Nachhaltige Entwicklung und Internationalisierung in der Energiewirtschaft: Dargestellt am Beispiel der Energieversorgung in der Tschechischen Republik [1 ed.] 9783896448323, 9783896730725

Das vorliegende Buch geht der Frage nach, ob die Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisierung gee

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German Pages 354 [355] Year 1999

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Nachhaltige Entwicklung und Internationalisierung in der Energiewirtschaft: Dargestellt am Beispiel der Energieversorgung in der Tschechischen Republik [1 ed.]
 9783896448323, 9783896730725

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Nachhaltige Entwicklung und Internationalisierung

in der Energiewirtschaft

Schriftenreihe Wirtschafts- und

Sozialwissenschaften Band 38

Ansgar Peiß

Nachhaltige Entwicklung und Internationalisierung in der Energiewirtschaft Dargestellt am Beispiel der Energieversorgung in der Tschechischen Republik

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Peiß, Ansgar: Nachhaltige Entwicklung und Internationalisierung in der Energiewirtschaft. Dargestelltam Beispiel der Energieversorgung

in der Tschechischen Republik. / Ansgar Peiß. Sternenfels ; Berlin : Verl. Wiss, und Praxis, 1999 (Schriftenreihe Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ; Bd. 38)

Zugl.: Braunschweig, Techn. Univ., Diss. 1999 ISBN 3-89673-072-X

ISBN 3-89673-072-X

© Verlag Wissenschaft & Praxis

Dr. Brauner GmbH 1999 Nußbaumweg 6, D-75447 Sternenfels Tel. 07045/930093 Fax 07045/930094

Alle Rechte vorbehalten Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzu­ lässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany

Vorwort Am 1.7.1995 wurde die SKO-ENERGO s.r.o. als erstes internationales Joint-

Venture im Energiesektor der Tschechischen Republik durch die RWE Energie AG, die OBAG AG, ein Unternehmen der Bayernwerk Gruppe, die VW Kraft­

werk GmbH, die SKODA AUTO a.s. und die STE a.s. gegründet. Aufgabe war

es, eine sichere, wirtschaftliche und ökologische Energieversorgung des Auto­ mobilwerkes von SKODA AUTO

zu

gewährleisten. Hierzu wurde insbesondere

ein neues Heizkraftwerk gebaut. Im selben Zeitraum wurde das in der sog.

„Rio-Deklaration" proklamierte Konzept der „Nachhaltigen Entwicklung" auf der 1. Vertragsstaatenkonferenz zur Klimarahmenkonvention von Rio de Janeiro in

Berlin diskutiert. Hieraus entstand die Idee, die Konzepte der Nachhaltigen

Entwicklung und der Internationalisierung in der Energiewirtschaft in einer Dis­ sertation zu analysieren. Mein Dank gilt Herrn Prof. Dr. Horst Günter, der mir die Möglichkeit zur berufsbegeleitenden Promotion gab. Herrn Prof. Dr. Peter Lang danke ich für die

Übernahme des Korreferates. Bedanken möchte ich mich auch bei Herrn Hennings W. Straubel, der mich stets bei meinem Ansinnen, berufsbegleitend zu promovieren, unterstützt hat.

Bei Herrn Franz-Josef Dostall, Herrn Vladimir Handlik und Herrn Ulf Nagel möchte ich mich für die hervorragende Einführung in die Energiewirtschaft be­

danken. Bei den Mitarbeitern der 5KO-ENERGO, meinen Freunden und Kolle­ gen bedanke ich mich für die geleistete Unterstützung. Mein besonderer Dank gilt meinen Eltern, die mir die wissenschaftliche

Ausbildung ermöglicht und mich jederzeit unterstützt haben. Meiner Frau Anette gilt ein besonders herzlicher Dank. Sie hat mir nicht nur die notwendige Zeit gegeben, sondern stand mir auch bei der formalen Aus­

arbeitung der Dissertation zur Seite. Ihr möchte ich diese Arbeit widmen.

Prag, im März 1999

Ansgar Peiß

Inhaltsverzeichnis Vorwort des Autors.........................................................................................V

Inhaltsverzeichnis...........................................................................

VII

Abbildungsverzeichnis.................................................................................. XI

Tabellenverzeichnis..................................................................................... XIII Abkürzungsverzeichnis................................................................................. XV 0

Einleitung............................................................................................. 1

0.1 Thema der Arbeit............................................................................... 1

0.2 Leitende Fragestellungen.................................................................. 3 0.3 Aufbau...............................................................................................5 1

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung........................................ 9 1.1 Entstehung und Differenzierung des Konzeptes............................. 12 1.1.1 Siebziger Jahre: Der „Club of Rome" und die „Grenzen

des Wachstums"......................................................... 13

1.1.2 Achtziger Jahre: Der Brundtland-Report und die Institu­ tionalisierung des Nachhaltigkeitskonzeptes............... 18

1.1.3 Neunziger Jahre: Die UN-Konferenz von Rio und die Folgeprozesse.......................................... .................. 23

1.2 Der heutige Stand der Nachhaltigkeitsdiskussion............................ 33

1.2.1

Konsensfähige Grundsatzpositionen.................................... 33

1.2.2

Hauptstreitpunkte................................................................ 39

1.2.3

Maximen und Handlungsfelder........................................... 41

1.3 Betriebswirtschaftliche Umsetzung................................................. 44

2

1.3.1

Prinzipien............................................................................ 44

1.3.2

Umsetzungsmaßnahmen....................................................49

Das Konzept der Internationalisierung..............................................55 2.1 Begriff und historische Entwicklung des Konzeptes......................... 55

2.1.1

Definition und inhaltlicher Umfang des Begriffes...................55

2.1.2 Phasen der Internationalisierung nach 1945........................ 57

Inhaltsverzeichnis

VIII

2.2

Motive der Unternehmen für Internationalisierungsaktivitäten........ 61

2.3

Haupthandlungsfelder im Internationalisierungsprozeß.................. 67 2.3.1 Wahl der Markteintritts- bzw. Marktbearbeitungsform.......... 67

2.3.2 Organisation der multinationalen Unternehmung................. 70 2.3.3 Akkulturation im Gastland..................................................... 73

2.4

Betriebswirtschaftliche Operationalisierung.....................................82

3 Verbindung der Konzepte der Nachhaltigkeit und der Interna­

tionalisierung.. ...................................................

87

3.1 Sonderfall: Joint Implementation/Clean Development Mecha­

nism....................................................................................... 87

3.2 Umfassendes Modell zur Verbindung der Konzepte der Nach­ haltigkeit und der Internationalisierung.................................... 92

4 Konkretisierung der Konzepte der Nachhaltigkeit und der Inter­

nationalisierung am Beispiel der Energiewirtschaft.....................97 4.1 Ökologische Aspekte der Energiewirtschaft...................................... 99

4.1.1

Entwicklung des globalen Primärenergieverbrauchs........... 100

4.1.2

Fossile Energieträger.......................................................... 107

4.1.3

Kernenergie....................................................................... 109

4.1.4

Regenerative Energiequellen..............................................112

4.1.5 Gesamtanalyse der Nachhaltigkeit der einzelnen Energie­ träger........................................................................ 115

4.1.6 Folgerungen für eine nachhaltige Energiewirtschaft und

Energiepolitik............................................................ 117

4.2 Ökonomisch-politische Aspekte der Energiewirtschaft.................. 121 4.2.1

4.2.2

Liberalisierung der Elektrizitätswirtschaft..............................123

4.2.1.1

USA...................................................................... 125

4.2.1.2

England/Wales......................................................128

4.2.1.3

Europäische Union............................................... 131

Stand der Internationalisierungsbemühungenin der Energiewirtschaft................................................................ 134

Inhaltsverzeichnis

IX

4.3 Operationalisierung der Konzepte der Nachhaltigkeit und der

Internationalisierung innerhalb der Energiewirtschaft............. 138 4.3.1

Nachhaltigkeit...................................................................... 138

4.3.2 Internationalisierung.......................................................... 146 5

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik............................... 151 5.1 Allgemeinwirtschaftliche und energiewirtschaftliche Entwicklung

der Tschechischen Republik seit der Wende 1989/90......... 152

5.1.1

Politische und wirtschaftspolitische Rahmensetzungen...... 152

5.1.2 Eckdaten der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.............. 160

5.1.3 Entwicklung und Struktur des Energiesektors......................164

5.2 Bewertung der tschechischen Energiewirtschaft und Energie­ politik unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten......................... 169

5.3 Bewertung der Tschechischen Republik als Zielland für Inter­ nationalisierungsmaßnahmen auf dem Energiesektor........... 174 5.3.1

Rahmenbedingungen für Internationalisierungsmaßnah­

men in der Tschechischen Republik.................................. 174 5.3.2 Entwicklung und Stand der Internationalisierungsaktivitä­

ten in der Tschechischen Republik.......................... 182 5.3.3 Internationalisierung auf dem tschechischen Energiesektor..... 185 6 Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen zu den

Konzepten der Nachhaltigkeit und der Internationalisierung.......... 191 6.1

Design der Befragung.................................................................... 191 6.1.1

Art und Zielgruppe der Befragung....................................... 191

6.1.2 Entwicklung des Fragebogens............................................ 194 6.1.3 Auswertungsmethodik........................................................201

6.2 Darstellung und Interpretation der Befragungsergebnisse............. 202 6.2.1

Energiewirtschaft und Nachhaltige Entwicklung................... 202

6.2.2 Energiewirtschaft und Internationalisierung......................... 217 6.2.3 Fallbeispiel Tschechische Republik..................................... 232

6.3

Zusammenfassende Bewertung................................................... 247

X

Inhaltsverzeichnis

7 Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse...........................253 Literaturverzeichnis............................................................................... 271

Anhang..................................................................................................299

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1:

Einflußnahme der Umweltproblematik auf das Unter­ nehmen .......................................................46

Abbildung 2:

Motive und Anreize für Internationalisierungsmaßnah­

men............................................................ 63 Abbildung 3:

Leitsätze der Konzepte Nachhaltige Entwicklung und

Internationalisierung.................................... 92 Abbildung 4:

Parallelen der Konzepte Nachhaltigkeit und Internatio­

nalisierung.................................................95 Abbildung 5:

Aufteilung des weltweiten Energieverbrauchs auf Ener­ gieträger 1992.......................................... 101

Abbildung 6:

Aufteilung des weltweiten Energieverbrauchs auf Regio­ nen ........................................................... 102

Abbildung 7:

Bruttoinlandsprodukt und Industrieproduktion der CSFR bzw. CR 1990-97.....................................160

Abbildung 8:

Exportvolumen und Handelsbilanzsaldo der CSFR bzw. CR 1990-97.............................................161

Abbildung 9:

Inflationsrate und Arbeitslosenquote der CSFR bzw. CR 1990-97.................................................. 162

Abbildung 10: Ausländische Direktinvestitionen in der CSFR bzw. CR 1990-97....................................................182

Abbildung 11: Direktinvestitionen in der CSFR bzw. CR 1990-97 nach

Herkunftsländern bzw. nach Branchen....... 183

Abbildung 12: Ergebnis der Befragung, Frage 3......................................... 204 Abbildung 13: Ergebnis der Befragung, Fragen 4/5....................................207 Abbildung 14: Ergebnis der Befragung, Fragen 3a, 6 und7........................ 211

Abbildung 15: Ergebnis der Befragung, Fragen 3b, 8 bis 11........................213

Abbildung 16: Ergebnis der Befragung, Frage 12......................................215

Abbildung 17: Ergebnis der Befragung, Frage 16......................................218 Abbildung 18: Ergebnis der Befragung, Frage 19......................................220 Abbildung 19:

Ergebnis der Befragung, Frage 20......................................223

XII

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 20:

Ergebnis der Befragung,Frage 21...................................... 226

Abbildung 21:

Ergebnis der Befragung,Frage 22...................................... 228

Abbildung 22:

Ergebnis der Befragung,Frage 23...................................... 230

Abbildung 23:

Ergebnis der Befragung,Frage 26...................................... 234

Abbildung 24:

Ergebnis der Befragung,Frage 27...................................... 236

Abbildung 25:

Ergebnis der Befragung,Frage 28...................................... 238

Abbildung 26:

Ergebnis der Befragung,Frage 30...................................... 242

Tabellenverzeichnis Tabelle 1:

Internationalisierungsmotive (nach Institut der deutschen Wirtschaft)............................................................. 64

Tabelle 2:

Internationalisierungsmotive (nach Köhler)...............................65

Tabelle 3:

Internationalisierungsmotive (nach IKB).................................... 65

Tabelle 4:

Internationalisierungsmotive (nach IFO-Institut)........................ 66

Tabelle 5:

Markteintrittsformen bei Internationalisierungsmaßnahmen...... 69

Tabelle 6:

IEA-Szenario des globalen Energieverbrauchs im Jahr 2010..... 103

Tabelle 7:

WEC-Szenario des globalen Energieverbrauchs bis 2020........ 105

Tabelle 8:

WEC-Szenario des globalen Energieverbrauchs bis 2100........ 106

Tabelle 9:

Rahmenbedingungen für ausländisches Engagement in der CR.................................................................181

Tabelle 10: Ausländische Beteiligung an tschechischen Elektrizitätsund Gasverteilungsunternehmen...................... 189

Tabelle 11: Ausländische Beteiligung an tschechischen Heizkraft­

werken ...............................................................190 Tabelle 12: Ergebnis der Befragung, Fragen 3a und 3m............................205 Tabelle 13: Ergebnis der Befragung, Frage 29........................................... 240

Abkürzungsverzeichnis a.a.O.

am angegebenen Ort

abs.

absolut

AG

Aktiengesellschaft

arith.

arithmetisch

Aufl.

Auflage

BIP

Bruttoinlandsprodukt

BOO

Build - Own - Operate

BOOT

Build - Own - Operate - Transfer

BOT

Build - Operate - Transfer

bzw.

beziehungsweise

CEGB

Central Electricity Generation Board

Cez

Ceske Energeticke Zavody

COSY

Company oriented Sustainability

Cr

Tschechische Republik

CSFR

Tschechische und Slowakische Föderative Republik

CZ

Tschechische Befragte

D

Deutsche Befragte

Diss.

Dissertation

DSM

Demand-Side Management

ebd.

ebenda

ECK

Energeticke Centrum Kladno

EdF

Electricite de France

EG

Europäische Gemeinschaft

EJ

Exajoule

EPC

Engineering - Procurement - Construction

Erg.-H.

Ergänzungsheft

EU

Europäische Union

e.V.

eingetragener Verein

XVI

Abkürzungsverzeichnis

EVU

Energieversorgungsunternehmen

f.

folgende Seite

FERC

Federal Energy Regulation Commission

ff.

fortfolgende Seiten

GATT

General Agreement on Tariffs and Trade

GmbH

Gesellschaft mit beschränkter Haftung

GW

Gigawatt

GWh

Gigawattstunde

HDI

Human Development Index

Hrsg.

Herausgeber

IEA

Internationale Energieagentur

IFO

Institut für Wirtschaftsforschung

IOC

International Oil Consortium

IPP

Independent Power Producers

IUCN

International Union for the Conservation of Nature and Natu­ ral Resources

IWF

Internationaler Währungsfonds

JI

Joint Implementation

JOPP

Joint Venture Phare Program

k.

keine

K

Kelvin

KG

Kommanditgesellschaft

KRK

Klimarahmenkonvention

kW

Kilowatt

kWh

Kilowattstunde

KWU

Kraftwerks-Union

LCP

Least-Cost Planning

Mio.

Million

Mrd.

Milliarde

MW

Megawatt

Abkürzungsverzeichnis

XVII

MWh

Megawattstunde

NATO

North Atlantic Treaty Organization

OBAG

Energieversorgung Ostbayern AG

OECD

Organization for Economic Cooperation and Development

OHG

Offene Handelsgesellschaft

o.O.

ohne Ort

o.O.u.J.

ohne Ort und Jahr

o.Sz.

ohne Seitenzählung

PURPA

Public Utilities Regulatory Police Act

REC

Regional Electricity Companies

Red.Bearb.

Redaktionelle Bearbeitung

RGW

Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe

RWE

Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerke

S.

Seite

SPV

Siemens Power Ventures

TJ

Terajoule

TU

Technische Universität

TW

Terawatt

TWh

Terawattstunde

u.a.

unter anderem, und andere

UCPTE

Union pour la Coordination de la Production et du Transport

de l'Electricite UdSSR

Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken

UN

United Nations

UNCTAD

United Nations Conference on Trade and Development

UNEP

United Nations Environmental Programme

us-s

US-Dollar

USA

United States of America

vgl.

vergleiche

VSK

Vertragsstaatenkonferenz

Abkürzungsverzeichnis

XVIII WBCSD

World Business Council for Sustainable Development

WEC

World Energy Council

WTO

World Trade Organization

z.B.

zum Beispiel

z.T.

zum Teil

0 Einleitung 0.1 Thema der Arbeit Zu den wesentlichen Herausforderungen, mit denen sich das ausgehende 20. Jahrhundert konfrontiert sieht, zählen die ökologische Problematik und die zunehmende weltweite Verflechtung nahezu aller Bereiche der Gesell­

schaft. Die wachsende Umweltbelastung droht durch die Zerstörung des ökologischen Gleichgewichts der Erde die natürlichen Lebensgrundlagen zu vernichten und zwingt die Menschheit, zur Sicherung ihres eigenen Überle­ bens nach umweltverträglicheren Formen des Wirtschaftens, des Konsums,

des Lebensstils etc. zu suchen. Die globale Angleichung stellt die traditionel­ len nationalstaatlichen Strukturen im Bereich der Politik, Wirtschaft und Kultur in Frage und fordert zur Suche nach neuen, internationalen Formen des Zu­

sammenlebens und des Organisierens dieses Zusammenlebens heraus.

Wohl kein anderer Bereich der Gesellschaft weist eine ähnlich hohe Rele­ vanz hinsichtlich beider Problemkreise auf wie die Wirtschaft. Denn auf der

einen Seite stellt das Wirtschaften jene menschliche Tätigkeit dar, die mehr als jede andere die natürlichen Ressourcen beansprucht und in das Funktio­

nieren natürlicher Ökosysteme eingreift. Auf der anderen Seite ist die Wirt­ schaft mehr als jeder andere menschliche Tätigkeitsbereich auf grenzen- und

kulturenübergreifende Zusammenarbeit angewiesen und bietet selbst dann noch internationale Verständigungsmöglichkeiten, wenn dies auf politischer Ebene bereits ausgeschlossen zu sein scheint.

Vor diesem Hintergrund kann es nicht verwundern, daß die Problemkreise bzw. Herausforderungen der Umweltbelastung und der wachsenden interna­

tionalen Verflechtung seit den achtziger Jahren vor allem in der Ökonomie

zunehmend diskutiert werden. Im Verlauf dieser Diskussionen sind vor allem zwei Lösungskonzepte erarbeitet worden, die im Mittelpunkt der vorliegenden Ar­

beit stehen: das Konzept der „Nachhaltigen Entwicklung" als umfassende Lö­ sungsstrategie zur Vereinbarkeit von Ökologie und Ökonomie sowie das Kon­

zept der „Internationalisierung" als Modell eines angemessenen betriebswirt­

schaftlichen Umgangs mit den Herausforderungen der „Globalisierung".

Einleitung

2

Das Konzept der „Nachhaltigkeit" („Sustainability") bzw. der „Nachhaltigen Entwicklung" („Sustainable development") geht auf die Umweltschutzdebatte

der siebziger Jahre zurück und ist in seiner heutigen Form in den achtziger Jahren entstanden. Zu jener Zeit ist es auch als Handlungskonzept von inter­

nationalen politischen Gremien, vor allem von den UN, aufgegriffen worden.

In den neunziger Jahren hat sich der Nachhaltigkeitsgedanke zunehmend in

der Wirtschaft ausgebreitet. Das Leitziel des Konzeptes besteht darin, ökologi­ sche, ökonomische sowie soziale Interessen und Ansprüche so miteinander

zu vereinen, daß die Lebensgrundlagen der Menschen dauerhaft erhalten bleiben und sowohl intragenerationell als auch intergenerationell1 möglichst gerecht verteilt werden. Vor allem geht es um den Versuch, ökologische und ökonomische Interessenlagen miteinander zu vereinbaren.

So wie das Nachhaltigkeitskonzept auf spätmittelalterliche forstwirtschaftli­ che Modelle zurückgeführt werden kann (vgl. Kapitel 1), ist auch das Konzept

der Internationalisierung nicht erst in den letzten Jahrzehnten entstanden. Es hat jedoch seit den achtziger Jahren durch weltpolitische und weltwirtschaftli­ che Entwicklungen sowie durch die Debatten um die „Globalisierung" we­

sentlich an Aktualität und Bedeutung gewonnen. Der letztere Begriff dient da­ zu, die fortschreitende Annäherung der Gesellschaften der Erde aneinander

bzw. ihre Verschmelzung miteinander in den unterschiedlichsten Bereichen zu thematisieren. Ursprünglich vor allem für den Bereich des Kommunikations-

und Informationswesens gebraucht, ist der Begriff auch auf Bereiche wie Kultur, Lebensgewohnheiten oder Konsum („Globalisierung der Märkte") ausge­

dehnt worden. Das Konzept der „Internationalisierung" versucht eine Antwort

auf die Frage zu geben, mit welcher Strategie die Wirtschaft auf die Heraus­ forderungen, die der Prozeß der „Globalisierung" darstellt, antworten kann. Die vorliegende Untersuchung zielt auf die Analyse der theoretischen Grundlagen, der praktischen Operationalisierbarkeit und der sozioökonomi­ schen Bedeutung der beiden genannten Konzepte. Dabei fallen bei der Lek­ türe der Literatur, die in den vergangenen Jahren zu diesen Konzepten er­

schienen ist, vor allem zwei Dinge auf: 1

Vgl. zu diesen beiden Begriffen Kapitel 1.2.1. dieser Arbeit.

Einleitung •

3

Beide Konzepte erscheinen in zahlreichen Veröffentlichungen nahezu als „Allheilmittel", um die wirtschaftlichen bzw. aus der Wirtschaft erwachsenden

Probleme unserer Zeit zu lösen. Dabei werden die dazugehörigen Begriffe so inflationär gebraucht, daß sie ihre Schärfe zu verlieren drohen. •

Die Notwendigkeit, beide Konzepte miteinander zu verbinden, wird kaum einmal intensiver thematisiert. Dabei beruht gerade der Versuch des öko­

logisch nachhaltigen Wirtschaftens auf einer Einsicht in die globalen Zu­

sammenhänge ökonomischen Handelns und ökologischer Mechanismen. An diesen Unzulänglichkeiten der bisherigen Theoriebildung soll die vorlie­ gende Untersuchung ansetzen. Es soll erstens der Versuch unternommen

werden, die Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisie­ rung konkret aus Sicht der ökonomischen Praxis hinsichtlich ihrer Realisier­ barkeit und ihrer Möglichkeiten zu hinterfragen und sie in diesem Zusam­

menhang von dem ideologischen Ballast zu befreien, der im Lauf der letzten Jahre die wissenschaftliche Diskussion erschwert hat (vgl. Kapitel 1.1 und

2.1.2). Zweitens sollen die Konzepte erstmals nicht nur isoliert voneinander

betrachtet, sondern darüber hinaus systematisch aufeinander bezogen und in ihren wechselseitigen Zusammenhängen dargestellt werden.

0.2 Leitende Fragestellungen Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Frage, ob und gegebenenfalls inwieweit die Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisierung ge­

eignete Strategien zur Bewältigung der ökologischen, kulturellen und sozialen

Herausforderungen darstellen, mit denen sich die Wirtschaft heute konfron­ tiert sieht. Zu diesem Zweck sollen sie auf den folgenden Ebenen und unter

den folgenden Fragestellungen untersucht werden: •

Gang der Theoriebildung

- Welche Rückschlüsse läßt die Entstehungs- und Entwicklungsgeschich­ te der Konzepte auf ihre Hintergründe und ihre Motivierung zu?

- Welchen Verlauf hat die Theoriebildung beider Konzepte bis zu ihrem heutigen Stand genommen?

Einleitung

4 •

Kernbestandteile und Leitthesen - Auf welche essentiellen Bestandteile lassen sich die Konzepte der

Nachhaltigkeit und der Internationalisierung reduzieren? - Welche Leitthesen der Konzepte dürfen heute als allgemein anerkannt

gelten, und wie können sie systematisch aufeinander bezogen werden? •

Offene Fragen und Probleme

- Welche Aspekte innerhalb der Konzepte sind noch ungelöst, und wel­ che Lösungsansätze gibt es?

- Existieren noch unterschiedliche oder widersprüchliche Teilansätze, und wie sind diese zu bewerten?



Operationalisierung

- Lassen sich die Konzepte in allgemeine betriebswirtschaftliche Prinzi­ pien umsetzen, und wenn ja, wie? - Welche konkreten unternehmerischen Handlungsstrategien und Ein­

zelmaßnahmen können aus den Konzepten abgeleitet werden?

Die Beantwortung dieser Fragen soll sich in dieser Arbeit bewußt von jenen ideologisch geprägten Diskussionen fern halten, die allzuoft die Auseinander­

setzung mit den beiden Konzepten geprägt haben (vgl. Kapitel 1.1 und 2.1.2). Es soll geklärt werden, inwieweit Nachhaltige Entwicklung und Inter­

nationalisierung sinnvolle und tragfähige ökonomische Strategien darstellen und wie ihre betriebswirtschaftliche Umsetzung konkret aussehen könnte.

Dies soll aus drei verschiedenen Perspektiven heraus erfolgen: Theorie,

konkretes Fallbeispiel, empirische Umfrage. Bislang sind in der Literatur die genannten Konzepte, vor allem jenes der Nachhaltigen Entwicklung, beinahe ausschließlich aus einem übergreifenden theoretischen Blickwinkel heraus betrachtet worden. Ihre Operationalisierbarkeit ist auf der Grundlage einer

solchen Herangehensweise jedoch kaum zu beurteilen. Darum wird ihre Umsetzbarkeit am konkreten Beispiel der Energiewirtschaft unter besonderer

Berücksichtigung der Situation in der Tschechischen Republik untersucht (zu

den Gründen für diese Auswahl des Fallbeispiels vgl. Kapitel 0.3). Zusätzlich werden die Ergebnisse durch die Analyse einer Umfrage mit den Einstellun­ gen der Vertreter der Energiewirtschaft selbst kontrastiert.

Einleitung

5

0.3 Aufbau Die Bearbeitung dieser Fragen erfolgt im theoretischen Teil der Untersu­ chung, zunächst getrennt für das Nachhaltigkeitskonzept (Kapitel 1) und das Internationalisierungskonzept (Kapitel 2). Die Geschichte der Entstehung und

Differenzierung des Nachhaltigkeitskonzeptes wird intensiver thematisiert, da

das Konzept im Zusammenhang mit der internationalen Umweltpolitik immer wieder modifiziert wurde (Kapitel 1.1). Auch heute ist die Debatte noch nicht

abgeschlossen, so daß den allgemein anerkannten Leitgedanken des Kon­

zeptes auch verschiedene noch offene Streitpunkte gegenübergestellt wer­ den müssen (Kapitel 1.2). Demgegenüber kann die Entstehungsgeschichte

des Internationalisierungskonzeptes knapper abgehandelt werden, da sie kei­ ne vergleichbare politische Relevanz aufweist (Kapitel 2.1). Die inhaltliche

Analyse erfolgt hier getrennt nach den Aspekten der Internationalisierungs­ motive, der Internationalisierungsform, der multinationalen Organisation und

der Akkulturation (Kapitel 2.2 und 2.3). Beide Kapitel werden abgeschlossen von dem Versuch der betriebswirtschaftlichen Operationalisierung der theo­ retischen Konzepte (Kapitel 1.3 und 2.4).

Das dritte Kapitel betritt Neuland, indem hier erstmals die Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisierung hinsichtlich der ihnen zugrundeliegenden sozioökonomischen Entwicklungen, der konkreten, an die

Unternehmen herantretenden Herausforderungen, der theoretischen Leitlini­

en und Grundprinzipien sowie der betriebswirtschaftlichen Operationalisie­ rung systematisch miteinander verglichen werden. Es wird hier vor allem zu

prüfen sein, ob die beiden Konzepte eine derart enge gegenseitige Verzah­ nung aufweisen, daß sich ihre kombinierte Anwendung in der betriebswirt­

schaftlichen Praxis empfiehlt. Die Ergebnisse des theoretischen Teils sollen im zweiten Teil anhand ei­ nes sektoralen und regionalen Fallbeispiels konkretisiert und veranschaulicht

werden. In sektoraler Hinsicht wird die Branche der Energiewirtschaft gewählt (Kapitel 4), weil sie im Rahmen beider genannten Konzepte eine besondere

Rolle spielt:

6

Einleitung



Die Energiewirtschaft ist der umweltrelevanteste Wirtschaftszweig über­ haupt, allenfalls mit Ausnahme der Land- und Forstwirtschaft. Das Ziel ei­ ner nachhaltigen Energieversorgung bildet einen unverzichtbaren, zentra­

len Bestandteil aller Versuche zur Operationalisierung des Konzeptes der

Nachhaltigkeit. •

Auf dem Weg zum Europäischen Binnenmarkt wird intensiv die interna­

tionale Angleichung des Energiesektors diskutiert, und es ist von starken /ntemat/onafe/erungsbemühungen der großen Energiekonzerne auszu­

gehen, zumal der verschärfte Wettbewerb die Unternehmen zum Wachs­

tum zwingen wird und dies innerhalb der nationalen Grenzen oft kaum noch möglich ist.

Auch die Wahl der Tschechischen Republik als regionales Untersuchungsob­ jekt (Kapitel 5) läßt sich mit einer besonderen Relevanz des Landes hinsicht­

lich beider Konzepte begründen: •

Die Tschechische Republik stellt ein bevorzugtes Ziel von Energiekonzer­ nen aus dem Gebiet der EU dar, die im Rahmen einer Intemationalisierungsstrategie die Ausweitung ihrer Aktivitäten nach Ostmitteleuropa und

Osteuropa verfolgen.



Die Energiewirtschaft der Tschechischen Republik ist aus der Zeit der so­ zialistischen Herrschaft mit erheblichen Umweltproblemen belastet. Zu

den zentralen Zielen der tschechischen Energiepolitik für die nähere Zu­ kunft zählt die Gewährleistung einer ökologisch verträglicheren und damit nachhaltigeren Energieversorgung.

Die Energiewirtschaft wird zunächst hinsichtlich ihres Nachhaltigkeitspotentials

untersucht, wobei die Analyse der einzelnen Energieträger, ihrer Ressourcen, ihrer Verbrauchs- sowie ihrer Entsorgungsproblematik im Mittelpunkt der Be­

trachtung steht (Kapitel 4.1). Bezüglich des Internationalisierungspotentials des Energiesektors konzentriert sich die Darstellung vor allem auf die weltweit

zu beobachtende Liberalisierung der Energieerzeugung und Energieversor­ gung und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die internationale Zu­ sammenarbeit (Kapitel 4.2). Abschließend werden die oben erarbeiteten

Einleitung

7

Operationalisierungsmodelle für die beiden Konzepte speziell für den Bereich

der Energiewirtschaft konkretisiert (Kapitel 4.3). Hinsichtlich des regionalen Fallbeispiels der Tschechischen Republik wer­

den zunächst die für das Thema relevanten politischen und ökonomischen Entwicklungen seit der Wende von 1989/90 mit besonderer Berücksichti­

gung der energiepolitischen und energiewirtschaftlichen Veränderungen er­ örtert (Kapitel 5.1). Danach steht die Bewertung der tschechischen Energie­ wirtschaft unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten (Kapitel 5.2) und unter Inter­

nationalisierungsgesichtspunkten (Kapitel 5.3) im Mittelpunkt der Betrach­

tung. Im empirischen Teil (Kapitel 6) sollen mittels einer Fragebogenauswer­ tung die Einstellungen sowohl der tschechischen Energieunternehmen als

auch der ausländischen, für Internationalisierungsmaßnahmen in der Tsche­ chischen Republik in Frage kommenden Energieerzeugungs- und Energiever­ sorgungsunternehmen zu den Konzepten der Nachhaltigen Entwicklung und

der Internationalisierung ermittelt und ausgewertet sowie die Ansätze zu de­

ren Umsetzung dargestellt werden.

1 Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung ist angesichts der deutlichen Ver­ schlechterung der ökologischen Situation auf unserem Planeten und der in­ tensiven wissenschaftlichen wie politischen Thematisierung dieser Problema­

tik seit den siebziger Jahren entstanden. Waren Ökologie und Umweltschutz in dieser Zeit noch gesellschaftliche Randthemen, so haben sie sich seit den

achtziger und nochmals verstärkt seit den neunziger Jahren im Zentrum der wissenschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen etabliert. Die glo­

bale ökologische Problematik äußert sich in diversen Teilproblemen, von de­

nen in den Medien und in der Öffentlichkeit besonders die folgenden inten­ siv diskutiert werden: •

die großflächige Vernichtung der tropischen Regenwälder zur Holzgewin­

nung und Holzverarbeitung; •

die Schädigung des Waldbestandes in den Industrieländern durch den sogenannten „sauren Regen";



der globale Temperaturanstieg durch Kohlendioxidemissionen von Indu­ strie und Verkehr („Treibhauseffekt");



die Zerstörung von Teilen der schützenden Ozonschicht der Atmosphäre durch Treibgase („Ozonloch");



die Verschlechterung der Grundwasserqualität durch Pestizide, Schwer­ metalle und andere Schadstoffe;



die zunehmende Ausrottung gefährdeter Tier- und Pflanzenarten durch die Beeinträchtigung ihres natürlichen Lebensraumes.2

2

Es ist nicht Aufgabe dieser Arbeit, die globalen ökologischen Schädigungen und Risiken in al­

ler Ausführlichkeit darzustellen. Hier sei für einen knappen Überblick auf die folgenden Textstellen verwiesen: Harborth, Hans-Jürgen: Dauerhafte Entwicklung statt globaler Selbstzer­ störung. Eine Einführung in das Konzept des „sustainable development”, Berlin 1991, S. 911; Quennet-Thielen, Cornelia: Nachhaltige Entwicklung: Ein Begriff als Ressource der politischen Neuorientierung. In: Kastenholz, Hans G./Erdmann, Karl-Heinz/Wolff, Manfred (Hrsg.): Nachhaltige Entwicklung: Zukunftschance für Mensch und Umwelt, Berlin u.a. 1996, S. 9-21, hier S. 10-11; Kurz, Rudi: Globale Schadensszenarien, Sustainable Development und Instrumente des ökologischen Strukturwandels. In: Faix, Werner G./Kurz, Rudi/Wichert, Felix (Hrsg.): Innovation zwischen Ökonomie und Ökologie, Landsberg a.L. 1995, S. 13-21.

10

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

Angesichts dieser Entwicklungen, die die Lebensgrundlagen der Menschheit ernsthaft zu gefährden scheinen, sehen sich Wissenschaft, Politik und Wirt­

schaft vor die Aufgabe gestellt, nach Wegen zu suchen, die Erhaltung der

natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen auf der einen Seite und die in­ dustrielle Produktionsweise sowie den Wohlstand und den Lebensstil der

modernen Gesellschaft auf der anderen Seite miteinander vereinbaren zu können. Es stellt sich die zentrale Frage, ob und, wenn ja, auf welche Weise es gelingen kann, Arbeit, Wohlstand und Lebensqualität für alle Menschen in

den Industrie- wie in den Entwicklungsländern zu sichern und dabei gleich­

zeitig die Umwelt so wirkungsvoll zu schonen, daß sie auch künftigen Gene­ rationen noch als menschenwürdiger Lebensraum dienen kann. Aus dieser

Frage leiten sich alle weiteren Teilprobleme ab, z.B.: Welche ökonomischen, technischen und sozialen Modernisierungen und Innovationen sind erforder­ lich, um dieses Ziel zu erreichen? Welche organisatorischen Änderungen in

Politik und Wirtschaft sind zur Durchsetzung dieser Innovationen notwendig? Und: Gibt es eine Obergrenze für Wachstum und Wohlstand, die im Interes­ se der Umwelt nicht überschritten werden darf?3 Im Laufe der Versuche, diese Fragen zu beantworten, hat sich spätestens

seit der UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro im Jahr 1992 das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung4 als allgemein verbind­ liches Leitziel herauskristallisiert. Damit wird an ein bereits im Spätmittelalter formuliertes forstwirtschaftliches Konzept angeknüpft.5 Dieses Konzept ist seit 3

Einen Katalog von Fragestellungen, die im Zusammenhang mit dem Konzept der Nachhalti­

4

gen Entwicklung von Relevanz sind, bietet: Huber, Joseph: Nachhaltige Entwicklung. Strategien für eine ökologische und soziale Erdpolitik, Berlin 1995a, S. 9. Dem Begriff entsprechen die englischen Ausdrücke des „Sustainable development" bzw. der

5

„Sustainability" wie die deutschen Termini der „Nachhaltigkeit", der „dauerhaften Entwicklung“ oder der „zukunftsfähigen Entwicklung". Vgl. Klemmer, Paul: Ressourcen- und Umweltschutz um jeden Preis? In: Voss, Gerhard (Hrsg.): Sustainable development. Leitziel auf dem Weg in das 21. Jahrhundert, Köln 1994, S. 22-57, hier S. 22-24. Nach diesem Konzept ist ein Wald nur dann „nachhaltig“, d.h. langfristig nutzbar, wenn aus

seinen Beständen nicht mehr Holz geschlagen wird, als gleichzeitig unter natürlichen Bedin­ gungen nachwachsen kann. Zur Entstehung des Nachhaltigkeitsprinzips in der Forstwirtschaft: Nutzinger, Hans G./Radke, Volker: Das Konzept der nachhaltigen Wirtschaftsweise. Histori­ sche, theoretische und politische Aspekte. In: Nutzinger, Hans G. (Hrsg.): Nachhaltige Wirt­ schaftsweise und Energieversorgung. Konzepte, Bedingungen, Ansatzpunkte, Marburg 1995, S. 13-49, hierS. 14-17.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

11

den achtziger Jahren auf globale ökologische bzw. ökonomische Zusammen­

hänge übertragen und erweitert worden, wobei es allerdings bis heute nicht

gelungen ist, eine allgemeinverbindliche Definition für den Begriff der „Nach­ haltigen Entwicklung" zu finden. Kreibich unterscheidet 1996 bereits zwi­ schen über 70 verschiedenen Definitionsversuchen und kommt zu dem eher

resignierenden Ergebnis, daß man sich momentan allenfalls darin einig sei, welche Faktoren einer Nachhaltigen Entwicklung w/c/ersprächen.6 Trotz dieser unbefriedigenden Situation ist es notwendig, den Begriff im Sinne einer Arbeitsdefinition für diese Untersuchung zu klären. Dem kommt

die Tatsache entgegen, daß die Mehrzahl der vorliegenden Definitionsversu­ che in bestimmten zentralen Punkten übereinstimmt. Der Begriff der „Nach­

haltigkeit" läßt sich definieren als die Forderung, alle natürlichen Ressourcen,

die der Mensch im Zuge seiner ökonomischen Tätigkeiten nutzt, so zu be­ wirtschaften, daß sie auch für zukünftige Generationen in einer möglichst un­ beeinträchtigten Beschaffenheit erhalten bleiben.7 Der Begriff der „Entwick­

lung" wiederum verweist darauf, daß das Konzept keineswegs nur auf die Er­

haltung und Bewahrung von etwas Bestehendem zielt, sondern den dynami­ schen Charakter der modernen Gesellschaft und Wirtschaft betont8 Seit den achtziger Jahren hat der Begriff der „Nachhaltigen Entwicklung" jedoch eine derart inflationäre Verwendung erfahren, daß er heute in Gefahr

ist, zu verwässern und zu einer alles und damit nichts umfassenden Floskel

zu werden. Pearce spricht bereits 1988 von der Nachhaltigen Entwicklung als dem „catchword of the 80ies"9, und diese Feststellung kann mit noch größe­ rer Berechtigung für die neunziger Jahre getroffen werden. Daher sollen im

6

Vgl. Kreibich, Rolf (Hrsg.): Nachhaltige Entwicklung. Leitbild für die Zukunft von Wirtschaft und

7

Gesellschaft, Weinheim/Basel 1996, S. 40. Diese Bedeutung des Begriffsbestandteils „nachhaltig" scheint allgemeine Akzeptanz zu fin­

8

den. Umstritten ist allerdings die genaue Festlegung der zeitlichen Dimension (wieviele Gene­ rationen?) wie auch der räumlichen Dimension (Ressourcen auf welcher regionalen Ebene?). Vgl. Klemmer (1994), a.a.O., S. 26. Dabei wäre es jedoch falsch, den Begriff „Entwicklung" mit dem Begriff „Wachstum" gleichzu­

9

setzen. Vielmehr ist umstritten, ob wirtschaftliches Wachstum einen zwingenden Bestandteil des Konzeptes der Nachhaltigen Entwicklung bildet. Vgl. Kreibich (1996), a.a.O., S. 40. Pearce, David William: Economics, Equity and Sustainable Development, Futures 20 (1988),

S. 598-605, hier S. 598.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

12

folgenden die Entstehung und Ausdifferenzierung, die inhaltlichen Grundzüge und die Möglichkeiten der praktischen Umsetzbarkeit des Konzeptes nachge­

zeichnet werden, um auf diese Weise seine Operationalisierbarkeit für die weitere Untersuchung zu gewährleisten.

1.1

Entstehung und Differenzierung des Konzeptes

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung stellt in seinen inhaltlichen Grundzügen keineswegs eine Erfindung des späten 20. Jahrhunderts dar.

Dies hat bereits der Verweis auf die Prinzipien der spätmittelalterlichen Forst­ wirtschaft gezeigt. Die Ethnologie hat den Beweis erbracht, daß Jäger- und

Sammler-Gesellschaften die natürlichen Ressourcen ihrer Umgebung auf ei­ ne Art und Weise bewirtschaften, die durchaus Züge des Nachhaltigkeitsprin­

zips aufweist. Auch in der Ökonomie sind vergleichbare Überlegungen bereits in früheren Jahrhunderten zu finden, z.B. in den Überlegungen Malthus' zum Bevölkerungs- und Ressourcenwachstum gegen Ende des 18. Jahrhun­ derts.10

Die neoklassische Ökonomie mit ihrer eindeutigen Fixierung auf wirt­ schaftliches Wachstum und technischen Fortschritt hat jedoch seit dem 19.

Jahrhundert der Natur praktisch keinen eigenständigen Wert zugemessen und

sie demzufolge aus ihren ökonomischen Betrachtungen weitgehend ausge­ klammert. Erst die Einsicht, daß die Menschheit bei einer unveränderten

Fortführung ihrer derzeitigen Wirtschaftsweise in Gefahr geraten würde, ihre

natürlichen Lebensgrundlagen zu zerstören, hat zu Beginn der siebziger Jahre dieses Jahrhunderts zum Aufschwung der Ökologie und, darauf folgend, der Ökologischen Ökonomie und der neueren Ressourcenökonomie geführt. Vor allem der „Club of Rome" vertritt die neue ökologische Bewegung öffentlich­ keitswirksam mit seinen Berichten zur ökologischen Lage.

10

Vgl. hierzu u.a. Klemmer, Paul/Wink, Rüdiger/Benzler, Guido/Halstrick-Schwenk, Marianne:

Mehr Nachhaltigkeit durch Marktwirtschaft: Ein ordnungspolitischer Ansatz. In: Gerken, Lüder (Hrsg.): Ordnungspolitische Grundfragen einer Politik der Nachhaltigkeit, Baden-Baden 1996, S. 289-340, hier S. 293.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung 1.1.1

13

Siebziger Jahre: Der „Club of Rome" und die „Grenzen des Wachstums"

Als erstes entscheidendes Datum für die Herausbildung des Nachhaltigkeits­ konzepts gilt das Jahr 1972. In diesem Jahr erscheint der von Dennis Mea­

dows und Mitarbeitern des Massachusetts Institute of Technology verfaßte er­

ste Bericht des „Club of Rome" zur Lage der Menschheit mit dem rasch zum Schlagwort avancierenden Titel „Die Grenzen des Wachstums"11. Die Studie hebt die Theorie Malthus' von der zunehmenden Nahrungsmittelknappheit

bei anhaltendem Bevölkerungswachstum wieder ins Bewußtsein und diffe­ renziert sie noch wesentlich, indem die Faktoren Bevölkerungswachstum, Wirtschaftswachstum, Nahrungsmittel- und Rohstoffressourcen sowie Um­ weltbelastung in ihren komplexen Wechselbeziehungen untereinander mit­ einbezogen werden.12 Dabei kommen die Autoren zu dem Schluß, daß we­ der die begrenzten Ressourcen der Erde an Nahrungsmitteln und Rohstoffen

noch die Belastbarkeit und Regenerierungsfähigkeit der natürlichen Umwelt ein weiteres unbegrenztes Wachstum der Bevölkerungszahl und der Wirt­

schaft, vor allem des industriellen Sektors, zulassen: „Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltver­ schmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unver­ ändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht Mit großer Wahrscheinlichkeit führt dies zu einem ziemlich raschen und nicht aufhaltbaren Absinken der Bevölkerungszahl und der industriellen Kapazität"13

Mit dieser Grundthese rückt die Studie von dem Fortschrittsglauben der neo­

klassischen Ökonomie zumindest insoweit ab, als die Autoren bezweifeln, daß es in Zukunft allein durch technischen Fortschritt gelingen kann, die öko­

logischen Folgen eines weiteren, unbegrenzten Wachstums aufzufangen und für die Menschheit erträglich zu gestalten. Vielmehr müsse an die Stelle des technischen Fortschritts oder zumindest neben diesen auch ein Fortschritt im Denken der Menschen treten. Ein Bewußtseinswandel weg von der Wachs­ 11

Meadows, Dennis/Meadows, Donella/Zahn, Erich/Milling, Peter: Die Grenzen des Wachstums.

12 13

Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit, Stuttgart 1972. Vgl. Meadows/Meadows/Zahn/Milling (1972), a.a.O., S. 18-158. Meadows/Meadows/Zahn/Milling (1972), a.a.O., S. 17.

14

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

tumsgläubigkeit hin zu einem Gleichgewichtsdenken sei notwendig, um ei­ nen „Zustand weltweiten Gleichgewichts" zu ermöglichen: „Es erscheint möglich, die Wachstumstendenzen zu ändern und einen ökologischen und wirt­ schaftlichen Gleichgewichtszustand herbeizuführen, der auch in weiterer Zukunft aufrechter­ halten werden kann. Er könnte so erreicht werden, daß die materiellen Lebensgrundlagen für jeden Menschen auf der Erde sichergestellt werden und noch immer Spielraum bleibt, indivi­ duelle menschliche Fähigkeiten zu nutzen und persönliche Ziele zu erreichen."14

Im weiteren Verlauf ihrer Ausführungen machen die Autoren deutlich, was sie konkret unter diesem Gleichgewichtszustand verstehen: Nullwachstum so­

wohl hinsichtlich der Bevölkerungszahlen als auch hinsichtlich der wirtschaftli­ chen Produktionsziffern, gemessen am realen Industriekapital.15 Dies ist eine für die damalige Zeit ausgesprochen provokative These, da sie erstens die

Wachstumsgläubigkeit in Frage stellt und zweitens das weltpolitische und weltwirtschaftliche Modell vom Vorbildcharakter der Industrieländer und von der „aufholenden Entwicklung" der Entwicklungsländer als gefährlich für den

Fortbestand der Menschheit charakterisiert. Entsprechend kontrovers ist die Studie in den Medien und in der Öffent­

lichkeit aufgenommen worden: in den Reihen der Ökologiebewegung mit

nahezu euphorischer Zustimmung, in der Wirtschaft mit Skepsis und Ableh­ nung. Differenzierter hat sich die wissenschaftliche Fachöffentlichkeit des

Themas angenommen. Während auf der einen Seite die Bedeutung der Stu­ die im Hinblick auf ihre Rolle als Wegbereiter eines Diskurses über das Ver­ hältnis von Ökonomie und Ökologie gewürdigt wird, steht auf der anderen

Seite teilweise massive Kritik an einzelnen Aspekten der Untersuchung. Diese Kritik konzentriert sich auf die folgenden Punkte:



In einem globalen Modell liege der Grad der Datenaggregierung so hoch,

daß seine Thesen von unzähligen Fallstudien verifiziert werden müßten.



Die Studie berücksichtige nicht ausreichend die Tatsache, daß Quantität und Qualität des zukünftigen technischen Fortschritts nicht vorhersagbar

sind, und gehe im Grunde vom gegenwärtigen technischen Stand aus.

14 15

Meadows/Meadows/Zahn/Milling (1972), a.a.O., S. 17. Vgl. Meadows/Meadows/Zahn/Milling (1972), a.a.O., S. 155.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung[5



Die Studie gehe von den derzeit bekannten Rohstoffvorkommen aus und berücksichtige nicht die (wahrscheinliche) Auffindung neuer Rohstofflager­

stätten. •

Das Modell sei einseitig technokratisch ausgerichtet und berücksichtige soziale Faktoren nur am Rande.16



Vor allem Autoren aus der Dritten Welt kritisieren, das Modell sei gegen die Emanzipation der Entwicklungsländer gerichtet, da es eine Begrenzung

des industriellen Wachstums bereits zu einem Zeitpunkt propagiere, zu dem in den ärmeren Ländern nicht einmal die Grundbedürfnisse der Menschen befriedigt seien.17

Aus heutiger Sicht ist die Studie als im ganzen wertvoller Denk- und Diskus­ sionsanstoß zu werten, der jedoch im einzelnen noch zahlreicher Korrekturen

bedurfte und bedarf. Dessen sind sich auch die Autoren selbst bewußt ge­ wesen und haben dies durch die Forderung nach weiteren überprüfenden

und differenzierenden Analysen verdeutlicht. Als entscheidend für die Durch­

setzung des Konzeptes der Nachhaltigen Entwicklung haben sich jedoch nicht nur die in rascher Folge erscheinenden weiteren Studien zu den globa­

len Wechselbeziehungen zwischen Ökonomie und Ökologie erwiesen, son­

dern auch die Tatsache, daß diese Problematik bald auf multilateraler politi­ scher Ebene behandelt worden ist. Bereits im Jahr 1972 hat in Stockholm eine UN-Konferenz zum Thema

„Human Environment" stattgefunden, auf der die beteiligten Staaten erstmals 1R Umwelt- und Entwicklungsfragen auf multilateraler Ebene diskutiert haben. Zudem ist das „United Nations Environmental Programme" (UNEP) gegrün­ det worden, eine Organisation, die in den folgenden Jahren die Meinungs­ führerschaft im Bereich der Ökologie-Ökonomie-Debatten übernommen hat.

16 Diese Kritikpunkte nennt der Club of Rome in seiner „Kritischen Würdigung" des Berichts. Vgl. Meadows/Meadows/Zahn/Milling (1972), a.a.O., S. 189-191. 17 Vgl. die angeführten Beispiele bei Harborth (1991), a.a.O., S. 21-22. 18 Vgl. Haber, Wolfgang: Das Nachhaltigkeitsprinzip als ökologisches Konzept. In: Fritz, Peter/Huber, Joseph/Levi, Hans Wolfgang (Hrsg.): Nachhaltigkeit in naturwissenschaftlicher und sozialwissenschaftlicher Perspektive. Eine Publikation der Karl-Heinz-Beckurts-Stiftung, Stuttgart 1995, S. 17-30, hier S. 17-18.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

16

1973 hat ihr erster Executive Director, Maurice Strong, den Begriff „Ecodeve­ lopment" für ein umweit- und sozialverträgliches Konzept der wirtschaftlichen Entwicklung geprägt und damit ein Vorläufermodell zum späteren „Su­ stainable developmenf-Konzept vorgestellt19

Das Modell des „Ecodevelopment" versucht zunächst die Frage zu beant­ worten, wie ländliche Regionen der Dritten Welt an wirtschaftliche und infra­ strukturelle Standards der entwickelten Länder herangeführt werden können, ohne die Ressourcen, die Umweltbedingungen und die kulturellen und so­ zialen Gegebenheiten der betreffenden Regionen zu zerstören.20 Dabei zeigt

es allerdings noch deutliche Züge rückwärtsgewandter Sozialromantik, indem es Faktoren wie Selbstbeschränkung und Bescheidenheit oder auch dem

Rückgriff auf vorindustrielle Technologien einen hohen Wert beimißt. Diese einseitige ideologische Ausrichtung und die Beschränkung auf die Nord-

Süd-Problematik haben dazu geführt, daß sich das Konzept nicht durchge­

setzt hat. Im Oktober 1974 hat die UNEP ihre Bemühungen um eine politische

Operationalisierung ihrer globalen Konzepte auf einem gemeinsam mit der UNCTAD (Welthandelskonferenz) veranstalteten Symposium über „Rohstoff­

nutzung, Umweltschutz und Entwicklung" im mexikanischen Cocoyok ver­ stärkt. Die dort verabschiedete „Erklärung von Cocoyok" faßt die Hauptthesen

der UNEP zum Themenkomplex Umwelt, Wirtschaft und Bevölkerungswachs­ tum zusammen: •

Sowohl die Bevölkerungsexplosion als auch die Umweltzerstörung in der

Dritten Welt sind armutsbedingt und daher nur durch eine Entwicklung

der unterentwickelten Regionen zu mildern oder zu stoppen.



Neben der Unterentwicklung der Dritten Welt ist eine Fehlentwicklung in

den Industrieländern für die globalen Probleme zuständig. Diese besteht

in einem Lebensstil der Menschen, der sie einseitig auf einen überstei­

gerten Konsum fixiert. 19 Vgl. Harborth (1991), a.a.O., S. 24. 20 Eine Zusammenfassung dieser frühen Hauptrichtung der Ecodevelopment-Schule bietet einer ihrer Hauptvertreter, Ignacy Sachs. Vgl. Harborth (1991), a.a.O., S. 24-27.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung



17

Ein globales ökologisches Gleichgewicht kann nur dann erreicht werden,

wenn in allen Regionen der Erde weder die verantwortbaren Mindest­ grenzen noch die zulässigen Höchstgrenzen der wirtschaftlichen Entwick­ lung unter- bzw. überschritten werden.2'

Die Studie des „Club of Rome" von 1972 wird damit in dieser Erklärung um die Nord-Süd-Problematik erweitert, indem die Autoren bei dem Begriff der Wachstums- bzw. Entwicklungsgrenzen zwischen Ober- und Untergrenzen unterscheiden und beiden die gleiche Bedeutung beimessen. In die gleiche

Richtung zielt ein im darauffolgenden Jahr veröffentlichter, stark beachteter Bericht eines Forschungsprojektes der Dag-Hammarskjöld-Stiftung, der durch die Tatsache, daß daran 14 UN-Organisationen und 24 Forschungsinstitute

mitgewirkt haben, eine gewisse Repräsentativität erhält Im Grunde wieder­ holt der Bericht jedoch nur die Thesen der Erklärung von Cocoyok in einer fundierteren und argumentativ breiteren Form. Hier wie dort geht es um das

Ziel der Verknüpfung von Entwicklungspolitik, globaler Umweltpolitik und Welthandelssystem zu einer neuen, ökologisch verträglichen und sozial „ge­ rechten" Weltwirtschaftsordnung.22

Die „Ecodevelopment"-Ansätze haben um die Mitte der siebziger Jahre einen beträchtlichen Einfluß ausgeübt, sich dann jedoch schnell als Irrweg herausgestellt. Aus der Aufbruchsstimmung der späten sechziger und frühen siebziger Jahre resultierend, nehmen sie allzu einfache und naive Grenzzie­

hungen zwischen arm und reich bzw. zwischen herrschenden und unter­ drückten Klassen vor und suchen ihre mangelnde wissenschaftliche Fundie­ rung durch verbalen Radikalismus zu kaschieren, der bis hin zu marxisti­ schem Gedankengut reicht. In dieser Form ist ihre Attraktivität für die politi­

schen und wirtschaftlichen Führungszirkel ausgesprochen begrenzt geblieben,

zumal die auf ihren Vorgaben beruhenden Experimente in verschiedenen Entwicklungsländern gescheitert sind.23 Die Debatte um Ökonomie und

21 22

Vgl Harborth (1991), a.a.O., S. 27-28. Der Bericht trug den Titel „Was tun? Plädoyer für eine andersartige Entwicklung". Vgl. Harborth

23

(1991), a.a.O, S. 28-32. Vgl. Harborth (1991), a.a.O, S. 31-32.

18

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

Ökologie, Umwelt und Entwicklung ist jedoch lebendig geblieben und hat in

den achtziger Jahren zur Herausarbeitung von politisch wie wirtschaftlich eher

operationalisierbaren Konzepten geführt.

1.1.2 Achtziger Jahre: Der Brundtland-Report und die Institutionalisierung

des Nachhaltigkeitskonzeptes

Zu Beginn der achtziger Jahre sind zwei Berichte erschienen, die sich mit der Nord-Süd-Problematik und dem Thema des globalen Natur- und Umwelt­ schutzes beschäftigen und den Bewußtseinswandel von Wissenschaft und Politik gegenüber den siebziger Jahren deutlich zeigen. Der unter dem Vorsitz

des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Willy Brandt entstandene Brandt-

Bericht, herausgegeben im Jahr 1980 von der Nord-Süd-Kommission der Vereinten Nationen unter dem Titel „Das Überleben sichern", sucht nach Strategien zur Verbesserung der Lebensbedingungen der unteren Schichten in den Entwicklungsländern. Das Konzept umfaßt sowohl Sofort- als auch Langzeitmaßnahmen in den Bereichen Boden- und Wassemutzung, Gesund­

heitsfürsorge, Wiederaufforstung, Nutzung regenerativer Energiequellen, Ex­ ploration von Bodenschätzen sowie Infrastruktur. Die ökologische Problematik wird dabei eindeutig den Entwicklungserfordernissen untergeordnet.24

Die im gleichen Jahr von der UNEP, dem World Wildlife Fund und der In­ ternational Union for the Conservation of Nature und Natural Resources (IUCN) gemeinsam veröffentlichte „World Conservation Strategy" beinhaltet

erstmals den Begriff des „Sustainable development". Die Studie geht von der

grundlegenden These aus, daß eine ökonomische Entwicklung auf Dauer ohne die Erhaltung funktionsfähiger Ökosysteme nicht möglich ist, und stellt als zentrale Handlungsstrategien den Schutz der Artenvielfalt, die Schonung der Ressourcen und die nachhaltige Nutzung von Ökosystemen heraus.25 Sie

betont, anders als der Brandt-Bericht, einseitig die ökologische Problematik und reflektiert politische und sozialökonomische Faktoren nur unzureichend. 24

Vgl. Simmons, Ian G.: Ressourcen und Umweltmanagement. Eine Einführung für Geo-, Um-

25

weit- und Wirtschaftswissenschaftler, Heidelberg/Berlin/Oxford 1993, S. 332. Vgl. Klemmer/Wink/Benzler/Halstrick-Schwenk (1996), a.a.O., S. 294.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

19

Trotz ihres jeweils einseitigen Blickwinkels stellen beide Veröffentlichun­ gen entscheidende Vorarbeiten für den Brundtland-Report von 1987 dar. Sie befreien die Debatte um Entwicklung und Umwelt von dem ideologischen

Ballast der siebziger Jahre und stellen konkrete, wissenschaftlich fundierte

Analysen und Handlungsanleitungen für die Themenkomplexe der Nord-SüdEntwicklung und des globalen Umweltschutzes dar.

Der Brundtland-Report hat dann dem Konzept der Nachhaltigen Entwick­ lung zu umfassender Publizität sowohl in der wissenschaftlichen Fachwelt als

auch in der Öffentlichkeit verholten. Er geht zurück auf die im Jahr 1983 von

der UN- Generalversammlung eingesetzte „Weltkommission für Umwelt und Entwicklung",

ein organisatorisch mit den Vereinten Nationen verbundenes,

inhaltlich aber unabhängiges Gremium. Nach seiner Vorsitzenden, der ehe­ maligen und auch späteren norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem

Brundtland, hat es auch den Namen „Brundtland-Kommission" erhalten. Als Hauptaufgaben der Kommission lassen sich herausstellen: •

Analyse umweltpolitischer und entwicklungspolitischer Probleme und Er­ arbeitung von Vorschlägen zu deren Lösung;



Formulierung von Vorschlägen für neue Formen der internationalen Zu­ sammenarbeit, um so zur Lösung der globalen Probleme beizutragen;



Wecken von Verständnis und Fördern der Handlungsbereitschaft bei Ein-

zelpersonen, Hilfsorganisationen, Unternehmen und Einzelstaaten. Die Kommission ist erstmals im Oktober 1984 zusammengetreten und hat ihren Abschlußbericht unter dem Titel „Our common future" im April 1987

veröffentlicht. Die Studie zeigt noch deutlicher als die vorgenannten Untersu­ chungen die Abwendung von den Konzepten der siebziger Jahre: Setzen 26

Bei der Zusammensetzung der Kommission ist offensichtlich großer Wert auf eine paritätische

27

Beteiligung von Mitgliedern aus Industrie- und Entwicklungsländern gelegt worden. Zehn Mit­ glieder stammen aus Industrieländern, darunter sieben aus der westlichen Welt und Japan sowie drei aus dem Ostblock, zwei aus Schwellenländern (Saudi-Arabien und VR China) und zehn aus Entwicklungsländern, darunter fünf aus Afrika, drei aus Südamerika und zwei aus Asien. Vgl. Hauff, Volker (Hrsg.): Unsere gemeinsame Zukunft. Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, Greven 1987, S. 3-4 (deutsche Fassung des Brundtland-Berichtes).

20

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

diese auf Bescheidenheit, Konsumverzicht, Rückkehr zu traditionellen Tech­ nologien, Selbstversorgung und z.T. klassenkämpferisches Gedankengut, so

wird nun das Leitziel der Nachhaltigen Entwicklung eng mit der Kategorie des nachhaltigen Wachstums verknüpft. Die beiden Begriffe werden im Ab­ schlußbericht praktisch synonym gebraucht.28 Die Kommission läßt auch kei­

nen Zweifel daran, daß mit dem Begriff „Wachstum" in erster Linie wirtschaft­ liches Wachstum gemeint ist: „Grundbedürfnisse zu befriedigen, hängt teilweise davon ab, das volle Wachstumspotential zu nutzen; dauerhafte Entwicklung erfordert jedenfalls wirtschaftliches Wachstum in Gebieten, wo diese Bedürfnisse nicht befriedigt werden. Andernorts kann dies übereinstimmen mit wirt­ schaftlichem Wachstum, wenn das Wachstum die groben Prinzipien der Dauerhaftigkeit re­ flektiert sowie das Prinzip, andere nicht auszubeuten.“29

Diese Grundsatzentscheidung bedeutet konkret ein eindeutiges Bekenntnis zur Marktwirtschaft und der dem kapitalistischen Wirtschaftssystem innewohnenden Wachstumsdynamik. Zwar räumt der Bericht ein, daß eine Nachhaltige Entwick­

lung im globalen Maßstab nur realisierbar sei, wenn vor allem die wohlhabenden Bevölkerungsschichten in den Industrieländern ihre Konsumgewohnheiten in be­

stimmten Sektoren wie z.B. dem Energieverbrauch auf ein ökologisch vertretbares Maß reduzieren. Damit verbunden ist die These, daß das Produktions- und Kon­

summodell der weltweiten Industrialisierung nach dem Vorbild der westlichen In­

dustriestaaten aus ökologischen Gründen nicht für den globalen Maßstab verall­ gemeinerbar sei. Aber das eigentlich auffällige Merkmal des Berichtes ist die klare

Bejahung von wirtschaftlichem Wachstum sowie technischem und wissenschaftli­ chem Fortschritt sowie das Bekenntnis zu einem „Prozeß ständigen Wandels" an­ stelle eines „Zustandes starrer Ausgewogenheit"30

Diese deutliche Positionsbestimmung hat zu heftigen Auseinandersetzun­

gen um die Beziehung zwischen Entwicklung und Wachstum im Rahmen des Nachhaltigkeitskonzeptes geführt, die bis heute nicht abgeschlossen sind (vgl. Kapitel 1.2.2). In diesem Zusammenhang ist der Brundtland-Report in ein­

zelnen Punkten z.T. heftig kritisiert worden: 28 29 30

Vgl. Hauff (1987), a.a.O., S. 9-10. Hauff (1987), a.a.O., S. 47. Vgl. Hauff (1987), a.a.O., S. 10.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung •

21

Die Beseitigung von Armut und Elend in der Dritten Welt führe keines­ wegs generell zu einem schonenderen Umgang mit den natürlichen Le­ bensgrundlagen. Vielmehr könne ein erhöhter Energie- und Ressourcen­

verbrauch wie in den Industrieländern die Folge sein.



Der Report weise nicht klar genug darauf hin, daß in den Industrieländern unter Umständen drastische Konsumeinschränkungen nötig seien, um ei­ ne weltweite Befriedigung der Grund bed ürfnisse zu ermöglichen.



Die These des Reports, es existierten aufgrund des zu erwartenden tech­

nologischen Fortschritts keine absoluten Grenzen für das Wachstum, sei ein Rückfall in neoklassische Fortschrittsgläubigkeit.



Grundsätzlich wird dem Brundtland-Report entgegengehalten, daß er eher

ein Forderungskatalog als ein argumentativ begründetes Handlungskon­

zept sei und durch seine These, weltweite Bedürfnisbefriedigung sei ohne

Einschränkungen des Wohlstandes in den Industrieländern und ohne glo­ bale Belastungen der Umwelt möglich, allen gleichzeitig gefallen wolle.31 Trotz dieser Schwachstellen bildet der Brundtland-Report einen Meilenstein

in der Entwicklung des Nachhaltigkeitskonzeptes. Seine Verdienste sind vor allem in den folgenden Punkten zu sehen: •

Den Mitgliedern der Kommission ist es erstmals gelungen, das Nachhal­

tigkeitskonzept so vielschichtig zu formulieren, daß die Interessen der In­

dustrieländer, der Entwicklungsländer, der künftigen Generationen und der Umwelt berücksichtigt werden, während sich die Modelle der siebzi­

ger Jahre einseitig auf die Interessen der ärmeren Bevölkerungsschichten in den Entwicklungsländern und den Naturschutz konzentrieren.32 31

Vgl. zu den verschiedenen Kritikpunkten am Brundtland-Report: Nutzinger/Radke (1995),

32

a.a.O., S. 36-41; Harborth (1991), a.a.O, S. 45-47, 57-66; Simmons (1993), a.a.O, S. 333; Kreibich (1996), a.a.O, S. 25-27. Auch Harborth (1991), a.a.O, S. 51 weist darauf hin, daß die zentrale, oberste Wertentschei­

dung der Brundtland-Kommission in der Forderung gelegen habe, jede Generation sei aus ethischen Gründen dazu verpflichtet, Verantwortung für alle kommenden Generationen zu übernehmen. Damit hat sie den Gedanken der Nachhaltigkeit aus dem ökologischen Bereich in eine allgemein menschlich-moralische Sichtweise erweitert, während die Konzepte der siebziger Jahre Nachhaltigkeit noch lediglich mit Naturerhaltung und Verringerung des Bevöl­ kerungswachstums gleichsetzen.

22



Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung Die repräsentative und hochkarätige Zusammensetzung der Kommission

sichert dem Abschlußbericht eine große Publizität und dem Nachhaltig­

keitsgedanken damit eine hohe Akzeptanz.



Mit dem Brundtland-Report ist es gelungen, eine bis heute gültige Liste

von Handlungsfeldern aufzustellen, die im Kontext der Nachhaltigkeitsbe­ strebungen von Relevanz sind. Dazu zählen vor allem Maßnahmen zur Eindämmung des Bevölkerungswachstums, zur Beseitigung der Armut, zur Sicherung der Nahrungsmittelversorgung und gerechteren Nahrungsmit­

telverteilung, zur Erhaltung der Artenvielfalt und gefährdeter Ökosysteme,

zur Förderung alternativer und regenerativer Energiequellen, zur Vermin­ derung der Ressourcenintensität der Industrieproduktion sowie zur Verrin­ gerung der ökologischen und sozialen Folgeschäden der Verstädterung.33



Die einseitige Polarisierung, die die Konzepte der siebziger Jahre zwischen Armen und Reichen vornehmen, wird aufgegeben. Zwar fordert der Brundt­

land-Report deutlich, daß das globale Wohlstandsgefälle aus ethischen

Gründen, zur Sicherung des sozialen Friedens und zur Beendigung der armutsbedingten Bevölkerungsvermehrung sowie der armutsbedingten

Umweltzerstörung beseitigt werden müsse. Aber diese Grundsatzposition

führt nicht zu radikalen und unrealistischen Umverteilungsparolen, son­ dern knüpft die aufholende Entwicklung der Dritten Welt an ein anhalten­ des, umweit- und sozialverträgliches Wachstum in den Industrieländern 34 Mit dieser Orientierung hat sich die Kommission den Vorstellungen der Welt­

bank über den Zusammenhang zwischen Wachstum, Außenhandel und In­ dustrialisierung sowie aufholendem Wachstum angenähert. Weite Teile der

Ökologiebewegung haben gerade aus diesem Grund skeptisch auf die Ver­ öffentlichung des Abschlußberichts reagiert. Auf der anderen Seite hat er durch seine Integrierung des Wachstumskonzepts und durch seine ethische Fundierung erstmals auch konservativ und liberal orientierten politischen 33

Vgl. hierzu den Maßnahmen- und Empfehlungskatalog im Brundtland-Bericht: Hauff (1987),

a.a.O., S. 97-258. 34 Auch Harborth (1991), a.a.O., S. 51-52 weist darauf hin, daß der Brundtland-Bericht an die Stelle des Umverteilungs- und Gleichheitsgedankens das Prinzip der aufholenden Entwicklung setzt

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

23

Kräften sowie Unternehmern die Möglichkeit geboten, sich dem Nachhaltig­

keitskonzept anzunähern und es in ihre politischen bzw. ökonomischen Überlegungen miteinzubeziehen35 Da ohne die Mitwirkung dieser Kräfte eine Umsetzung des Nachhaltig­

keitsgedankens nicht denkbar ist, hat erst der Brundtland-Bericht die ent­

scheidenden Voraussetzungen für die politische und ökonomische Operationalisierbarkeit des Konzepts geschaffen. Erst auf dieser Basis ist der in den

neunziger Jahren einsetzende Rio-Prozeß denkbar.

1.1.3 Neunziger Jahre: Die UN-Konferenz von Rio und die Folgeprozesse

Das trotz aller Einzelkritik starke und positive Echo auf den Brundtland-Report hat die Vereinten Nationen dazu angeregt, zügig nach Möglichkeiten der poli­

tischen Umsetzung der geforderten Maßnahmen zu suchen. 1989 hat sie mit den Vorbereitungen zu einer Konferenz über Umwelt und Entwicklung be­ gonnen, um unter Beteiligung aller UN-Mitgliedsstaaten die Empfehlungen

der Brundtland-Kommission in politisch und rechtlich verbindliche Hand­ lungsstrategien umzusetzen. Im März 1991 hat die Weltbank die Global Envi­

ronment Facility als Pilotprogramm zur Finanzierung von Maßnahmen im Be­ reich des globalen Umweltschutzes gegründet; die Organisation finanziert

Projekte und Programme, die zur Verbesserung der globalen Umweltsituation beitragen, und zwar in den Bereichen des Klimaschutzes, der biologischen Vielfalt, der internationalen Gewässer und des Schutzes der Ozonschicht.36 Auf einem im November 1991 in Den Haag stattfindenden Symposium ha­ ben 40 Experten, z.T. der Brundtland-Kommission entstammend,37 ein Leit­

konzept für die Konferenz entwickelt, das vor allem in den Punkten 2 und 3 der „Politischen Grundaussagen" die Grundrichtung vorgibt: 35

Zur Reaktion auf den Brundtland-Bericht auf politischer Ebene vgl. Nutzinger/Radke (1995),

36

a.a.O., S. 44-46. Vgl. Klemm, Andreas: Die Global Environment Facility, RIW 1998, H. 12, S. 921-925, hier

37

S. 921. Eine wichtige Figur in der Nachhaltigkeitsdiskussion und bei den Bemühungen ihrer politi­ schen Umsetzung ist z.B. der Kanadier Maurice Strong gewesen, der 1973 als Direktor der UNEP den Begriff „Ecodevelopment" geprägt, dann der Brundtland-Kommission angehört und auch 1991 in Den Haag maßgeblich an der Vorbereitung der Rio-Konferenz mitgewirkt hat.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

24

„2. Eine durchdachte Antwort auf diese Umweltbelastungen liegt weder im Stoppen des ökonomischen Wachstums noch in der Fortsetzung der hergebrachten Muster des Wachstums, sondern in dem Entwurf neuer Modelle einer nachhaltigen Entwicklung. 3. Die neuen Modelle einer nachhaltigen Entwicklung müssen die Menschen in den Mittel­ punkt der Überlegungen stellen, neue umweltfreundliche Technologien in alle Investiti­ onsplanungen integrieren und Wege suchen, die Knappheit von Umweltressourcen bei zukünftigen Entscheidungsprozessen zu berücksichtigen."38

Dies

bedeutet,

daß die wachstumsfreundliche

Grundorientierung des

Brundtland-Berichtes trotz der daran laut gewordenen Kritik nicht aufgegeben wird. Allerdings ist in die Überlegungen auch die Erkenntnis eingeflossen, daß

sich die hergebrachten Wachstumsmuster nicht für eine Nachhaltige Ent­ wicklung eignen, da sie zu einseitig auf freie Marktregulierung und Gewinn­

maximierung orientiert sind. Damit stellen die Teilnehmer des Den Haager Symposiums der bevorstehenden Konferenz eine ihrer entscheidenden Aufgaben: ein Wachstumsmodell zu entwickeln, das den Unternehmern weiterhin profitables Wirtschaften ermöglicht, gleichzeitig aber so umwelt-

und sozialverträglich ist, daß es den Forderungen des Brundtland-Berichtes entspricht

Die UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung mit insgesamt 177 be­ teiligten Staaten ist im Juni 1992 im brasilianischen Rio de Janeiro zusam­

mengetreten, nach fast zweijährigen Vorverhandlungen, in deren Verlauf es gelungen ist, die Meinungsverschiedenheiten und Interessengegensätze der

einzelnen Staaten weitgehend auszuräumen oder zumindest zu Kompromis­ sen einzuebnen.39

In Rio selbst hat im Mittelpunkt der Verhandlungen die Aufgabe gestan­

den, auf höchster Ebene die letzten noch strittigen Fragen zu klären, die vor­

bereiteten Dokumente zu unterzeichnen und die Umsetzung des Vereinbar­ ten durch die nationalen Regierungen mit Hilfe einer öffentlichkeits- und me­

dienwirksam inszenierten Veranstaltung zu erleichtern. Im einzelnen sind die folgenden Dokumente unterzeichnet worden: 38

Kreibich (1996), a.a.O., S. 28. Ebd., S. 28-29 Abdruck der „Politischen Grundaussagen" sowie

39

der „Umsetzungsfähigen Handlungsanleitung" des Den Haager Symposiums. Auf die verschiedenen Interessenlagen der beteiligten Staaten einzugehen, ist aus dem Blick­

winkel dieser Untersuchung nicht von entscheidender Bedeutung. Vgl. etwa die Beispiele bei Quennet-Thielen (1996), a.a.O., S. 11-13.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung •

25

Die „Rio-Deklaration" proklamiert den Anspruch aller Menschen auf ein gesundes und produktives Leben im Einklang mit der Natur. Die Entwick­

lungsländer erreichen ein seit langem verfolgtes Ziel, indem sowohl das Recht auf Entwicklung als auch die Leitkategorien des Vorsorgeprinzips und

des Verursacherprinzips bei Umweltschäden erstmals im globalen Maß­ stab anerkannt werden. Zur Verwirklichung einer Nachhaltigen Entwicklung proklamiert die Deklaration u.a. Maßnahmen zur Armutsbekämpfung, eine

angemessene Bevölkerungspolitik und die Reduzierung von Konsum- und Produktionsweisen, die nicht dem Nachhaltigkeitsprinzip entsprechen.40



Die „Agenda 21" stellt das zentrale Aktionsprogramm zur Gewährleistung

einer globalen Nachhaltigen Entwicklung dar. In 40 Kapiteln behandelt sie die Themen Gesundheitsvorsorge, Abfall, Wasser, Boden, Chemikalien, Energie, Verkehr, Landwirtschaft, Armutsbekämpfung, Bevölkerungsent­

wicklung, technische und finanzielle Zusammenarbeit sowie Veränderung

von Produktionsweisen. Hinsichtlich der Formulierung eines nachhaltigen Wachstumskonzeptes erbringt die Agenda allerdings keine Fortschritte.41 •

Die „Klimarahmenkonvention" verfolgt das Ziel, die Emissionen in der At­ mosphäre auf ein Niveau zu reduzieren, das irreversible Störungen des Klimasystems ausschließt. Alle unterzeichnenden Staaten werden auf ent­ sprechende Maßnahmenprogramme verpflichtet. Die Verpflichtung der

Industriestaaten, ihre Treibgas-, insbesondere ihre Kohlendioxidemissio-

nen bis zum Jahr 2000 auf das Niveau von 1990 zurückzuführen, bleibt allerdings deutlich hinter den Erwartungen zurück 42 40

Der Interpretation der Rio-Konferenz bei Simmons (1993), a.a.O., S. 334, als einer „Kraftpro-

41

be zwischen Nord und Süd, wobei der Norden die Oberhand behielt", kann hier nicht gefolgt werden. Gerade angesichts der Tatsache, daß die Deklaration ein Kompromiß zwischen 177 Delegationen gewesen und von 177 Staaten ratifiziert worden ist, stellt das Ergebnis für die Entwicklungsländer einen beachtlichen Erfolg dar. Dies gilt um so mehr, als die besondere Verantwortung der Industrieländer aufgrund der durch sie verursachten Umweltbelastungen und aufgrund ihrer technischen und finanziellen Möglichkeiten ausdrücklich anerkannt worden ist. Auch Klemmer/Wink/Benzler/Halstrick-Schwenk (1996), a.a.O., S. 295-296 bemängeln, daß

42

die Agenda 21 gerade die so wichtigen ordnungspolitischen Fragestellungen ausspart und keine realistischen Perspektiven zur Operationalisierung des Konzeptes aufzeigt. Die Benen­ nung der Agenda verweist auf das Ziel, ein grundlegendes umweltpolitisches Aktionspro­ gramm für das 21. Jahrhundert vorzulegen. Vgl. Quennet-Thielen (1996), a.a.O., S. 14.

26 •

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung Das „Abkommen zum Schutz der biologischen Vielfalt" zielt auf den welt­ weiten Schutz gefährdeter Tier- und Pflanzenarten sowie ihrer bedrohten 43 Lebensräume.

Die Tatsache, daß die Vereinbarungen von Rio den Charakter von Grundsatz­ programmen mit an vielen Stellen noch offenen Grundprämissen und Handlungsstrategien tragen, ist vielfach kritisiert worden, kann aber auch als

Stärke aufgefaßt werden, da dies den nationalen Regierungen den notwendi­

gen Handlungsspielraum für eine flexible Realisierung des Vereinbarten läßt44 Gerade dies dürfte zur anfangs recht zügigen nationalen Umsetzung der Vereinbarungen beigetragen haben. Nolan und Harris etwa sprechen

noch Anfang 1997 im Hinblick auf die Umsetzung der Klimakonvention von „the biggest single step towards world harmony on environmental issues"45 Bis 1996 ist die Konvention von über 140 Staaten ratifiziert worden. Auf

der im März und April 1995 in Berlin tagenden 1. Vertragsstaatenkonferenz (VSK) zur Klimarahmenkonvention haben sich einige Staaten, z.B. die Bun­ desrepublik Deutschland und Großbritannien, zu weiteren Reduktionen über das Jahr 2000 hinaus verpflichtet.46 Die Ergebnisse dieser Verpflichtungser­

klärung sind auf der 2. Vertragsstaatenkonferenz in Genf im Juli 1996 bilan­ ziert worden. Darüber hinaus haben die Vertragsstaaten auf dieser Konferenz eine auf EU-Initiative zurückgehende Ministerdeklaration unterzeichnet, in der

die Erkenntnisse des „Zwischenstaatlichen Sachverständigengremiums über Klimaänderungen" (IPCC) als Grundlage für die weiteren Verhandlungen an­

erkannt werden. Damit ist die These, daß menschliche Wirtschaftsaktivitäten

bereits zu erheblichen Veränderungen des Weltklimas geführt haben, erstmals auf politischer Ebene verbindlich akzeptiert worden. Weiterhin hat die Deklaration

festgelegt, daß alle Vertragsstaaten rechtsverbindliche, quantifizierte Emissi­ onsbegrenzungsziele in den Bereichen Energie, Verkehr, Industrie, Landwirt­

43 44 45

Vgl. Quennet-Thielen (1996), a.a.O., S. 15. Vgl. Huber (1995a), a.a.O., S. 13. Nolan, Derek/Harris, Heather: UN Framework Convention on Climate Change, International

46

Business Lawyer 25 (1997), Nr. 3, S. 108-113, hier S. 108. Vgl. Nolan/Harris (1997), a.a.O., S. 110.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

27

schäft und Abfallbeseitigung einzuführen haben47 Das Artenschutzabkom­

men haben bis 1996 mehr als 120 Staaten ratifiziert, und auf einer ersten Nachfolgekonferenz im November 1994 auf den Bahamas ist ein mittelfristi­ ges Arbeitsprogramm mit einer Laufzeit bis 1997 verabschiedet worden.48

Darüber hinaus hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen im Dezember 1992, wie bereits in Rio beschlossen, die „Kommission für Nach­ haltige Entwicklung" eingesetzt, die als zentrales Instrument für die Umset­

zung aller Rio-Beschlüsse dienen soll. Die Kommission hat ein bis 1997 rei­

chendes Arbeitsprogramm erarbeitet, das alle Themen der Agenda 21 um­ faßt und in einen Folgegipfel münden soll.49 Der Bundestag hat 1992 eine

eigene Enquete-Kommission zum Thema „Schutz des Menschen und der Umwelt" eingesetzt, die die Umsetzung der Rio-Beschlüsse in der Bundesre­ publik wissenschaftlich und politisch begleiten und organisieren soll.50 Im Jahr 1997 scheint der politische Elan, der die ersten Jahre nach Rio

kennzeichnet, jedoch bereits aufgebraucht zu sein. Die Bilanz, die auf der Ende Juni 1997 in New York stattfindenden umfassenden Rio-Nachfolgekon­

ferenz über die vergangenen fünf Jahre gezogen worden ist, ist weitgehend negativ ausgefallen: Das Worldwatch-Institute hat errechnet, daß der Kohlen-

dioxid-Ausstoß trotz der Klimakonvention im Jahr 1996 auf einen historischen

Höchststand angestiegen ist; die Industriestaaten haben ihre in der Agenda 21 eingegangenen Verpflichtungen weitgehend verfehlt und z.B. nicht, wie

angestrebt, durchschnittlich 0,7 °/o ihres Bruttosozialprodukts für Entwicklungshilfe ausgegeben, sondern lediglich 0,27 °/o51; ökologische Untersuchungen erge­ ben einen bedenklichen Rückgang des weltweit verfügbaren Trinkwassers, eine Ausweitung der Wüstengebiete und eine fortschreitende Waldvernich­ 47

Vgl. UN-Klimakonferenz in Genf: Wichtigste Ergebnisse, VIK-Mitteilungen 1996, H. 5, S. US­

US, hierS. 116-117. 48 Vgl. Quennet-Thielen (1996), a.a.O., S. 15. 49 Zu den Einzelheiten vgl. Quennet-Thielen (1996), a.a.O., S. 17-20. 50 Vgl. Verantwortung für die Zukunft. Wege zum nachhaltigen Umgang mit Stoff- und Material­

51

strömen. Zwischenbericht der Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt Bewertungskriterien und Perspektiven für umweltverträgliche Stoffkreisläufe in der Industriege­ sellschaft" des 12. Deutschen Bundestages, Bonn 1993. Vgl. Simon, Claus Peter: Umwelt auf der Kippe, Die Woche vom 20.6.1997, S. 26-27, hier S. 26.

28

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

tung. Die Konferenz selbst ist aufgrund fundamentaler Differenzen zwischen

den Teilnehmerstaaten ohne verbindliche Schlußerklärung zu Ende gegan­ gen, was einen deutlichen Rückschritt gegenüber Rio bedeutet.52 Diese Tendenz hat sich im Oktober 1997 fortgesetzt, als die USA im Hin­ blick auf die im Dezember in Kyoto bevorstehende 3. Vertragsstaatenkonfe­ renz zur Klimarahmenkonvention angekündigt haben, sich lediglich zu einem Niveau der Emissionsverringerung verpflichten zu wollen, das hinter der Kli­ marahmenkonvention von 1992 zurückbleibt.53 Nach eigenem Bekunden sind die USA nur dann dazu bereit, ein neues, zur weiteren Emissionsredu­

zierung verpflichtendes Protokoll zu unterschreiben, wenn auch die Entwick­

lungsländer in eine solche Verpflichtung eingebunden werden. Darüber hin­ aus favorisieren sie das Konzept des Kaufens, Leihens oder Ansparens von

Emissionsrechten: Diese sollen damit quasi zur internationalen Handelsware erklärt werden.54 Eine solche Lösung würde die Industrieländer zwar nicht zur

Emissionsverringerung zwingen, aber immerhin einen deutlichen finanziellen Anreiz in dieser Richtung darstellen.

In Kyoto selbst hat sich die Konferenz lange am Rande des völligen Scheiterns bewegt, ehe es in letzter Minute gelungen ist, wenigstens ein be­

scheidenes umweltpolitisches Signal zu setzen. Die 155 Vertragsparteien ha­ ben sich auf ein Protokoll geeinigt, das eine Verringerung der Treibhausga­ semissionen der Industrieländer um 5,2 °/o vorsieht.55 Im einzelnen ist be­

schlossen worden, die Emissionen der Treibhausgase Kohlendioxid, Methan

und Distickstoffoxid für den Zielzeitraum 2008 bis 2012 um mindestens 5 % gegenüber der fünffachen Emissionsmenge des Basisjahrs 1990 zu senken. Für die fluorierten Kohlenwasserstoffe soll das gleiche erreicht werden, aller52

Vgl. Umwelt-Gipfel: weniger Trinkwasser, mehr Treibhausgase, Welt am Sonntag vom

53

29.6.1997, S. 10. Vgl. Clintons Haltung zum Klimaschutz stößt auf Unverständnis, Frankfurter Allgemeine Zei­

tung vom 24.10.1997, S. 1. 54 Vgl. Ehrenstein, Claudia: Signale für globalen Klimaschutz, Die Welt vom 29.11.1997, S. 9. 55 Vgl. Weiler, Bernd: Kompromiß im Treibhaus, Die Welt vom 12.12.1997, S. 4; Lamprecht,

Franz: Kyoto-Gipfel hat deutliches Signal gesetzt Die 3. VSK zur KRK: Ausgangslage, Ver­ handlungsdynamik, Ergebnis, Energiewirtschaftliche Tagesfragen 48 (1998), S. 6-10. An der Konferenz haben jene 155 Staaten teilgenommen, die bis zu diesem Zeitpunkt die Klima­ rahmenkonvention ratifiziert hatten.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

29

dings unter Zugrundelegung des Basisjahrs 1995. Diese Reduktionsziele ent­

sprechen einer 30-prozentigen Reduktion gegenüber jenem Emissionsni­ veau, das bei der Beibehaltung des gegenwärtigen Trends für das Jahr 2010 prognostiziert wird.56 Während sich die meisten europäischen Staaten, dar­

unter auch jene der Europäischen Gemeinschaft und die Tschechische Re­

publik, zu einer Emissionsreduzierung von 8 °/o verpflichtet haben, haben sich die USA auf 7 °/o festgelegt; einigen Staaten wie Norwegen, Australien und Island ist eine Erhöhung ihrer Emissionen gewährt worden.57

Dies bedeutet allerdings nur eine Einigung auf den kleinsten gemeinsa­

men Nenner, zumal der US-Forderung nach einer Abtretbarkeit von Emissi­ onsrechten nachgegeben worden ist Die eigentlichen Probleme haben die

Vertragsstaaten auf eine für November 1998 in Buenos Aires geplante KlimaNachfolgekonferenz verschoben.58 In den USA hat im April 1998 außerdem

eine heftige Diskussion darüber eingesetzt, ob die Regierung das Klimaproto­

koll von Kyoto unterzeichnen solle oder nicht. Mehr als 15.000 Wissen­ schaftler, die den Computer-Klimamodellen skeptisch gegenüberstehen, ha­ ben Präsident Clinton aufgefordert, von der Unterzeichnung abzusehen. Das wissenschaftliche Establishment, repräsentiert durch die National Academy of

Science, hat diese Kritik jedoch zurückgewiesen und das Protokoll von Kyoto begrüßt59 Die neuesten globalen Klimadaten vom Sommer 1998 scheinen die Vertreter der Theorie des Treibhauseffektes zu bestätigen, da nun erst­ mals auch Satellitenmessungen die globale Erwärmung belegen.60 56

Vgl. Klinkert, Ulrich: Die historische Verantwortung der Industriestaaten - Nachhaltige Ent-

57

Wicklung und Internationalisierung als Herausforderung für die deutsche Energiewirtschaft. In: Energie und Umwelt Schritte zu einer nachhaltigen Entwicklung in der Tschechischen Repu­ blik. Beitragssammlung zur Konferenz „Das UN-Umweltkonzept und seine Auswirkungen auf die Energiewirtschaft", Sternenfels/Berlin 1999, S. 24-34. Vgl. Straßburg, Wolfgang: Joint Implementation - ein ergänzendes Instrument für den globa­

len Klimaschutz? In: Energie und Umwelt. Schritte zu einer nachhaltigen Entwicklung in der Tschechischen Republik. Beitragssammlung zur Konferenz „Das UN-Umweltkonzept und sei­ ne Auswirkungen auf die Energiewirtschaft", Sternenfels/Berlin 1999, S. 54-66. 58 Vgl. Vorholz, Fritz: Abkommen mit großen Schlupflöchern, Die Zeit vom 19.12.1997, S. 18. 59 Vgl. Singer, Fred S.: Zwischen Eiszeit und Treibhaus, Handelsblatt vom 17.6.1998. 60 Vgl. Klima. Globale Hitzerekorde, Focus vom 17.8.1998, S. 11. Auch die Weltenergiekonfe­

renz von Houston im Oktober 1998 hat dies anerkannt und intensiv neue Reaktorkonzepte sowie die Möglichkeiten regenerativer Energiequellen diskutiert; vgl. Schürmann, Heinz Jürgen: Die Energie von morgen ist teuer, Handelsblatt vom 11.9.1998.

30

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

Die US-Regierung hat sich daraufhin kurz vor der Eröffnung der 4. Ver­ tragsstaatenkonferenz zur Klimarahmenkonvention in Buenos Aires im No­

vember 1998 als 60. Staat entschlossen, das Klimaprotokoll von Kyoto zu unterzeichnen.61 Eine Ratifizierung des Kyoto-Abkommens durch das ameri­ kanische Repräsentantenhaus erscheint gegenwärtig jedoch eher als unwahr­ scheinlich.62 Vor diesem Hintergrund ist das Inkrafttreten des Abkommens

von Kyoto generell in Frage gestellt, da es von mindestens 55 Staaten ratifi­ ziert werden muß, auf die mindestens 55 °/o der globalen COz-Emissionen

entfallen (bezogen auf 1990); allein die USA sind jedoch bereits für ca. 25 % der globalen CO2-Freisetzung verantwortlich.63 So hat der Hauptzweck der Konfe­

renz von Buenos Aires nicht mehr, wie ursprünglich geplant, darin bestanden, noch über Kyoto hinausgehende Reduktionsverpflichtungen zu etablieren, sondern lediglich in dem Versuch, das Kyoto-Protokoll so zu modifizieren, „daß es von allen Ländern ratifiziert werden und in Kraft treten kann".64

In Buenos Aires sind zwei gegensätzliche Lager aufeinandergetroffen: ei­ nes, angeführt von den Ländern der Europäischen Union, das dringend wei­ tere Maßnahmen fordert, und eines, angeführt von den USA, das eher zum Abwarten neigt, bis die Klimaforscher sich endgültig auf ein allgemein akzep­ tiertes Modell geeinigt haben.65 Die EU-Staaten haben das auf Druck der USA

in Kyoto gemachte Zugeständnis, die Reduktionsverpflichtungen durch soge­ nannte „Flexibility Mechanisms" (Handel mit Treibhausgasemissionen, Joint

Implementation, Clean Development Mechanism; vgl. Kapitel 3.1) auch au­ ßerhalb des eigenen Landes erfüllen zu können, attackiert. Sie befürchten, die

USA könnten versuchen, auf diesem Weg die Emissionsverringerungen im

eigenen Land zu umgehen und sich Klimaschutz-Investitionen in Entwick­

lungsländern auf die eigenen Reduktionsverpflichtungen anrechnen zu las61

Vgl. United Nations Press Release vom 14.11.1998: Climate change meeting adopts Buenos

62 63

Aires Plan of Action, S. 1. Vgl. Langes Ringen um den Klimaschutz, Die Welt vom 14.11.1998. Vgl. Czakainski, Martin: Nachhaltige Entwicklung - Erkenntnisse der 17. Weltenergiekonferenz

64

in Houston, Energiewirtschaftliche Tagesfragen 48 (1998), S 682-686, hier S. 685. So die amerikanische Delegationsleiterin Melinda Kimble; vgl. Suche nach effizienten und ver­

65

antwortungsvollen Lösungen, Die Welt vom 30.10.1998, S. 9. Vgl. Grolle, Johann: Wälder auf der Kippe, Der Spiegel 1998, Nr. 46, S. 254-256.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

31

sen 66 Ihr Ziel, eine Quote für im Inland zu erfüllende Reduktionsverpflich­ tungen festzuschreiben, haben sie nicht erreicht, und so ist das Ergebnis der Konferenz von Buenos Aires lediglich ein weitgehend unverbindlicher Akti­ onsplan zur Umsetzung des Kyoto-Protokolls.67

Während die politischen Bemühungen zur weiteren Durchsetzung des Nachhaltigkeitskonzeptes derzeit stagnieren, beginnt die Wirtschaft, die bis­ lang eher als Bremser auf dem Gebiet des Klimaschutzes galt, sich eben die­ sem Konzept zuzuwenden. Führende Konzerne aus den westlichen Indu­ strieländern wie z.B. Unilever, Henkel, DuPont oder Volkswagen haben den

World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) gegründet, der sich auf dem New Yorker Rio-Nachfolgegipfel im Juni 1997 intensiv für das Ziel des „nachhaltigen Wirtschaftens“ eingesetzt hat.68

1998 haben sich BP, Boeing, Toyota und zehn weitere Konzerne, darun­ ter auch zwei US-Stromunternehmen, mit führenden Umweltschutzorganisa­

tionen im „Pew Center für weltweite Klimaveränderung" zusammengeschlos­

sen, das sich die Bekämpfung des Treibhauseffektes zum Ziel setzt. Die Glo­ bal Climate Coalition hingegen, in der amerikanische Konzerne Lobbyarbeit

gegen den Klimaschutz betreiben, hat 1998 wegen ihrer Ablehnung des Kyoto-Protokolls bereits mehrere namhafte Mitglieder verloren (u.a. BP und Shell)69

Im Jahr 1998 haben sich darüber hinaus die Mitgliedsunternehmen des „E7"-Zusammenschlusses, führende Energiekonzerne aus Frankreich, den

USA, Spanien, Kanada, Japan und Deutschland, auf gemeinsame Leitlinien für ein „Sustainable Energy Development" geeinigt und diese in einem Offe­

nen Brief in den folgenden sechs Grundsätzen zusammengefaßt:

66 Vgl. Schäfers, Manfred: Trittin wirft den Amerikanern unsittliches Klimaverhalten vor, Frankfur-

67

ter Allgemeine Zeitung vom 7.11.1998, S. 6; Rey, Romeo: Der leidige Handel mit dem Dreck, Frankfurter Rundschau vom 13.11.1998. Vgl. Rentz: 4. Vertragsstaatenkonferenz (VSK) nach der Klimarahmenkonvention vom 2. bis

13. November 1998 in Buenos Aires, internes Papier der RWE Energie AG, Essen 1998; Akti­ onsplan für den Klimaschutz, Die Welt vom 16.11.1998, 5.32; Ergebnis der UNO-Klimakonferenz entspricht niedrigen Erwartungen, Handelsblatt vom 17.11.1998. 68 Vgl. Simon (1997), a.a.O., S. 27. 69 Vgl. US-Konzerne schließen Klimabündnis, die tageszeitung vom 9.5.1998.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

32



Entwicklung langfristiger Strategien für nachhaltige zukunftsverträgliche Entwicklung auf dem Energiesektor.



Wirtschaftlich effizienter Einsatz der Ressourcen Umwelt und Energie, um unter geringstmöglichem Ressourcenverbrauch einen maximalen Nutzen bei größtmöglicher Schonung der Umwelt zu erreichen.



Ausbau der Möglichkeiten, die es Menschen und Institutionen erlauben,

den Weg nachhaltig zukunftsverträglicher Entwicklung zu gehen. Dies kann

u.a. durch Ausbildung und Erweiterung von Kenntnissen geschehen, ein­ schließlich einschlägiger Erfahrung bei der Lösung von Umweltfragen. In Entwicklungsländern und osteuropäischen Staaten gilt es auch, den Ein­

satz lokaler Fertigungskapazität und Dienstleistungen zu fördern.



Empfehlung des Einsatzes moderner und bewährter Technologien (ein­ schließlich erneuerbarer Energien, soweit wirtschaftlich) und von Knowhow, wobei die vorhandenen natürlichen Ressourcen, wirtschaftliche und

soziale Bedingungen sowie das vorhandene Ausbildungs- und Qualifikati­ onsniveau zu berücksichtigen sind; das Recht jeder Nation auf die Er­

schließung ihrer eigenen Ressourcen ist hierbei zu wahren.



Zusammenarbeit mit Regierungen sowie Regierungs- und Nichtregie­

rungsorganisationen, um den Erfolg der Projekte zu gewährleisten, indem

insbesondere dazu beigetragen wird, den notwendigen institutionellen

Rahmen für soziale, wirtschaftliche und kulturelle Bedingungen vor Ort zu definieren.



Minimierung der mit unseren Aktivitäten verbundenen Gesundheits- und Sicherheitsrisiken für Bevölkerung und Mitarbeiter.70

Insgesamt läßt sich die bisherige Entwicklung des Nachhaltigkeitskonzeptes in einem Modell abbilden, das drei aufeinanderfolgende Phasen unterscheidet:



In den siebziger Jahren wird das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung von der Ökologiebewegung und den mit ihr sympathisierenden politi­ schen Kräften getragen. Ergebnis der Diskussion sind überwiegend Ab-

70 Vgl. E7 Summit '98 France. Promoting Sustainable Development in the Global Electric Indu-

stry. The E7 Proposal for International Guidelines, o.O. 1998.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

33

Sichtserklärungen und Forderungskataloge ohne ausreichende argumen­

tative Untermauerung und ohne politische Durchsetzbarkeit.



Von den achtziger bis zur Mitte der neunziger Jahre übernehmen die Re­ gierungen der UN-Mitgliedsstaaten die Führung bei der Weiterentwicklung

des Nachhaltigkeitskonzepts. Die Grundsatzpositionen des Konzepts wer­ den entideologisiert und stärker ethisch begründet, Strategien zur konkre­ ten Umsetzung werden entwickelt und in ersten Ansätzen verwirklicht. •

Seit der Mitte der neunziger Jahre beginnt verstärkt auch die Wirtschaft,

zunächst in den westlichen Industrieländern, das Nachhaltigkeitskonzept in das eigene betriebswirtschaftliche Denken und Handeln zu integrie­ ren71

Diese aktuelle Entwicklung in der dritten Phase des oben entworfenen Mo­

dells soll in der vorliegenden Untersuchung an einem konkreten Fallbeispiel hinterfragt werden. Zu diesem Zweck ist es zunächst notwendig, vor dem Hintergrund des oben Gesagten die wesentlichen, heute weitgehend akzep­

tierten Grundsatzpositionen und Handlungsstrategien des Nachhaltigkeits­ konzeptes im Hinblick auf ihre betriebswirtschaftliche Relevanz und Umsetz­ barkeit herauszuarbeiten.

