Trübners Deutsches Wörterbuch: Band 1 A – B
 9783110849349, 9783110158755

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Trübners

Deutsches Wörterbuch I m Auftrag der Arbeitsgemeinschaft für deutsche Wortforschung herausgegeben von

Alfred Götze

Erster Band

A-B

1939

Walter de Gruyter H Co » Berlin

«on W«!lel de «lüNtet H llo., »»im»!« V.I.Völchen'lche Vell««ih«nblun«-I.«utten»««, lu

as Deutsche Wörterbuch der Brüder G r i m m sollte nach der Absicht seiner Begründer ein Haus- und Handbuch aller Deutschen werden. Es ist aber ein gelehrtes Werk geworden und hat darüber jenes erste Ziel nicht erreichen können. Der großen, bisher ungelösten Aufgabe gerecht zu werden, ist heute notwendiger und dringlicher denn je. Sie darf als lösbar gelten, nachdem die vergangenen Jahrzehnte, von dem großen Beispiel der Brüder Grimm beflügelt, so viel erfolgreiche wortgeschichtliche Arbeit geleistet haben. Das Deutsche Wörterbuch ist nahezu vollendet, Rechtswörterbuch und Fremdwörterbuch schreiten erfreulich voran, die Sammlungen unserer mundartlichen Wortvorräte liegen großenteils griffbereit vor uns. Darüber hinaus haben die von Friedrich Kluge verfaßten und angeregten Werke über deutsche Sondersprachen und seine 'Zeitschrift für deutsche Wortforschung' die Wege geebnet. Trübners Deutsches Wörterbuch, das diesen Namen trägt in treuer Erinnerung an den Verleger Dr. Karl Trübner, der im deutschen Straßburg besonders Sach- und Wortgeschichte pflegte, will in acht Bänden unfern lebenden Wortschatz in wissenschaftlich ernsthaften und einwandfreien Weltgeschichten darstellen, die, in jeder Zeile faßlich geschrieben, alle ermüdende Breite vermeiden sollen. Bei schärfster Raumausnutzung will das Werk den deutschen Wortschatz nicht erschöpfen, sondern in gewissenhafter Auslese die sprachgeschichtlich anziehenden und kulturgeschichtlich bedeutsamen Wortgeschichten ausheben. M i t Belegen soll das Werk nicht überlastet sein, doch werden durch streng ausgewählte Zeugnisse alle A n gaben belebt und Wendepunkte im Leben der Wörter beleuchtet. Dabei gehört dem Wortgebrauch von heute unser wärmster Anteil; ihn zu belegen, sind die meisten Zeugnisse aufgeboten. Das neue Werk wird bemüht sein, in jedem Beitrag Gültiges und Eigenes zu bringen. Wo es nicht möglich ist, in Tatsachen und Auffassungen Neues zu bieten, wird das in Anordnung und Darstellung geschehen. Auch Wortgeschichten müssen gut erzählt sein, wenn man sie gern lesen soll. Faßlichkeit der Darstellung ist vor allem angestrebt; auch Fachwörter sind deutsch gegeben, soweit das mit guter Art geschehen konnte. Der bunte Reichtum unserer Volkssprache soll mit all seiner Pracht und Fülle in das Werk einströmen, sowohl die ländlichen Mundarten des deutschen Südens und Nordens, als auch die mancherlei Mischformen, die

VI denstädtischenAlltag von heute beherrschen. Die Treffsicherheit ihrer Spaße, die Leuchttraft ihrer BUder sollen darin Platz finden, kurz alle die Kräfte, die unserm ehrwürdigen und doch innerlich so jungen Deutsch eine lebendige Zukunft verbürgen. Um diesem Wörterbuch das von allen Beteiligten gewünschte Erscheinen in raschem Gang zu ermöglichen, hat die 1934 begründete 'Arbeitsgemeinschaft für deutsche Wortforschung' die Arbeit auf ihre Mitglieder verteilt. Eine Stichwortliste ist für das ganze Werk gedruckt, danach haben sich die besten Kenner der einzelnen Gebiete ihren Anteil gesichert. Die Mit« arbeiter des ersten Bandes nennt die folgende Liste, ihrer aufopfernden Tätigkeit ist es zu danken, daß wir heute diesen schwierigsten Teil des ganzen Werks vorlegen können, der die Buchstaben A und B umfaßt. Als Schriftleiter trägt Alfred Götze in Gießen die Verantwortung für A, Eduard Brodführer in Wilhelmshorst für B a und B e, Wolfgang Stammler in Berlin für B i bis Bu. Jan van Dam in Amsterdam schulden wir Dank für seinen Rat in Fragen des niederländischen Wortschatzes. Die Arbeit geht nun in der Form weiter, daß die Ansatzstellen zu gleicher Zeit bei dem zweiten Band (C. D. E. F) und bei dem vierten (I. I . K. L) liegen. Der dritte Band (G. H) ist bereits im Dezember 1938 erschienen. Wir hoffen, bis zum Ende des Jahres 1939 die Hälfte des gesamten Wegs zurücklegen und auch durch rasches Fort« schreiten das Vertrauen der Freunde, die sich das Wert allerorten erworben hat, verdienen zu können. März 1939 Alfred Götze

Wolfgang Stammler

Eduard Brodführer

Abkürzungen «bftl. Adj. Ndv.

