Mitteilungen über den ... Allgemeinen Genossenschaftstag des Allgemeinen Verbandes der auf Selbsthilfe beruhenden Deutschen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften zu ...: 55. Eisenach am 8. September 1917 [Reprint 2021 ed.] 9783112423967, 9783112423950


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German Pages 112 [224] Year 1918

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Mitteilungen über den ... Allgemeinen Genossenschaftstag des Allgemeinen Verbandes der auf Selbsthilfe beruhenden Deutschen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften zu ...: 55. Eisenach am 8. September 1917 [Reprint 2021 ed.]
 9783112423967, 9783112423950

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Mitteilungen über den

55. Allgemeinen Oenossenschaftstag des

Allgemeinen Verbandes der auf Selbsthilfe beruhenden deutschen Erwerbsund Ivirtfchaftsgenoffenfchaften, e. v. zu

Eisenach am 8. September 1917.

Berlin 1917

Uommissionsverlag I. (Buttentag, G. m. b. tz.,

W. 10, Genthinerstraße 28.

Inhaltsverzeichnis I. Präsenzliste, Vorversammlung, Tagesordnung usw

Seite 1—13

II. Verhandlungen des Genossenschaftstages: Eröffnung des Genossenschaftstages — Ansprachen, Begrüßungen 14—23, 28—31 Die Genossenschaften und die 7. Kriegsanleihe 23—28 Bericht des Anwalts 31—68 Die Genossenschaften und die Übergangswirtschaft 68—80 Stellung des Handwerks und der Handwerkergenossenschaften in der Übergangswirtschaft 80—84 Bericht des Vorsitzenden des Engeren und Gesamtausschusses . 85 Wahlen von Mitgliedern in den Engeren Ausschuß 86 Wahlen von Mitgliedern in den Vorstand der Hilfskasse ... 86 Bericht über die Prüfung der Jahresrechnungen 1913, 1914, 1915, 1916 87/88 Bericht über die Einnahmen und Ausgaben für das Jahr 1918 88 Die Genossenschaften und die Kriegsgesetzgebung 89—101 Die Grundgedanken der Kriegswirtschaft 101—117 Beschlußfassung über den Ort des nächsten Genossenschaftstages 117/118

III. Rechnung des Allgemeinen Verbandes 1916 119—126 Voranschläge für die Jahre 1917 und 1918.................................. 127 IV. Liste der Genossenschaften des Allgemeinen Verbandes und Beitragsliste 128—196 Restbeiträge und Zusammenstellung der Gesamtbeiträge. . . . 196—198

V. Zusammenstellung der Unterverbände

199/200

VI. Liste der Verbandsgenossenschaften nach dem Alphabet und nach Genossenschaftsgattungen 201—216

Verzeichnis der Redner. Seite

Alberti, Dr., Wiesbaden . . . 14-17, 23, 28—31, 68, 80, 85/86, 88/89, 101, 117 Schmieder, Oberbürgermeister, Eisenach 17/18 Rang, Dr., Berlin 19 Bästlein, Hamburg 19/20 Weinstein, Eisenach ................................... 20/21 Michels, Dr., Jena 21 Stier, Weimar 21/22 Schuler, Zweibrücken 23—28 Crüger, Dr., Charlottenburg 31—68 Scholz, Dr., Charlottenburg 68—80 Hermann, Reutlingen 80—84 Zademach, Guben 86 Feldheim, Burg 86—89 CreceliuS, Charlottenburg 89—101 Leidig, Dr., Berlin 101—117 Kurz, Stettin...................................................................... 118

Druckfehler - Berichtigung:

I.

Präsenzliste Vorversammlung — Tagesordnung. Der fünfundfünfzigste Allgemeine Genossenschaftstag des Allgemeinen Verbandes der auf Selbsthilfe beruhenden deutschen Erwerbs­ und Wirtschaftsgenossenschaften, e. V., wurde am 8. September 1917 in Eisenach abgehalten; es wohnten demselben bei: Der Anwalt des Allgemeinen Verbandes der deutschen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossen­ schaften Herr Justizrat Professor Dr. Crüger, dessen Stellvertreter Herr Rechtsanwalt Crecelius und Fräulein Agnes Röhrke vom Allgemeinen Verband, die nachstehend aufgeführten Ehrengäste und Gäste, Vertreter von 32 Unterverbänden, 267 Kreditgenossenschaften, 40 Konsum­ vereinen, 25 Baugenossenschaften und 13 anderen Genossenschaften.

Die Gesamtzahl der Teilnehmer am 55. Allgemeinen Genossenschafts­ tag betrug 7 9 6 Personen.

A. Ehrengäste und Haste. Herr Oberbürgermeister Schmieder, Eisenach. Herr Exprorektor Geheimer Hofrat Professor Dr. Michels, als Vertreter der Universität Jena. Herr Rechnungsrat Bosch, als Vertreter des Mrnisteriums der öffentlichen Arbeiten, Berlin. Herr Rechnungsamtmann Trübst, Ersenach, als Vertreter des Grotzherzogl. Rechnungsamts Eisenach. Herr Bankdirektor H a r t i g, als Vertreter des Reichsbankdirektoriums Berlin und der Reichsbankstelle zu Eisenach. Herr Kaufmann Susmann Weinstein, Eisenach, als Vertreter der Handelskammer für das Grotzherzogtum Sachsen-Weimar. Herr Buchbindermeister Rudolf Alander, Weimar, als Vertreter der Handwerkskammer Weimar. Herr Syndikus G. Stier, Weimar, als Vertreter der Handwerkskammer Weimar. Thüringische Landesversicherungsanstalt Weimar. Herr Direktor Dr. Gräter, als Vertreter des Städt. Nahrungsmittelamtes, Ersenach. Herr Stadtsyndikus Reinhold, Ersenach. Herr Oberbürgermeister Dr. Scholz, Charlottenburg. Herr Regrerungsrat a. D. Professor Dr. Leidig, Berlin. Herr Negierungsrat Dr. Rang, Berlin, als Vertreter des Generalverbandes der ländlichen Genossenschaften für Deutschland, e. V.

2 Herr Verbandsdirektor Quenzel, Erfurt, als Vertreter des General­ verbandes der ländlichen Genossenschaften für Deutschland, e. V. Herr Hugo Bä st lein, Hamburg, als Vertreter des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine, Hamburg. Herr Konrad Barth, Kraillrng-Planegg bei München, als Vertreter des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine, Hamburg. Herr Bergrat Dr. Weise, Saarbrücken, als Vertreter des Revisionsverbandes der Grubenkonsumvereine im Saarrevier. Herr Direktor Wasmansdorff, als Vertreter des Verbandes der elsaßlothringischen gewerblichen Genossenschaften, Straßburg, und der Giro­ zentrale der Provinz Brandenburg. Herr Syndikus Herrmann, als Vertreter des Verbandes Süddeutscher Einkaufs- und Lieferungsgenossenschaften im Schneidergewerbe, b. H., Nürnberg, und der Handwerkskammer Reutlingen. Herr Direktor Kleemann, Berlin, als Vertreter der Dresdner Bank, Ge­ nossenschafts-Abteilung, Berlin. Herr Direktor Brodführer, Berlin, als Vertreter der Dresdner Bank, Genossenschafts-Abteilung, Berlin. Herr Direktor Malz, Frankfurt a/M., als Vertreter der Dresdner Bank, Genossenschafts-Abteilung, Frankfurt a/M. Herr stellv. Direktor Wild, Frankfurt a/M., als Vertreter der Dresdner Bank, Genossenschafts-Abteilung, Frankfurt a/M. Hamburger Direktion der Dresdner Bank, Hamburg. Herr Dr. Belitz, als Vertreter der Dresdner Bank, Filiale Erfurt. Herr Link, als Vertreter der Dresdner Bank, Filiale Eisenach. Herr Isenberg, als Vertreter der Dresdner Bank, Filiale Eisenach. Herr Landesrat Dr. Mewes, Düsseldorf, als Vertreter des Verbandes Rheinischer Baugenossenschaften in Düsseldorf. Herr Landesrat Dr. Althoff, Münster i/W., als Vertreter des Verbandes westfälischer Baugenossenschaften und der Landesversicherungsanstalt Westfalen. Herr Geheimer Regierungsrat Passarge, als Vertreter des Verbandes ostpreußischer Baugenossenschaften, Königsberg i/Pr. Herr Wilhelm Hancke, Frankfurt a/M., als Vertreter der Handwerks­ kammer zu Wiesbaden. Herr Direktor Emil W i g l o w, als Vertreter der Handelskammer zu Brandenburg-Havel. Herr Stadrat Carl Blell, als Vertreter der Handelskammer zu Branden­ burg-Havel. Herr Gerichtsassessor Dr. Lade, Charlottenburg. Herr Baumeister Herr, Eisenach, als Vertreter des Verkehrsvereins Eisenach. Herr Burgemeister, Eisenach, als Vertreter des Verkehrsvereins Eisenach. Herr Professor Dr. Schreiber, als Vertreter der Fürst Leopold-Akademie in Detmold. Herr Postsekretär Hoppe, Eisenach, als Vertreter des Eisenacher Beamten­ vereins.

B. Nnterverbände. 1. Bayrischer Genossenschaftsverband. — Herr Anwander aus Passau und Herr M. L u b e r aus München. 2. Verband der Kreditvereine zu Berlin. 3. Konsumvereinsverband von Brandenburg, Pommern und an­ grenzender Landesteile. — Herr Keidel aus Stargard i/P. 4. Verband der Baugenossenschaften Deutschlands. — Herr Mülle au^ Merseburg. 5. Verband Fränkischer Vorschuß- und Kredrtvereine. — Herr Limmer aus Kulmbach.

3 6. Verband Hessischer Vorschuß- und Kreditvereine. — Herr Reins aus Cassel. 7. Verband der Kreditgenossenschaften der Lausitz und der benachbarten Landesteile. — Herr O. Z ademach aus Guben. 8. Verband der Konsumvereine der Lausitz und der angrenzenden Provinzen und Landesteile. — Herr Schätze aus Görlitz. 9. Verband der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften im Regierungs­ bezirk Magdeburg, Herzogtum Braunschweig, Provinz Han­ nover. — Herr Paul Feldheim aus Burg b/M. 10. Verband der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften am Mittel­ rhein. — Herr Dr. Alberti aus Wiesbaden. 11. Verband der Norddeutschen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenfchaften. — Herr Stech aus Neustrelitz. 12. Verband der Vorschuß- und Kreditvereine von Nordwestdeutschland. — Herr L. Wehl aus Elmshorn. 13. Verband der Oberbadischen Erwerbs- und Wirtschastsgenossenschaften. — Herr Fr. Sturm aus Lörrach. 14. Verband der O st - und We st preußischen Erwerbs- und Wirtschafts­ genossenschaften. — Herr Anbuhl aus Insterburg. 15. Verband pfälzischer Erwerbs- und^ Wirtschastsgenossenschaften. — Herr Schuler aus Zweibrücken. 16. Verband der Vorschuß- und Kreditvereine von Pommern und den Grenzkreisen der Mark Brandenburg. — Herr Julius 'Kurz aus Stettin. 17. Verband der deutschen Erwerbs- und Wirtschastsgenossenschaften der Provinz Posen. 18. Verband der Kreditgenossenschaften von Rheinland, Westfalen, Lippe und Waldeck. — Herr Brunner aus Arolsen. 19. Verband Rheinisch - Westfälischer Konsumvereine. — Herr E. Nolte aus Lüdenscheid. 20. Verband der Vorschußvereine in der Provinz Sachsen und im Herzog­ tum Anhalt. — Herr E. Hartung aus Merseburg. 21. Verband der Konsumvereine der Provinz Sachsen und der angrenzen­ den Provinzen und Staaten. — Herr Ernst aus Bad Grund am Harz. 22. Verband Sächsischer Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften. — Herr August Hüfner aus Chemnitz. 23. Verband der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften Schlesiens. — Herr G. Goehlich aus Breslau. 24. Verband der Konsumvereine der Provinz Schlesien. — Herr Giesel aus Breslau. 25. Verband der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften für die Provinzen Starkenburg und Oberhessen. — Herr Ph. Stein aus Darmstadt. 26. Verband der Konsumvereine in Bayern, Württemberg, Baden und den angrenzenden Bundesstaaten. — Herr Fr. Mancher aus Karls­ ruhe i/B. 27. Verband Thüringischer Vorschußvereine. — Herr H. Bachmann aus Salzungen. 28. Verband der Unterbadischen Kreditgenossenschaften. — Herr A. Wilser aus Karlsruhe i/B. 29. Verband der Kreditgenossenschaften von Westbrandenburg und den angrenzenden Landesteilen. — Herr E. Wiglow aus Branden­ burg a/H. 30. Verband der Baugenossenschaften von Hessen-Nassau und Süd­ deutschland. — Herr Dr. Schroeder aus Cassel. 31. Verband schleswig-holsteinischer Baugenossenschaften. — Herr Hansen aus Kiel. 32. Verband der Baugenossenschaften von Niedersachsen. — Herr Liebrecht aus Hannover.

4

Bon den Unterverbänden waren die nachstehend genannten

Verbandsrevisoren anwesend:

1. Herr Dr. F. Schneider aus Potsdam, Revisor des Verbandes der Vorschuß- und Kreditvereine der Lausitz, Verband der Schlesischen Konsumvereine. 2. Herr O. Soerensen aus Berlin, Revisor deS Verbandes der Nord­ deutschen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften, des Verbandes der Vorschuß- und Kreditvereine von Nordwestdeutschland, des Verbandes der Vorschuß- und Kreditvereine von Pommern und den Grenzkreisen der Mark Brandenburg, des Verbandes der Kreditgenossenschaften von Westbranden­ burg und den angrenzenden Landesteilen. 3. Herr Louis Gille aus Ballen st edt, Revisor des Verbandes der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften im Regierungsbezirk Magde­ burg, Herzogtum Braunschweig und Provinz Hannover; des Verbandes der Vorschußvereine in der Provinz Sachsen und im Herzogtum Anhalt; des Verbandes der Konsumvereine der Provinz Sachsen und der angrenzenden Provinzen und Staaten. 4. Herr L. Crötzmann aus Kulmbach, Revisor des Verbandes der Fränkischen Vorschuß- und Kreditgenossenschaften. 5. Herr Otto Seibert aus Wiesbaden, Revisor des Verbandes der Kreditgenossenschaften von Rheinland, Westfalen, Lippe und Waldeck; des Verbandes der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften der Provinzen Starkenburg und Oberhessen. 6. Herr Eduard Beyerlein aus Insterburg, Revisor des Verbandes der Ost- und Westpreußischen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften. 7. Herr Franz Ortlepp aus Meiningen, Revisor des Verbandes Thüringer Vorschußvereine. /9. Herren Heinrich Schoedon aus Gleiwitz und Dr. Dobrick 8. aus Breslau, Revisoren des Verbandes der Erwerbs- und Wirtschafts­ genossenschaften Schlesiens. 10. Herr Lorenzen aus St. Ingbert, Revisor des Verbandes Pfälzischer Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften. 11. /12. Herren Schulz aus Cassel und Weymuth aus Cassel, Revi­ soren des Verbandes der Baugenossenschaften von Hessen-Nassau und Süd­ deutschland. 13./14. Herren G. Vogt aus Hannover und Schröder aus Merse­ burg, Revisoren des Verbandes der Baugenossenschaften Deutschlands und des Verbandes der Baugenossenschaften von Niedersachsen.

C. Kreditgenossenschaften. 1. Allen st-e i n, Allensteiner Vereinsbank, u. H. — Herr Karl Engel­ hardt. 2. Allen st ein, Ost- und Westpreutzische Verbands-Kasse, b. H. — Herr Fr. Schumann. 3. Allstedt, Bankverein, b. H. — Herr P. Kleiner. 4. Altona, Bankverein. — Herren W. Niemann, E. Groth, Fr. Beune, E. F. W. Borchers, E. Flohr, A. Lehmann. 5. Alzenau, Kreditverein, u. H. — Herr I. Schmitt. 6. Amberg, Kreditverein, b. H. — Herr I. Adam. 7. Auma, Spar- und Vorschußverein, b. H. — Herr F. Kolbe. 8. Baden-Lichtental, Spar- und Kreditverein, u. H. — Herreü W. Metzmaier, A. Schurr. 9. Bad Nauheim, Spar- und Kreditverein, b. H. — Herren H. Stoll, Kissel, Stahl, Stamm, H. Weber. 10. Bergen a. Rügen, Rügensche Bank, u. H. — Herren Wessinger, Seifert, Eckfeldt. 11. Berka a, Ilm, Spar- und Vorschußverein, u. H.

5 12. 13. 14. 15. 16. 17.

18. 19. 20. 21.

22. 23. 24. 25.

26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35.

36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46.

47. 48. 49. 50. 51. • 62. 53. 54.

Berlin, Kreditbank der Friedrichstadt, b. H. — Herr H. Ulrich. Berlin, Kreditbank Noü-Ost, b. H. — Herren Basigkow, Drigalski. Berlin, Genossenschaftsbank „Moabit", b. H. — Herr Goeroldt. Berlin, Allgemeine Verkehrsbank, b. H. — Herr Neidel. Berlin, Kredit- und Handelsbank, b. H. Biebrich, Vorschutzverein, b. H. — Herren Ackermann, Deuser, Hassen­ bach, Loeber. Biedenkopf, Volksbank, u. H. — Herren Lauber, Brühl, Achenbach. Bielefeld, Gewerbebank, b. H. — Herren Obbelode, Kickert, Wilhelm, Weber, Pfister. Bischofsburg, Kreditverein, u. H. — Herr Thielke. Bismarckhütte, Deutsche Volksbank, b. H. — Herren Fuhrmann, P. Möckel. Blankenburg a. Harz, Spar- und Gewerbebank, b. H. — Herr Feyertag. Blankenhain, Vorschutzkassenverein, u. H. — Herren Sorge, Werner. Blieskastel, Vorschutzverein, u. H. — Herr E. Wittenmeier. Brandenburg (Havel), Brandenburger Bankverein, b. H. — Herren E. Wiglow, I. Müller, Münster, Schlee,^ Blell, Patz. Bredstedt, Kreditverein, b. H. — Herr Volkquardsen. Breslau, Breslauer Volksbank, b. H. — Herren Dr. Dobrick, Jeron. Breslau, Breslauer Spar- und Darlehnsverein, b. H. — Herren Glinschert, Sebode, Würdig, Mothmann. Bretten, Vorschutzverein, u. H. — Herr Foerg. Bromberg, Vorschutzverein, u. H. — Herr Sterke. Bruchs al, Gewerbebank, b. H. — Herr Hoffmann. Bühl, Vorschutzverein, u. H. — Herr Händel. Bürgel, Vorschutz- und Sparverein, b. H. — Herren Peterlein, Eisenach. Bützow, Vorschutzverein, u. H. — Herren Ritzmann, Schroeder. Beelitz, Spar- und Darlehnskasse. — Herren P. Seehaus, Bassow, Frohloff. Burg b. Magdeburg, Spar- und Gewerbebank, b. H. — Herren P. Heyer, O. Schade. Büdingen, Vorschutz- und Krediverein, b. H. — Herren Rullmann, Glaeser. Cassel, Kreditverein, b. H. — Herren Lompe, Credo, Feisel, Kaiser, Protscher, Rennert, Schäfer, Stübing, Grüner. Cassel, Genossenschaftsbank, u. H- — Herren Reinfrank, K. Weis, O. Brill, G. Tripp, Weber. Chemnitz, Spar- und Kreditbank, b. H. — Herren Hüfner, Rokohl. Coblenz, Volksbank, b. H. — Herren Strabel, Becker, Maar. Coburg, Vereinsbank, u. H. — Herren Gmelin, Weitmann. C o r b a ch, Kreditverein, b. H. Cö lleda. Spar- und Darlehnsverein, u. H. — Herr Martini. Cosel, Vorschutzverein, u. H. — Herren Spitz, Heintze. Cosel, Hypotheken-Versicherungs- und Tilgungs-Verein. — Herr Schlaegel. Creuzburg (Werra), Spar- und Vorschutzverein, u. H. — Herren Unrein, Meyer, Brömel. Danzig, Kreditverein deutscher Apotheker, b. H. — Herr W. Ziegel. Darmstadt, Volksbank, b7 H. — Herren I. Weber, Ober,. Spietz. Dermbach, Vorschutzverein, u. H. Dietendorf, Spar- und Vorschutz-Verein, u. H. — Herren Wippricht, Bähr, Schultz, Wagner, Wüstemann. Diez a. L., Vorschutzverein, u. H. — Herr Hatzmann. Dinkelsbühl, Kreditverein, b. H. Dessau, Spar- und Leihbank, b. H. — Herr Heise.

6 65. Dresden, Dresdner Gewerbe-Bank, b. H. — Herren Dr. Ludewig und ein weiterer Vertreter. 56. Ebeleben, Spar- und Vorschußkasse, b. H. — Herren Junge^ Becker, Köhler. 67. Eberbach, Vorschutzverein, u. H. — Herren Kober, Knab, Müller, Alt. 58. Egeln, Kreditverein, b. H. — Herr Günther. 59. Eisenberg, Eisenberger Bank, b. H. — Herren Bretschger, Manig. 60. Elmshorn, Kreditverein, u. H. — Herren Dahl, Atzmussen. 61. Engen, Vorschuß- und Spar-Verein, u. H. — Herr Kupferschmidt. 62. Filehne, Vorschußverein, b. H. — Herren Kittel, Grüning. 63. Forst i. L., Kreditkassenverein, b. H. — Herren E. Giesan, Hoppe. 64. Frankfurt a. Main, Gewerbekasse, b. H. — Herren Krämer, Blindenhöfer. 65. Frankfurt a. Main, Spar- und Bankverein, b. H. — Herren L. Rieß, Hancke, Rackles, Henß. 66. Frankfurt a. Main, Handels- und Gewerbe-Bank, b. H. — Herren Andreas, Henß. 67. Frankfurt-Bockenheim, Volksbank, b. H. — Herren Stauffer, Schmitt, Reisinger, Stemmler. 68. Frankfurt a. Main-Niederrad, Spar- und Leihkasse, u. H. — Herr I. Eingärtner. 69. Frankfurt a. Main -Seckbach, Spar- und Hilfs-Verein, u. H. — Herr Zorbach. 70. Fried land i. M., Vorschußverein, u. H. — Herr Lentz. 71. Friedrichroda, Gewerbebank-Verein, u. H. — Herren Grothe, Koppstedt, Schuchardt. 72. Friesack, Bankverein, u. H. — Herr Hanke. 73. Gera (Reuß), Geraer Bank, b. H. — Herren Reimann, Artus, Götzsch, Heinisch, Karsten, Völker. 74. Gerns bach, Vorschußverein, b. H. — Herr Rothenbusch. 75. Gerstungen, Vorschußverein, b. H. — Herren Steinmetz, Warlitz, Hühnel, Rösing, Stunz, Wagner, Stunz. 76. Gießen, Gewerbebank, b. H. — Herr Arnold. 77. Gleiwitz, Vorschußverein, b. H. — Herren Laxi, Kunze, Gabriel. 78. Gotha, Gewerbe- und Landwirtschaftsbank, b. H. — Herren Kayser, Jäger. 79. Gollme, Vorschußverein, b. H. 80. Gräfenthal, Spar- und Vorschußverein, b. H. — Herr Grosch. 81. Greiz, Greizer Bankverein, b. H. — Herren Spribill, Müller. 82. Grenzhausen, Volksbank, u. H. — Herren H. Klaas, August Schmidt, A. Merkelbach. 83. G r i e s h e i m a. M., Vorschußverein, u. H. — Herren Hauprich, Schneider. 84. Großtabarz, Kreditkasse, b. H. — Herren Wayand, Cramer, Korn­ haß, Stolz. 85. Gumbinnen, Vorschußverein, u. H. — Herren Reimer, Rohrmoser. 86. Hachenburg, Verernsbank, u. H. — Herr Kramer. 87. Hannover, Gewerbebank, b. H. — Herren Renke, Barlsen, Meyer. 88. Hannover, Vorschußvereinsbank, b. H. — Herren Nonne, Wegener, Jakob. 89. Harras, Spar- und Vorschußverein, u. H. — Herren Cetzmann, Gottwalt. 90. Hardheim, Vorschußverein, u. H. — Herr Schulz. 91. Havelberg, Vorschußverein, b. H. — Herr Gutschmidt. 92. Heide i. H., Volksbank, u. H. 93. Heidelberg, Gewerbe-Bank, b. H. — Herren Hefft, Henk. 94. Heidelberg, Volksbank, b. H. — Herr Koch. 95. Heilsberg, Vorschußverein, u. H. — Herren Quednow, Drews. 96. Heinrichswalde, Vorschußverein, u. H. — Herr Meye.

7 Heldburg, Vorschutzverein, u. H. — Herr Scharf. Helmstedt, Spar- und Vorschuhverein, b. H. — Herr Baehre. Heppenheim, Vorschuh- und Kredit-Verein, u. H. — Herr Neher. Hermsdorf, Gewerbebank, b. H. — Herren Drehler, Strobel, Liebers. Hildburghausen, Vereinsbank, b. H. — Herr Brückner. Hirschberg (Schles.), Vorschuhverein, b. H. — Herren Beer, Thiemann, Brumeck, Butz. 103. H ö ch st a. Main, Vorschuhverein, b. H. — Herren Schaefer, Hörne. 104. Homberg (Bezirk Cassel), Vorschuh- und Sparkassen-Verein, u. H. — Herren Most, Wahmuth. 105. Homburg v. d. Höhe, Spar- und Vorschuh-Verein, b. H. — Herren Wertheimer, Metzger. 106. Hornburg, Vorschuh- und Spar-Verein, u. H. — Herr Köhler. 107. Ichtershausen, Bankverein, b. H. — Herren A. Bach, Trebschuh, H. Trebschuh. 1Q8. Insterburg, Vorschuhverein, u. H. — Herren Anbuhl, Hiller, Gamm, Reh, Wittge. 109. Itzehoe, Kreditbank, b. H. — Heren Peters,.Raasche. 110. Judenbach, Spar- und Vorschuh-Verein, u. H. —' Herr Kröske. 111. Kaiserslautern, Vereinsbank, b. H. — Herr C. Schmidt. 112. Kalk berge, Kreditbank, b. H. — Herren Koepisch, Krecker. 113. Kapp elrodeck, Vorschuhverein, u. H. — Herr A. Woerner. 114. Karlsruh e, Vereinsbank, b. H. — Herren Peter, Anselment, Beck, Betzsch. 115. Karlsruhe-Mühlburg, Kreditbank, u. H. — Herren Ganser, Doldt. 116. Kätscher, Katscherer Volksbank, b. H. — Herren Heisler, Wiener. 117. Kattowitz O/S., Deutsche Volksbank, b. H. — Herr Breslau. 118. Kempten i. Allgäu, Spar- und Vorschuhverein, b. H. — Herr Muzenhardt. 119. Kiel-Gaarden, Gaardener Bank, b. H. — Herren Lohse, Nissen, Stiller. 120. Kirchen a. Sieg, Volksbank, u. H. — Herren A. Goebel, C. Lohse. 121. Kirchheim b. Heidelberg, Vorschußverein, b. H. — Herr Treiber. 122. Kitzingen, Spar- und Vorschuß-Verein, b. H. — Herr A. Sentonius. 123. Klingenberg, Kreditverein, b. H. — Herren Gröhling, Franz. 124. Knielingen, Spar- und Darlehnskassen-Verein, u. H. — Herr Germel. 125. Köln a. Rhein, Gewerbebank, b. H. — Herr Esser. 126. Königsberg, Kredit-Gesellschaft, u. H. — Herren Braun, Fleisch­ hauer, Liebeck. 126. Königshütte, Deutsche Volksbank, b. H. — Herren Herzmann, Leinkaus. 127. Konitz, Konitzer Bankverein, u. H. — Herren Frobenius, Haße. 128. Krappitz, Vorschußverein, b. H. — Herren Promnitz, Weicht. 130. Kreuznach, Volksbank, b. H. — Herren Parisius, König, Lang. 131. Kulmbach, Gewerbe- und Vorschußverein, b. H. — Herr Ludwig. 132. Kyritz, Gewerbe- und Landwirtschaftsbank, u. H. — Herr Günther. 133. Landsberg a. W., Kreditverein, b. H. — Herren Peters, Müller, Engel, Bergmann. 134. Landsberg i. Ostpr., Vorschuhverein, u. H. — Herr Liedtke. 135. Langelsheim, Spar- und Vorschuh-Verein, b. H. — Herr Kellner. 136. Langensalza, Gewerbebank, b. H. — Herren Machrau, Blättermein, Apel, Beltz. 137. Lauban, Vereinsbank, b. H. — Herren Welz, Bistert. 138. Lauscha, Spar- und Vorschuß-Verein, u. H. — Herr Bräutigam. 139. Lauterbach, Vorschuhverein, u. H. — Herren S. Stöpler, Alt. 140. Leipzig, Bankverein, b. H. — Herren Anders, Klingler, Köhler, Schlieder.

97. 98. 99. 100. 101. 102.

8 141. Leipzig-Reudnitz, Spar- und Vorschuß-Verein, b. H. — Herren A. Otto, H. Dorn. 142. Leipzig-Leutzsch, Allgemeine Spar- und Vorschußkasse für Lehrer, b. H. 143. Lenzen a. E., Landwirtschaftliche Vereinsbank, u. H. — Herren Wapler, Wendt, Schulz, Wernecke. 144. Lichtenau (Hessisch), Spar- und Vorschuß-Verein, u. H. — Herr Heydenreich. 146. Limburg a. Lahn, Vorschußerein, b. H. — Herren H. Hilf, Christ­ mann, Mitter. 146. Lissa, Vorschußverein, u. H. — Herren A. Fenske, Schmädicke. 147. Lörrach, Vorschußbank, u. H. — Herr Sturm. 148. Luckenwalde, Bankverein, b. H. — Herren Mewes, Rescke. 149. Lübeck, Bank für Handel und Gewerbe, b. H. — Herren Hirschfeldt, Rosin, Schärfe, Sauermann, Eder. 160. L y ck, Kreditverein, u. H. — Herr Hennig. 161. Lyck, Vorschußverein, u. H. — Herr Weiß. 162. Mansfeld (Stadt), Spar- und Kredit-Bank, u. H. — Herr Kirchhoff. 163. Marienwerder, Vorschußverein, b. H. — Herr Tinschmann. 164. Marktbreit, Kreditverein, b. H. — Herr M. Michel. 155. Meiningen, Vereinsbank, b. H. — Herren Brodführer, Heß, Hiob, Löffler, Pfannschmidt, Hornschuh, Bodenschatz, Krell, Kors, Möhrstedt, Striebe. 166. Meisenheim, Volksbank, u. H. — Herr Kircher. 167. Mergentheim, Spar- und Vorschuß-Bank, b. H. — Herr Weidner. 158. Merseburg, Vorschußverein, b. H. — Herren Vollrath, Nell. 159. Meuselbach, Vorschußverein, u. H. — Herren Ehle, Nachold. 160. Mirow i. M., Vorschußverein, u. H. — Herr Hirchert. 161. Moers, Gewerbebank, b. H. — Herren Schneider, Heinemann, Roß­ müller. 162. Montabaur, Vorschußverein, u. H. — Herr Müller. 163. Mrotschen, Vorschuß- und Sparkassen-Verein, u. H. — Herren Kiewe, Machol. 164. Mücheln, Vorschußverein, b. H. — Herren Lerche, Reinecke. 165. Mühlhausen i. Thür., Gewerbebank, b. H. — Herren Beyreiß, Meyer. 166. München, Jndustriebank, b. H. — Herren Luber, Krämer, Meiller, Bernhardt. 167. Münchenbernsdorf, Gewerbe- und Landwirtschaftsbank, b. H. 168. Rakel a. N., Spar- und Vorschuß-Verein, b. H. — Herren Lau, Bauer, Fischer, Heumann. 169. Nauen, Vorschußverein, u. H. — Herren Rumpf, C. Wolf, Thöns. 170. Neidenburg, Vereinsbank, u. H. — Herren Fehsel, Schulz. 171. Neiße, Vorschußverein, b. H. — Herren Sonnabend, Diebitsch. 172. Neubrandenburg, Vorschußverein, u. H. — Herr Sauerwein. 173. Neuhaldensleben, Kreditbank, b. H. — Herr Vorreyder. 174. N e u m a r k i. Westpr., Vorschußverein, u. H. — Herr Schlesinger. 176. Neunkirchen (Bezirk Arnsberg), Spar- und Kreditverein, b. H. — Herr Kreutz. 176. Neunkirchen b. Saarbrücken, Vorschußverein, b. H. — Herren Russh, Kirsten, Kreutz. 177. Neustadt b. Coburg, Gewerbebank, u. H. — Herr Greiner. 178. Neustadt a. Haardt, Volksbank, u. H. — Herren Peter, Witter. 179. Ochsenfurt, Kreditverein, u. H» — Herr Nunn. 180. Obernburg, Landwirtschaftlicher Kreditverein, u. H. — Herr Nehel. 181. Ober st ein, Volksbank, u. H. — Herren Platt, Treibs, Bohrer, Loch, Stumm. 182. Offenbach, Bankverein, b. H. — Herren Diehl, Gerhardt, Haeußer, Herrmann. 183. Offenburg, Vorschußverein, u. H. — Herren Weick, Link.

9 184. Ohlau, Vorschußverein, b. H. — Herren Wolff, Fronzeck, Benrnde. 185. Ohrdruf, Gewerbebank, b. H. — Herren Opitz, Breternitz, Welcker, Mayer, Kley, Alt, Hahn. 186. Olbernhau, Erzgebirgische Genossenschaftsbank, b. H. — Herr Uhl­ mann. 187. Oppeln, Vorschußverein, b. H. — Herren Koenig, Ruske. 188. Oppenheim a. Rhein, Spar- und Kreditverein, b. H. — Herr A. Becker. 189. Oranienburg, Vorschußverein, u. H. — Herren Johow, Theuer. 190. Osterburg, Spar- und Gewerbebank, b. H. — Herren Maaß, Röhr. 191. Ostheim v. d. Rhön, Vorschuß- und Spar-Verein, u. H. — Herren Zinn, Wienröder. 192. Paderborn, Vorschußverein, u. H. — Herr Rempe. 193. Parey, Spar- und Kredit-Bank, b. H. — Herr Schünecke. 194. Perleberg, Kreditbank, u. H. — Herren Siemon, Burmeister. 195. Pinneberg, Pinneberger Bank, b. H. — Herren Haß, Karders. 196. Ploen, Kreditverein, u. H. — Herr Harbeck. 197. Posen, Kreditverein, b. H. — Herren Kasprowicz, Simon. 198. Priebus, Vorschußverein, b. H. — Herr Kellner. 199. Prökuls, Vorschußverein, u. H. — Herren Krafft, Schwellnus. 200. P u t t l i tz, Vorschußverein, u. H. — Herren Favre, Gerke. 201. Quedlinburg, Vorschußverein, u. H. — Herr Finkenstedt. 202. Rastatt, Vorschußverein, b. H. — Herr Günther. 203. Rastenburg, Kreditverein, u. H. — Herren Huethe, Loewe. 204. Rathenow, Bankverein, u. H. — Herren Krietsch, Bührig. 205. Rhinow, Darlehnskasse, u. H. — Herr Simon. 206. Rostock, Vorschuß- und Spar-Bank, b. H. — Herren Schulz, Hackbusch. 207. Rüsselsheim, Spar- und Vorschuß-Verein, u. H. — Herr Kraft. 208. Ruhla, Spar- und Vorschuß-Verein, u. H. — Herren Stauch, Frick, Arnold. 209. Ruhrort, Bankverein, b. H. — Herren Pflugftädt, Hindorf. 210. Salzungen, Spar- und Vorschuß-Verein, u. H. — Herren Bachmann, Bückner, Hirsch, Hill, Jahn, Jungk. 211. St. Ingbert, Volksbank, b. H. — Herr Lorenzen. 212. Schleiz, Vorschußverein, b. H. — Herr Walther. 213. Schleusingen, Vorschußverein, u. H. — Herren Grothe, Reinhardt, Walz. 214. Schm alkalden, Vereinsbank, u. H. — Herren Strecker, Ostertag, Ricknagel, Söldner, Strecker, Wolf. 215. Schneidemühl, Gewerbebank, u. H. — Herren Nüske, Nöske, Grenczynski. 216. Schonlanke, Spar- und Vorschuß-Verein, b. H. — Fräulein E. Steg­ mann. 217. Schötmar, Vorschußverein, b. H. — Herren Frodermann, Korte. 218. Segeberg, Vorschußverein, u. H. — Herren Harck, Meier, Lange. 219. Schwarzburg, Vorschußverein, u. H. — Herr Voigt. 220. Schweina, Spar- und Vorschuß-Verein, u. H. — Herren Anschütz, Schlundt. 221. Soldau, Vorschußverein, u. H. — Herren Meißel, Stoehr. 222. Sondershausen, Vorschußkassenverein. — Herr Devantier. 223. Sonneberg, Vereinsbank, b. H. — Herr Zeh. 224. Sonnefeld, Spar- und Vorschuß-Verein, u. H. — Herr Gutsel. 225. So rau, Kredit- und Diskonto-Verein, b. H. — Herren Schade, Krause. 226. Spandau, Spandauer Bank, b. H. — Herr Papendorfs. 227. Speyer, Volksbank, b. H. — Herren Eisele, Leschmann. 228. Stade, Spar- und Vorschuß-Verein, u. H. — Herren Bankers, Stendel, Memmen. 229. Stadtilm, Vorschußverein, b. H. — Herr Krahmer. 230. Steinheid, Spar- und Vorschuß-Verein, u. H. — Herren Köhler, Pabst.

10 231. Stendal, Kreditverein, b. H. — Herren Bonatz, Trollius. 232. Stettin, Stettiner Bank, b. H. — Herren Ziegel, Siemon, Salde. 233. Stralsund, Kreditverein, u. H. — Herren Zöllner, Schultz, Danckwandt. 234. Strehla a. E., Spar- und Vorschuß-Verein, b. H. — Herr Luck. 235. Tannroda, Vorschutzverein, u. H. — Herren Galting, Cyriax. 236. Tarnowitz, Vorschußverem, b. H. — Herren Struzina, Urainskh, Pinkus, Korbsch. 237. Tauberbischofsheim, Spar- und Vorschuß-Verein, u. H. — Herr Lorenzen. 238. Teterow, Vorschußverein, u. H. — Herr Auer. 239. Thorn, Vorschußverein, u. H. — Herren Rertz, Mallon, Ackermann, Naapke, Kraut. f 240. Tilsit, Vorschußverein, u. H. — Herren Skambraks, Krautz. 241. Trarbach, Volksbank, u. H. — Herr Dahl. 242. Treptow a. Toll., Vorschußverein, u. H. — Herren Köppen, Joseph. 243. Treis, Gewerbebank, b. H. — Herr Loesch. 244. Unterneubrunn, Spar- und Darlehnskasse, b. H. — Herr Hohmann. 245. Usingen, Vorschußverein, b. H. — Herr Saarholz. 246. Bacha a. Werra, Vereinsbank, u. H. — Herren Kröger, Nordheim, Merkel, Wüst, Langlotz, Kumpel, Groß, Schlösser. 247. Vieselbach, Vorschuß- und Spar-Verein, u. H. — Herr Luckner. 248. Billingen, Vorschußverein, u. H. — Herr Schleicher. 249. Waldenburg (Schles.), Vorschußverein, b. H. — Herr Spohn. 250. Walldorf, Spar- und Vorschuß-Verein, u. H. — Herr Hölzer. 251. Waren i. M., Vorschußverein, u. H. — Herr Reeps. 252. Weidenberg, Kreditverein, u. H. — Herren Angermann, Münch. 253. Weimar, Gewerbe- und Landwirtschaftsbank, b. H. — Herren Voll­ born, Polz, Mathesius, Singewaldt. 254. Wendisch Buchholz, Vorschußkasse, b. H. — Herr Scherfs. 255. Werder a. Havel, Kredit- und Spar-Bank, u. H. — Herren Kühn, Kißler, Hübner. 256. Werl, Kreditbank, b. H. — Herren Meusing, Becker, Müller. 257. Wiehe, Vorschußverein, u. H. — Herr Münzenberg. 258. W iesbaden, Vorschußverein, b. H. — Herren Hirsch, Strohmann, Jung, Hupfeld, Neugebauer, Kraft, Reichwein, Blum, Frankenbach. 259. Wiesbaden, Verernsbank, b. H. — Herren Michel, Heymann, Wolff, Reitz, Unverzagt, Hasselbach, Ochs, Schüfet. 260. Wittenberge, Bankverein, u. H. — Herren Wienecke, Tietze, Schmidt, Keilberg, Schönduve, Neumann, Pröller. 261. Wittenburg, Vorschußverein, u. H. — Herr Heintz. 262. Wittstock, Vorschußverein, u. H. — Herren Behn, Bölck. 263. Woll st ein, Vorschußverein, u. H. — Herren Neubelt, Lischke, Lindner. 264. Worms, Vereinsbank, b. H. — Herren Hassinger, Schmuck. 265. Wusterhausen, Vorschuß- und Sparverern, u. H. — Herren Scholbe, Bark. 266. Züllichau, Töank- und Vorschuß-Verein, u. H. — Herr Pfeiffer. 267. Zweibrücken, Volksbank, u. H. — Herr Meyer.

D. Konsumvereine. 1. Ansbach, Konsumverein Ansbach und Umgegend, b. H. — Herr Ch. Tagsold. 2. Bebra, Konsumverein, b. H. — Herr Hodermann. 3. Belgard a. Pers., Konsumverein, b. H. — Herr G. Schneider. 4. Bielefeld, Haushaltsverein. 5. Braunschweig, Beamten-Konsumverein, b. H. — Herr Dettmer. 6. Breslau, Konsumverein. — Herren Thüne, Giesel, Nothmann, Sutter, Dehmel, Lohrmann, Rechenberg, Saal, Würdig. 7 Bochum, Konsumverein Selbsthilfe, b. H. — Herr von der Burg.

11 8. Burg b. Magdeburg, Konsumverein, b. H. — Herren C. Ahlert, Kasdorf. 9. Clausthal i. Harz, Clausthal-Zellerfelder Konsumverein, b. H. — Herr Sauerbrey. 10. Deersheim b. Wasserleben, Konsumverein, b. H. — Herr Nehrkorn. 11. Erfurt, Konsumgenossenschaft des Eisenbahnvereins, b. H. — Herren Ziese, Zöller. 12. Frankfurt a. Main, Eisenbahn-Konsumverein, b. H. — Herr Wittlich. 13. Gießen, Eisenbahn-Konsumverein, b. H. — Herren Wagner, Althaus. 14. Görlitz, Konsumverein, b. H. — Herren Simon, Kahl, Mohr, Janke, Hilsenitz, Monden, Schätze. 15. Goslar, Konsumverein der Berg- und Hüttenleute, b. H. — Herr Knorr. 16. Grund a. Harz, Konsumverein, b. H. — Herr Becker. 17. H ameln, Haushaltsverein, b. H. — Herr Hartmann. 18. Hohenlohehütte, Konsumverein, b. H. — Herr Völger. 19. Karlsruhe i. Baden, Lebensbedürfnisverein, b. H. — Herren Mancher, Kreutzer, Haferkorn. 20. Königslutter, Konsumverein, b. H. — Herr Krümmel. 21. Lüurahütte, Konsum- und Spar-Verein» b. H. — Herren Gluwb, Strenzioch, Wygasch. 22. L i p i n e, Neuer Konsumverein, b. H. — Herr Reinhold. 23. Magdeburg, Eisenbahn-Konsumverein, b. H. — Herren Schücke, Bode. 24. Meiningen, Konsumverein, 6. H. — Herren Bodenschatz, Striebe. 25. München, Konsumverein von 1864, b. H. — Herren Bach, Fuchs, Stübiger. 26. Münster i. W., Waren-Verkaufsstelle des Beamtenvereins, b. H. — Herren Weighardt, Holthausen. 27. Neuh aldensleben, Konsumverein, b. H. — Herr Hübener. 28. Pforzheim, Konsumverein, b. H. — Herr Gruner. 29. Pölitz, Konsum- und Sparverein, b. H. — Herr Dreher. 30. Rosdzin-Schoppinitz, Konsumverein, b. H. — Herr Wohlfahrt. 31. Schalksmühle, Konsumverein, b. H. — Herr Busch. 32. Soest, Beamten-Konsumverein, b. H. — Herren Plaggemeier, Büscher. 33. Tarnowitz, Konsumverein, b. H. — Herr Wiegner. 34. Volmarstein, Konsumverein, b. H. — Herr Schwede. 35. Wanne, Konsumverein „Selbsthilfe", b. H. — Herr Kaienburg. 36. Weferlingen, Allgemeiner Konsumverein, b. H. — Herr Peters. 37. Weimar, Haushaltsverein, b. H. 38. Wildemann, Konsumverein, b. H. — Herr Kopp. 39. Wittenberge (Bezirk Halle), Wirtschaftsverein, b. H. — Herren Hagelgans, Geiling. 40. Wulften, Konsumverein, b. H. — Herr Mißling.

E. Baugenossenschaften. 1. Altona, Spar- und Bau-Verein, b. H. — Herr Röhrig. 2. Berlin, Berliner Baugenossenschaft, b. H. — Herren Rabethge, Tetzner, Sack. 3. Biebrich, Bauverein A.-G. Herr Kellermann. 4. Blumenthal b. Hann., Spar- und Bau-Verein, b. H. — Herr Lange. 5. Charlottenburg, Baugenossenschaft, b. H. — Herren Kernert, Molkenthin. 6. Cassel, Arbeiter-Bauverein, b. H. — Herren Odis, Schröder. 7. Cassel, Gemeinnützige Baugenossenschaft Belvedere, b. H. — Herren Enderlein, Rosenstock, Siebert. 8. Cassel-Bettenhausen, Gemeinnützige Baugesellschaft. — Herr Brencher. 9. Celle, Bau- und Spar-Verein, b. H. — Herr Anger.

12 10. Elberfeld, Eisenbahn-Bauverein, b. H. — Herren Köster, Giwer. 11. Erfurt, Erste Erfurter Baugenossenschaft für Arbeiter und Beamte, b. H. — Herren Schwabe, Schütz. 12. Erfurt, Gartenstadt „Erfurt", b. H. — Herren Soff, Erdmenger. 13. Falkenberg, Baugenossenschaft für Beamte und Arbeiter, b. H. — Herr Trosin. 14. Gotha, Baugenossenschaft für Beamte und Arbeiter, b. H. — Herren Rauschenberger, Riebisch, Göpner, Carquewille. 16. Halle a. S., Bauverein für Kleinwohnungen, b. H. — Herr Hülsner und ein weiterer Vertreter. 16. Hamburg, Bauverein, b. H. 17. Melsungen, Gemeinnützige Baugesellschaft, b. H. — Herr H. Brencher. 18. München, Baugenossenschaft von 1871, b. H. — Herren Ulhom, Braun. 19. Misburg-Anderten, Gemeinnütziger Bauverein, b. H. — Herr Rohrmann. 20. Neumünster, Eisenbahn-Bauverein, b. H. — Herr Kühl. 21. Ricklingen, Gemeinnütziger Bauverein, b. H. — Herren Greve, Wittrock. 22. Weimar, Bauverein, b. H. — Herr Grimm. 23. Wilhelmsburg, Eisenbahn-Bauverein, b. H. — Herr Korallus. 24. Wilhelmsburg, Spar- /und Bau-Verein, b. H. — Herren Krolikowski, Winter. 25. Wittenberge, Bau- und Spar-Verein von Eisenbahnbediensteten, b. H. — Herren Falke, Bergstedt, Busse, Weise, Georgi.

F. Andere Genossenschaften. 1. Berlin, Einkaufsgenossenschaft der Perrückenmacher und Friseure, b. H. — Herr C. Trimborn. 2. Bielefeld, Vereinsmolkerei der Milchhändler von Bielefeld und Um­ gebung, b. H. — Herr Schengbier. 3. Eisenach, Lieferungsund Verkaufsgenossenschaft vereinigter Schneidermeister zu Eisenach, b. H. — Herren Niedling, Heß, Kott, Brack, v. d. Heydt, G. Menzel, Schaarschmidt, Bücking. 4. Halber st adt, Einkaufsgenossenschaft der Bäckermeister., b. H. — Herr Jacob. 5. Hannover, Vereinsbuchdruckerei, b. H. — Herr Rosenbruch. 6. Lauf, Werkgenossenschaft der vereinigten Handwerker, b. H. — Herr Borstmann. 7. Mansfeld (Stadt), Genossenschaftsbrauerei, b. H. — Herren Kirch­ hoff, Schlimmbach. 8. Nürnberg, Verband süddeutscher Einkaufs- und Lieferungsgenossen­ schaften im Schneidergewerbe, b. H. — Herr Hermann. 9. Reutlingen, Lieferungs- und Rohstoff-Bezugsverband für das Sattlergewerbe des Handwerkskammerbezirks Reutlingen, b. H., in Reutlingen. — Herr Hermann. 10. Reutlingen, Lieferungs- und Rohstoff-Bezugsverband für das Schneidergewerbe des Handwerkskammerbezirks Reutlingen, b. H., in Reutlingen. — Herr Hermann. 11. Reutlingen, Gewerbl. Einziehungs- und Auskunftsamt Reutlingen, b. H. — Herr Hermann. 12. Bacha a. W., Submissions- und Rohstoffgenossenschaft der Schneider­ meister, b. H. — Herren Langlotz, Kröger, Nordheim sen. 13. V a ch a a. W., Lieferungsverband der Sattlermeister für SachsenWeimar, b. H. — Herren Koeberin, Nordheim. Als Stenograph fungierte Steuer aus Pankow b. Berlin.

der

Herr

Reichstagsstenograph

Julius

13

Die Noroersarninlung wurde am 7. September 1917 um 8 Uhr abends von dem Vorsitzenden des Gesamtausschusses Herrn Justizrat Dr. Alberti (Wiesbaden) im großen Saal des Kurhauses „Fürstenhof" zu Eisenach mit einer Begrüßungsansprache eröffnet. Auf Vorschlag des Verbandsdirektors Geheimen Regierungsrats Dr. Schröder (Cassel) wurde das Büro für den 55. Allgemeinen Genossen­ schaftstag wie folgt gebildet: 1. Vorsitzender des 55. Allgemeinen Genossenschaftstages: Herr Justizrat Dr. Alberti (Wiesbaden), Direktor des Verbandes der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften am Mittelrhein, Vorsitzender des Engeren und Gesamtausschusses; 2. erster Stellvertreter des Vorsitzenden: Herr A. W i l s e r (Karlsruhe i/B.), Direktor des Verbandes der unter» badrschen Kreditgenossenschaften; 3. zweiter Stellvertreter des Vorsitzenden: Herr Bachmann (Salzungen), Direktor des Spar- und Vorschuß­ vereines e. G. m. u. H. zu Salzungen., Zu Schriftführern wurden bestellt.^ Herr Anwaltsstellvertreter Crecelius, Charlottenburg, Herr Verbandsdirektor F e l d h e i m, Burg b. Magdeburg. Die hierauf vom Anwalt Dr. Crüger der Versammlung unterbreitete Tagesordnung lautete wie folgt: I. Die Genossenschaften und die 7. Kriegsanleihe. Berichterstatter: Geheimer Justizrat Schuler. II. Bericht des Anwalts Dr. Crüger. III. Bericht des Vorsitzenden des Engeren Ausschusses und des Gesamt­ ausschusses Justizrat Dr. Alberti über die Tätigkeit des Engeren und des Gesamtausschusses. IV. Die Genossenschaften und die Kriegsgesetzgebung. Berichterstatter: stellvertr. Anwalt Cpecelius. V. Die Grundgedanken der Kriegswirtschaft. Berichterstatter: Regierungsrat Professor Dr. Leidig. VI. Die Genossenschaften und die Übergangswirtschaft. Berichterstatter: Oberbürgermeister Dr. Scholz. VII. a) Wahlen von Mitgliedern in den Engeren Ausschuß an Stelle der ausscheidenden Mitglieder. (Es sind ausgeschieden: 1914 Verbands­ direktor Luber, Verbandsdirektor Stein, Verbandsdirektor Opper­ mann f; 1915 Verbandsdirektor Justizrat Dr. Alberti, Verbands­ direktor Feldheim, Verbandsdirektor Justizrat Wolski f; 1916 Ver­ bandsdirektor Nolte.) b) Wahlen von drei Mitgliedern in den Vorstand der Hilfskasse nach § 8 des Statuts der Hilfskasse. (Es sind ausgeschieden: Verbands­ direktor Kurz, Verbandsdirektor Goehlich, Verbandsdirektor Justiz­ rat Wolski f.) VIII. a) Bericht über die Prüfung der Jahresrechnungen 1913, 1914, 1915, 1916. Beschlußfassung über die Anerkennung derselben und Er­ teilung der Entlastung. b) Bericht über die Einnahmen und Ausgaben für das Jahr 1918. Berichterstatter: Verbandsdirektor Feld heim. IX. Beschlußfassung über den Ort des nächsten Genossenschaftstages.

Nach Zustimmung der Versammlung zur vorgelegten Tagesordnung für den Allgemeinen Genossenschaftstag wurde die Vorversammlung vom Vor­ sitzenden geschlossen.

Verhandlungen des

55. Genossenschaftstages des Allgemeinen Verbandes der auf Selbsthilfe beruhenden deutschen Erwerbs- und lvirtschaftsgenossenschaften. e. v.. zu Eisenach.

Versammlung am Sonnabend, den 8. September 1917. Vorsitzender: Verbandsdirektor Dr. Alberti (Wiesbaden). Schriftführer: Verbandsdirektor Feld heim (Burg b/M.).

Eröffnung: vormittags 8 Uhr 45 Minuten.

