
257
5. Das größte Problem bei dem Versuch der Umsetzung des Nachhal tigkeitskonzeptes durch die Wirtschaft besteht darin, daß angesichts der
derzeitigen politischen Entscheidungsstrukturen und angesichts des großen Einflusses schwankender, häufig irrationaler öffentlicher Stim mungslagen beträchtliche Planungsunsicherheiten existieren.
Das Nachhaltigkeitskonzept ist zu seiner Umsetzung auf die Zusammen arbeit der politischen und der wirtschaftlichen Entscheidungsträger angewie sen. Es ist zudem aufgrund seines globalen Charakters von einer intensiven internationalen Zusammenarbeit auf politischem Sektor abhängig, von ver
pflichtenden und langfristig stabilen internationalen Vereinbarungen, die von den Unterzeichnerstaaten auch tatsächlich eingehalten werden. Gerade die ser Punkt ist jedoch angesichts der Organisationsstrukturen der internationa
len Staatengemeinschaft bis heute nicht gewährleistet. Es existieren keine Sanktionsmittel gegenüber solchen Staaten, die ihren Verpflichtungen nicht nachkommen. Zudem haben die Jahre seit 1992 gezeigt, daß zahlreiche Rio-
Unterzeichnerstaaten dazu neigen, ihr Engagement hinsichtlich der Umset
zung der Rio-Vereinbarungen je nach konjunktureller Entwicklung und innen politischer Stimmungslage zu variieren. Je schlechter sich die wirtschaftliche
Lage gestaltet, um so weniger Geld ist für umweltpolitische Ausgaben vor
handen, und um so schwerer tun sich die nationalen Regierungen, solche Ausgaben gegenüber der Bevölkerung zu vertreten. Bezeichnende Beispiele für die Dominanz nationaler Egoismen gegenüber internationalen Vereinba
rungen sind etwa der Rio-Nachfolgegipfel in New York im Juni 1997 und, zu mindest weitgehend, die Klimagipfel von Kyoto und Buenos Aires 1997/98.
Dies bedeutet, daß die Wirtschaft im Bereich der internationalen Umwelt politik nicht mit stabilen, langfristig gültigen und konsequent verfolgten Vor
gaben rechnen kann. Solange die Regierungen sich nicht dazu entschließen, im Rahmen der Vereinten Nationen einflußreiche Kontroll- und Sanktions
gremien zu errichten, die die Einhaltung der internationalen Vereinbarungen
auf diesem Gebiet gewährleisten - und dazu fehlen bisher nicht zuletzt auch die rechtlichen Voraussetzungen -, kann die Wirtschaft keine umweltpoliti
sche Planungssicherheit erwarten. Mit anderen Worten: Auch bei jenen Un
258
Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse
ternehmen, die grundsätzlich zu einem Engagement im Sinne des Nachhal
tigkeitskonzeptes bereit sind, wird diese Bereitschaft unter Umständen gerade deshalb nicht in entschiedenes Handeln umgesetzt, weil die Erfolgsaussich ten dieses Handelns angesichts der Wankelmütigkeit der politischen Ent
scheidungsträger fraglich sind. Die vorliegende Arbeit hat gezeigt, wie sehr gerade die Energiewirtschaft die mangelnde Planungssicherheit im Bereich des Nachhaltigkeitskonzeptes zu spüren bekommt. So haben der turbulente Verlauf der Klimagipfel von
Kyoto und Buenos Aires sowie die widersprüchlichen Reaktionen auf dessen Ergebnisse deutlich gemacht, wie unterschiedlich die Einstellungen und In
teressen der beteiligten Staaten in der Klimapolitik sind und wie schnell sie sich ändern können. Die einzelnen nationalstaatlichen Regelungen im Be
reich der energiebezogenen Umweltpolitik differieren nach wie vor sehr stark, und es ist kaum abschätzbar, welche umweltpolitischen Instrumente sich hier letztlich durchsetzen werden. Werden es jene sein, die in erster Linie auf
ordnungspolitischen Vorgaben basieren, oder jene, die stärker auf die freien Kräfte des Marktes und des Wettbewerbs setzen? Gerade angesichts der ra
piden Zunahme der Internationalisierungsaktivitäten auf dem Energiesektor ist eine internationale Harmonisierung der energierelevanten Umweltpolitik drin
gend erforderlich, um für die Energiewirtschaft einen verbindlichen Rahmen abzustecken, innerhalb dessen sie ihre Bemühungen zur Umsetzung des Nachhaltigkeitskonzeptes langfristig organisieren kann.
Daß dies in absehbarer Zeit gelingen wird, muß allerdings als ausgespro chen fraglich bezeichnet werden, vor allem angesichts der Tatsache, daß be
reits im nationalen Maßstab unterschiedliche, sich z.T. direkt widersprechen de energiepolitische Strategien miteinander konkurrieren. Dies haben nicht
zuletzt der Bundestagswahlkampf von 1998 und die ersten Regierungsmo
nate der rot-grünen Regierung gezeigt. Auch in der Tschechischen Republik ist gerade aufgrund der momentanen, unsicheren politischen Situation keine
Planungssicherheit auf dem Energiesektor gegeben. Dies zeigen die Befra
gungsergebnisse hinsichtlich der Bewertung der energiebezogenen umwelt
politischen Maßnahmen in der Tschechischen Republik. Es ergeben sich
Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse
259
deutliche Diskrepanzen zwischen ihrer generellen theoretischen Beurteilung, die weitgehend positiv ist, und der Einschätzung ihrer praktischen Durchsetz
barkeit, die deutlich negativer ausfällt Die Befragten lassen erkennen, daß sie insgesamt nicht an eine derart zügige und energische Umsetzung der Maß
nahmen durch die tschechische Regierung glauben, wie es aus umweltpoliti
schen Gesichtspunkten eigentlich geboten wäre.
Zu den Unsicherheiten, die aus der je nach tagespolitischen Erfordernissen und Wahlergebnissen schwankenden Haltung der politischen Entscheidungsträger resultiert, kommen jene Unsicherheiten hinzu, die auf irrationalen, wechseln
den öffentlichen Stimmungslagen basieren. Kaum ein anderer Wirtschafts
zweig steht momentan derart im Brennpunkt öffentlicher Diskussionen wie die Energiewirtschaft. Dabei werden häufig vorgefaßte, ideologisch motivierte
Meinungen vertreten, die nicht auf der wirklichen Kenntnis und unvoreinge nommenen Bewertung der Fakten beruhen. Ein Musterbeispiel sind die Aus einandersetzungen um die Kernenergie, in denen zumeist irrationale Ängste die Debatten bestimmen. So hat etwa Schweden in den achtziger Jahren
unter dem Eindruck der Ereignisse von Tschernobyl und unter dem starken Druck der öffentlichen Meinung den Ausstieg aus der Kernenergie beschlos
sen. In jüngster Zeit ist jedoch die öffentliche Meinung wieder umgeschlagen,
als deutlich geworden ist, daß ein solcher Ausstieg ausgesprochen negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Strompreises haben würde.505 Auch die Befragungsergebnisse spiegeln das Problem des großen Einflus ses der öffentlichen Meinung auf die Belange der Energiewirtschaft wider. Auf
der einen Seite stellen die Befragten die Kernenergie als den zukunftsträch
tigsten Energieträger heraus, was zumindest für die nähere Zukunft den Im plikationen des Nachhaltigkeitskonzeptes entspricht, und wünschen sich ihre verstärkte Anwendung in der Tschechischen Republik. Die Aussicht, daß es
dazu tatsächlich kommen wird, bewerten sie jedoch weitaus zurückhaltender. Darüber hinaus wird aus den Befragungsergebnissen deutlich, in welch ho
hem Grad die Kernenergie unterschiedliche Meinungen hervorruft und in verschiedenen Ländern differenziert bewertet wird. 505 Vgl. Weiand, Dieter: Atom-Ausstieg wird zur Kostenfrage, Die Welt vom 11.9.1998, S. 26.
260
Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse
Das Beispiel demonstriert die intensive Abhängigkeit der Energiewirtschaft von den Stimmungslagen der öffentlichen Meinung und die Bedeutung von aktiver Öffentlichkeitsarbeit und unternehmerischer Transparenz gerade bei
Internationalisierungsaktivitäten auf dem Energiesektor. Eine wesentliche Auf gabe der Energiewirtschaft wird daher in Zukunft darin bestehen, die Öffent lichkeit durch einen intensiven Dialog davon zu überzeugen, daß die Energie
versorgung nachhaltig gestaltet werden kann.
6. Ein weiteres gewichtiges Problem bei dem Versuch der Umsetzung des Nachhaltigkeitskonzeptes durch die Wirtschaft ist darin zu sehen, daß bis heute keine allgemein anerkannten Operationalisierungsmo
delle für das Konzept vorliegen und eine Operationalisierung generell schwierig ist, da nicht alle Parameter quantitativ exakt vorgegeben
werden können. Das Nachhaltigkeitskonzept ist im Sinne der quantitativen Ermittlung exakter
Indikatoren als Grundlage für darauf aufbauende Handlungsstrategien nicht
vollständig operationalisierbar, da es auf der Einbeziehung der Bedürfnisse zukünftiger Generationen beruht, die heute noch nicht quantitativ ermittelbar
sind. Dieses Problem läßt sich jedoch minimieren, indem man davon aus geht, daß eine Nachhaltige Entwicklung auf jeden Fall dann gewährleistet ist,
wenn die Abdiskontierungsrate bei allen relevanten Ressourcen gegen Null strebt. Auch zur Ermittlung der entscheidenden Umweltmeßgrößen fehlen
aber heute in vielen Fällen noch die notwendigen empirischen Grundlagen, ganz abgesehen davon, daß sich die Wissenschaft bislang weder hinsichtlich
der Schadstoffobergrenzen noch hinsichtlich der Regenerationskapazitäten von Ökosystemen auf allgemein verbindliche Standards geeinigt hat.
Daher verbleiben die Operationalisierungsmaximen des Nachhaltigkeits
konzeptes noch sehr im allgemeinen und erschöpfen sich weitgehend in ge nerellen qualitativen Formulierungen wie etwa der, daß die Verbrauchsrate
von erneuerbaren Ressourcen das zur Verfügung stehende Reprodukti onspotential nicht übersteigen dürfe. Solch allgemein gehaltene Forderungen
lassen sich jedoch, je nach politischer bzw. ökonomischer Zielsetzung, flexi-
Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse
261
bei auslegen und bilden keine geeignete Grundlage für eine exakte Umset zung des Konzeptes. Hier sind Wissenschaft, Politik und Wirtschaft gefragt, in den Bereichen des Konzeptes, in denen es möglich ist, exakte, allgemein an erkannte Vorgaben zu seiner Umsetzung zu erarbeiten.506 7. Die Energiewirtschaft stellt das wichtigste Feld für die Umsetzung des
Nachhaltigkeitskonzeptes dar, weil sie in größerem Maß als alle anderen
Wirtschaftszweige Ansatzpunkte zur Umsetzung der beiden wichtigsten
Operationalisierungsprinzipien des Konzeptes, des Suffizienzprinzips und des Effizienzprinzips, bietet.
Die Umsetzung des Suffizienzprinzips ist in keinem anderen Wirtschafts zweig von derart großer Bedeutung wie in der Energiewirtschaft, denn eine Substitution der fossilen Brennstoffe ist unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten langfristig absolut unumgänglich. Aufgrund der derzeit noch mangelhaften
Marktreife der Solarenergie und des unzureichenden Gesamtpotentials der
anderen regenerativen Energieträger ist für einen Übergangszeitraum die ver stärkte Nutzung der Kernenergie sinnvoll, allerdings unter der Bedingung, daß
überzeugende Konzepte zur Störfallvermeidung und Abfallentsorgung vorge legt werden. Langfristig sollte auf eine dominierende Rolle der Solarenergie
im Energiemix hingearbeitet werden, da diese unter der Voraussetzung ihrer
technischen Weiterentwicklung als einziger Energieträger dazu in der Lage ist, alle Nachhaltigkeitsanforderungen zu erfüllen.
Das Beispiel der Tschechischen Republik zeigt, daß diese Erfordernisse auf der politischen Ebene grundsätzlich akzeptiert und in entsprechende
Rahmenvorgaben für die Energiewirtschaft umgesetzt werden. Der empiri sche Teil der Arbeit hat gezeigt, daß die Vertreter der Energiewirtschaft die re
generativen Energieträger als umweltverträglich und die fossilen Brennstoffe Kohle und Erdöl als umweltschädlich bewerten, während sie der Kernenergie
und dem Erdgas eine Mittelstellung zuweisen. Dies entspricht den Implika
506 Einen wichtigen Schritt hin zur Quantifizierbarkeit des Nachhaltigkeitskonzeptes könnte das „Umwelt-Barometer Deutschland" darstellen, das noch die alte Bundesregierung geplant hat Vgl. Bundesumweltministerium (Hrsg.): Nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Entwurf ei nes umweltpolitischen Schwerpunktprogramms, Bonn 1998, S. 29-36.
262
Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse
tionen des Nachhaltigkeitskonzeptes. Hinsichtlich der Perspektiven einer praktischen Umsetzung dieser Einsichten dominiert bei den Befragten jedoch
ein nüchterner Realismus. Sie erwarten, daß im ökonomischen Alltagsge
schäft auch in Zukunft der Wirtschaftlichkeitsaspekt wichtiger ist als jener der Umweltverträglichkeit und daß demzufolge die fossilen Brennstoffe den Energiemix zumindest in näherer Zukunft weiterhin dominieren. Insgesamt
läßt sich ihre Einschätzung dahingehend zusammenfassen, daß sich die not
wendigen Veränderungen im Energiemix zwar vollziehen werden, aber in ei nem geringeren Tempo, als es die Forderungen des Nachhaltigkeitskonzep
tes nahelegen. Für den Übergangszeitraum, innerhalb dessen nicht auf die Nutzung fos
siler Brennstoffe verzichtet werden kann, kommt dem Effizienzprinzip hin sichtlich der Minimierung von Schadstoffemissionen eine entscheidende Be
deutung zu. In diesen Bereich fallen sowohl technische Maßnahmen zur Wir
kungsgradverbesserung und Emissionsverringerung als auch die Konzepte des Demand-Side Management und des Least-Cost Planning. Diese Kon
zepte zielen auf eine aktive Mitarbeit der Energieversorgungsunternehmen an Energiesparprogrammen und an Maßnahmen zur Aufklärung der Kunden
über die Möglichkeiten sparsamer Energienutzung. Dahinter steht die Er
kenntnis, daß nicht Umsatzmaximierung um jeden Preis, sondern optimaler Energieeinsatz auf allen Ebenen auch betriebswirtschaftlich sinnvoll ist und daß es lohnender sein kann, in Einsparmaßnahmen statt in zusätzliche Kraft werkskapazitäten zu investieren. Diese Konzepte werden von den Energie
konzernen jedoch voraussichtlich nur dann intensiv umgesetzt, wenn ent
sprechende politische Anreizmaßnahmen ergriffen werden. In diese Richtung weisen auch die Befragungsergebnisse. Auf der theore
tischen Ebene bewerten die Vertreter der Energiewirtschaft unternehmenspo litische Strategien wie jene des Demand-Side Management und des Least-
Cost Planning eindeutig positiv. Dies deutet darauf hin, daß sie grundsätzlich dazu bereit sind, Forderungen aus der öffentlichen Diskussion zugunsten ei ner ökologisch orientierten Unternehmenspolitik aufzugreifen. Allerdings wird ihre Beurteilung deutlich zurückhaltender, wenn es um die tatsächlichen Ein-
Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse
263
Satzmöglichkeiten dieser Strategien in der konkreten unternehmerischen Ta gespraxis geht. Dies dürfte auf die Erwartung zurückzuführen sein, daß die Energieunternehmen Rentabilitätsgesichtspunkten letztlich doch Priorität ein
räumen. Hier ist folglich die Politik gefordert, geeignete Anreizimpulse zu ge
ben.
8. Das Internationalisierungskonzept bildet die zentrale Strategie, um im
ökonomischen Bereich auf die sozialen, politischen und kulturellen Globalisierungstendenzen seit den achtziger Jahren zu reagieren und
sich diese zunutze zu machen. Die seit den achtziger Jahren zu beobachtenden Globalisierungstenden
zen im sozialen, politischen und kulturellen Bereich äußern sich vor allem in der länder- und kulturenübergreifenden Homogenisierung der Verbraucher bedürfnisse, in der zunehmenden Deregulierung und Liberalisierung bislang geschützter Märkte (Ende des West-Ost-Konflikts) und der Herausbildung su
pranationaler Wirtschaftszonen sowie in der Verbesserung der Kommunikations- und Informationstechnologie. Die Strategie der Internationalisierung
bietet den Unternehmen die Möglichkeit, große Verbraucherkreise im inter nationalen Maßstab mit einheitlichen Produktgestaltungs- und Marketingmaß
nahmen zu erfassen, internationale Faktormärkte zu nutzen, neue Absatz märkte zu erschließen sowie auf internationale Wissens- und Infrastrukturres sourcen zuzugreifen. Damit stellt sie die zentrale Strategie zur Bewältigung der Herausforderungen dar, die von der Globalisierung an die Wirtschaft ge
stellt werden. Gerade für die Energiewirtschaft bieten sich hier aufgrund der Homogenität der Ware Strom günstige Voraussetzungen.
Die Ergebnisse der Befragung belegen diese These. Die Vertreter der
Energiewirtschaft bewerten das Konzept der Internationalisierung als ausge
sprochen wichtig, stärker noch in jenen Ländern, von denen die Internationa lisierungsmaßnahmen ausgehen, als in jenen, die ihr Ziel darstellen. Als die entscheidenden Motive für Internationalisierungen auf dem Energiesektor
werden der steigende Wettbewerb in supranationalen Wirtschaftszonen so wie die Aussicht auf Umsatz-, Gewinn- und Produktivitätszuwächse herausge
264
Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse
stellt Daneben betonen die Vertreter der Energiewirtschaft die Bedeutung der Vorbereitung auf die Anforderungen der Informationsgesellschaft und der
globalisierten Konsumentenbedürfnisse. Dagegen scheinen defensive Inter nationalisierungsmotive (Internationalisierung als Reaktion auf entsprechende
Schritte der Konkurrenz bzw. der Kunden) sowie das Motiv der niedrigeren Produktionskosten im Ausland, das in der öffentlichen Diskussion zur Inter nationalisierung häufig einseitig hervorgehoben wird, nur eine untergeordnete
Rolle zu spielen. Im Bewußtsein der Energiewirtschaft steht die Umsatzaus weitung gegenüber der Kostenminimierung eindeutig im Vordergrund.
9. Die Energiewirtschaft kann geradezu als Signum für die globale Li beralisierungstendenz bezeichnet werden.
Diese Feststellung beruht auf der Beobachtung, daß sich selbst die Ener
giewirtschaft, die über Jahrzehnte hinweg als typisches Beispiel für einen Wirtschaftssektor galt, der quasi „naturgegeben" in Form von Monopolen mit
starker staatlicher Lenkung organisiert ist, inzwischen weltweit in einem weit reichenden Privatisierungs- und Deregulierungsprozeß befindet. Die Tatsache,
daß die grundsätzliche Berechtigung dieses Prozesses inzwischen nahezu
unumstritten ist, zeigt, welch tiefgreifender Umdenkprozeß in dieser Bezie hung innerhalb der letzten Jahre eingesetzt hat. Allerdings bestehen noch z.T. deutliche Meinungsverschiedenheiten über den genauen Weg, der bei der
Liberalisierung und Deregulierung dieses Wirtschaftssektors einzuschlagen ist. Gerade das Beispiel der EU zeigt, daß der richtige Mittelweg zwischen Diri
gismus und völlig freiem Wettbewerb schwer zu finden ist. 10. Internationalisierende Unternehmen können im sozialkulturellen
Bereich eine wichtige Rolle als Vorreiter multikultureller Verständigung spielen, da zur erfolgreichen Bewältigung eines Internationalisierungs
prozesses intensive kulturelle Verständigungs- und Integrationsleistungen innerhalb des Unternehmens notwendig sind. Jedes internationale Unternehmen ist zugleich auch ein multikulturelles Unternehmen. Dies äußert sich darin, daß es erstens Mitarbeiter aus ver
Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse
265
schiedenen Kulturkreisen zusammenführen muß, indem es ihnen Lern-, Arbeits- und Interaktionsbedingungen zur Verfügung stellt, die ihnen die Über
windung kultureller Barrieren erleichtern. Zweitens ist es darauf angewiesen,
seine Öffentlichkeitsarbeit, sein Marketing und seine gesamte Außendarstel
lung auf die spezifischen Eigenheiten verschiedener Kulturkreise abzustim men. Der Erfolg einer Internationalisierungsmaßnahme ist in hohem Maß von dem Gelingen dieser Integrationsleistungen abhängig, von der gelungenen Abstimmung der eigenen Unternehmenskultur mit der soziokulturellen Um
welt des Gastlandes im Zuge eines Akkulturationsprozesses. Diese Erfordernisse können von den Entscheidungsträgern des internatio nalisierenden bzw. bereits international tätigen Unternehmens negativ als Problem oder Hindernis, aber auch positiv als Chance zur Weiterentwicklung
begriffen werden. Sie stehen vor der Herausforderung, eine Unterneh
mensphilosophie und eine Unternehmenskultur zu entwickeln, die einerseits den unterschiedlichen soziokulturellen Eigenheiten der Länder, in denen das Unternehmen tätig ist, entsprechen, andererseits aber doch ein stimmiges
Gesamtbild aufweisen, das ein einheitliches, markantes Unternehmensimage und Unternehmensprofil erkennen läßt. Zu diesem Zweck sind kulturelle Ver-
ständigungs- und Integrationsleistungen unter Beachtung der Prinzipien „To leranz" und „kulturelle Aufgeschlossenheit" notwendig, die nicht nur ökono
misch, sondern gesamtgesellschaftlich von Bedeutung sind.