°f»hastiesaftz. ahd. aind. ail. alat. alb. alem.

anft.

anold.

ap«s.

apreuß. armen.

«sächs. aslav. attl. aveft. bail. biet. bin. engl.

ssinn.

ftünl.

fties. ftnhd. ftz-

Abstraltum Adjelti» Adverb afghanisch oltfliesisch altfranzösisch

angelsächsisch althochdeutsch llltinbisch altirisch altlateinisch albanisch alemannisch altniedelftänlisch altnoidisch altpeisisch altpreuszisch armenisch

altsächslsch altslavisch »ttnbutiv

avestisch bailisch bietonisch dänisch englisch Femininum finnisch ftänlisch

friesisch

««lisch

gr. hb.

griechisch hochdeutsch

h«bl.

germanisch gleichbedeutend

Interj. mtt.

hebräisch mdogermanisch indisch Instrumentalis Interjektion intransitiv

ir.

irisch

u>«. Instr.

isl. ital. jon.

isländisch italienisch jonisch

keltisch

magy. md. mengl. Mgl. mhd. mil. mlat. mnd. mnl. mrhein.

«omparatlv Konjugation Konjunltwn lrimgotisch Ihmrisch lappisch lateinisch lettisch litauisch lombardisch Maslulmum Mundart magyarisch mitteldeutsch mittelenglisch mittelgnechisch mittelhochdeutsch mittelirisch mittellateinisch mittelniederdeutsch mittelniedelländisch mittelrheinisch

Mz.

Mehrzahl

M. Na.

N.

nb.

«frz.

ftühneuhochdeutsch flanzüsisch

8«. germ. gleichbed.

lelt. Komp. «oni« Konjunlt. lrimgot. khml. läpp. lat. lett. lit. lomb.

ngr. nhd. nl. nnd. nnl. nnold. nold. norw. obd. Obj. ostgerm. o^md. ostobd. Part.

Perf.

P«s.

Plur.

poln. Port.

P°s.

Neutrum niebndeutsch neuftanzösisch neugiiechisch neuhochdeutsch niedeiländisch neuniedndeutsch neuniedellänbisch neunorbisch nordisch norwegisch oberdeutsch Objekt ostgermamsch ostmitteldeutsch oftoberdeutsch Partizipwm Persektum

persisch

PluraliS polnisch portugiesisch Positiv

pläd.

Präp. Präs.

Prät. Plät..Pl«s. pieuß. Pwn. pwv. refl. löm. roman. rllckbez. Illss.

plädilatv Präposition

Präsens

Präteritum Pl«telito.Pr«sens pleußisch Pronomen provenzalisch

resiexw

lönnsch romanisch rüsbezüglich

russisch sächsisch

sächs. schott. ich«.

schottisch

slad. span. spätmhd.

slavisch spmnsch

schwach flektierend

schwäb. schwed. snb. S«.

schwäbisch schwedisch serbisch

st. Subst.

spätmittelhochdeutsch stall flektieiend Tubstantiv Superlatw

Singullllis

Superl. thral. toch. trans.

thrakisch tocharisch

tschech. unpns.

tschechisch

urgerm. uridg. venet. Nerbalwz. Berll. «ol. voiahd. voigeim. vorhd. vulg. Wb. niestgerm.

Wz.

gt».