Vorsitzender Justizrat Dr. Alberti (Wiesbaden): Werte Genossen­ schafter, hochverehrte Gäste! Vier Jahre sind verflossen, seit wir einen Deutschen Genossenschaftstag abgehalten haben. Was diese vier Jahre in der Geschichte Deutschlands bedeuten, das sönnen wir heute in seinem kolossalen Umfange noch gar nicht ganz ermessen. Wer von uns möchte nicht dabei sein, wenn nach 50 Jahren der Rückblick auf diese Geschichte geworfen wird, wenn man feststellt, was in -dieser Zeit in Deutschland geduldet, gelitten, aber auch siegreich bestanden worden ist! Fast die ganze Welt ist von unseren Feinden gegen Deuffchland aufgehetzt worden. Aus allen Weltteilen sind wilde Horden angestürmt, um Deutschland zu vemichten, seine wirtschaftliche Existenz zugrunde zu richtm, und Deutschland auf einen Stand herabzusetzen, den es vor Jahrhunderten gehabt hat. Und was haben unsere Feinde in dieser Zeit erreicht? Deutschland steht groß da. Deutschland hat allem widerstanden, und heute können wir getrost einem siegreichen Ausgange dieses Kampfes entgegensetzen. Opfer hat es gekostet, schwere Opfer. Hunderttausende unserer Söhne und Brüder haben sich auf den Kriegsschauplätzen verblutet, die Lücken wurdm geschlossen, neue sind eingetreten, und alle sind bereit, ihre Brust dem Feinde zu bietm und das Vaterland zu schützm. M. H., der Kampf hat aber nicht nur dort gewütet, wo die Truppen stehen; ein ebenso gewaltiger Kampf wurde gegen uns mtfacht, auch für die, die nicht im Felde stehen. Unser Hauptfeind England dachte, es sei leicht, Deutschland auf die Kniee zu zwingen, indem es von dem ganzen Handel abgesperrt und isoliert wird; England glaubte, daß, wenn

15 Deutschland die Zufuhr der Welt nicht hätte, wenn es abgesperrt würde, es dann unterliegen müßte. Auch diesen Kampf habm wir siegreich

überwunden. M. H., was ist auf wirtschaftlichem Gebiete in dieser Zeit alles geleistet! Deutschland bedarf zum Unterhalt seines Volkes gewaltiger Zufuhrm aus dem Auslande. Jetzt sind wir schon über drei Jahre ohne diese zugeführten Lebensmittel ausgekommen. Während unsere Feinde die ganze Welt für ihren Munitionsbedarf ausgeboten haben, hat Deutsch­ land ganz allein seine gewaltigen Kriegsrüstungen aus eigener Kraft, aus eigener Quelle geschaffen, im Bunde mit denen, die ihm zur Seite getreten sind, die gemeinsam dem Feinde widerstanden haben. M. H., wie war alles das zu schaffen, was hier gemacht worden ist? Jeder von uns mußte in diesm Kampf eintreten, jeder mußte sich in die Organisation einstellen, die geschaffen worden ist. Und nicht nur wir Männer haben eintreten müssen, sondern in weitem Umfange mußtm auch unsere Fraum ihre Kräfte, ihre ganzen Kräfte zur Verfügung stellen, um Deutschlands Wirtschaftsleben aufrecht zu erhalten. Wenn dereinst die Geschichte dieses Kampfes und dieses Wirtschaftskrieges geschrieben wird, wird auch der Leistungen unserer Frauen in diesem Kriege ruhm­ voll gedacht werden. M. H., mit Stolz und Genugtuung können wir sagen: Auch die deutschen Genossenschaften waren auf ihrem Platze. Wmn Sie zurück­ denken an die Zeit, wo wir mit der Möglichkeit eines großen ÄriegeS rechneten, dann werden Sie sich erinnern, daß wir einer solchen Zeit für unsere Genossenschaften gewiß mit Bangen entgegengesehen haben. Wir mußten annehmen, daß gegenüber der Macht unserer Gegner Deutschlands wirtschaftliche Gmndlagen erschüttert, und daß das, was hierauf aufgebaut ist, ins Wanken kommen würde. Da dachten wir nun natürlich in erster Linie an unsere Genossenschaften, und wie ist es gekommen? Nichts ist erschüttert worden von dem, was wir als die Grundlagen unseres wirt­ schaftlichen Lebens ansehen müssen. Und so haben auch die deutschen Genossenschaften siegreich den Kampf bestanden, in den sie mit eintreten mußten. Heute können wir sagen: die Gmossenschaften sind eine Stütze für alle diejenigen geworden, die ihnen als Mitglieder beigetreten sind, eine Stütze aber auch für Gemeinde und Staat. Das beschränkt sich nicht auf. eine einzelne Art von Genossenschaften. Die Kreditgenossen­ schaften haben das Geld und den Kredit geschaffen, die Konsumvereine sind die Zentrale für die Lebensmittelbeschaffung und die Lebensmittelverteilung geworden; die Baugenossenschaften haben auch ihre Existenz aufrecht erhalten und schaffm schon jetzt für diejenigen, die aus dem Felde zurückkehren, Wohnungen.. Und ein Zweig unseres Genossenschafts­ wesens ist gerade im Kampfe zur Blüte gelangt: die Handwerkergenossenschaften, an deren Entwicklung wir viele Jahre mit geringem Erfolge gearbeitet haben. Jetzt sind sie eine Stütze für das Handwerk geworden. Während sonst die Arbeit versagt hat, konnten jetzt die Handwerker, die sich genossenschaftlich zusammengeschlossen haben, nicht nur für das Vaterland wirken, sondem auch für die eigene Existenz. Damm können wir auch mit großer Genugtuung auf das zurückblicken, was geschehen ist

16 Aber, m. H., unseren Genossenschaften stehen auch noch gewaltige Aufgaben für die Zukunft bevor. Nicht nur für den Krieg sind sie ge­ schaffen, sondern sie sollen in erster Linie auch wirken für die Zeit nach dem Kriege. Welche unermeßlichen Aufgaben ihnen da gestellt sind, wird allen denen klar geworden sein, welche sich bereits mit den Zukunsts­ aufgaben befaßt haben. Unter diesen Umständen, glaube ich, verstehen Sie es, m. H., daß wir den Drang hatten, einen Genossenschaftstag zu halten und mit Ihnen die vergangenen und die künftigen Ereignisse zu besprechen. Herzlich willkommen heiße ich deswegen alle, die hier erschienen sind, Sie, die Genossenschafter, und Sie, hochverehrte Gäste, die Sie auch bei uns sind, die allein schon durch ihr Erscheinen zeigm, daß sie unsere Bestrebungen würdigen und verstehen, ganz besonders aber diejenigen Gäste, die auch heute ihre Kraft in den Dienst unserer Sache gestellt habm, und deren zündendes Und sachverständiges Wort uns in dem schweren Kampfe stärken und uns helfen soll.

M. H., alle sind nicht hier erschienen, die zuletzt in Posen mit uns getagt haben. Wir müssen feststellen, daß manche von diesen aus unseren Reihen durch den Tod abgerufen worden sind. Ich denke hier an die Verbandsdirektoren Oppermann, Wolski, Trotter, Bert­ hold, die jahrzehntelang unter uns gewirkt und gearbeitet haben, und deren Mitwirkung wir gerade in der jetzigen Zeit schmerzlich vermissen. Ich gedenke aber auch der zahlreichen Mitglieder der Vorstände, der Aufsichtsräte und der Beamten, die ihr Leben in Feindesland für uns gelassen haben. Jhnm allen herzlichen Dank und Anerkennung für das, was sie uns waren. Als Helden sind sie gefallen, als Helden wollen wir sie in der Erinnerung behalten. Ich bitte Sie, zu Ehren aller dieser Männer sich von den Plätzen zu erheben. (Die Versammlung erhebt sich.)

Ich danke Ihnen. M. H., unter den Gästen, die wir geladen und erwartet hatten, befand sich einer, auf dessen Erscheinen wir heute mit ziemlicher Be­ stimmtheit glaubten rechnen zu können. Er wäre uns ganz besonders willkommm gewesen, da er aus dem verbündeten Lande kommen sollte, für das wir mit Nibelungentreue eingetreten sind und das jetzt mit uns die Grenzen der vereinigten Länder schützt. Ich meine den uns besteundeten Anwalt W r a b e tz aus Wien, dessen stisches Wort Sie so manchmal auf unseren Genossenschaftstagen gehört haben. In letzter Stunde mußte er absagen. Ich halte mich aber für verpflichtet, den Brief, den er geschrieben hat, zu Ihrer Kenntnis zu bringen. Er schreibt:

„Durch die gleichzeitige Tagung unseres Verbandes verhindert, an Euren Beratungen teilzunehmen, sende ich im Namen des von mir vertretenen Deutsch-Osterreichischm Bruderverbandes die herzlichsten Grüße. Indem wir in dieser harten Zeit trotz aller Schwierigkeiten gleichzeitig tagen, beweisen wir den festen Willen unserer Genossen­ schaften, uns in volkswirtschaftlicher Beziehung ebensowenig unter­ kriegen zu lassen wie unsere tapferen, in treuer Bundesgenossenschaft aushaltenden Truppen in militärischer Beziehung. Wenn wir trotz-

17 dem ein Ende des derzeitigen Krieges und einen ehrenvollen Frieden herbeisehnen, so handeln wir nicht nur nach den Geboten der Mensch­ lichkeit, sondem auch gemäß dem Ausspruche unseres Altmeisters: „Die Genossenschaft ist der Friede/

Auf ein Wiedersehen in besserer Zeit grüßt Euch in deutscher Treue

der Deutsch-Österreichische Bruderverband gez. Carl Wrabetz. (Lebhaftes Bravo!)

M. H., diejenigen, die wir als Ehrengäste heute das Vergnügen unter uns zu sehen haben, habe ich nicht alle persönlich namhaft gemacht. Ich verweise auf sie in der Präsenzliste, wo ihre Namen gedruckt angegeben sind. Es sind Vertreter von Staat und Gemeinde, Vertreter aus den befreundeten Verbänden, von den Organisationen, die mit uns auf gleichem Boden nach gleichm Zielen arbeiten. Sie alle feien herzlich willkommen. r M. H., lassen Sie uns eintreten in die Verhandlungen, in dem Geiste, der der jetzigen Zeit mtspricht. Wir haben eine Kriegstagung und wollen es zum Ausdmck bringen, daß wir, wie bisher, auch weiter unsere Kraft in den Dienst des Vaterlandes stellen, daß wir arbeiten nach dem einen Ziel, das uns jetzt allen gesteckt ist: Durchhalten und Siegen! Damm lassen Sie uns gleich jetzt schon gedenken des hohen Zieles, des Vaterlandes, derer, die es regieren, der Truppen, Heer und Marine, aller derer, die in der Lnft, auf der Erde, unter der Erde und im Wasser für uns tätig sind, der großen Heerführer, die die glänzenden Scharen in so hervorragender Weise leiten. Ich bitte Sie, mit mir einzustimmm in den Ruf: Das Vaterland, die Fürsten und alle diejenigen, die für das Vaterland kämpfen, sie leben hoch! — und abermals hoch! — und zum dritten Male hoch! (Die Versammlung hat sich erhoben und stimmt dreimal begeistert in den Hochruf ein.)

M. H., wir haben entsprechend der gegenwärtigen Zeit beschlossen, auch nach außen die Stellung, die ich eben gekennzeichnet habe, zum Ausdruck zu bringen und daher Begrüßungstelegramme abgehen zu lassen an den Kaiser, dm Landesfürsten, an dm Feldmarschall von Hindenburg, an den Flottenchef und den Reichskanzler. Ich nehme an, daß Sie damit einverstanden sind. (Zustimmung.) Die Depeschm werden Jhnm nachher noch verlesm werden.

Oberbürgermeister Schmieder (Eisenach): Meine sehr geehrten Herren! Gestatten Sie mir, daß ich Sie auf dem Genossenschaftstage hier im Namen der Stadt Eisenach herzlich willkommen heiße. Ich darf Sie versichem, daß dieses Willkommen um manchen Grad wärmer ist, als ich es sonst gewohnt bin Vereinen und Verbänden, die in Eisenach tagen, entgegenzumfen. Bringen uns doch die meisten Tagungen nichts anderes als Gäste, Fremde, deren Interessen wir vielleicht mit Aufmerksamkeit

18 verfolgen mögen, die uns aber persönlich nicht näher angehen. Allerdings hoffen wir bei allen solchen Tagungen, daß aus denen, die als Fremde Herkommen und hier als Gäste ausgenommen werden, allmählich Lobredner und Freunde, zuletzt vielleicht Einwohner unserer Stadt werden möchten. Die Anziehungskraft Eisenachs hat sich glücklicherweise schon oft in diesem Sinne bewährt. Bei Ihnen, meine Herren, geht die Sache uns etwas näher an. Seitdem vor beinahe 70 Jahren die erste deutsche Genossenschaft ge­ gründet worden ist, haben die Genossenschaften so außerordentlich im Interesse des Bürgertums gewirkt, daß für eine Stadt wie Eisenach, die neben ihrer großen Industrie und ihrer großen Zahl von Rentnern auch einen selbstbewußten Bürgerstand und einen beträchlichen Gewerbe- und Handelsstand in sich birgt, es immer von Wert und Interesse gewesen ist zu sehen, wie sich die deutschen Genossenschaften immer weiter zum Segen von Handel und Gewerbe entwickelt haben. — Wir haben jetzt — worauf Ihr Herr Vorsitzender anspielte — dieses Zusammenschließen unserer Feinde gegen uns in diesem Kriege erlebt. Das ist, wenn auch in der bösesten Form, nichts anderes, als eine Genossenschaft zu dem Zwecke, Deutschland zu vernichten, der wir durch eine neue Genossenschaft mit unseren Verbündeten entgegengetreten sind, die darauf abzielt, Deutschland zu schützen und zu sichern gegen solche Überfälle, unter denen wir jetzt zu leiden haben. Wir haben aber auch in Eisenach speziell die segensreiche Tätigkeit der Genossenschaft in früheren Jahren sehr emp­ finden können, und es ist in weiten Kreisen bedauert worden, daß die Genossenschaftsbank, die früher in Eisenach bestand, in eine Großbank übergegangen ist, und infolgedessen eine Lücke in unserem gewerblichen Geschäftsleben entstanden ist, von der ich fast hoffen möchte, daß aus der heutigen Tagung ein Samenkorn ausgeht, das einen Baum hervor­ bringt, der diese Lücke wieder einstmals schließen kann. (Bravo!)

M. H., ich sagte, daß Sie von uns in Eisenach aufs herzlichste willkommen geheißen werden. Sie sehen auch, daß selbst der Himmel sich dazu aufmacht, Sie freundlich zu begrüßen. Sie wissen alle, daß im Gebirge der Nebel am frühen Morgen ein sicheres Zeichen für einen schönen Tag ist, daß durch den Nebel wieder die Sonne hervorbricht, wie wir das auch für unser Vaterland nicht nur wünschen, sondern mit aller Bestimmtheit erhoffen. Wir wünschen, daß diese Ihre Tagung auch von Wärme und Licht durchstrahlt sein möge, und der diesmalige Genossenschaftstag nur segensreiche Früchte für die Genossenschaften und damit für das deutsche Volk tragen möge. Wir wünschen Ihnen aber auch persönlich, daß diese Sonne in der Natur draußen scheinen möge, solange Sie noch in Eisenach anwesend sind, und wenn Sie mit Ihren Beratungen zu Ende sind, Sie dann noch Gelegenheit haben, unsere schöne Umgebung gründlich kennen zu lernen, sich in unseren Bergen zu ergehen und das zu genießen, was viele von Ihnen, besonders die mehr im Westen oder ganz im Osten wohnen, schon lange nicht mehr genossen

19 haben: den Frieden im' Herzen Deutschlands. Seien Sie uns also herz­ lich willkommen! (Lebhafter Beifall.)

. Regierungsrat Dr. Rang (Berlin), Vertreter des Generalverbandes der ländlichen Genossenschaften für Deutschland, e. V.: Meine sehr ge­ ehrten Herren! Wenn ich namens des Generalverbandes der RaiffeisenGenossenschaften für die uns gewordme Einladung Dank sage und hier­ her gekommen bin, so ist das in dem Bewußtsein geschehen, daß Sie, die Sie die Genossenschaften, die den Kem unseres erwerbstätigen städtischen Bürgertums, und wir, die wir unser ländliches Bauerntum vertreten, in dieser Zeit Schulter an Schulter stehen, und nicht nur in dieser Zeit, sondem für alle Zukunft. (Bravo!) Wir wissen, wieweit unsere Wurzeln auseinanderliegm und wie mit deutscher Gründlichkeit die prinzipiellen Auseinandersetzungen zwischen uns erfolgt sind. Sie sind erfolgt und haben das Gute gehabt, daß wir uns als Deutsche schließlich zusammengefunden haben, indem wir an­ erkannt haben, daß kein Prinzip allein seligmachend ist, sondem daß wir in Deutschland für uns beide Raum haben und nicht nur Raum haben, sondem daß wir uns auch in die Hände arbeiten müssen. Ich benutze diese Gelegenheit, um Ihrem verehrten Vorstand Dank zu sagen, insbesondere auch für seine Leitung des Freien Ausschusses der Genossenschaften, in dem unsere Zusammenarbeit wirksam wird. Die Gefahren, die vor uns liegen, sind groß. Während der Krieg uns von außen umtobt, dürfen wir nicht verkennen, daß sich im Jnnem die ge­ waltigsten Verschiebungen zeigen, und das deutsche Bürgertum und das deutsche Bauemtum werden es nicht leicht haben, sich in die veränderten wirtschaftlichen Verhältnisse hineinzufinden/ Aber wer auf Eigentum hält, wer auf Persönlichkeit und auf Freiheit des wirtschaftlichen Lebens hält, wird sich mit allem zurechtfinden. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns Glück zu Ihrer Tagung. (Lebhafter Beifall.) Hugo Bästlein (Hamburg), Vertreter des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine: Sehr geehrte Herren! Im Auftrage des Zentral­ verbandes deutscher Konsumvereine habe ich die Ehre, Ihnen, zugleich im Namen meines Kollegen Herm Barth, für die freundliche Ein­ ladung zu Ihrer Tagung zu danken. Es freut uns, daß wir Ihre Ein­ ladung erhalten haben, um an Ihren Beratungen teilnehmen zu können, die wir stets mit großem Interesse verfolgen. Sowohl der Allgemeine Verband, wie auch der Zentralverband deutscher Konsumvereine stehen auf dem Boden des GenossenschaftZgesetzes. Wenn auch über die wirt­ schaftlichen Ziele der Konsumgenossenschaftsbewegung die Meinungen verschieden sein können, zweifellos haben beide Verbände gearbeitet unter der gleichen Voraussetzung der genossenschaftlichen Selbsthilfe. Sie haben dazu beigetragen, daß der Gesamtheit nicht nur materielle Vor­ teile zugekommen sind, sondern es ist auch durch den Zusammenschluß 2*

20 in der Genossenschaft weitere Aufklärung geschaffen worden. Die gegen­ wärtige schwere Kriegszeit hat viele Gegensätze ausgeglichen und so haben nicht nur unsere zwei Verbände, sondern die fünf größten genossen­ schaftlichen Zentralverbände, nachdem sie in Reichsstellen und im Beirat des Kriegsemährungsamts bereits zusammen gearbeitet hatten, auf einem neutralen Boden, im Freien Ausschuß, sich zusammengefunden. Sie sind bestrebt, gemeinschaftlich sowohl die größten praktischen Probleme der gegenwärtigm Kriegszeit zu lösen, wie auch bei allen Gcsetzesmaßnahmen die Interessen der Genossenschaften zu wahren. In erster Linie gebührt der Dank für die dort geleistete Arbeit und das Zusammenwirken der größten Genossenschaftsverbände Ihrem Anwalt, Herm Justizrat Dr. Crüger, der die Verhandlungen des Freien Ausschusses leitet und im Sinne unserer genossenschaftlichen Interessen ftuchtbringend gestaltet.

Der Zentralverband deutscher Konsumvereine und seine Leitung hofft bestimmt, daß diese für die Genossenschaftsbewegung ersprießliche Arbeit den Krieg überdauern werde und daß in bisheriger Weise unter Wahrung der Eigenart der verschiedenen Verbände auch nach dem Kriege gemeinsam und ersprießlich weitergearbeitet wird, im Interesse der guten Sache, der wir alle dienen, nämlich der deutschen Genossenschafts­ bewegung. In diesem Sinne danke ich nochmals für Ihre Einladung und wünsche Ihren Verhandlungen zugleich im Namen meines Kollegen Herrn Barth den besten Erfolg. (Lebhafter Beifall.)

Kaufmann Susmann Weinstein (Eisenach), Vertreter der Handelskammer für das Großherzogtum Sachsen-Weimar: Meine sehr verehrten Herren! Die Handelskammer für das Großherzogtum Sachsen hat mir die ehrenvolle Aufgabe übertragen. Sie hier zu begrüßen. Ich folge dieser Aufgabe um so lieber, weil es sich um die Begrüßung von auf Selbsthilfe beruhenden Genossenschaften handelt, denen ich schon seit meiner Jugendzeit meine Sympathie zugewandt habe. Gestatten Sie mir zunächst. Ihnen, beziehungsweise Ihrem ver­ ehrten Vorstande für die freundliche Einladung zu danken und Sie im diesseitigen Handelskammerbezirk herzlich willkommen zu heißen. Die Aufgabe der Handelskammer ist, Handel, Industrie und Verkehr zu pflegen und zu fördem. Es würde verfehlt sein, wenn die Handelskammer nur speziell die Mitglieder der Handelskammer und die von ihnen ver­ tretenen Bemfe fördern und pflegen wollte und nicht das Wohl der Gesamtheit im Auge behalten wollte. Aus diesen Erwägungen heraus be­ grüßt die Handelskammer alle Korporationen, Vereine und Genossen­ schaften mit gleichen Zielen und nicht zuletzt die Ihrigen als will­ kommene, treue und wünschenswerte Mitarbeiter. In diesem Sinne be­ grüße ich Ihre Verhandlungen und wünsche Ihnen den besten Erfolg. Mögen Sie zu Ihrem Teil dazu beitragen, die wirtschaftlichen Interessen im allgemeinen zu fördem und zu pflegen — ein Wunsch, der heute um so mehr am Platze ist, weil im Kriege und in dem hoffentlich bald

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wiederkehrenden Frieden sich große und schwere Aufgaben, wie von den Herren Vorrednern schon betont worden ist, geltend machen werden. Wenn ich nun noch etwas hinzusetzen darf, so ist es der Wunsch, daß Sie- noch getaner Arbeit auch feiern und sich in unseren schönen Bergen und Wäldern erholen mögen, so daß Sie einen recht günstigen und bleibenden Eindruck von dem hiesigen Handelskammerbezirk und von unserer lieben Heimatstadt Eisenach nach Hause mitnehmen. (Bravo!)

Exprorektor Geheimer Hofrat Professor Dr. Michels, Vertreter der Universität Jena: M. H., namens der Landesuniversität Jena sage ich Ihnen verbindlichen Dank für die fteundliche Einladung, die Sie an uns gerichtet haben. Das Genossenschaftswesen hängt eng mit der Art des deutschen Volkes zusammen — das hat Otto von Gierke in meisterhafter Weise dargestellt —; aber erst seit der Mitte des neunzehnten Jahr­ hunderts und im zwanzigsten Jahrhundert hat es sich besonders reich ent­ faltet. Wenn Sie heute den 55. Verbandsiag der auf Selbsthilfe be­ ruhenden Erwerbsgenossenschaften begehen, so können Sie darauf zurück­ blicken, daß, nachdem lange Mißtrauen Ihren Bestrebungen entgegen­ gebracht worden war, sie sich seit den sechziger Jahren des 19. Jahr­ hunderts immer von neuem bewähren konnten und nun im Kriege eine Feuerprobe bestehen, wie sie glänzender nicht gedacht werden kann. Auch die Universitäten bringen heute der genossenschaftlichen Arbeit Interesse entgegen. Es kann die Frage aufgeworfen werden, ob die mannigfachen Probleme, die mit ihr Zusammenhängen, von den Vertretern der Staats­ und Verwaltungswissenschaft schon genügend erforscht worden sind. Theorie und Praxis werden künftig wohl noch treuer Hand in Hand gehen müssen, zum Segen der' Allgemeinheit, zum Besten unseres nationalen Staates. Möge Ihnen meine Anwesenheit zum heutigen Tage die Überzeugung beibringen, daß wir in Jena der Bewegung lebhaft folgen. Ich werde mit gespanntester Aufmerksamkeit Ihrer heutigen Tagung beiwohnen und in meinem Kreise von dem hier Gehörten be­ richten. Nehmen Sie den Wunsch entgegen, daß diese Tagung er­

freulich verlaufen und den Nutzen bringen möge, den wir alle erwarten. (Lebhafter Beifall.)

Syndikus G. Stier (Weimar), Vertreter der Handwerkskammer Weimar: Meine sehr geehrten Herren! Gestatten Sie mir auch im Namen der Handwerkskammer für das Großherzogtum Sachsen Sie in der zu unserem Bezirck gehörigen schönen Stadt Eisenach herzlich willkommen zu heißen und zugleich Ihnen den verbindlichsten Dank für Ihre liebens­ würdige Einladung auszusprechen, der wir mit um so größerem Inter­ esse gefolgt sind, als auch die Handwerkskammern an Ihren Bestrebungen einen ganz besonderen Anteil haben. Das Handwerk hat vielleicht wie kein anderes Glied des Mittelstandes ein aktives Interesse an der Förderung des Genossenschaftswesens und' die Bestrebungen der Hand­ werkskammern, hieran mitzuarbeiten, sind infolgedessen so alt, wie die Handwerkskammem selbst. Allerdings hat ja das gewerbliche Genossen-

22 schaftswesen im engeren Sinne, die Rohstoff-, Lieferungs- und ähnliche Genossenschaften, vor dem Kriege noch ziemlich in den Kinderschuhen ge­ steckt, vielleicht mit Ausnahme der Fleischer- und stellenweise auch der Schuhmachergenossenschaften. Man hat daraus dem Handwerk, sogar aus Kreisen der Genossenschaftler, stellenweise einen Vorwurf gemacht, aber ich glaube doch, ziemlich mit Unrecht; denn was hätte es schließlich für einen Zweck gehabt, derartige Genossenschaften zu gründen, wo es doch keine Aufträge für sie gab! In der letzten Zeit vor dem Kriege gab es einige Anzeichen auf Änderung der Ansichten an maßgebenden Stellen, und mit Rücksicht darauf hat der Deutsche Handwerks- und Ge­ werbekammertag in der Zeit unmittelbar vor dem Kriege einen groß­ zügigen Plan zur wirtschaftlichen Organisation des deutschen Handwerks ausgearbeitet, an dessen Zustandekommen auch der Allgemeine Verband, insbesondere Ihr verehrter Herr Anwalt, einen sehr wesentlichen Anteil gehabt hat. Diese Arbeiten konnten allerdings nicht vollendet werden, be­ vor der Krieg ausbrach, der deshalb leider das deutsche Handwerk so ziemlich unvorbereitet getroffen hat. Der regen Mitarbeit der in Frage kommen­ den Stellen ist es aber doch rasch gelungen, das deutsche Handwerk ziemlich weitgehend genossenschaftlich zu organisieren, so daß bei allen großen Nachteilen, die dieser Krieg über uns gebracht hat, ihm doch auch wieder zu danken ist, daß durch ihn das Genossenschaftswesen so erheblich und rasch vorwärts gebracht worden ist. Eine unmittelbare praktische Folge war ein willkommener Verdienst für weite Kreise des Handwerks, die dadurch vielfach nicht nur großer Not entrissen worden sind, sondern stellenweise sogar so schöne Verdienste hatten, daß nicht wenige Handwerksmeister erklärt haben, sie möchten ihr Leben lang nichts weiter arbeiten, als Lieferungen durch Vermittelung dieser Genossenschaften. Wenn ich von unserm Bezirk sprechen darf, so haben wir in der letzten Zeit noch einen weiteren bedeutungsvollen Schritt in der genossen­ schaftlichen Organisation getan, indem wir vor kurzem eine HandwerkerZentralgenossenschaft gegründet haben, die dazu bestimmt ist, der Hand­ werkskammer den geschäftlichen Teil der wirtschaftlichen Handwerks­ förderung abzunehmen, und die gewissermaßen die Spitze für die lokale Organisation der einzelnen Gewerbe ist. Das ist ein bedeutsamer Schritt vorwärts zur straffen genossenschaftlichen Organisation in unserm Bezirk. Ich selbst habe die Ehre, der Direktor dieser neuen Zentralgenossenschaft zu sein. Der Anschluß an Ihren Allgemeinen Verband ist auch bereits beschlossen.

M. H., die schwersten Zeiten für unseren Mittelstand und ganz be­ sonders für unser Kleingewerbe aber werden noch kommen durch die in allerjüngster Zeit immer mehr um sich greifenden Zusammenlegungen der Betriebe, die leider unser Kleingewerbe, besonders das Handwerk voraussichtlich am schwersten treffen werden. Wir sind überzeugt davon, daß wohl das beste Mittel, die dadurch entstandene Not zu lindern, eine möglichst straffe, genossenschaftliche Organisation des Handwerks ist. Es ist vielleicht sogar die einzige Rettung weiter Kreise des Handwerks.

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In dieser Erkenntnis sind die deutschen Handwerkskammern, die amtliche Vertretung des deutschen Handwerks, nach wie vor auf das Eifrigste be­ müht, diese Lage der Dinge den Handwerkem vor Augen zu halten und den genossenschaftlichen Zusammenschluß möglichst zu fördern. Wir wissen uns auch darin mit Ihnen eins und hoffen auf eine weitere ersprießliche Zusammenarbeit nach dieser Richtung mit Ihnen. Von ganzem Herzen aber wünsche ich Ihrer hmtigen Tagung und Ihrer weiteren Tätigkeit den allerbesten Erfolg. (Lebhafter Beifall.) Vorsitzender Justizrat Dr. Alberti (Wiesbaden): Ich spreche allen betten, die uns so liebmswürdige Begrüßungsworte gewidmet haben, den herzlichsten Dank aus und teile mit ihnen den Wunsch, daß unsere Ver­ handlungen in dem Sinne verlaufen mögen, wie sie es selbst annehmen.

Wir treten nunmehr in unsere Tagesordnung ein. stand derselben ist:

Erster Gegen-

Die Genossenschaften und die 7. Kriegsanleihe. Wir habm eine Resolution zu der Kriegsanleihe in Aussicht genommen. Ich bitte Herrn Verbandsdirektor, Geheimen Justizrat Schuler, die­ selbe hier zum Vortrag zu bringen. Antrag des Gesamtausschusses:

„Der in Eisenach zusammengetretene 55. Allgemeine Genoffen­ schaftstag des Allgemeinen deutschen Genoffenschaftsverbandes nach Schulze-Delitzsch erklärt es unter Anerkennung der großen Leistungen der deutschen Genoffenschaften bei den bisherigen sechs Kriegsanleihen für die dringende vaterländische Pflicht sämtlicher Genossenschaften des Allgemeinen Verbandes, mit ihrer vollen Kraft und mit ihrem ganzen auf weiteste Kreise des deutschen Mittelstandes sich erstreckenden Ein­ fluß für ein erfolgreiches Ergebnis auch der bevorstehenden fiebenten Kriegsanleihe zu wirken. Die fiebente Kriegsanleihe soll als wirkliche Volksanleihe unsern Feinden außer der wirtschaftlichen und finanziellen Kraft des deutschen Bolles auch das volle Vertrauen des Bolles zur Reichsregierung bekunden und damit die deutliche Antwort bilden auf die anmaßenden Versuche unserer Feinde, fich in unsere inneren An­ gelegenheiten zu mischen und das deutsche Boll gegen seine Regierung aufzuhetzen."

Berichterstatter Verbandsdirektor Geh. Justizrat Schuler (Zwei­ brücken) : Das Ergebnis der sechs Kriegsanleihen, mit denen das Deutsche Reich von den thm bis jetzt bewilligten Kriegskrediten mit zusammen 79 Milliarden Mark, 60 Milliarden in langfristigen, 'festen Anleihen decken konnte, bedeutet eine staunenswerte Siegestat des deutschen Volkes auf wirtschaftlichem und finanziellem Gebiet. Wer beim Kriegsbeginn diese finanziellen Leistungen Deutschlands und insbesondere das Resultat der sechsten Kriegsanleihe mit 13 Milliarden nach fast dreijähriger Dauer dieses in seinem Umfange noch nicht dagewesenen Völkerkrieges voraus-

24 gesagt hätte, wäre als ein schlechter Prophet angesehen worden. Nur ein reiches, arbeitsames, sparkräftiges Volk ist fähig, solche Darlehens­ beträge immer wieder und wieder in ungefähr gleichen Zeitabständen aufzubringen und dem Vaterlande zur Verfügung zu stellen. Keines der uns feindlichen Völker konnte auch nur annähemd Gleiches leisten. Zu dieser Fähigkeit zu Zeichnen mußte aber auch die BereitWilligkeit der Millionen Darlehensgeber kommen, um solche Ergeb­ nisse zu erzielen, die im deutschen Volke und besonders bei unseren an der Front kämpfenden Söhnen und Brüdem flammende Begeisterung, im neutralen Auslande achtungsvolles Staunen und bei unseren Feinden haßerfüllten Neid auslösten. Die Bereitwilligkeit des kapitalkräftigen deutschen Volkes zur Hingabe dieser Milliardendarlehen hatte zur Voraussetzung die bedingungslose heiße Vaterlandsliebe, das treue, feste Zusammenhalten mit unseren unvergleichlichen tapferen Truppen, die zur Verteidigung des rings von Feinden bedrohten Vaterlandes die auf­ zubringenden Mittel benötigten, und ein gutes politisches Ge­ wissen bezüglich der Entstehung und Weiterführung des uns von unseren mißgünstigen Feinden aufgezwungenen Verteidigungskrieges. Dieses gute Gewissen, die feste Überzeugung bei allen Deutschen, daß wir keinen Eroberungskrieg führen, sondern den Sieg draußen im Felde und auf der heimischen inneren Front zur Selbsterhaltung gegen den Vemichtungswillen unserer Feinde erkämpfen müssen, schärst unsere Waffen und stählt unsere Nerven und führt uns so zu Erfolgen an allen Fronten gegenüber übermächtigen Feinden. Deshalb setzen die Führer der feindlichen Mächte auch in diesem Punkte ein, indem sie uns irre zu machen suchen an den Absichten unseres Kaisers und seiner Räte und uns einreden, der Krieg sei von deutscher Seite aus imperialistischer Eroberungssucht entfacht worden und werde als Eroberungskrieg weiter geführt. Ein lächerliches Beginnen dieser Herren! Man setzt sich be­ wußt über die urkundlich festliegenden Ereignisse vor Kriegsausbruch, über das Friedensangebot des deutschen Kaisers, trotz der errungenen Erfolge über die von der Regierung gebilligte Friedensresolution der deutschen Volksvertretung, über die vom Reichskanzler enthüllten und von Frankreich zugegebenen, auf Annexionen gerichteten Geheimverträge zwischen Frankreich und Rußland und jetzt auch noch über die aus den russischen Prozeßverhandlungen sich klar ergebenden Vorkommnisse vor und bei der russischen Mobilmachung hinweg. Unsere Vaterlandsliebe und unser gutes politisches Gewissen lassen wir uns aber nicht rauben, auch nicht durch die schönsten englischen und amerikanischen Phrasen, die statt durch Tatsachen und Logik, durch freche, anmaßende Sprache zu wirken suchen. Das höchste leistet hierin der amerikanische Präsident Wilson in seiner Antwort auf die unseren Feinden offenbar recht ungelegene päpst» liche Friedensanregung, wenn er die deutsche Reichsregiemng als wort­ brüchig und nicht fähig zu Friedensunterhandlungen erklärt, sondern nur das deutsche Volk, mit anderen Worten dem deutschen Volke den Köder vorwirft: Stürze Deine Regierung, demokratisiere Dein Vaterland nach unserer Anleitung und ich werde Dich unter meine Friedensfittiche

25 nehmen. Für das deutsche Volk hat schon sein Reichstagsvorsitzender diese anmaßende unverschämte Einmischung in unsere inneren An­ gelegenheiten gebührend zurückgewiesen und — ich meine — die schönste Gelegenheit zu einer deutlichen Antwort des deutschen Volles selbst, die auch bei unseren Feinden richtig verstanden würde, bietet uns die be­ vorstehende siebente Kriegsanleihe, deren günstiges Ergebnis aller Welt die weitcrbestehende wirtschaftliche und finanzielle Kraft Deutschlands be­ weist, aber auch das Einvernehmen zwischen dem seiner Regiemng viele MUiarden zur Verfügung stellenden deutschen Volle und seinem Kaiser und seiner Regierung. Hierzu ist erforderlich, daß die Kriegsanleihe wieder zu einer Volksanleihe im wahrsten Sinne des Wortes wird: Außer den großen Millionenzeichnungen des Kapitals. und der Großindustrie brauchen wir Millionen von kleineren unö mittleren Zeichnem aus allen Kreisen des Volles; die kleinsten verfügbaren Bestände müssen zur Zeichnung herangeholt werden, auch. Beträge unter 100 J( durch An­ teilscheine, wie sie von der Reichsbank zur Verfügung gestellt werden oder durch Kriegsanleihesparkarten. Auch wer keine verfügbaren Mittel be­ sitzt, darf nicht ohne weiteres die Zeichnung fürs Vaterland verweigern, wenn ihm die Möglichkeit künftiger Rücklagen bestimmt in Aussicht steht: Er kann bei dem Entgegenkommen der Geldinstitute meist ohne Zins­ verlust einen angemessenen Betrag zeichnen. Es dürfte Sie inter­ essieren, die Beteiligung der kleinen und kleinsten Zeichnungen bei den sechs bisherigen Kriegsanleihen miteinander zu vergleichen: Bis zu 2 0 0 M zeichneten bei der ersten Kriegsanleihe 231000 Zeichner 36 Millionen, bei der zweiten 452 000 Zeichner 71 Millionen, bei der dritten 984 000 Zeichner 130 Millionen, bei der vierten 2 406 000 Zeichner 201 Million, bei der fünften 1 794 000 Zeichner 154 Millionen und bei der sechsten 3 844 000 Zeichner 286 Millionen Mark.

Biszu2000 ^ zeichneten bei der ersten Kriegsanleihe 926 000 Zeichner 147 Millionen, bei der zweiten 2 113 000 Zeichner 1662 Mil­ lionen, bei der dritten 3 291000 Zeichner 2271 Millionen, bei der vierten 4 728 000 Zeichner 2194 Millionen, bei der fünften 3 382 000 Zeichner 1519 Millionen und bei der sechsten 6 205 000 Zeichner 2226 Millionen Mark. Die Zahl der kleinen Zeichner war also bei der fünften Anleihe nicht unerheblich zurückgegangen und hatte sich bei der sechsten Kriegsanleihe gegenüber der fünften nahezu verdoppelt. Demgegenüber wuchsen die Zeichnungen bei den deutschen Genossenschaften von der zweiten Kriegs­ anleihe ab ständig — bei der ersten waren sie keine Zeichnungsstellen — und zwar von 430 Millionen auf 681 Millionen bei der dritten, 840 Millionen bei der vierten, 847 Millionen bei der fünften und 1103 Millionen bei der sechsten Kriegsanleihe. Diese Zahlen gewinnen an Bedeutung, wenn man berücksichtigt, daß es sich bei den Genossen­ schaften naturgemäß um Hereinholung nur kleiner Zeichnungen handeln kann und daß den Genossenschaften unliebsame und unnötige Konkurrenz dadurch geschaffen wurde, daß die Schulzeichnungen, Truppenzeichnungen

26 und Zeichnungen, die von den Vergebungsstellen von Heereslieferungen veranlaßt wurden, vielfach nicht den Genossenschaften, denen die Zeichner angehörten, sondern den Sparkassen und anderen Zeichnungsstellen zu­ gewiesen wurden. Es wird unbedingt verlangt werden müssen, daß jedem Zeichner die Wahl der Zeichnungsstelle vollständig frei über­ lassen bleibt. Die Genossenschaften, deren Wirksamkeit sich gerade auf die weitestm Kreise des Mittelstandes erstreckt und deren VerwaltungsMitglieder großes Ansehen und Verträum in ihren Bezirken genießen, eignen sich in der Tat ganz besonders zur Heranziehung kleiner und mittlerer Zeichnungen. Die deutschen Genossenschaften haben auch bisher ihre ganze Kraft in den Dienst der guten Sache gestellt, selbst ansehn­ liche Beträge aus eigenen Mitteln gezeichnet und auf die verschiedensten Arten Zeichnungen ihrer Mitglieder und Geschäftsfreunde gefördert. Dies ist allseitig, besonders auch von der Reichsbank, gebührend an­ erkannt worden. Die deutschen Genossenschaften haben in jeder Be­ ziehung ihre volle Schuldigkeit getan, trotz mancherlei Widerwärtigkeiten, die sie von der Konkurrenz und insbesondere auch von manchen Behörden erfuhren und trotz der großen Mehrarbeit, die ihnen durch das Heran­ ziehen kleinster Erspamisse erwuchs, nachdem schon die Bewältigung der gewöhnlichen Genossenschaftsarbeit bei der erheblichen Einschränkung der Hilfskräfte infolge militärischer Einbemfungen fast zur Unmöglichkeit ge­ worden war. Es ist deshalb sehr zu begrüßen und muß als eine ab­ solute Notwendigkeit bezeichnet werden, daß nach Mitteilung der An­ waltschaft die Reichsbank für Reklamation und Beurlaubung genossen­ schaftlicher Hilfskräfte eintritt und weitgehende Berücksichtigung solcher Wünsche in Aussicht stellen kann.

Prüfen wir nun, in welcher Weise die Kriegsanleihezeichnungen mit Erfolg von den Genossenschaften gefördert werden können, so steht in erster Linie ein weitgehendes Entgegenkommen unserer Kreditgenossenschaften gegenüber den Zeichnern: Verzicht auf Kündigung bei langfristigen Einlagen, günstige Verzinsung (etwa 4% %) für Neueinlagen, die bei der nächsten Reichsanleihe gezeichnet werden, provisionsfreie Lombardierung der Kriegsanleihen zu billigem Zinsfuß, der dem Anleihezins gleich ist oder diesen doch nur um ein geringes übersteigt, kostenlose Aufbewahrung und Verwaltung der gezeichneten Stücke aus längere Zeit, wenn möglich noch auf einige Jahre nach Kriegsende. Freilich wird dadurch der normale Verdienst der Genossenschaft vermindert, ja sie wird manche Dienst­ leistungen ganz umsonst verrichten, aber sie bringt dieses Opfer gerne dem Vaterland. Sind die Genossenschaften doch gewohnt, ideale Zwecke über finanzielle Geschäftsergebnisse zu stellen und was kann in der heutigen Zeit neben dem Wohle des Vaterlandes an idealen Zielen in Betracht kommen! Dabei dürfen wir aber auch nicht vergessen, daß die so von den Genossenschaften begünstigten Kriegsanleihezeichner gerade hier­ durch vielfach bewogen werden, in dauemde Geschäftsverbindung mit der betreffenden Genossenschaft zu treten.

27 Von größter Bedeutung ist auch die Beteiligung der Ver­ waltungsmitglieder der Genossenschaften und zwar aller Genossenschaften an reger, unermüdlicher Aufklärung und Werbetätigkeit bis zum Abschlüsse der Zeichnung. Es lassen sich meines Erachtens allgemeine Regeln nicht aufstellen, in welcher Form diese Aufklärung und Anregung zur Zeichnung am zweckmäßigsten erfolgen soll. Es werden vielfach öffentliche Versamm­ lungen abgehalten, zu denen auch Mitglieder des Vorstandes und Auf­ sichtsrates der Genossenschaften als Redner beigezogen werden. Es wird in anderen Gegenden großes Gewicht auf Verteilung von Flugblättern gelegt, die sehr zweckmäßig im Kassenraum der Ge­ nossenschaft, wenn möglich mit entsprechenden Erläuterungen, erfolgen kann. Manche Zeichnungen lassen sich auch durch briefliche An­ regung herbeiführen, wobei gerade die einflußreichen Vorstands­ mitglieder der Genossenschaften recht erfolgreich tätig sein können. Das Nachrichtenbüro der Reichsbank teilte mir mnt, daß durch solche briefliche Aufforderungen an bestimmte Personen sehr schöne Ergebnisse erzielt wurden. Nach meinen Erfahrungen — und ich glaube, dies gilt für fast alle Gegenden Deutschlands — ist die wirksamste Art der Auf­ klärung und Werbung die von Person zu Person, am besten ge­ legentlich anderer geschäftlicher Besprechungen unter vier Augen. Hier­ bei erfährt man auch häufig die Bedenken, die sonst zurückgehalten werden, und wird hierdurch auch in die Lage versetzt, solche Bedenken durch Auf­ klärung zu beseitigen und auch bei anderen zu bekämpfen. Auch B e • suche von Haus zu Haus gehören zu den wirksamen Werbe­ mitteln, wenn ich auch zugebe, daß dieses Mittel nicht überall angewendet werden darf und bei unrichtiger Anwendung mehr schaden als nützen kann. Wo sich aber der Wirkungskreis der Genossenschaft auf ländliche Gebiete erstreckt, da sollte man auch dieses Mittel nicht grundsätzlich ab­ lehnen: Manche wohlbekannten Mitglieder, von denen man sicher weiß, daß sie parate Mittel zur Zeichnung besitzen, meiden absichtlich vor Schluß der Zeichnung die Kassenräume ihrer Genossenschaft, weil sie sich der Beeinflussung durch die Vorstandsmitglieder nicht aussetzen wollen, sie reagieren auch nicht auf briefliche Aufforderungen. Hier hilft der Besuch wenigstens ab und zu, wenn er auch in manchen Fällen ver­ geblich sein wird. Viele Mühe, recht unangenehme und gar oft nutzlose Schritte werden so den Genossenschaftern zugemutet, es wird sich aber keiner zurückschrecken lassen, so wenig wie unsere tapferen Feldgrauen draußen an der Front sich einschüchtern lassen. Ich habe in meinem Verbände die Verwaltungsmitglieder der Genossen­ schaften vor der sechsten Kriegsanleihe zu einer besonderen Versamm­ lung eingeladen, in der sehr wertvolle Erfahrungen von früheren Kriegs­ anleihen ausgetauscht und von der manche nutzbringende Lehre für die Art der Werbetätigkeit mit heim genommen und verwertet wurde An Werbematerial fehlt es ja nicht: Blätter für Genossenschaftswesen, Druck­ sachen der Reichsbank und zur wirtschaftlichen Belehrung und Auf­ klärung, die hochinteressante, inhaltsreiche Schrift der Dresdener Bank

28 „Die wirtschaftlichen Kräfte Deutschlands", die kürzlich mit statistischen Material in dritter Ausgabe herausgekommen ist.

neuem

Die Lage des Geldmarktes ist auch heute der Kriegsanleihe günstig, in Schatzwechseln des Reiches sind große Beträge angelegt, die ein­ gezahlten Spareinlagen sind bedeutende. Es muß deshalb auch bei der siebenten Kriegsanleihe gelingen, ein achtunggebietendes Resultat zu er­ zielen. Dabei darf erwartet werden, daß auch von Regierungs ­ seite alles geschieht, um die Zeichnungsresultate möglichst zu be­ günstigen und jedenfalls nicht zu beeinträchtigen. Steuerveranlagungen können auch noch nach dem Zeichnungsschlusse herausgegeben werden, während der Zeichnungsperiode drücken sie recht ungünstig auf die , Stimmung der Bevölkerung. Gewiß wäre es recht wirksam, toernt Kriegsanleihen zum Nennwerte außer für die Kriegssteuer auch zur Zah­ lung anderer Steuem verwendet werden könnten. Es wirkt auch günstig, daß jetzt schon Maßnahmen in bestimmte Aussicht gestellt sind, das in Kriegsanleihe festgelegte Kapital später leicht durch Lombardiemng flüssig zu machen und einen Kursrückgang der Kriegsanleihen zu verhindern. Daß die einzelnen Genossenschaften selbst mit gutem Beispiel voran­ gehen und jede nach ihren Verhältnissen sich an der Anleihe mit möglichst großen Zeichnungen beteiligt, versteht sich von selbst.

Soll ich nun noch mehr zur Begründung des an den Allgemeinen Genossenschaftstag gerichteten Antrages anführen? Ich halte es für überflüssig: Die Genossenschaften' unseres Verbandes und die deutschen Genossenschaften überhaupt brauchen nicht durch langatmige Ausfüh­ rungen an ihre Pflicht erinnert zu werden, zu der das Vaterland ruft. Ja das Vaterland und unsere unvergleichliche Armee, die bei ihrer hartnäckigen und erfolgreichen Verteidigung im Westen und bei ihren unwiderstehlichen siegreichen Angriffen im Osten gleich bewundernswert ist, sie rufen die Heimatfront um Hilfe an zum siegen. Diese Hilfe darf ihnen nicht versagt werden, und wir, die wir in der Heimat weder unser Leben noch unsere Gesundheit zu gefährden brauchen, wir müssen wenigstens mit unserem Vermögen und mit unserer ganzen Kraft behilflich sein, daß denen draußen die nötigen Kampfmittel nicht fehlen und damit ihr Sieg uns den heiß ersehnten Frieden bringen kann. (Lebhafter Beifall.) Vorsitzender Justizrat Dr. Alberti (Wiesbaden): M. H., Sie haben die Entschließung gehört, die wir Ihnen zur Annahme empfehlm. Ich bringe sie zur Abstimmung und bitte alle diejenigen, welche für die An­ nahme sind, die Hand zu erheben. (Geschieht.) Ich stelle fest, daß die Annahme einstimmig erfolgt ist. Ein Widerspruch ist nirgends laut gewordm, und alle haben die Hände erhoben.

Im Anschluß hieran bringe ich nun die Depeschen zur Verlesung, die ich vorhin angekündigt habe:

29 An Seine Majestät den Deutschen Kaiser, König von Preußen Wilhelm II. Großes Hauptquartier. Der Allgemeine Genossenschaftstag des Allgemeinen Ver­ bandes der auf Selbsthilfe beruhenden deutschen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaftm nach Schulze-Delitzsch bittet im Namen weiter Kreise des deutschen Mittelstandes Euer Majestät die Versicherung ehrerbietigster Huldigung und unverbrüchlicher Treue unterbreiten zu dürfen. Die aus allen deutschen Gauen zahlreich besuchte Versammlung weist entrüstet den Versuch feindlicher Staatsmänner zurück, zwischen Kaiser und Volk Unfrieden zu stiften und gelobt treues Aushalten im Wirtschaftskampfe an der Heimatfront bis zum siegreichen Frieden. Der Vorsitzende Dr. Alberti.

Der Anwalt Dr. Crüger.

An Seine Königliche HoheÜ Großherzog Wilhelm Ernst Weimar. Die dem Mgemeinen Verband der auf Selbsthilfe beruhenden deutschen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften nach SchulzeDelitzsch angeschlossenen Genossenschaften erMen auch in dieser schweren Kriegszeit ihre wichtige Aufgabe, dem deutschen Volke in Erwerb und Wirtschaft eine starke Stütze zu sein und entbieten Euer Königlichen Hoheit aus der schönen Residenz Eisenach in treuem Gedenken ehrerbietigste Grüße. Der Vorsitzende Dr. Alberti.

Der Anwalt Dr. Crüger.

An den Herrn Reichskanzler Dr. Michaelis Berlin. In dem Augenblick, da die 7. Kriegsanleihe zur Ausgabe gelangt, tagt der Allgemeine deutsche Genossenschaftsverband (Schulze-Delitzsch) zu Eisenach und fordert die Genossenschaften auf, ihre ganze Kraft einzusetzen, um auch die 7. Kriegsanleihe zum vollen Erfolg zu bringen. Die Genossenschaften, gestützt auf die unbeugsamen Kräfte im Erwerbs- und Wirtschaftsleben, werden mit aller Stärke dahin wirken, daß die Heimat, wirtschaftlich unüberwindbar, in Gemeinsamkeit mit dem ruhmgekrönten Heer und der stegreichen Flotte das Vaterland zum glorreichen Frieden führt.

Der Vorsitzende Dr. Alberti.

Der Anwalt Dr. Crüger.

An den Generalfeldmarschall von Hindenburg Großes Hauptquartier. Der zu Eisenach zusammengetretene Allgemeine Gmossenschaftstag des Allgemeinen deutschen Genossenschaftsverbandes (Schulze-Delitzsch) spricht dem ruhmreichen Führer des sieg-

30 erprobten deutschen Heeres seine tiefempfundene Dankbarkeit aus. Der Allgemeine deutsche Genossenschaftsverband, in dem weite Kreise des deutschen Mittelstandes aus Stadt und Land, sowie der deutschen Arbeiterschaft wirtschaftlich verbunden sind, fordert in diesem Augenblicke alle seine Mitglieder auf, mit allen Kräften für den Erfolg auch der 7. Kriegsanleihe einzutreten und damit die großen militärischen Erfolge auch wirtschaftlich zu sichern. Der Anwalt Dr. Crüger.

Der Vorsitzende Dr. Alberti.

An Admiral Scheer Wilhelmshaven. Die Genossenschaften des Allgemeinen Verbandes der auf Selbsthilfe beruhenden deutschm Erwerbs- und Wirtschafts­ genossenschaften nach Schulze-Delitzsch haben bei Gelegenheit ihrer 55. Tagung in Eisenach ihre sämtlichen Mitglieder aufgefordert, alle Kräfte zur Förderung der 7. Miegsanleihe einzusetzen als Zeichen der Dankbarkeit auch für die Heldentaten unserer jungen Flotte. Der Anwalt Dr. Crüger.

Der Vorsitzende Dr. Alberti.

M. H., ich bitte alle diejenigen, welche mit der Absmdung der Depeschen einverstanden sind, die Hand zu erheben. (Geschieht.)

Einstimmig angenommm. Ich habe Ihnen dann noch einige geschäftliche Mitteilungen zu machen. Zunächst sind noch zwei Telegramme eingegangen:

Für Justizrat Dr. Crüger. Wünsche besten Verlauf und Erfolg.

Professor Stein.

