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German Pages 743 Year 2015
Martin Buber Werkausgabe Im Auftrag der Philosophischen Fakultät der Heinrich Heine Universität Düsseldorf und der Israel Academy of Sciences and Humanities herausgegeben von Paul Mendes-Flohr und Bernd Witte
Gütersloher Verlagshaus
Martin Buber Werkausgabe 15 Schriften zum Messianismus Herausgegeben, eingeleitet und kommentiert von Samuel Hayim Brody
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Der jung verstorbenen Kollegin Francesca Albertini seligen Angedenkens gewidmet.
Inhalt Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Dank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Einleitung
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Das messianische Mysterium (Jesaja ) . . . . . . . . . . . . . . .
Arbeitsgemeinschaft zu ausgewählten Abschnitten aus dem Buche Schmuel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Königtum Gottes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erstes Kapitel: Der Gideonspruch . . . . . . . . . . Zweites Kapitel: Richterbücher und Richterbuch . . Drittes Kapitel: Das Gotteskönigtum im alten Orient Viertes Kapitel: Der westsemitische Stammesgott . . Fünftes Kapitel: jhwh der Melekh . . . . . . . . . . Sechstes Kapitel: Der Glaube Israels . . . . . . . . . Siebentes Kapitel: Der Königsbund Achtes Kapitel: Um die Theokratie A. Die Reduktion . . . . . . . . B. Das zweite Stadium . . . . . Anmerkungen . . . . . . . . . . . Vorwort zur zweiten Auflage . . . . Vorwort zur dritten Auflage . . . .
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Geschehende Geschichte. Ein theologischer Hinweis . . . . . . . . [Der Gesalbte] . . . . . . . . . . . . . . Das Volksbegehren . . . . . . . . . . . Die Erzählung von Sauls Königswahl . Samuel und die Abfolge der Gewalten .
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Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde . . . . . . . Zur Geschichte des Messianismus . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Inhalt
Kommentar Editorische Notiz
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Diakritische Zeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelkommentare . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stellenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sachregister
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Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Index hebräischer Begriffe in Umschrift . . . . . . . . . . . . . . . Gesamtaufriss der Edition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Vorbemerkung Der vorliegende Band ist der sechste, der nach der Übernahme der Arbeit an der Martin Buber Werkausgabe durch die Heinrich Heine Universität Düsseldorf publiziert werden kann. Er ist nach den neuen Editionskriterien gestaltet, wie sie erstmals in Band der MBW angewandt und im vorliegenden Band in der Editorischen Notiz als Einleitung zum Kommentar erörtert werden. Die kritische Auseinandersetzung mit der Idee des Messianismus und die Untersuchung ihrer Entstehung anhand der biblischen Quellen stellen wesentliche Aspekte der Arbeiten Martin Bubers zur Wissenschaft des Judentums dar. Daher ist es gerechtfertigt, die Schriften Bubers zu diesem Themenkomplex in einem Band unter der Überschrift »Schriften zum Messianismus« zu versammeln. Neben den beiden zentralen Arbeiten Königtum Gottes und dem Fragment gebliebenen Der Gesalbte, welche die ersten beiden Teile einer geplanten Trilogie unter dem Titel Das Kommende ausmachen sollten, kommen in diesem Band bislang unveröffentlichte Texte Bubers zum Abdruck. »Das messianische Mysterium«, eine Rede Bubers von , sowie das Protokoll der »Arbeitsgemeinschaft zum Buche Schmuel« von dokumentieren die Beschäftigung Bubers mit dem Messianismus sowie die Entwicklung, die zu jenen größeren Schriften führen sollte. Die Handschrift »Zur Geschichte des Messianismus«, mit welche der Band abschließt, wird, auch wenn die Indizien für eine frühe Entstehung sprechen, an den Schluss gestellt, weil es eher eine Sammlung von Lektürenotizen als eine eigenständige Arbeit Bubers darstellt. Francesca Albertini hatte die Herausgabe dieses Bandes übernommen, als sie unerwartet über ihrer Arbeit verstarb. Dankenswerter Weise erklärte sich Samuel Hayim Brody dazu bereit, die Fertigstellung des Bandes zu übernehmen. Die Israel Academy of Sciences and Humanities, deren erster Präsident Martin Buber war, hat im Jahre die Arbeit an der Werkausgabe erneut als ein »highly important project« anerkannt und fördert sie seitdem mit einem jährlichen Beitrag. Ein Projekt wie diese Werkausgabe wäre ohne eine großzügige finanzielle Förderung nicht möglich. Wir danken dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf für ihre nachhaltige Unterstützung. Zudem hat die Anton-Betz-Stiftung der Rheinischen Post e. V.
Vorbemerkung
durch einen Druckkostenzuschuss das Zustandekommen dieses Bandes gefördert. Düsseldorf, im August
Paul Mendes-Flohr, Bernd Witte
Dank Ohne die kontinuierliche Unterstützung und den großen Einsatz der Mitarbeiter der Martin Buber Arbeitsstelle wäre ich nicht imstande gewesen, dieses Unternehmen zum Abschluss zu bringen. Dr. Andreas Losch, Arne Taube, Simone Pöpl und Heike Breitenbach standen mir alle hilfreich zur Seite. Es ist ebenso sehr ihre Arbeit wie die meine. Desweiteren gilt mein Dank Grazyna Jurewicz und Caterina Rosato, die wichtige Vorarbeiten geleistet haben, und schließlich Tim Willmann, der bei der Erstellung der korrekten Druckvorlagen behilflich war. Ich danke auch Prof. Paul Mendes-Flohr und Prof. Bernd Witte, den Hauptherausgebern der Martin Buber Werkausgabe dafür, dass sie mir die Aufgabe, diesen Band herauszugeben, anvertraut haben. Ich habe die traurige Pflicht Prof. Francesca Albertini sel. A. zu danken, die während der Arbeit an diesem Band überraschend verstarb und auf deren Arbeit ich aufbauen konnte. Das Department of Judaic Studies an der University of Cincinnati gab mir den Freiraum und die Zeit, dieses Unternehmen während meiner Lehrtätigkeit zu verfolgen. Zum Abschluss führen konnte ich es mit der Unterstützung des Department of Religious Studies an der University of Kansas, an der ich mich sogleich heimisch fühlen konnte. Mein Dank gilt beiden Einrichtungen, wie auch Laurel Wolfson und den anderen Bibliothekaren an der Klau Library des Hebrew Union College Cincinnati, wo ich die notwendigen (Archiv-)Recherchen durchführen konnte. Mit vielen der hier veröffentlichten Texte beschäftigte ich mich zum ersten Mal intensiv, als ich meine Dissertation über Martin Buber an der Chicago Divinity School schrieb. So bin ich auch der dortigen Abteilung zu Dank verpflichtet, in erster Linie meinem Prüfungskomitee, das aus David Nirenberg, James Robinson und Eric Santner bestand, sowie meinem Doktorvater Prof. Mendes-Flohr. Viele andere – zu viele, um sie namentlich aufzuführen- diskutierten eingehend diese Texte mit mir. Ich hoffe, dass sie sich mit dieser Danksagung angesprochen fühlen. Lawrence (Kansas), September
Samuel Hayim Brody
Einleitung I. Messianismus im Judentum »Messianismus« ist eine Kategorie der modernen wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Religion, die das uralte Verlangen nach der Figur eines Erlösers in einen vergleichenden Kontext stellt. Diese moderne Einstellung, welche die tief empfundenen Lebenswelten religiöser Gläubiger zu Ideen abstrahiert, macht es Martin Buber möglich zu behaupten, Messianismus sei »die Idee der absoluten Zukunft, die aller Realität der Vergangenheit und Gegenwart gegenübersteht als das wahre und vollkommene Leben. Der Messianismus ist die am tiefsten originale Idee des Judentums.« 1 Tatsächlich jedoch gibt es keine einheitliche jüdische Konzeption des Messianismus und selbst Buber hat ihn, wie wir sehen werden, im Laufe seines Lebens unterschiedlich beschrieben. Die Wurzeln des Messianismus können im Tanach gefunden werden, doch ist es fraglich, ob sie sich schon in den Fünf Büchern Moses, der eigentlichen Tora, finden. Wir wissen nicht, ob der Aufschrei der versklavten Israeliten in Ägypten (Ex ,) überhaupt in Worte gefasst war. War es der Schrei nach einem Erlöser, oder nur das Seufzen der unterdrückten Kreatur? Nach dem Narrativ des Buches Exodus beantwortet JHWH diesen Schrei jedoch persönlich, indem er sich an den Bund mit Abraham, Isaak, und Jakob erinnert und Moses dazu auserwählt, die Israeliten aus der Sklaverei und zu einem erneuerten Bundesschluss und in die Freiheit zu führen. Dieses Ereignis, welches das jüdische Volk konstituiert und welches allen Juden zu erinnern geboten ist, wird als innergeschichtlicher, nicht außergeschichtlicher Vorgang verstanden. Es führt eine neue Ordnung herauf, in der es den Israeliten geboten wird, in ein neues Land zu ziehen und dort JHWHs Gebote zu befolgen. Der Pentateuch gelangt an sein Ende, bevor die Israeliten diese Aufgabe ausgeführt haben, doch die späteren Schriften der Bibel liefern eine Beschreibung ihrer ersten Versuche, diese Aufgabe zu erfüllen. In diesen Werken finden wir die ersten Verweise auf einen »Messias«, einen Gesalbten – es ist König Saul, der erste Israelit, der die neugeschaffene Rolle eines menschlichen Monarchen übernimmt. Sauls Aufgabe ist es, die Israeliten noch einmal zu retten, dieses Mal vor der militärischen Bedrohung durch die Philister, wozu kein früherer Ret.
Martin Buber, Die Erneuerung des Judentums, in: ders., Drei Reden über das Judentum, Frankfurt a. M.: Rütten & Loening , S. , jetzt in: MBW , S. –, hier: S. .
Einleitung
ter (Hebr. moschia) in der Lage gewesen war. Nach der Verwerfung Sauls setzt sich die judäische Königslinie mit David fort. Doch obwohl jeder König gesalbt wird, verhält sich nicht jeder nach Gottes Willen – zumindest, wenn wir den Propheten Glauben schenken wollen, die einer nach dem anderen aufstehen, um die ungläubigen Könige zu verdammen und das zukünftige Kommen eines Königs vorauszusagen, der das Volk in einer radikalen Wende zur Rechtschaffenheit anführen wird. Das Babylonische Exil führt dann das vertrautere Konzept eines Messias als zukünftigen Königs der davidischen Linie ein, der neben seiner alten Bestimmung, das Volk zur Rechtschaffenheit und zum Gehorsam gegenüber dem Willen JHWHs zu führen, auch die Souveränität und Macht Israels wiederherstellen soll. Doch als diese Erwartungen in der nachexilischen Periode enttäuscht wurden, verstärkte sich das Verlangen nach einer besseren Zukunft nur. Die Periode des zweiten Tempels ist voller apokalyptischer Eschatologie und messianischer Spekulation über eine Vollendung der Geschichte und eine Auferstehung der Toten, da nur ein solch radikales Ereignis die weltlichen Hindernisse eines erneuerten Israelitischen Königtums überwinden zu können schien. Der einflussreichste jüdische »Messianist« der Zeit, Saul von Tarsus (ca. –), interpretiert die Rolle des »Christus« (griechisch für meschiach) in einer radikal neuen Weise, macht ihn zu einem König für Heiden wie Juden gleichermaßen. Sein Königreich sei nicht von dieser Welt und seine Auferstehung enthalte das Versprechen ewigen Lebens; seine Anhänger erweisen sich bis heute durch ihre Bezeichnung als »Christen« als Anhänger des meschiach. Es war vielleicht in Reaktion auf solche Umwandlungen, wie auch auf das Auftreten von falschen Messiassen wie Simon bar Kochba (»Sternensohn«, Führer einer fehlgeschlagenen Jüdischen Rebellion gegen Rom im Jahre n. Chr.), dass die frühen Generationen der rabbinischen Weisen äußerste Anstrengungen unternahmen, den Juden im Exil die Möglichkeit zu eröffnen, ihre Gegenwart wieder zu heiligen, ohne die Hoffnung auf eine noch bessere Zukunft aufzugeben. Der Traktat Sanhedrin des Babylonischen Talmuds beinhaltet ein weit auseinandergehendes Spektrum messianischer Szenarios: »Ferner sagte R. Joḥanan: Der Sohn Davids kommt nur dann, wenn das Zeitalter entweder vollständig tugendhaft oder vollständig schuldbeladen ist« 2 (bSan a). Da eine solche Situation als historisches Ereignis unrealistisch erscheint, kann man argumentieren, dass dieser Text die Aufmerksamkeit der Juden auf das Hier und Jetzt zurück zu lenken beabsichtigt, um innerhalb der »vier Ellen der Halacha« zu leben. Andere rabbinische Quellen jedoch geben der Idee des Messias »ben .
Lazarus Goldschmidt, Der babylonische Talmud. Band IX, Berlin , S. .
Messianismus im Judentum
Joseph« (Sohn des Joseph) Raum, der im Kampf für ein wiederhergestelltes Israel sterben wird, und vom Messias »ben David«, dem Sohn Davids, gerächt wird, einer zweiten Gestalt, deren Herrschaft im messianischen Zeitalter anbrechen wird (bSuk a). Maimonides (–), der einflussreichste jüdische Denker des Mittelalters, argumentiert überzeugend, dass nichts Übernatürliches an dem Messias sein werde – er werde ein menschlicher Führer sein, der Israels Kriege kämpfen und seine Souveränität wiederherstellen werde (Mischneh Torah, Gesetz der Könige ,). Doch die eschatologische Möglichkeit einer vollkommen rechtschaffenen oder vollkommen verdorbenen Generation beschäftigte auch spätere Generationen. Viele suchten die Entwicklungen ihrer Zeit in einer Weise zu interpretieren, dass sie auf eine weit verbreitete Verderbnis oder Rechtschaffenheit deuteten und zeigten auf diese Weise die Möglichkeit einer unmittelbar bevorstehenden Ankunft des Messias an. Das spätere Mittelalter und die frühe Neuzeit, besonders belastet durch die Ausweisung aus Spanien () und die Massaker des Chmielnicki-Aufstands (-), werden von der Forschung oft als fruchtbarer Boden für ein immer stärkeres messianisches Fieber angesehen, wie sie die Entwicklung der mit Safed verbundenen Kabbala des Isaac Luria (–) und die antinomische Bewegung des Sabbatai Zvi (–) darstellen. 3 In der nachaufklärerischen Periode der Moderne begannen liberale Juden die Idee der transzendenten Ankunft eines menschlichen Messias als allzu mirakulös und pessimistisch zu deuten. Sie bevorzugten die Rede von einem »Messianischen Zeitalter«, welches geschichtsimmanent sei und durch die weltweite Judenheit herbeigeführt werden würde. 4 Die .
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Die These, dass die Vertreibung aus Spanien zum Aufkommen der Lurianischen Kabbala führte, geht auf Gershom Scholem zurück. Dies bedeutet nicht, dass Scholem den jüdischen Messianismus generell mit Verfolgung verband; dies war eher die Haltung der Historiker der Wissenschaft des Judentums im . Jh., denen er vorwarf, diese These aus apologetischen Motiven vorzubringen. Für Scholem waren es interne Entwicklungen der Kabbala, insbesondere im späten . Jh., die zu einer größeren Aufmerksamkeit auf das Verhältnis zwischen jüdischer religiöser Aktivität und den Ereignissen der jüdischen Geschichte einschließlich der messianischen Erlösung führten. Diese Entwicklung verschärfte sich dann durch das erneute Exil von , welches letztlich zum Aufkommen des Lurianismus und des Sabbatianismus führte, bevor im . Jh. der Chassidismus aufkam und diesen messianischen Eifer »neutralisierte«. Siehe z. B. Gershom Scholem, The Messianic Idea in Kabbalism, in: ders., The Messianic Idea in Judaism and Other Essays on Jewish Spirituality, New York , S. –. Scholems These wurde oft als allzu dialektisch und programmatisch kritisiert, weil sie unzureichend auf Faktoren außerhalb der jüdischen Geschichte achte. Steven Schwarzschild argumentiert, dass dieser Prozess bereits früh im . Jh. begann, als liberale Liturgen die Sprache des täglichen Achtzehnbittengebets (Schemo-
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Wiedererlangung der Souveränität, die Rückkehr ins Land Israel, und die Wiedererrichtung des Tempelkults waren, so betrachtet, immer weniger wichtige und weniger wünschenswerte Bestandteile der messianischen Idee; die universale Erlösung wurde vom Reformjudentum mit der ethischen »Mission Israels« in der Diaspora (ein neutralerer Terminus als Galut, Exil) identifiziert. Darüber hinaus schien die alte Idee eines personalen Messias zu nationalistisch zu sein; das liberale Judentum wünschte, dass Juden als integrale Mitglieder der Gesellschaften, zu denen sie jeweils gehörten, angesehen werden, und nicht als Fremde, welche auf die letztendliche Rückkehr in ihr altes Heimatland warteten. Im Gegensatz dazu hielten ihre Gegner – die Zionisten – an der Konzeption des Exils als eines an sich tragischen Zustandes fest, allerdings eines, der soziologisch und politisch verstanden werden muss, und nicht als ein von Gott zugewiesenes Schicksal. Daher sollten die Juden nicht darauf warten, dass Gott einen messianischen Erlöser sende, sondern lieber durch eigene politische Aktion das Exil »negieren«. Dies erklärt zum Teil, warum ultraorthodoxe Juden den Zionismus oft als eine Rebellion gegen Gott verstehen. Diese Zurückhaltung religiöser Juden dem Zionismus gegenüber verschwand im Laufe seines historischen Erfolgs bei den meisten, und manche interpretierten diese Erfolge sogar dahingehend, dass die Dämmerung der göttlichen Erlösung bevorstehe. Wie religiöse Zionisten sich auf den zeitgenössischen Staat Israel beziehen, der in einer Welt gewöhnlicher Politik existiert, ist eine der interessanteren Fragen der zeitgenössischen jüdischen Szene. Zwischenzeitlich scheint der aufklärerische Fortschrittstraum, der viele der modernen Neuerungen im messianischen Denken angeregt hat, ausgeträumt. Martin Bubers Leben und Werk vollziehen diese wechselnden Haltungen zum Messianismus modellhaft nach.
II. Überlegungen zum Messianismus in Bubers Schriften Um zu verstehen, welche Rolle der Messianismus in Bubers Schriften spielt, sind viele Hindernisse zu überwinden. Einige von ihnen hat Buber selbst aufgerichtet. Im Laufe seines langen Lebens als Schriftsteller gebrauchte er den Begriff des Messianismus in vielen verschiedenen, neh Esreh oder Amidah) abwandelten: »Er schickt Erlösung (Ge’ula)« anstelle von »Er schickt einen Erlöser« (Go’el). Siehe Steven Schwarzschild, The Personal Messiah-Toward the Restoration of a Discarded Doctrine, in: Menachem Kellner (Hrsg.), The Pursuit of the Ideal. Jewish Writings of Steven Schwarzschild, Albany , S. –. Zur aktuellen Diskussion und Primärquellen siehe George Y. Kohler (Hrsg.), Der Jüdische Messianismus im Zeitalter der Emanzipation, Berlin .
Überlegungen zum Messianismus in Bubers Schriften
manchmal sogar widersprüchlichen Bedeutungen. Zudem lässt sich nicht immer eindeutig klären, wann und warum seine Ansichten sich geändert haben. Häufig legte er keinen Wert darauf, sich die Frage nach der Beziehung zwischen dem Messianismus und den anderen Elementen seines Denkens zu stellen, oder er warf sie zwar auf, aber ließ die Antwort im Ungenauen, so dass der Zusammenhang undeutlich bleit. Zwar hat die wissenschaftliche Forschung zu Buber viele Probleme klären können, andere jedoch verunklärt, indem sie Begriffe wie »messianisch«, »eschatologisch«, »apokalyptisch« oder »Erlösung« im Einklang mit den jeweilig herrschenden Moden der Geistesgeschichte verschmolz und deshalb den Bedeutungsunterschieden bei Buber keine Beachtung schenkte. Das ist vielleicht insofern verzeihlich, als die Wissenschaftler ihre Anregungen in der Sache jeweils von Buber selbst erhielten. Weil diese für die Einschätzung der Zielrichtung seines Werks als ganzem zwar bedeutend sind, bergen sie doch die Gefahr in sich, allzusehr der von Buber selbst in die Welt gesetzten Lebenserzählung zu vertrauen, die durch den Gebrauch hochdramatischer Begriffe wie »Konversion« oder »Durchbruch« einen Mythos erzeugt. Für ein geschichtlich zutreffendes Verständnis von Bubers Haltung zum Messianismus ist es besser, seine Texte als Zeugnis für die historischen Wandlungen in seinem Denken zu lesen als zu versuchen, eine einzige Lehrmeinung aus neoromantisch »mystischen« Elementen zur Zeit des Wilhelminismus oder aus »dialogischen« aus der Zeit der Weimarer Republik oder »biblischen« aus der Nazi-Zeit zu rekonstruieren – um gar nicht erst von den Werken zu sprechen, die nach Bubers Übersiedlung nach Palästina im Jahr entstanden sind. Das soll nicht heißen, Bubers Werk sei inkohärent – vielmehr ist es viel zusammenhängender und in sich schlüssiger als in der Regel bemerkt wird. Damit soll lediglich gesagt sein, dass die Natur dieser Kohärenz besser verstanden werden kann, wenn man die jeweiligen historischen Umstände mit in Betracht zieht. Im folgenden werde ich, was seine eigene intellektuelle Entwicklung angeht, einige allgemeine Überlegungen zu zentralen Abschnitten aus Bubers Werk anstellen; Bezüge zu den breiteren deutschen und jüdischen Kontexten seiner Schriften zum Messianismus werden in den Einzelkommentaren zu den jeweiligen Texten erläutert. Der vorliegende Band versammelt Texte, die hauptsächlich aus der gewöhnlich als Bubers »Reifezeit« bezeichneten Periode stammen. In dieser Epoche, die man gewöhnlich mit der »Kehre« von beginnen lässt, die auf Gustav Landauers (–) Kritik an seinem Engagement im Ersten Weltkrieg folgt, hat Buber sein früheres philosophisches Engagement für Lehren von einer mystischen Einheit einer eindringlichen Prüfung un-
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terzogen und sich auf den Weg hin zur »Philosophie des Dialogs« begeben, die zuerst in Ich und Du () formuliert wurde. 5 Diese Vorstellung von einer »Reifezeit« ist in ihren einzelnen Elementen sicher richtig, aber man sollte dabei berücksichtigen, dass sie vor allem philosophischen Fragestellungen den Vorrang gibt. 6 Da auch Buber selbst der Philosophie den Vorrang gegeben zu haben scheint, ist man geneigt, andere Aspekte seines Werks im Zeichen seiner reifen Dialogphilosophie zu betrachten. 7 In diesem Sinne würde man alle Texte zwischen und als »Dialogische« verstehen, von der Übersetzung der Bibel ins Deutsche, an der Buber mit Franz Rosenzweig (–) im Jahre zu arbeiten begann, über die biblischen Schriften der dreißiger und vierziger Jahre bis zu den späteren Bänden zum Chassidismus und den Schriften zum Zionismus und dem israelisch – palästinensischen Konflikt. Im Licht dieser Einteilung wäre es nur natürlich in Bezug auf den Messianismus zu fragen, ob es einen vordialogischen, »mystischen« Messianismus gibt, dem ein dialogischer Messianismus gefolgt sei. Die Frage ist jedoch komplizierter, als es im ersten Moment erscheinen mag, und ich würde die Antwort gerne zurückstellen, um die Diskussion auf einer anderen Ebene fortzusetzen. Die Gründe hierfür sind zum Teil darin zu suchen, dass die vor entstandenen Texte in anderen Bänden der Martin Buber Werkausgabe gesammelt sind. 8 Der Hauptgrund jedoch liegt darin, dass ich . .
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Paul R. Mendes-Flohr, Von der Mystik zum Dialog. Martin Bubers geistige Entwicklung bis hin zu »Ich und Du«, Königstein . Diese Tendenz ist besonders in der englischsprachigen Rezeption Bubers sichtbar, die in erster Linie auf Maurice Friedman (-) zurückgeht. Friedman beendet den ersten Band seiner dreibändigen Buber – Biographie mit Kapiteln, die »The Threshold of Fulfillment« und »I and Thou« betitelt sind. Andere Autoren, die ebenfalls an Buber als Philosophen interessiert sind, haben Bubers Leben in derselben Weise periodisiert. Bemerkenswert ist auch, dass die deutsche Ausgabe von Bubers Briefen ihren ersten Band im Jahr enden lässt, die einbändige englischsprachige Ausgabe ihren ersten Teil »Toward I and Thou« betitelt. Maurice Friedman, Martin Buber’s Life and Work. The Early Years, -, Detroit ; Nahum N. Glatzer u. Paul R. Mendes-Flohr (Hrsg.), The Letters of Martin Buber. A Life of Dialogue, transl. Richard and Clara Winston and Harry Zohn, Syracuse . Buber selbst hat, als er seine Werke in den Jahren unmittelbar vor seinem Tod herausgegeben hat, seine Schriften in drei Kategorien eingeteilt: Philosophie, Biblische Schriften und Chassidismus. Noch einmal sei davor gewarnt, das Interesse des späten Buber, sein Vermächtnis in einer bestimmten Weise zu präsentieren und zu definieren, auch auf das Frühwerk selbst zurück zu projizieren. Aber auch in diesem Zusammenhang lassen sich einige interessante Entscheidungen beobachten: »Pfade in Utopia« und »Gandhi, die Politik und wir« sind als Beispiele unter »Philosophie« eingeordnet zusammen mit »Bergsons Begriff der Intuition«. Vgl. insbesondere Barbara Schäfer (Hrsg.), Frühe jüdische Schriften -, MBW , Gütersloh , aber auch Ran HaCohen (Hrsg.), Gog und Magog, MBW , Gütersloh . Letzteres ist eine romanhafte Umsetzung der These von »Pro-
Überlegungen zum Messianismus in Bubers Schriften
der Überzeugung bin, dass das Thema des Messianismus in Bubers Denken nicht notwendigerweise am Besten im Licht philosophischer oder theologischer Fragen zu Zeit, Zukünftigkeit oder menschlichem Handeln untersucht werden kann, sondern vielmehr im Kontext der Politik. Auch die politische Theorie umfasst zugegebenermaßen Probleme von Zeit, Zukünftigkeit und menschlichem Handeln. Aber das Licht, in dem sie sie präsentiert, ist ein anderes. Bevor ich erläutere, was ich damit meine, möchte ich meinen Gebrauch einiger Begriffe klarstellen, die häufig in den Diskussionen über diesen Gegenstand unscharf verwendet werden, fraglos unter dem Einfluss historischer jüdischer und christlicher Traditionen, die sie ebenfalls häufig unpräzise gebraucht haben. Erlösung bedeutet einerseits eine innerweltliche Befreiung, die Auslösung von Gefangenen, andererseits verweist der Begriff auf den Vollzug und die Erfüllung der Schöpfung, wobei manchmal das Ende der linearen Zeit und die Verwandlung und Vollendung der Natur, einschließlich der menschlichen Natur, mit gemeint ist. Eschatologie bezieht sich auf die Diskussion des »jüngsten Tages«, der Zeit, die der Erlösung, insbesondere der Verwandlung und Vollendung der Welt, unmittelbar vorausgeht. Apokalypse verweist im wörtlichen Sinn auf die Enthüllung von etwas Unbekanntem, in unserem Kontext gewöhnlich auf die Enthüllung geheimer eschatologischer Vorgänge, die in der apokalyptischen Literatur vollzogen wird, einer literarischen Gattung, die sich durch ihre Zentrierung auf die »Zeichen der Zeit« auszeichnet. Schließlich hat auch das Wort messianisch seine eigenen vielfältigen Bedeutungen und steht in komplexen Beziehungen zu den zuvor erwähnten Begriffen. Ein Großteil von Bubers Texten konzentriert sich darauf, zwischen den verschiedenen Bedeutungen des Begriffs Messias [Hebr. Meschiach] zu differenzieren: ursprünglich ein in der Gegenwart lebendes Individuum, im Wortsinn »der Gesalbte« [Hebr. limschoach, »mit Öl salben«] wie der König von Israel gemäß dem Willen Gottes. Das Versagen der Monarchie lässt eine neue Vorstellung vom Messias als einem zukünftigen König entstehen, der den Auftrag Gottes erfüllt anstatt ihn zu verraten. Nach der Zerstörung der Königreiche von Israel und Judah nimmt der Begriff weitere mögliche Bedeutungen an: er bezeichnet erstens einen künftigen König, der die jüdische Souveränität und Unabhängigkeit wiederherstellen wird; dann einen nicht-königlichen Diener JHWHs, der das Wissen um SEINE Souveränität allen Nationen bringen wird; und schließlich eine kosmische Figur, von der die oben diskutierte Erlösung ausgehen wird. In phetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde«, das in vorliegendem Band enthalten ist (S. –).
Einleitung
seinen Studien dieser Begriffstransformationen, die an dem ansetzen, was er »die christologische Frage« nennt, und durch sie kommt Buber zu einem einzigartigen Standpunkt, den ich hier – in Anlehnung an seinen eigenen gelegentlichen Gebrauch – »theopolitisch« nenne. Dieses Konzept des »Theopolitischen«, das sich aus seinen Studien des Messianismus ergibt, vereinigt scheinbar disparate Bereiche von Bubers Interessengebieten: den biblischen Glauben, das Projekt des Zionismus, das Schicksal des Sozialismus und die Möglichkeiten, Judentum in der modernen Welt zu verwirklichen. III. Bubers früher Messianismus – In der Moderne ist mit der Entstehung der Hoffnung auf ein »messianisches Zeitalter« eine weitere Verwandlung der Idee des Messianischen zu registrieren. Anstelle einer Person ist es nun ein Zeitraum, der als der Höhepunkt der Bemühungen des Menschen angesehen wird, Fortschritt und Aufklärung nicht durch einen Akt des göttlichen Willens, sondern durch eigene Anstrengungen zu erreichen. Zu Bubers Zeiten gab es vielfache, fruchtbare Spekulationen zu diesem Thema, und die Forschung neigt dazu, in weiten Bereichen des politischen und sozialen Denkens des . und . Jahrhunderts eine säkularisierte Eschatologie am Werk zu sehen. 9 Bubers frühe Ansichten zum Messianismus können ebenfalls als ein Beispiel dieser säkularisierten Eschatologie verstanden werden, wie Franz Rosenzweigs Kritik an Bubers Drei Reden über das Judentum als »atheistische Theologie« nahe legt. 10 Insoweit Buber in den Drei Reden das Judentum und seine Lehre, einschließlich der Idee des einen Gottes, als ein Produkt des religiösen Genies des jüdischen Volkes ansieht, ist Rosenzweigs Kritik verständlich. Sie trifft ebenso auf den Messianismus zu, der bei Buber als »die Idee der absoluten Zukunft« und als »die am tiefsten originale Idee des Judentums« konstruiert wird. 11 Schon hier versteht er den Sozialismus als eine »verkleinerte« und »verendlichte« zeitgenössische Version des messianischen Ideals. 12 Obwohl Buber sich vom Re. Michael Löwy, Rédemption et Utopie. Le judaïsme libertaire en Europe centrale, Paris . . Franz Rosenzweig, Atheistische Theologie, in: Reinhold Mayer u. Annemarie Mayer (Hrsg.), Der Mensch und Sein Werk. Gesammelte Schriften III. Zweistromland. Kleinere Schriften zu Glauben und Denken, Dordrecht , S. –. . Buber, Die Erneuerung des Judentums, S. . . Martin Buber, Das Judentum und die Menschheit, in: ders., Drei Reden über das Judentum, S. , jetzt in: MBW , S. –, hier: S. . Die Behauptung wird von der zweiten zur dritten Rede wiederholt, wo Buber sagt, dass der moderne Sozialis-
Die Entstehung eines theopolitischen Anti-Messianismus –
formjudentum seiner Zeit distanziert, steht er ihm doch nahe, ebenso Hermann Cohens (–) Neukantianismus, wenn er den Messianismus als »regulative Idee« imaginiert, die das jüdische Streben nach Gemeinschaft inspiriert und durch diese »relative« Erlösung das »Absolute« sucht. Diese seine utopische Vision durchdringt alle Vorstellungen, die er sich in dieser Zeit von der Zukunft macht, sei es die Erneuerung jüdischer Kultur in Palästina oder die Revolution ästhetischer Praxis in Deutschland. Diese Periode endet selbstverständlich, als Buber vom »Kriegserlebnis« überwältigt wird und sich einbildet, dass eine zukünftige geistige Gemeinschaft irgendwie aus den Schützengräben des Ersten Weltkriegs emporsteigen werde und dass die Soldaten auf beiden Seiten des blutigen Konflikts gleichermaßen an der veredelnden Erfahrung des Opfers und der Unmittelbarkeit teilnähmen, was den oberflächlichen Verfall der westlichen Kultur beenden und ein neues Zeitalter heraufführen werde.
IV. Die Entstehung eines theopolitischen Anti-Messianismus – Gustav Landauers Kritik machte diesem Wahn ein Ende. Sehr bald meldet sich Buber wieder zurück und sagt, er habe »von den Werken des leeren Machtbedürfnisses zu viel gesehen und gehört« und die Menschheit sei »ein Größeres als der Staat«. 13 Diese Feststellungen stammen aus Bubers Debatte mit Hermann Cohen über den Zionismus aus dem Jahre , in der er behauptet, seine eigene Position »um des Heils willen« eingenommen zu haben. Schon bald legt Buber jedoch ein sehr viel größeres Interesse an den Tag, die Rolle und die Wurzeln des Messianismus in den jüdischen Quellen für sich zu klären, statt vage über das Heil und die absolute Zukunft zu spekulieren. Diesen Umschlag kann man am besten beobachten, wenn man Der Geist des Orients und das Judentum, die erste Rede in der zweiten Folge der Drei Reden von –, die unter dem Titel Vom Geist des Judentums publiziert wurden, mit dem Werk Der heilige Weg von vergleicht. Landauer hatte »bestimmte Stellen« des früheren Textes in seinem Brief an Buber kritisiert, die »schuld« daran gewesen seien, »daß ich das Buch weglegte und nicht weiterkommen
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mus »eine Verkleinerung, Verengung, Verendlichung des messianischen Ideals« ist, »wenn auch von der gleichen Kraft, der Zukunftsidee, getragen und genährt. Die Zukunftsidee wird sich über ihn hinaus wieder in das Unendliche, in das Absolute heben«. Ders., Die Erneuerung des Judentums, S. . Martin Buber, Zion, der Staat, und die Menschheit, Der Jude I (), S. –, hier: S. –; jetzt in: MBW , S. –, hier S. –.
Einleitung
konnte«. 14 Dieser Text hatte eine direkte Verbindung zwischen dem Messianismus und dem Verlust des alten jüdischen Staates hergestellt, den Buber ein »Verhängnis« nannte, das sich »in der Fülle der Lebenskraft« des jüdischen Volkes ereignet habe. Die jüdische Religion lehrte […] die Einwurzelung im heimatlichen Boden, die Bewährung des rechten Lebens in der Enge, die vorbildliche Gestaltung einer Menschengemeinschaft auf der schmalen kanaanitischen Erde. Und die am tiefsten ursprüngliche Schöpfung des Judentums, der Messianismus, ist nur die gleiche Idee, als letzte Erfüllung gedacht, in die absolute Zukunft projiziert […]. Alles Schaffen nahm seine Kraft und seine Gestalt aus dem organischen Zusammenhang mit dieser Erde. Und nun wurde dieser Zusammenhang zerrissen; mit ihm zerriß der innere Zusammenhang des jüdischen Geistes. Gott wurde aus einem Lehnsherrn des Ackers der Schutzherr der Frömmigkeit, seine Feste aus Ackerfesten Feste der Synagoge und sein Gesetz aus einem Ackergesetz ein Ritualgesetz; der Geist wurde von seinen Wurzeln gelöst. Damals w u r d e n die Juden ein Nomadenvolk. 15
Diese Worte stellen in vielerlei Hinsicht eine typisch kulturzionistische Ablehnung der Diaspora dar, wenn sie den Niedergang des Geistes vom Verlust des Landes abhängig machen und sich die Erneuerung der geistigen Kreativität von dem erneuerten Kontakt mit der Erde der Heimat versprechen. Der Verlust des Staates habe »die Geschichte des Judentums entzweigebrochen, wie es nie zuvor und darnach einem Volk widerfuhr«. 16 Nur wenige Jahre später jedoch, in Der heilige Weg, hat Buber das ganze Pathos dieses historischen Augenblicks auf einen anderen Zeitpunkt verlegt und damit seine ganze Beschreibung der jüdischen Geschichte einer radikalen Revision unterzogen. Nun ist es nicht mehr der Augenblick der Zerstörung des Staates, der die Geister teilt und die Menschen ihrer Kraft beraubt. Nun ist es vielmehr die Gründung des Staates. Der geschichtliche Augenblick, als das Volk Samuel bittet, ihm einen König zu geben, damit es sei »wie alle Völker« (I Samuel :), und dadurch Gott selbst zurückweist, der bis dahin sein König war, – »dieser Augenblick ist die eigentliche Wende der jüdischen Geschichte«. 17
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Gustav Landauer an Martin Buber, . Mai , in: B I, S. –, hier S. . Landauer bezieht sich vermutlich auf die Abschnitte, in denen die Deutschen mit den Juden zusammen aufgeführt wurden, weil sie die Verantwortung hätten, den Geist des Orients nach Europa zu bringen; diese Passagen wurden in späteren Wiederabdrucken ausgelassen, ohne darauf aufmerksam zu machen. Martin Buber, Der Geist des Orients und das Judentum, in: ders., Vom Geist des Judentums. Reden und Geleitworte, Leipzig: Kurt Wolff Verlag , S. –, hier: S. –, jetzt in: MBW ., S. –, hier: S. . Buber, Der Geist des Orients und das Judentum, S. Martin Buber, Der Heilige Weg. Ein Wort an die Juden und an die Völker, Frankfurt
Die Entstehung eines theopolitischen Anti-Messianismus –
Die Implikationen dieser Veränderung hat sich Buber noch nicht klar gemacht. Sie sind auch noch nicht völlig sichtbar in seiner Auffassung des Messianismus. In Der heilige Weg behauptet er immer noch, des Judentums »Harren auf den Messias ist das Harren auf die wahre Gemeinschaft«. 18 Dennoch lässt sich argumentieren, dass sich hier eine neue Richtung ankündigt, die in einer konsequenten Ausweitung des Prinzips, Gottes Königsherrschaft ernst zu nehmen und »das Volksbegehren« als sündhaft zu verwerfen, ihren Höhepunkt finden wird, indem sie die Verkörperung von dessen Forderung, den menschlichen König, den Gesalbten, den Messias verwirft. Während der folgenden zehn Jahre vertiefte sich Buber zusammen mit seinem Freund Franz Rosenzweig durch Vorlesungen am Frankfurter Lehrhaus und durch ihre Zusammenarbeit am Projekt der Bibelübersetzung in sehr viel intensiverer Weise in die Bibel, als er es zuvor getan hatte. Indem Buber in seinem Studium der Bibel wie der Bibelwissenschaft Fortschritte machte, nahmen die Umrisse eines neuen theopolitischen Antimessianismus immer deutlichere Formen an. Der erste Text im vorliegenden Band, »Das messianische Mysterium«, der bei Gelegenheit der Eröffnung der Hebräischen Universität in Jerusalem als Ansprache in Berlin vorgetragen wurde, stellt einen der ersten Ausflüge Bubers in die Frage des Messianismus durch eine Untersuchung des leidenden Dieners im Deutero-Jesaja dar. Er datiert aus der allerersten Zeit von Bubers erneutem Studium der Bibel zusammen mit Franz Rosenzweig und bildet als solcher die Ursprungsform seiner sich ausbildenden Position. Meiner Meinung nach fühlt sich Buber zunächst vom leidenden Gottesknecht angezogen, weil er eine nicht–königliche messianische Figur der Bibel ist. Buber interpretiert ihn, was seine Identität angeht, in einer Weise, die zwar die Ergebnisse der Wissenschaft zur Kenntnis nimmt, die sich jedoch im Widerspruch zur Mehrzahl der Denkschulen befindet. Statt sich denen anzuschließen, die behaupten, der zweite Jesaja beziehe sich auf das Volk Israel als ganzes, oder auf den Propheten Jeremias oder vielleicht sogar auf sich selbst, schlägt Buber vor, dass der leidende Gottesknecht ein die Gemeinschaft umfassendes multiperspektivisches Bild darstellt, das jedoch nicht mit dem Volk Israel in seiner Ganzheit identisch ist. Vielmehr gebe es eine Serie von Gottesknechten im Laufe der Geschichte, die, um den Willen Gottes zu erfüllen, arbeiten und leiden, aber deren Identität ein Geheimnis bleibt. Das Geheimnis dieser Art von
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a. M.: Rütten & Loening , S. . Kursiv vom Vf. Der Text trägt die Widmung »Dem Freunde Gustav Landauer aufs Grab«. Ebd., S. .
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Dienst bringt den Messianismus in Zusammenhang mit einer Art politischem Versagen, statt mit Souveränität. Der Erfolg dieser Serie von leidenden Gottesknechten wird sich erst mit der endgültigen Erlösung offenbaren. Diese Machtlosigkeit ist etwas, das Buber später vor allem mit den Gestalten der Propheten assoziiert im Gegensatz zu den messianischen Figuren, die von den Königen verkörpert werden. 19 Das ist nicht die einzige Spannung zwischen »Das messianische Mysterium« und Bubers Arbeiten zum Messianismus aus den dreißiger und vierziger Jahren. Bubers spätere Arbeiten ziehen eine scharfe Trennlinie zwischen dem Prophetischen und dem Apokalyptischen, wie wir weiter unten sehen werden, und Schwellenfiguren wie der Deuterojesajas bringen diese Unterscheidung in einige Verlegenheit, wie schon Jacob Taubes (–) bemerkt hat, wenn er Buber dafür kritisiert, dass er Deuterojesaja nicht das zugestanden habe, was ihm gebührt. 20 Das Messianische, das als negative Wendung die Verwerfung der göttlichen Souveränität durch das Volk repräsentiert, ist dem Prophetischen entgegengesetzt und steht so auf einer Linie mit dem Apokalyptischen, insbesondere wenn es als positive Wendung einer vorgestellten zukünftigen Erlösung neu gefasst wird. Aber Buber verurteilt ohne Wenn und Aber das Apokalyptische und wird diese Position fast nie mehr aufgeben. 21 Das wäre kein Problem insofern, als wir Antimessianismus und Antiapokalyptik auf einer Linie sehen könnten. Bleibt allerdings die Tatsache, dass Buber die verborgene, unspektakuläre Arbeit des leidenden Gottesknechts zu loben scheint und seine .
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Theodore Dreyfus hat gezeigt, dass »Das messianische Mysterium« später größtenteils unverändert in Der Glaube der Propheten als Abschnitt mit der Überschrift »Das Mysterium« übernommen wurde. Ich habe dargelegt (Samuel Hayim Brody, This Pathless Hour. Messianism, Anarchism, Zionism, and Martin Buber’s Theopolitics Reconsidered, Ph.D. Dissertation, University of Chicago Divinity School ), dass dies keine grundlegende Kontinuität der Positionen zwischen und darstellt, sondern der etwas hastigen und nachlässigen Konstruktion des Glaube der Propheten als Text geschuldet ist, verstanden als eigenständiges Werk, doch zusammengesetzt aus Material, das ursprünglich den dritten Teil von Das Kommende bilden sollte. Weitere Argumente für diese These lassen sich in der Tatsache finden, dass Buber in seiner Einleitung zu dem Werk auf seine Einteilung in »Teile« rekurriert, welche in dem endgültigen Inhaltsverzeichnis nicht aufgeführt werden. Theodore Dreyfus, M. Buber: Messianic Mystery [Hebrew], Da’at: A Journal of Jewish Philosophy and Kabbalah (), S. –. Jacob Taubes, Martin Buber und die Geschichtsphilosophie, in: Paul Arthur Schilpp u. Maurice Friedman (Hrsg.), Martin Buber, Stuttgart , S. –. In einem Brief an Karl Thieme behauptete Buber einmal: »›Geringschätzig‹ sehe ich die Apokalyptik – wie ich hoffentlich noch zeigen kann – keineswegs an.« Es ist schwer, diese Aussage mit der Darlegung in »Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde« zusammenzubringen, es sei denn, wir lesen Buber so, dass seine Einstellung gegenüber der Apokalyptik nicht ohne Mitleid für die Verzweifelnden ist. Buber an Thieme, . März , in: B III, S. -, hier S. .
Die Entstehung eines theopolitischen Anti-Messianismus –
eventuelle Rehabilitierung erwartet. Ich bin der Meinung, dass diese Spannung teilweise daraus resultiert, dass Buber nach einem Trost gesucht hat, ein Verlangen, das aus der Erfahrung politischen Scheiterns im wirklichen Leben herrührt. Hierbei wäre an den Zwölften Zionistischen Kongress von zu denken, auf dem Buber mit Bestürzung feststellen musste, dass sein Entschließungsantrag, der eine antiimperialistische und proarabische Ausrichtung des Zionismus vorsah, vom Ausschuss verwässert wurde. Teilweise mag diese Spannung aber auch aus der wirklichen intellektuellen Verlegenheit resultieren, nicht zu wissen, welcher theologische und ethische Status dem »wirksamen« Handeln in der Welt zuzuschreiben sei. 22 Buber setzte sich in den zwanziger Jahren immer wieder mit dem Problem des wirksamen Handelns als der entscheidenden Frage bei der Bestimmung der Beziehung zwischen Religion und Politik auseinander. Buber kommt zu dem Schluss: »Man soll, meine ich, die Politik weder aufsuchen noch meiden, man soll weder prinzipiell politisch noch prinzipiell apolitisch sein. … Das heißt: es gibt rechtmäßig keine messianistische, messianistisch intendierte Politik. Das heißt aber auch: von der Heiligung aller Dinge darf der politische Bereich nicht ausgenommen werden. Die ›Schlange‹ ist nicht das Urböse, sie ist selber nur verirrt, sie selber wird endlich erlöst werden wollen.« 23
Wenn wir die Bezeichnung »Reife« aus dem Diskurs über Bubers Dialogik übernehmen wollen, dann ist dies seine »reife« theopolitische Position. Theopolitik ermächtigt weder zur Politik, noch zur Antipolitik, noch hat sie ein eschatologisches Telos. Sie erlöst, aber in dieser Welt, das heißt, sie heiligt. Gleichzeitig ist zu bemerken, dass Theopolitik von einer starken inneren Spannung zerrissen wird. Einerseits stellt sie sich jeder Bemühung in den Weg, eine »messianisch intendierte« Politik zu betreiben, je.
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Berühmt ist Walter Benjamins (–) Ringen in seinem eigenen Werk mit der Frage, insbesondere in »Über den Begriff der Geschichte«, wo er behauptet: »Freilich fällt erst der erlösten Menschheit ihre Vergangenheit vollauf zu«. Walter Benjamin, Über den Begriff der Geschichte, in: ders., Gesammelte Schriften, hrsg. von Rolf Tiedemann u. Hermann Schweppenhäuser, Bd. ., Frankfurt a. M. , S. –, hier S. . Martin Buber, Gandhi, die Politik und wir, Die Kreatur (/), S. –; auch in: Werke I, S. -. Siehe auch »Politik aus dem Glauben« (): »Es gilt nicht, eine besondere ›messianische‹ Politik zu treiben. Aber es gibt eine bestimmte Art der Teilnahme am öffentlichen Leben, bei dem wir mitten in der Auseinandersetzung mit Welt und Politik den Blick auf das Gottesreich hin gerichtet halten. Es gibt keine religiöse Sanktion der politischen Zwecksetzung. Es gibt keine politische Partei, die behaupten könnte, daß nur sie von Gott gewollt sei; aber es ist auch nicht so, daß man sagen könnte, vor Gott sei es gleichgültig, ob dies oder jenes getan werde.« Ders., Politik aus dem Glauben, in: Ders., Nachlese, Heidelberg: Verlag Lambert Schneider , S. –, hier: S. .
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dem Versuch, Politik theologisch zu legitimieren. Das jedenfalls war Bubers Wahrnehmung der zeitgenössischen »politischen Theologie«, die in Wirklichkeit eine Form der Säkularisierung war, da sie die göttliche Autorität den Bedürfnissen des Politischen unterwarf. Andererseits scheint sie sich für ihre eigene Form der Legitimation einzusetzen – nicht für irgendeine bestimmte Staatsform, sondern eher für eine Form radikaler Politik, die man auch als Antipolitik bezeichnen könnte, nämlich den Anarchismus. Buber hat diese Spannung am intensivsten nicht in einem Essay, der die zeitgenössische Politik direkt zum Thema macht, sondern in einer biblischen Studie untersucht, dem Königtum Gottes. V. Theopolitik und Eschatologie, – Königtum Gottes ist aufgrund seiner wissenschaftlichen Darstellungsweise einzigartig in Bubers Werk. Dies hat mit seinem »Sitz im Leben« als Teil der Anstrengungen Bubers zu tun, eine Position an der Hebrew University in Jerusalem zu erlangen, wozu er sich auf ein universitäres Fach spezialisieren wollte. 24 Buber machte sich mit der Bibelkritik, der Soziologie, der Ägyptologie, der Assyriologie und der Semitistik seiner Zeit vertraut, um seine Beweisführung so aufzubauen, dass sie sich aus einer sorgfältigen Bearbeitung der Quellen ergibt und nicht aus seiner weit bekannten ethisch-religiösen Haltung gespeist wird. Das Werk wurde jedoch aufgrund dieser methodischen Grundhaltung von der Mehrzahl der Gelehrten, an die es gerichtet war, scharf kritisiert. Dies ist nicht überraschend, weil Königtum Gottes nicht nur eine radikale Beweisführung hinsichtlich biblischer Theopolitik vertritt, wobei es unkonventionelle Methoden anwendet. Es kritisiert zudem genau die Forschungsgebiete, in denen es sich ansiedeln wollte. Nichtsdestotrotz ist die wissenschaftliche Konstruktion des Werks so abschreckend, dass es zu einem von Bubers über die Jahre am seltensten gelesenen Werken geworden ist. Überdies hat sich gezeigt, dass Buber seine Forschung ernst genug nahm, um seinen Kritikern ausführlich und detailliert zu antworten, wie es die Vorworte der zweiten und dritten Auflage von und belegen. Neben der Absicht Bubers, sich zu habilitieren, hat Königtum Gottes noch einen weiteren Ursprung. Zunächst hatte Buber beabsichtigt, zusammen mit Rosenzweig einen theologischen Kommentar über »Probleme des Glaubens« im Alten Testament zu verfassen. Nach Rosenzweigs .
Siehe dazu Paul R. Mendes-Flohr, The Kingdom of God. Martin Buber’s Critique of Messianic Politics, Behemoth: A Journal on Civilization (), S. –.
Theopolitik und Eschatologie, –
Tod erkannte er, dass er diejenigen Fragen vorziehen musste, die am wesentlichsten waren: »Am wichtigsten mir, in mir am stärksten gereift und daher nun an den Anfang zu stellen war die Frage nach der Entstehung des ›Messianismus‹ in Israel.« 25 Buber entschied sich bald für eine dreifache Einteilung des Gegenstands, welchen er in einer Trilogie unter dem Gesamttitel Das Kommende. Untersuchungen zur Entstehungsgeschichte des messianischen Glaubens bearbeiten wollte. Der erste Band, Königtum Gottes, behandelte die Idee von Gottes Volkskönigtum in der Frühzeit Israels »als eine aktuell-geschichtliche«. Der zweite Band, Der Gesalbte, sollte zeigen, wie das direkte Volkskönigtum Gottes in ein indirektes Königtum verwandelt wurde, vermittelt durch den »Gesalbten Gottes«, den Messias als König Israels. Der abschließende Band sollte die Umwandlung des Konzeptes »aus der Geschichte in die Eschatologie« ansprechen. Buber verfolgte dieses Projekt von der Veröffentlichung von Königtum Gottes bis hin zur Schließung des Schocken Verlags durch die Nazis unmittelbar vor seiner Flucht nach Palästina. Doch als er dort ankam, sah er sich finanziellen und sonstigen Zwängen ausgesetzt, sich auf andere Forschungsgegenstände zu konzentrieren. Der Gesalbte blieb unvollendet, der dritte Band erhielt nicht einmal einen Arbeitstitel, obwohl man Material davon im Glaube der Propheten () und Zwei Glaubensweisen () finden kann. Das Kommende wurde demnach niemals abgeschlossen. Auch wenn man Das Kommende also auf keinem Bücherregal finden kann, ist eine Kenntnis dieses Plans für einen jeden Versuch, Königtum Gottes und Der Gesalbte zu verstehen, wesentlich. Selbst Bubers weitere biblische Schriften wie Moses und Der Glaube der Propheten sollten im Licht des Plans für Das Kommende erörtert werden. Sie sind der Schlüssel zu Bubers theopolitischer Vision der Geschichte Israels als ganzer. Der vorliegende Band enthält den ersten und den fertiggestellten Abschnitt des zweiten Teils der Trilogie. Es ist dabei wichtig, im Blick zu behalten, dass Der Gesalbte ein Werk aus der Mitte der er Jahre darstellt, trotz der Tatsache, dass die einzelnen Stücke erst Jahrzehnte später als eigenständige Aufsätze über Samuel bzw. Saul veröffentlicht wurden. 26
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Vorwort zu Königtum Gottes, in diesem Band S. . Buber stellte diese drei Stücke unter dem Titel »Der Gesalbte« in den Werken zusammen, auch wenn er niemals in der Lage gewesen war, zu dem Projekt zurückzukehren. (Sie wurden auch ungefähr zur selben Zeit in der hebräischen Sammlung von Bubers biblischen Schriften aufgenommen. Martin Buber, Darko Schel Miqra, Jerusalem: Mossad Bialik .) Es bleibt Bubers vielleicht am wenigsten gelesenes Werk.
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Die zentrale These des Königtum Gottes ist die, dass der Sinaibund ein theopolitischer und kein »religiöser« Bund ist. JHWH will den Israeliten keine Religion geben, sondern ein Königreich begründen. Mose erkennt dies, weshalb er keine Herrschaft für sich selbst beansprucht, keine Dynastie errichtet und auch die Herrschaft nicht auf seine Söhne überträgt. JHWH allein soll der König Israels sein. Buber knüpft hier sowohl an eine lange Tradition des Denkens über die jüdische Theokratie an, wie sie insbesondere unter den Gründern des frühen modernen Liberalismus, Hobbes (–) und Spinoza (–) üblich war, entfernt sich aber auch von ihr. Das alte Israel sei in der Tat als Theokratie gedacht, doch Moses sei nicht Gottes Vizekönig oder Statthalter, sondern nur ein Vermittler, der versucht habe, das Volk, das an sichtbare Götter und die pyramidenförmige Hierarchie des ägyptischen Herrschaftssystems gewöhnt war, in der Weise zu bilden, dass es begreifen könne, was es bedeute, eine unsichtbare Regierung zu haben. Auch sei die Tora, wie wir sie kennen, nicht das »Gesetz« Gottes. Buber macht vorsichtigen Gebrauch von der Bibelkritik, um das aus der Hand von Priestern stammende Material mit seinen kultischen Belangen von der originalen Intention des Moses zu trennen, die darauf ausgerichtet sei, eine reine Theokratie zu gründen. Das Buch der Richter, welches das Scheitern der direkten Theokratie zu dokumentieren scheint und erklärt, warum es nötig war, einen menschlichen König einzuführen, betrachtet Buber als synthetisches Werk, das aus einer Verbindung von monarchistischen und antimonarchischen Elementen zusammengesetzt ist. In der Endredaktion sei das monarchistische Stück ans Ende gesetzt und dem ganzen Werk so seine melancholische Atmosphäre gegeben worden. Es ist kein Geheimnis, auf wessen Seite Bubers Loyalität lag im Wettstreit zwischen den Anhängern der Theokratie und denjenigen der menschlichen Monarchie im alten Israel. Tatsächlich wird dieser Wettstreit in seinen Händen zu einem transhistorischen, der sich von den Autoren der biblischen Texte über deren Herausgeber und Redaktoren bis hin zu den späteren Interpreten und den neuzeitlichen wissenschaftlichen Auslegern erstreckt. 27 Doch so sehr Buber auch die Sehnsucht nach einem menschlichen König als Ergebnis von Angst, Glaubensmangel und Schwäche ansieht, er beschwört hier kein nostalgisches Wunschdenken nach einem Goldenen Zeitalter. Selbst in der Richterzeit sei es niemals der Fall gewesen, dass die Mehrzahl oder auch nur viele Israeliten ihr eigenes System voll verstanden und unterstützt hätten, abgesehen .
Wesentlich detailliertere Ausführungen zur Unterstützung dieser Darlegung finden sich in Brody, This Pathless Hour. Vgl. Anm.
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von ein paar außergewöhnlichen Figuren wie Gideon, von dem der Spruch überliefert ist: »Nicht ich will euch obwalten, Nicht mein Sohn soll euch obwalten, Er soll über euch walten.« (Richter :). Buber erkennt, dass sich die direkte Theokratie den Herausforderungen eines jeden Versuches stellen muss, Ordnung auf rein freiwilliger Basis herzustellen: Sowohl denen, welche die höchste Verantwortung, wie denen, welche am wenigsten Verantwortung tragen, soll es wohl ergehen, wobei die letzteren ihre Freiheit zum persönlichen Vorteil missbrauchen. Dieses Paradox wird zu einem grundsätzlichen, wenn Buber argumentiert, dass Gott entschieden habe, die Welt nicht dazu zu zwingen, sein zu werden. Er warte auf die völlig freiwillige Umkehr des Volkes zu ihm, und dieselbe Erwartung haben seine Anhänger. Dies ist der Grund, warum das übliche Verständnis des Wortes »Theokratie« irreführend ist. Es wird auf autoritäre Systeme angewandt, in der eine selbsternannte Kaste, eine religiöse Elite versucht, die Bevölkerung zu zwingen, auf ihre eng gefasste Vorstellung vom göttlichen Willen einzugehen. Solch ein System nennt Buber mit Max Weber (–) Hierokratie, also Priesterherrschaft. Eine wahre Theokratie muss notwendigerweise eher wie Anarchie aussehen, in der nur gelegentlich ein charismatischer Führer eingreift, um das Volk in einer Notsituation zu retten, um dann wieder im Volk aufzugehen, wenn die Aufgabe vollendet ist. Im Fall des alten Israel bedeute dies, dem Alltagsleben in der bestehenden Organisation als Stammesverband mit ihren patriarchalen Clanstrukturen und Stammesoberhäuptern nachzugehen und nur in besonderen Notlagen als »Israel« zusammenzukommen, wenn das Leben des ganzen Volkes auf dem Spiel steht. Nichtsdestotrotz bleibe JHWH der König der Nation, die als solche am Sinai konstituiert wurde, selbst wenn er keine neuen Gesetze gibt. Wie kam es dann zu einer zentralisierten Monarchie und zur Idee des »Gesalbten JHWHs«? Zwischen Königtum Gottes und Der Gesalbte scheint sich Bubers Antwort auf diese Frage zu wandeln. Dieser Bedeutungswandel kann durch die Tatsache erklärt werden, dass Königtum Gottes sich hauptsächlich mit dem Richterbuch und dem Vergleich zwischen der altisraelitischen Idee des göttlichen Königtums und der anderer alter nahöstlicher Gesellschaften beschäftigt, einschließlich der babylonischen, ägyptischen und südarabischen. Erst in Der Gesalbte wendet sich Buber einer detaillierten Untersuchung des Ersten Samuelbuches zu, in dem das Aufkommen der Monarchie dargestellt wird. Wir finden daher am Ende von Königtum Gottes eine Diskussion der »Samuelischen Krisis«, in der die religiös-politische Gruppe, »für die die ›elohistische‹ Erzählung nur die personhafte Bezeichnung ›Samuel‹ kennt«, sich gegen
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die Anhänger der Monarchie für die Theokratie einsetzt. 28 Diese Krise wird durch eine äußere militärische Bedrohung durch die Philister hervorgerufen, welche die Existenz Israels bedroht und sich allen Versuchen, sie zurückzuschlagen, widersetzt: »Da erst lehnt sich das Volk gegen den Zustand auf, den seine urprophetischen Führer immer neu und immer gleich vergeblich mit theokratischem Verfassungswillen zu durchglühen versucht hatten; der Gedanke der monarchischen Einung wird geboren und erhebt sich den Vertretern des Gotteskönigtums entgegen. Und die Krisis zwischen beiden wird zu einer des theokratischen Antriebs selber, zu der Krisis, aus der der menschliche König von Israel, der Nachfolger Jhwhs (, ), als dessen ›Gesalbter‹, meschiach Jhwh, χριστὸϚ κυρίου, hervortaucht.« 29
Der unvermittelte Gebrauch des Griechischen an dieser Stelle ist natürlich kein Zufall. Das Hervorgehen des Königs ist dadurch ausdrücklich mit den zukünftigen Entwicklungen der messianischen Idee verbunden, bis hin zur Geburt der Christenheit. Die ›Idee der monarchischen Vereinigung‹ wird als Rebellion gegen Gott dargestellt, und die späteren Entwicklungen werden daher in eine von Buber negativ bewertete Traditionslinie gestellt. 30 Nachdem Buber sich einmal einem intensiven Studium des Textes des Ersten Samuelbuches gewidmet hat, hören wir in Der Gesalbte jedoch nichts mehr von der Annahme, »Samuel« sei eine kurzgefasste, »personhafte Bezeichnung« für eine Bewegung. Obwohl er annimmt, dass die frühen Kapitel des ersten Samuelbuches Legenden sind, nimmt er die Vorstellung ernst, Samuel habe in einem frühen Lehrverhältnis zum Haus Eli gestanden, und interpretiert den Verlust der Bundeslade als Scheitern des von der Priesterschaft getragenen Versuchs, durch das Beenden der Philisterkrise eine anti-theokratische Führung zu etablieren. Auf diese Weise sei der Weg für den Versuch der Propheten bereitet worden, die nationale Führung an sich zu reißen. Darüber hinaus kehrt Buber zu einer viel früheren Vorstellung zurück, die er bereits in Der Heilige Weg vertreten hat, nach der Samuel teilweise Schuld an der Einführung des dynastischen Prinzips trage, weil er versucht habe, seine Macht an seine Söhne weiterzugeben. Die externe militärische Krise wird auf diese Weise enger als zuvor mit dem internen theopolitischen Konflikt verbun. . .
Königtum Gottes, in diesem Band S. . Ebd., in diesem Band S. f. Buber versucht später die anti-christlichen Implikationen dieses Anti-Messianismus abzuschwächen, ohne dabei seine grundlegende Überzeugung aufzugeben, dass die Welt unerlöst sei. Viele hielten diese späteren Bemühungen jedoch für ungenügend. Siehe Martin Buber, Zwei Glaubensweisen, Zürich: Manesse , jetzt in: MBW , S. –.
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den. Dieses Vorgehen verrät zwei Dinge über Buber als Bibelgelehrten: auf der einen Seite hatte er keine Bedenken, kritische Forschung in den Dienst seiner bevorzugten theopolitischen Haltung zu stellen. Andererseits wagte er oft bereits aufgrund von vorläufigen Studien kühne Aussagen, die er später auf der Grundlage weiterführender Forschung revidierte. Er ließ es also zu, dass seine späteren Studien seine früheren Aussagen korrigierten, wenigstens insoweit, als Aussagen des Textes zur Unterstützung seiner umfassenderen und tiefergehenderen theopolitischen Position benutzt werden sollten. Die Tatsache, dass diese Studien im Kontext der Bibelkritik geschrieben werden, spielt dabei ebenfalls eine Rolle: Buber neigt dazu, wohlwollend zu schreiben, wenn er die Positionen anderer Autoren erläutert, wobei er von der Annahme ausgeht, dass der Autor des Textes sich jeweils ändert 31 . Bubers Analyse des ersten Samuelbuches in Der Gesalbte ist so schonungslos wie jeder Text von Albrecht Alt (–) oder von Gerhard von Rad (–); am Ende bleibt nur ein kleinteiliger Kern als »authentischer, originaler« Text übrig. Dieser Kerntext erzählt, was Buber für die erste Darstellung des Aufkommens der Monarchie hält, erzählt aus der Perspektive einer Tradition, der des Propheten Nathan und seiner Schule, die aus der Zeit selbst stammt, und spätere deuteronomistische Einsichten nicht in Anspruch nimmt. Nathan, so nimmt Buber an, ist der einzige Prophet der jemals wirklich geglaubt habe, dass die indirekte Monarchie funktionieren könnte, dass sie eine gangbare und gültige Alternative zu der vorhergegangenen direkten Theokratie darstellt. Dies alles auf der Basis seiner eigenen Auseinandersetzung mit David, und auf der Basis von Samuels Bericht, dass JHWH die Erlaubnis gegeben habe, eine Monarchie zu errichten. So habe er die Propheten selbst als Teil des Systems, als eine Art Gegengewicht zum Monarchen konzipiert, der sicherstellt, dass JHWH selbst immer noch herrsche und dass der menschliche König nur sein Stellvertreter sei. Allerdings hat sich diese Vorstellung zu der Zeit, als Salomon den Tempel errichtete, bereits als naiv .
Es gibt natürlich auch Ausnahmen von dieser Regel. Wenn Buber den Verfasser des »monarchistischen Richterbuchs« diskutiert, den Kreis der Horrorgeschichten, die den Heldenerzählungen der frühen Richter und der Samson Sage angefügt wurden, um die letzten Kapitel des gegenwärtigen Richterbuches zu bilden, weicht er von seiner üblichen Sympathie ab und zeigt zumindest eine deutliche Distanz, wenn nicht Verachtung: »Der Tendenzrefrain redet die Sprache einer Zeit, in der bei der weit überwiegenden Mehrheit des Volkes zwischen der Vorstellung des Königtums und der von Ordnung und Gesittung noch eine geradezu als selbstverständlich empfundene Verknüpfung bestand; man sieht das Achselzucken, hört den überlegen bedauernden Ton: Damals gab es eben noch keinen König in Israel!« Königtum Gottes, in diesem Band S. .
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herausgestellt. Die Monarchen beanspruchen im Rahmen des Tempelkultes die »Religion« für sich selbst und schließen daher JHWH von der wirklichen Regierung aus. Für die Erde überlassen sie ihm den Himmel. Ihm kommen Opfer und Gebete zu, während sie die wichtigen Entscheidungen über Krieg und Frieden, Wirtschaft und Gesellschaft treffen. In diesem Sinne stellen sich alle späteren Propheten gegen die Könige, selbst wenn sie anerkennen, dass JHWH zu einem früheren Zeitpunkt der Monarchie ein Existenzrecht gewährte. Allein Nathan konnte wirklich an eine Zusammenarbeit mit den Königen geglaubt haben. 32 Die Parallelen zu Bubers eigener Situation sind hier offensichtlich: Bubers Zionismus und Sozialismus machen beide mehr Sinn, wenn sie im Lichte des theopolitischen Ursprungs des Messianismus betrachtet werden. Buber bestand darauf, dass es keine legitime messianische Politik gebe. Wenn wir das ernst nehmen, müssen wir seine Vision eines anarcho-sozialistischen, Kibbuz-basierten Zionismus, wie er in Pfade in Utopia und in seinen Schriften über den Konflikt zwischen den Zionisten und den palästinensischen Arabern zum Ausdruck kommt, als nichtmessianisch bezeichnen. Dies bedeutet, Buber fasste die Möglichkeit eines Zionismus ins Auge, der nicht versuchen würde, einen mehrheitlich jüdischen Nationalstaat unter dem Schutz des British Empire zu etablieren. Stattdessen solle er es wagen, die Bedingungen der Immigration und Ansiedlung mit den ansässigen Palästinensern auszuhandeln und nach der Ankunft in Palästina ein Netzwerk sozialistischer Kommunen zu errichten, die von direktdemokratischen Prozessen regiert würden. Das wäre eine innerweltliche, rein diesseitige Möglichkeit. Man kann über diese Vision geteilter Meinung sein und sie zu optimistisch und naiv finden, und viele haben Buber damals in der Tat scharf kritisiert. Es wäre jedoch ein schwerwiegender Irrtum, sie als messianisch anzusehen. Bubers theopolitische Vision, die Gott die Souveränität vorbehält, und den Menschen nahelegt, Herrschaft, so weit wie möglich, von den menschlichen Angelegenheiten fern zu halten, ist eine Art religiöser Zionismus. Doch steht er in radikalem Gegensatz zu dem Messianismus eines Gusch Emunim [Block der Treuen], der religiösen Ideologen der Siedlerbewegung in der West Bank, die erst nach Bubers Tod auf der Bühne erschien. Nichtsdestotrotz erklärt dies Bubers Anpassung an den Staat Israel zum Zeitpunkt seiner Gründung, trotz der Tatsache, dass er die Niederlage von allem bedeutete, für das Buber bis dahin gearbeitet hatte. Wenn BenGurion (–) der neue David war, könnte Buber wohl der neue .
Vgl. Martin Buber, Die Erzählung von Sauls Königswahl, Vetus Testamentum, Jg. , H. (), S. –, hier S. f., jetzt in diesem Band, S. –, hier S. .
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Nathan sein. (Und die Tatsache, dass Buber Der Gesalbte verzögerte und schließlich beiseite legte, lässt vermuten, dass er mit dieser Vorstellung niemals warm wurde.) Als Buber noch lebte, richtete er seine innerzionistische Polemik hauptsächlich gegen den säkularen Zionismus und seine Führer, denen er vorwarf, die göttliche und moralische Natur des Judentums und daher die eigentliche zionistische Aufgabe zu verdrängen. Hätte er noch den Erfolg Zvi Yehuda Kooks (–) als Inspiration für eine erneuerte religiöszionistische Siedlerbewegung erlebt, hätte er sicherlich einmal mehr auf seiner Unterscheidung zwischen Prophetie und Apokalyptik bestanden, wie er sie in »Prophetie, Apokalyptik und die Geschichtliche Stunde« () dargelegt hat. »Die Prophetie hat auf ihre Art ausgesprochen«, sagt Buber, »daß das Sonderwesen Mensch zu einem Überraschungszentrum der Schöpfung erschaffen ist.« 33 Mit der Apokalypse ist andererseits alles »vorentschieden, alle menschlichen Entscheidungen sind nur noch Spiegelgefecht. Die Zukunft ist nicht etwas, was zustande kommt; sie ist im Himmel schon gleichsam vorhanden, von je vorhanden. … Dazu kommt aber, daß die reife Apokalyptik eine im eigentlichen Sinn geschichtliche Zukunft nicht mehr kennt. Das Ende aller Geschichte ist nah.« Der Messianismus des Gusch Emunim, wie er in den Aussagen Zvi Yehuda Kooks greifbar wird, dass wir heute nicht nur am Beginn der Erlösung stehen, sondern uns schon mitten in ihr befinden, gehört eindeutig ins apokalyptische Lager. Darüber hinaus ist diese Form des Messianismus fasziniert von Souveränität und Herrschaft, und in diesem Sinn kann sie berechtigterweise beanspruchen, die Erbin des alten israelitischen Königtums zu sein. Doch für Buber war dieses Königtum von Anfang an eine sündige, götzendienerische Rebellion gegen Gott. Die Unterscheidung zwischen Prophetie und Apokalyptik bedeutet nicht das Verdammen jeder eschatologischen Hoffnung. Die Propheten erwarten ebenfalls eine Zeit, in der alle ihre Hoffnungen verwirklicht werden. Was sie allerdings nicht tun, ist die Bewegung von hier nach dort vorzuzeichnen, etwa irgend einem »offenbarten« Plan gemäß. Mehr noch stellten sie sich die Umkehr, teschuva auf Hebräisch, nicht als verborgen hinter einer Mauer zu einer anderen Welt vor – teschuva ist hier und jetzt möglich. Wenn sie dies nicht wäre, könnten die Propheten nicht nach ihr rufen. Prophetische Eschatologie unterscheidet einerseits zwischen der Vollendung einer Gesellschaft, wie sie JHWH schon immer für sein .
Martin Buber, Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde, Merkur, Jg. , H. , Dezember , S. -, hier S. , jetzt in diesem Band, S. -, hier S. .
Einleitung
Bündnisvolk in dieser Welt beabsichtigt hat, und der radikalen Transformation der Schöpfung und menschlichen Natur andererseits. Weltliche Erlösung, die Freisetzung der Gefangenen, ist möglich und muss nicht auf die transzendente Erlösung warten. Die Analogie zur Gegenwart, auf die in dem Aufsatz über Prophetie und Apokalyptik angespielt und die in Pfade in Utopia weiter entwickelt wird, bezieht sich auf die Vorteile, die Buber in der utopischen/anarchistischen Tradition gegenüber dem Marxismus sieht. Die erstere ist prophetisch, und ruft nach der Verwirklichung des Sozialismus jetzt und in größtmöglichem Umfang, während der letztere nach Buber unter apokalyptischen Tendenzen leidet, und das Erreichen der kommunistischen Gesellschaft jenseits einer katastrophalen Revolution verortet.
VI. Es sollte nun möglich sein zu der Frage zurückzukehren, die zu Beginn aufgeworfen wurde: passt der Messianismus in das philosophisch-theologische Bild von Bubers Entwicklung und seine Bewegung vom Mystizismus zum Dialog? In einem Sinne ja – die Kehre von markiert in beiden Feldern einen Wendepunkt. In anderem Sinne jedoch kann man sagen, dass die Entwicklung von Bubers Einstellung zu diesem Konzept längere Zeit an Anspruch nahm. argumentiert Buber gegen Cohen, dass der Kampf zwischen dem Prinzip der Kreativität, verkörpert in der Nation, und dem Prinzip der Ordnung, verkörpert im Staat, andauern wird bis »das Reich, Malkhut Schamajim, auf Erden ersteht; bis in der messianischen Gestalt der Menschenwelt Schöpfung und Ordnung, Volk und Staat in einer neuen Einheit, in der Gemeinschaft des Heils verschmelzen.« 34 In diesen Worten wird die messianische Welt als Versöhnung grundlegender menschlicher Widersprüche vorgestellt. Es sind dieselben Widersprüche, die zum Kollaps des ursprünglichen israelitischen politischen Systems, der göttlichen Anarcho-Theokratie, und zum Aufstieg des ersten Messias, des Königs von Israel, führten. Doch die Botschaft der Propheten lautet: es könnte nächstes Mal anders sein. Nicht weil die Widersprüche verschwinden, sondern weil die Menschen gelernt haben, in anderer und besserer Weise mit ihnen umzugehen. Die prophetische Hoffnung auf eine bessere Gesellschaft ist schließlich zu trennen von dem apokalyptischen Verlangen nach dem Ende der Welt. Das ist die tiefere Bedeutung von Bubers oft zitiertem »Dialog zwischen Himmel und Erde«. .
Buber, Zion, der Staat, und die Menschheit, S. .
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Wenn ich in diesen Tagen, da eine Universität in Jerusalem entsteht, eine Sonderhoffnung und einen Sonderwunsch aussprechen darf, so ist es der, dass innerhalb dieser Universität eine Stätte auch für eine selbständige jüdische Religions-Wissenschaft und Religions-Philosophie erstehe. Der grosse deutsche Philosoph und Religionsforscher Albrecht Dieterich hat auf dem II. Internationalen Kongress für Religions-Geschichte folgendes gesagt: »Es gibt keine Wissenschaft des Göttlichen, nur die Entwicklung des menschlichen Denkens vom Göttlichen. Es gibt wissenschaftlich keine göttliche Offenbarung, sondern nur die Entwicklung menschlichen Denkens von göttlicher Offenbarung.« – Hierzu habe ich zu sagen: Religion ist nicht das menschliche Denken vom Göttlichen; zu diesem wird sie nur wo und inwiefern sie in Theologie übergeht. Religion ist vielmehr die Beziehung, die reale Beziehung des Menschlichen zum Göttlichen. Diese Beziehung ist in der Wirklichkeit des religiösen Lebens betrachtet, in die Gegenseitigkeit des Göttlichen und Menschlichen eingeschlossen. Die Religions-Wissenschaft löst die Beziehung des Menschlichen zum Göttlichen als das allein von ihr Erforschbare aus der Gegenseitigkeit heraus und betrachtet sie für sich. Wenn sie weiss, was sie damit tut, handelt sie rechtmässig im Sinne der Rechtmässigkeit jedes Erkenntnisstrebens, das seine normative Grenze nicht überschreitet, vielmehr sich dieser Grenze bewusst bleibt und seine Arbeit von ihr mitbestimmen lässt. Eben dies tut die kritische realisierende Religions-Wissenschaft, die ich meine. Die Grenze, deren sie sich in einer ihre Arbeit mitbestimmenden Weise bewusst zu bleiben hat, ist die Bruchlinie, die entstand, als sie die Beziehung des Menschlichen zum Göttlichen aus der Gegenseitigkeit von Göttlichem und Menschlichem löste. Das Jenseits dieser Linie kann sie nicht in ihre Forschung einbeziehen, aber sie muss in ihre Forschung das grundsätzliche und stetige Wissen einbeziehen, das der Wirklichkeitscharakter ihres Gegenstandes nur aus der Einstellung auf das Faktum der totalen Gegenseitigkeit zu erfassen ist, das aber ohne Erfassung des Wirklichkeits-Charakters ihres Gegenstandes nicht bloss dieser, sondern auch ihre Arbeit an ihm fiktiviert wird; dass alle Arbeit der fiktivierenden Religions-Wissenschaft, die aus der Fülle eine Leere, aus dem Sinn ein wahnwitziges und verruchtes Spiel macht, selber leer, richtungslos und spielhaft unverbindlich bleiben muss. Anstelle der irreführenden Behauptung, es gäbe wissenschaftlich keine Offenbarung, hat daher die Wahrheit zu treten: die göttliche Offenbarung kann wohl niemals Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung sein, aber sie ist ihre wirkliche Grenze, die
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Wirklichkeit als ihre Grenze, und damit ist sie ihr Halt, ihr kraftverleihender Ursprung und ihr richtunggebendes Ziel. Darum ist die ReligionsWissenschaft umso realer fundiert, je unmittelbarer sie an lebendiges Wissen um Offenbarung anknüpfen kann. Insofern vermag eine ReligionsWissenschaft, die von wirklicher Offenbarung ausgeht, eine Erkenntnis zu leisten, die die allgemeine Religions-Wissenschaft nicht zu leisten vermag. Freilich wird die Aufgabe einer jüdischen, christlichen etc. ReligionsWissenschaft von Grund auf verkannt, wenn sie im Bereich des Judentums, Christentums etc. verbleibt und alle Phänomene anderer Religionen mit den vertrauten vergleicht, den Wert der andern an diesen misst, die Eigentümlichkeit der eigenen Religion mit dem Wesen anderer Religionen identifiziert und alles was dieser fremd ist, aus der religiösen Sphäre überhaupt verweist, wobei oft der Innen-Aspekt der eigenen und der Aussen-Aspekt der andern Religion nebeneinander gestellt wird. Gerade das Wissen um unsere Religion und Offenbarung soll uns ermöglichen, zum Wesen der andern Religionen vorzudringen, ebenso wie wir wissen, dass sich eine einzige Offenbarung in der Vielfältigkeit des Menschlichen bricht. Aber auch hier ist uns eine Schranke gesetzt: die innerste Wirklichkeit einer Religion, ihr Allerheiligstes ist nur dem in sie Geweihten zugänglich. Dies aber ist identisch mit jener Grenze der Wissenschaft, von der ich sprach. Das Geheimnis der Vielheit der Religionen ist identisch mit dem Geheimnis der Zweiheit von Religion und Wissenschaft. Ihre Ueberwindung heisst die messianische Welt. Als einen Beitrag zu einer jüdischen Religions-Wissenschaft in diesem Sinne bitte ich Sie zu betrachten, was ich Ihnen über das messianische Mysterium zu sagen habe. Es ist im Wesen des Gegenstandes begründet, wenn ich von jener Grenze, von der ich sprach zuweilen Blicke in das andere Reich hinüber werfe. Der bedeutende christliche Theologe unserer Zeit, Albert Schweitzer, hat in einer frühen Arbeit, in der er aber seine Grundthese schon entwickelte, dass Jesus im Banne der jüdischen Eschatologie gestanden hat – gesagt: Jesus hat im Schatten des deutero-jesajanischen Knechtes Gottes gestanden. Er meinte damit: in dem Buch des namenlosen Propheten, das in das Buch Jesaja eingefügt worden ist, und gewöhnlich mit Deutero-Jesaja bezeichnet wird, die Kapitel vom namenlosen Gottesknecht, die im . Kapitel kulminieren. Wie verhält es sich mit diesem Im-Schatten-Stehen? Diese Frage ist heute zu beantworten. Die Deutung der Kapitel auf den leidenden Messias war eine sehr frühe. Ihre späte Ausprägung hat sie in der Erzählung der Pessikta gefunden, wo Gott und Messias sich im Himmel unterreden und Gott den Messias fragt, ob er die Leiden der Mensch-
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heit auf sich nehmen wolle, um die Welt zu erlösen und der Messias antwortet, dass er sie auf sich nehme. Von dieser späten Ausprägung gehen wir zurück zu der talmudischen Erzählung, wo Rabbi Josua ben Lewy den Propheten Elia fragt: wann wird der Herr kommen? Darauf antwortet Elia: Geh hin und frage ihn selbst, er sitzt vor dem Tore Roms, ein aussätziger Bettler; Du wirst ihn erkennen, denn alle andern Aussätzigen binden alle ihre Wunden auf und wieder zu, er aber immer nur eine Wunde nach der andern, da er immer bereit sein muss. Rabbi Josua geht hin, findet den Bezeichneten und fragt ihn. Die Antwort lautet: heute. Rabbi Josua verbringt den Tag in grosser Erregung, sein Warten wird aber enttäuscht. Da geht er wieder zum Propheten Elia und sagt: der Herr hat mich getäuscht. Da antwortet Elia mit dem Schriftvers: Heute, wenn ihr auf meine Stimme hört. Hier ist noch kein Bezug auf Deutero-Jesaja genommen, aber nahe dabei, im Traktat Sanhedryn wird der Name des Messias genannt »Der Aussätzige«, unter Berufung auf das deutero-jesajanische Wort »Er hat unsere Krankheiten getragen«. Diese Ausdeutung findet ihre Entfaltung in der jüdischen Mystik von Nachmanides bis zur lurjanischen Kabbala. Aber auch ausserhalb dieser, sogar bei Maimonides finden wir verwandte Deutungen. Wie steht es mit dieser Deutung? Wir haben hier einfach zu fragen: ist das wahr? Wer das Buch DeuteroJesaja im Zusammenhang liest, der weiss, dass ausserhalb dieser vier Lieder, die vom Knechte Gottes handeln immer schon das Wort Knecht, mein Knecht, ausgesprochen worden ist, aber nicht von einer Person, sondern von Israel. Wie ist der Zusammenhang dieser Kapitel, wo KnechtIsrael gemeint ist, und wo etwas anderes. Im Kapitel , wo diese Weissagungen kulminieren, sehen wir: es ist wirklich Vergangenheit, ein abgeschlossenes Menschen-Schicksal, das berichtet wird bis in den Tod und bestattet wird unter den Bösewichtern. Schon früh setzt die Deutung auf Israel ein, aber es ist eine polemische antichristliche Deutung. Sie füllt die eigentliche klassische Exegese des Judentums, der Hauptvertreter der jüdischen Exegese, Raschi, Joseph Caro, Ibn Esra, Jehuda Halevy, Menasche ben Israel, Samuel David Luzatto. Dieser Deutung widerspricht aber der persönliche Charakter der Lieder. Freilich ist ein Zusammenhang zwischen den Israel-Kapiteln und diesem, aber an der Personhaftigkeit des Knechtes ist nicht zu zweifeln. Es ist der Versuch einer Deutung auf eine historische Person gemacht worden, auf Könige, auf Volksführer, ja sogar auf einen Märtyrer der makkabäischen Zeit hat ein christlicher Theologe unserer Zeit geraten. Schliesslich auch Propheten wie Jeremia (Saadja, Grätz), und die merkwürdigste aller Deutungen, auf den namenlosen Propheten selbst (schon bei Voltaire, in unsern Tagen bei Mowinckel, Gunkel,
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der früher eine mythologische Deutung vertrat, hat sie aufgenommen, später auch Gressmann). Das . Kapitel berichtet ein Menschenleben bis zum Tode, das bis zum Tode in der Verborgenheit seines wirklichen Sinnes verbleibt. Sollte wirklich eine religiöse Gestalt, ein Prophet, so von seinem Leben sprechen und gleichsam aus dem Geheimnis ausbrechen? Das ist für jeden, der von religiöser Wirklichkeit weiss, unfassbar. Was ist also die Deutung dieses Kapitels? Ich muss etwas allgemeines vorausschicken. In allen Deutungen ist die Auffassung eingeschlossen, dass es sich um eine Alternative handelt: entweder Israel oder Messias. Es ist eine Alternative zwischen der eschatologischen und der historischen Deutung, zwischen Messias oder historischer Person. Ich lehne diese Alternative ab. Es ist falsch, dass wir uns zu entscheiden haben zwischen einem Kollektivum und einer Individualität. Denken Sie an die viel erörterte Frage des Ich der Psalmen. Viele sagten, mit dem Ich sei das Volk Israel gemeint. Das ist eine völlige Verkennung der Situation, in der der Psalmist steht, und von der aus er so reden kann. Das Ich, das da spricht ist das repräsentative Ich. Es spricht jemand aus der innersten Schicht seines Daseins und wer so spricht, spricht aus der Verbundenheit von Volk und Person heraus. Es gibt nicht eine Geschichte von Einzelnen und von Völkern, sondern nur eine Geschichte der Völker in den Einzelnen, die von den Einzelnen dargelebte Schicksalswirklichkeit der Völker. Es gibt Menschen, die in Wahrheit darstellen, was Gott mit Israel gemeint hat, als er Jakob diesen Namen für seinen alten gab. Diese Menschen sprechen, wenn sie aus der Tiefe ihres Seins Ich sagen, das Ich Israels aus, und von da aus ist das Verhältnis der andern Abschnitte Deutero-Jesajas, die von Israel handeln, zu den Ewed-Liedern zu verstehen. Das ist die persönliche Verdichtung: Israel, das wirklich von Gott gemeinte Volk, der heilige Rest, und eine ganz reale und zugleich ganz geheimnisvolle Person, die aber mit Israel verknüpft ist, die es vertritt und konkretisiert. Ich lehne auch die falsche Alternative zwischen historischer und messianischer Deutung ab. Es wird hier von einer Person gesprochen, von ihrem Tragen des untragbaren Leidens, von ihrem Leben und Sterben. Es wird davon gesprochen als von einem Geschehen, aber von einem Geschehen durch das der Heilsplan, der Erlösungsplan Gottes gelingt. Die Grundfrage, auf die wir hingeführt werden, ist: ist der Messias die Aufhebung der Geschichte oder ihre Vollendung? Hier scheidet sich die jüdische Religion und was wahrhaft von ihr stammt, etwa von der iranischen, die auch eine Erlösung verheissende Religion ist, aber auch innerhalb des Judentums die echte messianische Weissagung von der späteren unter ira-
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nischem Einfluss stehenden Apokalyptik. Die wirklich prophetische Weissagung scheidet die Vollendung der Schöpfung von aller Jenseitigkeit. Die Messiaswelt ist die erfüllte, vollendete Schöpfung, die zum Reich Gottes geworden ist. Ist aber die Messiaswelt die Vollendung der Schöpfung, so bereitet sie sich in der Geschichte vor. Hier spricht entscheidend mit, der jüdische Glauben an das wahrhafte Geschaffensein des Menschen von Gott zu einem selbständig wollenden, also am Falle der Welt, also aber auch an der Erlösung der Welt mitwirkenden Wesen. Wenn jene andere Religion zuweilen die Lehre von der Transcendenz des Messias als präexistenten Wesens kündet, so ist hier eine Konzeption der geschichtlichen Präexistenz des Messias. Verkündet wird das messianische Mysterium, in dem die Zeiten, Vergangenheit und Zukunft, Endzeit und Geschichte, verbunden sind. Wovon hier als von einem Geschehenen berichtet wird, ist in Wahrheit geschehen, wirkliche Vergangenheit ist gemeint, aber es ist nicht einmal geschehen, es ist immer wieder geschehen, und geschehen soll es, bis es in der Fülle der Zeit seine Erfüllung findet. Es hat die Form der Allvergangenheit und birgt den Samen der Allzukunft. Eine späte seltsame Ausgestaltung dieser Lehre, die ich nicht unerwähnt lassen will, finden wir in einem rabbinischen Midrasch. Dort heisst es unter Anführung einer Stelle aus dem . Kapitel: wer ist es, der unsere Krankheiten trägt und unsere Schmerzen erduldet? Es ist der Mensch – Adam – selber, der zuerst den Tod in die Welt brachte. Denn der Mensch selber ist im Kreislauf der Seelen. Darum erduldet er die Pein, um die Sünde des ersten Menschen zu sühnen. Was hier gemeint ist, erklärt sich aus einer andern Stelle, wo gesagt wird: die Seele Adams wandert von Geschlecht zu Geschlecht, bis sie würdig wird, die Erlösung zu bringen. So kam die Seele Adams zu Moses, bis er auf den Felsen schlug, wanderte dann zu David, bis er Bathseba sah, und so wandert sie durch die Zeiten bis sie in einem Menschen die Stätte findet, wo sie bleiben kann. Diese Sache bitte ich nicht buchstäblich zu verstehen. Ich glaube nicht, dass der Glaube an die Wanderung der Seelen für diese Konzeption wesentlich ist. Aber wesentlich ist, dass es etwas gibt, das durch die Zeiten wandelt und immer wieder den Messias in geschichtlicher Ausprägung darstellt. Es sind Jahre her, dass die christliche Theologie – wir haben es ja der christlichen Theologie überlassen, sich mit unserm Buch zu beschäftigen – mit aller Deutlichkeit festgestellt hat, dass hier ein Buch aus später Zeit, aus der letzten Zeit des babylonischen Exils und der ersten Zeit nach dem Exil eingefügt ist. Warum in das Buch Jesaja? Ich meine das Buch Jesaja als das Buch der Weissagungen kat exochen war der natürliche Ort in dem die eigentlich bedeutendste Ausgestaltung der messianischen Konzeption ihren Raum finden sollte.
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Was ist die Situation dieses namenlosen Propheten? Der Moment, wo sich die Heilsprophetie sichtbar zu erfüllen beginnt, er aber knüpft an diese Erfüllung eine neue, jene weit überbietende Verheissung. DeuteroJesaja steht in dem Moment, da sich die alte Weissagung der Volksbefreiung, die das geweissagte Exil beendet, zu verwirklichen beginnt. Er sah die einzelnen Phasen, in denen der zur Verwirklichung Erwählte, der Völkerherr Cyrus, seinen Auftrag ausführt, und dazu verkündet er Mal um Mal: so also wird vor unsern Augen an uns selber das einst Prophezeite Wirklichkeit. Und ebenso wird das neue, das ich jetzt prophezeie Wirklichkeit werden. Aber das ist nicht mehr die Befreiung eines Volkes, sondern die Erlösung der Welt, und die Befreiung des Volkes nur noch als Zeichen und Weg zur Erlösung der Welt. So sind auch die beiden Ausdrücke »Rischonoth« und »Chadaschoth« zu verstehen. Gemeint ist Volksbefreiung und Welterlösung. So wie dieses Volk jetzt Hilfe von mir erfährt, so wendet Ihr Euch zu mir und lasst Euch helfen. Gott spricht zu Israel: Was ich euch einst angesagt habe, und ihr nicht glauben wolltet, hat sich jetzt zu ereignen begonnen. So glaubet jetzt an das neue. Das neue ist die Theophanie, die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes in der ganzen geeinten Schöpfung, die Vollendung der Schöpfung, Verwirklichung der Gottes-Herrschaft. Wenn es aber von der Volksbefreiung in dem Anruf zum Auszug aus Babel nach Erez Israel heisst: denn der Herr schreitet vor euch einher, – so heisst es von der Erlösung vielmehr: in der Wüste bereitet den Weg dem Herrn, dann wird die Herrlichkeit des Herrn sich erfüllen. Dann: – wenn ihr bereitet habt. Das zentrale jüdische Theologumenon, umformuliert, undogmatisch, aber Hintergrund und Zusammenhalt aller Lehre und Weissagung ist der Glaube an den Anteil der Menschentat am Werke der Welt-Erlösung. Umkehr des Menschen, Israels, der Welt ist der Sinn der Prophezeiung. Dieser Anteil des sich entscheidenden, des vom Wege des Menschen auf den Weg Gottes umkehrenden, auf das endgültige Schicksal der Welt einwirkenden Menschen konzentriert sich in der Gestalt des Gottesknechts. In den andern Abschnitten des Buches wird zu Israel gesprochen: Mein Knecht, fürchte dich nicht, ich helfe dir, ich kaufe dich los etc. Aber ganz anders in den Liedern vom messianischen Mysterium. Da heisst es von dem Knecht: Gott hat ihn im Mutterschoss erwählt und hat seinen Geist auf ihn getan. Er hat das Recht zu den Völkern hinauszuführen, den Blinden die Augen zu öffnen u. s. w. Wie aber soll er diese Berufung erfüllen. Auf eine seltsame Weise: er lässt seine Stimme draussen nicht ertönen, das geknickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Docht löscht er nicht aus. Dieser Knecht spricht im äussersten Gegensatz zu dem andern
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erwählten, dem Völkerherrn Cyrus, der seine Berufung als Völkerbesieger im Angesicht der Welt ausführt und seinen Willen der Welt auferlegt. Der Knecht dagegen begreift immer wieder nicht, dass ihm zugleich eine Berufung geworden ist und dass er ohne sie vollziehen zu können in die Verborgenheit gebannt ist. »Gott machte mich wie ein scharfes Schwert und dann versteckte er mich«. etc. Er verzweifelt schier an dem Sinn seines Lebens. »Umsonst habe ich mich gemüht, nichtig und eitel verzehre ich meine Kraft«. Und da kommt ihm der ihm bestätigende Zuspruch Gottes, dass er sich besinnen und ausrufen darf: aber mein Recht ist bei dem Herrn, Gott selbst ist meine Macht. Eben dieses Menschen Lebensund Sterbensgeschichte berichtet nun das letzte Lied, Kapitel . Seine Verborgenheit, Unansehnlichkeit, sein Verachtetsein, sein Leben langes Leid, und wie er in all dem Leben und Sterben den Mund nicht auftat – nicht etwa bloss um nicht gegen seine Widersacher zu reden, um nicht zu klagen, sondern um nicht auszusprechen, was ihm aufgetragen war, weil das Schweigen nicht zum Auftrag gehörte. Um in der Verborgenheit, im Schatten der Hand Gottes, im Köcher zu bleiben. Und nun fragen wir weiter: was ist der Sinn dieser Verborgenheit? Was ist der Sinn dieses stummen Leidens? Wir nahen hier der inneren Kammer des Mysteriums. Einen wichtigen Aufschluss geben uns zwei eng zusammengehörige Stellen des Buches. Im . Kapitel heisst es: »Die Elenden und Dürftigen suchen Wasser und es gibt keines, ihre Zunge verdorrt vor Durst. Ich antworte ihnen: Ich, Gott Israels verlasse sie nicht, auf kahlen Höhen tue ich Ströme auf.« Was für Elende sind das, die nicht nach Brot, sondern nach Wasser suchen? Darauf antwortet das . Kapitel: »Ich giesse Wasser auf das dürstende und Rieselfluten auf das dürre Land, so giesse ich meinen Geist auf deine Saat.« Das, wonach die Dürftigen schmachteten und was ihnen verheissen ist, das ist die Ergiessung des göttlichen Geistes. Was vom Knecht gesagt wird, ist von ihnen gesagt. Von den Menschen, die ihre eigenen personhaften Leiden um der Erlösung willen tragen. Der Knecht Gottes, der das ihm Auferlegte leiden will und nichts verlangt als die Erlösung der er mit diesem Leiden dient. Der Messias ist das Offenbarwerden ihrer Verborgenheit, die wirklich erfüllende Offenbarung ihrer selbst. Der Messias ist der Wiederkehrende, der Fertige, der offenbare Ani we Ewjon. Dieses Leidensgeheimnis der Geschichte, das Geheimnis der geschichtlichen Präexistenz des Messias ist in der Bibel in drei Schichten der Frage und Antwort aufgetaucht, in Hiob, den Psalmen und Deutero-Jesaja. Immer wieder ist es der leidende Mensch der spricht, Frage und Antwort empfängt. Immer ist die Ausgangsfrage: welchen Sinn hat dieses mein Leiden? Warum leide ich, fragt Hiob; die Menschen antworten: zur Strafe. Er versucht es zu glauben, aber etwas in ihm
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empört sich. Schwerer als das Leid trifft ihn die Sinnlosigkeit des Leidens. Ueber all die brüchigen Antworten der Freunde kommt zu Hiob die Antwort: das Leiden ist Gottes Geheimnis, nicht anders als die Erscheinungen der Natur. Als ob das Leiden der Menschenseele auf derselben Ebene läge wie Lewiathan und Behemoth. Wir fühlen zwingend: das kann nicht das letzte sein. In jenen Psalmen, wo die Anijim we Ewjonim Gott ihr Leid klagen wird eine andere Antwort erteilt und jubelnd von ihnen verkündet: der willig Leidende ist Gottes Liebe. Da kann man schon stehen bleiben. Der Mensch muss da stehen bleiben. Darüber hinaus kann der Mensch nicht fragen. Auf die nicht gefragte Frage kommt im . Kapitel Jesaja die Antwort: der willig Leidende leidet um Gottes Willen, um des Heilsplans Gottes willen. Was das heisst, sagt das Kapitel: wenn diese Seele sich zum Sühnopfer bringt, wird der Heilswille des Herrn durch sie gelingen. In die Mitte der Frage nach der Erlösung stellt der namenlose Prophet das Faktum seines Leidens, die Katastrophe seines Volkes. Das ist die eigentliche Umwertung der Werte in der Geistesgeschichte, die alte Betrachtung des Leidens und diese neue, die aber nicht nur Betrachtung ist. Das Werk hat begonnen. Dies hat nichts zu tun mit der von Nietzsche gezeichneten Sklavenmoral. Die Erlösung durch Aufsichnahme des Leidens: damit verändert sich die Gestalt des Messias, aber auch die ganze messianische Perspektive. Im Messias erfüllt sich beides, Leid und Heil. Drei sind gemeint: das von Gott gemeinte Israel, der immer erscheinende Knecht, in dem sich Israel darstellt in vielen Personen lebend und sterbend (dort steht das Wort be-motaw – in seinen Toden), und zum dritten der Messias, in dem das wahre Israel, die wahre Menschheit sich erfüllt. Diese drei sind eins, drei Erscheinungen des Einen. Die Erscheinung im Gedanken Gottes, die Erscheinung in der Breite der Geschichte und die Erscheinung im Anbruch der Ewigkeit. Wenn wir aber hier von der geschichtlichen Erscheinung, vom Knecht reden, so ist es wesentlich, das Grundmotiv nicht aus dem Blicke zu verlieren. Die Unscheinbarkeit und Unsichtbarkeit seines stellvertretenden Leidens, seine Verborgenheit, das ist das Grundmotiv der historischen Präexistenz. Der Elende, der zugleich Gottes Liebling ist. Nicht nur der vorhandene Messias, sondern auch der verborgene, der in Verborgenheit präexistente Messias. Noch stärker wirkt die Klage: er hat sich umsonst gemüht, weil er ein nicht abgeschossener Pfeil ist. So spricht der zu Verborgenheit Verurteilte, aber das ist nur die Selbstseite seines Schicksals. Da erfährt er, dass die Schicksalsseite bei Gott ist, dass die Wirklichkeiten des Lebens in Gottes Werk sind. In seinem persönlichen Erfahrungs-Bewusstsein weiss er: es
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war vergeblich, aber in Gottes Weisheit weiss er, dass er mit seinem Leben gewirkt hat und noch wirken wird, und dass das Werk besteht vor dem Angesicht der Ewigkeit. Es gibt eine verborgene Weltgeschichte. Wir verstehen nun, dass das Tun des Knechtes gleichsam ein Nichttun ist. Es ist ein Wirken ohne Eingreifen und doch nicht ohne Aeusserung, sodass kein Erfolg sichtbar wird. Ein Tun, das ohne Tun nicht bemerkt wird. Das Wirken aus der tiefsten Stille des Seins, das ist die Stille des willig leidenden Menschen. In diesem Wirken und der Stille des willigen Leidens vollzieht sich wovon es in dem Buche heisst: ihr seid meine Zeugen. Ihr: das sind die je und je erscheinenden, die wiederkehrenden Anijim we Ewjonim. Und auf diesen Plural folgt der Singular: Awdi. Ihr alle, ihr Erscheinungen der verborgenen Weltgeschichte, ihr alle zusammen seid der Eine: Mein Knecht, den ich Israel genannt habe. Diese Konzeption wirkt noch nach im Glauben an die Nisstarim, die Verborgenen, durch deren unsichtbare Welt sich die Erlösung entfaltet. Dies sind im Chassidismus die gewöhnlichen Menschen, die in der Heimlichkeit ihres verachteten unansehnlichen Lebens ins Herz der Welt wirken. Sie wenden das Verhängnis und nähern die Erlösung. Wenn ich aus der Betrachtung der Konzeption in die unmittelbare Betrachtung der Wirklichkeit eintreten will, so gehen wahrlich durch die Geschichte Israels und die Geschichte der Menschheit diese verborgenen Gottesknechte, die willig Leidenden, die Tragenden, die Verschwiegenen, die sich eingefügt haben in den wundersamen Heilswillen dessen, dessen Gedanken nicht unsere Gedanken und dessen Wege nicht unsere Wege sind; sich eingefügt haben und es hellen Angesichts auf sich nehmen, in seinem Köcher versteckt zu bleiben. Ihnen gegenüber stehen die andern, den Nisstarim gegenüber, die Meschichim, die man mit einem zu leichten Worte die falschen Messiasse nennt, die sich nicht fügen wollten, die die allmalige Aufgabe vereinmaligen wollten. Die sich, um das Heil zu verwirklichen, aus dem Heilszusammenhange gerissen haben. Die die Erfüllung selber und nicht mehr Bereitung zu sein vermeinten. Diese stehen wahrlich im Schatten des Ewed, des missverstandenen, elementar missverstandenen Ewed, des als einmaligen Messias verstandenen, in das einmalige und endgültige gehobenen Ewed. Sie stehen in seinem Schatten, gewaltige und geringe Heilige und halbe Schelme und durch sie hindurch regiert sein Schatten die heimlichen Geschicke der Menschheit. Zwischen ihnen und dem Verborgenen trägt sich die verborgene, die wahre Weltgeschichte aus.
Arbeitsgemeinschaft zu ausgewählten Abschnitten aus dem Buche Schmuel . VIII. Der Gegenstand der Behandlung dieser Arbeitsgemeinschaft werden ausgewählte Abschnitte aus dem Buche Schmuel sein. Ihre Auswahl bestimmt sich derartig, daß die in Zürich und Ascona begonnene Arbeit im Zusammenhang weiter geführt wird. Die Züricher Arbeit betrachtete geschichtlich, welche Formen der Gemeinschaft dagewesen und gemeint worden sind, doch nicht bloß darstellend, sondern jeweilig im Hinblick auf den Sinn des Welt- und Menschengeschehens. Ihre Fragestellung lautete: .) Kann es Gemeinschaft zwischen Menschen geben? .) Wie kann es Gemeinschaft zwischen Menschen geben? .) Was bedeutet für Weg und Ziel der Menschengeschichte die jeweils verwirklichte Form menschlicher Gemeinschaft? Und versuchte von hier aus die Probleme der Gemeinschaft auf die einzelnen (vereinzelten) Gebiete des menschlichen Lebens zu beziehen. Ebenso behandelte Ascona Abschnitte aus dem Tao te king auf eben dies Problem hin. Laotse dringt bei seinem Ausgang vom Allgemeinsten, von der letzten metaphysischen Ausschwingung, den äußersten Problemen der Ontologie und Kosmogonie aus hin zu der Frage: Was bedeutet sinnvoll das Miteinanderleben der Menschen, durch welche Art von Miteinanderleben von Mensch zu Mensch wird Gemeinschaft ermöglicht, was ist dies insbesondere für ein Nichttun, durch das sich ein (das) Reich entfaltet, wenn nicht getan, gewirkt, geherrscht wird, wenn unter Ausschaltung der Einrichtungen des öffentlichen Lebens alles ganz auf Spontaneität gestellt wird, der Führer sich nicht aufdrängt, aber auch nicht zurückhält, sondern durch Nichttun wirkt? Damit ist der Übergang gewonnen zum Problem des führerischen Menschen: was bedeutet für die Gemeinschaft der führende zentrale Mensch? Wobei Gemeinschaft in doppelter Perspektive betrachtet werden soll a) nach der jeweils historisch verwirklichten Form b) nach dem Sinne der gemeinten Messianischen Welt. Messias ist = Gesalbter, der sakrale Titel des Königs (Sein-Gottes-Gesalbter). Offene Frage bleibt zunächst: was bedeutet Salbung? (Beispiel: David, Saul in der Höhle überraschend, seine Weigerung, als die Gefährten Saul töten wollen, Hand an den Gesalbten des Herrn zu legen.) Wir stehen hier vor dem Geheimnis der Salbung, die doch zugleich einfache historische Kategorie ist. Aus dieser historischen Kategorie entwickelt
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sich nicht bloß pragmatisch sondern sinnvoll die Auffassung des Messias. Noch bis in die letzten Aufgipfelungen des Messianismus bleibt das Problem des Königtums, des führerischen Menschen, eng mit ihm verknüpft. Das Buch Schmuel (biblische Politeia – Staatsbuch der Bibel) erzählt die Geschichte der Entstehung des Königtums und die Geschichte der ersten beiden Könige bis an das Ende Davids. Dies, das Kernproblem: Entstehung des Königtums, wird nicht bloß in historisch soziologischer Weise erzählt, sondern sein Anheben wird mit äußerster Prägnanz und mit äußerstem Pathos behandelt, aber mit negativem Pathos: das Königtum ist zunächst gegen den Willen Gottes, wird aber dann von ihm aufgenommen und mit Recht und Sinn begabt. (Nicht dich haben sie verworfen, sondern mich!) Wichtigste Vorfrage: Welche Art der Staats- und Gesellschaftsordnung wird durch das Königtum abgelöst? Zu ihrer Beantwortung ist eine Klärung des methodischen Vorgehens erforderlich. a) Theologische Bücher über die Bibel (alte wie neue – Barth, Dogmatik, Abschnitt Wort Gottes) behandeln den Text als einheitliches ungebrochenes undifferenziertes Ganzes der Offenbarung, als fugenlose Totalität, die ihrem Wesen nach mit Notwendigkeit ist, weil sie Gottes Wort ist, was sich von Gott aus in die Menschenwelt eingetan hat und nun Buch (von Menschenmündern gesprochen, von Menschenhänden geschrieben) geworden ist, aber als Ganzes fugenlos, bruchlos, nahtlos. b) Daneben tritt Behandlung des Textes durch die Bibelwissenschaft: etwa die Auffassung der Wellhausenschule, die Bibel sei ein Werk aus sehr verschiedenen Quellengeschichten (Jahwist und Elohist), die Tätigkeit des Redaktors bestehe darin, daß er einzelne Erzählungen, ja einzelne Sätze miteinander verschränkt und verflicht. Dies ein Gegensatz zu theologischer Auffassung, die es sehr schwer hat, sich mit dieser Problematik von Dogma und Wissenschaft abzufinden. Keine der beiden Auffassungen ist für wahr zu halten: die Theologie ist nicht ein Bereich über dem Leben, das wir mit dem Verstand zu verstehen haben, es gibt nur ein Leben, das wir zu bestehen haben. Offenbarung ist nicht acceptierbar im Sinne der Theologie: nur in Abtrennung von der Wirklichkeit des gelebten Lebens möglich, die Ebene überwölbend, eine andere Welt, wenn man das Geheimnis, dem gegenüber wir leben, nicht von diesem Leben aus betrachtet (wobei jedoch hier nicht das theologische Problem Immanenz oder Transcendenz gemeint ist). Frage: ob wir zweierlei Art der Betrachtung üben dürfen, Gegenstände scheiden, in Gegenstände, die wir verstehen, und andere, die so abgehoben sind, daß wir eine andere Methode üben müssen. Zwar der Ver-
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stand zerschellt am Geheimnis, rennt sich den Kopf ein, die Grenze wird erreicht, es wird etwas erfahren, auf das zu wir zu leben haben: aber es ist nicht eine andere Methode anzuwenden. Es gibt keine Methode, die dieser einfachen lebensmäßigen Erkenntnismethode gegenüberstände, eigenen Rechtes, sie aufhebend. Das Versagen als Versagen gehört dazu. Wenn es so ist, ist wohl realiter an Offenbarung zu glauben, nicht aber an Offenbarung, die sich hineinschüttet in den Menschen, daß wir sie in Form des Schriftwerks besäßen. Sie ist wohl graduell steigerbar, aber nicht qualitativ abhebbar, Geschichtsablauf aufhebend, sondern von unserer Lebenserkenntnis aus vermögen wir es nur so zu fassen, daß Offenbarung nur so geschehen kann: im Gegenüberstehen von Menschlichem und Göttlichem, das schöpfungsmäßig nicht in uns eingeht, das uns begegnet, sich uns antut. Offenbarung begibt sich nicht hinein als das was sie ist, sondern verschmilzt mit dem Menschlichen, mit der Materie, die wir sind, die geboren wird und stirbt, die auf menschliche Art das Göttliche aufnimmt. Das menschliche Element wird ergriffen, durchschüttert, umgeschmolzen, aber Offenbarung wird nicht wie in ein leeres Gefäß ergossen. Dann kann die Bibel nicht ein einheitliches Buch sein. Was für eine Vielfältigkeit hat sie für unseren Blick? Eine ganz andere als die der modernen Bibelwissenschaft. Es ist zu bestreiten, daß die Erzählungen durch Kontamination entstanden sind. Es liegen Stileigentümlichkeiten vor: derselbe Vorgang wird auf verschiedene Weise erzählt, aber auf anderer Ebene. Beispiel: dem Parallelismus membrorum der Lyrik entspricht ein epischer Parallelismus. Es ist zu bestreiten, daß Elohist und Jahwist bloße Quellenschichten sind. Zur Korrektur ist zu ergänzen, daß Tetragramm und der Name Elohim keine Synonyma sind, daß sinngemäß jeweils nur der eine oder andere Name stehen kann. Dem gegenüber hat die rabbinische Hermeneutik mit ihrer, wenn auch zu starren Scheidung in den Namen des Gerichts und den des Erbarmens eine berechtigtere Andeutung des anzuwendenden Interpretationsgrundsatzes gegeben. (Hinweis auf die generell andere Behandlungsart der Philologie etwa den homerischen Texten gegenüber.) Es sind wohl Quellenschichten vorhanden, aber nicht so, wie sie die Bibelwissenschaft ansetzt. Statt sechs Schichten der Genesis lassen sich etwa zwanzig Schichten verschiedener Provenienz nachweisen, die durch Rhythmus und Stil, Erzählerart und Erzählerabsicht von einander zu scheiden sind. a) Betrachtung nach stilometrischen Kriterien (Erzählerart). Im Anfang steht die mündliche Überlieferung, die schriftliche Aufzeichnung setzt erst ein, wo der Ernst der Übernahme, die Reinheit und Unverfälschtheit der Überlieferung zweifelhaft geworden ist, oft noch im letzten
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Augenblick der Garantie, oft schon zu spät (missverständliche und bereits missverstandene orale Traditionen). b) Betrachtung nach Tendenzkriterien (Erzählerabsicht). Welche Mächte haben an der Entstehung der Bücher gewaltet? Die verschiedenen Schichten geben verschiedene Auffassungen der gleichen historischen Begebenheit und haben stellenweise eine verknüpfende und versöhnende Redaktion erfahren. Sie sind Ausdruck mit einander kämpfender geistiger Mächte, Ausdruck einer geistigen Richtung, die schon epigonenhaft synthetisch, jedoch noch wissend um geistige Mächte zu Werke geht. Eine Schicht ist die des pragmatischen Chronisten, dynastietreu oder priestertreu erzählend, die des politisch bestimmten Historikers, eine andere die des Sprechens, Erzählens, Berichtens von Menschen, die diesem politischen Einfluß widerstrebend, an den religiösen Sinn des Geschichtsgeschehens glaubend, ihn darzustellen suchen. Dem königstreuen Chronisten tritt der religiöse Sprecher gegenüber. So ist zu sagen: in einem Geschichtswerk wie die Bücher Richter und Schmuel stammt der Großteil der überlieferten Berichte aus der politischen Bestimmtheit her, aber darin ist an entscheidenden Stellen Korrektur geschehen durch die andere Seite, in oft kaum wahrnehmbaren Spuren, wie die Urschrift eines Palimpsestes, hier aber als Korrektur. Nicht nach der Auffassung Wellhausens vom Buch der Richter, daß in späterer Zeit historische Stammessagen theologisch überarbeitet seien, eine Art theologischen Überzugs, eine Uniform nach dem Schema des Verhältnisses von Gott und Volk: Abfall – Strafe – Umkehr – Befreiung erhalten hätten, sondern es geht um unmittelbares religiöses Geschichtsschauen, das die Ereignisse nicht theologisiert, sondern sie in diese Geschichtsschau hineinbezieht und so ihren Sinn zu deuten versucht. Dies zur Frage nach der Behandlung der Texte. Aussprache: Auf die Frage nach Kriterien der Offenbarung ist zu sagen, daß hier nur lebensmäßig, nicht erkenntnismäßig zu scheiden ist, nicht ablösbar, objektiv wissbar. Offenbarung ist keine Manifestation in die Welt hinein, dann gäbe es keine Offenbarung, keinen Glauben. Einige Stellen geben sich als Offenbarung, erheben Anspruch darauf, wirken aber nicht so. Es könne auch Offenbarung nicht begegnen, aber randmäßig dastehend und Anerkennung verlangend geben. Es gibt auch negativ eingehende Offenbarung, das Faktum der Menschlichkeit faßt so hart an, daß ich dem Göttlichen mich verwehre: das ist mir nicht geboten. Auf den naheliegenden Einwand, dann sei keine religiöse Gemeinschaft mehr möglich, ist zu erwidern: sie kann heute nur von da aus bestehen. Dies die abgründige Erfahrung unserer Zeit, die jedoch in allem religiösen Leben da ist
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(Sohm; pneumatisches Chaos), nicht eingehend in das Recht der historischen Offenbarung, weil personhaft, leibhaft nicht erfassbar. Nur von Probe und Confrontation, ernst und lebensmäßig, aus erfahrbar, Voraussetzung: vollkommene Ausgeschlossenheit der Sicherung. Es ist nicht von vornherein zu wissen, was nicht zu glauben ist, dies nur erfahrbar. Rückkehr zur Frage ): Welche Art der Staats- und Gesellschaftsordnung wird durch das Königtum abgelöst? Das Buch Schmuel folgt auf das Buch Richter wie die Gesellschaftsordnung eines theonom sanktionierten Königtums zu der in Richter erzählten, einer naiven Theokratie. Gesellschaftsordnung in Richter entwickelt durch Fragen. Soziologisch ausgedrückt: Volksordnung, noch kein Staat. Vielleicht auch noch kein Volk, sondern freie, nur in Not verbundene Sippen, entscheidend dafür, ob man Sinaioffenbarung der Volksproklamation als früheres geschichtliches Stadium ansieht oder nicht. Abfall von Gott zugleich Zerfall der Volksordnung: Soziales von Religiösem nicht zu trennen. Rhythmik und Dynamik zwischen Volkhaftem und Sippenhaftem, zwischen Einheitlichkeit und Auflösung der Volksordnung. Insofern Volksordnung: was für eine? Welches ist der Unterschied zwischen Volks- und Staatsordnung? Volksordnung der historische Versuch der Freiwilligkeit, Staatsordnung die historische Tatsache des Scheiterns dieses Versuchs. Was bedeutet Staat? Staat involviert Zwangsordnung, Status der jeweilig festgestellte Zustand, Pegel, an dem der Grad der Freiwilligkeit jeweils ablesbar ist. Quantitative Existenz des Staates zeigt quantitatives Verhältnis zwischen Freiwilligkeit und Auferlegung der Zwangsordnung, durch die allein der Bestand des Staates sicherbar ist. Versuch einer in Freiwilligkeit lebenden Gemeinschaft, religiös ausgedrückt gleich Theokratie. Volksordnung ein Minimum von Staat, Überund Unterordnung nicht ganz vermieden, Volksordnung auf Freiwilligkeit unter alleiniger Herrschaft Gottes aufgebaut (Schluß des Schilfmeerliedes: Gott ist König) hier wie auch sonst Soziologisches vom Religiösen nicht zu trennen. Zerfall – Anarchie – Überordnungslosigkeit. Danach ist dann auch die Bezeichnung Gottesstaat abzulehnen. . VIII. Auf die Frage nach dem Verhältnis zwischen Theokratie und Freiwilligkeit und der historischen Realisierung zu Zeiten Schmuels wird die Identität beider in der Wirklichkeit des gelebten Lebens nochmals betont. Zwar kennt Schmuels Zeit Freiwilligkeit in unserem heutigen Sinne nicht, es prävaliert also Theokratie, in der Wirklichkeit aber bedeutet Theokratie dasselbe wie Freiwilligkeit.
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Die einen lernen etwas anderes als die anderen, der Mangel wird vom gelebten Leben aus ergänzt. Der eine, von der Freiwilligkeit ausgehend, macht die Erfahrung der Gottesherrschaft, der andere, von der Theokratie ausgehend, die der Freiwilligkeit. Es muß nicht mit dem Namen Gottes angefangen werden, so ernst ist die Wirklichkeit zu nehmen. Beispiel des ernsthaften Sozialisten, der den ihm zu beladenden Namen Gottes scheut (Doppelsinn), aber handelt. Weiteres Beispiel: die gute Gottesleugnung Rabbi Mosche Leibs. Im Rundgespräch werden die beiden nun zu vergegenwärtigenden Fragen behandelt ) Was ist das: König? ) Was bedeutet geschichtlich im großen Zusammenhange des vorderasiatischen Kulturkreises das Gottes-Königstum Israels? Der qualitative Unterschied zwischen Stamm und Häuptling einerseits, Volk und Königtum andererseits wird herausgehoben. Es gibt in einer Zeit Stämme mit Häuptlingen (sei es durch Abstammung, Dynastien, oder durch besonderes Charisma) und dann aber in einer anderen das Königtum. Ist das eine genetisch aus dem anderen zu erklären? Ist es derselbe Mann, nur mit Machtzuwachs und Namensänderung? In verschiedenen Ansätzen wird als das wesentliche historisch-soziologische Faktum die Zusammenfassung und Vereinigung mehrerer Stämme mit Häuptlingen, die Stabilisierung einer sonst nur im Bedarfsfalle auftretenden Notgemeinschaft (nicht nur gegen den äußeren, sondern auch gegen den inneren Feind – Bestrafung Benjamins –) festgestellt. Die Tendenz der Einigung verschiedener Stämme fällt mit einem bestimmten Ereignis zusammen, das historisch mit der Gruppe Wanderung, Eroberung und Siedlung umschrieben ist. Diese Landsuche, aus stark negativ betontem Zustand gemeinsamen Schicksals (Gefängnis, Knechtschaft) heraus, geschieht unter gemeinsamer Führung. Dieser dynamische Prozess führt aus dem Häuptlings- in das Königtum. Die Wandlung begibt sich innerhalb dieses Prozesses. Das Volk (Mehrheit von Stämmen) erfährt an gemeinsamem Führer das über Häuptlingstum hinausführende Charisma des Königs. Zur Klärung des Begriffs Volk wird auf das historisch wohl nachweisbare gemeinsame Aufbrechen von Stämmen verschiedener Herkunft, Sprache und Sitte zur Landsuche eingegangen, das aber (meist) nur eine bündnismäßige und strategische Angelegenheit ist. (Ergänzende Beispiele: Caesar, B.G. I., II). Ein Volk ist vielleicht latent und potentiell schon vorhanden, wird aber wirklich erst in der Dynamik des Ereignisses ein existentiell, kulturell, sprachlich verbundenes Volk. Beispiel: Volk Israel.
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Vor Eintritt des volkverwirklichenden Ereignisses gab es das Volk Israel noch nicht, nur die Geschichte der Väter. Vom Volk wurde nur in Weissagung gesprochen. Biblisch gesprochen umfaßt dieser geschichtliche Prozess des Volkwerdens Jahre, aber in Stämmen und unter Fremdherrschaft. Die Proklamation des Volkes erfolgt unter der Voraussetzung weitgehender Sittengemeinschaft. Es bestand eine Einheit der Tradition und Legende – sehr geringe Zeichen nur für Annahme aegyptischer Kulte – zwar unter Erhaltung von Kultverschiedenheiten (Stamm Dan, Problem des sog. Götzendienstes). Hervorhebung des stärksten und wichtigsten Elements der Entstehung eines gemeinsamen Mythos: Erinnerung an großes Geschehen. Der gleichsam unterirdische gemeinsame Zusammenhang, verstärkt durch gemeinsames Schicksal, bedarf der Initiative des Zusammenfassenden, des Auftretens des führenden Mannes. Dies Ereignis kann unmittelbar identisch sein mit Realeinsetzung des Königs. Der König ist ein Mensch, der dies vollbringt, die Stämme eint, hinausführt, die Wanderung befehligt, Kämpfe siegreich besteht und Landsuche glükken läßt: damit ist er der, der den Staat oder besser das Volk konstituiert. König ist der Mann dieser Tat. Historische Kategorie im Gegensatz zu Häuptling. Es ist möglich, daß sich Proklamation an dies Ereignis anschlösse, in biblischer Geschichte sind es jedoch zwei verschiedene Epochen. Frage: ist Theokratie ein Spezifikum Israels? Die Theokratie ist eine gemeinsame semitische Konzeption, Beispiel: Milkom, Molech (Melech mit Schandvokalisation) Melqart. Abschweifung: Zwei Götterkonzeptionen: Melech – Baal Melech der mobile Gott, führt das Volk, läßt es wandern, kämpft, der Gott ohne Gefährtin; Baal der stabile Gott, (als Lokalgott vorgefunden) Sexualgott mit Gefährtin. (Molek), Kinderopfer – das um was gebetet wird, Baal (Himmel und Erde) Vermählung im Regen, Fruchtbarkeit, Sexualriten. Hosea ohne dies nicht zu verstehen, Gott als Baal angebetet. Dies bei den meisten semitischen Stämmen (Robertson Smith, Religion der Semiten). Wenn dies das Gemeinsame, was dann das Unterscheidende? Das bedeutsamste an Israels religiöser Entwicklung ist, daß es erkennt, daß nur der Eine Gott ist, der nicht bloß dies Volk sondern alle Völker geführt hat (aber nicht bloß Gleichsetzung dieses Volkes mit Welt) Amos ,. Wie beschaffen ist innerhalb der Gemeinsamkeit des Semiten diese israelitische Konzeption? Was ist das Spezifikum? Wiederum ist vom Soziologischen auszugehen. Es ist die viel größere Direktheit, dies Ernstnehmen, Ernstmachen mit der Konzeption, es erfolgt nicht ihre Entwertung, nicht die Verweisung in das Reich der »Religion«, sondern Verwirklichung im politischen und so-
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zialen Leben. Die Frage nach der Bewußtheit dieses Versuches wird durch das Beispiel der Propheten geklärt. Jeweils ist ein kleiner Kreis von Menschen sich der Forderung bewußt, die Sprecher, Propheten, stehen gegen entartendes Königtum auf. Nur von dem Vorhandensein eines solchen Kreises, der von der Reinheit der Konzeption aus handelt im Bereich der gelebten Wirklichkeit, ist das Vorhandensein von Propheten in der Schrift zu verstehen: So meint es Gott, der zu unseren Vätern geredet hat. Das geschichtliche Schicksal, geführt von diesen Menschen, wird dadurch mitbestimmt. Das Mißglücken also ist das Mißglücken dieser Menschen, der Führer. Sie allein handeln noch aus der reinen Konzeption der wahren Gemeinschaft heraus. Diese Menschen stehen für die Wahrheit. Wahrheit realisiert sich in historischem Geschehen nicht völlig, bleibt aber auch nicht völlig unrealisierbar. Erhalten bleibt die Erinnerung an geschehenes Gotteswort. (Die Gemeinschaft allein gebietet.) Das Spezifikum Israels ist dieser Versuch der Direktheit. Die Besonderheit des Schicksals des israelitischen Volkes ist durch die Geschichte des Ereignisses deutlich ausgesprochen. Innerhalb des Typus des konstituierenden Ereignisses steht Auszug gesondert von allem Übrigen, dadurch dass Volkwerdung zusammenfällt mit Offenbarung, doch so, daß nicht etwa bloß dies Ereignis als Manifestation angesehen worden wäre, sondern dadurch, daß sich in diesem Moment der Sinn der gemeinsam überlieferten Gottheit kund tut. Die Kinder Israels erfahren den Sinn dieser Überlieferung. Der Kern ist nicht das Gesetz, sondern jener einsame Vorgang, an dem nicht das Volk, sondern sein menschlicher Führer teilnimmt: das Empfangen des Auftrags, wo Gott ihm, Mosche, den Namen erschließt. Beispiel: II. Mose Berufung Mosches. »Was sein Name«? Magie-Gewalt: was können wir anfangen mit ihm? (adonai erhobene Form von »mein Herr«, nachexilische Aussprache des Namens) = Was ists um seinen Namen? Dies die eigentliche Stunde der Entmagisierung der Religion. Vielleicht einer jener seltenen Fälle, wo ein solcher Vorgang auf seinen Augenblick bestimmt werden kann. Es bleibt das Magische bestehen bis auf unsere Tage: das Entscheidende ist aber der Vorgang (Ihr braucht mich nicht zu beschwören, ihr könnt mich nicht beschwören, Ich werde dasein als der ich dasein werde.) Das Werden des Volkes wird unlösbar dargestellt im Werden des Gottesvolkes, absolute Verbundenheit beider manifestiert im Moment des Auftrages, wo der Führer, der sein Charisma nicht empfängt, dem es aufgezwungen werden muß, bei dem der letzte Riegel aufgebrochen werden muß, die Begabung: den Auftrag zu dieser Tat erhält. Die Präsenz Gottes ist am stärksten ausgedrückt durch dies: »Ich werde bei deinem Munde sein«. Das Göttliche wird als einsprechen-
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de Gewalt empfunden (Mosche in seinem Verhältnis zu Aharon: Du sollst ihm zu einem Gotte sein.) Gott gibt Mosche den Auftrag, Mosche ist nur der Mann dieses Auftrags, nichts weiter, nicht ein königsgleicher Mann, ebenso Joschua. Er erhält nur den einen Aufrag der Landnahme. Das Gotteskönigtum Israels ein Schrecken für die Völker, weil es ein Ungeheuerliches ist, daß Gott mit dem Volke zieht, daß das Volk ernst macht mit dem Gotteskönigtum. Dieser Auftrag ist nun aufbauend, konstitutiv im Leben der Generation zu realisieren. Stellung des Buches Richter zum Königtum? Die unmittelbare Theokratie steht im Gegensatz zum Königtum. Die ausdrückliche massive antimonarchische Tendenz, mit der das Buch Richter geschrieben ist, wird durch mehrere Stellen aus den Richtern erläutert (Moschia – Helfer; Schoftim – Richter = Rechtschaffer, die Recht schaffen dem Volk gegen den Feind). Richter : Adonibesek, Schluß des . Kapitels: Jabin mit seiner stark betonten dreimaligen Wiederholung desselben Ausdrucks (Baladenstil), und Richter : Jotamfabel. Diese Erzählung, offenbar das Kernstück und der Mittelpunkt des Buchs Richter, bekommt durch ihre ironische Akzentuation [besondere Hervorhebung: duckt euch in meinen Schatten, das Königtum ein Schwanken über den Menschen, da über den Menschen wirklich walten, regieren der Mensch nicht kann (nequit)] zugleich den Ton tragischen Geschehens: der Übergang zur fiktiven Weltgeschichte anstelle des realen Lebensgeschehens vollzieht sich, der Weg zum historischen Königtum hebt an. . VIII. Die letzten Kapitel des Buchs Richter, bis , sind scharf abgehoben vom übrigen Teil (bei Luther, der in der Übertragung alles auf einen Ton bringt, tritt dies nicht deutlich hervor). Es ist ein deutlicher Stilunterschied (Spätbarock, schwülstig überladen, in bis kaum ein Wort streichbar, hier sehr gut möglich) vorhanden, ein Unterschied wie zwischen Beschriebenem und Erzähltem, im Tempo, ein anderer stilistischer und also auch geistiger Zusammenhang (Kenntlichmachung durch leere Seite). Die Kapitel behandeln zwei Episoden, die chronologisch nicht einzufügen sind. Es werden hier zwei Beispiele für Anarchie im negativen Sinne gegeben. An-archie nun nicht mehr im Sinne des einfachen Nichtvorhandenseins, Nichtvorhandenseinmüssens menschlicher Gewalt: der Zerfall, die Auflösung ist eingetreten. (Untaten und Bestrafung der Stäm-
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me Dan und Benjamin.) Die Erzählung wird zusammengehalten durch: »In jenen Tagen gab es keinen König in Israel«, verwendet als balladenhafter Refrain. Die Redaktion von bis ist theokratisch gehalten auch im polemischen Sinn. Warum hat der Redaktor, der nachweislich kein Theologe, sondern ein religiöser Sprecher ist, diese Kapitel bis , die zweifellos erst in der Königszeit geschrieben sind, aufgenommen? Abgesehen vom Übergang zu der auch von der Theokratie aus rezipierten und sanktionierten neuen Form, dem Königtum, klingt vielleicht in den Schlußworten des Buchs vom Redaktor aus gesehen das an, daß auch das Gotteskönigtum nicht realisiert, nicht ohne geschichtlichen König realisierbar war, und die Schlußfolgerung wird gezogen: in jenen Tagen gab es keinen König in Israel: es gab auch das Gotteskönigtum nicht. Auf die Frage nach der großen politischen Gewalt Schmuels wird ausgeführt, daß auch in der Richterzeit Interregna vorhanden sind, Zeiten des Rastens, die sich nicht mit Zeiten der Richter decken, Zeiten des Abfalls und Preisgegebenseins. Dennoch ist Schmuel nichts anderes als schofet; der jeweils anerkannte Richter hat den Auftrag zur Befreiung des Volkes, bei dem sich, religiös gesprochen: Umkehr, soziologisch gesprochen: Einung vollzogen hat nach Abfall bzw. Zerfall. Er schafft ihm jetzt das Recht gegen den Feind, danach kann er das Volk richten und regieren. Dies Richten im zweiten Sinne verstärkt sich in der langen Friedenszeit bei Schmuel, seine Herrschaft verfestigt sich. Erstmalig entsteht die Frage der Söhne, der Dynastie, jedoch ist Schmuels Zeit noch nichts gattungsmäßig anderes. Eine besondere Potenzierung bei Schmuel ist, dass er Priester und Richter in einer Person ist, vielleicht durch Adoption in Priesterstamm aufgenommen, daher in Chronik Anbau einer Genealogie, um die Adoption zu erklären; jedoch erfolgt diese nur für seine Person, seine Söhne sind nicht Priester. Die Geschichte der Geburt und Darbringung enthält eine sehr merkwürdige, bisher noch nicht behandelte Stelle. In den Versen . und . wird die Erklärung des Namens Schmuel gegeben, es ist dies aber nicht die Deutung des Namens Schmuel, sondern des Namens Schaul. (Die Übersetzung, in der dies nicht scharf erkennbar ist, hätte es wohl wiedergeben können, darf es aber in diesem Falle nicht tun, da sie nicht hinter den Redaktor zurückgehen will und versuchen muß, die Annahme des Redaktors, daß seine Leser es immerhin für eine Deutung des Namens Schmuel halten könnten, zur Geltung zu bringen.) Noch ein Moment verstärkt die Annahme, dass es sich um die Geburtsgeschichte Schauls handelt, dass eine Legendeverschiebung stattgefunden hat, die der Redaktor übernahm, weil er sie hier brauchte: der Schluß des von Channa gesprochenen Psalms. Dieser Psalm, scheinbar garnicht von Channa gesprochen und zweifellos ein Königspsalm, paßt in der Annah-
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me, daß es sich um die Geburtsgeschichte Schauls handelt. Was führt aber über einen eigentlichen Königspsalm hinaus? Was ist sein Hauptinhalt? Die zentralen Verse: Aufhebt – Ehrenstuhl enthalten eine Doppelaussage, an der das Wichtige der Teil ist, der vom Armen handelt. (Theokratischer Hinweis, Ablehnung des Helden, Unbestimmbarkeit des Schicksals, fast antike Haltung; wenn ein Königspsalm, dann in bestimmter Richtung: er bindet Vorstellung des Königs an Vorstellung des Messiasreichs, Vorwegnahme.) Es geht weder um Wechselfälle des Schicksals noch um die Darstellung der Macht Gottes, sondern es ist ein Königspsalm von jenen Armen (anawim) aus gesprochen, die Gott liebt, um deretwillen der Mächtige berufen und eingesetzt wird. Das endzeitliche Urteilhalten schliesst sich an, über die, die in der Macht waren, ohne das Recht dazu zu haben, und wird verknüpft mit einem Hinweis auf den Gesalbten. Der Psalm ist also doppelschichtig: .) Anweisung an den König, gerecht zu handeln, weil es Gottes Wille ist, der seine Macht nur auf Zeit zugelassen hat, Anweisung an den König dies ist gemeint, dies Herrschen und Regieren in Gerechtigkeit. Dann aber .) die andere endzeitliche Schicht (vgl. II. Sam ), wo sich alles verschiebt: die Erfüllung über die Geschichte hinaus, das Reich des Gesalbten, wird verkündet. Vielleicht hat es eine ganz andere Schaultradition gegeben, die wir nicht in eigentlicher Form, sondern nur durch den Dawidisten kennen, und diese andere Tradition blickt hier durch. Der ganze Psalm kann jedoch auch lückenlos als Königspsalm verstanden werden. Messianische Realität: Der König ist je und je der versagende Messias, Messias ist der erfüllende König. Jeweils glaubt der Kreis der religiösen Sprecher im Volk: Salbung geschieht immer, man kann nie wissen, er kann der Erfüllende sein. Trotz theokratischen Hinweises hat Gott hier seinen sanktionierten Stellvertreter. Eigentlich ist der Psalm gegen den Geist Schmuels. Vor Herantreten an die Frage des Königtums werden einige wichtige Stellen episodisch gelesen. I. ,–. Apposition: »Des Umscharten, der Sitz hat auf den Cherubim« ist wichtig; spezifisches Pathos, das heraustritt aus historischem Bericht. kabod = Ehre und Herrlichkeit, eigentlich die Wucht, maiestas das Wuchtende, das ausstrahlt und sich dem Menschen antut. Diese Geschichte ist deshalb so wichtig, weil sie so wenig religionhaft ist: der Schrein Gottes ist genommen, in dem Er sich vergegenwärtigt. (Er beschützt Israel nicht magisch, sondern der Schutz hängt davon ab, dass dieser Schrein da ist.) Das Biblische stets eine Erhebung des Gemeinsemitischen, nicht toto genere abhebbar. Sein Schrein schützt nicht, Niederlage ist da, Schrein wird genommen. Hier ein Rückfall ins Magische, stets
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bekämpft vom Redaktor. Gegenbeispiel: Jericho irdische Kundgebung des Willens, hier magischer Versuch ohne Willensäusserung. Das Sakramentale und das Magische grenzen nahe aneinander, verfälscht kann am ehesten das Echte, Körperhafte werden. Die Folgen: groteskes Märchen, das uns kaum mehr verständlich ist. (Mäuse-Smintheus) I. ,–. Einsetzung der Söhne Schmuels zu Richtern in Israel, Forderung der Einsetzung des Königs. I. ,. König nach ihm eurem Gott. König als Nachfolger Gottes eingesetzt. Historische Deklaration der Unfähigkeit des Volkes ohne König zu sein. Schmuel in seinem Widerstande »edler Reaktionär«, der die Tragik nicht wahrhaben will. Das Volk spricht von Wirklichkeit aus, Gott auf die Wirklichkeit zu. I. . redigiert in prophetischer Zeit (Künder von heute – ehemals Seher). Die epischen Trivialitäten durchaus dazugehörig, das folgende Sakrale an Trivialitäten gebunden. Berufung aus anderer Tradition: König sanktioniert, Erwählung Auftrag. Nicht bloss Manifestation des Negativums: der König bekommt etwas zu tun, ist aber zunächst nur nagid – Herzog. Er hat nicht bloss Recht zu schaffen, sondern das Reich auszubreiten, ein Komplex noch zu leistender kriegerischer Arbeit. Ein neues Wort tritt hier ein: er soll mein Volk hegen (Daueramt). Haltung Schmuels Schaul gegenüber beachtlich: Vorrang: steig vor mir her die Koppe hinan, Platz zu oberst der Berufenen, Gebührenanteil aufgehoben (Keule – Priesteranteil), Zuteilung des Priesteranteils bedeutet, dass Einberufung von ihm ausgeht, von dem dazu Berufenen. Gemeinbegegnung, mo-ed, Gemeinschaft und Begegnung, Wortteile im letzten gebunden. Eine Wurzel: Zusammenkunft der Gemeinschaft, Zweite: das dauernd Gegenwärtige (ed-Zeuge – eda – Gemeinde, Beispiele: Zelt der Gegenwart, Tafeln der Gegenwart). Die Oelflasche – die Eiche – Gottes Eiche (ela – el) Motiv des Wünschens. Weihpfosten – Protektorat. Einherkünden: sich in der Haltung bewegen, die die eines Künders ist. Fragen: .) Was ist Salbung? .) Was heisst das: ruach gerät auf jemanden? .) Was ist ein Künder? .) »Wer ist deren Vater?« (hypothetisch mit Salbung zu verbinden.)
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. VIII. abends Es werden Fragen des Textes von der Wirklichkeit unseres Lebens aus behandelt: Sakrament und Magie. Das Verhältnis von Kult und göttlicher Präsenz im Ding ein einziger Gegenstand. E. Michel: Im Opfer verwirklicht sich Kirche. Begegnung der Gemeinde mit Gott (hic et nunc). Messe: nicht so, dass durch Vollzug des Opfers sich etwas ereignet oder erlangt wird (Opfer-Magie), nicht durch passives Beiwohnen tut sich etwas an. Konstitutiv Bedingung wahrhafter Begegnung der Gemeinde mit Gott. Gemeinde vollzieht Offenbarung, dass sie erlöst sei, dass sie Stand zu halten vermag durch Glaubensvollzug, indem sie vor Gott hinzutreten wagt. Riten und Kult nur sichtbarer Ausdruck des Ereignisses. Nicht als sündige, sondern als geheiligte Menschheit wagt sie vor Ihn hinzutreten: dies das Standhalten. Umschlag in Magie: Hinnehmen, passiv subjektiv, irgendwelcher an Formeln und Riten hängender Wirkung von Gott her (opus operatum falschverstanden), formelhaft zu erlangender Wirkung der Verheissung. Buber: Was ist Magie, was ist Sakrament? Ausgehend vom Ausdruck (Leib), warum ist dies Ausdruck? Warum in Fülle der Welt gerade dieses Ding Ausdruck? Das Sakramentwerden des Naturdings? Haben alle Dinge der Natur und Technik gleiche Würdigkeit? Besteht Unterschied, dass sie ihrem Wesen nach sich zum Sakrament darbieten? Wesen des Auswahlprinzips? Man muss von der Wirklichkeit ausgehen, darf nicht beim Kultischen stehenbleiben. Ueber die Sphäre der sogenannten Religion hinaus. Es gibt dort nichts, was es nicht auch ausserhalb gibt. Magie und Sakrament, in ausserreligiöser Wirklichkeit. Im Hinblick auf Lebensmässiges sprechend. W. Michel: Frage hier in diesem Kreis kürzer zu beantworten: Magie ist das Eintreten oder Einfügenwollen in Zusammenhang ohne eigentlichen Einsatz. Ihr Kennzeichen ein Defekt auf Seiten des Einsatzes. Fehlen der Gegenseitigkeit durch Verschulden oder Versagen. Buber: Ausgehend vom Begriff des Wirkens: es gibt zweierlei Wirkenwollen. . Wirkung auf der Fläche der Kausalität, deren Unübersehbare, aber prinzipiell nicht unübersehbare Zusammenhänge wir Kausalität nennen. Wirken bedeutet, dass man in einen solchen Zusammenhang von Ursache und Wirkung als Ursache eintritt. Ebene fiktiv: der Lebensnotdurft wegen da. In Lebenswirklichkeit gibt es nur Folgen, die wir niemals zulänglich erkennen können. Charakter der Verknüpftheit / technische Vereinfachung (nicht im Sinne Humes). Eine sinnvolle Verbundenheit wird technisiert. Wer auf dieser Ebene wirken will, begibt sich in technisierte Verknüpftheit hinein, begibt sich nicht in Realität, sondern in technisierte Fiktion. Kein Mensch kann Ursache werden.
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. Darüber hinaus gibt es ein anderes Wirkenwollen, ins Wesen hinein, aus dem dann die andere Begebenheit hervorgeht. Kein Wirken mehr von Punkt zu Punkt, ein Wirkenwollen aufs Zentrum, von dem Erscheinungen hervorgehen. Nicht als Erscheinung auf Erscheinung, sondern als das, was man wirklich ist, auf das, was ist. Beispiele: . Kunst. In Ursprungszeiten der Kunst machte man Dinge, um damit ins Herz der Welt zu wirken. Aegyptischer König, ein Sitzen wie es kein anderes gibt, Gestaltung des für die Dauer Sitzenbleibens, Nichtbewegtwerdenkönnens, der Künstler wollte nicht etwa ein Bild des Königs machen zum Anschauen für andere Menschen, sondern es sollte bewirkt werden, dass Kha (Doppelgänger) immer leiblich daure. Er wird in dieses Gehäuse gebannt, hat nun Dauer und Dasein. Dasselbe bei Totenverehrung. Um Wirkung willen, nicht auf kausaler Ebene, ins Herz der Dinge hinein, wo Leben und Tod sich gebären. . Arzt und Kranker. Arzt will Heilung wirken. Er kann wirken wollen als Erscheinung auf Erscheinung, auf den Körper, es kann da allerlei geschehen, dies zwar nützlich, rührt aber an Wirkung des Menschen auf den Menschen überhaupt nicht. Personhafte Wirkung nicht vorhanden, dies nur so möglich, dass Mensch eintritt in die Beziehung zum anderen Menschen. Kranker tritt heran mit Begehren nach Heilung, Eintritt in eine Verbundenheit. Arzt kann Wirkung nur vollziehen, wenn er auf Ursprung des Lebens, von dem aus er und der andere lebt, zu handeln wagt. Er geht den Quell des Lebens an. Aeusserung eines Arztes: Man muss die Krankheit auf sich nehmen. W. Michel: . Almosen. Not unter Menschen nicht abgrenzbar, sondern dauernd zusammenhängend, man muss schon ganze Welt ändern um des Menschen willen. E. Michel: Gegenbeispiel: Liquidation des Krieges. Verständigung vielleicht, Beziehung noch nicht möglich. Buber: Nur auf der Ebene des konkreten Soseins, der Individuation wie sie ist, nicht durch Reduktion, sondern durch Anerkennen Handeln möglich. Dieses Sosein findet seine Gemeinsamkeit in Bezogenheit auf Drittes. Dies Wirkenwollen kann in zweierlei Art geschehen: . »religiös« – so, dass man tut was man tun muss, sich einsetzt, sich darbringt, mit seinem Wesen in Beziehung zu dem eingeht, worauf man in Wahrheit wirken will, mit seinem Wesen das andere Wesen anredet: mit Hergabe des Wesens wird erst Verbindung möglich. . »magisch« – der Glaube und Versuch, ohne diesen Einsatz zu wirken. Relation herzustellen, wie auf der Ebene der Erscheinung, errechenbar, ohne Anrede, Wesenshergabe, wirklichen Eintritt der Person in Beziehung.
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W. Michel: Es gehört auch Hergabe des Willens zur Wirkung dazu. Buber: Auch der Wille muss vollkommen in Hergabe eingetan sein. C. Philips: Beispiel Jesus Christus. Buber: Es ist erleichternd, wenn wir von uns aus reden, nicht von höchsten Dingen. Ausserordentlich von unserem eigenen Leben abgerückt, wenn auch nicht gattungsmässig abgehoben. Einsatz kann nicht in Form der imitatio geschehen: Wesen gleich Person. Wo einsamer Mensch gegenüber steht: Beschwörung. Beispiele: Drohung des ägyptischen Zauberers: ich werde dir deinen Himmel zerschmettern, Zertrampeln des Kruzifixus durch Süd-Italiener, weil er nicht geholfen hat. Sehr vieles Gebet ist Beschwörung. Kind beginnt mit diesem natürlichen Prozess der Magie. Primitiver Mensch beginnt zwar mit Magie, aber zwischenhinein passiert ihm etwas, dass es so nicht geht: Erfahrung des Abgrunds, des Grauens. In scheinbar erfolgreichen magischen Akt hinein bricht das Grauen, er lebt in Katastrophen. Der personhafte Teufel ist lange nicht so schlimm wie gestaltloses Grauen. Der Teufel Erfindung des Menschen, um Erfahrung des Grauens zu begegnen. Beschwörung: Der Versuch das Seiende selber zu missbrauchen. L. Schneider: Idealbildung junger Menschen auch etwas Magie? H. Sachs: Idealbild anstelle dessen was nicht da ist. Zeichen der Verlassenheit, dichtet geschichtlichen Personen dies an. Buber: Aus Not: E. Michel: Lebensersatz für das was ausfällt. Buber: Kann sich magisieren, wenn das Haben des Idealbildes das Nachleben ersetzt. Hofmann: Glaube an sich selbst. Buber: Dies impliciter bei aller Magie. Gibt deutlichstes Beispiel: wenn man wirklich betet, kann reale Wirkung nicht zusammenfallen mit etwas vom Beter Vorgestelltem. Vorgang bedeutet, dass etwas an ihm wirklich geschieht, was er nicht war, wusste, ahnte, um das er garnicht beten konnte. Wirkung des Gebets stets Erfüllung, nicht Erreichung. Ein Kranker, der um Genesung betet, erlangt vielleicht Genesung nicht, aber sein Verhältnis zur Tatsächlichkeit der Krankheit hat sich geändert. Theil: »Weg der Geschlechter«. (aus dem »Maggid«) Buber: Magisches Wirken ist gottblindes Wirken. Wenn es um Einsatz der Person und Begegnung geht, wozu bedarf es des Sakraments? Oel, Wachs, Brot und Wein. Es ist nicht Symbol, das keine Bindungskraft hat, das Sakrament dagegen hat bindende Kraft. Sakrament gehört einer Gemeinschaft, die miteinander verbunden ist, durch Verbindung mit dem Zentrum. Ist Gemeinschaft dieser Art, so spricht sich im Sakrament die auf keine andere Art erfassbare Verbindung zur Mitte aus. Gemeinsam-
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keit der Beziehung muss leibhaften Ausdruck finden. Gibt es Dinge, die Sakrament werden können, und solche, die es nicht werden können? Sakramentsfähige und nicht sakramentsfähige Dinge? Ist Auswahl der Sakramentalien definitiv oder auf Zeit? E. Michel: Alles kann in Sakrament eingehen, aber dann in einmaliger Bestimmtheit. Zu jedem Sakrament gibt es nur einen adäquaten Ausdruck. Buber: Auch Auswahl setzt nicht absolute Steigerung voraus. Auswahl in der Einsetzung kann nicht bedeuten, dass diese Dinge nun toto genere abgeschieden werden, abgehoben wohl, aber nicht ontisch hinsichtlich ihres Sakramentscharakters. Kein Glaube kann letztlich etwas anderes meinen, als dass alle Dinge Sakrament werden, das Weltkonkretum sakramental ist. Im Judentum Scheidung zwischen reinen und unreinen Tieren. Im Chassidismus zwar Gesetz nicht aufgehoben, aber die Heiligung des Unreinen vollzogen. Einsetzung bedeutet Auswählung eines Dinges hinsichtlich der göttlichen Präsenz. Kult: Magisierung des Sakramentalen. Opfer: Identifikation des Opfernden mit Geopfertem, bei deren Verlust bloss äusserlich symbolisierte, mechanisierte Magie eintritt. Religionstheorien: . die Gottheit wird zum Mahle geladen, . Kommunion: Die Gottheit geht ein in das Tier und wird verzehrt. Zentraler Akt des israelitischen Opfers im Gegensatz zum samaritanischen Opfer: ssemicha: der, für den geopfert wird, stemmt seine Hände mit aller Kraft auf den Kopf des Opfertiers, vollzieht die Identifikation des Opferers mit dem Opfertier. Ohne diese Auflegung ist es Tiermord: der Gott braucht es. Protest der Propheten gegen Opferkult: wenn dieses Leibhafte ohne Hergabe der Person geschieht, dann ist das Opfer magisiert, die Kawwana weg. Dies das ungeheuere Verhängnis der Religion, keine andere Macht kann so das Angesicht Gottes verstellen. Auswahl erlesener Tiere: Opfervorschriften der Veden gehen weit über mosaische Vorschriften hinaus. Kriterien der Weihe? Man braucht kein Prophet zu sein, um zu sehen, ob ein Mensch etwas mit Weihe tut oder nicht. . VIII. Salbung I.. Salbung Davids. Dein Horn – neged – Herzog – nagid. Da geriet Sein Geistbraus über ihn hin von jenem Tag an und weiter. Weder von jüdischer noch von christlicher Seite aus ist die Frage der
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Salbung von Grund aus behandelt worden. Was das ursprünglich Sinnliche dabei ist, ist vernachlässigt worden. Für Theologie sind Christus und Messias Vokabeln. Ausgehend vom sinnlichen Ursprung des Wortes Anknüpfung an Sakrament: es schließt immer ein Element, Ding der Natur ein. Dieses Ding nimmt sakramentalen Charakter an. Grundsätzlich alle Dinge sakramentsfähig, dennoch sind die sakramentgewordenen Dinge geschichtlich im höchsten Sinne von den andern abgehoben. Die Auswahl muss zwar in Geheimnis der Einsetzung für den Gläubigen beschlossen bleiben, doch stets ist eine primitive Anschauung von besonderer Kraft, besonderem Stoff und Wert daran geknüpft. Auch schon vor der sakramentalen Charakterverleihung sind diese Dinge im Gefühl und Handeln der Menschen unterschieden. Naturmystische Bedeutung, allerlei magische unlösbar daran hängend. Beispiele: Brot und Wein. Abgehobenheit, Hervorgehobenheit, schon vor Sakramentwerden vorhanden. Sie sind besondere Dinge vermöge besonderer Wirkung. Die einer Speise innewohnende, kraftvermehrende, seelenerhebende, ermutigende Wirkung wird einer innewohnenden geheimen Kraft zugeschrieben. (Mana – Orendaglauben.) Dies auch entscheidend für Rangordnung der Wesen: Häuptling sehr viel Mana. Beispiele für australischen Managlauben: ) Ein Häuptling reckt zwei gespreizte Finger gegen einen Menschen aus, der ihm mißfällt: Dieser Mensch wusste mit seinem Körper, daß das den Tod meint, und starb. ) Sog. vergiftete Pfeile hatten auch bei leichter Verwundung stets tödliche Wirkung. Bei Untersuchung stellte sich heraus, daß kein Gift vorhanden war: also Wirkung wie bei . Der Managlauben schreibt gewissen Dingen besondere Mächtigkeit zu, muss aber dynamisch gefasst werden. Es soll nichts über die ruhende Existenz eines Dinges ausgesagt werden, sondern ist im Sinne des Wirkens zu verstehen. Mana keine »Kraft«, sondern Wirkung nur im Augenblick des Geschehens da. Der primitive Mensch kümmert sich nicht um Seele und Kraft. Animismus ist nicht Seelenglauben, sondern der Tote selber steht auf. Beispiel für besondere Wirkung eines Stoffes: Mexico, Einführung eines neuen Rauschgiftes: Meskal. Visionen erscheinen als Wahrnehmungen von Dingen, die da sind, nur sonst nicht wahrgenommen werden. (Untersuchungen von Prinzhorn und E. Joel). Meskal bei den Mexicanern Sakrament. Wieweit magische Elemente dabei sind, bleibt außer Betracht. (Sehr starke religiöse Bewegung: Messianismus nordamerikanischer Indianer im . Jahrh.) Ebenso hat Brot und Wein eine solche besondere Wirkung. Die Wir-
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kung, die diesem Dinge als besondere Mächtigkeit zugeschrieben wird, können wir sakramental, oder richtiger: naturmystisch nennen. Sie wird nun der Welt, dem Mikrokosmos dieses Dinges zugeschrieben. Naturmystik und Magie nicht voneinander zu trennen. Was geschieht mit einem solchen in Naturmystik aufgenommenen Ding? Mit Sakramentalisierung dieses Dinges oder Stoffes? (Manamächtigkeit im Stein: ha, das bist du! Begegnung: Wiederkehr der Schöpfung.) Kein Stoff ist, soweit wir sehen, rein religiös ausgewählt. Solang die Mächtigkeit dieses Dinges, dieses Stoffes ihm selbst, von ihm aus allein verständlich, zugeschrieben wird: solang Naturmystik. Im Sakrament ist dieser Stoff von seiner Individuation erlöst, hört auf, aus sich erkannt zu werden, Träger der Mächtigkeit zu sein, wird Gefäß, durch das die Mächtigkeit hindurchgeht. Mana ist zu vergleichen mit kreishaftem Strömen im Ding, beim Sakrament ein Strom, der hindurchgeht, irgendwoher auf dies zu. Eine Konkretion des Strömens vom Göttlichen, Meinenden aus, das Sakrament konstituiert, dieses nur Receptaculum, Röhre, Weiterführung, dynamisch völlig andere Gestalt. Daß das Sakrament nicht bloß Medium ist, sondern das Göttliche selbst diese Gestalt annimmt, trifft nur in einigen extremen Fällen zu. (Transsubstantiation kein empirisch naturwissenschaftliches Faktum.) Immer ist es ein bestimmter Stoff in seiner Naturmystik, der ergriffen wird. Salbung kommt in Bezug auf Gegenstände, die Heiligungscharakter tragen, vor. Stein Jaakobs, Heiligtümer im Zelt werden gesalbt, von Menschen: der Hohepriester, König und Propheten (Jes. und I. Könige ,; nur wenige Stellen, vom Redaktor nicht beliebt, ein Rest, die zweite eine stehengebliebene Stelle, um die gebotene Dreiheit der Salbungen nicht zu zerreißen. Es ist nicht berichtet, daß Elias es nicht tut. Es ist schon der Akt gemeint, wenn Metapher, dann etwas, was er erfährt, im Wachen oder Traum, und als Salbung empfindet. Jes. = Luc. . Diese Stelle ist besonders wichtig, weil der Bericht Luc. die Identifikation vornimmt, und ist ein genügender Beleg für verschüttete Tradition.) Salbung der Vorgang, der der Niedersenkung des Geistes vorausgeht (»weil er mich gesalbt hat«); scheinbar ein Widerspruch: das Salben ein Verfestigen, Dauerverleihen; Niederlassung des Geistes wird nicht durch Salbung bewirkt. Geist hat auch nicht in Niederlassung Dauer, dies nur durch Salbung bekräftigt. Handauflegen personenhafte Übertragung. Der Salbende ist lediglich Hand, Präsenz des Geistes, der sich niederlässt und in dieser Niederlassung als in diesem naturmystisch dauernden Sakrament festigt: da ist, Wohnung hat, Salbung von Dingen. Warum wird der Malstein, werden Heiligtümer gesalbt? (Salbung heißt Öl ausgießen. Bei Babyloniern ähnliches, ebenso bei katholischen Altären. Kontroverse
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über: ausgießen und bestreichen (arabische Tradition). Warum Öl? Es hat erhaltende Kraft. Die Dauer wird verliehen. Die von Naturmystik recipierte Eigenschaft auch uns erfahrbar. Keine Übertragung der göttlichen Kraft auf das Ding. Einem Ding, auf das sich Kraft niedergelassen hat, wird Dauer verliehen. Der gewählte Stoff ist immer bedeutsam, knüpft an die Wirklichkeit an. In den uns berichteten Vorgängen hat das Öl stets eine besondere Bedeutung. Salbung von Menschen. Das Wichtige ist, daß hier ein Mensch da ist, erwählt zum Träger eines dauernden Auftrags, des vielfältigen Regierens, der Führung von Kriegen. Weil ein dauernder Auftrag erteilt wird, wird der Herrscher gesalbt. Männer eines Auftrags, einer Tat werden nicht gesalbt. Und zwar ist bei der Salbung dieser Mensch über seine Tat hinaus für seine Person erwählt, ganz prägnant: der ihn erwählenden und sich niederlassenden Kraft soll Dauer verliehen werden (daher dynastisch erhalten bleibend). Mit der Salbung ist die Begabung mit Geist in Verbindung gebracht und zwar so, daß eine wirkliche Umwandlung vollbracht wird, ein neuer Anfang mitten im Leben beginnt. Die Salbung gehört zu den Sakramenten, die media in vita neuen Beginn einleiten, bewirken, aussprechen. Sie gehört zu derselben Gattung wie die Taufe, m. a. W. Wiedergeburtssakrament. Eine andere neue Natur tritt in den Menschen ein. Dieser Eintritt in Neubeginn ist sakramentaler Vorgang wenn irgendeiner, denn Wandlung menschlicher Substanz vollzieht sich in Verbindung mit diesem Geschehen. Im Pentateuch auch Namensgebung ein solcher Akt: Abram, Jaakob, im entscheidenden Augenblick des Lebens, wo gleichsam ein neues Stück des Weges beginnt, wird dieses Stück geweiht. Beides namenhaft sakramental: Abra(h)am, Isra-el, theophore Namen: dadurch wird ausgesprochen und kundgetan, daß ein mit Gott verbundenes Wegstück beginnt in einer bislang noch nicht konkreten, bekundeten Verbundenheit. Der Mensch wird umgeschaffen zu einem neuen Geschöpf: also Schöpfungsakt (Abraham = hibaram: »als sie geschaffen wurden«, Metathesis derselben Konsonanten.) Die Salbung ist die zweite Form dieses Wiedergeburtssakraments: ein Erwählter mitten im Weg, und ist nur mit Proselytentaufe, Umkehrtaufe, Erwachsenentaufe im Urchristentum zu vergleichen, während bei der Taufe dieser Erwählungscharakter fehlt: sie ist allen zugänglich. Hier geschieht die Handlung durchaus von Gott aus. Im Zusammenhang damit stehen die Fragen: ) Was ist: der Geist gerät auf oder über einen Menschen hin? ) Hat nicht jenes Faktum des Neubeginns, das mit der Salbung zusammenhängt, eine nicht noch nach-
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drücklichere Aussprache, ein noch stärkeres Bild, noch stärkere Eingestaltung gefunden? Geist darf nicht gefasst werden im Sinne einer Substanz, sondern nur dynamisch, eine Bewegung, und zugleich sinnlich elementarhaft ruach, πνεῦμα, spiritus, Geist-gischt (Joh. ). Bei Luther begann die Verfestigung des Wortes, Meister Eckhart übersetzt noch Joh. der Geist geistet wo er will. (ἄνωθεν: von oben her, Luther übersetzt von neuem.) ruach in der Schrift noch ganz sinnlich elementhaft: Wind, Brausen, und daneben geisthaft. Wir hören vom Geistbraus, der sich auf Menschen niederlässt, und I.. ff. von der bösen ruach, die sich von Gott aus auf Schaul niederlässt. (»Bei ihm ist Er« – Kern der Tragödie!) Drei kurze Stellen stehengeblieben wie Reste und Trümmer einer nicht mehr zu übersehenden Tradition, die etwas Mögliches aber in sehr bedeutsamer Weise mögliches besagt. ) Und wer ist deren Vater? ) I.,. Ein Einjähriger ( Jahr alt) war Schaul in seinem Königtum. Allerlei Hypothesen daran geknüpft bennun=. Zahl aus antisaulistischer Tendenz gestrichen. Es bedeutet aber: ein Jahr alt war damals Schaul in seinem Königswesen. Vielleicht eine Correktur des religiösen Sprechers, um anderen bedeutenden Sinn hervorzuheben. I., ff. Öffentliche Bekundung des Geistträgertums: Kampf Dawids mit Goljat. »Ich komme an dich mit SEINEM, des Umscharten Namen, des Gottes der Schlachtreihen Jißraels, die du gehöhnt hast, daß man erkenne: anwesend ist Gott bei Jißrael.« So kann keiner aus dem Volk sprechen, es ist durchaus Prophetenstil, in dem Dawid hier redet. Seine Tat ist nur die mit dem Wort verbundene Handlung. ) I.,. Sohn deines Knechtes. (Plusquamperfektum nicht vom Text, aber vom Zusammenhang aus.) Schaul kennt ihn längst, fragt aber trotzdem nach seinem Vater. Abner antwortet mit Schwur, kann ihn nicht fragen, Schaul soll selber fragen. Diese bisher nicht erklärten Umstände geben Veranlassung, diese Stelle in Zusammenhang zu bringen mit den anderen Stellen. Das Geistträgertum, das sich im Wiedergeburtssakrament, dessen zweite Form die Salbung ist offenbart, ist im Zusammenhang mit Vater- und Sohnschaft zu bringen. . VIII. . Es beginnt das schwerste Stück der Arbeit. Joh. ,. spricht am deutlichsten das Problem aus, wenn auch die herkömmliche Interpretation das Gegenteil der Wahrheit ist. Es ist eine Aussage über das Leben nach der Wiedergeburt des Menschen und kann als Wahrheit verstanden werden, daß die Verfehlung eines Menschen die nach der Wiedergeburt geschieht,
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einen anderen Charakter hat als die vor der Wiedergeburt. Ein ungeheuerliches Mißverständnis aber ist es, anzunehmen, daß dieser Mensch, der Neophyt, unfähig ist zu sündigen, nicht mehr sündigen kann. Das Fehlen, ἁμαρτάνειν, ist faktisch, existentiell ein viel schwereres Problem als vor der Wiedergeburt. Es ist das Aufbrechen des χάσμα, des Abgrundes. Während es vor der Wiedergeburt noch allenfalls in das Gebiet der ethischen Entscheidung gehört, ist es nach der Wiedergeburt keine ethische Angelegenheit mehr. Die Gnosis hat solche Sätze so zu verstehen gesucht, daß das Tun des Menschen nach der Wiedergeburt dem polaren Gegensatz von Gut und Böse enthoben ist. Das Problem des historischen Königtums ist es also, daß der Gesalbte sündigt. Messianismus ist nichts anderes als das Verlangen nach dem Gesalbten, der die Salbung erfüllt. Das Sündigen des Gesalbten (des Königs) ist in allem Ernst so zu verstehen: als Gegenüberstehen von Gott und Mensch, so, daß es die Situation Adams immer wieder gibt. Es gibt noch einen anderen einmaligen stärksten Ausdruck für das Niederlassen des Geistes, bildhaft ungeheuer stark, der aber aus gutem Grunde hier, wo das Problem von Salbung und Versagen gegeben ist, nicht stehen kann. Richter ,: »da umkleidete Sein Geistbraus sich mit Gideon«: um diese eine Tat zu tun! Das Problem von Geistempfang und Versagen ist hier nicht gestellt, es ist einmaliges Faktum, nur dort, wo Geistempfang Dauer erhält, ist es gegeben. Da wartet Gott, der den Geist verleiht, auf den erfüllenden Menschen. Ich möchte, daß es allen klar wird, daß es dies gibt, dies Warten Gottes, so etwa: daß ruach zwar verliehen wird, aber damit den Menschen doch nicht ganz durchdringt, sodaß nun vom Menschen allein das entscheidende Ja und Nein ausgeht: daß also auch die Geistverleihung noch im Zwiegespräch steht, auch sie noch eine Frage Gottes an den Menschen ist. In einem, nur lateinisch bei Hieronymus erhaltenen Fragment des Hebräerevangeliums ist ein stärkster Ausdruck dieses Wartens Gottes enthalten (wahrscheinlich dem Matthäus nahestehend, aber dort nicht erhalten). Bericht der Jordantaufe: Descendit omnis fons spiritus sancti et requievit super eum et dixit illi: fili mi, in omnibus prophetis exspectabam te, ut venires et requiescerem in te, tu es enim requies mea. Nicht so, daß Gott in den Propheten gewartet habe, sondern jeweils dahinüber. Für den Akt der Niederlassung des Geistes gibt es in den Evangelien zwei Fassungen: ἐν ᾧ εὐδόκησα »den ich erwählt habe«, und: σήμερον γεγένηκά σε »heute habe ich dich gezeugt.« In der ganzen Geschichte des Christentums steht auf der einen Seite, daß es Warten und Erfüllung gibt, daß auch höchstes Geschehen ein Zwiegespräch zwischen Gott und dem Menschen, letztlich eingetan ins
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Geheimnis, und doch in Wirklichkeit kraft der von Gott gewollten Schöpfung: Zwiegespräch – und auf der anderen Seite: einseitiges Geschehen von Gott aus, und damit nur Fiktivierung dieses Geschehens durch den Menschen. Was heißt dies: ruach? Im ersten Satz der Genesis, der von Johannes aufgenommen wird, ἐν ἀρχῇ ἦν ὁ λόγοϚ Verknüpfung von Judentum und Griechentum in sehr prägnantem Sinne. Der Satz redet etwa so: »Im Anfang war« (Zitat): das ist eben das, was ihr nennt ὁ λόγοϚ, das ist der λόγοϚ, von dem ihr redet. Jenes Ursprechen ist dynamisch gefasst: das Wort der Schöpfung als schaffendes Wort, nicht statisch metaphysisch zu fassen: ζῳοποιοῦν. Alles ist völlig zusammengefaltet in dem vorschöpfungsmäßigen Sichbewegen Gottes im Stillestehen, in dem Natur und Geistgeschehen, das Natur (Accusativ) wirkt, bewegend, Geist wirkt, bewegend, das seinem einwohnenden Wesen nach Bewegung ist. Der Schöpfungsgeschichte nach ist Gott nicht Geist, sondern Geist geht von Gott aus wie Natur von ihm ausgeht. Gott manifestiert sich in seiner ruach, die Naturbewegung und Geistbewegung umfasst. Es gibt keinen Vorrang des Geistes vor der Natur, keine Identifikation Gottes mit Geist, die von Natur nicht ausgesprochen werden kann. Auch der Geist deriviert aus der ruach wie die Natur, dem Geist ist nicht, wie wir heute nur zu leicht geneigt sind, eine Prädilektion zuzuerkennen. Hier ist ruach in Wahrheit ἅπαξ λεγόμενον. Die Schöpfungsgeschichte enthält zwei Berichte: Schöpfung der Natur und des Geistes. Gen. I.–II. erzählt die Schöpfung der Natur, des Kosmos. Auch der Mensch hat darin seinen kosmischen Platz. II. ff. erzählt die Schöpfung ganz neu, aber auf den Menschen hin. Diese beiden Berichte verhalten sich wie Natur und Geist, Natur und Geschichte, Kosmologie und Anthropologie, aber beide Perspektiven gehören zueinander. Gott ist in allem, was wir Geist nennen, ebenso entrückt wie allem, was wir Natur nennen. Die Gefahr des substantialisierten Wortes Geist ist sehr groß, die ungeheure Problematik der Weltgeschichte, die mit dem Idealismus zusammenhängt, beruht auf dieser Identifizierung (Hegels) von Geist und πνεῦμα. (Auch Pascals ordre de corps und ordre d’esprit können noch das Ausgleiten in Geisthaftigkeit nicht verhindern.) ruach, die beides schafft, bleibt das Belebende in der Schöpfung, das in den Menschen eingeht, das Lebenderhaltende, das Leben und Bewegung verknüpft. Möglicherweise ist noch für den frühen Menschen der Bibel der Wind das Sausen von da her, das Bewegen in seiner naturhaften Form uns erscheinend (Verwandtes bei Hölderlin. Beide Bedeutungen dicht nebeneinanderstehend in Geschichte von den Wachteln.) Letztlich bliebe es dassel-
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be Wort, wenn wir es auch Atem, Wind, Hauch, Geist nennen. Atemgeist der individuierte Teil der in uns gelegten Bewegung. Diese ruach, dieses πνεῦμα, das so bewegt, eingehend in Natur und alle Individualgeister, alles bewirkt, lässt sich in Urfülle, schöpferisch, auf den Menschen nieder. Daher erfasst jener Hinweis auf Neuschaffung die Wahrheit unmittelbar: die Urfülle lässt sich auf den Menschen Seiner Wahl nieder. Nun etwas besonders Schweres, ich will aber dennoch versuchen es zu formulieren. Daneben gibt es Stellen, wo von ruach fast naturmystisch gesprochen wird, in vielleicht nicht ganz einheitlicher, aber als Stufen und Bezirke der Einheit zu verstehender Auffassung, ruach als objectivum, Fluidum, das jeden, der mit ihr in Berührung kommt, erfasst. Es ist die Frage, ob hier nur eine primitive Stufe der Auffassung noch hineinragt, oder ob auch dies in den ganzen Zusammenhang mit einzubeziehen ist. (Es ist aber schwerlich anzunehmen, daß gewichtige Dinge einfach so unverändert stehengeblieben sind.) Dreifaches Problem: ) Erfasstwerden eines auserwählten Menschen durch ruach. ) Problem der objectiven Wirkung der ruach, opus operatum, unabhängig vom personhaften Verhältnis, Ausstrahlung und ) Problem der bösen ruach. ). bereits behandelt. ). Schmuel I., u. ff. (Sie blieben in den Klausen: Siedlung einer Prophetenschule bei Rama unter Leitung Schmuels. Sammlung lahakat: dies Wort gibt es eigentlich nicht: kahal – lahak, beabsichtigte Metathesis, esoterischen Sinnes.) Das Ergriffenwerden der Boten Schauls und schließlich Schauls selber von der ruach. Noch in der tiefsten Verfinsterung, mit Ahnung unmittelbar bevorstehenden Geschicks, in einem bis ans äußerste der μανία gehenden Zustande. Erklärung des Spruches: »ist auch Schaul unter den Kündern?« Beide Varianten der Frage gehören historisch zusammen, die zweite vielleicht aufzufassen als Möglichkeit eines neuen Anfangs, obwohl Schaul nicht mehr in der ruach darin war. Doppelte Erklärung der Herkunft des Spruches: der Spruch war verstummt, jetzt geschieht dies Neue. Er taucht auf als Ausdruck der tragischen Situation, als Travestie des ersten Vorgangs im Augenblick der Zersetzung. (Vielleicht im ersten Vorgang nur historisch berichtet, im zweiten vom Redaktor aus der Ursprung des Sprichworts berichtigt.) Liegt hier eine objektiv magische Wirkung der ruach vor? Es ist keineswegs gesagt, daß irgend ein indifferenter Mensch von ruach ergriffen wird, hier sind die Boten Schauls erfasst, auch dies steht noch im Zwiegespräch Gottes zu Schaul. Es ist also nicht objektive Wirkung ohne Rücksicht auf
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die Person (höherer Accumulator), sondern auch dies durchaus noch einzufügen ins Wirken der ruach, wenn auch nur als diese besondere Art: das dunkle Gespräch gerät ans Äußerste. Das Ergreifen der Boten durch ruach kann Ausdruck der Botschaft Gottes an Schaul sein. Dies Ergriffenwerden ist mehr als Zungenreden, μανία ans Äußerste gehend. (Konträre Wirkung: schlimmer bei Schaul als bei den Boten, wie in Hölderlins Zeitgeist: »der Schlimme nur wird schlimmer«.) ) Rückkehr zu böser ruach: gibt es ruach vom Dämonischen aus? Wir sind verpflichtet, darüber nachzudenken: was ist dies von der Wirklichkeit aus? (Man trägt etwas, ohne legitimiert zu sein, daher Verwirrung.) »Bei Schaul war Er ferngewichen«, jetzt lässt sich jeweils, nicht wie bei der Salbung, die der Niederlassung des Geistes Dauer verlieh oder doch verleihen sollte, wo der Geist dauernd gehalten wurde, das böse Geisten nieder. Zweifellos ist auch dieses böse Geisten verknüpft mit dem Einherkünden wie das Niedersenken des Geistes bei der Salbung. (Was mag er gekündet haben? Schreie, unartikulierte Laute, aus denen sich bei Prophetenrede der λόγοϚ formt.) Unterschied zwischen Niederlassung der ruach hier und sonst beim eigentlichen Geraten des Geistes auf jemanden. Es wird eine andere Sprache gebraucht in Bezug auf das Geschehen selbst: ) der Geistbraus gerät auf oder über jemanden hin. ) beim Scheinobjektiven: es geschah ein Geistbrausen. ) ein böses Geisten überstürzte Schaul (»überstürzen« gehört zum Bösen). Geschehen unterscheidet sich von Geraten dadurch, daß es diesen Richtungscharakter nicht hat. Auch wo es geschieht, wird der Betreffende nicht Geistträger. Ruach, die die Welt erfüllt, bewegt, belebt, wird gewissermaßen naturhaft als nicht die Richtung habend hingestellt. Niederlassung höchster Grad von Richtungnehmen der ruach, diesen Menschen im göttlichen Sinn begabend. Das böse Geisten ist die aus Gott entlassene, freie, losgelassene ruach, es ist nicht bloß mit Furcht und Zittern, sondern auch nur unzulänglich darüber zu sprechen. Vergleichsweise: ) Gott hält ruach an einem Ende, von dort aus geht ein Strömen, immer wieder neues Geschehen, ) beim zweiten scheinobjektiven Geschehen ist diese Verbindung nicht mehr so, Gott hält die ruach nicht mehr so, die Direktheit der Verbindung ist nicht mehr vorhanden, ) beim bösen Geisten wird sie ganz losgelassen, der Mensch tut etwas, das seinem individuierten Wesen nicht entspricht, μανία Auslassen der Disciplin, der Geformtheit, Hegemonie, Ordnung, In-
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dividuation; es ist die Urmaterie, das Urelement, das nun richtungslos schaltet. Gewissermaßen nicht als ob die Urmaterie in allem Ernst gerichtet, individuiert sei, nur in Form dieses Leibes ergossen: das Urplasma. Es ist keine Veränderung in der Substanz, sondern eine Änderung im Verhältnis des Menschen zur Richtung. (Durch ungeheure Aufraffung willensmäßig wieder einschaltbar – Zeiten, in denen das böse Geisten von Schaul weicht, vielleicht von einem jeden von uns in täglicher Wiederholung beim Erwachen erlebt. Mildere Form, wie bei Alkaloidräuschen und ekstatischen Rauschmitteln: die Rückkehr wird als Depravierung, Verkargung empfunden, vielfach daher beim Erwachen aus Rauschzustand Selbstmordabsichten. Bezugnahme auf einen Fall des Eingehens und Hinüberziehens in diesen Zustand bei einer ganzen Familie, von der einzelne Mitglieder in solche ekstatischen Zustände gerieten. Tritt etwa bei Einfall der Fülle in einen verkehrten (!) abgefallenen Menschen konträre Wirkung ein: dieser Mensch wird nun Lästerer?) Die von Gott abgelöste, auf Zeit losgelassene ruach ist ins Richtungslose geworfen (Satan), ist wirkend böse, vom Menschen aus gesehen, führt zum Rebellieren, wuchert sich aus. In verschiedenen Fragen wird die scheinbare Schuldlosigkeit, Unverantwortlichkeit des von der bösen ruach Überstürzten als das zutiefst Beunruhigende bezeichnet. Schaul ist abgefallen, im Zustande des Abfalls, sein Geschehen ist das Geschehen des abgefallenen Menschen, dem nun dies und dies widerfährt. Er wird mit seinen Instinkten konfrontiert, erfährt etwas, das er durch Introspektion nicht erfahren kann. Die Erinnerung tut Schaul seine Instinkte kund, die er sonst nicht erfährt. Ist ruach die Richtung auf Gott, dann ist ruach das Kreisen in sich selbst, das Sichnichtentscheidenkönnen. Auch Schaul erfährt dies: Aufhebung und Bestätigung () und Preisgabe und Vernichtung (). Welche Möglichkeiten der Umkehr für Schaul gibt es? Was kann er tun? Es gibt den verkehrten Menschen nicht, den umkehrlos Verworfenen (II.,!). Er ist verworfen nur in bezug auf bestimmtes zu vollbringendes Geschehen. Hypothetisch ist vom Menschenleben nicht zu reden. Nur in der Ichform, und auch da nicht in Worten. Schaul erfährt in seiner Erinnerung, was nur in ihm gelebt hat, als motorisch geschehen. Das »Wenn« ist eine irreale Perspektive. Die Wirklichkeit der Kategorien Gut und Böse erfahren wir nur in der Selbsterfahrung. Dies ist aber nicht ethisch zu fassen: es würde dann nur übersetzt aus der Wirklichkeit auf eine übersehbare Scala (praktische Theorie). Bei Verharren in der Entscheidungslosigkeit oder Verhärten darin geschieht das Böse. Man tut das Böse nicht, weil man sich
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dafür entschieden hat, sondern weil man sich nicht entschieden hat. Es handelt sich nicht um die Sphäre des Urteils. Urteil ist hier nicht im Sinne des Satzes sondern des Spruchs gesprochen. Mit der Bezeichnung pathologischer Zustand ist nicht viel anzufangen. Das Pathologische ist in der Wirklichkeit des Lebens nicht etwas, bei dem wir uns zu beruhigen haben, es steht zwischen Gott und Mensch. Nicht die Melancholie ist die Erklärung, sondern sie ist vielmehr zu erklären. Gibt es Entscheidung gegen Gott? Das, was Augustinus Sünde zum Tode nennt? Das Widerstehen kann vorgestellt werden, massiv, kompakt, als dick und dicht gewordene Entscheidungslosigkeit, man widersteht nicht von der Entscheidung aus, sondern aus Entscheidungslosigkeit. Meister Eckhart: die Hölle ist, daß der Mensch in sich belassen wird. Man darf nicht in praktischen Agnostizismus eingehen, sondern muss erkennen, wie allein Erkenntnis dem Menschen wirklich lebensmäßig zuteil wird. Gut und Böse: Hervortreten der Prinzipien aus Gott, der Mensch (Adam) kann sie nun erkennen. Diese Polarität wird im Weg der Menschheit überwunden. Erinnerung an Amersfoort: dämonisches Antworten. Stimmen ertönen, drängen sich auf, von früher her, von allen Seiten, die Antwort geben wollen anstelle des wirklich ausgesprochenen und gemeinten Menschen. Sie übermächtigen den Menschen, er lässt sich fallen, sinkt in Wirbel, Entscheidungslosigkeit, von außen gesehen: Entscheidung zum Bösen. Erst in der dritten Phase, die kommen kann oder nicht, wo nichts anderes mehr da ist als dieser verstummte Mensch auf dem Grunde, kann wesenhafte Antwort erfolgen. Das völlige Verstummen des Menschen erster Anfang des Antwortens, der Verantwortung. Das Vorhersehbare ist immer Fiktion; die Schematisierung, die solches Entscheidenwollen bedeutet, tut der wirklichen Entscheidung Gewalt an. Die Beunruhigung, die das Schicksal Schauls erweckt, ist noch nicht gewichen. Auch diese Beunruhigung ist einzufügen in die, die jeden Menschen überkommt, wenn er zur Besinnung kommt, dass jedes Geschehen ein Zwiegespräch zwischen Gott und Ich ist. Das Konkrete, das nur in seiner Erfahrung besteht, ist ihm gleichwohl zugesprochen. Ist hier generell oder speziell vom abgefallenen Menschen gesprochen? Ist Strafe das Schicksal, das diesem widerfährt? Es muss nicht dem Abgefallenen geschehen, dem Nichtabgefallenen nicht. Gottes Wirken lässt sich in kein Paradigma tun, ist nur jeweils unzulänglich in unsere Begreiflichkeit hineinzubeziehen. Gott braucht doch aber Boten? Das Hineinbeziehen anderer Menschen in unser Schicksal wird immerdar von uns aus getan, ohne daß es auf Gott bezogen wird. Den Boten Schauls geschieht nichts als eine Verwendung stundenweise. Nicht bloss faktisch, sondern schöpfungsmäßig hat jeder Mensch das Schicksal anderer Men-
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schen zu teilen, mit denen er räumlich und biographisch nicht einmal zusammenzuhängen braucht, und hat es selbst immer und immer wieder als in sein eigenes einbezogen und erfährt es nur von da aus. Daneben gibt es ein Vertreten, eine Miteinandervermischtheit, von der wir nichts anderes erkenntnismäßig aussagen können. Vielleicht ist der Traum nichts als ein Wachwerden dieses Verflochtenseins. Die Formel des Individualismus lautet: »mein Leben ist meine Burg«, dies ist es aber in Wirklichkeit nicht und kann es nicht sein. Umkehr ist nicht Rückkehr, sie bedeutet die Achsendrehung des Lebens an einem Punkt, wo man früher nicht gestanden hat. Sie ist das Geraten auf eine andere Ebene, in eine andere Dimension, durch einen Akt, der mit der ganzen lebendigen Person vollzogen wird. Sie ist Erfahrung eines Neuen, das vorher nicht gewesen ist, nicht: Rückkehr ins Paradies, sondern Erlösung. »Die Umkehr ist in der Sünde wie das Öl in der Olive.« Dies ist die Perspektive des menschlichen Lebens, wir können uns nicht auf die Allmacht Gottes verlassen. Bei Schaul scheint dies hier nicht mehr der Fall. Es gibt eine Grenze, wo Umkehr nicht mehr angenommen wird: dies wird Verhärtung genannt (Augustin: Sünde zum Tode). Das böse Gottesgeisten erscheint bei Schaul tatsächlich als etwas Hemmendes, er verfällt bis in den Tod hinein. Es ist dies ein Grenzgebiet, doch gibt es Stellen bei Schaul, die immer wieder etwas anderes zeigen. Die Sündhaftigkeit Schauls ist sichtbar, aber daß die Nichttötung Agags seine eigentliche Sünde sei, lasse ich mir nicht durch die Bibel diktieren. Die Bibel ist nicht das Wort Gottes, sondern eine menschliche Sache, die aus Berührung mit dem Wort Gottes hervorgegangen ist. Schaul kann aber nichts mehr dagegen machen. Woher wissen Sie das? Wir wissen aus Erfahrung, daß wir jeweils etwas machen können, es aber nicht tun. (Für den Gesalbten ist die Umkehr schwerer, nein vollends unmöglich: er ist jetzt Träger der bösen ruach, wie er früher Träger der guten war.) Eine solche Vermischung des guten mit dem bösen πνεῦμα findet sich in ungeheurer Tatsache im neuen Testament erzählt: die Besessenen erkennen Jesus zuerst, πνεῦμα erkennt πνεῦμα, auch die abgesplitterte Kraft bleibt immer noch Kraft. Die Schichtungen der Berichte über Schaul ergeben kein Gesamtbild. Das Buch stammt aus der Vereinigung dieser Schichten in einem einheitlichen religiösen Bewusstsein, dem des Redaktors: es ist sehr viel Beunruhigendes da, etwas das ihn anwandelt, dem er preisgegeben ist, doch nicht so stark wie bei der griechischen Tragödie. Vergleich des Schicksals Schauls mit den Schicksalen in der griechischen Tragödie: auch dort
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spricht sich immer nur eine Seite der Erfahrung, nicht die Erfahrung aus. Dies tritt bei den Griechen viel stärker in Erscheinung, hier ist immer noch der Gegenspieler lebendig. Was an Gutem in mir steckt, kann ich nur immer experimentell erfahren: indem ich es tue. Dann gerate ich an Mauer und Grenze. Einfluß der griechischen Tragödie auf das Christentum. Im Christentum seufzt der von der εἱμαρμένη bedrückte Mensch auf, er erhält eine, und keine fiktive Antwort. Schon in der Tragödie selbst wird danach verlangt (Fl. Chr. Rang). Die Gefahr ist: Hypostasierung, Verfestigung, Verdichtung des Bösen, die Teufelei schlechthin. Doppelter Lösungsversuch: ) Markion: Zwischenreich ) Gnosis. In der Gnosis schwere dunkle dualistische iranische Einflüsse. Gnosis ist die unerlaubteste Versteifung überhaupt: Dualismus. Alle Wesen nur Kampfwerkzeuge für die letzte Entscheidungsschlacht zwischen Licht und Dunkel. Der Druck, das Grauen, unter dem der Mensch steht, erscheint in griechischer Tragödie verklärt. Bei Schaul dient das böse Geisten dazu, zu zeigen, wie sich die dunkle Instinktwelt in Schaul entlädt im Handeln gegen Dawid. Ein stufenweises Aufsteigen zur endgültigen Sanktionierung des Königtums. Schaul trägt wie Prometheus Züge eines ersten Entwurfs. Die tragische Sphäre ist diese: der Erste, der Gesalbte, ist in Dawid schon da, der ehemals Gesalbte wendet sich gegen ihn. Obwohl Elemente der Umkehr eingebaut sind, verläuft sein Leben dennoch ohne jedes Tröstliche, dies vielleicht von dawidstreuer Textschicht her bestimmt. Wie kann ein so groß und reich angelegter Mensch so verfallen, daß keine Versöhnung mehr da ist und sein Schicksal wie eine absolute Verurteilung dargestellt wird? (Die Geschichte der Sauliden eine ans Groteske streifende Tragödie). Nicht bloß im Psalm, sondern auch II. eine antigonehafte Versöhnung. Sakraltod der Söhne Schauls mit Ausnahme Mefiboschets.) Zusammenfassung: Der eigentliche Geistempfang im Sinn des mit Richtung begabten Geistes, Gott und Mensch verbindend, immer wieder niederströmend, ist Erwählung, aber die Entscheidung ist dem erwählten Menschen nicht abgenommen. Die Gnade, von Gott aus eingetan, wartet auf den Menschen, daß im Menschen selber der Austrag zwischen Gnade und Menschenwille sich vollzieht. Erwählung und Entscheidung sind eng miteinander verbunden, in hoher Ausgestaltung dessen, was Schicksal alles Menschentums ist. In keiner der beiden Perspektiven: Wille und Freiheit – und Allmacht, Bestimmtsein, Prädestination – allein zu erfassen. Nur Verbindung beider ergibt das wirkliche Leben und kann der Wirklichkeit gerecht werden. Im Augenblick des Handelns: Entscheidungsperspektive, im Augenblick des Geschehens: Bestimmungsperspektive. Was
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in der Sphäre der Logik gilt, daß a nicht gleich Nicht-a ist, gilt hier nicht, a ist mit Nicht-a unlösbar verschmolzen in der Wirklichkeit. Nur dieses beides zusammen ergibt die Wirklichkeit des gelebten Lebens. Erwählung ist eine Frage Gottes an den Menschen. Der Gesalbte kann versagen und fehlen. Durch das Versagen hindurch und durch den Fall des Menschen hindurch führt der Weg des Menschen, der Weg zur Vollendung, daß aus der Schöpfung Erlösung, aus dem Irrweg der Weg, aus dem Verfehlen das Finden erwachse, dafür ist unsere Erfahrung Beispiel und dieses, das Schicksal Schauls und Dawids, ein unsere Erfahrung steigerndes und entfaltendes Bespiel. Fall und Sünde, Schuld und Irrtum sind einbezogen in Heiligung und Erlösung, in dem Weg Gottes durch die Welt. Wir müssen annehmen, daß Gott den Menschen solchermassen brauchen will. Die Geschichte des Messianismus ist nichts anderes als das Werden des Irrwegs zu Weg. Das Königtum, das Protest des Menschen gegen Gott ist, wird geheiligt durch Salbung, Gott gewährt und heiligt es ein. Neue Fragen: ) Frage nach der Sohnschaft. ) Die konkrete Geschichte Schauls und Dawids wird legitimiert, aufgenommen in die Verheißung. Frage des Versagens, besonders des Versagens Dawids: welcher Unterschied ist zwischen dem Versagen Dawids und dem Schauls? Bei dem Versagen Schauls erfolgt nichts, bei David erfolgt Verheißung (eigentliches Ende II.,–.) ) Wandlung des Messianismus von da an: Wie knüpft das Volk seine Sehnsucht an das Versagen an? . VIII. , abends. Zurückgreifen auf Anfangsprobleme: Führer und Gemeinschaft. Primitiver Versuch einer Theokratie im Buch Richter. Was von religiöser Seite aus Theokratie heisst, ist von soziologischer Seite her Volkwerdung durch freiwillige Gemeinschaft, in Wirklichkeit aber ein und dasselbe. Der Versuch, dies zu begründen, dies doppelseitige Gebilde, die wahre Gemeinschaft, scheitert je und je in der Geschichte. Dies Scheitern ist das Angesicht der Geschichte, so sieht Geschichte aus, das ist Geschichte. Vom Scheitern aus erschallt aus dunklem Gefühl des Volkes der Ruf nach dem Verzicht. Etwas Ausserordentliches wird versucht, was in den sozialen und politischen Gebilden der Völker selbstverständlich nicht verwirklicht ist; von der Botschaft aus, vom grossen religiösen Sprecher aus, wird versucht, es zu tun, was nicht von selber aus sich verwirklicht. Dies Anfangen von der Botschaft aus ein Hingehen zur Wirklichkeit; aus dem Kern aller Wirklichkeit, nicht von abgesondertem Teilgebiet aus wird ver-
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sucht, Botschaft zu verwirklichen, im Element, in der Materie des Zusammenlebens der Menschen, ein Suchen nach dem eigentlichen Leib des Wortes in der ganzen Fülle des Lebens, der öffentlichen politischen gesellschaftlichen Zusammenhänge, Beziehungen, Institutionen, Gebilde, in die der Mensch hineingestellt ist. Tiefes Wissen, dass vom bloss Persönlichen, nicht das ganze Gemeinschaftsleben Umfassenden aus dies nicht geht, dass Reduktionsversuch kein Erfüllungsversuch ist. Dies lebt auch im Bewusstsein der frühen Menschen, wo Sprache noch nicht durch Bewusstsein geht (religiöses Sprechen). Religiöse Sprecher, die auf das Volk angewiesen sind, stehen in der Tragik des Versuchs. Nichtrealisierung ist dennoch Weg durch das Versagen hindurch. Das (sublime) Sichabheben wäre keine Zelle mehr gegen den harten Widerstand des Lebens. Das Volk kommt ein paarmal an die Wand heran, erkennt, dass es so nicht geht, Theokratie und Freiwilligkeit enden notwendigerweise in äusserem und innerem Zerfall. Von da aus ertönt der Ruf des Volkes zu Schmuel, von da aus erfüllt Gott den Ruf und spricht gewährend auf diese Wirklichkeit hin. Königtum von Botschaft aus mit Leben der Wirklichkeit erfüllt. Was bedeutet es, dass Versuch, wenn er ohne Zwang (Staat) ersichtlich nicht geht, nun auf diesem Wege unternommen wird? Das Volk verlangt einen König (keinen Häuptling), wie es bei anderen Völkern ihn sieht. (Königsbegriff Schm.I. wiederholt.) Dies ist der Führer, rex, der vorn ist. Der Führer ist der exponierteste Mensch. Nicht umsonst hat sich unter den Völkern die Verantwortlichkeit des Führers gesteigert. Häuptling = Repräsentant, König der wirklich Verantwortliche (trägt Heilskräfte – Handauflegung – und Schuld und Busse – Ödipus). Dies in Präzision ein Novum, das sich hier erst völlig entfaltet. Dieses Königtum unterscheidet sich noch darin, durch veränderte Bedeutung des Landes und der Erde. König hat ein Land, ist Herr des Landes. Dies Land ist (repräsentiert) die Welt, andere Länder sind nicht eigentlich gleichen Rechtes. In tieferem Sinne: ein Königtum bedarf keiner Expansion, wie es im Wesen des Kaisertums liegt. Imperium will mit Planeten identisch werden, König ist Herr der Welt, die ihn angeht. Er hat das sacrum: wo die Weihe, da die Erde. Von der Wirklichkeit unseres Lebens aus: was ist dies, dass das Volk nach dem König verlangt? Andere Völker haben diesen König bekommen im natürlichen Zusammenhang mit Wanderung und Siedlung, Israel will das in der plastischen Stunde Versäumte nachholen. Die wirkliche Frage geht nach dem dauernden Führer (nicht Spezialisten), nach einem Manne für alle Zufälle und Situationen, und zwar für die unvorhergesehenen das Volk antretenden, für das imprévu, für den
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Tennisball, nicht für die Billardkugel. Nach einem Manne, an dem nicht der Verstand das Wesentliche ist, denn für Verstand ist beim Ansturm des Unvorhergesehenen kein Platz, sondern so: dass im Anprall des Augenblicks der Mann dasteht und das Volk in den Akt miteinbeziehend die Antwort gibt. Chirurgenentscheidung: das ist das Vertrauen zur Präsenz des Menschen. Die Weisheit der Zeiten spricht sich im Moment der Entscheidung aus: Herr des Ausnahmezustandes. (Max Weber: Demokratie – Kopf ab!) Doch nun ist wieder exemplarische, heiligweltliche Geschichte zu betrachten. Gehört der Führer notwendig zur menschlichen Gemeinschaft, muss sie ihn haben, ist sie denkbar ohne Führer, auch realisierbar ohne Führung? Was ist letztlich Führung? Müssen die Menschen geführt werden? Heutzutage problematisiert wie in der Jugendbewegung. Trotzdem allerlei Realität darin. Frage nach Echtheit des Führertums, Wahl von unten herauf. Woran erkannt man den Führer? Mangel an echtem geistigen Wort bei ungeheurer Entwertung des geistigen Wortes. Entweihung, Entwertung, Fiktivierung, alles nichtiges Wort. Auch technisches Versagen des Führertums, Depression: dass Ganzes auf gesicherter Ebene nicht bloss keinen Erfolg, sondern auch keinen Sinn haben konnte. Braucht man den Führer, und warum braucht man ihn, was ist das? Dass konstituierte Gemeinschaft sichtbaren Ausdruck im Führer braucht, ist zu historisch gefasst. Das Führerische ist nicht eigentlich das Repräsentative, sondern Anerkennung des Führers ist Vertrauen zu dieser einen Verantwortung in Fülle der vielen einzelnen Verantwortungen. Führer ist nicht auf Sein bezogen, sondern auf das, was im Dunkel liegt, Risiko, Wagnis, Finsternisgewalten: es mit diesen Gewalten der Finsternis aufzunehmen. (Ödipus und Volk.) Der Akt der Königseinsetzung ist das, was in religiöser Sprache Sanktionierung heisst durch Sakrament der Weihe, von soziologischer Betrachtung aus das Mittel, nach Verlust der spontanen Lebenswirklichkeit wieder organisch zu werden. Das Königtum tritt nicht auf als Schaffung eines akzessorischen Apparates, sondern ist und bedeutet Verwandlung der organischen Struktur. Das Gebilde der Gemeinschaft setzt sich nicht einen künstlichen Kopf auf, sondern verwandelt sich in ein Kopfhabendes Gebilde. Auf der einen Seite ungeheurer arbeitsteiliger Organismus (Madreporenkolonie), auf der anderen ein hegemonischer Organismus, ein Kopfwesen, das Richtung des sich bewegenden Gemeinschaftswesens bestimmt. Ein Königreich ist nicht eine primitive Republik mit König daran, sondern eben ein Königreich. (Dieses Verlangen nach einem König setzt einen Glaubensakt voraus.) Jede Art der Verwandlung, jedes Auftreten neuer Art muss gebucht
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werden als Gewinn und Verlust, es ist gekauft, ein Preis dafür gezahlt. (Auftreten des Menschen in Tierwelt: ein ungeheures Minder entspricht dem Mehr. Beispiele: gebärende Frau und gebärendes Tierweibchen. Dies ist der Kaufpreis: dass es Widerstände des Lebens, Schwermut des Geistes, dass es Wahnsinn und Selbstmord gibt, ein Preis, der gezahlt wird von Geschlecht zu Geschlecht.) Ebenso mit Königtum: durch Verlust und Gewinn führt der wirkliche Weg, ὁδὸϚ τοῦ θεοῦ, kein Weg, der auf irgend ein Schema zurückgeführt werden kann. (Führung entsteht spontan aus echter Menschengemeinschaft wie Blüte am Strauch. Arbeitsteilung und -gliederung hat mit Führung nichts zu tun, Führung wächst nicht organisch, sondern sprunghaft, sie kann genetisch, nicht final gesehen, ein plötzlicher Akt sein. – Leicht mögliche Überspannung des Begriffs: organisch, auch Mutation ein organisches Prinzip.) Führer entsteht aus Not, ein Halt zum Darleben, von ganz anderer Art, ein novum. Führer nicht nur der, der aus dieser Not befreit: was hat er darüber hinaus noch zu tun? (Richter – König.) Führer nur der, zu dem man als solchem Vertrauen hat, der nicht bloss in dieser Not da ist, sondern so zu Gemeinschaft steht, dass durch sein Zu-ihr-treten die Struktur der Gemeinschaft gewandelt wird. (Ist aber die Not nicht immer da? Führer ein Oberhaupt wie der pater familias? Familie entsteht durch Vater, wählt ihn sich nicht, sondern erkennt ihn an. Aber auch die Familie ist in eine sehr tiefe Problematik eingetreten: es wird sie geben, aber nicht rein fortsetzungsmässig. Man kann nicht exemplifizieren an Situation und Institution, die in Krise stehen.) Frage des Institutionellen: Gleichnis des sich bewegenden Dreiecks oder Keils dessen gerichtete Spitze der Führer ist, zugleich Gang und Tempo der Bewegung bestimmend. Wesen des Führerischen also Bürgschaft der Dauer der Gerichtetheit. Kann es Übernahme der Richtungsgarantie durch Person, Verbürgung durch Person geben? In der gegenwärtigen Krise alles Institutionellen. Niemals aber Wehen der Krise ein rein Negatives, immer etwas Pneumatisches. Wer in der Krise steht, sie zweifellos miterfahrend, kann nicht einfach Erhaltung des Institutionellen fordern, sondern kann die Krise nur leben und durch Leben zum Austrag bringen, einzig in dem Sinne und der Verantwortung, dass in der Modalität der Krise organische Substanz bewahrt wird, die, nicht umschützt und umhegt, dahin getragen wird, wo aufnehmende Hand da ist, wo fester Boden gewonnen wird. Keine uns bekannte Institution ist dieser Situation jetzt noch gewachsen: Hegemon, Staatsmann, Feldherr – vielleicht gibt es nur noch den reinen Lehrer, vielleicht können wir ihn behalten. Führertum, heraufbrechend
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und versinkend, kontinuitätslos, ist unzuverlässige Form und kommt hier nicht in Betracht. Alles andere heillose Mimikry. Bei universalem Sprechen gibt es keine andere Formel als dies: die Richtung wird durch Gehen gewiesen, dadurch dass der Führer sie wirklich geht, nicht dass er sie sagt. Den Plural »Richtungen« gibt es nicht, nur im Gebiet der Scheinrichtungen. Die wirkliche Richtung, wie auch die Philosophen sie nennen mögen, die gegangen wird, ist Eine, auf das zu, dem Namen zu geben wir befugt sind und das doch namenlos bleibt und bleibe. Der vorwärtsdrängende Keil ist nicht die amorphe Masse, die schiebt, sondern eine gegliederte Vielheit von Personen, die gehen und die geführt werden sollen. Wenn geschoben werden soll, mag der Teufel Führer sein. In Wahrheit ist das Gehen des Führers ein Gehen auf eigene Verantwortung, mit Verantwortung für alles Nachfolgende. Der Führer da vorn muss in der Verantwortlichkeit seiner Bewegung nicht Rücksicht sondern Vorsicht üben, muss handeln und sich bewegen auch noch vom äussersten Nachtrab aus, muss Schritt der Nachhinkenden in den Schritt seiner Füsse rezipiert haben: seine Füsse sind verbunden und gehen doch voran, erleben Mitinnervation mit. Vergleich der Beispiele Lenin und Gandhi, negativ und positiv: in Russland aus gemeinsamem Föderativsystem ungeheuerlichste Zentralisierung – Gandhi der eigentliche tragische Versuch, auf Schritt und Tritt verraten, obwohl an seiner Person festgehalten wurde: Proklamation der Erfolglosigkeit – dies der Weg. Eine Antwort kann nicht erfolgen in der Form, dass man miteinander redet. Was bedeutet die Frage, von der Wirklichkeit unserer Zeit aus gefasst? Antwort zu geben ist worthaft nicht möglich: aufgegraben aber ist mit dieser Frage: heute Führung nur in der Gestalt des Abgrundes, in keiner Gestalt sichtbarer formhafter instituierter Geschichte sonst, möglich. Organische Substanz wird unter dem Dach der Institutionen durch die Krisis hindurchzutragen, von keinem bewahrt, beschützt, ja sie darf nicht beschützt werden: angeweht, durchweht von Krisis ist sie dahin zu tragen, wo neue Gestalt, neues Fleisch da ist. Nur das Führen in diesem Akt, in Gestalt des Abgrundes, ist heute Führen. Alles andere gehört fiktiver Welt an, wird gemacht, geredet, kann nicht mehr gelebt werden. . VIII. . Was bedeutet Erwählung? Ist dafür die Beschaffenheit des erwählten Menschen gleichgültig? Wird im Text davon gesprochen, daß die Beschaffenheit des Menschen in Betracht gezogen wird? Der Text legt Wert darauf
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und sagt relativ über das Inbetrachtziehen der Person aus, daß Art der Erwählung bei Schaul und Dawid nicht gleich ist. I.,. »Der Mensch sieht in die Augen, Gott aber sieht in das Herz.« (qi leitet einen Spruch gültiger Weisheit ein, der im Mittelpunkt der Geschichte steht.) Die wirklich im Herzen ruhende Beschaffenheit des Menschen wird hier erwähnt: kein Logisierungsversuch des Paradoxes von Gott und Mensch, dies lässt sich nicht disjunktiv fassen. Was dieses ist, dafür langt menschliche Perspektive nicht zu, der Mensch aber kann ahnen, daß Gott an diesem betreffenden Menschen etwas liegt. Es ist vom Menschen aus nicht irgendwie erfassbar, warum Gott einen Menschen erwählt, nur erfassbar, daß Gott in das Herz sieht. Gott weiß es, sagt es aber nicht. (vgl. Gegenbeispiele: Tolstoi, Gott sieht die Wahrheit, sagt sie aber nicht gleich – und noch stärker: Der gefälschte Bankcoupon – in beiden Erzählungen Umkehr des Mörders.) Gott sieht den Menschen, nicht bloß als geschaffenen Menschen, als etwas ihm Gegenüberstehendes, der nun dasteht, abgelöst, im Geheimnis, entscheidend in eigener Wahl, freigegeben zur Entscheidung. Könnte dies auch von Schaul gesagt sein? Es ist nur das religiöse Bewusstsein von R., nicht von Q und Q zum Gegenstand der wissenschaftlich philologischen Untersuchung zu machen, hinter dies religiöse Subjekt ist mit sicherer Hand nicht zu greifen. Daß der Text dies nur bei Dawid, und bei Schaul nicht hervorhebt, ist ein Zeichen, daß die Erwählung Schauls noch in der Mitte steht zwischen der Erwählung der Richter und der Erwählung Dawids. (Im Text findet sich vom historischen Schaul nur versprengte Kunde, nur Spuren des Heldenliedes vom großen König Schaul.) Die Fassung des Textes weist darauf hin, daß diese Auffassung die des Redaktors ist. Erst in Dawid deklariert sich das Königtum eindeutig. ) I.,. »Und wer ist deren Vater?« ) II.. »Ein Jahr war Schaul alt in seinem Königswesen.« ) I.,. Antwort Abners, Schwur, Weigerung, den Befehl des Königs zu vollziehen. Von diesen drei nun zu behandelnden Stellen enthält die erste die Frage nach der Vaterschaft, die zweite bestimmt das Königtum, die Salbung als Wiedergeburtssakrament, und bei der dritten hören wir im freien Raum nach der Antwort Dawids das befreite Aufatmen des Königs. Offenbar musste eine andere Antwort möglich sein. Am wenigsten wissen wir über die erste Stelle, am wichtigsten ist die dritte. Im Zusammenhang damit werden behandelt: II.. Rede Gottes an Dawid: Auftrag des Tempelbaus und Verheißung. Psalm , u. . Antwort des Königs: »Er sprach zu mir: Mein Sohn bist du, heute habe ich dich
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gezeugt«. Psalm , ff. »Ausgeglichen habe ich die Hilfe (deren es bedarf) mit dem Helden, ich habe den Erwählten aus dem Volk erhoben, gefunden (vgl. exspectabam) habe ich Dawid meinen Knecht, mit dem Öl meiner Heiligung habe ich ihn gesalbt.« (Dawid: Spruch vom messianischen König.) Psalm ,. »Er wird mich rufen: Mein Vater bist du, mein Göttlicher, Fels meiner Befreiung.« Die historische Stelle, die Frage Schauls, hängt damit zusammen. Salbung ein Wiedergeburtssakrament und Adoptionsmysterium: der König wird von Gott in die Sohnschaft aufgenommen. In Indien gab es noch im . Jahrh. im Nepal einen Brauch, daß der Raja bei der Thronbesteigung aus der Kuh geboren wurde. In Irland, wie Giraldus Cambrensis berichtet, wird der König aus einer lebenden Stute geboren. Dieser Vorgang der Scheingeburt auch bei den Griechen: Hera adoptiert den Herakles in einer Scheingeburt. Dies hier aber in eine Sphäre erhoben, die allen diesen Bräuchen unzugänglich ist: Gott verwandelt Dawid, so ihn verwandelnd, daß er aus dem Rang des Geschöpfs Gottes in den Rang des Kindes Gottes erhoben wird. Dies ist zu verbinden mit zwei Grundrichtungen der Religionsgeschichte: ) Nativismus ) Adoptionismus. ) Im Apostolicum festgelegt: Jesus der Sohn Gottes durch Empfängnis der Maria vom heiligen Geist. Demgegenüber steht die Auffassung von ), daß Jesus erst in der Jordantaufe zum Sohn Gottes wird. In dieser Jordantaufe hat die Taufe ihre eigentliche Vollendung erreicht, ist etwas geworden, das nun alle Menschen angeht, die daran glauben. Die fernerstehende Auffassung ist, daß in der Wiedergeburt jeder Mensch zum Sohn Gottes wird. Elipandus von Toledo (Ende des Jh.) mit seinem »Et ille Christus et nos Christi. Et ille adoptivus et nos adoptivi« (Christus also hier primus inter pares) tritt damals noch nicht aus dem Bereich des Christentums heraus. Bis dahin im Christentum sehr heftige Kämpfe zwischen Nativismus und Adoptionismus, danach häretische Kämpfe bis zum endgültigen Siege der nativistischen Auffassung. Dies allgemeingültige religionsgeschichtliche Kategorien, die sich in den beiden Konzeptionen der Großreiche Babylon und Ägypten, der Raum- und Zeitkonzeption, in exemplarischer Form gegenübertreten. In Ägypten wird der König als Sohn des Gottes geboren, rein nativistische Auffassung (auf den Darstellungen von Luxor geht der Gott Re in Gestalt des Vaters des Königs zur Königin ein und erzeugt den Sohn, der Nachfolger des Königs wird. (vgl. Weinreich, Der Trug des Nektanebos). In Babylon wird der König als Sohn des Gottes adoptiert, rein adoptionistische Auffassung. In der Alexandersage erfolgt eine Vermischung: der König wird im Heiligtum des Jupiter Ammon als Sohn des Gottes begrüßt
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(Arrian, Plutarch), danach Zeugungslegende: der Gott kommt in Gestalt der Schlange zu Olympias, wahrscheinlich eine zeitlich spätere Anpassung an ägyptische Bedürfnisse. Für altes Testament ist nur Adoption möglich, daher Ägyptisches wenig eingegangen, Babylonisches schon eher rezipiert. Der Begegnungscharakter der Erwählung hat hier in der Adoption seinen stärksten Ausdruck gefunden, die nativistische Auffassung hebt diesen Begegnungscharakter auf. Dies ein ganz wesentlicher Unterschied, der sich nicht bloß im Christentum, sondern in allen Religionen zeigt. Der Nativismus schlägt leicht in doketische Auffassung um (Scheinversuchung). Verhältnis der Erwachsenentaufe zur Kindertaufe. Die Taufe der Frühen ist die Erwachsenentaufe der Aufnahme in die urchristlichen Gemeinden. Aus der Tendenz zur Bestandssicherung der Kirche vollzieht sich der Übergang zur Kindertaufe. Die Kirche bedarf von da aus der Sanktionierung des Biologischen. Die Gemeinde ist ungesichert, daher Taufe immer wieder ein Schicksalsgeschehen für die Gemeinde. Die Kirche bedarf der Sicherung, somit der religiösen Sanktion des biologischen Faktums der Geburt. In die Gemeinde tritt ein Mensch nach eigener Wahl und Entscheidung ein, in die Kirche wird ein Mensch hineingeboren. In der Kindertaufe wird der entscheidende Akt weggerissen und in die Firmung verlegt (mit aller Problematik der Isolierung). Die Kirche nimmt Volkscharakter an, will biologische Kategorie werden. Die eigentliche Gemeinde vermehrt sich so nicht. Es gibt katholisches Volk, kein protestantisches, der Protestantismus macht die Entscheidung der Person konkreter und rückt damit vom biologischen Charakter ab. Mit der Kindertaufe geht religiöses Urgut dabei verloren: die Preisgegebenheit und Entscheidung. Die Stelle: Und wer ist deren Vater? lässt auf Adoptionismus schließen. Es gibt noch einige Stellen, die das Verhältnis der Sohnschaft noch weit über diese Stellen hinausheben: Weisheit Salomos . Kap. (Entstehung der Weisheit Salomos etwa Jahre älter als Entstehung des Christentums, griechischer Text nach hebräischem Urtext. Von b bis Schluß ein späterer Text angeknüpft.) . VIII. Frage: Wo löst sich Dawids Schuld? Erhebung in die Sohnschaft bedeutet, daß das in allen Menschen Angelegte erfüllt wird, Erfüllung des allgemeinen Menschenbildes, Ebenbildlichkeit und Sohnschaft ist wesentlich eines: Erfüllung des schöpfungsmäßigen Menschenwesens. Vergleich der Schuld Schauls und Dawids aus pragmatischem Bericht.