1.2 Der heutige Stand der Nachhaltigkeitsdiskussion 1.2.1

Konsensfähige Grundsatzpositionen

Im Verlauf der oben nachgezeichneten Entwicklung der Nachhaltigkeitsdis­

kussion haben sich trotz aller Differenzen zwischen den an der Ausformulie­ rung des Konzeptes beteiligten Interessengruppen verschiedene Grundsatz­ positionen herauskristallisiert, die heute als allgemein akzeptiert und kon­

71

Bei diesem Modell sind in allen drei Phasen erhebliche regionale Differenzen in Rechnung zu

stellen. Heute etwa gelten einige westliche Industrieländer wie die Niederlande oder die skandinavischen Staaten sowie Schwellenländer wie Südkorea oder Indien als führend bei der Durchsetzung der Rio-Beschlüsse, wohingegen der Nachhaltigkeitsgedanke in den Ländern des ehemaligen Ostblocks noch so gut wie keine Bedeutung hat.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

34

sensfähig gelten.72 Darunter sind in erster Linie die folgenden Grundprinzipi­

en zu verstehen: •

Grundaxiom der intragenerationeilen und intergenerationeilen Gerechtigkeit Hierbei handelt es sich um ein wirtschaftsethisches bzw. generell philo­

sophisch-ethisches Grundaxiom, das allen weiteren Überlegungen zur Nachhaltigkeit zugrundezulegen ist, und in dessen Mittelpunkt die ethi­ sche Kategorie der Gerechtigkeit steht.73 Dabei hat sich in der Nachhaltig­

keitsdebatte weitgehend die wirtschaftsethische Gerechtigkeitstheorie von

Rawls durchgesetzt, die eine Maximierung der Wohlfahrt des jeweils am

schlechtesten gestellten Mitglieds einer bestimmten Gesellschaft bzw. Gemeinschaft verlangt74 Dieses Postulat läßt sich sowohl auf den globalen als auch auf den ein­

zelstaatlichen Maßstab übertragen. Im ersten Fall folgt aus ihm das Prinzip der aufholenden Entwicklung zur Schließung der Gerechtigkeitslücke zwi­ schen Entwicklungs- und Industrieländern, im zweiten Fall das Prinzip der

Absicherung der Bürger durch staatliche Sozialpolitik. Die wesentliche, im Rahmen des Nachhaltigkeitskonzepts aus dem Axiom der intragenerationellen Gerechtigkeit abgeleitete Forderung ist jene nach der Erfüllung der Grundbedürfnisse aller Menschen, also nach Bekämpfung der Armut75

Die Ideologie der Gleichheit aller Menschen und der Herstellung dieser Gleichheit durch Besitz- und Ressourcenumverteilung, die noch in den

siebziger Jahren eine beträchtliche Rolle spielte und noch im Brundtland-

72

Nach wie vor existieren Randmeinungen, die einzelne dieser Grundpositionen ablehnen. Eine

73

ausführliche Darstellung würde jedoch den Rahmen dieses Überblickskapitels sprengen. Zur Rolle des Gerechtigkeitsbegriffs in der Wirtschaftsethik vgl. Daecke, Sigurd Martin: Ilm­

74 75

weltethik als wirtschaftsethische Aufgabe. Philosophisch-theologische Anmerkungen zum Ver­ hältnis von Ökonomie und Ökologie. In: Daecke, Sigurd Martin (Hrsg.): Ökonomie contra Ökologie? Wirtschaftsethische Beiträge zu Umweltfragen, Stuttgart 1995, S 11-30, hier S. 12-13. Vgl. Rawls, John: A Theory of Justice, Cambridge/Mass. 1971. Vgl. Ewers, Hans-Jürgen/Hassel, Christoph: Handlungsfelder und Ordnungsrahmen einer Poli­

tik der dauerhaft-umweltgerechten Entwicklung. In: Gerken, Lüder (Hrsg.): Ordnungspolitische Grundfragen einer Politik der Nachhaltigkeit, Baden-Baden 1996, S. 11-31, hier S. 12; Zu­ kunftsfähiges Deutschland: ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung, hrsg. vom BUND und Misereor, Basel/Boston/Berlin 1996, S. 28.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

35

Report in einigen Formulierungen durchklang, spielt jedoch heute definitiv keine Rolle mehr76

Das eigentlich Charakteristische am Nachhaltigkeitsgedanken ist jedoch die Übertragung des Gerechtigkeitsaxioms auf den intergenerationeilen

Maßstab. Der großen Bedeutung des Faktors Zeit im Nachhaltigkeitskon­

zept entsprechend, wird die statische Gerechtigkeitstheorie von Rawls um ein dynamisches Element bereichert. Auf dieser Ebene folgt aus dem Ge­

rechtigkeitsaxiom, daß keine zukünftige Generation schlechtere Rahmen­

bedingungen für ihre Existenz vorfinden sollte als die derzeit lebende. Da die zukünftigen Generationen ihre Interessen heute noch nicht artikulieren

können, ist die heutige Generation, die die Lebensbedingungen von mor­

gen entscheidend mitbestimmt, zur Gewährung der intergenerationellen Gerechtigkeit verpflichtet. Hier liegt ein wesentlicher Kern des Nachhaltig­

keitsgedankens, denn diese Verpflichtung begründet die Verantwortung

der derzeit lebenden Generation, die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit an keiner Stelle irreversibel zu verändern oder gar zu zerstö­ ren.77



Grundaxiom der Abkehr vom Anthropozentrismus

Das oben genannte erste Grundaxiom trägt einen anthropozentrischen Charakter, da es ausschließlich auf Beziehungen zwischen Menschen im

Raum und in der Zeit abhebt. Von noch grundsätzlicherer Bedeutung ist daher ein zweites Axiom, das die Beziehungen zwischen Mensch und

76

Vgl. Huber, Joseph: Nachhaltige Entwicklung durch Suffizienz, Effizienz und Konsistenz. In:

Fritz, Peter/Huber, Joseph/Levi, Hans Wolfgang (Hrsg.): Nachhaltigkeit in naturwissenschaftli­ cher und sozialwissenschaftlicher Perspektive. Eine Publikation der Karl-Heinz-BeckurtsStiftung, Stuttgart 1995b, S. 31-46, hier S. 36-39. Der Autor weist besonders darauf hin, daß Umverteilungsversuche zwangsläufig kriegerische Auseinandersetzungen hervorrufen, die mit ihren Auswirkungen die intendierten Ziele ad absurdum führen würden. 77 Vgl. zu diesem Grundgedanken Pearce, David/Barbier, Edward/Markandya, Anil: Sustainable

Development Economics and Environment in the Third World, Aldershot 1990, S. 47-48. Klemmer/Wink/Benzler/Halstrick-Schwenk (1996), a.a.O., S. 296 bemängeln, daß die positi­ ven Effekte des Wirkens der heutigen Generation aus der Diskussion zumeist ausgeblendet bleiben. Tatsächlich spielt der Gesichtspunkt, daß die heutige Generation z.B. durch techni­ schen und wissenschaftlichen Fortschritt die Lebensbedingungen für die kommende Genera­ tion verbessern könnte, bislang im Nachhaltigkeitskonzept keine Rolle.

36

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung Natur, also zwischen der Menschheit und der sie umgebenden belebten und unbelebten Umwelt, in den Mittelpunkt stellt. Der Kulturwissenschaft­

ler Klaus Meyer-Abich fordert, Nachhaltige Entwicklung müsse mehr be­ deuten als lediglich eine „Vollendung der Anthropozentrik durch ein klüge-

res Management der Ressourcen" . Er formuliert damit eine Ansicht, die sich inzwischen in der Nachhaltigkeitsdebatte weitgehend durchgesetzt hat

Vor diesem Hintergrund darf heute auch die These, daß der Mensch auf

Dauer nur dann eine Überlebenschance hat, wenn er sich als eines von mehreren gleichberechtigten Elementen seines „Umweltraumes"79 be-

greift, als Grundaxiom des Nachhaltigkeitskonzeptes gelten.

Dies ist nicht zu

verwechseln mit sozialromantischen „Zurück zur Natur"-Konzepten, die

darauf zielen, die Rolle des Menschen im Umweltraum wieder auf vor­

moderne Art zu definieren. Vielmehr geht es um eine ethische Grundein­

stellung, nicht um die Festlegung auf eine bestimmte Wirtschaftsweise. •

Vereinbarkeit von wirtschaftlicher Entwicklung, Wohlstand und Umweltschutz

Eine wesentliche Grundannahme des Nachhaltigkeitskonzepts besteht ferner in der These, daß die Bereiche der Ökonomie und des sozialen Sy­ stems auf der einen Seite sowie der Ökologie auf der anderen Seite, kon­

kret repräsentiert durch die Faktoren der wirtschaftlichen Entwicklung, des Wohlstands und des Umweltschutzes, miteinander vereinbar sind. Erst die argumentative Untermauerung und Belegung dieser Grundannahme bil­ det die Voraussetzung dafür, daß die oben genannten Grundaxiome in

ein operationalisierbares Handlungskonzept umgesetzt werden können.

Zu diesem Zweck grenzen sich die Vertreter des Nachhaltigkeitsgedankens

78

Meyer-Abich, Klaus M.: Sustainable Development? Wie nicht nur die Menschheit eine „dauer­

79

hafte Entwicklung" überdauern könnte. In: Kensy, Petra (Red. Bearb.): Sustainable develop­ ment Vorträge einer öffentlichen Seminarreihe im Wintersemester 1994/95 an der TU Clausthal, Clausthal-Zellerfeld 1996, S. 10-21, hier S. 13. Das Konzept des Umweltraumes geht auf den Niederländer Hans Opschoor zurück. Vgl. hier

80

vor allem: Zukunftsfähiges Deutschland (1996), a.a.O., S. 26-27. Nicht von Belang ist hier die eher philosophische Frage, ob der Mensch der Natur einen „Ei­

genwert" zugestehen oder Naturschutz aus Eigeninteresse betreiben sollte, da sie zur Ausge­ staltung des Nachhaltigkeitskonzepts nichts beiträgt. Vgl. Daecke (1995), a.a.O., S. 16-18, 20-22, 27-28.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

37

eindeutig von der thermodynamischen Schule der Ökonomie ab und wi­ derlegen diese mit insgesamt überzeugenden Argumenten. Nach dem Grundsatz der Energieerhaltung geht die thermodynamische Schule da­

von aus, daß jede ökonomische Wertschöpfung automatisch eine ökolo­ gische Schädigung nach sich zieht; diese These jedoch führt zu der resi­ gnierenden Schlußfolgerung, daß der Mensch die Welt durch seine wirt­

schaftliche Tätigkeit zwangsläufig zerstören wird. Gegen diese Auffassung wenden die Vertreter des Nachhaltigkeitskonzeptes ein, daß die Wirtschaft

keineswegs nur naturzerstörend wirke, sondern ein erhebliches produkti­ ves Kultivierungspotential aufweise, was sie anhand von historischen Bei81 spielen belegen.



Leitziel der Synthese von Ökonomie und Ökologie

Auf der Grundlage der im vorangegangenen Absatz genannten Annahme

der Vereinbarkeit von Ökonomie und Ökologie steht der Zusammenhang zwischen diesen beiden Faktoren im Zentrum des Nachhaltigkeitskon­

zepts, zumal er unbestritten den entscheidenden Faktor im Verhältnis des Menschen zur Natur bildet82 Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung verfolgt das grundlegende Ziel, die Übereinstimmungen zwischen beiden

Komponenten immer weiter zu steigern, bis sich im Idealfall eine Synthese von Ökonomie und Ökologie ergibt.



Abkehr vom traditionellen industriellen Wirtschaftsmodell Auf der Basis des genannten Leitziels gehen die Vertreter des Nachhaltig­

keitsgedankens davon aus, daß ein starres Festhalten an dem traditionel­ len neoklassischen Wirtschaftsmodell, das ganz auf industrielles Wachs­

tum und industriellen Fortschritt setzt, eine Synthese von Ökonomie und Ökologie verhindere.84 Das neoklassische Modell reduziert die zum Wirt­ 81 82

Vgl. Huber (1995a), a.a.O, S. 17. Einen Versuch, den Zusammenhang zwischen Ökonomie und Ökologie in einem systemtheo-

83 84

Fetischen Modell abzubilden, unternimmt Huber (1995a), a.a.O., S. 15-17. Vgl. Huber (1995b), a.a.O, S. 32. Vgl. Gerken, Lüder/Renner, Andreas: Der Wettbewerb der Ordnungen als Entdeckungsverfah-

ren für eine nachhaltige Entwicklung. In: Gerken, Lüder (Hrsg.): Ordnungspolitische Grundfra­ gen einer Politik der Nachhaltigkeit, Baden-Baden 1996, S. 51-102, hier S. 51.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

38

schäften notwendigen Ressourcen auf die Faktoren Arbeit und Kapital. Im Rahmen des Nachhaltigkeitskonzepts wird nun gefordert, daß die Repro­

duktion bzw. Instandhaltung der Natur als weitere gleichberechtigte Res­

source zusätzlich in die ökonomische Betrachtung einbezogen werden muß.85 Eine solche differenzierte Sichtweise hat seit den achtziger Jahren die

Ökologische Ökonomie entwickelt, die sich bewußt als Gegenposition zur neoklassischen Ökonomie versteht und an deren Theorie vor allem be­

mängelt, daß sie die Nutzung der Umwelt nur aus der Perspektive der ökonomischen Effizienz betrachtet In der Tradition des Nachhaltigkeitsge­ dankens ersetzen die Vertreter der Ökologischen Ökonomie das Kriterium

der neoklassisch verstandenen Effizienz durch das Kriterium der Gerech­ tigkeit.86 •

Leitprinzipien der Suffizienz, Effizienz und Konsistenz

Weitgehend akzeptiert ist heute im Kreis der Nachhaltigkeitstheoretiker

auch die Auffassung, daß eine Operationalisierung des Nachhaltigkeitsge­

dankens in starkem Maße auf den Handlungsstrategien der Suffizienz, der Effizienz und der Konsistenz beruhen sollte.

- Die Strategie der Suffizienz beinhaltet die Forderung, daß in solchen Konsumbereichen, in denen ein Ausgleich mit der Natur nicht möglich erscheint, Produktion und Konsum sukzessive eingeschränkt bzw. sub­

stituiert werden sollten. - Unter Effizienz wird hier nicht Effizienz im neoklassischen Sinne ver­

standen, sondern ein sparsamer, also ökologischer Umgang mit den

zum Wirtschaften notwendigen Ressourcen unter Beibehaltung des bestehenden Produktivitäts- und Wohlstandsniveaus.

85 Vgl. Binswanger, Hans Christoph: Perspektiven für eine dauerhafte und umweltgerechte Ent­ wicklung. In: Voss, Gerhard (Hrsg.): Sustainable development. Leitziel auf dem Weg in das 21. Jahrhundert, Köln 1994, S. 58-71, hier S. 59-66. 86 Vgl. Cansier, Dieter: Ökonomische Indikatoren für eine nachhaltige Umweltnutzung. In: Ka­

stenholz, Hans G./Erdmann, Karl-Heinz/Wolff, Manfred (Hrsg.): Nachhaltige Entwicklung: Zu­ kunftschance für Mensch und Umwelt, Berlin u.a. 1996, S. 61-78, hier S. 61-64.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

39

- Die Strategie der Konsistenz schließlich zielt auf die naturangepaßte Beschaffenheit von Stoffströmen und Energiegewinnung sowie auf ei­ ne ökologisch verträgliche „Kreislaufwirtschaft".

Als umstritten muß allerdings nach wie vor die Frage der jeweiligen Ge-

wichtung dieser drei Handlungsstrategien gelten. Das Nachhaltigkeitskonzept fordert demzufolge nicht, daß der Mensch die Natur „in Ruhe lassen" soll, sondern setzt auf ihre ökologisch durchdachte

ökonomische Nutzung, um auf diese Weise nicht zuletzt den Wohlstand der Menschheit nachhaltig zu sichern und, wenn möglich, noch zu heben.

Dies

macht deutlich, daß es sich keineswegs um ein sozialromantisches, rück­

wärtsgewandtes und wachstumsfeindliches Leitbild handelt, sondern um ein modernes, Wachstums- und wohlstandsfreundliches Konzept. Nachhaltigkeit

zielt auf die Versöhnung von Wirtschaft, Technik und Natur, nicht auf die Be­ schneidung des einen Bereichs zugunsten des anderen.

1.2.2 Hauptstreitpunkte Im Mittelpunkt der Nachhaltigkeitsdebatte stehen heute im wesentlichen zwei

noch ungelöste Problemstellungen. Sie betreffen erstens die Frage, inwieweit sich wirtschaftliches Wachstum und Nachhaltige Entwicklung miteinander

vereinbaren lassen, und zweitens die Problematik der Umsetzbarkeit des Konzeptes und der zu diesem Zweck heranzuziehenden Indikatoren.

Im vorangegangenen Kapitel ist gezeigt worden, daß die Vereinbarkeit von wirtschaftlicher Entwicklung und Umweltschutz eine Grundvoraussetzung des

Nachhaltigkeitskonzepts bildet und ihre Synthese ein Leitziel dieses Konzepts ist. Umstritten ist jedoch die Frage, ob die Kategorie der wirtschaftlichen Ent­ wicklung automatisch jene des wirtschaftlichen Wachstums einschließt. Die­ ser Streit geht, wie beschrieben, bereits auf den Brundtland-Bericht und die 87 88

Vgl. Huber (1995a), a.a.O, S. 123-160. Diese Sichtweise hat sich wohl endgültig auf der IV. Weltkonferenz der Naturschutzorganisa-

tionen in Caracas 1992 durchgesetzt, einem Vorbereitungstreffen für die Konferenz von Rio. Selbst in den Reihen der traditionellen Ökologiebewegung hat sich hier insgesamt eine deutli­ che Mehrheit für das Konzept der Umweltnutzung gefunden. Vgl. Huber (1995a), a.a.O., S. 12.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

40

dort vorgenommene weitgehende Gleichsetzung der Kategorien der wirtschaftli­ chen Entwicklung und des wirtschaftlichen Wachstums zurück; der Bericht be­

nennt keine absoluten Grenzen des Wachstums, solange dieses nur ökologisch verträglich gestaltet wird.

Neuere Simulationsmodelle wie etwa „Global 2000"

zeigen jedoch, daß es nahezu ausgeschlossen ist, daß die Erde z.B. eine fünfbis zehnfache Zunahme des Wirtschaftsvolumens verkraften könnte.90 Zwar nennen auch diese Modelle keine exakt definierten Obergrenzen des

Wachstums, aber sie lassen keinen Zweifel daran, daß es diese Obergrenzen gibt. Damit geraten die Vertreter der Gleichsetzung von Entwicklung und Wachstum im Nachhaltigkeitskonzept zunehmend in die Defensive.

Ihre Gegner fordern eine Erweiterung des Begriffs der wirtschaftlichen Entwicklung über die Wachstumskategorie hinaus auf Kategorien wie z.B. die

qualitative statt quantitative Verbesserung des Produktionsprozesses oder die Förderung des Gesundheits- und Bildungswesens oder der sozialen Gleich­ berechtigung.91 Allerdings sind sie bislang eine Antwort auf die Frage schuldig

geblieben, wie sie diesen erweiterten Entwicklungsbegriff als meßbare Größe

ausgestalten wollen; die Bemühungen um die Konstruktion eines Human Development Index (HDI) befinden sich nach wie vor im Anfangsstadium.92 Dieser Sachverhalt leitet bereits zu der zweiten großen, noch offenen Pro­ blemstellung des Nachhaltigkeitskonzepts über. Eine Operationalisierung des Konzepts im Sinne der quantitativen Ermittlung exakter Indikatoren als Grund­ lage für darauf aufbauende Handlungsstrategien erscheint nicht durchführbar,

da das Konzept zentral auf der Einbeziehung der Bedürfnisse und Lebensstile

zukünftiger Generationen beruht, die heute allenfalls qualitativ abschätzbar, keinesfalls aber quantitativ ermittelbar sind 93 Diese Operationalisierungspro­ bleme durch ein extrem hohes Maß an Unsicherheit bilden auch das 89 Zum Wachstumskonzept im Brundtland-Bericht Nutzinger/Radke (1995), a.a.O., S. 37-40. 90 Vgl. Kreibich (1996), a.a.O., S. 26. 91 Vgl. Daly, H.E.: Sustainable Growth: An impossible theorem, Development 5 (1990), Nr. 3,

92 93

S. 45 ff. Vgl. Klemmer (1994), a.a.O., S. 29-30. Vgl. Gebauer, Helmut: Zum Problem der Operationalisierung des Leitbildes „Sustainable De­ velopment". In: Böhm, Hans-Peter (Hrsg.): Nachhaltigkeit als Leitbild für Technikgestaltung, Dettelbach 1996, S. 135-146, hier S. 137.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

41

Hauptargument für die Gegner des Konzepts, es als „Leer- und Zauberfor­ mel" oder als „in Mode gekommene Mogelpackung" abzutun.94 Diese Kritik übersieht jedoch, daß ein starres Beharren auf exakt quantifi­ zierbaren Operationalisierungsversuchen zwangsläufig zur Ausschließung des

Faktors Zukunft aus sämtlichen Entwicklungskonzepten, auch aus jenen im globalen Maßstab, führen muß. Ohne die Einbeziehung dieses Faktors sind jedoch heute angesichts der sich zuspitzenden ökologischen Probleme keine

verantwortungsbewußten Entwicklungskonzepte mehr denkbar. Die Kritik übersieht zudem, daß es bereits ernstzunehmende Versuche gibt, alternative

Operationalisierungsmodelle für das Nachhaltigkeitskonzept zu entwerfen.

Diese

Operationalisierungsmodelle

begegnen

allerdings

erheblichen

Schwierigkeiten. Die Meinungen über die Anzahl der zu berücksichtigenden

Parameter differieren sehr stark; zum Teil wird die Zahl mit bis zu 30.000 an­ gegeben.95 Zur Ermittlung der Umweltmeßgrößen fehlen oft die notwendi­

gen empirischen Grundlagen. Auch die Ermittlung der Schadstoffobergrenzen und der Regenerationskapazitäten einzelner Ökosysteme ist bislang nur in Ansätzen gelungen. All dies sind jedoch keine grundsätzlichen, keine unlös­

baren Probleme. Auch der Einwand, die Bedürfnisse zukünftiger Generatio­ nen seien nicht vorhersehbar, läßt sich durch das Argument entschärfen, daß eine Nachhaltige Entwicklung auf jeden Fall dann gewährleistet ist, wenn die

Abdiskontierungsrate bei allen Ressourcen tendenziell gegen Null strebt

Auch weitreichende Indikatorensysteme bestehen bereits, z.B. jenes der OECD oder niederländische Ansätze wie das Aquatic Outlook Project bzw. das Modell des National Environment Outlook96 Ein allgemein anerkanntes Operationalisierungsmodell hat sich jedoch bislang nicht durchgesetzt

1.2.3 Maximen und Handlungsfelder Solange, wie oben gezeigt, noch kein allgemein anerkanntes, empirisch un­

terfüttertes Operationalisierungsmodell für das Nachhaltigkeitskonzept exi­ 94 95 96

Vgl. Klemmer (1994), a.a.O., S. 22. Vgl. Kreibich (1996), a.a.O., S. 43-44. Zur kritischen Diskussion dieser Indikatorensysteme vgl. Rennings, Klaus: Indikatoren für eine

dauerhaft-umweltgerechte Entwicklung, Diss. Münster 1994, S. 162-180.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

42

stiert, besteht dessen Umsetzung in einer Reihe von grundsätzlichen Hand­ lungsmaximen, die in einem weiteren Schritt in konkrete Handlungsanleitun­

gen für Politik und Wirtschaft übersetzt werden können. Die wesentlichen

Handlungsmaximen, die sich in der aktuellen Diskussion als konsensfähig 97

herauskristallisiert haben, sind die folgenden:



Die Bevölkerungsentwicklung darf die ökologische und ökonomische Tragfähigkeit der Erde nicht übersteigen.



Die Belastung von Ökosystemen und Lebewesen mit Schadstoffen muß sich im Rahmen der betreffenden Aufnahme- und Regenerationskapazi­

täten bewegen. Dies bedeutet, daß die Emissionsrate nicht abbaubarer Schadstoffe gegen Null tendieren muß. •

Der Verbrauch von erneuerbaren Stoffen (Wasser, Böden, Biomasse) sowie von erneuerbaren Energiequellen (Solarenergie, Wind- und Wasserenergie)

darf das zur Verfügung stehende Reproduktionspotential nicht übersteigen.



Die Verbrauchsrate von nicht erneuerbaren Ressourcen (Flächen, Öl, Kohle) sollte gegen Null streben und durch Substitution, Effizienzsteige­ rung und Recycling (entspricht den genannten Prinzipien Suffizienz, Effizi­ enz und Konsistenz) so weit wie möglich reduziert werden. Ist eine Mi­

nimierung nicht möglich, darf die Verbrauchsrate nicht erneuerbarer Res­ sourcen nicht über der Aufbaurate substitutionsfähiger regenerierbarer

Ressourcen liegen.



Das Zeitmaß der menschlichen Eingriffe muß sich an dem Zeitmaß der natürlichen Prozesse orientieren, z.B. am Zeitmaß des Abbauprozesses

von Abfällen oder des Regenerationsprozesses von Ökosystemen.



Risiken, deren ökologische Folgen eines oder mehrere der oben genann­ ten Postulate verletzen könnten, müssen auf ein kalkulierbares bzw. versi­ cherbares Maß reduziert werden.98

97

Vgl. zu dieser Zusammenstellung Binswanger (1994), a.a.O., S. 67-68; Huber (1995b),

98

a.a.O., S. 35-36, 39; Zukunftsfähiges Deutschland (1996), a.a.O., S. 30-31; Kreibich (1996), a.a.O., S. 41-42; Cansier (1996), a.a.O., S. 65-75. Dieses Postulat betrifft an exponierter Stelle z.B. die Nutzung der Kernenergie, die eben nicht

nur anhand der Schadstoffausträge während des Normalbetriebs der Kraftwerke beurteilt werden darf.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung



43

Ein Schwergewicht der Entwicklung sollte auf der intensiven Nutzung bzw.

Einführung von umweit- und sozialverträglichen Ressourcen, Technologi­

en und Produkten liegen.



Zur Erhaltung der Artenvielfalt sowie der Vielfalt der Ökosysteme besteht

eine ethische Verpflichtung. Diese Ressourcen sind nicht substituierbar.



Die Wirtschaft trägt die Verantwortung für die Ausbildung ressourcenscho­ nender Produktionsmuster, die Gesellschaft und jeder einzelne die Ver­

antwortung für die Einhaltung ressourcenschonender Lebens- und Konsummuster. Die Politik regelt und fördert beide Bereiche durch entspre­

chende Vorgaben, Verbote und Anreize.



Zur Gewährleistung des Prozesses der Nachhaltigen Entwicklung ist inter­

nationale Zusammenarbeit auf politischem, wirtschaftlichem, wissen­

schaftlichem und juristischem Gebiet eine unabdingbare Voraussetzung.

Im Rahmen dieser internationalen Zusammenarbeit ist auf Chancen- und Verteilungsgerechtigkeit zwischen Industrie- und Entwicklungsländern zu achten.

Die Umsetzung dieser Maximen bzw. Forderungen in konkretes Handeln soll,

wie im vorletzten Punkt bereits angedeutet, über drei Säulen erfolgen: Politik,

Wirtschaft und alltägliches Handeln eines jeden einzelnen. Die Handlungs­ möglichkeiten der Politik im nationalen wie im internationalen Maßstab sind in der Literatur in bezug auf Instrumente wie Umweltabgaben und Umwelt­

steuern, Subventionen, Umweltzertifikate, Haftungsrecht, Ordnungsrecht, in­ formatorische Instrumente etc. bereits hinlänglich diskutiert worden." Erheb99

Eine tiefere Darstellung ist an dieser Stelle nicht erforderlich. Vgl. dazu: Jarass, Hans

D./Neumann, Lothar F. (Hrsg.): Leistungen und Grenzen des EG-Umweltschutzes, Bonn 1994; Bongaerts, Jan C.: Europäische Umweltpolitik. In: Faix, Werner G./Kurz, Rudi/Wichert, Felix (Hrsg.): Innovation zwischen Ökonomie und Ökologie, Landsberg a.L. 1995, S. 243258; Linscheidt, Bodo/Truger, Achim: Beurteilung ökologischer Steuerreformvorschläge vor dem Hintergrund des bestehenden Steuersystems. Studie im Auftrag des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Berlin 1995; Barrass, Robert/Madhavan, Shobhana: European economic integration and sustainable development: institutions, issues and policies, London 1996, S. 203-228; Simonis, Udo E.: Elemente einer globalen Umweltpolitik - Eine institu­ tionell-ökonomische Perspektive. In: Kastenholz, Hans G./Erdmann, Karl-Heinz/Wolff, Manfred (Hrsg.): Nachhaltige Entwicklung: Zukunftschance für Mensch und Umwelt, Berlin u.a. 1996, S. 173-186.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

44

licher Forschungsbedarf besteht jedoch noch hinsichtlich der beiden anderen Aspekte.100 Im folgenden steht die Frage im Mittelpunkt, wie das Nachhaltig­

keitskonzept auf der Unternehmensebene konkret in betriebswirtschaftliches Denken und Handeln umgesetzt werden kann.

1.3 Betriebswirtschaftliche Umsetzung

1.3.1 Prinzipien Wirtschaftsuntemehmen werden in dieser Arbeit als offene, zielgerichtete, so­ zio-technische Güter-Umsatz-Systeme verstanden. Ihre wesentliche Aufgabe

und ihr wesentliches Ziel bestehen in der möglichst dauerhaften Sicherung

der eigenen Existenz durch die Erfüllung gesellschaftlicher Bedürfnisse in

Form von Produkten und/oder Dienstleistungen sowie durch Gewinnerwirt­ schaftung.101 Ihre „Offenheit" zeigt sich in ihrer Beziehung zu zahlreichen Umfeldkomponenten, die sich in den vier Gruppen Wirtschaft und Markt, Staat und Gesellschaft, Wissenschaft und Technologie sowie natürliche und gestaltete Umwelt zusammenfassen lassen.102 Die Prioritätenrangfolge in­

nerhalb dieses Beziehungsgeflechts ist aus der Sicht des Unternehmens ei­

nem kontinuierlichen Wandel unterworfen, wobei in den letzten Jahren der Bedeutungsaufstieg der Umfeldkomponente Umwelt diesen Wandel deutlich

dominiert.

100 Zu der Frage, wie der Nachhaltigkeitsgedanke im gesellschaftlichen Bewußtsein und im Den-

ken jedes einzelnen tiefer verankert werden kann, vgl. mit einem ersten Problemaufriß: Bie­ denkopf, Kurt H.: Nachhaltigkeit 2000 - tragfähiges Leitbild für die Zukunft? In: Nachhaltigkeit 2000 - tragfähiges Leitbild für die Zukunft? 1. Internationale Sommerakademie St Marienthal, hrsg. von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Bramsche 1996, S. 17-31, hier S. 17-26. 101 Vgl. zu dieser Definition Meffert, Heribert: Systemtheorie aus betriebswirtschaftlicher Sicht. In:

Schenk, Karl-Ernst (Hrsg.): Systemanalyse in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Berlin 1971, S. 174-206, hier S. 179. 102 Vgl. hier z.B. das Modell der Beziehungsgeflechte eines Unternehmens bei: Nill, Bernhard: Sy­ stem- und umweltverträgliche Gestaltung und Entwicklung von Unternehmen. In: Dürr, HansPeter/Gottwald, Franz-Theo (Hrsg.): Umweltverträgliches Wirtschaften. Denkanstöße und Strategien für eine ökologisch nachhaltige Zukunftsgestaltung, Münster 1995, S. 60-103, hier S. 61-62.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

45

Dieser Prozeß tritt in Form der ökologischen Herausforderung an die Un­

ternehmen heran, einer Herausforderung, die allerdings nur in den seltensten Fällen direkt von der Umfeldkomponente „Umwelt" an das Unternehmen vermittelt wird.103 Vielmehr treten in der Regel die Umfeldkomponenten „Wissenschaft und Technologie", „Staat und Gesellschaft" sowie „Wirtschaft und Markt" als Vermittlungsinstanzen auf:



Die Wissenschaften, sowohl die Natur- und Ingenieurswissenschaften als

auch die Sozialwissenschaften, arbeiten die ökologische Problematik auf, suchen empirisch fundierte Lösungskonzepte wie z.B. den Nachhaltig­

keitsgedanken weiterzuentwickeln und diese den Unternehmen über Fachliteratur oder Fachorgane zur Verfügung zu stellen. Der Technologie­

sektor bietet konkrete Lösungen für einzelne Probleme an. •

Durch Vermittlung der Wissenschaften und der Medien entsteht in der

Gesellschaft ein gesteigertes Umweltbewußtsein, das als Veränderungs­

druck auf die Unternehmen einwirkt. Die Politik setzt die Lösungskonzepte der Wissenschaft in konkrete Handlungskonzepte um und sucht diese,

zumeist auf ordnungspolitischem Weg, zu verwirklichen.



Im Bereich des wirtschaftlichen Umfeldes reagiert der Nachfragemarkt mit einem gesteigerten Bedarf an ökologisch verträglichen Produkten und

Dienstleistungen, während der Beschaffungsmarkt unter Umständen Roh­ stoffengpässe aufgrund von Ressourcenvernichtung aufweist104 Auf diese Weise wird ein Unternehmen über zahlreiche Kanäle mit der ge­ schilderten Umweltproblematik konfrontiert, wie Abbildung 1 schematisch

darstellt:

103 Dies ist in der Regel nicht einmal dann der Fall, wenn ein unbedachter Umgang mit den Ressourcen zu einer Rohstoffverknappung führt, die wiederum Beschaffungsschwierigkeiten bei einem Unternehmen nach sich zieht. Auch dann wird das Problem dem Unternehmen nur mittelbar über die Umfeldkomponente „Wirtschaft und Markt" vermittelt 104 Kirchgeorg, Manfred: Ökologieorientiertes Unternehmensverhalten. Typologien und Erklä­

rungsansätze auf empirischer Grundlage, Wiesbaden 1990, S. 8-10 unterscheidet in ver­ gleichbarer Weise zwischen einer ökologischen, einer gesellschaftlichen und einer wettbe­ werbsstrategischen Dimension der ökologischen Problemstellungen, mit denen sich die Un­ ternehmen konfrontiert sehen.

46

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

Abbildung 1: Einflußnahme der Umweltproblematik auf das Unternehmen

Erste Versuche, in der Betriebswirtschaftslehre auf diese ökologische Her­ ausforderung zu reagieren, sind in den siebziger Jahren unternommen wor­ den. Die Arbeiten dieser Zeit beschäftigen sich vor allem mit den Auswirkun­

gen der staatlichen Umweltpolitik auf die betriebliche Praxis und mit umweltrelevanten Einzelfragen wie z.B. der Neukonzeptionierung der betriebli­

chen Abfallwirtschaft Sie ordnen die neuen Problemstellungen aber noch ganz der traditionellen, erfolgszielbezogenen Optimierungsstrategie unter.105 Erst in den achtziger Jahren sind die bahnbrechenden Untersuchungen von

Hans Ulrich zur sozialen Verantwortung der Unternehmen und zur Berück­ sichtigung einer dem Gewinnstreben übergeordneten Sinn- und Werteebene in der unternehmerischen Praxis sowie von Hartmut Kreikebaum zur Hinter-

fragung des traditionellen Prinzips der ökonomischen Rationalität erschie-

105 Vgl. Seidel, Eberhard/Menn, Heiner: Ökologisch orientierte Betriebswirtschaft, Stuttgart/Berlm/ Köln/Mainz 1988, S. 30. 106 Die entscheidenden Veröffentlichungen lauten: Ulrich, Hans: Plädoyer für ganzheitliches Den­

ken, St Callen 1985; Kreikebaum, Hartmut: Strategische Unternehmensplanung, Stuttgart/ Berlin/Köln/Mainz 1981.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

47

Von höchster Bedeutung für die Operationalisierung des Nachhaltigkeits­

gedankens auf Unternehmensebene dürften die evolutionstheoretischen An­

sätze sein, die seit den achtziger Jahren im Zusammenhang mit der oben ge­ schilderten Neuorientierung der Betriebswirtschaft unter Führung der St Gallener Management-Schule entwickelt worden sind.107 Diese Ansätze lehnen die

etablierte, als „technomorph-konstruktivistisch" bezeichnete Managementlehre ab

und ersetzen sie durch ein aus der Biologie und der Evolutionslehre ent­

lehntes Bild vom Unternehmen als ein sich selbst organisierender und regu­ lierender Organismus. Aus dieser Perspektive ist ein Unternehmen mit einem natürlichen Ökosystem vor allem in den folgenden Punkten vergleichbar:



Offenheit (Austausch von Energie, Materie und Information mit der Um­

welt als Voraussetzung der eigenen Existenz; Prinzip der Markt- bzw. Kun­

denorientierung und der offenen Kommunikation);



Geschlossene Stoffkreisläufe

(selbstorganisierte und selbsterhaltende

Nachhaltigkeit; Prinzip der Konsistenz);



Vielfalt und Diversität (Artenvielfalt als erfolgreiche Strategie der Evolution; Prinzipien der Optionenmaximierung und der Risikostreuung);



Vernetztheit (in natürlichen Systemen sind alle Bestandteile untereinander

vernetzt; Prinzip des vernetzten statt linearen Denkens und Handelns); •

Evolution bzw. ständiger Wandel (Ökosysteme überleben durch ständige

Anpassung; Prinzip der Herstellung einer Kultur des Wandels);



Begrenzte Vorhersagbarkeit (die Komplexität von Ökosystemen begrenzt die Möglichkeit der Vorhersagbarkeit; Prinzip der Unsicherheitsberücksichtigung);



Selbstähnlichkeit (wie in der Fraktalgeometrie ähneln Subsysteme immer

dem übergeordneten System; Prinzip der Dezentralisierung in selbstregu­ lierenden Subsystemen);



Selbstorganisation (Ökosysteme schaffen ihre Struktur von innen heraus

ohne Vorgaben; Prinzip der Dezentralisierung von Kompetenzen).'08 107 Vgl. Seidel (1988), a.a.O., S. 34-37 mit weiterführender Literatur. 108 Vgl. zu diesen Prinzipien Nill (1995), a.a.O., S. 73-77, 87-89; Buchwald, Christa/Faix, Werner G.: Die ökologische Umgestaltung des Unternehmens - Die Erfolgsfaktoren'. Mitarbeiter und Führungskräfte. In: Faix, Werner G./Kurz, Rudi/Wichert, Felix (Hrsg.): Innovation zwischen Ökonomie und Ökologie, Landsberg a.L. 1995, S. 32-49, hier S. 34-36.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

48

Diese Zusammenstellung verdeutlicht, daß eine ökologisch orientierte Unter­ nehmenspolitik, die sich dem Prinzip der Nachhaltigkeit verpflichtet fühlt, mehr erfordert als nur die Gewährleistung möglichst umweltverträglicher Pro­ duktions- und Entsorgungsprozesse bzw. das Bekenntnis zur sozialen und ökologischen Verantwortung.109 Tatsächlich geht es um eine Wandlung des

unternehmerischen Selbstverständnisses in Richtung einer Bereitschaft zur

„Koevolution" mit der natürlichen, sozialen und wirtschaftlichen Umwelt des Unternehmens. Immler faßt das Selbstverständnis eines derart ausgerichteten Unternehmens in dem Leitsatz zusammen, „daß die Natur produziert, der Produktionsbetrieb dagegen die Naturkräfte lediglich organisiert"'10 Damit

wird der Produktionsprozeß in die Sphäre der Natur verlegt; das Unterneh­

men hingegen produziert aus sich selbst heraus gar nichts, sondern sucht le­

diglich die in der Natur ablaufenden Prozesse zu organisieren und zu steu­ ern: „Die produzierende Natur zu verstehen und die menschliche Arbeitskraft so einzusetzen, daß aus diesem Verständnis Produkte entstehen, die zum Wohl des Menschen und der ganzen Evolution geraten, wird zum überragenden Sinn und Zweck des ökologischen Unternehmens.

Die Hindernisse, die sich einem solchen Umdenkprozeß in den Weg stellen, sind allerdings nach wie vor beträchtlich. Die Realisierung einer ökologisch

orientierten Unternehmenspolitik kann sich zumindest kurzfristig negativ auf die Gewinnerzielung eines Unternehmens auswirken; in manchen Wirt­ schaftsbereichen lassen sich gerade durch Ressourcenausbeutung und Um­

weltzerstörung kurzfristig erhebliche Gewinne erzielen. Ein verantwortungs­ bewußtes und zukunftsorientiertes unternehmerisches Denken und Handeln, das solchen Versuchungen entgegenwirken würde, könnte durch entspre­

chende nationale wie internationale umweltpolitische Vorgaben im Bereich

der Ordnungs- und Subventionspolitik gefördert werden; solche Vorgaben existieren allerdings erst in unzureichendem Maße. Auch die Wirtschaftsver­ 109 Vgl. Göbel, Elisabeth: Das Management der sozialen Verantwortung, Berlin 1992, S. 43-46. 110 Immler, Hans: Welche Wirtschaft braucht die Natur? Mit Ökonomie die Ökokrise lösen, Frank­

furt a.M. 1993, S. 67. 111 Immler (1993), a.a.O., S. 69.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

49

bände schöpfen ihre Einflußmöglichkeiten in dieser Hinsicht noch nicht aus.

Vor allem die im internationalen Maßstab stark differierenden Umweltstan­ dards der einzelnen Staaten schaffen Wettbewerbsverzerrungen, die einer

Durchsetzung des Nachhaltigkeitsgedankens auf Unternehmensebene entge­ genstehen.112

Die exakte Analyse dieser Rahmenbedingungen ist jedoch nicht das The­ ma dieser Untersuchung. Im folgenden ist vielmehr danach zu fragen, auf welchem Wege das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung konkret in die be­ triebswirtschaftliche Praxis umgesetzt werden kann.

1.3.2 Umsetzungsmaßnahmen

Im vorangegangenen Kapitel sind als potentielle Leitlinien für eine Operatio­ nalisierung des Nachhaltigkeitskonzeptes die Prinzipien der Suffizienz, der Ef­

fizienz, der Konsistenz, der Offenheit, der Optionenmaximierung und Risiko­ streuung, des vernetzten, ganzheitlichen Denkens, der Kultur des Wandels

und der Dezentralisierung herausgearbeitet worden. Diese Prinzipien sind dem Bereich der grundsätzlichen strategischen Ausrichtung eines Unterneh­ mens zuzuordnen. Zur Umsetzung des Nachhaltigkeitsgedankens auf der Ebene betriebswirtschaftlicher Einzelmaßnahmen ist daher noch eine weitere

Konkretisierung notwendig, die im folgenden in Form eines Kataloges von

betriebswirtschaftlichen Handlungsanweisungen vorgenommen wird. Prinzip der Suffizienz



Verzicht auf solche Ressourcen, Energiequellen, Produkte, Prozesse und Verfahren, deren nachhaltige Umweltverträglichkeit nicht zu gewährleisten ist und die nicht durch umweltverträgliche Alternativen substituierbar sind.



Substitution umweltkritischer, nicht erneuerbarer Ressourcen, Energiequellen, Produkte, Prozesse und Verfahren durch umweltverträgliche, erneuerbare mit gleichen oder ähnlichen Funktions- und Qualitätsmerkmalen.

112 Vgl. Feess-Dörr, E./Steger, U./Weihrauch, P.: „Sustainable Development" - Nachhaltige und

dauerhafte Entwicklung: Ein ökologisch relevantes und wirksames Leitbild ökonomischer Ent­ scheidungen? In: Steger, Ulrich/Timmermann, Manfred (Hrsg.): Mehr Ökologie durch Ökono­ mie, Berlin u.a. 1993, S. 93-120, hier S. 106-107.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

50 Prinzip der Effizienz



Minimierung des Ressourcen- und Energieverbrauchs sowie der anfallen­ den Emissionen über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg mit Hilfe einer umfassenden Produktlinienanalyse."3



Gewährleistung einer effizienten innerbetrieblichen Stoff- und

Ener­

gieumwandlung. •

Minimierung umweltkritischer Emissionen unter Beibehaltung der Produk­ tivität und der Wirtschaftlichkeit.



Erhöhung der Nutzenintensität von Prozessen, Produkten und Dienstlei­ stungen.

Prinzip der Konsistenz •

Verwirklichung geschlossener Stoff- und Energiekreisläufe mit einer mög­ lichst weitgehenden Rückgewinnung und Wiederverwertung von Energie

und Reststoffen, z.B. durch die Installierung eines produktionsintegrierten Umweltschutzes, durch das konsequente Anwenden von Recyclingtechni­

ken und durch die Verbesserung der Prozeßsteuerung sowie der Meßund Regeltechnik."4 •

Maximierung des Anteils wiederverwendbarer oder weiterverwertbarer

Teile der Produkte nach deren Gebrauch. •

Maximierung der Produktnutzungsdauer durch die Herstellung langlebiger

Produkte. Prinzip der Offenheit gegenüber der Umwelt



Offenheit gegenüber aktuellen und in Zukunft zu erwartenden marktrele­

vanten Entwicklungen in der Umwelt, im Umweltschutz und im Bewußt-

113 Ein Beispiel für eine Produktlinienanalyse (Ökobilanz eines durchschnittlichen, in Westeuropa produzierten Automobils) bietet Nill (1995), a.a.O., S. 96-99. 114 Vgl. Kirchgeorg, Manfred: Kreislaufwirtschaft - neue Herausforderung an das Marketing, Ar­

beitspapier Nr. 92 der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Marketing und Unternehmensfüh­ rung e.V., o.O. 1995, S. 8-15, 33-45. Ein Praxisbeispiel für produktionsintegrierten Umwelt­ schutz (Mannesmann AG) bietet: Johann, Hubert Peter: Einbindung des Umweltschutzes in das Management des Unternehmens. In: Lauff, Rudolf J. (Hrsg.): Überzeugt vom Umwelt­ schutz. Unternehmen berichten zur ICC-Charta für langfristig tragfähige Entwicklung, Bonn 1995, S. 66-72.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

51

sein der Kunden, um durch nachhaltiges Wirtschaften auch zu dauerhaf­ ten Wettbewerbsvorteilen zu kommen.



Wahl einer offensiven Marktbearbeitungsstrategie, um die Aufnahmebe­ reitschaft und Aufnahmefähigkeit des Marktes für die eigenen, unter Be­ rücksichtigung der Erfordernisse des Nachhaltigkeitsprinzips erbrachten Leistungen zu erhöhen.’15



Erhöhung der Glaubwürdigkeit des Unternehmens durch Herstellung ei­

ner Transparenz der Unternehmensaktivitäten nach außen mittels eines, intensiven Dialogs mit der Öffentlichkeit und mittels aktiver Öffentlich­ keitsarbeit (z.B. Umweltsponsoring).116



Berücksichtigung der Grundgedanken des Nachhaltigkeitsprinzips und des damit einhergehenden gesellschaftlichen Wertewandels in der Marke­ tingstrategie des Unternehmens im Sinne eines Umweltmarketing."7

Prinzip der Optionenmaximierung und Risikostreuung •

Bejahung von Pluralismus, um - wie in natürlichen Systemen - zu einer dynamischen Balance von Zusammenarbeit und Wettbewerb zu kommen.



Einsatz verschiedener Prozesse und Verfahren, die unterschiedliche Res­

sourcen nutzen, um umweltkritische Verfahren und Ressourcen kurzfristig und ohne Nachteile substituieren zu können.

Prinzip des vernetzten, ganzheitlichen Denkens und Handelns •

Ersetzung kurzfristiger Investitionskalküle durch eine langfristige Existenzsi­ cherung des Unternehmens.



Einbeziehung der vernetzten, ganzheitlichen Strukturen natürlicher biologischer

Ökosysteme in das unternehmerische Denken und Handeln zur Gewähr­

leistung einer Kongruenz von ökonomischen und ökologischen Strukturen. 115 Vgl. Kurz, Rudi/Spiller, Achim: Aktionsfelder ökologischer Unternehmensführung im Überblick - Offensives Umweltmanagement als Innovationspotential. In: Faix, Werner G./Kurz, Rudi/Wichert, Felix (Hrsg.): Innovation zwischen Ökonomie und Ökologie, Landsberg a.L. 1995, S. 23-31, hier S. 24. 116 Vgl. Kurz (1995), a.a.O., S. 17; Kurz/Spiller (1995), a.a.O., S. 28-30. 117 Vgl. Meffert, Heribert/Kirchgeorg, Manfred: Marktorientiertes Umweltmanagement - eine

wettbewerbsstrategische Perspektive. In: Daecke, Sigurd Martin (Hrsg.): Ökonomie contra Ökologie? Wirtschaftsethische Beiträge zu Umweltfragen, Stuttgart 1995, S. 131-166.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

52



Ausdehnung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Verantwor­

tung des Unternehmens auf den gesamten Lebenszyklus der Produkte bzw. den gesamten Umfang der Dienstleistungen.



Erstellung einer umfassenden Öko-Bilanz des Unternehmens, die die Pro­

zesse der Herstellung, des Vertriebs, des Ge- bzw. Verbrauchs und der

Entsorgung auf den Gebieten Abfall/Abwasser/Abluft, Energie, Rohstoffe sowie Flächen- bzw. Raumnutzung umfaßt und die Auswirkungen auf die

Umweltfaktoren Boden, Wasser, Luft, Klima, Nahrung, Mensch, Fauna, Flo­ ra und Natur bzw. Landschaft nachhält; ökologisches Rechnungswesen und Controlling, Umwelt-Auditing."8 Prinzip einer Kultur des Wandels



Frühzeitiges Besetzen ökonomischer Nischen, deren Beherrschung auf­ grund ihrer Umweltverträglichkeit in der Zukunft Wettbewerbsvorteile ver­

spricht, um - analog zum ökologischen Prinzip der Evolution - das eigene Überleben durch Flexibilität zu sichern.119



Forcierte Entwicklung neuer, umweltverträglicher Produkte, Prozesse, Ver­ fahren und Dienstleistungen.



Kontinuierliche ökologische Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter, stär­ kere Beteiligung der Mitarbeiter an der innerbetrieblichen Durchsetzung des Nachhaltigkeitsprinzips.120

Prinzip der Dezentralisierung •

Minimierung der Stoff- und Energietransporte durch die Dezentralisierung

der Produktion und durch ihre räumliche Verlagerung hin zu den Ressour­ cen bzw. Verbrauchern. 118 Vgl. Nill (1995), a.a.O., S. 91-94. Diese Ansätze stellt auch das in St. Gallen entwickelte, pra­

xisorientierte Modell COSY (Company oriented Sustainability) heraus; vgl. dazu Krämer, Her­ mann: Nachhaltige Entwicklung: Gestaltungsspielraum und Gestaltungswille der Wirtschaft In: Kastenholz, Hans G./Erdmann, Karl-Heinz/Wolff, Manfred (Hrsg.): Nachhaltige Entwicklung: Zukunftschance für Mensch und Umwelt Berlin u.a. 1996, S. 217-233, hier S. 229-232. 119 Vgl. Immler (1993), a.a.O., S. 76. 120 Vgl. Buchwald/Faix (1995), a.a.O., S. 41-42; Hulpke, H./Müller-Eisen, U.: Ressource Mensch - Mitarbeiterförderung durch Fortbildung. In: Lauft, Rudolf J. (Hrsg.): Überzeugt vom Umwelt­ schutz. Unternehmen berichten zur ICC-Charta für langfristig tragfähige Entwicklung, Bonn 1995, S. 117-124.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung



53

Dezentralisierung der Produktionsstrukturen und Verwirklichung flacherer Hierarchien, um die Motivation der Mitarbeiter zu erhöhen, eine effiziente­ re Produktion zu erreichen und die an der Basis vorhandene Kompetenz

im ökologischen Bereich besser auszunutzen (Lean Production).

Der Durchführung dieser Maßnahmen bzw. Innovationen stehen allerdings

noch erhebliche Widerstände gegenüber, und zwar sowohl im Bereich der Schaffung der notwendigen politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen als

auch in den Bereichen der ökonomischen Umsetzbarkeit und der mentalen

Bereitschaft. In diesem Zusammenhang ist es die Aufgabe der vorliegenden Untersuchung, anhand des konkreten Fallbeispiels der Energiewirtschaft da­ nach zu fragen, wie die Unternehmen die oben genannten Strategien und Handlungsanweisungen beurteilen, welche Chancen hinsichtlich der Umset­

zung sie ihnen einräumen und welche diesbezüglichen Schritte sie bereits selbst planen.

2 Das Konzept der Internationalisierung Ähnlich wie das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung besitzt auch das Un­ ternehmenskonzept der Internationalisierung eine weit zurückreichende Ge­

schichte, ist aber erst in den letzten Jahren zu einer entscheidenden Leitlinie unternehmerischen Handelns geworden. Anders jedoch als das Nachhaltig­

keitsprinzip, das in den siebziger und achtziger Jahren zunächst auf politischer

Ebene entwickelt worden und dann immer stärker in den ökonomischen Sektor eingedrungen ist, stellt das Internationalisierungskonzept einen ur­

sprünglich rein betriebswirtschaftlich motivierten Leitfaden zur unternehmeri­ schen Expansion in Auslandsmärkte dar. Erst seit dem Aufkommen der De­

batten um die Globalisierungstheorie sowohl in den Kultur- und Sozialwis­ senschaften als auch in den Wirtschaftswissenschaften erhält das Konzept

seit den achtziger Jahren deutlich verstärkte politische und soziale Dimensio­ nen. Das Ziel dieses Kapitels besteht darin, das Internationalisierungskonzept in

seinen theoretischen Grundlagen, in seiner sozialen und politischen Bedeu­ tung sowie in den Möglichkeiten seiner praktischen betriebswirtschaftlichen

Umsetzung darzustellen.

2.1

Begriff und historische Entwicklung des Konzeptes

2.1.1

Definition und inhaltlicher Umfang des Begriffes

Link versteht unter Internationalisierung ganz allgemein „die Zunahme der Unternehmenstätigkeit eines inländischen Unternehmens im Ausland“'2'.

Ähnlich definiert Meffert die Strategien zur Durchführung von Internationalisie­ rungsmaßnahmen als „längerfristige, bedingte Verhaltenspläne zur Erreichung

121 Zu dieser Definition von Internationalisierung vgl. Link, Wolfgang: Erfolgspotentiale für Internationalisierung. Gedankliche Vorbereitung - empirische Relevanz - Methodik, Wiesbaden 1997, S. 8.

Das Konzept der Internationalisierung

56

unternehmerischer Zielsetzungen auf Auslandsmärkten"122 Dieses weite, all­

gemeine Verständnis von Internationalisierung soll auch der vorliegenden Ar­

beit zugrundegelegt werden, da es den Vorzug besitzt, alle elementaren Ba­ sisstrategien der Internationalisierung zu integrieren. Unter Basisstrategien der Internationalisierung werden dabei in dieser Arbeit die folgenden drei Strate­ gien verstanden: •

Export

Bei dieser Strategie werden lediglich die Bereiche Vertrieb und Marketing internationalisiert. Die Kosten für den Aufbau eigener Produktionsstätten

im Ausland werden zwar eingespart, aber im Gegenzug können, je nach

Zielland, erhebliche Transport- und Zollkosten entstehen. Außerdem müs­ sen Handelshemmnisse einkalkuliert werden.



Lizenzvergabe

Der Lizenzgeber erteilt einer ausländischen Unternehmung gegen Entgelt die Erlaubnis, eigene Patente und eigenes technisches Know-how zur

Fertigung und zum Vertrieb entsprechender Produkte im Zielland zu nut­ zen. An die Stelle des Produktexports tritt der Technologieexport. Bei die­ ser Strategie werden sowohl die Kosten für den Aufbau eigener Produkti­

onsstätten im Ausland eingespart als auch mögliche Handelshemmnisse

umgangen. Auf der anderen Seite verursacht die Durchführung und Kon­ trolle des Technologietransfers jedoch erhebliche Transaktionskosten.



Direktinvestition Diese Strategie beinhaltet den Aufbau eigener Produktions- und Vertriebs­ stätten im Ausland, entweder durch die Etablierung eigener Zweignieder­ lassungen oder durch den Aufkauf von bzw. die Beteiligung an einem im

Zielland bereits bestehenden Unternehmen. Sie stellt aufgrund der hohen Startkosten, des großen organisatorischen Aufwandes und der starken Ab­

hängigkeit von politischen Entwicklungen im Zielland die riskanteste Inter­ nationalisierungsstrategie dar. Ihre Vorteile bestehen in der großen Kun­

122 Meffert, Heribert: Marketing im Spannungsfeld von weltweitem Wettbewerb und nationalen

Bedürfnissen, Zeitschrift für Betriebswirtschaft 56 (1986), S. 689-712, hier S. 689.

Das Konzept der Internationalisierung

57

dennähe, den hohen Kontrollpotentialen, der Umgehung von Handels­ hemmnissen und der Möglichkeit des Aufbaus eines after-sales-service.123 Diese Formen der Internationalisierung existieren keineswegs nur nebenein­

ander, sondern werden häufig als aufeinanderfolgende, die Intensität der Ak­ tivitäten jeweils steigernde Stufen des Internationalisierungsprozesses einge­ setzt. Die Direktinvestition gilt daher als das eigentliche Ziel der meisten In­

ternationalisierungsbemühungen und steht im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen.

2.1.2 Phasen der Internationalisierung nach 1945 Aus historischer Sicht beherrscht zunächst die Strategie des Exports die Intematio-

nalisierungsbemühungen; dies gilt auch noch in der Zeit der Intensivierung des Außenhandels durch die GATT-Runden seit 1947. Um 1970 beginnt, begünstigt

durch weltweite Deregulierungsmaßnahmen und die starke Integration der Kapi­ talmärkte, eine zweite Phase der Internationalisierung, in der die beiden anderen

genannten Strategien vermehrt angewendet werden. In der dritten, in den achtzi­ ger Jahren einsetzenden Phase, die im Zusammenhang der „Globalisierung" der wirtschaftlichen Prozesse steht, bildet die Strategie der Direktinvestition das Zen­ trum der weltweiten Intemationalisierungsaktivitäten.124

Diese dritte Phase steht im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen zur

heutigen Bedeutung des Internationalisierungskonzeptes für die Wirtschaft. Als Gründe für die Zunahme der Internationalisierungsbemühungen seit den achtziger Jahren125 lassen sich aus der Literatur die folgenden Faktoren her­ ausarbeiten: 123 Eine Gegenüberstellung der Vorzüge und Nachteile dieser drei Basisstrategien der Internatio­

nalisierung findet sich in: Pausenberger, Ehrenfried: Alternative Internationalisierungsstrategi­ en. In: Pausenberger, Ehrenfried (Hrsg.): Die Internationalisierung von Unternehmungen. Strategien und Probleme ihrer Umsetzung, Stuttgart 1994, S. 1-30, hier S. 2-11. 124 Zur historischen Periodisierung der verschiedenen Phasen der Internationalisierung vgl. Sell, Axel: Internationale Unternehmenskooperationen, München/Wien 1994, S. 1. 125 Bereits Ende der achtziger Jahre nennt Porter die Internationalisierungswelle eine „Droge", mit der oftmals nur kurzfristige Erfolge angestrebt würden, um Strukturprobleme der Muttergesell­ schaft zu überdecken. Vgl. Porter, Michael E.: The State of Strategie Thinking, The Economist vom 23.5.1987, S. 17-22, hier S. 22.

Das Konzept der Internationalisierung

58



Soziokulturelle Faktoren

- Wachsende „Globalisierung" der Nachfrage sowohl in den Industrieals auch zunehmend in den Entwicklungsländern durch eine länder­

und kulturenübergreifende Homogenisierung der Verbraucherbedürf­ nisse.

- Höhere Mobilität der Verbraucher und der Anbieter aufgrund verbes­ serter Transport- und Reisemöglichkeiten. •

Politische Faktoren

— Zunehmende Deregulierung und Liberalisierung geschützter Märkte, vor allem durch die politischen Umwälzungen im Bereich des ehema­

ligen Ostblocks und durch internationale Abkommen wie z.B. GATT und WTO.

- Vollendung des Europäischen Binnenmarktes und Herausbildung zahl­ reicher weiterer regionaler Wirtschaftszonen. •

Technologische Faktoren

— Schnellere und leichtere Kommunikation und Informationsübertragung durch verbesserte Kommunikationstechnologie.

— Erhöhte Dynamik des technischen Fortschritts und dadurch Verkürzung der Produktlebenszyklen.



Ökonomische Faktoren - Internationalisierung des Wettbewerbs aufgrund der zunehmend ge­

sättigten Inlandsmärkte und aufgrund der „Globalisierung" der Nach­ frage.

- International leichter realisierbare „economies of scale".'26

126 Vgl. Kebschull, Dietrich: Internationalisierungsmotive. In: Macharzina, Klaus/Welge, Martin K.

(Hrsg.): Handwörterbuch Export und internationale Unternehmung, Stuttgart 1989, Sp. 973982, hier Sp. 974-975; Segal-Horn, Susan: The globalization of service firms. In: Jones, Peter (Hrsg.): Management in Service Industries, London 1989, S. 128 ff.; Meffert, Heribert/Bolz, Joachim: Internationales Marketing-Management, 2. Aufl., Stuttgart/Berlin/Köln 1994, S. 15; Prahalad, C.K./Hamel, Gary: Strategy as a field of study. Why search for a new paradigm?, Strategic Management Journal 15 (1994), S. 5-16, hier S. 6-9; Hübner, Carsten C.: Interna­ tionalisierung von Dienstleistungsangeboten. Probleme und Lösungsansätze, München 1996, S. 114-120; Link (1997), a.a.O., S. 1-3.

Das Konzept der Internationalisierung

59

Diese Faktoren sind als wechselseitig voneinander abhängige, in einem en­

gen Beziehungsgeflecht miteinander verbundene Elemente zu verstehen. Da sie momentan häufig unter dem Schlagwort der „Globalisierung" thematisiert werden, ist es an dieser Stelle notwendig, kurz auf diesen Begriff und das hinter ihm stehende Gedankengebäude einzugehen. Die Globalisierungstheorie in der Form, wie sie in den Kultur- und So­

zialwissenschaften entwickelt worden ist, stützt sich derzeit noch stärker

auf Spekulationen als auf empirisch überprüfbare Fakten. So gehen ihre Verfechter z.B. davon aus, daß in der Gegenwart ein Prozeß einsetze und

beobachtbar sei, der zum Verschwinden der Nationalstaaten und damit der nationalstaatlichen Hoheitsrechte, zum Entstehen einer quasi feudali­

stisch strukturierten Wirtschaft mit weltweit operierenden Großkonzernen

an der Spitze und zur Etablierung einer neuen Ständegesellschaft auf der Basis unterschiedlicher Zugangsmöglichkeiten zum Informationsangebot führen werde.127

Diese Thesen haben wesentlich zu der Tatsache beigetragen, daß sich mit dem Begriff der Globalisierung heute sowohl übertriebene Hoffnungen, z.B.

auf eine Welt ohne nationalstaatliche Grenzen und ohne Kriege, als auch

übersteigerte Zukunftsängste, z.B. vor weiter anwachsenden sozialen Un­ gleichheiten oder vor der unkontrollierbaren Macht weltweit operierender Großkonzerne, verbinden. Mit seriöser wissenschaftlicher Forschung haben

sie jedoch wenig zu tun, statt dessen stellen sie rein spekulative Hypothesen

über zukünftige globale Tendenzen dar. Aus diesem Grund wird im weiteren

Verlauf der Arbeit der nicht zufriedenstellend definierte Begriff der Globalisie­ rung nicht weiter verwendet, sondern der klarere und eindeutigere Begriff der Internationalisierung gebraucht

Tatsächlich findet heute weniger ein grundlegender Wandel im öko­ nomischen, politischen und sozialen Bereich statt als vielmehr eine be­

schleunigte Weiterführung von bereits seit längerem bestehenden wirt­

127 Vgl. dazu exemplarisch Evers, Tilman: Auf dem Weg zum postmodernen Imperium? Im Zeit-

alter der Globalisierung löst sich das Prinzip der Souveränität auf, und Vergangenes kehrt zu­ rück, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7.10.1997, S. 12.

Das Konzept der Internationalisierung

60

schaftlichen Entwicklungen unter Ausnutzung der Chancen, die die Be­ endigung des Ost-West-Konfliktes bietet128 Diese Entwicklungen sind in

erster Linie im Anstieg des Exportanteils am Weltsozialprodukt (von ca. 5 % um die Mitte des 19. Jahrhunderts auf ca. 17 % heute129), in der Zu­ nahme der Arbeitsteilung, in der Liberalisierung der Kapitalmärkte und der Handelsbestimmungen sowie im Anstieg der internationalen Kapital­

bewegungen zu sehen.

Nach dem im Jahr

1997 erschienenen Weltinvestitionsbericht der

UNCTAD (Weltwirtschaftskonferenz) sind die Direktinvestitionen im Ausland al­ lein im Jahr 1996 weltweit um 10 % auf 349 Mrd. US-Dollar gestiegen.130 Das

Frankfurter Wefa-Institut prognostiziert eine Verdoppelung der Höhe der Di­ rektinvestitionen deutscher Armen im Ausland bis zum Jahr 2002 - 1996

wurde bereits ein Volumen von ca. 43 Mrd. DM erreicht - sowie eine Zu­ nahme der Beschäftigung durch diese Internationalisierungsaktivitäten auch im Inland um ca. 300.000 zusätzliche Stellen.131

Gerade vor dem Hintergrund solcher Zahlen darf die These inzwischen als

allgemein anerkannt gelten, daß das Konzept der Internationalisierung heute eine der entscheidenden, wenn nicht sogar die zentrale Strategie der Wirt­

schaft darstellt, den oben gezeigten gesellschaftlichen, politischen und öko­

nomischen Herausforderungen zu begegnen. Diese Feststellung behält ihre Gültigkeit unabhängig von den spekulativen Diskussionen um die „Globalisie­ rung". Dies bedeutet gleichzeitig, daß dem Konzept der Internationalisierung

hinsichtlich seiner Bedeutung für den Beitrag, den die Wirtschaft zur Lösung der übergreifenden Gegenwartsprobleme leisten kann, ein ähnlich hoher Stellenwert wie dem Nachhaltigkeitsprinzip zukommt.132 Während letzteres 128 Vgl. Siebke: Globalisierung ist ein mißbrauchtes Schlagwort, Frankfurter Allgemeine Zeitung

vom 24.10.1997, S. 22. 129 Vgl. Siebke (1997), a.a.O., S. 22. 130 Vgl. Mahnke, Hans-Jürgen: Weltweiter Boom bei Direkt-Investitionen, Die Welt vom 22.9.1997, S. 13. 131 Vgl. Schwartz, S./Viehöver, U.: Globalisierung. Die leise Job-Maschine, Focus vom 15.12.1997,

S. 260-268, hier S. 261. 132 Dies berührt nicht die Tatsache, daß zahlreiche Internationalisierungsmaßnahmen nicht zur Er­ reichung der verfolgten Ziele führen. In der Literatur werden Mißerfolgsquoten zwischen 20 % und 80 % genannt. Vgl. Reineke, Rolf-Dieter: Akkulturation von Auslandsakquisitionen. Eine Unter­ suchung zur unternehmenskulturellen Anpassung, Diss. Münster 1989, S. 9.

Das Konzept der Internationalisierung

61

jedoch eine Reaktion auf in erster Linie ökologische und soziale Probleme (Ilmweltzerstörung und Verteilungsgerechtigkeit) darstellt, verkörpert die In­

ternationalisierung eine Lösungsstrategie für primär ökonomische und soziale

Herausforderungen (Verschärfung des Wettbewerbs und Veränderungen des Konsumentenverhaltens).

Im folgenden soll zunächst dargestellt werden, in welcher Form diese Herausforderungen konkret an die Unternehmen herantreten (Kapitel 2.2 und 2.3), um danach auf dieser Grundlage die Grundprinzipien und die Ope­

rationalisierungsmöglichkeiten des Internationalisierungskonzeptes herauszu­ arbeiten (Kapitel 2.4).

2.2 Motive der Unternehmen für Internationalisierungsaktivitäten Stärker als beim Nachhaltigkeitsprinzip läßt sich die Anwendbarkeit des Inter­ nationalisierungskonzeptes auf Unternehmen bestimmter Größe und be­

stimmter Branchen beschränken. Das Konzept kommt nur für solche Unter­ nehmen in Frage, die international, wenn möglich weltweit absetzbare Pro­ dukte und/oder Dienstleistungen anbieten. Dies trifft in erster Linie auf die

Branchen Nahrungsmittel, Kleidung, Automobilbau und Unterhaltung im Kon­

sumgüterbereich, Versicherungen und Banken im Bereich der Finanzdienst­ leistungen, Kommunikation, Information und Maschinenbau im Investitions­

güterbereich sowie Energieerzeugung und Energieversorgung im gemischt­ wirtschaftlichen Bereich zu.133 Die folgende Aufstellung (Abbildung 2) verdeutlicht, in welcher Form die

in Kapitel 2.1.2 genannten soziokulturellen, politischen, technologischen und ökonomischen Faktoren, die den Hintergrund des aktuellen Internationalisie­

rungsprozesses bilden, als konkrete Herausforderungen an die Unternehmen herantreten:

133 Vgl. ZurNedden, Corinna: Internationalisierung und Organisation. Konzepte für die international tätige Unternehmung mit Differenzierungsstrategie, Wiesbaden 1994, S. 26-32.

Das Konzept der Internationalisierung

62 Faktorenkategorie

Übergreifende Herausforderungen

Motive bzw. Anreize für Internationalisierung

Das Konzept der Internationalisierung Faktorenkategorie

Übergreifende Herausforderungen

63 Motive bzw. Anreize für Internationalisierung

Abbildung 2: Motive und Anreize für Internationalisierungsmaßnahmen

Die in der rechten Spalte der Aufstellung genannten konkreten Motive für In­ ternationalisierungsmaßnahmen werden auch in Repräsentativbefragungen

Das Konzept der Internationalisierung

64

immer wieder genannt 1990 hat das Institut der deutschen Wirtschaft in

Köln insgesamt 1.114 Unternehmen verschiedener Größe und Branchenzu­

gehörigkeit eine Liste von 20 vorgegebenen potentiellen Internationalisie­

rungsmotiven mit der Bitte um Bewertung vorgelegt. Das Ergebnis zeigt die folgende Tabelle:134

Motiv

Erschließung neuer Märkte Sicherung bestehender Märkte Größe und Dynamik des Auslandsmarktes Marktpflege (Service, Wartung etc.) Vorbereitung auf den gemeinsamen Markt Niedrigere Arbeitskosten Vorteil des Standorts als Exportbasis Niedrigere Steuerbelastung Überwindung von Importbarrieren Höhere Renditen Minderung des Wechselkursrisikos Bessere Beschaffungsmöglichkeiten Weniger administrative Hindernisse Höhere Flexibilität des Arbeitsmarktes Zugang zu öffentlichen Aufträgen Höhere Produktivität Staatliche Investitionsförderung Vorsprung bei Forschung und Technologie Bessere Infrastrukturausstattung Bessere Qualifikation der Arbeitskräfte

Bewertung

3,39 3,03 2,68 2,51 2,17 1,78 1,69 1,60 1,57 1,41 1,22 1,20 1,16 1,12 1,01 0,94 0,87 0,45 0,45 0,38

Tabelle 1: Internationalisierungsmotive (nach Institut der deutschen Wirtschaft)

Im Jahr 1991 hat Köhler 200 produzentenorientierte Dienstleistungsunter­ nehmen unterschiedlicher Größe aus 21 Branchen auf der Basis einer eige­ nen Liste mit potentiellen Internationalisierungsmotiven befragt. Die 75 zu­ rücklaufenden Fragebögen haben in seiner Untersuchung die folgende Mo­ tivrangfolge erbracht:135

134 Vgl. Beyfuß, Jörg/Kitterer, B. H.-J.: Deutsche Direktinvestitionen im Ausland. Bestandsaufnah-

me und Ergebnisse einer Unternehmensbefragung, Köln 1990, S. 44. Bewertungsskala von Bedeutung „sehr groß" (4) über „groß" (3), „mittel" (2) und „gering" (1) bis „keine" (0). 135 Vgl. Köhler, Lutz: Die Internationalisierung produzentenorientierter Dienstleistungsunterneh­

men, Hamburg 1991, S. 80. Bewertungsskala „sehr wichtig" (1) bis „völlig unwichtig" (5).

Das Konzept der Internationalisierung

Motiv Erschließung neuer Märkte Internationalisierung bestehender Kunden Internationalisierung von Wettbewerbern Verbesserung des Images gegenüber Kunden Internationale Spezialisierung Ausnutzung von Größeneffekten Gesellschaftliche/politische Änderungen Zugang zu ausländischem Know-how Internationale Risikostreuung Auslastung hochqualifizierten Personals Gesättigte Heimatmärkte Höhere Gewinne als im Inland Deregulierung von Wirtschaftszweigen

65

Bewertung

1,79 1,96 2,25 2,63 2,76 2,79 3,00 3,08 3,10 3,11 3,29 3,37 3,40

Tabelle 2: Internationalisierungsmotive (nach Köhler)

Eine Umfrage nach der Bewertung vorgegebener Intemationalisierungsmotive, die

von der IKB Deutsche Industriebank AG 1997 unter 700 mittelständischen

Geschäftspartnern aus allen Industriebranchen mit Jahresumsätzen zwischen 20 und 250 Mio. DM durchgeführt worden ist, ergibt folgendes Bild:136

Motiv Erschließung neuer Märkte Lohnkostenvorteile Begleitung von Abnehmern Marktsättigung im Inland geringere Steuerbelastung weniger Reglementierung

„sehr wichtig"

80% 46% 43 % 28% 14% 11 %

Tabelle 3: Internationalisierungsmotive (nach IKB)

Zu ähnlichen Ergebnissen ist im gleichen Jahr das IFO-Institut bei einer Re­ präsentativbefragung deutscher Unternehmen verschiedener Branchen nach ihrer Bewertung der Wichtigkeit vorgegebener Internationalisierungsmotive gelangt:137

136 Vgl. Direktinvestitionen sollen Auslandsmarkt erschließen, Die Welt vom 25.8.1997, S. 15.

Prozentualer Anteil der Antworten „sehr wichtig" an der Gesamtzahl der Antworten. 137 Vgl. Schwartz/Viehöver (1997), a.a.O., S. 264. Prozentualer Anteil der Antworten „besonders wichtig" an der Gesamtzahl der Antworten.

66

Das Konzept der Internationalisierung

„besonders wichtig"

Motiv Erschließung nationaler/regionaler Märkte Teilnahme am Wachstum nationaler/regionaler Märkte Sicherung nationaler/regionaler Märkte niedrige Lohnkosten niedrigere Steuern niedrigere Transportkosten

68 % 50% 46% 14% 9% 5 %

Tabelle 4: Internationalisierungsmotive (nach IFO-Institut)

Die Aussagefähigkeit dieser Ergebnisse leidet allerdings darunter, daß den befragten Unternehmen in allen genannten Untersuchungen nur begrenzte,

vorgegebene Auswahlkataloge für ihre Antworten zur Verfügung stehen, die eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse verhindern. Trotzdem zeigen die Be­ wertungslisten, daß auch im subjektiven Empfinden der Unternehmer jene

Internationalisierungsmotive dominieren, die oben bereits theoretisch herge­ leitet wurden. Hinsichtlich der genauen Gewichtung der Motive sind aller­ dings, wie alle zitierten Untersuchungen vermerken, erhebliche branchenspe­

zifische Unterschiede in Rechnung zu stellen.

Grundsätzlich lassen sich die Motive in defensive und offensive Motive einteilen.

Typische defensive Internationalisierungsmotive sind etwa die

Sättigung des heimischen Marktes, so daß die Internationalisierung als reines Ausweichen ins Ausland erscheint, die Internationalisierung von wichtigen

Kunden, denen man lediglich ins Ausland folgt, die Internationalisierung von wichtigen Wettbewerbern, deren Schritt man nachvollzieht, oder die Erzielung von Kostenvorteilen, wobei die Internationalisierung häufig nur eine Verlage­ rung der Produktion bedeutet. Typische offensive Internationalisierungsmotive

bestehen hingegen etwa in der aktiven Erschließung neuer Märkte bzw. neu­

er Kunden- oder Verbrauchergruppen im Ausland, in dem verstärkten Vor­ dringen zu internationalem Know-how und zu neuen Technologien, in dem Bedürfnis nach einem Imagewechsel im Sinne einer auf Weltoffenheit und

kultureller Toleranz gegründeten Corporate identity oder in dem Bestreben, das eigene Rating zu verbessern. 138 Diese Unterscheidung findet sich bereits bei: Hübner (1996), a.a.O., S. 83-84; Link (1997), a.a.O., S. 184-185.

Das Konzept der Internationalisierung

67

Dabei erfüllen jene Unternehmen, die aus offensiven Motiven heraus in­ ternationalisieren, eine wichtige Vorreiterrolle im Zusammenhang der Interna­

tionalisierungsbewegung, indem sie zahlreiche Wettbewerber und Dienstlei­

ster bzw. Zulieferer dazu bewegen, den Schritt der Internationalisierung zu­

mindest aus defensiven Motiven heraus nachzuvollziehen. Diese Beobach­ tung führt zu der These, daß die Internationalisierung eine ökonomische Ent­

wicklung darstellt, die sich, solange die erforderlichen, oben skizzierten Rah­

menbedingungen bestehen bleiben, stetig aus sich selbst heraus verstärkt Unter dieser Voraussetzung kann davon ausgegangen werden, daß der Pro­

zeß der Internationalisierung quantitativ heute erst an seinem Anfang steht. Dieser sowohl theoretisch hergeleitete als auch empirisch untermauerte Überblick über die Internationalisierungsmotive soll nun ergänzt werden

durch Einführungen in die wesentlichen Problemfelder, denen sich ein Un­

ternehmen im Internationalisierungsprozeß gegenübersieht: •

Wahl der Markteintritts- bzw. Marktbearbeitungsform und gegebenenfalls

des geeigneten Partners;



Organisation der multinationalen Unternehmung;



Akkulturation im Gastland: Führungsstil, Konflikt- und Kommunikations­

management, internationales Marketing.

2.3 Haupthandlungsfelder im Internationalisierungsprozeß 2.3.1

Wahl der Markteintritts- bzw. Marktbearbeitungsform

Entscheidet sich ein Unternehmen für die Internationalisierungsstrategie der Direktinvestition, stellt sich zunächst die Frage nach der Form des Marktein­

tritts bzw. der Marktbearbeitung. In diesem Zusammenhang werden in der Literatur momentan in erster Linie die Formen des indirekten Exports, des di­ rekten Exports, der Vertriebsniederlassung, des Lizenzvertrages, des Franchi­

severtrages, des Managementvertrages, des Joint Venture, der Strategischen

Allianz, der Unternehmensübernahme, des eigenen Tochterunternehmens, des BOT-Projektes und des Betreibermodells (Project Implementation Agree-

Das Konzept der Internationalisierung

68

ment) diskutiert'39 Die folgende Tabelle charakterisiert diese Markteintritts- bzw. Marktbearbeitungsformen und stellt ihre Vorzüge und Nachteile gegenüber: Form

Beschreibung

Vorteile

Nachteile

Indirekter Export

Übertragung des Exports an ein unabhängiges inländi­ sches Absatzorgan, z.B. Ex­ porteur, Handelsgesellschaft

• Geringer Kapitaleinsatz • Geringe Kooperations­ abhängigkeit

• Geringe Kundennähe • Geringe Kontrollmög­ lichkeiten • Abhängigkeit von Han­ delshemmnissen

Direkter Export

Direkte Belieferung von Importhändlern, Groß­ händlern, Vertretern oder Vertragshändlern im Ausland

• Geringer Kapitaleinsatz • Hohe Kontrollmöglich­ keiten • Geringe Kooperations­ abhängigkeit

• Geringe Kundennähe • Abhängigkeit von Han­ delshemmnissen

Vertriebs­ Errichtung einer eigenen organisation Vertriebsorganisation, die auch Beratung und Kun­ dendienst übernimmt

• Hohe Kontrollmöglich­ keiten • Geringe Kooperations­ abhängigkeit

• Geringe Kundennähe • Hoher Kapital ei nsatz • Abhängigkeit von Han­ delshemmnissen

Lizenz­ vertrag

Befristete Überlassung der • Geringer Kapitaleinsatz Rechte an Patenten, Copy­ • Keine Abhängigkeit von rights, Warenzeichen, Handelshemmnissen Know-how etc. an auslän­ disches Unternehmen

• Geringe Kundennähe • Geringe Kontrollmög­ lichkeiten • Gefahr der Entstehung neuer Konkurrenz

Franchise­ vertrag

Gewährung einer Lizenz • Geringer Kapital ei nsatz zur selbständigen Führung • Keine Abhängigkeit von eines Betriebes unter dem Handelshemmnissen Zeichen des Franchisege­ • International einheitli­ bers ches Image

• Geringe Kundennähe • Geringe Kontrollmög­ lichkeiten • Gefahr der Entstehung neuer Konkurrenz

139 Vgl. z.B.: Bronder, Christoph: Unternehmensdynamisierung durch Strategische Allianzen. Ein konzeptioneller Ansatz zum Kooperationsmanagement, Diss. St Gallen 1992, S. 144-188; Schenk, K.E.: Internationale Kooperationen und Joint Ventures. Theoretische und strategische Grundlagen. In: Schoppe, Siegfried G. (Hrsg.): Kompendium der internationalen Betriebswirt­ schaftslehre, 3. Aufl., München/Wien 1994, S. 153-189, hier S. 160, 165-174; Dorner, Ger­ hard: BOT-Projekte in der nationalen und internationalen Praxis - Wechselwirkungen durch Vertragsvielfalt und Mehrparteienverbund. In: Nicklisch, Fritz (Hrsg.): Rechtsfragen privatfinan­ zierter Projekte. Nationale und internationale BOT-Projekte, Heidelberg 1994, S. 75-89; Nick­ lisch, Fritz: Wirtschaftlicher Hintergrund und Vertragsstrukturen von BOT-Projekten. In: Ebd., S. 7-14, hier S. 8-12; Wahl, Klaus-Dieter: Das Project Implementation Agreement aus der Sicht des Anlagenerrichters/Investors. In: Ebd., S. 15-22; Meffert/Bolz (1994), a.a.O., S. 118— 136; Pausenberger (1994), a.a.O., S. 16-23; Rall, Wilhelm: Internationale Strategische Allian­ zen - Wege zum Erfolg. In: Pausenberger, Ehrenfried (Hrsg.): Die Internationalisierung von Unternehmungen. Strategien und Probleme ihrer Umsetzung, Stuttgart 1994, S. 31-46, hier S. 32-40; Hübner (1996), a.a.O., S. 209-226.

Das Konzept der Internationalisierung

69

Manage­ mentver­ trag

Vergabe der Errichtung und Führung eines Unter­ nehmens ohne kapitalmä­ ßige Beteiligung des Be­ auftragten

• Geringer Kapitaleinsatz • Keine Abhängigkeit von Handelshemmnissen

• Geringe Kundennähe • Geringe Kontrollmög­ lichkeiten • Gefahr der Entstehung neuer Konkurrenz

Joint Venture

Kapitalbeteiligung an ei­ nem privaten Unterneh­ men oder einer staatli­ chen Institution im Aus­ land

• Keine Abhängigkeit von Handelshemmnissen • Marktkenntnisse und Know-how des Partners • Risikoreduzierung durch geteilte Verantwortung

• Hoher Kapitaleinsatz • Hohe Kooperationsab­ hängigkeit

Strategische Bündnis zwischen unab­ hängigen Unternehmen Allianz aus verschiedenen Län­ dern, um durch gemein­ samen Ressourceneinsatz die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen

• Keine Abhängigkeit von Handelshemmnissen • Geringer Kapitaleinsatz • Marktkenntnisse und Know-how des Partners • Gegenseitiger Austausch von Leistungen

• Geringe Kundennähe • Geringe Kontrollmög­ lichkeiten • Hohe Kooperationsab­ hängigkeit

Unterneh­

Aufkauf eines bereits be­ stehenden ausländischen mens­ übernahme Unternehmens oder Be­ teiligung daran

• Hohe Kundennähe • Hohe Kontrollmöglich­ keiten • Geringe Kooperations­ abhängigkeit • Keine Abhängigkeit von Handelshemmnissen

• Sehr hoher Kapitalein­ satz • Risiko der Enteignung

Tochter­ unterneh­

Gründung einer eigenen Tochtergesellschaft im Ausland

• Hohe Kundennähe • Hohe Kontrollmöglich­ keiten • Geringe Kooperations­ abhängigkeit • Keine Abhängigkeit von Handelshemmnissen • International einheitli­ ches Image • Volle Entscheidungsfrei­ heit der Zentrale

• Sehr hoher Kapitalein­ satz • Risiko der Enteignung

Finanzierungsmodelle zur Realisierung großer Infra­ strukturprojekte gegebe­ nenfalls unter Beteiligung öffentlicher Auftraggeber und privater Investoren

• Risikostreuung • Weitgehend sichere In­ vestitionsobjekte • Marktkenntnisse und Know-how des Partners • Konkurrenzausschluß

• Hohe Kooperationsab­ hängigkeit • Kompliziertes Netzwerk

men

BOTProjekt; Betreiber­ modell

Tabelle 5: Markteintrittsformen bei Internationalisierungsmaßnahmen

von Verträgen • Zeitlich begrenzt • Eventuell starke Einen­ gung durch Verträge

70

Das Konzept der Internationalisierung

Die in der Tabelle genannten Vor- und Nachteile der Markteintrittsformen verdeutlichen, welche Komponenten bei der Entscheidungsfindung hinsicht­ lich der Art des Markteintritts für ein internationalisierendes Unternehmen entscheidend sind: •

Höhe des Kapitaleinsatzes;



Zeitliche Dauer des Engagements;



Größe und Verteilung des einzugehenden Risikos;



Intensität der Kontrollmöglichkeiten;



Intensität des Kunden- bzw. Konsumentenkontaktes;



Grad der unternehmerischen Eigenständigkeit und Freiheit;



Art und Umfang möglicher Synergieeffekte;



Äußeres Erscheinungsbild des Unternehmens im Ausland;



Art und Umfang möglicher Kostendegressionseffekte.

Die tatsächliche Auswahl der geeigneten Markteintritts- und Marktbearbei­ tungsform richtet sich nach der Bedeutung, die ein Unternehmen diesen Faktoren beimißt, sowie nach den spezifischen Rahmenbedingungen, die das

Zielland der Internationalisierungsmaßnahme in politischer, rechtlicher, öko­

nomischer und sozialer Hinsicht aufweist. Ein differenzierteres Eingehen auf die Problematik, welche Markteintritts- bzw. Marktbearbeitungsform sich bei

welcher Ausgangssituation der Internationalisierungsmaßnahme empfiehlt, würde daher den Rahmen dieser Untersuchung sprengen.140

2.3.2 Organisation der multinationalen Unternehmung

Im folgenden sollen auf der Basis der in der Literatur gewonnenen Ergebnis­ se einige wesentliche Aspekte vorgestellt werden, die erstens die Vorberei­

tung, Planung und Durchführung der Internationalisierungsmaßnahme selbst und zweitens die Organisation der entstandenen multinationalen Unterneh­

mung betreffen. Die Darstellung erfolgt, wie schon hinsichtlich der Internatio­

140 In der Literatur wird momentan vor allem das Problem der Markteintrittsbarrieren diskutiert

Vgl. dazu etwa Meffert/Bolz (1994), a.a.O., S. 131-136.

71

Das Konzept der Internationalisierung nalisierungsmotive

und

der

Entscheidungsfaktoren

bei

der Wahl

der

Markteintrittsform, mit dem Ziel, Rückschlüsse auf das unternehmerische Denken in internationaler Perspektive zu gewinnen.

Hinsichtlich der Vorbereitung, Planung und Durchführung der Internatio­ nalisierungsmaßnahme lassen sich nach Link141 die folgenden typischen or­ ganisatorischen Merkmale feststellen: •

Die meisten Unternehmen übertragen diese Aufgabe nicht einer be­ stimmten Abteilung, sondern bilden abteilungsübergreifende, möglichst viele Bereiche des Unternehmens integrierende Projektteams, die von ei­ nem übergeordneten Gesamtprojektteam geleitet werden.'42



Der Leiter des Gesamtprojektteams gehört in der Regel der Geschäftsfüh­ rung an und ist, genau wie die Teilprojektleiter, in den meisten Fällen für die Aufgabe, die Internationalisierungsmaßnahme vorzubereiten und durchzuführen, freigestellt.143



Die meisten Unternehmen planen ihre Internationalisierungsmaßnahme mittelfristig (3 bis 6 Jahre).



Mit der Größe der Unternehmen wachsen in der Regel sowohl die Pla­

nungssorgfalt als auch die organisatorische Perspektivenvielfalt. Zwischen diesen Faktoren und dem späteren Erfolg der Internationalisierungsmaß­ nahme besteht ein signifikanter Zusammenhang.144 •

Etwa ein Drittel der Unternehmen plant die Internationalisierungsmaß­ nahme in Form von ganzheitlichen Betrachtungen. Diese Art der Planung übt einen deutlich positiven Einfluß auf den Erfolg der Internationalisie145 rung aus.

141 Link (1996), a.a.O. befragte 47 Führungskräfte von Unternehmen zu ihren Erfahrungen mit

Internationalisierungsmaßnahmen. 142 Vgl. Link (1996), a.a.O., S. 191-192. Diese mehrschichtige Organisation können sich aller­

dings nur Unternehmen mit einer gewissen Mindestgröße leisten. Bei kleineren Unternehmen kommt oft nur ein Projektteam zum Einsatz, bei kleinen Mittelständlern liegt die Internationali­ sierungsmaßnahme häufig sogar komplett in der Hand einer einzelnen Person. 143 Vgl. Link (1996), a.a.O., S. 192. 144 Vgl. Link (1996), a.a.O., S. 196-197. 145 Vgl. Link (1996), a.a.O., S. 198-199.

72

Das Konzept der Internationalisierung

Auch hinsichtlich der Organisation der bereits bestehenden multinationalen Unternehmung lassen sich Besonderheiten herausarbeiten, die vor allem für

das Anfangsstadium einer solchen Unternehmung gelten: •

Häufig überwiegt die informelle Organisation gegenüber der formellen

Organisation, da das Denken und Handeln der Organisationsteilnehmer unter den Bedingungen neuer, noch unbekannter Umweltstrukturen die Bildung informeller Gruppen verstärken kann.146 •

Die Organisation einer multinationalen Unternehmung kann segregiert oder integriert sein. Im ersten Fall liegt die Verantwortung für den Aus­ landsmarkt bei einer eigenständigen Instanz, deren Stellung in der Hierar­

chie des Unternehmens die Bedeutung anzeigt, die dem Auslandsge­

schäft beigemessen wird. Im zweiten Fall bestimmt ein weltweit verant­ wortliches Entscheidungszentrum die gesamte Unternehmenspolitik.147 •

Der Vorteil der integrierten Organisation liegt in der Möglichkeit, ein welt­ weit einheitliches Unternehmensimage aufzubauen, ihr Nachteil in der

Vernachlässigung länder- und kulturspezifischer Besonderheiten. Mit stei­

gender Internationalisierung und Diversifikation des Unternehmens steigt

in der Regel auch der Grad der regionalen Dezentralisierung; unterhalb der obersten Unternehmensleitung bilden sich Regionaldivisionen, die ei148 nen großen Teil der Produktions- und Absatzfunktionen übernehmen. •

Der Zentralisierungsgrad einer multinationalen Unternehmung ist in der Regel in der Durchführungsphase der Internationalisierungsmaßnahme gering, steigt dann zum Zweck der weltweit einheitlichen Organisation an

und wird nach deren Durchführung wieder von einer stärkeren Dezentrali­ sierung abgelöst.149 146 Vgl. Blödorn: Die Organisation der Multinationalen Unternehmung. In: Schoppe, Siegfried G.

(Hrsg): Kompendium der internationalen Betriebswirtschaftslehre, 3. Aufl., München/Wien 1994, S. 311-324, hier S. 312. 147 Vgl. Albrecht, Hellmut K.: Die Organisationsstruktur multinationaler Unternehmungen, DB

1970, S. 2085-2089, hier S. 2086. 148 Vgl. Drumm, Hans Jürgen: Zum Aufbau internationaler Unternehmungen mit Geschäftsbe­ reichsorganisation, Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung 9 (1979), S. 38-56, hier S. 38-40. 149 Vgl. Agthe, Klaus: Aktuelle Probleme der Führungsorganisation internationaler Unternehmun­

gen, Zeitschrift für Organisation 45 (1976), S. 434-442, hier S. 441.

Das Konzept der Internationalisierung

73

Eine der wesentlichen unternehmerischen Aufgaben besteht daher bei einer

multinationalen Unternehmung darin, die geeignete Mischung zwischen zen­ tralen Vorgaben und dezentraler Flexibilität, zwischen Integration und Diffe­

renzierung, zwischen Synergieeffekten und der Berücksichtigung nationaler wie kultureller Besonderheiten zu finden.

2.3.3 Akkulturation im Gastland Die internationale Unternehmung unterscheidet sich von der nationalen Un­

ternehmung fundamental darin, daß sie in verschiedenen Kulturkreisen ope­ riert und auch in ihrer internen Organisation unterschiedliche Kulturkreise in­

tegrieren muß. Dies verursacht Probleme und erfordert Problemlösungsan­ sätze150, die bei einer nationalen Unternehmung, wenn überhaupt, dann nur in wesentlich geringerem Umfang auftreten. Eine Beschäftigung mit multina­

tionalen Unternehmen und mit Internationalisierungsprozessen darf sich

demzufolge nicht auf eine rein wirtschaftswissenschaftliche Perspektive be­ schränken, sondern muß kulturwissenschaftliche Aspekte integrieren.

Diese Integrationsleistung ist innerhalb der Wirtschaftswissenschaften erstmals zu Beginn der achtziger Jahre im Zusammenhang der Fragestellung

erbracht worden, auf welchen Faktoren der Erfolg japanischer Unternehmen auf den Auslandsmärkten beruhe.151 Im Gefolge dieser Untersuchungen ist in den achtziger und neunziger Jahren die Bedeutung des Faktors der „Un­

ternehmenskultur" sowohl in der wirtschaftswissenschaftlichen Theoriebil­

dung als auch in der ökonomischen Praxis kontinuierlich angewachsen. In

Anlehnung an Meffert und Hafner soll unter diesem Begriff in der vorliegen­ den Arbeit die Summe aller Wertvorstellungen, Denkweisen und Normen

150 Vgl. hierzu Günter, Horst/Nass, Oliver: Management Know-how Transfer by Multinational Cor­

porations in Southeast Asia. In: Sierke, Bernt R.A./Dietz, Karin (Hrsg.): Wachstumsregion Asi­ en-Pazifik. Chancen - Risiken - Rahmenbedingungen. Schwerpunkt: China und Japan, Wies­ baden 1997, S. 31-42; Nass, Oliver: Interkulturelles Management in Südostasien aus der Sicht deutscher Unternehmen. Unter besonderer Berücksichtigung von Singapur und Thailand, Diss. Braunschweig 1998. 151 Vgl. vor allem Ouchi, William G.: Theory Z. How American Business can meet the Japanese

Challenge, Reading/Ma. u.a. 1981.

Das Konzept der Internationalisierung

74

verstanden werden, von denen sich erstens die Mitarbeiter eines Unterneh­ mens in ihrem Denken und Handeln leiten lassen, die zweitens das Selbst­

verständnis eines Unternehmens beeinflussen und drittens dessen äußeres Erscheinungsbild prägen.'52 Diese Definition verdeutlicht, daß eine Unter­ nehmenskultur in doppelter Hinsicht mit der soziokulturellen Umwelt, in der sich das betreffende Unternehmen befindet, interagiert:



Die Mitarbeiter entstammen dieser soziokulturellen Umwelt, sind in ihr sozialisiert worden und bringen ihre auf diesem Prozeß beruhenden So­

zialisationsmuster als Wertvorstellungen, Denkweisen und Normen in die Unternehmung mit ein.



Das äußere Erscheinungsbild eines Unternehmens wird nach den Wert­ vorstellungen, Denkweisen und Normen der soziokulturellen Umwelt, in

der es angesiedelt ist, beurteilt. 5

Im folgenden soll von der grundlegenden Hypothese ausgegangen werden, daß sich ein Unternehmen um so erfolgreicher entwickelt, je besser es ihm

gelingt, seine Unternehmenskultur in Einklang mit der soziokulturellen Um­ welt zu bringen. Diese Forderung tritt in nationalen Unternehmen oft nicht als bewußt wahrgenommenes Problem auf, da es hier keine oder geringere

kulturelle Differenzen zu überwinden gilt. Hingegen ist die Abstimmung der

eigenen Unternehmenskultur mit der soziokulturellen Umwelt im Zuge des Prozesses der Akkulturation154 für den Erfolg internationaler bzw. sich inter­ nationalisierender Unternehmen ein entscheidender Faktor.155

152 Vgl. Meffert, Heribert/Hafner, Kay: Unternehmenskultur praxistauglich?, Absatzwirtschaft 31 (1988), Sonderheft Oktober, S. 22-35. 153 Dabei stellt die soziokulturelle Umwelt keineswegs einen einheitlichen, in sich abgeschlosse­

nen Block dar, sondern ist ein hochkomplexes Gebilde aus einer dominanten offiziellen Kultur und zahlreichen Subkulturen. Je nach der Unternehmensstrategie muß das Ziel einer Unter­ nehmung nicht immer darin bestehen, eine Übereinstimmung zwischen der eigenen Unter­ nehmenskultur und der dominanten Gesamtkultur der Umwelt herzustellen, sondern diese angestrebte Übereinstimmung kann sich durchaus auch auf eine oder mehrere der Subkultu­ ren beziehen. 154 Vgl. zu diesem Begriff vor allem Reineke (1989), a.a.O., S. 51-52. 155 Auch Reineke (1989), a.a.O., S. 9-10 geht davon aus, daß die meisten fehlgeschlagenen In­

ternationalisierungsbemühungen auf mangelnder Akkulturation beruhen.

Das Konzept der Internationalisierung

75

Hinsichtlich der Planung und Durchführung der notwendigen Akkulturati­ onsmaßnahmen im Zuge einer Internationalisierung stellt sich zunächst die

zentrale Frage, welche kulturellen Basisdimensionen bei der Akkulturation zu

berücksichtigen sind. Die überzeugendsten und einflußreichsten Klassifikatio­

nen von Kulturdimensionen stammen von Hofstede sowie von Kluckhohn/ Strodtbeck, deren Thesen daher im folgenden kurz referiert werden sollen.

Hofstede unterscheidet zwischen vier grundlegenden soziokulturellen Di­ mensionen, nach denen sich die kulturellen und sozialen Wertvorstellungen

sowie Denk- und Handlungsweisen der verschiedenen Nationen bzw. Kultur­ kreise voneinander unterscheiden lassen:



Die Dimension der „Machtdistanz" steht für den Grad der Ungleichheit in einer Gesellschaft und zeigt die Art der Abhängigkeit eines sozial niedriger

gestellten Gesellschaftsmitglieds von einem sozial höher gestellten Mit­

glied an; dies betrifft auch das Verhältnis zwischen Vorgesetztem und Mit­ arbeiter. •

Die Dimension „Kollektivismus versus Individualismus" repräsentiert den

Grad der Bindung einzelner Mitglieder der Gesellschaft an übergeordnete Institutionen wie Staat, Familie oder auch Unternehmen und die Bedeu­

tung, die sie dieser Bindung beimessen.