Ein Beispiel für solche Integrationsaufgaben bieten die Befragungsergeb nisse. Zwar steht sowohl bei den Vertretern der deutschen als auch bei jenen
der tschechischen Energiewirtschaft bei der Frage nach den unterneh mensphilosophischen und unternehmensstrategischen Prinzipien, die bei
Internationalisierungsmaßnahmen zugrundegelegt werden sollten, das Prinzip der Kooperation an der Spitze. Die Vertreter der deutschen Energiewirtschaft
betonen jedoch daneben in erster Linie die Prinzipien der Dezentralisierung und der Ganzheitlichkeit, fordern also die kreative, eigenständige Umsetzung
einer möglichst ganzheitlichen Unternehmensphilosophie durch die Nieder
lassungen unter Beachtung der jeweiligen regionalen Besonderheiten. Die
Vertreter der tschechischen Energiewirtschaft heben demgegenüber vor allem
266
Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse
die Prinzipien der Vernetztheit und der Toleranz hervor und lassen damit er kennen, daß sie eine gewisse Furcht vor kultureller Überfremdung durch das
Engagement ausländischer Investoren
empfinden.
Bei
Intemationalisie-
rungsmaßnahmen ist zwischen solch unterschiedlichen Mentalitäten zu ver
mitteln, eine sozialkulturelle Brücke muß geschlagen werden. . 7 7. Auch bei dem Versuch der Umsetzung des Internationalisierungs
konzeptes durch die Wirtschaft besteht das größte Problem darin, daß
angesichts der derzeitigen politischen Entscheidungsstrukturen beträchtliche
Planungsunsicherheiten existieren. Ähnlich wie das Nachhaltigkeitskonzept ist auch die Internationalisierungs
strategie bei ihrer Umsetzung im ökonomischen Bereich auf die Schaffung geeigneter politischer Rahmenbedingungen angewiesen. Die innerhalb der letzten zehn Jahre international zu beobachtende Tendenz zur Privatisierung,
Deregulierung und Liberalisierung sowie zum Abbau von Handelshemmnis
sen hat das Klima für Internationalisierungsaktivitäten zwar wesentlich verbes
sert, stellt jedoch keineswegs einen unumkehrbaren Prozeß dar. Auch hier sind die Einflußmöglichkeiten der internationalen Staatengemeinschaft auf
nationale wirtschaftspolitische Entscheidungen nach wie vor relativ schwach und vermögen internationalisierenden Unternehmen keine Planungssicher heit zu bieten. Vor allem solche Internationalisierungsmaßnahmen, die sich
auf politisch instabile Regionen richten, sind daher mit z.T. erheblichen Risi
ken behaftet. Diese Feststellung gilt in besonderem Maße für die Energiewirtschaft, denn der Energiesektor ist als einer der entscheidenden volkswirtschaftlichen
Führungssektoren in der Regel erheblich von politischen, sozialen und öko nomischen Krisen betroffen. Die weltweite Tendenz zur Liberalisierung und Deregulierung des Energiesektors bedeutet nicht, daß die nationalen Regie
rungen ihre Einflußnahme auf die Strukturen der Energieerzeugung und
Energieversorgung unter ein aus nationalstaatlicher Perspektive notwendiges Maß zurückschrauben werden. Politische oder ökonomische Umbrüche kön
nen daher die Rahmenbedingungen für die Energiewirtschaft in den betref
Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse
267
fenden Staaten kurzfristig erheblich verändern. Dies bedeutet, daß gerade den Energiesektor betreffende Internationalisierungsmaßnahmen mit erhebli chen Planungsunsicherheiten behaftet sind.
Das Beispiel der Tschechischen Republik belegt dies. Nachdem das Land
zwischen 1990 und 1996 die Probleme der Transformation des wirtschaftli
chen Systems weitgehend zufriedenstellend gemeistert hat, ist die tschechi sche Wirtschaft seit 1996 u.a. aufgrund der negativen Folgen der Kuponpriva
tisierung, der Schwäche des tschechischen Bankenwesens, der zu geringen
industriellen Produktivität und des hohen Handelsbilanzdefizits in eine struk turelle Krise geraten. Diese ist durch die Entscheidungsschwäche und den
wirtschaftspolitischen Schlingerkurs der Minderheitsregierung weiter verschärft
worden, und nach dem Wahlsieg der oppositionellen Sozialdemokraten im Juli 1998 erscheint die Zukunft des Landes weitgehend ungewiß. Dies gilt nicht nur für die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung, sondern auch für die
weitere Ausgestaltung des Energiesektors. Hier steht erstens die weitere Pri
vatisierung und Deregulierung seit 1995 aus, und zweitens ist die Realisie rung des Kernkraftwerkprojekts Temelin nach wie vor unsicher. Am Beispiel der Tschechischen Republik kann studiert werden, wie stark solche Pla
nungsunsicherheiten die ökonomische Modernisierung und die ökologische Umstrukturierung des Energiesektors gefährden. 12. Die in vielen Industriestaaten zu beobachtende negative Einstellung
der Öffentlichkeit gegenüber der Internationalisierung behindert diesen Prozeß. Es ist Aufgabe von Politik und Wirtschaft, den in diesem Zusam
menhang verbreiteten Vorurteilen entgegenzuwirken. In den Industrieländern läßt sich in der öffentlichen Meinung eine z.T.
deutlich ablehnende Einstellung gegenüber Intemationalisierungsaktivitäten feststellen. Häufig werden nur die für die nationalen Wirtschaften negativen Effekte der Internationalisierung wie der Kapitaltransfer oder die Arbeitsplatz
verlagerung ins Ausland thematisiert, während die oben genannten positiven
Aspekte selten Beachtung finden. Eine echte Aufklärung über das Wesen und die Folgen der Internationalisierung findet kaum statt. Das dadurch erzeugte
268
Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse
Meinungsklima wirkt sich wenig förderlich auf die quantitative und qualitative Weiterentwicklung des Internationalisierungsprozesses aus.
Die Befragungsergebnisse verdeutlichen dies. Die Befragten schätzen die
Haltung der öffentlichen Meinung gegenüber Internationalisierungsaktivitäten eher negativ ein und versprechen sich demzufolge kaum Imagevorteile, sie
befürchten sogar Imagenachteile. Dies zeigt, daß in der Öffentlichkeit noch
eine beträchtliche Aufklärungsarbeit über das Wesen, die ökonomischen
Funktionen und den ökonomischen Nutzen der Internationalisierung erfor derlich ist. Diese Aufklärungsarbeit werden sowohl Politik als auch Wirtschaft
leisten müssen, um für eine weitere Erhöhung der Attraktivität des Nachhal
tigkeitskonzeptes zu sorgen. 13. Auch dem Internationalisierungskonzept mangelt es an der Mög lichkeit einer generellen quantitativen Operationalisierbarkeit.
Aufgrund der großen Bedeutung „weicher", sozialer und kultureller Fakto ren bei jeder Internationalisierungsmaßnahme ist das Internationalisierungs
konzept nur bedingt quantitativ operationalisierbar. Modelle wie die vorge stellten Klassifikationen von Kulturdimensionen, die z.T. quantitative Angaben
zu machen versuchen, stellen letzten Endes nur unzureichende Annähe rungsversuche an komplexe kulturelle Gegebenheiten dar. An die Stelle exakt quantifizierbarer Vorgaben treten im Bereich der Akkulturation qualitative Er
fahrungswerte, deren Einbeziehung in betriebswirtschaftliche Planungen ein schwieriger Vorgang ist. Hier ist die Wissenschaft gefordert, den Unternehmen
handhabbare Modelle zur Planung der kulturellen Dimension von Internatio nalisierungsmaßnahmen an die Hand zu geben.
14. Die Konzepte der Nachhaltigkeit und der Internationalisierung können zu einer gemeinsamen Handlungsstrategie verbunden werden. Gerade am Beispiel der Energiewirtschaft läßt sich dies modellhaft de
monstrieren. Wie eng sich die Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Interna
tionalisierung miteinander verzahnen lassen, ist bislang in der Literatur nicht
Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse
269
thematisiert worden. In der vorliegenden Untersuchung sind die weitreichen den Parallelen und Verbindungsmöglichkeiten zwischen beiden Konzepten
herausgearbeitet worden. Sie eignen sich nicht nur dazu, zu einer gemein samen unternehmerischen Handlungsstrategie verknüpft zu werden, sondern vermögen darüber hinaus jedes für sich erst in einer solchen Verbindung ihre volle Wirksamkeit zu entfalten.
Dies ist in der vorliegenden Untersuchung am Beispiel der Energiewirt
schaft demonstriert worden. Die Ausführungen haben verdeutlich^ daß die Energiewirtschaft von den ökologischen, sozioökonomischen und politischen
Entwicklungen und Problemen, die hinter den Konzepten der Nachhaltigkeit und der Internationalisierung stehen, in besonders starkem Ausmaß betroffen bzw. in besonders hohem Grade für sie verantwortlich ist Dies bedeutet, daß
beide Konzepte gerade für die Energiewirtschaft eine starke Relevanz aufwei sen und daß gerade hier ihre Verbindung geleistet werden muß, um ihre
Vorteile ausschöpfen zu können.
Die Untersuchung hat zudem gezeigt, daß dies nur gelingen kann, wenn die Energiewirtschaft angesichts der umfassenden Auswirkungen des Faktors
Energie auf Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt das Prinzip des vernetzten,
ganzheitlichen Denkens und Handelns zu verwirklichen sucht. Langfristige
Perspektiven müssen gegenüber kurzfristigem Gewinndenken stärker zur Geltung gebracht werden. Dazu gehört im Bereich des Nachhaltigkeitskon
zeptes die Erarbeitung umfassender Konzepte für einen ökologisch, ökono misch und sozial verträglichen Umgang mit der Ressource Energie, im Be
reich des Internationalisierungskonzeptes das Denken in globalen Perspekti
ven und die Errichtung staatenübergreifender Organisationsformen.
Gerade das in der vorliegenden Untersuchung gewählte Fallbeispiel der Energiewirtschaft der Tschechischen Republik zeigt die enge Interdependenz
zwischen Nachhaltigkeits- und Intemationalisierungskonzept. Die dringend
notwendigen umweit- und energiepolitischen Maßnahmen zur nachhaltige
ren Ausgestaltung der tschechischen Energiewirtschaft und Energieversorgung sind ohne internationale Zusammenarbeit nicht zu verwirklichen. Die Befra
gung hat das Ergebnis erbracht, daß nach Meinung der Vertreter der Energie-
270
Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse
Wirtschaft alle vorgestellten umweltpolitischen Maßnahmen auf dem tsche chischen Energiesektor zu ihrer Umsetzung ausländischer Hilfe und ausländi
schen Engagements bedürfen, und zwar vor allem jene Maßnahmen, denen
die Befragten die höchste Dringlichkeit zuerkennen. An diesem Punkt konnte sehr konkret die enge wechselseitige Abhängigkeit zwischen Nachhaltigkeits-
und Internationalisierungsmaßnahmen gezeigt werden.
15. Das Joint Implementation-Modell stellt aufgrund seiner entschieden marktwirtschaftlichen Komponente einen vielversprechenden Ansatz zur Verbindung von Nachhaltigkeits- und Internationalisierungsmaßnahmen auf dem Energiesektor dar.
Das Joint Implementation-Modell stellt mit seiner Betonung eines globa len Systems weltweit handelbarer Emissionsrechte einen entschieden markt wirtschaftlichen Ansatz zur globalen Klimavorsorge dar. Zwar befindet es sich
momentan noch in der Pilotphase, aber seine Durchsetzung könnte einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zur Verbindung von Nachhaltigkeit und
Internationalisierung bedeuten. Dies kann allerdings nur gelingen, wenn sei ne marktwirtschaftliche Ausrichtung konsequent beibehalten wird. Auch in der Befragung ist das Joint Implementation-Modell von den Vertretern der Ener
giewirtschaft deutlich positiv beurteilt worden.
Insgesamt ist in der vorliegenden Arbeit sowohl theoretisch als auch konkret
(am Beispiel der Energiewirtschaft in der Tschechischen Republik) gezeigt worden, daß die Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Internatio nalisierung sinnvolle Strategien zur Bewältigung der sozialökonomischen und
ökologischen Herausforderungen darstellen, vor denen die Wirtschaft heute
steht Gerade ihre Verbindung zu einer gemeinsamen Handlungsstrategie er öffnet erfolgversprechende Perspektiven. Die Attraktivität der genannten Kon
zepte ist allerdings von der weiteren Entwicklung der internationalen politi schen Rahmensetzungen (z.B. Kyoto/Buenos Aires) abhängig.
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Anhang
Anhang
300
Fragebogen Was ist der Zweck dieses Fragebogens? Der folgende Fragebogen wurde an der Universität Braunschweig im Rahmen einer Dissertation erarbeitet, die sich mit dem Thema „Nachhaltige Entwicklung und Internationalisierung als Unter nehmenskonzepte. Dargestellt am Beispiel der Energieversorgung in der Tschechischen Republik" beschäftigt. Die Ergebnisse der Fragebogenaktion sollen im Zentrum des empirischen Teils dieser Dissertation stehen.
Warum sollten Sie an dieser Fragebogenaktion teilnehmen?
Die oben genannte Dissertation soll Erkenntnisse zur Theorie und Praxis der Konzepte der Nach haltigkeit und der Internationalisierung im Energiesektor erbringen, die auch für Sie und Ihr Unter nehmen von Interesse sein könnten. Jeder Teilnehmer an der Fragebogenaktion bekommt nach Fertigstellung der Arbeit ein kostenloses Exemplar zugesandt. Für Ihre Bemühungen danken wir Ihnen im voraus. Außerdem wird unter den Teilnehmern der folgende Preis verlost:
Wolff Travel International @ Lufthansa City Center
ZEISS
Wochenendreise nach Barcelona inkl. Lufthansa-Flug und 2 Übernachtungen für 2 Personen (bis Ende 1998 einzulösen)
Eine Brille im Wert von bis zu 15.000 Kc
Wie können Sie teilnehmen? Füllen Sie bitte diesen Fragebogen aus. Geben Sie ihn bitte danach entweder zusammen mit Ihrer Visitenkarte (sofern Sie an der Verlosung teilnehmen möchten) am dafür vorgesehenen Stand im Vorraum des SKODA-Forums ab oder schicken Sie ihn gemeinsam mit Ihrer Visitenkarte bis zum
31. Mai 1998 an:
§KO ENERGO s.r.o. Vadava Klementa 869, 29360 Mladä Boleslav, Tschechische Republik
Aus den Visitenkarten, die getrennt von den Fragebögen gesammelt werden, wird der Gewinner des Preises gezogen. Der Datenschutz ist gewährleistet
Angaben zur Person und zum Unternehmen Name (Angabe freiwillig): Name des Unternehmens (Angabe freiwillig): Art des Unternehmens: Herkunftsland der Muttergesellschaft: Ihre Funktion im Unternehmen:
________________________________________ ________________________________________ ________________________________________
Anhang 1.
301
Wie beurteilen Sie die Bedeutung des Konzeptes der Nachhaltigen Entwicklung im Energiesektor? □ sehr wichtig
□ eher wichtig
□ indifferent
□ eher unwichtig
□ ist mir nicht bekannt
□ völlig unwichtig
2. Wie ernst nimmt die Energiewirtschaft das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung Ihrer Einschätzung nach wirklich? □ sehr ernst
□ weitgehend ernst
□ indifferent
□ gar nicht ernst
□ kaum ernst
3. Welche Elemente dieses Konzeptes erscheinen Ihnen im Energiesektor besonders wichtig und sollten daher von Energieversorgungsunternehmen bevorzugt umgesetzt werden? sehr Substituting umweltbelastender durch umweftvertra^iche; erneuer bare Ene^etiäger Fördaung der Minimienjng des Energieverbrauchs durch die Ener^eunternehmen (Demand-Side Management Least-Cost Planning) Optimierung der Energeerzeugungseffiäenz (Kraftwerkseffizienz Kraft-Wärme-Kopplung) Minimierung der Emissionen (FÜtertechnik) Verwirklichung geschlossener Stoff- und Energekreidäufe mit Rückge winnung und Wederverwertung von Energie und Reststoffen Offenheit gegenüber umwdttechn./ökologschen Entwicklungen, um durch nachhaltiges Wirtschaften Wettbewerbsvorteile zu erlangen Transparenz der Untemehmensaktivitäten mittels intensiven Dialogs mit der Öffentlichkeit und mittels aktiver Offentfichkeitsarbeit Einrichtung eines Umweltmarketing Einsatz verschiedener Energeressourcen zur Erreichung einer gößtmö^chen Unabhängigkeit von pdit/geselschaftl. Entvvddungen Ausdehnung der ökologschen Verantwortung des Unternehmens auf den gesamten Lebenszyklus seiner Produkte/Dienstleistungen Erstellung einer umfassenden OkoBilanz
eher wichtig
indiffe
wichtig □
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□ □
□ □
□ □
□ □
□ □
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□ □
□ □
□ □
□ □
□ □
□
□
□
□
□
□ □
□
□
□ □
□ □
□ □
□ □ □
□ □ □
□ □ □
□ □ □
□ □ □
□
0
□
□
□
rent
eher völlig unwichtig unwichtig
Frühzeitiges Besetzen ökonomischer Mschen, die aufgund ihrer Umweitverträ^chkeit in der Zukunft Wetlbewerbsvorteile versprechen Entwicklung neuer, umweltverträgjicher Produkte/Dienstleistungen Kontinuierliche ökologische Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter Minimierung der Stoff-und Energetransporte durch Dezentralisierung der Produktion und ihre Verlagerung zu den Verbrauchern
4. Wie beurteilen Sie die folgenden Energieträger im Hinblick auf ihre Umweltverträglichkeit? sehr Kohle Erdöl Erdgas Kernenergie
Wasserenergie Windenergie Solarenergie Geothermik
6.
positiv □ □ □ □ □ □ □ □
eher positiv □ □ □ □ 0 □ □ □
5. Wie groß wird ihre energiewirtschaftliche Bedeutung in Zukunft sein?
indiffe
eher
völlig
rent □ □ □ □ □ □ □ □
negativ □ □ □ □ □ □ □ □
negativ □ □ □ □ □ □ □ □
sehr groß □ □ □ □ □ □ □ □
eher groß □ □ □ □ □ □ □ □
indiffe rent □ □
□ □ □ □ □ □
eher klein □ □ □ □ □ □ □ □
sehr klein □ □ □ □ □ □ □ □
Wie stark stimmen Sie dem folgenden Grundsatz als einer Handlungsmaxime für Energieunternehmen zu: Einsatz fossiler Brennstoffe (Kohle, Öl, Gas) so viel wie nötig, um die Wettbewerbsfähigkeit von heute aufrechtzuerhalten; Einsatz alternativer Energieträger (Sonnen-, Wind-, Wasserenergie) so viel wie möglich, um die Wettbewerbsfähigkeit von morgen vorzubereiten? □ absolut richtig
□ eher richtig
□ indifferent
□ eher falsch
□ absolut falsch
302 7.
Anhang
Wie stark ist Ihr Unternehmen in dieser Hinsicht bereits aktiv geworden? □ aktiv
□ sehr aktiv
8.