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Die Darstellung der Schuld Schauls ist aus irgendwelchen uns nicht mehr erkennbaren Gründen verwirrt und entstellt. Es widerspricht meinem Glauben, es stimmt da etwas nicht, das hier sozusagen uns ins Gesicht behauptet wird. Das Zürnen Gottes, weil der feindliche König nicht hingerichtet worden ist, ist kein hinreichendes Motiv. Da ich nur als Person, nicht anders dem Text gegenüberstehe, muss ich sagen: da ist etwas verwirrt. Etwas wie ein Hineinreichen einer vorbiblischen Schicht, gemeinantik oder gemeinsemitisch. Aus dem Text geht nirgends hervor, daß dies Handeln Schauls die Wucht einer großen zentralen Schuld hat, so dass diese den Untergang des ganzen Hauses zur Folge haben müsste. Frage nach dem Schuldcharakter der Schuld. Bei Dawid hebt Schuld an, zettelt Strafe an, es geschieht nichts qualitativ anderes, es wickelt sich nur ab. Die Schuld Dawids hat ) den Tod des Kindes und ) den doppelten Aufstand zur Folge, in dem der kommende Zerfall des Reiches ganz deutlich vorgebildet ist. Die »Strafe« ist in der Lebenszeit Dawids, er hat aber die Verheißung darüber hinaus und stirbt in Frieden. Die Schuld Dawids (Urja) wiegt für mein Gefühl schwerer und ist auch ohne Beschönigung erzählt. (Bei Schaul affiziert uns die Ermordung des Priesterhauses als eigentliche Schuld. R. hätte es wohl gern übergangen oder anders dargestellt, konnte es aber nicht. Beide Verschuldungen haben ein gemeinsames Element: Entgegenhandeln dem Auftrag und Einschaltung des eigenen Willens, dadurch geht Zusammenhang mit göttlichem Strömen verloren. Daß dies in zweimaliger Handlung geschieht, darin ist vielleicht die wesentlichere Schuld zu erblicken.) Die Art der Schuld ist völlig richtig gekennzeichnet, aber inhaltlich scheint die erzählte Schuld eine uns nicht gemäße Gestalt zu haben. Dies Rechtfertigung für R. (Vielleicht wird durch die geringe Substanz größerer Wert auf das Faktum gelegt.) Schauls Schuld ein Vergehen gegen die Verbundenheit, die im Moment der Verfehlung dadurch aufgehoben, verletzt wird, während Dawid dies an keiner Stelle tut. Vielleicht ist da etwas, das R. nicht mehr rekonstruieren konnte, das Schuldgeheimnis verdunkelt und verwischt. ) Wie ist es mit der Verschiedenheit der Charaktere? Was ist das große Positivum? Die Artung trotz offenkundiger Ungerechtigkeiten, falscher Entscheidung? Welche menschliche Eigenschaft wird hervorgehoben? Edelmut trotz schuldhaften Handelns: Schaul, Nabal, Tekoa. Edelmut als König: Eroberung Jerusalems, II.,. ff., als Denkvers zum Gedächtnis gesprochen. »Ein Blinder, ein Hinkender sprechen: der kommt uns nicht ins Haus« – symbolischer Vollzug nach Einnahme der Stadt. Verhältnis zu den Jebusitern: Kauf der Tenne, des Tempelplatzes, der wahrscheinlich ein alter israelitischer Kultplatz gewesen ist.
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II.. Schimi, etwas verdunkelt durch letztwillige Weisung an Schlomo (rührt an religiöse Haltung). ) Nicht bloß in der Verschiedenheit der Charaktere zeigt sich ein Unterschied sondern auch im Verhalten zum Auftrag bei Dawid besteht trotz seiner Verfehlung immer noch ein Eingefügtsein in die Verbundenheit, er hängt immer noch an einem Faden. (Schaul sagt nach seiner Sünde zu Schmuel: »Trage doch«, er legt es auf Schmuels Schultern und tut selbst nichts dazu. Dawid dagegen nimmt das Auferlegte auf sich: II. Tod des Kindes, II. Schimi. Eine große Handlung ist hier versprengt in anderen Zusammenhang, nur schwer unter Entstellung zu erkennen; wie Richter - abgegrenzt und nicht eingehend in chronologischen Zusammenhang, so Schmuel –. Im Gegensatz zu Richter, wo stilistischer Charakterunterschied deutlich wird, hier eine Sammlung von Fragmenten, die offenbar für endgültigen R in der ihm vorliegenden Fassung nicht enthalten waren. Wir haben eine zweimalige Redaktion anzunehmen: ) II.– von R stammend. ) Daneben Reste anderer Quellen, die R besonders wichtig erschienen. Es ist möglich, daß auch wichtige religiöse Sprüche in – eingefügt sind, auf die R keinesfalls verzichten wollte. Die historischen Abschnitte sind chronologisch schwer einzuschalten, weil sie chronologisch aus verschiedenen Quellen stammen. R bezieht Fragmente ein, sodaß in eigentümlicher Weise erzählte Stücke an den Anfang und Schluß gestellt sind, in die Mitte dann aber die dichterischen Stücke: Psalm, Verheißung, Heldenliedfragment eingefügt sind. II.,– Bestattung der Sauliden, ein Reparationsakt. – Heldenliedfragment (Riesen, Reste einer Urbevölkerung). II. Dankpsalm und Verheißung. Dann wieder ein Heldenliedstückchen. II. am Schluß mit großer Absicht gegeben: die Geschichte von der Seuche, Sühne und Erwerbung des Tempelplatzes. Die Tradition stößt sich mit Recht an den Schwierigkeiten des Anfangs von Kap. : Jener … (vgl. I. Chron. , Jener = Satan). Warum wird das Volk für etwas bestraft, das Dawid tut? (Vielleicht stammt das Fragment aus einem Zusammenhang, wo große Schuld des Volkes vorlag.) Das Kapitel steht deshalb da, weil es auf den Bau des Heiligtums ankommt, um dessentwillen dies geschehen musste. Eine Volksschuld, die damit bestraft und gesühnt wird. Offensichtlich eine Schuld, die der König als Volksführer begeht, an der das Volk passiv beteiligt ist. Es ist zu erklären: »Von Dan bis Berschaba mussten Mann sterben, als dann der Bote sich anschickte, Jerusalem zu bestrafen.« Das Sterben war also verhängt, hatte aber noch nicht begonnen, der Bote wollte bei Jerusalem beginnen. Da ließ Gott sich geleiden. Dieser Ausdruck: »gelei-
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den« bedeutet mit Ausnahme einer problematischen Stelle den Verzicht auf eine zu vollziehende Strafe. Warum »geleiden« und nicht: »bereuen«? Dawid spricht zu Gott: Hier, ich habe gesündigt, II.,. Ging ursprünglich die Geschichte von Dawids Schuld diesem Bericht voraus? Hier setzt sich Dawid ein und nimmt die ganze Schuld, an der das Volk offenbar passiv teil hatte, auf sich. Die Volkszählung eine formale Verfehlung, aber nicht eigentlich eine schwere Sünde. Volkszählung hier hereingenommen, weil auch dieses noch kennzeichnend für die Art Dawids ist. Ähnliche Interventionen von Menschen werden verschiedentlich berichtet (Mosche, Aharon). Das Untersagen der Volkszählung ist nicht aufzufassen wie ein Gebot. Nun ist diese Verfehlung geschehen, und jetzt stellt sich der eine Mensch in die Bresche, ganz exponiert. Dies der eigentliche Moment des Einsatzes, eine über das Sündenbekenntnis hinausgehende faktische Sühne. Der Einbau dieser Stelle beweist, das R mit den vorliegenden Fragmenten nach Art eines großartigen Menschen geschaltet hat. (Zurückgreifend auf I.: Furcht vor dem Volk erweist sich stärker als Furcht Gottes. »Abreißt er heute von dir« … ein göttlicher Zustand, der sich auf den Menschen bezieht. Ein Unterschied: sich geleiden lassen wollen und: sich geleiden lassen müssen. Gott in der Fülle seines Wesens, auf das wir nicht Logik, auch nicht die Logik unseres Handelns, anwenden können, widerspricht sich nicht in der Wahrheit: nicht daß es ihn geleiden müsste, sondern er will etwas anderes: du musst aber tun, wie du willst. Auch dies ein Beispiel für das Gegenüberstehen von Gott und Mensch gerade in der letzten Entscheidung: Gott in seiner Fülle und von da aus Freiheit gewährend. Dennoch bleibt hier ein Geheimnis, es ist eine Randstelle, gesagt aus dem Zustand, von dem er dem Menschen Eigenmacht, Eigenrecht und Freiheit der Entscheidung zuteilt.) Verheißung: Eigentlicher Zusammenhang in II.. Auch Hausbau ein Zeichen von Gegenüberstehen, von Dawid mit Recht verstanden als doppelschichtig: daß die Verheißung nicht bloß durch Schlomo sich erfüllt (vielleicht auch der), sondern eingegliedert ist in Dawidisches Haus. wesoth thorat ha-adam. Thora = Weisung, Adam = Menschen, Menschheit. II.,– Die schwere aber nicht ganz verstandene Stelle. Die Synoptiker Matthäus und Lucas stellen die Verbindung mit Dawids Haus durch Joseph (verschiedener Stammbaum) her. Sie sind, wie sie uns vorliegen, Nativisten. Die Kindheitsgeschichte ein späterer Versuch (vgl. Usener, Weihnachtsfest). Zweimalige Unterbrechung der Rede Dawids. »Mir ist ein Walter, bewährt.« Zaddik nicht δίκαιοϚ, dadurch in der Rechtfertigungslehre man-
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ches verfälscht (z. B. Werkgerechtigkeit in protestantischer Polemik), das nicht im Worte liegt. Bewährung von Gott aus und vom Menschen aus. Zedek etwas anders als mischpat. »An einem Morgen«, der anders sein wird als alle übrigen Morgen der Welt. »Nebeldunst« Zustand des Widerspruchs. »Vom Regen her«, von jenen Entladungen her, »treibt Gras aus der Erde.« Pflanzliches Bild wichtig: »Ihm zu lasse ichs sprießen.« »Der sie anrühren soll« eschatologisch. »Beim Neuansiedeln«, in messianischer Wandlung der Welt, nicht Vorstellung jüngsten Gerichts! (vgl. Deuterojesaia: neuer Himmel und neue Erde, καινὴ κτίσιϚ, Paulus, nicht kosmologisch, sondern im Sinne der Wandlung. Die Verheißung, die nun über alle Verschuldung hinausgeht, ist eingefasst in das Geheimnis des Blutes, nicht über die Natur hinweg, nicht anderer Ordnung. Diese schöpfungsmäßige Reihe der naturhaften menschlichen Zeugungen und Geburten wird geheiligt; auch diese letzte Erfüllung steht in der Ordnung der Natur und des menschlichen Geistes, hebt sie nicht auf, vollendet und erlöst unsere Wirklichkeit. Es ist die Schöpfung, in der wir leben, in die wir eingestellt sind, und an deren Vollendung wir mitwirken dürfen. Gott wartet auf diesen erfüllenden Menschen, der sich nach seiner Erwählung nicht verfehlt, sondern die Salbung erfüllt. Nicht isoliert, sondern als Vertreter des Menschengeschlechts, in dem sich Kräfte, Taten, Geschicke versammeln, daß durch ihn in realer Vertretung der Beitrag geleistet wird. Zurückgreifen auf das Grundthema: die Auffassung Gottes als König des Volkes ist gemeinsemitisch, Israels besonderer Versuch, das faktische Ernstnehmen, die Verwirklichung der Königsproklamation im Bau des Gemeinwesens, auf der in Besitz genommenen Erde Kanaans. König ist der Gott als Führer. (Jedoch Theokratie öfters identifiziert mit Hierokratie.) In der Königsproklamation, die nach antiker Weise nur dies Volk angeht, sind schon Teile enthalten zum Problem: Gott als König der Welt, stärker betont bei den Propheten. Gott ist der große Befreier und Führer der Völker, darin sich als König erweisend. Der Weg der Menschheit wird immer stärker, am deutlichsten bei der Verheißung, gefasst als ein Weg zum reinen und vollkommenen Königtum Gottes, zum Reich Gottes, zur Vollendung der Schöpfung. Der Weg zur Erfüllung wird oftmals getrübt, geschmälert, gehemmt, beeinträchtigt durch das Versagen des Menschen, durch dies immer wieder neu erscheinende Fallen des Menschen, das keine Wiederholung ist, sondern von Fall zu Fall führt der Weg und ist nicht in das Schema Entwicklung – Fortschritt zu fassen. Von einem Morgen zum anderen, von einem Fall zum anderen, von einer Umkehr zur anderen führt der Weg, und jeder Fall ist ein weiterer
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Schritt auf diesem Weg, jede weitere Umkehr ein weiterbringendes Stück: so wirklich ist die Aufeinanderfolge der Jahre, Tage, Geschlechter. Der Weg, von dem wir nur wissen, daß er sich begibt, den wir nicht in ein Schema einzufassen vermögen. Israel in der Sprache der Einfalt, gleichsam vorgedanklich, sucht sich diesem Weg als dienendes Glied einzufügen, dadurch daß es mit der Proklamation des Gotteskönigtums Ernst macht. Israel unterscheidet sich nur durch das Faktum des Ernstgemachthabens. Der Sinaibericht, mit wie vielen mythischen Elementen auch immer durchsetzt, verknüpft, doch Wahrheit, sagt aus, was das Eigentümliche Israels ist: Wir wollen tun, wir wollen hören. Ernst machen nicht als Prinzip, sondern als Faktum: Das Volk fühlt sich angeredet und antwortet. Es kommt nicht darauf an, ob die Stimme mythisch oder persönlich menschlich anrührt, sondern darauf, daß das Volk beim Hören dieser Stimme Ernst macht. Alles Versagen geschieht nun von da aus, demgegenüber, aber das bleibt als Israels Eigentümlichkeit bestehen, daß das Volk Ernst macht. Nach der Ausführung und Landnahme versucht das Volk durch seine großen religiösen Sprecher, die von jenem Faktum aus, der offenbarenden Stimme und dem antwortenden Volke aus, zum Volke reden, im Ernst des gemeinsamen Lebens, in der ganzen Breite und Fülle des Geschichtslebens, des Alltagslebens zu verwirklichen. Diese Phase (Richter) könnte die Theokratie der Einfalt genannt werden, unmittelbar anknüpfend an Widerfahrenes und immer neu widerfahrendes Faktum. »Was sein Mund spricht, widerfährt seinem Ohr.« Dieser Versuch schließt sich an unmittelbar auf der Ebene des natürlichen Geschehens, wo die natürlichen Kräfte der Einfältigen, nicht von der Reflexion aus, sondern von Natur aus wollenden Menschen vorhanden sind und wirken. Auch er ist von jeder der beiden Seiten, der religiösen und soziologischen aus, zu erfassen. Von diesem Versagen aus, das existenzieller Natur ist, Unreife, Unfertigkeit, Widerstand im Herzen des Volkes, entsteht die Forderung nach der Einsetzung des Königtums: das Volk will sich nicht entziehen, sondern Ihm beikommen, indem es den Stellvertreter Gottes hat, auf den man sich verlassen kann, an den man sich in allen Dingen halten kann. Der gleiche Vorgang beim Götzendienst: das Volk verlangt den Gott zu sehen, wahrzunehmen, der es aus Ägypten geführt hat, es will auf eine irrende Weise zu Gott hin, nicht von Gott weg. Es ist eine Verfehlung, aber eine religiöse Verfehlung. Der Abfall ist allermeist kultischer Abfall, um recht nahe an Gott heranzukommen, der körperlich erlebte, sinnliche Bürgschaft für den Zusammenhang mit ihm gibt. So ist auch das Verlangen nach dem König nicht ein Wegwollen von der Gottesherrschaft. Gott
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handelt in Wahrheit auf das Volk hin, indem er das Königtum einheiligt, indem der König in seinem Namen herrscht. Versagen: die eigentliche Verletzung betrifft das Verhältnis von Gott und Volk, die Bundesgrundlage des israelitischen Bestandes. Das Volk erlebt es immer wieder, wie der König immer wieder gegen das Volk lebt. Dauernd erwacht und vertieft sich die Sehnsucht nach dem wirklichen König, der dies wirklich ist, den es meinte in seinem Verlangen, den Gott meinte in seiner Salbung. Von hier aus ist die Entwicklung der messianischen Konzeption zu verstehen. Ursprüngliches Verlangen nach dem maschiach-ha-schem, dem Gesalbten des Gottesnamens, dem die Salbung Erfüllenden. (Rabbinische Kontroverse: »Es gibt keinen Messias für Israel, sie haben ihn schon gegessen [genossen] in Hiskia« nur verständlich aus dem Warten auf den kommenden König.) Nun aber die Erfahrung, daß dies nicht geschieht, daß auch ein guter König Befreiung, Verwirklichung des Gesetzes nicht bringt. Es wird aber nicht bloß auf den König gewartet, Sprecher treten dagegen auf, ) gegen den König, der immer wieder versagt, ) gegen das Unrecht der Machthaber: dies zu allen Leuten im Volk, daß der König nicht von oben geschickt, als Einzelwesen gefasst werden darf, sondern daß er das Volk darstellt, was an Realisierungskräften im Volke da ist. Und nun die Katastrophe, angedeutet durch die Propheten: das Exil. Der Beginn des Exils, das Hineingeführtwerden, ist die zentrale Katastrophe. (Das zweite Exil knüpft an das erste an.) Hier geschieht etwas, das von da an nun immer wieder aufgenommen wird: Wandlung der messianischen Konzeption hier anhebend. Die Katastrophe ist aber nicht als Moment aufzufassen, sondern eine Generation füllend, in der sich die Wandlung der Konzeption vollzieht. Die Katastrophe der ursprünglichen Konzeption des gesalbten Königs führt zu zwei Entwicklungen hin: ) Die eine gerade, offen sichtbare Linie, mündet in einen Realisierungsversuch: die Konzeption eines Priesterkönigs. Das Volk und etliche seiner religiösen Sprecher innerhalb einer Richtung sagen sich: das Versagen liegt daran, daß der König nur weltlicher Führer unter Abtrennung der kultlichen Funktionen ist, die durch eine andere Dynastie (Priester) verwaltet werden. Die Funktion der »Nahung« zu Gott: der König darf dies nicht (vgl. II Chronik , ff.). Er muss, wenn er den Willen Gottes erfahren will, zum Priester kommen (urim und tumim – die Lichtenden und die Schlichtenden). Man meint nun, dass das Versagen an der Teilung dieser Funktionen liegen könnte und durch ihn Vereinigung »nach der Weise Melchisedeks« zu beseitigen wäre. In gewissen Abläufen im Rahmen dieses großen zweiten Verwirklichungsversuches ist die Theokratie des nachexilischen zweiten Reiches eine Theokratie ohne Könige.
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Es wird der Versuch gemacht, streng Ernst zu machen mit dem Gesetz, von dem sozial wohl bislang sehr wenig verwirklicht war (große Agrargesetze), ohne Medium der Königsherrschaft. Dies ist als Theokratie der Reflexion zu bezeichnen: es ist kein unmittelbares Faktum mehr gegeben. Ein Reich, Tempel, Volk, Gemeinwesen, das standhält, eine reine Gottesherrschaft, die eben deshalb standhält: als Restaurationsversuch. Die Sache ist noch einmal ganz auf das Volk gestellt, aber nicht mehr in der Unmittelbarkeit und Natürlichkeit der Einung, sondern mit Plan, Bewusstsein, Absicht. Ein Geschehen von der Reflexion aus. Nur im Werden und Beginn, wo nicht in Bewusstsein an die Gültigkeit klassischer Form angeknüpft wird, walten die natürlichen Kräfte, später aber wird aus (freilich genialer) Reflexion dieser Versuch unternommen. Es ist die Theokratie der im reflektierenden Bewusstsein und zu Absicht gewandelten historischen Erfahrung nicht mehr das Faktum, wo Geschichte aufbricht. Es ist der Versuch des Menschen, unternommen der Geschichte zum Trotz und dennoch in den von der politischen Geschichte aus ermöglichten Formen (zunächst Autonomie eines beschränkten kleinen Ländchens unter persischer Oberhoheit – immer wieder unter Fremdherrschaft, Auflehnung – erst hellenistische, dann römische Herrschaft – der jüdische Krieg der schwerste aller Kriege, die die Römer zu führen hatten – mit einem verrückten Völkchen mit absurden Bräuchen und Göttern). Die Staatsentwicklung von der erneuerten theokratischen Konzeption aus führt zu beinahe grotesken Formen: die Hasmonäerkönige bitterste Ironie der Geschichte. (Auch wir leben in einer ähnlichen Zeit, in der Träume des Menschengeschlechts zum Schein in Form der Karikatur realisiert werden.) ) Die andere, die geheime Linie, die personhafte, verborgene. Am stärksten im Deuterojesaia. Es ist eine Reihe von Liedern, in denen die Gestalt des Knechtes Gottes auftritt, zum Teil in Reden Gottes an den Knecht, zum Teil in Ichreden des Knechts. Jes. ,– Ende, der zentrale, entscheidende Abschnitt, in dem sich offenbar die Lehre vom Knecht am reinsten ausspricht. Die Schwierigkeiten der Exegese sind außerordentlich groß, vielleicht auch darum von Luther in seiner Übersetzung so stark verfehlt. Von ihm aufgefasst als Manifestation, wo das alte Testament »Christum treibt«. Diese Knechtsgestalt macht es besonders schwer, die Abschnitte zu verstehen, da dieser Knecht als Knecht an anderen Stellen anders angeredet wird: Jaakob, Israel. Die jüdische Exegese hat zum großen Teil angenommen, daß auch Kapitel auf Israel gehe, andere, daß es auf den Messias gehe. Eine Anzahl von Stellen kann garnicht anders als messianisch verstanden werden, so ,: »Jetzt aber hat ER gesprochen, der mich vom Schoss auf bildete zum Knecht, Jaakob zu
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ihm hin umkehren zu lassen, dass Israel zu ihm heimgebracht werde … er sprach: Zu gering ist’s, dafür daß du mir Knecht wardst, zu erstellen Jaakobs Stabschaften, die Bewahrten Israels umkehren zu lassen, den Weltstämmen gebe ich dich zum Licht, dass meine Freiheit werde bis an den Rand des Erdreichs.« (vgl. die Verheißung Dawids). Das Nebeneinanderstehen von Israel und dem Angeredeten an dieser Stelle erweist, daß auch das Frühere (,) nicht an Israel gerichtet ist. Der Knecht ist messianische Gestalt, aber in besonderem Sinne. Ein wichtiger Beitrag am Anfang des Kapitels: der Knecht selber spricht und berichtet, was Gott zu ihm gesagt hat. Weltgeschichtlicher Vorgang: »ER berief mich vom Schoße auf, von meiner Mutter Leib auf gedachte er meinen Namen, er machte meinen Mund einem scharfen Schwert gleich – und hat im Schatten seiner Hand mich versteckt doch! Er machte mich zum blanken Pfeil – und hat in seinem Köcher mich verborgen doch! Er sprach zu mir: Mein Knecht bist du, das Jißrael du, mit dem ich prangen darf. Und doch habe ich sprechen müssen: Ins Leere habe ich mich gemüht, in Irrsal und Dunst meine Kraft allvertan –! Gleichwohl: mein Recht war bei IHM, mein Werklohn bei meinem Gott.« Von dieser Stelle aus ist allein die Gestalt des ewed, des »Knechts«, zu verstehen. Der Knecht selbst spricht von sich, von der Einsetzung durch Gott, von seiner Berufung als einer im Gange des gelebten Lebens, auf seiner Oberfläche, in sichtbarem Wirken des Lebens auf der sichtbaren Ebene, in Erfahrung, Geltung, Erkenntnis des Menschen, nicht vorhandenen. Im Leben der Menschen wirkt sich seine Berufung nicht aus: Schwert und Pfeil sind verborgen, dennoch ist mein Recht und Werk (nicht auf dieser Ebene) bei Gott. Ich lebe nicht umsonst, mein Dasein wirkt. Dennoch wird Wirkung aus der Berufung immer wieder als Wirken in die Geschichte hinein gefasst, nicht bloß gefasst als Wirken nur in der Innerlichkeit, das sich nur im Geiste begibt, sondern das seine wirkliche Erfüllung findet: »aus dem Kerker Gefangene zu führen« usw. V. : »Ich will dich aber begeben zum Bundespfand des Völkertums, das Erdreich wiederherzustellen, verödete Eigentume wieder einzueignen.« Ein verborgenes Wirken mit offenbarer Auswirkung in verheißener Zeit aufbewahrt bei Gott bis zur geschichtlichen Zeit. In der in Kap. f. erzählten Leidensgeschichte weder eine einzelne Person noch ein Volk gemeint, sondern je und je Personen in der Zeit, zu deren Berufungsschicksal Verborgenheit gehört, sodaß nicht etwa die Verborgenheit lediglich eine beiläufige wäre, sondern sie gehört zur Berufung, insbesondere das Leiden in der Verborgenheit und das Wirken aus dem Leiden, je und je durch eine Person, die man nicht kennt als solche, aber
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durch die je und je der Weg bis in ihren Tod geht. Eine in immer neuer Gestalt auftretende Erscheinung, viele Personen, dasselbe bedeutend, Volk vertretend, sodaß diese Personen das eigentliche Israel darstellen, getragen von einer Schar anawim, die selber Gebeugte sind. In ihnen ist das Leben dieser Schar eingesammelt. Die Ernte in der Fülle der Zeit, die der nächste Augenblick sein kann, wird verbunden mit dem Dasein eines solchen Menschen geschehen. Das Entscheidende ist, daß je und je dieser Mensch da ist, aber keiner dieser Menschen kann sich dafür halten. Dies führt in die letzte Tiefe unserer Problematik. Die Konzeption der Verborgenen, Leidenden, deren Leiden Gott liebt, deren Leid um des Reiches Gottes willen geschieht, der verborgenen Träger des wirkenden Bundes, die messianische Konzeption der Erfüllung in der Tiefe des Volktums ist durch die religiösen Sprecher an die Stelle der Königskonzeption, der einen äußeren Realisierung, gesetzt worden. Menschlich gesprochen entstammt diese Konzeption aus der Verzweiflung, dem Zerbrechen dieser messianischen Königsgestalt. Ein großer Umschlag vollzieht sich in der Katastrophe, die das Volk bis auf die Tiefe erschüttert und diese Konzeption des Erlösungssinns im Leiden heraufführt. Dies ist geschichtlich die Geburt des messianischen Mysteriums. Alles Frühere führt auf dies hin und erhält von da aus neues Licht, neue Beleuchtung. Anknüpfend an christologische Auffassung: gleichviel ob man glaubt, daß dies von der Bedeutung des messianischen Leidens Gesagte schon verwirklicht ist zu irgend einem Teil – entscheidend, einmalig, endgültig – (für ganz hält es niemand, auch die christliche Kirche nicht), oder ob man es nur so verwirklicht glaubt, zu einem von Menschen nicht erkennbaren Maße: bis dahin, bis an uns heran, in einer unübersehbaren unbekannten Vielfältigkeit der Personen – beides ist von unermeßlicher Bedeutung. Auch innerhalb der christlichen Theologie besteht keinesfalls eine ganz einheitliche Auffassung. Z. B. meint Albert Schweitzer: Jesus habe im Schatten von Jes. gestanden, sodaß dies auf seine eigene Konzeption, auf sein eigenes Leben richtungweisend eingewirkt habe. Es wird eine Realverknüpfung historischer Art von der christlichen Theologie zu begründen versucht. Anders von jüdischer Seite, wo die Geschichte keine Zäsur hat, sodaß die Erscheinung einer Gestalt nicht Mitte der Geschichte hinsichtlich der Erlösung sein kann. Die Verschiedenheit dieser Konzeptionen gehört nicht etwa der fiktiven Ebene an (es ist keine Verschiedenheit von Auffassungen oder Anschauungen, deren eine richtig, die andere falsch ist), sondern es geht um eine Verschiedenheit der Realverhältnisse zur geheimen unerfassbaren Wirklichkeit des Weltgeschehens. Die Vielheit der Konzeptionen in diesem entscheidenden Punkt ist, so scheint mir, Geheimnis und Realität. Die Vielheit der Religionen ist ein
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großes Schicksalsgeheimnis der Menschheit, das nicht abgeschwächt werden kann durch das Schalten mit den Begriffen Wahrheit und Irrtum. Jeder Mensch kann nur von der Wirklichkeit des Realverhältnisses aus leben, in das er hineingeboren und mit dem sein persönliches Leben in nur fragmentarischer Weise verknüpft ist – das Wirken jedes Menschen, seine Produktivität, sein je und je den Weg des Lebens Neu-Finden, sein Weg also zwischen Geburt und Tod verknüpft mit der Wirklichkeit der uns gegebenen Ebene. So muss der Mensch die Perspektivik der Wirklichkeit bewahren: daß dies eben das Menschenleben ist, das was ihn trägt, da und da und da als ein Realverhältnis zum Seienden, ein Realverhältnis, dem er eingetan ist. Eine andere Perspektivik kann es letztlich nicht geben, es geht nicht um eine Skala der Wahrheit, sondern um die Verschiedenheit der Realverhältnisse der Glieder des Menschengeschlechts zu der Einen von keinem besitzbaren Wahrheit. Dies ist die vormessianische Welt. Die messianische Welt bedeutet die Überwindung der Vielheit der Realverhältnisse, das gemeinsame Aufschließen der einen vormessianisch nicht zu erfassenden Wahrheit, bislang zugeteilt den Menschen in Gestalt ihrer vielen so brüchigen und so realen Verhältnisse zur Wahrheit. Dies ist so zu verstehen, daß der Messianismus nicht bloß im Christentum und Judentum vorhanden ist. Alles wirkliche Menschenleben sehnt sich nach Erlösung. Ihre Formungen sind verschieden nach der Formung der Verschiedenheit der Menschen, Völker, Scharen. D a ß es Vielheit gibt, ist vormessianisches Schicksal, das seinen großen Sinn hat: a u c h d i e s i s t We g . Der Weg in das Reich führt durch Widerspruch, Widerstreit, Abgrund hindurch.
Königtum Gottes DEN FREUNDEN DIE MIR GEHOLFEN HABEN DIE SCHRIFT ZU LESEN FLORENS CHRISTIAN RANG UND FRANZ ROSENZWEIG (–) (–)
Vorwort Die Ergebnisse vieljähriger Bibelstudien wollte ich ursprünglich in einem theologischen Kommentar vereinigen, der die alttestamentlichen Probleme in ebender Reihenfolge zu behandeln hatte, in der der Text sie darbietet; da es durchaus, unmittelbar oder mittelbar, Probleme des Glaubens sind, sollte er »Der biblische Glaube« heißen. So hatte ichs mit Franz Rosenzweig ausgemacht, als wir miteinander die zehn ersten Bücher der Schrift verdeutschten. Ich habe noch ein Jahr nach seinem Tode an diesem Plan fortgearbeitet, bis ich merkte, daß zu einer zulänglichen Erörterung aller Fragen meine Kraft nicht ausreichte, bei einer andersartigen aber gerade denen nicht ihr Recht würde, die mir die wichtigsten sind. So erwies sich mir die Pflicht, auf das allzu weit ausholende Werk zu verzichten und jenen Gegenständen, an denen mir in besonderer Weise gelegen war und zu denen ich wohl am ehesten etwas die Erkenntnis Förderndes zu sagen wußte, eine selbständige Darstellung zu widmen. Am wichtigsten mir, in mir am stärksten gereift und daher nun an den Anfang zu stellen war die Frage nach der Entstehung des »Messianismus« in Israel. Sie rührte an eine andre, über die ich vor mehr als zwanzig Jahren einen seither langsam wachsenden, hernach zurückgestellten Abhandlungsentwurf begonnen hatte und die nun – in eignem, aber diese Untersuchungen ergänzendem Zusammenhang – neu aufgenommen zu werden heischte, die christologische. Die Frage selbst nach der Entstehung des israelitischen Messianismus hatte ich seit sieben Jahren mehrfach in Vorlesungen und Vorträgen zu klären versucht, am ausführlichsten in einem Frankfurter Kolleg des Wintersemesters / und, schon in wesentlich tieferer Erfassung, in einem Kurs für einen geladenen Kreis, abgehalten im August zu Ponte Tresa, in einem Garten über dem Luganersee, – einem Kurs, dessen Protokoll, von meinem Freunde Carl Theil aufgezeichnet, mir später die schriftliche Ausarbeitung erleichtert hat. Als ich nun an diese ging, ergab sich bald die Dreigliederung des Gegenstands, die darin ausgedrückt ist, daß dem ersten Band, den ich mit diesen Mitteilungen einleite, zwei weitere folgen sollen. Der erste Band will für die Frühzeit Israels die Glaubensvorstellung eines Volkskönigtums Gottes als eine aktuell-geschichtliche erweisen, der zweite zeigen, wie sich der sakrale Charakter des israelitischen Königs als eines »Gesalbten« Jhwhs zu jener verhält; dem dritten ist es vorbehalten darzulegen, wie beide Konzeptionen sich – schon in der Königszeit – aus der Geschichte in die Eschatologie einwandeln. Denn die »eschatologische« Hoffnung – in Israel, dem »geschichtlichen Volk schlechthin« (Tillich), aber nicht in Israel
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allein – ist zuvor immer Geschichtshoffnung; sie eschatologisiert sich erst durch die wachsende Geschichtsenttäuschung. In diesem Vorgang bemächtigt der Glaube sich der Zukunft als der unbedingten Geschichtswende, sodann als der unbedingten Geschichtsüberwindung. Von da aus erklärt sich, daß die Eschatologisierung jener aktuell-geschichtlichen Vorstellungen ihre Mythisierung einschließt. Denn sowie der Glaube mehr und anderes als sein aktuelles Verhältnis zum Göttlichen aussprechen, sowie er also berichten und beschreiben und nicht bloß anrufen und ansagen will, muß er seinen Gegenstand mythisieren. Der Mythos ist die spontane und rechtmäßige Sprache des erwartenden wie des erinnernden Glaubens. Aber er ist nicht seine Substanz. Aus der mythischen Bildsamkeit sind die Bilder der Eschatologie, nicht ihr Antrieb und ihre Kraft zu verstehen. Das echte eschatologische Glaubensleben ist – in den großen Wehen der Geschichtserfahrungen – aus dem echten geschichtlichen Glaubensleben geboren; jeder andere Ableitungsversuch mißkennt sein Wesen. Auch diese Einsicht wird mein Buch zu belegen und, vornehmlich in seinem dritten Band, gegen den Übergriff der in den ihr gezogenen Grenzen legitimen »mythologischen« Theorie zu verteidigen haben. Der messianische Glaube Israels ist, wie darzustellen sein wird, seinem zentralen Gehalt nach das Ausgerichtetsein auf die Erfüllung des Verhältnisses zwischen Gott und Welt in einer vollkommnen Königsherrschaft Gottes. Daß Israel diese gläubige Erwartung und ihren lebensmäßigen Ausdruck als ihm unter allen Völkern am eigentümlichsten zukommend und anvertraut empfindet, gründet sich auf die gläubige Erinnerung, daß eben es einst Jhwh zu seinem unmittelbaren und ausschließlichen Volkskönig ausgerufen habe. Ob die – notwendigerweise mythisierende – Erinnerung solch eines Geschehens aus seiner geschichtlichen Wirklichkeit entstanden ist oder nur eine späte Illusion, ein theologisches Kunstprodukt bedeutet, ist für unsere Fragestellung entscheidend wichtig; denn nur wenn die Erinnerung geschichtlich ist, läßt sich die Erwartung schon in ihren ältesten Äußerungen auf sie zurückführen. Aber die Proklamation eines ewigen Volkskönigtums Jhwhs und ihre Auswirkung sind nicht mehr auf einer bloß »religiösen« Fläche zu überschauen; sie greifen in die politische Existenz des Volkstums ein. Das Problem ist aus einem religionsgeschichtlichen zu einem geschichtlichen geworden. Es muß gewagt werden, die ihrer unhaltbaren vorkritischen Formulierung wegen verpönte These einer frühzeitlichen unmittelbar-theokratischen Tendenz in Israel – eine These, durch die vermeintlich »eine wirkliche Einsicht in die völkische Geschichte Israels unmöglich« wird 1 – auf dem Grunde der .
Caspari, Der Herr ist König, Christentum und Wissenschaft IV () ff.
Königtum Gottes
kritischen Forschung neu zu stellen. Sie wird einer doppelten Probe standzuhalten haben: ob ihr historisches Ernstnehmen der biblisch vorköniglichen Texte unmittelbar-theokratischer Tendenz in seinen der herrschenden Ansicht widersprechenden Datierungen und in seinen ebenfalls vielfach von ihr abweichenden Interpretationen philologisch fundiert ist; und ob dieses Ernstnehmen, wo es, unvermeidlich unter Zuhilfenahme materialgestützter Hypothesen, zu historischer Rekonstruktion fortschreitet, für eine seit Wellhausen recht leer gewordene Epoche israelitischen Daseins ein wissenschaftlich zu rechtfertigendes Geschichtsbild gewinnt. Der Erörterung dieser Epoche, von dem Buch der Richter ausgehend und sodann Geschichtstexte des Pentateuchs sowie auch des Josuabuches heranziehend, ist der erste Band gewidmet. Von ihrer Endkrisis handelt in seinem Anfangsteil der zweite Band, der auf den Samuelbüchern fußt; seine Aufgabe ist darzulegen, wie die Konzeption eines menschlichen Statthalters des Gottes jene primitiv-theokratische Tendenz kreuzt und umbildet, – beide gemein-altorientalisch und doch beide hier in eigentümlicher wesensneuer Gestaltung auftretend. Wie die resultierende Skala von Vorstellungen und Bestrebungen in die Eschatologisierung eingeht, ist das eine Thema des dritten Bandes, das die erste der eschatologischen Spannungen birgt; sein andres Thema ist die Relation zwischen Volkskönigtum und Weltkönigtum Jhwhs und damit die zweite der eschatologischen Spannungen; sein drittes und letztes sind die Metamorphosen der messianischen Person bis zum deuterojesajanischen Mysterium, mit dessen Betrachtung das Buch schließen soll, – auch ihnen entspricht eine der Spannungen. Die vierte Spannung, die zwischen der Vollendung der Schöpfung und einer mit ihrer Aufhebung verbundenen Errichtung eines neuen Äons, gehört als nachexilischen Ursprungs nicht mehr in seinen Zusammenhang. Innerhalb seiner philologischen Fundierung wird das Buch der literarkritischen Stellungnahme seines I. und II. Bandes nach naturgemäß wesentlich als ein Beitrag zum Problem des oder der »Elohisten« anzusehen sein. Ich kann hier nur andeuten, wie dieses Problem mir erscheint. Wenn ich auch an eine auslösbare zusammenhängende Grundschrift, die als »elohistisch« anzusprechen wäre, nicht zu glauben vermag und alles dafür Vorgebrachte mich nur auf größere und kleinere, untereinander recht stilverschiedene Stücke und Bruchstücke hinführt, halte ich doch die in der Differenzierung von J und E (unabhängig von der Frage, wie weit diese Sigel berechtigt sind: ich kann ihnen, wie anderwärts zu begründen sein wird, nur eine sehr bedingte Berechtigung zuerkennen; übrigens scheint mir in E auch nicht der Ephraimit dem Judäer gegenüberzustehen) zum Ausdruck gelangende Unterscheidung zweier großer Grundtypen der
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Traditionsbearbeitung für eine unverlierbare Entdeckung. Diese Typen, die also nicht Quellen, sondern Richtungen des Schrifttums bedeuten, entstammen offenbar zwei sozial und geistig getrennten Kreisen: J dem der höfischen, größtenteils frühhöfischen Sammler, Dichter und Chronisten, kultiviert aber sagenfroh, der religiösen Überlieferung herzhaft zugewandt, aber in der Behandlung zeitgenössischer oder zeitnaher Geschichte der profan-politischen Tendenz ergeben; E dem Kreis der schon früher ihr wortverwaltendes und poetisches Amt antretenden, aber noch weit länger literarisch tätigen, hofunabhängigen, vom Volk erhaltenen Nebiim, weniger erzählungsselig, aber botschaftsbegeistert, die Geschichte als ein theopolitisches Geschehen erfahrend und darstellend, für die Ineinssetzung von Religion und Politik gegen jedes prinzipienaufteilende Nebeneinander der beiden kämpfend. Diesem »prophetischen« Typus, dessen Herkunft und Gemeinschaftsordnung die beiden ersten Bände so gut aufzuhellen bemüht sind, wie es das spärliche Material gestattet, sind die für die hier vertretene These maßgebenden Texte zuzuweisen. Mit der Zuweisung an ihn ist, da es sich nicht um eine Quelle, sondern um eine Bearbeitungsweise des Traditionsgutes handelt, und zwar um eine, die schon in der ältesten Traditionsformung angelegt ist, noch keine Datierung ausgesprochen. Die Frage nach dieser war daher bei jedem Text für sich zu stellen. Ich habe mich dabei mit der neuen und neuesten Literatur umfänglicher auseinandersetzen müssen, als es bei anderem Sachverhalt nötig gewesen wäre. Wo ich auf eine bereits vorhandene Begründung der mir als die richtige erscheinenden Ansicht hinweisen konnte, habe ich es getan; wo aus der jüngsten Zeit Äußerungen der von mir bestrittenen Meinung noch keine oder keine zureichende Diskussion gefunden haben, bin ich auf sie mit der in diesem Fall erforderlichen Ausführlichkeit eingegangen (so S. ff. auf die von v. Rad zum Problem der Lade und besonders S. ff. auf die von Mowinckel zur Datierung der Bileamsprüche, die mir auch eine gewisse exemplarische Bedeutung zu haben scheint). Wesentlich bestimmend war für mich die tendenzgeschichtliche Analyse der Texte und Textgefüge. Ich kann zwar der Behauptung Wincklers 2 nicht zustimmen, im Orient verfolge »eine geschichtliche Darstellung stets einen bestimmten Zweck«, und zwar den »Nachweis der Berechtigung derjenigen politischen Ansprüche, welche von der Seite erhoben werden, welche die Veranlassung zur Abfassung des Ganzen gegeben hat«: ein elohistischer Geschichtsschreiber wäre von da aus überhaupt .
Allg. Evang.-luther. Kirchenzeitung , , zit. nach Budde, Geschichte der althebräischen Literatur .
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nicht zu verstehen. Wohl aber meine ich mit Naville 3 , daß es »von elementarer Wichtigkeit ist, sich über den Zweck einer Schrift, ihren Daseinsgrund Rechenschaft zu geben, und daher zu erwägen, welches die Menschen sind, an die sie sich wendet, und was für einen Einfluß sie auf sie üben soll«. Diese Betrachtungsweise, in der ich eins der führenden Prinzipien der von Staerk 4 geforderten »methodischen Stoff- und Ideenkritik« sehe, habe ich im . Kapitel des I. Bandes auf Richter, im II. Band auf Samuel angewendet. Es ergibt sich von selbst, daß der Begriff des »Redaktors« von da aus eine erhebliche Änderung, aber auch eine erhebliche Differenzierung erfährt. Auf die Bedeutung der tendenzgeschichtlichen Methode für das Problem der Traditionsformung weise ich S. f. dieses Bandes hin. Ich werde mich mit ihr und anderen Fragen der Methode im Vorwort zum zweiten eingehender zu befassen haben, wo ich auch zum Problem der Tradition selbst einiges die Darlegungen des ersten Ergänzende vorzubringen gedenke. Der vorliegende Band geht von einer literarkritischen Einzelfrage aus, der von Richter , f. (. Kapitel). Um sie so weit zu klären, als es ihm in seinen Grenzen zukommt (die einschlägigen Samueltexte können erst in Bd. II geprüft werden), muß er zunächst Art, Struktur und Entstehung des Richterbuches neu untersuchen (. Kapitel). Die auf diese Weise erschlossene historisch-politische Konkretheit einer Grundidee des biblischen Glaubens wird nun durch die Betrachtung verwandter altorientalischer Vorstellungen überhaupt (. Kapitel) und westsemitischer insbesondre (. Kapitel) religionsgeschichtlich verdeutlicht und bestätigt. Sie wird ihnen sodann zwar angereiht (. Kapitel), aber nur, um nun erst recht von ihnen abgehoben zu werden und das Gotteskönigtum Israels in seiner Einzigkeit, auf die schon der Anfang des Buches nachdrücklich hingedeutet hatte, erkennen zu lassen (. Kapitel), – eine bewußterweise »theologische«, aber in jedem Punkt hermeneutisch belegte Erkenntnis. Damit der Ursprung dieser Einzigkeit, der nicht auf einer Ebene der »Ideenentwicklung«, sondern nur in der Dreidimensionalität eines leibhaften Faktums der Volksgeschichte zu suchen ist, erfaßt und beglaubigt werde, tut wieder eine literarkritische Befragung, diesmal einiger Pentateuchstellen, not (. Kapitel). Sie macht die Bahn frei für den Versuch eines Geschichtsabrisses der vorstaatlichen Kanaan-Zeit Israels in ihrem Verhältnis zu . .
Actes du congrès international d’histoire des religions, , I ; die unkritischen Einzelbehauptungen des Navilleschen Vortrags zeigen freilich, wie sehr man in der Anwendung eines richtigen Grundsatzes fehlgreifen kann. ZAW NF I () .
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Vorwort
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einer primitiv-theokratischen Tendenz und zu deren Wandlungen (. Kapitel), bis an die Krisis der Tendenz, die im II. Band zu behandeln ist. Für den Gegenstand des . Kapitels, das mit einer hier unerläßlichen kategorialen Schärfe, die aber die tatsächlich gegebenen Mischungen nicht unberücksichtigt und unerklärt läßt, die Führergötter der westsemitischen Stämme gegen die von diesen in den Siedlungsländern vorgefundenen Fruchtbarkeitsdämonen abgrenzt, hatte ich seit ein ausgedehntes Material zusammengeordnet, das ich dem geplanten Buch über den biblischen Glauben als Exkurs beizugeben gedachte, als / Wolf Graf Baudissins großes Nachlaßwerk »Kyrios« erschien und diesen Teil meiner Arbeit in der erfreulichsten Weise überflüssig machte. Ich konnte mich nun hier vielfach damit begnügen, auf das Werk, eines jener erstaunlichen Denkmäler deutscher Wissenschaft, zu verweisen. Ich mußte mich aber auch in etlichen Punkten gegen es wenden, vor allem in einem von zentraler Bedeutung: es ist irrig, in den Bealim Stammesgötter zu sehen; nie ist, soweit wir zu blicken vermögen, ein Baal anders als durch Theokrasie Herr eines Stammes geworden. – Um einem etwa möglichen Mißverstehen meiner Absicht vorzubeugen, füge ich hinzu, daß die im Zusammenhang dieses Bandes notwendigen Erörterungen einiger semitischen und spezifisch-israelitischen Gottesvorstellungen keineswegs die Grundformen semitischen oder israelitischen Gottesvorstellens und ihr Verhältnis zu einander aufzuzeigen bestimmt sind. Konnte doch das wohl schwerste Problem unter allen, das der geschichtlichen Beziehung zwischen den Gottesnamen Jhwh und Elohim, hier noch gar nicht in das Blickfeld gerückt werden. Neben dem »Kyrios« von Baudissin gedenke ich dankbar eines anderen, in anderer Art bedeutenden Werkes, der »Aufsätze zur Religionssoziologie« von Max Weber, zusamt dem was an ergänzenden allgemeinen Einsichten sein Buch »Wirtschaft und Gesellschaft« bietet und dem was an Zugehörigem sich mir im Gespräch mit dem außerordentlichen Mann aufgetan hat. Ich habe im letzten Kapitel dieses Bandes Webersche Begriffe und Gedanken für die Darstellung einer von der seinen wesensverschiedenen Anschauung verwertet, meine aber, seiner eigentlichsten Intention damit kein Unrecht getan zu haben. Ich werde nie vergessen, wie nach einem Vortrag über jüdische Religiosität, den ich vor Heidelberger Studenten gehalten hatte, Max Weber, von den jungen Leuten ersucht, die Diskussion zu eröffnen, zu mir trat und mich fragte, ob es mir angenehm wäre, wenn er jetzt spräche: er könne ja doch »nur Wissenschaft von Religion und nicht Religion« geben. Auch mein Buch hier soll nicht den Glauben, sondern ein Wissen um ihn aussagen; es meint freilich, ein Wissen um ihn könne man einzig dann rechtmäßig innehaben, wenn das
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Auge auf den als Gegenstand nie gegebenen Weltrand gerichtet bleibt, an dem der Glaube behaust ist. * Ich kann hier nicht alle nennen, die mir im Lauf der langen Vorbereitung Rat und Auskunft gespendet haben und denen ich dafür dankbar bin. Besonders wertvoll waren mir – außer den belehrungsreichen Gesprächen mit dem vor einem Jahre verstorbenen Prof. Joseph Horovitz – die Mitteilungen von Prof. Erich Ebeling, Prof. Alfred Jeremias, Prof. Herman Lommel, Prof. Eugen Mittwoch, Prof. J. H. Mordtmann, Prof. Kurt Sethe und Prof. Willy Staerk, der auch eine Korrektur gelesen hat. Für bibliographische Unterstützung habe ich Prof. Aron Freimann, für Korrekturlesen und sonstige Hilfeleistung Dr. Nahum Norbert Glatzer, Dr. Max Grünewald, Dr. Martin Plessner, Dr. Georg Salzberger, Dr. Eduard Strauss, Dr. Ludwig Strauss und Dr. Carl Theil zu danken. Sehr gefördert wurde meine Arbeit durch die hohe und unmittelbar betätigte Auffassung, die der Inhaber des Verlags, in dem sie veröffentlicht wird, Herr Salmann Schocken, auch von diesem Teil seines Berufes hat. Martin Buber Heppenheim an der Bergstraße, im Februar .
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Vorwort
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Aus drucktechnischen und anderen Gründen ist für die Transkription hebräischer Wörter – mit Ausnahme der geläufigen Eigennamen, die im allgemeinen wie üblich umgeschrieben sind (also Barak und nicht Baraq, Hamath und nicht Chamath) – statt des in der Semitistik gebräuchlichen Modus ein vereinfachter gewählt worden, der der alphabetischen und phonetischen Differenzierung nur sehr unvollständig gerecht werden kann. Es sind wiedergegeben: זdurch ſ, חdurch ch, טdurch t, כּdurch k, כdurch kh, סdurch s am Anfang des Wortes, sonst durch ss, פּdurch p, פdurch ph, צdurch z, קdurch q, שׂdurch ſs, שׁdurch sch, תdurch th, das Schwa mobile durch ein kleineres und etwas hochgerücktes e.
Erstes Kapitel
Der Gideonspruch Dem vom siegreichen Befreiungskrieg gegen Midian heimkehrenden Führer, Gideon-Jerubbaal, trägt (Richter , ) »die Mannschaft Israels« das erbliche Herrschertum an. Das Außerordentliche seiner Antwort liegt nicht darin, daß er es ablehnt. Die Chroniken der Völker, und nicht die legendären allein, kennen die Handlung eines Zurückweichens vor der angebotenen Macht; zuweilen, am deutlichsten in chinesischer Überlieferung 1, ist wahrzunehmen, wie ein ursprünglicher geheimnisvoller Verzicht sich in den Ritus einer Schein-Abweisung wandelt, die der Annahme nur vorausgeht, um das Element eines göttlichen Zorns zu versöhnen. An Gideons Ablehnung ist dies das Denkwürdige, daß sie nicht für ihn und seine Nachkommen allein gesprochen wird, vielmehr über alles Personhafte hinausgreift: nicht bloß von seinem Haus, von allen Menschen will sie die Herrschaft über dieses Volk fernhalten, dessen Vertreter ihn eben angerufen haben. Sein Nein, aus der Situation geboren, will für alle Zeiten und Geschichtsgestaltungen als ein unbedingtes gelten. Denn es leitet zu einem unbedingten Ja hin, dem einer Königsproklamation in aeternum. Ich Gideon werde nicht über euch walten, mein Sohn wird nicht über euch walten, – darin ist beschlossen: kein Mensch soll über euch walten; denn es folgt: Jhwh, der Gott selber und er allein ist es, der über euch walten soll. Der Spruch wagt es, mit der Theokratie Ernst zu machen. Das ist, da es nicht eschatologisch, sondern historisch, nicht als Weissagung, sondern als politische Kundgebung geschieht, ein geradezu geschichtswidrig anmutendes Wagnis. Denn die der Geschichtswissenschaft bekannten »Theokratien« sind – und der Historiker wird geneigt sein hinzuzufügen: naturgemäß 2 – Darstellungen einer Herrschaftsform, in der die Macht von Menschen über Menschen grundsätzlich am stärksten, ihrer Verfassung nach uneingeschränkt ist, weil sie von göttlicher Vollmacht abgeleitet oder selber als göttlich geglaubt wird. 3 Für die Geschichtswissenschaft scheint Theokratie mit Hierokratie gleichgesetzt werden zu müssen, mit »Herrschaft des Geheiligten«, ob diese sich nun in einer unmittelbaren Regierung der Priesterkaste oder 4 in einem vom priesterlichen Orakel legitimierten und teilweise auch von ihm abhängigen Königtum oder auch in der Vergottung des Herrschers ausprägt. Wobei es der Beachtung wert ist, daß erst in dieser, also im äußersten Gegensatz zur biblischen Vorstellung, die dynastische Konzeption, die, der sich Gideon widersetzt, ihre zureichende Sicherung findet. 5 Ein kennzeichnendes Beispiel im Islam ist jene Richtung der Schia, die, der von den Omaj-
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jaden eingeführten Erbordnung gegenüber einerseits die Legitimität der Aliden, anderseits aber die Reinheit des theokratischen Prinzips verteidigend, zu einer Vergottung Alis und seiner Nachfolger gelangt. »Das Problem war dies: Wie ist es denkbar zu machen, daß die Qualitäten eines Propheten, wie er an der Spitze eines Gottesstaates gedacht werden muß, an einer bestimmten Familie haften? Die Erklärung ist: Diese Familie selbst ist göttlich.« 6 Die Paradoxie des Gideonspruchs ist so auffällig, daß einzelne Forscher 7 versucht haben, ihm den religiösen Charakter zu nehmen und ihn zu einem Bequemlichkeitsakt der beschwerlichen Königswürde gegenüber zu machen – als ob sich aus dergleichen die Antithese erklären ließe! –, andre 8, ihn im Sinn des geläufigen Theokratiebegriffs zu deuten; er sei einfach die Antwort eines Mannes, der die Gewalt ergreife, indem er in augustischer Weise den Titel meide: »Es sei, aber nicht ich werde der Herr sein, Jhwh wird über euch alle regieren.« Diese Deutung verkennt jedoch die emphatische Fassung des Satzes; nirgends in der Schrift läßt eine schlichte und heftige Bestreitung wie diese ein Versteck für ein »Es sei, aber …« übrig. 9 Die moderne Wissenschaft hat denn zumeist dem wunderlichen Spruch gegenüber einen andern Weg eingeschlagen: sie hat ihn aus einer Zeit vorgangsnaher Geschichtsbetrachtung in eine Zeit vorgangsferner Geschichtsbearbeitung gerückt, indem sie ihn etwa als Einschub 10 oder auch als »tendenziöse Änderung eines nicht mehr zu ermittelnden Wortlautes« 11, der jedenfalls die Annahme des angebotenen Herrschertums berichtete, auffaßt. Außer der Frage nach dem Stadium religionsgeschichtlicher Entwicklung, dem die Stelle in der uns bekannten Gestalt entstammen mag, einer Frage, die ein wesentlicher Gegenstand dieser Abhandlung ist, hat ein Gesichtspunkt des textlichen Zusammenhangs die Spätdatierung bestimmt: der anscheinende Widerspruch mit , . 12 Nach dem Tode Gideons wendet sich dessen Sohn aus einer sog. matrilokalen Ehe 13 (bei der die Frau im elterlichen Haus bleibt und die Kinder, der Ordnung des Mutterrechts gemäß, ihrer Sippe zugehören) mit einer Sichemitin, Abimelekh, an die »Meister« d. i. Grundherren seiner Heimatsstadt mit der Aufforderung, ihm zur Erringung der Alleinherrschaft beizustehn; die werde auch für sie vorteilhaft sein, denn: »was taugt euch besser, / daß über euch siebzig Männer walten, alle Söhne Jerubbaals, / oder ein einziger Mann über euch walte?« Das wird fast allgemein so verstanden, Gideon habe eben »die Königswürde keineswegs verschmäht« 14 und diese habe sich somit auf seine siebzig Söhne vererbt. Man hat angenommen 15, es handle sich um eine Brüderherrschaft, die
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nach Gideons Tod angesetzt worden sei; zur Begründung hat man 16 ein paar Fälle angeführt, in denen zwei Söhne eines verstorbenen Königs sich in die Macht teilen. Aber so geschichtlich verbreitet in mannigfachen Formen und so sinnreich die Dyarchie erscheint 17, die ja zuweilen (wie von Herodot für Sparta) auf eine mythische oder historische Brüderherrschaft zurückgeführt wird, so völlig analogielos und der politischen Psychologie widerstreitend wäre eine solche, die auf einer größeren Zahl von Köpfen – für die »siebzig« als symbolische Bezeichnung gelten mag – ruhte. Wenn aber, wie anzunehmen ist 18, die Wendung »Söhne Jerubbaals« sich auf die Gesamtheit der lebenden Nachkommen bezieht, eröffnet sich ein andres Verständnis des gemeinten Sachverhalts. Abimelekh gebraucht in seiner Rede an die Bürger von Sichem das gleiche, von mir mit »walten« übersetzte Wort maschal, mit dem »die Mannschaft Israels« ihr an Gideon gerichtetes Angebot ausspricht. Der Wortstamm malakh, König sein, von dem, wie noch zu erörtern sein wird, das Richterbuch und insbesondre die Erzählung von Abimelekh viel zu sagen weiß, kommt an keiner der zwei Stellen vor. Beides, das Nichterwähnen des Königsbegriffs, sowohl hier wie dort, wo es anscheinend doch um ihn geht, und das Wiederholen des »Walter«-Begriffs sowohl hier wie dort – hier zweimal, dort viermal – darf nicht als beiläufig hingenommen werden. Zumal wenn man beachtet, daß maschal nur noch zweimal im Richterbuch steht (, und , ), und zwar nicht von einer Herrscherwürde, sondern von der Gewalt, die die Philister über Israel ausübten. Überhaupt bedeutet das Wort in biblischer Sprache ja nicht das formale Innehaben, vielmehr das faktische Betätigen einer Macht 19, das auch von einem »Königtum« als Prädikat ausgesagt werden kann (Psalm , ). So »waltet« Joseph in Ägypten (Genesis , , ), so »verwaltet« aber auch Abrahams Großknecht dessen Haus (, ). Das stille Walten von Sonne und Mond, für den Verfasser des ersten Genesis-Kapitels gewiß kein fürstenhaftes, und das Obwalten des Mannes dem Weibe gegenüber (Genesis , ) werden mit dem gleichen Wort bezeichnet. Demgemäß sagt Abimelekh von den Jerubbaaliden nicht aus, sie hätten nach dem Tod seines Vaters die Herrschaft angetreten, sondern, sie seien zu einem mächtigen Geschlecht herangewachsen, dessen Hegemonie die Herren von Sichem bald zu spüren bekommen würden, wenn sie nicht vorsorgten. 20 Die Wiederholung ist im biblischen Stil das große Mittel zur Aufzeigung oder Hervorhebung innerer Zusammenhänge. 21 Der Erzähler will , und , aufeinander bezogen wissen. Er läßt die fast antichristhaft anmutende Gestalt seines Abimelekh den Vater desavouieren: »Der Schwärmer hat für sich und seine Söhne die Macht abgelehnt, weil sie
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seinem Gott allein zukomme, – was ist nun draus geworden? Dieses Rudel von Söhnen und Sohnessöhnen hat die Macht in Händen, wenn wir ihnen nicht zuvorkommen und das gesunde monarchische Prinzip in meiner Person einsetzen!« Dieser Ton etwa wird durch das Wiederaufnehmen des Verbs maschal angeschlagen. Gleichviel ob , f. und , derselben Tradition entstammen oder zwei verschiednen, in der uns vorliegenden Fassung bilden sie eine sinnhafte und stilistische Einheit. Ein inhaltlicher Widerspruch besteht nicht und die stilistische Verbundenheit wird ausdrücklich vorgetragen. Gewichtiger als die Infragestellung des inneren Zusammenhangs ist das andere Argument der kritischen Wissenschaft gegen die Ursprünglichkeit von , : wir hätten hier ein »sekundäres Produkt« vor uns, »worin die ursprünglichen Züge nach späterem Geschmack entstellt sind« 22; die Antwort Gideons spreche einen Gegensatz von menschlicher und göttlicher Herrschaft aus, wie ihn erst ein weit späteres und abstraktionsfähigeres 23 Zeitalter konzipiert habe; der Grund seiner Ablehnung entspreche der Höhenlage von I Samuel , von , ff., von , diese aber seien nicht älter als Hosea, auf dessen Verurteilung des Königtums sie fußten 24, ja sie seien wohl erst »in der königslosen Zeit nach der Verbannung« 25 entstanden. Der theokratische Ruf in der Ausschließlichkeit seiner Forderung wäre demnach nicht die naive Äußerung einer unproblematischen Frühzeit, sondern die Rückdatierung von Ergebnissen langer und schlimmer Erfahrungen mit der Monarchie, – nicht Handlung, sondern Reflexion, nicht Wagnis, sondern »Dogma«. Zunächst muß einem etwa möglichen Mißverständnis vorgebeugt werden. Wilhelm Vatke, der als erster vor nahezu hundert Jahren 26 das entwicklungsgeschichtliche Argument gegen die Zuverlässigkeit des Gideonspruchs dargelegt hat, formuliert die Frage dahin, »ob diese Rede und das Motiv als wirklich historisch zu betrachten seien«. Da er fortfährt: »oder als Ansicht des Referenten«, kann verstanden werden: ob Gideon dies wirklich gesagt habe. Es ist nicht meine Absicht, die Geschichtlichkeit des Spruchs in diesem Sinn zu behaupten, ja es erscheint mir äußerst zweifelhaft, ob sie überhaupt wissenschaftlich auch nur zu erörtern ist. Eine Erzählung wie diese, deren Hauptteil, der Bericht von Berufung, Kampf und Sieg (, –, ), durchaus und über alle Quellenscheidungen hinweg von einer religiösen Geschichtsanschauung primär bestimmt ist, läßt sich, wenn ihr kein andrer Chronist gegenübergestellt werden kann, nicht auf ihren historischen Gehalt hin durchsieben; die »Abweichungen der religiösen Version von der natürlichen« 27 sind nicht wirklich zu ermitteln, da für die wesentlichen Momente eine »natürliche« Version fehlt. Es ist ja hier nicht so, daß sich Sage an Historie angesetzt hätte und
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somit von ihr zu lösen wäre 28, sondern die heilige Sage ist diesem Berichterstatter die unmittelbare und einzige Aussprechbarkeit seines »Wissens« um die Vorgänge, vielmehr, dieses Wissen ist selber ein legendäres, d. h. das geglaubte Wirken des Gottes an seinem Volke darstellendes, in der organischen Arbeit einer mythisierenden Erinnerung darstellendes. Es geht hier eben tatsächlich um religiöse Geschichtsanschauung: das Wunder wird vom wundergewärtigen Menschen geschaut und vom wunderergriffnen der erzählenden Sprache eingebildet. Nicht Phantasie ist hier tätig, sondern Gedächtnis, aber eben jenes gläubige Gedächtnis der Seelen und Geschlechter von Frühzeiten, das, von der außerordentlichen Begebenheit getrieben, ihr willkürfrei den außerordentlichen Zusammenhang baut, – ein dichtendes Gedächtnis, gewiß, aber eben ein gläubig dichtendes; man darf darauf Jacob Grimms Wort 29 von der »objektiven Begeisterung« anwenden. Wie sollte da, bei all ihrer kaum anzuzweifelnden Geschichtlichkeit, eine geschichtswissenschaftlich haltbare Person Gideons herauszuholen sein, von der auszumachen wäre, ob ein ihr zugeschriebener Ausspruch ihr zukommt oder nicht? Wer dessen Authentizität verteidigt, kann ihn damit nicht als geschichtswirklich, wohl aber – was gegenwärtig eben bestritten wird – als geschichtsmöglich im prägnanten Sinn bezeichnen wollen. Eine Zeit ist gegeben, ein Wort ist gegeben, – kann es, ihrem Wesen nach, seinem Wesen nach, in ihr gesprochen worden sein? Das allein ist es, was ich für den Gideonspruch und für die Epoche der Geschichte Israels zwischen Josuas Tod und Sauls Thronbesteigung bejahen zu dürfen meine. Er ist der Ausdruck einer Gesinnung; es dünkt mich eine naive, nicht reflektierende Gesinnung, ein elementarer, nicht literarischer Ausdruck zu sein. Der Gideonspruch ist nicht, wie die Erzählung von Gideons Berufung, Kampf und Sieg, an sich legendären Charakters; wonach die Geschichtswissenschaft also zu fragen hat, ist nur, ob er in jener Zeit, der ihn die Bibel zuschreibt, ihrer religionsgeschichtlichen Höhenlage und ihrer staatsgeschichtlichen Situation nach geäußert werden konnte. Der Erweis der geschichtlichen Möglichkeit des Gideonspruchs wäre aber zugleich der Erweis seiner geschichtlichen Wahrheit. Denn das Attribut Möglich meint ja hier eben nicht ein nur nicht unmögliches, sondern ein dem Charakter einer Volkszeit entsprechendes Ereignis. Nicht als Absonderlichkeit am Rande einer Epoche ist das Wort aufzuzeigen – das wäre müßig –, vielmehr als ein aus ihrem Grunde Quellendes und so aus ihrem Sinn Ableitbares. Die These kann nicht sein, daß ein isoliertes Genie oder ein isolierter Narr in der Zeit zwischen Israels Landnahme und Israels Staatsbildung ohne Auftrag und ohne Widerhall Jhwh als den ausschließlichen Herrscher ausgerufen habe; nur dies kann uns anliegen,
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daß ein in diesem seinem Stadium geschichtlich lokalisierbarer Wille religiöser und politischer Art in einem, ein glaubensgebundner Verfassungswille hier die schlichte Stimme seiner Forderung, wie hernach in der samuelischen Krisis die zwiespältige seines Verteidigungskampfes und seiner Resignation gefunden hat. Verfassungswille, sage ich, nicht Verfassung. Wellhausen 30 erklärt gegen Josephus, der ja den Begriff Theokratie erfunden hat, im alten Israel habe eine Theokratie als Verfassungsform nie bestanden. Soweit hier unter Theokratie die unmittelbare zu verstehen ist, die der Gideonspruch meint, und unter Verfassungsform zu verstehen ist eine Institution gleicher Festigkeit und Eindeutigkeit wie irgendwelche Demokratien oder Aristokratien der Geschichte, ist der Gegenbeweis nicht zu führen. Aber entgegengetreten kann und soll der sich anschließenden Behauptung Wellhausens werden, die Gottesherrschaft sei vorexilisch somit lediglich »eine ideale Vorstellung«, die überdies erst bei den Propheten der späten Staatszeit erscheine. Zu »Idee« und »Anstalt« in Wellhausens Sinn gibt es ein Drittes: den realen, kämpfenden, dem wechselnden Widerstand der Geschichtszeiten je und je ein Stück wie sehr auch gewandelter Verwirklichung abringenden religiös-politischen Erfüllungswillen, den nicht erst spätprophetischen, sondern von dem geschichtlichen Israel unabtrennbaren. Das Königtum Gottes ist ein Paradox, aber ein geschichtliches: es steht im geschichtlichen Kampf der Botmäßigen gegen die Widerstrebenden, einem Kampf, der ohne seine naiven, aber ebendeshalb höchst wichtigen Urformen nicht begriffen werden kann. Er ist die sichtbarste Erscheinung jener Reichsdialektik, die das israelitische Volk erzog, um die Geschichte als um das Zwiegespräch von fragender Gottheit und antwortversagender, aber doch auch antwortversuchender Menschheit zu wissen, dessen Gefragtes ein Eschaton ist. Daß diese Dialektik ihre ganz irdische Gestalt hat, daß sie nicht auf theologischen Höhen, sondern mitten im Strudel der politischen Aktualitäten sich verleibt, und daß ihrer beraubt die stetige Historie eines Volkes Israel als Trägers der Reichsbotschaft nicht zu verstehen wäre, erlaubt, ja gebietet uns, den Verfassungs-, d. i. Verwirklichungswillen als einen ursprünglichen Bestand in der Dynamik dieses Volkslebens zu erkennen, der in der Geschichtschreibung wirkt, weil er in der Geschichte gewirkt hat.
Zweites Kapitel
Richterbücher und Richterbuch Seit Wellhausen gilt, ungeachtet aller Abweichungen in der literarkritischen Auffassung, das Buch der Richter als eine späte Sammlung alten Sagenguts, deren Großteil – das Wesentliche der Kapitel zwei bis sechzehn – vornehmlich auf Häuptlingsgeschichten einzelner Stämme zurückzuführen sei, von denen etliche aber in einer Bearbeitung aus der Zeit der ersten Schriftpropheten aufgenommen wurden, so daß sich in ihnen ein mehr profan-geschichtlicher Grundgehalt mit theokratisierendem Legendenbeiwerk mische. Bei der Redaktion sei dann vollends eine »Uniform« 1 drübergezogen worden; die an sich zusammenhanglos nebeneinander stehenden Erzählungen seien in einen Rahmen gepreßt worden, der sie alle zu Einzelfällen des gleichen Schemas mache: das Volk – das es in jener Epoche gar nicht als Einheit gegeben habe, aber zu dem die Tendenz die Stämme habe zusammenschweißen müssen, so daß an die Stelle des Nebeneinander von Häuptlingen ein Nacheinander von »Richtern« der ganzen Gemeinschaft getreten sei – fällt von Jhwh ab, es wird durch feindliche Invasion (wobei ein Nachbarstamm nach dem andern an die Reihe kommt) bestraft; nun kehrt es zu seinem Gott um, es »schreit« zu ihm, und alsbald beruft er ihm einen Befreier, einen Schophet, einen »Rechtschaffer« 2: denn jetzt, nach der Umkehr, hat es wieder Recht gegen den Feind, gegen den es sündig Unrecht hatte, und dieses Recht wird verund erfochten. Daß hier ein gleichförmiger Rahmen gezogen ist, ist offenkundig; ob aber das überlieferte Geschehen, literarisch geformt, in ihn gesteckt oder mitten im glühenden Werden der Überlieferung in ihm geschaut worden ist, ob also vier Leisten um ein fertiges Gemälde gelegt wurden oder ein farbiges Fenster die Erscheinung einer Landschaft zugleich umfaßte und einheitlich tönte, erscheint mir nicht ausgemacht. Wenn in einer neubabylonischen Chronik über die Zeit Sanheribs 3 von seinem Krieg gegen das Land als dem Zorneswirken des Gottes Marduk fast mit denselben Worten gesprochen wird wie in einer altbabylonischen 4 von der um nahezu zwei Jahrtausende früheren Hungersnot unter Sargon von Akkad, ist die Gleichheit nicht in einer nachträglichen Schematisierung, sondern in einer ursprünglichen und sich – sei es auch etwa nur in archaisierenden Formeln – erhaltenden Weise, geschehende Geschichte zu betrachten und schon im Betrachten zu deuten, gegründet. Und nun gar das in all seinen Generationen von den Schauern einer als Zwiesprache erlebten Geschichte angerührte Israel! Man versuche, die Ahnung einer Gegenseitigkeits-
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dynamik, die sich in aller Begebenheit birgt, aus der Geschichtserfahrung und Geschichtserzählung Israels zu lösen, – man wird keine organische Geschichtssubstanz übrig behalten. »Die ungemeine Frische und Natürlichkeit ihrer Triebe«, die Wellhausen an der bedeutendsten Stelle seiner »Prolegomena« 5 den biblischen Personen mit Recht zuspricht, ist kein Argument gegen die Ursprünglichkeit und Lebenswirklichkeit der Geschichtskonzeption, in der jene Ahnung sich vollendet. »Die handelnden Personen«, meint Wellhausen, »treten durchweg mit so einem Muß ihrer Natur auf, die Männer Gottes nicht minder wie die Mörder und Ehebrecher.« Das ist eine Verkehrung nicht etwa bloß einer »deuteronomistischen« oder gar »judentümlichen«, sondern aller biblischen Perspektive. Zunächst sind die Männer Gottes von den Mördern und Ehebrechern nicht so säuberlich zu scheiden; ein profaner David, der zwar zu diesen, aber nicht auch zu jenen gehörte, wäre eine unhaltbare Konstruktion. Sodann aber ist das Muß, durch das und in dem einer »Mann Gottes« wird, in biblischer Perspektive ein schlechthin anderes als das, durch das er oder sonstwer Mörder und Ehebrecher wird, und die biblische Geschichte hat keinen Sinn, wenn sie nicht den hat, daß das Muß der Natur sich dem Muß Gottes ergeben und darin sich erheben darf, echte Leidenschaft zu echter Heiligkeit, die Schöpfung zum Reich. »Im alten Israel«, fährt Wellhausen fort, »war das göttliche Recht nicht bei der Institution, sondern bei dem Creator Spiritus, bei den Individuen.« Ich denke, es war wohl bei diesen, aber nicht in ihrer Beschaffenheit, sondern in ihrer Spannung, in der Dialektik ihrer Existenz zwischen Schöpfung und Erlösung, – und so in dem Institutionswillen, der von dieser Spannung bestimmt war. Das »Schema« des Richterbuchs ist, wiewohl literarisch erstarrt, nur eine Form des Netzes, mit dem der gläubige Betrachter die Vielfältigkeit der um ihn und an ihm geschehenden Geschichte einzufangen sucht. Aber läßt denn die widerspruchslebendige Gewalt des historischen Schicksals sich von einem Pragmatismus meistern? Nur wenn in diesem eine tiefere Wirklichkeit sich, wenn auch nur notdürftig, logisiert. Geschichtswidrig aber ist das Schema keineswegs. Die Geschichtswissenschaft wird, wenn sie religiöse Begriffe durch profane ersetzt, den des sich wiederholenden Abfalls von Gott durch den des sich wiederholenden Zerfalls einer Volkseinheit in eigenwillige Stämme, erkennen, daß das Zeitalter, von dem das Richterbuch erzählt, in einer wogenden Bewegung zwischen auseinanderreißender Vielheit und vollendungsbegieriger Einheit stand, und von da aus wohl auch dies, daß hier das Einheitsprinzip eines Volkes und das eines Glaubens von den gleichen Kräften, von den gleichen Personen getragen wurden. Die profangeschichtliche Übertragung der Folge »Abfall Drangsal Bekehrung Ruhe« 6 lautet: Zerfall Drangsal
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Einung Ruhe. Aber darf nicht angenommen werden, daß, wie einst die gläubige Erfahrung eines Ereignisses das Volk konstituiert hat, so die jeweilige Bekehrung zur gläubigen Erfahrung der Geschichte die Macht der Einheit im Volk immer wieder neu belebte? Daß sie sich nicht stark genug erwies, gibt dem Buch der Richter den schwermütigen Zug, dem ganzen, nicht bloß dem Schlußteil. Man achte auf diesen Zug und man wird manche Episode, die jetzt fremd aus dem Zusammenhang zu springen scheint, in ihn einbetten. Wie Gideon ein »Ephod« 7 aufstellt, das dann zum Mittelpunkt eines Baalsdienstes wird, wie Jephtha die Tochter dem Gott opfert, dessen Künder sich gegen nichts so sehr wie gegen seine Molochisierung empören werden, das steht mit fast sinnbildlichem Gewicht an seiner Stelle. Die Überlieferung gab es her, aber der an ihr solchermaßen Auslese und Anordnung zu üben verstand, war ein großer Lehrer. 8 Die Auffassung, der Hauptteil des Buches bestehe aus lose aneinandergereihten Erzählungen, die nur durch das ihnen nachträglich auferlegte pragmatische Schema zusammengehalten würden, verkennt den Bau dieses eigentümlichen Schriftwerks von Grund aus. Gleichviel wie die Frage der chronologischen Abfolge, wie die der Quellenscheidbarkeit 9 zu beantworten wäre, es ist, wenn man von kleineren eingeschalteten Stücken absieht, aus zwei Büchern zusammengefügt, zwischen denen die beiden unähnliche Simsonsage steht. Jedes der beiden Bücher ist von einer Tendenz aus redigiert, das erste von einer antimonarchischen, das zweite von einer monarchistischen Tendenz. Wir haben an »Richter« das Ergebnis eines kompositionellen Ausgleichs zweier entgegengesetzten Redaktionstendenzen, von denen jede sich in einer geschlossenen Buchgestalt dargestellt hatte. Die Darstellungsweise der Tendenz ist in beiden Büchern eine verschiedene: im zweiten kann ihre unmittelbare Äußerung von den Erzählungen selbst abgetrennt werden, im ersten gehört sie diesen so organisch ein, daß es nicht angeht, sie dem Redaktor allein zuzuschreiben. 10 Scheidet man von den zwölf ersten Kapiteln die übersichtartigen Abschnitte, die allgemeinen Betrachtungen und die Reden des »Boten« (, – ) und des »Künders« (, –) sowie die Angaben über die »kleinen« Richter, von denen nicht eigentlich erzählt wird, aus, dann gewinnt man eine Folge von sieben teils kurzen teils längeren Geschichten, von denen jede die antimonarchische Tendenz ausspricht, die einen versteckt, die andern in eindeutigstem Vortrag. Alle handeln sie von Königen und Königtum, und alle verächtlich oder anklägerisch oder zumindest von der Überlegenheit eines königlosen Israel aus. Wohl merkt man der einen oder andern die Absicht nicht an, wenn man sie für sich betrachtet; hat man sie aber einmal auf dieses Gemeinsame hin zusammengesehn, dann kann es an keiner mehr als beiläufig erscheinen.
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Die erste der sieben Geschichten ist die die »Einleitung« eröffnende (, –) von dem kanaanäischen Herrscher Adoni-Beſeq, den siebzig ihm hörig gewordnen »Königen«, die, die Daumen an Händen und Füßen abgehackt, unter seinem Tisch die Brocken lasen, und seiner Besiegung bei Beſeq durch die Stämme Juda und Simeon, die ihm das gleiche Los bereiten. Man hat, wohl mit Recht, angenommen, daß der analogielose Name aus Adoni-Zedeq korrumpiert worden ist 11; dieser mag, da man bei Zedeq natürlich eher an »Gerechtigkeit« als an den fremden Gottesnamen (wenn es ein solcher war 12) dachte, zu edel erschienen sein, wogegen beſeq vermutlich an Scherbe, Bruchstück denken ließ 13. Nicht minder auffällig ist, daß der Besiegte nicht als König bezeichnet wird: so treten die siebzig ihm versklavten Königlein in ihrer Nichtigkeit deutlicher hervor; und er, der Oberherr des Königshaufens, wird nun selber von Israel ebenso gedemütigt wie sie alle von ihm! Es ist die typische Spottsage, und das Motivwort ist »König«. Die zweite Geschichte (, –) korrumpiert ebenfalls den Namen eines feindlichen Herrschers, eines aramäischen Königs, aber auf weit drastischere Weise: zum Reim auf den Namen seines Reiches, des »Zweistromlandes« Aram Naharajim, wird dem seinen, Kuschan, der Dual Rischathajim, »Doppelfrevel«, als Spitzname angehängt oder, was wahrscheinlicher ist, der zweite Teil seines Namens, etwa Rischath 14, solcherweise umgemodelt. Auch dieser König wird, von dem ersten der »Richter«, überwunden. Die dritte Geschichte (, –) erzählt die Ermordung des Moabiterkönigs Eglon, der seit achtzehn Jahren Israel unterjocht hält, durch den Richter Ehud. Ob nun Hieronymus und Luther den seltsamen Vers richtig übersetzt haben oder nicht, auch ohne diesen Zug ist die Groteske beredt genug: es geht darum, von dem fetten Tyrannen ein karikierendes Bild seines Untergangs zu bewahren. 15 Nun folgt der dem übernommenen älteren Lied der Debora vorausgeschickte Bericht von ihrem und Baraks Sieg über Sissera. Eins seiner schwierigsten und meisterörterten Probleme ist, daß als der – selbst anscheinend nicht ins Feld ziehende – Herr der feindlichen Macht ein Jabin »König von Kanaan« erscheint, der dem Lied fremd ist, aber, da er in Chazor residiert, an Jabin den König von Chazor gemahnt, den wir aus Josua als Haupt einer bei den Wassern von Merom besiegten Koalition kanaanäischer Könige kennen. Man nimmt an, Jabin und Sissera seien »durch einen harmonistischen Kunstgriff nebeneinander möglich gemacht« worden 16, der Redaktor habe zwei verschiedne Geschichten vereinigt und den König Sissera von Charoscheth zum Heerführer des Königs Jabin von Chazor gemacht. Die Motive einer solchen Verschmelzung
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sind nicht einzusehn. 17 Wenn dem Redaktor aber Sisseras Königschaft nicht überliefert war 18, dann ist es von seiner antimonarchischen Tendenz aus wohl zu verstehen, daß er, dem für diese entscheidende Begebenheit als Führer der verbündeten »Könige von Kanaan« (, ) nur ein »König von Kanaan«, also ein historisches Nonens, genügen konnte, einer verwischten Tradition des Jabin-Bündnisses diesen Namen entnahm. 19 Seine Absicht spricht sich am Schluß des Berichts geradezu päanhaft in dreifacher Wiederholung der Gegenüberstellung der Söhne Israels mit dem hier zu symbolischer Größe erwachsenden Vertreter heidnischen Monarchismus aus: »So zwang Gott an jenem Tag Jabin den König von Kanaan vor die Söhne Israels hin. / Und nieder ging die Hand der Söhne Israels, niedergehend und wuchtend, auf Jabin den König von Kanaan, / bis sie ausgerottet hatten Jabin den König von Kanaan.« Ausgerottet: es ist dies die einzige Stelle, wo das so häufige Verb, auf eine einzelne benannte Person bezogen wird; die Person steht eben für mehr als Person. Der nächste Richter ist Gideon. Hier tritt die Tendenz nicht mehr in der ironischen oder triumphierenden Behandlung des gegenspielerischen Heidenkönigs hervor – die »Könige« von , – sind von ihr ebenso unberührt wie die »Fürsten« von , –, –, denn hier hat sie den gefunden, der sie selber geradeaus und unbedingt ausspricht. Das antimonarchische Buch zentriert offenbar in seiner und seines Hauses nach dem Ja und nach dem Nein hin gleich bedeutsamen Geschichte. Er ist der eigentliche Held der primitiv-theokratischen Legende und ist nicht umsonst in Samuels großer Volksrede zuvorderst unter den von Gott berufenen Befreiern genannt (I Samuel , ). Von seinen beiden Namen steht hier Jerubbaal. Wie immer das etymologische und das geschichtliche Problem dieses Namens aufgefaßt werden 20, der Redaktor, für den beide nicht bestanden, sieht in Jerubbaal einen Beinamen, für den er, offenbar auf Grund der Volksanschauung, die Analogie des Beinamens Israel anklingen lassen will, wie er von der Überlieferung gedeutet wurde, deren intensive Lebendigkeit die Hoseastelle (, ) bezeugt; beide zusammengesetzt aus einem Verb, das streiten, fechten bedeutet 21, und einem Substantiv, das ein Gotteswesen bezeichnet, und dieses Substantiv nicht, wie die Wissenschaft es gemeiniglich faßt 22, Subjekt, sondern Objekt des Satzes. Jenem, der den El befocht, stellt er diesen, der den Baal bekämpfte, zur Seite, also dem Ringer um den Segen des echten Numens den Vernichter des Wider- und Scheingottes, – beide »Gottesstreiter« 23. Freilich wird Gideon der neue Name nicht, wie dem ersten und dem dritten der Erzväter, von der obern Sphäre her und in einem Vorgang verliehen, den die haggadische Tradition als Neuschöpfung verstehen konnte 24, sondern vom Volk und sogar, nach der , zitierten (aber vom Verfasser offenbar nur an-
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ekdotisch neben der von ihm vertretenen angeführten) Deutung, vom Volkshumor, und so ist für den die Zeitenkreise zusammensehenden Redaktor der Abstand gewahrt und er kann in der Art, wie hier der Beiname mit der Erzählung der gottesstreiterischen Handlung verknüpft erscheint, die Tendenz der Legende zu pathetischem Ausdruck kommen lassen. Dazu tritt, daß Gideon der einzige unter den vorsamuelischen Richtern ist, dessen Berufung wirklich erzählt wird. Diese Berufungsgeschichte hebt sich von allen prophetischen durch den alttestamentlich analogielosen Engelsgruß ab, auf den der als Held Angesprochene in einer so direkten und resoluten Weise antwortet, wie sie in einer späten, theologisch-literarischen Legende undenkbar wäre. Dabei verbindet er den Terminus des Wirklichhiervorhandenseins (jesch) mit dem Gottesnamen in ähnlicher Weise fragend, wie sie eben Jakob (Genesis , ) positiv damit verbindet; und man muß dran denken, wie die einzige andre fragende Verbindung, die des Volkszweifels Exodus , , geahndet wird, wogegen Gideon auf seine Zweifelsfrage, wieder ein untheologischer und unliterarischer Zug der Sagenfrühe, die Erwiderung Gottes empfängt: »Geh in dieser deiner Kraft!«, die den Zweifel hinwegräumt, aber dessen Urheber bestätigt. Wieder mit Jakob verknüpft ihn Vers : von beiden (vgl. Genesis , ) erfahren wir, daß sie das Numen »Angesicht zu Angesicht« schauen dürfen. Es ist folgerichtig, wenn Gideon, wie Jakob und Mose, über dem erbauten Altar einen namenartigen Gottesspruch ausruft. Und wie die Berufung, so ist der Kampf naiv-theokratisch erzählt. Er beginnt mit der Niederlassung des Geistes in einem unerhört kühnen Bilde, dessen primitive Mächtigkeit nicht mit einer späten Trivialisierung (I Chronik , , wo ruach allein steht; anders die archaisierende Stelle II , ) verwechselt werden darf: der Geist bekleidet sich mit Gideon. Im gleichen Stil der primitiven Legende ist die Auswahl des Schrecktrupps, jener dreihundert berichtet, die in aller Hast, um nur fortstürmen zu können, vom herabrinnenden Quellwasser ein weniges aufschlürften, während alle andern sich Zeit ließen, hinzuknien und gemächlich vom Becken zu trinken 25; im gleichen Stil Gideons Traum und der seltsame Angriff 26, der übrigens wohl nur als Anfang einer Aktion zu verstehen ist (die Hauptmacht steht verfolgungsbereit im Zeltlager, das mit den »Zelten« in , gemeint ist; die Kernschar ist dann freilich auch in der Verfolgung voran, , ) und dessen unübersichtliche Schilderung durchaus nicht lediglich aus ungeschickter Verschränkung zweier Quellen abgeleitet werden kann, – die Undifferenziertheit früher Schlachtberichte ist ebenso typisch wie die früher Reiterschlacht-Fresken. Die folgenden, bis auf sekundäre Einzelheiten im profanen Geschichtston gehaltenen Episoden sind ein Musterbeispiel dafür, wie in einer Heldenlegende jene Teile
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der historischen Materie erzählt werden, die Schau und Darstellung nicht in den Wunderzusammenhang einzufügen vermag. Es ist nun wohl zur Genüge geklärt, wie die theokratische Sage von Gideon, der seinem Herrn als Führer des siegreichen Heerbanns dient, und der theokratische Spruch Gideons einander bedingen. Erzählt wird die Geschichte eines Helden, aber eines biblischen Helden, der wie alle diese »Rechtschaffer« im Auftrag steht, wie sie alle in einem ganz personhaften und ganz einmaligen, in einem, der sich nicht fortsetzen, nicht übermitteln, nicht dynastisch auswerten läßt; jeder Versuch dazu wie jeder Schritt in eine auftraglose Selbstherrlichkeit wäre Verrat am Geber des Auftrags, an dem einen waltenden Herrn. In Gideons Spruch hat die stumme Sage ihr Spruchband; er hat in ihr seine biographische Grundlage und Ermächtigung, ohne die er ungeachtet seiner Konkretheit nur ein erhabener Aphorismus wäre. Was nun zunächst folgt, ist die Geschichte des Verrats. Der Redaktor wußte (gleichviel ob er damit differente Traditionen verlötete oder nicht), was er tat, als er zuletzt noch von dem Ephod erzählte, das Gideon als Heiligtum seines Herrn aufrichtet und das das Volk zum Mittelpunkt eines Baalkults 27 macht, also eben des Kults, mit dessen Vernichtung der Auftrag und die Tat begonnen hatte. Die kurze Erzählung schlägt das Motiv der Verleugnung und Verkehrung an 28, das in der großen von Abimelekh ausgeführt wird; Volk und Sohn vereiteln gleicherweise die Intention des toten Helden. In Abimelekh ersteht dem Gedanken des ausschließlichen Gotteskönigtums der dämonisch gemeinte Widersacher. Daß seine Geschichte im Profanstil erzählt wird – Wellhausen nennt es: »ohne Vergoldung durch übernatürlichen Nimbus« 29 –, ist mehr als eine Quellenfrage: der Redaktor sieht in ihm, dem Feind der theokratischen Tendenz, den Mann, der die Geschichte – in unserer Sprache ausgedrückt – politisieren, vielmehr, sie zu einem Tummelplatz nur-politischer Interessen machen will. Der Stil der Legende muß hier dem der Profanchronik weichen: Gott läßt den Widersacher den Ton angeben, – bis zum Augenblick der Vernichtung. Bei dem Bericht der göttlichen Strafe könnte der Legendenstil wieder einsetzen; aber die Strafe, die in dieser Entwicklungsschicht der Sage zumeist in den Formen der natürlichen Begebenheiten vollzogen wird, muß das hier noch aus einem besondern Grund: die politische Verwünschung Jothams soll politisch in Erfüllung gehn. Doch geschieht diese Erfüllung ausdrücklich von oben her, und zwar charakteristischerweise durch ebenjene göttliche Entsendung eines »bösen Geistens« (so kinetisch ist in solchen Fällen ruach zu verstehn) zwischen Abimelekh und die Herren von Sichem (, ), de-
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rengleichen wir nur noch bei Sauls Bestrafung (I Samuel , ff.) begegnen. Der theophore Name Abimelekh ist von den Kanaanäern übernommen worden, bei denen er wohl die eigentümliche Funktion hatte, zwei verschiedene Ordnungen der Gottesbezeichnung, die Vater- und die Königs-Ordnung, also die biologische (der Gott als Urvater des Stammes) und die politische Konzeption (der Gott als Oberherr des Stammes) miteinander zu verknüpfen; bei der Übernahme wurden hier wie sonst die gotthaften Bestandteile des Namens auf Jhwh bezogen. 30 Es ist dies in der Bibel der erste mit der Gottesbezeichnung Melekh gebildete israelitische Name, und mit Recht ist bemerkt worden 31, das sei gewiß kein Zufall; aber nicht, weil Gideon der erste gewesen wäre, »dem der Königstitel beigelegt wurde« – ich habe gezeigt, daß der Text uns zu einer solchen Annahme nicht berechtigt –, sondern weil eben Abimelekh der erste war, der sich den Königstitel beilegte. Abimelekh ist nämlich offenbar gar nicht der ursprüngliche Name des Usurpators. »Seine Kebse,« heißt es , von Gideon, »die in Sichem war, gebar ihm, auch sie, einen Sohn, er setzte ihm den Namen Abimelekh.« Aber nie wird die Wendung »einen Namen setzen« von der Namengebung bei der Geburt eines Kindes gebraucht, die vielmehr durchweg mit dem Verb rufen berichtet wird: »einen Namen setzen«, sonst nur in späten Texten vorkommend, heißt einen neuen Namen geben – so von der göttlichen Namensverleihung an Abraham: Nehemja , , an Jakob: II Könige , 32; hier würde sie also bedeuten, daß Gideon seinem Sohn, der vielleicht wie der Ahn Abieſer hieß, etwa anläßlich der Abweisung der Königswürde und als eine Kundgebung mehr den geänderten theophoren Namen verlieh. Man kann aber auch »man setzte ihm …« oder »er setzte sich« übersetzen. Ich vermute, daß der Redaktor es im letztern Sinn verstanden wissen wollte, vielleicht nicht ohne eine Ironie, die seiner Grundhaltung wohl anstünde: der Usurpator, der »Sohn der Magd« (, ), nimmt einen stolzen Namen an (»Mein Vater schon war – eigentlich – ein König«), der aber im Grunde auf den göttlichen König hinweist: einen Namen also, der ihn richtet. Daß die Wendung an ihrer und nicht, wie man erwarten möchte, an einer spätern Stelle steht, ist wohl daraus zu erklären, daß der Redaktor einen andern Namen, den er hier hätte anführen können, um die Umnennung dann in Kap. zu berichten, in der Tradition nicht vorfand – vermutlich, weil der angenommene Name den ursprünglichen verdrängt hatte. Welche Bedeutung der Name für den Verfasser oder Redaktor hat, geht besonders deutlich aus , hervor, wo er dazu verwendet wird, die Wurzel malakh dreifach nebeneinanderzutun und so die Verfehlung der Siche-
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miten phonetisch spürbar zu machen: wa-jamlikhu eth abimelekh le-melekh, »und sie königten ›Vater-König‹ zum König« – wobei zu beachten ist, daß der Pleonasmus »zum König königen« (das bloße »königen« steht v. und , »zum König salben« v. ) nur noch I Samuel , , an einer von der gleichen Tendenz, nur in einem weit vorgeschrittenen Entfaltungsstadium ihrer Krisis, bestimmten Stelle vorkommt. Auch hier hat das Stilmittel der Wiederholung die Funktion einer sinnlichen Hervorhebung der Absicht. Die Jothamfabel, die stärkste antimonarchische Dichtung der Weltliteratur, ist das Gegenstück zum Gideonspruch. Unabhängig von ihm könnte sie anarchistisch verstanden werden; in den straffen Zusammenhang eingefügt wirkt sie wie eine realitätseifrige Erläuterung zu jenem grundsätzlichen Manifest. Das Königtum, so lehrt das an Gehalt und Darstellung nur einigen taoistischen Bildreden zu vergleichende Gedicht, ist kein produktiver Beruf; es ist müßig, aber auch verwirrend und zersetzend, daß Menschen über Menschen herrschen; jeder soll seinem ihm eigentümlichen Geschäft nachgehn, und die mannigfaltigen Fruchtbarkeiten werden zu einer Gemeinschaft zusammenwirken, über der, damit sie daure, niemand zu walten braucht – niemand, so deutet der Gideonspruch der ohne ihn primitiv-freiheitsgläubig anmutenden Doktrin voraus, als Gott allein. Das »Gemeinwesen ohne Obrigkeit« 33 ist von dem Verfasser oder dem Redaktor des antimonarchischen Richterbuchs als ein Gemeinwesen gedacht, dem eine unsichtbare Obrigkeit genügt. Sellin, der 34 aus dem Gegensatz der »politischen Spitze« der Fabel zu dem angeblichen Königtum Gideons weitgehende Folgerungen zieht (in der Tat würde Jotham, wenn jenes bestanden hätte, den Vater »zu einem faulen, unnützen Menschen stempeln«), merkt ihr doch zugleich an, sie sei »aus einer Situation heraus geboren, in der die Frage des Königtums eine wirkliche aktuelle Bedeutung hatte«. Eben dies ist meine Ansicht, und nicht für die Jothamfabel allein. Die antimonarchische Richterchronik schließt mit der dem ursprünglichen Bestand offenbar später angefügten Geschichte Jephthas. Sie wird im Gegenbild zu der Abimelekhs erzählt. Jephtha stammt wie Abimelekh nicht aus einer Hauptehe, ja nur aus einer flüchtigen Verbindung, aber er wird nicht ein Verderber, sondern ein Befreier; auch er sammelt eine Freischar »leichter Männer« um sich, aber sie gibt anscheinend den Kern des Heeres ab, mit dem er Ammon besiegt; er läßt sich zum »Haupt« ernennen, aber damit wird er nur oberster Befehlshaber im Krieg, Richter im Frieden, er trachtet nicht nach dem Königtum. Für die Tendenz des Buches hat er die besondre Bedeutung, daß er sie an dessen Ende noch einmal, und zwar nach außen, vertritt, in seiner – freilich der ursprünglichen
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Tradition offenbar fremden und erst von der Redaktionsabsicht aus ihr angehefteten – Botschaft an den »König der Söhne Ammons«, die von den Begebenheiten zwischen Israel und den Heidenkönigen auf dem Zug von Ägypten nach Kanaan handelt: keiner von ihnen hat dem königlosen Israel etwas anhaben können. Und wie eine Andeutung auf das Richtertum als das Israel gemäße Vertretertum des göttlichen Herrn klingt der Anruf am Schluß: »Richte Jhwh der Richter heut / zwischen den Söhnen Israels und den Söhnen Ammons!« Nur an dieser einen Stelle im Kanon wird Gott schlechthin als der Richter bezeichnet; sogar Genesis , hat nicht diese absolute Form. Man beachte, daß Jephtha nur eine Tochter hat und auch sie hingibt. Das dynastische Problem wird nicht wieder aufgeworfen. Es ruht von der Tragödie des Gideonhauses bis zu der in ihrer Bedeutung für die samuelische Krisis noch nicht hinreichend erkannten Verfehlung Samuels selber gegen den antidynastischen Sinn des Richtertums (I Samuel , –). Von dem Dargelegten aus beantwortet sich auch die zu Anfang nur gestreifte Frage, warum in der Erzählung vom Herrschaftsangebot an Gideon der Königsbegriff vermieden wird: es galt ja eben, ihn zu entwerten, und so durfte er in einem positiven Sinn nicht verwendet werden. Wo immer sonst Gott als König bezeichnet wird, hier war es nicht zulässig; dem göttlichen Herrschertum mußte in der Nähe der Jothamfabel die Assoziation mit dem verächtlich gemachten Terminus ferngehalten werden. Ich fasse die wichtigsten allgemeinen Ergebnisse über das antimonarchische Buch zusammen: . Der Gegensatz zwischen Israel und den Nachbarvölkern wird als einer zwischen einem theokratisch gemeinten Richtertum und einem den Heiden eigentümlichen Königtum verstanden (zu gojim I Samuel , , ist zu beachten, daß zum Unterschied von anderweitigem Sprachgebrauch Israel weder in Richter noch in I Samuel je als goj bezeichnet wird). . Die primitive Verfassung Israels im Zeitalter zwischen Landnahme und Königseinsetzung wird in ihrem Minimum an Herrschaftsinstitutionen und ihrem völligen Mangel an Kontinuitätssicherung als das Korrelat zur Anerkennung der unmittelbaren Theokratie verstanden, das Amt der Schophtim daher nicht als eine Regierungsform (wie das ihrer Namensvettern, der karthagischen Suffeten), sondern als eine situationsbedingte und -begrenzte Auftragsberufung, – ein ausschließlich charismatisches Amt, dessen Besetzungsunterbrechungen also letztlich zu seinem Wesen gehören. . Dem Geschichtsmaterial gewinnt die Tendenz eine allmähliche und nach Möglichkeit vollständige Kundgebung ab.
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Die Simsongeschichte schaltet für unsre Betrachtung aus: sie ist, gattungsverschieden von allem Übrigen, erst von dem kompositionellen Ausgleich einbezogen worden, Vor- und Nachspruch leisten in ihrer äußersten Knappheit das Unerläßliche zur Verknüpfung mit den beiden Büchern, zwischen die sie eingebettet ist (der letzte Satz in , ist vermutlich sekundär – es scheint mir ursprünglicher, wenn in der Verheißung nicht gesagt wird, wozu der Knabe berufen ist). Dagegen gehören die Vor- und Nachsprüche in dem antimonarchischen Buch im wesentlichen nicht erst dem kompositionellen Ausgleich, sondern schon dem von diesem vorgefundenen Bestand an, zu dessen einheitlichem Aufbau sie nicht zu entbehren sind; sie sind, wie ich dargelegt habe, ihrem »pragmatischen« Gehalt nach früh, und ihre »abstrakte« Form erklärt sich aus der redaktionellen Aufgabe; inwiefern einzelne (außer der zu Jephtha überführenden Erzählung, die aus der Zeit von deren Anfügung stammt) nachträglich ausgestaltet worden sind, braucht hier nicht untersucht zu werden. Daß die »Verallgemeinerung auf ganz Israel« kein Argument gegen die Ursprünglichkeit ist, ergibt sich schon aus einer Vergleichung aller Stellen des Richterbuchs, an denen »Israel« für einen Volksteil steht 35; die geschichtliche Frage nach der Existenz einer aktualen Volkseinheit in der Richterzeit wird uns später entgegentreten. In den Kapiteln – stellt sich dem antimonarchischen Richterbuch ein monarchistisches an die Seite oder vielmehr gegenüber, das in seiner Gesamterscheinung ebenso wie jenes nur als eine politische Kundgebung zu begreifen ist. 36 Die theokratische Chronik wußte zwar von immer wiederkehrenden Zeiten kultischen Abfalls des Volkes zu erzählen, die auch zugleich Zeiten des Auseinanderfallens und der Schwäche nach außen waren, aber sie ließ in der so lockern politischen Struktur doch eine zulängliche Bürgschaft für die innere Ordnung, in den »Richtern« zuverlässige und überlegene Wächter vermuten. Die Gegenchronik unternimmt eine Richtigstellung. Außerhalb der chronologischen Zeitfolge, an zwei zeitlich unbestimmten Beispielen, will sie zeigen, was an Unfug und Untat die gerühmte Königlosigkeit hervorgebracht hat. Diese Tendenz ist nachdrücklich vorgetragen; auch sie hat ihr Stichwort, das ihr den Rahmen hergibt, es ist ein ganzer Kehrvers: »In jenen Tagen gab es (eben) keinen König in Israel«, oder, wie es das erste und das letzte Mal in erweiterter Fassung heißt: »In jenen Tagen gab es keinen König in Israel, / jedermann tat was in seinen Augen gerad war.« Man kann nicht deutlicher sagen: »Das, was ihr für Theokratie ausgebt, ist Anarchie gewesen«, und: »Erst seit dieses Volk, wie es sich für ein Menschenvolk geziemt, sich einen Menschen zum König genommen hat, kennt es Ordnung und Gesittung.« Die beiden Geschichten, die solcherweise verwendet werden, sind in
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allem sonstigen Belang äußerst verschieden. Die erste besteht zweifellos aus von altersher geformtem Material, das nur im Umguß irgendwie verunglückte, die zweite ist aus einer barocken, überbreiten, im redseligen Stil an die wunderliche zweite Hälfte der Erzählung von dem judäischen Propheten in Bethel (I Könige ,–) erinnernden Ausspinnung eines Sagenmotivs (unter Benützung einer Patriarchenlegende) und einer Häufung umständlich und unanschaulich berichteter, wiewohl im Kern authentisch anmutender 37 Begebenheiten zusammengesetzt. Dennoch unterscheidet sich einerseits auch die erste Geschichte von den Sagen des antimonarchischen Buches und von der Simson-Epopöe nicht bloß durch den Mangel an Umriß, an Einfalt, an Größe, sondern auch – in Rhythmus und Satzbau – durch die unverkennbare Schriftlichkeit ihres Vortrags, gegen die jene sich als rhapsodisch geboren und gezogen bewähren. Anderseits hat, daß der Frauenraub , – eine alte Volkserzählung und nicht bloß ein alter Stoff ist, wohl auch der strengste Kritiker empfunden. Doch ist es offenbar, daß das monarchistische Buch dem antimonarchischen nachgefolgt ist, wie eine Bestreitung der bestrittenen These folgt. Mündlichkeit und Schriftlichkeit, Festigkeit und Verworrenheit, aber auch Kunde und Berichtigung, religiös-politische Lehre und ihr »reinpolitischer« Widerpart, jedenfalls Setzung und Gegensetzung, so stehen die beiden Bücher beieinander, die ein merkwürdiger Ausgleichsgeist zusammengeschlossen hat, der gleiche Geist, aus dem dann der Kanon entstand. In einem wichtigen Punkt freilich scheint die Gibea-Erzählung dem Bild allgemeiner Anarchie, das die Anhangschronik entwirft, zu widersprechen. Das antimonarchische Buch, das eine organische Volkseinheit voraussetzt, verhehlt doch keineswegs die Lässigkeit und Widerborstigkeit der Stämme, wo es eine aktive Gemeinsamkeit gilt; das monarchistische, das die Unordnung und Preisgegebenheit des vorköniglichen Zeitalters zeigen will, berichtet, wie auf die Nachricht von einer Gewalttat hin alles Volk sich wie Ein Mann erhebt und den Strafzug rüstet. Aber es war ja nicht die Absicht, dem vorköniglichen Israel die Einheitsfunktion abzusprechen, sondern ihm die Befähigung zur aktuellen Einigung nur im Moment einer außergewöhnlichen Aufrüttelung und nur zum Behuf der Niederzwingung eines das Urgesetz zwischenstämmischer Loyalität brechenden Stammes zuzubilligen, – wovon sich die dauernde Einheitssicherung und innere Befriedung durch das Königtum umso deutlicher abhob. Die Überlieferung, die die Geschichte eines solchen Momentes darbot, war willkommen, und daß sie von einer handelnden Gemeinschaft, einer eda 38, berichtete, brauchte nicht zu stören. Unter »Königtum« ist hier aber durchaus erst das davidische zu verstehen. Die Gibea-Tradition hatte
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offenbar schon in der Zeit des davidischen Gegensatzes zu den Sauliden 39 eine gegen Saul gerichtete Ausgestaltung erfahren. Ihr preist, so war deren Tendenz, den Mann aus dem Benjaminstamm, der das Joch Rinder zerteilte 40 und die Stücke durch Boten in alle Gemarkung Israels sandte, um unter schärfster Drohung zum Feldzug gegen Ammon zu laden; nun wollen wir euch erzählen, wie der Leichnam eines von Benjamin zu Tod geschändeten Weibes zerteilt worden ist, um das ganze Volk zum Strafzug gegen den verbrecherischen Stamm aufzurufen. Auch der Bericht von der Unbotmäßigkeit von Jabesch in Gilead (, f.) scheint dadurch beeinflußt worden zu sein, daß man Sauls berühmte Rettertat an Jabesch (I Samuel ) auf eine unedle Dankesschuld zurückführen wollte. 41 Es sei hier gegen die Spätdatierungen darauf hingewiesen, daß die übersteigerte Darstellung der Einheitsaktion , f., in all ihren wesentlichen Elementen auf den Sprachgebrauch der frühen Geschichtschreibung, der Zeit des Gesamtreichs deutet. Das Israel »von Dan bis Beerseba«, das hier zum erstenmal im Kanon steht, gibt es zuletzt »alle Tage Salomos« (I Könige , ), und die Bücher der Chronik haben die Wendung nicht mehr. Die »Eckpfeiler des Volkes« kennt nur noch die Saulsgeschichte (I Samuel , ) und das »Volk Gottes« nur noch die Absalom-Geschichte (II Samuel , ). Lediglich die blassen »alle Stämme Israels« und »wie Ein Mann« haben sich noch in späten Geschichtstexten erhalten. Die monarchistische Tendenz der Anhangschronik scheint in der Erzählung vom Zug der Daniten noch in besondrer Weise hervorzutreten, wenn wir an der anscheinend durch wiederholte Überarbeitung in Wortwahl und Satzbau undurchsichtig gewordenen Stelle , den massoretischen Text trotz allem, eben als Ergebnis solch eines Prozesses, ernstnehmen und uns erneut um seine Deutung bemühen, als um die Erschließung des Sinns, den er für jenen Redaktor hatte, der ihn uns überliefert hat. Dann erfahren wir über die Bevölkerung des Stadtstaates Lajisch, offenbar einer Tochtergründung Sidons, drei Umstände, die sie den Daniten als leichte Beute erscheinen lassen, und wie sich zeigt mit Recht: ihre Entfernung von der Mutterstadt, die ihnen keine Hilfe zu gewähren vermag, ihren Mangel an Bundesgenossen, mit denen sie etwa Signale für den Notfall vereinbart hätten 42, und – an erster Stelle angeführt – daß es bei ihnen keinen gibt, der als Erbe der »einhegenden« Herrschergewalt im Land die Macht der »Rüge« hätte, also durch rücksichtslose, keines Widerspruchs gewärtige Einsetzung aller Kräfte den Angriff abzuwehren versuchen könnte. Dürfen wir die Stelle, wie sie auf uns gekommen ist, so verstehen, dann haben wir an ihr, jedenfalls vom Gesichtspunkt des Bearbeiters aus, der ihr diese Form verlieh, ein Beispiel für die Preisgegebenheit eines königlosen Gemeinwesens. Freilich sind ja auch die Daniten herrenlose
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Leute. Volk ohne König raubt, Volk ohne König wird beraubt, – das ist die Meinung. Wir haben somit an den beiden Büchern, die dem Richterbuch einverleibt worden sind, die Erzeugnisse zweier entgegengesetzter Tendenzen: einer naiv-theokratischen, die gläubig erzählt, und einer reflektierendmonarchistischen, die ein sie illusionär dünkendes Geschichtsbild durch Proben eines zuverlässigeren, weil religionsreinen, widerlegen will. Die eine beginnt ihre Kundgebung schon mit dem Anbeginn der Traditionsformung: sie wirkt in der bildnerischen Arbeit des Gedächtnisses, sie ist dabei, wenn das rhapsodische Wort erwacht. Die andre hat keine vorliterarische Existenz, aus polemischem Antrieb einem vorgefundnen Geformten gegenüber unternimmt sie ihre sammelnde, aneinanderfügende, interpretierende Tätigkeit an einem Material, das von jener, wie nur je eine chronique scandaleuse von einem echten und begeisterten Geschichtschreiber, verworfen worden war. Diese gattungsmäßige Verschiedenheit müssen wir im Auge halten, wenn wir nun an die schwere Frage nach dem Wann treten: Wann war solche Rede, wann solche Gegenrede möglich und angemessen? wann konnte die eine, wann die andre Redaktion erfolgen? Die Frage hat für die beiden Fälle nicht die gleiche Bedeutung, – wie der Begriff einer Redaktion in beiden nicht der gleiche ist. Für die Anhangschronik bedeutet Redaktion eine Herrichtung, für das ursprüngliche Richterbuch eine Gestaltung. Jene kann vom Stoff, an dem sie geschah, gesondert werden, diese nicht. Dort wird nach der Epoche gefragt, in der ein Buch – ein Buch fast schon nach unserm Begriff – hergestellt worden ist, hier nach der, in der die Substanz eines Buches, ein geschlossener Geschichtszyklus mit bindender und tragender Tendenz, entstand, gleichviel wann er hernach niedergeschrieben, wann umgearbeitet, wann in seine endgültige Fassung gebracht wurde. Die Rede war ein wirkliches Reden oder gar Sprechsingen, die Gegenrede war schon ein Schreiben. Dieses stammt vermutlich aus der Zeit, in der die Rede erstmals als Schrift umlief und so eine Gegenschrift herausforderte. Nicht das ist uns hier das Wichtige, wann etwa dies war, sondern wann man sich die Geschichten von den Richtern Israels, zwar nicht in der uns vorliegenden Ausarbeitung, aber schon zyklisch mit ebender ihnen innewohnenden und sie verknüpfenden Tendenz erzählte, die wir aus der Ausarbeitung kennen. Die Einprägung dieser Tendenz, so alt wie die ursprüngliche Formung der Geschichten selber, ist es, die ich die Urredaktion des theokratischen Richterbuches – noch ohne die Jephtha-Geschichte, die erst später im Sinn der Tendenz (unter Hinzufügung der Königsverhandlungen) bearbeitet und angeschlossen wurde – nennen möchte: Redaktion also vor seiner Buchwerdung im Schrifttums-
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sinn, Redaktion einer zyklischen Überlieferung schon im frühen Formwerden. Die Wissenschaft trägt vielfach ein wohlmotiviertes Bedenken, eine Tradition, über deren Entstehung und Fortgang sich keine Dokumentierung erhalten hat, die wir somit aus nichts anderm als aus ihrem literarischen Endzustand zu erschließen angewiesen sind, ein vages und philologisch unerfaßlich scheinendes Element also, in den Gegenstand der Forschung einzubeziehn. Aber diese so begreifliche Abwehr konnte dazu führen, daß eine Entwicklungsschicht nach »Quellen«, d. h. unter Umständen nach Niederschlägen eines jahrhundertelangen Traditionsformungsprozesses datiert, also mitunter zeitalterweit falsch datiert wurde. In der Bibelwissenschaft hat hier die formgeschichtliche Methode heilsam eingewirkt, aber in der alttestamentlichen doch im wesentlichen nur einzelnen Motiven und Gestaltungen, nicht großen Zusammenhängen gegenüber. Eine verwendbare Hilfe können wir da an der noch unausgebauten tendenzgeschichtlichen Problemstellung gewinnen. Die entscheidende Formung des ursprünglichen Richter-Zyklus in der Eindeutigkeit ihrer Absicht ist »aus einer Situation heraus geboren, in der die Frage des Königtums eine wirkliche aktuelle Bedeutung hatte«. Das kann, da die Tendenzäußerung hier wie gezeigt nicht an der Oberfläche der Geschichten haftet, sondern ihren Grundbau durchzogen hat, nicht eine so späte Situation wie die sein, in der Hosea – nicht etwa, wie man gemeint hat, das menschliche Königtum überhaupt verwirft, sondern nur an den gottungetreuen Herrschern prophetische Kritik übt 43. Es gibt nur eine Epoche, in der die antimonarchische Tendenz sich in der entscheidenden Formung der Richter-Tradition auswirken konnte: die, in der das Für und Wider zum Königtum unmittelbar-politisches Gewicht hatte, die der samuelischen Krisis. Dabei muß freilich eine Voraussetzung gemacht werden, die noch sicherzustellen sein wird 44: daß dem samuelischen Kampf gegen die Einsetzung eines Königs geschichtliche Bedeutung zukommt, und zwar nicht bloß die einer individuellen, sondern die einer Gruppenhaltung. Die Erzählung von Samuels Widerstand muß als der individualisierende Ausdruck für die reale Dialektik des theokratischen Problems am Ausgang der Richterzeit verstanden werden. Schwieriger steht es um die Zeitbestimmung für die monarchistische Schrift, bei der es nicht eine Traditionsformung, sondern ein literarisches Werk zu datieren gilt. Ich nehme an, daß ihre erste Redaktion und Veröffentlichung 45 – vermutlich von höfischen Kreisen aus – zur Erwiderung auf die Niederschrift und um die Jephthageschichte ergänzte Herausgabe des bis dahin nur mündlich überlieferten antimonarchischen Richterbuches erfolgte, als Abweisung eines »romantischen« Vorstoßes. Einer
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Zweites Kapitel: Richterbücher und Richterbuch
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Zeit des politischen Niedergangs oder gar des Zusammenbruchs scheint mir weder die eine noch die andre anzugehören; der Gegensatz, der sich hier kundgibt, ist ersichtlich der zwischen politisch Unzufriednen und Zufriednen in einer Zeit, die den Unzufriednen noch nicht erlaubte, es anders als von der Idee her, und die den Zufriednen noch erlaubte, es von der Tatsächlichkeit her zu sein. Ich habe schon hervorgehoben, daß die Terminologie der Einheitsaktion zu Beginn des zwanzigsten Kapitels keineswegs der Auffassung recht gibt, es handle sich um eine »kirchliche« Einheit 46, die aus der nachexilischen Situation in die Frühzeit rückprojiziert worden sei; und dieses Argument ist ja das stärkste für die Spätdatierung gewesen. Der Tendenzrefrain redet die Sprache einer Zeit, in der bei der weit überwiegenden Mehrheit des Volkes zwischen der Vorstellung des Königtums und der von Ordnung und Gesittung noch eine geradezu als selbstverständlich empfundene Verknüpfung bestand; man sieht das Achselzucken, hört den überlegen bedauernden Ton: Damals gab es eben noch keinen König in Israel! Der späte kompositionelle Ausgleich hat die Fünfkapitelschrift schon deshalb geeignet gefunden, den Übergang von dem aus der antimonarchischen Chronik und der Simsonsage zusammengewachsenen Buch zu der Samuel-Saul-Geschichte herzustellen, weil so die Micha-Erzählung durch den Stamm Dan sich mit der unmittelbar vorhergehenden Simsonsage, die Gibea-Erzählung durch den Stamm Benjamin sich mit der nachfolgenden Saul-Geschichte verband. Weitaus gewichtiger als dieser formale war ein andrer Beweggrund. Die Geschichte der Entstehung des Königtums war in den Zusammenhang des Samuelbuches nicht in einem einheitlichen Bericht und auch nicht in einem bloß aus verschiedenen Quellen oder Einzelstücken gefügten aufgenommen worden, sondern, wie im Fortgang dieser Untersuchungen zu besprechen sein wird, in einem Ausgleich zweier wieder von entgegengesetzten Tendenzen, einer monarchistischen und einer antimonarchischen, bestimmter, literarisch ausgestalteter Traditionen. Dieser eigentümlichen Komposition mußte für das vorhergehende Zeitalter eine vorbereitende gesellt werden, da sonst die Disharmonie sich allzu fühlbar gemacht hätte. Aber wie konnten zwei von so entgegengesetzten Absichten getragene Schriftwerke aneinandergekoppelt werden, ohne daß nicht allein die Einheitlichkeit, sondern auch die Glaubwürdigkeit des resultierenden Buches durch den Widerspruch zwischen seinen Teilen vernichtet wurde? Der Ausgleich brauchte diese Wirkung nicht zu befürchten, er mußte vielmehr trotz jenes Gegensatzes gelingen und gelang, weil er auf einer Geschichtsperspektivik beruhte, die von der Leserschaft des Buches angenommen werden konnte, soweit sie ihr nicht bereits eigen war. Diese implizite
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Geschichtsbetrachtung, die die Einheit des Buches rettete, indem sie seinen zwei antithetischen Teilen ermöglichte, nebeneinander wahr zu sein, kann man etwa so formulieren: Es ist etwas versucht worden – wovon der erste Teil berichtet; aber es ist mißglückt – wie der letzte Teil zeigt. Dieses Etwas ist es, das ich die primitive Theokratie nenne. Die Leserschaft empfing an der Gesamtheit des Buches in allerlei Abstufungen zwischen Dumpfheit und Klarheit einen Geschichtsaspekt oder wurde in einem bekräftigt und unterwiesen, der etwa der Aussage moderner Historiographie entsprach, ein Volk sei in einer bestimmten Epoche nicht »reif« gewesen, eine ihm zugedachte, d. h., empirisch gesprochen, ihm von seinen geistigen Führern zugedachte Struktur zu verwirklichen. Begünstigt oder bestätigt wurde dieser Aspekt durch die Tatsache der jeweiligen Pause zwischen Schophet und Schophet, also eines normalen »Interregnums«; eine Tatsache, die von der Institution des Richtertums als einer immer wieder in außergewöhnlicher Notzeit und nur in ihr erfolgenden Berufung des Befreiers und Einigung der Stämme unabtrennbar war. Kontinuität des Zusammenhalts war nicht gewährleistet; ohne Richter, also ohne einheitliche und überlegene irdische Obrigkeit, vermochte das Volk nicht, Ordnung und Gesittung zu wahren, – die primitive Theokratie mußte daher immer wieder in Anarchie umschlagen, wie sie uns in den fünf Schlußkapiteln an zwei Beispielen dargetan wird. In dieser Geschichtsansicht, die den kompositionellen Ausgleich gelingen ließ, las das nachexilische Judentum das Buch Richter; aus dem so verstandenen konnte es Lehre und Warnung schöpfen. Man hat 47 das Buch Samuel die biblische Politeia genannt. Das Buch Richter gehört mit in sie. Eine biblische, d. h. eben nicht philosophische, sondern historische, nicht ideell reine, sondern konkret gebrochene Politeia sind sie zusammen kraft der Geschichtsansicht, die, im Gange vieler Generationen großgeworden, den kompositionellen Ausgleich so verschiedenartiger Geschichtsüberlieferungen ermöglichte und ermächtigte.
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Ich habe, um die Geschichtlichkeit des Gideonspruchs, also des theokratischen Verfassungswillens im vorköniglichen Israel, darzutun, zunächst zu zeigen versucht, wie dieser sich in früher Geschichtsbetrachtung auswirkt; ein ursprünglicher Historienzyklus, der von den Richtern, erwies sich uns als von ebender Tendenz entscheidend mitgestaltet. Nun aber wird gegen den ganzen Gedankengang der Einwand erneut werden, er sei hinfällig, da die Vorstellung der unbedingten Gottesherrschaft der religionsgeschichtlichen Höhenlage nicht jenes Zeitalters, sondern erst eines weit späteren entspreche. Diesem Einwand gegenüber tut es angesichts der strittigen Datierung der wichtigsten hierher gehörenden Bibelstellen not, das Blickfeld auf den ganzen gleichzeitigen Orient, sofern er für die frühe Religion Israels von Belang sein konnte 1, auszudehnen. Wir wissen zwar, daß wir da der Vorstellung eines unmittelbaren und ausschließlichen göttlichen Herrschertums im Sinn des Gideonspruchs und seines samuelischen Ausbaus nirgends begegnen werden. Aber auch die Auffindung von Vorstellungen eines Gottes als Volkskönigs, die der Unmittelbarkeit und Ausschließlichkeit entbehren, wird unsere Fragestellung wesentlich fördern. Dabei kann es uns jedoch in keiner Weise genügen, als Ergebnis der Forschung aussprechen zu hören 2, daß alle semitischen Völker sich ihre Götter als Könige vorstellen. Wir müssen nämlich vor allem jene Bilder und Begriffe als für unsere Aufgabe unerheblich ausscheiden, in denen ein nicht politisch sondern kosmisch verstandenes Gotteskönigtum erscheint, – wie eng auch beides oft, und gerade in der Glaubensgeschichte Israels wachsend, sich miteinander verknüpft. Urväterlichen Himmelsgöttern wie Anu, annexionsstarken Sonnengöttern wie Re wird naturgemäß als den Beherrschern eines kosmischen Reichs gehuldigt, das man als Ur- und Vorbild des irdischen ausgestaltet und darin im Wandel der Hegemonien auch andern Numina ein Königstitel zufällt, der zunächst eine Herrschaft im politischen Sinn nur den himmlischen Mächten oder Sphären, nicht der menschlichen Gemeinschaft gegenüber aussagt. Auch wenn den überwiegend naturhaften ein mehr geschichtlicher Gott, ein sogenannter »Heilbringer« verdrängt, wenn etwa im babylonischen Weltschöpfungsepos die Götter Marduk, ehe er in den Kampf gegen die Abgrundsgewalten zieht, zum König ausrufen, wie ein Rat irdischer Fürsten den erwählten Führer des Feldzugs zu ihrer aller Oberherrn erhöhen mag, so würde damit allein noch nicht bekannt-
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gegeben, wie der Babylonier sich religiös-politisch zu dem »König des Himmels und der Erde«, zum »Herrn der Götter« verhielt. Erst wenn es sich zeigt, daß in der Königsbezeichnung die Kundgebung »Unser König« enthalten ist oder doch mit anklingt, daß damit also nicht bloß dem Himmelsherrn die Reverenz der ihm kultisch Verbundenen, sondern auch dem himmlischen Herrn eines irdischen Gemeinwesens die seines Volkes bezeigt wurde, haben wir eine Tatsache erfaßt, die unsrer Untersuchung in diesem Punkt hilfreich sein kann. Wir müssen aber zunächst auch jenen Kreis von Phänomenen der semitischen Religionsgeschichte noch ausgeschaltet lassen, wo ein Gott als »König« benannt oder bezeichnet wird, ohne daß mit Gewißheit ein Verhältnis zwischen Staat und Souverän herauszuhören wäre, weil nämlich dem semitischen Wurzelwort Mlk nicht von der Entstehung her die streng politische Bedeutung anhaftet; weil der Melekh ursprünglich, wie noch darzulegen sein wird, nicht »König« sein muß, sondern Führer sein kann 3, rex im ursprünglichen Sinn, »Herzog«; weil zwar von Anfang an einer so heißt, der Herr ist, aber Herr nicht notwendig eines Gemeinwesens, sondern etwa einer Gemeinschaft, einer Schar, eines Stammes. An das Problem des semitischen Stammesgottes, eins von zentraler Wichtigkeit auch für den Gegenstand dieser Abhandlung, werden wir erst treten dürfen, wenn wir die Erkenntnis dessen gesichert haben, was es in der Geschichtswelt, in der sich das Volk Israel gründete und bildete, an staatspolitischer Götterkonzeption gegeben hat; von da aus werden wir auch jenes in seiner Verbindung damit und in seinem Abstand davon genauer erfassen können. In drei großen Kulturbereichen erscheint uns die altorientalische Vorstellung einer mittelbaren Theokratie, und zwar ausnahmslos nicht als Forderung oder Verheißung, sondern entweder als die offizielle theologische Interpretation der politischen Wirklichkeit, oder sogar als der feste Grundsatz einer Verfassung: im ägyptischen, im babylonischen und im südarabischen. In dieser Abfolge dokumentiert sich, schon bei einem solchen Versuch, die Eigentümlichkeiten zu bestimmen, wie er heute eben möglich ist, eine denkwürdige Abstufung der Vollständigkeit, der Reife des Begriffs. Selbstverständlich kann damit, trotz des sehr hohen Alters eines Teils der ägyptischen und babylonischen Quellen, trotz der verhältnismäßigen Jugend der südarabischen, nicht auf irgendwelche Abhängigkeit hingedeutet werden; dennoch bietet uns die sinnhafte Aneinanderreihung der drei Vorstellungssphären das Bild einer zunehmenden Erhellung des Horizonts. Jene interessante Episode der ägyptischen Spätzeit, die man den thebanischen Gottesstaat nennt und die sich zeitlich etwa mit der Einsetzung
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des Königtums in Israel berührt, als »Aufrichtung der Gottesherrschaft und damit der Priesterherrschaft« zu bezeichnen 4, erscheint vom religionsgeschichtlichen Zusammenhang aus nicht ganz berechtigt. Die Herrschaft des Sonnengottes, hier Amon-Re genannt, über das Land, die von seinem Hohepriester zur Begründung einer Hierokratie verwendet wird, ist eine uralte Glaubensvorstellung, die, wie nunmehr die priesterliche, so vordem die königliche Hoheit sanktionierte. Auch diese wollte von einer den König als »Sohn« entsendenden Gottesherrschaft aus verstanden sein, und die Riten, die den König mit seinem »Vater« verbanden und zu denen ein Zwiegespräch der beiden gehörte 5, waren im Zusammenhang mit außerritualen Offenbarungen nur der Form, nicht dem Wesen nach etwas anderes als das thebanische Orakel; wenn dies im Kirchenstaat »bei jedem Anlaß den Gläubigen sinnfällig vor Augen geführt wurde« 6, so waren jene schon durch ihr geheimnisvolles Zeremoniell kaum weniger wirksam. Hier wie dort ist der Gott der »König, der wirklich Königschaft hat« 7, wie es in dem Credo der Amunreligion heißt. Dessen Formel »König von Ober- und Unterägypten« greift auf frühe Vorstellungen, aus der Zeit der Vereinigung von Ober- und Unterägypten zurück, auf Grund deren der Sonnengott, der in Heliopolis den Namen Re-Atum hat, als »Herr der beiden Länder« auf seinem Haupte die vereinigten Königskronen trägt und »so ganz wie ein ägyptischer König der geschichtlichen Zeit« erscheint 8. Daraus hat sich jene eigentümliche Historisierung der kosmischen Gottheit vollzogen, die sie zu dem Urkönig machte, der einst das erwachende Ägypten regierte 9, »als die Menschen und die Götter noch ganz einig waren« 10. Gealtert und von den Menschen gelästert zieht er sich zwar an den Himmel zurück; auf die Götterdynastie folgt die menschliche; der Pharao gilt, wie als der von Re gezeugte Sohn, so als sein Erbe und Nachfolger in der Herrschaft 11. Aber Re bleibt als Vater des regierenden Königs, mit dem dieser regelmäßig kommuniziert, »der Beschützer und Lenker der Nation, gleichsam ein idealer König« 12. In einer Zeit schlimmer Not und Verwirrung ist er es, dessen der Weise, dem wohl auskunftheischenden Pharao in Sprüchen der Klage und Mahnung antwortend, verehrend gedenkt 13 – nicht als des Gottes, der auf seiner Barke die beiden Reiche des lichten Himmels und der nächtigen Unterwelt durchfährt, sondern als des gerechten Königs der Erdenländer in dem ersten Geschlecht, des »Hirten aller Menschen, in dessen Herzen kein Arg ist«. Ihn auch ruft der Arme, der Bedrückte, der ungerecht Verfolgte um Gerechtigkeit an 14, ihn, »der zuerst König ward« und auch jetzt noch »die Erde mit seinem Finger richtet« 15. Er, »der Herr des Rechtes« 16, bleibt der Oberherr, an den man von den parteiischen Entscheidungen des irdischen Macht-Mißbrauchs appelliert;
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gewiß deshalb, weil er die Welt regiert 17, aber in dieses Wissen um das Weltregiment scheint unausscheidbar die Vorstellung des Urkönigs des Nillandes gemischt zu sein, der ihm auch jetzt noch, der dauernde Vater über den wechselnden Pharaonen, obwaltet. Das Königtum des Osiris, das des vielfach mit Re verknüpften Horus und anderer Gottheiten ist, wiewohl auch politische Züge tragend 18, für uns weniger wichtig. In der babylonisch-assyrischen Welt 19 erscheint der Begriff des GottesStatthalters verdichtet und zu einer spezifisch politischen Gültigkeit und Verbindlichkeit gediehen. Priesterliche Statthalter des Stadt- oder des Reichsgottes, je nach ihrem Machtbereich, als des »eigentlichen Königs« 20 nennen sich die Könige mit einem über die Geläufigkeit der Zeremonialformel, jedenfalls in der Frühzeit, ersichtlich hinausragenden Ernst. Es bedeutet primitiv-realistische Folgerichtigkeit, wenn vor in einem Abgrenzungsvertrag zwischen zwei Stadtstaaten 21 deren Könige gar nicht, nur die Götter, denen allein das heilige Recht der Grenzziehung zusteht, als Partner auftreten. In der ersten Hälfte des dritten Jahrtausends bezeichnet sich Lugal-zaggisi zugleich als »König der Länder« und als Groß-Statthalter des Gottes Enlil 22, aber noch am Ende des achten Jahrhunderts nennt Sargon von Assyrien 23 sich nicht König des unterjochten Babel, sondern will nur Marduks, als des einzigen Königs, Stellvertreter heißen. Der Gott als der wahre König »kürt in seinem rechtbeschaffnen Herzen« 24 den Mann seines Auftrags und »belehnt« ihn 25 mit dem Fürstentum, als seinen »rechtmäßigen Hirten« 26. Er ruft den Erwählten, noch im Mutterleib, ja noch in den Urtagen der Schöpfung beim Namen an und stiftet so, dem Völkerglauben an das Geheimnis des gerufenen Namens gemäß 27, eine Machtverbundenheit zwischen Gott und Mensch, die dauern soll; »daß ich der vier Bereiche Hirt werde«, verkündet Tiglat-Pileser I. 28, »hat Aschur meinen Namen für die Weltzeit ausgesprochen«. Göttlicher Herkunft, göttlichen Wesens sind Königsgewalt und Königsabzeichen. Wie in Ägypten, so wird auch in Babylon der Fürst als Sohn des Gottes angesehen, nur daß hier, wo das Amt das Heilige ist, die Vorstellung einer Adoption, dort, wo die Person das Heilige ist 29, die Vorstellung einer leiblichen Zeugung überwiegt; es geht um die großen religionsgeschichtlichen Kategorien des Adoptianismus und des Nativismus oder besser Inkarnatianismus, die ihren geschichtebildenden Konflikt im christologischen Streit finden werden 30. Und wie in Ägypten, wird auch in Babylon der König selber vergöttlicht 31, nur eben nicht wie dort als der Leib des Wunders, der gegen Lebens- und Todesverhängnis gefeite Übermensch, der Stammhalter des Gottessamens, sondern als der Halter göttlicher Statt,
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der erdverhaftete Träger der himmlischen Würde, ein sterbliches Gehäus des unsterblichen Königswesens. 32 Dem entspricht das trotz aller Apotheosenherrlichkeit immer wieder durchbrechende Gefühl, daß das Mysterium der Mächtigkeit in seinem Bestand von der Erfüllung des Auftrags mitbedingt wird, die in die menschliche Freiheit des beauftragten Menschen gestellt ist, daß also keine verbriefte Gnade waltet. Ein »gerechtes Szepter« ist dem Fürsten verliehn 33; aber es ist an diesem, ihm die Gerechtigkeit zu wahren. Er ist berufen, wie Hammurapi in der Einleitung seines Gesetzbuches proklamiert 34, »um im Lande das Recht einzusetzen«, »zur Hut« sind ihm die Scharen übergeben, »damit der Starke nicht den Schwachen schädige«, wie der Sonnengott soll er »die Erde erleuchten« 35. Die Götter, deren Rat im Schicksalsgemach alljährlich Heil und Unheil des Jahres bestimmt, wachen über seinen Taten. Dem der Würde unwürdigen Herrscher entziehen sie die Macht (wie ja auch nach iranischem Glauben den Unredlichen die königliche Glorie verläßt 36). »Wenn er auf das Recht seines Landes nicht achtet, wird Ea, der König der Geschicke, sein Geschick ändern.« 37 Wie sehr auch ebenso wie in Ägypten das Gottmenschentum des Fürsten die theokratische Strebung schwächt: wir hören hier nur den Aufschrei des Unterdrückten, über den Thronsitz des Pharaonen empor zu dessen Vater im Himmel aufsteigend, in Babylon aber das gesetzliche Wort, den Götterwillen über dem Haupt des Herrschers stehend, als über dem eines, der in eine Pflicht genommen ist und der sich somit, wenn auch bloß jenem Wort ins Angesicht, zu verantworten gehalten ist und von da her gerichtet, verurteilt, verworfen werden kann. Dort vermögen wir nur eine plasmatische Anlage, hier doch schon eine Vorform dessen zu entdecken, was sich in dem Verhältnis zwischen Gott und dem Empfänger seines Auftrags in Israel manifestieren wird. Ich will mit dieser vorwegnehmenden Andeutung nicht auf Einfluß, auf Entlehnung hinweisen. Im frühen Völkerverkehr fließt alles aufeinander ein und grenzt sich doch auch alles wieder gegeneinander ab, denn Gestalt entsteht immer dadurch, daß auf eine Hingabe ein Widerstand, eine neue Selbständigkeit folgt. Es ist mir nur darum zu tun, zu zeigen, in welcher geistigen Weltatmosphäre das frühe Israel erwachsen ist, von dem Hintergrund welcher großen Phänomene der Geistesgeschichte man seinen theokratischen Wirklichkeitswillen sich abheben sehen muß, um dieses Willens Eingefügtsein in urorientalische Daseins- und Wunschbildsamkeit, aber auch seine nicht durch inhaltliche Analyse zu erfassende elementare Sonderheit zu erkennen. Bei der Betrachtung der südarabischen Theokratie muß der Gesichtspunkt der Abhängigkeitsuntersuchung vollends ausscheiden, weil unser Wissen um die historischen Beziehungen allzu dürftig ist und weil das
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uns bekannte Inschriftenmaterial nicht hinter das erste vorchristliche Jahrtausend zurückweist; immerhin eröffnet es Durchblicke in alte Grundvorstellungen 38. Aber für die Analogiebetrachtung haben Main, Saba und ihre Bruderreiche eine außerordentliche Wichtigkeit. Zwar können wir hier nicht, wie in Ägypten und Babylon, den Annalen, Epen und Mären, den Hymnen, Klageliedern und Sprüchen die Blutwoge des innern Lebens ablauschen, nicht erfahren, wie der König den Gott, wie der Dichter – auch der sakrale, auch noch der höfische heimlich das Herz des Volkes vertretend – beide empfindet. Doch ist uns gewährt, aus den Inschriften eine Kenntnis zu schöpfen, die in ihrem ganz andersartigen Wert unvergleichlich ist, die eines Objektivums karger, skeletthafter Art, aber für unsre Frage nicht minder bedeutend als jene subjektlebendige Körperlichkeit: einer theokratischen Gesellschaftsverfassung. Gehen wir aus von der Eingangsformel einer altsabäischen Urkunde 39 über eine große Kulthandlung des Staatsoberhaupts, des Makrab; das ist ein Titel, anscheinend dem babylonisch-assyrischen jener priesterfürstlichen »Gottes-Statthalter« analog 40. Die »kultisch und politisch sakrale Handlung« 41, die der Fürst – es ist der mächtige Kariba-ilu Watar, um regierend, also ein Zeitgenosse Hiskijas von Juda etwa – vollzieht, enthält zwar einen einmaligen, außergewöhnlichen, durchaus historisch zu verstehenden Staatsakt, aber der ist anscheinend mit einem periodisch wiederkehrenden Fest verknüpft, in dessen Mitte die Erneuerung des Bundes zwischen Gott, Herrscher und Volk steht; alles öffentlich Staatliche ist von je und so auch in jeder festlichen Wiederkehrsweihe Erfüllung dieses Bundes 42 zwischen dem Gott und seinem Volk, eines Bundes, dessen Mittler der Priesterfürst ist 43. Mit dieser Erneuerung des Bundes und der »Bundesgemeinde« geht nun eine doppelte geschichtliche Handlung zusammen. Ihre eine Seite ist die Übergabe der in einer Reihe siegreicher Feldzüge, über die die Urkunde berichtet, eroberten Länder an den Gott und an das Volk. »›Gott, König‹ (als Gottstellvertreter) ›und Volk‹ ist die staatsrechtliche Formel für den Staat; der Boden ist ihr Eigentum; ihn verwaltet als irdischer Anwalt der Gottheit der König.« 44 So bedeutet denn die feierliche Übergabe der Länder deren Übergang in das Eigentum der durch den Bund gestifteten gott-volklichen, theokratischen Einheit oder, da der Stamm selbst eben dem Stammesgott gehört 45, in dessen Eigentum. Der Gott ist »Eigentümer der Güter« 46. Die andre Seite der Handlung aber ist in einem noch genaueren Sinn geschichtlich. Es ist ein denkwürdiger Vorgang. Der Fürst, der priesterlich Mittelnde, der »Reichsverweser im Namen des Nationalgottes und obersten Bodenherrn« 47 erklärt, daß er malik, König, geworden sei, d. h. er nimmt den weltlichen Herrschertitel an. Darin
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spricht sich zwar nur eben die Tatsache aus, daß Kariba-ilu »am Ende seiner Feldzüge der Herr über ganz Südarabien geworden war« 48: das Imperium schafft den Imperator; und die überlieferte sakrale steht vorerst noch neben der neuen profanen Bezeichnung. Aber mit diesem Vorgang wird doch wohl »eine neue Ära eröffnet«, und es ist vermutlich mit Recht angenommen worden 49, daß mit der Verweltlichung der Herrscherwürde auch ein Übergang der Grundherrschaft in die weltliche Gewalt angehoben habe. Mit andern Worten: das theokratische Prinzip beginnt seine umfassende Macht einzubüßen und ins Nurreligiöse beschränkt zu werden, um schließlich bloß noch die unantastbare Deckung der Autokratie zu liefern, wie in Ägypten und Babylon. Vielmehr, dieser Prozeß hatte schon begonnen, als der Akt des Eroberers ihm Ausdruck verlieh, »das Bild der Gesellschaft hatte sich gewiß schon geändert, als die theokratische Staatsform auch im Titel verweltlicht wurde« 50. Wir haben aus der sabäischen Urkunde das Bild einer eigentümlichen Gesellschaftsverfassung erhalten, anscheinend im Augenblick ihres höchsten Triumphes, der zugleich ihren Verfall ankündigt. Die aktuelle Einheit von Gott, Fürst und Volk, die soziale Realitätsgeltung des Bundes wird durch die feierliche Übergabe der Länder wie wohl nie zuvor bestätigt, und sie wird durch die Annahme des »Königtums« zugleich entkräftet. Wenn irgendwo, ist in einer solchen Begebenheit, in der die Problematik des Verhältnisses zwischen Religion und Politik in ihre kritische Erscheinung tritt, Weltgeschichte. Der Analogiewert der südarabischen Verfassung für unser Problem zentriert in dem Grundsatz des Gotteseigentums am Boden. Der biblische Spruch »Mein ist das Land, denn Gäste und Beisassen seid ihr bei mir« (Leviticus , ), den man gern als eine theologische Utopie betrachtet, findet hier sein streng geschichtliches Seitenstück; Privatbesitz ist Lehen. Bedeutsam stellt sich weiter die politische Prägung von Bund und Bundesgemeinschaft dar. Ob es auch anderswo im alten Orient Verträge zwischen Gott und König gibt 51, so finden wir doch nur hier und in Israel den Begriff eines Gottesbundes als einer dauernden und umfassenden, das öffentliche Leben begründenden Institution. Hier wie dort ist der menschliche Führer nur der Mittler dieses Bundes 52; auch da liefert uns die altarabische Kultur die knappe politische Formel für eine religiöse Vorstellung, die ihre hohen Gestaltungen in der Glaubensgeschichte Israels hat, vom Handeln Moses zwischen Gott und Volk bis zu jener reinsten Wortform, wo in der deuterojesajanischen Verheißung (Jesaja , ; , ) der »Knecht« selber als »Volksbund« geschaut ist, wie ja der Mann, durch den die Ströme der Bundeserfüllung von oben nach unten, von unten nach oben ziehen, zum lebenden Sinnbild des Bundes werden muß. Der Beach-
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tung wert ist in unserem Zusammenhang auch die Konzeption einer festlichen Begehung der Bundeserneuerung; doch ist hier das Material auf beiden Seiten noch nicht so geklärt, daß der Versuch einer Vergleichung gewagt werden könnte. 53 Aber noch in einem andern Belange gibt Saba zu denken. Der herrschenden Auffassung einer fortschreitenden »Theokratisierung der israelitischen Sozialordnung« 54 gegenüber zeigt es anscheinend das Beispiel einer Entwicklung in der umgekehrten Richtung 55, das für das Verständnis der vorexilischen Geschichte Israels sich fruchtbar erweisen muß. Es hat sich uns ergeben, daß das Gotteskönigtum im alten Orient mehr ist als eine Vorstellung und Bezeichnung allgemeiner Art: aus einem unbestimmten Weltherrn-Antlitz treten immer deutlicher die Züge des obersten Herrschers eines, jeweils dieses, irdischen Gemeinwesens hervor. In Ägypten ist er nur erst der Urkönig, der, in den Himmel entrückt, seine schützende und weisende Hand über seinen menschlichen Nachfolger hält; in Babylon sieht er auf seinen Statthalter schon als auf den Wahrer seines Gesetzes prüfend und, wenn es sein muß, zu richten bereit nieder; in Südarabien ist er, verfassungstetig seinem Volk zugewandt, Stifter und Partner des Bundes, an dessen Erfüllung der Bestand des Gemeinwesens hangt. Von dieser so sich aus dem Kosmischen immer fester ins Politische einwandelnden Tendenz aus ist die Frage zu erneuern, ob es in Israel einen primitiven Theokratiewillen gegeben haben könne. Die biblischen Nachrichten über den frühen Kontakt der Hebräer mit ägyptischem, babylonischem, arabischem Leben haben durch die historische Forschung Bestätigungen verschiedenen Sicherheitsgrades erhalten; daß schon die Geschicke seiner Urzeit es, über das bloße herkunfthafte Eingetauchtsein in ursemitisches Wesen hinaus, orientalischen Geist in dem »in seiner Kultur stark babylonisch gefärbten und von ägyptischen Einflüssen durchdrungenen« Kanaan 56 mannigfach einatmen ließen, kann nicht angezweifelt werden. Das Gotteskönigtum ist von dieser Einwirkung nicht auszunehmen. Aber in unserer Frage geht es ja nicht um Theokratie in diesem allgemeinen Sinn, sondern um jene unmittelbare, unmetaphorische, uneingeschränkt reale, die im Gideonspruch gefordert wird. Diese Forderungsunbedingtheit bleibt auf jeden Fall, wie immer wir sie zu datieren haben, Israel eigentümlich: wir sind nirgends einem ihr Vergleichbaren begegnet. Die Frage spaltet sich in zwei: . Was ist die Unbedingtheit des theokratischen Verwirklichungswillens im Verhältnis zur gemeinorientalischen Vorstellung des Gotteskönigtums in deren verfassungbildender Gestalt? Als welchen Wesens ist das Neue, das Hinzutretende zu verstehen?
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. Wie etwa ist, von der Beantwortung dieser Frage aus, der Prozeß oder das Ereignis dieser Veränderung zu denken und wie etwa ist demgemäß ihr geschichtlicher Ort zu bestimmen? Der Weg zur Antwort führt zunächst über die vorher hinausgeschobene Betrachtung jener Gottesbezeichnung Mlk, als eines Titels des semitischen Stammesgottes.
Viertes Kapitel
Der westsemitische Stammesgott Ich beschränke mich hier auf das westsemitische Material, da die Frage noch nicht entschieden werden kann, ob, wie ich für wahrscheinlich halte, das Gottesepitheton Malk oder Milk ursemitisch ist 1 oder von den Phöniziern aus bei den Aramäern, Ammonitern, Moabitern, Israeliten Eingang gefunden hat und unabhängig davon bei den Südarabern entstanden ist 2 – eine freilich religionsgeschichtlich schwer vertretbare Ansicht, zumal auch die zwar wohl nur »Berater« bedeutende, aber doch kaum als zusammenhanglos anzusehende babylonische Gottesbezeichnung Malik 3 zu berücksichtigen ist. Jedenfalls sind die Bedeutungsunterschiede so groß, daß schon sie die Beschränkung auf das Westsemitische rechtfertigen. 4 Malk ist wie Baal ein Beziehungsbegriff, wogegen die allgemeinste semitische Bezeichnung eines Numens, El, ein Erscheinungsbegriff ist. Alle drei sind Begriffe, nicht Eigennamen, alle drei haben die Strebung, sich, etwa durch immer engere Verknüpfung mit einem determinativen Wort: Attribut oder Objektgenetiv, zur benannten Individuität zu besondern. Aber El 5 ist die bloße erscheinende Mächtigkeit, die wirkungskräftig, göttlich, endlich personhaft erscheint, Baal und Malk sind persönliche Mächtigkeit im Verhältnis zu etwas, sie deuten darauf, wessen eine Mächtigkeit mächtig ist und in welcher Weise. 6 Eine noch tiefere Verschiedenheit jedoch ist die des Entstehungsbereichs. El hat seinen Ursprung in der geschichtslos gleichmäßigen Welterfahrung, die beiden andern in einer, die, ob auch urzeitlich, doch schon durch die betonte Einmaligkeit ihrer Ereignisse und das Beteiligtsein der ganzen Stammeseinheit als geschichtsartig gekennzeichnet ist. Im Gang der Überraschungen durch die ihn tausendfältig antretende Gewalt der Naturvorgänge, Dinge und Wesen, in der entsetzten oder verzückten Wahrnahme blitzhaft hervorspringender Energien, aber auch im langen staunenden Anblick eines überhohen Bergs (Psalm , ), eines überbreiten Baums (, ), eines überstarken oder geheimnisvoll gebieterischen Menschen (Ezechiel , ), ja sogar in dem immer wieder verwunderlichen glückhaften Eindruck der Kraft der eigenen Hand etwa (Genesis , ) erfährt der einzelne naturnahe Semit, daß es Els, daß es El gibt. Aber daß ein El Baal von etwas, daß ein El Malk über jemanden ist, das entdeckt der semitische Stamm in den sein Schicksal wendenden Begebenheiten seiner Urgeschichte. Und das eine von den beiden gattunghaft anders als das zweite. Eine Schar, ein Stamm, ein Verband von Stämmen zieht aus einer bislang heimatlichen, nun wirtschaftlich oder politisch sich versagenden
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Landschaft ins Unbekannte. Die geordnete Ausfahrt gerät. Als hätte man alte Wegkunde, schreitet man irrungslos vor: da ist einer, der führt. Eine dämonische Seuche muß am dritten Tag schwinden: da ist einer, der sie bezwingt. Zahlüberlegene feindliche Horden schlägt man in die Flucht: da ist einer, der zuvorderst dreinhaut. Personen, denens keiner je zugetraut hätte, entfalten im Unvorhersehbaren Weisheit und Heldentum: da ist einer, der beides verleiht. Die Eroberung des Ziellands gelingt Stück um Stück: das hat Malk, der El des Stammes, gewirkt. Malk heißt der mitgehende Gott. Aber schon unterwegs ist den Wandernden Begnadung widerfahren, die sie dem Stammesgott nicht zuzuschreiben vermochten. Wochenlang waren sie durch starre Wüste gezogen, vergeblich hatten sie opfernd den Herrn angerufen, offenbar konnte er hier nicht mehr helfen, sie verzweifelten, – da tat sich ihnen die Oase auf, Quell und Palmenschatten. Und in der Landnahme fanden sie das Wunder immer neu wieder. Eine verborgene Mächtigkeit rieselte und trieb, aus geheimem Zeugen und Tragen erwuchs die Üppigkeit der Aue. Baal und Baalath sind vorgefundene Gottheit. Malk ist Einer, der Führer seiner Gefolgschaft, in seiner Einheit erfährt sie ihre eigne; andres Volk mag einen andern haben, der geht sie nicht an. Baal ist vielfältig, je und je dieser Baal hier, das Baalspaar dieses Ortshimmels und dieser Ortserde im Mysterium ihrer Fruchtbarkeit; in den einzelnen Orten empfangen die Baale die siegreichen Krieger, als wären die ihre Lieblinge von alters her. Für den Baal ist Paarhaftigkeit und Paarung wesentlich. Dem Malk kann immerhin eine sekundär und funktionslos 7 bleibende Gattin zur Seite getan werden, als Malk wirkend ist er einzeln und einsam. Malk ist – in einem Sinn, aus dem sich der staatspolitische erst entwikkeln wird – der »König«, ihm ist ein Stamm untertan. Baal ist der »Meister«, der »Inhaber«, der »Besitzer« 8, ihm gehört ein Ort; ursprünglich immer ein Ort von Befruchtung und Fruchtbarkeit, dem Menschen der Frühe gilt als der große kosmische Vorgang der Befruchtung ja der Erguß strömenden Wassers – Regen vom Himmel, Quell vom Gebirg, Grundwasser aus der Tiefe – auf einen empfangenden, nun geschwängerten Erdboden; der Quell ist des Baal, aber auch der Berg, von dem er kommt, aber auch der Baum, den er der spröden Erde abgewinnt und in dem ihre Fülle sich am üppigsten ausgebiert; und auch der Himmel, dessen Regen Vermählung ist, wird des Baal, zunächst nicht der »ganze« Himmel freilich – eine Vorstellung späteren Zusammensehens der Naturerscheinungen, wie es sich in phönizischer, von da aus in syrischer, palmyrenischer, nabatäischer Kultur ausbildete 9 –, sondern eben der Himmel dieses Ortes, er, der
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diesen feuchtet, wenn eine nachbarliche Gegend trocken bleibt. 10 Des Baal wird denn auch die menschliche Niederlassung am gottgesegneten Ort. Wenn aber aus der Siedlung, die erst ein Zeltlager am Wasserlauf 11, dann ein Dorf von Geäst- und Lehmhütten war, im Wachstum von Akkerbau und Gewerken die ummauerte Stadt entsteht, ist ihr Gründer nicht der Baal, sondern der Malk. Stadtweihe ist nicht Erdmagie, sondern Bundmagie; nicht die Macht des Bodens und auch nicht die des Himmels, allein die des Volksgeschicks steht ihr vor. Der Gott, der die Schar durchs Weglose geführt hat, stiftet ihr die Gestaltung im Raum; der »König« des Stammes wird, im Stadttempel thronend, König des Staats. Das ist es, was Melqarth, »König der Stadt«, bedeutet, und mit rechtmäßigem Sinn hat die Mythe ihm die Gründung von Tyrus beigemessen 12. Aus seinem Namen ist nicht zu schließen, er sei »nicht der König eines Volkes, sondern einer Stadt und ihres Weichbildes« 13, aber es tut seiner Eigentümlichkeit auch nicht genug, wenn man 14 in ihm nur den in Tyrus verehrten Malk sehen will: von Wesen und Amt aus wird er Gründer und Herrscher der Stadt. Er verschmilzt nun, wie so häufig der mitgebrachte mit dem vorgefundenen Gott, mit dem Baal des Ortes 15, »unser Herr Melqarth der Baal von Tyrus« wird er genannt, und auch die Karthager, die seine Verehrung wahren 16, steuern dem tyrischen Heiligtum. Woraus nicht zu folgern ist, die Baale seien ursprünglich Stammesgötter gewesen. 17 Das waren sie nie; wohl aber haben sie sich gewiß von manchem Stammesgott verschlingen lassen müssen. 18 Es ist ein religionsgeschichtlich denkwürdiger Vorgang, wenn die Schar, die erst die Fruchtbarkeitswunder des ortgebundenen Dämons bestaunte, von einer rauschartigen Identitätssucht ergriffen in den Schrei ausbricht: Der Baal ist ja der Malk! 19 Baaltum ist vorgefundene, vom landnehmenden Nomadenkrieger vorgefundene Gottheit. Man darf das Vorgefundensein geschichthaft verstehen: es ist wohl mit Recht vermutet worden 20, daß diese Ortsgenien schon in ursemitischer Zeit »Herren im Lande waren und von den Kanaanitern übernommen und mit dem gemeinsemitischen Wort Baal benannt wurden«. Ein vielbesprochenes Gebild hethitischer Kunst 21, der zu Ivriz am Fuß des Taurus über fruchtreichem Tal, das aus weitem Sumpf- und Salzgelände hervorschaut, am niederstürzenden Gießbach aus dem Fels gemeißelte Gott, auf dem Kopf die stierhörnerbesetzte Helmmütze, in der Rechten die traubenschwere Rebe, den Ährenbund in der Linken, eine Pflugschar anscheinend ihm zu Füßen, ist ein rechter Baal 22, ein Spender von Korn und Most (Hosea , , ). Dagegen ist Malk durchaus der Urgott des Stammes. Die urgeschichtliche Handlungsfähigkeit einer biologischen Gruppe betrachtet sich in seiner Gestalt. Er ist aber nicht, wie die französische religionssoziologische
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Schule dergleichen auffassen will 23, der personifizierte Geist der Gemeinschaft, sondern er stellt die ihr transzendente, ihr widerfahrende Kraft dar, die sie ändert, sie eben vergeschichtlicht: die in plastischer Stunde sie antreibt, das Ungewohnte und Unüberlieferte zu tun, in fehdenüberwindender Zusammenraffung aller Sippen als einiger Stamm, aller Stämme als einiges Volk den ungebahnten Weg ins Land einer Hoffnung oder Verheißung zu ziehen. Er kann mit einem Ahnengeist, einem »Urvater«, verschmelzen, wie er mit einem Baal verschmelzen kann; aber von Haus aus ist er auch kein Ahn, sondern die eigentlichste Gottheit des Semiten, der in der Wende offenbar werdende Führer, in dem der künftige Oberkönig des Reiches sich ansagt, – der Geber der Geschichte. Die Semiten finden im eroberten Land lokale Götter, Naturgötter, vor, staunen sie an, bewundern sie, fallen vor ihnen nieder; aber ihre eigenen Götter, die »bei ihnen« sind, die mit ihnen Kommenden, für sie Kämpfenden sind Götter der Tribus, nationale, Geschichtsgötter, »Könige«. Die Segnung des Malk ist eine andre als die des Baal. Der Baal spendet die Frucht des Bodens, die Aschtharth wohl noch besonders die des Herdentiers. Der Malk erhöht die Macht des Stammes, erhöht also vor allem dessen Menge, er gewährt die Frucht des menschlichen Schoßes 24. Man gibt dem Gott, was man von ihm empfangen will, – primär gewiß nicht in einem Tauschvertrag, aber auch nicht weil man glaubte, man müsse die obere Bewegung zwingen, sondern weil man glaubt, man müsse sie beginnen; auch die »imitativen« Riten sind initiative. Vom Baal ersehnt man, daß er die heilige Begattung vollziehe, an der die Zukunft der Fluren hangt; so begeht man selber heilige Begattung auf der Flur. Vom Malk aber erbittet man Kinder, und Kinder werden ihm geopfert oder geweiht. Es ist eine vielerörterte Frage, ob der Ritus, der in der Schrift genannt wird: ein Kind dem Melekh oder – mit der »Schandvokalisation« ausgesprochen – Molekh durchs Feuer darführen, Opferung oder Weihung 25 bedeutet. Daß das Letztere ausschließlich zutreffe, es sich also lediglich um einen Lustrations- oder Weihungsritus von der insbesondre von Mannhardt 26 eingehend dargestellten Art handle 27, ist dadurch wohl unmöglich gemacht, daß an einer Stelle (Ezechiel , ) der Zweck der Darführung eindeutig durch »zum Fraß« bezeichnet ist (s. auch , ) 28, und daß an anderen 29 statt des Darführens vom Verbrennen geredet wird. Aber auch die Ansicht, daß das Darführen nichts andres als eine Opferung bedeute, scheint mir dem Wort, das ja eben doch nicht den Sinn des Hineinführens, sondern den des Hindurchführens 30 hat, Gewalt anzutun. Es dürfte hier vielmehr eine jener Entwicklungen vorliegen, wo der Ritus zwischen wirklicher und mimisch-symbolischer Tötung schwankt, sei es, daß die ursprüngliche Hingabe eines Wesens durch eine sinnbild-
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liche ersetzt wird 31, sei es, daß Weihen, die ein Sterben und Wiedererstehen darstellen, zu wirklichem Tode führen 32 oder sich gar, wie eben hier, zum Opfer steigern. 33 Daß es sich hier so verhält, dafür spricht der Terminus, der nicht gut sekundär sein kann. 34 Das Kind wird also »durchs Feuer« in den Bereich des Gottes getragen; aber wenn es gilt, diesen stärker zu beschwören – nicht mehr um der Mehrung des Stammes willen, sondern um von dem eine Katastrophe abzuwehren 35 –, läßt mans im Feuer, geschlachtet, wie das Opfertier. 36
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Da Amos zu sagen hat, der Gott Israels sei der einzige Gott, es gebe keinen anderen, sagt er es in diesem Spruch Jhwhs (, ): »Brachte Israel ich nicht herauf / aus dem Lande Ägypten – / und die Philister aus Kaphthor / und die Aramäer aus Kir?« Es wird somit gesagt, Jhwh sei der Gott der Völker, und zwar nicht: der von ihnen verehrte, sondern der, der jedes wandernde Volk, wie Israel, in ein »gutes« Land geführt habe. 1 Also auch dann, wenn es gilt, Israel den Wahn zu nehmen, es hätte ein Monopol auf seinen Gott – es hat eins, so wird ihm bedeutet, nicht mehr als die Mohren eins haben –, auch dann, wenn unmißverständlich erklärt werden soll, Jhwh sei nicht der Gott eines Stammes, auch dann und gerade dann wird er als Stammesgott verkündigt, Gott je und je des Stammes, der, gleichviel wie er den Befreier nennen mag, dessen Taten an der eigenen Geschichte erfuhr. So stark, so zentral ist in Jhwhs Erscheinung der Charakter des vorangehenden, des führenden Gottes, des Melekh. Wo in den Erzählungen aus der Zeit, ehe Jhwh seinen Thron auf den Tempelberg stellt, er mit einer einzelnen Stätte enger verbunden wird, wird zugleich berichtet oder angesagt, daß er ihr nicht als Baal, nicht haftend verbunden sei, daß er vielmehr die Menschen seiner Wahl in ferner Gegend aufsuche, sie hole, begleite, lenke. Ich will hier nur auf die zwei größten Beispiele hinweisen: Bethel und Sinai. Jakob träumt (Genesis ) an dem »schauerlichen« Ort, an dem, wie er im Traum erfährt, »Jhwh west«. Sein Kopf ruht auf dem Stein, den er erwacht »ein Haus Gottes« nennen wird, weil im Traum der Gott darüber stand. Der spricht zu ihm; er verheißt ihm dreierlei: dieses Land, in das einst seine Nachkommen von dem göttlichen Führer geführt werden sollen; die Mehrung und Ausbreitung des Stammes, wie sie dem Stammesgott obliegt; und zum dritten seinen Beistand auf dem Weg, den Jakob jetzt zu gehen hat: »Da, ich bin bei dir, / ich will dich hüten, wo all hin du gehst, / und will dich heim zu diesem Boden bringen, / wohl, ich verlasse dich nicht, / bis daß ich tat, was ich dir geredet habe.« Der Gott ist nicht dem Ort verhaftet, an dem er erscheint; er weilt zwar an ihm, aber nur als an einer Stätte der Manifestation; und auch der Himmel, aus dem seine »Boten« niedersteigen und seines Winks gewärtig an ihm vorüberziehn, hält ihn nicht fest: er wandert mit seiner Kreatur, er bleibt ihr nah, er steht ihr bei, wo immer sie steht. Er folgt Jakob in die Fremde, er kehrt mit ihm in die Heimat zurück. Wenn es an der Zeit ist, ruft er ihn an (, ): »Kehre in das Land deiner Väter, zu deiner Verwandtschaft! /
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ich will dasein bei dir.« Aber der ganze Vorgang ist bestimmt, sich auf breitrem Plan zu wiederholen. Von seinem Sohn Joseph nach Ägypten geladen, wo, wie (, ) dem Ahnen der Gott angesagt hatte, seine Nachkommen ins vierhundertste Jahr verknechtet und bedrückt werden sollen, hört der alte Jakob-Israel (, ff.) wieder im Nachtgesicht, wie einst zu Bethel, die Stimme des El: »Ich selber / ziehe mit dir nach Ägypten hinab / und ich selber / bringe dich wieder herauf, ja herauf!« Gilt das »Heraufbringen« dem Leichnam, der aus Ägypten nach Kanaan ins Erbgrab getragen werden wird (Kap. )? Es gilt vielmehr dem »großen Stamm«, der in Ägypten erwachsen soll und dessen dereinstige Heimfahrt schon dem Abraham angesagt worden war (, , ). Darum auch sind die Worte »dort lasse ich dich zu einem großen Stamme werden« nicht, wie angenommen zu werden pflegt, als eine den Zusammenhang unterbrechende Glosse anzusehen; durch sie wird das Folgende verständlich. Man schreibt von den drei Gottessprüchen an Jakob, die ich herangezogen habe, die beiden ersten der jahwistischen, den dritten der elohistischen Quelle zu. Trotz der Verschiedenheit der Gottesbezeichnungen sind sie des gleichen Geistes, des gleichen Gepräges. Dem für ihren Zusammenhang Verantwortlichen ging es darum, am Lebensgang des letzten der Erzväter das Walten des Mitgehenden, des Führergottes aufzuzeigen. Wie es in der Patriarchengeschichte darauf ankommen muß, Jhwh von den kanaanäischen Kultstätten zu lösen, so in der Auszugsgeschichte darauf, seine Verbundenheit mit dem Sinai nicht als eine Gebundenheit an ihn erscheinen zu lassen. Es darf nicht geschehn, daß der Berg, der der Ort seines Verweilens und Offenbarens ist, als sein Bereich im Baalssinn verstanden werde. An entscheidender Stelle (Exodus , , ) wird berichtet, wie der Gott im Feuer auf ihn herabfuhr. Mit demselben Wort war auch schon in der ersten Kundgebung an Mose das Erscheinen an der heiligen Stätte erklärt worden (, ). Aber dies genügt hier, um der Baalisierung entgegenzuwirken, ebensowenig wie bei Jakob der offene Himmel. Wie dort mit dem Erzvater, so geht Jhwh hier mit Mose nach Ägypten. Die dreifache (, ; , , ) Zusage des Gegenwärtigbleibens ist hier so räumlich-real wie der gleiche Ausdruck Jakob gegenüber gemeint. Zwischen seinen Verhandlungen mit dem Pharao braucht Mose nicht auf eine Kundgebung des Gottes zu warten oder ihn aufzusuchen; er wendet sich ihm zu (, ) und unterredet sich mit ihm. Und in der letzten Nacht zieht Jhwh »mittdurch Ägypten« (, ) und »durchschreitet« es (, , ), um die Erstgeburt zu schlagen. Seine Macht waltet in dem fremden Göttern dienstbaren Land nicht eingeschränkter als an den Stätten seiner Erscheinung; darin besteht sein keiner Hand-
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lung irgendeines Gottes der Religionsgeschichte vergleichbares »Gericht« an jenen (, ; Numeri , ). Und nun führt er, ein rechter MelekhGott, »seine Scharen, sein Volk« (Exodus , ) 2 aus dem Land, in dem es versklavt war. Er lenkt es (, f.); er »geht vor ihnen einher, / des Tags in einer Säule Gewölks, sie den Weg zu leiten, / des Nachts in einer Säule Feuers, ihnen zu leuchten, / zu gehen tags und nachts« (, ). »Aufrecht«, ein stolzes Heer, läßt er sie in seine Fußstapfen treten (Leviticus , ), läßt sie »durch die Wirbelfluten hin« wie ein Roß durch die Wüste gehn (Jesaja , ; Psalm , ); zur Rechten Moses schreitet er durchs Meer ihnen voran (Jesaja , ). So führt er sie zu seinem Berg; woher er mit Mose auszog, dahin bringt er sie nun als die aus dem »Dienst« Ägyptens in seinen »Dienst« Erkauften (dieser Doppelsinn des Wortes aboda geht bedeutend durch die ganze Erzählung), ihm hier zu dienen (Exodus , ). Mit dem großen Hinweis auf diese Führung eröffnet er nun die Reihe der Reden vom Berg, mit einem Wort (, ), das mich in Sinn und Sprache restlos ursprünglich anmutet, das aber, wenn es sekundär wäre, an diesen Platz gesetzt zu haben hinreichen würde, den religiösen Genius des Redaktors zu erweisen: »Selber habt ihr gesehn, was ich an Ägypten tat, / ich trug euch auf Adlerflügeln und ließ euch kommen zu mir.« Dieses »ich trug euch« und dieses »zu mir« ergeben erst miteinander das Bild des Stammesnumens, dessen Weilen in sein Wandeln und dessen Naturmächtigkeit in seine Geschichtsmächtigkeit eingetan ist. Von da aus ist zu erfassen, warum es nach der Versündigung des Volks Gegenstand einer so intensiven Zwiesprache zwischen Mose und Jhwh, so gewaltigen Bedrängens und Gewährens ist, ob auch hinfort »das Antlitz« 3 des Gottes mit und voran ziehen soll. Was Mose erfleht: daß Jhwh Israel auch auf dem Fortgang der Wanderschaft nicht, wie er es mit andern Völkern halte (das dürfte, jedenfalls vom Redaktor aus, der Hintergrund von , b sein, – das Gotteswort bei Amos scheint darüber hinaus die unmittelbare Führung auch der andern auszusprechen), bloß durch einen Boten, sondern selber leiten möge, bedeutet: daß er Israels »Melekh« bleibe. Aber schon ist in der Erzählung auch die kultisch-sakramentale Darstellung jenes Wandelns und Weilens in einem erschienen, das Zelt der göttlichen »Begegnung« oder Gegenwärtigung, dessen Urbild Jhwh selber unter der Hülle des Gewölks in sechs Tagen, wie einst die Welt, geschaffen zu haben scheint, um es am siebenten Tag zu offenbaren (, ), die bewegliche Stätte, zu der sich nun, wie vordem zum Berg (, f.) 4, die Gotteswolke »einwohnend«, wohnungnehmend (das bedeutet hier schakhan: Handlung, nicht Zustand) 5 niederlassen wird. Das
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Zelt, dessen Mittelpunkt 6, die Lade als Thronsitz des »Sitzenden«, vor dem Heer aus- und einziehend, schon in der Wüstenzeit »Ausdruck der örtlichen Ungebundenheit Gottes« 7, auch in Kanaan nach der Ersetzung des Zelts durch einen festen Kultbau grundsätzlich beweglich bleibt – darum dürfen die Tragstangen nie herausgezogen werden (Exodus , wird durch I Könige , gestützt) – ist das körperhafte Zeichen gegen jede Baalisierung des Gottes, der sich keinem naturhaften Ort, nicht einmal Zion, dem Erzort seiner Einwohnung, verhaften läßt. Die Führung des Voranziehenden ist so sehr die zentrale Vorstellung israelitischen Glaubens geblieben, daß die vom Erzähler als die Bestrafung eines ganzen Volksgeschlechtes berichtete und auch im Lied (Psalm , f.) als solche erinnerte Wüstenwanderung manchen Sängern und Kündern als eine herrliche Gnade erschien: nach dem »Der uns heraufbrachte aus dem Land Ägypten« ist »Der uns gehen ließ (molikh) durch die Wüste« dem Propheten (Jeremja , ; vgl. Amos , ) wie dem Psalmisten (, ) der Ruhmestitel Jhwhs; ich vermute sogar, daß die Volksetymologie bei diesem molikh (vgl. auch Jesaja , ) dem Hörer die Vorstellung des melekh auftauchen ließ 8. Und so bleibt es auch in dem Bilde der künftigen Befreiung; wie der Leitwidder das Gatter des Pferchs aufstößt, so »steigt der Durchbrecher vor ihnen, / sie brechen durchs Tor, ziehn heraus, / ihr König zieht ihnen voran, / Jhwh ihnen zu Häupten« (Micha , ). Auch der vielerörterten Bezeichnung Zebaoth empfiehlt es sich von hier aus nachzuforschen. Wenn man hierfür nicht, wie es gewöhnlich geschieht, vom Propheten, sondern vom Geschichtsschreiber ausgeht, ergibt sich eine beachtenswerte Statistik. Zieht man von den fünfzehn Stellen die drei ab, an denen von Elijas und Elisas Gotteskämpfertum geredet wird, und die eine aus Jesajas gotteskämpferischer Botschaft an Sanherib (mit der Massora nach dem jesajanischen Text ergänzt), so bleiben vier aus der Geschichte der samuelischen Krisis – davon zwei aus der Geburtsgeschichte Samuels, von der noch 9 zu zeigen sein wird, daß sie mit der Königsfrage wesentlich zu tun hat – und sieben aus der Geschichte der davidischen Frühzeit, und zwar ausschließlich solche, die mit dem Auftrag Gottes an David, also mit der theopolitischen Bedeutung des Königtums zusammenhängen. Es geht hier also überall 10, mittelbar oder unmittelbar, um den Begriff des seinen menschlichen Statthalter ermächtigenden Melekhgottes. Aber man darf wohl noch weiter ausgreifen. Wenn es auch an sich unmöglich sein mag zu entscheiden, ob in der ZebaothVorstellung die irdischen oder die himmlischen »Scharen« das ursprüngliche Element sind 11, so erscheint mir doch in dem eigentümlichen Wortgebilde »Jhwh Zebaoth«, gleichviel ob es als primär oder als Kürzung
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von Jhwh elohe zebaoth, Jhwh Gott der Scharen, angesehen wird 12, das erste als wirksam. Da der Plural zebaoth sich nicht wie der singularisierte Plural elohim 13 dazu hergibt, als Apposition verstanden zu werden, und da er, wie schon zum Beispiel aus Jesaja , »Jhwh der Scharen ordnet die Kampfschar selbst« hervorgeht, nicht zu einem das Pluralische verdeckenden Namen erstarrt war, müssen wir an eine als solche empfundene Genitivkonstruktion denken. 14 Was für einen Sinn kann die aber etwa für Jesaja gehabt haben? Solange wir an der undurchsichtigen Namenhaftigkeit von Jhwh festhalten, gewinnen wir der Konstruktion keinen ab. Aber Stellen wie Amos , und , , Jesaja , , Jeremja , und , , auch Exodus , werden (wie sich jedem ergibt, der an ihnen für Jhwh versuchsweise einen beliebigen Götternamen, Indra oder Enlil, Zeus oder Odin einsetzt) absurd, wenn wir an der dichten Namenhaftigkeit von Jhwh festhalten; sie werden »erst sinnvoll, wenn man irgendwie, ganz einerlei wie: ob mit ›Herr‹, ob mit ›Ewiger‹ oder sonst wie, den Namen als Bedeutungsträger wiedergibt« 15. Aber welcher Bedeutung Träger konnte der Name für einen Menschen des biblischen Israel – jedenfalls solange er ausgesprochen werden durfte – sein? Keiner andern als der im Dornbuschgespräch erschlossenen 16: Der da ist, Der gegenwärtig ist. So erklärt sich auch wohl jene zumeist mißverstandene deuterojesajanische Stelle (, ): »Darum soll mein Volk / meinen Namen erkennen, / darum, an jenem Tag, / daß ichs bin, der redet: / Da bin ich.« Und so ebenfalls scheint sich mir unsere Genitivkonstruktion zu erklären. I Samuel , bezeichnet der junge David den Gott, mit dessen Namen er dem Philister entgegentritt, erst als Jhwh Zebaoth, dann als elohe maarekhoth jiſsrael. Der pathetische Parallelismus hat den echtesten Klang, zudem ist beides unerläßlich, das Epitheton, das refrainartig die in v. und angehobene Bewegung vollendet, und erst recht der Schem, der dem Widersacher entgegengerufen wird. Wenn nun aber jenes bedeutet, daß die Schlachtreihen Israels an dem Gott einen Elohim haben, dann dieser wohl, daß die Scharen (Israels) an ihm einen Jhwh haben (man denke an den Terminus elohe zebaoth, der ja weitaus überwiegend ebenfalls artikellos ist); und wie der Begriff Elohim hier wie an mancher andern Stelle eine Transparenz in die ursprüngliche Bedeutung der Machtfülle hat, so dünkt mich der Name Jhwh hier in jene seine Grundbedeutung transparent zu sein. Hinter dem Schrei »Jhwh ist sein Name!« des Meerlieds, der ohne die Sinngebung sich hohl ausnähme, steht die – im erzählerischen Zusammenhang freilich die spätere Erschließung vorwegnehmende – Gewißheit, der Name selber verbürge die Gegenwart des Gottes: in »Jhwh« klingt hier ein jihje immanu an, die Scharen verherrlichen den, »der bei uns ist« (vgl. Numeri , ; , ; Deuteronomium , ). So
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mag hinter der die Bezeichnung Jhwh Zebaoth prägenden Anrufung: »Du Jhwh deiner Scharen!« die alte Zuversicht gestanden haben, die um das sinaitische Erschlossensein des Namens herzhaft weiß: Jhwh heißt, Jhwh ist der bei ihnen Seiende, der ihnen gegenwärtig Bleibende, also der Mitgehende (Exodus , ; Deuteronomium , ; , ), der Vorangehende (Exodus , ; Numeri , ; Deuteronomium , , ), der Führer, der Melekh. An der ersten Stelle des Kanons, wo von Jhwh als »dem König« schlechthin geredet wird, Jesaja , nennt der Prophet ihn Jhwh Zebaoth; und wer immer das »apokalyptische« vierundzwanzigste Jesaja-Kapitel verfaßt hat, er ist der jesajanischen Überlieferung treu geblieben, wenn er ausruft: »Jhwh der Scharen tritt die Königschaft an / auf dem Berge Zion und in Jerusalem!« Wenn der Psalmist (, f.) die Tore, doch wohl eher die der Burgstadt als die des Himmels, ihre Kapitäle erheben heißt, damit Jhwh Zebaoth als »der König der Mächtigkeit« 17 einziehe, so ist auch nicht zu vergessen, daß ein anderer, in seinem Kernbau vielleicht salomonischer 18 Psalm, der achtundsechzigste, die von Gott in die Flucht geschlagenen Fürsten der Völker malkhe zebaoth 19 nennt: im Verhältnis zur »Schar« bedeutet melekh auch in der Königszeit noch den Führer. (Schon deshalb geht es nicht an, von Jhwh als von einem Gott zu reden, »der nach dem Bilde des allmächtigen orientalischen Großkönigs aufgefaßt wurde« 20. Auch noch zu einer Zeit, die seine schrankenlose Weltmacht zu verkündigen weiß, bleibt er in seinem Handeln als Melekh dem babylonischen Herrscher durchaus unähnlich; er verleugnet auch dann den Stammesführer nicht.) Den aus dem brennenden Dornbusch zu ihm Redenden, der ihn mit der unerhörten Aufgabe nach Ägypten sendet, fragt der widerstrebende Mose (Exodus , ): »Da komme ich denn zu den Söhnen Israels, / ich sage ihnen: Der Gott eurer Väter schickt mich zu euch, / sie werden mir sagen: Was ists um seinen Namen – / was sage ich ihnen dann?« Es ist mit Recht angenommen worden, daß bei der Frage »Was ists um seinen Namen?« 21 an den primitiven Namensglauben zu denken ist: »man war damals überzeugt, durch die Kenntnis des Namens den Gott in seiner Gewalt zu haben«. 22 Hinzuzufügen ist, daß der Namensglaube bei keinem Volk des Altertums so mächtig war wie eben in Ägypten 23, wo man durch Kenntnis eines verborgenen Gottesnamens selber ein Gott werden konnte. Mose nimmt nicht an, das Volk werde ihn, wenn er den Gott der Väter als seinen Auftraggeber nennt, fragen: »Wie heißt er denn?« 24 Ein solcher Widersinn ist bei keinem Volk der Welt denkbar, geschweige bei einem, dessen Überlieferungsbewußtsein der Verfasser des Dornbuschgesprächs gewiß nicht angezweifelt hat 25; und wenn er, wie man meint, nicht gewußt hat, was in unserer Genesis etwa vom Anrufen des Namens Jhwh
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durch Abraham steht, so konnte es dem Redaktor nicht unbekannt und auf seine Textauswahl, bei einem Gegenstand von solcher Wichtigkeit, nicht ohne Einfluß bleiben. 26 Die Frage, die Mose vom Volk erwartet, geht nicht auf den Lautbestand des Namens, sondern auf sein Geheimnis, auf sein »eigentliches« Ausgesprochenwerden, seine magische Verwendbarkeit; die Gepeinigten werden erfahren wollen (so kennen sie’s von Ägypten her), wie sie den Gott gewaltig beschwören können, daß er ihnen alsbald erscheine und helfe: seine Botschaft wird ihnen nicht genügen, sie werden sich seiner bemächtigen wollen – was ist ihnen dann zu antworten? Darauf erwidert Jhwh sein »Ehje ascher ehje«, das in der ersten Person erschließt, was der Name in der dritten birgt, – freilich wohl erst jetzt birgt, da aus dem ursprünglichen »Gott-Schrei« 27 Jah oder Jahu als dem urzeitlichen Anrufsnamen (Genesis , ; , ; , ; , ; , ) 28 das Tetragrammaton geworden ist, in dem »das Namenhafte und das Beinamenhafte sich vollkommen decken« 29; also nicht »Ich bin der ich bin« oder dergleichen, denn haja, hawa bedeutet biblisch »sein« zwar im kopulativen aber nicht im Existenzialsinn – wofür die biblische Sprache noch keinen Begriff hat –, wohl aber »werden, geschehen, gegenwärtig werden, da (hier) sein«; ehje meint an unserer Stelle eben dasselbe, was es in der gleichen Erzählung vorher (v. ) und nachher (, , ) meint: bei jemand da sein, ihm gegenwärtig sein, ihm beistehen, nur daß hier das Verb absolut gebraucht wird, ohne daß also hinzugefügt würde, bei wem der Daseiende da ist 30. Der Gott macht somit keine theologische Aussage über seine Ewigkeit oder gar seine »Aseität«, sondern er spricht seiner Kreatur, seinem Menschen, seinem Volk den Zuspruch zu, dessen sie bedürfen und der alle magische Unternehmung zunichte, aber auch überflüssig macht. Das erste ehje spricht einfach zu: Ich werde da sein (je und je bei meiner Schar, bei meinem Volk, bei euch) – also braucht ihr mich nicht zu beschwören; und das folgende ascher ehje kann nach allen Parallelen 31 nur bedeuten: als welcher immer ich dasein werde, als der ich je und je dasein werde, d. h. so wie ich je und je werde erscheinen wollen, ich selber nehme meine Erscheinungsformen nicht vorweg – und da meint ihr mit irgendwelchen Mitteln mich bestimmen zu können, hier und nicht anderswo, jetzt und nicht anderswann, so und nicht anderswie zu erscheinen! Zusammen also: ihr braucht mich nicht zu beschwören, aber ihr könnt mich auch nicht beschwören. Was hier berichtet wird, ist, religionsgeschichtlich betrachtet, die Entmagisierung des Glaubens: in der Selbstverkündigung des bei den Seinen daseienden, ihnen gegenwärtig bleibenden, des mitgehenden Gottes. Die Befreiung, der Zug durchs Meer, Wolken- und Feuersäule, das Zelt und die Lade, Wüstengang und Landnahme, alles ist hierin schon
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beschlossen. Das ist ein Gott, den, wie kein Bann eines Wesens, so auch kein Bann der Elemente hält; der sich Stätten wählt, aber keiner angehört, weil auch die Himmel ihn nicht fassen (I Könige , ); der der Welt, die er geschaffen hat, beisteht; der seine oberen und unteren Scharen durch die Kämpfe und Heilstaten der Geschichte führt; der seinen »Weg« (Exodus , ) 32 geht und will, daß der Mensch ihm darauf folge, daß er »darin gehe«, »hinter ihm her gehe« 33; »das ist der lebendige Gott«, der »Melekh der Völker«, der »Melekh auf Weltzeit« (Jeremja , , ). Auch in seinem Verhältnis zur Natur erscheint er nicht geschichtslos wie die Baale, sondern als der Herr der Geschichte, der »König«. Mit meinen Bemerkungen zum Dornbuschgespräch habe ich sachgemäß nur Sinn und Absicht des Textes, also auch dessen Anschauung von der Überlieferung des Jhwh-Glaubens Israels, nicht aber die hier nur eben berührte geschichtliche Frage nach der Herkunft dieses Glaubens behandeln wollen, die in einen andern Zusammenhang gehört. Hier war es mir darum zu tun, eines aufzuzeigen: daß für die biblische Tradition, der hierin nicht zu vertrauen es wohl keinen Grund gibt, das mosaische »Bekanntwerden« (Exodus , ) Jhwhs, also die Offenbarung seines Wesens aus seinem Namen, die Offenbarung seines Wesens als Melekhgott bedeutet. Ich habe für die Kennzeichnung israelitischen Gottesglaubens zu Texten, die jedenfalls an die vorstaatliche Frühzeit anknüpfen und deren Überlieferung aussprechen wollen, Worte der späten Staatszeit, der Zeit vor dem Zusammenbruch, jeremjanische Worte gesellt, um vorzuführen, wie die in diesen sich bekundende Reifeerkenntnis doch nur vollendet, was dort schon in deutlicher Keimkraft angelegt war. Jeremja konnte, indem er den Weg, der über den Amosspruch von der Gleichsetzung Israels mit Philistern und Aramäern und den – mir durchaus echt klingenden 34 – Jesajaspruch (, ) von der Gleichsetzung Israels mit Ägypten und Assyrien führt, in einer Bezeichnung beschloß, Jhwh den »König der Völker« nennen, weil er in der Volksfrühe als der »König« Israels – freilich noch nicht im Sinn des Hauptes eines Staates, den es noch nicht gab, aber im Sinn des Haupts eines landsuchenden Stämmeverbands, also in der ursprünglichen Bedeutung des westsemitischen Melekhgottes – erschienen war 35; weil er da so wirklich als der königliche Führer der Geschichtszeit eben dieses Volkes erschienen war, konnte Jeremja ihn als den äonischen, den Weltzeit-König überhaupt ausrufen. Inzwischen war aus Israel ein Königreich, dann zwei geworden, dann war eines der beiden zerfallen, nun sagte sich der Zerfall des anderen an, aber der ihn ansagte, wußte auch jetzt noch seinem Gott, dem Allgott, keinen höheren Titel als den des Königs.