Die Dimension „Femininität versus Maskulinität" gibt Auskunft darüber, ob sich eine Gesellschaft und ihre Mitglieder eher an einem femininen oder

eher an einem maskulinen Rollenverständnis und Leitbild ausrichten. •

Die Dimension „Unsicherheitsvermeidung" zeigt an, ob eine Gesellschaft und ihre Mitglieder eher durch Ängstlichkeit und Sicherheitsbedürfhis oder durch Risikobereitschaft geprägt sind.156

Auch Kluckhohn/Strodtbeck arbeiten vier kulturelle Grunddimensionen her­ aus, die eine Kulturgemeinschaft bzw. eine Gesellschaft kennzeichnen und

demzufolge bei dem Versuch einer Unternehmung, sich in eine fremde Kul­ tur einzugliedern, zu beachten sind: 156 Vgl. Hofstede, Geert: Interkulturelle Zusammenarbeit. Kulturen - Organisation - Management, Wiesbaden 1993, S. 29 ff.

Das Konzept der Internationalisierung

76



Die Dimension „relationship with nature" unterteilt sich in die beiden Unterdimensionen der „human nature orientation" (Einstellung der Kultur

zum Sinn des menschlichen Daseins) und der „man-nature orientation" (Verhältnis des Menschen zur Natur).



Die Dimension „time orientation" bezieht sich auf den Umgang der Mit­ glieder einer Kulturgemeinschaft mit der Zeit, der sich in Kategorien wie

Hektik/Ruhe, Pünktlichkeit/Unzuverlässigkeit oder Schnelligkeit/Langsamkeit äußern kann. •

Die Dimension „activity orientation" beschreibt, ob die Mitglieder einer

Gesellschaft eher dazu neigen, ihr Leben aktiv in die Hand zu nehmen, oder ob in ihrer Lebensgestaltung das passive Erleben im Mittelpunkt steht



Die Dimension „relationship with others" zielt auf die Frage, welches Ge­ wicht eine Gesellschaft und ihre Mitglieder dem persönlichen Kontakt zwischen den Menschen und der Tiefe dieser Beziehungen beimes­ sen.157

Diese Modelle kultureller Grunddimensionen bieten eine Antwort auf die

Frage, welche kulturellen Aspekte bei der Akkulturation eines Unternehmens im Ausland grundsätzlich zu beachten sind. Die Akkulturation betrifft dabei vor allem die folgenden unternehmerischen Aufgaben: •

Unternehmensphilosophie

Unter diesem Begriff wird in der vorliegenden Arbeit in Anlehnung an Ulrich/Fluri die „ganzheitliche Interpretation der wirtschaftlichen und gesell­

schaftlichen Funktion und Stellung der Unternehmung und der daraus ab­

zuleitenden Sinnzusammenhänge und Wertbezüge des Managements" verstanden.

Jede Unternehmensphilosophie wird stark beeinflußt von

der soziokulturellen Umwelt, in der sich das betreffende Unternehmen bewegt So könnte etwa eine typische konservative Unternehmensphilo­ 157 Vgl. Kluckhohn, Florence Rockwood/Strothbeck, Fred L: Variations in value orientations, 2. Aufl., Westport 1973, S. 10 ff. 158 Ulrich, Peter/Fluri, Edgar: Management Eine konzentrierte Einführung, 5. Aufl., Bern/Stuttgart

1988, S. 49.

Das Konzept der Internationalisierung

77

sophie in einem marktwirtschaftlichen System, bezogen auf die kulturellen Basisdimensionen nach Hofstede, mit den Kategorien der hohen Macht­ distanz, der Individualität, der Maskulinität und der Risikobereitschaft be­ schrieben werden. Internationalisiert ein solches Unternehmen in ein

Land, dessen Kultur eher durch z.B. eine geringe soziale Ungleichheit und ein kollektives Selbstverständnis geprägt ist, so sind Änderungen der Un-

temehmensphilosophie unausweichlich. Unter diesen Voraussetzungen

ist eine Philosophie zu entwickeln, die ein stimmiges Gesamtbild aufweist und doch den verschiedenen kulturellen Gegebenheiten der Länder, in denen das Unternehmen tätig ist, Rechnung trägt.



Personalpolitik Internationale Unternehmen benötigen in Führungspositionen, vor allem im Management, Mitarbeiter, zu deren Qualifikation nicht nur der erforder­

liche technisch-ökonomische Sachverstand gehört, sondern auch die Kenntnis der kulturellen Besonderheiten des Gastlandes sowie die Fähig­ keit, die Unternehmenspolitik auf diese kulturellen Besonderheiten abzu­ stimmen.159 Zu ihren Qualifikationen müssen ein Denken in internatio­

nalen Zusammenhängen und ein übergreifendes Kulturverständnis gehö­ ren.160 Die Unternehmensorganisation muß den Mitarbeitern kulturelle Lernprozesse ermöglichen und nahebringen.161



Führungsstil Unter Führungsstil wird hier das „spezifische Verhaltensmuster des for­

mellen Führers (Vorgesetzten) [...], wie es in seinen Interaktionen mit den Geführten beobachtbar ist"162, verstanden. Im Zusammenhang des Pro­

zesses der Akkulturation ist der Grundsatz entscheidend, daß ein Vorge­

159 Diese Fähigkeiten meint auch Reineke (1989), a.a.O., S. 108-111, wenn er den Wandel vom

„Monocultural Man“ zum „Multicultural Man" fordert 160 Vgl. Meffert/Bolz (1994), a.a.O., S. 266-267; Wunderer, Rolf: Internationalisierung als strate­ gische Herausforderung für das Personalmanagement Zeitschrift für Betriebswirtschaft 1992, Erg.-H. 2, S. 161-181. 161 Vgl. Reineke (1989), a.a.O., S. 97. 162 Vgl. Wagner, Helmut/Städler, Axel: Führung. Grundlagen, Prozesse und Konzeptionen der Mit­

arbeiterführung in Unternehmen, Münster 1985, S. 6.

Das Konzept der Internationalisierung

78

setzter die ihm unterstellten Mitarbeiter nur dann erfolgreich führen kann, wenn diese die Art seiner Führung akzeptieren. Die Spannbreite dieser

Akzeptanz hängt von dem soziokulturellen Umfeld ab, dem die Mitarbeiter entstammen, wohingegen die Art des Führungsstils durch die jeweilige Unternehmenskultur geprägt wird. So kann sich z.B. eine einfache Über­

tragung des in dem internationalisierenden Unternehmen üblichen Füh­

rungsstils auf eine Tochtergesellschaft in einem anderen Kulturkreis auf

die wirtschaftliche Entwicklung dieser Tochtergesellschaft negativ auswir­ ken. Für eine erfolgreiche Akkulturation ist es notwendig, die Unterneh­

menskultur so zu modifizieren, daß sie einen Führungsstil erlaubt, der von

den Mitgliedern der kulturellen Gemeinschaft, in die das Unternehmen expandiert, akzeptiert werden kann.163 In der Literatur existieren verschie­

dene Ansätze zur Typologisierung von Führungsstilen, die auf Kategorien wie z.B. „autoritär versus partizipativ" oder „autoritativ versus kooperativ"

beruhen und auf dieser Grundlage den einzelnen Kulturkreisen die für sie geeigneten Führungsstile zuweisen.164 Diese Forschungsergebnisse er­ möglichen die Abstimmung eines Akkulturationsprozesses im Hinblick auf die Ausgestaltung eines für den entsprechenden Kulturkreis geeigneten

Führungsstils.



Innerbetriebliche Kommunikation

Zu den wesentlichen Aspekten bei jeder Internationalisierungsmaßnahme

zählen die Installierung eines Kommunikationssystems und die Erarbei­ tung eines Kommunikationsstiles zwischen Mutter- und Tochtergesell­

schaft bzw. zwischen den Partnern der Internationalisierungsmaßnahme, die einen reibungslosen Informationsfluß gewährleisten und die Gefahr

von Mißverständnissen so weit wie möglich reduzieren. Diese Gefahr ist vor allem durch die Existenz des sogenannten „Cultural Noise" gegeben,

163 Eine Darstellung des Problems aus soziologischer Sicht bietet: Engelmeyer: Identitätsorientierte interkulturelle Personalführung aus gesellschaftstheoretischer Perspektive. In: Schoppe, Siegfried G. (Hrsg.): Kompendium der internationalen Betriebswirtschaftslehre, 3. Aufl., München/Wien 1994, S. 395-438. 164 Vgl. Reineke (1989), a.a.O., S. 126-128, mit weiteren Literaturhinweisen.

Das Konzept der Internationalisierung

79

der darauf beruht, daß Symbole und Nachrichten, die aus einem Kultur­

kreis in einen anderen gesendet werden, dort wegen des unterschiedli­ chen kulturellen Hintergrundes unter Umständen verzerrt und abwei­ chend von ihrem ursprünglichen Bedeutungsgehalt decodiert werden.165

Dies bedeutet, daß jede Internationalisierung das internationalisierende

Unternehmen zu einer Änderung und Anpassung ihres Kommunikations­ verhaltens und ihres Kommunikationsstiles zwingt.166 Hinsichtlich dieses

Prozesses sind die folgenden Grundsätze zu beachten: - Es ist ein Sprachcode zu schaffen, dessen Elemente von den Partnern

des Internationalisierungsprozesses gleich verstanden und gleich be­ wertet werden.

— Die Kommunikationspartner müssen die Fähigkeit schulen, sich in

fremde Denkmuster hineinzuversetzen und die Art der Entschlüsse­ lung ihrer Botschaft von vornherein einzuschätzen (Empathie).

- Stereotypen und Schlagwörter sind in der Kommunikation zu vermei­ den, da sie verstärkt zu Mißverständnissen führen können. - Die Kommunikationspartner müssen die kulturelle Bedingtheit der von

ihnen verwendeten Sprache erkennen, um Mißverständnisse bewußt vermeiden zu können.

- Ein offenes, widerspruchsfreies Kommunikationsverhalten kann ent­ scheidend dazu beitragen, die kulturelle Distanz zwischen den Inter­ nationalisierungspartnern zu verringern und das Vertrauen zu erhöhen.

- Das Kommunikationstempo ist aufeinander abzustimmen.167 •

Konfliktmanagement

Ein Sonderproblem sowohl des Führungsstils als auch des Kommunikati­ onsstils innerhalb eines Unternehmens stellt die Frage dar, wie innerbe­

triebliche Konflikte geregelt und beigelegt werden. Konflikte entstehen aus

165 Vgl. zum Phänomen des „Cultural Noise": Ronen, S.: Comparative and Multinational Mana­ gement, New York u.a. 1986, S. 92-95. 166 Vgl. Samovar, Larry A./Porter, Richard E./Jain, N.C.: Understanding Intercultural Communicati­

on, Belmont 1981, S. 24. 167 Vgl. Reineke (1989), a.a.O., S. 136-147.

Das Konzept der Internationalisierung

80

unterschiedlichen Verhaltensweisen, Erwartungen, Bedürfnissen, Werten, Gefühlen, Entscheidungen oder Machtinteressen'68, sind daher gerade

im interkulturellen Bereich verstärkt zu erwarten und können den Erfolg einer Internationalisierungsmaßnahme erheblich gefährden. Daher gehört es zu den Vorbedingungen einer gelungenen Internationalisierungsmaß­

nahme, ein geeignetes Konfliktmanagement aufzubauen. Der erste Schritt

hierzu liegt in der detaillierten Diagnose der soziokulturellen Unterschiede zwischen dem Heimatland des internationalisierenden Unternehmens und dem Zielland, um potentielle Konfliktherde bereits präventiv ent­

schärfen zu können. Als wesentliche Grundsätze eines interkulturellen Konfliktmanagements sind zu nennen: - Der Transfer von Mitarbeitern zwischen den Partnern der Internationa­

lisierungsmaßnahme kann das Konfliktpotential senken. - Zur besseren Handhabung kulturbedingter Konflikte ist die persönliche,

soziale und kulturelle Kompetenz der Führungskräfte zu verbessern

(multikulturelle Trainingsprogramme).

- Das internationalisierende Unternehmen sollte frühzeitig Leitlinien zum Verhalten in interkulturellen Konfliktsituationen und zur Konfliktlö­ sung erarbeiten und diese ihren Mitarbeitern nahebringen.169 •

Internationales Marketing und Öffentlichkeitsdarstellung

Der Erfolg einer Internationalisierungsmaßnahme hängt schließlich auch in

sehr hohem Maße davon ab, ob und wie stark es einem Unternehmen gelingt, eine Corporate Identity zu entwickeln, die einerseits zwar interna­ tional einheitlich ist, andererseits aber genügend Flexibilität aufweist, um

sie den Besonderheiten der kulturellen Dimensionen verschiedener Län­

der anpassen zu können. Dies betrifft sowohl den Bereich des Corporate Design wie auch jene der Corporate Communication und des Corporate Behavior.170 Sowohl die visuellen Elemente und Kommunikationsstruktu­

168 Vgl. Bosshard, Karl: Konflikt und Konfliktmessung im Unternehmen, München 1988, S. 4 ff.,

52 ff. 169 Vgl. Bronder (1992), a.a.O., S. 202-210. 170 Vgl. Meffert/Bolz (1994), a.a.O., S. 266.

Das Konzept der Internationalisierung

81

ren der Öffentlichkeitsdarstellung als auch das Verhalten der Mitarbeiter

nach außen muß den kulturellen Gegebenheiten des jeweiligen Landes

Rechnung tragen. Dies bedeutet, daß das Marketing, die Werbung und die gesamte Öffentlichkeitspolitik eines internationalisierenden Unternehmens so angelegt sein müssen, daß - die sprachlichen Botschaften und visuellen Symbole in den verschie­

denen Kulturkreisen, die das Unternehmen berührt, jeweils verstanden

und gleich bewertet werden,

— in keinem dieser Kulturkreise kulturelle, religiöse, moralische, ethische

oder soziale Tabus gebrochen werden und

- die soziokulturellen Werte dieser Kulturkreise beachtet werden.171 Darüber hinaus erhält das Marketing eines internationalen bzw. eines sich

internationalisierenden Unternehmens dadurch eine erhöhte Komplexität, daß es die marktlichen Gegebenheiten in verschiedenen Ländern berück­

sichtigen muß. Vor allem der Lebensstandard und der Lebensstil der Be­ völkerung, die sich in bestimmten Konsummustern und in spezifischen

Einstellungen gegenüber einzelnen Produkten oder Produktgattungen ausdrücken, können sich in verschiedenen Kulturkreisen außerordentlich

stark voneinander unterscheiden.

Das internationale Marketing steht

vor der Aufgabe, einerseits diese verschiedenen Einstellungen und Kon­

summuster, die Normen- und Wertesysteme der betreffenden Kulturen als auch die politisch-rechtlichen Gegebenheiten der Zielländer zu berück­ sichtigen, andererseits aber ein öffentliches Erscheinungsbild des betref­

fenden Unternehmens zu präsentieren, das international einheitlich ist und ein markantes Unternehmensprofil begründet.

Im folgenden soll nun wiederum der Versuch unternommen werden, die oben herausgearbeiteten Grundsätze und Problemfelder des Internationali­ sierungskonzeptes in operationalisierbare, betriebswirtschaftliche Leitlinien

und Handlungsprinzipien umzusetzen. 171 Vgl. Meffert/Bolz (1994), a.a.O., S. 22-24. 172 Vgl. Kotier, Philip: Marketing-Management: Analyse, Planung und Kontrolle, 4. Aufl., Stuttgart 1989, S. 695-697.

Das Konzept der Internationalisierung

82

2.4 Betriebswirtschaftliche Operationalisierung Aus den bisherigen Ausführungen lassen sich die folgenden Leitprinzipien und Handlungsmaximen ableiten, deren Beachtung und Umsetzung die Vor­

aussetzung für den Erfolg eines sich internationalisierenden bzw. eines inter­

nationalen Unternehmens bildet: Prinzip der Toleranz



Toleranz gegenüber den Einstellungen und Eigenheiten fremder Kulturen

hinsichtlich der Dimensionen „Machtdistanz", „Kollektivismus versus Indi­ vidualismus", „Femininität versus Maskulinität" und „Unsicherheitsvermei­

dung" bzw. „relationship with nature", „time orientation", „activity orientati­ on" und „relationship with others";



Toleranz gegenüber der kulturellen Sozialisation und den resultieren­ den Erwartungshaltungen und Verhaltensweisen der Mitarbeiter aus

verschiedenen Kulturkreisen durch eine Anpassung von Führungsstil,

innerbetrieblicher

Kommunikation,

Informationspolitik

und

Kon­

fliktmanagement;



Toleranz gegenüber den soziokulturellen Werten und Normen, kulturell­

religiös-ethischen Einstellungen sowie dominierenden Konsummustern eines Gast- bzw. Ziellandes durch eine entsprechende Anpassung des Marketings und der Öffentlichkeitsdarstellung des Unternehmens.

Prinzip der Kostenreduzierung und Nutzenmaximierung Internationalisierungsmaßnahmen lassen sich nur dauerhaft verwirklichen, wenn sie nachweislich zur Verbesserung der ökonomischen Situation des Unternehmens beitragen. Um dies zu gewährleisten, ist die Nutzung der fol­

genden Chancen eines Internationalisierungsprozesses anzustreben:



Erweiterung des Absatzmarktes durch eine einheitliche, länderübergrei­ fende Erfassung großer Verbraucher- bzw. Kundenpotentiale;



eventuelle Kostendegressionseffekte durch: - niedrigere Lohnnebenkosten, Steuerbelastung etc. im Ausland,

— entfallende Zollkosten und Minderung von Handelshemmnissen,

- sinkende Transportkosten (größere Nähe zu Kunden und Lieferanten);

Das Konzept der Internationalisierung



83

beschleunigter Zugriff auf internationales Know-how und Erschließung

neuer Wissensressourcen;



Synergieeffekte und Rationalisierungsvorteile durch internationale Zu­ sammenarbeit bzw. Ausdehnung.

Prinzip der kulturellen Aufgeschlossenheit



Ersetzung einer ethnozentrischen, heimatlandorientierten Einstellung vor allem des Managements, aber auch aller weiteren Mitarbeiter, durch eine geozentrische, international orientierte Einstellung;173



Entwicklung einer offenen Unternehmensphilosophie, in die Elemente

anderer Kulturen integriert werden können, ohne ihre Einheitlichkeit zu

gefährden; dies gelingt am besten, wenn die Untemehmensphilosophie von vornherein das Element der kulturellen Offenheit beinhaltet; •

Schulung der kulturellen Kompetenz und des internationalen Denkens auf

allen Mitarbeiterebenen, vor allem aber auf der Managementebene (mul­

tikulturelle Trainingsprogramme);



Herstellung einer Synthese der Eigenheiten der verschiedenen Kulturkrei­ se, innerhalb derer ein internationales bzw. sich internationalisierendes

Unternehmen tätig ist, denn nur auf dieser Grundlage kann es sich erfolg­ reich entwickeln.

Prinzip der Unsicherheitsreduzierung •

Verminderung der Unternehmensrisiken, die im Zusammenhang von po­ litischen, sozialen oder ökonomischen Krisen entstehen können, durch die Verteilung der Geschäftsaktivitäten auf mehrere Länder;



Erzielung von Risikominimierung bzw. -Streuung bei der Zusammenarbeit

mit einem ausländischen Partner (Joint Venture, Strategische Allianz, BOT);



Übergang vom monokulturellen Denken zum kulturellen Pluralismus be­ wirkt die Reduzierung von Unsicherheiten, die durch kulturelle Krisen ent­

stehen können. 173 Heenan und Perlmutter beschreiben diese Entwicklung in ihrem EPRG-Konzept, das von der

ethnozentrischen über die polyzentrische und die regiozentrische bis zur geozentrischen Ein­ stellung führt. Vgl. Heenan, David A./Perlmutter, Howard V.: Multinational Organization Deve­ lopment, Reading 1979, S. 17-22.

84

Das Konzept der Internationalisierung

Prinzip der vernetzten, ganzheitlichen Planung und Führung •

Netzwerkadäquates Denken und Handeln bei der Führung eines interna­

tionalen Unternehmens bzw. bei der Durchführung einer Internationalisie­ rungsmaßnahme (jede Internationalisierung läßt sich als Aufbau eines internationalen Netzwerkes beschreiben174);



Ganzheitliche, abteilungsübergreifende, langfristige Planung einer Interna­ tionalisierungsmaßnahme, da dies deren Erfolgsaussichten deutlich er­

höht;



Realisierung vernetzter, multiperspektivischer Denk- und Handlungsstruk­

turen, um die erhöhte Komplexität der bei einem internationalen bzw. ei­ nem sich internationalisierenden Unternehmen auftretenden Aufgaben und Probleme bewältigen zu können.175

Prinzip einer evolutionär ausgerichteten Unternehmensentwicklung •

Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen für kontinuierliche kulturelle

Lernprozesse aller Mitarbeiter des Unternehmens, da sich die Anpassung an neue kulturelle Denkmuster und Verhaltensweisen nur begrenzt von oben organisieren und verordnen läßt;176



Installierung eines geeigneten Mechanismus, um diese Lernprozesse ein­

zelner für das gesamte Unternehmen fruchtbar zu machen;



Gewährleistung kontinuierlicher unternehmenskultureller Anpassung, da die Veränderungen der Unternehmenskultur im Zuge einer Internationali­

sierungsmaßnahme durch langfristige, evolutionär verlaufende Verände­

rungen im übergeordneten kulturellen und psychosozialen Bereich be­ stimmt werden, die von dem Unternehmen nicht zu beeinflussen sind.177

174 Vgl. zur theoretischen Untermauerung dieser Sichtweise u.a.: Johanson, Jan/Mattsson, Lars-

Gunnar: Internationalization in Industrial Systems - A Network Approach. In: Buckley, Peter J./Ghauri, Perez N. (Hrsg.): The Internationalization of the Firm - A Reader, London u.a. 1993, S. 303-321. 175 Vgl. Link (1997), a.a.O., S. 160. 176 So geht z.B. Peters, T.J.: Symbols, Patterns, and Settings: An optimistic Case for getting Things done, Organizational Dynamics 7 (1978/79), S. 3-23, hier S. 21, davon aus, daß sich spür­ bare Veränderungen in einer Unternehmenskultur nur in einem Zeitraum von mindestens fünf bis neun Jahren vollziehen. 177 Vgl. Reineke (1989), a.a.O., S. 97.

Das Konzept der Internationalisierung

85

Prinzip der Dezentralisierung •

Aufgabenverteilung nach dem Motto „Soviel wie nötig in der Zentrale, so­ viel wie möglich vor Ort", um an der Basis in den jeweiligen Ländern eine schnellere Anpassung an die dortigen kulturellen Gegebenheiten zu errei­

chen; •

Stärkung der Entscheidungsbefugnisse der internationalen Niederlassun­

gen, um deren Stärken, die größere Kundennähe und die größere kultu­ relle Kompetenz, ausschöpfen zu können.

3 Verbindung der Konzepte der Nachhaltigkeit und der

Internationalisierung In der Einleitung ist bereits darauf hingewiesen worden, daß in der wirtschaftswis­

senschaftlichen Literatur bislang keine Versuche unternommen worden sind, die Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisierung systema­

tisch aufeinander zu beziehen. Dieser Mangel muß angesichts der Attraktivität, die jedes der beiden Konzepte im Hinblick auf die Lösung aktueller sozioökonomi­

scher und ökologischer Problemlagen für sich allein besitzt, überraschen. In der Literatur wird aus diesem Problemzusammenhang nur der Aspekt, daß

internationale Unternehmen eine besondere globale Verantwortung tragen, intensiver thematisiert

Dabei stehen die Ideen des One-World-Managers bzw. des

Managing-The-World im Zentrum, die auf der These beruhen, daß sich das Selbstverständnis internationaler Unternehmen zunehmend „von einer Speerspit­

ze des Imperialismus zum Bringer von Entwicklung, Erziehung, Technologietrans­ fer und Ethik“ wandelt179 Dieses Konzept der „responsibility" wird im einzelnen

den Ebenen der menschlichen Ressourcen, der natürlichen Ressourcen (Nach­ haltigkeit!), der Konsumenten-Wohlfahrt, der Ethik und der Verhaltensweisen zu­

gewiesen. Seine Operationalisierung in untemehmenspolitischen Leitlinien und

Handlungsanweisungen wurde allerdings bisher nicht geleistet so daß die vorlie­ gende Arbeit in diesem Punkt Neuland betritt

3 .1 Sonderfall: Joint Implementation/Clean Development Mechanism Als Testfeld des „responsibility"-Konzeptes kann das Modell Joint Implemen­ tation bzw. Clean Development Mechanism gelten, das 1992 hauptsächlich von Norwegen in den Klimagipfel von Rio eingebracht worden ist. Die Klima­ rahmenkonvention bestimmt in Artikel 3 Absatz 3, daß „Bemühungen zur Bewältigung der Klimaveränderungen [...] von interessierten Vertragsparteien 178 Vgl. etwa Behrens: Globales Management Strategische Aufgaben und globale Verantwortung

internationaler Unternehmen. In: Schoppe, Siegfried G. (Hrsg.): Kompendium der internatio­ nalen Betriebswirtschaftslehre, 3. Aufl., München/Wien 1994, S. 287-310. 179 Behrens (1994), a.a.O., S. 289.

Verbindung der Konzepte Nachhaltigkeit/Internationalisierung

88

gemeinsam umgesetzt werden" können.

1 80

Konkret sind unter Joint Imple­

mentation und Clean Development Mechanism all jene Projekte zu verste­ hen, die zur Bekämpfung des Treibhauseffektes von Regierungen bzw. Un-

ternehmen

aus mindestens zwei Rio-Vertragsstaaten gemeinsam durch­

geführt werden. Dies betrifft in erster Linie solche Projekte, die unter Beteili­

gung westlicher Investoren in einem Entwicklungsland (Clean Development Mechanism) oder einem östlichen Transformationsland (Joint Implementation) durchgeführt werden.

182

Die Grundlage des Joint Implementation/Clean Development Mechanism-Modells bildet die Überlegung, daß es aufgrund des globalen Charak­ ters der Atmosphäre ökologisch ohne Belang ist, an welcher Stelle der Erde

Treibhausgase erzeugt bzw. reduziert werden. Von dieser Überlegung ausge­ hend, ist bereits in Rio die Forderung erhoben worden, daß ein Staat bzw. ein Unternehmen die Möglichkeit erhalten sollte, die in den internationalen Ver­

einbarungen übernommenen Pflichten zur Emissionsreduzierung nicht nur durch national begrenzte Bemühungen im eigenen Land, sondern auch durch Kooperationen mit Partnern im Ausland zu verwirklichen. Für den Investor bietet das Modell einen ökonomischen Anreiz zur Ein­ haltung der Emissionsreduzierungspflichten, da solche Reduzierungen aus

Sicht der Industrieländer im Ausland häufig kostengünstiger und effizienter

durchgeführt werden können als im eigenen Land. Vor allem in der Dritten Welt sind die Einsparpotentiale bei weitem noch nicht so stark ausgeschöpft wie in den Industrieländern, so daß die Kosten zur Vermeidung einer be­ stimmten Emissionsmenge hier wesentlich niedriger liegen.183 Die Verbindung

von ökonomischen mit ökologischen Zielen, die im Rahmen des Nachhaltig­ 180 Banholzer, Kai: Joint Implementation. Ein nützliches Instrument des Klimaschutzes in Ent­ wicklungsländern?, Berlin 1996, S. 19. 181 Mit der Frage, ob JI als staatliches oder privates Instrument konzipiert werden sollte, beschäf­

tigen sich Cansier, Dieter/Krumm, Raimund: Joint Implementation. Regimespezifisches Opti­ malverhalten im Kontext umweltpolitischer Grundprinzipien, Tübingen 1995. Sie kommen zu dem Ergebnis, daß die staatliche Lösung hinsichtlich Praktikabilität, ökologischer Wirkungen und ökonomischer Effizienz Vorteile besitzt, aber wegen des Wechsels vom Verursacher- zum Gemeinlastprinzip ungerechte Verteilungswirkungen aufweist. 182 Vgl. Göbelt, Mathias u.a.: Internationale Kooperation im Klimaschutz. Chancen für Deutsch­ land, Energiewirtschaftliche Tagesfragen 48 (1998), S. 701-706, hier vor allem S. 701. 183 Vgl. Straßburg (1999), a.a.O., S. 54-56.

Verbindung der Konzepte Nachhaltigkeit/Internationalisierung

89

keitskonzeptes gefordert wird, soll also durch das Joint Implementation- bzw. Clean Development Mechanism-Modell im Rahmen von Intemationalisierungsak-

tivitäten verwirklicht werden. Dabei handelt es sich dem Kern nach um einen entschieden marktwirtschaftlichen Ansatz zur globalen Klimavorsorge.'84 Dieses Modell ist auf der Berliner Klimakonferenz im März/April 1995 in­ tensiv diskutiert worden. Die anfängliche Skepsis mancher Entwicklungsländer hat auf der Befürchtung beruht, daß eine derartige Regelung erstens die not­

wendigen Emissionsreduzierungen in den Industrieländern selbst verhindern oder zumindest verzögern könnte und daß zweitens unausgereifte Technologien in die Entwicklungsländer exportiert werden könnten.

Vertreter der

Entwicklungsländer haben daher auf der Berliner Konferenz im Zusammen­ hang mit dem Joint Implementation- bzw. Clean Development MechanismModell z.T. auch von einem „Öko-Kolonialismus" gesprochen, der lediglich

den Zweck habe, die Emissionseinsparungen der Industrieländer nun auch

noch den Entwicklungsländern bzw. den Transformationsländern Osteuropas aufzubürden. Tatsächlich liegt der Grundgedanke des Konzepts aber darin, daß die Industrieländer über die Emissionseinsparungen im eigenen Land

hinaus durch Technologie- und Kapitaltransfer in die Entwicklungsländer auch dort die Emissionsverringerung fördern.

Darüber hinaus sollen die Ent-

wicklungs- bzw. Schwellenländer die Möglichkeit erhalten, ihre gesamte Ener­ gieversorgung durch den Technologie- und Kapitaltransfer zu modernisieren

und an neueste ökonomische und ökologische Standards anzugleichen. Diesem positiven Verständnis von Joint Implementation/Clean Development Mechanism haben sich die meisten Staaten auf der Berliner Konferenz ange­ schlossen, so daß, nicht zuletzt aufgrund der positiven Haltung der lateiname184 Die entschiedene Betonung marktwirtschaftlicher Ansätze in der Klimaschutzpolitik fordern auch namhafte deutsche Wissenschaftler in einer unter dem Titel „Perspektiven für eine Neu­ orientierung der deutschen Ilmweltpolitik nach Kyoto" veröffentlichten Erklärung zur Klimapo­ litik. Zu den Unterzeichnern gehören die Wissenschaftler Bonus, Cansier, Conrad, Endres, Ew­ ers, Hampicke, Karl, Klemmer, Michaelis, Mohr, Nutzinger, Pethig, Stephan, Velsinger, Wei­ mann und Zimmermann. 185 Daß diese Befürchtungen auch bei näherer Analyse keinesfalls unbegründet sind, zeigen Hei­ ster, Johannes/Stähler, Frank: Globale Umweltpolitik und Joint Implementation. Eine ökono­ mische Analyse für die Volksrepublik China, Kiel 1994. 186 Vgl. Straßburg (1999), a.a.O., S. 54.

90

Verbindung der Konzepte Nachhaltigkeit/Internationalisierung

rikanischen und der meisten afrikanischen Staaten, die Konferenz den sofor­ tigen Beginn einer drei- bis fünfjährigen Pilotphase beschlossen hat, in deren

Verlauf verbleibende Zweifel an dem Konzept ausgeräumt werden sollen.

187

Den Vorbehalten der Kritiker ist dadurch Rechnung getragen worden, daß wäh­

rend der Pilotphase kein Vertragsstaat die im Rahmen von internationalen Projek­ ten erzielten Emissionsminderungen auf die Minderung der eigenen Treibhaus­

gasemissionen anrechnen darf. Erst 1999, nach dem Abschluß der Pilotphase, soll entschieden werden, ob eine derartige Anrechnung erlaubt wird.188

Bereits auf den Klimakonferenzen von Kyoto im Dezember 1997 und

Buenos Aires im November 1998 haben jedoch die Auseinandersetzungen

um dieses Thema einen wesentlichen Gegenstand der Verhandlungen dar­ gestellt (vgl. auch Kapitel 1.1.3). Führende Vertreter von Umwelt- und Natur­

schutzverbänden fürchten, das Joint Implementation/Clean Development-Modell könne von den Industrieländern als Instrument mißbraucht werden, um Emissionsreduzierungen im eigenen Land zurückzustellen, und fordern eine

verbindliche Festlegung, daß ein bestimmter Prozentsatz der Reduzierungen

durch nationale Maßnahmen erbracht werden müsse; der World Wildlife Fund Deutschland etwa spricht sich für 70 % aus.

Während die meisten

Länder der Europäischen Union ebenfalls diesem Standpunkt zuneigen, be­

harren die USA auf der rein marktwirtschaftlichen Lösung des weltweiten, un­

begrenzten Handels mit Emissionsrechten und Emissionszertifikaten. Diese unterschiedlichen Standpunkte werden auch in der ökonomischen Fachöf­

fentlichkeit vehement vertreten, wobei der globale Emissionshandel mal als

„Königsweg der Klimapolitik" angepriesen, mal als „Ablaßhandel" abgewertet wird.'90 Ein Ende dieser Auseinandersetzungen ist derzeit noch nicht in Sicht. 187 Vgl. Banholzer (1996), a.a.O., S. 19-25. Ebd., S. 26 werden die ersten 17 Joint Implementa­

tion-Projekte aufgelistet, die bis zum Sommer 1995 angelaufen sind. Sie verteilen sich noch ausschließlich auf Mittelamerika und die ehemaligen Ostblockstaaten und betreffen den Ener­ giesektor (9), die Forstwirtschaft (6), die Abfallwirtschaft (1) und die Erosionsbekämpfung (1). 188 Vgl. Michaelowa, A./Greiner, S.: Interessengruppen und Joint Implementation - Konsequen­

zen für die Ausgestaltung des Systems. In: Rentz, Otto u.a. (Hrsg.): Joint Implementation in Deutschland. Stand und Perspektiven aus Sicht von Politik, Industrie und Forschung, Frankfurt a.M. u.a. 1996, S. 67-80, hier S. 68. 189 Vgl. Wege aus dem Treibhaus-Klima, Die Welt vom 30.10.1998, S. 9. 190 Vgl. Vorholz, Fritz: Schachern um die „heiße Luft“, Die Zeit vom 8.10.1998.

Verbindung der Konzepte Nachhaltigkeit/Intemationalisierung

91

Der Stand der Umsetzung des Joint Implementation-Modells soll kurz am Beispiel der Bundesrepublik verdeutlicht werden. Zwar besteht hier ohne die Möglichkeit der Anrechnung auf das nationale Emissionsziel noch kein Anreiz, die Investition in Emissionsreduzierungsprojekte im Ausland zu fördern, aber man hofft darauf, daß eine erfolgreiche Pilotphase 1999 zur Entscheidung

zugunsten einer solchen Anrechnung führen wird. In Zusammenarbeit des Bundesumweltministeriums mit der Energiewirtschaft sind daher zunächst

drei konkrete Projektvorschläge erarbeitet worden: die Energieversorgung entlegener Gebiete Indonesiens mit erneuerbaren Energien (RWE Energie), die Errichtung von zwei Windkraftanlagen in Lettland (PreussenElektra) sowie

die Erneuerung der Kraft-Wärme-Kopplungsanlage des VW/Skoda-Werkes in der Tschechischen Republik (Bayemwerk, RWE Energie). Das erstgenannte

Projekt ist bereits von der indonesischen Regierung anerkannt und daher offi­

ziell in die deutsche Jl-Pilotphase aufgenommen worden; die beiden ande­ ren Projektvorschläge werden derzeit von den betreffenden Regierungen ge­

prüft Fünf weitere Projekte (Wirkungsgradsteigerung fossil gefeuerter Kraft­ werke in Jordanien, Wasserkraftwerk in Zimbabwe, Fuelswitch in Kaliningrad,

Wasserkraftwerk in Portugal, Modernisierung des Fernwärmenetzes in Lett­ land) befinden sich in der konkreten Planungsphase.191 Ein Urteil über den ökologischen Nutzen und die ökonomische Tragfähigkeit

des Jl-Modells kann vor der Beendigung der Pilotphase nicht gewagt wer­ den.192 Denn erst diese Pilotphase soll belastbare Nachweis- und Anrech­

nungsmodelle erbringen, die die Eignung des Modells unter Beweis stel­ len.193 Das Modell verdeutlicht jedoch, welche Chancen in einer Vereinigung

der Konzepte der Nachhaltigkeit und der Internationalisierung liegen könnten.

191 Vgl. für den gesamten Absatz Jochem, A.: Stand, Perspektiven und zukünftiger Forschungsbedarf für Joint Implementation aus der Sicht des Bundesumweltministeriums. In: Rentz, Otto u.a. (Hrsg.): Joint Implementation in Deutschland. Stand und Perspektiven aus Sicht von Poli­ tik, Industrie und Forschung, Frankfurt a.M. u.a. 1996, S. 17-21, hier S. 17. 192 Zu den ungelösten Problemen vgl. Wietschel, M./Ardone, A./Fichtner, W./Lüth, O./Rentz, 0.: Offene Fragestellungen und Kernprobleme bei JI - Zusammenfassung der Diskussion. In: Rentz, Otto u.a. (Hrsg.): Joint Implementation in Deutschland. Stand und Perspektiven aus Sicht von Politik, Industrie und Forschung, Frankfurt a.M. u.a. 1996, S. 111-115. 193 Vgl. Straßburg (1999), a.a.O, S. 54.

Verbindung der Konzepte Nachhaltigkeit/Internationalisierung

92

Bislang wird dies in der Forschung nur durch Gemeinplätze angedeutet,

meist in dem Sinne, daß viele der drängendsten ökologischen Probleme heute nur noch in globaler Zusammenarbeit zu lösen seien, daß ein Handeln

im Sinne des Nachhaltigkeitskonzeptes mithin ein Denken in internationalen Zusammenhängen voraussetze.194 Tatsächlich liegen die Parallelen zwischen den Konzepten der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisierung

jedoch wesentlich tiefer als in dieser Erkenntnis. Bereits die isolierte theoreti­ sche Skizzierung der beiden Konzepte in den vorangegangenen Kapiteln hat

dies zumindest ansatzweise deutlich werden lassen. Im folgenden, soll der Versuch unternommen werden, die Verbindungslinien und Zusammenhänge zwischen den beiden Konzepten näher herauszuarbeiten.

3.2 Umfassendes Modell zur Verbindung der Konzepte der Nachhaltigkeit und der Internationalisierung Die Nähe der beiden Konzepte läßt sich in einem ersten Schritt bereits durch den Versuch verdeutlichen, jedes in einem zentralen Leitsatz zusammenzu­ fassen, der die betriebswirtschaftliche Motivation eines Unternehmens wie­ dergibt, sich dem Konzept zuzuwenden. Diese Leitsätze lassen sich so for­

mulieren, daß sie sich nur in einem einzigen Wort voneinander unterschei­ den:

Abbildung 3: Leitsätze der Konzepte Nachhaltige Entwicklung und Internationalisierung

194 Vgl. etwa Huber (1995a), a.a.O., S. 9-10; Huber (1995b), a.a.O., S. 33-34.

Verbindung der Konzepte Nachhaltigkeit/Internationalisierung

93

Das folgende Schaubild stellt - auf der Grundlage dessen, was in den Kapi­ teln 1 und 2 herausgearbeitet wurde - die Parallelen zwischen dem Nach­ haltigkeitskonzept und dem Internationalisierungskonzept systematisch und

detailliert dar. Es umfaßt die Ebenen der relevanten, übergreifenden so­ zioökonomischen und politischen Tendenzen (Ebene 1), der daraus resultie­

renden Problemlagen und Entwicklungen (Ebene 2), der konkreten Heraus­ forderungen an die Unternehmen, die sich daraus ergeben (Ebene 3), der Lösungskonzepte (Ebene 4) sowie der Operationalisierung dieser Konzepte

(Ebene 5).

94

Verbindung der Konzepte Nachhaltigkeit/Internationalisierung

Verbindung der Konzepte Nachhaltigkeit/Intemationalisierung

Prinzip der Offenheit gegenüber der Umwelt

Prinzip der kulturellen Aufgeschlossenheit

• Offenheit gegenüber Entwicklungen in

• Geozentrische, international orientierte

Umwelt, Umweltschutz und Kundenbe­

95

Einstellung

wußtsein

• Offene Unternehmensphilosophie

• Offensive Marktbearbeitungsstrategie

• Schulung der kulturellen Kompetenz und des internationalen Denkens

• Transparenz der Unternehmensaktivitäten nach außen

• Herstellung einer Synthese der Eigenhei­ ten der verschiedenen Kulturkreise

• Durchführung von Umweltmarketing

Prinzip der Optionenmaximierung und Risi­

Prinzip der Unsicherheitsreduzierung

kostreuung

• Risikoverminderung durch Verteilung der

• Bejahung und Zulassung von Pluralismus

Geschäftsaktivitäten

• Einsatz verschiedener Prozesse und Ver­

• Risikostreuung bei Zusammenarbeit mit

fahren, die unterschiedliche Ressourcen

einem ausländischen Partner

• Reduzierung kultureller Unsicherheiten

nutzen

durch kulturellen Pluralismus

Prinzip der vernetzten, ganzheitlichen Pla­

Prinzip des vernetzten, ganzheitlichen Den­

kens und Handelns

nung und Führung

• Langfristige Existenzsicherung statt kurzfri­

• Netzwerkadäquates Denken und Handeln

stiger Investitionskalküle

• Orientierung an den vernetzten Strukturen biologischer Ökosysteme

• Ganzheitliche, langfristige Planung einer

4->

Internationalisierungsmaßnahme • Realisierung vernetzter, multi perspektivi­ scher Denk- und Handlungsstrukturen

• Verantwortung des Unternehmens für den gesamten Produktlebenszyklus • Öko-Bilanz des Unternehmens

Prinzip einer Kultur des Wandels

Prinzip einer evolutionär ausgerichteten Un­

• Besetzen ökonomischer Nischen

ternehmensentwicklung

• Entwicklung neuer, umweltverträglicher Produkte

4->

• Kontinuierliche kulturelle Lernprozesse aller Mitarbeiter • Gewährleistung kontinuierlicher unter­

• Kontinuierliche ökologische Aus- und

nehmenskultureller Anpassung

Weiterbildung der Mitarbeiter

Prinzip der Dezentralisierung

Prinzip der Dezentralisierung

• Minimierung der Stoff- und Energietransporte

• Soviel wie nötig in der Zentrale, soviel wie

durch Dezentralisierung der Produktion • Dezentralisierung der Produktionsstruktu­ ren, flachere Hierarchien

o

möglich vor Ort • Stärkung der Entscheidungsbefugnisse der internationalen Niederlassungen

Abbildung 4: Parallelen der Konzepte Nachhaltigkeit und Internationalisierung

96

Verbindung der Konzepte Nachhaltigkeit/Internationalisierung

Das Schaubild zeigt auf allen Ebenen Parallelen und Überschneidungen zwi­ schen den beiden Konzepten. Die Probleme und Herausforderungen, denen die Lösungsstrategien der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisie­

rung verpflichtet sind, entspringen weitgehend den gleichen übergeordneten

ökonomischen, sozialen, technologischen und politischen Tendenzen. Vor diesem Hintergrund kann es nicht überraschen, daß auch die Konzepte selbst in vielen Einzelpunkten klare Übereinstimmungen aufweisen.

Ganz besonders deutlich wird dies auf der Ebene ihrer betriebswirtschaft­ lichen Operationalisierung. Jedem der sieben Operationalisierungsprinzipien des Internationalisierungskonzeptes läßt sich ein ähnlich gelagertes oder so­

gar fast identisches Prinzip des Nachhaltigkeitskonzeptes gegenüberstellen.

Lediglich das Prinzip der Konsistenz im Nachhaltigkeitskonzept findet auf der anderen Seite keine Entsprechung. Insgesamt ist zu konstatieren, daß sich die

Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisierung dazu eignen, zu einer gemeinsamen unternehmerischen Handlungsstrategie ver­ bunden zu werden. Darüber hinaus kann jedes einzelne Konzept vermutlich in vielen Fällen erst dann seine volle Wirksamkeit entfalten.

Im folgenden Kapitel sollen nun die bisher rein theoretischen Betrachtun­

gen am Beispiel eines ausgewählten Wirtschaftszweiges, nämlich der Ener­

gieversorgung, konkretisiert und veranschaulicht werden.

4 Konkretisierung der Konzepte der Nachhaltigkeit und der Internationalisierung am Beispiel der Energiewirtschaft Die Energiewirtschaft wendet sich in der momentanen weltwirtschaftlichen und

weltpolitischen Situation wohl intensiver als jeder andere Wirtschaftszweig den Konzepten der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisierung zu.195

Dies geschieht vor dem Hintergrund, daß die Energiewirtschaft von den öko­ logischen, sozioökonomischen und politischen Entwicklungen, die hinter die­ sen Konzepten stehen,'96 in besonders starkem Ausmaß betroffen ist. Die Energiewirtschaft ist erstens, allenfalls mit Ausnahme der Land- und Forstwirtschaft, der ökologisch relevanteste Wirtschaftszweig überhaupt. Eine Reihe tiefgreifender globaler Umweltschädigungen wird überwiegend im Be­

reich der Energieerzeugung und des Energieverbrauchs verursacht:



Der Abbau fossiler Brennstoffe durch den Bergbau geht mit erheblichen Eingriffen in natürliche Ökosysteme einher und gefährdet, gerade in den tropischen Regenwäldern, das Überleben zahlreicher Tier- und Pflanzen­

arten. •

Die Ölförderung unter den Ozeanen sowie der Öltransport in Großtankern sorgen sowohl für eine kontinuierliche, schleichende Verschmutzung der

Weltmeere als auch für die Gefahr von Umweltkatastrophen durch Tan­ kerunfälle („Amoco Cadiz", „Exxon Valdez").



Die Verbrennung fossiler Brennstoffe trägt über die dabei anfallenden

CÖ2-Emissionen wesentlich zur globalen Klimaveränderung im Zusam­ menhang mit dem sogenannten „Treibhauseffekt" bei.



Die Energieerzeugung in Kernkraftwerken birgt das Risiko atomarer Unfälle

mit nachfolgender radioaktiver Verseuchung ganzer Landstriche. •

Die Freisetzung von Schwefelgasen bei der Verbrennung fossiler Brenn­ stoffe fördert die Bildung des „sauren Regens" und damit die Schädigung

der Wälder.

195 Vgl. E7 Summit (1998), a.a.O. 196 Vgl. die zusammenfassende Darstellung in Kapitel 3.

98

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

Zweitens wäre auch die sozioökonomische Grundtendenz der Entstehung einer konsumdominierten Wohlstandsgesellschaft, die zum großen Teil für

die Herausbildung jener Problemlagen und Entwicklungen verantwortlich ist,

welche zu den Konzepten der Nachhaltigkeit und der Internationalisierung geführt haben, ohne die Aktivitäten der Energiewirtschaft nicht denkbar. Es

besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Energieverbrauch und dem Wohlstandsniveau einer Gesellschaft: „Wenn auch heutzutage unser Lebensstil und unsere Gesellschaft kontrovers diskutiert wer­ den, kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die Erhöhung des individuellen Energiever­ brauchs die Voraussetzungen für die offene Gesellschaft geschaffen hat"197

Gerade eines der wesentlichen Charakteristika der modernen Gesellschaft, die hohe Mobilität, beruht in erster Linie auf dem Vorhandensein und der Ver­ fügbarkeit ausreichender Energieressourcen. Auch die Befriedigung der zahl­ reichen unterschiedlichen Konsumstile der Verbraucher erfordert eine energi­

eintensive Produktionsdiversität. Vor diesem Hintergrund kommt der Ener­ giewirtschaft eine Schlüsselstellung hinsichtlich der quantitativen wie qualitati­

ven Aufrechterhaltung des Konsumniveaus der heutigen Gesellschaft zu.

Schließlich ist die Energiewirtschaft drittens auch von der für die beiden

Konzepte zentralen politischen Entwicklung, der zunehmenden Liberalisie­ rung und Deregulierung in Weltpolitik und Welthandel, besonders stark be­ troffen. Über Jahrzehnte hinweg hat sie als Musterbeispiel eines stark mono­

polistisch strukturierten, von staatlichem Dirigismus geprägten Wirtschafts­

zweiges gegolten. Seit den achtziger Jahren haben in zahlreichen Staaten Bemühungen zur Liberalisierung der Energiewirtschaft eingesetzt, um sie

dem internationalen Wettbewerb stärker zugänglich zu machen. Damit kann

sie als Vorreiterbranche für die Liberalisierung und Internationalisierung öko­

nomischer Strukturen gelten. Aus diesen Gründen ist die Energiewirtschaft als Fallbeispiel gewählt wor­

den. In diesem Kapitel stehen zunächst die besonderen ökologischen (Kapitel 4.1) und ökonomisch-politischen (Kapitel 4.2) Aspekte der Energiewirtschaft 197 Oesterwind, Dieter/Pfaffenberger, Wolfgang/Hasse, Dirk: Energieversorgung für eine offene

Gesellschaft Auf der Suche nach der besseren Lösung, Essen 1996, S. 56. Vgl. ebd., S. 5659 die Ausführungen zum Zusammenhang von Energie und Wohlstand.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

99

im Mittelpunkt. Auf dieser Grundlage wird anschließend der Versuch unter­

nommen, die Operationalisierung der Konzepte der Nachhaltigkeit und der Internationalisierung speziell für die Energiewirtschaft zu zeigen (Kapitel 4.3).

4 .1 Ökologische Aspekte der Energiewirtschaft Bei näherer Betrachtung der ökonomischen Prozesse in der Energiewirtschaft

wird deutlich, daß dieser Wirtschaftszweig in gleich vier Dimensionen eine 198 ausgesprochen starke ökologische Relevanz aulweist: •

Ressourcen

Die in der derzeitigen Energiewirtschaft quantitativ dominierenden Ener­

gieträger (Kohle, Erdöl, Erdgas, Urankerne) sind nur in begrenztem Um­ fang vorhanden. Unter Zugrundelegung des Prinzips der intergeneratio­ neilen Gerechtigkeit, wonach jede Generation dafür Sorge zu tragen hat, daß keine nachfolgende Generation schlechtere Lebensbedingungen vor­

finden wird als sie selbst, dürften diese Energieträger strenggenommen gar nicht verbraucht werden.199 Weniger dogmatisch formuliert, bedeutet nachhaltiger Umgang mit Energieträgerressourcen, immer stärker auf er­ neuerbare Energiequellen zurückzugreifen sowie die vorhandenen Res­

sourcen so effektiv und sparsam wie möglich einzusetzen.



Energiegewinnung und Energieverteilung

Auch hier ist auf der Grundlage des Nachhaltigkeitskonzeptes zu fordern, daß bei der Förderung bzw. Weiterverarbeitung der Energieträger sowie bei ihrem Transport zu den Verbrauchern keine irreversiblen ökologischen

Schäden entstehen dürfen. 198 Levi, Hans Wolfgang: Das Problem der Nachhaltigkeit in der Energieversorgung. In: Fritz, Peter/Huber, Joseph/Levi, Hans Wolfgang (Hrsg.): Nachhaltigkeit in naturwissenschaftlicher und sozialwissenschaftlicher Perspektive. Eine Publikation der Karl-Heinz-Beckurts-Stiftung, Stuttgart 1995, S. 47-58, hier S. 47-48 nennt die Dimensionen „Soziale Stabilität”, „Stabilität der Res­ sourcen" und „Stabilität der Entsorgung“. Die erste dieser Dimensionen soll an dieser Stelle nicht behandelt werden, da sie kein originär ökologisches Problem darstellt. Die zweite ent­ spricht im obigen Schema der ersten, die dritte der dritten und vierten Dimension. 199 Diese strenge Auslegung des Prinzips der intergenerationellen Gerechtigkeit ist jedoch um­ stritten, da dies bedeuten würde, daß endliche, nicht regenerative Ressourcen von keiner Ge­ neration jemals angetastet werden dürften.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

100



Verbrauch

Diese Dimension betrifft Art und Umfang der Schadstofffreisetzung im

Prozeß des Energieverbrauchs, vor allem im Hinblick auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe. Auch diese Schadstoffemissionen dürfen keine un­ umkehrbaren Umweltschädigungen verursachen.



Entsorgung Hinterläßt ein Energieträger nach seiner Umwandlung in nutzbare Energie

Rückstände, z.B. radioaktiven Müll im Fall des Uran, so ist im Sinne des Nachhaltigkeitskonzeptes zu fordern, daß diese Rückstände ökologisch wie sicherheitstechnisch gefahrlos und dauerhaft entsorgbar sein müssen.

Noch in den siebziger Jahren ist allgemein die Ressourcendimension als Hauptproblem des Energiesektors angesehen worden. Die Entdeckung neu­

er, umfangreicher Vorkommen von Kohle, Erdöl und Erdgas hat die damali­

gen Szenarios jedoch längst widerlegt. Heute geht man davon aus, daß die Dimensionen des Verbrauchs und der Entsorgung die Kernproblematik dar­

stellen, daß man aus ökologischen Gründen also vermutlich die vorhandenen fossilen Brennstoffe nicht einmal vollständig wird verbrauchen können.200 Unter Berücksichtigung dieser vier Dimensionen sollen im folgenden die

ökologischen Probleme der Energiewirtschaft diskutiert werden.

4.1.1

Entwicklung des globalen Primärenergieverbrauchs

Der Weltprimärenergieverbrauch zeigt bis zum Jahr 1973 ein kontinuierliches Wachstum. Allein zwischen 1950 und 1973 ist der Pro-Kopf-Bedarf der Welt­ bevölkerung an Energie um den Faktor 2,3 gestiegen.201 Aufgrund der wach­

senden Weltbevölkerung ist es im gleichen Zeitraum jedoch zu einer Ver200 Vgl. Hüttl, Adolf/Steger, Ulrich: Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energie- und Stromversor­

gung - Abwägungen und Perspektiven. In: Steger, Ulrich/Hüttl, Adolf (Hrsg.): Strom oder As­ kese? Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Strom- und Energieversorgung, Frankfurt a.M./New York 1994, S. 11-26, hier S. 13; Altner, Cünter/Dürr, Hans-Peter/Michelsen, Gerd/Nitsch, Joachim: Zukünftige Energiepolitik Vorrang für rationelle Energienutzung und regenerative Energiequellen, Bonn 1995, S. 13-14. 201 Vgl. Nachhaltige Entwicklung und langfristige Energieziele der Gemeinschaft, hrsg. vom Europäischen Parlament, Generaldirektion Wissenschaft, Abteilung Binnenmarkt, Luxemburg 1993, S. 16.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

101

dreifachung des absoluten Weltprimärenergieverbrauchs von ca. 90 EJ202 im Jahr 1950 auf ca. 270 EJ im Jahr 1973 gekommen.203 Einen Einschnitt in

diese Entwicklung stellen die Ölkrisen von 1973 und 1981 dar; seitdem ist der Pro-Kopf-Verbrauch an Energie nicht weiter angestiegen, sondern weitge­

hend konstant geblieben. Wegen der steigenden Bevölkerungszahlen hat sich

allerdings der absolute Energieverbrauch weiter erhöht, wenngleich das Wachstum seit der zweiten Hälfte der achtziger Jahre, sowohl bedingt durch

das gestiegene Umweltbewußtsein und die daraus resultierenden Bemühun­ gen zur Energieeinsparung als auch durch den Zusammenbruch des Ost­

blocks,204 deutlich abflacht Im Jahr 1992 hat der weltweite Primärenergie­ verbrauch insgesamt 338,2 EJ betragen.205 Die folgende Grafik verdeutlicht die Aufteilung dieses Gesamtverbrauchs auf die einzelnen Energieträger: Erdöl

Abbildung 5: Aufteilung des weltweiten Energieverbrauchs auf Energieträger 1992

202 EJ = Exajoule = IO18 Joule. 203 Vgl. Schaefer, Helmut u.a.: Energiewirtschaft und Umwelt, Bonn 1995, S. 75. 204 Vgl. Eckerle, Konrad/Hofer, Peter/Masuhr, Klaus P./Oczipka, Thomas/Schmid, Günter: Ener­

giereport II. Die Energiemärkte Deutschlands im zusammenwachsenden Europa - Perspekti­ ven bis zum Jahr 2020, hrsg. von der Prognos AG, Stuttgart 1996, S. 76. 205 Dies und die Grafiken nach: Internationale Energie-Agentur (IEA). Vgl. Eckerle u.a. (1996),

a.a.O., S. 76. Die Angabe von Levi (1995), a.a.O., S. 48, der globale Primärenergiebedarf ha­ be 1990 13 TW (Terawatt = 1 o’2 Watt) betragen, ist zu hoch gegriffen (13 TW * = 390 EJ).

102

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

Die Grafik zeigt, daß 1992 noch über 90 °/o des weltweiten Energieverbrauchs

durch fossile Brennstoffe gedeckt worden sind, während der Anteil der Was­

serenergie und der regenerativen Energiequellen bei unter 3 °/o gelegen hat.206 In bezug auf die regionale Verteilung des Primärenergieverbrauchs er­ gibt sich für das gleiche Jahr das folgende Bild: Nordamerika

Abbildung 6: Aufteilung des weltweiten Energieverbrauchs auf Regionen

Allein 54,7 °/o des Primärenergieverbrauchs sind demnach 1992 auf die westli­ chen Industriestaaten (USA, Kanada, Westeuropa, Japan, Australien, Neusee­ land) entfallen, 18,9 % auf die ehemaligen Ostblock-Staaten, wobei davon auszugehen ist, daß deren Energieverbrauch aufgrund der Rezession seither

tendenziell eher gesunken ist Der Verbrauch der sogenannten „Schwellen­

länder" (in erster Linie China, Südkorea, südostasiatische „Tigerstaaten", Isra­ el, Ölländer des Nahen Ostens, Südafrika, Argentinien, Brasilien) dürfte bei

etwa 17 % gelegen haben, so daß auf die Entwicklungsländer nicht einmal 10 % des globalen Verbrauchs entfallen sind. Die starke regionale Ungleich206 Hinsichtlich der Verteilung des Energieverbrauchs auf die einzelnen Energieträger ergeben

sich erhebliche staatenspezifische Unterschiede. So liegt etwa in zahlreichen Industrieländern der Anteil der Kernenergie weit über dem Durchschnitt, während in naturräumlich entspre­ chend begünstigten Staaten z.B. der Anteil der Wasserenergie größer ist. Da dieser Aspekt für die globale Schadstoffbelastung keine Rolle spielt, soll er hier ausgeklammert bleiben.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft_________ 103

Verteilung des Energieverbrauchs äußert sich auch in den Pro-Kopf-Raten:

Während der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch in den ärmsten afrikanischen Län­ dern bei 250 kWh, in Indien bei 2.000 kWh und in China bei 6.000 kWh liegt, erreicht er in den westeuropäischen Industriestaaten 40.000 kWh, in

den USA 75.000 kWh und in den Vereinigten Arabischen Emiraten sogar 150.000 kWh.207 Auf der Basis dieser Zahlen sind in den vergangenen Jahren mehrere Analysen veröffentlicht worden, die eine Schätzung von Ausmaß und Struktur des zukünftigen Energieverbrauchs vornehmen. In diesem Zusammenhang

ist in den neunziger Jahren das traditionelle Instrument der Prognose verstärkt durch das flexiblere Instrument des Szenarios ersetzt worden.

208

Die fundiertesten dieser Szenarios stammen von der Internationalen Energie-Agentur (IEA, 1995) und von dem Weltenergierat (WEC, 1993). Die

IEA geht in ihrem bis ins Jahr 2010 reichenden Szenario unter Zugrundele­ gung realer Ölpreissteigerungen, eines niedrigen Bevölkerungswachstums (1,4 % pro Jahr) und eines mäßigen Wirtschaftswachstums von einer Steigerung des

globalen Primärenergieverbrauchs um 1,7-2,1 % pro Jahr aus. Dies würde bedeuten, daß der Energieverbrauch vom Basisjahr 1992 bis zum Jahr 2010

um 35-45 °/o von 338 EJ auf 456-490 EJ steigt. Aufgeschlüsselt nach Ener­ gieträgern und Regionen, zeigt das IEA-Szenario das folgende Bild:209

Regionen Nordamerika Westeuropa Jap./Austr./Neuseel. Ehemaliger Ostblock Andere Länder darunter: China

Veränderung in % + 12 + 13 + 29 - 2 +101 +107

bis + 22 bis + 21 bis + 42 bis + 11 bis+111 bis+110

Energieträger

Kohle Erdöl Erdgas Kernenergie Wasserkraft Andere Energieträger

Veränderung in % + 33 bis + 42 + 35 bis + 41 + 29 bis + 55 +30 +62 +300 bis +500

Tabelle 6: IEA-Szenario des globalen Energieverbrauchs im Jahr 2010

207 Vgl. Levi (1995), a.a.O., S. 48-49. 208 Zu den methodischen Aspekten vgl. Ziesing, Hans-Joachim: Was haben wir aus der bisherigen

Energiekontroverse gelernt? In: Steger, Ulrich/Hüttl, Adolf (Hrsg.): Strom oder Askese? Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Strom- und Energieversorgung, Frankfurt a.M./New York 1994, S. 27-55, hier S. 28-35. 209 Vgl. Eckerle u.a. (1996), a.a.O, S. 80-81; Ziesing (1994), a.a.O, S. 43-45.

104

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

Die IEA rechnet demzufolge nicht damit, daß die Industrieländer in absehba­

rer Zeit ihr Vorhaben, den Energieverbrauch zumindest auf einem konstanten Niveau zu halten, realisieren können; auch der Pro-Kopf-Verbrauch in den In­

dustriestaaten soll bis 2010 weiter zunehmen. Der zurückgehende Pro-KopfVerbrauch in den Staaten des ehemaligen Ostblocks ist auf die dortigen Pro­

bleme bei der Umstellung der Wirtschaft zurückzuführen; für die Zeit zwi­ schen 2000 und 2010 rechnet die IEA allerdings auch hier wieder mit einem Anstieg des Verbrauchs.210 Der starke Anstieg des Verbrauchs in den Schwel­ len- und Entwicklungsländern, die auf einem niedrigeren Niveau starten, fällt

global weniger ins Gewicht als der relativ schwache Anstieg in den Industrie­

ländern und ist außerdem unter entwicklungspolitischen Gesichtspunkten kaum zu vermeiden bzw. sogar wünschenswert.

Auch im Hinblick auf die Energieträger gibt sich das Szenario der IEA eher pessimistisch. Der Anteil der fossilen Brennstoffe am Energieverbrauch soll

demnach bis zum Jahr 2010 weitgehend konstant bleiben. Das starke Wachstum der „anderen Energieträger", worunter hauptsächlich regenerative

Energiequellen zu verstehen sind, ist auf das niedrige Ausgangsniveau zu­

rückzuführen; tatsächlich steigt ihr Anteil nur von 0,3% (1992) auf 0,91,2 % (2010). Auf der Weltenergiekonferenz in Madrid 1993 hat der WEG vier bis zum Jahr 2020 reichende Szenarien vorgestellt und darüber hinaus eine Abschät­

zung des Weltenergiebedarfs für die Jahre 2050 und 2100 vorgenom­ men.21 1 Als Basis dienen die Verbrauchszahlen von 1990. Alle vier Szenarien gehen von einer Steigerung der Weltbevölkerung bis zum Jahr 2020 auf et­

was mehr als 8 Mrd. Menschen aus. Das Szenario „High Growth" (A) setzt eine Verdoppelung des weltweiten BIP zwischen 1990 und 2020 voraus, während die drei anderen Szenarios „Reference" (B), „Modified Reference" (Q und „Ecologically Driven" (D) alle eine Steigerung auf ca. 173 % annehmen. 210 Vgl. Ziesing (1994), a.a.O., S. 43. 211 Die folgende Darstellung der Szenarien und ihrer wesentlichen Hypothesen nach Matthes,

Felix Christian: Nachhaltige Energiewirtschaft. Zur Operationalisierung einer unscharfen Ziel­ kategorie. In: Nutzinger, Hans G. (Hrsg.): Nachhaltige Wirtschaftsweise und Energieversorgung. Konzepte, Bedingungen, Ansatzpunkte, Marburg 1995, S. 141-167, hier S. 156-160.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

105

Sie gehen allerdings jeweils von unterschiedlichen Intensitäten des Ilmwelt­ bewußtseins in der Zukunft aus. Auf dieser Basis errechnet der WEC Steige­

rungsraten des globalen Primärenergieverbrauchs zwischen 1990 und 2020

um 95 % (Szenario A), 52 % (Szenario B), 82 °/o (Szenario C) bzw. 28 °/o (Szenario D). Das Referenzszenario kommt somit, berücksichtigt man seine längere Laufzeit, zu einem ähnlichen Ergebnis wie jenes der IEA. Hingegen zeigen sich die Szenarien A und C deutlich pessimistischer, und lediglich das Szena­

rio D, welches allerdings von einer wesentlichen Bedeutungszunahme ökolo­ gischen Denkens und Handelns ausgeht, vermittelt ein optimistischeres Bild.

Der Anteil der einzelnen Energieträger am Gesamtverbrauch entwickelt sich in den vier Szenarien wie folgt (angegeben ist die Veränderung des prozen­ tualen Anteils der Energieträger am Gesamtverbrauch in Prozentpunkten):

Szenarien des WEC bis 2020

Energieträger

A Fossile Brennstoffe Kernenergie Regenerative Energiequellen davon Wasserkraft

- 1 + 1 +/-0 +/-0

B

+ + +

4 1 3 1

C

D

- 3 + 1 + 1 +/-0

- 10 + 1 + 9 +/-0

Tabelle 7: WEC-Szenario des globalen Energieverbrauchs bis 2020

Hier zeigen sich die Szenarien des WEC etwas optimistischer als jenes

der IEA. Alle gehen von einem Rückgang des Anteils fossiler Brennstoffe aus, der allerdings nur in Szenario D nennenswert ist. Das Referenzsze­

nario B zeigt einen leichten Trend in Richtung einer nachhaltigeren Ver­

teilung der Energieträger, der allerdings das ökologisch Notwendige bei weitem nicht erreicht.

Die Abschätzung des globalen Primärenergieverbrauchs bis 2050 bzw. 2100 nimmt der WEC in drei weiteren Szenarien vor.2'2 Das pessimistische

Szenario A sagt einen Anstieg des Gesamtverbrauchs zwischen 1990 und 212 Vgl. Matthes (1995), a.a.O., S. 159-160.

106

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

2050 um ca. 200 % und zwischen 1990 und 2100 um ca. 380 % voraus,

das Referenzszenario B nennt die Zahlen 160 °/o bzw. 280 %, und das opti­ mistische Szenario C errechnet ein Verbrauchswachstum von 70 °/o bzw. 130 °/o. Hinsichtlich der Anteile der einzelnen Energieträger ergibt sich, bezo­

gen auf 1990, folgendes Bild (Veränderung des prozentualen Anteils der

Energieträger am Gesamtverbrauch in Prozentpunkten):

Szenarien des WEC bis 2050

Energieträger

Fossile Brennstoffe Kernenergie Regenerative Energiequellen

A

B

C

-19 + 9 + 10

-20 + 10 + 10

-19 + 3 + 16

Szenarien des WEC bis 2100

Fossile Brennstoffe Kernenergie Regenerative Energiequellen

A

B

C

—37 +24 + 13

-44 +23 +21

-62 + 6 +56

Tabelle 8: WEC-Szenario des globalen Energieverbrauchs bis 2100

Diese Szenarien zeigen, daß der WEC bestenfalls in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts mit einer Ablösung der fossilen Brennstoffe durch die rege­ nerativen Energiequellen als dominierenden Energieträgern rechnet213 Das

realistische Szenario B sieht die regenerativen Energiequellen allerdings auch im Jahr 2100 gegenüber den fossilen Brennstoffen und der Kernenergie im Hintertreffen.214 Auf der Basis dieser Zahlen und unter Berücksichtigung der

oben genannten Nachhaltigkeitsdimensionen „Ressourcen", „Energiegewin­ nung und Energieverteilung", „Verbrauch" sowie „Entsorgung" soll im folgen­

den das Nachhaltigkeitspotential der einzelnen Energieträger analysiert wer­

den.

213 Vgl. die Berechnungen bei Matthes (1995), a.a.O., S. 159-160. 214 Zur Kritik der Aussagekraft dieser und der Ergebnisse früherer Szenarien vgl. Eckerle u.a. (1996), a.a.O., S. 78-79.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

107

4.1.2 Fossile Energieträger

1. Ressourcen

Die fossilen Energieträger Kohle, Erdöl und Erdgas sind nur in begrenztem Umfang vorhanden; sie sind erschöpflich. 1990 hat der WEC die auf kon­ ventionelle Art förderbaren globalen Vorräte an Erdöl auf eine Reichweite

von ca. 100 Jahren geschätzt, falls der Verbrauch in etwa stabil bliebe, die Vorräte an Erdgas auf eine Reichweite von etwas über 100 Jahren und die Kohlevorräte auf eine Reichweite von ca. 1.000 Jahren. Aus Ölschiefer

könnten noch einmal doppelt so große Ölvorräte gewonnen werden als auf konventionelle Art. Insgesamt geht der WEC davon aus, daß die glo­

balen Vorräte an fossilen Energieträgern noch für mindestens 200 Jahre ausreichen werden.215 Pessimistischer hat 1994 die BP die Reichweite

der Ressourcen eingeschätzt: Sie veranschlagt in einer Studie die Reich­ weite der Ölvorräte auf 77 Jahre, jene der Erdgasvorräte auf 72 Jahre und

jene der Kohle auf 243 Jahre und prognostiziert eine Gesamtreichweite der fossilen Brennstoffe von ca. 110 Jahren - auch unter der Vorausset­ zung eines stabil bleibenden Verbrauchs.216

Die vergangenen 20 Jahre haben jedoch gezeigt, daß diese Schätzungen aufgrund der Entdeckung neuer Lagervorräte kontinuierlich nach oben kor­ rigiert werden müssen. Wellmer, der den Umfang der vermutlich noch

unentdeckten Lagerstätten abschätzt und in seine Berechnung integriert, kommt zu Reichweiten von ca. 190 Jahren für Erdöl, ca. 180 Jahren für Erdgas und ca. 2.250 Jahren für Kohle sowie auf eine Gesamtreichweite der fossilen Energieträger von ca. 800 Jahren.217

2. Energiegewinnung und Energieverteilung Gewinnung und Transport der fossilen Brennstoffe sind mit erheblichen Umweltgefährdungen verbunden. Dies gilt besonders für zwei Bereiche.

Die Gewinnung der Kohle durch Bergbau ist unvermeidbar mit Eingriffen 215 Vgl. Levi (1995), a.a.O., S. 50-51. 216 Vgl. Matthes (1995), a.a.O., S. 146. 217 Vgl. Wellmer, F.-W.: Reserven und Reservenlebensdauer von Energierohstoffen, Energie-Dialog

1994, H. 2, S. 4-6.

108

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

in den Naturhaushalt verbunden, die besonders in ökologisch sensiblen

Regionen irreversibel sein können. Der Transport des Erdöls birgt das Risi­

ko von Umweltschädigungen durch Störfälle (z.B. Tankerhavarien oder Pipelinelecks); dieses Risiko ist durch höhere Sicherheitsstandards mini­ mierbar, aber auch nach dem heutigen Stand der Technik nicht völlig zu beseitigen.218 3. Verbrauch und Entsorgung Bei der Verbrennung fossiler Energieträger entstehen mehrere umweltre­

levante Schadstoffe. Vor allem führt der Verbrennungsprozeß zu einer si­

gnifikanten Zunahme der COz-Konzentration in der Atmosphäre. Daß die­ se Anreicherung ursächlich mitverantwortlich ist für den globalen Tempe­ raturanstieg, wird heute kaum mehr bezweifelt219 Die meisten Klima­

modelle gehen davon aus, daß jede Verdoppelung des CO2-Gehaltes in der Atmosphäre eine Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur um 1,5-3 K verursacht220 Eine Modellanalyse der Auswirkungen dieses Tempe­

raturanstiegs auf die Ozeane prognostiziert Schädigungen in katastrophalem Ausmaß.221 Darüber hinaus haben die freigesetzten Schwefel- und Stickoxide toxische Wirkung, die Staubemissionen beeinträchtigen die Atemwege.222 Die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zum Schutz der

Erdatmosphäre beziffert die weltweite CO2-Emission für 1990 auf 25 Mrd. t und deren Beitrag zum „Treibhauseffekt" auf 50%223 Die Weltenergie­ konferenz von Montreal hat 1989 prognostiziert, daß diese Zahl ohne dra­ stische Einschränkungen bis zum Jahr 2020 auf 33 Mrd. t anwachsen 218 Vgl. etwa Kaltschmitt, Martin/Fischedick, Manfred: Wind- und Solarstrom im Kraftwerksver­

bund. Möglichkeiten und Grenzen, Heidelberg 1995, S. 4. 219 Vgl. Levi (1995), a.a.O., S. 54-55. 220 Vgl. Schafer (1995), a.a.O., S. 29. 221 Vgl. Williams, Robert H.: Die Renaissance der Energieindustrie. In: Steger, Ulrich/Hüttl, Adolf (Hrsg.): Strom oder Askese? Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Strom- und Energieversor­ gung, Frankfurt a.M./New York 1994, S. 141-198, hier S. 143. 222 Eine Übersicht über die freigesetzten Schadstoffe bietet Schaefer (1995), a.a.O., S. 23-26. 223 Vgl. Kuhnt, Dietmar: Was die Stromwirtschaft zum Klimaschutz beitragen kann. Kampf gegen

den Treibhauseffekt mit modernster Technologie, Deutschland-Magazin 1992, Nr. 6, S. 3033, hier S. 32. Neben CO2 tragen vor allem Fluorchlorkohlenwasserstoffe (22 %) und Methan (13 %) zur globalen Erwärmung bei.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

109

wird 224 Die IEA geht von einem Wachstum auf 32 Mrd. t bis zum Jahr 2010 aus,

die Prognos AG errechnet einen Anstieg auf ca. 41 Mrd. t

bis zum Jahr 2050 und skizziert darauf basierend katastrophale klimati­ sche Auswirkungen 226 Um diese Auswirkungen zu vermeiden, wäre eine

Reduzierung der CO2-Emissionen auf ca. 10 Mrd. t bis zum Jahr 2050 erforderlich.227 Dies würde bedeuten, daß bis zu diesem Zeitpunkt der Verbrauch an fossilen Energieträgern auf etwa ein Drittel des heutigen Wertes zurückgefahren werden müßte. Setzt man diese Zahlen in Relation

zu den verfügbaren Ressourcen, wird klar, daß nicht, wie lange Zeit ange­

nommen, mangelnde Vorräte, sondern zu hoher Verbrauch das Haupt­

problem bei den fossilen Brennstoffen darstellt.

4.1.3 Kernenergie 1. Ressourcen

Über die Größenordnung des weltweit abbaufähigen Uranvorkommens liegen nur grobe Schätzungen vor, da China und die ehemaligen Ost­

blockländer bislang keine genauen Angaben vorgelegt haben. Die Schät­

zungen in bezug auf wirtschaftlich abbaubare Vorkommen bewegen sich zwischen 2 und 3 Mio. t; je nach der Einschätzung der zukünftigen Ent­

wicklung der Kemenergienutzung ergibt sich damit eine Reichweite von etwa 40 bis 70 Jahren228 Unter Berücksichtigung der wirtschaftlich abbaubaren, spekulativen Uranvorkommen ergibt sich etwa eine Verdoppelung bis Ver­ dreifachung dieser Zahl.229 Werden nicht nur die wirtschaftlich gewinnbaren,

sondern alle Vorkommen in die Berechnung mit einbezogen, ergibt sich

224 Vgl. Levi (1995), a.a.O, S. 55. 225 Vgl. Ziesing (1995), a.a.O, S. 43. 226 Vgl. Kohler, Stephan: Vorrang für rationelle Energienutzung und regenerative Energiequellen. In: Nachhaltigkeit 2000 - tragfähiges Leitbild für die Zukunft? 1. Internationale Sommeraka­ demie St Marienthal, hrsg. von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Bramsche 1996, S. 171-178, hierS. 172. 227 Dieses Ziel hat erstmals die Weltenergiekonferenz von Toronto im Jahr 1988 formuliert Vgl.

Levi (1995), a.a.O., S. 55. 228 Vgl. Matthes (1995), a.a.O, S. 147; Levi (1995), a.a.O, S. 51. 229 Vgl. Levi (1995), a.a.O, S. 51-52.

110

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

eine Reichweite von bis zu 870 Jahren.230 Schließlich muß auch in Rech­ nung gestellt werden, daß sich diese Schätzungen auf den Leichtwasser­

reaktorbetrieb beziehen, in dem nur etwa 1 °/o des natürlich vorkommen­ den Urans nutzbar ist. Werden daher die obigen Zahlen auf fortschrittli­

chere Reaktortypen wie den Schnellen Brüter übertragen, der in der Lage ist, mehr als 50 % des Urans zu verarbeiten, lassen sich Reichweitendi­ mensionen von mehreren 1.000 oder gar 10.000 Jahren errechnen.231 2. Energiegewinnung und Energieverteilung

Die Umweltzerstörungen durch den Abbau und den Transport des Urans sind zwar insgesamt deutlich geringer als bei den fossilen Brennstoffen, da es sich um erheblich kleinere Mengen handelt, aber auch der Uran­

bergbau trägt zur Naturraumzerstörung und zur Gefährdung von Ökosy­

stemen bei. 3. Verbrauch und Entsorgung Die Umweltgefährdungen, die beim Verbrauch des Energieträgers Uran bzw. bei seiner Umwandlung in nutzbare Energie sowie bei der Entsor­

gung der Umwandlungsrückstände entstehen, lassen sich in drei Pro­ blemkreise unterteilen. Erstens besteht das Risiko, daß bei Störfällen in Kernreaktoren radioaktive Stoffe in großer Menge in die Umgebung ent­

weichen und im Extremfall ganze Landstriche kontaminieren sowie zu

weltweiter Umweltbelastung und Gesundheitsgefährdung führen. Die zu erwartende permanente sicherheitstechnische Weiterentwicklung kann dieses Risiko zwar minimieren, aber nie gänzlich ausschließen.232 Zwei230 Vgl. Matthes (1995), a.a.O., S. 148. 231 Vgl. Levi (1995), a.a.O., S. 52. Daß sich die weltweiten Uranvorkommen auf nur wenige

Staaten beschränken, könnte allerdings zum politischen Problem werden. Vgl. dazu Donndorf, Hans Michael: Nuclear Treaties. EURATOM - and beyond (Beitrag zur 12™ Biennial Confe­ rence on Petroleum, Minerals, Energy & Resources Law am 24.-29.3.1996 in Prag), unveröff. Manuskript, Prag 1996, S. 1-2. 232 Daß Müller und Hennicke noch heute die Voraussage der Rasmussen-Studie von 1975 (ohne das Alter der Studie zu erwähnen!) als Argumentationsgrundlage gegen die Kernenergie her­ anziehen, wonach alle 22 Jahre ein größerer Kernreaktorstörfall zu erwarten sei, ist angesichts des seither erzielten Fortschritts in der westlichen Reaktortechnik allerdings inakzeptabel. Vgl. Müller, Michael/Hennicke, Peter: Mehr Wohlstand mit weniger Energie. Einsparkonzepte, Effi­ zienzrevolution, Solarwirtschaft, Darmstadt 1995, S. 25-26.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

111

tens hinterläßt der Kemreaktorbetrieb radioaktive Rückstände, deren dau­

erhafte Entsorgung bis heute nicht befriedigend gelöst ist. Keine der bis­ her erprobten Methoden zur Lagerung der Rückstände hat sich als nachhaltig sicher erwiesen.

Drittens birgt die Nutzung der Kernenergie stets

die Möglichkeit des militärischen und terroristischen Mißbrauchs in sich,

was besonders die Zunahme des Plutoniumschmuggels in den vergange­ nen Jahren hat deutlich werden lassen.

Auch bei der Kernenergie überwiegen demzufolge die Probleme des Ver­ brauchs und der Entsorgung gegenüber dem Ressourcenproblem. Die stabi­ le, dauerhafte Ausnutzung der Kernenergie wird zudem durch die stark ideo­

logisch eingefärbten, öffentlichen Auseinandersetzungen um diese Form der Energieerzeugung erschwert, die zu „einem trostlosen Mischzustand von Blockade, Tabuisierung und Tatenlosigkeit"234 geführt haben. Die heftigen

Auseinandersetzungen, zu denen die Ausstiegspläne der rotgrünen Regie­

rung in der Bundesrepublik Ende 1998 sowohl zwischen der Regierung und

der Energiewirtschaft als auch innerhalb der Regierung selbst geführt haben, verdeutlichen die Brisanz des Themas und zeigen, wie schwer es momentan ist, die Zukunftsperspektiven der Kernenergie einzuschätzen.235 Es würde

den Rahmen dieser Arbeit sprengen, den gesellschaftlichen Atomenergiedis­ kurs auch nur in Ansätzen nachzuzeichnen.236

Festzuhalten ist, daß die Kernenergie nicht deswegen ökologisch proble­ matisch ist, weil sie zu einer schleichenden, permanenten Belastung der 233 Die Internationale Atomenergiebehörde arbeitet derzeit an einer Konvention zum sicheren Umgang mit radioaktiven Abfällen, die aber noch nicht veröffentlicht ist. Vgl. Donndorf (1996), a.a.O., S. 25. 234 Ziesing (1995), a.a.O., S. 46. 235 Vgl. Streit um Kernenergie eskaliert, Handelsblatt vom 30.11.1998; Die Kraftwerksbetreiber

drohen der Regierung mit einer Klage, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 9.12.1998; Moniac, Rüdiger: Grüne greifen Schröder an, Die Welt vom 16.12.1998, S. 4; Schröder nimmt Trittin Atompolitik aus der Hand, Die Welt vom 17.12.1998, S. 1. 236 Zu den Argumenten der Kernenergiebefürworter vgl. etwa „Diese Schieflage wird kein Wett­ bewerb ausräumen“. RWE-Energie-Chef sieht deutsche Stromerzeuger durch Stillstände von Kernkraftwerken und Umweltauflagen im Nachteil, Die Welt vom 9.6.1997, Beilage „Welt der Energie", S. G5; Schmidt-Küster, Wolf-J.: Für saubere Luft ist Kernenergie eine Lösung, Die Welt vom 21.10.1997, S. 4. Zu den Argumenten der Kernenergiegegner: Müller/Hennicke (1995), a.a.O., S. 104-116.

1 12

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

Umwelt beiträgt, sondern weil sie, trotz des vergleichsweise sauberen Nor­ malbetriebs der Kernreaktoren, nach wie vor Störfallrisiken und ein ungeklär­ tes Entsorgungsproblem aufweist In den vergangenen Jahren sind umfangreiche Anstrengungen unter­

nommen worden, um neben der Kernspaltung auch den Prozeß der Kernfu­

sion energietechnisch verwertbar zu machen. Diese Form der Energieerzeu­

gung würde sich dadurch auszeichnen, daß es erstens praktisch unbegrenzte Ressourcen gäbe und zweitens die Energieerzeugung selbst vermutlich kaum

eine Umweltbelastung hervorrufen würde. Die technische Machbarkeit ist al­ lerdings umstritten, und mit ersten Prototypreaktoren wird, nicht zuletzt auf­

grund der hohen Kosten von ca. 10 Mrd. DM, frühestens im zweiten Viertel des 21. Jahrhunderts gerechnet237 Daher wird die Kernfusion in dieser Ar­ beit nicht weiter behandelt

4.1.4 Regenerative Energiequellen

Um den Rahmen der Arbeit nicht zu sprengen, beschränken sich die folgen­

den Ausführungen auf die drei zentralen, regenerativen Energiequellen: Was­ serenergie, Windenergie und Solarenergie.

1. Ressourcen

Der Anteil der Wasserenergie am globalen Primärenergieverbrauch liegt der­

zeit, wie in Kapitel 4.1.1 beschrieben, zwischen 2 und 3 °/o. Dieser Anteil läßt sich zwar noch in einem gewissen Maße steigern, stößt aber schnell

an natürliche Grenzen. Die Wasserenergie kann demzufolge auch in Zu­ kunft immer nur ein Zusatzenergieträger sein; als solcher ist ihre Reich­ weite jedoch theoretisch unbegrenzt. Das gleiche gilt für die Windenergie.

Die gesamte auf die Erde einstrahlende Sonnenenergie übertrifft den glo­ balen Energiebedarf um etwa das 3.OOO-fache. Dies bedeutet, daß die 237 Vgl. Lerch, Achim: Der Einsatz ökonomischer Instrumente beim Übergang zu einer nachhalti­ gen Energieversorgung. In: Nutzinger, Hans G. (Hrsg.): Nachhaltige Wirtschaftsweise und Energieversorgung. Konzepte, Bedingungen, Ansatzpunkte, Marburg 1995, S. 169-199, hier S. 176; Vetter, Jörg E.: Kernfusion als künftiger Energieträger? Großes Potential, langsame und teure Entwicklung, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 27.10.1998, S. Bl 1.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

113

Sonnenenergie bezüglich der Ressourcen eine Energieform darstellt, die

theoretisch mit unbegrenzter Reichweite den Energiebedarf der Mensch­ heit abdecken könnte und damit die Erfordernisse der Nachhaltigkeit er­ füllt238

2. Energiegewinnung und Energieverteilung

Die Energiegewinnung mittels Wasserkraft ist im Fall des Betriebs von

Großkraftwerken mit erheblichen Umweltbelastungen verbunden. Die Um­ wandlung eines fließenden in ein stehendes Gewässer stellt einen in sei­

nen Folgen nur schwer einschätzbaren Eingriff in die lokalen und eventu­ ell regionalen Ökosysteme dar.239 Demgegenüber sind die Umweltbelastungen bei der Gewinnung der

Windenergie eher gering. Allenfalls die Veränderung des Erscheinungsbil­ des der Landschaft und eine gewisse Lärmbelästigung sind zu nennen.240

Die Gewinnung der Sonnenenergie in Großkraftwerken birgt wiederum stärkere Umweltprobleme, da die Anlagen aufgrund der geringen Energie­

flußdichte einen hohen Flächenbedarf aufweisen; so benötigt nach dem

heutigen Stand der Technik eine 1 OOO-MW-Photovoltaikanlage zwischen 25 und 100km224' Diese Umweltbelastungen könnten jedoch durch die Strategie einer dezentralen Ausnutzung der Sonnenenergie deutlich redui

ziert werden.

242

3. Verbrauch und Entsorgung

Umweltprobleme durch Verbrauch und Entsorgung entstehen bei den

drei genannten regenerativen Energiequellen - abgesehen von SO2 und NOX bei der Photovoltaik - in eher geringer Größenordnung. Allerdings darf nicht übersehen werden, daß zur Errichtung von Großkraftwerken im

Bereich der Windenergie, der Wasserenergie und der Photovoltaik ein ho­ 238 Vgl. Kaltschmitt (1995), a.a.O., S. 236-237; Levi (1995), a.a.O., S. 52-53. 239 Vgl. etwa die aktuellen Auseinandersetzungen um den Drei-Schluchten-Damm am Jangtseki-

ang und das geplante Nachfolgeprojekt am Oberlauf des Brahmaputra in Tibet in: Helm, Siegfried: Ein Großprojekt auf dem Dach der Welt, Die Welt vom 7.1.1998, S. 8. 240 Vgl. Kohler (1996), a.a.O., S. 178; Kaltschmitt (1995), a.a.O., S. 247. 241 Vgl. Levi (1995), a.a.O., S. 56. 242 Vgl. Kohler (1996), a.a.O., S. 177-178.

114

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

her Energiebedarf notwendig ist, der nach wie vor überwiegend aus tradi­ tionellen Energieformen bestritten wird. Somit trägt der Ausbau der Nut­

zung regenerativer Energiequellen in der jetzigen energiewirtschaftlichen

und energiepolitischen Situation zumindest vorübergehend zur Verstär­

kung der Umweltbelastungen durch fossile Brennstoffe bei, die doch ei­ gentlich abgebaut werden sollen 243

Das größte Problem der regenerativen Energiequellen ist heute noch ihre Wirtschaftlichkeit Dies gilt weniger für die Wasserenergie, denn sie wird seit

über einem Jahrhundert großtechnisch genutzt und ist weitgehend ausgereift.

Die Windenergie jedoch hat noch nicht jene technische Reife erreicht, die notwendig wäre, damit sie auch ohne staatliche Subventionen (in Deutsch­ land z.B. im Rahmen des Stromeinspeisungsgesetzes) auf dem Energiemarkt

überleben kann. Schreitet die technologische Entwicklung jedoch so fort, wie sie es in den letzten zehn Jahren getan hat, scheint dies nur noch eine Frage der Zeit zu sein.244 Sowohl der Verband Deutscher Maschinen- und Anla­

genbauer als auch das Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie gehen von einer mittelfristigen Wettbewerbsfähigkeit der Windenergie aus 245 Aus dem Bereich der Solarenergie nähern sich am ehesten Großkraftwer­

ke aus Photovoltaikgeneratoren der Wirtschaftlichkeitszone an, ohne sie je­

doch momentan auch nur annähernd erreicht zu haben. Derzeit ist photovoltaischer Strom etwa zehnmal so teuer wie konventionell gewonnener Strom 246 Experten erwarten allerdings, daß sich die Photovoltaik durch tech­ nologische Fortschritte sowie Rationalitätsschübe bei Massenfertigung bis 243 Polemisch und unzutreffend ist jedoch die Behauptung von Knizia, Solarenergieanlagen wür­

den bei ihrer Errichtung grundsätzlich mehr Energie verschlingen, als später überhaupt jemals durch sie zu gewinnen sei (vgl. Knizia, Klaus: Schöpferische Zerstörung = zerstörte Schöp­ fung? Die Industriegesellschaft und die Diskussion der Energiefrage, hrsg. von der VGB Tech­ nische Vereinigung der Großkraftwerkbetreiber e.V., Essen 1996, S. 317). Tatsächlich liegt die energetische Amortisationszeit etwa von Photovoltaikanlagen je nach Typ zwischen drei und fünfzehn Jahren; vgl. Levi (1995), a.a.O., S. 53. 244 Vgl. Kaltschmitt (1995), a.a.O., S. 239, 246. 245 Vgl. Große Zustimmung im Wirtschaftsausschuß zu erneuerbaren Energien, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 9.9.1997, S. 17; Gneuss, Michael: Die Revolution läßt auf sich warten, Die Welt vom 9.6.1997, Beilage „Welt der Energie", S. G6. 246 Vgl. Levi (1995), a.a.O., S. 54.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

115

zum zweiten Viertel des 21. Jahrhunderts als wettbewerbsfähiger Energieträ­ ger etablieren wird.247

4.1.5 Gesamtanalyse der Nachhaltigkeit der einzelnen Energieträger Die Beurteilung der einzelnen Energieträger im Hinblick auf ihr Nachhaltig­ keitspotential läßt sich wie folgt zusammenfassen:248 •

Fossile Brennstoffe Mit fossilen Brennstoffen ist eine nachhaltige Energieversorgung definitiv

nicht zu gewährleisten. Dies liegt auch, aber nicht in erster Linie, an man­ gelnden Ressourcen, denn die Reichweite der fossilen Energieträger be­

läuft sich bei konstantem globalen Verbrauch auf ca. 800 Jahre. Eine Nut­

zung fossiler Brennstoffe im bisherigen Umfang über diesen Zeitraum hinweg würde jedoch zu einer irreversiblen Schädigung des Weltklimas und zur Destabilisierung von Ökosystemen führen, so daß die Ressourcen

aus ökologischen Gründen vermutlich gar nicht vollständig aufgebraucht werden können. Fossile Brennstoffe können demzufolge nur ein Über­

gangsenergieträger sein, dessen Umfang kontinuierlich abzubauen ist und der die globale Energieversorgung nur solange zu gewährleisten hat, bis

nachhaltigere Energieträger die Wirtschaftlichkeitsreife erlangt haben. •

Kernenergie

Die Kernenergie schneidet unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten besser

ab, vor allem da im Gegensatz zu den fossilen Brennstoffen bei der Um­ wandlung des Uran in nutzbare Energie im Normalbetrieb keine Schad­ stoffe freigesetzt werden. Selbst vor dem Hintergrund, daß die Reichweite

des Energieträgers Uran unter Beachtung technischer Rationalisierungs­ potentiale bei mehreren 1.000 Jahren liegen dürfte, kann jedoch auch die

247 Vgl. Williams (1994), a.a.O., S. 152-153; Gneuss (1997), a.a.O., S. G6; Boeckh, Martin: Neue

Produktionsverfahren machen Solarzellen billiger, Die Welt vom 8.12.1998, S. 32. 248 Eine ähnliche Gesamtbeurteilung unternimmt Conrad, Jobst: Grundsätzliche Überlegungen zu einer nachhaltigen Energieversorgung. In: Nutzinger, Hans G. (Hrsg.): Nachhaltige Wirtschafts­ weise und Energieversorgung. Konzepte, Bedingungen, Ansatzpunkte, Marburg 1995, S. 5179, hier S. 65-72.

116

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

Kernenergie langfristig nur eine Übergangslösung darstellen. Allerdings

kommt ihr eine entscheidende Rolle in der Zeit des Übergangs regenera­

tiver Energiequellen zur Wirtschaftlichkeit zu, so daß unter Nachhaltigkeits­ gesichtspunkten eine allmähliche Substitution der fossilen Brennstoffe

durch Kernenergie zu befürworten ist. Voraussetzung dafür ist allerdings

eine weitere Minimierung des Störfallrisikos sowie eine Lösung des Pro­ blems der nachhaltigen Entsorgung radioaktiver Rückstände.



Wasserenergie

Wasserenergie verursacht geringere ökologische Belastungen als fossile

Brennstoffe (Emissionen) und Kernreaktoren (radioaktive Rückstände), wenn auf Großanlagen verzichtet wird, die irreversible Schäden an den

betroffenen Ökosystemen hervorrufen. Ihre Reichweite ist theoretisch un­ begrenzt, ihr globales Gesamtpotential aber eingeschränkt. Sie kann daher als weitgehend nachhaltige Zusatzenergieform bezeichnet werden.



Windenergie

Die Windenergie erreicht voraussichtlich mittelfristig Wettbewerbsreife und

ist ökologisch nahezu völlig unbedenklich. Ähnlich wie bei der Wassere­ nergie steht der theoretisch unbegrenzten Reichweite ein beschränktes, regional äußerst uneinheitliches globales Gesamtpotential gegenüber. Die Windenergie stellt daher eine nachhaltige Zusatzenergieform dar.249



Solarenergie Solarenergie steht als einziger heute bekannter Energieträger zeitlich un­

begrenzt zur Deckung des gesamten globalen Energiebedarfs zur Verfü­

gung. Die ökologischen Auswirkungen ihrer Nutzung lassen sich mit dem Nachhaltigkeitskonzept vereinbaren. Allerdings ist mit der Wirtschaftlich­

keitsreife erster Solarenergieformen frühestens im zweiten Viertel des 21. Jahrhunderts zu rechnen; bis dahin sind beträchtliche Investitionen in For­ schung und Entwicklung notwendig. Der dann unumgängliche sukzessive

249 Gleiches gilt für andere regenerative Energiequellen (Geothermik oder Gezeitenkraftwerke),

die hier nicht in extenso behandelt werden konnten. Auch ihre Reichweite ist theoretisch un­ begrenzt, ihre Umweltverträglichkeit hoch, aber sie werden selbst bei günstigsten Schätzungen in der Zukunft allenfalls 5-10 °/o des globalen Energiebedarfs abdecken können.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

117

Übergang von fossilen zu Solarenergieträgern kann nur langsam erfolgen, da die Errichtung von Solaranlagen, etwa im Bereich der Photovoltaik, ei­

nen erheblichen Energieeinsatz erfordert, der zumindest anfangs über­ wiegend aus der Nutzung fossiler Brennstoffe bestritten werden müßte.

4.1.6 Folgerungen für eine nachhaltige Energiewirtschaft und Energiepolitik Aus dem in Kapitel 4.1.1 bis 4.1.5 Gesagten ergeben sich unter Zugrundele­

gung des Nachhaltigkeitskonzeptes die folgenden Anforderungen an Ener­ giewirtschaft und Energiepolitik: •

Da die fossilen Brennstoffe, wie in Kapitel 4.1.2 gezeigt, noch auf längere

Sicht zur Aufrechterhaltung der globalen Energieversorgung unverzichtbar sind, gleichzeitig aber jeder Verbrauch dieser Energieträger unvermeidbar

zu umweltbelastenden Emissionen führt, ist der Gesamtenergieverbrauch

weiter zu senken.



Langfristig ist eine Substitution der fossilen Brennstoffe durch umweltver­

träglichere Energieträger unumgänglich. Da sich ein solcher Prozeß wegen des damit verbundenen hohen Investitions- und Energieauiwands über

einen längeren Zeitraum erstreckt, müssen bereits heute die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden (Forschung und Entwicklung, ener­

giepolitische Rahmensetzungen, Umorientierung der Energiewirtschaft). •

Während der Übergangsphase ist zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft eine verstärkte Nutzung der Kernenergie umweltpolitisch sinn­

voll, allerdings nur dann, wenn weiter an einer Verbesserung der Kon­ zepte zur Minimierung des Störfallrisikos und zur nachhaltigen Entsorgung

der radioaktiven Rückstände gearbeitet wird. Auch hier sind Wissenschaft,

Politik und Energiewirtschaft gefordert



Da die Solarenergie der einzige Energieträger ist, der erstens in ausrei­

chendem Maße zur globalen Bedarfsdeckung zur Verfügung steht, dessen

Reichweite zweitens theoretisch unbegrenzt ist und dessen Umweltver­ träglichkeit drittens als nachhaltig bezeichnet werden kann, muß das end­ gültige Ziel der Umstrukturierung des Energiemixes darin bestehen, dieser

118

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

Energieform den Vorrang einzuräumen. Dies bedeutet momentan vor al­

lem verstärkte Anstrengungen von Wissenschaft, Politik und Energiewirt­ schaft, um solartechnische Anlagen zur Wettbewerbsfähigkeit zu führen. Was diese Forderungen im einzelnen für die Energiewirtschaft bedeuten, wird

eines der zentralen Themen in Kapitel 4.3 sein. Hier soll abschließend noch knapp auf die wesentlichen Tendenzen der aktuellen nationalen und interna­

tionalen Energiepolitik eingegangen werden, um zu verdeutlichen, in wel­ chem politischen Ordnungsrahmen sich die Energiewirtschaft bewegt.

Wie in Kapitel 1.1.3 dargestellt, sind unter Vermittlung der UN auf dem Gebiet der Verpflichtungen zur CO2-Reduzierung bereits gewisse Fortschritte

erreicht worden, die allerdings bei weitem nicht ausreichend sind. Soll die Forderung der Weltenergiekonferenz von Toronto (1988) nach einer welt­ weiten CO2-Reduzierung um 20 °/o bis 2005 und 50 % bis 2050250 erfüllt

werden, sind weitaus größere Anstrengungen als bisher unter Zurückstellung nationaler Egoismen notwendig. Der Klimagipfel von Kyoto hat hier nicht den erhofften Durchbruch gebracht251 Nach wie vor klafft die Schere zwischen An­

kündigung und Umsetzung in nahezu allen Staaten auseinander.252 Ein effizi­

entes Sanktionsinstrument für Verstöße gegen die Verpflichtungen ist zwar häufig gefordert und diskutiert worden, bleibt jedoch nach wie vor Theorie.253

Trotzdem ist davon auszugehen, daß der wachsende Problemdruck in den kommenden Jahren zu einer sukzessiven Verschärfung der Gesetzge­ bung im Bereich der Energie- und Emissionseinsparung führen wird. Dies

zeigt z.B. die Entwicklung des Umwelt- und Energierechts der EU sehr deut­ lich.254 Obwohl Differenzen in den nationalstaatlichen Regelungen in Rech­ nung zu stellen sind, dürften sich aus heutiger Sicht die folgenden Instru­

mente durchsetzen: 250 Vgl. dazu Lerch (1995), a.a.O, S. 173-174. 251 Vgl. Vorholz (1997), a.a.O, S. 18. 252 Vgl. für die USA: Clintons Haltung zum Klimaschutz stößt auf Unverständnis, Frankfurter All-

gemeine Zeitung vom 24.10.1997, S. 1; für die Bundesrepublik: Altner u.a. (1995), a.a.O., S. 15-16. 253 Vgl. etwa die Vorschläge von Weizsäckers in Lerch (1995), a.a.O., S. 191-194. 254 Vgl. etwa Jarass, Hans D.: Europäisches Energierecht. Bestand - Fortentwicklung - Umwelt­ schutz, Berlin 1996, S. 124-154.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft •

119

Energiesteuer/Ökosteuer/CO2-Steuer Dieses umweit- und energiepolitische Instrument besteht bereits in einigen

Ländern, z.B. in den skandinavischen Staaten. Gegenüber der Wirtschaft dürfte

es dauerhaft nur durchsetzbar sein, wenn dies aufkommensneutral erfolgt, wenn also z.B. die höhere Besteuerung des Produktionsfaktors Energie mit ei­ ner niedrigeren Besteuerung des Produktionsfaktors Arbeit gekoppelt wird 255 Eine solche Steuer ist nur dann sinnvoll, wenn nicht lediglich das fiskalische,

sondern das umweltpolitische Ziel im Vordergrund steht

Dies läßt auch der

im März 1997 ergangene Richtlinienvorschlag zur Energiebesteuerung der Europäischen Kommission klar erkennen.