□ kaum aktiv
□ gar nicht aktiv
Wie beurteilen Sie die Konzepte des Demand-Side Management und des Least-Cost Planning? Darunter sind Konzepte zu verstehen, die auf Bemühungen der Energieunternehmen zur aktiven Reduzierung des Energieverbrauchs beruhen. □ sehr wichtig
□ eher wichtig
□ eher unwichtig
□ indifferent
□ kenne ich nicht
□ völlig unwichtig
9. Wie groß wird die energiewirtschaftliche Bedeutung dieser Konzepte in Zukunft sein? □ eher groß
□ sehr groß
□ eher klein
□ indifferent
□ sehr klein
10. Wie stark stimmen Sie dem folgenden Grundsatz zu: Für die Energieversorgungsunternehmen ist nicht Umsatzmaximierung um jeden Preis, sondern optimaler Energieeinsatz auf allen Ebenen auch betriebswirtschaftlich sinnvoll? □ absolut richtig
□ eher richtig
□ indifferent
□ eher falsch
□ sagt mir nichts
□ absolut falsch
11. Wie stark ist Ihr Unternehmen in dieser Hinsicht bereits aktiv geworden? □ sehr aktiv
□ aktiv
□ kaum aktiv
□ gar nicht aktiv
12. Wie beurteilen Sie die folgenden energie- und umweltpolitischen Instrumente bzw. Aktivitäten? eher positiv
indiffe
eher
völlig
positiv
rent
negativ
negativ
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □
sehr
Internationale Abkommen zur Emissionsreduzierung (Umweltkonfe renz von Rio, Klimagpfel von Kyoto) Energesteuer/Ckosteuer/COj-Steuer Emissionslizenzen bzw. -Zertifikate Staatliche Subventionen zur Etablierung regenerativer Energiequellen am Markt Staatliche Progamme zur Bündelung von Forschung Meßkonzepten, Sanierung Weiterbildung Markteinführung von Stromspartechniken Einführung von Effizienzstandards und Kennzachnung^fiichten beim Stromverbrauch nach dem Vorbild des US-.energy guide* Weitere:
13. Fühlen Sie sich ausreichend informiert über das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung? □ absolut
□ weitgehend
□ indifferent
□ wenig
□ gar nicht
14. Wie beurteilen Sie das Joint Implementation-Konzept im Hinblick auf seine Auswirkungen auf a) das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung? □ sehr wichtig
□ eher wichtig
□ indifferent
□ eher unwichtig
□ völlig unwichtig
□ kenne ich nicht
□ völlig unwichtig
□ kenne ich nicht
b) die Internationalisierung in der Energiewirtschaft? □ sehr wichtig
□ eher wichtig
□ indifferent
□ eher unwichtig
Anhang
303
15. Wie beurteilen Sie die Bedeutung des Konzeptes der Internationalisierung im Energiesektor? □ sehr wichtig
□ eher wichtig
□ indifferent
□ eher unwichtig
□ völlig unwichtig
16. Verfügt Ihr Unternehmen über eine Internationalisierungsstrategie? □ ja
□ nein, ist aber in Vorbereitung
□ nein, wird aber angedacht
□ nein
Wenn ja unter 16.: 17. Auf welche Bereiche zielt diese Strategie? Energieerzeugung
□
Hochspannungsnetze Energieverkauf an Endverbraucher
□ □
All diese Bereiche
□
Wenn ja unter 16.: 18. Auf welche Regionen zielt diese Strategie? Angrenzende Länder Innerhalb des Kontinents Global All diese Regionen
□ □ □ □
-
20. Wie wird ihre Bedeutung in Zukunft sein?
19. Welche dieser Gründe könnten aus Ihrer Sicht am ehesten zu Internationalisierungsmaßnahmen im Energiesektor führen?
Erschießung neuer Verbraucherschkhten 'n einem goßerwadenden Aidandsmarkt Befriedgjngneu entstandener Konsurrwvünsdie
(zB Osteuropa Entwiddungdänder) Verbesserung des Firmenrnages Kundennähe durch internationale Räsenz htenaticnaberen, wei wichtige Kunden es tun biedigae Lchnnebenkosten im Audand biedigae Steuerbdastungund sonstige KostenvateieimAjdand Vorberatung auf den gemeinsamen Mafa Verstärkte Tehahme am Fatschritfn Forschung und Technologe Erschießung neuer hfrastiukiur- oder Wssensressouroai baw neuen Knowhows Sjnagje durch internationale Zusammenarbeit htonaticnaberen, wei de Konkurrenz es tut Vadängjngswetibeweb im hland Verminderung der Uhternehmensidcen durch Verödung der Geschäftsaktivitäten Wachstun; Gewinn, Uhtanehmensausweitung Rüduktivitätssteigaungm und Wachstumsaten
audändscher Märkte
Wertere:
indiffe
sehr stark
stark
rent
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
sehr schwach schwach
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
größer
kleiner
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
Anhang
304
22. Wie wird ihre Bedeutung in Zukunft sein?
21. Welche der folgenden Internationalisierungsformen ist am ehesten geeignet für den Energiesektor?
Export Lizenzvertrag Managementvertrag Jointventure Strategische Allianz Unternehmen sübemahme Tochterunternehmen BOT-Projekt BOO-Projekt BOOT-Projekt Weitere:
sehr
eher
indiffe
eher un
völlig un
geeignet □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
geeignet □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
rent □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
geeignet □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
geeignet □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
größer □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
kleiner □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □
□ □ □ □
□ □ □ □
□ □ □ □
□ □ □ □
□ □ □ □
□ □ □ □
23. Welche Bedeutung ordnen Sie den folgenden Elementen für das Gelingen einer Internationalisie
rungsmaßnahme im Energiesektor zu? sehr Toleranz gegenüber der kulturellen Soaaüsation der Mitarbeiter aus fremden Kulturkreisen durch Anpassung von FuhrungssH innerbetriebficher Kommunikation und Konfliktmanagement Toleranz gegenüber soziokulturellen Werten eines Gast- bzw. Ziellan des durch Anpassung von Marketing und öffentfichkertsdarsteflung
Geozentrisch^ internationale Einstellung vor alem des Managements Offene UntemehmensphSosophie^ in de Bemente anderer Kulturen in tegiert werden können Schulung von kuhureier Kompetenz und internationalem Denken Ganzheilfiche; abterlungsübergeifende; langfristige Planung einer Internationafisierungsmaßnahme Vernetzte Denk-und Handkingsstrukturen, um die erhöhte Komplexi tät der auftretenden Probleme bewältigen zu können Schaffung von Rahmenbedingungen für kontinuierliche kulturelle Lern prozesse aller Mitarbeiter .Soviel wie nötig in der Zentral^ soviel we möglich vor Ort“ um eine Anpassung an die kulturellen Gegebenheiten zu ermöglichen Stärkung der Entscheidungsbefugnisse der internationalen Niederlas sungen, um deren Stärken, die gößere Kundennähe und die gössere kulturelle Kompetenz ausschöpfen zu können Kooperationen als Bass
Weitere:
eher wichtig
indiffe
wichtig
□ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □
rent
völlig eher unwichtig unwichtig
24. Lassen sich die Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisierung Ihrer Meinung nach zu einer gemeinsamen Handlungsstrategie verknüpfen? □ sehr geeignet
□ eher geeignet
□ indifferent
□ kaum geeignet
□ gar nicht geeignet
Anhang
305
25. Wie beurteilen Sie die tschechische Energiewirtschaft im Hinblick auf ihre Umweltverträglichkeit? □ sehr gut
□ eher gut
□ indifferent
□ eher schlecht
□ sehr schlecht
26. Wie beurteilen Sie die folgenden umweltpolitischen Maßnahmen in der Tschechischen Republik? sehr
wichtig Reduäaung des Anteils fossila Brennstoffe am Enagemix Erhöhung des Anteils da Kanenage und da Wasserkraft
Substitution da Kohle durch Erdgas
Emissionsreduziaung durch techn. Vabessaung da Kraftwerke Maßnahmen ajr Enageeh^anmgund Erhöhung der Enageeffizenz
(Progamm zur Unterstützung von Enagesparmaßnahmen) Minimalisierung des Enageverbrauchs in da gesamten Wirtschaft durch das geplante Gesetz üba das Wirtschaften mit da Enage
□ □ □ □ □ □
eha wichtig
□ □ □ □ □ □
indiffe rent
□ □• □ □ □ □
eha
völlig
unwichtig unwichtig
□ □ □ □ □. □
□ □ □ □ □ □
eha schlecht
sehr schlecht
27. Wie beurteilen Sie die Möglichkeiten zu ihrer erfolgreichen Umsetzung?
Reduzierung des Anteils fossila Brennstoffe am Enagemix Erhöhung des Anteils da Kanenage und da Wasserkraft Substitution da Kohle durch Erdgas Emissionsreduziaung durch techn. Vabessaung da Kraftwerke Maßnahmen zur Energeer^rarung und Erhöhung da Energeeffizenz (Progamm zur Unterstützung von Enagesparmaßnahmen) Minimalisierung des Enageverbrauchs in da gesamten Wetschaft durch das geplante Gesetz üba das Wirtschaften mit da Enage
sehr
eha
indiffe
gut
gut
rent
□ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □
28. Wie stark sind ausländische Beteiligungen zur erfolgreichen Umsetzung dieser Maßnahmen erfor derlich? sehr Reduzaung des Anteils fossiler Brennstoffe am Energiemix Erhöhung des Anteils der Kanenage und da Wasserkraft Substitution der Kohle durch Erdgas Emissionsreduziaung durch techn. Verbesserung der Kraftwerke
Maßnahmen zjr Energeeinspanjngund Erhöhung da Enegeeffizenz (Progamm zur Unterstützung von Enagesparmaßnahmen) Minimalisierung des Enageverbrauchs in da gesamten Wirtschaft durch das geplante Gesetz üba das Wirtschaften mit da Enage
indiffe-
gar nicht □
stark □ □ □ □
stark □ □ □ □
rent □ □ □ □
kaum □ □
□ □
□ □ □
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
29. Welche weiteren ökologischen Maßnahmen im Energiesektor halten Sie in der Tschechischen Repu blik für wünschenswert?
Anhang
306
30. Wie beurteilen Sie die Eignung bzw. Attraktivität der folgenden politischen, ökonomischen und so zialen Aspekte in der Tschechischen Republik für Internationalisierungsmaßnahmen? sehr
eher
indiffe
güt □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
gut □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
rent □ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □
□ □
□ □
Mentalität und Arbeitsethik der Bevölkerung
□
Organisation des Energesektors Investitionsbedarf im Energiesektor
□ □
□ □ □
□ □ □ □
□ □ □
Politisches System, Verfassung Aktuelle politische Lage Gesamtwirtschaftlidie Entwicklung Fortschritt der Liberalisierung und Privatisierung Verkehrsinfrastiuktur Kommunikationsinfrastruktur Bankenwesen Lohnniveau Qualifikation der Arbeitskräfte Arbeitsrecht Gesellsdiafts- und Untemehmensrecht Steuerrecht, Steuemiveau Investitionsförderprogramme Investitionsschutz Absatzmarkt Kaufkraft Einstellung der Bevölkerung zur Marktwirtschaft Kooperationsbereitsdiaft und Flexibilität der Bürokratie
□ □ □ □ □ □
eher schlecht □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
sehr schlecht □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
□
□ □ □
□
□ □
□ □
□ □
□ □
□ □
□ □ □ □
□ □ □ □
□ □ □ □
Weitere:
□
31. Wie beurteilen Sie die bisherigen Internationalisierungsmaßnahmen im Energiesektor in der Tsche chischen Republik? □ sehr gut
□ eher gut
□ indifferent
□ eher schlecht
□ sehr schlecht
32. Wie schätzen Sie die Aussichten für Internationalisierungsmaßnahmen im Energiesektor in der Tschechischen Republik in der näheren Zukunft ein? □ sehr gut
□ eher gut
□ indifferent
□ eher schlecht
□ sehr schlecht
Anhang
307
1. Wie beurteilen Sie die Bedeutung des Konzeptes der Nachhaltigen Entwicklung im Ener giesektor? eher unweh
völig unwich
nicht bekannt keine Antwort
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
sehrwchüg
eher wichtig
abs
in %
abs
indfferent
arith
D
20
64,5
7
22,6
2
Q5
0
0,0
0
0,0
2
Q5
0
0,0
+1,62
CZ
31
55,4
22
39,3
1
1,8
0
QO
0
0,0
1
1,8
1
1,8
+1,56
UnD
3
30,0
5
50,0
0
0,0
0
0,0
0
0,0
1
10,0
1
10,0 +1,38
UriCZ
8
53,3
3
20,0
0
QO
0
0,0
0
0,0
1
Q7
3
20,0 +1,73
Gesamt
62
55,4
37
33,0
3
2,7
0
0,0
0
0,0
5
4,5
5
4,5
+1,58
2. Wie ernst nimmt die Energiewirtschaft das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung Ihrer Einschätzung nach wirklich? sehr ernst
abs
in %
wertg ernst
abs
indfferent
in%
abs
in°/o
kaum ernst
abs
in %
gar richt ernst keine Antwort
arilh
abs
in %
abs
in %
Mittel +0,68
D
3
9,7
16
51,6
11
35,5
1
3,2
0
QO
0
QO
CZ
15
26^8
26
46i4
3
5,4
11
19,6
0
0,0
1
UnD
0
QO
0
0,0
5
50,0
3
30,0
0
QO
2
1,8 +0,82 20,0 -0,38
UriCZ
3
20,0
2
13,3
6
40,0
1
Q7
1
Q7
2
13,3
+Q38
Gesamt
21
18,8
44
39,3
25
22,3
16
14,3
1
Q9
5
4,5
+0,64
3. Welche Elemente dieses Konzeptes erscheinen Ihnen im Energiesektor besonders wichtig und sollten daher von Energieversorgungsunternehmen bevorzugt umgesetzt werden? 3a. Substituierung umweltbelastender durch umweltverträgliche, erneuerbare Energieträger sehr wichtig
eher wichtig
abs
in %
abs
in %
indfferent abs
in %
eher unweh
völig unwich
abs
abs
in %
keine Antwort
arith
in %
abs
in %
Mittel
D
14
45,2
9
29,0
5
1Q1
2
6i5
1
3,2
0
QO
+1,06
CZ
35
62,5
16
28,6
0
QO
4
7,1
0
QO
1
1,8
+1,49
UriD
2
2Q0
6
60,0
1
1Q0
0
QO
0
QO
1
1Q0 +1,11
UriCZ
6
40,0
7
4617
0
QO
2
13,3
0
QO
0
QO
+1,13
Gesamt
57
50,9
38
33,9
6
5,4
8
7,1
1
Q9
2
1,8
+1,29
3b. Förderung der Minimierung des Energieverbrauchs durch die Energieunternehmen (Demand-Side Management, Least-Cost Planning) sehr wichtig
eherwehtig
abs
in %
abs
in %
indfferent
eher unweh
völig unweh.
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
keine Antwort
arith
D
14
45,2
11
35,5
6
19,4
0
QO
0
QO
0
QO
+1,26
CZ
33
58,9
12
21,4
3
5,4
5
8,9
1
1,8
2
3,6
+1,31
UriD
6
60,0
3
30,0
0
QO
0
QO
0
QO
1
1Q0 +1,67
UriCZ
8
53,3
6
40,0
0
QO
1
Q7
0
QO
0
QO
+1,40
Gesamt
61
54,5
32
28,6
9
8,0
6
5,4
1
Q9
3
2,7
+1,35
3c Optimierung der Energieerzeugungseffizienz (Kraftwerkseffizienz, Kraft-Wärme-Kopplung) sehrwehtig
eherwehtig
abs
abs
in %
keine Antwort
eher unweh
völig unwich
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
indfferent
arith
D
29
93,5
2
Q5
0
QO
0
QO
0
QO
0
QO
+1,94
CZ
42
75,0
9
1
1.8
1
QO
3
5,4
+1,74
6
60,0
3
0
QO
0
1,8 0,0
0
UnD
1Q1 30,0
0
QO
1
10,0 +1,67
UriCZ
12
80,0
1
Q7
1
Q7
0
QO
0
6,7
+1,79
89
79,5
15
13,4
2
1,8
1
Q9
0
QO QO
1
Gesamt
5
4,5
+1,79
308
Anhang
3d. Minimierung der Emissionen (Filtertechnik) sehrwditig
eherwditig
eher urweh
völig unwch
abs
in %
abs
in %
abs
in%
abs
in %
abs
indfferent
in %
keine Antwort
arilh
abs
in %
Mittel
D
14
45,2
15
48,4
2
0,0
0
0,0
0
0,0
+1,39
36
64,3
15
268
1
65 1,8
0
CZ
0
QO
0
0,0
4
7,1
+1,67
UniD
4
40,0
4
40,0
0
0,0
1
10,0
0
0,0
1
10,0 +1,22
UniCZ
9
60,0
5
33,3
0
0,0
0
0,0
0
0,0
1
Gesamt
63
56,3
39
34,8
3
2,7
1
0,9
0
0,0
6
67 5,4
+1,64 +1,55
3e. Verwirklichung geschlossener Stoff- und Energiekreisläufe mit Rückgewinnung und Wiederver wertung von Energie und Reststoffen sehrwditig
eher wichtig
eher unwich
völig unwch.
keine Antwort
arilh
abs
in %
abs
in %
abs
in°/o
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
indfferent
D
11
35,5
14
45,2
4
12,9
2
65
0
0,0
0
0,0
+1,10
CZ
25
44,6
24
42,9
3
5,4
1
1,8
0
0,0
3
5,4
+1,38
UniD
3
30,0
5
50,0
1
10,0
0
0,0
0
0,0
1
10,0 +1,22
UniCZ
7
467
7
467
1
67
0
0,0
0
0,0
0
0,0
+1,40
Gesamt
46
41,1
50
44,6
9
8,0
3
2,7
0
0,0
4
3,6
+1,29
3f. Offenheit gegenüber umwelttechnischen/ökologischen Entwicklungen, um durch nachhaltiges Wirtschaften Wettbewerbsvorteile zu erlangen sehrwditig
eher wichtig
abs
in %
abs
in %
eher unwich
völig unwch
keine Antwort
arilh
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
2
indfferent
D
14
45,2
10
32,3
5
0
0,0
+1,16
17,9
29
51,8
8
8
65 14,3
0,0
10
161 14,3
0
CZ
0
0,0
1
1,8
40,75
UniD
4
40,0
3
30,0
1
10,0
1
10,0
0
0,0
1
10,0 +1,11
67 0,9
0
0,0
40,60
2
1,8
40,87
UniCZ
1
67
9
60,0
4
267
0
0,0
1
Gesamt
29
25,9
51
45,5
18
161
11
9,8
1
3g. Transparenz der Unternehmensaktivitäten mittels intensiven Dialogs mit der Öffentlichkeit und mittels aktiver Öffentlichkeitsarbeit sehr wichtig
eher wichtig
abs
in %
abs
in %
eher unwch
völig unwich
keine Antwort
arilh
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
indfferent
D
9
29,0
12
38,7
7
22,6
3
9,7
0
0,0
0
0,0
40,87
CZ
8
14,3
23
16
28,6
6
10,7
1
1,8
2
3,6
40,57
UniD
1
10,0
4
41,1 40,0
2
20,0
2
20,0
0
0,0
1
10,0 40,44
UniCZ
2
13,3
5
33,3
6
40,0
1
0,0
1
67
40,57
20
17,9
44
39,3
31
27,7
12
67 10,7
0
Gesamt
1
0,9
4
3,6
40,65
3h. Einrichtung eines Umweltmarketing sehr wichtig
eher wichtig
abs
abs
in %
in %
indfferent abs
in %
eher unwich
völig unwich
keine Antwort
arilh
abs
in%
abs
in %
abs
in %
Mittel
D
4
12,9
13
41,9
7
22,6
6
19,4
0
0,0
1
3,2
40,50
CZ
16
28,6
22
39,3
8
14,3
8
14,3
1
1
1,8
40,80
UniD
1
10,0
4
40,0
2
20,0
2
20,0
0
1,8 0,0
1
10,0 40,44
UniCZ
1
67
7
467
5
33,3
2
13,3
0
0,0
0
0,0
4047
Gesamt
22
19,6
46
41,1
22
19,6
18
161
1
Q9
3
2,7
4Q64
Anhang
309
3i. Einsatz verschiedener Energieressourcen zur Erreichung einer größtmöglichen Unabhängigkeit von politischen/gesellschaftlichen Entwicklungen eherunweh
völig unweh
keine Antwort
arilh.