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Man pflegt den Prozeß, der von dem Gottesglauben der Auszugszeit zu dem der Exilszeit führt, als ein Anderswerden anzusehn, das man gewöhnlich als ein Hinzutreten neuer Werte des Geistes und der Sittlichkeit, zuweilen aber auch als eine Einbuße an Realitätsgehalt versteht. Das alles trifft, wenn man das Glaubensverhältnis der wirklich Glaubenden und nicht den Religionsbetrieb der Schein- und Mißgläubigen meinte, nicht zu. Was wir an unverkennbar echten Linien im Bild des »Jhwh-Knechts« Mose finden, verhält sich zu den Liedern des namenlosen Propheten vom »Jhwh-Knecht« wie das zusammengefaltete zum entrollten Blatt 1; so aber auch verhält sich der Ichsatz des Dekaloganfangs 2, darin der sprechende Gott sich zur Befreiung und Führung des angeredeten Israel bekennt, das neben ihm keinen Gott haben solle, zu jenen Ichsätzen der Rede an den ihn bislang nichtkennenden Auftragsempfänger Kyros, in denen er sich zur Erschaffung von Gut und Böse bekennt, da es außer ihm keinen Gott gebe (Jesaja , –). Da ist nichts hinzugekommen noch weggeblieben; eine Unbedingtheit, die erst nur da war und sich verschwieg, bezeugt nun sich im Wort. Der Gott, von dem man weiß, daß sein Königtum des Alls waltet (Psalm , ), ist weder geistiger noch ist er weniger realitätshaltig als der, von dem man nur weiß, daß er »in Jeschurun König ward« (Deuteronomium , ) 3; denn schon dieser tritt mit dem Unbedingtheitsanspruch des echten Königtums auf, der eben in seiner impliziten Form nur fordert, daß man sich um keine andern Königtümer kümmere, und erst in seiner expliziten bescheidet, daß es keine andern gebe. Sowie vor irgendeinem Menschen in »Jeschurun« die Wahrheit seines Glaubens sich so übermächtig entfaltet hatte, daß er nicht nur, während er sagte: »Mein König und mein Gott!« (Psalm , ), sondern auch danach nicht mehr fähig war, den Plural von Königsgöttern der Völker mit Realität auszustatten und also von seinem göttlichen Du sich ernstlich vorzustellen, es habe nur mehr Macht und nicht die Macht, sowie einer also der Unbedingtheit seines Gottes inne wurde, war an dem Punkt dieser gläubigen Person Jhwh als der Herr aller Wirklichkeit bezeugt, der nicht allein keine Rivalen, der auch keine Partner hatte, keinen als den glaubenden oder nichtglaubenden, richtiger (da der Begriff »an jemand glauben« nicht biblisch ist): vertrauenden oder nichtvertrauenden Menschen. Dieser Vorgang in und an der Person und seine kämpferische Auswirkung in und an der Gemeinschaft sind es, die – soweit wir den Prozeß der Entfaltung mit einem auf den Gläubigen allein gerichte-
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ten Blick zu erfassen vermögen – die Bezeugung der Unbedingtheit im prophetischen Wort und damit die eschatologische Verkündigung ermöglicht haben. Gewiß spricht erst Amos aus, daß der Führergott der Philister und der der Aramäer mit Jhwh identisch ist; aber das bedeutet nicht, daß es vor ihm niemand gewußt hätte. 4 Lagardes Wort 5, der Monotheismus der Juden stehe »auf Einer Stufe mit dem Berichte eines zur Intendantur kommandierten Unteroffiziers, der das Dasein nur Eines Exemplars von irgend welchem Gegenstande meldet«, geht von einer merkwürdigen Verwechslung von Glaubensverhältnis- und »Weltanschauung« aus. Die Einzigkeitslehre hat ihren vitalen Grund doch nicht darin, daß man sich Gedanken darüber machte, wieviel Götter es gebe, und es etwa auch festzustellen versuchte. Ihr Leben ist in der Ausschließlichkeit, die im Glaubensverhältnis waltet, wie sie in der wahrhaften Liebe zwischen Mensch und Mensch waltet; genauer: in der Ganzheitsgeltung und Ganzheitswirkung der Ausschließlichkeit. Der Gottesglaube Israels kennzeichnet sich letztlich dadurch, daß das Glaubensverhältnis seinem Wesen nach für das ganze Leben gelten und in das ganze wirken will; es geht nicht an, aus dem Gebet zu Jhwh in ein Leben einzukehren, in dem man andre Mächte verehrt oder auch nur »weltanschaulich« anerkennt. Wer zu seinem König und Gott dieses inbrünstig singularische Du spricht, kann nicht dazwischen sich in Bezirken aufhalten, für die jener nicht zuständig wäre: er muß sie alle dem Einen unterwerfen. Die Einzigkeit im »Monotheismus« ist also nicht die eines »Exemplars«, sondern sie ist die des Du in der Ich-Du-Beziehung 6, sofern diese an der Ganzheit des gelebten Lebens nicht verleugnet wird. Der »Polytheist« macht aus jeder göttlichen Erscheinung – also aus jedem Geheimnis der Welt und der Existenz, mit dem er zu tun bekommt – ein Gotteswesen, der »Monotheist« erkennt in allen den Gott wieder, den er im Gegenüber erfuhr. Jenes »ascher ehje«, die Unübersehbarkeit und Unvorwegnehmbarkeit der Erscheinungsformen, in denen es stets neu den Einzigen wiederzuerkennen gilt, leitet ihn an, Bereich um Bereich für ihn zu entdecken und zu erobern. In dieser allmählichen gläubigen Entdeckung aller Bereiche von Welt und Existenz vollzieht sich die Entfaltung des zusammengefalteten Blattes, – nicht als eine Entfaltung der Menschenseele, sondern als die ihres Realverhältnisses zum Seienden, des Realverhältnisses, das das biblische Hebräisch mit dem vitalitätserfüllten, später erst kognitiv verengten Begriff der daath elohim 7, der »Erkenntnis«verbindung mit Gott, bezeichnet. Ist alles Glaubensverhältnis in seiner Aktualität ausschließlich, so tritt in Israel die Strebung hinzu, mit der Ausschließlichkeit lebensmäßig über die Aktualität des Glaubensverhältnisses hinaus, ja an der ganzen Fülle des Daseins Ernst zu
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machen. Dieses Ernstmachenwollen ist die dynamische Tatsache, die Israel über den Status des altorientalischen Geistes hinweg und in seine eigene Glaubensgeschichte trieb. Ich sage »Tatsache« und nicht »Eigenart« oder dergleichen, weil es sich – und am deutlichsten gerade in den religiös lebendigsten Zeiten – nicht in einer gleichmäßigen Bewegung der Allgemeinheit, sondern in einem geradezu polar anmutenden Gegeneinanderstehen von Ernstmachenden und »Widerspenstigen« kundtut, so daß der innere Kampf um Jhwh, um die Ausschließlichkeit und um das Ernstmachen als die eigentliche Bewegungsform in der Glaubensgeschichte Israels anzusehen ist. In diesem Kampf bildet sich die Einzigkeitslehre als Lehre aus: die Vorstellung vom Melekh Israels weitet sich, ohne entsinnlicht zu werden, zu der vom König des Alls, und die im Ernstmachen schmerzensreich erfahrene Spannung zwischen dem Vollkommenheitsbilde solcher Herrschaft und der gegenwärtigen Weltbeschaffenheit findet ihre eschatologische Sprache. Naturgemäß muß sich der Kampf, wie jeder echte Glaubenskampf, mit besondrer Heftigkeit gegen das Nebeneinander und Ineinander von Gottestum und Götzentum wenden: gegen das Unterfangen, Wahrheitsdienst und Wahndienst sich miteinander vertragen zu lassen. Die »Widerspenstigen« denken ja zumeist nicht daran, dem Stammesgott abzusagen 8, sie gehen ihm nur nicht auf seinen »Wegen« nach, sondern wollen ihn auf den ihren haben und handhaben 9. Wo immer sie dem Geheimnis einer ungekannten Gewalt begegnen, sind sie, statt das in Jhwh zu erkennen, was dieser Gewalt entspricht, ihr gebietet, sie entsendet, und also das Bild ihres Gottes größer zu machen, alsbald darauf aus, sich des umlaufenden Dämons der neuen Gewalt, seines Mythos und seines Rituals also, zu bemächtigen und ihren Jhwh mit ihm zu verquicken. Zum andern aber weigern sie sich, das in Jhwhs Botschaft anzunehmen, womit er aus dem semitischen Melekhtum hervortritt, indem er es vollendet und sich als der heilige Führer zum Heil, als der König des Reichs bekundet, somit seine Person; sie wollen einen Gott haben, wie alle Völker, nach Art und gebührendem Dienst einen regelrechten Melekhgott ohne besondere Kennzeichen, der nur eben der ihre ist. Man kann die erste dieser beiden Formen eines mit allen Gebärden der Treue vertrauten Abfalls Baalisierung, die zweite – nach jener Schandvokalisation, die aus dem »König« einen »Aberkönig« macht – Molekhisierung nennen. Das Gebot (Exodus , ; Deuteronomium , ), das den Namen Jhwhs nicht zum Wahn hintragen, ihn dem Wahngebild nicht beilegen heißt 10, wendet sich gegen beide Formen des loyalitätvortäuschenden Verrats, wie das vorhergehende »Nicht sei dir andere Gottheit neben meinem Angesicht« (oder »zu meinem Angesicht hinzu«) 11 gegen den halben Abfall, der die Welt zwi-
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schen Jhwh und Baal oder sonstwen aufteilt und, wie Elija sagt (I Könige , ), dem Vogel gleicht, der auf zwei Ästen zugleich hüpfen wollte 12. Doch mag auch manches Wort von »andren Göttern« auf jenen Synkretismus abzielen. Haben doch zum Beispiel die beiden zentralen AbfallErzählungen (Exodus und I Könige ), die vom Dienst des goldenen »Kalbes« – wie in dem bittern Spottstil der baalische Jungstier 13 genannt wird – berichten, eine eindeutige Baalisierung Jhwhs zum Gegenstand 14. Das fremde Gottestier hat ja hier ausdrücklich keinen andern Gott zu verkörpern als den, der »aus Ägypten geführt hat« 15: ob es auch von Haus aus des Baal ist, wird es nun unter die Geschichtsformel des israelitischen Melekh gestellt, von dem es besessen sein soll; und ob auch, jedenfalls in der ersten Erzählung, die baalischen Sexualriten begangen werden (Exodus , b, vgl. die »Tänze« in Vers ), wagt man es offenbar nicht, dem Gott eine Paredros zu gesellen, wie es sich bei den lokalen Baalskulten auch für die Israeliten, die ihnen zufielen, von selbst verstand 16. Daneben ist freilich, wie aus den Namenbildungen mit baal in durchaus treuen Kreisen 17 hervorgeht und z. B. durch die wunderliche Ortsnamen-Erklärung II Samuel , bestätigt wird 18, Jhwh auch ohne alle Baalisierungstendenz als baal, Meister, bezeichnet worden, anscheinend bis die große hoseanische Abrechnung (, f.) es in jedem Sinne verbot. Hinwieder müssen trotz allen dagegen vorgebrachten Bedenken 19 die Stellen über eine Feuer-Weihung oder -Opferung von Kindern für den »Molekh« auf eine Molekhisierung Jhwhs bezogen werden. »Der Molekh« oder vielmehr »der Melekh« ist kein Gottesname, sondern eine Gottesbezeichnung 20, und so konnte in Israel kein anderer als der Stammesgott bezeichnet werden; der Stammesgott hat aber als solcher selbstverständlich keinen Rivalen 21 – auch Melqarth von Tyrus, dem einzigen, den man episodisch dafür zu nennen vermöchte, der aber als ein mächtiger, überterritorialer, missionierender Baal, nicht als Melekh, nach Israel kam, hat gewiß kein Israelit je, es sei denn ein phönizisierter, den Titel »des« Königs verliehen. Und die feierliche jeremjanische Versicherung (, ; , ; , ), es sei Jhwh nie in den Sinn gekommen, das Kindesopfer zu gebieten, wird unverständlich, wenn man den Ritus einem andern Gott zugedacht vermeint. 22 Man spürt hier in besonderer Stärke die harte Unmittelbarkeit des Kampfes gegen die Verquickung. Einen Oger, so sagt Jhwh, betet ihr unter meinem Namen an und werft eure Kinder ihm in den feurigen Rachen. Solange der Gott gegen die Götzen streitet, herrscht fürs Volk klare Abgrenzung: das Eigene und das Fremde treten einander gegenüber, es gilt den Verlockungen des Fremden zu widerstehn und dem Eignen das Gelöbnis zu halten. Aber wo der Gott sich gegen die Vergötzung seiner
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selbst erhebt, ist die Abgrenzung getrübt und verwirrt. Nicht mehr zwei Lager strecken sich wider einander: Hie Jhwh, hie Astarte!, sondern auf jedem Fleckchen Bodens ist die Wahrheit mit der Lüge, die auf ihre Art geglaubte Wahrheit mit der auf ihre Art geglaubten Lüge gemischt, um die Entmischung geht der Kampf der Ausschließlichkeit, und dies ist ein hartes, ein ungeheures Werk. Gideon zertrümmert den Altar eines biedern Sippen-Baal (gewiß keines baalisierten Jhwh!) mitsamt seiner Aschera, und es ist getan; an den »goldenen Kälbern« geht es anders zu: Vernichtung geschieht oder wird geschehn, – und die Propheten unternehmen es, nicht eine Bildsäule, sondern einen gespenstischen Zerrspiegel zu zerschlagen, in dem, wer vom Volk ihm verfällt, Jhwh als »Moloch« erblickt. Es besteht aber zwischen den beiden Formeln der Vergötzung ein grundwichtiger Unterschied. Mit der baalischen Orgiastik hat Jhwh seinem Wesen nach überhaupt nichts zu schaffen. 23 Wohl erscheint er in Kanaan als der Beschützer des Ackers, dem er die Fruchtbarkeit spendet, die Funktion der Baale ist in seiner großen Fürsorge aufgegangen 24, er »ruft dem Korn« und es sprießt auf (Ezechiel , ), eine notwendige Entdeckung und Eroberung hat sich vollzogen, aber das vorderasiatische Pathos der Geschlechtlichkeit ist und bleibt Jhwh artfremd, jede seiner Tätigkeiten ist von der Wurzel her nichtgeschlechtlich 25, und der Verfasser des ersten, des kosmischen Schöpfungsberichts ist zutiefst folgerichtig, wenn er seine Erzählung, den sexualistischen Kosmogonien 26, die alle Dinge aus einer Vermählung von Himmel und Erde entstanden sein lassen, entgegentretend, mit dem Spruche (Genesis , a) schließt: »Dies sind die Zeugungen 27 des Himmels und der Erde: da sie erschaffen sind«, d. h.: Was jene als die Vermählung zwischen Himmel und Erde deuten, die Allentstehung, ist in Wahrheit ihr Erschaffensein. Darum geschieht hier der Kampf, wie wir ihn am gewaltigsten aus der Elija-Geschichte kennen, in schärfster Absetzung, Wesen gegen Unwesen. Mit dem Molekhismus hingegen, der nicht die geschlechtliche Hingabe, aber die des Lebens verlangt, ist Jhwh in Verbindung gebracht, dadurch daß er eben ein Melekhgott und das Kindesopfer, anscheinend das des Erstgebornen, die dem Melekh als dem Mehrer des Stammes gebührende Gabe ist. Dieser Zusammenhang kommt ja auch in den Jhwh-Geboten selbst zu einem, freilich entgifteten, Ausdruck, da unmittelbar vor dem Zug aus Ägypten (Exodus , , f.) die Zueignung aller Erstgeburt – mit ganz anderm Akzent als anderwärts die der pflanzlichen Erstlinge, der BaalsAbgabe – und die Abgeltung der menschlichen angeordnet wird. Wenn Ezechiel (, f.) unter genauer Anführung des Terminus »allen Durchbruch des Schoßes darführen«, der überhaupt nur an diesen beiden Stel-
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len vorkommt 28, Jhwh dieses Gesetz als ein nichtgutes bezeichnen läßt, als eins, dessen Befolgung (im Gegensatz zu v. , , ) dem Menschen nicht genüge um das Leben zu haben, und ihn erklären läßt, er habe die widerspenstigen Söhne »maklig werden lassen durch ihre Gaben«, so kann diese »Rätselrede« 29 im Zusammenhang mit dem Zitat und mit der Wiederaufnahme der Motive »maklig«, »Gaben«, »darführen« in der nachfolgenden Strafansage (v. ) nicht wohl anderes meinen als: Jhwh habe eine »ungute« Doppeldeutigkeit jenes Gebots 30 bestehen lassen, wiewohl die Molekhisten sich darauf beriefen, um ihre Kinderopfer an die »Dreckklötze« – d. i. an die Jhwh-Molekh-Bilder im Benhinnomtal 31 – als die angeblich vollkommnere Erfüllung des Gesetzes (ohne Abgeltung) zu üben. 32 Sie kann nicht wohl etwas anderes meinen, weil, wie immer man über das biblisch-theologische Problem des »Verstockens« denken mag, Jhwh jedenfalls nicht in der gleichen Rede und mit der gleichen Wortwahl (die als beiläufig anzusehen nicht angeht) dem Volk mit großem Schwur (v. b) Strafe dafür ansagen kann, was er eben erst selbst bewirkt zu haben versichert hätte. 33 Ich habe – sagt Jhwh –, um die Erprobung und Scheidung bis ans Innerste zu führen, es geschehen lassen, daß einer sich als meinen Gebotswillen tuend gebaren konnte, indem er dem Molekh diente. Die nachfolgende Strafansage läßt vollends die tiefe Absicht der Auseinandersetzung erkennen. Deren Hauptstück (v. –) einem andern Zusammenhang zuzuweisen geht vor allem gegen das starke Zeugnis der Zugehörigkeit, das in dem zentralen Wort der Strafrede liegt: »Ich will mich über euch als Melekh erzeigen« 34. Es ist der einzige Satz der Schrift, in dem die Gottheit selbst das Prädikat malakh, Königschaft haben, als König wirken, von sich aussagt. Wenn man an die Bezogenheit auf den Molekhismus – der echte Melekh gegen das Zerrbild – nicht denkt, erscheint das Wort zunächst befremdend; man würde hier für die Vorstellung des Schaltens eher ein unmittelbareres, nicht denominatives Verb wie schalat, maschal erwarten; in den Zusammenhang der Rede gegen die Entweiher des Gotteskönigtums eingestellt erweist es seine sinnhafte Notwendigkeit. Im Nachfolgenden weitet sich noch die Bezogenheit, wie sich die angeredete Schar für den Sprecher zum ganzen, schon in voller Zerstreuung vorgestellten Israel erweitert. 35 Jhwh sagt nun, was er mit dem emlokh, ich werde mich als Melekh erzeigen, meint: Wie ich euch einst als Melekh »mit starker Hand, mit gestrecktem Arm« aus Ägypten geführt habe, so will ich euch aus der Völkerzerstreuung als Melekh führen; wie ich euch damals durch die ägyptische Wüste gelenkt habe, um Läuterung und Scheidung an euch zu vollziehen, so will ich euch durch die syrisch-arabische »Völkerwüste« 36 lenken und darin die Empörer und die Abtrünnigen aus euch hinwegtun. Dann werdet ihr –
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damit schließt das Stück, indem es auf die Schlußworte von v. und einerseits, von v. andererseits refrainhaft zurückgreift und zu dem Endrefrain in Vers hindeutet – erkennen, daß ich Jhwh, der beistehend, ahndend und lösend Gegenwärtige bin. So wird den ersten Exulanten zu Babel, vier Jahre vor der Zerstörung Jerusalems 37, das Gericht über jene angekündigt, die in einer vierzig Jahre älteren Prophetenrede genau beschrieben worden waren als »die anbeten, indem sie sich Jhwh zu bekennen und sich (zugleich) zu ihrem Aberkönig bekennen« (Zephanja ,) 38. Dieses Gericht des echten Melekh über den Molekh, das sich religionsgeschichtlich vielleicht in der Vorstellung des Gerichts Christi über den Antichrist, der das Angesicht Christi hat, abbildet, weist auf die Tiefe hin, in die die Problematik solches »Synkretismus« hinabreicht. Der Molekhdienst dämonisiert eine wirkliche und eigentümliche Wesensforderung Jhwhs. Die vom Wesen Jhwhs selber, als des unbedingten Daseinskönigs, gestellte Forderung nach unbedingter Hingabe, nach jenem »mit all deinem Herzen, mit all deiner Seele, mit all deiner Macht«, findet ihre rituale Erwiderung in dem Brauch der Semikha, dem wir außerhalb Israels kaum begegnen 39. Der, zu dessen Gunsten ein animalisches Opfer dargebracht wird, stemmt seine Hand auf den Kopf des Tiers, vollzieht also die gleiche Gebärde, mit der Mose (Numeri , , ) 40 Josua zu seinem Nachfolger bestellt. Es ist die Gebärde der Identifikation 41: Du da bist jetzt (funktionell) ich. Das Tier ist nun in der gemeinten Funktion mit dem identisch, zu dessen Gunsten das Opfer gebracht wird. So stemmt auch der Hohepriester am Versöhnungstag die Hände auf den Kopf des Bocks, der mit allem Fehl des Volkes beladen wird; der trägt nun das sündige und sühnepflichtige Selbst der Gemeinschaft in die Wüste. Es geht hier um mehr als Stellvertretung 42, eben um funktionelle Identität. Der, zu dessen Gunsten das Opfer gebracht wird, gilt als gewillt, sich selber darzubringen; nun wird ihm gewährt, dies in dem Wesen zu tun, mit dem er sich funktionell identifiziert 43, und dessen Hingabe wird seiner eigenen Person »zugnaden geschätzt« (Leviticus , ). Die Intention der Selbstdarbringung, in der sich die Opfergläubigkeiten der Religionen, zuweilen schon in der Frühzeit, verdichten 44, ist in Israel also die eigentliche Grundlage des Opferkults: der Mensch schuldet sich dem Gott 45. Wenn diese Intention hier auch nicht, wie gelegentlich im Islam 46, eine Wortformel gefunden hat (dort lautet sie: »Mein Gott, dieses Opfertier stellt mich dar, sein Fleisch mein Fleisch, … sein Gebein mein Gebein«), so hat sie doch an der Semikha eine eindeutige Verleiblichung. Freilich hangt deren Wirklichkeitswert ganz an der dabei geübten Intention, daran also, ob die Handlung eine Wesenshandlung ist: ob der Mensch wirklich sich selbst meint. Der Begriff des opus operatum kann
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hier weder im primitiv- oder vedisch-magischen, noch im christlich-sakramentalen Sinn, weder als objektive Machtwirkung, noch als objektive Gnadenwirkung Eingang finden; die Situation des aktiven Gegenüber von Person zu Person (in der magischen Anschauung ist die göttliche, in der sakramentalen die menschliche passiv geworden), worin die Selbstdarbringung begründet ist, verbietet beides. Indem das Wachstum der Absicht vom Schein überwuchert wurde, mußte der Opferkult in Israel seine religiöse Wirklichkeit einbüßen, spukhaft werden, und zwar spukhaft im Raum des realen reziproken Geschehens zwischen Gott und Mensch; es galt ja nicht, wie in den Dromena griechischer Mysterien, ein heiliges Spiel, das auch der Unfromme nicht zu entweihen vermochte, weil es sein sinnbildliches Dasein in sich selber hatte, sondern zwischen sterblichem und ewigem Wesen ein realstes Geschehen, das zu Spiel geworden zu Lüge wurde und zu Lüge geworden sich in ein gräßliches Fehlgeschehen verwandelte. Von hier aus ist der große Protestantismus 47 der Propheten, ihr Protest gegen das spukhafte Possenspiel eines intentionsleeren Opferkults im Hause Jhwhs zu verstehen. Aber von hier aus auch die Erzählung, die die Menschheit nie wird beruhigt lesen können, es sei denn, es wäre nicht Menschheit mehr an ihr, die Erzählung des von Jhwh gebotenen Kindesopfers. Der »Sohn«, der »Einzige«, der den man »liebt« (Genesis , ) ist jenes Geschöpf, das der liebende Mensch, der es als sich selber darbringt, schlechthin nicht mit geminderter Intentionswirklichkeit darzubringen vermag; ja, die Wesenshandlung ist wohl noch restloser, als wenn man nur den eigenen Leib hinzuopfern hätte. Darum fordert Jhwh von Abraham eben dies. Und was sich begibt, muß sich im äußersten Ernst begeben, bis die Absicht ihre ganze Wirklichkeit erreicht hat; dann erst tritt die Abgeltung ein; dann muß sie aber auch eintreten. Es war in Wahrheit nichts gefordert als die Intention, aber die Intention konnte nur dann ganz wirklich werden, wenn im äußersten Ernst die Tat selber gefordert wurde. 48 Das ist es, was die alttestamentliche Gläubigkeit, die wie keine andre das Gegenüber von Gott und Mensch ernst nahm, das »Versuchen« nannte. Es ist die Realität des »Moloch« in Jhwh. Jhwh handelt somit als Melekh, aber so, daß in seinem Handeln der westsemitische Begriff des Stammesgottes zugleich realisiert und personalisiert, zugleich erfüllt und überwunden wird. Der Melekh – etwa Kamosch, der Melekh der Moabiter (vgl. II Könige , f.) – vermißt das ihm gebührende Kindesopfer 49 und heischt es, indem er sein kriegführendes Volk im Stich läßt; er bekommt den Erstgeborenen des Königs und wendet dem nun seine Gunst wieder zu. Jhwh fordert das Kindesopfer, und indem er es empfängt, hebt er es auf. Er will nicht, daß das
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Lebendige in den Tod ihm hingegeben werde, sondern daß es sich ihm hingebe im ganzen Leben (Genesis , ) 50. Der grausame Anspruch, den die Völker ihren göttlichen Herren zubilligen, ist ihm, der zwar im besonderen Bund mit den Abrahamiden (, ), aber doch der Richter der ganzen Erde ist (, ), nicht bloß zu tyrannisch, sondern auch zu gering. Er will, wie der Gemeinschaft, so der Person der echte Melekh, der Führer sein. Abraham soll »vor seinem Antlitz hergehen« (, ) und sich von ihm leiten lassen (Josua , ), liebend und geliebt (Jesaja , ), »erkannt« (Genesis , ) und erkennend (v. ). So haben die Zeiten die personhafte Unbedingtheit des Stammesgottes Jhwh seinem Verhältnis zum Stammvater seines Stammes abgelesen; aber es läßt sich keine noch so primitive Fassung der Genesisgeschichten von den Anfängen dieses Stammes dem Text abgewinnen, in die die Unbedingtheit nicht schon eingetragen wäre, und mit ihr jene Ganzheitsgeltung und Ganzheitswirkung der Ausschließlichkeit in Israel, jenes lebensmäßige Ernstmachenwollen über die Aktualität des Glaubensverhältnisses hinaus; sagt doch schon jenes beginnende und unbestritten frühe »Geh aus deinem Lande! … und Abram ging« (, , ) alles aus, in der Geschichte des Einzelnen schon Führerruf und Volksgefolgschaft. In vierzig seiner fünfzig Kapitel läßt das Buch »Im Anfang« den Weltgott der zehn ersten als Stammesgott handeln, der aus der Substanz des von ihm erschaffenen Menschengeschlechts durch Erwählung, Ausscheidung, Auslese sich den Stamm bildet; aber wie in der eigentlichen Volksgeschichte ist auch hier das Melekhtum von der Jhwh unter allen Melakhim eigentümlichen Forderung der Unbedingtheit, Unmittelbarkeit und rückhaltlosen Vollständigkeit unablösbar. Gleichviel welchen und wie verschiednen Textschichten man dieses »Sei ganz!« an den Erzvater und das »Ganz sei mit Jhwh deinem Gott!« (Deuteronomium , ) an das Volk zuweist, sie entsprechen einander, ergänzen einander und sagen mitsammen das Wesentliche aus, ohne dessen Erkenntnis man dem Einmaligkeitsproblem des biblischen Glaubens sich nicht zu nähern vermag. Die vorstaatliche Geschichte Israels, wie allein sie – trotz aller Versuche rein »Profanhistorisches« herauszuschälen – nun einmal als Geschichte da ist: die von Gläubigen mit gläubigen Sinnen erfahrene, im gläubigen Gedächtnis geformte, vom gläubigen Wort beschriebne Geschichte des Geschehens zwischen dem König Jhwh und seinem Volk besteht durch die ursprüngliche Möglichkeit dieses Gebots und des »Gehorsams« als der menschlichen Antwort darauf, einer stammelnden, versagenden, wiederanhebenden, aber doch einer Antwort des brüchigen Menschenwesens. Ich sage: die vorstaatliche Geschichte; denn sowenig man es einer Absicht des Erzählers zuschreiben mag, so bemerkenswert ist doch, daß Salomo
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in dem Spruch, mit dem er seine Tempelrede beschließt (I Könige , ), nicht aufruft, der Mensch oder das Volk solle ganz sein mit Jhwh, sondern, das Herz solle widerstreitslos, »befriedet« mit Jhwh sein. Wiewohl er fortfährt: »in seinen Gesetzen zu gehen …«, weht hier doch schon die Luft einer Staatlichkeit, in der eben nicht mehr die Ruach Gottes durch die jeweils, unvorhersehbar von ihr Ergriffnen, sondern, wenn auch auf Grund der Salbung, die Dynastie regiert und nunmehr, wie Tempel- und Burghügel, Religion und Politik getrennt sind. Es klingt unsern Ohren wie Ironie, wenn kurz danach (, ) die synkretistische Treulosigkeit Salomos, der, gastfreundlich wie ein römischer Kaiser, den Melakhim der Nachbarvölker heilige Koppen zuweist, dahin gekennzeichnet wird, sein Herz sei nicht widerstreitslos mit Jhwh gewesen. Die Patriarchengeschichte ist nicht »religiös«, sondern religiös-politisch; sie hat zwar nicht das Leben einer Nation, sondern das einer Sippe zum Gegenstand, aber es ist ihr um die – äußere und innere – Politik der Sippe zu tun, und sie berichtet von dieser Politik als von einer religiös bestimmten. Es gibt noch keinen Stamm, und so gibt es auch noch keinen »König«, aber in das Verhältnis zwischen den Einzelnen, aus denen der Stamm hervorgehen soll, und ihrem Herrn ist das zwischen Volk und Melekh keimhaft eingetan: der Bund, Führung und Mehrung, die Forderung, die Erprobung und die Verheißung. Sowie nun, nach Ablauf jener »vierhundert Jahre«, die Handlung zwischen Jhwh und Israel, nun aber eben dem Volk Israel, wiederbeginnt, nicht mehr auf dem Boden der Biographie, sondern auf dem der Historie, sowie Jhwh und Israel einander in der Geschichte begegnen, tritt das Gotteskönigtum als solches hervor. Eine Verwirklichungstendenz wagt es geschichtlich aufzunehmen, die keine andere als eine politische sein kann. Wenn das Gotteskönigtum seinen Unbedingtheitsanspruch der ganzen Volkswirklichkeit gegenüber erhebt, vermag nur von der ganzen Volkswirklichkeit die Antwort auszugehn. Der Auszug von Ägypten, der Israel als Volk in die Geschichte einsetzt, bereitet dessen entscheidende Gottesbegegnung vor: einen Vorgang, den der Glaube eine Offenbarung und die Religionswissenschaft, ohne damit sein Wesen umfangen zu wollen, einen kollektiven (oder einen individuellen, aber kollektiv wirksamen) Glaubensakt nennt. Die Ausschließlichkeit, in der dieser wie jeder echte Glaubensakt steht, wird von Israel als eine erfahren, mit der es lebensmäßig über die Aktualität des Glaubensverhältnisses hinaus, ja an der ganzen Fülle des Daseins Ernst machen will. Den Bereich, in dem der Einzelne als solcher mit der Ausschließlichkeit lebensmäßig Ernst zu machen sucht, dürften wir als den ethischen be-
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zeichnen, wenn wir nur die Ethik durchaus nicht mehr in theoretischer oder praktischer Isolierung, sondern schlechthin als den persönlichen Werkbereich der Ausschließlichkeit zu fassen vermöchten. Dasselbe gilt für das Volk von der Politik. Die Strebung, die Ganzheit seines Lebens von seiner Beziehung zum Göttlichen bauen zu lassen, kann ein Volk gar nicht anders verwirklichen, als indem es sein politisches Sein und Tun dem Einfluß dieser Beziehung öffnet, die Grenze dieses Einflusses also nicht von vornherein, grundsätzlich zieht, sondern sie nur im Gang der Realisierung immer wieder erfährt oder vielmehr erleidet. Der Unbedingtheitsanspruch des Gotteskönigtums erfüllt sich, indem das Volk Jhwh selber zum König ausruft, ihn allein und unmittelbar (Exodus , ), und Jhwh selber, allein und unmittelbar, die Königsherrschaft antritt (, ). Er begnügt sich nicht damit, »Gott« im religiösen Sinn zu sein, er will nicht einem Menschen übergeben, was nicht »Gottes« ist, das Regiment über die ganze Tatsächlichkeit des weltlichen Lebens, eben dieses Regiment beansprucht er und tritt er an, denn es gibt nichts, was nicht Gottes wäre. Er wird den je und je von ihm Erwählten seine Aufträge erteilen, aber bloße Macht ohne einen situationsbezogenen Auftrag mag er nicht verleihen. Er gibt seinen Willen zunächst als Verfassung kund – nicht Verfassung von Kult und Sitte nur, auch von Wirtschaft und Gesellschaft –, er wird ihn immer wieder den wechselnden Geschlechtern kundtun, wohl auch, aber eben bloß als Auskunft auf Frage, institutionell durch priesterlichen Mund, vor allem aber in der Freiheit seines einherbrausenden Geistes, durch jeden, den der Geist ergreift. Die geschichtsgeläufige Trennung von Religion und Politik ist hier im realen Paradox aufgehoben. Ist dies – das zur gemeinorientalischen Vorstellung des Gotteskönigtums Hinzutretende – nur eine Lehre oder ist deren Kern ein Ereignis? Ist es historisierende Theologie oder ist es Geschichte, daß ein Verband halbnomadischer Semitenstämme irgendeinmal, jedenfalls vor mehr als dreitausend Jahren, auf der Wanderschaft von Ägypten nach Kanaan, statt etwa, wie es wohl andre semitischen Völker in solcher Stunde der Einung und des hochgemuten Voranzugs getan haben, seinen menschlichen Führer, wiewohl unter gleichbetitelter göttlicher Oberheit, zum Melekh zu erheben, den Gott selber, seinen Gott Jhwh dazu ausrief? Daß also dieser Stämmeverband, der sich Israel nannte, erst- und einmalig in der Völkergeschichte als Volk mit der ausschließlichen Gottesherrschaft Ernst zu machen sich unterwand? Als Volk – zwar in der unablässigen Dialektik des Gotteskampfes zwischen Botmäßigen und Widerstrebenden, zwischen Gideonmenschen und Abimelekhmenschen, aber eben doch als Volk handelnd: proklamierend, gehorchend, nachfolgend?
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Für die wissenschaftliche Betrachtung kann sich die Frage naturgemäß nur so stellen: ob Texte, deren direkter oder indirekter Gegenstand die zwischen Ägypten und Kanaan vollzogne Ausrufung Jhwhs zum König von Israel ist, als geschichtsnah oder als geschichtsfern anzusehn sind, d. h. ob sie einer echten Geschichtstradition angehören, also einer aus dem – wie sehr auch mythisierenden – Bericht einer Begebenheit entstandnen Überlieferung, oder einer Überlieferungsfiktion theologisch-literarischer Herkunft.
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Am Fuß des Sinai das große Opfer darbringend, läßt Mose das Blut der Tiere in zwei Hälften teilen. Die eine sprengt er an den Altar, die andre, zunächst in Becken verwahrte, an das Volk, nachdem er es auf »die Urkunde des Bundes« 1 (Exodus , ) verpflichtet hat, und spricht dabei die sakramentale Formel: »Da ist das Blut des Bundes, den Jhwh mit euch schließt auf alle diese Worte.« 2 Keine der von der vergleichenden Religionswissenschaft 3 herangezogenen Parallelen bietet eine wirkliche Entsprechung zu diesem Ritual zwischen Gott und Volk. Es ist in seiner strengen Gegenseitigkeit 4 durchaus nicht als eine Variante zu dem Üblichen anzusehen: »daß die Menschen«, um sich mit der Gottheit »in intimen Konnex zu setzen«, »sich der Vermittlung eines Tieres bedienen, dessen Blut sie an den Altar schütten, während sie selber das Fleisch verzehren« 5. Das Entscheidende ist hier, daß beide Partner, der Altar als Vertreter der Gottheit und das Volk, in gleicher Weise behandelt werden 6, als die zwei Parteien eines sakralrechtlichen Gegenseitigkeitsaktes. Weit eher ist zur Erklärung der arabische Brauch verwendbar, daß zwei Sippen miteinander ein Bündnis auf den Tod schließen, indem sie ihre Hände in eine Schüssel mit Blut tauchen 7 und so »beide Parteien gleichzeitig mit demselben Stoff in Kontakt gebracht werden, ohne daß dieser der einen oder der andern von ihnen gehört«, somit wie bei der eigentlichen Blutmischung, dem Trinken des gegenseitigen Blutes, »eine Vereinigung der Sphären« stattfindet 8. Aber ich kenne außer dem sinaitischen kein Zeugnis für eine solche Zeremonie zwischen Gott und Mensch. Auch im Alten Testament selber ist keine Analogie zu finden. Das häufig dafür angesehene »Hindurchschreiten zwischen den Tierstücken« (Genesis , , Jeremja , ) 9 – das die Redaktoren des Kanons vielleicht mit Bedacht nur an zwei Stellen, am Anfang der Stammesgeschichte und an der letzten Wende des Staatsschicksals, haben stehen lassen – gehört einer anderen Ordnung an. 10 Die Ansicht, der diesem Ritus zugrundeliegende Gedanke sei, »daß alle Vertragschließenden durch das Opfertier umfaßt und mit ihm identisch werden und damit zugleich sein Schicksal auf sich herabbeschwören, wenn sie den Vertrag brechen« 11, wird durch keinen der beiden Texte gestützt 12; denn Jeremja liegt überhaupt keine gegenseitige Verpflichtung, sondern nur eine des Volkes durch den König vor 13, der also keinen Anlaß hat, sich durch das Opfertier mitumfassen zu lassen und dessen Schicksal auf sich herabzubeschwören; in der Genesis-
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Erzählung, die ebenfalls keine beiderseitige Bindung berichtet, schreitet nur der eine, der zusichernde Partner hindurch, und auch er nur in der Gestalt eines gewaltigen Feuers, das kaum einen unversehrten Rest der Tiere hinter sich lassen mag, so daß die Vorstellung eines Umfaßtwerdens damit nicht zusammengebracht werden kann; zudem ist, welcher Zeit immer man das Kapitel zuschreibt, doch wohl nicht anzunehmen, der Ritus sei damals so erinnerungslos »verblaßt« 14 gewesen, daß der Verfasser Jhwh selber das Schicksal der Opfertiere auf sich herabbeschwören ließe. Eher ist die Zeremonie 15 als eine Opferhandlung zu verstehen, in der das Mittenhindurchgehn die »unverbrüchliche Kraft« der Verbindlichkeit steigere. Aber mir scheint, daß es sich um eine ganz besondre Opferart handelt. An beiden Stellen erscheint der Ritus mit einem gegenwärtig oder künftig drohenden Unheil verknüpft, das entweder abgewendet (Jeremja) 16 oder begrenzt werden soll (Genesis , ff.). Ebenso aber wird die deutlichste und wichtigste Parallele, das Fedu-Opfer der Araber in Moab 17, dargebracht, wenn eine tödliche Gefahr droht, wenn etwa Dürre oder Seuche wütet: dann schlachtet jede Sippe ein Schaf, hälftet es, und alle Mitglieder gehn zwischen den blutigen Stücken hindurch, die kleinen Kinder werden hindurchgetragen, – das Lebendige entsteigt dem Toten, das Leben hat den Tod besiegt. Zu diesem über das allgemein Apotropäische bedeutsam hinausgreifenden Opferzeremoniell tritt nun biblisch die Selbstverpflichtung – bei Jeremja die des Volkes, durch Erfüllung des göttlichen Gesetzes den Zorn zu versöhnen (das Freilassen der Leibeigenen mag überdies mit der Vorstellung, selber in die Sklaverei der Chaldäer geraten zu müssen, zusammenhängen), in der Genesis-Erzählung die des Gottes, die beschlossene Knechtschaft zu einem festgesetzten Zeitpunkt zu beenden. Als Selbstverpflichtung, Selbstbeschränkung heißt der Vorgang die Stiftung einer Berith. Denn berith, das wir nur nothalber mit »Bund« übersetzen, bedeutet ursprünglich ein Verhältnis, das beide Partner »umschränkt« 18, also verbindet, sekundär eins, das beide oder zumindest einen »beschränkt«. Freilich scheint das Spalten des Opfertiers zum Durchschreiten dem Schließen des Bundes seine eigentümliche und doch an griechische und lateinische Terminologie gemahnende Bezeichnung gegeben zu haben 19: man »schließt« hier nicht den Bund, man »schlitzt« ihn (die pathetische Zusammenstellung des Kalb-Schlitzens und des Bund-»Schlitzens« Jeremja , klingt trotz der etwas schwierigen Syntax ursprünglich genug, und dann liegt hier etwas andres als ein bloßes Wortspiel vor); so dürfte denn die Verschmelzung von Durchschrittsopfer und Bundesschluß eine sehr alte sein. Nur im Sinaibund jedoch vollzieht sich eine heilige Handlung, die sakramental eine Gegenseitigkeit zwischen dem Oben und einem Unten stiftet.
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Auch den nachsinaitischen »Bundesschlüssen« zwischen Gott und Volk gegenüber nämlich behauptet der Vorgang am Sinai seine Einzigkeit: bei keinem von ihnen wird ein ähnlicher Ritus berichtet, und schon dadurch erscheinen sie neben der Exodus-Erzählung als Wiederholungen, Bekräftigungen, Erneuerungen, – und zwar, zum Unterschied von periodischfestlichen Begehungen, als geschichtlich einmalige Erneuerungen jeweils in einer neuen Situation, die einen neuen Ausspruch des Bundes, etwa auch eine Ergänzung seiner Satzungen erfordert. 20 Erst recht geht es nicht an, dem Josuabund (Josua ), bei dem der Führer nicht wie Mose 21 Mittler, sondern Partner des Bundes ist (v. ) 22, allein Geschichtlichkeit zuzuerkennen 23. Der ihn begleitende Ritus, die Aufrichtung des Malsteins, entbehrt in seiner Typik des Charakters einer Besieglung eines erstmaligen und entscheidenden Geschichtsmoments; er ist überdies nur akzessorisch, denn er bedeutet nur die Bezeugung und Bewahrung der Begebenheit, nicht wie jener ihren sakramentalen Vollzug selber: wir haben hier nicht »eine feierliche Bundeszeremonie« 24, sondern eine feierliche Wechselrede mit mnemonischem Abschlußzeichen. Gewiß nehmen sich die beiden Berichte nebeneinander fast wie ein herodotischer und ein thukydideischer aus, – aber der »herodotische« hat uns eben den älteren Geschichtsvorgang auf seine Weise erhalten. Und wenn aus der Tatsache, daß Josua dem Volk freistellt, sich einen Gott zu wählen, gefolgert werden soll, dann darf nicht unbeachtet bleiben, daß das Volk 25 darauf erwidert, es wolle Jhwh nicht verlassen, daß es sich diesem also bereits zugehörig weiß, in einem Bund, auf den ein anderer, freilich offenkundig später Bericht (, ) Josua selber hindeuten läßt. Die Fremdgötter, die es – dennoch, wie die Jakob-Sippe – in seiner Mitte behalten hatte, entfernt es nun wie jene (Genesis , ff.) 26; ein Argument gegen den Sinaibund oder gegen seinen volkumfassenden Charakter 27 ist dies ebensowenig, wie daß Josua dem Volk »Satzung und Recht aufstellt« (, ), obgleich es die »nach der traditionellen Auffassung doch schon längst am Sinai erhalten haben müßte«, denn mit dem gleichen Terminus wird in einem der gleichen Textschicht angehörenden Bericht (Exodus , ) 28 eine »Gesetzesstation« bezeichnet, er bedeutet also für den Erzähler nicht »das Gesetz« schlechthin, sondern einen Komplex von Verordnungen, – hier wohl eine mit der Bundeserneuerung verknüpfte neue institutionelle Befestigung des Stämmeverbands und seine kultisch-territoriale Zentralisierung 29. Im Sinaibund ist der Begriff der Berith seinem Maximalsinn nach realisiert: als eine Umschränkung der beiden Partner zu einer Gemeinschaft, die die Verschiedenheit und Getrenntheit der beiden durchaus bestehen läßt, sie aber in ein Verhältnis von unbedingter Über- und Unterordnung
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bringt, von denen jene wie diese in der Gegenseitigkeitsbindung ihre eigene, ihr eigentümliche Bindungsform hat. Der Ritus spricht die Umschränkung der Partner in ihrer gleichmäßigen und gleichzeitigen Teilnahme am Opferblut aus, in dem die Lebensseele ist (Leviticus , ) 30; die unbeeinträchtigte Verschiedenheit und Getrenntheit, sowie das Verhältnis von unbedingter Über- und Unterordnung haben ihren Ausdruck im vertretenden Altar und in der Haltung des Mittlers, die die deuteronomische Rückschau (Deuteronomium , ) sein Dazwischenstehen nennt. Der Gottesbund mit den Patriarchen, der dieses Ritus entbehrt, bedeutet wohl eine Gegenseitigkeitsbindung, aber nicht wie der Sinaibund eine Verbindung und Umschränkung zu einer Gemeinschaft, die ein Amt des Gottes am Volk und ein Amt des Volkes am Gott umfaßt. Hingegen stellen alle späteren Bundesschlüsse zwischen Jhwh und Israel wie gesagt nur Bestätigungen, Erneuerungen, Wiederaufrichtungen dar, wie, insbesondre nach einer Erschütterung oder nach einer grundlegenden Wandlung der Lage, die Stunde sie erfordert. So fehlt ihnen wohl auch der Ritus, den Mose, der Urpriester, vollzieht, eben der Urpriester, der die Priesterschaft weiht, und zwar mit einer verwandten Zeremonie (Exodus , Leviticus ), in der aber das Besprengen beider Partner zweierlei verschiedenen Momenten angehört und zweierlei Sinn hat, somit keine Umschränkung darstellt; freilich ist, wo nach Mose ein Mittler auftritt (II Könige , ), es ebenfalls ein Priester, und so könnte man hier immerhin den nur von einem Priester vollziehbaren Ritus ergänzen, wenn nicht anzunehmen wäre, daß der ereignisnahe und enthusiastische Erzähler einen sakramentalen Vorgang dieser Art nicht verschwiegen hätte. Der Sinaibund wird zumeist als ein rein »religiöser« Vorgang verstanden: das Volk nimmt Jhwh zu seinem Gotte an; woraus dann wohl auch gefolgert wird, daß er nicht schon vor Mose der Gott Israels sein konnte 31, denn sonst wäre ein Bundesschluß überflüssig, – es folge »aus dem Bundesgedanken mit zwingender Notwendigkeit, daß sich Israel und Jahwe bis dahin fremd waren« 32, denn es liege »im Begriff des Bundes, daß er Zwei, die von Haus aus nicht zusammengehören, verbündet« 33, im Sinaibund »rezipiere« Israel somit »mit feierlicher berith« einen ihm »bis dahin fremden Gott« 34. Aber dieser Auffassung steht nicht bloß die bisher durch keine Quellenscheidung in ihrer Bedeutung abgeschwächte Tatsache entgegen, daß Mose die Befreiungstat Jhwhs dem Volk in Ägypten als das Handeln des Gottes ihrer Väter verheißt 35, sondern auch die wirkliche Bedeutung des Berith-Begriffs, aus dem abgeleitet wird, was nicht darin liegt, eben weil man ihn zu Unrecht mit dem geläufigen Bundesbegriff identifiziert. Berith ist nicht auf einen Vertrag beschränkt, der zwischen zwei einander bis dahin fremden Partnern eine »Interessen-
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gemeinschaft« 36 stiftet. Sie setzt überhaupt nicht bloß ein Verhältnis ein, sondern sie kann auch ein bestehendes in seiner Art verändern, es verdichten, vereindeutigen, ja zuweilen auch es nur sanktionieren, ihm den sakralen Schutz verleihen, ein verletztes wiederherstellen, ein in Frage gestelltes von neuem weihen. »Wenn die Zusammengehörigen in einem neuen, gemeinsamen Entschluß vereinigt sind, drückt das der Israelit aus, indem er einen Bund darum macht.« 37 Salomo und Hiram stehen bereits in freundnachbarlichem Verkehr, als sie miteinander eine Berith schließen (I Könige , ). Jakob und Laban sind einander nicht fremd, sondern entfremdet gewesen, als sie sich die Berith zuschwören (Genesis , ). So vollzieht sich denn auch die jojadanische Restauration in einem Bundesschluß (II Könige , ), der ganz so berichtet wird, als wären Israel und Jhwh einander bis dahin fremd gewesen: »daß sie Jhwh zum Volk werden sollten«. Der Sinaibund darf somit so aufgefaßt werden, wie der Zusammenhang der Erzählung 38 ihn aufgefaßt sehen will: er bringt nicht Jhwh und Israel in eine Beziehung zueinander als solche, zwischen denen bisher keine bestanden hat, sondern er bringt sie in eine Beziehungsart zueinander, die bisher zwischen ihnen noch nicht bestehen konnte und die der wesenhaft neuen Situation entspricht, auf die der Bund gegründet ist. Die neue Situation ist dadurch gekennzeichnet, daß es nunmehr ein Volk Israel gibt, befähigt, Partner eines sakralrechtlichen Gegenseitigkeitsaktes zu sein; Partner eines solchen Aktes kann ein Volk aber nur sein, wenn es bereits als Einheit zu handeln und zu wirken vermögend, mit anderem Wort: wenn es nationell-politisch verfaßt ist. Die Befreiung, der ungeheure Zug befreiter Wanderung, der Untergang der Verfolger, Verheißung und Führung hatten die Hirtenstämme zum Volk zusammengeschweißt; das politische Verfaßtsein hat es in der Ordnung und Gliederung erfahren (Kapitel ), die es zu einem wandernden Gemeinwesen macht 39. So erst vermag es Partner eines Bundesaktes zu werden, der zwischen einem Gott und einem Volk vollzogen kein rein religiöser, sondern nur ein religiös-politischer, ein theopolitischer Akt sein kann. 40 Johannes Pedersen hat gezeigt 41, daß die Berith zwischen Jhwh und Israel dem arabischen baia-Bund entspricht, als einem Verhältnis, in dem »der eine der höher Stehende, der andere der Niedrigere ist, oder anders ausgedrückt, in welchem gegeben und empfangen wird«, und daß sie ebenderselben Art ist wie die Berith, die das Volk durch seine Ältesten in Hebron mit David schloß, als sie ihn salbten (II Samuel , ): »die Stellung des überlegenen Partners in diesem Bunde wird mit dem Wortstamm mlk bezeichnet«. Der Sinaibund ist, wenn man melekh in seiner ursprünglichen volkspolitischen schon ebenso wie in der späteren staats-
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politischen Bedeutung übersetzen will, ein Königsbund. Jhwh ist nicht bloß der ausschließliche »Schutzgott der Genossenschaft« 42, er ist ihr ausschließliches politisches Oberhaupt. Es heißt jedoch dieser Einsicht ihren wesentlichen Wert nehmen, wenn man in dem Bericht über den Bundesschluß lediglich die »Historisierung« eines Kultdramas, die »in einer geschichtlichen und mythologischen Gestalt dargestellte und dem geschichtlichen und mythologischen Rahmen der Exodus-Erzählungen angepaßte« Beschreibung alljährlich begangener Festriten erblickt 43, so daß diese sich als Erneuerung eines Bundes gäben, dessen Bild in Wirklichkeit aus ihnen in die sagenhafte Vergangenheit »präjiziert« worden sei. 44 »Der Geist einer geschichtlichen Religion« spricht sich nicht, wie Mowinckel 45 meint, in solcher Historisierung aus; es gäbe diesen Geist nicht, wenn es Ereignis und Erinnerung nicht gäbe, zu denen er sich bekennt. Ätiologische Zurückverlegungen ritualer Gehalte in eine Urgeschichte finden sich fast in allen Religionen, und ihre bildnerische Projektionskraft ist zuweilen eine gewaltige, aber es ist eine Besonderheit der geschichtlichen Religion, daß sie von den zentralen Erzählungen ihres Geschichtsglaubens dergleichen fernzuhalten weiß. Sie kann es, eben weil diese zentralen Erzählungen aus Ereignis und Erinnerung geboren sind. Gewiß, die religiöse Erinnerung – ich habe darauf schon hingewiesen – verwandelt das Ereignis, aber sie schafft es nicht. Der Geist einer geschichtlichen Religion ist nichts andres als die durch Ereignis entscheidend geweckte Leidenschaft des Überlieferns. Wenn es in Israel wirklich, wie man aus biblischen Texten erschließen zu können meint 46, wie in Babylon ein Fest der göttlichen Thronbesteigung gab, so hatte es nicht deshalb zu dem gemeinsamen Charakter der kosmischen Erneuerung noch den einer geschichtlichen, weil der Geist der Religion Israels der Geist einer geschichtlichen Religion war, sondern weil Israel etwas widerfahren war, dessen im Umschwung der Jahreszeiten immer wieder zu gedenken der Kern seines Glaubenslebens wurde; weil es erst dadurch dazu kam, seinen Gott als König der Welt zu verstehen, daß es ihn einst zum König des Volkes ausgerufen hatte. Was immer es für Naturfeste in Israel gegeben haben mag, als Thronbesteigungsfest gab es jedenfalls keins, ehe es eine göttliche Thronbesteigung gab, und die gab es hier eben nicht als die des Weltkönigs, sondern als die des Volkskönigs, und nicht in zeitlos ungebundener Mythenphantasie, sondern in zeitgebundner, wiewohl mythisierter, Geschichte; denn hier hat eben nicht Natur, sondern Geschichte den Primat, – womit ich nicht Geschichtsreflexion, sondern wirklich Geschichte meine. In Babylon mochte der kultische Kalender unberührbar über den Wechselfällen der Historie seinen ewigen Kreislauf vollziehen, in Israel schrieb ihn die Geschichte
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eigenhändig in den ungeheuren Zeichen des Einmaligen um. Es ist ein fundamentaler Irrtum, überall gleichmäßig habe der Kult den Mythos hervorgetrieben: ihre Abfolge wird davon bestimmt, was geschieht. Wo Ereignis und Erinnerung walten, folgt der Kult ihrem Gebot; wo sie nicht walten, heißt er den Mythos sie durch ein zeitloses Gebild ersetzen. Gewiß, aller Kult ist gestiftet; aber nur wo Ereignis und Erinnerung walten, weiß man in der mythisch geformten Tradition um die Stiftung, als um ein Geheimnis der Geschichte. »Nichts hindert uns«, sagt Mowinckel 47, »anzunehmen, daß die Exodus , – beschriebene Zeremonie der Blutsprengung unmittelbar einem in Jerusalem im Versammlungskult geübten Ritus entliehen war.« Daran hindert uns zunächst dies, daß uns von einem solchen in Jerusalem geübten Ritus nichts bekannt ist. Aber wenn uns etwas bekannt wäre und man wollte ihn zur ursprünglichen Wirklichkeit und den Sinaibericht zur projizierten Spieglung zu machen versuchen, so würde man den festen Boden konkreter Religionsgeschichte verlassen und sich in den Luftraum einer nur-allgemeinen Religionsanalytik erheben, in dem alles überall und nichts irgendwo ist. »Jedoch hüte dich, hüte sehr deine Seele, / daß du etwa vergäßest der Dinge, die deine Augen sahn, / und daß sie etwa aus deinem Herzen wichen – / alle Tage deines Lebens. / Gib sie zu kennen deinen Söhnen und den Söhnen deiner Söhne!« Das ist, ob es auch im Buch Deuteronomium steht, nicht aus reformatorischem Eifer, sondern aus der Leidenschaft des Überlieferns gesprochen. Aber eine Überlieferung der Einzelheiten, meint Mowinckel 48, sei hier undenkbar. Denn der Sinaibund sei als nach den traditionellen Riten alles Bundesschlusses begründet angesehen worden, und es habe daher niemandem in den Sinn kommen können, die jedem bekannten Formen schriftlich für die Nachwelt festzuhalten. Anderseits sei es zweifellos, daß weder der Jahwist noch der Elohist so viele Jahrhunderte nach Mose eine genaue geschichtliche Überlieferung über die Art bewahren konnte, in der der Bund geschlossen wurde. Aber nichts ist dafür anzuführen, daß der Sinaibund als nach den traditionellen Riten alles Bundesschlusses begründet angesehen worden sei, es entspricht vielmehr dem natürlichen Gefühl, daß ein so aus allen artverwandten Vorgängen hervorragender wie dieser Bundesschluß zwischen Gott und Volk die vertrauten Riten nicht einfach übernahm, sondern einmalig modifizierte 49; und wenn jene etwa, wofür ja manches spricht 50, wenn nicht in gemeinsamem Bluttrinken, so doch in gemeinsamem Kontakt mit Blut bestanden, ergab sich die Modifikation von selber; jedenfalls war es geboten, den Bericht über den modifizierten zu bewahren. Anderseits verkennt Mowinckel die Lebenskraft und die Sorgsamkeit, deren frühe mündliche Überlieferung fähig ist.
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Man vergegenwärtige sich etwa, daß die ganze ältere Literatur der Inder mündlich entstanden und jahrhundertelang mündlich erhalten worden ist, in einer Methode, die »eine größere Gewähr für die Erhaltung des ursprünglichen Textes gibt als das Abschreiben und Wiederabschreiben von Handschriften« 51; daß doch auch die ältesten Werke der arabischen Dichtung großenteils durch mündliche Überlieferung innerhalb einer Sippe, zuweilen innerhalb eines ganzen Stammes bewahrt worden sind, bis sie unter den Abbasiden aufgezeichnet wurden 52. Auch bei hoher Entwicklung der Schriftkultur bleibt heiliges Wort ja oft mündlicher Weitergabe lange vorbehalten. 53 Aus der rein-religiösen Erzählung von Aufstieg, Gottesschau und heiligem Mahl der Siebzig gelöst, erscheint der Bundesbericht als die einer echten Geschichtsüberlieferung entnommene Mitteilung über einen sakral-rechtlichen Gegenseitigkeitsakt von theopolitischem Charakter: »staatsrechtlich durchaus nichts nur Theoretisches« 54. Ein Volk und sein Gott werden durch einen sakralen Gegenseitigkeitsritus, die Sprengung des »Bundesbluts«, und durch eine rechtliche Gegenseitigkeitsurkunde, die Verfassung der Berith, zu einer politischen Einheit umschränkt, innerhalb deren die beiden Partner sich zu einander wie ein primitives, wanderndes Gemeinwesen und dessen mehr führerischer als herrscherlicher Melekh verhalten. Zwischen jenem Vertrag mit dem Gott Ningirsu 55, in dem der »erste geschichtlich greifbare Gesetzgeber« 56, Urukagina von Lagasch, in der ersten Hälfte des dritten Jahrtausends seine große Sozialreform, die das Arbeitsvolk von der Knechtung durch Beamte und Priester befreien soll, als »das Wort, das sein König Ningirsu ausgesprochen hat« 57 niederlegt, und dem Vertrag mit dem Volk von Saba und dem Gott Almakah, in dem Kariba-ilu Watar zu Anfang des siebenten Jahrhunderts das neuerworbene Land der Gemeinschaft von Volk und Gott, in der er als Mittler amtet, zu eigen übergibt, steht der Sinaibund als ein nicht minder politisch-real gemeinter, getragen von dem starken und »hingebeugten« 58 Mittlertum eines Mannes, der – im Gegensatz zu jenen beiden, die erst den Titel eines Priesterfürsten trugen und sich dann König nannten 59 – nicht Herr sein wollte, da doch Jhwh »der Herr« (Exodus , ; , ) 60 ist. Daß in unseren Texten auch mit dem Sinaibund eine soziale Gesetzgebung und auch mit ihm die Konzeption eines Gotteseigentums am Boden 61 verknüpft erscheint, mag der Wissenschaft wohl noch zu denken geben. Angekündigt wird der Königsbund von Jhwh selber sogleich nach der Ankunft des Volkes am Sinai, in jener ersten Bergrede (, b–), die einem »deuteronomistischen« Redaktor zuschreiben das Problem, woher solche Mächtigkeit des Wortes und solches Gefühl für Art und Stil der
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an den Anfang des Offenbarungsberichtes gehörenden Botschaft stammen mag, nur verschieben heißt 62: »So sprich zum Hause Jakobs, / melde den Söhnen Israels: / Selber habt ihr gesehn, / was ich an Ägypten tat, / ich trug euch auf Adlerflügeln / und ließ euch kommen zu mir. / Und jetzt, / hört ihr, hört auf meine Stimme / und wahrt meinen Bund, / dann werdet ihr mir / aus allen Völkern ein Wesensgut. / Denn mein ist die Erde all, / ihr aber sollt mir werden / ein Königreich von Priestern, / ein ausgesonderter Stamm. / Dies ist die Rede, die du zu den Söhnen Israels reden sollst.« Bedeutsam erscheinen hier erstmalig die beiden Grundbegriffe zusammen: der der Berith Jhwhs mit dem Volk, die seine Berith mit den Vätern (, ; , f.) ablösen soll, und der der Melekhschaft Jhwhs, in der Form der mamlakha, des Bereichs der Königsherrschaft 63. Ein Gott spricht, der die ganze Welt sein nennt, aber innerhalb dieses seines Besitzes sich aus dem unter den Völkern erkornen Israel, wenn es nur den Bund wahrt den er mit ihm schließen wird, ein mere proprium, ein Allod machen will: ein ausgesonderter Königsbereich soll es ihm dann werden 64. Das Ausgesondertsein wird mit besondrer Prägnanz in dem Adjektiv qadosch geäußert, das ursprünglich abgesondert, abgetrennt, abgehoben (im Gegensatz zu chol: der Allgemeinheit preisgegeben), und erst von da aus »heilig« bedeutet 65. Die Artung des Königsbereichs wird aber noch dadurch genauer bezeichnet, daß er aus kohanim, aus »Priestern« bestehen soll 66. Wenn man das Wort nur von der kultischen Funktion aus faßt, muß einem der Sinnzusammenhang entgleiten. Schon aus dem Charakter eines profanen Hofamts des gleichen Namens in zweifellos alten Texten 67 (II Samuel , b, vgl. dazu I Chronik , ; I Könige , ; auch II Samuel , mit seinem charakterisierenden Zusatz »bei David« gehört ersichtlich hierher), dessen Inhaber als »Gefährte« des Königs, als »Erster zur Hand des Königs« gilt, ergibt sich die Grundbedeutung eines unmittelbaren Dienstes, die durch die wahrscheinliche Etymologie (der Stehende, Aufwartende) 68, besonders aber durch den Bericht über den Korah-Aufstand (Numeri ) bestätigt wird, wo es um das Priestertum als um das Nahendürfen, um die Unmittelbarkeit zu Jhwh (im Unterschied zum mittelbaren Dienst der Leviten) geht. »Königreich von Priestern« und »ausgesonderter Stamm« ergänzen einander somit wie Innen und Außen; abgehoben von den andern Völkern steht ein bunderfüllendes Israel mit allen seinen Gliedern in der Unmittelbarkeit zu seinem König. 69 Von hier aus wird Hosea (, ) dem bundesbrüchigen Israel verkündigen, daß Jhwh es verwirft, von hier aus aber auch ein Prophet, der die neue äonische Berith ansagt (Jesaja , ), verheißen: »Ihr werdet Priester Jhwhs gerufen werden« (v. ). Die gleiche Unmittelbarkeit aller zu Gott, so stark, daß keiner den
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andern in der Erkenntnis Gottes zu belehren braucht, spricht vor ihm Jeremja (, ) dem neuen Bund zu, der das erfüllen soll, was das Brechen des Sinaibundes sich nicht hatte erfüllen lassen (v. ). Als ein Widerhall des Sinaibundes will im Eingang zum »Mose-Segen« jener vielumstrittene Vers (Deuteronomium , ) verstanden sein: »So ward in Jeschurun 70 ein König, / da sich sammelten die Häupter des Volks, / in eins Israels Zweige.« Es ist mit Recht darauf hingewiesen worden 71, daß der Satz nicht übersetzt werden darf: »Und er (Jhwh) wurde in Jeschurun König«, da dies nur durch das bloße malakh, nicht aber durch haja mit melekh ausgedrückt worden wäre. Aber daraus ergibt sich keineswegs, daß bei dem König, der in Jeschurun ward, an Saul zu denken sei. »Hat Jahwe«, so wird diese Auffassung verteidigt 72, »das Königtum über Israel angetreten, so hat er es zu seiner Zeit getan, nicht aber sich durch irgendein Tun des Volks oder seiner Vertreter dazu bestimmen lassen.« Das trifft gewiß zu, würde aber gegen den Bezug auf Jhwh nur dann sprechen, wenn man eine einseitige Königsausrufung durch die Volksstämme meinen wollte, nicht aber, wenn man den gegenseitigen Königsbund im Sinn hat, zu dessen Vollzug Israel sich auf Gottes Geheiß in seiner neuen, politischen Gliederung (nun erst gibt es »Häupter des Volks«) versammelt. Aber auch die Auffassung 73, die den Vers mit dem Josuabund (Josua ) in Verbindung bringt, kann nicht zu Recht bestehn; denn bei diesem fehlt eben das Wesentliche, das den Sinaibund zum Königsbund macht: die Gegenseitigkeit der Bindungssprüche, die zwischen dem »überlegenen Partner« und den ihm Gefolgschaft Schwörenden getauscht werden (die Gottesrede Josua , – kann keinen Bindungsspruch ersetzen), und die Riten, in denen diese Gegenseitigkeitsbindung sich sakramental darstellt. Die Gesetze, die Josua dem Volk gibt, mit dem er den Bund schließt, und die er in das »Buch der Gottesweisung« (hier wirklich Buch wie II Könige ) schreibt, sind anderer Wesensordnung als jene aus der Offenbarung hervorgetretene Verfassung. Von einem »Königsbereich« wird hier nicht gesprochen, alles bleibt reinreligiös; für den Ausdruck des theokratischen Gedankens ist das Josuabuch ja überhaupt ein Wellental zwischen Mose und Richter-Samuel. Der Sinn des Königsverses im »Segen« wird noch eindeutiger, wenn wir uns vergegenwärtigen, daß das Rahmenlied eine Geschichtshandlung, vom Auszug bis zur geglückten Landnahme, als eine stetige Theophanie anschaut, deren Stadien es in der Zeitfolge der Vorgänge verherrlicht. Wie große Schwierigkeiten der Anfangssatz des Gedichts auch bietet, so viel Situationsklarheit ist ihm doch jedenfalls abzugewinnen, daß man ihn nicht dahin verstehen dürfte 74, Jhwh habe vom Sinai usw. her und aus
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der Wüste seine Gemeinde nach Palästina gebracht: hier zieht er nicht mit der Gemeinde, sondern ihr entgegen, er »erstrahlt« den ihn Empfangenden, der Dativ ist unanzweifelbar, er zeigt, offenbart sich ihnen; wie immer man das Wandern der Lichterscheinung von Gipfel zu Gipfel auslegen mag, sie bleibt Erscheinung – andrer Art und Bewegung als die mitziehende Wolken- und Feuersäule – und denen zugedacht, denen sie erscheint. Ebenso unverkennbar ist, daß v. und ein darauf folgendes Stadium der Theophanie meinen, das durch »Reden« und »Weisung« gekennzeichnet ist. Und der erste Teil des Rahmenpsalms endet mit dem nächstfolgenden Stadium: mit dem Königsbund. Der zweite Teil besingt die Kämpfe um Kanaan, den Beistand Gottes vom Himmel her (v. f.), die nun sorgenlose Besiedlung des Landes unter seinem Segen (v. ) und schließt mit der Heilsverheißung an das Volk, das keinen Feind zu fürchten brauche, da sein »Schild«, wie einst des Urvaters (Genesis , ), Jhwh selber geworden sei. In dem Ganzen des Rahmenliedes waltet eine einheitliche Zeitfolge. Es geht somit nicht an, v. auf den Josuabund zu beziehen, der zeitlich nicht an diesen Platz gehört. Die Einsicht scheint sich zu mehren 75, daß wir an diesem Lied 76 eine sehr alte dichterische Urkunde besitzen, für die »nur die Zeit nach Mose und vor Saul in Betracht kommen kann, da die Stämme bereits in Palästina wohnen, aber noch keinen einheitlichen Staat bilden« 77. Doch ist es irreführend weiter aus v. zu folgern, wir vermöchten das Lied noch genauer zu datieren, weil es nicht vor Gideon entstanden sein könne 78, da man »von einem Königtum der Gottheit erst dann sang, als Israel ein irdisches Königtum besaß«, Gideon aber »der erste war, dem der Königstitel beigelegt wurde«. Zunächst braucht, wie ich gezeigt habe, vom Text des Richterbuches nicht abgewichen zu werden, der berichtet, daß Gideon das Herrscheramt (nicht eigentlich »der Königstitel«) zwar angeboten, aber von ihm abgelehnt worden sei. Sodann aber trifft, wie ich ebenfalls dargelegt habe, nicht zu, was mit dem etwas unpräzisen Satz gemeint ist, »ein himmlischer König könne nicht existieren, solange man hier auf Erden keinen solchen kenne«; denn in den altorientalischen Kulturbereichen, die auf das vorstaatliche Israel einwirken konnten, gab es des Gotteskönigtums in mannigfachen Abwandlungen genug, vom ägyptischbabylonischen Pantokrator bis zur primitiv-führerischen Malk-Gestalt der Westsemiten. Dem Königsbund am Sinai läßt der Abgesang des Meerhymnus (Exodus ) eine Ausrufung Jhwhs zum König durch das errettete Volk am »Schilfmeer« vorausgehn. Die Forscher, die den Mose-Segen als in der Richterzeit entstanden annehmen, schreiben auch den Meerhymnus in seiner kanonischen Fassung dieser Zeit zu. 79 Ich neige aber dazu, den pri-
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mären Charakter von v. b vorausgesetzt, v. b– und für einen älteren Ausbau zu halten als –. Jedenfalls gehört der Schlußvers zum frühen Bestand, so natürlich er sich an v. zu lehnen scheint. Der strophische Bau spricht nicht dagegen, wenn man annimmt, daß das frühe Lied sich aus zwei Strophen ( b–, – a), jede mit einer Anaphora endend 80, und einem Abgesang ( b und ) zusammensetzte, wozu dann als ihnen nachgebildete dritte Strophe, ebenfalls mit einer Anaphora endend, v. (der von keinesfalls abzulösen ist: die Auftakte natitha und nachitha gehören zusammen) bis , mit v. als Abgesang, der den ursprünglichen erweiterte, hinzutrat. Es ist neuerdings 81 gegen eine Frühdatierung des Hymnus geltend gemacht worden, es sei darin »zwar von dem Schilfmeerereignis die Rede, aber kaum anders als in andern Psalmen, und in Verbindung mit andern Taten Jahwes in der Geschichte«. Wenn man ihn dann aber neben die zum Vergleich herangezogenen Psalmen und stellt, sieht man, daß er, in völligem Gegensatz zu den Begebenheits-Litaneien jener beiden, eine geschlossene Geschichtshandlung, und zwar in unmittelbarer Aktualität, sagt: das frühere Lied die Befreiungstat am Schilfmeer, das erweiterte dazu noch die Führung nach Kanaan und die Seßhaftmachung, nunmehr wie das Rahmenlied des Mose-Segens eine Geschichtshandlung vom Auszug bis zur geglückten Landnahme als eine stetige Theophanie vortragend. Gewiß darf man das Gedicht als eine Liturgie verstehen 82, und zwar als eine hymnische; aber wie der Gottespäan, in den der »Mose-Segen« eingefügt ist und dessen »Keiner gleicht dem Gott, o Jeschurun …« ihrem »Wer gleicht dir unter den Göttern, o Jhwh« so seltsam entspricht, daß man an einen gemeinsamen Ursprung (freilich in einem ganz anderen Sinn als Lagarde 83) denken möchte, so steigt auch sie, von den damit verglichenen Psalmen wesensverschieden, aus dem Feuerstrom einer echten Ereignisüberlieferung empor. Sie trägt nicht wie jene dazu bei, ein vorhandenes Festritual mit wechselndem Wort zu beleben; selber bildet sie an dem werdenden Fest. Und der »Thronfestjubel« 84 des Aushalls, der große Ruf »König bleibt Jhwh in Weltzeit und Ewigkeit!« ist weder außergeschichtlich noch eigentümlich eschatologisch, wie die Psalmverse verwandten Klangs: auf Vorgang um Vorgang einer Geschichtshandlung, zwischen denen auch die Lobpreisungen von Geschichtswirklichkeit dröhnen, folgt er am Schluß als der schlichte Ausspruch einer Gewißheit, die weder nur für ein Nun, noch nur für ein Dann, sondern für alle Geschichte, zugleich aber über jede denkbare Zeitschranke hinaus gelten und triumphieren will. Im Erzählungszusammenhang unseres Exodus-Buches eilt er nun dem Bundesschluß wie ein Herold voraus. Durch den Königsbund wird dem Weilen Jhwhs im Lager, seinem
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»Einwohnen«, der theopolitische Charakter verliehen; seine Gegenwart ist jetzt die des Melekh, als Melekh erteilt er Bescheid und Befehl, als Melekh zieht er voraus. In diesem Sinn hat es jedenfalls der Redaktor verstanden, daß Mose (Exodus , ) »das Zelt« – womit, wenn man den Abschnitt (v. –) an seiner Stelle beläßt, nur das »Führerzelt« 85 (»sein eignes Zelt« nach Septuaginta und Peschitta, vgl. , ) gemeint sein kann – außerhalb des Lagers in einer Entfernung davon aufschlägt und es, das hinfort die Stätte der Königsaudienzen ist, »Zelt der Begegnung« oder »Zelt der Gegenwart« (d. h. des jeweiligen Gegenwärtigwerdens Jhwhs) nennt. Das hohe Bewußtsein, seinen göttlichen Führer bei sich im Lager zu haben, wird Israel bleiben; der posaunengleich schmetternde Jubel, womit es zu Samuels, zu Davids Zeit die Rückkehr der Lade begrüßt (I Samuel , f.; II , ) 86, ist ebenderselbe, den der zweite Bileamspruch bezeugt (Numeri , ): »Nicht gewahrt man in Jakob Arg, / nicht sieht man in Israel Harm, / Jhwh sein Gott ist bei ihm, / Jubelschrei dem König in ihm.« 87 Gewiß schließt dieser Vers ein, »daß der Königsjubel etwas Dauerndes, das kann aber hier nur heißen: etwas sich immer Wiederholendes, im Leben Israels ist« 88, – aber doch nicht bloß alljährlich an einem Thronbesteigungsfest, sondern schon sooft ein Vorgang, etwa nur das Neuaufschlagen des Führerzelts, dem Volk wieder übermächtig fühlbar macht, daß Jhwh, sein Gott, mit dem es den Königsbund geschlossen hat, »bei ihm«, ihm gegenwärtig, daß er ihm Jhwh ist 89. Mit Recht führt Gunkel 90 als Beleg dafür, daß Israel, daß der Fromme in Israel seinem Gott-Könige zujubelt, überall wo er sein Antlitz schaut, Hiob , an, eine Stelle, in der uralte Volkserfahrung die personhafte Aussprache gewinnt: »Er fleht zu Gott / und der gnadet ihm, / sein Antlitz schaut er / im Jubelschrei.« Als der Jubel der Menge um das Führerzelt wird die Therua im Bileamspruch jedenfalls vom Erzähler verstanden, der den Zeichendeuter und Wahrsager von der Höhe ins Lager Israels auslugen läßt; eben weil dieses Volk einen Gott »bei sich« hat, der ihm jeweils zusprechen läßt, was er im Werk führt, braucht es da nicht Zeichendeuterei und Wahrsagerei zu geben (v. ). Aber der Spruch selber scheint mir die gleiche Situation zu meinen. Ich kann nicht zugeben 91, daß er und der vorhergehende erst mit der jüngeren Erzählungsschicht entstanden seien 92. Man kann die Bileamlieder ihrer Art und ihrem Gehalt nach kaum verstehen, wenn man sie sich nicht in eine primitive Sage eingefügt denkt, die im Gegensatz zu ihnen nicht festen Wortlaut hatte, sondern deren Gestaltung »jedesmal in der Hand dessen lag, der gerade erzählte« 93. Oldenberg hat darauf hingewiesen 94, daß eine solche Mischung von fluktuierender, spät oder nie eine bleibende Gestalt gewinnender Prosa und fest geformten Versen »sich, wie es scheint,
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schon in sehr alter Zeit der menschlichen Lust am Fabulieren als die natürliche Form der kunstmäßigen Erzählung dargeboten« hat. Ich sehe in den Bileamliedern Reste eines hebräischen Gebildes dieser Gattung, um die sich an Stelle der ursprünglichen plasmatischen Sage und aus ihr eine späte, in all ihren Teilen kunstvolle Erzählung gestaltet hat. Man kann jene natürlich aus dieser nicht rekonstruieren; wir vermögen von ihr nur das zu wissen, was wir aus den Versen – und zwar aus den beiden ersten Liedern, denn nur aus ihnen ist eine konkrete Situation abzulesen 95 – erfahren. Das aber genügt, um uns die Situation wahrnehmen zu lassen, in der und auf die zu schon im ursprünglichen Zusammenhang der Sage der in den beiden ersten Liedern namenlose Wahrsager redet, und von der aus der Sinn jener Therua sich uns eindeutig auftut. Wenn man die Bileamsprüche nicht für nachexilisch, d. h. für ein archaisierendes Literaturerzeugnis halten will 96, erscheint es mir unvermeidlich, sie von einer noch ungebrochenen religiösen und politischen Volkszuversicht aus zu verstehen, wie sie nach der Reichsteilung nicht wiederkehrt und auch unter den Omriden (an deren Zeit Mowinckel denkt) gewiß nicht bestanden hat. Innerhalb der Epoche aber, in der es noch ein Gesamtisrael gab, – daß diese Epoche nicht mit der Monarchie beginnt, glaube ich in diesem Buch zeigen zu helfen, – liegt es nah, den zweiten Spruch (wie den ersten) mit seiner theokratischen Tendenz der Zeit der samuelischen Krisis zuzuteilen, mit deren Eigentümlichkeit wir uns trotz der großen literarkritischen Schwierigkeiten unbefangen befassen müssen, und aus der mir trotz aller Bedenken auch die verwandten Sprüche I Samuel , a und (selbstverständlich nur sie und nicht der Textzusammenhang in dem sie stehen) zu stammen scheinen. »Ein Königsjubel«, sagt Gunkel 97, »ist ein Jubel, wie ihn die Völker vor ihren Königen anzustimmen pflegen, und in ein solches Jauchzen – so will die Stelle sagen – bricht Israel, damals noch ohne weltlichen Herrscher, vor Jahwe aus und hat allen Grund dazu: es hat auch einen ›König‹ in seiner Mitte.« Aber ist es wahrscheinlich, daß eine solche Äußerung retrospektiv, mitten aus der Gewöhnung an die weltliche Herrschaft, in einer geradezu romantisch zu nennenden Rückschau und zugleich in einer bedenklichen Zweideutigkeit – denn inzwischen wäre ja theruath melekh eine profane Einrichtung geworden, wie bei den andern Völkern – erfolgt? Das annehmen hieße das naive Pathos der Lieder kaum weniger verkennen als es die tun, die sie für nachexilisch halten. Es ist das Pathos des leidenschaftlichen Verhältnisses zu einer Wirklichkeit, zu einer noch gegenwärtigen, aber schon schwer bedrohten, zu einer religiös-politischen, institutionellen Wirklichkeit. Jedenfalls dürfen wir in dem Bileamspruch den Ausklang der produk-
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tiven Geschichtsüberlieferung frühisraelitischen Gotteskönigtums vernehmen, als deren Äußerung uns das Rahmenlied des Mose-Segens und der Hauptteil des Meerhymnus mit dem knappen ursprünglichen Abgesang erschienen sind. Noch in tannaitische Tradition aber 98 reicht das Wissen um das Zueinandergehören dieser drei Stellen, als der drei dem Pentateuch zu entnehmenden unter den Malkhijoth, den Königsprüchen, die man am Tag des Neuen Jahres vor Gott lesen soll: »damit ihr mich über euch königet« 99.
Achtes Kapitel
Um die Theokratie A. Die Reduktion Der Bund am Sinai bedeutet, seinem positiven Gehalt nach, daß die wandernden Stämme Jhwh »auf Weltzeit und Ewigkeit« zu ihrem König annehmen; seinem negativen Gehalt nach bedeutet er, daß kein Mensch König der Söhne Israels heißen soll. »Ihr sollt mir ein Königsbereich sein«, »da ward in Jeschurun ein König«, das ist ausschließliche Kundgebung auch gegenüber einer weltlichen Herrschaft: Jhwh will nicht, wie die anderen Königsgötter, Oberherr und Bürge eines menschlichen Monarchen sein, er will selber der Führer und der Fürst bleiben; der Mann, dem er jeweils seinen Willen zuspricht, daß er ihn vollstrecke, soll nicht bloß in dieser Verbundenheit allein seine Macht haben, er kann auch über den begrenzten Auftrag hinaus keine Macht übergeben; er kann vor allem, da er ja nicht als eigenmächtige Person, sondern als »Entbotener« waltet, keine Macht fortpflanzen. Der eigentliche Widerpart der unmittelbaren Theokratie ist das erbliche Königtum. Daher kann auch der priesterlichen Dynastie kein führerischer Charakter zukommen: das kultische Amt ist vererblich, das politische schlechthin charismatisch. Das stand hinsichtlich der vorsamuelischen Zeit für die Tradition so unverbrüchlich fest, daß offenbar niemals der Versuch unternommen worden ist, die Berichte über sie hierokratisch umzufärben. 1 So ist denn auch die Gideon-Abimelekh-Krise notwendig eine dynastische, und die samuelische beginnt schon mit der Absicht Samuels, seine Autorität auf seine Söhne zu vererben. Es gibt im vorköniglichen Israel kein Aus-sich der Herrschaft, denn es gibt keine politische Sphäre außer der theopolitischen, und alle Söhne Israels sind unmittelbar (kohanim im ursprünglichen Sinn) zu Jhwh, der erwählt und verwirft, Auftrag erteilt und entzieht. Dieser negative Gehalt des Sinaibunds scheint einer lang nachwirkenden Anlage der wandernden Israelstämme zu entsprechen. Obgleich sie, soweit unser Wissen reicht, niemals, wie die räuberischen Beduinen – die heute noch 2 wie einst (Richter , ) »die Leute des Ostens« heißen – eigentliche Nomaden, Kamelnomaden gewesen sind (das Kamel tritt nur als Transporttier auf), sondern dem Typus der halbseßhaften, nach Gelegenheit Hackbau treibenden Kleinviehzüchter angehören 3, haben auch sie offenbar jenen Zug der Auflehnung gegen alle Statik der Menschengewalt, der freilich allem Arabertum eigen und bei den reinen Beduinen, dem »Adel der Wüste«, nur eben am stärksten ausgebildet ist. Für diese darf
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der Spruch eines volkstümlichen Stammesdichters 4 »Wer spricht ›Ich bin besser als andre‹ ist zur Höllenpein bestimmt« als repräsentativ gelten. Von den vorislamischen Beduinen wissen wir 5, daß kein Häuptling gewagt hätte, sich Malik zu nennen, daß, auch wenn seine Autorität (wie die der israelitischen »Richter«) die engen Grenzen seines eignen Clans überschritt, um mehrere andre Stämme zu umfassen, sein Ehrgeiz sich mit dem Titel eines Sajjid-al-Arab, eines Fürsprechers der Araber begnügte; daß er im allgemeinen »keine Rechte vor den übrigen voraus hatte, sondern nur Pflichten«, nur der Erste unter Gleichen war, »große Autorität, aber keine höchste Gewalt« besaß; daß seine Macht nicht erblich war, daß vielmehr zwar die Stammesglieder nach seinem Tode auch einen seiner Nachkommen zum Haupt erwählen konnten, dies aber nicht oft geschah. Amt und Sippe gehören ihnen nicht zueinander. Das blieb so, nachdem sie den Islam angenommen hatten. Als der Stamm der Azd den Tod Muhammeds und seine Ersetzung durch seinen Schwiegervater erfuhr, hoben sie die Arme zum Himmel und riefen 6: »Wie, alle Koraischiten müssen sich ja Propheten dünken! Das ist eine unerträgliche Tyrannei!« Und die Dichter sangen, mit einem spöttischen Wortspiel auf Abu Bekr, den »Vater des Kamelkalbs«: »Will uns im Tod der Prophet einem Kamelkalb vererben! Bei Gott, das wäre der Gipfel der Ehrlosigkeit!« 7 Es ist das dynastische Prinzip, gegen das sie sich empören. Aber hier, in der Frühzeit des Islam, haben wir schon nicht bloß eine Parallele zu jener negativen Anlage der wandernden Israelstämme, sondern auch zu der daran geschlossenen positiven, die sich im Sinaibund ausspricht. »Die Herrschaft über Menschen«, so hat Wellhausen 8 die frühislamische Grundanschauung gekennzeichnet, »gebührt nur Gott; ein menschlicher Besitzanspruch darauf, ein Mulk (Königtum), ist widergöttlich; kein Mensch hat vor einem andern in dieser Beziehung Rechte voraus, die an seiner Person haften und etwa vererbungsfähig sind.« Noch zur Abbasidenzeit 9 »mußten die Kalifen mit ihren Juristen und Theologen zu Winkelzügen und Rechtsfiktionen ihre Zuflucht nehmen, um die Tatsache des erblichen Fürstentums mit den im Volksbewußtsein tief eingewurzelten Gefühlen zu versöhnen«. Wir finden somit frühislamisch dieselbe volkstümliche Auflehnung gegen erbliche Menschenmacht wie vorislamisch vor, aber über eine Gemütsart ist ein Glaube gekommen, der der ursprünglichen Leidenschaft das verlieh, dessen sie bedarf um geschichtlich wirksam zu werden: die Richtung. Wenn der Beduine sagt, er erkenne keinen andern Meister an als den Herrn der Welt, äußert sich darin noch heute die alte Freiheitslust, indem sie ihre Unterworfenheit bekennt; eine Unterworfenheit, die rein religiös verstehn und sie bloß metaphorisch verstehn sie in gleicher Weise mißverstehn hieße. Sie ist
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ein rudimentärer Rest der echten theokratischen Begeisterung, die freilich in ihren untersten Wurzeln einer tieferen Schicht als der des Islam entsprungen ist: »Nichts bleibt als das Antlitz unseres Königs«, verkündigt eine frühe Dichterin schon vor ihrer Bekehrung 10. Die Frage, warum der aus Ägypten wandernde Verband halbnomadischer Stämme nicht seinen menschlichen Führer zum Melekh erhob, läßt sich von ihrem »Beduinentum« aus beantworten; daß dem eine anawa, eine »Hingebeugtheit«, Unterworfenheit des Führers – anawa ist eben kein ethischer, sondern ein religiöser Begriff – gegenüberstand, getragen von einer Botschaft dessen, dem er sich unterworfen hatte, errichtete auf dem anarchischen Seelengrund die Theokratie. Im Königsbund beugt sich das »starrnackige« Volk unter die Herrschaft des göttlichen Befreiers, der die Stangen ihres Jochs zerbrach und sie aufrecht gehn ließ (Leviticus , ). Die Tannaiten werden einst die persönliche tägliche Wiederholung dieses Aktes im Leben jedes Juden »die Annahme des Jochs des Himmelskönigtums« nennen. 11 Das Paradox aller ursprünglichen und unmittelbaren Theokratie, daß sie auf die Unbändigkeit der menschlichen Person, den Trieb des Menschen, vom Menschen unabhängig zu sein, eingeht, aber nicht um einer Freiheit, sondern um einer höchsten Bindung willen, erscheint schon im Sinaibund. Die existentielle Tiefe dieser Paradoxie zeigt sich darin, daß die höchste Bindung ihrem Wesen nach keinen Zwang kennt, daß ihr Vollzug also in jedem Augenblick der Glaubenssphäre des Gebundenen überantwortet ist, der von ihr befehligt einer vollkommnen Gemeinschaft aus Freiwilligkeit, einem Gottesreich zustreben oder sich von der Berufung auf sie decken lassend einer trägen oder verwilderten Unordnung verfallen kann. Auf die politische Auswirkung hin angesehn: dasselbe Prinzip, das, wo der rechtmäßige Inhaber des Auftrags, der »charismatische« Mensch, da ist, seiner Vollmacht die irdische Bestätigung gibt, wird, wo er fehlt, dazu mißbraucht, entweder seinen Affen oder die leere Herrschaftslosigkeit zu sanktionieren. Daraus ergibt sich, daß um seine Wahrheit gekämpft, religiös-politisch gekämpft werden muß. Das Wagnis einer radikalen Theokratie muß daher zum Aufbruch des in jedem Volk latenten Gegensatzes führen. Die aber in diesem Kampf die Sache der Gottesherrschaft gegen die der »Geschichte« führen, erfahren darin die ersten Schauer der Eschatologie. Die vollständige Paradoxie der menschlichen Glaubenshaltung ist in der Situation des »Einzelnen« mit all ihren Abgründen nur angelegt, ausgebildet wird sie erst im realen Verhältnis dieses Einzelnen zu einer Welt, die nicht Gottes sein will, und zu einem Gott, der die Welt nicht zwingen will, sein zu werden. Der Sinaibund ist der erste uns sichtbare Schritt auf dem Weg durch die
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dunkle Schlucht zwischen Verwirklichung und Widerspruch. In Israel führte er von der gottesstolzen Zuversicht der frühen Königsprüche zunächst zu jener ersten Gestalt der Resignation, mit der unser Richterbuch endet. Der theologische Blick läßt uns hier an die Grenze der immanenten, als der einzig wissenschaftsmöglichen Geschichtsbetrachtung gelangen. Eine soziologische Erfassung des Problems kann uns dazu helfen, die streng innergeschichtliche Formulierung zu finden, die wir brauchen. Ist doch die soziologische »Utopie« einer Gemeinschaft aus Freiwilligkeit nichts andres als die Immanenzseite der unmittelbaren Theokratie. Max Weber hat 12 in bedeutenden Zügen das Bild der »rein charismatischen« Herrschaft gezeichnet, als der von Personen, die kraft einer eigentümlichen »Gabe« »und – wenn die Gottesidee schon deutlich konzipiert ist – kraft der darin liegenden göttlichen Sendung« führerisch wirken. Innerhalb dieser »ausgeprägten sozialen Strukturform« ist die geschichtliche Gestalt der unmittelbaren Theokratie – die mit Hierokratie 13 zu verwechseln in diesem Zusammenhang besonders irreleitend wäre – als diejenige Charismatik zu verstehen, die mit ihrer Erfahrung der Charis Ernst macht an der von ihr abhängigen sozialen und politischen Wirklichkeit. Das schließt zunächst – aber dies haben mit der unmittelbaren Theokratie auch manche Erscheinungen der mittelbaren gemein – das lebensmäßige Bekenntnis des charismatischen Menschen zum Spender des Charismas ein, ohne dessen Geistesanwehn er in sich keinen Geist verspürt, ohne dessen Ermächtigung er aus sich keine Macht aufbringt. Auch hierin hat sich, soweit wir auszuschauen vermögen, in Israel erstmalig die Entmagisierung des Glaubens vollzogen: an die Stelle des magischen Verhältnisses des Geist- und Machtträgers zum Gott in Ägypten, des halbmagischen Verhältnisses in Babylon, die – das erste offenkundig, das zweite heimlich – dazu neigen, das Numen aus einer Person zu einem gebrauchsfähigen Kraftbündel zu machen 14, ist das Überwältigtwerden, das »Hören« und die Anawa getreten. Das Charisma hängt hier an der Charis und an nichts anderm; es gibt hier kein ruhendes Charisma, nur ein schwebendes, keinen Geistesbesitz, nur ein »Geisten«, ein Kommen und Gehen der Ruach; keine Machtsicherheit, nur die Ströme einer Vollmacht, die sich schenkt und sich entzieht. Das Charisma hängt hier an der Charis eines Gottes, der jenes ehje ascher ehje seiner Namenerschließung, in dem sich seine Unerfaßlichkeit für alle Magie ausgesprochen hat, dem um Gewährung der Schau seiner Glorie flehenden Mose so ergänzt (Exodus , ): »Ich will ausrufen / den Namen Jhwh / vor deinem Antlitz: / daß ich gönne, wem ich gönne, / daß ich erbarme, wes ich erbarme«; ein Wort, in dem als Sinn des Namens Jhwh nicht »die sich gleichbleibende
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Treue« 15, noch auch »Gnade und Erbarmen« 16 ausgesagt wird, sondern die vollkommne Selbstherrlichkeit des göttlichen Gegenwärtigwerdens: daß die Charis also wie über allem Zauber so über allem Gesetz steht. »Der Bestand der charismatischen Autorität«, sagt Weber 17, »ist ihrem Wesen entsprechend spezifisch labil: der Träger kann das Charisma einbüßen, … sich seinen Anhängern als ›seiner Kraft beraubt‹ erweisen: dann ist seine Sendung erloschen.« Die Autorität ist an die jeweilige Bewährung des Charismas gebunden. Die unmittelbare Theokratie Israels und die mittelbare, die sie ablöst, bekennen sich zu dieser Labilität als einer im Wesen der Charis selber begründeten: der »prophetische« Verfasser der Geschichte von Sauls Verwerfung (I Samuel ) wird ihr einen seiner inhaltlichen Tradition nach recht früh anmutenden Ausdruck geben, aber auch was urdeuteronomische (Dt , ff.) und spätere Stellen (, f.; Numeri , ff.) von einer Verwerfung des Mose zu berichten wissen, sind Versuche, den verdunkelten Kern einer religiösen Überlieferung wieder sichtbar zu machen. Die paradoxe Eigentümlichkeit der unmittelbaren Theokratie in ihrer geschichtlichen Gestalt gelangt jedoch dann erst zur Äußerung, wenn die Aufgabe reift, das Charisma »aus einer einmaligen, äußerlich vergänglichen freien Gnadengabe außerordentlicher Zeiten und Personen in ein Dauerbesitztum des Alltags zu verwandeln«. Die Charismatik, die mit ihrer Erfahrung Ernst macht, wird nun in die Pflicht genommen, ihren institutionellen Bau auf die Kundgebungen der Charis zu stellen, diese also, als das Allerrealste, in die stete politische Realität, in die dauernden Voraussetzungen des politischen Lebens und Handelns einzubeziehen, Theopolitik also nicht mehr bloß in Bund und Satzung zu begründen, auch nicht mehr bloß in der Ausführung von Bund und Satzung zu bewähren, sondern sie auch da zu üben, wo es gilt, über das aktuelle Charisma hinaus die Charis walten zu lassen. Weber hat 18 als »das grundlegende erste Problem, in dem die charismatische Herrschaft steht, wenn sie zu einer perennierenden Institution sich umgestalten will«, die Frage des Nachfolgers erkannt. Hierbei ergibt sich, daß, »da es sich um Charisma handelt, keine Rede von einer freien ›Wahl‹ des Nachfolgers sein kann, sondern nur von einem ›Anerkennen‹, daß das Charisma bei dem Prätendenten der Nachfolge vorhanden sei. Entweder also muß auf die Epiphanie eines persönlich seine Qualifikation erweisenden Nachfolgers geharrt werden«, was aber den Zusammenhalt der charismatischen Gemeinde gefährdet, oder man sucht die Kontinuität zu sichern, sei es daß der Träger des Charismas selbst, als in dessen Kraft handelnd, seinen Nachfolger bezeichnet, sei es daß die Gefolgsleute nach seinem Tode den nunmehr Qualifizierten als solchen erkennen und aner-
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kennen, sei es endlich daß der Glaube an eine Übertragbarkeit des Charismas durch das Band des Blutes einsetzt, in welchem Falle, wie im vorigen, das charismatische Wesen der Herrschaft noch durch besondre Weihen, Salbung und Krönung, gewahrt werden kann, ein Sakrament, dessen Verwaltung durch eine Priesterkaste deren Obermacht, eine heimliche oder offizielle Hierokratie begünstigt. Von diesen Möglichkeiten kennt das vorstaatliche Israel nur die zwei ersten, und von diesen die zweite, die Bezeichnung des Nachfolgers durch den Träger des Charismas, nur in einer einmaligen Erscheinung. Für die biblische Erzählung 19 ist die Übertragung der Führung auf Josua an die Verwerfung des Mose geknüpft: der Auftrag war ursprünglich in seiner Ganzheit diesem zugedacht, nun muß ein andrer sein Werk zu Ende führen. Für die soziologische Betrachtung ist es die nächstliegende Möglichkeit einer Erhaltung der Charismatik, die »allen ursprünglich charismatischen Organisationen sehr adäquate Form der Wahrung der Herrschaftskontinuität« 20. Aber der Vorgang ist in der biblischen Erzählung durchaus einmalig; sie läßt Josua sterben, ohne einen Nachfolger bezeichnet, ohne auch nur ein Prinzip der Nachfolge, ein grundsätzlich dauerndes Führertum bestimmt zu haben. Das Josuabuch geht ja (, ), in einem vielerörterten Gegensatz zur Einleitung des Richterbuchs, von der Voraussetzung aus, Josua habe die Landnahme vollendet und damit den großen Auftrag erfüllt. Die Geschichtsforschung muß ein langsameres Tempo der nur zu einem Teil durch Eroberung, zum andern durch ein »Sicheinschieben« 21 erfolgenden Besiedlung annehmen, sie kann Josua nicht mehr als die Grundlage des Werkes zuschreiben. Woran mag es da liegen, daß er sterbend niemand mit dessen Fortsetzung betraut, den unter ihm geeinten Stämmen 22 keinen Führer hinterläßt? Daß nach ihm kein Führer des Verbandes da ist, ist eine bei aller kritischen Vorsicht nicht gut anzuzweifelnde Tatsache; Nachfolge-Überlieferungen pflegen ein besonders intensives und zähes Leben zu haben. Der Bericht vom Landtag zu Sichem, der in seinen wesentlichen Zügen als geschichtlich angesehen werden darf, legt den Gedanken an eine über Josuas Leben hinausreichende Fürsorge nahe. Warum hören wir nichts von ihr? (An Muhammed darf als Parallele nicht gedacht werden, da »die Theokratie ganz auf seine Person zugeschnitten« und damit anscheinend der Glaube verknüpft war, »daß mit seinem Tode zugleich die Stunde des jüngsten Gerichts eintreten werde« 23.) Die Antwort auf diese Frage muß weit ausholen, aber sie wird sich dabei von unserm Gegenstand nicht entfernen. Wie schwierig es auch ist, aus dem Josuabuch den Geschichtskern der alsbald nach dem Tode Moses unternommenen Eroberungszüge zu lösen,
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eins scheint mir sicher: daß es die Aktionen eines »heiligen« Kriegs sind, und zwar eines Kriegs, der nicht erst von seinen Chronisten, sondern schon von seinen Kämpfern als ein von Jhwh befohlener und befehligter empfunden worden ist. Sagen von einer Vehemenz wie die vom Einsturz der Jerichomauern, wie die vom Stillstand der Sonne über der Ajjalonschlacht erwachsen nicht aus einer »freien« Volks- oder Dichterphantasie; man erklärt sich in ihnen, daß man etwas getan hat, was man hernach nicht zu begreifen vermag. Diese Tat, dieses Überrennen der dem rückblickenden Besinnen unüberwindlich dünkenden Hindernisse, geschah, weil man einer Macht hörig war, die dies wollte, die dies wirkte. Aber wir müssen den biblischen Begriff des »Kriegs Jhwhs« noch genauer fassen. Jhwh ist nicht, wie vielfach verstanden wird, ein Kriegsgott, auch nicht ein zum Kriegsgott gewordener Bundesgott 24. Kriegsgötter helfen ihren kämpfenden Völkern, sie führen nicht mit menschlichen und übermenschlichen Heeren ihre eigenen Kriege. Der waffengewaltige Aschur hilft Sanherib gegen Phönizier, Philister und Hiskia von Juda 25, aber er hat nicht einen Krieg mit Juda wie Jhwh mit Amalek »Geschlecht um Geschlecht« (Exodus , ) 26. Der »Baal des Himmels«, eine der Baalgestalten, die Kriegsgottfunktionen übernehmen, verleiht dem König Zakir von Hamath Kraft, der Siebenkönigsliga unter dem aus der Elisalegende bekannten Ben-Hadad von Aram standzuhalten 27, aber gewiß hat sich Zakir nicht als einer gefühlt, der die Kriege des Baal kriegt (vgl. I Samuel , ; , ), und die Lieder, die seine Siege besangen, sind gewiß nicht in einem Buch der Kriege des Baal vereinigt worden (vgl. Numeri , ) 28. Der Schutzgott führt den Krieg seines Schützlings, der Melekh Jhwh führt seinen eigenen Krieg. Wenn Debora zu Barak sagt (Richter , ): »Zieht nicht Jhwh dir voran?«, redet sie nicht zum Gläubigen eines Kultnumens, sondern zum Gefolgsmann eines göttlichen Herzogs. In den Kriegen Israels um Kanaan kämpft die naiv-theokratische Begeisterung. »Die wilden charismatischen Kriegshelden der israelitischen Stämme« 29 wissen sich nicht bloß von der Kraft der Ruach erfaßt, sie wissen sich auch in den Heerbann ihres Königs gefordert und gefügt. Auch noch wo die Sage dem Mythus am nächsten kommt, läßt sie einen eigenbrötlerischen Berserker wie Simson sich (, ) Jhwh gegenüber als seinen Ebed, als seinen Dienstmannen bezeichnen, – womit gewiß an das »Nasiräertum« angespielt wird, aber eben an das primitive Nasiräertum einer theokratischen Kriegsweihe 30, wie es auch in zeitweiliger Form bestand, da man sich Jhwh zur Abwehr seines und Israels Feindes angelobte und die Locken des Haupthaars unberührt ließ, bis der vernichtet war
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(, ) 31. Man kommt eben »Jhwh zu Hilfe unter den Helden« (v. ) – und ist gewärtig, daß er mit seinem Blitzschwert mitten in der stürmenden Schar erscheine. »Da stieg hinab der Rest, mit den Edlen das Volk: / Jhwh, steig herab mir unter den Helden!« 32 ruft Debora zu Beginn ihres eigentlichen Liedes (v. ) 33. Diese naiv-theokratische Begeisterung reicht noch über das Zeitalter der unmittelbaren Theokratie hinaus, bis in die Tage, da David (II Samuel , ), gegen die Philister ausziehend, in dem durch die Wipfel der Balsambäume rauschenden Sturm Jhwh einherschreiten hört – wie er einst (Richter , ) im Wolkenbruch »von Edoms Gefild« schritt – um, seinem Gesalbten voran, das Feindeslager zu schlagen; und da David, siegreich heimgekehrt, alsbald dem Führergott, der ohne seinen Thron in die Schlacht ziehen mußte, diesen, »den Gottesschrein, über dem gerufen ist der Name Jhwhs der Scharen der sich auf die Cheruben setzt«, wie es mit besondrer, die Besitzergreifung aussprechender Feierlichkeit 34 heißt (II Samuel , ), das »Palladium Israels«, mit einem großen Triumphreigen, von dem schon ein altes, wohl zeitgenössisches Lied erzählt 35, aus dem Exil heimholt. Mit diesem Tanz, in dem David, mit einem Gewand der geweihten Tempeldiener 36 bekleidet, nur als Gefolgsmann seines Herrn fungieren will, endet die naiv-theokratische Begeisterung. Sie reicht naturgemäß nicht weiter als bis dahin, wo das dynastische Prinzip zu einer nur noch durch Umstürze eingeschränkten Geltung gelangt. 37 Es ist daher auch offenbar, daß in ihrer Darstellung keine Rückprojektion, sondern im wesentlichen nur die echte Überlieferung der religiös-politischen zeitgeschichtlichen Betrachtung walten konnte. Aber der Zeitpunkt, über den hinaus zwar Kriegsorakel und selbstverständlich auch rituale Überbleibsel, jedoch kein Jhwh-Krieg mehr in den Texten zu finden ist, hat noch eine besondre Bedeutsamkeit. Es ist der Moment, ehe jene Feldzüge Davids, die durch die letzten Befreiungskämpfe und die Eroberung der letzten kanaanäischen Enklaven das Werk der Landnahme vollenden (II Samuel ) und denen bezeichnenderweise auch die Berserkertaten von Kap. und größtenteils angehören, durch die expansiven Unternehmungen abgelöst werden, die vom Geschichtschreiber entweder ganz kursorisch (Kap. ) oder so erzählt werden, daß man die veränderte Gesinnung der Führerschaft deutlich wahrnimmt (, ). Dieser Moment wird in der »deuteronomistischen«, aber für die unmittelbare Erfassung der historischen Perspektive, die der für den Erzählungszusammenhang Verantwortliche meint, unentbehrlichen (im übrigen nur v. vorwegnehmenden) Parenthese , b als der charakterisiert, da Jhwh dem David »Ruhe geschafft hatte von all seinen Feinden ringsum«. Das wird in der folgenden Gottesrede – die zumeist
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futurisch verstanden und damit in ihrem Grundsinn mißverstanden wird – ausgeführt: »… Ich habe eine Stelle meinem Volk, Israel, bestimmt, / ich habe es eingepflanzt, / daß es an seinem Platze wohne.« Man kann nicht deutlicher sagen, daß hier eine Ära zu Ende geht, die Ära jener Geschichtshandlung, welche wir die Wanderung und Landnahme Israels nennen, – und damit auch die des Jhwh-Kriegs. Der Jhwh-Krieg ist weder, wie man ihn zumeist auffaßt, der israelitische Krieg überhaupt, seiner sakralen Seite nach angesehn, noch auch, wie man anderseits gemeint hat 38, der defensive allein. Seiner Einheit und Einmaligkeit gegenüber ist unsre Unterscheidung von Angriffs- und Verteidigungskrieg, so groß ihr ethisches Gewicht ist, hinfällig. Es ist die eine, generations- und frontenreiche Handlung, die mit dem Untergang des ägyptischen Verfolgungsheers beginnt und mit dem Einzug der Lade in das eben eroberte Jerusalem endet. Die Chronisten, die diese Handlung berichten, sehen ihren Urheber ebensowenig als »Kriegsgott«, wie ihn die Handelnden selber so sahen; diese wie jene sehen ihn als den »Gegenwärtigen«, der sich sein Volk »gegründet« hat (v. ). Er steht Simson, Samuel, Saul, David gegen die Philister, die mächtigen Rivalen Israels um den Besitz von Kanaan 39, bei; aber auch vor Amos haben etwelche in Israel gewußt, daß er, wie Israel aus Ägypten, so auch eben diese Philister aus Kreta geführt hat, und wohl auch, daß er das nicht vergißt. Er ist nicht ein »Kriegsmann« (Exodus , ); er wird es, wenn es not tut, denn »Jhwh – der Gegenwärtige – ist sein Name«. Der Jhwh-Krieg ist der Krieg des Melekh, der seine Verheißung erfüllt. Bis dahin reicht eigentlich, die Übergangszeit Sauls und des David der Befreiungskämpfe noch ausläuferhaft mitumfassend, die Epoche der unmittelbaren Theokratie, die erst in Jerusalem von der eines die Gottessalbung tragenden, aber zugleich dynastisch verbürgten Königtums abgelöst wird. Wenn man damals, wie vermutet worden ist 40, die Lieder von den Kriegen Jhwhs gesammelt und als Buch veröffentlicht hat, »unter königlicher Anregung oder Unterstützung« etwa, zur Nahrung des »zur Fortführung und Behauptung des nationalen Staatswesens erforderlichen israelitischen Selbstbewußtseins« und »zur Sicherung gegen den allzeit bedrohlichen Partikularismus«, spräche in diesem Datum der schwermütige Witz der Menschengeschichte. Gewiß aber ist der Jhwh-Krieg, der theokratische Krieg, seinem Wesen nach der gemeinsame Krieg und der Krieg der Gemeinsamkeit gewesen. Die Razzias und Erweiterungszüge einzelner Clans gehören nicht dazu; aber wo entweder, wie unter Josua, der große Antrieb der aus der Wüste hervorbrechenden Stämme, oder, wie zur Richterzeit und darüber hinaus, die Not der nachbarlichen Invasionen waltet, ist beides da, der
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handelnde Bund und der führende göttliche Bundesherr. Freilich sind es im Richterbuch nur Unternehmungen von ephemeren oder dauernderen Verbänden einiger Stämme, die so berichtet werden 41, aber für den Erzähler – nicht erst für den Redaktor – ist jeweils im Lager der Kämpfenden Israel, und Jhwh ist »bei ihm«; und so muß es schon für den Kern der Handelnden gewesen sein. Der einzelne Stamm ist eben nichts als er selbst, aber wo tätige Vereinigung geschieht, und sei es nur die zweier oder dreier Stämme, ist »Israel«. 42 Ähnlich wird es sich auch für die im Josuabuch berichteten Aktionen verhalten, soweit der Erzählung ein geschichtlicher Grundbestand zuzusprechen ist, – und dies scheint mir trotz der vielfältigen Textüberarbeitung, trotz der dadurch entstandenen Widersprüche und des chronologischen Wirrwarrs für die wichtigsten, vor allem auch für die so stark angezweifelten Schlachten gegen die beiden Königsligen zuzutreffen 43. Nur ist hier, wenn man das Vordringen der kaum zulänglich ausgerüsteten israelitischen Stämme gegen die wohlbefestigten, wohlbewaffneten, mit einem eisernen Wagenpark versehenen, auch – wie jedenfalls aus dem Deboralied zur Genüge hervorgeht – vielfach bündnisgesicherten Stadtstaaten überhaupt als historischen Vorgang verstehen will, zum Unterschied gegen die Richterzeit der jeweils militärisch handelnde Verband nicht ein Ergebnis spontaner Hilfsbereitschaft oder freier Vereinbarungen, sondern das zur Verwendung stehende Teilwerkzeug einer streng zentralisierten Strategie. Man wendet ein, in der Ebene habe sich Israel zunächst nicht oder doch nur an ihren Rändern festsetzen können; aber wie sind – mochten die Gebirgsstaaten auch schwächer organisiert und dünner bevölkert sein 44 – die Bergfestungen erobert worden, über deren immerhin widerstandsfähigen Bau wir unterrichtet sind 45? Auch sind Halbnomaden ja nicht so beweglich wie die kamelberittnen räuberischen Horden; wie sollten sich isolierte Trupps ohne Rückendeckung so vorwagen, wie es die israelitischen Phalangen haben tun müssen, um die – wie sehr auch eingeschränkte – Besitzstellung zu erkämpfen, in der wir sie nach Josuas Tod uns vorzustellen haben? Die im Deboralied gerühmten Stämme sind schon seßhafte oder doch teilseßhafte Halbbauern; damit sie es werden konnten, hat ihrem defensiven Zusammenschluß um eine gute Weile ein großer offensiver vorangehen müssen, in dem man einander half, feste ausbaufähige Positionen zu gewinnen, und einander die Verbindungen sicherte, die unerläßlich waren, um sie zu halten. Wenn wir von dem schwer zu datierenden, aber wie mir scheint doch erst nach dem entscheidenden Vorstoß Josuas anzusetzenden 46 Einzelfall der spontanen frühen Sonderunternehmung einer einzelnen Gruppe absehen, der Richter , ff. berichtet ist, müssen wir für den Anfang an eine große geordnete, die Teil-
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kräfte planrichtig einsetzende strategische Aktion denken, die von einem befestigten Standquartier – Gilgal, Steinkreis, nennt es das Josuabuch – aus geführt wird. Ich meine aber, daß nicht erst die Traditionsbearbeitung, die wir aus dem Josuabuch kennen, sondern schon der Führer der Aktion ihre Erfolge überschätzt hat, daß schon er die gewonnenen Positionen sich weit gesicherter, das Tempo ihres künftigen Ausbaus schneller, die verbliebenen Widerstände geringer vorstellte als sie waren. Josua den Stämmen die Lose zuteilend – das ist ein durchaus glaubhafter Vorgang: er wähnt, wie in ähnlicher Lage mancher bedeutende Feldherr vor und nach ihm, das Werk sei getan; er wähnt, der Jhwh-Krieg, die gemeinsame Handlung sei zu Ende, das Wesentliche sei erreicht, was noch zu besorgen sei könne den einzelnen Stämmen und Sippen überlassen werden, einer zentralen Leitung bedürfe es nicht mehr; das Werfen der Lose ist der sinnbildliche Akt dafür. Josua, der geschichtliche Josua, den wir, schattenhaft, aber wie den wirklichen Schatten eines wirklichen Menschen, hinter dem fragwürdigen Buch erblicken, ist von Jugend auf ein Militär. Er vertraut dem Gott, den Mose verkündigt hat und der ihm, Josua, das Charisma verlieh; ob ers tatsächlich sagt oder nicht, er vertraut sich dem göttlichen Eiferer (, ) an; wirklich will er und sein Haus Jhwh dienen (v. ). Er ist ein Militär, und er ist gläubig; ein theopolitischer Stifter hat ihn erzogen und hat ihm sein Werk, ein theopolitisches Werk, zur Fortführung übergeben; er hat es fortgeführt; die theopolitische Inbrunst des Meisters hat er nie verspürt. Die politische Äußerung der Theokratie, ihre einzige politische, ist für ihn der Jhwh-Krieg gewesen, und der ist nun zu Ende; die vom Charismatiker geleitete Gemeinsamkeit war nötig um des Sieges willen, nun ist sie nicht mehr nötig. Er braucht keinen Nachfolger zu ernennen, das Amt ist erledigt. Josua auf dem Landtag zu Sichem – auch das ist eine geschichtliche Situation; aber keine religiös-politische mehr, nur noch eine in ihrem ersten Teil religiöse, in ihrem zweiten politische, und zwar religionspolitische. Erst verpflichtet er das Volk neu, aber nicht mehr dem Melekh, nur noch dem Gott. Dann erneuert er den Bund, aber nicht mehr zwischen dem Herrn des Königsbereichs und den Seinen, sondern er überordnet dem Volk den Bund; und er stellt ihm Satzung und Recht auf: er gibt, so dürfen wir vermuten, dem Stämmeverband eine andere, neue Verfassung, die der sakralen Organisation, und eine andere, neue Zentralisierung, die kultisch-territoriale. Er ersetzt die um den ewigen Führer gescharte Eidgenossenschaft durch die um den Dienst seines Heiligtums verbundene Amphiktyonie. 47 Außerhalb des Jhwh-Krieges versteht er die Theokratie rein-religiös, und er gibt ihr die rein-religiöse Darstellung.
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An eine eigentliche Neuerung, an einen ordnungändernden Akt möchte ich dabei nicht denken. In dem Zwölferbund, dessengleichen wir aus griechischen und italischen, vor allem etruskischen, Beispielen kennen, hat Josua gewiß nur einem primitiven System – das wie seine Parallelen aus Ismael und Edom eine exakt genealogische Sanktion hatte – eine den Lebensbedingungen der Kanaansiedlung entsprechende Gestalt verliehn. Ich vermute, daß jenes ältere System seinen organisatorischen Ursprung in den Wanderregeln der Auszugszeit hat und daß das erste, mosaische »er stellte ihm Satzung und Recht auf« (Exodus , ), das seltsam fragmentarisch unmittelbar nach dem Meerhymnus erscheint, seine Einsetzung bedeutet wie dieselbe – nur an den zwei Stellen vorkommende – Formel bei Josua seine Neubildung. Diese Neubildung möchte ich eher als eine Reduktion, bei technischer Ausarbeitung des Beibehaltenen etwa, verstehen; die politische Zentralisierung, die unsichtbare im Melekh selber, eine sichtbare im Träger seines Auftrags, wird nicht übernommen. Es bleibt nur die abgezogene kultische: mit einem zentralen Heiligtum, das unsern Texten nach im verschlissenen heiligen Zelt der Wüstenwanderung die Lade barg, mit jährlichen Bundesfesten wohl, in denen die ewige Erneuerung des Bundes – des sinaitischen, als dessen Bestätigung nur der sichemitische gelten wollte – begangen wurde, und damit verknüpften Bundesversammlungen, für die aber kaum andre als kult-administrative Angelegenheiten vorgesehen waren. Gewiß wird Jhwh nach wie vor als der Herr des Bundes verehrt, gewiß wird auch vor politischen Entscheidungen sein »Mund« befragt, aber für das eigentliche Vorrecht des nicht sakral sondern real gemeinten Königs, für die stete politische Initiative gibt es keine Kundgebungsform mehr. Die Institution des charismatischen Führertums erscheint aufgehoben, ohne durch einen andern Ausdruck der unmittelbaren Theokratie ersetzt worden zu sein. Allen Fragen der äußern und der innern Politik gegenüber sind die Stämme nur auf die vertreterischen Einrichtungen jedes einzelnen, auf Häuptlingschaften und Räte der Alten angewiesen; ein Zusammenwirken ist ihnen natürlich nicht verschlossen, aber wie sehr erschweren widerstreitende Interessen, wie sehr Trägheit und Partikularstolz ein spontanes Zusammenwirken, wie schwerfällig arbeitet das auch in der Stunde, wo schon die Not – aber eben eine, die die verschiednen Stämme mit verschiedner Aktualitätsstärke angeht – zum Handeln drängt, wie viel matter tönt das verworrene Gemurmel von unten als die gebieterische, riegelbrechende, krustenschmelzende Stimme dessen, der sich durch die Stimme des Melekh ermächtigt weiß! Und doch beginnt mit der josuanischen Reduktion ein neues Stadium der unmittelbaren Theokratie.
B. Das zweite Stadium Ich habe es als das Paradox der Theokratischen Ordnung bezeichnet, daß sie, je reiner sie auftritt, um so weniger den Gehorsam erzwingen will; daß sie also dem Gehorsamen eine Trutzburg ist, aber zugleich auch dem Eigensüchtigen eine Deckung sein kann, hinter der er seine Bindungslosigkeit als Gottesfreiheit preist; daß daher ein Kampf zwischen jenen und diesen entbrennt, in dem von beiden Seiten im gleichen Namen gestritten wird, und stets ohne einen eindeutigen Ausgang des Streits. Die theokratische Ordnung, die, außerreligiös gesprochen, Gemeinschaft als Freiwilligkeit meint, kann je und je in eine leidlich sanktionierte Unordnung ausarten, ohne daß in ihrer eigenen Radikalität die überwindenden Kräfte gefunden würden. Dann wird ein neuer Spruch von oben, ein neues Charisma erwartet; freilich, die Gläubigen harren der Gnade, als der allein sie folgen wollen, und die Allerungläubigsten geben vor es zu tun, um niemand folgen zu müssen. Die Frage nach der Entscheidung würde uns wieder an die Grenze der immanenten Geschichtsbetrachtung führen. Dieses Paradox der Theokratie ist verhüllt, solang die ursprüngliche charismatische Herrschaft dauert; denn im Gefolge des Charismatikers bricht der Gegensatz nicht auf, und wo man sich etwa gegen ihn auflehnt, fährt seine Strafe als das Gericht des Gottes nieder. Erst wenn die charismatische Herrschaft abreißt, kann sich die existentielle Problematik, die hier gemeint ist, auftun. Indem Josua weder einen Nachfolger ernennt, noch sonst eine Verfügung trifft, um die charismatische Herrschaft zu einer »perennierenden Institution« umzuwandeln, zieht er von der theokratischen Wirklichkeit das strenge Machtgewand ab: nun ist sie unbewehrt der Freiheit des Menschen übergeben. Nun, wo die Stämme politisch, d. h. außerhalb von Wallfahrt und Orakelsuche, im breiten Gange des Lebens nichts mehr über ihrer Getrenntheit haben als die Verborgenheit ihres Gottes und Königs, polarisiert sich gleichsam jenes »Beduinentum« in ihnen. Auf der einen Seite erscheint die krasse Ungebundenheit und nicht bloß Ordnungs- sondern Gestaltungsfeindschaft; man zieht an den Festen nach Silo, zu Haus aber füttert man die bequemern Baale, von denen jeder sich nur um seinen Platz bekümmert, um den aber gründlich; man erklärt, keine Macht als die Jhwhs anzuerkennen, und kennt sie nicht. Auf der andern Seite aber entfaltet sich nun die Menschenart, für die wirklich »nichts bleibt als das Antlitz ihres Königs«; die auf der Wacht des nun einer irdischen Exekutive entratenden Königsbunds steht. Wir hätten geringe Kunde von ihr, wenn uns nicht, vielleicht ne-
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ben Scherben der einzige formhafte Rest vom Buch der Kriege Jhwhs, »die älteste zusammenhängende Geschichtsurkunde Israels, unbedingt zeitgenössisch« 48 überliefert wäre. Im Deboralied redet die Menschenart, die, nach dem Ende der ersten, im Faktum einer Nachfolge durch Übergabe gekennzeichneten Periode charismatischer Führung, der unmittelbaren Theokratie als der Grundwirklichkeit des öffentlichen Lebens treu bleibt. Lösen wir, wie wir tun müssen um das Typische zu fassen, die Gesinnung dieses Liedes, die Gesinnung der Menschen die so gesprochen haben, von allem Zeitgeschichtlichen, lassen wir also außerhalb unserer Betrachtung, wie sehr es auch zur Substanz des Gedichts gehört, all sein Schelten und Fluchen, Rühmen und Triumphieren – dessengleichen wir noch in unserer Zeit in den politischen Volksgesängen der Afghanen finden, »aus denen man die ganze Geschichte des modernen Afghanistan wiederherstellen kann« 49 –: dann sehen wir, daß es zwei Brennpunkte hat, die in der lebendigsten Korrelation stehen, Jhwh und Israel. Das Gewicht beider Namen tritt auch im rhythmischen Bau des Liedes hervor: mit ersichtlicher Refrain-Absicht enden die erste und sechs andre Verszeilen mit »Israel«, die zweite und sechs andre 50, darunter die erste des Abgesangs, mit »Jhwh«, die zwei ersten Strophen mit »dem Gott Israels«, und mit ersichtlicher Absicht folgt zweimal unmittelbar auf den Preis des sich willig hergebenden Volkes der Ruf: »Segnet Jhwh!« Die Korrelation aber, in der die beiden stehen, ist von solcher Art, daß man, wie Israel nicht als bloße Glaubensgemeinde Jhwhs, so Jhwh nicht als bloßen Schutzgott Israels fassen kann. Dieses Israel, für dessen Begriff nicht wesentlich ist, wie viele der Stämme ihm aktuell angehören, sondern daß es unanzweifelbar eine qualitativ andere Einheit ist als eine Summe von Stämmen, ist »Jhwhs Volk« (v. ), für das er, um sich »an seiner Bauernschaft zu bewähren« 51, nicht allein das Sternenheer kämpfen läßt (v. ), sondern selber in die Schlachtreihen tritt (v. ), und zwar ganz wie ein menschlicher Feldherr, dessen strategischer Handlung die einzelnen Truppen »zu Hilfe kommen« müssen (v. ). In der Tat, das ist »nicht ein Baal des Landes« 52, der an Quell und Scholle haftet, es ist der mitgehende Gott, der Führer seiner Gefolgschaft, der Melekh. Aber es ist eben dieser Melekh, der Israels. Man muß sich vergegenwärtigen, was es bedeutet, daß der Dichter in der Anrede an Jhwh ihn im Wetter 53 nicht von der Stätte des Heiligtums her, aus Sichem oder Silo, sondern von der Wüste, vom Sinai her 54 kommen sieht, obgleich das Heer vermutlich die Lade aus dem Heiligtum mit sich führte 55: die Lade ist eben das große Sinai-Zeichen, die »Lade des Bundes« 56, und die hinter ihr heimziehend sie ansehen »erinnern sich«, wie sie einst als der Thron-
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sitz des Führers dem Volk nach Kanaan voranschritt, im Anfang jener generationen- und frontenreichen Handlung, des »Kriegs Jhwhs«, der nicht zu Ende ist, weil Jhwhs Feinde (v. ) ihn nicht zu Ende sein lassen wollen. Jhwh ist dem Sprecher des Liedes nicht der kultische (»kultisch« immer im Sinn der apolitischen Sakralordnung zu verstehen), sondern der theokratische Herr. Auf ihn, den Herrn des Sternengewölbes (v. ) und Israels, deutet der Sprecher den »Königen«, den »Erlauchten«, die er aufruft, seinem Gesang zu lauschen (v. ) und anzuhören, wie »die Könige Kanaans« von den himmlischen und irdischen Scharen des wahren Königs überwunden wurden. In aller Primitivität seines Wortes redet er zur Welt von der heilig-politischen Korrelation Jhwhs und derer die ihn lieben: die ihn lieben, sagt er, sind auf Erden ermächtigt, wie es am Himmel die Sonne ist, die in ihrer Heldenmacht ausfährt (v. ) 57. Was für eine Menschenart ist es, die hier redet, – die in so begeisterter Leidenschaft den Königsbund vertritt, die den Jhwh-Krieg, nunmehr als rein defensiven, als Brechung der Not (v. ff.), neu ansagt, ein aus amphiktyonischer Zurückhaltung aufgerütteltes, ein handelndes Israel verherrlicht und die sich ihm und seinem Gott versagenden Teile rügt oder verwünscht? Ich weiß sie nicht anders zu nennen als die urprophetische. Von der Bezeichnung Deboras als »Prophetin« (, ) könnte dabei natürlich nicht ausgegangen werden, wenn man die »archäologische« Bemerkung I Samuel , über den Terminus nabi, den man mit Prophet zu übersetzen pflegt 58, dahin verstehen müßte, daß er spät sei. Ich beziehe sie vielmehr auf einen Bedeutungswandel, genauer: auf eine Bedeutungserweiterung des Wortes, – freilich eine von wesentlich anderer Art als die man angenommen hat 59, wonach ursprünglich nabi »der erregte Ekstatiker sei, der, wo er als Vermittler übernatürlicher Offenbarungen auftritt, diese unmittelbar von sich gibt«, der Begriff dann aber auch auf nichtekstatische Empfänger solcher Offenbarungen ausgedehnt worden sei. Der Verfasser der Glosse zu dem Märchen von den Eselinnen des heimlichen Thronanwärters redet vielmehr von dem Bewußtsein einer Zeit aus, in der man bei dem Wort nabi zunächst an die am Hof beamteten oder doch beglaubigten Wahrsager dachte, an die sich die Könige und Herren wandten, wenn sie sich über Verborgenes, sei es Gegenwärtiges oder Künftiges, Auskunft wünschten, – und aus deren Mitte zuweilen die Rebellen brachen (I Könige ), die dem Prophetenbegriff dann seinen geistesgeschichtlichen Sinn gegeben haben. So einen Wahrsager, meint der an früheren Sprachstadien interessierte Glossator, hat man damals einen »Seher« genannt, nicht etwa als einen Visionär, sondern als einen, der eben das Verborgene »sieht«, wie zum Beispiel heute noch bei den Rwala-Beduinen der »Geheimniswisser« es weiß 60. Nabi bezeichnet
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aber in Wahrheit ursprünglich und noch in späte Zeit nachwirkend einen »Aussprecher« 61, einen der das ihm von oben Eingesprochene in verständlicher Weise nach unten und das ihm von unten Zugesprochene in aufnehmbarer Weise nach oben 62 kündet, den Träger des Wortes in der Vertikalen, den mittlerischen Mund (Exodus , , vgl. , ) zwischen dem Elohim und den Menschen; nur in solchem ausdrücklichen Zusammenhang werden auch Männer wie Abraham (Genesis , ) oder Samuel (I Samuel , ) so genannt; in solchem Zusammenhang auch mag der Erzähler Debora eine Künderin heißen, weil sie ihm als die Sprecherin des ihm vertrauten Liedes galt, das sie »dem Jhwh singen« will, – auch Mirjam verdankt den Titel (Exodus , ) ihrem Lied: »Singet dem Jhwh!« Wenn eine junge Stelle, I Chronik , ff., das Verb sogar auf den Vortrag der Tempelsänger anwendet, meint auch sie noch das Sagen des Wortes in der rechten rhythmusbegeisterten Weise, wozu hier wie so oft das Saitenspiel gehört. Freilich gehört die Ekstatik (von der nur im Plural, bei den Kündergemeinschaften, berichtet wird), ebenfalls dazu, als die Wandlung der Seele, aus der allein jeweils das in jeder Intonation und in jeder Gebärde legitime »Aussprechen« sich gebiert; den Begriff determiniert aber nicht sie, sondern die Wortwerdung. Als kanaanäisches Leihgut braucht jene ebensowenig angesehen zu werden, wie etwa Muhammed seine frühen, zweifellos echten Wortekstasen sich aus dem Judentum geholt hat; noch heute begegnen die Reisenden in innerarabischen Dörfern zuweilen einem »einherrasenden, einherkündenden Mann« (Jeremja , ), einem jener einfältigen Menschen, die die Beduinen menahil, Niederlassungsstätten, der guten Geister nämlich, nennen und die, wenn »das Gebet« sie ergreift, weissagend durch die Gassen rennen 63. Was die Propheten Israels gattungsmäßig von ihnen scheidet, ist freilich das Entscheidende, das aber allem Kanaanäischen erst recht entgegensteht: die echte Gabe des Wortes. Auch sie jedoch will von den Anfängen her verstanden werden. Ein Elementarberuf wie dieser entsteht nicht im gebahnten historischen Getriebe, sondern in den dunkeln Ursprungstunden, und da schon trägt er die Züge im Gesicht, die sich auch in der höchsten seiner Zeiten nur ausprägen, nicht wandeln können. Es ist mit dem israelitischen Prophetentum nicht so, daß es mit wortlos-verzücktem Taumel begänne und ihm dann plötzlich einmal die Zunge gelöst würde: sowie es da ist, ist es als ein Sprechen mit Himmel und Erde da; was allmählich hinzukommt, ist nur, was es beiden zu sagen hat. Das Deboralied ist eine primitiv-prophetische Urkunde: mit der Vision des Anfangs, die in dem urprophetischen Rahmenlied des Mose-Segens und dem seinem Kern nach frühprophetischen achtundsechzigsten Psalm
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wiederkehrt, aber noch bei einem späten Propheten wie Habakuk (, ) nachklingt; mit der Doppelverheißung des Schlusses für die Feinde und für die Freunde Jhwhs; vor allem aber mit seiner Verkündigung der geschichtswirklichen, gemeinwesenswirklichen Korrelation zwischen Gott und einem einigen Israel. Ohne auf Jhwh das Wort Melekh anzuwenden, ohne die Berith zu erwähnen, verherrlicht und verficht es den Königsbund. Mit Recht hat Mowinckel 64 das Israel der Richterzeit und der ältesten Königszeit »ein Musterbeispiel einer einheitlichen und schönen primitiven Kultur« genannt. Für einige wichtige Kulturen dieses Typus ist es kennzeichnend 65, daß das vitalste Traditionsgut nicht lose und beiläufig, sondern in starken und immer fester werdenden Ordnungen entsteht, die nach drei Richtungen hin deutlich zu machen sind. Erstens: Die primäre Äußerung des zu Überliefernden hat rhythmische (durchaus nicht aber notwendig metrische), für einen Gesang oder Sprechgesang – der insbesondre bei den Orientalen vom bewegten Körper getragen und ergänzt wird – bestimmte Form. 66 Die Überlieferung geschieht, auch wo bereits eine ausgebildete Schreibkunst besteht, mündlich und wird von einem mächtigen rhythmischen Gedächtnis weitergegeben. Eine Aufzeichnung erfolgt zumeist erst spät, dann auch wohl eher mit dem Zweck der Festlegung des doch unsicher zu werden drohenden Wortlauts als mit dem der – eigentlich ja sinnwidrigen – Veröffentlichung, wenn sich nicht etwa politische Absichten von außen einmengen. Dagegen wird oft das Material der rhythmischen Überlieferung von Historiographen und sonstigen Schriftstellern in einer literarisch gültigen, vielfach rhythmoiden, Prosa zu sekundären Äußerungen bearbeitet. Zweitens: Das »Dichten«, d. h. erstmalige Singen und Tanzen der primären Äußerungen geht nicht von beliebigen Individuen aus, sondern von Vertretern geschlossener Gemeinschaften, in denen sich das Gedicht sodann mit seiner Melodie und seinem orchestischen Vortrag lebendig erhält. Das rhythmische Gedächtnis, das das Element dieser Erhaltung ist, ist demgemäß seinem Wesen nach nicht ein bloß lautliches, auch nicht ein bloß lautlich-musikalisches, sondern ein gesamtkörperliches. Die die ursprüngliche Äußerung in ihrer ganzen dreidimensionalen Gestalt reproduzierende Kundgebung dieses Gedächtnisses wird aber nicht als die bloße Bewahrung und Nachbildung eines überkommenen Gegenstandes angesehen, sondern als das spontane Erzeugnis einer Begeisterung, die in ihrer Leiblichkeit dem Überkommenen ein neues, unmittelbares Leben verleiht, so daß das Gedicht als die dauernde Substanz einer immer wieder anhebenden Inspiration erscheint. Was also in der Gemeinschaft institutionell gepflegt und gehütet wird, ist das Wort in seiner somatischen
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Gesprochenheit, dem die Gefahr der schulhaften Einkapselung so lange nicht droht, als immer wieder neues, erstmaliges Gedicht, neue Botschaft, neue Weise aufrührend in den Bestand dringt. Daneben aber, vom Institutionellen nicht einzubegreifen, waltet pneumatisch die Inspiration der Schar, oft zu rasender thiasosartiger Ekstatik anschwellend, dennoch nie vom Wort abzulösen, dem auch die wildeste Verzückung, wenn auch zuweilen nur in jähen, die Artikulation verfehlenden Rufen, hingegeben zustrebt. Drittens endlich: All dies ist gehalten in einem naiven Glaubenswissen, einer schlichten Besinnung und Gesinnung, die aus der Erfahrung der Verbundenheit mit dem Inspirierenden das Geheimnis des Zusammenhangens von Oben und Unten zu fassen und zu künden sucht. In dieses Schema läßt sich ein frühes israelitisches Nabitum unschwer einzeichnen. Seinen geschichtlichen Ursprung sehe ich in den nachmosaischen und nachjosuanischen Erschütterungen. Problematik der charismatischen Nachfolge, Problematik der Volksgestalt, Problematik der theokratischen Konzeption, alle drei wurzelhaft eins, und dazu nach Josuas Scheinbeendigung des Jhwh-Kriegs die Invasionsbedrängnisse, in denen sich die unbewältigte und von der unpolitischen Amphiktyonie nicht zu bewältigende Labilität der äußeren Lage furchtbar kundtut, – all dem gegenüber erhebt sich in der Leidenschaft des Geistes eine Genossenschaft der »Sprecher«, die als Genossenschaft das zu erfüllen sich unterfangen, was Mose dem Volke zugedacht hat. Ich wage anzunehmen, daß in ihrem Kreis die Überlieferung umging, die uns in einer »elohistischen«, d. h. nabiisches Traditionsgut ausgestaltenden Erzählung bewahrt ist, Mose habe, als ihn Josua anging, den unorganisierten Kündern zu wehren, erwidert (Numeri , ): »Willst für mich du eifern? / wer gäbs, / alles Volk Jhwhs wären Künder, / daß Jhwh seinen Geistbraus über sie gäbe!« Auch sie denken nicht daran, sich in geschlossener Genossenschaft zu halten, es ist ihnen um Volk Jhwhs (Richter , ) zu tun. Wir dürfen uns vorstellen, daß sie Josuas Statuten gegenüber, denen sie die Schuld an den Nöten der Zeit beimessen, auf das Vermächtnis Moses zurückgreifen: zum neuen, defensiven Jhwh-Krieg bedarf es der Reaktualisierung des Heiligtumsverbands zu einem politisch handelnden Israel, das sich unter die Leitung seines Melekh stellt. Diese, die unmittelbare Gottesherrschaft, muß für das Glaubenswissen der ersten Nebiim das Geheimnis gewesen sein, das sie zu fassen und zu künden suchten: »Höret, Könige, / lauschet, Erlauchte, / ich da, dem Jhwh / will ich da singen, / saitenspielen Jhwh, / Israels Gott.« Wir sind darauf angewiesen, aus dieser einen geretteten schmalen Urkunde zu erschließen, was zu erschließen sie selber mit ihrer uns so geläufig gewordenen, aber, wenn man sie
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recht hört, so überaus seltsamen Stimme uns gebietet; aber man kann, meine ich, nicht stärker sagen was zu sagen war, als mit diesem sich von den Königlein absetzenden und dem »Daseienden« Israels, den man der Existenz jener gegenüber König zu nennen sich versagen muß, sich zuweihenden emphatischen Ich, diesem doppelten anokhi, das deutsch in seiner ganzen Intensität nicht wiederzugeben ist – in der hebräischen Verbalform steckt ja schon das Ich drin, und dieses anokhi kommt hinzu: Ich da aber! So verstehen wir, daß Amos, der ja mit der Prophetenzunft seiner Zeit nichts zu schaffen haben wollte (, ), die ursprüngliche Gemeinschaft der Nebiim aber als eine der höchsten Gaben Gottes an Israel ansah (, ), sie ihren Ursprung in der nachmosaischen Epoche haben und mit dem Jhwh-Krieg gegen das Amoritertum eng verbunden sein ließ 67; er stellt sie mit den Kriegsnasiräern zusammen, die wir eben aus der Richterzeit – als Schar im Deboralied, in personhafter Steigerung in der Simson-Sage – kennen: »Ich selber habe euch aus dem Land Ägypten gebracht / und habe vierzig Jahre euch durch die Wüste geführt, / das Land des Amoriters zu ererben, / und ließ von euren Söhnen zu Kündern erstehn, / von euren Jünglingen zu Kampfgeweihten, / – war dem nicht so? ist Jhwhs Erlauten.« Die Geschichtshandlung, die er mit Mose begann, setzt Jhwh hier mit den Nebiim und Kriegsnasiräern fort. Nach den Männern des Auszugs weiß Amos’ Botschaft nur sie noch als die Diener der alten Gottesherrschaft, aus der nun, in seiner Zeit, die Herrschaft des Gottesgerichts geworden ist. Der Eindruck, daß Amos mit den Nebiim und Neſirim die wahren charismatischen Volksführer der vorköniglichen Zeit meint, verstärkt sich noch, wenn wir uns vergegenwärtigen, daß eine »deuteronomistische« Stelle der Richterbuch-Einleitung (, , ) für das gleiche Zeitalter zu sagen weiß, daß Jhwh damals Israel Richter »erstehen ließ«, die es befreiten. Hängen Richter und Künder hier nur wie Helden und Heldensänger zusammen? Wenn wir in den Nasiräern des Amos Kampfgeweihte erkennen (ein bloß kultischer Begriff hätte in diesem Zusammenhang keinen Platz), müssen wir auch den ihnen vorangesetzten »Propheten« einen aktiveren Anteil am Geschehen zugestehn als nur durch Liedsprüche und Beschwörungen, mit denen sie das Heer auf seinen Zügen begleiten 68. Sie erscheinen mir als die übers Land verstreute gotteskämpferische Gemeinschaft, die die »Richter« hervorbringt und trägt. Der Erzähler nennt Debora eine Künderin zunächst deshalb, weil sie ihm (vgl. , ) als die Sprecherin des Liedes gilt, in dem sie (v. ) mit einem paronomastischen dabri, das vielleicht gleichsam von ihrem Namen die Pflicht der Rede herleiten will, zum Singen des Päans aufgerufen
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wird. Dann aber entfaltet er den Prophetenbegriff an ihr, indem er sie (, ) zu Barak die Gottesbotschaft sprechen läßt, die den Gang der Dinge bestimmt; es ist diese ihre unmittelbare Verbindung mit dem »Gott Israels«, die der erwählte Feldherr dem Heer erhalten will, wenn er die Bedingung stellt (v. ), daß sie mitziehe. Doch beginnt für den Erzähler ihr aktiver Anteil am Geschehen nicht mit dem Kampfgebot; er eröffnet die Geschichte von Debora mit dem Bericht (v. .), sie habe »Israel zu jener Zeit gerichtet«. Da kein Anlaß vorliegt, den folgenden Satz, der über die Art dieses Richtens Auskunft gibt, dem Verfasser abzuerkennen 69, haben wir innerhalb des Doppelsinns, den das Verb schaphat im Richterbuch hat, hier nicht zu verstehen »dem bedrückten, entrechteten Volk sein Recht vindizieren, es befreien«, sondern: Recht sprechen. Der jedenfalls aus alten Überlieferungen schöpfende Autor weiß also, die Nebia habe auch außerhalb des Kriegs als Führerin und Schlichterin gewirkt. 70 Ich vermute jedoch, daß – etwa bei der redaktionellen Verbindung von Kap. und – die Nachricht an einen falschen Platz geraten ist: sie gehörte an den Schluß der Erzählung, da sie sich auf die Zeit nach dem ThaanakhSieg und auf die von Debora durch diesen erworbene Autorität bezieht; am Anfang wurde wohl, wie in andern Richtergeschichten, das von der Ruach Ergriffenwerden berichtet, – ein Bericht, der dann aus unbekannter Ursache verloren ging. Das Motiv der Ruach leitet uns in eine tiefere Schicht der Frage nach einer Verknüpfung von richterischem und urprophetischem Wesen. Wir wissen aus der Erzählung von Sauls Salbung, die zwar ein Zwitter von Märchen und Sage, aber von unbestrittner kulturgeschichtlicher Zuverlässigkeit ist, daß der Mensch, den der Geist zum erstenmal anspringt 71, für eine Weile in den Stand des Nabi gerät und dessen Bewegungs- und Äußerungsweise annimmt. 72 Die Tradition der vordavidischen Zeit kennt also keinen anderen Empfang des Charismas als den prophetischen; auch der Richter, wie Gideon und Jephtha, auch der große Berserker, wie Simson, muß zunächst Nabi werden. Wir dürfen hier, so spärlich auch die Bezeugung ist, ein Zeichen dafür sehen, daß die primäre Geschichtsbetrachtung – die traditionbildende Betrachtung des jeweils Geschehenden als einer »Geschichte« – der charismatischen Berufungen zwischen Josua und David in der prophetischen Erfahrung gegründet war. »Da drang, die Luft spaltend, der Geistbraus ihn an«, »da bekleidete sich der Geist mit ihm« – das sind Worte, die, ehe sie auf eine dritte Person angewandt werden konnten, in der ersten gesprochen worden sein müssen, und dergleichen als ein noch Ungesagtes auszusprechen vermag nur ein prophetisches Ingenium. Aber die primäre Geschichtsbetrachtung geht hier eben von Menschen aus, die selber Träger des Geschehens sind. Sie
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schreiben nicht einem andern Menschentypus, den »Richtern«, die eigenen Erfahrungen zu; sie kümmern sich überhaupt um die Nebiuth als solche noch nicht und hinterlassen nichts Unmittelbares darüber; aber die Richter sind eben aus ihrer Mitte, aus der Gemeinschaft der geistempfänglichen, hemmungslos geistergebenen, das Wirken des Geistes als das königliche Gebieten für das Leben Israels empfangenden Menschen hervorgegangen, aus der Gemeinschaft, von der sie sodann getragen werden; und hervorgegangen sind sie daraus durch eben solche Erfahrungen, – dadurch, daß diese sie hervorholten, hervorrissen. Die ersten Urheber der Tradition, die dem »antimonarchischen« Richterbuch zugrundeliegt, stiften für die Berufungsberichte das Zeugnis der berufenden Charis, weil sie sie kennen. Aber weil sie sie kannten, haben sie die Träger des Charismas getragen. Die Schophtim, von denen das Buch erzählt, haben nicht ein Israel der »zwölf Stämme« gerichtet, sondern jeweils die paar Stämme, die sich um sie scharten. Aber wenn das Buch erzählt, sie hätten Israel gerichtet – und so redet ja nicht erst der spätere Chronist, schon das Deboralied weiß von einer »Mutter in Israel« –, so ist das nicht Großtuerei: es ist aus einer Überlieferung erwachsen, an deren Anfang die Gewißheit stand, wo der Charismatiker im Namen des Berufenden führe, wie weit seine Gefolgschaft reiche, da sei und so weit reiche jeweils die lebendige Wirklichkeit »Israels«, denn da sei und so weit reiche jeweils »das Volk Jhwhs« – aktuell also sei Israel im Feldlager der »sich willig hergebenden« Kämpfer. Diese nicht aufzuzeigende, aber zu erschließende naive Gesinnung wird einst, nach allerlei unterirdischen Wegen und Wandlungen, ihre eschatologische Vollendung in der Lehre von dem heiligen Rest finden, dessen Name Israel und dessen König Jhwh ist. Ich habe darauf hingewiesen, daß das frühe Nabitum seinen geschichtlichen Ursprung in den nachmosaischen und nachjosuanischen Erschütterungen hat, und habe an deren erster Stelle die Problematik der charismatischen Nachfolge genannt. Der biblische Bericht läßt Mose – für den Vollzug des begrenzten Auftrags – die Führung auf Josua übertragen und läßt diesen sterben, ohne einen Nachfolger bezeichnet, ohne auch nur grundsätzlich eine Form der Nachfolge, ein grundsätzlich dauerndes Führertum bestimmt zu haben. Die kultische Zentralisierung, die er statt dessen hinterläßt, versagt den neuen Situationen und Aufgaben gegenüber. Hier setzt nun, in einer von uns in ihrer Wesenheit nur zu ahnenden Gemeinschaft, die Gesinnung ein, die nicht etwa, wie man geschichtstheoretisch erwarten würde, ein sicherndes Prinzip der charismatischen Nachfolge festlegt, sondern nun eben mit der Charis als politischer Urwirklichkeit, d. h. mit dem Unbedingtheitsanspruch des Gotteskönigtums in
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einem politisch wirksamen Verfassungswillen Ernst macht. Ohne daß, soweit wir zu wissen vermögen, eine neue Satzung abgefaßt worden wäre, nur in diesem Willen zu einer theokratischen Realverfassung tritt das Problem der charismatischen Nachfolge im vorstaatlichen Israel in sein zweites Stadium, in das des grundsätzlichen jeweiligen Harrens »auf die Epiphanie eines persönlich seine Qualifikation erweisenden Nachfolgers«, und zwar mit wechselndem territorialem Umkreis seines Geltungsbereichs, aber mit dem wesenhaft gleichbleibenden Kern einer ihn tragenden Menschenart, und mit Zeiten der Führerlosigkeit zwischen endender Spruchauswirkung und neuem Spruch der Charis, – historisch gesprochen: zwischen dem Tod des Überwinders einer Invasion und dem Beginn der Befreiung von der nächsten. Max Weber 73 führt als geschichtliches Beispiel für die Nachfolgeform des »Harrens« (neben den Wiederverkörperungen Buddhas) die Mahdis an; aber da ist, gerade in den Anfängen, das charismatische Prinzip so verquickt mit dem dynastischen, der erharrte Gnadenträger mit dem »verborgenen« Aliden 74, daß ein Vergleich damit irreführen würde. Wesentlich ergiebiger ist, sowohl in der Ähnlichkeit als im Unterschied, ein Beispiel, das Weber nicht heranzieht, das der echten radikalen Theokraten des frühen Islam, der »ältesten sektiererischen Spaltung innerhalb des Islam« 75, der Kharidschiten (d. i. Auszügler). 76 Ihre Grundgesinnung entspricht der, deren Ausdruck, deren trotz aller literarischen Bearbeitung und theologischen Redaktion noch in seiner Authentizität erkennbarer Ausdruck in dem antimonarchischen Richterbuch, ihr unmittelbarer in seinem ältesten Teil, dem Deboralied, erhalten ist. Auch für die Kharidschiten ist »die Einheit der Gemeinde der Gläubigen durch ihr Feldlager repräsentiert« 77. Auch sie wollen als dem Führer, der an der Spitze der Theokratie steht, nur einem folgen, den offenkundig der Geist erwählt hat und der die Berufung durch die Tat bewährt. Auch sie »harren«, bis er erscheint. Aber sie nehmen eine vom Glaubensgebot bestimmte und sie bis zu den grausamsten Metzeleien treibende Oppositionshaltung zur Dschamaa, der »organisierten Gemeinschaft aller Muslime«, ein, eine Haltung, die dem Richterbuch fremd ist, die freilich später, zur Zeit der samuelischen Krisis, in der religiös-politischen Gruppe, für die die »elohistische« Erzählung nur die personhafte Bezeichnung »Samuel« kennt, ihre allerdings auf den Geisteskampf beschränkte israelitische Parallele findet. Jedenfalls ist hier wie dort »die Religion politisch, sie hat das gottgewollte Gemeinwesen zum Zweck«, wie die Gesinnung der Kharidschiten charakterisiert worden ist 78. Wellhausen hat gelegentlich 79 gemeint, die Vorstellung des monarchischen Propheten im frühen Islam stamme »von den späten Juden«,
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denn »sie finde sich typisch ausgeprägt in dem Gegensatz von Samuel und Saul«. Das sind zwar, sogar wenn man sie in diesem Gegensatz für Erzeugnisse der theologischen Phantasie eines Zeitgenossen Hoseas hält, keine späten, sondern immer noch frühe Juden, und gar wenn man die »elohistische« Erzählung als die literarische Formung einer frühnabiisch bestimmten Tradition und hinter dem Gegensatz, von dem sie handelt, einen geschichtlichen erkennt. Aber die muhammedanische Vorstellung eines prophetischen Herrschers mag immerhin biblisch beeinflußt sein. Der Grundtrieb der Kharidschiten dagegen – aus dem ihr »Harren« entspringt –, ihr Widerstand gegen alle Herrschbefugnis als vererblichen »Privatbesitz zum Nießbrauch des Inhabers«, ein Widerstand, den Ali in die Formel »Nur keine Herrschaft« gefaßt und dem er die Notwendigkeit einer Herrschaft, einer gerechten oder ungerechten, entgegengehalten haben soll 80, ist auf keinen Fall ableitbar: er entstammt wohl dem Urbeduinentum der mesopotamischen Steppe 81. Aus der verwandten Tendenz, die wir für die Frühzeit Israels erschließen, kann er nicht erklärt, wohl aber kann er zu tieferem Verständnis beider mit ihr verglichen werden. Hier wie dort ist ein elementares Verlangen nach einer Freiheit, die auch die vorislamischen Araber trotz ihrem Verhängnisglauben zuweilen, ganz unreligionhaft, als eine Gottesfreiheit gefühlt haben mögen, etwa wenn sie, wie sie getan zu haben scheinen 82, die Menschen insgemein »die Knechte Allahs« nannten. In Israel hat diese urbeduinische Freiheitslust eine Erhöhung erfahren, deren reine Äußerung ihrem negativen Bestand nach die Jothamfabel, dem positiven nach der Gideonspruch ist. Aber dieser positive Bestand langt eben doch unermeßlich über alle Vergleichbarkeit hinaus. Denn die Kharidschiten wollen verhindern, daß einer herrsche, auf dem der Geist nicht ruht; durch Gideons Mund aber sagt der Mensch, auf dem der Geist ruht, daß er nicht herrschen wolle. Es ist, wenn man von der dynastischen Fürsorge absieht, eine zarte, mitunter fast verschwimmende Grenze, dieser Unterschied zwischen dem »Richter« und dem »König«, da der König im frühen Israel ja von der Gottessalbung allein sein Recht auf die Macht ableitet; die Grenze wird sehr deutlich, wenn wir erkennen, daß der Richter überhaupt kein Recht auf die Macht hat. Jhwh ermächtigt ihn zu tun was er in dieser Stunde zu tun hat; er ermächtigt ihn nicht mächtig zu sein. Gewiß bleibt er bis an sein Ende der Mann seiner Tat, und da er so Großes entschieden hat, kommen die Leute mit ihren Streitigkeiten zu ihm um Entscheidung; aber das Stetigkeitsfaktum des Regierens, dieses wunderliche Faktum, daß man am Morgen aufwacht und, ohne noch einen Ruf von oben, eine Frage von unten vernommen zu haben, sich als den Inhaber der herrscherlichen Gnade wiedererkennt, ist ihm fremd, – er will, daß es
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ihm fremd sei. Die Kharidschiten fordern, daß der unwürdig Gewordne die Herrschaft einbüße; in der Erzählung von der Verwerfung des ersten Königs von Israel begegnet uns ein Urverwandtes und doch wieder ganz Andres; der Richterzeit aber fehlt noch der Grund solcher Forderung, weil sie außerhalb der unmittelbaren Wirkung des Geistes gar keine Herrschaft kennt. Hugo Winckler bezeichnet 83 den Unterschied zwischen Richter und König als den »von gewählten Beamten gegenüber einem von Gott eingesetzten Herrscher«. Das Recht des Königs sei göttlich, das des Richters stehe »unter dem göttlichen, dessen Erklärer der Priester ist«. Das mag für Karthago zutreffen; mit den biblischen Texten läßt es sich nicht vereinbaren. Nie wird in Israel ein Richter gewählt; wohl aber kennt die frühe Königsgeschichte, wie sie uns vorliegt, eine Handlung, mit der das Volk den vordem im Namen Gottes gesalbten König einsetzt (I Samuel , ) oder nochmals salbt (II , ; , ). Von einer Erklärung des göttlichen Rechts an den Richter durch den Priester wissen unsre Texte nichts; keinen der Richter lassen sie, wie zu jener Zeit das Volk (Richter , , ), wie später die Könige (von I Samuel , an), das Orakel befragen. Das antimonarchische Richterbuch kennt keine priesterliche Mittlung: die Ruach hat einen Mann ergriffen und begabt, und daran ist es genug. Sie ergreift und begabt ihn nicht zu Macht und Würde, nur zu einem begrenzten Auftrag, und auch daran ist es genug. Der König hat Dauer, seine Erfüllung ist die Dynastie; der Richter hat nur seinen Auftrag. Von der Ruach besessen rechtet er gegen die Feinde Jhwhs und Israels; wie sie einen Nabi umtreibt (I Könige , ), treibt sie ihn in den Kampf. Und in der Eingebung der Ruach ordnet er rechtsprechend die befreite Gemeinschaft; er richtet nicht wie die von Mose eingesetzten Amtsleute (Exodus , , ), sondern wie Mose der »Nabi« selber: weil der Geber der Ruach der Geber des Rechtes ist. Der Schophet, der zuerst, geisterfaßt, Nabi wurde, bleibt nabiähnlich, er bleibt geistunmittelbar. Und dies nur, nicht bestätigter Träger, nur offner Empfänger des Geistes, nicht Statthalter, nur »Knecht« will er sein. Einst, auf der Wanderschaft, hatte sich zu der »beduinischen« Freiheitslust der wandernden Stämme die Anawa des Führers gesellt und hatte auf dem anarchischen Seelengrund die Theokratie errichtet. Unter den neuen Lebensformen des seßhaft gewordenen Volkes, das Feigenbäume pflanzt, Weingärten anlegt, Städte baut und den Wert der verbürgten Sicherheit schätzen lernt, dauert das alte nomadisierende Widerstreben gegen die Abhängigkeit von einem eigenmächtigen Mann und seiner Sippe fort; aber wieder sind Menschen da, eine Menschenart ist da, die dieser Unbändigkeit eine sie umwertende und heiligende Tendenz zur alleinigen Bin-
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dung an den göttlichen König entgegenträgt, und zwar in der Gestalt ihrer eigenen personhaften Anawa, ihrer Hingabe, ihrer nabiisch-nasiräischen Begeisterung, ihres richterischen Dienstes und Herrschaftsverzichts. Ob es auch nur wenige gewesen sind, in denen die Tendenz eine reine Gestalt gewann, ihr Gedächtnis ist im prophetischen Bewußtsein geblieben, der Amosspruch vom »Erstehenlassen« zeugt dafür, und vielleicht zeugt dafür auch noch die Wortwahl in einer jesajanischen Verheißung (, ): »Wiederkehren / lasse ich Richter dir dann wie vormals, / Berater dir wie im Anbeginn«. Aber jenes Paradox der inneren Gegensätzlichkeit, daß ein anarchischer Seelengrund den Bau der unbedingten Theokratie zu tragen bekam, barg die Krisis der Richterzeit. Dieselben gleichsam institutionellen Interregna, die für die einen jeweils erst der Stand unter dem unvermittelten Walten des Herrn und dann das Harren auf eine neue Gnadenwirkung seiner Ruach waren, bedeuteten den andern eine Erholung von der richterlichen Disziplin und eine Entfesselung der orgiastischen Ortskulte. In den preisgegebnen Zwischenzeiten glaubten jene einer der menschlichen Exekutive unbedürftigen höchsten Ordnung nahekommen zu dürfen, diese nahmen darin die Gelegenheit zu einer draufgängerischen, Vorteil und Genuß bietenden Unordnung wahr. Und diese Unordnung, von der prophetischen Gemeinschaft durchaus unbewältigt, ist fast die einzige allgemeine Konstante; nur Not und Drangsal reißen immer wieder ein paar Stämme für eine Weile zusammen und aus der Zerfahrenheit zum theokratischen Gehorsam empor; nur selten, wenn das Chaos sich in einer besonders sichtbaren Gewalttat zwischen Stamm und Stamm entlädt, umschließt eine Strafaktion das einheitslose Volk. Nicht aus einer Entwicklung der inneren Gegensätzlichkeit ist dann der Ausbruch der Krisis gekommen. Die starken Rivalen Israels aus der Ägäis, die Philister, mit der überlegnen Straffheit ihrer politischen und militärischen Organisation 84, bemächtigen sich der Hegemonie in Kanaan. Nun sind nicht mehr einzelne Stämme, sondern das Volk in seinem Anspruch auf dieses Land und damit offenbar in seiner Existenz bedroht. Der Guerillakrieg verschworner Kampfnasiräer zeitigt gewaltige Berserkertaten, aber keine Befreiung, größere Unternehmungen, wenn sie wirklich gewagt worden sind (I Samuel ), langen nicht über taktische Erfolge hinaus (die Lage ist , ff. deutlich genug gemalt). Da erst lehnt sich das Volk gegen den Zustand auf, den seine urprophetischen Führer immer neu und immer gleich vergeblich mit theokratischem Verfassungswillen zu durchglühen versucht hatten; der Gedanke der monarchischen Einung wird geboren und erhebt sich den Vertretern des Gotteskönigtums entgegen. Und die Krisis zwischen beiden wird zu einer des theokratischen Antriebs
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Achtes Kapitel: Um die Theokratie
selber, zu der Krisis, aus der der menschliche König von Israel, der Nachfolger Jhwhs (, ) 85, als dessen »Gesalbter«, meschiach Jhwh, χριστὸϚ κυρίου, hervortaucht.
Anmerkungen
Verzeichnis der Abkürzungen AJSL: AO: AOT2: AR: ATAO4: BZ: DB: EB: EI: ERE: JBL: JPOS: JQR: JThS: KAT3: KB: MGWJ: MVAG: NKZ: OLZ: RB: RE3: RGG2: RHPR: RHR: RLV: ThB: ThSK: ZA: ZAW: ZDMG: ZDPV: ZS: ZWTh:
The American Journal of Semitic Languages. Der Alte Orient. Gressmann, Altorientalische Texte zum Alten Testament, . Aufl. Archiv für Religionswissenschaft. Alfred Jeremias, Das Alte Testament im Lichte des Alten Orients, . Aufl. Biblische Zeitschrift. Hastings, Dictionary of the Bible. Encyclopaedia Biblica. Enzyklopädie des Islam. Encyclopedia of Religion and Ethics. Journal of Biblical Literature. Journal of the Palestine Oriental Society. The Jewish Quarterly Review. Journal of Theological Studies. Die Keilinschriften und das Alte Testament, . Aufl. Keilinschriftliche Bibliothek. Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums. Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft. Neue kirchliche Zeitschrift. Orientalistische Literaturzeitung. Revue biblique. Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, . Aufl. Die Religion in Geschichte und Gegenwart, . Aufl. Revue d’histoire et de philosophie religieuses. Revue d’histoire des religions. Reallexikon der Vorgeschichte. Theologische Blätter. Theologische Studien und Kritiken. Zeitschrift für Assyriologie. Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft. Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft. Zeitschrift des deutschen Palästinavereins. Zeitschrift für Semitistik. Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie.
Verzeichnis der Abkürzungen
Chantepie4: Lehrbuch der Religionsgeschichte, . Aufl., herausg. von Bertholet und Edv. Lehmann, . Fried. Delitzsch, Prolegomena: Prolegomena eines neuen hebräisch-aramäischen Wörterbuches, . Ehrlich, Randglossen: Randglossen zur hebräischen Bibel, –. Kautzsch-Bertholet: Die Heilige Schrift des Alten Testaments, –. König, Lehrgebäude: Historisch-kritisches Lehrgebäude des Hebräischen, –. Pauly-Wissowa: Realenzyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft. Roscher: Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Rob. Smith, Lectures3: Lectures on the Religion of the Semites, . Aufl., (wegen der wertvollen Anmerkungen von S. A. Cook nach dieser Auflage des Originals und nicht nach der deutschen Ausgabe zitiert).
Königtum Gottes
Erstes Kapitel Vgl. Granet, Danses et légendes de la Chine ancienne () ff., , 1, f., ; Ders., La civilisation chinoise () ff. Zum Gegenstand überhaupt vgl. Wensinck, The Refused Dignity, in A Volume of Oriental Studies presented to E. G. Browne () ff. 2 vgl. Ed. Meyer, Gottesstaat, Militärherrschaft und Ständewesen in Ägypten () (von dem thebanischen Kirchenstaat): »In Wirklichkeit herrschte natürlich die Priesterschaft«. 3 vgl. Jakob Burckhardt, Weltgeschichtliche Betrachtungen f. 4 vgl. Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft () . 5 vgl. Weber a. a. O. . 6 Merx, Die Ideen von Staat und Staatsmann () . 7 Reuss und Nowack. 8 Lagrange, Le livre des Juges () . 23 9 Auch als bloße Äußerung von Bedenken kann ein so postulativer Satz nicht verstanden werden. Die von A. Schultz, Das Buch der Richter () angeführten Stellen haben mit unserer, die eben nicht eine persönliche Weigerung allein enthält, keine Ähnlichkeit. 10 Budde, Die Bücher Richter und Samuel () . 11 a. a. O., vgl. Budde, Das Buch der Richter (in Martis Handkommentar) ; s. auch R. Kittel, Geschichte des Volkes Israel II6 () 2, und Ders. bei Kautzsch-Bertholet I . 12 s. insbes. Wellhausen, Die Composition des Hexateuch . 13 vgl. Rob. Smith, Kinship and Marriage in Early Arabia2 () ff., ff.; Morgenstern, Beena Marriage in Ancient Israel, ZAW NF VI () ff. (über Gideons Ehe ); Ders., Additional Notes, ZAW NF VIII () ff. (über Gideons Ehe ); über matrilokale Ehe überhaupt s. Briffault, The Mothers () I ff., ff., ff. (Semiten), f., ff., ff. 14 Greßmann, Der Messias () . 3 15 Galling, Die israelitische Staatsverfassung () . 16 a. a. O. . 17 Allgemeines darüber z. B. bei Wundt, Völkerpsychologie X () ff.; für Semiten s. über südarabische Verfassung M. Hartmann, Der islamische Orient II () . 18 Die Apposition »seiner Lende Entsprungne« , erklärt sich daher; vgl. die »der Lende Jakobs Entsprungnen« Ex , (so auch schon Gen , ); es sind dies die einzigen Stellen, wo dieser Ausdruck vorkommt. An eine Rechtsformel für legitime Herkunft (Burney, The Book of Judges2, , f.; Eißfeldt, Die Quellen des Richterbuches, , f.) ist demnach nicht zu denken; Robertson Smiths Hinweis a. a. O. auf »Lende« als Bezeichnung der Vatersippe kann dafür nicht herangezogen werden. 19 Baudissin, Kyrios als Gottesname im Judentum () III , meint, maschal sei den Hebräern »als die den König vom Stammesfürsten unterscheidende Art der Betätigung seiner Aufgabe« erschienen; dies sei eben aus Richter , zu ersehen; doch wird der Erweis dafür a. a. O. f. nicht geführt. 20 Dies auch gegen Sellin, Wie wurde Sichem eine israelitische Stadt? () f. 21 vgl. Franz Rosenzweig, Das Formgeheimnis der biblischen Erzählungen, Der Kunstwart XLI () ff. und eine von mir vorbereitete Abhandlung über die alttestamentliche Bedeutung der Paronomasie. 22 vgl. Wellhausen, Prolegomena zur Geschichte Israels . 23 a. a. O. 24 So z. B. G. F. Moore, Commentary on Judges () (»aus der letzten Zeit des Kö1
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Anmerkungen I. Kapitel
nigreichs Israel, jenen furchtbaren Jahren von Despotie, Revolution und Anarchie, die zwischen dem Tod Jerobeam II. und dem Fall von Samaria liegen«); Budde, Handkommentar ; vgl. die Aufzeigung der sprachlichen Übereinstimmungen bei Budde, Die Bücher Richter und Samuel f., die mir aber eher für die frühe Entwicklung einer spezi5 fisch prophetischen Sprache als für eine Abhängigkeit von Hosea zu zeugen scheinen. Vgl. auch im nächsten Kapitel S. . Ausführlicher darüber im II. Band dieser Untersuchungen. 25 Greßmann a. a. O. . 26 Die biblische Theologie I () ff. 10 27 Wellhausen a. a. O. . 28 Versuche dies zu tun, wie der von Wellhausen a. a. O. f., scheinen mir nicht geglückt. 29 Kleine Schriften IV . 30 a. a. O. .
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Zweites Kapitel Wellhausen a. a. O. . Zum Sinn des Wortes vgl. z. B. Pedersen, Israel, engl. Ausgabe () ; S. A. Cook bei Rob. Smith, Lectures on the Religion of the Semites3 . 3 Langdon, Die neubabylonischen Königsinschriften () ff. 4 King, Chronicles concerning Early Babylonian Kings () II . 5 S. . 6 a. a. O. . 7 Ich kann darunter trotz allem Vorgebrachten kein Gottesbild verstehen; es ist offenbar etwas gemeint, wovon dem Leser einsichtig war, daß es der Jhwh-treuen Intention des Stifters entgegen verwendet werden konnte (vgl. weiter unten Anm. ). Daß statt ephod zu lesen sei elohim (vgl. Moore EB I f.; Elhorst, Das Ephod, ZAW XXX, , ff.; Budde, Ephod und Lade, ZAW XXXIX, , f., f.; Sellin, Geschichte des israelitisch-jüdischen Volkes I, , f.), erscheint mir nicht erwiesen. In der Recepta ist elohim nirgends der Terminus für ein Gottesbild, die dafür angeführten Stellen Ex , und , gebrauchen das Wort in besondrer Weise; die erste besagt: »›Machet mir nichts bei‹, machet euch also nicht angebliche Götter, die aus Silber und Gold sind«, und die zweite: »Mache uns eine Gottheit«; es geht also an beiden eigentlich um das Machen von Göttern, nicht von Bildern. Arnold, Ephod and Ark () f., kann hier nur deshalb aron für ephod lesen, weil er Ri , b zu einem deuteronomistischen Zusatz macht: Gideon habe eine Lade als Jhwh-Orakel zum Ersatz für die ihm angebotene Herrschaft aufgestellt (a. a. O. ), aber da sie natürlich nicht mit der mosaischen identifizierbar war, habe der Verfasser des Zusatzes sie solchermaßen verworfen; diese ingeniöse Interpretation scheitert an der Tatsache, daß das metaphorische »Huren« sich immer nur auf eine Abkehr von Jhwh zu Göttern, Dämonen oder Geistern bezieht (wozu auch die Molochisierung und Baalisierung Jhwhs gezählt wird), nie aber auf den bloßen Gegensatz eines lokalen Jhwh-Kults zum offiziellen. 8 Mein verstorbener Freund Franz Rosenzweig pflegte das Sigel R statt mit »Redaktor« scherzweise mit »Rabbenu« aufzulösen (vgl. Alfred Jeremias, ATAO4 nach einer Mitteilung von mir). 9 Zu dieser vgl. Pedersen a. a. O. : »it is unjustifiable to divide the old narratives of the Book of Judges«, – eine trotz ihrer allzu generellen Formulierung bei einem Gelehrten von solcher kritischen Klarheit beachtenswerte Äußerung. 10 vgl. auch Burney a. a. O. CXXI f. 11 Ohne daß er deshalb mit dem Jos , Genannten identisch sein muß. 12 vgl. dafür Hertzberg, Adonibezeq, JPOS VI () ff. (der aber auch Beſeq für einen Gottesnamen hält und daher nicht emendiert), dagegen Baudissin, Kyrios III ff. 13 So nicht bloß syr. und aram. (Burney a. a. O. ), sondern auch nhbr.; daher konnte auch der Name Beſeq I Sam , von Raschi und andern jüdischen Exegeten (vgl. schon b. Joma b) so erklärt werden. – Über tendenziöse Entstellungen von Eigennamen vgl. Böhl, Wortspiele im Alten Testament (JPOS VI, ) ff. 14 vgl. Ball, Cushan-rishataim, Expository Times XXI (/) . 15 vgl. Nöldeke, Untersuchungen zur Kritik des Alten Testaments () . 16 Wellhausen, Composition . 17 Erklärungsversuche wie der von Eißfeldt a. a. O. f., erscheinen mir nicht überzeugend. 18 Auch I Sam , scheint er ursprünglich (wenn sein Titel hier nicht ganz als Glosse zu verstehen ist) als Heerführer der Koalition bezeichnet gewesen zu sein (Chazor ist jeden1 2
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falls sekundär, es stand vielleicht ein Name der Liga da, den man später nicht mehr verstand). 19 Zum Primat des Jos-Berichts vgl. Burney a. a. O. ; Ders., Israel’s Settlement in Canaan3 () . 20 Das erstere ist bei Burney, Judges f. gut dargelegt, vgl. Baudissin a. a. O. III ff.; gegen die Lösungsversuche des zweiten durch Annahme einer Verschmelzung zweier Personen (etwa Brüder, s. Sellin a. a. O. ff.) ist sagengeschichtlich einiges einzuwenden (sie scheint mir weder dem Rosièresschen »Transpositionsgesetz«, vgl. van Gennep, La formation des légendes, , ff., noch einer andern bekannten Form von Heldenverschmelzung zu entsprechen); vgl. auch Kittel, Geschichte II6 . 21 Zu Israel s. Nöldeke, Neue Beiträge zur semitischen Sprachwissenschaft () . 22 Für die Zulässigkeit bei Israel hat sich König, Die Genesis2 () ausgesprochen, bei Jerubbaal Lagrange a. a. O. . 23 So u. a. Gunkel, Genesis3 . 24 s. Bereschith R. XXXIX , Tanchuma zu Gen , . 25 Die Kontroverse (s. Burney a. a. O. ff. und ergänzend XIV ff.) verkennt, daß es sich um von oben herabfließendes Wasser handelt. Wer davon »wie ein Hund jappen« will, hilft sich »mit der Hand zum Mund«. Ein Widerspruch zwischen den beiden Wendungen, wie ihn schon einige der alten Versionen angenommen haben, besteht also nicht. Das ist mir klar geworden, als ich mir in En Charod den Vorgang vergegenwärtigte. 26 Doch mag gegen Buddes Wahrscheinlichkeitseinwände Lagrange a. a. O. verglichen werden. 27 vgl. oben Anm. . Wird v. b nicht als sekundär angesehen (wofür mir kein zureichender Grund angeführt worden zu sein scheint), dann darf er von v. her verstanden werden. 28 So dürfen wir den – freilich nur sehr unvollkommen zur Darstellung gebrachten – Sinneszusammenhang des Redaktors verstehen, der mit dem Bericht über das »Huren« in v. nur den von v. vorweggenommen wissen will (s. oben Anm. ): Das gestiftete Ephod wird vom Volk nach dem Tode des Stifters dem »Bundes-Baal«, anscheinend einem synkretistischen Gotteswesen (vgl. Anm. zum . Kapitel), zugeweiht. 29 Prolegomena . 30 s. Noth, Die israelitischen Personennamen () . 31 Greßmann a. a. O. . 32 vgl. Ehrlich, Randglossen III f., dessen Folgerungen jedoch ganz abwegig sind. 33 Titel einer Festrede Wellhausens von ; vgl. Anm. zum . Kapitel. 34 a. a. O. . 35 s. Eißfeldt a. a. O. ff. 36 Ich finde nachträglich eine verwandte Auffassung bei H. M. Wiener, The Composition of Judges II to I Kings II (); doch vermag ich den meisten Gesichtspunkten dieser Arbeit (auf die ich in den Anmerkungen zum II. Band noch eingehen will) nicht zuzustimmen. 37 vgl. Noth a. a. O. f. 38 vgl. hierüber Noth a. a. O. . 1 39 Von diesem in seiner Bedeutung noch nicht erkannten Gegensatz läßt sich unter der Hülle der davidistischen Geschichtsmilderung einiges erspähen. 40 Daß es sich dabei, wie Noth, Das System der zwölf Stämme Israels () hervorhebt, um ein altes, auf magischen Vorstellungen beruhendes Motiv handle, mag trotzdem zutreffen. 41 vgl. Burney a. a. O. , . 42 Das zweite dabar bedeutet Verabredung.
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Daß Sellin, Das Zwölfprophetenbuch1 () f. in einigem gegen Sellin, Die geschichtliche Orientierung der Prophetie des Hosea (NKZ XXXVI, ) f., und Das Zwölfprophetenbuch2 () I f. recht zu geben ist, wird im II. Band begründet. 44 Darüber im II. Band (vgl. auch Kittel a. a. O. ff.). 45 Ich spreche von einer »ersten« Redaktion und Veröffentlichung, weil die späteren Zu5 sätze nur gegen die Frühdatierung der endgültigen Textform sprechen. 46 Wellhausen, Composition . 47 Robert Arnold Fritzsche in einem Brief an Franz Rosenzweig. 43
Anmerkungen III. Kapitel
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1 Warum wir uns, wie v. Gall, Über die Herkunft der Bezeichnung Jahwes als König (Wellhausen-Festschrift, ) fordert, auf den kanaanäischen Boden zu beschränken hätten, vermag ich nicht einzusehn. Auch daß Israel den Königsbegriff »erst auf kanaanäischem Boden« (Ders., Βασιλεία τοῦ ϑεοῦ, , ) kennen gelernt habe, ist geschichtlich unerwiesen und unerweislich. 2 Eißfeldt, Jahwe als König, ZAW NF V () . 3 vgl. Nestle, Die israelitischen Eigennamen () ; Baudissin a. a. O. III f.; Ders., Art. Moloch, RE3 XIII ; Eißfeldt a. a. O. Über »Ratgeber« als die ursprüngliche Bedeutung von melekh vgl. Haupt, The Hebrew Noun Melkh, Counsel, JBL XXXIV () ff.; Baudissin a. a. O. III . Schon in Gesenius’ Thesaurus ist melekh mit consul verglichen. 4 Ed. Meyer a. a. O. . 5 vgl. u. a. Moret, Du caractère religieux de la royauté pharaonique () ff. 6 Ob dies durch Gebärden einer Gottesstatue geschah, ist strittig. Dagegen Meyer a. a. O. f., dafür Moret a. a. O. f., Ders., Les statues d’Égypte (Conférences du Musée Guimet ) ff.; vgl. auch Maspero, Le double et les statues prophétiques (Études de mythologie I, ) f. 7 Meyer a. a. O. überträgt: »König, der Könige macht«, was nach einer Mitteilung von K. Sethe zwar nach der Schreibung des Textes möglich, aber im Ausdruck durchaus unägyptisch ist. Zur Sache vgl. auch Sethe, Amun und die acht Urgötter in Hermopolis () ff. 8 Sethe, Urgeschichte und älteste Religion der Ägypter () f. 9 Breasted, Development of Religion and Thought in Ancient Egypt () , f., f. (Daß dem, wie Moret, Royauté 1, angibt, einer Tradition zufolge eine herrenlose Urzeit vorausgegangen sei, beruht, wie mir K. Sethe gezeigt hat, auf einer irrigen Textinterpretation.) 10 Roeder, Urkunden zur Religion des alten Ägypten () ; wörtlich erscheint die »Königschaft der Menschen und der Götter als Eine Sache« (Sethe). 11 vgl. Breasted, Ancient Records of Egypt II () ; Moret a. a. O. ff. 12 Breasted, Development . 13 Erman, Die Literatur der Ägypter () ; vgl. Breasted a. a. O. . 14 Erman a. a. O. ff., Roeder a. a. O. ff. 15 Breasted a. a. O. f. 16 Roeder a. a. O. . 17 Sethe a. a. O. . 18 a. a. O. , , , . 19 Von den allgemeinen Darstellungen der babylonischen Religionsgeschichte gibt die von Dhorme, La religion assyro-babylonienne (), auf S. – eine zusammenfassende Behandlung des Gegenstands. 20 Kugler, Sternkunde und Sterndienst in Babel II () ; King, A History of Sumer and Akkad3 () ; über den priesterlichen Charakter der Würde s. Kugler a. a. O. ff. 21 Thureau-Dangin, Die sumerischen und akkadischen Königsinschriften () ff.; vgl. King a. a. O. f. 22 Thureau-Dangin a. a. O. ff. 23 Winckler, Die Keilschrifttexte Sargons I. () XXXVI und passim. 6 24 KB I f. 25 KB I f.
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Ebeling, Meißner und Weidner, Die Inschriften der altassyrischen Könige () f. vgl. an allgemeinen Darstellungen der magischen Bedeutung des Namens, auf die im . Kapitel eingegangen wird, u. a. Andrian-Werburg, Über Wortaberglauben, Korrespondenzblatt der Dt. anthropol. Ges. XXVII, , ff., wiederabgedruckt: Prähistorisches und Ethnologisches () ff.; Giesebrecht, Die alttestamentliche Schätzung des Gottesnamens () ff.; Heitmüller, »Im Namen Jesu« () ff.; Hopfner, Griechischägyptischer Offenbarungszauber I () ff.; Frazer, The Golden Bough3 II () ff.; Clodd, Magic in Names (); Canney, The Significance of Names, Journal of the Manchester Egyptian and Oriental Society No. IX () ff.; Ders., Givers of Life () ff.; Larock, Essai sur la valeur sacrée et la valeur sociale des noms, RHR CI () –, –, CII () –; Foucart, Art. Names (Primitive), ERE IX ff. Über die Bedeutung des Namens bei den Babyloniern vgl. Contenau, De la valeur du nom chez les Babyloniens, RHR LXXXI () ff. 28 KB I f., vgl. auch die unter angezogene Stelle. 29 Der Unterschied ist deutlich erkannt bei Baudissin, Kyrios III . 30 vgl. Bd. II. Hempel, Altes Testament und Geschichte () läßt den israelitischen König sich dadurch von dem babylonischen und ägyptischen unterscheiden, »daß sein Gottesverhältnis das der Berufung und Adoption, nicht das der Zeugung ist«. Aber das gilt, soweit ich sehe, auch für den babylonischen Herrscher (der sich nie als von einem Gott gezeugt bezeichnet, und von einer Göttin im Heiligtum »geboren« sein – s. Thureau-Dangin a. a. O. f. – heißt von ihr adoptiert sein), nur eben für den ägyptischen nicht. Auch daß im Babylonischen wie im Ägyptischen die beiden Vorstellungen nebeneinander herliefen (Hempel, Gott und Mensch im AT, , 1), scheint mir nicht zuzutreffen; Kreuzungen dieser Art finde ich wohl in ägyptischen, aber nicht in babylonischen Texten. 31 vgl. Kugler a. a. O. ff.; Dhorme a. a. O. ff.; Christliebe Jeremias, Die Vergöttlichung der babylonisch-assyrischen Könige (); A. Jeremias, Handbuch der altorientalischen Geisteskultur2 () ff. 32 vgl. Kugler a. a. O. . 33 KB III , f., f.; Langdon, Die neubabylonischen Königinschriften f., f.; s. auch Zimmern, König Lipit-Ištars Vergöttlichung (Berichte über die Verhandlungen der Sächs. Ges. d. Wiss., phil.-hist. Kl., LXVIII, ) f. 34 Winckler, Die Gesetze Hammurabis () f.; AOT2 . 35 vgl. Dürr, Ursprung und Ausbau der israelitisch-jüdischen Heilandserwartung () f. 36 Von dem Urkönig Yama heißt es Yäšt , (Lommel, Die Yäšt’s des Awesta, , ), daß, als er die Lügenrede in seinen Sinn aufgenommen hatte, die Glorie (Lommel: »der Glücksglanz«, Rudolf Otto zieht mit Recht vor, »Machtglanz« zu sagen) in der Gestalt eines Vogels von ihm ging. 37 Meißner, Babylonien und Assyrien I () f. 38 vgl. Baudissin a. a. O. III . 39 Rhodokanakis, Altsabäische Texte (Sitzungsberichte der Wiener Akademie, phil.-hist. Kl. CCVI/II, ) ff. 40 vgl. F. Hommel in Nielsens Handbuch der altarabischen Altertumskunde I () . 2 41 Rhodokanakis a. a. O. . 42 vgl. Rhodokanakis in Nielsens Handbuch I . 43 vgl. Nielsen, Art. Sabäer, RGG2 V . 44 Rhodokanakis, Die Bodenwirtschaft im alten Südarabien (Anzeiger der Wiener Akademie LIII, ) . 45 vgl. Nielsen, Der dreieinige Gott I () . 26 27
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Rhodokanakis a. a. O. . Ders., Altsabäische Texte . 48 a. a. O. . 49 Ders., Bodenwirtschaft , Handbuch I . 5 50 Ders., Handbuch I . 51 vgl. S. f. 52 Doch ist dies schon in der altorientalischen Königsvorstellung angelegt; vgl. Mowinckel, Psalmenstudien II () . Die genauste Analogie in Israel ist II Kö , (vgl. Caspari, Das priesterliche Königreich, ThB VIII, , ), nur daß hier Königtum und Prie10 stertum auf zwei Personen verteilt sind und dem Priester das Amt des Mittlers obliegt. 53 Für Israel vgl. Mowinckel a. a. O. , ff.; Ders., Le décalogue () ff.; Noth, System ff.; und s. weiter unten S. ff. 54 Max Weber, Aufsätze zur Religionssoziologie III () . 55 Ich bin den Annahmen von Rhodokanakis gefolgt, doch steht die Entwicklungslinie 15 nicht eindeutig fest. 56 Baudissin a. a. O. III f. Vgl. auch Eißfeldt, Götternamen und Gottesvorstellung bei den Semiten, ZDMG NF VIII () ff. 46 47
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Viertes Kapitel s. Eißfeldt a. a. O. , wo aber die andere Möglichkeit nicht ausgeschlossen wird, vgl. auch Eißfeldt bei Baudissin, Kyrios IV . 2 Noth, Personennamen XVI f. 3 Zimmern, KAT3 ff.; Lagrange, Études sur les religions sémitiques2 () ; Baudissin, Art. Moloch, RE XIII , Kyrios III f., IV . Vielleicht ist dieser undeutliche Malik ein Rudiment aus jener uns unzugänglichen Urzeit, in der auch die Ostsemiten unter der Leitung von »Berater«-, d. i. Führergöttern wanderten und siedelten. Vgl. auch Anm. zum . Kapitel. 4 Über den südarabischen Malik vgl. insbesondre O. Weber, Studien zur südarabischen Altertumskunde III, MVAG , [] ff.; zusammenfassend Nielsen, Handbuch I ff. 5 vgl. u. a. Beth, El und Neter (ZAW XXXVI, ) ff., f., dazu auch Kleinert, El (Baudissin-Festschrift, ) ff. 6 Ich kann nicht zugeben, daß El die Bedeutung »Herr, Eigner« des Ortes gewinne, an dem der El haftet (Sellin, Geschichte ). Diese Bedeutung kommt dem El erst als Baal zu. Der El selber ist zwar stets eine an einem Orte sich manifestierende Macht, aber dadurch noch nicht dieses Ortes inhabermäßig mächtig. Vollends ist unerweislich, daß El »die allgemeine Bezeichnung des Stammgottes« sei (Beer, Welches war die älteste Religion Israels? , , unter Berufung auf Baudissin, Der gerechte Gott in altsemitischer Religion, HarnackFestschrift, , , der aber hier – und Kyrios III – nur von einer Wahrscheinlichkeit spricht, die zudem m. E. aus den Kyrios III f. dargelegten Argumenten sich nicht ergibt). 7 Die jeremjanische »Königin des Himmels« gehört nicht hierher, da sie keine Malk-Gattin ist; daß sie Jhwh »zur Seite gesetzt« sei (Nestle, Die israelitischen Eigennamen ), geht aus dem Text nicht hervor. Vgl. z. B. Tiele, Geschichte der Religion des Altertums I () ff.; Baudissin, Kyrios III (weitere Literatur bei Moore, Art. Queen of Heaven, EB IV ff., und Westphal, Jahwes Wohnstätten, , f.). Vgl. auch Anm. zum . Kapitel. 8 Hebräisch wird ein Mensch baal im Verhältnis zu etwas genannt, mit dem er dadurch verbunden ist, daß es ihm zugehört. In dem Nomen wirkt das Verb, das ich nicht für denominativ halte, das mir vielmehr ursprünglich den Akt der Vermählung, der intimen Besitznahme zu bezeichnen scheint, intensiv nach und funktionalisiert es. 9 Die Amarna-Briefe kennen noch nicht einen Baal des Himmels, sondern nur einen, der, ebenso wie Schamasch, »im Himmel« ist; vgl. Greßmann, Hadad und Baal (BaudissinFestschrift) f., ff. Dieser »Baal im Himmel« steht nicht, wie Greßmann a. a. O. vermutet, im Gegensatz zu einem »Baal auf Erden«, welcher kein anderer als »der als Gott gedachte König« wäre (welch letzterer aber, wie Greßmann selbst feststellt, niemals so genannt wird), sondern himmlischer und irdischer Baal entsprechen einander wie Regenguß und Bewässerung von Quell und Grund her. Freilich kennt schon eine Weihinschrift aus der Zeit Hammurapis (s. F. Hommel, Aufsätze und Abhandlungen II, , f.) einen »Himmelskönig«, dessen Braut Aschratum = Aschera ist, doch scheint mir nichts dafür zu sprechen, ihn mit einem Baal zu identifizieren (so z. B. Friedrich Jeremias bei Chantepie4 I ). Wohl aber finden wir den »Himmelsbaal« auf der Inschrift des Königs Zakir von Hamath, also um (s. Lidzbarski, Ephemeris für semitische Epigraphik III f., , f.): der aus den lokalen Wettergöttern erwachsene universale ist mit dem König des Himmels eins geworden. Vgl. auch das spätere Material bei Lidzbarski a. a. O. I ff., III , und zum Problem überhaupt Baudissin, Kyrios III , ff. 10 vgl. zur Grundanschauung Rob. Smith, Lectures3 ff., , ; Lagrange, Études2 1
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f.; Wellhausen, Reste arabischen Heidentums2 ; Baudissin, Adonis und Esmun () ff.; Ders., Kyrios III f. und dazu Alt, Art. Baal, RLV I f., Noth a. a. O. XVII, ; Barton, A Sketch of Semitic Origins, , ff., dessen Annahme einer »selbstbewässernden« weiblichen Urgottheit allzu einseitig ist; Sellin, Geschichte I ; Oesterley und Th. H. Robinson, Hebrew Religion () f.; Cumont, Art. Baal bei Pauly-Wissowa I . – Ed. Meyer, Geschichte des Altertums II 2 4 widerspricht der Auffassung, weil das für sie Angeführte sekundär sei. Aber ein Überblick des uns bekannten Materials (das Meiste schon bei Paton, Art. Baal, ERE II ff. übersichtlich angeordnet) ergibt, daß Berg, Quell und Baum weitaus die Führung haben. Man darf freilich nicht die allzu enge Ausformung des Gedankens von Robertson Smith übernehmen. Es geht im Grunde nicht um Wasser, und erst recht nicht um eine bestimmte Art der Bewässerung, sondern um die geheimnisvolle Macht der naturhaften Fruchtbarkeit; das Wirken des Wassers ist nur ihre mythisch deutlichste Kundgebung (vgl. z. B. jenes ὕε κύε der Eleusinien und dazu Aischylos Fragm. ). Wenn wir etwa in dem Baal-marphe wohl den Dämon eines Heilquells erblicken dürfen (Paton a. a. O. ), so ist der Baal-marqod (vgl. u. a. Cumont, Art. Balmarcodes bei Pauly-Wissowa II f.), der κοίρανοϚ κώμων, am ehesten als Herr des phallischen Vegetationsreigens (vgl. über diesen neuerdings K. Th. Preuß, Der Unterbau des Dramas, Vorträge der Bibliothek Warburg –, , insbesondre S. –, über den phallischen Charakter des κῶμοϚ vgl. u. a. Cornford, The Origin of Attic Comedy, , f., ff.) zu verstehen (Greßmann, Art. Religion, RLV XI , übersetzt unzutreffenderweise »Klagetänze«, denkt dabei aber an »obszöne Bauchtänze«); sein eigentlicher Name, Megrin, bedeutet vielleicht den, der die Tennen füllt (s. Clermont-Ganneau, Recueil d’archéologie orientale I, , f. und dazu Lods, Israël, , f.). Und sollte der chamman-Steinpfahl, dessen Inhaber der problematische Baal-chamman ist (vgl. Meyer, Art. Baal bei Roscher I , Geschichte II 2 , Untersuchungen zur phönikischen Religion, ZAW NF VIII, , ff.) nicht etwa doch entgegen Meyers Ansicht mit der »Hitze« zu tun haben, nur eben ursprünglich nicht mit der Sonnenglut, und auch nicht mit dem Räucheraltar – mag chammana palmyrenisch einen solchen bedeuten (s. Albright, JPOS IX, , ), so ist doch eine Gottesbezeichnung »Herr des Räucheraltars« kaum vorstellbar –, sondern mit dem »In-Hitze-geraten«, der Brunst (vgl. das hebr. jacham Gen , f., ; , – von dem selber freilich nur etwa ein chamon oder chaman abzuleiten wäre)? Zu der Verbindung des Baal-chamman mit einer Gottheit Malk-Aschtharth, die aber selber den Beinamen El-chamman trägt (vgl. neuerdings Meyer, Geschichte f., Untersuchungen ff.), sei auch an das deuteronomische aschtheroth zon als an die Sprachspur des Fruchtbarkeitswirkens der Astarte erinnert, die mit dem jacham der Genesisstellen inhaltlich zusammenhängt. Über Schafsymbole im Zusammenhang mit Baal-chamman vgl. u. a. Rob. Smith a. a. O. f.; man beachte etwa auf dem Silberband von Batna (Baudissin, Adonis Taf. VI, über den punischen Charakter f.) rechts und links von dem – synkretistisch umgebildeten – Baalspaar die beiden Eroten, von denen der eine einen Widder, der andre ein Schaf reitet. 11 vgl. u. a. Meyer, Die Israeliten und ihre Nachbarstämme () ; Moret und Davy, Des clans aux empires () f. Baudissin a. a. O. III macht gegen Rob. Smith geltend, die Städte seien in der Regel nicht durch die Fruchtbarkeit des Bodens entstanden; aber die Wesentlichkeit des Wasserlaufs für die Entstehung der frühen Städte scheint mir unbestreitbar. 12 s. Nonnos, Dionysiaca XL ff.; vgl. die Gründung von Byblos durch den (hier mit Kronos wie dort mit Herakles identifizierten) Malk (Eusebius, Praep. evang. I , vgl. z. B. Clermont-Ganneau, Études d’archéologie orientale I, –, ). 13 v. Gall, Wellhausen-Festschrift . 14 Baudissin a. a. O. III . 2
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15 vgl. Paton a. a. O. ; Baudissin, Adonis (weitaus einleuchtender als die spätere Auffassung, Kyrios III , ). 16 Nicht als eines Baal (Baudissin a. a. O. III ), sondern als eines »dieu de groupe« (Dussaud, Introduction à l’histoire des religions, , ). 17 Baudissin a. a. O. III ff. (vgl. auch Ders., Adonis ff.). Der Versuch, hinter dem raumgebundenen Ortsgott Baal einen ursprünglichen Stammesgott zu entdecken, ist der schwächste Punkt in dem bewundernswürdigen Nachlaßwerk. Der angefügte Genetiv, der aus dem Baalbegriff den einzelnen Eigennamen macht, hat nie eine Menschenschar zum Gegenstand. Man müßte, um den Baal geschichtlich als Stammesgott verstehen zu können, seine Spaltung in die vielen Lokalgötter eines Stammesgebiets annehmen, in die er sich so völlig verloren hätte, daß ihm auch nicht sein Name verbliebe, – eine religionsgeschichtlich analogielose Vorstellung. Daß, wie Meyer, Geschichte II 2 f. meint, der El eines Stammes mit diesem wandre, mit ihm seßhaft werde und nun mit seinen Kultstätten verwachse und als deren Inhaber Baal benannt werde, würde nicht eine Wandlung, sondern eine Aufhebung des ursprünglichen Wesens bedeuten, da der Gott eines Stammes wesensmäßig auf dessen Einheit bezogen ist. Wohl können die Götter vereinter Stämme zu einem Volksgott verschmelzen, der ja nur ein Stammesgott mit geweitetem Bereich und Gehalt ist, aber nie kann sich ein Stammesgott zu Göttern von Ortschaften verpulvern. Wenn er seßhaft wird, wird er zum Territorialgott, nicht zu Lokalgöttern. Geht er aber in eine Krasis mit einem Ortsgott ein, dann nur mit dem eines Ortes, den sich die eingewanderte Schar zu einem Hauptsitz erwählt, und nur so, daß er den Charakter der Mischung überwiegend bestimmt. 18 Daß der »El des Bundes« (Ri , ) auch »Baal des Bundes« (, ; , ) genannt wird, bedeutet nicht ein Vorwiegen des Baal-Elements in der Theokrasie: wird er Partner und Hüter eines »Bundes« (vgl. über diesen das . Kapitel), dann hat sich das Wesen des Baal schon von Grund aus gewandelt. 19 Der Personenname Baal-Malk (Baudissin a. a. O. III f., ) scheint zwar auch mir nicht zu bedeuten »Malk ist Herr«, aber auch nicht »Baal ist König«, sondern (Der Gott) Baal ist (der Gott) Malk. Vgl. Noth a. a. O. f. 20 Noth a. a. O. . 21 Messerschmidt, Corpus inscriptionum Hettiticarum II, MVAG , Taf. XXXIV; O. Weber, Hethitische Kunst Taf. V; vgl. Frazer, The Golden Bough3 IV () ff. 22 Über sein Wiedererscheinen auf Münzen des . Jh. als Baal von Tarsos vgl. Frazer a. a. O. f., A. B. Cook, Zeus I () ff. 23 vgl. aber auch Baudissin, Der gerechte Gott : »eigentlich die zur Person gewordene Idee des Stamms« (in der endgültigen Fassung, Kyrios III f., gestrichen). 24 Nicht aber des tierischen, wie Paton, Art. Ammonites, ERE I meint. (Bei den Südarabern dagegen ist die männliche Variante der Aschtharth, Athtar, der Gott aller Fruchtbarkeit; die westsemitische Abgrenzung ist hier nicht anwendbar.) 25 An eine »kultische Preisgabe« im Sinn der Sexualriten zu denken (Wilke, Kinderopfer und kultische Preisgabe, Festschrift der . Versammlung deutscher Philologen, , –) verbietet schon die Form der Weihung, die jenen fremd ist; vor allem aber wird der Artunterschied zwischen Malk- und Baal-Göttern nicht berücksichtigt: die ersteren kennen keine sakrale Prostitution. 26 Insbes. Wald- und Feldkulte I () ff., ff., , II ff. (auf das semitische Material wird 2 hingewiesen); Mythologische Forschungen () . Schon bei Mannhardt aber kommt die Labilität des Ritus zwischen Weihung und Opferung zu deutlichem Ausdruck. 27 So neuerdings wieder Eisler, ᾽ΙησοῦϚ βασιλεύϚ () II . 5 28 b sagt nicht »das nämliche« wie (Cornill zur Stelle), sondern a und b meinen
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zwei verschiedene Formen des Kinderopfers. Zur Satzkonstruktion s. Ehrlich, Randglossen V . 29 Dt , ; Jer , ; , ; vgl. auch II Kö , . Dagegen scheint mir II Chr , durchaus sekundär und daher zur Erklärung von II Kö , nicht verwendbar. 30 Haabir ba-esch heißt eindeutig durchs Feuer führen, vgl. Num , (Lustration); einem so unanzweifelbaren Beleg für die Konstruktion gegenüber entbehrt eine Stelle wie Hiob , (Eerdmans, Alttestamentliche Studien III, , ) aller Beweiskraft. Der Terminus für die Molekhweihe ist aus zwei Bedeutungen des Hiphil zusammengewachsen, der eben angeführten und der von Ex , (wie Num , ): überweisen, übereignen, zueignen; er bedeutet also: zuweihen indem man durch Feuer führt. Daß er der »vollständige Ausdruck« und Ex , ein gekürzter wäre (Eerdmans a. a. O.), verbietet sich doch schon deshalb anzunehmen, weil , von der Schlachtung, nicht von der Verbrennung der tierischen Erstgeburt geredet wird. 31 So ist nach der einleuchtenden Auffassung A. Hillebrandts, Der freiwillige Feuertod in Indien und die Somaweihe () ff., aus der ursprünglichen Weihe zum freiwilligen Feuertode die symbolische Selbstvernichtung der Dikscha geworden. Dieses und andere Beispiele behandle ich in meiner in Anm. zum . Kapitel angekündigten Schrift. 32 vgl. Plutarch, De Iside , anders in dem verwandten Mythos von Demophon (Hymnus an Demeter II ff.). 33 Für die ganze Fragestellung vgl. die von Moore, Art. Molech, EB III Anm. angeführte ältere Literatur. 34 Ez , scheint zu meinen, daß die Weihung (be-haabir) in die Tötung ausartet. 35 vgl. für Phönizien Eusebius, Praep. evang. IV , für Moab II Kö , . 36 In der Form des biblischen Berichts finden wir jenen Vorgang II Kö , , diesen , , – zwei Stellen von charakteristischer Verschiedenheit in Ausdruck und Tempo.