Zudem leidet sie unter einem Pa­

radoxon: In dem Maße, wie das umweltpolitische Ziel, das mit der Steuer

verfolgt wird, erreicht wird, sinken die Einnahmen aus der Besteuerung. Es

bleibt daher fraglich, ob die Energiesteuer ein geeignetes Instrument zur glo­ balen CO2-Emissionsreduzierung darstellt258 Dies lassen auch die aktuellen Auseinandersetzungen um die Ökosteuer-Pläne der rot-grünen Regierung in

Deutschland erkennen; die Diskussionen zwischen der Regierung, der Wirt­

schaft und den Umweltschutzverbänden zeigen die Schwierigkeiten, die der Versuch aulwirft, in einem solchen Steuerentwurf ökologische und ökonomi­ sche Belange gleichermaßen zu berücksichtigen.259 •

Emissionslizenzen bzw. Emissionszertifikate Dieses Instrument sieht vor, daß die in der Gesamtmenge begrenzten

Emissionslizenzen am Markt frei gehandelt werden. Ein Vorteil dieser Lö255 Zu den Möglichkeiten kostenneutraler Energiesteuern vgl. Lerch (1995), a.a.O., S. 188-189. 256 Auf Einzelfragen wie etwa die Bemessungsgrundlage oder die Höhe einer solchen Steuer ist

hier nicht einzugehen. Vgl. auch dazu Lerch (1995), a.a.O., S. 189-191. 257 Vgl. Schiffer, Hans-Wilhelm: Perspektiven der Besteuerung von Energie in Europa, VIK-

Mitteilungen 1997b, H. 3, S. 50-54; Böhringer, Christoph/Pahlke, Andreas/Vöhringer, Frank/ Fahl, Ulrich/Voß, Alfred: Ökosteuerstudien - ein kritischer Vergleich, Energiewirtschaftliche Ta­ gesfragen 48 (1998), S. 167-172. Auf nähere Erläuterungen etwa zu den politischen Aus­ einandersetzungen um die ökologische Steuerreform in der Bundesrepublik kann hier ver­ zichtet werden. Vgl. dazu etwa Schiffer, Hans-Wilhelm: Energiemarkt Bundesrepublik Deutschland, 6. Aufl., Köln 1997a, S. 297-303. 258 Vgl. Bonus, Holger: Aussöhnung von Wirtschaft und Ökologie. Energiesteuern aus Sicht der

Umweltökonomie, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 27.10.1998, Beilage „Energie", S. Bl. 259 Vgl. Naturschutzbund fordert eine Korrektur des Ökosteuer-Gesetzentwurfs, Frankfurter Allge­

meine Zeitung vom 10.12.1998, S. 18; Golbach, A.: Wie zielorientiert ist die ökologische Steuerreform?, Energiewirtschaftliche Tagesfragen 48/1998, S. 786-788.

120

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

sung liegt in ihrer höheren marktwirtschaftlichen Effizienz; Probleme sind

in der lokalen Schadstoffkonzentration, der Monopolbildung und der An­ fangsverteilung der Lizenzen zu sehen 260 •

Staatliche Subventionen für regenerative Energiequellen Für die Bundesrepublik hat die Arbeitsgruppe „Energie 2000" unter Leitung

von Altner, Dürr und Michelsen beispielhaft die Möglichkeiten einer be­ schleunigten Markteinführung regenerativer Energien untersucht Sie kommt

zu dem Ergebnis, daß für den Zeitraum von 1995 bis 2010 eine Anschub­ finanzierung in Höhe von 7,0 bis 12,5 Mrd. DM erforderlich wäre 261 •

Staatliche Programme, die Forschung, Meßkonzepte, Sanierungen, Aus-

und Weiterbildung sowie die Markteinführung von Stromspartechniken bündeln, nach dem Vorbild des Schweizer RAVEL-Programms;262 •

Investitionsanreize oder Steuervorteile für die Einführung von Wärme­ dämmtechniken;263



Einführung von Effizienzstandards und Kennzeichnungspflichten beim Stromverbrauch nach dem Vorbild des amerikanischen „energy guide".264

Mit diesen politischen Entwicklungen hat die Energiewirtschaft in ihrer mittel-

bis langfristigen Strategiebildung zu rechnen. Es ist davon auszugehen, daß jene Energieversorgungsunternehmen, die ihre Unternehmenspolitik schon heute

auf diese Erfordernisse abstellen, klare Wettbewerbsvorteile erlangen werden.

Schwer vorhersehbar ist demgegenüber das Zukunftspotential der Kernener­

gie, besonders in Staaten wie der Bundesrepublik, wo erhebliche irrationale Äng­ ste der Bevölkerung die öffentliche Diskussion beherrschen und die politi­ schen Parteien die Problematik bevorzugt zum Wahlkampfthema erheben.265 260 Vgl. Bonus, Holger: Preis- und Mengenlösungen in der Umweltpolitik, Jahrbuch für Sozialwis­

senschaften 41 (1990), S. 343-358. 261 Vgl. Müller/Hennicke (1995), a.a.O., S. 176-179. Vgl. auch Fischer, Leo: Windräder nutzen 262 263 264 265

nicht nur der Umwelt, Die Welt vom 22.10.1997, S. 19. Vgl. Müller/Hennicke (1995), a.a.O., S. 181. Vgl. Kohler (1996), a.a.O., S. 173. Vgl. Müller/Hennicke (1995), a.a.O., S. 181. Dies zeigen die Energiekonsensgespräche. Vgl. Heck, Heinz: Verzögerte Entscheidungen. Bis­

lang keine Einigung über einen nationalen Energiekonsens, Die Welt vom 9.6.1997, Beilage „Die Welt der Energie", S. Gl; Flavin, Christopher/Lenssen, Nicholas: Strategien der Energie­ politik. Blaupausen für nachhaltige Technologien, Schwalbach 1995, S. 99-100.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

121

Im internationalen Maßstab ist allerdings angesichts der steigenden Bemü­

hungen zur CO2-Reduzierung mit einer deutlichen Zunahme der Nutzung der Kernenergie zu rechnen.266

4.2 Ökonomisch-politische Aspekte der Energiewirtschaft Im Bereich der Energieversorgung spielt die Verstromung quantitativ wie qua­

litativ eine Schlüsselrolle, so daß sich die folgenden Ausführungen vor allem auf die Stromversorgung beziehen. Um die besonderen Marktbeding’ungen in

der Stromwirtschaft verstehen zu können, ist es zunächst erforderlich, auf ei­

nige Besonderheiten des Wirtschaftsgutes Strom einzugehen, die es von na­ hezu allen anderen Wirtschaftsgütern unterscheiden:



Strom ist nicht frei transportierbar, sondern netzgebunden. Seine Verfüg­

barkeit für den Verbraucher setzt demzufolge ein geeignetes Transportund Verteilungsnetz voraus.



Diese Netze weisen Größen- und damit Bündelungsvorteile auf und ha­

ben daher - wie andere netzgebundene Leistungen auch - die Eigen­ schaften natürlicher Monopole. Ein einzelnes Netz ist kostengünstiger als

mehrere konkurrierende Netze. Zur Stärkung der Wettbewerbsorientierung

der Netzbetreiber müssen daher politische Anreize geschaffen werden.



Strom besitzt auch in zahlreichen Konsumbereichen Monopolcharakter

(z.B. elektrisches Licht). Eine Substitution durch andere Güter ist daher in diesen Bereichen nicht möglich.



Lagerhaltung von Strom in größerem Umfang ist ausgeschlossen, da Produkti­

on und Verbrauch gleichzeitig stattfinden. Stromerzeugung und Stromvertei-

lung an die Verbraucher sind daher grundsätzlich aneinander gekoppelt 266 Dies zeigen auch jüngste Einschätzungen der OECD. Vgl. Zänker, Alfred: OECD erwartet Rück­ kehr der Kernenergie, Die Welt vom 11.9.1997, S. 26. 267 Vgl. Opitz, Petra/Pfaffenberger, Wolfgang: Liberalisierung der Stromwirtschaft. Erfahrungen im

Westen und Möglichkeiten in Osteuropa, Oldenburg 1996, S. 5; Müller, M.: Strom - Industri­ eller Energieträger mit Zukunft? In: Industrielle Energiewirtschaft, nationale und internationale Aspekte: Tagung Essen, 22./23. Juni 1993, hrsg. von der VDI-Gesellschaft Energietechnik, Düsseldorf 1993, S. 161-179, hier S. 163-164.

122

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

Diese Besonderheiten des Energieträgers Strom haben wesentlich zu drei charakteristischen Organisationsformen in der Energieversorgung beigetragen.

Erstens hat sich aufgrund der Netzgebundenheit und der Koppelung von Produk­

tion und Verbrauch die wirtschaftliche Integration der gesamten Angebotsseite

von der Stromerzeugung im Kraftwerk über das Verbund- und Transportsystem bis zur Abgabe an den Endverbraucher ergeben. Zweitens eignet sich der Strom­ sektor in hervorragender Weise für Kooperationen mehrerer Erzeuger und

Versorger in einem gemeinsamen Netzverbund, um auf diese Weise die vom

Verbraucher verursachten Lastschwankungen möglichst auszugleichen. Drit­

tens hat die große ökonomische Bedeutung des Strom dazu beigetragen, daß

der Staat zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit dem Elektrizitätssek­ tor besondere Aufmerksamkeit auf ordnungspolitischem Gebiet schenkt268 All dies hat dazu geführt, daß die Elektrizitätsversorgung traditionell ein

Wirtschaftszweig ist, der sich durch regional voneinander abgegrenzte Mono­

pole mit starker staatlicher Lenkung auszeichnet Dies bedeutet jedoch nicht, daß in diesem Bereich keine Ansatzpunkte für eine wettbewerbliche Öffnung bestünden. In der Stromerzeugung sind sie dadurch gegeben, daß die min­

destoptimalen Kraftwerksgrößen deutlich unter dem Nachfragevolumen lie­

gen. In der Stromverteilung ist der freie Netzzugang die Voraussetzung für die Entstehung von Wettbewerb. Beim Stromverkauf an die Endkunden ist eine dezentrale, für den Wettbewerb geöffnete Organisationsstruktur denkbar.269

An diesen Punkten setzen auch die nahezu weltweit zu beobachtenden Maßnahmen zur Liberalisierung, Privatisierung und Deregulierung der Elektri­

zitätswirtschaft an, die im Zusammenhang der globalen Liberalisierungsten­ denz stehen 270 Da sie die entscheidende Vorbedingung für Internationalisie­ rungsbestrebungen auf dem Energiesektor bilden, sollen sie im folgenden

näher vorgestellt werden. 268 Vgl. Opitz/Pfaffenberger (1996), a.a.O., S. 5-6. 269 Vgl. Hoster, Frank: Auswirkungen des europäischen Binnenmarktes für Energie auf die deut­ sche Elektrizitätswirtschaft Ein Ansatz zur Analyse ordnungs- und umweltpolitischer Instru­ mente in der Elektrizitätswirtschaft, München 1996, S. 4-5. 270 Weitere Gründe für die Liberalisierung des Strommarktes nennt Limaye, Dilip R.: Energie-

Effizienz-Strategien für Wachstum und Profitabilität im 21. Jahrhundert, Elektrizitätswirtschaft 94 (1995), S. 1278-1280, hier S. 1278.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft 4.2.1

123

Liberalisierung der Elektrizitätswirtschaft

Die nahezu weltweit zu beobachtende Liberalisierung und Deregulierung der

Energiemärkte fußt im wesentlichen auf den gleichen globalen, kulturellen und ökonomischen Tendenzen, die in Kapitel 2 bereits als Ursachen für die quantitative Zunahme und qualitative Veränderung der Internationalisierungs­ aktivitäten genannt worden sind271 Die steigende Mobilität sowohl der Men­

schen als auch der Güter, die Deregulierung der Kapital- und Warenmärkte, die Innovationen in der Verkehrs- und Kommunikationstechnik .und die

schwindende Bedeutung der Staatsgrenzen schaffen auch in der Energiewirt­

schaft in vorher nicht gekannter Weise die Voraussetzungen für internationale Expansion und staatenübergreifende Zusammenarbeit. Zur Realisierung die­

ses Internationalisierungsprozesses ist allerdings eine entschiedene Liberali­

sierung und Deregulierung der nationalen Energiemärkte notwendig.

Die Deregulierungspolitik wird in den Industrie- sowie in den Entwicklungsund Schwellenländem mit jeweils unterschiedlicher Motivation durchgeführt Die

exportorientierten Industriestaaten wollen ihre Energieversorgung so kostengünstig und effizient wie möglich gestalten, um so aus der Verbesserung ihrer internatio­ nalen Wettbewerbsposilion Nutzen zu ziehen. Die Entwicklungs- und Schwellen­

länder, in denen eine rückständige Energieversorgung häufig die wirtschaftliche Entwicklung behindert, sind daran interessiert, ihren Energiesektor für ausländische

Investoren und den damit verbundenen Technologie- und Kapitaltransfer zu öff­ nen. Auf der Basis solcher Überlegungen hat sich seit den achtziger Jahren in er­

staunlich kurzer Zeit nahezu weltweit die Überzeugung durchgesetzt, daß die Ziele

der Energiepolitik nur durch marktwirtschaftlich orientierte Lösungen erreicht wer-

den können.

Demgegenüber haben sich die bisherigen monopolisierten Sy­

steme als zu starr und unflexibel für die heutigen Erfordernisse erwiesen.

Vor allem die Schwellenländer in Osteuropa sowie in Ost-, Süd- und Süd­

ostasien stehen bis zum Jahr 2020 im Zentrum der Internationalisierungsakti­ 271 Hans-Peter Muntzke, Energie-Experte der Dresdner Bank, beobachtet eine Liberalisierung der

Energiemärkte in nicht weniger als 70 Staaten der Erde. Vgl. Der einheitliche europäische Strommarkt läßt auf sich warten, Handelsblatt vom 26.10.1998. 272 Vgl. Holfeld, Hermann: Globalisierung, Deregulierung, Privatisierung. Die neue Herausforde­ rung der Energiewirtschaft, Siemens Standpunkt 11 (1998), Nr. 1, S. 8-12, hier S. 9.

124

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

vitäten, da ihr Energiebedarf innerhalb dieses Zeitraums vermutlich stark an­ steigt; allein in China und Indien ist von einer Verdoppelung des Energiebe­

darfs schon bis zum Jahr 2010 auszugehen. Wollen diese Länder den wach­

senden Energiebedarf in effizienter, kostengünstiger und umweltfreundlicher Art und Weise befriedigen, sind sie in starkem Umfang auf das Engagement ausländischer Investoren angewiesen.273 Im Hinblick auf die Liberalisierungs­ konzepte haben sich vor allem die folgenden drei Modelle etabliert:



Durchleitungsmodell Im Zentrum steht hier die Regelung, daß jeder Netzeigentümer den Wett­

bewerbern sein Netz gegen Zahlung einer Gebühr zur Stromdurchleitung

zur Verfügung stellen muß, selbst aber bei der Nutzung grundsätzlich Vor­ rang genießt. Zugangsberechtigt sind andere EVU, unabhängige Strom­ produzenten und industrielle Eigenerzeuger. Eine kartellrechtliche Aufsicht

überwacht den freien Netzzugang. •

Poolmodell Voraussetzung ist hier eine Entflechtung der Bereiche Stromerzeugung,

Stromtransport und Stromverteilung. Der eigentliche Pool stellt einen Spotmarkt dar, in dem die gesamte Stromerzeugung und die gesamte

Stromnachfrage gebündelt und zusammengeführt werden. Die Erzeuger werden in der Reihenfolge ihrer Angebotspreise zur Lastdeckung aufge­ rufen. Der Angebotspreis des letzten Erzeugers, der zur Nachfragedeckung

notwendig ist, bestimmt den Poolpreis, nach dem alle eingespeisten und entnommenen Stromkontingente berechnet werden.



Ausschreibungsmodell Dieses Modell sieht vor, die Stromversorgung bestimmter Versorgungsge­

biete oder zusätzliche Versorgungskapazitäten im Erzeugungsbereich aus­ zuschreiben.274 273 Vgl. Holfeld (1998), a.a.O., S. 9-10. 274 Vgl. Klopfer, Thomas: Koordination in Elektrizitätsversorgungssystemen insbesondere durch organisierte Großhandelsmärkte für Strom, Idstein 1997, S. 13-15; Hoffmann-Riem, Wolfgang/Schneider, Jens-Peter: Wettbewerbs- und umweltorientierte Re-Regulierung im Groß­ handels-Strommarkt In: Hoffmann-Riem, Wolfgang/Schneider, Jens-Peter (Hrsg.): Umweltpo­ litische Steuerung in einem liberalisierten Strommarkt, Baden-Baden 1995, S. 13-94, hier S. 34-37; Hoster (1996), a.a.O., S. 5-11.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

125

Von diesen Modellen strahlt das Poolmodell die höchste Wettbewerbswirkung

aus, da es klare Markt- und Preistransparenz herstellt und die Marktmacht vertikal integrierter Unternehmen beschneidet Das Durchleitungsmodell würde den Wett­

bewerb vermutlich auf die vertikal integrierten EVU beschränken und zu einer Verdrängung der regional oder kommunal begrenzten Anbieter führen. Au­

ßerdem ist bei der Regelung der Durchleitung mit erheblichen Transaktions­ kosten zu rechnen. Das Ausschreibungsmodell würde nur für freiwerdende

Versorgungsgebiete und Zusatzkapazitäten Wettbewerbsverhältnisse schaffen, jedoch keinen echten Wettbewerb im Stromverkauf. Darüber hinaus müßte

zur Durchführung des Ausschreibungsprozesses eine unabhängige Behörde geschaffen werden, was ebenfalls die Transaktionskosten deutlich höbe.

Der Uberalisierungsprozeß ist in Ländern wie den USA, England, Schottland, Norwegen, Schweden, Finnland, Neuseeland, Chile und Argentinien, die als Schrittmacher der Entwicklung bezeichnet werden können, bereits weitgehend

abgeschlossen.

Flavin und Lenssen konstatieren daher, daß „seit Edison [...] in

so kurzer Zeit keine derartigen Veränderungen im Energiesektor mehr statt­ gefunden" hätten.276 Im folgenden wird näher auf die Vorreiter der Entwick­

lung, die USA und England, sowie auf die Situation in der EU eingegangen.

4.2.1.1

USA

Die Organisation und Strukturierung der Energiewirtschaft in den USA ist bis in die siebziger Jahre hinein mit der Situation in der Bundesrepublik

Deutschland vergleichbar und beruht auf großen, geschlossenen Versor­

gungsgebieten, für die monopolistisch agierende EVU zuständig sind. Bereits 1978 ist jedoch mit dem Public Utilities Regulatory Policies Act (PURPA) ein

erster Schritt hin zur Liberalisierung unternommen worden: Das Gesetz er­ 275 Vgl. Hoffmann, Volker: Perspektiven und Probleme der Elektrizitätswirtschaft (Vortrag im Rah-

men des 74. VDE-Symposiums Fachhochschule und Praxis vom 22.-24.9.1993 in Mönchen­ gladbach), unveröff. Manuskript, Mönchengladbach 1993, S. 15; Wintermann, Jürgen H.: Strom geht an die Börse, Die Welt vom 10.6.1997, Beilage „Welt der Energie", S. Gl. Auch McQuade nennt die USA, Großbritannien und Skandinavien als Vorreiter; vgl. McQuade, Owen: The Future Energy Utility Company. Convergence of natural gas and electricity supply chains, London 1996, S. 7. 276 Flavin/Lenssen (1995), a.a.O., S. 55.

126

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

leichtert die Einspeisung von Strom durch unabhängige Stromproduzenten in

die Netze, indem es die EVU zur Abnahme von Kapazitäten verpflichtet, und sieht Ausschreibungen für neu zu errichtende Kapazitäten vor.277 Dabei wer­ den Betreiber von umweltfreundlichen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen sowie Anbieter von Strom aus regenerativen Energiequellen deutlich bevorzugt.278 Die entscheidende Liberalisierungsmaßnahme ist 1992 mit dem Energy

Policy Act erfolgt, der ein Durchleitungsmodell etabliert und mit der Federal

Energy Regulation Commission (FERC) eine zentrale Instanz zur weiteren Regelung des Durchleitungssystems geschaffen hat279 Der Energy Policy Act hat die Durchleitung allerdings zunächst auf die großen EVU beschränkt. Im

April 1996 hat die FERC durch ihre Anordnungen Nr. 888 und 889 die Libe­ ralisierung weiter vorangetrieben und einen für Dritte völlig offenen Zugang

zum Übertragungsnetz zwischen Erzeugern und verteilenden Versorgungs­ unternehmen geschaffen. Den EVU ist ein festgelegtes Netzzugangsentgelt zu zahlen; sie selbst sind dazu verpflichtet, online ständig über die jeweils ver­ fügbaren Übertragungskapazitäten zu informieren.280

Da der Verkauf des Stromes durch die EVU an die Endkunden jedoch in den USA nicht unter die Gesetzgebungskompetenz der Bundesregierung fällt, sind zur Liberalisierung dieses Bereichs die Einzelstaaten gefragt.28' Ein auch international vielbeachteter Schritt in dieser Richtung ist im Dezember 1995 erfolgt, als die kalifornische Public Utilities Commission auf ihr Preisfestle­

gungsrecht verzichtet hat und dazu übergegangen ist, die Preisbildung dem Markt zu überlassen.282 Am 31. März 1998 hat Kalifornien als erster US-Staat

die komplette Liberalisierung des Strommarkts gestartet; 14 weitere Staaten haben diesen Schritt ebenfalls bereits beschlossen 283 Dies bedeutet, daß 277 Vgl. Opfe/Pfaffenberger (1996), a.a.O., S. 11; Baum, Vladimir: Hindernislauf zum Wettbewerb in der Energiewirtschaft, Die Welt vom 9.6.1997, Beilage „Welt der Energie", S. G2. 278 Vgl. Williams (1994), a.a.O., S. 157. 279 Vgl. Opfe/Pfaffenberger (1996), a.a.O., S. 11. 280 Vgl. Zinow, Bernd-Michael: Neuere Entwicklungen der Elektrizitätswirtschaft in den USA, Elek­ trizitätswirtschaft 95 (1996), S. 1509-1510. 281 Allerdings bereitet Washington bundesgesetzliche Regelungen vor, um einer bundesstaatli­ chen Zersplitterung der Gesetzgebung vorzubeugen; vgl. Zinow (1996), a.a.O., S. 1510. 282 Vgl. Baum (1997), a.a.O., S. G2; McQuade (1996), a.a.O., S. 13. 283 Vgl. Parkes, Christopher: The power to choose, Finandal Times vom 20.4.1998, S. 13.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

127

jeder Stromkunde selbst entscheiden kann, von welchem Erzeuger er die Elektrizität bezieht (Retail Wheeling).284 Da viele dieser Erzeuger Strom an­

bieten, der nur aus einem bestimmten Energieträger gewonnen wird, be­ deutet dies gleichzeitig faktisch eine Wahlfreiheit des Kunden hinsichtlich des

Energieträgers. Der volle Wettbewerb gilt allerdings nur für den Bereich der Stromerzeugung; die Netze bleiben in der Hand des ehemaligen Monopo­

lunternehmens, das im Gegenzug für dieses Zugeständnis aber mindestens 50 % seiner Kraftwerke verkaufen muß.

Wenngleich sich in den ersten

Monaten nach der Liberalisierung faktisch erst wenige Kunden däzu ent­ schlossen haben, den Stromerzeuger zu wechseln, gilt das kalifornische Expe­

riment als wichtiger Modellversuch, der auch vom Ausland intensiv beob­ achtet wird.286

Die wesentlichen Ergebnisse der Marktliberalisierung in den USA können in den folgenden Punkten zusammengefaßt werden:



Starker Konzentrationsprozeß

Nur die stärksten Stromversorgungsunternehmen überleben. So schätzt der Münchner Energieberater Jens-Marten Lohse, daß von den ursprüng­

lich etwa 200 EVU in den USA bis Anfang des kommenden Jahrzehnts

nur etwa 20 überdauern werden.

Zwischen 1989 und 1995 ist es zu

acht großen Fusionen gekommen, und 1996 haben die EVU wiederum Konkurrenten im Gesamtwert von über 50 Mrd. DM übernommen.288



Sinkende Strompreise

In Kalifornien werden die Preise durch die Liberalisierung vermutlich um 5-20 % sinken.289

284 Das Konzept des Retail Wheeling bezeichnen Flavin und Lenssen noch 1994 fälschlich als

„fehlgeschlagener Versuch aus den neunziger Jahren, der ursprünglich große Aufmerksamkeit bei Energiewissenschaftlern und Ökonomen fand". Die Entwicklung in Kalifornien widerlegt diese Einschätzung. Vgl. Flavin/Lenssen (1995), a.a.O., S. 55. 285 Vgl. Stadler, Rainer: Strommarkt Mit voller Energie, Focus vom 26.1.1998, S. 186-187. 286 Vgl. Jost, Irmintraud: Der Funke hat noch nicht gezündet, Welt am Sonntag vom 14.6.1998, S. 48. 287 Vgl. Wintermann (1997), a.a.O., S. G1. 288 Vgl. Zinow (1996), a.a.O., S. 1510; Stadler (1998), a.a.O., S. 187. 289 Vgl. Stadler (1998), a.a.O., S. 186.

128 •

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

Hoher Regulierungsbedarf Die FERC beschäftigt zur Zeit 1.500 Mitarbeiter, die kalifornischen Regulie­

rungsbehörden 1.200 Mitarbeiter. Dies zeigt, daß die Einführung von mehr Wettbewerb im Elektrizitätssektor nicht automatisch mit Deregulie­ rung gleichzusetzen ist290

4.2.1.2 England/Wales Ähnlich wie in den USA ist die Liberalisierung der Elektrizitätswirtschaft in England und Wales in mehreren Stufen erfolgt. Sie bildet ein wesentliches

Element der Privatisierungs- und Marktstärkungspolitik der Regierung Thatcher und zielt auf die Modernisierung der seit dem Zweiten Weltkrieg weitgehend

verstaatlichten Stromwirtschaft. Als Säulen dieser staatlichen Stromwirtschaft

sind zu unterscheiden: •

der staatliche Ausschuß „Central Electricity Generation Board" (CEGB)

(verantwortlich für 95 % der Stromerzeugung, Monopol auf die Durchlei­

tung des Stroms durch die Hochspannungsnetze); •

die beiden privaten Unternehmen Atomic Energy Authority und British

Nuclear Fuels (Betreiber der Kernreaktoren);



die zwölf staatlichen Area Boards (Verteilung des Stroms und Versorgung der Endkunden in regionalen Monopolen)291

Ein erster Schritt zur Liberalisierung ist bereits im Jahr 1983 mit dem Energy

Act unternommen worden, der es auch privaten Erzeugern ermöglicht, Strom

an Dritte und nicht nur an die gebietsmonopolistischen Area Boards zu ver­ kaufen.292 Dies ist faktisch mit der Errichtung erster Ansätze eines Durchlei­

tungsmodells gleichzusetzen. Der entscheidende Liberalisierungsschritt in den Bereichen der Erzeugung, der Hochspannungsnetze, der Verteilung und 290 Vgl. Zinow (1996), a.a.O:, S. 1510. 291 Vgl. Ital, Bernd K.: Die Politik der Privatisierung in Großbritannien unter der Regierung Margaret Thatcher, Diss. Köln 1995, S. 110; Eßer, Claudia: Umstrukturierung und Privatisierung der Elektrizitätswirtschaft in England und Wales, Frankfurt a.M. 1990, S. 1. 292 Vgl. Roberts, Jane/Elliott, David/Houghton, Trevor: Privatising Electricity, London/New York

1991, S. 22-25.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

129

der Belieferung der Endkunden ist dann in den Jahren 1988 und 1989 er­ folgt. Das Weißbuch der Regierung über die Privatisierung des Elektrizitäts­

sektors von 1988 nennt als grundsätzliche Ziele erstens die Trennung der Be­

reiche Erzeugung, Übertragung und Verteilung, zweitens ungehinderten Wett­ bewerb auf der Erzeugungsseite und drittens Maßnahmen zur Verhinderung

des natürlichen Monopols auf der Übertragungs- und Verteilungsseite.293 Diese Ziele sind im darauffolgenden Jahr umgesetzt worden. Als zentrales

Element der Reform ist die Privatisierung und Aufspaltung des staatlichen Monopolkonzerns CEGB anzusehen, in deren Verlauf die Erzeugungskapazität

des Konzerns auf die folgenden vier Gesellschaften verteilt worden ist: •

Die privaten Unternehmen National Power und Power Gen übernehmen

die fossilen Kraftwerke, Wasserkraftwerke sowie Windenergieanlagen. •

Das staatliche Unternehmen Nuclear Electric wird als Auffanggesellschaft für die Kernreaktoren gegründet, da die mit der Kernenergie verbundenen Risiken nicht privatisiert werden sollen.



Das private Unternehmen National Grid Company übernimmt die Pump­ speicherkraftwerke294

Der Bereich der Stromerzeugung ist darüber hinaus komplett für den Wett­ bewerb geöffnet worden. Das Hochspannungsnetz ist ebenfalls in den Besitz

der National Grid Company übergegangen, einer Tochtergesellschaft der

ehemaligen Area Boards, welche im November 1990 an der Börse verkauft worden sind und seither als Regional Electricity Companies (REC) bezeichnet

werden. Die Gesellschaft besitzt damit zwar ein Monopol im Bereich der

Stromübertragung, muß aber einen freien Zugang zum Netz gegen gleiche Gebühren für alle anbieten. Die RECs besitzen das zu ihrem jeweiligen Ge­

biet gehörende regionale Niederspannungsnetz und sind zur Aufrechterhal­ tung der Elektrizitätsversorgung für alle Endkunden verpflichtet. Auch in die­

sem Bereich ist jedoch sukzessive der Wettbewerb verwirklicht worden, in­

293 Vgl. Eßer (1990), a.a.O., S. 2. 294 Vgl. Eßer (1990), a.a.O., S. 2-3; Borchers, Henning: Privatisierung der Elektrizitätswirtschaft in England. Erste Erfahrungen und Defizitanalyse, Wuppertal 1994, S. 3-4.

130

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

dem die RECs dazu verpflichtet worden sind, ihre Netze zur Durchleitung zur

Verfügung zu stellen. Dies ist in drei Stufen geschehen: bis zum 31.3.1994

Konkurrenz um 15 % des Marktanteils der RECs, bis zum 31.3.1998 Konkur­ renz um 25 % des Marktanteils der RECs, seitdem unbegrenzte Konkur295 renz.

Zur Zusammenführung von Stromangebot und Stromnachfrage dient ein

von der National Grid Company geführter Elektrizitätspool. Diesem können

alle lizensierten Erzeuger innerhalb Großbritanniens und anderer EU-Staaten,

alle RECs und Endkunden ab einer bestimmten Nachfragekapazität'.angehören.296 Auch die Einführung der Wahlfreiheit der Endkunden ist in drei Schritten vollzogen worden: bis zum 31.3.1994 für alle Kunden mit einer Spitzennachfrage über 1 MW, bis zum 31.3.1998 für alle Kunden mit einer Spitzennachfrage über 100 kW, seitdem für alle Kunden ohne Ausnahme.297

Diese umfassende Reform, die Elemente des Poolmodells und solche

des Durchleitungsmodells miteinander verbindet und auf den Ebenen der Er­ zeugung und der Endversorgung für Wettbewerb sorgt, hat bis heute die fol­

genden Auswirkungen gezeigt:



Die Preise für die Endverbraucher sind zunächst gestiegen, da im Vorfeld der Privatisierung zur Verbesserung der Erlöse Preissteigerungen durchge­

setzt, die Stromsubventionen für große Industriebetriebe gestrichen und die Kosten für die unrentablen Kernreaktoren auf die Stromkunden abge­ wälzt worden sind.298 Zunächst haben die Liberalisierungsvorteile daher

eher den Aktionären als den Verbrauchern genutzt.299 Zwischen 1992 und 1995 sind die Preise dann allerdings bereits um 7-10 % gefallen.300



Der Wettbewerb hat sich langsamer als erwartet entwickelt. Allerdings ha­

ben sich seit 1991 mehrere neue Stromerzeuger am Markt etabliert, auf die inzwischen zwar nur 7 °/o des Marktes, aber immerhin etwa 50 % der 295 296 297 298 299 300

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

Eßer (1990), a.a.O, S. 4-9; Borchers (1994), a.a.O, S. 5; Ital (1995), a.a.O, S. 111. Eßer (1990), a.a.O, S. 10-17; Borchers (1994), a.a.O, S. 6-7. Borchers (1994), a.a.O, S. 8. Borchers (1994), a.a.O, S. 10-11. Baum (1997), a.a.O, S. G2. McQuade (1996), a.a.O, S. 11.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

Ul

neu geschaffenen Kapazitäten entfallen. 1995 haben bereits 18 Stromer­ zeuger und 27 Stromversorger miteinander konkurriert301 Obwohl in der

Stromerzeugung noch weitgehend ein Duopol von National Power und Power Gen besteht, können die Liberalisierung der Durchleitung und die

wettbewerbliche Öffnung der Erzeugung insgesamt als erfolgreich be­ zeichnet werden. Darüber hinaus ist mit mehr Wettbewerb zu rechnen302

4.2.1.3 Europäische Union

Die Energiepolitik der EU verfolgt die Hauptziele der Umweltverträglichkeit, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit. Auf den ersten Punkt ist bereits bei der Behandlung der Problematik von Energiesteuern eingegangen wor­

den. Von dem zweiten Punkt wird später noch im Zusammenhang mit der Energiecharta zu berichten sein. In diesem Kapitel geht es um die Bemühun­

gen der EU, die Effizienz der Energiewirtschaft durch Liberalisierungsmaß­

nahmen zu heben. Die wesentlichen Ziele dieser Liberalisierungsbemühungen sind die Ver­ besserung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie, die Sicher­ stellung des freien Verkehrs von Energieerzeugnissen, insbesondere von

Strom und Erdgas sowie die Überwindung der nationalen Zersplitterung der Energiemärkte und deren Zusammenfassung in einem gemeinschaftlichen Energiemarkt303 Die entscheidenden Hindernisse, die es auf diesem Weg zu beseitigen gilt, sind Versorgungsmonopole, Erzeugungsmonopole, Leitungs­ baumonopole, Durchleitungsmonopole sowie Import- und Exportmonopo­ le.304 Die Vielfalt der Organisationsformen in den Einzelstaaten reicht von der

301 Vgl. Lewington, Ilka/Weisheimer, Martin: Lehren aus der britischen Elektrizitätswirtschaftsre­

form, Energiewirtschaftliche Tagesfragen 45 (1995), S. 591-596, hier S. 592. 302 Vgl. Ital (1995), a.a.O., S. 142-143. 303 Vgl. Faross, Peter: Liberalisierung des europäischen Elektrizitätsmarktes. In: Schneider, Friedrich

(Hrsg.): Die Neuordnung des Wettbewerbs auf den Elektrizitäts- und Energiemärkten in der EU. Symposion der Elektrizitätswirtschaft, Linz 1997, S. 21-32, hier S. 21. 304 Vgl. Bohse, H. von: Der Binnenmarkt für Energie - Liberalisierungsvorschläge der Kommission der EG. In: Industrielle Energiewirtschaft, nationale und internationale Aspekte: Tagung Essen, 22./23. Juni 1993, hrsg. von der VDI-Gesellschaft Energietechnik, Düsseldorf 1993, S. 197204, hier S. 197-198.

132

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

zentralistisch-staatlichen Form in Frankreich über Mischformen in den mei­ sten Staaten bis hin zum liberalisierten Modell in Großbritannien.305

Der äußere Rahmen, in den diese Bemühungen eingeordnet worden sind, ist die Vorbereitung und Durchführung des Europäischen Binnenmarktes. Die EG-

Kommission hat die erste Stufe der Liberalisierung 1990 und 1991 mit drei Richt­ linien eingeleitet, die den freien Transit von Elektrizitäts- und Erdgaslieferungen sowie die Strompreistransparenz für industrielle Endverbraucher betreffen.306 Die­ se Richtlinien haben jedoch lediglich erste notwendige Vorbedingungen für wett­

bewerbsstärkende

Maßnahmen

geschaffen.

Letzteren

hat sich

die

EG-

Kommission im Februar 1992 mit ihrem ersten Vorschlag für eine Elektrizitätsbinnenmaifctrichtlinie zugewendet, die die folgenden Reformelemente vorsieht:



Liberalisierung der Errichtung von Kraftwerken und Leitungsnetzen durch

die Abschaffung von Marktzutrittsbarrieren; der Marktzutritt soll in Zukunft auf der Basis von Lizenzverfahren erfolgen. •

Unbundling, d.h. rechtliche Trennung der Unternehmensbereiche Erzeu­

gung, Übertragung und Verteilung bei vertikal integrierten EVU. •

Third Party Access, d.h. Stromverteiler und wichtige Stromverbraucher er­ halten den direkten Zugang zum Netz. Dadurch entstehen sowohl ein

Großhandelsmarkt als auch ein Verbrauchermarkt für Strom. •

Die Netzbetreiber sollen privat und unabhängig sein, den Netzbetrieb si­ cherstellen, die Kraftwerkseinsatzplanung durchführen und die Durchlei­ tung Dritter ermöglichen.307

Gegen diese weitgehenden Forderungen haben sich jedoch in den Einzel­ staaten, im Europäischen Rat und im Europäischen Parlament massive Prote­

ste erhoben, so daß die EG-Kommission im Dezember 1993 einen zweiten, abgeschwächten Richtlinienvorschlag veröffentlicht hat, der in den folgenden Punkten von dem ursprünglichen Vorhaben abweicht: 305 Vgl. Opitz/Pfaffenberger (1996), a.a.O., S. 12. 306 Vgl. Hoffmann-Riem/Schneider (1995), a.a.O., S. 45; Bohse (1993), a.a.O., S. 198. 307 Vgl. Klom, AM: Effects of Deregulation Policies on Electricity Competition in the EU, Journal of Energy & Natural Resources Law 15 (1997), S. 1-22, hier S. 5-6; Opitz/Pfaffenberger (1996), a.a.O., S. 12-13; Hoster (1996), a.a.O., S. 12.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft •

133

Bei der Liberalisierung des Kraftwerks- und Leitungsbaus kann neben dem

Lizenzverfahren auch ein restriktiveres, öffentliches Ausschreibungsverfah­ ren vorgesehen werden. •

Der freie Netzzugang muß nicht generell garantiert sein, sondern kann

auch individuell verhandelt werden (Negotiated Third Party Access); die Durchleitung wird auf große Verteiler und Verbraucher beschränkt. •

Statt Unbundling ist nur eine rechnungsiegerische und organisatorische

Trennung der Bereiche Erzeugung, Übertragung und Verteilung bei den EVU vorgesehen.308 Die Proteste haben somit für eine starke Beschneidung der Liberalisierungs­ ansätze gesorgt, die über die Liberalisierung der Erzeugungsebene deutlich hinausgegangen ist Vor allem Frankreich hat sich für eine Modifizierung der

Vorschläge eingesetzt und vorgeschlagen, den Mitgliedsstaaten die Wahl zwi­

schen dem Negotiated Third Party Access-Modell und dem Single Buyer-

Konzept zu überlassen. Letzteres sieht lediglich vor, daß die konkurrierenden Stromerzeuger ihren Strom an einen „Single Buyer" abgeben, der ihn zu fest­ gesetzten Preisen an die Verbraucher liefert.

Dies kann jedoch nur als Minimallösung bezeichnet werden, die den Wettbewerb völlig auf die Erzeugerebene beschränkt. Indem die Kommission

das Konzept im November 1994 modifiziert in ihren Richtlinienentwurf über­ nommen hat, ist dessen Liberalisierungspotential nochmals deutlich abge­ schwächt worden.309 Dieser Tendenz ist auch die neue Liberalisierungsricht­

linie vom Juli 1996 treu geblieben: Indem beim Single Buyer-Konzept die

Durchleitung nicht nur zu festen Tarifen, sondern auch zu verhandelten Ent­ gelten möglich sein soll, kann der Netzbetreiber die Lieferung des Konkur­

renten an den Kunden durch Überteuerung des Durchleitungsentgeltes ver­ hindern und auf diese Weise faktisch sein Monopol wahren.310 Diese wesentlich entschärfte Richtlinie, die den kleinsten gemeinsamen Nenner darstellt, auf den sich die EU-Mitgliedstaaten derzeit einigen können, 308 Vgl. Jarass (1996), a.a.O., S. 32-50; Hoster (1996), a.a.O, S. 13. 309 Vgl. Börner, Achim-Rüdiger: Der Energiemarkt und die geschlossenen Versorgungsgebiete der Strom- und Gaswirtschaft im Übergang zum Wettbewerb, Baden-Baden 1996, S. 40-41. 3,0 Den Inhalt der Richtlinie vom Juli 1996 diskutiert ausführlich Börner (1996), a.a.O., S. 41-50.

134

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

ist im Februar 1997 vom Europäischen Parlament verabschiedet worden.3" Bis zum 1. Januar 1999 haben die Mitgliedstaaten Zeit, die Vorgaben der Richtlinie in nationales Recht umzusetzen. Bis Anfang 1999 müssen sie min­

destens 23 %, bis 2003 mindestens 33 % ihres Strommarktes für den inter­ nationalen Wettbewerb öffnen.312 Gerade die geschilderten, jahrelangen Auseinandersetzungen um die

Reform des Elektrizitätssektors in der EU zeigen, daß der richtige Mittelweg zwischen Dirigismus und völlig freiem Wettbewerb in der Energiewirtschaft schwer zu finden ist3'3 Die Tendenz geht jedoch, ausgehend von den USA und England und sicher weiter gefördert durch die Reformen in der EU,

weltweit dahin, den Wettbewerb so weit zuzulassen, wie es unter Beachtung

der Prinzipien der Versorgungssicherheit und der Umweltpolitik vertretbar ist. Diese Entwicklung bildet die entscheidende Voraussetzung für Internatio­ nalisierungsbestrebungen in der Energiewirtschaft Abschließend soll daher

der aktuelle Stand der Internationalisierungsbemühungen auf diesem Sektor

dargestellt werden.

4.2.2 Stand der Internationalisierungsbemühungen in der Energiewirtschaft Eine bereits seit längerem etablierte Form der internationalen Zusammenar­

beit auf dem Gebiet der Elektrizitätsversorgung stellen staatenübergreifende

Verbundnetze dar. Das größte dieser Verbundnetze in Europa ist die „Union pour la Coordination de la Production et du Transport de l'Ectricite" (UCPTE),

zu dem sich die Bundesrepublik, die Beneluxstaaten, Frankreich, Spanien, Portugal, die Schweiz, Österreich, Italien, die Nachfolgestaaten des ehemali­

gen Jugoslawien und Griechenland zusammengeschlossen haben. Daneben bestehen in Europa das NORDEL-Verbundnetz (Dänemark, Norwegen, Schwe­ 311 Vgl. Sendner, Helmut: EU-Staaten feilschen um Richtlinien, Die Welt vom 10.6.1997, Beilage „Welt der Energie", S. G4. 312 Vgl. Knabl, Gisela: Start frei für mehr Wettbewerb, Die Welt vom 10.6.1997, Beilage „Welt der

Energie", S. G1. 313 Einen interessanten Vorschlag für ein aus Sicht der Autoren optimales Modell machen Flavin/Lenssen (1995), a.a.O., S. 65-73. Ein ökologisch orientiertes Liberalisierungsmodell stel­ len Müller/Hennicke (1995), a.a.O., S. 121-125 vor.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

135

den, Finnland, Island) und das CENTREL-Verbundnetz (Länder des ehemali­ gen Ostblocks)3'4 Verbindungen bestehen zwischen UCPTE und dem briti­

schen Netz, UCPTE und NORDEL sowie UCPTE und CENTREL; 1995 sind

Polen, Slowakien, Tschechien und Ungarn vorläufig, 1997 endgültig an das UCPTE-Netz angeschlossen worden 3,5 Diese Verbundnetze dienen ursprünglich in erster Linie dazu, Versorgungs­ sicherheit und Frequenzstabilität über die Ländergrenzen hinweg zu garantieren. In den vergangenen Jahren sind sie jedoch zunehmend auch zum Träger ei­

nes wachsenden internationalen Stromhandels geworden, der 1994 im Rah­

men des UCPTE-Netzes ein Volumen von ca. 200 TWh bzw. ca. 20 Mrd. DM erreicht hat. Als Exportländer haben sich in diesem Zusammenhang z.B. Frankreich und Norwegen etabliert.316 Verschiedene fertiggestellte, im Bau befindliche oder geplante technische Großprojekte werden in Zukunft die Voraussetzungen für diesen internatio­

nalen Stromhandel noch weiter verbessern. Dazu zählen etwa die Ost-WestHochleistungsverbindung von Rußland über Weißrußland und Polen nach Deutschland, die Verbindung aller Ostsee-Anrainerstaaten miteinander, die

Verbindung der UCPTE mit den Maghreb-Ländern Marokko, Algerien und Tu­

nesien sowie die Ausdehnung dieser Verbindung bis in den Nahen Osten und die Golfregion. Im Anfangsstadium befinden sich Pläne für ein panafrika­

nisches Netz sowie für die Verbindung der UCPTE über Rußland mit China, Alaska und den USA.3'7

Dies zeigt, genauso wie die Ausführungen zur weltweiten Liberalisierung

des Elektrizitätssektors, daß nationale Grenzen sowohl im Bereich der Ener­ gieerzeugung als auch im Bereich der Energieversorgung zunehmend an Be­

314 Vgl. Oesterwind/Pfaffenberger/Hasse (1996), a.a.O., S. 30-31. Über die Geschichte der Ver­

bundnetze unterrichtet Ann, Holger: Verbund heißt vor allem Wirtschaftlichkeit, Siemens Standpunkt 10 (1997), Nr. 2, S. 18-21. 315 Vgl. Ann (1997), a.a.O., S. 20. 316 Vgl. Kuhnt, Dietmar: Die veränderten Marktbedingungen für deutsche Energieversorger, hrsg.

von der RWE Energie AG, o.O. 1994, S. 12, 14. 3,7 Vgl. Bierhoff, R.: Transeuropäische Netze (Vortrag auf dem Kongreß des Handelsblattes über transeuropäische Netze am 17.10.1994 in Frankfurt a.M.), unveröff. Manuskript, o.O. 1994, S. 4-8; Ann (1997), a.a.O., S. 21; Oesterwind/Pfaffenberger/Hasse (1996), a.a.O., S. 31-32.

136

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

deutung verlieren. Die Energiekonzerne werden zu „global players", und als Folge hiervon ist in den neunziger Jahren die Intensität ihrer Internationalisie­

rungsbemühungen deutlich angestiegen. Teilnehmer dieses Wettbewerbs sind neben den EVU die großen EPC-Firmen (Engineering - Procurement -

Construction), Gas- und Ölunternehmen sowie die führenden Anlagenliefe­ ranten. Aufsehenerregende Aktivitäten in den frühen neunziger Jahren sind

etwa der Erwerb der MIBRAG durch ein englisch-amerikanisches Konsortium aus Power Gen, NRG und Morrison-Knudsen oder das Joint Venture der

amerikanischen ENRON und der russischen GAZPROM mit dem Ziel, Erdgas318 kraftwerke in Westeuropa zu bauen und zu betreiben.

Heute kann kaum noch ein führender Energiekonzern auf Internationali­ sierungsstrategien verzichten, wie die folgenden Beispiele zeigen: •

Die Electricite de France (EdF) betreibt Stromexport in alle Nachbarländer Frankreichs, beteiligt sich in Mittel- und Osteuropa an der Umstrukturierung

der dortigen Stromwirtschaft, hat bereits zahlreiche Consulting-Aufträge in Ost- und Südasien ausgeführt und ist seit 1992 in Argentinien in der

Stromerzeugung und Stromverteilung tätig. Das Unternehmen ist an dem südafrikanischen Programm „electricity for all“ beteiligt und engagiert sich in Marokko und an der Elfenbeinküste.319 •

Der britische Energiekonzern National Power hat in den vergangenen Jah­ ren vor allem seine Beteiligung an ausländischen Kraftwerksprojekten we­

sentlich ausgedehnt und allein im Geschäftsjahr 1996/97 Beteiligungen

an Erzeugungsanlagen in Hazelwood/Australien (52 %), Kot Addu/Pakistan (36 %), Milford/USA (100%), Marmara/Türkei (33 %) erworben.

Darüber hinaus errichtet der Konzern gemeinsam mit internationalen

Partnern mehrere Kraftwerksanlagen in Übersee, z.B. in Indonesien. Zum Zweck des Vordringens auf den chinesischen Markt hat National Power 1996/97 gemeinsam mit dem Hongkonger Energieunternehmen Power

318 Vgl. Kuhnt (1994), a.a.O., S. 19. 319 Vgl. McQuade (1996), a.a.O., S. 58-59; Maier, Klaus-Dieter/Kartenbender, Steffen: Interna-

tionalisierung in der Strom Wirtschaft, Sonderdruck aus Energie & Management vom 1.5.1997, Stuttgart 1997, S. 3.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

137

Pacific Company das Tochterunternehmen National Power Pacific Com­

pany gegründet, dessen Ziel in der Finanzierung von Modernisierungen und Kapazitätserweiterungen chinesischer Kraftwerke liegen soll320 •

Die Southern Company, der größte Stromerzeuger der USA, versorgt Kun­

den in neun Ländern auf vier Kontinenten mit Elektrizität und hat im Ok­ tober 1996 die britische South Western Electricity sowie im Januar 1997 80% der Anteile der Hongkonger CEPA, des größten unabhängigen

Stromproduzenten Asiens, erworben. Die gesamten Auslandsinvestitionen des Konzerns betragen über 5 Mrd. US-J und damit über 15 % des Ge. 321 samtvermogens.



Die Edison Mission Energy, eines der größten EVU der USA, betreibt Kohle- und Gaskraftwerke in Australien sowie Wasserkraftwerke in Spani­

en und Wales, und ist mit zahlreichen BOT-Projekten vor allem in Asien präsent, z.B. in Indonesien.322



Die RWE Energie AG engagiert sich vor allem in Ungarn, der Tschechi­

schen Republik, Norwegen und auf der Iberischen Halbinsel. Das Unter­

nehmen hält u.a. Anteile an der Budapester Elektrizitätswerke AG, der Nordungarischen Stromversorgung, der tschechischen 5KO-ENERGO, der

ungarischen Matra Kraftwerk AG, dem spanischen Stromerzeuger Endesa und der portugiesischen Turbogas.323 •

Die Siemens-Töchter Siemens Power Ventures (SPV) und Kraftwerk-

Union (KWU) haben sich in den letzten Jahren an zwölf Kraftwerkspro­

jekten auf drei Kontinenten beteiligt. Drei dieser Projekte (in Portugal, In­ dien und Indonesien) führen die Unternehmen gemeinsam mit der briti­

schen Power Gen durch. Für das Jahr 1998 ist ein Joint Venture mit ei­

320 321 322 323

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

National Power: Annual Review 1997, o.O. 1997, S. 2-6. McQuade (1996), a.a.O., S. 64-65; Maier/Kartenbender (1997), a.a.O., S. 3. McQuade (1996), a.a.O., S. 60. McQuade (1996), a.a.O., S. 60-61; Maier/Kartenbender (1997), a.a.O., S. 5; RWE-

Ingenieure sollen Weg für spartenübergreifende Projekte ebnen, Frankfurter Allgemeine Zei­ tung vom 10.9.1997, S. 26; Farnung, Roland: Die Strategie der RWE Energie AG. Zukunftsper­ spektiven und Chancen (Vortrag auf der Informationsveranstaltung für Betriebsräte und Man­ datsträger der Regionalversorgungen der RWE Energie am 19. September 1995 in Gelsenkir­ chen), unveröff. Manuskript, S. 25-27.

138

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

nem Umsatzvolumen von 2,7 Mrd. DM zwischen dem Kernenergiege­ schäft der KWU und der British Nuclear Fuels geplant324

Seit Beginn der neunziger Jahre steigen zunehmend private Investoren in das Stromgeschäft ein, um als sogenannte „Independent Power Producers" (IPP)

Kraftwerksprojekte vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern zu finan­ zieren. Dies erhöht wiederum den Druck auf die EVU, ihrerseits den globalen

Wettbewerb anzunehmen und ihre Internationalisierungsstrategien zu forcie-

4.3 Operationalisierung der Konzepte der Nachhaltigkeit und der

Internationalisierung innerhalb der Energiewirtschaft Auf der Grundlage des in Kapitel 4.1 und 4.2 Erarbeiteten sollen im folgen­

den die Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisierung speziell für den Bereich der Energiewirtschaft präzisiert werden. Dabei folgt die Darstellung den Prinzipien, die in Kapitel 1.3.1 und 1.3.2 bzw. Kapitel 2.4 für die betriebswirtschaftliche Operationalisierung des Nachhaltigkeitskon­ zeptes sowie des Internationalisierungskonzeptes herausgearbeitet wurden.

4.3.1

Nachhaltigkeit

Prinzip der Suffizienz In keinem anderen Wirtschaftszweig ist das Prinzip der Suffizienz von so gro­ ßer Bedeutung wie in der Energiewirtschaft. Auf die Belange der Energiewirt­ schaft konkretisiert, bedeutet es, daß umweltbelastende und nicht erneuerba­

re Energieträger durch umweltverträgliche und erneuerbare Energieträger mit vergleichbaren Funktions- und Qualitätsmerkmalen ersetzt werden sollten. In Kapitel 4.1 ist gezeigt worden, daß unter Nachhaltigkeitsaspekten eine Sub­ 324 Vgl. Köhler, Wolfgang: Power-Management im Stromgeschäft, New World. Das Siemens-

Magazin 1997, Nr. 1, S. 16-18; BNFL soll Siemens-Kernenergie stärken, Die Welt vom 16.10.1997, S. 15. 325 Vgl. Mattner, Ulrich: Neue Betreiber drücken Kosten. Wettbewerb im internationalen Kraft­

werksgeschäft wird schärfer, Die Welt vom 9.10.1997, S. 28.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

139

stitution der fossilen Brennstoffe langfristig unumgänglich ist Da die regene­ rativen Energiequellen entweder zur Deckung des globalen Energiebedarfs

nicht ausreichen (Wasserkraft, Windkraft, Geothermik) oder noch keine Markt­ reife erlangt haben (Solarenergie), ist zunächst eine verstärkte Nutzung der Kernenergie unter der Bedingung sinnvoll, daß die bestehenden Konzepte

zur Störfallvermeidung und Abfallentsorgung verbessert werden. Da die Sola­ renergie als einziger Energieträger alle Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllt,

muß sie jedoch in einer langfristigen Perspektive die dominierende Rolle im Energiemix übernehmen. Für die Energiekonzerne sind mit dieser Situation betriebswirtschaftliche

Grundsatzentscheidungen verbunden. Würden sie ganz einem kurzfristigen Gewinnmaximierungsprinzip folgen, müßten sie vollständig auf fossile Brenn­

stoffe setzen, da diese momentan (noch) den rentabelsten Energieträger darstellen. Angesichts der umweltpolitisch notwendigen und daher zu erwar­

tenden Verschiebungen im Energiemix wäre es aber auch betriebswirtschaft­ lich verantwortungslos, sich nicht bereits heute auf diese Veränderungen vor­

zubereiten, um in Zukunft Wettbewerbsvorteile ausspielen zu können. Ein

Kompromiß müßte wie folgt lauten: Einsatz fossiler Brennstoffe so viel wie

nötig, um die Wettbewerbsfähigkeit von heute aufrechtzuerhalten; Einsatz alternativer Energieträger so viel wie möglich, um die Wettbewerbsfähigkeit von morgen vorzubereiten. Ansätze zu einer solchen Unternehmenspolitik sind bereits erkennbar: •

Die RWE Energie AG weist in ihrem Umweltschutzbericht von 1996 dar­ auf hin, daß das Unternehmen mehrere Forschungs- und Entwicklungs­ anlagen im Bereich der Windkraft und der Photovoltaik in Deutschland

und im Ausland unterhält. Außerdem ist mit Hilfe der Einnahmen aus dem freiwilligen „Umwelttarif", die das Unternehmen aus eigenen Mitteln verdoppelt, eine deutliche Intensivierung dieser Bemühungen geplant326 326 Vgl. Umweltschutz bei RWE, hrsg. von der RWE AG, Essen 1996, S. 13-14, 19. Vgl. auch RWE Ener-

gie: Energie und Umweltschutz. In: Lauft, Rudolf J. (Hrsg.): Überzeugt vom Umweltschutz. Unter­ nehmen berichten zur ICC-Charta für langfristig tragfähige Entwicklung, Bonn 1995, S. 289-295, hier S. 291-292; Rede von Herrn Schwan anläßlich der Pressekonferenz zur Vorstellung des Umweltbe­ richtes am 13.11.1998, internes Papier der RWE AG, o.O. 1998, S. 5.

140 •

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

Die deutschen EVU verwenden 10 °/o der 900 Mio. DM, die sie jährlich

für die Nutzung regenerativer Energiequellen aufwenden, für Forschung, Entwicklung, Schulung und Fortbildung.327 •

EVU wie Tokyo Electric Power und Southern California Gas experimentie­

ren mit Brennstoffzellanlagen, mit deren Hilfe sie Krankenhäuser, Hotels oder Bürogebäude mit Strom versorgen.328

Prinzip der Effizienz Aus klima- und umweltpolitischer Perspektive kommt dem Prinzip der Effizi­

enz, bezogen auf die Energiewirtschaft, eine ähnlich hohe Bedeutung zu wie

dem Prinzip der Suffizienz. Da eine Substitution der fossilen Brennstoffe aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und der Versorgungssicherheit nur langfristig

möglich ist, muß eine möglichst effiziente Ausnutzung der fossilen Energie­ träger zur Minimierung der Schadstoffemissionen, vor allem des CO2-AUS-

stoßes, beitragen. In diesem Zusammenhang werden die folgenden Rationa­

lisierungsmethoden diskutiert bzw. bereits eingesetzt:



Erhöhung der Effizienz der Kraftwerke, vor allem durch verbesserte Steuerungs- und Regelsysteme, durch eine optimierte Anlagentechnik sowie durch die Steigerung des Wirkungsgrades der Turbinen.329 In der Bundes­

republik Deutschland etwa haben die EVU zwischen 1993 und 1996 ins­ gesamt über 200 Maßnahmen zur Wirkungsgradsteigerung fossil befeu­

erter Kraftwerke mit einem CO2-Minderungspotential von über 8 Mio. t in Auftrag gegeben.330 In der öffentlichen Diskussion spielt momentan vor

327 Vgl. Grawe, Joachim: Klimavorsorge als neue Herausforderung. Klimavorsorge-Aktivitäten der

deutschen Stromversorger, SIEG TECH 12 (1996), Nr. 19, S. 13-14, hier S. 14. 328 Vgl. Flavin/Jenssen (1995), a.a.O., S. 48-49. 329 Zu den technischen Einzelheiten vgl. Rühland, Peter-Carl: Chancen und Grenzen von ratio­ neller Energienutzung und regenerativer Energiequellen aus der Sicht eines Energieversorgers. In: Nachhaltigkeit 2000 - tragfähiges Leitbild für die Zukunft? 1. Internationale Sommeraka­ demie St Marienthal, hrsg. von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Bramsche 1996, S. 179-186, hier S. 179-181; Tratz, Herbert: Ein technisches Triathlon, Siemens Standpunkt 7 (1994), Nr. 2, S. 11-14; Hlubek, W.: Tagesfragen der Kraftwerkstechnik, VGB Kraftwerk­ stechnik 77/1997, S. 894-896; Schilling, H.-D.: Ökologische Potentiale der Energieversorgung zukünftiger Generationen, VGB Kraftwerkstechnik 77/1997, S. 897-906. 330 Vgl. Grawe (1996), a.a.O., S. 13.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

141

allem das Konzept der Kraft-Wärme-Kopplung eine große Rolle, die eine Brennstoffausnutzung von bis zu 80% ermöglicht331 Die technische Seite des Konzeptes ist zwar weitgehend ausgereift, zur beschleunigten Marktein­ führung ist aber aus Wirtschaftlichkeitsgründen neben dem Engagement der EVU eine gezielte energiepolitische Flankierung unumgänglich.332



Verminderung der Kraftwerksemissionen durch geeignete Filteranlagen.

So haben etwa die bundesdeutschen EVU zwischen 1983 und 1988 ihre fossil befeuerten Kraftwerke komplett mit Rauchgasentschwefelungsanla­ gen und bis 1992 mit Rauchgasentstickungsanlagen ausgerüstet-333



Least-Cost Planning (LCP), ein aus den USA stammendes Planungs- und Regulierungskonzept für Unternehmen der Versorgungswirtschaft, das in erster Linie im Bereich der Elektrizitätsversorgung angewendet wird.334

Das Konzept zielt darauf, überhöhte Energienachfragen zu vermeiden, und beruht betriebswirtschaftlich auf der Erkenntnis, daß es sowohl für

den Endkunden als auch für die EVU sinnvoller sein kann, in Einsparmaß­ nahmen statt in zusätzliche Kraftwerkskapazitäten zu investieren.335 Die wesentlichen Maßnahmen der EVU zur Umsetzung des Konzeptes sind

Kundeninformations- und

Kundenberatungsprogramme, Wirtschaftlich­

keitsberechnungen für Energiesparmaßnahmen, Zuschüsse für den Kauf verbrauchsarmer Endgeräte, Zinshilfen für kapitalintensive Einsparinvesti­

tionen sowie - als in letzter Zeit besonders häufig erhobene Forderung die Weiterentwicklung der EVU zu umfassenden Energiedienstleistungs­ unternehmen.336 Als Weiterentwicklung des Least-Cost Planning-Konzepts 331 332 333 334

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

Ruhland (1996), a.a.O., S. 181. Müller/Hennicke (1995), a.a.O., S. 174-176. Müller (1993), a.a.O., S. 169-171. Leprich, Uwe: Least-Cost Planning als Regulierungskonzept Neue ökonomische Strategien

zur rationellen Verwendung elektrischer Energie, Freiburg 1994, S. 88-92. Interessante Anga­ ben zur Entstehungsgeschichte des Konzeptes machen Flavin/Lenssen (1995), a.a.O., S. 3840. 335 Die Grundidee hat Amory Lovins in den späten siebziger Jahren entwickelt: Solange aufgrund des Investitionsaufwandes für Kraftwerksneubauten eine eingesparte kWh kostengünstiger ist als eine neu erzeugte, sind Investitionen in Einsparprogramme für EVU betriebswirtschaftlich sinnvoll; vgl. Oesterwind/Pfaffenberger/Hasse (1996), a.a.O., S. 147. 336 Vgl. Zimmermann, Gebhard u.a.: Least-Cost Planning in der Elektrizitatswirtschaft, Zeitschrift für öffent­

liche und gemeinwirtschaftliche Unternehmen 18 (1995), S. 437-454, hier S. 443-445.

142

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

ist das umweltpolitische Regulierungsinstrument der Integrierten Ressour­ cenplanung zu sehen, das nachfrageseitige (demand-side) und angebots­ seitige (supply-side) Instrumentarien miteinander verbindet337 •

Demand-Side Management (DSM), d.h. gezielte Bemühungen der EVU um eine möglichst sparsame Energienutzung bei den Kunden. Die Bereit­ schaft, entsprechende Programme wie z.B. das Förderprogramm KESS

(Kunden-Energie-Spar-Service) der RWE Energie AG ’

ümzusetzen, ist

durch eine veränderte betriebswirtschaftliche Prioritätensetzung gefördert

worden: Die EVU haben erkannt, daß nicht Umsatzmaximierung um jeden Preis, sondern optimaler Energieeinsatz auf allen Ebenen nicht nur um­

weltpolitisch, sondern auch betriebswirtschaftlich sinnvoll ist Nur auf die­ ser Grundlage ist auch die Strategie der freiwilligen Selbstverpflichtung der

deutschen Wirtschaft, in erster Linie der Elektrizitätswirtschaft, zur Reduzie­ rung der CO2-Emissionen umsetzbar.339 •

In der Bundesrepublik Deutschland wenden ca. 50 EVU die Konzepte des Demand-Side Management und des Least-Cost Planning an.340 In den USA haben die Energieversorgungsunternehmen ihre Ausgaben in die­

sem Bereich von 0,9 Mrd. US-$ im Jahr 1989 auf 2,8 Mrd. US-5 im Jahr 1993 gesteigert341; für 1996 wird ein Budget von 3,6 Mrd. US-$ erwar­ tet342 Intensive Anstrengungen in diesem Bereich werden auch in Kana­ da, Dänemark, Schweden, den Niederlanden, Thailand, Brasilien, China und Mexiko unternommen. Das Lawrence Berkeley Laboratory schätzt,

daß Demand-Side Management und Least-Cost Planning allein in den Entwicklungsländern den Anstieg des Strombedarfs auf ein Viertel reduzie­ ren könnten.343 Das Konzept wird jedoch nur dann wirklich greifen kön337 Vgl. Wietfeld, Axel M.: Energie-Marketing. Evaluierung von Demand-Side Management Pro-

grammen unter dem besonderen Aspekt von Dienstleistungskriterien, Essen 1998, S. 19. 338 Vgl. Kuhnt (1994), a.a.O., S. 13; Umweltschutz (1996), a.a.O., S. 18-19. 339 Vgl. Kley, Max Dietrich: Aktuelle Perspektiven der industriellen Energie- und Kraftwirtschaft aus der Sicht des Jahres 1996 - Energie- und Umweltpolitik für den Industriestandort Deutsch­ land, VIK-Mitteilungen 1996, H. 6, S. 126-132, hier S. 128-129. 340 Vgl. Rühland (1996), a.a.O., S. 182-183, der besonders die LCP-Aktivitäten der Preussen

Elektra darstellt 341 Vgl. Flavin/Lenssen (1995), a.a.O., S. 41. 342 Vgl. Müller/Hennicke (1995), a.a.O., S. 141. 343 Vgl. Flavin/Lenssen (1995), a.a.O., S. 42-44.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

143

nen, wenn politische Anreizmaßnahmen zu den Bemühungen der EVU । • 344 hinzutreten. •

Ein neues technisches Gesamtkonzept der Energieversorgungsunterneh­

men zum effizienten Energieeinsatz stellt der in den USA entwickelte Po­ wer Quality Park dar, mit dessen Umsetzung die qualitative Fortentwick­

lung der EVU zu Energiedienstleistungsunternehmen angegangen werden soll. Großabnehmer wie eine Fabrik, ein Bürokomplex oder auch ein gan­

zes Gewerbegebiet werden hier zu einem technischen Gesamtsystem

kombiniert, in dem jeder Nutzer individuell beraten wird und quantitativ wie qualitativ exakt so viel Strom erhält, wie er benötigt345 Prinzip der Konsistenz

Auch im Bereich des Konsistenzprinzips, das auf die Verwirklichung geschlos­ sener Stoff- und Energiekreisläufe mit einer möglichst weitgehenden Rück­ gewinnung und Wiederverwertung von Energie und Reststoffen zielt, beste­

hen gerade in der Energiewirtschaft weitreichende Handlungsmöglichkeiten.

So kann z.B. der in Kohlekraftwerken bei der Rohwasseraufbereitung anfal­ lende kalksteinhaltige Schlamm als Reaktionsmittel in den Rauchgasent­ schwefelungsanlagen eingesetzt werden, und der bei der Rauchgasent­

schwefelung entstehende Gips kann in vielen Bereichen, z.B. als Baustoff oder als Düngemittel, Verwendung finden. Andere Abfälle können durch Ver­ brennung zur nochmaligen Strom- oder Wärmegewinnung dienen.346

Prinzip der Offenheit gegenüber der Umwelt Die Energiewirtschaft steht wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig, vielleicht mit Ausnahme der Chemischen Industrie, im Brennpunkt öffentlicher Um­

weltdiskussionen. Dies betrifft in erster Linie die Themen der Klimaverände­ rung durch CO2-Emissionen sowie der Gesundheitsrisiken durch die friedli344 Vgl. Zimmermann (1995), a.a.O., S. 453-454. 345 Vgl. Wenzl, Heinz: Neue Dienstleistungen im liberalisierten Markt Tendenzen in der amerika­

nischen Stromwirtschaft, Energiewirtschaftliche Tagesfragen 47 (1997), S. 114-116. 346 Vgl. Umweltschutz (1996), a.a.O., S. 15-16. Die RWE AG erhebt in ihrem Umweltbericht von

1998 die „Verwirklichung der Kreislaufwirtschaft“ zu einem ihrer wichtigsten Prinzipien; vgl. RWE AG: Umweltbericht 1998, Essen 1998, S. 13.

144

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

ehe Nutzung der Kernenergie. Beides, vor allem letzteres, sind im Grunde Stellvertreterdebatten, in denen es generell um die Vor- und Nachteile der modernen Industriegesellschaft geht347 Häufig werden lediglich Meinungen ausgetauscht, ohne auf die Fakten Rücksicht zu nehmen. Hier liegt ein weites Betätigungsfeld für die Energiewirtschaft, um durch einen intensiven Dialog mit der Öffentlichkeit, durch aktive Öffentlichkeitsarbeit wie z.B. Umweltspon­

soring und durch intelligentes Umweltmarketing die eigene Glaubwürdigkeit nach außen zu erhöhen und die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber den 348 eigenen Zielen zu stärken. Prinzip der Optionenmaximierung und Risikostreuung

Dieses Prinzip bezieht sich im Zusammenhang mit der Energiewirtschaft vor allem auf die Diversifizierung des Energiemix. Ein Energiekonzern erreicht ei­

ne größtmögliche Unabhängigkeit von politischen und gesellschaftlichen Ent­

wicklungen und eine maximale Handlungsfähigkeit, wenn er sich auf mög­

lichst viele unterschiedliche Energieressourcen stützt und deren Potential mit möglichst vielen verschiedenen Prozessen und Verfahren nutzt. Nur dann ge­

lingt es ihm, umweltkritische Ressourcen auch kurzfristig und ohne gravieren­ de betriebswirtschaftliche Nachteile zu substituieren. Diese Erkenntnis zeigt

etwa das Unternehmensleitbild der Siemens-Tochter KWU, das als Grund­ prinzip die „Vielfalt der Technologien zur Nutzung aller Energiequellen" her­ ausstellt.349 Prinzip des vernetzten, ganzheitlichen Denkens und Handelns

Die umfassenden Auswirkungen des Faktors Energie auf Wirtschaft, Gesell­ schaft und Umwelt zwingen gerade die Energiewirtschaft zu ganzheitlichem 347 Vgl. Köcher, Renate: Emotionen als Standortfaktor. Die Einstellungen der Bevölkerung zu Energiepolitik und Umweltschutz, VIK-Mitteilungen 1997, H. 1, S. 2-5, hier S. 3. 348 Daß die EVU diese Notwendigkeit verstärkt erkennen, zeigt auch das Konzernleitbild der RWE AG vom Februar 1997: „Einen offenen und kontinuierlichen Informationsaustausch, auch über die Grenzen des eigenen Informationsbereichs hinaus, sehen wir als notwendige Grundlage einer erfolgreichen Zusammenarbeit" Vgl. Gemeinsam erfolgreich - die Zukunfts­ gruppe. Leitbild für den RWE-Konzern, Essen 1997, o.Sz. 349 Vgl. Hüttl, Adolf: „Power for Generations". Beitrag der KWU zur nachhaltigen Entwicklung,

Siemens Standpunkt 10 (1997), H. 4, S. 15-17, hier S. 17.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

145

Denken und Handeln. Dazu zählt etwa die Betonung einer langfristigen Per­

spektive gegenüber kurzfristigem Gewinndenken, wie sie z.B. in der Förde­ rung heute noch unrentabler Energieträger zum Ausdruck kommt. Der Ganz­

heitlichkeitsgedanke steht auch hinter den Bestrebungen nach einer Umge­ staltung der EVU zu umfassenden Energiedienstleistungsunternehmen.350 Noch grundsätzlicher gedacht, bedeutet ganzheitliches Denken und Handeln

innerhalb der Energiewirtschaft, daß sie aus eigener Initiative Konzepte für ei­

nen ökologisch, ökonomisch und sozial verträglichen Umgang mit der Res­

source Energie entwickelt, statt auf Vorgaben aus Politik und Gesellschaft zu warten und diese dann lediglich reaktiv in die Tat umzusetzen.351 Prinzip einer Kultur des Wandels

Auch das Prinzip der Unternehmenskultur des Wandels ist gerade für Ener­ giekonzerne von großer Relevanz. Nur wenn sie auf den Ebenen der Unter­

nehmensorganisation, der Unternehmensphilosophie, der Menschenführung und der innerbetrieblichen Zusammenarbeit als „Lernunternehmen"352 auf­ treten und agieren, wird es ihnen gelingen, den ständigen neuen Herausfor­ derungen, die mit der notwendigen Umstrukturierung des Energiesektors in

der Zukunft verbunden sein werden, erfolgreich zu begegnen. Dies betrifft vor allem ihre Fähigkeit, neue bzw. bislang noch nicht etablierte Energieträger

sowie Prozesse und Verfahren zur Energieerzeugung und Energieversorgung

frühzeitig aufzugreifen und zur Marktreife zu führen. Prinzip der Dezentralisierung

Die Struktur der Energiewirtschaft beruht traditionell auf großen, zentralen

Anlagen zur Stromerzeugung und Stromversorgung. Diese Strukturmerkmale verdankt sie jedoch in erster Linie ihrer bisherigen Konzentration auf fossile

Brennstoffe, deren Gewinnung und Nutzbarmachung in großer räumlicher Entfernung vom Endverbraucher erfolgt In dem Maße, wie der Anteil der re­ 350 Vgl. Oesterwind/Pfaffenberger/Hasse (1996), a.a.O., S. 143-144. 351 Vgl. Williams (1994), a.a.O, S. 144-145. 352 Zur Theorie des Lernunternehmens vgl. Oesterwind/Pfaffenberger/Hasse (1996), a.a.O,

S. 115-136.

146

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

generativen Energiequellen, vor allem der Solarenergie, am Energiemix steigt,

wird sich diese einseitige Konzentration auf eine zentrale Organisationsstruk­ tur vermutlich als ineffektiv erweisen, da sie mit unnötig hohen Energie-,

Stoff- und Materialflüssen verbunden ist Das Prinzip der Dezentralisierung ist daher in Zukunft gerade für den Bereich der Stromerzeugung von besonderer

Wichtigkeit. Flavin/Lenssen vermuten, daß ein Konzern, der heute 50 große Kraftwerke betreibt, in Zukunft vielleicht über 5.000 Klein- oder 50.000 Klein­ stanlagen verfügen wird.353 Energieerzeugungsformen wie Photovoltaik oder

Brennstoffzellen erlauben im Gegensatz zu fossil befeuerten Kraftwerken auch in kleineren Anlagen einen wirtschaftlichen Betrieb und entfalten gerade dort ihre ökologischen Vorteile.354 Eine solche Dezentralisierung der Produk­ tionsstätten würde für die EVU auch eine zumindest teilweise Dezentralisie­

rung der Unternehmensorganisation bedeuten.

4.3.2 Internationalisierung Prinzip der Toleranz

Hinsichtlich dieses Prinzips des Internationalisierungskonzeptes weist die Energiewirtschaft keine Besonderheiten gegenüber anderen Wirtschaftszwei­ gen auf, so daß an dieser Stelle auf das bereits in Kapitel 2.3.3 und 2.4 Ge­ sagte verwiesen werden kann.

Prinzip der Kostenreduzierung und Nutzenmaximierung Energie in Form von Elektrizität ist ein „grenzenloses" Produkt, wie vor allem

die Ausführungen zu den grenzüberschreitenden Verbundnetzen gezeigt ha­

ben (vgl. dazu näher Kapitel 4.2.2). Die Homogenität der Ware Strom ermög­

licht zudem ein weltweit nahezu einheitliches Marketing. Diese Vorausset­ zungen prädestinieren den Energiesektor geradezu für Internationalisierungs­

strategien. Die Möglichkeit zur einheitlichen, länderübergreifenden Erfassung großer Verbraucher- bzw. Kundenpotentiale ist hier in besonders starkem

353 Vgl. Flavin/Lenssen (1995), a.a.O., S. 48. 354 Vgl. Williams (1994), a.a.O., S. 158-161.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

147

Maße gegeben, so daß das Prinzip der Kostenreduzierung und Nutzenmaxi­ mierung durch Internationalisierung eine signifikante Relevanz gerade für den

Energiesektor besitzt.

Prinzip der kulturellen Aufgeschlossenheit Die quantitativ wie qualitativ ausreichende Versorgung einer Gesellschaft mit

Energie bildet eine Grundvoraussetzung für deren wirtschaftliche Entwicklung sowie für ihr Wohlstandsniveau.

Den

Energieversorgungsunternehmen

kommt daher eine besondere Verantwortung sowohl für die ökonomische als

auch für die soziale Entwicklung einer Gesellschaft zu. Der Energiesektor kann vor diesem Hintergrund nicht nur als Motor, sondern darüber hinaus auch als

Symbol der Konsumgesellschaft bezeichnet werden. Da sich die kulturellen Strukturen einer Gesellschaft immer auch in ihren Konsummustern wider­ spiegeln, erscheint es gerechtfertigt, dem Energiesektor eine besondere kultu­

relle Relevanz zuzuweisen. Dies zwingt die Energiekonzerne in besonderem

Maße zur Beachtung des Prinzips der kulturellen Aufgeschlossenheit bei ih­ ren Akkulturationsmaßnahmen.

Prinzip der Unsicherheitsreduzierung Die Energiewirtschaft ist ausgesprochen stark mit technischen, politischen und betriebswirtschaftlichen Unsicherheiten behaftet. Dies betrifft nicht nur

die Kernenergie (Störfallrisiko, Abhängigkeit vom gesellschaftlichen Mei­

nungsklima), sondern auch die fossilen Brennstoffe (Abhängigkeit von inter­ nationalen Abkommen zur Emissionsreduzierung, von ölfördernden Ländern etc.) und die regenerativen Energiequellen (Abhängigkeit von politischen Förderprogrammen im Übergangszeitraum). Von politischen, sozialen oder

ökonomischen Krisen ist der Energiesektor häufig in besonderem Maße be­ troffen. Daher können gezielte Internationalisierungsmaßnahmen, indem sie die Geschäftsaktivitäten und damit die Geschäftsrisiken auf mehrere Länder verteilen, ein wesentliches Element aktiver Unsicherheitsreduzierung sein.355 Auf der anderen Seite können bei mangelhaft geplanten Internationalisie­ 355 Vgl. Maier/Kartenbender (1997), a.a.O., S. 5.

148

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

rungsmaßnahmen auch neue Unsicherheiten entstehen; vor allem das Pro­ blem der „Stranded Costs" und ihrer Weitergabe über den Strompreis an den Endverbraucher muß als nach wie vor ungelöst bezeichnet werden 356 Prinzip der vernetzten, ganzheitlichen Planung und Führung

Hier gilt im wesentlichen das gleiche, was bereits in Kapitel 4.3.1 unter „Prin­ zip des vernetzten, ganzheitlichen Denkens und Handelns" gesagt worden ist.

Der Energiesektor mit seinen umfassenden Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt und seiner hohen Verantwortung innerhalb dieser Be­ reiche verlangt geradezu nach staatenübergreifenden Aktivitäten und Organi­

sationsformen. Dies bedeutet jedoch zusätzlich zu der hohen Komplexität, die in der Energiewirtschaft ohnehin durch den zentralen gesellschaftlichen

Stellenwert der Ware Energie entsteht, eine weitere Komplexitätserhöhung

durch wachsende geographisch-kulturelle Vielfalt. Diese Komplexität ist nur durch vernetzte, multiperspektivische Denk- und Handlungsstrukturen sowohl bei der Durchführung einer Internationalisierungsmaßnahme im Energiebe­

reich als auch bei der Führung eines internationalen Energiekonzerns ange­ messen zu bewältigen.

Prinzip einer evolutionär ausgerichteten Unternehmensentwicklung Unter dem Prinzip einer evolutionär ausgerichteten Untemehmensführung ist,

wie in Kapitel 2.4 dargestellt, die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen

für kontinuierliche kulturelle Lernprozesse aller Mitarbeiter eines Unterneh­ mens sowie die Gewährleistung einer permanenten unternehmenskulturel­

len Anpassung an die allgemeine gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung

zu verstehen. Dieses Prinzip gilt für die Energiewirtschaft ebenso wie für alle anderen internationalisierenden Wirtschaftszweige. Im Selbstverständnis der

Energiekonzerne spielt es heute z.T. bereits eine beachtliche Rolle, wie ex­ emplarisch die folgende Passage aus dem Untemehmensleitbild der RWE

von 1997 zeigt:

356 Vgl. Schmitt, Dieter: „Stranded Costs" und Liberalisierung, Energiewirtschaftliche Tagesfragen

48 (1998), S. 143-148.

Konkretisierung der Konzepte am Beispiel der Energiewirtschaft

149

„'Lebenslanges Lernen' und 'ständigen Wandel' verstehen wir als Herausforderung. Wir wer­ den uns fortlaufend weiter qualifizieren und fortbilden. Unsere verschiedenen Aktivitäten in den Konzernbereichen bieten interessante und attraktive Möglichkeiten, sich beruflich und persönlich im Inland wie im Ausland weiterzuentwickeln. Die Instrumente des konzerninternen Arbeitsmarkts und einer konzernweiten Mitarbeiter- und Führungskräfteentwicklung werden wir deswegen zielstrebig nutzen."357

Prinzip der Dezentralisierung Für das Prinzip der Dezentralisierung innerhalb des Internationalisierungskon­

zepts gelten dieselben Operationalisierungsrichtlinien wie innerhalb des Kon­ zepts der Nachhaltigkeit; vgl. daher die Ausführungen in Kapitel 4.3.1. Diese Parallelität beweist nochmals, wie eng die Konzepte der Nachhaltigkeit und

der Internationalisierung miteinander verzahnt sind.

357 Gemeinsam erfolgreich - die Zukunftsgruppe. Leitbild für den RWE-Konzern, Essen 1997, o.Sz.

5 Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik Die Entscheidung für die Tschechische Republik als regionales Fallbeispiel

dieser Untersuchung ist in drei Schritten erfolgt. In einem ersten Schritt ist die Wahl auf den ost- sowie ostmitteleuropäischen Raum gefallen, da die dorti­

gen Staaten nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Ostblocks erstens einen attraktiven Markt für ausländische EVU darstellen und zweitens auf­

grund der ökonomisch wie ökologisch dringend notwendigen Umstrukturie­ rung ihrer Energiewirtschaft ein weites Feld für Internationalisierungsbestrebungen und Innovationen im Sinne nachhaltiger Energieversorgung bieten. In

einem zweiten Schritt sind die in Frage kommenden Staaten auf Rußland, Polen und die Tschechische Republik eingegrenzt worden, da diese in Ostsowie Ostmitteleuropa bevorzugte Ziele für ausländische Investoren bilden. In

einem dritten Schritt ist die endgültige Wahl schließlich aus den folgenden

Gründen auf die Tschechische Republik gefallen:



Unter den ostmittel- und osteuropäischen Staaten zählt die Tschechische Republik zu jenen Ländern, die bereits die intensivsten wirtschaftlichen

Beziehungen zur EU und zur NATO aufgebaut haben. •

Die Industriestruktur ist durch einen hohen Anteil an energieintensiver Produktion gekennzeichnet.



Die traditionell große Bedeutung des Energiesektors in der tschechischen Wirtschaft garantiert eine hohe Zahl an qualifizierten Arbeitskräften.



Die Konzentrierung auf Stein- und Braunkohle als Energieträger unter so­

zialistischer Herrschaft macht ökonomische sowie ökologische Moderni­ sierungen in großem Umfang notwendig.



Die Privatisierung der Wirtschaft wurde in der Tschechischen Republik im Vergleich zu anderen Ländern des ehemaligen Ostblocks verhältnismäßig

schnell angegangen. Obwohl es Rückschläge und Fehlentwicklungen in

diesem Bereich gab und gibt, ist die Hinwendung zur Marktwirtschaft ein­ deutig.358

358 Vgl. dazu näher Kapitel 5.1.1.

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

152



Die wirtschaftlichen Eckdaten der Tschechischen Republik sind positiv für diese Region, obwohl es 1996/97 zu krisenhaften Symptomen kam.359



Trotz der Regierungskrise 1997/98 ist die grundsätzliche parlamentarisch­

demokratische Ausrichtung der Tschechischen Republik nicht gefährdet



Die tschechische Energiepolitik ist trotz der Verzögerung der Privatisierung

grundsätzlich markt- und konkurrenzorientiert



Für Investoren aus dem westlichen Ausland ist die Tschechische Republik aus den genannten Gründen als Sprungbrett für den osteuropäischen

Markt von besonderer Bedeutung.

Im folgenden wird zunächst die allgemeine politische und wirtschaftliche Entwicklung der Tschechischen Republik unter besonderer Berücksichtigung des Energiesektors seit der Revolution von 1989/90 dargestellt (Kapitel 5.1).

Darauf folgt eine Analyse der tschechischen Energiewirtschaft und Energie­

versorgung unter ökologischen Nachhaltigkeitsgesichtspunkten (Kapitel 5.2). Abschließend ist nach den Rahmenbedingungen für Internationalisierungs­

maßnahmen in der Tschechischen Republik zu fragen (Kapitel 5.3).

5.1 Allgemeinwirtschaftliche und energiewirtschaftliche Entwicklung der Tschechischen Republik seit der Wende 1989/90 5.1.1

Politische und wirtschaftspolitische Rahmensetzungen

Im Zuge der politischen Umwälzungen in den Ländern des Ostblocks im Jahr 1989 ist es auch in der Tschechoslowakei zum Aufbegehren der Bevölkerung gegen die kommunistische Herrschaft gekommen. Im November und De­ zember 1989 hat die unblutige, sogenannte „samtene" Revolution die kom­

munistische Einparteienherrschaft beendet, und der Schriftsteller Vaclav Havel sowie der Reformer Alexander Dubcek, beide bereits 1968 im „Prager Früh­ ling" aktiv, sind zum Staats- bzw. Parlamentspräsidenten gewählt worden.360 359 Vgl. dazu näher Kapitel 5.1.2. 360 Vgl. Jäger, Peter/Kutschera, Peter/Rubek, Jifi: Investitionen und Handel in der Tschechischen Republik, Prag 1996, S. 3.

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

153

1990 haben die ersten freien Wahlen stattgefunden, aus denen mit dem „Bürgerforum" (bzw. der Gruppe „Öffentlichkeit gegen Gewalt" im slowaki­ schen Landesteil) die treibenden Kräfte der Revolution als Sieger hervorge­ gangen sind. Nach dem Zerfall dieser Organisationen sind im Jahr darauf jene Parteien entstanden, die die politische Landschaft der ÖSFR und später ÖR bis 1997/98 geprägt haben, vor allem die konservative „Bürgerlich-demokratische

Partei" (ODS) des damaligen Finanzministers und späteren Ministerpräsiden­ ten Vaclav Klaus.361 Die wesentliche Aufgabe der neuen Regierung hat neben der Vorberei­ tung einer demokratischen Verfassung in der Reformierung und Umstrukturie­

rung der Wirtschaft hin zu einer sozialen Marktwirtschaft bestanden. Dies hat

sich einerseits als ein sehr schwieriger Prozeß erwiesen, da es in der Tsche­ choslowakei, anders als etwa in Polen oder Ungarn, bis 1989 kaum private

Wirtschaftstätigkeit und eine hochmonopolisierte Industrie gegeben hat, so daß mit der Privatisierung der Wirtschaft gleichsam bei Null begonnen wor­ den ist362 Auf der anderen Seite haben positive Faktoren wie etwa die sehr

niedrige Auslandsverschuldung und die wirtschaftliche Stabilität sowie die be­ ginnende Öffnung gegenüber dem Ausland durch das Joint Venture-Gesetz von 1988 den Übergang in die Marktwirtschaft erleichtert.363

Die Regierung hat sich 1990 für den Weg der radikalen Wirtschaftsreform durch entschiedene Privatisierung, sofortige Öffnung der Grenzen und weit­

gehende Freigabe der Preise entschieden. Nur Ungarn und Polen haben ei­ nen vergleichbaren Weg gewählt, während Länder wie Bulgarien, Rumänien und die Nachfolgestaaten der UdSSR weniger entschlossen vorgegangen

361 Zum Parteiensystem der Tschechischen Republik vgl. Schwarzenberg, Karl Johannes: Auf dem Weg zurück nach Europa. In: Gallio, Claudio/Heidenreich, Bernd (Hrsg.): Deutsche und Tschechen. Nachbarn im Herzen Europas. Beiträge zu Kultur und Politik, Köln 1995, S. 4955, hier S. 53-54. 362 Vgl. Kupka, Martin: The Privatization of State-Owned Assets. The Case of Czechoslovakia, Ost­

europa-Wirtschaft 38 (1993), S. 97-108, hier S. 97-98; Charap, Joshua/Dyba, Karel: Eco­ nomic Transformation in Czechoslovakia, Osteuropa-Wirtschaft 36 (1991), S. 35-47, hier S. 38. 363 Vgl. Walter, Norbert: Die Gesamtsituation in den ehemals sozialistischen Staaten. Unterschied­ liche Voraussetzungen bei der Entwicklung der neuen Strukturen. In: Gerwin, Robert (Hrsg.): Energieversorgung nach der Planwirtschaft, Stuttgart 1993, S. 9-22, hier S. 13.

154

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

sind, was sich negativ auf ihre wirtschaftliche Entwicklung ausgewirkt hat.364 Das im Mai 1990 von der Regierung vorgelegte Reformkonzept ist im Sep­ tember 1990 vom Parlament verabschiedet worden und beinhaltet die fol­

genden wirtschaftspolitischen Leitziele: •

Schaffung der rechtlichen Grundlagen für eine Marktwirtschaft;



Demonopolisierung und Privatisierung der Industrie;



Freigabe der Preise auf dem Binnenmarkt;

• •

Volle Konvertibilität der Währung; Konsolidierung der Haushalte.365

Bereits 1990 hat die neue Regierung ein zweistufiges Bankensystem zur kre­

ditpolitischen Flankierung dieser Maßnahmen eingeführt und im Frühjahr

1991 mit der Schaffung der rechtlichen Grundlagen für die Marktwirtschaft

begonnen. Die Neuregelungen umfassen vor allem Wettbewerbsrecht, Kar­ tellrecht, Konkursrecht, Handelsrecht, Arbeitsrecht, Gesellschaftsrecht und

Vertragsrecht. Das Wettbewerbs- und Kartellrecht hebt die bisherigen mono­ polistischen Strukturen auf, während das Konkursrecht der Wirtschaft die Möglichkeit bietet, sich unrentabler Unternehmen zu entledigen.366 Mit Be­

ginn des Jahres 1991 sind auch die meisten Einzelhandelspreise freigegeben und die staatlich festgelegten Preisobergrenzen auf 15 % aller Produkte be­

schränkt worden. Gleichzeitig hat die Regierung das staatliche Außenhandels­

monopol beendet, einen Wertpapiermarkt eingerichtet und in der Währungs­ politik nach mehrmaliger Abwertung zunächst eine begrenzte Inländerkon­

vertibilität der tschechischen Krone erreicht. Im Zusammenhang mit der Sta­ bilitätspolitik hat sie sparsame Haushalte verabschiedet und vor allem die

Subventionen für staatliche Betriebe drastisch - allein im Jahr 1991 um fast 50 % - gekürzt Im Gegenzug hat sie zur Ankurbelung der Konjunktur eine

Senkung der Körperschafts- und Unternehmenssteuern verfügt und die Kre­ 364 Vgl. Engelhard, Johann/Eckert, Stefan: Markteintrittsverhalten deutscher Unternehmen in ost­

europäischen Ländern, Wirtschaft und Recht in Osteuropa 3 (1994), H. 9, S. 327-334, hier S. 328. 365 Vgl. Frensch, Richard: Erste Transformationsschritte. Die wirtschaftliche Entwicklung der CSFR 1990/91 vor dem Hintergrund der Preisfreigabe und Privatisierung, München 1991, S. 1. 366 Vgl. Charap/Dyba (1991), a.a.O., S. 42.

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

155

ditvergabe für private Unternehmen deutlich intensiviert367 Allein zwischen Ende 1990 und September 1993 ist der private Anteil an der Kreditvergabe von 0,6 % auf nahezu 40 % gestiegen.368

Das entscheidende Element der Wirtschaftsreform ist jedoch die Privatisie­ rung, die die Voraussetzung für das Greifen aller weiteren Maßnahmen dar­ stellt. Sie ist ab Oktober 1990 in drei Stufen erfolgt:



Die „Restitution" des nach 1948 verstaatlichten Eigentums an die frühe­ ren Besitzer regeln die beiden Restitutionsgesetze von Oktober 1990 und Februar 1991.



Die „Kleine Privatisierung", die im Oktober 1990 begonnen hat und an der alle tschechoslowakischen Bürger teilnehmen dürfen, betrifft die klei­ neren und mittleren Betriebe in den Bereichen Handel, Dienstleistung und Handwerk.



Die „Große Privatisierung", die im Februar 1991 eingeleitet worden ist, richtet sich auf alle staatlichen Großunternehmen und Handelsketten mit

über 500 Beschäftigten mit Ausnahme von Betrieben aus den Bereichen Rohstoffgewinnung und Versorgung mit öffentlichen Gütern, welche zu­

nächst in staatlichem Besitz verbleiben sollen. Die rentabelsten 10 % der

staatlichen Unternehmen sind an interessierte Privatinvestoren versteigert

worden; dabei hat sich das Interesse der Regierung vor allem auf auslän­ dische Investoren sowie auf deren Kapital, Know-how und Technologie

gerichtet. Die unrentabelsten 10 °/o sind hingegen liquidiert und in ihren Vermögenswerten einzeln veräußert worden. Das Eigentum an den übri­

gen Unternehmen können die tschechischen Bürger in Form von Aktien­ besitz erwerben („Kuponprivatisierung")369

Während die Kleine Privatisierung das Entstehen eines tschechischen Mittel­

standes fördern soll, zielt die Große Privatisierung auf internationale Wettbe­ 367 Vgl. Frensch (1991), a.a.O., S. 1-4; Charap/Dyba (1991), a.a.O., S. 40-41, 42-46. 368 Vgl. Raiser, Martin: Ein tschechisches Wunder? Zur Rolle politikinduzierter Anreizstrukturen im

Transformationsprozeß, Kiel 1994, S. 17. Vgl. ebd., S. 17-18 die Informationen zur Kapital­ markt- und Bankenpolitik der Regierung. 369 Vgl. Frensch (1991), a.a.O., S. 4-14; Kupka (1993), a.a.O., S. 99-101, 102-108; Jäger/Kut-

schera/Rubek(1996), a.a.O., S. 214-215.

156

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

werbsfähigkeit und Anschluß an das internationale Management- und Tech­

nologieniveau. Die Kleine Privatisierung ist zwar zunächst zufriedenstellend

verlaufen, denn allein bis Juli 1992 sind etwa 30.000 Unternehmen, knapp 70 % der angebotenen Masse, verkauft worden. Die wirtschaftliche Entwicklung der meisten dieser Unternehmen ist allerdings aufgrund fehlenden Know­ hows und mangelnder Kapitalausstattung der neuen Eigentümer nur schlep­ pend verlaufen.370 Die erste Welle der Großen Privatisierung, die 171T1 Staatsuntemehmen umfaßte, ist 1992 weitgehend abgeschlossen worden. Die Wirtschaftsreform ist dann durch die am 1.1.1993 vollzogene Teilung der Tschechoslowakischen Republik in Tschechische und Slowakische Repu­

blik kurzzeitig unterbrochen worden, ein Vorgang, der allerdings nicht in dem

befürchteten Maß zu Verzögerungen bei der Privatisierung bzw. den Ausland­ sinvestitionen geführt hat371 Zum 31.10.1993 hat die zweite Welle der Gro­ ßen Privatisierung mit einem Volumen von fast 2.000 Unternehmen einge­ setzt372 Bis Ende 1995 sind 93 °/o der zum Verkauf gestellten Unternehmen privatisiert worden, und der Anteil des privaten Bereichs am BIP ist auf 63,8 % gestiegen. Es zeigen sich nun allerdings die Schwächen der Kuponprivatisierung,

denn die Kleinanleger, die auf diese Weise Anteile an den privatisierten Un­

ternehmen erworben haben, haben diese zum großen Teil Investmentfonds

anvertraut, die mehr an schneller Rendite als an Restrukturierungsmaßnah­ men interessiert sind und vielfach unter der Kontrolle staatlicher Banken ste­ hen.373 So ist die Industrie zwar offiziell privatisiert, gehört aber tatsächlich -

über die Banken - nach wie vor dem Staat374 Außerdem ist Privatisierung

370 Vgl. Schmalen, Helmut/Pechtl, Hans/Binninger, Franz: Wirtschaftspartner Tschechische Republik Bestimmung des Standorts und empirische Analyse von Kooperationen mit tschechi­ schen Unternehmen, Passau 1993, S. 13. 371 Vgl. dazu näher Walter (1993), a.a.O., S. 14-15; Jäger/Kutschera/Rubek (1996), a.a.O., S. 4-5. 372 Vgl. Bohata, Petr: Zweite Privatisierungswelle in der CR, Wirtschaft und Recht in Osteuropa 3 (1994), H. 1,S. 24. 373 Vgl. Mankowski, Dieter: Der Standort hat sich für deutsche Firmen bewährt, Handelsblatt vom

5.10.1995, S. B3; Tschechische Republik. Wirtschaftsentwicklung 1995, hrsg. von der Bun­ desstelle für Außenhandelsinformationen, August 1996, S. 13-14. 374 Vgl. Simon, Susanne: Unsanftes Erwachen aus dem Kuschelkapitalismus, Welt am Sonntag vom 14.6.1998, S. 49.