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
Mittel
sehr wehtg
eher wehtg
abs
in %
abs
indfferent
in %
D
10
32,3
15
48,4
4
12,9
2
Q5
0
QO
0
QO
+1,06
CZ
22
39,3
21
37,5
5
8,9
5
Q9
1
1,8
2
3,6
+1,07
UriD
0
QO
5
50,0
1
10,0
1
1Q0
1
1Q0
2
2Q0 +Q25
UriCZ
1
Q7
4
2Q7
4
2Q7
5
33,3
1
Q7
0
QO
-Q07
Gesamt
33
29,5
45
4Q2
14
12,5
13
11,6
3
2,7
4
3,6
40,85
3j. Ausdehnung der ökologischen Verantwortung des Unternehmens auf den gesamten Lebens zyklus seiner Produkte/Dienstleistungen sehrwehtig
eherwehtig
abs
in %
abs
D
11
35,5
CZ
31
55,4
incifferent
in %
abs
in %
8
25,8
9
29,0
20
35,7
1
1,8
eherunweh
völig unweh
abs
in %
abs
in %
3
9,7
0
0
QO
0
keine Antwort
arith
abs
in%
QO
0
QO
40,87
QO
4
7,1
+1,58
Mittel
UriD
4
40,0
3
3Q0
2
20,0
0
QO
1
10,0
0
QO
40,90
UriCZ
8
53,3
4
26,7
1
Q7
2
13,3
0
QO
0
QO
+1,20
Gesamt
54
48,2
35
31,3
13
11,6
5
4,5
1
Q9
4
3,6
+1,26
3k. Erstellung einer umfassenden Öko-Bilanz sehrwehtig
eherwehtig
abs
abs
in %
indfferent
in %
abs
in %
eherunweh
völig unwich
abs
in %
abs
in %
keine Antwort
abs
in %
arith
Mittel
D
5
1Q1
11
35,5
12
38,7
1
3,2
1
3,2
1
3,2
40,60
CZ
14
25,0
26
46,4
8
14,3
2
3,6
2
3,6
4
7,1
40,92
10,0 40,78
UriD
2
2Q0
4
40,0
2
20,0
1
10,0
0
QO
1
UriCZ
4
26,7
4
26,7
4
2Q7
2
13,3
0
QO
1
Q7
40,71
Gesamt
25
22,3
45
40,2
26
23,2
6
5,4
3
2,7
7
Q3
+Q79
31. Frühzeitiges Besetzen ökonomischer Nischen, die aufgrund ihrer Umweltverträglichkeit in der Zukunft Wettbewerbsvorteile versprechen sehrwehtig
eherwehtig
abs
in %
abs
in %
keine Antwort
eherunweh
völig unweh
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
indfferent
arilh
D
11
35,5
10
32,3
5
1Q1
0
QO
40,87
26,8
20
35,7
11
9
16,1
0
QO QO
0
15
1Q1 19,6
5
CZ
1
1,8
40,75
UriD
1
1Q0
5
50,0
3
30,0
0
0
QO
1
1Q0 40,78
0
QO
0
QO
40,53
0
QO
2
1,8
40,75
UriCZ
2
13,3
6
40,0
5
33,3
2
QO 13,3
Gesamt
29
25,9
41
36^6
24
21,4
16
14,3
3m. Entwicklung neuer, umweltverträglicher Produkte/Dienstleistungen sehrwehtig
eherwehtig
abs
abs
in %
indfferent
in %
abs
in %
eherunweh
völig unweh
keine Antwort
arilh
abs
in %
abs
in %
abs
in%
Mittel
D
7
22,6
12
38,7
7
22,6
2
6,5
0
QO
3
9,7
40,86
CZ
27
48,2
27
48,2
1
1,8
0
QO
0
QO
1
1.8
+1,47
UriD
1
1Q0
6
6Q0
1
1Q0
0
QO
0
QO
2
2Q0 +1,00
UriCZ
9
6Q0
5
33,3
0
QO
0
QO
0
QO
1
6,7
+1,64
Gesamt
44
39,3
50
44,6
9
QO
2
1,8
0
QO
7
6,3
+1,30
Anhang
310 3n. Kontinuierliche ökologische Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter sehrwditig
eherwditig
eher unwch
völig unwch
abs
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
indfferent
keine Antwort
in %
abs
in %
arilh
Mittel
D
7
22,6
14
45,2
5
151
1
3,2
0
0,0
4
CZ
25
44,6
27
48,2
1
1
1,8
0
QO
2
3,6
UniD
1
10,0
5
50,0
2
1,8 20,0
0
QO
0
QO
2
2Q0 +0,88
UniCZ
5
33,3
7
457
3
20,0
0
QO
0
QO
0
QO
+1,13
Gesamt
38
33,9
53
47,3
11
9,8
2
1,8
0
QO
8
7,1
+1,22
12,9 +1,00
+1,41
3o. Minimierung der Stoff- und Energietransporte durch Dezentralisierung der Produktion und ihre Verlagerung zu den Verbrauchern sehrwditig
eherwditig
abs
in %
abs
indfferent
in %
abs
in %
eher unwich
völig unwch
keine Antwort
arilh
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
D
3
9,7
14
45,2
8
25,8
3
9,7
2
55
1
3,2
+Q43
CZ
14
25,0
19
33,9
6
1Q7
13
23,2
1
1,8
3
5,4
+Q60
UniD
2
2Q0
5
50,0
0
QO
1
10,0
0
QO
2
UniCZ
1
7
457
3
2Q0
3
2Q0
0
QO
1
57
40,43
Gesamt
20
57 17,9
45
4Q2
17
15,2
20
17,9
3
2,7
7
53
+0,56
2Q0 +1,00
4. Wie beurteilen Sie die folgenden Energieträger im Hinblick auf ihre Umweltverträglichkeit? 4a. Kohle sehr positiv
eher positiv
abs
in %
abs
in %
abs
in %
indfferent
eher negativ
völig negativ
abs
in %
abs
in %
keine Antwort
arilh
abs
in %
Mittel
D
1
3,2
7
22,6
9
29,0
10
32,3
4
12,9
0
4
7,1
17
3Q4
0
29
51,8
6
1Q7
0
UniD
0
1
1Q0
5
4
40,0
0
QO
0
QO
-0,30
UniCZ
0
QO QO
QO 50,0
QO QO
-0,29
CZ
0
QO
0
QO
9
60,0
6
40,0
0
QO
-1,40
Gesamt
5
4,5
25
22,3
14
12,5
52
454
16
14,3
0
QO
-0,44
-0,29
4b. Erdöl sehr positiv
eher positiv
abs
in %
abs
indfferent
in %
abs
in%
eher negativ
völig negativ
abs
in %
abs
in%
keine Antwort
arilh
abs
in %
Mittel
D
0
QO
5
151
13
41,9
10
32,3
2
55
1
3,2
-0,30
CZ
0
QO
26
454
2
3,6
24
42,9
4
7,1
0
QO
-0,11
UniD
0
QO
2
2Q0
4
40,0
4
40,0
0
QO
0
QO
-0,20
UniCZ
0
QO
1
2
13,3
8
53,3
4
257
0
QO
-1,00
Gesamt
0
QO
34
57 3Q4
21
18,8
46
41,1
10
8,9
1
Q9
-Q29
4c. Erdgas sehr positiv
eher positiv
abs
in %
abs
indfferent
eher negativ
völig negativ
in%
abs
in %
abs
in°/o
abs
in %
abs
in %
Mittel
keine Antwort
arith
D
5
51,6
6
19,4
2
55
1
3,2
1
3,2
+Q73
29
151 51,8
16
CZ UniD
23
1
1,8
+1,42
5
1
0
1,8 QO
1
3
1,8 10,0
1
1Q0
1,8 50,0
1
1
41,1 30,0
0
QO
+0,40
UniCZ
2
13,3
10
657
0
QO
3
20,0
0
QO
0
QO
+0,73
Gesamt
37
33,0
52
454
12
1Q7
7
53
2
1,8
2
1,8
+1,05
311
Anhang 4d. Kernenergie keine Antwort
sehrposüv
eher positiv
eher negativ
völig negativ
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
indfferent
arith
D
7
22,6
12
38,7
5
161
3
9,7
4
12,9
0
QO
40,48
GZ
22
39,3
25
44,6
1
1,8
6
1Q7
1
1,8
1
1,8
4-1,11
UniD
2
20,0
1
10,0
1
10,0
3
30,0
3
3Q0
0
QO
-0,40
UniCZ
9
60,0
5
33,3
1
617
0
QO
0
0,0
0
QO
+1,53
Gesamt
40
35,7
43
38,4
8
7,1
12
10,7
8
7,1
1
Q9
40,86
4e. Wasserenergie sehrposiliv
eher positiv
abs
abs
in%
in %
indfferent
eher negativ
völig negativ
keine Antwort
arith
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
D
18
58,1
8
25,8
4
12,9
1
3,2
0
QO
0
QO
+1,39
CZ
42
75,0
12
21,4
0
QO
1
1,8
0
QO
1
1,8
+1,73
UniD
3
3Q0
6
60,0
1
10,0
0
QO
0
QO
0
QO
+1,20
UniCZ
9
60,0
6
40,0
0
QO
0
QO
0
QO
0
QO
+1,60
Gesamt
72
64,3
32
28,6
5
4,5
2
1,8
0
QO
1
Q9
+1,57
4f. Windenergie indfferent
sehr positiv
eher positiv
abs
in %
abs
in %
abs
in %
eher negativ
völig negativ
abs
in %
abs
in%
abs
keine Antwort
arilh
in %
Mittel
D
10
32,3
11
35,5
9
29,0
1
3,2
0
QO
0
QO
+Q97
CZ
29
51,8
18
32,1
3
5,4
4
7,1
0
QO
2
3,6
+1,33
UniD
6
60,0
3
30,0
0
QO
1
1Q0
0
0
QO
+1,40
UniCZ
8
53,3
4
267
2
13,3
1
67
0
QO QO
0
QO
+1,27
Gesamt
53
47,3
36
32,1
14
12,5
7
63
0
QO
2
1,8
+1,23
4g. Solarenergie sehrposiliv
eher positiv
abs
in %
abs
in %
indfferent abs
in %
keine Antwort
arilh
eher negativ
völig negativ
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
D
15
48,4
9
29,0
5
161
1
3,2
1
3,2
0
QO
+1,16
CZ
33
58,9
17
3Q4
2
3,6
3
5,4
0
QO
1
1,8
+1,45
UniD
6
6Q0
3
3Q0
1
1Q0
0
QO
0
0
QO
+1,50
UniCZ
10
667
3
2Q0
2
13,3
0
QO
0
QO QO
0
QO
+1,53
Gesamt
64
57,1
32
28,6
10
8,9
4
3,6
1
Q9
1
Q9
+1,39
4h. Geothermik sehrposiliv
eher positiv
abs
in %
abs
in %
eher negativ
völig negativ
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in%
Mittel
+1,32
indfferent
keine Antwort
arith
D
13
41,9
15
48,4
3
9,7
0
QO
0
QO
0
QO
CZ
27
48,2
22
39,3
4
7,1
2
3,6
0
QO
1
1,8
+1,35
UniD
4
40,0
3
3Q0
3
3Q0
0
QO
0
QO
0
QO
+1,10
UniCZ
10
667
2
13,3
3
2Q0
0
QO
0
QO
0
QO
+1,47
Gesamt
54
48,2
42
37,5
13
11,6
2
1,8
0
QO
1
Q9
+1,33
Anhang
312 5. Wie groß wird ihre energiewirtschaftliche Bedeutung in Zukunft sein?
5a. Kohle sehrgroß
abs
in %
ehergroß
indfferent
abs
in %
abs
in %
eher klein abs
in %
sehr Hein abs
in %
keine Antwort
arith.
abs
in %
Mittel
D
7
22,6
9
29,0
9
29,0
3
9,7
2
55
1
3,2
40,53
CZ
10
17,9
30
53,6
0
QO
10
17,9
4
7,1
2
3,6
40,59
UriD
1
1Q0
5
5Q0
2
20,0
2
20,0
0
QO
0
QO
40,50
UriCZ
0
QO
5
33,3
0
QO
7
457
3
20,0
0
QO
-0,53
Gesamt
18
16^1
49
43,8
11
9,8
22
19,6
9
8,0
3
2,7
40,41
5b. Erdöl sehr groß abs
in %
eher groß
indfferent
abs
in %
abs
in %
eher Hein abs
in %
sehr Han abs
in %
keine Antwort
arith
abs
in %
Mittel
D
4
12,9
10
32,3
8
25,8
6
19,4
2
55
1
3,2
40,27
CZ
7
12,5
22
39,3
1
21
37,5
4
1
4Q13
UriD
1
10,0
4
40,0
5
1,8 50,0
0
0,0
0
7,1 QO
0
1,8 QO
UriCZ
0
QO
6
40,0
2
13,3
4
3
20,0
0
QO
-0,27
Gesamt
12
1Q7
42
37,5
16
14,3
31
257 27,7
9
8,0
2
1,8
40,15
40,60
5c. Erdgas sehr groß
abs
in %
eher groß abs
in %
indfferent abs
in %
eher Hein abs
sehr Hein
in %
abs
in %
kane Antwort
arith
abs
in %
Mittel
D
10
32,3
13
41,9
5
151
2
55
0
QO
1
3,2
+1,03
CZ
26
46,4
20
35,7
0
QO
8
14,3
0
QO
2
3,6
+1,19
UriD
3
30,0
6
6Q0
1
1Q0
0
QO
0
QO
0
QO
+1,20
UriCZ
1
57
7
457
2
13,3
4
257
1
57
0
QO
40,20
Gesamt
40
35,7
46
41,1
8
7,1
14
1Z5
1
Q9
3
2,7
+1,01
5d. Kernenergie sehrgroß
eher groß
abs
in %
abs
in %
9 33
29,0
11
CZ
58,9
13
UnD
0
QO
2
UriCZ
14
93,3
1
Gesamt
56
5Q0
27
D
indfferent
eher Hein
sehr Hein
abs
in %
abs
in %
abs
in %
35,5
6
19,4
4
12,9
0
23,2
2
3,6
4
1
20,0
3
30,0
5
7,1 50,0
57
0
QO
0
24,1
11
9,8
13
QO 11,6
keine Antwort
arith
abs
in %
Mittel
QO
1
3
3,2 5,4
40,83
0
1,8 QO
-0,30
0
QO
0
QO QO
1
Q9
4
3,6
+1,15
0
+1,38 +1,93
5e. Wasserenergie sehr groß
abs
in %
eher groß
abs
indfferent
in %
abs
in %
eher Hein abs
sehr Hein
keine Antwort
arith
in %
abs
in°/o
abs
in %
Mittel 40,48
D
7
22,6
9
29,0
7
22,6
8
25,8
0
QO
0
QO
CZ
12
21,4
23
1
1.8
18
32,1
1
1,8
1
1,8
40,49
UriD
1
1Q0
2
41,1 2Q0
5
50,0
2
20,0
0
QO
0
QO
40,20
UriCZ
3
2Q0
6
40,0
1
57
5
33,3
0
QO
0
QO
40,47
Gesamt
23
2Q5
40
35,7
14
12,5
33
29,5
1
Q9
1
Q9
4046
Anhang
313
5f. Windenergie sehr groß abs
in %
eher groß abs
indfferent
in %
abs
in %
eher klein
abs
in %
sehr klein abs
in %
keine Antwort
arith.
abs
in %
Mittel
D
3
9,7
4
12,9
10
32,3
8
25,8
5
151
1
3,2
-Q27
CZ
6
1Q7
10
17,9
4
7,1
22
39,3
11
19,6
3
5,4
-Q42
UriD
0
QO
4
4Q0
1
1Q0
5
5Q0
0
QO
0
QO
UniCZ
1
57
2
13,3
1
57
8
53,3
3
2Q0
0
-Q10 -Q67
Gesamt
10
8,9
20
17,9
16
14,3
43
38,4
19
17,0
4
QO 3,6
-Q38
5g. Solarenergie sehr groß abs
in%
eher groß
abs
in°/o
indfferent abs
in %
eher klein abs
in %
sehr klein abs
in %
keine Antwort
arith
abs
in %
Mittel -0,27
D
2
55
10
32,3
4
12,9
6
19,4
8
25,8
1
3,2
CZ
8
14,3
15
2^8
4
7,1
17
3Q4
9
151
3
5,4
-0,08
UniD
1
10,0
3
30,0
4
40,0
1
10,0
1
10,0
0
QO
UniCZ
4
257
3
2Q0
0
QO
6
40,0
2
13,3
0
QO
40,20 40,07
Gesamt
15
13,4
31
27,7
12
1Q7
30
2Q8
20
17,9
4
3,6
-0,08
5h. Geothermik sehr groß abs
in %
eher groß abs
in %
indfferent
abs
in %
eher klein abs
in %
sehr klein
abs
in %
keine Antwort
abs
in %
arith Mittel
D
2
55
6
19,4
9
29,0
5
151
8
25,8
1
3,2
-0,37
CZ
6
1Q7
9
151
8
14,3
20
35,7
10
17,9
3
5,4
-0,36 -0,60
UriD
0
QO
2
20,0
2
20,0
4
4Q0
2
2Q0
0
QO
UniCZ
0
QO
5
33,3
2
13,3
6
40,0
1
57
1
57
-Q21
Gesamt
8
7,1
22
19,6
21
18,8
35
31,3
21
18,8
5
4,5
-0,36
6. Wie stark stimmen Sie dem folgenden Grundsatz als Handlungsmaxime für Energieun ternehmen zu: Einsatz fossiler Brennstoffe (Kohle, Öl, Gas) so viel wie nötig, um die Wett
bewerbsfähigkeit von heute aufrechtzuerhalten; Einsatz alternativer Energieträger (Sonnen-, Wind-, Wasserenergie) so viel wie möglich, um die Wettbewerbsfähigkeit von morgen vor zubereiten? absolut richtig
abs
in %
eher richtig abs
in %
indfferent
eher falsch
absolut falsch
keine Antwort
arith
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
D
13
41,9
8
25,8
5
151
4
12,9
1
3,2
0
QO
40,90
CZ
9
151
39
69,6
2
3,6
5
8,9
1
1,8
0
QO
40,89
UriD
3
30,0
7
70,0
0
QO
0
QO
0
QO
0
QO
4-1,30
UniCZ
2
13,3
8
53,3
3
20,0
1
57
1
57
0
QO
40,60
Gesamt
27
24,1
62
55,4
10
8,9
10
8,9
3
2,7
0
QO
40,89
7. Wie stark ist Ihr Unternehmen in dieser Hinsicht bereits aktiv geworden? sehr aktiv abs
in %
aktiv abs
in %
kaum aktiv abs
in %
richtaktiv
keine Antwort
arilh
abs
in %
abs
in %
Mittel
D
6
19,4
10
32,3
6
19,4
8
25,8
1
3,2
40,00
CZ
14
25,0
23
41,1
14
25,0
4
7,1
1
1,8
40,53
UriD
0
3
30,0
1
1Q0
0
6
60,0 4050
8
53,3
1
2
4
44
39,3
22
57 19,6
QO 13,3
14
1Z5
12
257 4Q27 1Q7 40,34
UniCZ
0
QO QO
Gesamt
20
17,9
Anhang
314
8. Wie beurteilen Sie die Konzepte des Demand-Side Management und des Least-Cost Plan ning? Darunter sind Konzepte zu verstehen, die auf Bemühungen der Energieunternehmen zur aktiven Reduzierung des Energieverbrauchs beruhen. sehrwehtig abs
in%
eher wichtig
abs
eher unwich
völig unwich
in %
abs
in %
abs
in %
indfferent
in %
abs
richt bekannt
keine Antwort
arith
abs
in %
abs
in %
Mittel
D
7
22,6
17
54,8
3
9,7
2
Q5
0
0,0
1
3,2
1
3,2
+1,00
CZ
22
39,3
21
37,5
8
14,3
2
3,6
1
1.8
1
1,8
1
UnD
3
30,0
5
50,0
1
10,0
0
0,0
0
0,0
0
0,0
1
1,8 10,0
+1,22
+1,13
UriCZ
8
53,3
4
26^7
2
13,3
0
0,0
0
0,0
1
Q7
0
0,0
+1,43
Gesamt
40
35,7
47
42,0
14
12,5
4
3,6
1
0,9
3
2,7
3
2,7
+1,14
9. Wie groß wird die energiewirtschaftliche Bedeutung dieser Konzepte in Zukunft sein? sehr groß
abs
in %
eher groß abs
in %
indfferent abs in %
eher Hein abs
in %
sehr Hein abs
in %
keine Antwort arith abs in % Mittel
D
8
25,8
15
48,4
4
12,9
2
Q5
0
QO
2
CZ UnD UriCZ
21
25
44,6 50,0
1,8 10,0 0,0
0
QO 0,0 0,0
1
2Q7
1 1 0
0
40,0
8 1 4
14,3
2 5
37,5 20,0 33,3
1 0
+1,00 1,8 +1,20 10,0 +0,89 0,0 +1,07
Gesamt
36
32,1
51
45,5
17
15,2
4
3,6
0
0,0
4
3,6
5 6
10,0
0
Q5
+1,10
10. Wie stark stimmen Sie dem folgenden Grundsatz zu: Für die Energieversorgungsunter nehmen ist nicht Umsatzmaximierung um jeden Preis, sondern optimaler Energieeinsatz auf allen Ebenen auch betriebswirtschaftlich sinnvoll? absolut richtig abs
in %
eher falsch
absolut falsch
abs
in %
abs
in %
abs
in°/o
abs
eher richtig
indfferent
in %
sagt mir richt
keine Antwort
arith
abs
abs
in %
Mittel
in %
D
18
58,1
7
22,6
5
3,2
0
0,0
0
0,0
0
QO
+1,35
13
30
53,6
5
6
10,7
50,0 53,3
44,6
0 1 8
7,1
2
1.8
QO QO 0,0
0 0 0
QO
50
30,0 20,0 14,3
0,0 Q7
32,1
3 3 16
0 0 0 0
QO
5 8
3,6 0,0 0,0
0
2 3 36
2 0 0
0,0
UnD UriCZ
23,2 20,0 20,0
1^1 8,9
1
CZ
40,82 +0,90 40,87 40,98
Gesamt
QO 0,0
11. Wie stark ist Ihr Unternehmen in dieser Hinsicht bereits aktiv geworden? sehr aktiv
aktiv
abs
in %
abs
in %
16
51,6 58,9
D
5
CZ UriD UriCZ
3 0
1Q1 5,4 QO
33 2
2Q0
0
QO
4
Gesamt
8
7,1
55
2Q7 49,1
kaum aktiv
abs
richt aktiv
keine Antwort
arith Mittel
in %
abs
in %
abs
in %
19,4
2 3
Q5
40,41
5,4
40,30
2
Q5
11 2 4
19,6
6 6
20,0
0
1Q7 QO
2Q7
0
QO
7
60,0 +0,00 46,7 40,00
17
15,2
14
12,5
18
1Q1
6
40,34
12. Wie beurteilen Sie die folgenden energie- und umweltpolitischen Instrumente/Aktivitäten? 12a. Internationale Abkommen zur Emissionsreduzierung (Umweltkonferenz von Rio, Klimagipfel von Kyoto) sehr positiv
eher positiv
abs
in %
abs
in %
D CZ UriD UriCZ
4 29
12,9 51,8
1 6
10,0 40,0
16 23 2 8
41,1 20,0
Gesamt
40
35,7
49
indfferent
^DS
in %
53,3
8 0 3 1
25,8 0,0 30,0 Q7
43,8
12
1Q7
51,6
völig negativ
keine Antwort
arith
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
3 2 4 0
Q7 3,6 40,0 QO
0 0 0 0
QO QO QO QO
0 2 0
40,68 +1,46 +0,00
0
QO 3,6 QO QO
9
8,0
0
QO
2
1,8
eher negativ
+1,33 +1,09
Anhang
315
12b. Energiesteuer/Ökosteuer/CO2-Steuer keine Antwort
arith.