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Fünftes Kapitel 1 Daß hier »eine Leitung der Völker nur zu dem Zweck ins Auge gefaßt« werde, »um daraus ein Verhältnis Jahwes zu Israel zu illustrieren« (Baudissin, Studien zur altsemitischen Religionsgeschichte, , I ), trifft nicht ganz zu: Amos’ völkergeschichtliche Anschauung, wie sie in , – , hervortritt, steht dahinter; aber auch wenn es zuträfe, wäre dem Spruch damit nichts von seinem Unbedingtheitscharakter genommen. »In direktem Widerspruch zu , « (Ehrlich, Randglossen V ) steht der so verstandene Vers keineswegs: Jhwh führt alle Völker, aber nur mit Israel hat er einen Bund geschlossen, worauf das jadathi von , (vgl. Anm. zum . Kapitel) hindeutet. Ehrlichs »Betragt ihr euch gegen mich nicht wie die Kuschiter?« wird durch die dafür angezogenen Stellen (s. Cramer, Amos, , ) nicht gestützt, wo nur eine Bezugnahme auf einen Gegenstand (der natürlich auch eine Person sein kann), nicht eine Beziehung zu einer Person gemeint ist. 2 Wenn spät, ist diese Wendung doch durchaus im Sinn der prophetischen Tradition. 3 Das »Antlitz« ist hier nicht »in gewissem Sinn eine Parallele zu der späteren Vorstellung vom Namen Jahwes« (Baudissin ›Gott schauen‹ in der alttestamentlichen Religion, AR XVIII, , ); daß »das Antlitz« des Gottes »geht«, bedeutet nur, daß er vorangeht, so daß der entgegenziehende Feind zuerst seiner tödlichen (v. , vgl. Baudissin a. a. O. f.) Erscheinung begegnet, Israel aber ungefährdet hinter ihm herschreiten darf. Greßmanns »in eigener Person« (Mose und seine Zeit, , ) verfehlt die Prägnanz des Ausdrucks. Andre, wie Gulin, Das Antlitz Jahwes im AT (Annales academiae scientiarum Fennicae Ser. B, Bd. XVII, ) f., mißverstehen das Verhältnis der ursprünglichen Weigerung (v. ), »im Innern« des Volkes zu ziehen, zur späteren Gewährung, ihm voranzuziehen, und meinen daher das Antlitz hier »als eine Art hypostasiertes Zwischenwesen auffassen zu müssen«. Der sich an unsre Stelle lehnende Vers Dt , bedeutet: Er hat dich durch sein Vorangehen, durch seine große Gewalt aus Ägypten geführt. – Wenn der Feind nicht entgegenzieht, sondern verfolgt, wechselt die Gottesmanifestation ihren Ort, so daß »das Antlitz« wieder jenem zugekehrt wird; das ist der Sinn von Ex , . 4 Es ist durchaus unrichtig, wenn z. B. Morgenstern, Biblical Theophanies (ZA XXV, ) , den Kabod Jhwhs ständig auf dem Gipfel des Sinai ruhen (schakhan) läßt. Ex , a ist ein Vorgang. Ebenso irrt Morgenstern, wenn er annimmt, der Kabod sei nach Vollendung des Zelts vom Sinai nach der Kapporeth der Lade gezogen und hätte da seinen dauernden Sitz genommen, den er nur tags während der Führung des Volkszugs verließ. Jhwhs Verhältnis zum Zelt ist schlechthin nicht als ein statisches zu fassen. 5 So ist auch das »Der dem Dornbusch einwohnte« von Dt , zu verstehen (gegen Meyer, Israeliten , der einen »alten, später verschollenen Volksglauben« annimmt, wonach Jhwh »in einem solchen von einer Wawerlohe umgebenen Busch seinen eigentlichen und ständigen Wohnsitz hat«, so auch Morgenstern a. a. O. , ebenso The Elohist Narrative in Exodus : –, AJSL XXXVII, /, f., der Jhwh, wie den Sinai und das Zelt, so auch den Busch »dauernd bewohnen« läßt). Nur so läßt sich der massoretische Text des vielumstrittenen Tempelweihspruchs (I Kö , f.) richtig verstehen. Jhwh hat nie erklärt, im Dunkel wohnen zu wollen; an keiner der Stellen, wo »Wolke« und »wohnen« zusammengebracht werden, wohnt Jhwh in der Wolke, sondern sie ist es, die »einwohnt«; ba-araphel gehört nicht zu li-schekon, sondern zu amar (die Wortfolge ist vom Rhythmus bestimmt); araphel ist wie Ex , (Dt , ; , ; vgl. auch II Sam , ) das Wetterdunkel der Sinai-Offenbarung: damals hat Jhwh gesprochen, er wolle Wohnung nehmen, einwohnen (absolut wie Dt , ; Nah , ; Ps , ), in Israel nämlich. Gemeint ist wohl der, unabhängig von der Datierungsfrage seiner Umgebung sicherlich alte Spruch Ex , a, dessen Wortlaut in der Gottesrede an Salomo I Kö , wie-
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derholt wird. So fügt sich sinnhaft an unserer Stelle v. an : Gott will in Israel je und je Wohnung nehmen, darum hat ihm Salomo nun auf berghoher Terrasse den Pavillon (so wird das Lehnwort zu verstehen sein, vgl. Fried. Delitzsch, Prolegomena f.; Jes , überträgt das seltene und damals vielleicht schon nicht mehr ganz verständliche Wort auf die himmlische Wohnung) erbaut. Daß damit nicht ein Wohnhaus, sondern nur eine Einwohnungsstatt, ein Lusthaus gleichsam, gemeint ist, aber eins, in dem Jhwh immer wieder in die Zeiten hin seinen Sitz nehmen kann (v. b), führt später die große Tempelrede aus, besonders in , f. den alten Weihespruch kommentierend. 6 Hier wird nur der Sinnzusammenhang der Erzählung dargelegt, nicht die Frage nach dem geschichtlichen Verhältnis von Zelt und Lade erörtert. Der gegenwärtige Stand der wissenschaftlichen Behandlung dieser Frage ist durch zwei in äußerstem Gegensatz zueinander stehende Ansichten bezeichnet: die von Eerdmans, De godsdienst van Israel () I ff., der Lade wie Zelt – dieses in demselben Sinn, den ich im . Kapitel S. f. meine – für sinaitisch hält und annimmt, daß sie zwar nicht ursprünglich verbunden sind, aber es bald werden (eine Ansicht, die meiner eignen nah steht: ich vermag die Stiftung einer sakralen Mächtigkeit von solcher Art wie die der Lade keiner späteren Zeit der israelitischen Glaubensgeschichte als der mosaischen zuzuschreiben), und die von v. Rad, Zelt und Lade, NKZ XLII () ff., der eine kanaanäische Herkunft der Lade vertritt und sie erst durch eine »theologische Tat des Priesterkodex« in den geschichtlichen Zusammenhang mit dem Zelt gebracht werden läßt. Zu den Grundlagen dieser Behauptung seien hier einige Einzelheiten angemerkt: . Der Terminus li-phene Jhwh besagt nicht (a. a. O. ), daß der Gott im Zelt wohne, sondern daß das an seiner Manifestationsstätte dargebrachte Opfer von ihm angenommen wird, wie das Gebet, das man im oder am Tempel oder auch nur auf diesen zu betet (I Kö , ff.), von Jhwh »im Himmel« (v. , , , , , , , ) vernommen und angenommen wird: das li-phene steht auch an dieser Stelle (v. , wo panitha und le-phanekha einander nicht bloß paronomastisch, sondern auch dynamisch, wie die antwortende Bewegung der anredenden, entsprechen). . Der salomonische Weihespruch besagt nicht »ganz deutlich« (v. Rad a. a. O. ), daß Jhwh »im Dunkeln des Tempels wohne«. Es geht nicht um ein »reales Wohnen im Debir« (a. a. O. 2), denn araphel bedeutet nie das Dunkel eines geschlossenen Raums, sondern ausschließlich die »träufende« Wetterwolke. Über den Sinn des Weihespruchs vgl. oben Anm. . . Daß man zwar allgemein von einem beth Jhwh, aber, wo kein bestimmter Grund dagegen vorliegt, mit Vorliebe von einem aron ha-elohim redet, kann nicht (a. a. O. ) gegen die ursprüngliche Beziehung der Lade zur Jhwh-Religion verwendet werden. Beth Jhwh oder ohel Jhwh ist etwas, was für Jhwh die Funktion eines Hauses oder Zelts erfüllt: worin er weilt. Bei aron Jhwh bestand die Gefahr, man würde den Genetiv (wie es die Philister anscheinend ebenso wie einige moderne Religionshistoriker getan haben) dahin mißverstehen, daß das Gerät für Jhwh (wie für die Josephsmumie Gen , ) die Funktion eines Behälters habe, in dem er enthalten sei. Darum zog man, wo es anging, den allgemeineren Terminus vor, der fast dem Begriff eines »numinosen Objekts« entspricht. . Es trifft nicht zu, daß wir – was v. Rad »das Wesentlichste« nennt – an den alten Ladegeschichten sähen (a. a. O. ), »wie untrennbar man sich Jahwe mit ihr verbunden dachte«. Jhwh läßt sich je und je auf ihr nieder, dann sitzt er auf den Cheruben, wie er im vernichtenden Wetter »auf dem Cherub reitet« (II Sam , , Ps , ): auch wenn er sich auf den Cheruben niederläßt, muß die Welt zittern, weil er dann sein Königsamt antritt oder wiederaufnimmt (Ps , ); sie zittert nicht, weil er dauernd sitzt, sondern weil er sich jetzt hingesetzt hat. Das ist in den alten Ladegeschichten nicht anders. I Sam
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wird die Lade von den Philistern erbeutet, aber soll damit gemeint sein, daß der von ihr »untrennbare« Jhwh nun im Philisterlager wohne? Er läßt seine Lade dort – kraft ihrer Manifestationsverbundenheit mit ihm – ihre Macht erweisen, aber er haftet ebensowenig an ihr wie hernach während ihres Aufenthalts in Kirjath Jearim, da er anderswo mit Samuel redet. Daß joscheb mit Akk. nicht »das andauernde Sitzen, das Bewohnen« bezeichnen muß (Rahlfs, Ani und anaw in den Psalmen, , ), beweisen Stellen wie Gen , ; , (sie wohnen beide in Zelten, aber Jakob liebt es, darin zu verweilen); Jer , . Daß Jhwh I Sam , nach dem dreimaligen Ruf kommt und zu Samuel tritt, besagt nicht (a. a. O. , ), daß er von der Lade herunterkomme. Die Stimme schien ja dem im Raum der Lade Erwachenden von draußen, wo Eli (»in seinem Wohnraum«, für den Sprachgebrauch vgl. , ) schläft, zu ihm zu dringen. Jhwh, der erst aus der zum Eingang des Heiligtums sich senkenden Wolke gerufen hatte, kommt nun und »tritt herzu«, nicht anders als er in dem präziseren Bericht Ex , niedersteigt und »herzutritt«. Aus dem ersten der beiden Signalworte Num , ist nicht herauszuhören (a. a. O. , ), Jhwh werde angerufen, sich von seinem Thron zu erheben. Wie etwa der gleiche Imperativ Ri , Barak auffordert, sich aufzumachen und den Widersacher zu schlagen, so spricht Mose hier den Herrn der Lade an, er möge sich mit ihr aufmachen, daß die Feinde zerstieben. Wäre die Vorstellung eine andre gewesen, so wäre es nicht wohl möglich geworden, in einer Geschichtsliturgie aus der Königszeit (Ps , ) mit ebendem Imperativ und ebenfalls ohne ein zweites Verb Jhwh anzurufen, sich mitsamt seiner Lade nach seiner »Ruhestatt« aufzumachen: hier gilt ja das quma ausdrücklich auch der Lade! 7 Caspari, Die Samuelbücher () . 8 Eine verwandte Paronomasie, die melekh und halakh aufeinander bezieht, finde ich (von bloßen Wortspielen wie Num , und , abgesehen) in sinnhafter Absicht I Sam , und besonders , . 9 Im II. Band. 10 Von der Quellenscheidungsfrage kann hierbei abgesehen werden. 11 Auf die zuerst von Wellhausen (Die kleinen Propheten3 vermutungsweise ausgesprochene, von Schwally (Semitische Kriegsaltertümer I, , f.) ausgeführte Hypothese einer Vielheit von Kriegsdämonen führt das biblische Material nicht hin. Auch Greßmanns Annahme einer Übertragung des Epithetons von einem anderen Gott auf Jhwh (Der Ursprung der israelitisch-jüdischen Eschatologie, , ff.; Die Lade Jahves, , ) braucht in unserem Zusammenhang nicht erörtert zu werden. Die Argumente für den Primat des Himmels am besten bei Westphal a. a. O. ff., ff. (vgl. auch Ders., Nöldeke-Festschrift, , II ff.), die gegenteiligen bei Kautzsch, Art. Zebaoth, RE3 XXI ff., der aber Für und Wider sorgsam wägt. Zur Schwierigkeit des Problems vgl. insbesondre M. Dibelius, Die Lade Jahves () f. J. Hehn, Die biblische und babylonische Gottesidee () f. nimmt – wie andere vor ihm – mit Recht an, daß man im Gebrauch des Namens an »die göttlichen und menschlichen Scharen, als deren Herr Jahwe bezeichnet wird« gedacht hat, daß die Nation ihren Gott so nannte »als den Gott, der über die Scharen der irdischen und himmlischen Wesen herrscht«; dagegen kann ich diesen umfassenden Begriff nicht mit ihm für den ursprünglichen halten. Ich stimme auch der Vermutung von J. Rieger, Die Bedeutung der Geschichte für die Verkündigung des Amos und Hosea () f. zu, durch den gleichen Namen seien zwei Auffassungen von Gott charakterisiert, »die alte volkstümliche vom Gotte Israels als dem Jahwe der Heerscharen Israels, die andere, höhere, von Jahwe Zebaoth, dem Gott der Geschichte«, aber ich muß bestreiten, daß zwischen beiden eine Wesensdifferenz bestehe. Es ist ein Unterschied des Entfaltungsgrades im Sinn meiner Darlegung S. f., auch wenn mit Rieger (dem ich auch hierin zustimme) angenommen wird, daß Amos , , ferner
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, und (besonders) , »bei dem Zebaoth an die Heerscharen der Völker schlechthin dachte«: Jhwh zieht nun als Führer dem »goj« (, ) gegen Israel voran, wie er einst Israel gegen die gojim Kanaans vorangezogen war, aber auch damals war sein Schutz der von ihm befehligten Schar nicht verschrieben und verbrieft, sondern er stand mit ihr in einer Berith (vgl. das . Kapitel), die sein Gesetz und ihr Geschick aneinander band. 12 Dagegen u. a. Arnold, Ephod and Ark ff.; Torczyner, Die Bundeslade und die Anfänge der Religion Israels () f., . 13 Ob der Name Jhwh Elohim aus Jhwh elohe elohim entstanden ist und Jhwh als Oberhaupt der Götter bezeichnete (Nathaniel Schmidt, Yahwe Elohim, JBL XXXIII, , ) oder, wie ich annehme (vgl. darüber im III. Band) einem Identifikationsakt (Jhwh = Elohim im monopluralistischen Stadium dieses Begriffs) entstammt, »Elohim« ist jedenfalls vom Leser unserer Texte appositionell verstanden worden. 14 So auch Torczyner a. a. O. , der seine Erklärung Jhwh = Getöse daran knüpft. Arnold a. a. O. f. will den Genetiv adjektivisch, »der militante Jhwh«, »Jhwh auf dem Kriegspfad«, verstehen, bleibt aber die Belege für eine solche Konstruktion schuldig, denn die beiden von ihm angeführten sind keine: Das ἅπαξ λεγόμενον ſera anaschim I Sam , bedeutet generell »eine Brut männlicher Wesen« (sie erbittet nicht gerade einen Sohn, sondern männliche Nachkommen überhaupt), und ſsare zebaoth bedeutet nicht »military commanders«, sondern die Obern der einzelnen Heereseinheiten, ein Sing. ſsar zebaoth kommt demgemäß nicht vor (da ſsar zaba den Oberbefehlshaber bezeichnet, muß der Begriff »der Führer einer Heereseinheit« präzisiert oder umschrieben werden). 15 Franz Rosenzweig, »Der Ewige« (Gedenkbuch für Moses Mendelssohn, herausgegeben vom Verband der Vereine für jüdische Geschichte und Literatur, ) . 16 vgl. neuerdings u. a. Skipwith, The Tetragrammaton, JQR X () ff.; Spoer, The Origin and Interpretation of the Tetragrammaton (AJSL XVIII, /) f.; Hehn a. a. O. f.; Driver, The Original Form of the Name Jahweh (ZAW NF V, ) 6. 17 Kabod ist die ausstrahlende und so Erscheinung werdende »Wucht« oder Mächtigkeit eines Wesens. 18 vgl. Aistleitner, Zu Ps (BZ XIX, ) ; s. auch Anm. zum . Kapitel. 19 Gunkels Emendation melakhim ist unnötig. 20 Mowinckel, Psalmenstudien II . 21 Die genaueste Analogie bietet Dt , , wo auch nicht gefragt wird: »Welches sind die Gesetze?« sondern: Was ists um die [uns bekannten] Gesetze? 22 Gunkel, Art. Jahve, RGG2 II . – Über primitiven Namensglauben vgl. die in Anm. zum . Kapitel angegebene Literatur. 23 vgl. z. B. Lefébure, La vertu et la vie du nom I En Égypte, Mélusine VIII (/) ff.; Budge, Egyptian Magic2 () ff.; Lexa, La magie dans l’Égypte antique () I ff.; H. W. Obbink, De magische beteeknis van den naam inzonderheit in het oude Egypt (), insbes. ff.; Foucart, Art. Names (Egyptian), ERE IX ff. Ders., Art. Body (Egyptian), ERE II bezeichnet die Theorie des Namens als die Grundlage für mehr als die Hälfte der religiösen Ideen Ägyptens. 24 So bei Kautzsch-Bertholet. 25 Auch wenn nach der herrschenden Deutung von , nur der Name Schaddaj überliefert gewesen wäre, würden sie eben diesen gekannt haben und hätten keinen Anlaß gehabt, so zu fragen. Doch bezieht sich , b nicht auf das Bekanntwerden des Tetragramms, sondern meint dessen Sinn-Erschließung, die jetzt erfolgt sei. 26 Durch die Quellenscheidung (vgl. Galling, Die Erwählungstraditionen Israels, , ff.) wird dieses Problem nicht gelöst. 27 Rosenzweig a. a. O. , ; vgl. Driver a. a. O. . Zu den von beiden vergleichsweise herangezogenen Dionysos-Bezeichnungen Iakchos und Euios mögen noch Sabos-Sabazios
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und Eleleus treten; vgl. Perdrizet, Cultes et mythes du Pangée () , ff., und Theander, Ὀλολυγή und ἰά, Eranos XV () ff., insbesondre ff. Für das Problem überhaupt ist der wertvolle Abschnitt »Urlaute und Urtermini des sensus numinis« in Rudolf Ottos Das Heilige, bzw. Aufsätze das Numinose betreffend, jetzt Das Gefühl des Überweltlichen () ff. zu vergleichen, wo auch auf Drivers Erklärung des Tetragrammatons hingewiesen wird. Im Gegensatz hierzu nimmt Mowinckel in einem Brief an Otto, den dieser a. a. O. f. anführt, eine ursprüngliche Wortform Ja-huwa, also »Oh Er!« an (huwa die arabische Form für das Pron. pers. der dritten Person), so daß das Tetragrammaton nicht als Erweiterung, sondern als Kürzung des ursprünglichen Anrufsnamens anzusehen wäre. Rosenzweig und ich waren schon in unsrer Wiedergabe des Tetragrammatons von der Vermutung ausgegangen, daß darin ein »Er!«-Ruf enthalten sei, aus dem dann ein »Er wird da sein!«, »Er ist da!« wurde (vgl. Buber-Rosenzweig, Die Schrift, insbesondre II ). Die Vorstellung eines im Tetragrammaton enthaltenen Gottesnamens Hu scheint noch in talmudischer Tradition nachzuwirken, s. b. Schabbath a. Auf den Derwischruf Ja-hu und das »Ich kenne keinen andern als Ja-hu [Oh Er] und Ja-man-hu [Oh Er der ist]« des Dschelaleddin Rumi (s. Nicholson, Selected Poems from the Divani Shamsi Tabriz, , f., ) hat Otto a. a. O. mit Recht hingewiesen. 28 Schon deshalb ist es falsch, den Eigennamen Jhwh als solchen als Beweis für einen ursprünglichen Polytheismus Israels zu behandeln (»Die Benennung einer Gottheit, durch die sie von anderen Wesen unterschieden wird, hat nur dann einen Sinn, wenn man den Polytheismus vorausgesetzt«, meint Greßmann, Mose ). Eigennamen entstehen ursprünglich überhaupt nicht, um eine Person von anderen zu unterscheiden, sondern, um sie anrufen zu können, und um sie so anrufen zu können, daß sie allein sich angeredet fühle und sie allein antworte. 29 Rosenzweig a. a. O. . Eine verwandte Meinung vertritt schon Hehn a. a. O. ff. Max Weber, Religionssoziologie Anm. scheint es nicht möglich, »den Namen mit Hehn für ein Theologumenon des Mose zu halten, da Jahwe nicht nur in Israel verehrt wurde«; aber – von all der einschlägigen religionsgeschichtlichen Problematik abgesehen – es handelt sich ja nicht um den Namen als solchen, sondern um seine Verwandlung in das Tetragrammaton; und von diesem kann jedenfalls nicht bezweifelt werden, daß wir es in außerisraelitischen Texten lediglich als Namen des Gottes Israels finden (MeschaInschrift). Daß es eine »sekundäre Formation« ist, die durch »Entwicklung« des kürzeren Namens entstand, hat auch van Hoonacker, Une communauté judéo-araméenne () ff. dargelegt; im Anschluß an ihn hat Burkitt, On the Name Yahweh, JBL XLIV () ff. auf den Anteil Moses an dieser Entwicklung hingewiesen; doch hatte schon Konrad Müller, Jah – ein numinoser Urlaut?, Kartell-Zeitung, Organ des Eisenacher Kartells Akademisch-Theologischer Vereine XXXI () f., anscheinend ohne Hehns und van Hoonackers Arbeiten zu kennen, im Anschluß an R. Otto (vgl. oben Anm. ) »die religiöse Tat des Mose« darin vermutet, »daß er durch eine leichte klangliche Weiterführung dem irrational-inhaltlosen numinosen Urlaut Jah einen rational-inhaltvollen Wesensgehalt gegeben hätte«. 30 vgl. außer den in Anm. genannten Arbeiten besonders B. Jacob, Mose am Dornbusch (MGWJ LXVI, ) f. 31 s. insbesondre Ex , ; , ; I Sam , ; II Kö , ; Ez , . Vgl. Arnold, The Divine Name in Exodus III, (JBL XXIV, ) f., der aber nur den Sinn des Pronomens, nicht aber den des Verbs erfaßt und daher den ganzen Spruch für unverständlich und für eine »midraschische Glosse« zu b erklärt; umfassenderes Verständnis zeigt Jacob a. a. O. f.
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Anmerkungen V. Kapitel
Über die orientalische Verknüpfung des Wegbegriffs mit dem Gedanken an König und Königtum vgl. Trumbull, Studies in Oriental Social Life () f. 33 Über die ursprüngliche Bedeutung dieses Ausdrucks s. die vergleichende Studie von Gulin, Die Nachfolge Gottes, Studia orientalia I () ff. 5 34 Zum historischen Hintergrund vgl. Kittel, Geschichte II6 4. Es liegt hier ebensowenig wie in , eine Veranlassung vor, unter Assyrien das syrische Reich der Seleuziden zu verstehen. Der »jüdische Hellenismus der Diaspora« (Guthe bei Kautzsch-Bertholet) hat diese schlichte Gewalt der Sprache nicht mehr gekannt. 35 s. hierüber im . Kapitel S. ff. 32
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Sechstes Kapitel 1 Das bedeutet nicht (nach der These von Sellins »Mose«) einen literarischen, sondern einen existenziellen Zusammenhang, wie im Fortgang dieser Untersuchungen auszuführen sein wird. 2 Daß der Dekalog zwar echt sei, aber statt mit dem Ichsatz von Vers mit dem von Vers b beginnen soll (H. Schmidt, Mose und der Dekalog, Gunkel-Festschrift I, , ff., insbes. ff.), widerspricht der Situation. Für Israel ist entscheidend, daß der Sprecher eben der Gott ist, der es auf diesem Zuge geführt hat und führt, dessen Tat die erfahrene Befreiung ist. »Deuteronomisch« (von der Problematik dieser Bezeichnung abgesehen) ist der Satz nicht, sondern er hat die deuteronomische Sprache beeinflußt. Vgl. auch Galling a. a. O. . 3 s. hierüber im . Kapitel S. ff. 4 vgl. Staerk, Das assyrische Weltreich im Urteil der Propheten () , , ; Cramer, Amos ff. 5 Mitteilungen II () ; vgl. darüber auch Rosenzweig, Jehuda Halevi, Zweiundneunzig Hymnen und Gedichte () . 6 vgl. Buber, Ich und Du (); Ebner, Das Wort und die geistigen Realitäten (); Heim, Glaube und Denken (). 7 vgl. E. Baumann, jada und seine Derivate, ZAW XXVIII () ff., ff., der aber den Begriff zu weit faßt, ebenso Cramer in seiner wertvollen Untersuchung, Amos ff. Man muß sprachvergleichend sich der ursprünglichen Bedeutung dieses »Erkennens« (s. Grimms Wörterbuch s. v.) als des wesensmäßigen Herausholens und Aneignens eines Wesens zu nähern suchen. 8 Jeremja , hat nur das Äußerste im Sinn; vgl. dazu Caspari, Die Gottesgemeinde vom Sinaj () . 9 Richtig formuliert Caspari a. a. O. , sie wollten das bisher genossene Gottesverhältnis nicht auflösen, nur es willkürlich verwenden. 10 vgl. B. Jacob, Im Namen Gottes () ff. Man kann eine Klage, ein Lied usw. »anheben«, aber nicht einen Namen. Ps , . ist kein Gegenbeleg; einen Namen »auf die Lippen« heben kann man freilich, aber die Dekalogstelle als Abkürzung dafür zu verstehen geht nicht an. Dagegen haben wir eine immerhin gewichtige Parallele an Ps , K: »der zum Wahn (oder: zum Wahngebild) seine Seele nicht hintrug« (das Q versucht gewaltsam eine inhaltliche Identifizierung mit dem Dekalogvers, aber auch es stützt nicht dessen übliche Deutung). Nicht ein Verbot des Falschschwörens – dessen Kreis sich überdies mit dem der falschen Zeugenaussage (Ex , ) schneiden würde – fügt sich ergänzend an die der Fremdgötterei und des Bilderdienstes, sondern das der Theokrasie und der Kult-Kontamination. An magischen Gebrauch des Namens (vgl. z. B. Volz, Das Dämonische in Jahwe, , ) ist hier schon deshalb nicht zu denken, weil schaw im religiöstechnischen Sinn, jedenfalls wenn es für sich steht, nicht Zauber, sondern das Götzentum bedeutet; vgl. vor allem Jer , . Ex , ist auch kein Gegenbeleg, denn es bedeutet: »Trage kein Wahngerücht um«. 11 vgl. Dillmann-Ryssel zur Stelle. Eine Hypostasierung (Eerdmans a. a. O. III ) ist damit nicht ausgesprochen; »mein Angesicht« bedeutet hier etwa: meine Erscheinung. Eerdmans meint a. a. O., der Sinn des Ausdrucks, den er »vor mir«, »in meiner Gegenwart« übersetzt, sei, »daß man in der Gegenwart Jahves keine anderen Gottesbilder aufstellen dürfe«. Aber die Herstellung von Bildern ist ja im folgenden Gebot überhaupt untersagt, und daß ein so viel weiteres Verbot auf das engere folgen sollte (. Stelle keine fremdgöttischen Bilder auf, . Mache überhaupt keine Bilder), ist dem strengen Kompositionsstil nach ganz unwahrscheinlich.
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Anmerkungen VI. Kapitel
Gemeint sind die beiden Äste einer Baumgabelung (wörtlich etwa: »die beiden Abgabelungen«); daraus erklärt sich auch der bestimmte Artikel. 13 An dem aber nicht »das Brüllen und Schnauben«, wie an Baal nicht das Gewittermachen (Greßmann, Mose ; vgl. Ders., Hadad und Baal, Baudissin-Festschrift, ff.), das Primäre ist, sondern die Zeugungskraft (vgl. u. a. A. B. Cook, Zeus I ff., ff., ff., II, , 4); deshalb gehört er »nach der einstimmigen Überlieferung aller Religionen im vorderen Orient« zum Fruchtbarkeitsgott, der eben als solcher oft auch der Wettergott ist. 14 Auf das Verhältnis der beiden Erzählungen zu einander braucht hier nicht eingegangen zu werden; eine ingeniöse Erklärung der ersten als ätiologischen Mythos des Bethelkults bei Oesterley-Robinson a. a. O. f. 15 Nicht eigentlich »dem Volke Israel einen Wege-Gott zu verschaffen« (Greßmann, Mose ), sondern nur ihm seinen Melekh-Gott, der als solcher ein »Wege-Gott« ist, leibhaft herzuschaffen. (Das Volk verlangt wohl , – vgl. über die Stelle Anm. zum . Kapitel – von Aaron, er möge ihnen »einen Gott machen«, der sie weiterführen soll, aber v. proklamieren sie dessen Identität mit dem, der sie aus Ägypten hergebracht hat.) Aber auch daraus wäre in keiner Weise zu folgern, daß die Lade »ursprünglich ein goldenes Kalb als Jahvebild« enthalten habe (Greßmann, Die Lade Jahves ). 16 Aber keineswegs im Tempelkult, für den z. B. Mowinckel (Wann wurde der Jahwäkult in Jerusalem offiziell bildlos? Acta orientalia VIII, , f.) aus der Tatsache, daß Manasse (II Kö , ) neben Altären für allerlei Gestirngötter auch ein Aschera-Bild in den Tempel brachte, den Schluß zieht, daß Aschera »als die Gemahlin Jahwäs«, und zwar eines »JahwäBaal« galt. 17 vgl. Baethgen, Beiträge zur semitischen Religionsgeschichte () f.; Nestle, Die israelitischen Eigennamen ff.; Baudissin, Kyrios III ff. 18 vgl. Gray, Studies in Hebrew Proper Names () . 19 s. Baudissin, Art. Moloch, RE XIII . 20 vgl. zuletzt Meyer, Untersuchungen zur phönikischen Religion . 21 Milkom (so ist I Kö , wie vorher , zu lesen) bekommt unter Salomo eine Bama, wird aber dadurch ebensowenig zum Melekh oder Molekh in Israel, wie Kamosch von Moab, der die gleiche Huldigung als Nachbargott empfängt. Und die vielfältig dunkle Stelle Amos , kann, wenn man am massoretischen Text festhält, nicht bedeuten, daß ein assyrischer Astralgott zu einem israelitischen Stammesgott geworden sei; ich verstehe: oder habt ihr damals etwa euren geliebten Sakkuth oder Kewan als euren König getragen, d. h. habt ihr seinen Thron auf der Lade getragen und nicht den meinen? (Sellins Gegenargumente, Zwölfprophetenbuch2 I ff., treffen diese Interpretation nicht. Gegen seine – insbesondre Kittel-Festschrift, , ff. begründete – Konjektur vgl. Cramer a. a. O. .) 22 Oloth lab-baal , , das in LXX fehlt, kann auch ich nicht für echt halten: nirgends sonst heißt der Gott, der diese Weihen oder Opfer (hier eindeutig das letztere) empfängt, Baal; es ist eine Glosse, die – mit unzureichenden Mitteln – versucht, den Gedanken auf Melqarth, den tyrischen Baal, den einzigen, der, als ein Synkretismus von Malk und Baal, dafür in Betracht kam, zu lenken. Auch bamoth hab-baal (, und , ) für bamoth hat-thopheth klingt sonderbar. 23 Über den Kampf gegen sie vgl. u. a. Weber, Religionssoziologie III ff. 24 vgl. insbes. Hos , ; hingegen darf nicht (mit Sellin, Geschichte ) Jes , – dafür herangezogen werden, da es sich dort nicht um die baalische naturhafte Fruchtbarkeit, sondern um die Kultivationslehren des göttlichen Volksführers handelt, die mit Baal nichts zu tun haben. Gleichviel ob »vor alters Jahwe der Gott der Steppe und des schweifenden Nomaden ist« (Budde, Das nomadische Ideal im AT, Preussische Jahrbücher 12
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LXXXV, , ) oder nicht – ich glaube, daß er schlechthin so in keinem Stadium definiert werden kann –, biblisch ist er durchaus der wüstenvertraute Führer durch die und aus der Wüste, der Herr der Wanderung und der Siedlung, der in der Steppe zu weilen liebt und doch die Seinen den Ackerbau lehrt. 25 vgl. Weber a. a. O. . 26 Es ist für unseren Zusammenhang unwichtig, ob man dabei an die phönizische oder an die griechische Kosmogonie oder an beide zu denken hat. 27 »Entstehung« bedeutet tholedoth im biblischen Hebräisch nicht. Jemands tholedoth sind seine Fortpflanzungslinie, nicht seine Abkunftslinie (das Zurückgreifen auf Abraham Gen , b ist nur Proömium). Auch »Geschichte« (so z. B. Eerdmans, Alttestamentliche Studien I ) bedeutet tholedoth nie: , leitet es nicht bloß die Erzählung ein, sondern weist auf den folgenden Vers hin. , bedeutet es ebenfalls Nachkommenschaft: Geschichte der Söhne Jakobs, nicht Geschichte Jakobs, – auch hier leitet es nicht bloß ein; es besteht daher auch keine Veranlassung, Vers a vom Folgenden abzulösen. – Daß es sich bei , a um einen Abschluß handelt (zu ele vgl. z. B. den Wortgebrauch in der EsauGenealogie Gen ), ergibt sich schon aus der Gezwungenheit jedes Versuchs, den kosmischen Spruch mit dem folgenden, eben nicht mehr die Naturschöpfung (im kosmischen Sinn), sondern die Geschichtsschöpfung (also die »anthropologische«) erzählenden Bericht zu verbinden. 28 Daß Ezechiel die Exodus-Stelle nicht im Auge haben sollte (so Smend zur Stelle), ist daher nicht gut denkbar. 29 Rothstein bei Kautzsch-Bertholet. 30 Die Doppeldeutigkeit besteht darin, daß im Vorspruch (Ex , ) ebenso wie , von keiner Abgeltung der menschlichen Erstgeburt die Rede ist, daß man also, wenn man will, ihre Abgeltung , nur als erlaubt, nicht als befohlen auffassen kann. 31 Der Einwand von Tiele, Geschichte I , man würde den Kinderopferaltar im Tempel selbst erwarten, beruht auf einer Verkennung des Grundfaktums, daß es sich um einen heterodoxen Jhwh-Kult handelt. Das lahem (Ez , ), das Tiele a. a. O. (mit ungenauer Zitierung) als Argument für die Verschiedenheit des Opferadressaten anführt, bedeutet: jenen Zerrbildern dort, nicht: jenen Göttern. 32 vgl. Baudissin, Art. Moloch, RE XIII f. 33 Eerdmans a. a. O. III behauptet zwar, Ezechiel spreche »mit klaren Worten« aus, daß Jhwh den Israeliten geboten hätte, »alles, was den Mutterschoß durchbricht, in das Feuer zu werfen«, aber ich vermag im Text Worte dieses Inhalts nicht zu finden. (Zur Bedeutung der Erstgeburtsforderung vgl. u. a. Menes, Die vorexilischen Gesetze Israels, , f.) 34 So versteht es auch Baudissin, Kyrios III . 5 35 Ich halte nicht, wie z. B. J. Herrmann, v. ff. für nach von Ezechiel hinzugefügt, sondern nur v. , der den Zusammenhang stört, für späteren Ursprungs. 36 vgl. Smend zur Stelle. 37 Daß das Kapitel »nicht hesekielisch sein kann« (Hölscher, Hesekiel, , ), ist von einer Anschauung aus, die die Verwendung eines traditionellen Redeschemas und traditioneller Formeln in einem bestimmten, dergleichen fordernden Zusammenhang nicht für einen Beweis der Unechtheit zu halten vermag, ebensowenig zuzugeben, wie daß die Phantasie des Verfassers dürftig oder daß »seine Situation« die exilische sei: es ist die Situation seiner Prophetie, nicht die seine. 38 Weder Emendation noch Streichung ist erforderlich. Es geht nicht um Milkom, der als fremder Stammesgott zwar eine Bama zugewiesen bekommen, aber nie, am wenigsten unter Josija, neben Jhwh genannt werden konnte, sondern um »ihren Molekh«. Es werden drei Kategorien unterschieden: die »die Himmelsschar« (und Jhwh nur als primus
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inter pares) anbeten; die ein Gemisch von Jhwh und Molekh anbeten; und die sich völlig von Jhwh abwenden (v. ); diese letzten werden nicht mehr zu den »Anbetenden« gezählt, wir würden sie zwar nicht Atheisten, aber etwa praktische Agnostiker nennen. Alle zusammen werden sie als »der Rest des Baal« bezeichnet: es gibt die alte Untreue nur noch in dieser synkretistischen oder indifferentistischen Gestalt. – Zum »Schwören« = Bekennen vgl. Jer , . Hier wäre wörtlich zu übersetzen: »sich dem Jhwh zuschwören und (zugleich) bei ihrem Molekh schwören«. Natürlich ist das »ein scharfer Gegensatz« (Tiele a. a. O. I ), ja es ist als der äußerste gemeint; aber die Dämonie dieses Gegensatzes besteht eben darin, daß er den beides Vereinenden nicht als Gegensatz bewußt wird. 39 Dussaud, der in seinem Buch Les origines cananéennes du sacrifice israélite () Verständnis für die Bedeutung der Semikha bekundet (, f.), nimmt ohne Beweismaterial als »wahrscheinlich« an, der Ritus sei auch von den Phöniziern geübt worden. Die einzige nordsemitische Analogie, die wir kennen (Dussaud führt sie nicht an) berichtet nicht von einer Semikha. Es ist der vielbesprochene Schwur, den um Mati-ilu von Arpad unter Schlachtung eines Bocks dem assyrischen König leistet (und bricht): »Dieser Kopf ist nicht der Kopf des Bocks, es ist der Kopf Mati-ilus …« (s. Peiser, Studien zur altorientalischen Altertumskunde II, MVAG , [] ff.), dem aus Babylon die bekannte »Tausch«- oder »Ersatz«-Formel für das Opferlamm (Zimmern, KAT3 ; Ebeling, AOT2 ) so entspricht, daß man auch jenen für babylonisch zu halten geneigt ist. Doch muß die hethitische Abart der Semikha (Friedrich, Aus dem hethitischen Schrifttum II, AO , f.; Gustavs, Kultische Symbolik bei den Hethitern, ZAW NF IV, , f.) berücksichtigt werden. Von ihr hebt sich die biblische entscheidend dadurch ab, daß bei jener das Opfertier nur von einer eben wütenden Seuche loskaufen soll, im alttestamentlichen Ritus dagegen dazu bestimmt ist, das Verhältnis zwischen dem Gott und den von keiner unmittelbaren Gefahr bedrohten Menschen wandeln zu helfen. Beiden ist nicht, wie Gustavs a. a. O. meint, das Übertragen des Übels durch Handauflegen (vgl. darüber insbesondre Frazer a. a. O. VI ff.) gemeinsam: in der biblischen Zeremonie wird nicht ein Übel, sondern eine Funktion, ein »Amt« übertragen. Ob der hethitische Brauch, ein Opferlamm als Menschen zu verkleiden (Sommer und Ehelolf, Das hethitische Ritual des Papanikri von Komarna, Boghazköi-Studien X, , f., ), dieser Intention näher kam, läßt sich auf Grund der vorliegenden Texte noch nicht entscheiden. Vgl. auch Anm. . 40 Dussauds Konjektur (a. a. O. ) zu Num , (bei Dussaud ist irrtümlich Dt , 6 angegeben), vermöge deren er den Sinn gewinnt: »Du sollst ihm deine Hand auflegen, damit der Geist in ihm sei«, ist nicht bloß sprachunmöglich, sondern geht auch von einer sachlich unrichtigen Voraussetzung aus: eine derartige Übertragung der Ruach kennt das Alte Testament nicht. Die Handlung Mose ist weder »Geistesübertragung« noch bloße »Amtsweihe« (»einfach die Amtsweihe«, meint Holzinger, aber was bedeutet die Handlung in dieser Weihe?). Aber auch Dt , , wo z. B. Médebielle, Le symbolisme du sacrifice expiatoire (Biblica II, ) , die Übertragung ausdrücklich ausgesprochen findet, will nur sagen, daß Josua nunmehr, nachdem Mose ihn funktionell mit sich identifiziert hat, der ist, den die Ruach »füllt«; es ist aber auch hier nicht Mose, der sie in ihn tut. – Die »Fülle« der Ruach ist terminologisch von der bloßen, gleichsam dispositionellen Ruach (Num , ) wohl zu unterscheiden; sie hängt mit dem spezifischen Auftrag zusammen (vgl. Ex , ). 41 vgl. Meyer, Israeliten . 1 42 So z. B. Galling, Der Altar in den Kulturen des alten Orients () . 43 Im Kult der syrischen Muttergöttin wurde dies dadurch dargestellt, daß der Opfernde, auf dem Vlies des geschlachteten Schafes kniend, dessen Kopf und Pfoten über seinen
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Kopf zog und so, als Schaf, zu den Göttern betete (Lucian, De dea Syria ). Vgl. dazu u. a. Rob. Smith, Lectures3 f. 44 Den Nachweis habe ich zunächst in meiner Frankfurter Vorlesung »Glaube und Brauch« (W.-S. /) geführt und gedenke ihn demnächst als Exkurs einer religionsgeschichtlichen Abhandlung beizugeben. 45 vgl. auch van Hoonacker, Le voeu de Jephté (Le Muséon XII, ) ff. 46 s. Garcin de Tassy, L’Islamisme d’après le Coran3 () . 47 Über den Protestantismus als religionsgeschichtliche Kategorie vgl. Frick, Der katholisch-protestantische Zwiespalt, Kairos , ff. 48 Wie tief dieser Sachverhalt die jüdische Tradition bewegt hat, ist aus dem von M. J. bin Gorion, Sinai und Garizim () ff. mit vorbildlicher Sorgfalt zusammengestellten Material zu ersehen. 49 Ich ergänze den biblischen Bericht nach der verwandten Erzählung aus Byblos bei Diodor , (vgl. A. B. Cook, Zeus I ), deren »Kronos« (vgl. z. B. Lagrange, Études2 f.; Baudissin, Adonis , Kyrios III ) jedenfalls ein Malkgott ist; für seine Identität mit dem Malk(andros) von Plutarch De Iside s. Clermont-Ganneau, Études I . 50 Thamim meint einheitliche Ganzheit (nicht »Vollkommenheit«), so daß keine Teilerscheinung anders ist als das Übrige; dagegen deutet das verwandte schalem auf die innere Widerstreitslosigkeit. Thamim betrifft daher mehr das Leben, schalem mehr die Seele. Der Mensch ist thamim, sein Herz ist schalem.
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1 Die Bedeutung von sepher an dieser Stelle ist unabhängig von II Kö zu beurteilen, wo das »Buch des Bundes« eine Variation zum »Buch der Weisung« (, ) darstellt; das letztere ist ein rechtmäßiger Begriff, die thora ist in einem Buch aufgezeichnet, – zur berith dagegen gehört nicht ein Buch, sondern eine Urkunde. Die Variation in II Kö , ist dadurch motiviert, daß das aufgefundene Buch alsbald (v. ) als die urkundliche Begründung des erneuerten Bundes verwendet wird; so wird aus dem »Buch« wieder die »Urkunde«. 2 Keinesfalls ist (wie immer man die hier besonders schwierige Quellenfrage beantwortet) anzunehmen, daß der Bericht über diesen Vorgang eine spätere Tradition gegenüber dem Mahl-Bericht v. darstelle (vgl. neuerdings Mowinckel, Décalogue ). Das gemeinsame Mahl gehört zur Berith (so Pedersen, Der Eid bei den Semiten, , f. mit Recht gegen Krätzschmar, Die Bundesvorstellung im Alten Testament, , ), ist aber israelitisch nicht als zentrale Zeremonie anzusehen, da es dem eigentlichen Bundesschluß im allgemeinen vorausgeht (und ihn damit freilich zugleich einleitet, vgl. Pedersen, Israel ), zuweilen sogar (Gen , f.; der entscheidende Moment ist naturgemäß der des Eides) um eine ganze Nacht; es würde somit für die sakramentale Darstellung eines so wesentlichen Vorgangs zu wenig sein. Dazu kommt, daß v. b für sich nicht als Bundesmahl zu verstehen ist, da die Teilnahme des göttlichen Partners erst durch die Opferhandlung ausgedrückt würde, die hier fehlt und für deren etwaige Weglassung nichts spricht, da der Redaktor doch wohl keinen Grund hatte, eine Ergänzung des Volksopfers, das unten vollzogen worden war, durch eines, das die zum Gipfel Berufenen darbrächten, zu scheuen. Zu Unrecht umschreibt noch Mowinckel a. a. O. den Vorgang dahin, die auf den Berg Berufenen äßen mit Jhwh, wie man mit einem Menschen ißt. Es trifft nicht zu, von einer »Opfermahlzeit auf dem Sinai« zu sprechen (Greßmann, Mose ), da, wenn man die uns vorliegende Fassung von Kap. als einheitlichen Zusammenhang behandelt, beide Vorgänge, Opfer und Mahl, wie räumlich so auch sinnhaft auf verschiedenem Plane sich begeben, wenn aber v. und v. von einander gelöst werden, das Mahl erst recht ein zwar sakraler, aber in keiner Weise bilateraler Vorgang bleibt. Die Geschlossenheit von v. b widerstrebt der Deutung auf eine Opfermahlzeit; ebendieselben, die schauen, und nur sie, nehmen am Mahle teil. Für das »sehr hohe Alter« von v. – hat Steuernagel, Der jehovistische Bericht über den Bundesschluß (ThSK LXXII, ) f. mit Recht das Amtieren der »Jünglinge der Söhne Israels« geltend gemacht. 3 vgl. insbes. Trumbull, The Blood Covenant () ff.; Rob. Smith, Lectures3 ff., ff., f.; Hartland, The Legend of Perseus II () ff.; Pedersen, Der Eid bei den Semiten ff.; Mac Culloch, Art. Covenant, ERE IV ff. – Die von Curtiss, Ursemitische Religion () f. herangezogene Blutsprengung der Ismaïlis, in der sich seiner Meinung nach derselbe »uralte semitische Brauch« erhalten hat, gehört dagegen überhaupt nicht in diesen Zusammenhang. 4 vgl. Max Weber, Religionssoziologie III . 5 Wellhausen, Reste2 , wo in Anm. nur beiläufig auf unsere Stelle als auf die Bezeugung einer vorkommenden Abart hingewiesen wird. 6 Daß das Besprengen des Altars bei Schlachtopfern vorgeschrieben ist, macht es hier nicht zur »Opfergabe« (Krätzschmar a. a. O. ). Das Opfer ist in v. vollzogen. Überdies ist Dt , , auf welche Stelle Krätzschmar sich beruft, gar nicht vom Besprengen, sondern vom »Hinschütten« des Bluts die Rede, was eine ganz andere Handlung ist. 7 Wellhausen a. a. O. , vgl. auch Goldziher, Muhammedanische Studien I () . 8 Pedersen a. a. O. . Daß »der Anklang an den uralten gemeinsemitischen Bundesritus nur ganz schwach« sei (Krätzschmar a. a. O. ), ist eine unhaltbare Behauptung, zumal
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auch das Opferelement in arabischem Brauch vorkommt (vgl. Wellhausen a. a. O.; Jaussen, Coutumes des Arabes du pays de Moab, , ; Pedersen a. a. O. ); Rob. Smith (Kinship2 ) bezeichnet den Ex –Ritus als quite similar, und das ist für die Form des Ritus, wenn man sie von der Situation (Altar und Volk als Partner) ablöst, gewiß zutreffend, – seine Besonderheit liegt eben darin, daß er zwischen dem Himmel und der Erde vollzogen wird. 9 Das ethnologische Vergleichsmaterial behandelt ausführlich Frazer, Folk-Lore in the Old Testament () I ff., das klassische und das nordische Eitrem, Beiträge zur griechischen Religionsgeschichte II () ff.; doch hat schon Zachariae, Scheingeburt, Zeitschrift des Vereins für Volkskunde , ff. (vgl. Anm. ) das Wichtigste aus der Antike zusammengestellt. 10 Der jeremjanische Bericht allein hätte schon davon abhalten sollen, den »Gen berichteten althebräischen Blutritus« (Krätzschmar a. a. O. ) gegen den dadurch angeblich als spät erwiesenen Exodustext auszuspielen. Daraus, daß Gen zum Unterschied von Ex kein Mittler fungiert, sollte nicht gefolgert werden (a. a. O.), daß es sich dort um eine »viel altertümlichere Berith-Zeremonie« (Baentsch, Exodus-Leviticus, im Göttinger Handkommentar, ) handle: zum Bund zwischen Gott und Volk gehört in Israel wie in Südarabien der Mittler, zum Bund zwischen Gott und einem Einzelnen gehört er nicht. 11 Meyer, Israeliten ; vgl. Frazer a. a. O. I ff. 12 Daher kann dieser Ritus auch nicht mit Meyer (a. a. O.) als die judäische Form des Vertragsschlusses betrachtet werden. 13 vgl. Pedersen a. a. O. . Von einem Bund der Herren »mit ihren Sklaven« zu reden (Hempel, Art. Bund, RGG2 I ) rechtfertigt der Text nicht: die Sklaven sind nur Gegenstand, nicht Teilnehmer der Handlung. 14 Procksch, Die Genesis2 () . 15 vgl. Pedersen a. a. O. f. Eitrem a. a. O. wendet dagegen ein, es müßte dann »angegeben sein, wem und wie das Opfer dargebracht wurde«; aber beides geht doch aus dem Genesis-Bericht zur Genüge hervor. Gewiß weisen die von Eitrem a. a. O. ff. behandelten Parallelen zumeist auf einen »uralten lustrativen Ritus« hin; daß aber die biblische Zeremonie nicht lustrativen, sondern sakrifiziellen Charakter hat, ist durch eine »Abwandlung der Auffassung« nicht zu erklären, und beides zusammenzuwerfen, wie Frazer a. a. O. ff. versucht, geht erst recht nicht an. Es handelt sich vielmehr um die Wesens- und Strukturwandlung eines magischen Aktes durch seine Aufnahme in einen religiösen Zusammenhang. Worin das religionsphänomenologisch Gemeinsame zwischen dem lustrativen und dem ihm so ähnlichen Berith-Akt besteht, hat Pilcher, Covenant Ceremony among the Hebrews (Proceedings of the Society of Biblical Archaeology XL, ) f. richtig erkannt: »Beide schließen eine neue Situation ein. In dem Lustrationsakt schreitet der Handelnde durch das Tier, und wenn er hervortritt, glaubt er in einem neuen Stande, einem Stand der Reinheit, zu sein. In ähnlicher Weise zieht er in dem Gelübdeakt durch das Tier und tritt in einem neuen Stande, dem Stand der Verpflichtung hervor … Der Körper des Opfertiers ist somit eine Pforte, durch die der Handelnde in einen neuen Bereich einzieht.« Dagegen hat Pilcher nicht beachtet, daß beide Akte von einer merkwürdigen, aber von van Gennep, Les rites de passage () nicht berücksichtigten Gruppe von »Übergangsriten« abzuleiten sind, die im Zusammenhang mit dem alttestamentlichen Hindurchschreiten Zachariae a. a. O. – den besonders charakteristischen Wiedergeburtsritus ff. – behandelt hat und die ich als »Erneuung aus dem Tierleib« bezeichne. Ihre Bedeutung erörtere ich in der in Anm. zum . Kapitel erwähnten Arbeit. – Es sei noch erwähnt, daß Th. H. Robinson, My Blood of the Covenant (Marti-Festschrift, ) f., als den Endsinn sowohl des Hindurchschreitens wie des sinaitischen Blutsprengens
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die Herstellung einer »Identität« beider Partner bezeichnet, damit aber jenes mißversteht und dieses in seiner Absicht übersteigert. 16 vgl. über die Situation z. B.Volz, Der Prophet Jeremia2 () . 17 Jaussen a. a. O. ff. Eitrem erwähnt es a. a. O. . 18 Ich glaube, da ass. biritu Fessel bedeutet und talmudisch berith, birith Schenkelband, Pflugscharstrick (s. Levy, Wörterbuch über die Talmudim und Midraschim2 I , vgl. auch das. ), trotz der geäußerten Bedenken (vgl. Pedersen a. a. O. ) davon ausgehen zu dürfen (vgl. auch Karge, Geschichte des Bundesgedankens im AT, , ff.). Über den schwierigen Wortgebrauch Ez , s. Valeton, Das Wort berith bei den Propheten, ZAW XIII () , Krätzschmar a. a. O. und insbesondre F. Perles, JQR XVIII () , und Analekten zur Textkritik des AT, N.F. () f. Ich verstehe den Satz, in dem m. E. das Bild der Schafherde aus der ersten Vershälfte festgehalten wird: und bringe euch in das »Gehege der Umschränkung«, d. h. in das umschränkende Gehege (zu massoreth vgl. Luzzatto, Erläuterungen, , und Ben Jehuda, Thesaurus VI 2, die aber beide berith zu Unrecht mit dem folgenden u-barothi in Verbindung bringen, das zu jenem eine nur paronomastische Beziehung hat). 19 Ich kann mich der abweichenden Erklärung Pedersens (a. a. O. ) nicht anschließen, da ich die Bedeutung decidere für karath für spät und abgeleitet halte. 20 vgl. S. A. Cook bei Rob, Smith, Lectures3 . Max Weber a. a. O. III weist mit Recht darauf hin, daß der Stämmeverband in der vorstaatlichen Zeit neue Satzungen nur auf Grund einer Berith beschließen konnte. 21 vgl. Mowinckel, Décalogue . 22 vgl. Pedersen a. a. O. , dem ich aber darin nicht zuzustimmen vermag, daß Josua sich als Oberhaupt des Volkes anerkennen lasse; das Schließen der Berith ist hier doch wohl die formale Festlegung der vorhergehenden Volksbindung; keroth berith mit l bedeutet ja nicht wie mit eth »einen Bund mit jemand eingehen« (Pedersen a. a. O.), sondern einen Bund für jemand stiften. 23 vgl. Bin Gorion a. a. O. ff. Daß man sich »entweder für Sichem oder für den Sinai entscheiden« müsse, weil es nicht angehe, »die Vorgänge in Sichem als eine Wiederholung derjenigen vom Sinai zu betrachten« (Menes, Die vorexilischen Gesetze Israels ), beruht, ebenso wie B. Luthers Bedenken (bei Meyer, Israeliten ) dagegen, daß »uns derselbe Vorgang zweimal erzählt wird«, auf einer Verkennung des durch biblische und südarabische Urkunden bezeugten Prinzips der Bundeserneuerung (s. o.). Auch einer Analyse des sogenannten Bundesbuches kann nicht entnommen werden, »daß die Sichemtradition den Vorzug verdient« (Menes a. a. O.), da die Identität dieses Gesetzbuches, zumal in seiner gegenwärtigen Fassung, mit der »Urkunde des Bundes« von , nicht zu erweisen ist. Noth, System f. bezeichnet es mit Recht als einen »unerlaubten Gewaltstreich, um Jos willen die Sinaiüberlieferung einfach beiseite zu schieben«. 24 Sellin, Geschichte . Der Annahme Sellins (Gilgal, , ), die Blutsprengung werde Jos »nur vorausgesetzt, nicht erzählt«, widerspricht die oben gekennzeichnete grundsätzliche Andersartigkeit des Bundesschlusses. 25 Und zwar nicht etwa ein Teil davon, sondern das ganze: gegen Sellin a. a. O. ; vgl. auch Sellin, Seit welcher Zeit verehrten die nordisraelitischen Stämme Jahwe? (Oriental Studies dedicated to Paul Haupt, ) ff.; Noth a. a. O. ff., ff. 26 Wenn man den Gen-Text für eine in die Urgeschichte projizierte Parallelerzählung hält (vgl. Steuernagel, Die Einwanderung der israelitischen Stämme, , ), wird die Argumentation noch abgeschwächt. 27 Sellin a. a. O. Über den geschichtlichen Umfang der Auszugsstämme scheint mir eine Aussage nicht möglich; ein »außerägyptisches Israel« (Eerdmans, Alttestamentliche Studien II, , ) kann immerhin aus außerbiblischem Material vermutet, aber aus bibli-
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schem Text nicht erwiesen werden; auch die Gleichung Chabiru = Leastämme (vgl. neuerdings Barton, The Habiri of the El-Amarna Tablets and the Hebrew Conquest of Palestine, JBL XLVIII, , ff.) erscheint mir nicht hinlänglich begründet. Zum Problem vgl. insbes. Böhl, Kanaanäer und Hebräer () ff. 28 Wie auch Bin Gorion a. a. O. hervorhebt. 29 vgl. Noth a. a. O. ff. und s. im nächsten Kapitel S. ff. 30 vgl. u. a. Trumbull a. a. O. ff.; Ders., The Threshold Covenant () ff.; Marti, Geschichte der israelitischen Religion5 () ; Pedersen, Israel ; Oesterley-Robinson a. a. O. f.; H. W. Robinson bei Peake, The People and the Book () f. Rüsche, Blut, Leben und Seele () ff. 31 Zur Frage überhaupt scheint mir die von Beer, Älteste Religion geäußerte Vermutung, Jhwh sei ursprünglich als der Bundesgott einer Koalition von Chabiru-Stämmen zu denken, mit einer die Namensentwicklung (s. oben S. f.) betreffenden Einschränkung sehr beachtenswert. Alt, Der Gott der Väter () weist dem gegenüber auf »das im israelitischen Bewußtsein noch lange nachwirkende ursprüngliche Haften Jahwes an dem Gottesberg der Wüste« hin; aber soweit ich sehe, läßt keiner der Texte Jhwh am Sinai »haften«: er nimmt je und je Wohnung auf ihm (vgl. oben S. ff.) und in der Staatszeit zieht er sich zuweilen, dem Tempelberg zürnend, auf ihn zurück (I Kö , f.), aber nie hören wir von dem Sinai anders als von einer Manifestationsstätte. In keinem Entwicklungsstadium der israelitischen Religion läßt sich Jhwh, als echter Melekh und Bundesgott, einem Ort verhaften. 32 Greßmann, Mose . 33 Vischer, Jahwe der Gott Kains () . 34 Weber a. a. O. III , vgl. . Daß die Berith nicht der feierliche Bundesschluß, sondern das Bundesverhältnis selber ist, hat Pedersen a. a. O. ff. gezeigt. 35 Über die Vereinbarkeit mit Ex , und , s. oben S. ff. (gegen Greßmann a. a. O. ff.; Galling, Erwählungstraditionen ff.; Alt a. a. O. f.). 36 Greßmann a. a. O. 37 Pedersen, Israel . 38 Und zwar nicht erst der vom Redaktor herrührende, sondern schon – nach der herrschenden Auffassung – der des Elohisten, dem sowohl , wie , zugeschrieben werden. 39 Daß dieses primitive Organisationsschema einen geschichtlichen Hintergrund hat, hat von einem ganz andern Gesichtspunkt aus Meyer, Israeliten , anerkannt, der die Tradition »in den uralten, den einfachen Verhältnissen und Anschauungen eines Wüstenstammes entsprechenden politisch-religiösen Organisationen von Kadesch« wurzeln läßt (vgl. auch f.). Seine Behauptung, in der Teilung der Autorität zwischen Mose und die neu eingesetzten Funktionäre, die nur Delegierte und Stellvertreter sind, sei »die Theokratie, d. h. das Priesterregiment« bereits »in voller Schärfe als die allein berechtigte Organisation des Volkes hergestellt«, widerlegt sich schon dadurch, daß Moses Nachfolger, auf den dessen Prärogativen übergehen, ein Ephraimit ist (die Num , ausgesprochene Beschränkung und deren Durchführung im Josuabuch ist ja sicherlich sekundär – vgl. auch Anm. zum . Kapitel –, das Richterbuch weiß nichts mehr davon, und auch Eli hat keine politische Autorität). Mose ist zwar, als der die Urweihen, die des Heiligtums und die der Priesterschaft, Vollziehende für die Erzählung der Urpriester, aber eben nur in diesen einmaligen kultbegründenden Funktionen; sein führerisches Amt ist wesenhaft unpriesterlich und geht nicht auf das Priestertum über. Die Verwaltung der Urim und Thummim bedeutet Antworterteilung in besonderen Schicksalsmomenten, aber nicht initiative Leitung. Das Zeltorakel der Auszugsgeschichte ist initiativ; es vererbt dieses sein
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Wesen keinen priesterlichen Institutionen. Was wir fortan an initiativer Äußerung finden – auch den Königen gegenüber –, hat fast ausschließlich prophetischen Charakter. 40 Es kann daher wohl zugegeben werden, dem Volke fehle – wie jedem primitiven Volke – »die zur Beteiligung an einem Vertrag erforderliche Klarheit und Überlegung« (Caspari, Gottesgemeinde ), aber »Vertrag« ist hier ein viel zu enger Begriff für den gemeinschaftsetzenden Akt, in den einzutreten das Volk die erforderlichen objektiven Voraussetzungen besitzt. Von den Erzählern und den an den Sinaibund anknüpfenden Propheten meint gewiß keiner, Israel habe sich damals »aus Not an Gott verkauft« (a. a. O.). Sie betonen immer wieder die Gegenseitigkeit der Umschränkung. 41 Der Eid ff., insbes. . 42 Sellin a. a. O. . 43 Mowinckel, Décalogue ff., vgl. Ders., Psalmenstudien II passim und Art. Drama, RGG2 I ff. Ich finde die Auffassung nach dem allgemein gehaltenen Hinweis Luthers bei Meyer, Israeliten , der Bericht sei »auf Grund des Rituals von Sichem ausgestattet«, zuerst bei Jevons, Comparative Religion () präzisiert, der den Sinaibund als die »Interpretation« eines jährlichen Bundesfestes versteht. 44 Zu der zugrunde liegenden Betrachtungsweise vgl. Wensinck, The Semitic New Year and the Origin of Eschatology, Acta orientalia I, , ff., der sich aber auf die Ableitung der biblischen Kosmogonie vom Kultdrama beschränkt. Zum Begriff des »Präjizierens« vgl. H. Schmidt, Die Geschichtschreibung im AT () ff. 45 RGG2 I . 46 vgl. außer den genannten Arbeiten von Mowinckel und Wensinck: Volz, Das Neujahrsfest Jahwes () f., , f.; H. Schmidt, Die Thronfahrt Jahwes (); Böhl, Nieuwjaarsfeest en koningsdagen in Babylon en in Israel (); wesentlich einschränkend Gunkel, Einleitung in die Psalmen () ff. Vgl. auch Hempel, Jahwegleichnisse der israelitischen Propheten (ZAW NF I, ) 5; gegen die Auffassung vor allem Eißfeldt, Jahwe als König ff., sodann – insbesondre gegen die Ableitung der Eschatologie aus dem Kult – Cramer, Amos ff. Über »die Historisierung des Mythus« hat Noth in einem gleichnamigen Aufsatz, Christentum und Wissenschaft V () ff., ff. gehandelt; vgl. dazu auch Weiser, Glaube und Geschichte im AT () ff., über das Neujahrsfest f. 47 Décalogue . 48 a. a. O. . 49 vgl. Gray, Sacrifice in the Old Testament () : »The occasion here described is unique: and so, in some respects, is the ritual.« 50 vgl. außer den oben Anm. angeführten Werken: Rob. Smith, Kinship2 ff.; Doughty, Arabia Deserta II . 51 Winternitz, Geschichte der indischen Literatur I . Vgl. Oldenberg, Aus Indien und Iran () f.: »Das Gedächtnis der ›an Hören reichen‹ geistlichen Brüder – was wir heute belesen nennen, hieß damals reich an Hören – vertrat die Stelle von Klosterbibliotheken.« – Von der Überlieferung des Awestatextes schreibt mir H. Lommel (der die von Nau, La transmission de l’Avesta, RHR XCV, , ff. vertretene Hypothese einer langen mündlichen Tradierung durchaus ablehnt): »Vielleicht ist die Überlieferung gerade deshalb so mangelhaft, weil sie nicht rein gedächtnismäßig war, wie in Indien, wo die beste Textüberlieferung bestand, weil sie am längsten nur gedächtnismäßig war.« 52 vgl. u. a. de Slane, Journal Asiatique III. Ser. VII. Bd. () ff.; Nöldeke, Beiträge zur Kenntnis der Poesie der alten Araber () V ff.; vgl. jedoch auch einerseits Ahlwardt, Bemerkungen über die Echtheit der alten arabischen Gedichte () ff., anderseits Krenkow, The Use of Writing for the Preservation of Ancient Arabic Poetry, in A Volume of Oriental Studies presented to E. G. Browne ff.
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Vgl. Hackmann, Religionen und heilige Schriften () f. Was Cäsar (Bell. Gall. VI ) von den Druidenschülern im Verhältnis zu den ihnen überlieferten heiligen Versen berichtet: neque fas esse existimant ea litteris mandare, erfährt eine bedeutsame und bestätigende Ergänzung in dem, was der Haupttraktat altirischen Rechtes, der Senchus Mor, von seiner Erhaltung erzählt; es hätten dazu, heißt es in der Vorrede, zusammengewirkt »die Gesellung der Gedächtnisse zweier Alten, die Übergabe von Ohr zu Ohr, die Vortragsgestaltung der Dichter« (Ancient Laws of Ireland I, , f.). 54 Weber a. a. O. III . 55 »Mit dem Gott Nin-gir-su hat Uru-ka-gi-na das Wort darüber gebunden«, d. h. diesen Vertrag geschlossen oder diese Ordnung festgesetzt (Thureau-Dangin, Die sumerischen und akkadischen Königsinschriften f.; Deimel, Die Reformtexte Urukaginas, Orientalia Num. , , ; abweichend, aber – wie mir eine Mitteilung von E. Ebeling bestätigt – dem Text weniger gerecht werdend Barton, The Royal Inscriptions of Sumer and Akkad, , f.). Vgl. auch Meißner, Könige Babyloniens und Assyriens () ; King, A History of Sumer and Akkad3 . 56 Meißner, Babylonien und Assyrien I . 57 Thureau-Dangin a. a. O. f.; Deimel a. a. O. ; Barton a. a. O. f. 58 Num , ; zum Begriff vgl. Zeph , : »die sein Recht wirken« (eben als das seine, unter das sich sie gebeugt haben: über die »Hingebeugten« wird am Tag des Gerichts »das Schnauben« Jhwhs hinwegziehn, ohne ihnen Schaden zu tun). Jesus Sirach (, ) verknüpft die anawa Mose mit seiner emuna. Die sprachliche Grundlage hat Rahlfs, Ani und anaw in den Psalmen ff. geklärt. Er formuliert zutreffend: »anaw hat religiösen Sinn« und versteht: »sich Gott gegenüber in Knechtstellung versetzend« oder »sich unter den Willen Jahwes beugend«. 59 Für Urukagina vgl. Deimel a. a. O. ; King a. a. O. f.; für Kariba-ilu s. S. ff. 60 Ich halte die nur an diesen beiden Stellen vorkommende Konstruktion ha-adon Jhwh für alt (vgl. Baudissin, Kyrios III ) und das jesajanische ha-adon Jhwh zebaoth (vgl. darüber a. a. O. III f.) für ihre Ausgestaltung. 61 vgl. Eerdmans a. a. O. IV () ff., eine in allem Wesentlichen unwiderlegte Argumentation; auch Weber a. a. O. III . 62 Weber a. a. O. III spricht mit Recht von »der rhythmischen alten Gottesrede«. Von dem primitiven Universalismus des »Mein ist die Erde all« und seinem Verhältnis zu seiner prophetischen Ausgestaltung wird im III. Band dieser Untersuchungen gehandelt. 63 »Regierung«, wie Caspari, Das priesterliche Königreich, ThB VIII () ff. (vgl. auch Caspari, Die Samuelbücher ) meint, bedeutet das Wort, wie sonst nirgends, so auch I Sam , nicht, wo es für die Feindesvölker tendenziös, im Gegensatz zum bisher königlosen Israel (vgl. oben ff., , ) gebraucht wird. In dem darauffolgenden Mask. kommt zum Ausdruck, daß es sich um die Völker, nicht um die Staaten handelt. Der phönizische Sprachgebrauch, von dem Caspari ausgeht, ist eben vom biblisch-hebräischen verschieden. (Ich verstehe übrigens nicht, warum Caspari den cstr. mamlekheth als selbständiges Nomen behandelt; zu Mi , vgl. König, Lehrgebäude II .) 64 Daß das »mir« auf den König dieses Königsbereichs hinweist, sollte nicht bezweifelt werden; mamlakhthi (z. B. II Sam , ) heißt: mein Königsbereich; wenn etwas »mir« eine mamlakha wird, so kann das nur bedeuten: es wird zu meinem Königsbereich (gegen Caspari, der eben zu Unrecht a. a. O. versteht: »Jahwe sagt, ›Ihm‹ solle Volk und mamleket gehören«; das sagt Jhwh nicht, sondern: die Angeredeten sollten »Ihm« eine mamlakha und ein Volk werden, – was etwas ganz anderes ist). Wie vorher »Ihr werdet mir eine segulla«, besagt: Ich werde der Eigentümer dieses Eigentums, so »Ihr werdet mir eine mamlakha«: Ich werde der König dieses Königsbereichs. – Zu segulla sei noch bemerkt, daß ich der Auffassung Casparis, Beweggründe der Erwählung nach dem AT, (NKZ 53
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XXXII, ) ff., es gehöre zu ass. sukallu und Israel werde von Jhwh somit als sein Beauftragter bezeichnet, nicht zu folgen vermag, so theologisch verlockend sie auch ist; das Arabische (vgl. J. Barth, Etymologische Studien, , sowie auch die Lexika von Ben Jehuda, Brown-Driver-Briggs und König s. v.), das Caspari nicht berücksichtigt, führt so eindeutig auf »Anteil«, daß man das von Caspari abgewiesene ass. sugulu nicht primär heranzuziehen braucht. 65 vgl. Baudissin, Studien II ff. und dazu Nöldekes Urteil, Liter. Centralblatt , ; Lagrange a. a. O. f.; Weber a. a. O. III . Vergleichsmaterial ist bei F. Pfister, Art. Heilig, RGG2 II f. zusammengestellt. 66 vgl. Dillmann-Ryssel zur Stelle. 67 vgl. Baudissin, Die Geschichte des alttestamentlichen Priestertums () f.; Paton, The Use of the Word Kohen in the Old Testament (JBL XII, ) ff., der auch Hiob , auf profane Kohanim deutet. Für die Interpretation von Ex , zieht Paton a. a. O. f. nicht die richtige Folgerung. 68 Baudissin a. a. O. , ; vgl. Dt , ; , . 69 vgl. Baudissin a. a. O. . 70 Aus einem mir unklaren Grund deutet Galling, Die israelitische Staatsverfassung dieses Jeschurun auf Jerusalem; von »Jahve auf dem Zion« ist in dem Lied keineswegs die Rede. Wenn Deuterojesaja und der Verfasser des Moselieds (Dt ) das Wort gebrauchen, ist daraus durchaus nicht auf die Spätheit des Segen-Rahmengesangs zu schließen: Jes , greift nach dem sakralen alten Wort, um den Ton von v. b in der Wiederholung nicht abzuschwächen, sondern noch zu verstärken, und die Ironie von Dt , blickt offenbar bewußt auf Texte wie Dt , , . 71 s. insbesondre Budde, Der Segen Moses () ; die richtige Auffassung von Syntax und Bedeutung des Satzes zugleich bei Noth a. a. O. 1. 72 Budde a. a. O. . 73 Sellin a. a. O. . 74 So z. B. Sellin a. a. O. 75 s. Sellin, Zur Einleitung in das AT () ff., Einleitung5 f.; Greßmann, Messias f.; Burney, Judges2 . 76 Von der Datierung des Segens braucht man die des vermutlich selbständigen Rahmenliedes nicht abhängig zu machen (vgl. zu jenem aber z. B. Kittel, Geschichte II6 ); für jünger als jenen halte ich es seinem Stil nach auf keinen Fall. 77 Greßmann a. a. O. 78 a. a. O.; die Formulierung der Folgerung ist leider undeutlich geblieben. 79 Sellin, Das alttestamentliche Prophetentum () , Einleitung5 ; Greßmann a. a. O. Für eine, wenn auch spätere, Frühdatierung tritt auch Galling, Erwählungstraditionen ein. 80 vgl. F. Perles, Zur althebräischen Strophik (Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes X, ) ff.; On the Strophic Form of Exodus , JQR N.S. XVII () f. 81 H. Schmidt, Das Meerlied, ZAW NF VIII () ff. 82 a. a. O. , vgl. auch Mowinckel, Psalmenstudien II f. 83 Gesammelte Abhandlungen () . 84 H. Schmidt a. a. O. . 85 Über Führerzelte und ihre Bedeutung vgl. R. Hartmann, Zelt und Lade (ZAW XXXVII, ) ff.; einiges ergänzende Material hat Morgenstern, The Book of the Covenant (Hebrew Union College Annual V, ) ff. zusammengestellt. 86 Es geht nicht an, von der ersten der beiden Stellen her therua an beiden als Kriegsgeschrei zu verstehen (v. Gall, Zusammensetzung und Herkunft der Bileam-Perikope,
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, ), beide müssen gleicherweise zur Ermittlung der gemeinsamen Bedeutung beitragen. Schwally a. a. O. gibt zwar auch den allgemeinen Sinn als »Kriegsgeschrei« an, bestimmt dieses aber näher als »Huldigungsruf für Jahve«. Mit ebendem Huldigungsruf, für den Ps die liturgische Urkunde ist, empfängt die Menge Saul als König (I Sam , ). 87 Daß Jhwh hier »dem kananäischen Gott ›Moloch‹ gleichgesetzt« werde (Galling a. a. O. , vgl. Greßmann, Die Anfänge Israels2, , ) glaube ich im vorigen Kapitel S. ff. widerlegt zu haben; einen Gott dieses Namens hat es niemals gegeben. , zeugt nicht für eine »Stiergestalt der Gottheit« (Galling a. a. O.; vgl. Greßmann a. a. O.; Mowinckel, Der Ursprung der Bileamsage, ZAW NF VII, , ); der El hat nicht Hörner wie die eines Wildochsen, sondern »wie des Wisents Gehörn ist er ihm«, d. h. er leistet Israel, an dessen Spitze er zieht, den mächtigen Schutz, den dem Wildochsen seine Hörner leisten; das ke in ke-thoaphoth kommt so viel stärker zu seinem Recht, und die Suffixe in immo, bo, lo, die zugleich Kolenschlüsse sind, stimmen rein zusammen. 88 Mowinckel, Psalmenstudien II ; vgl. Ders., Bileamsage . 89 s. oben S. ff. 90 a. a. O. . 91 vgl. Mowinckel, Bileamsage . 92 Die dafür geltend gemachten Gründe sind: . Die beiden Lieder wollen »aus dem jetzigen Zusammenhang heraus verstanden werden«. Aber was von der Situation des Redenden in ihnen zum Ausdruck kommt, läßt sich durchaus von dem aus fassen, was an Bestand der ursprünglichen Sage wir ihnen selber entnehmen können. Und daß die der Omridenzeit zuzuschreiben sei, davon haben mich die Ausführungen Mowinckels a. a. O. ff. nicht zu überzeugen vermocht. Die psychologische Voraussetzung für die Betrachtung Moabs als des vernichtungslüsternen Feindes war durch die Kämpfe mit Moab in der Richterzeit gegeben: zunächst die Invasion, die Ri , – berichtet ist (über ihre Geschichtlichkeit vgl. neuerdings Lods, Israël, f.; Garstang, The Foundations of Bible History, Joshua Judges, , ff.) und bei der es sich dem Text nach durchaus nicht »eigentlich um einen einzelnen Stamm, Benjamin, handelt« lediglich weil der Befreier ihm angehört; sodann, wenn in Ri Moab der ursprüngliche Feind ist (vgl. Burney a. a. O. ff.) oder doch hinter der Aktion steckt, der Feldzug Jephthas. Gewiß rechnet die Bileamsage mit einem Gesamtisrael; aber dieses spricht, sollte man meinen, aus dem Deboralied stark und eindeutig genug, – ein anderes, als das darin lebt, setzt auch die Bileamsage nicht voraus. Von der Frage nach einem geschichtlichen Kern der Sage (vgl. Böhl, Kanaanäer ), die mir durch Mowinckels Ausführungen a. a. O. ff. noch nicht aus der Welt geschafft zu sein scheint, sei hier abgesehen. . Die beiden Lieder seien von den beiden folgenden abhängig. Aber warum , a von , a abhängig sein soll und nicht entweder umgekehrt oder keins von beiden (d. h. alle Lieder aus der gleichen Dichterschule stammend), ist nicht ersichtlich; ebenso verhält es sich mit , a und , a, das mir eher als eine Ausgestaltung von jenem erscheint, und die Zusammenstellung von , b und , b ist erst recht nicht beweiskräftig. Ich halte das . und . Lied für jünger, da mir der Name Bileam Sohn Beors sekundär erscheint (s. weiter unten); , – weist auf eine davidische Entstehungszeit hin (»jünger als Davids Königtum über Gesamtisrael« – so Mowinckel a. a. O. – braucht es aber nicht zu sein: dergleichen wird zu Lebzeiten des Gefeierten gedichtet). . Der Inhalt der beiden Lieder erweise, daß sie jünger seien. Zunächst sei hier »die Hindeutung auf König Agag und die Weissagung über David und über die Bezwingung Moabs und Edoms verschwunden, augenscheinlich weil diese Züge für die damalige Zeit nichts mehr bedeuteten«. Aber erstens erscheint mir »Agag« unecht; ich lese Adad = Hadad: der Wahrsager, der eben doch wirklich aus Aram stammt (Weber a. a. O. III hat mit Recht
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darauf hingewiesen, daß die Bileam Num , , vgl. , , gemachten Vorwürfe für den Zusammenhang der Figur »mit der gerade für Nordisrael typischen Art von Ekstatik« sprechen; vgl. auch Kraeling, Aram and Israel, , f.) und nur mit dem aus Gen , bekannten Edomiterkönig verquickt worden ist, sagt von Jhwh, dem König von Israel, er werde sich über Hadad, den aramäischen Gott, erheben; »Agag« hat man daraus gemacht, als man malko auf den menschlichen König bezog und »Adad« daher nicht mehr verstand, – aber noch die Siebzig haben mit Agag nichts anzufangen gewußt. Zweitens ist es dem Kompositionsstil des Ganzen durchaus angemessen, daß die Weissagung von , ff. nur einmal steht und daß, bis sie einsetzt, alles allgemein gehalten ist. Und drittens brauchen ja die beiden ersten Lieder eben nur aus vordavidischer Zeit zu sein, um das Argument aufzuheben. Sodann sei »die kriegerisch-triumphierende Stimmung eines jungen Eroberervolkes«, die im . und . Lied zum Ausdruck kommt, in den beiden ersten verschwunden, sie klinge nur leise nach in dem »ziemlich stereotypen« Bild vom Löwen. Aber dieses Bild ist ja gerade hier ausgeführt, und die knappe Fassung von , ist erst recht stereotyp zu nennen; und überdies sind die Wisenthörner in , um nichts zahmer als die in , , nur daß nun hier das Bild ausgeführt und dort nur angedeutet ist, so daß also die beiden Bilder, das vom Löwen und das vom Wildochsen, zusammengenommen einander in beiden Liedern kompensieren. Weiter wünsche der Dichter sich im ersten Lied den ruhigen Tod solcher frommen und »gerechten« Menschen, ein Zeichen später Entstehung. Aber jaschar bedeutet ursprünglich und hier nicht eigentlich »gerecht«, sondern geradebeschaffen, wohlbeschaffen, tauglich, tüchtig (was auch Mowinckel selber a. a. O. andeutet) – also kein Beleg für Späte; und von »fromm« ist überhaupt nicht die Rede. Es ist übrigens keineswegs richtig, daß der mit jescharim zusammenhängende Ehrenname Jeschurun (vgl. Bacher, Jeschurun, ZAW V, , ff.) nur in späteren Texten vorkomme; das Rahmenlied des Mose-Segens verweist Mowinckel a. a. O. 9 nur deshalb in Spätzeit, weil es »die Vorstellung von der Königsherrschaft und der Thronbesteigung Jhwhs voraussetzt«! Ferner sei »die Gottesvorstellung in den Liedern beim Elohisten deutlich jünger als in den beiden anderen Liedern«, denn in diesen sei Jhwh »ganz naiv in Stiergestalt vorgestellt«, jedenfalls habe er »Hörner wie die des Wildochsen«. Die Bedeutung des Bildes habe ich oben richtiggestellt; aber, davon abgesehen, steht es doch wörtlich ebenso in dem zweiten der »elohistischen« Lieder, , – und dennoch soll aus der Wiederholung derselben Worte im dritten Lied dessen größeres Alter hervorgehn! Tiefer greifen die letzten Einwände: Die Aussage , zeige einen reflektierteren Gottesbegriff als den der älteren Zeit. Aber die Vorstellung vom Nacheinander biblischer Gottesbegriffe, auf der dieser Einwand beruht, ist aus der Spätdatierung eben solcher Stellen wie diese entstanden, deren Spätdatierung hinwieder von jener Vorstellung aus begründet wird, – ein verhängnisvoller Zirkel, ohne dessen Überwindung wir zu einem echten geschichtlichen Verständnis alttestamentlichen Glaubens trotz all unsrer gehäuften Einzelkenntnis nicht gelangen können. Dieses Verständnis ist von dem des Kampfes um den Gottesbegriff als eines schon in der Frühzeit beginnenden nicht zu trennen. Ferner: die Tendenz zu religiöser Isolierung, die , b wie Dt , zum Ausdruck komme, sei »als bewußt betonter Gedanke« deuteronomisch, d. h. sie gehöre wahrscheinlich der Zeit um an (so nach Hölscher, dessen »Lösung der deuteronomischen Frage« Mowinckel zuneigt). Aber an der Dt-Stelle ist badad ein Synonym von betach und kann nichts anderes bedeuten als »allein« im Sinn von »ungestört, unbehindert« (vgl. Mi , ; Jer , ; Ps , ). Es ist auch hier so zu verstehen, wenn man nur den Versschluß richtig faßt. Daß Israel sich nicht unter die gojim zu rechnen braucht, betrifft nicht seine »Reli-
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gion«, sondern seine berakha, seine Segensfülle (vgl. Mowinckel, Psalmenstudien V, , ff.; Pedersen, Israel ff.; arabische Parallelen bei Westermarck, The Moorish Conception of Holiness [Baraka], Öfversigt af Finska Vetenskaps-Societetens Förhandlingar LVIII, / B ): kraft ihrer ist es für den Sprecher den Wechselfällen, denen die andern ausgesetzt sind, und damit ihrer Vergänglichkeit enthoben (doch können sie an seiner Berakha teilnehmen, s. Gen , f. und vgl. damit Num , b; vgl. auch Pedersen a. a. O. f.). Ueberdies ist der Inhaber dieser Berakha ungünstigen äußeren Einflüssen besonders ausgesetzt (vgl. Westermarck a. a. O. ff.). An »religiöse« Isolierung im Sinn der Spätzeit braucht hier nicht gedacht zu werden (vgl. auch oben S. : Bunderfüllung = Wahrung der Berakha = Abgehobenheit), ebensowenig wie bei dem qadosch von Ex , : Israel ist ausgesondert und unbehindert, denn es ist gewählt und gesegnet. Das ist eine durchaus frühe Vorstellung. (Wie Ex , nicht deuteronomistisch, sondern deuteronomiumbestimmend ist – vgl. z. B. Dillmann-Ryssel zur Stelle –, so ist I Kö , nicht als überarbeitet anzusehn, sondern – vgl. z. B. Eissfeldt bei Kautzsch-Bertholet – mit seiner Umgebung dem alten Chronisten zuzuweisen.) Der wählende und segnende Gott ist eine gemein-altorientalische Konzeption, die in Israel durch die Glaubenserfahrung einer Gemeinschaft die große Beseelung empfangen hat. (Die Würdigung der grundlegenden Bedeutung dieses Moments vermisse ich z. B. bei J. M. P. Smith, The Chosen People, AJSL XLV, , ff.). Ferner: »Die starke Betonung des Unterschiedes zwischen den Propheten Israels und der ›Zauberei der Heiden‹«, die Auffassung, »daß die Prophetie das Charakteristikum Israels ist«, kennzeichne die Lieder als spät. Aber , , worauf sich dies bezieht, redet gar nicht von den Propheten, sondern von dem »Führerorakel« des Wüstenzugs, auf den der Spruch wie die Sage überhaupt nun einmal intendiert. Der initiative Charakter des Führerorakels wird hervorgehoben: hier braucht das Volk nicht zum Wahrsager zu kommen, denn »zur Zeit«, d. h. jeweils im Angesicht der sich bereitenden neuen Situation wird ihm von oben zugesprochen, was ihm eben jetzt von der Absicht des Gottes zu wissen nottut (vgl. Anm. ). Schließlich: »die Anspielung auf das Thronbesteigungsfest« in , b deute in dieselbe Richtung; alles spreche dafür, »daß dieses Fest, oder richtiger: die Auffassung des alten Herbst- und Neujahrsfestes als eines Thronbesteigungsfestes Jahwäs, erst in der Assyrerzeit unter babylonischem Einfluß aufgekommen ist« (). Erst also findet Mowinckel in dem »Königshuldigungsschrei« (), der aus der Vertrautheit einer Frühzeit mit dem Ausziehen der Bundeslade in den Krieg sich restlos erklärt, eine Anspielung auf ein Fest, dessen Existenz im angenommenen Sinn immerhin nicht belegt ist, sondern nur aus liturgisch oder anspielungshaft verstandenen Texten erschlossen wurde; von diesem Fest nimmt er jetzt an, daß es erst »am Ende der vorexilischen Zeit in den Kult Eingang gefunden habe, vielleicht in der assyrischen Epoche« und als Thronbesteigungsfest »unter dem Einfluß der babylonischen Religion« (v. Gall, Βασιλεία τοῦ ϑεοῦ , dem Mowinckel a. a. O. 3 folgt, indem er seine frühere Datierung des Festes in die ältere Königszeit berichtigt); und nun wird die Spätdatierung des Bileamspruchs unter anderm damit begründet! 93 Oldenberg, Die Literatur des alten Indien () . 94 a. a. O. . 95 Woraus aber (s. o.) nicht mit Mowinckel a. a. O. ff., f. auf ihr Jüngersein zu schließen ist: sie sind mit der Sage entstanden, die andern, vielleicht unabhängig von ihr gedichteten, erst später ihr oder der schon literarisch fixierten Entwicklung einverleibt worden; für die Datierung ergibt sich nichts daraus, wenn man nicht mit Mowinckel a. a. O. ff. die Sage selbst für später hält, wofür aber eben, wenn man sie nur nicht mit der Erzählung verwechselt, ein Beweis nicht zu führen ist.
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so Diehl, Erklärung von Psalm () ff.; v. Gall a. a. O. ff.; dagegen insbes. Gray, Commentary on Numbers () f. und zu den einzelnen Versen, vornehmlich zu , und . 97 a. a. O. . 5 98 b. Rosch Haschana b. 99 a. a. O. a. 96
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Achtes Kapitel 1 vgl. J. Kaufmann, Probleme der israelitisch-jüdischen Religionsgeschichte (ZAW NF VII, ) . 2 Musil, Arabia Petraea III () . 3 vgl. u. a. Meyer, Israeliten ff.; Eerdmans a. a. O. III ff.; Max Weber, Wirtschaft , Religionssoziologie III ff.; Nicolsky, Spuren primitiver Wirtschaftsformen in den biblischen Legenden, Annalen der weißrussischen Universität, Jüdische Sektion, I, , ff. (in jiddischer Sprache; nimmt eine vorwiegend jägerische urhebräische Wirtschaft und eine vierfache Differenzierung je nach den Siedlungsbedingungen der einzelnen abgezweigten »israelitischen« Stämme an); über arabische Parallelen vgl. z. B. Dussaud, Les Arabes en Syrie avant l’Islam () ; Musil a. a. O. III f.; Ders., The Manners and Customs of the Rwala Bedouins () ; Bernard et Lacroix, L’évolution du nomadisme en Algérie (Annales de géographie ) ff.; zum Typus überhaupt vgl. Ed. Hahn, Das Alter der wirtschaftlichen Kultur () ff., Die Haustiere () . 4 Musil, Rwala . 5 Nallino, Sulla costituzione delle tribù prima dell’Islamismo (Nuova Antologia XXVIII, ) ; Wellhausen, Ein Gemeinwesen ohne Obrigkeit () . Für die gegenwärtigen Verhältnisse vgl. insbes. J. L. Burckhardt, Notes on the Bedouins and Wahabis () . 6 Lammens, Le berceau de l’Islam I () f. 7 a. a. O.; vgl. Wellhausen, Skizzen und Vorarbeiten VI () f. 8 Die religiös-politischen Oppositionsparteien im alten Islam () , vgl. auch Ders., Das arabische Reich und sein Sturz () . 9 Nallino a. a. O. 10 s. Nöldeke, Beiträge zur Poesie der alten Araber f.; zu der von ihm geäußerten 4 Annahme einer »muslimischen Veränderung« nach Sura , vgl. Brockelmann, Allah und die Götzen, AR XXI () 2. 11 M. Berakhoth II , vgl. auch II ; nicht »des Himmelreiches«, wie u. a. Bacher, Die Agada der Tannaiten II () übersetzt: schamajim ist eine Gottesbezeichnung und malkhuth bedeutet Königtum, Königsmacht, Königsherrschaft, königliches Wirken (vgl. auch Dalman, Die Worte Jesu I, , ff.). »Nehmt das Joch des Königtums meines Namens auf euch« (Siphre ed. Friedmann b) bedeutet ebendasselbe. Über Annahme des Himmelskönigtums am Sinai s. Mekhiltha ed. Friedmann b. – Schechter, Some Aspects of Rabbinic Theology () , denkt zu Unrecht bei dem mischnischen Begriff an etwas »vornehmlich Geistiges«; es ist, wie in der Ausrichtung des täglichen Gebets so im Sterbespruch des Märtyrers, ein theopolitischer Akt im genausten Sinn gemeint. 12 Wirtschaft –, –. 13 vgl. über diese Weber a. a. O. – (ohne Berücksichtigung unseres Problems). 14 vgl. Hubert et Mauss, Esquisse d’une théorie générale de la magie (L’année sociologique VII, ) . 15 Holzinger bei Kautzsch-Bertholet zur Stelle; so verstanden mag die Gottesrede freilich als »Gedankengänge einer schon recht vorgeschrittenen Theologie« erscheinen. 16 Baentsch zur Stelle. 17 a. a. O. . 18 a. a. O. . 19 In Num ist das erste, zweite und vierte Glied von v. als hierokratisierende Bearbeitung zu entfernen. a und b unterbrechen den Zusammenhang; al piw in c kann sich gemäß v. a nur auf Josua beziehen; die Urim haben, wie gesagt, in der Erzählung nicht diese Bedeutung des pflichtgemäß zu befragenden Initiativ-Orakels; der Schluß von v. hinkt nach. Vermutlich ist auch in v. die Erwähnung des Priesters sekundär. Die Gottes-
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rede würde dann lauten: »Nimm dir Josua Sohn Nuns, / einen Mann in dem Geist ist, / und stemme deine Hand auf ihn: / stelle ihn vor alle Gemeinschaft, / entbiete ihn vor ihren Augen / und gib von deinem Glanz auf ihn, / damit sie (ihm) gehorchen, / alle Gemeinschaft der Söhne Israels. / Auf sein Geheiß sollen sie ausfahren, / auf sein Geheiß sollen sie rückwenden.« So erfüllt Jhwh unmittelbar das Ansuchen von v. . Stellt man den Text in dieser Weise her, so enthält er jedenfalls der inhaltlichen Tradition nach keine späten Elemente mehr. Sprachlich bleibt hod bedenklich, die Vorstellung braucht aber nicht die iranische zu sein, es kann die primitive sein (dasselbe scheint mir für Ex , zu gelten; vgl. über die primitive Herkunft der iranischen Vorstellung Moulton, Early Zoroastrianism, , ; zum Motiv der Verschleierung vgl. z. B. Frazer, The Golden Bough3 II ff.), ebenso wie die hier und Num , dem elohe ha-ruchoth zugrundeliegende: an unsrer Stelle hängen das elohe ha-ruchoth und das ascher ruach bo (v. ) sinnhaft zusammen, diese Ruach ist eine der Ruchoth, die »irgendeinem Fleisch« gespendet werden. Die Hiphilformen in v. erinnern unmittelbar an die von II Sam , ; der Reim klingt eher alt. 20 Weber a. a. O. . 21 Alt, Die Staatenbildung der Israeliten in Palästina () . 22 Wenn, wie gewöhnlich angenommen wird, Josua nur der Führer der Josephstämme gewesen wäre, bliebe es unerklärt, wie eine solche Erweiterung seines Einflußbereichs, wie sie dann im Buch vorläge, ohne judäischen Einspruch vorgenommen werden und sich durchsetzen konnte; wann und wo sollen wir uns einen Redaktor denken, der eine ephraimitische Lesart der Überlieferung so überwuchern lassen durfte? Man wird doch in Jerusalem nicht das Dokument einer samaritanischen Tradition rezipiert haben, wenn man ihm widersprechendes Material besaß. Hatte man aber etwa schon zur Zeit der Traditionsbildung Grund, von Juda zu schweigen, um, wie Kittel a. a. O. I5–6 meint, »Judas Stellung auch in der Vorzeit einwandfrei zu zeigen« und die alte, gewiß vielfach getadelte Absonderung vergessen zu machen, so ist doch nicht anzunehmen, daß man dabei Ephraim so uneingeschränkt hätte verherrlichen lassen, wenn man es – natürlich nicht durch eine die andern kompromittierende Beschränkung der Kriegshandlungen auf das Haus Joseph, aber durch Verarbeitung von Führergeschichten anderer Stämme in die Erzählung – vermeiden konnte. 23 Wellhausen, Das arabische Reich ; vgl. auch Casanova, Mohammed et la fin du monde () passim, dessen Folgerungen jedoch – wie mir Joseph Horovitz gesprächsweise bestätigte – großenteils abwegig sind. 24 So Schwally, Kriegsaltertümer ; Weber, Religionssoziologie III . 25 KB II ff.; AOT2 ff. 26 »Kampf für Jhwh als Parole« (so zuletzt Hempel, Die althebräische Literatur ) ist das Wort nicht zu verstehen; vgl. Jer , . Ich vermute, daß Jah hier Vokativ ist und ki Interjektion wie häufig im Klagelied; als Sinn ergibt sich: oh lege deine Hand an deinen Thron, Jhwh (und schwöre)! 27 s. Anm. zum . Kapitel; Übersetzung der Inschrift auch AOT2 f.; vgl. Kraeling, Aram and Israel ; Meyer, Geschichte II 2 ff. 28 Vom »Buch der Kriege Jhwhs« darf angenommen werden, daß es eine frühe Sammlung von »Carmina des Augenblicks« (Caspari, Was stand im Buch der Kriege Gottes? ZWTh LIV, , ) über »die alten Kämpfe um den Besitz des Landes« (Dillmann– Ryssel zur Stelle) war und daß die einzelnen Bestandteile so ausgesehen haben müssen wie das Deboralied (Caspari a. a. O. ); vgl. Meinhold, Einführung in das AT2 . 29 Weber a. a. O. . 30 Simsons »Nasiräertum« ist ursprünglich die Verpflichtung eines lebenslangen bzw. bis
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zur vollkommenen Niederwerfung dauernden Kampfes gegen die Philister (vgl. Lagrange, Juges ); die Geburtslegende hat das dann ins allgemein Kultische gewandt. 31 vgl. Schwally a. a. O. ; Arabisches bei Wellhausen, Reste2 , Jaussen und Savignac, Coutumes des Fuqarâ () . Das »feindliche Kriegslockenhaupt« von Dt , ist bei dem späten Dichter wohl nur noch ein Tropus. 32 Die Akzente ergeben m. E. einen stärkeren Sinn als die üblichen Satztrennungen. Der Imperativ (vgl. Gesenius im Thesaurus) scheint mir vertretbar; in der ersten Hälfte ist jarad zu lesen. 33 – a wird Debora angesungen, auf die Aufforderung von a hebt sie mit b ihren Gesang an, zunächst, sich in den Augenblick vor der Schlacht zurückversetzend, ihren Kampfruf. 34 vgl. Giesebrecht, Die alttestamentliche Schätzung des Gottesnamens ff.; Dibelius, Die Lade Jahwes ; zur Echtheit vgl. das. ff.; Greßmann, Lade f.; Torczyner, Die Bundeslade f. 35 v. f. mit dem dreifachen »Und David« ist ein Verszitat. Die Erzählung selbst dürfte nicht viel später sein; vgl. Rost, Die Überlieferung von der Thronfolge Davids () ff. 36 Daß das Bad-Ephod (ob bad wirklich Linnen bedeutet – vgl. u. a. Elhorst, Das Ephod ff. –, ist hier unwichtig) »wie die beiden Beispiele Samuels und Davids lehren, zum Ornat des Priesters der Lade« gehöre (Greßmann a. a. O. ), vermag ich nicht einzusehn. Dann müßte es ja zur Zeit des Priestermordes von Nob Priester der Lade gegeben haben (I Samuel , ); vgl. Elhorst a. a. O. (der LXX-Text gibt m. E. weniger ein annehmbares Bild als der mass.), dessen Deutung »Orakeltasche« (so auch Grimme, Ephodentscheid und Prophetenrede, Hommel-Festschrift II, , ff.) mir aber den Texten nicht gerecht zu werden scheint. 37 Über eine verwandte Entwicklung auf anderer Grundlage in Babylon s. Caspari a. a. O. 1. 38 Caspari a. a. O., insbes. . 39 vgl. insbes. Alt, Staatenbildung ff. 40 Caspari a. a. O. . 41 Der Strafzug des »Volkes Gottes« gegen Benjamin ( f.) ist zwar ein »heiliger Krieg« im amphiktyonischen Sinn (s. weiter unten), aber trotz aller theokratischen Terminologie kein Jhwh-Krieg, da der Bericht keinen charismatischen Führer kennt; diese Problematik kommt noch in dem seltsamen Verhalten des Orakels , –, zu einem offenbar unbeabsichtigten Ausdruck. 42 Der Chronist der Jephthageschichte will freilich Juda und Benjamin nicht mit verherrlichen, aber aus Ri , im Zusammenhang mit , ff. ergibt sich der Bestand der Koalition. Zur Quellenfrage vgl. Burney zu , (daß Juda und Benjamin nur »raids« ausgesetzt gewesen seien, geht aus dem Text nicht hervor). 43 Über die südliche vgl. Kittel a. a. O. I5–6 ff.; Garstang a. a. O. ff.; auch H. M. Wiener, The Conquest Narratives (JPOS IX, ) ff.; über die nördliche vgl. Garstang a. a. O. ff. Aus dem Richterbuch ist Chazor wie Jabin zu streichen. Zur Bedeutung des Sieges über die Jabin-Koalition vgl. Alt, Die Landnahme der Israeliten in Palästina () , . 44 vgl. Alt a. a. O. . 45 vgl. die Übersicht bei Vincent, Canaan d’après l’exploration récente () ff. 46 Kittel meint: nach der Eroberung Jerichos, Sellin vermutete früher (Gilgal, , ): nach dem Sieg Josuas über die Südliga. Daß die nach Süden führende Hochstraße durch die Festung Jerusalem gesperrt war, worauf Steuernagel, Einwanderung und neuerdings wieder Auerbach, Untersuchungen zum Richterbuch I (ZAW NF VII, ) hinweist, braucht nicht dagegen zu sprechen, wenn die Nachricht von einer Schlacht bei Jerusalem
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Anmerkungen VIII. Kapitel
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einen geschichtlichen Kern hat (vgl. u. a. Wiener a. a. O. , ), solcherweise daß entweder die Stadt vorübergehend in die Hände der Einwanderer fiel (vgl. Hertzberg a. a. O. f.) oder daß sie zwar nicht erobert wurde, aber ein Abkommen zustandekam, dessen Folgen sich in jenem »eth« Jos , , Ri , (vgl. Dalman, Die Stammeszugehörigkeit der Stadt Jerusalem, Baudissin-Festschrift, ) aussprechen und das auch den Durchzug ermöglichte (vgl. auch Kennett, Old Testament Essays, , ff.). Neben diesen Möglichkeiten ist aber auch die von Wiener (zuletzt a. a. O. f.) vertretene und textkritisch gestützte Hypothese einer nördlichen Umgehung Jerusalems über Rama (mit dem er das Beſeq von Ri , identifiziert) zu beachten. Steuernagels (a. a. O. ) und Auerbachs (a. a. O. f.) Identifizierung der »Palmenstadt« in Ri , mit Thamar im äußersten Süden der judäischen Wüste (vgl. auch Olmstead, History of Palestine and Syria, , ) ist einleuchtend, aber statt eth bene ist el bene zu lesen; die Keniter, von denen wir im Josuabuch nicht gehört haben, stoßen vereinbarungsgemäß (vgl. auch Garstang a. a. O. f.) von Süden her zu Juda, sie »gehen hin« und »siedeln mit dem Volk«, – Redewendungen, die sich so viel zwangloser erklären, als wenn die Keniter mit Juda zusammen gezogen wären. Damit beantworten sich auch die von Meyer, Israeliten gegen Steuernagels ThamarHypothese vorgebrachten, an sich richtigen Argumente. 47 Den Begriff der israelitischen Eidgenossenschaft hat Max Weber im III. Band seiner Religionssoziologie entwickelt, freilich in einem weiteren, die Staatlichkeit mitumfassenden Sinn, innerhalb dessen er in der vorstaatlichen Zeit, in Sichem und Silo »amphiktyonische Ritualakte« () kennt. (Vgl. auch schon – von den kühnen Deutungen von Haupt, Midian und Sinai, ZDMG LXIII, , ff., sei hier abgesehn – Gunkel, Genesis3 , der im Anschluß an die Erklärung der israelitischen Volkseinteilung bei Szanto, Die griechischen Phylen, Sitzber. d. Wiener Ak., phil.-hist. Kl. CXLIV, , V, ff. – auf den schon Luther bei Meyer a. a. O. hingewiesen hatte – die Zwölfstämme Israels zu den Zwölferbünden zählt, die auf der monatlichen Ablösung in der Leitung des gemeinsamen Heiligtums beruhen, und nach dem Vorgang von Ewald, Geschichte des Volkes Israel I3 () ff. auf die Zwölfstämme-Systeme verwandter Völker hinweist, die in den genealogischen Genesis-Registern vorkommen). Alt hat dann (Art. Israel, RGG2 III f.; vgl. auch Staatenbildung ) darauf hingewiesen, daß die vorstaatliche Verbindung der Stämme am ehesten zu denken sei »in der Form sakraler Verbände um gemeinsame Heiligtümer (sogenannte ›Amphiktyonien‹), die unter Umständen auch politischen Einfluß gewinnen konnten, ohne jedoch ihren Gliedern die Selbständigkeit ganz zu nehmen«, und daß dieser Verband aus sehr früher Zeit stammen mußte. In seiner wichtigen Arbeit »Das System der zwölf Stämme Israels« () hat Noth aus den griechischen und italischen Analogien und den biblischen Daten die Geschichtlichkeit eines israelitischen sakralen Zwölferbunds begründet und ihre Entstehung darzulegen versucht, – das letztere aus Prämissen, deren Richtigkeit ich freilich nur teilweise anzuerkennen vermag. 48 Budde, Die Bücher Richter und Samuel . 49 vgl. J. Darmesteter, Chants populaires des Afghans (/) CXCIX ff. 50 Statt amar malakh Jhwh in v. ist mit Burney aror zu lesen. 51 vgl. Budde zur Stelle. In dieserWendung ist das Ende der nomadisierenden Epoche, die Sicherung der Seßhaftigkeit unzweideutig ausgesprochen. 52 Kittel a. a. O. II6 . 53 Es geht aber nicht an, die Herkunftrichtung rein meteorologisch zu verstehen; die großen Gewitter kommen in Palästina vom Südwesten her (vgl. Lagrange zur Stelle, auch gegen Westphal, Wohnstätten ). 54 So auch wenn das metrumstörende, aber in dem vom Deboralied stark abhängigen . Psalm wiederkehrende ſe sinaj unberücksichtigt bleibt. Als einfache Glosse zu dem Plural harim läßt es sich aber schwer verstehen, zumal wenn man den Kern des Psalms –
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dem m. E. im Lauf der Zeiten immer neue Verse hinzugedichtet wurden, bis er seine gegenwärtige Gestalt erlangte – entgegen Gunkels und anderer Meinung für einen »alten Siegeshymnus« bei Heimführung der Lade aus der Zeit des einheitlichen Israel hält und noch dazu beachtet, daß darin »von einem menschlichen König überhaupt nicht die Rede ist« (Torczyner a. a. O. ; vgl. auch König, Die Psalmen, , f.). Ich nehme einer Anregung Rosenzweigs folgend an (vgl. Buber-Rosenzweig), daß die Worte im Deboralied auf den Tabor weisen: (Auch) dieser ist ein Sinai (denn von ihm her hat sich uns nun die Gottesmacht offenbart). Der Psalm hat die Wendung dann auf den Sinai selber umgedeutet und als Parenthese gefaßt: Das ist der Sinai! 55 vgl. Torczyner a. a. O. 56 Über das Alter der Bezeichnung vgl. Torczyner a. a. O. (in der Liste fehlt Num , ). Daß man an zweifellos alten Stellen, wie I Sam , ff., das Wort berith streicht, geschieht von einer Meinung aus, gegen die sich das vorige Kapitel wendet. 57 Zur Echtheit des Schlußverses vgl. Moore, Lagrange und Burney zur Stelle; daß er sich nicht in das strophische Schema fügt, ist vom Charakter des Abgesangs aus zu erklären. 58 Ausführlicher über Begriff und Problem des Prophetentums im II. Band. 59 Hölscher, Die Propheten () f. 60 Musil, Miszellen zur Bibelforschung (Die Kultur XI/) ; Ders., Rwala ff. Wie in der biblischen Erzählung die verlorenen Eselinnen, so werden hier die verlorenen Kamele »gesehen«. 61 Zur Etymologie vgl. König, Der Offenbarungsbegriff des AT () I ff., Theologie des AT3–4 () ff., Geschichte der alttestamentlichen Religion2 () . 62 Der Begriff »Sprecher der Gottheit« (Kittel a. a. O. II6 ) ist zu eng, wie eine Vergleichung einiger der von mir herangezogenen Stellen ergibt; Kittel muß die Bezeichnung der Debora demgemäß (a. a. O. , ) unprägnant verstehen und den Terminus nabi »im technischen Sinn« für jünger halten. In Wirklichkeit ist die Richtung des Wortes von unten nach oben aus dem Prophetenbegriff nicht auszuscheiden. Auch zu Jesaja noch kommen die Leute nicht bloß um Weissagung, sondern auch um Gebet (II Kö , ), und insbesondre Jeremja ist nicht bloß Sendling, sondern auch Fürsprech. Vgl. u. a. Hertzberg, Prophet und Gott () ff.; Cramer, Amos f.; Hempel, Die israelitischen Anschauungen von Segen und Fluch (ZDMG NF IV, ) f., der aber Fürbitte und Segen zu nah aneinanderbringt: sie sind phänomenologisch verschieden, da jene eben eine Handlung nach »oben«, dieser eine nach »unten« ist. 63 vgl. Doughty a. a. O. II ff. 64 Psalmenstudien II . 65 Ich kann in diesem Zusammenhang vorerst nur einige Ergebnisse vergleichender Forschung zusammenfassen. 66 vgl. das bedeutende Buch von Jousse, Études de psychologie linguistique () ff. 67 An »Männer wie Elia und Elisa« zu denken (Fascher, ΠροφήτηϚ, , ) verbietet der Kontext. Der Zusammenhang ist: einst habe ich um euretwillen und durch aus eurer Mitte Berufene das Amoritertum vernichtet, nun aber, da ihr »den Namen meiner Heiligung preisgegeben habt« (v. ), will ich es mit euch selber so machen (v. ff.) und, wie ich euch aus allen erwählt hatte, so euch über alle strafen (, f.). Auf die nachjosuanischen Kämpfer bezogen ist Vers nicht mehr »im Munde des Amos schwer vorstellbar, wenn man seine Ablehnung der Propheten, die in dem Wort , liegt, dagegenhält«, noch auch »bleibt es völlig dunkel, worin man die ›Wohltat‹ der Nasiräer zu erkennen habe« (Weiser, Die Prophetie des Amos, , ). Auf die Echtheitsfrage, die ich nur für v. für zweifelhaft halte, kann ich hier nicht eingehn. – Auch Hos , f. folgt die Erweckung des Prophetentums auf die Auszugstaten Jhwhs. 68 So Hölscher (über Debora) a. a. O. f., f.
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Anmerkungen VIII. Kapitel
vgl. Kittel, Lagrange, Burney gegen Moore. Ein charakteristisches Beispiel für die Verknüpfung einer Gemeinschaft prophetischer Sprecher mit den richterlichen Funktionen bieten die irischen »Seher«, die Filid. Vgl. d’Arbois de Jubainville, Introduction à l’étude de la littérature celtique () ff. 71 Eigentlich: die Luft spaltend andringt (vgl. auch Volz, Der Geist Gottes, , ). Die 1 Hypothese von Canney, Journal of the Manchester Egyptian and Oriental Society – , ff., die Ruach spalte, durchdringe den Menschen, ist schon des al wegen unhaltbar. Dagegen ist der Versuch von Joüon, Notes de lexicographie hébraïque, Mélanges de l’université Saint-Joseph X () f., das hebr. Verb vom syrischen, das eindeutig spalten bedeutet, abzutrennen und ihm den Sinn »aller droit Vers« zuzusprechen, unnötig und scheitert an II Sam , , wo nur die Bedeutung »durchwaten« der Situation gerecht wird (vgl. Buber-Rosenzweig). Doch kann ich auch nicht mit Hempel, OLZ XXIX () »das rasche Eilen« für die entscheidende Bedeutung halten; der isch mazliach (Gen , ) ist nicht einer, der rasch zum Ziele gelangt, sondern einer, der durch alle Hindernisse dahin vordringt. 72 Daß es sich um ein »mimisches« (vielmehr orchestisches: es geht hier nicht wie beim Mimus um nachbildende, sondern um unmittelbar äußernde Gebärden) Liedsprechen handelt, hat Caspari, Samuelbücher 1 im Anschluß an den Targum richtig erkannt (s. oben S. f.); nur muß festgehalten werden, daß es nicht ein allgemein-kultischer, sondern ein spezifisch nabiischer Vortrag ist, zu dem eine ekstatische Seelenwandlung gehört. 73 Wirtschaft . 74 vgl. Goldziher, Vorlesungen über den Islam2 ff. und die dort angeführte Literatur. 75 Goldziher a. a. O. f. 76 vgl. Goldziher a. a. O. ff.; Wellhausen, Oppositionsparteien ff., Arab. Reich ff.; van Vloten, Recherches sur la domination arabe () ff.; Muir-Weir, The Caliphate () ff., ff.; Margoliouth, Art. Khawarij, ERE VII ff.; Levi della Vida, Art. Kharidjiten, EI II ff. 77 Wellhausen, Oppositionsparteien . 78 a. a. O. . 79 Arab. Reich . 80 asch-Schahrastani, Religionsparteien und Philosophenschulen, üb. Haarbrücker I () ; vgl. aber eine andere Tradition bei Caetani, Annali dell’Islam X () . 81 Wenn auch Wellhausens (Oppositionsparteien f.) historische Argumente gegen Brünnow (Die Charidschiten unter den ersten Omayyaden, , ff.) zu Recht bestehen, bleibt Brünnows Einsicht, daß in der Haltung der Kharidschiten sich Urbeduinisches ausdrückt, davon unberührt: ihre Postulate sind von der angenommenen Religion bestimmt, aber in der Art dieses Bestimmtwerdens wirken uralte Instinkte. Über das Beduinische in der kharidschitischen Haltung vgl. auch Muir-Weir a. a. O. f. Nicht darin, daß sie »aus religiösen Bedenken, beide Gegner als Frevler verwarfen und die Sache des Islams rein halten wollten« (Ed. Meyer, Ursprung und Anfänge des Christentums II, , , wo die Pharisäer mit ihnen verglichen werden), zeigt sich die Eigentümlichkeit der Kharidschiten, sondern in dem Charakter jener Bedenken: daß sie keine Macht anerkennen wollten, die nicht ihre Herkunft von der Gnade erweist. 82 Wellhausen, Reste2 5; Brockelmann a. a. O. . 83 KAT3 ; vgl. dagegen z. B. Margoliouth, The Relations between Arabs and Israelites () , der auf den südarabischen Sprachgebrauch hinweist. 84 vgl. insbes. Alt, Staatenbildung ff. 85 l. mit Wellhausen wi-chejithem: »dann sollt ihr leben, / so ihr, / so der König, der nach Jhwh eurem Gott über euch die Königschaft antrat«. 69 70
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Vorwort zur zweiten Auflage Die . Auflage dieses Bandes war schon Anfang vergriffen. Ich war aber damals und noch eine Weile danach durch zeitgebundene Gemeinschaftsverpflichtungen von der Arbeit an der Fortsetzung des Buches und damit auch an der Vorbereitung der Neuauflage abgehalten; beides ist mir erst im letzten Jahr möglich geworden. Am Text hatte ich freilich wenig zu ändern, obgleich ich alles, was mir in der Öffentlichkeit und in der persönlichen Mitteilung an Bedenken entgegentrat, sorglich geprüft habe. Aber eben deshalb mußte ich auf jedes Argument von Gewicht erwidern: wo es sich nur um Einzelheiten handelte, in den Anmerkungen, die auch sonst, insbesondere nach der bibliographischen Seite hin, Erweiterung verlangten, wo es aber um das Ganze ging, in einem neuen Vorwort. Das trifft, soweit ich übersehen kann, bei fünf öffentlichen Äußerungen zu. I. Ludwig Köhler 1 erkennt an, daß Richter , »ein Grund-Satz« ist, schließt aber einen nachdrücklichen Einwand gegen meine Auffassung dran: »Gott ist der Herrscher. Aber er ist das, weil er der Herr ist und nicht umgekehrt. Daß Gott der Herrscher ist, ist im AT nur eine Abwandlung davon, freilich eine sehr bedeutungsvolle.« Daß Gott der Herrscher ist, weil er der Herr ist, und nicht umgekehrt, das ist so sehr auch meine Überzeugung, daß ich mir gar nicht vorzustellen vermag, wie es »umgekehrt« aussehen könnte. Aber das Wesentliche, das, was zu zeigen ich vorhatte und vorhabe, ist dies, daß in Israel die »Abwandlung« diese Stärke, diese Bestimmtheit, diesen Realitäts- und Wirkungsgrad erlangt hat. Allerlei Gemeinschaften in der Welt bekennen sich zu einem »Herrn«, ohne daß deshalb im Ernst daran gedacht würde, ihm auch die tatsächliche Herrschaft über das tatsächliche Gemeinwesen zuzubilligen. Das Ernstmachen, die gläubige Folgerichtigkeit, die prophetische – meiner Auffassung nach schon frühprophetische – Abweisung eines politisch unmaßgeblichen Herrenglaubens erscheint mir als das für Israel Grundlegende. Wohl ist auch der Varuna der Veden ein »König«, und zwar ein das »heilige Recht« schützender 2, aber die politische Wirklichkeit der Menschenwelt ihm unterstellen zu wollen, würde seinem Bild widerstreiten. Wohl hat auch Ahura Mazda seine »Herrschaft«, die einst in seinem Sieg zur Vollkommenheit gelangen soll 3 , aber das ist nicht das Reich, in dem die politischen Entscheidungen getroffen werden. Konkreter haben, wie ich . . .
Theologie des Alten Testaments () f. Vgl. besonders Rudolf Otto, Das Gefühl des Überweltlichen () ff., Reich Gottes und Menschensohn () ff. Vgl. neuerdings besonders Lommel, Die Religion Zarathustras () ff.
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im . Kapitel dieses Buches dargelegt habe, Ägypten und mehr noch Babylon das Gotteskönigtum gefaßt, aber hier erschöpft es sich nahezu in der Aufgabe, die Menschenmacht zu decken. Zuweilen, so auch im nachexilischen Judentum, artet eine im genaueren Sinn theokratische Konzeption in Hierokratie aus. Nur im alten Israel, soweit ich sehe, gibt es – gewiß nicht als herrschende Verfassung, aber als eine klare, kundgegebene, mit der Leidenschaft des Geistesmenschen verfochtene Verfassungstendenz – diesen sublimen Realismus, der am Ganzen mit dem Glauben ernstmachen will. Das ist das Paradox Israels, das in der vorstaatlichen Zeit (dem Gegenstand dieses Bandes) als die Konzeption einer unmittelbaren, in der frühstaatlichen (dem Gegenstand des II. Bandes) als die Konzeption einer wohl mittelbaren, aber noch echten Theokratie erscheint. II. Wilhelm Caspari 4 wirft mir, von den deuterojesajanischen Melekhsprüchen ausgehend, vor, ich wagte »zwei aufeinander angelegte Deutungen von mlk und Jahwe, um den Satz mlk-Jahwe dann als Identitätsformel zu erklären«. Ich lege vielmehr Wert darauf, daß es eine solche Identitätsformel nicht gibt. Sie wird von Jes , vorausgesetzt, aber als eine unausgesprochene, nur gemeinte und geglaubte. Daß man sich scheut, sie auszusprechen, ist doch wohl zu verstehen; Jhwh ist eben zwar ein Melekh, aber er transzendiert das Wesen eines semitischen Malkgottes so wesenhaft (vgl. S. ), daß eine Formel vermieden werden muß, die ihn darauf beschränken zu wollen drohen könnte. Es wird daher, was zu sagen ist, eben nicht in einem Nominalsatz gesagt, sondern entweder rein verbal wie Ex , oder in einer Geschichtsaussage wie Dt , . Weiter reduzierte ich nach Caspari »den mlk auf den vorgeschichtlichen Häuptling, um diese Würde Jahwes für eine älteste Glaubensvorstellung zu halten, in welcher die at Frömmigkeit von jeher ruhe«. Aber auf Würde und Titel des biblischen Gottes kommt es mir primär gar nicht an. Was ich für eine älteste Glaubensvorstellung, richtiger für die zentrale unter den alten Glaubensvorstellungen Israels halte, ist etwas, was sich aus einer Fülle früher Texte (von denen ich im . Kapitel nur eine beispielhafte Auswahl nenne) ergibt; es läßt sich in die Worte fassen: Jhwh führt uns. Deshalb bleibt der Auszugsbericht im Mittelpunkt der israelitischen Glaubenswelt, da er in unüberbietbarer Konkretheit die Geschichtsbürgschaft dieser Führung darstellt. Nicht in theologischer Metaphorik, sondern in aller Konkretheit wird Jhwh als der die Gemeinschaft führende Gott verehrt und erharrt. Um diese Tatsache in religionsgeschichtlichen Kategorien zu erfassen, habe ich auf die west.
Lieder und Gottessprüche der Rückwanderer () 4.
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semitischen Stammesgötter hingewiesen, denen Jhwh in keinem literarisch dokumentierten Stadium einfach zuzuzählen ist, die aber den Hintergrund – den einzig religionsgeschichtlich rekonstruierbaren – bilden, aus dem er hervortritt, und denen er verwandt bleibt, lange nachdem Israel die Königsgötter der altorientalischen Großstaaten kennen gelernt hat. Caspari meint 5 , der Königstitel Jhwhs bei Deuterojesaja entspreche »dem politischen Weltzustande, innerhalb dessen der Plan einer neuen Gemeindegründung seine Verwirklichung sucht«, und zwar »trotz der Unmöglichkeit, ein Pantheon, als den Götterstaat, nach babylonischem Vorbilde, hinzuzudenken«. Aber man muß den Titel mit Stellen wie Jesaja , , , , , , , , , zusammensehen: es ist doch unverkennbar, daß hier die überlieferte Vorstellung des führenden Gottes in der Hoffnung auf seine Führung der heimziehenden Scharen eine neue Lebendigkeit gewonnen hat! Er wird als Melekh verkündigt, und er erscheint als Führer; soll man annehmen, die beiden Elemente bestünden unabhängig nebeneinander? Züge eines babylonischen Götterfürsten wird man in dem Antlitz des deuterojesajanischen Jhwh nicht finden können. Der »politische Einschlag im Gottkönigtum«, den Caspari zugesteht, genügt hier nicht; das Wesentliche ist, daß dieser göttliche Herr auch jetzt noch wie einst die Seinen selber, unmittelbar, anführt, wie ein Scheikh seinen wandernden Stamm. In einem gedankenreichen Aufsatz über diesen Band 6 bestreitet Caspari, wenn ich ihn recht verstehe, die geschichtliche Möglichkeit einer vorstaatlichen Theokratie und anscheinend auch einer primitiv-theokratischen Verfassungstendenz. Er geht von einer Begriffsbestimmung aus: »Bluntschli, Staatsrecht, Band I, . A., erkennt nur in demjenigen Staate Theokratie, der unmittelbar von Gott sein will. Diese gibt es also nur im Staat, nicht vor einem solchen oder ohne ihn.« Theokratie gehöre typologisch einem Imperium zu; der übernationale Staat eines Herrenvolks, der sich andere Völker und Staaten einverleibe, neige zu der Idee eines Gottesstaats, der eine geeinte Menschheit darstelle, so daß die Gottheit durch das Herrenvolk die Weltregierung ausübe. Da entstehe zunächst eine mittelbare Theokratie: der König als Beauftragter des Gottes; sie könne in eine unmittelbare übergehen: mit der Vergottung des Königs. Was in den biblischen Berichten über die vorstaatliche Zeit Israels zum Ausdruck komme, sei etwas ganz anderes. Die Situation des . Richter-Kapitels erklärt Caspari folgendermaßen: »Durch Anfrage unterstellt sich ein loser Ver. .
a. a. O. . Der Theokrat, NKZ XLVI (= Luthertum I, ) -. Auf die wichtigeren Einzelargumente gehe ich in den Anmerkungen ein.
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band von Gemeinwesen, auf Gipfelpunkten ihrer Betätigung oder in Krisen Jud , einer göttlichen Leitung. Dieser Zustand ist zu urwüchsig, um als Theokratie gelten zu dürfen, nämlich als eine in staatlichen Formen erfolgende Unterordnung unter Gott.« Zum religionsgeschichtlichen Problem der Malkgläubigkeit überhaupt bemerkt er zusammenfassend: »Gott als Regent war schon in staatloser Zeit ein Ausdruck vereinter gläubiger Unterordnung; auf die Vorstellung staatlicher Formen, in welchen Er regiere und politische Zwecke betreibe, war sie nicht angewiesen.« Wenn sich mit den Malkreligionen eine Theokratie verbinde, dann nur »aus staatspolitischen Analogien«, d. h. wohl unter dem Einfluß theokratischer Imperien. »Es gibt keine volkspolitische, sondern nur eine staatspolitische Bedeutung von mlk, doch fehlt von ihr her die Brücke zum Sinaj.« Die ganze Auseinandersetzung Casparis ruht auf einer Begriffsbestimmung: Theokratie ist etwas, was es nur im Staate geben kann, also kann es das im vorstaatlichen Israel 7 nicht gegeben haben. Aber hier geht es um etwas anderes als um Begriffe. Daß ich bei dem Gegenstand, von dem ich handle, nicht das im Sinn habe, was man Theokratie zu nennen pflegt, ist in diesem Buch, schon in seinem ersten Kapitel (vgl. S. ), zu eindeutigem Ausdruck gebracht. Man mag das, wovon ich handle, anders benennen – es ist, wie immer benannt, eine geschichtliche Wirklichkeit. Ich habe im letzten Kapitel (S. ff.) seine seelische Grundlage am Beispiel vorund frühislamischen Beduinentums gekennzeichnet. Das ist etwas ganz anderes als die von Caspari gemeinte Projektion politischer Herrschaftsformen auf die religiöse Ebene: es ist die Ablehnung politischer Herrschaftsformen, die dem Menschen seine Gottunmittelbarkeit beeinträchtigen. Seine Gottunmittelbarkeit; nicht eine negative Freiheit, eine lockere Gesetzlosigkeit, sondern dieses dichte kühne unter der einen Macht Stehn. Daß der Mensch hier immer wieder versagt, daß er die Luft dieser Freiheit nicht verträgt, daß er sie handelnd mit der andern, der leeren Freiheit verwechselt, gehört zu Menschenart und Menschenlos, aber es rührt nicht an den Realitätscharakter jenes Seelengrundes der primitiven Theokratie. »Bubers Zugeständnis«, sagt Caspari, »unter den Richtern sei die Theokratie eine primitive gewesen, reicht für seinen Gegner schon hin.« Das ist kein Zugeständnis, sondern der Kern selber meiner These. Und für meinen Gegner reichts nur deshalb hin, weil er im Bann der Staatslehren nicht beachtet, was der Theologe nie aus den Augen verlieren dürfte: die .
Caspari schreibt mir freilich (a. a. O. ) die Meinung zu, »der Nationalstaat« habe »als vorköniglicher« »längst« bestanden, aber eine solche Absurdität wird man in diesem Buch vergeblich suchen.
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religiöse Gemeinschaftsfruchtbarkeit gerade der Vorformen des Staates und der Randgestaltungen rings um ihn. Wenn nach Caspari es in der vorstaatlichen Geschichte Israels Situationen gibt, in denen sich ein »loser Verband von Gemeinwesen« einer göttlichen Leitung unterstellt, so daß »Gott als Regent« erscheint, dann ist mir das des »Zugeständnisses« genug; und wenn er hinzufügt, dieser Zustand sei »zu urwüchsig, um als Theokratie gelten zu dürfen«, so gebe ich für das kostbare Adjektiv »urwüchsig« das fragwürdige Substantiv »Theokratie« gern her. Ich nenne, was ich meine, am liebsten Königtum Gottes; und mit »König« meine ich eben den »primitiven« Melekh, wie ihn die Ältesten Israels meinen, wenn sie (I Sam , f.) einen König fordern, »daß auch wir wie alle Stämme werden und unser König uns Recht schaffe (sc. gegen unsre Feinde, vgl. dazu Bd. II) und ausziehe vor uns her und kämpfe unsern Kampf«, – worauf Samuel (, ) erwidert: »Und ist doch Jhwh, euer Gott, euer König!« Denn so hatten sie es ja erfahren: Jhwh hatte ihnen Recht geschafft, er war vor ihnen hergezogen und hatte ihren Kampf gekämpft, der Melekh einer urwüchsigen Frühzeit. Gewiß, mit der Verfestigung der Staatlichkeit wird sich auch an diesem Begriff ein Bedeutungswandel vollziehen, der ihn der Begriffswelt der Imperien nähert; jetzt aber ist er noch der der wandernden Hirtenstämme nah, die auf gefahrvoller Landsuche, lauernder Feindschaft entgegenziehend, den unsichtbaren Herrn ihres Bundes sich voranschreiten sehen. III. Walter Baumgartner 8 schreibt: »Wenn für B. Jahwe ein Melekgott ist, d. h. ein Stammgott, der seines Volkes oder Stammes Geschichte leitet (Kapitel ), so schließt das ein Doppeltes in sich: daß Israel schon zu Moses Zeiten als feste und abgeschlossene Größe bestand, und daß Jahwe schon vorher, von jeher, sein Gott war, sein ›Urgott‹ (S. ). Sind diese Voraussetzungen so gesichert, daß sie die ganze weitere Konstruktion tragen können? Die vielerörterte Frage, wann und wie das ›Volk Israel‹ entstanden, bewegt B. nicht stark (S. f.). Daß Jahwe für Israel kein neuer Gott war, behauptet er S. , wobei er von den Gegenargumenten nur auf das aus der Bundeszeremonie Ex Geschöpfte eingeht. Was längst und von den verschiedensten Seiten aus für die ›Qeniterhypothese‹ ins Feld geführt ist, hat er nicht widerlegt; gegenüber dem Bewußtsein noch mancher Propheten, daß das Verhältnis von Jahwe und Israel aus der Mosezeit stammt, wiegt sein Hinweis auf den ›Gott der Väter‹ nicht schwer.« Damit Jhwh ein Melekh-Gott sei, dazu braucht Israel keineswegs schon zu Moses Zeiten »als feste und abgeschlossene Größe« zu bestehen. Vorauszusetzen ist vielmehr nur: erstens, daß ein Gefüge blutsver.
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wandter Stämme gemeinsam wandert und als den gemeinsamen Führer dieser Wanderungen einen Gott ansieht, den es vielleicht nur mit einem kriegsschreiartigen, ihn zugleich wiedererkennenden und kundgebenden Ruf »Jahu!«, etwa »Ha, Er!« benennt 9 ; zweitens, daß dabei dieses Stämmegefüge oder doch sein Großteil historisch in eine gemeinsame Unfreiheit gerät, für solche Halbnomaden das schwerste erdenkliche Schicksal; drittens, daß die gemeinsame Erfahrung der Befreiung und des Auszugs, von dem in der Situation erstandenen Helfer als die Tat jenes Gottes erkannt und verkündigt, die Erfahrung der gemeinsamen Errettung durch den vordem noch so unbestimmten gemeinsamen Gott also, den Zusammenschluß zu einem Verbande festigt, als dessen Herr im zur Verbalform gewandelten oder durchscheinend gewordenen Namen – auch dies ein Mittlungsakt des Helfers – »Er ist da«, d. h. »Er ist bei uns« erscheint; viertens, daß durch gemeinsamen Bund mit diesem Herrn, Bundesordnung und Bundesverfassung, die eigentliche Volkwerdung sich vollzieht. Eine feste und abgeschlossene Größe ist das Volk damit gewiß noch immer nicht; aber doch einheitlich genug, um nach der Landnahme auch verwandte Elemente, die etwa an diesem Geschichtsvorgang nicht teilnahmen, in sein Überlieferungsleben, seine kultisch-politische Sammlung und Gliederung einbeziehen zu können, einheitlich genug, um im Deboralied als die Größe »Israel« verherrlicht zu werden, deren Führer Jhwh heißt. Woher aber dieser Gott? Die alttestamentliche Wissenschaft darf sich der Einsicht nicht verschließen, die der allgemeinen Religionsgeschichte längst zu eigen wurde: daß der Ursprung eines namenhaften Gottglaubens nicht zu ermitteln ist, ja daß Ursprungsfragen Grenzfragen sind, welche der Forscher als solche anerkennen muß, wenn seine Forschung selber nicht problematisch werden soll. Eine Ursprungsfrage durch Ableitung von einem andern Geschichtsbereich, wo man die Ursprungsfrage nicht zu stellen braucht, beantworten heißt sie zum Schein beantworten. Man hat Jahrhunderte lang das Glaubenswerk, das mit dem Namen Mose verknüpft ist, aus Ägypten ableiten wollen, von dessen Religion man ja allerlei wußte; je mehr man aber davon erfahren hat, als um so vergeblicher erwies sich das Unternehmen. Seither ist an seine Stelle die Ableitung von den Kenitern getreten, von deren Religion man nichts weiß 10 . Deshalb mußte sie sich in der Argumentation nahezu auf die Interpretation alttestamentlicher Texte beschränken, und eine Nachprüfung kann rein exege. Vgl. S. , f. . »That is an explanation of ignotum ab ignoto«, bemerkt hierzu Montgomery, Arabia and the Bible () Anm. .
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tisch verfahren 11 . Soweit mir die Literatur 12 bekannt ist, sind im wesentlichen Argumente dieser Art ins Feld geführt worden: . das der von Baumgartner gemeinten prophetischen Texte, . das des Namens (Ex , ff. und , ), . das der Person Jethros und ihrer Bedeutung (Ex ), . das des Bundesschlusses (Ex ) und . das des Gottesbergs (Ex ). Sie seien der Reihe nach erörtert. . Von den etwa Stellen (wenn man von bloßen Erwähnungen und Anspielungen absieht), an denen in prophetischen Texten vom Auszug gesprochen wird, sagt mit Ausnahme einer einzigen keine mehr, als was in den Pentateuchtexten gesagt ist. »Daß das Verhältnis von Jahwe und Israel aus der Mosezeit stammt«, klingt aus keiner von ihnen in einem andern Sinn als in dem an, der das Leitmotiv der Pentateuchkomposition ist: daß Jhwh erst sich – in den Vätern – das Volk erwählt, damit es werde, dann aber nochmals verwirklichend, nachdem es geworden ist, und daß der vorwegnehmende, auf den »Samen« gehende Bund mit den Vätern nun erst, da es ein Israel als Partner gibt, mit diesem vollzogen werden kann, so daß nun erst wirklich Jhwh sich dieses Israel zum Volke nimmt und ihm sich zum Gotte gibt (Ex , ). Auch eine so radikale Formulierung wie die Hoseas (, ; , ) »Ich Jhwh bin dein Gott von Ägypten her« hat keinen andern Gehalt als diesen, ebenso wie sein »von Ägypten her rief ich meinem Sohn« (, ) ja nur der Adoptionskundgebung von Ex , widerhallt. Die Ausnahme, auf die ich hingewiesen habe, ist Ez , ff. (vgl. auch , ), das jedoch nur hinsichtlich eines Götzendienstes Israels in Ägypten eine Sonderstellung einnimmt, im übrigen geht es nicht über Hosea hinaus. Jedenfalls läßt sich die späte Stelle nicht wohl auf eine selbständige Tradition zurückführen. . Das sich auf Ex stützende Argument ist von mir im . Kapitel behandelt. Es geht nicht an, dem für einen zentral wichtigen Text Verantwortlichen, Autor oder Redaktor, zuzutrauen, er lasse in der Vorstellung Moses das Volk Israel an ihn die Frage richten, wie der Gott seiner Väter heiße. »Moses Erwartung, seine Volksgenossen würden nach dem Namen des ihn beauftragenden Gottes fragen, … ist ein Widerspruch in sich selbst« (Alt 13 ). Dieser Widerspruch wird aber nicht dadurch aufgelöst, .
. .
Hypothesen, wie die von Schmökel, Jahwe und die Keniter, JBL LII () ff. verfochtenen, z. B. die einer kenitischen Herkunft des »Levitenordens«, setzen die exegetische Erwiesenheit der Keniterthese voraus und können, wenn diese Voraussetzung nicht zutrifft, keinen selbständigen Beweisanspruch erheben. Ich darf daher hier auf ihre Erörterung verzichten. Seit Richard v. d. Alm (= Fr. W. Ghillany), Theologische Briefe an die Gebildeten der deutschen Nation () I , und Tiele, Vergelijkende geschiedenis der Egyptische en Mesopotamische godsdiensten (–) ff. Der Gott der Väter () .
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daß man (mit Alt) v. streicht. Auch wenn man, wie es offenbar gemeint ist 14 , die beiden folgenden Verse und also das ammi von v. mitwegläßt, so bleibt doch unentfernbar das ammi von v. 15 – im Mund eines »fremden« Gottes in diesem Augenblick unmöglich – und fordert geradezu eine vorausgehende Erklärung, wer so von Israel rede: kein andrer als ein angestammter Gott kann lange vor dem Bundesschluß, ja vor dem unmittelbaren Kontakt, »mein Volk« sagen. Nicht eine quellenkritische Analyse des Abschnitts, nur eine Bedeutungsanalyse der Frage selbst kann hier weiterführen. Mit dem gleichen ma frägt Dt , der Sohn – nicht nach dem Wortlaut, sondern nach Sinn und Grund der Gesetze, wie aus der Antwort hervorgeht. Nach dem (magisch verwendbaren) Sinngeheimnis des Namens läßt Mose das Volk fragen; darauf gibt v. die Antwort. – Und ebenso ist , nicht quellenkritisch zu bewältigen: als so fragwürdig lernen wir die pentateuchische Redaktorschaft sonst nicht kennen, daß wir es für möglich halten könnten, sie habe Stellen wie Gen , mit dieser zusammengespannt, wenn diese besagt, die Väter hätten den Namen Jhwh nicht gekannt. Dagegen ist recht wohl anzunehmen, daß Texte wie Gen , von der ursprünglichen TrigrammÜberlieferung aus zu verstehen sind. Die Sinnerschließung des Namens durch seine Ergänzung zum Tetragramm, d. h. durch die Wandlung einer Exklamation in eine Verbalform, ist situationsmäßig ein so ungeheures Geschehnis, daß daran sich recht wohl das Wort knüpfen kann: »Ich gab mich dem Abraham, dem Isaak und dem Jakob als El Schaddaj zu sehen [was, da man El Schaddaj doch nicht als eine Gestalt verstehen kann, die der Gott annimmt, nur bedeuten kann: ich gab ihnen in meinem Schaddaj-Namen meine Schaddaj-Eigenschaft – was immer diese sei, der Sinn dieses Namens ist zum Unterschied vom Sinn des Jhwh-Namens nicht tradiert worden – wahrzunehmen], aber meinem Namen Jhwh nach habe ich mich ihnen nicht zu erkennen gegeben.« (Vgl. unten Variantenapparat zu ,) . Nach der Keniterhypothese gibt Jethro , f. »seiner stolzen Freude Ausdruck, daß sein Gott, der Gott der Keniter Jahwe, sich mächtiger erwiesen hat als alle andern Götter« 16 . Aber v. sagt Jethro: »Jetzt habe ich erkannt …« oder »Jetzt weiß ich …«. Er würde demnach ausspre. .
.
a. a. O. . Morgenstern, The Elohist Narrative in Ex , – (AJSL XXXVII, /) will es freilich einem jahwistischen Redaktor zuschreiben, mit der Begründung, daß in den Versen , und kein ammi vorkommt, – als ob es in einem dieser Verse an seinem Platz wäre. Hingegen will Morgenstern in v. nur elohe chothnekha lesen: der Gott deines Schwiegervaters! Budde, Die altisraelitische Religion () .
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chen, er habe bisher nicht gewußt, daß sein, der Keniter Gott größer als alle sei! Welcher Gläubige eines Gottes redet so von ihm! 17 . Des weiteren bringt nach dieser Hypothese Jethro , dem Gott Opfer dar, er leitet das heilige Gemeinschaftsmahl mit Aaron und den Ältesten Israels, das Opfer »wird verrichtet nicht von Aaron, noch von Mose, sondern von dem Keniter; nicht er wendet sich also einem neuen Gotte zu, sondern Israel tut es« 18 . Diese Auffassung ist auf einer Konjektur begründet, wonach nicht waj-jiqqach, »was nirgends vorkommt und keinen verständigen Sinn gibt«, sondern »mit Sicherheit« 19 waj-jiſbach zu lesen ist, wogegen Greßmann 20 jenes als »wohl sicher dogmatische Korrektur des ursprünglichen waj-jaqrib« ansieht. Aber ein verwandtes laqach als Terminus des Opferrituals kommt z. B. Lev , vor und bezeichnet das Herbeischaffen von Opfertieren seitens dessen, für den ein Opfer dargebracht wird. Jethro gibt die Tiere her, damit zu seinen Gunsten Jhwh ein Opfer dargebracht werde. Als Opferer fungierend darf man sich Mose denken (vgl. Targum Jer.), der ja schon von v. her zur Stelle, nämlich in dem Führerzelt 21 ist; keinesfalls hat man daraus, daß als die zum Mahl Kommenden wohl Aaron und die Ältesten (die erst aus dem Lager kommen müssen), aber nicht auch Mose genannt wird, zu schließen, der habe als Beisaß des Keniterstamms »längst zuvor an dem Jahwedienste teilgenommen« und »bedürfe nicht mehr der Aufnahme in seine Gemeinschaft« 22 . Und schließlich geht aus dem Bericht über Jethros Raterteilung v. – wohl hervor, »daß bei dem Wüstenstamm, in den Mose heiratete, eine politische Organisation früher bestand als bei den Israeliten« 23 , keineswegs aber daß »die Theokratie d. h. das Priesterregiment hier bereits in voller Schärfe als die allein berechtigte Organisation des Volkes hingestellt« 24 und »auf fremden Einfluß zurückgeführt« 25 sei. Schon die Gleichung Theokratie = Priesterregiment beruht auf einem für die Erkenntnis der biblischen Wirklichkeit verhängnisvollen Irrtum. Die vorexilische theokratische Verfassungstendenz ist an keinem Punkte,
. . . . . . . . .
Das atha jadathi von Ri , , Ps , besagt etwas ganz anderes: der Beistand des Gottes wird erkannt, nicht seine Größe (die der Gläubige immer wieder bekennt, aber nie als eine »erst jetzt« erkannte). a. a. O. a. a. O. S. . Mose und seine Zeit () Anm. . Vgl. S. f. Budde a. a. O. S. , vgl. Greßmann a. a. O. . Ed. Meyer, Die Israeliten und ihre Nachbarstämme () Anm. . a. a. O. ; vgl. dazu auch unten S. f. W. Vischer, Jahwe der Gott Kains () .
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auch nicht an ihrem Anfang, mit Hierokratie gleichzusetzen 26 . Wenn auch der Begriff einer »Prophetokratie« 27 nicht korrekt ist, weil – wie ich im . Kapitel dieses Bandes zeige – die nachmosaischen vorstaatlichen Nebiim im allgemeinen nicht Inhaber der Macht, sondern der die charismatischen Machtinhaber tragende Kreis waren, Mose aber typologisch nicht schlechthin dem Prophetentum einzureihen ist, so wäre diese Bezeichnung atmosphärisch der Mosegeschichte doch weit angemessener als die hierokratische. Sodann aber ist in jener Auffassung von Jethros Raterteilung ihr Charakter mißkannt. In der Tradition, die dem Bericht zugrundeliegt, sind offenbar zwei Stadien der Urverfassung unterschieden: eins der unumschränkten Macht des charismatischen Führers und eins ihrer Beschränkung durch »spezifizierte Gewaltenteilung« 28 . Nicht drängt sich hier »die geistliche Leitung« auch im Recht »zwischen die Gottheit und das Volk« 29 , sondern umgekehrt wird der Bestimmungsbereich dieser Leitung gemindert (da ja die ſsarim zu bestimmen haben, was jeweils vor die Zentralgewalt gehört und was nicht), und diese Minderung ist es, die auf midianitischen Einfluß zurückgeführt wird: die Freiheitslust des »Wüstenstammes« wehrt sich gegen jeden Ansatz zur Autokratie. Freilich verknüpft sich damit im Text eine dem Nomadentum fremde, rein arithmetische Organisationsform, die offenbar erst der Königszeit angehört (vgl. I Sam , ) und nach einer urzeitlichen Rechtfertigung sucht; die letzten Wörter des . und . Verses von Ex scheinen der ursprünglichen Überlieferung aus solchen Motiven aufgepfropft worden zu sein 30 . . Das Argument des Bundesschlusses ist, wie Baumgartner erwähnt, von mir im . Kapitel zur Genüge behandelt worden. Eine Widerlegung meiner Ausführungen ist m. W. nicht versucht worden. Eine Berith schließen bedeutet biblisch nicht, daß zwei, die einander bislang nicht kannten, nunmehr miteinander zu tun bekommen. Es bedeutet, daß sich zwischen zweien, gleichviel in welcher Beziehung sie bisher zueinander standen, nunmehr dieses feste Rechtsverhältnis der gemeinsamen »Umschränkung« stiftet oder ein schon früher gestiftetes in . . . . .
Vgl. S. , und J. Kaufmann, Probleme der israelitisch-jüdischen Religionsgeschichte ZAW NF VII () ff. a. a. O. S. . Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft () . Ed. Meyer, a. a. O. . Vgl. hierzu Phythian-Adams, The Call of Israel () ff., der freilich sowohl in diesem Punkte als auch hinsichtlich des geschichtlichen Gehalts der Jethro-Tradition eine weitgehende Kritik vertritt; seine Schlußfolgerung aber ist auch die meine: »there is no particle of evidence to be found here for assuming that Moses derived his religion from a priest of Midian«.
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einer neuen, veränderten Situation erneuert. Die Israelstämme haben Jhwh schon gekannt, wie eben wandernde Stämme ihren Führergott kennen; nun aber, im Zugriff der geschichtlichen Stunde und ihres Künders, geschieht der feierliche Zusammenschluß, kraft dessen ein Bund der Stämme und dessen Bund mit dem Melekh, Ordnung und Verfassung, Volks- und Gemeindegeist in einem ersteht. . Gegen meine Bemerkungen im . Kapitel zu Jhwhs angeblichem ursprünglichem »Haften am Gottesberg« wendet Baumgartner ein, der bangen Ungewißheit, wer das Volk weiter durch die Wüste geleiten werde (Ex , –, –, vgl. Greßmann, Mose S. ff.), und der Wanderung Elijas zum Horeb werde meine Auffassung des von urher »mitgehenden« Gottes nicht gerecht. Ex , ist schon für sich, noch mehr aber im Zusammenhang mit v. – (die Unhaltbarkeit der Greßmannschen Analyse ist ja von der alttestamentlichen Wissenschaft schon vielfach eingesehen worden; zur literarischen Einheitlichkeit der ganzen Perikope vgl. jetzt meine Leitwort-Analyse: Buber und Rosenzweig, Die Schrift und ihre Verdeutschung, , S. ff.), eine Kundgebung gegen die Vorstellung eines am Berg haftenden Gottes, die aber damit keineswegs als die ursprüngliche israelitische bezeugt ist (s. unten S. ff.). Daß gar Israel »nach langem Verhandeln« sich begnügen müsse, »daß der Engel Jahwes mit ihm zieht, während Jahwe in seiner Heimat bleibt« 31 , läßt sich nur aus ohne zureichenden Grund durcheinander geworfenen Texten herauslesen. Und Elija wandert I Kö , f. zum Horeb in »die [bekannte] Höhle« um am heiligen Ort zu sterben (was er vorher, v. , sagt, ist keine Redensart!), nicht um sich bei Jhwh »ob all seiner Mühsal und Not zu beklagen« (Eißfeldt bei Kautzsch-Bertholet): das hatte er eben schon v. , eine Tagereise von Beerseba, getan; das Weitere ergibt sich erst, weil Jhwh ihn anredet 32 . Zu den direkten Argumenten für die Keniterhypothese mag sich noch ein indirektes gesellen, das sich auf den Eingangsspruch des Gebets Dt , ff. stützt, welcher »Ein dem Untergang naher Aramäer war mein Vater« übertragen und zu dem bemerkt wird 33 : »Die vorherrschende Meinung, daß der Ahnherr von Dt der Jakob der Genesis sei, ist unhaltbar. Schwerlich hätte ein Israelit den von den Vätern her Gesegneten (Gen , ) einen ’obēd ’aramī genannt. Das Lied kennt den Aufenthalt der Erzväter im gelobten Lande nicht, es ist daher – mindestens mit der in ihm niedergelegten Tradition – älter als die Genesisüberlieferung.« Aber . . .
Budde a. a. O. . Vgl. auch Moritz, Der Sinaikult in heidnischer Zeit () f. Galling, Die Erwählungstraditionen Israels () .
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wenn wir mit unserer Stelle Gen , a zusammenhalten, geht uns auf, daß obed ebenso wie Jer , , Ez , , , Ps , zu verstehen ist: abgesprengt, wie ein Schaf von der Herde 34 . Ebendies sagt Abraham mit jenem hitheu (die beiden Verben finden sich an der Jeremja- und an der Psalmenstelle vereint, für thaa vgl. auch Jes , ) von sich aus: die Gottheit habe ihn von seiner Herde, von der Aramäerhorde abirren lassen. Und der merkwürdige, durch seine Alliterationsfülle als Memorialvers erkennbare Gebetseingang bezeichnet die geschichtliche Herkunft des Enkels nach der des Ahns: er gehört zu jener Sippe der »Abgesprengten Aramäer« in Kanaan (das Selbstverständliche, daß er aus Kanaan nach Ägypten zieht, bleibt ungesagt; – darf man deshalb annehmen, daß das Gebet den Aufenthalt der Erzväter im gelobten Lande nicht kenne?!) Der Vers stimmt mit der Genesisüberlieferung, wie sie sich uns in Gen , einerseits und , , , anderseits (das verbindende Doppel-Motivwort ist erez-moledeth) darstellt, völlig überein, ja er ist eben auf ihr gegründet 35 . Ich habe alles Gewichtige erörtert, was, soweit ich sehe, in der Literatur für die Ansicht angeführt worden ist, Israel sei am Sinai zu der Religion der Keniter »übergetreten« 36 , die Jhwh schon »seit unvordenklichen Zeiten« 37 verehrten. (Nicht behandelt habe ich die Behauptung, sie hätten als fahrende Schmiede 38 Jhwh, der »unzweifelhaft ein Feuergott war« 39 , verehrt, woraus auch allein das sabbatliche Feueranzündungsverbot der Juden und ihr Sabbat überhaupt zu erklären sei 40 : das onus probandi muß hier derer bleiben, die die Meinung vertreten, daß für den biblischen Jhwh das feurige Element nicht ein großer Macht- und Manifestationsbereich, sondern das ursprüngliche und wesenbestimmende Prinzip sei.) Danach darf die Keniterhypothese nicht als exegetisch gerechtfertigt angesehen werden. . . . . . . .
Vgl. Ehrlich, Randglossen I . Vgl. Speiser, Ethnic Movements in the Near East (The Annual of the American Schools of Oriental Research VIII, ) , der obed nach akk. abatu als »flüchtig« versteht. Budde a. a. O. . Lods, Israel () f.; Oesterley-Robinson, Hebrew Religion () . Vgl. neuerdings insbesondre Eisler, Das Qainszeichen und die Qeniter, Le Monde Oriental XXIII () ff.; Budde, Sabbat und Woche (Die Christliche Welt XIII, ) ff. Oesterley-Robinson, A History of Israel () I , vgl. Eisler a. a. O. ff. sowie u. a. Gershenson, The Key to Faith () ff. Budde, Sabbat und Woche S. f. – Bei seiner Erklärung des Verbots hat Budde das ethnologische Material übersehen, das die Verbreitung des für bestimmte Tage und Zeiten geltenden Feuer-Tabu bei den verschiedensten Völkern und seinen ursprünglichen apotropäischen Charakter zeigt, vgl. Webster, Rest Days () ff.
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Wohl aber bleibt das ihr zugrundeliegende religionsgeschichtliche Problem bestehen. Ich glaube in diesem Zusammenhang doch noch andeuten zu sollen, wie es sich mir darstellt. Jethros »barukh Jhwh ascher …«, mit dem er den Befreier Israels preist, gehört mit Melchisedeks »barukh el eljon ascher …« (Gen , ) zusammen, das den Beschützer Abrahams verherrlicht. In der GenesisErzählung, die offenbar die urweltliche Anwartschaft Jerusalems auf den Rang der kultischen Weltmitte erweisen soll 41 , nimmt Abraham in seiner Antwort an den König von Sodom – ursprünglich wohl in einer an Melchisedek selbst – die Gottesbezeichnung auf, mit der der Priesterkönig von Salem ihn begrüßt hatte, schickt ihr aber das Tetragramm voraus. Dadurch identifiziert er seinen Gott Jhwh mit dem El Eljon von Salem, dem »Urheber von Himmel und Erde«. Was sich hier ausspricht, ist nicht eine späte theologische Konstruktion, sondern ein religionsgeschichtlich echtes Grundphänomen, das als der konkret erfaßbare Ausgangspunkt der »Göttervereinigungen« 42 betrachtet werden darf. Der Gläubige eines Gottes begegnet etwa in der Fremde dem Bild und Dienst eines andern Numens, die ihn neu und doch vertraut anmuten: dieser Fremdgott kommt ihm im Gegensatz zu manchen andern, die er auf seinen Wegen betraf, im prägnanten Sinn wirklich vor, in ähnlicher Art wirklich wie er es eben von seinem eignen göttlichen Herrn weiß, – in ähnlicher? nein, in der gleichen; denn er schaut an, er staunt, endlich erkennt er ihn wieder. Gefördert und gesteigert wird der Vorgang, wenn eine außerordentliche Stunde ihn hervorbringt, ein Ereignis etwa, das beiden Partnern, dem Wanderer und den Dienern des Andern, Befreiung, etwa von einem gemeinsamen Feinde schafft. Da spürt man die göttliche Tat so gemeinsam, daß man gemeinsam überwältigt wird: es ist Derselbe! Die Verschmelzung, in die auch das Verschiedne an Bild und Dienst eingeht, sofern es der Verschmelzung nicht widerstrebt und ausscheiden muß, hat damit schon angehoben. Ein tieferer Widerstand geht von dem Vorbehalt des Namens aus. Er kann etwa so überwunden werden, daß der geheimnismächtigere der beiden Namen in die Vereinigung als der Name, der andere nur als Epitheton eingeht; solch eine Verbindung äußert sich in dem Spruch Abrahams. Es kann aber auch so geschehn, daß, etwa bei Ähnlichkeit oder Verwandtschaft der beiden Namen, der sinnmächtigere den andern aufsaugt; ein Vorgang solcher Art scheint es mir zu sein, was hinter Jethros Huldigung steht. Der annehmbare Teil der Keniterhypothese ist, daß die Keniter den . .
Buber und Rosenzweig, Die Schrift und ihre Verdeutschung . Vgl. Bertholet, Götterspaltung und Göttervereinigung () ff.
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Gott eines Berges verehrten. Mit der Erfahrung Moses, der an eben diesem Berg Kundgebung und Anrede eines Gottes empfängt, der sich ihm als der Gott seiner Väter und als Jhwh – d. h. wohl als der bislang mit dem Trigramm Benannte, fortan mit dem Tetragramm zu Benennende – zu erkennen gibt, würde dann religionsgeschichtlich der Identifikationsprozeß beginnen: also ist der Gott, von dem sie erzählen, daß er auf diesem Berge hause, kein andrer als unser Gott gewesen! Es darf als religionsgeschichtlicher Grundsatz ausgesprochen werden, daß Gotteserfahrung mit der Erfassung einer einzelnen Erscheinung, Gotteserkenntnis aber mit der Identifikation zweier, Erkenntnis also mit Wiedererkennen beginnt. Mit der ersten Mitteilung Moses an die ihm Verschwägerten würde die Identifikation anfangen, aus einer in der Seele der erfahrenden Person sich begebenden zu einer zwischen den volksmäßigen Trägern zweier Glaubensüberlieferungen sich begebenden zu werden. Selbstverständlich könnte diese Mitteilung noch keinen Glaubensakt, nur erst das fruchtbare Staunen erregen. Erst unter dem Eindruck des Auszugs – dessen Gelingen der Anführer dem Gott seines Stämmebunds zuschreibt, dem Gott, der sich ihm aber einst ja am Keniterberg berufend kundgetan hatte –, unter dem Eindruck der befreienden Macht (»ja, das ist er, der aus der Wolke überm Berg Niederblitzende, es kann kein anderer sein!«) würden die Keniter die Gleichsetzung vollziehen und den Namen, der in seinem kraftspendenden Verbalsinn auch ihnen in ihrer Sprache, durch »Übertragung«, aufgeschlossen worden sein kann, anerkennen: atha jadathi, jetzt habe ich erkannt! In der unter diesem Gottesnamen zusammengeschlossenen Gemeinschaft des erweiterten Bundes würden sie dann mitziehen und an der Landnahme teilnehmen, dem nun gemeinsamen Bild und Dienst ergeben und doch die eignen überlieferten Lebenssitten, das Dritte, das von der Verschmelzung von Göttergestalten und Kulten unberührt bleiben kann, mit einer besondern zähen Nomadentreue bewahrend (Jer ). Israel – so würde sich ergeben – bekehrt sich am Sinai nicht zum Gott der Keniter, aber auch die Keniter bekehren sich nicht zum Gott Israels. Israel merkt, daß sein Volksgott auch der Erdgewalten waltet; die Keniter erkennen, daß ihr Berg- oder Bergfeuer-Gott Stämme errettet und leitet. Beider Gottesbild wächst. Statt eines, der nur Naturgott, und eines, der nur Geschichtsgott ist, dämmert die Gestalt des Einen auf, der der Herr der Natur und der Herr der Geschichte ist. Immerhin, wenn auch der Identifikationsakt selbst sich in einer plastischen Stunde begeben kann, die Verschmelzung hebt mit ihm erst an, die Widerstände des Ungemeinsamen wirken noch lange fort. Wenn der Gott der Keniter ein Berggott war, erklärt sich schon daraus jene Kundgebung
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von Ex gegen die Vorstellung eines am Berg haftenden Gottes, als gegen die Nachwirkung des kenitischen Bildes, die sich mit kanaanitischem Lokalgötterglauben, mit der Baalisierungstendenz verbünden mochte, gerichtet. 43 IV. Gerhard von Rad 44 hält meine Thesen für »insofern konstruktiv, als der Bezeugung Jahwes als des melek im AT nicht die generelle, theologische Bedeutung zukommt, wie Buber annimmt«. Er begründet diese Kritik mit folgenden Sätzen: . »Es steht fest, daß Jahwe im AT keineswegs vor der Königszeit als melek bezeichnet wird.« . »Es ist exegetisch ohne Basis in den Texten, wenn der Sinaibund pointiert als Königsbund verstanden wird.« . »Überhaupt geschieht die Prädizierung Jahwes als König viel mehr im hymnischen Überschwang der gehobenen Rede, als daß man gerade sie für einen besonders bedeutsamen Exponenten einer prinzipiellen Glaubenshaltung ansehen dürfe.« . »Buber konfrontiert den malk, ›die Führergottheit‹, aufs schärfste mit dem Baal … Aber wo in dem zähen Ringen mit der Baalsreligion … wird dieser Kampf mit der theologischen Devise geführt, daß Jahwe der malk sei?« . »Buber führt viele Stellen an, die auf irgendeine Weise aussagen, daß Jahwe Israel ›geführt‹ hat; damit ist aber doch das Theologumenon ›malk‹ in dem behaupteten Sinn noch nicht gegeben. Vielmehr ist damit den Bezeugungen, denen es wirklich eigen ist (also im kultischen oder eschatologischen Sinne), ihr spezifisches Gewicht genommen.« Darauf ist zu antworten: Zu . Für die Behauptung, es stehe fest, daß Jhwh vor der Königszeit nicht als melekh bezeichnet werde, ist weder von v. Rad noch von sonst jemand bisher ein Beweis erbracht worden. Freilich, wenn es sich um sichere Datierbarkeit von Stellen handelte, dann wäre als die älteste Stelle mit Eißfeldt 45 sogar erst Jes , anzusehen. Aber sichere Datierbarkeit meint v. Rad offenbar nicht, denn sonst wäre das apodiktische »es steht fest« sinnlos, anderseits hätte er dann geschrieben: »vor Jesaja« und nicht: »vor der Königszeit«. Er muß also sagen wollen, es gebe keine der vorköniglichen Zeit angehören könnende Stelle, an der Jhwh als melekh bezeichnet werde. Das aber ist unzutreffend. Man darf sich freilich nicht auf die substantivische Bezeichnung be. . .
Auf andere Einwände in Baumgartners ausführlicher Rezension gehe ich in den Anmerkungen ein. ThW s. v. βασιλεύϚ I . ZAW NF V () : »die älteste sicher datierbare Stelle«.
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schränken: durch die verbale kann Jhwh in einer Ausrufung wie Ex , das Königsprädikat aufs unzweideutigste beigelegt werden. Wir haben hier, in dem Meerlied, einen Text, dessen Grundstock durchaus (vgl. S. ff. dieses Bandes und die dazu S. Anm. genannte Literatur) als vorstaatlich anzusehen ist. Dasselbe gilt vom Rahmenlied des Mosesegens, das in v. rückblickend der Gestaltwerdung jener Ausrufung im Bund mit der substantivischen Bezeichnung melekh gedenkt (vgl. S. ff. dieses Bandes und die dazu S. Anm. genannte Literatur). Wenn es demnach unzutreffend ist, es stehe fest, daß die Bezeichnung in früher Zeit nicht vorkommt, so ist es doch eine gewichtige Tatsache, daß sie in prophetischen vorjesajanischen Texten – außer dem andeutenden Am , , zu dem meine Übersetzung und S. Anm. dieses Bandes zu vergleichen ist – überhaupt nicht, in erzählenden und der Erzählung eingegliederten Texten aller Zeit nur selten vorkommt. Selten, und zwar nur an Stellen, wo sie repräsentativ wichtig, ja unentbehrlich erscheint. Die vier Stellen des Pentateuchs – außer den beiden angeführten Num , und die durchaus hergehörige 46 Ex , –, die ich im . Kapitel dieses Bandes behandle, haben durchaus eine solche brennpunktartige Bedeutung. Nach der geglückten Befreiung ruft das Volk seinen König aus (Ex , ); der König eröffnet seine Verfassungsgebung mit der Kennzeichnung seines »Königsbereichs« (Ex , ); der mantische Vertreter der menschenhörigen Völkerwelt beugt sich dem Gotteskönigtum in Israel (Num , ); Mose gedenkt vor dem Sterben, ehe er das Volk zum Abschied segnet, mit den letzten Worten vor dem Beginn des Segens, der Stunde am Sinai, da über den vereinten Stämmen »in Jeschurun ein König ward« (Dt , ). Man prüfe nach, ob die Melekhbezeichnung an einer der vier Stellen entbehrlich war, aber auch, ob sie an irgendeiner andern außer diesen vier unentbehrlich gewesen wäre! Die für die Textauslese Verantwortlichen bewahrten, was bewahrt werden mußte, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Im Buch Richter, in dem es von Melekhs wimmelt (vgl. das . Kapitel dieses Bandes), wird an der entscheidenden Stelle, , f., sorglich vermieden, das Wort, Nomen oder Verb, auf Jhwh anzuwenden. Hier kann es vermieden werden, weil es noch nicht um das geschichtliche Faktum des israelitischen Königtums geht, mit dem das göttliche im gleichen sprachlichen Ausdruck zu konfrontieren wäre, sondern erst um das erste, noch unverwirklichte Streben danach. Nicht mehr vermieden kann es in der Konfrontation mit dem historisch realisierten Königtum werden: .
Von Eißfeldt a. a. O. nicht mitangeführt.
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I Sam , ; , , (zur letzten Stelle vgl. S. Anm. dieses Bandes). Weil hier für den menschlichen Herrscher die Vokabel melekh gegeben ist, muß sie in der Gegenüberstellung auch auf den göttlichen angewandt werden. An vorjesajanischen prophetischen Stellen kommt wie gesagt nur eine in Betracht, wenn ich sie richtig interpretiere: Amos , . Wenn man von meiner Deutung aus den seltsam gebauten Vers neu in seinem Zusammenhange prüft, merkt man, daß hier etwas sonst Zurückgehaltenes nach Ausdruck verlangt und nur diesen noch verschleiernden zugestanden bekommt. Erst mit dem gewaltigen absoluten ham-melekh in Jesajas Berufungsbericht bricht eine neue Haltung durch, die sich aber nur allmählich auswirkt. (Von den frühen Psalmen sehe ich des besondern Problems der liturgischen Sprache halber in diesem Zusammenhange ab.) Es ergibt sich, daß das Melekhtum Jhwhs schon in vorstaatlicher Zeit eine Wirklichkeit des Glaubens und der theokratischen Verfassungstendenz war, daß aber dessen Äußerung lange auf das religiös-politisch Notwendige beschränkt blieb. Das Vorkommen an den repräsentativen Stellen, jedoch lediglich an diesen, läßt sich nur durch eine hemmende Scheu der Autoren und Redaktoren erklären, diese aber nur durch das Unwesen der Malk-Mythen und -Kulte der Nachbarvölker, dessen Vordringen man fürchtete, bis es so vorgedrungen war, daß man es direkt, durch Gegenüberstellung von Melekh und Molekh, von göttlichem und vergötztem Bild und Dienst bekämpfen mußte 47 . Damit ist auch (zu ) beantwortet, warum der hoseanische Kampf gegen den Baal nicht unter dem Melekh-Zeichen stand. Die Gefahr drohte, daß man den Baal durch den Molekh austreiben würde. Aber auch daß (zu ) die Prädizierung mehr im hymnischen Überschwang geschah, erklärt sich daraus, da der Geistessturm, der sich in diesem aussprach, die Hemmung eher bezwang. Im übrigen ist für die Erkenntnis einer elementaren Religion keine andre Quelle dem Hymnus vorzuziehen; man denke nur an das Rigveda und die Gathas. Die »gehobene Rede« ist auf diesem Gebiet gerade das unmittelbare Zeugnis. Zu . Die exegetische Basis, auf der der Sinaibund als Königsbund zu verstehen ist, setzt sich aus folgenden Momenten zusammen: erstens, es ist ihm wie gesagt eine Königsproklamation vorausgegangen; zweitens, die Kundgebung beginnt mit einem literarisch wohl nicht frühen, aber offen.
Vgl. S. ff. dieses Bandes sowie jetzt Eichrodt, Theologie des Alten Testaments I () , mit dem ich aber nur zum Teil übereinstimmen kann.
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bar traditionshaltigen Königsspruch; drittens, der Bund wird auf eine Verfassungs- oder Gesetzesurkunde geschlossen; viertens, die vom Gott übernommene Verpflichtung ist die ursprüngliche Königspflicht (I Sam , ): Führung (Ex , ff.) und Feindbezwingung (v. ff.). Zu . Malk ist eben der göttliche Führer des wandernden und landnehmenden Stammes. Das ist eine Konkretheit, ohne die er eben nur ein Theologumenon, in der wirklichen Volksgeschichte unverwurzelt, wäre. Diese seine Konkretheit geht in das Kultische ein, vor allem in der Gestalt der mitziehenden Lade; nur daher ist ein kultischer Melekhspruch wie Ps , – anschaulich zu verstehen, nicht aus der Prozession nämlich, sondern aus ihrem Urbild, dem Voranschreiten des gibbor milchama im geschichtlichen Zug. Und diese seine Konkretheit geht in die Weissagung ein, die verkündete Befreiung erscheint im Bild des Wüstenwegs; eine Melekhverheißung wie Micha , , wo Jhwh die ausbrechende Schar wie ein Leitwidder anführt, ist durch die Überlieferung solchen Geschehens belichtet, und der Zusammenhang findet seinen vollendenden Ausdruck in den deuterojesajanischen Führungsansagen, die, wie schon gesagt, von seinen Melekh-Proklamationen nicht zu trennen sind. Das »spezifische Gewicht« rein kultischer und rein eschatologischer Bezeugungen wäre ein Scheingewicht. Aus der überlieferten Erfahrung göttlichen Melekhtums, aus organischer Erinnerung erwächst dem Kultischen und dem Eschatologischen gleicherweise die Leiblichkeit, die sie hindert, Apparat und Schema zu werden, und vermöge deren sie bis in unsern Tag hin wirken. Hätten sie dies nicht gewonnen, dann wären sie, wie all das unzählige Nur-religiöse der Geistesgeschichte, längst in Museen und Bibliotheken begraben. V. Jecheskel Kaufmann 48 hält zwar eine primitive Theokratie in Israel für historisch, aber meine Auffassung einer theokratischen Tendenz im Sinne der Ausschließung eines menschlichen Königtums für allzu weitgehend und begründet dies im wesentlichen mit folgenden Sätzen: . Der Pentateuch, der unzählige Male den Götzendienst bekämpft, spricht nirgends gegen eine Königsverehrung. Das menschliche Königtum wird in ihm niemals abgelehnt, wohl aber an mehreren Stellen verherrlicht, und zwar: in der Verheißung an Abraham Gen , , in der an Jakob , , in der Erzählung von Melchisedek, in der Josephsgeschichte, in dem Verbot, einem Naſsi zu fluchen (Ex , , vgl. Lev , ), in dem Königsgesetz (Dt , –), in dem Jakobssegen an Jehuda und an Ascher (Gen , , ). .
Kirjath Sepher X () –.
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. Von allen Schriftpropheten nimmt nur Hosea eine ablehnende Stellung zum Königtum ein, und auch er hat nur dessen Niedergang im Auge. Zwischen Prophetie und Königtum hat kein fundamentaler Gegensatz bestanden. . Der Messianismus läßt sich, eben in der Gestalt des Messias, nicht aus der primitiven Theokratie ableiten. 49 In einzelnen Punkten erwartet Kaufmann mit Recht eine Klärung von den folgenden Bänden. Aber schon im Vorwort zur . Auflage dieses Bandes habe ich es als die Aufgabe des zweiten bezeichnet »darzulegen, wie die Konzeption eines menschlichen Statthalters des Gottes jene primitivtheokratische Tendenz kreuzt und umbildet« (S. ), und zu »zeigen, wie sich der sakrale Charakter des israelitischen Königs als eines ›Gesalbten‹ Jhwhs zu jener verhält« (S. ). Mit anderen Worten: daraus, daß das menschliche Königtum in der samuelischen Krise religiös rezipiert und im Sakrament der Salbung eingeheiligt wird, ergibt sich die bedingt positive Haltung der Propheten zu ihm, die notwendigerweise je und je und – wenn wir von dem besondern Problem Samuel-Saul absehen: von Nathan bis Jeremja – in eine kritische umschlägt; und diese kritische Haltung ist es, die ihre grundsätzliche Aussprache bei Hosea findet. Von hier aus leite ich im II. Bande die Entstehung des Messianismus ab 50, von hier aus haben sich innerhalb des Messianismus die Spannungen ergeben, die im III. Band zu erörtern sind. Aus der geschichtlichen Tatsache der religiösen Rezeption des Königtums, d. h. seines statthalterlichen Charakters, der jedenfalls von den Propheten und den ihnen nahestehenden biblischen Autoren entscheidend ernstgenommen wird, ist es auch zu verstehen, daß »royalistische« Pentateuchtexte wie Gen , , , nicht als antitheokratisch empfunden zu werden brauchten. Wenn es richtig ist, was ich in den zwei ersten Bänden zu beweisen versuche, daß in der vorköniglichen Zeit das Führungsprinzip, das die Stämme immer wieder zusammenschloß, unlöslich verbunden war mit der Tendenz zu einer unmittelbaren Theokratie, dann können solche Stellen nur eben nicht der vordavidischen Zeit angehören, was für Gen , doch wohl außer Frage steht. Es ist der Beachtung wert, daß alle drei genannten Stellen »Schaddaj«-Texten angehören; außer hier kommt dieser Gottesname nur noch andere dreimal in der Genesis vor, davon zweimal in der Josephsgeschichte. Der Gedanke drängt sich auf, daß hier das großisraelitische Königtum mit Verheißungen verknüpft . .
Auf Kaufmanns Einwände gegen meine Auffassung von Num , und Ri , gehe ich in den Anmerkungen ein. Vgl. auch meinen Vortrag »Biblisches Führertum« in »Kampf um Israel« () .
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werden soll, deren Echtheit durch den archaischen Gottesnamen beglaubigt wird. Daß auch die Melchisedek-Erzählung mit ihrer auf den kultischen Uranspruch Jerusalems zielenden Tendenz ihre Prägung in der salomonischen Zeit gewonnen hat, habe ich bereits oben angedeutet; das ganze . Kapitel, das künftige Siege über die Könige vorwegnimmt, klingt großisraelitisch. Was in der Josephsgeschichte an Ansage späterer Herrschaft über alle Brüder steckt, kann am ehesten mit ephraimitischen Gegen-Aspirationen zusammenhängen, die recht wohl in der Frühzeit des Nordreichs zu lokalisieren sind. Das deuteronomische Königsgesetz schließlich scheint mir seinem Kern nach (v. –; ff. ist später Zusatz ganz andern Stils und Charakters) auf ein prophetisches antisalomonisches Pronunciamento zurückzugehen; für die Rosse von v. , die Weiber von v. a und die Schätze von v. b liegen für keine spätere Zeit so nachdrückliche Belege wie für diese (I Kön , ; , f.; , ff.; , ff.) vor, in der auch die Zettelung mit Ägypten (v. ) beginnt; mit dem isch nokhri von v. , für den es aus der ganzen Geschichte Israels keine Erklärung gibt, ist wohl der Sohn der Pharaonentochter gemeint 51 . Das Königsgesetz, das v. die Volksforderung von I Sam , zitiert, spricht in v. a die theokratische Bedingtheit des Königtums eindeutig aus: Jhwh ist es, der den König wählt. Man spürt den Atem einer Zeit, in der das dynastische Prinzip noch nicht selbstverständlich, d. h. nur durch Revolutionen durchbrechbar geworden ist. Die durch das raq eingeleiteten Beschränkungen der Königsgewalt – später durch ff. zu allen Beschränkungen ergänzt, die sich aus »dieser Thora« ergeben – deuten auf die Verantwortung des Herrschers der Gottesmacht gegenüber, in deren Namen er regiert, und implicite auf seine Absetzbarkeit durch sie hin; es tönt im Zusammenhang mit a durch: was Saul widerfahren ist, kann auch dir widerfahren. Die von Kaufmann angeführten Pentateuchstellen (von Ex , und Lev , sehe ich ab, da sie sich keineswegs auf den König zu beziehen brauchen 52 ) spiegeln demnach den Geist einer Epoche wieder, in der das Faktum der religiösen Rezeption des Königtums sich in einer breiten Skala auswirkt: von seiner Verherrlichung, für die das Faktum im wesentlichen Ermächtigung, Sanktionierung, Gottesgnaden.
.
»Das Verbot, einen ausländischen König zu wählen, ist vor dem Exil kaum denkbar«, bemerkt Eißfeldt (bei Kautzsch-Bertholet), der im übrigen Bezüge auf Salomon verzeichnet, zur Stelle; aber das Verb »wählen« ist in diesem Zusammenhang mit Bedacht vermieden, nur JHWH erscheint hier als der Wählende, »setzen« kann auf eine bestimmte Erbfolge gehen, die befürchtet und bekämpft wird; nokhri kann der Sohn einer nokhrith genannt werden. Vgl. Noth, Das System der zwölf Stämme Israels () f., zuletzt Wendel, Säkularisierung in Israels Kultur () ff.
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tum bedeutet, bis zu Ermahnung und Warnung, für die demselben Faktum der Sinn der Auftragserteilung an ein streng verantwortliches Statthaltertum innewohnt. Für eine radikale Ablehnung des entarteten Königtums, wie wir sie zwei Jahrhunderte später bei Hosea finden, haben damals die Voraussetzungen noch nicht bestanden. Eine Königsverehrung ist auch hernach nicht bekämpft worden, weil die theokratische Tradition, vereint mit der ihr (vgl. S. ff. dieses Bandes) eigentümlich zugehörigen, unerstorbenen Freiheitslust des Westsemiten, auch in dem Zeitalter des Niedergangs noch stark genug war, um ihrem Aufkommen vorzubeugen (vgl. II. Band). Daß auch Hoseas Ablehnung ungeachtet ihres grundsätzlichen Charakters keine unbedingte ist, darin stimme ich mit Kaufmann so sehr überein, daß ich es selbst schon in der . Auflage dieses Bandes (S. ) ausgesprochen habe. Das Königtum war so stark in die Theokratie eingebaut oder theokratisch unterbaut, daß die Kritik der Prophetie nicht an den Grund selbst rühren konnte: sie konnte nur eben auf diesen Grund weisen, den Inhaber der Macht also mit dem Ursprung und dem Sinn seiner Macht konfrontieren. VI. Anhangsweise sei noch einer sonderbaren Anmerkung gedacht, die ich in dem soeben erschienenen II. Band von Elias Auerbach, Wüste und Gelobtes Land, auf S. finde. Sie gehört zu einem Abschnitt, der von der Perserzeit handelt und in dem auch von der Idee »der Gottesherrschaft über Israel« als einer in dieser Zeit entstandenen »echten Ersatzbildung (›Sublimierung‹) für das Königtum« die Rede ist. »Dieser Gedanke« setze die Fremdherrschaft voraus, »wenn auch nicht gedanklich, so doch bei seinem Eintritt in die Welt der Dinge«. Von ihm aus werde »dann die ganze vergangene Geschichte Israels neu gesehen, gewertet, gruppiert und umfassend neu dargestellt; aber die Idee der Theokratie selbst in ältere oder gar älteste Schichten der israelitischen Entwicklung zurückzutragen, bedeutet eine Verkennung des Tatsächlichen«. Hierzu nun die Anmerkung: »Diesen grundlegenden Fehler begeht Martin Buber in seinem ›Königtum Gottes‹, . Die dort beigebrachten biblischen Erweise sind nicht zu halten, da sie durchweg jungen literarischen Schichten entnommen sind.« In der gegenwärtigen Entwicklungsphase der alttestamentlichen Wissenschaft ist eine so dogmatische Äußerung bemerkenswert. Nahezu überall hat man zu spüren begonnen, daß die zu bewundernswerter Kunstfertigkeit gediehenen literarkritischen Methoden nicht zureichen, um die wirklichen Schichten zu unterscheiden, daß »formale Quellenkritik auf der Grundlage ganz unzureichender sprachlicher Kennzeichen und inhaltlicher Unebenheiten« (Staerk ) den Zugang zur Entstehungsgeschichte des Textes nicht zu erschließen vermag, und gerade die jüngere
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Generation bekennt sich zu der Einsicht, die einer ihrer namhaften Vertreter, selbst mit allen Feinheiten jener Methodik produktiv vertraut, so ausgesprochen hat (v. Rad 53 ): »Trotz aller Literarkritik wissen wir von dem Wesen des alttestamentlichen Schrifttums und von den Gesetzen seines Wachstums, von seinen aufbauenden Kräften fast nichts.« Auf allen Teilgebieten sind die Probleme aufgerührt, werden die Fragen in neuer Unbefangenheit neu gestellt. Man ist daran, die Kriterien der Literarkritik zu überprüfen; darüber hinaus aber hat man erkannt, daß ein Urteil über Alter oder Jugend einer literarischen Schicht keinesfalls eines über Alter oder Jugend der entsprechenden Entwicklungsschicht rechtmäßig involviert, weil jeweils zu untersuchen bleibt, z. B. ob nicht eine frühe echte Tradition erst in einer späten Formung oder Umformung an uns gelangt ist; man erkennt, daß ohne das Zusammenwirken mit einer – freilich erst im Werden begriffenen – Traditionsforschung, vielmehr Erforschung der Traditionsbearbeitungen und der sie bestimmenden Tendenzbildungen, die Quellenkritik irregreifen und irreführen muß. Elias Auerbach aber weiß, mit einem Wissen, das sich offenbar als mit dem Wissen der zeitgenössischen Wissenschaft identisch empfindet und daher keiner Beweisführung mehr zu bedürfen vermeint: meine biblischen Erweise sind nicht zu halten, da sie durchweg jungen literarischen Schichten entnommen sind. Ich habe in diesem Band, im Text und im Apparat, einige Beiträge zur Datierung meiner Belege gegeben (s. z. B. zu der von Num , b, S. –), – Vorläufiges, es wird noch manche Ergänzung not tun, immerhin, es sind Beiträge. Man kann sie annehmen, erwägen, erörtern, beanstanden, bekämpfen; über sie hinweg, vom Wolkenthron der Schule dekretieren darf man nicht 54 . Es ist nicht mehr an dem. Im übrigen scheint mir die Selbstverständlichkeit, mit der hier der Gedanke der Gottesherrschaft über Israel als Erzeugnis der Fremdherrschaft behandelt wird, nur dann möglich, wenn man sich mit dem Problem eines ursprünglichen Melekhtums, d. h. einer konkreten Führung des Stämmebundes durch seinen Gott, nicht ernstlich befaßt und in der schulüblichen Vorstellung der »Projektion« so befangen ist, daß man zu der Frage, ob die theokratische Idee der Perserzeit nicht etwa bloß einen restaurativen, von einer sakral erhaltenen Überlieferung bestimmten Charakter trage, nicht . .
Die Priesterschrift im Hexateuch . Es sei mir gestattet, in diesem Zusammenhang ausnahmsweise – besonders auch der Person des Sprechers halber – eine der nichtkritischen Stimmen zu zitieren. John Wood Oman beschließt seine Besprechung dieses Bandes (JThSt ) mit dem Satz: »this is a work which, if it is wrong, will require a serious and circumstantial answer, and, if it is right, is very important for the history of religion as well as for the interpretation of the Old Testament, and even of the New«.
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vorzudringen vermag; wenn man sich vor dieser Frage dadurch schützt, daß man sie als »rückschrittlich« ablehnt. Für das, was sich bei solcher Haltung ergibt, will ich nur noch einen Satz Auerbachs anführen: der Gedanke der Gottesherrschaft über Israel sei »ein ganz anderer als die gewaltige Konzeption« Jesajas, Jeremjas und Deuterojesajas »von Gott als dem Herrn aller Völker und Leiter der Geschichte«. Aber woher diese gewaltige Konzeption? Wenn man sie nicht (was auch Auerbach offenbar nicht im Sinn hat) von äußeren Einflüssen ableiten will, muß man sie von der Glaubensgeschichte Israels her zu verstehen suchen. Das aber ist, wenn man mit Auerbach von einem ursprünglichen Melekhtum nichts wissen will, ein vergebliches Bemühen. Anders, wenn man jenes ernstnimmt. Dann tut sich Amos , (vgl. S. ) als ein Zwischenglied von höchster Bedeutung kund. Der Vers handelt von Gottes Urwirken in der Geschichte: als Führer der aus Abhängigkeit in Freiheit, aus Enge in Weite ziehenden Völker. Wie Jhwh einst unserm Zug aus Ägypten, das erfährt Israel hier, vorangeschritten ist (vgl. , ), als wirklicher Melekh auch im ursprünglichen Wortsinn, als »ratender« Spender des Weg- und Kampforakels (vgl. Variantenapparat zu ,, S. , Anm. ), ebenso hat er die Wanderschaften und Landnahmen unserer Nachbarn – unsrer uns oft feindlichen Nachbarn! – befehligt 55 . Gleichviel wie jedes der Völker seinen göttlichen Melekh benennt, es sind alles Namen des Einen. Jedes hat er in ein gutes Land gebracht und hat ihm geholfen es zu besetzen und zu besiedeln. Jedes hat sich auf der neuen Adama eine staatliche Ordnung errichtet, hat sich Menschen zu Melakhim gewählt, die Dynastien gründeten, ist zu einer Mamlakha, zu einem Königsbereich, einem Königreich erwachsen. Er aber, Jhwh, der Urführer, Urstifter, ist der Oberherr dieser Mamlakhoth geblieben, der sie richtet und die sündigen von der Adama hinwegtilgt (v. ). Hier ist die entscheidende Klärungsphase des großen glaubensgeschichtlichen Prozesses erfaßbar, in dem der mosaische GottScheikh der Wüstenwanderer sich als der Herr aller Völker und der Leiter der Geschichte zu erkennen gibt. Wer sich einen unbefangenen Blick bewahrt oder wiedergewonnen hat, sieht, wie tief und fest dieser mächtige Brückenpfeiler in den Grund gerammt ist, aber auch, daß es eine echte Brücke ist die er trägt: das Ufer der Vorzeit, mit dem er verbindet, ist nicht eine aus nachexilischem Fundierungsverlangen entstandene Fikti.
Von hier aus sind dann die oben erwähnten Verkündigungen bevorstehender und künftiger Volksführung, von Micha , bis zur Vollendung bei Deuterojesaja, zu verstehen: Uns aber hat jhwh nicht bloß einst geführt, er führt uns und wird uns führen. Der als Weltkönig Erkannte ist für Israels ganzen Geschichtsgang der Melekh im Ursprungssinn geblieben.
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on, sondern die erinnerte Wirklichkeit der Frühe, ohne die wahrzunehmen man Israel nicht wahrnehmen kann. *
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Was in den Anmerkungen an Entgegnung auf Einwände steht, ist teils unter mit einem a oder b versehenen Ziffern, teils in eckigen Klammern zu finden, ebenso was ich auf bedeutsame Veröffentlichungen dieser Jahre zu erwidern habe, die ohne Bezugnahme auf mein Buch in der einen oder andern Frage einen entgegengesetzten Standpunkt vertreten. Meine (erstmalig im September–Oktoberheft der Theologischen Blätter gedruckte) Erwiderung auf die bedeutsamste unter ihnen, Eißfeldts »Molk als Opferbegriff im Punischen und Hebräischen und das Ende des Gottes Moloch« (), habe ich den Anmerkungen zum . Kapitel angeschlossen. Für wertvolle Hinweise habe ich noch Dr. David Hartwig Baneth, Dr. Max Eschelbacher, Prof. Michael Guttmann, Prof. Eugen Mittwoch und besonders Dr. Arthur Spanier zu danken. Martin Buber Heppenheim an der Bergstraße, im Frühherbst .
Vorwort zur dritten Auflage Ich habe den Text der vorigen Auflage im wesentlichen unverändert gelassen, da mir die seither erschienene Literatur keinen Anlaß zu erheblichen Änderungen gab. Der Apparat ist nur so weit als unbedingt nötig ergänzt worden (mit der dankenswerten Hilfe meines Schülers Meïr Michaelis). Andere das in diesem Buche Gegebene vervollständigende Erörterungen sind in den seither erschienenen Büchern »Moses« (2) und »Der Glaube der Propheten« () zu finden. Von den mir nach der . Auflage zu Gesicht gekommenen Rezensionen muß ich auf die von Albright (JBL ) kurz eingehen, weil er meiner Unterscheidung von malk-Göttern und baal-Göttern (im . Kapitel) eine »aprioristic approach to historical problems« vorwirft und mir empfiehlt, zur Gewinnung einer andern Haltung das Material von Ras Schamra stärker zu verwerten. Anderwärts (From Stone Age to Christianity2 und Archaeology and the Religion of Israel) beruft er sich für seine kritische Stellungnahme zu einer kanaanäischen Pluralität von Bealim besonders auf Eißfeldts gewichtige Abhandlung »Baʿ alšamêm und Jahwe« (ZAW NF XVI, ), die auch hier heranzuziehen ist 1 . Von anderer Seite ist gegen mich geltend gemacht worden, »der malk-Gedanke stehe in unlösbarem Zusammenhang mit dem naturalistischen Mythus des alten Orients« 2 , d. h. mit der »Königsideologie«, wie sie in unserer Zeit insbesondere die sog. schwedische Schule »in einem naturmythischen Schema aufgedeckt hat«2, widerspreche also dem Grundwesen der Religion Israels. Die erste Gruppe von Einwänden bezieht sich somit auf die baal-Götter, die zweite auf die malk-Götter. Ich habe jene und diese gesondert zu behandeln. Religionsgeschichte läßt sich, wie alle Geschichte, nur unter Verbindung von Einzigkeiten und Gemeinsamkeiten wissenschaftlich betreiben. Ge. .
Vgl. aber die stark einschränkenden Bemerkungen From Stone Age2 , Religion f. H.-J. Kraus, Gespräch mit Martin Buber. Evangelische Theologie XII (/) ; vgl. aber auch dessen Schrift »Die Königsherrschaft Gottes im Alten Testament« () . – Zur Königsideologie vgl. namentlich Engnell, Studies in Divine Kingship () und Widengren, Sakrales Königtum im AT und im Judentum ().
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schichtlich betrachtet, erhebt sich jede große Religion vor einem ihr typologisch mehr oder minder ähnelnden Hintergrund, von dem sie sich aber eben doch entscheidend abhebt. In dem konkreten Vorgang ihrer Entstehung ist sie einmalig und einzig wie in ihrer konkreten Erscheinung; aber das Unvergleichliche an ihr läßt sich nur vom Vergleichbaren aus wissenschaftlich erfassen. Diese im eminenten Sinn historische Betrachtungsweise wäre aber nicht wissenschaftsmöglich, wenn nicht die religiöse Überlieferung der im Glauben gemeinten Vorgänge selber darauf hinleitete. Das überlieferte Ereignis ist als in einem geschichtlich determinierten Medium geschehen überliefert; auch das von der Religion mit dem Glaubensbegriff der Offenbarung bezeichnete ist durchaus auf die geschichtlich charakterisierten Empfänger bezogen; es geschieht in ihrer Sprache, und das heißt, unter den Voraussetzungen ihrer geschichtlich bestimmten Beschaffenheit. Magier mögen sich in Lautkombinationen ergehen, die allen andern unverständlich sind; was in der Ursprungstiefe einer Religion den hörenden Menschen als Gotteswort ins Ohr dringt, will von ihnen verstanden werden, das heißt, es ist auf die geschichtlich determinierten Zusammenhänge ihres Erinnerns und Assoziierens intendiert, es geht auf sie ein. Ich habe im . Kap. dieses Buches die Stellen der Auszugsgeschichte besprochen, die nur von einer in dieser selbst waltenden Konzeption eines Gottes zu verstehen ist, der zu der wandernden Schar im Verhältnis eines unbedingten Führers ihrer Züge und Kämpfe, eines weise und gerecht gebietenden Satzunggebers und -hüters, eines Schlichters und Entscheiders steht, und zwar zu dieser volksgestaltigen Schar als zu der, die er seinen ’am, sein Volk, nennt. An den vier Stellen, von denen jede in einem besonders bedeutsamen Zusammenhange erscheint, wird dieses Verhältnis durch Nomen und Verb vom Stamme mlk bezeichnet. Wenn dieses Wort, auf die Gottheit bezogen, im Geiste der frühesten Hörer die richtigen Assoziationen erwecken sollte, mußte in ihnen bereits eine Vorstellung lebendig sein, die ihnen und andern verwandten Wanderscharen gemeinsam innewohnte, nun aber in ihrer besonderen großen Erfahrung sich ungeahnt groß entfaltet hatte, die Vorstellung eines Malk im ursprünglichen Wortsinn, eines zu ihnen niedersteigenden und ihnen voranziehenden »Entscheiders« in diesem vorstaatlichen täglich neuer Entscheidungen bedürftigen Stammesleben Eißfeldt bezeichnet in seiner Abhandlung »Jahwe als König« (ZAW , ) »diese Vorstellung und diese Benennung« als »ursemitisch«, und zwar eben in dem Sinne eines Anführers in jener Zeit, »als die Semiten noch kein Königtum kannten«, also eines »Stammesgottes« (). Damit ist etwa Nielsen, »Ras Šamra Mythologie und biblische Theologie« ()
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zu vergleichen. »Er ist der himmlische Führer des Stammes, der Karawanen und Kriegsexpeditionen und heißt als solcher malik, ein Appellativum, das ursprünglich den ›Führer‹ bezeichnet.« Ich habe (»Der Glaube der Propheten« ff.) darauf hingewiesen, daß der Gott der Vätergeschichte eben solch ein »führender Gott«, als Schutzherr der Sippe verehrt, ist, und daß diese »Bilder der wandernden Hirten, denen ihr Gott sich zugesellt«, nicht »die ›Projektion‹ eines späten, ›nomadischen Ideals‹«, sondern »echter, ursprünglicher, unerfindlicher Nomadenglaube« sind, der in Israel, sich stammes- und volksgeschichtlich wandelnd, voll aufblüht. Bei anderen Sippen und Stämmen hat der »Weggott« astralen Charakter, bei den Vätern Israels ist er kein Naturgott mehr (s. hierzu »Der Glaube der Propheten« und besonders »Moses«2 ff.). Aber erst in der Auszugsgeschichte werden deren Träger seiner Aktualität als Geschichtsgott inne; erst jetzt können sie ihn Melekh nennen. Die Vergegenwärtigung dieser zugleich geschichtlichen und religionsgeschichtlichen Situation 3 ist es gewesen, die mir den Anstoß gab, im . Kapitel, in einer bei der Unzulänglichkeit des verfügbaren Materials notwendig simplifizierenden Weise, einen Hinweis auf das situationsmäßig Gemeinsame des westsemitischen Malkglaubens der Darstellung der daraus auftauchenden Einzigkeit des Glaubens Israels an Jhwh als seinen Melekh vorauszuschicken. Die israelitische Tradition hat bekanntlich in verschiedenen Stadien die Konzeption göttlicher Führung von Migration und Landnahme auch auf andere, sowohl auf blutsnahe als auf urfremde Stämme und Völker angewandt. So läßt der Staatsbrief Ri , –, ein kunstvolles, aber vermutlich doch von der Überlieferung gespeistes Literaturerzeugnis, den Gott eines Nachbarvolkes zu dessen Gunsten die eingeborene Bevölkerung ebenso »enterben«, wie Jhwh sie hier und an so vielen anderen Stellen zugunsten Israels »enterbt«, eben als Führer in der Wanderung und der Besiedlung. Hier wird zunächst (v. ) von Jhwh und Kamosch als von zwei gleichartigen Stammesgöttern geredet, die das zwischen ihren Völkern etwa zu treffende Abkommen unmittelbar einbezieht, als würde zwischen ihnen selber eine Gebietsteilung vollzogen; doch bricht am Schluß eine wesensverschiedene Anschauung durch, indem plötzlich, all der diplomatischen Sprache entgegen, Jhwh als der beiden Parteien übergeordnete Richter angerufen wird, entsprechend also dem der Urzeit zugeschriebenen Epitheton eines »Richters alles Erdlands« (Gen , ). .
Ihre Geschichtlichkeit hängt mit der des »Bundes« zusammen, für die jetzt besonders H. Cazelles, Etudes sur le Code de l’Alliance () zu vergleichen ist; seinen Charakter als Malk-Bund habe ich im . Kapitel dargelegt.
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Es ist aber nicht die Eigenschaft des Kosmokrators, auf die damit hingedeutet wird, sondern die des Herrn der Geschichte in einem besonderen Sinn, wenn wir (wie ich glaube) der theologischen Interpretation folgen dürfen, die wir am Anfang der Schriftprophetie empfangen. Der Gottesspruch Am , ist jedenfalls nicht anders zu verstehen, als daß Jhwh als der Führer aller Völkerzüge anerkannt werden soll, sogar der Wanderschaften der Israel urfeindlichen Völker. Mit Ausnahme von Israel kennen freilich alle fast nur Zerrbilder und falsche Namen, – etwelche deuten doch (so darf wohl im Sinn des Propheten eingeschränkt werden) in einem Beinamen seinen Charakter als Malk an. Israel allein aber, das sich zugleich in einem besonderen Kontakt mit ihm, dem des »Erkanntwerdens« (, ) stehend weiß, hat diesen seinen Charakter lebensmäßig erkannt. Dieses Erkennen bekundet sich (vgl. das . Kapitel dieses Buches) darin, daß der unbedingte Herr des Zuges zum unbedingten Herrn der Siedlung wird, den – wie irdische Führer Israels wissen – Menschen nur vertreten, nicht verdrängen dürfen. Der Wortstamm mlk muß nun freilich (über das oben S. erörterte hemmende Molekh-Motiv hinaus) so lange zur Bezeichnung des Gottes gemieden werden, als die Tatsache der kanaanäischen Kleinkönige, von denen das Richterbuch so viel zu erzählen weiß und die auch Jos so feierlich aufgezählt werden, im Vordergrund der Aufmerksamkeit steht und die Wortassoziation stark bestimmt. Erst wenn die außenpolitischen Voraussetzungen für die Entstehung eines souveränen Staatswesens einigermaßen gegeben sind, in dem durch den Namen Samuels gekennzeichneten Zeitalter also, tritt der Malk-Begriff neu hervor: in der Tradition, die hinter Sam hindurchblickt 4 . Ich glaube für die hier skizzierte Betrachtungsweise den Namen einer geschichtlichen in Anspruch nehmen zu dürfen.
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Auf der Wanderschaft scheint der sich »Israel« nennende Stämmeverband, trotz eines im häuslichen Leben fortbestehenden Fetischkults, als Gesamtheit an Jhwh Genüge gefunden zu haben; zuverlässige Führung von oben ist es ja, dessen die landsuchende Nomadenschar vital bedarf. Aber in dem Maße, als das Volk mit der Fruchtbarkeit der Erde in aktiven Kontakt kommt, weiß es einen zentralen Bereich nicht mehr von der Beziehung zu dem als Wasserspender unbewährten Gotte aus zu erfas.
Vgl. Buber, Das Volksbegehren (In memoriam Ernst Lohmeyer ff.)
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sen; es läßt sich von einheimischer Bevölkerung in das kanaanäische Baalswesen, in Sexualmythen und Sexualriten als in die normierte Grundlage gesegneten Ackerbaus einführen. Der übergeschlechtlichen Sphäre Jhwhs steht nun göttliche Paarung gegenüber, landbefruchtend, der Kenntnis der Menschen erschlossen und durch ihre Praxis beeinflußbar. Diesem Prozeß, den die Erzählung Nu mit symbolhafter Anschaulichkeit vorwegnimmt – eine Verdichtungsweise, in der ihr der Prophet der synthetischen Geschichtsdeutung (Hos , ), Psalmisten (Ps , ) und Prediger (Dt , ) gefolgt sind – und dessen typisch anmutende Elemente ich im . Kapitel hervorgehoben habe, stellt die in den Arbeiten der Schule von Uppsala kulminierende Forschungstendenz ein grundverschiedenes Bild gegenüber 5. Nach dieser Auffassung ist Jhwh »der große westsemitische himmelsatmosphärische Hochgott El«, der schon von der ersten Welle semitischer Einwanderer nach Kanaan gebracht worden sei; in seiner Spätform habe ihn Mose »aktiviert« und zum israelitischen Nationalgott gemacht. Da aber in dem Pantheon von Ras Schamra El und Baal als Vater und Sohn, wiewohl zuweilen in heftigem Konflikt miteinander stehend, auftreten, ist man geneigt, an der Stelle des Gegensatzes von Jhwh und Baal ein mehr oder weniger familiäres Verhältnis zu sehen, das nur eben den prophetischen Zeloten mißliebig gewesen sei. Der führende, erwählende, herausholende, vorausgehende, verfassunggebende Volks-Melekh, der geschichtsbereitende, geschichtslenkende Herr, der aus der Malk-Typik mit der Einmaligkeit seiner Offenbarungsrede hervortritt, ist hier anscheinend aus der Religionsgeschichte verschwunden, bis auf die reformatorische Übermalung eines otios gewordenen Himmelsgottes durch Mose. Um dieser Auffassung gegenüber, deren ausführliche Darstellung angekündigt worden ist 6 , einen wesentlichen Punkt vorweg klären zu helfen, sei auf eine Doppeldeutigkeit des Begriffs eines göttlichen Königs im Alten Orient, durch den sie überhaupt erst ermöglicht worden ist, nachdrücklicher hingewiesen. Auf der Stufe der Migrationen west- und südsemitischer Scharen – in den Religionen Israels und etlicher Nachbarn in oberster, in altarabischer Tradition in sekundärer Funktion erscheinend – wird der führende, vorangehende Stammesgott mit dem Appellativum Malk, etwa der Entscheider, d. h. wohl vor allem: der jeweils über den einzuschlagenden Weg Entscheidende, bezeichnet. Von diesem vorstaatlichen Beinamen eines göttlichen Einzelgängers grundverschieden ist der Königstitel eines Gottes . .
Engnell a. a. O. . A. a. O. ff.
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innerhalb eines einem ausgereiften altorientalischen Staatswesen zugehörigen Pantheons. Wenn ein ägyptischer, babylonischer, phönizischer Gott »König« genannt wird, so heißt er so entweder als einer der Götterfürsten oder auch als der oberste Herr des Götterstaates, damit freilich auch als Kosmokrator, und dann wohl auch als Herrscher des Staatswesens, für das ihn der menschliche König als sein »Sohn« vertritt. In Israel wird in der Sphäre der Auszugsgeschichte Jhwh als Melekh, d. h. als der dem wandernden Volk Vorangehende bezeichnet; im gereiften Staatswesen wird er zwar als der von Himmel und Erde proklamierte Weltherr verehrt und adoptiert den Kronprinzen als seinen »Sohn« und designierten Statthalter in Jerusalem 7 , aber noch in eschatologischer Verheißung (Mi , ) schreitet er als Malk, wie einst, den erlösten Scharen voran. Von der Auszugserzählung bis zu den Frühformen des Messianismus erweist sich der Malk-Gedanke als von der altorientalischen Naturmystik nach Ursprung und Wesen getrennt, so viele Berührungen mit ihr er auch im Laufe seiner Geschichte erfuhr und so viele Elemente er im Lauf seiner Geschichte von ihr in seine Erscheinungswelt aufnahm.
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Albrecht Alt hat 8 nachdrücklich auf den in der Tat erneuter Untersuchung bedürftigen Zusammenhang von Stellen hingewiesen, an denen Jhwh dem Herrn eines altorientalischen Götterstaates ähnelt, nur daß aus den Göttern etwa »Gottessöhne« geworden sind – ob sie nun in der Schöpfung auftreten (Gen , ) oder in der prophetischen Vision den Himmelsthron umgeben, hier »Himmelsschar« genannt (I Kö , , vgl. die Seraphim, Jes , , ; vgl. auch Hi , ; , ; , ), ob sie sich in der Urwelt an den Menschentöchtern vergehen (Genesis , f.) oder – eine bedeutende Vorstellung, die dem von Alt Herangezogenen hinzuzufügen ist – das statthalterlich-richterliche Amt, zu dessen Ausübung sie über die Erdenländer eingesetzt worden sind, mißbrauchen und nun selber .