Ich will bemerken, daß Herr Professor Stein, den wir auch als Redner für unsere Kriegstagung gewonnen hatten, dienstlich eine Reise nach Norwegen hat antreten müssen. Dann ist ein Telegramm von Professor Vogler (Wien) eingetroffen:

Begrüße Ihren Genossenschaftstag aufs fteundlichste und danke für Einladung, der nachzukommen durch unsere gleichzeitige Wiener Tagung verhindert bin. Dr. Vogler. Dann wollte ich unsere verehrten Gäste bitten, soweit sie an dem Essen nach Schluß der Verhandlungen teilnehmen wollen, dies gütigst im Büro mitzuteilen, damit wir in der Lage sind, für die Herren Plätze zu belegen. Ferner wollte ich Ihnen bekannt geben, daß die Tagesordnung eine kleine Änderung erfährt, indem der Vorttag des Herm Oberbürgermeisters Dr. Scholz, der unter VI auf der Tagesordnung steht, gleich hinter dem Bericht des Herrn Anwalt kommt. Wir gedenken bis 1 Uhr Nach-

31 mittag zu tagen, und dann soll eine Pause von 2—2lA Stunden ein­ treten. Um 6 Uhr denken wir unsere Tagesordnung erledigt zu hahm. Wir gehen nunmehr über zu Punkt II:

Bericht des Anwalts Dr. Crüger. Zu dem Bericht liegen folgende Leitsätze vor: „1. Es ist mit in erster Linie dem Vorhandensein eines starken Ge­ nossenschaftswesens zu danken, daß Deutschland der wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die der Ausbruch des Krieges und weiterhin die immer schärfer werdenden Eingriffe in das wirtschaftliche Leben während der Kriegszeit mit sich brachten, verhältnismäßig leicht Herr geworden ist und nicht zu dem Aushilfsmittel des allgemeinen Moratoriums hat greifen müssen. Der Krieg hat demgemäß zur all­ gemeinen volkswirtschaftlichen Anerkennung sämtlicher Genossenschafts­ arten und auf verschiedenen Gebieten zu einer weiteren praktischen Ver­ wertung des genossenschaftlichen Gedankens geführt. Gleichwohl hätten die Genossenschaften noch in erheblich größerem Umfange als es ge­ schehen ist, bei zweckentsprechender Einfügung der Genossenschaften in die staatlichen und kommunalen Organisationen der Regelung des Wirt­ schaftslebens dienstbar gemacht werden können. 2. Auch in der Übergangswirtschaft werden den Ge­ nossenschaften bedeutungsvolle Aufgaben zufallen. Sie gehen daher von der ^Wartung aus, daß ihren Wünschen gebührend Rechnung ge­

tragen werde. Es dürfte feststehen, daß das wirtschaftliche Lebm nach dem Krieg noch auf Jahre einen Ausnahmezustand darstellen wird. Mangel an Rohstoffen, Valuta- und Transportschwierigkeiten werden für die Ordnung des Wirtschaftslebens bestimmend sein. Das Ziel der Übergangswirtschaft muß sein, das wirtschaftliche Leben baldmöglichst der vor dem Krieg gewohnten Freiheit zuzuführen. 3. Die Kreditgenossenschaften haben die schweren Zeiten kurz vor und nach Ausbruch des Krieges in bewundernswerter Weise überstanden, sie haben sich allen Kreditansprüchen gewachsen ge­ zeigt. Das Kreditgeschäft ist unter dem Einfluß des Krieges zwar mehr und mehr zurückgegangen. Das große Vertrauen, dessen sich die Kreditgenossenschaften aber erfreuen, zeigt sich in dem stets wachsenden Geldzufluß, der sie befähigte, zu ihrem Teil mitzuwirken, daß die Kriegsanleihen Volksanleihen wurden. Die Kreditgenossenschaften er­ warten, daß Mittel und Wege zur Flüssigmachung der Kriegsanleihen gefunden werden. An die Kreditgenossenschaften ergeht heute die ernste Mahnung, den Grundsätzen treu zu bleiben, deren Beobachtung sie die Kraft der Kriegsbereitschaft danken. Große finanzielle Ansprüche wird die künftige Zeit bringey. Der Grundgedanke der Liquidität^ der lange Jahre vor dem Krieg von den Allgemeinen Genossenschafts­ tagen vertreten wurde, hat es den Genossenschaften ermöglicht, allen finanziellen Ansprüchen sich gewachsen zu zeigen. Größte Vorsicht und Zurückhaltung ist notwendig bei allen Maß­ nahmen zur Erleichterung der Befriedigung des Betriebs-

32 kredits. Der Krieg hat gezeigt, daß die vorhandenen Kredit­ institute auch unter den schwersten Verhältnissen imstande sind, jedes berechtigte Kreditbedürfnis zu befriedigen. Zurzeit erscheint es nicht unbedenklich, neue Kreditorganisationen für Gebiete ins Leben zu rufen, auf denen bewährte Kreditinstitute tätig sind. Besonders schwere Aufgaben wird die Schaffung von Maßnahmen zur Erhaltung und Gesundung des in seiner Existenz bedrohten Hausbesitzes mit sich bringen. Insbesondere wird es gelten, Maßnahmen zu er­ greifen, die einer Verschleuderung in der Zwangsversteigerung Vor­ beugen. Die Beschaffung des Amortisationskredits ist zu erleichtern. Kreditorganisationen für die Beschaffung zweiter Hypotheken sind viel­ fach nicht zu entbehren. Ein gut geordnetes Schätzungsverfahren ist Vorbedingung für die Regelung der Hypothekenverhältnisse. Ab­ zulehnen ist die Gründung besonderer Hausbesitzergenossen ­ schaften, zumal von Hypotheken-Garantiegenossenschaften. Der Gedanke der Garantie des Hausbesitzes, um das Vertrauen des Kapitals für Anlage im städtischen Hausbesitz zurückzugewinnen, ist an sich ge­ sund, verfehlt aber seine Durchführung in der Form der Genossenschaft. 4. Dem Handwerk wie auch einzelnen Arten der Handwerkergenossenschaften hat der Krieg schwerste Wunden geschlagen, aber auch eine Fülle neuer Möglichkeiten er­ öffnet. Der Wiederaufbau und die Erhaltung eines leistungsfähigen Handwerks ist eine der wesentlichsten Staatspflichten. Das Handwerk wird dabei seine kräftige Stütze in seinen Berufs- und Wirtschafts­ organisationen finden: Handwerkskammern, Innungen und Gewerbe­ vereine einerseits, Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften anderer­ seits müssen Hand in Hand arbeiten. Auch Staat und Gemeinde werden bedeutungsvolle Aufgaben zufallen. Die Fürsorge für die durch den Krieg und die zwangsweise Schließung von Betrieben geschä­ digten Gewerbetreibenden und sonstigen Angehörigen des Mittelstandes ist, soweit es nicht bereits geschehen, mit tunlichster Be­ schleunigung überall einzurichten. Es wird dabei nach Möglichkeit an vorhandene bewährte Organisationen der Selbsthilfe anzuknüpfen sein. Jede bureaukratische Ordnung ist unbedingt zu vermeiden. Es wird vomehmlich darauf Bedacht zu nehmen sein, daß die Geschädigten in der Lage sind, baldmöglichst den Geschäftsbetrieb wieder auf­ zunehmen. Unterstützung in der Rohstoffbeschaffung und Zuweisung von Lieferungsaufträgen werden die in erster Linie in Betracht kommen­ den Mittel sein. Wo es erforderlich ist, hat das Reich für die Bereit­ stellung der nötigen Mittel Sorge zu tragen. Die Kreditfrage dürfte alsdann besondere Schwierigkeiten nicht mehr bieten. Der Anschluß der Gewerbetreibenden an Lieferungsgenossenschaften wird die Durch­ führung der Maßnahme wesentlich erleichtern. Die unter dem Einfluß des Krieges stark entwickelte Liefe­ rungsgenossenschaftsbewegung muß auf eine feste Grundlage und in einen festen Rahmen gebracht werden. Beratung

33 -es Lieferungsgenossenschaftswesens von einer einzigen Stelle aus ist für die gesunde Entwicklung der Bewegung unentbehrlich. Jede Zersplitterung und jedes Experimentieren kann das Ganze gefährden. Die Lieferungsgenossenschaften müssen über den Krieg hinaus als Lieferanten bei Arbeitsausschreibungen der Behörden sowie auch von privaten Unternehmungen in angemessener Weise berücksichtigt werden.

5. Dem Handel — Kleinhandel wie Großhandel — hat es bei Kriegsbeginn an dem nötigen Zusammenschluß gefehlt. Da in der Regel nur der organisierte Handel in die für die Lebens­ mittelversorgung geschaffenen Organisationen eingefügt werden kann, konnte der Handel sehr zum Schaden der Allgemeinheit mit seiner Personen- und Sachkunde nicht berücksichtigt werden. Es ist lebhaft zu begrüßen, daß sich Großhandel und Kleinhandel nun zu Erwerbs­ genossenschaften zusammenschließen, wobei es dringend zu wünschen ist, daß Konkurrenzstreitigkeiten nicht aufkommen. Lebhaft zu bedauem ist es, daß der Großhandel gegen btr genossenschaftliche Organisation des Kleinhandels und letzterer nach wie vor gegen die Organisation der Konsumenten Stellung nimmt. Auch der Handel sollte sich damit abfinden, daß wirtschaftlich gesunde Organisationen, die einmal bestehen, nicht mehr aus der Welt verschwinden werden. 6. Die Tätigkeit der Konsumvereine während der Kriegszeit hat zu ihrer Anerkennung und Würdigung auch in den Kreisen geführt, die ihnen bisher fern standen. Es ist, zumal in großen Städten, wiederholt anerkannt, daß die Konsumvereine zur Durchführung der Lebensmittelverteilung besonders geeignet sind und hierbei wertvolle Dienste geleistet haben. Bereits machen sich aber auch schon Wider­ sprüche gegen die Tätigkeit und Mitwirkung der Konsumvereine be­ merkbar. Solange die Kriegs- oder Übergangswirtschaft und ent­ sprechend der Einfluß des Staates auf die Verteilung der Lebensmittel besteht, darf den Konsumgenossenschaften gegenüber keine andere Ein­ schränkung ihrer Wirkungsmöglichkeit Platz greifen, als durch die Zeit­ verhältnisse unbedingt geboten ist. Insbesondere muß jede nachteilige Behandlung der Konsumgenossenschaften gegenüber den anderen Warenverteilungsstellen unterbleiben.

7. Den Baugenossenschaften wird erneut und vorsichtige Mietenkalkulation, insbesondere bei der Mietsberechnung für die Wohnungen in den neu hergestellten Häusern, empfohlen. Ein Aus­ gleich der Höhe der Mieten bei alten und neuen Häusern soll nicht schematisch durchgeführt werden, er muß künftiger Regelung Vor­ behalten werden, wobei die örtlichen Verhältnisse von entscheidender Bedeutung sein werden. Rückständig gebliebene Reparaturen sind, sobald es die Ver­ hältnisse gestatten, in Angriff zu nehmen. Reichliche Reserven hierfür sind zurückzustellen, die dringend benötigt werden, weil in absehbarer Zeit mit einem Sinken der Löhne, Materialpreise und des Zinsfußes nicht zu rechnen ist.

34 Der Übergangswirtschaft müssen die Baugenossen­ schaften ganz besondere Aufmerksamkeit widmen. Feststellung des voraussichtlichen Wohnungsbedarfes, Vorbereitung der Geld- und Bodenbeschaffung, Vorbereitung der Pläne und Bauausführung, das sind die Aufgaben, an deren Lösung die Baugenossenschaften jetzt schon herantreten können. Die Lösung wird am zweckmäßigsten durch enges Hand in Hand arbeiten mit den städtischen Körperschaften am Orte erfolgen.

Freudig stellen sich die Baugenossenschaften in den Dienst der Ansiedlung von Kriegsteilnehmern. Maßgebend sind dabei die Grundsätze, die die dem Eigentumserwerb an Grundstücken dienenden Baugenossenschaften in jahrzehntelanger Praxis erprobt haben und die in den Grundlehren der Allgemeinen Genossenschafts­ tage niedergelegt sind. Der preußische Wohnungsgesetzentwurf sieht eine neue Art der Beteiligung des Staates an gemeinnützigen Bau­ vereinigungen vor. Es wird die Erwartung ausgesprochen, daß dies nicht zu einer Benachteiligung der Tätigkeit der Baugenossenschaften führt. Es wird dies vermieden werden, wenn die unter Beteiligung des Staates geplanten gemeinnützigen Vereinigungen es sich lediglich zur Aufgabe machen, für die Beschaffung des von den Baugenossen­ schaften benötigten Baulandes zu sorgen. Im Zusammenhang damit wird die Erwartung ausgesprochen, daß die in der Begründung zum preußischen Wohnungsgesetz vorgesehene Einrichtung einer selbständigen Prüfungsstelle ein Eingreifen in die selbständige Geschäftsführung der Baugenossenschaften und Revisionsverbände nicht zur Folge hat, den Baugenossenschaften und den Revisionsverbänden vielmehr das volle Selbstverwaltungsrecht belassen wird. Weiter wird erwartet, daß die Durchführung der im preußischen Wohnungsgesetzentwurf vorgesehenen finanziellen Maßnahmen im engsten Einvernehmen mit den Bau­ genossenschaftsverbänden getroffen und die Verbände vor dem Erlaß der Ausführungsbestimmungen gehört werden.

8. Die landwirtschaftlichen Genossenschaften sind in weitem Umfange zur Lebensmittelversorgung herangezogen worden. Es hätte aber in noch größerem Umfange geschehen sollen, vornehmlich gilt dies von den örtlichen Genossenschaften, die vielfach übergangen sind. Die Erfahrung der Kriegswirtschaft hat gelehrt, daß die restlose Erfassung der Erzeugnisse nur möglich ist durch Ausbau der kriegswirtschaftlichen Organisation nach unten bis zur einzelnen Dorfgemeinde und dem einzelnen Landwirt. Die örtliche Genossenschaft erscheint daher zumal bei dem engen Netz der Genossenschaften als die gegebene Stelle, um unmittelbar an den einzelnen Erzeuger hcranzutreten. Auch hier gilt aber allermindestens der Satz, daß den ein­ zelnen Genossenschaften gegenüber keine anderen Einschränkungen ihrer Wirkungsmöglichkeiten Platz greifen, als durch die Kriegswirtschaft unbedingt geboten sind.

35 Da feststeht, daß die Lebensmittelorganisationen mit dem Friedens­ schluß nicht dem freien Schalten und Walten Platz machen werden, decken sich die Forderungen des landwirtschaftlichen Genossenschafts­ wesens, die zur Übergangswirtschaft geltend gemacht werden, mit denen, die zurzeit bestehen."

Anwalt Dr. (Trüget: M. H., der Bericht des Anwalts gehört ge­ wissermaßen zu den traditionellen Gegenständen der Tagesordnung. Sie werden aber jedenfalls in diesem Jahre von mir keinen der üblichen Be­ richte erwarten, in denen ich die Einzelheiten der Vorgänge im deutschen Genossenschaftswesen darzustellen suchte. Der Bericht soll sich erstrecken auf die Jahre 1914/17. Ich müßte zurückgreifen bis zum Allgemeinen Genossenschaftstage in Posen, auf dem wir uns trennten und nichts Böses erwarteten. Wollte ich den Bericht so erstatten, dann müßte der Bericht einen Teilabschnitt geben aus der wirtschaftlichen Kriegsgeschichte Deutschlands, und zwar vielleicht einen -er bedeutungsvollsten Teilabschnitte. Ich muß mir Beschränkungen auferlegen und mir insbesondere versagen, einzugehen auf Fragen allgemein-wirtschaftspolitischer Natur; ich muß absehen von kritischen Bemerkungen über die Organisationen, unter denen wir unser Wirtschaftsleben führen und ihre Grundsätze; ich muß davon absehen, zu untersuchen, ob es richtig ist, zu sagen, wir lebten bereits im Zeichen der Überorganisation. Was ich zur Dar­ stellung hier bringen kann, ist im wesentlichen nur die Entwicklung des Genossenschaftswesens in dem durch den Krieg geschaffenen wirtschaftlichen Rahmen.

M. H., mich über die Kriegsarbeit des Allgemeinen Deutschen Genossenschaftsverbandes und deren Einzel­ heiten auszulassen ist, mit Rücksicht auf die Zeitverhältnisse, ein Ding der Unmöglichkeit. In den Jahrbüchern des Allgemeinen Verbandes, die während der Kriegszeit im großen und ganzen pünktlich jährlich er­ schienen sind, finden Sie Auskunft darüber sowie in den „Blättern für Genossenschaftswesen". Ich darf wohl sagen, daß es kaum eine Frage gibt, zu der nicht seitens des Allgemeinen Genossenschaftsverbandes Stellung genommen werden mußte. Der Hinweis darauf, daß an hohe Staatsbehörden seitens der Leitung des Allgemeinen Verbandes in diesen Jahren 258 Eingaben gerichtet wurden, wird Ihnen genügen zum Be­ weise dafür, in welchem Umfange und in welcher Reichhaltigkeit sich die Tätigkeit des Allgemeinen Verbandes entwickeln mußte. M. H., die Frage liegt gerade bei dieser Feststellung nahe: Wie haben sich die Behörden zum deutschen Genossen­ schaftswesen gestellt? Ich muß auch hier mir Beschränkung und Zurückhaltung auferlegen. Ich kann die Frage nicht einer durch­ greifenden Beurteilung in diesem Augenblick unterziehen, ob die Be­ hörden überall der Bedeutung der Genossenschaften ein volles Verständnis entgegengebracht haben. Eins allerdings möchte ich feststellen, daß das Verständnis für die Bedeutung der Genossenschaften bei den Zentral­ behörden in der Regel ein besseres war als bei den Nachgeordneten Be-

36 Hörden; vielleicht, daß Erwägungen der Konkurrenz gerade bei der Be­ urteilung des Genossenschaftswesens an diesen Stellen häufiger hinein­ gespielt haben, als es für die Genossenschaften und für die Allgemeinheit gerade förderlich war. M. H., aber eins kann ich und zwar mit vollster Überzeugung fest­ stellen, und das ist, daß die Genossenschaft sich in diesen Kriegsjahren glänzend bewährt hat, unter Verhält­ nissen, die sie vor ganz neue Aufgaben gestellt hat. Daraus ziehe ich den Schluß, daß die wirtschaftliche, finanzielle Grundlage des Genossen­ schaftswesens eine gesunde gewesen ist und ferner, daß seine Anpassungs­ fähigkeit eine außerordentliche ist. Nun möchte ich Sie bitten, einen Blick auf die Tagesordnung zu werfen, die wir zu beraten haben. Die Tagesordnung ist auf den Krieg eingestellt, wie es auch nicht anders zu erwarten ist, es liegt für uns die Frage sehr nahe, ob, wenn wir, was hoffentlich das nächste Jahr der Fall sein wird, in Friedenszeiten wiederum zur Ab­ haltung des Allgemeinen Genossenschaftstages zusammentreten, wir dann einfach in der Lage sein werden, auf den Allgemeinen Genossenschaftstag zu Mainz, auf dem wir im Jahre 1914 zusammentreffen wollten, zurückzugreifen, so daß wir unsere Arbeiten einfach dort fortsetzen können, wo wir sie vor dem Kriege, unmittelbar vor dem in Mainz abzuhaltenden Genossenschaftstage abgebrochen haben. Diese Frage ist recht schwer zu beantworten; aber ich glaube, man kann heute schon feststellen, daß die wirtschaftliche Ordnung der Dinge sich so anders gelagert hat, daß es wahrscheinlich für uns nicht möglich sein wird, einfach die Tagesordnung für Mainz aufzunehmen und sie auf dem ersten Genossenschaftstage im Frieden zur Erledigung zu bringen. Das, was sich in diesen Jahren auf wirtschaftlichem Gebiete zugetragen hat, ist denn doch von zu tief ein­ schneidender Bedeutung gewesen, als daß es nicht nach den verschiedensten -Richtungen zu Umgestaltungen führen müßte. Jedenfalls lag es für mich nahe, zu Prüfen, ob ich nicht auf diese Tagesordnung Organisations­ fragen zu stellen hätte; aber die Antwort darauf war sehr einfach: Jetzt ist keine Zeit für uns, Fragen der inneren Organisation der Genossen­ schaften zu beraten und zu beschließen, grundsätzliche Umgestaltungen an der inneren Organisation der Genossenschaften vorzunehmen; jetzt heißt es für die Genossenschaft: Anpassung an die vom Staate geschaffenen Organi­ sationen, Beobachtung der sich einstellenden Aufgaben, Gerechtwerden den Bedürfnissen des Tages und der Stunde. Das sind die Aufgaben, vor deren Erfüllung unsere Genossenschaften stehen. Es lag ursprünglich in meiner Absicht, bei dieser Gelegenheit auch den Versuch zu machen, die Beratungen der Unterverbandstage nach einer bestimmten Richtung hier fortzusetzen, nämlich zu versuchen, den Schleier von der Übergangswirtschaft zu heben und zu prüfen, was unter dem Zeichen der Übergangswirtschaft der Genossenschaften für Auf­ gaben harren. Ich kann absehen davon. Unser hochverehrter, ich darf wohl sagen, genossenschaftlicher Freund, Herr Oberbürgermeister Dr. Scholz wird darüber eingehend berichten. Übergangswirtschaft, —

37

ein außerordentlich bedeutungsvolles Wort, ein Wort, das wir vor dem Kriege eigentlich gar nicht gekannt haben, ein Wort, das uns besagt, daß wir jedenfalls aus diesem Kriege nicht unmittelbar in die Friedenswirtschast herauskommen werden, sondern daß wir zunächst jedenfalls mit neuen Wirtschastsmethoden zu tun haben werden. Es liegt die Frage nahe — ich will sie nicht beantworten, sie wird vielleicht bei dem Referat besprochen werden —, ich will nur gewissermaßen das Referat ein­ leiten mit der Frage: Wird die Übergangswirtschaft zu neuen Wirt­ schastsmethoden führen? Eins wissen wir ganz genau: eine unmittel­ bare Rückkehr zu den Wirtschastsmethoden, die wir vor dem Kriege ge­ habt haben, ist ausgeschlossen. Lassen wir den Blick nicht nur in die Zukunft hinübergleiten, sondem ihn auch einmal auf die s i eb z i g e r I a h r e zurückgehen. Man denke an jene Zeiten, in denen das Genossenschaftswesen in der ersten Entwicklung sich befand, unentwickelt aber gegenüber den Verhältnissen, die der Weltkrieg bei den Genossenschaften Janb. Das Genossenschafts­ wesen war durch den Krieg von 1870/71 unberührt geblieben, um so größer war der Einfluß der wirtschaftlichen Gestaltung der Verhältnisse in den Jahren nach dem Kriege. Den Kredit - und den Bau­ genossenschaften möchte ich angelegentlich das Studium der Geschichte der siebziger Jahre emp­ fehlen. Ich glaube, daß Kredit- wie Baugenossenschaften unendlich viel aus jener Zeit zu lernen imstande sein werden. Eine Reihe der Beschränkungen, die das Genossenschaftsgesetz von 1889 dem Geschäfts­ betrieb der Genossenschaften gebracht hat, hat ihren Ursprung in den Er­ fahrungen der siebziger Jahre. Jene Hochkonjunktur der siebziger Jahre ist den Kreditgenossenschaften schlecht bekommen, und sie hat, kann man sagen, den Baugenossenschaften der ersten Baugenossenschaftsperiode das Leben gekostet, und so gründlich, daß Jahrzehnte ins Land gingen, bis wiederum eine neue Baugenossenschaftsperiode sich entwickeln konnte. Die Kreditgenossenschaften haben auch jahrelang zu tun gehabt, bis die Scharte der siebziger Jahre ausgewetzt war. Insbesondere Sie, meine Herren von den Kreditgenossenschaften, lesen Sie die Verhandlungen des Allgemeinen Genossenschaftstages zu Stuttgart, der 1879 stattgefunden hat, nach, und Ihnen, meine Herren von den Baugenossenschaften, kann ich empfehlen, einen Blick in das Taschenbuch für Baugenossenschaften von Dr. Schneider zu werfen, das 1876 erschienen ist und das Schicksal der Baugenossenschaften eingehend behandelt hat. Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt. Vielleicht verbietet sich von Grund aus die Wieder­ kehr ähnlicher Zeiten, wie wir sie in den siebziger Jahren durchlebt haben. Aber eine Mahnung glaube ich, doch an die Genossenschaften heute richten zu sollen, gerade wegen der Unsicherheit und Ungewißheit der künftigen Zeiten: Wahrt die soliden Geschäftsgrundsätzel (Sehr richtig!) M. H., über dm Einfluß des Krieges auf die Ge­ nossenschaften' in unmittelbarer Wirkung ist vor wenigen Wochm eine Schrift aus der Feder meines Mitarbeiters

38 Dr. Meyer erschienen, der zurzeit wieder im Felde steht. Er hat einen längeren Urlaub benutzt, um das Material, das die Genossenschaften auf eine Umfrage mir zur Verfügung gestellt hatten, zu bearbeiten. Diese Schrift ist hochinteressant und lesenswert; sie zeigt zahlenmäßig den Ein­ fluß des Krieges auf die verschiedenen Genossenschaftsarten. Ich kann in dieser Stunde auf die Einzelheiten nicht eingehen. Die Schrift ist auch bereits im Besitz der meisten Genossenschaften, und ich empfehle Ihnen ihre Durcharbeitung. Wir ziehen aus der Statistik die Lehre, daß die für die Genossenschaften schwerste Zeit dem Kriege vorausging. Sobald die Entscheidung gefallen war, trat Ruhe ein. Und für die Kreditgenossenschaften ist festzustellen, daß Mitte August 1914 bereits wieder ein geregelter Geschäftsgang vorhanden war. In der letzten Juli­ woche des Jahres 1914 bewährte sich die Liquidität der Genossenschaften. Das war eine Kraftprobe für die Genossenschaften, die so glänzend ausfiel, daß es darauf vielleicht zurückzuführen ist, wenn Deutschland später als ein­ ziges Land auf das allgemeine Moratorium verzichten konnte.

(Bravo!)

M. H., die Schrift zeigt den Einfluß des Krieges auf die Genossen­ schaften selbst, auf den äußeren Geschäftsgang; aber darüber hinaus können wir feststellen, daß gerade während des Krieges die deutschen Genossenschaften sich als eine wertvolle Ergänzung der Kapitalassoziation gezeigt haben, daß sie dem Reich die Durch­ führung vieler seiner Aufgaben auf dem Gebiet der Be­ reitstellung von Mitteln für Lebensmittelversorgung und für den Heeresbedarf ermöglicht haben, ja, ich darf aussprechen, daß es den Ge­ nossenschaften zu verdanken ist, daß dem Reich zehntausende und aberzehntausende von Arbeitskräften zugeführt worden sind. (Bravo!)

Das Gesamtergebnis dieser Betrachtung ist: die Genossen­ schaften sind kriegswichtige Organisationen. Das sprechen nicht nur wir aus, sondem gelegentlich der Verhandlungen über das Zivildienstgesetz und gelegentlich der Ausführung dieses Gesetzes ist es auch von behördlicher Seite anerkannt, daß die Genossenschaften kriegswichtige Organisationen sind.

Gestatten Sie mir nun, m. H., noch eine Bemerkung allgemeiner Natur zu diesen allgemein gehaltenen Betrachtungen. Ich glaube, wir sind berechtigt, mit bezug auf die heutigen Ver­ hältnisse, von einer der schwer st en Wirtschafts­ krisen zu sprechen, die sich vielleicht je in der Welt zugetragen hat. Wohl weiß ich, daß man hier und dort die Behauptung aufstellt, daß der Krieg sogar zu einer Vermehrung des nationalen Wohlstandes gefiihrt hat, daß jedenfalls unter dem Kriege der nationale Wohlstand nicht zurückgegangen ist. Man beurteilt da das wirtschaftliche Leben wohl wesentlich unter dem Gesichtspunkte der Kriegsanleihen, der großen Er­ folge, die mit den Kriegsanleihen erzielt sind und der Kriegsgewinne. Ich bin der Ansicht: das sind Äußerlichkeiten, und wir sollten vorsichtig

39 sein, wenn wir aus diesen allgemeine Schlüsse auf die wirtschaftliche Ge­ staltung der Verhältnisse unseres Vaterlandes ziehen. Man übersieht dabei die inneren Veränderungen, die sich zugetragen haben. Man über­ sieht vollkommen die schweren Wunden, die dieser Krieg weiten Kreisen unseres erwerbstätigen Volkes geschlagen hat. Dabei ist das Wort „er­ werbstätig" in weitestem Sinne zu nehmen. Man denke an die traurige Lage der Festbesoldeten! M. H., ich will nicht diese außerordentlich schwierigen Probleme in diesem Augenblick untersuchen, ich begnüge mich mit der Feststellung dieser Tatsache. Ich lasse es bei den Andeutungen genügen und hebe hervor, daß Mittelstand, Hausbesitz, Festbesoldete jedenfalls die Gruppen unseres Volkes sind, die von bett wirtschaftlichen Begleiterscheinungen des Krieges schwer getroffen sind. (Sehr richtig!) Wir warten ab, was die wir aber doch nicht, daß uns schon berechtigen, ein Folgen dieses furchtbaren

neue Gewerbezählung ergeben wird. Glauben die Ergebnisse dieser neuen Gewerbezählung abschließendes Urteil über die wirtschaftlichen Krieges abgeben zu können! (Sehr richtig!)

Nein, m. H., je länger der Krieg sich hinzieht, desto tiefer greisen die wirtschaftlichen Begleiterscheinungen des Krieges in das erwerbs­ tätige Volk ein. Wir stehen eist vor dem Beginn der Zusammenlegung und der Stillegung der Betriebe, wir stehen erst am Anfang der Wirkung des Zivildienstgesetzes. Warten wir ab, wenn alle diese Wirkungen sich erst äußerlich bemerkbar gemacht haben! Dann haben wir ungefähr einen Begriff von den Wunden, die der Krieg geschlagen hat.

(Sehr richtig!) Es wäre ja auch im höchsten Grade merkwürdig, wenn jahrelang die führenden Völker des Erdballes blindlings aufeinander losschlagen, Jahre hindurch nur der Vernichtung leben, und wenn in diesen Jahren nicht die schwerste wirtschaftliche Krisis bereits über alle Völker in Wahrheit hereingebrochen wäre. (Sehr richtig!) Man kann daher meines Erachtens sehr wohl von einer ernsten, schweren Krisis sprechen, die für viele den Verlust der Selbständigkeit bedeutet. Nun besteht die nicht zu unterschätzende Ge­ fahr, daß die, die diese Krisis nicht unmittelbar empfinden, zu unrichtigen Schlußfolgerungen bei der Bewertung der allgemeinen Wirtschafts­ lage gelangen. Und dann noch eins,-m. H.! Die Erfahrungen der Kriegskrisis, insoweit sie in einer gewissen schnellen Anpassungs­ fähigkeit bestehen, dürfen nicht ohne weiteres auf eine W i r t s ch a f t s k r i s i s übertragen werden. Wir müssen scharf unterscheiden zwischen der Wirtschaftskrisis, die eine ausgesprochene Kriegskrisis ist, und jener Wirtschaftskrisis, die im wesentlichen auf die allgemeinen wirtschaftlichen

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Verhältnisse zurückzuführen ist, die ihren Grund in Überproduktion, Miß­ ernten usw. hat. Es ist meines Erachtens kein Widerspruch mit den vorhergehenden Feststellungen, wenn ich sage: eine WirtschaftsKisis wirkt nach manchen Richtungen hin vernichtender, verlustbringender; denn eS fehlt bei ihr der Ausgleich, der sich bei der Kriegskrisis ergibt und es fehlen vor allen Dingen die Momente, die unter gewissen Umständen die Überwindung einer Kriegskrisis zu erleichtern imstande sind.

Diese Mahnung gilt vor allen Dingen denen, von denen ich soeben bereits bemerkte, daß sie heute vielleicht nicht unmittelbar die vollen wirt­ schaftlichen Wirküngen des Krieges empfinden. Ich möchte gerade diese Kreise — und es kommen dabei vor allen Dingen die Kreditgenossen­ schaften in Frage —, an den Ansturm auf ihre Kassen in den Juli- und den ersten Augusttagen des Jahres 1914 erinnern. Wie wurde dieser Ansturm zurückgeschlagen? Allein durch die Leistungsfähigkeit der Kredit-Institute? Wir treten der Leistungsfähigkeit nicht zu nahe, wenn wir dabei auch den Imponderabilien gerecht werden wie dem Appell an den Patriotismus der Spareinleger und Depositengläubiger. Es konnten Beschränkungen im Auszahlungsverkehr vorgenommen werden, die unter dem Einfluß einer reinen Wirtschaftskrisis gewiß nicht hätten vor­ genommen werden können. Daher der Schluß: es soll niemand glauben, daß, da im Kriege die wirtschaftlichen Verhältnisse zuweilen günstiger sich gestaltet haben, als es vorher behauptet wurde, als man vorher an­ nahm, die Mahnungen mit bezug auf die finanzielle Kriegsbereitschaft unberechtigt gewesen seien. Es ist möglich, daß diese oder jene Kreditgenossenschaft, die die ganze Kriegszeit hindurch überhaupt nur eine Schwierigkeit kennen ge­ lernt hat: wohin mit den müßigen Beständen, wo Geldanlage suchen! — auf den Gedanken kommt: was sollten denn all die Mahnungen und Warnungen mit bezug auf die Liquidität, es war ja alles nicht nötig. Mögen diese nicht übersehen, daß Imponderabilien maßgebend gewesen sind, die die Erleichterung jener Tage und Wochen so außerordentlich ermöglicht haben. Vergessen wir nicht den Einfluß der Siege in den Augusttagen des Jahres 1914.

(Sehr richtig!)

Aber ich freue mich, feststellen zu können, daß mir in zahlreichen Fällen durch Wort und Schrift zum Ausdruck gebracht ist, wie wichtig die Ausführungen über finanzielle Kriegsbereitschaft in den Jahren vor dem Kriege gewesen sind und sie dürften wesentlich dazu beigetragen haben, das Auge der Genossenschaften für die wirtschaftlichen Folgen des Krieges zu schärfen, so daß die Genossenschaften bei Ausbmch des Krieges auch wirklich kriegsgerüstet waren. » Auf dem Allgemeinen Genossenschaftstage in Posen sagte ich: »Die heutige Zeit ist unter keinen Umständen geeignet, den Geschäftsbetrieb zu erweitem. Verfügen die Genossenschaften über erhebliche Gelder, so mögen sie darauf bedacht sein, ihre Liquidität zu steigern/ Es war die finanzielle Kriegsbereitschaft, und ich glaube, die Kreditgenossenschaften

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werden in den Julitagen des Jahres 1914 froh gewesen sein, wenn sie rechtzeitig den Mahnungen entsprochen haben.

Und nun nach diesen allgemeinen Betrachtungen gestatten Sie mir, einen Blick auf den Einfluß des Krieges, der wirtschaftlichen Begleit­ erscheinungen auf die einzelnen Genossenschaftsarten zu werfen. Die Kreditgenossenschaften sind nach den ersten zwei Wochen alsbald wieder in geordnete Verhältnisse eingetreten. Man darf sogen, daß Mitte August bereits wieder der geordnete Geschäftsgang bei den allermeisten Kreditgenossenschaften zu verzeichnen war. Dann haben sich im Laufe der Zeit die Kreditgenossenschaften mehr und mehr zu Kapitalverwaltungsstellen entwickelt. Sie leben unter dem Zeichen des Geldüberflusses. Die üblichen Gefahren, die wir sonst immer mit dem Geldüberfluß bei den Kreditinstituten verbanden, bestehen heute nicht. Große Kredite werden von ihnen nicht gefordert werden. Das Verzinsen des Industrie- und Baugeldkredits wird den Kreditgenossen­ schaften nicht gefährlich. Die Gefahren Pnd ganz anderer Art. Viel­ leicht später darüber mehr! M. H., in den August- und Septembertagen des Jahres 1914 wurde in gewissen Kreisen der Ruf laut: es bestehe eine Kreditnot, es müßten neue Organisationen geschaffen werden, um das Kredit­ bedürfnis zu befriedigen. Es wurde auch in Preußen eine große Mittel­ standskreditaktion in die Wege geleitet, für deren Durchführung 100 Millionen Mark zur Verfügung gestellt wurden. Ich habe nicht ge­ hört, daß von diesen 100 Millionen Mark auch nur 100 Mark wirklich zur Verwendung gekommen sind. Die Kreditnot bestand nur bei denen, die bereits vor dem Kriege nicht kreditfähig gewesen sind und die nun den Kriegsausbruch bmutzten, um sich ein anscheinend berechtigtes Kredit­ mäntelchen umhängen zu können und zu sagen: es ist der Krieg, der die Befriedigung des Kredits für uns notwendig gemacht hat, es ist Pflicht des Vaterlandes, uns zu helfen!

Im Herbst des Jahres 1914 fand im Reichsamt des Innern eine Konferenz statt, an der so ziemlich alle Organisationen teilnahmen, die auf diesem Gebiete zu urteilen zuständig waren, und von allen Seiten wurde verneint, daß eine Kreditnot besteht. Es wurde ausdrücklich anerkannt, daß die bestehenden Kreditorganisationen sehr wohl imstande sind, auch während des Krieges das berechtigte Kreditbedürfnis zu befriedigen. Ich hatte recht behalten mit meiner Warnung vor dem Versuch, die in Preußen zur Verfügung gestellten 100 Millionen zur Gründung von Genossenschaften zu verwenden. Richtig ist, daß sich Kreditverhältnisse ergaben, die man nicht mit den auf geschäftlicher Grundlage bemhenden Kreditgrundsätzen ordnen koynte. Hier wurde durch Gründung be­ sonderer Kreditbanken geholfen. Dahin gehört auch die auf ganz be­ sonders gestalteten Grundsätzen beruhende Kriegs-Kredit-Kasse für den deutschen M i t t e l st a n d, e. G. m. b. H., zu deren Vorstand Regierungsrat Prof. Dr. Leidig und ich gehören. Näheres über dieses Institut finden Sie in den Blättern für Genossenschaftswesen

42 und in den Jahrbüchern. — Die Entwicklung aller dieser Kreditinstitute hat gezeigt, daß die Ansprüche an dieselben sehr geringe geblieben sind. Vielleicht, daß der Kriegs-Kredit-Kasse für den deutschen Mittelstand sich nach dem Kriege noch ein weiteres Tätigkeitsgebiet zeigt. Auffallenderweise ist neuerdings wiederum der Ruf ertönt: es sei eine Kreditnot zu verzeichnen, oder: wir haben eine Kreditnot für die künftige Zeit zu erwarten. Von dem Gedanken, Handwerker­ kreditgenossenschaften zu gründen, d. h. Handwerkerkredit­ genossenschaften in dem Sinne verstanden, daß die Kreditgenossenschaft ausschließlich auf die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Gewerbe zu­ geschnitten ist, ist man erfreulicherweise bekehrt. Lassen Sie mich Ihre Aufmerksamkeit auf einige neuere Pläne lenken, die immerhin nicht ganz uninteressant sind. Da heißt es z. B. in einer maßgebenden westdeutschen Zeitung: „Es ist notwendig die Gründung von gemeinnützigen Kreditgenossenschaften zur Erleichterung der Geschäfte. Provinzweise zu gründende Genossenschaften sollen sich zu einer Zentralkasse zusammenschließen, die ihrerseits wieder mit der Preußenkasse oder der Reichsbank in Beziehung treten soll, so daß auf diese Weise tatsächlich Staats- und Reichsgelder in weitem Umfange unmittelbar zur Ver­ fügung gestellt werden können. Prüfung der Wechsel durch Ver­ trauensleute aus den Organisationen der Lieferanten und Abnehmer.*

M. weiter:

H.,

ein

geradezu

abenteuerlicher

Plan!

Und

man

sagt

„Gewaltige Mittel werden dann aufgebracht werden. Die Kriegsteilnehmer werden dann bei Friedensschluß sofort mit voller Kraft ihren Betrieb wieder aufnehmen können.*

Welche Harmlosigkeit in der Auffassung der wirtschaftlichen Verhält­ nisse nach dem Kriege! (Sehr richtig!) Ein anderer Vorschlag: Bildung von gewerblichen Beratungs - und Kreditgenossenschaften mit Staatsmitteln und Staatsaufsicht. Die Verwaltung soll in den Händen der Regierung ruhen. (Heiterkeit.) M. H., man braucht sich wirklich um den gewerblichen Mittelstand nicht mehr zu bemühen, wenn er schon soweit ist, daß er ein Staats­ kreditinstitut nötig hat, dessen ganze Verwaltung in den Händen der Regierung liegt. (Sehr richtig!) Ein anderer Plan: Die Angehörigen eines bestimmten Berufsstandes sollen durch Landesgesetz verpflichtet werden, einer Kreditberufs­ genossenschaft beizutreten, gleichgültig, ob sie kreditbedürftig sind oder nicht, sie sollen aber jedenfalls mithaften.

(Heiterkeit.)

43

Und ein anderer Plan geht dahin, Kreditgenossenschaften ohne Spar­ kassenverkehr ins Leben zu rufen. Die Kreditgenossenschaften sollen eine Abteilung der öffentlichm Sparkassen werden. Ja, m. H., das Wort „Ersatz" ist nicht ganz mit Unrecht in Miß­ kredit geraten. (Heiterkeit und sehr richtig!)

Ich glaube, man kann hier von Ersatzmitteln für die Kreditgenossen­ schaften und zwar der zweifelhaftesten Art, sprechen. (Sehr richtig!)

Sehen wir uns nun die V e r l u st m ö g l i ch k e i t e n an, die sich aus dem Krieg für die Kreditgenossenschaften ergeben können. Es ist außer­ ordentlich schwer, ein Urteil darüber abzugeben, ob die Kreditgenossen­ schaften aus diesem Kriege mit großen oder kleinen Verlusten hervorgehen werden. Jedenfalls bedrückt uns jetzt schon eins stark: das sind die Kursverluste. Für das Jahr 1916 ergibt sich für die Kredit­ genossenschaften des Allgemeinen Genossenschaftsverbandes ein Kurs­ verlust in Höhe von über 2% Millionen Mark. (Hört!

hört!)

Dazu kommen noch andere Verluste in Höhe von 3% Millionen aus dem regelmäßigen Geschäft, rund also 6 Millionen.- Damit hält sich die Höhe des Verlustes im Rahmen der Vorjahre. Erläuternd möchte ich hier hin­ zufügen, daß die Berliner Verhältnisse auf die Verlusthöhe einen nicht unerheblichen Einfluß ausüben. Ich glaube nun, m. H., daß heute noch keineswegs die Verluste, die im Zusammenhang mit der Einwirkung des Krieges stehen, alle auch wirklich bereits abgewickelt werden. Viele Kreditgenossenschaften werden da, wo es sich um Kriegsteilnehmer handelt, ruhig die Forderungen weiterführen und sich sagen: Wir wollen einmal abwarten, in welcher Verfassung der Betreffende aus dem Kriege heimkehrt, was dann aus ihm wird. Das ist ein ganz verständlicher Standpunkt. Aber ich meine, daß man heute schon weiß, daß sich seine wirtschaftlichen Verhältnisse während des Krieges nicht gerade gebessert haben werden. (Sehr richtig!) Jch-möchte daher, wie ich es auf den Verbandstagen getan habe, aufs allerdringendste empfehlen, der Bildung von R e s e r v e n die größte Auf­ merksamkeit zuzuwenden und jedenfalls aus derartigen Konten keine Zinsen auf das Jahreserträgnis zu berechnen. Prüfen Sie alle derartigen Konten nach und Sie finden, daß mit Verlust gerechnet werden muß. Die Reservenbildung ist im allgemeinen recht erfreulich gewesen. Die Reserven bei den Kreditgenossenschaften des Allgemeinen Verbandes sind von 1913 bis 1916 um rund 16 Millionen Mark gestiegen. Das macht etwas mehr als 14%. Die Steigerung von Jahr zu Jahr geht über das übliche Maß jedoch meist erheblich nicht hinaus. Ich kann Ihnen nur den dringenden Rat geben: Seien Sie darauf bedacht, bei den nächsten Abschlüssen mehr noch als bisher

44 in d i e Reserven zu st ecken. Brauchen Sie es nicht zur Verlust­ deckung, um so besser! Dann haben Sie einen Kapitalstock für Ihre Ge­ nossenschaft gewonnen, der das billigste Geld in sich schließt, über das die Genossenschaft überhaupt zu verfügen in der Lage ist. (Sehr richtig!) M. H., im engsten Zusammenhänge mit der Tätigkeit der Aufgaben der Kreditgenossenschaften in der Zukunft steht die Lage des Mittelstandes. Es ist eine Aufgabe der Kreditgenossenschaften und vielleicht eine der vornehmsten Aufgaben der Kreditgenossenschaften, bei dem Wiederaufbau des Handwerks mitzuwirken. M. H., es ist kein Schlagwort, das Wort von dem Wiederaufbau des Handwerks; denn das Handwerk ist tatsächlich durch die wirtschaftlichen Begleiterscheinungen des Krieges — ich glaube, daß das Wort „dezimiert" hier gar nicht genügt, sondern wir müssen hier mit einem ganz anderen Prozentsatz rechnen. — (Sehr richtig!) Es wirkt vieles zusammen, was gerade bei dem Handwerk die unheilvollen Wirkungen des Krieges zeigt. Der eine ist der Fahne gefolgt, der Betrieb ließ sich auf die Dauer nicht aufrecht erhalten, die Werkstatt mußte ge­ schlossen werden. Der andere hat wegen Mangel an Rohstoffen und Arbeitskräften seinen Betrieb immer weiter einschränken müssen. Aus dem einen und dem anderen wurden Zehntausende. Jetzt droht der Einfluß des Zivildienstgesetzes, die Zusammenlegung. Hunderttausende werden schließlich ihre Selbständigkeit verlieren. Ich gehe nicht auf Einzelheiten ein. Ich habe mich mit der Frage auf den Verbandstagen beschäftigt. Aber den Allgemeinen Genossenschaftstag möchte ich ganz besonders benutzen, um den Kreditgenossenschaften dringend ans Herz zu legen, dem Wiederaufbau des Handwerks ihr lebhafte st es Interesse entgegenzubringen.

(Beifall.)

Die Kreditgenossenschaften arbeiten damit in eigener Sache. Die Kreditgenossenschaften haben im wesentlichen zwei Wurzeln. Die eine der Wurzeln ruht in der Landwirtschaft, und die andere ruht in den gewerb­ lichen Verhältnissen der Städte. Die erste Wurzel ist durch den Krieg nicht schadhaft geworden. Ganz anders liegt es mit der anderen Wurzel, die im städtischen gewerblichen Mittelstände ruht. Hier stehen wir vor den folgenschwersten Einflüssen des Krieges. Mögen die Kreditgenossen­ schaften daher ihre ganze Kraft einsetzen, daß das deutsche Handwerk, der deutsche Mittelstand erhalten bleibt! (Beifall.)

Im engsten Zusammenhänge hiermit steht die dem Reiche zufallende, inzwischen von den Bundesstaaten übernommene Fürsorge für die aus dem Kriege heimkehrenden Gewerbetreibenden! Es geschieht da vieles, aber ich kann mich des Eindrucks nicht er­ wehren: es scheint mir, als wenn die vom Staate geleitete Fürsorge für

45 die aus dem Kriege heimkehrenden Gewerbetreibenden einen stark bureaukratischen Charakter hat. (Sehr richtig!) Statt die Mittel zur Verfügung zu stellen und vertrauensvoll sich an die Organisationen zu wenden, die in erster Reihe berufen sind, derartigm Aufgaben zu dienen, werden behördliche Kassen ins Leben gerufen oder es werden Behörden mit der Durchführung der Fürsorge be­ auftragt. Das ist nicht der richtige Weg. Noch ist es Zeit. Hoffentlich klingt unsere mahnende Stimme so weit durch, daß man den bureaukratischen Weg verläßt. Soweit ich es beurteilen kann, liegen die Dinge so: in Preußen haben wir einen Ministerialerlaß, der die besten Gedanken vertreten hat, der aber von den Nachgeordneten Behörden viel­ fach in ganz unzmeichender Weise zur Ausführung gelangt ist.

(Sehr richtig!)

In Süddeutschland ist das staatliche Element bei der Fürsorge viel zu stark vertreten. Soweit ich es übersehen kann, haben wir einen Bundesstaat, in dem die Grundgedanken nicht nur richtig vertreten, sondern auch richtig zur Ausfühmng gelangen. Das ist das Großherzogtum Hessen. Für den Mittelstand liegen die Verhältnisse einmal in Stadt und Land grundverschieden, und dann liegen die Verhältnisse für den gewerb­ lichen Mittelstand auch grundverschieden in Großstadt und Kleinstadt. Ich kann hier natürlich nicht differenzieren, sondem ich muß die Ge­ samtlage ins Auge fassen. Wer ich möchte es doch ausdrücklich hier hervorheben, daß, so günstig wie die finanzielle Lage des landwirtschaft­ lichen Mittelstandes — die gewaltigen Schwierigkeiten bei der Durch­ fühmng des Betriebes sprechen hierbei nicht mit, die Landwirtschaft betdient unbeschränkte Anerkennung dafür, daß sie sie überwindet —, so ungünstig sind die Verhältnisse des gewerblichen städtischen Mittelstandes, trotz seiner Beteiligung an Kriegslieferungen mit Hilfe der Liefemngsgenossenschaften. Der Mittelstand in den kleinen und in den mittleren Städten wiedemm befindet sich im allgemeinen in günstigeren Verhält­ nissen als in den Großstädten. Je größer die Stadt, je schwieriger die wirtschaftliche Lage des Mittelstandes. Ob und inwieweit nun allerdings durch die Zusammenlegung und durch die Einfühmng des Zivildienst­ gesetzes hier eine Änderung eintreten wird, das will ich dahingestellt sein lassen. Hieraus ergibt sich, daß der Einfluß des Krieges auf die verschiedenen Kreditgenossenschaften wahrscheinlich ein sehr verschieden­ artiger sein wird. (Sehr richtig!) Prüfe jede Kreditgenossenschaft aufs sorgfältigste die Verhältnisse ihrer Mitglieder. Ich bin nun in der Lage festzustellen, daß von allen unseren Kreditgenossenschaften nur eine Gruppe den Krieg nicht so übersteht, wie wir es wünschen, und das ist die Gruppe der Kreditgenossenschaften, die in der Baugeldkreditgewährung über die Normen hinaus-

46 gegangen sind, die wir auf dem Westerlander Genossenschaftstage fest­ gesetzt haben. M. H., wer von Ihnen dem Westerlander Genossenschaftstage beigewohnt hat, wird sich vielleicht noch erinnern, daß der damalige Berliner Verbandsdirektor auf mich hinwies und sagte: Wenn wir die Geschäfte nach den Grundsätzen führen wollten, wie sie der Herr Anwalt hier vertritt, dann könnten wir überhaupt unser Geschäft schließen, dann könnten wir überhaupt keine Geschäfte mehr machen. M. H., zwei Jahre darauf gab er den Mitgliedern seiner Kreditgenossenschaft die Wester­ lander Baugelderkreditgrundsätze bekannt. Und während des Krieges war seine Kreditgenossenschaft eine der ersten Genossenschaften, die unter Geschäftsaufficht ging; und heute — nun, ich spreche lieber nicht über die Verhältnisse, die sich gerade in jenem Verband entwickelt haben.

(Hört! hört!) Ich führe das aber nicht an, um rückwärtige Betrachtungen an­ zustellen; dazu haben wir nicht die Zeit, sondern ich meine: was vor allen Dingen für uns notwendig ist, wenn wir auf die rückwärtige Zeit zurückblicken, das ist, daß wir aus ihr für die Zukunft lernen. Da ist es gerade das Baugeldkreditgeschäft, das mich veranlaßt, auf jene Ver­ hältnisse hier hinzuweisen und die Kreditgenossenschaften an den Wester­ lander Genossenschaftstagsbeschluß*) zu erinnern. Das Baugeschäft liegt seit Jahr und Tag darnieder und ist jetzt vollkommen zum Stillstand gekommen. Wir wissen nicht, wann es sich wiederum entwickeln wird. Aber das wissen wir, daß, wenn das Baugeldgeschäft wiederum von neuem zur Entwicklung gelangt, dann große Kredite notwendig sein werden. Dann werden die Mitglieder der Kreditgenossenschaften sich *) Der Beschluß lautet im Wortlaut: Der Allgemeine Genossenschaftstag erklärt: Die Gewährung von Baugeldkreditcn erfordert die Beob­ achtung großer Vorsicht und kann nur dann für die Kreditgenossenschaften in Frage kommen, wenn folgenden Bedingungen genügt ist: 1. Die Höhe des eigenen Vermögens der Genossenschaft und der ihr auf lange Frist zur Verfügung stehenden fremden Gelder mutz die Pflege dieses Geschäftszweiges unbedenklich erscheinen lassen. 2. Der Kreditnehmer mutz mit Rücksicht auf seine Persönlichkeit und seine Vermögenslage die Gewähr bieten, daß das geliehene Geld auch tatsächlich zum Bau verwandt und dieser selbst in steter Förderung zu Ende geführt wird. 3. Die hypothekarische Beleihung des Grundstücks nach Vollendung des Baues durch eine Hypothekenbank mutz gesichert sein. 4. Der Kredit mutz stets innerhalb der von der Hypothekenbank inne­ gehaltenen Höchstbeleihungsgrenze liegen. 5. Der Kredit ist durch erste Hypothek und nötigenfalls auch noch in anderer Weise genügend sicher zu stellen. 6. Die Hingabe des Baugeldes hat entsprechend dem Fortschreiten des , Baues in Raten zu erfolgen. Zu diesem Zweck ist die Förderung des Baues durch Sachverständige zu kontrollieren und von ihnen der Wert vor jeder Ratenzahlung abzuschätzen. 7. Vor dem Legen der ersten Balken ist das Gebäude gegen Feuers­ gefahr mit steigendem Werte zu versichern und dauernd versichert zu halten.

47 wiederum bei Ihnen melden. M. H., darum meine dringendste Mahnung an Sie: beherzigen Sie jenen Beschluß, der auf dem Westerlander Genossenschaftstage gefaßt ist.