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

157

keineswegs gleich Sanierung. Insgesamt kann die Privatisierung in der Tsche­ chischen Republik demzufolge lediglich in bezug auf die Zahl der privatisier­

ten Betriebe als Erfolg bezeichnet werden; bezüglich der Privatisierungsme­ thode und der Überlebensfähigkeit der Betriebe ist die Entwicklung deutlich kritischer zu beurteilen.375 Im Februar 1995 ist das Assoziierungsabkommen mit der EU in Kraft ge­

treten, Ende 1995 ist die Tschechische Republik als erstes Land des ehema­ ligen Ostblocks in die OECD aufgenommen worden, und Anfang 1996 hat

sie die Vollmitgliedschaft in der EU beantragt Im Oktober 1995 ist die volle Konvertibilität der tschechischen Krone nach Artikel VIII der IWF-Satzung her­ gestellt worden.376

1996/97 ist die tschechische Marktwirtschaft dann jedoch erstmals in die

Krise geraten. Zu den Gründen für diese Entwicklung zählen das hohe Han­

delsbilanzdefizit als Folge des anhaltenden Konsumbooms, Betrugs- und Kor­ ruptionsskandale auf den Kapitalmärkten, die zu geringe industrielle Produkti­

vität, die negativen Folgen der Kuponprivatisierung sowie die Schwächen des tschechischen Bankenwesens.377 Klaus, mit dem Wahlkampf von 1996 be­

schäftigt, hat erst im April 1997 mit einem Maßnahmenpaket reagiert, das u.a. die Senkung der Staatsausgaben durch gebremste Lohnpolitik, die Be­ schleunigung der noch ausstehenden Privatisierungen und Pflichteinlagen für

alle Importeure von Konsumgütern vorsieht

Die Maßnahmen haben sich

jedoch als zu schwach erwiesen und eine ernste Währungskrise im Sommer

1997 nicht verhindert, die den Sturz von Klaus Anfang Oktober nach sich ge­ zogen hat379 Die neugebildete Übergangsregierung hat als wesentliche

Maßnahme zur Behebung der Wirtschaftskrise den Ausstieg aus den staatli­

375 Vgl. Klein, Ladislava: Kapitalgeberschutz durch tschechische Rechnungslegungsvorschriften. Ei­

ne ökonomische Analyse, Diss. Bochum 1997, S. 166-192. 376 Vgl. Jäger/Kutschera/Rubek (1996), a.a.O., S. 5-6. 377 Vgl. Bird, Maryann: The Sun also sets, Time vom 23.6.1997, S. 34; Abaffy, Josef: Der End­ spurt nach Brüssel deckt Strukturdefizite auf, Handelsblatt vom 7.10.1997, S. 25. 378 Vgl. Bohata, Petr: Paket zur Stabilisierung der tschechischen Wirtschaft, Wirtschaft und Recht in Osteuropa 6 (1997), H. 6, S. 229. 379 Vgl. Exner, Thomas: Tschechien steht vor heißem Herbst, Die Welt vom 20.6.1997, S. 25;

Müller, Uwe: Zwischen Wiederwahl und Waterloo, Prager Zeitung vom 4.-10.12.1997, S. 1.

158_______________________ Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

chen Bankenbeteiligungen angekündigt, um die längst überfällige Liberalisie­ rung des Bankenwesens (und damit auch der Investmentfonds) zu ermögli­ chen.380 Im März 1998 hat sie sich weiterhin zu drastischen Preissteigerun­

gen auf dem Energiesektor und bei den Mieten entschlossen, um das Preis­

niveau der tatsächlichen wirtschaftlichen Entwicklung anzupassen. Diese Ent­ scheidung birgt zwar die Gefahr sozialer Probleme in sich, bedeutet aber ei7Q 1 nen wesentlichen Schritt auf dem Weg zur freien Marktwirtschaft.

Diese Maßnahme allein kann jedoch die strukturellen Probleme der tschechischen Wirtschaft nicht beheben. Produktivität, Know-how und Tech­ nologie der Unternehmen, die im Zusammenhang der Kuponprivatisierung

privatisiert worden sind, liegen unter dem westlichen Standard. Um die not­

wendigen Sanierungsmaßnahmen einleiten zu können, ist es notwendig, den Einfluß der Investmentfonds zu begrenzen. Darüber hinaus sind z.T. beträcht­

liche Personalfreisetzungen mit den damit verbundenen sozialen Problemen unvermeidbar. Die Privatisierung hat keine ausreichende Kapitalzufuhr für die

Wirtschaft bewirkt, so daß die Steigerung der ausländischen Investitionstätig­ keit und der Aufbau eines wirklich effizienten Kapitalmarktes von entschei­ dender Bedeutung für die zukünftige ökonomische Entwicklung der Tschechi­

schen Republik sind. Der Verlust der traditionellen Absatzmärkte im ehemali­

gen RGW, der sich Anfang der neunziger Jahre noch negativ ausgewirkt hat, ist demgegenüber inzwischen überwunden und könnte durch die für das er­ ste Jahrzehnt des kommenden Jahrhunderts angestrebte Aufnahme der Tschechischen Republik als Vollmitglied in die EU kompensiert werden.382

Der Wahlsieg der Sozialdemokraten im Juli 1998 dürfte die Verwirklichung der notwendigen Reformen jedoch verzögern. Bereits vor der Wahl haben die

380 Vgl. Engelen, Klaus C: Prag stellt hohe Erwartungen an künftige strategische Investoren, Han­

delsblatt vom 7.10.1997, S. 26. 381 Vgl. Binar, David: Schlag für die Mittelschicht Tschechiens Regierung kündigt für Juli drastische Preissteigerungen an, Die Welt vom 14./15.3.1998, S. 1; Kohler, Berthold: Verdrossenheit im Musterland. Tschechien im Interregnum zwischen der Ära Klaus und dem bevorstehenden Linksschwenk, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4.3.1998, S. 16. 382 Vgl. Ow-Freytag, Barbara von: Auf dem Weg zu einem vereinten Europa. Die Ost-Erweiterung stellt die Gemeinschaft und die Beitrittskandidaten vor eine große Herausforderung, Frankfur­ ter Allgemeine Zeitung vom 15.12.1997, S. 14.

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

159

Sozialdemokraten angekündigt, die Maßnahmen der Übergangsregierung, die aus wirtschaftspolitischer Sicht in die richtige Richtung zielen, im Falle eines

eigenen Wahlsiegs zurücknehmen zu wollen. Der neue Ministerpräsident hat

ein Kabinett vorgestellt, das aus eher unerfahrenen Politikern mit mangeln7Q7 dem Renommee im Ausland zusammengesetzt ist Es steht zu befürch­ ten, daß die Ansätze eines wirtschaftlichen Aufschwungs, den die CA IB-

Investmentbank im Juni 1998 in ihrem Mittel- und Osteuropa-Report festgestellt hat, durch die neue Regierung wieder zerstört werden.

Das Wahler­

gebnis hat zu einer deutlichen Zurückhaltung ausländischer Investoren ge­

führt, die erst die Handlungsfähigkeit der neuen Regierung abwarten wollen, T QE ehe sie sich in der Tschechischen Republik engagieren. Diese Handlungs­ fähigkeit muß jedoch angesichts der Unerfahrenheit der Minister und der un­

klaren Mehrheitsverhältnisse im Parlament bezweifelt werden; auch die er­ sten wirtschaftspolitischen Maßnahmen der neuen Regierung zeichnen sich

nicht durch eine klare Linie aus.

386

Die konfuse politische Lage hat dazu geführt, daß der Wirtschaftsstandort

Tschechische Republik seit 1996 deutlich an Attraktivität verloren hat Der Geschäftsführer der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer, Dieter Mankowski, warnt im Dezember 1998 davor, die Tschechische Repu­

blik stehe vor der Gefahr, den Anschluß an andere osteuropäische Transfor­ mationsländer wie Polen und Ungarn zu verlieren.387 Auch ein Report der Europäischen Kommission über die Entwicklung in den potentiellen Beitritts­

staaten Osteuropas vom November 1998 gibt der Tschechischen Republik

schlechte Noten und bemängelt Korruption, Diskriminierung von Minderhei­ ten, eine mangelhafte Gesetzgebung und die unvollendete Privatisierung der

383 Vgl. Kabinettsbildung in Prag abgeschlossen, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20.7.1998, S. 5. 384 Vgl. CA IB Investmentbank AG (Hrsg.): Monthly Market Review: Central & Eastern Europe, o.O., Juni 1998b, S. 6. 385 Vgl. Reputation key to luring investors, Czechlnvest says, The Prague Post vorn 29.7.4.8.1998,5. A7. 386 Vgl. Gensicke, Steffi: Marktwirtschaft mit zwei Adjektiven. Die tschechische Sozialdemokratie

übernimmt ein schwieriges Erbe, Prager Zeitung vom 23.-29.7.1998, S. 1. 387 Vgl. Tschechische Republik droht den Anschluß zu verlieren, Prager Zeitung vom 10.-

16.12.1998, S. 5.

160

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

Banken.388 Lediglich der Internationale Währungsfonds hat im November

1998 die wirtschaftliche Lage in der Tschechischen Republik als positiv be­ urteilt.389 Seit dem Ende der Ära Klaus ist im Land ein wirtschaftspolitischer und ökonomischer Stillstand zu verzeichnen.

5.1.2 Eckdaten der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Die folgenden Diagramme vermitteln zunächst einen Überblick über die Ent­

wicklung des Bruttoinlandsprodukts und der Industrieproduktion in der

Tschechoslowakischen bzw. (ab 1993) Tschechischen Republik von 1990 bis 1997.390

Abbildung 7: Bruttoinlandsprodukt (links) und Industrieproduktion (rechts) der CSFR bzw. CR

1990-97 (in % gegenüber Vorjahr)

Die Diagramme verdeutlichen, daß die Tschechoslowakei den politischen

und wirtschaftlichen Umbruch von 1989/90 zunächst mit einem drastischen 388 Vgl. Jaki, Ren£: Czechs trail in race to EU, The Prague Post vom 11.-17.11.1998, S. 1; Sevcikova, Zuzana: EBRD report highlights growing differences in emerging markets, Central Euro­ pean Business Weekly vorn 27.11 -3.12.1998, S. 3. 389 Vgl. IMF says Czech economy is not that bad, Hospodarske Noviny vorn 27.11.1998. 390 Zahlen nach: Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 7; Raiser (1994), a.a.O., S. 4; Ek-

kerle u.a. (1996), S. 28, 33; Tschechische Republik (1996), a.a.O., S. 5, 18; Wirtschaft Tsche­ chische Republik, PLUS vom Dezember 1996, S. 17; Czechlnvest: Volkswirtschaftliche Daten der Tschechischen Republik, Infoblatt Nr. 3, Stand Januar 1997a, S. 1-2; Exner (1997), a.a.O., S. 25; Danylow, Peter: Besser als Portugal. Die Wirtschaftsentwicklung im europäischen Vergleich, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7.10.1997, S. B4; Die wirtschaftliche Lage in der Tschechischen Republik im 1. Halbjahr 1997, Prager Wirtschaftsblatt vom November 1997, S. 5-9, hier S. 6.

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

161

Einbruch der Volkswirtschaft bezahlt hat, der 1991 seinen Höhepunkt erreicht (Abnahme des BIP um 14,5 °/o und der Industrieproduktion um 24,7 °/o ge­ genüber dem Vorjahr). Die rasch durchgeführten Wirtschaftsreformen und die entschlossene Privatisierung haben jedoch 1992/93 für eine Abschwächung

des Schrumpfungsprozesses gesorgt. 1994 ist erstmals wieder ein Wirt­ schaftswachstum verzeichnet worden, das 1995 bereits beachtliche Werte er­

reicht (Zunahme des BIP um 4,8 % und der Industrieproduktion um 8,7 °/o

gegenüber dem Vorjahr). 1996/97 hat sich das Wachstum abgeschwächt, und dieser Trend hat sich auch 1998 fortgesetzt.

Zur Beurteilung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der tschechi­ schen Wirtschaft dienen die folgenden Diagramme, die die Entwicklung von Export und Handelsbilanz visualisieren:391

Abbildung 8: Exportvolumen (links) und Handelsbilanzsaldo (rechts) der CSFR bzw. CR 1990-97

(in % gegenüber Vorjahr bzw. in Mrd. US-$)

Für die Jahre 1990 bis 1993 liegen zwar keine verläßlichen quantitativen An­

gaben über das Exportvolumen vor, es ist aber durch das Wegbrechen der traditionellen Absatzmärkte im ehemaligen RGW von niedrigen Exporten aus­

zugehen, die dann bis 1994 aufgrund der Öffnung zum Westen kontinuier-

391 Zahlen nach: Schörner, Christian/Herkenhoff, Ralf: Technologietransfer nach Osteuropa. Dar­

gestellt am Beispiel der Automobilindustrie für die Reformländer Polen, Ungarn sowie die Tschechische und die Slowakische Republik, Osteuropa-Wirtschaft 39 (1994), S. 211-240, hier S. 213; Eckerle u.a. (1996), a.a.O., S. 29, 34; Tschechische Republik (1996), a.a.O., S. 19; Wirtschaft (1996), a.a.O., S. 17; Czechlnvest (1997a), a.a.O., S. 2; Danylow (1997), a.a.O., S. B4; Die wirtschaftliche Lage (1997), a.a.O., S. 6.

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

162

lieh angestiegen sind. Angesichts des niedrigen Konsumniveaus im Inland stellt sich die Handelsbilanz in den Jahren 1993/94 nahezu ausgeglichen

dar. 1995 ist es jedoch zu einem Konsumboom im Inland gekommen, infol­ gedessen die Handelsbilanz trotz weiter ansteigender Exporte deutlich in den negativen Bereich geraten ist Als aufgrund der Wirtschaftskrise und zuneh­

mender Abwehrmaßnahmen der westeuropäischen Länder gegen die Im­ porte aus Mittel- und Osteuropa 1996 auch noch der Export deutlich nach­ gelassen hat, hat sich diese Entwicklung verstärkt 1997 hat der Kursverlust

der Krone die Konkurrenzfähigkeit der tschechischen Produkte erhöht, so daß der Export wieder merklich angezogen hat. 1998 hat umgekehrt die starke Krone zu einem merklichen Anstieg des Handelsbilanzdefizits beigetragen.392

Rückschlüsse auf die soziale Stabilität der tschechischen Wirtschaft erlau­ ben die Höhe der Inflationsrate sowie die Arbeitslosenquote:393

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

Abbildung 9: Inflationsrate (links) und Arbeitslosenquote (rechts) der CSFR bzw. ÖR 1990-97 (in %)

Ein Erfolg der Stabilitätspolitik der Regierung ist darin zu sehen, daß die Infla­ tionsrate seit 1991 kontinuierlich gesunken ist - mit Ausnahme des Jahres

1993, als in der Tschechischen Republik die Mehrwertsteuer eingeführt wor­

den ist Auch die nationale Pro-Kopf-Verschuldung der Tschechischen Repu­ 392 Vgl. Holt, Ed: Trade deficit grows faster due to strong crown and seasonal influences, Central European Business Weekly vom 27.11.-3.12.1998, S. 5. 393 Zahlen nach: Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 7; Donatova, Blanka: Czech Eco­

nomy in 1994, Czech Business and Trade 5 (1995), S. 6-7; Raiser (1994), a.a.O., S. 4; Tschechische Republik (1996), a.a.O., S. 18; Wirtschaft (1996), a.a.O., S. 17; Czechlnvest (1997a), a.a.O., S. 1-2; Exner (1997), a.a.O., S. 25.

163

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

blik ist aufgrund der moderaten Haushaltsabschlüsse die niedrigste unter den osteuropäischen Ländern. Die Arbeitslosenquote hat sich zwischen 1992 und

1996 auf einem niedrigen Wert zwischen 2,5 °/o und 3,5 °/o eingependelt Dies ist darauf zurückzuführen, daß weite Teile der Wirtschaft in dieser Zeit

vor den notwendigen Umstrukturierungsmaßnahmen noch zurückgeschreckt sind. Der Anstieg der Quote von 2,9 % im Jahr 1995 auf 4,0 % im ersten Halbjahr 1997 deutet jedoch darauf hin, daß dieser Prozeß unter dem Ein­ druck der Wirtschaftskrise eingeleitet worden ist und auch bereits zu einer

Freisetzung von Arbeitskräften geführt hat 1998 erreicht die Arbeitslosen-

quote in manchen Regionen des Landes bereits 15 °/o.

394

Der Anstieg der Reallöhne gegenüber dem Vorjahr um jeweils 7,7 °/o in den Jahren 1994 und 1995 sowie 8,5 °/o im Jahr 1996 stellt zweifellos eine

Belastung für die internationale Konkurrenzfähigkeit der tschechischen Wirt­ schaft dar395 Dennoch schätzen Moody's Investor's Service and Standard &

Poor's (1995) und das Schweizer Institut für Managemententwicklung (1996) die Perspektiven der tschechischen Wirtschaft insgesamt positiv ein 396 Ange­

sichts der ökonomischen Gesamtentwicklung seit 1996 muß dieses Bild je­ doch korrigiert werden. Für 1998 wird ein Wachstum des BIP prognostiziert,

das erneut unter dem Wert von 1995 liegt, eine deutlich ansteigende Inflati­ onsrate und ein Handelsbilanzdefizit auf Rekordniveau 397 In der zweiten Jah­

reshälfte 1998 weist die Tschechische Republik die schlechtesten Wirtschafts­ daten aller zentraleuropäischen Transformationsstaaten auf398 Ob diese Kri­ 394 Vgl. Prager Zeitung, Nr. 42/1998, S. 4. 395 Vgl. Exner (1997), a.a.O., S. 25. 396 Moody's hat der CR 1995 als erstem ehemaligen Ostblockland die wirtschaftlichen Entwick­

lungsgrade Baa 1 bzw. A zuerkannt. Das Schweizer Institut für Managemententwicklung hat die CR 1996 auf Platz 34 seiner internationalen Wettbewerbsfähigkeitsliste und damit auf den höchsten Rang aller Länder des ehemaligen Ostblocks gesetzt Vgl. Czechlnvest: Das Investiti­ onsklima in der Tschechischen Republik, Infoblatt Nr. 1, Stand Januar 1997b, S. 2. Im letzten Quartal 1998 ist es allerdings wieder zu einem Downgrade gekommen. 397 Vgl. Facts and forecasts, Business Eastern Europe vom 26.5.1997, S. 4-5, hier S. 4; Podkami-

ner, Leon u.a.: Transition Countries: 1997 external deficits lower than feared, stability again a priority, hrsg. vorn Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIW), Wien 1998, S. 32-34; Wiedemann, Erich: Tschechien. Vom Primus zum Klassen letzten, Der Spiegel 1998, H. 16, S. 158—161; Transition report update. April 1998, hrsg. von der European Bank for Re­ construction and Development, o.O. 1998, S. 51. 398 Vgl. Czech economy weakest in Central Europe, Central European Business Weekly vorn 9.15.10.1998, S. 2.

164

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

se überwunden werden kann, hängt von den wirtschaftspolitischen Maßnah­

men der jetzigen Regierung ab (vgl. Kapitel 5.1.1).

5.1.3 Entwicklung und Struktur des Energiesektors Die Energiepolitik der Tschechischen Republik verfolgt die folgenden grund­ legenden Leitziele: •

Sicherstellung einer verläßlichen, autarken Energieversorgung durch Preis-

und Steuerpolitik, durch eine Kombination von Regulierung und Wettbe­ werbsförderung sowie durch die Diversifizierung der Versorgung;



Gewährleistung einer umweltverträglichen Energieversorgung in Herstel­



Vorbereitung der Energiewirtschaft auf den Eintritt der Tschechischen Re­ publik in die EU.399

lung, Verteilung und Verbrauch;

Um diese Ziele und die Perspektiven der tschechischen Energiewirtschaft be­

urteilen zu können, ist zunächst ein Blick auf die Entwicklung der Kraftwerks­ kapazitäten sowie Energieerzeugungs- und Energieverbrauchsstrukturen in

der Tschechischen Republik notwendig. Vor 1989 hat die Tschechoslowakei etwa 5 % ihres Stromverbrauchs aus der UdSSR importiert. Durch den in Ka­ pitel 5.1.2 dargestellten Einbruch der Volkswirtschaft in den Jahren 1990 bis

1992 ist dann jedoch der Energieverbrauch der Wirtschaft so stark zurückge­ gangen, daß sich die Elektrizitätsversorgung der CSFR bereits 1992 autark

darstellt: Erzeugung und Verbrauch erreichen gleich hohe Werte, im tschechi­ schen Landesteil liegt die Erzeugung sogar über dem Verbrauch.400

Parallel zur Erholung der Wirtschaft hat sich der Verbrauch in der Tsche­ chischen Republik nach der Trennung von Slowakien zunächst wieder stabili­

siert, um dann ab 1995 deutlich anzusteigen. Allein 1995 ist der Energiever­

brauch gegenüber 1994 um 5,8 °/o auf 52,2 TWh gestiegen, 1996 nochmals 399 Vgl. Brychta, Pavel: Die Energiepolitik der Tschechischen Republik und das Gesetz über das

Wirtschaften mit der Energie (Vortrag auf dem Kongreß des Verbandes der Tschechischen Stromproduzenten am 2.4.1997 in Prag), unveröff. Manuskript, S. 2. 400 Vgl. Eckerle u.a. (1996), a.a.O., S. 366, 368; Leslie, John: Central European Energy. Markets in Transition, London 1996, S. 60.

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

165

um 3,8 % auf 54,1 TWh. Damit ist auch der historische Höchststand von 1989 übertroffen worden. 1997 ist es allerdings, bedingt durch die wirtschaftliche Rezession, zu einer Abnahme des Energieverbrauchs um ca. 2 % gekom­ men, der sowohl die Industrie als auch die privaten Haushalte betrifft40' Vor

diesem Hintergrund müssen Prognosen aus dem Jahr 1996, die von einem Verbrauch in einer Höhe von 60-63 TWh im Jahr 2000 ausgehen,402 als überholt bezeichnet werden. Eher ist mit einem jährlichen Wachstum um ca.

1 -2 % und entsprechend mit einem Verbrauch von ca. 55-57 TWh im Jahr 2000 zu rechnen 403

Ein Wachstum in dieser Größenordnung erscheint auch bei anhaltender wirtschaftlicher Flaute realistisch, denn obwohl angesichts der hohen Energi­ eintensität der Industrieproduktion, die um das Zwei- bis Vierfache über dem OECD-Niveau liegt,404 ein großes Potential für Energieeinsparmaßnahmen

besteht, können diese in den kommenden Jahren den Anstieg des Energie­

verbrauchs kaum bremsen. Vielmehr ist davon auszugehen, daß der hohe

Nachholbedarf sowohl bei der Mechanisierung und Automatisierung der Pro­ duktionsprozesse als auch im Konsumbereich für eine weitere Steigerung des Energieverbrauchs sorgen wird.405 Dies bedeutet, daß die Kraftwerkskapazitäten im gleichen Zeitraum deut­

lich gesteigert werden müssen, will das Land ein entscheidendes seiner oben genannten energiepolitischen Leitziele, die Gewährleistung einer dauerhaft

autarken Elektrizitätsversorgung, erreichen. Bereits bei dem heutigen Ver­

brauchsniveau hat es sich in einer Extremsituation wie der Kältewelle vom Februar 1996 als notwendig erwiesen, 300 MW Strom aus dem UCPTE-Netz zu importieren.406 Da die installierte Kraftwerkskapazität in der Tschechischen

401 Vgl. Various, Jan: Developments in the Power Industry in the Czech Republic (Vortrag auf der

CEEPIF '98, Central & Eastern European Power Industry Forum am 24.-25.3.1998 in War­ schau), unveröff. Manuskript, o.O.uJ. [Warschau 1998], S. 2. 402 Vgl. Gescher, Amrit/Watton, Marc/Connell, Thomas: The Czech Electricity Sector: The Price of

403 404 405 406

Power, Nachdruck aus Standard & Poor's Credit Week vom 14.8.1996, S. 3. Vgl. CA IB Investmentbank AG (Hrsg.): CEZ Utility: Company Update, Prag 1998a, S. 3. Vgl. Leslie (1996), a.a.O., S. 60. Vgl. Eckerle u.a. (1996), a.a.O., S. 370. Vgl. dazu etwa Jarolimek, Luboä: Identifying Opportunities for Investment in the Energy Sector

in Central & Eastern Europe (Vortrag, gehalten auf der CEPEX '96: Central & Eastern European Power Industries vom 21.-22.5.1996 in Brünn), unveröff. Manuskript, o.O. 1996, S. 2.

166

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

Republik momentan bei knapp 15 GW liegt,407 müssen in den kommenden 20 Jahren vermutlich mindestens 7-8 GW neu installiert werden.

Eine solche Aufrüstung des Kraftwerksparks würde jedoch mit dem zwei­ ten energiepolitischen Leitziel, der Gewährleistung einer umweltverträglichen

Elektrizitätsversorgung, kollidieren, sofern an dem aktuellen Energiemix fest­ gehalten wird. Momentan beruht die Stromerzeugung zu fast 80 % auf

Braun- und Steinkohle, zu etwa 20 % auf Kernenergie und zu 2 °/o auf Was­ serkraft408 Die ökologischen Aspekte der tschechischen Energieversorgung

werden in Kapitel 5.2 eingehender behandelt, so daß hier ein Hinweis darauf

genügen soll. An dieser Stelle ist es wichtig festzuhalten, daß der Bereich der Stromerzeugung in der Tschechischen Republik in den kommenden Jahr­ zehnten erstens - mit Blick auf die Versorgungssicherheit - quantitativ deut­ lich expandieren muß und zweitens - mit Blick auf die Umweltverträglichkeit

- qualitativ erheblich zu modernisieren ist. Das Gelingen dieser Vorhaben hängt wesentlich von der Schaffung einer ge­ eigneten Organisationsstruktur innerhalb der Energiewirtschaft ab. Die Ausgangs­

situation von 1989/90 in der CSFR ist in dieser Hinsicht als eher ungünstig zu be-

zeihnen, denn der Energiesektor befand sich in allen ehemaligen Ostblockländem völlig in staatlichem Besitz, und auch die Preise wurden durch politische Erforder­

nisse diktiert Angesichts der hohen ökonomischen und sozialen Bedeutung der Energieversorgung ist die tschechische Regierung allerdings zunächst vor überha­ steten Reformen zurückgeschreckt und hat sich dazu entschlossen, die Elektrizi­

tätswirtschaft zunächst weitgehend in staatlichem Besitz zu belassen und die staatliche Lenkung nur behutsam zurückzufahren 409 Nach der Revolution von 1989/90 ist das bisherige staatliche Monopo­

lunternehmen, das die gesamte Energie- und Elektrizitätswirtschaft planwirt­ 407 Vgl. Eckerle u.a. (1996), a.a.O., S. 366, 368. 408 Vgl. Gescher/Watton/Connell (1996), a.a.O., S. 3; Kratochvil, Jifi: Übergangsprobleme und Energieeffizienz in der Tschechischen Republik. In: Nachhaltigkeit 2000 - tragfähiges Leitbild für die Zukunft? 1. Internationale Sommerakademie St Marienthal, hrsg. von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Bramsche 1996, S. 165-169, hier S. 167. 409 Vgl. Die Energiewirtschaft der CSFR mit Schwerpunkt Tschechische Republik, hrsg. von der RWE Energie AG, o.O. 1992, S. 2; Gattinger, Matthias/Pyc, Ireneusz: Energiewandel Ost: Fort­ schritt in drei Klassen, Siemens Standpunkt 10 (1997), Nr. 2, S. 4-11, hier S. 6.

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

167

schaftlich koordiniert hatte, in die folgenden Unternehmen bzw. Gruppen von Unternehmen aufgespalten worden: •

Das staatliche Unternehmen Geske Energeticke Zavody (GEZ) hat alle be­ deutenden Kraftwerke des Landes (darunter acht Kohlekraftwerke mit ei­

ner Leistung von jeweils über 500 MW, vier Wasserkraftwerke mit einer

Leistung von jeweils über 100 MW und das Kernkraftwerk Dukovany mit einer Leistung von 1.760 MW) sowie als Monopolist das gesamte Hoch­ spannungsnetz übernommen. Das Unternehmen ist im Mai 1992 in eine

AG umgewandelt worden, und 32,5 °/o der Aktien sind im Zuge der Ku­

ponprivatisierung an die tschechische Bevölkerung gegangen, so daß sich das Unternehmen noch zu zwei Dritteln in staatlichem Besitz befindet



Die Bereiche des Niederspannungsnetzes und der Stromversorgung der

Endverbraucher sind unter acht regionale EVU aufgeteilt worden, deren Aktien sich noch überwiegend in staatlichem Besitz befinden. Der Rest ist

im Zuge der Kuponprivatisierung ausgeschüttet worden. •

Schließlich hat sich ab 1992 eine größere Anzahl kleinerer Erzeuger von

den genannten Unternehmen abgespaltet, die vollständig privatisiert wor­ den sind und als Independent Power Producers (IPP) kleinere Kraftwerke und lokale Anlagen übernommen haben.410

Die Dominanz von GEZ in der Energieerzeugung hat sich von 1992 bis 1995 kaum verringert: Der Anteil des Unternehmens an den Kraftwerkskapazitäten ist von 77,0 % auf 73,8 °/o gesunken, der Anteil an der Stromerzeugung von 80,4% auf 76,2 %.4" Sowohl die IPP als auch die industriellen Eigenver­

sorger haben ihren Anteil an der Stromerzeugung auf jeweils ca. 12 % ge­ steigert; im mitteleuropäischen Vergleich ist dies der höchste Wert.412 Trotz­ dem hat auch 1995 nach wie vor ein weitgehendes staatliches Monopol im

Bereich der Energieerzeugung und ein vollständiges staatliches Monopol im Bereich der Energieversorgung bestanden. 410 Vgl. Die Energiewirtschaft (1992), a.a.O., S. 19-22; Gescher/Watton/Connell (1996), a.a.O.,

S. 1-2. 411 Nach eigenen Angaben von OEZ. Vgl. Leslie (1996), a.a.O., S. 74. 412 Vgl. Kratochvil (1996), a.a.O, S. 165.

168

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

Das Anfang 1995 vom tschechischen Parlament beschlossene Energiegesetz hat zwar Wettbewerbsimpulse gegeben, z.B. indem es die acht Energieversor-

gungsuntemehmen dazu verpflichtet hat, unter bestimmten Bedingungen Strom von den IPP abzunehmen, nicht aber zur weiteren Reduzierung der staatlichen Anteile an CEZ und den EVU geführt413 Mitte 1995 hat die Regierung die Privati­ sierung der EVU bis Ende 1996 angekündigt, dies aber Mitte 1996 wieder zu­ rückgenommen414 Auch 1997 ist der Privatisierungsprozeß durch Unstimmig­

keiten zwischen dem Finanz- und dem Industrieministerium verzögert worden415 Ob der im Oktober 1997 beschlossene Ausstieg des Staates aus den EVU tat­ sächlich realisiert wird, ist noch unklar.416 Definitiv auszuschließen ist für die nähe­

re Zukunft eine Senkung des staatlichen Anteils an OEZ auf unter 50 °/o417 Der Wahlsieg der Sozialdemokraten im Juli 1998 hat die Fortführung des Privatisierungsprozesses im Energiesektor weiter verzögert418 Die CA IBInvestmentbank geht davon aus, daß die neue Regierung keine Maßnahmen in dieser Hinsicht ergreifen wird 419 Erst mittel- bis langfristig ist mit der Tren­

nung von Erzeugung und Transport sowie mit der endgültigen Liberalisierung

des Erzeugungsmarktes zu rechnen. Die neue Regierung hat die Veräußerung der staatlichen Anteile an den Distributionsfirmen für Elektroenergie und Gas

sowie den Erlaß eines neuen Energiegesetzes auf frühestens Ende 1999 ver­ schoben.420 Dennoch muß insgesamt konstatiert werden, daß der zu erwar­ tende erhebliche Anstieg des Energieverbrauchs, die ökologischen und tech­

nischen Mängel des bestehenden Kraftwerksparks sowie die seit 1989 be­

413 Vgl. Mravinac, Ludek: Liberalization of the Electricity Market in the Czech Republic from the

point of view of CEZ, a.s. (Vortrag auf der CEEPIF '98, Central & Eastern European Power In­

dustry Forum am 24.-25.3.1998 in Warschau), unveröff. Manuskript, o.O.u.J. [Warschau 1998], 4,4 Vgl. Gescher/Watton/Connell (1996), a.a.O., S. 2; Leslie (1996), a.a.O., S. 74-77. 4,5 Vgl. Czech ministries struggle to find privatisation compromise, East European Energy Report, Nr. 67 vom März 1997, S. 2-3. 416 Vgl. Lesenarovä, Hana: Silent agreement on energy sell-offs?, Prague Business Journal vorn

6.-12.10.1997b, S. 9. 4,7 Vgl. Jarolimek (1996), a.a.O., S. 1. 418 Vgl. Holt, Ed: Privatisation slowdown set to hit foreign investment, Central European Business Weekly vom 16.-22.10.1998, S. 5. 4,9 Vgl. CA IB (1998a), a.a.O., S. 3. 420 Vgl. Tschechien: Privatisierung von Distributoren verzögert, vwd vom 30.10.1998.

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

169

reits verwirklichten Wettbewerbsstrukturen deutlich positive Anreize für Aus­ landsinvestitionen im Energiesektor der Tschechischen Republik darstellen.

5.2 Bewertung der tschechischen Energiewirtschaft und Energie­

politik unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten Die kommunistische Herrschaft hat der CSFR bzw. Tschechischen Republik gravie­

rende Umweltprobleme hinterlassen: 1989/90 galten 58 % der Wälder als stark

geschädigt, 70 % der Flußläufe als biologisch tot, 3-4 Mio. Menschen als gesund­ heitlich durch Emissionen beeinträchtigt42' Eine systematische staatliche Umwelt­ politik ist in der CSFR erst mit dem am 12.12.1990 erlassenen „Rainbow Program - Environmental Recovery Program for the Czech Republic" eingeführt worden.422

Mit Blick auf die angestrebte Mitgliedschaft in der EU und die dafür erfor­

derliche Anpassung der Umweltstandards hat die Regierung bis 1992 eine umfassende Umweltschutzgesetzgebung geschaffen, die allerdings in zahlrei­ chen Einzelpunkten noch unzureichend ist und daher immer wieder modifi­

ziert werden muß. Die Verfassung der Tschechischen Republik vom Januar

1993 schreibt in Artikel 35 das Recht der Menschen auf eine saubere Um­

welt sowie ein umfassendes Informationsrecht über den Zustand der Umwelt

vor. Im Juni 1993 und Juni 1994 ist das Umweltrecht der Tschechischen Re­ publik in vier Gesetzbüchern kodifiziert worden 423 Relevante politische Vor­ gaben zum Klimaschutz sind die Verordnung über die Smogsituation und die

Emissionsgrenzen von 1992, das Klimagesetz und das Gesetz über die Staatsverwaltung des Klimaschutzes in der Fassung von 1994 sowie die Ver­ ordnung über Emissionsgrenzen und über den Klimaschutz von 1997.424 421 Vgl. Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 34. 422 Vgl. Naß, Bettina: Umweltpolitik im Transformationsprozeß der Reformstaaten Tschechien,

Polen und Ungarn, Diss. Mainz 1996, S. 109. 423 Diese umfassen allgemeine Umweltgesetze (Bd. 1), Abfallwirtschaftsgesetze (Bd. 2), Gesetze zur Luftreinhaltung und zum Gewässerschutz (Bd. 3) sowie Gesetze zum Schutz der landwirt­ schaftlichen Anbauflächen (Bd. 4). Vgl. Naß (1996), a.a.O., S. 110-113. Zu den Vorläuferge­ setzen in der CSFR vgl. Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 34-35. 424 Vgl. Brix, Bohuslav: Gegenwärtige Lage und voraussichtliche Entwicklung des legislativen Rahmens

des Klimaschutzes der CR. In: Energie und Umwelt Schritte zu einer nachhaltigen Entwicklung in der Tschechischen Republik Beitragssammlung zur Konferenz „Das UN-Umweltkonzept und seine Aus­ wirkungen auf die Energiewirtschaft", Sternenfels/Berlin 1999, S. 82-84.

170

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

Die Staatsausgaben für den Umweltschutz sind sukzessive angestiegen,

von 1,0 % im Jahr 1990 über 1,3 % 1991,2,1 % 1992 und 2,2 % 1993 bis auf 2,7 % 1994 425 Auf diesem Niveau verharren die Ausgaben in den Jah­ ren 1995 und 199 6 426 Dabei rangieren anfangs (1990) die Ausgaben für den Gewässerschutz mit einem Anteil von 55,0 % noch weit vor den Ausga­ ben für die Luftreinhaltung (28,3 %). 1993 halten sich die Ausgaben in die­

sen beiden Bereichen bereits fast die Waage (42,5 % gegenüber 39,4 %),

und ab 1994 beanspruchen Luftreinhaltung und Klimaschutz jeweils den größten Teil des staatlichen Umweltschutzbudgets, was die steigende Be­ deutung, die die Regierung der Emissionsverringerung beimißt, verdeut­ licht.427 1996 sind diese Anstrengungen durch die Verabschiedung des Air

Recovery Program nochmals intensiviert worden428

Mit diesen Maßnahmen ist bereits eine deutliche Emissionsverringerung erreicht worden. So ist von 1990 bis 1996 der Ausstoß an Schwefeloxiden

um 49,6 % und der Ausstoß an Stickoxiden um 58 % gesunken; die Kohlendioxidemissionen sind von 163,2 Mio. t (1990) auf 123,4 Mio. t (1995) reduziert worden.429 Vor diesem allgemeinen umweltpolitischen Hintergrund soll nun die tschechische Energiewirtschaft unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten betrach­ tet werden. Der Energiemix bei der Verstromung zeigt Anteile von 77,5 % für

fossile Brennstoffe (in erster Linie Braunkohle, in geringerem Maß Steinkoh­ le), 20 % für Kernenergie und 2,5 % für Wasserkraft.430 Die über Jahrzehnte hinweg betriebene einseitige Konzentration auf die Kohle als Energieträger ist hauptverantwortlich für die tschechischen Umweltprobleme 431 Auf der Grundla­ ge des in Kapitel 4.1.2 bis 4.1.6 über das Nachhaltigkeitspotential der einzel­

nen Energieträger Dargestellten wird deutlich, daß ein solcher Energiemix den 425 Vgl. Umweltindustrie in der Tschechischen Republik, PLUS 1996, H. 12, S. 4-7, hier S. 4. 426 Vgl. Ministry of the Environment of the Czech Republic (Hrsg.): Report on the Environment of the Czech Republic in 1996, Prag 1997a, S. 12. 427 Vgl. Naß (1996), a.a.O., S. 149; Ministry of the Environment of the Czech Republic (Hrsg.): 428 429 430 431

Statistical Environmental Yearbook of the Czech Republic 1997, Prag 1997b, S. 321. Vgl. Ministry (1997a), a.a.O., S. 13. Vgl. Ministry (1997a), a.a.O., S. 6; Ministry (1997b), a.a.O., S. 105. Vgl. Die Energiewirtschaft (1992), a.a.O., S. 3. Zu den Einzelheiten vgl. Naß (1996), a.a.O., S. 76-88.

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

171

Anforderungen einer nachhaltigen Energieversorgung nicht annähernd ent­ spricht Dies hat auch die Regierung Klaus erkannt und im Hinblick auf die

von der EU geforderten Umweltstandards die folgenden umweltpolitischen

Maßnahmen beschlossen bzw. bereits z.T. umgesetzt:



Der Anteil fossiler Brennstoffe am Energiemix soll bis zum Beginn des nächsten Jahrhunderts auf 46-70 °/o reduziert werden. Dies soll durch ei­

ne Erhöhung des Anteils der Kernenergie auf 26-50 % und der Wasser­ kraft auf 4 % erreicht werden.432 Innerhalb des Bereichs der fossilen

Brennstoffe soll zudem die Kohle zur Verminderung der Schwefeldioxi-

demissionen verstärkt durch Erdgas substituiert werden, so daß ihr Anteil am Energiemix auf jeden Fall unter 50 % sänke. Dies soll einen Rückgang

der jährlichen Steinkohleförderung von derzeit 22 Mio. t auf 16 Mio. t so­ wie der jährlichen Braunkohleförderung von derzeit 79 Mio. t auf 43-48 Mio. t und damit eine Streckung der Ressourcen ermöglichen.433 Konkret

sind bis zum Jahr 2000 die Stillegung von Braunkohlekraftwerksblöcken

mit einer Totalleistung von 2.280 MW und die Inbetriebnahme des Kern­

kraftwerks Temelin mit einer Leistung von 1.962 MW geplant Prognosen gehen davon aus, daß es mit diesem Ausbau der Kernenergie gelingen

könnte, den Anteil der Kohle am Energiemix in der Tschechischen Repu­

blik bis zum Jahr 2010 auf 44 % zu senken, wohingegen ein Scheitern dieses Projektes bedeuten würde, daß die Kohle zu diesem Zeitpunkt nach wie vor 56 % des tschechischen Energieverbrauchs decken müßte 434 •

Bei den fossil befeuerten Kraftwerken sollen Emissionsreduzierungen durch technische Verbesserungen erreicht werden. Hierzu zählen vor al­ lem die folgenden Maßnahmen: Bau von Entschwefelungsanlagen für

Kraftwerksblöcke mit einer Gesamtkapazität von 4.700 MW, Ersatz alter 432 Vgl. Gescher/Watton/Connell (1996), a.a.O., S. 3. CEZ setzt sich einen Anstieg des Anteils der

Kernenergie auf 46 °/o bis zum Jahr 2005 zum Ziel; vgl. Charakteristik des Unternehmenspla­ nes der CEZ, a.s. für den Zeitraum von 1998 bis 2005, o.O.u J. [Prag 1997], o.Sz. 433 Vgl. Die Energiewirtschaft (1992), a.a.O., S. 4, 8-10, 15; Kratochvil (1996), a.a.O, S. 167. Nach Berechnungen der Raiffeisen Capital & Investment, Prag, wird die tschechische Braun­ kohleförderung im Jahr 2020 auf 41 Mio. t sinken; vgl. Tschechischer Braunkohlebergbau im Abwärtstrend, vwd vom 20.11.1998. 434 Vgl. Vanous (1998), a.a.O, S. 16.

172

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

Kessel durch neue Wirbelschichtkessel, Maßnahmen zur Reduzierung der Stickoxidemissionen, Verbesserung der Elektrofilter zur Reduzierung von

Flugascheemissionen, Erhöhung des Wirkungsgrades der Energiewand­ lungsprozesse sowie verstärkte Nutzung der kombinierten Elektrizitätsund Wärmeerzeugung435 CEZ hat sich dazu verpflichtet, zwischen 1994 und 1998 die Schwefeldioxidemissionen um 80 °/o, die Stickoxidemissio­ nen um 35 °/o und die Flugascheemissionen um 75 °/o zu senken.436 In

diesem Zusammenhang hat sich in der CR bereits eine beachtliche Um­

weltindustrie entwickelt, die allerdings vor allem in den Bereichen der Ent­ schwefelung und der Denitrifikation noch erheblich auf das Know-how und die Technik ausländischer Partner angewiesen ist437



Neben den Veränderungen im Energiemix und den Bemühungen zur

Emissionsreduzierung stellen Maßnahmen zur Energieeinsparung und zur

Erhöhung der Energieeffizienz die dritte Säule der tschechischen Umwelt­ politik auf dem Energiesektor dar. Diesem Zweck dient das jährlich vom

Industrieministerium, vom Finanzministerium und von der Tschechischen Energieagentur gemeinsam herausgegebene Programm zur Unterstützung

von Energiesparmaßnahmen. Das Gesetz über das Wirtschaften mit der

Energie, welches die Regierung Klaus vorbereitet hat, soll Grundlagen zur Minimalisierung des Energieverbrauchs im Rahmen der gesamten Wirt­ schaft schaffen und darüber hinaus die stärkere Anwendung regenerativer 438 Energiequellen fördern.

Die Umsetzung dieser Pläne und Programme ist allerdings seit 1996 ins Stocken geraten. Der ursprüngliche Plan, das neue Kernkraftwerk Temelin

1996 einzuweihen und im Gegenzug Braunkohlekraftwerke der gleichen Ka­ pazität stillzulegen, ist nicht eingehalten worden.439 Für die mehrfachen Ter­

435 Vgl. Kratochvil (1996), a.a.O, S. 168. 436 Vgl. Leslie (1996), a.a.O, S. 77. Zu den Einzelheiten des Emissionsreduzierungsprogrammes und

den Fortschritten vgl. ebd., S. 77-81. 1997 hat sich die CEZ eine Reduzierung der Flugascheemis­ sionen um 89 %, der Schwefeloxidemissionen um 92 % und der Stickstoffoxidemissionen um 53 % bis zum Jahr 2005 zum Ziel gesetzt; vgl. Charakteristik (1997), a.a.O., o.Sz. 437 Vgl. Umweltindustrie (1996), a.a.O., S. 6. 438 Vgl. Brychta (1997), a.a.O., S. 3-7. 439 Vgl. Die Energiewirtschaft (1992), a.a.O., S. 24.

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

173

minverschiebungen, erst auf April 1999, dann auf Mai 2000, ist vor allem der

Wechsel von dem ursprünglich russischen auf einen moderneren amerikani­ schen Reaktortyp verantwortlich440 1998 haben sich aufgrund technischer Schwierigkeiten die Spekulationen gemehrt, Temelin werde eventuell über­ haupt nicht ans Netz gehen, zumal sich führende Vertreter der Sozialdemo­ kraten gegen das Projekt aussprechen.441 Vor diesem Hintergrund ist auch

die Ankündigung des neuen Handelsministers Gregr vom Oktober 1998, ne­ ben Temelin solle noch ein weiteres Kernkraftwerk gebaut werden, mit Vor­ sicht zu bewerten.442 Darüber hinaus ist im Oktober 1997 die lang geplante Stillegung eines

veralteten 330 MW-Braunkohlekraftwerks in Maßnahmen zur Emissionsredu­

zierung umgewandelt worden, die bei diesem Kraftwerkstyp jedoch nur schwer­ lich greifen werden.443 Auch die generellen Emissionsreduzierungsprogram­

me laufen seit 1997 nur schleppend und nicht so effizient wie geplant.444 Dennoch befindet sich die Tschechische Republik mit ihrem Plan, die

Konzentration auf fossile Brennstoffe durch die verstärkte Nutzung zunächst der Kernenergie und später der regenerativen Energiequellen zu durchbre­ chen und flankierend mit Energieeinsparmaßnahmen und Projekten zur

Emissionsreduzierung zu arbeiten, aus Sicht des Nachhaltigkeitskonzeptes grundsätzlich auf dem richtigen Weg. Von herausragender Bedeutung für die weitere Entwicklung dieses Prozesses ist jedoch die verstärkte Inanspruch­

nahme ausländischer Technologien und ausländischen Know-hows in Berei­ chen wie Reaktorsicherheit, Energieeffizienz oder Marktreife regenerativer

Energiequellen. 440 Vgl. CEZ and Skoda Praha sales hit by Temelin delays, East European Energy Report, Nr. 67

vom März 1997, S. 10. 441 Vgl. CA IB (1998a), a.a.O., S. 4; Gensicke, Gunter: Atomkraftwerk als Goldesel, Prager Zeitung vom 14.-20.5.1998, S. 4. 442 Vgl. Holt, Ed: Minister proposes new nuclear plant, Central European Business Weekly vom 2.-8.10.1998, S. 5; Jaki, Ren6: Grdgr dreams a nuclear dream, The Prague Post vorn 7.13.10.1998,5. 1. 443 Vgl. Lopatka, Jan: CEZ backtracks, to modernize 330MW plant, Prague Business Journal vorn

6.-12.10.1997,5.9. 444 Vgl. Ahrndt, Mareile: Verzicht wird nicht geübt Sünden und Mängel in der tschechischen Energieversorgung, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7.10.1997, 5. B5; Economy poor on energy conservation, Mlada Fronta Dnes vorn 4.12.1998.

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

174

5.3 Bewertung der Tschechischen Republik als Zielland für Inter­

nationalisierungsmaßnahmen auf dem Energiesektor 5.3.1

Rahmenbedingungen für Internationalisierungsmaßnahmen in der

Tschechischen Republik

Eine besondere Bedeutung für die Bewertung eines Ziellandes hinsichtlich seiner Attraktivität für Internationalisierungsmaßnahmen besitzen Verkehrs-,

Kommunikations- und Bankenwesen, Arbeitsmarkt und Arbeitsrecht, Gesellschafts- und Steuerrecht, Investitionsförderungen und Investitionsschutz, Ab­ satzmarkt sowie Mentalität der Bevölkerung. Sie sollen daher im folgenden

für die Tschechische Republik näher spezifiziert werden. •

Verkehrswesen

Das Verkehrsnetz der Tschechischen Republik entspricht noch nicht dem westeuropäischen Standard. Das Straßennetz umfaßt zwar etwa 73.000 km,

aber davon sind nur etwa 560 km Autobahn; die Hauptstrecken sind durch den Güterfernverkehr stark belastet, und die meisten Nebenstrekken befinden sich in einem schlechten Zustand. Das Straßennetz ist nicht auf die angewachsene Verkehrsfrequenz ausgelegt, und entlastende Au­

tobahnneubauten etwa nach Deutschland sind nicht vor dem Jahr 2000

geplant Das Schienennetz mit einer Gesamtstreckenlänge von 13.186 km ist zwar eines der dichtesten in Europa, aber der Verkehr selbst erreicht we­ gen der veralteten Anlagen nicht einmal die Hälfte der westeuropäischen Durchschnittsgeschwindigkeit Allerdings ist bis 2007 die Anbindung des Landes an mehrere Hochgeschwindigkeitsstrecken geplant. Internationale Flughäfen befinden sich in Prag, Brünn, Ostrau und Karlsbad.445



Kommunikationswesen

Positiver sind die Perspektiven des Kommunikationswesens. Das gesamte Land ist mit telefonischer Infrastruktur erschlossen - auf 1.000 Einwohner

entfallen 300 Telefonanschlüsse -, internationale Verbindungen sind direkt 445 Vgl. Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 8-9; Jäger/Kutschera/Rubek (1996), a.a.O.,

S. 11; Czechlnvest: New Conditions for Investors in the Czech Republic, Prag 1998, S. 5.

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

175

anwählbar, zwei Mobilfunknetze in weiten Teilen des Landes installiert, ein weiteres in Vorbereitung, und Unternehmen sowie Verwaltungen sind über­

wiegend mit Faxgeräten ausgestattet Die 1993 privatisierte SPT Telecom er­ setzt momentan mit niederländisch-schweizerischer Unterstützung die veral­ teten Leitungsnetze durch ein modernes digitales System446 Zum 1.1.2OOO

soll auch die Monopolstellung der SPT Telecom beseitigt werden. •

Bankenwesen Das tschechische Bankenwesen ist in den vergangenen Jahren grundlegend modernisiert worden. Alle in Westeuropa üblichen Bankendienstleistungen

werden angeboten. In Prag sind alle größeren internationalen Geschäftsban­

ken vertreten, die Stadt wird sich in den kommenden Jahren vermutlich als Ananzdrehscheibe für Osteuropa zu einem Bankenzentrum von internationaler Bedeutung entwickeln.447 Voraussetzung dafür ist allerdings die zügige Durch­ führung der Privatisierung der großen Staatsbanken, die ohnehin aufgrund der Vergabe zahlreicher „fauler Kredite" Liquiditätsprobleme aufweisen.448 Ein

wichtiges Signal in dieser Richtung war die Privatisierung der IPB-Bank im März 1998 und die Übernahme von 36 % durch die japanische Investmentbank Nomura 449 Die sozialdemokratische Regierung Zeman hat im Oktober 1998

mit der Privatisierung begonnen, indem sie die staatlichen Anteile an den drei tschechischen Großbanken zum Verkauf angeboten hat450 •

Arbeitsmarkt und Arbeitsrecht

Die Arbeitsmarktstruktur zählt zu den großen Vorteilen des tschechischen Standortes. Der Durchschnittslohn liegt in der Tschechischen Republik um 446 Vgl. Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 9; Jäger/Kutschera/Rubek (1996), a.a.O.,

S. 12-13; Black, George: Czechs have invested heavily, Financial Times vom 17.3.1998, S. 10. 447 Vgl. Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 9; Jäger/Kutschera/Rubek (1996), a.a.O., S. 14. 448 Vgl. Wer soll das bezahlen? Tschechiens Banken von notleidenden Krediten geplagt, Prager Zeitung vom 10.-16.12.1998, S. 6. 449 Vgl. Anderson, Robert: Czechs try again to prepare their banks for Europe, Financial Times vom 18.3.1998. 450 Vgl. Der gordische Knoten. Die Privatisierung der Großbanken wartet auf das Startzeichen, Prager Wirtschaftszeitung vom 8.-14.10.1998, S. 1; Anderson, Robert: Prague acts to restart bank sell-offs, Financial Times vom 6.10.1998, S. 2.

176

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

13,5 % niedriger als in Polen und um 40 °/o niedriger als in Ungarn, die Lohnnebenkosten sind um 25 % niedriger als in Polen und um 32 % niedriger als in Ungarn451 Das Ausbildungsniveau der tschechischen Ar­ beitskräfte ist im mittel- und osteuropäischen Vergleich sehr gut, muß

aber differenziert beurteilt werden. Während es im technisch-naturwissen­ schaftlichen Bereich als sehr befriedigend zu bezeichnen ist - die Tsche­

chische Republik liegt z.B. nach einem OECD-Bericht vom Dezember

1996 nach natur- und ingenieurwissenschaftlichen Abschlüssen pro Kopf der Bevölkerung weltweit an der Spitze -, bestehen noch Defizite im kaufmännischen Bereich.452 Trotz der guten Qualifikation sind geeignete Arbeitskräfte wegen der mangelhaften Entwicklung des Arbeitsvermitt­ lungssektors häufig nur unter großen Schwierigkeiten zu finden 453

Das tschechische Arbeitsrecht weist zwar noch einige Lücken auf, insbe­ sondere hinsichtlich der Kompetenzen der Sozialpartner, ist aber im Zu­

sammenhang mit den Bemühungen einer Rechtsangleichung zu den EUStaaten auf westeuropäischen Standard gebracht worden 454



Gesellschaftsrecht

Ausländische Unternehmen haben das grundsätzliche Recht, in der Tschechischen Republik unter denselben Bedingungen tätig zu werden wie tschechische Unternehmen. Ein Ausländer kann Alleingründer wie

Mitbegründer eines Unternehmens werden, sich an bereits bestehenden tschechischen Unternehmen beteiligen oder Zweigstellen in der Tschechi­

schen Republik eröffnen. Als Unternehmensformen akzeptiert das tsche­

chische Handelsregister die AG, die GmbH, die KG, die OHG, die Genos­ senschaft und die Zweigniederlassung bzw. Tochtergesellschaft Es existie­ ren weder Obergrenzen noch Genehmigungspflichten für ausländische

451 Vgl. Czechlnvest (1997b), a.a.O., S. 4. 452 Vgl. Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 9-10; Czechlnvest (1997b), a.a.O., S. 4. 453 Vgl. Arndt, Hans-Wolfgang (Hrsg.): Wirtschaftspartner Tschechische Republik, Bonn 1995,

S. 107-111. 454 Vgl. Bohata, Petr: Neues tschechisches Arbeitsgesetzbuch in Vorbereitung, Wirtschaft und Recht in Osteuropa 4 (1995), H. 2, S. 71-72; Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 25-27.

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

177

Investitionen, es sei denn, diese betreffen das Bankwesen, den Rnanz-

oder den Verteidigungsbereich. Die Tätigkeit einer Firma darf sich auch

nach dem Recht eines anderen Staates richten, sofern dies dem tschechi­ schen Recht nicht zuwiderläuft. Tochtergesellschaften unterliegen keinen

Währungsbeschränkungen und benötigen lediglich eine Genehmigung der Nationalbank für die Rückführung von Unternehmensgewinnen.455 Damit ist das tschechische Gesellschafts- und Unternehmensrecht als

ausgesprochen investitions- und internationalisierungsfreundlich zu be­

zeichnen. Allerdings müssen ausländische Investoren aus bürokratischen Gründen durchschnittlich vier bis sechs Monate für die Gründung eines Unternehmens in der Tschechischen Republik veranschlagen. •

Steuerrecht Die wesentlichen Unternehmenssteuern in der Tschechischen Republik sind die Körperschafts- und die Mehrwertsteuer. Der Körperschaftssteuer unterliegen alle Unternehmen, die in der CR gegründet und dort in das Handelsregister eingetragen werden. Sie ist seit 1992 von 45 % auf 35 °/o

reduziert worden, liegt damit aber im europäischen Maßstab immer noch

recht hoch, so daß mit weiteren Steuersenkungen in diesem Bereich zu rechnen ist. Anders als Slowakien gewährt die CR keine befristete Steuer­

freiheit als Anreiz für ausländische Investoren. Die Mehrwertsteuer beträgt

5 % für Dienstleistungen und lebenswichtige Güter sowie 22 % für son­ stige Güter und liegt damit auf einem Niveau, das dem der meisten west­

europäischen Staaten ähnelt. Die progressiv gestaffelte Einkommensteuer,

der alle Personen unterliegen, die sich mindestens 183 Tage innerhalb eines Kalenderjahres im Land aufhalten, reicht von 15 °/o bis 40 °/o, nach­ dem der Höchststeuersatz im Jahr 1993 noch 47 % betragen hat456

455 Vgl. Arndt (1995), a.a.O., S. 65-73, 94-99; Brendel, Gerhard/Bruder, Hans: Marktgegeben­

heiten für das Management in den Visegradländern (Ungarn, Polen, Tschechische und Slowa­ kische Republik). In: Steinle, Claus u.a. (Hrsg.): Management in Mittel- und Osteuropa. Kon­ zepte, Praxis, Perspektiven, Frankfurt a.M. 1996, S. 71-96, hier S. 87-88; Czechlnvest: Grün­ dung einer Firma in der Tschechischen Republik, Infoblatt Nr. 4, Stand Januar 1997c, S. 1-4. 456 Vgl. Schomer/Herkenhoff (1994), a.a.O., S. 223-224; Brendel/Bruder (1996), a.a.O., S. 8889; Czechlnvest (1997b), a.a.O., S. 4.

178

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

Insgesamt weist das tschechische Steuersystem westlichen Standard auf.

Für die Zukunft sind Steuerreformen geplant, die zu einer deutlichen Sen­

kung der direkten Steuern führen sollen. Auf der anderen Seite ist negativ

anzumerken, daß die raschen Veränderungen im Steuersystem seit 1989 sowie das Auftreten ausländischer Investoren zu einem extremen Forma­

lismus und Bürokratismus in den tschechischen Finanzbehörden geführt hat.457



Investitionsförderungen und Investitionsschutz Die öffentlichen Investitionsförderprogramme der Tschechischen Republik

sind eher bescheiden. Es existiert lediglich die Möglichkeit, für den Bau

neuer Fabriken oder den Kauf neuer Anlagen eine 10°/oige Investitions­ zulage in Anspruch zu nehmen. Zum 1.1.1999 sind darüber hinaus die Abschreibungszeiträume drastisch reduziert worden. Das wichtigste För­

derinstrument der EU für Investitionen in der Tschechischen Republik ist

das Joint Venture Phare Program (JOPP), das die Gründung von Joint Venture-Projekten unterstützt458 Insgesamt stellen diese Fördermaßnahmen keinen Anreiz für Internatio­ nalisierungsmaßnahmen in der Tschechischen Republik dar. Den Schutz ausländischer Investitionen garantieren zwar Abkommen der CR mit etwa

30 anderen Staaten, und die Gewinne von Joint Venture-Unternehmen können als Dividenden des Steuersubjekts frei in dessen Heimatland transferiert werden.459 Aber die Novellierung des Lotteriegesetzes vom

1.9.1998 stellt einen Verstoß gegen internationale Abkommen dar, hat zu heftigen Protesten und zu Zweifeln geführt, ob unter der Regierung Ze­ man ein ausreichender Investitionsschutz für ausländische Unternehmen gegeben ist460 Aufgrund der Proteste muß es überarbeitet werden. 457 Vgl. Kemp, Ton/Vorlickova, Lude: Tax in the Czech Republic. Mastering the Revolution. In: Walker, Robert Menzies (Hrsg.): Guide to Europe's leading Tax advisers, London 1997, S. 1719. 458 Vgl. Czechlnvest: Investitionsanreize in der Tschechischen Republik, Infoblatt Nr. 17, Stand Ja­

nuar 1997d, S. 1-2; Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 23-24. 459 Vgl. Czechlnvest (1997b), a.a.O., S. 3-4. 460 Vgl. Grass, Claudia: Ausländische Investoren fühlen sich diskriminiert, Handelsblatt vom

6.10.1998, S. 29.

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik



179

Absatzmarkt

Die Kaufkraft der tschechischen Bevölkerung liegt aufgrund des erwähnten bescheidenen durchschnittlichen Lohnniveaus zwar grundsätzlich eher

niedrig, aber dieser Befund ist durch einige Anmerkungen zu differenzie­

ren. Erstens beruhen die statistischen Angaben über das Lohnniveau auf der Lohnentwicklung in den großen, früher staatlichen, jetzt privatisierten Unternehmen, wohingegen in neugegründeten Unternehmen z.T. bereits erheblich höhere Gehälter gezahlt werden. Zweitens gehen zahlreiche Ar­

beitnehmer und Pensionäre Nebenbeschäftigungen nach, und drittens ist

die Zahl der gutverdienenden Selbständigen in den vergangenen Jahren kontinuierlich angewachsen.461

Nicht nur die wachsende Attraktivität des tschechischen Absatzmarktes allein ist jedoch zu beachten, sondern mehr noch die strategische Rolle der Tschechischen Republik als Mittler zwischen Ost- und Westeuropa, als

Sprungbrett für westliche Unternehmen hin zu einem Markt von mehreren 100 Mio. Menschen. Hier liegt eine wesentliche Bedeutung der Tschechi­

schen Republik als Zielland von Internationalisierungsmaßnahmen.



Mentalität der Bevölkerung Die Mentalität der tschechischen Bevölkerung unterscheidet sich aufgrund

der Sozialisationserfahrungen in der sozialistischen Gesellschaft in ver­ schiedenen Punkten deutlich von der in westlichen Gesellschaften. Werte wie Leistung, Erfolg, Eigeninitiative und Flexibilität genießen nicht den glei­

chen hohen Stellenwert, und es besteht eine gewisse Angst vor westlicher Dominanz und Überfremdung, die sich in Mißtrauen gegenüber ausländi­ schen Investoren niederschlägt. Die Bürokratie ist schwerfälliger und zeigt weniger Kooperationsbereitschaft mit der Wirtschaft462

Allerdings ist hier in den letzten Jahren ein deutlicher Wandel spürbar.463 Bereits 1994 hat eine Meinungsumfrage ermittelt, daß drei Viertel der tschechischen Bevölkerung das heutige System besser bewerten als die 461 Vgl. Arndt (1995), a.a.O., S. 10; Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 10. 462 Vgl. Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 11. 463 Vgl. Schwarzenberg (1995), a.a.O., S. 51-52.

180

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

kommunistische Ordnung, 51 % an eine Verbesserung der wirtschaftli­ chen Lage glauben und 30 °/o entweder bereits eine unternehmerische

Tätigkeit ausüben oder dies erwägen. Nach wie vor sorgen die Wertmu­

ster der Vergangenheit jedoch für ein starkes Anspruchsdenken gegen­ über dem Staat, und die Werte der westlichen „Erlebnisgesellschaft" spielen in der tschechischen Gesellschaft kaum eine Rolle.464 Zu ähnlichen Ergebnissen gelangt eine 1996 in elf Ländern des ehemali­

gen Ostblocks durchgeführte repräsentative Umfrage zu der Arbeitsethik und den Lebenseinstellungen der Menschen. Sie zeigt auf der öinen Sei­

te, daß 41 °/o der Tschechen bereit sind, an ihrem Arbeitsplatz „das Beste

unabhängig von der Bezahlung leisten" zu wollen; ein ähnlich hoher Wert wurde in keinem anderen der untersuchten Länder erreicht. Nur 12 % der

Tschechen betrachten die Arbeit als „notwendiges Übel"; dieser Wert liegt

nur in Polen niedriger. 56 % der Tschechen bezeichnen die Arbeit als „sehr wichtig" für ihr Leben; damit rangiert sie zwar deutlich hinter der

Familie (86 %), aber ebenso klar vor Freizeit (30 °/o), Religion (9 %) und

Politik (8 %). Auch die Rolle des Wettbewerbs bewerten nur die Rumä­

nen positiver als die Tschechen. Auf der anderen Seite zeigt die Frage nach den Hauptmotivatoren der Arbeit jedoch noch deutlich die Sozialisa­ tion der Bevölkerung durch das planwirtschaftliche System: Faktoren wie

„gute Bezahlung" (wichtig: 85 °/o), „nette Kollegen" (83 %) und „hohe Arbeitsplatzsicherheit" (72 °/o) dominieren, während Aspekten wie „etwas leisten" (49 %), „Verantwortung" (48 %) und „Aufstiegschancen" (29 °/o) eine deutlich geringere Bedeutung beigemessen wird 465

Diese Ergebnisse zeigen eine Gesellschaft im Wandel. Sicherheitsdenken,

Mißtrauen gegenüber dem Westen und die Sehnsucht nach einem star­ 464 Vgl. Sedlatek, Oto: Das gegenwärtige Sozialklima in der Tschechischen Republik und seine Bedeutung für die Zusammenarbeit mit den grenznahen Regionen Deutschlands und Polens. In: Grundlagen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit der grenznahen Regionen Polens, der Tschechischen Republik und Deutschlands, 9. Leipziger Weltwirtschaftsseminar, Leipzig 1994, S. 24-33, hier S. 28-32. 465 Vgl. Schlese, Michael/Schramm, Florian: Arbeitseinstellungen im Osten Europas - kulturell

oder situativ bedingt? In: Steinle, Claus u.a. (Hrsg.): Management in Mittel- und Osteuropa. Konzepte, Praxis, Perspektiven, Frankfurt a.M. 1996, S. 163-180, hier S. 167-175.

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

181

ken Staat sind noch in erheblichem Maß vorhanden, werden aber zu­

nehmend abgelöst von Werten wie Eigeninitiative, Eigenverantwortung, Marktdenken und Leistungsorientierung. In einer tabellarischen Überblicksdarstellung lassen sich die oben näher spe­

zifizierten Rahmenbedingungen für ausländisches Engagement in der Tsche­ chischen Republik wie folgt bewerten:

Verkehrswesen Kommunikationswesen Ban ken wesen Arbeitsmarkt und Arbeitsrecht Gesellschaftsrecht Steuerrecht Investitionsförderungen und -schütz Absatzmarkt Mentalität der Bevölkerung

Heutiger Stand

Weiterentwicklung



+ + +

+/+/+ + +/—

+/+/-

+/+/+ +/+ +

Tabelle 9: Rahmenbedingungen für ausländisches Engagement in der CR

Die Tabelle zeigt, daß unter Zugrundelegung einer kurzfristigen Perspektive vor al­ lem die Vorteile des tschechischen Arbeitsmarkts und Arbeitsrechts (niedriges

Lohnniveau, niedrige Sozialabgaben, hohe technische Qualifikation) in Verbin­ dung mit dem liberalen Gesellschafts- und Unternehmensrecht zu Internatio­ nalisierungsmaßnahmen in der Tschechischen Republik motivieren könnten.

Diese Motivkombination hat tatsächlich zu Beginn der neunziger Jahre domi­

niert, als der tschechische Standort z.T. noch abschätzig als „verlängerte Werkbank" bezeichnet worden ist466 Zu jener Zeit ist die Tschechische Republik noch überwiegend als billiger Produktionsstandort wahrgenommen worden.

In Zukunft wird die Tschechische Republik jedoch, wie aus der Tabelle er­

sichtlich, ihre Attraktivität als Zielland für Internationalisierungsmaßnahmen vor allem hinsichtlich der Infrastruktur, des Absatzmarktes und der Mentalität

der Bevölkerung steigern. Dies bedeutet, daß sie sich mittel- bis langfristig stärker als interessanter Absatzmarkt und als strategischer Brückenkopf zwi466 Vgl. Mankowski (1995), a.a.O., S. B3.

182

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

sehen Ost- und Westeuropa etabliert. Diese Perspektive hat in den vergange­ nen Jahren bereits zu einer Motivverschiebung hinsichtlich der Investitionstä­

tigkeit geführt Das Institut der deutschen Wirtschaft hat 1997 ermittelt, daß

das Argument der niedrigen Arbeitskosten inzwischen nur noch auf Platz 3 der Motivskala steht, deutlich hinter den Motiven der „Erschließung neuer Märkte" und der „Sicherung möglicher Märkte"467

5.3.2 Entwicklung und Stand der Internationalisierungsaktivitäten in der Tschechischen Republik

Das folgende Schaubild gibt einen Überblick über das Gesamtvolumen der ausländischen Direktinvestitionen in der Tschechischen 1.1.1993 Tschechoslowakei) von 1990 bis 1997:468

Republik

(bis

Die ausländischen Direktinvestitionen erreichen in diesem Zeitraum einen Gesamtumfang von 8.361 Mio. US-$. Das Schaubild zeigt, daß die Investitio467 Vgl. Motive deutscher Osteuropa-Investoren, Wirtschaft und Recht in Osteuropa 6 (1997), H. 2, S. 70. 468 Zahlen nach: Möllering, Jürgen: Deutsche Direktinvestitionen in der Tschechischen Republik.

Motive, Erfahrungen und Perspektiven, Bielefeld 1994, S. 5; Arndt (1995), a.a.O., S. 16; Cze­ chlnvest: Ausländische Direktinvestitionen in der Tschechischen Republik, Infoblatt Nr. 2, Stand März 1997e, S. 1; Wirtschaft Tschechische Republik, PLUS vom April 1998, S. 18-19.

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik[83 nen bereits im Jahr 1992 ein Volumen von 1.000 Mio. US-? erreicht haben, dann aufgrund der Teilung in Tschechische und Slowakische Republik vor­

übergehend zurückgegangen sind, um 1995 auf den Höchststand von

2.558,5 Mio. US-? zu steigen. 1996/97 hat die Wirtschaftskrise einen Rückgang

auf 1.428,4 Mio. bzw. 1.300,4 Mio. US-? bewirkt 1998 ist die Investitionstätigkeit wieder angezogen und hat bereits im ersten Halbjahr 1.477,4 Mio. US-? er­ reicht469 Von Januar bis September 1998 haben die ausländischen Investi­

tionen um 24,7 % gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum zugenom­ men.470 Der Wahlsieg der Sozialdemokraten hat jedoch im letzten Quartal 1998 zu einer merklichen Zurückhaltung ausländischer Investoren geführt (vgl. Kapitel 5.1.1).

Die beiden folgenden Diagramme schlüsseln das Gesamtvolumen der ausländischen Direktinvestitionen 1990-96 nach den Herkunftsländern der Investitionen sowie nach Branchen auf:471

Abbildung 11: Direktinvestitionen in der CSFR bzw. CR 1990-97 nach Herkunftsländern bzw.

nach Branchen

469 Vgl. Ausländische Direktinvestitionen in der Tschechischen Republik im ersten Halbjahr 1998,

PLUS vom Oktober 1998, S. 18-20. 470 Vgl. Analysts positively evaluate inflow of investments in Jan-Sept, CTK-Business News vom 25.11.1998. 471 Zahlen nach: Czechlnvest (1997e), a.a.O., S. 1-2; Exner (1997), a.a.O., S. 25; Kaufmann, Friedrich/Menke, Andreas: Tschechien ist Sieger nach Punkten, Handelsblatt vom 7.10.1997, S. 29; Piskovä, Hana: Zufluß von Auslandsdirektinvestitionen auf dem Niveau von 1996, Wirt­ schaft und Handel in der Tschechischen Republik 1998, Nr. 2, S. 7.

184

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

Die größten Einzelinvestitionen entfallen auf das niederländisch-schweizeri­ sche Telekommunikationsunternehmen TelSource (1.450 Mio. US-?, 1995-

2000), die Volkswagen AG (900 Mio. US-?, 1991-96), das multinationale

Ölunternehmen International Oil Consortium (629 Mio. US-J, 1995-2000) sowie den amerikanischen Tabakkonzern Philip Morris (420 Mio. US-?, 1992).472 Trotz dieser beträchtlichen Einzelaktivitäten liegt die Tschechische

Republik in der Kategorie der ausländischen Direktinvestitionen hinter Un­ garn, Polen und Rußland nur auf dem vierten Platz der ehemaligen Ostblock­

staaten. Dies dürfte nicht zuletzt darauf zurückzuführen sein, daß es die tschechische Regierung, so wie sie schon bei ihrer Privatisierungspolitik inlän­ dische Anleger bevorzugt hat, lange abgelehnt hat, ausländischen Investoren

durch Vergünstigungen entgegenzukommen. Die Wirtschaftskrise von 1996 hat hier jedoch offenbar zu einem Umdenkungsprozeß und zu der Einsicht

geführt, daß der verstärkte Zufluß ausländischen Kapitals einen wichtigen Beitrag zur Behebung ökonomischer Strukturprobleme leisten kann. Umfang­

reiche Investitionsvorhaben von Intel und General Motors sollen daher erst­ mals gezielt durch staatliche Maßnahmen gefördert werden.473

Daß die bisherige Haltung der tschechischen Regierung und Bürokratie gegenüber ausländischem Engagement die Internationalisierungsaktivitäten behindert bzw. gehemmt hat, zeigen auch Befragungen von ausländischen Unternehmen, die bereits in der ÖR tätig sind. Eine Auswertung der Erfahrungen

von insgesamt 1.500 deutschen Unternehmen hat ergeben, daß die tschechische Bürokratie ihnen die größten Startschwierigkeiten bereitet (von 23,8 °/o der Unternehmen genannt) 474 Auch in der Untersuchung von Schmalen, Pechtl und Binninger geben die befragten Unternehmen die Bürokratie als das größte Problemfeld bei Internationalisierungsaktivitäten in der ÖR an.475

Daß die Zurückhaltung der tschechischen Regierung gegenüber ausländischen

Investoren mit dem (grundsätzlich richtigen) Ziel zusammenhängt, einen leistungs­ 472 Vgl. Top 50 Foreign Investors, Prague Business Journal vom 29.9.-5.10.1997, S. 13-15, hier

S. 13. 473 Vgl. Abaffy (1997), a.a.O., S. 25. 474 Vgl. Möllering (1994), a.a.O., S. 21-22. 475 Vgl. die Ergebnisse der Befragung von 77 deutschen, in der Tschechischen Republik aktiven Unternehmen in: Schmalen/Pechtl/Binninger (1993), a.a.O., S. 49-50.

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

185

starken Mittelstand aus der eigenen Bevölkerung heraus aulzubauen, ist bereits erwähnt worden. Sicherlich spielt auch die verbreitete Furcht der Bevölkerung vor

westlicher Überfremdung, der man keinen Vorschub leisten will, bei dieser wirt­ schaftspolitischen Ausrichtung eine Rolle. Heute ist die tschechische Wirtschaft je­ doch an einem Punkt angelangt, an dem sie dringend die Zufuhr frischen Kapitals

und innovativen Know-hows aus dem Ausland benötigt, um auf Dauer wettbe­ werbsfähig zu bleiben bzw. zu werden. Hinzu kommt daß sich eine intensivere wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Westen auf Untemehmensebene zweifellos

positiv auf die Verhandlungen über den Beitritt der Tschechischen Republik zur

EU auswirken würde. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, daß sich die begonnene Tendenz zur verstärkten Förderung des ausländischen Engagements

in der Tschechischen Republik in den kommenden Jahren weiter fortsetzen wird.

5.3.3 Internationalisierung auf dem tschechischen Energiesektor In den vorangegangenen Kapiteln sind die Voraussetzungen analysiert wor­

den, die die Tschechische Republik einerseits auf dem Gebiet der Energie­ versorgung und andererseits für Internationalisierungsaktivitäten generell bie­ tet. Hier soll nun abschließend noch auf einige Aspekte eingegangen werden,

die speziell für Intemationalisierungsmaßnahmen auf dem Energiesektor von

Bedeutung sind. In diesem Zusammenhang spielt vor allem die Europäische Energiecharta eine wichtige Rolle. Die Grundlagen für dieses Verfragswerk hat der Europäische Rat im Juni 1990

in Dublin gelegt Mit dem Vertrag haben die EG, die USA, Kanada und andere OECD-Staaten den Ländern des ehemaligen Ostblocks vor dem Hintergrund des dort vorhandenen Energiereichtums und des gleichzeitigen technologischen

Rückstands eine umfangreiche energiewirtschaftliche Zusammenarbeit angebo­ ten.476 Im Dezember 1991 sind die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen worden, indem insgesamt 48 Staaten das Vertragswerk unterzeichnet haben.477

476 Vgl. Schütterie, Peter: Energiecharta - ein Fundament künftiger Ost-West-Kooperation, Siemens Standpunkt 10 (1997), H. 4, S. 22-25, hier S. 22. 477 Vgl. Cameron, Peter: The Energy Charter Treaty. An Introduction (Beitrag zur 12th Biennial

Conference on Petroleum, Minerals, Energy & Resources Law am 24.-29.3.1996 in Prag), unveröff. Manuskript, Prag 1996, o.Sz .

186

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

Das Ziel der Europäischen Energiecharta besteht darin, durch Maßnahmen zur Erleichterung der Investitionen auf dem Energiesektor sowie zur Liberalisierung

des Handels mit Energieträgern und Energieerzeugnissen das Wirtschaftswachs­

tum in den Ländern Mittel- und Osteuropas zu fördern. Zu diesem Zweck sollen auch die Strukturreformen und Modemisierungsbemühungen dieser Länder auf

dem Energiesektor unterstützt werden. Im Dezember 1994 ist die politische Ab­ sichtserklärung in Lissabon zu einem völkerrechtlich verbindlichen Vertragsdoku­

ment ausgeweitet worden, das bis heute insgesamt 49 Staaten, darunter auch die Tschechische Republik, unterzeichnet haben.

Neben den oben genannten zentralen Zielen begründet der Vertrag einen umfassenden Schutz für ausländische Direktinvestitionen, installiert ein inter­ nationales Schiedsverfahren zur Beilegung von Differenzen und sichert den

Energietransit durch grenzübergreifende Leitungsnetze und Pipelines. Damit

fördert er nicht nur die Schaffung wettbewerbsorientierter Strukturen auf den mittel- und osteuropäischen Energiemärkten, sondern erhöht auch die

Rechtssicherheit für ausländische Investoren in beträchtlichem Maße Der

Vertrag sichert ausländischen Investoren Inländerbehandlung, Meistbegünsti­ gung, freie Personalwahl, freie Transferierbarkeit von Kapital und Gewinnen

sowie das Recht auf Entschädigung bei Enteignungen zu. Alle UnterzeichnerStaaten verpflichten sich zur Veröffentlichung der gesamten energiewirtschaft­

lich relevanten Rechtsprechung sowie zur Einrichtung von frei zugänglichen energiewirtschaftlichen Informationsstellen.478 Bislang haben 28 der 30 zur Inkrafttretung des Vertrages notwendigen Staaten

das Ratifizierungsverfahren abgeschlossen, darunter auch die CR, so daß in Kürze mit der konkreten Umsetzung zu rechnen ist479 Für die Tschechische

Republik bedeutet dies in erster Linie, daß sich die ohnehin zu beobachten­

de Tendenz zur verstärkten Zusammenarbeit mit ausländischen Investoren gerade auf dem Gebiet des Energiesektors nochmals intensivieren wird.

Bereits die Jahre 1996 und 1997 zeigen eine deutliche Zunahme der In­

ternationalisierungsaktivitäten auf dem Zielmarkt der tschechischen Energie478 Zu den Einzelheiten des Vertragswerkes vgl. Cameron (1996), a.a.O., o.Sz . 479 Vgl. Schütterie (1997), a.a.O., S. 25.

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

187

Versorgung. Den ersten größeren Versuch haben 1992 die im International Oil Consortium (IOC) zusammengeschlossenen Ölkonzerne Agip, Shell, Total und Conoco mit dem Angebot der Übernahme von 49 °/o der tschechischen

Raffinerien unternommen, sobald diese privatisiert würden. Die tschechische

Regierung hat das Übernahmeangebot im Mai 1994 zwar zunächst abge­ lehnt, weil sie ein ausländisches Engagement auf einem volkswirtschaftlich so bedeutsamen Sektor zu jener Zeit noch nicht hat zulassen wollen, ist aber vom Parlament überstimmt worden, so daß der Übernahmeprozeß im Juni 1995 begonnen hat480 Mit einer projektierten Investitionssumme von 629

Mio. US-? für die Jahre 1995-2000 ist das IOC zur Zeit der drittgrößte aus­ ländische Investor in Tschechien.481 1994 hat darüber hinaus Asea Brown Boveri in einem Joint Venture mit fünf tschechischen Gesellschaften ein Kraftwerk mit 100 MW Leistung in Ostrau (Kosten: 110 Mio. US-?) errichtet; die Investition von ABB beläuft sich auf 55 Mio. US-?.482

Die RWE Energie AG hat im Frühjahr 1995 zusammen mit der Prager Gaswerke AG die Prometheus Energiedienstleistung GmbH zur Förderung

des Erdgaseinsatzes in Prag und Umgebung durch verschiedene Energie­

dienstleistungsangebote gegründet Darüber hinaus hat das Unternehmen mit der Energieversorgung Ostbayern AG (OBAG), einem Unternehmen der

Bayernwerk-Gruppe, und der Regionalversorgung Mittelböhmen (STE) ein Konsortium gebildet, das gemeinsam mit der VW Kraftwerk GmbH und der

SKODA AUTO a.s. die Energieversorgung des SKODA-Autowerks in Mladä Boleslav 50 km nordöstlich von Prag übernommen hat483 Im April 1997 hat RWE Energie außerdem eine Beteiligung von 11,7 °/o an dem Prager Gasver­ sorgungsunternehmen Prazska Plynarenska erworben 484 An STE hält die RWE Energie AG mittlerweile einen Anteil von über 11 %. 480 481 482 483

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

Leslie (1996), a.a.O, S. 65-66. Top 50 Foreign Investors (1997), a.a.O, S. 13. Leslie (1996), a.a.O, S. 79; Top 50 Foreign Investors (1997), a.a.O, S. 14. Peiß, Ansgar: Energy Supply of SKODA AUTO a.s, CZ. Outsourcing of the SKODA energy

facilities to meet the environmental and economical requirements for competitivness, Vortrag auf dem 5th Central & Eastern Europe Power Industry Forum (CEEPIF 98) am 24.-25.3.1998 in Warschau (unveröff. Manuskript). 484 Vgl. RWE takes stake in Czech distributor, East European Energy Report, Nr. 67 vorn April

1997, S. 22.

188

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

1996 hat sich die US-Gesellschaft Power International mit 100 Mio. US-? an

der ökologischen Umrüstung des Braunkohlekraftwerks Komorany in der Nähe von Most in Nordböhmen beteiligt; die Umrüstung zielt auf eine Reduzierung der Staubemissionen um 98 °/o, der Schwefeldioxidemissionen um 88 °/o.

485

1997 haben die Internationalisierungsaktivitäten auf dem tschechischen Energiesektor erheblich an Dynamik gewonnen. Für Aufsehen hat vor allem

der erfolgreiche Abschluß des Projektes Energeticke Centrum Kladno (ECK) im Mai 1997 gesorgt Zu dem Konsortium ECK haben sich die amerikanischen

Energiekonzeme NRG Energy (57,85 °/o) und El Paso Energy International (31,15 °/o) mit der STE (11,0 °/o) zusammengeschlossen. Das Projekt umfaßt

die Modernisierung und Erweiterung des Kohlekraftwerkes Kladno 30 km west­ lich von Prag für insgesamt 400 Mio. US-? und stellt damit momentan die

fünftgrößte ausländische Investition in der Tschechischen Republik dar. Durch

die Installierung neuer Turbinen soll die Kapazität des Kraftwerks bis 1999

von 21 MW auf 343 MW gesteigert werden. Gleichzeitig wollen die Investo­ ren die Einhaltung modernster Emissionsstandards gewährleisten.486 Nach Angaben von NRG beabsichtigt das Unternehmen, sich bis zum Jahr 2005 an

fünf weiteren Projekten in der Tschechischen Republik zu beteiligen, die die Elektrizitätserzeugung des Landes um 500-1.000 MW erhöhen sollen.487

Im Oktober 1997 hat der größte britische Energiekonzern, National Power, für 160 Mio. US-? einen Anteil von 48 °/o an dem tschechischen Energiever­

sorgungsunternehmen Elektrarny Opatovice erworben. Ziel der Aktion ist nach den Worten von Keith Henry, dem Direktor von National Power, die Schaf­

fung einer Grundlage für den Bau von Kraftwerken in der Tschechischen Re­ publik und später auch in anderen Ländern Mittel- und Osteuropas488 Im September 1998 schließlich hat der niederländisch-britische Konzern Mid-

485 Vgl. Jarolimek (1996), a.a.O., S. 3-4; Leslie (1996), a.a.O, S. 81. 486 Vgl. ECKG Project financed in Czech Republic, Financial Times - Global Private Power vom Mai 1997, S. 2. 487 Vgl. Leslie (1996), a.a.O, S. 82. 488 Vgl. Crowe, Sidney: Power play gives UK company major stake in Czech utilities, Central Euro­ pean Business Weekly vom 10.-16.10.1997, S. 1; Lesenarovä, Hana: National Power pays $160m for Opatovice, Prague Business Journal vom 13.-19.10.1997a, S. 10.

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

189

lands Power Europe BV ein Kraftwerk von dem Energieversorgungsunter­ nehmen der Skoda Pilsen erworben.489

Im November 1998 halten die folgenden ausländischen Investoren An­ teile an den tschechischen Elektrizitäts- und Gasverteilungsunternehmen:490

Elektrizitätsverteilungs­ unternehmen

Investoren

PE (Prag) STE (Mittelböhmen) SCE (Nordböhmen) JCE (Südböhmen) ZCE (Westböhmen)

Geso (HEW/EVN) RWE Energie AG Mitteldeutsche Energieversorgung AG (VEW) Salzburger Kredit- und Wechselbank Salzburger Kredit- und Wechselbank Deutsche Börse Clearing DEOP (Elekträrny Opatovice) Vattenfall Aktiebolag Eastern Group European Investments Cedel Bank Salzburger Kredit- und Wechselbank

VCE (Ostböhmen)

SME (Nordmähren) JME (Südmähren)

Gasverteilungs­ unternehmen

Investoren

PP (Prag) STP (Mittelböhmen) SCP (Nordböhmen)

RWE Energie AG Wintershall Erdgas Beteiligungs GmbH VNG - Verbundnetzgas Aktiengesellschaft Wintershall Erdgas Beteiligungs GmbH Salzburger Kredit- und Wechselbank Deutsche Börse Clearing Salzburger Kredit- und Wechselbank William and Grey Ltd. William and Grey Ltd. SPP Bohemia a.s. Salzburger Kredit- und Wechselbank

JCP (Südböhmen) ZCP (Westböhmen) VCP (Ostböhmen) SMP (Nordmähren)

JMP (Südmähren)

%-Beteiligung

16,49 % 12,17% 10,95 % 9,38 % 8,70 % 7,19% 6,88 % 8,08 % 16,38% 8,48 % 10,11 % %-Beteiligung

11,70% 15,49% 10,61 % 5,32 % 9,08 % 8,13 % 8,37 % 10,00% 10,03 % 7,29 % 8,95 %

Tabelle 10: Ausländische Beteiligung an tschechischen Elektrizitäts- und Gasverteilungsunternehmen (Stand: November 1998)

Die tschechischen Heizkraftwerke befinden sich (Stand: November 1998) im Besitz der folgenden Hauptgesellschafter:49'

489 Vgl. Ashford, Lindsay: Americans buy undervalued Skoda plant, Prague Business Journal vorn

28.9.-4.10.1998, S. 1, 15. 490 Quelle: Wertpapierzentrum Prag (Stand: 11.11.1998). 491 Quelle: Wertpapierzentrum Prag (Stand: 11.11.1998).

Regionales Fallbeispiel: Tschechische Republik

190

Kraftwerk

Gesellschafter

Land

Anteil

Teplärna Usti n.L.

Severodeskä doly a.s. Severodeskä energetika a.s.

CZ CZ

34,78 % 52,60 %

Mor. Siez Teplärna

OKD a.s. Spid 2 Spid 2 (Vivendi)

CZ F

33,99 % 61,43 %

Teplärna Karvinä

OKD a.s. Moravskoslezskä Teplärny a.s. Spid 2 Spid 2 (Vivendi)

CZ CZ F

34,67 0/0 49,97 % 12,81 %

Praiskä Teplärenskä

Stadt Prag Elekirämy Opatovice a.s. (National Power) GESO Beteiligungs- und Beratungs AG

CZ GB D

25,62 % 47,39 % 21,54%

Elekträrny Opatovice

National Power

GB

94,96 %

Teplärna Otrokov

Stadt Otrokovice Ceskä pojßtovna a.s.

Newton Stock investment a.s.

CZ CZ CZ

18,82% 10,00 % 50,00 %

Teplärny Brno Les.

Stadt Brno Eastern Group European Investment Limit

CZ GB

10,38 % 83,69 %

SE Teplärny Most

Horizon Energy Development B.V.

US

82,69 %

Prvni Sevzap Tepl.

Stadt Most Horizon Energy Development B.V.

CZ US

10,30 % 85,91 %

Teplärna Pisek

Stadt Pisek

CZ

75,59 %

Teplärna Strakon

Stadt Strakonice

CZ

77,28 %

Plzefiskä Teplärenskä

Stadt Pilsen Deutsche Börse Clearing AG

CZ D

81,87% 13,82%

SKO-ENERGO s.r.o.

Skoda auto

a.s. (70 % vw) RWE Energie AG OBAG AG (Bayernwerk-Gruppe) STE a.s. (12 % RWE Energie) VW Kraftwerk GmbH

CZ/D D D CZ/D D

34,00 % 21,00% 21,00% 12,00% 12,00%

CEZ a.s.

Nationaler Vermögensfond

CZ

67,00 %

Tabelle 11: Ausländische Beteiligung an tschechischen Heizkraftwerken (Stand: November 1998)

6 Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen zu den

Konzepten der Nachhaltigkeit und der Internationalisierung Im bisherigen Verlauf der Arbeit sind die Konzepte der Nachhaltigen Entwick­ lung und der Internationalisierung •

zunächst hinsichtlich ihrer theoretischen Grundlagen und ihrer praktischen Operationalisierbarkeit dargestellt und hinterfragt (Kapitel 1 bis 3),



sodann in einem ersten Schritt im Hinblick auf die spezifischen Be­ sonderheiten der Energiewirtschaft, speziell der EVU, konkretisiert (Ka­ pitel 4),



schließlich in einem zweiten Schritt auf das regionale Fallbeispiel der Tschechischen Republik bezogen worden (Kapitel 5).

Im folgenden empirischen Teil werden die in diesen Kapiteln gewonnenen

Erkenntnisse anhand einer Fragebogenauswertung mit den konkreten Ein­

stellungen und Aktivitäten der EVU hinsichtlich der Konzepte und ihrer Um­ setzung kontrastiert Nach Vorbemerkungen zum Design und zur Methodik

der Befragung (Kapitel 6.1) erfolgt die Auswertung und Interpretation der Er­ gebnisse unter stetem Rückbezug auf die Ergebnisse der vorangegangenen

Teile dieser Arbeit (Kapitel 6.2). Abschließend werden die wesentlichen Er­ gebnisse zusammengefaßt (Kapitel 6.3).

6.1 6.1.1

Design der Befragung Art und Zielgruppe der Befragung

Die Befragung ist im Rahmen der vorliegenden Arbeit als Erhebungsmethode für den empirischen Teil gewählt worden, weil sie - als die „mit Abstand wichtigste Erhebungsmethode im Rahmen der Primärforschung"492 - besser als alle anderen Methoden die Möglichkeit bietet, Stellungnahmen einer ex­

akt ausgewählten Zielgruppe zu vorgegebenen Sachverhalten zu bekommen. 492 Koch, Jörg: Marktforschung. Begriffe und Methoden, 2. Aufl., München/Wien 1997, S. 61.

192

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

Sie erlaubt quantitative wie qualitative Analysen und beleuchtet sowohl das beobachtbare als auch das nicht beobachtbare Meinungs- und Verhaltens­ spektrum der Zielgruppe.493

Von den verschiedenen Befragungsmöglichkeiten ist aus folgenden Grün­ den die Form der schriftlichen Befragung gewählt worden:



Die schriftliche Befragung bietet im Gegensatz zu der mündlichen Befra­ gung die Möglichkeit, eine größere Zielgruppe mit einem vertretbaren Ko­

sten- und Zeitaufwand in die Untersuchung einzubeziehen. •

Es entfallen die direkten Beeinflussungsmöglichkeiten des Befragers ge­

genüber den Befragten, die - absichtlich oder unabsichtlich - das Ergeb­ nis verfälschen können. •

Den Befragten steht mehr Zeit zur Verfügung als bei der mündlichen Befra­ gung, um die Fragen sorgfältig zu überdenken und präzise zu beantworten.494

Diesen Vorteilen der schriftlichen Befragungsmethode werden in der Literatur mehrere gewichtige Nachteile gegenübergestellt:



Bei schriftlichen Befragungen, die auf postalischem Weg erfolgen, liegt die Rücklaufquote der Fragebögen in der Regel lediglich bei 15-60 %495



Die Erhebungssituation ist nicht kontrollierbar: Erstens ist nicht feststellbar, ob der Befragte den Fragebogen selbst ausfüllt, zweitens ist die Reihen­

folge der Fragebeantwortung nicht steuerbar, drittens sind die situativen

Verhältnisse und deren Auswirkungen auf die Beantwortung unbekannt.



Die Motivation des Befragten kann nicht durch direkte Einflußnahme des Befragenden aufrechterhalten oder gesteigert werden. Dies bedeutet, daß der Fragebogen limitierter sein muß als die mündliche Befragung496

493 Vgl. Meffert, Heribert: Marketingforschung und Käuferverhalten, 2. Aufl., Wiesbaden 1992,

S. 201. 494 Vgl. Koch (1997), a.a.O., S. 67; Meffert (1992), a.a.O., S. 202; Berekoven, Ludwig/Eckert, Werner/Ellenrieder, Peter: Marktforschung. Methodische Grundlagen und praktische Anwen­ dung, 7. Aufl., Wiesbaden 1996, S. 113, 115. 495 Vgl. Berekoven u.a. (1996), a.a.O., S. 113. Meffert (1992), a.a.O., S. 202 nennt sogar nur ei­

nen Wert von 5-30 °/o. 496 Vgl. Berekoven u.a. (1996), a.a.O., S. 113; Meffert (1992), a.a.O., S. 202; Koch (1997), a.a.O., S. 67.

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

193

Diese Nachteile haben sich aber im konkreten Fall der vorliegenden Untersu­ chung als nicht gravierend erwiesen. Die Fragebögen sind nicht auf postali­

schem Weg versendet, sondern an die ca. 300 Teilnehmer des vom 18. bis zum 20. Mai 1998 in Mladä Boleslav (Tschechische Republik) stattfindenden

Kongresses „Das UN-Umweltkonzept und seine Auswirkungen auf die Ener­ giewirtschaft" verteilt worden.

An diesem Kongreß haben zahlreiche Repräsentanten der führenden deut­

schen und tschechischen Energieversorgungsuntemehmen sowie weitere Inter­

essenten teilgenommen, die eine angemessene Zielgruppe für die Befragung darstellen. Dies hat es ermöglicht die Fragebogenaktion auf einem sehr direkten Weg durchzuführen und die Nachteile einer postalischen Ansprache der Befragten zu umgehen. Die Motivation der Zielgruppe hinsichtlich einer sorgfältigen Bear­

beitung des Fragebogens ist aus folgenden Gründen gegeben: •

Die Befragten befassen sich auf dem Kongreß ohnehin mit Themen, die

der Thematik des Fragebogens nahestehen, so daß ihr Interesse an dieser Thematik vorausgesetzt werden kann. •

Den Teilnehmern ist zugesichert worden, ihnen die Ergebnisse der Befra­ gung und deren Auswertung nach der Veröffentlichung der Dissertation

kostenlos zur Verfügung zu stellen. Unter diesen Voraussetzungen ist es, wie erhofft, zu einer regen Teilnahme

der Kongreßbesucher an der Fragebogenaktion gekommen: Insgesamt 87

ausgefüllte Fragebögen sind eingegangen. Davon entfallen 31 auf Repräsen­ tanten von deutschen Unternehmen und 56 auf Repräsentanten von tsche­

chischen Unternehmen. Die Vertreter der deutschen Gruppe, die an der Fra­

gebogenaktion teilnahmen, lassen sich im einzelnen wie folgt untergliedern: •

12 Vertreter der deutschen Energiewirtschaft im engeren Sinn (10 Reprä­

sentanten von Energie- bzw. Stromkonzernen und 2 Vertreter des Ver­ bandes der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft); •

5 Vertreter der deutschen Energiewirtschaft im weiteren Sinn (2 Rechtsan­ wälte, 1 Vertreter der Versicherungsbranche, 1 Mitglied des TÜV, 1 Presse­

vertreter); •

14 sonstige Befragte.

194

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

In der Auswertung wird diese Gruppe im folgenden als „Vertreter der deut­

schen Energiewirtschaft" bezeichnet Bei der tschechischen Gruppe ergibt

sich folgende Aufteilung: •

27 Vertreter der tschechischen Energiewirtschaft im engeren Sinn (25 Re­

präsentanten großer Energie- bzw. Stromkonzerne und 2 Vertreter der

Gaswirtschaft);



13 Vertreter der tschechischen Energiewirtschaft im weiteren Sinn (7 Re­

präsentanten der Maschinenbauindustrie, 3 Vertreter von Berg- bzw. Hüt­ tenwerken, 3 Berater); •

16 sonstige Befragte, z.T. ohne nähere Angabe.

In der Auswertung wird diese Gruppe im folgenden als „Vertreter der tsche­

chischen Energiewirtschaft" bezeichnet. Damit ergibt sich für beide Gruppen ein breit gestreutes Teilnehmerfeld, das jeweils die verschiedensten Bereiche der Energiewirtschaft abdeckt Aufgrund der verhältnismäßig kleinen Anzahl an Befragten kann jedoch nicht von einer repräsentativen Umfrage gespro­

chen werden. Da nicht alle Befragten unmittelbar einem Energieerzeugungsund/oder Energieversorgungsunternehmen angehören, ergibt sich zudem bei

jenen Fragen, die auf konkrete Strategien und Aktivitäten des eigenen Unter­

nehmens zielen, eine verhältnismäßig hohe Anzahl von Fragebögen ohne Angaben.

Um die Einstellung von Repräsentanten der Energiewirtschaft mit jener

von Experten aus dem Bereich der Wissenschaft zu kontrastieren, haben den Fragebogen ferner 10 Wissenschaftler und Studenten vom Institut für Wärmeund Brennstofftechnik der TU Braunschweig (Prof. Dr. techn. Reinhard Leithner) sowie 15 Wissenschaftler und Studenten der Elektrotechnischen Fakultät der TU Prag (Prof. ing. Jiri Tuma) ausgefüllt.

6.1.2 Entwicklung des Fragebogens Angesichts der zu erwartenden hohen Motivation der Befragten ist die Ent­

scheidung für eine ausführliche Gestaltung des Fragebogens unter Abdek-

kung aller wesentlichen Problemfelder, die in den vorangegangenen Kapiteln

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

195

behandelt worden sind, gefallen. Diese Vorgehensweise verstößt aufgrund der besonders günstigen Befragungssituation bewußt gegen den Grundsatz, ein Fragebogen müsse in erster Linie kurz sein.497 Das Ziel soll außerdem

darin bestehen, möglichst detailliertes, aussagekräftiges Material zu erhalten.

Um die Belastungsfähigkeit der Befragten nicht zu stark zu strapazieren, sind die einzelnen Fragen übenwiegend knapp und einfach formuliert wor­

den. Der Fragebogen enthält darüber hinaus keine offenen Fragen, da den

Befragten nicht zusätzlich zur hohen Anzahl der Fragen noch ein zeitaufwen­ diges Formulieren zugemutet werden soll. Auf der anderen Seite ist jedoch

auch auf einfache ja/nein-Fragen verzichtet worden, da diese Frageform der

Komplexität der Thematik nicht gerecht wird. Die Wahl ist statt dessen auf die Form der Frage mit mehreren vorgegebenen, skalierten Antwortmöglichkeiten gefallen, die es den Befragten erlaubt, den Fragebogen einerseits in ange­

messener Zeit zu bewältigen (ca. 30-60 Minuten) und andererseits ihrer Meinung in detaillierter, abgestufter Art und Weise Ausdruck zu verleihen.498

Als Skalierungsart sind Rating-Skalen gewählt worden, weil diese den Be­ fragten die Möglichkeit bieten, ihre Einstellungen zu vorgegebenen Meinungs­ gegenständen in graduellen Ausprägungen und Intensitäten anzugeben. Die Skalen sind in der übenwiegenden Mehrzahl der Fälle in fünf Stufen differen­

ziert worden, welche allerdings nicht in numerischer, sondern in verbaler

Form vorgegeben werden (z.B.: „sehr wichtig", „eher wichtig", „indifferent",

„eher unwichtig", „völlig unwichtig" oder „sehr positiv", „eher positiv", „indiffe­ rent", „eher negativ", „völlig negativ"). Die fünfstufige Skala bietet sich an, weil sie das Urteilsvermögen der Befragten nicht überfordert und trotzdem - mit

der Unterscheidung in einen Mittelwert sowie jeweils einen gemäßigten und einen Spitzenwert in beiden Richtungen der Skala - eine ausreichende Aus­

sagekraft und einen befriedigenden Informationsgehalt der Daten gewährlei­ stet499

497 Vgl. Berekoven u.a. (1996), a.a.O., S. 114. 498 Zu den verschiedenen Möglichkeiten der Fragegestaltung im Fragebogen vgl. Meffert (1992),

a.a.O., S. 204-205; Koch (1997), a.a.O, S. 74-76. 499 Zu den verschiedenen Skalierungsformen und ihren Vor- und Nachteilen vgl. Koch (1997), a.a.O., S. 78-80.