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Für die Probleme des Verhältnisses Israels zur altorientalischen Königsideologie, die nicht mehr in den Zusammenhang dieses Bandes, sondern in den von »Der Gesalbte« gehören, genügt es hier, auf Noth, Gott, König, Volk im Alten Testament, ZThK XLVII () ff. und Johnson, Divine Kingship and the Old Testament, Expository Times LXII () ff. zu verweisen. Die für ein geschichtliches Verständnis israelitischen Königtums grundlegenden Arbeiten Albrecht Alts sind bemerkenswerterweise in den zahlreichen vom altorientalischen Ritual ausgehenden Erörterungen nicht ausgewertet worden. Gedanken über das Königtum Jahwes (Kleine Schriften zur Geschichte des Volkes Israel, , I) ff.
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dem Gericht ihres Herrn verfallen (Ps , b, ) 9 . Aber mit dieser letztlich gewiß aus altorientalischem Mythus stammenden Bildsphäre beginnt die israelitische Gotteskonzeption nicht. Der Kreis der Göttersöhne gehört zum Gestaltungswerk des Prozesses, in dem der Melekh-Begriff sich solchermaßen wandelt, daß aus dem zwischen Himmel und Erde wirkenden Gewaltigen, der im Deboralied der Kämpferschar im Sturm voranzieht und sie zum Sieg über seine Feinde (Ri , ) führt, der über den Wolken thronende Weltenherr wird. Im faßbaren Anfangsstadium dieses Prozesses steht wohl das Sakralgebild der Lade 10 als des beweglichen Sitzes des jeweils Niedergestiegenen. Die religionsgeschichtliche Einzigkeit Israels bekundet sich darin, daß der den Himmelsthron umgebende Machtkreis kein Element einer Individuation mit den Pantheonen gemein hat: in der Vielheit, die hier in die Erscheinung tritt, gibt es weder Einzelnamen, noch Einzelgestalten, noch Einzelmythen – alles ist kollektiv-dynamisch, Peripherie des Wirkens; die Personhaftigkeit im eigentlichen Sinn kommt dem Melekh allein zu, und wenn einmal »drei Männer« handelnd auf Erden erscheinen (Gen , ), so tritt nur er aus ihrer Mitte namentragend hervor (v. ), sonst sehen wir nur »Boten« am Werk (, , ). Erst unter persischem Einfluß, literarisch erst in hellenistischer Umwelt (Danielbuch), bekommen sie als »Fürsten« Einzelgestalten, Eigennamen und Sondergebiete, wird die Scheidung zwischen ihnen aus einer funktionellen eine individuelle. Jetzt erst baut man in Israel die himmlische Monarchie nach dem Muster der jeweils aktuellen irdischen auf. Aber auch innerhalb des Baalbegriffs ist Unterscheidung zu üben. Nur daß man hier nicht Ursprünge und Wesenheiten, sondern nur Stufen zu unterscheiden hat. Natürlich sind diese nicht als zeitlich aufeinander folgend zu verstehen. So stellt der tyrische Baal, den Elia bekämpft, zweifellos eine höher individuierte Stufe dar als die »Bealim«, gegen die ein Jahrhundert später Hosea streitet. Eißfeldt (Baʿ alšamêm und Jahwe ff.) versteht die uns in hoseanischen und nachhoseanischen Texten entgegentretende Pluralform bealim als metaphorische Redeweise. Das scheint mir nicht zureichend begründet. Zwar halte ich die Pluralverwendung für eine persönliche . Vgl. Buber, Recht und Unrecht, Deutung einiger Psalmen () ff. . Vgl. Alt a. a. O. .
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Neuerung Hoseas, der damit wohl auf die an verschiedenen Kulturplätzen in verschiedenen Zeiten geschehenen Abfälle Israels zu Baalkulten hinweisen will; von ihm erst scheint sie mir, wie zu Jeremia, so in allerhand spätere Texte gelangt zu sein. Daß aber all die Lokalkulte auf ein einziges, ihren Teilnehmern als solches bewußtes individuales Numen zu beziehen seien, erscheint mir unbewiesen und unwahrscheinlich. Vielmehr dürfte »Baal« hier überall nicht eine Gottesfigur, sondern einen Gottestypus bezeichnen, und zwar einen recht undifferenzierten, wohl wie ein rohes, ungefüg aus dem Block dringendes Pfeileridol anzusehn. Auf dieser untersten Stufe ist mit »dem Baal« kaum mehr als die an den einzelnen Orten der Erde fruchtbar machende Macht zu verstehen, zu der sich der »Baal« der höheren Kulte und der Mythen nicht wesentlich anders verhält als der Manitu-Gott der Algonkins zu der magischen Macht gleichen Namens, die ein Ding oder Wesen besetzt. Wenn aber Hosea im Kollektivsinn »der Baal« sagt (, ), meint er wohl beides miteinander, das ganze Baalswesen. Im übrigen ist zu vermuten, daß die Verschiedenheit der meteorologischen Bedingungen hier nicht ohne Einfluß gewesen ist 11 . Die niederen Baale sind für das aus der Erde kommende Wasser zuständig; im Aufstieg verschmelzen sie mit Regengöttern, konzentrieren in ihren Händen die Bestimmung über die Vegetation und haben die Tendenz, zu Himmelsgöttern zusammenzuwachsen. Ein großes Bild des Machtkampfes und Machtanstiegs Baals haben wir aus Texten von Ras Schamra empfangen. Baal, dessen Leben, Sterben und Auferstehn »Leben und Tod für Ackerbauer und Viehzüchter und somit für die ganze Gesellschaft bedeutete« 12 , ist zwar der Herr des befruchtenden Himmelswassers, aber er hat noch kein eignes Haus, wie die andern Götter 13, er muß erst den Widerstand des alten Himmelsgottes, seines Vaters El, überwinden, der gegen ihn seinen Rivalen, offenbar den Gott der unteren Wasserdehnung, »Meer« oder »Strom« genannt, unterstützt und ihn auch vor einem andern Feind, wie jener ein Elssohn, dessen Name »Tod« bedeutet, nicht schützt. Wir dürfen annehmen, daß Baal nicht der ältesten Schicht des Pantheons angehört; er ist ersichtlich ein »junger«, hinzugekommener Gott, ein vermutlich erst in einem längeren Prozeß zur vollen Individuation gelangter. Bemerkenswerterweise umgibt ihn . . .
Vgl. hierzu Semple, The Geography of the Mediterranean Region () , , für Israel Buber, Israel und Palästina () ff. Kapelrud, Baal in the Ras Shamra Texts () . Ich glaube den Haus-Mythus darauf zurückführen zu dürfen, daß Baal, ursprünglich überall hausend, wo Wasser aufquillt, zum Gott des Himmelswassers geworden im Himmel Sitz nimmt.
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eine Schar von »Baalen«, die hier anscheinend eine mittlere Stellung zwischen undifferenzierter und voll differenzierter Numinosität einnehmen. »König« wird Baal als König der Götter oder vielmehr einer ihrer Könige genannt, dem naturgemäß ein kosmischer Herrschaftsbereich zugeteilt ist. Götterkönige können ja recht wohl nebeneinander bestehen, sogar ohne einander zu beeinträchtigen, wie etwa Anu und Enlil oder Indra und Varuna. Zudem aber ist Baal nicht von altersher König, er wird dazu eingesetzt, verliert den Thron und gewinnt ihn wieder. Daß er, wie einige Forscher meinen, zuletzt sich über El erhöbe, läßt sich aus den Götterrufen »Keiner über ihm« nicht folgern. Ein Stammesgott ist Baal von Haus aus, soweit ich sehe, nirgends.
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Von den Publikationen der seit der vorigen Auflage verstrichenen nahezu zwei Jahrzehnte hat mich Alts oben besprochener Aufsatz »Gedanken über das Königtum Jahwes« am stärksten angeregt, weil hier im genauen Sinn geschichtlicher Boden betreten wird. Gerade deshalb aber scheint es mir richtig, eine zur ergänzenden Klärung erforderliche Bemerkung methodischer Art an eben diesen Aufsatz anzuknüpfen. Alt äußert sich dahin 14 , daß »die Vorstellung von Jahwes Königtum kein konstitutives Element im ursprünglichen Bestand der israelitischen Religion gewesen zu sein scheint«. Zur Begründung des Satzes weist er auf die Tatsache hin, daß wir im AT keine Zeugnisse für Israels Glauben an das Königtum Jhwhs besitzen, »die sicher aus der vorstaatlichen Zeit des Volkes stammen«. Diese Formulierung ist freilich unanfechtbar; aber sind wir berechtigt, aus diesem Mangel an Sicherheit zu folgern, daß man die Vorstellung des göttlichen Melekhtums »nicht für eine Urgegebenheit der israelitischen Religion halten dürfte« 15 ? Man könnte sie nicht wohl für eine solche halten, wenn der Begriff eines göttlichen Melekh notwendigerweise mit dem oder jenem der uns aus der semitischen Staatengeschichte bekannten Königsbegriffe gleichbedeutend sein müßte. Dagegen spricht, daß die staatlichen Herrschaftsbezeichnungen zuweilen aus vorstaatlichen hervorgehen und, wenn diese als Göttertitel verwendet worden sind, ein analoger Bedeutungswandel sich wohl auch in der religiösen Sphäre vollziehen muß.
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Alt selbst spricht 16 von der »außerordentlichen Beweglichkeit und Wandlungsfähigkeit der Vorstellungen vom Königtum Jahwes«. Eben diese Beweglichkeit und Wandlungsfähigkeit ist es, die dem hier unternommenen Versuch zu Grunde liegt, ein vorstaatliches Frühstadium dieser Vorstellungen aufzuzeigen. Der biblische Bericht von dem Frühstadium des israelitischen Gottesglaubens ist, meine ich, nicht anders zulänglich zu interpretieren. Vor dem Hintergrunde der im Malk-Begriff durchblickenden west- und südsemitischen Frühtypik eines göttlichen Wegund Daseinsführers von Sippe, Stamm, Verband tritt uns hier eine religionsgeschichtliche Einzigkeit im strengsten Sinn entgegen: das je und je realisierte, stets aber intendierte Verhältnis der dialogischen Ausschließlichkeit zwischen dem Führenden und den Geführten. In der Volksgeschichte sich zu tradierbaren Formen entfaltend, offenbart es seine intime Wirklichkeit in der – geschichtsgültigen oder legendären – Biographie mittelnder Personen. Ob der Mann, den der führen wollende Gott »vom Haus« der »von der Herde« wegholt, um ihn dahin »gehen« zu heißen, wohin er will daß er gehe, ein »Patriarch« im Dämmerlicht der Urzeit ist (Genesis , ) oder ein »Prophet« im Mittagsschein der Geschichte (Am , ), es ist der gleiche Vorgang, die gleiche Handlung. Hier handelt Jhwh freilich nicht als Melekh, sondern als der göttliche Gesprächspartner des Einzelnen, – aber der eine von ihm Angeredete ist zum »Vater«, der andre zum »Künder« berufen: es geht immer um Israel, das den hier Handelnden als seinen Melekh, und das heißt: als seinen Wegbestimmer verehrt. Michaelis 17 erklärt, meine »unmittelbare Theokratie« der Frühzeit sei »keine Theokratie im eigentlichen Sinne des Wortes« – er bekommt recht, wenn das Attribut »eigentlichen« durch »landläufigen« ersetzt, Theokratie also mit Hierokratie gleichgesetzt wird; nicht aber, wenn wir einem so gewichtigen Worte seinen eigentlichen, und das heißt doch wohl: seinen wirklichkeitshaltigsten Sinn nicht vorenthalten wollen. Dieser kann freilich seinen besonderen Charakter nicht verleugnen. Es geht hier eben nicht um einen schlechtweg verfassungsgeschichtlichen, sondern um einen religionsgeschichtlichen Begriff, der sich verfassungsgeschichtlich zu verwirklichen tendiert: um das in den Anfängen eines Volkes Ausdruck gewinnende, in seiner Folgegeschichte wirksame Streben nach einer real-irdischen Gottesherrschaft. Zu diesem Begriff gehört nicht der Glaube an ein eingesetztes Sakralwesen, wohl aber der an eine Charis,
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die, je und je im rechten Augenblick, erwählten Menschen das echte Charisma verleiht. Des weiteren erklärt Michaelis, die »Kombination« der unmittelbaren Theokratie mit dem Gottesreich (S. ) sei »fragwürdig«. Gewiß, der Frage bleibt nicht wenig, aber man darf, meine ich, einem Faktum von solcher Urgewalt wie der messianische Glaube Israels so tiefe Geschichtswurzeln zutrauen, wenn es die Texte gestatten. Daß sie es gestatten, zu erweisen, habe ich in diesem Buch und andern Arbeiten unternommen. Sodann meint Michaelis, die Nachbarschaft meiner »unmittelbaren Theokratie« mit dem Begriff Theopolitik (S. ) sei »gefährlich«. Der Anwurf ist mir nicht recht verständlich. Mit Theopolitik in Israel meine ich, wie ich anderswo an einem Beispiel aus einer weit späteren Phase dargelegt habe 18 , das Handeln am öffentlichen Wesen von der Tendenz zur Verwirklichung der Gottesherrschaft aus. Im Übergang von einer Epoche des bloßen charismatischen Faktums (Mose) zu einer, in der die charismatische Führung einen institutionellen Charakter anzunehmen beginnt, wandelt sich die theopolitische Aufgabe, wie sie sich später, im Übergang zur Konzeption des erblichen Charismas, also zum Davidismus, erneut wandeln wird. Von der ersten dieser beiden Wandlungen, von der also, die sich noch innerhalb der unmittelbaren Theokratie vollzieht, handle ich an der von Michaelis herangezogenen Stelle. Darin, daß ich schon in der Frühzeit, die dieses Buch zum Gegenstand hat, eine ihr entsprechende Theopolitik sich abzeichnen sehe, vermag ich nach genauer Überprüfung nichts »Gefährliches« zu finden 19 . Kraus 20 gibt mir im entscheidenden Punkte recht – das Richterbuch sei in der Tat »aus der Situation einer absoluten Gottesherrschaft« zu erklären: »Jahwe allein ist souveräner Herr über das Volk Israel.« Und er merkt an: »›Israel‹ – das heißt doch: ›Gott möge sich als Herrn, Herrscher beweisen‹ !« Das ist es, worauf es ankommt: Die Verwirklichung der allumfassenden Gottesherrschaft ist das Proton und Eschaton Israels. Martin Buber Jerusalem, Ende .
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Der Glaube der Propheten, Kapitel »Die theopolitische Stunde«, S. ff. Von einer anderen theologischen Sicht aus hat sich Carl Dallago in seinem nachgelassenen Werk »Christentum als Theokratie« (Neue Wege, Zürich, Jahrg. ) auf dieses Buch berufen. A. a. O. .
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Unter all den Arten, Geschichte – auch die, die jeweils um einen und an einem geschieht – zu betrachten, sind zwei in besonderer Weise dadurch bedeutsam, daß sie die Geschichte religiös anschauen, sie in die Gesamtwirklichkeit des Glaubens hereinnehmen. Ist dies den beiden gemeinsam, so sind sie in allem übrigen gegensätzlich. Die eine ist herrschend und herrisch, auch die durchaus profan gesinnten Historiker leben, zumeist ohne es zu wissen, von ihrer Fülle, sie führt das große Siegel, durch das gekennzeichnet wird, was als Geschichte zu gelten hat. Die andre ist ein Aschenbrödel, nur wenige, kindliche Gemüter, halten Umgang mit ihr, zuweilen erblickt auch ein Theolog sie und verwundert sich, aber es wird ihm leicht werden, sie zu vergessen. Wir mögen sie die von oben und die von unten nennen. Die Betrachtung »von oben« war von je unter den Völkern verbreitet, die »von unten« ist die Israels; das Christentum ist der geschichtliche Ort ihrer Verhandlung. Für die Betrachtung »von oben« ist die Geschichte ein Handeln Gottes durch die Menschen. Da Gott die Allmacht ist, besteht sein Geschichtshandeln, das sich durch die Menschen vollzieht, darin, daß er Menschen Macht verleiht. Diese Menschen, die »Geschichte machen«, erkämpfen sich die Macht, behaupten sie, üben sie aus. Ihre Macht ist von Gott ermächtigt, ist »Vollmacht«. Für die Betrachtung »von unten« ist die Geschichte ein Handeln zwischen Gott und den Menschen, ein Dialog des Handelns. Gott, der die Allmacht ist, hat in der Schöpfung seinem Geschöpf eine Eigenmächtigkeit zugeteilt, vermöge deren es sowohl auf ihn zu als von ihm ab, sowohl für als wider ihn handeln kann. Geschichte ist, was zwischen Gott und seinem von ihm eingesetzten selbständigen Gesprächspartner geschieht. Der mächtige Mensch steht genau ebenso im Geschichtsdialog wie der machtarme. Für die Betrachtung »von oben« ist die Geschichte aus Erfolgen zusammengefügt, und hinter jedem Erfolg steht Gott selber. Aus dem Erfolg, den einer hat, ergibt sich, daß er ermächtigt und gesegnet ist. Wer keinen hat, ist ersichtlich von Gott verleugnet. Geschichte, das ist die Reihe der Macht-Erringungen durch die Ermächtigten und ihrer Sieg-Ausnutzungen; die Besiegten, die Unmächtigen sind nur Folie. Wo gesiegt wird, ist göttliche Entscheidung, ist Gott; Erfolge sind Offenbarungen. Für die Betrachtung »von unten« ist der Erfolg kein Merkmal einer
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letzten Unterscheidung. Einer kann etwa, weil ihn keine innere Hemmung an der Beseitigung eines andern hindert, zur Macht gelangen; aber ist Hamlets Stiefvater deshalb wirklich schon geschichtswürdiger als Hamlet? Besteht Geschichte aus einem Zwiegespräch zwischen Gottheit und Menschheit, dann mag es oft geschehen, daß der sich nicht »Durchsetzende« die rechtmäßigere Antwort gibt und in der Verborgenheit eine unscheinbare, unerkannt bleibende Bestätigung empfängt. Und wenn Gott sich auch etwelcher Mächtigen bedient, um sein Werk, mit dem er die Menschen anredet, auszurichten: den Pfeilen, die er verschießt, sind jene nicht unebenbürtig, die er, blank und kräftig wie sie sind, im Dunkel seines Köchers ruhen läßt. Tun sie da, im Dunkel verharrend, nicht Gottes Werk, das geheimnisvolle, das noch andre und andersartige Taten kennt, als die in der Oeffentlichkeit geschehen und von ihr beglaubigt werden? Hier ist einer, der Macht ausübt; und da ist einer, der diese Machtausübung erleidet; wie, wenn er eben dies um Gottes willen leidet? Gibt es nicht ein Leiden, das von Gott g e l i e b t wird? Ja, heißt es nicht, daß seiner Schechina selber, die durch die Geschichte wandelt, das Dunkel und das Leid der Galut, der »Verschleppung«, widerfährt? Gottes Geschichtsweg ist nicht überschaubar wie das Geschichtlein der Geschichtsschreiber. Nicht die All-Macht bloß, auch das All-Leid ist Gottes. Für die Betrachtung »von oben« ist die autoritäre Macht von Gott eingesetzt. Wohl wird immer wieder, von Babylon bis ins abendländische Mittelalter und seine Ausläufer verkündigt, daß der Herrscher nicht nur in der Gnade Gottes, sondern auch in der Verantwortung zu ihm stehe, daß also die Gnade nicht bedingungslos, nicht unverwirkbar gespendet sei. Aber mit wie starken Farben wird die Gnade, mit wie blassen die Verantwortung ausgemalt, wie ganz anders weiß die Historie mit jener als mit dieser Ernst zu machen! Wohl kennt die Geschichtsvorstellung des griechischen und nachgriechischen Zeitalters das Bild der Hybris, in der der Mächtige eine ihm gesetzte Schranke überschreitet und daran untergeht; aber wie sehr wird hier, vom offenkundigen Zusammenbruch, vom abschließenden Mißerfolg aus geurteilt, wogegen all die Hybris unbeachtet bleibt, die in der offenkundigen Geschichte nicht geahndet worden ist! Auch der Betrachtung »von unten« gilt die autoritäre Macht als von Gott eingesetzt, aber zugleich als ihrer eigenen Problematik ausgesetzt. »Verantwortung« ist hier kein genehmer, geläufiger Begriff, sie ist in der furchtbaren Tatsächlichkeit ihres höchsten Ernstes gefaßt: die Macht, die einem verliehen wurde, ist ein Anspruch Gottes an ihn, auf den er mit seinem Tun und Lassen zu antworten hat, und die Macht ist nur so weit von Gott ermächtigt, als sie vom Menschen verantwortet wird. Macht wird nicht geschenkt, sie wird in Wahrheit verliehen, sie ist ein Lehen,
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das entzogen werden kann, wenn es nicht dem Auftrag gemäß verwaltet worden ist; und wird es gleichwohl nicht entzogen, dann wird die Macht in sich verwirrt und wider sich erregt, das Wehen des Machtgeistes von der Allmacht her verkehrt sich zu jenem »bösen Geisten von IHM her«, das Sauls späteres Leben zersetzt. Auch die großen Gewaltherren, die jesajanisch (, ) »ein Stecken des Gotteszorns« heißen, werden, wenn sie über ihren Werkzeugsberuf hinaus sich vermessen (, ff.), wie ein Stecken zerschlagen; und wo die Geschichte die Strafe nicht wie bei Sanherib in der Oeffentlichkeit sich vollziehen läßt, weiß die Geschichtssage zu erzählen, wie Nebukadnezar, des Menschenverstands beraubt, mit den Tieren des Feldes Gras frißt. Gott führt seinen Dialog mit dem Geschöpf, das von ihm Mächtigkeit von Natur und Macht von Gnaden empfangen hat, und es hat ihm Rede zu stehen, ob es Mächtigkeit und Macht seinem an es ergangenen Gebot gemäß verwendet habe; aber er führt auch seinen Dialog mit jenem anderen Geschöpf, das den Mißbrauch der Macht erduldet, er nimmt dessen Aufschrei an und steht selber ihm anstatt des Machthabers Rede. Gott verweilt nicht »oben« wie eine Sonne, die die heitere Stirn des Mächtigen umglänzt; wenn Sara ihre Magd Hagar »drückt«, wirft er sich in der Gestalt seines Boten nach unten, begegnet auf gleicher Ebene der Umherirrenden und befiehlt ihr, sich unter die Hände der Herrin zu »drücken«, dem »Druck« also, den Gott »vernommen« hat, nicht auszuweichen, sondern ihn getrost und der Verheißung gewiß zu ertragen. Gott ist somit nicht ein ruhendes »Oben«, von dem die unbekümmerten Oberen ihre Autorität fortlaufend geliefert bekommen; wenn sie, dem Auftrag zuwider, die ihrer Macht anvertraute Kreatur bedrücken und sie am Boden liegt, ist Gott nicht mehr oben zu finden, sondern da unten, am Boden bei ihr. Denn »nah ist ER denen gebrochenen Herzens« (Ps. , ). Die Betrachtung »von oben«, die die Geschichte von Gott her zu fassen meint als dem, der den Geschichtsmächtigen ihre Macht verleiht, wird zu einer Betrachtung von unten, wann sie die Untreue der Mächtigen übersieht. Die Betrachtung »von unten«, die sich bescheidet, die Geschichte von der Menschennot aus zu fassen, wird zu einer Betrachtung von oben, wann sie der Treue Gottes begegnet, der den Leidenden so die Treue hält, daß er, selber in seiner »Einwohnung« All-Leid erfahrend, den Weg durch die Geschichte geht. Bedeutet dies aber, daß wir, wir von Israel, in unserer Betrachtung »von unten« die Möglichkeit besäßen, jeweils des »objektiven« Sinns der geschehenden Geschichte inne zu werden, ihn zu erkennen und kenntlich zu machen, Urteil über das Geschehen zu sprechen, zwischen Gottgemäßem und Widergöttlichem zu scheiden? Das bedeutet es nicht. Wir besitzen zu dergleichen keinerlei Möglichkeit.
Geschehende Geschichte
Ist Geschichte ein Dialog zwischen Gottheit und Menschheit, dann können wir ihres Sinns jeweils nur da inne werden, wo u n s die Anrede trifft, und nur insofern, als wir uns von ihr treffen lassen. Es ist uns also schlechthin verweigert, von der geschehenden Geschichte rechtmäßig zu denken: »Dies und dies ist ihr Sinn« oder »Das da an ihr entspricht, das dort widerspricht dem von Gott Gemeinten«, aber es ist uns gewährt von ihr zu wissen: »So und so fordert sie mich an, dies ist ihr Anspruch an mich, dies also ihr Sinn für mich«. Dieser Sinn aber ist nicht ein »subjektiver«, er ist nicht aus meinem Gefühl oder meiner Reflexion entstanden und in die Dinge verlegt, sondern es ist der Sinn, den ich in der Wirklichkeit verspüre, erfahre, höre. Der Sinn der Geschichte ist nicht eine Idee, die ich unabhängig von meinem persönlichen Leben formulieren kann, mit meinem persönlichen Leben allein vermag ich ihn aufzufangen, denn es ist ein dialogischer Sinn. Rabbi Levi Jizchak von Berditschew pflegte, wenn er in der PessachHaggada an die Stelle von den vier Söhnen und in dieser an den vierten Sohn kam, an den, »der nicht zu fragen weiß«, zu sagen: »Der nicht zu fragen weiß, das bin ich, Levi Jizchak von Berditschew. Ich verstehe dich nicht zu fragen, Herr der Welt, und wenn ich’s verstünde, ich brächte es doch nicht fertig. Wie könnte ich mich unterfangen, dich zu fragen, warum alles so geschieht wie es geschieht, warum wir aus einem Exil ins andre getrieben werden, warum unsere Widersacher uns so peinigen! Aber in der Haggada wird zum Vater des Frageunkundigen gesprochen: ›Eröffne du es ihm!‹ Sie beruft sich auf die Schrift, in der geschrieben steht: ›Ansagen sollst du es deinem Sohn!‹ Und ich bin ja, Herr der Welt, dein Kind. Nicht darum bitte ich dich, daß du mir die Geheimnisse deines Weges enthüllest, – ich könnte sie nicht ertragen. Aber das eröffne du mir, tiefer, klarer, was dies hier, das jetzt eben geschieht, mir meint, was es von mir fordert, was du, Herr der Welt, mir damit ansagst. Ach, nicht warum ich leide, will ich wissen, nur ob ich dir zu Willen leide.«
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Das Volksbegehren Der zweite, den ersten, »Königtum Gottes« (. Aufl. ) fortsetzende Band meines Werks »Das Kommende«, der den Titel »Der Gesalbte« tragen sollte, war etwa zur Hälfte ausgesetzt, als der Verlag Schocken, Berlin, in dem er, wie der erste, erscheinen sollte, von den zuständigen deutschen Behörden aufgelöst wurde. Das erste Kapitel dieses Bandes wird hier unverändert mitgeteilt, auch die bibliographi- 5 schen Angaben sind nicht ergänzt worden. Die Hinweise auf spätere eingehendere Ausführungen beziehen sich im wesentlichen auf das zweite Kapitel »Wie Saul König ward«. M. B.
Im Samuelbuch wird erzählt, wie »alle Ältesten Israels« 1 »zu Samuel nach Rama« kommen und von ihm begehren, ihnen einen König zu »setzen« oder, wie Samuel es alsbald in seinem Gedanken umschreibt, zu »geben«. Die Erzählung nimmt als selbstverständlich an, daß dieser Samuel, der in den vorhergehenden Abschnitten des Buches erst als Tempeldiener (I. Sam. , ; , ), dann als Nabi (, ), dann als Opferer des Volksopfers (, f.), dann als Schophet (, –) 2 erschien, der zur Erfüllung des ihm vorgetragenen Verlangens befugte und befähigte Mann ist. Aber ob wir ihn als den anzusehen haben, weil er eine Macht innehabe und sie also auch übertragen könne, oder weil er Mittler zwischen dem Volk und dessen Gotte und also berufen sei, sich für die Verwirklichung eines Volkswunsches durch den Gott einzusetzen, wird uns nicht gesagt. Aus der begründenden Rede, mit der die Ältesten beginnen (, ), »Wohlan, du selber bist alt geworden, und nicht in deinen Wegen gehn deine Söhne«, meint man das erste herauszuhören; aber – von der noch zu erörternden Frage, ob diese Worte in den ursprünglichen Zusammenhang gehören, abgesehen – solcherart mag man zu dem Inhaber eines Amtes reden, den man zur Abdankung und zum Verzicht auf unpassende Vererbungsabsichten bewegen will, nicht aber um ihn zu veranlassen, eine seinen eigenen Machtbereich weitaus überspannende, zudem dem begehrenden Volk bislang urfremde Zentralgewalt einzusetzen. Eher darf man daran denken, daß das Anliegen an Samuel als an den Dolmetsch zwischen Oben und Unten, an den vertreterischen Herold des Gotteswillens ergeht, .
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Hylander, Der literarische Samuel-Saul-Komplex () 3 meint, in der ursprünglichen Tradition, auf die sich die Erzählung stützte, habe es sich lediglich um die Ältesten der von einer geschichtlichen Katastrophe unmittelbar betroffenen Örtlichkeiten gehandelt; aber ein so partielles Verlangen wäre unsinnig, da doch nur ein vom Volk als solchem begehrter König den Heerbann aufzubieten und zu führen vermöchte. Über das nicht hierher gehörende waj-jischpot , s. weiter unten.
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– wie er sich denn sogleich an JHWH wendet, freilich offenbar, um sich über das Gehörte zu beschweren. Aber die Begründung, mit der die Ältesten beginnen, reicht ja auch sachlich in keiner Weise zu. Samuel ist alt geworden, seine Söhne sind der Nachfolge unwürdig, – wie ist dadurch zu motivieren, daß man nun keinen »Richter« mehr, sondern einen König haben will? In der Tat, die wirkliche Begründung geht der Forderung nicht voraus, sondern folgt auf sie. Eindeutig ist ihr Wortlaut jedoch nicht. »Setze uns einen König«, sagen die Alten, »uns zu schaphot, allen Völkern gleich.« Was bedeutet hier schaphot? Der im Zusammenhang des Buches vorangehende Text , – , tut, indem er das Wurzelwort sechsmal im Sinn von richten, Richter, Recht (in gesetzhafter Bedeutung) wiederholt, das Mögliche – und in alttestamentlicher Komposition Übliche –, um uns diesen Sinn so einzuhämmern, daß, wo uns das Wort nun ein siebentes und achtes Mal begegnet, wir sogleich bereit sind, es ebenso zu verstehen. Aber gerade das kann nicht die Absicht unserer Erzählung sein. Denn besteht zu der Zeit, von der sie berichtet, ein Schophet-Amt, und besteht es, wie , – in dreifacher Wiederholung kundtut, darin, daß sein Inhaber das Volk »richtet«, dann kann doch gerade das Richten nicht die Tätigkeit sein, zu deren Ausübung ein König erheischt wird. Das, was hier ausgesprochen sein muß, das Neue, das den bisherigen mangelhaften Zustand Überwindende wäre dann nicht bloß verschwiegen, es wäre durch das Gesagte in einen undeutlichen Hintergrund gerückt. Das Verb schaphat hat wesentlich eine dreifache Bedeutung: jemandem sein Recht verschaffen, ihm zu seinem Recht verhelfen 3 , ferner durch Entscheidung das Recht zur Geltung bringen, also richten, und sodann einem im Unrecht Stehenden sein Unrecht, eben um des Rechtes eines andern willen, darlegen, also rechten. Im Umkreis unserer Erzählung finden wir die zweite Bedeutung an den angeführten Stellen am Schluß des . und am Anfang des . Kapitels, die dritte, in der Geschichtsschreibung sonst nicht vorkommende und also wohl als verhältnismäßig spät anzusehende , (hier gewöhnlich mißverstanden) und , . Die erste Bedeutung kennen wir unter anderem aus frühen Texten des Richterbuches (besonders , ) 4 . Welche der drei unserer Stelle angemessen ist, läßt sich naturgemäß erst von f. aus entscheiden, wo die Ältesten am Schluß der Unterredung ihr Verlangen mit genauerer Begründung wiederholen: »Ein König soll über uns sein, daß auch wir werden wie alle Völker: schaphot soll . .
vgl. Königtum Gottes und die Anm. angeführte Literatur, sowie L. Köhler, Die hebräische Rechtsgemeinde (Züricher Universitätsber. /) . s. Moore zur angeführten Stelle.
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uns unser König, ausziehen soll er vor uns her und unsern Kampf 5 kämpfen.« (Die Wendung »vor uns her ausziehen« erinnert bedeutsam an Deboras Wort zu Barak, Richter , : »Zog JHWH nicht aus vor dir her?«) Man versteht allgemein: richten soll uns unser König und ausziehen soll er 6. Diese Auffassung ist stark davon mitbestimmt, daß man – bei sonstigen Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Quellenscheidung – das . Kapitel als Einheit und als mit dem ebenfalls als Einheit angesehenen . verbunden behandelt; geht ihm als letztes Geschichtsereignis ein Sieg über die Philister wie der , f. voraus und hat er gar noch Folgen wie die , f. gekennzeichneten, dann kann freilich »der Anlaß zu dem Begehren des Volks in Kap. überhaupt kein akuter sein, sondern nur ein chronischer«. Erkennen wir aber jene vorausgesetzte Einheit und Verbundenheit nicht an, sprechen wir, wie noch darzulegen sein wird, nur einen schmalen Kern des . Kapitels dem gleichen Zusammenhang wie der Erzählung vom Volksbegehren zu, scheiden wir von dieser die ersten Verse des – überhaupt stark überarbeiteten – . Kapitels und den daran anknüpfenden Redeanfang in , (dessen sekundären Charakter Lods 7 erwiesen hat: unter anderm verträgt er sich nicht damit, wie Samuel , von seinen Söhnen spricht, und als Argument für eine erbliche Monarchie nimmt er sich recht unzweckmäßig aus 8 ), vermeinen wir nicht, für unsere Erzählung eine erheblich andere vorausgesetzte geschichtliche Ausgangssituation als die uns aus , ff. bekannte, vielerörterte annehmen zu müssen, so gelangen wir zu einem gerechteren Verständnis. Wir wollen es auch so haben, sagen die Alten Israels, wie alle anderen Völker: wir . . .
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Der Singular erscheint mir genügend beglaubigt. So auch Köhler a. a. O. . Lods, Les sources des récits du premier livre de Samuel sur l’institution de la royauté israélite (Etudes de théologie et d’histoire, ) ff. Ich vermag jedoch Lods’ Vermutung, an Stelle von , –a habe ein Bericht über die ammonitische Invasion gestanden, der nach der Verknüpfung des Kapitels mit als Doublette getilgt worden sei, nicht beizupflichten, obgleich , dadurch erklärt würde. Auf einen jähen Angriff dieser Art antwortet ein Volk oder eine Volksvertretung nicht mit einem Antrag auf Verfassungsänderung; auf einen lokal begrenzten Angriff wie der , ff. berichtete aber hätte das damalige Israel erst recht nicht so reagiert; nur die dauernde drückende Abhängigkeit von den Philistern gibt in einer Stunde, da sie sich als mit den bisherigen Mitteln unüberwindbar erwies, die volkspsychologische Voraussetzung her. Hylander a. a. O. nimmt an, daß das Motiv der abgearteten Söhne der Eligeschichte entnommen, aber nicht wie dort organisch einverleibt ist. Ich vermute, daß der Satz lediglich auf einen Anwurf aus dem Saulidenkreis zurückgeht. Als die annalenartige Notiz , –, mit unserer Erzählung verknüpft wurde (vgl. das nächste Kapitel), kam er an ihren Schluß, um die – durch den in K. hinzugekommenen Sieges- und Siegesfolgenbericht ihres aktuellen Motivs beraubte – Aktion der Ältesten zu motivieren.
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wollen einen König haben, der imstande ist, uns unser Recht von dem uns bedrückenden Feind zu erfechten, indem er unsern Feldzug anführt und unsern Kampf durchkämpft. Wir brauchen, heißt das, eine Zentralgewalt, die sich – darauf kommt es in der gegenwärtigen Situation an 9 – kriegerisch bewährt; und darin ist die Feststellung eingeschlossen, daß die bislang vorhandene Autorität das nicht vermocht hat. So ist der Beginn der Erzählung zu verstehen, wenn man sie unbefangen für sich betrachtet; und von da aus ist Samuels Verdruß und sein Gebet erst zulänglich zu verstehen, von da aus aber auch, was JHWH ihm antwortet. »Wer in einem Amte alt geworden, hält sich häufig für unersetzlich und sieht jedes Verlangen nach einem Nachfolger als persönliche Beleidigung und Kränkung an« 10 . So oder ähnlich erklären die Kommentare, soweit sie eine Erklärung für notwendig erachten, die Haltung Samuels. Aber so privatpsychologisch, als hätten die Alten nicht eine unerhörte Neuerung, sondern die Demission eines Ministers gefordert, ist nicht zu erfassen, was der Erzähler als den Widerwillen in Samuels Seele uns darstellt. Man kommt dem nicht näher, wenn man das an ihn gerichtete Ansinnen als »ein gegen die kultische Stellung seiner Familie gerichtetes Mißtrauensvotum« 11 ansieht. Das Volksbegehren rührt ja nicht an den kultischen Bereich, Samuels Vorrechte als Opferer und als Orakelerteiler werden nicht in Frage gestellt (das »allen Völkern gleich« läßt sich ohne Gewaltsamkeit nicht auf das altorientalische Königspriestertum erstrekken), er wird vielmehr durch die Form des Anliegens selbst als der rechtmäßige Vertreter der weihenden Gottesmacht anerkannt; ein Konkordat, das weltliche und sakrale Gewalt abgrenzt, erscheint durchaus möglich, – im Fortgang des Buches wird ja erzählt, wie ein solches Konkordat versucht wird, freilich auch, wie es scheitert. Sehen wir jedoch unsere Erzählung für sich an und lassen wir ihr in der Folge der Ereignisse statt eines durchschlagenden Siegs nur eine einmalige Bewahrung (wie noch zu begründen sein wird) vorausgehen, dann gewinnen wir ein besseres Verständnis der erzählerischen Intention wie für den äußeren so für den inneren Vorgang. Samuel hat die charismatische Tat, die die Stunde verlangte, ebensowenig wie die Eliden zu vollbringen vermocht; aber dadurch, daß auf seine opfernde und betende Intervention hin (, zum echten Kern gehörig) eine Antwort und darauf eine Rettung (jetzt durch v. f. verdunkelt) erfolgte, hat er sich durch den Gott bestätigt erfahren: »bis . Richtig Hylander a. a. O. : »Für den, der v. ganz unbefangen liest, unterliegt es keinem Zweifel, daß er aus einer bestimmten kriegerischen Situation heraus zu verstehen ist.« . Alfons Schulz zur Stelle. . Hylander a. a. O. .
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hierher« (v. , zur Urschicht gehörig) und vorläufig nicht weiter will die Hilfe des Himmels reichen. Als in dieser gläubigen Selbstgewißheit verletzt läßt der Erzähler ihn nun, statt den Ältesten zu erwidern, sich abwenden und beten. Der Absicht dieses Gebets wird man nicht völlig gerecht, wenn man erklärt 12 , Samuel wolle sich Rat holen. Hithpallel bedeutet in biblischer Erzählung ausnahmslos: sich, sei es von einem eben geschehenen, sei es von einem erwarteten oder erwünschten oder befürchteten Ereignis aus, der Gottheit gegenüber einsetzen (eigentlich »sich ins Mittel legen«) 13 , um ihren in diesem Ereignis bekundeten oder sich bekundenden oder sich bekunden könnenden Willen zu berühren; auch wo das Verb (sehr selten, so I Sam. , , wo es aber auf , , zurückgreift) dem Sprechen eines »Dankpsalms« nach einer wunderbaren Begebenheit vorausgeht, zittert noch etwas von diesem wagenden Vordringen in die Sphäre des Urwillens nach; eine allgemeine Bedeutung bekommt das Verb erst in der prophetisch-dichterischen Sprache. Wo man den Gott nur um »Rat«, also um eine Eingebung angeht, werden andere Wörter gebraucht. Samuel trägt das Ansinnen der Ältesten dem Willen JHWHs herzu, und zwar eben dem, der sich ihm hinsichtlich derselben geschichtlichen Situation, des Philisterdrucks, kundgetan hatte (, bß). Er hatte die Gottesantwort so verstanden, daß das, was für diese Situation Israel jetzt gewährt war, ihm, Samuel, dem Fürsprech und Künder, gewährt war; nun aber kamen diese da und sprachen, als sei jetzt etwas anderes, Größeres, nicht Vorläufiges, etwas Ganzes zu vollbringen, aber nicht von ihm, überhaupt nicht von einem Nabi und nicht von einem Schophet, sondern von einem Melekh, eben als Melekh, und sie forderten, daß er, Samuel, als ein Versagender, als der erwiesne Nichttäter der Tat, einem andern den Raum zur Tat schaffe, einem, nicht einem Bestimmten, der als schon Erwiesener des Amtes harrte, sondern irgendeinem, der eben nur das zu sein oder zu werden habe, worauf es – wie man an allen andern Völkern sehe – in solchen Lagen allein ankomme, das, was er, Samuel, eben nicht sein oder werden könne: der die Macht Aufbietende und ihr Voranziehende, der Melekh. Und sie forderten, er, Samuel, solle diesen einen, das noch unbekannte Gefäß des königlichen Charismas, ausfindig machen und ihn seiner Bestimmung zuführen. Das ist es, was ihm widerfahren ist und was er nun »betend« dem Gotteswillen, dem ihm kundgetanen, herzuträgt als ein diesem Willen Widerspre. .
So z. B. Budde zur Stelle. So z. B. König WB; diese Bedeutung ergibt sich organisch aus der des Piel, der ein unanzweifelbarer Rechtsterminus ist und mitteln, schlichten bedeutet. Das Kultische ist also nicht das Primäre und die Fürbitte, richtiger Fürsprache, das Sekundäre (so zuletzt Hylander a. a. O. f.), sondern umgekehrt.
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chendes und Widerstrebendes, das aber doch dessen Zustimmung, die Ermächtigung, durch seine, Samuels, Vermittlung erheische. Und nun erfolgt JHWHs Antwort, in zwei Sätzen – denn v. ist ein sinnverkümmernder rhetorischer Bearbeiterzusatz –, deren erster als leibhaftes Paradox auf den Weg dieser Erzählung niederstürzt, ein Block, den man etliche Male umgehen muß, um seine wahren Maße zu erkennen. »Höre auf die Stimme des Volkes«, / sagt JHWH, »in allem was sie zu dir sprechen, / nicht dich ja haben sie verworfen, / mich ja haben sie verworfen, / Melekh über sie zu sein.« Damit ist ein Dreifaches gesagt. Zunächst (in dem ki, denn, ja, enthalten): Du bist nicht dazu da, dich mit dir zu befassen, sondern meine Aufträge auszuführen. Sodann ( b): Sie fordern nicht, daß dir, der du ja kein Melekh bist, sondern daß mir, ihrem Melekh, ein Nachfolger bestellt werde. Und endlich das, womit der Satz beginnt: Es ist mein Wille, daß der Nachfolger bestellt werde. Der Erzähler läßt hier, das ist gewiß, JHWH sagen, er sei bisher, nicht etwa bloß aus eignem Sinn und Willen, sondern durch die – ausgesprochene und unausgesprochene – Untergebenheitshaltung Israels dessen König gewesen (setzt doch das Verb malakh, zum Unterschied z. B. von maschal 14 , die Bewußtheit des gegenseitigen Verhältnisses bei den Untertanen voraus), nun aber sei er entthront, sei aus dem Herrschertum »verworfen« worden. Wir kennen dieses Verb als Ausdruck eines Verhaltens von Menschen zu ihrem Gott außer unserem Erzählungszusammenhang (hier und mit abgeschwächter Bedeutung an einer sekundären Stelle, , ) nur noch aus einer Pentateuchstelle (Numeri , ), die wohl allgemein einer frühen Textschicht angerechnet wird 15 ; aber nur an unserer Stelle hat es, mit malakh verbunden, diese prägnante Bedeutung der Aufkündigung eines Königsbundes. Wer in einem Zuge damit v. liest, fühlt die vorgängerlose Wucht solch einer Äußerung 16 unerträglich abgeschwächt, ja aufgehoben. Hier redet JHWH so, als gelte der Verrat des Volkes wirklich Samuel, und vergleicht ihn nur mit dem von Israel oft an ihm selber, seinem Gott, durch den Dienst andrer Götter geübten; eine politische Untreue wird mit einer religiösen verglichen, die theopolitische Handlungseinheit, die der unmißkennbare Gegenstand der Anklage in b war, hat einer zum Vergleich reizenden Zweiheit Platz gemacht; es geht nun überhaupt nicht mehr um das geschichtsbildende unmittelbare Verhältnis zwischen Gott und Volk . . .
s. hierzu »Königtum Gottes«. Budde, Richter und Samuel heißt zu , zu Unrecht Hosea , und , vergleichen. Caspari, Kommentar Anm. empfindet sie freilich als einen »freundlichen Zuspruch an Samuel«.
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und nicht um seine Krisis, sondern nur um einen bedenklichen geschichtlichen oder auch verfassungsgeschichtlichen Zwischenfall. Der – vielleicht um den höheren Ruhm des inzwischen in den Stand der Geschichtsverklärung eingegangenen Samuel bemühte – Bearbeiter, an seinem von der Knappheit des vorhergehenden Satzes sich scharf abhebenden rednerischen Stil leicht erkennbar, hat hier, wohl ohne die Tragweite seines Eingriffs zu ermessen, das Eigentliche, das große Thema der »biblischen Politeia« verwischt. Löst man aber den . Vers von dieser Fortsetzung ab, dann liest, hört man ihn als einen jener großen, gleichsam urkundlichen Sätze der Glaubenswirklichkeit, wo der Gott eben dadurch, daß er seinem Sprecher, seinem »Mund«, widerspricht, den göttlichen Bereich auf eine sonst unbekannte Art wahrnehmbar macht. Das »Nicht dich«, das dem unüberlieferten Gebet Samuels antwortet, sagt: Nicht wie du es siehst, nicht wie du es meinst; der Nabi spricht das Wort seines Herrn, gibt dessen Zeichen an die Welt, aber sein Wissen rührt nicht an das Gotteswissen und sein Wille nicht an den Gotteswillen. Und zugleich sagt dieses »Nicht dich«: Ich bin es, den sie absetzen; von mir heischen sie, daß ich ein Menschlein küre, mich durch es in der Herrschaft über dieses Volk ersetzen zu lassen. Nun aber – in dem unmittelbar auf v. als der zweite Satz folgenden v. – das Äußerste: Und ich will ihnen willfahren. Kein Strafgericht, wie wir’s etwa aus pentateuchischen Erzählungen kennen, aber auch nicht das uns ebendaher bekannte zürnende Sichzurückziehenwollen, vielmehr: Das Volk soll den Melekh, den es begehrt, von mir bekommen. Und dahinter steht nicht, wie man mißverstanden hat 17 , eine Strafe durch böse Könige – das wäre dem Geist der echten Erzählung, die von den künftigen menschlichen Verfehlungen nichts vorwegnimmt, durchaus zuwider; aber auch ein Sichzurückziehen ist nicht dahinter. Was kann es für den Erzähler (ich bezeichne so, wie noch deutlich werden soll, den für einen nach Entfernung aller Zusätze sich ergebenden umfassenden Erzählungszusammenhang Verantwortlichen) bedeuten, daß diesem »Mich haben sie verworfen« ein »Höre auf ihre Stimme« vorangeht und nachfolgt? Sieht man hier bloß 18 »eine anthropomorphische Umschreibung für die Zulassung des Bösen in der Welt durch Gott«, eine, die besagt, »es habe doch keinen Zweck, sich länger dagegen zu sträuben«, »man müsse schon dem Volke seinen Willen lassen, wenn auch das nichts tauge, was es be. .
Ähnlich noch Hylander : »es wird Strafe genug sein, von Jahwe in die Hände des irdischen Königs überlassen zu sein.« Schulz a. a. O. .
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gehre«, dann ist es ein folgerichtiges Weitergehn, wenn man nun fragt 19 , wer der Gott sei, der da handelt, und zur Erwiderung die Alternative entdeckt, entweder wolle er das Unglück nicht verhindern, dann gebe es »für die fromme Dialektik nur einen Ausweg: die göttliche Dispensation«, oder er könne es nicht verhindern, das aber »wäre eine unverhüllte Krisis des Glaubens, wenn der Mensch die Macht besäße, auch gegen den Gotteswillen seinen Willen durchzusetzen«. Aber es trifft gar nicht zu, daß dieser Gott »das Unglück nicht verhindre«. Er ist eben doch größer und geheimnisvoller als das Bild, das sich die Exegetik unsres Zeitalters zumeist von ihm macht, dieser Gott, der die Weltgeschichte geschehen heißt, um die freigesetzte menschliche Kreatur zu »erproben«. Wo er ihr Gewährung reicht, verwandelt er die Substanz des von ihr Gewünschten in der Erfüllung, so daß diese zu neuer Probe gereicht – zu einer gegen die letzte, nicht bestandne, erhöhten. Der Mensch hat versagt, und er hat sein Versagen in einen Wunsch eingefaßt und versiegelt; der Gott erfüllt den Wunsch und erfüllt ihn nicht, er hindert das Unglück nicht und hindert’s, und aus solchem Ja und Nein erwächst die neue, höhere Gestalt der Probe. Auch für den zweiten Satz der Gottesrede, v. , hat ein auslegender und zu diesem Behuf Wesensverschiednes heranziehender Bearbeitereinschub, v. –, das Verständnis des Ursprünglichen verdunkelt. Man versteht v. im allgemeinen dahin – und muß ihn in seinem gegenwärtigen Zusammenhang dahin verstehen –, JHWH gebiete Samuel, das Volk, ehe er ihm seinen Wunsch gewähre, zu verwarnen und ihm die beschwerlichen Vorrechte des Königs darzulegen – offenbar doch: damit es erschreckt sein Verlangen aufgebe, solang es noch an der Zeit ist. Demnach hätte JHWH zunächst unbedingte Gewährung befohlen, fügte nun aber hinzu: Versuche aber ja zuvor noch einmal, sie davon abzubringen! Es soll also der Erzähler, nachdem er den Gott jenes äußerste »Mich haben sie verworfen« hat aussprechen lassen, ihn sogleich danach beim Versuch zeigen, durch Ausmalung der vom Menschenkönig zu erwartenden Übel das Volk zu bewegen, doch bei dem bequemeren göttlichen Königtum zu verbleiben! 20 Dergleichen entsteht in alttestamentlichen Geschichten leicht durch den Eingriff wohlmeinender Bearbeiter, welche die Intention der erzählerischen Einheit, an der sie – überzeugt, nur »auszulegen« was . .
Hylander a. a. O. f. Klostermann zur Stelle meint, v. drücke den einzigen Vorbehalt aus, den JHWH dem Samuel zugestehe, »um seine Abneigung gegen das Königtum zu betätigen«. Aber zu dem kategorischen Nicht–sondern von v. paßt keinerlei Vorbehalt dieser Art.
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dasteht – sich bemühen, nicht in sich tragen; der ursprünglichen epischen Aussprache ist es nicht zuzutrauen. Wird v. für sich oder in seiner Verbindung mit v. betrachtet, dann beanspruchen die Bestandteile eine Klärung der Wortbedeutung: . das ἅπαξ akh ki, das nachdrücklich genug klingt, um eher »doch unter der Voraussetzung, daß (dabei dies und dies geschieht, was dazu gehört)« als »aber erst wenn (dies und dies geschehen ist und fehlgeschlagen hat)« verstanden zu werden; . das haed thaid (mit dem Verdoppelungsnachdruck selten), das jedenfalls nicht eine bloße Verwarnung bedeutet – haed mit be besagt, daß einem Partner gegenüber für eine ihn betreffende abgegebene oder abzugebende Erklärung eine feierliche Bezeugung errichtet wird 21 ; . das mischpat ham-melekh 22 . Deuteronomisch (, ) ist für mischpat mit dem Genitiv der Person eine Bedeutung »Gerechtsame« gesichert; was aber in v. ff. unseres Abschnitts gesagt wird, ist kaum als Gerechtsame zu verstehen (vgl. insbesondere v. b), eher als »Verfahren, Brauch«, wie , oder , ; aber in v. , wenn man nicht v. meint damit vereinbaren zu müssen, läßt der Wortgebrauch vielmehr an Richter , denken, an eine ja auch sonst für das Samuelbuch (I , ) bedeutsame, vielleicht vorbildliche Erzählung also, wo Manoah den Gottesboten fragt, was, wenn das verheißene Kind geboren ist, sein mischpat sein solle; aus der Antwort des Engels geht deutlich hervor, daß damit gemeint ist, welche Vorschriften für das Verhalten des Knaben gelten sollen – mischpat ist hier etwa die »Richte«, die »Richtschnur«. Keine andere Bedeutung wird man dem Wort an unserer Stelle zuschreiben, wenn man es nicht von v. aus deutet; mischpat ham-melekh ist die für den einzusetzenden König gelten sollende Richte, das Rechtsgeheiß über ihn, seine Rechtsbindung. Das wird noch deutlicher, wenn man diesen mischpat ham-melekh zwar nicht mit dem des Zusatzes, wohl aber mit dem mischpat ham-melukha in , identifiziert und in dessen dort berichteter feierlicher Verlesung, auf die die Niederschrift und die Niederlegung folgt, die Ausführung des Gottesbefehls von , erkennt 23 . Wie der mischpat hap-peſsach (Numeri , ) die Festverfassung des Passah bedeutet, die den es Feiernden verpflichtet, so der mischpat ham-melukha . . .
Ähnlich auch Hylander a. a. O. ff., der aber nicht die gebotenen Konsequenzen zieht. vgl. hierzu Hylander a. a. O. . Von da aus beantwortet sich auch das Argument Buddes zur Stelle: »Handelte es sich um das Königsrecht, d. h. um eine verbriefte, feierlich eingesetzte Richtschnur, gleichsam eine Wahlkapitulation, so müßte Samuel selbst sie erst von Jahwe als dem Gesetzgeber Israels erhalten. Aber das, was er dem Volke in der Tat verkündigen soll, weiß er ohne dies.«
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Das Volksbegehren
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die Verfassung des Königtums, die den König als solchen verpflichten soll. Es ist aber, wie jene, nicht eine Verfassung »von unten«, sondern »von oben«, eine von JHWH erlassene, für deren Einhaltung der bewilligte König also ihm, seinem unabsetzbaren »Vorgänger«, verantwortlich sein wird, ja die gar keine Einzelpflichten, nur eben die fundamentale Festlegung dieser Verantwortlichkeit zu enthalten brauchte. »Nun also«, spricht JHWH in v. , »höre auf ihre Stimme, nur daß du gültige Bezeugung gegen sie errichtest und ihnen die Rechtsbindung des Königs ansagst, der über sie Königschaft haben soll.« »Gegen sie«: denn wenn je und je sie oder ihr König oder sie und ihr König mitsammen auf ihre Autonomie pochen und sich darauf berufen, daß sie einen Staat haben »wie alle Völker«, dann wird diese Urkunde der göttlichen Verfassung gegen sie zeugen. Das akh ki besagt somit: nur daß es eben doch kein Königtum wie aller Völker sein soll, das sich etwa als Vikariat eines Gottes bezeichnen mag, aber nicht in Wahrheit dem Himmel Rechenschaft schuldet und erstattet, sondern wirkliches nach oben verantwortliches, also von oben absetzbares, von oben »verwerfbares« (, ) Statthaltertum. So versteht der Erzähler die Gründung der israelitischen melukha als den Übergang der unmittelbaren Gottesherrschaft in die mittelbare. Er läßt den Gott dem Volksbegehren zugleich willfahren und nicht willfahren: die Substanz des Gewünschten wird in der Erfüllung verwandelt. Von den drei Hauptarten biblischer Bearbeiterzusätze, der kompositionell verknüpfenden, der predigerisch erweiternden und der tendenzhaft auslegenden, gehört, wie v. der zweiten, so – der dritten an. Der Bearbeiter mag den Wortlaut des mischpat an dieser Stelle – wohin er, wenn er sich überhaupt in der Erzählung fand (es wären sowohl äußere wie innere Hemmungen denkbar), jedenfalls nicht gehörte, da seine Verlesung auf die Königsausrufung zu folgen hatte – vermißt und, unter Verwendung von Material aus der Saulsgeschichte selber (, ), eins der vermutlich schon von salomonischer Zeit an aufkommenden Pamphlete dafür verwertet zu haben; zu diesen hat vermutlich der Kern des deuteronomischen Königsgesetzes (, –) gehört 24 , wo das »wie alle Völker« unserer Erzählung, offenbar mit bewußter Anspielung, wieder erscheint. Beide Stellen üben Kritik an der Königswirtschaft, aber die deuteronomische nur von einem autarkistischen Reformprogramm aus, die samuelische unter unverkennbarem Appell an die alte Freiheitslust; nur in diesem Zusammenhang kann man v. f. als Drohung und nicht vielmehr als Reizung bürgerlichen Ehrgeizes verstehen, und das die Aufzählung des Bevorstehenden abschließende »und ihr selber sollt zu Knechten ihm .
vgl. Königtum Gottes2 LIII f. [In diesem Band, S. .]
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werden« redet eine unverkennbare Sprache. Das nun noch folgende »An jenem Tag werdet ihr euch von eurem König losschreien wollen, den ihr euch erwählt habt« aber klingt 25 geradezu wie eine Polemik gegen das in der Erzählung (, ) vorgefundene »Habt ihr ihn gesehn, den JHWH erwählt hat … ?« Nur dieses, nicht jenes entspricht dem Gang und dem Sinn der Erzählung. Das Volk begehrt den König, aber es ist JHWH, der ihn kürt. In v. hat Samuel »alle Worte JHWHs«, die Gottesrede also, wie sich aus v. und ergibt, dem Volk übermittelt; v. berichtet, daß sie sich weigern, auf seine Stimme zu hören (der Widerpart zu dem dreifachen »Höre auf ihre Stimme« JHWHs, v. , und ) und rufen: »Nichts da! (das ist der Sinn dieses lo), sondern ein König soll über uns sein!« Darauf folgt die nun erst genau dargelegte, nun erst begründete Forderung: einen brauchen wir, der uns zum Siege führt! Als Erwiderung auf JHWHs »mich haben sie verworfen« gesprochen will der Ruf von der geschichtlichen Situation aus verstanden werden: es ist die unverwindbare Erinnerung an die Katastrophe der Lade und des von ihr geführten israelitischen Heers und das Bewußtsein der Vergeblichkeit der seitherigen Befreiungsversuche, die daraus spricht; dahinter steht die Erfahrung, die man in kriegerischen Unternehmungen gegen die Philister mit Heiligtümern und Gottesmännern gemacht hat. Das Volk ruft nach dem charismatischen Feldherrn; den verlangt es vom Gott anstatt dessen erfolgloser Unmittelbarkeit. Nur noch in leiblicher Machtgestalt kann es sich von der Gnade die Rettung erhoffen. Wieder überbringt der Dolmetsch die Rede seinem Herrn, noch einmal wiederholt der sein »Höre auf ihre Stimme« und erläßt sodann die Anordnung: »Einen König könige ihnen!« Samuel aber – schickt die Leute heim. Die Wissenschaft ist gegenwärtig überwiegend der Ansicht, dieser wunderliche Abschluß sei ein redaktioneller Zusatz: in der Quellenschrift, der das . Kapitel zugeteilt wird, der »Mizpaquelle« (Budde), sei auf , a unmittelbar , gefolgt, um aber die einer andern frühern Quelle, der »Gilgalquelle«, angehörige Geschichte , –, hier einfügen zu können, habe man am Ende von K. die Versammlung ergebnislos auseinandergehen lassen müssen. Damit wird der Mizpaquelle zugetraut, sie habe in dem Losewerfen , f. den tatsächlichen Vorgang der göttlichen Königserwählung und nicht bloß, wie die uns vorliegende Erzählung, die volksgültige Kundgebung der heimlich vollzogenen gesehen. Samuel wäre also von dem auf Saul, den auch ihm Unbekannten, fallenden Los selber .
Auch das ascher bechartem von , ist Einschub (vgl. weiter unten), aber dort wird es durch den Schluß des Verses aufgehoben.
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überrascht worden und hätte gar – wenn , dazugehört (Eißfeldt z. B. teilt ja , bβ– einer dritten, ältesten Quelle zu) – den nie zuvor Erblickten dem Volke als einen Mann ohnegleichen vorgestellt! Auch wenn dieses letztere Bild durch Quellenscheidung ausgeschaltet wird, ist die Frage zu stellen, ob ein solcher Abschluß rein magischen Charakters der geistigen Art des . Kapitels und besonders der Beziehung zwischen JHWH und Samuel, wie sie in K. und (die ja derselben Quelle zugeteilt werden) zum Ausdruck kommt, entspräche. Auch ich halte jedoch b für redaktionell; aber nicht, weil der Redaktor dadurch einen Handlungszusammenhang mit , hätte zerreißen wollen, sondern weil er den Handlungszusammenhang mit dem feierlichen Opfermahl (Sebach , f.), das Samuel , f. den in Rama versammelten Ältesten Israels – es handelt sich natürlich nicht um alle Bürger über fünfzig, sondern um die Gerusie – am Tag nach der im . Kapitel berichteten Unterredung gibt 26 , in einer besondern Weise zu verdeutlichen sucht. Er nimmt an, daß die Ältesten eine Menschenmenge (ha’am, , , , ) überallher begleitet habe, und läßt die nun heimsenden; an dem Volksopfer (, ) auf der Bama mit seinem heimlichen Sinn dürfen nur die Geronten als qeruim (, , ) teilnehmen (wobei für den worthafte Anspielungen liebenden Erzähler damit vielleicht auf ihre Würde als die »Berufenen« der Gemeinschaft – vgl. den Wortgebrauch Numeri , ; , ; , 27 – hingedeutet werden soll); doch meint in Wirklichkeit das ha-’am von K. die Volksvertreter, wie es ja als Bezeichnung für sie erst , und dann , in einem zu Unrecht als unverständlich geltenden, vielmehr bedeutungsreichen Wortgefüge wiederkehrt. Es wäre freilich auch möglich, daß der Redaktor den Zusatz als Abschluß machte, weil er den Handlungszusammenhang zwischen dem . und dem . Kapitel verkannt hat, wie er von der Exegese aller Zeiten verkannt worden ist. Das Mißverstehen war ja fast unvermeidlich geworden, seit es mit einem Produkt in den Text selbst eingedrungen war, dem irrtümlichen und irreführenden Einschub 28 »ki haj-jom ba la-‘ir« in , : Samuel ist natürlich in Rama geblieben, aber er ist zunächst nicht zum Opfer, sondern um die .
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Nach Budde, Kommentar kann mit »dieser Stadt« , nicht Rama gemeint sein (zur Begründung s. ebenda f.), vgl. aber dagegen H. M. Wiener, The Ramah of Samuel, JPOS VII () ff. Budde schließt, Die Bücher , aus dem Fehlen des Namens in , daß er weggelassen ist, – aber er ist es nicht, wie Budde für wahrscheinlich hält, »gerade weil es nicht Rama war«, sondern eben weil es Rama war; vgl. das folgende Kapitel. Auch bei der Salbung Salomos I Kö , , ist mit den qeruim eine Vertreterschaft gemeint. Damit beantwortet sich auch das von Tiktin, Kritische Untersuchungen zu den Büchern Samuelis () geäußerte Bedenken gegen die Einheit des Abschnittes.
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von JHWH v. angegebene Zeit Saul entgegengegangen (die beiden letzten Worte in , sind leicht als Zusatz erkennbar). Aber auch der eigentümliche Kompositionsstil des Erzählers erschwert das Verständnis der Handlungsstetigkeit sehr, indem er , ff. weit ausholt, ohne in v. f. erkennbar zu machen, daß der darin berichtete Vorgang sich zeitlich – unmittelbar oder mittelbar – an die Unterredung Samuels mit den Ältesten schließt und dazu den Ortsnamen nicht erneut nennt, sondern (, vgl. , ) erraten läßt. Es ist ein im Fabulieren sich naiv wie eine Märchengroßmutter ergehender (und gewiß auch märchenkundiger) Erzähler, der aber, wo er an das für ihn Eigentliche kommt, ein knappes, verhaltenes, rätsel- und andeutungsreiches Pathos gewinnt. Was er erzählt, ist wesentlich eine Geschichtssage 29 , und in der Weise, wie er Begebenheiten berichtet, wie er die gesammelten Traditionen bearbeitet und verknüpft, ist er von den Stilgesetzen der Gattung bestimmt; aber das, was ihm das Erzählen eingibt, ist eine Sache des Glaubens, eine Glaubensordnung, ja ein Glaubensmysterium, und das erlegt ihm, wo es vortritt, einen eigenen, geheimnishaften Ton auf. Die aus sich bestehende, in sich verständliche epische Sprache wird von der Sprache der Botschaft 30 mit ihren Bezügen und Hinweisen durchsetzt. Um den Zusammenhang der Erzählung von Samuel und Saul, dem die vom Volksbegehren angehört, recht zu erfassen, müssen wir stets beides beisammen haben: die Einsicht in die Formgattung, in die besondre Art ihrer Stoffgestaltung, und die Einsicht in die geglaubte Geschichtswahrheit, die sich hier dieser Formgattung bediente und, wo es not war, ihr den eignen, der Epik transzendenten Ausdruckscharakter verlieh.
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Zur Formgattung und ihren Stilmitteln vgl. vor allem Greßmann, Die älteste Geschichtsschreibung2 () XIII ff. Greßmanns Kennzeichnungen sind treffend, doch erscheint seine Abzweigung der »Geschichtslegende« für unseren Zusammenhang nicht gültig: was hier den Charakter der Sage hat, ist eben »heilige« Sage oder mit ihr verschmolzen, und das »Legendäre« ist nur eine Abart von ihr. Leider hat Greßmann die Einwirkung der Formgattung auf den Kompositionsstil der Erzählung nicht beachtet; die Einsicht in diese Einwirkung hilft, wie ich im . Kapitel zu zeigen versuche, zum Verständnis der Einheit unserer Erzählung, Greßmanns Fragmentenhypothese entgegen. Über die Sprache der Botschaft vgl. Buber und Rosenzweig, Die Schrift und ihre Verdeutschung () ff.
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Die moderne Forschung sieht die Erzählung von Sauls Königwerden, wie die Geschichten des Samuelbuchs überhaupt, auf Grund der häufigen »Wiederholungen und Widersprüche, Brüche und Nähte, kurz Zeichen der Uneinheitlichkeit mannigfacher Art« (Eissfeldt 2 ), entweder als einen Zusammenfluss zweier oder dreier »Quellen 3 «, oder aber als die Aneinanderreihung verschiedenartiger kleiner und grösserer epischer Einheiten, von der Anekdote bis zur »Geschichtsnovelle« (Gressmann 4 ) an. Beiden Hypothesen gegenüber soll hier die Anschauung vertreten werden, dass wir nach Ausscheiden mehrerer als solche erkennbarer Zusätze 5 , die Handlungs- und Redegang, ideellen und stilistischen Zusammenhang stören, eine einheitliche Erzählung vor uns haben, die ein vielfältiges, mündlich und schriftlich vorgefundenes Material schon früh, unter dem Einfluss einer geschlossenen Konzeption des Gegenstands und der ihm gemässen Gestalt, verschmolzen hat. Der Beweis soll vorerst durch die Aufzeigung dieser Konzeption und ihrer Ausführung in der Abfolge der Erzählung geliefert werden, was zur Widerlegung der Fragmentenhypothese wohl genügen darf, wogegen die dann noch von seiten der Quellenhypothese verbleibenden Fragen (einheitliche oder uneinheitliche Person, einheitliches oder uneinheitliches Handeln Samuels, die »geistige Höhenlage« und der »theologische Charakter« einiger Stellen) danach im Lauf der sachlichen Erörterung behandelt werden sollen. Doch müssen einige wesentliche allgemeine Probleme schon im An.
. . .
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Das folgende ist das . Kapitel des Buches Der Gesalbte, das die Fortsetzung von Königtum Gottes (, . erweiterte Auflage ) bildet. Der grössere Teil von Der Gesalbte ist im Herbst gesetzt und korrigiert worden; die Fortführung konnte wegen der behördlichen Auflösung des Verlags (als eines jüdischen) nicht erfolgen. Das . Kapitel »Das Volksbegehren«, ist inzwischen in der Lohmeyer-Gedenkschrift erschienen; das . soll bald erscheinen. Der Text des hier zum Abdruck gelangenden Kapitels ist seit nicht verändert, der Apparat nicht vermehrt worden. Einleitung in das Alte Testament (), . So z. B. schon Gramberg, Kritische Geschichte der Religionsideen des AT II (), ff. Geschichtsschreibung1 (), XV. In der . Auflage () spricht Gressmann nur von der »novellistisch vertieften Geschichtsschreibung«. Vgl. auch Erdmanns-Dörfer, »Das Zeitalter der Novelle in Hellas« (Preussische Jahrbücher XXV, ), ff.; Aly, Volksmärchen, Sage und Novelle bei Herodot (), passim; und besonders Täubler, Tyche (), f., f., ff., ff. Gegen Budde, nach dem (Kommentar III) es als gesichert gelten dürfe, »dass auch die jüngere Darstellung nicht aus blossen Zusätzen zu der älteren besteht«. Eine jüngere Darstellung nehme ich freilich für diesen Teil des Samuelbuches überhaupt nicht an.
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schluss an die Analyse von vii-xii zur vorbereitenden Aussprache kommen; sie beziehen sich auf die Traditionen, aus denen der Erzähler schöpfte, auf seine Zeit und auf seine Art. Ich unterscheide folgende Bestandteile des Textes: . die Erzählung, . die ihr vom Erzähler einverleibte, nur sehr wenig bearbeitete Kampfgeschichte (Teile von xiiif.), . später mit der Erzählung verknüpfte annalistische Aufzeichnungen, wie vii –viii und xiv –, . die eigentlichen Einschübe innerhalb der Abschnitte der Erzählung. Diese Einschübe, die die späteste Textschicht darstellen, sind wie gesagt hauptsächlich von dreifacher Art: kompositionell verknüpfende, vornehmlich bestimmt, wirkliche oder vermeintliche Lücken auszufüllen, predigerisch erweiternde, die gewöhnlich nur ein Nebenmotiv ausbauen, mitunter aber das Hauptmotiv schwächen oder entstellen, und tendenzhaft auslegende, die in der Form einer Fortsetzung des Textes einen Kommentar zu ihm abgeben. Bei der Betrachtung des . Kapitels 6 haben wir v. a β als Beispiel der ersten, der zweiten, – der dritten Art erkannt. Auf ein wichtiges Stilmittel ist vorweg noch hinzuweisen: auf das Leitwort, d. h. auf die bewusste Wiederholung von Wörtern und Wortfolgen, die den Sinngehalt einer Stelle zu betonen und zu verdeutlichen, aber auch zwischen zwei oder mehreren Stellen einen Sinnbezug herzustellen bestimmt ist. Diese zweite Funktion des Leitworts ist für die Erkenntnis des Zusammenhangs unserer Erzählung von besonderer Bedeutung. So gilt es für die Quellenhypothese als gesichert, dass das als »ohne Zweifel einheitlich« 7 angesehene Stück vii aβ- einer anderen Quelle als ix angehöre. Aber in den Versen f., die jedenfalls dem Kern des, wie noch dargelegt werden soll, nicht einheitlichen . Kapitels zuzurechnen sind, stehen drei Leitworte: . »schreien« (zweimal), . »aus der Hand der Philister befreien«, . »JHWH antwortet ihm«, die alle drei ix f. wiederkehren; und bei genauerem Vergleich ist zu merken, dass die erste Stelle, eine (jetzt freilich durch den Kontext verwischte) Vor-Andeutung der zweiten, die zweite eine erfüllende Wiederaufnahme der ersten darstellt: dass JHWH vii Samuel antwortet (nicht ihn »erhört«, wie gewöhnlich übersetzt wird), und zwar etwas, was man nicht erfährt, geht, wenn man den nachfolgenden Zusatz entfernt, in der Situation nicht auf: es wird sicherlich ein beruhigender Zuspruch für die Stunde gegeben, aber darin erschöpft sich die Antwort nicht, sie sagt mehr, sie weist über die Stunde hinaus, – das will der Erzähler durch das Mittel des paronomastischen Bezugs uns zu verstehen geben, nicht wenn wir nur erst diese Stelle, wohl aber sowie . .
In »Das Volksbegehren« (Lohmeyer-Gedenkschrift). Eissfeldt, Die Komposition der Samuelisbücher ().
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wir ix gelesen haben und die Wiederkehr der Leitwortgruppe uns merklich wird. Ein andres Beispiel: Das . Kapitel gehört für die Quellenhypothese einem andern Zusammenhang an als x , und der Umstand, dass hier wie ix Saul »von seiner Schulter an aufwärts aus allem Volke ragt«, wird dadurch erklärt 8 , dass eine spätere Hand die aus x entnommene Wendung in ix eingetragen habe; der spröde Bau von ix (»wohlbeschaffner als er war kein Mann von den Söhnen Israels« ist eine Parenthese, die das vorangehende »wohlbeschaffen« weiter ausführt) begünstigt diese Auffassung. Aber sowie wir die Streichung in ix vornehmen, geht der Erzählung eine so sinnreiche Kostbarkeit verloren, dass sie nicht wohl einem Abschreiberzusatz zu verdanken sein kann. So wie die Erzählung dasteht, sehen wir von ix an Saul das Volk überragen, und wir sehen zugleich, dass das Volk es nicht sieht: der verhaltene Mensch (ix ; x , , ), hält sich so, dass er nicht auffällt; erst als er es auf die Spitze getrieben und sich im entscheidenden Augenblick versteckt hat, da, aus dem Versteck gezogen, wird er allem Volke als es schulterhoch überragend sichtbar, wie wir, die Leser, ihn von Anfang an gesehen haben. Die unscheinbare Wiederholung hat hier den echten, verhalten grossen Sagenton. Bei der Betrachtung des Erzählungszusammenhangs muss, wie schon angedeutet, von zweierlei ausgegangen werden: von der besonderen epischen Formaufgabe, die der Erzähler sich mit dem Thema von Sauls Königwerden stellte, und von dem geschichtsideellen Fragenkomplex, dem er in diesem Teil wie im Fortgang seines Berichts die Antwort geben wollte. Jene ist ihrem Wesen nach auf einige Kapitel beschränkt, dieser bestimmt nicht bloss die ganze Geschichte von Sauls Erwählung und Verwerfung, sondern wirkt sich auch in der mit ihr verknüpften von Saul und David, ja in allen Teilen des Samuelbuchs aus; er verbindet also unseren Erzähler mit Gleichgestimmten oder Gleichgesinnten, jedenfalls solchen, die den gleichen Fragen die Antwort suchen, und zwar mit Zeitgenossen, mit späteren Bearbeitern und mit späten Redaktoren. Es ist derselbe Fragenkomplex, dessen Gewicht bewirkt, dass Davids grosse Kriege sich mit eingefügten Annalennotizen wie Samuel viii begnügen müssen, wogegen alle mit der Thronfolge verbundenen Begebenheiten in novellistischer Anschaulichkeit erzählt werden. Die Fragen, die über den Erzählern stehen, sind die nach Herkunft, Sinn und Schicksal des grossisraelitischen Königtums, wobei Sinn und Schicksal notwendig auf die Herkunft und die frühen Wandlungen bezogen werden; und beantwortbar erscheinen sie den Erzählern nur von der Geschichtswahrheit aus, die sie glauben: .
Budde, Kommentar , .
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dem wechselseitig handelnden Gegenüber eines Gottes und eines Volkes, das er führt, ohne es zu zwingen, und das er auch noch führt, wenn er ihm willfahrt, sodann aber dem Gegenüber dieses Gottes und der von ihm aus dem Volke »Erwählten« und »Ergriffenen«, die doch immer wieder ihm entgegen handeln. Menschenwünsche, Menschenpläne – und was der Gott draus macht, Sendung, Begabung, Auftrag – und was die Menschen draus machen: aus gläubiger Geschichtserinnerung daran und gläubiger Geschichtsüberlieferung darüber holt der Erzähler die Antwort auf die Fragen, die über ihm stehen. Eine Textschicht, die solcher Gläubigkeit noch ledig wäre, ist in unserer Erzählung unauffindbar. Innerhalb des Antwortgebens auf die Fragen ist ihr der Bericht über den Anbeginn des Königtums zugefallen; wie sie diesen Bericht leistet, wie sie die einzelnen Vorgänge darstellt und wie sie sie aneinanderschliesst, was sie ausführt und was sie nur andeutet, ihr Fabulieren und ihr Lehren, ihr Realismus und ihre Symbolik sind wesentlich davon bestimmt, dass für den Erzähler hier, im Anbeginn, das Geheimnis des Königtums, die Problematik der gottmenschlichen Begegnung darin, der Glaubenssinn einer geschichtlichen Tragik und wohl auch schon der Keim einer sie überwindenden Verheissung sich bergen, – all dies nicht im Sinn einer »Theologie«, sondern eben in dem einer frühen, kräftigen und eigentümlichen Geschichtsgläubigkeit. Er, der Erzähler, hat so zu reden, dass all dies spürbar, wahrnehmbar, dass es als Anfang der Antwort auf die seinem Hörer und ihm gemeinsamen Fragen wahrnehmbar wird; und er hat es nicht vorzutragen – was er auch gewiss noch gar nicht könnte –, sondern er hat es zu erzählen, – was er kann. Schon die Ausgangssituation der Erzählung ist nur von hier aus zu verstehen. Gleichviel ob unserem Erzähler die in Kap. iv-vi enthaltenen Berichte von der nationalen und kultischen Katastrophe und von der Rückbringung der Lade bekannt waren oder nicht (das letztere ist wahrscheinlicher, da eine so matte Verknüpfung wie vii a ihm kaum zuzutrauen ist), – als Geschichtstatsache ist ihm bekannt, was der Lade widerfuhr, und das bedeutet für ihn, was es für den Erzähler der Ladegeschichte bedeutet: JHWH hat selber seine Lade, einer vordem erlassenen Unheilsweissagung (vgl. iii ) gemäss, von den Philistern erobern und verschleppen lassen, und er hat sodann, damit dies als von seinem Willen herkommend erkannt werde, die Philister genötigt, sie auszuliefern. Darin ist aber die weitere Geschichtseinsicht eingefasst: JHWH ist den Philistern überlegen, sie sind also nur deshalb Israel überlegen, weil er sie gewähren lässt, das Andauern ihrer Übermacht gehört in sein Handeln und Planen auf Israel zu. Von dieser für den Erzähler bestehenden Voraussetzung aus ist der Kern von Kap. vii zu verstehen. Hingegen stehen die Zutaten, die
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Hinwegräumung der Götzen auf Samuels Befehl und die dadurch erst ermöglichte wunderbare Wirkung seines Gebets, im Bann einer späteren geschichtsfremden Auffassung, für die nach Überwindung des jeweiligen Abfalls das abstrakte Wunder alles Erforderliche besorgt. Während im Richterbuch die wohl denselben Kreisen entstammende Bearbeitung, sowohl in der Ausgestaltung einiger Vor- und Nachsprüche als in zusätzlichen Betrachtungen, wie besonders ii –, das Vorgefundene respektierte und keine andersartigen Vorgänge eintrug, also JHWH nach wie vor nur durch die Kampftaten der von seiner ruach Erfassten eingreifen liess, übernimmt sie sich hier, am entscheidenden Wendepunkt, und heisst den gefeierten Gottesmann, noch über Moses’ nur helfendes Armerheben (Ex. , ) hinaus, durch blosses Opfer und Gebet die allein siegreiche Himmelsgewalt herbeirufen, nach deren Tat die israelitische Mannschaft nur noch die Verfolgung auszuführen braucht. Wie anders das Zusammenwirken von Oben und Unten im Kampf gegen Sisera, obgleich es sprachlich ähnlich ausgedrückt wird! Und es genügt ja an die unverändert fortbestehende Abhängigkeit von den Philistern zu Beginn der Herrschaft Sauls zu denken, um den Charakter dieses »Siegs« zu erkennen. Auszuscheiden sind innerhalb des Abschnittes vii –: die nachträgliche Naht a (wie die Erzählung anfing, können wir nicht wissen), der predigerisch erweiternde Zusatz f., der eine vermeintliche Lücke zusammenhangswidrig ausfüllende f., und der ergänzungsartige f. Die beiden letzteren sind besonders bemerkenswert, wie deutlich wird, wenn wir den verbleibenden Kern betrachten: b (auch wenn man für naha nicht die ursprüngliche Bedeutung »heftig atmen, stöhnen«, sondern die technisch verengerte »Totenklage halten« annimmt, ist der masoretische Text durchaus möglich, siehe weiter unten), – (mit Ausnahme von b, das, der gleichen Schicht wie xii angehörig, unklar und störend wirkt – wogegen a, das »wir haben dem JHWH gesündigt« in seiner Knappheit und Direktheit überzeugend echt ist), . Der erzählte Sachverhalt besteht aus folgenden Momenten: . Da die Lade, gleichviel aus welchen Ursachen oder Gründen, nicht wirklich heimgebracht worden, sondern in einer Kanaanäerstadt verblieben ist, klagt das in die Abhängigkeit von den Philistern geratene Volk um die verlorene Führung (die der nabi ihm nicht ersetzen kann) wie um einen Toten. . Samuel beruft nun, um JHWH zur Wiederaufnahme der Führung zu bewegen, eine sakrale Versammlung nach Mizpa; die Riten haben einen frühen Charakter, die Wasserlibation kennen wir von Ägypten her 9 als Wiederbelebungsritus, .
vgl. Blackman, »The Significance of Incense and Libations«, Zeitschrift für ägyptische Sprache L (), ff.
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auch das Fasten ist ein alter Trauerbrauch (vgl. Samuel i ; iii ), und das kollektive Sündenbekenntnis 10 brauchte nicht späterer Herkunft zu sein als das individuelle (vgl. Samuel xii ) 11 . Die Philister wittern eine Verschwörung gegen ihre Hegemonie und entsenden einen Trupp, um eine Razzia zu unternehmen (dass die Tyrannen persönlich auftreten, braucht nicht ernster gemeint zu sein als in der Simsongeschichte), was aber den Israeliten rechtzeitig gemeldet wird. . Auf des Volkes Ansuchen um »Befreiung aus der Hand der Philister« opfert und »schreit« Samuel »und JHWH antwortet ihm«. Man muss etwa auf diesen Satz einen Gedankenstrich folgen lassen, wie etwa auf das (so und nicht anders zu lesende) »und Gott erkannte« Ex. ii . Die Antwort wird nicht angeführt, und dass sie für die Stunde zureichend war – dass wohl also der israelitischen Schar nicht, wie sie befürchtet haben mochte, der Rückzug abgeschnitten wurde, ja dass vielleicht gar die Philister, nachdem sie die gottesdienstliche Harmlosigkeit der Zusammenkunft festgestellt hatten, abzogen –, wird, wenn man nicht annehmen will, dass v. f. einen nun verlorenen Bericht verdrängt haben, nur durch v. angedeutet, zugleich aber auch, wie gesagt, dass sie nur der Stunde (»bis hierher«) galt, also fürs nächste wohl eher ein Ausharren als einen Sieg in Aussicht stellte. Immerhin, durch den Stein, den Samuel – nicht etwa bei »Beth Kar«, wo immer das liegen mag, sondern eben bei Mizpa – an dem Ort der Katastrophe (iv ; v ), der nun der Ort der Rettung geworden ist, aufrichtet, und durch den Namen, den er ihm gibt, wird die grosse Schmach der »Ehrlosigkeit« (iv ) getilgt und die Wende der Not angezeigt. Die ätiologische Nachricht schliesst den ersten Abschnitt unserer Erzählung angemessen ab. Der – wie ich meine aus klarer Absicht – zurückhaltende Stil von v. hat nun die Einschaltung von v. f. ermöglicht. Der Zusatz arbeitet die Begebenheit zu einem charismatischen Erweis im Sinn der heroischen »Rechtschaffer«-Erzählungen des Richterbuches um. Auf Grund dieser Umarbeitung kann Samuel xii in der Reihe der heldischen Retter stehen. Aber der nachträgliche Erweis ist missglückt: erfolgreiches Beten begründet kein Schophettum im Sinn der Geschichten von den grossen Richtern. Das waren Kämpfer, von Gott erwählte und entsandte Kämpfer, denen er half; kampflose Beter, Erbeter von Wundern waren sie nicht. Als . .
vgl. Pettazzoni, La confessione dei peccati II (), ff. Ein charakteristisches Beispiel für frühe Verknüpfung beider Formen ist uns im hethitischen Schrifttum erhalten; s. Götze, »Die Pestgebete des Muršiliš« (Kleinasiatische Forschungen I, ), , wo zuerst erklärt wird: »es ist so: man sündigt«, sodann »auch mein Vater sündigte«, und »ich aber habe nichts gesündigt«, schliesslich aber »über mich kam die Sünde meines Vaters« und nun das sich solidarisierende: »es ist so, wir haben es getan«.
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Fortsetzung jener Geschichten könnte der Abschnitt auch in dieser seiner Fassung nicht gelten. Wo Samuel einzureihen ist, wird nicht von hier aus zu ermitteln sein. Ein Stück für sich, ebenfalls sekundär, aber vermutlich älter als die vorhergehenden Zusätze, ist die merkwürdige Notiz f. Ihre Absicht ist nicht, wie allgemein angenommen wird, die unmittelbaren Folgen des f. berichteten Siegs so gewaltig und so der Folgeerzählung widersprechend anzuschlagen. Vielmehr will sie auf Grund des über Sauls und Davids Philistersiege Bekannten die »Antwort« JHWHs und den Spruch Samuels »Bis hierher hat uns JHWH geholfen« zeitlich vorgreifend ausdeuten. Sie will etwa sagen: Und in der Tat, das ist die erste Etappe der in der Antwort zugesagten Hilfe gewesen, denn (v. ) Saul bezwang die Philister und hielt sie vom israelitischen Territorium fern, wohlgemerkt aber nur solange Samuel (der also in dieser Hinsicht als dem Saul auch nach seiner Verwerfung noch existenziell-magisch beistehend gedacht wird) lebte, danach aber (v. ) drängte David die Philister vollends zurück und nahm ihnen das annektierte Gebiet ab, und mit der endgültigen Überwindung der philistäischen Hegemonie war zugleich das Einvernehmen zwischen Israel und der Urbevölkerung gesichert. Die kompositionell verbindende, aber anscheinend aus altem annalistischem Material zusammengesetzte Notiz vii –viii scheint allmählich entstanden zu sein. vii – mag schon bald, nachdem die Erzählung vorlag, ihr eingefügt worden sein, da v. eine nicht unwichtige Funktion am Verständnis des Zusammenhangs erfüllt: a bereitet viii, und b bereitet ix ff. vor, beide zusammen deuten auf die Einheit des Ortes in Kap. viii und ix hin. Dagegen ist die Einschaltung von viii – – die Einschaltung, nicht die Abfassung – jedenfalls demselben (nennen wir ihn AR2 und jenen AR1) zuzuschreiben, von dem in v. die Einleitung der Ältestenrede stammt; vermutlich hat er die sachlichen Annalenangaben um den wortspielhaft (waj-jittu – waj-jattu) stilisierten v. erweitert. Machte sich schon im ersten Teil der Gesamtnotiz das dreifach wiederkehrende Leitwort schaphat in einer wohl unbeabsichtigten Weise geltend, so ist dessen Wirkung nun durch die weitere dreifache Wiederholung der Wurzel so verstärkt worden, dass der unbefangene Leser, der Absicht von AR2 gemäss, gar nicht umhin kann, das gleiche Verb in v. und ebenso zu verstehen. Von den Zusätzen befreit stellt sich das . Kapitel als das dem Erzählerwillen genau entsprechende Vorspiel der Erzählung dar. Samuel ruft, als der opfernde und betende Interpret des Volkes, JHWH um seine jeschua an und empfängt eine Antwort, die zwar nicht angeführt, die aber so berichtet wird, dass wir sie als Vorgestalt der endgültigen (ix
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f.), als auf sie hinweisend und sie vorbereitend, verstehen. Damit hat der wechselseitige Vorgang, den der Erzähler episch darzustellen im Sinn hat, die handelnde Zwiesprache, erst zwischen JHWH und Israel, dann zwischen JHWH und dem gesalbten König von Israel, angehoben. So schliesst sich nun, als der Beginn der eigentlichen Aktion, der Kern des . Kapitels an. Wie viel Zeit seit dem vorigen verstrichen ist, bleibt unbestimmt; viel oder wenig, das Volk hat die Geduld nicht, sich auf das Tempo Gottes und auf die Weise, in der er helfen will, einzustellen. Sie, die trauernd »nach JHWH« stöhnten, haben nur seine Siegesmacht, nicht seine Herrschaft gemeint. Das Palladium kehrt nicht heim, die Obmacht des Feindes dauert fort, die für die Stunde gegebene Antwort reicht für die Folge der Stunden nicht zu. Der nabi, der nur reden, nur vertrösten kann, ist der Gottesmensch nicht, dessen man bedarf, ein zugreifender Träger der Gnade und des Glücks muss es sein. Das Unsichtbare, nur Vernehmbare tut nicht Genüge, man will den kabod wiederhaben, und ruht er auf einer voranziehenden Lade nicht mehr, so ruhe er auf einem voranziehenden Führer. Geführt wollen sie werden, von einem Begnadeten, einem Glückhaften, einem »König«, wie ihn alle Völker haben. Was man ihnen das Königtum JHWHs nennt, verwerfen sie, weil es nicht greifbar und nicht wirksam genug ist. Aus solcher Gestimmtheit lässt der Erzähler die Ältesten reden. Samuel sieht das Volksbegehren als eine unwandelbare Materie an, als etwas, das man nur annehmen oder ablehnen kann. Er lehnt es ab und betet dagegen. JHWH aber sieht es nicht so. Er gebietet die umwandelnde Erfüllung: mit bindender Bezeugung, mit urkundlicher Rechtsverpflichtung dem Gotte als dem Geber des Auftrags gegenüber. Was er zu Samuel sagt, ist nicht Widerhall der Prophetenseele, nicht Projektion des menschlichen Gefühls, oder wie man’s formulieren mag; es ist gewaltig eindeutige Gegenrede, gegen das Gesagte, gegen das Gemeinte, gegen alles »Unbewusste« dazu. Zuerst jenes »Nicht dich, sondern mich«, und dann: Weder ihr Verlangen, noch dein Verweigern, sondern dieses Dritte, in dem der Menschenwille in meinen Willen gehoben und drin verwandelt wird. Es gibt ausserbiblisch innerhalb des uns bekannten alt-orientalischen Schrifttums m. W. keine Stelle, wo es so unterschiedlich wie hier zwischen einem Gott und einem Gottesmann zugeht; erst innerhalb der abendländischen Antike bietet sich uns Gegenstand zum Vergleich. Zum Vergleiche nur; denn in unsrer Erzählung ist eine Dialektik der Offenbarung, wie sie dort nicht zu finden sein kann. Wenn Wellhausen 12 , von .
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diesem Abschnitt zum nächsten übergehend, »sich wie aus der Judenschule in die freie Luft versetzt« fühlt, legt er kein Zeugnis gegen die Judenschule ab. In diesem Abschnitt hat der Erzähler seinen Vorwurf, die handelnde Zwiesprache, bis dahin gefördert, wo der Gott, auf das Volksbegehren entgegnend, ansagt, was er tun will: gewähren, aber anders als es begehrt war. Ist die Erzählung einheitlich, so muss erwartet werden, dass dann im nächsten, gewöhnlich als quellenverschieden angesehenen Abschnitt das Entscheidende getan wird. Es darf sich kein anderer Vorgang dazwischen schieben, sondern der eine muss hier seinen Platz finden, in dem der Beschluss JHWHs, die wesenhaft modifizierende Erfüllung des Volkswillens, dessen Hereinnahme in den Gotteswillen also, zur Ausführung gelangt. Eben das geschieht, wie gezeigt werden soll. Die Ausführung umfasst dem Gehalt des Beschlusses nach zwei Stadien: ein unmittelbares Handeln JHWHs, das die Erwählung der Person zum Gegenstand hat, und ein mittelbares, die Betrauung dieser Person mit einer Würde, in deren Wesen die umwandelnde Erfüllung des Volkswillens sich vollgültig ausspricht. Da die Erwählung ein innergöttliches Geschehen und also nicht selber, nur in seiner Kundgebung zu berichten ist, könnte die Darstellung wohl mit dieser, also mit dem Übergang zum zweiten Stadium beginnen; sie könnte zu Anfang, wie es sich im Fortgang des Buches bei David begibt, JHWH dem Samuel ansagen lassen, wo er den Erwählten finden werde. Aber so ist die Absicht offenbar nicht, die der Erzähler hegt oder vielmehr wohl als die ihm auferlegte empfindet. Es ist ihm darum zu tun, das geheimnishafte Werk der Gottesmacht an dem von ihr Erwählten zu zeigen, und zwar vom Augenblick der vollzogenen Erwählung an. Er muss daher nunmehr das in seine Geschichte aufnehmen, was ihm die Tradition über eine Wanderung Sauls an den Ort der Salbung zugetragen hat. Er holt weit aus, und sein Ton wird zum Märchenton, er lässt sich Zeit, aber er lässt sich nicht gehen. Er weiss genau, wohin er will; er will genau dahin, wo zwei Linien des Geschehens, die des umherziehenden Saul und die des bei den Ältesten zu Rama harrenden Samuel, wunderbar zusammentreffen. Die erste hat er jetzt zu zeichnen, und er tut es in dieser wie lässigen, märchenähnlichen Weise, weil gerade so das Geheimnis der Begegnung am eindringlichsten vorbereitet wird. Der Wahrnehmung des heimlichen Ereignisses dient dieses scheinbar weitschweifige Ritardando mit unvergleichlicher Wirksamkeit, die göttliche Fügung wird so stark fühlbar, weil sie verschwiegen wird, die Eselinnenstreife und der Mädchenschwatz bestimmen rechtmässig das Tempo, der buntfarbige Kelch dieser weltlich anmutenden Sage ist wie kein andrer geeignet, die weisse Blüte der Heiligen zu bergen. Die
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»freie Luft«, in die Wellhausen hier eingetreten zu sein meint, ist die Luft einer gläubigen Kunst, die sich der Sage erfreut und sie meistert. Das bedeutet aber auch, dass der Erzähler alle Möglichkeiten verwerten wird, die der überlieferte Stoff ihm bietet, um seinen erst heimlichen, dann halbheimlichen Thronanwärter, der auch nach der Ausrufung noch etwas von seiner Heimlichkeit bewahrt, zur einheitlich wirkenden, weil von einer herrschenden Eigenschaft gelenkten Sagengestalt zu stilisieren. Zwischen den Abschnitten dieses ersten Teils der Erzählung, der berichtet, wie Saul König wurde, besteht auch hierin kein Unterschied. Der die Kürung Verschweigende (x ), sich »beim Zeug« (im Märchen heisst’s: in der Küche) Versteckende 13 (x ), nach der Ausrufung, als wäre nichts geschehen, Heimgehende (x ) mit Schweigen den Zweifel an ihm Beantwortende (x ) 14 , der Stille hinter den Rindern endlich, der nun ausbricht und siegt (xi), das sind, mögen sie auch verschiednen Traditionen entstammen, in der Schau eines märchengewaltigen Erzählers vereinigt, Züge desselben Gesichts, mehr noch, Schritte desselben Gangs, keiner anderswohin zu denken als wo er erscheint. In dem, was er sagt, und in dem, was er ungesagt lässt (dies zweite macht ja den grossen Dichter aus), ist dieser Erzähler von einer hohen dichtenden und ordnenden Bewusstheit, wie in den vorhergehenden knappen Abschnitten, so auch in diesem nur scheinbar breiten. Dass Saul der Erwählte ist, hat bis zur Begegnung mit Samuel nicht gesagt zu werden; aber der Autor deutet es (ix ), sowie er nur den Namen ausgesprochen hat, durch die Wortwahl der Charakterisierung an, wo er eine Wendung gebraucht, die zu aussergewöhnlich ist, um als beiläufig gelten zu können; um Saul als wohlbeschaffen zu kennzeichnen, sagt er: »auserwählt 15 und wohlbeschaffen«. Dieselbe, zumal wo an Sakrales und Sakramentales gerührt wird, geheimnishütende Sorgsamkeit des Wortstils, die zuweilen wunderliches Wortspiel nicht scheut, wenn es einen Hinleitungswert hat, wird sich auch weiterhin bekunden. Um den Zusammenhang der Erzählung und besonders die Konvergenz der beiden Linien recht zu verstehen, muss man sich die Parallel-Chronologie der »drei Tage« (ix ) vergegenwärtigen: die winzigen privaten und die grossen Gemeinschafts-Begebenheiten. Am ersten Tag, dem vor der Zusammenkunft in Rama, gehen Saul und der Knecht auf die Eselinnensuche. Am zweiten findet in Rama das Gespräch zwischen Samuel und . . .
vgl. auch die arabischen Parallelen bei Robertson Smith, The Old Testament in the Jewish Church2 (), 1. Zur Septuagintalesung s. weiter unten. vgl. u. a. Schäfers, » Sm – literarkritisch untersucht«, BZ V (), f.
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den Ältesten statt; am selben Tag, so nehme ich an, erfolgt die Kundgebung JHWHs an Samuel ix : so ist wohl an ebendem Tag der umherziehende Grossbauernsohn zum nagid (ix ; x ; vgl. weiter unten) ausersehen worden. Am dritten Tag kommt Saul »auf seinem Weg« (ix ) nach Rama und begegnet dem ihm entgegengehenden Samuel. Diese Begegnung in v. (durch den verständnislosen Zusatz la-‘aloth hab-bama in ihrer klaren Intention entstellt) ist es, um deren willen v. – eben so erzählt worden ist, so scheinbar locker und so vom Grunde gestrafft, so mit anscheinender Redelust unablässig auf das verschwiegene Eigentliche hindeutend: wie JHWH diesen Burschen da, der sich keinen andern Auftrag weiss als seines Vaters Tiere zu finden, so durchs ephraimitische Hochland umtreibt, dass er zur Stunde, da er erwartet wird, nach Rama kommt, um dem Opfermahl der Ältesten Israels (um dieses handelt es sich: nur das zusammengeströmte Volk, die ansche Jisrael, nicht die Gerusie war viii heimgeschickt worden) vorzusitzen und den göttlichen Auftrag zu empfangen. Man könnte gegen die vorgeschlagene Chronologie vorbringen, das Walten JHWHs über den Zügen Sauls müsse doch wohl die ganzen drei Tage umfassen, die Erwählung also dem Beginn der Wanderschaft vorausgehn (und das liesse sich ja zur Not auch mit der Parallelchronologie vereinbaren); aber was ist »biblischer« – ich meine hier: frühgläubigem biblischem Erzählertum entsprechender –: dass der Gott selbeigen die Eselinnen von der Weide jagt und ihrem Besitzer eingibt, seinen Sohn auf die Suche zu schicken – damit müsste ja die Dreitagehandlung beginnen –, oder dass er sich den Menschen, auf den seine Wahl fiel, da holt, wo er gerade herumstreift, ihn dabei das Geschäft, das er gerade treibt, forttreiben lässt, und ihn doch zugleich mit unmerklicher Wirkung der ruach (an deren spürbare Gewalt darf hier nicht gedacht werden!) dahin bringt, wo er ihn haben will? Man achte darauf, wie der Erzähler, der sich jedes vordringliche Wort stilstreng versagt, dennoch dem Überraschungselement von v. sprachlich vorarbeitet: am vorbestimmten Ende der Wanderung, da die Suchenden (v. ) »ins Land Zuph«, in das Stammland »Zuphs des Ephratiters« (i ) kommen, wird das mit derselben Wortkonstruktion (hêmma bau) berichtet, die v. (hêmma baim) einleitet. (Ähnliche hêmma mit andern Verben bezeichnen v. die Vorbereitung der Begegnung, v. ihren höchsten Augenblick.) Nur so viel; eine direkte Vorwegnahme, etwa durch Nennung der Stadt, verbietet sich wie gesagt der Erzähler. Auch das Gespräch zwischen Saul und dem Knecht ist von der erzählerischen Absicht her zu verstehen. Hier war das Problem, dass Samuel nicht genannt und der besprochene »Gottesmann« nicht mit Samuel identifiziert werden durfte. Das konnte nur so bewerkstelligt werden, dass
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Saul nicht weiss, von wem der Knecht redet 16 . Nicht weil er, wie die Scheidungshypothese annimmt, Samuel, der hier nur der obskure »Priester und Seher einer Landstadt« (Budde 17 ) sei, nicht kennte, sondern doch wohl, weil er den Hellseher, von dem der Knecht, der es wirklich nicht anders weiss, so familiär daherredet, nicht mit dem mächtigen und berühmten Samuel gleichsetzen kann, der ihm freilich von Angesicht nicht bekannt ist (v. ) 18 . Das viermal (dreimal in direkter Rede, das viertemal, v. , im Bericht gleichsam in Anführungszeichen: der von ihnen so Genannte) wiederholte »Gottesmann« ist offenbar die volkstümliche Bezeichnung, auf die er dem Knecht gegenüber eingeht, wogegen er (v. , der Knecht spricht ihm nach) in der Frage an die Mädchen den bei den Städtern üblichen »Seher«-Titel 19 , verwendet. Es ist von je aufgefallen, dass das Wort nabi vermieden ist, und der Verfasser der Glosse v. hat sich das so zurechtgelegt, dass man damals so einen Mann eben noch nicht nabi sondern roe genannt habe. Das hiesse also, da das Wort nebiim in dem derselben Quelle zugeteilten Kap. x mehrfach vorkommt, dass Samuel nicht zu diesen »Ekstatikern« gehöre und in dieser frühesten Textschicht nicht als nabi gelte. Aber mit Leugnung von Samuels nabi-charakter und von seinem Zusammenhang mit den nebiim verbaut man sich das historische Verständnis. Ein Versgebild wie iii ist ebenso wie seine Fortsetzung 20 keine nachträgliche Literatenarbeit, es trägt das Gepräg des mündlichen Überlieferungsrhythmus. Dass aber unser Erzähler hier für den »Gottesmann« und »Seher«, auch noch in der Antwort der Mädchen, die Bezeichnung nabi vermeidet, liegt gerade daran, dass er die vorzeitige .
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Hylander, Der literarische Samuel-Saul-Komplex (), sieht mit Recht »die Pointe« darin, dass Saul, wie er die Eselinnen sucht, um eine Krone zu finden, so einen isch elohim sucht und Samuel findet; doch zieht er aus dieser richtigen Einsicht unrichtige Folgerungen. Bücher, . Dass Samuel »dem nur wenige Stunden von seiner Heimatstadt Rama entfernt wohnenden Saul nicht einmal dem Namen nach bekannt« sei (Cornill, »Ein elohistischer Bericht«, ZKW VI, , ), woraus weitgehende Folgerungen gezogen werden, ist nicht zu belegen. Richtig Hylander, a. a. O., : der Terminus, der auf seinen Stand Rücksicht nimmt, ohne seine Art als Charismatiker näher zu bezeichnen. Auch v. , an dessen Wortbestand man im wesentlichen nicht zu zweifeln braucht, ergibt, wenn man die zwei letzten Worte abtrennt, einen Doppelvers mit dem Reimwort be-schilo. Ich vermute, dass statt bi-debar JHWH zu lesen ist ki-debar JHWH und dass die beiden Worte ans Ende von iv a gehören, das dann als der Schlussvers des Fünfversegebilds lautet: wa-jehi debar schemuel lekol jisrael ki-debar JHWH, und das Wort Samuels war für ganz Israel wie JHWHs Wort. Die Umstellung mag aus späterer religiöser Scheu vor der allzu kühnen Formulierung zu erklären sein. Charakteristisch für das Versstück ist die Wiederkehr der Namen JHWH: Schluss des ersten und des dritten Hauptglieds, Schilo: Schluss beider Hälften des Mittelglieds, Jiſsrael und Schemuel: zusammenstimmend im ersten und im dritten Glied.
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Gleichsetzung mit Samuel, dem nabi par excellence der Zeit, dem, an den man bei einem singularischen »nabi« an dieser Stelle hätte denken müssen, verhüten wollte. Er deutet jedoch in einem wunderlichen Wortspiel, das auf den ersten Blick kaum glaubhaft erscheint, das aber einer alttestamentlich gar nicht seltenen und sehr bedeutsamen Gattung angehört 21 , auf das hin, was er sich zu sagen verwehrt: der Buchstabenbestand nabi steht (durch ein le-habi noch unterstrichen) v. mitten unter den Gottesmanns-Wiederholungen. Ähnlicherweise, nur etymologisch rechtmässiger, beginnt im vorhergehenden Satz dieser so naiv (es ist die »obere Naivität«, die des Wissenden) anmutende Idylliker, der ein Meister des Geheimstils ist, auf das gewichtige Zentralwort nagid durch wurzelgleiche Wörter hinzuleiten: wir hören v. jaggid, v. higgid, in v. erscheint nagid selbst, dann wieder zweimal, v. haggida, v. aggid, und endlich x erneut und abschliessend nagid. Wer dergleichen für Zufall zu halten nicht aufgeben will, wirft den Schlüssel zu einem inneren Gemach der hebräischen Bibel ins Meer. Sie ist mit einem besondern Ernst aus Lauten gebaut, Bezug von Laut auf Laut durchgliedert sie, und man kann ihres Sinns, wo er sich zwar nicht voll aussagt, aber voll auslautet, nicht inne werden, wenn man den Laut nicht ernst nimmt. Und nun die Auskunft erteilenden Mädchen. Es ist eine vornehme unter jenen Stellen der Weltliteratur, die uns eine schlichte und malerische Wahrheit der Zeiten mitteilen: mögen Männer auf dem Marktplatz Staat bedeuten, Weiber am Brunnen bedeuten Volk. Sie reden, wie sie eben miteinander reden, verschachtelt und wiederholungslustig, sie reden aufgeregt, anakoluthisch, denn es ist etwas los, die Frage rührt’s neu in ihnen auf: jetzt, heute, ihn, jetzt, ihn, heute, ihn, – so stossen sie es hervor. Mit »ihn« schliesst die Rede, im nächsten Satz steht der Gemeinte da, auf den zu wir seit dem Anfang des Abschnittes mit Saul bewegt worden sind. Nach dem Gespräch Sauls selber mit seinem Begleiter präludiert im gesteigerten Ton der Mädchenschwatz der Begegnung. Es ist der Chorus »Volk« um die Protagonisten, den entmächtigten nabi und den designierten nagid; Volk, wie eben Volk an der Wende ist, beteiligt und ahnungslos, jedenfalls vorhanden. Es gehört wesenhaft mit dazu, und seine Redseligkeit ist Ausdruck. Mit einem Schlage, mit dem Erscheinen Samuels ändert sich der Stil wieder; im gedrängten Wechsel von Dialog und Ereignis wird der strenge Gang von Kap. vii und viii wieder aufgenommen. »Und da: Samuel zieht ihnen entgegen!« (ix ). Trennt man Kap. vii und viii ab, dann fällt das Überraschungspathos dieses Satzes, fällt damit .
vgl. Buber und Rosenzweig, Die Schrift und ihre Verdeutschung (), passim.
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auch die ganze Dynamik, die verschwiegen darauf zu trieb, hin. Jetzt erst, nachdem die Begegnung geschehen ist und das Heimliche offenbar zu werden begonnen hat, gibt uns der Erzähler zu wissen, was JHWH tags zuvor dem Samuel offenbart hatte; tags zuvor aber jedenfalls nicht im Zug der Unterredung von Kap. viii, sondern eine Zeit danach und in einer neuen Initiative von oben her, denn der verwendete Terminus, »das Ohr entblössen« (d. h. zu dessen wahrnehmendem Innern vordringen), der ausserhalb des Samuelbuches sehr selten ist und in ihm sonst mit Ausnahme von vii (m. E. zu einem frühen Kern der Davidrede gehörig) nur vom zwischenmenschlichen Verkehr gebraucht wird, bedeutet stets eine Initiative des Redenden. Die göttliche Kundgebung nimmt wie gesagt worthaft und sinnhaft das Motiv von vii f. auf: dieser Mann soll die Befreiung vollziehen, um die ihr geschrien habt; zugleich aber klingt sie mit ihrem dreifachen »mein Volk«, mit ihrem (durch die dreimalige Wiederholung des Verbs in den zwei folgenden Versen unterstrichenen) »ich habe gesehen«, mit ihrem »sein Geschrei ist zu mir gekommen« unverkennbar an die erste Gottesrede aus dem brennenden Busch (Ex. iii , f.) an, eine Stelle übrigens, die sehr zu Unrecht entzweigerissen und so ihres ausdrucksvollen Wiederholungsrhythmus beraubt wird. Beide Stellen gehen wohl auf die gleiche Glaubensüberlieferung von dem in den grossen Notzeiten »sehenden« und hilfswilligen Gott in ihrer ursprünglichen sprachlichen Prägung – solche Bilder entstehen sprachgeprägt! – zurück. Der zentrale Gehalt der Botschaft von ix aber ist der Befehl: Salbe ihn zum nagid! Schon hier ist darauf hinzuweisen erlaubt, dass nagid auf Grund des alttestamentlichen Wortgebrauchs nicht einen Selbstherrscher, sondern nur einen Beauftragten bezeichnen kann und dass jemand dazu »salben« somit nicht ihm schlechthin (wie verlangt worden war) Macht verleihen heisst, sondern ihn mit einem Auftrag betrauen und ihm zugleich die zur Ausführung erforderliche Vollmacht erteilen. In dem Befehl an Samuel spricht sich also JHWHs eigentliche Antwort auf das Volksbegehren, die Verwandlung des Gewährten entscheidend aus. Für den Erzähler bedeutet dieser Vorgang die von Gott befohlene Ablösung der unmittelbaren primitiven Theokratie durch die mittelbare. Von dem rechten Verständnis dieser Bedeutung hängt das Verständnis der dem Samuelbuch eingetanen erzählenden Politeia überhaupt ab. Man unterschätzt oft den Ernst der biblischen Wortwahl. Die späten Teile, insbesondre jene, die alten Überlieferungsbestand rednerisch ausbauen, schalten ja in der Tat vielfach mit der unbekümmerten, die Gewichte nicht mehr unterscheidenden Hand des Erben. Nicht so ein früher, mit der Erwerbsleidenschaft früher Sprache verbündeter Erzähler wie der
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unsere; er holt aus der noch glühenden Wortbildungsmaterie für die Gehalte, die er sagbar machen will, den zulänglichen Ausdruck, und das heisst unter anderem: er wirkt bestimmend am Bedeutungswandel, an der Bedeutungserweiterung der Worte mit. Gleichgültig oder sekundär ist seine Wahl auf keinen Fall; er will ja nicht etwas Allgemeines, sondern etwas genau Gesehenes, Gemeintes sagen, und so gibt es für ihn kein Belieben, keine Ersetzlichkeit, sondern jeweils das eine, das seinem besondern Anliegen entspricht. In dem Augenblick, da Samuel den ins Stadttor tretenden Saul erblickt (v. ), »antwortet« ihm JHWH – worauf? nun, auf die Frage seines Blicks, auf seinen, ob es dieser da sei, »fragenden« Blick; aber der Verfasser will wie gesagt zugleich, dass uns diese Antwort als das Zu-EndeFühren der von vii erscheine 22 . Die Antwort lautet: »Wohl, der Mann ist’s, von dem ich dir sprach, er soll mein Volk hegen«. »Mein Volk« nimmt hier das dreifache ‘ammi von v. in sinnstarker Zusammenfassung auf. Jaazor aber ist nicht etwa mit jimschol oder jischlot vertauschbar; das in dieser Bedeutung nirgends sonst vorkommende Verb bedeutet im übrigen wesentlich: etwas so zurückhalten, anhalten, festhalten, dass etwas anderes zu ihm oder es zu dem andern nicht Zugang habe; von da aus darf es freilich auch »schützen« bedeuten, aber doch erst von der Bedeutungserweiterung »zusammenhalten« aus, die, aus einer Redewendung später Texte geläufig, hier, in der Frühzeit der israelitischen Geschichtsschreibung, erst- und für lange einmalig bezeugt erscheint; vielleicht hat sich mit eben dieser kühnen Wendung die Erweiterung vollzogen. Zusammenhalten, zusammenfassen, umfrieden, hegen (einen »Heger« heisst Luther den rechten Fürsten sein), das in seiner Zerfahrenheit dem einigen Philistertum preisgegebene Israel einhegend schützen ist das Gebot der Stunde an den Charismatiker. Mit diesem Wort erst hat der Befehl, Saul zum nagid zu salben, seine volle situationsmässige Konkretheit gewonnen. Der Saul im Tor begegnende Unbekannte, von ihm nach dem Haus des »Sehers« befragt – hier herrscht wieder der Darstellungsstil der Sage, und die Spannung erhält ihr letztes, sie auflösendes Bild –, erwidert ihm, der sei er selbst. Sodann lädt er ihn, am Opfermahl teilzunehmen und über Nacht bei ihm zu bleiben. Er verspricht ihm, alles, was er auf dem Herzen habe, klärend anzusagen. Schliesslich geht er von einer wie beiläufig anhebenden Mitteilung über die Auffindung der unlängst, »heute sind’s die drei Tage« (der Artikel ist nicht zu streichen, gemeint ist: diese drei Tage deiner Wanderschaft, um die ich weiss, weil JHWH um sie weiss und da.
Auch gegen Hylander a. a. O., (»hier scheint etwas ausgefallen zu sein«).
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mit zu schaffen hat), verlorenen Eselinnen zu einer andeutenden Voransage der Erwählung über. Diesen drei Teilen der Äusserung: Einladung, Versprechen, Voransage entsprechen in der gleichen Folge die Vorgänge: v. –, v. , v. –x . Sauls Entgegnung, nur dieses Letzte berührend, überschreitet die Sphäre der Andeutung nicht, die der Erzähler nicht überschritten haben will, solange Rama der Schauplatz der Vorgänge ist. Er hat für diese Zurückhaltung, die sich so gut zum Stil des Abschnitts fügt, einen besondern inhaltlich bestimmten Grund, wie sich gleich zeigen wird. Ein seltsamer Vorgang ist dieses Opfermahl. Wie gewöhnlich als die beiläufige feierliche Veranstaltung einer Provinzstadt angesehen, ergibt es eine unsinnige Vorstellung: diese Honoratioren, wartend um die Tafel versammelt, denen der Bezirkspriester urplötzlich und ohne eine Erklärung einen Grundbesitzerssohn mit seinem Knecht zu Häupten setzt 23 ! Dass aber eine Erklärung nicht bloss im Text unerwähnt ist, sondern gar nicht als erfolgt gedacht werden kann, geht ja aus der nachfolgenden Geheimhaltung der Salbung sogar vor Knecht und Verwandtschaft zur Genüge hervor. Ganz anders aber, wenn es der Ältestenrat Israels ist 24 , der (bei der Zahl denkt man unwillkürlich an die spartanische Verfassung 25 ) um die Tafel sitzt. Man hat sie warten heissen; auf die Unterredung von Kap. viii folgend muss dieses Warten ein Erwarten gewesen sein. Dass Samuel nun den Unbekannten, den hochwüchsigen, schweigsamen Mann, ans Kopfende des Tisches setzt, kann bei keinem unverstanden bleiben. Dass aber keine Proklamation erfolgen darf, ist in diesem Zusammenhang klar genug 26 : was über die nach aussen nicht eindeutige Symbolik hinausginge, wäre zu viel, denn von einer Kundgebung der errichte. . .
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Budde; Kommentar findet das »selbstverständlich«, weil sie »Ehrengäste« seien; aber inwiefern sind sie das? Wie macht Samuel sie dazu, ohne Befremden zu erregen? Das erkennt Hylander, a. a. O., , aber im Zusammenhang einer m. E. unhaltbaren Textzurichtung. Dass die Septuaginta daraus gemacht hat (vgl. Ex. xxiv , , Nu. xi , , , sowie als Gegenstück Ez. viii ), ist immerhin beachtenswert. Die Analogie Spartas (+) ist nicht verwunderlich, wenn man z. B. an die Verbreitung der Zwölfer-Stämmeverbände denkt (vgl. hierzu insbesondre Noth, Das System der zwölf Stämme Israels, ). Hylander, a. a. O., nimmt für die älteste Schicht eine »feierliche Ausrufung des Königs durch Samuel vor den versammelten Ältesten an«, und verweist auf Winckler, Geschichte Israels II (), , wonach in dem alten Zusammenhang Saul »während des Opfers vor dem Volke zum König gesalbt« worden wäre. Die Intention unseres Erzählers ist einer Öffentlichkeit in diesem Stadium der Begebenheiten jedenfalls durchaus abhold.
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ten Königschaft im Wort oder in der sakramentalen Handlung oder in beiden würde die Nachricht doch leicht das Städtchen erreichen, wonach sie unvermeidlich wie ein Lauffeuer ins Land ginge, – und die Philister dürfen’s nicht erfahren, ehe es an der Zeit ist. Diese, hat man erst den Zusammenhang erfasst, unverkennbar konspirative Situation ist jener besondere Grund des Erzählers, der den andeutenden Charakter dieser Szene bestimmt. Es kommt aber noch anderes, Verborgeneres dazu, von dem her einzelne der Andeutungen sich klären lassen, die nämlich, aus denen sich die merkwürdige Symbolik des berichteten Mahlverlaufs im weiteren zusammensetzt. Dass hier in einem eigentümlichen, andeutungsstarken Wortgefüge eine sinnbildliche Handlung erzählt wird, ist von der Exegese nicht zulänglich erkannt worden 27 . Und doch will es scheinen, dass eine Stelle, an der innerhalb eines Sebach-Berichts das Nomen mana (v. ) und die Wortverbindung waj-jarem eth hasch-schoq (v. ) nah beieinander stehen, sogleich an die beiden Pentateuchstellen erinnern muss, an denen wir dieselben Termini eng verknüpft finden, die »Keule der Hebe« als »Gebühranteil« des Priesters an den »Schlachtmahlen« Ex. xxix ff. (vor der Salbung wie hier) und Lev. vii ff.; wozu noch kommt, dass das sonderbare waj-jarem erst durch diesen Bezug verständlich wird: der tabach »hebt zu« im Ritualsinn 28 , er hebt die Keule der Hebe dem zu, dem sie von der Schlachtung des Tiers an als sein Gebührteil am Mahl zubestimmt worden ist. (Auch das rätselhafte we-healeha ist noch am ehesten – sei es als Glosse 29 , sei es wenn man dafür waj-jaaleha liest 30 – zu verstehen: und brachte sie dar, wobei zu beachten ist, dass nicht bloss sakrale, sondern auch Darbringungen an Könige so bezeichnet werden; vgl. insbesondere Kön. xvii , wo heela in diesem Sinn mit mincha als Objekt verbunden ist.) Die Anerkennung dieses Bezugs hat freilich zur Voraussetzung, dass die pentateuchischen Texte auf wirkliche alte Gerechtsamen der ein Opfer für eine Sippe oder für eine grössere Gemeinschaft Darbringenden zurückgehen; und solche Bestimmungen über genau bezeichnete abzugebende Teile von Opfertieren pflegen ja uralt zu sein – spätere Zeiten vervielfältigen das Ritual, aber sie treffen so einfache Wahl . .
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vgl. immerhin Schulz zur Stelle. Gewiss ist im Gesetz diese Ritualgebärde nicht in ihrer Anschaulichkeit festgehalten (vgl. Dillmann zur Leviticusstelle); an der Samuelstelle hat sie aber ihre ursprüngliche Konkretheit. – Was Dussaud, Les origines cananéennes du sacrifice israélite (), und damit meint, Samuel zelebriere beim Opfer und teile sich den Anteil des Priesters, die Keule zu, verstehe ich nicht. vgl. Skinner JBL XV (), . vgl. Ehrlich, Randglossen III, f.
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nicht mehr. Die Keule ist der Anteil des Opferers; ihn, seinen eigenen also 31, hat Samuel für Saul zurücklegen lassen. So erklärt sich der gewöhnlich als unverständlich behandelte Spruch, mit dem Samuel die Darreichung begleitet: »Da ist das Vorbehaltene [nicht: das Übriggebliebne, sondern das nicht mit zur Verteilung Gekommene, das beiseite Getane 32 ], dir vorgelegt, iss, denn auf die Zusammenkunft [die der Volksvertreterschaft, vgl. Num. xvi qerie moʿ ed] ward es für dich verwahrt, um auszusprechen [= damit du berechtigt seist zu sprechen]: ›Ich habe das Volk [Volk für Vertreterschaft wie in Kap. viii] einberufen‹«. Saul hat Samuels Platz und Samuels Anteil angewiesen bekommen, weil zwar nicht dessen Opfereramt (vgl. weiter unten über x ), wohl aber dessen Führerstellung und dessen Gerechtsame auf ihn übergehen sollen. »Und Saul ass mit Samuel an jenem Tag«. Der Märchenton, der die erste Hälfte des Kapitels erfüllte, ist allmählich dem gehobenen des Berichts über den denkwürdigen Vollzug eines Geschichtsritus gewichen. Wie der Vorgang von v. ff. der Ansage in v. a, entspricht der von v. der Ansage von v. b. Beides ist, mit unverkennbarer Bewusstheit, im Unbestimmten gehalten 33 , aber der Leser, der sich erst gefragt hat: »Was mag dieser Saul wohl auf dem Herzen haben?«, erfährt immerhin: Eben darüber unter anderm haben sie jetzt in der Abgeschiedenheit auf dem Dach sich unterredet. Unter anderm; denn so zurückhaltend hier der Erzähler ist, man darf ihm nach allem, was man sonst von ihm weiss, zutrauen, dass er, diese Unterredung zwischen die Vorandeutung von v. b und die Ausführung in x stellend, auch darauf hinweisen wollte, dass hier, vor einem wenn auch heimlichen Staatsakt, Staatsfragen zu besprechen waren, ob Machtabgrenzung, ob ein Aktionsplan, ob – was das Wahrscheinlichste ist – beides. Die mitgeteilte Rede Samuels an Saul (x b-) hat etwas nicht Mitgeteiltes zum Hintergrund. Auf das zuhörerlose Zwiegespräch auf dem Dach folgt die zuschauerlose heilige Handlung 34 (x a), der sich eine »Gottesrede« (ix ) anschliesst (x b-). Die Salbungsformel bringt gegen den Befehl von v. nur eine bemerkenswerte Abwandlung: statt »zum nagid über mein Volk . . .
.
Doch geht daraus, dass Samuel »das Opfer segnet«, keineswegs hervor, wie Hylander, a. a. O., (vgl. auch Jepsen, Nabi, , ) meint, dass er ursprünglich Priester sei. vgl. Ehrlich, a. a. O., . Dass v. b nichts anderes gesagt werde, »als dass Samuel den Saul über die Eselinnen aufklären wolle« (Göttsberger, »Ist auch Saul unter den Propheten?«, Theologie und Glaube IV, , ), widerlegt sich schon durch den Anfang von v. : »Und was die Eselinnen betrifft«. Der Kuss ist hier wohl nicht »Zeichen der väterlichen Zuneigung«, wie Budde zur Stelle meint, sondern eher eine sakrale Gebärde des machtübergebenden Menschen.
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Israel« steht hier »über sein Eigentum zum nagid« – wodurch die Oberhoheit JHWHs wohl noch stärker betont ist; doch auch dies ist zu beachten, dass in der Formel JHWH selber als der Salbende genannt wird: die Änderung, die die Aufmerksamkeit erregt, weist auf den sakramentalen Charakter der Handlung hin. An der erweiterten Septuagintafassung, die die Motive der Gottesworte von ix f. wiederaufnimmt und verbindet, ist das Wichtigste dies, dass hier die in den nachfolgenden Versen (–) angekündigten Begegnungen als ein Zeichen erscheinen, wogegen in v. von ihnen im Plural gesprochen wird. Man kann sich wohl denken, dass sie vor der Ansage als Einheit, nach der Aufzählung als Mehrheit behandelt werden. Das Wesentliche aber ist nicht das, sondern was hier unter »Zeichen« zu verstehen ist, da das Verständnis des Stücks und seiner Bedeutung innerhalb des Ganzen davon abhängt. Der Septuagintavers sagt: »und dies ist dir das Zeichen, dass dich JHWH gesalbt hat«. Man versteht das als »Beweis« und zieht zum Vergleich das Zeichen von Ex. iii heran 35 . Die Analogie besteht zu Recht, aber sie zeugt nicht für einen Beweis. JHWH spricht zu Mose: »Und dies ist dir das Zeichen, dass ich es bin, der dich sandte: wann du das Volk aus Ägypten geführt hast, werdet an diesem Berg ihr Gott dienen«. Dillmann nennt das »ein Wahr- und Beglaubigungszeichen«, aber wenn eine Beglaubigung not ist, dann muss sie doch wohl eben jetzt, wo Auftrag und Verheissung ergehen, nicht aber erst nach vollzogener Befreiung erscheinen, wo es ihrer jedenfalls nicht mehr bedarf; »das Gelingen des Werks, das dieser selbe Berg noch sehen wird« (Dillmann) »ist in diesem Augenblick kein Beleg der göttlichen Sendung« (Holzinger). Jedoch ergibt sich daraus keineswegs, dass man nun berechtigt sei, hier eine Lücke anzunehmen; denn von den verbleibenden Stellen, an denen wir die gleiche Ansage finden ( Sam. ii ; Kön. xix = Jes. xxxvii ; Kön. xx = Jes. xxxviii ; Jer. xliv ; nicht dazu ist die nicht ansageartige Äusserrung Sam. xiv zu zählen), enthalten ebenso wenig einen in diesem Augenblick gültigen Beleg und eine davon ( Kön. xix ) überhaupt keinen 36 , sondern ein »Wahrund Erkennungszeichen«, in dem »die Entwicklungsstadien der nächsten und entfernteren Zukunft kurz und scharf gezeichnet werden« (Dillmann). Oth kann nicht primär und allgemein Beglaubigung oder Beleg bedeuten (was es freilich zuweilen bedeutet); es bedeutet primär das Zeichen, in dem eine Ansage sich sinnbildhaft verleiblicht. JHWH sendet Mose vom Offenbarungsberg nach Ägypten, woher er mit dem Volk zum . .
z. B. Schulz zur Stelle. vgl. Dillmann zur Jesajastelle.
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Berg zurückgeführt wird, um hier (vgl. xix b) – als die vom »Dienst« Ägyptens (Ex. ii reimworthaft eingehämmert) Befreiten – mit dem »Dienst« des Gottes zu beginnen (vgl. xix ): die Rückkehr zum Entsendenden und der Eintritt in den Dienst des Befreiers sind nicht ein Beweis, sondern der leibhafte Ausdruck des vom Gott Gemeinten. Von hier aus erschliesst sich auch der Sinn des Zeichens oder der Zeichen, die Samuel dem Saul ankündigt. Es geht hier um zweierlei: erstens, dass Saul nun erfährt, was ihm auf dem Heimweg widerfahren wird, dass also der Weg von Rama ebenso unter der Führung steht, wie der Weg unter ihr stand, auf dem er nach Rama gebracht worden ist; zweitens, welcher Art und welches Sinns das ist, was ihm auf dem Heimweg widerfahren wird. Der Bezug der Rückweg-Ansage auf den Hinweg-Bericht äussert sich darin, dass auf die eine Begegnung, auf die der Hinweg hingeführt hatte, drei folgen, die den Grundmotiven des Gesprächs Sauls mit dem Knecht entsprechen: sie suchten die Eselinnen, und Saul wollte schon die Suche aufgeben, nun erfahren sie das schon von Samuel mitgeteilte Gefundensein (x ) in Worten, die denen Sauls (ix ) widerhallen (we-daag); sie hatten kein Brot mehr im Sack (ix ), nun bekommen sie zwei Brote überreicht (x ); sie entschlossen sich zum Gottesmann zu gehen (ix ), dessen wirklicher Titel, nabi, nicht genannt, aber angedeutet wurde (ix , s. oben), nun begegnen sie einer Schar von nebiim und Saul gerät in ihren Kreis (x f.). Die angesagte Führung des Gesalbten tönt dem wider, was er, ehe er an den Ort der Salbung kam, umherstreifend und von dem ihn Kürenden ergriffen und geführt, ohne es zu wissen, in sich bewegt hatte. Aber der Gehalt der drei Begegnungen reicht darüber hinaus. Die ihnen gemeinsame situationsmässige Voraussetzung, von der der Erzähler offenbar will, dass sie sein Leser empfinde, ist, dass hier Volk seinem ihm unbekannten König entgegenkommt. Nun aber die Differenzierung. Erst sind es Laute aus der Heimat, die ihn am Grabe der Urmutter, an der Markgrenze seines Stammes an Vater und Vaterhaus gemahnen; es klingt an: Noch ist’s nicht an der Zeit, erst musst du heim. Dann nahen ihm am heiligen Baum drei Männer, die mit Opfergaben: Zicklein, Brot und Wein zum Heiligtum ziehn, sie grüssen den Fremden und reichen ihm von den drei Brotlaiben zwei dar; es klingt an: Schon huldigt dir dein Volk und zinst dir, auch vom Geweihten 37 . Zuletzt aber, am Gotteshügel, nah seiner Heimat Gibea 38 , wo die Philister eine Säule oder Doppelsäule als Wahr. .
vgl. Hylander, a. a. O., . Budde, Kommentar, meint, die im Text intendierte Gleichsetzung dieses Gibea mit Sauls Heimatstadt könne nicht ursprünglich sein, weil Samuel den Ort sonst nicht so »ganz genau bezeichnen und unterscheiden würde«. (Vgl. auch Albright,
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zeichen ihrer Oberhoheit errichtet haben (die Kontroverse zwischen »Säule« und »Vogt« ist hier und xiii f. der Situationswahrscheinlichkeit nach zugunsten der ersteren zu entscheiden), kreuzt eine geordnete Schar (chebel ist das vom Strick Umzogene, der geschlossene Hauf) von nebiim, von Kündern, von der Opferhöhe herabsteigend, Spielleute an der Spitze, »einherkündend« seinen Weg, und in diesem Augenblick dringt die ruach JHWHs verwandelnd auf ihn ein, und mit den Kündern kündet er einher; es klingt an: Zur charismatischen Siegestat geht’s über die charismatische Erfahrung, diese aber ist eine, die nebiische. Die Gabe des Geistes ist nicht nach Menschengattungen geschieden. Wie die alten Schophtim, so muss der Gesalbte, ehe er als Heerführer wirken kann, von der niederbrausenden Macht innen gefasst und gerüstet werden, das aber heisst: er muss die verwandelnde Stunde lang nabi sein 39 . Die Wichtigkeit dieser letzten unter den drei Begegnungen ist dadurch charakterisiert, dass sie allein nicht bloss angesagt, sondern dann auch berichtet wird, aber auch dadurch, dass auch hier wieder, wie beim Opfermahl, der Ort eine bama (x ) ist. Der Erzähler will in der Vorstellung seines Lesers den nabi mit den nebiim und die bama von Rama mit der von Gibea verknüpfen. Es soll empfunden werden, dass sie im Gesamtvorgang zusammengehören: Samuel verwaltet das Sakrament, den es realisierenden Geistempfang vermittelt seine Gilde, die Begegnung mit ihr (x a) wird mit den gleichen Worten wie die mit ihm (ix b) berichtet, und was auf einer bama begonnen hat, vollendet sich auf einer. Darüber hinaus aber erfährt der Leser in nachdrücklicher Wiederholung: hier sind die bamoth nicht ein Bereich von Priestern, sondern von nebiim. Damit ist eine innergeschichtliche Situation, wie sie sich dem Erzähler darstellte, gekennzeichnet. Die zwei ersten Zeichen sind nur Zeichen, symbolische Ereignisse, das
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BASOR IV (), f.) Aber gibeat ha-elohim (vgl. Albright, a. a. O., , der aber den Zusammenhang mit Sauls Gibea bestreitet) ist kein Ortsname, sondern die Bezeichnung für einen Hügel bei Sauls Heimatstadt Gibea, nach dem sie wohl benannt ist, und die ganze Angabe dient nicht der Unterscheidung, sondern wie so vieles andere in der Erzählung dem Ausdruck der geschichtlichen Situationsstimmung: am Hügel Gottes, wo jetzt die Siegessäulen unsrer und seiner Feinde stehn. Vgl. auch Dalman, »Die Nordstrasse Jerusalems« (PJ XX, ), f. Was Hertzberg, »Mizpa«, ZAW NF VI (), gegen Dalman vorbringt, erscheint mir nicht überzeugend; zahllose Beispiele aus allerhand Kulturen beweisen, dass eine Höhe, auf der sich etwas Ausserordentliches begeben hat, leicht eine theophore Benennung erhalten kann, ohne dass deshalb schon ein bedeutendes Heiligtum da errichtet wird; und die nebiim, von denen Hertzberg vermerkt, dass sie sich besonders an bekannten Heiligtümern aufhalten, dürfen hier, wo sie gleichsam als patriotische Wandersänger fungieren, keines auslassen. vgl. Buber, Königtum Gottes, Kap. VIII b.
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dritte ist zugleich die Fortführung des eigentlichen Vorgangs. Die »Verwandlung des Herzens«, die anscheinend sogleich nach dem Abschied von Samuel beginnt (v. a 40 ), findet im Geistempfang ihre Erfüllung. Aber dieser geschieht dem Saul nicht als einer einzelnen Person wie alles Bisherige, sondern inmitten von Geistträgern, und so, dass die ruach, die ihn ergreift, mit der, die sie ergriffen hat, gemeinsam, eben in dem hithnaboth sich äussert. Und das begibt sich da, wo – in Sauls Heimat! – die Philister ihre, vielleicht mit Götterbildern geschmückten, Siegesmale dicht an dem »Hügel Gottes« errichtet haben. Es ist sicherlich mit Recht angenommen worden 41 , dass es sich bei der Kundgebung, die Saul mit erfasst, »um eine religiöse Erregung handelt, die, aus der politischen Not geboren, zugleich eine entschieden patriotische Spitze hat«. Ich sehe darin, wie ich anderwärts dargelegt habe 42 , nicht ein Novum, sondern die aus der Stunde der Krisis geborene Steigerung der geschichtlichen Funktion einer Menschenart, deren älteste Äusserung uns im Deboralied erhalten ist und deren Anfänge wir nicht kennen. Was der chebel zur Musik tut, was also hier hithnaboth, sich als nabi verhalten oder betätigen, bedeutet, darf man sich nicht als aus undisziplinierten Gebärden und unartikulierten Lauten bestehend vorstellen; die Kampfbegeisterung pflegt im Volk früher Kulturen nicht durch dergleichen, sondern durch den zwar ekstatischen und das ganze Menschenwesen beanspruchenden, aber zugleich rhythmisch streng gebundenen, mit Bewegungen aller Glieder zusammenwirkenden Vortrag leidenschaftlich eintöniger Gesänge oder Sprechgesänge aufgerührt zu werden, der in der Tat zuweilen so kontagiös wie manche primitiven Gemeinschaftstänze wirkt, aber nicht in einen regellosen Taumel, sondern in eine musikgestaltige, rhythmisch beschwörende Einheit aus kündender und aufrufender Gebärde, kündendem und aufrufendem Laute reisst. Diese Einheit geht im Schwellen der Ekstase in eine rhythmisch gebändigte Vorgestalt des heiligen Kampfes selbst über. »Ein Mimus also, als dessen Gedanke die Befreiung von (mythischen) Feinden durch Jahwe erraten werden darf, ist der wahrscheinlichste Inhalt dieser Vorträge und drückt die Stimmung der Zeit aus, die sich zum Befreiungskampf anschickte« (Caspari 43 ). Das Wesentliche aber ist, dass dies von denen, die daran teilhaben, als eine Einwirkung der ruach erfahren wird, nicht als ein Urmächtiges in . . . .
Für eine Glosse (Budde) braucht man deshalb a β nicht zu halten: wenn man b an a rückt, gibt der Vers einen weit weniger guten Sinn, – das erste Zeichen hat ja noch nicht sogleich zu erscheinen. Budde, Kommentar, . Königtum Gottes, a. a. O. Kommentar 4.
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ihnen, das aus seinen Grenzen tritt, sondern als ein ihnen Übermächtiges, das in sie dringt. Das ist es, was nun Saul erfährt, das »Wehen« (denn das heisst ruach) tut sich ihm gebieterisch an, und vermutlich in besonderer Weise, – aber die Art, wie er es äussert, ist durchaus in die der Genossenschaft eingeschmolzen, in die er geraten ist. Erst wenn es sich wiederholen wird (xi aα = x bα), wird das Gebot so unmittelbar an ihn als an diese Person ergehn, dass er sich nicht mehr nebiisch, sondern wie die alten schophtim personhaft, mit seiner Tat äussern muss; nabi ist er dann nicht mehr, aber er bleibt fortan, wie wir aus der Erzählung von Saul und David, namentlich aus dem Bericht von der Verkehrung (xviii ) wissen, der Wirkung der ruach in einer besondern, hier alttestamentlich analogielosen Weise ausgesetzt. Ehe das Eintreffen der Zeichen erzählt wird, am Schluss der Rede Samuels also stehen zwei Verse, von denen der eine, v. , zweifellos besagt, nach den angekündigten Begegnungen, im genauen Sinn: nach der dritten und letzten dürfe Saul aus eignem Antrieb handeln, gewiss, dass dieser Antrieb von JHWH ermächtigt sei. »Tue dir«, so heisst es wörtlich, d. h. etwa: handle drauf los (vgl. Gen. xii und xxii : gehe vor dich hin), »was deine Hand findet [= was sich deiner Hand zu tun bietet, vgl. Richt. ix ], denn die Gottheit ist bei dir.« Mit andern Worten: Tue nun jeweils, was die Situation fordert und gewährt, denn du bist charismatisch ermächtigt. Das ist die praktische Folgerung aus v. b: »und du wirst in einen anderen Mann verwandelt.« Wer so die ruach empfing, braucht innerhalb seines Auftrags vor seinen Entscheidungen kein Orakel zu befragen. Er ist innerhalb seines Auftrags frei 44 . Der nächste Vers will auf diesen Freilassungsspruch sogleich seine Beschränkung folgen lassen: er enthält einen Befehl, der deutlich zeigen soll, dass die Opfergewalt dem Gesalbten nicht zustehe, und darüber hinaus, dass er, wo rituale Handlung und Verfügung an staatliche stösst, den Botschaften JHWHs und also ihrem Träger unterstehe: Saul soll vor der Philisterschlacht (dass der Vers sich auf xiii bezog, musste ja dem Leser einer Schrift, in der beide Verse standen, alsbald offenbar werden), also in einer Situation, die unter Umständen raschen, eben »charismatischen« .
Nicht schlechthin frei, wie Wellhausen, Prolegomena, , versteht, weil Gottes Geist »bekanntlich wehet wo er will«. Alttestamentlich ist der von der ruach ergriffene Mensch spezifisch angetrieben und spezifisch ermächtigt. V. b als blosse Einleitung zu v. auffassen (Caspari) heisst den sonst stets emphatischen Satz: »Elohim ist bei dir …« hier zur nichtssagenden Redensart machen (Caspari übersetzt: »wenn einmal diese Zeichen an dir eintreffen, dann tue dein Möglichstes – denn die Gottheit ist auf deiner Seite – um (zur Jahwefeier) nach dem Gilgal hinabzukommen«).
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Entschluss erheischt, »sieben Tage« auf den Opferer warten, dann erst werde ihn dieser wissen lassen, was er tun solle. Ich muss denen recht geben, die diesen Vers dem Zusammenhang absprechen, denn . we-jaradtha ist des asyndetischen thochel wegen nicht als Wenn- sondern als Befehlssatz zu verstehen 45 , und den Befehl kann Samuel jetzt und so nicht erteilen; . der Widerspruch zwischen v. und 46 , verstärkt noch durch die Wiederkehr des Worts »tun« (dort: tue, was sich dir eingeben wird, hier: tue, was ich dir sagen werde), lässt sich nicht dadurch tilgen, dass man 47 v. dahin erklärt, »dass die Erlebnisse der Rückreise selbst neue Fragen und Pläne in Saul hervorrufen« (wie soll das durch den Imperativ »tue!« ausgedrückt sein?), und v. dahin, Samuel wolle »darin sein Berater sein, was es nun auch immer für Gegenstände sein werden« (wie soll das durch »ich werde dir zu wissen geben, was du tun sollst« ausgedrückt sein?) oder dass man 48 den ersten Vers auf den Ammoniter-, den zweiten auf den Philisterkampf bezieht und dazwischen Kürzungen des Redaktors annimmt: das wäre ein wunderlicher Redaktor, der das zum Verständnis Unentbehrlichste streicht; auch alle sonstigen Harmonisierungsversuche sind missglückt. Zwar lässt der Erzähler, wie wir sahen, mit Bedacht Samuel beim Opfermahl nur auf Akzessorien der Opfererfunktion, nicht auf diese selbst Verzicht leisten; zwar deutet er vielfältig darauf hin, dass die Salbung nicht nur eine Vollmacht, sondern auch eine Souveränitätsbegrenzung darstellt; aber die aus der Vollmacht fliessende Freiheit feldherrlicher Entscheidung – zumal in dem Befreiungskrieg, auf den bei ihm alles hinsteuert – durch die Anordnung aufheben, unmotivierte sieben Tage auf den nabi und dessen Weisung zu warten, das widerspricht seiner hinreichend kundgetanen Intention in unleidlicher Weise, es widerspricht auch der Haltung seines Samuel. Der Vers stammt offenbar ebensowenig von der Hand unseres Erzählers wie xiii b-a, und beide Einschübe – Einschübe einer besondern, noch zu erörternden Art – stammen offenbar von derselben; dies darf als sicheres . .
. .
vgl. Driver, Notes on the Hebrew Text and the Topography of the Books of Samuel (), 2. Eissfeldt, Komposition, hält den Widerspruch für »nicht so gross wie er erscheint«, weil Saul doch das Recht behalte, zunächst von sich aus zu handeln, und dann ja auch wirklich (in der Quellenschrift, der E. ix -x zurechnet) den entscheidenden Schritt tue, nämlich das Signal zum Losschlagen gebe. Aber ein so ungeheuerlicher Verstoss gegen die Logik der Strategie, dass man einen Feldherrn ein Signal geben lasse und ihn dann durch ein siebentägiges Wartenmüssen der Ausnutzung des Moments beraube, ist dem sonst wohlbedachten und folgerichtigen Erzähler von ix -x nicht zuzutrauen. Caspari, Kommentar, . So Segal, »Mebo le-sepher Schemuel«, Ha-schiloach XLI () .
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Ergebnis der Literarkritik gelten. Von der Hand eines Mannes, so darf hinzugefügt werden, der unter anderem nicht verstand, was ix b hinsichtlich der zwischen Samuel und Saul erfolgten Verständigung über das Beabsichtigte angedeutet ist. – »Denn die Gottheit ist bei dir« ist das sinnhaft rechtmässige Schlusswort von Samuels Ansprache. 49 Die Begegnung Sauls mit den nebiim findet schon in seiner Heimat statt. Seine Nahbekannten sehen zu, wie er »mit den Kündern kündet« (der in frühen Texten seltene niphal entspricht mehr der Perspektive der Zuschauer, wie der hithpael mehr der des Handelnden, vgl. xix ) und fragen einander, was über den Sohn des sesshaften, ehrenfesten Kis 50 gekommen sei: Ist auch Saul unter den nebiim? Einer aber 51 antwortet: »Und wer ist deren Vater?!« Im Sprüchlein der Leute geht es nicht um einen Gegensatz im sozialen Habitus (hier eine »zusammengelaufene Gesellschaft«, da der »allbekannte, angesehene« Mann 52 ), sondern um einen im seelischen: zwischen einer sesshaften, »konservativen« Gelassenheit und diesem stürmenden, aufrührerischen Gebaren. Darauf der Gegenspruch (von einem, der eher auf Seiten der nebiim steht und auch ein wenig um sie weiss), bemerkenswerterweise nicht, wie zu erwarten wäre, von »deren Vätern«, sondern von »deren Vater« redend: Wo einen dies erfasst hat, da wirkt kein Vaterhaus mehr, da gibt’s kein Vaterhaus mehr, da wird nach keinen Vätern mehr gefragt; manche von denen da mögen nicht minder sesshafte Väter haben, aber das gilt jetzt nicht mehr, keiner ist mehr Sohn eines Vaters, sie alle miteinander haben keinen Vater –, sie sind so möchte man, einen späteren Terminus heranziehend, erläutern, nur noch die Söhne der Künder, die Söhne der Künderschaft. Es mag darauf hingewiesen werden, dass wir zwischen Samuel und Elisa – der als eingesetztes Schulhaupt einen neuen Typus darstellt – keinem Propheten mit Vatersnamen begegnen; auf den Legendenstil dürfte das nicht zurückzuführen sein, da eben Elisa, der Liebling der Legende, patronym auftritt 53 . Vielleicht hat hier auch . . . . .
Dass man x für »mit den vorausgehenden Versen und mit den nachfolgenden enge verbunden« halten kann (Göttsberger, »Die Verwerfung des Saul«, Festgabe Alois Knöpfler, , f.), verstehe ich nicht. Göttsberger zieht allerlei Folgerungen für die Echtheit von v. daraus, dass Saul hier »Sohn des Kis« genannt werde, also noch nicht als König bekannt sei. Aber die Geheimbehandlung der Ereignisse ist ja ein Grundmotiv der Erzählung! Es empfiehlt sich, mit LXX me-hem oder auch me-ha-‘am (xiv ) zu lesen, doch würde auch in mi-scham für mein Gefühl keineswegs »deutlich ausgesprochen« liegen, dass es sich nicht »um Sauls Heimat handelt« (Budde zur Stelle). Schulz zur Stelle. Dass die Septuaginta und andere Versionen x abihu lesen, kann ich nur einer Erleichterungsabsicht zuschreiben. U-mi abihu wäre zweifellos als geringschätzig zu verstehen, entweder gegen Kis (»Um was ist der besser als ihre Väter?«) oder gegen
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wirklich, wie Klostermann 54 meint, der »Witz einer Volksetymologie« mitgewirkt, die »das technische Wort« nabi von en abi, vaterlos, ableitete, »weil in diesem Bunde alle Glieder nicht nach ihrer natürlichen Herkunft verschieden gewertet wurden, und wer dort eintrat, aus seinem Familienverband ausschied«. Das würde, als vom Erzähler gern rezipiert, zu dem Wortspiel auf das unausgesprochene nabi in ix gut passen. Auch hier ist das Lautliche wichtig; es ist mit Recht bemerkt worden 55 , dass mi abihem hier wie ein Echo zum Schlusswort des vorangehenden Verses, ban-nebiim, wirkt; solche Anknüpfungen gehören zum Stil. (Dass die Erklärung des Spruchs in x f. die weitaus ursprünglichere gegenüber der von xix ist, sollte nicht angezweifelt werden. Mit der Replik zusammen, die die Beanstandung des Verhaltens Sauls zurückweist, ergibt die Frage eine gute Anekdote aus prosaulidischer Tradition; ohne sie, wie sie xix steht, wirkt sie wie eine an die – durchaus nicht schlechthin epigonenhafte, vielmehr an altertümlichem Element reiche – Perikope von Sauls zweitem Abenteuer mit den nebiim angeklebte dürftige Bosheit, vermutlich das Erzeugnis eines übereifrigen Höflings, dem bei der Textherrichtung Davids Feind noch immer nicht schlecht genug gemacht erschien). Sowie die prophetische Begeisterung Sauls ausgewirkt ist, heisst der Text ihn auf die bama gehen, offenbar keine andere, als von der die nebiim vorher herabgestiegen waren. Wir erfahren nicht, was er da tut oder vorhat, und im nächsten Vers redet ihn unvermittelt ein Oheim an. Die vorgeschlagene Lesung hab-bajtha statt hab-bama lässt die Lücke eher noch empfindlicher werden; auf der bama vor Sauls Heimatstadt mag der Oheim sich immerhin gerade aufhalten 56 , zu Hause müsste doch zunächst der Vater in Erscheinung treten, und die Frage des Anverwandten, wohin sie gegangen seien, wäre nach all der väterlichen Sorge ganz unverständlich, während sie so als Gesprächseinleitung noch eben hingehen
. . .
Saul (Bastardschaftsvorwurf: »der weiss auch nicht, wer sein Vater ist«, vgl. de Groot, Kommentar I, f.). Eine solche Kränkung ohne Zurückweisung und ohne Bekundung der inneren Unberührbarkeit (wie v. b) würde zu Absicht und Führung der Erzählung schlecht passen und auch in einem in sie aufgenommenen Einschub sich befremdlich ausnehmen. Kommentar zur Stelle. Dhorme zur Stelle. Wellhausen wendet ein (Text, ), als die Szene einer Unterredung vertraulicher Natur werde man sich nicht die Strasse zu denken haben; aber die bama ist keine Strasse, sondern ein sakraler, nichtöffentlicher Ort. Dass die nebiim ihn betreten dürfen, ist situationsbegründet. Was der Oheim da zu tun hat, lässt sich freilich nicht erraten.
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mag. Zu dem Zusammenklingen des bab-bama, hab-bamatha, hab-bama, me-hab-bama von ix , , , , mit dem me-hab-bama von x passt ein abschliessendes hab-bama in x recht gut. Rätselhaft muss es bleiben; doch darf vielleicht vermutet werden, dass auch in diesem Satz eine Andeutung des Erzählers steckt, die die Siebzig nicht mehr verstanden haben. Das Gespräch mit dem Oheim klingt, wenn man von dessen plötzlichem Auftreten absieht, durchaus nach der gleichen Überlegenheit in der Führung der Erzählung wie das Bisherige. Es geht darum, nunmehr nach allem, was sich begeben hat, den das Geheimnis, über das offenbar – vom Opfermahl her – schon vage Gerüchte umlaufen (v. ), verschweigenden Saul zu zeigen. Der Oheim ist der Mann, der befugter ist, so dringend 57 danach zu fragen, was Samuel, von dessen Bevorzugung Sauls beim Mahl er gehört haben muss, zu diesem sagte, als ein nicht zur Sippe Gehörender, und weniger befugt als der Vater, mit dem eben deshalb kein Gespräch berichtet wird. Gerade an dieser Stelle, ehe Samuel mit seinem Staatsakt v. das Geheimnis bricht, ist das Bild dieses Verschweigens wesentlich. Die Frage des Oheims und diese Antwort sollen vollends deutlich machen, dass alles Bisherige nur eine Sache zwischen Gott und Saul war. Dies ist die Voraussetzung für das Folgende, aber nicht seine Vorwegnahme. Symbolisch haben die Ältesten die vollzogene Wahl erfahren, das aber heisst: als vorerst schweigen Sollende, das Volk darf noch nichts von der Kürung wissen. Dabei kann ich es nicht für zufällig halten, dass eben hier der Begriff der Königschaft, ham-melukha (um dessen willen, weil er sonst nur in redaktionellen Zusätzen vorkomme, Budde 58 v. b α als einen solchen ansehen möchte), zum erstenmal auftritt, um in v. wieder aufgenommen zu werden: es ist hohe Kunst, einen Abschnitt am Schluss so rein darstellerisch zusammenzufassen, und es gibt dafür kein glücklicheres Mittel als ein neues, die Aufmerksamkeit bannendes Wort; zugleich aber muss hier, wo die Handlung in die Volkssphäre tritt, der Gottesauftrags-Begriff nagid nachdrücklich durch den volkhaften melekh abgelöst werden. Diese kleine, in jedem Teil bedachte Unterredung macht überhaupt den Eindruck eines durch Lautwiederholung in einer besonderen Weise wirken sollenden Gebilds: jeder der drei Verse geht auf das Refrainwort Schemuel aus, und als Gegenmotiv steigt das seit ix verlassene Wurzelwort von nagid mit haggida, hagged higgid, higgid volltönig wieder auf. So schliesst der Erzähler mit dem Eigennamen, den er . .
Um die Frage für »natürlich« (so Schulz zur Stelle) halten zu können, muss man ihre Dringlichkeit im Verhältnis zur ersten, offenbar nur zur Einleitung des Gesprächs bestimmten (das wird der Oheim doch schon wissen!) übersehen. Kommentar zur Stelle.
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hier nie in den Hintergrund treten lassen will – an den grossen nabi und Sakramentsverweser soll besonders gedacht werden, nachdem der von ihm Gesalbte den nebiischen Stand durchschritten hat –, und dem letzten Anklingen eines ihm teuren Leitworts (xiii stammt ja nicht von seiner Hand) das Hauptstück seiner Geschichte ab. Innerhalb dieses Hauptstücks war der Faden zuerst, nicht mehr wie in dem vorhergehenden Abschnitt von Samuel, sondern von Saul aus gesponnen worden (ix –), dann wieder von Samuel aus (ix –x ), dann erneut – in beschleunigtem Tempo, da alles auf den Abschluss der zentralen Geschichte hindrängt – von Saul aus (x –). Dieser Wechsel der Personen-Perspektive gehört also zum Kompositionsstil des Erzählers, und es ist zu erwarten, dass, ehe ein ganz neuer Vorgang, Sauls erster Kampf anhebt, die Gestalt Samuels wieder die epische Führung übernimmt. Aber ist es zulässig, im Gegensatz zu der (bei allen Divergenzen im einzelnen) übereinstimmenden Ansicht der Literarkritik den Abschnitt vom Losewerfen als Fortsetzung der Salbungsgeschichte zu behandeln? Dass das Losewerfen nicht der ältesten, ereignisnächsten Traditionsschicht angehören kann, erscheint auch mir gewiss: zwischen »Designation« und »Akklamation« 59 gibt es hier keinen Platz für ein orakelhaftes Ereignis; der Feldherr wird erkannt, und er erweist sich – das sind die zwei gegebenen Stadien, zwischen die kein drittes gehört 60 . Anders aber verhält es sich mit unserer nicht bloss aus jener Schicht schöpfenden Erzählung. Sie geht darauf aus, die Frage zu beantworten, wie in Israel das Königtum in seiner ersten, charismatischen Gestalt als ein Neues, gegen die frühere lockere, nicht institutionsgesicherte Führungscharismatik sich scharf Abhebendes entstanden sei. Überlieferungen, die der Erzähler vorfindet und die ihm für sein Anliegen wichtig sein müssen, berichten von Männern, die durch die elementare, mitreissende Kraft ihrer Befreiungsinitiative und sodann durch die Vollbringung der Befreiungstat sich dem Volk als von der ruach ergriffene »Rechtschaffer« bezeigten und nach getanem Werk die gewonnene Autorität im innerpolitischen Bereich, als »Richter«, behielten. Diesen Überlieferungen gegenüber war seine, des Erzäh. .
Alt, Die Staatenbildung der Israeliten in Palästina (), . vgl. auch Lods, »Le rôle des oracles dans la nomination des rois«, Mémoires de l’Institut français LXVI (), ff. Ob die Loswahlgeschichte aber nicht etwa die Bearbeitung eines älteren Berichtes ist, bleibt zu erwägen. Einen problematischen Versuch in dieser Richtung hat Bruno, Gibeon () ff. unternommen; er streicht , , a β und will () in b statt eines bak-kelim, das aber gar nicht da steht, ba-hekhal lesen; wenn man von dem el ausgeht, das dasteht, verliert die Konjektur ihren Sinn.
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lers, Aufgabe, hier das Neue in seinen Ursprüngen zur verstehenden Anschauung zu bringen. Hier hatte er es mit einer anderen Situation zu tun: in einer Feindesnot, die er wohl als schwerer und gefahrvoller empfand, jedenfalls aber als länger kannte denn irgendeine frühere, der Not eines ganzen Zeitalters, hatte JHWH nicht durch Ermächtigung eines Täters geholfen, sondern das Volk, des Duldens satt, hatte sich unterfangen, endlich selber die Gestalt der Hilfe gleichsam dem Gotte vorzuschreiben, eine von der Umwelt entlehnte, die des Dauerauftrags, des Herrschaftsauftrags. Ein Herrschaftsangebot an den siegreichen Heerführer wusste die Überlieferung von Gideon zu berichten: als ein der alleinigen Gottesherrschaft sich widersetzendes und daher von dem Ausgerufenen abgelehntes. Sollte dem gegenüber die Einrichtung des Königtums als eine trotzdem (und dieses Trotzdem galt es erzählerisch wahrnehmbar zu machen) von oben her gebilligte, zwar modifizierte, aber eben auch sanktionierte deutlich werden, so konnte es dem Erzähler nicht genügen, vor die an die Geschichte Gideons gemahnende Akklamation »aller Mannschaft Israels« (xi ) den Bericht von der Designation zu setzen. Zwar waren die Bilder: die wunderbare Begegnung, das Opfermahl mit den Symbolen der Vorrechte, die sakramentale Salbung, die sinnbildliche Huldigung der Pilger, endlich der Geistessturm und die offenbarte Verwandlung, stark und beredt genug; aber sie alle zogen das Volk selbst nicht zur realen Teilnahme heran, mitsammen gaben sie nur einen Vorgang zwischen dem kürenden Herrn und den von ihm Erkorenen her. Sollte das Neue in seiner Anderheit sichtbar werden, so musste eine direkte Kundgebung JHWHs an das Volk hinzukommen, die für den ersten König Israels das Neue leistete: die augenfällige Orakelwahl; zwischen die zwar vorgängerlose, aber heimliche und geheimnishafte Verleihung des Charismas und den – Saul mit den grossen schophtim gemeinsamen – aktiven Erweis des Charismas musste die öffentliche Dokumentation treten 61 , mit ihren zwei Momenten, dem salbungsnahen der Loswahl von oben und dem kampferweisnahen der Ausrufung von unten, auf die als Abschluss des Aktes noch die Bekundung des Zusammenwirkens von oben und unten folgt, die Verlesung der melukha-Verfassungsurkunde, die wir als die Bindung des Beauftragten an den Auftrag und die Bindung des Volks an den König verstehen dürfen, ihre Niederschrift und ihre Niederlegung »vor .
Dass als die Dokumentation in einer ältesten, sowohl der Salbungs- wie der späteren Loswahlgeschichte vorausgehenden Erzählungsgeschichte Sauls hoher Wuchs fungierte (JHWH habe »den zum König bestimmt, der die anderen um eines Hauptes Länge überragt«, Eissfeldt, Komposition , ) entspricht nicht den sagengeschichtlichen Parallelen, in denen, wie Hylander, a. a. O., richtig bemerkt, dergleichen nicht als Kriterium, sondern nur als Bestätigung erscheint.
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JHWH«. Die beiden Momente der erzählten Begebenheit sind offenbar jedoch von sehr verschiedener Authentizität. Die Loswahl trägt das unverkennbare Gepräge des nachgeborenen Legendenmotivs: eines nicht erst nachträglich ausgearbeiteten, sondern nachträglich entstandenen; die stiftende Verfassungshandlung dagegen, insbesondere v. a, hat den Charakter einer echten Geschichtsnotiz. Verschweisst sind sie nicht von einem späten Redaktor, der nichts Verfügbares auslassen wollte, sondern von dem berufenen Erzähler, der auch die Episode der Loswahl brauchte, um seiner Intention Genüge zu tun. Erfunden hat er sie gewiss nicht, solche Willkür des Einzelnen waltet in diesem frühzeitlichen Bereich nicht, man erfindet hier nur, wenn man gefunden hat, und zur Deutung, Deutlichmachung des Gefundenen; sie mag ihm aus einer sekundären, tendenzentstammenden Tradition zugekommen sein, aus einer prosaulidischen Kundgebung etwa, die die Überlegenheit von Sauls Beglaubigung verfocht, – zum Unterschied vom eigentlichen Erzählertum pflegt ja die Publizistik des innerpolitischen Streits dergleichen legendäre Belege zu erzeugen. Das ist nicht, wie Wellhausen 62 meint, »heilige Geschichte nach dem späteren [d. h. ›nachdeuteronomischen‹] Geschmack« – wer sollte sich in der Spätzeit des Südreichs oder noch später bemühen, dem bösen Saul eine noch unanfechtbarere Legitimität zu verschaffen! –, sondern der Niederschlag echter historischer Konflikte in der Traditionsbearbeitung. Dass die Literarkritik die Möglichkeit des Zusammenhangs des Stücks mit seiner Umgebung so entschieden abgelehnt hat 63 , ist durch zwei klärungsbedürftige Umstände mitbedingt. Der eine ist dies, dass die Gottesrede v. f. (einschliesslich des verknüpfenden we-atha in b) nicht als Einschub predigerischer Art erkannt worden ist. Es handelt sich um ein Fragment derselben Gattung . .
Composition . Eissfeldt, Komposition, f. führt dagegen an: . das Königtum werde hier viel freundlicher behandelt als sonst in der angenommenen Quellenschrift, – aber gepriesen wird hier nicht das Königtum, sondern die Person des von JHWH Erwählten; . die Frage der Menge v. setze etwas voraus als das vorher Erzählte, – aber die Unbestimmtheit der Frage »Ist [denn] noch jemand hergekommen?« kann mit einem Tabu zusammenhängen, wonach man von einem Ausgelosten nicht in seiner Abwesenheit reden darf, da er sonst bedroht ist; . die Entlassung des Volkes und Sauls v. b sei »ganz undenkbar«, da Samuels Abschiedsrede (Kap. xii) sich deutlich an das mit dem eben eingesetzten König noch in Mizpa weilende Volk richte, – und wenn Kap. xii auf x folgte, wäre die Entlassung in der Tat undenkbar, nicht aber, wenn der charismatische Erweis Kap. xi dazwischen liegt. Die Sage braucht, von der Situation (s. weiter unten) abgesehen, diese problematische Pause im Geschehen, diesen Widerstand, der erst von der neuen Tatsache niedergezwungen wird, und deren Plötzlichkeit.
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und Schule wie das in Richt. vi eingesprengte (v. b-), mit dem es den ersten Satz fast gemeinsam hat, während der zweite nur einige Worte aus Kap. viii aneinanderreiht und einiges rhetorische Füllsel dazwischentut; mit ‘alenu in v. bricht der Gedankengang genau ebenso wie am Schluss von Richt. vi unvermittelt ab, ohne dass der so entstehenden Pause etwa ein positiver Charakter zugeschrieben werden könnte. Das Vermisste ist vermutlich xii – zu finden, im Zusammenhang einer Rede verwandten Charakters, die aber dort, als letzte Auseinandersetzung nach der Krönungsfeier, eher am Platze ist als hier unmittelbar vor der Loswahl, in der der gegenwärtige Wille JHWHs, Israel einen König zu geben, sich kundtun soll. Was in viii als grosser Gottesspruch wirkte, das Wort vom »Verwerfen«, von der Absetzung des Königs JHWH durch sein Volk, erscheint hier ebenso ins Nur-religiöse verflacht wie schon in dem Einschub viii . Man hat das Nachfolgende in der Beleuchtung dieses Anfangs gesehen und daher verkannt. In der echten Erzählung sagt Samuel nichts als den der Situation entsprechenden und genügenden Befehl (x b) an das Volk, sich nach Stämmen und Gauen vor JHWH aufzustellen. Das hithjazbu wird dann v. durch das waj-jithjazeb wiederaufgenommen, das Saul nun endlich inmitten des Volkes, von ihm als König erkannt, erscheinen lässt. Jetzt erst spricht Samuel das entscheidende Wort aus, dem das bachur ix präludierte, das aber seither, von dem disponierenden Stil des Erzählers aufgespart, auf sich hat warten lassen: bachar, erwählt hat JHWH den. Und wie er endet, es gebe keinen dem gleichen »im ganzen Volk«, erhebt (der Erzähler liebt solchen Widerhall) »das ganze Volk« den Königs-Jubelschrei. Der nachfolgende Vers gibt im knappen Berichtstil den Verfassungsakt, wobei man wohl annehmen darf, dass der Autor bei seinem Leser die Kenntnis des Inhalts jenes mischpat ham-melukha voraussetzen konnte, und der Kapitelschluss einen Vorgang, der als ein mit dem nächsten Abschnitt verbindendes Glied wirkt, nicht nachträglicher Art, wie noch zu zeigen ist, sondern dem innersten Zug der Erzählung zugehörig. Der zweite Umstand, der die Einsicht in den Zusammenhang bisher erschwert hat, ist, dass man glaubte, mit der Septuaginta für die letzten Worte des Kapitels, wa-jehi ke-macharisch, wa-jehi ke-mechodesch, es geschah etwa nach einem Monat, lesen und an die Spitze des nächsten Kapitels stellen zu sollen, wodurch Chronologie und Tempo der Erzählung völlig verändert und ein einheitlicher Zusammenhang unvertretbar wurde. Zur Begründung weist man darauf hin 64 , die beiden letzten Worte könnten nur bedeuten: und er verhielt sich wie schweigend, er tat als .
Budde zur Stelle.
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wenn er schwiege 65 , und das solle heissen: als wenn er es nicht bemerkte, »was es freilich nicht heissen kann«. Das kann es in der Tat nicht heissen (»tun als ob man schwiege« ist ein Widersinn), soll es aber auch nicht. Denn das ke weist darauf hin, dass das Verb hier von seiner ursprünglichen Bedeutung aus zu verstehen ist, aus der sich im Hebräischen wie im Aramäischen die Bedeutungen: taub sein und stumm sein, aber auch die: passiv, unbeweglich sein (Ex. xiv ; Sam. xix ) abgezweigt haben: in seinem Sprachverkehr gehemmt sein (»die Ohren werden ihnen gehemmt sein«, Mich. vii ) 66 , sodann taubstumm sein, wie denn fürs Arabische, in dem wir nur die eine Abzweigung, die der Stummheit, kennen, Lagarde 67 mit Recht das Wort tongue-tied zur Erklärung heranzieht. Ke-macharisch kann gewiss nicht bedeuten: wie ein Schweigender, wohl aber: wie einer, der infolge eines organischen Gebrechens nicht zu antworten und wohl auch nicht zu hören vermag; ich möchte den Satz geradezu übersetzen: er aber wurde wie ein Taubstummer. Mit anderen Worten: er erwiderte den geringschätzigen Ruf damit, dass er sich verhielt, als hätte der gar nicht zu ihm dringen können. Nicht also ein Monat trennt der Absicht des Erzählers nach den Schluss des . vom Anfang des . Kapitels, sondern eine zwar unbestimmt gelassene, aber jedenfalls sehr kurze Zeit, – vielmehr, man darf sogar wohl annehmen (vgl. weiter unten), dass das in xi – Berichtete der Mizpa-Versammlung gleichzeitig ist, wogegen zwischen x und x , wo ebenfalls eine Angabe darüber fehlt, eher ein grösserer Zwischenraum anzunehmen ist. Denn dort geht es um die (vermutlich zu den Gegenständen jener Zwiesprache von ix b gehörige) in der rechten Stunde, aber auch nicht früher, zu ergreifende Initiative, das Geheimnis zu brechen, worauf, ehe noch die Philister auf die Nachricht von der eigenmächtigen Unternehmung einen Strafzug rüsten, der König mit einer stosskräftigen Schar – sie stellt sich dann in den »Tapferen« dar, die sich v. zu ihm finden – einen überraschenden Handstreich ausführen soll. Hier aber muss die Tat noch bevorstehn, als ein unvorhergesehenes Ereignis dazwischen tritt, das sich jedoch nicht planstörend, sondern planfördernd erweist und so neu das wundersame, die menschlichen Entwürfe scheinbar umstürzende, in Wahrheit überlegen umbauende Walten JHWHs bekundet. Dieses am Werk zu zeigen hat der Erzähler in seiner erzählerischen Antwort auf die grosse Geschichtsfrage, wie das Königtum geworden sei, im. . .
So zuletzt () Torczyners Schriftübertragung (Die heilige Schrift II, ): »Er aber tat als ob er schwieg«. vgl. akk. charaschu, an freier Bewegung hindern (Delitzsch, Prolegomena, ) und die aram. Bedeutung: durch Zauber bannen. Übersicht, .
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mer wieder unternommen, in Sauls Geführtwerden nach Rama, in seinen sinnbildlichen Begegnungen, im Geistempfang, in der Loswahl; nun unternimmt er eben dies, indem er berichtet, wie JHWH auf seine, der den Menschen geläufigen unähnliche Art die Befreiung der Seinen geraten lässt. Die zwei Schlussverse des . Kapitels sind keine harmonistische Klammer (Budde 68 ), sondern echtestes Gut des Erzählers, und auch nicht etwa von Kap. xi (zwischen v. und ) hierher versetzt (Cornill 69 ), sondern dessen Handlungsaufbau gemäss unverrückbar ihrem Platz zugehörig. Sie enthalten drei merkwürdige und zu denken gebende Momente: . Saul begibt sich, nachdem er vom Volk zum König ausgerufen worden ist, als wäre nichts geschehen, nach Gibea zurück, wo er denn auch (nach der Septuagintalesung einen vollen Monat danach) im nächsten Kapitel (v. ), als wäre nichts geschehen, hinter den Rindern vom Felde herkommt; . es gehen mit ihm »die Tapfern, deren Herz Gott angerührt hatte«, von denen aber hinwieder im nächsten Kapitel zu Gibea keine Spur zu entdecken ist; . die »heillosen Buben« 70 aber sprechen: »Wie will uns der befrein!« und bringen ihm keine Gabe dar 71, – man weiss nicht recht, wo sie herkommen, da eben erst »das ganze Volk« Saul zugejubelt hatte. All dies lässt sich nur durch erneute Überprüfung des Handlungs-Zusammenhangs und der Situation erklären. Dass die Salbungsgeschichte und was sich ihr anschliesst nur von einer Verschwörungsatmosphäre aus zu verstehen ist, haben wir gesehen. Bis in der x a vorangedeuteten Weise losgeschlagen werden soll, wird die Betrauung Sauls geheimgehalten. Aber, so planen die Verschworenen, erst nach vollzogener Tat (also von der kompositionellen Absicht des Erzählers aus: nach dem charismatischen Erweis) kann dem Königtum der würdige Sitz bereitet werden; bis dahin muss es bei der lockeren, konspirativen Organisationsform sein Bewenden haben. Dass Saul heimgeht, klingt dem des Zusammenhangs Innegewordenen nicht »sehr matt« 72 , sondern stark und bedeutsam; wer erwartet, dass Saul hier »irgendwie als König
. . . . .
Budde, »Sauls Königswahl und Verwerfung«, ZAW VIII (), ff., Richter und Samuel, ff. Cornill, »Ein elohistischer Bericht« ff.; »Noch einmal Sauls Königswahl und Verwerfung«, ZAW X (), ff. Eine technische Wortbedeutung »Verfehmte« (Caspari) ist nicht zu belegen; eidbrüchig sind sie nicht, da kein Eid geleistet worden ist. Schulz zur Stelle vermisst den Bericht, dass die andern Gaben gebracht haben; aber hier gehört es zum Stile des Erzählers, nur das für den Handlungssinn Wichtige mitzuteilen und das Übrige daraus erschliessen zu lassen. Schulz zur Stelle.
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auftritt« 73 , hat den langatmig verfügenden, nichts übereilenden und nichts vorwegnehmenden Erzählerstil nicht aufgenommen. Was aber kann damit gemeint sein, dass eine Schar, gekennzeichnet durch die aussergewöhnlichen Worte »deren Herz Gott angerührt hatte«, mit Saul geht? Gewiss nicht, dass sie bei ihm in Gibea als Leibwache oder Hofstaat (Budde) 74 bleiben wollen; das wäre eine sehr untaugliche Klammer, sei es zum Ammoniter-, sei es zum Philisterkampf, da in beiden nichts von einer solchen Leibwache zu finden ist. Durchsichtig wird die Stelle erst, wenn man sich das Stadium der Verschwörung vergegenwärtigt: jetzt kommt es darauf an, mit den willigen und verlässlichen Männern das Weitere zu verabreden. Wie ix b ein situationsgemässes Zwiegespräch, so deutet der Erzähler auch hier die situationsgemässe Beratung nur an; und er tut es deshalb, weil das, was hier beraten und beschlossen wird, ja – infolge des dazwischenfahrenden Ereignisses von xi ff. – nicht zur Ausführung gelangen soll. Nur eine Schar geht mit Saul; die nicht leicht zu nehmende Wendung von der Berührung der Herzen durch Elohim weist unverkennbar auf eine Auslese. Obgleich eben noch »das ganze Volk«, d. h. nicht alle Individuen, sondern: die Volksmenge, Saul zugejubelt hatte, ist es jetzt in drei Gruppen aufgespalten. Die sicherlich weitaus grösste, die untätige Masse, die Gaben bringt, aber mit Jubel und Gaben genug getan zu haben meint, wird nicht sichtbar, aber sie ist dahinter, hinter der Auslese der Verschworenen und der Opposition derer zu spüren, die abschätzig den riesigen Bauernlümmel begaffen, der auf einmal ihr König sein soll. Wie das wa-jischealu in v. , wie eine Reihe anderer Stellen des Buches, mit dem Namen Schauls, des »Erfragten«, »Erheischten«, bedeutsam spielt, so klingt das joschienu der Widersacher mit dem we-joschienu von vii , wo JHWH angefleht wird, zu befreien, und dem we-hoschia von ix , wo er »antwortet«, er werde einen Befreier, einen moschia, senden, zusammen und wird xi vom Chor der Bedrängten »im en moschia lanu« übertönt. xiv wird der Kampfbericht, xiv Sauls Wort dem so ermächtigenden wahren moschia die Ehre geben; mit der jeschua gedola von xiv schliesst sich vollends der Kreis. Diese Spaltung des Volks ist grundwichtig zum Verständnis der Situation. Die Ältesten haben um den Führer im Kampf gebeten; aber das Volk ist gegen die Philister keineswegs kampffreudig. Generation um Generation hat, jede auf ihre Weise, die Auflehnung versucht, jeder misslang sie. Die technische und organisative Überlegenheit des Feindes ist zu gewaltig; . .
a. a. O. Kommentar zur Stelle.
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wenn man dieses Heeres ansichtig wird, verkriecht sich der Haufe (xiii ). Was Wunder, dass sich drüben längst ein ganzer Trupp von Überläufern angesammelt hat (xiv ). Ein schlagfähiger Heerbann ist in dieser Situation nicht aufzubringen. Der Plan kann nur auf den waghalsigen Handstreich einer kleinen Verschwörerschar abzielen. Von dem Verabredeten wird 75 jedenfalls wohl das Anfangszeichen (xiii a) bleiben, statt des übrigen kommt es zur offenen Feldschlacht. Denn die Philister sind alarmiert worden; nicht durch die nur hinzutretende Nachricht von Jonathans Tat (darauf antwortet man wohl kaum mit einem grossen Feldzug), aber durch die von der eigenmächtigen und erfolgreichen Unternehmung gegen Ammon. Diese hinwieder in dem mitreissenden Schwung ihrer charismatischen Führung aktiviert Israel solchermassen, dass es zu dem bislang Unmöglichen, zum Frontkampf gegen die Philister befähigt wird und Saul sich alsbald aus der Mannschaft (für die wir leider nur die Phantasieziffern von xi besitzen) xiii – zwischen den Vorgängen von Kap. xi und diesem ist kein zeitlicher Zwischenraum, ausser dem für die Samuelrede (in ihrem echten Teil) erforderlichen – einen Stosstrupp erlesen kann (die Ziffern von xiii können glaubhaft sein; v. b ist problematisch; v. b ist wohl, wenn nicht dem Einschub b- angehörig, redaktionell 76 , die in ihn übergegangene Ziffer von xiv mag die der nun wirklich zur Leibgarde angewachsenen »tapferen Leute« von x sein). Saul behauptet das Feld. Es war JHWH, der den Ammoniter gesandt, und wie vordem das Begehren der Ältesten, so nun den Plan des Gesalbten modifiziert hat; auf so seltsamen Wegen hat er Israel aus der Philisterknechtschaft befreit. Das ist der Sinnzusammenhang, in den der Erzähler die vorgefundenen Traditionen von Sauls Sieg über Nachasch und von seiner ersten Philisterschlacht gebracht hat. Wie für den Anfang des ., so möchte ich auch für den Anfang des . Kapitels ein erzählerisches, insbesondre dem Märchen geläufiges und wohl aus ihm in die epische Dichtung eingegangenes Stilmittel annehmen, das man als Zeitverfügung bezeichnen kann: bei Änderung der Szenerie greift der Erzähler auf einen etwas früheren Zeitpunkt zurück und führt von diesem her einen Vorgang so durch, dass er die verlängerte Zeitlinie des vorhergehenden Abschnitts im Moment einer entscheidenden Begegnung kreuzt. (Die syntaktische Form von xi a ist hinreichend be.
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Lods, Les sources des récits du . livre de Samuel (Etudes de théologie et d’histoire, ) hält es nicht für wahrscheinlich, dass die Philister (von denen er, x und xiii missverstehend, meint, dass sie Gibea besetzt halten) solche Truppenansammlungen geduldet hätten. Gewiss nicht; daher der Vormarsch ihrer Armee, der xiii berichtet wird. vgl. W. Rob. Smith zur Stelle.
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legt 77 ). Hier kommt es vom Anliegen der Sage aus darauf an, zu zeigen, wie der verhaltene und verkannte Held im Augenblick, da die Situation ihn gewaltig anfordert, ausbricht und sein Heldentum bewährt; vom Anliegen der Botschaft aus ist darzutun, wie auf charismatische Wahl, charismatische Geistergiessung und Bekundung der Charismatik von oben her nunmehr die Bekundung von unten her, der Taterweis folgt, in dem sich das »andere Herz« von x erst wirklich bekundet. Die Spannung ist hier jener verwandt, die im . Kapitel auf die Begegnung Sauls mit Samuel hinleitete; die Wende stellt sich, wie dort v. in den die entgegenkommende Bewegung äussernden Worten »und da, Samuel zieht aus ihnen entgegen«, so hier in den dynamisch gleichartigen von v. : und da, Saul kommt hinter den Rindern her. Wie dort in der Begegnung die fortgesetzte Linie der Samuel-Vorgänge von viii mit der der gegenwärtigen Erzählung verschmilzt, so hier die fortgesetzte Linie der Saul-Vorgänge von x : der Saul, der jetzt vom Feld kommt, ist erst kurz zuvor, etwa tags zuvor, von der Königswahl heimgekehrt. Die Ammoniterbelagerung ist der Königswahl gleichzeitig. Daraus mag es sich erklären, dass die Leute von Jabes, wie als Argument für die Quellenscheidung häufig hervorgehoben wird, nicht wissend, was geschehen ist, sich nicht an den erwählten König um Hilfe wenden. Dass der Verfasser des Abschnitts weiss, was geschehen ist, geht aus dem Machtruf des Empörten (v. ) doch wohl zur Genüge hervor: er darf voraussetzen, dass alle, die der Ruf erreicht, nun wissen, wer der Saul ist, den er nennt, und auch dies wissen, dass er seine Drohung »seinen Rindern werde so getan« wahr zu machen vermag. Man vergleiche die Begebenheit nicht bloss, wie es nahe liegt, mit der motivähnlichen von Richt. xix, wo die Gliedmassen des zerstückten Leichnams ebenfalls (v. ) »durch alle Gemarkung Israels« gesandt werden, wo aber – ein offenkundiger gattungsmässiger Unterschied – das Volk ersichtlich nur aufgefordert wird, Rat und Geding zu halten 78 (v. ); man vergleiche sie mit den sinnähnlichen Aufgeboten Baraks und Gideons: das qualitativ Neue, das Königsgeheiss ist unverkennbar. Der hier aufbietet, ist zwar wie der, der Richt. vi aufbietet, soeben vom Geist erfasst worden; und auch .
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Dass das Plusquamperfekt nicht immer perfektisch ausgedrückt wird, dafür sei aus der Nähe unserer Erzählung der Anfang des . Kapitels als Beispiel angeführt, wo das waj-jibrach Dawid syntaktisch durchaus dem we-Dawid barach von xix gleichzusetzen ist (eine Quellenscheidung, wonach xx imperfektisch gemeint sein könnte, kommt nicht in Betracht). Ein anderes unzweideutiges Beispiel aus Samuel ist xix : das waj-jered muss dem waj-jaschob von v. vorausgegangen sein. Ich kann daher Noth, Das System der zwölf Stämme Israels, nicht zugeben, Sauls Auftreten gleiche »völlig dem Beginn des Amphiktyonenkrieges gegen Benjamin«. Gerade augenblicksgeborene Modifizierungen eines Brauchs sind oft von besonderer Wirksamkeit und historischer Tragweite.
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jener hält mit seinem eignen Namen im Ruf nicht zurück (vii ); das Neue in Sauls Befehl ist, dass er sich auf die ihm übertragene und dem Volk als übertragen bewusste Vollzugsgewalt stützt. Dass Saul auf die Worte seines Rufs »hinter Saul« noch die Worte »und hinter Samuel« folgen lässt, gilt zu Unrecht als Glosse. In der Tradition, die wohl in den Kreisen der Saulidenanhänger geformt worden ist, mögen die Worte gefehlt haben; aber sie sind gewiss schon von unserem Erzähler, der die Tradition dem Zusammenhang seiner Absicht und seiner Verlaufsgestaltung einverarbeitet hat, eingeschaltet worden, und zwar nicht bloss deshalb, weil er dadurch dem Geschichtszusammenhang gerechter wurde 79 als die einseitige Tradition. Wir haben gesehen, wie sehr es ihm, wo immer es angeht, um die bipolare Darstellung, um das stets erneute Zusammenbringen des Salbenden und des Gesalbten zu tun ist, und wir können es verstehen, wenn er im Bericht von dem charismatischen Taterweis Samuels Namen, und gerade in der ausgegebenen Parole, mit dabei haben will. Dass Samuel x Saul Vollmacht erteilt hat, ist kein Argument 80 dagegen, dass der Saul des Erzählers nicht ohne seinen, des Mittelnden, Namen beginnen will 81 . Das Verhältnis der beiden wortgleichen Stellen über das Anspringen des Geistes x und xi ist ein anderes als das zwischen den analogen Stellen in der Simsonsage (Richt. xiv , ; xv ). Dort werden einige untereinander nicht zusammenhängende Krafttaten des Berserkers so eingeleitet; hier ist die zweite Stelle die aktive Bewährung und Erfüllung der ersten, nur hier führt von der einen zur andern ein epischer und gedanklicher Weg. Der Erzähler der Anfänge Sauls, des Philisterbesiegers, kennt, so möchte man annehmen, die halbmythische Märe von dem »Sonnenmann«, der als einzelner dem Philistervolk Pein und Unruhe schuf; vielleicht entnimmt er eben ihr das vorsamuelisch nur aus ihr bekannte Bild dieser wie der Blitz 82 die Luft spaltenden und den Menschen andringenden ruach des Elohim; aber er stellt es in einen neuen, höheren .
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Richtig Press »Sauls Königswahl«, Th B XII (), : »Da bei der Versammlung in Rama, auf der das Komplott gegen die Philister geschmiedet wurde, Samuel massgebend beteiligt war, ist es beinahe selbstverständlich, dass bei der ersten Aktion zur Befreiung Israels auch Samuels Name als zugkräftige Parole mit ausgegeben wurde«. Budde zur Stelle: »Samuel selbst hält sich hier laut , für völlig überflüssig«. Wellhausen, Prolegomena6, meint, der Verfasser von x und xiii - könne unmöglich schon im Kap. xi Samuel in Gilgal vorgefunden haben, bevor er ihn in Kap. xiii dorthin kommen lässt. Aber man braucht nur anzunehmen, dass damals schon die verstümmelte Notiz xiii , die den zeitlichen Zusammenhang – vielleicht nicht absichtslos – verdunkelt, in ihrer ursprünglichen Fassung an dieser Stelle stand oder an sie kam. Hylander, a. a. O., 1.
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Sinnbereich. Er erst wagt es auszusprechen, dass der Geistempfang den Erwählten nicht bloss mit Kraft begabt und zur Tat bereitet, sondern ihn auch (x ) »in einen anderen Menschen verwandelt«; aber auch er erst findet diesen so bis zur Selbstverständlichkeit schlichten und doch als erstmalig erstaunlichen Ausdruck für das Zusammentreffen von Oben und Unten, für das Faktum der Begegnung (xi ): »Der Geistbraus Gottes geriet über Saul, als er diese Worte hörte«. Freilich kann auch erst von da an die Vorstellung erwachsen, dass dieser Empfängerstand des der Geistwirkung ausgesetzten Menschen sich zur gottgesandten Dämonie verkehrt, wenn »eine böse Elohim-ruach«, ein böser Gottesgeist oder vielmehr, da ruach nicht Substanz, sondern reines Geschehen, ein Wehen wie des Windes ist, ein böses Gottesgeisten ihn andringt (xviii ). Soweit wir nach den erhaltenen literarischen Zeugnissen urteilen dürfen, ist die Erzählung, der xviii angehört, wenn sie nicht – was ich nicht annehmen kann – mit der unseren eine Einheit bildet, später als sie. Wenn x f. als »Lückenbüsser« 83 verworfen werden, müssen auch xi f. als »ausgleichende Klammer« fallen. In Wirklichkeit sind diese aber nicht bloss mit jenen, sondern auch mit den unangezweifelten Versen xiv f. verbunden. Im . Kapitel fordert das Volk die Herausgabe der Gegner, um sie zu töten, und Saul widerspricht, weil JHWH an diesem Tag eine theschua, ein Befreiungswerk »an Israel getan habe«; im . Kapitel will Saul Jonathan töten lassen, und das Volk widerspricht ihm, weil Jonathan diese grosse jeschua »an Israel getan hat«. Es ist klar, dass das Volk sich damit auf Sauls eigene Grossmut beruft. Leitworthaft ist xi (jimlokh) mit v. (melukha), v. (waj-jamlikhu), xii (we-amlikh, melekh) und v. (ham-melekh) verknüpft. Es ist zu fragen, ob das eine primäre oder eine sekundäre (vgl. vii –viii ) Verknüpfung ist, d. h. zunächst, wie es um den mit v. f. zum Einschub gerechneten v. steht. Über v. f. und v. ist gesondert zu entscheiden: jene können recht wohl einer Quelle des Erzählers, nämlich einem selbständigen saulistischen Bericht entstammen, dieser kaum; v. aber ist darauf zu prüfen, ob er mit v. organisch verbunden oder ein redaktioneller Zusatz ist, der die zu Ende Kap. x vollzogene Ausrufung mit dieser Einsetzung harmonisieren soll. Was x f. erzählt wird, ist – wenn auch die Verfassungsurkunde an geheiligter Stelle hinterlegt wird – als Staatsakt, was xi erzählt wird, als sakrale Krönungshandlung charakterisiert, und wir dürfen unserem
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Erzähler zutrauen, dass ihm die Unterscheidung der beiden Vorgänge als sachlich und zeitlich getrennter prägnant deutlich war, und dass er, wie immer zu seiner eigenen Zeit die Bräuche bei einer Thronbesteigung beschaffen und verteilt waren, die Stiftung des Königtums in Israel sich in einem so zusammengesetzten, zeitlich gestaffelten Ritual dachte. Seine bisherige Kompositionslinie erfordert doch geradezu diese Fortführung: auf das Volksbegehren und das modifizierende Willfahren Gottes folgt zunächst (x –) die Initiative von oben mit dem göttlichen Kürungserweis, sodann nunmehr (Kap. xi) der menschliche Erweis, und aus ihm sich ergebend die Initiative von unten. Man möchte es nicht für unmöglich halten, der Erzähler habe uns dabei zwischen den Zeilen zu verstehen gegeben, dass das Volk, dessen Anschauung von himmlischer und irdischer Sicherheit wir in Kap. viii ja kennenlernen konnten, der Siegestat kräftiger geglaubt hat als dem Losewurf, und dass demgemäss zwar x b mit dem »ganzen Volk« die leicht zum Massenschrei zu bewegende Menge gemeint ist, xi aber die elementar als Einheit ergriffene und als Einheit handelnde Schar. Jedenfalls hat sich mit der veränderten inneren Haltung auch die nach aussen geändert. Dort rief man zwar aus, aber der Grundton war noch konspirativ, Widerspruch ward laut, und nach vollzognem Staatsakt zogen sich alle Beteiligten, wenn auch zum Teil nach einer konspirativen Beratung, in ihre Häuslichkeit zurück; hier aber, nach dem Taterweis, bleibt das gesamte Kriegsvolk beisammen, zieht geschlossen zum heiligen Ringwall, dem überlieferten Hauptquartier der von Josua geführten Stämme 84 , und setzt Saul feierlich in Königsmacht und Königswürde ein. Und in der Tat bedeutet hier »Volk« nicht bloss soziologisch, sondern auch historisch etwas anderes als dort: dort war es ein zermürbter Haufe, von einem Misstrauen gegen sich und gegen Gott durchschwelt, hier ist es der gestraffte siegreiche Heerbann, im einigen Glauben entflammt. Eine andre Geschichtsstunde hat angehoben, und der Erzähler lässt uns den vollen Stundenschlag hören. Von da aus ist zu beurteilen, ob er es ist, der den Zug zum Gilgal durch die Aufforderung, die Königschaft zu »erneuern«, einleiten und der diese Aufforderung von keinem andern als von Samuel aussprechen lässt. Ist der Satz als erzählungsecht anzusehn, oder als entweder »eine höchst
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Zur Ortsbestimmung vgl. insbesondere Alt, Staatenbildung, . Alt, »Josua« (Werden und Wesen des AT, (), ) meint, Gilgal sei erst zur Zeit Sauls oder kurz vorher zum Rang eines Nationalheiligtums aufgestiegen; aber dann wäre die Krönungsfeier doch wohl anders erzählt, mehr dem Orte Weihe verleihend, wogegen der Text offenbar eine von altersher vorhandene voraussetzt. Vgl. auch Th. H. Robinson, Die zwölf Kleinen Propheten (zu Ho. ix ).
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durchsichtige Naivität des Verfassers von Kap. « 85 , oder »eine geradezu unerhörte Sache, aber keine üble Verlegenheitsauskunft« 86 ? Für chaddesch besitzen wir nur späte Belege, woraus man natürlich nicht schliessen darf, dass es spät sei. Chron. xv wird ein entweihter Altar »erneut«, Jes. lxi Ruinenstädte, an der Hithpaelstelle (Ps. ciii ) »erneut« sich dem Psalmisten seine Jugend wie das Gefieder des Adlers. Erneuen heisst demnach die Stärke, Konsistenz und Gültigkeit von etwas wiederherstellen 87 . Lässt sich diese Bedeutung hier anwenden? Nur dann, wenn man als die Meinung des Verfassers annehmen darf, dass eine ursprüngliche Stärke und Gültigkeit der melukha beeinträchtigt worden sei und nun der Restitution bedürfe. Eben dies aber darf man als die Meinung des Verfassers, doch eben auch als die unseres Erzählers annehmen. Denn die melukha ist ja für ihn etwas in dieser Gestalt von oben Zugestandenes und Verliehenes (x ), das in einer von oben erlassenen Rechtsverfassung seine feste Norm erhalten hat (x ). Das gespaltene, unentschlossene Volk realisiert aber die melukha zunächst nicht, – nicht durch das, wodurch allein sie von ihm realisiert werden kann, durch Einheit des botmässigen Handelns, der Gefolgschaft. Es geht nicht an, gegen xi einzuwenden 88 , das Volk habe Saul doch freudig als König begrüsst, nur einige wenige hätten widersprochen, »wie das stets zu sein pflegt«. Einer solchen Auffassung der Sachlage hat der Erzähler durch sein einprägsames »die Tapfern, denen Gott das Herz angerührt hatte«, vorbeugen wollen. So wird eine Majorität nicht bezeichnet, so wird eine Elite bezeichnet, die gegen den Strom schwimmt. Anderseits rechtfertigt nichts im Text die Ansicht, dass die Widersprechenden nur einige wenige seien. Die »heillosen Buben« aber, die bene belija‘al, treten nicht ungern in Horden auf (Richt. xix , Sam. xxx ), und in einem alten Dokument (Lagarde war geneigt es für davidisch zu halten), den »Vermächtnisworten Davids«, heisst es ( Sam. xxiii ) von ihnen, sie seien allsamt »wie wallgewordenes 89 Gedörn«, ein Dorngestrüpp also, das wallhoch gewachsen ist, und man könne ihnen mit der blossen Menschenkraft nicht beikommen; es liegt nah, an »das Niederträchtige« Goethes zu denken. . . . . .
Wellhausen, Composition3, . Budde zur Stelle. Die Übersetzungen »inaugurieren« (Wiesmann, »Die Einführung des Königtums in Israel«, ZKTh XXXIV (), ; Dhorme, Kommentar, zur Stelle) und »bestätigen« (so Leimbach, Kommentar zur Stelle) erscheinen mir nicht gerechtfertigt. Schulz zur Stelle. »Weggeworfene Dornen« (Kautzsch-Bertholet) ergibt im Zusammenhang ebensowenig einen brauchbaren Sinn wie »verwehter Dorn« (so jetzt auch Torczyner); es handelt sich um ein Denominativum von ned (vgl. die Übersetzung bei BuberRosenzweig).
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Zwischen den beiden extremen Flügeln breitet sich am Schluss des . Kapitels wie gesagt die nicht parteinehmende ungegliederte Masse, die übrigbleibt, wenn man die Gruppe der Tapfern, deren Herz Gott angerührt hatte, und die der bene belijaʿ al, von dem eben noch so kundgebungslustigen »ganzen Volke« abzieht. Ist aber die melukha in diesem Augenblick der Anschauung des Erzählers nach restitutionsbedürftig, dann kann er die Aufforderung zur »Erneuung« nicht wohl einem andern als Samuel in den Mund legen. Wie das erstemal (x ) und das zweitemal (x ), so ist auch hier beim dritten Vorkommen das Wort melukha mit seinem Namen verknüpft: er erscheint zuerst als der Mittler des Sakraments, das die melukha begründet, sodann als der Überbringer der Verfassung, durch die sie normiert wird, nun erscheint er als der Initiator des noch ausstehenden reinen und feierlichen Vollzugs. Die leitworthafte Wiederholung der Wurzel malakh soll eben diesen dritten und letzten Dienst Samuels an der melukha hervorheben. Wenn man, wie wohl mit Recht vorgeschlagen worden ist 90 , in v. b mit der Septuaginta statt Schaul Schemuel zu lesen hat, schliesst das Kapitel, indem es Samuel mit dem Volk in der Festesfreude vereinigt. Es wäre dies ein Mittel mehr für den Erzähler, zu zeigen, was er zeigen will: Samuel, der sich erst über das Volksbegehren erbost, bewährt sich, seit ihm JHWH seinen Entschluss des verwandelnden Gewährens kundgegeben hat, als treuer Diener seines Herrn und rückhaltloser Vertreter von dessen Sache. Die melukha als solche, so wie sie von JHWH Israel zugeteilt worden ist, die also, die nicht ist wie die aller Völker, sondern durch den Auftragssinn der Salbung, den Amtssinn des Nagidtums, den Bindungssinn des mischpat charakterisiert ist, das Königtum der mittelbaren Theokratie als solches darf nach dem Gedanken des Erzählers den Propheten nicht zum Gegner haben. Es entspricht durchaus den Absichten und dem Kompositionsstil unseres Erzählers, dass nun eine abschliessende Rede Samuels folgt, und zwar eine an »ganz Israel« (vgl. iv ). Von hier aus ist die literarkritische Frage nach der Zugehörigkeit des . Kapitels erneut zu stellen. Der primäre Charakter der Leitwortführung hat sich uns für xi – ergeben. Ob er auch für die Verknüpfung des . mit dem . Kapitel angenommen werden darf, hängt davon ab, ob xii f. unserem Erzähler zuzuschreiben ist. Die Dichtigkeit des Leitwortstils wird hier noch wesentlich grösser, wenn wir, wie ich vermute, zwischen v. a und b die .
So Tiktin, Kritische Untersuchungen zu den Büchern Samuelis (), : »Die Nennung Samuels ist am Platze, die Sauls wäre eine Geschmacklosigkeit«.
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letzten Worte des . Verses (von wat-thomru an) einzuschalten haben, die dann in diesem ihrem ursprünglichen Zusammenhang parenthetisch zu verstehen sind: »Da habe ich auf eure Stimme gehört in allem, was ihr zu mir spracht, – ihr spracht ja zu mir: ›Nichts da! sondern ein König soll über uns Königschaft haben‹, und ist doch JHWH euer Gott euer König! – und ich habe euch einen König gekönigt.« Der Urheber der Umstellung, der den parenthetischen Charakter des Satzes nicht mehr verstand, hat ihn als willkommenen Baustoff für seinen Einschub verwendet. Denn v. in seinem Restteil gehört dem in zwei oder mehr Schichten entstandenen grossen Einschub nebst Einzelzusätzen an, der aus dem knappen Urbestand des . Kapitels – v. –a (in v. ist wohl wie gesagt der Grossteil von v. aufzunehmen) und einen zu rekonstruierenden Schluss umfassend – ohne eine Textänderung etwas völlig anderes gemacht hat. Man pflegt dieses Kapitel als Ganzes mit der Abschiedsrede Josuas (Jos. xxiv) zusammenzustellen. Aber in der Josuarede lassen sich, mit einer einzigen Ausnahme, wesentliche Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten nur mit den Einschüben dieses (und des .) Kapitels, nicht mit dem Kernbestand aufweisen. Die beachtenswerte eine Ausnahme ist das Verhältnis zwischen Jos. xxiv und Sam. xii . Es sind die beiden Stellen, an denen dialogisch eine Bezeugung durch ‘ed oder ‘edim ausgesprochen und mit dem gleichen Wort vom Partner bestätigt wird; aber an beiden sind die bestätigenden Repliken Zusatz. An der Josuastelle ist der Zusatz so störend und so unbegründet (denn in v. a stellt Josua nur fest, dass das Wort des Volkes b eine Selbstzeugenschaft wider es einschliesst 91 ), dass man, wenn man die Stelle für sich betrachtet, nicht verstehen kann, wie er entstanden ist. Anders die Samuelstelle: hier ist, da Samuel nicht die – bereits v. geleistete – Zeugenschaft des Volkes feststellt, sondern die JHWHs und seines Gesalbten anruft, eine zustimmende Äusserung des Volkes an ihrem Platz 92 . An diese knüpft nun aber die folgende Samuelrede mit ihrem – von der Septuaginta offenbar mit Recht so gelesenen 93 – Anfang ‘ed JHWH so nachhinkend an, dass ihr sekundärer Charakter .
. .