Über Liquidität brauche ich heute keine tiefgründigen Unter­ suchungen anzustellen. Aber eins möchte ich doch sagen: Unsere Normalsätze für die Beurteilung der Liquidität gelten nicht für die heutige Zeit. Eine Kreditgenossen­ schaft, die nur liquid in dem Umfange ist, wie wir es vor dem Kriege verlangten, ist in ihren wirtschaftlichen Verhältnissen, möchte ich beinahe sagen, rückständig, und eine Kreditgenossenschaft, die heute Bankkredit in Anspruch nehmen muß, muß ernstlich untersuchen, wo die Dinge bei ihr revisionsbedürftig sind, mag auch der Bankkredit an sich im richtigen Verhältnis zu dem Vermögen der Genossenschaft stehen. Die Liquidität ist heute auf die Liquidierung der Aktiven zurück­ zuführen. Wir sehen nun weiter eine Steigerung der Bilanz trotz der Liquidierung der Aktiven. Wir stellen bei den Kreditgenossenschaften einen Rückgang der Mit­ glieder fest und gleichwohl eine bedeutende Steigerung des Umsatzes. So überraschend das alles auf den ersten Blick erscheint, es sind ganz folgerichtige Wirkungen des wirtschaftlichen Lebens auf die Kredit­ institute. Und hieraus ergibt sich für die Verwaltungen die Sorge: wohin mit den Beständen? Zum Teil nimmt das Vaterland ihnen die Sorge ab und verweist sie auf die Kriegsanleihen. Und werfen wir nun einen Blick auf den Bestand an Wertpapieren. Im Jahre 1913 hatten die Kreditgenossenschaften des Allgemeinen Verbandes einen Bestand von 98 Millionen Mark an Wertpapieren und 1916 einen Bestand von 289 Millionen Mark an Wertpapieren. (Hört! hört!) Unter normalen Verhältnissen würde eine derartige Erhöhung uns be­ unruhigen. Heute sagen wir: die Verhältnisse bringen es mit sich. Die Dienstpflicht, die die Genossenschaft den Kriegsanleihen gegenüber hat, muß von den Kreditgenossenschaften auf sich genommen werden, sie führt damit zur Steigerung der Wertpapierbestände. Allerdings ist es in erster Reihe Aufgabe der Kreditgenossenschaften, ihren Gläubigern die Mittel zur Zeichnung der Kriegsanleihe zur Verfügung zu stellen. Mit den Betrachtungen über die Höhe des Wertpapierbestandes stehen wir vor einem der schwierigsten Probleme: wie wird die Flüssigmachung der Kriegsanleihen nach dem Kriegevorsich gehen? Das Problem ist für alle Genossenschafts­ arten von Bedeutung, denn auch andere Genossenschaften, außer Kredit­ genossenschaften haben in der Kriegszeit große Bestände an Kriegsanleihen sich zugelegt. Und die Thesen von der Liquidierung der Attiven gilt auch nicht nur für die Kreditgenossenschaften. Ich habe mich auf den Verbandstagen näher darüber ausgelassen. Ich möchte hier nur noch einmal dem Kern der Ausführungen Ausdruck geben, der dahin geht, daß die Genossenschaften die Sicherheit haben können, daß nach dem

48 Kriege Maßnahmen eingeleitet werden, die einen Kurssturz der Kriegsanleihen zu verhindern durchaus geeignet sind. Es wird der Markt eine Stärkung erfahren, die ihn geeignet macht, die an den Markt kommende Kriegs­ anleihe aufzunehmen. Wenn wir uns vergegenwärtigen, wie aus­ gezeichnet die finanziellen Kriegsmaßnahmen funktioniert haben, die mit dem 4. August 1914 in Kraft traten, und die vor dem Kriege vorbereitet waren, dann können wir zu den zuständigen Stellen das Vertrauen haben, daß sie jetzt während des Krieges auch die Maßnahmen ausfindig machen werden, die nach dem Kriege zur Durchführung gelangen und die dann während des Friedens, während der Übergangswirtschaft für die neuen Verhältnisse ebenso gut funktionieren, wie die Kciegsmaßnahmen bei Ausbruch des Krieges gut funktioniert haben.

(Beifall.) Mit ein paar Worten möchte ich zu dem Gemeindekredit Stellung nehmen, der heute bei den Kreditgenossenschaften eine große Rolle spielt dank ihrer Geldflüssigkeit und dem starken Geldbedarf bei Gemeinden und auch Sparkassen. Ich muß das hier einflechten, weil Ausführungen auf den Verbandstagen vielleicht mißverstanden worden sind. Ich er­ kläre auch von dieser Stelle aus, daß ich es für Pflicht der Kredit­ genossenschaften halte, ihre eigenen Gemeinden, die Sparkassen ihrer Ge­ meinden und vielleicht auch die Nachbargemeinden und deren Sparkassen soweit zu unterstützen, wie die finanzielle Leistungsfähigkeit der Kredit­ genossenschaft es irgend gestattet. Da dürfen wir nicht kleinmütig und nicht engherzig sein. Ganz etwas anderes ist es aber, ob es zu den Auf­ gaben unserer Kreditgenossenschaften gehört, auch über diesen Kreis hinaus­ zugehen, ob es zweckmäßig für die Kreditgenossenschaften ist, einen erheb­ lichen Teil ihrer müßigen Bestände in sogenannten Gemeindewechseln, Gemeindeschuldpapieren u. bergt, anzulegen. Da kann ich hier nur wiederholen, was ich auf den Unterverbandstagen ausgeführt habe: ich zweifle durchaus nicht an der Bonität derartiger Papiere, aber ich habe sehr erheblichen Zweifel daran, ob diese Papiere auch ohne weiteres als liquide Anlagen betrachtet werden können. In diesem Zweifel werde ich bestärkt durch die neuesten Maßnahmen der Reichsbank, die dahin­ gehen, daß der Diskontierung solcher Papiere sehr enge Grenzen gezogen werden. Damit ist nicht gesagt, daß bermctige. Gemeindewechsel als An­ lagepapiere grundsätzlich auszuschließen sind. Wenn die Genossenschaft einen von einer bekannten Stadt ausgestellten Wechsel, der mit dem Giro der Dresdner Bank versehen ist, kauft, so ist dies selbstverständlich einwandftei. Abzulehnen aber ist der Kauf von Gemeindewechseln, die durch Agenten in den Handel gebracht werden, deren Lage der Genossenschqft kaum dem Namen nach bekannt ist. Vorsicht ist auch bei der Girierung solcher Wechsel zu empfehlen. Sehr bedenklich ist es, wenn eine Ge­ nossenschaft sich etwa aus solchen Wechseln mit hohen Giroverpflichtungen belastet. Auch selbst die sichersten Giroverpflichtungen haben ihre Grenzen.

(Sehr richtig!)

49 Lassen Sie mich nun die Aufgaben der Kredit­ genossenschaften unter dem Einfluß des Krieges zusammenfassen, so sage ich: Unterstützung der Reichsbank bei der Unter­ bringung der Kriegsanleihen, — Unterstützung der Reichsbank, um den Notenumlauf nach Möglichkeit zu beschränken, — Pflege des bargeldlosen Verkehrs, — Heranholung des Goldes zu den Kassen der Reichsbank, — Fürsorge für die aus dem Kriege Heimkehrendm Gewerbetreibenden, — Sorge für die kriegsbeschädigten Gewerbetreibenden überhaupt, — Förderung der wirtschaftlichen Organisation des Handwerks, — und endlich möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf die Kriegspatenschast hin­ lenken. In den Kriegspatenschaften liegt meines Erachtens ein sehr ge­ sunder, schöner Gedanke, so daß es auffallend ist, daß es so schwer ist, diesen Gedanken zu verwirklichen. Ich möchte-den Kreditgenossenschaften auf das angelegentlichste empfehlen, diesen Kriegspatenschaften ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden. In der Erfüllung dieser Aufgaben liegt Pflichterfüllung dem Vater­ lande gegenüber. Manches ist dabei vielleicht nicht ganz entsprechmd den Friedensgmndsätzen. So bleibt die endgültige Ordnung des bargeld­ losen Verkehrs späterer Zeit Vorbehalten. Heute gilt es jede Maßnahme in den Menst der Allgemeinheit zu stellen.

(Bravo!) Unter dem Einfluß des Krieges hat die Gestaltung der Genossenschaftsbewegung ganz eigenartige Kurven ge­ nommen. Wir finden einen Stillstand in der Entwicklung des Genossenschaftswesens dort, wo im Frieden Entwicklung zu finden war und umgekehrt, wo im Frieden Stillstand, während des Krieges Ent­ wicklung. Neue Genossenschaften sind während des Krieges vor allen Dingen für Handwerk und Kleinhandel entstanden. Einige Verhältnis­ zahlen darüber. Die Zahl der Handwerkergenossenschaften ist während des Krieges um 90 % gestiegen — es bestehen heute 2046 Handwerker­ genossenschaften —, die Zahl der Kleinhandelsgenossenschaften um 56 % — heut bestehen 575 Genossenschaften —. Neuerdings hat auch der Großhandel sich der genossenschaftlichen Organisation erinnert. Es be­ stehen jetzt bereits 10 Genossenschaften, deren Mitglieder Großhandelskreisen angehören, Genossenschaften, in denen der Großhandel organisiert ist. Wiederum nehme ich Bezug auf eine Bemerkung vom Allgemeinen Genossenschaftstage in Posen. Da führte ich aus: Wie wohl wäre dem Handwerk, wenn es über leistungsfähige Submissionsgenossenschaften verfügte! Das war im Jahre 1913. Heute in der Begrüßungsrede ist darauf hingewiesen worden, wie die Handwerker der wirtschaftlichen Organisation des Hand­ werks Dank schulden. Im-Jahre 1913, auf dem Posener Genossen­ schaftstage war ich in der Lage, darauf aufmerksam zu machen, daß der wirtschaftlichen Organisation des Handwerks von der Deutschen Mittelstandsvereinigung sehr lebhafte Opposition gemacht wurde. Das „Neue deutsche Handwerksblatt" schrieb nicht lange vor dem Kriege: Das ge­ werbliche Genossenschaftswesen ist kein gewünschtes, aber doch ein be4

50 rechtigtes Mittel der Selbsthilfe. Dieser Verkennung der Aufgaben der wirtschaftlichen Organisation stellte ich damals den Satz gegenüber: Was dem Handwerk vor Men Dingen notwendig ist, das ist die kapi­ talistische Umbildung. Kein Schlagwort, m. H., sondem in der kapitalistischen Umbildung des Handwerks liegt eigentlich m. E. das ganze Wirtschaftsprogramm für das Handwerk.

(Sehr richtig!) In Posen konnte ich bereits Mitteilungen über den Beginn einer gemeinsamen Arbeit mit dem Kammertag machen. Einzelne der Herren Redner aus den Handwerkskreisen haben Heute schon die Freundlichkeit gehabt, auf die Erfolge dieser gemein­ samen Arbeit des Allgemeinen deutschen Genossenschaftsverbandes mit dem Kammertage hinzuweisen. Wir haben die Richtlinien für die wirtschaftliche Organisation des Handwerks zustande gebracht. Welch bedeutsamen Erfolg diese Richtlinien gehabt haben, ist bekannt. Wir arbeiten jetzt wiederum zusammen in dem Arbeitsausschuß für Rohstoffversorgung während der Übergangswirtschaft. Vor wenigen Wochen hat eine Sitzung dieses Ausschusses in Halle stattgefunden, in der die Grundsätze für die Versorgung des Handwerks mit Rohstoffen während der Über­ gangswirtschaft festgestellt sind. In der nächsten Woche wird bei dem Reichskommissariat eine Konferenz über diese Angelegenheit stattfinden. Ich hoffe, daß die Handwerker die Sicherheit bekommen werden, daß sie während der Übergangswirtschaft, so weit es überhaupt möglich ist, mit Rohstoffen werden versorgt werden. M. H., ich freue mich, von dieser Stelle aus feststellen zu können, daß in den Kriegsjahren die Beziehungen des Allgemeinen deutschen Ge­ nossenschaftsverbandes zu den Handwerkskammern und zu dem Kammertage vielfach, ich möchte sagen, fast freundschaftliche ge­ worden sind. Es ist mir eine große Genugtuung, hier feststellen zu können, daß eine Anzahl Kammern die Mitgliedschaft bei dem Allgemeinen Ver­ bände erworben haben, dem Allgemeinen Verbände beigetreten sind, und ich freue mich, daß wir auch hier unter dem Kreise der Gäste Vertreter von Handwerkskammern zu begrüßen in der Lage sind. Als ein äußeres sehr sichtbares Zeichen gemeinsamer Arbeit darf ich die Bearbeitung einer Buchführung für Lieferungsgenossenschaften von den Herren Renke und Kröger betrachten, die von dem Allge­ meinen Verband und dem Kammertag gemeinsam herausgegeben und so­ eben im Buchhandel erschienen ist. Wir haben uns in den Sitzungen des Engeren Ausschusses und des Gesamtausschusses wiederholt sehr gründlich mit der Handwerkerfrage beschäftigt, und wir sind zu dem Ergebnis ge­ kommen, daß es notwendig ist, daß innerhalb der Organisation des Allgemeinen deutschen Genossenschaftsverbandes Handwerker­ genossenschaftsverbände gebildet werden. Verbände, in denen ausschließlich die Interessen der Handwerkergenossenschaften zur Geltung kommen — als Unterverbände des Allgemeinen deutschen Ge­ nossenschaftsverbandes. Bald nach dem Genossenschaftstage soll mit den

51 Vorarbeiten begonnen werden. Wir haben weiter in Aussicht genommen, daß vielleicht innerhalb der Wintermonate ein Allgemeiner Ge­ nossenschaftstag der Handwerkergenossenschaften abgehalten werden soll. M. H., wäre es nach mir gegangen, dann wäre jetzt unter dem Zeichen des Krieges, ich will nicht sagen, das ganze gewerbliche Ge­ nossenschaftswesen unter einen Hut gebracht, aber es wäre doch jedenfalls unter den Einfluß einer einheitlichen Richtung gekommen. Vom Standpunkt der Zukunft der wirtschaftlichen Orga­ nisation des Handwerks ist es außerordentlich zu bedauern, daß es an dieser einheitlichen Beein­ flussung zurzeitfehlt. Schon jetzt machen sich starke Zersplittemngstendenzen bemerkbar, die nur dazu führm können, daß man in den Kreisen des Handwerks unruhig wird. Man verliert die Fühlung, man weiß nicht, von welcher Seite der richtige Rat gegeben wird, und infolge­ dessen tut man gar nichts. Darunter hat das Handwerk, hat die wirt­ schaftliche Organisation des Handwerks, ich möchte sagen, Jahrzehnte ge­ litten. Jetzt wäre der gegebene Augenblick, um hier eine einheitliche Beeinflussung herbeizuführen. Der Augenblick scheint leider verpaßt. Nicht heute im Zeichen des Burgfriedens wollen wir den Gründen dafür auf die Spur gehen, sondern späterer Zeit wird es vorbehalten sein, diese Dinge nachzuprüfen. (Hört! hört!)

Auf Wunsch der Düsseldorfer Handwerkskammer habe ich mich gut­ achtlich zu einer Neubildung geäußert, der „Werkvereinigung". In diesem neuentdeckten Gebilde finden wir so ziemlich alle Fehler, die die Genossenschaft haben kann. Da ist einmal die Vielseitigkeit des Ge­ schäftsbetriebes, indem die Genossenschaft gleichzeitig Rohstoff-, Licferungs-, Werk- und Kreditgenossenschaft ist. Eine verhängnisvolle Vereinigung! Aber damit nicht genug, wird der Genossenschaft auch die Selbstverwaltung und Selbstverantwortlichkeit genommen, indem man die Genossenschaft der Innung unterstellt. Wer Genossenschaften in dieser Form gründet, kann unmöglich ihre gesunde Entwicklung voraussehen. Es wird eine der wichtigsten künftigen Aufgaben sein, die Stellung der Innungen und der Handwerkskammern zu den Genossenschaften zu ordnen. Der Kammer muß ein gewisser Einfluß auf die wirtschaftliche Organisation des Handwerks gewährt werden, aber die Grenzen sind scharf zu ziehen. Die Kammer selbst darf nicht Geschäfte machen, das ist unverträglich mit ihren Aufgaben. Anderseits muß auch die- Genossenschaft in ihren Entschließungen frei bleiben, denn sie trägt die Verantwortlichkeit für ihr Handeln. Die Kammer wird sich geeignete selbständige Organe für die wirtschaftliche Betätigung schaffen niüssen, am besten wohl in der Form der Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Diese Organe werden für alle Fragen der wirtschaftlichen Organisation eine beratende, begutachtende Stellung ein­ zunehmen haben. Eine gewisse Verbindung mit den Genossenschaften (wirtschaftliche Organisation) ist zu finden, so daß jene Gesellschaften in 4*

52 den Verwaltungen der Genossenschaften vertreten sind, während diese wieder in den Gesellschaften vertreten sein sönne». Die wirtschaftliche Organisation aller Handwerker ist eine Utopie. Kein Handwerker soll zum Anschluß an eine Genossenschaft gezwungen werden. Schon diese kurze Erwähnung der der Lösung harrenden schwierigen Probleme zeigt, wie notwendig die Geschlossenheit des gewerb­ lichen Genossenschaftswesens ist. Dazu kommt dann wohl in Zukunft auch die weitere Frage: „Innung oder Genossenschaft". Man denkt tatsächlich an Jnnungs-Zwangs-Genossenschasten — Zwangs-Innungen für Groß- und Kleinbetrieb, aus den Wüt« gliedern der Zwangsinnungen sollen Zwangs-Lieferungsgenossenschaften, Zwangs-Rohstoffgenossenschaften gebildet werden. Welche Berkennung der Grundsätze der Genossenschaft und des wirtschaftlichen Lebens!! (Sehr richtig!) Dem Hauptausschuß des Reichstags liegt ein An­ trag des Zentrums vor, ausreichende Hilfeleistungen des Reichs für die zwangsweise geschlossenen Betriebe des gewerblichen Mittel­ standes und eine umfassende Kreditorganisation für den Wiederaufbau des gewerblichen Mittelstandes vorzusehen. Wenn ich recht unter­ richtet bin, handelt es sich hierbei um eine Aktion, zu der 250 Millionen Mark zur Verfügung gestellt werden sollen. Die Bereitstellung der Mittel wird jedenfalls beschlossen werden. Aber wie ist die Ausführung gedacht? Darüber ist bisher nichts bekannt. Der Erfolg aber wird von der Durch­ führung abhängen. Da lassen Sie mich, ohne daß ich auf Einzelheiten eingehe, ganz kurz den Plan erörtern, der mir vorschwebt. Es wird sich m. E. vor allen Dingen darum handeln, den durch den Krieg ge­ schädigten Handwerkern, die nicht in der Lage sind, aus Eigenem sich den nötigen Kredit zu beschaffen, während der Übergangswirtschaft Roh­ st o f f tz auf Kredit zuzuführen. Hier denke ich mir, daß eine Maßnahme er­ griffen werden kann, dahingehend, daß das Reich zugunsten dieser Ge­ werbetreibenden den betreffenden Kreditgenossenschaften gegenüber Bürg­ schaft übemimmt, natürlich durch passend gestaltete Zwischenorganisationen kontrolliert. Nur im Wege des ordnungsmäßigen Kredits und zwar des Kredits für einen ganz bestimmten Zweck, für die Beschaffung des Roh­ stoffes — für etwas anderes darf der Kredit nicht benutzt werden —, kann hier eine starke fühlbare Lücke ausgefüllt werden. Das weitere, was dem Handwerker, der durch den Krieg wirtschaftlich geschädigt ist, dann fehlt, ist A r b e i t. Allerdings liegt die Annahme nahe, daß es dem Handwerker an Arbeit nach dem Kriege nicht fehlen werde. Aber die „organisierte" Arbeit hat hier manchen Vorteil. Die Lieferungsgenossenschaften hätten einzusetzen. Durch die Lieferungs­ genossenschaften kann dem Gewerbetreibenden Arbeit zugeführt werden, die seinem Betrieb angemessen ist und für ihn mit keinem nennenswerten Risiko verbunden ist. Ich sage: wenn wir den Handwerker mit Rohstoffen und mit Arbeit versorgt haben, wenn er Mitglied der Lieferungs­ genossenschaften ist und diese Lieferungsgenossenschaften nach wie vor an den maßgebenden Stellen die entsprechende Berücksichtigung finden.

53 dann ist ihm bereits geholfen, dann ist er in den Sattel gesetzt, und dann muß er allerdings zeigen, daß er reiten kann. Um die weitere Kredit­ beschaffung braucht man sich dann m. E. keine Sorge mehr zu machen, die wird sich von selbst ergeben für den Gewerbetreibenden, der Rohswffe hat und der als Mitglied der Lieferungsgenossenschaft auch im­ stande ist, sich an Arbeiten zu beteiligen. Im übrigen, soweit da noch Spielraum bleibt, mag die Fürsorge für die aus dem Kriege heim­ kehrenden Gewerbetreibenden eingreifen. DasistinkurzenZügen der Plan, bei dem der Gewerbetreibende zu seinem Rechte kommt und es keiner Neugründung von Kreditorganisationen bedarf. Unter dem Einfluß des Krieges ist die Organisation des Hand­ werks immer weiter zu einer strafferen Zentralisation über­ gegangen. Man kann heute schon nicht nur von'einer Organisation der Handwerker sprechen, sondern von einer Organisation des Handwerks. Alles steht im Zeichen des Zusammenschlusses von Arbeitskräften, der Ersparnis von Arbeitskraft und Rohstoffen. So beginnt jetzt die Er­ richtung von Zuschneidestellen. Diese Zuschneidestellen sind nichts anderes als eine Art Zwangsorganisation, zu der Rohstoffgenossenschaften und Lieferungsgenossenschaften vereinigt werden. Wir haben es hier sicher nicht nur mit Kriegsmaßnahmen zu tun, sondern mit Maßnahmen, die noch über den Krieg hinaus wirken werden. Eine wertvolle Ergänzung der Genossenschaften finden wir bei Men diesen Organisationen in der Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Interessant ist, daß einzelne Rohstoff- und Lieferungsgenossen ­ schaften sich zu Produktivgenossenschaften entwickeln. Ja man begegnet sogar Organisationen, die grundsätzlich die Produktiv­ genossenschaft dem Ausbau zugrunde legen. Der Krieg führt be­ deutungsvolle wirtschaftliche Umgestaltungen mit sich. Der Wiederaufbau des Handwerks ist m. E. eine Staatsnotwendigkeit. Aber man möge sich überall darüber im klaren sein, daß man den Wiederaufbau des Handwerks nicht mit einer Almosenpolitik durchführen kann, sondern daß der Wiederaufbau nur Erfolg haben wird, wenn die Maßnahmen, die zur Anwendung gelangen, so durchgeführt werden, daß das Selbständigkeitsgefühl, das Ehrgefühl des Handwerkers nicht nur nicht geschwächt, sondern im Gegenteil ge­ kräftigt und gefestigt wird. (Sehr richtig!) Meine Herren, ähnlich wie ans dem Gebiete des Handwerks liegt es auf dem Gebiet des Handels. In den „Bl. f. Gen." ist die Denkschrift erwähnt, auf die ich verweise, um die Aufmerksamkeit der maßgebenden Stellen auf die Organisation der Warenverteilung hin­ zulenken, eine Organisation, bei der Handel und Konsum zu ihrem Recht kommen werden. In einzelnen Gebieten sind solche Organisationen ge­ schaffen. Im allgemeinen hat das Kriegsernährungsamt die Eingriffe

54 in die Ordnung der Verhältnisse seitens der Kommunalverbände ab­ gelehnt. Immerhin, der Kleinhandel hat von dem Handwerk durch den Krieg gelernt, die Bedeutung der wirtschaftlichen Organisation zu schätzen. Und nicht nur der Kleinhandel, sondern auch der Großhandel. Dabei zeigt sich nur die sehr bedauerliche Nebenerscheinung, daß der einzelne Stand für sich selbst wohl die genossenschaftliche Organisation verwerten möchte, aber die Genossenschaft bekämpft, wenn die anderen sie bilden: Genossenschaft gegen Genossenschaft, es ist wirklich der Kampf aller gegen alle. Der Stand, der für sich selbst die genossenschaftliche Organisation verwerten will, kann den Gebrauch andern Ständen nicht versagen. Ganz töricht ist dabei, wie bemerkt, die Befürchtung, daß schließlich die Genossenschaften die alleinige Organisation abgeben würden.

(Sehr richtig!) Die Dinge liegen beim Handel viel schwieriger als beim Handwerk; und noch schwieriger als bei dem Handel liegen die Verhältnisse bei dem Hausbesitz. In München haben wir beschlossen: der All­ gemeine Genossenschaftstag erklärt es für dringend notwendig, daß die Regierung mit der größten Beschleunigung die Verschuldung des städtischen Hausbesitzes nach Ursache und Höhe untersucht. Wie gut wäre es, wenn wir heute nach der Richtung hin erschöpfendes Material hätten. Wir zweifeln keinen Augenblick, daß die Lage des Hausbesitzes im großen und ganzen im höchsten Maße gefährdet ist. Aber es wäre leichter, die geeigneten Maßnahmen durchzuführen, wenn wir auch im­ stande wären, die Lage zu differenzieren, wenn wir wüßten, wie die Lage in den Großstädten und in den Kleinstädten ist. Der Krieg ist für den Hausbesitz vielfach zu Katastrophen geworden, denn weniger als irgendein anderer Stand ist der Hausbesitz in der Lage gewesen, sich den Verhält­ nissen des Krieges anzupassen. Wenn ich vorhin für das Handwerk sagte, die Lage in der Groß­ stadt sei eine andere als in der Kleinstadt, so gilt das auch vielfach für den Hausbesitz. M. H., ich habe mich kürzlich in den „Schmollerschen Jahrbüchern* mit allen diesen Fragen beschäftigt. Lassen Sie mich hier nur den Extrakt hervorheben. Für unbedingt erforderlich halte ich Organisationen zur Verhütung der Verschleuderung von Grundstücken in der Zwangsversteigerung. Es ist dies eine Maßnahme, die m. E. unbegreiflicherweise noch sehr wenig erörtert ist. Der Haus­ besitz muß dafür Vorsorge treffen, daß die zahlreichen Grundstücke, die in die Zwangsversteigerung gekommen sind, nicht in der Zwangs­ versteigerung verschleudert werden. Hieran hat nicht nur der Haus­ besitz, sondern hieran haben auch die Nachhypothekengläubiger ein starkes Interesse. Notwendig sind Maßnahmen zur richtigen Wert­ schätzung des Hausbesitzes. Die Beschaffung der Amorti­ sationshypotheken muß erleichtert werden. Es ist kein Zweifel, daß die Amortisationshypothek der einzige Weg zur Entschuldung ist. Ich will hier nicht untersuchen, ob die Amortisationshypothek tatsächlich die zukünftige Belastungsform bei dem städtischen Besitz abgeben wird.

55 Man kann darüber sehr geteilter Meinung sein. Will man über die B e schaffung der zweiten Hypothek urteilen, dann muß man unbedingt das in Verbindung mit der Amortisationshypothek tun. Und dann noch eins, was m. E. dringend notwendig ist, was zum Teil viel­ leicht auch die Baugenossenschaften berührt, daß nämlich Maßnahmen er­ griffen werden, um eine Mobilisierung der Hypotheken zu ermöglichen. Versetzen wir uns einmal für einen Augenblick in die ersten Kriegstage zurück. Wer hat es da nicht erlebt, daß Besitzer von mündel­ sicheren, erststelligen Hypotheken von Pontius zu Pilatus herumliefen und auf ihre mündelsicheren Hypotheken keinen Groschen Geld bekommen konnten. Da zeigte sich, daß eine Organisation fehlte, die diesen Hypotheken die Sicherheit der Liquidität gibt. Das läßt sich selbstverständlich nicht dekretieren, es sind entsprechende Organisationen notwendig. Mer ich glaube, daß, wenn diese Organisationen geschaffen werden, wenn Einrichtungen vorhanden sind, die dem Hypothekengläubiger die Mög­ lichkeit bieten, auch in ernsten gefährdeten Zeiten auf seine erste Hypothek gleich Geld zu bekommen, genau so wie dem Inhaber eines Staats­ papieres, das ganz wesentlich dazu beitragen würde, das Vertrauen des Privatkapitals zum städtischen Hansbesitz wiederum zu befestigen.

(Sehr richtig!) Nach allen diesen Richtungen hin sollten sich die Maßnahmm zur Beseitigung der Schädigungen bewegen, die der Krieg dem Hausbesitz gebracht hat. Gar kein Zweifel: das Vertrauen des Kapitals ist erschüttert, und man sucht daher mit Recht in den Kreisen des Hausbesitzes nach Mitteln, um das Vertrauen wieder zu gewinnen. Man folgt dabei auch einem sehr richtigen Gedanken, wenn man bestrebt ist, den Gläubigern eine besondere Sicherheit auf breiterer Basis zu verschaffen und zwar nach dem Vorbild der Landschaft. Es sollte sich der Hausbesitz vereinigen, um gegenseitig eine Garantie für die sich in gewissen Grenzen haltende hypothekarische Belastung zu übernehmen. Der Gedanke an und für sich ist durchaus ge­ sund. Aber daß man sich zur Durchführung dieses Gedankens der ge­ nossenschaftlichen Organisation bedient, das ist ein Fehler. Nach meinem Dafürhalten steht der richtigen Durchführung des Gedankens die Hypo­ thekenschutzbank näher. •

Ich bin heute in der Lage, einen ganz einwandfreien Kronzeugen dafür anzuführen, daß wir mit unserer Ansicht, daß die Bietung der Garantie auf genossenschaftlicher Grundlage, die Bildung von Hypo­ thekengarantiegenossenschaften verfehlt ist, doch wohl auf dem richtigen Wege sind. Der Kronzeuge ist bet Bonner Professor Wygodzinski. Er nimmt in einem Artikel „Kreditgenossenschaftliche Fragen", der kürzlich in Schmollers Jahrbüchern erschienen ist, zu diesen Fragen Stellung, und er betont m. E. mit vollem Recht, daß die Hypotheken­ garantiegenossenschaft nicht diejenige Maßnahme ist, die man dem Hausbesitz empfehlen kann, sondem daß zur Durchführung der Garantien dem Hausbesitz die kapitalistische Gesellschaft als die geeignetste Gesell-

56 schaftsform anzuraten ist. W y g o d z i n s k i nimmt in der gleichen Abhandlung auch Stellung gegen die Hausbesitzergenossen­ schaften, von denen er sagt: „Die Hausbesitzergenossenschaften können gedeihen, obgleich sie sich auf einen solchen engen Kreis beschränken; es wächst selbstverständlich auch das Risiko, das sich bei anderen Kredit­ genossenschaften durch die Einbeziehung verschiedener Berufsgruppen auto­ matisch verteilt. Dem bürgerlichen und sozialen Ausgleich ist mit solchen Staatsgenossenschaften natürlich nicht gedient."

Die Hpothekenschutzbank beruht auf der Grundlage der Kreditversicherung — ein Kapitel, mit dem ich mich in meinem Berichte auch sehr ost beschäftigt habe. Heute muß ich mir versagen, darauf einzugehen. Im Herbst wird in der Zeitschrift für Versicherungs­ wissenschaften über das Thema eine Arbeit von mir erscheinen. Nur mit sehr enggezogenen Grenzen kann der Kreditversicherung das Wort geredet werden. Nun, meine Herren, folgen Sie mir ein paar Minuten in ein anderes Gebiet. Wir haben bisher von den erwerbstätigen Kreisen ge­ sprochen, die im Kriege wahrlich eine große Rolle gespielt haben. Aber eine Gruppe unserer Bürger ist in den Vordergrund geschoben, die sich bisher eigentlich immer nur int Hintergrund befand. Das ist die Gruppe der Konsumenten. Wir müssen heute feststellen, daß, abgesehen von dem Heer und allem, was mit dem Heer zusammenhängt, sich, ich möchte fast sagen, alles um den Konsumenten dreht. Es ist dies ja auch ohne weiteres verständlich, wenn man berücksichtigt, daß unsere Feinde die Niederwerfung Deutschlands in erster Reihe durch die Aushungerung der Bevölkerung erwarten. Die ganzen Organisationen sind daraufhin abgesteckt, in den Dienst des Konsumenten gestellt zu werden. So ist es auch zu erklären, daß der so viel umstrittene Kon­ sumverein während des Krieges gewissermaßen behördlich appro­ biert ist. Eine Zeitlang schien es, als wenn auch der Handel sich mit der Organisation der Konsumenten ausgesöhnt hätte. Neuerdings aber sind wiederum Gegenströmungen hervorgetreten. Ich möchte auch von dieser Stelle wie so oft meiner Ansicht dahin Ausdruck geben, daß man doch in den Kreisen der Handelswelt endlich erkennen möge, daß der Kampf gegen die Organisation der Konsumenten ein vergeblicher ist, daß man aber auch nicht zu befürchten hat, daß ganz Deutschland eines Tages einen großen Konsumverein bilden wird.

Fehlt es den Kreditgenossenschaften an der Möglichkeit, die ihnen zur Verfügung gestellten Gelder im Geschäftsbetrieb nutzbar anzulegen, so fehlen den Konsumvereinen die Waren, um den Geschäftsbetrieb in vollem Umfange aufrecht erhalten zu können. Hat der Konsumverein heute einmal für sich den Vorteil, daß er aus den Kreisen der Bevölkerung zusammewgesetzt ist, deren Erhaltung die ganze Ordnung der Lebensmittelverteilung bestimmt ist, so lasten auf seinem Betrieb auch all die Schwierigkeiten, die sich aus Beschlagnahme, Rationierung, Höchstpreisen usw. ergeben.

M. H., wollte man über die Beschwerden der Konsumvereine einen eingehenden Bericht erstatten, man käme zu einer umfassenden Denkschrift,

57 die sich auf alle Fragen der Lebensmittelversorgung erstreckt. Aber darüber hinaus haben die Konsumvereine vielfach noch einen schweren Kamps führen müssen um die Anerkennung ihrer Existenzberechti­ gung. Nicht in allen Kommunalverbänden sind die Konsumvereine sogleich neben dem Handel zugelassen. Man hat versucht, sie aus­ zuschalten. Und es hat zuweilen eines sehr energischm Auftretens bedurft, um der Genossenschaft ihr Recht zu beschaffen. Allerdings muß aus­ gesprochen werden, daß man, zumal in Großstädten, auch ohne weiteres anerkannt hat, daß die Hilfe der Konsumvereine ganz wesentlich die gleichmäßige Lebensmittelverteilung erleichtert hat. Es ist den Konsum­ vereinen viel Lob gespendet worden. DaS Kriegsernährungsamt, das oftmals angerufen werden mußte, hat sich bei allen seinen Maß­ nahmen, wenn es von den Konsumvereinen angerufen wurde, von dem Gedanken leiten lassen: gleiches Recht für alle, keine Bevorzugung der Konsumvereine, aber auch keine Zurücksetzung. Ich glaube überhaupt feststellen zu können, daß die Schwierigkeiten, die sich ergeben haben, im wesentlichen bei den unteren Organen zu finden gewesen sind. Hier war man vielleicht auch nicht immer ganz uninteressiert. Die Verhand­ lungen auf den Verbandstagen haben ein sehr verschiedenartiges Bild ergeben. In einzelnen Bezirken sind die Beschwerden sehr zurückgegangen, in andern Bezirken stehen die Konsumvereine auch heute noch immer nur als gerade noch geduldet da. Mit der Einführung der Kund enl ist en sind viel Streitigkeiten beseitigt. Nicht leicht war es auch für die Konsumvereine, die Anerkennung der Eigenschaft als Groß­ händler zu erreichen. Und doch handelt es sich dabei z. T. um Konsumvereine, die in ihrem Warenumsatz weit über das hinausgehen, was der gesamte Kleinhandel des Orts aufzuweisen hat. Sehr interessant ist, wie Konsumvereine gezwungm werden, sich mit dem Verbot der Warenabgabe an Nichtmitglieder abzufinden, wo der Kommunalverband ihnen Waren nur mit der Bedingung zuteilt, daß diese auch an Nichtmitglieder abzugeben sind. Ich habe die Auffassung vertreten, daß dies mit dem Sinne und Wortlaut des § 8 Gen.-Ges. durchaus vereinbar ist. Wie bei den Kreditgenossenschaften und Hand­ werkergenossenschaften kann ich mich auch hier nur auf Andeutungen über den Einfluß des Krieges auf die Konsumvereine beschränken. Wieder nehme ich auf Jahrbücher und Blätter für Genossenschaftswesen Bezug. Der Einfluß ist wohl noch mannigfaltiger. Gibt es doch sogar Konsumvereine, die ihre Einrichtungen zum Teil der Militär­ verwaltung zur Verfügung gestellt haben, die halb und halb mili­ tärische Einrichtungen geworden sind. In den e r st e n Kriegslagen hatten die Konsumvereine einen Ansturm auf die Lebensmittel auszuhalten wie die Kreditgenossenschaften auf die Kassenbestände. Es verdient alle Anerkennung, wie die Konsuiyvereine es damals verstanden haben, sich den Verhältnissen anzupassen. Viele Konsumvereine sind auch heute keines­ wegs nur Verteilungsstelle für die Waren, die sie vom Kommunalverbande erhalten, sondern es ist ihnen dann noch gelungen, im freien Ver­ kehr Waren heranzuziehen. Doch ist es zuweilen zu einer Auseinandersetzung mit den Behörden gekommen, die auffallende Proben

58 von Bürokratismus lieferten. Es sind Dinge vorgekommen, daß die Vorfälle sogar Eingang in die Witzblätter fanden. Wir sind mit ven Einflüssen noch lange nicht am Ende. Ich habe vor einigen Tagen einen interessanten Brief bekommen, wie der Krieg auf einzelne Genossenschaften einwirkt. Eine Genossenschaft aus dem Westen schreibt mir: Mit Gegenwärtigem teilen wir Ihnen ergebenst mit, daß infolge Stillegung des hiesigen Glashüttenbetriebes sowie Verlegung der Arbeiterinnen nach St. Ingbert in der am 1. August stattgefundenen außerordentlichen Generalversammlung die Auflösung unserer Genossen­ schaft beschlossen worden ist. Das ist m. E. ein außerordentlich beachtenswerter Vorgang, aus dem wir viel lernen können.

Die Rentabilität der Konsumvereine hat sich bisher einiger­ maßengehalten. Immerhin hat der feste Rabatt sich recht unbequem bemerkbar gemacht. Die Höch st preise sind nicht so bemessen, daß ein Friedensgewinn herauszuwirtschaften ist. Die Rentabilität verschlechtert sich anscheinend weiter. Die Bestimmungen über den Rabatt müßten den Verhältnissen angepaßt werden. Neuerdings hat man an einzelnen Stellen den Konsumvereinen die Verteilung von Rabatt- und Divi­ dendenmarken verbieten wollen. Hier hat man offenbar Höchst- und Mindestpreis verwechselt! Selbstverständlich darf der Kon­ sumverein auf die Höchstpreise Dividende verteilen. Eine kurze Be­ merkung über die Statistik. Nur mit der größten Vorsicht können die Geschäftsergebnisse der verschiedenen Jahre zusammengeuellt werden, weil dabei die Verschiedenartigkeit der Warenpreise zu berücksichtigen ist. Die Gegenüberstellung der Umsätze allein bietet nur ein sehr ungefähres Bild. Es müßte eigentlich zurückgegangen werden auf die Kilo und Liter. Während des Krieges lassen sich derartige statistische Erhebungen aber natürlich nicht durchführen.

M. H., ich freue mich, die Herren vom Zentralverbande deutscher Konsumvereine begrüßen zu können. Die Herren werden es mir gewiß nicht verübeln — Herr Bästlein hat schon selbst auf die differierenden Ansichten zwischen den Verbänden hingewiesen —, wenn ich hier meinen Ansichten über die weitere Aufgabe der Konsumvereine Ausdruck gebe und, wie ich glaube, damit auch den Ansichten Ausdruck verleihe, die im Allgemeinen deutschen Genossenschaftsverbande als die herrschenden zu be­ trachten sind. M. H., Verschiedenheit in den volkswirtschaftlichen Auffassungen zwischen großen Verbänden braucht die friedliche Zusammenarbeit der beiden Verbände nicht zu stören. Wir sehen, daß man sich im Freien Ausschuß zusammenfindet ohne Preisgabe der eigenen Anschauungen. Man kann die Anschauungen seiner Organisation vertreten, und man wird immer noch Brücken finden, die zu den übrigen Organisationen hinüber­ führen, so daß dann, wenn es sich um die Stellungnahme zu Fragen

59 handelt, die das gesamte Genossenschaftswesen berühren, auch das ge­ samte Genossenschaftswesen geschlossen dasteht. (Sehr richtig!)

Der Boden ist heute zweifellos nicht ungünstig für den Gedanken, daß die Zukunft ganz der Organisation gehört und daß, da heute der Konsument im Vordergründe steht, in der Zukunft die Organisation der Konsumenten die maßgebende sein wird. Man spricht vom „sozialen Handel" in der Zukunft, man stellt die Gemeinwirtschaft der Eigenwirtschaft gegenüber. Ich bin für meinen Teil der Ansicht, daß das Wort „sozialer Handel" an sich schon nicht glücklich gewählt ist; denn in diesem Worte sehe ich eigentlich einen inneren Widerspruch. Der Handel ist natmgemäß auf die Erzielung von Gewinnen gerichtet. Das soziale Moment geht nach einer ganz andern Richtung. Wir können infolge­ dessen sozial und Handel wenigstens vom wirtschaftlichen Standpunkte aus nicht gut vereinen. Der Zentralverband deutscher Konsmnvereine richtet sich auf die Zeit der Herrschaft der Organisation der Konsumenten ein. Ich mache gar keinen Hehl daraus, daß ich allen Respekt vor dem großen Programm habe, das der Zentralverband deutscher Konsumvereine sich gestellt hat, und vor den sehr bedeutenden Mitteln, die er zu seiner Verfügung hat und die die Konsumvereine noch weiter zu seiner Ver­ fügung stellen werden. Aber unsere Anschauungen zu diesen Fragen können dadurch nicht berührt werden. Unsere Anschauungen sind jetzt während des Krieges die gleichen, denen ich in Posen auf dem All­ gemeinen Genossenschaftstage Ausdruck gab, als es sich darum handelte, zu den Angriffen des Prof. W i l b r a n d t Stellung zu nehmen. Prof. Wilbrandt hatte uns, insbesondere meine Wenigkeit, als den Hüter aller Rückständigkeit bezeichnet. Prof. Wilbrandt ist der Meinung, daß der Allgemeine deutsche Genossenschaftsverband „die langsame Frucht rückständiger Verständnislosigkeit" sei. Das sind allerdings nicht gerade die Worte, die dazu dienen könnten, eine Brücke zwischen, verschiedenen Organisationen zu schlagen. Aber ich habe auch erfreulicherweise der­ artige Äußerungen seitens des Zentralverbandes deutscher Konsum­ vereine nicht gehört. Wir können derartige Vorwürfe tragen. Was dazu zu sagen ist, ist auf dem Allgemeinen Genossenschaftstage in Posen zum Ausdruck gebracht. Heute erkläre ich, daß meine Auffassung nach wie vor die ist, daß die Genossenschaft nicht an die Stelle der Eigenwirtschaft zu treten hat, sondern ihre Stütze sein soll. Das ist das Volkswirtschaftliche Programm des Allgemeinen Genossenschaftsverbandes.

(Beifall.) Ich bekenne sozialen Handels hänger der und ich sage, daß

mich auch ruhig und getrost heute selbst im Zeichen des und der Gemeinwirtschaft als einen überzeugten An­ kapitalistischen Wirtschaftsordnung, diese kapitalistische Wirtschaftsordnung sich während des

60 Krieges durchaus bewährt hat. Würde sie so faul und so schlecht sein, wie es von anderer Seite behauptet wird, so wäre die Überleitung zur Kriegswirtschaft nicht so einfach und leicht vor sich gegangen. Wir würden wahrscheinlich in den Krieg nicht mit so starken wirtschaftlichen Kräften hineingegangen sein, wmn wir vorher eine andere Wirtschafts­ ordnung gehabt hätte als die kapitalistische. Ich sage also: an der kapitalistischen Wirtschaftsordnung halten wir fest, nicht trotz der Erfahrungen mit dem Kriegssozialismus, sondern gerade wegen derselben. Ich weiß nicht, ob in diesem Kreise die Zahl derer sehr groß sein wird, die an diesem Kriegssozialismus eine derartige Freude haben-, daß sie dessen dauernde Übertragung auf die wirtschaft­ liche Zukunft wünschen. Ich vermute, daß die Mehrzahl ganz anderer Meinung sein wird. (Sehr richtig!)

Gewiß, der Krieg wird zu einer Änderung der Wirtschaftsmethoden führen, aber das sage ich im Namen des Allgemeinen deutschen Genossenschastsverbandes: die Sozialisierung der Wirtschaftsordnung ist nicht das Ziel des Allgemeinen deutschen Genossenschaftsverbandes.

Und nun noch eine Bemerkung zu der neuesten Agitation zugunsten der Gründung von Beamten-Konsumvereinen, die in einem westdeutschen Kousumvcreinsverbaude umgeht. An sich ist es schon auffallend, wenn heute die Anregung zur Gründung neuer Konsumvereine gegeben wird. Es ist nicht einznsehen, welche Vorteile derartige neue Konsumvereine bieten sollen. Aber auch abgesehen davon, sollten die Beamten sich in wirtschaftlicher Beziehung nicht absondern von den andern Ständen. Man geht wohl nicht fehl, wenn man annimmt, daß diese Agitation nur bestimmt ist, die Mitgliederzahl des erwähnten Verbandes zu vergrößern. Ich vermute, daß der Zentralverband die Bewegung ganz ebenso be­ urteilt.

Auch noch in einem anderen Punkte sind wir der gleichen Meinung und finden hjer auch zweifellos Zustimmung bei den Händlern: die Ge­ meinde n sollten die Verteilung der Waren nicht in eigene Regie nehmen, sondern für die Verteilung sich des Handels und der Organisation der Konsumenten bedienen. Die Erfahrung lehrt, daß dieser Weg der beste und zuverlässigste ist, auf dem insbesondere auch erreicht wird, daß die Waren angemessen behandelt werden und infolgedessen die Verluste vermieden werden, die durch unsachgemäße Behandlung entstehen. M. H., verlassen wir nun auch dieses Gebiet. Es ist nicht bloß der Hausbesitz, der vom Kriege schwer getroffen ist, sondern auch die genossen­ schaftliche Organisation, die der Wohnungsbeschaff fung dient — die Baugenossenschaft —, hat die Kriegsschöben im weitesten Umfang kennen gelernt. Fünf Fragen sind es, die hier im Vordergrund stehen: die Bautätigkeit; die Mietenkalkulation; die Folgen der Zurückstellung der Reparaturen; die Stellung zu der Frage der Versorgung derkinderreichenFamilien mit Wohnungen; die Stellung zür Versorgung der Kriegs-

61 invaliden. Jede dieser Fragen schließt eine Fülle von Problemen in sich. Hier können wir selbstverständlich den Fragen nicht im einzelnen nachgehen. Me Einzelberatung dieser Fragen war Aufgabe der Ünter-

verbandstage und ich kann feststellen, daß in der Beantwortung der Fragen weitestgehende Übereinstimmung herrscht. Die Bautätig­ keit hat durch die gesetzlichen Maßnahmen zurzeit von selbst ihr Ende erreicht. Die Frage, ob wir nach dem Kriege Wohnungsmangel haben werden, ist in dieser Allgemeinheit sehr schwer zu beantworten. Die An­ nahme ist gewiß nicht unbegründet, daß gerade Mangel an Klein­ wohnungen sich bemerkbar machen wird, nachdem die Bautätigkeit Jahre hindurch geruht und wohl auch eine Verschiebung nach der Richtung der kleinen Wohnungen in der Nachfrage eintreten wird. Der Baugenossen­ schaft muß empfohlen werden, die Vorarbeiten, so zu fördern, daß mit der Bautätigkeit begonnen werden kann, wenn die Möglichkeit dazu sich bietet. Aber Vorsicht in der Ausführung ist dringend geboten. Es ist nicht ausgeschlossen, daß große Verschiebungen in der Bevölkerung vor sich gehen werden. Denken wir auch an die Erfahrungen der 70 er Jahre. Die Mietenkalkulation wird auf große Schwierigkeiten stoßen, da das Bauen nach dem Kriege sehr teuer sei« wird. Eine Mietssteige­ rung ist mit Sicherheit zu erwarten. Die Baugenossenschaften werden diese auch brauchen, um die R e p a r a t u r e n, die Jahre hindurch zurückgestellt, decken zu können. Wenn irgend möglich, sollten Reparatur-Reserven gebildet werden. Bei den Bemühungen um die Fürsorge für kinderreiche Familien darf die Baugenossenschaft nicht übersehen, daß es mit ihren Bestrebungen unvereinbar ist, zwei Klassen von Mit­ gliedern zu schaffen. Bei der Fürsorge um die Wohnungs­ versorgung der Kriegsinvaliden ist große Vorsicht geboten. Es kann sich wohl wesentlich nur um die Mitwirkung bei der Versorgung mit Eigenhäusern (mit Gartenland) handeln. Die Baugenossenschaften er­ scheinen als der berufene Träger dieser Bewegung, denn ihre Erfahrungen auf dem Gebiete der Herstellung von Eigenhäusern werden die Grund­ lage abgeben für die Grundsätze, die zu beobachten sind bei der Ver­ sorgung der Kriegsbeschädigten mit eigenem Haus. (Sehr richtig!) Der Krieg bedeutet für die Baugenossenschaften erhebliche Mi et en Berluste. In den letzten Jahrbüchern finden sich darüber wichtige Zusammenstellungen. Es hat den Anschein, als wenn die Verluste im letzten Jahre etwas gesunken sind. Ich glaube aussprechen zu dürfen: wenn die Baugenossenschaften die wirtschaftlichen Schaven dieses Krieges so gut überstanden haben, daun ist das in erheblichem Umfange darauf zurückzufuhren, daß die Grundlehren unserer Allgemeinen Genossenschaftstage, die auf eine kaufmännisch und finanziell richtige Organisation der Baugenossenschaft abzielen, zum Gemeingut der Baugenossenschastsbewegung geworden sind. (Sehr richtig!)

M. H., mit großen Erwartungen hat man dem preußischen Wohnungsgesetz entgegengesehen, mit großen Erwartungen ist

62 man den Verhandlungen gefolgt. Ich bin Skeptiker. Ich habe die Be­ fürchtung, daß in dem preußischen Wohnungsgesetz und dem Bürgschaftsgesetz gewisse Imponderabilien stecken, die, wenn sie sich in der Praxis bemerkbar machen werden, möglicherweise geeignet sind, die Baugenossen­ schaftsbewegung in ihrer freien Entwicklung zu schädigen. Die Bau­ genossenschaften sind schon an sich so vieler Kontrolle und Beschränkung ausgesetzt, daß es höchst bedauerlich wäre, wenn nun noch ein ganz neues Kontrollsystem geschaffen würde. Und damit komme ich zu der be­ absichtigten Bildung eines Reichsbaugenossenschaftsver ­ bandes. Ich bin der Ansicht, daß hier gewisse Zusammenhänge bestehen, über die ich mich an anderer Stelle geäußert habe. Die Bildung eines Reichsbaugenossenschaftsverbandes beschäftigt zurzeit weite Kreise, und auch hier in Eisenach hat in den letzten Tagen eine Konferenz führender Personen auf dem Gebiete der Baugenossenschaftsbewegung statt­ gefunden, nach deren Verlauf ich mich der Hoffnung hingebe, daß diese neue Zersplitterung nicht erfolgen wird. Hier möchte ich nur aus­ sprechen, daß ich es lebhaft bedauern würde, wenn ein besonderer Baugenossenschaftsverband ins Leben gerufen werden soll, weil ich fürchte, daß der baugenossenschaftlichen Bewegung die Einseitigkeit, die dann zur Geltung käme, nicht gut bekommen würde, und weil ich vor allen Dingen befürchte, daß in die heute friedlich arbeitende Gesamtbewegung ein Keil hineingetrieben würde. Der Reichsbaugenossenschaftsverband dürfte, zu­ mal so, wie er gedacht ist, die Baugenossenschaftsbewegung vollkommen um ihre Selbständigkeit bringen.