196

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

Der Fragebogen ist in drei Abschnitte mit einem Umfang von jeweils zwei Seiten unterteilt, die im wesentlichen der Gliederung der Arbeit folgen: Ener­ giewirtschaft und Nachhaltige Entwicklung, Energiewirtschaft und Internatio­

nalisierung, Fallbeispiel Tschechische Republik. Im einzelnen beinhaltet er die folgenden Fragen:500



Energiewirtschaft und Nachhaltige Entwicklung 1.

Wie beurteilen Sie die Bedeutung des Konzeptes der Nachhaltigen

Entwicklung auf dem Energiesektor?

2.

Wie ernst nimmt die Energiewirtschaft das Konzept der Nachhaltigen

Entwicklung Ihrer Einschätzung nach wirklich?

Diese einleitenden, allgemeinen Fragen sollen die grundsätzliche

Einstellung der Befragten zum Nachhaltigkeitskonzept in Kontrast set­ zen zu ihrer Meinung über das konkrete Verhalten der Energiewirt­

schaft gegenüber diesem Konzept 3.

Welche Elemente dieses Konzeptes erscheinen Ihnen im Energie­ sektor besonders wichtig und sollten daher von Energieversorgungs­

unternehmen bevorzugt umgesetzt werden? An dieser Stelle werden den Befragten 14 Maximen zur Operationali­ sierung des Nachhaltigkeitskonzepts in der Energiewirtschaft, so wie

sie in Kapitel 4.3.1 herausgearbeitet worden sind, zur Bewertung vor­ gestellt. Auf diese Weise soll ein differenzierteres Bild ihrer Einstel­

lung gegenüber dem Nachhaltigkeitskonzept gewonnen werden.

4.

Wie beurteilen Sie die folgenden Energieträger im Hinblick auf ihre Umweltverträglichkeit?

5.

Wie groß wird ihre energiewirtschaftliche Bedeutung in Zukunft sein?

Als zusätzliche Konkretisierung wird die Einstellung zu den Energie­ trägern Kohle, Erdöl, Erdgas, Kernenergie, Wasserenergie, Windener­

gie, Solarenergie und Geothermik (vgl. Kapitel 4.1.2 bis 4.1.5) hin­ terfragt, wiederum in Form einer Kontrastierung der grundsätzlichen

Einstellung mit den konkreten Erwartungen bezüglich der zukünftigen Inanspruchnahme dieser Energieträger durch die Energiewirtschaft. 500 Vgl. den kompletten Abdruck des Fragebogens im Anhang.

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen 6.

197

Wie stark stimmen Sie dem folgenden Grundsatz als einer Hand­ lungsmaxime für Energieunternehmen zu: Einsatz fossiler Brennstoffe

(Kohle, Öl, Gas) so viel wie nötig, um die Wettbewerbsfähigkeit von heute aufrechtzuerhalten; Einsatz alternativer Energieträger (Sonnen-,

Wind-, Wasserenergie) so viel wie möglich, um die Wettbewerbsfä­

higkeit von morgen vorzubereiten? 7.

Wie stark ist Ihr Unternehmen in dieser Hinsicht bereits aktiv gewor­

den? Diese Fragen (vgl. Kapitel 4.3.1) stellen die Einstellung der Befragten gegenüber den verschiedenen Energieträgern auf eine grundsätzli­

chere Ebene und kontrastieren sie mit dem Ausmaß der bereits er­ folgten unternehmenspolitischen Maßnahmen. 8.

Wie beurteilen Sie die Konzepte des Demand-Side Management und des Least-Cost Planning?

9.

Wie groß wird die energiewirtschaftliche Bedeutung dieser Konzepte in Zukunft sein?

10. Wie stark stimmen Sie dem folgenden Grundsatz zu: „Für die Ener­

gieversorgungsunternehmen ist nicht Umsatzmaximierung um jeden

Preis, sondern optimaler Energieeinsatz auf allen Ebenen auch be­ triebswirtschaftlich sinnvoll"?

11. Wie stark ist Ihr Unternehmen in dieser Hinsicht bereits aktiv gewor­

den? Die Fragen 8 bis 11 sind in dieser Ausführlichkeit formuliert worden,

weil sie einen äußerst sensiblen Bereich des Nachhaltigkeitskonzepts

betreffen: die Forderung an die EVU, aus ökologischen Gründen aktiv für die Reduzierung des Energieverbrauchs einzutreten (vgl. Kapitel

4.3.1). Zielen die Fragen 8 und 9 auf die grundsätzliche Einstellung der Befragten gegenüber solchen Ansprüchen ab, so thematisieren

die Fragen 10 und 11 die Möglichkeit eines sinnvollen Zusammen­ spiels von Ökonomie und Ökologie. Dabei wird wiederum nach der

grundsätzlichen Einstellung sowie nach den bereits erfolgten Maß­ nahmen gefragt.

198

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

12. Wie beurteilen Sie die folgenden energie- und umweltpolitischen In­ strumente bzw. Aktivitäten?

An dieser Stelle werden den Befragten sechs umweltpolitische In­ strumente aus dem Bereich der Energieerzeugung und Energiever­

sorgung zur Bewertung vorgestellt, die in Kapitel 4.1.6 herausgear­

beitet worden sind. Damit wird der Bogen von der energiewirtschaft­ lichen zur energiepolitischen Betrachtung geschlagen. 13. Fühlen Sie sich ausreichend informiert über das Konzept der Nach­

haltigen Entwicklung?

Abschließend sollen die Befragten auf der Basis ihrer Beschäftigung

mit der Nachhaltigkeitsthematik in den Fragen 1 bis 12 darüber re­ flektieren, ob sie ihren Informationsstand hinsichtlich dieser Thematik für ausreichend halten.

14. Wie beurteilen Sie das Joint Implementation-Konzept im Hinblick auf

seine Auswirkungen auf (a) das Konzept der Nachhaltigen Entwick­ lung sowie (b) die Internationalisierung in der Energiewirtschaft?

Diese Frage nach dem Joint Implementation-Konzept thematisiert ei­ ne wesentliche Verbindungsmöglichkeit zwischen den Konzepten der Nachhaltigkeit und der Internationalisierung und schlägt eine Brücke zum zweiten Teil des Fragebogens.



Energiewirtschaft und Internationalisierung

15. Wie beurteilen Sie die Bedeutung des Konzeptes der Internationali­ sierung auf dem Energiesektor?

16. Verfügt Ihr Unternehmen über eine Internationalisierungsstrategie? 17. Auf welche Bereiche zielt diese Strategie? 18. Auf welche Regionen zielt diese Strategie?

Ähnlich wie im ersten Teil des Fragebogens wird auch hier zunächst

allgemein nach der Einstellung zum Internationalisierungskonzept

gefragt Dies wird kontrastiert mit der realen Unternehmenspolitik in diesem Bereich, wobei die Fragen 17 und 18 lediglich Konkretisierungen

für den Fall darstellen, daß auf Frage 16 mit „ja" geantwortet wurde. 19. Welche dieser Gründe könnten aus Ihrer Sicht am ehesten zu Inter­

nationalisierungsmaßnahmen auf dem Energiesektor führen?

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

199

20. Wie wird ihre Bedeutung in Zukunft sein?

In einem ersten Konkretisierungsschritt wird sodann nach den poten­

tiellen Gründen für Internationalisierungsmaßnahmen in der Ener­ giewirtschaft gefragt. Insgesamt 16 der in Kapitel 2.2 herausgearbei­ teten Internationalisierungsmotive stehen zur Bewertung, sowohl hin­

sichtlich ihrer heutigen als auch ihrer zukünftigen Bedeutung. 21. Welche der folgenden Internationalisierungsformen ist am ehesten

für den Energiesektor geeignet? 22. Wie wird ihre Bedeutung in Zukunft sein?

Der zweite Konkretisierungsschritt zielt auf die Einstellung gegenüber

den verschiedenen organisatorischen Formen der Internationalisie­

rung, wiederum sowohl hinsichtlich ihrer heutigen als auch ihrer zu­

künftigen Bedeutung. Die Befragten können zehn der in Kapitel 2.3.1

behandelten Internationalisierungsformen bewerten. 23. Welche Bedeutung ordnen Sie den folgenden Elementen für das Gelin­ gen einer Intemationalisierungsmaßnahme auf dem Energiesektor zu? In einem dritten Konkretisierungsschritt sollen die Teilnehmer elf Fak­

toren, deren Beachtung bei Intemationalisierungsmaßnahmen gene­ rell von großer Bedeutung ist, hinsichtlich ihrer Relevanz für den

Energiesektor bewerten.

24. Lassen sich die Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der In­ ternationalisierung Ihrer Meinung nach zu einer gemeinsamen Handlungsstrategie verknüpfen?

Auf der Grundlage ihrer Beschäftigung mit den ersten beiden Teilen des

Fragebogens werden die Befragten abschließend dazu aufgefordert, den

Grad der Vereinbarkeit, den die Konzepte der Nachhaltigkeit und der In­

ternationalisierung ihrer Meinung nach aufweisen, anzugeben. •

Fallbeispiel Tschechische Republik 25. Wie beurteilen Sie die tschechische Energiewirtschaft im Hinblick auf

ihre Umweltverträglichkeit? Die Fragen 25 bis 29 beschäftigen sich zunächst mit dem Nachhal­

tigkeitspotential der tschechischen Energiewirtschaft, beginnend mit

200

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

einer allgemeinen Frage zur grundsätzlichen Einschätzung dieses

Potentials durch die Befragten.

26. Wie beurteilen Sie die folgenden umweltpolitischen Maßnahmen in der Tschechischen Republik?

27. Wie beurteilen Sie die Möglichkeiten ihrer erfolgreichen Umsetzung? 28. Wie stark sind ausländische Beteiligungen zur erfolgreichen Umset­ zung dieser Maßnahmen erforderlich? Die folgenden drei Fragen zielen auf die Bewertung von sechs

grundlegenden umweltpolitischen Zielen der tschechischen Energie­

politik, die in Kapitel 5.2 herausgearbeitet wurden. Die Bewertung

soll dreifach erfolgen: hinsichtlich der theoretischen Berechtigung der

Maßnahme, der Aussichten auf ihre praktische Umsetzung sowie des erforderlichen Ausmaßes ausländischen Engagements.

29. Welche weiteren ökologischen Maßnahmen auf dem Energiesektor halten Sie in der Tschechischen Republik für wünschenswert? An dieser Stelle können die Teilnehmer weitere umweit- und ener­

giepolitische Maßnahmen, die sie für sinnvoll halten und die über die

genannten sechs Punkte hinausgehen, notieren. 30. Wie beurteilen Sie die Eignung bzw. Attraktivität der folgenden politi­ schen, ökonomischen und sozialen Aspekte in der Tschechischen

Republik für Internationalisierungsmaßnahmen? Die Fragen 30 bis 32 zielen auf die Bewertung der Tschechischen

Republik als Standort für Internationalisierungsmaßnahmen auf dem

Energiesektor. Diese Bewertung können die Befragten nach 20 vor­

gegebenen politischen, ökonomischen und sozialen Kriterien diffe­ renzieren (vgl. dazu Kapitel 5.1.1, 5.1.2, 5.1.3 und 5.3.1).

31. Wie beurteilen Sie die bisherigen Internationalisierungsmaßnahmen

auf dem Energiesektor in der Tschechischen Republik? 32. Wie schätzen Sie die Aussichten für Internationalisierungsmaßnah­ men auf dem Energiesektor der Tschechischen Republik in der nähe­

ren Zukunft ein?

Die beiden abschließenden Fragen ermitteln die Meinung der Teil­ nehmer zu den konkreten Internationalisierungsmaßnahmen in der

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

201

tschechischen Energiewirtschaft, sowohl hinsichtlich der bereits er­ folgten Maßnahmen als auch hinsichtlich der Zukunftsaussichten.

6.1.3 Auswertungsmethodik Die Auswertung des Materials erfolgt in mehreren Schritten. In einem ersten Auswertungsschritt werden die Angaben der Befragten für jede einzelne Fra­

ge bzw. Teilfrage getrennt ausgezählt und addiert. Die daraus resultierende

absolute Häufigkeitsverteilung der Angaben wird in Kreuztabellen festgehal­

ten. Jede Kreuztabelle differenziert erstens nach den vier erfaßten Gruppen (Repräsentanten der deutschen Energiewirtschaft = D, Repräsentanten der

tschechischen Energiewirtschaft = CZ, Studenten und Wissenschaftler aus Braunschweig = Uni D, Studenten und Wissenschaftler aus Prag = Uni CZ),

zweitens nach den vorgegebenen Antwortoptionen bzw. Skalenstufen.

In einem zweiten Schritt werden aus den absoluten Häufigkeitsverteilungen

die prozentualen Häufigkeitsverteilungen innerhalb jeder Gruppe sowie innerhalb aller Angaben errechnet501 Auch diese prozentualen Verteilungen werden in den Kreuztabellen festgehalten, so daß diese die folgende Struktur aufweisen

(am Beispiel von Frage 2 „Wie ernst nimmt die Energiewirtschaft das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung Ihrer Einschätzung nach wirklich?"): sehr ernst D CZ UniD Uni CZ Gesamt

abs.

in %

3 15 0 3 21

9,7 26,8 0,0 20,0 18,8

weitg. ernst abs. in %

indifferent

abs.

in %

35,5

16 26 0

51,6 46,4

11 3

0,0

2 44

133 393

5 6 25

5,4 50,0 40,0

223

kaum ernst abs. in°/o

1 11

33 19,6

3 1 16

30,0 6,7 14,3

gar nicht ernst abs. in % 0 0 0 1 1

0,0 0,0 0,0 6,7 0,9

keine Antwort abs.

in %

0

0,0

1 2 2 5

1,8 20,0

133 4,5

Alle Kreuztabellen finden sich in vollständiger Form im Anhang. Für die fol­ gende Darstellung und Interpretation der Ergebnisse werden die Daten in ei­

nem weiteren Schritt durch die Berechnung der arithmetischen Mittelwerte nochmals aggregiert502 Zu diesem Zweck werden den einzelnen Antwortop­ 501 Zu den Methoden der eindimensionalen Häufigkeitsverteilungen vgl. Berekoven u.a. (1996), a.a.O., S. 194-196; Meffert (1992), a.a.O, S. 244-247. 502 Vgl. dazu Berekoven u.a. (1996), a.a.O, S. 197.

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

202

tionen zunächst numerische Werte zugewiesen. Im Fall der oben abge­ druckten Tabelle wären dies z.B. die folgenden Werte: „sehr ernst"

=

+2

„weitgehend ernst"

=

+1

„indifferent"

=

0

„kaum ernst"

=

-1

„gar nicht ernst"

=

-2

Jeder positive arithmetische Mittelwert signalisiert somit eine positive Bewer­ tung durch die entsprechende Zielgruppe und umgekehrt; je weiter sich der

Wert von 0 entfernt, um so ausgeprägter ist die positive bzw. negative Be. 503

Wertung.

6.2 Darstellung und Interpretation der Befragungsergebnisse 6.2.1

Energiewirtschaft und Nachhaltige Entwicklung

Die allgemeine Bewertung der Bedeutung des Nachhaltigkeitskonzeptes in der Energiewirtschaft ist in allen befragten Gruppen eindeutig positiv (Frage 1 ;

D: +1,62; CZ: +1,56; Uni D: +1,38; Uni CZ: +1,73; Gesamt: +1,58). Insge­ samt 62 Teilnehmer bezeichnen das Konzept als „sehr wichtig", 37 als „wich­

tig", drei als weder wichtig noch unwichtig. Eine negative Bewertung kommt nicht vor; allerdings geben fünf der Befragten an, das Konzept sei ihnen nicht bekannt. Dieses Bild ändert sich deutlich, sobald danach gefragt wird, ob die

Forderungen des Nachhaltigkeitskonzepts von der Energiewirtschaft denn

auch tatsächlich ernst genommen würden (Frage 2). Hier glauben nur 21 der Befragten daran, es werde „sehr ernst" genommen, 44 stufen das Engage503 Die Berechnung des arithmetischen Mittels erfolgt nach der folgenden Formel:

X|+X2+...+Xn X =----------------n Am Beispiel der Häufigkeitsverteilung in der Zielgruppe „D" in der obigen Tabelle ergibt sich damit die folgende Berechnung des arithmetischen Mittels: 3-2+16-1 + 110+l(-l)+0(“2) x =--------------------------------------------- = +0,68 31 Diese Berechnungsmethodik liegt den folgenden Auswertungen und Interpretationen zugrunde.

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

203

ment der Energiewirtschaft als „weitgehend ernst" ein, 25 als „indifferent".

Bereits 16 glauben, die Energiewirtschaft nehme das Nachhaltigkeitskonzept

„kaum ernst", ein Befragter entscheidet sich sogar für die Einstufung „gar nicht ernst". Damit ergibt sich für die Gesamtgruppe ein arithmetisches Mittel von +0,64; wie zu erwarten, ist die Selbsteinschätzung durch die Repräsentanten

der Wirtschaft (D: +0,68; CZ: +0,82) positiver als die Bewertung durch die Wissenschaftler und Studenten (Uni D: -0,38; Uni CZ: +0,38). Es zeigt sich, daß die Vertreter der Energiewirtschaft auf der einen Seite

die generelle Berechtigung der Forderungen und Maximen des Nachhaltig­

keitskonzeptes nahezu einhellig anerkennen. Auf der anderen Seite herrscht hinsichtlich des konkreten Engagements der Energiewirtschaft lediglich ein

vorsichtiger Optimismus, wohl auf dem Erfahrungswissen beruhend, daß idealistische Zielsetzungen in der harten Realität des ökonomischen Alltags

schnell an Bedeutung verlieren und korrigiert werden können. Vor diesem Hintergrund ist es interessant zu erfahren, wie die Befragten den Stellenwert verschiedener, für den Energiesektor entscheidender Opera­

tionalisierungsmaximen des Nachhaltigkeitskonzeptes einordnen (Frage 3). Denn es ist davon auszugehen, daß jene Elemente, welche von den Reprä­ sentanten der Energiewirtschaft in der Theorie als besonders wichtig einge­

stuft werden, in Zukunft auch in der Praxis mit besonderem Engagement an­ gegangen und verfolgt werden. Abbildung 12 stellt die Ergebnisse der Befra­

gung zu diesem Punkt zusammen. Die Grafik zeigt, daß die Befragten alle vorgegebenen Optionen positiv bewerten. Dabei weisen sie jedoch jenen Elementen des Nachhaltigkeitskon­

zeptes, die auf technische Maßnahmen zur Effizienzsteigerung zielen, ein­

deutig die höchste Bedeutung zu (Optimierung der Energieerzeugungseffizi­ enz, Emissionsminderung). Die Optimierung der Energieerzeugungseffizienz

durch eine Verbesserung der Kraftwerkseffizienz und durch Innovationen wie die Kraft-Wärme-Kopplung wird vor allem von den Repräsentanten der deut­

schen Energiewirtschaft betont (D: +1,94; CZ: +1,74), die Minimierung der Emissionen, vor allem durch die Verbesserung der Filtertechnik, steht bei den

Repräsentanten der tschechischen Energiewirtschaft stärker im Vordergrund

(D: +1,39; CZ: +1,67). Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, daß in der

204

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

Optimierung der Energieerzeugungseffizienz

(Kraftwerkseffizienz, Kraft-Wärme-Kopplung) Minimierung der Emissionen (Filtertechnik) Förderung der Minimierung des Energiever­

brauchs durch die Energieunternehmen (De-

mand-Side Managern., Least-Cost Planning)

Entwicklung neuer, umweltverträglicher Produkte/Dienstleistungen Substituierung umweltbelastender durch umweltverträgliche, erneuerbare Energieträger Verwirklichung geschlossener Stoff­ und Energiekreisläufe

Ausdehnung der ökologischen Verantwortung des Unternehmens auf den gesamten Le­

benszyklus seiner Produkte/Dienstleistungen

Kontinuierliche ökologische Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter

Offenheit gegenüber umwelttechnischen und ökologischen Entwicklungen Einsatz verschiedener Energieressourcen zur Erreichung einer größtmöglichen Unabhän­ gigkeit von polit./gesellschaftl. Entwicklungen

Erstellung einer umfassenden Öko-Bilanz

Frühzeitiges Besetzen ökonomischer Nischen, die aufgrund ihrer Umweltverträglichkeit in

der Zukunft Wettbewerbsvorteile versprechen

Transparenz der Unternehmensaktivitäten mit­ tels intensiven Dialogs mit der Öffentlichkeit

Einrichtung eines Umweltmarketing Minimierung der Stoff- und Energietransporte

durch Dezentralisierung der Produktion und

ihre Verlagerung zu den Verbrauchern

Abbildung 12: Ergebnis der Befragung, Frage 3 (alle Befragten, arithmetisches Mittel)

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

205

Tschechischen Republik noch ein Nachholbedarf hinsichtlich des letzten

Punktes besteht, während sich die deutsche Energiewirtschaft bereits auf darüber hinausgehende, modernere Konzepte konzentriert.

Erstaunlich positiv wird die Forderung bewertet, die Energiewirtschaft solle aktiv für eine Reduzierung des Energieverbrauchs eintreten; dies scheint eine

grundsätzliche Bereitschaft anzudeuten, im Dienst einer ökologisch orientier­ ten Unternehmenspolitik auf Forderungen der öffentlichen Meinung einzuge­

hen. Allerdings zeigen sich die Vertreter der Energiewirtschaft (D: +1,26; CZ:

+1,31) in diesem Punkt noch zurückhaltender in ihrer Bewertung als die Vertreter der Universitäten (Uni D: +1,67; Uni CZ: +1,40).

Eine ebenfalls weit überdurchschnittliche Zustimmung erfahren Maßnah­ men wie die Entwicklung umweltverträglicher Produkte oder die verstärkte Nutzung regenerativer Energieträger, da sie die Möglichkeit bieten, ökologi­ sche Innovation und ökonomischen Erfolg miteinander zu vereinbaren. Dabei

ist die Bewertung dieser Elemente des Nachhaltigkeitskonzeptes durch die tschechischen Befragten deutlich positiver als durch die deutschen (vgl. Ta­ belle 12).

Entwicklung neuer, umweltverträglicher Produkte/Dienstleistungen

Substituierung umweltbelastender durch umweltverträgliche, erneuerbare Ener­ gieträger

0,86 1,47 1,00 1,64

1,06 1,49 1,11 1,13

D CZ Uni D Uni CZ

Tabelle 12: Ergebnis der Befragung, Fragen 3a und 3m (Aufteilung nach den vier Gruppen, je­ weils arithmetisches Mittel)

Schließlich werden auch solche Elemente des Nachhaltigkeitskonzeptes als besonders wichtig erachtet, die sich in Beziehung setzen lassen zu neueren unternehmensphilosophischen Ganzheitskonzepten (Prinzip der Konsistenz, umfassende ökologische Verantwortung des Unternehmens) oder zum Über­

gang zur Informationsgesellschaft (kontinuierliche ökologische Schulung der Mitarbeiter).

206

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

Eine merklich geringere Bedeutung wird jenen Elementen des Nachhaltig­ keitskonzeptes zugeschrieben, die auf die Interaktion des Unternehmens mit

der Öffentlichkeit sowie mit politisch-gesellschaftlichen Trends abheben (Of­

fenheit, Transparenz der Untemehmensaktivitäten, Umweltmarketing). Vor allem bei den ersten beiden Punkten zeigt sich eine deutlich positivere Bewertung

durch die Repräsentanten der deutschen gegenüber jenen der tschechischen Energiewirtschaft (Offenheit gegenüber umwelttechnischen und ökologischen

Entwicklungen: D +1,16, CZ +0,75; Transparenz der Unternehmensaktivitä­

ten: D +0,87, CZ +0,57). Dies könnte darauf hindeuten, daß die Energiewirt­ schaft der osteuropäischen Transformationsländer ihre aktive Einbindung in

politische und gesellschaftliche Diskurse noch nicht mit dem gleichen Nach­

druck verfolgt wie in den westlichen Industriestaaten bzw. daß das Bewußt­ sein des Managements in dieser Hinsicht noch nicht so ausgeprägt ist wie im

Westen.

Auch solche Elemente des Nachhaltigkeitskonzeptes wie die Erstellung einer umfassenden Öko-Bilanz oder die Minimierung der Stoff- und Energie­

transporte durch eine Dezentralisierung der Produktion werden zwar insge­

samt positiv beurteilt, rangieren jedoch eher am Ende der Liste. Sie werden von den Befragten offenbar noch überwiegend als Randbereiche von weniger starker Dringlichkeit empfunden.

Die Angaben der Befragten zur Umweltverträglichkeit der einzelnen Ener­ gieträger stützen in wesentlichen Punkten die bisherigen Ergebnisse (vgl. Ab­

bildung 13). Die fossilen Energieträger Kohle und Erdöl werden von allen vier Gruppen negativ bewertet, vor allem von den Wissenschaftlern und Studen­ ten aus Prag, die ihre Bewertung wohl unter dem Eindruck der in der Tsche­ chischen Republik durch die fossilen Brennstoffe verursachten Umweltschä­

den fällen (Kohle: -1,40; Erdöl: -1,00). Auch in den anderen Gruppen ist

die Bewertung einhellig negativ und schwankt für beide Energieträger zwi­

schen -0,10 und -0,30. Diese Bewertungen decken sich mit der sehr positi­

ven Einstellung der Befragten gegenüber der Forderung nach einer Substituie­ rung umweltbelastender durch umweltverträgliche Energiequellen (vgl. oben

unter Frage 3).

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

□ Zukünftige Bedeutung

207

S Umweltverträglichkeit

Abbildung 13: Ergebnis der Befragung, Fragen 4/5 (alle Befragten, arithmetisches Mittel)

Die gegenüber Kohle und Erdöl deutlich positivere Bewertung des Erdgases

mag zunächst erstaunen, denn die klimapolitischen Probleme, die mit der Nutzung dieses Energieträgers verbunden sind, sind ebenfalls beträchtlich

(vgl. Kapitel 4.1.2). Die Bewertung dürfte in erster Linie auf die Hoffnung zu­ rückzuführen sein, mit Hilfe des Erdgases für einen Übergangszeitraum die

starke Abhängigkeit von Kohle und Erdöl abmildern zu können; dies scheint vor allem für die deutlich kohleiastige Tschechische Republik zuzutreffen, in

der beträchtliche energiepolitische Anstrengungen zur Substituierung der Kohle durch Erdgas zu verzeichnen sind (D: +0,73; CZ: +1,42).

Wesentlich positiver als die fossilen Energieträger Kohle und Erdöl wird die Kernenergie bewertet, was aus ökologischen Gründen auch als gerecht­

fertigt bezeichnet werden kann (vgl. Kapitel 4.1.3 und 4.1.5). Interessant ist hier wiederum die unterschiedliche Bewertung der Umweltverträglichkeit der

Kernenergie durch die vier befragten Gruppen (D: +0,48; CZ: +1,11; Uni D:

208

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

-0,40; Uni CZ: +1,53). Von den deutschen Wissenschaftlern und Studenten

erfährt die Kernenergie die negativste Bewertung unter allen Energieträgern, und auch die Vertreter der deutschen Energiewirtschaft beurteilen sie nur zu­

rückhaltend positiv. An diesem Punkt zeigen sich die Auswirkungen der viel­

fach irrational geführten Kernenergiedebatte in Deutschland. Ganz anders ist demgegenüber die Situation in der Tschechischen Republik, wo gerade aus umweltpolitischen Gründen große Hoffnungen in den Neubau des Kern­

kraftwerks Temelin gesetzt werden (vgl. Kapitel 5.2).

Am umweltverträglichsten stufen die Befragten die regenerativen Energie­ quellen Windenergie, Geothermik, Solar- und Wasserenergie ein. Dabei ist die Bewertung durch die Repräsentanten der tschechischen Energiewirtschaft durch­ weg positiver als jene durch ihre deutschen Kollegen (Windenergie +1,33

gegenüber +0,97; Geothermik +1,35 gegenüber +1,32; Solarenergie +1,45 gegenüber +1,16; Wasserenergie +1,73 gegenüber +1,39). Die erstaunlich

deutliche Spitzenstellung der Wasserenergie (die gerade in der Energieerzeu­

gung keineswegs die umweltverträglichste der regenerativen Energiequellen ist; vgl. Kapitel 4.1.4) dürfte in erster Linie darauf zurückzuführen sein, daß sie

von allen regenerativen Energiequellen bislang das mit Abstand höchste Maß an Wirtschaftlichkeit erreicht hat (vgl. ebenfalls Kapitel 4.1.4).

Ein völlig anderes Bild ergibt sich bei der Frage nach einer Einschätzung

der zukünftigen Bedeutung der genannten Energieträger (vgl. ebenfalls Abbil­ dung 13). Hier schneiden die regenerativen Energiequellen deutlich schlechter

ab als bei der Frage nach ihrer Umweltverträglichkeit; Windenergie, Geother­ mik und Solarenergie werden im Durchschnitt sogar negativ bewertet. Dies

mag angesichts der großen Hoffnungen, die in der öffentlichen Diskussion in die Möglichkeiten der regenerativen Energiequellen, vor allem der Solarener­

gie gesetzt werden, zunächst überraschen. Es verdeutlicht jedoch die Skepsis der Energiewirtschaft, daß diese regenerativen Energieträger in absehbarer

Zeit das Stadium der Wirtschaftlichkeit werden erreichen können. Offensicht­

lich ist man in den Energieunternehmen überwiegend der Ansicht, daß die Wettbewerbsvorteile, welche die regenerativen Energiequellen aufgrund ihrer

besonders hohen Umweltverträglichkeit gegenüber den anderen Energieträ­

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

209

gern aufweisen, auch in Zukunft nicht ausreichen werden, um die Wettbe­ werbsnachteile durch ihre mangelnde Wirtschaftlichkeit auszugleichen. Diese Skepsis ist unter den Befragten aus der deutschen Energiewirtschaft (arith­

metisches Mittel für die Bewertung der zukünftigen Bedeutung von Wind­

energie, Solarenergie und Geothermik: -0,30) geringfügig stärker ausgeprägt als unter jenen aus der tschechischen Energiewirtschaft (-0,28).

Leicht positiv bewerten die Befragten die zukünftige Bedeutung des Erd­ öls, etwas stärker positiv jene der Kohle und der Wasserenergie. Dabei gilt für Kohle und Erdöl an dieser Stelle das Gegenteilige wie für die regenerativen

Energiequellen: Hier scheinen die Befragten der Ansicht zu sein, daß die

Wettbewerbsnachteile, denen diese Energieträger aufgrund ihrer niedrigen Umweltverträglichkeit unterliegen, nicht ausreichen werden, um die Wettbe­ werbsvorteile durch ihre große Wirtschaftlichkeit aufzuheben. Diesem Urteil schließen sich lediglich die tschechischen Wissenschaftler und Studenten

nicht an, die angesichts der Umweltprobleme, die in der Tschechischen Re­ publik durch die fossilen Brennstoffe verursacht wurden und werden, kaum

eine Zukunft für Kohle und Erdöl sehen (Kohle: -0,53; Erdöl: -0,27). Die von allen befragten Gruppen gestützte positive Bewertung der zukünftigen

Rolle der Wasserenergie (D: +0,48; CZ: +0,49; Uni D: +0,20; Uni CZ:

+0,47) dürfte auch hier darauf zurückzuführen sein, daß diese als einziger regenerativer Energieträger bereits heute in nennenswertem Umfang wirt­

schaftlich genutzt wird, also eine Verbindung von relativ guter Umweltverträg­

lichkeit und relativ guter Wirtschaftlichkeit bietet

Die zweithöchste Bewertung aller Energieträger hinsichtlich ihres zukünfti­

gen energiewirtschaftlichen Potentials erhält das Erdgas. Die wahrscheinlichen Gründe für diese Einschätzung wurden bereits genannt: Erdgas ist von seiner

Wirtschaftlichkeit her mit Kohle und Erdöl vergleichbar und bietet gleichzeitig eine höhere, wenngleich unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten keineswegs

ausreichende Umweltverträglichkeit. Es bietet sich daher für eine Substituie­ rung der anderen fossilen Energieträger innerhalb eines Zeitraums an, in dem

umweltverträglichere und gleichzeitig ähnlich wirtschaftliche Energieträger (noch) nicht zur Verfügung stehen.

210

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

Die positivste Bewertung hinsichtlich des zukünftigen Potentials der ver­ schiedenen Energieträger erhält die Kernenergie. Hier drückt sich die Erwar­

tung der Energiewirtschaft aus, daß erstens die sicherheits- und entsorgungstech­

nischen Probleme, die mit der Kernenergie verbunden sind, in absehbarer Zeit gelöst oder zumindest abgemildert werden können, und daß im Gefolge einer

solchen Entwicklung zweitens die hitzigen Debatten um die Kernenergie einer sachlicheren Auseinandersetzung weichen werden. Die positive Bewertung der

Kernenergie kann sicherlich damit begründet werden, daß sie als einziger heute verfügbarer Energieträger eine Verbindung von hoher Wirtschaftlichkeit und (im störungsfreien Betrieb) hoher Ilmweltverträglichkeit aufweist. Aller­ dings zeigt die Bewertung der vier Gruppen in diesem Punkt eine extrem ho­

he Spannbreite (Uni CZ: +1,93; CZ: +1,38; D: +0,83; Uni D: -0,30). Hier zeigt sich die Ambivalenz in der Einstellung gegenüber der Kernenergie, je

nachdem, ob eher ihre Gefahren oder eher ihre Chancen in den Vordergrund

gerückt werden. Das Meinungsbild der deutschen Wissenschaftler und Stu­ denten wird offensichtlich von dem Katastrophenpotential der Kernenergie

bestimmt, das Meinungsbild ihrer tschechischen Kollegen von den ökologi­ schen und ökonomischen Vorteilen, die ein verstärkter Ausbau der Kernener­

gie (unter der Voraussetzung ihres störungsfreien Betriebes) bieten würde. Die vergleichsweise zurückhaltend positive Bewertung durch die Repräsen­ tanten der deutschen Energiewirtschaft dürfte auf die erhitzten öffentlichen

Debatten um die Kernenergie in Deutschland zurückzuführen sein, die die Energiewirtschaft vor erhebliche Imageprobleme gestellt haben und weiterhin

stellen. Ihre tschechischen Kollegen kennen dieses Problem in vergleichba­

rem Ausmaß nicht. Daß sie die Zukunft der Kernenergie trotzdem nicht ganz so euphorisch beurteilen wie ihre Landsleute von der Universität, könnte mit

den technischen Problemen bei der Inbetriebnahme des Kernkraftwerks Temelin in Zusammenhang stehen, mit denen sie momentan konfrontiert sind.

Insgesamt bieten die Antworten auf die Fragen 4 und 5 ein ähnliches Bild, wie es schon anhand der Antworten auf die Fragen 1 und 2 gezeichnet wur­

de. Die generelle Umweltverträglichkeit der einzelnen Energieträger wird von

den Befragten weitgehend so eingeschätzt, wie es auch im Zusammenhang

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

211

des Nachhaltigkeitskonzeptes herausgearbeitet worden ist. Hinsichtlich der zukünftigen Rolle der Energieträger herrscht jedoch ein Meinungsbild vor, das

sich durch Nüchternheit sowie durch die Erwartung auszeichnet, daß sich

Veränderungen im Energiemix allenfalls langsam vollziehen werden. Den re­ generativen Energiequellen werden kaum Chancen eingeräumt, in absehba­

rer Zeit eine nennenswerte Rolle in der Energieversorgung zu spielen. Die

Notwendigkeit, den Verbrauch von Kohle und Erdöl einzuschränken, wird zwar gesehen; es wird jedoch erwartet, daß beide Energieträger auch weiter­

hin eine Rolle spielen werden und in nächster Zukunft allenfalls durch heute bereits wirtschaftlich nutzbare Energieträger wie Kernenergie, Erdgas und

Wasserenergie substituiert werden können. In diesem Zusammenhang müssen auch die Antworten auf Frage 6 und

7 gesehen werden. Abbildung 14 kontrastiert sie mit denen auf Frage 3a.

S Wie wichtig erscheint Ihnen das folgende Element des Nachhaltigkeitskonzeptes: Substituierung umweltbelastender durch umweltverträgliche, erneuerbare Energieträger? (Frage 3a)

E Wie stark stimmen Sie dem folgenden Grundsatz als Handlungsmaxime zu: Einsatz fossiler Brennstoffe so viel wie nötig Einsatz alternativer Energieträger so viel wie möglich? (Frage 6)

HU Wie stark ist Ihr eigenes Unternehmen in dieser Hinsicht bisher bereits aktiv geworden? (Frage 7)

Abbildung 14: Ergebnis der Befragung, Fragen 3a, 6 und 7 (arithmetisches Mittel)

212

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

Wie bereits dargestellt, haben die Befragten die Bedeutung der Grundforde­ rung des Nachhaltigkeitskonzepts, umweltbelastende durch umweltverträgli­ che, regenerative Energieträger zu substituieren, mit hohen positiven Werten

versehen. Wird diese Forderung nun aber wie in Frage 6 als konkrete unter­ nehmerische Handlungsmaxime formuliert, so sinkt die Zustimmung: bei

den Repräsentanten der deutschen Energiewirtschaft von +1,06 auf +0,90,

bei ihren tschechischen Kollegen von +1,49 auf +0,89 und insgesamt von +1,29 auf +0,89. Frage 7 geht noch einen Schritt weiter und fragt, inwieweit die Unternehmen in dieser Hinsicht tatsächlich aktiv geworden seien. Hier er­

geben sich Werte von 0,00 bei den Befragten aus der deutschen Energiewirt­

schaft, +0,53 bei ihren tschechischen Kollegen und +0,34 insgesamt. Auch hier zeigt sich die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis, zwischen

Anspruch und Wirklichkeit. Das Bewußtsein von der grundsätzlichen Berechti­ gung der Forderungen des Nachhaltigkeitskonzeptes ist weit verbreitet. Zu­

rückhaltender äußern sich die Befragten hinsichtlich des Versuchs, diese For­

derungen in konkrete unternehmerische Handlungsmaximen umzusetzen, wobei sicherlich der harte Konkurrenzdruck in der Energiewirtschaft eine Rolle spielt504 Trotzdem ist auch hier die Bewertung noch eindeutig positiv. Von

der Handlungsmaxime zum tatsächlichen Handeln ist der Weg aber nach wie vor noch weit, wie die Antworten auf Frage 7 verdeutlichen.

Hinsichtlich der Konzepte des Demand-Side Management und des Least-Cost Planning zeigt sich eine vergleichbare Diskrepanz (vgl. Abbildung 15). Bei der Fra­

ge nach der theoretischen Bedeutung dieser Elemente des Nachhaltigkeitskon­ zeptes (Frage 3b) haben die Befragten ihnen ausgesprochen positive Werte bei­

gemessen (Gesamt: +1,35). Diese Beurteilung wiederholt sich, lediglich leicht abgeschwächt, bei den Antworten auf Frage 8, die sich direkt auf die Konzepte des Demand-Side Management und des Least-Cost Planning bezieht (Gesamt:

+1,14). Der niedrigere Wert ist darauf zurückzuführen, daß sich gegenüber Frage 3b hier mehr Befragte für die Einstufung „eher wichtig" als für die Einstufung „sehr

wichtig" entscheiden (Frage 3b, Gesamt: „sehr wichtig" 61, „eher wichtig" 32; Fra504 Auch ist hier zu berücksichtigen, daß nicht alle Befragten direkt aus der Energiewirtschaft kommen. Gleiches gilt für die Antworten auf die Fragen 11 und 16-18.

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

213

ge 8, Gesamt: „sehr wichtig" 40, „eher wichtig" 47); negative Einstufungen gibt es

hingegen bei beiden Fragen kaum (Frage 3b insgesamt 7, Frage 8 insgesamt 5). Auch bei Frage 9, die auf die Meinung der Befragten hinsichtlich der zukünftigen

Bedeutung der Konzepte des Demand-Side Management bzw. des Least-Cost Planning zielt, ist die Bewertung ähnlich positiv; in allen vier Gruppen gehen die

Befragten davon aus, daß diese Konzepte auch in Zukunft eine erhebliche Bedeutung innerhalb der Energiewirtschaft besitzen werden.

■ Wie wichtig erscheint Ihnen das folgende Element des Nachhaltigkeitskonzeptes: Förderung der Minimierung des Energieverbrauchs durch die Energieuntemehmen? (Frage 3b) 0 Wie beurteilen Sie die Konzepte des Demand-Side Management und des Least-Cost Planning? (Frage 8) S Wie groß wird die energiewirtschaftliche Bedeutung dieser Konzepte in Zukunft sein? (Frage 9) ID Wie stark stimmen Sie dem Grundsatz zu: Für die EVU ist nicht Umsatzmaximierung um jeden Preis, sondern optimaler Energieeinsatz betriebswirtschaftlich sinnvoll? (Frage 10) □ Wie stark ist Ihr eigenes Unternehmen in dieser Hinsicht bisher bereits aktiv geworden? (Frage 11)

Abbildung 15: Ergebnis der Befragung, Fragen 3b, 8 bis 11 (Aufteilung nach den vier Gruppen und „Gesamt", jeweils arithmetisches Mittel)

214

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

Auch hier wird, mit Ausnahme der Repräsentanten der deutschen Energiewirt­

schaft, die Zustimmung wieder kleiner, sobald es darum geht, die Konzepte des Demand-Side Management sowie des Least-Cost Planning als konkrete unter­

nehmerische Handlungsanweisung zu formulieren (Frage 10). Vor allem bei den Repräsentanten der tschechischen Energiewirtschaft zeigt sich hier eine Diskrepanz (+1,31 bei Frage 3b und +1,13 bei Frage 8 gegenüber +0,82 bei

Frage 10). Trotzdem bleibt festzuhalten, daß die Vertreter der Energiewirt­ schaft dem Versuch, Konzepte wie das Demand-Side Management oder das Least-Cost Planning in die unternehmerische Planung einzubeziehen, deut­ lich positiv gegenüberstehen. Wie die Antworten auf Frage 11 verdeutlichen,

hat diese Einstellung jedoch, ähnlich wie bei der Maxime der Substituierung

fossiler durch alternative Energieträger, bislang noch nicht in größerem Um­

fang das tatsächliche unternehmerische Handeln beeinflußt, weder in der deutschen (+0,41) noch in der tschechischen (+0,30) Energiewirtschaft.

Die umweltpolitischen Instrumente zur ökologischeren Ausgestaltung der Energiewirtschaft, die sich momentan in der Diskussion befinden, werden von al­ len vier Gruppen im Durchschnitt deutlich positiv bewertet (vgl. Abbildung 16).

Im einzelnen lassen sich jedoch interessante Differenzierungen feststel­ len. Bei vier der sechs vorgestellten Instrumente ist die Bewertung der Reprä­

sentanten der tschechischen Energiewirtschaft deutlich positiver als jene ihrer

deutschen Kollegen. Dies betrifft die internationalen Abkommen zur Emissionsre­ duzierung (+1,46 gegenüber +0,68), die Energie- bzw. Ökosteuer (+1,05 gegenüber +0,10), die staatlichen Subventionen für regenerative Energiequellen

(+1,30 gegenüber +0,39) sowie staatliche Programme zur gebündelten För­ derung von Forschung, Meßtechnik, Stromspartechniken, Sanierung und Aus­

bildung (+1,48 gegenüber +0,61). Hier zeigt sich, besonders was die Steuer-

und Subventionspolitik anbetrifft, die Reserviertheit der Energiewirtschaft in

den westlichen Industriestaaten gegenüber direkten staatlichen Eingriffen in die Wirtschaft, wohingegen in den osteuropäischen Transformationsstaaten

noch eine deutlich höhere Akzeptanz gegenüber solchen Aktivitäten des Staates besteht Die Vertreter der tschechischen Energiewirtschaft setzen auch

hinsichtlich der Umsetzung internationaler Abkommen zur Emissionsreduzie­

rung wie z.B. der Umweltkonferenz von Rio und des Klimagipfels von Kyoto

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

215

deutlich höhere Erwartungen in die Politik als ihre deutschen Kollegen. Ähnli­ ches gilt auch für die Gruppen der Wissenschaftler und Studenten (Uni CZ gegenüber Uni D: internationale Abkommen +1,33 gegenüber 0,00; Ener­

giesteuer +1,20 gegenüber +0,40; staatliche Subventionen für die regenera­ tiven Energiequellen +1,33 gegenüber +0,70).

■ Staatliche Programme zur Bündelung von Forschung, Meßtechnik, Sanierung etc a Internationale Abkommen zur Emissionsreduzierung □ Staatliche Subventionen für regenerative Energiequellen II Emissionslizenzen bzw. -Zertifikate s Einführung von Effizienzstandards und Kennzeichnungspflichten □ Energiesteuer/ökosteuer/CO2-Steuer

Abbildung 16: Ergebnis der Befragung, Frage 12 (Aufteilung nach den vier Gruppen und „Ge­

samt", jeweils arithmetisches Mittel)

216

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

Auf der anderen Seite müssen jene beiden umweltpolitischen Instrumente

betrachtet werden, die von den Vertretern der deutschen Energiewirtschaft am positivsten, von ihren tschechischen Kollegen jedoch nur geringfügig po­ sitiv oder sogar negativ bewertet werden (Emissionslizenzen bzw. Emissions­ zertifikate, Einführung von Effizienzstandards und Kennzeichnungspflichten beim Stromverbrauch). Ihre positive Bewertung durch die deutschen Befrag­

ten dürfte darauf zurückzuführen sein, daß sie nicht so stark wie die anderen

Instrumente auf politischer Lenkung beruhen, sondern auf die Mechanismen

der Marktwirtschaft setzen. Bei den tschechischen Befragten scheint das Ver­ trauen in die Leistungsfähigkeit der Marktwirtschaft noch nicht so ausgeprägt zu sein wie der Glaube an die Ordnungsfähigkeit der Politik. Die Antworten auf die Frage, ob sich die Befragten über das Nachhaltig­ keitskonzept ausreichend informiert fühlen, offenbaren, daß auf diesem Ge­

biet nach wie vor ein beträchtlicher Informationsbedarf besteht. Lediglich vier

der Befragten fühlen sich „absolut" informiert, 37 bezeichnen sich als „weit­

gehend" informiert. Dem stehen auf der anderen Seite der Skala 52 Teil­ nehmer gegenüber, die sich nur „wenig" informiert sehen, und sieben, die angeben, in dieser Hinsicht „gar nicht" informiert zu sein. Dies entspricht ei­

nem arithmetischen Mittel von -0,19. Die einzige Gruppe, die sich selbst ei­ nen leicht positiven Informationsstand zuschreibt, sind die Repräsentanten

der deutschen Energiewirtschaft (+0,10); leicht negativ ist das Bild bereits bei ihren tschechischen Kollegen (-0,18), deutlich negativ bei den Wissenschaft­ lern und Studenten (Uni D: -0,38; Uni CZ: -0,73). Dies verdeutlicht, daß be­

sonders an den Universitäten ein erheblicher Nachholbedarf hinsichtlich der Aufklärung der Studenten über das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung

besteht. Auch scheint der Informationsstand in der Tschechischen Republik noch insgesamt geringer zu sein als in Deutschland. Die letzte Frage im ersten Teil des Fragebogens, die sich mit den Auswir­ kungen des Joint Implementation-Modells auf die Konzepte der Nachhaltig­ keit und der Internationalisierung auf dem Energiesektor beschäftigt, zeigt zu­

nächst die hohe positive Bewertung, die diesem Modell seitens der Befragten

zuteil wird. Alle Befragten stufen die Bedeutung des Joint Implementation-

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

217

Modells im Zusammenhang mit dem Nachhaltigkeitskonzept bei durchschnittlich +0,71 ein, im Zusammenhang mit den Internationalisierungsbestrebungen in

der Energiewirtschaft sogar bei durchschnittlich +0,93. Hinsichtlich der Ver­ teilung zwischen den einzelnen Gruppen zeigen sich jedoch Diskrepanzen.

Erstens fällt die durchgängig positivere Bewertung des Joint ImplementationModells in der deutschen gegenüber der tschechischen Energiewirtschaft auf

(Frage 14a: D +1,04 gegenüber CZ +0,72; Frage 14b: D +1,27 gegenüber CZ +0,85). Dies könnte darauf hindeuten, daß die anfängliche Skepsis vieler

Entwicklungs- und Schwellenländer gegenüber dem Joint ImplementationKonzept noch nicht völlig verschwunden ist (vgl. Kapitel 1.1.3). Auch die Angst vor ausländischer Überfremdung dürfte hier eine wesentliche Rolle spielen. Die Vertreter der deutschen Energiewirtschaft hingegen scheinen im

Joint Implementation-Modell vor allem eine Möglichkeit für lukrative und gleichzeitig umweltfreundliche Investitionen im Ausland zu sehen.

Zweitens bewerten die Wissenschaftler und Studenten das Joint Implementa­

tion-Modell bei weitem nicht so positiv wie die Repräsentanten der Energiewirt­

schaft, vor allem nicht im Hinblick auf seine Einbindung in das Nachhaltigkeitskon­ zept (Frage 14a: D/CZ +0,83; Uni D/Uni CZ -0,08). Diese negative Bewer­ tung dürfte in erster Linie auf mangelnde Informiertheit zurückzuführen sein: Die Befragten der deutschen Universität geben entweder gar keine Antwort

(1) oder antworten mit „nicht bekannt" (8) bzw. „indifferent" (1), jene der

tschechischen Universität antworten ebenfalls mit „nicht bekannt" (4) oder „indifferent" (10) und nur in einem Fall aussagekräftig mit „eher unwichtig".

6.2.2 Energiewirtschaft und Internationalisierung Die Befragten weisen dem Konzept der Internationalisierung auf dem Ener­ giesektor eine hohe positive Bedeutung zu, die nur geringfügig unter jener

liegt, die sie dem Nachhaltigkeitskonzept zugeschrieben haben (vgl. die Er­ gebnisse zu Frage 15 mit den Ergebnissen zu Frage 1). 38 Befragte halten das Konzept der Internationalisierung für „sehr wichtig", 60 für „eher wichtig",

und acht entscheiden sich für die Einstufung „indifferent"; eine negative Be-

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

218

Wertung kommt nicht vor. Dies entspricht einem arithmetischen Mittel von +1,28. Bezogen auf die einzelnen Gruppen bewerten die Vertreter der deut­

schen Energiewirtschaft das Konzept am positivsten (+1,61 gegenüber +1,24 in der Gruppe CZ). Diese Einschätzungen zeigen, daß das Internationalisie­

rungskonzept in der Energiewirtschaft zwar generell auf einen hohen Grad an

Zustimmung stößt, aber stärker noch in jenen Ländern, von denen die Inter­ nationalisierungsmaßnahmen ausgehen, als in jenen, die ihr Ziel darstellen. Dies wird auch deutlich bei den Antworten auf die Frage, ob die Unter­

nehmen, für die die Befragten tätig sind, bereits über eine Internationalisie­ rungsstrategie verfügen (vgl. Abbildung 17). Diese Frage beantworten 51,6 %

der deutschen Befragten, jedoch nur 44,6 % der tschechischen Befragten mit „ja". Lediglich 19,4 °/o der deutschen Befragten antworten mit „nein", was

bedeutet, daß in ihren Unternehmen Internationalisierungsmaßnahmen we­ der durchgeführt worden sind noch sich in Vorbereitung befinden oder bisher auch nur angedacht worden sind; dieser Wert liegt bei den tschechischen Befragten bei 37,5 %, also fast doppelt so hoch wie bei ihren deutschen Kollegen. Vertreter der deutschen

Vertreter der tschechischen

Energiewirtschaft

Energiewirtschaft

8,9% 9,7%

7,1%

□ Internationalisierungsstrategie: ja

□ Internationalisierungsstrategie: ja

0 In Vorbereitung SWird angedacht

0 In Vorbereitung SWird angedacht

■ Internationalisierungsstrategie: nein

■ Internationalisierungsstrategie: nein

Abbildung 17: Ergebnis der Befragung, Frage 16

Bei den Unternehmen, die bereits über Intemationalisierungsstrategien verfügen,

diese vorbereiten oder andenken, richten sich die Maßnahmen vorwiegend auf

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

219

den Bereich der Energieerzeugung (38,9 °/o der Antworten), mit mittlerer Intensi­

tät auf den Bereich des Energieverkaufe an die Endverbraucher (25,0 °/o) und nur

verhältnismäßig schwach auf den Bereich der Hochspannungsnetze (12,5 °/o; all diese Bereiche: 23,4 °/o). Das letztere kann nicht überraschen, da die Hochspan­ nungsnetze in vielen Ländern (auch in der Tschechischen Republik) noch mono­

polisiert und/oder in staatlicher Hand sind (vgl. Ergebnisse zu Frage 17). Die Antworten der Befragten auf Frage 18 verdeutlichen, daß der überwiegen­

de Teil der bereits bestehenden oder in Vorbereitung befindlichen Intemationalisierungsmaßnahmen der Energiewirtschaft auf direkt angrenzende Länder zielt

(38,8 °/o der Antworten). Ein hoher Prozentsatz der Intemationalisierungsaktivitäten ist jedoch bereits global ausgerichtet (32,7 °/o), während Intemationalisie-

rungsmaßnahmen in nicht angrenzende Länder des eigenen Kontinents eine ge­ ringere Bedeutung besitzen (20,4 %; all diese Regionen: 8,2 %).

Interessante Einblicke in die Einstellung der Befragten zu den potentiellen Internationalisierungsmotiven bieten die Antworten auf Frage 19 (vgl. Abbil­ dung 18). Hier sollen die Befragten insgesamt 16 vorgegebene Gründe für

Internationalisierungsmaßnahmen hinsichtlich ihrer Bedeutung für den Ener­

giesektor beurteilen. Den höchsten durchschnittlichen Wert unter allen Be­

fragten erreicht das Motiv der „Vorbereitung auf den gemeinsamen Markt" (Gesamt: +0,88; D: +0,90; CZ: +0,94). Dies zeigt, wie sehr die Einrichtung

gemeinsamer supranationaler Wirtschaftszonen, in diesem Fall der Europäi­

schen Wirtschafts- und Währungsunion, sowohl das Intemationalisierungsbedürfnis als auch den Internationalisierungszwang für die Unternehmen in den

betroffenen Staaten steigern können. Ähnlich hohe Werte erreichen nur noch die Motive „Wachstum, Gewinn, Unternehmensausweitung" sowie „Produkti­

vitätssteigerungen und Wachstumsraten ausländischer Märkte" (jeweils +0,84).

Diese Motive, die auf eine Steigerung des Umsatzes, des Gewinns und der Produktivität der Unternehmen abzielen, werden von den Vertretern der deutschen Energiewirtschaft, welche unter Internationalisierung tendenziell

eher eine Expansion in fremde Märkte verstehen, stärker gewichtet als von den Vertretern der tschechischen Energiewirtschaft, welche tendenziell eher

zum Zielobjekt von Internationalisierungsmaßnahmen werden wird (D +1,16 gegenüber CZ +0,65 bzw. D +0,94 gegenüber CZ +0,73).

220

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

Abbildung 18: Ergebnis der Befragung, Frage 19 (Gesamt, jeweils arithmetisches Mittel)

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

221

Eine überdurchschnittlich positive Bewertung zwischen +0,58 und +0,68

(jeweils arithmetisches Mittel der Angaben aller Befragten) erfahren fünf weitere Internationalisierungsmotive. Dazu zählen die Motive „Verstärkte Teil­

nahme am Fortschritt in Forschung und Technologie" (+0,68) sowie „Er­ schließung neuer Infrastruktur- oder Wissensressourcen bzw. neuen Know­

hows" (+0,58), die auf die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit im Über­

gang zur modernen Informationsgesellschaft zielen. Sie werden von den Re­ präsentanten der tschechischen Energiewirtschaft höher bewertet als von ih­ ren deutschen Kollegen (+0,94 gegenüber +0,16 sowie +0,76 gegenüber

+0,48), was darauf hindeutet, daß in den Zielländern der Internationalisie­

rung ein Technologie- bzw. Know-how-Schub von diesem Prozeß erwartet wird. Das Motiv der „Synergien durch internationale Zusammenarbeit" (+0,67)

steht wiederum bei den deutschen Befragten stärker im Vordergrund (D: +1,10; CZ: +0,61), da die Unternehmen aus den Industriestaaten aufgrund ihrer

größeren Möglichkeiten zur strategischen Vorgehensweise im Internationali­ sierungsprozeß solche Synergieeffekte offenbar in höherem Maß erwarten als

die Unternehmen aus den Transformationsländern. Ähnliches gilt für die Mo­ tive „Kundennähe durch internationale Präsenz" (Gesamt: +0,66; D: +0,81;

CZ: +0,66) und „Befriedigung neu entstandener Konsumwünsche" (Gesamt: +0,62; D: +0,84; CZ: +0,55), die grundsätzlich ebenfalls stärker bei jenen Unternehmen im Vordergrund stehen, welche ins Ausland expandieren, als

bei jenen, welche in den potentiellen Zielländern ansässig sind. Sechs weitere der vorgegebenen Motive werden von den Befragten eher un­ terdurchschnittlich positiv bewertet Das Motiv „Verminderung der Untemehmens-

risiken durch Verteilung der Geschäftsaktivitäten" (+0,51) steht vermutlich deshalb nicht so sehr im Vordergrund, weil erstens nicht jede Intemationalisierungsmaß-

nahme auf eine Streuung der Geschäftsaktivitäten zielt und zweitens jede Interna­

tionalisierung auch neue Risiken in sich birgt Das Motiv „Niedrigere Steuerbela­ stung und sonstige Kostenvorteile im Ausland" (Gesamt: +0,50; D: +0,26; CZ: +0,55) spielt nicht die große Rolle, die ihm in der öffentlichen Diskussion häufig

zukommt, und wird von den deutschen Befragten noch deutlich niedriger einge­

stuft als von ihren tschechischen Kollegen. Für das Motiv der „Erschließung neuer Verbraucherschichten in einem größer werdenden Auslandsmarkt" (+0,41; D:

+0,84; CZ: +0,28) gilt das gleiche wie für die oben bereits behandelten Motive

222

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

der Kundennähe und der Befriedigung neu entstandener Konsumwünsche; alle

drei stehen bei den expandierenden Unternehmen aus den Industriestaaten stär­ ker im Vordergrund als bei den Unternehmen aus der Tschechischen Republik. Eher zurückhaltend werden die Motive „Internationalisieren, weil wichtige Kunden es tun" (+0,40), „Internationalisieren, weil die Konkurrenz es tut" (+0,40) sowie

„Verdrängungswettbewerb im Inland" (+0,30) bewertet Da es sich hierbei um die typischen defensiven Intemationalisierungsmotive handelt, ist diese Einschät­ zung ein deutliches Zeichen dafür, daß offensive gegenüber defensiven Intema-

tionalisierungsstrategien positiver beurteilt werden, und zwar sowohl von den Re­ präsentanten der deutschen wie auch von jenen der tschechischen Energiewirt­ schaft

Zwei Motive am Ende der Skala werden nur unmerklich positiv bzw. leicht negativ bewertet. Das Motiv „Niedrigere Lohnnebenkosten im Ausland"

(+0,06; D: +0,29; CZ: -0,13) wird von den tschechischen Befragten negativ

eingestuft, wohl weil sie befürchten, daß die Transformationsländer zu reinen Billiglohnländern herabgestuft würden, wenn dieses Motiv zur beherrschen­

den Triebfeder von Internationalisierungsmaßnahmen gemacht würde. Dar­ über hinaus dürfte die hohe Kapitalintensität der Energiewirtschaft bei dieser

Bewertung eine Rolle spielen. Auch die Zustimmung der Vertreter der deut­ schen Energiewirtschaft zu diesem Beweggrund bleibt zurückhaltend, ver­

mutlich vor dem Hintergrund, daß in Teilen der Öffentlichkeit Internationali­ sierungsmaßnahmen häufig als reine Profitmaximierungsprojekte durch Ver­ lagerung der Produktion in Niedriglohnländer gesehen werden. Dieses

schwierige öffentliche Meinungsklima dürfte auch für die negative Bewertung des Motivs „Verbesserung des Firmenimages" verantwortlich sein (-0,02; D:

-0,35; CZ: +0,13). Offensichtlich ist man vor allem in der deutschen Gruppe

der Meinung, daß Intemationalisierungsmaßnahmen auch zu einer Ver­ schlechterung des Unternehmensimages führen können. Dies bedeutet, daß

in der Öffentlichkeit noch eine erhebliche Aufklärungsarbeit über die Hinter­ gründe und das Wesen der Internationalisierung sowie über deren Funktio­ nen, auch und gerade im Dienste der nationalen Wirtschaft, notwendig ist. Eine interessante Ergänzung dieses Bildes bieten die Antworten auf die

Frage 20, wie sich die Bedeutung dieser Internationalisierungsmotive in Zu­

kunft entwickeln wird (vgl. Abbildung 19).

223

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

Produktivitätssteigerungen und Wachstumsraten ausländischer Märkte Vorbereitung auf den gemeinsamen Markt

Kundennähe durch internationale Präsenz Verstärkte Teilnahme am Fortschritt in Forschung und Technologie Wachstum, Gewinn, Unternehmensausweitung

Befriedigung neu entstandener Konsum­ wünsche (Osteuropa, Entwicklungsländer) Erschließung neuer Infrastruktur- oder Wis­ sensressourcen bzw. neuen Know-hows Erschließung neuer Verbraucherschichten in einem größer werdenden Auslandsmarkt

Synergie durch internationale Zusammenarbeit Internationalisieren, weil Kunden es tun

Verminderung der Unternehmensrisiken durch Verteilung der Geschäftsaktivitäten Verdrängungswettbewerb im Inland

Verbesserung des Firmenimages

Internationalisieren, weil die Konkurrenz es tut Niedrigere Steuerbelastung und sonstige Kostenvorteile im Ausland Niedrigere Lohnnebenkosten im Ausland

0

20

40

60

80

Abbildung 19: Ergebnis der Befragung, Frage 20 (Gesamt; Anteil der Befragten, die mit „größer"

antworten, an allen Befragten; in %)

224

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

Im wesentlichen ergibt sich hier eine ähnliche Abstufung wie bei den Ant­

worten auf Frage 19. Am stärksten gewichtet wird hier das Motiv „Produktivi­

tätssteigerungen und Wachstumsraten ausländischer Märkte"; die Befragten, vor allem die Vertreter der deutschen Energiewirtschaft (Bedeutung des Mo­

tivs wird zukünftig größer sein als heute: Gesamt 71,4 %; D 93,5 °/o; CZ

62,5 %), gehen demzufolge davon aus, daß die ökonomische Attraktivität der Auslandsmärkte in Zukunft das wichtigste Motiv für Internationalisierungsakti­

vitäten darstellen wird. Das gleiche gilt für das Motiv „Wachstum, Gewinn, Unternehmensausweitung" (Gesamt 67,9 %; D 83,9 %; CZ 64,3 °/o). Das

Motiv der „Vorbereitung auf den gemeinsamen Markt" nimmt in dieser Liste

den zweiten Platz ein, wird also nach Meinung der Befragten auch in Zukunft eine erhebliche Rolle bei Internationalisierungsmaßnahmen spielen (Gesamt

69,6 %; D 80,6 %; CZ 71,4 %). Insgesamt drei Motive werden in der zukunftsbezogenen Rangliste deut­

lich stärker gewichtet als in der gegenwartsbezogenen Rangliste (vgl. Abbil­ dung 18 mit Abbildung 19). Das Motiv der „Kundennähe durch internatio­ nale Präsenz" wird hier von den Befragten am drittstärksten gewichtet gegen­

über der sechsten Position unter den Antworten auf Frage 19, und das Motiv

der „Erschließung neuer Verbraucherschichten in einem größer werdenden

Auslandsmarkt" erreicht Platz 8 gegenüber Platz 11. Diese beiden ähnlich gelagerten Motive, die auf die Erweiterung der Absatzmärkte unter dem Ein­ druck der Globalisierung der Konsumentenbedürfnisse bzw. der Konsumstile abzielen, werden demzufolge im Urteil der Befragten in Zukunft als Gründe

für Internationalisierungsaktivitäten noch deutlicher im Vordergrund stehen als heute. Auch das Motiv der „Verbesserung des Firmenimages" steht hier nicht mehr auf dem letzten, sondern auf dem viertletzten Platz der Motivrangliste.

Dies deutet darauf hin, daß die Befragten für die Zukunft eine positivere Ein­ stellung der Öffentlichkeit gegenüber dem Phänomen Internationalisierung erwarten, als es heute noch vielfach der Fall ist.

Auf der anderen Seite werden in der zukunftsbezogenen Rangliste vor al­

lem zwei Motive deutlich schwächer gewichtet als in der gegenwartsbezoge­ nen Rangliste. Dazu zählt das Motiv der „Synergie durch internationale Zu­

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

225

sammenarbeit", das hier nur den neunten statt den fünften Platz einnimmt,

vor allem aber das Motiv „Niedrigere Steuerbelastung und sonstige Kosten­ vorteile im Ausland", das vom zehnten Platz in der gegenwartsbezogenen

Rangliste auf den fünfzehnten und damit vorletzten Platz in der zukunftsbe­ zogenen Rangliste abrutscht Dies könnte darauf hindeuten, daß die Befrag­ ten bei fortschreitender Internationalisierung der nationalen Wirtschaften in Zukunft auch eine Angleichung der Standortbedingungen steuerpolitischer

und sonstiger Art in den einzelnen Ländern erwarten, so daß die Möglichkeit, entsprechende Kostenvorteile im Ausland zu realisieren, abnähme (z.B. EU-

Beitritt der Tschechischen Republik). Mit Abstand von geringster Bedeutung

wird nach dem Urteil der Befragten in Zukunft das Motiv „Niedrigere Lohnne­ benkosten im Ausland" sein (Gesamt: größere Bedeutung gegenüber heute

32,1 %; kleinere Bedeutung gegenüber heute 53,6 %). Auch diese Beurtei­

lung läßt darauf schließen, daß die Befragten in Zukunft tendenziell eher eine Angleichung der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse im internationalen Maßstab erwarten.

Die folgenden Fragen 21 und 22 beschäftigen sich mit der Eignung und Bedeutung verschiedener potentieller Organisationsformen von Internationa­

lisierungsmaßnahmen. Frage 21 stellt zehn Organisationsformen zur Bewer­

tung, die in Kapitel 2.3.1 als grundsätzlich geeignet für Internationalisierungs­ aktivitäten herausgestellt wurden. Die Befragten bewerten alle Organisations­ formen mit Werten zwischen +0,24 und +0,96 im Durchschnitt positiv (vgl.

Abbildung 20).

Im einzelnen lassen sich dabei hinsichtlich der Bewertung drei Gruppen voneinander unterscheiden: Am positivsten werden von der Gesamtheit der

Befragten die Organisationsformen des Joint Venture (+0,96), der Strategi­ schen Allianz (+0,85) und des Tochterunternehmens (+0,79) eingeschätzt.

Diese hohe positive Beurteilung beruht bei den beiden erstgenannten Orga­ nisationsformen auf der hohen Zustimmung, die ihnen von den Vertretern

der tschechischen Energiewirtschaft entgegengebracht wird (+0,94 bzw. +0,79 und damit die mit Abstand positivsten Bewertungen aus dieser Grup­

pe). Die Werte aus der Gruppe der Vertreter der deutschen Energiewirtschaft

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

226

Joint Venture

Strategische Allianz

Tochterunternehmen

Export

Unternehmensübernahme

Managementvertrag

Lizenzvertrag

BOOT-Projekt

BOO-Projekt

BOT-Projekt

H CZ

SD

Gesamt

Abbildung 20: Ergebnis der Befragung, Frage 21 (jeweils arithmetisches Mittel)

liegen zwar noch höher (+1,24 bzw. +1,13), stellen aber innerhalb dieser Grup­

pe nur die drift- bzw. vierthöchste Bewertung dar. Dies zeigt, daß innerhalb der

tschechischen Gruppe deutlich jene Organisationsformen bevorzugt werden, die

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

227

auf eine Kooperation zwischen möglichst gleichberechtigten Partnern abzielen, die also den Unternehmen aus den Zielländem der Intemationalisierungsmaßnah-

men einen ausreichenden eigenen Handlungs- und Entscheidungsspielraum las­

sen. Dementsprechend zurückhaltend ist die Bewertung der tschechischen Be­ fragten gegenüber der Organisationsform des Tochterunternehmens, wenngleich

sie mit Blick auf die Realitäten nicht vollkommen abgelehnt wird. Bei den deut­

schen Befragten hingegen erreicht sie den positivsten Wert aller vorgegebenen

Optionen, was darauf hindeutet, daß die deutschen Unternehmen vor allem an solchen Intemationalisierungsaktivitäten interessiert sind, bei denen sie eine mög­ lichst hohe Kontrolle über die entstehende internationale Organisation behalten.

Ein ähnliches Bild vermitteln die Antworten zu jenen beiden Organisations­ formen, die in der Gesamtbewertung einen Mittelplatz einnehmen. Für die Orga­

nisationsform der Untemehmensübemahme (Gesamt: +0,52; D: +1,38; CZ: +0,15) gilt in noch ausgeprägterer Form das, was oben bereits für jene der Tochterunter­

nehmung gesagt wurde. Während sie bei den Vertretern der deutschen Gruppe den zweithöchsten Wert unter allen Organisationsformen erreicht, bildet sie in der Beurteilung ihrer tschechischen Kollegen das Schlußlicht Umgekehrt ist es bei

der Organisationsform des Exports (Gesamt: +0,53; D: +0,07; CZ: +0,57). Da sie nur mit einer geringen Einflußnahme der internationalisierenden Unter­

nehmen auf die Wirtschaft des Ziellandes verbunden ist, erhält sie von den Vertretern der deutschen Gruppe die niedrigste Bewertung unter allen vorge­ gebenen Optionen, von ihren tschechischen Kollegen jedoch die dritthöchste

nach dem Joint Venture und der Strategischen Allianz. Von beiden Seiten eher zurückhaltend bewertet werden die Organisations­

formen des Management- und des Lizenzvertrages. Dies dürfte darauf zurück­

zuführen sein, daß beide Formen zwar eine deutliche Dominanz des interna­

tionalisierenden Unternehmens beinhalten, diesem jedoch gleichzeitig nur geringe Kontrollmöglichkeiten einräumen, also weder auf der einen noch auf

der anderen Seite dem Idealbild entsprechen. Die niedrigsten Bewertungen erhalten das BOOT-Projekt, das BOO-Projekt und das BOT-Projekt. Ein Grund dafür muß in dem nach wie vor unzureichenden Bekanntheitsgrad dieser Or­

ganisationsformen gesehen werden, worauf auch die hohe Zahl jener Be­ fragten hinweist, die sich hier nicht zu einer Einschätzung entschließen können.

228

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

Die Antworten auf die Frage nach der zukünftigen Bedeutung der ge­ nannten Organisationsformen im Intemationalisierungsprozeß zeigen nur ei­ ne geringfügige Verschiebung des Bildes (vgl. Abbildung 21).

d CZ

D

S Gesamt

Abbildung 21: Ergebnis der Befragung, Frage 22 (jeweils prozentualer Anteil der Antworten „grö­

ßer" an allen Antworten)

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

229

Die Befragten gehen davon aus, daß in Zukunft nicht das Joint Venture, son­ dern die Strategische Allianz die beherrschende Organisationsform für Inter­ nationalisierungsaktivitäten sein wird. Bei den übrigen Organisationsformen

ergeben sich hinsichtlich der Bewertung ihrer zukünftigen Bedeutung durch die Befragten keine wesentlichen Unterschiede gegenüber der Bewertung ih­ rer gegenwärtigen Eignung für Internationalisierungsmaßnahmen. Die Organi­

sationsformen des BOT-, BOO- und BOOT-Projektes liegen hier allerdings noch deutlicher am Ende der Liste. Wie schwer es den Befragten fällt, sie in

ihrer Bedeutung einzuschätzen, zeigt die Tatsache, daß jeweils mehr als die

Hälfte der Teilnehmer zu ihrer zukünftigen Bedeutung überhaupt keine An­ gaben macht.

Frage 23 stellt die wesentlichen unternehmensphilosophischen und un­ ternehmensstrategischen Prinzipien, die in Kapitel 2.3.2 und 2.3.3 als mitent­ scheidend für das Gelingen einer Internationalisierungsmaßnahme herausge­ arbeitet wurden, zur Bewertung (vgl. Abbildung 22).

Alle elf Optionen werden von den Befragten im Durchschnitt deutlich po­

sitiv beurteilt (arithmetische Mittelwerte zwischen +0,56 und +1,18). Auffällig ist, daß die Vertreter der deutschen Gruppe (Werte zwischen +1,03 und

+1,60) in allen elf Fällen im Durchschnitt positivere Einschätzungen vorneh­

men als ihre tschechischen Kollegen (Werte zwischen +0,23 und +1,21).

Dies dürfte in erster Linie darauf zurückzuführen sein, daß die deutschen Be­ fragten aufgrund ihrer wesentlich größeren Erfahrung mit marktwirtschaftli­ chen Strukturen und mit marktwirtschaftlichem Denken solchen Prinzipien

wie den genannten von vornherein aufgeschlossener gegenüberstehen als die tschechischen Teilnehmer.

Die insgesamt positivste Bewertung unter allen vorgegebenen Optionen erhält das Prinzip „Kooperationen als Basis" (Gesamt: +1,18; D: +1,30; CZ: +1,21;

Uni D: +0,88; Uni CZ: +1,00). Es steht bei den Vertretern der tschechischen Gruppe an erster, bei ihren deutschen Kollegen an dritter Stelle. Dies zeigt,

daß die enge, kooperative Zusammenarbeit zwischen den Partnern von In­ ternationalisierungsprojekten auf beiden Seiten, vor allem aber auf der Seite

der potentiellen Übernahmekandidaten, eine hohe Wertschätzung genießt.

230

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

Kooperationen als Basis

Stärkung der Entscheidungsbefugnisse der internationalen Niederlassungen Vernetzte Denk- und Handlungsstruk­ turen, um die Komplexität der auftre­ tenden Probleme zu bewältigen

Toleranz gegenüber soziokulturellen Werten eines Gast- bzw. Ziellandes Toleranz gegenüber der kulturellen Sozialisation der Mitarbeiter aus fremden Kulturkreisen Ganzheitliche, abteilungsübergreifen­ de, langfristige Planung einer Internationalisierungsmaßnahme

Offene Unternehmensphilosophie, in die Elemente anderer Kulturen integriert werden können Schulung von kultureller Kompetenz und internationalem Denken Schaffung von Rahmenbedingungen für kontinuierliche kulturelle Lernprozesse aller Mitarbeiter

Geozentrische, internationale Einstel­ lung vor allem des Managements

.Soviel wie nötig in der Zentrale, soviel wie möglich vor Ort"

ED CZ

D

Abbildung 22: Ergebnis der Befragung, Frage 23 (jeweils arithmetisches Mittel)

Gesamt

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

231

Daneben betonen die deutschen Befragten vor allem die Bedeutung der

Prinzipien Dezentralisierung („Stärkung der Entscheidungsbefugnisse der in­

ternationalen Niederlassungen": +1,60; „Soviel wie nötig in der Zentrale, so­

viel wie möglich vor Ort": +1,23) und Ganzheitlichkeit („Ganzheitliche, ab­

teilungsübergreifende, langfristige Planung einer Internationalisierungsmaß­ nahme": +1,47). Diese Kombination verdeutlicht, daß sie unter Dezentralisie­

rung keineswegs eine Aufsplitterung der Unternehmung in autonome Tei­ leinheiten verstehen, sondern diese eher als kreative, eigenständige Umset­

zung einer ganzheitlichen Unternehmensphilosophie durch die Niederlas­ sungen unter Beachtung der jeweiligen regionalen Gegebenheiten begreifen.

Die Vertreter der tschechischen Energiewirtschaft bewerten demgegen­ über vor allem die Prinzipien der Vernetztheit („Vernetzte Denk- und Hand­ lungsstrukturen": +1,04) und der Toleranz („Toleranz gegenüber der kultu­

rellen Sozialisation der Mitarbeiter": +0,96; „Toleranz gegenüber soziokultu­ rellen Werten eines Gast- bzw. Ziellandes": +0,91) überdurchschnittlich posi­

tiv. Die Betonung der Toleranz deutet darauf hin, daß sie als Repräsentanten eines potentiellen Ziellandes für Internationalisierungsmaßnahmen eine ge­ wisse Furcht vor kultureller Überfremdung durch das Vordringen ausländi­

scher Unternehmen empfinden. In diesem Zusammenhang muß auch ihre

hohe positive Bewertung für das Prinzip der vernetzten Denk- und Hand­ lungsstrukturen gesehen werden. Denn ein Netzwerk beruht, anders als eine

Hierarchie mit Befehlsgebern und Befehlsempfängern, auf dem Zusammen­ spiel mehrerer, zwar miteinander verbundener, aber bis zu einem gewissen

Grad eigenständiger Einheiten. In einem netzwerkartig organisierten, sich in­ ternationalisierenden Unternehmen würde den Niederlassungen im Zielland bzw. in den Zielländern demzufolge eine höhere Selbständigkeit und Eigen­

verantwortung zukommen als in einem hierarchisch organisierten Unterneh­

men. Es zeigen sich somit an dieser Stelle recht deutliche Unterschiede in

den Mentalitäten zwischen den deutschen und den tschechischen Befragten.

Zum Abschluß des zweiten Teils des Fragebogens sollen die Befragten beurteilen, in welchem Ausmaß sich die Konzepte der Nachhaltigkeit und der Internationalisierung dazu eignen, zu einer gemeinsamen Handlungsstrategie

232

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

verknüpft zu werden (Frage 24). Diese Frage wird im Durchschnitt sehr posi­ tiv beantwortet (arithmetisches Mittel aller Befragten: +1,07). Vor allem die Vertreter der tschechischen Gruppe sind von der Vereinbarkeit beider Kon­

zepte in hohem Maß überzeugt; 19 beantworten die Frage mit „sehr geeig­

net" und 31 mit „eher geeignet", während es zu keiner Einstufung „kaum ge­ eignet" oder „gar nicht geeignet" kommt (arithmetisches Mittel: +1,30). Et­ was zurückhaltender äußern sich die Vertreter der deutschen Gruppe; jeweils

ein Befragter dieser Gruppe entscheidet sich auch für die Bewertungen

„kaum geeignet" und „gar nicht geeignet" (arithmetisches Mittel: +0,93). Dies könnte darauf hindeuten, daß die ökonomischen Aspekte von Internationali­

sierungsaktivitäten in der deutschen Energiewirtschaft gegenüber den ökolo­ gischen Aspekten etwas stärker im Vordergrund stehen als in der tschechi­

schen Energiewirtschaft.

Skeptischer fällt die Bewertung dieser Frage seitens der Wissenschaftler

und Studenten aus, vor allem in der deutschen Gruppe (+0,38), aber auch

in der tschechischen Gruppe (+0,86). Obwohl auch hier die Möglichkeit zur Verbindung beider Konzepte insgesamt positiv eingeschätzt wird, ist der Glaube an die Vereinbarkeit von Ökonomie und Ökologie offenbar doch et­

was schwächer ausgeprägt

6.2.3 Fallbeispiel Tschechische Republik Im dritten Teil des Fragebogens wird zunächst nach der Einstellung der Be­

fragten hinsichtlich der Umweltverträglichkeit der tschechischen Energiewirt­ schaft gefragt. Hier ergibt die Befragung durchgängig - über alle vier Gruppen

hinweg - eine negative Bewertung. Kein einziger Befragter entschließt sich zu

der Einstufung „sehr gut", immerhin 32 optieren für „eher gut" und 11 für „indifferent". Die Mehrheit entscheidet sich für die negative Seite der Skala:

55 für „eher schlecht" und 6 für „sehr schlecht". Dies ergibt für die Gesamt­

heit der Befragten ein arithmetisches Mittel von -0,34. Beim Vergleich der vier Gruppen fallen zwei Merkmale besonders auf: Er­

stens beurteilen die deutschen Befragten die Umweltverträglichkeit der tsche­

chischen Energiewirtschaft deutlich negativer als die einheimischen (D -0,68

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgiwpen

233

gegenüber CZ -0,02; Uni D -1,14 gegenüber Uni CZ -0,36). Dieses Ergeb­ nis deutet darauf hin, daß die Maßstäbe, die an die Bewertung der ökologi­ schen Verträglichkeit der Wirtschaft angelegt werden, in Deutschland schärfer

sind als in der Tschechischen Republik, und zwar sowohl innerhalb der Wirt­ schaft als auch innerhalb der Wissenschaft Zweitens ist die Haltung der Wis­

senschaftler und Studenten zur Umweltverträglichkeit der tschechischen

Energiewirtschaft in beiden Ländern kritischer als jene der Vertreter der Ener­ giewirtschaft selbst (Uni D -1,14 gegenüber D -0,68; Uni CZ -0,36 gegen­

über CZ -0,02). Dieser Befund läßt zwei Interpretationen zu: Entweder ist die

Selbstkritik der Vertreter der Energiewirtschaft gegenüber der Umweltverträg­ lichkeit ihres Wirtschaftszweiges noch nicht ausgeprägt genug, oder aber die

kritische Einstellung der Wissenschaft bzw. der Öffentlichkeit in diesem Punkt

muß als überzogen bezeichnet werden. Die Analyse der Antworten auf die Fragen 26 bis 28 ermöglicht eine wei­ tere Differenzierung dieses Bildes. In diesem Abschnitt des Fragebogens

werden den Befragten die sechs wichtigsten umweltpolitischen Maßnahmen,

die derzeit in der Tschechischen Republik auf dem Energiesektor diskutiert werden (vgl. Kapitel 5.2), zur Bewertung vorgestellt. Im einzelnen zielen die Fragen auf die allgemeine Beurteilung dieser Maßnahmen (Frage 26), auf die

Beurteilung der Möglichkeiten zu ihrer Umsetzung (Frage 27) sowie auf das

Ausmaß an ausländischem Engagement, das zu ihrer Umsetzung voraus­ sichtlich erforderlich sein wird (Frage 28).

Die Frage nach der allgemeinen Beurteilung der vorgestellten Maßnah­ men ergibt in allen Gruppen eine durchgängig positive Bewertung hinsichtlich

aller Maßnahmen (vgl. Abbildung 23). Im einzelnen sind jedoch wesentliche

Differenzierungen zu beachten. Die beiden Maßnahmen, die die höchsten positiven Durchschnittswerte auf der Skala erreichen, sind „Emissionsreduzie­ rung durch technische Verbesserung der Kraftwerke" (+1,67) und „Maßnah­

men zur Energieeinsparung und Erhöhung der Energieeffizienz" (+1,64). In dieser Gewichtung sind sich die vier Gruppen einig, denn alle weisen den

beiden genannten Maßnahmen die höchsten Werte zu. Die einzige Ausnah­

me bilden die tschechischen Wissenschaftler und Studenten, die zwei andere

234

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

Abbildung 23: Ergebnis der Befragung, Frage 26 (jeweils arithmetisches Mittel)

Maßnahmen positiver bewerten, worauf unten noch einzugehen sein wird.

Auch sie vergeben jedoch mit jeweils +1,43 hohe positive Werte. Dieses Er­ gebnis deckt sich mit den Angaben, die die Befragten zu Frage 3 gemacht

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

235

hatten, wo sie ebenfalls der „Optimierung der Energieerzeugungseffizienz" und der „Minimierung der Emissionen" die höchsten positiven Werte unter allen Elementen des Nachhaltigkeitskonzeptes zugewiesen hatten.

Die Maßnahme der „Minimalisierung des Energieverbrauchs in der ge­

samten Wirtschaft" (+1,21) wird von den tschechischen Befragten ähnlich

positiv bewertet wie die beiden oben genannten Maßnahmen, die Deut­ schen werten jedoch deutlich zurückhaltender (D +0,74 und Uni D +1,13

gegenüber CZ +1,43 und Uni CZ +1,43). Diese Einstellung könnte in erster

Linie auf die größere Reserviertheit der deutschen Befragten gegenüber staat­ lichen Eingriffen in die Wirtschaft (hier durch das geplante Gesetz über das

Wirtschaften mit der Energie in der Tschechischen Republik) und auf die Be­ vorzugung der Selbstregulierungskräfte der Wirtschaft zurückzuführen sein.

Jene Maßnahmen, die auf Veränderungen des Energiemixes zielen, wer­

den zwar ebenfalls deutlich positiv beurteilt, stehen aber am Ende der Be­

wertungsrangliste. In diesem Punkt nehmen die tschechischen Befragten eine fast durchweg positivere Haltung ein als die deutschen („Reduzierung des Anteils fossiler Brennstoffe": CZ +0,87 gegenüber D +0,87 und Uni CZ

+1,79 gegenüber Uni D +0,50; „Erhöhung des Anteils der Kernenergie und

der Wasserkraft": CZ +1,13 gegenüber D +0,58 und Uni CZ +1,86 gegen­ über Uni D 0,00; „Substitution der Kohle durch Erdgas": CZ +0,79 gegenüber D +0,77 und Uni CZ +0,50 gegenüber Uni D +0,38). Diese Werte stützen

noch einmal die oben bereits getroffene Feststellung, daß die Vertreter der

tschechischen Energiewirtschaft und noch stärker die tschechischen Wissen­ schaftler und Studenten eine möglichst rasche Abkehr von dem bisherigen, stark kohledominierten Energiemix in der Tschechischen Republik befürwor­

ten. Hierin folgen ihnen die deutschen Befragten, die jedoch wesentlich zu­ rückhaltender bewerten, wenn es um die Substitutionsmöglichkeiten geht

Bei der Maßnahme „Erhöhung des Anteils der Kernenergie und der Wasser­ kraft" dürfte vor allem die Problematik der Kernenergie für die deutliche Pola­

risierung zwischen den tschechischen und den deutschen Befragten verant­ wortlich sein, ein Punkt, der oben bereits angesprochen wurde. Während die

deutschen Befragten vor dem Hintergrund der heftigen, z.T. ideologisch ge-

236

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

führten Debatten um die Kernenergie und um den Atomausstieg in

Deutschland die stärkere Inanspruchnahme dieses Energieträgers nur sehr zurückhaltend bewerten, zeigen die tschechischen Befragten keine vergleich­

baren Bedenken. Ein leicht verändertes Bild ergeben die Antworten auf Frage Tl nach den Möglichkeiten zur erfolgreichen Umsetzung der einzelnen Maßnahmen (vgl.

Abbildung 24).

□ Uni CZ

HUni D

CZ

Abbildung 24: Ergebnis der Befragung, Frage 27 (jeweils arithmetisches Mittel)

SD

■ Gesamt

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

237

Zunächst fällt auf, daß die Bewertungen, obwohl sie auch hier - bezogen je­

weils auf die Gesamtheit der Befragten - durchweg positiv sind, bei allen sechs Maßnahmen niedriger ausfallen als bei den Antworten auf Frage 26

(„Reduzierung des Anteils fossiler Brennstoffe": +0,21 statt +0,97; „Erhöhung

des Anteils der Kernenergie und der Wasserkraft": +0,31 statt +0,98; „Sub­ stitution der Kohle durch Erdgas": +0,45 statt +0,72; „Emissionsreduzierung":

+1,23 statt +1,67; „Maßnahmen zur Energieeinsparung": +1,00 statt +1,64; „Minimalisierung des Energieverbrauchs": +0,46 statt +1,21). Damit ergibt sich bei allen Maßnahmen eine deutliche Differenz zwischen ihrer allgemei­

nen Beurteilung und der Beurteilung ihrer Umsetzbarkeit Am geringsten ist diese Differenz bei der Maßnahme „Substitution der Kohle durch Erdgas"; hier sind die Befragten demzufolge am ehesten der Ansicht, daß diese Maß­

nahme entsprechend ihrer Bedeutung umgesetzt werden kann. An der Spitze der Bewertungsrangliste stehen wiederum die „Emissionsreduzierung durch technische Verbesserung der Kraftwerke" (+1,23) sowie die „Maßnahmen

zur Energieeinsparung und Erhöhung der Energieeffizienz" (+1,00); bei bei­ den Maßnahmen zeigen sich die Befragten sehr zuversichtlich hinsichtlich der

Umsetzungsmöglichkeiten. Lediglich die Vertreter der deutschen Energiewirt­ schaft zeigen bei der Bewertung der Umsetzbarkeit der „Maßnahmen zur

Energieeinsparung und Erhöhung der Energieeffizienz" (+0,52) eine größere Skepsis, was darauf hindeuten könnte, daß sie die tschechischen Maßnah­

men zur Unterstützung von Energiesparmaßnahmen kritischer beurteilen als ihre tschechischen Kollegen.

Die Einschätzung der Umsetzbarkeit der Maßnahmen „Reduzierung des Anteils fossiler Brennstoffe am Energiemix" und „Erhöhung des Anteils der Kernenergie und der Wasserkraft" ergibt ein ähnliches Bild, wie es oben be­

reits festgestellt wurde. Die tschechischen Befragten zeigen sich hier durch­

weg optimistischer als die deutschen („Reduzierung des Anteils fossiler Brennstoffe": CZ +0,28 gegenüber D +0,10 und Uni CZ +0,36 gegenüber

Uni D 0,00; „Erhöhung des Anteils der Kernenergie und der Wasserkraft": CZ +0,50 gegenüber D 0,00 und Uni CZ +0,71 gegenüber Uni D -0,50). Wie­ derum wird die Skepsis der deutschen Befragten gegenüber den Chancen

238

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

eines verstärkten Ausbaus der Kernenergie deutlich, wohingegen die tsche­

chischen Befragten hier offenbar wesentlich geringere Probleme erwarten. Eine Abrundung des Bildes ermöglicht die Betrachtung der Antworten auf die Frage, in welchem Ausmaß ausländisches Engagement zur erfolgreichen

Umsetzung der genannten Maßnahmen notwendig sei (vgl. Abbildung 25).

Emissionsreduzierung durch tech­ nische Verbesserung der Kraftwerke

Maßnahmen zur Energieeinsparung und Erhöhung der Energieeffizienz (Programm zur Unterstützung von Energiesparmaßnahmen)

Erhöhung des Anteils von Kernenergie und Wasserkraft

Substitution der Kohle durch Erdgas

Reduzierung des Anteils fossiler Brennstoffe am Energiemix

Mmimalisierung des Energiever­ brauchs in der gesamten Wirtschaft durch das geplante Gesetz über das Wirtschaften mit der Energie •0,5 □ Uni CZ

0

0,5 OfflUni D

1

CZ

Abbildung 25: Ergebnis der Befragung, Frage 28 (jeweils arithmetisches Mittel)

SD

1,5

■ Gesamt

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

239

Auch hier stehen die Maßnahmen der „Emissionsreduzierung durch technische Verbesserung der Kraftwerke" (+0,93) sowie der „Energieeinsparung und Erhö­

hung der Energieeffizienz" (+0,74) an der Spitze. Die Befragten sind demzufolge

der Meinung, daß gerade die aus ihrer Sicht wichtigsten und modernsten um­ weltpolitischen Maßnahmen auf dem tschechischen Energiesektor zu ihrer Ver­ wirklichung am stärksten auf ausländische Hilfe angewiesen sind. Diese Einschät­ zung belegt eindeutig die starke Abhängigkeit der tschechischen Energiewirtschaft

von Intemationalisierungsmaßnahmen. Auch bei der Maßnahme „Erhöhung des Anteils der Kernenergie und der Wasserkraft" sind alle befragten Gruppen der An­ sicht, daß zur Verwirklichung dieses Ziels der Rückgriff auf ausländisches Knowhow notwendig sein wird (CZ +0,60, D +0,40, Uni CZ +0,50, Uni D +0,88).

Bei den Maßnahmen „Reduzierung des Anteils fossiler Brennstoffe am Ener­

giemix" und „Substitution der Kohle durch Erdgas" gehen die tschechischen im Gegensatz zu den deutschen Befragten davon aus, sie weitgehend ohne auslän­ disches Engagement verwirklichen zu können („Reduzierung des Anteils fossiler Brennstoffe": CZ -0,02 gegenüber D +0,52, Uni CZ +0,21 gegenüber Uni D

+0,88; „Substitution der Kohle durch Erdgas": CZ +0,09 gegenüber D +0,45, Uni

CZ +0,50 gegenüber Uni D +0,75). Das Vertrauen der tschechischen Befragten in die Leistungsfähigkeit der eigenen Energiewirtschaft hinsichtlich der Umstrukturie­

rung des Energiemix ist demzufolge größer als jenes der deutschen Befragten.

Mit Frage 29, der einzigen offenen Frage des Fragebogens, werden die Teilnehmer dazu aufgefordert, weitere ökologische Maßnahmen zu nennen,

die über die genannten hinausgehen und die sie im Fall der Tschechischen Republik für wünschenswert halten. Insgesamt notieren die Befragten hier 30

Vorschläge, die sich in die folgenden Bereiche aufteilen lassen:

Bereich

Maßnahme

Gesetzgebung Gesetzesnovellierung Anpassung der Gesetze und Vorschriften an EU-Recht, z.B. Öko-Audit VO allgemein Energische Durchsetzung der gesetzlichen Vorgaben durch den Staat Beschränkung der Ausnahmeregelungen zu den Umweltgesetzen Langfristige Festlegung der energetischen Konzeption Durchsetzung der energetischen Politik der Tschechischen Republik Koordination der energetischen Gesetzgebung mit der EU

Gr

D D D D CZ CZ CZ

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

240

Gr

Bereich

Maßnahme

Energieträger

Biomasseverbrennung Nutzung der Geothermik Umstellung auf die Kernenergie Ökologische Gebietslimits hinsichtlich des Einsatzes von Fossilbrennstoffen Einführung einer Rauchfangsteuer bei Verwendung von Fossilbrennstoffen Fertigstellung des Kernkraftwerks Temelin

D D CZ CZ CZ UniCZ

Energiesparen Staatl. Förderung des Ersatzes alter Kohle-/Öl- durch moderne Gasanlagen Energiesparmaßnahmen WirkungsgradVerbesserung Gebäuderenovierung, Beachtung der Verbrennungsnormen beim Neubau Nutzung der sekundären Energien Förderung der Energiesparprogramme Minderung des Energieverbrauchs

D D D D CZ CZ UniCZ

Emissions­ reduzierung

Schärfere Maßnahmen/Strafen bei Überschreitung von Emissionslimits Reduzierung der Verkehrs- und Industrieemissionen Gesetzliche Maßnahmen gegen die Verunreinigung der Umwelt

D D CZ

Sonstiges

Freier Zugang zu Umweltinformationen (s. Umweltinformationsgesetz in D) Stärkere öffentl. Aufklärung über den ökol. und ökon. Umgang mit Energie Deregulation Privatisierung, Demonopolisierung Kontrolle der Lieferanten kosten durch den Staat Einsatz geeigneter Personen in die entsprechenden Positionen Valorisation der Preise

D D CZ CZ CZ UniCZ Uni CZ

Tabelle 13: Ergebnis der Befragung, Frage 29

Der Bereich „Gesetzgebung allgemein" zeigt, daß sich sowohl die Vertreter der deutschen Energiewirtschaft als auch ihre tschechischen Kollegen eine klarere und langfristigere Umwelt- und Energiegesetzgebung in der Tschechi­ schen Republik, deren energischere Umsetzung und die Verwirklichung ihrer

Anpassung an EU-Standards wünschen. Dies zeigt, daß nach Meinung beider

Gruppen noch grundsätzliche strukturelle Defizite in der tschechischen Ener­

gie- und Umweltpolitik aufgearbeitet und beseitigt werden müssen. Die Bereiche 2 bis 4 enthalten konkretisierende Vorschläge zu den sechs Maßnahmen, die bereits in den Fragen 26\>is 28 zur Diskussion gestellt worden sind. Die Vorschläge im Bereich 2 „Energieträger" bestätigen das

oben bereits gewonnene Bild: Während die deutschen Befragten zur Substi­ tuierung der fossilen Brennstoffe stärker auf alternative Energieträger setzen,

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

241

bevorzugen die tschechischen Befragten den verstärkten Ausbau der Kern­

energie. Der Bereich der Energiesparmaßnahmen wird von beiden Gruppen in verschiedenen konkreten Vorschlägen betont, wobei die deutschen Be­

fragten vor allem solche Maßnahmen betonen, die in Deutschland bereits mit Erfolg gegriffen haben. Im Bereich der Emissionsreduzierung heben beide Seiten die Bedeutung der staatlichen Ordnungspolitik hervor.