Noth meint in seiner Analyse des Kapitels, Das System der zwölf Stämme Israels ff., der ganze v. sei zu streichen, weil man auf die Aufforderung Josuas doch eine Antwort des Volkes erwarte, die fehlt, wenn der störende Versschluss gestrichen ist; die Erwartung ist aber ungerechtfertigt, denn Josua stellt nur fest, dass eine Bindung und damit eine »Bezeugung« erfolgt ist. Zum Text s. Driver, Notes, . Ehrlichs (Randglossen III, ) Einwand und Konjektur sind nicht überzeugend, da nach einem mit JHWH hu ascher beginnenden Satz nicht ein we-‘atha zu erwarten ist; dieses lässt vielmehr darauf schliessen, dass der vorangehende Satz einen Zusammenhang abgeschlossen hat.
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sogleich wahrnehmbar wird (der jedoch auch beim masoretischen Text nicht unbemerkt bleiben kann). Es ist zu vermuten, dass, da der Kern der Josuarede 94 gewiss in demselben Kreis wie die Samuelrede zuerst bearbeitet wurde, dabei unter dem Einfluss von Sam. xii b das waj-jomru ‘edim in jene geraten ist. Ein Bestandteil des Kerns von Sam. xii , die ersten Worte: Werdet ihr JHWH fürchten, hat damals offenbar die Abfassung von Jos. xxiv beeinflusst (das Verb kommt in der Josuarede nur hier vor), wogegen das das Josuakapitel durchdringende Element des »Dienens« als Überarbeitungszusatz in v. und der Samuelrede (sowie v. in dem Einschubblock) aufgenommen worden ist. Die von der Literarkritik hervorgehobenen Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten mit Texten teils der hoseanischen, teils der jeremianischen Zeit beziehen sich, soweit sie als spezifisch angesehen werden dürfen 95 , nicht auf den Kernbestand. Der Einschubs- und Überarbeitungskomplex gehört der predigerischerweiternden Art an; eingeflochten ist eine Mirakelgeschichte, die mit der Handlung nichts zu schaffen hat, also einen Erweis nicht im guten Sinn der Sage, sondern im Willkürsinn der späten Legende darstellt. Der sprachliche Zusammenhang mit den späten Teilen des . Kapitels ist unverkennbar. Wo aber charakteristische Worte der ursprünglichen Erzählung übernommen sind, erscheinen sie der Prägnanz beraubt; so v. und hithjazbu, das x die sinnenfällige Bedeutung des Vortretens zum Losewerfen hat, hier aber zur Phrase verflacht ist; so li-phene JHWH, das dort im sakralen Sinn mit hithjazbu verknüpft war, wogegen hier v. die starke Konstruktion entzwei gebrochen, li-phene JHWH also von hithjazbu getrennt und mit einem we-ischaphta von später abgeleiteter Bedeutung (= rechten) verkoppelt erscheint, wie wir sie von dem schlecht passenden Zusatz vii b her kennen, so die Verdünnung des chatanu laJHWH von vii a zu dem chatanu ki ‘asabnu eth JHWH von xii . Das we-‘atha von v. klingt nach a im Hinblick auf das Vorhergehende stark und ausdrucksvoll, das we-‘atha von v. nimmt sich nach v. weit weniger zuständig aus, und das gam ‘atha von v. ist vollends nichtssagend. Das ſaak von v. und ist nur rednerische Verwendung des situationsgerechten von vii f. Das über JHWH verfügende we-jithen des Mirakelspruchs (v. ) ist die epigonenhafte Aushöhlung einer Sprechweise, die in den alten Mose- und Eliageschichten nur mit Auftrag oder . .
Der sich aber m. E. nicht mehr herauslösen lässt. Vgl. im übrigen Noths Analyse. Zur Geschichtlichkeit der Situation vgl. Alt, »Josua«, ff. Das v. mit Ho. v , Am. iv und Dt. xxviii gemeinsame aschok razoz klingt durchaus nach einer volksgeläufigen Wendung und laqoach kopher (Am. v ) ist doch wohl ein alter Rechtsterminus.
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Gebet verbunden und von da aus gerechtfertigt erscheint; die Zusammenstellung von JHWH und Samuel in v. b wirkt neben Ex. xiv fast wie eine Travestie. Das kuriose we-eth Schemuel von v. kann in diesem Zusammenhang kaum noch befremden. Am aufschlussreichsten ist der wunderlich unangemessene Satz über Nachasch in v. : er kann nur aus einer Zeit stammen, als bereits vii – eingefügt waren, jedoch noch nicht der zu anderer Motivierung einbezogene Vers viii mit dem entsprechenden Zusatz in viii ; auf vii – beruft sich ja auch jenes weeth Schemuel. Es handelt sich in dem Nachasch-Satz offenbar darum, das Volksverlangen zwar als aus einer aktuellen Situation, aber nicht der der Philister-Oberherrschaft entstanden darzustellen; somit wird (wir wissen nicht, auf Grund welches etwa nicht erhaltenen Textes) angenommen, dass schon zu Anfang von Kap. viii eine Bedrohung durch die Ammoniter bestehe, die sich in Kap. xi neu realisiere. All das dient mit nicht sehr tauglichen Mitteln einer anscheinend in prophetischen Kreisen allmählich erwachsenen, in einer späten Prophetenschule, wie die jeremianische 96 , die sich mit der Bearbeitung geeigneter überlieferter Texte zum Gebrauch einer verhängnisschweren Geschichtsstunde befassen mochte, sich vollendenden Tendenz zur restlosen Verklärung des grossen nabi, vornehmlich in seiner Abhebung gegen das inzwischen stark diskreditierte Königtum. (Nur an einer einzigen Stelle, v. , einem Einschub im Einschub, vernehmen wir statt des Schülertons den einer zwar wohl nachexilischen, aber bedeutenden Stimme.) Nichts von alledem ist in dem Urbestand des . Kapitels zu finden, der sich aus Ansprachen Samuels von je Versen mit der Volksantwort »‘ed« dazwischen zusammensetzt. Dass das Wort nun an ihm ist, entspricht dem bipolaren Handlungsschema des Erzählers: Samuel (Kap. viii), Saul (ix –), Samuel (ix –x ), Saul (x –), Samuel (x –), Saul (x –xi ). Die erste Ansprache, v. –, stellt die Losmachung Samuels nach dem nunmehr abgeschlossenen Vollzug des ihm ix erteilten Auftrags dar. (Die Ursprünglichkeit von aβ, von wa-ani bis ithchem, ist sicherlich mit Recht angezweifelt worden 97 ; es ist wohl dem an viii tätig gewesenen Interpolator zuzuschreiben). Ehe er sagt, was er noch im Zusammenhang mit dem vollzogenen Auftrag an Botschaft zu sagen hat, lässt er – nach kurzem aber beredtem Rückblick auf den Ursprung des Auftrags – als der bisherige, nun abgelöste öffentliche Vertreter des Volkes sich von diesem die Entlastung geben. Dabei spricht er von Saul zum erstenmal, und nun wiederholt, als von dem Gesalbten JHWHs: die Salbung hat erst mit . .
vgl. Hylander, a. a. O., ff. Budde zur Stelle.
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dem charismatischen Taterweis und der auf ihn folgenden feierlichen Throneinsetzung ihre volle öffentliche Gültigkeit erlangt 98 . Es ist eine situationsgerechte, einheitliche, stilistisch unabhängige Ansprache, die unserem Erzähler abzusprechen kein Grund vorliegt, Nöldeke hat darauf hingewiesen, 99 dass von Muhammed in der arabischen Geschichtsschreibung »eine genau entsprechende Rede« vor seinem Tode überliefert ist; das ist nicht etwa als Beispiel alttestamentlichen Einflusses, sondern als echte semitische Parallele zu buchen. Die zweite Ansprache enthält die Botschaft, die Samuel, als der prophetische Vertreter JHWHs, dem Gesalbten und dem Volk zum Beginn ihrer Gemeinsamkeit entbietet. Diese Ansprache scheint sich mir zusammenzusetzen aus: v. , in dem ich übrigens trotz Septuaginta nicht ascher scheeltem, das hier das alte Wortspiel wirksam wieder aufnimmt (wogegen die Wiederholungen in v. und übermässig und abgeblasst erscheinen), sondern das vom Verfasser von viii auch hier eingetragene unzutreffende 100 ascher bechartem streichen möchte; v. , in dem wa‘abadethem otho und we-lo thamru eth pi JHWH sekundär und pleonastisch sind, und in dem ich statt wi-hejithem die Lesung einiger Handschriften wi-chejithem vorziehen möchte 101 : dann sollt ihr leben, so ihr, so der König, der nach JHWH eurem Gott über euch König wurde 102 ; v. , in dem wieder der Zusatz u-merithem eth pi JHWH auszufallen hat (für u-ba-abothechem ist wohl mit Septuaginta u-be-malkekhem zu lesen 103 ); v. , in dem der Zusatz von wa-‘abadethem bis lebabchem zu tilgen ist, – jireu und ki reu sind übrigens wortspielhaft verknüpft und gehören nah aneinander; v. ungekürzt. Im Zusammenhang also: »Und nun, da ist der König, den ihr erwünscht habt, da, gegeben hat JHWH über euch einen König. Werdet ihr JHWH fürchten und auf seine Stimme hören, dann sollt ihr leben, so ihr, so der König, der nach JHWH eurem Gott über euch König wurde. Werdet ihr aber nicht auf JHWHs . Dies auch gegen Buddes Meinung (Kommentar, f.), »Amtsniederlegung [ob es sich um eine solche im genauen Sinn handelt, wird noch zu erörtern sein] und Entlastung« müssten »unmittelbar auf die Einsetzung des Königs« folgen und Kap. xii setze Kap. xi nicht voraus. . Bei Budde, a. a. O., f. . Buddes Hinweis zur Stelle auf Jos. xxiv , ergibt keine Sinnrechtfertigung; dort ist der Ausdruck klar und fest, hier verschwommen: sie haben das Königtum, nicht aber diesen König erwählt. . Mit Klostermann gegen das missverständliche Bedenken von Wellhausen. . Zur negativen Begründung s. besonders Smith zur Stelle, der aber achar JHWH elohechem streicht. . Die Verschreibung scheint durch einen Zusatz le-haabidchem entstanden zu sein (vgl. LXX Luc.), der dann das vorangehende Textwort (weil es nach der Verschreibung unverständlich war?) verdrängte.
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Stimme hören, dann wird JHWHs Hand wider euch und wider euren König sein. Fürchtet nur JHWH! Denn seht, welch Grosses er an euch erzeigt hat! Treibt böse, böse ihr’s aber, dann werdet ihr, so ihr, so euer König, hinweggerafft.« Das ist schlichte, straffe, mächtige Rede, des Gegenstands und seines Erzählers würdig, und ohne eine Spur später Sprache. Die Restitution hat unter anderem das Ergebnis, dass ein wichtiger Spruch zur rechten Geltung gebracht wird, der durch den Kontext so in seiner Bedeutung verdunkelt war, dass man ihn für eine Glosse halten konnte 104 . Man bezieht die Worte »Denn seht, welch Grosses er an euch erzeigt hat!« auf das Mirakel von v. 105 – wie es ja wohl die Absicht des Überarbeiters war –, obgleich es unverkennbar ist, dass »der Ausdruck besser zu grossen Gnadenerweisungen passen 106 « würde. Vom Einschub abgelöst, heisst der Ruf den unbefangenen Leser an den Ammonitersieg denken, der hier als JHWHs ureigene Geschichtstat proklamiert wird. Darüber hinaus aber scheint der Erzähler auf das geheimnisvolle Walten JHWHs in diesem ganzen Vorgang der Königtumsstiftung, für das er, wie wir sahen, in seiner ganzen epischen Weise Zeugnis abgelegt hat, noch einmal, abschliessend, hindeuten zu wollen. Er war darauf ausgegangen, die Frage nach dem Ursprung des israelitischen Königtums berichtend zu beantworten; hier lässt er, nachdem er es getan hat, die Sinnessenz seiner Antwort von dem einen seiner beiden Protagonisten, von dem nabi, uns im Worte reichen. Zugleich aber sagt dieser nabi dem König und dem Volke in einem die Warnung an, dass ihr Geschick davon abhänge, ob sie auf die Stimme dieses Gottes, der so Grosses an ihnen erzeigt hat, hören würden oder nicht. Es geht hier nicht um kultische Verpflichtungen, noch um persönliche Frömmigkeit, sondern das Leben des Staates, denn dies heisst Volk + König, soll JHWH unterworfen sein. JHWH bleibt der Oberherr des Gemeinwesens. Er, JHWH, ist der König von Israel gewesen, nun sitzt ein Mensch als König von Israel auf dem Thron, aber JHWH ist nicht zu entthronen, er behält die wahre Königsmacht, Volkskraft und Herrschgewalt müssen ihr botmässig sein, und wenn JHWHs Statthalter ihr sich in seinen Entscheidungen und Handlungen nicht beugt, wird er »dahingerafft«. Dies eben hat jenes modifizierende Willfahren JHWHs dem Volksbegehren gegenüber, dies sein Auftrag, Saul zum nagid zu salben,
. Budde zur Stelle. . So schon David Kimchi. . Budde zur Stelle.
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bedeutet. In aller Konkretheit stellt der nabi hier die Staatsmacht unter seine, des Gottessprechers, unter die prophetische Kritik. Wie der Erzähler durch den Bericht von Samuels bis zur Rühmung des Erwählten (x ) und zur Mitfreude am Krönungsfest (xi LXX) gehenden loyalen Auftragserfüllung ausgedrückt hat, das Königtum der mittelbaren Theokratie als solches dürfe den nabi nicht zum Gegner haben, so drückt er durch seine Samuelrede aus, dieses Königtum in seiner jeweiligen Tatsächlichkeit müsse den Propheten zum Prüfer und Mahner haben. Beides gehört zusammen; es ergänzt einander zum Gedanken einer Aufgabe. Beides zusammen ergibt aber auch die Einsicht des Erzählers in die wirkliche geschichtliche Funktion des israelitischen nabi, eine im alten Orient beispiellose, nur aus einer historischen Sonderlage und Sonderfügung erklärbare theopolitische Funktion, die man in ihrem Wesen und in ihrer Herkunft besser verstehen lernt, wenn man auch die die Frühzeit des Königtums betreffenden Nachrichten ernstlich um ihren Wahrheitsgehalt befragt. Situationsmässig sagt Samuel in diesem Kapitel etwas, mit dessen Geschichtlichkeit oder Geschichtsmöglichkeit wir uns noch zu befassen haben werden: Ich, der nabi, der ich in einer aussenpolitischen Krisis die Macht ergreifen musste, habe sie nun zur Bewältigung ebender noch unbewältigten Krisis an den Träger eines neuen, artverschiedenen Amtes abgegeben; aber ich bleibe in des nabi Amt am öffentlichen Wesen. Mit der Rede Samuels ist der eigentliche, von der Frage nach der Entstehung der melukha bestimmte Weg der Erzählung zu Ende; der Erzähler hat jedoch auch noch den von Anbeginn auf die Entscheidungsschlacht gegen die Philister hinleitenden Gang der Ereignisse zu beschliessen. War aber bisher in den echten Textteilen überall die gleiche denkerische und baumeisterliche Besinnung zu merken, ordnend, eingestaltend, die Einheit an der Vielfältigkeit bewährend, so kann man in dem, was nun folgt – woraus man zunächst die zweifellos zusammenhangswidrige, durch den Zusatz x erst ermöglichte Episode xiii b- zu scheiden hat –, sie fast nirgends mehr entdecken. Im . Kapitel, wo allerhand unbezwungenes – ungeformtes oder halbgeformtes – Material lose beisammenliegt, lässt nur ein Bruchstück, v. f., das die Handlung fortsetzt, auf die Hand unseres Erzählers schliessen (aber auf eine anscheinend nachlässig gewordene Hand, wenn man nach der unvermittelten Einführung Jonathans in v. urteilen darf), das übrige ist ihm zumeist im überhastenden Tempo, im undisziplinierten Satzbau, im unbewältigten Nebeneinander der Vorgänge, im lockeren Gebrauch der Verbalformen durchaus fremd, andersartig fremd auch die terminologisch etwas spröde, aber sachgemäss abgefasste, anscheinend frühe Notiz
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v. –. Das . Kapitel – von dem Annalenauszug 107 v. – ist hier abzusehen – hat im wesentlichen 108 einen ganz anderen, episch geschlossenen Charakter, aber die epische Diktion ist eine andere, als die unseres Erzählers, eine kindlichere und unbedachtere: Wortwahl, Struktur der einzelnen Glieder, Tektonik ihrer gegenseitigen Beziehungen, all dies ist hier nirgends von jener strengen einheitlich ordnenden Art, und das Hauptmittel, das jenem zur verborgenen aber spürbaren Verbindung der Teile dient, die Kunst des Leitwortstils, fehlt hier völlig. Nur stellenweise, vornehmlich in der direkten Rede (vv. f., , , , auch erinnert f. an x f., besonders der Schluss von lautlich und rhythmisch an den von x ), lässt sich die sacht bearbeitende Hand unseres Erzählers vermuten. Hier also scheint er einen grossen, in sich geschlossenen Bericht einer Geschichtsquelle entnommen zu haben, von der wir sonst nichts kennen, wenn wir sie nicht etwa in anderen Jonathanstükken wie xviii , f.; xix –; xx – xxi wiederfinden dürfen; als Bewahrer der Jonathantradition wäre der Kreis Meribaals zu denken, dessen Kompromisspolitik Überlieferungsbelege gegen die tragisch enden sollende Beharrlichkeit der anderen Sauliden oder gegen Davids Vergesslichkeit sammeln mochte. Wenn ein Philolog im Nachlass eines Autors unseres Zeitalters dergleichen fände: ein Erzählungsmanuskript von dessen Hand in Reinschrift, in dem aber der unentbehrliche Schlussabschnitt fehlt, darunter lose Blätter mit Texten, die die Geschichtszeit dieses Schlussabschnittes betreffen und fast durchweg den Eindruck von Exzerpten machen, zuletzt ein Heft, in dem der Hauptstoff des fehlenden Teils zusammenhängend behandelt ist, unbekannter Herkunft, aber ein paar Bleistiftänderungen aufweisend, die in Duktus und Stil an den Verfasser der Erzählung erinnern, dann würde der Philolog wohl annehmen, dass diese unvollendet geblieben und dass Vorarbeiten zu ihrer Vollendung gemacht worden seien. Wenn sich zudem aus der Erzählung ergäbe, dass der Schlussabschnitt zwar dem historisch gegebenen Gegenstand nach, nicht ebenso aber von der Grundidee her, die jenen geformt hat, erfordert war, würde sich eine biographische oder psychologische Erwägung der Ursachen der Nichtvollendung anschliessen können. Einem biblischen Autor gegenüber, von dem wir nichts wissen, als was wir aus seinem – selber erst literarkritisch zu erschliessenden – Werk zu erschliessen vermögen, sind uns solche Methoden nicht gewährt, zumal wir, bei dem völligen Fehlen unseres Begriffs des . vgl. hierüber Cannon, »The Reign of Saul« (Theology XXV, ), ff. . Auf die Quellenscheidungsversuche, deren wichtigster der von Lods, Sources, ff. ist, kann ich hier nicht eingehen.
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literarischen Eigentums im aussergriechischen Altertum 109 , anzunehmen haben, dass der Erzähler, sonst beinah ein »Schriftsteller im modernen Sinn 110 «, da einfach Vorgefundenes seiner Schrift einverleibt hat. Nur die Ahnung ist verstattet, dass hier ein grosses Vorhaben früher Geschichtsdeutung, das ein Neuland aufzubrechen vermocht hatte, erlahmte, als es an einen Geschichtsbezirk gelangte, der ihm nur noch stofflich, nicht auch kraft des eigentlichen Anliegens zugehörte. Saul wird König, weil das Volk unter dem Philisterjoch leidet; die Kürung, die Salbung, der Geistempfang, die Loswahl, der Taterweis, all die vom Mund der lebendigen Sage überlieferten Begebenheiten gehen den Geschichtsdeuter des Königtums, der sie zu einer sinntragend einigen Handlung zu fügen berufen ist, unmittelbar an, dagegen die Abschüttelung des Jochs, um derenwillen all das geschah, nur noch mittelbar. Eine Analyse von Kap. xiii f. braucht daher hier – mit Ausnahme des Samueleinschubs in xiii, der im Zusammenhang der Verwerfungsgeschichte zu erörtern sein wird – nicht vorgenommen zu werden. Die Frage, um die dieses Buch sich bemüht, ist keine andere als die unseres Erzählers: was es um den »Gesalbten« sei. Ich hatte auf der Suche nach der Antwort die Stapfen seines, des ersten Antworters, Antwortwegs zu betrachten und deutlich zu machen; nun darf ich innehalten. Ein bis auf den ungestalteten Schlussteil ideell, kompositionell und stilistisch einheitlicher geschichtserzählender Text liegt ausgelöst vor uns. Wir müssen ihm abzufragen versuchen, was von seinem Verfasser zu wissen uns not tut. Es ist dreierlei vor allem: aus was für Quellen er seine Darstellung schöpft, welchem Stand und welchem Kreis er angehört, und wann etwa er gelebt hat. Diese Reihenfolge der Ermittlungen ist zweckentsprechender als die umgekehrte. Eine Quelle im literarischen Sinn ist vielleicht für den Ammoniterfeldzug anzunehmen. Alles andere ist so von der Art des Autors geprägt, dass man, wenn man hinter seine Arbeit dringen will, nur halbgeformtes Material, also die Spuren der von ihm abgehörten mündlichen Überlieferung zu finden vermag. Das Charakteristische ist, wie er offenbar verschiedene und teilweise einander widersprechende Traditionen in seinem einheitlichen Bau vereinigt. Was hier Tradition genannt wird, ist Geschichtsdeutung, die sich als Geschichtsbewahrung empfindet. Dieses Grundwesen der Tradition erfährt eine eigentümliche Verschärfung, wo sie in einer Epoche schwerer innerpolitischer Kämpfe oder gar des Bürgerkriegs ent. vgl. u. a. R. Kittel, Die Anfänge der Hebräischen Geschichtsschreibung (), f. . a. a. O.
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steht. Die Parteien streiten gegeneinander ja nicht bloss mit Waffen, sondern auch mit vielfältigem Kriegsgeschrei und Kriegsgeflüster, also in einer noch zeitungslosen Zeit mit Gerüchten und Geschichten. Dabei ist die als solche zu erkennende bewusste Absicht nur eine Oberflächenerscheinung; die Sinne selber, die das Geschehen wahrnehmen, der Kategorien handhabende Verstand, der es ordnet, das Gedächtnis, das es fasst und behält, der ganze traditionbildende Mensch ist von der Kampftendenz durchdrungen, und was er überliefert, ist es wie er. Politisch tendenzlose Bewahrung der Ereignisfolge, stets eine beachtenswerte Ausnahme und eigentlich schon an die »philosophische« Haltung des Menschen rührend, weil notwendigerweise von einem nicht zeitverstrickten Gedanken bestimmt, wird hier schwieriger und seltener als je. Tradition steht gegen Tradition, und Geschichtsschreibung wie Geschichtsbewusstsein erwächst als Überwindung oder Ausgleich einer gegensätzlichen Dualität primärer Geschichtsbetrachtung. In dem Kulturkreis zwischen Indischem und Atlantischem Ozean begegnen wir dieser Erscheinung zuerst da, wo zuerst die Erfahrung der geschichtlichen Dynamik 111 sich kundtut, eben im alten Israel. Laqueur 112 hat zwar nicht mit Unrecht darauf hingewiesen, dass in der orientalischen Geschichtsbetrachtung zum Unterschied von der griechischen, »um im Sinn des Josephus zu sprechen, alle über alles dasselbe aussagten, und auf diese Weise die Tradition rein bewahrt blieb«, aber hier tritt Israel unverkennbar aus dem alten Orient hervor und hebt sich von ihm ab. Wohl gehört auch in Israel nicht bloss die Geschichtsdarstellung, sondern sogar, paradox ausgedrückt, auch schon die elementare Geschichtsbetrachtung »zur staatlichen Handlung selbst und ist von vornherein nichts anderes als ein Teil der Politik 113 «. Aber das Ergebnis ist nur dort einheitlich, wo »die einzige Möglichkeit zum staatlichen Handeln in der Macht des Herrschers liegt«. Wo hingegen die Herrschermacht so immer wieder umstritten ist wie im israelitischen Staatswesen, sei es, weil zwei dynastische Ansprüche gegeneinander stehen, sei es, weil im Volk und in seinen geistigen Führern Bestrebungen lebendig sind, wie sie von der »anarchistischen«, gewiss einer frühen kühnen Blüte des Schrifttums angehörenden Jothamfabel 114 bis zu Jeremias revolutionären Königsprüchen (xxii –xxiii ) klassischen Ausdruck gefunden haben,
. vgl. W. v. Soden, »Leistung und Grenze sumerischer und babylonischer Wissenschaft«, Die Welt als Geschichte II (), 1. . »Formen geschichtlichen Denkens im alten Orient und Okzident«, Neue Jahrbücher für Wissenschaft und Jugendbildung VII (), . . Laqueur, a. a. O., . . vgl. hierzu Königtum Gottes, Kap. II.
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da gibt es mit der Vielfältigkeit von Möglichkeiten politischen Handelns auch eine vielfältige Geschichtsbetrachtung. Für die Zeit des »langen Krieges« ( Sam. iii ) zwischen dem Hause Saul und dem Hause David zeugen schon deutliche Spuren von dieser Problematik der Traditionsbildung. Die merkwürdigste ist wohl in dem Anhangsstück xxi zu finden, wo zwei Antworten zweier Traditionen auf die Frage nach der Ursache einer Hungersnot miteinander verquickt sind: die prosaulidische, noch durchscheinende, wonach jene eine Strafe dafür war, dass David die Gebeine Sauls und Jonathans unbegraben liess – das achare khen v. b sagt noch nachdrücklich genug, dass es das Begraben war, das JHWH versöhnte! –, und die die Überarbeitung hergebende antisaulidische, die die Schuld auf die Nichtauslieferung der Sauliden an die Gibeoniten schiebt, die die Blutrache für ein anderweitig unbekanntes Vorgehen Sauls gegen sie fordern. Der geschichtliche Sachverhalt ist nicht zu ermitteln, aber das beth had-damim (v. ) der zweiten Traditionsschicht erinnert beredt genug, geradezu wie eine Replik, an Simeis die Hinrichtung der Sauliden verurteilendes isch had-damim xvi , und auch das Rätsel des Schlusses der Gibeonitenrede (xxi ), die Bezeichnung Sauls als »Erwählten JHWHs«, ist durch keine der Konjekturen gelöst worden: sie sieht ganz nach einer Parenthese aus, die man zu leicht nahm, als man sie (sie etwa ironisch verstehen wollend) übernahm 115 . Handelt es sich hier um Traditionen, von denen die eine bereits die literarische Form gewonnen hatte, als sich die andere »berichtend« ihrer bemächtigte, so verhält es sich mit den Quellen unseres Erzählers offenbar anders: hier sind die einander gegenüberstehenden Traditionen offenbar im wesentlichen mündlich und unausgeformt. Das Unterscheidungsprinzip, das man zu Unrecht zur Trennung von »royalistischen« und »antiroyalistischen« (Lods 116 ) Quellenschriften verwendet hat, ist zur Trennung der Traditionen, die unser Erzähler gesammelt und verbunden hat, einigermassen verwendbar, aber mit einer gründlichen Abwandlung, da es hier keinen Gegensatz royalistisch-antiroyalistisch, sondern nur einen Gegensatz prosaulidisch-antisaulidisch gibt, und dass im entscheidenden Stadium der Traditionsverfestigung antisaulisch praktisch prodavidisch bedeutet. Die frühprophetische theokratisch-antimonarchische Tendenz, wie sie sich in alten Überlieferungen 117 darstellt, die vital von der noch . Richtig Hylander, a. a. O., : »Es muss ein besonderes Interesse bestanden haben, die Spuren zu verdecken«, nur dass nicht, wie Hylander meint, eine Traditions»Verbesserung«, sondern ein echter Traditionskonflikt vorliegt, d. h. dieselben Vorgänge sind von verschiedenen Zeitgenossen verschieden »gesehen« worden. . a. a. O., passim. . vgl. Königtum Gottes, Kap. VIII A.
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ungebrochenen »beduinischen« Freiheitslust getragene, schweigt nun, – in der ersten Zeit Sauls, weil die Sache des Königtums nun mit der der Volksbefreiung verschmolzen ist, danach, jedenfalls wohl bis zu Davids Tod, weil die Hoffnungen der nebiim sich mit einer in die fernsten Zeiten nachwirkenden Kraft an seine Person heften und durch den Rezeptionsakt institutionelle Bestätigung erfahren. Das von JHWH bewilligte Königtum wird auf beiden Seiten bejaht, aber nach der antisaulistischen Ansicht ist Saul nur eine verunglückte Vorform und daher ohne dynastische Legitimität, als der eigentliche Erste gilt David. In der Verwerfungsgeschichte wird uns diese Tendenz xiii konzentriert entgegentreten. In der Erzählung, wie Saul König wurde, ist sie nur hinter der Art spürbar, wie der Autor Samuel zwar unvoreingenommen (viii ), aber mit immer neuer Betonung seiner unbedingten gottessprecherischen Zuständigkeit behandelt, Sinn und Recht der melukha immer wieder ihm unterstellt, und die Schicksalsfrage (xii f., f.) von ihm aussprechen lässt, – die aber, wohlgemerkt, nicht an den König allein, sondern an König und Volk, d. h. an das öffentliche Wesen als solches ergeht und also ebensowenig als antisaulisch wie als antimonarchisch aufzufassen ist. Das Saulbild der prosaulischen Tradition, das Bild des stillen, verhaltenen, in der äussersten Notstunde ausbrechenden Helden, des Bescheidenen und Grossmütigen, bewahrt er anscheinend unbeeinträchtigt, ja, er setzt die Meisterschaft seines Sagenstils dran, es zu vollenden; aber er setzt ihm das des Manns Gottes im genauen Ernst des Wortes entgegen: dort der zur Tat Ermächtigte, mit der Sturmkraft der ruach Gerüstete und zum Inhaber der Staatsgewalt Eingesetzte, hier der der Gewalt Entledigte, nur noch jeweils mit dem Wort Ausgesandte, dazwischen Machtlose, aber eben als solcher der faktische Vertreter der obern Instanz, darüber wachend, dass das Königtum sich nicht autonomisiere, dass die mittelbare Theokratie nicht zum Gottesgnadentum entarte, »wie es alle Völker haben«. Die bipolare, abwechselnd Samuel und Saul in die perspektivische Mitte rükkende Fügung der epischen Komposition hat hier ihren gesinnungsmässigen Grund. Man kann sagen, dass der Erzähler jeder der beiden Traditionen nur ihr Pro entnimmt, und dass ihm so gelingt, was ihm sonst misslingen müsste: beide zur Einheit zu bringen. Dass er das Aussergewöhnliche vermag, können wir nur aus einer Zeitlage und der Haltung eines Kreises in ihr zu verstehen suchen. Dieser wird zunächst ständisch auszugrenzen sein. Vorweg darf angenommen werden, dass es kein priesterlicher ist. Das Priestertum ist in der Erzählung (im Gegensatz zu dem nicht mehr ihr angehörenden Bericht der Philisterschlacht Kap. xiii f.) durchaus vernachlässigt. Von den beiden israelitischen Hauptarten der Kundgabe von Gottesentscheidung, der priesterli-
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chen Orakelführung, die auf Alternativfragen antwortet, und der prophetischen Initiativführung, die in die jeweilige Situation anweisend und warnend eingreift 118 , herrscht die zweite fast uneingeschränkt. Nur innerhalb der Loswahl gibt es Orakelfrage und Orakelspruch, aber auch da hören wir nichts von priesterlicher Assistenz. Samuel ist kein Priester; dass der Erzähler ihn nicht als solchen kennt, ist offenkundig. Wohl aber lässt er ihn stets wie einen nabi reden, nicht etwa erst Kap. xii, sondern auch Kap. ix und x: diese geheimnisansagende, zeichenkündende Sprache ist nur nebiim zu eigen. Der Erzähler geht jedoch über das Typologische hinaus; er lässt Samuel, nachdem einmal JHWH (viii ) entschieden hat, eine spezifische Haltung einnehmen und aussprechen, in der sich die Betrachtung des Königtums als eines nur statthalterlichen Amtes mit dessen loyaler Unterstützung verbindet, und das grundsätzliche Einvernehmen mit dem Vorbehalt der Kritik. Der echte Kern von Kap. xii klingt geradezu wie eine Anweisung für den nabi zum rechten politischen Verhalten; ein uneigennütziges und unbefangenes Bündnis mit dem König wird ihm empfohlen. Vom Wesen des weltlichen Hofbeamten ist hier ebensowenig wie von dem des Priesters; aber auch dem radikal-oppositionellen nabi, wie wir ihn von den prophetischen Gestalten der Zeit von der Reichstrennung bis zu Hiskia kennen, lässt sich eine solche Belehrung nicht zuschreiben. Es gibt zwischen Samuel und Jesaja nur einen historischen Bereich, an dessen Anschauung der prophetischen Aufgabe am Staat die des Erzählers erinnert: den Kreis der nebiim, die ich als die rezipierten bezeichnen möchte, d. h. der dem grossisraelitischen Hofe nahestehenden, deren Repräsentant Nathan, und zu denen wohl auch Gad zu rechnen ist. Die Bedenken gegen die Geschichtlichkeit beider, zumindest aber des ersteren, darf ich wohl als entkräftet bezeichnen 119 . Historisch ist auch die durch David vollzogene Rezeption der geisthaft Berufenen, aber staatlich Amtlosen zu erfassen: er bindet die ihm Anhangenden, den Stand, der sich von seinem Rivalen ab- und ihm zugewandt hat, fester an sich, indem er ihren oder ihre Vertreter mit einem Hofamt belehnt und so das beamtete Nabitum kreiert. Es ist zwar nicht zu belegen, aber wohl zu vermuten, dass dessen Hauptfunktion nicht der reguläre Orakelspruch, für den die reorganisierte Priesterschaft zuständig war, sondern die gewiss schon früher in der Zunft der nebiim durch stets erneuten mündlichen Vortrag gepflegte Bewahrung und Mehrung des geformten Traditionsguts gewesen ist, für die man am davidischen Hof . vgl. u. a. Arnold, »Observations on the Origins of Holy Scripture«, JBL XLII (), ff. . vgl. insbesondere Fascher, προφήτηϚ (), ff.; Jepsen, Nabi ff.; ferner Rost, Die Überlieferung der Thronnachfoge Davids (), f., , f.
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und noch mehr am salomonischen ein starkes Interesse voraussetzen darf. Zwar haben wir keine Grundlage, Nathan selbst unter die Geschichtsschreiber aufzunehmen 120 ; aber es scheint mir nicht nebensächlich, dass in zwei der vier Geschichtserzählungen, die Rost 121 als ihrem Kernbestand nach aus der davidisch-salomonischen Epoche stammend erwiesen hat, der Weissagung von Sam. vii und der Thronfolgegeschichte, die Gestalt Nathans eine bedeutende – und zwar überwiegend eine positiv-prophetische, durchweg eine mahnerische – Stellung einnimmt. Seinem Kreis glaube ich unseren Erzähler zuzählen zu sollen. Er gibt in epischer Form der besonderen Doppelhaltung des rezipierten nabi, der Verbindung von Monarchentreue und Monarchenkritik, wie sie Nathan darstellt, die religiös-politische Sanktion der Ursprünge. Sein bipolarer Kompositionsstil ermöglicht ihm, die Position des nabi nach Wunsch zu erhöhen, und ihre von keiner Hofbindung antastbare Unabhängigkeit klarzustellen. Herrlich sind die Könige, und gern freut man sich ihrer, aber ihre Herrlichkeit steht unter dem Gericht des Herrn, der sie als seine Statthalter kürt und von ihnen Rechenschaft fordert. Der Sprecher des Herrn aber, der in seinem Namen Könige macht ( Sam. ix, . Kön. i), und in seinem Namen sie rügt ( Sam. xii, Sam. xii 122 ), der Herold und Hüter der mittelbaren Theokratie, ist der nabi. Der Erzähler führt, indem er dessen Sache führt, auch seine eigene. Dass Sinn und Gehalt der Rezeption des prophetischen Elements sich anscheinend nur unter David bewähren, dass sie anscheinend schon unter Salomo ihre eigentliche aktive Auswirkung einbüsst und sich wohl nur noch durch literarische Tätigkeit ausweist, dass nach der Reichstrennung das neue Amt in Juda verschwunden ist und in Ephraim entartet, dass ein neuer prophetischer Rebellentypus 123 den abgestorbenen oder degenerierten der Hofpropheten ablöst, das hat dem Werk unseres Erzählers sein Schicksal bereitet. Dieses Schicksal ist etwas anderes noch als das vielen biblischen Texten gemeinsame, dass sie von mannigfachen Einschüben und Zusätzen überwuchert worden sind. Gilbert Murray 124 hat anschaulich geschildert, wie Bücher des Altertums zu der Gestalt gediehen sind, in der wir sie kennen. Das Buch ist ursprünglich nicht für Hände und Augen von Erwerbern, sondern für die seines Schreibers und etwa noch die von dessen . vgl. hierzu H. M. Wiener, The composition of Judges II to I Kings II (), ; Rost, a. a. O., . . a. a. O., insbesondere , , , ff., f., . . vgl. hierzu Rost, a. a. O., ff. . vgl. Königtum Gottes, Kap. VIII B. . The Rise of the Greek Epic3 (), ff.
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Schülerschaft bestimmt, um dem mündlichen Vortrag, der allein einer Öffentlichkeit die Kenntnis des Werkes vermittelt, die unwandelbare Sicherung zu geben. Neu Erfahrenes und Neudeutung von Altem wird jeweils zwischenein aufgezeichnet, zuerst vom Meister und von den Seinen mit dem Gewissen des urheberischen Bereichs, dann aber von den Erben, immer unverbindlicheren Geschlechtern, mit immer fragwürdigerer Verantwortung dem Zusammenhang gegenüber, bis ein spätes Leserpublikum sich des so Zustandegekommenen ahnungslos bemächtigt und eine noch spätere Literarkritik es zu analysieren beginnt. Für unsere Erzählung hat sich dieses Schicksal eigentümlich besondert. Soweit ihre Erweiterungen von einer politischen Tendenz bestimmt waren – und das waren sie zum grossen Teil –, ist es ausschliesslich die antimonarchische gewesen; der monarchistischen, die noch bis zum Untergang der Sauliden gespalten sein mochte, lag es danach naturgemäss fern, sich für Sauls Andenken einzusetzen. Die antimonarchische Tendenz aber tritt, von den oppositionell-prophetischen Kreisen getragen, in ein neues Werden, das sich auch literarisch auswirkt und in zunehmendem Masse die Bearbeitung der alten Geschichtstexte beeinflusst. Die drei Stadien dieses neuen Werdens sind durch drei Krisenzeiten charakterisiert: die erste geht der Zerreissung des Reiches voraus, die zweite dem Ende Samariens, die dritte dem Judas. Von dem ersten dieser Stadien darf man annehmen, dass es mit einer prophetischen Bewegung gegen die salomonische Despotie (der Kern der Ahiarede, Kön. xi –a, klingt durchaus echt) begann, und alle für die ursprüngliche Einheit von Religion und Politik gegen deren wachsende Scheidung und für das Realbleiben der mittelbaren Theokratie gegen deren formwahrende Fiktivierung Kämpfenden um sich scharte 125 . Seinen literarischen Ausdruck scheint dieses Stadium in dem auf Salomo gemünzten Mahnruf, der zum Kernbestand des deuteronomischen Königsgesetzes (Deut. xvii b-) geworden ist, in der radikaleren antisalomonischen Kundgebung, die zum Einschub in die Perikope vom Volksbegehren ( Sam. viii –) verwendet wurde, und in . Hylander, der a. a. O., ff. die Entwicklung im Wesentlichen richtig charakterisiert, sieht »den Priesterkreis in Anatot als geistigen Urheber« der Bewegung an, also einen »kultisch freistehenden und doch inmitten einer alten kultischen Tradition stehenden« Kreis. Ich halte es dagegen für unumgänglich, ein volkstümliches, von je volksverwobenes Element als die organische Mitte der Aktion anzusehen. Zu dergleichen gehört eine Schar, die nicht durch kultisch gebundene, sondern durch eine freie und volkstümliche Tradition vereinigt ist. Wohl aber vermute auch ich, dass die nebiim mit Ebjathar ein Bündnis geschlossen haben. – Die ersteren als »ein bewegliches Mittel in der Hand jedes Mächtigen« beurteilen, wie es Hylander, a. a. O., tut, heisst, Wesen und Geschichte des Standes verkennen; sie sind oft bei Aufständen zu finden, nie bei Triumphen.
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dem extremen Jotham-maschal gefunden zu haben. An der Bearbeitung unserer Erzählung hat es wohl ausser dem erwähnten Einschub keinen Anteil. Das übrige wird vornehmlich den beiden späteren Stadien (dem sogenannten elohistischen und dem sogenannten deuteronomistischen) zuzuschreiben sein, in denen die oppositionell-prophetischen Schulen sich mit besonderer Intensität in der Ergänzung der alten Geschichtstexte äusserten, – einer Ergänzung, in der schon jener Geist des frühen Midrasch lebt, der durch das, was er heranbringt, nur ein Verborgenes ans Licht zu holen vermeint. Die beidemal bis zum eschatologischen Grausen gesteigerte Vorerfahrung der nahenden Katastrophe sah die Schuld der Träger der Zentralgewalt an der inneren Zerrüttung und äusseren Verstrickung und führte sie zuweilen, zwar kaum in den Reden der grossen Propheten 126 , aber in Texteinschüben der sie überbietenden Schüler auf . Hinsichtlich der Hoseastellen, die Sellin (»Die geschichtliche Orientierung der Prophetie des Hosea,« NKZ XXXVI (), ff., ; Das Zwölfprophetenbuch 2, f.) mit Sauls Königtum in Verbindung bringt, kann ich ihm fast durchweg nicht zustimmen. Es sind die folgenden: . ix ff. bezieht Sellin (Orientierung, ) auf die »Ungehorsamstat Sauls in Gilgal als den geschichtlichen Anfangspunkt, von dem der Beschluss Jahwes, Israel aus dem Lande zu treiben, datiert«. Aber hier wird nicht von der Sünde eines Einzelnen, sondern von der Sündhaftigkeit einer Gemeinschaft geredet »all ihr Arg ist [schon] in Gilgal [beisammen]«. Gemeint ist wohl (wenn man nicht vorzieht, wie bei anderen Stellen an die zeitgenössische Entweihung einer heiligen Stätte zu denken), dass Israels ganze Sündhaftigkeit schon beim Einzug in Kanaan, in dem Standplatz seines Eroberungszugs – man mag noch assoziieren: trotz der Jahre der Wüstenwanderung (vgl. Am. ii ) – offenbar war. . viii a soll (a. a. O.) auf Sauls Königswahl abzielen. Aber dazu müsste es erst vom Kontext abgelöst sein, der ausschliesslich (v. b ff.) vom Jungstier des Samariakults als Molekh-Sinnbild handelt; auch auf das melekh von v. folgt in der nachdrücklich wiederholte Ruf: Altäre, die zum Sündendienst verwandt sind! (die Septuagintalesung waj-jachdelu mim-meschoach in v. b ist Verlegenheitsausweg; sarim salbt man nicht, vgl. Nyberg, Studien zum Hoseabuche, , ), JHWH weist wie so oft (vgl. Königtum Gottes, Kap. VI) es von sich, dass dieser Kult sich auf ihn beruft und ihm zu gelten vorgibt. – viii b übersetze ich nicht wie Nyberg, »haben sie wenig zu holen von der Aussage des Melek Sarim« (ich vermag an Nybergs »schöpfen, holen« für vii und diese Stelle nicht zu glauben), sondern: »dass sie sich ein Weilchen noch winden von der Last des Melekh Sarim«, welcher Name wohl mit Nyberg als ein mit JHWH Zebaoth paralleler erklärt werden mag. Ich kann übrigens, obgleich ich in der Interpretation der Stelle Nyberg nahestehe – dessen Ernstnehmen des masoretischen Textes alle Beachtung verdient –, die meisten seiner Molekh-Deutungen nicht annehmen. . Zu x a zieht Sellin, a. a. O., Sam viii , und zu x b β Sam x heran, aber die Ähnlichkeiten sind äusserlich, und Hosea steckt ja überhaupt voller Texte, die er sehr eigenmächtig wendet und verwendet. Es geht um Zeitgenössisches: ki ‘atha jomru darf man nicht mit Sellin durch »Ja ferner sagten sie« wiedergeben. Was auf jomru folgt, ist rhetorische Frage. Das Volk pflegt jetzt zu sprechen: »Haben wir [etwa] keinen König?« Antwort des Propheten: »Wenn wir JHWH nicht fürchten, – der König da, was kann der für uns tun!« Die Anklage wegen der Bündnispolitik schliesst sich zwanglos an. . v bezieht Sellin, a. a. O., auf die Loswahl zu Mizpa (Samuel sei »den Priestern und
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die Urschuld des Volkes zurück, das einst, das schlichte Leben der Gottesfreiheit unter keiner anderen Herrschaft als der JHWHs und unter der Leitung des von ihm zur Leitung charismatisch Bestellten verschmähend, das verhängnisvolle Königtum der Völkerwelt sich einverleibt habe. Die unmittelbar aus den Überlieferungen der Frühzeit schöpfende theokratische Kunde unseres Erzählers, in monumental einfachen Sprüchen wie viii b und der verirrte xii b ausgesagt, wird nun von theokratistischer Kundgebung durchsetzt 127 . Nicht als ob diese geistesgeschichtlich nicht die rechtmässige Fortführung jener wäre; aber nun waltet nicht mehr das Zu-Worte-werden einer Tatsache, sondern das leidenschaftliche Bemühen um die Wiederbringung einer verlorenen Welt. Unser Erzähler, wohl selber schon unter dem selbstherrlich gewordenen Königtum leidend, hatte sich die schwere Frage nach Herkunft und Ziel der melukha gestellt und hatte sie in epischer Reinheit, durch ein erzähltes Ja und Nein in einem beantwortet; nun wiederholen zornige Stimmen das Nein so laut und so variantenreich, dass in den Abschnitten, wo sie ertönen dürfen, das Ja übertäubt wird. Die anderen Abschnitte, die ihrem Inhalt und ihrem Bau nach sich solcher Überarbeitung verwehren, bleiben in ihrer Grundverfassung. Zwei Textgruppen zeichnen sich nun scharf gegeneinander ab. Dem kritischen Blick musste es geboten erscheinen, sie verschiedenen Quellenschriften zuzuweisen; er muss, wenn eine andre Einsicht ihn überkommt, ihr lange misstrauen, bis sie sein Vertrauen erzwingt.
dem Volke und damit auch dem neugewählten Könige ins Garn gegangen«) dagegen Zwölfprophetenbuch2, nicht mehr; doch wird hier die Stelle in der Einleitung S. noch unter denen angeführt, die die Schuld des Königtums bewiesen. Es handelt sich hier, wie das parallele Tabor zeigt, ebenso wie iv um entweihte Heiligtümer. . Die einzige Stelle, die in der Tat an das Volksbegehren denken heisst, ist xiii . Nur darf man »Gib mir einen König und Fürsten« nicht auf den Einzelvorgang von Samuel viii beschränken; es meint den Wunsch nach einem richtigen vollständigen völkerweltgemässen Staatswesen mit allen zugehörigen Obrigkeiten und Einrichtungen, der sich in jenem ausgesprochenen Verlangen nur dokumentiert. Auch erscheint es mir nicht berechtigt, ethen wie Sellin (unter Berufung auf Luther) präterital zu übersetzen. Zu verstehen ist: »Ich gebe dir [jeweils] einen König in meinem Zorn und nehme ihn [jeweils] in meinem Grimm«. Das geht wie das »all ihre Könige fallen« von vii auf die Reihe von Königsmorden mit Dynastienwechsel: wenn nach Ermordung eines Königs ein neuer Dynast sich erhebt, spricht Gottes Zorn daraus, und wenn der Mörder ermordet wird, desgleichen. . Dass diese beiden nicht (auf Grund einer Schichtungsuntersuchung von Kap. viii und xii wie die von mir unternommene) prinzipiell unterschieden worden sind, hat zu Auffassungen geführt, wie, dass das Königtum, erst als es verschwunden war, in der Weise bekämpft werden konnte, wie es hier geschieht (Gressmann, Geschichtsschreibung2, f.).
Samuel und die Abfolge der Gewalten Die Erzählung hat saulidische und antisaulidische Traditionen vereinigt, die sich auf denselben geschichtlichen Ereignisverlauf beziehen. Es ist zu fragen, inwiefern die erzählerische Synthese als Rekonstruktion anzusehen ist. Das bedeutet die Frage nach der geschichtlichen Zuverlässigkeit der Erzählung in ihren Grundzügen und darüber hinaus nach dem innergeschichtlichen Hintergrund der Ereignisse. Einige Hinweise dazu habe ich bereits gegeben. Unsere Aufgabe ist diese Nachprüfung nur für das uns beschäftigende Thema: die Einsetzung des Königtums. Daraus ergibt sich, daß zweierlei nachzuprüfen ist: die Reihe der einzelnen Akte der Einsetzung sowohl hinsichtlich der Authentizität der einzelnen als hinsichtlich ihrer Folge, und die Anfangssituation hinsichtlich ihres Einflusses auf die Einsetzung. Die erste Untersuchung muß an das Problem der Gestalt Samuels rühren, die zweite hat es zum Gegenstand. Für die erste ist die Hauptfrage die nach der Salbung. Die fast durchweg angenommene Geschichtlichkeit des Ammoniterkampfes und des Philisterfeldzugs vorausgesetzt, kann die Salbung entweder erst auf den zweiten oder auf den ersten folgen oder ihm wie in der uns vorliegenden Erzählung vorausgehen oder überhaupt zu streichen sein 1 . Sodann erhebt sich die Frage nach der Authentizität des Volksbegehrens, die durch die Haltung Samuels (, a und b) zum zweiten Nachprüfungskomplex überleitet. Die Salbung ist durch die Nachwirkung des sakramentalen Aktes beglaubigt. »Samuels Salbung ist aus der Geschichte des ersten Königs nicht wegzudenken« 2 . Zehnmal wird in den erzählenden Texten er, nur zweimal David als der Gesalbte Jhwhs bezeichnet; an der Stellen, und nur an diesen wird die wesentliche Eigenschaft des Gesalbten als solchen, seine sakrale Unantastbarkeit 3 , ausgesprochen oder angedeutet, so daß sie eben hier und allein hier begründet erscheint. Das Pathos, das dem Begriff des gesalbten Königs in der biblischen Geschichte und der biblischen Weissagung innewohnt, kann aus der davidischen Salbung allein nicht abgeleitet werden, die in der Form von I – von der literarischen Fragwürdigkeit der Perikope abgesehen – allzusehr als Familienszene, als idyllisierte Wiederholung der saulischen wirkt, in der von II , und , . . .
So u. a. S. A. Cook, Critical Notes on Old Testament History () f. O. Procksch, König und Prophet in Israel () . Vgl. besonders W. Caspari, Thronbesteigungen und Thronfolge der israelitischen Könige () ff.
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aber gerade das Entscheidende, die religiöse Sanktion im Bericht vermissen läßt. Man macht gegen die Geschichtlichkeit der Salbung Sauls geltend 4 , I müsse »als zweifellos älter angesehen werden«, weil Saul hier nicht durch einen Nabi, sondern »durch seinen Geist« berufen werde, die Geistbegabung aber sei das Charakteristikum des charismatischen Führertums in Israel, und deshalb sei der Zurückführung der Heldentat und des Führeranspruchs darauf, als der israelitischen Anschauung entsprechend, der Vorzug zu geben. Das heißt aber doch verkennen, wie in der Völkergeschichte neue Kategorien aufsteigen. Nimmt man auf Grund einer Reihe gleichartiger Begebenheiten an, es müsse so weitergegangen sein, dann wird man den Augenblick der Wendung, jenen Entbindungsaugenblick, in dem das Ungewesene zur Welt gebracht wird, und ohne den die qualitative Verschiedenheit der Geschichtszeiten unerklärbar bliebe, sicherlich verfehlen. Entscheidend für solche Stunden ist, wie mit dem zwar Unerwarteten, aber seiner Art nach aus Überlieferungen Vertrauten etwas anderes, bislang Fremdes geheimnisvoll verschmilzt, so daß das Bekannte aus dem Unbekannten hervorzugehen scheint. Geschieht diese Verschmelzung sakramental, d. h. wird der Sinn zu sinnlichem Geschehen, dessen Wiederkehr man entgegensehen darf, dann ist das Neue gestiftet. Melekh ist biblisch etwas anderes als Schophet, und damit dieses kategorial andere werde, muß ein anderes Geschehen, eine andere Handlung vorausgehen. Der Schophet wird nabihaft von der Ruach ergriffen, durchschreitet den Stand des Nabi und tut seine Tat 5 . Wenn es sich mit Saul ebenso verhielte, würde auch er nur Schophet, welchen Titel das Volk ihm auch verliehe; wäre so ein »Königtum« entstanden, dann wäre ihm weder der sakrale Grund, noch das Zielmysterium zu eigen gewesen, es hätte keinen meschiach Jhwh und keinen Messianismus gegeben. Aber Saul wird zwar auch von der Ruach ergriffen, und auch er durchschreitet den Stand des Nabi, – beides aber erst, nachdem ein Nabi als Nabi ihn »zum Nagid gesalbt« und so die Verwirklichung der neuen Kategorie durch ihn zubereitet hat. Darum auch kann es nun erst das neue Objektive, die Melukha und ihren Mischpat, geben. Das Volk war schon eine Reihe von Geschlechtern lang mit einer Weihe von einst behaftet, die es vergebens loszuwerden suchte; nun wurde sie in der Stunde seiner Gründung dem Staat mitgegeben, und dem Staatswesen des Morgen- und Abendlands hangt noch heute ein letzter Hauch von ihr an. In einem Punkt freilich ist die Zuverlässigkeit der Rekonstruktion da. .
A. Jepsen, Nabi () ff. Vgl. Buber, Königtum Gottes, s. oben f.
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mit noch gar nicht gesichert: hinsichtlich des Volksbegehrens und der Anfangssituation überhaupt, wie sie auch in , – wieder anklingt. Wenn der Königsmacher Samuel von Kapitel – wie der Beter von Nabi ist, was ist das für eine Machtstellung, aus der er sich, wie die Gottesantwort , b zeigt, durch das Volk »verworfen« wähnt? Was ist das für ein Amt, das verlassend er , ff. vom Volk Entlassung fordert und erhält? Und was ist es um die zwar unserer Erzählung nur eingeschaltete, aber ihrem Charakter nach nicht wohl als unecht anzusehende Notiz oder Notizenverbindung , – , , in deren erstem Teil Samuel als Schophet erscheint und in deren zweitem er gar seine Söhne zu Schophtim »einsetzt«, ohne weiteres, als sei das Schophettum in Israel eine erbliche Würde? Und wie ist jenes und dieses damit zu vereinen, was uns die Vorgeschichte von Samuels fast priesterlich anmutendem Heiligtumsdienst zu Silo zu erzählen weiß? Opfert nicht auch der Beter von Kapitel , segnet nicht auch der »Seher« von Kapitel das Mahl, hören wir nicht auch , und in der Fortsetzung unserer Erzählung von seinem Opfertum? Bucht ihn die Chronik (I , ) nicht unter den Leviten? Sind hier die Grundtypen nicht in einer unleidlichen Weise durcheinandergeworfen? Wie sollen wir alledem eine geschichtsgültige Gestalt Samuels entnehmen? Eins müssen wir uns, wenn wir diese Frage zu beantworten suchen sollen, vorweg vergegenwärtigen: daß es, wenn man eine in Geschichtstexten dargestellte Gestalt »in den Kategorien, die etwa in Frage kommen, durchaus nicht unterzubringen« vermag 6 , dies nicht an der Ungeschichtlichkeit der Darstellung, sondern an ihrer Geschichtlichkeit liegen kann, – ich meine: daran, daß die geschichtliche Gestalt, wie es bei wirklichen Personen auch im Altertum und auch im alten Orient vorkommt, in etwelchen Äußerungen oder Handlungen aus ihrer »Kategorie«, d. h. aus ihrem Grundtypus getreten war. Man findet in der wissenschaftlichen Diskussion des Samuelproblems nirgends erwogen, ob die Vielfältigkeit der Textangaben nicht durch eine der historischen Erscheinung selbst zu erklären ist und das unvermittelte Nebeneinander jener nicht durch das Verschweigenwollen eines historischen »Übergriffs«. Es ist verschiedentlich 7 versucht worden, den geschichtlichen Samuel . .
J. Wellhausen, Prolegomena zur Geschichte Israels (6) . Zuletzt von Hylander, a. a. O. ff., der jedoch abschließend () hervorhebt, daß der Samuel, von dem wir uns überhaupt ein Bild zu machen vermögen, »mehr an den Typus der großen Propheten als an den der kultisch gebundenen und auf Grund der erblichen Ansprüche der Sippe wirksamen Priester erinnert«, und von Jepsen a. a. O. ff. Für ein Levitentum Samuels vgl. u. a. A. van Hoonacker, Le sacerdoce lévitique dans la loi et dans l’histoire () ff.
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als Priester zu verstehen. Die Argumente legt am vollständigsten Jepsen in seinem Buch »Nabi« dar. Es sind diese: . Samuel versammle , f. das Volk zu einem Fastentag, er bringe , für das Volk ein Ganzopfer dar und baue , in Rama einen Altar; »das sieht alles einem Priester ähnlicher als einem Richter«. Hiervon kann der Altarbau sogleich in Abzug gebracht werden; der hat alttestamentlich mit der Priesterfunktion nichts zu tun, und in unserer Erzählung selbst baut Saul , einen Altar, der als sein erster bezeichnet wird. . Das Volk warte , f. auf Samuel, daß er das Opfer segne; »ist das nicht Priesteramt?« Dazu sei vermerkt, daß wir von einer solchen Segnung sonst nirgends etwas hören; der Bericht weist uns eher auf etwas personhaft und situationhaft Besonderes als auf etwas berufsständisch Allgemeines hin. . Der Streit zwischen Samuel und Saul gehe in beiden Fassungen um das Opfer. Das trifft für Kapitel nicht zu 8 : hier geht es um den Vollzug des Banns, Sauls Versuch, den Bann durch Opfer zu ersetzen, soll ja durch Samuels Spruch V. f. verurteilt werden, und Jepsens Angabe, daß schließlich Samuel selbst den Agag als Opfer für Jhwh niederstoße, ist, sooft dergleichen schon vorgebracht worden ist 9 , im Text (V. ) nicht begründet: die Handlung geschieht wie das Vorhergehende an geweihter Stelle, aber das Verb ist der Opferterminologie fremd und bezeichnet keinen sakral gebundenen Priesterakt, sondern eine spontane Eiferertat. . Auch Kapitel trete Samuel als Opferer auf, und das heißt als Priester; »denn ist es möglich, daß ein Laie irgendeinen Ort, an dem er nichts zu tun hat, besucht, um dort zu opfern?« Aber auch ein einem Heiligtum verhafteter Priester kann es nicht tun; nur ein sakral-beruflich wandernder Mann kann es, der weder Laie noch Priester ist. – Auf Grund dieser Momente sieht Jepsen als die ursprüngliche Tradition, »die sich trotz aller Übermalung nicht ganz hat verdrängen lassen«, die von Samuels Priestertum an. Die Bestätigung dafür, meint er, erhielten wir durch Kapitel –, da Samuel am Ladenheiligtum zu Silo großgeworden und erzogen sei. »Selbst die nebiistische Tradition hat diese Tatsache nicht verleugnen können. Ein geschichtliches Verständnis Samuels hat davon auszugehen, daß er anfangs ganz einfach Priester an der Lade war, mit allen Funktionen eines Ladepriesters, und . .
Vgl. A. Weiser, I Samuel , ZAW (), besonders ff. Rob. Smith, Lectures on the Religion of the Semites (3) , äußert nur als Vermutung, daß es sich um ein Gefangenenopfer handle, dagegen nimmt er sogar als »zweifellos« an, Saul habe Agag nur verschont, um ihn für ein Opfer aufzusparen, das dann Samuel vollziehe! Was J. Wellhausen, Reste arabischen Heidentums (2) als Parallele vorbingt, das Schlachten gefangener Knaben »auf zusammengetragenen Steinen, zur Zeit der Morgendämmerung«, ist keine; eine Tötung ohne ritualgerechte Vorbereitung, Zuweihung und Ausführung ist kein Opfer.
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als solcher nach dem Tode Elis und seiner Söhne der Traditionsträger für das Ladenheiligtum.« Immerhin habe der Priester Samuel, da die Lade, der Ort der jeweiligen Offenbarung Jhwhs, erobert war, wahrscheinlich »in Ermangelung eines Besseren sich nach neuer Gottesoffenbarung umgesehen« und nun unmittelbar oder mittelbar das kanaanäische Nabitum in Israel heimisch gemacht und Israel »die göttliche Offenbarung der Nabis als Kundgebungen Jahves erkennen und anerkennen gelehrt« 10 . Zur Klärung des Sachverhalts müssen dreierlei Zeugnisse unterschieden werden: das der Kindheitsgeschichte (, – a. –; , a. –), das der Geschichte von Schuld und Untergang der Eliden ([, b] , [ b ist Verknüpfung]– ; , – , a), und das unserer Erzählung und ihrer Fortsetzung. Hiervon muß die Kindheitsgeschichte ausschalten. Es ist mehrfach darauf hingewiesen worden 11 , daß ihr eine Kindheitsgeschichte Sauls zugrunde zu liegen scheint. In der Tat wird , , , f. im eindringlichsten Leitwortstil auf das Wort schaul hingeführt, das endlich in der siebenten Wiederkehr des Wurzelworts, V. , erscheint, und das scheiltiw von V. ist zur Begründung des Namens Schemuel (»ki«) ganz ungeeignet 12 . , . .
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Jepsen a. a. O. . Vgl. u. a. F. Perles, Analekten zur Textkritik des AT, NF () f.; L. Desnoyers, Histoire du peuple hébreu () ; S. A. Cook, in: The Cambridge Ancient History () ; A. Lods, Israël des origines au milieu du me siècle () f. Die von M. Jastrow, The Name of Samuel, JBL () f. angeführte Arbeit von A. Bernstein, in der die Auffassung erstmalig ausgesprochen zu sein scheint, habe ich nicht ermitteln können; der von Jastrow zitierte Buchtitel (»Altorientalische Forschungen II«) beruht anscheinend auf einer Verwechslung mit einem Exzerpt aus Winckler. Vgl. auch H. Steinthal, Zur Geschichte Sauls und Davids, in: . Bericht über die Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums in Berlin () . Jastrow a. a. O. ff. zieht akk. schailu als Priesterbezeichnung heran, nimmt ein hebr. schoel, Priester, an und versteht den Hi. von schaal denominativ davon: zum Priester machen, daher V. : sie habe ihn zum Priester geweiht. Zum Namen Schemuel bemerkt er , Schemuel könne semitisch wie Schewuel und Schewuel wie Schewul klingen, was schon beinahe Schaul sei. Von diesem phonetischen Kunststück darf wohl abgesehen werden; die andere Erörterung aber erklärt den fast beispiellosen paronomastischen Aufwand nicht, mit dem in Kap. schaul unterstrichen wird. H. Torczyner, Biblische Kleinprobleme , MGWJ () ff. sieht in dem Wort schaul des Spruchs: »Ist auch Schaul unter den Propheten?«, I , f. und , ursprünglich keinen Eigennamen, sondern »die Bezeichnung einer Menschenklasse, die den Prophetenberuf ausschloß«, nämlich der dem Tempel als »Leihsklaven« überlassenen Knaben, als deren erster Samuel angesehen werde; »es ist begreiflich, daß diese dem Tempel überlassenen und vielleicht vaterlosen Kinder keine besondere Achtung genossen und daß sie daher es sich auch nicht erlauben durften, als Propheten aufzutreten und im Namen Gottes dem Volk und dessen Führern Weissagungen zu geben«, wovon freilich Samuel selbst eine Ausnahme bilde. Aber auch durch diese Hypothese läßt sich weder die Begründung der Namengebung V. noch die siebenfache bzw. neunfache Wiederholung von schaal erklären; zum Verständnis von I,
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wird das paronomastische Spiel wiederaufgenommen. Die literarische Tätigkeit antisaulidischer und samuelistischer Kreise scheint einer legendären Lebensgeschichte Sauls dieses Idyll entwendet zu haben, vor allem wohl, um Samuels Erbanspruch an das Haus Eli 13 , von dem noch die Rede sein wird, nachträglich zu legitimieren; es ist dies dieselbe Tendenz, die sich als für die Elidengeschichte bestimmend erweisen wird, und die noch spät in der genealogischen Chroniknotiz (I , ff.) nachwirkt. Aber auch wenn die Kindheitsgeschichte wirklich Samuel zugehörte, hätte sie kaum größere geschichtliche Beweiskraft als die Simsons, die offenbar sie angeregt hat (nicht etwas umgekehrt, wie ein Vergleich der Vorstellungen und der Sprache erweist); gewiß steckt hinter der Simsonsage ein echtes historisches Kampfnasiräat, aber deshalb nun Samuel als Nasiräer behandeln 14 hilft nicht, zu seiner Geschichtswirklichkeit vorzudringen. (Ebensowenig darf freilich 15 für die geschichtliche Person Sauls daraus gefolgert werden, wenn die Kindheitsgeschichte ursprünglich von ihm handelt. Sagen dieser Art haben bekanntlich den Zweck, das Leben von Heroen schon in seinem Anfang den Sinn ihres Werkes enthalten zu lassen. Saul, der Philistersieger, muß wie Simson, der erste Philisterbekämpfer, von Geburt an zum Kampfnasiräer geweiht sein.) Gewichtiger ist das Problem der Elidengeschichte. Ihre Analyse kann hier nicht unternommen 16 , nur einige Zusammenhänge hervorgehoben werden. Der Bericht von den bösen Söhnen Elis ist wohl aus tendenzbeeinflußter Tradition abzuleiten, aber nicht als zadokistische Tendenzliteratur zu verstehen; dafür wäre er doch zu kraß: Streitigkeiten innerhalb der Priestergeschlechter äußern sich kaum in dieser, das Priestertum selber bloßzustellen geeigneten Weise. Der Wortlaut führt uns weiter. Die Söhne Elis »kennen Jhwh nicht« (, ), ein epischen Texten in dieser Form fast fremder 17, jedenfalls nie von einzelnen Personen ausgesagter, im Zusammenhang überraschend starker Ausdruck; daß er hier steht, wird uns verständlich, wenn wir , , wieder in erzählerisch einmaliger Form, von Samuel lesen, daß er »Jhwh kennenlernte«. Die natürlichen Priester-
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, f. (I , ist, wie gesagt, nichts als eine angeheftete Bosheit) ist sie, wie ich oben gezeigt habe, nicht erforderlich. Vgl. Jepsen, a. a. O. f., der jedoch damit etwas anderes meint als ich. So zuletzt B. D. Eerdmans, De godsdienst van Israël () f.; W. Eichrodt, Theologie des AT (), (dem ich im übrigen hinsichtlich der Nasiräer durchaus zustimme, vgl. Buber, Königtum Gottes, s. oben ). Gegen Lods a. a. O. . Vgl. C. Steuernagel, Die Weissagung über die Eliden, in: Kittel-Festschrift () ff., Hylander a. a. O. ff. Nur noch Ri , (von einem ganzen Volksgeschlecht).
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schaftserben haben die Gotteskenntnis nicht mehr, sie müssen durch einen anderen abgelöst werden, der sie gewinnt; daß er Nichtpriester ist, eben dadurch ist die starke Gegensätzlichkeit der Sprache bestimmt. Zudem wird , b berichtet, in jenen Tagen 18 sei das Wort Jhwhs selten geworden, denn »Schauung brach nicht durch« 19 . Dies durch »verbreitete sich« zu erklären, kann durch eine Chronikstelle (II, , ) nicht gerechtfertigt werden, zumal der Niphal nur hier vorkommt 20 ; der prägnante Ausdruck besagt, daß es eine gleichsam atmosphärische Behinderung gab, infolge deren kein Offenbarungsempfang (chason umfaßt zum Unterschied der von raa gebildeten Nomina die Audition mit) geschehen konnte. Durch die Sündhaftigkeit der Eliden bewirkt, wird diese Behinderung von Samuel, dem treuen »Diener« Jhwhs (, ) überwunden (, ) und fortan strömt die Offenbarung (, ). Silo als Offenbarungsstätte, die durch die Priester gefährdete, ist durch Samuel gerettet. Darüber hinaus vermute ich, daß auch in den Versen – ein in diesem Zusammenhang bedeutsamer alter Kern steckt, den wir nur noch in , a, a, dem Anfang von (bis »Jiſsrael«), dem Anfang von (hinne jamim baim), a, und dem zwar nicht zu den jetzigen Versen – 21 , deren Hauptteil später – als die Weissagung auf den Priestermord zu Nob bezogen wurde – hinzukam, wohl aber zu den oben angegebenen Stücken passenden V. a erkennen können. Dürfen wir das annehmen, dann ergeben sich zwei neue Antithesen. Die erste: dem haniglo niglethi von , antwortet, durch das terem jiggale von , vorbereitet, das nigla von , , d. h. die alten unwürdig gewordenen priesterlichen Offenbarungsträger werden durch den neuen würdigen prophetischen ersetzt. Die zweite: der kohen neeman von , realisiert sich in dem neeman le-nabi von , , d. h. der neue Kohen ist kein Kohen im . .
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Jepsen a. a. O. schreibt: »Bis dahin, so wird erzählt, gab es keine Gesichte in Israel« (I Sam , ) und folgert daraus. Aber das wird nicht erzählt. s. Buber, Rosenzweig. F. Häußermanns (Wortempfang und Symbol in der alttestamentlichen Prophetie, BZAW () ) »Gesicht brach nicht vor Fülle durch« ist nicht bloß unverständlich (vgl. Jepsen a. a. O. Anm.), sondern enthält in »vor Fülle« ein dem Text grundfremdes Element. Klostermanns (Die Bücher Samuelis und der Könige, ) Paraphrase »Gesichte wurden nicht viel erlebt« wird jetzt von O. Grether, Name und Wort Gottes im AT, BZAW () wieder aufgenommen: »Gesichte wurden wenig erlebt«; damit wird die Prägnanz unnötig aufgegeben. b β erklärt b α. Hos , , auf das Klostermann a. a. O. zur Stelle verweist, ist nicht zu verstehen: vermehren sich nicht, oder gar: werden nicht reich (Sellin), sondern: dringen nicht durch (Sexualterminus). Gen , ist gemeint: du wirst ausbrechen, durchdringen, Gen , : das Vieh ist ausgebrochen (auf dem natürlichen Wege) zur Menge, Exodus , : so drang das Volk vor. Vgl. Steuernagel a. a. O. ff.
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alten geschlechtsgebundenen und heiligtumsgebundenen Sinn mehr, das Geschlecht soll seiner Häupter beraubt, das Heiligtum soll zerstört werden, das Erbe soll der Nabi antreten. Nicht ein Priester, der ein neues Priestergeschlecht gründet und einem anderen Heiligtum vorsteht, sondern der Nabi. Das dritte zu prüfende Zeugnis ist das unserer Erzählung. Aus ihm ergibt sich, daß Samuel keinen Verkehr mit der Priesterschaft pflegt und ihr keine Tätigkeit zubilligt. Er schaltet sie offenbar mit folgerichtiger Absicht aus, sowohl vom Gemeinschaftsopfer wie vom Orakel. Er bringt selber, in Not- und Kampfstunden, das Opfer für das Volk dar (, ) und läßt die Schlachtung sonst anscheinend von einem Tabach (, ), dessen Amt anderweitig unbekannt ist, vollziehen. Was dem Volk oder seinen Vertretern jeweils um den Willen Jhwhs zu wissen not tut, sagt er selber, er selber gibt den um Geringes und Großes Auskunft Heischenden Bescheid, das Losewerfen gehört, wie wir sahen, nicht zu seiner echten Geschichte, doch hat auch dem wirklichen Vorgang, der etwa dahinter steht, ersichtlich kein Priester assistiert. Beides, Opfer und Orakel, wechselt unter Samuels Führung Sinn und Form. Unter Eli erscheint das Gemeinschaftsopfer als an das Heiligtum gebunden, an dem die Priesterschaft amtet; unter Samuel wandert es von Bama zu Bama, – wie Samuel wandert. Unter Eli ist das Orakel das vom Priester getragene Ephod 22 , das zeichenhaft antwortet 23 ; unter Samuel ist es die von der Ruach ergriffene, den Chason empfangende Person des Nabi selber. Sauls Mitnahme von Ephod und Priester auf den Philisterfeldzug muß Samuel als gegen sich gerichtet empfinden. Samuel ist kein Priester: das konnten wir den Zeugnissen entnehmen. Aber sie haben uns auch gesagt, daß er als der Nichtpriester, der er ist, sich priesterliche, freilich eben durch ihn in Sinn und Form gewandelte Funktionen zueignet. Und da sie nicht berichten, wie es dabei zuging, sondern das eher zu verschweigen bestrebt sind, da es nur zu erschließen, aber eben doch zu erschließen ist, und da es keine spätere Zeit gibt, von der man vermuten könnte, daß sie ihr Wesen oder ihr Wunschbild solchermaßen »projiziert« hätte (Propheten kämpfen oftmals gegen Priester, aber . .
Die Angabe in , darf auf Grund von , und , Septuaginta als zuverlässig gelten. E. Klamroth, Lade und Tempel () f. schreibt: »Die Verheißung an Hanna spiegelt die alte Sitte wider: der Gott antwortet durch den Mund seines Priesters.« Aber von einer Verheißung an Hanna ist in I nicht die Rede; Eli hält sie V. für betrunken und entläßt sie über den Sachverhalt aufgeklärt V. mit guten Wünschen; Gott ist von ihm nicht befragt. Alles übrige begibt sich zwischen Hanna und Jhwh unmittelbar.
[Der Gesalbte]
sie denken nie wieder daran, ihnen ihr Opfereramt zu rauben), dürfen wir annehmen, daß sich hier in mannigfacher Weise, teils direkt, wenn auch sagenbunt schimmernd, teils apologetisch gebrochen ein wirklicher Vorgang oder eine wirkliche Vorgangsfolge spiegelt. Eine Wendung wird berichtet, deren Werk kurzlebig, aber fortwirkend ist, und die keiner nachmaligen, wohl aber ebender Geschichtslage entspricht, von der sie erzählt wird. Das ist nicht mehr eine Sache der Literarkritik; so sieht historischer Boden aus. Hier wird nicht späten Entwicklungen ein früher Name gegeben; was wir wahrnehmen, ist etwas, was sich in der Frühzeit ereignet hat. Die Sage umspinnt die Abfolge der Gewalten, aber erst findet sie sie vor. Daß dem Königtum ein nicht oder vielmehr wohl nur halb geglückter Zentralisierungsversuch, der Versuch, eine Macht sui generis zu konstituieren, vorausgegangen ist, darf man als den geschichtlichen Kern der Anfangssituation in der Erzählung von Samuel und Saul ansprechen; die Elidengeschichte ist darauf angelegt, seine Legitimität zu decken. Zu einem »Übergriff« dieser Art gehört geschichtlich viererlei: die Person – sie ist hier immerhin sichtbar genug; die Situation, die es ihr ermöglicht und abfordert – es ist die Katastrophe der Lade, des »Zentralheiligtums der israelitischen Amphiktyonie« 24 ; die tragende Schar – es sind die Nebiim; und das, was wir mit dem höchsten Begriff, den uns die gedankliche Sprache bietet, die Idee nennen, das, was der Person ihre Sache, der Schar ihren Glauben und der Situation ihre, wenn auch unzulängliche Bewältigung gibt – es kann nichts anderes sein, als was wir, erst , b in Jhwhs Zurechtweisung seines Boten und dann , b als dessen Bekenntnis vernehmen, sei es auch vielleicht in späterer Ausprägung, so doch eines der echten Idee. »Es klingt fast«, sagt Budde 25 von der Katastrophe, »als wenn hier in einem allegorischen Mythos das Scheitern des Priestertums gegenüber allzu schwierigen Aufgaben und die Erhebung des Prophetentums an seiner Stelle geschildert werden sollte.« Das ist, wenn man die Bezeichnung eines »allegorischen Mythos« ausnimmt, genau zutreffend. Ein Mythos ist das, was uns der dritte Bestandteil des Samuelbuches, die Geschichte von der Katastrophe der Lade, über die Schlacht bei Eben haeser mitteilt, gewiß nicht. Daß Silo damals zerstört worden ist, haben uns die Ausgrabungen neuerdings 26 wahrscheinlich gemacht. Aber was die Erzählung zuerst (, ) im Zug der Begebenheiten berichtet, dann (V. ) mit den gleichen . . .
M. Noth, Das System der zwölf Stämme Israels, BWANT IV, () . K. Budde, Die altisraelitische Religion (3) . Vgl. Albright, The Archaeology of Palestine and the Bible () f., f.
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Worten der Botenrede an den Schluß setzt, und zum drittenmal (V. ), wieder mit den gleichen Worten 27 von der Witwe des einen gefallenen Eliden als letzten Laut vor dem Sterben über dem Haupt des neugeborenen Knaben Ehrlos ausrufen läßt, spricht trotz der dichterisch strengen Refrain-Komposition 28 für sich selbst. So etwas denkt sich kein Volk aus; keinem Volk kann man so etwas glaubhaft machen, wenn es nicht überliefert ist. Aber die Erzählung 29 gibt nicht bloß Geschichte, sondern auch Geschichtsinterpretation. Sie tut das Ihre, um ohne didaktische Zusätze zu sagen, was das Ereignis bedeute. Die Philister verherrlichen V. die gewaltige Gottheit, die einst die Ägypter schlug; also ist nicht etwa zu wähnen, es sei der Überlegenheit der Feinde zuzuschreiben, daß »der Schrein des Bundes Jhwhs der Scharen, der sich auf die Cheruben setzt« – wie es V. mit absichtlicher Ausführlichkeit 30 heißt (vgl. die entgegengesetzt motivierte, aber entsprechende Formel Samuel , ) – verschleppt wird: Jhwh selber straft das Volk mitsamt der falschen priesterlichen Volksführung, indem er seinen eigenen Sitz in die Gewalt der Heiden gibt. Das ist die Anschauung, von der die Erzählung von Samuel und Saul in ihrem ersten Bilde ausgeht: die Versammlung der Trauernden zu Mizpa, die sprechen (, ): »Wir haben dem Jhwh gesündigt.« Daß das Volk selbst, nicht bloß seine Führung sündig ist, wird nachträglich in V. f. erörtert; aber der hier unausgesprochene Hintergrund der ganzen Erzählung ist der Zorn Jhwhs, der das schuldige Israel den Philistern überliefert. Man pflegt Richter , , wo er ausgesprochen ist, einfach für den Zusatz eines »deuteronomistischen«, späte Geschichtstheologie treibenden Redaktors und damit für belanglos zu halten. Aber schon in sumerischen Chroniken 31 »wird die Geschichte als Wechsel von Heils- und Unheilszeiten aufgefaßt« und diese in einzelnen »geradezu als Lohn und Strafe Marduks«; damit »ist bereits das Schema geschaffen, das der späteren babylonischen Geschichtsdarstellung eigentümlich ist«. Ich habe dar. . . .
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Nur V. ist direkte Rede, und V. wird nur vom Erzähler der Name erklärt (lemor auch hier = um dadurch auszudrücken). Die Aufeinanderfolge bac, bac, cab ist formlogisch. Zu ihrem Stil vgl. L. Rost, Die Überlieferung von der Thronnachfolge Davids, BWANT III, () f. Vgl. Buber, Königtum Gottes, s. oben Anm. sowie (zu Sam , ) Anm. . Zur Septuaginta-Lesung vgl. Schulz zur Stelle, in: A. Schulz, Die Bücher Samuel übersetzt und erklärt, (), (), der aber nicht erkennt, daß mit berith hier gemeint ist: Zeugnis des einst von diesem Gott mit Israel geschlossenen Bundes enthaltend. Man soll denken: Was ist aus diesem Bund nun geworden? Einem Erzähler von so hohen Graden darf desgleichen zugetraut werden. – Dagegen ist b in der Tat berith wohl zu streichen, das in den Mund der Ältesten nicht recht paßt. Vgl. H. G. Güterbock, Die historische Tradition und ihre literarische Gestaltung bei Babyloniern und Hethitern bis , ZA () ff.
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auf schon in »Königtum Gottes« 32 hingewiesen. Literarkritisch ist der Richter-Vers gewiß als Zusatz anzusehen (wiewohl kaum festzustellen ist, welcher Zeit er angehören mag), aber geistesgeschichtlich ist er als der Niederschlag einer uralten Geschichtsdeutung zu erkennen. Die Verknüpfung zwischen der geschichtsdeutenden Tendenz des Katastrophenberichts und der des Berichts vom Sündenbekenntnis zu Mizpa führt uns auf die Frage nach dem Verhältnis des Erzählers der Saulgeschichte zu dem der Ladegeschichte hin. Sie scheinen demselben Kreis anzugehören und zusammenzuwirken. Darüber hinaus aber sind beide offenbar von der gleichen überlieferten Geschichtsanschauung bestimmt, die ich als die samuelische glaube verstehen zu dürfen. Von dem Erzähler der Elidenweissagung wird Samuel aufs stärkste mit der Lade verbunden, und diese Verbindung klingt, zumal in der Berufungsgeschichte, überzeugender als das Kindheitsidyll. Die Offenbarung Jhwhs, die ihm Kapitel , die Sterilität des priesterlichen Orakels (V. b) durch eine neue und fruchtbare göttliche Initiative überwindend, zuteil wird, geschieht an der Lade, und mit besonderer Absicht wird der – durch siebenfache Wiederkehr von schakhab unterstrichenen – Nachricht (V. ), er habe im Hekhal Jhwhs gelegen, der an sich unnötige Vermerk beigefügt: »wo die Gotteslade ist«. Daraus ist, auch zusammen mit V. , nicht zu entnehmen 33 , »daß in Silo ein Inkubationsorakel bestand und aufgesucht wurde, das sich für seinen Ursprung auf dieses Erlebnis Samuels berief«; Ätiologie ist ein starkes Element der Sagengeschichte, aber auflösen läßt sich die Tradition in ihr nicht, und in Samuel , ff. ist für den religionshistorisch interessierten wie für den naiven Leser zu spüren, wie der Erzähler vom Eindruck des ungeheuer Einmaligen regiert wird. Die Lade wird betont, weil es um die Lade geht. Die Offenbarung an Samuel, die nun folgt, hat – sei es in ihrem ganzen Kernbestand, sei es in ihrem Anfang 34 – die Katastrophe der Lade zum Gegenstand; nur so kann der unverkennbar frühe V. verstanden werden 35 : der Herr der Lade sagt ihre Verschleppung und Entweihung an. (An dieser Stelle ist eine, nicht nachträgliche, sondern ursprüngliche Verknüpfung mit der Ladegeschichte offenkundig.) Daß diese Ansage an Samuel geschieht, deutet darauf hin, worauf der Erzähler von Anbeginn nachdrücklich hindeuten will: Samuel ist von Jhwh, der sich zum Strafgericht rüstet, dazu . . . .
Buber, a. a. O. . K. Budde, Ephod und Lade, ZAW () ; so schon B. Stade, Biblische Theologie des AT () f. Richtig E. Klamroth, a. a. O. : »Eine Offenbarung in der Art, wie Samuel sie erhalten, durfte kein Inkubant erhalten.« Zur Echtheitsfrage vgl. Steuernagel a. a. O. . Vgl. Jepsen, a. a. O. .
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ausersehen, in der ladenlosen, heiligtumsberaubten Zeit an Stelle der verurteilten Priesterschaft, ohne Ephod, als freier Nabi die göttliche Stimme zu tragen. Von dieser Grundanschauung aus will offenbar auch die Erzählung von Samuel und Saul ihre Anfangssituation verstanden wissen. Daß die Lade von dem Grenzbezirk, in dem sie sich zuletzt befindet, nicht nach dem eigentlichen israelitischen Bereich an eins der Heiligtümer gebracht wird, ist mit Recht 36 als »einer der sonderbarsten Umstände eines sonderbaren Zeitalters« bezeichnet worden. Welcher Ursache immer es zuzuschreiben ist – Widerstand der Leute von Kiriath Jearim, Einspruch der Philister, Entheiligung, entweder durch den Aufenthalt beim Feind überhaupt oder durch Beraubung um den Inhalt usw. –, die Erzählung gibt es zu verstehen: Jhwh hat zwar seine Lade aus der Philistergewalt geholt, aber Israel will er sie nicht, noch nicht zurückgeben. Das ist der Hintergrund des Berichts vom Sündenbekenntnis der Gemeinschaft. Jhwhs Lade bedeutet seine führende Gegenwart; er hat sie grausam dem Volke entzogen; wie soll es ohne sie sich vom Joch befreien? Dieser Klage begegnet Samuel damit, daß er, der Nichtpriester, der die Versammlung einberufen hat, »für Israel« »schreit«; und Jhwh »antwortet ihm«, was sich darin bestätigt, daß ein Anschlag der Philister auf die Versammlung abgewandt wird. Hatte in dem Versstück zwischen Eliden- und Ladengeschichte (, – , a) Jhwh über seine Verwünschung hinaus sich Samuel zu Silo offenbart, so offenbart er sich ihm jetzt wieder vor allem Volk, er antwortet ihm, dem freien Nabi ohne Lade und Ephod, wie er sonst nur dem Priester antwortet. Die Lade kommt nicht zurück; aber um die Gegenwart Jhwhs zu empfangen, bedarf es der Lade nicht. Jepsen erkennt zwar diese Tendenz der Erzählung – »es wird berichtet«, schreibt er 37, »wie der Offenbarungsempfang der Priester durch den Ephod abgelöst wird durch den Offenbarungsempfang der Nabis« –, aber er leugnet ihre Geschichtlichkeit; ein geschichtliches Verständnis Samuels habe davon auszugehen 38 , »daß er anfangs ganz einfach Priester an der Lade war, mit allen Funktionen eines Ladepriesters, und als solcher nach dem Tode Elis und seiner Söhne der Traditionsträger für das Ladenheiligtum«. Ich habe oben die Unhaltbarkeit dieser Geschichtsthese dargelegt. Die »neue Offenbarungsart«, die in allen von Samuel handelnden Texten – mit Ausnahme des Schopheteinschubs , –, , der noch zu besprechen ist – sich geltend macht, kann nicht etwas Sekundäres sein, auch nicht . . .
H. A. A. Kennedy, I and II Samuel () . Jepsen a. a. O. . a. a. O. .
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etwas durch den Priester Samuel oder seine Mitpriesterschaft von außen Angenommenes. Vollends kann von der Rezeption einer »kanaanäischen Offenbarungsweise« 39 nicht die Rede sein. Man mag immerhin die Nebiimscharen von einer wirklichen oder scheinbaren kanaanäischen Parallelerscheinung abzuleiten versuchen: nicht sie sind doch aber die Träger der »neuen Offenbarungsart«, sondern die Person Samuel ist es, und dieser wird man nichts Kanaanäisches vergleichen können. Daß Samuel ein Nabi ist, erweist sich neben seinem persönlichen Offenbarungsempfang besonders auch daran, daß er Saul salbt; Ähnliches wird ja später von fast allen Dynastiegründern berichtet. Jepsen, der in der Salbungsgeschichte nur die Projektion eines Anspruchs der nordisraelitischen Nebiim sieht, macht 40 dafür geltend, es würden, abgesehen von David, wo die Erzählung von Samuels Anteil unecht erscheine, nur nordisraelitische Könige von Nebiim gesalbt; daran, daß in Juda die Dynastie Davids am Ruder blieb, könne es nicht liegen, denn es werde doch ausdrücklich von der Salbung späterer Könige, nur eben nicht durch Nebiim berichtet. Aber der Einwand verkennt, daß diese eben nur da in die Erscheinung treten, wo die Fortdauer einer Dynastie in Frage gestellt ist oder ihr entgegengewirkt wird. Was sie repräsentieren, ist Prüfung, Anklage, Verwerfung, Ersetzung, und davon kann in Juda bei dem angestammten Verhältnis der judäischen Propheten zum Davidhaus, einem Verhältnis, das durch keine noch so große Unzufriedenheit zu erschüttern ist, nur das erste Paar, Prüfung und Anklage, nicht auch das zweite, Verwerfung und Ersetzung, zur Tat werden. Man kann auch vorwegnehmend sagen: die revolutionäre Haltung der judäischen Propheten ist durch den davidistischen Charakter des vorexilischen Messianismus beschränkt. Einen besonderen Fall stellt der hofprophetische Anteil Nathans an der Salbung Salomos dar; immerhin ist der Hintergrund auch hier eine dynastische Revolution, nur daß sie sich als legitime Erbfolge gebärden darf. Wie geschichtswesentlich aber die Salbung Sauls ist, habe ich oben gezeigt. In der Geschichte von der Verwünschung der Eliden, die in ihrem Kernbestand bald nach der Ladegeschichte entstanden sein dürfte, wird Samuel die erste nichtanonyme Unheilsprophetie in den Mund gelegt. Trotz der ersichtlichen Tendenz der Geschichte, Samuel der elidischen Priesterschaft gegenüber ins Recht zu setzen und seine Haltung gegen sie zu rechtfertigen, besteht kein Grund, an der Echtheit der Überlieferung zu zweifeln. Wenn man von den Daten des Textes über Samuel dieses abzöge, daß er Auditionen hat, dann entfiele überhaupt die Möglichkeit, sich von . .
a. a. O. . a. a. O. ff.
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einer geschichtlichen Person dieses Namens ein Bild zu machen; und daß er gegen die Priesterschaft steht – d. h. bei einem auditionellen Menschen: daß er sich als gegen sie gestellt erfährt –, ergibt sich aus seiner Haltung nach der Katastrophe. Als frondierender Priester darf Samuel nicht angesehen werden; nichts weist darauf hin, daß er ein rivalisierendes Priestergeschlecht zu gründen versuchte. Man kann die Zeitlücke zwischen der Erzählung von der großen Niederlage und der von der Versammlung der Klagenden, zu deren Beginn (, ) Samuel bereits die vom Volk anerkannte Autorität innehat, nicht anders ausfüllen als dadurch, daß der Mann, der die Katastrophe des priesterlichen Zentrums 41 angesagt hatte, sich nach ihr der für den Einfluß auf die Gemeinschaft entscheidenden Prärogativen der Priesterschaft bemächtigt und diese, anscheinend ohne ein gewaltsam aggressives Vorgehen, faktisch innerhalb seines Wirkungskreises entbehrlich macht. Er tut es als Nabi, d. h. als einer, der aus Offenbarungskunde auch initiativ, unbefragt redet; von keinem alttestamentlichen Priester hören wir dergleichen je. In seiner Offenbarungskunde ist er – so meint es wohl der Verfasser des Versstückes , bis , a und gewiß der Redaktor, der es an dieser Stelle einfügte – durch die von ihm angesagte Katastrophe endgültig als neeman, als betraut und beglaubigt erwiesen. Aber ein die sakrale und damit auch die weltliche Machtschichtung änderndes Handeln, wie das seine, ist nur möglich, wenn es von einem aktiven Kreis getragen wird. Der Versuch, das Bild eines geschichtlichen Samuel zu gewinnen, wird mit Notwendigkeit auf seinen Zusammenhang mit den Nebiim hingeführt. Was hat Samuel, der »Nabi«, mit der Kollektivität der Nebiim gemeinsam? Daß er wie sie der Einwirkung Jhwhs in einer besonderen Weise ausgesetzt ist. Beim Priester, wie bei seinem Gegenbild, dem Zauberer und Beschwörer, geht die entscheidende Bewegung von der menschlichen Person in den Bereich des Gottes (oder der Geister und Mächte) hin, beim Nabi und bei den Nebiim besteht sie darin, daß aus dem Bereich des Gottes etwas auf den Menschen niederfährt, Dabar oder Ruach, Logos oder Pneuma. Diese beiden sind dagegen nicht streng geschieden. Der Dabar ersetzt die Ruach nicht, sondern tritt zu ihr. Wer biblisch in der Vollmacht redet, hat erst die Ruach erfahren, dann den Dabar empfangen. Für den Gottessprecher ist die Ruach nicht das Außerwortliche, sondern das Vorwortliche 42 . Aber die Ruach dringt an und packt, der . .
Vgl. besonders Noth a. a. O. f. Mowinckel, The »Spirit« and the »Word« in the Pre-Exilic Reforming Prophets, JBL LIII (), f. meint, die Äußerung des Propheten werde »sehr selten« dem Geist zugeschrieben. Sie wird es nie. Die von Mowinckel angeführte »einzige Gelegenheit, wo dies geschieht«, beruht auf der üblichen falschen Interpretation von I Kö , :
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Dabar erschallt; dort wird man leibganzheitlich erstürmt, hier wird man angesprochen. Die Ruach ist distanzlos wie das körperüberziehende Getast, der Dabar hat die geheimnisvolle Distanz des Gehörs: Berührung ohne Kontakt. Ein Wehen, ein Brausen ist jene, man ist ihm ausgeliefert, ein Wellen diese, man wird seiner inne. Dort erhält man den Antrieb, hier den Gehalt. Streng geschieden sind sie nicht. Wo die Nebiim kollektiv erscheinen – nur die sagenfrohen Berichterstatter zweier Krisenzeiten, der samuelischen und der elianischen, wissen uns davon zu erzählen, und für die uns befassende nur sehr Fragmentarisches –, da herrscht, wie in der Erzählung von der Geistergießung über die Ältesten Numeri , die Ruach allein: die alttestamentliche Geschichte kennt, jedenfalls in der Zeit ihrer Ursprünglichkeit, keine kollektive Wort-Audition. Damit aber kann nicht eine qualitative Trennung zwischen den kollektiven Nebiim und dem personenhaften »Nabi« gemeint sein. Auch er steht, wenn er nicht zum Sprechen, sondern zu einem Tun berufen wird, unter der Einwirkung der vorwortlichen Macht; und wenn man liest, wie Elia ( Könige , ) unter der »Hand« (andere Bezeichnung des Nahelements, vgl. Könige , das Wirken der »Ruach«) vor dem Königswagen einherrennt, ist es schwer, den kritischen Standpunkt zu verstehen, von dem aus man 43 ihn nicht zu den Nebiim zählen will, weil er nur einmal, und zwar nicht in der ältesten Textschicht, als Nabi bezeichnet wird, also das literarische Schicksal Samuels teilt. Die biblische Erzählung geizt offenbar gerade da, wo eine Person sich von der nebiischen Kollektivität abheben soll, mit dem Singular, mit Ausnahme Elisas, der eben als Schulhaupt dargestellt wird. Hingegen ist auch den kollektiven Nebiim der Dabar nicht fremd. Wohl erschließt sich ihnen nicht das neue Wort, das sich, um vernommen zu werden, erst das personhafte Ohr erlesen und »entblößen« muß; aber was sie zur Musik sprechen oder singen, ist nirgends als Schreie oder als Gelall bezeichnet, es sind Worte. Und wenn man sich vergegenwärtigt – was freilich das Alte Testament, das allerhand tradiert, nur nicht, wie tradiert worden ist, gründlich erschwert –, daß hier, wenn irgendwo, die das Wort als Wort bewahrende biblische Menschenklasse zu erfassen ist, darf
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ha-ruach kann weder the spirit bedeuten, denn eine Bezeichnung »der Geist« ergibt in einer Geisterversammlung keinen Sinn, noch »ein Geist«, für welche Übertragung kein Beleg anzuführen ist; gemeint ist der Wind, der in die Hofpropheten fährt: was aus ihnen redet und in ihnen – in echt alttestamentlichem Wortspiel – zum LügenRuach wird, ist Wind (vgl. Buber, Genesisprobleme, MGWJ LXXX , ). – Dagegen ist zu beachten, daß ein Nichtprophet, David, II Sam , sagt, der Ruach Jhwhs rede »in« ihm; man möchte die merkwürdige Äußerung (die nicht mit Ho , gleichzusetzen ist) mit dem ebenso merkwürdigen me-ha-jom ha-hu wamaala I , zusammenbringen. vgl. Jepsen a. a. O. .
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man annehmen, daß die Worte nicht in glossolalischem Gewirr 44, sondern in erinnertem Gefüge aufsteigen: es ist vor allem andern wohl alter, in mündlicher Treue bewahrter Dabar, den sie in ekstatisch beharrlichem Gleichmaß sprechen oder singen. Auch diese Pneumatiker dienen dem Logos 45 . Gegen die Verknüpfung Samuels mit den Nebiimscharen wird angeführt, daß die Glosse I , ihn als wesenhaft singularischen »Seher« von jenen abhebe, daß er selbst , f. sich von ihnen »scharf unterscheide« 46 , und daß die Erzählung von seinem Zusammenhang mit ihnen I , – apokryph sei. Aber zum ersten: die Glosse besagt nur 47, daß man damals im Volk den Gottesmann, an den man sich um Rat und Auskunft wandte, nicht wie zur Zeit des Glossators seiner Zugehörigkeit zu den Nebiim nach, sondern seiner besonderen Funktion nach als Seher benannte, weil er das Verborgene »sah«. Mit anderen Worten: Nabi ist ursprünglich die Bezeichnung nicht für einen Stand, sondern für einen Zustand, und zwar im wesentlichen für einen Gemeinschaftszustand, der die der Ruach ausgesetzten Menschen jeweils erfaßt, zusammenbringt und singend, tanzend, kündend über Land treibt, auch wohl zuweilen zeitweilig gemeinsam an einer Stätte verweilen läßt 48 . Die religiös-politische nebiische »Bewegung« 49 äußert sich eben in solchen sich vollziehenden Bewegungen im Wortsinn, denen die bewegten, getriebenen Menschen immer wieder zuströmen; diese mögen etwa zwischendurch ihren Berufen nachgehen, nur ihr Führer 50, der »Seher«, hat wesenhaft keinen anderen als den sakralen. Eine Änderung darin, der Übergang von dem wandernden jeweiligen zu einem siedelnden steten Nebiim-Status, scheint hinter dem zu stehen, was die Elisa-Legende von den Niederlassungen der Zunft erzählt. Zum zweiten: nichts im Text spricht dafür, daß Samuel sich I , f. . .
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So z. B. P. Volz, Der Geist Gottes () f. Wenn die Nebiim von Haus aus, wie Mowinckel, Psalmenstudien III () richtig formuliert, »Vermittler des prinzipiell als freie Inspiration betrachteten göttlichen Dabar« sind, so ist schon damit festgestellt, daß ihr Grundwesen nicht, wie Mowinckel a. a. O. ff. meint, »gemeinkanaanäisch sein kann«; vgl. Königtum Gottes, f. Budde Kommentar . vgl. Königtum Gottes . Als ein »dauernder Wohnsitz« (H. Junker, Prophet und Seher in Israel, , ) kann die nawith bei Rama wohl nicht angesehen werden. vgl. neuerdings besonders Volz, Der eschatologische Glaube im AT (Beer-Festschrift , f.) Eine Nebiim-Führerschaft Samuels, wenn auch ohne typologische Gemeinsamkeit, zieht auch R. Kittel, Die Religion des Volkes Israel () (»daß diese Sammlung der ungeordneten Scharen in geregelten Vereinigungen das Werk Samuels sei«) sowie Geschichte des Volkes Israel II6 f. in Betracht. Vgl. schon Kuenen, The Prophets and Prophecy in Israel () : »Samuel stellt sich an die Spitze der Bewegung.«
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von den Nebiim scharf unterscheiden wolle. Wie denn sollte er von ihnen reden als so? Es zeugt doch von einem tiefen Einvernehmen, daß er den Geistempfang, ohne den die Salbung allein noch gar nicht ihre sakramentale Ganzheit und Gültigkeit hätte, als in ihrer Mitte geschehen sollend ankündigt. Der Erzähler will offenbar mit der Staffelung der drei Zeichen sagen, wie Saul über die Begegnung mit den Landsleuten und die mit den Wallfahrern zu der höchsten, der mit dem Orden der Geistträger, und damit recht eigentlich zu Samuel selber zurück gelangt. Und zum dritten (ein Gegenstand, problematisch und bedeutend genug, um ihn ausführlicher zu behandeln): Die merkwürdige Anekdote (I , ff.), der man freilich zuallererst ihre etwas stumpfe Pointe entfernen muß, von dem Herrn, der dreimal vergeblich Boten aussendet und sich endlich ebenso vergeblich selber bemüht, ist gewiß nicht bloß ihrem Kontext unorganisch angeheftet, sondern auch in sich unglaubwürdig 51 . Aber der Überlieferung, die in ihr mündet, »die tiefste Stufe der Korruption« 52 zuweisen, ist ein ungerechtes Urteil. Nicht nur, weil sie »ein anschauliches und historisch getreues Kulturgemälde« 53 liefert, sondern auch, weil sie »religionsgeschichtlich wertvoll« 54 ist. Von der Fabel darf dabei abgesehen werden. Man tut ihr freilich unrecht, wenn man meint 55 , es werde »der Geist der Prophetie, dieses welthistorische Charisma Israels«, hier zu materiellen Zwecken, denen des persönlichen Schutzes, »in magischer Weise aufgeboten«: man muß von der vorausgesetzten Glaubensüberzeugung ausgehen, daß Jhwh den von ihm einst Erkorenen, dann Verworfenen auch hier, wie in der Verkehrung der Ruach zu einer »überstürzenden« »bösen Ruach von Jhwh her« (I , ), gerade an der größten Gabe der Erwählung, am Geistempfang, in die Selbstzerstörung geraten läßt, und ebendamit den an seine Stelle Bestimmten errettet. Für unsere Aufgabe ist aber nicht dies das Wichtige, sondern daß in die Geschichte aus einer uns unbekannten Quelle oder Tradition einige Wörter und Wortfolgen übernommen worden sind, denen man, betrachtet man sie nur für sich, teils ihre Altertümlichkeit, teils ihre Wirklichkeitstreue nicht absprechen . . . .
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Daß sie im Gegensatz zu , stehe, ist jedoch nicht gegen sie geltend zu machen. Über dieses raa vgl. Eißfeldt, Komposition . Wellhausen, Prolegomena6 , dagegen Caspari, Kommentar . Greßmann, Die älteste Geschichtsschreibung und Prophetie Israels2 () . Volz, Der Geist Gottes. »Künstlich« nennt Volz sie mit Recht; »praktisch nicht ausdenkbar«, wie er meint, ist sie nicht. »Wie sollten die Nabis über einen so langen Zeitraum hin am gleichen Ort in Ekstase geblieben sein?« fragt er zur Begründung, aber er geht dabei eben zu Unrecht von dem geläufigen Begriff der Ekstase aus, der hier nicht anwendbar ist: es handelt sich nur um einen immer wieder aufgenommenen und immer neu mitreißenden Mimus mit »ekstatischem« Tanz und Gesang. Thenius-Löhr, Kommentar .
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kann. Da ist die viel umstrittene Ortsbezeichnung (I , ), die, wie immer man sie lesen mag, nicht wohl als einfacher Ortsname, vielmehr als situations- und zweckgeborener »politischer« Terminus zu verstehen ist, und weitaus am ehesten 56 von nawe abzuleiten, das ursprünglich 57 einen Rastplatz für die Schafe in der Wüste bedeutet und für einen Zusammenkunftsplatz in Zeiten einer wütigen Zentralgewalt vortrefflich paßt. Da ist sodann die sonderbare Bezeichnung lahaqa für die Versammlung selbst, die, durch Dittographie nicht zu erklären 58 , jedenfalls, wo immer sie herkommt 59 , durchaus den Eindruck eines technischen und dem traditionskundigen Leser vertrauten, ja assoziationsreichen Ausdrucks macht, ebenfalls auf eine Situation verweisend, die zu solchen Geheimniswort-Bildungen anregt. Versammlung heißt qehilla, aber dabei denkt man notwendig an öffentliche Versammlung; will man eine geheime mit politischem Witz bezeichnen, so stellt man die Buchstaben um. Von anderer Art ist der Satz: »und Samuel als nizab über ihnen stehend« (zu einer Streichung oder Änderung liegt kein Anlaß vor), der genau besagt, Samuel verhalte sich zum Chor als der eine »aufrecht Stehende«, der »Vorsteher«, der sein Leiter ist 60 , also zwar nicht wie der »Regens eines geistlichen Kollegiums« (Cornill), wohl aber genau wie der stehende Scheich, der »das Ganze dirigiert« 61 , zu den zunächst noch am Boden hockenden Derwischen, denen er nachher das schwere Obergewand abnimmt, »das der freien Bewegung hinderlich ist« (vgl. V. ); eine Parallele, die für nichts anderes als für die Echtheit des Vorgangs zu sprechen brauchte, dafür aber nachdrücklich genug spricht. Daß, wenn Samuel der Leiter ist, von ihm eigentlich gesagt sein müßte, er sei in Verzückung 62 , beruht auf der üblichen Verkennung des wirklichen Charakters der Handlung, in der eine ganz fessellos scheinende Ekstatik und eine heimliche rhythmische Ordnung – deren Tradition eben der Leiter vertritt und verwirklicht – verschmolzen sind. Was so sich in Wort- und Brauch-Tradition hinter dem leichten Kram der Anekdote birgt, ist
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Klostermanns (Kommentar ) geistvolle Deutung (vgl. auch Caspari Kommentar ) kann ich nicht annehmen, weil Ps , eine viel zu unsichere Basis ist. Ein Zusammenhang mit nabi ist mir volksetymologisch wahrscheinlich. s. Ben Jehuda, Thesaurus s. v. Die Assonanz mit la-qachath hat eher Wortspielcharakter. De Groot, Kommentar zur Stelle versteht nach dem Äthiopischen: Versammlung der Alten; doch würde das dem Zusammenhang nicht entsprechen. Vgl. Driver, Notes on the Hebrew Text and the Topography of the Books of Samuel () ; Segal, zur Stelle; herangezogen werden mit Recht I Kö , und Ruth , f. H. Greßmann, Palästinas Erdgeruch in der israelitischen Religion () . A. Schulz, a. a. O. , f.
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Bund: Bundessprache und Bundesleben. All dies zusammen weist auf eine alte, von dem Verfasser zu seinen Zwecken verwendete Überlieferung von Samuels Zusammenhang mit den Nebiim und ihren Zusammenkünften hin. So darf denn gesagt werden, daß seine Verbindung mit ihnen, wie von I f., so auch von I bestätigt wird. Die Einsicht wächst, daß in den spärlichen Nachrichten über das jeweilige Auftauchen nebiischer Scharen die Spur einer großen, über viele Geschlechter sich hinstreckenden »religiös-völkischen Bewegung« 63 zu finden ist, und daß insbesondere in den Tagen der Philisterherrschaft ihnen »einer der stärksten Antriebe zur Unabhängigkeit« 64 zuzuschreiben ist. Nur wenn das vom Erzähler gemeinte Zusammenwirken Samuels, der den »Befreier« beruft, mit ihnen, die ihn in die Gemeinschaft ihrer Begeisterung aufnehmen, deutlich erkannt wird, versteht man Ursprung und Anfänge der Befreiungshandlung. Aber auch nur von diesem Zusammenwirken schon in der Zeit der Katastrophe her klärt es sich, daß Samuel da, als Nabi und von den Nebiim getragen, die gescheiterte Priesterschaft verdrängt und die priesterliche Führung durch die prophetische, das gebundene Orakel durch das freie und anscheinend auch das den Priestersitzen verhaftete Gemeinschaftsopfer durch ein wanderndes ersetzt. Ich habe in »Königtum Gottes« 65 zu zeigen versucht, daß die frühisraelitische nebiische Bewegung, gleichviel, wann und wie der Name entstanden ist, ihren Ursprung in den äußeren und inneren Erschütterungen des werdenden Volkswesens in der Zeit nach den entscheidenden Akten der Landnahme hat, und daß sie es ist, deren Gesinnung sich, um nur das Unumstrittene anzuführen, in dem Deboraspruch Richter , und dem Deboralied geradezu urkundlich äußert, so daß schon daher der Bezeichnung Deboras als Nebia eine zumindest posthume Berechtigung zukommt. Ha-lo Jhwh jaza le-phanekha, zog Jhwh nicht aus vor dir her? – so redet Debora den Barak an. Es ist der Gott selber, der seinem Volk in den Kampf voranzieht. »Nein, sondern ein Melekh soll über uns sein, daß auch wir werden wie all die Völker, Recht schaffen soll uns unser Melekh, ausziehen soll er vor uns her – we-jaza le-phanenu – und unsern Kampf kämpfen« –, so reden Samuel , die Ältesten Israels Samuel an, und er antwortet, nachdem ihnen vom Willen Jhwhs aus modifiziert ihr Wille geschehen ist, , (mit Worten, die jetzt in falschem Zusammenhang stehen): »Ist doch Melekh euch Jhwh, euer Gott!« Der wahre Vorangänger, der wahre Vorkämpfer, oder wahre Füh. . .
P. Volz, Der eschatologische Glaube im AT, in: Beer-Festschrift () . Th. H. Robinson bei Robinson-Oesterley, A History of Israel () f. Vgl. Buber, Königtum Gottes, s. oben S. ff.
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rer, der wahre Melekh 66 ist Jhwh. Das ist nebiische Haltung, mit oder ohne Nabi-Namen, und wo immer sie sich kundtut, tut das Nabi-Wesen sich kund, – nicht eine durch Schriftpropheten beeinflußte prophetisierende Theologie, sondern eben jenes Urwesen, das der Debora ihren Spruch eingibt. Der scheinbar von einer Spätzeit konstruierte Samuel von Kapitel sagt in dessen Kernbestand nichts andres als sie. Von da aus ist die Katastrophe der Lade und ihre Folgen erneut zu betrachten. Schon dem Zug des Volkes nach Kanaan soll die Lade vorangezogen sein (Numeri , ). »Daß zerstieben deine Feinde, daß entfliehen deine Hasser vor deinem Angesicht!« heißt der alte Spruch (V. ) bei ihrem Auszug rufen, der an den Schluß des Deboraliedes gemahnt. Nun holt ( Samuel , ff.) in der äußersten Kriegsnot das Volk die Lade ins Lager, und sie zieht ihm voran – in den Zusammenbruch. Es wird erzählt, daß sie an einen Grenzort im israelitischen Machtbereich zurückgebracht wird (ein geschichtlicher Kern der Fabel kann kaum abgestritten werden), aber Samuel, der Verkünder des selber voranziehenden Jhwh, holt sie nicht ein. Über all die oben erwähnten hier möglichen Motivationen hinaus wittert man das dem Erzähler Unsagbare: er will es nicht tun. Denn eine Lade, die von den Philistern erbeutet werden konnte, kann nur noch das Zeichen sein, daß Jhwh jeweils so voranzieht, wie er selber voranziehen will, so führt, wie er selber führen will, und nicht so, wie man ihn voranziehen und führen lassen möchte. Man hat Jhwh nicht, wenn man die Lade hat; gerade, wenn man ihn zu haben meint, hat man ihn nicht. Kein andrer als Jhwh selber hat seine Lade erbeuten lassen; nun hat er sie aus der Philistergewalt geholt, aber Israel will er sie nicht, noch nicht zurückgeben, denn er will nicht, daß man sich seiner bediene, statt ihm zu dienen. Nicht, daß man ihn zum Führer herbeibeschwöre oder herbeibete, will Jhwh, und nicht, daß man, um sich seiner zu bedienen, »Gottesdienst« leiste. Was er will, ist Gehorsam. »Hören ist besser als Schlachtopfer« (I , ) könnte ein echtes Samuelwort sein 67 . Gottesführung ohne Lade, das ist in der Stunde der von ihm angekündigten Katastrophe Samuels »Idee«. Es ist die nebiische. Die Priesterschaft, die das Unheil verschuldet hat, muß ausgeschaltet werden. Die Lade hatte ihren Sitz in einem von Priestern verwalteten Heiligtum; als ihr Diener hat der junge Samuel einst in ihrem Hekhal geschlafen, aber ebenda ist ihm der Zusammenbruch angesagt worden. Keine Lade – keine starre Kultbindung mehr, gelockert, freizügig der Opferdienst. Keine Lade – kein Pilgern zum dinggebundenen Orakel mehr, selber von Ort zu Ort . .
s. oben ff. u. ff. Vgl. A. Weiser, I Samuel , ZAW (), besonders .
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wandernd ist der Gottesmensch da, zu dem Jhwh redet, und der zu sagen vermag, was dessen führender Wille ist. Man kann Jhwhs Hand nicht zwingen, auch gegen die Philister nicht; das Andauern ihrer Übermacht gehört in sein Handeln und Planen auf Israel zu. Man hat ihm gesündigt; man muß bekennen und beten, man darf es. Er ist kein Scheinkönig, dem man diktieren kann, er ist der wahre Melekh. Nur wer ihn fürchtet und auf seine Stimme hört (, ), wird von ihm zum Heil geführt. Als Nabi also, von Nebiim getragen, in nebiischer Haltung erringt Samuel in der Stunde nach der Katastrophe, da nirgends mehr ein Halt scheint, die Autorität. Was hier im einzelnen geschah, ist nicht berichtet oder der Bericht ist gestrichen 68 . Das Ergebnis lesen wir , . Aber am Schluß des Kapitels, nach der späten Aufbauschung von Samuels Erfolg gegen die Philister, steht eine Notiz, in der seine Autorität als die eines Schophet beschrieben wird, und gleich danach (, ) eine, in der er seine Söhne zu Schophtim einsetzt. Daß die erste in ihrem gegenwärtigen Zusammenhang den Zweck erfüllen hilft, Samuel in die Reihe der charismatischen Heroen einzustellen und damit zugleich das Volksbegehren als ein situationsmäßig unbegründetes und müßiges zu brandmarken, ist offenbar; aber dieser Zweck hat gewiß nicht ihre Entstehung bestimmt. Nach Streichung des Schlusses von V. (der vermutlich eine Jahreszahl ersetzt hat 69 ) hat sie durchaus den Charakter einer sehr frühen Aufzeichnung, der sie von der aus mündlicher Überlieferung erwachsenen Erzählung deutlich abhebt 70 . Wir kennen dieses Nebeneinander schon aus den Charismatikersagen des Richterbuches, wo teilweise die annalistischen Vermerke (an denen sogar die künstlichen Jahreszahlen einem schon frühen Versuch der Konstruktion eines tessarakontadischen chronologischen Schemas 71 entstammen könnten) das Knochengerüst bilden, das bei den »großen« Richtern vom Fleisch der legendeneifrigen Tradition überzogen .
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Ich führe den »Bruch«, den G. Hölscher, Art. Levi, RE mit Recht in der Tradition über die Lade und in der über die Eliden feststellt, somit nicht wie er auf eine Konstruktion der Sagenerzähler zurück, die der Jerusalemer Tempellade ihre Echtheit zu sichern bestrebt seien, sondern auf das Bemühen, ein erreichtes Einvernehmen zwischen Priesterschaft und Nebiim, auf Grund dessen die Lade als wieder allseitig anerkanntes Heiligtum eingeholt werden konnte, nicht zu stören und wohl auch das Andenken Samuels zu schonen. Die antisaulidische Textbearbeitung scheint Saul als illegitim aus der chronologischen Gewaltenfolge streichen und unmittelbar auf Samuel David haben folgen lassen zu wollen; vgl. G. F. Moore, A Critical and Exegetical Commentary on Judges () XLII. Es ist derselbe Stilunterschied, den wir schon in der sumerischen Chronikliteratur finden; vgl. Güterbock a. a. O. . Vgl. W. Roscher, Die Zahl in Glauben, Brauch und Schrifttum der Semiten, in: Abhandlungen d. phil.-hist. Kl. d. Sächs. Ges. d. Wiss. Band ().
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ist, wogegen die »kleinen« eben die zu sein scheinen, bei denen aus irgendeinem Grunde eine Überlieferungssubstanz nicht oder nicht mehr verfügbar war oder auch nur der antimonarchischen Tendenz des ersten Sammlers 72 keinen Stoff bot. Merkwürdig ist nun an unserer Notiz, daß sie sich , a bei Samuel, der typologisch dieser Reihe nicht anzugliedern ist, derselben Formel bedient, die dort, nachdem beim ersten der Schophtim (, ) der ursprüngliche Sinn des schaphat in diesem Buch, das kriegerische »Rechtschaffen«, statuiert ist, verwendet wird, um auszudrücken, daß eine charismatisch erworbene Autorität auch in Friedenszeiten ausgeübt worden ist, also, von den »Kleinen« abgesehen, besonders bei Gideon und Jephtha (auch bei Debora scheint , so entstanden zu sein 73 ). Es ist hier, wie schon in der – dem Schluß der Simsongeschichte (Richter , ) entlehnten – verwandten Eli-Formel ( Samuel , ), doch wohl die bloße Tatsache der Machtnachfolge in der vorgefundenen Wortprägung ausgedrückt worden, ohne daß damit Samuel den Moschiim (vgl. Richter , , , wo auf den ersten »Rechtschaffer« zwei »Befreier« folgen, und , f., wo beide Verben vereinigt sind) angereiht werden sollte. Wohl aber ist die Bearbeitung des . Kapitels später auslegend von hier ausgegangen und hat bewirkt, daß Samuel durch einen angeblichen charismatischen Taterweis seine Schophetwürde, wenn auch nur nachträglich, beglaubigt. Damit, daß in der Notiz , ff. die Tatsache der Machtnachfolge in der vorgefundenen Wortprägung ausgedrückt sei, meine ich aber nicht, daß die typologische Übertragung des Begriffs von dem Verfasser des annalistischen Vermerks stamme. Vielmehr scheint ihr ein innergeschichtlicher Vorgang zugrunde zu liegen, über den uns die zweite Notiz (von der, wie oben erwähnt, nur , f. als ursprünglich anzusehen ist) unterrichtet. Ich glaube annehmen zu dürfen, daß der Terminus Schophet ein sehr alter ist, daß also diese von der Ruach gepackten Draufgänger, um die sich außer ihrem eigenen Stamm je nach dem Wesen der Situation und der Stärke des mitreißenden Einflusses einzelne oder mehrere nachbarliche zu scharen pflegen 74 – welche Scharung dann in der Sprache der Kampfdichtung »Israel« hieß (Richter , , ) 75 –, bereits, sämtlich oder wohl eher nur zum größten Teil, vom Volke als schophtim, das ist zunächst Führer im Kampf oder in der Guerilla, bezeichnet wurden. Ist unsere zweite Notiz zuverlässig (und es gibt kaum einen Grund, sie für unecht zu halten), . . . .
Buber, Königtum Gottes, s. oben f. Buber a. a. O. . A. Alt, Die Staatenbildung der Israeliten in Palästina () . Buber a. a. O. .
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dann scheint Samuel selbst den sich allmählich vollziehenden Bedeutungswandel des Nomens in einem politischen Akt besiegelt zu haben, indem er, der politisch titellose Volksführer (und wohl auch als Elis faktischer Machterbe der Leiter des Amphiktyonenbundes 76 ), gealtert, seine Söhne zu Schophtim, wenn auch vorerst nur in regionaler Beschränkung, einsetzte. Damit ist aus einem charismatischen ein administratives und dynastisch zu sicherndes Amt gemacht. Wie Samuel in seiner ganzen Haltung eine eigene Position gegen die der Priesterschaft als einer von Jhwh verurteilten und gestürzten Gruppe aufbaut, so versucht er hier, der priesterlichen Dynastie, der einzigen, die Israel bisher gekannt hat, eine eigene politische entgegenzustellen. Damit aber setzt er sich zu der ihn tragenden Grundanschauung in Widerspruch. Denn die primitiv-theokratische Konzeption vertrug sich nicht mit einer außerkultischen Dynastiebildung: die lockere politische Bindung der Stämme wurde als genügend erachtet, vorausgesetzt, daß das gemeinsame Glaubensverhältnis zu Jhwh als dem Melekh Israels stark genug war, um in den Zeiten äußerer Bedrohung eine schlagkräftige, wenn auch nur partielle Einheit unter der Führung des jeweils als der von Jhwh Berufene erscheinenden Charismatikers zu ermöglichen. Das Prinzip war nun bereits dadurch durchbrochen worden, daß in der allem Früheren unähnlichen Philisternot das Priestertum sich der politischen Führung bemächtigt 77 und eine nicht charismatisch, sondern sakral begründete kriegerische Unternehmung gewagt hatte, die – vielleicht nach anfänglichen lokalen Erfolgen – mit der Katastrophe endete. Nach ihr hatte Samuel – was geschichtlich wohl nur heißen kann: die nebiische Bewegung unter Samuel – das Volk zu geschlossener heiliger Wehr aufzurühren versucht, aber durch das Ergreifen der Macht (in einem nur dürftigen Sinne freilich) bei Ausbleiben des Taterweises sich von der Grundanschauung praktisch nur noch weiter entfernt. Die Vorbereitung einer charismatisch in keiner Weise legitimierten Suffetendynastie lenkt vollends von ihr ab. Samuel hat sich 78 dadurch, daß auf seine opfernde und betende Intervention hin eine Mil. .
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Vgl. Noth, a. a. O. f., Alt, a. a. O. . W. F. Albright, Excavations and Results at Tell el-Ful, BASOR () , will dies nicht Eli zuschreiben, »der gleichförmig als eine schwache, wiewohl vortreffliche Seele geschildert wird« (? man kann aus den Mängeln des Mannes als Familienhaupt nicht wohl auf seinen Mangel an politischer Unternehmungslust schließen!), sondern eher seinem wohl unmittelbaren Vorgänger Pinchas (Ri , ). Aber ein solches Vorhaben kann, zumal da es anscheinend vorher in Israel keinerlei priesterliche Hegemonie gegeben hat, schwerlich anders als in einer außenpolitischen Notzeit gelingen, wo eben der, der das gefährliche Abenteuer zu befehligen wagt, als Befehlshaber anerkannt wird. vgl. oben f..
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derung erfolgte, durch den Gott bestätigt erfahren; aber seine spätere Politik ist eine folgerichtige früh-nebiische Theopolitik nicht mehr. Dies erst fügt zur äußeren Krisis die innere. Das außenpolitische Nichtvollbringen und der innerpolitische Dynastierungsversuch geben zusammen den Hintergrund des Volks- oder vielmehr Volksvertretungs-Begehrens ab. Die drückende Abhängigkeit von den Philistern hätte vermutlich nicht ausgereicht, die Ältesten zu ihrem außergewöhnlichen Entschluß zu bewegen; die Kränkung der zwar sehr beeinträchtigten, aber nicht abgestorbenen »beduinischen« Freiheitslust, der anthropologischen Grundlage der primitiven unmittelbaren Theokratie, kommt auslösend hinzu, so daß der sekundäre Teil von , doch auf ein überliefertes, zwar unausgesprochenes, aber mitwirkendes Motiv hinzuzeigen scheint. »Soll’s eine Dynastie geben, dann soll’s aber auch eine rechte sein, wie alle Völker sie haben, dann wollen wir um diesen Preis einen König kriegen, der uns zu einem unabhängigen Staatswesen verhilft!« – so etwa denken die Scheichs. Sie wollen in einer Situation, in der man es nicht mehr bloß »mit einer akuten Gefahr, sondern mit einem schon chronisch gewordenen System fremder Herrschaft« zu tun hat 79 , entgegen dem Beter und Mahner einen alle Kräfte zusammenreißenden und siegreich vortragenden Führer und entgegen der pseudoschophtischen Organisation eine zuverlässige Zentralisierung. Sie wollen vielleicht sogar wirklich die Dynastie selbst, weil das Land nach all dem Wirrwarr eine anerkannte Stetigkeit der Ordnung, also eine vererbliche Charismatik braucht 80 , und insbesondere, weil die geschichtliche Lage nicht bloß eine Überwindung des Partikularismus, sondern auch die Begründung einer Kontinuität der Heeresordnung erfordert, wie sie nur durch das dynastische Prinzip gewährleistet werden zu können scheint. Aber sie wollen damit auch etwas jene samuelische Idee eigentümlich Überholendes. »Gottesführung ohne Lade«, so ließ sich die Krisenlosung der Nebiim umschreiben, aber die Folge war: kein Befreiungswagnis, keine Möglichkeit einer offensiven Unternehmung mehr. »Da die Lade nicht voranziehen kann, muß ein Melekh voranziehen«, so reden die Ältesten. Sie sind auf der Suche nach einem unverlierbaren Charisma. Sie kehren das Gideon-Motiv (Richter , ) um: das Angebot geht der Tat voraus; sie nehmen das Jephtha-Motiv (Richter , ) auf breiter völkischer Ebene wieder auf – aber die Aufforderung ergeht an einen, der erst gefunden werden soll. Dies ist das Neue. Böten sie, wie man oft annimmt, erst dem Sieger im Ammoniterkampf (oder gar dem im Philisterkrieg) die Krone, . .
Alt a. a. O. . vgl. Königtum Gottes, s. oben f.
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so wäre das keine »unvorhergesehene Wendung« 81 ; denn ob Gideon, wie ich meine 82 , das Königtum ablehnt oder, wie man gewöhnlich urteilt, es annimmt, das Angebot an ihn sieht jedenfalls geschichtsecht aus. Vollendet aber hier, wie Alt richtig kennzeichnet, »erst das Nebeneinander von Designation durch den Gott und Akklamation durch das Volk den Hergang der Staatsbildung und führt auf immer über das Bisherige hinaus«, so ist die Designation nicht als »das Alte« zum Unterschied vom »Neuen« der Akklamation zu fassen. Denn erst hier gibt es eine göttliche Designation zum Melekh: keiner der früheren Charismatiker ist dazu designiert worden, auch in der Gideongeschichte berechtigt nichts, die Berufung des Helden so zu fassen 83 . Eher also ist die Designation als das Neue zu verstehen, genauer: die sakramentale Designation, aber auch: die verlangte Designation. Daß die Problematik der Situation von der Volksvertreterschaft aus an die außenpolitisch ohnmächtige und innenpolitisch widerspruchverstrickte nebiische Führung herantritt, daß diese, erst der drängenden Problematik sich weigernd, sie dann doch erkennt, anerkennt und auf sie eingeht, nun aber auch im großen Sinn initiativ handelt, die neue Institution als eine sakramental auftragsgegründete und auftragsbedingte einsetzt und sich in einer Verfassung ihre eigne Zuständigkeit in allen den Bereich des Heiligen berührenden politischen Belangen verbürgen läßt, das ist, dünkt mich, wenn erst der Text vom Beiwerk gelöst ist, von zwingender Geschichtswahrheit 84 . Die nebiische Führung, die ihre revolutionäre Aufgabe nicht zu erfüllen vermocht hatte, muß ihre gewohnte Ansicht einer höheren Einsicht beugen (I , , f.), muß Macht und Programm in einem opfern; sie behält sich nichts vor als die Festlegung einer programmtreuen Machtbeschränkung des neuen Königtums und die Möglichkeit, sie jeweils geltend zu machen. Diese Möglichkeit wird bald zu einer nur noch in der Form der Opposition gegebenen; die kritische Oberhoheit schwindet bald, in der Episode der davidischen Rezeption besteht noch ein zugestandenes Recht auf Kritik, bald gibt es auch dies nicht mehr, aber die den Beauftragten am Auftrag messende Kritik bleibt, mit personhaftem Einsatz kämpfend, und wo es not tut, martyriumbereit. Aber – noch einmal erhebt sich hier die alte Frage – darf man den Nebiim-»Horden« der Samuelzeit »Ansicht« und »Programm« im Sinn einer theokratischen Grundanschauung zuschreiben, und gar eine, die sich in einer politisch realen Situation als Widerstand gegen die Errich. . . .
Alt a. a. O. . vgl. Buber a. a. O. f. u. . Gegen Alt a. a. O. . Vgl. u. a. R. Kittel, Geschichte des Volkes Israel (6) ff.
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tung eines Königtums auswirkt? Ich habe bereits darauf hingewiesen, daß man grundsätzlich theokratisch im primitiven Sinn und theokratistisch im reflektierten voneinander unterscheiden muß. Es ist der religionsgeschichtlich wesenhafte Unterschied zwischen vitalem Bekenntnis, das sich kaum noch als solches ausspricht, sondern eben jeweils in dem entsprechenden situationsmäßigen Verhalten bekundet und nur etwa in außerordentlichen Momenten sein frühes Wort sich prägt, und dogmatisierendem Bekenntnis, das auf Grund vergegenwärtigender geistiger Wiederholung des vitalen nach gültiger Formulierung und Verkündigung strebt; der Unterschied zwischen impliziter und expliziter Lehre. Theokratisch im primitiven Sinn, das bedeutet, wie wir es z. B. von vor- und frühislamischem Beduinentum kennen 85 , keine andere Herrschaft über sich als die göttliche allein anerkennen und damit die obrigkeitlichen Einrichtungen auf ein Mindestmaß beschränken. Auf Israel übertragen bedeutet das: Wahrung der alten Stammesverfassung – mit Ausnahme des Bereichs, der um der einheitlichen Herrschaft Jhwhs und ihrer Verwirklichung willen aktiv-einheitlich bleiben muß, das ist eines sakral gebürgten Stämmebundes, »Israel« genannt, der nicht bloß kultischen Charakter tragen darf, sondern angerufen wird, wenn, sei es in der Bedrohung einzelner Glieder von außen, sei es der des Gottesrechts und der Gottesordnung von innen, die Gemeinschaft bedroht erscheint. Es bedeutet weiter: keine festgelegte Stetigkeit einer menschlichen Führung, an Befehls- und Vollstreckungsgewalten nur das Nötigste, im wesentlichen wohl noch in den Organisationsformen des halbnomadischen Lebens, aber jeweils, wo sich einer in Notzeiten durch eine kühne Befreiertat, durch erfolgreiches Aufgebot etlicher Stämme als charismatisch berufen erwiesen hat, Zugestehung einer gewissen, nicht offiziell beglaubigten, nur eben faktisch geltenden Autorität, des »Richtertums«. Während sich anderswo aus einem erblich gewordenen Häuptlingtum allmählich, im Maße der fortschreitenden Änderung der sozialen Voraussetzungen, der Ausbildung einer städtischen Wirtschaft, ein Erbkönigtum entwickelt, kann hier nur eine Krisis die Wandlung herbeiführen. Die Problematik des sozusagen zur Einrichtung gewordenen Interregnums, das, weit entfernt die von den Führern gemeinte reine Darstellung der Gottesherrschaft zu sein, den Zerfall fördert, arbeitet ihr vor 86. Die Parole »keine andere Herrschaft als die göttliche allein« ist eben die höchste und die fragwürdigste, die es gibt 87 . Der Edle hat sie im Blut und lebt aus ihr, der Gemeine hat sie im Mund und mißbraucht sie; und wo . . .
vgl. Buber a. a. O. ff. u. ff. Buber a. a. O. . Buber a. a. O. ff. u. f.
[Der Gesalbte]
der Zwang fehlt, kommt alles darauf an, wie die Ungezwungenheit der Bürger aussieht. Da sind diese landsuchenden Scharen, die von der geschichtlich einmaligen (und, wenn wir der Auszugserzählung vertrauen dürfen, nur bedingt wirksamen) Kraft einer das »Unmögliche« vollbringenden Führung zusammen- und mitgerissen worden sind. Soll aus ihnen ein rechtschaffenes Gemeinwesen erstehen, dann tut weiter nichts not als das Ungeheure, daß die Parole ernst genommen werde. Die Parole ist wahrscheinlich, wie ich in »Königtum Gottes« dargelegt habe 88 , den frühen wandernden Semiten gemeinsam gewesen: der Gott führt. Wie anderswo, in Aram, in Moab, sich das geschichtliche Schicksal der Parole gestaltete, wissen wir nicht; vermutlich hat sich hier schon auf der Wanderung selbst eine konstante, sich vom Gott nur decken lassende Befehlsgewalt, ein dynastisch gesichertes zentrales Häuptlingtum eingesetzt. (Damit verhält es sich zuweilen wie in dem indischen Märchen 89 , wo in einer Schar von Hirten plötzlich einer von ihnen, »auf einem Stein als Thron sitzend«, den andern sagt, er sei ihr König, und sie fortan beherrscht, »denn wie könnte unsereiner es wagen, den Befehl des Herrn zu übertreten!«) Von Israel wissen wir, daß es ein Ernstnehmen und den natürlichen Widerstand dagegen geschichtslang gegeben hat; wir wissen nur nicht, wann beides anfing, – vermutlich zugleich mit »Israel«. Den Namen der Menschenart, der Gruppe oder der Bewegung, die in dem historischen Zeitalter zum Ernstnehmen und Verwirklichen der Gottesführung aufgerufen hat, kennen wir; er ist identisch mit dem jener »Ekstatikerhorden«. »Ekstatisch« muß es dabei schon zugegangen sein, um den Widerstand des dem Ernstnehmen einer im übrigen bequemen Parole abholden Elements, wenn auch nicht zu brechen, so doch zuweilen zu überfluten; und auch Horden mag man sie nennen, da in ihnen der echte Geist der nomadisierenden Ära fortlebte und neuen zeitgerechten Ausdruck gewann. Aber die Problematik erreicht sie selber, sowie gegen die befestigte Oberhoheit der Philister als einzige Rettungsmöglichkeit die Errichtung einer neuen, zuverlässigeren, in Raum und Zeit lückenlos wirksamen Volkseinheit erscheint. Anfangs versuchte man ja auch diesem Feind mit den alten Mitteln standzuhalten. Als er zuerst gegen Dan vorstieß, gab es offenbar verschworene Berserker, die sich gewaltig wehrten; aber die Guerilla war ohnmächtig gegen die Schlachtordnung und den Eisenspeer der Philister. Hernach, da Dan hatte wandern müssen und die Bedrohung des Ganzen bedrängend spürbar wurde, sammelten sich alle oder doch große . .
Buber ff. Brockhaus, Die Märchensammlung des Somadeva Bhatta () f.
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Samuel und die Abfolge der Gewalten
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Kräfte des Volkes unter der Führung der offiziellen Vetreterschaft Jhwhs, der Priesterschaft, unter der Führung der Lade zu einer frontalen Anstrengung, – die katastrophal verlief. Eli bedeutet den in außerordentlicher Situation unternommenen Versuch, die einzige schon bestehende konstante, wenn auch sehr unzulängliche Zentralisierung, die priesterliche, zu einer politischen zu machen. Es ist der erste Versuch einer Materialisierung der Theokratie als Hierokratie, durch Ausnutzung der anerkannten Orakel-Autorität und der Lade als kriegerischer Mächtigkeit. Ein solcher Versuch ist auf kriegerischen Erweis angewiesen. Die Katastrophe machte durch den Verlust der Lade der ganzen priesterlichen Unternehmung ein Ende. Nun wagte es Samuel mit seinen Nebiim, dem einzigen verbliebenen Kern einer volkhaften Tätigkeit, eine innere Konsolidierung mit einer neuen Gestalt der Gottesführung zu schaffen, und sie gelang; aber die von der Aufgabe unablösbare Verteidigung nach außen war notdürftig und vermochte die Abhängigkeit nicht zu mildern. Wie Eli den Versuch einer Politisierung der priesterlichen Autorität, so bedeutet Samuel den einer Stabilisierung der charismatischen Macht. Er scheitert, erstens, weil er kein Charismatiker im Sinn der alten Moschiim, also nicht wie sie durch den nebiischen Stand hindurch geschritten, sondern in ihm verblieben ist (was die Bearbeitung des . Kapitels zu verhüllen strebt), und zweitens, weil für den altorientalischen Glauben an konstante, personüberdauernde, d. h. erbliche Charismatik in der nebiischen Sphäre die objektiven und subjektiven Voraussetzungen fehlen, die erst durch das sakramental ermächtigte Königtum gegeben sein werden. In dieser Stunde wird die nebiische Leitung von einem Vorschlag überrascht, der von der unter der Philistergewalt am direktesten leidenden und wohl auch am stärksten zivilisationsbewußten und entnomadisierten Gerusie ausgeht und um einer nach außen wirksamen Einheit willen den Verzicht auf die Parole verlangt: nicht mehr »keine andere Herrschaft als die göttliche allein«, da offenbar der Gott selber sie verleugnet, sondern ein von ihm erwählter tatverläßlicher menschlicher Melekh. Jetzt erfaßt die Problematik auch die nebiische Mitte. Das einige siegreiche Handeln gegen die Feinde Jhwhs (Richter , ) ist ihr eigenes ausgerufenes Ziel; aber darf das Ernstnehmen der unmittelbaren Gottesführung ihm geopfert werden, darf man einen Menschen zum Herrn über sich setzen? Die erste Regung des Nabi oder der Nebiim ist die Ablehnung; sie schützen das Wort, sie stellen sich vor ihren Gott. Aber »Gott will nicht, daß man sich vor ihn stelle«. Die Nebiim beugen sich. Sie verzichten auf die Parole der Gottesherrschaft, um die Wirklichkeit der Gottesherrschaft zu wahren. Das scheint mir der geistesgeschichtliche Sinn der »Salbung« zu sein.
Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde Der Mensch, der sich, ohne sich sonderlich zu besinnen, vom Lebensgetriebe tragen läßt, findet sich doch zuweilen in einer Stunde, zwischen der und seiner persönlichen Zukunft eine besondere und eben auch besonders fragliche Verbindung sich zeigt, mit der er sich unversehens konfrontiert sieht. Unter den Möglichkeiten des Reagierens ragen zwei wesenhaft hervor. Der Mensch, von dem ich rede, kann jetzt, im nächsten Nu, dem Schlendrian absagen, die vergessenen Urkräfte aus ihren Verstecken holen und die Entscheidung treffen, die der Situation antwortet; er hegt die bisher nicht geahnte Gewißheit, so teilhaben zu dürfen an der faktischen Entscheidung, die auf dem Grunde des Werdens über die Beschaffenheit der nächstfolgenden Stunde und damit in irgendeinem Maße auch über die Beschaffenheit der künftigen Stunden getroffen wird. Oder aber er verscheucht alle Anwandlungen dieser Art und beschließt, sich, wie man sagt, nichts vorzumachen, nichts über die Situation, die eben eine verfahrene Situation sei, und nichts über sich selber, der eben ein verfallener Mensch sei – hänge doch alles mit allem unüberwindlich zusammen und sei doch nirgends eine Lücke, die sich einem Eingriff böte; so überläßt er sich erneut, nunmehr aber, wie er meint, aus gewonnener Einsicht dem Getriebe. Versetzen wir, von allen Differenzen und Komplikationen absehend, die Stunde mit den ihr einwohnenden Möglichkeiten dieser einander polar entgegengesetzten menschlichen Grundhaltungen aus dem Bereich der Biographie in den der Geschichte, und wir blicken in eine Problematik, in die zu blicken uns heilsam zu sein vermag. Von wo aus aber ist diese Problematik zulänglich zu erfassen, wie es not tut, damit wir, geklärten Gemüts in die Tiefe der Wirklichkeit schauend, zwischen Wahlbejahung und Wahlverneinung die rechte Wahl treffen? Woher wird uns geholfen, über das Dilemma hinaus zu gelangen, dessen diskursiver Ausdruck der uralte Philosophenstreit zwischen indeterministischer und deterministischer Weltsicht ist? Es steht nicht in der Macht der philosophischen Dialektik, uns diese Hilfe zu bieten; das Höchste, was ihr hier zu erreichen gegeben ist, ist doch, die beiden Aspekte, statt sie gegeneinander zu setzen, als die beiden unvereinbar-vereinbaren Seiten des einen Geschehens zu verstehen. Damit wird sie freilich der Lebenserfahrung gerecht, in der der Augenblick des zur Handlung Ansetzens vom Wissen um die Freiheit erleuchtet und der Augenblick des Gehan-
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delthabens von der Erkenntnis der Notwendigkeit beschattet ist. Aber wo es nicht mehr um Aspekte, weder erlebte noch gedachte, und nicht mehr um ihre Verknüpfung miteinander, sondern um die innerste Vertrauensfrage der Seele geht, reicht all dies nicht zu, uns zu führen. Diese Frage lautet: Wage ich das schlüssigerweise Unmögliche oder füge ich mich ins Unvermeidliche? Wage ich es, anders zu werden als ich bin, vertrauend, daß ich in der Eigentlichkeit eben doch anders bin und dies nur so erproben kann, oder nehme ich das Hindernis meiner Gegenwart als das Hindernis meiner Ewigkeit zur Kenntnis? Und aus dem Bereich der Biographie in den der Geschichte versetzt: erfährt eine geschichtliche Stunde ihre wirklichen Grenzen je anders, als indem sie die ihr geläufigen zu überschreiten sich unterfängt? Stiftet sich unsere Zukunft immer neu oder ist sie unrettbar verhängt? Für diese innerste Innerlichkeit unserer Praxis gibt es keine andere Hilfe als die des Vertrauens selber oder, um es mit seinem sakralen Namen zu nennen, des Glaubens. Aber nicht unsres eignen personhaften Glaubens allein. Auch die Geschichte des menschlichen Glaubens leistet uns Hilfe. Nur eben keine eindeutige Hilfe solcher Art, daß uns das Rechte einfach in historischer Realisierung vor die Augen gestellt würde als eine Wahrheit, der kein Widerspruch entgegensteht. Wohl aber vermag sich im Blick in die Glaubensgeschichte des Menschen der Gegensatz der beiden Möglichkeiten so zu erhellen, daß die Entscheidung zwischen ihnen sich in einem großen Lichte begeben kann. In der Geschichte des Glaubens findet mein Glaube einen unersetzlichen Beistand auch da, wo er nur auf eine neue Weise zu wählen bekommt.
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In der Glaubensgeschichte des Judentums haben sich die zwei Grundhaltungen, in die Reinheit und Unbedingtheit der religiösen Sphäre erhoben, in zwei großen Geisteserscheinungen verkörpert, denen, kraft dieser Reinheit und Unbedingtheit, für den Weg des Menschen in der Welt und vornehmlich für das gegenwärtige Wegstück eine kaum tief genug zu erfassende Bedeutung zukommt. Diese Verkörperungen sind die Prophetie im Zeitalter der Könige Judas und Israels und die Apokalyptik jüdischer und jüdisch-christlicher Prägung im Zeitalter des späten Hellenismus und seines Untergangs. Es geht hier also nicht um die wechselnden historischen Vorgänge und das vom mitlebenden Propheten oder Apokalyptiker über sie unter Berufung auf die Gottheit gefällte Urteil, sondern um zwei wesensverschiedene Sichten,
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von denen aus die prophetischen Sprüche einerseits und die apokalyptischen Texte anderseits zu verstehen sind. Beiden ist der Glaube an den einen Herrn der vergangenen, gegenwärtigen und künftigen Geschichte alles Seienden gemein, beide sind seines Willens gewiß, seiner Schöpfung das Heil zu schenken; aber wie sich dieser Wille dem trächtigen Augenblick gegenüber bekundet, in dem der Sprecher spricht, in welcher Beziehung zum Kommenden dieser Augenblick gesehen wird, welcher Anteil an dieser Beziehung den Menschen, zunächst also den Hörern des Sprechers, zugestanden wird, darin gehen die prophetische und die apokalyptische Botschaft wesentlich auseinander. Dieser Unterschied ist, wie gesagt, keineswegs bloß historisch belangreich: er hat jede Generation, in eigentümlicher Weise aber die unsere, etwas Letztwichtiges zu lehren. Um dies hervortreten zu lassen, muß ich von allem Untypischen, so elementar bedeutsam es sonst auch ist, absehen, davon also, welche apokalyptischen Momente hie und da schon bei den klassischen Propheten, welche prophetischen hie und da noch bei späten Apokalyptikern zu finden sind; ich muß den essentiellen Unterschied der Grundhaltungen an eindeutigen Beispielen aufzeigen.
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In einer Zeit, da die äußere und innere Krisis des Reiches Juda sich in großen Zeichen zu manifestieren beginnt, etwa zwanzig Jahre vor der Zerstörung Jerusalems durch die Chaldäer, vernimmt Jeremia den göttlichen Befehl, zur Werkstatt des Töpfers drunten im Tal zu gehen; dort wolle Gott zu ihm reden. Wir verstehen, was gemeint ist: der Prophet solle eine Wirklichkeit anschauen, die ihm mitten im Anschauen zum offenbarenden Gleichnis werden soll. Er begibt sich hinab und sieht, wie der Töpfer den Ton auf der Doppelradscheibe bearbeitet. »Und verdarb das Gefäß, das er machte, noch im Ton, in des Töpfers Hand, dann machte er daraus wieder ein andres Gefäß, gleichwies zu machen rechtdünkt des Töpfers Augen.« Dreimal wird uns, in dem großen biblischen Wiederholungsstil, das Wort »machen« eingehämmert: um die Souveränität des Machens geht es hier. Im Anschauen dieser Souveränität empfängt Jeremia den Gottesspruch, in dem erneut Mal um Mal jenes Verb wiederkehrt: »Vermag ich nicht wie dieser Töpfer es mit euch zu machen, Haus Israel?! Da, wie der Ton in der Töpferhand, so seid in meiner Hand ihr, Haus Israel! Im Nu rede ich über ein Volk, über ein Königreich, auszureuten, einzureißen, abzuschwenden, – aber kehrt jenes Volk um von seiner Bosheit, derentwegen ich über es redete, lasse ichs mir leid sein des Bösen, das für
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es zu machen ich plante. Und wieder im Nu rede ich über ein Volk, über ein Königreich, aufzubauen, einzupflanzen, aber macht es das in meinen Augen Böse, daß ungehört bleibt meine Stimme, lasse ichs mir leid sein des Guten, damit ihm gutzutun ich gesprochen habe.« Wir müssen uns gegenwärtig halten, daß in eben dieser verbalen Sprache etwa zwei Jahrzehnte vorher der junge Jeremia seine Berufung zum »Künder an die Völker« empfangen hatte. »Wohin all ich dich schicke«, wurde ihm da gesagt, »wirst du gehen, was all ich dir entbiete, wirst du reden.« Und während er an seinem Mund die Berührung eines Fingers spürte, hörte er weiter: »Ich gebe meine Reden in deinen Mund, sieh, ich verordne dich an diesem Tag über die Völker, über die Königreiche, auszureuten, einzureißen, abzuschwenden, hinzuschleifen, zu bauen, zu pflanzen.« Jene Mitteilung an ihn als den erwählten Nabi, den »Künder«, das heißt: den Aussprecher des Himmelsspruchs auf Erden, wird ihm nun, unter genauem Bezug auf die Sprache der Berufung, in ihrem Sinn erschlossen, während vor ihm die untere Töpferscheibe kreist und auf der oberen die Gefäße geformt werden, die geratenen, um in der Welt zu bestehen, die mißratenen, um verworfen und neugeformt zu werden. So arbeitet der göttliche Töpfer an den geschichtlichen Gestalten und Geschicken der Menschenvölker. Aber diese seine Werke können seinem Willen nach selber wollen, können selber tun und lassen, mit diesem ihrem von ihnen gewollten Tun und Lassen rühren sie an das Werk des Werkers; von urher hat er es ihnen gewährt, und in aller Souveränität seines Bildens und Vernichtens gibt er ihnen nun doch eben damit, bildend, vernichtend, die Antwort. Es »leidet ihn« des geplanten Guten, wenn sie sich von ihm abkehren; es leidet ihn des geplanten Übels, wenn sie zu ihm umkehren. Das Verb, das diesen Vorgang im Herzen der Gottheit ausdrückt, darf man nicht mit »bereuen« wiedergeben. Es bedeutet ursprünglich etwa seufzen oder stöhnen, sodann daran leiden, was geschehen ist oder geschehen soll (daher dann auch: Leidenstrost empfangen). So läßt in der Erzählung der Sintflut Gott es sich leid sein, daß er die Menschen machte, und doch rettet er Menschheit und gründet sie aufs neue. Der Künder aber, dieses Geschöpf, das er, Gott, einmal anredet: »Wie mein Mund sollst du sein«, gehört mit ins Geschehen. Denn ihm liegt jeweils zu sagen ob, »was Gott im Werk hat«, wie es in der Weissagung Bileams heißt (Numeri , ), – es denen zu sagen, die es angeht. Er kann das jedoch auf zweierlei Weise tun. Die eine Weise ist die offenkundige Alternative. So hören wir Jeremia Mal um Mal zu seinem Volke reden, am unmittelbarsten, wenn er ihnen den knappen Gottesspruch übergibt: »Bessert eure Wege und eure Geschäfte, und wohnen lasse ich euch an diesem Ort.« Wenn aber die so Angerufenen dem Ruf beharrlich wider-
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streben, verstummt die Alternativik, und die nahende Katastrophe wird wie ein unabänderliches Verhängnis angesagt. Und doch bleibt sogar in dieser Ansage noch die Pforte der Gnade für die menschliche Wesensumkehr offen. Der realen Wirkungskraft des dialogischen Verhältnisses zwischen Gottheit und Menschheit, darin auf die Wesensumkehr das Erbarmen antworten kann, ist auch hier noch kein Ende gesetzt. Diese dialogische Tiefe der Gegenseitigkeit von Himmel und Erde wird in der Prophetie Israels, von der Frühzeit an bis mitunter noch in die nachexilische Epoche, durch eine jener sinnerfüllten Wort-Wiederholungen und Wort-Entsprechungen, an denen die hebräische Bibel so reich ist, zum stärksten Ausdruck gebracht. Die Wesensumkehr des Menschen und die göttliche Erwiderung werden gern mit dem gleichen Verb bezeichnet, einem Verb, das, wie sich abkehren so auch umkehren, aber auch wiederkehren und sich zukehren bedeuten kann und dessen Bedeutungsfülle in den Texten ausgewertet wird. Schon bei einem der frühesten Schriftpropheten, bei Hosea, hören wir zunächst Gott sprechen: »Kehre um, Israel, hin zum Herrn deinem Gott« und nochmals »Kehret um«, dann heißt es (ebenso wie später bei Jeremia): »Ich werde ihre Abkehrung heilen«, nun aber folgt: »Ich werde sie willig lieben, ja, mein Zorn kehrt sich von ihm ab.« Diese durch die Wiederholung des Verbs ausgedrückte Entsprechung zwischen der Handlung des Menschen und der Handlung Gottes, der gar nicht kausale, vielmehr rein dialogische Zusammenhang zwischen beiden setzt sich in deutlicher Stiltradition bis ins nachexilische Zeitalter fort. Der späte, aber wortmächtige Prophet Joel sieht in seiner Vision einen furchtbaren Feind nahen, doch auf die Schilderung des drohenden Überfalls folgt der Spruch Gottes »Kehret um zu mir mit all eurem Herzen«, dann wird nochmals gesagt: »Kehret um zum Herrn eurem Gott«, nun aber heißt es: »Wer weiß, er kehrt um, läßt sichs leid sein.« Die gleiche Wendung »Wer weiß« als Ausdruck der scheuen Hoffnung der Umkehrenden finden wir noch in der späten Märchengeschichte von Jona wieder, die mir – entgegen der herrschenden Auffassung – aus einer Zeit zu stammen scheint, in der es immerhin noch einen lebendigen Sinn hatte, den Leuten klarzumachen, daß der echte Prophet nicht zu wahrsagen, sondern die Menschen mit der Alternativik der Entscheidung zu konfrontieren hat. Es ist nicht freie Literatur, sondern bei aller Epigonik doch ein reales Ausklingen der prophetischen Sprache in der Gestalt eines ehrfürchtigen Paradigmas, wenn hier der König der Niniviten erst sein Volk, dem soeben für ein genaues Datum der Untergang angesagt worden ist, aufruft: »Umkehren soll jedermann von seinem bösen Weg«, und dann hinzufügt: »Wer weiß, umkehren möchte Gott, er möchte sichs leid sein
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lassen und möchte umkehren vom Flammen seines Zorns, und wir schwinden nicht.« Was für eine Anschauung vom Walten des Waltenden liegt alledem zugrunde? Offenbar eine, die das Geheimnis des dialogischen Umgangs zwischen Gott und Mensch vor allem Verlangen nach dogmatischer Verkapselung behüten will. Das Geheimnis ist das der Erschaffung des Menschen als eines Wesens, das mächtig ist, zwischen den Wegen faktisch zu wählen, und das immer wieder und immer noch zwischen ihnen zu wählen mächtig ist; denn nur ein solches Wesen taugt zum Gesprächspartner Gottes in der Geschichte. Die Zukunft ist nicht festgelegt, denn Gott will den Menschen als einen, der in aller Freiheit zu ihm zu kommen, ja auch noch aus der äußersten Verlorenheit zu ihm umzukehren vermag und dann eben wirklich bei ihm ist. Dies ist das prophetische Theologem, das als solches nie geäußert wird, aber in die Grundfesten des Prophetentums eingemauert ist. Ein apokryphes Evangelienfragment judenchristlicher Herkunft läßt den heiligen Geist in der Stunde der Jordantaufe zu Jesus sprechen, er habe »in allen Propheten« auf ihn gewartet. Dieses geschichtliche Warten des Geistes auf die Erfüllung der Schöpfungsabsicht durch den Menschen ist der Lebensatem der Prophetie. Der prophetische Glaube involviert den Glauben an den f a k t i s c h e n Charakter der menschlichen Existenz als einer, die der Transzendenz faktisch begegnet. Die Prophetie hat auf ihre Art ausgesprochen, daß das Sonderwesen Mensch zu einem Überraschungszentrum der Schöpfung erschaffen ist. Weil und solange es den Menschen gibt, kann von der Welt aus in jeder noch so späten Stunde, wie zum Unheil so zum Heil, faktische Wendung geschehn. Diese Botschaft ist von der Prophetie an alle künftigen Geschlechter entsandt worden, an jedes in dessen Sprache.
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Mancherlei denkwürdige Mischformen führen aus der Geschichtssphäre der Prophetie in die der Apokalyptik, aber es gehört nicht zu meiner heutigen Aufgabe, sie zu erörtern. Einer einzigen Erscheinung muß ich jedoch gedenken, weil sie durchaus keine Übergangsform, sondern die Ausnahme bedeutet. Ich meine jenen namenlosen Propheten des babylonischen Exils, dem man, nicht bloß weil seine Weissagungen ins Buch Jesaja aufgenommen worden sind, sondern auch weil er selber sich offenbar als posthumer Jünger Jesajas verstand, nach diesem bezeichnet hat. Er ist unter den Propheten der Mann, der die Weltgeschichte zu künden hat, und
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zwar als die göttlich vorbestimmte Geschichte der Welt. An die Stelle des Dialogs zwischen Gott und Volk ist der Zuspruch des die Erlösung Bereitenden an die von ihm zu Erlösenden getreten, und Gott spricht als einer, der alles, was sich jetzt geschichtlich begibt, wie die Umwälzungen in der Völkerwelt, so die damit verknüpfte Befreiung Israels, nicht bloß vorgewußt, sondern auch vorausgesagt hat. Für eine Alternativik ist hier kein Raum mehr: es wird von einer Zukunft geredet, die von je feststeht. Diese Wandlung der prophetischen Perspektivik ist »Deuterojesaja« dadurch erleichtert worden, daß er sich über die Jahrhunderte hinweg an den großen Künder angeschlossen hatte, der sich – wie die von ihm verfaßte Denkschrift bezeugt – immer wieder in die grausame Pflicht genommen wußte, dem Volke die Dimension der Alternativik vorzuenthalten, und sie oft nur in Sinnbildern äußern durfte. Eigentlich ermöglicht aber war die Wandlung durch den unerhört neuen Charakter der geschichtlichen Stunde. Hier zum ersten Male hatte ein Prophet eine durch das Leiden des Volkes vollzogene Sühne zu verkündigen. Die Schuld ist gesühnt, ein Neues beginnt, im Atemanhalten der Geschichte schweigt die Alternativik. In diesem Augenblick gilt es nicht mehr, als Volk zwischen zwei Wegen zu wählen, sondern als der Einzelne den neuen, höheren Beruf zu ergreifen, der durch die Reihe der »Gottesknechte« erfüllt werden soll, eine Reihe, an deren Anfang der Sprecher sich selber sieht. Hier ist für eine schuldverstrickte und sühneferne Zeit wie die unsre Großes zu lernen, aber nichts unmittelbar zu entnehmen. Ein unserm Willen Entrücktes strahlt uns hier tröstlich an.
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Wenn wir die geistesgeschichtlichen Kategorien Prophetie und Apokalyptik in der größtmöglichen Reinheit ihrer Eigentümlichkeiten einander gegenüberstellen wollen, tun wir nun gut, wie wir für die Prophetie von Jeremia als dem die prophetische Sicht von Gegenwart und Zukunft im genauen Sinn Vollendenden ausgegangen sind, so auch zur Vertretung der Apokalyptik eins von ihren zwei reifsten Spätwerken, der JohannesOffenbarung und dem sogenannten . Buch Esra, zu wählen. Obgleich das den christlichen Kanon abschließende Werk das bedeutendere von beiden ist, ziehe ich doch für unseren Zweck das andere vor, weil uns hier der vollere Einblick in das Verhältnis des Sprechers zur geschehenden Geschichte gewährt ist. Das Buch, von dem man mit einiger Sicherheit sagen kann, daß seine älteren Bestandteile um die Mitte des . nachchristlichen Jahrhunderts entstanden sind, hat seine endgültige Form offenbar erst
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Jahrzehnte nach der Zerstörung Jerusalems durch die Römer erhalten; aber der Sprecher gibt sich für einen im Zeitalter nach der Zerstörung Jerusalems durch die Chaldäer Lebenden aus, für ein Mitglied des Königshauses im Exil. Dieses den meisten Apokalyptikern gemeinsame Moment der literarischen Fiktion ist keineswegs ein sekundäres: die wirkliche geschichtlich-biographische Situation, in der der Sprecher spricht, wird mit Bedacht durch eine fremde, nur eben als eine der seinen analoge übernommene Situation ersetzt. Das führt uns schon in die Tiefe der Problematik. Denn die Stunde, an der das prophetische Wort uns teilnehmen läßt, ist ja die der wirklichen Entscheidung, zu der der Prophet die von ihm Angeredeten aufruft, nicht selten unter der Gefahr des Martyriums. In der Welt der Apokalyptik gibt es diese gegenwärtige geschichtlich-biographische Stunde kaum je, weil es eben hier nicht um Entscheidung von Menschen als Faktor der historisch-überhistorischen Entscheidung geht. Der Prophet redet zu Personen, die ihn hören, die ihn hören sollen, zu denen als zu seinen Hörern er sich gesandt weiß, um sie in die strenge Alternativik der Stunde zu stellen; auch wenn er etwas niederschreibt oder niederschreiben läßt, schon Gesprochenes oder noch Ungesprochenes, ist es immer für bestimmte Menschen bestimmt, um sie unmittelbar, als wären sie Hörer, zu veranlassen, die Entscheidungsdichte ihrer Situation zu erkennen und danach zu handeln. Der Apokalyptiker hat keine ihm zugewiesene Hörerschaft; er redet in sein Schreibbuch hinein, vielmehr, er redet nicht, er schreibt nur; er schreibt die Rede nicht nieder, er schreibt sie eben, er schreibt ein Buch. Der Prophet redet das Wort, das zu reden sein Auftrag ist; er wird von diesem Auftrag getragen, der von göttlicher Absicht rührt und auf göttliches Ziel deutet; der Geist treibt ihn, und wie seine Sprachwerkzeuge, so ist der ganze Mensch in den Dienst des Geistes genommen, auch Leib und Leben des Mannes stehen in diesem Dienst, um der Botschaft zum Gleichnis zu werden. Einzelne Apokalyptiker empfangen zuweilen Botschaftsaufträge, die sich aber nicht zum Lebensauftrag verbinden. Der Verfasser der Esra-Offenbarung kennt den vitalen Auftrag überhaupt nicht. Sein Buch beginnt damit, daß der Sprecher – wir wissen nicht, ist eigentlich der wirkliche oder nur eben der fiktive Sprecher gemeint – auf seinem Bette liegt, von einer großen Angst um das Schicksal Israels und das des Menschengeschlechts heimgesucht zum Himmel klagt und über das Weltregiment Beschwerde führt, indem er Gott in einiger Ausführlichkeit die biblische Geschichte von der Schöpfung an erzählt und kritische Fragen dran knüpft. Gespräche mit Engeln folgen, die dem sogenannten Esra die Geheimnisse des Himmels und des kommenden Äons enthüllen, Visionen schließen sich an, zumeist schematisch-allegorischer Art, und werden
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regelrecht, Stück um Stück, interpretiert. Am Schluß kommt doch noch ein Auftrag, der aber ist lediglich ein Bestandteil der literarischen Fiktion, und anscheinend nicht einmal der ursprünglichen, denn statt jenes Fürsten aus dem . Jahrhundert steht hier Esra der Schreiber aus dem . vor uns, – dem nämlich wird geboten, die Bücher des alttestamentlichen Kanons und dazu noch Bücher der geheimen Lehre niederzuschreiben; nachdem dies geschehen ist, wird Esra entrückt. Nirgends in dem Buch weht der prophetische Atem der wirklichen geschehenden Geschichte und ihrer Entscheidungsfülle. Alles ist hier vorentschieden, alle menschlichen Entscheidungen sind nur noch Spiegelgefecht. Die Zukunft ist nicht etwas, was zustande kommt; sie ist im Himmel schon gleichsam vorhanden, von je vorhanden. Darum kann sie dem Sprecher auch »enthüllt« werden und er kann sie den andern enthüllen. Seine innerste Frage geht demgemäß nicht etwa darauf, was die armen Menschen anfangen sollen, sondern warum es mit ihnen so steht wie es mit ihnen steht. Hierbei wird zwar die Frage Jeremias und Hiobs, weshalb es den Frevlern gut und den Gerechten schlecht ergehe, unter weltgeschichtlichem Aspekt wieder aufgenommen, es wird gefragt, warum Zion abgetan und das gewiß nicht bessere Babel verschont werde, aber damit wird die neue und ganz andersartige Frage verbunden, wie es denn überhaupt den Frevel geben könne. Es geht um die Herkunft des »bösen Herzens«, durch dessen Wirken Adam und alle von ihm Erzeugten in Sünde und Schuld geraten sind. Hier jedoch haben wir zwei Stufen zu unterscheiden. Auf der einen wird eine Art Erbsünde anerkannt, die dem Alten Testament noch völlig fremd war. In diesem stand trotz allem Bewußtsein der immer größer werdenden Geschichtslast dennoch jeder Mensch neu in der Freiheit Adams; er war in seiner Entscheidungsfähigkeit durch kein inneres Erbe behindert. Nun aber ruft der Apokalyptiker: »Ach Adam, was hast du getan! Als du sündigtest, kam dein Fall nicht auf dich allein, sondern auch auf uns, die wir von dir stammen. Denn was hilft es uns, daß uns ein unsterblicher Äon verheißen ist, wir aber haben Todeswerke getan!« Und in äußerster Präzision läßt Gott verkündigen: »Als Adam meine Gebote übertrat, wurde das Erschaffene verurteilt.« Aber der Sprecher geht weiter. Daß Adam sündigte, kam aus seinem Wesen, und dieses hatte er von Gott empfangen. Gott hatte ihm das böse Herz eingetan, und er hat es auch in Adams Nachkommen belassen. Auch als er sich Israel offenbarte, nahm er das böse Herz nicht von ihnen; darum vermochte das Wissen um die Wahrheit sich gegen den »schlimmen Keim« nicht zu behaupten. Und der antwortende Engel bestätigt mit noch stärkerem Spruch: »Ein Korn bösen Samens war im Anfang in Adams Herz gesät«; nun müsse die ganze Ernte aufgehn, und erst wenn sie ge-
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schnitten sei, könne der Acker des Guten erscheinen. Diese Anschauung des Apokalyptikers widerspricht der einstigen prophetischen Lehre durchaus, aber auch der zeitgenössischen früh-talmudischen, wonach in der Schöpfung nicht ein böser Trieb ins Herz des Menschen gelegt sei, sondern die noch neutrale Leidenschaft, ohne die nichts geraten könne; vom Menschen hänge es ab, ob sie die Richtung auf Gott annimmt oder dem richtungslosen Chaos verfällt. Als die Absicht der Schöpfung wird hier also verstanden, daß die Welt ein selbständiger Herd freier Entscheidung werde, von dem aus eine echte Antwort des Geschaffenen an seinen Schöpfer erfolgen kann. Der Apokalyptiker hingegen weiß zwar vom Seelenkampf des Menschen, aber er erkennt diesem Kampf keine elementare Bedeutung zu. Für ihn besteht keine Möglichkeit einer Wendung des historischen Geschicks, die vom Menschen ausgehen, von ihm bewirkt oder mitbewirkt sein könnte. Das prophetische Prinzip der Umkehr wird in seiner individualen Gestalt nicht schlechthin verleugnet, aber an eine Umkehr der Gemeinschaft wird nicht mehr gedacht, eine die Geschichte wendende oder auch eschatologisch in die Erscheinung tretende Wirkung wird der Umkehr nirgends zugesprochen, wieder im äußersten Gegensatz zur früh-talmudischen Überlieferung, die den geschichtlichen Bestand des Seins auf die Umkehr des Menschen stellt. Dazu kommt aber, daß die reife Apokalyptik eine im eigentlichen Sinn geschichtliche Zukunft nicht mehr kennt. Das Ende aller Geschichte ist nah. »Die Schöpfung ist gealtert«, heißt es hier als unabänderliche Feststellung, und vielleicht noch eindringlicher sagt es die Baruch-Apokalypse: »Die Herbeikunft der Zeiten ist fast schon vorüber.« Vom gegenwärtigen Äon, dem der Welt und der Weltgeschichte, weiß Esra zu sagen, »er eile mit Macht zu Ende«. Der kommende, die Wandlung aller Dinge durch den Einbruch der Transzendenz, steht bevor. Den Gegensatz des Kommenden zu allem Geschichtlichen spricht am stärksten der über alles Vorstellbare hinausgreifende Satz der Johannes-Offenbarung aus: »Die Zeit wird nicht mehr sein.« Der eigentliche und paradoxe Gegenstand des späten Apokalyptikers ist eine Zukunft, die nicht mehr Zeit ist, und zwar nimmt er diesen Gegenstand so vorweg, daß alles, was noch an Geschichte kommen mag, für ihn keinen geschichtlichen Charakter mehr hat. Der Mensch kann nichts vollbringen, er hat aber auch nichts mehr zu vollbringen.
Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde
Prophetie und Apokalyptik, in ihrem Schrifttum betrachtet, sind einmalige Erscheinungen in der Geschichte des Menschengeistes und seines Verhältnisses zur Transzendenz. Die erste stammt aus der Stunde der höchsten Kraft und Fruchtbarkeit morgenländischen Geistes, die zweite aus der des Zerfalls seiner Kulturen und Religionen. Wo immer aber eine lebendige geschichtliche Dialogik von göttlichem und menschlichem Handeln durchbricht, da besteht, sichtbar oder unsichtbar, ein Band mit der Prophetie Israels. Und wo immer der Mensch vor der Bedrohung durch sein eigenes Werk erschaudert und der radikal fordernden Geschichtsstunde entfliehen möchte, naht ihm die apokalyptische Vision eines unhemmbaren Ablaufs. Es gibt freilich auch eine optimistische moderne Gestaltwandlung der Apokalyptik. Das größte Beispiel dafür ist Marxens Zukunftsbetrachtung 1 . Zu Unrecht hat man ihr einen prophetischen Urgrund zugeschrieben. In dieser Ansage eines zwangsläufigen Sprunges der Menschenwelt aus dem Äon der Notwendigkeit in den der Freiheit waltet das apokalyptische Prinzip allein. Freilich ist hier an die Stelle der weltüberlegenen Macht, die den Übergang bewirkt, eine immanente Dialektik getreten, doch ist geheimnisvollerweise auch d e r e n Ziel die Vollkommenheit, ja das Heil der Welt. Auch in dieser ihrer modernen Gestalt weiß die Apokalyptik fast nichts von einer inneren Wandlung des Menschen, die der Weltwandlung vorausgeht und an ihr mitwirkt; sie weiß fast nichts von der prophetischen »Umkehr«. Wohl konnte Marx gelegentlich () schreiben, »die neuen Kräfte der Gesellschaft« – womit die v o r r e v o l u t i o n ä r e Gesellschaft gemeint ist – brauchten, »um gutes Werk zu verrichten, nur neue Menschen«, obgleich ja nach der materialistischen Geschichtsauffassung neue Menschen erst aus den neuen, nachrevolutionären Gesellschaftsbedingungen hervorgehen können; aber solche versprühten Funken des prophetischen Feuers sind wohl in jeder Apokalyptik zu finden. Kann doch kein lebendiger Mensch, der die freie Entscheidung und ihren Anteil an der objektiven Situationsänderung aus seiner persönlichen Erfahrung kennt, ununterbrochen im Gedanken eines fugenlos vorbestimmten Geschehens verharren! An Marxens Grundanschauung von Geschichte und Zukunft hatte sich damit jedenfalls nichts geändert, und mit Recht konnte ihm drei Jahre danach Lassal-
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Vgl. in meinem Buch »Das Problem des Menschen« das Kapitel »Hegel und Marx«.
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le über sie schreiben, sie, in der sich eherne Notwendigkeit an Notwendigkeit knüpfe, fahre »eben deshalb auslöschend über die Wirksamkeit individueller Entschlüsse und Handlungen hinweg«. Heute nimmt, trotz aller gegenteiligen Versicherungen, diese Apokalyptik mit umgekehrtem Vorzeichen keinen erheblichen Raum mehr in der Realität des Denkens ihrer Anhänger ein. Aber eine geradezu entgegengesetzte apokalyptische Haltung hat sich inzwischen in der abendländischen Menschheit herausgebildet. Sie scheint einzelne Lehren der Esra- und der Baruch-Apokalypse zu wiederholen, nachdem sie aller Theologie eines kommenden Äons entledigt worden sind. Das ganz andere, das dort für das Sein nach dem Ende unserer Welt verheißen wurde, ist nun annihiliert, aber der Charakter der gelebten Gegenwart als spät, als allzuspät, ist bewahrt geblieben. Die Welt wird zwar nicht mehr Schöpfung genannt, aber ihr rettungsloses Gealtertsein gilt als das Selbstverständliche. Wohl treibt man das Analogisieren mit dem Leben von Organismen nicht mehr, wie noch vor kurzem, so weit, daß man an die Feststellung des Gealtertseins die Erwartung des baldigen Todes zumindest einer ganzen Kultur schlösse. Überhaupt ist die spezifisch moderne Apokalyptik nicht bloß restlos säkularisiert, sondern auch, nach einigen mehr großzügigen als verläßlichen Anläufen, gründlich ernüchtert, und demgemäß sind Prognosen unpopulär geworden, was immerhin zu begrüßen ist. Statt dessen hat sich die Apokalyptik nunmehr sozusagen in Permanenz erklärt. Es wird nicht mehr, wie noch vor kurzem, gesagt: Man kann nicht gegen den Strom schwimmen – das Bild des Stroms, zu dem ja sogar eine Mündung gehört, erscheint schon zu pathetisch; es wird etwa gesagt: eine Spätzeit hat sich als Spätzeit zu benehmen, wenn sie nicht ausgelacht werden will. Als Dichtung steht ihr nur noch eine sich ironisierende zu, als Kunst nur noch – um eine treffende Bezeichnung Max Picards zu verwenden – eine die Dinge atomisierende, Gläubigkeit ist überhaupt unziemlich geworden. Man weiß genau, was in einer gealterten Welt rechtmäßig ist und was nicht. Kommt da etwa einer und empört sich gegen die in alle menschlichen Beziehungen eindringende Mittelbarkeit, gegen die Atmosphäre einer falschen Sachlichkeit, wo jeder den andern nicht mehr als einen Partner seines Daseins, sondern nur noch als Objekt unter Objekten sieht, um ihn alsbald in die gegebenen Zusammenhänge der »sachlichen« Zweckhaftigkeit einzureihen, so wird ihm seine Kritik als illusionierende Romantik verwiesen. Wehrt sich einer gegen das Erschlaffen des dialogischen Verhältnisses zwischen den Menschen, so hält man ihm entgegen, er verkenne die schicksalhafte Einsamkeit der heute Lebenden – als wäre nicht das der Grundsinn jeder neuen Einsamkeit, daß sie auf einer umfassenderen Stufe als jede frühere überwunden werden soll.
Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde
Spricht einer aus, die Krisis des Völkerlebens erscheine nicht unwesentlich deshalb als eine aussichtslose, weil das existentielle Mißtrauen aller gegen alle jede sinnreiche Verhandlung über die wirklichen Interessendifferenzen verhindert, so wird er durch ein Lächeln der Gewitzigten belehrt: eine »alte« Welt ist eben gewitzigt. Die große Apokalyptik jener einstigen Wendezeit bestand aus zweierlei. Das eine war, daß man den Glauben an das Wendende nicht mehr aufbrachte, das andere aber, daß man an einen allbestimmenden Gott nur mit einer sonderbaren Beschränkung glaubte: er konnte alles machen, bis auf ein echtes, freies Du für sich – das konnte er nicht machen. Unglaube und Glaube waren hier nur die zwei Seiten e i n e r Gesinnung. Von den zweien ist in der so nachdrücklichen wie brüchigen Apokalyptik unserer Zeit nur der Unglaube verblieben. Er tritt freilich mit einer heroischen Miene auf; er hält sich für das heroische Stehen zum Unabwendbaren, für den leibhaften amor fati. Aber nach einer wirklichen Liebe sieht diese krampfhafte Gebärde nicht aus. Wie im Leben der Person, so gilt es auch im Leben der Menschenwelt: was in einer bestimmten Stunde möglich und was in ihr unmöglich ist, kann nicht zureichend in einem Vorwissen ermittelt werden. Selbstverständlich muß hier wie dort jeweils von der Beschaffenheit der Situation ausgegangen werden, soweit sie irgend erkennbar ist; aber Maß und Grenze des von hier aus in einer erwünschten Richtung Erreichbaren erfährt man nicht anders, als indem man in dieser Richtung geht. Seelenkräfte lassen sich nur dadurch messen, daß man sie gebraucht. In den wichtigsten Augenblicken unseres Daseins herrscht weder Planung noch Überraschung allein, sondern mitten in der treuen Ausführung eines Geplanten werden wir durch geheimste Erschließungen und Einsätze überrascht. Für solche Überraschung muß aber auch Raum gelassen sein; wer plant, als ob sie unmöglich wäre, macht sie unmöglich. Man kann sich nicht um Unmittelbarkeit bemühen, aber man kann sich für sie frei und offen halten; man kann das echte Gespräch nicht herstellen, aber man kann ihm zur Verfügung stehen; das existentielle Mißtrauen läßt sich nicht durch Vertrauen ersetzen, wohl aber durch die wiedergeborene Unbefangenheit. Zu alledem gehört Wagnis, Sich-drangeben, ja innere Wandlung. Innere Wandlung kann nichts anderes bedeuten, als daß einer seine derzeitige Tatsächlichkeit überflügelt; als daß die Person, die mit einem gemeint ist, die bisher erschienene durchdringt; daß die Gewohnheitsseele sich zur Überraschungsseele weitet und wandelt. Dies ist es, was die Propheten Israels in ihrer Glaubenssprache unter Umkehr verstanden: nicht Rückkehr zu einem früheren, schuldlosen Stadium des Lebens, sondern ein Umschwingen dahin, wo das verzettelte Hin und Her zum Schreiten auf
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einem Weg wird und die Schuld sich sühnt in der erstandenen Echtheit der Existenz. Gegen Ende des ersten Drittels desselben Jahrhunderts, in dessen Verlauf jene Apokalypsen entstanden, die von der gealterten Welt zu sagen wußten und den nahen Abbruch der Geschichte ansagten, hat der Täufer den Ruf der Propheten »Kehret um!« wieder aufgenommen und hat, ganz im Sinn ihrer Alternativik, den drohenden Spruch dran gefügt, schon sei die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt. Er traute seinen Hörern zu, daß sie die geforderte Umkehr sich selber zutrauen würden, und damit traute er eben dies, als Wagnis, als Sich-Drangeben, als innere Wandlung, der Menschenwelt seiner Stunde zu. Nachdem auch Jesus und gleicherweise dessen Sendlinge den Ruf wieder aufgenommen hatten, kamen die Apokalyptiker und ihre Freunde, um zu enthüllen, daß es keine Umkehr und keine von ihr ausgehende Wendung im Schicksal der Welt gebe. Aber die Tiefe der Geschichte, die immer wieder am Werk ist, die Schöpfung zu verjüngen, ist mit dem Propheten im Bunde.
Zur Geschichte des Messianismus. Wenn die Leiden einer Zeit ihren Höhepunkt erreicht haben, wenn die gehetzten Menschenseelen vor dem Leben erschrecken und nach Hilfe schreien, da genügt das alte duldende Gottvertrauen nicht mehr. Man fühlt: nun muss sich Gott in einer That offenbaren. Und diese That muss irdisch, handgreiflich, Allen unmittelbarste Erlösung bringend sein. Darum denkt die erregte Phantasie des Volkes nicht an ein Wunder, das aus dem Himmel zur Erde hinüberwirkt: die Menschheitsthat muss ein Mensch vollbringen. Und so träumen diese Leidenszeiten von dem gottgesandten Manne, auf dem ruhen wird der Geist der Weisheit und der Kraft. Dieser Traum und die Qualen, aus denen er entstanden ist, alle die Unklarheit und Exaltation, all das Zittern und Wogen einer solchen Zeit bilden das, was man die Messiaswehen genannt hat. Das Judentum, das auserwählte Volk des Leidens, hat die ganze Nacht seines Exils hindurch nie aufgehört, diesen königlichen Traum zu träumen. Aber es gab Zeiten, da ward das Mass des Elends voll, und der Traum ward Leben. Denn jede starke geistige Bewegung schafft sich ihre Wirklichkeit, und die Epoche gebiert sich selbst den Mann, der sie überwindet. So erstanden im Judentume die Männer, welche man Gesalbte des Herrn, Χριστοί, Messiasse nannte. Es waren Männer des Heils unter ihnen, die ihre Liebe ausgossen über die ganze Menschheit, Männer des Kampfes, die der gepeinigten Nation Augenblicke des Lichtes brachten, aber auch Männer der Verzückung und Trunkenheit, Lebensdichter, die für die harte Wirklichkeit zu schwach waren und statt die Bewegung, aus der sie hervorgiengen, zu meistern, von ihr zermalmt wurden. Die grosse Macht des Unbewussten, die in allen Erlösern waltet, breitet sich in diesen Träumern immer mehr aus, raubt ihnen den scharfen Blick und den sicheren Willen, bis auch ihr Glaube an sich selbst erlahmt und sie an ihrer Sendung verzweifeln. Ihre Kraft zerbricht und das Volk, das sie retten sollten, kehrt wieder für Jahrhunderte in die furchbare Nacht des dumpfen Duldens zurück. Um die Mitte des . Jahrhunderts brach für die Juden wieder eine jener rätselhaften, in Schönheit und Unheil überschwänglichen Zeiten an. Sie hatte viele und seltsame Vorboten, die eine Rückkehr ins heilige Land verkündeten. So David Reubeni, von Lord Beaconsfield unter dem Namen David Alroy gefeiert, ein schwarzer, durch Fasten ausgemergelter Zwerg, der aus dem fernen Medien nach Europa kam, um Feuerwaffen für eine Eroberung Palästinas zu erhalten, auf einem weissen Pferde reitend, ein silbernes Banner mit den zehn Geboten vor sich, und von Papst Clemens
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und dem König von Portugal empfangen wurde. So Diego Pires, ein wunderschöner junger Mann, der als Christ geboren, zum Glauben seiner Väter zurückkehrte, den Papst zum Judentum zu bekehren versuchte, die grosse Ueberschwemmung von Rom und das grosse Erdbeben zu Lissabon voraussagte und auf Befehl des Kaisers in Mantua verbrannt wurde. So vor Allem die Kabbalisten, die das Herannahen des Himmelreiches prophezeiten und bestimmte Jahre des . Jahrh., vor Allem d. Jahr als die messianischen bezeichneten. Der Glaube daran war so sehr verbreitet, dass, als der nüchterne besonnene Manasse ben Israel Cromwell bat, den Juden die Erlaubnis zur Ansiedlung in England zu erteilen, er als Grund angab, sie müssten nach den Weissagungen der Bibel über alle Länder der Erde zerstreut sein, bevor der Messias kommen konnte. An dem grossen nationalen Fasttage, an dem Tage der Trauer um die Zerstörung des Jerusalems, am . Ab des Jahres (), wurde in Smyrna Sabbatai Zewi geboren. Einsam, ohne Gesellschaft und Spiel, wuchs er auf, einsame Plätze aufsuchend, um die geheime Schönheit der Natur mit träumerischen Augen zu betrachten, die schroffe Erhabenheit der Felsen und den stillen Glanz der grossen See. Als er heranwuchs, widmete er sich mit Unwillen und Verachtung dem Studium des Talmuds und damals wohl, da nur dem scharfsinnigen Verstand, nicht dem Gemüte Nahrung geboten wurde, keimte in ihm zuerst jener Hass gegen den Rabbinismus, den er später in Protesten gegen die alten Gebote so glühend bethätigte. Er suchte eine Lehre, der er sich anschliessen, an der er den Durst seines ruhelosen Fühlens und seiner das Mystische liebenden Phantasie stillen könnte, und er fand sie in der Kabbala. Das Streben seiner hochgespannten Seele nach einer körperlich-geistigen Vermittlung zwischen Gott u. dem Menschen fand volle Befriedigung in der Emanationstheorie, nach der die Welt durch eine Stufenleiter von Ausstrahlungen des reinen Geistes in immer niedrigere Wesenheiten entstanden ist. In dem Gedanken eines »Entwerdens« der Seele, ihres Aufgehens in dem Urgrund aller Dinge fand er seine Sehnsucht nach einem persönlichen Verhältnisse des Individuums zu Gott ausgesprochen und um sich einer Ausgiessung der göttlichen Gnade würdiger zu machen, kasteite er seinen Leib. Bald hatte er in der Geheimlehre einen solchen Grad von Wissen erreicht, dass die vorzüglichsten u. gelehrtesten Männer seiner Vaterstadt seine Schüler wurden. Aber er begnügte sich nicht damit, ihnen Vorlesungen zu halten. Sie mussten ihre ganze Lebensweise nach den Geboten der Mystik einrichten. Er führte sie an die See, wo sie zusammen badeten, er oft mit Gefährdung seines Lebens. Auch unterrichtete er sie nicht in engen Stuben, sondern führte sie wie Pythagoras und Platon und R. Simon ben Jochai, der geheimnisvolle Schöpfer der Kabbala, den Spott des türki-
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schen Pöbels nicht beachtend, in die freie Natur, damit sie, in die allüberall regen Wunder des Werdens schauend, das ewige Schaffensprinzip mit ganzem lebendigem Herzen erfassten. Als er zwanzig Jahre alt war, heiratete er auf Wunsch seines Vaters ein sehr schönes Mädchen, die Tochter eines reichen und vornehmen Mannes, aber er berührte sie nicht. Das Rabbinalgericht verfügte die Scheidung. Ebenso geschah es in einer zweiten Ehe. Er schien für die Lust des Lebens geschaffen zu sein, von überwältigender Schönheit und mit einer süssen berückenden Stimme begabt, der Niemand widerstehen konnte. Sein Angesicht hatte einen blendenden Glanz und seinem Leibe entströmten Wohlgerüche, die er von den Seebädern erhalten hatte. Aber er wollte einsam bleiben. Doch schlich sich das Weibliche, das er aus seinem Leben verbannen wollte, auf anderem Wege in seine Vorstellungen ein. Die mystischen Ehen der Kabbala, deren allegorische Vordeutung man im Hohenliede suchte, erfüllten seinen Sinn, und mit leiser verschleierter Stimme sang er spanische Lieder wie das von der schönen Kaisertochter Melisselda, welches der moderne englische Dichter Zangwill in seinen »Träumern des Ghettos« paraphrasierte: Auf der schweigsam glänzenden Flut Still des Kaisers Tochter ruht, Melisselda. An des Wassers Brust ihre Brust, Lag in leise bebender Lust Melisselda. Und sie stieg aus dem blinkenden See, Rein und weiss wie der weisse Schnee, Melisselda. Nur die Lippen korallenrot, Nur die Fingerspitzen so rot, Melisselda. Von dem Stammesstolze verklärt Strahlt ihr Angesicht wie ein Schwert, Melisselda. Ihre Lider wie Stahlbogen rund, Aber Rose der Rosen ihr Mund, Melisselda. Das Buch Sohar, das Heiligtum der Kabbala, sagte, dass mit ihm die Zeit der Wiedergeburt beginnen werde. An einem Winterabend dieses Jahres
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sprach Sabbatai den furchtbaren Gottesnamen, das Tetragrammaton, ohne Scheu vor seinen Genossen aus. Diesen Namen auszusprechen, war seit dem Untergange des Priestertums aufs strengste verboten. Erst mit Anbruch der Erlösungszeit, so meinte die Kabbala, würde die Einheit von Gott und Welt wiederhergestellt werden und der Name Gottes auf menschlichen Lippen erscheinen. So bekundete sich Sabbatai seinen Jüngern als Messias. Als dies bekannt wurde, belegten die Rabbinen Smyrnas den Neuerer und seinen Anhang mit dem Banne; schliesslich musste er mit seinen Jüngern die Stadt verlassen. Dies vermehrte aber nur den Ruhm Sabbatais, da die Vorstellung von einem leidenden demütigen Messias bereits von dem jüdischen Gedankenkreis aus dem christlichen hinübergenommen worden war. Er durchwanderte nun den Orient, fand überall Anhänger und Gegner. In Konstantinopel, das damals die Heimstätte von Abenteurern war, lernte er den Prediger Abraham Jachini kennen. Dieser forderte die Rabbinen Konstantinopels auf, ein Grab öffnen zu lassen, das er ihnen bezeichnete. Als dies geschah, wurde ein Pergament gefunden, auf dem in altertümlicher Schrift die Worte standen: »Ich, Abraham, war Jahre in einer Höhle eingeschlossen und war verwundert, dass sich die Zeit der Wunder nicht einstellte. Da tönte mir eine Stimme entgegen: Ein Sohn wird im Jahre der Welt geboren und Sabbatai genannt. Er wird den grossen Drachen bezwingen, er ist der wahre Messias, und wird Krieg führen ohne Waffen.« Diese offenbar unterschobene Schrift bestärkte Sabbatai in seinem Glauben an sich, umsomehr da er wirklich ohne Waffen Krieg führte und siegte. Sein leichenblasses, von einem schwarzen Barte umrahmtes Gesicht, hatte für Alle, die ihn sahen, etwas Uebermenschliches. Die ganze Nacht hindurch sang er bei hellem Kerzenlicht die Psalmen mit seiner wunderbaren Stimme und an Gräbern frommer Männer und andern geheimnisvollen Orten sah man ihn beten und Thränenströme vergiessen. Seinem ganzen Wesen sah man es an, dass er Visionen hatte. So gieng er wie ein Heiliger durch die Menge. Aber man liebte ihn auch. Für Jeden hatte er ein herzgewinnendes Lächeln und den Kindern auf der Strasse teilte er Süssigkeiten aus, mit gütigen Worten sie anredend, die wie Liebkosungen waren. In den Städten, in denen er sich aufhielt, brachte er einen sanften Schimmer in das Leben der armen unterdrückten Juden, und der alte Traum wurde in Tausenden wieder lebendig, obgleich sie noch nicht wussten, weshalb. Die Vorstellungen, die ihm seine ruhelose Einbildungskraft bot, pflegte Sabbatai in seltsamen Ceremonien zu verkörpern. So feierte er in Saloniki seine mystische Vermählung mit der heiligen Schrift, indem er in der Synagoge einer Thorarolle einen goldenen Reifen aufsetzte mit den Worten
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des Ehespruches: »Ich gelobe dich mir an nach dem Gesetze Mosis und Israels.« Das war der Anfang der religiösen Revolution: das Volk war erstaunt, die Frommen verletzt, aber Alle fühlten erschauernd das Geheimnis eines Menschengeistes, der seine eignen dunklen Wege wandelte. In Kairo fand Sabbatai den ersten grossen Erfolg. Es lebte da ein sonderbarer Mann, Raphael Joseph Chelebi, der jüdische Münzmeister, der als solcher den Titel Saraf-Baschi führte. Es war dies ein Mann von ungeheuren Reichtümern, verschwenderisch wohlthätig, ein begeisterter Mystiker, der unter seinem Purpurkleide ein Büsserkleid trug und sich geisseln liess, unirdischen Gedanken hingegeben. Fünfzig Kabbalisten speisten an seiner Tafel und der Bedeutendste unter ihnen leitete seine beständigen Büssungen nach kabbalistischer Vorschrift, die den Zweck hatten, die bevorstehende Ankunft des Messias zu fördern. Er wurde, sobald er Sabbatai erblickt hatte, sein treuester Anhänger und dieser eröffnete ihm seine Zukunftsgedanken, die demütig waren und in der Erwartung eines grossen Gotteswunders gipfelten. Von Kairo begab er sich nach Jerusalem. Hier auf dem heiligen Boden, so hoffte er, würde unter Zeichen und Wundern das messianische Jahr heranbrechen. Die Jerusalemer waren auf sein Kommen vorbereitet. Ein für sie Almosen sammelnder Sendbote hatte aus Persien die Nachricht mitgebracht, dass die verschollenen zehn Stämme in Glanz und Glück an dem sagenhaften Flusse Sambation wohnen, der am Sabbath zu fliessen aufhört, und bloss das Wort des Messias erwarten, um aufzubrechen gen Jersusalem. Diese Erzählung fand bei den unglücklichen, nach einem frischen Trunk verschmachtenden Jerusalemern unbedingten Glauben. Die alte Weissagung von der Rückkehr der zerstreuten Stämme Israels schien der Erfüllung nahe zu sein. Sabbatai gewann daher einen grossen Anhang, der noch anwuchs, als er der Jerusalemer Gemeinde einen wichtigen Dienst leistete. Es wurde nämlich über die Gemeinde von Seiten eines türkischen Beamten eine jener Erpressungen verhängt, die öfters Folterqualen und Tod im Gefolge hatten. Die verarmten Mitglieder setzten ihre Hoffnung allein auf den freigebigen Saraf-Baschi in Kairo und Sabbatai übernahm es, ihn dafür zu gewinnen. In Kairo angelangt, erhielt er von Chelebi die erforderliche Summe. Hier erlebte er auch etwas, was auf sein Leben einen entscheidenden Einfluss ausübte. Während des Gemetzels der Juden in Polen durch die Kosaken unter Führung des Bohdan Chmielnicki wurde ein etwa sechsjähriges jüdisches Mädchen, namens Sara, dessen ganze Familie ermordet war, von Christen gefunden und in einem Kloster untergebracht. Die Nonnen versuchten ihm eine christliche Erziehung zu geben, aber die Eindrücke, die es in seinem Elternhause empfangen hatte, waren zu stark, und das Jüdische
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lebte unvertilgbar in seiner Seele. Nur phantastische Träume von einem himmlischen Brautstande von Wundmalen und Erlösungen mischten sich in den Vorstellungskreis der heranwachsenden Jungfrau, die schon seit jener furchtbaren Zeit wirre krankhafte Gedanken und Gewohnheiten hatte. An einem Wintertage fanden sie jüdische Frauen auf dem jüdischen Begräbnisplatze, nur mit einem Hemde bekleidet. Sie zeigte ihnen Nägelspuren an ihrem Leibe und erzählte, die Nacht vorher habe sie der Geist ihres Vaters angefasst und durchs Fenster hinausgetragen. Und immer wieder wiederholte sie: sie sei dem Messias als Braut bestimmt. Sie durchreiste nun Europa, kam nach Amsterdam, Frankfurt, Livorno, überall ein tolles Leben in wildem Liebesgenusse führend und ihren Bräutigam suchend. So kam sie endlich nach Kairo; man erzählte, Sabbatai habe sie aus Livorno zu sich kommen lassen. Ihr freies, leidenschaftliches Wesen machte auf ihn, der nie ein Weib berührt hatte, einen stürmischen Eindruck. Auch dass sie viele Männer vor ihm geliebt hatte, betrachtete er als messianische Fügung: es sei ihm geboten, wie einst dem Propheten Hosea, ein unkeusches Weib heimzuführen. Im Hause Chelebis wurde die Ehe vollzogen. Die Schönheit Saras gewann Sabbatai neue Anhänger, und mit einem riesigen Gefolge kehrte er nach Palästina zurück. Seit jener Zeit begann er, öffentlich als Messias aufzutreten. In Gaza gewann er einen bedeutsamen Bundesgenossen. Kurz vor seiner Ankunft in dieser Stadt gieng mit einem gelehrten, aber schüchternen jungen Manne, namens Nathan, eine seltsame Wandlung vor. Er geriet in Verzückung, erklärte, er sei der wiedergeborene Prophet Elia und verkündete das Erscheinen des Erlösers. Von Sabbatai weissagte er, er werde dem Sultan die Krone vom Haupte nehmen, und sie sich selber aufsetzen und der Sultan werde ihm folgen wie der Sklave seinem Herrn; er werde die Zehnstämme nach dem heiligen Lande zurückführen, auf einem Löwen reitend, der einen siebenköpfigen Drachen im Rachen haben werde, von Moses begleitet. »Auf dieser Fahrt«, so hiess es in Nathans Manifesten, »wird ihn Gog und Maggog mit einem riesenhaften Heere überfallen, aber nicht mit Schwert und Bogen wird der Messias sich verteidigen, sondern der Hauch seines Mundes wird die Feinde zu Boden stürzen und sein Wort sie in Staub zermalmen. Nach seiner Ankunft in Jerusalem wird Gott den im Himmel aus Gold und Edelsteinen erbauten Tempel zur Erde herablassen, in dem der Messias als Hohepriester opfern wird.« Diese Phantasien drangen in alle Gemüter. Wie ein Fieber war es, das immer grössere Volksmengen ergriff. »Es war, als sei die Luft selbst zu schwerem, betäubendem Wein geworden, und wer da atmete, wurde auch trunken.« Frauen, Mädchen und Kinder fielen in Verzückung und verkündeten in der Sprache des Sohar Sabbatai Zewi als den wahren Messias. Alle berei-
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teten sich zum baldigen Auszuge, zur Rückkehr nach dem heiligen Lande vor. Die Geschäftsleute vernachlässigten Handel und Wandel und dachten nur an das bevorstehende Messiasreich. Einige unterwarfen sich unglaublichen Kasteiungen, fasteten mehrere Tage hintereinander, wachten Nächte hindurch, gruben sich bis an den Hals in die Erde ein und badeten im Schnee. Andere gaben sich der zügellosesten Freude hin. Man verheiratete Kinder zu , Jahren miteinander, um nach dem Glauben der Kabbala dadurch den Rest der noch ungeborenen Seelen in die Leiblichkeit eingehen zu lassen und so das letzte Hindernis zum Eintreffen des Gottesreiches zu beseitigen. Die Schranken der strengen jüdischen Sitte wurden durchbrochen; in rasendem Freudenrausche tanzten Männer und Frauen mit einander. Jakob Wassermann hat in seinem Roman »Die Juden von Zirndorf« die Orgien dieser taumelnden Verzückung geschildert. »Ueberall erhoben sich bleiche Gesichter, glühende Augen starrten fassungslos in die kommende Welt der Erlösungen hinein und nackt zu sein schien als der Gottheit lautester Preis zu gelten; gerade wie wenn ein scheuer Sklave plötzlich die Freiheit empfängt und in wilder Zügellosigkeit sich selbst zerfleischt und seine eigene Habe zerstört. Männer, die schon an der Schwelle des Greisentums standen, gebärdeten sich wie Faune. Weiber mit grauen Haaren gaben sich einem Taumel hin, der ihnen selbst fremd und beklagenswert erscheinen mochte.« Dabei begann sich die grausamste Unduldsamkeit gegen die Gegner Sabbatais geltend zu machen. Die sich dem Treiben widersetzenden Rabbinen wurden ihres Amtes entsetzt, Andere in der Synagoge überfallen und mit dem Tode bedroht. Inzwischen drang die messianische Kunde in alle Länder Europas, überall trunkene Visionen und Verzückungen hervorrufend. Lange schon hatte man von den seltsamen Ereignissen gehört, aber stets waren es nur dunkle Laute, geheimnisvolle Andeutungen. »Es war gleichsam nur das dumpfe Geräusch eines sehr fernen Wetters gewesen, das die Gemüter wohl in nächtlicher Stille und Träumerei zu ergreifen vermag, aber das Licht des Tages machte zweifeln und ungläubig. Zum ersten Mal nun war es wie ein Trompetenstoss in die Ohren der Juden gefahren, wie ein heller, schmetternder Schlachtruf, ein Klirren mit tausend Schildern und tausend Schwertern, ein wahrer Auferstehungsschrei. Es wurde leuchtend um ihre Augen, ringsherum wurde es Tag, das bange Loos der Unterdrükkung schien einem Ende nahe: Sonne, Freiheit, göttliches Auserwähltsein zu grossen Dingen, Glanz und Freudigkeit und verzückte Sehnsucht, – als eine wundervolle Erfüllung tausendjähriger Glaubensdienste. In ihre bedrückten Seelen fuhr es wie der Aufruf zu einer neuen Weltordnung; Knaben sahen sich zu Männern geworden, die Männer ballten ihre Fäuste und
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es rieselte ihnen kalt und heiss über den Rücken. Das lange Exil Israels war ja zu Ende – die bitteren Jahrhunderte der Schmachzeichen und Schimpfsprüche, des Raubs und Gemetzels; nicht länger, o Gott! sollte man in falscher Demut kriechen, den Gassenjungen ein Spott, in Ghettos eingepfercht, – sondern der göttlichen Gnade wieder teilhaftig werden, wie alle Propheten vorhergesagt haben, und zur Herrschaft über die Völker erhoben.« Die wunderbaren Nachrichten wurden nicht bloss durch Juden, sondern auch durch Christen, Residenten u. Geistliche verbreitet, die zwar über die Thorheit der Juden spotteten, sich aber doch eines halbgläubigen Gefühls nicht erwehren konnten. An den Hauptbörsen Europas wurden Wetten für und gegen ein jüdisches Königreich eingegangen. Ueberall, wo Juden wohnten, bereitete man sich für die grosse Zeit vor, überall herrschte Selbst-Geisselung, Almosenspenden, prophetische Ekstasen und Ohnmachten; aber überall auch Verworfenheit, Ehebruch, Blutschande, unter Verbreitung der mystischen Lehre, die Sündenfülle der Welt könne nur durch einen Ueberfluss an Sünde überwunden werden. In das Sabbathgebet wurde ein Segensspruch auf Sabbatai eingefügt und aus allen Ländern kamen zu ihm Gesandtschaften mit köstlichen Geschenken, die ihm als König der Juden huldigten. Dunkle Gerüchte von Völkerwanderungen tauchten hier und dort auf; im fernen Norden hatte man ein Schiff mit seidenen Segeln und Tauen gesehen, mit Matrosen, die sich mit einander in den feierlichen Lauten der heiligen Sprache unterredeten, und mit einem Banner, das die Inschrift trug: Die Stämme Israels. Und man erzählte von unermesslichen Volksmengen, die aus unbekannten Gegenden in die Wüsten Arabiens hinüberströmten. Zur selben Zeit schrieb ein vornehmer deutscher Gelehrter in London, Heinrich Oldenburg, an seinen Freund Spinoza: »Alle Leute sprechen hier von dem Gerüchte der Rückkehr der mehr als Jahre zerstreuten Israeliten in ihr Vaterland. … Sollte sich die Nachricht bestätigen, so dürfte sie einen Umschwung in allen Dingen herbeiführen.« (»Qui, verus si fuerit, rerum omnium in mundo catastrophem indicaturus sane videtur«). Und Spinozas Meinung war: wenn die Juden das Weibliche und Schlaffe ihrer Natur überwinden könnten, würden sie ihr Reich wieder aufrichten und von Gott wieder erwählt werden. Das war es aber, was den Juden, und Sabbatai vor Allen, fehlte: Mannestum. Für jede grosse That giebt es einen Augenblick, in dem die Zeit für sie reif wird und sie gethan werden muss: dieser Augenblick ist unwiederbringlich. Sabbatai liess ihn ungenützt vorübergehen. In jenen Tagen, da das Grösste, im Dunkel der Zeiten Ruhende, ihn gleichsam anflehte, es ans Licht zu ziehen, in That umzusetzen, sandte Sabbatai nur Erlass auf
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Erlass aus, die geboten, die Fast- und Trauertage in Freudenfeste zu wandeln, vor Allem den neunten Tag des Monats Ab, den Gedenktag der Zerstörung Jerusalems und Geburtstag Sabbatais. Obgleich man im Sohar gelesen hatte, dass in der messianischen Zeit die Trauertage in Festtage umgewandelt werden und das Gesetz überhaupt nicht mehr bindend sein würde, erhoben die Frommen Protest. Die Gewohnheit war zu mächtig. Sie glaubten, dass Gott in S. verkörpert war, aber sie begriffen nicht, wie er die Vorschriften des urehrwürdigen Schulchan Aruch aufheben, das Netzwerk von Ceremonien u. Bräuchen zerreisen konnte. Die gegnerischen Stimmen mussten bald verstummen, aber die Zerklüftung blieb. So nahte das Jahr heran. Vor Beginn desselben sandte Sabbatai aus Smyrna eine Botschaft an die Juden der Welt, in der es hiess: »Bald werde ich euretwegen Rache nehmen, und euch trösten, wie eine Mutter ihren Sohn tröstet. Denn Rache ist in meinem Herzen, und das Jahr der Erlösung ist nahe.« Dann verteilte er die Erde unter seine Getreuen, ernannte sie zu Königen und Fürsten. Anfang trat er seine messianische Reise nach Konstantinopel [an], das grosse Wunder erwartend. Nach einer durch Unwetter verlängerten Fahrt landete er an der Küste der Dardanellen, wurde auf Befehl des Grossvesirs, der einen Aufstand der Juden befürchtete, von türkischen Häschern verhaftet und vor einen Pascha geführt. Als dieser ihn mit einer Ohrfeige empfing, hielt er die andere Wange hin und auf alle Fragen antwortete er nur, er sei ein armer Talmudist, der für seine armen Jerusalemer Brüder Almosen sammle. Er wurde darauf in ein Gefängnis gebracht, wo zahlungsunfähige jüdische Schuldner verhaftet waren. Diese Ereignisse steigerten aber nur die Machtstellung Sabbatais bis zum Gipfelpunkt. Die Rücksicht, mit der ihn die sonst so rasche türkische Justiz behandelte, aus Furcht, einen todesmutigen jüdischen Aufruhr hervorzurufen, verlieh ihm einen eigenartigen Glanz, und Leiden und Verfolgung wurden als notwendiges Martyrium im Leben des Messias angesehen. Als ihn die Regierung des bevorstehenden kandiotischen Krieges halber nicht in Konst. lassen wollte und daher nach dem Dardanellenschlosse Abydos abführte, wurde diese Festung unter dem mystischen Namen »Turm der Macht« ein Wallfahrtsort für Schaaren von Juden aus allen Weltteilen. Das Gefängnis wurde in einen Palast umgewandelt, in dem Sabbatai an der Seite Saras tronte. Alle bisher Ungläubigen bekehrten sich, an vielen Orten begann man die Dächer der Häuser abzutragen, Alle erwarteten die nahe Erfüllung. Durch die Judenheit der ganzen Welt gieng der Ruf, nicht mehr geängstigt und seufzend wie alljährlich am PesachFeste, sondern lebensfroh und laut die unmittelbare Wirklichkeit verkündend: לשנה הבאה בירושלים, übers Jahr in Jerusalem!