M. H., ich muß Sie schon noch bitten, mir wenigstens einige Minuten noch zu schenken für einen kurzen Blick auf das landwirt­ schaftliche Genossenschaftswesen. Ich stelle fest, daß die landwirtschaftlichen Genossenschaften Kricgsorganisationen im wahren Sinne des Wortes geworden sind. Vor dem Kriege bestanden manche Bedenken gegen die Entwicklung einzelner landwirtschaftlicher Genossenschaftsarten; heute liegen die Dinge so, daß die wirtschaftlichen Verhältnisse viele Genossenschaften von dem Risiko vollständig befreit haben. Landwirtschaftliche Genossenschaften, deren Weiterentwicklung man mit Sorgen entgegenzusehen alle Ursache hatte, sind durch die wirtschaftliche Gestaltung der Verhältnisse während des Krieges geradezu saniert. Die Eigenart der Verhältnisse scheint es mit sich zu bringen, daß dem landwirtschaftlichen Genossenschaftswesen eine sehr günstige Zukunft gesichert ist. Die Landwirtschaft steht anders im Kriege als das städtische Gewerbe. Ich will es hier ganz dahingestellt sein lassen, ob die großen Rücklagen in den landwirtschaftlichen Kassen auf Gewinne der Landwirtschaft oder mobilisierte Werte zurückzuführen sind, wir dürfen jedenfalls annehmen, daß die künftige.finanzielle Ge­ staltung des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens als eine günstige angesprochen werden kann. Das zeigen auch die Bilanzzahlen und Ge­ winnangaben der Genossenschaften. Die großen Erschütterungen, die der Krieg dem städtischen Gewerbe gebracht hat und noch bringen wird, sind der Landwirtschaft erspart geblieben. Die Rückwirkung auf die Ge-

63 Wissenschaften ergibt sich ganz von selbst, ich habe mich bei den Kredit­ genossenschaften oarüber ausgelassen. Gewiß, ohne Kampf sind sie auch nicht alle weggekommen. Die Bezugsgenossenschaften z. B. haben ähn­ liche Schwierigkeiten erlebt wie die Konsumvereine. Eine landwirtschaft­ liche Genossenschaftsart hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der gewerblichen Lieferungsgenossenschaft, das ist die Verwertungsgenossenschaft. Diese hat auf verschiedenen Gebieten während des Krieges eine Entwicklung genommen, wie man sie vor dem Kriege nicht für möglich gehalten hätte. Eine recht unbequeme Konkurrenz scheint dem landwirtschaftlichen Genossenschaftswesen aus der Konkurrenz der den Behörden unterstellten Organisationen zu erwachsen. Wir können die Beobachtung machen, daß z. B. die Verbandskassen der landwirtschaftlichen Genossen­ schaften zurückgestellt werden gegenüber den Kreditinstituten, die die Kreise sich geschaffen haben. Werden im Geldverkehr die Verbandskassen ausgeschaltet, so sehen wir im Warenverkehr ein Ausschalten der Bezugsgenossenschaften l Der Landrat hat vielfach Gefallen daran ge­ funden, Bankdirektor zu sein, und er ist nicht nur Bankdirektor, sondern auch die wirtschaftliche Seele des Kreises geworden. Man sollte zwar annehmen, daß man die Bedeutung der landwirtschaftlichen Genossen­ schaften an diesen Stellen richtig einschätzt und sie in den Dienst des Kreises stellt; aber gerade da treten häufig sehr gerechtfertigte Beschwerden der Genossenschaften hervor. Wir haben wiederholt Gelegenheit gehabt, uns mit derartigen Beschwerden im Freien Ausschuß zu beschäftigen. Wir wollen die wirtschaftliche und geschäftliche Expansionslust der Be­ hörden nicht gering bewerten, zumal in einer Zeit, in der geschäftliche Tätigkeit für die Behörden oft recht erhebliche Gewinne abwirft! M. H., die Entwicklung des landwirtschaftlichen Genossenschafts­ wesens wird möglicherweise es vor ganz neue Aufgaben stellen. Probleme werden hier entstehen, von denen man sich heute nur eine sehr dunkle Vorstellung machen kann. Die Zeit gestattet es mir leider nicht, mich mit dieser Frage hier zu beschäftigen. Die Herren Vertreter der landwirt­ schaftlichen Genossenschaftsverbände werden es mir ganz gewiß nicht ver­ übeln, wenn ich diese Schilderung des landwirtschaftlichen Genossenschafts­ wesens mit.dem Wunsche schließe: möge man in der Ausdehnung des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens den Bogen nicht überspannen! Das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen hat gerade hierüber aus früherer Zeit reiche Erfahrungen. Man weiß, was es für eine Be­ wandtnis hat, wenn der Bogen überspannt wird. Die Zeiten sind heute derart, daß der Versucher in mannigfacher Gestalt an das landwirtschaft­ liche Genossenschaftswesen herantreten wird, um es zu veranlassen, den Wirkungskreis so weit auszudehnen, daß die Frage entsteht: deckt sich dieser Wirkungskreis auch mit dem Rahmen, der sich ohne weiteres aus der Genossenschaftsarbeit ergibt?

M. H., bei den Gemeinden haben wir stets Verständnis für genossenschaftliche Arbeit gefunden; nur in Steuerftagen hat es ab und zu Differenzen gegeben. Aber das hat die Freundschaft auf die Dauer

64 nicht gestört. Um so unbegreiflicher ist vielen von uns der Spar­ kassenkrieg erschienen, der schon seit Jahren geführt wird, der Sparkasscnkrieg, der nun, so hoffen wir, alsbald im Zeichen des Burgfriedens zu einem befriedigenden Abschluß gelangen wird. Sie wissen, m. H., daß darüber zwischen dem Freien Ausschuß und Sparkassenverband Verhand­ lungen schweben. In einer Besprechung am 10. Juli 1917 sind die Ver­ handlungen zu einem gewissen Abschluß gelangt, deren Grundgedanken Ihnen durch die „Blätter f. Genossenschaftsw." besannt geworden sein. In der „Sparkasse" vom 1. September nimmt nun der Geschäftsführer des Sparkassenverbandes, der Reichstagsabgeordnete Justizrat G ö t t i n g zu dieser Frage Stellung und zwar in einer Weise, daß ich glaube, daß wir alsbald darauf rechnen können, daß die Verständigung mit den Sparkassen zum endgültigen Abschluß gelangt. Der Engere und der Gesamt-Ausschuß hat sich mit den Gmudgedanken der Verständigung einverstanden erklärt. Die Verständigung wird sich beziehen auf die Bekämpfung unschöner Reklame und der Zinstreiberei. Das ist es aber schließlich nicht allein, es kommt hinzu unsere Stellung zu bankmäßiger Entwicklung der Spar­ kassen. Es entsteht die Frage, was ist unter bankmäßiger Entwicklung der Sparkassen zu verstehen. Da möchte ich folgenden Satz formulieren: die Genossenschaften werden sich abfinden mit der im Scheckverkehr und Überweisungsverkehr liegenden bankmäßigen Entwicklung der Spar­ kassen. Wenn Herr Justizrat Götting sagt, daß die Kredit­ genossenschaften auf Scheckverkehr und Überweisungsverkehr kein Monopol haben, hat er recht. Wenn er unter der bankmäßigen Entwicklung der Sparkassen die Ausgestaltung von Scheck- und Überweisungsverkehr versteht, geben wir zu, daß die Sparkassen das Recht haben, hier ihre Kräfte zu entfalten. Aber wir setzen doch hierbei noch folgendes hinzu: mit dieser Gestaltung erklären sich die Kreditgenossenschaften einverstanden, wenn der Sparkassenverband erreicht — und das muß er erreichen —, daß Kommunen und Kreise ihre behördliche Stellung nicht gebrauchen, um auf die Bevöl­ kerung einen Druck auszuüben, mit den öffent­ lichen Kassen in Verkehr zu treten. Wir haben in letzter Zeit mehrfach in verschiedenen Gebieten unseres Vaterlandes die Beobachtung machen müssen, daß die öffentlichen Sparkassen bei ihren Bestrebungen um die Pflege des bargeldlosen Verkehrs sich nicht damit be­ gnügten, daß der kleine Gewerbtreibende bei einer Kreditgenossenschaft ein Konw hat und damit dem bargeldlosen Verkehr zugänglich war, andern das Ansinnen an ihn stellten: du mußt ein Konto bei der öffentichen Sparkasse haben. Wir kennen die kleinen Gewerbetreibenden, wir wissen, daß es ihnen nicht leicht fällt, ihr Konto in Ordnung zu halten und nun wird ihnen zugemutet, zwei Konten zu führen! Das geht über die Buchführung dieser Kreise hinaus. Die öffentlichen Sparkassen sollen den Überweisungs- und Scheckverkehr fördem; aber wenn sie finden, daß der betreffende Gewerbetreibende sein Konw bereits so führt, daß der bar­ geldlose Verkehr erreicht werden kann, dann ist den allgemeinen wirtschaft-

65 lichen Anforderungen genügt, und dabei sollen die Sparkassen wenden lassen. (Sehr richtig!)

es

be­

An mehreren Stellen meines Berichtes habe ich Erwähnung getan des F r e i e n A u s s ch u s s e s. In der Begrüßung ist von verschiedenen unserer Gäste in liebenswürdiger Weise der Mitarbeit des Allgemeinen Verbandes bei der Organisation und der Arbeit des Freien Ausschusses gedacht. Auf dem Allgemeinen Genossenschaftstage in Posen stellte ich in Aussicht, die Bildung eines Freien Ausschusses bei den großen Ver­ bänden anzuregen. Ich habe überall freundlichstes Entgegenkommen ge­ funden und darf heute sagen, daß die Arbeiten des Freien Ausschusses gute Erfolge gezeitigt haben. Sie finden alles Nähere darüber in den Jahrbüchern 1915 und 1916. (Beifall.) Und nun, m. H., zu welchem Schlußergebnis kommt dieser Bericht? Sollen wir den ersten Kriegsgenossenschaftstag ohne jede Kundgebung zum Abschluß bringen? Ich habe mir lange Lie Frage hin und her überlegt, ob eine Resolution eingebracht werden soll, aber ich bin schließlich zu dem Ergebnis gekommen, eine derartige Resolution könnte über allgemeine Wortwendungen nicht gut hinausgehen. Und wiederum ein spezifizierter Antrag, in dem Stellung genommen wird zu den ein­ zelnen Fragen, das heißt für jeden einzelnen von Ihnen, ein Glaubens­ bekenntnis für die Zukunft ablegen! Es ist alles so flüssig; wir kennen die Verhältnisse von morgen nicht, und wie sollen wir die Verhältnisse der Übergangswirtschaft und der Zeiten, die auf sie folgen werden, kennen. Da schien es mir besser zu sein, den Allgemeinen Genossenschafts­ tag nicht durch einen Beschluß festlegen zu lassen, sondem ich habe mich darauf beschränkt, einen Extrakt aus meinen Ausführungen herzustellen. Diese Quintessenz ist in Ihren Händen, und das, was Sie da haben, sind die Gedankengänge des von mir erstatteten Berichts. M. H., Sie werden nicht veranlaßt, sich zu jedem Wort zu bekennen; aber ich glaube, daß ich im großen und ganzen auch in diesen Gedankengängen wohl Ihren Empfindungen entsprochen haben werde. Es ist also keine Kundgebung des Allgemeinen Genossenschafts­ tages, sondern eine Kundgebung des Anwalts des All­ gemeinen Verbandes und allerdings eine Kundgebung, zu der stillschweigend der Allgemeine Genossenschaftstag seine Zustimmung er­ klärt. Der Genossenschaftstag ist nicht festgelegt, und gleichwohl bringen wir damit unseren Genossenschaften und den anderen Verbänden gegen­ über zum Ausdruck, wie wir uns die Gestaltung der Verhältnisse während des Krieges und darüber hinaus vorstellen.*) *) Das Gesamtergebnis aller Genossenschaftsverbände für 1916 kann zurzeit noch nicht mitgeteilt werden, es liegen für 1916 bisher erst vor die Berichte des Allgemeinen deutschen Genossenschaftsverbandes und des Zentral­ verbandes deutscher Konsumvereine. Wir lassen nachstehend, um hier ein Bild über die geschäftliche Ent­ wicklung während der Kriegsjahre zu geben, eine Zusammenstellung der Ge5

66 M. H., das Wort „Individualismus" ist in einen ge­ wissen Mißkredit gekommen, und doch sage ich, genau so, wie ich mich als Anhänger der kapitalistischen Wirtschaftsordnung bekenne: die Per­ sönlichkeit ist doch alles. Die Organisation bedeutet nur soviel, wie die Persönlichkeit mit der Organisation auszuführen imstande ist. Das können wir alle Tage bei unseren Genossenschaften sehen. Daher ist mein dringender Wunsch, daß alles das, was wir heute in der Wirt­ schaft erleben und wir in Zukunft noch erleben werden, nicht die Axt legt an die Wurzel der Persönlichkeit. Mir erscheint es immer als eine der vornehmsten Aufgaben gerade unserer Schulze-Delitzschschen Genossen­ schaften, die Persönlichkeit zu hegen und zu pflegen, in unseren Genossen­ schaften Persönlichkeiten zu erziehen, die imstande sind, allein den Weg durchs Leben zp gehen. Es liegt nahe, zu denken an die Massenheere, an die Millionenheere. Und doch, sind es die Millionenheere, die so Gewaltiges leisten, ist es die Masse, die so Gewaltiges leistet, oder ist es nicht die Persönlichkeit in den Millionenheeren? .Können wir es nicht von jedem, der aus der Front zurückkommt, hören, daß es die Persönlichkeit dieses oder jenes gewesen ist, die die Richtung gegeben und anfeuernd gewirkt hat! Es ist die Pflege der Persönlichkeit, der wir mit unserer Genossenschaft nachstreben. Sozial im Grundgedanken sind unsere Genossenschaften, nur daß die soziale Betätigung sich anders äußert als in jenen Kreisen, mit denen ich mich vorhin beschäftigt habe. Nicht der Sozialisierung der Wirtschafts­ ordnung zu dienen sind sie bestimmt, sondern die Einzelpersönlichkeit im wirtschaftlichen Wettstreit zu kräftigen und zu stützen. Unterschätzen wir auch nicht die Bedeutung der Eigenwirtschaft. Das hier auf diesem Kriegsgenossenschaftstage auszusprechen, ist mir Bedürfnis, in einer Zeit, wo die Macht des Staates eigentlich überall und in alles eingreift.

samtergebnisse der Jahre 1915/1914 folgen und ziehen zum Vergleich das letzte Friedensjahr 1913 heran.

1915 . . . (dav.Genoss. d. A.V.G.V. 1914 .... (dav.Genoss. d.U.d.G.V. 1913 .... (dav.Genoss d.A.d.G.V.

a Derbände

b Genossen­ schaften

21 — 22 — 31 —

26 203 1399 27 371 1479 25 850 1508

der Mit­ glieder

5 787 933 981134 5 763 441 1017 719 5 505 248 1 036 640

Ver-

Zahl

§ mögen

Zur Statistik berichteten

1 Eigenes

Gesamtergebnis aller Verbände.

837,5 381,8 841,0 381,2 772,3 383,8

Umsatz in der Fremde Gewährung Gelder bezw. • von Kredit, fremdes Lebensrnitteln» Betriebs­ Wohnungen, kapital Rohmaterialien Mill. Mk.

6 201,9 1 512,9 5 570,2 1 426,2 5 346,2 1433,9

Mill. Mk.

34 777,2 17 708,0) 31 452,3 16 294,5) 30 092,5 17 412,9}

Gesamtergebnis der Genoffenschaste« des Allgemeinen Verbandes für 1916. | — | 1 393 | 992 5641 391,2 | 1 739,5 | 21000,0

67 M. H., lassen Sie mich anknüpfen an ein Wort von Professor H arnack aus dem Jahre 1909; ich habe es schon wiederholt zitiert, es fiel auf dem Evangelisch-Sozialen Kongreß. Harnack sagte damals: „Die zweite große soziale Aufgabe unserer Tage, die im engsten Zusammenhänge mit der Versicherungsfrage steht, ist die Notwendig­ keit, dem vorzubeugen, daß durch die sozialen Versicherungsgesetze die Trägheit und die Unselbständigkeit gefördert, die freie Entfaltung der Persönlichkeit und der Selbstverantwortung hintangehalten würde. Der erwirbt sich heute die größten Verdienste um die soziale Lehre, der das Selbstgefühl und den Entschluß des Individuums, auf eigenen Füßen zu stehen, in weiten Kreisen fördert." Sozial unter diesem Gesichtspunkt in ganz.hervorragendem Umfange sind unsere Schulze-Delitzschschen Genossenschaften. Wenn das 1909 aus­ gesprochen werden konnte, und wenn wir uns vor dem Kriege zu diesem Satze bekannten, um wie viel mehr werden wir uns heute zu diesem Satze bekennen, wo in diesem langen schweren Kriege der einzelne das wirtschaft­ liche Selbstdenken mehr und mehr verlernt hat. Wir wissen, welche ge­ waltigen Arbeiten unseren Genossenschaften zufallen werden, wenn es gilt, wieder aufzubauen.

M. H-, es war kurze Zeit vor dem Ausbruch des Weltkrieges, als in Allenstein der Unterverbandstag abgehalten wurde. Die Mensteiner Genossenschaft feierte ihr 50 jähriges Jubiläum. Wir ahnten damals nicht, daß einige Monate darauf der Feind in die Provinz einfallen würde. Wir standen damals bei dem Jubiläum etwas unter dem Ein­ druck des Konkurses, von deyr eine Genossenschaft der Provinz heimgesucht war. Um so beachtenswerter waren die Ausführungen in der Be­ grüßungsrede des Regierungspräsidenten. Gestatten Sie, daß ich diese Stelle verlese. Er führte aus: „Daß das Vermächtnis von Schulze-Delitzsch mit Hingabe und Er­ folg gepflegt wird, das beweist der Segen, der aus den Verbänden und den einzelnen Genossenschaften in die tausendfachen Kanäle des Wirtschaftslebens strömt; das beweist die trotz gelegentlicher Rück­ schläge und einzelner Mißerfolge fortschreitende Entwicklung der Ge­ nossenschaften."

M. H., das sprach der Regierungspräsident, nachdem das Genossen­ schaftswesen in fünf Friedensjahrzehnten Gelegenheit gehabt hat, sich zu bewähren. Heute können wir hinzusetzen: im Kriege wie im Frieden treu bewährt.. Was wir in diesen Jahren an Arbeit verrichten, das ist K r i e g s a r b e i t, aber Kriegsarbeit im guten Sinne des Wortes: ein jeder stehl an seiner Stelle im Dienste der Kriegs­ arbeit des Vaterlandes; kriegswichtige Organisationen sind die Genossenschaften. Unerschütterlich ist unser Glaube an den Sieg unserer Heere, unserer Flotte und an die glückliche Zukunft unseres Vaterlandes. Jede Genossenschaft wird auch weiterhin als kriegs­ wichtiger Betrieb ihre Schuldigkeit tun. Die Geschichte Ihrer Arbeit 5*

68 während des Krieges soll einst ein Ruhmesblatt in der Geschichte der deutschen Genossenschaften sein! (Stürmischer anhaltender Beifall und Händeklatschen.)

Vorsitzender Justizrat Dr. Alberti (Wiesbaden): M. H., ich glaube, Ihres Einverständnisses sicher zu sein, wmn ich dem Herm Anwalt nicht nur für diesen glänzendm Bericht, sondem auch für die ungemein umfang­ reiche Arbeit, die er in dicsm Kriegsjahren geleistet hat, unseren herz­ lichen Dank ausspreche. (Lebhafter Beifall.)

Sie haben gehört, wie viel Briefe und Anträge an die Behördm gelangt sind. Es ist das ein Zeichen, aus dem wir ersehen, wie ungemein umfangreich die Arbeit war, und diese Arbeit wurde bewältigt mit einem bedeutmd vermindertm Personal. Auch die Herren, die ihm zur Seite standen, waren eingezogen und trotzdem kein Stillstand. Ich glaube, das war auch eine Kriegsarbeit, auf die der Verband stolz sein kann, und für die wir dem Herm Anwalt herzlichm Dank schulden. (Lebhafte Zustimmung.)

Ich stelle den Bericht zur Besprechung. — Es meldet sich niemand zum Wort. Dann können wir diesen Gegenstand verlassen und wir kommen zum nächsten Punkt unserer Tagesordnung: Die Gmoffenschaften und die Übergangswirtschaft. Ich bitte den Herrn Oberbürgermeister das Wort zu nehmen.

Berichterstatter Oberbürgermeister Dr. Scholz (Charlottenburg): Meine sehr verehrten Herren! Gestatten Sie mir zunächst, meiner herz­ lichen Freude und meinem besonderen Dank an meinen verehrten Freund Dr. Crüger Ausdruck zu geben dafür, daß es mir heute vergönnt ist, alte und nie ganz unterbrochene Beziehungen zum Genossenschaftswesen durch persönliche Besprechungen mit ihm wieder herzustellen. Gerade in einer Zeit, in der aus verständlichen Gründen der Ruf nach Reichshilfe, nach Staatshilfe, nach Gemeindehilfe allerorten ertönt, ist es besonders zweckmäßig, ja ich möchte sagen, notwendig, daß die Männer sich zu­ sammenschließen und zusammenfinden, die auf dem gemeinsamen Boden der deutschen Genossenschaft und der deutschen Stadt stehen, auf dem Boden der Selbsthilfe, der Selbstverantwortung, der Selbstverwaltung.

M. H., als ich mir die Disposition meines heutigen Vmtrages überlegte, kam mir die berühmte Examensantwort des Kandidaten Hieronymus Jobst ins Gedächnis, die er erteilte, als er nach dem In­ halt einer Predigt gefragt wurde: Eine gute Predigt hat zwei Teile, Den ersten Teil, den verstehet man, Den zweiten niemand verstehen kann.

Aus dieser Sentenz mache ich mir den ersten Satz mit der Zwei­ teilung zunutze. Ob im übrigen der erste Teil oder der zweite Teil oder beide Teile oder keiner von beiden Teilen von Ihnen verstanden

69 oder nicht verstanden werdm wird, darüber erbitte ich mir Ihr Urteil nach Schluß des Vortrages. (Heiterkeit.) Demgemäß ergibt sich aus der Fassung des Themas bereits zwang­ los die Teilung in zwei Hauptabschnitte: Die Betrachtung der Über­ gangswirtschaft im allgemeinen, wobei naturgemäß auf die Verhältnisse der Genossenschaften im Einzelfalle hingewiesen werden wird, und eine kurze Zusammenfassung der den einzelnen Genossenschaftsarten im be­ sonderen vorbehaltenen Aufgaben für die Zeit des Übergangs. Dabei darf ich mir gestatten, auf folgendes zunächst allgemein hin­ zuweisen: Niemand wird heute in der Lage sein, alle Probleme der Übergangswirtschaft erschöpfend zu behandeln; noch weniger aber wird es möglich sein, auch nur für einen Teil dieser.Probleme schon jetzt bestimmte Vorschläge zu machen. Ebenso wie der Krieg uns alle, be­ sonders bei seiner unerwartet langen Dauer, vor Aufgaben gestellt hat, die in ihrer ganzen Größe niemand vorher ahnen konnte, ebenso wird auch der Übergang in geordnete Verhältnisse uns Überraschungen nach allen Richtungen bringen. Wir müssen mit dem gesunden Optimismus, ohne den wir in dieser schweren Zeit überhaupt nicht auskommen, hoffen, daß die Überleitung in friedliche Verhältnisse sich zum Teil von selbst, jeden­ falls leichter vollziehen wird, als wir dies jetzt anzunehmen in der Lage sind. Und auf der andern Seite wird man gerade aus den angeführten Gründen auch darüber sich klar sein müssen, daß alle heute ausgesprochenen Auffassungen höchst problematischer Natur sind, daß sie alle auf Vermutungen aufgebaut und deshalb je nach Ansicht und Temperament des einzelnen mehr oder weniger verteidigt oder bekämpft werden können. Es kann sich also, alles in allem gesagt, heute nur um einen kurzen Streif­ zug durch die wichtigsten Probleme, die nach heutiger Lage der Dinge uns für die Übergangswirtschaft zu bevorstehen scheinen, handeln: ob die Entwicklung in diesem oder jenem Punkte Recht oder Unrecht geben wird, steht völlig dahin. Eins allerdings darf man wohl heute schon als feststehend an­ nehmen: der Übergang von der Kriegswirtschaft in die Friedenswirtschaft wird und kann sich nicht in der Weise vollziehen, daß nun plötzlich bei Friedensschluß die alten, vor dem Kriege vorhandenen wirtschaftlichen Verhältnisse mit einem Schlage wieder eintreten. Es wird mit einer voraussichtlich sehr langen Übergangszeit gerechnet werden müssen. Und ebenso sicher scheint es zu sein, daß man sehr falsch daran täte, nun ein­ fach nach Friedensschluß das ungehemmte freie Spiel der wirtschaftlichen Kräfte einsetzen zu lassen. Ebensowenig wie das bei der Überleitung der Friedenswirtschaft in die Kriegswirtschaft möglich war, wird es auf dem umgekehrten Wege möglich sein. Man denke bloß daran — das wird in der Folge in Einzelheiten näher zu erläutern sein —, daß viele Millionen Menschen nach Friedensschluß in mehr oder minder kurzer Zeit ins Land zurückströmen, daß Kapital und Einrichtungen zu ihrer lohnenden Beschäftigung in ausreichendem Umfange keinesfalls vor­ handen sind, daß der ausländische Handel, die Ein- und Ausfuhr wegen

70 Schiffsnot großenteils lahmgelegt sind, daß die Lebensmittelversorgung naturgemäß auch erst im Laufe längerer Zeit sich wieder in normale Bahnen wird lenken lassen. Alles das sind Mommte — und sie ließen sich leicht vermehren —, die gebieterisch darauf hindeuten, daß wir noch eine geraume Zeit nach Friedensschluß nicht ohne weiteres in wirtschaft­ licher Freiheit werden leben können, sondem daß wir uns mehr oder minder fühlbarer Zwangswirtschaft noch für längere Zeit unter­ werfen müssen. Wenn wir das große Problem der Übergangswirtschaft näher ins Auge fassen, so ergibt sich für die Betrachtung von selbst eine Teilung nach dm drei großen Faktoren der Produktion: Arbeitskraft, Kapital und Güter. Bei allen dreien hat der Krieg nicht nur eine weitgehende Zerstörung, sondern auch eine erhebliche Ver­ schiebung herbeigeführt. Die Zerstörung der Arbeitskräfte ist großenteils eine völlige, durch Verlust an Menschenleben hervorgerufene, teils eine partielle, durch Kriegsverletzung hervorgebrachte. • Nach beiden Rich­ tungen sind die Verluste, ohne daß wir heute genaue ziffernmäßige An­ gaben machen können, jedenfalls sehr beträchtlich. Die Verluste an Menschenleben sind unersetzlich: Immerhin sind wir in Deutsch­ land gegenüber andern Ländem, insbesondere Frankreich, leichter in der Lage, sie durch Geburtenüberschüsse zu ersetzen. Die Verluste an Arbeits­ kraft durch Verletzungen versucht eine wohl organisierte und äußerst tätige Kriegsbeschädigtenfürsorge nach Möglichkeit auszugleichen. Es wird aber — darüber darf kein Zweifel herrschen — aller Energie des Reichs und Staats bedürfen, um den Kriegsbeschädigten auch in der Zeit nach Friedensschluß lohnende Beschäftigung zu er­ halten. Stellt man sich das — uns allen ja sehr erwünscht erscheinende — Bild einer kommenden Hochkonjunktur auf industriellem Gebiete vor, bei der durch die gesteigerte Konkurrenz nur Vollkräfte gebraucht werden können, so wird man auch hier erkennen, daß ohne einschneidende staat­ liche Zwangsbestimmungen, die im Interesse unserer Helden, die für das Vaterland ihre Gesundheit dahin gegeben haben, unbedingt gefordert werden müssen, nicht auszukommen ist. Wichtiger noch für die allgemeine Volkswirtschaft als der Verlust an Arbeitskraft ist die gewaltige Verschiebung infolge des Krieges. Viele Millionen unserer Volksgenossen sind aus ihrer Arbeit heraus­ gerissen und stehen wider den Feind; eine große Zahl anderer ist in Be­ trieben beschäftigt, die lediglich dem Kriege dienen. Es scheint mir außer Zweifel zu liegen, daß eine plötzliche Entlassung unseres Millionen­ heeres nach Friedensschluß geradezu verhängnisvoll auf unsere wirtschaft­ lichen Zustände einwirken müßte. In gewisser Beziehung eingeschränkt wird diese Wirkung ohnehin durch militärische Notwendigkeiten: ZurückHaltung erheblicher Truppenteile in den besetzten Gebieten und Unmög­ lichkeit der gleichzeitigen Auflösung aller Truppenverbände schon aus rein militärischen Rücksichten. Aber auch darüber hinaus wird es nach meiner Auffassung nicht zu umgehm sein, daß die Demobilisation nicht

71 ausschließlich von militärischen Rücksichten bestimmt wird. Ich bin im Gegenteil der Auffassung, daß es unbedingt erforderlich sein wird, die Demobilmachung in erster Linie durch wirtschaftliche Rück­ sichten bestimmen zu lassen, d. h. die Entlassung im allgemeinen nur dann vorzunehmen, wenn lohnende Beschäftigung in der Heimat nachgewiesen ist, eventuell sogar in der Übergangszeit die militärische Kommandiemng von Arbeitskräften unter Belassung im Militärverhältnis dahin vor­ zunehmen, wo im allgemeinen Interesse die Notwendigkeit von Arbeits­ kräften sich herausstellt. Ich weiß wohl, daß diese Auffassung, die mit der Gewerbefreiheit und Freizügigkeit unvereinbar ist, lebhaften Anfech­ tungen begegnen wird. Selbst der Reichstagsausschuß für Handel und Gewerbe hat sich dagegen ausgesprochen und gewünscht, daß Wehrpflich­ tige nach der Demobilisation nicht länger im Dienst zurückgehalten werden dürfen, als dies im Heeresinteresse unbedingt erforderlich ist. Allein ich sehe, besonders wenn man eine Planmäßige Inangriffnahme der einzelnen Zweige unseres Wirtschaftslebens nach Abschluß des Krieges für notwendig hält, keinen andern Ausweg. Der auf den Einzelnen aus­ geübte Zwang muß eben ertragen werden im Dienste der Mgemeinheit. Daß diese Bestrebungen selbstverständlich untefftützt werden müssen durch die schon vorhandenen und noch auszubauenden Arbeitsnach­ weisorganisationen, leuchtet ohne weiteres ein. Auch eine Arbeitslosenunter st ützung aus Reichsmitteln wird — entsprechend einem Beschlusse des Reichstagsausschusses für Handel und Ge­ werbe — vorzusehen sein. Dabei ist unzweifelhaft, daß die Arbeits­ losenunterstützung aus Reichsmitteln in direktem Zusammenhänge steht mit der eben berührten Frage der Entlassung der Heeresangehörigen aus rein militärischen oder auch aus wirtschaftlichen Gründen. Erfolgt die Entlassung lediglich aus militärischen Gründen, so wird eine Arbeits­ losigkeit im großen Umfange mit ziemlicher Sicherheit eintreten. Wird in dem von mir geschilderten Sinne verfahren, so liegt zu dieser Annähme ein durchschlagender Grund nicht vor. Eine besonders schwierige und nur im Wege der Entwicklung zu lösende Frage ist auch die der Beschäftigung der Frau. In außer­ ordentlichem Umfange sind während des Krieges die Frauen an die Stelle der Männer getreten, zum großen Teil auch in Berufen, die ihrer Natur völlig fern zu liegen scheinen, und die sie zweifellos auch nicht mit gleichem Erfolge wie die Männer auszuüben in der Lage sind. Auf jeden Fall muß damit gerechnet werden, daß nach Rückkehr der Heeres­ angehörigen in weitestem Umfange ein Ersatz der weiblichen Kräfte durch Männer stattfinden muß. Das wird für die in großem Umfange er­ werbstätige Frau naturgemäß ein harter, wirtschaftlicher Schlag sein; und auch hier wird man ohpe starke behördliche Regelung kaum aus­ kommen, die etwa davon auszugehen hätte, daß in erster Linie alle Krieger­ frauen, deren Mann zu lohnender Beschäftigung zurückkehrt, aus selb­ ständiger Tätigkeit auszuscheiden hätten, daß man aber auf der andem Seite bemüht sein muß, diejenigen weiblichen Kräfte, die selbständige Emährer ihrer Familien geworden sind, in ihrem Berufe zu erhalten.

72 Auch auf dem Gebiete des Kapitals hat eine nicht unwesent­ liche Zerstömng wichtiger Werte stattgefunden. Wenn auch in unserem lieben Vaterlande glücklicherweise die feindlichen Invasionen nur ver­ hältnismäßig geringe Teile betreffen, so sind doch, insbesondere in Ost­ preußen, aber auch in kleinerem Umfange in Elsaß-Lothringen, Werte zerstört, die in die Milliarden gehen. Noch wichtiger vielleicht für unsere gesamte Volkswirtschaft ist der sehr erhebliche Schiffstonnagev e r l u st, den wir dadurch erlitten haben, daß bei Ausbruch des Krieges eine große Zahl unserer Handelsschiffe sich auf dem Weltmeere oder in feindlichen oder neutralen Ländern befand. Dieser Verlust ist recht er­ heblich: nach einer Angabe des Herrn Staatssekretärs des Jnnem hatten wir vor dem Kriege über 5 Millionen Brutto-Registertonnen, während wir zurzeit knapp 3,4 Millionen noch besitzen, worin das eingerechnet ist, was zurzeit in neutralen Ländem liegt. Außerdem darf nicht über­ sehen werden, daß ein großer Teil anderer Einrichtungen und Maschinen durch die Herausnahme von Sparmetallen, z. B. Nickel, Kupfer u. bergt, beschädigt oder minderwertig geworden ist, und daß außerdem durch die Umstellung von Friedens- in Kriegsbetriebe viele Einrichtungen und Maschinen für den Friedensbetrieb fast wertlos geworden sind, daß end­ lich durch die ungeheure Abnutzung, ohne die nötigen Reparaturen und Ergänzungen vornehmen zu können, die Maschinen großenteils erheblich herabgewirtschaftet sind. Auch hier ist aber die Zerstörung vorhandener Kapitalswerte kaum so wichtig als die Verschiebung. Zwar erscheint mir persönlich die Überführung der reinen Kriegsindustrie in die Friedenswirtschaft nicht so ungemein schwierig zu sein, wie dies den Anschein haben könnte. Die reine Kriegsindustrie ist fast durchweg finanziell so glänzend fundiert, sie hat während des Krieges so außerordentlich hohe Rücklagen gemacht, großenteils schon mit der ausdrücklichen Bestimmung zur Über­ leitung in die Friedenswirtschaft, daß diese Überleitung selbst in Be­ triebe völlig anderer Art und selbst bei Aufgabe großer und größter An­ lagen allzugroße finanzielle Schwierigkeiten nicht machen wird. Und da unsere Großindustrie zum allergrößten Teil Kriegsindustrie geworden ist, so scheinen mir auf diesem Gebiete unüberwindliche Schwierigkeiten allgemein nicht zu bestehen. Viel ernster und bedeutungsvoller liegen die Aufgaben auf dem Gebiete des gewerblichen Mittelst a n d e s. Hier handelt es sich um den völligen Aufbau eines gewaltig großen Teils von Existenzen, die dmch den Krieg wirtschaftlich einfach vernichtet worden und zurzeit nur aufgebaut sind auf die Löhnung des Mannes als Soldat einerseits und auf die Kriegsunterstützung der Frau und der Kinder andererseits. Bei diesem Neuaufbau werden die Darlehnsund die Kriegshilfskassen wesentliche und entscheidende Arbeit zu ver­ richten haben. Aber auch die Kreditgenossenschaften, deren eigentliches Gebiet der Personalkredit zur Erhaltung und Schaffung tüchtiger Existenzen des Mittelstandes ist, werden hier ein reiches Feld der Be­ tätigung finden.

73 Was die außerordentlich schwierigen Fragen der Beschaffung des Kapitals anbetrifft, so ist hierfür eine große Reihe von Momenten bestimmend. Zunächst werden wir, was die laufenden Ausgaben be­ trifft, mit einem fast unendlich gesteigerten notwendigen Bedarf für die öffentlichen Körperschaften, d. i. Reich, Staat und Gemeinde, zu rechnen habm. Es ist hier nicht der Ort, ein Steuerprogramm yt entwerfen: Aber das kann und muß wohl gesagt werden, daß die genannten drei Steuerträger mit Forderungen in bisher ungeahnter Höhe an die Bevölkerung werden herantreten müssen. Wenn man allein an die Ver­ zinsung und Tilgung unserer Kriegsanleihen und an die notwendige zeit­ gemäße Festsetzung der Beamtengehälter denkt, so kann man ermessen, welche Steuerbeträge allein hierfür in Frage kommen. Zum Vergleich mag daran erinnert werden, daß unsere gesamte Reichsschuld am 1. April 1913 rund 4,9 Milliarden betrug, die Schuld Preußens am gleichen Tage 9,9 Milliarden, während wir zurzeit an Kriegsanleihen allein rund 60 Milliarden ausgenommen haben. Ob eine Kriegs­ entschädigung in beträchtlicher Höhe uns wenigstens teilweise entlasten kann, muß dahingestellt bleiben. So ergibt schon die unbedingt nötige Steuerbelastung der Bevölkerung an sich einen erheblichen Dmck auf die gesamte Privatwirtschaft, demgegenüber der einzige Trost sein muß, daß auch die Konkurrenz im Auslande in ähnlichem oder vielleicht noch höherem Maße belastet werden wird. Außerordentliche Anspannungen wird auch nach Friedensschluß der Anleihemarkt durch Reich, Staat, Gemeinden und Privatwirtschaft erfahren. Auch hier darf unter keinen Umständen ein zügelloses Rennen auf dem Geldmarkt stattfinden. Abgesehen von der mehr als je nötigen sparsamen Beschränkung auf das äußerst Notwendige wird man auch hier mit einer gewissen Rationierung durch staatliche Zwangsmaßnahmen wohl zu rechnen genötigt sein. Der größte Teil allen Kapitals, das aus der Auflösung von reinen Friedensbetrieben, aus dem völligen Ausverkauf aller Läger und Vorräte und aus der Tätigkeit der Kriegsbetriebe entstand, ist in Kriegs­ anleihen festgelegt. Nach Friedensschluß wird sich als eines der dringendsten Erfordernisse für die Privatwirtschaft herausstellen, diese Kriegsanleihen zu Geld zu machen. Die Beleihung der Kriegsanleihen durch die Darlehnskassen und durch die Kreditgenossenschaften wird wohl augenblicklich Linderung schaffen, stellt aber eine Lösung des Problems naturgemäß nicht dar. Hier kann nur helfen ausgedehnter Verkauf im neutralen und feindlichen Auslande. Wir müssen den Optimismus haben, daß dieser gelingt, wenn anders der Krieg mit einem für uns vor­ teilhaften Frieden endet. Neben der Abstoßung der Kriegsanleihen an das Ausland wird aber auch die Aufnahme möglich st großer Anleihen im Ausland zur Bezahlung der notwendigen Rohstoff­ einfuhr erforderlich sein. Diese Ausländsanleihen sind überdies auch nötig im Interesse der Verbesserung unserer Valuta. Die Valutafrage überhaupt ist naturgemäß von einschneidender Wichtigkeit für unsere nähere wirtschaftliche Zukunft. Sie ist eine

74 Kredit-, also eine Vertrauensfrage. Ich bin auch hier optimistisch genug, anzunehmen, daß sie sich nach einem für uns günstigen Frieden leichter und schmerzloser löst, als wir jetzt glauben. Immerhin müssen Maß­ nahmen getroffen werden, die unsere Valuta im Auslande verbessern. In der Übergangswirtschaft tritt dem ein Moment entgegen, das an sich zu einer Verschlechterung der Valuta geeignet ist: der Umstand nämlich, daß wir zur nutzbringenden Beschäftigung unserer Arbeitskräfte und Industrie in ganz großem Umfange Rohstoffe aus dem Auslande ein­ führen und dorthin bezahlen müssen. Um so nötiger wird es sein, mit allen möglichen Mitteln auch unsern Export zu fördern und insbesondere die Grundlage dafür, den nötigen Schiffsraum, möglichst bald bereit­ zustellen. Jedenfalls gibt es zur Verbesserung der Valuta nur zwei wirklich durchgreifende Mittel: einmal Stärkung des Vertrauens und zum andem Hebung des Exports.

Im Zusammenhang mit der Valutafrage steht die Frage der Zahlungsmittel während der Übergangszeit. Auch hier werden die Kriegsverhältnisse insofern zunächst auch für die erste Friedenszeit bestimmend sein müssen, als nicht angängig erscheint, das Gold in dem freien Verkehr zu lassen und damit die Abwanderung in das Ausland zu ermöglichen. Wir werden nach wie vor das Vertrauen auf unsere Zahlungsmittel durch eine starke Goldreserve der Reichsbank aufrecht er­ halten müssen. Dagegen erscheint mir persönlich die Frage der Herab­ minderung der Golddeckung durchaus nicht unbedingt abzulehnen. Die Zahlungsmittel richten sich im übrigen naturgemäß nach dem vorhandenen Bedarf. So lebhaft dieser Bedarf durch die bereits erwähnte Um­ stellung der Industrie auf Friedensproduktion und durch die Notwendig­ keit für den Handel, seine geräumten Läger aufzufüllen, sein wird, so muß doch auf der andern Seite nicht außer Acht gelassen werden, daß der Heeresbedarf erheblich beschränkt wird und allmählich ganz aufhört. Auch die Preise spielen in diesem Zusammenhang eine wesentliche Rolle. Naturgemäß werden sie nach Friedensschluß und bei Öffnung der Grenzen eine allgemein sinkende Tendenz zeigen. Sehr schnell wird sich aber diese Entwicklung kaum vollziehen. Von mitentscheidender Ein­ wirkung auf die Preise im allgemeinen werden immer die Löhne der Arbeitskräfte sein; diese aber wieder hängen innig zusammen mit den Preisen für Lebensmittel. Ehe daher die letzteren erheblich herabgesenkt sind, wird an eine allgemeine Verbilligung der Lebenshaltung kaum zu denken sein. Von den Fragen des Kapitals zu denen der lebensnotwendigen Güter: will man hier die Ziele der Übergangswirtschaft erörtern, so ist es notwendig, sich zunächst über den allgemeinen Zustand in den letzten Friedensjahren klar zu werden. Über unsern Gesamtaußenhandel, über die Einfuhr und Ausfuhr nach verschiedenen der wichtigsten Länder, über den Spezialhandel einiger der wichtigsten Waren und endlich über das sehr interessante Verhältnis der Einfuhr und Ausfuhr von Rohstossen und Fabrikaten, alles auf das letzte Friedensjahr 1913 bezogen, gibt die folgende Übersicht Aufschluß:

75

Gesamtaußenhandel: Einfuhr (Mill. Mk.)

Ausfuhr (Mill. Mk.»

9,706 10,692 10,770

8,106 8,957 10,096

1911 . . . 1912 . . . 1913 . . .

aus

Uberschuß der

Ges amtwert der

Einfuhr

Ausfuhr

V. St von Amerika . Rußland...................... England..................... Osterreich-Ungarn . . Frankreich...................... Belgien......................... Niederlande................. Italien.......................... Dänemark..................... Schweden..................... Schweiz..........................

(Mill. Mk.)

713,2 880,0 1 438,2 1104,8 789,9 551,0 693,5 393,5 283,9 229,8 536,1

1 711,2 1424,6 876,1 827,3 584,2 344,6 333,0 317,7 191,8 224,1 213,2

Ausfuhr

Einfuhr

(Mill.. Mk)

998,0 544,6 —

I

!



— —

1 1

— — —

1 i '



1

j



— 562,1 277,5 205,7 206,4 360,5 75,8 92,1 5,7 322,9

Spezialhandel der wichtigsten Waren 1913: In Millionen Mark.

Gattung

Einfuhr

Ausfuhr

42,0 I (Rußland) !i 417,0 1i (Amerika, Arg., Rußl.) 366,0 60,0

Uberschuß der Einfuhr über die Ausfuhr — bezw. Uberschuß der Ausfuhr über die Einfuhr 4-

Roggen..................................

133,0

Weizen..................................

87,6

Gerste.................................. Hafer *..............................

1,0 93,0

Kartoffeln..........................

17,6

24,8

-

Rinder (einschl. Jungvieh) Schweine........

0,8 —

86,0 25,0

- 85,0 - 25,0

Eisenerze.............................. Steinkohlen.......................... Braunkohlen..................... Koks...................................... Preßkohlen..........................

7,7 516,5 0,8 146,7 58,0

227,0 204,5 69,0 13,0 2,0

— 220,0 + 312,0 - 68,0 + 133,7 + 56,0

Kali...................................... Kupfer..................................

63,6 10,5

335,3

+ 63,6 - 325,0

|

+ 91,0

- 330,0

- 365,0 + 33,0 7,0

Gegen­ stände, auf denen unsere Ernährung aufgebaut ist!

Osterr.-Ung.!

76 Darunter im Jahre 1913:

Rohstoffe.............................. Halbfertige Waren . . . Fertige ... Nahrungs- und Genuß­ mittel ..........................

Einfuhr (Mill. Mk.)

Ausfuhr (Mill. Mk.)

5,004 1,239 1,479

1,518 1,139 6,396

2,760

1,036

Die kurze Zusammenstellung gibt zunächst Fingerzeige für die be­ sonders wichtige Frage der Unabhängigkeit vom Auslande und des Aus­ landes. Sie weist darauf hin, daß es notwendig erscheint, in erster Linie unsere Eigenproduktion von Lebensmitteln zu stärken. In dieser Beziehung bestand, wie die Zahlen ergeben, eine umfangreiche wirtschaftliche Ab­ hängigkeit vom Auslande, sogar vom feindlichen Auslande — in erster Linie von Rußland und Amerika —. Wir werden Sorge tragen müssen, daß diese Abhängigkeit in unsern wichtigsten Lebensbedingungen wenn nicht verschwindet, so sich doch wesentlich verringert. Ob es allerdings möglich sein wird, jemals eine Vorratswirtschaft zu treiben, scheint mir mehr als zweifelhaft. Me Frage ihrer Notwendigkeit und Zweck­ mäßigkeit ist bekanntlich viel umstritten. Ihre Bejahung wird immer zur Voraussetzung haben, daß man die Wiederholung eines Wirtschafts­ krieges, wie wir ihn gegenwärtig führen, in verhältnismäßig nicht allzu langer Zeit für wahrscheinlich hält. Ich bin Optimist genug, an­ zunehmen, daß das nicht der Fall sein wird. Selbst wenn der künftige Friede nur unfern Besitzstand garantieren sollte, so wird doch Deutsch­ lands militärische und wirtschaftliche Kraft so unwiderleglich durch die Tat bewiesen sein, daß in absehbarer Zeit wohl kaum ein einzelner Gegner oder selbst eine Koalition von Gegnern wagen wird, mit ihm anzubinden. Einen weiteren interessanten Hinweis gibt die Zusammenstellung be­ züglich des Verhältnisses der Ein- und Ausfuhr von Rohstoffen und Fabrikaten. Es geht daraus klar hervor, daß Deutschland viel weniger das Land der Produktion als der Bearbeitung oder, wenn man so sagen darf, weniger das Land des Glücks als das der Tüchtigkeit ist. Das gibt uns den Fingerzeig, daß es für die Übergangswirtschaft wesentlich darauf ankommen wird, die Arbeitsbedingungen in persönlicher und sach­ licher Hinsicht so zu gestalten, daß die Bearbeitungstätigkeit in unserm Vaterlande möglichst schnell und ungehemmt ausgenommen werden kann. Dazu aber gehört, wie mehrfach erwähnt, in erster Linie die genügende Einfuhr von Rohstoffen, in zweiter Linie die Bereitstellung von Arbeitsfrästen da, wo sie gebraucht werden. Eine zurzeit viel besprochene Frage darf, wenn sie auch nur zum Teil zur Übergangswirtschaft zu rechnen ist, hier nicht übergangen werden: die Wohnungsfrage und die damit in Zusammenhang stehende Frage des H a u s b e s i tz e s. Was zunächst die letztere anbelangt, so zeigen sich ihre Schwierigkeiten nicht etwa lediglich für die Übergangs-

77 zeit, ja sie sind nicht einmal erst im Kriege hervorgetreten, sondern sie haben sich schon in den letzten Friedensjahren bedenklich bemerkbar ge­ macht. Die Schwierigkeiten erheben sich nach zwei Seiten: einmal auf dem Gebiete des Realkredits, also im Verhältnis zum Geldgeber — auf der andern Seite auf dem Gebiete der Hausverwertung, also im Ver­ hältnis zum Mieter. Zur Verbessemng des Realkredits sind in letzter Zeit eine große Reihe von Vorschlägen gemacht und erörtert worden. Ich darf mich darauf beschränken, auf diejenigen hinzuweisen, die die Vorstände des Preußischen und Deutschen Städtetages in fast wörtlicher Übereinstimmung mit dem Gesamtausschuß des Deutschen Genossenschafts­ verbandes gemacht haben: ein geordnetes Schätzungsverfahren, Erhöhung der Grenzen für die mündelsichere Beleihung städtischer Grundstücke auf 60%, grundsätzliche Hingabe der ersten Hypothek als unkündbare Tilgungshypothek. Darüber hinaus wird man aus Gründen des Krieges den Schutz der Hausbesitzer gegen Hypothekenkündigung auch für die Übergangszeit befürworten müssen. Im Verhältnis zum Mieter erwartet der Hausbesitz Ersatz der unmittelbaren Kriegsverluste, die ihm dadurch entstanden, daß er den Familien der Kriegsteilnehmer die Wohnung belassen mußte. Andererseits taucht die schwierige Frage auf, ob nicht auch der Mieter gegen unberechtigte Mietssteigerungen geschützt werden sollte, insbesondere, wenn dem Hausbesitz wegen der Geld­ beschaffung und nach andern Richtungen besondere Vorteile zugestanden werden. Auf diesen sehr schwierigen und in ihren wirtschaftlichen Folgen unübersehbaren Gebieten allzuviel auf dem Wege der Verordnung staatsseits einzuschreiten, halte ich für bedenklich. Einen gewissen wohltuenden Einfluß auf die Verhältnisse werden die im allgemeinen durchaus be­ währten und sicher zunächst über die Kriegszeit hinaus aufrecht zu erhaltenden Mieteinigungsämter nehmen können. Vom Beispiel der Folgen des Krieges 1870/71 ausgehend, wird von vielen Seiten das Gespenst einer ungeheuren Wohnungsnot nach dem gegenwärtigen Kriege an die Wand gemalt. Von anderer Seite wieder werden die Verhältnisse damals und jetzt als ganz un­ vergleichbar dahingestellt und die Wahrscheinlichkeit einer Wohnungsnot nach dem Kriege bestritten. Ich glaube, daß man sich der Auffassung kaum wird verschließen dürfen, nach der ein fühlbarer Wohnungsmangel nach dem Kriege eintreten wird, dem nach Möglichkeit vorzubeugen wir verpflichtet sind. Sehr wesentlich wird für die Beurteilung auch dieser Frage die zweckmäßige Überleitung der Heeresangehörigen in ihre bürger­ lichen Berufe, d. h. die planmäßige Verteilung der Arbeitskräfte auf das Lend sein. Jedenfalls ist Vorsorge zu treffen, daß alsbald die Möglich­ keit des Bauens überhaupt, die Herstellung insbesondere von Klein­ wohnungen gefördert wird^ Hier winkt den Baugenossenschaften ein weites Feld der Aufgabe. Die erheblichen Mittel, die die Errichtung von Kleinwohnungen in hinreichendem Umfange erfordern wird, müßten zunächst jedenfalls vom Reiche zur Verfügung gestellt werden. Bis hierher habe ich mir erlaubt, Ihnen in kurzen Zügen eine Reihe von Problemen der Übergangswirtschaft zu bezeichnen. Sie alle

78

werden mit mir fühlen, daß es völlig unmöglich ist, im Rahmen eines verhältnismäßig kurzen Vortrags allen Fragen auf den Grund zu gehen. Noch weniger kann auf alle diese Fragen zurzeit eine Antwort gegeben werden. Ich muß also bitten, das Gesagte lediglich als Anregung zu weiteren Gedanken und Überlegungen anzusehen. Nach dem allgemeinen Überblick möchte ich nunmehr in aller Mrze die Frage streifen, welche besonderen Aufgaben den einzelnen Genossenschaftsarten für die Über­ gangswirtschaft bevorzustehen scheinen. Von ganz besonderer Wichtigkeit scheinen mir diese Aufgaben für die Kreditgenossenschaften zu sein. Die Mithilfe an dem Wiederaufbau wirtschaftlich zurückgekommener Existenzen des Mittel­ standes, des Kleingewerbes, Kleinhandels und Handwerks liegt so völlig innerhalb des den Genossenschaften von ihrem Meister Schulze-Delitzsch gezeichneten Aufgabenkreises, daß man wohl gerade in der Übergangs­ wirtschaft große Erwartungen auf ihre Tätigkeit setzen darf. Mit der durch die Verhältnisse gebotenen Vorsicht, die immer das gute Erbteil der Kreditgenossenschaften des Allgemeinen Verbandes war, wird hier im Interesse unseres gewerblichen Mittelstandes unendlich Segensreiches ge­ leistet werden können. Dabei mag eine nähere Verbindung mit den ge­ meindlichen Darlehns- und Kriegshilfskassen, die ja die gleichen Zwecke verfolgen, an Orten, wo es die Verhältnisse gestatten, zweckmäßig und an­ zubahnen sein. Im einzelnen werden die Kreditgenossenschaften, ebenso wie bei der Anbahnung, so auch bei der Abwicklung des Kriegs­ anleihegeschäfts wesentlich beteiligt sein. Im zweifellosen vater­ ländischen Interesse muß es dabei nach meiner Auffassung liegen, daß der Besitz an Kriegsanleihen sowohl den Genossenschaften selbst als ihrer Mitglieder in den Zeiten des Übergangs möglichst unverändert erhalten bleibt, und daß die Geldbedürfnisse der Mitglieder der Genossenschaften jedenfalls immer in erster Linie durch Beleihung, nicht aber durch Ver­ kauf der 'Kriegsanleihen befriedigt werden. Eine alte, zu jeder Zeit er­ hobene Mahnung an die Kreditgenossenschaften wird für die Übergangs­ zeit besonders beherzigt werden müssen: die Forderung möglichster Liquidität der Bestände, damit die Genossenschaft allen den an sie herantretenden Ansprüchen nicht nur im nötigen Umfange, sondern auch möglichst schnell gerecht werden kann. Sicherlich werden an die Genossen­ schaften in der Übergangszeit erhebliche Anforderungen nach B a u g e l d kredit herantreten; trotzdem seine Gewährung nicht durchaus im Rahmen ihrer Aufgaben liegt, werden sie sich auch diesem Geschäft kaum völlig entziehen können. Daß gerade hierbei Vorsicht am Platze ist, lehren die Verhältnisse in der Folgezeit des Krieges 1870/71. Daß die Kreditgenossenschaften ihre segensreiche Tätigkeit auf dem Gebiete der Erziehung der Bevölkerung zum bargeldlosen Verkehr in der Zukunft nicht unterlassen, sondern nach Möglichkeit noch steigern, dürfte nahezu selbstverständlich sein. Endlich darf man in diesem Zusammen­ hänge wohl den allgemeinen Wunsch und die Hoffnung aussprechen, daß, wenn die künftige Entwicklung irgendwelche Organisationen des Kredits benötigt, man nicht ohne Not neue schafft, sondern unsere

79 bewährten Kreditgenossenschaften zu Hilfe nicht versagen werden.

ruft,

die

sicher

Bei den spezifisch ländlichen Genossenschaften wird man im allgemeinen schon während des Krieges einen lebhaften Auf­ schwung ihrer Tätigkeit und einen starken Gesundungsprozeß, wo er etwa notwendig gewesen sein sollte, feststellen können. Ihrer wartet auch für die Übergangszeit ein großes Arbeitsfeld, insbesondere auf dem Ge­ biete der Nahrungsmittelversorgung. Die Obst- und Gemüseverwertungs» genossenschaften und insbesondere die Molkereigenossenschaften werden auch im Interesse der Versorgung der städtischen Bevölkerung gute Dienste leisten können, wie das bisher im Kriege schon der Fall war. Sehr zweckmäßig erscheint in erster Linie die genossenschaftliche Erfassung der Milch und ihrer Produkte gerade im Interesse der-städtischen Verbraucher, für welche die rationelle Erfassung der Milch, die zweckmäßige Be­ schränkung der Verbutterung schon im Produktionsgebiet von außer­ ordentlichem Werte sind. Auch die landwirtschaftlichen Bezugsgenossen­ schaften, die sich im wesentlichen auf Futter- und Düngemittel erstrecken, werden im Kriege und in der Übergangszeit von ganz erheblichem Nutzen sein. Ganz allgemein wird der genossenschaftliche Zusammenschluß der Landwirte die Arbeit der Reichs- und Staatsorganisationen auf dem Gebiete der Nahmngsmittelversorgung der Bevölkerung sehr erleichtern können. Auch die Konsumvereine haben sich bei der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln schon im Kriege bewährt und werden auch in der Übergangszeit wertvolle Dienste zu leisten haben. Die meisten Städte, insbesondere die Großstädte, bedienen sich gern der Konsum­ vereine mit ihrem häufig ausgedehnten Filialsystem als Verkaufsstellen für die städtischerseits beschafften Nahrungsmittel.