abs
in %
Mittel 40,10
völig negativ
abs
in %
abs
in %
abs
eher positiv
abs
in %
in %
eher negativ
in %
sehr positiv
abs
indfferent
D
4
12,9
9
29,0
7
22,6
8
25,8
3
9,7
0
0,0
CZ
23
22
39,3
2
3,6
6
10,7
2
3,6
1
1,8
4-1,05
UriD
1
41,1 10,0
4
40,0
3
3Q0
2
20,0
0
0,0
0
0,0
+0,40
UriCZ
5
33,3
8
53,3
2
13,3
0
0,0
0
0,0
0
QO
+1,20
Gesamt
33
29,5
43
38,4
14
12,5
16
14,3
5
4,5
1
Q9
+0,75
12c Emissionslizenzen bzw. -Zertifikate indfferent
sehrposiliv
eher positiv
abs
in %
abs
in %
abs
in %
eher negativ
völig negativ
keine Antwort
arith
abs
abs
abs
in %
Mittel
in %
in %
D
10
32,3
9
29,0
10
32,3
1
3,2
1
3,2
0
QO
+0,84
CZ
15
26,8
30
53,6
3
5,4
8
14,3
0
QO
0
QO
40,93
UriD
0
0,0
4
40,0
3
30,0
1
1Q0
1
1Q0
1
10,0 40,11
UriCZ
4
26,7
10
66,7
0
QO
1
Q7
0
QO
0
QO
+1,18
Gesamt
29
25,9
53
47,3
16
14,3
11
9,8
2
1,8
1
Q9
+0,86
12d. Staatliche Subventionen zur Etablierung regenerativer Energiequellen am Markt sehrposiliv
eher positiv
abs
in %
abs
in %
eher negativ
völig negativ
abs
in %
abs
in %
abs
indfferent
keine Antwort
in %
abs
arith
in%
Mittel
D
4
12,9
14
45,2
6
19,4
4
12,9
3
9,7
0
QO
+0,39
CZ
29
51,8
17
3Q4
3
5,4
5
8,9
0
QO
2
UriD
1
1Q0
6
60,0
2
2Q0
1
1Q0
0
QO
0
3,6 QO
40,70
+1,30
UniCZ
8
53,3
5
33,3
1
Q7
1
Q7
0
0,0
0
QO
+1,33
Gesamt
42
37,5
42
37,5
12
1Q7
11
9,8
3
2,7
2
1,8
40,99
12e. Staatliche Programme zur Bündelung von Forschung, Meßkonzepten, Sanierung, Weiterbil dung, Markteinführung von Stromspartechniken sehrposiliv
eher positiv
abs
abs
in %
in %
indfferent
abs
in %
eher negativ
völig negativ
abs
in %
abs
in %
keine Antwort
arilh
abs
in %
Mittel
D
4
12,9
16
51,6
6
19,4
5
1Q1
0
QO
0
QO
40,61
CZ
31
55,4
23
41,1
0
QO
2
3,6
0
QO
0
QO
+1,48
UriD
2
2Q0
8
80,0
0
QO
0
QO
0
QO
0
QO
+1,20
UriCZ
9
60,0
4
2Q7
1
Q7
1
Q7
0
QO
0
QO
+1,40
Gesamt
46
41,1
51
45,5
7
Q3
8
7,1
0
QO
0
QO
+1,21
12f. Einführung von Effizienzstandards und Kennzeichnungspflichten beim Stromverbrauch nach dem Vorbild des US-„energy guide" sehrposiliv
eher positiv
abs
in %
abs
in %
indfferent abs
in %
eher negativ
völig negativ
keine Antwort
arith
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel 40,97
D
8
25,8
15
48,4
5
1Q1
2
Q5
0
QO
1
3,2
CZ
11
19,6
29
51,8
6
1Q7
9
0
QO
1
1,8
40,76
UriD
2
2Q0
6
6Q0
1
1Q0
1
1Q1 1Q0
0
QO
0
QO
UriCZ
2
13,3
6
4Q0
5
33,3
1
Q7
0
QO
1
Q7
+Q90 +0,64
Gesamt
23
2Q5
56
5Q0
17
15,2
13
11,6
0
QO
3
2,7
+0,82
316
Anhang
13. Fühlen Sie sich ausreichend informiert über das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung? absolut
abs
in %
weitgehend
indfferent
abs
in %
abs
in %
gar nicht
wenig
abs
in %
abs
keine Antwort
in %
abs
in %
arith Mittel
D
2
55
14
45,2
2
55
11
35,5
2
55
0
QO
+0,10
CZ
2
3,6
20
35,7
2
3,6
30
53,6
2
3,6
0
QO
-0,18
UriD
0
QO
1
1Q0
4
40,0
4
40,0
0
QO
1
1Q0 -0,38
UriCZ
0
2
13,3
3
20,0
7
2Q0
0
QO
-0,73
4
37
33,0
11
9,8
52
457 4Q4
3
Gesamt
QO 3,6
7
53
1
Q9
-0,19
14. Wie beurteilen Sie das Joint Implementation Konzept im Hinblick auf seine Auswirkun gen auf 14a. das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung? sehrwehtig
eherwehtig
abs
in %
abs
in %
eherunweh
völig unweh
in %
abs
in %
abs
indfferent
abs
nicht bekannt
in %
abs
keine Antwort
arilh
in %
abs
in %
Mittel
D
7
22,6
16
51,6
4
12,9
1
3,2
0
QO
2
55
1
3,2
+1,04
CZ
7
12,5
25
44,6
20
35,7
1
1,8
0
QO
2
3,6
1
1,8
+0,72
UnD
0
QO
0
QO
1
10,0
0
0,0
0
QO
8
80,0
1
1Q0
+0,00
UriCZ
0
QO
0
QO
10
66,7
1
57
0
QO
4
257
0
0,0
-Q09
Gesamt
14
12,5
41
3Q6
35
31,3
3
2,7
0
QO
16
14,3
3
2,7
+0,71
14b. die Internationalisierung in der Energiewirtschaft? sehrwehtig
eherwehtig
abs
in %
abs
in %
indfferent abs
in %
eherunweh
völig unweh
abs
abs
in %
in %
nicht bekannt
keine Antwort
arith
abs
in %
abs
in %
Mittel
+1,27
D
13
41,9
12
38,7
4
12,9
0
QO
0
QO
1
3,2
1
3,2
CZ
11
19,6
27
48,2
11
19,6
4
7,1
0
2
3,6
1
UriD
0
QO
1
1Q0
0
QO
0
QO
0
QO QO
8
80,0
1
1,8 +0,85 1Q0 +1,00
UriCZ
0
QO
3
20,0
8
53,3
0
QO
0
QO
4
0
0,0
+0,27
Gesamt
24
21
43
38
23
21
4
4
0
QO
15
257 13
3
3
+0,93
15. Wie beurteilen Sie die Bedeutung des Konzeptes der Internationalisierung im Energie sektor? sehr wichtig
eher wichtig
abs
abs
in %
abs
in %
eherunweh
völig unweh
keine Antwort
arith
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
indfferent
D
19
61,3
12
38,7
0
QO
0
QO
0
QO
0
QO
+1,61
CZ
15
26^8
37
66kl
2
3,6
0
QO
0
QO
2
3,6
+1,24
UriD
0
QO
2
2Q0
5
50,0
0
QO
0
QO
3
UriCZ
4
257
9
60,0
1
57
0
QO
0
QO
1
57
+1,21
Gesamt
38
33,9
60
53,6
8
7,1
0
QO
0
QO
6
5,4
+1,28
16. Verfügt Ihr Unternehmen über eine Internationalisierungsstrategie? in Vorbereitung wird angedacht
ja
nein
keine Antwort
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in%
D
16
51,6
4
12,9
3
9,7
6
19,4
2
55
CZ
25
44,6
4
5
8,9
21
37,5
1
1,8
UriD
0
QO
0
0
QO
3
30,0
7Q0
2
13,3
2
13,3
7 6
10
8,9
32
28,6
16
14,3
UriCZ
3
2Q0
2
7,1 QO 13,3
Gesamt
44
39,3
10
8,9
40,0
3Q0 +0,29
Anhang
317
17. Auf welche Bereiche zielt diese Strategie? Energeeizeugung
Hochspan
nungsnetze
Energeverkan AI dese Berö keine Antwort Endverbr. che
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
D
11
35,5
3
9,7
8
25,8
9
29,0
0
QO
CZ
14
25,0
4
7,1
10
17,9
8
14,3
20
35,7 100,0
in %
UriD
0
0,0
0
QO
0
QO
0
QO
10
UriCZ
3
20,0
2
13,3
0
QO
0
QO
10
6^7
Gesamt
28
25,0
9
QO
18
1Q1
17
15,2
40
35,7
18. Auf welche Regionen zielt diese Strategie? Angrenzende Länder
Innahabd Kontinents
Ajdese
Global
keine Antwort
Regonen
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
D
10
32,3
5
161
6
19,4
2
65
8
25,8
CZ
8
14,3
4
8
14,3
2
3,6
34
60,7
UriD
0
QO
0
7,1 QO
0
QO
0
QO
10
100,0
UriCZ
1
67
1
67
2
13,3
0
QO
11
73,3
Gesamt
19
17,0
10
Q9
16
14,3
4
3,6
63
563
19. Welche dieser Gründe könnten aus Ihrer Sicht am ehesten zu Internationalisierungs maßnahmen im Energiesektor führen? 19a. Erschließung neuer Verbraucherschichten in einem größer werdenden Auslandsmarkt stark
sehr stark abs
in %
abs
in %
indfferent abs
in %
schwach
abs
sehr schwach
keine Antwort
in%
abs
in %
abs
in %
arith
Mittel
D
8
25,8
14
45,2
5
1Q1
4
12,9
0
QO
0
QO
40,84
CZ
2
3,6
24
42,9
15
2Q8
11
19,6
1
1,8
3
5,4
40,28
UriD
0
QO
4
40,0
2
2Q0
2
2Q0
1
1Q0
1
1Q0 40,00
UriCZ
1
67
4
267
5
33,3
2
13,3
1
67
2
13,3 4Q15
Gesamt
11
9,8
46
41,1
27
24,1
19
17,0
3
2,7
6
5,4
40,41
19b. Befriedigung neu entstandener Konsumwünsche (zB. Osteuropa, Entwicklungsländer) stark
sehr stark abs
in %
abs
in %
indfferent abs
in %
schwach
abs
sehr schwach
keine Antwort
arith
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
D
7
22,6
15
48,4
6
19,4
3
9,7
0
QO
0
QO
40,84
CZ
5
8,9
30
53,6
8
14,3
9
1
5,4
4^55
0
QO
3
3Q0
3
30,0
2
1,8 10,0
3
UriD
161 20,0
1
10,0 -o,n
67 4,5
UriCZ
2
13,3
10
6^7
1
67
0
Gesamt
14
12,5
58
51,8
18
1Q1
14
QO 12,5
1
1
67
1
3
2,7
5
40,86 4Q62
19c. Verbesserung des Firmenimages sehr stark abs
in %
stark abs
indfferent
in %
abs
in %
schwach
abs
sehr schwach
keine Antwort
arith
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
D
1
3,2
4
12,9
13
41,9
9
29,0
4
12,9
0
QO
-0,35
CZ
5
8,9
21
37,5
6
1Q7
18
32,1
3
5,4
3
5,4
4Q13
UriD
0
QO
3
3Q0
2
20,0
3
3Q0
1
1Q0
1
1Q0 -Q22
UriCZ
2
13,3
3
2Q0
7
467
1
67
1
67
1
67
4Q29
Gesamt
8
7,1
31
27,7
28
25,0
31
27,7
9
QO
5
4,5
-Q02
Anhang
318 19d. Kundennähe durch internationale Präsenz stark
sehr stark
abs
in %
indfferent
abs
in %
abs
in %
schwach
sehr schwach
keine Antwort
arith
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
0
D
6
19,4
15
48,4
8
25,8
2
40,81
28
50,0
5
8,9
11
0
3
5,4
40,66
UriD
0
16tl QO
0,0 QO
QO
9
65 19,6
0
CZ
4
40,0
2
20,0
2
20,0
1
10,0
1
10,0 40,00
UriCZ
4
267
6
40,0
2
13,3
1
17,0
53
47,3
17
15,2
16
2
67 1,8
1
19
67 14,3
1
Gesamt
5
67 4,5
40,79
40,66
19e. Internationalisieren, weil wichtige Kunden es tun sehr stark abs
in %
stark
indfferent
abs
in %
abs
in %
schwach abs
in %
keine Antwort
arith
abs
in %
abs
in %
Mittel
sehr schwach
D
4
12,9
11
35,5
12
38,7
3
9,7
1
3,2
0
QO
40,45
CZ
4
7,1
29
51,8
4
7,1
14
25,0
1
1,8
4
7,1
40,40
UriD
0
QO
4
40,0
1
10,0
4
40,0
0
QO
1
10,0 40,00
UriCZ
2
13,3
5
33,3
5
33,3
2
13,3
0
QO
1
67
40,50
Gesamt
10
8,9
49
43,8
22
19,6
23
20,5
2
1,8
6
5,4
40,40
19f. Niedrigere Lohnnebenkosten im Ausland sehr stark
abs
in %
stark
indfferent
abs
in %
abs
in %
schwach abs
in %
kane Antwort
arith
abs
in %
abs
in %
Mittel
QO 3,6
40,29
1
6,7
40,00
4
3,6
40,06
sehr schwach
D
3
9,7
10
32,3
12
38,7
5
161
1
3,2
0
CZ
2
3,6
17
3Q4
11
19,6
20
35,7
4
2
UriD
2
20,0
3
30,0
1
10,0
3
3Q0
0
7,1 QO
UriCZ
0
QO
3
20,0
8
53,3
3
20,0
0
Gesamt
7
63
33
29,5
32
28,6
31
27,7
5
QO 4,5
1
-Q13 10,0 40,44
19g. Niedrigere Steuerbelastung und sonstige Kostenvorteile im Ausland sehr stark
abs
in%
stark
abs
in %
indfferent abs
in%
schwach abs
in %
sehr schwach abs
in %
kane Antwort
arith
abs
in%
Mittel
D
4
12,9
7
22,6
14
45,2
5
161
1
3,2
0
QO
40,26
CZ
6
1Q7
28
5Q0
10
17,9
7
12,5
2
3,6
3
5,4
40,55
UriD
2
2Q0
4
40,0
1
1Q0
2
2Q0
0
QO
1
10,0 40,67
UriCZ
3
20,0
7
4Q7
2
13,3
2
13,3
0
QO
1
67
40,79
Gesamt
15
13,4
46
41,1
27
24,1
16
14,3
3
2,7
5
4,5
40,50
19h. Vorbereitung auf den gemeinsamen Markt sehr stark
abs
in %
stark
indfferent
abs
in %
abs
in %
schwach
abs
in %
sehr schwach
abs
in %
keine Antwort
arith
abs
in %
Mittel
D
6
19,4
17
54,8
4
12,9
1
3,2
1
3,2
2
65
40,90
CZ
12
21,4
31
55,4
5
8,9
5
8,9
0
QO
3
5,4
40,94
UriD
0
QO
5
50,0
3
30,0
1
1Q0
0
QO
1
1Q0 40^44
UriCZ
3
2Q0
7
467
3
20,0
1
67
0
QO
1
67
40,86
Gesamt
21
18,8
60
53,6
15
13,4
8
7,1
1
Q9
7
63
40,88
319
Anhang 19i. Verstärkte Teilnahme am Fortschritt in Forschung und Technologie sehr stark abs
in %
stark
abs
indfferent
in %
abs
in%
schwach
abs
in %
sehr schwach abs
in %
kane Antwort abs
in %
arith
Mittel
D
3
97
9
29,0
11
35,5
6
19,4
2
55
0
QO
4Q16
CZ
16
28,6
27
48,2
1
1,8
9
151
0
QO
3
5,4
+Q94
1Q0 40,33
UriD
0
QO
4
4Q0
4
4Q0
1
10,0
0
QO
1
UriCZ
7
457
2
13,3
4
267
1
67
0
QO
1
57
+1,07
Gesamt
26
23,2
42
37,5
20
17,9
17
15,2
2
1,8
5
4,5
+Q68
19j. Erschließung neuer Infrastruktur- oder Wissensressourcen bzw. neuen Know-hows stark
sehr stark abs
in %
indfferent
schwach
sehr schwach
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in%
kane Antwort
arith
abs
in %
Mittel
D
3
9,7
13
41,9
9
29,0
4
12,9
1
3,2
1
3,2
4^48
CZ
13
23,2
24
42,9
9
151
7
12,5
1
1,8
3,6
40,76
UriD
0
QO
5
5Q0
2
2Q0
2
20,0
0
QO
2 1
10,0 40,33
UriCZ
2
13,3
4
257
5
33,3
3
2Q0
0
QO
1
57
+Q36
Gesamt
18
151
46
41,1
25
22,3
16
14,3
2
1,8
5
4,5
40,58
19k. Synergie durch internationale Zusammenarbeit sehr stark
abs
in %
stark abs
in %
indfferent abs
schwach
in %
abs
in %
sehr schwach keine Antwort
arith
abs
in %
abs
in %
Mittel
D
10
32,3
16
51,6
4
12,9
0
QO
1
3,2
0
QO
+1,10
CZ
7
12,5
27
48,2
12
21,4
8
14,3
0
QO
2
3,6
4061
UriD
0
QO
3
3Q0
5
50,0
1
1Q0
0
QO
1
1Q0 4022
UriCZ
0
QO
3
2Q0
10
6^7
0
QO
0
QO
2
13,3 4023
Gesamt
17
15,2
49
43,8
31
27,7
9
50
1
Q9
5
4,5
40,67
191. Internationalisieren, weil die Konkurrenz es tut sehr stark abs
in %
stark abs
indfferent
in %
abs
in %
schwach
sehr schwach
keine Antwort
arilh
abs
in %
abs
in°/o
abs
in %
Mittel
40,42
D
4
12,9
9
29,0
14
45,2
4
12,9
0
QO
0
CZ
5
8,9
26
46>4
12
21,4
10
17,9
0
QO
3
QO 5,4
UriD
0
QO
3
30,0
4
40,0
2
2Q0
0
QO
1
1Q0 4011
4049
UriCZ
1
57
5
33,3
5
33,3
2
13,3
1
57
1
57
40,21
Gesamt
10
8,9
43
38,4
35
31,3
18
151
1
Q9
5
4,5
40,40
19m. Verdrängungswettbewerb im Inland sehr stark
stark
indfferent
abs
in %
abs
in %
9,7
13
41,9
11
35,5
5,4
23
41,1
14
25,0
abs
in%
D
3
CZ
3
schwach
abs
sehr schwach
keine Antwort
arith
in %
abs
in %
abs
in%
3
9,7
1
3,2
0
QO
40,45
11
19,6
1
1,8
4
7,1
4031
2Q0 4038
Mittel
UriD
0
QO
4
40,0
3
3Q0
1
10,0
0
QO
2
UriCZ
0
QO
4
257
5
33,3
5
33,3
0
QO
1
57
-0,07
Gesamt
6
5,4
44
39,3
33
29,5
20
17,9
2
1,8
7
53
+Q30
Anhang
320 19n. Verminderung der Unternehmensrisiken durch Verteilung der Geschäftsaktivitäten sehr stark
stark
indfferent
abs
in%
abs
in %
abs
in %
sehr schwach
keine Antwort
arith
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
schwach
abs
D
5