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Sabbatai dachte eben daran, alle jüdischen Feiertage, vor Allem den Versöhnungstag, ausser Kraft zu setzen und andere, von Lebenslust erfüllte, durch Saitenspiel und Gesang und auserlesene Genüsse gefeierte an deren Stelle einzuführen, als er vor den Sultan citirt wurde, dem ein Gegner Sabbatais, der zum Islam übertreten war, dessen Pläne verraten hatte. Der Sultan fragte ihn, ob er der von Gott gesandte Messias sei, der die Juden erlösen und nach Jerusalem führen werde; als er die Antwort verweigerte, wurde ihm die Wahl frei gestellt, entweder sich zum Islam zu bekennen oder gespiesst zu werden. Er wählte das erstere und trat mit seiner Frau Sara und vielen seiner Anhänger zur mohammedanischen Religion über. Aber noch fielen nicht Alle von ihm ab. Man gab seinen Uebertritt für ein kabbalistisches Mysterium aus. »Wie der erste Erlöser Moses einige Zeit lang an Pharaos Hof hat weilen müssen und zwar nicht als Jude, sondern zum Schein als Aegypter, ebenso müsse der letzte Erlöser an einem heidnischen Hofe einige Zeit scheinbar im heidnischen Gewande leben, äusserlich sündhaft, aber innerlich gut. Es sei Sabbatais Aufgabe, die verlorenen Seelenspuren, die auch im mohammedanischen Menschen weben, zu befreien, gewissermassen aufzusaugen und sie dem Urquell wiederzuzuführen. Dadurch eben befördere er am wirksamsten das messianische Reich, indem er die Seelen in allen Kreisen erlöse.« Andere behaupteten, S. sei gar nicht Türke geworden, sond. eine Scheingestalt, er selbst sei in d. Himmel entrückt worden und werde bald wieder erscheinen, um d. Erlösungswerk zu vollbringen. Aber das furchtbare Gefühl der Enttäuschung griff doch um sich, besonders da Sabbatai in immer steigender Geisteszerrüttung eine zweideutige Rolle zu spielen begann, bald den Juden den Islam predigte, bald neue Offenbarungen verkündete. Endlich starb er im Wahnsinn, am Versöhnungstage . Auch nach seinem Tode blieben ihm Viele treu, besonders die jüdisch-türkische Sekte der Donmäh, d. h. Abtrünnige, von denen noch Niebuhr erzählt, dass sie ihre Töchter weder an Mohammedaner noch an Juden verheiraten, ebensowenig mit den Juden wie mit den Türken fasten, den Sabbath nicht heilig halten und das Hohelied Salomonis höher schätzen als die Bücher Mosis und den Koran. Und in immer neuen Augenblicken des Aufflackerns lebte daneben die messianische Bewegung bis ins . Jahrhundert fort, immer neue rätselhafte, fieberhaft um sich greifende Volkskrankheiten erzeugend. Auf jede folgte eine Enttäuschung; aber unter der Asche lebte das Feuer weiter, unauslöschbar, und Erscheinungen wie der Chassidismus sind noch in unseren Tagen Zeugnisse der leidenschaftlichen Kundgebungen der erregten, in anormalen Verhältnissen verkümmernden Volksseele. Sabbatai hat die beste Kraft des Judentums auf Jahrhunderte hin ge-
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brochen, aber er hat das Geheimste, die ruhelos drängenden Instinkte aus der durch das Leiden verschüchterten ihr Eigenstes scheu verbergenden Seele seines Volkes herausgelockt und offenbart, wie viel Lebensfülle, wie viel Kraftüberschwang in diesen entarteten Mengen lebte. »Es war«, sagt Lublinski, »ein aufschiessendes, wildes, wieder erwachtes Nationalbewusstsein, welches, wenn begabt mit politischem Sinn, gerade in jener Zeit sehr reale Erfolge hätte erzielen können, eine Grundlage für spätere Geschlechter. Leider war dieses neue Gefühl noch zu jung, um klug zu sein, sondern schlug wilde, wahnsinnige Purzelbäume und berauschte sich an seiner eigenen Kraft in einer Weise, die den späteren Katzenjammer unvermeidlich machte.« Nichts wahrhaft Gigantisches kann von einem nüchternen Volke geschaffen werden. Dem ausführenden festen unbeugsamen Willen muss eine ekstatische, wild und regellos waltende Triebmacht vorarbeiten. Diese im jüdischen Volke entdeckt zu haben, seine schöpferische Urkraft entdeckt zu haben, ist das Verdienst dieses kranken Träumers, dieses ewigen Jünglings Sabbatai Zewi. Ihm fehlte der Wille, der aus dem wogenden Dunkel des Unbewussten heraus grosse monumentale Werke ans Tagelicht fördert, die Hand, die sich auf Jahrtausende drückt wie auf Wachs, auf Jahrtausenden schreibt wie auf Erz: das Mannestum fehlte ihm. Mögen die kommen, die es im jüdischen Volke entdecken, die die jüdische Seele in ihren Tiefen erschüttern und das Höchste aus ihr herauslocken: das Mannestum.
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Kommentar
Editorische Notiz Der vorliegende Band folgt den neuen, in Band der MBW (»Schriften zum Christentum«) erstmals vorgestellten Editionskriterien. Die Einleitung, die der Textsammlung vorausgeht, enthält allgemeine Hinweise zur Entstehungsgeschichte der Texte, ordnet sie in Bubers Gesamtwerk ein und erläutert ihre zeitgenössische Rezeption. Im Kommentarteil des Bandes wird zu jedem Text zunächst eine individuelle Einleitung geboten, die auf die Textentstehung eingeht, die Quellen analysiert und die aktuelle Forschungsliteratur, soweit vorhanden, benennt. Anschließend werden die in den Variantenapparaten berücksichtigten, mit Siglen versehenen Textzeugen aufgelistet und, falls erforderlich, kurz charakterisiert. Darunter befinden sich ggf. Handschriften und Typoskripte aus dem MBA und die zu Bubers Lebzeiten erschienenen, d. h. die von ihm autorisierten Drucke. Der Bestimmung der Druckvorlage folgen ggf. die bibliographischen Angaben zu den Übersetzungen des Textes und in einem Fall die Angabe eines nicht autorisierten Druckes. Wiederabdrucke nach dem Tod des Autors konnten für die Texte dieses Bandes nicht ermittelt werden. Darauf folgend wird ein Variantenapparat geboten, der inhaltliche, den Sinn des Textes verändernde Abweichungen der vorhandenen Textfassungen von der Druckvorlage verzeichnet. Einträge des Herausgebers sowie herausgeberbezogene Zeichen werden kursiv, der edierte Text recte formatiert, es sei denn, er ist auch im Original kursiv hervorgehoben. Der Kommentarteil zu dem jeweiligen Text wird durch Wort- und Sacherläuterungen abgeschlossen. Die Texthervorhebungen der Originaltexte mit gesperrter und kursiver Schrift sowie Kapitälchen werden beibehalten. Alle anderen Arten von Schriftauszeichnung – fette Schrift, einfache und doppelte Unterstreichung, Versalschrift – werden vereinheitlicht mit kursiver Schrift wiedergegeben. Im Variantenapparat wird in allen Fällen (außer in den Lemmata) die Hervorhebung durch die gesperrte Schrift angewendet, da die kursive Schrift für die herausgeberbezogenen Zeichen reserviert ist. Die Reihenfolge der Texte Bubers im vorliegenden Band folgt einer möglichst chronologischen Ordnung. Den Abschluss bildet eine undatierte, bislang unveröffentlichte Handschrift Bubers aus dem MBA zur Thematik des Bandes. In dem Quellen- und Literaturverzeichnis werden nur die in diesem Band tatsächlich zitierten Schriften aufgeführt. Ausgenommen hiervon
Editorische Notiz
sind die in den Anmerkungen Bubers zu Königtum Gottes und Der Gesalbte verzeichneten Werke.
Diakritische Zeichen Ko r re k t u re n v o n B u b e r s H a n d : [Text] Texttilgung hTexti Texteinfügung ! Korrektur zu folgender Variante Herausgeberbezogene Zeichen: x, xx, xxx … Unentzifferte(s) Zeichen X Unentzifferte Zeichenfolge ? unsichere Lesung des davor stehenden Wortes [Textverlust] eindeutig fehlende, nicht ergänzbare Textlücken wegen Schreibabbruch, Textzeugenbeschädigung etc. {Text} Variante aus einem Textzeugen, eingeblendet innerhalb einer Variante aus einem anderen Textzeugen / Zeilenumbruch Te x t z e u g e n - S i g l e n : Drucke D1, D2… Teilabdrucke, Druckfahnen und Korrekturbögen d1, d2… Handschriften H1, H2… 1 2 Teilhandschriften h ,h … TS1, TS2… Typoskripte TS1.1, TS1.2… Schichten innerhalb eines Textzeugen
Einzelkommentare Das messianische Mysterium (Jesaja ) Buber hielt diesen Vortrag bei einer Feierstunde anlässlich der Eröffnung der Hebräischen Universität in Jerusalem am . April in Berlin. Vor diesem Hintergrund sind die Ausführungen, eine kurze kritische Abhandlung zur Religionswissenschaft, in zweierlei Hinsicht angemessen: einerseits weil die Religionswissenschaft an der neuen Universität sicherlich als Fach unterrichtet werden soll, andererseits weil Buber sich bereits seit der Jahrhundertwende, als er sich für den Kulturzionismus zu engagieren begann, immer wieder sowohl mit der Religionswissenschaft als auch mit dem Problem universitärer Bildung beschäftigt hatte. Eine Universität zu gründen, war eine der vordringlichsten Forderungen der von Chaim Weizmann (-) und Buber geführten Demokratischen Fraktion innerhalb der zionistischen Bewegung, die für die Ideen des Kulturzionismus eintrat. Zuvor schon hatte Buber die philologische Ausrichtung der Wissenschaft des Judentums vom Standpunkt des Kulturzionismus aus kritisiert (vgl. Martin Buber, Jüdische Wissenschaft, Die Welt, Nr. und , . und . Oktober , jeweils S. -, jetzt in: MBW , S. -). Der Abschnitt über Religionswissenschaft im allgemeinen (in diesem Band, S. ,-,) wurde als eigenständiger Text von Buber leicht modifiziert unter dem Titel »Über Religionswissenschaft« im Jüdischen Almanach auf das Jahr (Prag ) veröffentlicht (jetzt in: MBW ., S. -). Die Auffassung, dass die Religionswissenschaft sich der Grenze bewusst sein müsse zwischen der Erkenntnis, die für sie aufgrund ihrer wissenschaftlichen Herangehensweise zugänglich ist, und der Wahrheit der jeweils untersuchten Glaubensgemeinschaft, wird von Buber immer wieder in verschiedenen Schriften dargelegt. Wann immer sich Buber zu diesem Thema äußerte, gab er aufs Neue den im »Messianischen Mysterium« entwickelten Gedankengang wieder (vgl. z. B. das erste Vorwort von Königtum Gottes, in diesem Band, S. -.): Die Religionswissenschaft müsse sich sehr genau der Grenzen bewusst sein, in denen sie die Religion erforschen kann; ihr Thema sei nicht mit der Erfahrung der Anhänger der untersuchten Religion identisch, sie könne nicht bis zur Welt der Gläubigen vordringen. Im zweiten Teil des Textes beschäftigt sich Buber mit den Passagen aus Jesaja zum »leidenden Gottesknecht«. Kurz vor seinem Festvortrag hatte Buber während des Wintersemesters / einen Kurs über Messianismus an der Universität Frankfurt am Main gehalten. (Willy Schottroff,
Einzelkommentare
Martin Buber an der Universität Frankfurt a. M. (-), in: Dieter Schoodt (Hrsg.), Martin Buber, Erich Foerster, Paul Tillich. Evangelische Theologie und Religionsphilosophie an der Universität Frankfurt a. M. bis , Frankfurt a. M. , S. -.) Zwanzig Jahre später wiederholt er seine Kernaussage im Abschnitt »Das Geheimnis« seines Buchs Der Glaube der Propheten (jetzt in: MBW ): Für ihn ist der leidende Gottesknecht weder eine historische Einzelperson, wie z. B. Jeremia oder gar der Autor Jesaja/Deuterojesaja selbst, noch eine überzeitliche Kollektivperson, die ganz überwiegend mit Israel identifiziert wurde, sondern eine andere Art von Kollektivperson, die aus einer Abfolge von verborgenen, anonymen Gottesdienern besteht. Mehrere Fragen ergeben sich aus diesem Text, die man im Lichte von Bubers anderen Schriften über Prophetie, Messianismus und Apokalyptik, die in diesem Band versammelt sind, erörtern sollte. Erstens, welche Funktion den Konzepten der Verborgenheit und des Geheimnisses zukommt, und wie sich deren Bestimmung zu dem in Der Gesalbte Gesagten verhält? Zweitens, wie sich die Beziehung zwischen Verborgenheit und Geheimnis auf der einen Seite, und Erfolg im politisch-historischen Sinn auf der anderen Seite gestaltet? Bubers Schriften zum Messianismus kreisen um die Frage, welche Einstellung zum historisch-politischen Erfolg die angemessene ist. Ist er das Gegenteil zu der Art von Erfolg, den der verborgene, demütig Leidende erzielt, welcher bestimmt ist, »in der Verborgenheit, im Schatten der Hand Gottes, im Köcher zu bleiben«? Oder ist die Beziehung zwischen den beiden komplexer als ein einfacher Gegensatz? Es scheint, als würde Buber in »Das messianische Mysterium« mit seiner starken Wertschätzung der Arbeit im Verborgenen eine frühe Version seiner Gedanken zu diesem Thema formulieren, die er dann im Königtum Gottes voll ausarbeiten wird. Den Gegensatz von Prophetie und Apokalyptik, den Buber schließlich in diesem Text entwickelt, passt nicht so recht zu dem, was er hier zu Deuterojesaja schreibt, wie er selbst ausdrücklich in »Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde« betont (in diesem Band, S. -). Auf diesen Umstand hat bereits Jacob Taubes in seinem Aufsatz »Martin Buber und die Geschichtsphilosophie« hingewiesen. Textzeugen: TS1: Typoskript im MBA (Arc. Ms. Var. , zayin ); paginierte, maschinell einseitig beschriebene Blätter; folgendermaßen betitelt: »Vortrag Martin Buber bei der Berliner Feier anlässlich der Eröffnung der Universität Jerusalem: / Das messianische Mysterium (Jesaja ) /
Das messianische Mysterium (Jesaja )
. April «; mit einer handschriftlichen Anmerkung auf S. in der oberen linken Ecke: »Messianismus unkorrigiert«; enthält vereinzelte Korrekturen, die wahrscheinlich von fremder Hand stammen. TS2: Typoskript im MBA (Arc. Ms. Var. , zayin ); handschriftlich nummerierte, maschinell einseitig beschriebene Blätter; folgendermaßen betitelt: »Vortrag Martin Buber bei der Berliner Feier / anlässlich der Eröffnung der Universität Jerusalem . April . / Das messianische Mysterium (Jesaja )«. Abschrift von TS1 unter Berücksichtigung der dortigen Korrekturen. Bei dieser Abschrift sind an zwei Stellen Textstücke ausgefallen (vgl. Variantenapparat zu ,- und ,-), weshalb TS1 hier zum Abdruck kommt. Nicht autorisierter Druck: in: Daat, Nr. , Sommer , veröffentlicht u. eingeleitet von Theodore Dreyfus (dt. u. hebr.), S. - (in MBB nicht verzeichnet); korrupte Erstveröffentlichung des Textzeugen TS1, mit zahlreichen, nicht auf die Textvorlage zurückzuführenden Fehlern. Druckvorlage: TS1 Variantenapparat: ,- Dieterich] berichtigt aus Dietrich ,- , sondern nur die Entwicklung menschlichen Denkens von göttlicher Offenbarung] fehlt TS2 , überschreitet,] berichtigt aus überschreitet , Grenze,] berichtigt aus Grenze nach TS2 ,- Religions-Wissenschaft] Abkürzung Rel.-Wissenschaft vereinheitlichend aufgelöst , Religions-Wissenschaft] Abkürzung Rel.-Wissenschaft vereinheitlichend aufgelöst , an diesen misst] an diesem misst TS2 , des Menschlichen] des menschlichen TS2 , , Albert Schweitzer,] berichtigt aus Albert Schweizer nach TS2 , talmudischen] berichtigt aus tamudischen nach TS2 , Menschen-Schicksal] Menschenschicksal TS2 , Mowinckel] berichtigt aus Movinkel , vertrat,] berichtigt aus vertrat , Viele sagten,] berichtigt aus Viele sagten nach TS2 , wer so spricht] was so spricht TS2 ,- und von Völkern, sondern nur eine Geschichte der Völker in den Einzelnen] fehlt TS2
Einzelkommentare
, Deutero-Jesajas] berichtigt aus Deutero-Jesaias , dem] berichtigt aus der ,- Wirklichkeit. Und ebenso wird das neue, das ich jetzt prophezeie] fehlt TS2 , erfährt] berichtigt aus erführt nach TS2 , »Gott machte] berichtigt aus Gott machte nach TS2 , ihm] ihn TS2 ,- Um in der […] zu bleiben.] »Um in der […] zu bleiben.« TS2 , vom Knecht] vom Knecht, TS2 , sind] berichtigt aus ist , vollzieht sich] vollzieht sich, TS2 , Nisstarim] berichtigt aus Nistarim , Tragenden] berichtigt aus tragenden nach TS2 , Verschwiegenen] berichtigt aus verschwiegenen nach TS2 ,- einmalige und endgültige] Einmalige und Endgültige TS2 Wort- und Sacherläuterungen ,- Albrecht Dieterich] (-) war Professor in Marburg, Gießen und Heidelberg, Altphilologe und Volkskundler. Das Zitat findet sich in den Verhandlungen des II. Internationalen Kongresses für Allgemeine Religionsgeschichte, Basel , S. . ,- die Eigentümlichkeit der eigenen Religion mit dem Wesen anderer Religionen] Die hier aufgestellte Forderung an die vergleichende Religionswissenschaft, den »Innen-Aspekt« einer Religion nicht mit dem Außen-Aspekt einer anderen zu vergleichen, erinnert an eine ähnliche Forderung Gustav Landauers. Vgl. Franz Rosenzweig, Apologetisches Denken, in: Zweistromland. Kleinere Schriften zu Glauben und Denken, hrsg. von Reinhold und Annemarie Mayer, Dordrecht u. Boston , S. -, hier S. . , Albert Schweitzer] (-), dt. Arzt, Philosoph, Philosoph und prot. Theologe, Friedensnobelpreis; auf Buber hatten vor allem seine frühen wissenschaftlich-theologischen Arbeiten Einfluss, vgl. Karl-Josef Kuschel, »Einleitung« in: MBW , S. . Albert Schweitzers These, Jesus habe im Schatten des deutero-jesajanischen Knechtes Gottes gestanden, nimmt Buber erneut in seinen Ausführungen in der Arbeitsgemeinschaft zum Buche Schmuel auf (vgl. in diesem Band, S. ), was auf sein fortlaufendes Interesse an der »christologischen« Thematik verweist. , Pessikta] Name mehrerer rabbinischer Predigtsammlungen aus dem frühen Mittelalter.
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, dass er sie auf sich nehme.] Pesikta Rabbati, Piska , zitiert nach August Wünsche (Hrsg): Bibliotheca Rabbinica III, Auszüge aus Pesikta Rabbati, übersetzt von M. Friedmann, Leipzig , S. ; (reprografischer Nachdruck Hildesheim ). , talmudischen Erzählung] bSan a. ,- Heute, wenn ihr auf meine Stimme hört.] Ps ,. ,- »Der Aussätzige«] bSan b. ,- »Er hat unsere Krankheiten getragen«] Jes ,. , Nachmanides] (-), eigentlich Mosche ben Nachman oder als Akronym RaMBaN, jüdisch-spanischer Rabbiner und kabbalistischer Bibelkommentator. , lurjanischen Kabbala] In Safed, Nordpalästina, beheimatete, neue Strömung der Kabbala, die nach ihrer zentralen Figur Rabbi Isaac Lurja benannt ist; vgl. Gerschom Scholem, Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen, Frankfurt a. M. , S. -. , Maimonides] (-), auch Moses ben Maimon oder als Akronym RaMBaM, bedeutendster jüdischer Philosoph des Mittelalters und bis heute herausragende halachische Autorität. , Raschi] Akronym für Rabbi Schelomo Jizchaki (-), bedeutendster jüdischer Bibel- und Talmudexeget, wirkte in Nordfrankreich. , Joseph Caro] Joseph ben Ephraim Caro (-), Verfasser des bis heute von Orthodoxen als autoritativ anerkannten Kodex jüdischen Rechts, dem Schulchan Aruch. , Ibn Esra] Abraham ibn Esra (-), bedeutender Bibelkommentator des span. Judentums. , Jehuda Halevy] (vor -), Dichter und Philosoph des spanischen Judentums. Seine Zionslieder übertrug Franz Rosenzweig, Zweiundneunzig Hymnen und Gedichte deutsch, Berlin . ,- Menasche ben Israel] oder Manasseh ben Israel (-), jüdischer Gelehrter, Drucker und Diplomat, Lehrer Spinozas. , Samuel David Luzzato] (-), ital.-jüd. Gelehrter und Bibelkommentator. , Saadja] Saadia ben Joseph Gaon (-), Gaon (= Leiter) der bedeutendsten Talmudhochschule, Führer der babylonischen Judenheit sowie erster bedeutender jüd. Philosoph. , Grätz] Heinrich Graetz (-), dt.-jüd. Historiker und ein bedeutender Vertreter der Wissenschaft des Judentums in Deutschland. Seine Geschichte der Juden in elf Bänden, . Auflage f., Ausgabe letzter Hand, Leipzig , war sehr populär.
Einzelkommentare
, Mowinckel] Sigmund Mowinckel (-), norwegischer Alttestamentler, wird der Uppsala-Schule (myth and ritual school) zugerechnet. , Gunkel] Hermann Gunkel (-), dt.-prot. Theologe, Alttestamentler, entwickelte die Form- und Gattungsgeschichte als Methode für die Exegese des Alten Testaments. , Gressmann] Hugo Gressmann (-), dt.-prot. Theologe, religionsgeschichtliche Schule. ,- diesen Namen für seinen alten gab] Gen ,. , Ewed-Liedern] Gottesknechtslieder, vier vom Alttestamentler Bernhard Duhm aus Deuterojesaja herausgefilterte Texte mit dem Thema des leidenden Gottesknecht: Jes ,-(); ,-; ,-; ,-,. , der heilige Rest] Übersetzung von Buber von Scheerit (Rest, d. h. die, die geschichtliche Katastrophe wegen ihrer Treue zu JHWH überdauern), vgl. Mi , u. a. , rabbinischen Midrasch] nicht nachgewiesen. , kat exochen] griech. für »im eigentlichen Sinne«. ,- »Rischonot«] hebr. »Früheres«; Jes ,. , »Chadaschoth«] hebr. »Neues«; Jes ,. , Theophanie] Selbstoffenbarung Gottes. , denn der Herr schreitet vor euch einher] Jes ,. ,- in der Wüste bereitet den Weg dem Herrn,] Jes ,. ,- Mein Knecht, fürchte dich nicht, ich helfe dir, ich kaufe dich los] Jes ,; ,; , u. ö. , Liedern vom messianischen Mysterium], gemeint sind die Gottesknechtslieder vgl. Anmerkung zu ,. , Cyrus] Kyros II (/ - v. Chr.) persischer Herrscher, der den Juden die Rückkehr nach Juda und den Wiederaufbau des Tempels erlaubte. Er wird als »Gesalbter/meschiach« in Jes , bezeichnet. ,- »Gott machte mich wie […] versteckte er mich«] Jes ,; dort aber nicht »mich« sondern »meinen Mund«. ,- »Umsonst habe ich […] ich meine Kraft«] Jes ,a. ,- »aber mein Recht […] ist meine Macht«] Jes b. ,- »Die Elenden […] tue ich Ströme auf.«] Jes ,-. ,- »Ich giesse Wasser […] Geist auf deine Saat.«] Jes ,. , Ani we Ewjon] hebr.: »elend und dürftig«. , Lewiathan] Hiob ,; Meerungeheuer mit Zügen eines Krokodils oder Walfisches aus der semitischen Mythologie. , Behemoth] Hiob , f.; Mythologisches Landungeheuer nach dem Vorbild eines Flusspferds. Sowohl Behemoth wie Lewiathan symboli-
Arbeitsgemeinschaft zu ausgewählten Abschnitten aus dem Buche Schmuel
sieren Urmächte, die aber hier dazu dienen, die absolute Überlegenheit des biblischen Gottes zu zeigen. , Anijim we Ewjonim] hebr.: »die Elenden und Dürftigen«. , be-motaw] hebr.: »in seinen Toden« Jesaja ,. Die Pluralform ist schwer im unmittelbaren Textzusammenhang zu deuten; vermutlich weist Buber hier ausdrücklich auf sie hin, um die christologische Deutung auszuschließen. , Awdi] hebr.: »mein Knecht«. , Nisstarim] hebr.: »die Verborgenen«. Möglicherweise eine Anspielung auf den nicht nur im Chassidismus weit verbreiteten Glauben an die verborgenen Gerechten, vgl. bSan b; auch Gen ,-. , Meschichim] hebr.: »die Gesalbten«. Das Wortpaar nisstarim und meschichim wird weder in Der Glaube der Propheten, noch in »Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde« wieder aufgegriffen. Stattdessen wird in Königtum Gottes und Der Gesalbte das Thema mit der Gegenüberstellung von newi’im (statt der nisstarim) mit den Königen (statt der meschichim) weiter verfolgt. , Ewed] hebr.: »Knecht«. Arbeitsgemeinschaft zu ausgewählten Abschnitten aus dem Buche Schmuel Die hier wiedergegebenen Vorträge, datiert vom .-. August , sind wahrscheinlich die überarbeiteten Mitschriften des Ponte Tresa Kreises, auf die Buber in seinem Vorwort zu Königtum Gottes hinweist (in diesem Band, S. ) und dessen Protokoll von seinem Freund Carl Theil () aufgezeichnet wurde. Weitere Teilnehmer waren vermutlich der Soziologe Ernst Michel (-), der Schriftsteller Wilhelm Michel (-), sein Verleger Lambert Schneider (-), sein Freund und Schüler Norbert Nahum Glatzer (-) sowie der Bremer Rechtsanwalt und Schriftsteller Josef Kastein (-), der inspiriert von dem Seminar eine Biographie Sabbatai Zewi. Der Messias aus Ismir, Berlin , geschrieben hat. (Vgl. Michael Brenner, Jüdische Kultur in der Weimarer Republik, München , S. f.). Die Vorträge sind in das Umfeld der sich neu entwickelnden jüdischen Erwachsenenbildung einzuordnen, dessen bekannteste Institution das »Freie jüdische Lehrhaus« in Frankfurt war und an dem Buber selbst Dozent war. Wie hier nannten sich die meisten Veranstaltungen »Arbeitsgemeinschaft«, weil die aktive Mitarbeit der Teilnehmer im Unterschied zum bisherigen reinen Vortragswesen angestrebt wurde. Man findet in diesen Mitschriften
Einzelkommentare
alle wesentlichen Themen wieder, mit denen sich Buber in Königtum Gottes und Der Gesalbte beschäftigt, wobei sich seine Ansichten über die Bedeutung der biblischen Texte häufig wandeln. Unter diesem Aspekt sind die Protokolle interessant: sie bieten einen Einblick in Bubers Gedankengänge während seiner Forschung. Man erkennt in diesen Vorträgen, dass Buber bereits mit einem Konzept arbeitet, das davon ausgeht, dass der Messianismus in biblischen Zeiten aus einer historischen Dynamik heraus entsteht: »Das Problem des historischen Königtums ist es also, dass der Gesalbte sündigt. Messianismus ist nichts anderes als das Verlangen nach dem Gesalbten, der die Salbung erfüllt.« (In diesem Band, S. .) Während Buber hier aus der Sicht des biblischen Umfelds spricht, ist seine Schlussfeststellung allgemein menschlich gehalten, nämlich dass »der Messianismus nicht bloß im Christentum und Judentum vorhanden ist. Alles wirkliche Menschenleben sehnt sich nach Erlösung.« Der fortwährende Positionswechsel zwischen dem, was für die Bibel spezifisch ist, und dem Universellen ist charakteristisch für diesen Text und verdeutlicht den Zusammenhang zwischen Bubers Bibelstudien und seinem politischen Denken. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass das eigentliche Ziel des Kreises ist, ausgewählte Kapitel der Bibel zu studieren. Jedoch werden die grundsätzlichen Themen zu Beginn des Gesprächs in allgemeinster Form angeführt: »Kann es Gemeinschaft zwischen Menschen geben?« (Ebd., S. .) Im weiteren Verlauf des Protokolls findet man politische Überlegungen Bubers, die er aus seinen veröffentlichten Werken fernhält, möglicherweise weil sie sich mit deren wissenschaftlichen Charakter nur schlecht vertragen. Sie zeigen aber, wie Buber in seinem Denken die Themen zueinander in Beziehung setzt. So stellt sich beispielsweise Buber die Frage: »Was ist letztlich Führung? Müssen die Menschen geführt werden?« (Ebd., S. .) Bei der Suche nach Antworten auf diese universellen Fragen bietet Buber aber Antworten aus dem Arsenal der Bibelwissenschaft an. Man sollte dem Text nicht allzu hohe Erwartungen in Bezug auf Einblicke in die aktuell-politische Dimension von Bubers Denken entgegenbringen. Offenkundig wurden politische Fragen zwar diskutiert. Aber in ihrer verkürzten Darstellung – es handelt sich ja um ein Protokoll – sind sie nur schwer verständlich. So findet man z. B. die Aussage: »Die Weisheit der Zeiten spricht sich im Moment der Entscheidung aus: Herr des Ausnahmezustands. (Max Weber: Demokratie – Kopf ab!)« (Ebd., S. .) Der auf die politische Diskussionen der Zeit bezügliche Kontext solcher Feststellungen (Carl Schmitt (-)), wird sich im Detail nur schwer rekonstruieren lassen.
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An einigen Stellen bekommt man Einblick in die Themen, die für die weiteren Kapitel von Der Gesalbte vorgesehen waren, besonders in Hinblick auf die Person und das Leben Davids, der Errichtung der davidischen Dynastie und das Wesen ihrer »Sohnschaft« gegenüber Gott. Diese Themen werden nur angeschnitten, ohne dass sie eingehend besprochen werden mit Ausnahme der Fragestellung, warum Sauls Sünde zur Verwerfung seiner Dynastie führt und Davids Sünde nicht. Textzeugen: TS1: Typoskript im MBA (Arc. Ms. Var. , gimel a); paginierte, maschinell einseitig beschriebene Blätter; zweischichtig: TS1.1: Grundschicht: maschinenschriftlich. TS1.2: Überarbeitungsschicht: Korrekturen von Bubers Hand, vornehmlich Tippfehler und ausgelassene Worte, mitunter inhaltliche Überarbeitungen betreffend, in gleicher Dichte über TS1 verteilt. Druckvorlage: TS1.2 Variantenapparat: ,- sich nicht aufdrängt, […] sondern durch Nichttun wirkt] sich nicht auferlegt, zurückhält, durch Nichttun wirkt TS1.1 ,-, des führerischen Menschen,] fehlt TS1.1 , zu verstehen haben] zu erfassen haben, verstehen haben TS1.1 ,- von Menschlichem und Göttlichem] von Gott und Mensch TS1.1 , vom Buch der Richter] fehlt TS1.1 ,- theonom sanktionierten] in Wahrheit sanktionierten TS1.1 , , einer naiven Theokratie] berichtigt aus einer naiven Theokratie fehlt TS1.1 ,- entscheidend dafür, ob man Sinaioffenbarung] entscheidend dafür aber die Textfrage. Alles hängt ab davon, ob man Sinaioffenbarung TS1.1 , oder nicht] fehlt TS1.1 , Abfall von Gott] Entscheidend Sinai. Abfall von Gott TS1.1 ,- Gott als Baal] Melek als Baal TS1.1 , den meisten] allen TS1.1 , größere Direktheit] größere Direktheit (in Assur und Babylon König daneben geduldet) TS1.1 , Kinder Israels] berichtigt aus Kinder Israel ,- Magie-Gewalt: […] des Namens)] fehlt TS1.1 ,- Herrlichkeit […] dem Menschen antut] Herrlichkeit. Die Wucht, maiestas das Wuchtende, das sich dem Menschen antut TS1.1
Einzelkommentare
, Gemeinde] Begegnung TS1.1 ,- . »religiös« – so, dass man] . so, dass man TS1.1 , . »magisch« – der Glaube] . der Glaube TS1.1 , ägyptischen Zauberers] antiken Zauberers TS1.1 ,- Der personhafte Teufel] Der Teufel personhaft TS1.1 , (aus dem »Maggid«)] fehlt TS1.1 ,- daß kein Gift vorhanden war: also Wirkung wie bei . ] daß es kein Gift war TS1.1 , Begegnung: Wiederkehr der Schöpfung. ] fehlt TS1.1 , bestreichen (arabische Tradition)] b e t r ä u f e l n TS1.1 , besondere Bedeutung.] besondere Bedeutung. (Palmer, Jaakob in Bethel.) TS1.1 ,- (daher dynastisch erhalten bleibend) ] fehlt TS1.1 , Umkehrtaufe] Prophetentaufe TS1.1 , im Urchristentum] im Urchristlichen TS1.1 , des Gottes der Schlachtreihen Jißraels,] fehlt TS1.1 , des historischen Königtums] berichtigt aus des historischen Königstum , Ich möchte,] berichtigt aus Ich möchte , Griechentum] Christentum TS1.1 , sehr groß] ungeheuer groß TS1.1 , Bedeutungen] Formen TS1.1 ,- Metathesis] berichtigt aus Metaphesis ,- Beide Varianten der Frage […] neuen Anfangs] Beide Fragen gehören historisch zusammen, vielleicht aufzufassen als neuer Anfang TS1.1 ,- verkehrten (!) abgefallenen Menschen] verkehrten (!) Menschen TS1.1 ,- zu vollbringendes Geschehen] zu vollbringendes Geschehen (die Salbung aber sollte doch der Richtungsgarantie Dauer verleihen.) Dies ist aber nicht ethisch zu fassen: es würde dann nur übersetzt aus der Wirklichkeit auf eine übersehbare Scala. (Et hic – praktische Theorie) TS1.1 , Boten?] Boten (vgl. Schmelke von Nikolsburg: die Boten). TS1.1 , zu teilen] zu tragen TS1.1 , Erfahrung aus.] Erfahrung aus. Die Stufung bei den Griechen ist etwa: μοῖρα, ἅτη, τύχη, ἀνάγκη, είμαρμένη, πεπρωμένη. TS1.1 , iranische Einflüsse] iranische Einflüsse, immer wieder der Versuch, daß das Problem des Widerspruchs in der Verbindung des Menschen mit Gott überwunden wird TS1.1
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, an das Versagen an?] an das Versagen an? Leerzeile . VIII. . / Was bedeutet Erwählung? Ist dafür die Beschaffenheit des erwählten Menschen gleichgültig? Wichtig dafür ist der Text. Wird im Text davon gesprochen daß die Beschaffenheit des Menschen in Betracht gezogen wird? Der Text legt Wert darauf und sagt relativ über das Inbetrachtziehen der Person aus, daß Art der Erwählung bei Schaul und Dawid nicht gleich ist. / I. . . Der Mensch sieht in die Augen, Gott aber sieht in das Herz. (qui leitet einen Spruch gültiger Weisheit ein, der im Mittellpunkt der Geschichte steht). Die wirklich im Herzen ruhende Beschaffenheit des Menschen TS1.1 ,- vom bloss Persönlichen, nicht das ganze Gemeinschaftsleben Umfassenden aus] vom Persönlichen aus TS1.1 , Ruf des Volkes] Ruf TS1.1 ,- an dem nicht der Verstand das Wesentliche ist] der keinen Ve r s t a n d zu haben braucht TS1.1 , das Volk in den Akt miteinbeziehend] das Volk als Material benutzend TS1.1 , Organismus] Prozess TS1.1 ,- Dreiecks oder Keils] Dreiecks TS1.1 , Bürgschaft] Garantie TS1.1 , Mimikry.] Mimikry. Führer ist heute nur modèle anonyme und keine Kontinuität. TS1.1 , amorphe Masse] Masse TS1.1 , eine gegliederte Vielheit von Personen] nur Personen TS1.1 , gleichgültig?] gleichgültig? Wichtig dafür ist der Text. TS1.1 ,- – in beiden Erzählungen Umkehr des Mörders] fehlt TS1.1 , Mein Sohn bist du,] fehlt TS1.1 ,- Mein Vater bist du, mein Göttlicher, Fels meiner Befreiung] mein Vater Du mein göttlicher Fels meiner Freiheit (Befreiung) TS1.1 ,- des Christentum heraus.] des Christentum heraus. Ebenso in der Offenbarung Johannis: Christus tritt in die Reihe seiner Brüder zurück, gibt seine Herrschaft ab TS1.1 , Bis dahin] Bis ins . Jahrhundert TS1.1 , auf den Darstellungen von Luxor] in Luxor TS1.1 , Jupiter] berichtigt aus Juppiter , in allen Religionen zeigt.] in allen Religionen zeigt. Nativismus und Doketismus gehören eng zusammen TS1.1 ,- Aufnahme in die urchristlichen Gemeinden] der urchristlichen Gemeinden TS1.1 , Aus der Tendenz der Bestandssicherung der Kirche] Mit Festigung der Kirche TS1.1
Einzelkommentare
, der feindliche König] der König TS1.1 , Frage nach dem Schuldcharakter der Schuld. Bei Dawid hebt Schuld an] Strafe etwas Doppeltes: Schuldcharakter der Schuld. Schuld hebt an TS1.1 , der kommende Zerfall des Reiches] das Kommende TS1.1 , Urja] Agag, Urja TS1.1 , Kultplatz gewesen ist.] Kultplatz gewesen ist. (In Genesis alte Tradition: Melchisedek = Schem (Midrasch)) TS1.1 , II.–] berichtigt aus I.– , spricht zu Gott] spricht zum Boten TS1.1 , Fragmenten] Fragen TS1.1 ,- (Zurückgreifend auf I.: Furcht vor dem Volk […] zuteilt] I. geleiden – bereuen. Furcht des Volkes […] zuteilt TS1.1 ,- , das faktische Ernstnehmen] fehlt TS1.1 ,- im Bau des Gemeinwesens] i m G e m e i n w e s e n TS1.1 , der ganzen Breite] der Breite TS1.1 , neu widerfahrendes] wieder widerfahrendes TS1.1 , sich verlassen] vertrauen TS1.1 , irrende Weise] irreführende Weise TS1.1 , König, der dies wirklich ist] König, der es ist TS1.1 , Von hier aus] Von diesem Verlangen aus TS1.1 ,- Sprecher treten dagegen auf] Sprecher treten dagegen auf, nicht von oben geschickt TS1.1 , »Nahung« zu Gott] Nahung Gottes TS1.1 , (vgl. II Chronik , ff.)] fehlt TS1.1 ,- die Lichtenden und die Schlichtenden] Lichten und Schlichten TS1.1 ,- Man meint nun, dass das Versagen an der Teilung dieser Funktionen liegen könnte] Vielleicht liegt das Versagen an der Teilung dieser Funktionen TS1.1 , Verwirklichungsversuches] Verwirklichungsversuches, der freilich nur eine Travestie und Verzerrung ist TS1.1 ,- unternommen] fehlt TS1.1 , Deuterojesaia.] Deuterojesaia. (Versuch die Kyrosstellen zu eliminieren. Tritojesaia unwahrscheinlich. Vielleicht spätere Stücke eingefügt.) TS1.1 ,- außerordentlich groß] außerordentlich groß (Neubauer, Driver) TS1.1 ,-, »Jetzt aber hat […] Rand des Erdreichs.«] »Jetzt hat er gesprochen, der mich vom Mutterschoß an bildet, ihm zum Knecht, Jakob zu ihm heimkehren zu lassen, Israel zu ihm einzusammeln. Und er
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sprach: zu leicht ist’s, daß du mir Knecht seist, aufzurichten die Volksstäbe Israels und die Bewahrten Israels heimkehren zu lassen. Vielmehr ich habe dich zum Licht den Weltstämmen gegeben, meine Befreiung (Freiheit) zu sein bis ans Ende der Erde.« TS1.1 ,- dem Angeredeten an dieser Stelle] dieser messianischen Stelle TS1.1 , Weltgeschichtlicher Vorgang] davor Absatzwechsel TS1.1 ,- »ER berief mich […] bei meinem Gott.«] »In den Eingeweiden meiner Mutter (hat er mich gebildet) und hat meinen Mund eingesetzt als ein scharfes (schneidendes) Schwert, u n d d a n n h a t e r m i c h i m S c h a t t e n s e i n e r H a n d v e r s t e c k t , und hat mich zu einem blanken Pfeil eingesetzt, u n d d a n n h a t e r m i c h i n s e i n e m K ö c h e r v e r b o r g e n . Ich aber sprach: zum Leeren habe ich mich gemüht, um Wirrsal und Eitelkeit habe ich meine Kraft erschöpft, so habe ich gesprochen. Jedoch mein Recht ist mit ihm und mein Werk mit meinem Gott.« TS1.1 , , des »Knechts«,] fehlt TS1.1 ,- zu verstehen.] zu verstehen. Israel – Messias. Moderne Auffassung: auf historische Gestalt, auf den Propheten selbst zu beziehen. Die Erklärung ) auf einen einzelnen geschichtlichen messianischen Menschen ) auf das Volk bezogen: dies die ganze Geschichte der Exegese. TS1.1 , »aus dem Kerker Gefangene zu führen« usw.] Sprechen zu den Gefangenen. TS1.1 ,- »Ich will dich aber […] wieder einzueignen.«] »Ich gebe dich zum Bund des Volks aufzurichten das Land (die Erde) neu einzueignen die verwüsteten Eigentümer.« TS1.1 , In der in Kap. f. erzählten Leidensgeschichte] »Und er gab ihm bei den Frevlern sein Grab und bei den Reichen sein Grab in seinen Tod.« Gemeint ist TS1.1 , die selber Gebeugte sind] die selber Gebeugte sind, getragen aus dieser Konzeption des Abschnittes der Weisheit Salamos TS1.1 ,- das Leben dieser Schar] dieses Wirken TS1.1 ,- wird verbunden mit dem Dasein eines solchen Menschen geschehen] geschieht nun verbunden mit dem Leben eines solchen Menschen, der in einer solchen Zeit steht TS1.1 , Dies führt] Diese Verfestigung führt TS1.1 , des messianischen Mysteriums] d e s M e s s i a n i s m u s TS1.1 ,- ein Realverhältnis zum Seienden, ein Realverhältnis, dem er eingetan ist] in Gestalt eines Realverhältnisses TS1.1
Einzelkommentare
,- bislang zugeteilt den Menschen in Gestalt ihrer] zugeteilt dem Menschen in Gestalt seiner TS1.1 , daß der Messianismus] daß anknüpfend an die höchste Gestalt der messianischen Verheißung der Messianismus TS1.1 , Formungen] Gestalten TS1.1 , Formung] Gestaltung TS1.1 Wort- und Sacherläuterungen: , dieser Arbeitsgemeinschaft] vermutlich identisch mit dem Kreis von Ponte Tresa, vgl. Vorwort zu Königtum Gottes, in diesem Band, S. . , Zürich und Ascona] In Zürich hatte Buber schon im Winter / und in Ascona im August Seminare geleitet; vgl. die Briefe von Martin Buber an Ludwig Strauß vom . Mai und . Juli , in: Tuvia Rübner u. Dafna Mach (Hrsg.), Briefwechsel Martin Buber – Ludwig Strauß. -, Frankfurt a. M., S. u. . Zu der Tagung in Ascona, einem Vorläufer der Eranos-Tagungen, vgl. MBW ., S. -. Die Seminarmaterialien finden sich unter dem Titel »Besprechungen mit Martin Buber in Ascona, August über Laotse’s Tao-te-king« jetzt in MBW ., S. -. Später hat Buber an der Eranos-Tagung von teilgenommen und einen Vortrag über »Sinnbildliche und sakramentale Existenz im Judentum« gehalten, der erstmals veröffentlicht wurde in Deutung des Chassidismus. Drei Versuche, Berlin: Schocken Verlag , S. -, (jetzt in: MBW ). sieht sich Buber gezwungen, seinen Vortrag bei der Eranos-Tagung abzusagen, weil er nach dem Redeverbot durch die Gestapo sich bedeckt halten wolle, vgl. Maurice Friedman, Martin Buber’s Life and Work, Detroit , II, S. f. , Gemeinschaft] Die Suche nach »Gemeinschaft« ist ein häufig anzutreffender Topos in der Weimarer Republik, besonders aber auch unter Juden, die enttäuscht von der Verkennung ihres Kriegseinsatzes für Deutschland sich ihrer Außenseiterrolle gewahr wurden und sich zunehmend in der Gesellschaft isoliert fühlten. Vgl. Michael Brenner, Jüdische Kultur in der Weimarer Republik, S. -. Buber beschäftigte sich mit dieser Thematik seit seinen Anfängen, vgl. z. B. seinen Vortrag »Alte und neue Gemeinschaft« (ca. ), jetzt in: MBW ., S. -. Beispielhaft für Bubers Umfeld sei hier auf die Habilitationsschrift seines Schwiegersohns Ludwig Strauss (-) von verwiesen, Das Problem der Gemeinschaft in Hölderlins ›Hyperion‹, Leipzig . , Tao te king] Eine klassische chinesische Schrift ungefähr aus dem . Jh. v. Chr. Mit dem Zhuangzhi zusammen bildet es die Grundlage
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des Taoismus. Zu Bubers Auseinandersetzung mit chinesischer Philosophie vgl. Irene Eber »Einleitung« in: MBW ., S. -. , Laotse] (um v. Chr., Todesdatum unbekannt): Hofarchivar der Zhou Dynastie, der den Tao te King verfasst haben soll; möglicherweise legendär. Sowohl die kaiserlichen Beamtenapparate wie auch antiautoritäre Bewegungen berufen sich auf ihn. , Kosmogonie] Theorien zur Weltentstehung, insbesondere mythologische. , Nichttun] Ein taoistisches Konzept, mit dem sich Buber öfter auseinandersetzt. Vgl. z. B. den Artikel »China und wir« in: ChinesischDeutscher Almanach für das Jahr Gi Si /, hrsg. vom ChinaInstitut in Verbindung mit der Vereinigung der Freunde Ostasiatischer Kunst, Frankfurt a. M. , S. - (jetzt in: MBW ., S. ). Dieser Text wurde , also kurz nach dem hiesigen Seminar, veröffentlicht. , David, Saul in der Höhle überraschend] I Sam ,-. , Politeia] Anspielung auf Platos Schrift Politeia, die öfter mit »Der Staat« übersetzt wird. Der griech. Begriff Politeia jedoch umfasst ein Bedeutungsfeld, das Politik und Gesellschaft miteinschließt. ,- Nicht dich haben sie verworfen, sondern mich!] I Sam ,. ,- Barth, Dogmatik, Abschnitt Wort Gottes] Vermutlich Anspielung auf Karl Barth, Die christliche Dogmatik im Entwurf. Erster Band. Die Lehre vom Worte Gottes. Prolegomena zur christlichen Dogmatik, München . , Wellhausenschule] Julius Wellhausen (-), Prof. in Göttingen seit , dt.-prot. Bibelforscher, der die Quellen- oder Urkundenhypothese besonders in seinem Werk Prolegomena zur Geschichte Israels, Berlin , maßgeblich entwickelte, nach der der Pentateuch auf vier Quellenschriften zurückgeht. Die »Wellhausenschule« kennzeichnet besonders der literarkritische Zugang, während religionsgeschichtliche und archäologische Forschungsergebnisse wenig beachtet werden. In der ersten Hälfte des . Jh. entwickelt sich neu die Überlieferungsgeschichte, die sich mit den mündlichen Vorstufen der Texte beschäftigt. Deren Vertreter kommen oft zum Ergebnis, dass biblische Texte nicht zeitgenössische Quellen sondern spätere Rückprojektionen sind. Zum großen und teilweise ambivalenten Einfluss von Wellhausen auf Buber vgl. Daniel Weidner, ›Geschichte gegen den Strich bürsten‹. Julius Wellhausen und die jüdische ›Gegengeschichte‹, Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte , (), S. -. , (Jahwist und Elohist)] Bezeichnung zweier Quellen nach Julius Wellhausen, die oftmals mit den Siglen J und E abgekürzt werden. Sie
Einzelkommentare
enthalten nach seiner Theorie erzählendes Material und sind älteren Datums. Die Namen für die Quellen stammen daher, dass der Jahwist das Tetragramm JHWH, der Elohist elohim als Gottesnamen bevorzugen soll. ,- Tätigkeit des Redaktors] Der Redaktor führt die verschiedenen Quellen zusammen, so dass die Endgestalt des biblischen Textes, wie er uns heute vorliegt, auf ihn zurückgeht. Wie immer man die Quellentheorien heute auch bewerten mag, so hat man sich doch gänzlich von der Vorstellung gelöst, einzelne Personen wären Urheber, wie die Singularform (Jahwist, Elohist, Deuteronomist, Redaktor) suggeriert. , Parallelismus membrorum] Poetisches Stilmittel, zwei Glieder eines Satzes sind parallel gebaut; ein in der Hebräischen Bibel häufig gebrauchtes Stilmittel. Der Ausdruck stammt von dem Poetikprofessor und späteren Bischof von London Robert Lowth (-) aus seinem Buch Praelectiones Academicae de sacra Poesi Hebraeorum, Oxford . , Tetragramm] JHWH, Eigenname Gottes. Im Laufe der Zeit hat sich ein Tabu um die Aussprache des göttlichen Eigennamens gebildet und man ging zum Gebrauch von Ersatzworten über: hebr. adonai mein Herr, was über die Septuaginta kyrios in die europäischen Bibelübersetzungen (Herr; Lord; Seigneur) übernommen wurde. Vgl. auch Franz Rosenzweig, Der Ewige, in: Zweistromland, S. -, bes. S. -. , der Name Elohim] Elohim ist die Bezeichnung für Gott ganz allgemein, wird aber auch in der Bibel wie ein Eigenname des Gottes Israel gebraucht. (Alternativ: Hebr. »Gott«; der Sprachgebrauch ist wie im deutschen: einerseits ein allgemeiner Ausdruck, z. B. Zeus, ein griechischer Gott, oder spezifisch der eigene Gott, wie ein Eigenname, wie z. B. in Gott stand mir bei.) ,- die rabbinische Hermeneutik […] des Erbarmens] Buber bezieht sich auf die rabbinische Bibelauslegung, die die Existenz der zwei Gottesbezeichnungen Elohim und JHWH auf die unterschiedliche Haltung Gottes gegenüber den Menschen zurückführt. Dabei bezeichnet Elohim die middat hadin, das Gericht, und middat harachamim, das göttliche Erbarmen. Eine ausführlichere Darstellung gibt Buber in Zwei Glaubensweisen: »In der pharisäischen Auffassung sind die Middot weder Kräfte noch Attribute, sondern jenem Wortsinn gemäß Weisen, Verhaltensweisen, Grundhaltungen, also im wesentlichen dynamisch verstanden; […] Gott ›geht von der Midda des Gerichts aus und kommt zur Midda des Erbarmens‹ (jer. Taanit b), also von Position zu Position […]. Dennoch sind die Middot immer verbunden;
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je und je überwiegt die eine, aber sie wirkt nie allein […]. Auch die Schöpfung der Welt ist nicht durch die Gnade allein, sondern durch ihr Zusammenwirken mit der Strenge geschehen; aber auch kein Akt der strafenden Gerechtigkeit vollzieht sich ohne die Teilnahme der Barmherzigkeit. ›Als Gott den Menschen schuf, schuf er ihn mit der Midda des Gerichts und der Midda des Erbarmens, und als er ihn vertrieb, vertrieb er ihn mit der Midda des Gerichts und der Midda des Erbarmens‹ (Midr Gen rabba XXI ). […] Doch sind sie – und das ist das Wichtigste – einander an Macht nicht gleich: die Midda der Gnade ist die Stärkere.« Zwei Glaubensweisen, S. f. (jetzt in: MBW , S. f.). , Sohm] vermutlich Gotthold Julius Rudolph Sohm (-), Prof. in Straßburg und Leipzig, Jurist, dt.-prot. Theologe und Kirchenhistoriker; mitbeteiligt an der Erstellung des Bürgerlichen Gesetzbuch (). , theonom] (griech.) unter Gottes Gesetz stehend. , Sinaioffenbarung der Volksproklamation] Vermutlich Anspielung auf Ex ,. ,- Schluß des Schilfmeerliedes: Gott ist König] Ex ,- Schilfmeerlied; der letzte Vers lautet: »JHWH wird König sein für immer und ewig«. , die gute Gottesleugnung Rabbi Mosche Leibs] Verweis auf die Erzählung »Die gute Gottesleugnung«. Martin Buber, Aus dem Leben des heiligen Rabbi Mosche Leib von Sasow, in: Samuel J. Agnon u. Ahron Eliasberg (Hrsg.), Das Buch von den polnischen Juden, Berlin: Jüdischer Verlag , S. -, jetzt in: MBW . , Bestrafung Benjamins] Ri ; einer der letzten Erzählungen im Richterbuch: der Stamm Benjamin wird von einem Zusammenschluss der anderen Stämme bestraft, weil er sich weigert, die Verantwortlichen für das in Ri , berichtete Verbrechen auszuliefern. , Caesar, B.G. I., II] Julius Caesar, Commentarii de Bello Gallico; der Inhalt des genannten Abschnitts ist, dass Caesar den helvetischen Stämmen erlaubt, entlang des Rheins zu siedeln, um die germanischen Stämme abzuhalten den Fluss zu überqueren, womit sie direkt an Gallien gegrenzt hätten. , Geschichte der Väter] Die Patriarchenerzählungen (Gen -) wurden oft als Ausdruck einer geschichtlichen Periode aufgefasst, die von (halb-)nomadischen Sippen im . Jahrtausend v. Chr. erzählt. , Jahre] Gen ,. , (Stamm Dan, Problem des sog. Götzendienstes)] Ri ,: »sogenannter Götzendienst« bezieht sich wahrscheinlich darauf, dass Buber
Einzelkommentare
den Götzendienst für eine Erfindung des promonarchischen Redaktors hält. , Milkom] In der Bibel erwähnter höchster Gott der Ammoniter. ,- Molech (Melech mit Schandvokalisation)] oder gräzisiert Moloch: nach der Bibel Name eines kananäischen Gottes, dem Kinderopfer dargebracht wurden, ein vehement abgelehnter Brauch; vgl. Lev ,; ,-; II Kön ,; Jer ,. Bubers These ist, dass der ursprüngliche Name der Gottheit Melech sei, der gezielt zu Molech als einem Schandnamen verändert wurde. Inwiefern die Bibel historisch zuverlässig berichtet, wird bis heute kontrovers diskutiert. Neben Fachleuten, die der bibl. Darstellung im Wesentlichen folgen, spricht auch einiges dafür, dass die Bibelstellen, die die Gottheit Melech zu belegen scheinen, missverstanden wurden und es sich in Wahrheit um eine besondere Opferart handelt. Jedenfalls konnten bisher keine externen Belege für die bibl. Darstellung gefunden werden. , Melqart] Phönizischer Stadtgott von Tyros; Buber hebt darauf ab, dass die aufgezählten Gottheiten als Namensbestandteil alle die Wurzel m-l-k, »König sein« haben. ,- Robertson Smith, Religion der Semiten] William Robertson Smith (-); Semitist und ein schottischer prot. Theologe, der wegen Häresievorwürfen sein Amt als Prof. für Hebräisch und Altes Testament aufgeben musste; seit Prof. für Arabisch in Cambridge. Sein Hauptwerk Religion of the Semites, London , galt als Standardwerk der vergleichenden Religionswissenschaft. ,- das Empfangen des Auftrags, wo Gott ihm, Mosche, den Namen erschließt.] Ex -,; bes. ,. , »Was sein Name?«] Ex ,; direkte Übersetzung aus dem Hebräischen; Buber und Rosenzweig übersetzen: »Was ists um seinen Namen?« Vgl. Das Buch Namen, verdeutscht von Martin Buber gemeinsam mit Franz Rosenzweig, Berlin: Verlag Lambert Schneider , S. . , »Ich werde bei deinem Munde sein«] Ex ,. Buber und Rosenzweig übersetzen: »Ich werde dasein bei deinem Mund«, vgl. ebd., S. . ,- Du sollst ihm zu einem Gotte sein.] Ex ,. Buber und Rosenzweig übersetzen: »er sei dir zu einem Mund und du seist ihm zu einem Gott.«, vgl. ebd., S. . , Adonibesek] Ri ,-; vgl. Königtum Gottes, in diesem Band, S. . ,- Jabin […] (Baladenstil)] Der Ausdruck »Jabin, König von Kanaan« wird dreimal in Ri ,- wiederholt.
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, Jotamfabel] Ri ,-. , (nequit)] lat. »er kann nicht«. , Die letzten Kapitel] Ri -. In der Bibelwissenschaft werden sie als »Anhänge« bezeichnet und ihre deutlich promonarchische Tendenz hervorgehoben. ,- (Kenntlichmachung durch leere Seite)] Buber bezieht sich hier auf die Vorgehensweise seiner Bibelübersetzung, in welcher zwischen Kap. u. eine Leerseite eingefügt ist (Das Buch Richter, verdeutscht von Martin Buber gemeinsam mit Franz Rosenzweig, Berlin: Verlag Lambert Schneider , S. ). , »In jenen Tagen gab es keinen König in Israel«] Ri ,; ,; ,; ,. , Dennoch ist Schmuel nichts anderes als schofet] Schophet ist hebr. »Richter« und als Plural Name des bibl. Buches Richter. Zu Samuel vertritt Buber in Der Gesalbte eine andere Ansicht: er ist dort zuerst Prophet; vgl. in diesem Band, S. u. . , daher in Chronik Anbau einer Genealogie] In I Chr ,- ist Samuel ein Angehöriger des Stammes Levi, nach I Sam , aber gehört er zum Stamm Ephraim. Damit soll das Problem gelöst werden, dass Samuel den Dienst am Heiligtum – jedenfalls nach späterer Auffassung – nicht hätte verrichten dürfen, da dazu nur Leviten berechtigt waren. , Schmuel] Namensbedeutung: Gott hat gehört. , Schaul] (zu sprechen scha-ul) Namensbedeutung: Das Erbetene. In den angegebenen Stellen zur Namensgebung von Samuel taucht das hebr. Wort schaul bzw. eine davon abgeleitete Form auf. ,- der Schluß des von Channa gesprochenen Psalms] I Sam ,; das Dankgebet von Samuels Mutter, I Sam ,-, hat die Form eines Psalms. , Königspsalm] Psalmengattung, wie z. B. Ps. , und . Sie scheinen im Jerusalemer Tempelkult eine wichtige Stellung eingenommen zu haben, um die Macht des irdischen Königs zu legitimieren. Oft wurden sie im Judentum auf den Messias hin gedeutet, bzw. im Christentum christologisch aufgefasst; vgl. z. B. Ps ,. , Die zentralen Verse: Aufhebt – Ehrenstuhl] I Sam , . ,- anawim] hebr. eigentlich für »die Demütigen«, ist dem hebr. Wort »ani«, für »arm«, sehr ähnlich. , vgl. II. Sam ] Verse -. ,- Schaultradition […] den Dawidisten] Viele Bibelgelehrte gehen davon aus, dass die Texte in den Büchern Samuel und Könige von Parteigängern entweder Sauls oder Davids geschrieben wurden.
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, »Des Umscharten, der Sitz hat auf den Cherubim«] I Sam , bei Luther: (Da sandte das Volk nach Silo und ließ von dort holen die Lade des Bundes des Herrn) »der Heerscharen, der über den Cherubim thront.« , toto genere] lat. »insgesamt«. ,- Das Sakramentale] Mit diesem Themenkomplex beschäftigt sich Buber eingehend auch in »Sinnbildliche und sakramentale Existenz im Judentum«. , Mäuse-Smintheus] Der griech. Gott Apollo wurde in der Nähe der Stadt Sminthos als Apollon smitheus verehrt, was sehr ähnlich wie griech. »sminthos«, Maus, klingt und scheint zu einer Verehrung von Apollo als Gott der Mäuse und Ratten geführt zu haben. , »edler Reaktionär«] So bezeichnet Friedrich Nietzsche (-) den Athener Rhetor Lycurgus (. Jh. v. Chr.); vgl. Geschichte der griechischen Beredsamkeit, in: Werke. Kritische Gesamtausgabe, hrsg. von Giorgio Colli u. Mazzino Montinari, Berlin u. New York f. Zweite Abteilung. Vierter Band [Vorlesungsaufzeichnungen (WS //)], Berlin u. New York , S. . ,- Künder von heute – ehemals Seher] I Sam ,. »Künder« ist Bubers Übersetzung von nabi Prophet (siehe Glossar). ,- nagid – Herzog] nagid ist ein nicht genauer bestimmbarer Titel, etwa »Fürst«, »Häuptling«. Mit Herzog scheint Buber nicht den adligen Titel im Sinn zu haben, sondern die etymologisch-historische Herkunft des Wortes, also Heerführer im Kriegsfall. Vgl. auch Der Gesalbte, in diesem Band, S. ,-. ,- Keule – Priesteranteil] Anspielung auf I Sam ,. Gemäß Bubers Verständnis war die Keule des Opfertiers der Priesteranteil, der Samuel zustand, und die Geste, sie Saul zu überlassen, den Teilnehmern des Mahls verständlich. Vgl. Der Gesalbte, in diesem Band, S. f. , Zelt der Gegenwart] Das transportable Heiligtum der Wüstenwanderung, das später von dem Tempel abgelöst wurde, wird zum ersten Mal unter dieser Bezeichnung in Ex , angeführt (Vgl. Buber, Das Buch Namen, S. ). Luther wählte den Ausdruck »Stiftshütte«, der keine Übersetzung des Begriffs ist, sondern sich darauf bezieht, dass die Einrichtungsgegenstände gestiftet wurden. Buber selbst übersetzt auch mit »Zelt der Begegnung«, vgl. Königtum Gottes, in diesem Band, S. ,. , Tafeln der Gegenwart] Die zwei steinernen Tafeln mit den Zehn Geboten werden luchot ha-edut (in wörtlicher Übersetzung »Tafeln des Zeugnisses« oder »Tafeln der Bezeugung«) genannt, zum ersten
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Mal in Ex ,. Luther übersetzt mit »Gesetzestafeln« und Buber/Rosenzweig mit »Tafeln der Vergegenwärtigung«, vgl. Das Buch Namen, S. . Die in der jüdischen Tradition übliche Bezeichnung ist »Tafeln des Bundes«, luchot habrit, zum ersten Mal in Dtn ,. , Die Oelflasche] I Sam ,; das Öl, mit dem Saul gesalbt wird. , die Eiche – Gottes Eiche (ela – el)] die zu el (»Gott«) klangähnlichen Worte ela oder elon sind Bezeichnungen für große Bäume und werden mit »Eiche« oder »Terebinthe« übersetzt; in I Sam , wird von ad elon tabor, »bis zur Eiche Tabor« und von bet-el »Gotteshaus« gesprochen. Zu Bäumen an heiligen Orten, vgl. auch Gen ,; Ri ,. , Weihpfosten] Bubers Übersetzung von neziw; üblicherweise mit »Wache« oder »Wachtposten« übersetzt; I Sam ,.. Vgl. Das Buch Schmuel, verdeutsch von Martin Buber gemeinsam mit Franz Rosenzweig, Berlin: Verlag Lambert Schneider , S. . , »Wer ist deren Vater?«] I Sam ,. , E. Michel] Ernst Michel, dt. Soziologe, führende Gestalt des linken Katholizismus, seit Dozent an der »Akademie der Arbeit« in Frankfurt und seit Honorarprofessor an der dortigen Universität; zwangspensioniert. Mitarbeiter bei der Zeitschrift Die Kreatur; Briefpartner Bubers. , opus operatum] lat. »vollzogenes Werk«. Bezeichnet in der kath. Kirche die Lehre, dass die Sakramente in ihrer Substanz und Funktion unabhängig von der moralischen Qualität des Spenders des Sakraments wirksam sind. , W. Michel] Wilhelm Michel, Schriftsteller, Essayist und HölderlinForscher; verfasste u. a. die Schrift Martin Buber. Sein Gang in die Wirklichkeit, Frankfurt und Das Leben Friedrich Hölderlins, Bremen . , (nicht im Sinne Humes)] David Hume (-), schottischer Philosoph der Aufklärung und Erkenntnistheoretiker, der für seinen Skeptizismus in Bezug auf den Nachweis von Kausalität bekannt ist. , Kha] Damit ist vermutlich der ka der altägyptischen Seelenlehre gemeint. Nach dem Tod eines Menschen verläßt der ka seinen Körper, verbleibt aber in seiner Nähe und soll den Toten schützen. Dafür wird ihm eigens eine Statue errichtet, die mit Opfergaben versorgt wird. , C. Philips] unbekannter Teilnehmer. , imitatio] lat. »Nachahmung«; Anspielung auf das Konzept der imitatio Christi. , L. Schneider] Lambert Schneider; dt. Verleger aus kath. Familie; gründete den Lambert Schneider Verlag, in dem die Zeitschrift Die Kreatur und die meisten Schriften Bubers seit erschienen. Er
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publizierte ursprünglich die Buber-Rosenzweig Bibelübersetzung und organisierte die Übernahme von Bubers Schriften in den Schocken Verlag, dessen Leiter er von bis war. Vgl. Volker Dahm, Das jüdische Buch im Dritten Reich, ., überarb. Aufl. München , S. -, f. Nach dem Krieg Neugründung des Verlags und erneut Verleger von Bubers Schriften. , H. Sachs] unbekannter Teilnehmer. , Hofmann] unbekannter Teilnehmer. , Theil] Carl Theil, mit Buber befreundeter Reformpädagoge, klassischer Philologe. aus dem Staatsdienst entlassen; für die hiesige Veranstaltung wird er als Protokollführer von Buber genannt, vgl. Königtum Gottes, in diesem Band, S. . , »Weg der Geschlechter«. (aus dem »Maggid«)] Verweis auf Martin Buber »Vom Weg der Geschlechter«, in: Martin Buber, Der große Maggid und seine Nachfolge, Frankfurt a. M. Rütten & Loening , S. - (jetzt in: MBW ). , Oel] Sakramentale Verwendung in der Bibel für die Weihe von Königen und Priestern; in der kath. Kirche bei verschiedenen Sakramenten (Taufe, Firmung, Priesterweihe und Krankensalbung) sowie für Krönungen von Königen im MA. , Wachs] findet bei dem Sakrament der Myronsalbung in der orthodoxen Kirche Verwendung. Die Myronsalbung steht für die Niederkunft des Heiligen Geistes und wird nach der Taufe und vor der Erstkommunion praktiziert. , ssemicha] hebr.: »das Stützen«. Bezieht sich auf Lev , und hierzu mYoma IV,: »Dann näherte er [der Hohepriester] sich zum zweiten Male seinem Stiere, stützte auf ihn die beiden Hände und sprach das Sündenbekenntnis.« Vgl. Wort und Sacherläuterung zu ,. , Kawwana] hebr. »Ausrichtung«: die rechte Intention und Haltung beim Gebet und der Erfüllung der Gebote; spielt eine zentrale Rolle in der jüd. Mystik. Buber beschäftigt sich damit in »Kawwana: Von der Intention« in: Die Legende des Baalschem, Frankfurt am Main: Literarische Anstalt Rütten und Loening , S. -. (Jetzt in: MBW ). , Veden] Heilige Textsammlungen des Hinduismus in Sanskrit, die bis ins . Jt. v. Chr. zurückreichen. Die Opfervorschriften befinden sich in der Yajurveda. , Dein Horn] Dein Horn mit dem Öl für die Salbung: I Sam ,. , neged […] nagid] neged: hebr. »gegen«; I Sam , verwendet es im Sinne von »gegenüber« JHWH; Buber denkt an die Paronomasie von neged und nagid (Herzog, vgl. S. ,) – so auch seine Überset-
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zung der Stelle »Herzog vor Ihn sein Gesalbter«. Vgl. Das Buch Schmuel, S. . , Geistbraus] hebr. ruach, »Geist«, was aber auch »Wind« bedeutet. Deswegen übersetzen Buber und Rosenzweig ruach mit »Braus«, z. B. Gen , »Braus Gottes brütend allüber den Wassern«, vgl. Das Buch Im Anfang, verdeutscht von Martin Buber gemeinsam mit Franz Rosenzweig, Berlin . Eine ausführliche Begründung dieser Wortwahl findet sich in dem Aufsatz »Der Mensch von heute und die jüdische Bibel« in: Die Schrift und ihre Verdeutschung, Berlin: Schocken Verlag , S. - (jetzt in: MBW , S. -). , Mana – Orendaglauben] Mana und Orenda sind bei den Polynesiern bzw. Irokesen Bezeichnungen für unsichtbare und unpersönliche Kräfte. Zum Managlauben vgl. Bubers Bemerkung auf der Vorgängertagung in Ascona, jetzt in: MBW ., S. u. . , Prinzhorn] Hans Prinzhorn (-) war ein Psychiater und Kunsthistoriker (Sammlung Prinzhorn in Heidelberg), Autor von Bildnerei der Geisteskranken. Ein Beitrag zur Psychologie der Psychologie und Psychopathologie der Gestaltung, Berlin . , E. Joel] Ernst Joël (-), Arzt; Herausgeber der pazifistischen Zeitschrift Der Aufbruch, die nach nur drei Ausgaben verboten wurde; daraufhin wurde er von der Berliner Universität entlassen, was zu einer Protestpetition führte, die unter anderem von Buber und Walter Benjamin unterzeichnet wurde. Zusammen mit dem Neurologen Fritz Fränkel (-) war Joël Autor von Der HaschischRausch. Beiträge zu einer experimentellen Psychopathologie, Berlin . ,- Meskal bei den Mexicanern Sakrament] Meskalin führt ähnlich wie LSD zu Halluzinationen, die in den Religionen der mittelamerikanischen Indianern eine wichtige Rolle spielen wie heute noch in der Peyote-Religion; wurde seinerzeit von einigen Künstlern und Schriftstellern konsumiert. , Receptaculum] lat. »Behälter«. ,- Transsubstantiation] lat. »Wesensverwandlung«; Lehre in der kath. Kirche, dass mit den Einsetzungsworten der Hl. Messe Brot und Wein sich in den Leib und Blut Jesu verwandeln. , Stein Jaakobs] Vgl. Gen , (Salbung des Steins). , Heiligtümer im Zelt werden gesalbt] Ex ,; ,.. , der Hohepriester] Ex ,. , König] I Sam ,; , u. ö. , Propheten] Jes ,. , gebotene Dreiheit der Salbungen] In I Kön ,- soll Elias sei-
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nen Schüler Elisa zum Propheten, Hasael zum König von Aram und Jehu zum König von Israel (Nordreich) salben. , Jes = Luc. ] Im Lukasevangelium Lk ,- liest Jesus in der Synagoge den Abschnitt Jes ,-a: »Der Geist des Herrn ist auf mir, weil der Herr mich gesalbt hat«. , Malstein] Jakobs Stein: Gen ,. , media in vita] lat. »mitten im Leben«. , Abram, Jaakob] Abram zu Abraham: Gen ,; Jakob erhält den Beinamen Israel: Gen ,. , theophore Namen] Namen, die einen Gottesnamen enthalten. ,- Abraham = hibaram: »als sie geschaffen wurden«, Methathesis derselben Konsonanten.] Buber nimmt hier die Äußerung des R. Josua ben Karcha (. Jh.) auf, der die komplizierte und ungewöhnliche Form von Gen , »(So sind Himmel und Erde geworden,) als sie geschaffen wurden« (Luther) damit erklärt, dass der Ausdruck durch Umstellung der Konsonanten den Namen Abraham ergibt, d. h. die Welt ist um Abrahams Verdienst erschaffen worden, vgl. Midrasch Bereschit Rabba, XII,, S. . , ruach, πνεῦμα, spiritus] »Geist« auf Hebräisch, Griechisch (pneuma) und Latein. Die folgenden Ausführungen sind besser verständlich, wenn man die zweite Bedeutung von ruach »Wind« miteinbezieht. , Meister Eckhart] Eckhart von Hochheim (-), dt. Dominikanermönch, Theologe und Mystiker. Einige seiner Werke wurden von Bubers Freund Gustav Landauer übersetzt. , ἄνωϑεν] griech.: »von oben« mit der Konnotation »von neuem, erneut«. , (»Bei ihm ist Er« – Kern der Tragödie!)] I Sam ,. Der Geistbraus ist jetzt bei David und nicht mehr bei Saul, vgl. I Sam ,-. , Und wer ist deren Vater?] I Sam ,. ,- ben-nun=] Die Anfangsworte in I Sam ,, ben schana werden oft für verderbt gehalten, weil die hebr. Konstruktion ben__schana eine Zahl zwischen den beiden Worten benötigt. Buber spielt hier auf eine andere Möglichkeit an, nämlich ben nicht als Teil der Konstruktion zu lesen, sondern als Zahl. Hebräische Buchstaben können auch als Zahlen verwendet werden. Die Zahl ist dann aber (bet gleich und nun gleich ). Das bedeutet, Saul wäre im . Jahr seiner Herrschaft, als diese Erzählung einsetzt. , Zahl aus antisaulistischer Tendenz gestrichen] Buber hält in Der Gesalbte C. F. Moores Annahme für wahrscheinlich, dass »die antisaulidische Textbearbeitung […] Saul als illegitim aus der chronologi-
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schen Gewaltenfolge streichen« wollte. (In diesem Band, S. , Anm. .) , Sohn Deines Knechtes] I Sam ,. , Neophyt] der Neubekehrte. , ἁμαρτάνειν] griech.: »einen Fehler machen«. , χάσμα] griech.: »Abgrund«. ,- Fragment des Hebräerevangeliums] Das apokryphe Hebräerevangelium, von dem nur einige Stellen durch Zitate bei den Kirchenvätern und Hieronymus (-) überliefert sind, wird ins frühe . Jh. n. Chr. datiert. Vgl.: Die Fragmente des Hebräerevangeliums, in: Christoph Markschies und Jens Schröter (Hrsg.), Antike christliche Apokryphen in deutscher Übersetzung, Tübingen , Bd. ., S. -. ,- Descendit […] requies mea.] »Es geschah, als der Herr aus dem Wasser herauf gestiegen war, da stieg die ganze Quelle des Heiligen Geistes auf ihn herab und ruhte auf ihm und sagte zu ihm: ›Mein Sohn, in allen Propheten erwarte ich dich, daß du kämest, und ich in dir ruhte.‹« Vgl. ebd., S. . , ἐν ᾧ εὐδόκησα] griech.: »an dem ich Wohlgefallen habe«; vgl. Mt ,. ,- σήμερον γεγένηκά σε] griech. Septuaginta – »ich habe dich gezeugt«, Übersetzung von Ps ,, oft christologisch gedeutet. , ἐν ἀρχῇ ἦν ὁ λόγοϚ] griech: »im Anfang war das Wort«; Joh ,. , ζῳοποιοῦν] griech.: (der Geist ist es) »der lebendig macht«, vgl. Joh ,. , ἅπαξ λεγόμενον] griech.: »einmal gesagt«; der Ausdruck bezeichnet Worte, die nur einmal in der Bibel verwendet werden und deswegen schwer zu übersetzen sind. Ruach ist in diesem Sinn natürlich kein hapax. ,- Pascals ordre de corps und ordre d’esprit] Der französische Philosoph und Mathematiker Blaise Pascal (-) behandelt in seinem unvollendetem Hauptwerk Pensées die Idee, dass es drei »Ordnungen« der Dinge gibt, von denen Körper und Geist die zwei hier erwähnten sind (und das dritte der Wille). ,- Beide Bedeutungen dicht nebeneinanderstehend in Geschichte von den Wachteln] in Num , und , kommt das Wort ruach vor. Num ,: Eine ruach kommt von Gott und bringt die Wachteln zur Speisung des Volks, das des Mannas überdrüssig ist. In Num , übersetzen Buber und Rosenzweig ruach mit »Geistbraus«, in Num , mit »Windbraus« Vgl. Das Buch In der Wüste, verdeutscht von Martin Buber gemeinsam mit Franz Rosenzweig, Berlin: Verlag Lambert Schneider , S. .
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, lahakat] Ein hapax legomenon aus I Sam ,, welches oft mit »Schar« wiedergegen wird. Buber hält es für ein Wortspiel mit kahal, hebr. für »Gemeinde« und übersetzt es mit »Sammlung« vgl. Das Buch Schmuel, S. . , μανία] griech. »Wahn«, »Manie«. ,- »ist auch Schaul unter den Kündern?«] I Sam ,; ,. , »der Schlimme nur wird schlimmer«] Zitat aus Friedrich Hölderlins Gedicht »Der Zeitgeist«. Die letzte Strophe lautet: »… doch allmächt’ger weckst du // Die reine Seele Jünglingen auf und lehrst / Die Alten weise Künste; der Schlimme nur / Wird schlimmer, daß er bälder ende, / Wenn du, Erschütterer! Ihn ergreifest.« Friedrich Hölderlin, Gesammelte Werke, Bd. : Gedichte, hrsg. von Wilhelm Böhm, zweite, vermehrte Aufl., Jena , S. . ,- »Bei Schaul war Er ferngewichen«] Anspielung auf I Sam ,: »Als sein Geistbraus von Schaul hinweg gewichen«, Buber und Rosenzweig, Das Buch Schmuel, S. . , gerät] I Sam ,: »Da geriet Sein Geistbraus über Dawid hin«, ebd., S. . , beim Scheinobjektiven: es geschah] I Sam ,: »wann das Gottesgeisten auf Schaul war«, ebd., S. . , überstürzte] I Sam ,: »begann ein böses Geisten von Ihm aus ihn zu überstürzen.« I Sam ,: »Da dich ja denn ein böses Gottesgeisten überstürzt,« ebd., S. . , Augustinus] Augustinus von Hippo (-), Kirchenvater und Philosoph. Wichtige Werke: de civitate dei (vom Gottesstaat) und confessiones (Bekenntnisse); starker Einfluss auf Martin Luther (-). , (Adam)] Adam ist kein Eigenname sondern bedeutet »Mensch«. , Amersfoort] Amersfoort, ein Ort in der Nähe von Utrecht, Niederlande. In der dortigen Akademie hielt Buber vom .-. Juli eine Vortragsreihe über das Thema »Der Glaube an die Wiedergeburt«. Vgl. Brief Martin Bubers an Hans Trüb vom . August und die Anmerkung hierzu in B II, S. und Hans Kohn, Martin Buber. Sein Werk und seine Zeit. Ein Beitrag zur Geistesgeschichte Mitteleuropas -, Hellerau , S. . , Den Boten Schauls] I Sam ,.. , Umkehr ist nicht Rückkehr] Umkehr ist die wörtl. Übersetzung von hebr. teschuwa, Reue, die Buber favorisiert. Die Umkehr ist ein zentraler Bestandteil der bibl.-talmudischen Lehre des Judentums und wird von Buber immer wieder thematisiert, vgl. z. B. Der Geist des Orients und das Judentum, S. (jetzt in: MBW ., hier S. ) und Zwei Glaubensweisen, S. - (jetzt in: MBW , hier S. -).
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, »Die Umkehr ist in der Sünde wie das Öl in der Olive.«] Zitat nicht nachgewiesen. , die Nichttötung Agags] I Sam ,. Saul vollzieht nicht den Bann an dem feindlichen König, d. h. tötet ihn nicht, entgegen Gottes Anweisung. ,- die Besessenen erkennen Jesus zuerst] Mk ,-. , εἱμαρμένη] griech.: »das vom Schicksal Zugewiesene«. , Fl. Chr. Rang] Der mit Buber befreundete prot. Theologe Florens Christian Rang (-) beschäftigte sich in seinem Aufsatz »Historische Psychologie des Karnevals«, der in der von Martin Buber mitherausgegebenen Zeitschrift »Die Kreatur« II, , H. , S. , erschienen ist, mit einer Theorie der Tragödie. Ihm ist Königtum Gottes gewidmet, vgl. in diesem Band, S. . , Markion] Marcion von Sinope (-) verwarf den Schöpfergott (Demiurgen) des Alten Testaments und akzeptierte nur Gott, den Vater von Jesus. Durch die Auseinandersetzung mit seiner dualistischen Lehre von schlechter Materie und gutem Geist entwickelte sich die Lehre des frühen Christentums. Marcions Forderung des Ausschlusses des Alten Testaments aus dem Kanon der biblischen Schriften fand in dem einflussreichen prot. Theologen Adolf von Harnack (-) einen entschiedenen Befürworter. , Prometheus] Figur der griech. Mythologie: Titan, der als Menschenfreund und Kulturstifter in Konflikt mit den Göttern geriet und bestraft wurde. ,- Die Geschichte der Sauliden […] Tragödie] I Sam ; II Sam ; ,; ; ,-. , antigonehafte] In der Tragödie Antigone von Sophokles (ca. / v. Chr.) bestattet die Heldin ihren Bruder, der als Verräter gilt, gegen das Verbot des Königs. Im Unterschied zur griech. Tragödie beteiligt sich David in II Sam , aber an der ehrenhaften Bestattung von Saul und seinen Nachkommen. , Sakraltod der Söhne Schauls] Sie müssen sterben, weil die Gibeoniter Sühne für Sauls Verbrechen an ihnen verlangen; vgl. II Sam ,-. Vers : Davon ist nur Mephiboschet ist ausgenommen. , Frage nach der Sohnschaft] II Sam ,. , aufgenommen in die Verheißung] II Sam ,-. , Ruf des Volkes zu Schmuel] I Sam . , rex] lat. meist mit »König« wiedergegeben, aber eigentlich militärischer Anführer. , Ödipus] In der gleichnamige Tragödie des Sophokles bricht wegen der persönlichen Schuld des Königs Ödipus (Vatermord und Inzest)
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eine Seuche in Theben aus. Ödipus »büßt«, indem er sich selbst blendet und ins Exil geht. , imprévu] frz. »unvorhergesehen«. , Max Weber] Max Weber (-), dt. Soziologe und Nationalökonom, der großen Einfluss auf Bubers spätere Schriften zur Geschichte des alten Israels hatte. Weber selbst beschäftigte sich intensiv mit diesem Komplex in Das antike Judentum, Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Bd. III, Tübingen . ,- Madreporenkolonie] Korallenriff. , ὁδὸϚ τοῦ θεοῦ] griech.: »der Weg Gottes«. , pater familias] lat.: »Familienvater«, der nach römischem Recht absolute Gewalt über seine Familie hatte. , Hegemon] griech.: »Führer«. , Mitinnervation] Innervation ist die Versorgung von Geweben und Organen mit Nerven. , qi] hebr.: »denn«, »weil«; I Sam ,b. , Tolstoi] Lew Nikolayevich Tolstoi (-): russ. Schriftsteller und Sozialreformer; vertrat einen christlichen und pazifistischen Sozialismus. , Der gefälschte Bankcoupon] Der gefälschte Kupon ist der Titel einer zweiteiligen Novelle von Tolstoi aus dem Jahr , die posthum veröffentlicht wurde. , R.] Abkürzung für Redaktor der biblischen Texte, der die verschiedenen Quellen ineinander gearbeitet hat. Die Arbeit des Redaktors, die von der zeitgenössischen Bibelforschung als späte Zusätze abgewertet wurde, wird von Buber allgemein hochgeschätzt. Die von Buber überlieferte leicht scherzhafte Formulierung Franz Rosenzweigs, sie lösten das Sigel R nicht mit Redaktor, »sondern ›Rabbenu‹« auf, weist in die richtige Richtung, s. S. ; vgl. auch »Aus den Anfängen unserer Schriftübertragung. (Februar )«, in: Die Schrift und ihre Verdeutschung, S. (jetzt in: MBW , S. ). , Q und Q] Q steht wohl für Quellenschriften, und soll die beiden ursprünglichen Textschichten anzeigen. Die neutrale Benennung fällt auf: Buber legt sich nicht auf den politischen Gegensatz von Sauliden versus Daviden fest. , II..] Bericht von Sauls Tod und Davids Klagelied über den Tod von Saul und Jonathan. , »Ein Jahr […] Königswesen.«] I Sam ,. , exspectabam] Anspielung auf die Stelle des auf S. zitierten Hebräerevangeliums. Die Gottesreden von Ps , »ich habe gefunden«
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wird mit dem »ich habe gewartet« aus dem judenchristlichen Text kontrastiert. , Adoptionsmysterium] Der babylonische König betrachtete sich als von Gott adoptiert. , Raja] Bezeichnung der hinduistischen Herrscher in Indien. , Geraldus Cambrensis] oder Gerald von Wales (-): aus einer adligen normannisch-walisischen Familie stammend; Erzdiakon; Autor von walisischen und irischen Chroniken, die viele interessante Details zur Lokalgeschichte von Irland und Wales enthalten. ,- Hera adoptiert den Herakles in einer Scheingeburt] Hera, die Frau des Göttervaters Zeus, säugt Herakles, ohne zu wissen, dass er aus der Verbindung von Zeus mit der Sterblichen Alkmene stammt. , Nativismus] hier: Lehre von Jesus als Fleischwerdung Gottes (Inkarnation). ,- Adoptionismus] üblicherweise »Adoptianismus«: Lehre, nach der Jesus erst durch einen Adoptionsvorgang zu Gottes Sohn wurde. , Apostolicum] das Apostolische Glaubensbekenntnis. Es geht wahrscheinlich auf eine frühere Form als das nizäische Glaubensbekenntnis von zurück. Es spielt in der ökumenischen Bewegung als gemeinsames Fundament des Christentums eine große Rolle. , erst in der Jordantaufe] Mt ,-. , Elipandus von Toledo] (ca. -) span. Theologe und Erzbischof von Toledo; wurde wegen seiner Befürwortung des Adoptianismus als Häretiker verfolgt. ,- Et ille Christus […] primus inter pares] lat. »Wie er Christ war, so sind wir Christen. So wie er adoptiert wurde, wurden wir adoptiert.« So wird nach Elipandus’ Lehre Christus zum primus inter pares, zum Ersten unter Gleichen. , Luxor] Die heutige ägyptische Stadt an der Stätte der antiken Stadt Theben mit bedeutenden Palast-und Tempelanlagen des Mittleren Reichs. , Weinreich] Otto Weinreich (-): Altphilologe und Religionswissenschaftler, Hrsg. des »Archivs der Religionswissenschaft« von -. Sein Werk Der Trug des Nektanebos. Wandlungen eines Novellenstoffs, Leipzig und Berlin , behandelt Erzählungen von Frauen, die behaupten von einem Gott geschwängert worden zu sein. , Alexandersage] Das Leben Alexander des Großen (- v. Chr.) von Makedonien war der Stoff vieler Legenden, die bis ins Mittelalter weiter gewirkt haben. , Jupiter Ammon] Der röm. Gott Jupiter wurde sowohl mit dem
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griech Gott Zeus wie auch dem ägyptischen Gott Ammon (Amun) identifiziert. , (Arrian, Plutarch)] Arrian von Nicomedia (ca. -) und Plutarch (-) waren griech. Historiker. , Olympias] Olympias (ca. - v. Chr.) war die vierte Frau von Philipp II von Makedonien und Mutter Alexander des Großen. , doketische Auffassung] Doketismus ist eine frühchristliche christologische Lehre, dass Jesus nur zum Schein (von griech. dokein »scheinen«) den menschlichen Leib annahm; steht gnostischen Auffassungen nahe; auf dem Konzil von Nicäa als häretisch verurteilt. ,- Es gibt katholisches Volk, kein protestantisches] Zur Diskussion um den Volksbegriff in der prot. Theologie der Zeit, vgl. Cornelia Weber, Altes Testament und völkische Frage. Der biblische Volksbegriff in der alttestamentlichen Wissenschaft der nationalsozialistischen Zeit, dargestellt am Beispiel von Johannes Hempel, Tübingen . , Und wer ist deren Vater?] I Sam ,. , Weisheit Salomos . Kap.] Weisheit Salomos ist eine in die Septuaginta aufgenommene Schrift eines jüdischen Autors in griechischer Sprache. Heute nimmt man eher eine Verfasserschaft im . Jh. n. Chr. an. Vermutlich geht es hier um die Idee des Gerechten als Sohn Gottes (Sap , u. ). , den Tod des Kindes] II Sam ,-. ,- den doppelten Aufstand] Absaloms Aufstand: II Sam -,; Schebas Aufstand II Sam ,-. , (Urja)] David schickt ihn in den sicheren Tod als Kämpfer im Krieg, um seinen Ehebruch mit Batseba zu verheimlichen; II Sam . , Ermordung des Priesterhauses] I Sam ,-. , R.] Redaktor; vgl. Wort- und Sacherläuterung zu ,. , Nabal] I Sam . , Tekoa] ist ein biblischer Ortsname, vielleicht Bezug auf die weise Frau von Tekoa in II Sam . , Jebusitern] Die ursprünglichen Bewohner Jerusalems. , Kauf der Tenne, des Tempelplatzes] II Sam ,-. , Schimi, etwas verdunkelt durch letztwillige Weisung an Schlomo] II Sam ,-; ,-, I Kön ,-; ,-. , »Trage doch«] I Sam ,. , R] Redaktor; vgl. Wort- und Sacherläuterung zu ,. , (vgl. I Chr. , Jener = Satan)] vermutlich Schreibfehler: I Chr ,. Die unbestimmte Person aus II Sam ,, die David zur Sünde der Volkszählung verleitet, wird in dem Buch der Chronik mit Satan angegeben.
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,- »Von Dan bis Berschaba […] Jerusalem zu bestrafen.«] II Sam ,b-a. »Bote« wird auch mit »Engel« übersetzt. , geleiden] II Sam ,; meist mit »reuen« übersetzt. , (Mosche, Aharon)] Moses und Aaron veranlassen zwei Volkszählungen; vgl. Num - und Num . , »Abreißt er heute von dir«] vgl. I Sam ,. , wesoth thorat ha-adam] II Sam ,. Buber und Rosenzweig übersetzen: »als Weisung das für die Menschheit«, vgl. Das Buch Schmuel, S. . ,- Die Synoptiker] Die Evangelien des Matthäus, Markus und Lukas werden als Synoptiker bezeichnet, weil sie viele Gemeinsamkeiten haben, während das Evangelium des Johannes vergleichsweise eigenständig ist. ,- durch Joseph (verschiedener Stammbaum)] Mt ,-; Lk ,. ,- Usener, Weihnachtsfest] Hermann Usener (-) war ein deutscher Altphilologe und Religionswissenschaftler und Autor von Das Weihnachtsfest. Religionsgeschichtliche Untersuchungen. Erster Teil, Bonn . ,- »Mir ist ein Walter, bewährt«] vgl. II Sam ,. , Zaddik nicht δίκαιοϚ] Das hebr. Wort für Gerechter wird mit dem griech. Ausdruck dafür dikaios kontrastiert. , Zedek etwas anders als mischpat] Buber spielt hier auf die Opposition von Gerechtigkeit, zedek, und Recht, mischpat, an. Vgl. auch Prov ,. ,- »An einem Morgen« […] »Nebeldunst« […] »Vom Regen her« […] »treibt Gras aus der Erde«] II Sam , lautet in Bubers Übersetzung: »und wie Morgenlicht strahlt er auf, Sonne er eines Morgens, da vor Glanze nicht Nebeldunst blieb, vom Regen her treibt Gras aus der Erde.« Vgl. Das Buch Schmuel, S. . , »Ihm zu lasse ich es sprießen«] II Sam ,. , »Der sie anrühren soll«] II Sam ,. , »Beim Neuansiedeln«] II Sam , (Ende). ,- neuer Himmel und neue Erde] Jes ,; ,. , καινὴ κτίσιϚ] griech. »neue Schöpfung«; vgl. Kor ,. , Königsproklamation] vgl. Königtum Gottes, in diesem Band, S. . , Wir wollen tun, wir wollen hören] Ex ,. Es handelt sich um einen im rabb. Verständnis zentralen Vers, der das Vertrauen in Gott zeigt: Das jüdische Volk erklärt sich zuerst bereit, Gottes Willen zu tun ohne zu wissen, was seine Gebote sind. Vgl. z. B. bShab a. »Zur Stunde, da die Jisraéliten das Tun früher als das Hören zugesagt hat-
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ten, kamen sechzig Myriaden Dienstengel und wanden jedem Jisraéliten zwei Kränze, einen für das Tun und einem für das Hören.« Vgl. Der Babylonische Talmud, neu übertragen von Lazarus Goldschmidt, Erster Band, Berlin , S. . ,- »Was sein Mund spricht, widerfährt seinem Ohr.«] Zitat nicht nachgewiesen. ,- das Volk verlangt den Gott zu sehen] Die Sünde vom goldenen Kalb verstößt gegen das Bilderverbot des Dekalogs, aber sie ist kein Fremdgötterkult; vgl. Ex . , maschiach-ha-schem] hebr.: »Gesalbter des Herrn«; (haschem, der Name, anstelle des Tetragramms). ,- Rabbinische Kontroverse: »Es gibt keinen Messias […] in Hiskia«] Vgl. bSan a, wo es die Meinung eines gewissen Rabbi Hillel ist (nicht identisch mit dem berühmten Tannaiten Rabbi Hillel aus dem . Jh.). Er ist der Ansicht, dass mit dem König Hiskia von Juda (Regierungszeit - v. Chr.) die messianischen Prophezeiungen »aufgebraucht« wurden. Rabbi Josef widerspricht ihm und verweist auf Sacharja, der während der Zeit des Zweiten Tempels lebte, also Jahrhunderte später. , »Nahung«] Bubers Übersetzung für hebr. korban, das zumeist mit »Opfer« wiedergegeben wird. ,- urim und tumim – die Lichtenden und die Schlichtenden] Nach Ex , trug der Hohepriester Orakelsteine in einem Schild auf seiner Brust. Buber und Rosenzweig übersetzen: »Und du gibst in das Gewappen des Rechtspruchs die Lichtenden und die Schlichtenden, sie seien auf dem Herzen Aharons, wann er eingeht vor Ihn.« Das Buch Namen, S. . ,- »nach der Weise Melchisedeks«] Heb ,, aufnehmend Ps ,. Melchisedek ist bei dem neutestamentlichen Bibelzitat als Anspielung auf den sagenhaften Priesterkönig von Jerusalem aufzufassen, vgl. Gen ,. ,- Theokratie des nachexilischen zweiten Reiches] Anspielung auf eine gängige wissenschaftliche These, dass die Tora als Rechtsbuch in der persischen Zeit fungierte, als Juda Teil des persischen Großreichs in Form einer autonomen Provinz war, ca. - v. Chr. Vgl. Esr ,. In dieser Phase waren die Priester die tonangebende Schicht und der Hohepriester der oberste Vertreter der jüdischen Gemeinschaft. ,- die Hasmonäerkönige bitterste Ironie der Geschichte] Die Hasmonäer waren zunächst eine Priesterfamilie, die gegen die Hellenisierung kämpfte. Diese führte schließlich zu einem Verbot der jüdischen Religion. Nachdem sich Juda als unabhängiger Staat gebildet hatte (ca.
Königtum Gottes
v. Chr.), wurden die Hasmonäer aber als Herrscher selber hellenistische Potentaten und es kam immer wieder zu Bürgerkriegen. , Deuterojesaia] Bezeichnung für einen anonymen Propheten der Exilszeit, dem vor allem die Kapitel Jes - (bzw. bis Ende des Buchs) zugeschrieben werden. , eine Reihe von Liedern] vier vom Alttestamentler Bernhard Duhm aus Deuterojesaja herausgefilterte Texte mit dem Thema des leidenden Gottesknecht: Jes ,-(); ,-; ,-; ,-,. Ausführlich hat sich hiermit Buber in »Das messianische Mysterium (Jesaja )«, in diesem Band, S. - beschäftigt. ,-, »Jetzt aber […] Erdreichs.«] Jes ,-. ,- ER berief mich […] bei meinem Gott.«] Jes ,b-. , ewed] hebr.: »Knecht«. , »aus dem Kerker Gefangene zu führen«] Jes ,. , anawim] hebr.: »die Demütigen«, mit einer Konnotation von gebeugt, vgl. Ps ,. , christologische Auffassung] Die »Gottesknechtlieder« (vgl. Anm. zu ,) sind bereits im Neuen Testament auf Jesus gedeutet worden. , Albert Schweitzer] Vgl. Wort- und Sacherläuterung zu ,. Königtum Gottes Königtum Gottes ist Bubers am stärksten wissenschaftlich ausgerichtete Arbeit, in der er aber zugleich einige seiner tiefsten theologischen Überzeugungen zum Ausdruck bringt. Im Rahmen seiner Untersuchung über den Ursprung des israelitischen Messianismus, hat er hier am umfangreichsten und überzeugendsten seine Konzeption von »Geschichte als einem theopolitischen Geschehen« ausgearbeitet. Ursprünglich hatte Buber zusammen mit Franz Rosenzweig vorgehabt, einen umfassenden theologischen Kommentar zu der gemeinsamen Bibelübersetzung unter der Bezeichnung Der biblische Glaube zu verfassen. Nach Franz Rosenzweigs Tod im Dezember beschränkte Buber die Thematik des »allzu weit ausholende[n] Werk[s]« und konzentrierte sich auf »jene Gegenstände, an denen [ihm] in besonderer Weise gelegen war« (vgl. Vorwort zu Königtum Gottes, Berlin , S. IX, in diesem Band S. ). Er plante nun eine dreiteilige Geschichte über die Entwicklung des Messianismus in Israel, die den Namen Das Kommende erhielt, und als dessen ersten Teil Königtum Gottes vorgesehen war. Die Dreiteiligkeit des anvisierten Werks ergebe sich aus der
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»Dreigliederung des Gegenstands«, wie Buber im Vorwort erklärt (in diesem Band, S. ). Aus der ganzen Vielfalt biblischer Probleme und Fragestellungen hat Buber den Themenkomplex des Messianischen für Das Kommende ausgewählt, weil er ihm am »wichtigsten« war (ebd., S. ). Es fällt nicht schwer, die Gründe für Bubers herausragendes Interesse an diesem Gegenstand zu erkennen: hier kann er seine theologischen, politischen, philosophischen und historischen Anliegen an einem einzigen Gegenstand zur Darstellung bringen. Dem Plan für Das Kommende zufolge, sollte der erste Band »für die Frühzeit Israels die Glaubensvorstellung eines Volkskönigtums Gottes als eine aktuell-geschichtliche erweisen« (ebd,, S. ). Buber behandelt in diesem Teil seiner Arbeit vornehmlich die Richterzeit, also die Epoche nach der Eroberung Kanaans und der Besiedlung durch die Israeliten, und den Aufstieg der Monarchie, wie sie in Sam I und II beschrieben wird. Der zweite Band, Der Gesalbte, von dem Buber wegen seiner Emigration nach Palästina nur drei Kapitel vollenden konnte, sollte anschießend herausarbeiten, »wie sich der sakrale Charakter des israelitischen Königs als eines Gesalbten JHWHs zu jener [Glaubensvorstellung vom Volkskönigtum Gottes] verhält«. Der dritte Teil, der ohne Titel blieb, hätte zum Inhalt gehabt, »wie beide Konzeptionen sich – schon in der Königszeit – aus der Geschichte in die Eschatologie einwandeln«. Die grundlegenden Gedankengänge hierzu finden sich jedoch in Der Glaube der Propheten (deutsch , jetzt in: MBW ) und Zwei Glaubensweisen (, jetzt in: MBW ) ausgearbeitet. Das Konzept einer Transformation von aktiv gestalteter Geschichte in die passive Erwartungshaltung der Eschatologie findet sich durchgängig in Bubers Differenzierung von Prophetie und Apokalyptik, wie in prägnanter Weise an »Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde« (in diesem Band, S. -) zu sehen ist. Der dann ausgearbeitete Text verdankt seinen wissenschaftlichen Charakter dem Umstand, dass Buber eine Habilitationsschrift für seine Einstellung an der Hebrew University benötigte, deren Kanzler und spätere Präsident Judah L. Magnes (-) ihm angeboten hatte, Leiter eines religionswissenschaftlichen Instituts zu werden. Jedoch wurde – wohl von den zukünftigen Kollegen – »meine ›Wissenschaftlichkeit‹ erörtert und in Frage gestellt«, wie Buber in seinem Brief an Judah L. Magnes (undatiert, aber wohl vom . September ) schreibt (B II, S. ). Dem wollte Buber mit seinem »dreibändigen Werk über die biblische Religion« entgegentreten. In einem Brief an den Weggefährten Hugo Bergmann (-) vom . September schreibt er bezüglich der Zweifel an seiner »Wissenschaftlichkeit«: »Ich habe mit meiner wis-
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senschaftlichen Arbeit spät begonnen, obgleich ich seit mehr als Jahren das Rüstzeug zusammengeholt habe; meine Gedanken und Methoden weichen von den in der heutigen Religionswissenschaft üblichen wesentlich ab; ich kann es nur durch mein Werk selbst vertreten lassen, dessen erster Teil erst , dessen Abschluss nicht vor erscheinen kann – ob es aber, – wann es von der offiziellen Wissenschaft trotz seiner Gedanken und Methoden anerkannt wird, vermag ich nicht einmal zu ahnen.« (B II, S. f.) Als Buber sich dem Projekt Ende wieder zuwendet, spielt aufs Neue die Notwendigkeit, einen Lehrstuhl im Rahmen der Allgemeinen oder Jüdischen Religionswissenschaft zu erhalten, eine große Rolle. In einem Brief an seinen Verleger Salman Schocken (-) vom . November spricht Buber davon, dass er ab Januar ein halbes Jahr ohne Verpflichtungen sei, in dem er »eine Arbeit aus der allgemeinen Religionswissenschaft und den ersten Teil meines bibelwissenschaftlichen Werkes« fertigstellen werde. Damit verbindet er die Überzeugung, dass seine »wissenschaftliche Position nach Publizierung dieser Arbeiten so gestärkt sein wird, daß man jeder, also auch etwa der Berliner Universität ein von mir zu leitendes Schocken-Institut für Religionswissenschaft oder doch zumindest einen mit mir zu besetzenden Schocken-Lehrstuhl für jüdische Religionsgeschichte (mit Seminar) wird anbieten können.« (B II, S. .) Buber kommt anscheinend nach Plan voran, denn er schreibt an seinen Freund Hermann Gerson (-) am . August (B II, S. ), dass er mit dem neugegründeten Schocken Verlag vor einer Woche übereingekommen sei, dass dort der ». Band des Bibelbuchs« neben einer Reihe anderer seiner Werke in den Jahren oder erscheinen solle. In einem weiteren Brief an Gerson vom . Oktober schreibt er, dass er die vom Verlag gestellte Sekretärin nicht voll ausnutzen konnte, weil er sich um die Überführung der Leiche seiner Stiefmutter von Wien nach Lemberg kümmern musste. »Jetzt muss ich das Manuskript ohne Sekretärin fertigmachen« (B II, S. ). Am . Dezember schreibt ihm der Freund und Publizist Robert Weltsch (-): »Ich freue mich, daß Ihr Messianismus-Buch schon fertig ist …« (B II, S. ). Anfang erschien dann Königtum Gottes beim Schocken Verlag in einer Auflage von Exemplaren, die bereits vergriffen war. Damit war das Buch der erfolgreichste Titel in dem Segment »Wissenschaftlicher Verlag«, vgl. Volker Dahm, Das jüdische Buch im Dritten Reich, S. . Eine Neuauflage von erneut Exemplaren erschien , für die keine Absatzzahlen mehr eruiert werden konnten (ebd., S. ). Von Interesse ist, wie Buber sein Werk in einem Brief an seinen Freund
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und Mitarbeiter Eduard Strauss (-) vom . März charakterisiert. Buber hatte sich am Telefon verhört und verstanden, dass Strauss »Königtum Gottes als ein ›sehr gewolltes‹ Buch« empfinde. Tatsächlich hatte er »gesolltes« gesagt. Buber schreibt nun weiter: »Meiner eignen Erfahrung nach möchte ich es eher als ein gemußtes bezeichnen; je n’y entre que peu. (Französich: von mir ist nur wenig darin.) Die Wahrheit (daß sich dort und damals wirklich etwas begeben hat und nicht bloß ›präjiziert‹ wurde) hat mich einfach zur Materialbeschaffung requiriert.« (B II, S. .) Auf die wissenschaftlichen Kritiken an Königtum Gottes geht Buber in seinem zweiten Vorwort anlässlich der Neuauflage ein (vgl. in diesem Band, S. -), wobei er sich sehr ausführlich mit ihnen auseinandersetzt. Es hatte recht heftige Reaktionen gegen das Buch seitens der überwiegend protestantischen Alttestamentler gegeben. Die an den theologischen Fakultäten betriebene Theologie war damals sehr konservativ ausgerichtet. Die für die Analyse des Alten Testaments der Zeit maßgebliche Autorität, Julius Wellhausen, war eine noch fest in der politischen Ordnung des Zweiten Kaiserreichs verankerte Persönlichkeit. Für diesen waren Staat und Monarchie zwei unbedingt positive Institutionen, und erst in den folgenden Wissenschaftlergenerationen konnte man sich von seinen Vorgaben lösen. Hier sei beispielhaft auf Martin Noth () und seine Arbeiten zur Frühgeschichte Israels verwiesen. Seine Amphiktyoniethese hat eine gewisse Ähnlichkeit zu Bubers These der Theokratie, da beide der königslosen Richterzeit positive Seiten abgewinnen können (vgl. Frank Crüsemann, Der Widerstand gegen das Königtum, Neukirchen , S. -). Aus Bubers Briefwechsel geht hervor, dass die Thesen seines Buchs viele seiner Briefpartner überzeugten. So schreibt sein Freund, der katholische Theologe Joseph Wittig (-), dass er »fünf Tage lang […] lesend auf [Bubers Worte] gehört« habe und schreibt als Fazit seiner Lektüre, dass das Buch »mit seinem vollen, starken Licht über mich« kam (Brief vom . Juni , B II, S. ). Ähnlich enthusiastisch äußert sich der Rabbiner Hugo Hahn (-) in seinem Brief vom . Juni , in dem er schreibt: »Die von Ihnen vorgetragene These scheint mir die Wahrheit schlechthin über diesen Gegenstand zu sein.« (B II, S. .) Auch der bedeutende Schweizer Theologe Emil Brunner (-) ist von Königtum Gottes sehr angetan (Brief vom . Juni , B II, S. ). Er schreibt: »Ihr Buch scheint mir das erste, das wirklich hindurchgebrochen ist, durch den trostlosen Schematismus der objektivierenden Historie mit seiner alles plattdrückenden evolutionistischen Walze in die sachnahe Sicht alttestamentlichen Geschichtsverständnisses.
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Wir können ihnen nicht genug dafür danken.« Gershom Scholem drückt sich zwar in seinem Brief vom . Juni etwas zurückhaltender und kritischer aus, erkennt aber das Bahnbrechende der Arbeit an. Er hat es »zum ersten Mal ausgelesen« und will seinen »großen Dank für alles Neue sagen, was ich daraus gelernt habe. Wenn ich Ihre Linie recht verstehe, resultiert ja aus den Prinzipien, denen Sie hier eine konkrete Anwendung geben, nicht mehr und weniger als eine völlig neue Linie der Bibelwissenschaft, und wenn ich Ihre Andeutung in Ihrer letzten Karte, über eine Front, die sich schon bei den Protestanten gegen Sie bildet, richtig verstehe, so wissen jene offenbar durchaus, was sie tun, denn die Konzilianz Ihrer Polemik kann ja wohl niemand über die für eine bisher so weithin vertretene Haltung mörderischen Konsequenzen im unklaren lassen, die sich aus einer Annahme oder einem Durchdringen der von Ihnen verlangten Haltung ergeben.« Scholem sieht Parallelen zwischen seiner und Bubers Herangehensweise: »Wie sehr mir die Haltung des Zusammensehens der religiösen Phänomene in ihrer ›existentiellen‹ Parodoxie einleuchtet, brauche ich, der sie in wie mir scheint verwandter Weise auf seinem Arbeitsgebiet zu realisieren versucht, Ihnen wohl kaum zu sagen. Nur ist mir erst an Ihrem Buch konkret klar geworden, wie umwälzend gerade für die Betrachtung der Grunddokumente sie sich auswirken muß.« (B II, S. f.) Gershom Scholem war nicht der einzige jüdische Briefpartner, der sich für die christlich-jüdische Frontlinie interessierte, die hier auch eine deutsch-jüdische war, denn die Wissenschaft des Alten Testaments war vor dem . Weltkrieg ganz überwiegend deutsch-protestantisch. Der Gelehrte und Rabbiner Markus Ehrenpreis (-) schreibt am . Juni (B II, S. ) nach lobenden Worten. »Eines stört mich […]: Ihr Glaube an die gojische Bibelkritik, die doch zu wesentlichem Teile bloß professorale Hypothesenmacherei ist. Sie, Martin Buber, eben weil Sie Martin Buber sind, ahnen unvergleichlich mehr als die Professoren wissen!« Inwiefern Buber sich hier als Vertreter der jüdischen Sicht sah, ist, durch die wissenschaftliche Form der Arbeit bedingt, nicht so einfach zu bestimmen. Jedoch schreibt Buber an den Semitisten und Bibelexegeten Harry Torczyner (-, später Naftali Herz Tur Sinai) am . Mai , allerdings in Bezug auf dessen Kritik an seiner Bibelübersetzung: »Es ist uns beiden darum zu tun, dem Judentum einen Platz in der wissenschaftlichen Exegese seiner Bibel zu erobern« (B II, S. ). Der hebräische Literaturprofessor Joseph Klausner (-), der mit seiner Darstellung des Lebens Jesu sehr bekannt geworden war, hält kritischen Abstand, spricht aber auch davon, dass das Buch »sehr
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große Bedeutung« habe, weil es »neue Gedanken und neue Beurteilungen« über Religionsgeschichte allgemein und die Israels im besonderen enthalte (Brief vom . August , B II, S. f.). Weiter schreibt er: »Die in den Anmerkungen enthaltene Bibliographie ist wunderbar reich. Sie zeugt für eine außerordentliche Erudition.« Allerdings bemängelt er das fast vollständige Fehlen hebräischer Titel. Durch die »Machtergreifung« der Nationalsozialisten hatte die berufliche Perspektive, wegen der Königtum Gottes ursprünglich geschrieben wurde, neue Dringlichkeit erhalten. Auf Anraten des Dekans der Universität hatte Buber im Sommersemester keine Vorlesungen in Frankfurt gehalten; im Oktober wurde ihm die Lehrbefugnis entzogen (Grete Schaeder, Martin Buber. Ein biographischer Abriß, in: B I, S. ). Am . Februar schreibt ihm Scholem, dass er einen Antrag in den Professorenrat eingebracht habe, um das Fach allgemeine Religionswissenschaft einzurichten und ihn dafür als Professor zu berufen (B II, S. ). Der Professorenrat sprach sich mit großer Mehrheit für Scholems Vorschlag aus; jedoch verweigerte das Kuratorium der Hebräischen Universität dem Beschluss die Bestätigung: »das Fach ›allgemeine Religionsgeschichte‹ sei für die Jerusalemer Universität nicht unbedingt notwendig, und es sei auch fraglich, ob Buber der richtige Mann sei.« (Grete Schaeder, Martin Buber, S. , vgl. auch B II, S. .) Im September wurde ein neuer Anlauf unternommen. Zuerst war eine Professur für »theoretische Pädagogik« beantragt worden, die ebenfalls abgelehnt wurde; schließlich wurde eine Professur für das Fach »Sozialphilosophie« eingerichtet und im Januar erfolgte die letzte formale Bestätigung durch die Universitätsgremien. Von den inneren Zweifeln Bubers, ob eine Professur an einer Universität für ihn das richtige sei, zeugt sein Brief vom . April an Hugo Bergmann: »Sie müssen zunächst bedenken, daß ich kein Universitätsmensch bin. Daß ich – nachdem ich als junger Mensch die fast fertige Habilitationsschrift ad acta gelegt und als Vierzigjähriger ein ehrenreiches Ordinariat ausgeschlagen hatte – den Frankfurter Ruf annahm, hing mit meinem Verhältnis zu Franz Rosenzweig auf eine Weise zusammen, die ich als tragisch empfinden muss, es hatte den Charakter des Opfers und die Entlassung daher den der Lösung.« (B II, S. .) Bedingt durch die Einwanderungsformalitäten der englischen Behörden und die Schwierigkeiten mit den deutschen Behörden erfolgte die Übersiedlung erst im Frühjahr (Grete Schaeder, Martin Buber, S. ). Ab dem Wintersemester konnte Buber seine Vorlesungen an der Jerusalemer Universität halten. Bubers Hauptthese in Königtum Gottes besteht darin, dass es in einer
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gewissen Phase der geschichtlichen Entwicklung in Israel eine starke Tendenz hin zu einer echten Theokratie gab, – nicht etwa eine Hierokratie, eine Priesterherrschaft, in welchem Sinn der Begriff noch heute gebräuchlich ist – sondern ein Verlangen, ein System zu bewahren, in dem JHWH selbst der Herrscher ist, ganz ohne einen menschlichen Mittler. Von innen her betrachtet, also so wie die Israeliten diese Regierungsform erlebt hätten, hätte sich die Theokratie als eine Monarchie, von außen betrachtet aber als Anarchie dargestellt. Dies sei der wahre theopolitische Charakter des Sinaibundes. Theokratie sei die ursprünglich vorgesehene Lebensweise für das Volk Israel gewesen, bis Schwäche, Furcht und Treulosigkeit das Volk dazu brachte, sich einen König aus Fleisch und Blut als Repräsentanten JHWHs und als Vollstrecker seines Willens zu erbitten. Mit anderen Worten: das Königtum Gottes soll nicht als abstrakter theologischer Lehrsatz verstanden werden, sondern es sei eine reale Daseinsform gewesen – nicht perfekt, aber auch keine Utopie, sondern ein ernsthaftes Bemühen, das zu tun, was man als Gottes Wille wahrgenommen habe. Wegen des wissenschaftlichen Anspruchs seiner Arbeit kann Buber seine Thesen nicht unvermittelt darstellen. Er muss sie als gelehrte Argumente vortragen, dabei die Forschungsliteratur einbeziehen und Gegenargumente sorgfältig berücksichtigen. Aus dieser Auseinandersetzung mit abweichenden wissenschaftlichen Meinungen erwächst der umfangreiche Fußnotenapparat, der dazu geführt hat, dass diese Schrift als eine der unzugänglichsten von Buber gilt. Macht man sich die Mühe, diese Auseinandersetzung genauer zu verfolgen, erkennt man, welche Bestandteile der wissenschaftlichen communis opinio von Buber als besonders bedrohlich empfunden werden: so attackiert er beständig die Versuche der Bibelwissenschaft, den Zeitverlauf der Frühgeschichte Israels kritisch zu rekonstruieren (etwa die These, es gebe in der Frühphase der Entwicklung noch gar kein »israelitisches Volk« und der Sinaibund sei eine Retroprojektion späterer Generationen), desgleichen die These, dass die theopolitische Idee einer göttlichen Königsherrschaft nur nach der Entstehung der Monarchie, also mit einem Menschen als König, formuliert worden sein könne. Buber verwirft diese Thesen, weil es für ihn wichtig ist, dass die Idee der direkten Gottesherrschaft eine lebendige Realität, wenn nicht für ganz Israel, so doch für einen prominenten Teil seiner Führungselite, gewesen sei (nämlich die von Gideon und den anderen schoftim [Richter] in der vorstaatlichen Zeit repräsentierten Kreise, in deren Nachfolge die newi’im [Propheten] auftraten). Buber hält also an einer Frühdatierung der biblischen Darstellung –
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zumindest in ihrem Kern – fest, damit er sie der Gattung nichtfiktionaler Texte zuweisen kann. Diese Verteidigungslinie ist eine klassische Schutzbehauptung von Autoren, die wissen, dass ihre Darstellung als utopisch abqualifiziert werden kann – man behauptet, dass der eigene Entwurf gar nicht utopisch sei, weil er ja bereits schon einmal historische Gestalt angenommen habe. Worauf es hier ankommt, ist nicht, dass die direkte Theokratie schlussendlich scheiterte, was Buber mit melancholischen Worten beschreibt, sondern wichtig ist die bloße historische Möglichkeit eines solchen »Verfassungswillen«. Wenn Buber dieser Nachweis gelingt, braucht er nichts weiter, um seine eigene Version der »Reichsdialektik« (in diesem Band, S. ) für das zionistische Projekt seiner Tage zu fordern: Der Zionismus soll sich nicht im Projekt der Gründung eines jüdischen Staates erschöpfen, sondern von der Idee der göttlichen Souveränität sich leiten lassen und dem dadurch gerecht werden, dass er eine radikal freie und gleiche, fast schon anarchistische Gemeinschaft aufbaut. Bubers bibelwissenschaftliche Arbeit und seine gegenwartsbezogene Theopolitik sind direkt miteinander verbunden. Zusätzlich zur Bibelwissenschaft zieht Buber Forschungsergebnisse aus einer erstaunlichen Menge anderer altorientalischer Disziplinen heran, wie der Ägyptologie, Assyriologie und Semitistik. Auch wenn seine Arbeitsweise und Ergebnisse auf Vorbehalte in Wissenschaftskreisen stießen, kann man seine Darstellung keineswegs als reinen Dilettantismus abtun. Das zeigen die Vorworte zur zweiten () und dritten () Auflage ebenso wie die fortgesetzte Bearbeitung der Fußnoten, die beweisen, dass Buber die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse in diesen Bereichen aufmerksam verfolgte und dass er untersuchte, welchen Einfluss dies auf seine Thesen habe. Mit einem bedeutungsvollen Wechsel von der hebräischen zur griechischen Sprache schließt das Buch: aus meschiach JHWH wird Christos kyriou. Beide Begriffe bedeuten der »Gesalbte des Herrn« und ihnen ist gemeinsam, dass sie in Bubers Verständnis die Rebellion gegen das Konzept des Gotteskönigtums beinhalten. Der israelische König wird geschichtlich betrachtet zum Messias, die Einführung der Monarchie zeigt die Macht der geschichtlichen Notwendigkeit und führt zur Trennung der Sphären, die mit der theopolitischen Einheit des Sinaibundes gerade überwunden werden sollte. So sind schon vom Kontext ihrer historischen Entstehung her die Mittlerfigur des Messias im Judentum und die christologische Bedeutung von Jesus im Christentum für Buber in ein negatives Licht getaucht.
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Textzeugen: h1: unvollständige Handschrift im MBA (Arc. Ms. Var. , gimel , K und K ); lose Blätter, teilweise nummeriert; teils zweiseitig beschrieben in blauer Tinte, mit vielen Korrekturen versehen. Die Blätter bieten keinen kontinuierlichen Text. Es handelt sich mutmaßlich um Fragmente eines frühen Entwurfs zu H2, welche die Textabschnitte S. ,-,, S. ,-,, S. ,-,, S. ,-,, sowie S. ,-, umfassen. Die Fragmente finden sich im MBA in zwei verschiedene Ordner zu »Königtum Gottes« einsortiert (gimel , K und K ), in denen sich auch die zwei Hefte von H2 befinden. Es kann auf Grund des Schriftbilds der entsprechenden Passagen von H2, beispielsweise einer signifikant geringeren Korrekturendichte, angenommen werden, dass es sich bei den Textstücken von h1 um Entwürfe zu den entsprechenden Passagen in H2 handelt. Die Blätter des letzten Abschnittes von h1 sind paginiert, wobei die Zählung mit beginnt, was auf vorhergehende, nicht erhaltene Blätter schließen lässt. H2: Handschrift im MBA (Arc. Ms. Var. , gimel , K und K ); zwei Hefte in DIN A-Format, jeweils mit Fadenbindung und blauem Deckblatt. Die Hefte enthalten den Gesamttext zu »Königtum Gottes«, jedoch ohne das Vorwort. Das erste der Hefte (Arc. Ms. Var. , gimel , K ), betitelt mit »Königtum Gottes I«, enthält in der Paginierung bis die ersten sechs Kapitel, das zweite (Arc. Ms. Var. , gimel , K ), betitelt mit »Königtum Gottes II«, in der Paginierung bis die übrigen Kapitel. Beide Hefte sind von Bubers Hand doppelseitig unter Verwendung der Seitenränder für die Niederschrift der Fußnoten beschrieben und mit zahlreichen Änderungen und Streichungen versehen. Der Abschnitt ,-,, der eine gestrichene Passage ersetzt, ist auf einem beidseitig beschriebenen und mit Korrekturen versehenen Blatt überliefert, das mittels Korrekturzeichen eindeutig H2 zugeordnet werden kann. 1 d : Teilabdruck, . Kapitel: »Der König«, in: Der Morgen, . Jg., Heft , Dezember , S. - (MBB ). D2: Berlin: Schocken , XX, S. (MBB ). D3: Berlin: Schocken , LXI, S. (MBB ). d4: Teilabdruck, ein Teil des . Kapitels (S. ,-,): unter dem Titel »Aus Königtum Gottes von Martin Buber«, in: Die Schrift und ihre Verdeutschung, Berlin: Schocken , S. - (MBB ). D5: Heidelberg: Lambert Schneider , LXIV, S. (MBB ). d6: Teilabdruck von Teilen des . Kapitels (S. ,-,) und des . Kapitels (S. ,-,): unter den Titeln »Der Name« und »Der
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Glaube Israels« in: Stationen des Glaubens, Wiesbaden: Insel-Verlag , S. - und S. - (MBB ). D7: Werke II, S. - (MBB ). Druckvorlage: D2 Übersetzungen: Hebräisch: Malkhut schamajim. Ijunim be-sifrei schoftim u-Schmu’el, übersetzt von Jehoschua Amir, Jerusalem: Mossad Bialik , S. (MBB ). Englisch: Kingship of God, übers. u. mit einem Vorwort v. Richard Scheimann, New York: Harper & Row , S.; London: George Allen & Unwin u. , S. (MBB ). Variantenapparat: Vorbemerkung: Die Drucke unterscheiden sich mitunter in der Formalisierung der Literaturnachweise. Es wird im Folgenden darauf verzichtet, diese lediglich formellen Unterschiede im Variantenapparat gesondert zu verzeichnen, der sich auf inhaltliche Abweichungen konzentriert. Bei in späteren Drucken hinzugefügten Literaturnachweisen wird der je spätesten Formalisierung Folge geleistet. ,Titel Vorwort] Vorwort zur ersten Auflage D5, D7 ,Titel] zusätzliche Anmerkung Dieses Vorwort ist dem Buch vorausgeschickt worden, als es noch den ersten Band eines – unter dem Gesamttitel »Das Kommende. Untersuchungen zur Entstehungsgeschichte des messianischen Glaubens« – auf drei Bände angelegten Werkes bildete. Der zweite, »Der Gesalbte« betitelte Band war zur Hälfte fertig und so weit auch schon gesetzt, als der Schocken Verlag, Berlin, der das Werk herausgab, behördlich aufgelöst wurde. Viele Jahre lang hinderten äußere und innere Gründe die Arbeit an der Fortführung; erst vor kurzem hat sie wieder aufgenommen werden können. Abschnitte aus dem noch unvollendeten . Band sind in deutschen und hebräischen Publikationen vorabgedruckt worden. Ich plane, ihn als Buch für sich zu veröffentlichen. Auf die Abfassung des . Bandes habe ich verzichtet, doch sind seine Grundgedanken in meinem Buch »Der Glaube der Propheten« () - dargelegt worden (vgl. auch mein Buch »Zwei Glaubensweisen«, , S. ). D5 Dieses Vorwort ist dem Buch vorausgeschickt worden, als es noch den ersten Band eines – unter dem Gesamttitel »Das Kommende. Untersuchungen zur Entstehungsgeschichte des messianischen Glaubens« – auf drei Bände angelegten Werkes bildete. Der zweite,
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»Der Gesalbte« betitelte Band war etwa zur Hälfte fertig und so weit auch schon gesetzt, als der Schocken-Verlag, Berlin, der das Werk herausgab, behördlich aufgelöst wurde. Ich habe die Arbeit daran seither nicht fortgeführt. Der abgeschlossene Teil ist weiter unten S. veröffentlicht. D7 , hatte ichs] hatte ich es D5, D7 , in einem Garten über dem Luganersee,] fehlt D5, D7 , des Gottes] zusätzliche Anmerkung Caspari polemisiert NKZ XLVI () gegen den angeblich von mir gebrauchten »ungeklärten« Begriff eines »Stellvertreters« Gottes, den ich nie gebrauche, es sei denn (S. und ) zitierend und nicht in bezug auf Israel. Der – naturgemäß erst im II. Band zu erörternde – Begriff eines Statthalters ist wohl nicht unklar (vgl. bei Caspari selbst a. a. O. ). Ein Statthalter regiert eine Provinz des Reichs, dem Herrscher für auftragsgemäßes Handeln unbedingt verantwortlich, den Untertanen gegenüber nur bedingte Autorität, da diese an den Fürsten appellieren können. D3, D5, D7 (Zusatz der . Auflage.) D5, D7 , resultierende] sich ergebende D3, D5, D7 , Metamorphosen] Gestaltwandlungen D3, D5, D7 , erscheint] zusätzliche Anmerkung Vgl. auch meinen Aufsatz »Genesisprobleme«, MGWJ LXXX () ff. D3, D5, D7 (Zusatz der . Auflage.) D5, D7 , Entdeckung] zusätzliche Anmerkung Da Volz, in Volz-Rudolph, Der Elohist als Erzähler () in diesem Satz einen gewissen Widerspruch findet, bemerke ich zur Klärung, daß ich den B e z e i c h n u n g e n deshalb nur eine bedingte Berechtigung zubilligen kann, weil mir die Zweiheit der Gottesnamen als Scheidungskriterium von Quellenschriften unverwendbar, als solches von Traditionen und ihren Bearbeitungen nur sehr eingeschränkt verwendbar erscheint. Vgl. über den Gegenstand Cassuto, La questione della Genesi () -. D3, D5, D7 (Zusatz der . Auflage.) D5, D7 , bestimmend] maßgebend D3, D5, D7 , zustimmen] beipflichten D3, D5, D7 , elohistischer Geschichtsschreiber] prophetischer Geschichtseinschlag D5, D7 , habe ich] wird D5, D7 ,- gerückt werden] zusätzliche Anmerkung Vgl. {S. D3, D5 D7}, Anm. . Von dem, was ich in dem Vortrag »Der Mythos der Juden« (jetzt in »Reden über das Judentum«, Gesamtausgabe, ) hierzu gesagt habe, ist mir nicht sehr viel mehr als das P r o -
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b l e m des »Monopluralismus« verblieben. D3, D5, D7 (Zusatz der . Auflage.) D5, D7 ,- zusamt dem was […] und dem was] zusamt dem, was […] und dem, was D7 , ] – es war um – D3, D5, D7 , Martin Buber] fehlt D5, D7 , Februar ] zusätzliche Anmerkung Ich habe, um dieses Vorwort (bis auf ein paar sprachliche Verbesserungen) unverändert zu lassen, alles, was sich seither als zur Klärung erwünscht ergeben hat, an andern Stellen Vorgebracht. D3, D5, D7 (Zusatz der . Auflage) D5, D7 ,- Aus drucktechnischen […] hochgerücktes e.] in Petit auf S. LXIV D5 fehlt D7 , mobile] mobile, wo es nötig erscheint, D3 ,Titel Erstes Kapitel] fehlt H2, D7 ,Titel Der Gideonspruch] . DER GIDEONSPRUCH D7 , erbliche] herblichei H2 , angebotenen] hangeboteneni H2 , am deutlichsten] am deutlichsten wohl H2 ,- Verzicht] Verzicht, der dem Ausschliesslichkeitsanspruch eines tiefen Wirkensbereichs entstammen mag, H2 , den Ritus einer Schein-Abweisung] [einen Ritus der Abweisung] ! den Ritus einer Schein-Abweisung H2 ,- die der Annahme nur vorausgeht] die nur deshalb der Annahme vorausgeht H2 , zu versöhnen] zu versöhnen, – und die Konvention eines Unwürdigkeitsbekenntnisses des Erwählten hat sich auch in der abendländischen Welt an bedeutender Stelle erhalten H2 , hinausgreift] [gattungsmäßig] hinausgreift H2 , nicht bloß von seinem Haus, von allen Menschen] [um ein allgemeines] ! nicht hblossi von seinem Haus [allein], sondern von allen Menschen H2 , aus der Situation] aus der [Stunde und ihrer Situation] ! Situation H2 ,- es leitet zu einem unbedingten Ja hin] es [schlägt alsbald in ein unbedingtes] ! leitet zu einem unbedingten Ja [nur] ! hin H2 , Königsproklamation] Königsproklamierung D3, D5, D7 , Der Spruch wagt es] Der Spruch [fordert] ! [verkündigt Anarchie und Theokratie in einem, als einen] ! wagt es H2 , Theokratie] Gottesherrschaft D3, D5, D7 , historisch] geschichtlich ! historisch H2
Königtum Gottes
,- geradezu geschichtswidrig anmutendes Wagnis] [unerhörtes Wagnis] ! geradezu geschichtswidrig anmutendes Wagnis [; man möchte es geradezu als geschichtswidrig bezeichnen, da es [erst] anscheinend eschatologische Kategorien in die Geschichte trägt, wo sie nichts zu suchen haben] H2 ,- die der Geschichtswissenschaft bekannten »Theokratien« sind] [als geschichtliche Tatsache betrachtet ist die sogenannte »Theokratie«] ! die der Geschichtswissenschaft bekannten »Theokratien« sind H2 , grundsätzlich am stärksten] [zur stärksten] ! grundsätzlich am stärksten H2 ,- von göttlicher Vollmacht] von [der Gottheit] ! göttlicher Vollmacht H2 ,- Für die Geschichtswissenschaft] [Diese Theokratie ist Hierokratie] ! Für die Geschichtswissenschaft H2 , gleichgesetzt] identifiziert ! gleichgesetzt H2 , des Geheiligten] der Geheiligten D7 , teilweise] [von ihm wohl] ! teilweise H2 , des Herrschers] des [weltlichen] Herrschers H2 , zureichende] endgültige ! zureichende H2 uneingeschränkte D3, D5, D7 ,-, Ein kennzeichnendes Beispiel im Islam […] gelangt] [So scheidet sich im Islam die Schia von der Orthodoxie, die die Erbordnung einführt] ! Ein charakteristisches Beispiel him Islami ist die Schia, die, der von den Omajjaden eingeführten Erbordnung gegenüber heinerseits die Legitimität der Aliden, anderseits aberi die Reinheit des theokratischen Prinzips verteidigend, zu [dessen Konsequenz gedrängt] ! einer Vergottung Alis und seiner Nachfolger gelangt H2 ,- ihm den religiösen […] im Sinn des geläufigen] [ihn im Sinn des X] ! ihm den […] im Sinn des geläufigen H2 , »Es sei] [Wohl denn] ! Es sei H2 , Jhwh wird über euch alle regieren.«] [sondern JHWH, der über euch alle regieren wird] ! JHWH wird über euch alle regieren. H2 , emphatische Fassung] [emphatischen Stil] ! emphatische Fassung H2 , in der Schrift läßt] in der [Bibel wird] ! Schrift lässt H2 , schlichte und heftige] schlichte hund heftigei H2 , moderne Wissenschaft hat] [modernen Kommentatoren haben] ! moderne Wissenschaft hat H2 ,- , der jedenfalls […] berichtete,] h, der jedenfalls […] berichtete,i H2
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, dem die Stelle] dem [das Wort entstammen] ! die Stelle H2 , Gestalt] Form ! Gestalt H2 , ein wesentlicher Gegenstand] der eigentliche Gegenstand H2 , Spätdatierung] Datierung ! Spätdatierung H2 , anscheinende] scheinbare H2 , wendet] begibt ! wendet H2 , die Frau im elterlichen Haus] die Frau [daheim] ! im elterlichen Haus H2 , Sichemitin, Abimelekh] [Kanaanäerin? von Sichem] ! Sichemitin, Abimelekh H2 , vererbt] zusätzliche und später getilgte Anmerkung Gideon als König und seine Söhne als »erbliche Scheichs« zu bezeichnen (Burney, The Book of Judges, , S. ) beruht auf einer Verkennung des historischen Verhältnisses der beiden Würden? zueinander. H2 , so geschichtlich] hso geschichtlichi H2 , und so sinnreich] hund so sinnreichi H2 ,- und der politischen Psychologie widerstreitend] hund der politischen Psychologie [einer Basileia] widerstreitendi H2 , Wenn aber, wie anzunehmen ist] Wenn [wohl mit Recht] aber, wie anzunehmen ist H2 , lebenden Nachkommen] [Sippengenossen Jakobs] ! lebenden Nachkommen H2 ,- eröffnet sich ein andres Verständnis] [ist an eine erbliche Herrschaftswürde nicht zu denken] ! eröffnet sich ein andres [und offenbar das rechte?] Verständnis H2 ,- Der Wortstamm malakh, König sein] [Das Wort malach] ! [Das Königtum] ! Der Wortstamm malach, [das Königtum bezeichnend] ! König sein H2 , kommt an keiner der zwei Stellen vor] [wird an keiner der beiden Stellen erwähnt] ! kommt an keiner der beiden Stellen vor H2 ,- um ihn geht] zusätzliche Anmerkung vgl. S. XLVIff. D3 vgl. S. XXXVIIIf. D5 Vgl. oben f. D7 ,- – hier zweimal, dort viermal –] [(das Wort steht sechsmal)] ! – hier zweimal, dort viermal – H2 , von der Gewalt, die die Philister über Israel ausübten] von der Gewalt, die [in der vor Simsons Grosstaten] ! die Philister über Israel ausübten H2 , Überhaupt bedeutet das Wort in biblischer Sprache] [Das Wort bedeutet ja biblisch überhaupt nicht] ! Überhaupt bedeutet das Wort in biblischer Sprache H2
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,- das formale Innehaben, vielmehr das faktische] das hformalei Innehaben, [sondern] ! vielmehr das hfaktischei H2 ,- das auch […] (Psalm ,) ] fehlt H2 ,- so »verwaltet« aber auch] [ja sogar] ! so »verwaltet« aber auch H2 , fürstenhaftes] herrscherliches ! fürstenhaftes H2 , das Obwalten] [die Überlegenheit] ! das Obwalten H2 , dem Weibe gegenüber] dem Weibe, des [klugen] ! besonnenen Sklaven dem schandebereitenden Sohn gegenüber H2 ,- nicht vorsorgten.] nicht vorsorgten. Zwischen , in der uns vorliegenden Fassung und , besteht kein Widerspruch. H2 , Die Wiederholung] [Der Erzähler verwendet , das Verb maschal, weil er es , verwandte] ! Die Wiederholung H2 ,- antichristhaft anmutende] dramatisch gegenspielerhafte D3, D5, D7 ,- Dieses Rudel von Söhnen und Sohnessöhnen] [dieser Haufen] ! dieses Rudel der Söhne und Sohnessöhne H2 , Verbs] hVerbsi H2 , angeschlagen.] angeschlagen. / [Warum aber das Wort an der ersten Stelle, wo es doch nicht bloss um die Ausübung der Macht, sondern um das auch titulare Ergreifen der Herrschaft geht, wird im nächsten Kapitel [zu behandeln] ! darzulegen sein, warum hier nicht malach stehen durfte. / Gewichtiger als die Infragestellung des textlichen Zusammenhangs ist das andere Argument der kritischen Wissenschaft gegen die Ursprünglichkeit von , : [der Vers entspreche] ! die Antwort Gideons spreche einen Gegensatz von menschlichem und göttlichem Königtum aus, der erst einem weit späteren Zeitalter eigne.] H2 , ausdrücklich vorgetragen] nachdrücklich vorgetragen [– für eine Quellenscheidung müssten andere Gründe angeführt werden] H2 , inneren] textlichen ! inneren H2 , Ursprünglichkeit] Echtheit ! Ursprünglichkeit H2 ,- wir hätten hier […] entstellt sind«] hes liegt hier […] entstellt sind«i H2 ,- menschlicher und göttlicher Herrschaft] [menschlichen und göttlichen Königtums] ! menschlicher und göttlicher Herrschaft H2 , und abstraktionsfähigeres] hund abstraktionsfähigeresi H2 , konzipiert] [eigen] ! [heine »spätere Abstraktion«i] konzipiert H2 ,- , diese aber seien nicht älter als Hosea, auf dessen Verurteilung des Königtums sie fußten] [die ihrerseits auf Hosea fussen.] ! , diese
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aber [fussen auf Hosea] ! seien nicht älter als Hosea, auf dessen Verurteilung des Königtums sie fussten H2 ,- fußten, ja sie seien […] entstanden] fussten hja sie seien […] entstandeni H2 , Der theokratische Ruf in der Ausschließlichkeit] [Der theokratische Ruf [der sagenhaften Heloten] ! der Vorzeit wäre demnach in seiner Ausschließlichkeit] ! Der theokratische Ruf in der Ausschließlichkeit H2 , Rückdatierung] Rückprojektion ! Rückdatierung H2 , – nicht Handlung, sondern Reflexion] [, nicht Aktion] ! [nicht politische Handlung] ! nicht [X] ! Handlung, sondern [Reflexion] ! Betrachtung H2 , »Dogma«.] »Dogma«. / [Von der Richtigkeit oder Unrichtigkeit dieser Entwertung hängt wesentlich ab, wie die [Genese] ! Entstehung [der theokratischen Idee] ! des theokratischen Glaubens in Israel und damit die der messianischen Hoffnung – die die Hoffnung auf die Erfüllung der Theokratie ist – verstanden werden kann. H2 , als erster] fehlt H2 , nahezu hundert] rund hundert D3 rund D5 rund D7 , Zuverlässigkeit] Echtheit ! Zuverlässigkeit H2 , dargelegt hat] mit der eindringlichen Dialektik des Hegelschülers dargelegt hat H2 , kann verstanden werden] [meint er offenbar] ! kann verstanden werden H2 , Eine Erzählung wie diese] [Ein Text berichtet eine Begebenheit, von der nur er zu berichten weiss] ! Eine Erzählung wie diese H2 , primär] hprimäri H2 , kein andrer Chronist] [kein andres Material] ! [keine andre Darstellung] ! kein andrer [gegenwärtiger?] Chronist H kein andrer Zeuge D3, D5, D7 , historischen Gehalt] Historizität H2 ,- die »Abweichungen […] fehlt] hdie »Abweichungen […] fehlti H2 , der erzählenden Sprache] [dem erzählenden Wort] ! der erzählenden Sprache H2 , eingebildet] zusätzliche Anmerkung »Erzählt wurde Legende vom Augenblick des Ereignisses an.« Herzfeld, Mythos und Geschichte (Archäologische Mitteilungen aus Iran VI, ) . D3, D5, D7 Vgl. Buber, Moses2 ff., sowie ff. D5 Vgl. Buber, Moses, s. oben ff. sowie ff. D7
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,- Seelen und Geschlechter von Frühzeiten] [Personen] ! [Erzähler] Seelen und Geschlechter hvon Frühzeiteni H2 , außerordentlichen] bildhaften ! ausserordentlichen H2 , gewiß] wenn man so will H2 , gläubig] heilig ! gläubig H2 ,- ; man darf darauf […] anwenden] hman darf darauf […] anwendeni H2 ,- , bei all ihrer kaum anzuzweifelnden Geschichtlichkeit,] h, bei aller Evidenz ihrer Geschichtlichkeit,i H2 , kann ihn damit] kann ihn damit hin Ermangelung eines Kriteriumsi H2 ,- – was gegenwärtig eben bestritten wird –] fehlt H2 ,- im prägnanten Sinn] fehlt H2 , die Erzählung] der Bericht H2 ,- wonach die Geschichtswissenschaft also zu fragen hat] [die Geschichtswissenschaft darf [annehmen, dass] ! trotz seiner Paradoxie annehmen dass es irgend einmal, wenn auch von einem geradezu geschichtswidrig anmutenden Schwärmer, gesagt worden ist; wonach sie] ! wonach die Geschichtswissenschaft zu fragen hat H2 ,- ihrer religionsgeschichtlichen […] werden konnte.] ihrer hreligionsgeschichtlicheni Höhenlage hund ihrer staatsgeschichtlichen Situationi nach [gesagt] ! geäussert werden konnte. [[Dies scheint mir] ! Dieses Könnens Bestreitung scheint mir, soweit dergleichen überhaupt zu erweisen ist, erweislich zu sein. Damit aber] H2 , Der Erweis der] [Diese Widerlegung der] ! Der Erweis der H2 ,- Denn das Attribut Möglich meint] Denn [Unmöglich und] ! der Begriff Möglich hat H2 , eben] fehlt H2, D3, D5, D7 , nicht ein nur nicht unmögliches] nicht die Bedeutung eines nur eben nicht Unmöglichen H2 , einer Epoche] [der Geschichte] ! einer Epoche H2 , vielmehr] sondern ! vielmehr H2 , Staatsbildung] [eigentlicher] Staatsbildung H2 ,- ohne Auftrag und ohne Widerhall Jhwh […] ausgerufen habe;] hohne Auftrag und ohne Widerhalli JHWH ausgerufen habe; [ohne Auftrag und Widerhall;] H2 , ein in diesem seinem Stadium […] Wille] [eine zeitgeschichtlich bestimmte Tendenz] ! ein in diesem ihrem Stadium zeitgeschichtlich [X] ! [lokalisierbare Tendenz] ! lokalisierbarer Wille H2 , in einem] nicht hervorgehoben H2
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,- ein glaubensgebundner Verfassungswille] [eine glaubensgebundene Verfassungstendenz] ! ein glaubensgebundener Verfassungswille H2 , Stimme seiner Forderung] [Stimme] ! Stimme seiner Forderung H2 , den Begriff] das Wort H2 , unmittelbare] [reine, vertreterlose] ! unmittelbare H2 ,- unter Verfassungsform […] zu führen] [hier einen Beweis versuchen, dass sie im alten Israel als Verfassungsform bestanden habe, eine so umfassende Neuerörterung des alttestamentlichen Quellenproblems [wagen] ! unternehmen, wie sie in dieser Stunde noch nicht gereift sein kann] ! [ist der Gegenbeweis nicht zu führen] ! und zuvor als Institution gleicher Festigkeit und Eindeutigkeit wie irgendwelche Demokratien und Aristokratien der Geschichte, ist der Gegenbeweis nicht zu führen H2 , anschließenden] unmittelbar anschliessenden H2 , Wellhausens] [Wellhausens] H2 , Vorstellung«] Vorstellung« [also, wie Vatke es ausdrückt, die Vorstellung] H2 ,- der späten Staatszeit erscheine] hder stäten Staatszeiti gefasst und ausgesprochen werde H2 ,- den realen […] Erfüllungswillen] [die reale, kämpfende, den wechselnden [Griff] ! Widerstand der Geschichtszeiten je und je [je und je gewandelt] ein Stück hwie auch gewandelteri Verwirklichung abringende [und darin immer stärker] religiös-politische Erfüllungstendenz] ! den realen […] Erfüllungswillen H2 , Botmäßigen] Getreuen ! Botmässigen H2 ,- Widerstrebenden] Widerspenstigen ! Widerstrebenden H2 ,- Er ist die sichtbarste Erscheinung jener Reichsdialektik] Nicht [ein Prinzip und nicht eine [gewaltsame?] ! stoffliche Struktur,] ! bloss ein »Prinzip« und auch nicht eine Ausführung [der Kern der geschichtsbildenden Dialektik von Geist und] ! aber jene Reichsdialektik H2 , erzog] dazu erzog D3, D5, D7 ,- fragender Gottheit […] Eschaton ist] hfragenderi Gottheit und [Menschheit] ! [antwortsuchender] ! antwortversagender Menschheit [zu wissen, dessen Gefragtes das Eschaton ist] ! [fragender Menschheit und antwortversagender Gottheit] zu wissen, dessen Gefragtes [das] ! ein Eschaton ist H2 , dessen Gefragtes] das Zwiegespräch, dessen Gefragtes D3, D5, D7
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,- diese Dialektik ihre ganz irdische Gestalt hat] [dieser Dialog] ! diese Dialektik [nicht in einer religiösen Höhe jene] ! ihre ganz irdische Gestalt hat H2 , sich verleibt, und daß] [zwischen] ! sich [vollzieht] ! verleibt, [erlaubt, ja gebietet uns] ! und dass H2 ,- daß ihrer beraubt […] verstehen wäre] dass ihrer [entkleidet überhaupt eine Geschichte Israels] ! beraubt die stetige Historie eines Volkes Israel hals Träger der Reichsbotschafti [schon in den Anfängen] nicht [mehr] zu fassen wäre H2 , Verwirklichungswillen] Verwirklichungstendenz ! Verwirklichungswillen H2 , einen ursprünglichen Bestand] [eine historische Tatsache erkannte] ! einen ursprünglichen Bestand H2 , Geschichtschreibung […] Geschichte] nicht hervorgehoben D5, D7 ,Titel Zweites Kapitel] fehlt H2, D7 ,Titel Richterbücher und Richterbuch] Heilige Geschichte H2 . RICHTERBÜCHER UND RICHTERBUCH D7 ,- Buch der Richter […] zurückzuführen] Buch der Richter hfür die Wissenschaft fast ausnahmslosi [im allgemeinen als eine Sammlung] ! [in seinem Grossteil] ! als eine [nicht früher als in der Spätzeit des judäischen Königreichs hergestellte] hspätei Sammlung [alter Stammessagen] ! alten Sagenguts; [für [seinen] ! den Anhang (Kap. -) wird hgemeinhini ein hnochi späterer, nachexilischer Redaktionsbeginn angenommen. Jener Hauptbestand] ! deren Grossteil vornehmlich [als Häuptlingssage] ! auf Häuptlingsgeschichte einzelner Stämme [zusammengesetzt] ! zurückzuführen H2 , aufgenommen wurden] aufgenommen worden seien H2 , in ihnen] [in ihnen] ! häufig H2 , mische] mische [; in der Redaktion] ! [wobei aus] ! [dabei sei, da die Tendenz ein einheitliches Volk voraussetze] H2 , jener Epoche] [der Richterzeit] ! jener Epoche H2 , an die Stelle] statt ! an die Stelle H2 , Jhwh] Gott ! JHWH H2 , , einen Schophet, ] h, einen Schofet,i H2 , gleichförmiger Rahmen] hgleichförmigeri Rahmen H2 ,- umfaßte und einheitlich] umgriff und [verklärt] ! einheitlich H2 ,- seinem Krieg gegen das Land] [geschichtlichen Ereignissen] ! seinem Krieg gegen das Land H2 ,- mit denselben Worten] [in den gleichen X Wendungen] ! ebenso H2
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,- sich […] erhaltenden] unwandelbar dauernden H2 , schon im Betrachten] hschon im Betrachteni H2 ,- Und nun gar […] Israel!] hUnd nun gar […] Israeli Amos ruft die Frage, ob denn, wenn [in einem irgendwo] ! über eine Stadt das Übel hereinbricht, nicht JHWH es getan habe, gewiss nicht als eine Entzweiung aus. H2 ,-, Gegenseitigkeitsdynamik […] birgt] [geheimnisvolle] Gegenseitigkeitsdynamik [in aller Begebenheit] ! [die in aller Begebenheit waltet] ! die sich in aller Begebenheit birgt H2 ,- organische Geschichtssubstanz] horganischei Geschichtssubstanz H2 ,- Ursprünglichkeit und Lebenswirklichkeit der Geschichtskonzeption] [Tiefe und Echtheit] ! Ursprünglichkeit und Lebenswirklichkeit der [theokratischen] Geschichtskonzeption H2 , »judentümlichen«] judentümlichen H2 , profaner David] hprofaneri David H2 , wäre eine unhaltbare Konstruktion] [ist] ! wäre eine hunhaltbarei Konstruktion H2 ,- dem Muß Gottes ergeben und […] Schöpfung zum Reich] dem Muss Gottes [unterwerfen] ! ergeben [und sich damit] ! [sich darin] ! und darin sich verklären [kann] ! mag [wie eben echte Heiligkeit nicht anders als aus echter Leidenschaft zu entstehen vermag] ! echte Leidenschaft zu echter Heiligkeit [also Gott zum Herrn seiner Schöpfung] ! die Schöpfung zum Reich H2 , es war wohl] es war [bei der Institution] ! wohl H2 ,- in der Dialektik […] Erlösung] in [ihrem Kampf ist] ! der Dialektik [der Seele] ! ihrer Existenz [, ins Leid des Menschen zur Erlösung] ! zwischen Schöpfung und Erlösung H2 ,- , – und so […] bestimmt war] h, – und so […] bestimmt wari H2 ,- ist, wiewohl […] des Netzes] ist [das Netz] ! h,wiewohl literarisch erstarrt,i nur eine Form des Netzes H2 ,- die Vielfältigkeit der […] geschehenden Geschichte] der […] geschehenden Geschichte die Vielfältigkeit H2 , widerspruchslebendige Gewalt] Widerspruchsgewalt H2 , , wenn auch nur] fehlt H2 ,- logisiert. Geschichtswidrig aber ist das Schema keineswegs] [logisiert, die Geschichtstheologie also etwas anderes ist als eine schlechte Geschichtsphilosophie] ! logisiert. [Die geschichtliche Wahrheit] ! Geschichtswidrig ist das Schema keineswegs H2 , keineswegs] zusätzliche Anmerkung Mit dieser grundsätzlichen Feststellung soll keineswegs gesagt sein, daß das Richterbuch im ein-
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zelnen den tatsächlichen Gang der Geschichte widerspiegle, wie mich W. Baumgartner, DLZ / () mißversteht, nur daß es in seiner Rahmenführung einen Grundzug des tatsächlichen Geschehens erfaßt und schematisierend vorträgt. D3, D5, D7 , in einer wogenden Bewegung] in [der wogenden Dynamik] ! [dem einen Auf und Nieder] ! einer wogenden Dynamik H2 ,- zwischen auseinanderreißender Vielheit und vollendungsbegieriger Einheit] zwischen Vielheit und Einheit H2 , Drangsal] Ohnmacht ! Drangsal H2 , belebte] zusätzliche Anmerkung Vgl. neuerdings T. H. Robinson, in: W. O. E. Oesterley/T. H. Robinson, A History of Israel () Anm. , dem ungeachtet der kritischen Bedenken der Gesichtspunkt des Redaktors »eine gesunde Geschichtsphilosophie« darstellt, weil die Religion der israelitischen Stämme »die einzige einigende Kraft, die sie besaßen«, war. Die Be’alim sind »desintegrierende Kräfte« (a. a. O. ). Daß in meiner Auffassung der Hiatus zwischen Rahmen und Einzelerzählungen dahinfalle (Baumgartner a. a. O.), trifft nicht zu; er wird nur auf das Maß reduziert, das sich aus einer solchen »geschichtsphilosophischen« Betrachtung einer nahen, aber in ihren Dimensionen nicht zuverlässig erkennbaren historischen Wirklichkeit ergibt. D3, D5, D7 ,- stark genug erwies,] stark genug erwies, [dass die Vertreter des Einheitsstrebens] H2 , diesen Zug] ihn H2 , empören werden] empören D3, D5, D7 ,- Auslese und Anordnung] Auslese hund Anordnungi H2 , war ein großer Lehrer] [war der »Redaktor«] ! war ein grosser [Lehrer] ! Autor H2 , pragmatische] fehlt H2 , verkennt den Bau] verkennt hüberhaupti den Bau H2 ,- Gleichviel […] zu beantworten wäre] [Gleichviel wie es sich mit der Frage der chronologischen Abfolge, mit der der [quellenmäßigen Zusammensetzung] ! Quellenscheidbarkeit verhält] ! Gleichviel […] zu beantworten wäre H2 ,- die beiden unähnliche Simsonsage steht] der erratische Block der Simsonsage liegt H2 , Jedes der beiden Bücher ist] [Beide Bücher sind] ! Jedes der beiden Bücher H2 ,- abgetrennt werden […] zuzuschreiben.] [abgetrennt haben, im ersten ist sie diesem so organisch eingefügt, dass sie dem Redaktor nicht zuzuschreiben] ! abgetrennt werden […] zuzuschreiben.