Die Handwerkergenossenschaften werden insbesondere auf dem Gebiete der R o h st o f f b e s ch a f f u n g für das Handwerk wesentliche Aufgaben in der Übergangszeit zu erfüllen haben. Es wird notwendig sein, bei der jedenfalls in erster Linie staatlich zu organi­ sierenden Verteilung der notwendigen Rohstoffe die Bedürfnisse des Hand­ werks in erster Linie zu berücksichtigen; da, wo Rohstoffgenossenschaften bestehen, ist nichts natürlicher, als daß man sich ihrer und ihrer Erfah­ rungen zu diesem Zweck bedient. Auch die Werkgenossen, schäften werden im Interesse der möglichst sparsamen Ausnutzung der vorhandenen Bearbeitungsmaschinen Erhebliches für ihre Mitglieder leisten können. Endlich wird auch der Zusammenschluß der Handwerker zu Lieferungsgenossenschaften gerade in einer Zeit be­ sonders zweckmäßig und erforderlich sein, in der ohne Zweifel — in­ folge des allgemeinen wirtschaftlichen Wiederaufbaues — erhebliche Lieferungen von öffentlichen Körperschaften sowohl wie von der Privat­ wirtschaft bestellt werden. Für die Baugenossenschaften interessiert in erster Linie die bereits besprochene Gestaltung der Wohnungsfrage, insbesondere die

80 Frage der Herstellung von kleinen Wohnungen. Ich persönlich stehe nicht an, zu sagen, daß ich in einem verständnisinnigen Zusammen­ arbeiten von Gemeindeverwaltung und geeigneten Baugenossenschaften die relativ zweckmäßigste Behandlung des schwierigen Kleinwohnungs­ problems nach dem Kriege erblicke. Auch auf dem Gebiete der Krieger­ heimstättenbewegung, die vielleicht von manchen Seiten allzustark und allzu einseitig betont wird, werden die Baugenossenschaften nicht zur Seite stehen; ihre Erfahrungen, insbesondere auf dem Gebiete der Eigen­ häuser, sollten gerade in dieser nicht zu leicht zu nehmenden Frage von allen, die es angeht, benutzt werden. M. H., ich bin am Ende. Ich habe mir, wie ich schon eingangs meines Vortrages zu sagen mir erlaubte, lediglich gestattet, Ihnen eine Reihe von Fragen vorzutragen, die das große Problem der Übergangs­ wirtschaft auslöst. Ich bitte, betrachten Sie das, was ich Ihnen heute gesagt habe, lediglich als Anregung für Sie, die praktischen Genossen­ schafter, zum Nachdenken und eventuell zum Schaffen in Ihren Kreisen. Davon aber, m. H., bin ich fest überzeugt, daß die Organisation des deutschen Genossenschaftswesens auf dem Gebiete der Übergangswirtschaft dem deutschen Volke hervorragende Dienste zu leisten berufen ist. Wie die deutschen Genossenschaften in der Kriegszeit sich bewährt haben, so werden sie sich — das ist meine feste Überzeugung — in der Übergangs­ wirtschaft bewähren, so werden sie sich bewähren, wenn endlich der goldene Tag des Friedens wieder heraufzieht, und dann mag in einem noch schöneren Sinne vielleicht, als es seinerzeit gesagt worden war, die ganze Wahrheit des wundervollen Wortes von Schulze-Delitzsch Ihnen offenbar werden: Die Genossenschaft ist der Friede! (Stürmischer Beifall und Händeklatschen.)

Vorsitzender Justizrat Dr. Alberti (Wiesbaden): Ich spreche Herrn Oberbürgermeister Dr. Scholz unseren herzlichen Dank für seinen hoch­ interessanten Vortrag aus. Namentlich war es für uns alle hocherfreulich, daraus zu entnehmen, daß er die Beziehungen auch von ftüher aufrecht erhält und daß er sich nach wie vor als Genossenschafter betrachtet, der gern bereit ist, auch in unserem Kreise mitzuwirken. Nehmm Sie ganz besonders hierfür unseren herzlichen Dank, Herr Oberbürger­ meister. (Lebhaftes Bravo!)

Ich stelle den Bericht zur Besprechung.

Handwerkskammersyndikus Hermann (Reutlingen): Meine sehr ver­ ehrten Herren! Gestatten Sie mir noch einige kurze Worte zur Frage der Stellung des Handwerks und der Handwerker­ genossenschaften in der Übergangswirtschaft. Mein verehrter Herr Vorredner hat bereits auch zu dieser Frage Stellung genommen, doch halte ich es für zweckmäßig, noch etwas näher auf diese Frage einzugehen, um so mehr, als gerade die Stellung der Handwerker­ genossenschaften in der Übergangswirtschaft eine überaus schwierige sein



81



Wird, wie das bereits die seitherigen Verhandlungen gezeigt haben. Wie werden die Verhältnisse im Handwerk liegen, wenn der Friede eingezogen ist? Ich glaube, nicht zuviel zu sagen, wenn ich behaupte, daß es an Arbeit für das Handwerk nicht fehlen wird. Arbeit wird für das Handwerk und das Kleingewerbe in Hülle und Fülle vorHanden sein. An Neubauten und Neuversorgungen, an Reparaturen usw. wird unendlich viel zu tun sein, was im Kriege alles zurückgestellt werden mußte. Nach der Richtung hin werden zweifellos für das Handwerk sehr günstige Verhältnisse vorliegen. Was aber fehlen wird, sind in erster Linie die Arbeitskräfte, die Gesellen und die Lehrlinge. Herr Oberbürgermeisrer Dr. Scholz hat bezüglich der Demobilisation besonders auf die Arbeiterfrage hingewiesen und gesagt, daß hier sehr vorsichtig verfahren werden müsse, insbesondere in der Zurückführung, der an der Front stehen­ den Truppen. Was das Handwerk anlangt, so glaube ich nicht, daß eine Besorgnis hier notwendig ist, sondern was wir verlangen müssen ist, daß die Handwerksgesellen so rasch wie möglich, wenn demobilisiert wird, in ihre Betriebe zurückgeführt werden; denn der Krieg hat so große Ver­ wüstungen im Gesellen- und Lehrlingswesen angerichtet, daß, wenn all die Arbeit geschafft werden soll, die vorhanden ist, es dringend not­ wendig ist, daß diese Arbeitskräfte so rasch wie möglich herangezogen werden. Wir müssen auch leider damit rechnen, daß so viele Hand­ werksgesellen nicht mehr wiederkehren werden, daß so viele ihrem Berufe entzogen worden sind, was sich besonders schwer beim Handwerk in der Zeit der Übergangswirtschaft bemerkbar machen wird.

Aber nicht nur die Arbeiterfrage ist es, die ganz besonders schwierig den Wiederaufbau des Handwerks beeinflussen wird, sondern auch die Be­ schaffung des nötigen Kredits, obwohl ich eigentlich in dieser Richtung etwas rosiger sehe als in der anderen Frage; denn diejenigen Handwerks­ meister, die bereits vor dem Kriege einer Gewerbebank oder sonstigen Kreditgenossenschaft angeschlossen waren, werden, wenn sie wieder zurück­ kehren, bei ihrer Bank- und Kreditgenossenschaft wieder den Kredit finden, den sie notwendig brauchen. Aber es sind leider nicht alle Handwerks­ meister einer Gewerbebank oder Kreditgenossenschaft angeschlossen, weil sie glaubten, ohne diese Institute auskommen zu können. Auch für diese Handwerksmeister muß gesorgt werden. Das scheint durch die Mittel­ standshilfskassen in die Wege geleitet zu sein, und hier kann ich nur unter­ streichen, was der Herr Anwalt ausgeführt hat, daß überall dort, wo diese Frage in Fluß ist, darauf hingewirkt werden sollte, daß diese Kriegs­ hilfsorganisationen nicht allzusehr in bureaukratische Formen übergeleitet werden. Wir hatten ursprünglich in Württemberg auch eine aus freier Initiative hervorgegangene Organisation, die „Mittelstandshilfe". Nach­ dem' diese Organisation geschaffen war, ist man dazu übergegangen, sie wieder in das Gegenteil zu verwandeln, und heute sind wir glücklicherweise soweit, daß wir eine Kriegshilfsorganisation mit allen den Mängeln be­ haftet haben, von denen der Herr Anwalt mit Recht heute morgen ge­ sprochen hat. In dieser Beziehung stehen wir auf dem Standpunkt, daß Fürsorge getroffen werden soll, daß die Kreditgenossenschaften in engster

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82 Fühlung mit den Kriegshilfsorganisationen stehen, weil sich dadurch viele Fehler in der Kreditgewährung vermeiden lassen, wenn die Herren der Kreditgenossenschaften zu Rate gezogen werden. Was besonders schwierig die Lage der Handwerker während der Übergangswirtschaft gestalten wird, ist der Mangel an Roh­ stoffen. Hier wird es möglich sein, das Handwerk gegen die Nach­ teile aus dem mangelnden Rohstoff zu sichern und ihm die Stellung zu schaffen, auf die es Anspruch hat, die es aber bisher nicht erringen konnte, und nur erringen kann, wenn es sich die nötige Organisation schafft bezw. ausbaut. Und hier haben wir aus dem Bericht des Herrn Anwalts er­ freulicherweise hören können, daß das Samenkorn der guten Lehren und alles dessen, was in vielen Jahren von Ihrem Verbände den Handwerkern klar gemacht worden ist, jetzt endlich im Kriege, leider vielfach zu spät, auf­ gegangen ist, und das Genossenschaftswesen im Handwerk allgemein einen schönen Aufschwung nimmt, der als sehr erfreulich bezeichnet werden kann. Wir haben gehört, daß sich die Handwerkergenossenschaften um 90 % ver­ mehrt haben, und wir dürfen hoffen, daß vermöge der guten Erfah­ rungen und der Einsicht, die das Handwerk immer mehr gewinnt, sich auch weiterhin eine starke genossenschaftliche Entwicklung im Handwerk voll­ ziehen wird. Die einzelnen Genossenschaften haben sich erfreulicherweise auch nun­ mehr zu Zentralgenossenschaften zusammengeschlossen. Aber dieser Fortschritt im Handwerkergenossenschaftswesen ist aufs höchste ge­ fährdet, wenn es uns nicht gelingt, bei der Verteilung der Rohstoffe durch die Kriegswirtschaftsaktiengesellschaften die Gleichberechtigung der Handwerkergenossenschaften mit dem Handel und der Industrie durchzusetzen. Daß dem nicht so ist, wissen wir aus einer Reihe von Vorfällen. Aber gerade davon wird eine Weiterentwicklung abhängig sein, ob es uns gelingt, bei den Kriegswirtschaftsaktiengesellschaften es durchzusetzen, daß, gleichgültig, ob die Genossenschaften vor oder während des Krieges gegründet sind, sie unbedingt als Händler anerkannt werden müssen, und damit als Rohstoffversorgungsstellen für das Handwerk. Diese Forderung gilt es in allererster Linie zu erheben bei den Rohstoffen, die öffentlich bewirtschaftet werden. Wir werden bei einer Reihe von Rohstoffen — ich denke hier nur an die Kleiderswffe, an das Leder usw. —, noch jahrelang mit einer öffentlichen Bewirtschaftung zu rechnen haben, und wenn es uns hier nicht möglich ist, die Genossenschaften der Schuh­ macher, der Sattler, der Schneider usw. neben dem Handel als gleichberechigte Faktoren, nicht als bevorzugte, anerkannt zu sehen, so sind diese Genossenschaften fernerhin, wenn die Lieferungen beispielsweise nicht mehr so fließen, aufs schwerste gefährdet. Denn das wird doch für die Zukunft ihre wichtigste Aufgabe sein, das Handwerk mit Rohstoffen zu versehen; denn alle die Lieferungsgenossenschaften, die während des Krieges aus den Lieferungsbedürfnissen heraus erwachsen sind, ändern sich ja immer mehr mit in Rohstoffgenossenschaften um, weil sie ganz richtig erkannt haben, daß einmal die Lieferungen schließlich doch wieder aufhören oder nicht mehr in dem Umfange fortbestehen werden und daß es deshalb ganz be-

83 sonders die Rohstoffversorgung sein wird, auf die sich die Genossenschaften konzentrieren muffen. Deshalb müssen wir dringend fordern und ich richte auch die dringendste Bitte an den Herrn Anwalt — und ich hoffe, daß ich das nicht vergeblich tue —, daß er uns ganz besonders in diesem Bestreben unterstützt, bei der Reichsregierung und beim Bundesrat zu fordern und durchzusetzen, daß die Zentralgenossenschaften des Handwerks als gleichberech­ tigte Großhändler anerkannt werden und daß ebenso die Einzelgenossen­ schaften des Handwerks als Kleinhändler anerkannt werden, ganz be­ sonders bezüglich der Rohstoffe, die öffentlich bewirtschaftet werden. Anders liegt natürlich die Sache bezüglich des freien Handels, wie es uns überhaupt gar nicht einfällt, die Ausschaltung des Handels dabei zu fordern. Wir fordern nur eins:" die Gleichberech­ tigung zwischen Genossenschaft und Handel; und das durchzusetzen ist wohl wert, daß man . darum kämpft; denn so leicht wird es uns nicht zugestanden werden. ' 58ei dem freien Handel können wir selbstverständlich keine Extrawurst verlangen, und es ist ganz klar: bei den Rohstoffen, die im freien Handel zu haben sind, wird alles seinen gewiesenen Weg gehen. Wogegen wir uns aber im Interesse des Hand­ werks wenden müssen, das ist, daß sowohl Fabrikanten wie Großhandel etwa durch Vereinigungen und Abmachungen beschränkt werden könnten, mit den Genossenschaften oder Zentralgenossenschaften des Handwerks zu handeln und zu verkehren. Wenn es sich hier zeigen sollte, daß das jetzt noch in den Anfängen steckende, sich aber stark entwickelnde Handwerker­ genossenschaftswesen auf diese Weise wieder etwa erdrosselt werden sollte, so werden wir auch in der Beziehung nicht davor zurückschrecken, im Interesse der Schwächeren hier die Hilfe der Reichsregierung in Anspruch und die Klinke der Gesetz­ gebung in die Hand zu nehmen, um derartige Übergriffe in der Übergangs­ wirtschaft auszugleichen. Denn es handelt sich darum, einen wichtigen und wesentlichen Bestandteil des deutschen Volkes zu erhalten und in den Frieden hinüberzuführen; und da darf man auch vor einer Gesetzgebung nicht zurückschrecken, die derartige Übergriffe verhindern soll. Bezüglich des Handels stehen wir im übrigen auf dem Standpunkt, vom Standpunkt des Genossenschaftswesens aus betrachtet: wir bekämpfen selbstverständlich nicht den Handel, der sich als volkswirtschaftlich not­ wendig erweist und wichtige Funktionen innerhalb unserer Volkswirtschaft zu erfüllen hat. Was wir aber vom genossenschaftlichen Standpunkte des Handwerks aus in der Zukunft bekämpfen werden, das ist der Handel, der sich vielfach als ein verteuerndes Zwischenglied zwischen Großhandel und Handwerker, der die Rohstoffe verarbeitet, hineingeschoben hat, und der vielfach weiter nichts als der Ruin war für viele Handwerker durch seine Borgwirtschaft, die er gehegt und gepflegt hat. Wenn das Hand­ werkergenossenschaftswesen nach der Richtung in Zukunft arbeitet, so kann sich der Handel in seiner Gesamtheit darüber nicht beschweren, sondern das ist lediglich eine logische Konsequenz der ganzen Genossenschaftsentwicklung.

84 Was sodann die weitere genossenschaftliche Entwicklung auf Hand­ werkerseite anbelangt, so glaube ich auch, daß der Gedanke der Submissionsgenosseuschaften, den der Herr Anwalt schon früher vertreten hat, in Zukunft eine viel größere Gestaltung gewinnen wird, weil wir jetzt im Kriege den Anfang damit gemacht haben. Ich glaube, daß gerade Ihr Verband sich dadurch ein wesentliches Verdienst erworben hat, daß er die Frage der Submissionsgenossenschaften seinerzeit auf Ihrem Verbandstage in den Vordergmnd gestellt hat. Er ist damals leider vielfach von Hand­ werkerseite bekämpft worden; denn wenn man damals diesem Wege ge­ folgt wäre, so hätte man viel größere Erfolge gleich zu Anfang des Krieges erringen können. Ich darf wohl zusammenfassend sagen, wie das auch bereits der Herr Anwalt getan hat: die Zusammenfassung der Handwerkergenossenschaften innerhalb des Allgemeinen Verbandes wird zweifellos sehr zweckmäßig sein. Sie wird insbesondere auch dazu führen, sehr viele Vorurteile, die noch gegen Ihren Verband in den Kreisen der Handwerkskammem und des Handwerks bestehen, zu beseitigen; dmn wenn dieser Krieg etwas ge­ zeigt hat, so hat er gezeigt, daß durch das Zusammenarbeiten der Hand­ werkskammern mit Ihrem Verbände Gutes und Ersprießliches für das Handwerk geschaffen werden kann. Ich brauche das nicht alles noch ein­ mal aufzuzählen. Ich darf für mich aber bescheiden in Anspruch nehmen, auch daran wesentlichen Anteil zu haben, daß endlich dieses gute Ver­ hältnis mit dem Allgemeinen Verbände herbeigeführt worden ist. Diese Zusammenarbeit zwischen Handwerkskammern, Handwerkskammertag und Ihnen hat auch dazu geführt, daß von Ihrem Verbände eine Buchführung für Lieferungsgenossenschaften und ähnliche Genossenschaftsarten heraus­ gegeben worden ist, die ich als sehr zweckmäßig und gut auch für die Weiter­ entwicklung unseres Handwerkergenossenschaftswesens bezeichnen möchte. Ich glaube, es ist nicht notwendig, daß ich die Wünsche, die ich hier von fünf Genossenschaften und meiner Handwerkskammer vorbringe — die ich hier vertrete — und die alle Ihrem Verbände angehören, in die Form eines Antrages kleide. Ich habe die feste Überzeugung, daß Ihr Verband uns bei dieser Grundforderung für die zukünftige Gestaltung des Genossenschaftswesens im Handwerk auch unterstützen wird, und ich möchte die heutige Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, um ganz besonders auch — ich darf hier wohl weniger von der Gesamtheit des Handwerks, als besonders im Namen vieler süddeutscher Handwerker sprechen, und vor allem meiner Kammer und der von mir vertretenen Verbände — Ihrem Herrn Anwalt den herzlichsten Dank zu sagen erstens für den warmen Appell, den er heute an die Kreditgenossenschaften gerichtet hat, das Handwerk in dieser schwersten Zeit, die es bis jetzt durchgemacht hat, zu unterstützen, und zweitens dafür, daß es ihm gelungen ist, ein so schönes Zusammenarbeiten zwischen den Zentralinstanzen des deutschen Handwerks und Ihrem Verbände herbeizuführen; denn das hat sehr oft dazu bei­ getragen, etwas Ersprießliches auch für das deutsche Handwerk zu schaffen. (Lebhafter Beifall.) Ich stelle den Vortrag zur Besprechung.

85 Vorsitzender Verbandsdirektor Justizrat Dr. Alberti (Wiesbaden): Ich kann dem Heim Vorredner die Versicherung abgeben, daß es unser eigenes Bestreben sein wird, in der von ihm gewünschten Weise mit dem Handwerk zusammenzuarbeiten. Diese Erklärung stützt sich nicht etwa bloß auf die Verhandlungen, die wir heute gepflogen und gehört haben, sondern ich kann sie auf Grund der Verhandlungen abgeben, die wir gestern und vor­ gestern im Gesamtausschuß und im Engeren Ausschuß gehabt haben. Dort hat gerade dieses Zusammenarbeiten und die Aufgaben, die daraus er­ wachsen, einen sehr wesentlichen Teil unserer Beratungen ausgefüllt, und ich hoffe, daß die Beschlüsse, die dort gefaßt worden sind, ganz im Sinne des Herrn Vorredners sein werden, und daß sie auch die Wirkung haben werden, die er selbst heute gewünscht hat.

Eine weitere Wortmeldung liegt nicht vor^ Wir können dann diesen Punkt schließen und zum nächsten Punkt übergehen: Bericht des Borfitzenden des Engeren Ausschuffes und des Gesamtausschusses Justizrat vr. A lb erti über die Tätigkeit des Engeren und des Gesamtausschusses. M. H., dieser Bericht obliegt mir; er wird aber sehr bald erstattet sein. Als Wichtigstes vom Engeren Ausschuß kann ich Ihnen mitteilen, daß wir rechtlich einen Engeren Ausschuß schon lange nicht mehr haben. Wenn Sie sich den Punkt Vila unserer Tagesordnung ansehen, so finden Sie, daß sämtliche Mitglieder des Engeren Ausschusses neu gewählt werden sollen. Diese Wahl ist darum nötig, weil infolge des Ab­ laufs der Zeit vor dem Genossenschaftstage der Auftrag der einzelnen Mitglieder erloschen war. Wir haben allerdings geglaubt, in Ihrem Sinne zu handeln, wenn wir damit nicht einfach unsere Tätigkeit ab­ schlossen, sondem in der Hoffnung, daß Sie unsere Tätigkeit nachträglich genehmigen würden, sie in der gleichen Weise fortgesetzt haben, als wenn wir noch im Amte wären.

Ms Ergebnis dieser Tätigkeit kann ich Ihnen mitteilen, daß wir auch in der Zeit des Krieges in jedem Jahre mindestens zwei Sitzungen abgehalten haben. Die Gegenstände, die wir dort beraten haben, ergeben sich aus dem Bericht, den Ihnen heute der Herr Anwalt erstattet hat. Sie waren wesentlich auf die Mitwirkung der Genossenschaft in der Kriegs­ arbeit gerichtet und haben sich mit den Bestrebungen des Anwalts identi­ fiziert, über die er Bericht erstattet hat. Die Beschlüsse der einzelnen Sitzungen mitzuteilen, dürfte darum kaum lohnen. Das Ergebnis haben Sie im Gesamtbericht gehört. Ich kann mitteilen, daß unsere Arbeit sich nicht etwa auf diese Sitzungen beschränkt hat, sondern der Herr Anwalt hat es verstanden, jeden einzelnen recht tüchtig dadurch mitarbeiten zu lassen, daß er uns mit umfangreichen Anfragen nach unserer Ansicht und unserer Mitwirkung in Anspruch genommen hat. Wir haben das gern getan und hoffen, daß wir ihm bei der Tätigkeit, die er entfaltet hat, eine Stütze waren. Die nächsten Punkte, die wir dann hier erledigen wollen, sind VII und VIII. Wir werden damit wahrscheinlich schnell zu Ende

86 kommen. Ich habe Ihnen bereits zu VII mitgeteilt, daß sämtliche Mit­ glieder des Engeren Ausschusses neu gewählt werden sollen. Der Punkt VII a lautet:

Wahlen von Mitgliedern in den Engeren Ausschuß an Stelle der ausscheidenden Mitglieder. Ich frage, wer zu diesem Punkte heute Vorschläge machen will. — Herr Zademach hat das Wort. Verbandsdirektor Zademach: M. H., als Resultat der gestrigen Verständigung im Gesamtausschuß kann ich Ihnen Vorschlägen, wieder­ zuwählen die Herren Iw. Alberti, Luder, Stein, Feldheim, Nolte und neu zu wählen an Stelle zweier verstorbener Herren, des Herm Oppermann und des Herrn Justizrat Wolski, Herm Geheimrat Dr. Schröder-Cassel und Herrn Kurz- Stettin. Vorsitzender Verbandsdirektor Justizrat Dr. Alberti (Wiesbaden): M. H., Sie haben die Vorschläge gehört. Wenn Sie einverstanden sind und kein Widerspruch erfolgt, kann die Wahl durch Zumf erfolgen. Wir ersparen uns alsdann, daß wir in einzelnen Wahlgängen abstimmen lassen, und zwar in geheimer Wahl. Ich frage also zunächst: sind Sie ein­ verstanden, daß wir durch Zuruf wählen? (Zustimmung.) Es meldet sich kein Widerspmch. Dann bringe ich die Anträge, wie sie hier gestellt sind, zur Abstimmung und bitte diejenigen Herren, welche dem Vorschläge des Herm Verbandsdirektors Zademach zustimmen wollen, die Hand zu erheben. (Geschieht.) Ich stelle fest, daß das die Mehrheit ist. Die vorgeschlagenen Herren sind damit gewählt. Ich glaube, im Namen aller zu handeln, wenn ich für das Vertrauen, das Sie damit zum Ausdruck bringen, herzlichst danke. Es wird unser eifrigstes Bestreben sein, bei Lösung aller der schwierigen Aufgaben, die heute aufgerollt sind, nach besten Kräften mitzuwirken und das Unsere dazu zu tun, daß die Ziele erreicht werden, die namentlich in den letzten Borträgen uns hier gestellt worden sind. Wir kommen zu Punkt VII d: Wahlen von drei Mitgliedern in den Vorstand der Hilfskaffe nach § 8 des Statuts der Hilfskaffe. (Es sind ausgeschieden: Verbandsdirektor Kurz, Verbandsdirektor Goehlich, Verbandsdirektor Justizrat Wolski f.) (Verbandsdirektor Feldheim: Ich gestatte mir, den Herm Geheimrat Schröder neu vorzuschlagen!) Also Wiederwahl der Herren Verbandsdirektor Kurz und Ver­ bandsdirektor Goehlich und an Stelle von Justizrat Wolski Herm Geheimrat vr. Schröder. Ich bitte, daß die Herren, welche dafür sind, die Hand erheben. (Geschieht.) Der Vorschlag ist angenommen.

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Wir kommen zu Punkt Villa:

Bericht über die Prüfung der Jahresrechnungen 1913, 1914, 1915, 1916. Beschlußfassung über die Anerkennung derselben und Erteilung der Entlastung. Ich bitte noch um etwas Geduld. Sonst werden wir heute Nach­ mittag nicht fettig und aus dem ganzen Essen wird gar nichts. Verbandsdirektor Feldheim: M. H., ich darf mich sehr kurz fassen, denn die Rechnungen sind Ihnen sämtlich durch die „Blätter für Ge­ nossenschaftswesen" bekannt und eingehend mitgeteilt. Ich darf daher annehmen, daß ich mich auf die wesentlichsten Zahlen — denn ohne Zahlen geht es leider nicht ab — beschränken darf. Die Rechnungen sind sämtlich von mir geprüft wie in früheren Jahren. Ich habe zu wesentlichen Erinnemngen keine Veranlassung gehabt. Diese Erinnerungen sind in den Sitzungen des Engeren und des Gesamtausschusses erledigt. Ich darf somit mitteilen, das alles in bester Ordnung war. (Bravo!) r

Die Einnahmen betragen im Jahre 1913 85 798 X die Ausgaben 79143 X im Jahre 1914 die Einnahmen 87 519 X die Aus­ gaben 72 018 X 1915 die Einnahmen 88 096 X die Ausgaben 79 094 Jt und endlich im Jahre 1916 die Einnahmen 85 815 und die Ausgaben 86 817 X so daß ein Defizit von 1002 X vorhanden war, das allerdings durch einen Kursgewinn von 476 X gemildert wird, so daß uns noch 546 X Defizit verbleiben. Hauptsächlich interessieren bei den Einnahmen die Beiträge unserer einzelnen Genossenschaftsarten. Da habe ich festzustellen, daß in den 4 Jahren, über die ich jetzt hier berichte, die Kreditgenossenschaften durch­ schnittlich pro Jahr an Beittägen bezahlten 64 522 X, die Konsum­ vereine 7343 X, die Baugenossenschaften 4167 X und endlich andere Genossenschaften 1685 X. Die Einnahmen aus den „Blättern für Genossenschaftswesen" halten sich durchschnittlich in den Grenzen der Voranschläge. Sie sind in den letzten Jahren etwas zurückgegangen und zwar um 400 X Die gesamten Jahreseinnahmen in den letzten drei Jahren weisen einen Rück­ gang von 2300 X nach, während andererseits die Ausgaben zum Teil stark gestiegen sind, und zwar größtenteils bei Bürobedarf um 2000 X bei den Kosten des Jahrbuches um 3600 X und bei den Gehältem und Teuemngszulagen um 2700 X Das sind alles durch den Krieg ver­ anlaßte Umstände, die wir gutheißen müssen. Wir müssen vor allen Dingen aber auch weiter dafür Sorge tragen, wie diese Ausgaben in Zu­ kunft gedeckt werden sollen. Ich komme darauf noch einmal bei dem Vor­ anschlag zurück. Wenn man nun das Vermögen des Allgemeinen Verbandes be­ wachtet, so findet man, daß wir noch im Jahre 1912 über ein Beimögen von 140 294 X verfügten. 1913 waren es 121 786 X 1914 137 210 X 1915 131 594 X und 1916 139 440 X. Also ein Rückgang und zwar ein Rückgang dadurch, daß wir, wie es ja nicht anders

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ging, zum Gedenken an unseren Altmeister Schulze-Delitzsch vor ungefähr 8 Jahren das Werk stifteten, „Schulze-Delitzsch' Schriften und Reden", welches ja immerhin einen bedeutenden Betrag von zirka 40 000 Jl er­ forderte. Das- Vermögen des Mgemeinen Verbandes besteht aus Wert­ papieren im Nennwerte von 171 000 Jl. Diese sind zum Kurse vom 31. Dezember 1916 mit 139 430 Jl eingestellt und nachgewiesen. Hierbei befinden sich 46 000 Jl der ersten vier Kriegsanleihen und der Rest besteht aus 125 000 Jl mündelsicherer Papiere. Das Vorhandensein der Papiere wurde durch Depotscheine nachgewiesen. Ich habe noch zu berichten über den Schulze-Delitzsch-DenkmalEmeuemngsfonds, über die Rechnungen für die Jahre 1913, 1914, 1915 und 1916. Diese sind auch sämtlich von mir geprüft und gaben zu Erinnerungen keinen Anlaß. Das Vermögen dieses Fonds besteht aus Wertpapieren im Nennwert von 3050 Jl. Da Ihnen, m. H., die Rechnungen durch die „Blätter für Genossenschaftswesen" ausführlich be­ kannt sind, darf ich wohl weiter darauf verzichten. Ihnen Mitteilungen zu machen, und beantrage namens des Gesamtausschusses die Anerkennung der Jahresrechnungen 1913,1914,1915 und 1916 und die Er­ teilung der Entlastung für den Herm Anwalt. Vorsitzender Verbandsdirektor Justizrat Dr. Alberti (Wiesbaden): Das Wort wird nicht gewünscht. Ich bringe dm Antrag zur Abstimmung. Ich bitte die Herren, die dafür sind, die Hand zu erheben. (Geschieht.) Der Antrag ist angenommen. Wir kommen zum Bericht über die Einnahmen und Ausgaben für das Jahr 1918. Verbandsdirektor Feldheim: Der Voranschlag für das Jahr 1918 schließt ab in Einnahmen mit 84 600 Jl und in Ausgaben mit 94 850 Jl, so daß ein Fehlbetrag von 10 250 Jl vorhanden ist. Mindereinnahmen bei dem sehr vorsichtig ausgestellten Haushaltsplan weisen nach vor allm Dingen die Jahresbeiträge der Genossenschaften, weiter aber auch der Verkauf von Mitteilungen aus dm Jahrbüchern usw. Die Einnahmen „Blätter für Genossenschaftswesen" sind runb 3500 Jl geringer ein­ gestellt, während bei den Zinsen eine kleine Erhöhung besteht. Mehr Aus­ gaben sind notwendig bei dem Titel Gehälter durch die abgeschlossenen Anstellungsverträge 1950 Jl, Büromiete 1082 Jl, durch Mietung eines notwendigen größeren Geschäftsraumes, Porti und Frachten 1000 Jl, so­ wie Kosten des Jahrbuches 3000 Jl. Alles Folgen der jetzigen Teuemng und des Krieges. Es ist das erstemal, daß der Voranschlag des Allgemeinen Ver­ bandes mit einem Fehlbeträge abschließt. Sowohl der Engere Ausschuß wie der Gesamtausschuß haben sich sehr eingehend mit dieser Frage be­ schäftigt. Wir sind dahin überein gekommen, dem Herrn Anwalt zu empfehlen, für das Jahr 1917 von einer Erhöhung der Beiträge abzusehcn, aber doch für das nächste Jahr dem Allgemeinen Genossen-

89 schaftstage eine Vorlage dahin zu bringen, daß die Höchstbeiträge erhöht werden sollen, während die Mindestbeiträge bestehen bleiben. Der Engere Ausschuß wird sich in seiner Frühjahrstagung mit dieser Frage be­ schäftigen und der nächste Allgemeine Genossenschaftstag darüber be­ schließen. M. H., ich darf namens des Gesamtausschusses wohl nach diesen kurzen Ausführungen den Antrag stellen, den Voranschlag für das Jahr 1918 zu genehmigen und zwar gemäß der Bekanntmachung in Nr. 35 der »Blätter für Genossenschaftswesen" 1917. Vorsitzender Verbandsdirektor Justizrat Dr. Alberti (Wiesbaden): Ich frage, ob hierzu Wortmeldungen erfolgen. — Das ist nicht der Fall. Dann bitte ich, daß diejenigen Herren, welche dem Anträge beistimmen wollen, die Hand erheben. (Geschieht.)

Der Antrag ist angenommen, die Rechnung ist festgestellt. für heute morgen vorgesehene Tagesordnung erledigt.

Damit ist die

(Schluß der Vormittagssitzung 1% Uhr.) Wiederbeginn am Nachmittag nach 3% Uhr. Vorsitzender Verbandsdirektor Justizrat Dr. Alberti (Wiesbaden): Ich eröffne unsere weiteren Verhandlungen und erteile zum nächsten Punkt der Tagesordnung:

„Die Genossenschaften und die Kriegsgesetzgebung"

Herrn Rechtsanwalt

Crecelius das Wort.

Ich habe vorher noch ein Telegramm bekannt zu machen:

„Namens des Aufsichtsrats und Vorstandes des Karlsruher Lebensbedürfnisvereins allen Teilnehmern herzliche Grüße mit dem Wunsche eines guten Verlaufs der Tagung.

Hennemann, stellvertretender Vorsitzender." Stellvertretender Anwalt Crecelius: Nachdem Ihnen heute Vormittag im Bericht des Herrn Anwalts ein Bild davon gegeben ist, wie die deutschen Genossenschaften, insbesondere unser Allgemeiner Verband, mit den Aufgaben der Kriegszeit sich abgefunden haben. Ihnen im Vor­ trag des Herrn Oberbürgermeisters Scholz ein Ausblick auf das alles gegeben ist, was von den Genossenschaften in der Übergangszeit erwartet wird und in dem Referate nachher die Grundgedanken dargelegt werden, auf denen unsere Kriegswirtschaft aufgebaut ist, also das Problem unserer und der kommenden Tage von der wirtschaftlichen Seite erörtert ist, soll es meine Aufgabe sein, einen kurzen Blick darauf zu werfen, wie sich denn die G es etz g e b un g mit diesem allen abgefunden hat und wie ins­ besondere unsere Genossenschaften zu der Kriegsgesetzgebung stehen. Sie brauchen aber keine Sorge zu haben, daß ich den gewaltigen Apparat der Kriegsgesetzgebung hier vor Ihnen ausmarschieren lasse, es soll vielmehr nur auf die Grundgedanken eingegangen und versucht werden, einige leitende Gesichtspunkte aus der Fülle des Materials hervorzuheben.

90 Daß der Krieg auch der Gesetzgebung ungeheure Aufgabm gestellt, braucht nicht erst betont zu werden. Man hat das ganze für unsere kriegswirtschaftlichen Verhältnisse zu lösende Problem als ein gesetz­ geberisches aufgefaßt etwa dergestalt, daß es nur darauf ankomme, die richtige Verordnung zu erlassen. Das Publikum faßt cs jedenfalls so auf, und wenn irgendwo heute der Apparat versagt, dann richtet sich die Kritik jedenfalls gegen diejenigen Stellen, von denen die Verordnung ausgeht, sei es nun Kriegsernährungsamt oder Zentral-Einkaufsgesellschaft oder eine sonstige Stelle. Allerdings ist die Gesetzgebungsfrage nur ein Teil des Problems: die Verordnung allein genügt nicht, sie will auch in die Praxis umgesetzt und will durchgeführt sein. So wie bei der Kriegführung der beste Befehl nichts nützt, wenn die Aus­ führung versagt, so ist es auch in der Kriegswirtschaft. Trotzdem ist natürlich die Aufgabe, die dem Gesetzgeber in unseren Tagen gestellt ist, ungemein schwierig, sie ist auch ungemein wichtig und verantwortungs­ voll. Das dem Gesetzgeber zugewiesene Gebiet hat sich unter dem Ein­ fluß des Krieges ganz außerordmtlich erweitert, die frühere, d. h. die Friedensaufgabe der Gesetzgebung ist fast völlig verschwunden oder doch durchaus verändert. Es gibt kein Gebiet, an das sich nicht die Kri.egsgesetzgebung heranwagt und heranwagen muß. Das charakteristische Meämal des heutigen Krieges beruht ja letzten Endes darin, daß er schon längst kein Krieg der bewaffneten Macht mehr ist, der draußen an den Fronten ausgefochten wird, sondern daß er die Gesamtheit der physischen, technischen, wirtschaftlichen und geistigen Kräfte der Völker umfaßt. Alles hat der Krieg in seinen Bann gezogen. Wir tun heute alle — wer es auch sei, ob Jüngling oder Greis, ob Mann, ob Weib — nichts anderes als Krieg führen. Und so ist auch die gesamte Gesetz­ gebung keine andere als Kriegs gesetzgebung. Und vor keinem Problem macht die Kriegsgesetzgebung halt, wir unterwerfen der gesetz­ lichen Regelung Fragen, die-im Wege der Gesetzgebung zu lösen vor dem Kriege als lächerliche Utopie erschienen wäre: wir treiben Wirt­ schaftspolitik, Geschäftspolitik, ja suchen den ganzm Rhythmus des wirt­ schaftlichen, häuslichen und geselligen Verkehrs gesetzlich zu erfassen und zu leiten. Und dabei sind es noch nicht einmal eigentliche Gesetze, mit deren Hilfe dies alles gemacht wird, es sind nur Verordnungen, denen die Kautelm der Gesetze, nämlich sorgfältige Erhebungen niedergelegt in der Begründung, Beratung in verschiedenen Körperschaften, öffent­ liche Besprechung in der Presse, Erörtemng ihrer Zweckmäßigkeit, fehlen, sondern es sind nur einfache Verordnungen, sei es des Bundesrats, sei es anderer Instanzen, die dies alles zu regeln haben. Wie war der Gesetzgeber aus die Fülle der Alpfgaben, die ihm der Krieg gestellt hat, vorbereitet, hatte er gesetzgeberisch mobil gemacht? Die Frage aufwerfen, heißt sie verneinen. Es war bei Kriegsausbmch so gut wie nichts vorhanden, kaum etwas vorbereitet. Run, das soll kein Tadel sein. Unser aller Bild, das wir uns im Jahre 1914 von einem Kriege machten, war durch dm Krieg von 1870 bestimmt, nur

91 daß wir annahmen, die gewaltigen technischen und wirtschaftlichen Fort­ schritte des letzten Menschenalters würden eine ungeheure Steigerung der technischen Möglichkeiten, damit zugleich aber eine erhebliche Abkürzung des Krieges mit sich bringen. Durch diese Auffassungen waren auch die Vorbereitungen bestimmt, die der Gesetzgeber für den Kriegs­ fall vorgesehen hatte: es ist im wesentlichen der Apparat, der aus dem Kriege von 1870 übernommen war und in den Gesetzen der ersten Augusttage zum Ausdruck gekommen ist. Es sind im wesentlichen Maßnahmen finanzwirtschaftlicher Art, denken Sie an das Darlehnskassengesetz, an die Aufhebung der Einlösungspflicht der Noten, und ferner sind es einige Verordnungen, die verhindern wollen, daß Gegenstände, die wir zur Kriegfühmng benötigen, an das neutrale oder gar feindliche Ausland abgegeben werden und einige Maßnahmen sozialpolitischer Art. Sie mutet heute beinahe kindlich naiv an diese Vorbereitung auf den Krieg. Aber das soll, wie gesagt, kein Tadel sein. Das Problem der Kriegsbereiffchaft hat uns alle ja eingehend beschäftigt, hat natürlich auch die mit der Gesetzgebung befaßten Instanzen beschäftigt. Wenn sich damals das Problem als ein finanzwirtschaftliches darstellte, mit dem Ziel, die Friedenswirffchaft möglichst ungestört aufrecht zu erhalten, so liegt darin nichts weiter als der Ausdruck des Irrtums oder, wenn man milder sein will, der unrichtigen Einschätzung der kommenden Dinge. Es wäre nicht uninteressant, die Äußerungen von sachverständiger Seite aus den letzten Jahren vor dem Kriege über die kommenden Dinge, insbesondere über Kriegsfinanzen und Kriegswirtschaft, mit dem zu vergleichen, was tat­ sächlich eingetreten ist. Die Zusammenstellung würde ergeben, daß man sich gründlich verrechnet hat. Und wenn es dem Gesetzgeber nicht besser gegangen ist, wer will ihm einen Vorwurf daraus machen? Dazu kommt, daß die wirtschaftspolitische Vorbereitung auf den Krieg von langer Hand geschehen muß, so z. B. hinsichtlich der Frage, soll Deutschland dahin gebracht werden, daß es sein Brotgetreide selbst aufbringt, oder soll demgegenüber auf Kosten der Landwirffchaft die Industrie und der Handel gefördert werden? Die Gesetzgebung kann man jedenfalls nicht verantwortlich machen, wenn es an der Kriegsbereitschaft fehlte. Die Gesetzgebung ist ja auch nichts für sich bestehendes, sie ist nur das Spiegelbild der wirtschaftlichen Kräfte und Tendenzen. Außer­ dem gab ja.natürlich die ungebundene Friedenswirtschaft alle Möglich­ keiten der Kriegsvorbereitungen. Wir hätten damals ohne besonderen gesetzgeberischen Apparat alle diejenigen Maßnahmen treffen können, die uns die Kriegfühmng erleichtert hätten und hätten diese Maßnahmen auch getroffen, wenn man den Gang der Dinge geahnt hätte. Nach den gewonnenm Erfahrungen des Weltkrieges würde man heute in der Vorbereitung der Kriegsgesetzgebung auf den Krieg sonach gewiß vieles anders machen. Man spricht heute viel von Vorrats­ wirtschaft des Staates, um künftiger Aushungerung vorzubeugen. Sie haben heute Vormittag Näheres hierüber gehört. Wie man aber auch hier­ zu stehen mag, das ist sicher, daß wir für künftige Zeiten Gesetze auf Vorrat machen würden, mehr Gesetze jedenfalls, als wir bei Ausbmch

92 des Weltkrieges hatten. Freilich wird diese Aufgabe ungemein schwierig sein, denn schließlich läßt sich der Gang der Dinge ja nicht oder doch nur in bescheidenem Umfange voraussehen und noch viel weniger durch Ge­ setze meistern, die Dinge gehen ihren eigenen Gang. Wenn dieser Satz noch eines Beweises bedurft hätte, im Kriege ist er erbracht. Jede Ver­ ordnung steht zunächst nur auf dem Papier, ob sie sich durchzusetzen, ob sie lebendige Kräfte auszulösen vermag, wie sie wirkt, das ist von ganz anderen Faktoren abhängig. Das geht ja bekanntlich soweit, daß nicht wenige Teile unseres Volkes Vorschlägen, für wichtige Gebiete der Kriegswirtschaft überhaupt auf eine gesetzliche Regelung zu verzichten und den Gang der Dinge dem Naturgesetz des wirtschaftlichen Geschehens zu überlassen. Nun, diese Frage steht jetzt nicht mehr zur Erörterung. Ein Zurück gibt es nicht mehr, wir müssen auf der einmal betretenen Bahn der Kriegs­ gesetzgebung weiter fortschreiten und uns mit ihr abfinden, so gut es geht. Ganz einfach ist dies nicht. Hat die Kriegsgesetzgebung andere Aufgaben bekommen, so ist auch ihre Technik eine ganz andere als die der Friedensgesetzgebung geworden. Den Regelfall der Kriegsgesetzgebung bildet, wie schon angedeutet, nicht eigentlich das Gesetz mit all seinen Kautelen, der Materialsammlung, Begründung und eingehenden Beratung bei den verschiedenen gesetzgebenden Körperschaften, sondem es ist die Verordnung und zwar eine Verordnung besonderer Art, die man als Rahmen- oder Blankettverordnung bezeichnet, d. h. eine Verordnung, die nur den allgemeinen Rahmen für die zu treffende Bestimmung gibt, die Einzelheiten aber anderen Instanzen überläßt. Den Ausgangspunkt der Kriegsgesetzgebung bildet das sogenannte Ermächtigungsgesetz vom 4. August 1914, durch das der Bundesrat ermächtigt wird zur Vor­ nahme gesetzlicher Maßnahmen, die sich .zur Abhilfe wirtschaftlicher Schädigungen als notwmdig erweisen. Der Reichstag verzichtet damit in gewissem Umfang auf seine gesetzgeberischen Befugnisse. Aber bei diesem Bevollmächtigungsgesetz ist es nicht geblieben. Zahlreiche auf Grund des Bevollmächtigungsgesetzes ergangene Verordnungen oder doch einzelne Paragraphen darin beginnen mit den Worten: der Herr Reichskanzler wird ermächtigt usw. Der Bundesrat überträgt also seine Befugnisse auf den Reichskanzler. Dieser erläßt dann das Not­ wendige. Aber auch zahlreiche seiner Maßnahmen beginnen wiederum mit den Worten: die Zentralstellen der Bundesstaaten oder die von diesen zu bezeichnenden Stellen (die Kommunalverbände) werden ermächtigt usw. Die Folge davon ist, daß nicht nur die Ausführung, sondern auch die Gesetzgebung selbst in weitem Umfang bei den unteren Instanzen liegt. Die Fülle der täglich oder doch wöchentlich von den einzelnen Städten usw. ergehenden Anordnungen bietet ein anschauliches Bild dieses Zustands. Die weitere Folge ist die außerordentliche Buntscheckigkeit der ergehenden Verordnungen, und es ist denkbar, daß in zwei benachbarten Städten völlig verschiedene Verhältnisse bestehen. Die bekannten Großberliner Schwierigkeiten führen ja eine beredte Sprache, und man kann ohne

93 Übertreibung sagen, daß es fast ein Ding der Unmöglichkeit ist, auch nur für einen verhältnismäßig kleinen Bezirk, z. B. einen Regierungs­ bezirk, die Gesamtheit der darin geltenden Verordnungen zu über­ schauen.