38,7
9
29,0
5
151
0
QO
0
QO
+0,55
6
151 10,7
12
CZ
27
48,2
6
10,7
13
23,2
0
QO
4
7,1
+0,50
UriD
0
0,0
7
70,0
1
10,0
0
QO
0
QO
2
20,0 +588
UriCZ
0
0,0
7
457
4
257
3
2Q0
0
QO
1
57
+0,29
Gesamt
11
9,8
53
47,3
20
17,9
21
18,8
0
QO
7
53
40,51
19o. Wachstum, Gewinn, Unternehmensausweitung stark
sehr stark
abs
in %
abs
in %
indfferent abs
in %
sehr schwach keine Antwort
schwach abs
in %
abs
in %
abs
arith
in %
Mittel
D
9
29,0
19
61,3
2
55
1
3,2
0
0,0
0
QO
+1,16
CZ
6
1Q7
32
57,1
4
7,1
10
17,9
0
QO
4
7,1
40,65
UriD
3
30,0
2
20,0
2
2Q0
1
10,0
0
QO
2
20,0 +0,88
Uni GZ
4
33,3
2
13,3
1
57
1
13,3
40,77
58
51,8
10
8,9
13
11,6
1
57 Q9
2
22
257 19,6
5
Gesamt
8
7,1
+0,84
19p. Produktivitätssteigerungen und Wachstumsraten ausländischer Märkte in%
sehr schwach
keine Antwort
arilh
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
sehr stark
abs
stark
indfferent
schwach
D
7
22,6
17
54,8
5
QO
0
QO
40,94
1Q7
32
57,1
6
7
55 12,5
0
6
151 1Q7
2
CZ
0
QO
5
8,9
40,73
UriD
1
1Q0
6
60,0
1
10,0
0
QO
0
QO
2
20,0 +1,00
UriCZ
3
2Q0
8
53,3
2
13,3
1
57
0
QO
1
57
+0,93
Gesamt
17
15,2
63
553
14
12,5
10
8,9
0
QO
8
7,1
40,84
20. Wie wird ihre Bedeutung in Zukunft sein? 20a. Erschließung neuer Verbraucherschichten in einem größer werdenden Auslandsmarkt größer
kleiner
20b. Befriedigung neu entstandener Konsum wünsche (z.B. Osteuropa, Entwicklungsländer)
keine Antwort
größer
abs
in %
abs
in %
abs
in %
D
26
83,9
5
0
QO
CZ
33
58,9
14
151 25,0
9
151 30,0
13,3 12,5
Gesamt
UriD
5
5Q0
2
2Q0
3
UriCZ
7
6
40,0
Gesamt
71
457 63,4
27
24,1
2 14
20c. Verbesserung des Firmenimages größer
kleiner
kleiner
keine Antwort
abs
in %
abs
in %
abs
D
25
80,6
6
19,4
0
QO
CZ
36
64,3
11
19,6
9
UriD
3
3Q0
4
40,0
3
151 30,0
UriCZ
11
73,3
2
13,3
2
13,3
75
67,0
23
20,5
14
12,5
in %
20d. Kundennähe durch internationale Präsenz
keine Antwort
abs
in %
abs
in %
abs
in %
D
15
48,4
16
51,6
0
QO
CZ
27
48,2
19
33,9
10
17,9
größer
kleiner
keine Antwort
abs
in %
abs
in %
abs
D
25
80,6
5
151
1
3,2
CZ
35
62,5
12
21,4
9
151
in %
UriD
3
3Q0
5
50,0
2
20,0
UriD
5
50,0
2
20,0
3
30,0
UriCZ
9
60,0
4
257
2
13,3
UriCZ
11
73,3
2
13,3
2
13,3
Gesamt
54
48,2
44
39,3
14
12,5
Gesamt
76
67,9
21
18,8
15
13,4
Anhang
321
20e. Internationalisieren, weil Kunden es tun größer
kleiner
20f. Niedrigere Lohnnebenkosten im Ausland
keine Antwort
abs
in %
abs
in%
abs
in %
D
24
77,4
7
22,6
0
QO
CZ
30
53,6
17
30,4
9
16,1
kleiner
gößer
keine Antwort
abs
in %
abs
in %
abs
D
13
41,9
18
58J
0
QO
CZ
13
23,2
32
57,1
11
19,6
in %
UriD
5
50,0
2
20,0
3
3Q0
UriD
4
4Q0
3
30,0
3
30,0
UriCZ
7
4Q7
6
4Q0
2
13,3
UriCZ
6
4Q0
7
4Q7
2
13,3
Gesamt
66
58,9
32
28,6
14
12,5
Gesamt
36
32,1
60
53,6
16
14,3
20g. Niedrigere Steuerbelastung und sonstige Kostenvorteile im Ausland größer
kleiner
20h. Vorbereitung auf den gemeinsamen Markt
keine Antwort
abs
in %
abs
in%
abs
in %
D
15
48,4
16
51,6
0
QO
CZ
22
39,3
22
39,3
12
21,4
größer
kleiner
keine Antwort
abs
in %
abs
in %
abs
D
25
8Q6
4
12,9
2
6,5
CZ
40
71,4
6
1Q7
10
17,9
in %
UriD
5
50,0
2
2Q0
3
30,0
UriD
3
3Q0
4
4Q0
3
30,0
UriCZ
8
53,3
4
26,7
3
2Q0
UriCZ
10
66,7
3
2Q0
2
13,3
Gesamt
50
44,6
44
39,3
18
16,1
Gesamt
78
69,6
17
15,2
17
15,2
20i. Verstärkte Teilnahme am Fortschritt in Forschung und Technologie größer
kleiner
20j. Erschließung neuer Infrastruktur- oder Wis sensressourcen bzw. neuen Know-hows
keine Antwort
abs
in %
abs
D
24
77,4
7
22,6
0
QO
CZ
35
62,5
11
19,6
10
17,9
UriD
6
60,0
1
1Q0
3
30,0
UriCZ
9
6Q0
2
13,3
4
26,7
74
66,1
21
18,8
17
15,2
abs
in %
abs
in %
D
23
74,2
8
25,8
0
QO
CZ UriD
38
67,9
8
14,3
10
17,9
4
40,0
3
30,0
3
3Q0
UriCZ
11
73,3
2
13,3
2
13,3
Gesamt
76
67,9
21
18,8
15
13,4
Gesamt
größer
Heiner
in %
abs
in %
abs
in %
D
26
83,9
5
16,1
0
QO
CZ
31
55,4
16
28,6
9
1Q1
in %
201. Internationalisieren, weil Konkurrenz es tut
keine Antwort
abs
keine Antwort
in %
in %
20k Synergie durch internationale Zusammenarbeit
kleiner
größer
abs
abs
größer
kleiner
keine Antwort
abs
in %
abs
in %
abs
D
17
54,8
13
41,9
1
3,2
CZ
27
48,2
20
35,7
9
16,1
in%
UriD
5
50,0
2
2Q0
3
3Q0
UriD
4
4Q0
3
3Q0
3
30,0
UriCZ
5
33,3
5
33,3
5
33,3
UriCZ
5
33,3
6
40,0
4
26,7
Gesamt
67
59,8
28
25,0
17
15,2
Gesamt
53
47,3
42
37,5
17
15,2
20m. Verdrängungswettbewerb im Inland
größer
kleiner
20n. Verminderung der Unternehmensrisiken durch Verteilung der Geschäftsaktivitäten
in %
abs
in %
abs
in %
D
25
8Q6
6
19,4
0
QO
CZ
20
35,7
27
48,2
9
16,1
kleiner
größer
keine Antwort
abs
keine Antwort
abs
in %
abs
in %
abs
D
26
83,9
5
0
QO
CZ
27
48,2
20
16,1 35,7
9
16,1
in %
UriD
4
40,0
2
2Q0
4
4Q0
UriD
3
3Q0
3
30,0
4
40,0
UriCZ
6
40,0
6
40,0
3
2Q0
UriCZ
7
46,7
4
26,7
4
26,7
Gesamt
55
49,1
41
3Q6
16
14,3
Gesamt
63
56,3
32
28,6
17
15,2
Anhang
322 20o. Wachstum, Gewinn, Unternehmensaus weitung kleiner
größer
20p. Produktivitätssteigerungen und Wachstums raten ausländischer Märkte
keine Antwort
abs
in %
abs
in %
abs
in %
D
26
83,9
4
12,9
1
3,2
CZ
36
64,3
10
17,9
10
17,9
größer
kleiner
keine Antwort
abs
in %
abs
in %
abs
D
29
93,5
1
3,2
1
3,2
CZ
35
62,5
10
17,9
11
19,6
in %
UriD
4
40,0
2
2Q0
4
40,0
UriD
5
5Q0
1
1Q0
4
40,0
UriCZ
10
657
2
13,3
3
20,0
UriCZ
11
73,3
2
13,3
2
13,3
Gesamt
76
67,9
18
151
18
151
Gesamt
80
71,4
14
12,5
18
151
21. Welche der folgenden Internationalisierungsformen ist am ehesten geeignet für den Energiesektor?
21a. Export sehr geeignet abs
in %
eher geeignet
abs
indfferent
in %
abs
in %
keine Antwort
arith
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
eherungeeig
völig ungeeig
D
2
55
7
22,6
12
38,7
7
22,6
1
3,2
2
55
40,07
CZ
12
21,4
20
35,7
5
8,9
13
1
1,8
5
59
+Q57
UriD
3
3Q0
2
20,0
2
20,0
0
23,2 0,0
0
QO
3
30,0 +1,14
UriCZ
5
33,3
7
457
1
13,3
0
QO
0
22
19,6
36
32,1
20
57 17,9
2
Gesamt
22
19,6
2
1,8
10
QO 8,9
+1,00 +Q53
21 b. Lizenzvertrag sehr geeignet
abs
eher geeignet
in %
abs
indfferent
in %
abs
in %
eherungeeig
völig ungeeig
abs
in %
abs
in %
kane Antwort
arith
abs
in %
Mittel
D
2
55
10
32,3
10
32,3
4
12,9
2
55
3
9,7
40,21
CZ
6
1Q7
18
32,1
13
23,2
11
19,6
1
1,8
7
12,5
40,35
UriD
QO
2
20,0
4
40,0
3
3Q0
0
QO
1
UriCZ
0 1
57
8
53,3
3
2Q0
2
13,3
0
QO
1
1Q0 -QU 57 40,57
Gesamt
9
8,0
38
33,9
30
26,8
20
17,9
3
2,7
12
1Q7 +0,30
21 c. Managementvertrag sehr geeignet
abs
in %
eher geeignet
indfferent
abs
in %
abs
in %
eherungeeig abs
völig ungeeig
keine Antwort
in %
abs
in %
abs
D
3
9,7
11
35,5
3
9,7
1
3,2
4
3
5,4
20
35,7
9 16
29,0
CZ
28,6
12
21,4
1
4
UriD
0
QO
2
2Q0
3
30,0
2
20,0
0
1,8 QO
3
in %
arith Mittel
12,9 40,44
7,1
40,23
3Q0 40,00
UriCZ
1
57
8
53,3
5
33,3
1
57
0
QO
0
QO
40,60
Gesamt
7
53
41
356
33
29,5
18
151
2
1,8
11
9,8
+Q33
2Id. Jointventure sehr geeignet abs
in %
eher geeignet abs
in %
indfferent abs
in %
eherungeeig
völig ungeag
abs
in %
abs
in %
kane Antwort
arith
abs
in %
Mittel
D
13
41,9
10
32,3
6
19,4
0
QO
0
QO
2
55
+1,24
CZ
12
21,4
28
50,0
9
151
3
5,4
0
QO
4
7,1
40,94
UriD
2
2Q0
3
3Q0
1
1Q0
0
QO
0
QO
4
4Q0 +1,17
UriCZ
0
QO
6
40,0
9
60,0
0
QO
0
QO
0
QO
40,40
Gesamt
27
24,1
47
42,0
25
22,3
3
2,7
0
QO
10
59
40,96
323
Anhang 21 e. Strategische Allianz sehr geeignet
abs
in %
eher geeignet abs
in %
indfferent abs
in %
eher ungeeig abs
völig ungeeig
in %
abs
in %
keine Antwort
arith
abs
in%
Mittel
D
13
41,9
9
29,0
7
22,6
1
3,2
0
QO
1
3,2
+1,13
CZ
12
21,4
26
4§4
8
14,3
6
1Q7
1
1,8
3
5,4
4579
UriD
3
350
3
350
0
0,0
1
1Q0
0
3
30,0 +1,14
0
QO
+Q33
7
Q3
4585
UriCZ
1
67
6
450
5
33,3
3
2Q0
0
QO QO
Gesamt
29
25,9
44
39,3
20
17,9
11
9,8
1
Q9
2If. Unternehmensübernahme sehr geeignet
eher geeignet
abs
in%
abs
in %
indfferent abs
in %
eher ungeeig
abs
in %
völig ungeeig
abs
in %
keine Antwort
arilh
abs
in%
Mittel
D
14
45,2
12
387
3
9,7
0
QO
0
QO
2
Q5
+1,38
CZ
4
7,1
19
33,9
13
23,2
13
23,2
3
5.4
4
7,1
+Q15
UriD
1
1Q0
4
4Q0
2
2Q0
0
QO
0
QO
3
3Q0 +0,86
UriCZ
1
Q7
4
257
6
4Q0
2
13,3
2
13,3
0
QO
40,00
Gesamt
20
17,9
39
34,8
24
21,4
15
13,4
5
4,5
9
8,0
+Q52
21 g. Tochterunternehmen sehr geeignet
eher geeignet
abs
indfferent abs
eher ungeeig
völig ungeeig
abs
keine Antwort
arith
abs
in %
MM
QO
1
3,2
+1,43
QO
1
1,8
4549
abs
in%
D
16
51,6
11
35,5
3
9,7
0
QO
0
CZ UriD
7
12,5
24
42,9
13
23,2
11
19,6
0
1
1Q0
5
5Q0
2
2Q0
0
QO
0
QO
2
20,0 +0,88
in %
in %
abs
in %
in %
UriCZ
2
13,3
6
4Q0
5
33,3
2
13,3
0
QO
0
QO
4553
Gesamt
26
23,2
46
41,1
23
2Q5
13
11,6
0
QO
4
3,6
4579
21 h. BOT-Projekt sehr geeignet abs
in %
eher geeignet
abs
in %
indfferent
abs
in %
keine Antwort
arith
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
eher ungeeig
völig ungeeig
D
5
1Q1
3
9,7
11
35,5
2
Q5
0
QO
10
32,3
40,52
CZ
2
3,6
11
19,6
34
60,7
3
5,4
1
1,8
5
8,9
4520
UriD
0
QO
0
QO
3
30,0
1
1Q0
0
QO
6
60,0 -0,25
UriCZ
0
QO
2
13,3
12
80,0
0
QO
0
QO
1
Gesamt
7
Q3
16
14,3
60
53,6
6
5,4
1
Q9
22
€.7
4514
19,6 40,24
21 i. BOO-Projekt sehr geeignet abs
in°/o
eher geeignet
abs
in %
indfferent
eher ungeeig
völig ungeeig
keine Antwort
abs
in %
abs
in%
abs
in %
abs
in %
arith
Mittel
D
4
12,9
5
16kl
11
35,5
0
QO
0
QO
11
CZ
2
3,6
10
17,9
35
62,5
3
5,4
1
1,8
5
59
UriD
0
QO
0
4
4Q0
0
QO
0
QO
6
650 40,00
UriCZ
0
QO
1
QO 67
12
80,0
0
QO
0
QO
2
Gesamt
6
5,4
16
14,3
62
55,4
3
27
1
Q9
24
35,5 40,65
13,3
4518 4508
21,4 4526
324
Anhang
21 j. BOOT-Projekt sehr geeignet abs
in %
eher geeignet
abs
in %
indfferent abs
in %
eherungeeig
keine Antwort
arith
in %
abs
Mittel
völig ungeeig
abs
in%
abs
in %
3Q7 40,63
D
5
151
3
9,7
10
32,3
1
3,2
0
QO
12
CZ
2
3,6
10
17,9
33
58,9
2
3,6
0
QO
9
151
UriD
0
QO
0
QO
3
3Q0
1
1Q0
0
QO
6
6Q0 -0,25
UriCZ
0
QO
1
57
12
8Q0
0
QO
0
QO
2
Gesamt
7
53
14
1Z5
58
51,8
4
3,6
0
QO
29
13,3
40,26 40,08
25,9 40,29
22. Wie wird ihre Bedeutung in Zukunft sein?
22b. Lizenzvertrag
22a. Export größer
kleiner
keine Antwort
abs
in %
abs
in %
abs
in %
D
13
41,9
15
48,4
3
9,7
CZ
33
58,9
13
23,2
10
17,9
größer
kleiner
keine Antwort abs
in %
abs
in %
abs
D
16
51,6
11
35,5
4
12,9
CZ
19
33,9
23
14
25,0
4
40,0
UriD
5
50,0
1
1Q0
4
40,0
UriD
3
30,0
3
41,1 30,0
UriCZ
9
60,0
4
2
13,3
UriCZ
9
60,0
2
13,3
4
257
Gesamt
60
53,6
33
257 29,5
19
17,0
Gesamt
47
42,0
39
34,8
26
23,2
22d. Joint Venture
22c Managementvertrag größer
kleiner
keine Antwort
abs
in %
abs
in %
abs
in %
D
17
54,8
11
35,5
3
9,7
CZ
21
37,5
20
35,7
15
26^8
größer
kleiner
keine Antwort
abs
in %
abs
in %
abs
in %
D
21
67,7
8
25,8
2
CZ
35
62,5
9
151
12
55 21,4
UriD
2
2Q0
4
40,0
4
4Q0
UriD
4
40,0
2
20,0
4
40,0
UriCZ
10
6^7
1
57
4
257
UriCZ
5
33,3
3
20,0
7
457
Gesamt
50
44,6
36
32,1
26
23,2
Gesamt
65
58,0
22
19,6
25
22,3
22e. Strategische Allianz größer
22f. Unternehmensübernahme kleiner
keine Antwort
abs
in %
abs
in%
abs
in %
D
23
74,2
5
151
3
9,7
CZ
34
6Q7
9
151
13
23,2
größer
kleiner
kane Antwort
abs
in %
abs
in %
abs
D
23
74,2
3
9,7
5
151
CZ
20
35,7
23
41,1
13
23,2
in %
UriD
5
50,0
1
10,0
4
40,0
UriD
5
50,0
1
1Q0
4
40,0
UriCZ
7
3
2Q0
5
33,3
UriCZ
5
33,3
6
4Q0
4
Gesamt
69
457 61,6
18
151
25
22,3
Gesamt
53
47,3
33
29,5
26
257 23,2
22g. Tochterunternehmen großer
22h. BOT-Projekt
kleiner
keine Antwort
abs
in %
abs
in %
abs
in %
D
26
83,9
1
3,2
4
12,9
CZ
25
44,6
17
3Q4
14
UriD
5
50,0
1
1Q0
UriCZ
7
457
4
Gesamt
63
553
23
größer
kleiner
keine Antwort
abs
in %
abs
in %
abs
in %
D
14
45,2
6
19,4
11
35,5
25,0
CZ
10
17,9
17
30,4
29
51,8
4
4Q0
UriD
1
10,0
2
20,0
7
70,0
257
4
257
UriCZ
1
57
3
2Q0
11
73,3
2Q5
26
23,2
Gesamt
26
23,2
28
25,0
58
51,8
Anhang
325 22j. BOOT-Projekt
22i. BOO-Projekt größer
kleiner
größer
keine Antwort
abs
in %
abs
in %
abs
in %
D
13
41,9
7
22,6
11
35,5
CZ
9
16kl
18
32,1
29
UriD
1
10,0
2
20,0
kleiner
keine Antwort
abs
in%
abs
in %
abs
in %
D
14
45,2
5
151
12
38,7
51,8
CZ
10
17,9
16
28,6
30
53,6
7
7Q0
UriD
1
10,0
2
20,0
7
70,0
UriCZ
1
57
3
20,0
11
73,3
UriCZ
1
57
3
20,0
11
73,3
Gesamt
24
21,4
30
26,8
58
51,8
Gesamt
26
23,2
26
23,2
60
53,6
23. Welche Bedeutung ordnen Sie den folgenden Elementen für das Gelingen einer Inter nationalisierungsmaßnahme im Energiesektor zu?