Ein Stern (*) vor einem Wort deutet an, baß es nicht bezeugt, sondern auf Grund sprachgeschichtlicher Tatsachen erschlossen ist.

transitiv

unpersönlich ulgermanisch uimdogeimanisch venetianisch Nerbalwurzel Neikleinelungsfonn Nolotw volalthochdeutsch volgermonisch vorhochdeutsch vulgär Nörtelbuch »estgennanisch Wurzel geitwort

VIII

Lautzelchen " über einem Lautzeichen (3, 2) bedeutet Länge t stimmloses t«od, (wie in tschechisch) ' auf einem Volal bezeichnet die Stelle des baupttons, t> stimmloser dentaler Reibelaut (engl. tk) ' die des Nebentons s stimmhafter dentaler Reibelaut . unter einem Bolalzeichen bedeutet offne Aussprache 2 stimmhafter velarer Reibelaut (z. B . in nd. - v ? mhd. geschlossne Kllrze, Primäl'Umlaut von » s stimmloser 8ou«»Laut (z. N . in ööu) e mhd. offne Kürze, im Wechsel mit i i die stimmhafte Entsprechung von s » das dänische ö . aalen schw. Ztw. Unter A a l ist der sprachliche Niederschlag erwähnt, den die Beobachtung des leben» den Fischs gefunden hat. Das Sich-Winden wird zur lustbetonten Bewegung umgedeutet. M a n fand auch Aale, die nachts auf feuchte Wiesen gewandert und dort von der Sonne Überrascht worden waren. So meinte man, der Aal sonne sich gern^. Daher das in Mundarten u. Umgangssprache weit verbreitete sich aalen 'sich gütlich tun, Pflegen, laben', für das ältere und schriftsprachliche Zeugnisse fehlen. Es ist wefent» lich ein Wort des Ostens^, vor allem Ostmitteldeutsch» lands. I m Erzgebirge war der Gefreite daheim, der feiner Gruppe befahl: „Legt euch hin, aalt euch!" Das etwas ältere aalen 'der Arbeit aus dem Wege gehen, bummeln" mag unmittelbar von den Win» düngen des Fischs ausgehen (vgl. sich um etwas herumfchlängeln). Wieder anders aalen 'ein der» fchlammtes Rohr reinigen", fchwäb. älen 'Hindemisse aus Waffeiläufen beseitigen": die alten Rohrmeister ließen einen lebenden Aal durch die Leitung schlüpfen'. ' Karl Müller.Fiaureuth, Wb. d. obersächs. Ma.n 1 7. — zebieodeu »de'. Daß in solchen Ausdrücken im Mhd. ' Ferdinandeische Bergordn. fül die niederösterr. Lande 34.— noch eine starke bildliche Kraft wohnt, daß die Vor' Q>ä«x äußuzteuz (1749) Forts. S. 1404 Lünig. — » Hnr. stellung von einer gewaltsamen, eine Verletzung durch Veith, Dt. Bergwb. (1871) 1. — ' Kopeibuch der gemeinen Bruch oder Biß herbeiführenden Entfernung noch Stadt Wien 172 Zeibig. — « das. 227. — " M . H . v. Hohberg, Das adeliche Land» u. Feldleben (Nürnb. 1716) 1, lebendig ist, wird wahrscheinlich durch Stellen wie: im 330 a. — " Osten. Weist. 9, 333 (1572). — " Strein. Linsmairscher Entwurf des mederösteir. Landrechts (1599) 1,14 § 10. — « das. 5, 160 z 5. — «Ii2,et3,w3 äs jmibu» monip. (1679) Tit. 8 z 13. — « Heim. Fischer, Schwäb. Wb. 1 (1904) b aus Ulm 1700. — " Bälde 1647 bei Schmeller-Frommann, Bayer. Wb. 1 (1872) 185. — " Selhamer 1694 daselbst. — « Ernst Ochs, Bad. Wb. 1

vuicleu 8iuiu j ä l 2,bße«uiteu uuä 2b^eblootleu^. B e i

Abschwächung dieser Nebenvorstellung bedeutet a. 'rauben, entziehen' oder (wo es ohne Acc.'Objekt steht) 'schädigen, Abbruch tun'. Hier schließt sich, von der Sprache der Kirche ausgehend, a. mit reflexivem Dativ an in der Bedeutung

e

abbrennen — abdanken

«sich etwas versagen': unä viv 2u, i i »elben »d 2« durch Feuer zerstört ist: „Abgebrante, und die durch visolieiie lm6 «ieb 2« pinFeu^^. Wolckenbrüche und Wassersnoht schaden gelitten, seyn Ausdrücke wie ein Haus a. erklären sich gleichfalls die I a l her jhrer nicht wenig gewesen"'. I m dreißig» aus dem Schäbigungstypus. Ausgangsbed. ist 'zem. jährigen Krieg wird die Bedeutung erweitert zu durch Zerstörung eines Hauses schädigen': »der rüm- 'verarmt': „Vnderwegsstießevns auff ein gut Gesell, piab8t Otto von 8untii2m pi2en man ab «in FuoreH den ich wol kante, der beklagte sich, daß ei Abgebiant »tlüullu» .. uuä aUey 62^ er uett, 62,^ >?2lä lllle^ wai, das ist nach der FeldSprach so viel, als daß er 2ei°blo