Eine in letzter Zeit mehrfach erörterte Frage ist, ob man mit der Gesetzgebung durch Verordnung nicht doch zu weit gegangen ist und ob es nicht richtiger gewesen wäre, so wichtige Gebiete wie die Still­ legung oder die zwangsweise Syndizierung einzelner Betriebe (Schuh-, Seifenindustrie) durch reguläres Gesetz zu erledigen. Die Frage ist vor kurzem, gelegentlich der Verordnung, die für die Lichtspieltheater den Konzessionszwang einführen will, praktisch geworden. Man wird die Frage bejahen und darauf halten müssen, daß wirklich nur solche Maß­ nahmen, für die besondere Eile oder Geheimhaltung geboten ist oder sonstige wirklich dringliche Gründe vorliegen, im Wege der Verordnung geregelt werden. Das ist um so wichtiger, als wir heute eigentlich nur noch eine Reichsgesetzgebung kennen. Mejenige der Bundesstaaten kommt kaum noch in Betracht. Alles ist eben auf den Krieg eingestellt und der Krieg ist Reichssache. Dazu kommt, daß die Bestimmungen vielfach polizeilicher Natur sind, wenigstens sind sie in diese Form gekleidet und enthalten fast alle Strafbestimmungen. Begriffe, die uns früher nur aus dem Strafrecht bekannt waren — ich denke dabei vornehmlich an den der B e schlagnahmemit dem Staatsanwalt, der dahinter steht —, haben eine ungeahnte Bedeutung erlangt. Die Fülle der ergehenden Verordnungen ist dabei außerordentlich groß, sie gehen bereits in die Tausende — Leute, die sogar noch heute Zeit für so etwas haben, haben sie gezählt —, und wir haben es erlebt, daß wichtige Verordnungen bereits wieder abgeändert wurden, noch ehe sie praktisch geworden waren. Der alte Satz Goethes: „Es erben sich Gesetz und Rechte wie eine ewige Krankheit fort/ gilt schon lange nicht mehr und an seine Stelle könnte man den drastischeren setzen, der gleich hinterher im „Faust" steht: „Mir wird von alledem so dumm, als ging mir ein Mühlrad im Kopf herum." Die Verhältnisse scheinen denn auch tatsächlich auf den Kopf ge­ stellt und der Kriegsgesetzgeber hat sich schon genötigt gesehen, an einem der fundamentalsten Sätze unserer Rechtsordnung zu rütteln. Bisher galt der Satz, daß Unkenntnis des Gesetzes schadet und auch nicht vor Strafe schützt. Der Dieb konnte sich nicht darauf berufen, er habe nicht gewußt, daß das Stehlen verboten sei.. Nunmehr aber haben wir eine Ver­ ordnung, die den Täter vor Bestrafung schützt, wenn er in unverschuldetem Irrtum über das Bestehen oder -ie Anwendbarkeit der übertretenen Vor­ schrift die Tat für erlaubt gehalten hat. Doch alles in allem müssen wir bewundemd anerkennen, daß die Technik der Kriegsgesetzgebung ihre fast übermenschliche Arbeit so gut gelöst hat, wie es tatsächlich geschehen ist, daß die komplizierte Maschine des öffentlichen, wirtschaftlichen 'und privaten Lebens unter dem Über-

94 druck der Neuerungen auf allen Gebieten noch so gut arbeitet, wie es tat­ sächlich der Fall ist, und daß die Maschine nicht überhaupt zum Stillstand gekommen ist, wenn sie natürlich auch mit unvergleichlich größeren Reibungen arbeitet und natürlich auch arbeiten muß, als früher der Fall war. Ist so die Technik der Kriegsgesetzgebung eine eigenartige und ver­ wickelte, so gilt ein gleiches auch von ihrem materiellen Inhalt. Die Gesetzgebung ist, wie schon gesagt, nicht ein für sich Bestehendes, sie ist vielmehr die Form, in der sich das wirtschaftliche Geschehen vollzieht. Sie bietet so einerseits ein Spiegelbild der wirtschaftlichen Gestaltung in einem Volke, andererseits aber nimmt in der Friedensgesetz, g e b u n g die Form eines Gesetzes erst das an, was sich bereits in der Überzeugung aller festgesetzt hat und als wirtschaftliches Problem bereits

längst besteht, ja bis zu gewissem Grade bereits gelöst ist, ehe es sich zu einem Gesetze verdichtet. Das Gesetz ist, wie man es ausgedrückt hat, ein ethisches Minimum, das der Staat von seinen Bürgem verlangt und gegebenen Falles erzwingt, es ist zugleich aber auch ein ethisches Maximum, indem nur das erzwungen wird und erzwungen werden kann, was so selbstverständlich und so notwendig erscheint, daß es auch vom Letzten im Volke als etwas Notwendiges erkannt ist, dem er sich unterwerfen muß. Ganz anders die Kriegs gesetzgebuung. Sie eilt sozusagen der Zeit voraus. Während man früher oft von der Rück­ ständigkeit der Gesetzgebung sprechen durfte und konnte, weil das Gesetz ein zu feines Instrument ist, als daß man damit ins Ungewisse experimen­ tieren durfte, und in Gesetzesform einen Zustand erst kleiden konnte, wenn der Zustand in Wirklichkeit bereits vorhanden war oder die Zeit reif geworden war für die Lösung der Fragen — man denke z. B. an die soziale Gesetzgebung — sucht die Kriegsgesetzgebung gerade um­ gekehrt den Zustand, den sie für wünschenswert hält, erst selbst zu schaffen. Freilich war das in der dreijährigen Dauer des Krieges nicht immer so, wir können vielmehr eine sehr interessante Wandlung in der Kriegs­ gesetzgebung feststellen. Ursprünglich ging nämlich die Kriegsgesetzgebung aus auf eine möglichst unveränderte Aufrechterhaltung der Friedens­ wirtschaft. Man rechnete eben mit einem raschen Ende des Krieges und nahm an, daß die Aufgabe des Gesetzgebers vornehmlich eine negative sein werde: zu verhindem, daß der Krieg zu einer Störung der aus der Friedenswirtschaft übernommenen Zustände in der Heimat führen werde. So ist eine der ersten Verordnungen, die ergingen und die man bereits im Frieden vorbereitet hatte, die Höch st Preisverordnung, wo­ nach für die Dauer des Mieges durch den Bundesrat, die Landes­ zentralbehörden oder die von diesen bestimmten Behörden Höchstpreise für Gegenstände des täglichen Bedarfs festgesetzt werden können. Ein Bruch mit der Friedenswirtschaft und eine von dieser verschiedene Kriegs­ wirtschaft trat erst spät hervor. Zunächst bekanntlich in Ansehung der Bewirtschaftung des Brotgetreides und Mehles. Nur ganz allmählich

95 und anfänglich mit größter Zurückhaltung und unter heftigstem Wider­ spruch bald auf Seiten der Erzeuger, bald auf Seiten der Verbraucher, schritt man auf dieser Bahn weiter, bis wir dann schließlich dahin ge­ langten, wo wir heute stehen, wo wir vor keiner Maßnahme, und sei sie noch so einschneidend und mag sie die im Frieden gewohnten Ver­ hältnisse noch so sehr auf den Kopf stellen, mehr zurückschrecken. Die Kriegsgesetzgebung umfaßt heute den ganzen Menschen in aßen seinen Beziehungen: Das Hilfsdienstgesetz stellt jeden in den Dienst des Vater­ landes, die Ernährung wird geregelt, es wird ein Höchstmaß dessen fest­ gesetzt, was er verbrauchen darf, mitunter auch, so z. B. beim Brot, zu­ gleich damit ein Mindestmaß, worauf er Anspruch hat, Kleidung, ja so­ gar geselliger Verkehr sind Gegenstände des weitgehendsten gesetzgeberischen Eingriffs geworden. Der Entwicklungsgang der Kriegsgesetzgebung ist dabei etwa der, daß man zunächst die P r e i.s e der gesetzlichen Rege­ lung unterwarf, um wucherische Ausbeutung zu verhindern, daß man dann an die gleichmäßige Verteilung der knapper werdenden Bestände heranging und schließlich auf die Produktion hinblickte. Zu einer eigentlichen Regelung der Produktion ist es bis jetzt nur ver­ einzelt gekommen, gänzlich femgehalten hat man sich von schärferen Ein­ griffen in die landwirtschaftliche Produktion und zwar mit Recht. Gerade wir Genossenschafter wissen ja, wie schwer es ist, die Produktion regulieren zu wollen. Von allen Genossenschaftsarten haben und hatten von jeher die Produktivgenossenschaften mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen, so daß heute jeder Genossenschafter mit größter Zurückhaltung an Errichtung von Produktivgenossenschasten herantritt. Der Gesetz­ geber sucht, wo er sich um die Produktion kümmert, nur fördernd oder anregend zu wirken, sie zu verbilligen, ohne sie von Grund auf um­ zugestalten. Doch wird die Kriegsgesetzgebung bei noch längerer Dauer des Krieges auf noch manchen Gebieten zu weitgreifenden Einschränkungen gehalten sein. Es sei nur daran erinnert, daß davon die Rede ist, daß auch handwerksmäßige Betriebe zusammengelegt werden sollen, eine Maß­ nahme, die natürlich für die Genossenschaften, hinter denen doch vor­ nehmlich die Kreise des erwerbstätigen Mittelstandes stehen, von der größten Bedeutung sein würde. Auf einem Gebiet freilich ist die Kriegsgesetzgebung sich selber treu geblieben: auf dem Gebiete der Sicher st ellung des notwen­ digen Kriegsbedarfs. Es sei an die Kriegsrohstoffgesellschaft und das Waffen- und Munitionsbeschaffungsamt erinnert. Hier hat frühzeitige Erkenntnis der militärischen Notwendigkeiten und scharfsinnige Voraussicht einer langen Dauer des Krieges verbunden mit glück­ lichem Hand-in-Hand-arbeiten militärischer, industrieller und kauf­ männischer Kreise die Organisation und die Grundlagen geschaffen, die uns für jede Dauer des Krieges gerüstet sein läßt. Man hat hier einen Fehler glücklich vermieden, den man namentlich auf dem Gebiete der Lebensmittelversorgung allzulange begangen hat, man hat die Verordnungen nicht so getroffen, als ob in sechs Monaten Frieden wäre, sondem hat mit einer unbeschränkten Dauer des Krieges gerechnet. So

96 brauchte man den Kurs nicht zu ändern und konnte auf dem einmal be­ tretenen Wege fortschreiten, höchstens daß man schärfer zufassen mußte, um sich dem stets wachsenden Materialbedarf des Krieges anzupassen. Die Mittel, mit denen der Gesetzgeber arbeitet, sind aber auch hier im wesentlichen die gleichen wie auf den anderen Gebieten, nämlich Beschlag­ nahme und staatliche Bewirtschaftung. Die Aufgabe, die dem Kriegsgesetzgeber zugewiesen wird, die Form für alles das zu findm, was in wirtschaftliche Praxis umgesetzt werden soll, man denke an ttCe die Organisationen, an die zahlreichen Kriegs­ gesellschaften, ist eine unerhört schwierige. Das Muster der kriegswirt­ schaftlichen Regelung ist auch heute noch die Getreideordnung, die in ihren Grundlagen einen doppelten Gedankm zum Ausdruck bringt, nämlich daß von diesem wichtigsten Gegenstand der Volksernährung jeder nicht mehr verbrauchm darf als diejenige Menge, die nach dm vor­ handenen Vorräten ihm zugewiesen werden kann, daß er dagegen auch einen Rechtsanspmch gegen den Staat darauf hat, daß ihm diese Mindest­ menge tatsächlich auch wird. Die Brotkarte ist, wie man es ausgedrückt hat, nicht nur eine Beschränkungskarte, sie ist auch eine Beisorgungskarte. Auf anderen Gebieten, insbesondere dem der Kartoffelversorgung, ist eine gleiche Regelung noch nicht möglich gewesen, haupt­ sächlich der Schwierigkeiten wegen, die in der Sache selbst liegen und die in der gleichen glücklichm Weise wie bei der Brotversorgung wohl überhaupt nicht zu beseitigen sind. Mit der Dauer des Krieges sind, abgesehen von den erhöhtm Anfordemngen, die der Krieg selbst stellt, sowie davon, daß die vorhandenen Vorräte immer knapper werdm, die Aufgaben des Gesetzgebers auch in­ sofern immer schwieriger geworden, als das Publikum, wenn ich so sagen darf, auf die Kriegsgesetze sich einzurichten versteht. Auch das vollkommmste Gesetz zeigt Lücken, durch die ein Böswilliger durchschlüpfen kann. Und daß die Neigung, der Kriegsgesetzgebung, namentlich soweit sie mit empfindlichen Einschränkungen verknüpft ist, ein Schnippchen zu schlagen, dauemd im Wachsen ist, daran ist kein Zweifel. Heute will jeder Schwerstarbeiter sein. Hierin zeigt sich eine gewisse Schwäche des ganzen gesetzlichen Apparates, daß man in recht großem Maße auf den guten Willen angewiesen ist. Indessen, wenn man all die Schwierigkeiten überblickt, die es bei der Regelung unseres gesamten wirtschaftlichen Verkehrs zu überwindm galt und immer mehr gilt, so muß man doch dankbar anerkennen, daß die Auf­ gabe im großen und ganzen, insbesondere aber auf den wichtigsten Gebieten, nämlich der Beschaffung des Kriegsbedarfs und der Versorgung der Be­ völkerung mit dem täglichen Brot dem Gesetzgeber noch so gut gelungen ist. Wie stehen nun die Genossenschaften in diesem' gewaltigen Rahmen, den die Kriegsgesetzgebung um uns alle spannt? Ich glaube, wir können hier die Feststellung, die der Herr Anwalt vom wirtschaftlichen Standpunkt aus machen konnte, auch von dem der Kriegsgesetzgebung aus wiederholen, daß die Genossenschaften alle Er-

97 Wartungen reichlich erfüllt haben, die man nur überhaupt hegen durfte, daß aber auch andererseits das Genossenschaftsgesetz eine Elastizität und Anpassungsfähigkeit bewiesen hat, die überraschen muß. Wir können heute feststellen, daß trotz der gewaltigen Anforderungen und Verschiebungen, die die Kriegszeit auch dem Genossenschaftsgesetz ge­ bracht hat, eigentlich nirgends das Kleid der Genossenschaft sich zu eng, als unbrauchbar oder gar als veraltet erwiesen hat. Im Gegenteil! Die Kriegswirtschaft hat es mit sich gebracht, daß die Genossenschaftsform auch für Zwecke verwendet worden ist, an die man früher nicht gedacht hat, daß die Genossenschaftsform auch in Kreisen populär geworden ist, in denen sie es früher nicht war, in denen man, wenn man ihr nicht geradezu feindlich gegenüberstand, sie bestenfalls nicht von der Gesellschaft mit beschränkter Haftung zu unterscheiden vermochte. Ich denke dabei daran, daß weite Kreise des Großhandels sich in genossenschaftlicher Form organisiert haben, und daß in anderen Kreisen Widerstände gegen die Genossenschaftsform aufgegeben'wurden»-mit denen man bis dahin zu kämpfen hatte.. Vielleicht ist man an manchen Stellen zu weit ge­ gangen und hätte besser getan, tzie Form der Kapitalgesellschaft zu wählen. Aber darauf kommt es mir augenblicklich nicht an; ich wollte nur daran erinnern, wie unbestritten die Genossenschaft bisher aus der Kriegswirt­ schaft hervorgegangen ist und daß die rechtliche Bilanz der Genossenschaft bis jetzt nicht nur keine Minderung ihrer Bedeutung, sondern sogar ein außerordentlich starkes Ansteigen ergibt und daß wir heute damit rechnen dürfen, daß diese Tendenz auch noch nach der Zeit des Krieges an­ halten wird. Diese Erfahrungen der Kriegszeit sollten sich diejenigen merken, die schon vor dem Kriege glaubten, an dem Genossenschaftsgesetz vielerlei aussetzen zu müssen. Nun, ein Gesetz, das alle die wirtschaftlichen Um­ wälzungen glatt überdauert hat, das sogar in diesen Umwälzungen für neue Gebiete die Rechtsform abgeben konnte und sich allen Anforderungen anpassungsfähig gezeigt hat, von diesem Gesetz dürfen wir sagen, daß es auch heute noch auf der Höhe der Zeit steht, und daß es wahr­ scheinlich wichtigere Aufgaben zu lösen gibt, als an diesm Grundlagen herum zu experimentieren. Die wenigen Ändemngen, die sich als not­ wendig erwiesen haben, sind weniger in Mängeln des Gesetzes be­ grüntet als- in den Zeitverhältnissen. Mit den veränderten VerhältNissen fällt die Veranlassung wieder weg. Ich denke dabei an die Ver­ tretung in der Generalversammlung, die erweitert ist, ferner an die Frist für die Vornahme der Revision und schließlich an das Ausscheiden aus der Genossenschaft ohne Eintragung in die Liste der Genossen. Die wachsende Bedeutung der eingetragenen Genossenschaft während der Kriegszeit ist aber auch darauf zurückzuführen, daß in der Kriegs­ wirtschaft ein starkes genossenschaftliches Moment steckt, das in der Form der Genossenschaft ihren adäquaten Ausdruck findet. Die Genossenschaft geht darin auf, ihren Mitgliedem zu dienen, deren Erwerb und Wirt­ schaft zu fördem. Außerhalb dieser Aufgabe hat sie keinen Zweck. Unter dem Druck des Krieges beginnt die Gesamtheit sich wieder mehr als Ein-

98 heit, als Volksgenossenschast zu fühlen, deren Aufgabe es ist, sich selbst zu dienen, ähnlich wie bei der Genossenschaft das Wohl der Einzelnen zu fördem. Unmittelbar berührt werdm die Genossenschaften von der Kriegssteuergesetzgebung. Die Eigenart der Genossenschaft, daß sie kein auf Erwerb gerichtetes Unternehmen ist, tritt am deutlichsten in der Steuerpolitik zutage. Der Genossenschaft gebührt bei ihrer grundsätzlichen Verschiedenheit gegenüber der Kapitalgesellschaft eine besondere steuerliche Behandlung. Von den ersten Autoritäten auf dem Gebiete des Besteuerungswesens ist dies wiederholt anerkannt. Von dem Kriegssteuergesetz werden die Genossenschaften trotz dieses Unterschiedes wie jedes andere Unternehmen betroffen. Die Genossmschaftsverbände waren vor die Frage gestellt, ob sie den Versuch machen sollten, von der Steuer sreizukommen. Der Freie Ausschuß hat die Frage sorgfältig geprüft, aber mit Rücksicht darauf, daß die Kriegssteuergesetzgebung eine Aus­ nahme darstelle und gegenüber dem außerordentlichen Geldbedarf des Reiches die regulären Ansprüche in den Hintergmnd zu treten hätten, davon Abstand genommen, einen dahingehenden Antrag zu stellm. Die Genossenschaften tragen also, das darf hier festgestellt werdm, an den außerordentlichen Lasten, die der Abbürdung der Kriegsschulden dienen sollen, in gleicher Weise mit wie die übrigen Untemehmungsformen. Das Vaterland wird ihnen hierfür Dank wissen. Nur darauf mußten die Genossenschaften Wert legen, daß sie nicht stärker belastet wurden als die übrigen Untemehmungsformen, und daß nur dasjenige als Reingewinn zu versteuem ist, was auch wirtschaftlich den Charakter als Reingewinn trägt, daß mit anderen Worten diejenigen Teile des jährlichen Über­ schusses, die bei den Ein» und Verkaufsgenossenschaften als Teile des Kaufpreises für die ein- oder verkauften Waren sich darstellen, nicht in den steuerpflichtigen Reingewinn eingerechnet werden. Dies ist bekannt­ lich auf Antrag der Genossenschaftsverbände auch geschehen. Nicht die gleiche geschickte Hand hat der Gesetzgeber bei dem Warenumsatz st empel bewiesen, wo an sich die gleichen ErWägungen zutreffen, trotzdem aber eine analoge Bestimmung fehlt. Eine besondere Aufgabe hat den Konsumvereinen das Kohlensteuergesetz gebracht, indem es zuläßt, daß die Steuervergünstigung für die Kleinwohnungen mit ihrer Hilfe in die Praxis umgesetzt wird. Es wäre hierzu der Wunsch auszusprechen, daß nicht aus kleinlichen Beweggründen oder gar aus Rücksichtnahme auf die Konkurrenz die Konsumvereine von der Durchfühmng dieser Aufgabe ferngehalten werden. Auf die hohe finanzielle Bedeutung der Genossenschaften ist durch ihre erfolgreiche Werbetätigkeit bei den Kriegsanleihen ein Helles Schlaglicht gefallen. Die Reichsbank hat dem Rechnung getragen dadurch, daß die Genossenschaften als Zeichnungs st eilen anerkannt sind. 4,5 Milliarden, davon über 1,5 Milliarden von den Genossenschaften des Allgemeinen Verbandes, sind, wie wir heute früh hörten, von dm deutschen Genossenschaften aufgebracht. Diese Summen

99 hätten aus diesen Volkskreisen, insbesondere aus dem flachen Lande, niemals herausgeholt werden können, wenn nicht ein enges Netz an­ gesehener und verttauenswerter Genossenschaften mit einem Stab von Genossenschaftsleitern sich in den Dienst dieser Aufgabe gestellt hätten. Daß auch bei der bevorstehenden 7. Anleihe die deutschen Genossenschaften auf dem Posten sein werden, das haben die Genossenschaften des All­ gemeinen Verbandes in eindrucksvoller Weise heute früh bekundet. In der Gesetzgebung, die die K r i e g s v e r s o r g u n g, d. h. die Heranschaffung der für den Krieg benötigten Rohstoffe und der Fertigstellung des Kriegsmaterials betrifft, sind die Genossenschaften nicht be­ sonders erwähnt, sie haben sich hier als vollwertige Glieder des Wirt­ schaftsorganismus bewährt, der sich ohne weiteres in die Aufgaben ein­ gepaßt hat. Sie verlangen keine Bevorzugung, erheben dafür aber Anspruch darauf, nicht schlechter behandelt zu werden als die übrigen Unternehmungssormen. Das Schwergewicht liegt auf diesem Gebiete, soweit die Genossenschaften in Bettacht kommen, nicht auf dem Gebiete der Gesetzgebung, sondern ausschließlich in der praktischen Durchführung. Es sei gerne anerkannt, daß die maßgebenden Stellen von dem ehr­ lichen Streben erfüllt sind, den Genossenschaften das ihnen Zukommende zuteil werden zu lassen. Ein wichtiges gesetzgeberisches Problem steht vielleicht aber noch bevor, nämlich die Zusammenlegung von Betrieben im Handwerk. Ob es wirklich dahin kommt, steht anscheinend augen­ blicklich noch nicht fest. Die Genossenschaften würden natürlich hiervon aufs unmittelbarste berührt und zwar nicht nur die eigentlichen Handwettergenossenschasten, sondern auch die Kreditgenossenschaften. Es leuchtet dies ohne weiteres ein, wenn man beachtet, ein wie großer Prozentsatz der Mitglieder der Kreditgenossenschafen dem Handwerker­ stande angehört. Sollte es zur Zusammenlegung kommen, so muß der Wunsch ausgesprochen werden, daß einerseits dabei Rücksicht genommen wird auf die Rückwirkungen, die die Zusammenlegung auf das Genossenschaftswesen ausüben muß, daß insbesondere auch Vorsorge ge­ troffen werde, daß die zusammengelegten Betriebe später wieder zur Selbständigkeit gebracht werden sönnen, daß, mit anderen Worten, die Zusammenlegung nicht zu einer dauernden Schädigung des Handwerks führen darfÄhnliches wie für das Gebiet der Kriegsmaterialbeschaffung gilt auch für die Regulierung der Kriegswirtschaft, insbesondere die Versorgung mit Lebensmitteln und den sonstigen Gegenständen des täglichen Bedarfs. Auch hier habm die Genossenschaften besondere gesetzgeberische Wünsche nicht, ihre Wünsche betreffen nur die praktische Handhabung, die sich dahin zusaWmenfassen lassen: keine Bevorzugung — aber auch keine Schlechterstellung. Nicht stets war hier in der Kriegszeit die Bahn für die Genossenschaften glatt, es zeigte sich, daß das Schwer­ gewicht der Ausführung der Verordnungen, wenn nicht gar die Be­ stimmung ihres Inhalts bei den "unteren Instanzen ruht und daß doch mancherlei Erwägungen vielfach mitsprachen, die nicht von Wohlwollen

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100 gegenüber den Genossenschaften diktiert waren, sei es nun, daß in der Abwicklung des Geldverkehrs, den die kriegswirtschaftlichen Maßnahmen bedingten, die öffentlichen Kassen des Kommunalverbands den Kredit­ genossenschaften gegenüber bevorzugt wurden, oder sei es, daß sie in der Lebensmittelversorgung den Konsumvereinen nicht überall Gerechtigkeit widerfahren ließen. Trotzdem haben die Genossenschaften unverdrossen und gerne an den großen Aufgaben der Zeit mitgearbeitet, es muß aber auch dankbar an­ erkannt werden, daß die Zentralstellen stets die hohe volkswirtschaftliche und vaterländische Bedeutung der Genossenschaften anerkannt haben. Nicht ganz so, wie es die Genossenschaften sich gewünscht haben, ist diese Bedeutung der Genossenschaften anerkannt in einem Gesetz, das mit den tiefsten Einschnitt in unser Wirtschaftsleben darstellt, nämlich im Hilfsdienstgesetz. Selbstverständlich steht die Erfüllung der rein vaterländischen Aufgaben an der Spitze und sie müssen dem Er­ werbsinteresse der Einzelnen vorgehen. Aber bei der Genossenschaft haben wir es durchweg mit Organisationen zu tun, die nicht um ihrer Selbst willen und auch nicht zu Erwerbszwecken da sind. Wie bei den Kreditgenossenschaften in den Kriegsanleihen, so hat bei den Konsum­ genossenschaften in der Lebensmittelversorgung und in den Handwerker­ genossenschaften in der Herstellung von Kriegsbedarf die Kriegswichtigkeit ihren unmittelbarm Ausdruck gefunden. Reichsbank und Kriegsemährungsamt haben diesem Umstand auch wiederholt Ausdruck gegeben. Wenn trotzdem gerade in diesen Tagen es noch fortgesetzt vorkommt, daß unentbehrliche Vorstandsmitglieder großer Kreditgenossenschaften die Auf­ forderung erhalten, sich zum vaterländischen Hilfsdienst irgendwo vielleicht eine untergeordnete Schreiberstelle zu suchen, so wollen wir hoffen, daß derartige Entgleisungen nicht in die unmittelbare Werbezeit der kommenden Kriegsanleihen fallen und die Genossenschaften sind dem Reichsbankdirektorium gewiß ganz besonders dafür dankbar, daß es ebenso energisch für die rechte Würdigung der kreditgenossenschaftlichen Arbeit eingetreten ist, wie das Kriegsernährungsamt in Ansehung der Konsumvereine. M. H.! Ich habe Ihnen versprochen, auf Einzelheiten nicht ein­ zugehen und ich will es nicht tun. Es läge nahe, auf die gesetzgeberischen Arbeiten der Übergangswirtschaft und die Stellung der Ge­ nossenschaften dazu einen Blick zu werfen. Ich will auch hiervon ab­ sehen. Es kommt hier darauf an, daß wir uns klar werden über das, was wir wollen und wünschen. Haben wir diese Klarheit gefunden, dann ist die Stellung der Gesetzgebung damit gegeben und so darf ich mich, glaube ich, darauf beschränken, auf das zu verweisen, was Sie heute früh hierzu gehört haben. M. H.! Wenn wir die Kriegsgesetzgebung int ganzen überblicken und die Stellung der Genossenschaften dazu, dann dürfen wir m. E. es feststellen, daß sich, wie ich schon sagte, durch die ganze Kriegsgesetzgebung ein genossenschaftliches Moment zieht, das in dem alten Satze aus­ gedrückt ist: Me für Einen und Einer für Alle. Gewiß, es liegt auch

101 in der Kriegsgesetzgebung ein starkes soziales Moment. Aber gegenüber dem sozialen Moment in der Friedensgesetzgebung besteht doch ein starker Unterschied: In der F ri ed ens gesetzgebung stand im Mittelpunkt der einzelne Staatsbürger, dessen Lebenshaltung durch sie gebessert oder ge­ sichert Werben sollte. Der Ausgangspunkt und das Ziel der Kriegsgesetzgebung ist dagegen die Gesamtheit, ist der Staat, der die Unter­ ordnung, Aufopferung des Einzelnen verlangt, der fordert, daß der Ein­ zelne darbt und sein Leben hingibt, damit die Gesamtheit, der Staat weiterbestehen kann. Das Schicksal Deutschlands ist das Schick­ sal unser aller. Jeder muß fürs Ganze eintreten, — wie auch die Ge­ samtheit sich für den Einzelnen einsetzt Und ihn deckt. Das ist aber auch die Grundlage, ist der Lebensnerv der ge­ nossenschaftlichen Betätigung. So wird — wir dürfen es als sicher annehmen — der genossenschaftliche Gedanke aus der Arbeit und der Gesetzgebung unserer Tage neue Anregung empfangen — so wie wir umgekehrt auch sagen dürfen, daß-die hohe sittliche Kraft, die das deutsche Volk in diesen Tagm beweist — zu nicht geringem Teile auf der erzieherischen Vorarbeit beruht, die das deutsche Genossenschafts­ wesen geleistet hat. Der Gedanke, daß wir eine große Genossenschaft sind, der beseelt uns heute alle, ist in uns allen lebendig, und wir hoffen, daß dieser Gedanke reiche Kräfte auslösen werde. Diese lebendigen Kräfte, die der Krieg bereits bis jetzt ausgelöst hat, lassen uns auch für die Zukunft Gutes erhoffen, lassen uns Gutes erhoffen für unser heiß­ geliebtes Vaterland und für unser heißgeliebtes Genossenschaftswesen. (Lebhafter Beifall.) Vorsitzender Verbandsdirektor Justizrat Dr. Alberti (Wiesbaden): M. H., Ihr Beifall hat Ihr Einverständnis zu dem Vortrage ergeben. Eine Beschlußfassung und eine Debatte dürfte sich nicht daran knüpfen. Ich nehme Gelegenheit, noch einen unserer hochverehrten Festgäste zu begrüßen, Herrn Regierungsrat Prof. Dr. Leidig. Es war ihm leider nicht möglich, früher zu erscheinen. Um so dankbarer sind wir ihm, daß er heute nicht nur den Vortrag übernommen hat, sondern daß er es auch möglich gemacht hat, unter so erschwerten Verhältnissen zu er­ scheinen. Wir können gleich zum nächsten Punkt übergehen:

„Die Grundgedanken der Kriegswirtschaft." Ich erlaube mir, Herrn Regiemngsrat Prof. Dr. Leidig dazu das Wort zu erteilen. Berichterstatter Regierungsrat Prof. Dr. Leidig (Berlin): M. H., Kriegswirtschaft war vor dem Jahre 1914 ein Begriff, der nicht nur dem Deutschen im allgemeinen ziemlich unbekannt war, sondern der auch der Wissenschaft eigentlich recht fern lag. Es hat drei, vier Männer gegeben, die darüber Bücher geschrieben Haben. Es hat einige Praktiker gegeben, die sich im füllen Kämmerlein darüber den Kopf zerbrochen haben, was dereinst einmal werden solle, wenn wir in einen ungeheuren Krieg kommen. Im großen und ganzen hat man die Sache — leider, werden wir heute sagen müssen — laufen lassen und gedacht: kommt Zeit, kommt Rat.

102 Heute ist Kriegswirtschaft eine Sache, die jeden Deutschen und ebenso auch jede Deutsche angeht. Sie wissen ja alle, m. H.: ein großer Teil der Tagesarbeit Ihrer Frauen und Töchter besteht darin, entweder Karten zu holen oder auf das zu warten, was es auf die Karten gibt oder vielfach auch nicht gibt. So ist denn das Wort Kriegswirtschaft und damit auch der Begriff ungemein — ich kann nicht sagen: populär geworden, das wäre vielleicht ein etwas schiefer Ausdruck —, aber ungemein tief in das Bewußtsein unseres deutschen Volkes eingedrungen und festgewurzelt. M. H., vor dem Kriege haben auch diejenigen, welche von Kriegs­ wirtschaft sprachen und an Kriegswirtschaft dachten, diesen Begriff im wesentlichen nur unter den Gesichtspunkt der finanziellen Kriegsbereit­ schaft und Durchführung unserer Kriegsarbeit gestellt. Nun gewiß, unsere finanzielle Kriegsbereitschaft und unsere finanzielle Kriegskraft ist eine der wesentlichen Vorbedingungen, den Krieg überhaupt durch­ zuführen. Dieser Teil unserer Kriegswirtschaft ist denn auch der einzige gewesen, auf dem gesetzgeberisch sowie verwaltungsmäßig innerhalb der Behörden und darüber hinaus im Zusammenhang mit sachverständigen Kreisen, Vorsorge getroffen war. Sie wissen alle, daß bereits am 4. August 1914 in der großen Reihe der Gesetze, die damals von dem Reichstage beschlossen und dem deutschen Volke vorgelegt wurden, auch eine ganze Anzahl von Bestimmungen sich fand, welche die Grundlagen unserer finanziellen Kriegsbereitschaft und Kriegsordnung gebildet haben und bis heute noch bilden. Ich will auf diese gesetzgeberischen Dinge nicht weiter eingehen, das hat Herr Anwalt Crecelius bereits ge­ tan; ich kann darauf Hinweisen. Meine Aufgabe ist hier mehr, den materiellen Inhalt zu erörtern und auch hier und da vielleicht ein Wort leiser Kritik daran anzuknüpfen. Lassen Sie mich deshalb erst noch weiter in der historischen Entwicklung gehen. Als der Krieg im August 1914 ausbrach, da war man gewiß, wir alle und auch die leitenden Männer Deutschlands, Militär und Zivil, der Auffassung: ein ungemein schwerer Kampf steht uns bevor; aber man faßte den Krieg damals zunächst noch auf als einen rein militärischen Kampf unserer Heere, einen Kampf nach zwei Fronten, gegen gewaltige Übermacht, einen Kampf, für den auch große finanzielle Opfer notwendig sein werden. Damit hörte zunächst eigentlich das, was uns bevorstand, in unseren Gedanken auf. Gänzlich anders wurde dies am 4. August nachmittags, als plötzlich durch Deutschland die Kunde ging, daß sich in den Kreis unserer Feinde auch England gestellt habe; denn mit diesem Augenblick wußten wir otter daß ein Schnitt zwischen uns und unseren Beziehungen nach dem Welt­ markt hin stattfand. Wenn die breite Öffentlichkeit auch zunächst der Auf­ fassung war, daß sich dieser Feind in den Kreis der anderen Feinde hineinfügen werde, so wußten doch diejenigen, welche die englische Rechts­ auffassung von Kriegführung oder, ich will mich richtiger ausdrücken, von englisch-amerikanischer Kriegführung kannten, daß der ganze Krieg nun ein gänzlich anderer werden werde. Es ist nicht eine Lehre neueren Datums, sondem eine in der jahrhundettelangen Entwicklung der

103 englischen Staatsgestaltung und Rechtsauffassung begründete Anschauung Englands, daß der Krieg nicht nur ein Krieg der feindlichen Staaten gegmeinander, sondern daß jeder Krieg zugleich ein Krieg der Völker gegeneinander sei, der Angehörigen des einen Volkes gegen die An­ gehörigen des anderen Volkes. Diese Auffassung haben auch die kontinentalen Staaten Jahrhunderte hindurch bis über das Mittelalter hinaus, bis etwa in das 18. Jahrhundert hinein, gehabt, sie ist jetzt von diesen verlassen, von England aber und, wie wir nun sehen, auch von Amerika beibehalten worden. Die Kenner der englischen Staatsauffassung wußten das, und daher ergab sich, daß der Krieg sich nun ungemein weit ausdehnen und in Gebiete unseres Lebens hineingreifen werde, die man bisher als außerhalb jeder Kriegsoperation liegend betrachtet hatte. Dadurch wurde der Inhalt der Kriegswirtschaft ganz anders, als er in den früheren Kriegen gewesen ist. M. H., auf militärischem Gebiete ist ja, wenigstens gegenüber deutschen Kräften, der Erfolg der englischen. Heeres- und Flottenmacht nicht gerade ungemein groß gewesen; wir werden aber anerkennen müssen, daß England auf wirtschaftlichem Gebiete den Krieg gegen uns mit großen gewaltigen Mitteln, mit eiserner Energie, einer glänzenden Organisationskrast und doch auch mit einem gewissen Erfolge durchgeführt hat. Be­ denklich ist es, daß gerade dies in weiten Kreisen des deutschen Volkes noch lange nicht so bekannt ist, wie es doch wohl notwendig wäre, und deshalb lassen Sie mich einen Augenblick bei dem Aufbau des englischen Wirtschaftskrieges gegen uns verweilen; denn er gibt uns erst die Unter­ lage für das, was unsere Kriegswirtschaft leisten und wie sie gestaltet sein muß. M. H., Sie wissen, daß Englands Kriegsziel dahin geht, unsere deutsche Wirtschaft zu ruinieren, nicht bloß während des Krieges, sondern weit über den Frieden hinaus, und daß es während des Krieges uns im wesentlichen auf die Knie zwingen will durch wirtschaftliche Mionen, vor allen Dingen durch Absperrung von dem Weltmarkt und die dadurch herbeizuführenden wirtschaftlichen Nöte innerhalb des deutschen Volkes. Nun, m. H., das eine ist ja allgemein bekannt: die Blockade, die England in neuer Erscheinung um Deutschland herum gelegt hat, ist eine Blockade, die mit den früheren Anschauungen darüber nicht das geringste zu tun hat- Nicht nur die sämtlichen deutschen Küsten, sondern gewisser­ maßen die sämtlichen deutschen Grenzen sollen für jeden Handel mit der Welt verschlossen sein, wenigstens soweit englische Kraft und Macht dieses Verbot durchführen können. Nun, das ist ja von der See aus von An­ fang an versucht und mit Erfolg durchgeführt worden von der an Zahl und Mannschaften übermächtigen englischen Flotte nebst den Flotten der mit England verbündeten Mächte. Immerhin wäre die englische Blockade und englische Seeherrschaft für uns nicht so ungemein gefährlich gewesen, wenn die alten Grundsätze des Völkerrechts von England und Amerika aufrecht erhalten worden wären, d. h. wenn die Rechte der Neu­ tralen an sich bestehen geblieben wären. Das hat England nicht getan. Zunächst blieb allerdings für uns noch eine große Reserve in Amerika,

104 aber es waren außerdem an sich auch für uns Reserven vorhanden in den an Deutschland angrenzenden neutralen Ländem, der Schweiz, Holland, Dänemark und den beiden skandinavischen Königreichen. Da haben England und nach seinem Vorgänge mithelfend die übrigen Angehörigen der Entente besondere Organisationen geschaffen, welche die Wirtschaft dieser Länder unter englische Botmäßigkeit gebracht haben.

Ich weiß nicht, m. H., wie viel hier in diesem Kreise — jedenfalls sehr wenige im Verhältnis zu der Zahl des deutschen Volkes — etwas von der Wirksamkeit der schweizerischen S.S.S., wie sie dort genannt wird, oder des Niederländischen N.O.T. wissen, und doch sind das Organisationen' die auf jeden von uns in diesem Saale und auf das ganze deutsche Volk in der schärfsten Weise einwirken. Gegründet ist die erstere Organisation und nach ihrem Vorgänge auch die andere unter Führung eines Engländers, der leider deutscher Abstammung ist und seine Erziehung in Frankfurt a. M. genossen hat; er ist allerdings schon in zweiter Generation Engländer und hat den englischen Namen Oppenheim. (Heiterkeit.)

Dieser Oppenheim, der Sohn eines englischen Generalkonsuls in Frank­ furt a. M., ist einer der Hauptorganisatoren des Wirtschaftskrieges gegen Deutschland. Er hat zunächst in den Niederlanden, dann in der Schweiz und nach demselben Vorbilde, wenn auch in etwas anderer Gestaltung, auch Organisationen in Norwegen und Dänemark und nicht mit ganz demselben Erfolg und deshalb nicht offiziell in Schweden geschaffen. Die Organisationen sind derartig geschaffen worden, daß man zunächst auf Grund der englischen Auffassung des Völkerrechts einen ganz neuen Be­ griff der sogenannten fortgesetzten Reise des neutralen Schiffes durch­ führte. Bisher galt der Grundsatz, daß, wenn ein neutrales Schiff während des Krieges zwischen zwei neutralen Staaten, von einem neutralen Hafen nach dem andern neutralen Hafen fährt, z. B. von Buenos Aires nach Rotterdam, und auf diesem Schiff sich lediglich Waren befinden, die einem Holländer oder einem Südamerikaner, also Neu­ tralen, gehören, daß dann dieses Schiff der Krieg zwischen den beiden Staaten England und Deutschland absolut nichts angeht, sondern daß es lediglich seinen Handel zwischen Südamerika und Holland mit süd­ amerikanischen oder holländischen Waren betrifft. Mese Auffassung hat England umgeworfen und gesagt: darauf kommt es nicht an, ob diese Waren von Südamerika nach Rotterdam kommen, sondern darauf, wo diese Waren endgültig bleiben. Es interessiert mich ganz ungemein, so sagt England, ob das Getreide, das nach Rotterdam verschifft wird, in holländische Mägen, mögen es Menschen- oder Rindermägen sein, hineinkommt, oder in deutsche Mägen, und es wäre doch möglich, daß dieses Getteide von Südamerika nach Rotterdam sich auf der weiteren fortgesetzten Reise über die Grenze nach Deutschland hinein begibt. Dieser Begriff der fortgesetzten Reise ist immer weiter und weiter ausgedehnt worden, und heute ist von England und seinen Verbündeten erklärt worden: alles was irgendwie nach Deutschland hineingehen könnte, das fällt, mag es

105 auch an sich den Neutralen gehören, unter den Begriff der Konterbande und wird konfisziert. Aber man ist noch weiter gegangen und hat gesagt: die Holländer haben ^vielleicht an sich, wenn sie sparsam und einfach leben — und die Engländer behalten sich vor, nach dieser Richtung hin darüber zu ent­ scheiden, wie viel sie zu verzehren haben —, in ihrem eigenen Lande so­ viel, als sie brauchen. Wenn die Holländer aus Südamerika Getreide ein­ führen und uns nachweisen, daß sie dieses Getreide in Holland verzehren, dann wird in demselben Augenblick eine bestimmte Menge holländischen Getreides frei, und die Holländer könnten dieses Getreide nach Deutsch­ land ausführen. Auf diese Weise, sagen die Engländer, wird Getreide, das sonst in holländische Mägen käme, für deutsche Mägen frei, und in­ folgedessen verhindern wir auch dies. So haben die Engländer und ihre Verbündeten unter dieser neuen Völlerrechtsauslegung die Volkswirtschaft der neutralen Staaten völlig unter ihre Herrschaft gestellt. Um dies zu?-könyen, haben sie besondere Organisationen geschaffen. Sie wissen, daß eine der Hauptaufgaben der englischen Staatskunst ist, denjenigen, die sie für ihre Zwecke benutzen, nachzuweisen, daß sie eigentlich die Betreffenden glücklich machen, daß diese gerade das wünschen, was sie ihnen auferlegen. Ein Hauptbeispiel dafür ist Griechenland. Das hat man auch hier getan. Man hat den Niederländern nahegelegt, daß es für sie ungemein wichtig sei, eine Ge­ sellschaft zu gründen, welche die Kontrolle des ganzen niederländischen Wirtschaftslebens derartig führt, daß keine Differenzen mit dem guten Freunde England sich irgendwie ergeben können. Diese Gesellschaft ist der Niederländische Übersee-Trust oder, wie er in den Niederlanden all­ gemein und auch in Deutschland genannt wird, die „N O.T.", nach der be­ kannten üblichen Abkürzung. Dieser Niederländische Übersee-Trust ist eine Organisation niederländischer Kaufleute, die in engster Beziehung mit den maßgebenden englischen Kaufleuten bezw. den englischen Gesell­ schaften steht, und dieser Trust hat sich nunmehr der Kontrolle Englands derartig unterworfen, daß er sich bereit erklärt hat, England gegenüber den Verbleib aller Waren, die durch seine Hände gehen, nachzuweisen, so daß England eine vollkommene Kontrolle des niederländischen Wirtschaftslebens hat, soweit es durch die Hände dieses Trusts geht. Dafür hat England zugesichert, -aß die auf neutralen Schiffen befindlichen Waren, die an die Adresse dieses Trusts gerichtet sind, von England nicht konfisziert werden. So hat sich die Sachlage derart gestaltet, daß allmählich fast sämtliche niederländischen freien Kaufleute und Fabrikanten, die darauf angewiesen sind, von Übersee her ihre Rohstoffe zu beziehen, sowie alle Kaufleute, welche von auswärts importieren, sich unter die Herrschaft Englands gestellt haben, und daß heute in den Niederlanden nicht die niederländische Regierung, sondern der „N.O.T." die bei weitem mäch­ tigste wirtschaftliche Organisation ist. Eine ähnliche Organisation zugunsten unserer Feinde bildet die be­ kannte S.S.S. in der Schweiz, allerdings hat die Schweiz sich eine größere Freiheit in der Bewegung, ein größeres Maß von Souveränität

106 Vorbehalten, als es die Niederlande getan haben. Ähnliche Organi­ sationen finden Sie in Norwegen, ähnliches in Dänemark und abgeschwächt in Schweden. Das heißt also, England hat uns mit einem Kranze von Organisationen umgeben, die im englischen Interesse den wirtschaftlichen Kampf gegen Deutschland, auch von neutralen Staaten aus und durch die Macht der neutralen Staaten hindurch gegen uns führen, die Kontrolle übernommen. Nun, m. H., bis vor kurzem blieb uns immerhin noch eine Groß­ macht übrig, die sich nicht ohne weiteres und nach allen Richtungen hin diesen englischen Anforderungen des Wirtschaftskrieges zu fügen brauchte. Das war Amerika. Sie kennen aber alle den eigenartigen Inhalt ameri­ kanischer Neutralität und seitdem Amerika sich unseren Feinden an­ geschlossen hat, drückt es, wie Sie ja auch wissen, gemeinschaftlich mit England auf die noch neutralen Staaten, daß sie sich noch stärker den Absichten unserer Feinde anschließen sollen. Es verlangt noch schärfer durch­ gearbeitete Organisationen. Sie wissen, daß es den Norwegern zunächst ungemein schwere Bedingungen gestellt hat, unter denen die für Norwegen unentbehrliche Einfuhr von amerikanischem Getreide stattfinden solle. Bis jetzt scheint sich ja Norwegen noch nicht diesen Bedingungen gefügt zu haben. Jedenfalls müssen wir aber befürchten, daß auch nach dieser Richtung hin noch schärferer Druck als bisher gegen uns auf die Neutralen wirken soll. Dies sind die Verhältnisse, die sich während des Krieges gebildet haben, in die Deutschland und mit ihm seine Verbündeten, vor allem Osterreich-Ungarn hineingestellt wurden: eine immer schärfer durch­ geführte Absperrung vom Weltmarkt, eine immer größere Verpflichtung, mit den in Deutschland selbst vorhandenen Mitteln zu wirtschaften und für eine Kriegsdauer, wie lange auch immer, durchzuhalten. Das ist es denn gewesen, was im Laufe der drei Jahre unserer deutschen Kriegswirt­ schaft einen immer tiefer greifenden Inhalt, einen immer größeren Um­ fang gegeben hat. Wir können, wie ich schon zu Anfang sagte, drei große Gebiete unterscheiden, auf die auch Herr Rechtsanwalt Crecelius hingewiesen hat, einmal die finanzielle Kriegsbereitschaft, in deren Mittelpunkt die Reichsbank steht, die Fürsorge für die Beschaffung der zur Kriegs­ führung notwendigen Gelder. Wir haben im Gegensatz vor allem zu England die Beschaffung unserer Geldmittel auf langfristige Anleihen auf­ gebaut. Ich brauche nicht näher darauf einzugehen; das ist in diesem Kreise ja ganz allgemein bekannt. Zweitens die Aufrechterhaltung unserer Valuta im Auslande. Das ist nun ein etwas optimistischer Ausdruck, den ich eben gebraucht habe: die Aufrechterhaltung unserer Valuta im Aus­ lande. Es hat sich nicht möglich machen lassen und wird sich nicht möglich machen lassen, unsere Valuta im Ausland als vollwertig, wie sie im Frieden gewesen ist, während des Krieges aufrecht zu erhalten. Wir sind im Jahre 1913 ein Volk gewesen, das einen Außenhandel von über 20 Milliarden gehabt hat. Wir haben 10^ Milliarden eingeführt und für annähernd 10 Milliarden ausgeführt. Diese Ausfuhr ist fast völlig unter-

107 bunden worden. Es ist ja nur die verhältnismäßig geringe Ausfuhr nach unseren verbündeten und den europäischen Neutralen übrig geblieben. Das ist eine Änderung, die natürlich an dem Stande unserer Valuta nicht spurlos hat vorübergehen können. Dazu kam, daß wohl unsere Ausfuhr fast gänzlich aufgehört hat, daß aber unsere Einfuhr immerhin doch recht bedeutend geblieben ist und bleiben mußte. Ja, wir mußten im Gegenteil unsere Einfuhr nach allen Richtungen hin in die Höhe zu treiben suchen. Wir haben gesucht zu tun, was wir nur konnten, um Lebensmittel hereinzubekommen. Gleich am 4. August 1914 wurden sämtliche Lebensmittelzölle und eine große Reihe von Zöllen auf Rohstoffe und Halbfabrikate aufgehoben, doch zu dem Zweck, möglichst viel unter möglichst erleichterten Bedingungen nach Deutschland hereinzulassen. Sie wissen, daß btt Weltmarkt in seinen Preisen ebenso, zum Teil noch in höherem Maße als der deutsche Martt in die Höhe gegangen ist. So haben wir denn für das, was wir nach Deutschland einführten, sehr erhebliche Summen zahlen müssen. Wir haben weiter nicht nur Lebensmittel eingeführt, wir haben im großen Umfange auch andere Gegenstände, Rohstoffe für unsern Kriegsbedarf, für unsere industtielle Betättgung eingeführt und wir führen sie jetzt noch ein. Endlich haben wir auch sonstige Gegenstände, die wir für unseren Zivil­ bedarf gebraucht haben, eingeführt. Nun, m. H., das alles kostet Geld, und sogar viel Geld. Während die Einfuhr in immer höherem Maße hat bezahlt werden müssen und die Neuttalen und unsere Feinde immer höhere Preise von uns verlangt haben, haben wir unsererseits nicht nur auf unsere Ausfuhr verzichten müssen, wir haben auch auf die Verdienste aus unserer Schiffahrt verzichten müssen, auch zum Teil auf das Einkommen aus den ausländischen Zinsen, unsere Guthaben in ausländischen Wertpapieren englischer, russischer und sonstiger Herkunft bringen uns heute keine Zinsen. Alles das fehlt also unserem Nationaleinkommen, und all das trägt dazu bei, daß wir an das Ausland in hohem Maße verschuldet sind, daß aber das Ausland verhältnismäßig wenig Schulden an uns hat. Das heißt auf Deutsch: die Mark sinkt im Auslande weiter und weiter. Die Reichsbank hat ja nun im Laufe der Zeit eine Reihe von Maß­ nahmen ergriffen, um diesem bedrohlichen Herabsinken unserer Valuta im Auslande, die dann mit zu einer zunehmenden Preissteigerung der Warm im Jnlande, zu einer Verteuerung des ganzen Lebens geführt hat, ent­ gegenzutreten. Ich erinnere die Herren — die Herren aus den Vorschuß­ vereinen werden es aus ihrer eigenen Praxis kennen — an die Devisen­ verordnung, die seit etwa fünfviertel Jahren in Kraft ist. Ich erinnere an die Maßnahmen, die wir jetzt in den letzten Monaten ergriffen haben, um ausländische Wertpapiere für uns nutzbar zu machen, Maßnahmen, die England schon seit Jahr und Tag ergriffen hat. Ich erinnere dann an die Maßnahmen unserer Einfuhr- und Ausfuhrpolitik. Dabei darf ich einen Augenblick stehen bleiben. Unsere Einfuhr­ politik geht in neuerer Zeit dahin, überflüssige Einfuhr zu verhindem. Wir haben eine lange Liste von Waren veröffentlicht, die nach Deutsch-

108 land im allgemeinen nicht eingeführt werden dürfen. Perlen und Diamanten, Kaviar und mit kleinen Ausnahmen Austern und manches andere, was früher in einzelnen Kreisen, auch in weiteren Kreisen, als freundliche Zugabe des Lebens erschien, das alles darf heute nicht ein­ geführt werden, und mit Recht nicht, weil es Luxus ist, während des Krieges unnötig, und weil dadurch unnötigerweise neue Schulden im Auslande geschaffen werden. Dann weiter versuchen wir unsere Ausfuhr, soweit es möglich ist, auf­ recht zu erhalten, ja zu fördern; denn die anderen und die dringlicheren Ansprüche der Kriegswirtschaft und vor allem der Heereswirtschaft gehen hier vor, und das Hindenburgprogramm hat gerade diesem Teil unserer Kriegswirtschaft ziemlich tödliche Wunden zugefügt. Denn wenn ich Granaten und Granaten und Granaten machen muß, kann ich eben nicht Dinge machen, die ausgeführt werden sollen. Eins von beiden kann nur gemacht werden, und Sie werden mir zugeben: schließlich sind Granaten wichtiger als Fahrräder für die Holländer oder ähnliches. Infolgedessen müssen wir nach der Richtung hin das eine zurückstellen, wenn wir das andere haben wollen. Nun kommt jetzt noch die Kohlennot dazu. Da hören denn die besten Absichten der Valutasteigerung einfach auf. Aber soweit wir noch Ausfuhr haben, haben wir sie jetzt unter gänzlich andere Ge­ sichtspunkte gestellt, kriegswirtschaftliche Gesichtspunkte, wie im Frieden. Im Frieden führte der einzelne Kaufmann aus, was er wollte und wo­ hin er wollte. Er verdiente und verlor auf eigenes Risiko, und der Staat wmmerte sich im allgemeinen nicht darum. Gewiß sind auch im Frieden Ausfuhrhandel und Außenpolitik nicht völlig voneinander getrennt gewesen. In manchen Fällen, nament­ lich in der Bankpolitik, mußte der Staat sich auch schon vor dem Kriege um diese Dinge kümmern, ebenso bei unseren großen Reedereien. Ich erinnere Sie daran, daß wir unsere Postdampfer subventioniert haben. Ich erinnere Sie daran, daß wir durch Subvention einzelne Linien auf­ recht erhalten haben, die an sich wirtschaftlich keinen Wert hatten, weil wir eben wollten, daß auf dieser Linie die deutsche Flagge erscheinen sollte. Beispielsweise ist die Linie des Norddeutschen Lloyd nach Australien durch Subvention aufrecht erhalten worden. Und als die Regiemng der Meinung war, es lohne nicht, diese große Subvention dafür zu zahlen, und als sie diese Linie streichen wollte, da erhob sich im Reichstag und in weiten Kreisen des deutschen Volkes ein Sturm der Entrüstung — das war kurz vor dem Kriege —, und man verlangte, daß, selbst auf Kosten der deutschen Steuerzahler, die deutsche Flagge aus Australien und aus der Schiffahrt nach Australien hin nicht verschwinden dürfe. Wir haben das also schon vor dem Kriege gehabt. Wegen der Bankpolitik brauche ich bloß das eine Wort Bagdadbahn zu nennen, um Sie darauf hinzuweisen, daß auch schon vor dem Kriege derartige Verbindungen zwischen Banken und Außenpolitik bestanden haben. Aber im übrigen führte der Nümberger Kaufmann seinen Nürn­ berger Lebkuchen und seine Zinnsoldaten aus, wohin er es für richtig hielt, und er zog den Zinnsoldaten alle möglichen Uniformen an; ob sie

109 uns Deutschen lieb oder leid waren, blieb ihm gleichgültig. Ebenso war es mit der ganzen Fertigindustrie und vielem anderen. Nach dem Kriege wied es hier auch nicht mehr so sein wie vor dem Kriege, aber darüber wird Ihnen ja Herr Oberbürgermeister Dr. Scholz schon etwas erzählt haben. Während des Krieges aber — und das gehört in mein Thema — darf es nicht so sein, daß der einzelne sagt: ich führe dahin das und das aus, was mir gerade Freude und Vergnügen macht und woran ich Geld verdiene oder hoffe Geld zu verdienen, sondern da muß ich die Ausfuhr in die Kriegswirtschaft hineinstellen. Das ist eine für Deutschland neue Errungenschaft. Wir haben gesehen, daß Waffen nicht nur darin bestehen, daß man Kanonen hat und damit schießt oder daß man Gewehre und Säbel und Gasbomben hat und alles mögliche andere Kriegsgerät, sondern daß sehr wichtige und ernsthaft zu nehmende Waffen auch die wirtschaftlichen Mittel sind, die wirtschaftlichen Kräfte, die im Volke sind und die das Volk hat. Und so, meine Herren, hat sich Kali, das wir glücklicherweise allein oder fast allein in der Welt besitzen, und vor allen Dingen Kohle und Eisen als ein gewaltiger Machtfaktor in diesem Kriege für uns und gegen uns erwiesen, Kali, Kohle und Eisen doch noch mehr für uns als gegen uns. Daß die Neutralen, auch die, deren Sympathien zu unseren Feinden neigen, doch darauf sehen, mit uns in erträglichen Verhältnissen zu bleiben, liegt doch ganz wesentlich daran, daß sie von uns Kohle und Eisen noch mehr brauchen als das liebe Brot. Holland steht unter der Herrschaft der „N.O.T.". Aber ganz steht es nicht unter dieser Herrschaft, solange England ihm nicht soviel Kohlen liefert, wie Holland unbedingt notwendig hat. Das konnte England schon vorher nicht, und seitdem die Unterseeboote eine scharfe Trennungslinie zwischen Holland und England gezogen haben, kann es das noch weniger. Ebenso liegt es mit dem Eisen. Dasselbe trifft zu für Dänemark, Norwegen, die Schweiz und für Schweden. Für Schweden nicht ganz; denn aus Schweden bekommen wir sehr wertvolle Dinge, und die Herren, die aus Stettin und Lübeck sind, werden uns darüber ganz Interessantes erzählen können, was wir alles aus Schweden hereinbekommen.

So sind wir denn dazu gekommen, mit den neutralen Staaten, die rings um uns liegen, Verträge zu schließen und ihnen zu sagen: Kohle und Eisen sollt ihr haben, aber nicht umsonst; erstens müßt -ihr es be­ zahlen, und zwar tüchtig bezahlen, denn was ihr uns gebt, laßt ihr euch auch anständig bezahlen. Manchmal steht das Wort „anständig" ziemlich weit dahinter. (Heiterkeit.)

Aber außerdem können wir von Staats wegen auch verlangen, daß ihr für uns bestimmte Dinge nach Deutschland hereinlaßt, wenn wir euch Kohle und Eisen liefern. Auf die anderen Verträge will ich nicht weiter eingehen, sondern nur auf einen, das deutsch-schweizerische Wirtschaftsabkommen, das in diesen Tagen bis zum 31. März 1918 verlängert worden ist. Dieses Wirt-

110 schaftsabkommen sieht vor, daß wir nach der Schweiz eine bestimmte Menge Eisen liefern, und ebenso ein bestimmte Menge Kohlen, zur Auf­ rechterhaltung des schweizerischen Wirtschaftslebens. Dafür erhalten wir von der Schweiz Gegenleistungen in der Weife, daß die Schweiz Aus­ fuhrgenehmigungen erteilt für Waren, die wir in Deutschland brauchen. Die Schweiz sagt zu, daß sie keine Schwierigkeiten hinsichtlich der Aus­ fuhr einer bestimmten Menge von Vieh oder der Ausfuhr von Käse macht. Es war schon bisher Käse nach Deutschland Hereingelaffen worden; ein Teil der Herren wird ihn vielleicht mal gesehen haben. (Heiterkeit.)