Der Bereich „Sonstiges" beinhaltet jene Vorschläge, die sich nicht unter

die oben behandelten sechs Maßnahmen subsumieren lassen. Die Vertreter

der deutschen Energiewirtschaft betonen hier in besonderer Weise die Be­ deutung einer verbesserten Informations- und Aufklärungspolitik im Bereich

Umwelt und Energie durch die zuständigen staatlichen Stellen in der Tsche­ chischen Republik. Ihre tschechischen Kollegen mahnen in erster Linie die

energische Fortführung der Privatisierungs- und Deregulierungspolitik an. Aus den Reihen der tschechischen Wissenschaftler und Studenten kommt schließlich die Forderung nach dem „Einsatz geeigneter Personen in die ent­ sprechenden Positionen". Es wird zwar nicht konkretisiert, was unter „geeig­

neten Personen" zu verstehen ist und welche Positionen hier gemeint sind, aber es ist klar erkennbar, daß die Befragten mit den derzeit handelnden Per­

sonen unzufrieden sind. Frage 30 stellt die wesentlichen politischen, ökonomischen, rechtlichen

und sozialen Rahmenbedingungen, die in den Kapiteln 5.1.1, 5.1.2 und 5.3.1 als entscheidend für den Stellenwert des Standorts Tschechische Re­

publik hinsichtlich Internationalisierungsmaßnahmen herausgestellt wurden,

zur Bewertung. Das Ergebnis zeigt eine beachtliche Spannbreite der Beurtei­ lungen, die für die einzelnen Faktoren im arithmetischen Mittel der Gesamt­

heit der Befragten zwischen +0,89 und -0,47 schwanken (vgl. Abbildung 26a und 26b). Drei Faktoren heben sich auf der positiven Seite der Skala deutlich von den übrigen Faktoren ab: „Qualifikation der Arbeitskräfte" (+0,89), „Investiti­

onsbedarf im Energiesektor" (+0,76) und „Politisches System, Verfassung" (+0,55). Die Mehrheit der Befragten ist demzufolge der Ansicht, daß diese Faktoren klare Vorteile des Standortes Tschechische Republik darstellen und

242

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

□ Uni CZ

■ Uni D

SCZ

SD

■ Gesamt

Abbildung 26a: Ergebnis der Befragung, Frage 30 (jeweils arithmetisches Mittel; die zehn Faktoren

mit den positivsten Bewertungen)

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

243

Mentalität und Arbeits­ ethik der Bevölkerung

Einstellung der Bevölke­ rung zur Marktwirtschaft

Banken wesen

Investitionsschutz

Verkehrsinfrastruktur

Absatzmarkt, Kaufkraft

Aktuelle politische Lage

Steuerrecht, Steuerniveau

Kooperationsbereitschaft/ Flexibilität der Bürokratie

Investitions­ förderprogramme

-0,5

□ Uni CZ

DD Uni D

■ Gesamt

Abbildung 26b: Ergebnis der Befragung, Frage 30 (jeweils arithmetisches Mittel; die zehn Faktoren

mit den negativsten Bewertungen)

244

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

auf ausländische Investoren besonders attraktiv wirken. Die Qualifikation der

Arbeitskräfte wird dabei von den Vertretern der tschechischen Energiewirt­ schaft noch deutlich positiver eingeschätzt als von ihren deutschen Kollegen

(CZ +1,07 gegenüber D +0,59 und auch Uni CZ +0,92 gegenüber Uni D +0,67). Diese Einschätzung deutet darauf hin, daß die Ansprüche an das Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte bei den deutschen Befragten im Durch­

schnitt höher sind als bei den tschechischen. Auch der Aspekt des politischen Systems und der Verfassung stößt bei den Vertretern der tschechischen

Energiewirtschaft auf eine signifikant größere Zustimmung (CZ +0,72 gegen­ über D +0,20). Diese Diskrepanz dürfte darauf zurückzuführen sein, daß die tschechischen Befragten vor allem die positiven Veränderungen des politi­ schen Systems seit der Revolution von 1989/90 betonen, während die deut­ schen Befragten stärker auf die nach wie vor bestehenden Defizite gegenüber

den westeuropäischen Demokratien abheben. Der Investitionsbedarf auf

dem Energiesektor wird hingegen von beiden Gruppen gleichermaßen positiv

eingeschätzt (D +0,83 bzw. CZ +0,76). Vier weitere Faktoren werden von den Befragten ebenfalls deutlich positiv eingestuft: „Gesamtwirtschaftliche Entwicklung" (+0,31), „Lohnniveau" (+0,31),

„Arbeitsrecht" (+0,25) und „Organisation des Energiesektors" (+0,24). Bei der grundsätzlich positiven Beurteilung der gesamtwirtschaftlichen Entwick­

lung sind sich alle vier Gruppen einig. Deutliche Abweichungen ergeben sich

hingegen bei der Bewertung der Rolle des Faktors Lohnniveau (D +0,70 ge­ genüber CZ +0,11 und Uni D +1,00 gegenüber Uni CZ -0,08). Während die deutschen Befragten die niedrigen Durchschnittslöhne in der Tschechischen

Republik als einen Anreiz für ausländisches Engagement bewerten, gewich­ ten die tschechischen Befragten diesen Faktor zurückhaltender, wohl aus der

bereits angesprochenen Furcht heraus, das Land könne auf Dauer zu einem

Niedriglohnland werden. Die Faktoren Arbeitsrecht und Organisation des Energiesektors werden hingegen von den Vertretern der deutschen Energie­

wirtschaft negativer bewertet (D +0,04 gegenüber CZ +0,31 bzw. D +0,07

gegenüber CZ +0,44), was im letzten Fall vor allem auf die nach wie vor sehr starke Stellung des maßgeblich in staatlichem Besitz befindlichen Monopo­

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

245

lunternehmens ÖEZ sowie auf das fehlende Energiekonzept der Regierung und die regulierten Preise zurückzuführen sein dürfte. Eine weder eindeutig positive noch eindeutig negative Beurteilung erteilen

die Befragten acht Faktoren, die damit das breite Mittelfeld in der Rangliste dieser Bewertungen bilden: „Fortschritt der Liberalisierung und Privatisierung"

(+0,13), „Gesellschafts- und Untemehmensrecht" (+0,12), „Kommunikations­ infrastruktur" (+0,10), „Mentalität und Arbeitsethik der Bevölkerung" (+0,09),

„Einstellung der Bevölkerung zur Marktwirtschaft" (+0,08), „Bankenwesen"

(+0,03), „Investitionsschutz" (-0,05) sowie „Verkehrsinfrastruktur" (-0,06). Der Stand der Privatisierungsbemühungen stößt bei den tschechischen Be­

fragten auf eine leicht positivere Bewertung als bei den deutschen (CZ +0,15 gegenüber D -0,20 und Uni CZ +0,75 gegenüber Uni D +0,40), die die

Methode der Privatisierung (vgl. Kapitel 5.1.1) offensichtlich kritischer beur­ teilen. Auffällig ist auch die wesentlich positivere Bewertung der Infrastruktur

durch die Vertreter der deutschen Energiewirtschaft gegenüber ihren tsche­ chischen Kollegen (Kommunikation: D +0,50 gegenüber CZ -0,02; Banken:

D +0,19 gegenüber CZ -0,02; Verkehrswesen: D +0,37 gegenüber CZ -0,19).

Hier scheinen die tschechischen Befragten die Defizite ihres Landes in der infrastrukturellen Ausstattung gegenüber dem Westen noch als deutlich

nachteilig zu empfinden, wohingegen die deutschen Befragten die bereits er­ zielten Fortschritte, auch im Vergleich mit anderen osteuropäischen Trans­

formationsstaaten, würdigen.

Drei weitere Faktoren werden von den Befragten relativ negativ beurteilt: „Absatzmarkt, Kaufkraft" (-0,15), „Aktuelle politische Lage" (-0,15) und „Steuerrecht, Steuemiveau" (-0,16). Die mangelnde Kaufkraft der Bevölke­ rung als Folge des niedrigen Lohnniveaus und der hohen Inflation bewerten

alle vier befragten Gruppen gleichermaßen als Hindernis für ausländische In­ vestitionen. Die diffuse politische Lage in der Tschechischen Republik nach

dem Ende der Regierung Klaus und die daraus resultierende Planungsunsi­

cherheit im ökonomischen Bereich wird sowohl von den Vertretern der deut­ schen Energiewirtschaft als auch von ihren tschechischen Kollegen bemän­ gelt. Den Faktor „Steuerrecht, Steuerniveau" beurteilen vor allem die tschechi-

246

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

sehen Befragten negativ (CZ -0,28 gegenüber D +0,03 und Uni CZ -0,31 gegenüber Uni D +0,33). Nach Meinung der deutschen Befragten erreichen die Steuern in der Tschechischen Republik offenbar kein Niveau, das aus­

reicht, um sie als wesentliches Investitionshindernis zu sehen.

Die deutlich negativsten Bewertungen entfallen auf die Faktoren „Koope­ rationsbereitschaft und Flexibilität der Bürokratie" (-0,35) sowie „Investitions­ förderprogramme" (-0,47). Hier liegen folglich nach Meinung der Befragten

die entscheidenden Hindernisse für Internationalisierungsmaßnahmen in der

Tschechischen Republik. Dabei werden die schlechten Noten für die tsche­

chische Bürokratie von allen befragten Gruppen gleichermaßen erteilt Die mangelhafte Qualität der staatlichen Investitionsförderprogramme betonen

hingegen in erster Linie die tschechischen Befragten (CZ -0,58 gegenüber D -0,25 und Uni CZ -0,77 gegenüber Uni D +0,17).

Die abschließenden Fragen 31 und 32 zielen auf die Bewertung der bis­ herigen Internationalisierungsmaßnahmen, die in der Tschechischen Republik auf dem Energiesektor durchgeführt worden sind, sowie auf die Aussichten

für weitere Internationalisierungsaktivitäten in näherer Zukunft. Zu der ersten Frage äußern sich alle Befragten weitgehend indifferent (D: +0,03; CZ: +0,04; Uni

D: 0,00; Uni CZ: +0,29; Gesamt: +0,07) und geben damit zu erkennen, daß sie den bisherigen Internationalisierungsaktivitäten eine eher durchschnittli­ che Qualität beimessen (oder aber nicht ausreichend darüber informiert

sind). Auch läßt dies darauf schließen, daß die Befragten mehrheitlich der Meinung sind, das Potential der Tschechischen Republik für Internationalisie­

rungsmaßnahmen sei bislang noch nicht hinreichend ausgeschöpft worden.

Vor diesem Hintergrund, aber auch auf der Basis der Ergebnisse, die Frage

30 erbracht hat, muß die abschließende Beurteilung der Befragten hinsicht­ lich der Aussichten für weitere Internationalisierungsmaßnahmen auf dem Energiesektor der Tschechischen Republik betrachtet werden. Alle vier Grup­

pen bewerten diese Aussichten deutlich positiv (D: +0,61; CZ: +0,72; Uni D:

+0,40; Uni CZ: +0,43; Gesamt: +0,63). Sechs der Befragten bezeichnen sie als „sehr gut" und 65 als „eher gut", während sich 21 für die Einstufung „in­

different" entscheiden. Auf der negativen Seite der Skala finden sich lediglich

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

247

elf Befragte, von denen sich zehn für „eher schlecht" und einer für „sehr

schlecht" entscheiden. Obwohl die Befragten die Standortqualität der Tsche­ chischen Republik noch in einigen Punkten für deutlich verbesserungsbe­

dürftig halten (vgl. die Antworten zu Frage 30), sind sie insofern optimistisch,

daß sich die Internationalisierungsaktivitäten auf dem Energiesektor des Lan­

des in näherer Zukunft weiter intensivieren werden.

6.3 Zusammenfassende Bewertung Die Ergebnisse der Befragung lassen sich in den folgenden Leitthesen zu­

sammenfassen: 1.

Die Vertreter der Energiewirtschaft bewerten das Nachhaltigkeitskonzept in seinen theoretischen Grundzügen positiv und zeigen sich bei der Ein­

schätzung des Engagements zu seiner praktischen Umsetzung immerhin vorsichtig optimistisch (Fragen 1 und 2). Daraus läßt sich ihre Erwartung ableiten, daß die Energiewirtschaft zwar Anstrengungen zur Umsetzung

des Konzeptes unternehmen wird, dies aber nicht immer mit dem Tempo und dem Nachdruck tut, der aufgrund der theoretischen Implika­ tionen des Konzeptes eigentlich geboten wäre. 2.

Die Zustimmung zum Nachhaltigkeitskonzept erstreckt sich grundsätzlich auf all seine Elemente, konzentriert sich aber stark auf die technischen

Aspekte zur Optimierung der Energieerzeugungseffizienz sowie zur Mi­ nimierung der anfallenden Emissionen. Betriebswirtschaftliche Maximen aus dem sozialkulturellen Bereich wie Offenheit, Transparenz oder De­

zentralisierung erfahren demgegenüber nicht jene Zustimmung seitens

der Energiewirtschaft, die ihnen aufgrund ihres Stellenwertes innerhalb des Nachhaltigkeitskonzepts zukommen müßte (Frage 3).

3.

Die Befragten bewerten die regenerativen Energieträger als umweltver­ träglich und die fossilen Brennstoffe Kohle und Erdöl als umweltschäd­ lich, während sie der Kernenergie und dem Erdgas eine Mittelstellung

zuweisen (Frage 4). Sie gehen jedoch davon aus, daß der Aspekt der

Wirtschaftlichkeit den der Umweltverträglichkeit auch in Zukunft an Be-

248

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen deutung übertrifft, so daß ihrer Meinung nach die fossilen Brennstoffe

noch auf absehbare Zeit im Energiemix dominieren werden (Frage 5). Ihre generelle Einsicht in ökologische Erfordernisse kontrastiert mit ei­

nem nüchternen Realismus hinsichtlich des ökonomischen Alltagsge­ schäfts (Frage 6); Ergebnis ist die Erwartung, daß sich notwendige Ver­

änderungen im Energiemix in Zukunft zwar vollziehen werden, aber in einem geringeren Tempo, als es die Forderungen des Nachhaltigkeits­ konzeptes nahelegen.

4.

Die Befragten stellen die Kernenergie als den zukunftsträchtigsten Ener­

gieträger heraus (Frage 5), was zumindest für die nähere Zukunft den Implikationen des Nachhaltigkeitskonzeptes entspricht. Es wird jedoch

deutlich, daß kein anderer Energieträger derart unterschiedliche Meinun­ gen hervorruft und in verschiedenen Ländern derart differenziert bewer­ tet wird. Die starke Abneigung gegenüber der Kernenergie in Deutsch­

land scheint einen Sonderfall darzustellen. Das Beispiel demonstriert die

intensive Abhängigkeit der Energiewirtschaft von der öffentlichen Mei­

nung sowie die große Bedeutung von aktiver Öffentlichkeitsarbeit und unternehmerischer Transparenz gerade bei Internationalisierungsaktivi­

täten auf dem Energiesektor.

5.

Die Vertreter der Energiewirtschaft bewerten untemehmenspolitische Strate­ gien wie jene des Demand-Side Management oder des Least-Cost Planning

in der Theorie eindeutig positiv und lassen damit eine generelle Bereitschaft erkennen, zugunsten einer ökologisch orientierten Unternehmenspolitik

Forderungen aus der öffentlichen Diskussion aufzugreifen (Fragen 3b

und 8). Auch hier korrespondiert jedoch die idealistische Einstellung ge­ genüber der theoretischen Forderung mit einer realistischeren Haltung, sobald es um die Beurteilung der Einbindung dieser Forderung in den

unternehmerischen Alltag geht (Fragen 10 und 11). Trotzdem können diesen Teilstrategien des Nachhaltigkeitskonzeptes auf der Basis der vor­ liegenden Umfrage gute Zukunftsaussichten bescheinigt werden. 6.

Ordnungspolitische Eingriffe des Staates in den Energiesektor mit ökologi­

scher Zielsetzung werden von der Energiewirtschaft nicht abgelehnt, sondern

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

249

positiv beurteilt Dabei bewerten die Vertreter der deutschen Energiewirt­

schaft zu direkte staatliche Eingriffe zurückhaltender als ihre tschechischen

Kollegen und bevorzugen eher politische Konzepte, die auf marktwirtschaftli­

che Selbstregulierungsmechanismen setzen (Frage 12). Offensichtlich ist in den Transformationsstaaten das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Politik noch größer als das in die Leistungsfähigkeit der Marktwirtschaft

7.

Der Informationsstand über das Nachhaltigkeitskonzept ist als deutlich verbesserungsbedürftig zu bezeichnen (Frage 13).

8.

Das Joint Implementation-Modell wird von der Energiewirtschaft deutlich positiv beurteilt Allerdings ist die Zustimmung seitens der deutschen

Energiewirtschaft (stellvertretend für die Industriestaaten) größer als sei­ tens der tschechischen Energiewirtschaft (stellvertretend für die Trans­ formationsländer), wo Befürchtungen einer Übervorteilung durch die In­

vestoren aus den Industrieländern offenbar noch eine gewisse Relevanz

besitzen (Frage 14). 9.

Die Vertreter der Energiewirtschaft bewerten das Konzept der Internatio­

nalisierung als ausgesprochen wichtig, stärker noch in jenen Ländern, von denen die Internationalisierungsmaßnahmen ausgehen, als in je­

nen, die ihr Ziel darstellen (Frage 15).

10. Die wichtigsten Motive für Internationalisierungen auf dem Energiesektor sind der steigende Wettbewerb in supranationalen Wirtschaftszonen so­ wie die Aussicht auf Umsatz-, Gewinn- und Produktivitätszuwächse. Auch die Vorbereitung auf die Anforderungen der Informationsgesellschaft und

der globalisierten Konsumentenbedürfnisse spielt eine wesentliche Rol­ le. Von untergeordneter Bedeutung sind hingegen die typischen defen­

siven Internationalisierungsmotive (Internationalisieren als Reaktion auf entsprechende Schritte der Konkurrenz bzw. der Kunden) als auch das in der öffentlichen Diskussion meist stark betonte Motiv der niedrigeren

Produktionskosten im Ausland. Die Umsatzausweitung steht gegenüber

der Kostenminimierung eindeutig im Vordergrund (Fragen 19 und 20). 11. Die Haltung der öffentlichen Meinung gegenüber Internationalisierungs­ aktivitäten wird von den Vertretern der Energiewirtschaft eher negativ

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

250

eingeschätzt, so daß sie sich kaum Imagevorteile, z.T. sogar Imagenach­ teile von solchen Aktivitäten versprechen (Fragen 19 und 20). Diese

Einstellung verdeutlicht, daß in der Öffentlichkeit noch eine beträchtliche Aufklärungsarbeit über das Wesen, die ökonomischen Funktionen und

den ökonomischen Nutzen der Internationalisierung erforderlich ist. 12. Die Befragten stellen das Joint Venture, die Strategische Allianz und das

Tochterunternehmen als die attraktivsten Organisationsformen für Inter­

nationalisierungsmaßnahmen in der Energiewirtschaft heraus. Ausge­

staltungsformen wie das BOOT-, das BOO- und das BOT-Projekt leiden demgegenüber noch unter einem zu geringen Bekanntheitsgrad. Wäh­

rend internationalisierende Energieunternehmen aus den Industrielän­ dern offenbar jene Formen bevorzugen, die ihnen eine möglichst voll­ ständige Kontrolle über die entstehende internationale Organisation er­

möglichen, sympathisieren die Unternehmen der potentiellen Zielländer eher mit kooperativen, auf Gleichberechtigung zielenden Formen (Fra­

gen 21 und 22). 13. Bei der Frage nach den unternehmensphilosophischen und unterneh­

mensstrategischen Prinzipien, die bei Internationalisierungsmaßnahmen

zugrundegelegt werden sollten, steht das Prinzip der Kooperation an der Spitze. Die Vertreter der deutschen Energiewirtschaft betonen daneben in erster Linie die Prinzipien der Dezentralisierung und der Ganzheitlich­ keit, fordern also die kreative, eigenständige Umsetzung einer möglichst

ganzheitlichen Unternehmensphilosophie durch die Niederlassungen

unter Beachtung der jeweiligen regionalen Besonderheiten. Die Vertreter

der tschechischen Energiewirtschaft heben demgegenüber vor allem die Prinzipien der Vernetztheit und der Toleranz hervor und lassen damit er­

kennen, daß sie eine gewisse Furcht vor kultureller Überfremdung durch das Engagement ausländischer Investoren empfinden (Frage 23). 14. Die Umweltverträglichkeit der Energiewirtschaft in der Tschechischen

Republik wird von den Befragten überwiegend negativ beurteilt. Dabei scheinen die Maßstäbe hinsichtlich einer Bewertung der ökologischen

Verträglichkeit der Wirtschaft in Deutschland strenger zu sein als in der

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen

251

Tschechischen Republik und unter den Wissenschaftlern wiederum schärfer als unter den Vertretern der Energiewirtschaft selbst (Frage 25). 15. Die umweltpolitischen Maßnahmen der Tschechischen Republik auf dem

Energiesektor stoßen allgemein auf Zustimmung. Am positivsten werden,

vergleichbar mit der Einschätzung der verschiedenen Elemente des Nachhal­ tigkeitskonzeptes, technische Programme zur Emissionsreduzierung und zur Steigerung der Energieerzeugungseffizienz bewertet Die Vertreter der deut­

schen Energiewirtschaft zeigen gegenüber solchen Maßnahmen; die auf starken staatlichen Eingriffen in die Wirtschaft beruhen, eine größere Reser­

viertheit als ihre tschechischen Kollegen und bevorzugen Maßnahmen, die

auf die Selbstregulierungskräfte der Wirtschaft bauen (Frage 26). 16. Auch bei der Bewertung der umweltpolitischen Maßnahmen in der Tschechischen Republik ergeben sich deutliche Diskrepanzen zwischen ihrer generellen theoretischen Beurteilung und der Einschätzung ihrer praktischen Durchsetzbarkeit. Die Befragten lassen erkennen, daß sie

insgesamt nicht an eine derart zügige und energische Umsetzung der Maßnahmen durch die tschechische Regierung glauben, wie es aus

umweltpolitischen Gesichtspunkten geboten wäre (Frage 27). 17. Nach Einschätzung der Befragten benötigen alle vorgestellten Maßnah­

men zu ihrer Umsetzung ausländische Hilfe und ausländisches Enga­ gement. Dies gilt besonders für jene technischen Maßnahmen, die ihrer

Meinung nach die höchste Dringlichkeitsstufe aufweisen. Hier zeigt sich die starke Abhängigkeit der tschechischen Energiewirtschaft von Interna­

tionalisierungsmaßnahmen (Frage 28).

18. Über die vorgestellten Maßnahmen hinaus wünschen sich die Befragten in der Tschechischen Republik eine langfristigere und stärker an europäi­

schen Maßstäben orientierte Umwelt- und Energiegesetzgebung, eine intensivere Informations- und Aufklärungspolitik durch die zuständigen

staatlichen Stellen sowie eine entschiedene Fortführung der Privatisie-

rungs- und Deregulierungspolitik (Frage 29). 19. Als größte Vorteile des Standortes Tschechische Republik im Hinblick auf Internationalisierungsmaßnahmen auf dem Energiesektor erscheinen die

252

Empirischer Teil: Befragung ausgewählter Zielgruppen Qualifikation der Arbeitskräfte, der Investitionsbedarf in den Energiesektor und das politische System. Auf der anderen Seite stellen die mangelnde Kaufkraft, die unsichere aktuelle politische Lage, das Steuerniveau, die

starre Bürokratie und unzureichende Investitionsförderprogramme ge­ wichtige Hindernisse dar. Das niedrige Lohnniveau wird von den Vertre­ tern der deutschen Energiewirtschaft aufgrund der möglichen Kostenein­

sparungen sehr positiv gewertet, von ihren tschechischen Kollegen, wohl

aus Furcht vor einer dauerhaften Abqualifizierung als „Billiglohnland",

deutlich negativer. Hinsichtlich der infrastruktureilen Ausstattung des Landes betonen die tschechischen Befragten eher die Defizite gegen­

über westlichen Staaten, während die deutschen Befragten die seit der Wende bereits erreichten Fortschritte hervorheben (Frage 30).

20. Die bisher durchgeführten Internationalisierungsmaßnahmen auf dem Energiesektor der Tschechischen Republik sind nach Meinung der Be­ fragten von eher durchschnittlicher Effizienz, haben also das vorhandene Potential noch nicht ausgeschöpft. Demzufolge gehen die Befragten da­

von aus, daß sich die Intemationalisierungsaktivitäten in näherer Zukunft weiter intensivieren werden (Fragen 31 und 32).

7 Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse Im Zentrum der vorliegenden Untersuchung hat die Frage gestanden, ob die Kon­ zepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisierung geeignete und

operationalisierbare Strategien zur Bewältigung der ökologischen, kulturellen und

sozialen Herausforderungen darstellen, mit denen sich die Wirtschaft in der heuti­ gen Zeit konfrontiert sieht Abschließend sollen nun die erbrachten Ergebnisse kri­ tisch reflektiert werden. Die Ergebnisse der Untersuchung werden dabei im fol­

genden in Form von Leitthesen zusammengefaßt, welche in einem erläuternden Text eine nähere Konkretisierung und Spezifizierung erfahren. 7. Das Nachhaltigkeitskonzept stellt auf der theoretischen Ebene derzeit

den umfassendsten und wissenschaftlich fundiertesten Ansatz zur Lösung

der globalen ökologischen Probleme dar. Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung versucht eine Antwort auf die

zentrale Frage zu geben, ob und wie es gelingen kann, Arbeit, Wohlstand und Lebensqualität für alle Menschen sowohl in den Industrie- als auch in den Entwicklungsländern zu sichern und dabei gleichzeitig die Umwelt so wir­ kungsvoll zu schonen und zu schützen, daß sie auch künftigen Generationen

noch als menschenwürdiger Lebensraum dienen kann. Daß es sich seit der UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro im Jahr 1992 als führendes Konzept auf diesem Sektor etabliert hat, ist vor allem auf die

folgenden Merkmale zurückzuführen: •

Im Mittelpunkt des Nachhaltigkeitskonzeptes steht mit der wirtschaftsethi­

schen bzw. philosophisch-ethischen Grundforderung der Gerechtigkeit ein

Leitbegriff, der verschiedenste Interessengruppen integriert. •

Unter diesem Leitbegriff werden eine synchrone und eine diachrone Betrach­

tungsweise miteinander verbunden. Die Einbeziehung des Faktors Zeit (bzw.

Zukunft) verleiht dem Nachhaltigkeitskonzept eine dynamische Komponente. •

Mit dem grundlegenden Ziel der gerechten Ressourcen Verteilung sowohl

innerhalb einer Generation als auch zwischen den Generationen stellt das Nachhaltigkeitskonzept gegenüber solchen Ansätzen, die jeweils nur ei­

254

Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse

nen der beiden Punkte berücksichtigen und auf ideologisch vorbelasteten Leitbegriffen fußen, die umfassendste und realistischste Lösungsstrategie

für die ökologischen Probleme unserer Zeit dar. 2. Die für die Etablierung des Nachhaltigkeitskonzeptes entscheidenden

Elemente sind die Bejahung von Wachstum und Fortschritt, die Abkehr von Cleichheits- und Konsumverzichtsideologien sowie die Annahme

der Vereinbarkeit von Ökonomie und Ökologie.

Eine echte Breitenwirksamkeit hat das Konzept erst entfaltet, indem es sich

von den Prinzipien der entwicklungs- und umweltpolitischen Konzepte der siebzi­ ger Jahre - Konsumverzicht, Rückkehr zu traditionellen Technologien, Selbstver­

sorgung und z.T. klassenkämpferisches Gedankengut - distanziert hat Das Nach­ haltigkeitskonzept hingegen setzt nachhaltige Entwicklung mit nachhaltigem

Wachstum gleich, bejaht den technischen Fortschritt und akzeptiert Konsum- und Wohlstandseinschränkungen allenfalls für einzelne, ökologisch besonders sensible

Wirtschaftszweige. Es tritt für die Vereinbarkeit von wirtschaftlichem Wachstum, Wohlstand und Umweltschutz ein und propagiert eine Synthese von Ökonomie

und Ökologie anstelle der Beschneidung des einen Gebietes zugunsten des an­ deren. Die Vertreter des Konzeptes gehen davon aus, daß die wirtschaftliche Tä­ tigkeit des Menschen nicht etwa nur naturzerstörend wirkt, sondern vielmehr ein

erhebliches produktives Kultivierungspotential beinhaltet Durch diese entschieden Wachstums- und wohlstandsfreundliche Komponente findet das Nachhaltigkeits­

konzept auch in den entscheidenden politischen und wirtschaftlichen Führungs­ zirkeln der Industriestaaten Akzeptanz.

3. Die Wirtschaft selbst ist innerhalb der letzten Jahre aufgrund des Drucks der öffentlichen Meinung und aufgrund der Einsicht in die

Schädlichkeit einer anhaltenden Überbelastung der Ressourcen zu

einem wichtigen Fürsprecher des Nachhaltigkeitskonzeptes geworden.

Der äußeren muß jedoch eine innere Umorientierung folgen, um diesen

Annäherungsprozeß dauerhaft zu etablieren. In den letzten Jahren hat sich mehr und mehr die Wirtschaft selbst, reprä­

sentiert durch global tätige Großkonzerne, den Vertretern des Nachhaltigkeits­

Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse

255

konzeptes angenähert. Dies zeigt sich etwa in der Gründung von Zusammen­

schlüssen wie dem World Business Council for Sustainable Development, dem Pew Center für weltweite Klimaveränderung oder der Vereinigung E7.

Diese Annäherung ist durch die im vorangegangenen Punkt dargestellten Merkmale des Nachhaltigkeitskonzeptes ermöglicht worden. Die Motivation

der Wirtschaft für diesen Schritt dürfte erstens in einem wachsenden Druck seitens der ökologisch sensibilisierten Öffentlichkeit und zweitens in der Er­ kenntnis zu suchen sein, daß ein irreversibler Raubbau an den natürlichen

Ressourcen auch den Unternehmen auf Dauer die Basis für profitables Wirt­ schaften entzieht.

Diese grundsätzliche Einsicht kollidiert jedoch mit den Zwängen des tägli­ chen Bemühens um Profitmaximierung, was auch durch die Befragungser­

gebnisse bestätigt wird. Die Vertreter der Energiewirtschaft bewerten das Nachhaltigkeitskonzept zwar in seinen theoretischen Grundzügen positiv, zei­

gen sich aber bei der Einschätzung des Engagements hinsichtlich seiner praktischen Umsetzung nur vorsichtig optimistisch. Hierin drückt sich ihre Er­ wartung aus, daß die Energiewirtschaft zwar generell Anstrengungen zur Um­ setzung des Konzeptes unternehmen wird, dies aber angesichts der alltägli­ chen Zwänge des Tagesgeschäfts nicht immer mit dem Tempo und Nach­

druck geschehen kann, der aufgrund der theoretischen Vorgaben des Kon­ zeptes gefordert wäre. Dementsprechend konzentriert sich die positive Be­

wertung des Nachhaltigkeitskonzeptes durch die Energiewirtschaft in erster

Linie auf konkrete technische Aspekte wie z.B. die Optimierung der Energie­ erzeugungseffizienz oder die Minimierung der anfallenden Emissionen und

damit auf solche Aufgaben, die kurzfristig zu bewältigen und mit Gewinn durchzuführen sind. Die Zustimmung gegenüber betriebswirtschaftlichen Ma­

ximen aus dem sozialkulturellen Bereich wie Offenheit, Transparenz oder De­ zentralisierung, die das Ergebnis langfristiger Prozesse sind und zunächst

mehr Kosten als Nutzen verursachen, liegt deutlich niedriger.

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, daß die Wirtschaft, in diesem Fall speziell die Energiewirtschaft, bislang nur den ersten, leichtesten Schritt der Annäherung an das Nachhaltigkeitskonzept getan hat. Ob die darüber hinaus

256

Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse

erforderlichen, in der Untersuchung beschriebenen Schritte folgen werden, die sich schwerer mit Cash Flow- und Shareholder Value-Erfordernissen ver­

einbaren lassen, bleibt abzuwarten. 4. Trotz der entschieden wachstumsfreundlichen Ausrichtung des Nach­ haltigkeitskonzeptes bleibt die Gewichtung und Bewertung des Faktors

Wirtschaftswachstum einer der Hauptstreitpunkte innerhalb des Kon­

zeptes. Die Einigung auf einen tragfähigen Kompromiß ist für die wei­ tere Attraktivität des Konzeptes von entscheidender Bedeutung. Die Beziehung zwischen Entwicklung und Wachstum stellt derzeit auf der

theoretischen Ebene den wohl am heftigsten diskutierten Aspekt des Nach­

haltigkeitskonzeptes dar. Zwar gehört es, wie oben dargestellt, zu den ent­ scheidenden Grundannahmen des Nachhaltigkeitskonzeptes, daß sich Öko­

logie und Wachstumsorientierung nicht gegenseitig ausschließen. Dennoch geht die überwiegende Mehrzahl der Vertreter dieses Konzeptes heute davon aus, daß in bestimmten, ökologisch besonders sensiblen Wirtschaftsberei­

chen Produktions- und Konsumeinschränkungen oder zumindest Konsum­ substituierungen unumgänglich sein werden, will man eine wirkungsvolle

Ressourcenschonung erreichen. Gestritten wird in diesem Zusammenhang

etwa darüber, in welchem Umfang solche Einschränkungen notwendig sein werden, oder auch über die Frage, ob es nicht doch absolute Grenzen für das

globale Wirtschaftswachstum gäbe, die im Interesse der künftigen Generatio­

nen nicht überschritten werden dürften. Ein möglicher Kompromiß scheint in der Formel zu liegen, einerseits nicht

auf Wachstum zu verzichten, andererseits aber auch nicht auf einseitige Wachstumsgläubigkeit zu setzen, also ein Wachstumsmodell zu entwickeln,

das den Unternehmern profitables Wirtschaften ermöglicht, gleichzeitig aber

hinsichtlich seiner Umweltverträglichkeit den Forderungen des Nachhaltig­

keitskonzeptes entspricht. Auch diese Formel bietet jedoch noch genügend Spielraum für unterschiedliche, z.T. weit auseinanderliegende Interpretatio­

nen. Für die zukünftige Attraktivität des Konzeptes, vor allem auch für seine

exaktere Operationalisierbarkeit, ist es von großer Bedeutung, in dieser Frage

einen klaren Standpunkt und klare Vorgaben zu entwickeln.

Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse

257

5. Das größte Problem bei dem Versuch der Umsetzung des Nachhal­ tigkeitskonzeptes durch die Wirtschaft besteht darin, daß angesichts der

derzeitigen politischen Entscheidungsstrukturen und angesichts des großen Einflusses schwankender, häufig irrationaler öffentlicher Stim­ mungslagen beträchtliche Planungsunsicherheiten existieren.

Das Nachhaltigkeitskonzept ist zu seiner Umsetzung auf die Zusammen­ arbeit der politischen und der wirtschaftlichen Entscheidungsträger angewie­ sen. Es ist zudem aufgrund seines globalen Charakters von einer intensiven internationalen Zusammenarbeit auf politischem Sektor abhängig, von ver­

pflichtenden und langfristig stabilen internationalen Vereinbarungen, die von den Unterzeichnerstaaten auch tatsächlich eingehalten werden. Gerade die­ ser Punkt ist jedoch angesichts der Organisationsstrukturen der internationa­

len Staatengemeinschaft bis heute nicht gewährleistet. Es existieren keine Sanktionsmittel gegenüber solchen Staaten, die ihren Verpflichtungen nicht nachkommen. Zudem haben die Jahre seit 1992 gezeigt, daß zahlreiche Rio-

Unterzeichnerstaaten dazu neigen, ihr Engagement hinsichtlich der Umset­

zung der Rio-Vereinbarungen je nach konjunktureller Entwicklung und innen­ politischer Stimmungslage zu variieren. Je schlechter sich die wirtschaftliche

Lage gestaltet, um so weniger Geld ist für umweltpolitische Ausgaben vor­

handen, und um so schwerer tun sich die nationalen Regierungen, solche Ausgaben gegenüber der Bevölkerung zu vertreten. Bezeichnende Beispiele für die Dominanz nationaler Egoismen gegenüber internationalen Vereinba­

rungen sind etwa der Rio-Nachfolgegipfel in New York im Juni 1997 und, zu­ mindest weitgehend, die Klimagipfel von Kyoto und Buenos Aires 1997/98.

Dies bedeutet, daß die Wirtschaft im Bereich der internationalen Umwelt­ politik nicht mit stabilen, langfristig gültigen und konsequent verfolgten Vor­

gaben rechnen kann. Solange die Regierungen sich nicht dazu entschließen, im Rahmen der Vereinten Nationen einflußreiche Kontroll- und Sanktions­

gremien zu errichten, die die Einhaltung der internationalen Vereinbarungen

auf diesem Gebiet gewährleisten - und dazu fehlen bisher nicht zuletzt auch die rechtlichen Voraussetzungen -, kann die Wirtschaft keine umweltpoliti­

sche Planungssicherheit erwarten. Mit anderen Worten: Auch bei jenen Un­

258

Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse

ternehmen, die grundsätzlich zu einem Engagement im Sinne des Nachhal­

tigkeitskonzeptes bereit sind, wird diese Bereitschaft unter Umständen gerade deshalb nicht in entschiedenes Handeln umgesetzt, weil die Erfolgsaussich­ ten dieses Handelns angesichts der Wankelmütigkeit der politischen Ent­

scheidungsträger fraglich sind. Die vorliegende Arbeit hat gezeigt, wie sehr gerade die Energiewirtschaft die mangelnde Planungssicherheit im Bereich des Nachhaltigkeitskonzeptes zu spüren bekommt. So haben der turbulente Verlauf der Klimagipfel von

Kyoto und Buenos Aires sowie die widersprüchlichen Reaktionen auf dessen Ergebnisse deutlich gemacht, wie unterschiedlich die Einstellungen und In­

teressen der beteiligten Staaten in der Klimapolitik sind und wie schnell sie sich ändern können. Die einzelnen nationalstaatlichen Regelungen im Be­

reich der energiebezogenen Umweltpolitik differieren nach wie vor sehr stark, und es ist kaum abschätzbar, welche umweltpolitischen Instrumente sich hier letztlich durchsetzen werden. Werden es jene sein, die in erster Linie auf

ordnungspolitischen Vorgaben basieren, oder jene, die stärker auf die freien Kräfte des Marktes und des Wettbewerbs setzen? Gerade angesichts der ra­

piden Zunahme der Internationalisierungsaktivitäten auf dem Energiesektor ist eine internationale Harmonisierung der energierelevanten Umweltpolitik drin­

gend erforderlich, um für die Energiewirtschaft einen verbindlichen Rahmen abzustecken, innerhalb dessen sie ihre Bemühungen zur Umsetzung des Nachhaltigkeitskonzeptes langfristig organisieren kann.

Daß dies in absehbarer Zeit gelingen wird, muß allerdings als ausgespro­ chen fraglich bezeichnet werden, vor allem angesichts der Tatsache, daß be­

reits im nationalen Maßstab unterschiedliche, sich z.T. direkt widersprechen­ de energiepolitische Strategien miteinander konkurrieren. Dies haben nicht

zuletzt der Bundestagswahlkampf von 1998 und die ersten Regierungsmo­

nate der rot-grünen Regierung gezeigt. Auch in der Tschechischen Republik ist gerade aufgrund der momentanen, unsicheren politischen Situation keine

Planungssicherheit auf dem Energiesektor gegeben. Dies zeigen die Befra­

gungsergebnisse hinsichtlich der Bewertung der energiebezogenen umwelt­

politischen Maßnahmen in der Tschechischen Republik. Es ergeben sich

Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse

259

deutliche Diskrepanzen zwischen ihrer generellen theoretischen Beurteilung, die weitgehend positiv ist, und der Einschätzung ihrer praktischen Durchsetz­

barkeit, die deutlich negativer ausfällt Die Befragten lassen erkennen, daß sie insgesamt nicht an eine derart zügige und energische Umsetzung der Maß­

nahmen durch die tschechische Regierung glauben, wie es aus umweltpoliti­

schen Gesichtspunkten eigentlich geboten wäre.

Zu den Unsicherheiten, die aus der je nach tagespolitischen Erfordernissen und Wahlergebnissen schwankenden Haltung der politischen Entscheidungsträger resultiert, kommen jene Unsicherheiten hinzu, die auf irrationalen, wechseln­

den öffentlichen Stimmungslagen basieren. Kaum ein anderer Wirtschafts­

zweig steht momentan derart im Brennpunkt öffentlicher Diskussionen wie die Energiewirtschaft. Dabei werden häufig vorgefaßte, ideologisch motivierte

Meinungen vertreten, die nicht auf der wirklichen Kenntnis und unvoreinge­ nommenen Bewertung der Fakten beruhen. Ein Musterbeispiel sind die Aus­ einandersetzungen um die Kernenergie, in denen zumeist irrationale Ängste die Debatten bestimmen. So hat etwa Schweden in den achtziger Jahren

unter dem Eindruck der Ereignisse von Tschernobyl und unter dem starken Druck der öffentlichen Meinung den Ausstieg aus der Kernenergie beschlos­

sen. In jüngster Zeit ist jedoch die öffentliche Meinung wieder umgeschlagen,

als deutlich geworden ist, daß ein solcher Ausstieg ausgesprochen negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Strompreises haben würde.505 Auch die Befragungsergebnisse spiegeln das Problem des großen Einflus­ ses der öffentlichen Meinung auf die Belange der Energiewirtschaft wider. Auf

der einen Seite stellen die Befragten die Kernenergie als den zukunftsträch­

tigsten Energieträger heraus, was zumindest für die nähere Zukunft den Im­ plikationen des Nachhaltigkeitskonzeptes entspricht, und wünschen sich ihre verstärkte Anwendung in der Tschechischen Republik. Die Aussicht, daß es

dazu tatsächlich kommen wird, bewerten sie jedoch weitaus zurückhaltender. Darüber hinaus wird aus den Befragungsergebnissen deutlich, in welch ho­

hem Grad die Kernenergie unterschiedliche Meinungen hervorruft und in verschiedenen Ländern differenziert bewertet wird. 505 Vgl. Weiand, Dieter: Atom-Ausstieg wird zur Kostenfrage, Die Welt vom 11.9.1998, S. 26.

260

Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse

Das Beispiel demonstriert die intensive Abhängigkeit der Energiewirtschaft von den Stimmungslagen der öffentlichen Meinung und die Bedeutung von aktiver Öffentlichkeitsarbeit und unternehmerischer Transparenz gerade bei

Internationalisierungsaktivitäten auf dem Energiesektor. Eine wesentliche Auf­ gabe der Energiewirtschaft wird daher in Zukunft darin bestehen, die Öffent­ lichkeit durch einen intensiven Dialog davon zu überzeugen, daß die Energie­

versorgung nachhaltig gestaltet werden kann.

6. Ein weiteres gewichtiges Problem bei dem Versuch der Umsetzung des Nachhaltigkeitskonzeptes durch die Wirtschaft ist darin zu sehen, daß bis heute keine allgemein anerkannten Operationalisierungsmo­

delle für das Konzept vorliegen und eine Operationalisierung generell schwierig ist, da nicht alle Parameter quantitativ exakt vorgegeben

werden können. Das Nachhaltigkeitskonzept ist im Sinne der quantitativen Ermittlung exakter

Indikatoren als Grundlage für darauf aufbauende Handlungsstrategien nicht

vollständig operationalisierbar, da es auf der Einbeziehung der Bedürfnisse zukünftiger Generationen beruht, die heute noch nicht quantitativ ermittelbar

sind. Dieses Problem läßt sich jedoch minimieren, indem man davon aus­ geht, daß eine Nachhaltige Entwicklung auf jeden Fall dann gewährleistet ist,

wenn die Abdiskontierungsrate bei allen relevanten Ressourcen gegen Null strebt. Auch zur Ermittlung der entscheidenden Umweltmeßgrößen fehlen

aber heute in vielen Fällen noch die notwendigen empirischen Grundlagen, ganz abgesehen davon, daß sich die Wissenschaft bislang weder hinsichtlich

der Schadstoffobergrenzen noch hinsichtlich der Regenerationskapazitäten von Ökosystemen auf allgemein verbindliche Standards geeinigt hat.

Daher verbleiben die Operationalisierungsmaximen des Nachhaltigkeits­

konzeptes noch sehr im allgemeinen und erschöpfen sich weitgehend in ge­ nerellen qualitativen Formulierungen wie etwa der, daß die Verbrauchsrate

von erneuerbaren Ressourcen das zur Verfügung stehende Reprodukti­ onspotential nicht übersteigen dürfe. Solch allgemein gehaltene Forderungen

lassen sich jedoch, je nach politischer bzw. ökonomischer Zielsetzung, flexi-

Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse

261

bei auslegen und bilden keine geeignete Grundlage für eine exakte Umset­ zung des Konzeptes. Hier sind Wissenschaft, Politik und Wirtschaft gefragt, in den Bereichen des Konzeptes, in denen es möglich ist, exakte, allgemein an­ erkannte Vorgaben zu seiner Umsetzung zu erarbeiten.506 7. Die Energiewirtschaft stellt das wichtigste Feld für die Umsetzung des

Nachhaltigkeitskonzeptes dar, weil sie in größerem Maß als alle anderen

Wirtschaftszweige Ansatzpunkte zur Umsetzung der beiden wichtigsten

Operationalisierungsprinzipien des Konzeptes, des Suffizienzprinzips und des Effizienzprinzips, bietet.

Die Umsetzung des Suffizienzprinzips ist in keinem anderen Wirtschafts­ zweig von derart großer Bedeutung wie in der Energiewirtschaft, denn eine Substitution der fossilen Brennstoffe ist unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten langfristig absolut unumgänglich. Aufgrund der derzeit noch mangelhaften

Marktreife der Solarenergie und des unzureichenden Gesamtpotentials der

anderen regenerativen Energieträger ist für einen Übergangszeitraum die ver­ stärkte Nutzung der Kernenergie sinnvoll, allerdings unter der Bedingung, daß

überzeugende Konzepte zur Störfallvermeidung und Abfallentsorgung vorge­ legt werden. Langfristig sollte auf eine dominierende Rolle der Solarenergie

im Energiemix hingearbeitet werden, da diese unter der Voraussetzung ihrer

technischen Weiterentwicklung als einziger Energieträger dazu in der Lage ist, alle Nachhaltigkeitsanforderungen zu erfüllen.

Das Beispiel der Tschechischen Republik zeigt, daß diese Erfordernisse auf der politischen Ebene grundsätzlich akzeptiert und in entsprechende

Rahmenvorgaben für die Energiewirtschaft umgesetzt werden. Der empiri­ sche Teil der Arbeit hat gezeigt, daß die Vertreter der Energiewirtschaft die re­

generativen Energieträger als umweltverträglich und die fossilen Brennstoffe Kohle und Erdöl als umweltschädlich bewerten, während sie der Kernenergie

und dem Erdgas eine Mittelstellung zuweisen. Dies entspricht den Implika­

506 Einen wichtigen Schritt hin zur Quantifizierbarkeit des Nachhaltigkeitskonzeptes könnte das „Umwelt-Barometer Deutschland" darstellen, das noch die alte Bundesregierung geplant hat Vgl. Bundesumweltministerium (Hrsg.): Nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Entwurf ei­ nes umweltpolitischen Schwerpunktprogramms, Bonn 1998, S. 29-36.

262

Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse

tionen des Nachhaltigkeitskonzeptes. Hinsichtlich der Perspektiven einer praktischen Umsetzung dieser Einsichten dominiert bei den Befragten jedoch

ein nüchterner Realismus. Sie erwarten, daß im ökonomischen Alltagsge­

schäft auch in Zukunft der Wirtschaftlichkeitsaspekt wichtiger ist als jener der Umweltverträglichkeit und daß demzufolge die fossilen Brennstoffe den Energiemix zumindest in näherer Zukunft weiterhin dominieren. Insgesamt

läßt sich ihre Einschätzung dahingehend zusammenfassen, daß sich die not­

wendigen Veränderungen im Energiemix zwar vollziehen werden, aber in ei­ nem geringeren Tempo, als es die Forderungen des Nachhaltigkeitskonzep­

tes nahelegen. Für den Übergangszeitraum, innerhalb dessen nicht auf die Nutzung fos­

siler Brennstoffe verzichtet werden kann, kommt dem Effizienzprinzip hin­ sichtlich der Minimierung von Schadstoffemissionen eine entscheidende Be­

deutung zu. In diesen Bereich fallen sowohl technische Maßnahmen zur Wir­

kungsgradverbesserung und Emissionsverringerung als auch die Konzepte des Demand-Side Management und des Least-Cost Planning. Diese Kon­

zepte zielen auf eine aktive Mitarbeit der Energieversorgungsunternehmen an Energiesparprogrammen und an Maßnahmen zur Aufklärung der Kunden

über die Möglichkeiten sparsamer Energienutzung. Dahinter steht die Er­

kenntnis, daß nicht Umsatzmaximierung um jeden Preis, sondern optimaler Energieeinsatz auf allen Ebenen auch betriebswirtschaftlich sinnvoll ist und daß es lohnender sein kann, in Einsparmaßnahmen statt in zusätzliche Kraft­ werkskapazitäten zu investieren. Diese Konzepte werden von den Energie­

konzernen jedoch voraussichtlich nur dann intensiv umgesetzt, wenn ent­

sprechende politische Anreizmaßnahmen ergriffen werden. In diese Richtung weisen auch die Befragungsergebnisse. Auf der theore­

tischen Ebene bewerten die Vertreter der Energiewirtschaft unternehmenspo­ litische Strategien wie jene des Demand-Side Management und des Least-

Cost Planning eindeutig positiv. Dies deutet darauf hin, daß sie grundsätzlich dazu bereit sind, Forderungen aus der öffentlichen Diskussion zugunsten ei­ ner ökologisch orientierten Unternehmenspolitik aufzugreifen. Allerdings wird ihre Beurteilung deutlich zurückhaltender, wenn es um die tatsächlichen Ein-

Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse

263

Satzmöglichkeiten dieser Strategien in der konkreten unternehmerischen Ta­ gespraxis geht. Dies dürfte auf die Erwartung zurückzuführen sein, daß die Energieunternehmen Rentabilitätsgesichtspunkten letztlich doch Priorität ein­

räumen. Hier ist folglich die Politik gefordert, geeignete Anreizimpulse zu ge­

ben.

8. Das Internationalisierungskonzept bildet die zentrale Strategie, um im

ökonomischen Bereich auf die sozialen, politischen und kulturellen Globalisierungstendenzen seit den achtziger Jahren zu reagieren und

sich diese zunutze zu machen. Die seit den achtziger Jahren zu beobachtenden Globalisierungstenden­

zen im sozialen, politischen und kulturellen Bereich äußern sich vor allem in der länder- und kulturenübergreifenden Homogenisierung der Verbraucher­ bedürfnisse, in der zunehmenden Deregulierung und Liberalisierung bislang geschützter Märkte (Ende des West-Ost-Konflikts) und der Herausbildung su­

pranationaler Wirtschaftszonen sowie in der Verbesserung der Kommunikations- und Informationstechnologie. Die Strategie der Internationalisierung

bietet den Unternehmen die Möglichkeit, große Verbraucherkreise im inter­ nationalen Maßstab mit einheitlichen Produktgestaltungs- und Marketingmaß­

nahmen zu erfassen, internationale Faktormärkte zu nutzen, neue Absatz­ märkte zu erschließen sowie auf internationale Wissens- und Infrastrukturres­ sourcen zuzugreifen. Damit stellt sie die zentrale Strategie zur Bewältigung der Herausforderungen dar, die von der Globalisierung an die Wirtschaft ge­

stellt werden. Gerade für die Energiewirtschaft bieten sich hier aufgrund der Homogenität der Ware Strom günstige Voraussetzungen.

Die Ergebnisse der Befragung belegen diese These. Die Vertreter der

Energiewirtschaft bewerten das Konzept der Internationalisierung als ausge­

sprochen wichtig, stärker noch in jenen Ländern, von denen die Internationa­ lisierungsmaßnahmen ausgehen, als in jenen, die ihr Ziel darstellen. Als die entscheidenden Motive für Internationalisierungen auf dem Energiesektor

werden der steigende Wettbewerb in supranationalen Wirtschaftszonen so­ wie die Aussicht auf Umsatz-, Gewinn- und Produktivitätszuwächse herausge­

264

Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse

stellt Daneben betonen die Vertreter der Energiewirtschaft die Bedeutung der Vorbereitung auf die Anforderungen der Informationsgesellschaft und der

globalisierten Konsumentenbedürfnisse. Dagegen scheinen defensive Inter­ nationalisierungsmotive (Internationalisierung als Reaktion auf entsprechende

Schritte der Konkurrenz bzw. der Kunden) sowie das Motiv der niedrigeren Produktionskosten im Ausland, das in der öffentlichen Diskussion zur Inter­ nationalisierung häufig einseitig hervorgehoben wird, nur eine untergeordnete

Rolle zu spielen. Im Bewußtsein der Energiewirtschaft steht die Umsatzaus­ weitung gegenüber der Kostenminimierung eindeutig im Vordergrund.

9. Die Energiewirtschaft kann geradezu als Signum für die globale Li­ beralisierungstendenz bezeichnet werden.

Diese Feststellung beruht auf der Beobachtung, daß sich selbst die Ener­

giewirtschaft, die über Jahrzehnte hinweg als typisches Beispiel für einen Wirtschaftssektor galt, der quasi „naturgegeben" in Form von Monopolen mit

starker staatlicher Lenkung organisiert ist, inzwischen weltweit in einem weit­ reichenden Privatisierungs- und Deregulierungsprozeß befindet. Die Tatsache,

daß die grundsätzliche Berechtigung dieses Prozesses inzwischen nahezu

unumstritten ist, zeigt, welch tiefgreifender Umdenkprozeß in dieser Bezie­ hung innerhalb der letzten Jahre eingesetzt hat. Allerdings bestehen noch z.T. deutliche Meinungsverschiedenheiten über den genauen Weg, der bei der

Liberalisierung und Deregulierung dieses Wirtschaftssektors einzuschlagen ist. Gerade das Beispiel der EU zeigt, daß der richtige Mittelweg zwischen Diri­

gismus und völlig freiem Wettbewerb schwer zu finden ist. 10. Internationalisierende Unternehmen können im sozialkulturellen

Bereich eine wichtige Rolle als Vorreiter multikultureller Verständigung spielen, da zur erfolgreichen Bewältigung eines Internationalisierungs­

prozesses intensive kulturelle Verständigungs- und Integrationsleistungen innerhalb des Unternehmens notwendig sind. Jedes internationale Unternehmen ist zugleich auch ein multikulturelles Unternehmen. Dies äußert sich darin, daß es erstens Mitarbeiter aus ver­

Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse

265

schiedenen Kulturkreisen zusammenführen muß, indem es ihnen Lern-, Arbeits- und Interaktionsbedingungen zur Verfügung stellt, die ihnen die Über­

windung kultureller Barrieren erleichtern. Zweitens ist es darauf angewiesen,

seine Öffentlichkeitsarbeit, sein Marketing und seine gesamte Außendarstel­

lung auf die spezifischen Eigenheiten verschiedener Kulturkreise abzustim­ men. Der Erfolg einer Internationalisierungsmaßnahme ist in hohem Maß von dem Gelingen dieser Integrationsleistungen abhängig, von der gelungenen Abstimmung der eigenen Unternehmenskultur mit der soziokulturellen Um­

welt des Gastlandes im Zuge eines Akkulturationsprozesses. Diese Erfordernisse können von den Entscheidungsträgern des internatio­ nalisierenden bzw. bereits international tätigen Unternehmens negativ als Problem oder Hindernis, aber auch positiv als Chance zur Weiterentwicklung

begriffen werden. Sie stehen vor der Herausforderung, eine Unterneh­

mensphilosophie und eine Unternehmenskultur zu entwickeln, die einerseits den unterschiedlichen soziokulturellen Eigenheiten der Länder, in denen das Unternehmen tätig ist, entsprechen, andererseits aber doch ein stimmiges

Gesamtbild aufweisen, das ein einheitliches, markantes Unternehmensimage und Unternehmensprofil erkennen läßt. Zu diesem Zweck sind kulturelle Ver-

ständigungs- und Integrationsleistungen unter Beachtung der Prinzipien „To­ leranz" und „kulturelle Aufgeschlossenheit" notwendig, die nicht nur ökono­

misch, sondern gesamtgesellschaftlich von Bedeutung sind.

Ein Beispiel für solche Integrationsaufgaben bieten die Befragungsergeb­ nisse. Zwar steht sowohl bei den Vertretern der deutschen als auch bei jenen

der tschechischen Energiewirtschaft bei der Frage nach den unterneh­ mensphilosophischen und unternehmensstrategischen Prinzipien, die bei

Internationalisierungsmaßnahmen zugrundegelegt werden sollten, das Prinzip der Kooperation an der Spitze. Die Vertreter der deutschen Energiewirtschaft

betonen jedoch daneben in erster Linie die Prinzipien der Dezentralisierung und der Ganzheitlichkeit, fordern also die kreative, eigenständige Umsetzung

einer möglichst ganzheitlichen Unternehmensphilosophie durch die Nieder­

lassungen unter Beachtung der jeweiligen regionalen Besonderheiten. Die

Vertreter der tschechischen Energiewirtschaft heben demgegenüber vor allem

266

Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse

die Prinzipien der Vernetztheit und der Toleranz hervor und lassen damit er­ kennen, daß sie eine gewisse Furcht vor kultureller Überfremdung durch das

Engagement ausländischer Investoren

empfinden.

Bei

Intemationalisie-

rungsmaßnahmen ist zwischen solch unterschiedlichen Mentalitäten zu ver­

mitteln, eine sozialkulturelle Brücke muß geschlagen werden. . 7 7. Auch bei dem Versuch der Umsetzung des Internationalisierungs­

konzeptes durch die Wirtschaft besteht das größte Problem darin, daß

angesichts der derzeitigen politischen Entscheidungsstrukturen beträchtliche

Planungsunsicherheiten existieren. Ähnlich wie das Nachhaltigkeitskonzept ist auch die Internationalisierungs­

strategie bei ihrer Umsetzung im ökonomischen Bereich auf die Schaffung geeigneter politischer Rahmenbedingungen angewiesen. Die innerhalb der letzten zehn Jahre international zu beobachtende Tendenz zur Privatisierung,

Deregulierung und Liberalisierung sowie zum Abbau von Handelshemmnis­

sen hat das Klima für Internationalisierungsaktivitäten zwar wesentlich verbes­

sert, stellt jedoch keineswegs einen unumkehrbaren Prozeß dar. Auch hier sind die Einflußmöglichkeiten der internationalen Staatengemeinschaft auf

nationale wirtschaftspolitische Entscheidungen nach wie vor relativ schwach und vermögen internationalisierenden Unternehmen keine Planungssicher­ heit zu bieten. Vor allem solche Internationalisierungsmaßnahmen, die sich

auf politisch instabile Regionen richten, sind daher mit z.T. erheblichen Risi­

ken behaftet. Diese Feststellung gilt in besonderem Maße für die Energiewirtschaft, denn der Energiesektor ist als einer der entscheidenden volkswirtschaftlichen

Führungssektoren in der Regel erheblich von politischen, sozialen und öko­ nomischen Krisen betroffen. Die weltweite Tendenz zur Liberalisierung und Deregulierung des Energiesektors bedeutet nicht, daß die nationalen Regie­

rungen ihre Einflußnahme auf die Strukturen der Energieerzeugung und

Energieversorgung unter ein aus nationalstaatlicher Perspektive notwendiges Maß zurückschrauben werden. Politische oder ökonomische Umbrüche kön­

nen daher die Rahmenbedingungen für die Energiewirtschaft in den betref­

Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse

267

fenden Staaten kurzfristig erheblich verändern. Dies bedeutet, daß gerade den Energiesektor betreffende Internationalisierungsmaßnahmen mit erhebli­ chen Planungsunsicherheiten behaftet sind.

Das Beispiel der Tschechischen Republik belegt dies. Nachdem das Land

zwischen 1990 und 1996 die Probleme der Transformation des wirtschaftli­

chen Systems weitgehend zufriedenstellend gemeistert hat, ist die tschechi­ sche Wirtschaft seit 1996 u.a. aufgrund der negativen Folgen der Kuponpriva­

tisierung, der Schwäche des tschechischen Bankenwesens, der zu geringen

industriellen Produktivität und des hohen Handelsbilanzdefizits in eine struk­ turelle Krise geraten. Diese ist durch die Entscheidungsschwäche und den

wirtschaftspolitischen Schlingerkurs der Minderheitsregierung weiter verschärft

worden, und nach dem Wahlsieg der oppositionellen Sozialdemokraten im Juli 1998 erscheint die Zukunft des Landes weitgehend ungewiß. Dies gilt nicht nur für die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung, sondern auch für die

weitere Ausgestaltung des Energiesektors. Hier steht erstens die weitere Pri­

vatisierung und Deregulierung seit 1995 aus, und zweitens ist die Realisie­ rung des Kernkraftwerkprojekts Temelin nach wie vor unsicher. Am Beispiel der Tschechischen Republik kann studiert werden, wie stark solche Pla­

nungsunsicherheiten die ökonomische Modernisierung und die ökologische Umstrukturierung des Energiesektors gefährden. 12. Die in vielen Industriestaaten zu beobachtende negative Einstellung

der Öffentlichkeit gegenüber der Internationalisierung behindert diesen Prozeß. Es ist Aufgabe von Politik und Wirtschaft, den in diesem Zusam­

menhang verbreiteten Vorurteilen entgegenzuwirken. In den Industrieländern läßt sich in der öffentlichen Meinung eine z.T.

deutlich ablehnende Einstellung gegenüber Intemationalisierungsaktivitäten feststellen. Häufig werden nur die für die nationalen Wirtschaften negativen Effekte der Internationalisierung wie der Kapitaltransfer oder die Arbeitsplatz­

verlagerung ins Ausland thematisiert, während die oben genannten positiven

Aspekte selten Beachtung finden. Eine echte Aufklärung über das Wesen und die Folgen der Internationalisierung findet kaum statt. Das dadurch erzeugte

268

Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse

Meinungsklima wirkt sich wenig förderlich auf die quantitative und qualitative Weiterentwicklung des Internationalisierungsprozesses aus.

Die Befragungsergebnisse verdeutlichen dies. Die Befragten schätzen die

Haltung der öffentlichen Meinung gegenüber Internationalisierungsaktivitäten eher negativ ein und versprechen sich demzufolge kaum Imagevorteile, sie

befürchten sogar Imagenachteile. Dies zeigt, daß in der Öffentlichkeit noch

eine beträchtliche Aufklärungsarbeit über das Wesen, die ökonomischen

Funktionen und den ökonomischen Nutzen der Internationalisierung erfor­ derlich ist. Diese Aufklärungsarbeit werden sowohl Politik als auch Wirtschaft

leisten müssen, um für eine weitere Erhöhung der Attraktivität des Nachhal­

tigkeitskonzeptes zu sorgen. 13. Auch dem Internationalisierungskonzept mangelt es an der Mög­ lichkeit einer generellen quantitativen Operationalisierbarkeit.

Aufgrund der großen Bedeutung „weicher", sozialer und kultureller Fakto­ ren bei jeder Internationalisierungsmaßnahme ist das Internationalisierungs­

konzept nur bedingt quantitativ operationalisierbar. Modelle wie die vorge­ stellten Klassifikationen von Kulturdimensionen, die z.T. quantitative Angaben

zu machen versuchen, stellen letzten Endes nur unzureichende Annähe­ rungsversuche an komplexe kulturelle Gegebenheiten dar. An die Stelle exakt quantifizierbarer Vorgaben treten im Bereich der Akkulturation qualitative Er­

fahrungswerte, deren Einbeziehung in betriebswirtschaftliche Planungen ein schwieriger Vorgang ist. Hier ist die Wissenschaft gefordert, den Unternehmen

handhabbare Modelle zur Planung der kulturellen Dimension von Internatio­ nalisierungsmaßnahmen an die Hand zu geben.

14. Die Konzepte der Nachhaltigkeit und der Internationalisierung können zu einer gemeinsamen Handlungsstrategie verbunden werden. Gerade am Beispiel der Energiewirtschaft läßt sich dies modellhaft de­

monstrieren. Wie eng sich die Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Interna­

tionalisierung miteinander verzahnen lassen, ist bislang in der Literatur nicht

Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse

269

thematisiert worden. In der vorliegenden Untersuchung sind die weitreichen­ den Parallelen und Verbindungsmöglichkeiten zwischen beiden Konzepten

herausgearbeitet worden. Sie eignen sich nicht nur dazu, zu einer gemein­ samen unternehmerischen Handlungsstrategie verknüpft zu werden, sondern vermögen darüber hinaus jedes für sich erst in einer solchen Verbindung ihre volle Wirksamkeit zu entfalten.

Dies ist in der vorliegenden Untersuchung am Beispiel der Energiewirt­

schaft demonstriert worden. Die Ausführungen haben verdeutlich^ daß die Energiewirtschaft von den ökologischen, sozioökonomischen und politischen

Entwicklungen und Problemen, die hinter den Konzepten der Nachhaltigkeit und der Internationalisierung stehen, in besonders starkem Ausmaß betroffen bzw. in besonders hohem Grade für sie verantwortlich ist Dies bedeutet, daß

beide Konzepte gerade für die Energiewirtschaft eine starke Relevanz aufwei­ sen und daß gerade hier ihre Verbindung geleistet werden muß, um ihre

Vorteile ausschöpfen zu können.

Die Untersuchung hat zudem gezeigt, daß dies nur gelingen kann, wenn die Energiewirtschaft angesichts der umfassenden Auswirkungen des Faktors

Energie auf Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt das Prinzip des vernetzten,

ganzheitlichen Denkens und Handelns zu verwirklichen sucht. Langfristige

Perspektiven müssen gegenüber kurzfristigem Gewinndenken stärker zur Geltung gebracht werden. Dazu gehört im Bereich des Nachhaltigkeitskon­

zeptes die Erarbeitung umfassender Konzepte für einen ökologisch, ökono­ misch und sozial verträglichen Umgang mit der Ressource Energie, im Be­

reich des Internationalisierungskonzeptes das Denken in globalen Perspekti­

ven und die Errichtung staatenübergreifender Organisationsformen.

Gerade das in der vorliegenden Untersuchung gewählte Fallbeispiel der Energiewirtschaft der Tschechischen Republik zeigt die enge Interdependenz

zwischen Nachhaltigkeits- und Intemationalisierungskonzept. Die dringend

notwendigen umweit- und energiepolitischen Maßnahmen zur nachhaltige­

ren Ausgestaltung der tschechischen Energiewirtschaft und Energieversorgung sind ohne internationale Zusammenarbeit nicht zu verwirklichen. Die Befra­

gung hat das Ergebnis erbracht, daß nach Meinung der Vertreter der Energie-

270

Zusammenfassende Bewertung der Erkenntnisse

Wirtschaft alle vorgestellten umweltpolitischen Maßnahmen auf dem tsche­ chischen Energiesektor zu ihrer Umsetzung ausländischer Hilfe und ausländi­

schen Engagements bedürfen, und zwar vor allem jene Maßnahmen, denen

die Befragten die höchste Dringlichkeit zuerkennen. An diesem Punkt konnte sehr konkret die enge wechselseitige Abhängigkeit zwischen Nachhaltigkeits-

und Internationalisierungsmaßnahmen gezeigt werden.

15. Das Joint Implementation-Modell stellt aufgrund seiner entschieden marktwirtschaftlichen Komponente einen vielversprechenden Ansatz zur Verbindung von Nachhaltigkeits- und Internationalisierungsmaßnahmen auf dem Energiesektor dar.

Das Joint Implementation-Modell stellt mit seiner Betonung eines globa­ len Systems weltweit handelbarer Emissionsrechte einen entschieden markt­ wirtschaftlichen Ansatz zur globalen Klimavorsorge dar. Zwar befindet es sich

momentan noch in der Pilotphase, aber seine Durchsetzung könnte einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zur Verbindung von Nachhaltigkeit und

Internationalisierung bedeuten. Dies kann allerdings nur gelingen, wenn sei­ ne marktwirtschaftliche Ausrichtung konsequent beibehalten wird. Auch in der Befragung ist das Joint Implementation-Modell von den Vertretern der Ener­

giewirtschaft deutlich positiv beurteilt worden.

Insgesamt ist in der vorliegenden Arbeit sowohl theoretisch als auch konkret

(am Beispiel der Energiewirtschaft in der Tschechischen Republik) gezeigt worden, daß die Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Internatio­ nalisierung sinnvolle Strategien zur Bewältigung der sozialökonomischen und

ökologischen Herausforderungen darstellen, vor denen die Wirtschaft heute

steht Gerade ihre Verbindung zu einer gemeinsamen Handlungsstrategie er­ öffnet erfolgversprechende Perspektiven. Die Attraktivität der genannten Kon­

zepte ist allerdings von der weiteren Entwicklung der internationalen politi­ schen Rahmensetzungen (z.B. Kyoto/Buenos Aires) abhängig.

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Anhang

Anhang

300

Fragebogen Was ist der Zweck dieses Fragebogens? Der folgende Fragebogen wurde an der Universität Braunschweig im Rahmen einer Dissertation erarbeitet, die sich mit dem Thema „Nachhaltige Entwicklung und Internationalisierung als Unter­ nehmenskonzepte. Dargestellt am Beispiel der Energieversorgung in der Tschechischen Republik" beschäftigt. Die Ergebnisse der Fragebogenaktion sollen im Zentrum des empirischen Teils dieser Dissertation stehen.

Warum sollten Sie an dieser Fragebogenaktion teilnehmen?

Die oben genannte Dissertation soll Erkenntnisse zur Theorie und Praxis der Konzepte der Nach­ haltigkeit und der Internationalisierung im Energiesektor erbringen, die auch für Sie und Ihr Unter­ nehmen von Interesse sein könnten. Jeder Teilnehmer an der Fragebogenaktion bekommt nach Fertigstellung der Arbeit ein kostenloses Exemplar zugesandt. Für Ihre Bemühungen danken wir Ihnen im voraus. Außerdem wird unter den Teilnehmern der folgende Preis verlost:

Wolff Travel International @ Lufthansa City Center

ZEISS

Wochenendreise nach Barcelona inkl. Lufthansa-Flug und 2 Übernachtungen für 2 Personen (bis Ende 1998 einzulösen)

Eine Brille im Wert von bis zu 15.000 Kc

Wie können Sie teilnehmen? Füllen Sie bitte diesen Fragebogen aus. Geben Sie ihn bitte danach entweder zusammen mit Ihrer Visitenkarte (sofern Sie an der Verlosung teilnehmen möchten) am dafür vorgesehenen Stand im Vorraum des SKODA-Forums ab oder schicken Sie ihn gemeinsam mit Ihrer Visitenkarte bis zum

31. Mai 1998 an:

§KO ENERGO s.r.o. Vadava Klementa 869, 29360 Mladä Boleslav, Tschechische Republik

Aus den Visitenkarten, die getrennt von den Fragebögen gesammelt werden, wird der Gewinner des Preises gezogen. Der Datenschutz ist gewährleistet

Angaben zur Person und zum Unternehmen Name (Angabe freiwillig): Name des Unternehmens (Angabe freiwillig): Art des Unternehmens: Herkunftsland der Muttergesellschaft: Ihre Funktion im Unternehmen:

________________________________________ ________________________________________ ________________________________________

Anhang 1.

301

Wie beurteilen Sie die Bedeutung des Konzeptes der Nachhaltigen Entwicklung im Energiesektor? □ sehr wichtig

□ eher wichtig

□ indifferent

□ eher unwichtig

□ ist mir nicht bekannt

□ völlig unwichtig

2. Wie ernst nimmt die Energiewirtschaft das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung Ihrer Einschätzung nach wirklich? □ sehr ernst

□ weitgehend ernst

□ indifferent

□ gar nicht ernst

□ kaum ernst

3. Welche Elemente dieses Konzeptes erscheinen Ihnen im Energiesektor besonders wichtig und sollten daher von Energieversorgungsunternehmen bevorzugt umgesetzt werden? sehr Substituting umweltbelastender durch umweftvertra^iche; erneuer­ bare Ene^etiäger Fördaung der Minimienjng des Energieverbrauchs durch die Ener^eunternehmen (Demand-Side Management Least-Cost Planning) Optimierung der Energeerzeugungseffiäenz (Kraftwerkseffizienz Kraft-Wärme-Kopplung) Minimierung der Emissionen (FÜtertechnik) Verwirklichung geschlossener Stoff- und Energekreidäufe mit Rückge­ winnung und Wederverwertung von Energie und Reststoffen Offenheit gegenüber umwdttechn./ökologschen Entwicklungen, um durch nachhaltiges Wirtschaften Wettbewerbsvorteile zu erlangen Transparenz der Untemehmensaktivitäten mittels intensiven Dialogs mit der Öffentlichkeit und mittels aktiver Offentfichkeitsarbeit Einrichtung eines Umweltmarketing Einsatz verschiedener Energeressourcen zur Erreichung einer gößtmö^chen Unabhängigkeit von pdit/geselschaftl. Entvvddungen Ausdehnung der ökologschen Verantwortung des Unternehmens auf den gesamten Lebenszyklus seiner Produkte/Dienstleistungen Erstellung einer umfassenden OkoBilanz

eher wichtig

indiffe­

wichtig □



















□ □

□ □

□ □

□ □

□ □





















□ □

□ □

□ □

□ □

□ □











□ □





□ □

□ □

□ □

□ □ □

□ □ □

□ □ □

□ □ □

□ □ □



0







rent

eher völlig unwichtig unwichtig

Frühzeitiges Besetzen ökonomischer Mschen, die aufgund ihrer Umweitverträ^chkeit in der Zukunft Wetlbewerbsvorteile versprechen Entwicklung neuer, umweltverträgjicher Produkte/Dienstleistungen Kontinuierliche ökologische Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter Minimierung der Stoff-und Energetransporte durch Dezentralisierung der Produktion und ihre Verlagerung zu den Verbrauchern

4. Wie beurteilen Sie die folgenden Energieträger im Hinblick auf ihre Umweltverträglichkeit? sehr Kohle Erdöl Erdgas Kernenergie

Wasserenergie Windenergie Solarenergie Geothermik

6.

positiv □ □ □ □ □ □ □ □

eher positiv □ □ □ □ 0 □ □ □

5. Wie groß wird ihre energiewirtschaftliche Bedeutung in Zukunft sein?

indiffe­

eher

völlig

rent □ □ □ □ □ □ □ □

negativ □ □ □ □ □ □ □ □

negativ □ □ □ □ □ □ □ □

sehr groß □ □ □ □ □ □ □ □

eher groß □ □ □ □ □ □ □ □

indiffe­ rent □ □

□ □ □ □ □ □

eher klein □ □ □ □ □ □ □ □

sehr klein □ □ □ □ □ □ □ □

Wie stark stimmen Sie dem folgenden Grundsatz als einer Handlungsmaxime für Energieunternehmen zu: Einsatz fossiler Brennstoffe (Kohle, Öl, Gas) so viel wie nötig, um die Wettbewerbsfähigkeit von heute aufrechtzuerhalten; Einsatz alternativer Energieträger (Sonnen-, Wind-, Wasserenergie) so viel wie möglich, um die Wettbewerbsfähigkeit von morgen vorzubereiten? □ absolut richtig

□ eher richtig

□ indifferent

□ eher falsch

□ absolut falsch

302 7.

Anhang

Wie stark ist Ihr Unternehmen in dieser Hinsicht bereits aktiv geworden? □ aktiv

□ sehr aktiv

8.

□ kaum aktiv

□ gar nicht aktiv

Wie beurteilen Sie die Konzepte des Demand-Side Management und des Least-Cost Planning? Darunter sind Konzepte zu verstehen, die auf Bemühungen der Energieunternehmen zur aktiven Reduzierung des Energieverbrauchs beruhen. □ sehr wichtig

□ eher wichtig

□ eher unwichtig

□ indifferent

□ kenne ich nicht

□ völlig unwichtig

9. Wie groß wird die energiewirtschaftliche Bedeutung dieser Konzepte in Zukunft sein? □ eher groß

□ sehr groß

□ eher klein

□ indifferent

□ sehr klein

10. Wie stark stimmen Sie dem folgenden Grundsatz zu: Für die Energieversorgungsunternehmen ist nicht Umsatzmaximierung um jeden Preis, sondern optimaler Energieeinsatz auf allen Ebenen auch betriebswirtschaftlich sinnvoll? □ absolut richtig

□ eher richtig

□ indifferent

□ eher falsch

□ sagt mir nichts

□ absolut falsch

11. Wie stark ist Ihr Unternehmen in dieser Hinsicht bereits aktiv geworden? □ sehr aktiv

□ aktiv

□ kaum aktiv

□ gar nicht aktiv

12. Wie beurteilen Sie die folgenden energie- und umweltpolitischen Instrumente bzw. Aktivitäten? eher positiv

indiffe­

eher

völlig

positiv

rent

negativ

negativ

□ □ □ □ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □ □ □ □ □

sehr

Internationale Abkommen zur Emissionsreduzierung (Umweltkonfe­ renz von Rio, Klimagpfel von Kyoto) Energesteuer/Ckosteuer/COj-Steuer Emissionslizenzen bzw. -Zertifikate Staatliche Subventionen zur Etablierung regenerativer Energiequellen am Markt Staatliche Progamme zur Bündelung von Forschung Meßkonzepten, Sanierung Weiterbildung Markteinführung von Stromspartechniken Einführung von Effizienzstandards und Kennzachnung^fiichten beim Stromverbrauch nach dem Vorbild des US-.energy guide* Weitere:

13. Fühlen Sie sich ausreichend informiert über das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung? □ absolut

□ weitgehend

□ indifferent

□ wenig

□ gar nicht

14. Wie beurteilen Sie das Joint Implementation-Konzept im Hinblick auf seine Auswirkungen auf a) das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung? □ sehr wichtig

□ eher wichtig

□ indifferent

□ eher unwichtig

□ völlig unwichtig

□ kenne ich nicht

□ völlig unwichtig

□ kenne ich nicht

b) die Internationalisierung in der Energiewirtschaft? □ sehr wichtig

□ eher wichtig

□ indifferent

□ eher unwichtig

Anhang

303

15. Wie beurteilen Sie die Bedeutung des Konzeptes der Internationalisierung im Energiesektor? □ sehr wichtig

□ eher wichtig

□ indifferent

□ eher unwichtig

□ völlig unwichtig

16. Verfügt Ihr Unternehmen über eine Internationalisierungsstrategie? □ ja

□ nein, ist aber in Vorbereitung

□ nein, wird aber angedacht

□ nein

Wenn ja unter 16.: 17. Auf welche Bereiche zielt diese Strategie? Energieerzeugung



Hochspannungsnetze Energieverkauf an Endverbraucher

□ □

All diese Bereiche



Wenn ja unter 16.: 18. Auf welche Regionen zielt diese Strategie? Angrenzende Länder Innerhalb des Kontinents Global All diese Regionen

□ □ □ □

-

20. Wie wird ihre Bedeutung in Zukunft sein?

19. Welche dieser Gründe könnten aus Ihrer Sicht am ehesten zu Internationalisierungsmaßnahmen im Energiesektor führen?

Erschießung neuer Verbraucherschkhten 'n einem goßerwadenden Aidandsmarkt Befriedgjngneu entstandener Konsurrwvünsdie

(zB Osteuropa Entwiddungdänder) Verbesserung des Firmenrnages Kundennähe durch internationale Räsenz htenaticnaberen, wei wichtige Kunden es tun biedigae Lchnnebenkosten im Audand biedigae Steuerbdastungund sonstige KostenvateieimAjdand Vorberatung auf den gemeinsamen Mafa Verstärkte Tehahme am Fatschritfn Forschung und Technologe Erschießung neuer hfrastiukiur- oder Wssensressouroai baw neuen Knowhows Sjnagje durch internationale Zusammenarbeit htonaticnaberen, wei de Konkurrenz es tut Vadängjngswetibeweb im hland Verminderung der Uhternehmensidcen durch Verödung der Geschäftsaktivitäten Wachstun; Gewinn, Uhtanehmensausweitung Rüduktivitätssteigaungm und Wachstumsaten

audändscher Märkte

Wertere:

indiffe­

sehr stark

stark

rent

□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □

sehr schwach schwach

□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □

größer

kleiner

□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □

Anhang

304

22. Wie wird ihre Bedeutung in Zukunft sein?

21. Welche der folgenden Internationalisierungsformen ist am ehesten geeignet für den Energiesektor?

Export Lizenzvertrag Managementvertrag Jointventure Strategische Allianz Unternehmen sübemahme Tochterunternehmen BOT-Projekt BOO-Projekt BOOT-Projekt Weitere:

sehr

eher

indiffe­

eher un­

völlig un­

geeignet □ □ □ □ □ □ □ □ □ □

geeignet □ □ □ □ □ □ □ □ □ □

rent □ □ □ □ □ □ □ □ □ □

geeignet □ □ □ □ □ □ □ □ □ □

geeignet □ □ □ □ □ □ □ □ □ □

größer □ □ □ □ □ □ □ □ □ □

kleiner □ □ □ □ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □

□ □ □ □

□ □ □ □

□ □ □ □

□ □ □ □

□ □ □ □

□ □ □ □

23. Welche Bedeutung ordnen Sie den folgenden Elementen für das Gelingen einer Internationalisie­

rungsmaßnahme im Energiesektor zu? sehr Toleranz gegenüber der kulturellen Soaaüsation der Mitarbeiter aus fremden Kulturkreisen durch Anpassung von FuhrungssH innerbetriebficher Kommunikation und Konfliktmanagement Toleranz gegenüber soziokulturellen Werten eines Gast- bzw. Ziellan­ des durch Anpassung von Marketing und öffentfichkertsdarsteflung

Geozentrisch^ internationale Einstellung vor alem des Managements Offene UntemehmensphSosophie^ in de Bemente anderer Kulturen in tegiert werden können Schulung von kuhureier Kompetenz und internationalem Denken Ganzheilfiche; abterlungsübergeifende; langfristige Planung einer Internationafisierungsmaßnahme Vernetzte Denk-und Handkingsstrukturen, um die erhöhte Komplexi­ tät der auftretenden Probleme bewältigen zu können Schaffung von Rahmenbedingungen für kontinuierliche kulturelle Lern­ prozesse aller Mitarbeiter .Soviel wie nötig in der Zentral^ soviel we möglich vor Ort“ um eine Anpassung an die kulturellen Gegebenheiten zu ermöglichen Stärkung der Entscheidungsbefugnisse der internationalen Niederlas­ sungen, um deren Stärken, die gößere Kundennähe und die gössere kulturelle Kompetenz ausschöpfen zu können Kooperationen als Bass

Weitere:

eher wichtig

indiffe­

wichtig

□ □ □ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □

rent

völlig eher unwichtig unwichtig

24. Lassen sich die Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisierung Ihrer Meinung nach zu einer gemeinsamen Handlungsstrategie verknüpfen? □ sehr geeignet

□ eher geeignet

□ indifferent

□ kaum geeignet

□ gar nicht geeignet

Anhang

305

25. Wie beurteilen Sie die tschechische Energiewirtschaft im Hinblick auf ihre Umweltverträglichkeit? □ sehr gut

□ eher gut

□ indifferent

□ eher schlecht

□ sehr schlecht

26. Wie beurteilen Sie die folgenden umweltpolitischen Maßnahmen in der Tschechischen Republik? sehr

wichtig Reduäaung des Anteils fossila Brennstoffe am Enagemix Erhöhung des Anteils da Kanenage und da Wasserkraft

Substitution da Kohle durch Erdgas

Emissionsreduziaung durch techn. Vabessaung da Kraftwerke Maßnahmen ajr Enageeh^anmgund Erhöhung der Enageeffizenz

(Progamm zur Unterstützung von Enagesparmaßnahmen) Minimalisierung des Enageverbrauchs in da gesamten Wirtschaft durch das geplante Gesetz üba das Wirtschaften mit da Enage

□ □ □ □ □ □

eha wichtig

□ □ □ □ □ □

indiffe­ rent

□ □• □ □ □ □

eha

völlig

unwichtig unwichtig

□ □ □ □ □. □

□ □ □ □ □ □

eha schlecht

sehr schlecht

27. Wie beurteilen Sie die Möglichkeiten zu ihrer erfolgreichen Umsetzung?

Reduzierung des Anteils fossila Brennstoffe am Enagemix Erhöhung des Anteils da Kanenage und da Wasserkraft Substitution da Kohle durch Erdgas Emissionsreduziaung durch techn. Vabessaung da Kraftwerke Maßnahmen zur Energeer^rarung und Erhöhung da Energeeffizenz (Progamm zur Unterstützung von Enagesparmaßnahmen) Minimalisierung des Enageverbrauchs in da gesamten Wetschaft durch das geplante Gesetz üba das Wirtschaften mit da Enage

sehr

eha

indiffe­

gut

gut

rent

□ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □

28. Wie stark sind ausländische Beteiligungen zur erfolgreichen Umsetzung dieser Maßnahmen erfor­ derlich? sehr Reduzaung des Anteils fossiler Brennstoffe am Energiemix Erhöhung des Anteils der Kanenage und da Wasserkraft Substitution der Kohle durch Erdgas Emissionsreduziaung durch techn. Verbesserung der Kraftwerke

Maßnahmen zjr Energeeinspanjngund Erhöhung da Enegeeffizenz (Progamm zur Unterstützung von Enagesparmaßnahmen) Minimalisierung des Enageverbrauchs in da gesamten Wirtschaft durch das geplante Gesetz üba das Wirtschaften mit da Enage

indiffe-

gar nicht □

stark □ □ □ □

stark □ □ □ □

rent □ □ □ □

kaum □ □

□ □

□ □ □





















29. Welche weiteren ökologischen Maßnahmen im Energiesektor halten Sie in der Tschechischen Repu­ blik für wünschenswert?

Anhang

306

30. Wie beurteilen Sie die Eignung bzw. Attraktivität der folgenden politischen, ökonomischen und so­ zialen Aspekte in der Tschechischen Republik für Internationalisierungsmaßnahmen? sehr

eher

indiffe­

güt □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □

gut □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □

rent □ □ □ □ □ □ □ □ □

□ □

□ □

□ □

Mentalität und Arbeitsethik der Bevölkerung



Organisation des Energesektors Investitionsbedarf im Energiesektor

□ □

□ □ □

□ □ □ □

□ □ □

Politisches System, Verfassung Aktuelle politische Lage Gesamtwirtschaftlidie Entwicklung Fortschritt der Liberalisierung und Privatisierung Verkehrsinfrastiuktur Kommunikationsinfrastruktur Bankenwesen Lohnniveau Qualifikation der Arbeitskräfte Arbeitsrecht Gesellsdiafts- und Untemehmensrecht Steuerrecht, Steuemiveau Investitionsförderprogramme Investitionsschutz Absatzmarkt Kaufkraft Einstellung der Bevölkerung zur Marktwirtschaft Kooperationsbereitsdiaft und Flexibilität der Bürokratie

□ □ □ □ □ □

eher schlecht □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □

sehr schlecht □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □



□ □ □



□ □

□ □

□ □

□ □

□ □

□ □ □ □

□ □ □ □

□ □ □ □

Weitere:



31. Wie beurteilen Sie die bisherigen Internationalisierungsmaßnahmen im Energiesektor in der Tsche­ chischen Republik? □ sehr gut

□ eher gut

□ indifferent

□ eher schlecht

□ sehr schlecht

32. Wie schätzen Sie die Aussichten für Internationalisierungsmaßnahmen im Energiesektor in der Tschechischen Republik in der näheren Zukunft ein? □ sehr gut

□ eher gut

□ indifferent

□ eher schlecht

□ sehr schlecht

Anhang

307

1. Wie beurteilen Sie die Bedeutung des Konzeptes der Nachhaltigen Entwicklung im Ener­ giesektor? eher unweh

völig unwich

nicht bekannt keine Antwort

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

sehrwchüg

eher wichtig

abs

in %

abs

indfferent

arith

D

20

64,5

7

22,6

2

Q5

0

0,0

0

0,0

2

Q5

0

0,0

+1,62

CZ

31

55,4

22

39,3

1

1,8

0

QO

0

0,0

1

1,8

1

1,8

+1,56

UnD

3

30,0

5

50,0

0

0,0

0

0,0

0

0,0

1

10,0

1

10,0 +1,38

UriCZ

8

53,3

3

20,0

0

QO

0

0,0

0

0,0

1

Q7

3

20,0 +1,73

Gesamt

62

55,4

37

33,0

3

2,7

0

0,0

0

0,0

5

4,5

5

4,5

+1,58

2. Wie ernst nimmt die Energiewirtschaft das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung Ihrer Einschätzung nach wirklich? sehr ernst

abs

in %

wertg ernst

abs

indfferent

in%

abs

in°/o

kaum ernst

abs

in %

gar richt ernst keine Antwort

arilh

abs

in %

abs

in %

Mittel +0,68

D

3

9,7

16

51,6

11

35,5

1

3,2

0

QO

0

QO

CZ

15

26^8

26

46i4

3

5,4

11

19,6

0

0,0

1

UnD

0

QO

0

0,0

5

50,0

3

30,0

0

QO

2

1,8 +0,82 20,0 -0,38

UriCZ

3

20,0

2

13,3

6

40,0

1

Q7

1

Q7

2

13,3

+Q38

Gesamt

21

18,8

44

39,3

25

22,3

16

14,3

1

Q9

5

4,5

+0,64

3. Welche Elemente dieses Konzeptes erscheinen Ihnen im Energiesektor besonders wichtig und sollten daher von Energieversorgungsunternehmen bevorzugt umgesetzt werden? 3a. Substituierung umweltbelastender durch umweltverträgliche, erneuerbare Energieträger sehr wichtig

eher wichtig

abs

in %

abs

in %

indfferent abs

in %

eher unweh

völig unwich

abs

abs

in %

keine Antwort

arith

in %

abs

in %

Mittel

D

14

45,2

9

29,0

5

1Q1

2

6i5

1

3,2

0

QO

+1,06

CZ

35

62,5

16

28,6

0

QO

4

7,1

0

QO

1

1,8

+1,49

UriD

2

2Q0

6

60,0

1

1Q0

0

QO

0

QO

1

1Q0 +1,11

UriCZ

6

40,0

7

4617

0

QO

2

13,3

0

QO

0

QO

+1,13

Gesamt

57

50,9

38

33,9

6

5,4

8

7,1

1

Q9

2

1,8

+1,29

3b. Förderung der Minimierung des Energieverbrauchs durch die Energieunternehmen (Demand-Side Management, Least-Cost Planning) sehr wichtig

eherwehtig

abs

in %

abs

in %

indfferent

eher unweh

völig unweh.

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

keine Antwort

arith

D

14

45,2

11

35,5

6

19,4

0

QO

0

QO

0

QO

+1,26

CZ

33

58,9

12

21,4

3

5,4

5

8,9

1

1,8

2

3,6

+1,31

UriD

6

60,0

3

30,0

0

QO

0

QO

0

QO

1

1Q0 +1,67

UriCZ

8

53,3

6

40,0

0

QO

1

Q7

0

QO

0

QO

+1,40

Gesamt

61

54,5

32

28,6

9

8,0

6

5,4

1

Q9

3

2,7

+1,35

3c Optimierung der Energieerzeugungseffizienz (Kraftwerkseffizienz, Kraft-Wärme-Kopplung) sehrwehtig

eherwehtig

abs

abs

in %

keine Antwort

eher unweh

völig unwich

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

indfferent

arith

D

29

93,5

2

Q5

0

QO

0

QO

0

QO

0

QO

+1,94

CZ

42

75,0

9

1

1.8

1

QO

3

5,4

+1,74

6

60,0

3

0

QO

0

1,8 0,0

0

UnD

1Q1 30,0

0

QO

1

10,0 +1,67

UriCZ

12

80,0

1

Q7

1

Q7

0

QO

0

6,7

+1,79

89

79,5

15

13,4

2

1,8

1

Q9

0

QO QO

1

Gesamt

5

4,5

+1,79

308

Anhang

3d. Minimierung der Emissionen (Filtertechnik) sehrwditig

eherwditig

eher urweh

völig unwch

abs

in %

abs

in %

abs

in%

abs

in %

abs

indfferent

in %

keine Antwort

arilh

abs

in %

Mittel

D

14

45,2

15

48,4

2

0,0

0

0,0

0

0,0

+1,39

36

64,3

15

268

1

65 1,8

0

CZ

0

QO

0

0,0

4

7,1

+1,67

UniD

4

40,0

4

40,0

0

0,0

1

10,0

0

0,0

1

10,0 +1,22

UniCZ

9

60,0

5

33,3

0

0,0

0

0,0

0

0,0

1

Gesamt

63

56,3

39

34,8

3

2,7

1

0,9

0

0,0

6

67 5,4

+1,64 +1,55

3e. Verwirklichung geschlossener Stoff- und Energiekreisläufe mit Rückgewinnung und Wiederver­ wertung von Energie und Reststoffen sehrwditig

eher wichtig

eher unwich

völig unwch.

keine Antwort

arilh

abs

in %

abs

in %

abs

in°/o

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

indfferent

D

11

35,5

14

45,2

4

12,9

2

65

0

0,0

0

0,0

+1,10

CZ

25

44,6

24

42,9

3

5,4

1

1,8

0

0,0

3

5,4

+1,38

UniD

3

30,0

5

50,0

1

10,0

0

0,0

0

0,0

1

10,0 +1,22

UniCZ

7

467

7

467

1

67

0

0,0

0

0,0

0

0,0

+1,40

Gesamt

46

41,1

50

44,6

9

8,0

3

2,7

0

0,0

4

3,6

+1,29

3f. Offenheit gegenüber umwelttechnischen/ökologischen Entwicklungen, um durch nachhaltiges Wirtschaften Wettbewerbsvorteile zu erlangen sehrwditig

eher wichtig

abs

in %

abs

in %

eher unwich

völig unwch

keine Antwort

arilh

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

2

indfferent

D

14

45,2

10

32,3

5

0

0,0

+1,16

17,9

29

51,8

8

8

65 14,3

0,0

10

161 14,3

0

CZ

0

0,0

1

1,8

40,75

UniD

4

40,0

3

30,0

1

10,0

1

10,0

0

0,0

1

10,0 +1,11

67 0,9

0

0,0

40,60

2

1,8

40,87

UniCZ

1

67

9

60,0

4

267

0

0,0

1

Gesamt

29

25,9

51

45,5

18

161

11

9,8

1

3g. Transparenz der Unternehmensaktivitäten mittels intensiven Dialogs mit der Öffentlichkeit und mittels aktiver Öffentlichkeitsarbeit sehr wichtig

eher wichtig

abs

in %

abs

in %

eher unwch

völig unwich

keine Antwort

arilh

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

indfferent

D

9

29,0

12

38,7

7

22,6

3

9,7

0

0,0

0

0,0

40,87

CZ

8

14,3

23

16

28,6

6

10,7

1

1,8

2

3,6

40,57

UniD

1

10,0

4

41,1 40,0

2

20,0

2

20,0

0

0,0

1

10,0 40,44

UniCZ

2

13,3

5

33,3

6

40,0

1

0,0

1

67

40,57

20

17,9

44

39,3

31

27,7

12

67 10,7

0

Gesamt

1

0,9

4

3,6

40,65

3h. Einrichtung eines Umweltmarketing sehr wichtig

eher wichtig

abs

abs

in %

in %

indfferent abs

in %

eher unwich

völig unwich

keine Antwort

arilh

abs

in%

abs

in %

abs

in %

Mittel

D

4

12,9

13

41,9

7

22,6

6

19,4

0

0,0

1

3,2

40,50

CZ

16

28,6

22

39,3

8

14,3

8

14,3

1

1

1,8

40,80

UniD

1

10,0

4

40,0

2

20,0

2

20,0

0

1,8 0,0

1

10,0 40,44

UniCZ

1

67

7

467

5

33,3

2

13,3

0

0,0

0

0,0

4047

Gesamt

22

19,6

46

41,1

22

19,6

18

161

1

Q9

3

2,7

4Q64

Anhang

309

3i. Einsatz verschiedener Energieressourcen zur Erreichung einer größtmöglichen Unabhängigkeit von politischen/gesellschaftlichen Entwicklungen eherunweh

völig unweh

keine Antwort

arilh.

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

Mittel

sehr wehtg

eher wehtg

abs

in %

abs

indfferent

in %

D

10

32,3

15

48,4

4

12,9

2

Q5

0

QO

0

QO

+1,06

CZ

22

39,3

21

37,5

5

8,9

5

Q9

1

1,8

2

3,6

+1,07

UriD

0

QO

5

50,0

1

10,0

1

1Q0

1

1Q0

2

2Q0 +Q25

UriCZ

1

Q7

4

2Q7

4

2Q7

5

33,3

1

Q7

0

QO

-Q07

Gesamt

33

29,5

45

4Q2

14

12,5

13

11,6

3

2,7

4

3,6

40,85

3j. Ausdehnung der ökologischen Verantwortung des Unternehmens auf den gesamten Lebens­ zyklus seiner Produkte/Dienstleistungen sehrwehtig

eherwehtig

abs

in %

abs

D

11

35,5

CZ

31

55,4

incifferent

in %

abs

in %

8

25,8

9

29,0

20

35,7

1

1,8

eherunweh

völig unweh

abs

in %

abs

in %

3

9,7

0

0

QO

0

keine Antwort

arith

abs

in%

QO

0

QO

40,87

QO

4

7,1

+1,58

Mittel

UriD

4

40,0

3

3Q0

2

20,0

0

QO

1

10,0

0

QO

40,90

UriCZ

8

53,3

4

26,7

1

Q7

2

13,3

0

QO

0

QO

+1,20

Gesamt

54

48,2

35

31,3

13

11,6

5

4,5

1

Q9

4

3,6

+1,26

3k. Erstellung einer umfassenden Öko-Bilanz sehrwehtig

eherwehtig

abs

abs

in %

indfferent

in %

abs

in %

eherunweh

völig unwich

abs

in %

abs

in %

keine Antwort

abs

in %

arith

Mittel

D

5

1Q1

11

35,5

12

38,7

1

3,2

1

3,2

1

3,2

40,60

CZ

14

25,0

26

46,4

8

14,3

2

3,6

2

3,6

4

7,1

40,92

10,0 40,78

UriD

2

2Q0

4

40,0

2

20,0

1

10,0

0

QO

1

UriCZ

4

26,7

4

26,7

4

2Q7

2

13,3

0

QO

1

Q7

40,71

Gesamt

25

22,3

45

40,2

26

23,2

6

5,4

3

2,7

7

Q3

+Q79

31. Frühzeitiges Besetzen ökonomischer Nischen, die aufgrund ihrer Umweltverträglichkeit in der Zukunft Wettbewerbsvorteile versprechen sehrwehtig

eherwehtig

abs

in %

abs

in %

keine Antwort

eherunweh

völig unweh

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

indfferent

arilh

D

11

35,5

10

32,3

5

1Q1

0

QO

40,87

26,8

20

35,7

11

9

16,1

0

QO QO

0

15

1Q1 19,6

5

CZ

1

1,8

40,75

UriD

1

1Q0

5

50,0

3

30,0

0

0

QO

1

1Q0 40,78

0

QO

0

QO

40,53

0

QO

2

1,8

40,75

UriCZ

2

13,3

6

40,0

5

33,3

2

QO 13,3

Gesamt

29

25,9

41

36^6

24

21,4

16

14,3

3m. Entwicklung neuer, umweltverträglicher Produkte/Dienstleistungen sehrwehtig

eherwehtig

abs

abs

in %

indfferent

in %

abs

in %

eherunweh

völig unweh

keine Antwort

arilh

abs

in %

abs

in %

abs

in%

Mittel

D

7

22,6

12

38,7

7

22,6

2

6,5

0

QO

3

9,7

40,86

CZ

27

48,2

27

48,2

1

1,8

0

QO

0

QO

1

1.8

+1,47

UriD

1

1Q0

6

6Q0

1

1Q0

0

QO

0

QO

2

2Q0 +1,00

UriCZ

9

6Q0

5

33,3

0

QO

0

QO

0

QO

1

6,7

+1,64

Gesamt

44

39,3

50

44,6

9

QO

2

1,8

0

QO

7

6,3

+1,30

Anhang

310 3n. Kontinuierliche ökologische Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter sehrwditig

eherwditig

eher unwch

völig unwch

abs

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

indfferent

keine Antwort

in %

abs

in %

arilh

Mittel

D

7

22,6

14

45,2

5

151

1

3,2

0

0,0

4

CZ

25

44,6

27

48,2

1

1

1,8

0

QO

2

3,6

UniD

1

10,0

5

50,0

2

1,8 20,0

0

QO

0

QO

2

2Q0 +0,88

UniCZ

5

33,3

7

457

3

20,0

0

QO

0

QO

0

QO

+1,13

Gesamt

38

33,9

53

47,3

11

9,8

2

1,8

0

QO

8

7,1

+1,22

12,9 +1,00

+1,41

3o. Minimierung der Stoff- und Energietransporte durch Dezentralisierung der Produktion und ihre Verlagerung zu den Verbrauchern sehrwditig

eherwditig

abs

in %

abs

indfferent

in %

abs

in %

eher unwich

völig unwch

keine Antwort

arilh

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

D

3

9,7

14

45,2

8

25,8

3

9,7

2

55

1

3,2

+Q43

CZ

14

25,0

19

33,9

6

1Q7

13

23,2

1

1,8

3

5,4

+Q60

UniD

2

2Q0

5

50,0

0

QO

1

10,0

0

QO

2

UniCZ

1

7

457

3

2Q0

3

2Q0

0

QO

1

57

40,43

Gesamt

20

57 17,9

45

4Q2

17

15,2

20

17,9

3

2,7

7

53

+0,56

2Q0 +1,00

4. Wie beurteilen Sie die folgenden Energieträger im Hinblick auf ihre Umweltverträglichkeit? 4a. Kohle sehr positiv

eher positiv

abs

in %

abs

in %

abs

in %

indfferent

eher negativ

völig negativ

abs

in %

abs

in %

keine Antwort

arilh

abs

in %

Mittel

D

1

3,2

7

22,6

9

29,0

10

32,3

4

12,9

0

4

7,1

17

3Q4

0

29

51,8

6

1Q7

0

UniD

0

1

1Q0

5

4

40,0

0

QO

0

QO

-0,30

UniCZ

0

QO QO

QO 50,0

QO QO

-0,29

CZ

0

QO

0

QO

9

60,0

6

40,0

0

QO

-1,40

Gesamt

5

4,5

25

22,3

14

12,5

52

454

16

14,3

0

QO

-0,44

-0,29

4b. Erdöl sehr positiv

eher positiv

abs

in %

abs

indfferent

in %

abs

in%

eher negativ

völig negativ

abs

in %

abs

in%

keine Antwort

arilh

abs

in %

Mittel

D

0

QO

5

151

13

41,9

10

32,3

2

55

1

3,2

-0,30

CZ

0

QO

26

454

2

3,6

24

42,9

4

7,1

0

QO

-0,11

UniD

0

QO

2

2Q0

4

40,0

4

40,0

0

QO

0

QO

-0,20

UniCZ

0

QO

1

2

13,3

8

53,3

4

257

0

QO

-1,00

Gesamt

0

QO

34

57 3Q4

21

18,8

46

41,1

10

8,9

1

Q9

-Q29

4c. Erdgas sehr positiv

eher positiv

abs

in %

abs

indfferent

eher negativ

völig negativ

in%

abs

in %

abs

in°/o

abs

in %

abs

in %

Mittel

keine Antwort

arith

D

5

51,6

6

19,4

2

55

1

3,2

1

3,2

+Q73

29

151 51,8

16

CZ UniD

23

1

1,8

+1,42

5

1

0

1,8 QO

1

3

1,8 10,0

1

1Q0

1,8 50,0

1

1

41,1 30,0

0

QO

+0,40

UniCZ

2

13,3

10

657

0

QO

3

20,0

0

QO

0

QO

+0,73

Gesamt

37

33,0

52

454

12

1Q7

7

53

2

1,8

2

1,8

+1,05

311

Anhang 4d. Kernenergie keine Antwort

sehrposüv

eher positiv

eher negativ

völig negativ

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

indfferent

arith

D

7

22,6

12

38,7

5

161

3

9,7

4

12,9

0

QO

40,48

GZ

22

39,3

25

44,6

1

1,8

6

1Q7

1

1,8

1

1,8

4-1,11

UniD

2

20,0

1

10,0

1

10,0

3

30,0

3

3Q0

0

QO

-0,40

UniCZ

9

60,0

5

33,3

1

617

0

QO

0

0,0

0

QO

+1,53

Gesamt

40

35,7

43

38,4

8

7,1

12

10,7

8

7,1

1

Q9

40,86

4e. Wasserenergie sehrposiliv

eher positiv

abs

abs

in%

in %

indfferent

eher negativ

völig negativ

keine Antwort

arith

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

D

18

58,1

8

25,8

4

12,9

1

3,2

0

QO

0

QO

+1,39

CZ

42

75,0

12

21,4

0

QO

1

1,8

0

QO

1

1,8

+1,73

UniD

3

3Q0

6

60,0

1

10,0

0

QO

0

QO

0

QO

+1,20

UniCZ

9

60,0

6

40,0

0

QO

0

QO

0

QO

0

QO

+1,60

Gesamt

72

64,3

32

28,6

5

4,5

2

1,8

0

QO

1

Q9

+1,57

4f. Windenergie indfferent

sehr positiv

eher positiv

abs

in %

abs

in %

abs

in %

eher negativ

völig negativ

abs

in %

abs

in%

abs

keine Antwort

arilh

in %

Mittel

D

10

32,3

11

35,5

9

29,0

1

3,2

0

QO

0

QO

+Q97

CZ

29

51,8

18

32,1

3

5,4

4

7,1

0

QO

2

3,6

+1,33

UniD

6

60,0

3

30,0

0

QO

1

1Q0

0

0

QO

+1,40

UniCZ

8

53,3

4

267

2

13,3

1

67

0

QO QO

0

QO

+1,27

Gesamt

53

47,3

36

32,1

14

12,5

7

63

0

QO

2

1,8

+1,23

4g. Solarenergie sehrposiliv

eher positiv

abs

in %

abs

in %

indfferent abs

in %

keine Antwort

arilh

eher negativ

völig negativ

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

D

15

48,4

9

29,0

5

161

1

3,2

1

3,2

0

QO

+1,16

CZ

33

58,9

17

3Q4

2

3,6

3

5,4

0

QO

1

1,8

+1,45

UniD

6

6Q0

3

3Q0

1

1Q0

0

QO

0

0

QO

+1,50

UniCZ

10

667

3

2Q0

2

13,3

0

QO

0

QO QO

0

QO

+1,53

Gesamt

64

57,1

32

28,6

10

8,9

4

3,6

1

Q9

1

Q9

+1,39

4h. Geothermik sehrposiliv

eher positiv

abs

in %

abs

in %

eher negativ

völig negativ

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in%

Mittel

+1,32

indfferent

keine Antwort

arith

D

13

41,9

15

48,4

3

9,7

0

QO

0

QO

0

QO

CZ

27

48,2

22

39,3

4

7,1

2

3,6

0

QO

1

1,8

+1,35

UniD

4

40,0

3

3Q0

3

3Q0

0

QO

0

QO

0

QO

+1,10

UniCZ

10

667

2

13,3

3

2Q0

0

QO

0

QO

0

QO

+1,47

Gesamt

54

48,2

42

37,5

13

11,6

2

1,8

0

QO

1

Q9

+1,33

Anhang

312 5. Wie groß wird ihre energiewirtschaftliche Bedeutung in Zukunft sein?