23a. Toleranz gegenüber der kulturellen Sozialisation der Mitarbeiter aus fremden Kulturkreisen durch Anpassung von Führungsstil, innerbetrieblicher Kommunikation und Konfliktmanagment sehrwditig
eherwditig
abs
abs
in %
indfferent
in %
abs
in %
eher unwch
völig unwch
keine Antwort
arith
abs
abs
in %
abs
in %
Mittel
in %
D
15
48,4
9
29,0
3
9,7
2
55
1
3,2
1
3,2
+1,17
CZ
24
42,9
13
23,2
6
1Q7
10
17,9
0
QO
3
5,4
40,96
UriD
2
2Q0
3
30,0
3
30,0
1
10,0
0
QO
1
10,0 40,67
UriCZ
4
257
5
33,3
2
13,3
3
20,0
0
0,0
1
57
40,71
Gesamt
45
40,2
30
2Q8
14
12,5
16
14,3
1
0,9
6
5,4
40,96
23b. Toleranz gegenüber soziokulturellen Werten eines Gast- bzw. Ziellandes durch Anpassung von Marketing und Öffentlichkeitsdarstellung sehrwditig
eherwditig
abs
abs
in %
in %
indfferent abs
in %
eher unwch
völig unwich
keine Antwort
cbs
in %
abs
in %
abs
in %
arith
Mittel
D
12
38,7
13
41,9
3
9,7
2
55
0
QO
1
3,2
+1,17
CZ
20
35,7
19
33,9
4
7,1
9
151
1
1,8
3
5,4
40,91
UriD
2
20,0
5
50,0
2
20,0
0
0,0
0
QO
1
1Q0 +1,00
UriCZ
3
2Q0
8
53,3
2
13,3
1
57
0
QO
1
57
40,93
Gesamt
37
33,0
45
40,2
11
9,8
12
1Q7
1
0,9
6
5,4
40,99
23c. Geozentrische, internationale Einstellung vor allem des Managements sehrwditig
eher wichtig
abs
in %
abs
in %
indfferent abs
in %
eher unwch
völig unwch
abs
in %
abs
in %
keine Antwort abs
in%
arith
Mittel
D
11
35,5
14
45,2
5
151
0
QO
0
QO
1
3,2
+1,20
CZ
10
17,9
28
50,0
5
8,9
9
151
1
1,8
3
5,4
+0,70
UriD
0
QO
5
50,0
3
30,0
0
QO
0
QO
2
UriCZ
2
13,3
2
13,3
7
457
3
20,0
0
QO
1
57
40,21
Gesamt
23
2Q5
49
43,8
20
17,9
12
10,7
1
0,9
7
53
40,77
2Q0 +0,63
23d. Offene Unternehmensphilosophie, in die Elemente anderer Kulturen integriert werden können sehrwditig
eherwditig
abs
in %
abs
indfferent
in %
abs
in %
eher unwich
völig unwich
keine Antwort
arith
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
D
10
32,3
16
51,6
3
9,7
1
3,2
0
QO
1
3,2
+1,17
CZ
10
17,9
28
50,0
5
8,9
9
151
1
3
5,4
4051
UriD
0
QO
8
80,0
0
QO
0
0
UriCZ
2
13,3
2
13,3
7
457
3
QO 20,0
1,8 QO
0
QO
1
57
40,21
Gesamt
22
19,6
54
48,2
15
13,4
13
11,6
1
Q9
7
53
40,79
2
20,0 +1,00
Anhang
326 23e. Schulung von kultureller Kompetenz und internationalem Denken sehrwehtig
eherwehtig
abs
in %
abs
in %
inefffenent
abs
m%
eherunweh
völig unweh
abs
abs
in %
in %
keine Antwort abs
in %
arilh Mittel
D
13
41,9
13
41,9
1
3,2
3
9,7
0
0,0
1
3,2
+1,20
CZ
9
151 QO
27
48,2
7
12,5
10
17,9
0
0,0
3
5,4
40,66
6
60,0
2
20,0
0
0,0
0
0,0
2
20,0 40,75
57 2Q5
7
457 47,3
4
257 12,5
3
20,0
0
0,0
0
QO
40,40
16
14,3
0
QO
6
5,4
4Q78
UnD
0
UriCZ
1
Gesamt
23
53
14
23f. Ganzheitliche, abteilungsübergreifende, langfristige Planung einer Internationalisierungsmaß nahme sehrwehtig
eherwehtig
abs
in %
abs
in %
indfferent abs
eherunweh
völig unweh
in %
abs
in %
abs
in %
keine Antwort
arith
abs
in %
Mittel
D
15
48,4
14
45,2
1
3,2
0
QO
0
QO
1
3,2
+1,47
CZ
8
14,3
24
42,9
12
21,4
9
151
0
QO
3
5,4
40,58
UriD
3
30,0
5
50,0
0
QO
0
0,0
0
QO
2
20,0 +1,38
UriCZ
1
57
8
53,3
4
257
1
57
0
QO
1
57
40,64
Gesamt
27
24,1
51
45,5
17
15,2
10
8,9
0
QO
7
53
40,90
23g. Vernetzte Denk- und Handlungsstrukturen, um die erhöhte Komplexität der auftretenden Probleme bewältigen zu können sehrwehtig
eherwehtig
abs
in %
abs
in %
indfferent abs
in %
eherunweh
völig unweh
abs
in%
abs
in %
keine Antwort
arith
abs
in %
Mittel
D
10
32,3
15
48,4
4
12,9
1
3,2
0
QO
1
3,2
+1,13
CZ
17
3Q4
25
44,6
7
12,5
4
7,1
0
QO
3
5,4
+1,04
UriD
3
3Q0
4
40,0
0
QO
1
10,0
0
QO
2
2Q0 +1,13
UniCZ
3
2Q0
11
73,3
0
0,0
0
QO
0
QO
1
57
Gesamt
33
29,5
55
49,1
11
9,8
6
5,4
0
QO
7
53
+1,21 +1,10
23h. Schaffung von Rahmenbedingungen für kontinuierliche kulturelle Lernprozesse aller Mitar beiter indfferent
sehr wichtig
eherwehtig
abs
in %
abs
in%
abs
in %
eherunweh
völig unweh
kane Antwort
arith
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
D
10
32,3
12
38,7
7
22,6
1
3,2
0
3,2
+1,03
11
19,6
24
42,9
6
1Q7
10
17,9
0
QO QO
1
CZ
5
8,9
40,71
UriD
0
QO
3
3Q0
3
30,0
1
10,0
0
QO
3
30,0 40,29
257 17,9
1
57
0
QO
1
13
11,6
0
QO
10
57 8,9
UriCZ
2
13,3
7
457
4
Gesamt
23
2Q5
46
41,1
20
40,71 40,77
23i. „Soviel wie nötig in der Zentrale, soviel wie möglich vor Ort", um eine Anpassung an die kul turellen Gegebenheiten zu ermöglichen sehrwehtig
eher wichtig
abs
in %
abs
in %
indfferent abs
in %
eherunweh
völig unwich
abs
in %
abs
in %
keine Antwort
arith
abs
in %
Mittel
D
12
38,7
14
45,2
3
9,7
1
3,2
0
QO
1
3,2
+1,23
CZ
6
1Q7
18
32,1
12
21,4
16
28,6
1
1,8
3
5,4
40,23
UriD
2
2Q0
3
3Q0
3
30,0
0
0
QO
2
20,0 40,88
UriCZ
1
4
40,0
3
0
QO
1
57
4021
21
39
257 34,8
6
Gesamt
57 18,8
QO 20,0
24
21,4
20
17,9
1
Q9
7
53
40,56
327
Anhang
23j. Stärkung der Entscheidungsbefugnisse der internationalen Niederlassungen, um deren Stär ken, die größere Kundennähe und die größere kulturelle Kompetenz, ausschöpfen zu können sehrwditig
eherwditig
abs
abs
in %
in %
indfferent abs
in %
eher unwch
völig unwch
abs
in %
abs
in %
keine Antwort abs
in %
arilh
Mittel
D
19
61,3
10
32,3
1
3,2
0
0,0
0
QO
1
3,2
+1,60
CZ
13
28,6
21
37,5
14
19,6
3
5,4
0
QO
5
8,9
40,86
2Q0 40,88
UniD
1
10,0
5
5Q0
2
2Q0
0
0,0
0
QO
2
UriCZ
3
20,0
5
33,3
3
20,0
3
20,0
0
QO
1
Q7
40,57
Gesamt
39
34,8
41
3^6
17
15,2
6
5,4
0
QO
9
8,0
+1,10
23k. Kooperationen als Basis eher unwich
völig unwch
keine Antwort
arilh
abs
in%
abs
in %
abs
Mittel
9,7
1
3,2
0
0,0
1
3,2
+1,30
8,9
2
3,6
0
QO
8
14,3
+1,21
sehrwditig
eherwditig
abs
in %
abs
in %
abs
in %
D
14
45,2
12
38,7
3
CZ
19
33,9
22
39,3
5
indfferent
in %
UriD
1
1Q0
5
5Q0
2
20,0
0
QO
0
0,0
2
2Q0 +0,88
UniCZ
3
2Q0
6
40,0
3
2Q0
0
QO
0
QO
3
20,0 +1,00
Gesamt
37
33,0
45
40,2
13
11,6
3
2,7
0
QO
14
12,5 +1,18
24. Lassen sich die Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisierung Ihrer Meinung nach zu einer gemeinsamen Handlungsstrategie verknüpfen? sehr geeignet abs
in %
eher geeignet
indfferent
abs
in %
abs
in %
kaum geeign. abs
in %
nicht geeignet keine Antwort abs
in %
abs
in %
arith
Mittel
D
7
22,6
17
54,8
4
12,9
1
3,2
1
3,2
1
3,2
40,93
CZ
19
33,9
31
55,4
3
5,4
0
QO
0
QO
3
5,4
+1,30
UriD
0
QO
4
40,0
3
3Q0
1
1Q0
0
QO
2
20,0 40,38
UriCZ
4
257
6
40,0
3
20,0
0
QO
1
Q7
1
6,7
40,86
Gesamt
30
258
58
51,8
13
11,6
2
1,8
2
1,8
7
Q3
+1,07
25. Wie beurteilen Sie die tschechische Energiewirtschaft im Hinblick auf ihre Umweltver träglichkeit? sehr gut
abs
in %
eher gut
abs
indfferent
in %
abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel -0,68
keine Antwort
arith
D
0
QO
1
3,2
10
32,3
18
58,1
2
Q5
0
QO
CZ
0
QO
26
454
0
QO
25
44,6
1
1,8
4 3
-Q02 7,1 3Q0 -1,14
UniD
0
QO
0
0,0
1
10,0
4
40,0
2
20,0
UriCZ
0
QO
5
33,3
0
QO
8
53,3
1
Q7
1
6,7
-Q36
Gesamt
0
QO
32
28,6
11
9,8
55
49,1
6
5,4
8
7,1
-0,34
26. Wie beurteilen Sie die folgenden umweltpolitischen Maßnahmen in der ÖR?
26a. Reduzierung des Anteils fossiler Brennstoffe am Energiemix sehrwditig
eherwditig
abs
in %
abs
D
11
35,5
CZ
21
37,5
indfferent
in %
abs
in %
9
29,0
8
25,8
20
35,7
0
QO
eher unwich
völig unwch
keine Antwort
arith
abs
in%
abs
in%
abs
in°/o
Mittel
2
Q5
1
3,2
0
QO
+0,87
12
21,4
1
1,8
2
3,6
40,87
2Q0 +0,50
UriD
1
1Q0
3
30,0
3
30,0
1
10,0
0
QO
2
UriCZ
11
73,3
3
20,0
0
QO
0
QO
0
QO
1
Q7
+1,79
Gesamt
44
39,3
35
31,3
11
9,8
15
13,4
2
1,8
5
4,5
+0,97
Anhang
328 26b. Erhöhung des Anteils der Kernenergie und der Wasserkraft indfferent
sehrwehtig
eherwehtig
abs
in %
abs
in %
abs
in %
eherunweh.
völig unweh
keine Antwort
arith
abs
in %
abs
in %
abs
in%
Mittel
D
7
22,6
10
32,3
9
29,0
4
12,9
1
3,2
0
0,0
+0,58
CZ
30
53,6
12
21,4
1
1,8
11
19,6
0
0,0
2
3,6
+1,13
UnD
1
1Q0
2
20,0
2
20,0
2
2Q0
1
10,0
2
20,0 +0,00
UriCZ
12
80,0
2
13,3
0
0,0
0
0,0
0
0,0
1
67
+1,86
Gesamt
50
44,6
26
23,2
12
1Q7
17
15,2
2
1,8
5
4,5
+Q98
26c Substitution der Kohle durch Erdgas sehrwehtig
eherwehtig
abs
in %
abs
indfferent
in %
abs
in %
eherunweh
völig unweh
kane Antwort
arith
abs
in%
abs
in %
abs
in %
Mittel
D
4
12,9
20
64,5
3
9,7
4
12,9
0
0,0
0
0,0
+0,77
CZ
21
37,5
16
28,6
1
1,8
14
25,0
1
1,8
3
5,4
40,79
UriD
0
0,0
5
50,0
1
10,0
2
20,0
0
0,0
2
20,0 40,38
UriCZ
4
26,7
5
33,3
0
0,0
4
267
1
67
1
67
40,50
Gesamt
29
25,9
46
41,1
5
4,5
24
21,4
2
1,8
6
5,4
40,72
26d. Emissionsreduzierung durch technische Verbesserung der Kraftwerke indfferent
sehrwehtig
eherwehtig
abs
in %
abs
in %
abs
in %
eherunweh
völig unwich
keine Antwort
arith
abs
in %
abs
abs
Mittel
in %
in %
D
19
61,3
11
35,5
0
0,0
0
0,0
0
QO
1
3,2
+1,63
CZ
41
73,2
13
23,2
0
0,0
0
0,0
0
QO QO
2
3,6
+1,76
2
2Q0 +1,63
QO QO
1
67
+1,43
6
5,4
+1,67
UriD
5
50,0
3
30,0
0
0,0
0
0,0
0
UriCZ
8
53,3
5
33,3
0
0,0
1
0
Gesamt
73
65,2
32
28,6
0
0,0
1
67 0,9
0
26e. Maßnahmen zur Energieeinsparung und Erhöhung der Energieeffizienz (Programm zur Unterstüt zung von Energiesparmaßnahmen) sehrwehtig
eherwehtig
abs
abs
in %
in%
irdfferent abs
in %
eherunweh
völig unweh
abs
abs
in %
keine Antwort
in %
abs
arith
in%
Mittel
D
21
67,7
5
161
4
12,9
1
3,2
0
QO
0
QO
+1,48
CZ
41
73,2
13
23,2
0
QO
0
QO
0
QO
2
3,6
+1,76
UriD
7
70,0
1
1Q0
0
QO
0
QO
0
QO
2
2Q0 +1,88
UriCZ
8
53,3
5
33,3
0
QO
1
6,7
0
QO
1
67
+1,43
Gesamt
77
68,8
24
21,4
4
3,6
2
1,8
0
QO
5
4,5
+1,64
26f. Minimalisierung des Energieverbrauchs in der gesamten Wirtschaft durch das geplante Gesetz über das Wirtschaften mit der Energie sehr wehtg
eherwehtig
abs
in %
abs
in %
abs
in %
indfferent
eherunweh
völig unweh
abs
in %
abs
kane Antwort
in %
abs
arith
in %
Mittel
D
9
29,0
11
35,5
5
161
6
19,4
0
QO
0
QO
+0,74
CZ
32
57,1
17
30,4
1
1,8
4
0
0,0
2
3,6
+1,43
UriD
4
40,0
1
1Q0
3
30,0
0
7,1 QO
0
QO
2
2Q0 +1,13
UriCZ
9
60,0
4
267
0
QO
0
0,0
1
67
1
67
+1,43
Gesamt
54
48,2
33
29,5
9
8,0
10
8,9
1
Q9
5
4,5
+1,21
329
Anhang 27. Wie beurteilen Sie die Möglichkeiten zu ihrer erfolgreichen Umsetzung? 27a. Reduzierung des Anteils fossiler Brennstoffe am Energiemix sehr gut abs
in %
eher gut abs
indfferent
in %
abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
kene Antwort
arith
abs
in %
abs
in %
abs
Mittel
in %
D
4
12,9
9
29,0
7
22,6
8
25,8
3
9,7
0
QO
+0,10
CZ
6
10,7
27
48,2
0
0,0
18
32,1
3
5,4
2
3,6
+0,28
20,0 40,00
UriD
0
QO
3
30,0
2
20,0
3
30,0
0
QO
2
UriCZ
5
33,3
2
13,3
1
$7
5
33,3
1
Q7
1
Q7
+0,36
Gesamt
15
13,4
41
3Q6
10
8,9
34
3Q4
7
Q3
5
4,5
+Q21
27b. Erhöhung des Anteils der Kernenergie und der Wasserkraft sehr gut abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
keine Antwort
arith
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
Mittel
eher gut abs
indfferent
in %
D
3
9,7
6
19,4
10
32,3
10
32,3
1
3,2
1
3,2
40,00
CZ
13
23,2
20
35,7
3
5,4
17
30,4
1
1,8
2
3,6
40,50
20,0 -0,50
UriD
0
QO
1
1Q0
3
30,0
3
3Q0
1
10,0
2
UriCZ
4
2Q7
5
33,3
2
13,3
3
20,0
0
QO
1
Q7
+Q71
Gesamt
20
17,9
32
28,6
18
1Q1
33
29,5
3
2,7
6
5,4
40,31
27c. Substitution der Kohle durch Erdgas sehr gut abs
in %
eher gut abs
indfferent
in %
abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
keine Antwort
arith
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
D
1
3,2
15
48,4
10
32,3
5
1Q1
0
QO
0
QO
40,39
CZ
10
17,9
23
41,1
0
QO
16
28,6
2
3,6
5
8,9
40,45
UriD
1
10,0
5
5Q0
2
2Q0
0
QO
0
QO
2
2Q0 40,88
UriCZ
2
13,3
7
4Q7
0
QO
4
2Q7
1
Q7
1
Q7
40,36
Gesamt
14
12,5
50
44,6
12
1Q7
25
22,3
3
2,7
8
7,1
40,45
27d. Emissionsreduzierung durch technische Verbesserung der Kraftwerke sehr gut
abs
in %
eher gut abs
in %
indfferent abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
keine Antwort
arith
D
12
38,7
16
51,6
2
6,5
1
3,2
0
QO
0
QO
+1,26
CZ
20
35,7
24
42,9
3
5,4
4
7,1
1
1,8
4
7,1
+1,12
UriD
2
20,0
6
60,0
0
QO
0
QO
0
0,0
2
2Q0 +1,25
UriCZ
8
53,3
6
4Q0
0
QO
0
QO
0
QO
1
Q7
+1,57
Gesamt
42
37,5
52
4Q4
5
4,5
5
4,5
1
Q9
7
Q3
+1,23
27e. Maßnahmen zur Energieeinsparung und Erhöhung der Energieeffizienz (Programm zur Unterstüt zung von Energiesparmaßnahmen) sehr gut abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
abs
in%
abs
in %
abs
in %
abs
eher gut
indfferent
keine Antwort
in %
abs
in %
arith
Mittel
D
6
19,4
10
32,3
10
32,3
4
12,9
1
3,2
0
QO
+0,52
CZ
20
35,7
24
42,9
3
5,4
5
8,9
0
QO
4
7,1
+1,13
UriD
2
2Q0
4
4Q0
2
2Q0
0
QO
0
QO
2
UniCZ
8
53,3
6
40,0
0
QO
0
QO
0
QO
1
Q7
+1,57
Gesamt
36
32,1
44
39,3
15
13,4
9
8,0
1
Q9
7
S3
+1,00
2Q0 +1,00
Anhang
330
27f. Minimalisierung des Energieverbrauchs in der gesamten Wirtschaft durch das geplante Gesetz über das Wirtschaften mit der Energie sehr gut abs
in %
D
7
22,6
CZ
11
19,6
eher gut
abs
indfferent
in %
abs
in %
8
25,8
9
29,0
22
39,3
3
5,4
eher schlecht
sehr schlecht
kane Antwort
arilh
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
6
19,4
1
3,2
0
0,0
40,45
16
28,6
1,8 0,0
3
5,4
40,49
UnD
2
20,0
3
30,0
1
10,0
2
20,0
1 0
UriCZ
3
20,0
4
2
13,3
4
257
1
Q7
1
Gesamt
23
20,5
37
257 33,0
15
13,4
28
25,0
3
2,7
6
2
2Q0 40,63 57 5,4
40,29
40,46
28. Wie stark sind ausländische Beteiligungen zur erfolgreichen Umsetzung dieser Maßnah men erforderlich? 28a. Reduzierung des Anteils fossiler Brennstoffe am Energiemix stark
sehr stark
abs
in %
kaum
indfferent
abs
in %
abs
in %
abs
in %
keine Antwort
arith
abs
in %
abs
in %
Mittel
gar richt
D
4
12,9
14
45,2
8
25,8
4
12,9
1
3,2
0
0,0
40,52
CZ
6
10,7
20
35,7
1
1,8
23
41,1
5
8,9
1
1,8
-0,02
UriD
1
10,0
5
50,0
2
20,0
0
0,0
0
0,0
2
UriCZ
3
20,0
4
257
2
13,3
3
20,0
2
13,3
1
57
4Q21
Gesamt
14
12,5
43
38,4
13
11,6
30
258
8
7,1
4
3,6
4023
20,0 40,88
28b. Erhöhung des Anteils der Kernenergie und der Wasserkraft sehr stark abs
in %
stark abs
indfferent
in %
abs
in %
kaum
abs
in %
keine Antwort
arith
abs
in %
abs
in %
Mittel
4040
gar richt
D
7
22,6
8
25,8
6
19,4
8
25,8
1
3,2
1
3,2
CZ
15
258
22
39,3
1
15
258
2
3,6
1
UriD
2 4
2Q0
3 4
30,0
3
0
0,0
0
0,0
2
UriCZ
1
5
33,3
0
0,0
1
1,8 4060 20,0 40,88 $7 40,50
Gesamt
28
257 33,0
1,8 30,0 6^7
11
9,8
28
25,0
3
2,7
5
4,5
257 25,0
37
40,55
28c. Substitution der Kohle durch Erdgas sehr stark
abs
in %
stark
indfferent
abs
in %
abs
in %
kaum abs
gar richt