Ebenso bekommen wir Schokolade — das wird die Damen insbesondere interessieren —, aber nicht sehr viel, nach Deutschland herein, und dann noch andere Sachen, wie kondensierte Milch usw. Sie sehen also, daß wir die Kohle nicht ohne weiteres nach der Schweiz schicken, und ebenso das Eisen. Dasselbe gilt für diejenigen Kohlen, die wir nach Dänemark, Schweden, Norwegen und den Niederlanden liefern. Es ist also nicht richtig, wenn gerade in der letzten Zeit bei den etwas erregten Debatten über den Kohlenmangel darauf hingewiesen wird — wenigstens mir persönlich ist das von einer Reihe von Männern und auch von ziemlich aufgeregten Damen entgegengehalten worden —: wir sollen im Winter frieren und den Schweizern schenken wir die Kohle! Nein, wir schenken sie nicht, sondern wir verlangen von ihnen dafür die Lieferung von sehr wichtigen, für unsere Kriegswirtschaft und unsere Volksernährung sehr wichtigen Gegenständen. Dasselbe trifft auch auf die anderen Staaten zu. Also wir werden uns der Notwendigkeit nicht entziehen sönnen, der Schweiz, trotzdem wir selbst augenblicklich nicht im Überflüsse Kohlen haben, auch während des Winters Kohlen zu geben, freilich unter der Bedingung, daß sie dann auch ihre Verpflichtungen erfüllt, was jeden­ falls bei der Schweiz bisher der Fall gewesen ist. So haben wir in die Kriegswirtschaft die Ausfuhr und Einfuhr als Machtfaktor mit hineingestellt und versuchen, sie für die Kriegswirtschaft wirksam zu machen und die Kriegswirtschaft auf diese mit aufzubauen. Aber das ist nur ein Teil dessen, was uns hier interessiert, und so lassen Sie mich nur noch im Fluge, da die Zeit schon ziemlich weit vorgerückt ist, auf einige Fragen eingehen. Da find drei Gruppen zu nennen. Die eine Gruppe betrifft das große Gebiet der Volksernährung, die andere das große Gebiet der Heereslieferungen und das dritte, ein schwarzes Kapitel, ist der Kettenhandel und der Kriegswucher. Was nun die Volksernährung anlangt, so hat schon der Stell­ vertreter des Anwalts, Herr C r e c e l i u s, die drei Stufen unserer Kriegsgesetzgebung und Kriegswirtschaft hervorgehoben. Im Jahre 1914 war nicht nur die große Masse des Volkes, sondern auch die leitenden Männer in Zivil und Uniform waren der Meinung, daß um Weihnachten 1914 herum der Krieg im wesentlichen zu Ende fein werde, und darum sagte man sich: ach, wir wollen lieber gar nichts tun, das wird schon alles werden. Gewiß, in den ersten Kriegslagen des Jahres 1914

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erging von jeder örtlichen Instanz ein Ausfuhrverbot. Der Polizei­ meister von Buxtehude erließ ein Ausfuhrverbot für Buxtehude, der Bürgermeister von Itzehoe erließ ein Ausfuhrverbot, der Kommandant von Graudenz erließ ein Ausfuhrverbot, ebenso der Gouverneur von Danzig und der Oberkommandierende in den Marken. So hatten wir auf einmal eine Fülle kleiner und kleinster Republiken und Herrschaften. Wie das Deutsche Reich im 17. Jahrhundert aussah, so sah es plötzlich wieder aus. Dann kam eine Zeit, wo man die Dinge laufen ließ, und erst Ende September 1914 ergingen dann die ersten Bestimmungen, die durch Höchstpreise in das Wirtschaftsleben einzugreifen versuchten. In den Zeitungen wurde viel geschrieben und das Publikum schimpfte viel über Preistteibereien, daraufhin wurde ein umfassendes System von Höchst­ preisen ausgebildet. Der Erfolg ist Ihnen bekannt. Die Gegenstände, die man mit den Höchstpreisen treffen wollte^ verschwanden aus dem öffentlichen Verkehr: entweder verflüchtigten sie sich in dem Schleich­ handel oder sie erschienen in der Gestalt bet. Auslandsware und des Kriegs­ ersatzes auf dem Markte. Das zeigt, daß Höchstpreise an sich nur eine geringe Bedeutung haben können, wenigstens in einer Zeit wie der heutigen. Anders war es im Mittelalter, wo man keine Eisenbahn, keinen Telegraphen und kein Telephon hatte. Da konnte man mit der Höchstpreispolitik, die von dem mittelalterlichen Stadtrat in umfassender Weise angewandt worden ist, wirklich etwas erreichen. Heute mißglückte die Sache, und so kam die zweite Stufe: man versuchte die Gegenstände selbst in öffentliche Bewirtschaftung zu nehmen. Im Februar 1915 wurde die Kriegs - Getreide - Gesellschaft ge­ gründet, zunächst als eine preußische Organisation halb amtlicher, halb privatwirtschaftlicher Art, dann im Mai als öffentlich-rechtliche Reichs­ organisation. Dann kam eine Fülle kaum mehr zu übersehender Kriegs­ gesellschaften, die überall die einzelnen Gegenstände in öffentlich-rechtliche Bewirtschaftung zogen. Diese Organisation der Ernährungswirtschaft ist zweifellos die am wenigsten gelungene unseres Wirtschaftslebens. Gewiß, die Brottarte wird immer ein Ruhmesblatt unsers deutschen Volkes bleiben. Ich bin überzeugt, daß die späteren Generationen, wenn dereinst in den öffentlichen Museen die letzten Exemplare der Brotkatte niedergelegt sein werden, daß unsere Enkel und Urenkel dieses un­ scheinbare Blatt Papier mit derselben Ehrfurcht betrachten werden, mit der wir die Reliquien aus der Zeit von 1807 und 1813 in den Museen beschauen. Das gewiß, m. H.; aber wir werden uns doch darüber klar sein, daß das Getreide eben verhältnismäßig leicht zu erfassen war gegen­ über alledem, was wir später ersoffen wollten. M. H., ich habe das Glück oder das Unglück, gemeinschaftlich mit Ihrem Herrn Anwalt dem. Beirat des Kriegsernähmngsamts an­ zugehören, und wir können Ihnen von diesen eigentlich doch unglaublich qualvollen Kämpfen, die Ernährung eines Kulturvolkes von 70 Millionen Menschen zu rationieren, zu regulieren, zu zentralisieren, erzählen. Es ist das eben eine Aufgabe so gewaltig und so umfassend, daß sie sich rest­ los nicht lösen läßt, zumal wir alle zugeben müssen, daß das Wort, das

112 der bisherige Leiter des Kriegsernährungsamts, Herr v. B a t o ck i, uns in einer dieser Sitzungen entgegenrief: Ich stehe hier ganz allein und habe eine geschlossene Gegnerschaft sämtlicher 70 Millionen Deutschen gegen mich — daß dies Wort doch nicht ganz unrichtig ist. Es ist zweifellos richtig, daß die weitesten Kreise des deutschen Volkes — ich kann es ruhig aussprechen — im Gegensatz zu den neueren Erscheinungen und Bestrebungen, die sich insbesondere anknüpfen an die Namm des Dr. Schiele und des Kammerherm v. Oldenburg, eine gerechte Stationierung und Verteilung der vorhandenen Lebensmittelvorräte er­ warten, (sehr richtig!)

aber mit einer Ausnahme, daß ein jeder dieser 70 Millionen sagt: aber für mich persönlich möchte ich eine Ausnahme haben.

(Heiterkeit.) Nun, m. H., das sind psychologische Widerstände und Erschwer­ nisse, die wir doch berücksichtigen müssen, um zu einem gerechten Urteil über das, was erreicht ist, zu kommen. Man kann ja sagen — und in einem sehr interessanten Vortrage, den ich vor wenigen Tagen gehört habe, hat es z. B. Herr Schiele gesagt —: Wenn wir dem Handel voll­ kommen freie Hand gelassen hätten — er hat es uns auch an einer Liste nachgewiesen —, dann wären wir lediglich auf den Zustand unserer Fleischversorgung zurückgedrängt worden, den wir im Jahre 1883 gehabt haben; und schließlich, was unsere Eltem im Jahre 1883 haben aus­ halten können, das könnten wir doch auch ruhig aushalten. Gewiß, m. H., das würden wir ohne weiteres ausgehalten haben, und ich glaube, wir ständen dann sogar noch besser da, als wir augenblicklich dastehen. Aber zu berücksichtigen ist nur, daß, wenn nicht eine allgemeine ReguItcrung mit Zwangsgewalt dahinter steht, niemand Ihnen zusichem kann, daß jeder das erhält, was im Jahre 1883 unter der Herrschaft des da­ maligen freien Angebots und der freien Nachfrage tatsächlich jedem zu­ gekommen ist. Heute würden eben diejenigen,. welche auf Grund der Kriegsgewinne oder sonstwie sich in der glücklichen Lage dazu befinden, mehr essen als 1883, soviel essen, wie sie im Jahre 1913 aßen, und nicht nur das, sie würden in der Furcht, daß sie im Jahre 1918 vielleicht nicht so viel bekommen, wie sie 1913 bekommen haben, doppelt so viel hinlegen, als sie 1913 gebraucht haben. Und von Rechts wegen, denn es wäre ja durchaus freie Wirtschaft vorhanden. Weil dem so ist, würde es dann doch geschehen, daß schließlich diejenigen, welche nicht in der Lage sind — und ich stelle immer die Behauptung auf, daß der Krieg in unserm Wirtschaftsleben dazu geführt hat, daß es einem Drittel der deutschen Bevölkerung besser geht, ich meine nur von denen, die zu Haus geblieben sind, als im Frieden und einem Drittel ungefähr so geht, wie vor dem Kriege und dem letzten Drittel sehr viel schlechter, daß es also schließlich diesem letzten Drittel — und dieses letzte Drittel ist zum großen Teil gerade diejenige Schicht der Bevölkerung, die den Genossenschaften nahe steht, nämlich der deutsche Mittelstand — wahrscheinlich so gehen würde.

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daß diese Kreise nicht nur das nicht bekämen, was sie 1883 bekommen haben, sondern daß sie nicht einmal das bekämen, was sie jetzt im Jahre 1916 bekommen haben. Wir sehen doch, daß selbst Länder wie Österreich und Ungarn, sogar die Türkei, durch die Verhältnisse gezwungen, mehr und mehr dazu kommen, die Gmndlagen der deutschen Kriegswirt­ schaft auf dem Gebiete des Ernährungswesens auch für sich zu adoptieren. Wenn dem so ist, dann wird man doch sagen müssen, gerade weil das zutrifft, was Herr Rechtsanwalt Crecelius angeführt hat, daß das deutsche Volk während des Krieges sich in immer höherem Maße als eine einheitliche, auf Gedeih und Verderb miteinander verbundene Ge­ nossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht zu fühlen hat, gerade um des­ willen, ist, wie in der Genossenschaft alle gleichmäßig nebeneinander stehen und nicht eine G. m. b. H. vorhanden ist, bei der der eine 20 000 Mark Anteile hat und der andere bloß 500, die Grundlage unserer Kriegs­ wirtschaft in der Rationierung und gleichmäßigen sozialen gerechten Ver­ teilung richtig. Falsch dagegen ist der andere Standpunkt, der dahin geht: behalten wir doch diese Rationiemng, aber lassen wir diejenigen, welche mehr haben, sich ruhig so viel kaufen, zusammenhamstern, wie sie wollen, und unterhalten wir den anderen Teil, das letzte Drittel, von dem ich sprach, das bis tief hinein in den Mittelstand greift, auf Staatskosten. M. H., das wäre ein Unglück, wenn unser deutscher Mittelstand, der stolz ist auf seine Selbständigkeit und Selbstverantwortlichkeit, zu Millionen und aber Millionen Staatspensionär und Almosenempfänger von feiten des Staates werden müßte. Um das zu verhindern, ist es denn schon besser, daß die­ jenigen, welche reich sind, etwas weniger essen, als sie auf Gmnd ihres Geldbeutels essen könnten. Ich meine deshalb, die Grundlage unseres deutschen Wirtschaftssystems — man mag gegen die Einzelheiten sagen, so viel man will — die Rationierung und das Festhalten daran, daß aus sozialen Gesichtspuntten der einzelne sich in dieses Rationierungssystem und in die öffentliche Bewirtschaftung während des Krieges hinein­ zufügen hat, ist richtig, solange wir uns mit der Tatsache abfinden müssen, daß an sich unsere Vorräte nur knapp zureichen und nur dann für alle zureichen, wenn sich jeder beschräntt. Da möchte ich einen Blick auf den Schleichhandel werfen. Wenn der Schleichhandel so groß wird, daß, wie dies neulich von amtlicher Stelle behauptet wurde, 5 Millionen Schweine im Schleichhandel unberechtigterweise in die Mägen derjenigen gegangen sind, welche es bezahlen können, dann kommen wir allerdings auf einen Zustand, daß wir entweder diese Kriegswirtschaft zusammenbrechen lassen müssen oder aber daß wir sagen müssen: der Schleichhandel ist jetzt nicht nur eine vielleicht nicht ganz löb­ liche menschliche Schwachheit, sondem dieses Umgehen der Kriegswirt­ schaft wird zu einer nationalen Gefahr, die schließlich dazu führen kann, daß wir nicht bis zum Siege durchhalten können, einfach um deswillen, weil große Mengen der Bevölkerung sich nicht dem fügen, was nun ein­ mal die Kriegsnot erfordert.

114 » M. H., lassen Sie mich damit die Frage der Kriegsemährungswirtschaft verlassen — die Zeit drängt — und nur noch ein paar Worte von der Sicherung des Heeresbedarfs sprechen. Eins allerdings möchte ich noch hinzufügen, denn es greift von einem zum andern. Weil im Auslande die großen, von mir erwähnten Organisationen feindlicher Art geschaffen worden sind und weil andererseits sich ein Wettlauf von Österreich und Deutschland beim Ankauf im Auslande ergab, gleichzeitig auch von den einzelnen Kommunen Deutschlands untereinander, so hat sich die Notwendigkeit herausgestellt, eine Organisation, die ursprünglich von Hamburg ausging und auf Veranlassung der Hamburg-Amerika-Linie eingerichtet wurde, den sogenannten Reichseinkauf, weiter auszudehnen und zu der berühmten und viel befehdeten Z.E.G., der Zentraleinkaufs­ gesellschaft, auszubauen, deren Aufgabe es ist, im Auslande möglichst viel für Deutschland einzukaufen. Sie hat es nicht immer verstanden, Hand in Hand mit dem deutschen Auslandhandel zu gehen, und sie hat nach manchen Richtungen wohl auch zu bürokratisch gearbeitet. Immerhin muß man doch sagen, wenn auch im einzelnen vieles verfehlt ist, die Grundlage der Zentralisierung wird auch von dem Handel selbst als richtig anerkannt, wenigstens von dem größten Teile desselben. In den Erörterungen, die mit der Zentraleinkaufsgesellschaft geführt worden sind, in denen diese ihre Grundzüge und ihre Absichten dargelegt hat, ist das immer und immer wieder anerkannt worden. Wünschenswert wäre nur hier, wie bei allen Organisationen, die zum Teil gerade auf dem Gebiete des Ernährungswesens nicht Organisationen, sondem mechanische Ver­ anstaltungen sind, daß wir in viel höherem Maße, als es jetzt der Fall ist, in all diese Dinge den genossenschaftlichen Geist hineintragen, daß sie viel mehr von unten aufgebaut werden, aufgebaut unter Mitwirkung der beteiligten Kreise, als es jetzt geschehen ist, wo sie uns patriarchalisch von den Behörden auf den Kopf gesetzt werden. Nun die Organisation des Heeresbedarfs. Es war gleich nach der Mobilmachung — Walter Rathenau erzählt das sehr reizvoll in seinen Erinnerungen —, als er in den ersten Tagen des August den damaligen Kriegsminister v. Falkenhayn anrief und ihn bat, ihm eine Unterredung zu gewähren, und wie er ihm da auseinandersetzte, in welcher schwierigen industriellen Situation hinsichtlich der Beschaffung der Roh­ stoffe sich Deutschland befinde, nachdem England uns den Krieg erklärt habe, und wie es dringend notwendig sei, eine Organisation nach der Richtung zu schaffen und daß diese Organisation vom Kriegsministerium in die Hand genommen werden müsse. Wenn der Generaldirektor der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschast dem Kriegsminister etwas der­ artiges sagt, so muß das selbstverständlich auf den Kriegsminister Ein­ druck machen. Herr v. Falkenhayn hörte sich die Sache an und, als die Unterredung zu Ende war, sagte er: Ich stimme Ihnen vollkommen bei und bin der Meinung, daß Sie, verehrter Herr Rathenau, die Sache indie Hand nehmen. So wurde an dem Abend die Kriegsrohstoffabteilung des Kriegsministeriums geschaffen, die zunächst Walter Rathenau leitete. Nach einem halben Jahre gab er die Leitung ab. Sie liegt seitdem in den

115 Händen des jetzigen Oberstleutnants K ö t h, eines, wie ich wohl auch öffentlich sagen darf, ganz hervorragenden und weitblickenden Offiziers, der sich ein ungemein tiefgehendes Verständnis unseres Wirtschaftslebens angeeignet hat. Die erste Aufgabe war, daß unsere Heeresführung so viel wie möglich an notwendigen Rohstoffen nach Deutschland hineinbekommt. Die zweite Aufgabe war, die Rohstoffe, die wir in Deutschland haben, für das Heer festzustellen, zu mobilisieren, wie man es nennt, zu ge­ brauchen, zu verwerten, und endlich drittens, so viel wie möglich neue Rohstoffe aus eigenen Materialien zu schaffen. Nach allen drei Richtungen hin ist die Organisation weit über das hinausgegangen, was man am Anfang gedacht hat. Wir haben in großem Umfang, namentlich noch in den ersten Jahren des Krieges, Kupfer, Zinn und alles mögliche, was notwendig war, aus dem Auslande herein­ geschafft. Aber diese Quellen sind immer spärlicher und spärlicher ge­ worden, und immer mehr sind wir auf das angewiesen, was wir haben. So kamen denn zunächst die Bestandsaufnahmen, zunächst durch Bekannt­ machungen der einzelnen kommandierenden Generale. Dann fand eine Einigung der Kriegsministerien statt und die kommandierenden Generale erlassen nunmehr die Sache einheitlich auf Veranlassung des Kriegs­ ministeriums. Sie alle kennen diese Bekanntmachungen, die an den Säulen und in den Postämtern angeschlagen sind. Heute ist es Gummi, morgen Aluminium, übermorgen ist es Papier, und in der nächsten Woche sind es irgendwelche Textilien, und so geht es das ganze Gebiet unseres Wirtschaftslebens hindurch.

Dann wurden in dem ersten Abschnitt des Krieges zunächst große Gesellschaften geschaffen, die ja weithin bekannt geworden sind: die Kriegsmetallaktiengesellschaft, die Kriegschemikalien-, die Kriegsleder- und andere Gesellschaften, welche die Bewirtschaftung dieser nunmehr fest­ gestellten Vorräte, sei es, daß sie aus dem Auslande hereingeführt wurden, sei es, daß sie im Jnlande sind, übernahmen. In dem zweiten Abschnitt des Krieges, seit etwa zwei Jahren, ist man zu einem anderen Wege über­ gegangen. Da hat man das Prinzip der Kriegsgesellschaften verlassen und schafft jetzt sogenannte Kriegsausschüsse, die Selbstverwaltungskörper der einzelnen Industrien sind und in engster Fühlung mit dem KriegsMinisterium die Bewirtschaftung und Verteilung dieser Waren über­ nehmen. So haben wir beispielsweise einen Baumwollkriegsausschuß, einen Flachskriegsausschuß, einen Jutekriegsausschuß usw. Ich persönlich gehöre allein etwa zwei Dutzend solcher Ausschüsse an.

(Große Heiterkeit.) Nun, m. H., das Ergebnis ist-natürlich für den einzelnen nicht immer erfreulich. Nehmen wir einmal das Textilfach an. Da kommt erst eine Verfügung: Bestandsaufnahme über Baumwollgewebe. Schön, da muß der betreffende Kaufmann sich hinsetzen und angeben, wieviel er hat. Dann kommt nach einiger Zeit Beschlagnahme der Baumw. g^ ioe Vor­ her ist in der Regel schon eine Höchstpreisbestimmu-g ujh Baumwoll­ gewebe ergangen. Diese neue Form der Beschlagru.. c i,t von Herrn

116 Rechtsanwalt Crecelius schon erwähnt worden. Früher bestand die Beschlagnahme darin, daß der Polizist die Sache gleich wegnahm. Jetzt ist es etwas anderes. Beschlagnahme heißt jetzt: deine Ware steht zur Verfügung des Reichs, für die Zwecke der Kriegführung; vorläufig be­ hältst du sie, du hast sie pfleglich zu bewirtschaften — in der neueren Zeit Äpfel, Bimen, Pflaumen; sie sollen pfleglich bewirtschaft werden, werden es aber nicht —, (Heiterkeit) wenn ich sie verlange, hast du sie auszuliefern, vielleicht beschlagnahme ich sie gar nicht. So wurden vor Wochen Glocken beschlagnahmt, jetzt be­ schlagnahmt man Denkmäler. Es findet eine Bestandsaufnahme der Denkmäler aus Bronze statt. Nach einiger Zeit wird die Beschlagnahme kommen, und dauert der Krieg noch lange, so wird man eines schönen Tages die Denkmäler auch wegholen und wird sie in den Schmelzofen hineinbringen. Bei vielen ist es nicht gerade sehr schade. (Heiterkeit.) Man wird hier und da wünschen, daß aus Versehen noch eine Anzahl von Marmordenkmälern mitgenommen werden. (Erneute Heiterkeit.) Nun, m. H., das ist der Inhalt dieser Kriegswirtschaft. Sie hat immer weitere Kreise erfaßt, sie umfaßt heute fast das ganze Wirtschafts­ leben. Dazu ist nun etwas anderes in neuester Zeit gekommen, worauf Herr Rechtsanwalt Crecelius schon hingewiesen hat. Ich möchte es von der materiellen Seite betrachten. Da wir heute Kohlen, Eisen weniger haben, als wir für das Wirtschaftsleben im ganzen brauchen, auch manche anderen Dinge, z. B. Zinn, so muß auch da nach vielen Richtungen hin die schwere Hand des Staates eingreifen, auch wenn es den einzelnen gegenüber unter Umständen ungemein hart erscheint. Nun, m. H., jetzt kommt das Härteste und Schlimmste auf persön­ lichem Gebiet, das Hilfsdienstgesetz, das gesagt hat: wir greifen bis zum 60. Jahre in die Volkskraft hinein, dann steht die ganze Generation vom 17. bis zum 60. Jahr zur Verfügung, jeder darf da verwendet werden, wo er für Heereszwecke am wichtigsten erscheint. Daß da Dumm­ heiten und Mißgriffe gemacht werden, haben wir gehört, so wenn der Leiter einer großen Gesellschaft oder ein Genossenschaftsrevisor in ein Büro gesetzt werden, um Listen zu schreiben. Dummheiten sind dazu da, daß sie gemacht werden; aber das Prinzip des Hilfsdienstgesetzes ist etwas Großes. Was wir hier geschaffen haben, ist etwas, was die Nach­ welt an uns bewundern wird, sie wird es bewundem, daß wir diesen Entschluß gefaßt haben. Das ist die persönliche Seite des Gesetzes, wo­ nach das ganze deutsche Volk mobil gemacht wird. Nun kommt die sachliche Seite. Wir haben nicht genug Kohlen. So müssen wir die Kohlen verbrauchen nach der Wichtigkeit und Dringlichkeit für die Heereslieferungen. Wir haben mit Recht gesagt: der Dringlichkeit der Heeres­ lieferungen steht gleich der Hausbrand. Wenig zu essen und dabei zu frieren und nichts zu trinken — Sie wissen, es gibt jetzt kein Bier — das

117 alles drei zusammengenommen, hält der Deutsche schwer aus. Insbesondere muß jetzt geprüft werden, wo Kohlen notwendig sind und wo an Kohlen gespart werden kann. Und da hilft nichts anderes, als daß wir zu Stillegungen kommen. Betriebe in der Industrie bis hinein in das Handwerk werden einfach dadurch still­ gelegt werden, daß sie keine Kohlen bekommen, ebenso große Teile der Eisenindustrie, indem sie kein Eisen bekommen. In der Textil- und Lederindustrie arbeiten jetzt nur etwa 10 % der vorhandenen Fabriken. Der Begriff der höchstleistungsfähigen Betriebe im Gegensatz zu den stillgelegten Betrieben ist etwas Neues, was in unserer Kriegswirtschaft erst seit den letzten Monaten eingeführt ist, es ist auch etwas ungemein Hartes, wenn man bedenkt, was auch Sie als Genossenschafter berührt, daß unser deutscher gewerblicher Mittelstand dadurch in seinem Lebens­ mark getroffen wird. Es wird ungemein schwer sein, diese Entwicklung nach dem Kriege wieder rückwärts zu revidieren. Ich fürchte, daß eine Folge dieses Krieges eine starke Konzentration unseres Wirtschaftslebens sein wird, die wir nach dem Kriege kaum wieder rückgängig werden machen können. Und das geht auf Kosten unseres selbständigen gewerblichen Mittelstandes. Aber im Kriege fällt so viel edles Leben und edles Gut, daß wir auch das tragen müssen. Und nun lassen Sie mich zum Schluß kommen. Ich habe versucht, Ihnen die Grundlagen der deutschen Kriegswirtschaft zu schildern, ich habe versucht, einzelnes aus unserer deutschen Kriegswirtschaft heraus­ zuheben. Vielleicht ist es mir gelungen, das eine oder das andere, was weniger bekannt ist, Ihnen vorzuführen. Das Ergebnis ist doch das, daß wir hoffen dürfen, trotz der vielen Mängel und trotz der unerfreu­ lichen Erscheinungen, die Kettenhandel und Kriegswucher uns leider ge­ bracht haben, auf Grund dieser Organisation durchzuhalten und durchzukommm, und daß wir am Schluß das alte Wort, das jetzt 400 Jahre alt ist, unseren Feinden entgegenhalten dürfen: „Willst du im Kriege Unglück han, so fange mit den Deutschen an!"

(Lebhafter wiederholter Beifall und Händeklatschen.) Vorsitzender Verbandsdirektor Justizrat Dr. Alberti (Wiesbaden): M. H., auch dieser Punkt unserer Tagesordnung ist in glänzender Weise erledigt worden. Ich spreche dafür dem Herrn Berichterstatter unseren herzlichen Dank aus. Er hat gefragt, ob er noch weiter reden dürfe, da die Zeit schon weit vorgeschritten sei. Sie alle haben nicht widersprocken, denn sie folgten seinen Ausführungen mit gespannter Aufmerksamkeit. Das ist es, was wir mit unseren Vorträgen erzielen wollen, daß sie im Mittelpunkt unserer Verhandlungen stehen.

Wir haben nur noch einen Punkt auf unserer Tagesordnung: IX. Beschlußfassung über den Ort des nächsten Genoffenschaftstages.

Wir mußten diesen Punkt auf die Tagesordnung setzen. Aber wir können Ihnen heute noch keine Vorschläge über den Ort des nächsten Genossenschaftstages unterbreiten, da wir heute noch nicht übersehen können, wie in dem nächsten Jahre die Verhältnisse sein werden. Des-

118 halb bitte ich Sie, den Engeren Ausschuß zu ermächtigen, daß er in dieser Beziehung das Nötige für das nächste Jahr anordnet und den Genossen­ schaftstag an einem Orte zusammenberuft, den er für geeignet hält. (Sein Widerspruch.)

M. H., wir sind am Ende unserer Beratungen angekommen, und es bleibt mir nur noch übrig. Ihnen allen, die Sie mit reger Aufmerksamkeit an unseren Verhandlungen teilgenommen haben, unseren herzlichen Dank auszusprechen. Wir können feststellen, daß der Saal so gut besetzt ge­ wesen ist, wie wir es nur wünschen konnten. Diesen herzlichen Dank wiederhole ich an die Herren Berichterstatter, insbesondere, soweit die Herren noch unsere Ehrengäste sind. Ich erstatte den Dank auch an die Herren von der Presse und an den Herrn Stenographen. Allen diesen Herren sind heute große Aufgaben gestellt worden; durch ihre freudige Mitwirkung haben sie zu dem Gelingen unseres Genossenschaftstages bei­ getragen. Wir haben vier Jahre verfließen lassen müssen, bis ein Ge­ nossenschaftstag heute wieder stattfinden konnte. Wir hoffen nicht, daß eine so große Unterbrechung wieder eintreten wird, sondern daß uns recht bald der Friede geschenkt werden wird, und daß wir dann im Frieden weiter arbeiten können an dem großen Werk, an der Freiheit und der Fördemng der wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland. Mit dem Wunsche, daß uns das recht bald beschicken sein möge, schließe ich unsere heutigen Verhandlungen. (Lebhaftes Bravo!) Verbandsdirektor Kurz (Stettin): M. H., wir haben so viele Dank­ sagungen eben gehört, aber es sind doch manche vergessen worden, und das wollen wir jetzt nachholen. Wir haben zunächst zu danken dem Herrn An­ walt und dem Herm Stellvertreter des Anwalts, dem ganzen Büropersonal der Anwaltschaft und dem Verein zur Förderung Eisenachs und des Fremdenverkehrs in Eisenach für die vorzügliche Vorbereitung dieses Ge­ nossenschaftstages. Wir haben ferner unserem verehrten Herrn Vor­ sitzenden für die bewährte Leitung der Geschäfte zu danken. Ich bitte Sie, diesem Dank dadurch Ausdruck zu geben, daß Sie sich von Ihren Sitzen erheben. (Die Versammlung kommt unter lebhaftem Beifall dieser Auffordemng nach.)

(Schluß der Sitzung 5 Uhr 55 Minuten.)

V.

Rechnung und Voranschlag der

Einnahme» und Ausgaben -es Allgemeinen Uerban-es -er auf Selbsthilfe beruhen-en -entfchen Erwerbs- «n- Wirtfchaftsgenossenfchaften, e. U.

Htechnnng über die Einnahme«, Ausgaben vnd Seftände -er Lasse des Allgemeinen Verbandes der auf Selbsthilfe beruhenden deutschen Erwerbs- und Wirtschastsgenossenschasten e. v. für das Jahr 1916. E E s

s:

Gegenstand

1836,31 >1779,89



168 —

1913

1914

1915

1916

A

A

A

A

Transport 2057,26 2004,80 1836,31 1779,89 905. Salzmünde, Konsumverein für Salzmünde und Um­ gegend, b. H., Herr Carl Bräuer. — Herr Weghenkel 906. Sangerhausen, Beamten-Wirtschastsverein f. S., b. H., Herr Albert Gottschalk. — Herr Karl Rokohl.... 907. Sankt-Andreasberg, Konsumverein, b. H., Herr Brauns. — Herr Weiß....................................................... 908. Schafstädt (Bez. Halle a. S.), Konsumverein, b. H., Herr O. Heinemann. — Herr B. Brechtel.................. 909. Schköna, Wirtschaftsverein, b. H., Herr Carl Lösche. — Herr Aug. Schmidt....................................................... 910. Schladen a. Harz, Konsumverein, b. H., Herr Wilh. Unverhau. — Herr F. Bauer................... .... 911. Schlaitz (Bez. Halle), Konsumverein zu Schlaitz, b. H., Herr G. Bär. — Herr Wilh. Herrmann....................... 912. Schmiedebach b. Lehesten i. Thür., Konsumverein, b. H., Herr Lemnitz. — Herr Ed. Rost..................................... 913. Schöningen, Konsumverein, b. H., Herr ? — Herr ? ............................................................................. 914. Schönhagen (Hannover), Konsumverein, b. H., Herr K. Brandt. — Herr Steingräber.....................................

915. Schwemsal (Post Düben), Konsumverein Schwemsal, b. H., Herr Martin. — Herr Kittler........................... 916. Sebexen b. Kreiensen, Konsumverein, b. H., Herr Wilh. Kruse — Herr Aug. Kruse.............................................. 917. Sonneberg i. Thür., Neuer Konsum- und Produktivverein für Sonneberg und Umgegend, b. H., Herr Herm. Dressel. — Herr Eppler.................................................. 918. Steigra b. Ouerfurt, Konsumverein, u. H., Herr Lauten­ schläger. — Herr F. Panzer.............................................. 919. Steina bei Herzberg im Harz, Konsumverein, b. H., Herr L. Müller. — Herr Pfannenschmidt.................. 920. Stiege, Konsumverein Stiege, b. H., Herr Fr. Rienäcker. — Herr Fr. Wöhler........................................................... 921. Stöckey (Post Tettenborn), Konsumverein, b. H., Herr Polle. — Herr G. Aderhold I......................................... 922. Tettenborn, Konsumverein Tettenborn, b. H., Herr Fr. Hieser. — Herr K. Engelmann ...... 923. Thiede, Konsumverein Thiede, b. H., Herr W. Bahldiek. — Herr Alb. Sievers....................................................... 924. Torgau, Wirtschaftsverein, b. H., Herr Woche. — Herr Schreyer.................................................................................. 925. Trebitz a. Elbe, Konsumverein Trebitz a. E. und Um­ gegend, b. H., Herr Nowak. — Herr Wilh. Huth . .

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25,10

18,40

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12,15 10,10,11,40 926. Uelzen, Haushaltsverein für Eisenbahnbeamte u. Arbeiter, b. H., Herr Bollmann. — Herr C. Heinemann, Reg.-Rat 19,35 15,65 19,30 17,70 927. Upen (Post Othftesen), Konsumverein Upen, b. H., Herr 10,10,10,W. Fricke. — Herr A. Jbenthal....................... 10,928. Uslar, Uslarer Konsumverein, b. H., Herr Chr. Fricke. 12,65 10,50 — Herr Wöhlking................................................................ 11,45 11,30 929. Wansleben (Amtsbez. Langenbogen), Allgem. Konsum­ verein Wansleben, b. H., Herr Gehlmann. — Herr 10,Weniger.................................................................................. 10,10,10,930. Warberg (Braunschweig), Konsumverein Warberg, b. H., 10,Herr H. Mellin. — Herr K. Bahldiek........................... 10,10,10,931. Wasserleben, Konsumverein, u. H., Herr R. Elies. — 12,10 10,10,11,20 Herr v. Hoss......................................................................... Transport

-

Badenhausen, Konsumverein............................................. Bennstedt, Konsumverein.................................................. Harriehausen, Konsumverein............................................. Rotha, Konsumverein...........................................................

2 10 -s

21 -

. . . . . . . . . . . .

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30,— 26,11 79,41 33,10 31,40 10,49,10 14,70 10,14,20

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1010,10,10,-

.

Für 1915:

.

. .

M 338,02

VI.

Liste der Verbandsgenossenschaften

38 39 Nchern. 40 Adelsheim. 41 Ahle« i. W. 42 43 Aken al E., Sp.- u. V.-B. 44 Akt« a. E., Bank-V. 45 Allcuburg. Alleuftein, Vereinsbank. 46 Alleuftein, Ost- u. Westprenß. 47 48 Berb.-K. Allstedt. 49 50 Alsenz. Alsfeld, V.-B. 51 Alsfeld, Bks.-Bk. 52 Altenburg. 53 Altdorf. 54 Altona, Alto». Bk.-Ver. 55 Altona, Kred.-Bank von 1870. 56 Altona, Genofs.-Äk. 57 Alzenau. 58 Amberg. 59 Amorbach. Augerburg. 60 Angermünde. ArnSwalde. 61 62 Arolsen. Aschaffenburg. 63 Aue i. Erzgeb. 64 Auerbach L Voigtl. 65 Augsburg. 66 Auma. 67 Babeuhause«. 68 Baden. 69 Badrn-Lichtental. Bad Türkheim. 70 Bad Ranheim. 71 Bad Orb. Bad Wildunge«. 72 Bahn.

». Krr-itgeiloffeulchaftku.*)

1 2 3 4 5 6 7 8

28 28 18 9 9 14 14 14

9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37

27 15 6 25 27 5 12 12 12 5 5 5 14 16 16 18 5 22 22 1 27 25 28 28 15 6 10 6 16

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N r.

Verbandes

Nummer

Kreditgenossenschaften rc.

Laufende

des

N r.

Verbandes

Nummer

Laufende

«ach dem Alphabet «nd «ach de« He«offenschaftsgatt««ge« geordnet.

12 14 11 23 29 9 16 20 11 15 27 27 18 — — 2 — — 2 2 2 2

2 — 2

— 2 2 — 2 2 — 2

2 —

*) Dürkheim, Nauheim, Orb, Wilduugen siehe unter „Bad".

Kreditgenossenschaften rc.. Barmstedt. Bartenstein. Barth. Banerwitz. Beelitz. Beetzendorf. Belgard i. P. Belgern. Bergen auf Rügen. Bergzabern. Berka a. Ilm. Berka a. Werra. Berleburg. Berlin, Kriegskreditkasse Berlin, Stralauer Stadtv. Berlin, Friedrichstadt. Berlin, Louisenstädt. Bank. Berlin, Alt-Berlin. Berlin, Kred.- u. Sp.-Bk. Berlin, Wedding. Berlin, Louisenstädt. Gen.-Bk. Berlin, Allg. Beamten-Sp.- u. Darl.-B. Berlin, Kred.-V. der Oranien­ burger Vorstadt. Berlin, Dresdner Bk. (Gen.-Abt.) Berlin, Genossenschafts-Bank für Gastwirte und Industrielle. Berlin, Gen.-Bk. Moabit. Berlin, Centr.,Kred.-Bk. Berlin, Gastw.-Bank rc. Berlin, Kr.-Bk. Nordost. Berlin, Bk. f. Handel u. Gew. Berlin, Berliner Sp.- u. Kr.-B. Berlin, Bk.-B. Gesundbrunnen. Berlin, Berliner MittelstandsBank. Berlin, Königstädtische Sp.- u. Darl.-K. Berlin, Berl. Kr.- u. Hdls.-Dk.

73 74 75

2 2 2

76 77 78 79 80 81 82. 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 — 100 101 102 — 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124

2 2 — 16 23 23 23 10 20 10 6 18 13 10 14 14 14 9 9 27 27 25 15 9 — 17 10 18 12 22 28 12 29 10 10 9 12 20 13 23 23 23 23 28 23 14 2 17 17 28

Berlin, Berl. Kredit-Bk. Berlin, BereinSbk. Berlin, Deutscher Bürger-Sp.u. Kr.-B. Berlin, Deutsche Zentr..Gen. Berlin, Friedrbg. Bank. Berlin, Allgem. BerkehrSbank. Berlinchen. Bernstadt. Benthe« O.-Schl., B.-B. Beulheu, Disch. Volksbank. Bieber. Bibra. Biebrich. Biedenkopf. Bielefeld. Birkendors lbad. Schwarzwald). Birstei«. Bischossburg. Bischosstei«. Bischosswerder. Bismark. Blankenburg a. Harz. Blankenburg i. Th. Blankenhain. Bleichenbach. Bliescastel. Blomberg. Bockenherm (siehe Frankfurt). Bojanowo. Bonames. Boppard. Bornheim (siehe Frankfurt). Bornhöved. Borstendorf. Boxberg. Bramstedt. Brandenburg a. H. Brandobernoors. Braubach. Braunschweig. Bredstedt. Brehua. Breisach. Breslau, V.-B. Breslau, Bolks-B. Breslau, Sp - u. D.-B. Breslau, Bk. f. Haus- u. Grdbesitz. Bretten. Brieg. Briesen.W.-Pr. Britz. Bromberg, Gew.-B. Bromberg, B.-V. Bruchsal.

125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179

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28 6 28 27 16 11 23 12 9 22 27 6 18 9 10 27 16 23 18 6 6 10 22 14 22 18 27 9 27 18 29 18 16 16 6 23 23 7 — 11 10 17 7 20 16 14 14 27 17 15 11 13 14 14 114

Kreditgenossenschaften rc. Bucht«. Büdiugm. Bühl. Bürgel. Bütow. Bützow. Buuzla«. Barg i. Dithm. Bnrg b. Magdeburg. Bnrkhardtsdors. Buttstädt. Butzbach. Calcar. Calvörde. Camberg. Camburg. Cammiu. Canth. Corde» a. M. Caffel Kr.-B. Cassel, C.'er Genoff.-Bl. Canb. Chemnitz. Christburg. Claußnitz b. Biehnenmühle Coblenz. Coburg. Cochstedt. Cölleda. Cöln. Cöpenick, Kr.-B. Cörreujig. Cösli«. Colberg. Corbach. Cosel, B.-B. Cosel, Hyp.-Bers.- u. Tilg.-B Cottbus, BereinSbk. Crailsheim. Crivitz. Cronberg Crone (Brahe). Croffe» a. O. Crossen b. Zeitz. Cüftri«. Culm. Culmsee. CurSdors. Czempi«. Dahn. Damgarte«. Dangstette« (Amt Waldshut). Danzig, Bank-B. Dauzig, Hausbes.-Bk. Danzig-Langsuhr, Kr.-B.

180 14 Danzig-Langfubr, Kred.-B.

181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233

14 25 20 11 27 20 14 25 27 10 10 1 1 14 12 11 17 13 16 14 22 10 20 28 27 5 28 25 2 20 18 12 15 9 1 10 9 13 20 27 27 12 5 10 10 13 13 28 5 6 28 28 22

Deutscher Apotheker. Darkehmeu. Darmstadt. Delitzsch. Demmin. Dermbach. Dessau. Deutsch-Crone. Dieburg. Dietrudors. Diez. Dillenburg. Dillingen a. Donau. Dinkelsbühl. Dirschan. Diffan b. Lübeck. Doberan. Dobrzyca. Donaueschingen. Drambura. Dreugsurt. Dresden. Driedorf. Düben. Durlach. Ebeleben. Ebensseld. Eberbach a. N. Eberftadt. Eberswalde. Eckartsberga. Eckenhageu. Eckernförde. Edenkoben. Egeln. Eggenfelden. Erbelshausen. Eichenbarleben. Eigeltingen. Eilenburx. Eisenberg. Eisfeld. Elmshorn. Eltmann, B.-B. Eltville. Emmerichenhain. Endingeu. Engen. Eppingeu. Erlangen. Eschwege. Ettenheim. Ettlingen. Euba.

£L ss Äg 5 a ovSt

234 235 236 237 238 239 240 241 242 243

des

Kreditgenossenschaften rc.

N r.

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Verbandes

Verbandes

1

des

N r.

Nummer

Laufende

ii

203

17 Exin. 11 Feldberg. 28 Feudenheim. 16 Fiddichow. 17 Filehne. 10 Flörsheim. 7 Forst N.-L. 10 Framersheim. 10 Frankfurt a. M., Gew.-Kasse. — Frankfurt a. M., Dresdner Bk.

244 10 245 10

246 10 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284

Kreditgenossenschaften rc.

10 10 10 10 13 23 20 14 23 6 16 23 11 27 2 29 7 25 6 11 13 9 12 14 16 18 27 10 10 28 9 27 27 — 28 5 27 6

(Gen.-Abt). Frankfurt a. M., Sp.- u. D.-K. von Beamten. Frankfurt a. M., Sp.- u. B.-B. von Eisenb.-Beamten. Frankfurt a. M., Handels- u. Gew.-Bk. Fraukfnrt-Bockenheim. Frankfurt-Bornheim. Frankfurt' Niederrad. Frankfurt-Seckbach. Freiburg, i. B. Freiburg i. Schl. Freyburg a. U. Freystadt W.-Pr. Freystadt (N.-Sch.). Friedberg i. H. Friedeberg N/M. Friedland (R-B. Breslau) Friedland i. Mecklbg. Friedrichroda. Frredrrchshagen. Friesack. Fürsteuberg a. O. Fürth i. Odenwald. Fulda. Gadebusch. Gailingeu. Gardelegen. Garding. Garnsee. Gartz a. O. Geilenkirchen-Hünshoven, A.-G. Geisa. Geisenheim, V.- u. K.-V. Geisenheim, Spar- u. Leihkasse. Gengenbach. Genthin. Gera bei Elgersburg. Gera (Reuß), G'er Bk. Gerabronn. Gernsbach. Gerolzhofen. Gerstungen. Gießen.

285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322 323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339

10 6 25 1! 2 23 27 23 23 23 6 15 7 23 11 18 14 23 14 23 10 12

Gilgenbnrg. Gladbach (München). Glan-Münchweiler. Glatz. Glauchau. Gleiwitz. Glogan. Glückstadt. Gnoien. Görlitz, Galdap. Goldberg i. Schl. Goldberg i. Mecklbg. Gollme. Gollnow. Gollub. Gommern. Gotha. Gräfenhainichen. Gräfenroda. Gräfenthal. Gräfinan. Grätz. Grävenwiesbach. Gransee. Grauoenz. Gravenstein. Greifenhagen. Greifswald. Greiz. Grenzhaufen. Grevesmühlen, Bereins.Bk. Grevesmühlen, V-B. Griesheim, B .B. Griesheim, Sp.- u. Hilfs-V. Großalmerode. Groß-Gerau. Groß-Lichterfelde. Groß-Strehlitz. Groß-Tabarz. Groh-Wartenberg. Grotttau. Grünberg i. Schlesien. Grünberg i. Hessen. Grünstadt. Gnben. Guhrau. Güstrow. Gütersloh. Gumbinnen. Gnttentag. Gnttftadt. Habelschwerdt. Hachenburg (Westerwald). Hademarschen.

340 341 342 343 344 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355 356 357 358 359 360 361 362 363 364 365 366 367 368 369 370 371 372 373 374 375 376 377 378 379 3b0 381 382 383 384 385 386 387 388 389 390 391 392 393 394

deS

N r.

Verbandes

Nummer

]

14 18 15 23 23 22 23 12 11 7 14 23 11 20 16 14 9 27 20 27 27 27 17 10 II 29 i 14 II 12 j 16 11 1 27 101 11 11 101

Kreditgenossenschaften rc.

Laufende

des

N r.

Verbandes

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Laufende

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204

11 13 10 7 9 — 12 9 — 28 27 27 9 10 29 23 12 12 28 28 14 14 20 27 27 5 9 25 10 20 27 23 10 27 13 23 23 28 10 1011 20 1 17 14 121

Kreditgenofsenschaften rc.

Hagenow i. Mecklbg. Hagenau (Amt Ueberling., Bad.) Harger. Halbau. Halberstadt. Hanau. Hanerau. Hannover, Gew.-Bk. Hannover, Vorschußvereinsbk. Hardheim. Harras bei Eisfeld. Hasenthal. Hasselfelde. Hattersheim. Havelberg. Haynau. Heide, Bks.-Bk. Heide, Nordwestd. Berb.-Kasse Heidelberg, Gew.-Bk. Heidelberg, Volks-Bk. Heilsberg. Heinrichswalde. Helbra. Heldburg. Helmershausen. Helmbrechts. Helmstedt. Heppenheim. Herborn. Heringen. Hermsdorf S.-Altbg. Herrnstadt. Herschbach. Hildburghansen.

Hilzingen. Hindenburg O./Schl. Hirschberg. Hockenheim. Höchst a. M. Höhr. Hohenmölsen. Hohensalza. Hohenstein O.-Pr. Hohenwestedt 10 Holzappel. 6 Homberg (Reg.-Bez. Caffel). 101 Homburg v. d. Höhe. 15 Homburg (Pfalz). 9 Hornburg. 13 i Hüfingen. 12 Husum. Ichenhausen. 1 27 Ichtershausen. 10 Idstein. 20 Jessen (Bez. Halle).

Jestetten. Insterburg. Johamnsburg. Itzehoe. Judenbach. Kaiserslautern. Kalkberge. Kaltennordheim. Kandel. Kandern. Kappelrodeck (Amt Achern.) Karlsruhe. Karlsrnhe-Mühlbnrg. Kätscher. Kattowitz. Kaukehmen. Kelsterbach. Kemberg. Kempen. Kempten. Kiel-Gaarden. Kirberg. Kirchberg. Kirchen a. S. Kirchheim b. Heidelberg. Kirchheimbolanden. Kitzingen. Klein-Gerau. Klingenberg. Knielingen. Kochlowitz. König. Königsberg N.-M. Königsberg i. Pr., K.-Ges. Königsberg i. Pr., Ldl. G -B. I Königsee. i Königshütte. Königslutter. Königstein a/Elbe. -Königstein i. Taunus. i Königs-Wnsterhansen. 1 Kösen. Konitz. Konstanz. Kosten. Krappitz. Krautheim. Kremmen. Kreuz a/Ostbahn. Kreuzbnrg O.-Pr. Kreuzburg a. d. Werra. Krenzburg O.-Schl. Kreuznach. Kröpelin. 1 Krotoschiu.

Nummer

395 13 396 14 397 14 398 112 399 1 27 40t) 1 15 4ol 29 402 27 403 15 404 13 405 28 406 28 407 28 408 23 409 23 410 14 411 25 412 20 413 17 414 1 415 12 416 10 417 22 418 18 419 28 420 15 4211 5 422' 25 423, 5 424 28 425 | 23 426 25 427 1 16 428 14 429 14 430 27 431 23 432 9 433 22 434 10 435 7 436 20 437 — 438 13 439 17 440 23 441 28 442 29 443 17 444 14 445 27 446 23 447 10 448 11 449 17

Kreditgenossenschasten rc.

ZI °s 0.

Kreditgenossenschaften rc.

450 451 452 453 454 455 456 457 458 459 460 461 462 463 464 465 466 467 468 469 470 471 472 473 474 475 476 477 478 479 480 481 482 483 484 485 486 487 488 489 490 491 492 493 494 495 496 497 498 499 500 501 502 503 504

5 15 29 11 18 16 14 28 18 5 28 25 23 16 14 9 27 10 10 11 23 12 16 27 6 15 12 28 29 22 22 27. 29 23 23 14 22 27 5 22 23 27 6 27 5 23 23 10 17 27 22 14 13 13 14

Kulmbach. Kusel. Kyritz. Laage h M. Laasphe. Labes. Labian. Ladenburg. Lage t. L. Lahm i. Jtzgrund. Lahr. Lampertheim. Landeshnt i. Schl. Landsberg a. d. W. Landsberg O.-Pr. Langelsheim. Langensalza. Langenschwalbach. Langenselbold. Lassan. Lauban. Lauenbnrg a. E., V.-V. Lanenburg i. P., Darl.-K. Lauscha. Lauterbach. Lauterecke«. Leck. Legelshurst. Lehnin. Lerpzig, Spar- n. Gew.-B. Leipzig, Leipz. Bk-Verein. Lengsseld. Lenzen. Leobschütz, Volks-B. Leobschütz, V.-B. Lessen W.-Pr. Leubödors. Leutenberg. Leutershausen. Leutzsch b. Leipzig. Lewin. Lichte b. Wallendorf i. S.-M. Lichtenan i. Hessen. Lichtenhain. Lichtenfels i. Bayern. Lieguitz, K.-V. Liegnitz, V.-V. Limburg a. Lahn. Liffa. Lobensteiu. Lobstädt. Löbau W.-Pr. Löffingen (Baden). Lörrach. Lötzen.

Laufende

ves

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Verbandes

Nummer

Laufende

205

505 506 507 508 509 510 511 512 513 514 515 516 517 518 519 520 521

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Löwen. Loitz. Lorsch. Lubliuitz. Lucka«. Luckenwalde. Ludwigsstadt. Lübben. Lübbenan. Lübeck, Bk. f. Hdl. u. Gew. Lübeck, Kred.-Bk. L. Lübtheen. Lübz» Lyck, Kred.-V. Lyck, B.-B. Magdala. Magdeburg, Sp.- «. B.-V. d. Eisenb.-Beamt. Mainz. Malchin. Malchow. Maunheim, Gew.-Bk. Mansfeld. Marbach (Flöhatal). Marburg. Marggrabowa, K.-Ges. Marggrabowa, V.-B. Marienberg. Marienwerder. Markdorf. Marktbreit. Markt-Oberdors. Marne. Maffow. Maulbronn. Mehlsack. Mnningen. Meisenheim. Meinen. Mellenbach i. Thür. Melsungen. Memmelsdorf L Unterst. Mergentheim. Merseburg. Meschede. Meseritz. Meßkirch, B.-V. Metzkirch, K.-K. Menselbach. Meyenburg (Priegnitz). Miesbach. Miltenberg. Mirow. Mittelschreibendors, Kred.-, u Kons.-B.

558 559 560 561 562 563 564 565 566 567 568 569 570 571 572 573 574 575 576 577 578 579 580 581 582 583 584 585 586 587 588 589 590 591 592 593 594 595 596 597 598 599 600 601 602 603 604 605 606 607 608 609 610 611 612

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Nr

Verbandes

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Kreditgenossenschaften rc.

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206

13 25 18 14 10 28 17 20 22 20 27 27 13 1 27 25 10 23 17 23 10 29 16 23 28 28 14 23 11 11 16 14 9 27 25 22 — 2 14 12 — 18 23 29 23 15 27 23 27 12 29 13 16 11 17

Kreditgenossenschaften rc. Möhringen a. D. Mörfelden. Mors. Mohrungen. Montabaur. Mosbach. Mrotscheu. Mücheln. Mügeln, Bez. Leipzig. Mühlberg a. E. Mühlhausen i. Th., Gew.-B. Mühlhausen i. Th., B.-B. Müllheim i. B. München, Jnd.-Bk Münchenbernsdorf. Münster b. Dieburg i. Hessen. Münster i. T. Münsterberg. Nakel. Namslan. Nastätten. Nauen. Naugard. Naumburg a. Qu. Neckarbischofsheim. Neckargemünd. Neidenburg. Neisse. Neubrandenburg. Nenbuckow. Reudamm. Neuenburg W.-Pr. NeuhaldenSleben. Neuhaus a R. Neu-Zsenburg, Sp.« u. Leiht. II. Neukirchen i/Erzgeb. Neukölln, Bk.-B. Neukölln, Jndusttie-Bk. Neumark W.-Pr. Nenmünster, Gew.-Bk. Neunkirchen b. Saarbr. Neunkirchen (Bez. Arnsberg). Neurode. Neu-Ruppin. Nensalz a. O. Neustadt a. d. Haardt. Neustadt a. d. Orla. Neustadt O.-Schl. Neustadt b. Coburg. Neustadt i. Holstein. Neustadt a. d. Doffe. Neustadt i. Schwarzwald. Neustettin. Neustrelitz. Nentomischel.

613 — 614 615 616 617 618 619 620 621 622 623 624 625 626 627 628 629 630 631 632 633 634 635 636 637 638 639 640 641 642 643 644 645 646 647 648 649 650 651 652 653 654 655 656 657 658 659 660 661 662 663 664 665 666

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Niebüll. Niederrad (siehe Frankfurt). Niederschönhausen. Nieheim (Kr. Höxter). Nieuburg a.