5a. Kohle sehrgroß

abs

in %

ehergroß

indfferent

abs

in %

abs

in %

eher klein abs

in %

sehr Hein abs

in %

keine Antwort

arith.

abs

in %

Mittel

D

7

22,6

9

29,0

9

29,0

3

9,7

2

55

1

3,2

40,53

CZ

10

17,9

30

53,6

0

QO

10

17,9

4

7,1

2

3,6

40,59

UriD

1

1Q0

5

5Q0

2

20,0

2

20,0

0

QO

0

QO

40,50

UriCZ

0

QO

5

33,3

0

QO

7

457

3

20,0

0

QO

-0,53

Gesamt

18

16^1

49

43,8

11

9,8

22

19,6

9

8,0

3

2,7

40,41

5b. Erdöl sehr groß abs

in %

eher groß

indfferent

abs

in %

abs

in %

eher Hein abs

in %

sehr Han abs

in %

keine Antwort

arith

abs

in %

Mittel

D

4

12,9

10

32,3

8

25,8

6

19,4

2

55

1

3,2

40,27

CZ

7

12,5

22

39,3

1

21

37,5

4

1

4Q13

UriD

1

10,0

4

40,0

5

1,8 50,0

0

0,0

0

7,1 QO

0

1,8 QO

UriCZ

0

QO

6

40,0

2

13,3

4

3

20,0

0

QO

-0,27

Gesamt

12

1Q7

42

37,5

16

14,3

31

257 27,7

9

8,0

2

1,8

40,15

40,60

5c. Erdgas sehr groß

abs

in %

eher groß abs

in %

indfferent abs

in %

eher Hein abs

sehr Hein

in %

abs

in %

kane Antwort

arith

abs

in %

Mittel

D

10

32,3

13

41,9

5

151

2

55

0

QO

1

3,2

+1,03

CZ

26

46,4

20

35,7

0

QO

8

14,3

0

QO

2

3,6

+1,19

UriD

3

30,0

6

6Q0

1

1Q0

0

QO

0

QO

0

QO

+1,20

UriCZ

1

57

7

457

2

13,3

4

257

1

57

0

QO

40,20

Gesamt

40

35,7

46

41,1

8

7,1

14

1Z5

1

Q9

3

2,7

+1,01

5d. Kernenergie sehrgroß

eher groß

abs

in %

abs

in %

9 33

29,0

11

CZ

58,9

13

UnD

0

QO

2

UriCZ

14

93,3

1

Gesamt

56

5Q0

27

D

indfferent

eher Hein

sehr Hein

abs

in %

abs

in %

abs

in %

35,5

6

19,4

4

12,9

0

23,2

2

3,6

4

1

20,0

3

30,0

5

7,1 50,0

57

0

QO

0

24,1

11

9,8

13

QO 11,6

keine Antwort

arith

abs

in %

Mittel

QO

1

3

3,2 5,4

40,83

0

1,8 QO

-0,30

0

QO

0

QO QO

1

Q9

4

3,6

+1,15

0

+1,38 +1,93

5e. Wasserenergie sehr groß

abs

in %

eher groß

abs

indfferent

in %

abs

in %

eher Hein abs

sehr Hein

keine Antwort

arith

in %

abs

in°/o

abs

in %

Mittel 40,48

D

7

22,6

9

29,0

7

22,6

8

25,8

0

QO

0

QO

CZ

12

21,4

23

1

1.8

18

32,1

1

1,8

1

1,8

40,49

UriD

1

1Q0

2

41,1 2Q0

5

50,0

2

20,0

0

QO

0

QO

40,20

UriCZ

3

2Q0

6

40,0

1

57

5

33,3

0

QO

0

QO

40,47

Gesamt

23

2Q5

40

35,7

14

12,5

33

29,5

1

Q9

1

Q9

4046

Anhang

313

5f. Windenergie sehr groß abs

in %

eher groß abs

indfferent

in %

abs

in %

eher klein

abs

in %

sehr klein abs

in %

keine Antwort

arith.

abs

in %

Mittel

D

3

9,7

4

12,9

10

32,3

8

25,8

5

151

1

3,2

-Q27

CZ

6

1Q7

10

17,9

4

7,1

22

39,3

11

19,6

3

5,4

-Q42

UriD

0

QO

4

4Q0

1

1Q0

5

5Q0

0

QO

0

QO

UniCZ

1

57

2

13,3

1

57

8

53,3

3

2Q0

0

-Q10 -Q67

Gesamt

10

8,9

20

17,9

16

14,3

43

38,4

19

17,0

4

QO 3,6

-Q38

5g. Solarenergie sehr groß abs

in%

eher groß

abs

in°/o

indfferent abs

in %

eher klein abs

in %

sehr klein abs

in %

keine Antwort

arith

abs

in %

Mittel -0,27

D

2

55

10

32,3

4

12,9

6

19,4

8

25,8

1

3,2

CZ

8

14,3

15

2^8

4

7,1

17

3Q4

9

151

3

5,4

-0,08

UniD

1

10,0

3

30,0

4

40,0

1

10,0

1

10,0

0

QO

UniCZ

4

257

3

2Q0

0

QO

6

40,0

2

13,3

0

QO

40,20 40,07

Gesamt

15

13,4

31

27,7

12

1Q7

30

2Q8

20

17,9

4

3,6

-0,08

5h. Geothermik sehr groß abs

in %

eher groß abs

in %

indfferent

abs

in %

eher klein abs

in %

sehr klein

abs

in %

keine Antwort

abs

in %

arith Mittel

D

2

55

6

19,4

9

29,0

5

151

8

25,8

1

3,2

-0,37

CZ

6

1Q7

9

151

8

14,3

20

35,7

10

17,9

3

5,4

-0,36 -0,60

UriD

0

QO

2

20,0

2

20,0

4

4Q0

2

2Q0

0

QO

UniCZ

0

QO

5

33,3

2

13,3

6

40,0

1

57

1

57

-Q21

Gesamt

8

7,1

22

19,6

21

18,8

35

31,3

21

18,8

5

4,5

-0,36

6. Wie stark stimmen Sie dem folgenden Grundsatz als Handlungsmaxime für Energieun­ ternehmen zu: Einsatz fossiler Brennstoffe (Kohle, Öl, Gas) so viel wie nötig, um die Wett­

bewerbsfähigkeit von heute aufrechtzuerhalten; Einsatz alternativer Energieträger (Sonnen-, Wind-, Wasserenergie) so viel wie möglich, um die Wettbewerbsfähigkeit von morgen vor­ zubereiten? absolut richtig

abs

in %

eher richtig abs

in %

indfferent

eher falsch

absolut falsch

keine Antwort

arith

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

D

13

41,9

8

25,8

5

151

4

12,9

1

3,2

0

QO

40,90

CZ

9

151

39

69,6

2

3,6

5

8,9

1

1,8

0

QO

40,89

UriD

3

30,0

7

70,0

0

QO

0

QO

0

QO

0

QO

4-1,30

UniCZ

2

13,3

8

53,3

3

20,0

1

57

1

57

0

QO

40,60

Gesamt

27

24,1

62

55,4

10

8,9

10

8,9

3

2,7

0

QO

40,89

7. Wie stark ist Ihr Unternehmen in dieser Hinsicht bereits aktiv geworden? sehr aktiv abs

in %

aktiv abs

in %

kaum aktiv abs

in %

richtaktiv

keine Antwort

arilh

abs

in %

abs

in %

Mittel

D

6

19,4

10

32,3

6

19,4

8

25,8

1

3,2

40,00

CZ

14

25,0

23

41,1

14

25,0

4

7,1

1

1,8

40,53

UriD

0

3

30,0

1

1Q0

0

6

60,0 4050

8

53,3

1

2

4

44

39,3

22

57 19,6

QO 13,3

14

1Z5

12

257 4Q27 1Q7 40,34

UniCZ

0

QO QO

Gesamt

20

17,9

Anhang

314

8. Wie beurteilen Sie die Konzepte des Demand-Side Management und des Least-Cost Plan­ ning? Darunter sind Konzepte zu verstehen, die auf Bemühungen der Energieunternehmen zur aktiven Reduzierung des Energieverbrauchs beruhen. sehrwehtig abs

in%

eher wichtig

abs

eher unwich

völig unwich

in %

abs

in %

abs

in %

indfferent

in %

abs

richt bekannt

keine Antwort

arith

abs

in %

abs

in %

Mittel

D

7

22,6

17

54,8

3

9,7

2

Q5

0

0,0

1

3,2

1

3,2

+1,00

CZ

22

39,3

21

37,5

8

14,3

2

3,6

1

1.8

1

1,8

1

UnD

3

30,0

5

50,0

1

10,0

0

0,0

0

0,0

0

0,0

1

1,8 10,0

+1,22

+1,13

UriCZ

8

53,3

4

26^7

2

13,3

0

0,0

0

0,0

1

Q7

0

0,0

+1,43

Gesamt

40

35,7

47

42,0

14

12,5

4

3,6

1

0,9

3

2,7

3

2,7

+1,14

9. Wie groß wird die energiewirtschaftliche Bedeutung dieser Konzepte in Zukunft sein? sehr groß

abs

in %

eher groß abs

in %

indfferent abs in %

eher Hein abs

in %

sehr Hein abs

in %

keine Antwort arith abs in % Mittel

D

8

25,8

15

48,4

4

12,9

2

Q5

0

QO

2

CZ UnD UriCZ

21

25

44,6 50,0

1,8 10,0 0,0

0

QO 0,0 0,0

1

2Q7

1 1 0

0

40,0

8 1 4

14,3

2 5

37,5 20,0 33,3

1 0

+1,00 1,8 +1,20 10,0 +0,89 0,0 +1,07

Gesamt

36

32,1

51

45,5

17

15,2

4

3,6

0

0,0

4

3,6

5 6

10,0

0

Q5

+1,10

10. Wie stark stimmen Sie dem folgenden Grundsatz zu: Für die Energieversorgungsunter­ nehmen ist nicht Umsatzmaximierung um jeden Preis, sondern optimaler Energieeinsatz auf allen Ebenen auch betriebswirtschaftlich sinnvoll? absolut richtig abs

in %

eher falsch

absolut falsch

abs

in %

abs

in %

abs

in°/o

abs

eher richtig

indfferent

in %

sagt mir richt

keine Antwort

arith

abs

abs

in %

Mittel

in %

D

18

58,1

7

22,6

5

3,2

0

0,0

0

0,0

0

QO

+1,35

13

30

53,6

5

6

10,7

50,0 53,3

44,6

0 1 8

7,1

2

1.8

QO QO 0,0

0 0 0

QO

50

30,0 20,0 14,3

0,0 Q7

32,1

3 3 16

0 0 0 0

QO

5 8

3,6 0,0 0,0

0

2 3 36

2 0 0

0,0

UnD UriCZ

23,2 20,0 20,0

1^1 8,9

1

CZ

40,82 +0,90 40,87 40,98

Gesamt

QO 0,0

11. Wie stark ist Ihr Unternehmen in dieser Hinsicht bereits aktiv geworden? sehr aktiv

aktiv

abs

in %

abs

in %

16

51,6 58,9

D

5

CZ UriD UriCZ

3 0

1Q1 5,4 QO

33 2

2Q0

0

QO

4

Gesamt

8

7,1

55

2Q7 49,1

kaum aktiv

abs

richt aktiv

keine Antwort

arith Mittel

in %

abs

in %

abs

in %

19,4

2 3

Q5

40,41

5,4

40,30

2

Q5

11 2 4

19,6

6 6

20,0

0

1Q7 QO

2Q7

0

QO

7

60,0 +0,00 46,7 40,00

17

15,2

14

12,5

18

1Q1

6

40,34

12. Wie beurteilen Sie die folgenden energie- und umweltpolitischen Instrumente/Aktivitäten? 12a. Internationale Abkommen zur Emissionsreduzierung (Umweltkonferenz von Rio, Klimagipfel von Kyoto) sehr positiv

eher positiv

abs

in %

abs

in %

D CZ UriD UriCZ

4 29

12,9 51,8

1 6

10,0 40,0

16 23 2 8

41,1 20,0

Gesamt

40

35,7

49

indfferent

^DS

in %

53,3

8 0 3 1

25,8 0,0 30,0 Q7

43,8

12

1Q7

51,6

völig negativ

keine Antwort

arith

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

3 2 4 0

Q7 3,6 40,0 QO

0 0 0 0

QO QO QO QO

0 2 0

40,68 +1,46 +0,00

0

QO 3,6 QO QO

9

8,0

0

QO

2

1,8

eher negativ

+1,33 +1,09

Anhang

315

12b. Energiesteuer/Ökosteuer/CO2-Steuer keine Antwort

arith.

abs

in %

Mittel 40,10

völig negativ

abs

in %

abs

in %

abs

eher positiv

abs

in %

in %

eher negativ

in %

sehr positiv

abs

indfferent

D

4

12,9

9

29,0

7

22,6

8

25,8

3

9,7

0

0,0

CZ

23

22

39,3

2

3,6

6

10,7

2

3,6

1

1,8

4-1,05

UriD

1

41,1 10,0

4

40,0

3

3Q0

2

20,0

0

0,0

0

0,0

+0,40

UriCZ

5

33,3

8

53,3

2

13,3

0

0,0

0

0,0

0

QO

+1,20

Gesamt

33

29,5

43

38,4

14

12,5

16

14,3

5

4,5

1

Q9

+0,75

12c Emissionslizenzen bzw. -Zertifikate indfferent

sehrposiliv

eher positiv

abs

in %

abs

in %

abs

in %

eher negativ

völig negativ

keine Antwort

arith

abs

abs

abs

in %

Mittel

in %

in %

D

10

32,3

9

29,0

10

32,3

1

3,2

1

3,2

0

QO

+0,84

CZ

15

26,8

30

53,6

3

5,4

8

14,3

0

QO

0

QO

40,93

UriD

0

0,0

4

40,0

3

30,0

1

1Q0

1

1Q0

1

10,0 40,11

UriCZ

4

26,7

10

66,7

0

QO

1

Q7

0

QO

0

QO

+1,18

Gesamt

29

25,9

53

47,3

16

14,3

11

9,8

2

1,8

1

Q9

+0,86

12d. Staatliche Subventionen zur Etablierung regenerativer Energiequellen am Markt sehrposiliv

eher positiv

abs

in %

abs

in %

eher negativ

völig negativ

abs

in %

abs

in %

abs

indfferent

keine Antwort

in %

abs

arith

in%

Mittel

D

4

12,9

14

45,2

6

19,4

4

12,9

3

9,7

0

QO

+0,39

CZ

29

51,8

17

3Q4

3

5,4

5

8,9

0

QO

2

UriD

1

1Q0

6

60,0

2

2Q0

1

1Q0

0

QO

0

3,6 QO

40,70

+1,30

UniCZ

8

53,3

5

33,3

1

Q7

1

Q7

0

0,0

0

QO

+1,33

Gesamt

42

37,5

42

37,5

12

1Q7

11

9,8

3

2,7

2

1,8

40,99

12e. Staatliche Programme zur Bündelung von Forschung, Meßkonzepten, Sanierung, Weiterbil­ dung, Markteinführung von Stromspartechniken sehrposiliv

eher positiv

abs

abs

in %

in %

indfferent

abs

in %

eher negativ

völig negativ

abs

in %

abs

in %

keine Antwort

arilh

abs

in %

Mittel

D

4

12,9

16

51,6

6

19,4

5

1Q1

0

QO

0

QO

40,61

CZ

31

55,4

23

41,1

0

QO

2

3,6

0

QO

0

QO

+1,48

UriD

2

2Q0

8

80,0

0

QO

0

QO

0

QO

0

QO

+1,20

UriCZ

9

60,0

4

2Q7

1

Q7

1

Q7

0

QO

0

QO

+1,40

Gesamt

46

41,1

51

45,5

7

Q3

8

7,1

0

QO

0

QO

+1,21

12f. Einführung von Effizienzstandards und Kennzeichnungspflichten beim Stromverbrauch nach dem Vorbild des US-„energy guide" sehrposiliv

eher positiv

abs

in %

abs

in %

indfferent abs

in %

eher negativ

völig negativ

keine Antwort

arith

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel 40,97

D

8

25,8

15

48,4

5

1Q1

2

Q5

0

QO

1

3,2

CZ

11

19,6

29

51,8

6

1Q7

9

0

QO

1

1,8

40,76

UriD

2

2Q0

6

6Q0

1

1Q0

1

1Q1 1Q0

0

QO

0

QO

UriCZ

2

13,3

6

4Q0

5

33,3

1

Q7

0

QO

1

Q7

+Q90 +0,64

Gesamt

23

2Q5

56

5Q0

17

15,2

13

11,6

0

QO

3

2,7

+0,82

316

Anhang

13. Fühlen Sie sich ausreichend informiert über das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung? absolut

abs

in %

weitgehend

indfferent

abs

in %

abs

in %

gar nicht

wenig

abs

in %

abs

keine Antwort

in %

abs

in %

arith Mittel

D

2

55

14

45,2

2

55

11

35,5

2

55

0

QO

+0,10

CZ

2

3,6

20

35,7

2

3,6

30

53,6

2

3,6

0

QO

-0,18

UriD

0

QO

1

1Q0

4

40,0

4

40,0

0

QO

1

1Q0 -0,38

UriCZ

0

2

13,3

3

20,0

7

2Q0

0

QO

-0,73

4

37

33,0

11

9,8

52

457 4Q4

3

Gesamt

QO 3,6

7

53

1

Q9

-0,19

14. Wie beurteilen Sie das Joint Implementation Konzept im Hinblick auf seine Auswirkun­ gen auf 14a. das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung? sehrwehtig

eherwehtig

abs

in %

abs

in %

eherunweh

völig unweh

in %

abs

in %

abs

indfferent

abs

nicht bekannt

in %

abs

keine Antwort

arilh

in %

abs

in %

Mittel

D

7

22,6

16

51,6

4

12,9

1

3,2

0

QO

2

55

1

3,2

+1,04

CZ

7

12,5

25

44,6

20

35,7

1

1,8

0

QO

2

3,6

1

1,8

+0,72

UnD

0

QO

0

QO

1

10,0

0

0,0

0

QO

8

80,0

1

1Q0

+0,00

UriCZ

0

QO

0

QO

10

66,7

1

57

0

QO

4

257

0

0,0

-Q09

Gesamt

14

12,5

41

3Q6

35

31,3

3

2,7

0

QO

16

14,3

3

2,7

+0,71

14b. die Internationalisierung in der Energiewirtschaft? sehrwehtig

eherwehtig

abs

in %

abs

in %

indfferent abs

in %

eherunweh

völig unweh

abs

abs

in %

in %

nicht bekannt

keine Antwort

arith

abs

in %

abs

in %

Mittel

+1,27

D

13

41,9

12

38,7

4

12,9

0

QO

0

QO

1

3,2

1

3,2

CZ

11

19,6

27

48,2

11

19,6

4

7,1

0

2

3,6

1

UriD

0

QO

1

1Q0

0

QO

0

QO

0

QO QO

8

80,0

1

1,8 +0,85 1Q0 +1,00

UriCZ

0

QO

3

20,0

8

53,3

0

QO

0

QO

4

0

0,0

+0,27

Gesamt

24

21

43

38

23

21

4

4

0

QO

15

257 13

3

3

+0,93

15. Wie beurteilen Sie die Bedeutung des Konzeptes der Internationalisierung im Energie­ sektor? sehr wichtig

eher wichtig

abs

abs

in %

abs

in %

eherunweh

völig unweh

keine Antwort

arith

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

indfferent

D

19

61,3

12

38,7

0

QO

0

QO

0

QO

0

QO

+1,61

CZ

15

26^8

37

66kl

2

3,6

0

QO

0

QO

2

3,6

+1,24

UriD

0

QO

2

2Q0

5

50,0

0

QO

0

QO

3

UriCZ

4

257

9

60,0

1

57

0

QO

0

QO

1

57

+1,21

Gesamt

38

33,9

60

53,6

8

7,1

0

QO

0

QO

6

5,4

+1,28

16. Verfügt Ihr Unternehmen über eine Internationalisierungsstrategie? in Vorbereitung wird angedacht

ja

nein

keine Antwort

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in%

D

16

51,6

4

12,9

3

9,7

6

19,4

2

55

CZ

25

44,6

4

5

8,9

21

37,5

1

1,8

UriD

0

QO

0

0

QO

3

30,0

7Q0

2

13,3

2

13,3

7 6

10

8,9

32

28,6

16

14,3

UriCZ

3

2Q0

2

7,1 QO 13,3

Gesamt

44

39,3

10

8,9

40,0

3Q0 +0,29

Anhang

317

17. Auf welche Bereiche zielt diese Strategie? Energeeizeugung

Hochspan­

nungsnetze

Energeverkan AI dese Berö­ keine Antwort Endverbr. che

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

D

11

35,5

3

9,7

8

25,8

9

29,0

0

QO

CZ

14

25,0

4

7,1

10

17,9

8

14,3

20

35,7 100,0

in %

UriD

0

0,0

0

QO

0

QO

0

QO

10

UriCZ

3

20,0

2

13,3

0

QO

0

QO

10

6^7

Gesamt

28

25,0

9

QO

18

1Q1

17

15,2

40

35,7

18. Auf welche Regionen zielt diese Strategie? Angrenzende Länder

Innahabd Kontinents

Ajdese

Global

keine Antwort

Regonen

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

D

10

32,3

5

161

6

19,4

2

65

8

25,8

CZ

8

14,3

4

8

14,3

2

3,6

34

60,7

UriD

0

QO

0

7,1 QO

0

QO

0

QO

10

100,0

UriCZ

1

67

1

67

2

13,3

0

QO

11

73,3

Gesamt

19

17,0

10

Q9

16

14,3

4

3,6

63

563

19. Welche dieser Gründe könnten aus Ihrer Sicht am ehesten zu Internationalisierungs­ maßnahmen im Energiesektor führen? 19a. Erschließung neuer Verbraucherschichten in einem größer werdenden Auslandsmarkt stark

sehr stark abs

in %

abs

in %

indfferent abs

in %

schwach

abs

sehr schwach

keine Antwort

in%

abs

in %

abs

in %

arith

Mittel

D

8

25,8

14

45,2

5

1Q1

4

12,9

0

QO

0

QO

40,84

CZ

2

3,6

24

42,9

15

2Q8

11

19,6

1

1,8

3

5,4

40,28

UriD

0

QO

4

40,0

2

2Q0

2

2Q0

1

1Q0

1

1Q0 40,00

UriCZ

1

67

4

267

5

33,3

2

13,3

1

67

2

13,3 4Q15

Gesamt

11

9,8

46

41,1

27

24,1

19

17,0

3

2,7

6

5,4

40,41

19b. Befriedigung neu entstandener Konsumwünsche (zB. Osteuropa, Entwicklungsländer) stark

sehr stark abs

in %

abs

in %

indfferent abs

in %

schwach

abs

sehr schwach

keine Antwort

arith

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

D

7

22,6

15

48,4

6

19,4

3

9,7

0

QO

0

QO

40,84

CZ

5

8,9

30

53,6

8

14,3

9

1

5,4

4^55

0

QO

3

3Q0

3

30,0

2

1,8 10,0

3

UriD

161 20,0

1

10,0 -o,n

67 4,5

UriCZ

2

13,3

10

6^7

1

67

0

Gesamt

14

12,5

58

51,8

18

1Q1

14

QO 12,5

1

1

67

1

3

2,7

5

40,86 4Q62

19c. Verbesserung des Firmenimages sehr stark abs

in %

stark abs

indfferent

in %

abs

in %

schwach

abs

sehr schwach

keine Antwort

arith

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

D

1

3,2

4

12,9

13

41,9

9

29,0

4

12,9

0

QO

-0,35

CZ

5

8,9

21

37,5

6

1Q7

18

32,1

3

5,4

3

5,4

4Q13

UriD

0

QO

3

3Q0

2

20,0

3

3Q0

1

1Q0

1

1Q0 -Q22

UriCZ

2

13,3

3

2Q0

7

467

1

67

1

67

1

67

4Q29

Gesamt

8

7,1

31

27,7

28

25,0

31

27,7

9

QO

5

4,5

-Q02

Anhang

318 19d. Kundennähe durch internationale Präsenz stark

sehr stark

abs

in %

indfferent

abs

in %

abs

in %

schwach

sehr schwach

keine Antwort

arith

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

0

D

6

19,4

15

48,4

8

25,8

2

40,81

28

50,0

5

8,9

11

0

3

5,4

40,66

UriD

0

16tl QO

0,0 QO

QO

9

65 19,6

0

CZ

4

40,0

2

20,0

2

20,0

1

10,0

1

10,0 40,00

UriCZ

4

267

6

40,0

2

13,3

1

17,0

53

47,3

17

15,2

16

2

67 1,8

1

19

67 14,3

1

Gesamt

5

67 4,5

40,79

40,66

19e. Internationalisieren, weil wichtige Kunden es tun sehr stark abs

in %

stark

indfferent

abs

in %

abs

in %

schwach abs

in %

keine Antwort

arith

abs

in %

abs

in %

Mittel

sehr schwach

D

4

12,9

11

35,5

12

38,7

3

9,7

1

3,2

0

QO

40,45

CZ

4

7,1

29

51,8

4

7,1

14

25,0

1

1,8

4

7,1

40,40

UriD

0

QO

4

40,0

1

10,0

4

40,0

0

QO

1

10,0 40,00

UriCZ

2

13,3

5

33,3

5

33,3

2

13,3

0

QO

1

67

40,50

Gesamt

10

8,9

49

43,8

22

19,6

23

20,5

2

1,8

6

5,4

40,40

19f. Niedrigere Lohnnebenkosten im Ausland sehr stark

abs

in %

stark

indfferent

abs

in %

abs

in %

schwach abs

in %

kane Antwort

arith

abs

in %

abs

in %

Mittel

QO 3,6

40,29

1

6,7

40,00

4

3,6

40,06

sehr schwach

D

3

9,7

10

32,3

12

38,7

5

161

1

3,2

0

CZ

2

3,6

17

3Q4

11

19,6

20

35,7

4

2

UriD

2

20,0

3

30,0

1

10,0

3

3Q0

0

7,1 QO

UriCZ

0

QO

3

20,0

8

53,3

3

20,0

0

Gesamt

7

63

33

29,5

32

28,6

31

27,7

5

QO 4,5

1

-Q13 10,0 40,44

19g. Niedrigere Steuerbelastung und sonstige Kostenvorteile im Ausland sehr stark

abs

in%

stark

abs

in %

indfferent abs

in%

schwach abs

in %

sehr schwach abs

in %

kane Antwort

arith

abs

in%

Mittel

D

4

12,9

7

22,6

14

45,2

5

161

1

3,2

0

QO

40,26

CZ

6

1Q7

28

5Q0

10

17,9

7

12,5

2

3,6

3

5,4

40,55

UriD

2

2Q0

4

40,0

1

1Q0

2

2Q0

0

QO

1

10,0 40,67

UriCZ

3

20,0

7

4Q7

2

13,3

2

13,3

0

QO

1

67

40,79

Gesamt

15

13,4

46

41,1

27

24,1

16

14,3

3

2,7

5

4,5

40,50

19h. Vorbereitung auf den gemeinsamen Markt sehr stark

abs

in %

stark

indfferent

abs

in %

abs

in %

schwach

abs

in %

sehr schwach

abs

in %

keine Antwort

arith

abs

in %

Mittel

D

6

19,4

17

54,8

4

12,9

1

3,2

1

3,2

2

65

40,90

CZ

12

21,4

31

55,4

5

8,9

5

8,9

0

QO

3

5,4

40,94

UriD

0

QO

5

50,0

3

30,0

1

1Q0

0

QO

1

1Q0 40^44

UriCZ

3

2Q0

7

467

3

20,0

1

67

0

QO

1

67

40,86

Gesamt

21

18,8

60

53,6

15

13,4

8

7,1

1

Q9

7

63

40,88

319

Anhang 19i. Verstärkte Teilnahme am Fortschritt in Forschung und Technologie sehr stark abs

in %

stark

abs

indfferent

in %

abs

in%

schwach

abs

in %

sehr schwach abs

in %

kane Antwort abs

in %

arith

Mittel

D

3

97

9

29,0

11

35,5

6

19,4

2

55

0

QO

4Q16

CZ

16

28,6

27

48,2

1

1,8

9

151

0

QO

3

5,4

+Q94

1Q0 40,33

UriD

0

QO

4

4Q0

4

4Q0

1

10,0

0

QO

1

UriCZ

7

457

2

13,3

4

267

1

67

0

QO

1

57

+1,07

Gesamt

26

23,2

42

37,5

20

17,9

17

15,2

2

1,8

5

4,5

+Q68

19j. Erschließung neuer Infrastruktur- oder Wissensressourcen bzw. neuen Know-hows stark

sehr stark abs

in %

indfferent

schwach

sehr schwach

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in%

kane Antwort

arith

abs

in %

Mittel

D

3

9,7

13

41,9

9

29,0

4

12,9

1

3,2

1

3,2

4^48

CZ

13

23,2

24

42,9

9

151

7

12,5

1

1,8

3,6

40,76

UriD

0

QO

5

5Q0

2

2Q0

2

20,0

0

QO

2 1

10,0 40,33

UriCZ

2

13,3

4

257

5

33,3

3

2Q0

0

QO

1

57

+Q36

Gesamt

18

151

46

41,1

25

22,3

16

14,3

2

1,8

5

4,5

40,58

19k. Synergie durch internationale Zusammenarbeit sehr stark

abs

in %

stark abs

in %

indfferent abs

schwach

in %

abs

in %

sehr schwach keine Antwort

arith

abs

in %

abs

in %

Mittel

D

10

32,3

16

51,6

4

12,9

0

QO

1

3,2

0

QO

+1,10

CZ

7

12,5

27

48,2

12

21,4

8

14,3

0

QO

2

3,6

4061

UriD

0

QO

3

3Q0

5

50,0

1

1Q0

0

QO

1

1Q0 4022

UriCZ

0

QO

3

2Q0

10

6^7

0

QO

0

QO

2

13,3 4023

Gesamt

17

15,2

49

43,8

31

27,7

9

50

1

Q9

5

4,5

40,67

191. Internationalisieren, weil die Konkurrenz es tut sehr stark abs

in %

stark abs

indfferent

in %

abs

in %

schwach

sehr schwach

keine Antwort

arilh

abs

in %

abs

in°/o

abs

in %

Mittel

40,42

D

4

12,9

9

29,0

14

45,2

4

12,9

0

QO

0

CZ

5

8,9

26

46>4

12

21,4

10

17,9

0

QO

3

QO 5,4

UriD

0

QO

3

30,0

4

40,0

2

2Q0

0

QO

1

1Q0 4011

4049

UriCZ

1

57

5

33,3

5

33,3

2

13,3

1

57

1

57

40,21

Gesamt

10

8,9

43

38,4

35

31,3

18

151

1

Q9

5

4,5

40,40

19m. Verdrängungswettbewerb im Inland sehr stark

stark

indfferent

abs

in %

abs

in %

9,7

13

41,9

11

35,5

5,4

23

41,1

14

25,0

abs

in%

D

3

CZ

3

schwach

abs

sehr schwach

keine Antwort

arith

in %

abs

in %

abs

in%

3

9,7

1

3,2

0

QO

40,45

11

19,6

1

1,8

4

7,1

4031

2Q0 4038

Mittel

UriD

0

QO

4

40,0

3

3Q0

1

10,0

0

QO

2

UriCZ

0

QO

4

257

5

33,3

5

33,3

0

QO

1

57

-0,07

Gesamt

6

5,4

44

39,3

33

29,5

20

17,9

2

1,8

7

53

+Q30

Anhang

320 19n. Verminderung der Unternehmensrisiken durch Verteilung der Geschäftsaktivitäten sehr stark

stark

indfferent

abs

in%

abs

in %

abs

in %

sehr schwach

keine Antwort

arith

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

schwach

abs

D

5

38,7

9

29,0

5

151

0

QO

0

QO

+0,55

6

151 10,7

12

CZ

27

48,2

6

10,7

13

23,2

0

QO

4

7,1

+0,50

UriD

0

0,0

7

70,0

1

10,0

0

QO

0

QO

2

20,0 +588

UriCZ

0

0,0

7

457

4

257

3

2Q0

0

QO

1

57

+0,29

Gesamt

11

9,8

53

47,3

20

17,9

21

18,8

0

QO

7

53

40,51

19o. Wachstum, Gewinn, Unternehmensausweitung stark

sehr stark

abs

in %

abs

in %

indfferent abs

in %

sehr schwach keine Antwort

schwach abs

in %

abs

in %

abs

arith

in %

Mittel

D

9

29,0

19

61,3

2

55

1

3,2

0

0,0

0

QO

+1,16

CZ

6

1Q7

32

57,1

4

7,1

10

17,9

0

QO

4

7,1

40,65

UriD

3

30,0

2

20,0

2

2Q0

1

10,0

0

QO

2

20,0 +0,88

Uni GZ

4

33,3

2

13,3

1

57

1

13,3

40,77

58

51,8

10

8,9

13

11,6

1

57 Q9

2

22

257 19,6

5

Gesamt

8

7,1

+0,84

19p. Produktivitätssteigerungen und Wachstumsraten ausländischer Märkte in%

sehr schwach

keine Antwort

arilh

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

sehr stark

abs

stark

indfferent

schwach

D

7

22,6

17

54,8

5

QO

0

QO

40,94

1Q7

32

57,1

6

7

55 12,5

0

6

151 1Q7

2

CZ

0

QO

5

8,9

40,73

UriD

1

1Q0

6

60,0

1

10,0

0

QO

0

QO

2

20,0 +1,00

UriCZ

3

2Q0

8

53,3

2

13,3

1

57

0

QO

1

57

+0,93

Gesamt

17

15,2

63

553

14

12,5

10

8,9

0

QO

8

7,1

40,84

20. Wie wird ihre Bedeutung in Zukunft sein? 20a. Erschließung neuer Verbraucherschichten in einem größer werdenden Auslandsmarkt größer

kleiner

20b. Befriedigung neu entstandener Konsum­ wünsche (z.B. Osteuropa, Entwicklungsländer)

keine Antwort

größer

abs

in %

abs

in %

abs

in %

D

26

83,9

5

0

QO

CZ

33

58,9

14

151 25,0

9

151 30,0

13,3 12,5

Gesamt

UriD

5

5Q0

2

2Q0

3

UriCZ

7

6

40,0

Gesamt

71

457 63,4

27

24,1

2 14

20c. Verbesserung des Firmenimages größer

kleiner

kleiner

keine Antwort

abs

in %

abs

in %

abs

D

25

80,6

6

19,4

0

QO

CZ

36

64,3

11

19,6

9

UriD

3

3Q0

4

40,0

3

151 30,0

UriCZ

11

73,3

2

13,3

2

13,3

75

67,0

23

20,5

14

12,5

in %

20d. Kundennähe durch internationale Präsenz

keine Antwort

abs

in %

abs

in %

abs

in %

D

15

48,4

16

51,6

0

QO

CZ

27

48,2

19

33,9

10

17,9

größer

kleiner

keine Antwort

abs

in %

abs

in %

abs

D

25

80,6

5

151

1

3,2

CZ

35

62,5

12

21,4

9

151

in %

UriD

3

3Q0

5

50,0

2

20,0

UriD

5

50,0

2

20,0

3

30,0

UriCZ

9

60,0

4

257

2

13,3

UriCZ

11

73,3

2

13,3

2

13,3

Gesamt

54

48,2

44

39,3

14

12,5

Gesamt

76

67,9

21

18,8

15

13,4

Anhang

321

20e. Internationalisieren, weil Kunden es tun größer

kleiner

20f. Niedrigere Lohnnebenkosten im Ausland

keine Antwort

abs

in %

abs

in%

abs

in %

D

24

77,4

7

22,6

0

QO

CZ

30

53,6

17

30,4

9

16,1

kleiner

gößer

keine Antwort

abs

in %

abs

in %

abs

D

13

41,9

18

58J

0

QO

CZ

13

23,2

32

57,1

11

19,6

in %

UriD

5

50,0

2

20,0

3

3Q0

UriD

4

4Q0

3

30,0

3

30,0

UriCZ

7

4Q7

6

4Q0

2

13,3

UriCZ

6

4Q0

7

4Q7

2

13,3

Gesamt

66

58,9

32

28,6

14

12,5

Gesamt

36

32,1

60

53,6

16

14,3

20g. Niedrigere Steuerbelastung und sonstige Kostenvorteile im Ausland größer

kleiner

20h. Vorbereitung auf den gemeinsamen Markt

keine Antwort

abs

in %

abs

in%

abs

in %

D

15

48,4

16

51,6

0

QO

CZ

22

39,3

22

39,3

12

21,4

größer

kleiner

keine Antwort

abs

in %

abs

in %

abs

D

25

8Q6

4

12,9

2

6,5

CZ

40

71,4

6

1Q7

10

17,9

in %

UriD

5

50,0

2

2Q0

3

30,0

UriD

3

3Q0

4

4Q0

3

30,0

UriCZ

8

53,3

4

26,7

3

2Q0

UriCZ

10

66,7

3

2Q0

2

13,3

Gesamt

50

44,6

44

39,3

18

16,1

Gesamt

78

69,6

17

15,2

17

15,2

20i. Verstärkte Teilnahme am Fortschritt in Forschung und Technologie größer

kleiner

20j. Erschließung neuer Infrastruktur- oder Wis­ sensressourcen bzw. neuen Know-hows

keine Antwort

abs

in %

abs

D

24

77,4

7

22,6

0

QO

CZ

35

62,5

11

19,6

10

17,9

UriD

6

60,0

1

1Q0

3

30,0

UriCZ

9

6Q0

2

13,3

4

26,7

74

66,1

21

18,8

17

15,2

abs

in %

abs

in %

D

23

74,2

8

25,8

0

QO

CZ UriD

38

67,9

8

14,3

10

17,9

4

40,0

3

30,0

3

3Q0

UriCZ

11

73,3

2

13,3

2

13,3

Gesamt

76

67,9

21

18,8

15

13,4

Gesamt

größer

Heiner

in %

abs

in %

abs

in %

D

26

83,9

5

16,1

0

QO

CZ

31

55,4

16

28,6

9

1Q1

in %

201. Internationalisieren, weil Konkurrenz es tut

keine Antwort

abs

keine Antwort

in %

in %

20k Synergie durch internationale Zusammenarbeit

kleiner

größer

abs

abs

größer

kleiner

keine Antwort

abs

in %

abs

in %

abs

D

17

54,8

13

41,9

1

3,2

CZ

27

48,2

20

35,7

9

16,1

in%

UriD

5

50,0

2

2Q0

3

3Q0

UriD

4

4Q0

3

3Q0

3

30,0

UriCZ

5

33,3

5

33,3

5

33,3

UriCZ

5

33,3

6

40,0

4

26,7

Gesamt

67

59,8

28

25,0

17

15,2

Gesamt

53

47,3

42

37,5

17

15,2

20m. Verdrängungswettbewerb im Inland

größer

kleiner

20n. Verminderung der Unternehmensrisiken durch Verteilung der Geschäftsaktivitäten

in %

abs

in %

abs

in %

D

25

8Q6

6

19,4

0

QO

CZ

20

35,7

27

48,2

9

16,1

kleiner

größer

keine Antwort

abs

keine Antwort

abs

in %

abs

in %

abs

D

26

83,9

5

0

QO

CZ

27

48,2

20

16,1 35,7

9

16,1

in %

UriD

4

40,0

2

2Q0

4

4Q0

UriD

3

3Q0

3

30,0

4

40,0

UriCZ

6

40,0

6

40,0

3

2Q0

UriCZ

7

46,7

4

26,7

4

26,7

Gesamt

55

49,1

41

3Q6

16

14,3

Gesamt

63

56,3

32

28,6

17

15,2

Anhang

322 20o. Wachstum, Gewinn, Unternehmensaus­ weitung kleiner

größer

20p. Produktivitätssteigerungen und Wachstums­ raten ausländischer Märkte

keine Antwort

abs

in %

abs

in %

abs

in %

D

26

83,9

4

12,9

1

3,2

CZ

36

64,3

10

17,9

10

17,9

größer

kleiner

keine Antwort

abs

in %

abs

in %

abs

D

29

93,5

1

3,2

1

3,2

CZ

35

62,5

10

17,9

11

19,6

in %

UriD

4

40,0

2

2Q0

4

40,0

UriD

5

5Q0

1

1Q0

4

40,0

UriCZ

10

657

2

13,3

3

20,0

UriCZ

11

73,3

2

13,3

2

13,3

Gesamt

76

67,9

18

151

18

151

Gesamt

80

71,4

14

12,5

18

151

21. Welche der folgenden Internationalisierungsformen ist am ehesten geeignet für den Energiesektor?

21a. Export sehr geeignet abs

in %

eher geeignet

abs

indfferent

in %

abs

in %

keine Antwort

arith

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

eherungeeig

völig ungeeig

D

2

55

7

22,6

12

38,7

7

22,6

1

3,2

2

55

40,07

CZ

12

21,4

20

35,7

5

8,9

13

1

1,8

5

59

+Q57

UriD

3

3Q0

2

20,0

2

20,0

0

23,2 0,0

0

QO

3

30,0 +1,14

UriCZ

5

33,3

7

457

1

13,3

0

QO

0

22

19,6

36

32,1

20

57 17,9

2

Gesamt

22

19,6

2

1,8

10

QO 8,9

+1,00 +Q53

21 b. Lizenzvertrag sehr geeignet

abs

eher geeignet

in %

abs

indfferent

in %

abs

in %

eherungeeig

völig ungeeig

abs

in %

abs

in %

kane Antwort

arith

abs

in %

Mittel

D

2

55

10

32,3

10

32,3

4

12,9

2

55

3

9,7

40,21

CZ

6

1Q7

18

32,1

13

23,2

11

19,6

1

1,8

7

12,5

40,35

UriD

QO

2

20,0

4

40,0

3

3Q0

0

QO

1

UriCZ

0 1

57

8

53,3

3

2Q0

2

13,3

0

QO

1

1Q0 -QU 57 40,57

Gesamt

9

8,0

38

33,9

30

26,8

20

17,9

3

2,7

12

1Q7 +0,30

21 c. Managementvertrag sehr geeignet

abs

in %

eher geeignet

indfferent

abs

in %

abs

in %

eherungeeig abs

völig ungeeig

keine Antwort

in %

abs

in %

abs

D

3

9,7

11

35,5

3

9,7

1

3,2

4

3

5,4

20

35,7

9 16

29,0

CZ

28,6

12

21,4

1

4

UriD

0

QO

2

2Q0

3

30,0

2

20,0

0

1,8 QO

3

in %

arith Mittel

12,9 40,44

7,1

40,23

3Q0 40,00

UriCZ

1

57

8

53,3

5

33,3

1

57

0

QO

0

QO

40,60

Gesamt

7

53

41

356

33

29,5

18

151

2

1,8

11

9,8

+Q33

2Id. Jointventure sehr geeignet abs

in %

eher geeignet abs

in %

indfferent abs

in %

eherungeeig

völig ungeag

abs

in %

abs

in %

kane Antwort

arith

abs

in %

Mittel

D

13

41,9

10

32,3

6

19,4

0

QO

0

QO

2

55

+1,24

CZ

12

21,4

28

50,0

9

151

3

5,4

0

QO

4

7,1

40,94

UriD

2

2Q0

3

3Q0

1

1Q0

0

QO

0

QO

4

4Q0 +1,17

UriCZ

0

QO

6

40,0

9

60,0

0

QO

0

QO

0

QO

40,40

Gesamt

27

24,1

47

42,0

25

22,3

3

2,7

0

QO

10

59

40,96

323

Anhang 21 e. Strategische Allianz sehr geeignet

abs

in %

eher geeignet abs

in %

indfferent abs

in %

eher ungeeig abs

völig ungeeig

in %

abs

in %

keine Antwort

arith

abs

in%

Mittel

D

13

41,9

9

29,0

7

22,6

1

3,2

0

QO

1

3,2

+1,13

CZ

12

21,4

26

4§4

8

14,3

6

1Q7

1

1,8

3

5,4

4579

UriD

3

350

3

350

0

0,0

1

1Q0

0

3

30,0 +1,14

0

QO

+Q33

7

Q3

4585

UriCZ

1

67

6

450

5

33,3

3

2Q0

0

QO QO

Gesamt

29

25,9

44

39,3

20

17,9

11

9,8

1

Q9

2If. Unternehmensübernahme sehr geeignet

eher geeignet

abs

in%

abs

in %

indfferent abs

in %

eher ungeeig

abs

in %

völig ungeeig

abs

in %

keine Antwort

arilh

abs

in%

Mittel

D

14

45,2

12

387

3

9,7

0

QO

0

QO

2

Q5

+1,38

CZ

4

7,1

19

33,9

13

23,2

13

23,2

3

5.4

4

7,1

+Q15

UriD

1

1Q0

4

4Q0

2

2Q0

0

QO

0

QO

3

3Q0 +0,86

UriCZ

1

Q7

4

257

6

4Q0

2

13,3

2

13,3

0

QO

40,00

Gesamt

20

17,9

39

34,8

24

21,4

15

13,4

5

4,5

9

8,0

+Q52

21 g. Tochterunternehmen sehr geeignet

eher geeignet

abs

indfferent abs

eher ungeeig

völig ungeeig

abs

keine Antwort

arith

abs

in %

MM

QO

1

3,2

+1,43

QO

1

1,8

4549

abs

in%

D

16

51,6

11

35,5

3

9,7

0

QO

0

CZ UriD

7

12,5

24

42,9

13

23,2

11

19,6

0

1

1Q0

5

5Q0

2

2Q0

0

QO

0

QO

2

20,0 +0,88

in %

in %

abs

in %

in %

UriCZ

2

13,3

6

4Q0

5

33,3

2

13,3

0

QO

0

QO

4553

Gesamt

26

23,2

46

41,1

23

2Q5

13

11,6

0

QO

4

3,6

4579

21 h. BOT-Projekt sehr geeignet abs

in %

eher geeignet

abs

in %

indfferent

abs

in %

keine Antwort

arith

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

eher ungeeig

völig ungeeig

D

5

1Q1

3

9,7

11

35,5

2

Q5

0

QO

10

32,3

40,52

CZ

2

3,6

11

19,6

34

60,7

3

5,4

1

1,8

5

8,9

4520

UriD

0

QO

0

QO

3

30,0

1

1Q0

0

QO

6

60,0 -0,25

UriCZ

0

QO

2

13,3

12

80,0

0

QO

0

QO

1

Gesamt

7

Q3

16

14,3

60

53,6

6

5,4

1

Q9

22

€.7

4514

19,6 40,24

21 i. BOO-Projekt sehr geeignet abs

in°/o

eher geeignet

abs

in %

indfferent

eher ungeeig

völig ungeeig

keine Antwort

abs

in %

abs

in%

abs

in %

abs

in %

arith

Mittel

D

4

12,9

5

16kl

11

35,5

0

QO

0

QO

11

CZ

2

3,6

10

17,9

35

62,5

3

5,4

1

1,8

5

59

UriD

0

QO

0

4

4Q0

0

QO

0

QO

6

650 40,00

UriCZ

0

QO

1

QO 67

12

80,0

0

QO

0

QO

2

Gesamt

6

5,4

16

14,3

62

55,4

3

27

1

Q9

24

35,5 40,65

13,3

4518 4508

21,4 4526

324

Anhang

21 j. BOOT-Projekt sehr geeignet abs

in %

eher geeignet

abs

in %

indfferent abs

in %

eherungeeig

keine Antwort

arith

in %

abs

Mittel

völig ungeeig

abs

in%

abs

in %

3Q7 40,63

D

5

151

3

9,7

10

32,3

1

3,2

0

QO

12

CZ

2

3,6

10

17,9

33

58,9

2

3,6

0

QO

9

151

UriD

0

QO

0

QO

3

3Q0

1

1Q0

0

QO

6

6Q0 -0,25

UriCZ

0

QO

1

57

12

8Q0

0

QO

0

QO

2

Gesamt

7

53

14

1Z5

58

51,8

4

3,6

0

QO

29

13,3

40,26 40,08

25,9 40,29

22. Wie wird ihre Bedeutung in Zukunft sein?

22b. Lizenzvertrag

22a. Export größer

kleiner

keine Antwort

abs

in %

abs

in %

abs

in %

D

13

41,9

15

48,4

3

9,7

CZ

33

58,9

13

23,2

10

17,9

größer

kleiner

keine Antwort abs

in %

abs

in %

abs

D

16

51,6

11

35,5

4

12,9

CZ

19

33,9

23

14

25,0

4

40,0

UriD

5

50,0

1

1Q0

4

40,0

UriD

3

30,0

3

41,1 30,0

UriCZ

9

60,0

4

2

13,3

UriCZ

9

60,0

2

13,3

4

257

Gesamt

60

53,6

33

257 29,5

19

17,0

Gesamt

47

42,0

39

34,8

26

23,2

22d. Joint Venture

22c Managementvertrag größer

kleiner

keine Antwort

abs

in %

abs

in %

abs

in %

D

17

54,8

11

35,5

3

9,7

CZ

21

37,5

20

35,7

15

26^8

größer

kleiner

keine Antwort

abs

in %

abs

in %

abs

in %

D

21

67,7

8

25,8

2

CZ

35

62,5

9

151

12

55 21,4

UriD

2

2Q0

4

40,0

4

4Q0

UriD

4

40,0

2

20,0

4

40,0

UriCZ

10

6^7

1

57

4

257

UriCZ

5

33,3

3

20,0

7

457

Gesamt

50

44,6

36

32,1

26

23,2

Gesamt

65

58,0

22

19,6

25

22,3

22e. Strategische Allianz größer

22f. Unternehmensübernahme kleiner

keine Antwort

abs

in %

abs

in%

abs

in %

D

23

74,2

5

151

3

9,7

CZ

34

6Q7

9

151

13

23,2

größer

kleiner

kane Antwort

abs

in %

abs

in %

abs

D

23

74,2

3

9,7

5

151

CZ

20

35,7

23

41,1

13

23,2

in %

UriD

5

50,0

1

10,0

4

40,0

UriD

5

50,0

1

1Q0

4

40,0

UriCZ

7

3

2Q0

5

33,3

UriCZ

5

33,3

6

4Q0

4

Gesamt

69

457 61,6

18

151

25

22,3

Gesamt

53

47,3

33

29,5

26

257 23,2

22g. Tochterunternehmen großer

22h. BOT-Projekt

kleiner

keine Antwort

abs

in %

abs

in %

abs

in %

D

26

83,9

1

3,2

4

12,9

CZ

25

44,6

17

3Q4

14

UriD

5

50,0

1

1Q0

UriCZ

7

457

4

Gesamt

63

553

23

größer

kleiner

keine Antwort

abs

in %

abs

in %

abs

in %

D

14

45,2

6

19,4

11

35,5

25,0

CZ

10

17,9

17

30,4

29

51,8

4

4Q0

UriD

1

10,0

2

20,0

7

70,0

257

4

257

UriCZ

1

57

3

2Q0

11

73,3

2Q5

26

23,2

Gesamt

26

23,2

28

25,0

58

51,8

Anhang

325 22j. BOOT-Projekt

22i. BOO-Projekt größer

kleiner

größer

keine Antwort

abs

in %

abs

in %

abs

in %

D

13

41,9

7

22,6

11

35,5

CZ

9

16kl

18

32,1

29

UriD

1

10,0

2

20,0

kleiner

keine Antwort

abs

in%

abs

in %

abs

in %

D

14

45,2

5

151

12

38,7

51,8

CZ

10

17,9

16

28,6

30

53,6

7

7Q0

UriD

1

10,0

2

20,0

7

70,0

UriCZ

1

57

3

20,0

11

73,3

UriCZ

1

57

3

20,0

11

73,3

Gesamt

24

21,4

30

26,8

58

51,8

Gesamt

26

23,2

26

23,2

60

53,6

23. Welche Bedeutung ordnen Sie den folgenden Elementen für das Gelingen einer Inter­ nationalisierungsmaßnahme im Energiesektor zu?

23a. Toleranz gegenüber der kulturellen Sozialisation der Mitarbeiter aus fremden Kulturkreisen durch Anpassung von Führungsstil, innerbetrieblicher Kommunikation und Konfliktmanagment sehrwditig

eherwditig

abs

abs

in %

indfferent

in %

abs

in %

eher unwch

völig unwch

keine Antwort

arith

abs

abs

in %

abs

in %

Mittel

in %

D

15

48,4

9

29,0

3

9,7

2

55

1

3,2

1

3,2

+1,17

CZ

24

42,9

13

23,2

6

1Q7

10

17,9

0

QO

3

5,4

40,96

UriD

2

2Q0

3

30,0

3

30,0

1

10,0

0

QO

1

10,0 40,67

UriCZ

4

257

5

33,3

2

13,3

3

20,0

0

0,0

1

57

40,71

Gesamt

45

40,2

30

2Q8

14

12,5

16

14,3

1

0,9

6

5,4

40,96

23b. Toleranz gegenüber soziokulturellen Werten eines Gast- bzw. Ziellandes durch Anpassung von Marketing und Öffentlichkeitsdarstellung sehrwditig

eherwditig

abs

abs

in %

in %

indfferent abs

in %

eher unwch

völig unwich

keine Antwort

cbs

in %

abs

in %

abs

in %

arith

Mittel

D

12

38,7

13

41,9

3

9,7

2

55

0

QO

1

3,2

+1,17

CZ

20

35,7

19

33,9

4

7,1

9

151

1

1,8

3

5,4

40,91

UriD

2

20,0

5

50,0

2

20,0

0

0,0

0

QO

1

1Q0 +1,00

UriCZ

3

2Q0

8

53,3

2

13,3

1

57

0

QO

1

57

40,93

Gesamt

37

33,0

45

40,2

11

9,8

12

1Q7

1

0,9

6

5,4

40,99

23c. Geozentrische, internationale Einstellung vor allem des Managements sehrwditig

eher wichtig

abs

in %

abs

in %

indfferent abs

in %

eher unwch

völig unwch

abs

in %

abs

in %

keine Antwort abs

in%

arith

Mittel

D

11

35,5

14

45,2

5

151

0

QO

0

QO

1

3,2

+1,20

CZ

10

17,9

28

50,0

5

8,9

9

151

1

1,8

3

5,4

+0,70

UriD

0

QO

5

50,0

3

30,0

0

QO

0

QO

2

UriCZ

2

13,3

2

13,3

7

457

3

20,0

0

QO

1

57

40,21

Gesamt

23

2Q5

49

43,8

20

17,9

12

10,7

1

0,9

7

53

40,77

2Q0 +0,63

23d. Offene Unternehmensphilosophie, in die Elemente anderer Kulturen integriert werden können sehrwditig

eherwditig

abs

in %

abs

indfferent

in %

abs

in %

eher unwich

völig unwich

keine Antwort

arith

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

D

10

32,3

16

51,6

3

9,7

1

3,2

0

QO

1

3,2

+1,17

CZ

10

17,9

28

50,0

5

8,9

9

151

1

3

5,4

4051

UriD

0

QO

8

80,0

0

QO

0

0

UriCZ

2

13,3

2

13,3

7

457

3

QO 20,0

1,8 QO

0

QO

1

57

40,21

Gesamt

22

19,6

54

48,2

15

13,4

13

11,6

1

Q9

7

53

40,79

2

20,0 +1,00

Anhang

326 23e. Schulung von kultureller Kompetenz und internationalem Denken sehrwehtig

eherwehtig

abs

in %

abs

in %

inefffenent

abs

m%

eherunweh

völig unweh

abs

abs

in %

in %

keine Antwort abs

in %

arilh Mittel

D

13

41,9

13

41,9

1

3,2

3

9,7

0

0,0

1

3,2

+1,20

CZ

9

151 QO

27

48,2

7

12,5

10

17,9

0

0,0

3

5,4

40,66

6

60,0

2

20,0

0

0,0

0

0,0

2

20,0 40,75

57 2Q5

7

457 47,3

4

257 12,5

3

20,0

0

0,0

0

QO

40,40

16

14,3

0

QO

6

5,4

4Q78

UnD

0

UriCZ

1

Gesamt

23

53

14

23f. Ganzheitliche, abteilungsübergreifende, langfristige Planung einer Internationalisierungsmaß­ nahme sehrwehtig

eherwehtig

abs

in %

abs

in %

indfferent abs

eherunweh

völig unweh

in %

abs

in %

abs

in %

keine Antwort

arith

abs

in %

Mittel

D

15

48,4

14

45,2

1

3,2

0

QO

0

QO

1

3,2

+1,47

CZ

8

14,3

24

42,9

12

21,4

9

151

0

QO

3

5,4

40,58

UriD

3

30,0

5

50,0

0

QO

0

0,0

0

QO

2

20,0 +1,38

UriCZ

1

57

8

53,3

4

257

1

57

0

QO

1

57

40,64

Gesamt

27

24,1

51

45,5

17

15,2

10

8,9

0

QO

7

53

40,90

23g. Vernetzte Denk- und Handlungsstrukturen, um die erhöhte Komplexität der auftretenden Probleme bewältigen zu können sehrwehtig

eherwehtig

abs

in %

abs

in %

indfferent abs

in %

eherunweh

völig unweh

abs

in%

abs

in %

keine Antwort

arith

abs

in %

Mittel

D

10

32,3

15

48,4

4

12,9

1

3,2

0

QO

1

3,2

+1,13

CZ

17

3Q4

25

44,6

7

12,5

4

7,1

0

QO

3

5,4

+1,04

UriD

3

3Q0

4

40,0

0

QO

1

10,0

0

QO

2

2Q0 +1,13

UniCZ

3

2Q0

11

73,3

0

0,0

0

QO

0

QO

1

57

Gesamt

33

29,5

55

49,1

11

9,8

6

5,4

0

QO

7

53

+1,21 +1,10

23h. Schaffung von Rahmenbedingungen für kontinuierliche kulturelle Lernprozesse aller Mitar­ beiter indfferent

sehr wichtig

eherwehtig

abs

in %

abs

in%

abs

in %

eherunweh

völig unweh

kane Antwort

arith

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

D

10

32,3

12

38,7

7

22,6

1

3,2

0

3,2

+1,03

11

19,6

24

42,9

6

1Q7

10

17,9

0

QO QO

1

CZ

5

8,9

40,71

UriD

0

QO

3

3Q0

3

30,0

1

10,0

0

QO

3

30,0 40,29

257 17,9

1

57

0

QO

1

13

11,6

0

QO

10

57 8,9

UriCZ

2

13,3

7

457

4

Gesamt

23

2Q5

46

41,1

20

40,71 40,77

23i. „Soviel wie nötig in der Zentrale, soviel wie möglich vor Ort", um eine Anpassung an die kul­ turellen Gegebenheiten zu ermöglichen sehrwehtig

eher wichtig

abs

in %

abs

in %

indfferent abs

in %

eherunweh

völig unwich

abs

in %

abs

in %

keine Antwort

arith

abs

in %

Mittel

D

12

38,7

14

45,2

3

9,7

1

3,2

0

QO

1

3,2

+1,23

CZ

6

1Q7

18

32,1

12

21,4

16

28,6

1

1,8

3

5,4

40,23

UriD

2

2Q0

3

3Q0

3

30,0

0

0

QO

2

20,0 40,88

UriCZ

1

4

40,0

3

0

QO

1

57

4021

21

39

257 34,8

6

Gesamt

57 18,8

QO 20,0

24

21,4

20

17,9

1

Q9

7

53

40,56

327

Anhang

23j. Stärkung der Entscheidungsbefugnisse der internationalen Niederlassungen, um deren Stär­ ken, die größere Kundennähe und die größere kulturelle Kompetenz, ausschöpfen zu können sehrwditig

eherwditig

abs

abs

in %

in %

indfferent abs

in %

eher unwch

völig unwch

abs

in %

abs

in %

keine Antwort abs

in %

arilh

Mittel

D

19

61,3

10

32,3

1

3,2

0

0,0

0

QO

1

3,2

+1,60

CZ

13

28,6

21

37,5

14

19,6

3

5,4

0

QO

5

8,9

40,86

2Q0 40,88

UniD

1

10,0

5

5Q0

2

2Q0

0

0,0

0

QO

2

UriCZ

3

20,0

5

33,3

3

20,0

3

20,0

0

QO

1

Q7

40,57

Gesamt

39

34,8

41

3^6

17

15,2

6

5,4

0

QO

9

8,0

+1,10

23k. Kooperationen als Basis eher unwich

völig unwch

keine Antwort

arilh

abs

in%

abs

in %

abs

Mittel

9,7

1

3,2

0

0,0

1

3,2

+1,30

8,9

2

3,6

0

QO

8

14,3

+1,21

sehrwditig

eherwditig

abs

in %

abs

in %

abs

in %

D

14

45,2

12

38,7

3

CZ

19

33,9

22

39,3

5

indfferent

in %

UriD

1

1Q0

5

5Q0

2

20,0

0

QO

0

0,0

2

2Q0 +0,88

UniCZ

3

2Q0

6

40,0

3

2Q0

0

QO

0

QO

3

20,0 +1,00

Gesamt

37

33,0

45

40,2

13

11,6

3

2,7

0

QO

14

12,5 +1,18

24. Lassen sich die Konzepte der Nachhaltigen Entwicklung und der Internationalisierung Ihrer Meinung nach zu einer gemeinsamen Handlungsstrategie verknüpfen? sehr geeignet abs

in %

eher geeignet

indfferent

abs

in %

abs

in %

kaum geeign. abs

in %

nicht geeignet keine Antwort abs

in %

abs

in %

arith

Mittel

D

7

22,6

17

54,8

4

12,9

1

3,2

1

3,2

1

3,2

40,93

CZ

19

33,9

31

55,4

3

5,4

0

QO

0

QO

3

5,4

+1,30

UriD

0

QO

4

40,0

3

3Q0

1

1Q0

0

QO

2

20,0 40,38

UriCZ

4

257

6

40,0

3

20,0

0

QO

1

Q7

1

6,7

40,86

Gesamt

30

258

58

51,8

13

11,6

2

1,8

2

1,8

7

Q3

+1,07

25. Wie beurteilen Sie die tschechische Energiewirtschaft im Hinblick auf ihre Umweltver­ träglichkeit? sehr gut

abs

in %

eher gut

abs

indfferent

in %

abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel -0,68

keine Antwort

arith

D

0

QO

1

3,2

10

32,3

18

58,1

2

Q5

0

QO

CZ

0

QO

26

454

0

QO

25

44,6

1

1,8

4 3

-Q02 7,1 3Q0 -1,14

UniD

0

QO

0

0,0

1

10,0

4

40,0

2

20,0

UriCZ

0

QO

5

33,3

0

QO

8

53,3

1

Q7

1

6,7

-Q36

Gesamt

0

QO

32

28,6

11

9,8

55

49,1

6

5,4

8

7,1

-0,34

26. Wie beurteilen Sie die folgenden umweltpolitischen Maßnahmen in der ÖR?

26a. Reduzierung des Anteils fossiler Brennstoffe am Energiemix sehrwditig

eherwditig

abs

in %

abs

D

11

35,5

CZ

21

37,5

indfferent

in %

abs

in %

9

29,0

8

25,8

20

35,7

0

QO

eher unwich

völig unwch

keine Antwort

arith

abs

in%

abs

in%

abs

in°/o

Mittel

2

Q5

1

3,2

0

QO

+0,87

12

21,4

1

1,8

2

3,6

40,87

2Q0 +0,50

UriD

1

1Q0

3

30,0

3

30,0

1

10,0

0

QO

2

UriCZ

11

73,3

3

20,0

0

QO

0

QO

0

QO

1

Q7

+1,79

Gesamt

44

39,3

35

31,3

11

9,8

15

13,4

2

1,8

5

4,5

+0,97

Anhang

328 26b. Erhöhung des Anteils der Kernenergie und der Wasserkraft indfferent

sehrwehtig

eherwehtig

abs

in %

abs

in %

abs

in %

eherunweh.

völig unweh

keine Antwort

arith

abs

in %

abs

in %

abs

in%

Mittel

D

7

22,6

10

32,3

9

29,0

4

12,9

1

3,2

0

0,0

+0,58

CZ

30

53,6

12

21,4

1

1,8

11

19,6

0

0,0

2

3,6

+1,13

UnD

1

1Q0

2

20,0

2

20,0

2

2Q0

1

10,0

2

20,0 +0,00

UriCZ

12

80,0

2

13,3

0

0,0

0

0,0

0

0,0

1

67

+1,86

Gesamt

50

44,6

26

23,2

12

1Q7

17

15,2

2

1,8

5

4,5

+Q98

26c Substitution der Kohle durch Erdgas sehrwehtig

eherwehtig

abs

in %

abs

indfferent

in %

abs

in %

eherunweh

völig unweh

kane Antwort

arith

abs

in%

abs

in %

abs

in %

Mittel

D

4

12,9

20

64,5

3

9,7

4

12,9

0

0,0

0

0,0

+0,77

CZ

21

37,5

16

28,6

1

1,8

14

25,0

1

1,8

3

5,4

40,79

UriD

0

0,0

5

50,0

1

10,0

2

20,0

0

0,0

2

20,0 40,38

UriCZ

4

26,7

5

33,3

0

0,0

4

267

1

67

1

67

40,50

Gesamt

29

25,9

46

41,1

5

4,5

24

21,4

2

1,8

6

5,4

40,72

26d. Emissionsreduzierung durch technische Verbesserung der Kraftwerke indfferent

sehrwehtig

eherwehtig

abs

in %

abs

in %

abs

in %

eherunweh

völig unwich

keine Antwort

arith

abs

in %

abs

abs

Mittel

in %

in %

D

19

61,3

11

35,5

0

0,0

0

0,0

0

QO

1

3,2

+1,63

CZ

41

73,2

13

23,2

0

0,0

0

0,0

0

QO QO

2

3,6

+1,76

2

2Q0 +1,63

QO QO

1

67

+1,43

6

5,4

+1,67

UriD

5

50,0

3

30,0

0

0,0

0

0,0

0

UriCZ

8

53,3

5

33,3

0

0,0

1

0

Gesamt

73

65,2

32

28,6

0

0,0

1

67 0,9

0

26e. Maßnahmen zur Energieeinsparung und Erhöhung der Energieeffizienz (Programm zur Unterstüt­ zung von Energiesparmaßnahmen) sehrwehtig

eherwehtig

abs

abs

in %

in%

irdfferent abs

in %

eherunweh

völig unweh

abs

abs

in %

keine Antwort

in %

abs

arith

in%

Mittel

D

21

67,7

5

161

4

12,9

1

3,2

0

QO

0

QO

+1,48

CZ

41

73,2

13

23,2

0

QO

0

QO

0

QO

2

3,6

+1,76

UriD

7

70,0

1

1Q0

0

QO

0

QO

0

QO

2

2Q0 +1,88

UriCZ

8

53,3

5

33,3

0

QO

1

6,7

0

QO

1

67

+1,43

Gesamt

77

68,8

24

21,4

4

3,6

2

1,8

0

QO

5

4,5

+1,64

26f. Minimalisierung des Energieverbrauchs in der gesamten Wirtschaft durch das geplante Gesetz über das Wirtschaften mit der Energie sehr wehtg

eherwehtig

abs

in %

abs

in %

abs

in %

indfferent

eherunweh

völig unweh

abs

in %

abs

kane Antwort

in %

abs

arith

in %

Mittel

D

9

29,0

11

35,5

5

161

6

19,4

0

QO

0

QO

+0,74

CZ

32

57,1

17

30,4

1

1,8

4

0

0,0

2

3,6

+1,43

UriD

4

40,0

1

1Q0

3

30,0

0

7,1 QO

0

QO

2

2Q0 +1,13

UriCZ

9

60,0

4

267

0

QO

0

0,0

1

67

1

67

+1,43

Gesamt

54

48,2

33

29,5

9

8,0

10

8,9

1

Q9

5

4,5

+1,21

329

Anhang 27. Wie beurteilen Sie die Möglichkeiten zu ihrer erfolgreichen Umsetzung? 27a. Reduzierung des Anteils fossiler Brennstoffe am Energiemix sehr gut abs

in %

eher gut abs

indfferent

in %

abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

kene Antwort

arith

abs

in %

abs

in %

abs

Mittel

in %

D

4

12,9

9

29,0

7

22,6

8

25,8

3

9,7

0

QO

+0,10

CZ

6

10,7

27

48,2

0

0,0

18

32,1

3

5,4

2

3,6

+0,28

20,0 40,00

UriD

0

QO

3

30,0

2

20,0

3

30,0

0

QO

2

UriCZ

5

33,3

2

13,3

1

$7

5

33,3

1

Q7

1

Q7

+0,36

Gesamt

15

13,4

41

3Q6

10

8,9

34

3Q4

7

Q3

5

4,5

+Q21

27b. Erhöhung des Anteils der Kernenergie und der Wasserkraft sehr gut abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

keine Antwort

arith

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

Mittel

eher gut abs

indfferent

in %

D

3

9,7

6

19,4

10

32,3

10

32,3

1

3,2

1

3,2

40,00

CZ

13

23,2

20

35,7

3

5,4

17

30,4

1

1,8

2

3,6

40,50

20,0 -0,50

UriD

0

QO

1

1Q0

3

30,0

3

3Q0

1

10,0

2

UriCZ

4

2Q7

5

33,3

2

13,3

3

20,0

0

QO

1

Q7

+Q71

Gesamt

20

17,9

32

28,6

18

1Q1

33

29,5

3

2,7

6

5,4

40,31

27c. Substitution der Kohle durch Erdgas sehr gut abs

in %

eher gut abs

indfferent

in %

abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

keine Antwort

arith

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

D

1

3,2

15

48,4

10

32,3

5

1Q1

0

QO

0

QO

40,39

CZ

10

17,9

23

41,1

0

QO

16

28,6

2

3,6

5

8,9

40,45

UriD

1

10,0

5

5Q0

2

2Q0

0

QO

0

QO

2

2Q0 40,88

UriCZ

2

13,3

7

4Q7

0

QO

4

2Q7

1

Q7

1

Q7

40,36

Gesamt

14

12,5

50

44,6

12

1Q7

25

22,3

3

2,7

8

7,1

40,45

27d. Emissionsreduzierung durch technische Verbesserung der Kraftwerke sehr gut

abs

in %

eher gut abs

in %

indfferent abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

keine Antwort

arith

D

12

38,7

16

51,6

2

6,5

1

3,2

0

QO

0

QO

+1,26

CZ

20

35,7

24

42,9

3

5,4

4

7,1

1

1,8

4

7,1

+1,12

UriD

2

20,0

6

60,0

0

QO

0

QO

0

0,0

2

2Q0 +1,25

UriCZ

8

53,3

6

4Q0

0

QO

0

QO

0

QO

1

Q7

+1,57

Gesamt

42

37,5

52

4Q4

5

4,5

5

4,5

1

Q9

7

Q3

+1,23

27e. Maßnahmen zur Energieeinsparung und Erhöhung der Energieeffizienz (Programm zur Unterstüt­ zung von Energiesparmaßnahmen) sehr gut abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

abs

in%

abs

in %

abs

in %

abs

eher gut

indfferent

keine Antwort

in %

abs

in %

arith

Mittel

D

6

19,4

10

32,3

10

32,3

4

12,9

1

3,2

0

QO

+0,52

CZ

20

35,7

24

42,9

3

5,4

5

8,9

0

QO

4

7,1

+1,13

UriD

2

2Q0

4

4Q0

2

2Q0

0

QO

0

QO

2

UniCZ

8

53,3

6

40,0

0

QO

0

QO

0

QO

1

Q7

+1,57

Gesamt

36

32,1

44

39,3

15

13,4

9

8,0

1

Q9

7

S3

+1,00

2Q0 +1,00

Anhang

330

27f. Minimalisierung des Energieverbrauchs in der gesamten Wirtschaft durch das geplante Gesetz über das Wirtschaften mit der Energie sehr gut abs

in %

D

7

22,6

CZ

11

19,6

eher gut

abs

indfferent

in %

abs

in %

8

25,8

9

29,0

22

39,3

3

5,4

eher schlecht

sehr schlecht

kane Antwort

arilh

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

6

19,4

1

3,2

0

0,0

40,45

16

28,6

1,8 0,0

3

5,4

40,49

UnD

2

20,0

3

30,0

1

10,0

2

20,0

1 0

UriCZ

3

20,0

4

2

13,3

4

257

1

Q7

1

Gesamt

23

20,5

37

257 33,0

15

13,4

28

25,0

3

2,7

6

2

2Q0 40,63 57 5,4

40,29

40,46

28. Wie stark sind ausländische Beteiligungen zur erfolgreichen Umsetzung dieser Maßnah­ men erforderlich? 28a. Reduzierung des Anteils fossiler Brennstoffe am Energiemix stark

sehr stark

abs

in %

kaum

indfferent

abs

in %

abs

in %

abs

in %

keine Antwort

arith

abs

in %

abs

in %

Mittel

gar richt

D

4

12,9

14

45,2

8

25,8

4

12,9

1

3,2

0

0,0

40,52

CZ

6

10,7

20

35,7

1

1,8

23

41,1

5

8,9

1

1,8

-0,02

UriD

1

10,0

5

50,0

2

20,0

0

0,0

0

0,0

2

UriCZ

3

20,0

4

257

2

13,3

3

20,0

2

13,3

1

57

4Q21

Gesamt

14

12,5

43

38,4

13

11,6

30

258

8

7,1

4

3,6

4023

20,0 40,88

28b. Erhöhung des Anteils der Kernenergie und der Wasserkraft sehr stark abs

in %

stark abs

indfferent

in %

abs

in %

kaum

abs

in %

keine Antwort

arith

abs

in %

abs

in %

Mittel

4040

gar richt

D

7

22,6

8

25,8

6

19,4

8

25,8

1

3,2

1

3,2

CZ

15

258

22

39,3

1

15

258

2

3,6

1

UriD

2 4

2Q0

3 4

30,0

3

0

0,0

0

0,0

2

UriCZ

1

5

33,3

0

0,0

1

1,8 4060 20,0 40,88 $7 40,50

Gesamt

28

257 33,0

1,8 30,0 6^7

11

9,8

28

25,0

3

2,7

5

4,5

257 25,0

37

40,55

28c. Substitution der Kohle durch Erdgas sehr stark

abs

in %

stark

indfferent

abs

in %

abs

in %

kaum abs

gar richt

in %

abs

in %

keine Antwort

arith

abs

in %

Mittel

D

3

9,7

14

45,2

8

25,8

6

19,4

0

0,0

0

QO

40,45

CZ

7

12,5

20

35,7

2

3,6

19

33,9

5

8,9

3

5,4

4Q09

UriD

0

QO

6

60,0

2

20,0

0

QO

0

QO

2

UriCZ

2

13,3

8

53,3

0

QO

3

20,0

1

57

1

57

40,50

Gesamt

12

10,7

48

42,9

12

1Q7

28

25,0

6

5,4

6

5,4

40,30

2Q0 40,75

28d. Emissionsreduzierung durch technische Verbesserung der Kraftwerke sehr stark

abs

in %

stark abs

indfferent

kaum

in %

abs

in %

abs

keine Antwort

arith

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

gar richt

D

12

357

16

51,6

3

9,7

0

QO

0

QO

0

QO

4-1,29

CZ

15

258

29

51,8

1

1,8

9

151

1

1,8

1

1,8

40,87

UriD

0

5

5Q0

2

2Q0

1

iqo

0

QO

2

20,0 40,50

UriCZ

3 30

QO 20,0

6

40,0

1

57

56

50,0

7

53

4 14

257 12,5

0

258

QO Q9

1 4

57 3,6

Gesamt

1

40,57 40,93

Anhang

331

28e. Maßnahmen zur Energieeinsparung und Erhöhung der Energieeffizienz (Programm zur Unterstüt­ zung von Energiesparmaßnahmen) sehrstaik abs

in %

stark

kaum

indfferent

abs

in %

abs

in %

abs

gar nicht

keine Antwort

in %

abs

in°/o

abs

in %

arilh Mittel

D

6

19,4

16

51,6

5

151

3

9,7

1

3,2

0

QO

+Q74

CZ

15

2^8

29

51,8

1

1,8

9

151

1

1,8

1

1,8

40,87

UriD

0

QO

3

30,0

3

3Q0

2

2Q0

0

0,0

2

UriCZ

3

20,0

6

4Q0

1

57

4

257

0

QO

1

57

40,57

Gesamt

24

21,4

54

48,2

10

8,9

18

151

2

1,8

4

3,6

40,74

2Q0 4Q13

28f. Minimalisierung des Energieverbrauchs in der gesamten Wirtschaft durch das geplante Gesetz über das Wirtschaften mit der Energie stark

sehr stark

abs

in %

abs

kaum

indfferent

in %

abs

in %

abs

gar nicht

keine Antwort

arilh

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

D

4

12,9

10

32,3

7

22,6

6

19,4

4

12,9

0

QO

40,13

CZ

11

19,6

24

42,9

3

5,4

13

23,2

3

5,4

2

3,6

40,50

UriD

0

QO

2

20,0

3

30,0

1

10,0

2

2Q0

2

20,0 -Q38

257 35,7

2

13,3

2

13,3

5

33,3

1

57

-0,43

15

13,4

22

19,6

14

12,5

5

4,5

40,21

UriCZ

1

57

4

Gesamt

16

14,3

40

29. Welche weiteren ökologischen Maßnahmen im Energiesektor halten Sie in der Tsche­ chischen Republik für wünschenswert? D

Verschärfung der Maßnahmen und Strafen bei Überschreitung von Emissionslimits Freier Zugang zu Umweltinformationen (siehe Umweltinformationsgesetz in Deutschland) Stärkere öffentliche Aufklärung über den ökologischen und ökonomischen Umgang mit Energie Reduzierung der Verkehrs- und Industrie-Emissionen Gesetzesnovellierung Anpassung der Gesetze und Vorschriften an das EU-Recht, z.B. Öko-Audit VO Biomasseverbrennung Nutzung der Geothermik Staatliche Förderung des Ersatzes alter Haushaltskohle- bzw. -ölanlagen durch moderne Gasanlagen Energiesparmaßnahmen Wirkungsgradverbesserung Renovierung von Gebäuden, Beachtung der Verbrennungsnormen beim Neubau Energische Durchsetzung der gesetzlichen Vorgaben durch den Staat Beschränkung der Ausnahmeregelungen zu den Umweltgesetzen

CZ

Umstellung auf die Kernenergie Langfristige Festlegung der energetischen Konzeption ökologische Gebietslimits hinsichtlich des Einsatzes von Fossilbrennstoffen Nutzung der sekundären Energien Gesetzliche Maßnahmen gegen die Verunreinigung der Umwelt Deregulation Durchsetzung der energetischen Politik der Tschechischen Republik Koordination der energetischen Gesetzgebung mit der EU Privatisierung, Demonopolisierung Kontrolle der Ueferantenkosten durch den Staat Förderung der Energiesparprogramme Einführung einer Rauchfangsteuer bei der Verwendung von Fossilbrennstoffen

UniD

-

Uni CZ

Fertigstellung des Kernkraftwerks Temelin Minderung des Energieverbrauchs Einsatz geeigneter Personen in den entsprechenden Positionen Valorisation der Preise

Anhang

332

30. Wie beurteilen Sie die Eignung bzw. Attraktivität der folgenden politischen, ökonomischen und sozialen Aspekte in der Tschechischen Republik für Internationalisierungsmaßnahmen? 30a. Politisches System, Verfassung sehr gut abs

in %

eher gut

indfferent

abs

in %

abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

abs

abs

in %

in %

keine Antwort

arith

abs

in %

Mittel

D

1

3,2

10

32,3

14

45,2

4

12,9

1

3,2

1

3,2

40,20

CZ

6

36

64,3

1

1,8

10

17,9

0

QO

3

5,4

4Q72

UriD

0

1Q7 QO

4

4Q0

2

2Q0

0

0

40,0 +Q67

3

20,0

4

2Q7

4

2Q7

2

0

QO QO

4

UriCZ

QO 13,3

2

13,3 +Q62

Gesamt

10

8,9

54

48,2

21

18,8

16

14,3

1

Q9

10

Q9

4^55

30b. Aktuelle politische Lage sehr gut

abs

in %

eher gut

abs

indfferent

in %

abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

keine Antwort

arith

abs

in%

abs

abs

in %

Mittel

in %

D

0

QO

5

1Q1

15

48,4

8

25,8

2

Q5

1

3,2

-0,23

CZ

0

19

33,9

7

12,5

26

4^4

2

3,6

2

3,6

-0,20

UriD

0

QO QO

3

30,0

2

2Q0

1

10,0

0

QO

4

40,0 40,33

UriCZ

2

13,3

4

2Q7

1

Q7

6

4Q0

1

Q7

1

Q7

40,00

Gesamt

2

1,8

31

27,7

25

22,3

41

36^6

5

4,5

8

7,1

-0,15

30c. Gesamtwirtschaftliche Entwicklung sehr gut abs

in %

eher gut

indfferent

abs

in %

abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

abs

in %

abs

in %

keine Antwort abs

arith

in %

Mittel

D

1

3,2

11

35,5

14

45,2

4

12,9

0

QO

1

3,2

40,30

CZ

4

7,1

27

48,2

2

3,6

21

37,5

0

2

3,6

40,26

UriD

1

10,0

4

40,0

1

1Q0

0

QO

0

QO QO

UriCZ

0

QO

7

4Q7

2

13,3

4

2Q7

0

Gesamt

6

5,4

49

43,8

19

17,0

29

25,9

0

4

40,0 +1,00

QO

2

13,3

40,23

QO

9

8,0

40,31

30d. Fortschritt der Liberalisierung und Privatisierung sehr gut

abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

eher gut

indfferent

keine Antwort

arith

abs

in %

Mittel

D

0

QO

9

29,0

8

25,8

11

35,5

2

Q5

1

3,2

-0,20

CZ

4

7,1

23

41,1

5

8,9

17

3Q4

3

5,4

4

7,1

40,15

UriD

0

QO

2

2Q0

3

30,0

0

QO

0

QO

5

50,0 40,40

UriCZ

2

13,3

6

4Q0

3

2Q0

1

Q7

0

QO

3

20,0 40,75

Gesamt

6

5,4

40

35,7

19

17,0

29

25,9

5

4,5

13

11,6 40,13

30e. Verkehrsinfrastruktur sehr gut abs

in %

eher gut

indfferent

abs

in %

abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

abs

in %

abs

in %

keine Antwort

abs

arith

in %

Mittel

D

0

QO

12

38,7

17

54,8

1

3,2

0

QO

1

3,2

40,37

CZ

3

5,4

15

26t8

6

1Q7

25

44,6

3

5,4

4

7,1

-0,19

UriD

0

0

QO

1

1Q0

4

40,0

0

QO

5

50,0 -0,80

UriCZ

0

QO QO

4

26,7

2

13,3

7

4Q7

0

13,3

3

2,7

31

27,7

26

23,2

37

33,0

3

QO 2,7

2

Gesamt

12

1Q7 -0,06

-Q23

333

Anhang 3 Of. Kommunikationsinfrastruktur eher gut

sehr gut

abs

in %

das

indfferent

in %

abs

in %

sehr schlecht

keine Antwort

arith

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

eher schlecht abs

D

2

Q5

12

38,7

15

48,4

1

3,2

0

0,0

1

3,2

-+0,50

CZ

4

7,1

19

33,9

4

7,1

22

39,3

3

5,4

4

7,1

-0,02

UriD

1

10,0

0

0,0

1

10,0

4

40,0

0

0,0

4

40,0 -0,33

UniCZ

0

QO

4

2Q7

3

2Q0

6

40,0

0

0,0

2

13,3

-0,15

Gesamt

7

6>3

35

31,3

23

20,5

33

29,5

3

2,7

11

9,8

40,10

30g. Bankenwesen sehr gut abs

in %

eher gut

indfferent

abs

in %

abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

keine Antwort

arith

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

D

1

3,2

12

38,7

10

32,3

8

25,8

0

QO

0

QO

40,19

CZ

3

5,4

21

37,5

5

8,9

20

35,7

4

7,1

3

5,4

-0,02

UriD

1

10,0

0

QO

2

20,0

3

30,0

0

QO

4

40,0 -0,17

UriCZ

0

0,0

5

33,3

3

20,0

4

2Q7

1

Q7

2

13,3

-0,08

Gesamt

5

4,5

38

33,9

20

17,9

35

31,3

5

4,5

9

8,0

40,03

30h. Lohnniveau sehr gut abs

in %

eher gut abs

in %

indfferent abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

keine Antwort

arith

abs

in %

abs

abs

in°/o

Mittel

in %

D

5

16,1

15

48,4

6

19,4

4

12,9

0

QO

1

3,2

40,70

CZ

4

7,1

23

41,1

6

1Q7

15

2^8

5

8,9

3

5,4

40,11

UriD

2

20,0

3

30,0

0

QO

1

10,0

0

QO

4

40,0 4-1,00

UriCZ

1

Q7

2

13,3

5

33,3

5

33,3

0

0,0

2

13,3

-0,08

Gesamt

12

1Q7

43

38,4

17

15,2

25

22,3

5

4,5

10

8,9

40,31

30i. Qualifikation der Arbeitskräfte keine Antwort

arith

das

Mittel

eher schlecht

sehr schlecht

abs

in%

abs

in %

abs

in %

abs

in %

abs

in %

D

5

29,0

13

41,9

2

Q5

0

QO

2

Q5

40159

15

1Q1 26^8

9

CZ

33

58,9

1

1,8

5

8,9

0

QO

2

3,6

4-1,07

sehr gut

ehergut

indfferent

in %

UriD

1

10,0

3

30,0

1

1Q0

1

1Q0

0

QO

4

40,0 40,67

UriCZ

5

33,3

4

2Q7

2

13,3

2

13,3

0

QO

2

13,3

40,92

Gesamt

26

23,2

49

43,8

17

15,2

10

8,9

0

QO

10

8,9

40,89

30j. Arbeitsrecht sehr gut abs

in %

eher gut abs

indfferent

in %

abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

keine Antwort

arilh

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

D

0

QO

4

12,9

21

67,7

3

9,7

0

QO

3

9,7

40,04

CZ

4

7,1

26

4Q4

8

14,3

15

2618

1

1.8

2

3,6

40,31

UriD

1

10,0

1

10,0

3

3Q0

1

1Q0

0

QO

4

40,0 40,33

UriCZ

0

QO

6

40,0

5

33,3

1

Q7

0

QO

3

2Q0 40,42

Gesamt

5

4,5

37

33,0

37

33,0

20

17,9

1

Q9

12

1Q7 40,25

Anhang

334 30k. Gesellschaft- und Unternehmensrecht eher gut

sehr gut abs

in %

abs

indfferent

in %

abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

keine Antwort

arith.

abs

in %

abs

in %

abs

in %

Mittel

55 3,6

40,28

D

2

eis

9

29,0

13

41,9

5

0,0

2

2

3,6

22

39,3

8

14,3

21

151 37,5

0

CZ

1

2

UnD

0

0,0

0

0,0

6

60,0

0

0,0

0

1,8 0,0

UriCZ

0

0,0

4

257

5

33,3

3

20,0

0

Gesamt

4

3,6

35

31,3

32

28,6

29

25,9

1

40,06

4

40,0 40,00

0,0

3

20,0 40,08

0,9

11

9,8

40,12

301. Steuerrecht, Steuerniveau eher gut

sehr gut

abs

in %

abs

indfferent

in %

abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

keine Antwort

arith

abs

in %

abs

abs

in %

Mittel

in %

D

1

3,2

7

22,6

13

41,9

8

25,8

0

0,0

2

55

40,03

CZ

2

3,6

17

30,4

5

8,9

24

42,9

6

1Q7

2

3,6

-0,28

UriD

0

0,0

2

20,0

4

40,0

0

0,0

0

QO

4

40,0 40,33

UriCZ

0

0,0

1

57

7

457

5

33,3

0

0,0

2

13,3

-0,31

Gesamt

3

2,7

27

24,1

29

25,9

37

33,0

6

5,4

10

8,9

-0,16

30m. Investitionsförderprogramme sehr gut

eher gut

eher schlecht

sehr schlecht

abs

in %

abs

in %

25,8

10

32,3

3

10,7

32

57,1

5

3Q0

1

10,0

0,0

6

15,2

49

indfferent

abs

in %

abs

in %

abs

in %

D

2

151

8

1

55 1,8

5

CZ UriD

9

151

6

0

0,0

2

2Q0

3

UriCZ

1

13,3

0

4

57 3,6

2

Gesamt

18

151

17

keine Antwort

arith

abs

in %

Mittel

9,7

3

9,7

-Q25

8,9

3

5,4

-0,58

0

QO

4

40,0 40,17

40,0

4

257

2

13,3

43,8

12

1Q7

12

1Q7 -0,47

-0,77

30n. Investitionsschutz sehr gut

abs

in %

eher gut abs

indfferent

in %

abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

keine Antwort

arith

abs

in %

abs

in %

abs

Mittel

in%

D

5

151

4

12,9

11

35,5

7

22,6

0

0,0

4

CZ

5

8,9

15

258

9

151

21

37,5

4

7,1

2

3,6

UriD

0

QO

2

20,0

3

30,0

1

10,0

0

0,0

4

40,0 40,17

12,9 40,26

-0,07

UriCZ

1

57

0

QO

2

13,3

7

457

2

13,3

3

2Q0 -0,75

Gesamt

11

9,8

21

18,8

25

22,3

36

32,1

6

5,4

13

11,6 -0,05

30o. Absatzmarkt, Kaufkraft sehr gut

abs

in %

eher gut

abs

indfferent

in %

abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

keine Antwort

arith

abs

in %

abs

in %

abs

Mittel

in %

D

1

3,2

4

12,9

14

45,2

9

29,0

0

0,0

3

9,7

-0,11

CZ

3

5,4

15

258

6

10,7

29

51,8

1

1,8

2

3,6

-0,19

60,0 -0,25

UriD

0

QO

1

1Q0

1

10,0

2

20,0

0

QO

6

UriCZ

1

3

20,0

3

20,0

6

40,0

0

QO

2

13,3

Gesamt

5

57 4,5

23

20,5

24

21,4

46

41,1

1

0,9

13

11,6 -0,15

-0,08

Anhang

335

30p. Einstellung der Bevölkerung zur Marktwirtschaft sehr gut

eher gut

indfferent

abs

in %

abs

in %

abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

keine Antwort

arilh

abs

abs

in %

abs

in %

Mittel

in %

D

3

97

11

35,5

8

25,8

7

22,6

1

3,2

1

3,2

+0,27

CZ

1

1,8

18

32,1

6

1Q7

27

48,2

1

1,8

3

5,4

-Q17

UriD

0

QO

2

2Q0

4

4Q0

1

10,0

0

QO

3

3Q0 40,14

UriCZ

0

QO

9

6Q0

2

13,3

1

57

0

QO

3

2Q0 40,67

Gesamt

4

3,6

40

35,7

20

17,9

36

32,1

2

1,8

10

8,9

40,08

30q. Kooperationsbereitschaft und Flexibilität der Bürokratie sehr gut

abs

in%

eher gut abs

indfferent

in %

abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

abs

in %

abs

in %

abs

in %

keine Antwort

arith

Mittel

D

3

9,7

3

9,7

7

22,6

11

35,5

4

12,9

3

9,7

-0,36

CZ

1

1,8

18

32,1

6

1Q7

21

37,5

5

8,9

5

8,9

-Q22

UriD

0

QO

0

QO

2

20,0

4

40,0

0

QO

4

40,0 -0,67

UriCZ

0

QO

2

13,3

3

2Q0

5

33,3

3

20,0

2

13,3

Gesamt

4

3,6

23

2Q5

18

151

41

36,6

12

1Q7

14

12,5 -0,35

-0,69

30r. Mentalität und Arbeitsethik der Bevölkerung sehr gut

abs

in %

eher gut

abs

indfferent

in %

abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

keine Antwort

arith

abs

abs

in%

abs

in %

Mittel

in %

D

1

3,2

7

22,6

14

45,2

8

25,8

0

0,0

1

3,2

40,03

a

3

5,4

27

48,2

5

8,9

19

33,9

0

QO

2

3,6

40,26

UriD

0

QO

3

30,0

2

2Q0

1

10,0

0

0,0

4

40,0 40,33

UriCZ

0

0,0

3

20,0

2

13,3

5

33,3

3

2Q0

2

13,3

-0,62

Gesamt

4

3,6

40

35,7

23

2Q5

33

29,5

3

2,7

9

8,0

40,09

30s. Organisation des Energiesektors sehr gut abs

in %

eher gut abs

indfferent

in %

abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

keine Antwort

arith

abs

in %

abs

abs

in %

Mittel 40,07

in %

D

1

3,2

6

19,4

17

54,8

6

19,4

0

QO

1

3,2

CZ

5

8,9

27

48,2

3

5,4

15

2Q8

0

QO

6

1Q7 40,44

UriD

0

QO

2

2Q0

2

20,0

2

20,0

0

QO

4

40,0 40,00

UriCZ

1

57

3

20,0

4

257

5

33,3

0

QO

2

13,3

Gesamt

7

53

38

33,9

26

23,2

28

25,0

0

QO

13

H.6 40,24

40,00

30t. Investitionsbedarf im Energiesektor sehr gut abs

in %

eher gut

indfferent

abs

in %

abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

keine Antwort

arith

abs

in°/o

abs

abs

in %

Mittel 40,83

in %

D

10

32,3

9

29,0

7

22,6

4

12,9

. 0

QO

1

3,2

CZ

14

25,0

20

35,7

5

8,9

10

17,9

0

0,0

7

12,5 40,76

UriD

0

QO

2

20,0

3

30,0

1

10,0

0

QO

4

40,0 40,17

UriCZ

3

2Q0

6

40,0

2

13,3

2

13,3

0

QO

2

13,3

Gesamt

27

24,1

37

33,0

17

15,2

17

15,2

0

QO

14

12,5 40,76

+1,08

Anhang

336

31. Wie beurteilen Sie die bisherigen Internationalisierungsmaßnahmen im Energiesektor in der Tschechischen Republik? sehr gut

abs

in %

eher^jt

abs

indfferent

in %

abs

in %

eher schlecht

sehr schlecht

abs

in %

abs

keine Antwort

arilh

in %

abs

in %

Mittel

D

1

3,2

9

29,0

11

35,5

10

32,3

0

QO

0

0,0

40,03

CZ

1

1,8

23

41,1

6

10,7

23

41,1

0

QO

3

5,4

40,04

UriD

0

QO

1

1Q0

4

40,0

1

1Q0

0

QO

4

UriCZ

0

QO

6

4Q0

6

40,0

2

13,3

0

QO

1

67

40,29

Gesamt

2

1,8

39

34,8

27

24,1

36

32,1

0

QO

8

7,1

4Q07

40,0 40,00

32. Wie schätzen Sie die Aussichten für Internationalisierungsmaßnahmen im Energiesektor in der Tschechischen Republik in der näheren Zukunft ein? sehr^Jt

abs

in%

eher schlecht

sehr schlecht

keine Antwort

arith

abs

in %

abs

in %

abs

abs

in %

abs

in %

Mittel

eher gut

indfferent

in %

D

2

65

18

58,1

8

25,8

3

9.7

0

QO

0

QO

40,61

CZ

3

5,4

38

67,9

6

1Q7

6

1Q7

0

QO

3

5,4

40,72

UriD

0

QO

2

2Q0

3

30,0

0

QO

0

QO

5

50,0 40,40

UriCZ

1

67

7

467

4

267

1

67

1

67

1

Gesamt

6

5,4

65

58,0

21

18,8

10

8,9

1

Q9

9

67 8,0

40,43 40,63