in %
abs
in %
keine Antwort
arith
abs
in %
Mittel
D
3
9,7
14
45,2
8
25,8
6
19,4
0
0,0
0
QO
40,45
CZ
7
12,5
20
35,7
2
3,6
19
33,9
5
8,9
3
5,4
4Q09
UriD
0
QO
6
60,0
2
20,0
0
QO
0
QO
2
UriCZ
2
13,3
8
53,3
0
QO
3
20,0
1
57
1
57
40,50
Gesamt
12
10,7
48
42,9
12
1Q7
28
25,0
6
5,4
6
5,4
40,30
2Q0 40,75
28d. Emissionsreduzierung durch technische Verbesserung der Kraftwerke sehr stark
abs
in %
stark abs
indfferent
kaum
in %
abs
in %
abs
keine Antwort
arith
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
gar richt
D
12
357
16
51,6
3
9,7
0
QO
0
QO
0
QO
4-1,29
CZ
15
258
29
51,8
1
1,8
9
151
1
1,8
1
1,8
40,87
UriD
0
5
5Q0
2
2Q0
1
iqo
0
QO
2
20,0 40,50
UriCZ
3 30
QO 20,0
6
40,0
1
57
56
50,0
7
53
4 14
257 12,5
0
258
QO Q9
1 4
57 3,6
Gesamt
1
40,57 40,93
Anhang
331
28e. Maßnahmen zur Energieeinsparung und Erhöhung der Energieeffizienz (Programm zur Unterstüt zung von Energiesparmaßnahmen) sehrstaik abs
in %
stark
kaum
indfferent
abs
in %
abs
in %
abs
gar nicht
keine Antwort
in %
abs
in°/o
abs
in %
arilh Mittel
D
6
19,4
16
51,6
5
151
3
9,7
1
3,2
0
QO
+Q74
CZ
15
2^8
29
51,8
1
1,8
9
151
1
1,8
1
1,8
40,87
UriD
0
QO
3
30,0
3
3Q0
2
2Q0
0
0,0
2
UriCZ
3
20,0
6
4Q0
1
57
4
257
0
QO
1
57
40,57
Gesamt
24
21,4
54
48,2
10
8,9
18
151
2
1,8
4
3,6
40,74
2Q0 4Q13
28f. Minimalisierung des Energieverbrauchs in der gesamten Wirtschaft durch das geplante Gesetz über das Wirtschaften mit der Energie stark
sehr stark
abs
in %
abs
kaum
indfferent
in %
abs
in %
abs
gar nicht
keine Antwort
arilh
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
D
4
12,9
10
32,3
7
22,6
6
19,4
4
12,9
0
QO
40,13
CZ
11
19,6
24
42,9
3
5,4
13
23,2
3
5,4
2
3,6
40,50
UriD
0
QO
2
20,0
3
30,0
1
10,0
2
2Q0
2
20,0 -Q38
257 35,7
2
13,3
2
13,3
5
33,3
1
57
-0,43
15
13,4
22
19,6
14
12,5
5
4,5
40,21
UriCZ
1
57
4
Gesamt
16
14,3
40
29. Welche weiteren ökologischen Maßnahmen im Energiesektor halten Sie in der Tsche chischen Republik für wünschenswert? D
Verschärfung der Maßnahmen und Strafen bei Überschreitung von Emissionslimits Freier Zugang zu Umweltinformationen (siehe Umweltinformationsgesetz in Deutschland) Stärkere öffentliche Aufklärung über den ökologischen und ökonomischen Umgang mit Energie Reduzierung der Verkehrs- und Industrie-Emissionen Gesetzesnovellierung Anpassung der Gesetze und Vorschriften an das EU-Recht, z.B. Öko-Audit VO Biomasseverbrennung Nutzung der Geothermik Staatliche Förderung des Ersatzes alter Haushaltskohle- bzw. -ölanlagen durch moderne Gasanlagen Energiesparmaßnahmen Wirkungsgradverbesserung Renovierung von Gebäuden, Beachtung der Verbrennungsnormen beim Neubau Energische Durchsetzung der gesetzlichen Vorgaben durch den Staat Beschränkung der Ausnahmeregelungen zu den Umweltgesetzen
CZ
Umstellung auf die Kernenergie Langfristige Festlegung der energetischen Konzeption ökologische Gebietslimits hinsichtlich des Einsatzes von Fossilbrennstoffen Nutzung der sekundären Energien Gesetzliche Maßnahmen gegen die Verunreinigung der Umwelt Deregulation Durchsetzung der energetischen Politik der Tschechischen Republik Koordination der energetischen Gesetzgebung mit der EU Privatisierung, Demonopolisierung Kontrolle der Ueferantenkosten durch den Staat Förderung der Energiesparprogramme Einführung einer Rauchfangsteuer bei der Verwendung von Fossilbrennstoffen
UniD
-
Uni CZ
Fertigstellung des Kernkraftwerks Temelin Minderung des Energieverbrauchs Einsatz geeigneter Personen in den entsprechenden Positionen Valorisation der Preise
Anhang
332
30. Wie beurteilen Sie die Eignung bzw. Attraktivität der folgenden politischen, ökonomischen und sozialen Aspekte in der Tschechischen Republik für Internationalisierungsmaßnahmen? 30a. Politisches System, Verfassung sehr gut abs
in %
eher gut
indfferent
abs
in %
abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
abs
abs
in %
in %
keine Antwort
arith
abs
in %
Mittel
D
1
3,2
10
32,3
14
45,2
4
12,9
1
3,2
1
3,2
40,20
CZ
6
36
64,3
1
1,8
10
17,9
0
QO
3
5,4
4Q72
UriD
0
1Q7 QO
4
4Q0
2
2Q0
0
0
40,0 +Q67
3
20,0
4
2Q7
4
2Q7
2
0
QO QO
4
UriCZ
QO 13,3
2
13,3 +Q62
Gesamt
10
8,9
54
48,2
21
18,8
16
14,3
1
Q9
10
Q9
4^55
30b. Aktuelle politische Lage sehr gut
abs
in %
eher gut
abs
indfferent
in %
abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
keine Antwort
arith
abs
in%
abs
abs
in %
Mittel
in %
D
0
QO
5
1Q1
15
48,4
8
25,8
2
Q5
1
3,2
-0,23
CZ
0
19
33,9
7
12,5
26
4^4
2
3,6
2
3,6
-0,20
UriD
0
QO QO
3
30,0
2
2Q0
1
10,0
0
QO
4
40,0 40,33
UriCZ
2
13,3
4
2Q7
1
Q7
6
4Q0
1
Q7
1
Q7
40,00
Gesamt
2
1,8
31
27,7
25
22,3
41
36^6
5
4,5
8
7,1
-0,15
30c. Gesamtwirtschaftliche Entwicklung sehr gut abs
in %
eher gut
indfferent
abs
in %
abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
abs
in %
abs
in %
keine Antwort abs
arith
in %
Mittel
D
1
3,2
11
35,5
14
45,2
4
12,9
0
QO
1
3,2
40,30
CZ
4
7,1
27
48,2
2
3,6
21
37,5
0
2
3,6
40,26
UriD
1
10,0
4
40,0
1
1Q0
0
QO
0
QO QO
UriCZ
0
QO
7
4Q7
2
13,3
4
2Q7
0
Gesamt
6
5,4
49
43,8
19
17,0
29
25,9
0
4
40,0 +1,00
QO
2
13,3
40,23
QO
9
8,0
40,31
30d. Fortschritt der Liberalisierung und Privatisierung sehr gut
abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
eher gut
indfferent
keine Antwort
arith
abs
in %
Mittel
D
0
QO
9
29,0
8
25,8
11
35,5
2
Q5
1
3,2
-0,20
CZ
4
7,1
23
41,1
5
8,9
17
3Q4
3
5,4
4
7,1
40,15
UriD
0
QO
2
2Q0
3
30,0
0
QO
0
QO
5
50,0 40,40
UriCZ
2
13,3
6
4Q0
3
2Q0
1
Q7
0
QO
3
20,0 40,75
Gesamt
6
5,4
40
35,7
19
17,0
29
25,9
5
4,5
13
11,6 40,13
30e. Verkehrsinfrastruktur sehr gut abs
in %
eher gut
indfferent
abs
in %
abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
abs
in %
abs
in %
keine Antwort
abs
arith
in %
Mittel
D
0
QO
12
38,7
17
54,8
1
3,2
0
QO
1
3,2
40,37
CZ
3
5,4
15
26t8
6
1Q7
25
44,6
3
5,4
4
7,1
-0,19
UriD
0
0
QO
1
1Q0
4
40,0
0
QO
5
50,0 -0,80
UriCZ
0
QO QO
4
26,7
2
13,3
7
4Q7
0
13,3
3
2,7
31
27,7
26
23,2
37
33,0
3
QO 2,7
2
Gesamt
12
1Q7 -0,06
-Q23
333
Anhang 3 Of. Kommunikationsinfrastruktur eher gut
sehr gut
abs
in %
das
indfferent
in %
abs
in %
sehr schlecht
keine Antwort
arith
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
eher schlecht abs
D
2
Q5
12
38,7
15
48,4
1
3,2
0
0,0
1
3,2
-+0,50
CZ
4
7,1
19
33,9
4
7,1
22
39,3
3
5,4
4
7,1
-0,02
UriD
1
10,0
0
0,0
1
10,0
4
40,0
0
0,0
4
40,0 -0,33
UniCZ
0
QO
4
2Q7
3
2Q0
6
40,0
0
0,0
2
13,3
-0,15
Gesamt
7
6>3
35
31,3
23
20,5
33
29,5
3
2,7
11
9,8
40,10
30g. Bankenwesen sehr gut abs
in %
eher gut
indfferent
abs
in %
abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
keine Antwort
arith
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
D
1
3,2
12
38,7
10
32,3
8
25,8
0
QO
0
QO
40,19
CZ
3
5,4
21
37,5
5
8,9
20
35,7
4
7,1
3
5,4
-0,02
UriD
1
10,0
0
QO
2
20,0
3
30,0
0
QO
4
40,0 -0,17
UriCZ
0
0,0
5
33,3
3
20,0
4
2Q7
1
Q7
2
13,3
-0,08
Gesamt
5
4,5
38
33,9
20
17,9
35
31,3
5
4,5
9
8,0
40,03
30h. Lohnniveau sehr gut abs
in %
eher gut abs
in %
indfferent abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
keine Antwort
arith
abs
in %
abs
abs
in°/o
Mittel
in %
D
5
16,1
15
48,4
6
19,4
4
12,9
0
QO
1
3,2
40,70
CZ
4
7,1
23
41,1
6
1Q7
15
2^8
5
8,9
3
5,4
40,11
UriD
2
20,0
3
30,0
0
QO
1
10,0
0
QO
4
40,0 4-1,00
UriCZ
1
Q7
2
13,3
5
33,3
5
33,3
0
0,0
2
13,3
-0,08
Gesamt
12
1Q7
43
38,4
17
15,2
25
22,3
5
4,5
10
8,9
40,31
30i. Qualifikation der Arbeitskräfte keine Antwort
arith
das
Mittel
eher schlecht
sehr schlecht
abs
in%
abs
in %
abs
in %
abs
in %
abs
in %
D
5
29,0
13
41,9
2
Q5
0
QO
2
Q5
40159
15
1Q1 26^8
9
CZ
33
58,9
1
1,8
5
8,9
0
QO
2
3,6
4-1,07
sehr gut
ehergut
indfferent
in %
UriD
1
10,0
3
30,0
1
1Q0
1
1Q0
0
QO
4
40,0 40,67
UriCZ
5
33,3
4
2Q7
2
13,3
2
13,3
0
QO
2
13,3
40,92
Gesamt
26
23,2
49
43,8
17
15,2
10
8,9
0
QO
10
8,9
40,89
30j. Arbeitsrecht sehr gut abs
in %
eher gut abs
indfferent
in %
abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
keine Antwort
arilh
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
D
0
QO
4
12,9
21
67,7
3
9,7
0
QO
3
9,7
40,04
CZ
4
7,1
26
4Q4
8
14,3
15
2618
1
1.8
2
3,6
40,31
UriD
1
10,0
1
10,0
3
3Q0
1
1Q0
0
QO
4
40,0 40,33
UriCZ
0
QO
6
40,0
5
33,3
1
Q7
0
QO
3
2Q0 40,42
Gesamt
5
4,5
37
33,0
37
33,0
20
17,9
1
Q9
12
1Q7 40,25
Anhang
334 30k. Gesellschaft- und Unternehmensrecht eher gut
sehr gut abs
in %
abs
indfferent
in %
abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
keine Antwort
arith.
abs
in %
abs
in %
abs
in %
Mittel
55 3,6
40,28
D
2
eis
9
29,0
13
41,9
5
0,0
2
2
3,6
22
39,3
8
14,3
21
151 37,5
0
CZ
1
2
UnD
0
0,0
0
0,0
6
60,0
0
0,0
0
1,8 0,0
UriCZ
0
0,0
4
257
5
33,3
3
20,0
0
Gesamt
4
3,6
35
31,3
32
28,6
29
25,9
1
40,06
4
40,0 40,00
0,0
3
20,0 40,08
0,9
11
9,8
40,12
301. Steuerrecht, Steuerniveau eher gut
sehr gut
abs
in %
abs
indfferent
in %
abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
keine Antwort
arith
abs
in %
abs
abs
in %
Mittel
in %
D
1
3,2
7
22,6
13
41,9
8
25,8
0
0,0
2
55
40,03
CZ
2
3,6
17
30,4
5
8,9
24
42,9
6
1Q7
2
3,6
-0,28
UriD
0
0,0
2
20,0
4
40,0
0
0,0
0
QO
4
40,0 40,33
UriCZ
0
0,0
1
57
7
457
5
33,3
0
0,0
2
13,3
-0,31
Gesamt
3
2,7
27
24,1
29
25,9
37
33,0
6
5,4
10
8,9
-0,16
30m. Investitionsförderprogramme sehr gut
eher gut
eher schlecht
sehr schlecht
abs
in %
abs
in %
25,8
10
32,3
3
10,7
32
57,1
5
3Q0
1
10,0
0,0
6
15,2
49
indfferent
abs
in %
abs
in %
abs
in %
D
2
151
8
1
55 1,8
5
CZ UriD
9
151
6
0
0,0
2
2Q0
3
UriCZ
1
13,3
0
4
57 3,6
2
Gesamt
18
151
17
keine Antwort
arith
abs
in %
Mittel
9,7
3
9,7
-Q25
8,9
3
5,4
-0,58
0
QO
4
40,0 40,17
40,0
4
257
2
13,3
43,8
12
1Q7
12
1Q7 -0,47
-0,77
30n. Investitionsschutz sehr gut
abs
in %
eher gut abs
indfferent
in %
abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
keine Antwort
arith
abs
in %
abs
in %
abs
Mittel
in%
D
5
151
4
12,9
11
35,5
7
22,6
0
0,0
4
CZ
5
8,9
15
258
9
151
21
37,5
4
7,1
2
3,6
UriD
0
QO
2
20,0
3
30,0
1
10,0
0
0,0
4
40,0 40,17
12,9 40,26
-0,07
UriCZ
1
57
0
QO
2
13,3
7
457
2
13,3
3
2Q0 -0,75
Gesamt
11
9,8
21
18,8
25
22,3
36
32,1
6
5,4
13
11,6 -0,05
30o. Absatzmarkt, Kaufkraft sehr gut
abs
in %
eher gut
abs
indfferent
in %
abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
keine Antwort
arith
abs
in %
abs
in %
abs
Mittel
in %
D
1
3,2
4
12,9
14
45,2
9
29,0
0
0,0
3
9,7
-0,11
CZ
3
5,4
15
258
6
10,7
29
51,8
1
1,8
2
3,6
-0,19
60,0 -0,25
UriD
0
QO
1
1Q0
1
10,0
2
20,0
0
QO
6
UriCZ
1
3
20,0
3
20,0
6
40,0
0
QO
2
13,3
Gesamt
5
57 4,5
23
20,5
24
21,4
46
41,1
1
0,9
13
11,6 -0,15
-0,08
Anhang
335
30p. Einstellung der Bevölkerung zur Marktwirtschaft sehr gut
eher gut
indfferent
abs
in %
abs
in %
abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
keine Antwort
arilh
abs
abs
in %
abs
in %
Mittel
in %
D
3
97
11
35,5
8
25,8
7
22,6
1
3,2
1
3,2
+0,27
CZ
1
1,8
18
32,1
6
1Q7
27
48,2
1
1,8
3
5,4
-Q17
UriD
0
QO
2
2Q0
4
4Q0
1
10,0
0
QO
3
3Q0 40,14
UriCZ
0
QO
9
6Q0
2
13,3
1
57
0
QO
3
2Q0 40,67
Gesamt
4
3,6
40
35,7
20
17,9
36
32,1
2
1,8
10
8,9
40,08
30q. Kooperationsbereitschaft und Flexibilität der Bürokratie sehr gut
abs
in%
eher gut abs
indfferent
in %
abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
abs
in %
abs
in %
abs
in %
keine Antwort
arith
Mittel
D
3
9,7
3
9,7
7
22,6
11
35,5
4
12,9
3
9,7
-0,36
CZ
1
1,8
18
32,1
6
1Q7
21
37,5
5
8,9
5
8,9
-Q22
UriD
0
QO
0
QO
2
20,0
4
40,0
0
QO
4
40,0 -0,67
UriCZ
0
QO
2
13,3
3
2Q0
5
33,3
3
20,0
2
13,3
Gesamt
4
3,6
23
2Q5
18
151
41
36,6
12
1Q7
14
12,5 -0,35
-0,69
30r. Mentalität und Arbeitsethik der Bevölkerung sehr gut
abs
in %
eher gut
abs
indfferent
in %
abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
keine Antwort
arith
abs
abs
in%
abs
in %
Mittel
in %
D
1
3,2
7
22,6
14
45,2
8
25,8
0
0,0
1
3,2
40,03
a
3
5,4
27
48,2
5
8,9
19
33,9
0
QO
2
3,6
40,26
UriD
0
QO
3
30,0
2
2Q0
1
10,0
0
0,0
4
40,0 40,33
UriCZ
0
0,0
3
20,0
2
13,3
5
33,3
3
2Q0
2
13,3
-0,62
Gesamt
4
3,6
40
35,7
23
2Q5
33
29,5
3
2,7
9
8,0
40,09
30s. Organisation des Energiesektors sehr gut abs
in %
eher gut abs
indfferent
in %
abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
keine Antwort
arith
abs
in %
abs
abs
in %
Mittel 40,07
in %
D
1
3,2
6
19,4
17
54,8
6
19,4
0
QO
1
3,2
CZ
5
8,9
27
48,2
3
5,4
15
2Q8
0
QO
6
1Q7 40,44
UriD
0
QO
2
2Q0
2
20,0
2
20,0
0
QO
4
40,0 40,00
UriCZ
1
57
3
20,0
4
257
5
33,3
0
QO
2
13,3
Gesamt
7
53
38
33,9
26
23,2
28
25,0
0
QO
13
H.6 40,24
40,00
30t. Investitionsbedarf im Energiesektor sehr gut abs
in %
eher gut
indfferent
abs
in %
abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
keine Antwort
arith
abs
in°/o
abs
abs
in %
Mittel 40,83
in %
D
10
32,3
9
29,0
7
22,6
4
12,9
. 0
QO
1
3,2
CZ
14
25,0
20
35,7
5
8,9
10
17,9
0
0,0
7
12,5 40,76
UriD
0
QO
2
20,0
3
30,0
1
10,0
0
QO
4
40,0 40,17
UriCZ
3
2Q0
6
40,0
2
13,3
2
13,3
0
QO
2
13,3
Gesamt
27
24,1
37
33,0
17
15,2
17
15,2
0
QO
14
12,5 40,76
+1,08
Anhang
336
31. Wie beurteilen Sie die bisherigen Internationalisierungsmaßnahmen im Energiesektor in der Tschechischen Republik? sehr gut
abs
in %
eher^jt
abs
indfferent
in %
abs
in %
eher schlecht
sehr schlecht
abs
in %
abs
keine Antwort
arilh
in %
abs
in %
Mittel
D
1
3,2
9
29,0
11
35,5
10
32,3
0
QO
0
0,0
40,03
CZ
1
1,8
23
41,1
6
10,7
23
41,1
0
QO
3
5,4
40,04
UriD
0
QO
1
1Q0
4
40,0
1
1Q0
0
QO
4
UriCZ
0
QO
6
4Q0
6
40,0
2
13,3
0
QO
1
67
40,29
Gesamt
2
1,8
39
34,8
27
24,1
36
32,1
0
QO
8
7,1
4Q07
40,0 40,00
32. Wie schätzen Sie die Aussichten für Internationalisierungsmaßnahmen im Energiesektor in der Tschechischen Republik in der näheren Zukunft ein? sehr^Jt
abs
in%
eher schlecht
sehr schlecht
keine Antwort
arith
abs
in %
abs
in %
abs
abs
in %
abs
in %
Mittel
eher gut
indfferent
in %
D
2
65
18
58,1
8
25,8
3
9.7
0
QO
0
QO
40,61
CZ
3
5,4
38
67,9
6
1Q7
6
1Q7
0
QO
3
5,4
40,72
UriD
0
QO
2
2Q0
3
30,0
0
QO
0
QO
5
50,0 40,40
UriCZ
1
67
7
467
4
267
1
67
1
67
1
Gesamt
6
5,4
65
58,0
21
18,8
10
8,9
1
Q9
9
67 8,0
40,43 40,63