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[Wenn man die beiden Bücher nicht in einzelnen Fragmenten, sondern als Ganzes mit einander vergleicht, muss das zweite nach Sprache, Stil und Geisteshaltung als das spätere] H2 , und des »Künders« (, -)] hund des »Künders« (, -)i H2 , Angaben] Daten ! Angaben H2 , ausspricht] vorträgt ! ausspricht H2 , versteckt] [halb] versteckt, [und andeutungsweise] H2 ,- Wohl merkt man […] für sich betrachtet] Man könnte dies der einen oder anderen gegenüber in Zweifel ziehen, wenn sie vereinzelt stünde H2 , aber] fehlt H2 , beiläufig erscheinen] zusätzliche Anmerkung Es geht daher nicht an, mit Baumgartner a. a. O. zwar den ironischen Charakter der ersten Geschichte zuzugeben, aber zu fragen, ob »damit auch schon die theokratische Gesinnung gegeben« sei. Nur das Ganze zusammengesehn liefert den Erweis. Aus einzelnen Spottgeschichten ergibt sich gewiß noch keine theokratische Tendenz, wohl aber aus einer lückenlosen Reihe, die in dem durch die Jothamfabel ergänzten Gideonspruch programmatisch gipfelt. – Es fällt mir aber auch gar nicht bei, eine »antimonarchische Tendenz der E i n z e l erzählungen« zu behaupten, wie mir W. Caspari NKZ / zuschreibt: die Tendenz ist in der redigierenden Bearbeitung zum Ausdruck gebracht worden, wie ich ja {S. D3 S. D5 D7} deutlich dargelegt habe. Daß ich gar diese Tendenz damit belegen soll, »daß die Richter gegen f r e m d e Könige kämpfen« (a. a. O.), ist ein kaum begreifbares Mißverständnis; nur die Art, wie in der uns vorliegenden Redaktion diese Könige von der Erzählung behandelt werden, dient mir als einer der Belege. D3, D5, D7 , ihm hörig gewordnen] hihm hörig gewordneni H2 , Los] Schicksal H2 , angenommen] vermutet H2 ,- dieser mag […] denken ließ] und zwar in der Absicht, den Ort der Niederlage hdem geschichtlichen Gedächtnisi ihrem Empfänger gleichsam als Brandmal aufzudrücken H2 , Anm ] fehlt H2 , Anm ] fehlt H2 , der Besiegte] er H2 , versklavten] untertanen ! versklavten H2 , Nichtigkeit] Nichtigkeit [dieser ihrer Titel] H2 , gedemütigt] verstümmelt ! gedemütigt H2 , Herrschers] Königs ! Herrschers H2
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, »Doppelfrevel«] »Zweifrevel« ! »Doppelfrevel« H2 , überwunden.] überwunden. [Zu schändlichem Gedächtnis wird der ominöse Name zweimal am Anfang, zweimal am Schluss wiederholt.] H2 , Groteske] [grausame] Groteske H2 , vor dem fetten Tyrannen] [das verächtliche Bild eines] ! vor dem fetten Tyrannen H2 , übernommenen] hübernommeneni H2 ,- anscheinend] hanscheinendi H2 , bei den Wassern von Merom] hbei den Wassern von Meromi H2 ,- gemacht« worden] gemacht« worden [, dem letztlich die Verwirrung zweier Ereignisse zugrunde liegt] H2 , Sisseras Königschaft] [Sissera als König] ! Sisseras Königschaft H2 ,- dem für diese entscheidende […] genügen konnte] dem [als Führer der Verbündeten ein König genügen konnte] ! in dieser zentralen Begebenheit, die einen anderen Stil fordert als die X-Babel-Geschichte?, hals Führer der verbündeten »Könige von Kanaan« nur ein »König von Kanaan«i genügen konnte H2 ,- verwischten] verblassten ! verwischten H2 ,- Ausgerottet: es ist dies die einzige Stelle] [In allen Geschichtsbüchern und bei den vorexilischen Propheten gibt es keine andere Stelle] ! Ausgerottet, es ist dies die einzige Stelle H2 , das so häufige Verb] [diese Verbalform] ! das so häufige Verb H2 ,- hat sie den gefunden] erscheint der Mann D3, D5, D7 , geradeaus] unmittelbar H2 , ausspricht] auszusprechen hat H2 ,- nach dem Ja […] Geschichte] [tendenzgetragenen Geschichte] ! nach dem Ja […] Geschichte H2 , Jerubball] [der Beiname] Jerubbaal H2 ,- beide nicht bestanden] beides nicht oder nicht mehr bestand H2 , Volksanschauung] [volkstümlichen Überlieferung] ! Volksanschauung H2 ,- , deren intensive Lebendigkeit die Hoseastelle (, ) bezeugt] h, deren intensive Lebendigkeit die Hoseastelle (, ) bezeugti H2 , Substantiv] Nomen ! Substantiv H2 , bezeichnet] bedeutet ! bezeichnet H2 , Substantiv] Nomen ! Substantiv H2 ,- Vorgang […] verstehen konnte] neuschöpfungsartigen Vorgang H2 , zitierten] [angeführten] ! zitierten H2
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,- vom Volkshumor] vom Volkshumor verliehen H2 ,- für den […] Redaktor] fehlt H2 , und er kann] dennoch wird H2 , kommen lassen] gebracht H2 , tritt] kommt H2 ,- theologisch-literarischen Legende] [literarischen Legende] ! theologisch-literarischen Legende H2 , Gottesnamen] Tetragramm H2 , die des Volkszweifels] [die in der Volksfrage] ! die des Volkszweifels H2 ,- von beiden […] schauen dürfen] auch Gideon darf das Numen »Angesicht zu Angesicht« schauen und am Leben bleiben H2 , naiv-theokratisch erzählt] hnaiv-theokratisch erzählti H2 , nicht mit einer späten] [nicht mit seiner] ! nicht mit einer späten H2 , allein] [ohne Genitiv] ! allein H2 , die archaisierende Stelle] fehlt H2 ,- Schrecktrupps] Stosstrupps ! Schrecktrupps H2 , Hast] Weile ! Hast H2 , ein weniges aufschlürften] [einen Schluck] ! ein weniges, hetwai mit der Hand [dem] ! zum Mund zuführend, haufschlürfteni H2 , trinken] schlürfen ! trinken H2 , übrigens wohl] natürlich ! übrigens wohl H2 ,- die Kernschar […] , ] hdie Kernschar […] , i H2 , zweier Quellen] der Texte zweier verschiedener Traditionen H2 , Undifferenziertheit] Undeutlichkeit ! Undifferenziertheit H2 ,- bis auf sekundäre Einzelheiten] hbis auf sekundäre Einzelheiteni H2 ,- Episoden sind ein Musterbeispiel] Episoden [brauchen nicht zu beirren; sie] ! sind ein Musterbeispiel H2 ,-, wie in einer Heldenlegende […] einzufügen vermag] wie hin einer Heldenlegende dasi innerhalb [einer] ! der historischen Materie erzählt wird, was hSchau oder Darstellungi nicht [im] ! in den Wunderzusammenhang [schaubar] ! einzufügen vermag H2 , einzufügen vermag.] ergänzt In einer von ihnen fällt eine Einzelheit auf, die im Zusammenhang des Ganzen betrachtet nicht als beiläufig wird gelten dürfen. Die gefangenen Könige antworten , Gideon auf die Frage nach dem Aussehn seiner von ihnen erschlagenen Vettern, sie hätten ihm geglichen, Königssöhne an Gestalt. Es ist die letzte Episode, die dem Herrschaftsangebot des Kriegsvolks unmittelbar vorausgeht. Hier spricht gleichsam die Stimme der Völker dem israe-
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litischen Führer die Königsnatur, die Ebenbürtigkeit zu, und der Redaktor läßt durch den Spruch von V. auch dies beantwortet werden. Anmerkung Vgl. W. Caspari, Die Personalfrage als Kern der ältesten israelitischen Staatsgründungspläne, OLZ () , dessen Emendierung des ohne Not angezweifelten thoar ich jedoch nicht beipflichten kann. D3, D5, D7 , in einem,] fehlt H2 , auftraglose] hauftraglosei H2 ,- In Gideons Spruch hat die stumme Sage ihr Spruchband] [Das spricht Gideon aus] ! In [seinem] ! Gideons Spruch spricht [der Sinn der] ! die Sage selber sich aus H2 ,- nur ein erhabener] [ein ideologisches Fragment] ! ein erhabener H2 ,- (gleichviel […] oder nicht)] h(gleichviel […] oder nicht)i H2 , Anm ] fehlt H2 ,- Die kurze Erzählung schlägt] [Der Vorgang gibt] ! Die kurze Erzählung schlägt H2 , Anm ] fehlt H2 ,- Volk und Sohn vereiteln […] Helden] [Werk] ! Volk und Sohn [wenden sich von [dem Sinn] ! der Absicht des toten] ! vereiteln [den Sinn] ! gleicherweise die Intention des toten Helden H2 , im Profanstil] profan ! im Profanstil H2 ,- Wellhausen nennt es:] hWellhausen nennt es:i H2 ,- machen will. Der Stil […] Vernichtung] [machen, also ihres dialogischen Charakters berauben, [sie entgotten will] ! ihr Band mit Gott zerschneiden will. Er könnte erst bei der göttlichen Strafe wieder einsetzen, bis zu der Gott den Widersacher gewähren und den Ton angeben] ! machen will. Der Stil […] Vernichtung H2 , dem Bericht] [der Erzählung] ! dem Bericht H2 ,- muß das hier […] Grund:] [was hier im Gang der [Prophezeiung] ! Erzählung noch besonders dadurch motiviert ist, dass] ! muss es hier noch aus besonderem Grund: H2 ,-, Doch geschieht […] begegnen.] hDoch erfolgt […] begegnen.i H2 ,- ausdrücklich von oben her, und zwar] fehlt H2 , kinetisch] dynamisch H2 ,-, derengleichen] die H2 , Stammes] Volkes H2 , gotthaften Bestandteile] theophoren Elemente H2 , Es ist dies] [Zum erstenmal ist hier] ! Es ist dies H2 ,- israelitische] fehlt H2
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, Abimelekh.« Aber nie wird] Abimelech« [, der zweite Teil des Satzes kann] ! Aber nie wird H2 , , sonst nur […] vorkommend,] h– sonst nur […] vorkommend –i H2 ,- hier würde […] verlieh] [vor der Umnennung Davids vom babylonischen Hof] ! hier würde […] verlieh H2 ,- kann aber auch] kann [den Wortgebrauch an X Stelle] ! aber auch H2 , die seiner Grundhaltung wohl anstünde] [die zu seiner Grundhaltung passen würde] ! die seiner Grundhaltung wohl anstünde H2 , , der »Sohn der Magd« (, ),] h, der »Sohn der Magd« (, )i H2 , (»Mein Vater […] König«)] h»Mein Vater […] König«i H2 ,- der aber im Grunde auf den göttlichen König hinweist:] der aber [eigentlich besagt, nicht er, sondern Gott sei der König, der ihn also richtet] ! im Grunde auf den göttlichen König hinweist H2 , vermutlich] [wir dürfen annehmen] ! wahrscheinlich H2 , der Pleonasmus] [die Tautologie] ! der Pleonasmus H2 ,- (das bloße […] v. )] h(das blosse […] v. i H2 , vorgeschrittenen] [kultischeren?] ! vorgeschrittenen H2 , die Funktion einer] der H2 , anarchistisch] republikanisch H2 , realitätseifrige] realistische H2 ,- das an Gehalt […] Gedicht] [die] ! das an [Inhalt und Form] ! Gehalt und Darstellung nur einigen taoistischen [Gleichnisreden] ! [Gleichnissen] ! Bildreden zu vergleichende [Legende] ! Gedicht H2 , Bildreden] zusätzliche Anmerkung Vgl. in meiner Auswahl der »Reden und Gleichnisse des Tschuang-Tse« {(Neuausgabe ) D7} die Stücke »Der Untätige« (S. ) und »Der Wolkenfürst und der Urnebel« (S. ). D3, D5, D7 , mannigfaltigen] verschiedenartigen H2 , daure] [besteht und sich erhalte] ! daure H2 , primitiv-freiheitsgläubig] [(aber wie jene Reden?] ! primitiv-anarchistisch H2 , voraus] fehlt H2 ,- von dem Verfasser oder dem Redaktor] [als ein Gemeinwesen gern von dem Redaktor] ! von dem Verfasser oder dem Redaktor H2 , merkt ihr] erkennt ! merkt ihr H2 , schließt] klingt ! schliesst H2 ,- dem ursprünglichen Bestand offenbar später angefügten] fehlt
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H2 anscheinend aus anderer, ostjordanischer Tradition zugeflossenen und mit den vorangehenden Erzählungen verbundenen Anmerkung Ob sie, wie ich in der . Auflage annahm, dem ursprünglichen Bestand erst in einer zweiten Redaktion zugewachsen ist oder nicht, ist für meine Beweisführung unerheblich (gegen Baumgartner, DLZ / () f.). D3, D5, D7 , Jeptha stammt wie Abimelekh] Er stammt wie dieser H2 , nur aus einer flüchtigen Verbindung] [er ist ein Bastard] ! [er sammelt wie] ! nur aus einer flüchtigen Verbindung H2 ,- Freischar] Bande ! Freischar H2 ,- gibt anscheinend den Kern des Heeres ab] wird anscheinend hernach der Kern des Heeres H2 ,-, – freilich […] angehefteten –] h– freilich […] angehefteten –i H2 , Begebenheiten] Handlungen ! Begebenheiten H2 , anhaben können] anhaben können [, auch jenes Wüten? des Balak nicht] H2 , wie eine Andeutung] hwie eine Andeutungi H2 , klingt] [anspielend schliesslich? die Botschaft] klingt H2 , Schluß] Ende H2 , im Kanon] him Kanoni H2 ,- ; sogar […] absolute Form] fehlt H2 , noch nicht hinreichend erkannten] nicht genügend [gewürdigten] ! erkannten H2 ,- Von dem Dargelegten […] ferngehalten werden.] hVon dem Dargelegten […] ferngehalten werden.i H2 , mußte] sollte H2 , ferngehalten werden] zusätzliche Anmerkung (Vgl. aber auch oben {S. XLVIIf. D3 S. XXXIX D5 f. D7}) D3, D5, D7 , wird in ihrem] [als eine Amphiktyonie mit einem] ! wird in ihrem H2 ,- als das Korrelat zur Anerkennung] gleichsam als das Negativ D3, D5, D7 ,- das Amt der Schophtim] die Schoftim H2 , das ihrer] etwa ihre H2 , letztlich] fehlt H2 , , gattungsverschieden von allem Übrigen,] h, gattungsverschieden von allem Übrigen,i H2 , Unerläßliche] Unentbehrliche ! Unerläßliche H2 ,- vermutlich] vielleicht ! vermutlich H2
Einzelkommentare
,- gehören […] schon dem […] Bestand an] [scheinen mir […] schon der Redaktion anzugehören] ! gehören […] schon dem […] Bestand an H2 , sie sind, wie ich dargelegt habe,] [sie sind nicht bloss] ! sie sind, wie ich dargelegt habe H2 ,- »pragmatischen«] h»pragmatischen«i H2 , außer] abgesehen von D3, D5, D7 ,- außer der […] überführenden] z. B. die […] überführende H2 , Erzählung, die aus der Zeit von deren Anfügung stammt] fehlt H2 Erzählung, die selbständigen Ursprungs ist D3, D5, D7 ,- braucht hier nicht untersucht zu werden] ist hier nicht zu erörtern H2 , monarchistisches] [zweites] ! monarchistisches H2 , Anm ] fehlt D5, D7 ,- wiederkehrenden Zeiten kultischen Abfalls] wiederkehrendem kultischen Abfall H2 , erzählen] erzählen von Zeiten H2 , Auseinanderfallens] Zerfalls ! Auseinanderfallens H2 , aber sie ließ] aber [auch von der stets erneuten Meisterung und die] ! sie liess H2 , in der so lockern politischen Struktur] in der [Verfassung] ! so lockeren politischen Struktur H2 ,- zulängliche] hinreichende H2 , Gegenchronik] Antichronik ! Gegenchronik H2 , Richtigstellung] Berichtigung ! Richtigstellung H2 ,- an zwei zeitlich unbestimmten Beispielen] aber [anscheinend] an zwei [Exempeln] ! Beispielen, die [anscheinend] ! offenbar in der ersten Epoche nach Josuas Tod zu lokalisieren sind H2 ,- nachdrücklich vorgetragen] offenkundig ! nachdrücklich vorgetragen H2 , Kehrvers] Refrain H2 , »In jenen Tagen] Damals ! In jenen Tagen H2 , das erste und das letzte Mal] [am Schluss] ! das erste und das letzte Mal H2 , von altersher geformtem] altem H2 ,- das nur im Umguß irgendwie verunglückte,] hdas nur im Umguss irgendwie verunglücktei H2 ,- aus einer barocken […] Patriarchenlegende)] ein barockes Gemisch aus einer schlechten Nachahmung der Erzählung vom Engelbesuch bei Lot, einer [nicht] besseren der von Sauls Zerstückung der Rinder (I Sam. , ff.) Anmerkung Dass es sich dabei um ein altes,
Königtum Gottes
auf magischen Vorstellungen beruhendes Motiv handele (Noth, Das System der zwölf Stämme Israels), mag trotzdem zutreffen. H2 ,- umständlich […] zusammengesetzt] von allerlei [geschichtsunmöglichen und jämmerlich] ! umständlich und unanschaulich berichteten Gegebenheiten hwiewohl geschichtlich im Kerni H2 ,- unterscheidet sich] ist ! unterscheidet sich H2 , Sagen] [grossen] Sagen H2 , antimonarchischen] ersten H2 ,- – in Rhythmus und Satzbau –] h– Rhythmus und [Struktur?] ! Wortstil –i H2 , unverkennbare Schriftlichkeit] Schriften ! unverkennbare Schriftlichkeit H2 ,- Anderseits hat, daß der Frauenraub] Anderseits [[steckt] ! scheint auch in der zweiten von ihrem Schwulst überdeckt ein [seltsames Urgebild] ! Gedicht? mündlichen Ursprungs zu stecken, ein polemisches Gedicht gegen [ebenjenen Saul aus dem Benjaminstamm, dessen] den Anhang der Sauliden: Ihr preist den Mann aus dem Benjaminstamm, der das Joch Rinder zerstückte und die Stücke durch Boten in alle Gemarkung Israels sandte, um hmit schärfster Drohungi zum Feldzug gegen Ammon zu laden, – nun wollen wir euch erzählen, wie der Leichnam eines vom Benjaminstamm hzu Todi geschändeten Weibes zerstückt worden ist, um das ganze Volk zum Strafzug gegen den verbrecherischen Stamm aufzurufen. Die spätesten Elemente dürften in die Geschichte erst lange nach der Redaktion und] ! dass der Frauenraub H2 ,- eine alte Volkserzählung und nicht bloß ein alter Stoff] [ein altes Stück] ! eine alte Erzählung und nicht bloss ein H2 , empfunden.] empfunden. [Die spätesten Elemente [dürfen] ! müssen in die Geschichte erst lange nach der hersteni Redaktion, durch eine nachträgliche Überarbeitung, deren [Absicht] ! Zweck nicht mehr erkennbar ist, hineingekommen sein.] H2 , offenbar] zweifellos H2 , Festigkeit und Verworrenheit] [[reine] ! klare Gestaltung und peinigendes Wirrwarr] ! [Gestaltung und Wirrwarr] ! Festigkeit und Verworrenheit H2 , Berichtigung] Infragestellung ! Berichtigung H2 , In einem wichtigen Punkt freilich scheint] [Es ist augenscheinlich, dass] ! In einem wichtigen Punkt scheint H2 ,- zu widersprechen.] zu widersprechen. [Wenn die Einheitsfunktion im Volk so intensiv war, dass] H2 , und Widerborstigkeit] hund Widerborstigkeiti H2
Einzelkommentare
, rüstet.] rüstet [, als ob bei solcher Intensität und Wachheit der Einheitsfunktion ein [Auseinanderfallen] ! Durcheinander wie das geschilderte möglich wäre. Ich vermute, dass hier ursprünglich und auch noch in der Tendenzredaktion nur von einem Handel zwischen einzelnen Stämmen, etwa von einem Rachezug Efraims die Rede war. Als in später Zeit der kompositionelle Ausgleich die Fünfkapitelschrift geeignet fand, die Hauptchronik mit der Samuel-Saul-Geschichte zu verknüpfen – schon deshalb geeignet, weil dann die Micha-Erzählung durch den Stamm Dan sich mit der unmittelbar vorhergehenden Fürsorge, die Gibea-Erzählung durch den Stamm Benjamin mit der hnachfolgendeni Saul-Geschichte verband –, war die Redaktionstendenz nicht mehr lebendig [: nichts hinderte, eine Überarbeitung vorzunehmen] und der Ausdruck der Einheitlichkeit der Volkshandlung konnte in einer letzten Überarbeitung eine Steigerung (, ) erfahren, die mit ihrem All-Israel am Schlusse des Richterbuches zu dem ebenso straff einheitlichen All-Israel »von Dan bis Berseba« h(hier steht die Wendung zum erstenmal im Kanon, und zwar mit einer einmaligen kleinen Abweichung gegen alle späteren Stellen)i von I Sam , überleitet, das seither eine konstante Grösse verbleibt. / Die gegensätzliche Zweiheit der beiden Bücher, die dem Richterbuch einverleibt worden sind, stellt uns vor die schwere Frage H2 ,-, Aber es war ja […] Geschichtstexten erhalten.] Textabschnitt auf losem Einlegeblatt H2 ,- das Urgesetz […] brechenden] [X] ! einheitsbrechenden? H2 , zuzubilligen, – wovon sich] [zuzubilligen. Die Überlieferung, die die [Erzählung] ! Geschichte eines solchen Momentes darbot, war willkommen.] ! zuzubilligen, – wovon sich H2 ,- Die Überlieferung […] nicht zu stören.] hDie Überlieferung […] nicht zu stören.] H2 ,- aber durchaus erst] natürlich ! aber durchaus erst H2 , Gibea-Tradition] Gibea-[Erzählung] ! Geschichte H2 , Anm ] fehlt H2 , gegen Saul gerichtete Ausgestaltung] [antisaulische Überarbeitung] ! gegen Saul gerichtete Ausgestaltung H2 , Ihr preist] [Die erwähnte Nachahmung der Rinderzerstückungszeremonie? scheint von da aus beeinflusst worden zu sein.] ! Ihr preist H2 ,- zerteilte] [zerstückte] ! zerteilte H2 , Anm ] fehlt H2 , der Bericht] [die Geschichte] ! der Bericht H2
Königtum Gottes
, zurückführen wollte.] zurückführen wollte. [[Die Strenge von , ist jedenfalls] ! Und auch noch in der Darstellung [des Einigungsvorgangs selber] ! der Einheitsaktion selber ist diese Einwirkung zu verspüren.] H2 , gegen die Spätdatierungen] fehlt H2 , Elementen] Elementen ausschliesslich H2 , frühen] frühköniglichen ! frühen H2 , Das Israel] [Wenn hier zum] ! Das Israel H2 , zuletzt »alle Tage Salomos«] [nur »solange Salomo lebt«] ! zuletzt »alle Tage Salomos« H2 , haben die Wendung] kennen die [hanschaulichei] Wendung H2 , »Volk Gottes«] zusätzliche Anmerkung Vgl. Noth a. a. O. . D3, D5, D7 , Geschichtstexten] Chroniken ! Geschichtstexten H2 ,- anscheinend […] Satzbau] [schwierigen X X] ! offenbar durch wiederholte Übersetzung in Wortwahl und Satzbau recht H2 , den er für jenen Redaktor hatte] [den der letzte Redaktor ihm beimass, bemühen] ! den er für jenen Redaktor hatte H2 , , jedenfalls] fehlt H2 , Bearbeiters] letzten Bearbeiters H2 ,- , der ihr diese Form verlieh, ein Beispiel] ein drastisches Exempel H2 ,-, Freilich […] ist die Meinung] Ob gar dem für diese Fassung Verantwortlichen etwas von der Ironie des Sachverhalts [aufging] ! bewusst war, dass auch die Überfallenden ein Teil eines königlosen Volkes sind, an dessen Königlosigkeit er retrospektive Kritik übt [, können wir nicht wissen]? H2 , Erzeugnisse] Äusserungen ! Erzeugnisse H2 , entgegengesetzten Tendenzen] berichtigt aus entgegengesetzten Tendenzen nach H, D7 , religionsreinen] religionsfreien D3, D5, D7 ,- dem Anbeginn der Traditionsformung] [der beginnenden [Wende] ! Formung der Tradition] ! dem Anbeginn der Traditionsformung H2 , sie wirkt] [sie bestimmt die Schar der Ereignisse] ! sie wirkt H2 , unternimmt] fängt ! unternimmt H2 ,- Geschichtschreiber] Geschichtswisser H2 , gattungsmäßige] elementare ! gattungsmässige H2 , konnte] ist ! konnte H2 , der Epoche] [einer Zeit] ! der Epoche H2 , nach unserm Begriff] in unserm Begriff D7
Einzelkommentare
, Geschichtszyklus] epischer Zyklus H2 , niedergeschrieben] aufgezeichnet H2 ,- Fassung gebracht wurde] [Form] ! Fassung gebracht [, wann ausgegeben und wieder ausgegeben] worden ist H2 ,- Sprechsingen] Singen H2 , Dieses stammt vermutlich] Das stammte vielleicht , vorliegenden] [bekannten] ! vorliegenden H2 , zyklisch] fehlt H2 , Tendenz] hantimonarchischeni Tendenz H2 , ursprüngliche Formung] hursprünglichei Formung H2 , Urredaktion] Redaktion, richtiger: die erste Redaktion H2 ,- – noch ohne […] angeschlossen wurde –] fehlt H2, D3, D5, D7 , nennen möchte] nenne H2 ,- schon im frühen Formwerden] fehlt H2 , wohlmotiviertes Bedenken] allgemeines ! berechtigtes ! wohlmotiviertes Bedenken dagegen H2 , Entstehung] Werdeprozess ! Entstehung H2 ,- philologisch unerfaßlich scheinendes] [der philologischen Forschung unzugänglich] ! philologisch unerfasslich dünkendes H2 ,- konnte dazu führen, daß eine Entwicklungsschicht] [jener seiner Art nach der methodischen Exaktheit] ! konnte dazu führen, dass eine Entwicklungsschicht H2 , »Quellen«] »Texten« H2 ,- Traditionsformungsprozesses] [hformgebendeni] Traditionsprozesses H2 , mitunter zeitalterweit] hmitunter zeitalterweiti H2 , Bibelwissenschaft] alttestamentlichen Wissenschaft H2 , heilsam] günstig ! heilsam H2 , in der alttestamentlichen] fehlt H2 , können] haben H2 ,- noch unausgebauten] hnoch unausgebauteni H2 , gewinnen] fehlt H2 , des ursprünglichen Richter-Zyklus] [der X Bibelüberlieferung] ! des ursprünglichen Richter-Zyklus H2 , Absicht ist] Absicht ist offenbar H2 , hier wie gezeigt] fehlt H2 , Grundbau durchzogen] [Innenbau erfüllt] ! Grundbau [durchdrungen] ! durchzogen H2 ,- – nicht etwa […] Kritik übt] die dekadente Monarchie bekämpfte H2 , Anm ] fehlt H2
Königtum Gottes
, Epoche] Zeit H2 , Tendenz] [theokratische] Tendenz H2 ,- muß freilich […] sein wird] [wird] ! muss freilich eine Voraussetzung gemacht werden, [die der herrschenden Auffassung widerstreitet.] ! die [erst] ! noch sicherzustellen sein wird: H2 , Erzählung] Geschichte ! Erzählung H2 , Schwieriger] Anders ! Schwieriger H2 , Ich nehme an, daß ihre erste] Ich [habe schon hervorgehoben, dass] ! [möchte annehmen] ! nehme an, dass ihre erste H2 , um die Jephthageschichte ergänzte Herausgabe] Herausgabe H2 vielleicht pamphletartige Inumlaufsetzung D3, D5, D7 , bis dahin nur mündlich überlieferten] hbis dahin nur mündlich überlieferteni H2 , als Abweisung […] Vorstoßes] hals Abweisung […] Vorstossesi H2 , politischen] fehlt H2 , politisch] fehlt H2 ,- , in einer Zeit […] zu sein] fehlt H2 , Zeit] Epoche H2 , bei der […] Volkes] hbei der […] Volkesi H2 , geradezu] fehlt D3, D5, D7 ,- hat […] geeignet gefunden […] herzustellen] fand […] geeignet, das aus [dem antimonarchischen Buch] ! der antimonarchischen Chronik und der [Simsongeschichte] ! Simsonsage [zusammengesetzte] ! zusammengewachsene Buch mit der Samuel-SaulGeschichte zu verbinden H2 , verband] verknüpfte H2 ,- als dieser formale] fehlt H2 ,- literarisch ausgestalteter Traditionen] hliterarisch ausgestalteteri Traditionen H2 , nicht allein] nicht nur D7 ,- Geschichtsperspektivik] Geschichtsperspektive D3, D5, D7 , zwei antithetischen] beiden H2 , formulieren] aussprechen H2 , ich die primitive Theokratie nenne] wir die primitive Theokratie nennen H2 , Geschichtsaspekt] Geschichtsansicht H2 ,- moderner Historiographie] eines modernen Historikers H2 , also eines normalen »Interregnums«] halso eines normalen »Interregnums«i H2 , eine Tatsache,] fehlt H2
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, irdische Obrigkeit] hirdischei Obrigkeit H2 , ermöglichte und ermächtigte] hermöglichte undi ermächtigte H2 ,Titel Drittes Kapitel] fehlt H2, D7 ,Titel Das Gotteskönigtum] . DAS GOTTESKÖNIGTUM D7 , darzutun] [zu erweisen] ! darzutun H2 , Historienzyklus] epischer Zyklus H2 , mitgestaltet] mitgestaltet [und gebunden] H2 ,- , sofern er […] sein konnte,] h, sofern er […] sein konnte,i H2 , in keiner Weise] nicht D5, D7 ,- als Ergebnis […] zu hören] [festgestellt zu sehen] ! als Ergebnis […] zu hören H2 , vorstellen] vorstellen und für sie das Epitheton melech verwenden [, dass also diese Vorstellung und diese Bezeichnung unsemitisch sind] H2 ,- Bilder und Begriffe […] unerheblich] [Konzeptionen als für uns beweiskräftig] ! Bilder und Begriffe […] unerheblich H2 , wachsend] hwachsendi H2 , naturgemäß] zusätzliche Anmerkung Vgl. die Königsbezeichnungen von Indra, Varuma usw. H2 , gehuldigt, das] gehuldigt, [und im Wandel der Hegemonien empfangen auch andere Numina einen Königstitel, der] ! das H2 , ausgestaltet] ausstattet H2 , andern Numina] andersartigen ! andern Numina H2 , Herrschaft im politischen Sinn] Oberhoheit ! Herrschaft im politischen Sinn H2 , Mächten oder Sphären] Mächten hoder Sphäreni H2 , aussagt] zusätzliche Anmerkung Vgl. auch den Begriff eines mlk als kosmischen Gottkönigtums in {Ras Schamra und hierzu Virolleaud, La révolte de Košer contre Baal (Syria XV, ) (sowie XIII, , ) D3 Ras Schamra (s. dazu oben Vorwort zur . Auflage LX) D5 Ugarit (s. dazu Vorwort zur . Auflage, oben ) D7}. D3, D5, D7 ,- wenn den überwiegend naturhaften […] »Heilbringer«] wenn den [Naturgott ein Geschichtsgott] ! überwiegend naturhaften ein mehr geschichtlicher Gott, ein sogenannter »Heilbringer« H2 , etwa im babylonischen Weltschöpfungsepos die Götter Marduk] hetwa im babylonischen Weltschöpfungseposi die [himmlischen Fürsten den Marduk zum] ! Götter Marduk H2 , des Feldzugs] im Krieg H2 ,- dem Himmelsherrn] einem Himmelsherrn H2 , der ihm kultisch Verbundenen] [des Kultverbundenen] ! der ihm kultisch Verbundenen H2
Königtum Gottes
,- Gemeinwesens […] hilfreich sein kann] Gemeinwesens ! [Gemeinschaft] ! Gemeinwesens die des Untertanen bezeigt wird, sind wir einer Tatsache inne, die [unsere Untersuchung zu stärken geeignet ist] ! unserer Untersuchung an diesem Punkte hilfreich sein kann H2 ,- Kreis von Phänomenen der semitischen Religionsgeschichte] [bedeutenden] Kreis [religionsgeschichtlicher Phänomene] ! von Phänomenen semitischer Religionsgeschichte H2 ,- Verhältnis] [politisches] Verhältnis H2 , Staat und Souverän] [Souverän und [Staat] ! [Gemeinschaft?]] ! [Volk?] ! Staat und Souverän H2 , von der Entstehung her] [ursprünglich vom Ursprung her] ! von der Entstehung her H2 , streng politische] hstrengi politische H2 , darzulegen] zu besprechen H2 , »König«] Fürst ! »König« H2 , rex im ursprünglichen Sinn, »Herzog«] [nicht Herzog] ! rex im ursprünglichen Sinn, »Herzog« H2 , »Herzog«] »Herzog«, von ursemitischer Wortbedeutung aus Ratspender, also durch Orakelspruch Leitender D3, D5, D7 , Gemeinschaft] Großsippe D5, D7 , einer Schar, eines Stammes] [nicht notwendig eines Volkes, sondern etwa eines Stammes] ! einer Schar, eines Volkes oder Stammes H2 , Geschichtswelt] Kulturwelt ! Geschichtswelt H2 , Verheißung] Verkündigung H2 , denkwürdige Abstufung] hdenkwürdigei Abstufung H2 , kann] soll ! kann H2 , sehr hohen] hohen D3, D5, D7 , ägyptischen und babylonischen] ägyptischen hund babylonischeni H2 , , trotz] und H2 ,- verhältnismäßigen Jugend] Formen ! verhältnismäßigen Jugend H2 ,- irgendwelche Abhängigkeit] hirgendwelchei Abhängigkeiten H2 ,- bietet uns die sinnhafte […] Horizonts] [wohnt der sinnhaften Aneinanderreihung der drei Vorstellungssphären ein geistesgeschichlicher Aspekt inne] ! bietet uns die sinnhafte Aneinanderreihung der drei Vorstellungssphären das Bild einer zunehmenden Erhellung des Horizonts H2
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, Episode der ägyptischen Spätzeit] [Episode] ! [altägyptische Episode] ! Episode der altägyptischen Spätzeit H2 ,-, und die sich […] berührt] hund die sich […] berührti H2 , das Land] Ägypten ! das Land H2 ,- die priesterliche […] Hoheit sanktionierte] [die Priestermacht, so von je die Königsmacht deckte] ! die priesterliche so von je die königliche Oberhoheit sanktionierte H2 , als »Sohn«] den [Gottessohn] ! »Sohn« H2 , entsendenden Gottesherrschaft] [delegiert] entsendenden und ermächtigenden Gottesherrschaft H2 , zu denen ein Zwiegespräch der beiden gehörte] ihm jeweils dessen Willen offenbarte H2 ,- im Zusammenhang mit außerritualen Offenbarungen] fehlt H2 ,- wirklich Königschaft hat] Könige macht H2 ,- greift auf […] zurück] reicht in [die Urgeschichte] ! [den Anbeginn der Geschichte] ! die Zeit der Vereinigung von Ober- und Unterägypten H2 , auf Grund deren] da H2 , Daraus] Damals schon H2 ,- zu dem Urkönig] [zum König des Anfangs] ! zum Urkönig H2 , der einst] hder einst – einer Tradition zufolge nach einer herrenlosen Urzeiti H2 , ganz] völlig ! ganz H2 , Himmel zurück] Himmel, auf die Himmelskuh, zurück H2 ,- auf die Götterdynastie […] Herrschaft] auf die Götterdynastie hfolgtei die menschliche [folgte, wie der Pharao gefolgt]; [und nun gilt der Pharao als Nachfolger und] ! der Pharao gilt wie als der von [ihm] ! Re gezeugte Sohn [hund sein Leben das Ebenbildi], so als sein hErbe undi Nachfolger [, dem er das Land in aller Form vermacht hat,] in der Herrschaft H2 , dem wohl auskunftheischenden Pharao] [vor dem Pharao] ! dem wohl auskunftheischenden Pharao H2 , verehrend] feierlich-innig H2 ,- lichten Himmels und der nächtigen Unterwelt durchfährt] [Tages und des Nachthimmels befährt] ! lichten Himmels und der nächtigen Unterwelt durchfährt H2 , Königs] Urkönigs ! Königs H2 ,- Erdenländer […] Arg ist«] [Menschen] ! [beiden ägyptischen Länder] ! Erdenländer in dem ersten Geschlecht, des »Hirten [der] ! aller Menschen, in dessen Herzen [nichts Böses] ! kein Arg ist«
Königtum Gottes
[und der den Tag damit verbringt, die sich zerstreuende Herde zu sammeln. Damals hätte er doch, damals h, als die Menschen sich gegen ihn empörten,i das Böse vernichtet] H2 , auch jetzt noch] nun ! auch jetzt noch H2 ,- Er, »der Herr des Rechtes«] Er h, »der Herr des Rechtes«i H2 ,- scheint […] die Vorstellung […] gemischt zu sein] [mischt sich] ! ist […] [das Bild] ! die Vorstellung […] gemischt H2 , wechselnden Pharaonen] [vergänglichen] ! wechselnden Pharaonen h, seinen »lebendigen Bildern und seinen Statthaltern«i H2 , wiewohl auch] berichtigt aus wiewo hlauch nach H2,D3, D5, D7 , uns] unseren Zusammenhang H2 ,- Gottes-Statthalters] hGottes-iStatthalters H2 , spezifisch] eigentümlich ! spezifisch H2 , Priesterliche Statthalter] hPriesterlichei Statthalter H2 , als des »eigentlichen Königs«] hals des »eigentlichen Königs«i H2 , Abgrenzungsvertrag] [Vertrag] ! Abgrenzungsvertrag H2 , die Götter] deren Götter H2 ,- , denen allein […] zusteht] fehlt H2 , auftreten] auftreten h, die hatten miteinander die Fehde geführt, die schlossen nun miteinander den Friedeni H2 , »kürt in seinem rechtbeschaffnen Herzen«] »[ersieht? sich] ! kürt in seinem [festen] ! wahrhaftigen Herzen« H2 , Erwählten] Erkornen ! Erwählten H2 , Schöpfung] Welt ! Schöpfung H2 , stiftet] schafft? ! stiftet H2 ,- »daß ich der vier Bereiche Hirt werde«] »um die vier Weltbereiche zu regieren« H2 ,- oder besser Inkarnatianismus] hoder besser Inkarnatianismusi H2 , auch in Babylon] fehlt H2 ,- als der Leib des Wunders] als [der Einzelne] ! der Leib des Wunders H2 ,- der Stammhalter des Gottessamens,] fehlt H2 ,- Mysterium der Mächtigkeit in seinem Bestand] Mächtigkeitsmysterium [des Fürsten] ! in seinem Bestand H2 , in die menschliche] [irgendwie] in die menschliche H2 ,- in der Einleitung […] einzusetzen«] [bezeugt »um den Wohlstand der Menschen aufzurichten«] ! »um im Lande das Recht [zu schaffen] ! einzusetzen« H2 ,- »damit der Starke […] schädige«,] h»damit der Starke […] schädige«,i H2
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, im Schicksalsgemach] him Schicksalsgemachi H2 , der Würde] hder Würdei H2 , sie] die Götter H2 ,- (wie ja auch […] Glorie verläßt)] h(wie ja auch […] Glorie verläßt)i H2 ,- Wie sehr auch […] Strebung schwächt:] hWie sehr auch […] Strebung schwächti H2 , gesetzliche Wort] [Wort des Gesetzes] ! gesetzliche Wort H2 ,- eines, der in eine Pflicht genommen ist und der sich somit,] eines [Wesens, das sich] ! [das] ! der in eine Pflicht genommen ist und der sich somit, H2 , dem Empfänger seines Auftrags] [König] ! [dem Träger?] dem [Täter] ! Empfänger seines Auftrags H2 , Ich will] Beginn des Textes von h1 Ich [meine damit nicht eigentlich] ! will H2 , auf Einfluß] [einen Hinweis] ! auf Einfluss h1 , wieder] fehlt h1, H2 , immer dadurch, daß auf eine Hingabe ein Widerstand] durch Widerstand h1, H2 ,- , eine neue Selbständigkeit folgt] fehlt h1folgt H2 , erwachsen ist] erwächst h1 ,- von dem Hintergrund welcher großen Phänomene] vor welchen grossen Tatsachen der Geistesgeschichte Hintergrund h1, H2 , Wirklichkeitswillen] Verfassungswillen ! Wirklichkeitswillen h1 ,- Wunschbildsamkeit] Wunschgebild h1 , inhaltliche Analyse] Inhaltsanalyse ! inhaltliche Analyse h1 ,- elementare Sonderheit zu erkennen] helementarei Sonderheit zu [verstehen] ! erkennen h1 , ausscheiden] ausschalten h1 ,-, und weil das […] zurückweist] hund weil das […] zurückweisti h1 ,- immerhin eröffnet es […] Grundvorstellungen] fehlt h1, H2 , den Annalen] Chroniken ! den Annalen h1 , Klageliedern und Sprüchen] [und Beschwörungen und Klageliedern, Verkündigungen und] ! Klageliedern und Sprüchen h1 ,- wie der König den Gott […] beide empfindet] wie der König den Gott, [wie das Volk die Gegensätze? beider empfindend] ! wie [das Volk] ! der Dichter – auch der sakrale, auch hnochi der höfische, [das Volk vertretende] ! heimlich das Herz des Volkes vertretend – beide empfindet h1 , karger] [strenger, kahler] ! karger h1
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,- aber für unsre Frage nicht minder] [einer theokratischen] aber hfür unsere Fragei nicht minder h1 , subjektlebendige] subjektivitätslebendige h1 [subjektivitätslebendige] ! subjektlebendige H2 , einer altsabäischen] einer haltsabäischeni inschriftlichen h1 , große Kulthandlung] eine [zentrale kultische Staats] ! grosse kultische Handlung h1 , Makrab] Mukarit h1, H2 , anscheinend] fehlt h1, H2 ,- priesterfürstlichen »Gottes-Statthalter«] »Statthalter« (bab. pate-si, ass. iššakku) analog [Anmerkung Fritz Hommel in Handbuch d. altarab. Altert. I .], der [eigentlich] »Opferer«, also Priester bedeutet; vielleicht darf man aber auf den Grundsinn des [Wortes] ! [Verbs] ! Partizips zurückgreifen, das einen bezeichnet, der [etwas nahen] ! jemandem (der Gottheit) etwas (das Geopferte) nahen lässt, es ihr darnaht und ihr damit und darin? selber naht; [man kann] für die alttestamentliche Sprache [kann man] ! wird, [wenn man?] ! »wer etwa die Geschichte von der Empörung Korachs und der Seinen (IV M. ) liest und darauf achtet, welches Gewicht hier das ›Nahen‹ und das ›Nahenlassen‹ hat, ermessen wird; was das Anklingen der Vorstellung von Ferne und Näherkommen für den ›Opfer‹-Begriff der Bibel hat« [Anmerkung Buber, Über die Wortwahl … () S. .], aber auch, welchen Grundtenor es hat, wenn der Fürst seinen Herrschertitel von seinem »Nahungs« – und Nähe-Verhältnis zum Gott h– auch in Südarabien wird er dessen Sohn genannt –i empfängt h1 »hGottes-iStatthalter« (bab. pa-te-si, ass. iššakku) analog [Anmerkung vgl. Fritz Hommel im Handbuch der altarabischen Altertumskunde I .], der »Opferer«, also Priester bedeutet [, vielleicht darf man] ! . Man darf aber wohl auf den Grundsinn des Partizips zurückgreifen, das einen bezeichnet, der jemandem (der Gottheit) etwas (das Geopferte) nahen lässt, es ihr darnaht und ihr damit und darin selber naht; für die alttestamentliche Sprache wird, »wer etwa die Geschichte von der Empörung Korachs und der Seinen (IV M. ) liest und darauf achtet, welches Gewicht hier das ›Nahen‹ und das ›Nahenlassen‹ hat, ermessen, was das Anklingen der Vorstellung von Ferne und Näherkommen für den ›Opfer‹-Begriff der Bibel bedeutet hat« [Anmerkung Buber, Über die Wortwahl, S. .], aber auch, welchen Grundton es hat, wenn der Fürst seinen Herrschertitel von seinem »Nahungs«- und Nähe-Verhältnis zum Gott empfängt. H2 , »kultisch und politisch sakrale Handlung«] [sakrale Weihehandlung] ! »kultisch und politisch sakrale Handlung« h1
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,- – es ist der mächtige […] von Juda etwa –] h – es ist der mächtige […] von Juda etwai h1 , um regierend, also] fehlt h1 um , also H2 , anscheinend] offenbar ! anscheinend h1 , mit einem […] verknüpft] an ein […] geknüpft h1, H2 , von je] ursprünglich h1, H2 ,- jeder festlichen Wiederkehrsweihe] [jeder Wiederkehr] ! [jedem Begehn] ! jeder festlichen Wiederkehrsweihe h1 , eines Bundes,] fehlt h1, H2 , Handlung] Vorgang ! Handlung h1 , Seite] Hälfte ! Seite h1 ,- , über die die Urkunde berichtet,] h, über die die Urkunde berichtet,i h1 ,- Eigentum. Der Gott ist »Eigentümer der Güter«] Eigentum [, aber der Übergebende bleibt »Reichsverweser] . ! Der Gott ist »Eigentümer der Güter« h1 , genaueren Sinn] [eigentümlicheren] ! [eigentümlichen] ! genaueren Sinn h1 , Es ist ein denkwürdiger Vorgang.] hEs ist ein denkwürdiger Vorgang.i h1 , Mittelnde] Darnahende h1, H2 ,- erklärt […] Herrschertitel an] erklärt, [den weltlichen Königstitel, malik, anzunehmen] ! dass er malik, König geworden ist, d. h. er nimmt den weltlichen Herrschertitel an h1 , überlieferte sakrale] hüberliefertei sakrale h1 , Bezeichnung] Titel ! Bezeichnung h1 , vermutlich] wohl h1, sicherlich H2 , angenommen] vermutet h1, H2 ,- ein Übergang […] angehoben habe] [eine stärkere Betonung der X weltlicher Faktoren verbunden gewesen sei] ! ein Übergang der Grundherrschaft in die weltliche Gewalt angehoben habe h1 ,- , um schließlich […] und Babylon] h, um schliesslich nun noch, wie Ägypten und Babylon, die unantastbare Deckung [einer] ! der Autokratie zu lieferni h1 , begonnen] angefangen ! begonnen h1 , Gesellschaftsverfassung] Verfassung ! Gesellschaftsverfassung h1 , anscheinend] fehlt h1, H2 ,- höchsten Triumphes] hhöchsteni Triumphes h1 , zugleich entkräftet] entkräftet h1 hzugleichi entkräftet H2 , Problematik] Frage ! Problematik h1 , Weltgeschichte] Weltgeschichte. / In einem religiösen Moment
Königtum Gottes
hebt sich die altarabische Welt entscheidend von Ägypten und Babylon ab und reiht sich Israel an: [Götterbilder] ! Bilder der Gottheit in Menschengestalt fehlen und die Könige heissen wie ja zuweilen auch in Israel, Gottessöhne hund »Erstgeborene«i aber sie werden nicht vergöttert h1 Weltgeschichte. / In einem für uns wichtigen religiösen Moment hebt sich die altarabische Welt entscheidend von Ägypten und Babylon ab und reiht sich Israel an: wie Bilder der Gottheit in Menschengestalt fehlen, so werden die Könige – obzwar sie »Erstgeborene« des Gottes heissen [Anmerkung Vgl. z. B. Nielsen, Handbuch f.], wofür wir ja auch in Israel Entsprechungen kennen – nie vergöttert H2 , Grundsatz] Begriff ! Grundsatz h1 , sein streng geschichtliches Seitenstück] seine strenggeschichtliche Entsprechung [und Beglaubigung]. Auch hier, wie an manchem anderen Punkt, eröffnet sich der Blick in eine arabisch-jüdische Anverwandtschaft Ende des ersten Textstücks von h1 , Bedeutsam stellt sich weiter] [Bedeutend erscheint uns auch] ! Bedeutsam stellt sich weiter H2 ,- Bundesgemeinschaft] Bundesgemeinde H2 , nur hier] [meines Wissens] nur hier H2 , Gottesbundes] [umfassenden] Gottesbundes H2 , nur der Mittler] [nicht der Partner, sondern] ! nur der Mittler H2 , die knappe politische] [eine] ! die knappe politische H2 , hohen] [erhabnen] ! hohen H2 , lebenden Sinnbild des Bundes] Träger und Bildnis der BundesSubstanz H2 , in unserem Zusammenhang] hin unserem Zusammenhangi H2 , gewagt werden könnte] [zu ermöglichen] gewagt werden könnte H2 , Aber noch] davor kein Absatzwechsel D5, D7 , fortschreitenden »Theokratisierung] hfortschreitendeni »Theokratisierung H2 , anscheinend] fehlt H2 , sich fruchtbar erweisen muß] [die nachexilische mit einer Theokratisierung einsetzt, ist von einer äusseren Katastrophe und der] ! sich fruchtbar erweisen muss H2 ,- aus einem unbestimmten Weltherrn-Antlitz] [neben] ! aus einem unbestimmten [kosmischen] Weltherrn-Antlitz H2 ,- als auf den Wahrer seines Gesetzes] [wie ein Grosskönig auf seinen Vasallen] ! als auf den Wahrer seines Gesetzes H2
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, verfassungstetig] [nirgendwo mehr als zu] ! verfassungsstetig H2 ,- Stifter und Partner] hStifter undi Partner H2 , aus dem Kosmischen immer fester ins Politische] [immer unmythischer, immer politischer] ! aus dem [Mystischen] ! Kosmischen […] ins Politische H2 , Tendenz aus] Tendenz aus [verändert] H2 ,- über das bloße […] orientalischen Geist] hüber das bloße [, ganz absehen von] ! Eingetauchtsein in ursemitisches Wesen hinaus,i [gemein]orientalischen Geist [hund eine orientalische Geistigkeiti] H2 , ursemitisches] frühsemitisches D5, D7 ,- in dem […] Kanaan] hin dem […] Kanaani H2 , Anm ] fehlt H2 , Das Gotteskönigtum] Das [sich, soweit wir aus der Vergleichung der Völker und Zeiten zu urteilen vermögen zunehmend politisierende] Gotteskönigtum H2 , Aber in unserer Frage] davor kein Absatzwechsel H2 ,- Aber in unserer Frage […] begegnet] Randnotiz Bubers mit Bleistift: Wuchtiger ausbauen (μἐγεϑοϚ) H2 ,- unmetaphorische, uneingeschränkt reale] hunmetaphorischei H2 ,- Die Forderungsunbedingtheit] [Sie] ! Die [Forderungsobjektivität] ! Forderungsbedingtheit H2 , wir sind […] begegnet] [wir haben nirgends etwas ihr Vergleichbares] ! wir sind nirgends einem ihr Vergleichbaren begegnet H2 , in zwei] in drei H2 , Als welchen Wesens] [Wie ist das Andere] ! Als welchen Wesens ist H2 , . Wie etwa] davor kein Absatzwechsel D7 ,- zu denken […] zu bestimmen?] zu denken? / [. Wann etwa mag, von der Beantwortung der beiden Fragen aus, dieser Prozess sich vollzogen haben oder dieses Ereignis geschehen sein? / Wir dringen mit unserm Fragen ans Innre der Geschichte israelitischen Gottesglaubens.] H2 ,- vorher hinausgeschobene Betrachtung] h[vordem] ! vorher hinausgeschobenei Betrachtung H2 ,- semitischen Stammesgottes] hsemitischeni Stammesgottes [, die ich zunächst noch hatte hinausschieben müssen] H2 ,Titel Viertes Kapitel] fehlt H2, D7 ,Titel Der westsemitische Stammesgott] . DER WESTSEMITISCHE STAMMESGOTT D7
Königtum Gottes
, Ich beschränke mich hier] [Man hat gemeint, »die biblische Bezeichnung JHWHs als ›König‹ könne nicht älter sein als die Einsetzung des Königtums, denn, ein himmlischer König kann nicht existieren, solange man hier auf Erden keinen solchen kennt«. [Anmerkung Gressmann a. a. O., f.]] ! / [Gleichviel »ob man das Gottesepitheton MLK als ursemitisch in Anspruch nimmt oder es sich auf einem bestimmten Teilgebiet des Semitismus – es wäre an das kanaanäisch phönizisch aramäische zu denken – entstanden denkt, von dem es dann zu anderen semitischen Völkern gekommen wäre«, »jedenfalls finden wir die Vorstellung der Götter als Könige bei allen semitischen Völkern und bei fast allen als Ausdruck für sie das Wort MLK« (Eissfeldt). Die zweite der beiden Möglichkeiten ist von anderer Seite dahin verengert worden, dass die Gottesbezeichnung von den Phöniziern aus Eingang bei den Aramäern, Ammonitern, Moabitern und Israeliten gefunden habe und dass sie bei den Südarabern unabhängig davon entstanden sei.] ! / Ich beschränke mich hier H2 , auf das westsemitische Material] auf [den Versuch] das westsemitische Material H2 , entschieden werden kann] [geklärt ist] ! entschieden werden kann H2 , ob, wie ich für wahrscheinlich halte,] ob h,wie ich für entschieden halte,i H2 , Malk oder Milk] [MLK] ! Malk oder Milk H2 , ursemitisch ist] in semitische Frühzeit zurückweist D5, D7 ,- zumal auch die […] bedeutende] zumal [auch immerhin] ! auch die zwar [nicht babylonisch] ! nur »Berater«, nicht »König« bedeutende H2 ,- Jedenfalls sind die […] rechtfertigen.] hJedenfalls sind die […] in unserem Zusammenhang rechtfertigeni H2 , benannten] namentragenden ! benannten H2 ,- göttlich, endlich] gotthaft ! göttlich, endlich H2 ,- tausendfältig] mannigfach H2 ,- mitgehende Gott] zusätzliche Anmerkung Daß Stammesgötter mit Wanderschaftssagen verknüpft sind, ist eine allgemeine religionsgeschichtliche Tatsache, die man ebensogut an polynesischen oder nordindianischen Überlieferungen darlegen könnte. Erst im Wandern wird die Gruppe der ihr zugehörigen und daher nicht zurückbleibenden Gottheit entscheidend inne. D3, D5, D7 , sie ihre eigne] [die ihre sich] ! sie ihre eigne H2 ,- einzelnen] fehlt H2 , Baale] Baalim H2
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, wären die] wären diese D5, D7 , dem Menschen] [und für den] ! dem Menschen H2 , gilt als] ist ! gilt als H2 ,- , Grundwasser aus der Tiefe] fehlt H2 , empfangenden] [sich lockernden, sich füllenden] ! empfangenden H2 ,- Erdboden] zusätzliche Anmerkung Über das Wasser als »the spermatozoa of the gods« vgl. G. A. Barton, Semitic and Hamitic Origins () , f., f., f. D3, D5, D7 ,- und in dem […] ausgebiert] hund in dem […] ausgebierti H2 ,- , wie es sich […] Kultur ausbildete] h, wie es sich […] Kultur ausbildetei H2 , nachbarliche] unferne ! nachbarliche H2 ,- Herrscher der Stadt] zusätzliche Anmerkung J. H. Mackay, The King of Tyre, ChQR () ff., sieht () wohl mit Recht in dem melekh von Ez , Melqarth als »König« von Tyros. D3, D5, D7 , »unser Herr Melqarth] »hunser Herri Melkart H2 , Baale] Baalim H2 ,- Stammesgott verschlingen lassen müssen] [mächtigen] Stammesgott verschlingen lassen müssen hoder haben ihn sich einverleibti H2 , Man darf] Man [kann] ! darf H2 , geschichthaft] buchstäblich ! geschichthaft H2 , Ortsgenien] Ortsgenien Ortsmächte H2 , auf dem Kopf […] Helmmütze,] hauf dem Kopf […] Helmmütze,i H2 ,- eine Pflugschar […] zu Füßen,] heine Pflugschar […] zu Füßen,i H2 , zu Füßen] zu Füßen, ihm gegenüber der anbetende König D3, D5, D7 , auffassen] verstehen] ! auffassen H2 , Ahnengeist] Ahnengott ! Ahnengeist H2 , Ahn] Vater H2 , die eigentlichste Gottheit der Semiten,] fehlt D5, D7 , erhöht […] erhöht] mehrt […] mehrt H2 , Frucht des menschlichen Schoßes] Frucht des Frauenschosses H2 ,- primär gewiß nicht] natürlich nicht H2 , Tauschvertrag] Tauschvertrag, der ein absonderliches Geschäft wäre H2 , auf der Flur] auf der Flur hund man bringt dem Spender der Bodenfrüchte deren Erstlinge dari H2
Königtum Gottes
, »Schandvokalisation«] sogenannten »Schandvokalisation« zusätzliche Anmerkung Vgl. dazu Anm. {a D3 D5, D7} D3, D5, D7 , Weihungsritus] Initiationsritus ! Weihungsritus H2 , Anm ] fehlt H2 , eingehend dargestellten] vielbehandelten ! eingehend dargestellten H2 ,- Aber auch die Ansicht […] doch nicht] [Darunter er? einen (Jer , ) vom Verbrennen als Opfer für den Baal, worunter jedenfalls der Baal von Tyrus, Melkart zu verstehen ist] ! Aber auch die Ansicht […] doch nicht H2 , Entwicklungen] [Fälle] Entwicklungen H2 , Anm ] fehlt H2 ,- Wiedererstehen] Auferstehen ! Wiedererstehen H2 , wirklichem Tode] Todesfällen ! wirklichem Tode H2 , gar, wie eben hier,] hgar, wie eben hier,i H2 ,- Daß es sich hier […] sein kann.] hDaß es sich hier […] sein kann.i H2 ,- – nicht mehr um der […] abzuwehren –] h– nicht mehr um der […] abzuwehren –i H2 , Opfertier] zusätzliche Anmerkung In seiner Schrift »Molk als Opferbegriff im Punischen und Hebräischen und das Ende des Gottes Moloch« () hat O. Eißfeldt die These aufgestellt, daß das biblische lam-molekh nichts mit einer Malk-Gottheit zu tun habe: es sei nach einem phönizischen molk, das Versprechen, Gelübde, Opfer bezeichne, »als technischer Terminus für diese Opferart«, nämlich für die Darbringung von Kindern zu verstehen. Die These ist so beachtenswert und wäre, wenn beweiskräftig, religionsgeschichtlich so folgenreich, daß ich mich verpflichtet fühle, hier einen wenn auch nur skizzenhaften Beitrag zur Nachprüfung der Argumente anzufügen. / Eißfeldt geht von einigen auf algerischem Boden gefundenen Votivstelen des Saturn aus, deren lateinische Inschriften sich auf ein ihm dargebrachtes Lammopfer beziehen, das als sacrum magnum nocturnum bezeichnet und durch die Worte anima pro anima, sanguine pro sanguine, vita pro vita sowie durch agnum pro vikario (sic) als stellvertretend für ein Kindesopfer (schon in akkadischen Opfertexten erscheint das Lamm ja mit ähnlicher Formel als Menschenersatz, vgl. {S. D3 Anm. zum . Kap. D5, D7}) charakterisiert wird; gleichmäßig kehrt ein punischer Terminus wieder, in verschiedenen Transkriptionen, von denen aber zweifellos molchomor die korrekteste ist. Dadurch sind die Inschriften mit zwei punischen zusammengebracht, in denen die Erfüllung eines Gelübdes mit den
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Worten mlk ’mr verknüpft erscheint, während in andern verwandter Art statt dessen mlk ’dm oder mlk ’dn, einmal auch nur mlk bssr steht. Eißfeldt deutet, Chabot folgend, das Wortelement ʿ mr als »Lamm, Schaf«, mlk nach dem syrischen Verb als »Versprechen«, sodann »Erfüllung eines Versprechens«, zusammen also: Opfer eines Schafes, analog mlk ’dm: Opfer eines Menschen, und mlk bssr etwa: Opfer eines Fleisches. Demgemäß ist nach Eißfeldt das biblische lammolekh als Bezeichnung einer Opferart zu verstehen; zu lesen ist lemolekh; nathon le-molekh, haabir le-molekh bedeutet danach: als Molkopfer hingeben, als Molkopfer weihen. Es müßte dann doch wohl angenommen werden, daß es sich um ein phönizisches Lehnwort und also um eine von den Phöniziern übernommene Opferart handle; doch scheint Eißfeldt selbst diese Folgerung nicht zu ziehen. Dagegen ergibt sich für ihn aus der »Erkenntnis, daß Molek nicht Name eines Gottes, sondern Bezeichnung einer Opferart ist«, die weitere, daß »das Molek-Kinderopfer von Haus aus zum Jahwe-Kultus gehört hat oder doch jedenfalls im . oder . Jahrhundert v. Chr. fest darin verwurzelt war«. Die biblischen Texte bestätigen das nach Eißfeldt durchaus: »die vordeuteronomischen Teile des AT – Erzählungen, Prophetenworte und Gesetze – zeigen mit voller Deutlichkeit, daß das Kinderopfer als eine von Jahwe gebotene und ihm wohlgefällige Leistung gilt«. Als Belege werden von der ersten Kategorie Ri , ff. und Gen angeführt, von der zweiten Mi , und bedingt Jes , , von der dritten Ex , . ff.; , f.; , f. Erst in deuteronomischen und nachdeuteronomischen Texten werde gegen das Kinderopfer polemisiert. Das Sohnesopfer Ahas’ und das Manasses seien von der Quelle, der sie der Verfasser des Königsbuches entnimmt, »gewiß nicht als Abgötterei und Sünde beurteilt worden. Diese Diskriminierung stammt vielmehr von dem deuteronomistischen Verfasser des Königsbuches, und seine Vorlage hat, vielleicht unter genauerer Beschreibung der Situation, die ihn hervorgerufen hat, den Entschluß der beiden Könige zu diesem schwersten aller Opfer eher als leuchtendes Beispiel von Frömmigkeit und Vaterlandsliebe hingestellt. Mit andern Worten: Wie die vordeuteronomischen Sagen, Prophetenworte und Gesetze die Sitte des Kinderopfers voraussetzen und wenigstens insofern billigen, als sie das an seine Stelle tretende tierische Ersatzopfer gelten oder sich auch schon an der, in der Bereitschaft zur Hergabe des Kostbarsten zum Ausdruck kommenden Gesinnung genügen lassen, so zeigen die uns aus vordeuteronomischer Zeit zur Verfügung stehenden historischen Nachrichten, daß damals das Kinderopfer legitimer Bestandteil des Jahwekultus gewesen ist.« / Die Deutung des
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molchomor, der Eißfeldt folgt, ist durchaus nicht zwingend (zu den folgenden Ausführungen hierzu verdanke ich A. Spanier wertvolle Hinweise, von denen ich die wichtigsten unter seinem Namen verzeichne). Zunächst die Vokalisierung des zweiten Bestandteils: wenn wir an aram. immar zu denken haben, ist es nicht recht verständlich, daß omor und nicht immor oder emmor transkribiert wird; von der Verdopplung sehe ich ab, da sie in den Transkriptionen ja häufig unberücksichtigt bleibt, dagegen ist die Vokalisierung, da wir weder im Akkadischen noch im Aramäischen, auch nicht {in Ras Schamra D3, D5 im Ugaritischen D7} eine Voraussetzung dafür finden, auffällig (immerhin besteht die Möglichkeit einer Verdumpfung unter dem Einfluß des m). Und für mlk, das in verschiedenen semitischen Sprachen Rat geben, beschließen, entscheiden, herrschen (davon das erste im Aramäischen besonders geläufig) bedeutet, ist die Bedeutung »versprechen« nur für e i n e n aramäischen Dialekt, eben das Syrische, gesichert; »es handelt sich hier doch wohl um das Resultat einer semasiologischen Sonderentwicklung, die auf diesen einen Dialekt beschränkt war« (Spanier), und so ist es recht zweifelhaft, ob man diese Bedeutung auch für das Punische voraussetzen darf. Zudem ist es selbst für das Syrische fraglich, ob das Verb auch den Sinn von »ein Versprechen erfüllen« haben kann, da die einzige dafür angeführte Stelle von den Lexikographen als unsicher überliefert bezeichnet wird. / Man darf aber darüber hinaus das Problem berühren, warum in den lateinischen Inschriften der Terminus transkribiert worden ist, wenn er nichts anderes als »Opfer eines Lammes« bedeutet, – zumal in der einen der agnus auch noch besonders erwähnt wird. Sollte man an dieser Stelle nicht eine magische oder sakrale Formel erwarten, die Zitierung eines »sakralen Ausrufs« (Spanier) etwa, durch den die Substitution des Tiers für den Menschen gültig gemacht, als gültig anerkannt wird? Als solch ein sakraler Ruf läßt sich – da das Verb amar sprechen auch im Phönizischen, wenn auch nur vereinzelt (»was bei der Art der Texte nicht Wunder nimmt«, schreibt mir E. Mittwoch) belegt ist – malk amar unmittelbar verstehen: Der Malk hat gesprochen! d. h. er hat ausgesprochen und damit zur Wirklichkeit gemacht, daß das dargebrachte Schaf funktionsidentisch mit dem Kinde ist, das man dem Gott schuldet, – daß es das Kind »ist«; und die Anführung des Rufs in der Opferformel macht ihn immer neu wirksam, vollzieht das »Vikariat« aufs neue. Was das mlk ’dm betrifft, so ist (mit Lidzbarski, Handbuch der nordsemitischen Epigraphik, Bde., () , Ephemeris für semitische Epigraphik (/) ) eine Gleichsetzung mit dem in den behandelten Inschriften ebenfalls vor-
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kommenden mlk ’dn wohl zu erwägen – die Verwandlung eines n in ein m braucht ja im Phönizischen ebensowenig zu befremden wie im Hebräischen, da doch beide Sprachen z. B. die Pluralendung -im statt des ursprünglichen -in haben –, zumal sich theophore Eigennamen wie Ebedadom und Adomjathan finden (Lidzbarski, a. a. O.); malk adon als Sakralruf bedeutet: Der Malk ist Herr (und bestimmt als solcher die Gültigkeit). Ein malk bissar schließlich ist als »Der Malk verkündigt Gutes« (die gnädige Annahme des Ersatzes nämlich) zu verstehen. Es bleibt noch manches zu fragen, doch ist gezeigt, daß sich das Interpretationsproblem hier auch vom Nächstliegenden aus lösen läßt. / Innerhalb der in Betracht kommenden biblischen Stellen räumt Eißfeldt selbst naturgemäß Lev , eine Sonderstellung ein, da hier ja achare ham-molekh steht; aber das, meint er, »spricht nicht gegen die Auffassung von Molek als einer Opferart. Denn wenn es sonst auch überwiegend fremde Götter sind, hinter denen das AT die Israeliten herhuren läßt, so wird es doch gelegentlich auch von verpönten kultisch-mantischen Objekten und Praktiken gesagt, daß die Israeliten hinter ihnen hergehurt seien, z. B. Ri , von dem Ephod und ganz unmittelbar auf unsere Stelle folgend – Lev , – von den Totenund Wahrsagegeistern.« Jedoch die Voraussetzung trifft nicht zu: von Geistern wird es gewiß gesagt, ebenso wie von Göttern und Dämonen, von einem götzendienerisch verwendbaren Objekt an der einen Stelle auch, aber nirgends von einer Praktik: das gibt die Metapher einfach nicht her, »hinter einem Opfer herhuren« kann man nicht. Damit ist aber schon der Molekh als Person (oder Gegenstand) gesichert. / Statt lam-molekh will Eißfeldt le-molekh lesen. Er weist darauf hin, daß die Septuaginta an den Leviticusstellen, wo es steht, zum Unterschied der Stellen in Kön und Jer ἄϱχοντι ohne Artikel übersetzt, was deshalb ins Gewicht fällt, weil die Übersetzer sonst hinsichtlich der Wiedergabe von melekh mit oder ohne Artikel systematisch verfahren. Das Argument verdient Beachtung. Man kann sich jedoch wohl denken, daß der Übersetzer sich hier von einem Sondermotiv hat leiten lassen: er wollte vielleicht einerseits (aus einer uns heute nicht mehr deutlichen Scheu) den Namen vermeiden, anderseits aber das Mögliche tun, um der Mißdeutung »dem Herrscher« vorzubeugen. Es ist doch unwahrscheinlich, daß die Aussprache an diesen Stellen anders als an den andern tradiert gewesen sein soll. Auch übersetzen die übrigen Griechen hier ja gleichmäßig τῷ Μόλοχ, wie die Septuaginta an den andern Stellen. / Die Umdeutung, sagt Eißfeldt, lag besonders nahe, da bei den an den betreffenden Stellen vorkommenden Verben »weihen« (haabir) und »geben« (nathon) das auf sie folgende le »sonst
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ö f t e r (von mir ausgezeichnet) den Empfänger als die Art der Weihung oder Gabe einführt«. Demnach gäbe es Stellen, wo aus den genannten Verben in der gleichen Bedeutung das auf sie folgende le nicht den Empfänger, sondern die Art der Weihung oder Gabe einführt. Aber solche Stellen gibt es bei diesen beiden Verben n i c h t . Wenn auf haabir ein Dativ folgt, ist es durchweg der der Person; ausnahmsweise kann (Ez , ) a u f d i e s e n ein zweiter folgen, der sich auf den Zweck der Darbringung bezieht. Ähnlich verhält es sich mit nathon; auch die Stellen, auf die Eißfeldt besonders aufmerksam macht, wo nathon le »zu etwas machen« bedeutet, sind hier nicht heranzuziehen, da an keiner von ihnen das Verb den Sinn des Gebens und an keiner das auf das le folgende Nomen den Sinn der Art der Gabe hat, sie also zu einer Umdeutung keinen Anlaß geben konnten. Wohl gibt es innerhalb der Opferberichte und Opfergesetze einige Verben, die zuweilen mit einem auf die Opferart bezogenen le ohne vorangehendes le der Person konstruiert werden, aber da handelt es sich um Verben, die entweder überhaupt nicht »nach dem Dativ rufen« oder die (haqreb) in der Ritualsprache so weitgehend technisiert worden sind, daß man bei ihnen nicht mehr unmittelbar an den Empfänger denken muß. Haabir ist hierin zwar zwiefältig, wie ich in Anm. { D3 D5, D7} dargelegt habe, aber der Sinnbestandteil »übereignen« ist so stark und lebendig geblieben, daß wie gesagt keine Stelle anzuführen ist, an der das direkt anschließende le nicht auf den Empfänger ginge. Im übrigen reihe man alle Stellen aneinander, wo das generelle Kinderopfer durch ein Verb mit Dativ ausgedrückt wird, also einerseits die mit lam-molekh, anderseits die andern (Dtn , ; Kön , ; Ez , . ; , ; Ps , . ), und man wird aus der Gleichmäßigkeit des Empfängerdativs in der zweiten Reihe vollends ersehen, daß auch lam-molekh nicht anders gemeint sein kann. / Das alttestamentliche molekh ist demnach nicht als technischer Terminus einer Opferart anzusehen. Aber deshalb braucht es auch nicht »Name des Gottes« zu sein, »dem die Kinder dargebracht werden«; Eißfeldts Alternative besteht nicht zu Recht. Wie ich oben {S. bis D3 S. - D5 -} gezeigt habe, haben die Kinderopferer nicht einem Gott eigenen Wesens und Namens, sondern dem Melekh Jhwh solchermaßen nach der Weise der Melekhgötter anderer benachbarter Völker dienen zu sollen vermeint. Was hier vorliegt, ist eine volkstümliche Abartung des Jhwh-Kults, das Treiben eines neben der Glaubensordnung des Tempels hausenden Populärsynkretismus, dessen Mittelpunkt das Hinnomtal war ( Kön , , vgl. {S. D3 S. D5 f. D7} und dazu Anm. ). Daß das Kinderopfer
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aber, wie Eißfeldt meint, in vordeuteronomischer Zeit »legitimer Bestandteil des Jahwekultus gewesen ist«, dafür ist ein exegetischer Erweis schlechthin nicht zu führen. Die Haupttexte aller drei von Eißfeldt angeführten Kategorien, von den Erzählungen Gen , von den Prophetenworten Mi , , von den Gesetzen Ex , . – und , f., sprechen denselben Kampf gegen die Abartung – sei es als drohende Gefahr, sei es als schon bestehend – aus, sie sagen alle als den Willen Jhwhs: nicht opfern, sondern weihen und auslösen! Für Gen verweise ich auf {S. f. D3 S. D5 D7}. Was wir bei andern semitischen Völkern als zulässige Milderung finden (vgl. {S. , , D3 S. und dazu Anm. und D5 f. und dazu Anm. und D7}), das verdichtet und steigert sich hier zur urzeitlich lokalisierten Einsetzung einer sakralen Ersatzgültigkeit: nicht das Kind, sondern das funktionsidentische Tier! (Vgl. u. a. auch M. E. Woolley, Abraham () ff.). Es ist daher, wenn auch umstritten, so doch in hohem Grade wahrscheinlich, daß V. dem Zug der Erzählung angehört, aber auch, daß er den Opferberg mit dem Tempelberg identifizieren soll: das Kinderopfer ist heterodox, der Tempelkult ist von der Offenbarung an den Stammvater her auf die sakrale Institution einer Hingabe des Menschen i m Tier gewiesen. Die »Gesinnung« hat hier den ganzen Wirklichkeitsernst der I n t e n t i o n . Der Text setzt wohl die Sitte des Kinderopfers voraus, aber eben nicht im legitimen Jhwh-Kult, und er billigt sie eben nicht, auch nicht »insofern als …«, sondern er stellt ihr die urzeitliche Einsetzung ihrer v o r w e g n e h m e n d e n A u f h e b u n g entgegen (vgl. u. a. A. C. Welch, Deuteronomy: the Framework to the Code () f., und A. C. Welch, Prophet and Priest in Old Israel () ff.). Der Michavers geht über die Intentionsforderung hinaus, indem er an die Stelle des opfergebundenen ein freies und allgemeines religiöses Ethos setzen will. Einer noch so relativen »Billigung« des Kinderopfers ist er völlig entrückt. Aber es ergibt sich daraus auch nicht, daß sein Verfasser das Kinderopfer als »legitimen Bestandteil des Jhwh-Kults« vorgefunden habe. Der Vertreter des Volkes, dem V. f. in den Mund gelegt sind, überbietet sich von b zu a und von a zu b; das letztere ist ihm innerhalb der Glaubensordnung des Tempelkults nicht mehr möglich, er muß, um auch das Äußerste zur Sühnung anbieten zu können, in die heterodoxe, aber volkstümliche Sphäre übergreifen. Die Exodusstellen ergänzen den Genesisabschnitt durch die gesetzliche Fixierung des Substitutionsgrundsatzes (daß dessen Ausführung nicht ein Tieropfer, sondern Levitenweihung und Geldabgabe bringt, tut der Tatsache dieses in negativer Hinsicht, hinsichtlich der Ablehnung des
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Kinderopfers bestehenden Zusammenhangs keinen Abbruch). Die Erklärung, daß alle Erstgeburt Jhwh gehöre, spricht eben damit den Substitutionsgrundsatz aus; denn Erstgebornenopfer als Nothandlung werden wirklich vollzogen, aber in keinem noch so primitiven Stamm ist, soviel wir wissen, je die ewige Ausrottung des Hauptteils seiner jeweiligen künftigen Mannschaft beschlossen oder angeordnet worden. Die Forderung auf a l l e Erstgeborenen erstrecken heißt daher sie verwandeln. Die neue Absolutheit des Gottesanspruchs hebt grundsätzlich die Befriedigung durch Menschentötung auf. Die Ablösung ist somit nicht sekundär, sondern unwegdenkbar in der einen oder andern Form im Urgebot mitenthalten. Alles individuelle Opfern von Erstgeborenen ist nunmehr Rückfall, Verletzung des Absolutheitsprinzips durch seine materiale Überspannung. Die deuteronomischen und nachdeuteronomischen Texte wenden sich nicht gegen eine legitime Bestimmung des Jhwh-Kults, sondern gegen die mächtige Assoziierung der Prinzipien »Melekhgott« und »Kinderopfer« in der frühsemitischen Vorstellung, also gegen die immer wieder geschehene Dämonisierung des errungenen religiösen Lebens durch das Gemeinsemitische. / Damit soll keineswegs behauptet werden, Israel habe das Kinderopfer in der nachmosaischen Zeit von den Kanaanäern übernommen. Im Gegenteil, aus meiner Charakterisierung des westsemitischen Stammesgottes ({S. ff. D3 S. D5 ff. D7}) geht hervor, daß auch für die Stämme, aus denen Israel erwuchs, die Verknüpfung seiner Gestalt mit dieser Dienstform eine urzeitliche gewesen sein dürfte. Nur daß in dem Maße, in dem Jhwh »aus dem semitischen Melekhtum hervortritt« ({S. D3 S. D5 f. D7}), die Verknüpfung sich löst: es ist durchaus glaubhaft, daß der Kern der Abgeltungsvorschriften aus mosaischer Zeit stammt. Ich vermute, daß erst in der Königszeit, nach vollendeter Verschmelzung mit dem Kanaanäertum, unter dessen Einfluß in manchen Volkskreisen, später auch am Hofe der einst aufgegebene Brauch wieder aufkommt, indem im Verhältnis zu ihm die Abgeltung als eine Schwächung der Wirkung auf Jhwh verschrien und die Wiederherstellung der ursprünglichen, zauberkräftigen, durch das Äußerste der Hergabe gewaltig beschwörenden Verbindung mit ihm proklamiert wird; die höfischen, »falschen« Nebiim mögen unter anderem auch dafür zu sorgen gehabt haben. / Zwei Stellen nur bleiben von den drei Kategorien noch zu erörtern: die Geschichte von Jephthas Tochter und der Jesajaspruch , . / Als Beleg dafür, »daß das Kinderopfer als eine von Jahwe gebotene und ihm wohlgefällige Leistung gilt«, ist die Sage von der Opferung der Jephthatochter ganz ungeeignet. Kein Wort steht hier, das so auszulegen
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wäre. Weder gebietet hier Jhwh das Opfer, noch nimmt er es wohlgefällig an. Aber die Geschichte gehört auch der Gesinnung nach gar nicht in diese Reihe. Jephtha gelobt kein Kindesopfer, sondern ein Menschenopfer; er denkt bei dem ersten, der aus der Haustür tritt, wohl nicht an ein Tier, aber offenbar auch an keine der gemeiniglich dem Brauch gemäß in den innern Gemächern verweilenden Frauen und mannbaren Mädchen der Sippe, und da er keinen Sohn und keine unerwachsene Tochter hat, am ehesten an einen der zu Begrüßung und Dienstleistung entgegenziehenden Sklaven; so modifiziert haben wir uns in ihrer israelitischen Ausprägung den psychologischen Hintergrund der Sage zu denken, die in ihrer kretischen Variante zwar einen Sohn kennt, dafür aber nicht das aus der Haustür Tretende, sondern nur quae ei primum (beim Landen) occurrisset (Servius zu Vergil, Aeneis , ; vgl. jedoch auch die zwischen beiden stehende kleinasiatische Variante, die W. Baumgartner, Jepthas Gelübde, ARW () ff. mit Recht der israelitischen annähert), so daß der Kreis des Möglichen viel weiter gezogen ist. Daß es das einzige Kind ist, das als erstes aus der Tür tritt, wird von dem Erzähler, wenn überhaupt als eine Kundgebung des Willens Jhwhs empfunden, dann doch wohl eines Jhwh, der das ungehörige Gelübde bestraft (vgl. M. J. Lagrange, Le livre des Juges () ); der Redaktor hat die Erzählung – die er brauchen konnte, weil sie aussagte, daß bei Jephtha nicht wie bei Gideon die dynastische Frage gestellt war – aufgenommen, begreiflicherweise ohne sie theologisch zu problematisieren oder zu bearbeiten. Eine Legitimierung des Opfers steht weder in der Erzählung noch hinter ihr; als ein Unglück (und zwar als eins von ganz außergewöhnlichem Charakter, wie die Einsetzung des Klagefestes bezeugt), nicht als eine gefällige Leistung wird es dargestellt. / Zu Jes , , für dessen Echtheit Eißfeldt mit Recht eintritt, stimme ich ihm bei, daß hier »Assurs Vernichtung unter dem Bilde seiner Darbringung als Molekh-Opfer« angekündigt wird, nur . nicht, wie er meint, auf d e m Thopheth im Hinnomtal, sondern auf e i n e m Thopheth, nämlich einem ungeheuren, für den jener nur eben das Bild hergibt, . demgemäß ist hukhan nicht mit Eißfeldt auf Assur, sondern auf den Thopheth zu beziehen, . die Punktation lam-melekh ist zwar in der Tat fehlerhaft, aber die ursprüngliche ist nicht le-molekh, sondern le-melekh: »Denn gerüstet vorlängst ist ein Ofenfeld, / auch das einem König errichtet« ({Buber-Rosenzweig, Die Schrift XIV, , D3, D5 Übertragung von Buber/Rosenzweig D7}). Auch der apokalyptische Thopheth, das will Jesaja sagen, ist wie der im Hinnomtal einem König zugeweiht, aber dem echten, ham-melekh (, ). Nicht eine »still-
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schweigende Anerkennung der Sitte« ist hier zu erblicken, nicht ein »Zeugnis dafür, daß der Prophet sich, vielleicht resigniert, mit ihr abgefunden hat und auf ihre Bekämpfung verzichtet«, sondern eine gewaltige Ironie des Mannes, dem das, was er in der Berufung vernahm (, f.), eine so andersartige »Resignation« in die Seele gepflanzt hat, daß er sich nie und mit nichts mehr abfinden kann. Die von Eißfeldt ( Anm. ) geäußerte Vermutung, daß das gam hu sich auf das Kindesopfer des Ahas beziehe, entspricht, etwas abgewandelt, meiner Auffassung, von der die oben angeführte Übersetzung bestimmt worden ist. Hinter der Vision des Gerichts über den, »mit dem einst als Rute er schlug« (, ), steht die Botschaft an den mit Ägypten, wie vordem Ahas mit Assyrien, bündelnden Hiskia: Auf dem Thopheth hat dein Vater, der den Assyrer ins Land zog, deinen Bruder dem Afterkönig, dem Zerrbild Gottes, gegeben, halte still (V. ) und du wirst schauen, wie auf dem Thopheth der Weltgeschichte dem König Jhwh nach einem siegreichen Kampf, der wie das Entgegenschwingen beim Schwungopfer ist (V. , vgl. den sinnbildlichen Akt Num , . ), unter großer Opfermusik ein ungeheures Opfer dargebracht wird, dessen Brand er selber mit dem Hauch seines Mundes entfacht (V. ). Vgl. J. Montgomery, The Holy City and Gehenna, JBL () f. / Von da aus ist auch zu ermessen, ob man befugt ist anzunehmen, daß die Kinderopfer Ahas’ und Manasses, des Vaters und des Sohnes Hiskias, – wenn es Opfer waren – von der Vorlage des Königsbuches im Gegensatz zu diesem »eher als leuchtendes Beispiel von Frömmigkeit und Vaterlandsliebe hingestellt« worden sind. Es liegt kein Grund vor, dem Verfasser oder Redaktor des Königsbuches, der eine Stelle von so »merkwürdiger Offenheit« (Eißfeldt) wie II , so stehen ließ wie sie dasteht, eine so sinnverkehrende Bearbeitung zuzutrauen. Und der Verfasser seiner Vorlage war zwar anscheinend in dem Volksglauben darüber befangen, wie es zugehe, wenn »man sich im Machtgebiet des moabitischen Gottes befindet« (R. Kittel); daß er aber Kinderopfer judäischer Könige – wenn es Opfer waren – als Jhwh wohlgefällig und von ihm belohnt ansah und damit Jhwh dem Kamosch gleichsetzte, ist daraus noch nicht zu folgern. Doch auch wenn er es tat, ergäbe sich nur, daß er dem gleichen Populärsynkretismus, der gleichen Molekhisierung Jhwhs verfallen gewesen wäre wie seine Könige. Was legitimer Kultbestandteil ist und was nicht, läßt sich ja nicht aus den Handlungen einzelner Monarchen und den Aufzeichnungen ihrer Chronisten, sondern nur aus den Äußerungen der zeitgenössischen Wahrer der Glaubenstradition erschließen. / Ich habe oben zweimal eingeschaltet: »wenn es Opfer waren« und verweise
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dazu auf {S. f. D3 S. D5 f. D7} und auf die Anmerkungen { D3 - D5, D7} zu unserem Kapitel (insbesondere Anm. { D3 D5, D7}, wo ich jetzt einige religionsgeschichtliche Literatur über das Durchs-Feuer-Gehen nachgetragen habe). Man gewinnt m. E. den Zugang zu dem exegetischen und religionsgeschichtlichen Gesamtproblem erst, wenn man die L a b i l i t ä t des Ritus erkannt hat, der je nachdem als weihende Übereignung durchs Feuer und als opfernde Verbrennung im Feuer zu verstehen ist und aus der einen Gestalt in die andre umschlägt. Die Sprachform der beiden Königsopfer-Stellen weist auf die erstere Abart hin (vgl. {S. Anm. D3 oben Anm. D5, D7}), ebenso die der andern auf Israelitisches bezüglichen Stellen des Königsbuches, von Dt , , Jer , und der Stellen des Heiligkeitsgesetzes. Zweifellose Opfertötung von Kindern in Israel finden wir Chr , , Jes , , Jer , und , , Ez , und , . , Ps , . Eine Entwicklungslinie ist nicht herauszuholen, nur dies festzustellen, daß wir (wofern man nicht etwa die Chronikstelle für vorexilisch halten wollte) vorjeremianisch keine eindeutige Tötungserwähnung besitzen. Die Königsopfer aber bleiben, da man in der Chronikstelle doch wohl nichts andres als eine Korruptel der durch den Königsbuchtext bezeugten Überlieferung erblicken kann (vgl. LXX und Pesch., sowie Chr , ), in Frage gestellt, zumal eine außerordentliche veranlassende Situation wie die von Kön , nicht berichtet wird. Solche Situationen äußerster Gefahr aber müssen es gewesen sein, die jeweils ein Zurückschlagen des Ritus von der bloßen hindurchführenden Weihung ins Ganzopfer bewirkt haben. Wenn man zudem die erste Hälfte von Kön , zusammen betrachtet, wird man wohl nicht die Meinung vertreten können, daß ein tradiertes Kindesopfer so zwischendurch, mitten in solcher Aneinanderreihung abergläubischer Handlungen, ohne besondere Hervorhebung, von dem anklagenden Autor oder Bearbeiter mitgeteilt werde. / Als ein Ergebnis der Forschungsarbeit an den punischen Opferinschriften ist jedoch zu verzeichnen, daß die biblische Vokalisierung molekh kaum mehr nach der Vermutung von A. Geiger, Urschrift und Übersetzungen der Bibel in ihrer Abhängigkeit von der inneren Entwicklung des Judentums () ff. als bloße Schandvokalisierung nach boscheth verstanden werden darf. Vielmehr ist, da durch die Transkription in den lateinischen Inschriften erwiesen zu sein scheint, daß die Phönizier das Wort mlk in betonter Silbe molk ausgesprochen haben, anzunehmen, daß die biblische Vokalisationsüberlieferung primär auf den phönizischen oder kanaanäischen Charakter des Kults hindeuten sollte und von jener ja auch sonst bekannten Anglei-
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chungstendenz nur sekundär bestimmt war. / Zusammenfassend mag etwa das folgende Schema den Grundzügen der religionsgeschichtlichen Differenzierung gerecht werden. Innerhalb eines westsemitischen Kinderopferritus im Kult der Stammesgötter bilden sich als Substitutionsgestaltungen aus: . das aus den phönizischen Opfertexten und Gen bekannte (im übrigen auch dem hethitischen und dem israelitischen Semikhabrauch zugrunde liegende), bei den Phöniziern vermutlich unter babylonischem Einfluß (die phönizische Gleichungsformel scheint daher entlehnt) entstandene Tier-Vikariat, . der aus dem molekhisierten volkstümlichen Jhwh-Kult in Israel bekannte Ersatz durch Feuer-Weihung des dem Gott verfallenen Kindes in dessen Hörigkeit, der aber in die Urform zurückzuschlagen tendiert, . die aus der Hierologie des legitimen Jhwh-Kults in Israel bekannte, neben der Individualabgabe erscheinende kollektive Auslösung der Erstgebornen durch Weihung eines sakralen Stammes oder stammesartigen Standes, also gleichsam eine Substitution zweiten Grades. Die beiden ersten dieser Formen sind den religionsgeschichtlich bekannten einzureihen, die man als materiale und funktionale Menschenopfer-Abgeltung bezeichnen kann. Die dritte, soweit ich sehe analogielos, ist als eine eigenartige Mischkonzeption, aber doch als früh anzusehen (über ihren altertümlichen Charakter vgl. G. v. Rad, Die Priesterschrift im Hexateuch () ). D3, D5, D7 / (Seither haben insbesondere E.-P. Dhorme, L’évolution religieuse d’Israel () ff., und J. Montgomery/H. S. Gehman, ICC Könige () f., der auf meine und E.-P. Dhormes Darlegungen verweist, ähnlich Stellung genommen.) D5, D7 ,Titel Fünftes Kapitel] fehlt H2, d1, D7 ,Titel JHWH der Melekh] [Der Glaube Israels] ! [König JHWH] ! JHWH der [König] ! Melech H2 Der König / Von / Martin Buber Anmerkung Das . Kapitel aus dem demnächst im Schocken-Verlag, Berlin, erscheinenden Buch »Das Kommende. Untersuchungen zur Entstehungsgeschichte des messianischen Glaubens. I. Königtum Gottes«. Von den Anmerkungen sind hier – auf S. / – nur einige mitgeteilt, deren Interesse über das fachwissenschaftliche hinausgeht. d1 . JHWH DER MELEKH D7 ,- »Brachte Israel ich nicht herauf] »Habe ich nicht Israel heraufgebracht H2 , somit] also nicht H2 , Gott der Völker] Gott aller Orte, Länder, Gestirne, sondern, er sei der Gott aller Völker H2 , von ihnen] von allen Völkern H2
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, Monopol] Privileg ! Monopol H2 , Charakter] Zug ! Charakter H2 , Melekh] Melech H2, d1 ,- , nicht haftend] fehlt H2 , »schauerlichen«] »furchtbaren« H2 , ruht] [liegt] ! ruht H2 ,- dieses Land, in das einst] dieses Land, [auf dem er liegt und] ! in das einst H2 , Ausbreitung] Breitung H2 , »Da, ich bin] »[Wohl] ! Da, ich bin H2 »Ich da bin D5, D7 , heim zu diesem Boden bringen] heimkehren lassen zu diesem Boden D5, D7 , wohl] ja ! wohl H2 ja D5, D7 , was ich dir geredet] was ich zu dir geredet D7 , Manifestation] Kundgebung ! Manifestation H2 , nah] gegenwärtig H2 , in die Heimat zurück] zusätzliche Anmerkung Daß der Samaritaner Gen , ham-melekh statt ham-malakh liest, also wohl »königlichen Führer« versteht, ist jedenfalls beachtenswert; nicht ohne gute Gründe zieht z. B. A. Geiger, Urschrift und Übersetzungen der Bibel in ihrer Abhängigkeit von der inneren Entwicklung des Judentums () , die Lesart vor. D3, D5, D7 ,- ruft er ihn an] ruft er [den Schützling] ! ihn an H2 , Vorgang] Gang ! Vorgang H2 , breitrem Plan] [höherer Ebene] ! breitrem Plan H2 , Von seinem Sohn] davor kein Absatzwechsel H2, d1, D5, D7 , verknechtet] dienstbar ! verknechtet H2 ,- Gilt das »Heraufbringen« dem Leichnam […]? Es gilt vielmehr dem »großen Stamm«] Das »Heraufbringen« gilt offenbar nicht bloß dem Leichnam […], vielmehr deutet das Wort darüber hinaus auf den D5, D7 , herauf!«] herauf.« D7 , getragen] geführt ! getragen H2 , vielmehr] darüber hinaus d1 ,- Trotz […] sind sie […] des gleichen Gepräges] Mit scheint sie trotz […] des gleichen Gepräges zu sein H2, d1 ,- Wie es […] erscheinen zu lassen] [Wie in der Patriarchengeschichte von den kanaanäischen Kultstätten, so muss in der Auszugsgeschichte JHWH vom Sinai gelöst werden] ! Wie es in der Patriarchengeschichte darauf ankommen muss, JHWH von den ka-
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naanäischen Kultstätten zu lösen, so in der Auszugsgeschichte darauf, ihn vom Sinai zu lösen H2 ,- seine Verbundenheit […] zu lassen] ihn vom Sinai zu lösen d1 , erscheinen zu lassen.] ergänzt Nie wird er dieses Berges Gott genannt, nie wird ihm da ein Altar errichtet Anmerkung Vgl. J. Halévy, Antinomies d’histoire religieuse, RES () f. D3, D5, D7 , Es darf nicht geschehen, daß der Berg] [Der Berg] ! Es darf nicht geschehen daß der Berg H2 , seines Verweilens und Offenbarens] seiner Offenbarung H2, d1 , der gleiche Ausdruck] [die gleiche Wendung] ! der gleiche Ausdruck H2 , oder ihn aufzusuchen] hoder zu ihm hinzugeheni H2 ,-, keiner Handlung […] vergleichbares] hkeiner Handlung […] vergleichbaresi H2 ,- Melekh-Gott] Melech-Gott H2, d1 , lenkt] leitet H2 , stolzes] freies? ! stolzes H2 , gehn] ziehn ! gehn H2 ,- ließ euch kommen zu mir] brachte euch zu mir D7 , Mose und Jhwh] Mose mit JHWH H2, d1 , Anm ] fehlt H2, d1 , »Melekh«] »Melech« H2, d1 , »Melekh« bleibe] »Melekh« bleibe, – Melekh auch im ursprünglichen Wortsinn, der »Ratspender«, {der Herr des den Weg weisenden und das angemessene Handeln kündenden Orakels D3 der Entscheider D5, D7} D3, D5, D7 ,- dessen Urbild […] zu offenbaren (, )] fehlt H2 ,- geschaffen zu haben scheint] schuf d1 , Tag] fehlt d1 , bewegliche Stätte] t r a g b a r e ! b e w e g l i c h e S t ä t t e H2 , Anm ] fehlt d1 , »einwohnend«] h»einwohnend«i H2 , niederlassen wird] zusätzliche und später getilgte Anmerkung [Für eine ausführliche Behandlung dieses Gegenstands wie der Manifestationsformen überhaupt muss ich auf den III. Band dieser Untersuchungen verweisen.] H2 , Anm ] fehlt H2, d1 , Thronsitz] Sitz ! Thronsitz H2 ,- schon in der Wüstenzeit […] Gottes«] hschon in der Wüstenzeit […] Gottes«i H2 , Anm ] fehlt d1
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,- – darum dürfen […] gestützt) –] h– darum dürfen […] gestützt) – H2 ,- , nicht einmal Zion, […] Einwohnung,] h, nicht einmal Zion, […] Einwohnung,i H2 ,- und auch im Lied […] erinnerte] hund auch im Lied […] erinnertei H2 , molikh] molich H2, d1 ,- ; ich vermute sogar […] (Micha , )] fehlt D5, D7 , molikh] molich H2, d1 , melekh] melech H2, d1 , Anm ] fehlt d1 ,- Und so bleibt es […] (Micha , ).] hUnd so bleibt es […] (Micha , ).i H2 , auch in dem Bilde] im Bilde H2 , Propheten] [falschen] Propheten H2 ,- mit der Massora nach dem jesajanischen Text ergänzt] Könige , in der von der Massora nach Jesaja , ergänzten Gestalt D3, D5, D7 ,- – davon zwei […] zu tun hat –] fehlt D5, D7 , theopolitischen] religiösen ! theopolitischen H2 , Anm ] fehlt d1 ,- mittelbar oder unmittelbar] [und zwar unabhängig] ! mittelbar oder unmittelbar H2 , Melekhgottes] Melechgottes H2, d1 , »Scharen«] »Scharen« – die hletztlichi aber [bekanntlich] nie durch den Plural bezeichnet werden – H2 , hervorgeht] deutlich hervorgeht d1 , Genitivkonstruktion] berichtigt aus Genetivkonstruktion nach d1 , undurchsichtigen] reinen H2, d1 , dichten] reinen H2, d1 , konnte] kann H2 , biblischen Israel – jedenfalls] [vorexilischen oder exilischen] ! biblischen Israel – jedenfalls H2 ,- So erklärt sich auch wohl] So allein erklärt sich auch H2, d1 , scheint sich mir […] zu erklären] erklärt sich H2, d1 , Genitivkontruktion] berichtigt aus Genetivkonstruktion nach d1 ,-, I Samuel […] der Führer, der Melekh] JHWH Zebaoth heißt: Der für seine Scharen – also doch wohl für Israel – der JHWH, der bei ihnen Seiende ist, der ihnen gegenwärtig Bleibende, der Führer, der Melech H2, d1
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, erst als Jhwh Zebaoth, dann] in einem als Jhwh Zebaoth und D3, D5, D7 , Schem] Name D7 , Deuteronomium , ] Deuteronomium , , sowie Numeri , D7 ,- mag hinter der die Bezeichnung […] gestanden haben] mag hinter der Bezeichnung Jhwh Zebaoth die alte Zuversicht stehen D5, D7 , doch wohl eher die der Burgstadt als die des Himmels] hdochi wohl heheri die der Burgstadt hals die des Himmelsi H2 ,- Kapitäle] Knäufe D5, D7 ,- Mächtigkeit] Ehre ! Mächtigkeit H2 ,- in seinem Kernbau vielleicht salomonischer] wohl ebenfalls alter H2 ,- zebaoth nennt] zebaoth [, Führer oder König der Scharen] nennt H2 ,- auch in der Königszeit noch] hauch in der Königszeit nochi H2 ,- (Schon deshalb […] Stammesführer nicht.)] h(Schon deshalb […] Stammesführer nicht)i H2 fehlt D5, D7 , geht es nicht an] trifft es nicht zu H2 , Weltmacht] Macht H2 , Melekh] Melech H2, d1 , Den aus dem brennenden] davor Titel Aus »Königtum Gottes« von Martin Buber und Beginn von d4; davor Titel Der Name und Beginn von d6 , Israels] Jiſraels d4 , sage ihnen] sage zu ihnen H2 spreche zu ihnen D5, D7 ,- mir sagen] zu mir [sprechen] ! sagen H2 zu mir sprechen D5, D7 , Namen] Namen? D5 , sage ich ihnen dann] [spreche] ! sage ich dann zu ihnen H2 , Anm ] fehlt H2, d6 , Namensglauben] Namenglauben d1 , Anm ] fehlt d1, d6 , Anm ] fehlt d6 , ein Gott werden] [ein Gott werden] ! [göttliche Macht gewinnen] ! ein Gott werden H2 , gewaltig beschwören] so ! gewaltig beschwören H2 , »Gott-Schrei«] [zwei- oder dreibuchstabigen] »Gott-Schrei« H2 , Anm ] fehlt d6 ,- in dem »das Namenhafte […] vollkommen decken«] hin dem »das Namenhafte […] vollkommen decken«i H2
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, Anm ] fehlt d6 , »sein« zwar im kopulativen aber nicht] [gar nicht »sein«] ! »sein« zwar im kopulativen aber nicht H2 »sein« zwar (sekundär) im kopulativen aber nicht D3, d4, D5, d6, D7 , wohl aber] [sondern] ! wohl aber H2 , Anm ] fehlt d6 ,- somit] hier also H2, d1 ,- »Aseität«] zusätzliche Anmerkung Das erkennt Grether a. a. O. mit den Worten an: »nicht über Gottes Sein im Sinn eines von der Welt abgezogenen Existierens oder einer abstrakten Unveränderlichkeit und Ewigkeit wird Ex , reflektiert«, fährt aber so fort: »sondern Gott wird als der bezeichnet, welcher ist, der er ist, d. h. welcher sich als den erweist, als welchen er sich erweist«. Aber dieses »d. h.« ist nicht ein Schritt, sondern ein Sprung; eine Bedeutung »sich erweisen« kann aus haja weder unmittelbar noch mittelbar herausgelesen werden. Köhler, a. a. O. lehnt die Interpretation denn auch ab, erklärt dann aber, eine schon von Hengstenberg bekämpfte These wiederaufnehmend: »›Ich bin, der ich bin‹ ist eine Aussage, welche die Auskunft verweigert. Gott gibt Mose nicht das Geheimnis seines Wesens (= Namens) preis. Wer Gott ist, wird Mose an seinem Wirken schon sehen«. (Vgl. auch F. Dornseiff, Antikes zum AT, ZAW NF () .) Aber als der Fragende erscheint hier ja doch hinter Mose d a s Vo l k , und Gott sagt Mose unmittelbar nach dem ehje ascher ehje die Antwort, die er dem Volk erteilen soll. Und diese Antwort ist keineswegs die Verweigerung einer Auskunft. Sie lautet: Ehje schickt mich zu euch. Hier kann Ehje nur als Name verstanden werden. Aber sinnhaft verstanden werden kann es nur, wenn es für sich schon das Wesentliche von dem sagt, was in dem ganzen ehje ascher ehje gesagt war: Ich werde da sein, dabei sein, gegenwärtig sein, – ich bin da, ich bin bei euch. Das ist der Name, den Gott »seinem« Volk (V. ), dessen Not er »erkannt« hat (II, ), nicht verweigert. Und im nächsten Vers erfolgt, durch das nachdrücklich wiederholte: »So sollst du zu den Söhnen Israels sprechen«, die Kundgebung, daß der Name Jhwh, als der Name des Vätergottes, durch eben dieses ehje in seiner Bedeutung erschlossen sei, wie dieses durch das vorausgehende und nachfolgende ehje ʿ im erschlossen war (das »ʿ im« aber klang für jeden an, der den Bericht und die andern göttlichen »ehje ʿ im« der biblischen Erzählung kannte). Jehuda Halevi (Kusari IV ) läßt Gott ganz in Köhlers Sinn beginnen: »Was haben sie danach zu suchen, was sie doch nicht erfassen können!« (Ri , wird zum Vergleich herangezogen), aber er läßt ihn so fortfahren: »Sage ihnen: ›Ich werde da
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sein‹ … : daß ich mich von ihnen finden lassen werde zur Zeit da sie mich suchen. Und sie mögen nicht nach einem größeren Erweis suchen als dem, daß ich mich bei ihnen finden lasse! Und so werden sie mich empfangen.« / Grether macht a. a. O. ff. gegen die mosaische Herkunft der Erschließung (der »elohistischen Deutung des Tetragramms«) geltend, daß auf sie nirgends in der Schrift direkt Bezug genommen werde. Aber ist es religionsgeschichtlich nicht einleuchtend, daß die einmal in entscheidender Form erfolgte Erschließung eines Geheimnisses nicht mehr beredet wird? D3, D5, D7 , Schar] Kreatur H2, d1 , Parallelen] Analogien H2, d1 , Anm ] fehlt d6 , hier und nicht anderswo, jetzt] da und nicht anderswo, dann H2 , Entmagisierung] Entzauberung H2 ,- mitgehenden Gottes.] Ende von d4 ,- den, wie kein Bann […] der Elemente hält;] fehlt D5, D7 , seine oberen und unteren] oben und unten seine H2, d1 , Anm ] fehlt d6 , Anm ] fehlt d6 , Melekh] Melech H2, d1 König d6 , Melekh] Melech H2, d1 König d6 , zur Natur] zur Natur [(vgl. das bei Jeremia Folgende bis V. )] H2 , Baale] Baalim H2 , der »König«.] Ende von d6 , dieses Glaubens] dieses Glaubens (die freilich nicht unberührt bleiben konnte) H2 , zu tun, eines aufzuzeigen] zu tun aufzuzeigen d1 , »Bekanntwerden«] »Kenntlichwerden« D7 , Melekhgott] Melechgott H2, d1 , Reifeerkenntnis] reife Erkenntnis H2 ,- konnte, indem er den Weg] konnte JHWH, [in einer Bezeichnung] den Weg [abschliessend] H2 konnte JHWH, indem er den Weg d1 ,- Assyrien führt] Assyrien hierher führt H2, d1 , in einer Bezeichnung beschloß] hin einer Bezeichnung beschliessendi H2 in einer Bezeichnung beschließend d1 , Jhwh] fehlt H2, d1 , Volksfrühe] [Stunde des Volkwerdens] ! Völkerfrühe H2 , Hauptes eines Staates, den es noch nicht gab] Staatshaupts, da es noch keinen Staat gab H2, d1 , Melekhgottes] Melechgottes H2, d1
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,- erschienen war] erschienen war (Ex. , ) H2, d1 , so wirklich] hso wirklichi H2 , erschienen war] [auf ewig] erschienen war H2 , Inzwischen] Indessen ! Inzwischen H2 , nun sagte] [nun stand] ! nun sagte H2 , des Königs] eines Königs H2, d1 ,Titel Sechstes Kapitel] fehlt H2, D7 ,Titel Der Glaube Israels] . DER GLAUBE ISRAELS D7 , Man pflegt] Beginn des weiteren Textstücks von h1; Beginn des zweiten Abschnitts von d6 , Man pflegt den Prozess] Man [hat an dem] ! pflegt den Prozess h1 [Allgott, keinen höheren Titel als den eines Königs] ! Man pflegt den Prozess H2 , Gottesglauben] Glauben ! Gottesglauben h1 , meinte] meint d6, D7 , unverkennbar] unerfindbar ! unverkennbar h1 , »Jhwh-Knechts«] »Gottesknechts« ! »JHWH-Knechts« h1 , »Jhwh-Knecht«] Knecht ! »Jhwh-Knecht« h1 , das zusammengefaltete zum entrollten Blatt] das [Zusammengefaltete zum Entfalteten] ! zusammengefaltete zum entfalteten Blatt h1 , Anm ] fehlt h1, d6 , Anm ] fehlt h1, d6 ,- der sprechende Gott] der hsprechendei Gott h1 , Befreiung und Führung] hBefreiungi und Führung H2 , Israel] Israel [aus dem Ägypten] h1 , das neben ihm keinen Gott haben solle,] hdas neben ihm keinen Gott haben solle,i h1 , den ihn bislang nichtkennenden Auftragsempfänger Kyros] Rede an [Kyros] den ihn bislang nicht-empfindenden Auftragsempfänger Kyros h1 , er sich] er [ausser dem es keinen gibt] ! sich h1 , bezeugt nun sich] [äussert sich nun und erfüllt sich] ! bezeugt nun sich h1 , Königtum des Alls waltet] Königreich »das Königreich aller Welten« h1 Königtum [»das Königreich aller Welten« sei] ! des Alls waltet H2 , Anm ] fehlt d6 ,- daß man sich […] Königtümer kümmere] nicht hervorgehoben h1, H2 , bescheidet] bestimmt h1 ,- daß es keine andern gebe] nicht hervorgehoben h1, H2
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, vor irgendeinem Menschen] vor einem h1 vor einem Mann H2 ,- der Völker] hder Völkeri h1 ,- Macht, sowie] Macht, – sowie D3, D5, d6, D7 ,- sowie einer also […] inne wurde] fehlt h1, H2 ,- bezeugt, der nicht allein] bezeugt. Als der Herr, der nicht allein D3, D5, d6, D7 ,- (da der Begriff […] nicht biblisch ist)] fehlt h1 (da man alttestamentlich ja nie »an jemand« [sondern nur »jemandem«] glaubt) H2 , biblisch] israelitisch D5, D7 ,-, – soweit wir […] zu erfassen vermögen –] fehlt D5, D7 ,-, mit einem auf den Gläubigen allein gerichteten Blick zu erfassen vermögen] vom Gläubigen [abzuleiten vermögen] ! ableiten können h1 [vom Gläubigen aus] ! mit einem auf den Gläubigen allein gerichteten Blick zu erfassen vermögen H2 , Gewiß spricht erst Amos aus] [Amos entdeckt nicht] ! Wohl spricht erst Amos aus h1 ,- aber das bedeutet […] gewußt hätte] [er spricht es nur aus] ! [er befasst sich mit] ! aber das bedeutet […] gewusst hat h1 , Anm ] fehlt h1, H2, d6 , Anm ] fehlt d6 , Die Einzigkeitslehre] [Der »Monotheismus«] ! Die Einzigkeitslehre h1 ,- ihren vitalen Grund] [ihre [vitale] ! lebende Wurzel] ! ihren vitalen Grund h1 , versuchte. Ihr Leben ist] versuchte, sondern D5, D7 , Ihr Leben] [Ihre ganze Lebendigkeit] ! Ihr Leben h1 ,- im Glaubensverhältnis […] in der wahrhaften Liebe] überm Glaubensverhältnis […] über der wahrhaften Liebe D5, D7 ,- , wie sie in der wahrhaften Liebe […] waltet] fehlt h1 h, wie sie in der wahrhaften Liebe […] walteti H2 ,- in der Ganzheitsgeltung] die [Totalitätsgeltung und] ! Ganzheitsgeltung h1 die Ganzheitsgeltung H2 , Ausschließlichkeit.] Ausschließlichkeit. In der Aktualität des Glaubensverhältnisses, im jeweiligen Glaubensakt gibt es freilich keinen Polytheismus: während einer zu Apollon betet (vorausgesetzt dass er wirklich betet), {[kann] ! vermag h1 vermag H2} er nicht an alle andern olympischen Götter zu »glauben«, nicht einmal an einen andern; {[man kann aber nicht gleich] h1} in anderen Lebenslagen und Bereichen glaubt er ebenso ausschliesslich an Zeus {und so fort h1 oder Athene H2}; zwischendurch, d. h. wenn er nicht lebensmässig dabei ist, treibt er Mythologie, Weltanschauung, Polytheismus: er ordnet
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seine Glaubensrichtungen zusammen und sinnt einer Götterwelt nach, die als solche seiner Aktualität nie gegenwärtig war h1, H2 , kennzeichnet sich letztlich dadurch] [unterscheidet sich letztlich von allen offenkundigen oder heimlichen »Polytheismen« nur] ! kennzeichnet sich letztlich dadurch h1 , seinem Wesen nach] fehlt h1, H2 , für das ganze Leben gelten] [das ganze Leben bestimmen will] ! für das ganze Leben gelten h1 , einzukehren] zurückzukehren ! einzukehren h1 , verehrt] anbetet h1 , spricht] [gesprochen hat] ! spricht h1 ,- sich in Bezirken aufhalten] [für irgendwelche Bezirke dessen Zuständigkeit] ! sich in Bezirken aufhalten h1 ,- er muß sie alle dem Einen unterwerfen] her muss jeden Bezirk dem Einen unterwerfeni h1 , Anm ] fehlt h1, d6 , Der »Polytheist« macht aus] [Der »Monotheist« unterscheidet sich vom »Polytheisten«] ! Der »Polytheist« [bezeichnet] ! macht aus h1 , der Existenz] [des Daseins] ! der Existenz h1 , Unübersehbarkeit] Unendlichkeit ! Unübersehbarkeit h1 ,- stets neu] hstets neui h1 , für ihn] für JHWH h1 für [JHWH] ! ihn H2 ,- allmählichen gläubigen Entdeckung aller Bereiche] hallmählicheni gläubigen Entdeckung haller Bereichei h1 ,- Blattes, – nicht als eine […] bezeichnet] Blattes h1 Blattes h, – nicht als eine […] bezeichneti H2 , Anm ] fehlt h1, H2, d6 , ausschließlich, so tritt in Israel] ausschliesslich, und ohne Ausschliesslichkeit dem Schein preisgegeben, so [bedeutet das Glaubensverhältnis] ! tritt in Israel h1 ausschliesslich, [und wird es mit dem Schein] ! so tritt Israel H2 , Fülle] [Breite und] Fülle h1 ,- die dynamische Tatsache, die […] Glaubensgeschichte trieb] [das dynamische Faktum, das Israel aus der altorientalischen Welt hob und ihm eine Glaubensgeschichte gab] ! die dynamische Tatsache, die Israel über den Status der altorientalischen Welt hinweg und in seine eigne Glaubensgeschichte trieb h1 , Geistes] [Welt] ! Geistes H2 , Ich sage] [Die innere Form seiner Glaubensgeschichte] ! Ich sage H2
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, weil es sich] weil es [geradezu? der lebendigsten Zeiten der sich am stärksten nicht in einer gleichmässigen Bewegung?] ! sich h1 , religiös lebendigsten] hreligiösi lebendigsten h1 , geradezu polar anmutenden] fehlt h1, H2 , Bewegungsform] Geschehensform ! Bewegungsform h1 , anzusehen ist] zusätzliche Anmerkung Vgl. Buber, Reden über das Judentum (Gesamtausgabe) ff. H2 , als Lehre] fehlt h1 hals Lehrei H2 , Melekh Isaels] König Israels d6 , weitet] entfaltet D3, D5, d6, D7 , schmerzensreich] grausam h1 ,- Vollkommenheitsbilde] Anspruch h1 , ihre eschatologische Sprache] [eine Sprache in der Eschatologie] ! ihre eschatologische Sprache. [Dieser Kampf ist jene ganz irdische Gestalt] ! [In diesem Kampf [ist] ! wird so in der [Darstellung] ! Gestalt in der die Reichsdialektik sich in Israel darstellt.] h1 Ende von d6 , echte Glaubenskampf] echte ! rechtmässige ! echte Glaubenskampf h1 ,- Nebeneinander und Ineinander […] vertragen zu lassen] falsche Betreiben des Gleichen wenden: gegen Theokratie und Kult-Kontamination h1 falsche Betreiben des Gleichen wenden: gegen die Verschmelzung von Göttern und die von Kulten H2 , Anm ] fehlt h1 , ihm nur nicht auf seinen »Wegen«] nur eben nicht ihm h1 ,- auf den ihren] fehlt h1 , Anm ] fehlt h1 ,- sie dem Geheimnis einer ungekannten Gewalt begegnen] sie [einem Gewaltgeheimnis begegnen] ! dem Geheimnis einer ungekannten Gewalt begegnen h1 , sind sie, statt] [gehen sie darauf aus, nicht etwa] ! sind sie, statt h1 , indem er es vollendet] hindem er es vollendeti h1 , der heilige Führer […] des Reichs] der [Heilige und] ! [Heilsgewährende] ! [Heilswaltende] ! heilige Führer zum Heil, als der König des Reichs h1 , wie alle Völker] wie [ihn] alle Völker [haben] h1 , Schandvokalisation] Umvokalisierung D3, D5, D7 , dem »König«] [der Königsbezeichnung] ! dem »König« h1 , »Aberkönig« macht] zusätzliche Anmerkung s. S. D3 s. oben f. D5 Siehe oben f. D7
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,- zum Wahn hintragen] [auf den Wahn tragen] ! zum Wahn hintragen h1 auf das Wahnhafte hintragen D5, D7 , Wahngebild] Wahn ! Wahngebild h1 , Anm ] fehlt h1 , des loyalitätsvortäuschenden Verrats] [der pseudoloyalen Untreue] ! des pseudoloyalen Verrats h1 des Loyalität vortäuschenden Verrats H2, D5, D7 ,- vorhergehende] frühere H2 , neben meinem Angesicht«] [mir ins Angesicht«] ! neben meinem Angesicht« zusätzliche Anmerkung Nicht: vor meinem Angesicht od. dgl., denn um den v o l l k o m m e n e n Abfall, der ja die Gültigkeit der Gebote für den Abfallenden aufhebt, kann es hier nicht gehen; ein Herr kann seinem Diener alles verbieten, nur nicht, ihm den Gehorsam aufzusagen. h1 ,- (oder »zu meinem Angesicht hinzu«)] fehlt h1, D5, D7 , Anm ] fehlt h1, D5, D7 ,-, gegen den halben […] hüpfen wollte] [das gegen die »anderen Götter« gerichtet gegen die offne h, freilich nur zum halben Abfall führendei Empörung] ! gegen den halben Abfall, der die Welt zwischen JHWH und Baal aufteilt und, wie Elia sagt, dem Vogel gleicht, der auf zwei Ästen zugleich hüpfen wollte h1 , Baal] [die Baalim] ! Baal H2 , Anm ] fehlt h1 ,- auf jenen Synkretismus abzielen] [ähnlich meinen] ! einen Synkretismus meinen h1 auf den Synkretismus [abzielen] ! [von eigenem Gott und fremdem Kult abzielen] ! auf jenen Synkretismus abzielen H2 , Haben doch zum Beispiel] [Sind] ! Haben doch h1 ,- zentralen Abfall-Erzählungen] hzentralen Abfall-i Geschichten h1 ,- goldenen »Kalbes«] hgoldeneni »Kalbes« h1 , wie in dem bitteren Spottstil […] Jungstier] wie, sei es im Spottstil, sei es auf Grund des ursprünglichen weiteren Bedeutungsumfangs des Wortes [Anmerkung Vgl. E. Klamroth, Lade und Tempel () ff.], der baalische Jungstier D3, D5, D7 , Spottstil] Spottstil [beide Erzählungen (z. B. Ahrons Antwort Ex , , oder] h1 , Anm ] fehlt h1 ,- genannt wird] zusätzliche Anmerkung Auch wenn sich, wie Klamroth a. a. O. f., annimmt, ein Bedeutungswandel vollzogen hat, ist der Wortgebrauch merkwürdig. D3, D5, D7 , berichten] erzählen h1
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, eindeutige] fehlt D5, D7 , Jhwhs] fehlt h1 , zum Gegenstand] zum Gegenstand, wohl nicht in der Absicht der Urheber, die nur an ein Piedestal für den unsichtbar bleibenden Jhwh gedacht haben mögen, aber in der im Volk sich verbreitenden Auffassung D5, D7 , Anm ] fehlt h1 , hat ja hier ausdrücklich keinen andern Gott] [soll ja kein anderes] ! hat ja hier keinen andern Gott h1 hat ja hier hausdrücklichi H2 , Anm ] fehlt h1 , Erzählung] Geschichte ! Erzählung h1 , Anm ] fehlt h1 ,- in durchaus] aus durchaus D7 , Anm ] fehlt h1 ,- und z. B. […] bestätigt wird] fehlt h1 , Meister] Meister [(wie etwa Molechisierungstendenz] h1 , müssen] können ! müssen h1 , so konnte] so konnte hohne nähere Bestimmung?i h1 ,- als solcher selbstverständlich] selbstverständlich als solcher D3, D5, D7 ,- der aber als ein mächtiger […] nach Israel kam,] fehlt h1 hder aber als ein mächtiger, [überlokaler] ! überterritorialer, missionierender Baal, nicht als Melekh, nach Israel kam,i H2 , kein Israelit je] niemand ! kein Israelit je h1 , Königs] Königs [oder »unseres?« Königs] h1 , feierliche] dreifache ! feierliche h1 ,- das Kindesopfer] dies h1, H2 , wird unverständlich] [an der dritten Stelle vollends] ! wird unverständlich h1 ,- einem andern Gott] [auf einen andern Gott als JHWH] ! einem andern Gott h1 , vermeint] hält D5, D7 , harte] heftige ! harte h1 ,- Einen Oger […] Namen an] [Ihr betet, so spricht Gott, [statt meiner einen Oger] ! unter meinem Namen einen Oger] ! Einen Oger […] Namen an h1 , fürs Volk] hfürs Volki h1 , Eigene] Eigene ! Angestammte ! Eigene h1 , treten] stehen h1, H2 ,- dem Eignen das Gelöbnis zu halten] [sich zum Eignen neu anzugeloben] ! dem Eignen das Gelöbnis zu halten h1
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, wider einander] einander gegenüber h1 , Wahrheit] [geglaubte] Wahrheit h1 , Lüge] [geglaubten] Lüge h1 , , der auf ihre Art […] gemischt] gemischt D5, D7 , gemischt] vermischt h1, H2 ,- ein hartes, ein ungeheures Werk] [weitaus das härtere, das sprödere Werk] ! ein hartes, ein ungeheures Werk h1 ,- zertrümmert den Altar eines biedern Sippen-Baal] schlägt einen wollüstig biedern Haus-Baal h1 [schlägt] ! zertrümmert den Altar eines biedern Sippen-Baal H2 , Vernichtung geschieht oder wird geschehn] [gegenwärtige oder künftige] Vernichtung hgeschieht oder wird geschehni h1 , Formeln] Formen h1, H2 ,- zu schaffen. Wohl erscheint er in Kanaan] zu tun; er wird in Kanaan h1 [schaffen, er wird in Kanaan] ! schaffen. Wohl erscheint er in Kanaan H2 , Anm ] fehlt h1 , Beschützer] Beschützer ! Spender ! Beschützer h1 , die Funktion […] aufgegangen] er hat also die Funktion der Baalim unter die seinen aufgenommen h1 [er hat also die Funktion der Baalim unter die seinen aufgenommen] ! [deutlicher als eine vom ganzen Himmel her und für die ganze Erde erkannt wird] ! die Funktion der Baalim ist in seiner grossen Fürsorge aufgegangen H2 , Anm ] fehlt h1 ,- , er »ruft dem Korn« und es sprießt auf (Ezechiel , )] fehlt h1 h, er »ruft dem Korn« und es sprießt auf (Ezechiel , )i H2 , des ersten, des kosmischen Schöpfungsberichts] [der [ersten hWeltiSchöpfungsgeschichte] ! ersten, der kosmischen Schöpfungsgeschichte] ! des ersten, des kosmischen Schöpfungsberichts getilgte Anmerkung Gleichviel wann entstanden, [die beiden Berichte ergänzen einander] ! in ihrer kanonischen Zusammensetzung ergänzen die beiden Berichte einander wie Natur und Geschichte h1 , alle Dinge] [die Welt] ! alle Dinge h1 , (Genesis , a) ] fehlt h1, H2 , jene […] deuten] ihr […] ihr […] [nennt] ! deutet h1 ,- Darum geschieht […] gegen Unwesen.] fehlt h1, H2 ,- der nicht die geschlechtliche […] verlangt] hder nicht die geschlechtliche […] forderti h1 der nicht die geschlechtliche […] [fordert] ! verlangt H2 , Kindesopfer] Kindesopfer [eine Melechgabe ist: ja, dieses stellt
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recht eigentlich das Element dar, das bei den andern Westsemiten dem Ausschliesslichkeitsstreben Israels entsprach] h1 , , anscheinend das des Erstgebornen,] fehlt h1 , Gabe] Spende D3, D5, D7 , Zusammenhang kommt] Zusammenhang wird h1 Zusammenhang [wird] ! kommt H2 ,- Zug aus Ägypten] Auszug h1 Auszug ! Zug aus Ägypten H2 , Zueignung] Weihung ! Zueignung h1 ,- – mit ganz anderm Akzent […] Baals-Abgabe –] [geboten] ! – wie anderwärts die pflanzlichen Erstlinge der alten Baals-Abgabe – h1 , Abgeltung] Ablösung ! Abgeltung h1 , angeordnet] vorgeschrieben ! angeordnet h1 angeordnet ! vorgeschrieben ! angeordnet H2 , genauer] ausdrücklicher h1 , nichtgutes] nichtgutes und lebenbedrohendes h1 ,- , als eins […] zu haben] fehlt h1 ,- die widerspenstigen Söhne] sie h1 , »maklig werden lassen durch ihre Gaben«] [maklig werden lassen durch ihre Gaben] »maklig gesprochen« um ihrer Gaben willen h1 [»maklig gesprochen um ihrer Gaben willen«] ! »maklig werden lassen durch ihre Gaben« getilgte Anmerkung vgl. II Kön. , , wo es um den gleichen Gegenstand geht; die Verbalform bedeutet nicht »verunreinigen«, sondern unrein im [kultischen] ! sakralen Sinn machen oder erklären. H2 , diese »Räselrede«] hdiese »Rätselrede«i h1 ,- der nachfolgenden Strafansage] fehlt h1 , nicht wohl anderes meinen] [nicht anders gemeint sein] ! nicht wohl anderes meinen h1 , eine »ungute«] heine »ungute«i h1 , Benhinnomtal] Tofettal h1, H2 , die angeblich] hdie angeblichi h1 ,- (ohne Abgeltung)] h(ohne Abgeltung)i h1 , biblisch-theologische] biblische h1 biblische ! biblisch-theologische H2 ,- (die als beiläufig anzusehen […] ansagen kann] (die [nicht [unbeabsichtigt] ! beiläufig sein kann] ! als beläufig anzusehen nicht angeht) vom Volk nicht mit feierlicher Schwurformel (V. b) Rechenschaft dafür fordern kann h1 , Strafe dafür ansagen kann] [Rechenschaft dafür fordern kann] ! Strafe dafür ansagen kann H2
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, versichert hätte.] versichert hätte. Wir sind an die tiefere Schicht [der Molechisierung] ! des Molechismus geraten: er will nicht bloss einen regelrechten Melechgott ohne besondere Kennzeichen, er geht doch auch von einer echten und eigentümlichen hWesens-iForderung JHWHs aus, die er nur eben verkehrt materialisiert [, der Molech hat das JHWH Angesicht, wie nach der mittelalterlichen Legende]. Die [nicht erst vom Wort, sondern] vom Wesen JHWHs selber, als des unbedingten Daseinskönigs, gestellte Forderung nach unbedingter Hingabe, nach jenem »mit all seinem Herzen, mit all deiner Seele, mit all deiner Macht«, findet ihre rituale Erwiderung in dem Brauch der Semicha, dem wir ausserhalb Israels nicht begegnen Anmerkung Dussand, der auf S. und f. seines Buches »Les origines cananéennes du Sacrifice israélite« () Verständnis für die Bedeutung der Semicha bekundet, nimmt auf S. ohne irgendein Beweismaterial als »wahrscheinlich« an, der Ritus sei auch in Karthago praktiziert worden. Abbruch des Textes wegen fehlender Seiten h1 , gebaren] gebärden D5, D7 , Hauptstück] Kulmination ! Hauptstück H2 , vor allem] hausser anderemi H2 , erzeigen] erweisen ! erzeigen H2 , Anm ] fehlt H2 , Königschaft haben] König sein H2 , erscheint] wirkt ! erscheint H2 , befremdend] befremdlich H2 ,- hier für die Vorstellung des Schaltens] hhier für die Vorstellung des Schaltensi H2 , erweist] aber erweist D5, D7 ,- zum ganzen, […] Israel] [zur ganzen Diaspora Israels] ! zum ganzen, […] Israel H2 , Anm ] fehlt H2 , durch die ägyptische Wüste gelenkt] [in die Wüste gebracht] ! durch die ägyptische Wüste geführt H2 , lenken] führen H2 , hinwegtun] [herausgeleiten?] ! hinwegtun H2 , das Stück] [die Rede] ! das Stück H2 , der beistehend] der [im Beistand und Gericht Gegenwärtige] ! beistehend H2 , ahndend] richtend ! sondernd H2 , den ersten Exulanten] hden ersten Exulanteni H2 ,- die in einer […] waren als] hdie in einer […] waren alsi H2 ,- »die anbeten […] bekennen«] die anbeten […] bekennen D7
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, echten Melekh] hechteni Melech H2 ,- das sich religionsgeschichtlich […] abbildet] fehlt D5, D7 , Angesicht] Gebaren D3 , Christi hat] zusätzliche Anmerkung vgl. Bousset, Der Antichrist () ff., ff.; Wadstein, Die eschatologische Ideengruppe () ff. D3 , abbildet] spiegelte ! abbildet H2 ,- Molekhdienst] Molechismus H2 , wirkliche] [echte und] ! wirkliche H2 , kaum begegnen] nicht begegnen H2 , Der, zu dessen Gunsten] Beginn eines weiteren Textstücks von h1 , zu dessen Gunsten ein animalisches Opfer] [für den ein Sühneopfer] ! zu dessen Gunsten ein [Opfer] ! Tieropfer h1 , stemmt] legt ! stemmt h1 , Tiers] Opfertiers h1 , Anm ] fehlt h1 ,- Das Tier ist nun […] gebracht wird] [So stemmt der Hohepriester] ! Das Tier ist nun [der Opferer] ! in der gemeinten Funktion [der Opferer] ! mit dem identisch, für den das Opfer gebracht wird h1 , Versöhnungstag] [Tag der Bedeckungen] ! Versöhnungstag h1 , sühnepflichtige] sühneheischende h1 ,- in die Wüste] zusätzliche Anmerkung Vgl. neuerdings Pettazzoni a. a. O. ff. D3, D5, D7 , funktionelle] funktionale D5, D7 , zu dessen Gunsten] für den h1 ,- gewillt] gehalten und gewillt h1 gelassen ! [gehalten und] ! gewillt H2 , funktionell] funktional D5, D7 , seiner eigenen Person] ihm selber h1 ,- Die Intention] [Der Glaube, der in den Opferkulten der Religionen gleichsam die Vollendung gipfeln] ! Die Intention h1 , verdichten] gipfeln ! verdichten h1 , gefunden hat] findet h1 zusätzliche Anmerkung Vgl. aber A. Alt, Zur Talionsformel, ZAW NF () f. D3, D5, D7 ,- (dort lautet sie […] mein Gebein«)] fehlt D3, D5, D7 , Der Begriff] [So ist das Opfer nicht als] ! Der Begriff h1 , primitiv- oder vedisch-magischen] primitiv-magischen h1 [primitiv-magischen] ! primitiv- oder vedisch-magischen H2 ,- , weder als objektive […] Gnadenwirkung] fehlt h1
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, aktiven Gegenüber] reinen Gegenüber h1 reinen ! aktiven Gegenüber H2 ,- (in der magischen […] passiv geworden)] fehlt h1 ,- Indem das Wachstum […] überwuchert wurde] Mit der Schwächung und Fiktivierung der [ausgerichteten] Absicht h1 [Mit der Schwächung] ! Indem das Wachstum der Absicht [geschwächt und] vom Schein überwuchert wurde H2 , religiöse Wirklichkeit] Wirklichkeit h1 , des realen reziproken Geschehens] fehlt h1 hdes realen Geschehensi H2 , Anm ] fehlt h1 , das spukhafte Possenspiel eines intentionsleeren Opferkults] [den] ! [einen absichtsleeren] ! [intentionsleeren] ! das spukhafte Possenspiel eines intentionsleeren Opferkults h1 , Erzählung] Geschichte h1 zusätzliche Anmerkung Zu Gen vgl. meinen Aufsatz »Genesisprobleme«, MG WJ () ff. D3, D5, D7 ,- Der »Sohn«, der »Einzige«, der den man »liebt«] [Der »einzige Sohn«, den man »liebt«] ! Der »Sohn«, der »Einzige«, der den man »liebt« h1 , jenes Geschöpf] das Wesen h1 [das Wesen] ! die Kreatur H2 ,- der liebende Mensch, der es als sich selber darbringt] [man] ! der lebende Mensch, der es als sich selber darbringt h1 , Anm ] fehlt h1 , Realität] Wahrheit h1 , in seinem Handeln] [durch sein] ! in seinem Handeln h1 , Stammesgottes] Königsgottes ! Stammesgottes h1 , heischt] fordert h1 , fordert] fordert [unmittelbar] h1 ,-, das Lebendige […] daß es] der Mensch […] daß er D7 ,- auch zu gering.] Abbruch des Textes wegen Textverlust h1 , »vor seinem Antlitz hergehen«] »[vor ihm] ! vor seinem Antlitz hergehen« H2 , die personhafte Unbedingtheit des Stammesgottes Jhwh] [das entfaltete Bild] ! die personhafte Unbedingtheit [JHWHs] ! des Stammesgottes JHWH H2 , dem Text abgewinnen] deuten ! dem Text abgewinnen H2 , Führerruf] [zum Königsruf] ! Führerruf H2 , Erwählung, Ausscheidung, Auslese] hAusscheidung undi Erwählung [und Auslese] H2 , aber wie in der eigentlichen Volksgeschichte] [aber auch zwischen
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seinen Worten? dort und hier besteht ein Artunterschied, der nicht zu überhören ist. Man horche nur auf zwei derselben Quelle zugeschriebene nacheinander, das an Noah: »Komm, du und all dein Haus, in die Arche!« und dieses an Abraham: »Geh du aus deinem Land, aus deiner Verwandtschaft, aus dem Haus deines Vaters, deinem Vaterhaus!« – welch ein neuartiges Pathos ist hier [lautgeworden] ! zu Laut geworden, neu auch gegenüber den Zornreden] ! aber wie in der eigentlichen Volksgeschichte H2 ,- Forderung] Totalität ! Forderung H2 ,- rückhaltlosen Vollständigkeit] [Restlosigkeit, volle Totalität] ! rückhaltlose Vollständigkeit H2 ,- Textschichten] Zeiten ! Textschichten H2 ,- »Ganz sei mit Jhwh deinem Gott!«] »Ganz sollst du mit Jhwh deinem Gotte sein!« D5, D7 ,- sie entsprechen einander] [für die Konzeption der vorstaatlichen Geschichte Israels] ! sie [ergänzen] ! entsprechen einander H2 , sagen] sprechen H2 ,- das Wesentliche] das Ursprüngliche H2 , Einmaligkeitsproblem] Einzigkeitsproblem ! Einmaligkeitsproblem H2 ,- wie allein sie […] als Geschichte da ist] wie allein sie [eben als Geschichte vorhanden ist, die [vom Glauben] ! von Gläubigen] ! trotz aller Versuche hreini »Profanhistorisches« herauszuschälen hnun einmali als Geschichte [besteht] ! da ist H2 ,- Geschichte des Geschehens […] seinem Volk] hGeschichte des Geschehens […] seinem Volki H2 ,- der menschlichen Antwort […] Menschenwesens] [des menschlichen Torsos] ! der menschlichen Antwort darauf, [erfüllend, versagend, wiederanhebend, einer Antwort der stammelnden Menschenzunge] ! einer stammelnden, versagenden, wiederanhebenden, aber doch einer Antwort des brüchigen Menschenwesens H2 , des Erzählers] fehlt H2 , mag] darf ! mag H2 , bemerkenswert] denkwürdig H2 beachtenswert D5, D7 ,- in dem Spruch […] nicht aufruft] [in seiner Tempelrede an das Volk [das Wort] ! nicht das Wort von dem Ganzsein des Menschen mit dem Volk nicht entbietet] ! in dem Spruch […] nicht aufruft H2 ,- Wiewohl er fortfährt] [Ob der Verfasser es auch nicht bedachte, hier wird die Gesinnung an die Stelle des vollständigen Lebens gesetzt, das sie miteinschliesst, aber sich von ihr nicht vertreten lassen will] ! Wiewohl er fortfährt H2
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, Ruach Gottes] Ruach Gottes [in einer paradoxen Unmittelbarkeit oder] H2 , Dynastie regiert] Dynastie regiert [somit nicht mehr] H2 , getrennt] geschieden ! getrennt H2 , Es klingt unsern Ohren] [Der Verfasser oder Redaktor weiss was er tut, wenn er kurz danach (, ) für die symbolistische] ! Es klingt unseren Ohren H2 , wenn kurz danach (, )] wenn kurz danach (, ) [der Verfasser oder Redaktor] H2 ,- der, gastfreundlich […] zuweist,] hder, gastfreundlich […] zuweist,i H2 , widerstreitslos] befriedet ! widerstreitslos H2 , Patriarchengeschichte] Patriarchenerzählung der Genesis D3, D5, D7 , hat zwar nicht das Leben] [behandelt] ! hat zwar nicht [die Geschichte] ! das Leben H2 , keimhaft] keimformhaft H2 , dem Volk] dem [gewordnen] Volk H2 , vermag] kann D5, D7 ,- auszugehn] kommen D5, D7 , Der Auszug von Ägypten] Beginn eines weiteren Textstücks von h1 ,- Der Auszug von Ägypten […] einen kollektiven] Als Volk wird Israel durch einen Vorgang [konstituiert] ! eingesetzt, den der Glaube eine Offenbarung und die [Religionsgeschichte einen Glaubensakt nennt] ! Religionswissenschaft [einen kollektiven] ! ohne damit sein Wesen erschöpfen zu wollen einen kollektiven [sondern nur eben seine erfassbare Seite] h1 [Als Volk wird Israel in die Geschichte durch [[einen] ! ebenden Vorgang eingesetzt] ! [den Auszug] ! [die Befreiung] ! den Zug aus Ägypten eingesetzt. Die durch den] ! Der Auszug aus Ägypten, der [das Volk] Israel hals Volki in die Geschichte einsetzt, bereitet seine entscheidende Gottesbegegnung vor: einen Vorgang, den der Glaube eine Offenbarung und die Religionswissenschaft, ohne damit sein Wesen [umgreifen] ! [umfassen] ! umfangen zu wollen, einen kollektiven H2 , Die Ausschließlichkeit] [Als Glaubensakt und während der auf sich selber reflektierende Glaube und die Theologie beides verbindet] ! Die Ausschliesslichkeit h1 , echte Glaubensakt] Glaubensakt h1 , erfahren] erfahren – und in seinem »Wir tuns, wir hörens« als eine bekundet – h1 erfahren [– und in seinem »Wir tuns, wir hörens« (Ex , ) –] H2
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, Den Bereich] davor kein Absatzwechsel h1, H2 , der Einzelne als solcher] der Einzelne – ausserhalb des Zusammenhangs mit einer Gruppe – h1 der Einzelne hals solcheri H2 , dürften] könnten h1 , verwirklichen] erfüllen ! Erfüllung geben h1 [Erfüllung geben] ! verwirklichen H2 , sein politisches Sein und Tun] auch sein politisches Sein und Tun D7 , dieser Beziehung] [seiner Glaubenserfahrung] ! seines Glaubensverhältnisses h1 [seines Glaubensverhältnisses] ! dieser Beziehung H2 ,- sie nur im Gang […] vielmehr erleidet] [sich drein] ! [auf sich nimmt] ! [sich drein schickt] ! sie nur im Gang […] vielmehr erleidet h1 , erfährt] [als Schicksal] erfährt H2 , erleidet.] erleidet. [Naturgemäss werden die religiös-politischen Führer des Volkes] ! [Ist dies einmal entscheidend erwählt und im Bekenntnis ausgesprochen, dann werden die religiös politischen Führer des Volks die Entscheidung immer wieder im Kampf [gegen die Trägheit erneuern müssen] ! gegen die sich ihr entziehende Trägheit] h1 , Der Unbedingtheitsanspruch des Gotteskönigtums erfüllt sich] Der Unbedingtheitsanspruch des echten Königtums von Seiten des Gottes, der »Gehorsam« ihm gegenüber, das also, was ich die Ganzheitsgeltung und Ganzheitswirkung der Ausschliesslichkeit, das lebensmässige Ernstmachen mit ihr genannt habe, von Seiten des Volks, ist also schon in der Patriarchengeschichte [präformiert] ! vorgestaltet. Es gibt noch [kein Volk] ! keinen Stamm, [es gibt] ! und so gibt es auch noch keinen »König«, aber in das Verhältnis zwischen dem Einzelnen, haus dem [das Volk] ! der Stamm hervorgehen solli und seinem Herrn ist das zwischen Volk und Melech hkeimformhafti übertragen, der Bund, Führung und Mehrung, die Forderung, die Erprobung und die Verheissung. Sowie nun, nach Ablauf jener »vierhundert Jahre«, die Handlung zwischen [Gott] ! JHWH und Israel, nun aber dem hgewordneni Volk Israel, wiederbeginnt, nicht mehr auf dem Boden der Biographie, sondern auf dem der [Geschichte] ! Historie, sowie JHWH und Israel einander in der Geschichte begegnen, muss das [Königtum] ! Gotteskönigtum als solches hervortreten und seinen Unbedingtheitsanspruch der ganzen Volkswirklichkeit gegenüber [vertreten] ! erheben und das Volk muss als solches [den Anspruch] ! mit einem lebensmässigen Ernstmachen den Anspruch anerkennen. [Der König kann sich nicht mit Kult und Orakel
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begnügen und den Rest, einem Menschlichen die breite] ! Das erfüllt sich h1 , erfüllt sich] wird anerkannt D5, D7 ,- Jhwh selber, allein und unmittelbar, die Königsherrschaft antritt] [JHWH die Herrschaft antritt] ! JHWH selber, allein und unmittelbar die Königsherrschaft antritt [, indem er dem Volk eine Verfassung gibt, keine blosse Kult und keine blosse Sittenverfassung, eine Verfassung vielmehr der ganzen weltlichen Tat] h1 ,- des weltlichen Lebens,] des weltlichen Lebens: D3, D5, D7 , beansprucht er] beansprucht [und ergreift] er h1 , Er wird] Er will h1 Er [will] ! wird H2 ,- bloße Macht […] verleihen] [er hat nicht im Sinn, ohne einen bestimmten Auftrag Macht derogieren] ! aber blosse Macht ohne einen [situationsbestimmten] ! situationsbezogenen Auftrag [blosse Macht] h[als solche] mag er nichti derogieren h1 , zunächst] fehlt h1 hzunächsti H2 ,- – nicht Verfassung […] Gesellschaft, – er wird] hnicht Verfassung […] Gesellschaft, –i er will h1 ,- , aber eben bloß als Auskunft auf Frage,] fehlt h1, H2 ,- Die geschichtsgeläufige […] aufgehoben] nicht hervorgehoben h1, H2 ,- – das zur gemeinorientalischen […] Hinzutretende –] h– das zur gemeinorientalischen Vorsehung des Gotteskönigtums [und zur westsemitischen Vorstellung des Stammesgottes] Hinzutretende –i h1 , deren Kern] es ! in ihrem Kern h1 in [ihrem] ! deren Kern H2 , Geschichte] [eine Geschichts] ! [wie auch mythisierenden [Ausformung] ! Geschichtstradition] ! [Erzählbrocken?] einer] Geschichte H2 , halbnomadischer Semitenstämme] [semitischer Nomaden- oder Halbnomaden] ! halbnomadischer Semitenstämme H2 , hochgemuten Voranzugs getan haben] des Voranzugs h1 des hhochgemuteni Voranzugs hgetan habeni H2 , gleichbetitelter] hgleichbetitelteri h1 ,- zu erheben] auszurufen h1 , ausrief] [ausrief] ! [proklamierte] ! ausrief h1 ,- dieser Stämmeverband, der sich Israel nannte,] hdieser Stammesverband, der sich Israel nanntei h1 , als Volk mit der ausschliesslichen Gottesherrschaft] [mit der Herrschaft Gottes] ! als Volk mit der hausschliesslicheni Herrschaft Gottes h1
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,- Ernst zu machen sich unterwand] Ernst machte h1 Ernst zu machen sich unterfing H2 , unterwand] zusätzliche Anmerkung Vgl. {neuerdings D3} P. Volz, Mose und sein Werk (2) : »Schon die Mosegemeinde war ›Theokratie‹«. Volz betont aber a. a. O. auch mit Recht (gegen die . Auflage seines Buchs sowie W. Caspari und E. Sellin), daß der Begriff der Gemeinde nicht zulangt, daß vielmehr »die Religion Moses im Rahmen eines völkischen Wesens geschaffen worden ist«. – Zum Stämmeverband, der sich Israel nennt, vgl. auch Sachsse, Die Bedeutung des Namens Israel () : »Als Bundesname besitzt Israel auch von Haus aus eine sakralreligiöse Bedeutung«. / Vermutlich ist der ursprüngliche Sinn dieses Namens, eben als Bundesnamens: El herrscht, El ist Fürst (vgl. {oben S. Anm. D3 S. Anm. D5 , Anm D7}), und er spricht eben das von der Gottheit als solcher aus, was der Schluß des Meerhymnus von Jhwh ausruft (vgl. {S. ff. D3 S. ff. D5 unten ff. D7}), als »das sichtbare Programm der Gottesherrschaft« (Volz a. a. O. ). Doch muß der Name deshalb noch nicht von Mose geprägt sein; er kann vormosaisch sein und durch Mose nur eine erneuernde Deutung erfahren haben, wie das Tetragramm von ihm (wohl unter Erweiterung um den . Buchstaben, s. oben {S. XXIXf., f. und ff. D3 S. XXVf., f. und ff. D5 f., ff. D7}) neugedeutet worden ist. D3, D5, D7 , unablässigen] [stets wiederkehrenden] ! unablässigen h1 ,- zwischen Gideonmenschen und Abimelekhmenschen] hzwischen Gideonmenschen und Abimelechmenscheni h1 ,- Für die wissenschaftliche […] literarischer Herkunft] Wieder müssen wir, wie immer, wenn die Frage »Lehre oder Ereignis?« zur Beantwortung steht [,dem Wort,] den Urkunden, dem Text nachforschen. [Er wird uns auch hier das Geheimnis der Geschichtswirklichkeit nicht ausliefern] Abbruch des Textes wegen Textverlust h1 , naturgemäß] fehlt H2 , zwischen Ägypten und Kanaan] hzwischen Ägypten und Kanaani H2 , – wie sehr auch mythisierenden –] h– wie sehr auch mythisierenden –i H2 ,Titel Siebentes Kapitel] fehlt D7 ,Titel Der Königsbund] . DER KÖNIGSBUND D7 , »Da ist das Blut] »Hier das Blut D5, D7 , Gegenseitigkeit] Bilateralität H2 ,- sakral-rechtlichen Gegenseitigkeitsaktes] nicht hervorgehoben H2
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,- eigentlichen Blutmischung, dem Trinken des gegenseitigen Blutes,] heigentlicheni Blutmischung, hdem Trinken des gegenseitigen Blutesi H2 , Gott und Mensch] zusätzliche Anmerkung W. Caspari, Der Theokrat, NKZ () läßt mich sagen, nur der Sinaibund sei ein Akt zwischen Gott und Mensch. Ich sage etwas ganz anderes: daß e i n e s o l c h e Z e r e m o n i e zwischen Gott und Mensch nur hier vorkommt. D3, D5, D7 , Ritus] Ritus des Hindurchschreitens H2 , gegenseitige] bilaterale H2 , zusammengebracht] verbunden ! zusammengebracht H2 , erscheint der Ritus] ist [die Handlung] ! der Ritus eigentümlich H2 , Unheil] Unglück H2 ,- Ebenso aber wird] Dazu kommt aber dass H2 , biblisch] in Israel H2 , ursprünglich] fehlt H2 , sekundär eins, das] oder doch H2 ,- Freilich scheint […] einem Unten stiftet.] fehlt H2 , Wortspiel vor] zusätzliche Anmerkung Vgl. Buber {und Rosenzweig D3, D5}, Die Schrift und ihre Verdeutschung, { ff. D3, D5 s. unten ff. D7} D3, D5, D7 , eine sehr alte] sehr alt D3, D5, D7 , des Bundes, etwa auch eine Ergänzung seiner Satzungen] [und Ausdruck des Bundes] ! Bundes, etwa auch eine Ergänzung seiner Satzungen H2 , allein Geschichtlichkeit] [die Priorität] ! allein Geschichtlichkeit H2 , Geschichtsmoments] Geschichtshandlung ! Geschichtsmoments H2 , fast] fehlt H2 ,- herodotischer und ein thukydideischer] herodotischer, sagendurchsetzter und ein thukydideischer, historiebewußter D3, D5, D7 , gefolgert] etwas gefolgert D3, D5, D7 , freilich offenkundig später] hfreilich offenkundig späteri H2 , hindeuten läßt] zusätzliche Anmerkung Dies gilt auch gegen die von C. Steuernagel, Jahwe und die Vätergötter, in: Festschrift für Georg Beer () ff. vorgetragene These. Es liegt keine Veranlassung vor, V. und den auf das me-ʿ asob bezugnehmenden V. für sekundär (»E2«) zu erklären. Der von Steuernagel behauptete Widerspruch zwischen V. ff. und andern Stellen besteht nur, wenn man
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mit ihm unter den abzuschaffenden Göttern »alle Vätergötter Israels« versteht und Jhwh als den erst jetzt zu erwählenden Gott ansieht. Versteht man aber: »Es geht nicht an, sich zu Jhwh zu bekennen und die Theraphim mitzuschleppen, diesem Gott und anderen dienen heißt ihn aufgeben, ihr müßt euch also eindeutig entscheiden!«, dann gibt es überhaupt keinen Widerspruch. Sowie man sich solche survivals religionsgeschichtlich vergegenwärtigt, läßt sich der Josua von Kap. ohne Schwierigkeiten erfassen: derartige »harmlose« Hausgötter werden eben von den Frauen heimlich mitgetragen (vgl. Gen ,) und entgehen lange Zeit der Entdeckung, bis eine gründliche Reinigung erfolgt (vgl. Gen ,). D3, D5, D7 , aufstellt] vorlegt ! aufstellt H2 ,- in einem […] Bericht] hin einem […] Berichti H2 , »Gesetzesstation«] vorsinaitische »Gesetzesstation« H2 , einen Komplex von Verordnungen] [einzelne Vorschriften] ! einen Komplex von [Satzungen] ! Verordnungen H2 ,- neue institutionelle Befestigung […] Zentralisierung] [X Zusammenfassung] ! [politische Zentralisierung] ! neue institutionelle Verfestigung des Stämmeverbands und seine kultisch-territoriale Zentralisierung H2 , gleichmäßigen und gleichzeitigen] gleichmässigen hund gleichzeitigeni H2 , Opferblut] Blut ! Opferblut H2 , in dem die Lebensseele ist (Lev. , )] [die auf das primitive Zeremoniell der Blutmischung zurückgeht] ! in dem die Lebensseele ist (Lev. , ) H2 , Bundesschlüsse] Bünde ! Bundesschlüsse H2 , Lage] Situation ! Lage H2 ,- So fehlt ihnen […] verschwiegen hätte.] fehlt D5, D7 ,- ereignisnahe und enthusiastische Erzähler] Bericht H2 , »religiöser« Vorgang] »religiöses« Ereignis H2 , somit] demnach D3, D5, D7 , aufgefaßt] verstanden ! aufgefasst H2 , aufgefaßt] verstanden ! aufgefasst H2 ,- bestanden] gegeben ! bestanden H2 , bestehen konnte] gegeben ! bestanden hat H2 ,- wesenhaft] hwesenhafti H2 , der Untergang der Verfolger] das Ereignis des Wegs wo das Meer war H2 , als sie ihn salbten] hals sie ihn salbteni H2 ,- »die Stellung […] mlk bezeichnet«] nicht hervorgehoben H2
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, ein Königsbund] zusätzliche Anmerkung vgl. auch oben S. IL. D3 vgl. auch oben S. XLI D5 Vgl. auch oben D7 ,- Jhwh ist nicht bloß […] politisches Oberhaupt.] hJHWH ist nicht bloss […] politisches Oberhaupt.i H2 ,- es gäbe diesen Geist […] sich bekennt] nicht hervorgehoben H2 , finden sich fast] gibt es H2 , nicht deshalb] nicht nur deshalb D7 , weil Israel] weil [man Israel] ! [dem Volk] ! Israel H2 , in Israel] in [einem urgeschichtlichen] Israel H2 , göttliche Thronbesteigung] Thronbesteigung H2 , Irrtum] Irrtum [anzunehmen] H2 Irrtum zu meinen D3, D5, D7 , geschieht] hervorgehoben D3, D5, D7 , Tradition] Überlieferung ! Tradition H2 , »Nichts hindert uns«] davor Leerzeile D7 ,- und man wollte] , würde man, wollte man H2 ,- projizierten] präjizierten D3, D5, D7 , ist dafür anzuführen] [spricht dafür] ! ist dafür anzuführen H2 ,- so doch in gemeinsamem Kontakt mit Blut] hso doch in gemeinsamer Berührung mit? Bluti H2 ,- ; jedenfalls war es geboten […] zu bewahren] fehlt H2 ,- modifizierten] modifizierten Ritus D3, D5, D7 , fähig ist] zusätzliche Anmerkung Vgl. H. S. Nyberg, Studien zum Hoseabuche () ff. D3, D5, D7 , mündlich entstanden […] mündlich erhalten] , sowohl die brahmanische als die buddhistische, ohne die Schreibkunst entstanden […] ohne sie fortüberliefert H2 , daß doch auch] dass das Avesta sich wahrscheinlich einige Jahrhunderte lang mündlich erhielt, ehe es niedergeschrieben wurde, H2 ,- der arabischen Dichtung großenteils] des arabischen Schrifttums H2 , Abbasiden] Kalifen H2 ,- Auch bei hoher Entwicklung […] vorbehalten. ] fehlt H2 , Anm ] fehlt H2 , Geschichtsüberlieferung] Geschichtstradition H2 , »staatsrechtlich […] Theoretisches«] h»staatsrechtlich […] Theoretisches«i H2 ,- und durch eine rechtliche […] Berith,] fehlt D5, D7 , herrscherlicher] königlicher ! herrscherlicher H2 , in der ersten Hälfte] [zu Anfang] ! in der ersten Hälfte H2 , »das Wort, das sein König Ningirsu ausgesprochen hat«] »das Wort [des Gottes] ! , das sein König Ningirsu ausgesprochen hat« H2
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, Anm ] fehlt H2 ,- – im Gegensatz […] nannten –] fehlt H2 , Anm ] fehlt H2 , in unseren Texten] hin unseren Texteni H2 , dem Sinaibund] ihm H2 , einem »deuteronomistischen« Redaktor] [dem Redaktor] ! einem »deuteronomistischen« Redaktor H2 , ließ euch kommen] brachte euch D5, D7 ,- die Erde all] all das Erdland D7 , Königreich] Königsbereich D5, D7 , ausgesonderter] heiliger D5, D7 , der kultischen Funktion] den kultischen Funktionen H2 , entgleiten] entgehen. In früharabischer Literatur ist der kahin das Gefäß, dessen sich ein Dämon, zuweilen auch ein Gott zu seiner Äußerung bedient D5, D7 , in zweifellos alten Texten] fehlt H2 , Königs« gilt] zusätzliche Anmerkung Stade, Geschichte des Volkes Israel I2 () ; Baudissin a. a. O. , ; vgl. Dt , ; , . Anders van Hoonacker, Le sacerdoce lévitique () f. (= Mittler, vgl. auch Kugler a. a. O. ). Dhorme, Prêtres, devins et mages dans l’ancienne religion des Hébreux, RHR CVII (), , leitet es von akk. kânu ab: Huldigender. D3 C. Wendel, Säkularisierung in Israels Kultur () wendet ein, ein Priester könne »doch ›zugleich‹, ja als solcher, Freund des Königs sein«. Aber aus I Chr , geht eindeutig hervor, daß nicht Freundschaft, sondern ein Hofamt unmittelbarer Bedienung des Königs, ein Adjutantentum gemeint ist: raʿ a bedeutet, unmittelbar mit jemand zu tun haben, in unmittelbarer Beziehung zu jemand stehen; die beiden Begriffe sind verwandt. D3, D5, D7 ,- die durch die […] besonders aber durch] die unter anderem D5, D7 , Anm ] fehlt D5, D7 ,- (im Unterschied zum mittelbaren Dienst der Leviten)] fehlt H2 , Königreich] Königsbereich D3, D5, D7 , ausgesonderter] heiliger D5, D7 , es verwirft] sein Priestertum verwirft D5, D7 ,-, Die gleiche Unmittelbarkeit […] erfüllen lassen (v. ).] hDie gleiche Unmittelbarkeit […] erfüllen lassen (v. ).i H2 , sich nicht hatte erfüllen lassen] vereitelt hatte D3, D5, D7 ,- Es ist mit Recht […] versammelt. / Aber auch die Auffassung] Die Auffassung D5, D7
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, Anm ] fehlt D5, D7 , in seiner neuen, politischen Gliederung] versammelt ! [in seiner neuen Ordnung] ! in seiner neuen politischen [Ordnung und] ! Gliederung H2 ,- »überlegenen Partner«] Herrn D5, D7 , reinreligiös] rein=religiös H2, D5, D7 ,- für den Ausdruck […] Wellental] [ein Wellental der theokratischen Jahre] ! für den Ausdruck des theokratischen Gedankens ist das Josuabuch überhaupt ein Wellental H2 , anschaut] verherrlicht ! betrachtet ! anschaut H2 , Anfangssatz] Anfang ! Anfangssatz H2 , ist unanzweifelbar] ist [, wie immer man liest,] unanzweifelbar H2 , er zeigt] Jhwh zeigt D5, D7 ,- – andrer Art […] Feuersäule –] h– andrer Art und Bewegung als die hmitziehendei [Rauch? und Feuerwolke] ! Wolken und Feuersäule –i H2 , des Rahmenliedes] hdes Rahmenliedesi H2 , Zeitfolge] zusätzliche Anmerkung Nur wer diesen so starken Geschichtsvortrag des Rahmenlieds verkennt, kann mit W. Caspari, NKZ meinen, »die Aufbewahrung dieser Verse«, verstehe sich »am leichtesten in Verwendung zu einer regelmäßigen Kultfeier« und der König sei »eben der jeweilige, an dessen Heiligtum die Feier, vielleicht zu seiner Thronbesteigung, stattfindet«. D3, D5, D7 , gezeigt] gezeigt ! dargelegt H2 ,- Kulturbereichen] Kulturkreisen D3, D5, D7 , einwirken] Einfluss ausüben H2 ,- , vom ägyptisch-babylonischen […] Westsemiten] fehlt D5, D7 , Pantokrator] Kosmokrator D3 , Abgesang] Nachgesang ! Abgesang H2 ,-, , den primären Charakter von v. b vorausgesetzt,] fehlt H2 ,- einen älteren Ausbau] älter H2 ,- Jedenfalls gehört […] hinzutrat] V. paßt zu dem kriegerischen Pathos von V. weit besser als zu der Verherrlichung des Kultzentrums in V. D5, D7 , der Schlußvers] V. D3 , , so natürlich er sich an v. zu lehnen scheint] ; er paßt zu dem von der zweiten in die dritte Person übergehenden V. besser als zu dem in der zweiten verharrenden D3 , frühe] ursprüngliche H2 , Anm ] fehlt D5, D7 , Abgesang] Nachgesang H2
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, Abgesang] Nachgesang ! Abgesang H2 , frühere] ursprüngliche H2 , vortragend] verkündigend ! vortragend H2 ,- Ereignisüberlieferung empor] zusätzliche Anmerkung »Die Aufgabe«, äußert gegen mich Caspari, NKZ XLVI , »wäre der Erweis einer Ereignisnähe des relativ ältesten Kerns gewesen. Wegen der konventionellen Darstellung der Feinde v. wäre das unmöglich.« Solche Erweise halte ich für generell unmöglich; den möglichen Hinweis habe ich zu geben versucht. Der »konventionelle« Eindruck von v. entsteht durch das von der archaisch gehäuften Alliteration geforderte ojeb. – Die von Bender, ZAW XXIII () ff., auf den Caspari mich verweist, aufgezeigte Wiederkehr von Bestandteilen des Liedes in späten eschatologischen Texten erklärt sich im wesentlichen daraus, daß im Exil nicht bloß die erhoffte Befreiung im Bild der ägyptischen geschaut, sondern dabei auch auf deren klassische hymnische Formulierung bewußt zurückgegriffen wird, um die gewünschten Assoziationen zu erzeugen. D3 , eigentümlich] fehlt H2 , voraus] voran D3, D5, D7 , Stelle beläßt] zusätzliche Anmerkung Vgl. hierzu Buber {und Rosenzweig D3, D5}, Die Schrift und ihre Verdeutschung, { f. D3, D5 siehe unten f. D7} D3, D5, D7 , Bewußtsein] Gefühl ! Bewusstsein H2 , im Lager] fehlt D5, D7 , wird] soll H2 ,- der posaunengleich schmetternde Jubel] [das jubelnde Geschmetter der Posaunen, dem das Jauchzen der Menge einstimmt] ! der posaunengleich schmetternde Jubel H2 , Rückkehr] Ankunft D5, D7 ,- Jubelschrei] Jubelschmettern ! Jubelschrei H2 Jubelschmettern D7 , und der gnadet ihm] und der nimmt zu Gnaden ihn an D7 , sein Antlitz schaut er] er darf sein Antlitz sehen H2 , Werk führt] zusätzliche Anmerkung l. poel D3, D5, D7 , dargeboten« hat] [dargeboten und festgewurzelt durch Jahrtausende sich in allerweitesten Kulturgebieten behauptet hat« und hat »an jene uralten griechischen Götterbilder] ! dargeboten« hat H2 ,- und aus ihr eine späte, in all ihren Teilen kunstvolle] hund aus ihri eine späte h, in all ihren Teilen kunstvollei H2 ,- Zeit der samuelischen Krisis] [der samuelischen Zeit] ! Zeit der samuelischen Krisis H2
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, zu einer Wirklichkeit] zu einer [Realität] ! Wirklichkeit H2 ,-, Ausklang der produktiven] [Nachhall der lebendigen] ! Ausklang der produktiven H2 , Äußerung] [unmittelbare] Äusserung H2 ,Titel Achtes Kapitel] fehlt D7 ,Titel Um die Theokratie] [Das Deboralied] ! Die Kämpfer H2 . UM DIE THEOKRATIE D7 ,Untertitel A. Die Reduktion] Die Reduktion D7 , ausschließliche] nicht hervorgehoben D7 , eigenmächtige] selbständige H2 , zu vererben] zusätzliche Anmerkung Gewiß bedeutet Sam , zunächst, daß er sie zu seinen Gehilfen einsetzt (K. Budde, Die Bücher Richter und Samuel, ihre Quellen und ihr Aufbau () ; R. Kittel bei E. Kautzsch/A. Bertholet, Die Heilige Schrift des AT , (-4) Anm. a); daß dies aber mit der Absicht, das Amt erblich zu machen, geschieht und so verstanden wird, geht aus V. hervor. Der Sinn der Rede ist: Dein Tod steht bald bevor, deine Söhne haben kein Charisma, das Land braucht eine vererbliche Charismatik, und diese ist (nach {gemein-altorientalischem D3 altorientalischem D5, D7} Glauben) nur durch ein dynastisches Königtum zu verbürgen. D3, D5, D7 , denn es gibt […] theopolitischen] nicht hervorgehoben H2 , Dieser negative Gehalt] Der negative, freiheitliche Gehalt D3, D5, D7 , entsprechen] zusätzliche Anmerkung Vgl. zu dieser u. a. W. O. Oesterley/T. H. Robinson, A History of Israel () f. – A. Titius, Die Anfänge der Religion bei Ariern und Israeliten () vergleicht mit Germanischem. D3, D5, D7 , allem Arabertum eigen] allgemein-arabisch D5, D7 ,- daß er im allgemeinen […] besaß] hdass er im allgemeinen […] besassi H2 , Parallele] Analogie H2 , zu jener negativen Anlage] [zum negativen Gehalt des Sinaibunds, sondern auch zu seiner religiösen Begründung und Sanktion. »Die Herrschaft] ! zu jener negativen Anlage H2 , daran geschlossenen] hdaran geschlosseneni H2 , Grundanschauung] Grundanschauung in ihrer folgerichtigen Ausprägung H2 , in ihren untersten Wurzeln […] des Islam] [nicht erst dem Islam] ! in ihren untersten Wurzeln H2 , frühe Dichterin] frühe Dichterin h, al Chansa, i H2 ,- Das Paradox […] im Sinaibund] nicht hervorgehoben H2
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, eingeht] auf das apolitische Wesen des Menschwerdens eingeht H2 , ihrem Wesen] ihrer Art H2 ,- dasselbe Prinzip, das, wo] dass sie, wo H2 ,- wird, wo er […] zu sanktionieren] wo er aber fehlt, entweder seinen Affen oder die leere Herrschaftslosigkeit [gewähren lässt] ! zu sanktionieren neigt H2 , Wahrheit gekämpft […] werden muß] Wahrheit gekämpft werden muss, religiös-politisch gekämpft – und zwar als um etwas, dem die Wirklichkeit der geschichtlichen Kontinuität widerstrebt H2 , zum Aufbruch] zu einer innern Dialektik des Volkstums, zum Aufbruch H2 , diesem Kampf] dieser Dialektik H2 ,- erfahren darin […] Eschatologie] werden von ihren unbarmherzigen Erfahrungen nach der Eschatologie zu abgedrängt, als nach einer Glaubenskategorie zu, die der Gedächtniskategorie der Geschichte wesenhaft überlegen ist H2 , ausgebildet wird] aufgegangen ! entfaltet ! ausgebildet wird H2 ,-, die dunkle Schlucht zwischen Verwirklichung und Widerspruch] den dunklen Gang, der unter der Geschichte hinführt H2 , der frühen] jener H2 , Königsprüche] Königsprüche der Auszugsgeschichte H2 , gelangen. Eine] gelangen, so kann uns eine H2 , Geistesanwehn] Geistessturm ! Geistesanwehn H2 Geisteswehn D5, D7 ,- Entmagisierung] Entzauberung H2, D3, D5, D7 ,- halbmagischen] magisierenden H2 ,- – das erste […] heimlich –] h – das erste […] heimlich – i H2 , Kraftbündel] Kräftebündel H2 , hängt] berichtigt aus hangt , gönne, wem ich gönne] begünstige, wen ich begünstige D5, D7 , ich erbarme, wes ich erbarme] ich mich erbarme, wes ich mich erbarme D5, D7 , des Namens Jhwh] [des Jahwenamens] ! des Namens JHWH H2 , … sich seinen Anhängern] sich als ›von seinem Gott verlassen‹ fühlen, wie Jesus am Kreuz, sich seinen Anhängern H2 , Versuche] [offenbar] Versuche H2 , Die paradoxe] Aber die paradoxe H2 , jedoch] fehlt H2 ,- verwandeln«. Die Charismatik […] walten zu lassen. ] verwandeln«. hDie Charismatik […] walten zu lassen.i H2 , Erfahrung] Erfahrung [in der Wirklichkeit] H2
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,- ihren institutionellen Bau] ihre institutionelle Struktur H2 , stellen] gründen ! stellen H2 , einsetzt] einspringt H2 , begünstigt] zur Folge haben kann H2 ,- zu Ende führen] vollenden H2 , bestimmt zu haben] zu bestimmen H2 , des Verbandes] des hkämpfendeni Verbandes H2 , von Jhwh] von Gott H2 ,- helfen ihren kämpfenden Völkern] stehen kämpfenden Völkern bei H2 ,- er hat nicht] er befehligt nicht D5, D7 , Anm ] fehlt D5 ,- , eine der Baalgestalten […] übernehmen,] fehlt D5, D7 , Anm ] fehlt H2 , Samuel , ; , ] Samuel , ; , ; , ; , D3, D5, D7 ,- Schützlings, der Melekh Jhwh führt] Schützlings, hder Melekh JHWH führti H2 , Kraft der Ruach] hKraft deri Ruach H2 , am nächsten] am [stärksten] ! nächsten H2 , Dienstmannen] Diener D5, D7 , an] auf D7 , an] auf D7 , »Da stieg] »Schon steigt D7 , David] er H2 , diesen,] fehlt D3, D5, D7 ,- Scharen der sich auf die Cheruben setzt] Heerscharen der auf den Cheruben thront H2 Scharen, der Sitz hat auf den Keruben D5, D7 , »Palladium Israels«] Palladium Israels D5, D7 , einem Gewand der geweihten] dem Linnengewand der hgeweihteni H2 , bis dahin] fehlt H2 ,- Es ist daher auch offenbar, daß […] walten konnte] Somit konnte auch […] walten D5, D7 , jedoch kein Jhwh-Krieg] aber ! jedoch kein [wirklicher] JHWHKrieg H2 , Gesinnung] Haltung ! Gesinnung H2 , unmittelbare] sofortige H2 , Kreta] Kaphthor D3, D5, D7 , Erweiterungszüge] Expansionszüge D5, D7 , Clans] Stämme H2 , muß] mag ! muss H2
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,- und sei es nur […] »Israel«] [ist Gottes Volk »Israel«] ! und sei es nur […] »Israel« H2 , Grundbestand] Untergrund ! Grundbestand H2 , vor allem auch] [unter anderm] ! vor allem auch H2 ,- immerhin widerstandsfähigen] himmerhini mächtigen und kunstvollen H2 , kamelberittnen räuberischen] hkamelberittneni räuberischen H2 , Phalangen] Heerhaufen D3, D5, D7 , Besitzstellung zu erkämpfen] Situation zu [gelangen] ! erkämpfen H2 , Sonderunternehmung] Sonderunternehmungen D7 , Steinkreis] Steinkreis oder Ringwall H2 , Vorgang] zusätzliche Anmerkung Vgl. Alt a. a. O. ff. D3, D5, D7 , bedeutende] fehlt D5, D7 , nach ihm] nach ihm gewähnt hat D3, D5, D7 ,- vertraut dem Gott] glaubt an den Gott H2 , tatsächlich] fehlt H2 ,- vertraut sich dem […] an] glaubt an den H2 , Verfassung] Verfestigung H2 , exakt] streng H2 ,- dessen Bestätigung nur] dessen bloße Bestätigung D5, D7 , angewiesen] hingewiesen ! angewiesen H2 , ein neues Stadium] [eine neue Art der] ! ein neues Stadium H2 ,Titel] fehlt und Text schließt ohne Titel mit neuem Absatz an den vorhergehenden Abschnitt an H2 , der Gegensatz] die Dialektik H2 , umzuwandeln] umzugestalten ! umzuwandeln H2 , nun einer irdischen Exekutive entratenden] [ohne seine irdische Exekutive entkleideten] ! nun einer irdischen Exekutive entratenden H2 , Anm ] fehlt H2 ,- treu bleibt.] Ende des Textes in H2 ,- derer die ihn lieben] der ihn Liebenden D5, D7 , dem Märchen] der Geschichte D3, D5, D7 , in Wahrheit] doch wohl D3, D5, D7 , Begriff] Nabi-Begriff D3, D5, D7 , wichtige] berichtigt aus wichtigen nach D7 , die dauernde Substanz] das dauernde Substrat D7 , thiasosartiger] berichtigt aus thiasosartigen nach D3, D5, D7 , ist gehalten] gründet D5, D7 , Kriegsnasiräern zusammen] zusätzliche Anmerkung Vgl. E. Sellin,
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Beiträge zur israelitischen und jüdischen Religionsgeschichte , () ; W. Eichrodt, Theologie des AT () . D3, D5, D7 ,- »Ich selber habe […] Wüste geführt] »Und doch bin ichs, der aus dem Land Ägypten euch brachte herauf / und gängelte euch durch die Wüste, vierzig Jahre D7 ,- war dem nicht so? ist Jhwhs Erlauten] war dem nicht so, Söhne Jiſraels? D3, D5 war dies etwa nicht, Söhne Israels? D7 ,- Gemeinschaft] zusätzliche Anmerkung Vgl. P. Volz, Der eschatologische Glaube im AT, in: Festschrift für Georg Beer () . D7 ,- die Nebiuth als solche] das Kündertum als solches D5, D7 , hervorgegangen] hervorgetreten D5, D7 , Gewißheit stand,] Gewißheit stand: D7 , Theokraten] Theokratieanhänger D3, D5, D7 , ihr unmittelbarer] deren unmittelbarer Ausdruck D3, D5, D7 , zu tun] zu tun, D5, D7 , ihn nicht] ihn nicht, D3, D5, D7 , Einst, auf der Wanderschaft] Beginn des letzten Textfragments von h1 , Feigenbäume] Fruchtbäume D7 , dauert das alte nomadisierende Widerstreben] [dauert die Freiheitslust] ! [dessen politischer Ausdruck] ! [dessen oberster politischer Ausdruck die erbliche] ! dauert das alte hnomadisierendei Widerstreben h1 , eine Menschenart ist da,] heine Menschenart ist da,i h1 ,- ihrer nabiisch-nasiräischen Begeisterung,] hihrer nabiisch-nasiräischen Begeisterung,i h1 , Gegensätzlichkeit] Dialektik h1 ,- anarchischer Seelengrund] anarchischer Seelengrund – und, ich wiederhole es, das ist der Seelengrund des Menschwerdens überhaupt: [nur der elementare »Individualismus«] ! es ist dieses elementare Verlangen, nicht hörig zu sein, das immer wieder das Menschenwesen und damit freilich auch dessen habgründigei Problematik [zur Entfaltung] ! zur Offenbarung bringt h1 , unbedingten] unmittelbaren ! unbedingten h1 , barg die Krisis] [trieb die Krisis hervor] ! barg die Krisis h1 , Disziplin] Disziplin [, ein Aufatmen des Partikularismus] h1 ,- , von der prophetischen Gemeinschaft durchaus unbewältigt,] fehlt h1 , ist fast] ist [für den harten Blick der Geschichte] fast h1 , und aus der Zerfahrenheit] und [entreissen sie für eine Weile] aus der [trägen] Zerfahrenheit h1
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,- zum theokratischen Gehorsam empor] hervor h1 , einheitslose] freiheitslose ! einheitslose h1 , Gegensätzlichkeit] Dialektik h1 , starken Rivalen Israels aus der Ägais] ägäischen ! mächtigen ! starken Rivalen Israels aus der Ägäis h1 ,- Anspruch […] offenbar in seiner Existenz] Bestande ! Anspruch […] wohl in seinem Bestande h1 , langen] führen h1 , erhebt sich] tritt ! erhebt sich h1 , zu einer des theokratischen Antriebs] [zur Krisis der Theokratie] ! zu einer [Krisis] des theokratischen Antriebs h1 , hervortaucht] hervortritt h1 , ff.] ergänzt A. van Gennep, Le rite du refus, ARW () ff. D3, D5, D7 , Ähnlichkeit.] Ähnlichkeit. [Ein solcher negativer und positiver Bericht? kann nicht als Äusserung von Bedeutung verstanden werden.] H2 , kann dafür nicht herangezogen werden] ist auf unsere Stelle mit ihrem eindeutigen Bild nicht anwendbar: Abimelech ist ebenso der Lende Gideons entsprungen wie die Söhne Bilhas und Silpas der Jakobs. H2 , Wie wurde Sichem eine israelitische Stadt? () f.] ergänzt (Jecheskel Kaufmann, Kirjath Sepher X () wendet ein, der Widerspruch zwischen , , wenn man darin wie ich eine unbedingte Ablehnung sieht, und , sei dadurch nicht behoben. Aber es scheint mir unbestreitbar, daß auch bei einem rückhaltlosen Verzicht Gideons auf die Herrscherwürde seine faktische Autorität seiner Sippe eine Mächtigkeit im Lande verschafft haben kann, der gegenüber Abimelekh recht wohl die monarchische Gewalt den Sichemiten als das geringere Übel darzustellen vermag.) D3, D5, D7 ,- Das Formgeheimnis […] Paronomasie] Die Schrift und ihre Verdeutschung () passim, insbesondere die Abhandlungen »Die Sprache der Botschaft«, »Leitwortstil in der Erzählung des Pentateuchs«, »Das Leitwort und der Formtypus der Rede« von Buber {, s. unten ff. D7} und »Das Formgeheimnis der biblischen Erzählungen« von Rosenzweig {wiederabgedruckt in seinen »Kleineren Schriften« D7} D3, D5, D7 ,- die mir aber […] dieser Untersuchungen] die aber nur [für] ! gegen die Frühe der vorliegenden literarischen Bearbeitung, nicht gegen die eines – etwa mündlich tradierten – Kerns zeugen können H2
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,- Ausführlicher darüber […] Untersuchungen.] fehlt D5, D5 , ] ergänzt ; L. Köhler, Die hebräische Rechtsgemeinde, in: Zürcher Universitätsbericht (/) (jetzt: Der hebräische Mensch () f.) D5, D7 , trotz allem Vorgebrachten] trotz allem Vorgebrachten (vgl. aber gegen die exegetischen Argumente insbesondere W. Caspari, Die Samuelisbücher () f.) D3, D5, D7 ,- In der Recepta ist elohim nirgends der Terminus] An keiner Stelle erscheint elohim als Terminus D3, D5, D7 , in besondrer Weise] mit nachdrücklicher, ironisch gefärbter Verwerfungstendenz. Ende der Anmerkung H2 , gezählt wird] zu zählen ist D7 , zum offiziellen.] zum offiziellen. Daß Gideon eine selbständige Orakelstätte gründet, trifft gewiß zu, aber illegitim wird sie erst später (vgl. weiter unten Anm. ). – Zum Ephod vgl. besonders E. Sellin, Israelitisch-jüdische Religionsgeschichte () f. D3, D5, D7 ,- vgl. dafür Hertzberg […] ff.] fehlt H2 , ] ergänzt , anders Böhl a. a. O. . D3, D5, D7 , ] . Ich halte es aber für wahrscheinlich, daß es sich hier nur um Volksetymologie handelt und daß der Name von einem (nur in dem davon abgeleiteten Nomen miſsra, Jes , f., erhaltenen) ſsara, herrschen, stammt (vgl. M. Noth, Die israelitischen Personennamen im Rahmen der gemeinsemitischen Namengebung, BWANT , () und P. Volz, Mose und sein Werk (2) f.) D3, D5, D7 , ] (ich halte wie Volz a. a. O. Anm. die Deutung für »grammatikalisch schwer durchführbar«, aber sie ist eben die volkstümlich gegebene) D3, D5, D7 ,- So dürfen wir den […] zugeweiht.] fehlt H2 , f.] f. und O. Eißfeldt, Der geschichtliche Hintergrund der Erzählung von Gibeas Schandtat, in: Festschrift für Georg Beer () ff. D3, D5, D7 ,- Von diesem […] zutreffen] fehlt H2 , vgl. Burney] Vgl. M. Güdemann, Tendenz und Abfassungszeit der letzten Kapitel des Buches der Richter, MGJW () ff.; Burney D3, D5, D7 ,- Daß Sellin […] begründet] fehlt H2; ergänzt Die – im Grundsätzlichen höchst beachtenswerte – Schrift von H. S. Nyberg, Studien zum Hoseabuche (), hat leider zwischen den auf den irdischen König und den auf den Molekh bezüglichen Stellen nicht unterschieden, sondern alle der zweiten Kategorie zugeteilt, damit aber doch einen neuen Ausgangspunkt für die Behandlung des Problems geschaffen
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D3 fehlt, stattdessen ist ausschließlich der ergänzende Text der Anmerkung aus D3 gesetzt in D5, D7 , Darüber […] a. a. O. ff.] S. Buber, Das Volksbegehren (vgl. auch Der Glaube der Propheten ff.). D5 Siehe Buber, Der Gesalbte, unten ff. (vgl. auch Buber, Der Glaube der Propheten, s. oben ff.). D7 , unerweislich] ergänzt (zur Frage des »gemein-altorientalischen Gottkönigstums« vgl. oben Vorwort zur . Auflage) D5, D7 , Eißfeldt a. a. O.] ergänzt W. Eichrodt, Theologie des AT () f. D3, D5, D7 ,- Ob dies durch Gebärden […] f.] fehlt D5, D7 , ff.] ergänzt Walter Schulz, Der Namenglaube bei den Babyloniern, Anthropos XXVI () ff. D3 ,- babylonischen Texten.] ergänzt (In der . Auflage seines letztangeführten Werkes () bemerkt J. Hempel hierzu: »Sicherlich überwiegt der Adoptionsgedanke im Babylonischen bei weitem; ob aber der ›Nativismus‹ auch in den Aussagen über die göttliche ›Mutter‹, in den Anreden an sie und in den Bezeichnungen eines Königs als ›Bruder‹ eines Gottes … völlig entschwunden ist, erscheint mir … nicht völlig sicher.« Aber gerade, daß alle sinnlichen Ausdrücke sich auf die Göttin, nicht auf den Gott beziehen, ist ein Beweis für meine Auffassung. Die Tatsache der Geburt aus der menschlichen Mutter kann ja nicht in Frage gestellt werden; der Nativismus ist auf den Mythus der Z e u g u n g beschränkt. Wenn Gudea zu der Göttin sagt, er habe weder Mutter noch Vater, sie sei ihm Vater und Mutter, denn sie habe ihn »am erhabenen Ort« geboren, kann er naturgemäß nur das ἅνωϑεν γεννηϑῆναι meinen). D3, D5, D7 , ff.] ergänzt ; R. L. Labat, Le caractère religieux de la soyante assyro-babylonienne, Diss. Paris () passim D5, D7 ergänzt ; Engnell a. a. O. ff.; Frankfort a. a. O. ff.; C. J. Gadd, Ideas of Divine Rule in the Ancient East () . D7 , a. a. O. III .] ergänzt – Einige Hinweise auf Zusammenhänge zwischen israelitischer und südarabischer Kultur (ohne Berücksichtigung des Theokratie-Problems) hat {neuerdings D3} J. Montgomery in »Arabia and the Bible« () gegeben D3, D5, D7 , vgl. S. f.] [s. Weiser, Glaube und Geschichte im Alten Testament, S. unter Hinweis darauf, dass der König Urukagina von Lagasch seinen Reformgesetzten die Form eines Vertrags mit seinem göttlichen Vater Ningirsu gegeben hat.] ! vgl. S. … H2 ,- Vgl. auch Eißfeldt […] ff.] fehlt H2 , Personennamen XVIf.] ergänzt Hierzu verdient Beachtung, daß in Ras Schamra der Gott Schalem (der in einer Götterliste neben Mil-
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kom steht) mit dem »Königtum« der Araber (die Deutung von ʿ rbm ist freilich nicht gesichert) und der »Scheneniter« betraut wird; s. Virolleaud, La naissance des dieux gracieux et beaux (Syria XIV, ) , , . D3 , IV .] ergänzt ; P. Jensen, ZAW NF () f. D3, D5, D7 ,- Vgl. auch Anm. zum . Kapitel] Doch führt z. B. auch der Nationalgott Aschur den Titel eines malik ramanischu, eines Selbstberaters oder Selbstbeherrschers (K. Tallqvist, Der assyrische Gott, StOr , () ). Vgl. auch oben {S. Anm. D3 S. Anm. D5 , Anm. . D7} D3, D5, D7 , ff.] ergänzt Über Malik als Höllenfürsten im Islam vgl. J. Montgomery, The Holy City and Gehenna, JBL () Anm. ; Jensen a. a. O. D3, D5, D7 , ff.] ergänzt – Meine Auffassung ist an eine Entscheidung in der etymologischen Kontroverse (vgl. jetzt E. Sellin, Theologie des AT () ; W. Eichrodt, Theologie des AT () ; L. Köhler, Theologie des AT (3) ; G. Quell s. v ϑεόϚ ThW /) nicht gebunden. Am nächsten kommt ihr die Worterklärung von G. Quell, der El mit Recht unter »die Urwörter frommer Rede« zählt: »eine Potenz, deren Ursprung der Mensch mit den Mitteln seines Erkennens nicht festzustellen vermag«, »die Macht, welcher der Mensch nicht gewachsen ist«. Nur ist hier der E r s c h e i n u n g s charakter dieser Macht nicht berücksichtigt. Es gehört zu ihrem Wesen, daß sie dem Menschen erscheint. D3, D5, D7 ,- Vollends ist […] sich nicht ergibt).] fehlt D5, D7 , funktionalisiert es.] ergänzt vgl. Buber und Rosenzweig, Die Schrift und ihre Verdeutschung D3, D5 ,- Die Amarna-Briefe […] ff.] Vgl. oben Vorwort zur . Auflage D5, D7 ff. D7 , auf der Inschrift] auf einer phönizischen Inschrift des . Jahrhunderts (s. Dunand, Nouvelle inscritption phénicienne archaïque, RB XXXIX, , ff.), später auch auf der Inschrift D3 , erwachsene universale ist] erwachsene universale scheint D3 ,- dessen Annahme […] allzu einseitig ist] zu dessen problematischer Annahme […] jetzt sein »Semitic and Hamitic Origins« () f., f., f. zu vergleichen ist D3, D5, D7 ,- Cumont […] ein Schaf reitet] fehlt H2 , des Wassers] des Wassers, insbesondere des himmlischen Ergusses D3, D5, D7 , Aischylos Fragm. ] ergänzt ; für das Nachwirken der Vorstellung in jüdischer Tradition vgl. u. a. b. Thaanith b: »der Regen ist
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der Gatte der Erde« und Pirqe R. Elieser V, wo die Grundwasserbefruchtung als Buhlschaft der Erde, die Regenbefruchtung als ihre eheliche Liebe bezeichnet wird; hierher gehört auch der talmudische Terminus »Baalsfeld« für ein Feld, das keiner künstlichen Bewässerung bedarf D3, D5, D7 ,- Baudissin […] scheint mir unbestreitbar.] fehlt D5, D7 , –, ).] ergänzt (Die von W. F. Albright wiederholt, insbesondere in: Archaeology and the Religion of Israel (3) , , geäußerte Annahme, Melqarth sei als König der Unterwelt zu verstehen, scheint mir nicht hinreichend begründet. Daß sein Königtum alljährlich durch einen Ritus der Wiedergeburt aus dem Feuer erneut werden mußte, spricht nicht dafür.) D5, D7 ,- ; Baudissin […] )] fehlt H2 ,- (vgl. auch […] überwiegend bestimmt.] fehlt H2 , f.] ergänzt – Zum Problem des Gottes Malk-baal vgl. {neuerdings D3 insbesondere D5, D7} Février a. a. O. ff. ,- Messerschmidt […] ff.] ergänzt ; Ramsay, Luke the Physician () ff.; A. S. Cook, The Religion of Ancient Palestine in the Light of Archaelology () f. D3 J. Garstang, The Hittite Empire () Tafel und Seite f.; G. Contenau, La civilisation des Hittites () Tafel und Seite , sowie Manuel d’archéologie orientale () ff.; G. Furlani, La religione degli Hittiti () f.; vgl. J. G. Frazer, The Golden Bough, Bde., , (3) ff.; W. M. Ramsay, Luke the Physician () ff.; S. A. Cook, The Religion of Ancient Palestine in the Light of Archaeology () f. D5, D7 ,- Insbes. […] zu deutlichem Ausdruck.] fehlt H2 ,- zu deutlichem Ausdruck.] ergänzt Vgl. auch J. G. Frazer, The Golden Bough, Bde., / (–3) ff. / (3) –; A. Lang, Modern Mythology () ff.; A. Lang, Magic and Religion () ff.; E. W. Hopkins, Artikel Fire-Walking ERE / f.; S. Eitrem, Opferritus und Voropfer der Griechen und Römer () f., ff.; S. Eitrem, Die vier Elemente in der Mysterienweihe, in: Symbolae Osloenses () f.; P. Saintyves, Essai de folklore biblique () ff.; B. Heller, Notes de folk-lore Juif, REJ () ff. D3, D5, D7 , durch Feuer führt] durch oder über das Feuer führt (vgl. jetzt auch P. Jensen in: ZAW NF () ) D3, D5, D7 ,- deshalb anzunehmen, weil […] geredet wird] deshalb anzunehmen, weil die tierische Erstgeburt Ex. , geschlachtet, aber nicht verbrannt wird. Gegen die falsche Auffassung von haabir vgl. auch Kuenen, Critische Bijdragen (Theol. Tijdschriften I, ) f. H2
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,- So ist […] angekündigten Schrift.] fehlt H2 ,- (Hymnus an Demeter II ff.)] fehlt H2 ,- »In direktem […] gemeint ist.] fehlt H2, d1 ,- Das »Antlitz« […] Sinn von Ex , .] fehlt H2, d1 , »im Innern« des Volkes] ergänzt – d. h. diesem jeweils gegenwärtig werdend (, ) – D3, D5, D9 ,- Es ist durchaus […] statisches zu fassen.] fehlt d1 ,-, So ist auch […] Weihespruch kommentierend.] fehlt d1 ,- an keiner der Stellen […] die »einwohnt«] fehlt H2 , auf berghoher Terrasse den Pavillon] [den Bergpavillon] ! auf berghoher Terrasse den Pavillon H2 , Lehnwort] bît zabal H2 ,-, Hier wird nur […] auch der Lade!] fehlt H2, d1 , Raum der Lade] Hekhal D3, D5, D7 , »herzutritt«.] ergänzt (Auch gegen E. Klamroth, Lade und Tempel () ). D3, D5, D7 , Caspari, Die Samuelbücher () .] fehlt d1 ,- Eine verwandte […] und besonders , ] fehlt d1 , besonders , .] ergänzt Diese paronomastische oder volksetymologische Behandlung des Wortes hat selbstverständlich nichts mit seiner Herkunft zu tun und ist doch für seine Sinngeschichte von großer Bedeutung (gegen W. Casparis, Der Theokrat, NKZ () , Abweisung einer Etymologie, die mich nie in Versuchung geführt hat). D3, D5, D7 , Im II. Band.] fehlt D5, D7 , Von der Quellenscheidungsfrage kann hierbei abgesehen werden.] fehlt d1 , kann hierbei abgesehen werden] darf hierbei abgesehen werden. Sie kann m. E. nicht genügen, um die Behauptung zu begründen, der Ausdruck fehle für die Zeit, wo Israel »die Kriege Jhwhs« führte (L. Köhler, Theologie des AT (3) ) D3, D5, D7 ,- Die Argumente […] sorgsam wägt.] fehlt H2 , für den ursprünglichen halten.] ergänzt Über diesen und seine Entfaltung zu jenem allumfassenden vgl. Hänel, Die Religion der Heiligkeit () f., f. D3, D5, D7 ,-, Ich stimme auch […] aneinander band.] fehlt H2 ,- Gott der Geschichte«] ergänzt (doch reicht auch »Gott der Geschichte« hier nur dann zu, wenn man in allem Ernst die Geschichte der ganzen Schöpfungswelt darunter versteht, in die alle Mächte der Natur dienend mit eingreifen, vgl. Hänel a. a. O. f.) D3, D5, D7 , Religion Israels () f., .] ergänzt Dafür zuletzt Köhler a. a. O.
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Ich kann mir den Vorgang einer solchen Kürzung ins Unbestimmte schwer vorstellen (Köhler versteht unter zebaoth die Sterne): elohe zebaoth wäre als Kürzung natürlich, Jhwh zebaoth wohl kaum D3, D5, D7 , wie ich annehme] wie mir scheint H2, d1 , (vgl. darüber im III. Band)] fehlt H2, d1, D5, D7 ,- Arnold […] umschrieben werden).] fehlt d1 , vgl. neuerdings u. a. Skipwith] Grundlegend W. Rob. Smith, The Prophets of Israel (2) ff. (unter Berufung auf Jehuda Halevis Kusari , – er hätte sich aber auch schon und mit noch größerer Berechtigung auf den Targum Onqelos in der von Nachmanides zitierten Lesart zur Stelle und auf den Talmud, b. Berakhoth b berufen können, vgl. Rosenzweig a. a. O. ff.; Kl. Schriften ff.) D3, D5, D7 ,- Gunkel, Art. Jahve […] angegebene Literatur.] fehlt d1, d6 ,- Über primitiven […] Literatur.] fehlt H2, d4 ,- vgl. z. B. Lefévebure […] Ideen Ägyptens.] fehlt d6 ,- ; Foucart […] religiösen Ideen Ägyptens] fehlt H2 , Tetragramms] Tetragrammatons d1 , erfolgt sei] ergänzt (vgl. u. a. A. B. Davidson, The Theology of the Old Testament () ). – Daß das Tetragramm in Israel »nach dem Elohisten seit der Berufung des Mose« bekannt gewesen sei – so neuerdings gegen mich O. Grether, Name und Wort Gottes im AT, BZAW () Anm. – widerstreitet dem Wortlaut des massoretischen Textes, der wohlbedacht nicht den Hiphil, sondern den seltenen Niphal hat und verstanden werden will: »Aber meinem Namen Jhwh nach {habe ich mich ihnen nicht zu erkennen gegeben D3, D5 bin ich ihnen nicht kenntlich geworden D7}« D3, D5, D7 ,-, Zu den von den beiden […] hingewiesen.] fehlt d1 ,-, mögen noch Sabos-Sabazios und Eleleus treten] mag noch Sabazios treten H2 ,- , und Theander […] mit Recht hingewiesen] fehlt H2 , Tetragrammaton] Tetragramm d4 , Tetragrammatons] Tetragramms d4 Tetragrammatons in unserer Schriftübertragung D3, D5, D7 , Tetragrammaton] Tetragramm d4 , Hu scheint] Hu hat vermutlich das deuterojesajanische ausdeutende ani hu beeinflußt (vgl. jetzt P. Volz, Jesaja () ) und scheint D3, D5, D7 ,- Schabbath a] Schabbath a; {s.b. Schabbath a, Sukka a, D3} vgl. auch die von A. Marmorstein, The Old Rabbinic Doctrine of God () angeführten Stellen D3, D5, D7 sowie G. Klein,
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Der älteste christliche Katechismus und die jüdische Propagandaliteratur ff. D7 ,- mit Recht hingewiesen.] ergänzt (Auch Fried. Delitzsch, Wo lag das Paradies?, , ist in diesem Zusammenhang anzuführen.) d4 ergänzt (Ich habe seither in der Nachschrift einer anscheinend frühen Vorlesung von B. Duhm über alttestamentliche Theologie den Satz gefunden: »Vielleicht ist der Name gewissermaßen nur eine Erweiterung von hu = er, wie Gott auch von anderen, arabischen Stämmen in Zeiten religiöser Erregung genannt ist, der Eine, Unnennbare«. Auch auf F. Delitzsch, Wo lag das Paradies? () , bin ich neuerdings aufmerksam gemacht worden). D3, D5, D7 Vgl. auch König, Ja-u und Jahu () f., A. Vincent, La religion des Judeo-Araméens () ff. D5, D7 ,- Schon deshalb […] allein antworte.] fehlt d6 ,- (»Die Benennung […] Mose )] fehlt d1 , ursprünglich] in der Frühzeit d1 , und um sie so anrufen zu können,] fehlt d1 ,- Rosenzweig […] gegeben hätte«.] fehlt d6 ,- vgl. außer den […] f.] fehlt d6 , außer den […] Arbeiten] neuerdings u. a. Skipwith, The Tetragrammaton, Jewish Quarterly Review X () ff.; Spoer, The Origin and Interpretation of the Tetragrammaton (American Journal of Semitic Languages XVIII, -) f.; Hehn a. a. O. ; Driver a. a. O. ; und d4 , f.] f., sowie Buber {und Rosenzweig D3, D5}, Die Schrift und ihre Verdeutschung, { ff., ff., ff. D3, D5 s. unten ff. u. Rosenzweig, Kleinere Schriften () f. D7} – Auf den Zusammenhang zwischen dem ehje und dem ersten Satz des Dekalogs weist H. C. Trumbull, The Covenant of Salt () f. hin. D3, D5, D7 ,- s. insbesondere […] Jacob a. a. O. f.] fehlt d6 ,- Vgl. Arnold […] Verständnis zeigt] fehlt d1 ,- Über die orientalische […] f.] fehlt d6 ,- Über die ursprüngliche […] ff.] fehlt d6 , Gewalt] Kraft d1 ,- Das bedeutet […] sein wird.] fehlt h1 ,- Zusammenhang, wie im Fortgang dieser Untersuchungen auszuführen sein wird] Zusammenhang, wie im II. Band dieser Untersuchungen auszuführen sein wird H2 Zusammenhang {, wie im Fortgang dieser Untersuchungen auszuführen sein wird D3, D5}. (Ich meine aber mit dem Bilde nichts Geringes, wie mich W. Baumgartner, Jephtas Gelübde, ARW () mißversteht (»… das Verhält-
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nis höchstens das des zusammengefalteten zum entrollten Blatt«), sondern etwas sehr Großes, Wirkliches und Wichtiges: wenn man ein Blatt aufrollt, offenbart sich ein vordem Verhülltes. »It is a transformation indeed, but by a logical process of growth which was made possible only by the latent character of that with which it began«, so sagt jetzt M. E. Woolley, Abraham () in seiner Gedankensprache dasselbe aus) D3, D5, D7 ,- Daß der Dekalog […] Galling a. a. O. .] fehlt h1 ,- vgl. Staerk […] Amos ff.] fehlt h1, H2 , ff. ] ergänzt Zur Gesamtbetrachtung vgl. jetzt P. Volz, Mose und sein Werk (2) ff. D3, D5, D7 ,- ; vgl. darüber auch Rosenzweig […] ] fehlt h1 ,- vgl. Buber […] Denken ().] fehlt h1 ,- () ; Heim, Glaube und Denken ()] fehlt H2 , ()] (); T. Steinbüchel, Der Umbruch des Denkens () D3, D5, D7 ,- vgl. E. Baumann […] zu nähern suchen.] fehlt h1, H2 , Herausholens] Herausfindens, Herausholens D3, D5, D7 , zu nähern suchen] ergänzt (Nur von diesem ursprünglichen Sinn des Herausfindens, Herausholens aus sind Stellen wie Gen , (wo E. Königs »ich habe ihn zu meinem Bekannten gemacht« jedes Belegs für eine mögliche hiphilische Bedeutung des Qal entbehrt), Ex , , Jer , zu erklären. L. Köhler, Amos-Forschungen, ThR () erklärt die letzte Stelle: »ich habe dein Wesen erkannt«; aber soll man es wirklich unter die alttestamentlichen Vorstellungen aufnehmen, daß Gott, ehe er einen Menschen »im Mutterleib bildet«, dessen Wesen – sozusagen dessen platonische Idee – erkenne? und spricht nicht die Parallelisierung des »Heiligens« deutlich genug dafür, daß auch mit dem »Erkennen« eine H a n d l u n g Gottes gemeint ist? Wie er an den angeführten Stellen Abraham, Mose und Jeremia aus der Gesamtheit der Menschen herausholt, so holt er Am , Israel aus der Gesamtheit der Völker heraus; vgl. das Bild von Dtn , b) D3, D5, D7 ,- Jeremja , […] .] fehlt h1 , Jeremja , hat nur das Äußerste im Sinn] So ist wohl Jer. , gemeint H2 ,- Richtig formuliert […] willkürlich verwenden.] fehlt h1 ,- vgl. B. Jacob […] kein Wahngerücht um«.] fehlt h1 , ff.] ergänzt , sowie Buber {und Rosenzweig D3, D5}, Die Schrift und ihre Verdeutschung, { f. D3, D5 s. unten D7} D3, D5, D7 ,- »anheben«] ergänzt (»mit erhobener Stimme sprechen«, wie
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neuerdings Volz a. a. O. , meint, kann das bloße nassa nicht bedeuten) D3, D5, D7 , nicht einen Namen.] nicht einen Namen. [So ,, das man geltend zu machen pflegt, bedeutet: »U m t r a g e nicht ein Wahngerücht«] H2 ,- Dagegen haben wir […] übliche Deutung).] fehlt H2 , zum Wahn] zum Wahnhaften D5, D7 ,- An magischen Gebrauch […] Wahngerücht um«.] fehlt D5, D7 ,- vgl. Dillmann-Ryssell […] ganz unwahrscheinlich.] fehlt h1, D5, D7 , übersetzt] übersetzt (dagegen neuerdings Volz, Mose2 ) D3 , ganz unwahrscheinlich.] ergänzt – Angängig ist auch die Übertragung »mir ins Angesicht« (= mir zum Trotz, so neuerdings auch Volz a. a. O.), aber die Prägnanz von panim geht dann verloren. – Zur Bedeutung des Verbots vgl. neuerdings die Darlegung bei Volz a. a. O. ff. D3 ,- Gemeint sind […] bestimmte Artikel.] fehlt h1 Zur Bedeutung vgl. Jes. ,; , H2 ,- An dem aber […] Wettergott ist.] fehlt h1 ,- (vgl. […] )] fehlt H2 ,- Auf das Verhältnis […] f.] fehlt h1 , f. ] f., vgl. aber Klamroth a. a. O. ff. D3, D5, D7 ,- Nicht eigentlich […] Lade Jahves ).] fehlt h1 ,- (Das Volk verlangt […] hergebracht hat.)] fehlt H2 ,- Aber keineswegs […] galt.] fehlt h1 ,- vgl. Baethgen […] ff.] fehlt h1 , Kyrios III ff.] ergänzt ; Klamroth a. a. O. ff. D3, D5, D7 ,- Und die vielfältig dunkle Stelle […] nicht bedeuten] [Der einzige etwaige Gegenbeleg] ! [Die noch unerklärte] ! Die vielfältig dunkle Stelle Amos , [[muss?] ! kann die einzige, die als Gegenbeleg angeführt werden könnte] ! kann nicht bedeuten h1 , ich verstehe] [sondern nur etwa] ! aber vielleicht h1 ,- (Sellins Gegenargumente […] Cramer a. a. O. .)] Oder das gleiche futurisch. h1, H2 , es ist eine Glosse] [ich halte es] ! es ist eine Interpolation h1 , sonderbar] wunderlich ! sonderbar h1 , Über den Kampf […] ff.] fehlt h1 ,-, vgl. insbes. Hos. , […] Ackerbau lehrt.] fehlt h1 , göttlichen Volksführers] Volksführers H2 ,-, zu tun haben. Gleichviel […] Ackerbau lehrt] zu tun haben; sie gehören zum »gemeinsamen Kampf gegen Einöde, Dämonen und Unkultur« (E. Lehmann bei Chantepie4 I ). H2
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, Ackerbau lehrt] Ackerbau lehrt. – Zur Baalisierung vgl. auch L. Köhler, Theologie des AT (3) ff. D3, D5, D7 ,- »Entstehung« bedeutet […] Bericht zu verbinden] Dass Erz. die Exodus Stelle nicht im Auge haben [könnte] ! sollte, ist daher nicht gut denkbar h1 ,- – Daß es sich […] zu verbinden.] fehlt H2 , jenen Göttern.] ergänzt Der einzige biblische Autor, der anderes zu sagen weiß, ist ein sehr später Psalmist (, f.), für dessen diasporatheologische Geschichtskonstruktion es sowohl Dämonen wie kanaanäische Götterbilder als Empfänger des Opfers gibt. – Die für gillulim angenommene Bedeutung ist nur volksetymologisch gemeint, vgl. W. W. Graf Baudissin, in: ZDMG () ff. D3, D5, D7 , f.] ergänzt und neuerdings W. Eichrodt, Theologie des AT () . D3, D5, D7 ,- ist von einer Anschauung aus […] ebensowenig zuzugeben] vermag ich nach genauer Prüfung von Sprache und Stil ebensowenig zuzugeben H2 , es gibt die alte Untreue] es gibt ihn H2 , (, f. ] ergänzt , vgl. auch Syria () D3, D5, D7 , von den Phöniziern] in Karthago H2 ,- Die einzige nordsemitische Analogie […] berichtet] Die einzige phönizische Analogie […] berichtet H2 Die nordsemitischen Texte […] berichten D3, D5, D7 , (Dussaud führt sie nicht an)] fehlt D3, D5, D7 , Es ist] Der gewichtigste ist D3, D5, D7 , Bocks] Widders D5, D7 , (und bricht)] fehlt H2 , Bocks] Widders D5, D7 ,- , dem aus Babylon […] auch Anm. .] fehlt H2 ,- zu halten geneigt ist. Doch muß] zu halten geneigt ist. Was wir aus punischen Opferinschriften (vgl. {oben S. D3 Anm. zum . Kap. D5, D7}) erschließen können, ergibt als gemeinsam nur die semitische Abart des Substitutionsbrauchs, nicht eine rituale Sonderform. Dagegen muß D3, D5, D7 , , f.] , f.; vgl. auch R. Pettazoni, La confessione dei peccati () ff. D3, D5, D7 ,- kennt das Alte Testament nicht] kennt das AT nicht, für das der »Geist« keine verfügbare Substanz oder Kraft (beides bei P. Volz, Die Handauflegung beim Opfer, ZAW () ), sondern das »Wehen« von oben ist (vgl. {Buber und Rosenzweig D3, D5 Buber D7},
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Die Schrift und ihre Verdeutschung, { ff., ff. D3, D5 s. unten ff., ff. D7} D3, D5, D7 , Die Handlung Mose […] (vgl. Ex , ).] fehlt h1 , »Geistesübertragung«] ergänzt (so neuerdings auch Pettazoni a. a. O. ) D3, D5, D7 ,- , wo z. B. Médebielle […] ausgesprochen findet,] fehlt H2 ,- unterscheiden; sie hängt mit dem spezifischen Auftrag zusammen (vgl. Ex , )] unterscheiden H2 , vgl. Meyer, Israeliten ] fehlt h1 , () ] ergänzt – W. Eichrodt, Theologie des AT () will eher weniger als eine Stellvertretung annehmen und faßt die Gegengründe (vgl. u. a. auch D. Schötz, Schuld- und Sühneopfer im AT () ) im folgenden zusammen: . daß das Opfertier nicht als unrein, sondern als hochheilig gelte; . daß die Schlachtung nicht vom Priester, sondern vom Darbringer vollzogen werde, . daß Ersatz durch ein Mehlopfer zulässig sei, . daß die durch Opfer gesühnten Vergehen keine Sünden zum Tode seien. Darauf ist zu erwidern: . Das Opfertier nimmt eben (zum Unterschied vom Asasel-Bock) nicht die Sünde, sondern nur die Sühnungsfunktion auf sich; . die Schlachtung vollzieht der Darbringer als der eigentlich sich selbst darzubringen Gesinnte oder, jedenfalls wo er eine Vielheit ist (Lev , ), »man« in seinem Auftrag – um »Vollziehung der Todesstrafe« handelt es sich ja auf keinen Fall; . Ersatz durch Mehlopfer ist nur in den besonderen Fällen zulässig, die Lev. , ff. aufgezählt werden, und bei denen (ebenso wie beim bloßen Abschuldungsopfer , -) k e i n e S e m i k h a stattfindet; . a l l e Sünde ist »Sünde zum Tode«, aber es gibt Sünden, an denen das Opfer seine Geltungsgrenze findet; das sind die, auf die Todesstrafe steht. – Zu Punkt sei noch darauf hingewiesen, daß in der jüdischen Tradition gerade das Mehlopfer des Armen vor Gott so gilt, »als hätte er mir sich selber dargebracht« (Jalqut zu Lev , ) D3, D5, D7 ,-, Im Kult […] f.] fehlt h1 ,- Vgl. dazu u. a. Rob. Smith, Lectures f.] fehlt H2 , f.] ergänzt ; zum Gegenstand überhaupt vgl. u. a. H. Diels, Sibyllinische Blätter () f., . – Daß die Semikha – wie vermutlich teilweise schon die spätere jüdische Tradition (vgl. J. Z. Lauterbach, Artikel Semikah, in: The Jewish Encyclopedia f.) meinte, und in neuerer Zeit zuerst K. Ch. W. F. Bähr, Symbolik des Mosaischen Cultus () ff. annahm (»die Willigkeit, das Eigene völlig an Jehova hinzugeben«) – nichts anderes besage, »als daß die enge Beziehung zwischen Darbringer und Opfer im Sinn einer Willens-
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erklärung des Opfernden zur Hingabe seines Besitzes zum Ausdruck gebracht werden soll« (Eichrodt a. a. O., vgl. auch Matthes, Der Sühnegedanke bei den Sündopfern, ZAW / f., f.), widerlegt sich u. a. durch die Levitenweihe Num , wo zuerst V. das Volk sich funktionell mit den Leviten und sodann diese V. sich ebenso mit den Opfertieren identifizieren (der zweite Teil der Handlung bleibt in Bährs Erörterung a. a. O. unerklärt). D3, D5, D7 ,- Den Nachweis habe ich […] Abhandlung beizugeben.] vgl. z. B. für China Granet, Danses et légendes, passim, insbes. ff.; für Indien Hillebrandt, Der freiwillige Feuertod in Indien u. die Somaweihe X ; für die griechisch-römische Antike Toutain, L’idée religieuse de la rédemption (Annuaire d’Ecole pratique des Hautes Etudes / ), Kerinqi, Der Sprung vom Leukasfelsen (AR XXIV ff.), Deubner, Die Devotion des Daseins (AR VIII ff.). Ich gedenke den Gegenstand selbständig zu behandeln. h1 ,- und gedenke […] beizugeben] , deren Inhalt ich demnächst in eine Veröffentlichung aufzunehmen gedenke H2 fehlt D3, D5, D7 , vgl. auch Hoonacker […] ff.] fehlt h1 , ff.] ergänzt und O. Procksch, Deutsche Theologie () f. (zu kopher vgl. die Wiedergabe bei Buber/Rosenzweig und hierzu {Buber und Rosenzweig D3, D5 Buber D7}, Die Schrift und ihre Verdeutschung, { D3, D5 s. unten f. D7}). D3, D5, D7 , s. Garcin de Tassy] Für Babylonisches s. die oben Anm. zitierten Werke, sowie E.-P. Dhorme, La religion assyro-babylonienne ff., vgl. auch E.-P. Dhorme, Le sacrifice accadien, RHR () ff. Für Punisches s. O. Eißfeldt, Molk als Opferbegriff im Punischen und Hebräischen und das Ende des Gottes Moloch (), vgl. Anm. zum . Kap. Im späteren Judentum ist der Brauch des »KapparaSchlagens« am Rüsttag des Versöhnungstags zu vergleichen, wo der Ablösungscharakter des geschlachteten Hahnen in den rezitierten Schriftworten Hi , (dessen Schluß als Gültigsprechung der Ablösung verstanden wird) und »Lebenshauch für Lebenshauch« (Ex , ) sowie in dem Spruch »Dies ist meine Ersetzung, dies ist meine Vertauschung, dies ist meine Bedeckung (kappara)« ausgedrückt ist; bedeutsam ist, daß man den Brauch in geonäischer Zeit an Lämmern übte und dabei die Semikha vollzog, die später abkam, damit der Ritus nicht mit einem Opfer verwechselt werden konnte (das außerhalb des Tempelkults verboten war). Vgl. M. Brück, Rabbinische Ceremonialgebräuche () ff. (dessen Versuch, die Entstehung des Brauchs zu erklären, aber durchaus verfehlt ist); J. Scheftelowitz, Das stellvertretende Huhnopfer (); J. Z. Lauterbach, The Ritual for the Kap-
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parot-Ceremony, in: Jewish Studies in Memory of George R. Kohut () ff.; J. Z. Lauterbach, Tashlik, HUCA () ff. Die muhammedanische Formel lautet: »Mein Gott, dieses Opfertier stellt mich dar, sein Fleisch mein Fleisch, … sein Gebein mein Gebein«; s. G. de Tassy D3, D5, D7 ,- Über den Protestantismus […] ff.] fehlt h1 , ff.] ergänzt und vergleichende Rechtswissenschaft () ff. H2, D3, D5, D7 ,- Wie tief dieser Sachverhalt […] zu ersehen.] fehlt h1 , Material zu ersehen.] ergänzt In den Gebeten, besonders in der Liturgie des Neuen Jahres als des Tages des Gerichts und der Erneuerung, wird Abrahams Vollzug der »Fesselung« als der Intentionsvollzug des Gotteswillens mit widerstreitlosem Herzen erinnert, und in dem Gebet vor der Bestattung wird im gleichen Sinn des Intentionsvollzugs des Sohnes gedacht, »der gefesselt ward wie ein Lamm«. Der Intentionsvollzug Isaaks wird geradezu als Aktivität verstanden; zu »mit all deiner Seele« Dtn , bemerkt das Siphre (Siphre zu Deuteronomium ed. Horovitz-Finkelstein ): »wie Isaak, der sich selber auf dem Altar fesselte«. D3, D5, D7 ,- Ich ergänze […] »Kronos«] fehlt h1 , nehmen am Mahle teil.] nehmen am Mahle teil. [Eine Teilnahme JHWHs am Mahl aber wäre intensiver durch ein blosses Geschautwerden ausgedrückt worden.] H2 , geltend gemacht.] geltend gemacht [, das nur in einem vorlevitischen der Auslösungsvorschrift von Nu , ff. vorausliegende? Stadium. Für die Ursprünglichkeit von V. - vgl. neuerdings auch Morgenstern, The Book of the Covenants, (Hebrew Univ. Colleg] ! Vgl. auch Valeton ZAW XII, , ff., . H2 ergänzt (Was G. Quell, Artikel διαϑήπη, ThW / Anm. , gegen meine einfache Feststellung, daß das Opfer am Fuße des Berges, das Mahl aber auf dem Berg stattfindet, vorbringt, ist mir nicht klar geworden. An seinem Satz, die Vertreter des Volkes hielten ein Mahl auf dem Berg bei Gott »und dann wohl selbstverständlich« mit Gott (vgl. z. B. O. Eißfeldt, Artikel Mahlzeiten, RGG (2) »angesichts der Gottheit und d. h. mit ihr«), erscheint mir die Selbstverständlichkeit keineswegs gesichert: den Anteil des Gottes an der Opfersubstanz hat bereits unten am Berg das Feuer verzehrt. Es geht darum, die beiden Akte des Vorgangs in ihrer Getrenntheit ernst zu nehmen.) D3, D5, D7 , Hartland, The Legend of Perseus II () ff.] fehlt H2 , diesen Zusammenhang.] ergänzt Für das allgemeine Problem vgl. auch R. R. Marett, Sacrament of simple Folk () ff. D3, D5, D7
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,- , das klassische […] Antike zusammengestellt] fehlt H2 , Volkskunde , ff.] Volkskunde , ff., wiederabgedruckt in: Kleine Schriften () ff. D3, D5, D7 , Frazer a. a. O. I ff.] ergänzt Eine verwandte Deutung des Ritus, die zwei Partner als die Hälfte eines organischen Ganzen, finden wir schon in der jüdischen Religionsphilosophie um , s. J. Albo, Iqqarim, . Buch . – Eine symbolische Deutung hat neuerdings wieder B. Jacob, Das erste Buch der Thora () versucht, die für die Tiere (die drei zerschnittenen als die drei Generationen der Knechtschaft, die unzerstückten Vögel als das Geschlecht der Freilassung) zutreffen mag, wogegen mich die Erklärung des Hindurchgehens der Fackel, daß sie außer dem Bundesschluß (dessen Ritus B. Jacob unerklärt läßt) auch noch bedeute, »daß der lebendige Gott durch die Zeiten der Knechtschaft hindurchwandelt und die Zerteilten dennoch eint«, durchaus spekulativ anmutet. – Daß gar das Hindurchgehen Jhwhs Teilnahme am Verzehren eines Bundesmahls bedeute, dessen Reste Abraham nachher genieße (J. Zolli, Israele, studi storico-religiosi () ff.), ist im Wortlaut des Textes schlechthin unbegründet; eine solche Handlung des himmlischen Feuers würde gewiß nicht durch ʿ abar ausgedrückt werden. D3, D5, D7 ,-, Eitrem a. a. O. […] Absicht übersteigert.] fehlt H2 , Genüge hervor] ergänzt (G. Quell s. v. διαϑήπη, ThW , wendet ein, die Jer-Stelle beziehe sich auf »das unter Menschen getätigte Rechtsgeschäft«; aber der Terminus le-phanai, der so wie er hier, emphatisch in der ersten Person gesprochen, auftritt, keineswegs als »eine abgeschliffene Wendung« behandelt werden darf, bezeugt den sakralen Charakter des Vorgangs und legt den Gedanken an eine Opferhandlung jedenfalls nah) D3, D5, D7 ,- den besonders charakteristischen Wiedergeburtsritus] einen besonders charakteristischen indischen Wiedergeburtsritus D3, D5, D7 , Ihre Bedeutung […] erwähnten Arbeit.] fehlt D3, D5, D7 , ff. Eitrem erwähnt es a. a. O. .] ff., vgl. auch Ders. Couturnus arabes (Revue biblique XII, ) . H2 ,- Ich kann mich […] und abgeleitet halte.] fehlt H2 , abgeleitet halte.] ergänzt – Vgl. jetzt auch Quell a. a. O. . D3, D5, D7 , beschließen konnte.] beschließen konnte. Zur Einzigkeit des Sinaibundes vgl. jetzt auch W. Eichrodt, Theologie des AT I () . (Ich sage übrigens keineswegs, wie Caspari a. a. O. mich versteht, daß der Ritus nur damals vollzogen worden sei, sondern, daß er nur hier, eben weil es das erste Mal ist, b e r i c h t e t wird.) D3, D5, D7
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, bedeutet ja] ergänzt mit Ausnahme einer späten Stelle ( Chr , ) D3, D5, D7 , jemand stiften] ergänzt , jemand in einen Bund aufnehmen D3, D5, D7 ,- zu erweisen ist] ergänzt (vgl. mein Moses2 ) D5 ergänzt (vgl. Buber, Moses, s. oben f.) D7 , , ff.] ergänzt ; F. Böhl, Das Zeitalter Abrahams () f., ff. D3, D5, D7 ,- Zum Problem vgl. insbes. Böhl, Kanaanäer und Hebräer () ff.] Zum Problem der Habiru vgl. F. Speiser, Ethnic Movements in the Near East in the second Millenium B.C., BASOR [berichtigt aus AASOR] () und Sonderdruck ff.; M. Noth, Erwägungen zur Hebräerfrage, in: Festschrift Otto Procksch () ff.; J. Lewy, Les textes paléo-assyriens et l’Ancien Testament, RHR () ff. D3, D5, D7 ,- vgl. u. a. Trumbull […] ff.] vgl. neuerdings Osterley-Robinson a. a. O. ff. H2 ,- Zur Frage überhaupt […] einem Ort verhaften] Zum Folgenden vgl. Buber, Moses, { ff. D5 s. oben ff. D7} D5, D7 ,- mit einer die Namensentwicklung […] Einschränkung] fehlt H2 ,- und auch Eli hat keine politische Autorität] fehlt D7 , führerisches Amt] stetiges ! dauerndes ! politisches ! führerisches Amt H2 , Antworterteilung] Antworterteilung [, nicht initiative Leitung] H2 ,- nicht initiative Leitung] [weder initiative Leitung noch [Recht] ! richterliche Entscheidung] ! weder initiative Leitung H2 , Umschränkung.] ergänzt (Nach C. Steuernagel, Jahwe und die Vätergötter, in: Festschrift für Georg Beer () , wäre mit der Herstellung der Verbindung durch Bundesblut »streng genommen das Bestehen einer solchen Verbindung seit der Väterzeit, d. h. die Identität Jahwes mit den Vätergöttern ausgeschlossen«. Das Bestehen e i n e r s o l c h e n Verbindung – nämlich der endgültigen zwischen Gott u n d Vo l k – gewiß, das Bestehen einer Verbindung überhaupt und damit die Identität Jhwhs mit dem Vätergott gewiß nicht.) D3, D5, D7 , insbes. .] ergänzt Vgl. jetzt Quell a. a. O. : »Vorgang und Sinn dieses Bundes finden eine Analogie in dem Staatsakt, der die königliche Gewalt an einen Menschen überträgt (vgl. insbesonders I )«. – (Caspari a. a. O. wendet ein, David werde erst durch die Bundschließung zum überlegenen Partner; aber für den Erzähler ist er es,
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wie Sam , nochmals bekräftigt, eben vorher durch die göttliche Erwählung geworden.) D3, D5, D7 ,- Zum Begriff des »Präjizierens« […] ff.] fehlt H2 , f.] ergänzt ; A. von Gall, Βασιλεία τοῦ ϑεοῦ () ff. D3, D5, D7 ,- wesentlich einschränkend Gunkel […] Neujahrsfest f.] C. H. Kraeling, The Real Religion of Ancient Israel, JBL () ff.; W. O. E. Oesterley bei S. H. Hooke, Myth, Ritual and Kingship in the ancient Near East and in Israel () ff.; A. R. Johnson, The Labyrinth, hrsg. von S. H. Hooke () ff.; {A. R. Johnson, Sacred Kingship in Ancient Israel () D7}; J. Pedersen, Israël - {() ff. D3, D5 () ff. D7}, über das Vergleichsmaterial { ff. D3, D5 ff. D7}; J. Hempel, Gott und Mensch im AT, BWANT , () f., ; {H.-J. Kraus, Die Königsherrschaft Gottes im AT, BHTh (), passim; J. Engnell, Studies in Divine Kingship () ff.; G. Widengren, Sakrales Königtum im AT und im Judentum () ff.; D7} wesentlich einschränkend H. Gunkel, Einleitung in die Psalmen, HK Erg.-Bd. (/) ff., noch mehr G. von Rad s. v. βασιλεύϚ, ThW / f. Vgl. auch J. Hempel, Jahwegleichnisse der israelitischen Propheten, ZAW () Anm. und zum Problem eines israelitischen Kultdramas G. Quell, Das kultische Problem der Psalmen BWANT NF () ff. Gegen die Auffassung vor allem O. Eißfeldt, Jahwe als König, ZAW (); ff. {; W. W. Graf Baudissin, Kyrios als Gottesname im Judentum und seine Stelle in der Religionsgeschichte, Bde., () f. D7}, sodann – insbesondere gegen die Ableitung der Eschatologie aus dem Kult – K. Cramer, Amos, BWANT , ff. (L. J. Pap, Das israelitische Neujahrsfest () wird dem Ernst des kultischen Bereichs und daher dem Problem nicht gerecht). Über die »Historisierung des Mythus« hat M. Noth in einem gleichnamigen Aufsatz in: Christentum und Wissenschaft () ff., ff. gehandelt; vgl. dazu auch A. Weiser, Glaube und Geschichte im AT, BWANT , () ff., über das Neujahrsfest f. D3, D5, D7 ,- , sodann […] Neujahrsfest f] fehlt H2 ,- Vgl. Oldenberg […] gedächtnismäßig war.«] fehlt H2 ,- ; Nöldeke […] Browne ff.] fehlt H2 ,- Vgl. Hackmann […] f.).] fehlt H2 , f.)] ergänzt – Über die Funktion der mündlichen Überlieferung in der Entwicklung des talmudischen Lehrguts vgl. u. a. M. Guttmann, Zur Entstehung des Talmuds, in: Entwicklungsstufen der jüdischen Religion () ff. D3, D5, D7
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,- Deimel […] f.) fehlt H2 ,- ; King, A History of Sumer and Akkad3 ] fehlt H2 , Thureau-Dangin […] f.] fehlt H2 ,- haben: […] Schaden zu tun] haben H2 , Jahwes beugend«.] Jahwes beugend«. (Dieser Teil der These von A. Rahlfs ist m. E. durch die gleichnamige Abhandlung von H. Birkeland () nicht erschüttert, nur der Geltungsbereich der religiösen Bedeutung des Wortes eingeschränkt worden). D3, D5, D7 , Für Urukagina […] ff.] fehlt H2 , ] ergänzt ; ferner Sir W. M. Ramsay, Asianic Elements in Greek Civilisation () ff., insbesondere f., und A. Jirku, Das israelitische Jobeljahr, in: Reinhold-Seeberg-Festschrift () ff. {, sowie Buber, Moses, { ff. D5 s. oben ff. D7} D5, D7} D3, D5, D7 ,- Von dem primitiven […] gehandelt] fehlt H2 Vgl. P. Volz, Mose und sein Werk (2) {. Von dem p r i m i t i v e n Universalismus des »Mein ist die Erde all« und seinem Verhältnis zu seiner prophetischen Ausgestaltung wird im III. Band dieser Untersuchungen gehandelt D3 und zum Spruch überhaupt Buber, Moses, { D5 s. oben ff. D7} D5, D7} D3, D5, D7 , sonst nirgends] ergänzt (Gen , : Königsbereich, Jer , : königliches Regieren, aber nicht statisch Regierung im Sinn einer eingesetzten Amtsgewalt, wie W. Caspari es versteht) D3, D5, D7 , um die Staaten handelt.] um die Staaten handelt. Babel war nach Jes. , nicht die Zier für die Regierungen, sondern die der Königreiche H2 ,- Ich verstehe übrigens nicht, warum Caspari […] behandelt] Es scheint mir nicht notwendig, mit W. Caspari […] zu behandeln D3, D5, D7 ,-, – Zu segulla […] heranzuziehen braucht.] fehlt H2 , heranzuziehen braucht.] ergänzt (W. Caspari verweist mich NKZ () Anm. darauf, daß die arabische Staatenbildung jünger ist als die sumerisch-babylonische; aber Sonderanteile kennen auch staatenlose Nomaden). D3, D5, D7 , Weber a. a. O. III ] W. Eichrodt, Theologie des AT I () D3, D5, D7 ,- ; Paton […] richtige Folgerung] fehlt H2 , Paton] berichtigt aus Paten nach D3, D5, D7 , Paton] Kugler a. a. O. ff.; Paton D3, D5, D7 ,- deutet. Für die Interpretation […] Folgerung] deutet (für die Interpretation […] Folgerung); E.-P. Dhorme, L’évolution religieuse d’Israel () D5, D7
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, Baudissin […] , .] fehlt D5, D7 , s. insbesondre Budde […] die richtige] Die richtige D5, D7 , die richtige] doch habe nach ihm wieder z. B. Gressmann, Der Messias , Sellin, Geschichte , Mowinckel, Le décalogue die falsche Übersetzung; dagegen finde ich die richtige H2 , Budde a. a. O. .] fehlt D5, D7 , ] ergänzt ; W. J. Phythian-Adams, On the Date of the »Blessing of Moses«, JPOS () ff.; L. Blau, Zwei dunkle Stellen im Segen Moses, in: Jew. Stud. in Memory of G. A. Kohut D3, D5, D7 ,- vgl. F. Perles […] f.] fehlt D5, D7 ,- ; einiges ergänzende Material […] zusammengestellt] [und von den von ihm angeführten Autoren insbes. de Goeje] H2 , allgemeinen Sinn] Wortsinn D3, D5, D7 , s. oben S. ff.] ergänzt – (Daß J. Kaufmann, Kirjath Sepher () , mir entgegenhält, aus , , für das er meine Lesung (s. unten) ablehnt, gehe hervor, daß mit dem melekh in , nicht Jhwh gemeint sein könne, entbehrt der Beweiskraft. Auch wenn die beiden Lieder als gleichzeitig angesehen werden, ist von , b auszugehen, das durch seinen Parallelismus seinen Sinn deutlich zu erkennen gibt; wie der mass. T. von , zu verstehen ist, bleibt dann ein Problem für sich. Vgl. weiter unten {S. D3 Anm. D5, D7}.) D3, D5, D7 , Ri , – berichtet] Ri , – [sagenhaft] berichtet H2 , Feldzug Jephthas] Feldzug Jephthas, schliesslich die uns nicht überlieferten, aber aus einer Vergleichung von Ri , bf., Gen , , Dt , sowie dem [Mangel an späteren Nachrichten] ! Schweigen aller späteren Texte (auch die Mescha Inschrift weiss nur noch von Gad?) zu erschliessenden Vernichtungskämpfe (im Bund mit Edom etwa) gegen Rubeni H2 ergänzt (vgl. hierzu E. Auerbach, Wüste und Gelobtes Land I () f.) D3, D5, D7 ,- ; Garstang, The Foundations […] ff.] fehlt H2 , ein anderes] ein [einheitlicheres] ! anderes H2 ,- Ich halte das . und . Lied […] gedichtet] [Ich würde eher das . und . Lied für [älter] ! jünger halten, da mir der Name Bileam Sohn Beors sekundär erscheint (s. weiter unten) und der Gebrauch von nëum hier das gleiche wie in II Sam , ist (das eine für archaisch und das zweite für [archaistisch] ! archaisierend zu halten liegt keine Veranlassung vor)] ! Ich halte das . und . Lied […] gedichtet H2 , unecht; ich lese] unecht: was soll es denn für eine Verherrlichung des Königs von Israel bedeuten, daß er sich sogar über den Beduinenfürst erhebe? Ich lese D3, D5, D7 ,-, Weber a. a. O. […] Ekstatik« sprechen;] fehlt D3, D5, D7
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, ; vgl. auch Kraeling […] f.] fehlt H2 ergänzt sowie Daiches, Balaam – a Babylonian bāru, in: Hilprecht-Festschrift () ff. D3, D5, D7 , verstand, – aber noch die Siebzig […] gewußt] verstand (Agag war ein berühmter Fürst der Vorzeit – das genügte, da man sich eben nicht andern Rat wußte), aber der Text, der den Griechen und dem Samaritaner vorlag, hat mit Agag nichts anzufangen gewußt, den Vers eschatologisch verstanden und in Gog einen würdigen Gegenspieler des Endzeitkönigs gefunden. (Jedoch – dies sei gegen die Beanstandungen meiner Lesung durch Hylander, Der literarische Samuel-SaulKomplex, Diss. Uppsala () Anm. und J. Kaufmann, Kirjath Sepher () bemerkt – die Richtigkeit meiner Auffassung bliebe unberührt, auch wenn die Lesung nicht zu Recht bestünde: auch der mass. T. läßt sich besser auf Jhwh als auf den irdischen Herrscher beziehen. Der Kampf gegen Amalek ist Jhwhs eigner Kampf – vgl. {S. und dazu S. Anm. D3 S. f. und dazu S. Anm. D5 unten , dazu Anm. D7} –, und daß er sich über ihn erhebt, kann eher eine symbolische und in den Zusammenhang passende Bedeutung haben als wenn dasselbe über David verkündigt würde, zu dessen Verherrlichung es wie gesagt wenig geeignet erscheint) D3, D5, D7 , Aber jaschar] Aber erstens bedeutet acharit niemals Tod (die Lexika wissen für diese angebliche Bedeutung nur unsere Stelle anzuführen); es kann hier nur entweder Endschicksal oder Nachkommenschaft bedeuten. Und zweitens bedeutet jaschar H2 , wörtlich ebenso] hervorgehoben H2 , den Versschluß] die Parallele H2 ,- The Moorish […] / B ] Ritual and Belief in Marocco I () ff. D3, D5, D7 ,- Ueberdies […] Westermarck a. a. O. ff.)] hUeberdies […] Westermarck a. a. O. ff.)i H2 ,- Das ist eine durchaus frühe […] ff.).] fehlt H2 , wählende] erwählende D7 , gemein-altorientalische] altorientalische D7 ,- Der initiative Charakter […] Anm. ).] fehlt H2 ,- Erst also findet […] dessen Existenz] Es wird also zuerst in dem »Königshuldigungsschrei« (S. ), der aus der Situation, auf die der Spruch bezogen sein will, sich restlos erklärt, eine Anspielung auf ein Fest gefunden, dessen Existenz H2 ,- damit begründet!] damit begründet! / Ich bin auf alle Argumente Mowinckels so ausführlich eingegangen, weil sich an diesem
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Beispiel geradezu paradigmatisch zeigen liess, wie sich – auch bei einem Mann so umfassenden Wissens und Denkens – eine Methode auswirkt, die die [Exegese unter die unbedingte Herrschaft der Literaturkritik] ! Exegese der Literarkritik nachfolgen statt vorangehen heisst H2 , .] ergänzt Die Prosaerzählung wird, gerade weil sie als allgemein bekannt gilt, nicht aufgezeichnet, sondern »der Improvisation der Prediger überlassen« (M. Winternitz, Artikel Jataka, ERE /) D3, D5, D7 , Nicolsky] Mauss, Critique interne de la »Légende d’Abraham«, REJ LXXXII, , ff.; Nicolsky D3 ,- Nicolsky […] Stämme an);] fehlt H2 ,- Nicolsky […] Die Haustiere () ] M. Mauss, »Critique interne de la Légende d’Abraham«, REJ () ff.; W. F. Albright, Archaeology and the Religion of Israel (3) ff. D5, D7 , über arabische Parallelen] Albright, The Archaeology of Palestine and the Bible f.; über arabische Parallelen D3 ,- die gegenwärtigen Verhältnisse] Verhältnisse im gegenwärtigen Zeitalter D3, D5, D7 , »muslimischen Veränderung«] [marokkanischen Überarbeitung] ! »muslimischen Veränderung« H2 , Königtum] Königtum, Königsein, sodann D3, D5, D7 ,- vgl. auch Dalman] vgl. u. a. E. Landau, Die dem Raume entnommenen Synonyma für Gott () f., G. Dalman D3, D5, D7 , , ff.] ergänzt und neuerdings besonders H. G. Kuhn s. v. βασιλεύϚ, ThW , ff. D3, D5, D7 ,- »Nehmt das Joch […] ebendasselbe.] fehlt D3, D5, D7 , Mekhiltha ed. Friedmann b] Mekhiltha d’Rabbi Ismael edidit H. S. Horovitz defuncti editoris opus exornavit et absolvit J. A. Rabin () , D3, D5, D7 , mischnischen] talmudischen H2 , Sterbespruch] letzten Spruch H2 , Religionssoziologie III ] ergänzt ; vgl. die umfassende Darstellung bei J. Hempel, Gott und Mensch im AT 2 ff. D3, D5, D7 , KB II ff.;] fehlt H2 , ff.] ergänzt Die assyrische Vorstellung von »Feinden des Gottes Aschur« (vgl. K. Tallquist, Der assyrische Gott, St Or () ff.) kommt immerhin der israelitischen am nächsten. D3, D5, D7 ,- »Kampf für Jhwh […] (und schwöre)!] fehlt D5 , (und schwöre)!] ergänzt (Hempel, Gott und Mensch im AT (2) wendet ein, meine Auffassung leide unter der Schwierig-
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keit, »daß in Jahve nicht angeredet wird«. Aber es genügt, wenn das in a geschieht: b rufen die Vasallen dem sich mit ihnen verschwörenden Lehnsherrn als gemeinsame Schwurformel zu.) D3, D7 ,- s. Anm. […] ff.] fehlt H2 Siehe M. Lidzbarski, Ephemeris für semitische Epigraphik, Bde., (-) f., , f. D5, D7 ,- Sammlung von »Carmina des Augenblicks«] Sammlung »historischer Volkslieder« (Budde, Althebr. Lit.2 ), von »Carmina des Augenblicks« H2 , Kultische gewandt.] Kultische gewandt. Ich halte es für möglich, dass die Simsonsage die zum individualen Heroenmythus gedichtete Überlieferung einer zum Guerillakrieg gegen die Philister verschworenen Schar ist, die dann in den Philisterkämpfen der ersten Königszeit ihre epische Form gewann H2 ergänzt Über die Nasiräer vgl. u. a. E. Sellin, Beiträge zur israelitischen und jüdischen Religionsgeschichte , () ff.; K. Budde, Das alttestamentliche Nasiräat, ChW () ff.; W. Eichrodt, Theologie des AT () f. D3, D5, D7 , Arabisches bei Wellhausen] E. Sellin, Geschichte des israelitisch-jüdischen Volkes () f. D3, D5, D7 , scheint mir vertretbar] scheint mir als archaisch vertretbar D5, D7 , Bad-Ephod] Linnen-Efod H2 ,- ; vgl. Elhorst a. a. O. […] werden scheint] fehlt H2 ,- auch H. M. Wiener] A. Alt, Josua, in: Werden und Wesen des AT () f.; auch H. M. Wiener D3, D5, D7 , in Palästina () , .] ergänzt Zur Landnahme überhaupt vgl. W. F. Albright, The Israelite Conquest of Canaan in the Light of Archaeology, BASOR () ff. D5, D7 , (ZAW NF VII, ) ] ergänzt , Wüste und Gelobtes Land () D3, D5, D7 ,-, Schlacht bei Jerusalem einen geschichtlichen Kern hat […] zu beachten] Schlacht bei Jerusalem (Adoni-Besek = Adoni-Zedek von Jerusalem, vgl. Burney z. St., s. auch oben …) einen – wenn auch anders aussehenden (vgl. V. ; Jos. , ) – geschichtlichen Kern hat, so dass ohne Einnahme oder doch ohne Behauptung der Stadt der Durchzug erkämpft worden ist. Auerbachs Meinung, »der Gedanke, dass die Stämme von Jericho aus an Jerusalem vorbei, quer über Dutzende von tiefen, nach dem Toten Meer hin laufenden Tälern hinweg, nach dem Süden zogen«, sei »absurd und militärisch unmöglich«, träfe nur dann zu, wenn es sich um einen [einmaligen] ! unaufhaltsam stürmenden Eroberungszug, nicht um ein [allmähliches] ! etappenweises Vordringen handelte H2 , Hertzberg a. a. O. f.] ergänzt , neuerdings J. de Groot, Zwei Fra-
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gen aus der Geschichte des alten Jerusalem, in: Werden und Wesen des AT D3, D5, D7 ,- Auerbachs (a. a. O. f.)] Auerbachs (Untersuchungen zum Richterbuch , ZAW NF () f., vgl. Wüste und gelobtes Land () D3, D5, D7 , (vgl. auch Olmstead […] )] fehlt H2 , nicht gehört haben] weder bei den Kämpfen noch bei der Teilung gehört haben H2 ,- – von den kühnen […] abgesehn –] fehlt H2 ,- (Vgl. auch schon […] vorkommen).] fehlt D5, D7 ,- auf den schon Luther […] hingewiesen hatte] den schon Luther […] angeführt hatte D3 , Staatenbildung ] a. a. O. und Josua ff. D3, D5, D7 , nur teilweise anzuerkennen] nicht anzuerkennen H2 , Budde, Die Bücher Richter und Samuel .] fehlt H2 , Samuel .] ergänzt Zum hohen Alter des Deboralieds vgl. W. F. Albright, The Song of Deborah in the Light of Archeology, BASOR () ff. Zum Lied überhaupt vgl. Buber, Der Glaube der Propheten, { ff. D5 s. oben ff. D7} D5, D7 , zur Stelle] zur Stelle (E. Sellins Verteidigung der LXX-Interpretation, Das Deboralied, in: Festschrift für Otto Procksch (), , hat mich weder sprachlich noch sachlich zu überzeugen vermocht; K. Buddes plausible Auffassung von pirsono als Objektgenitiv läßt er unbeachtet) D3, D5, D7 , Ausführlicher […] im II. Band] Von Begriff und Problem des Prophetentums habe ich in meinen Büchern Moses2 ff., ff., Der Glaube der Propheten, passim, Die chassidische Botschaft () ff., Sehertum () gehandelt D5 Von Begriff und Problem des Prophetentums habe ich in »Moses«, s. oben ff., ff.; »Der Glaube der Propheten«, passim, s. oben ff., Die chassidische Botschaft, s. »Werke« () , Abraham der Seher s. unten , Prophetie und Apokalyptik s. unten gehandelt. D7 , Zur Etymologie] Zu der bislang ungeklärten Etymologie D3, D5, D7 , ] ergänzt , sowie die Übersicht bei van den Oudenrijn, De prophetiae charismate () ff. Zur Sache vgl. Sellin, Der alttestamentliche Prophetismus ff. (Die jüngste mir bekannt gewordene Untersuchung ist die von Jepsen, Nabi () ff. Er möchte »erregen« als Grundbedeutung der Wurzel annehmen, woraus sich für den Hithpael die Bedeutung »sich erregen«, für den Niphal »in der Erregung reden müssen« ergibt; »Nabi ist dann der Erregte, der berufene Bote«. Jepsen folgt damit Torczyner, der (Das literarische Problem der
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Bibel, ZDMG NF X, , ) für das Verb die Bedeutung »verzückt, geistesbesessen sein« annimmt, so daß das Nomen »gewiß nicht aktiv den ›Sprecher‹, sondern passiv den Verzückten, vielleicht ursprünglich den vom Geist ›Berufenen‹« bezeichnen würde. Dieser jedenfalls beachtenswerten Auffassung steht jedoch – angesehen davon, daß sie sich auf kein semitisches Etymon stürzen kann – die Tatsache entgegen, daß wo immer, von den ältesten Texten an, eine einzelne Person als nabi bezeichnet wird, es sich um einen Wo r t -Empfänger und Übermittler handelt; nur an etlichen pluralischen Stellen, wo es um die gleichgeartete, gleichgestimmte Schar geht, aus der hervor die Einzelnen ihr Wort reden, tritt das Sprecherische zurück.) D3, sowie die Übersicht bei van den Oudenrijn, De prophetiae charismate () ff. Zur Sache vgl. E. Sellin, der alttestamentliche Prophetismus () ff. (Neuerdings beachtenswert W. F. Albright, From the Stone Age to Christianity (2) f.: »The correct etymological meaning of the word is rather ›one who is called (by God), one who has a vocation (from God)‹, as appears from the fact that this is almost always the sense which the verb n a b û , ›to call‹, has in Accadian, from the middle of the third millennium to the middle of the first.« D5, D7 Vgl. jedoch die nächste Anmerkung.) D7 , »unten« ist.] ergänzt Zu Abraham vgl. {Buber und Rosenzweig D3, D5 Buber D7}, Die Schrift und ihre Verdeutschung, { f. D3, D5 s. unten f. D7} D3, D5, D7 , dahin vordringt.] ergänzt Vgl. jetzt auch Hylander, Der literarische Samuel-Saul-Komplex, Diss. Uppsala () Anm. D3, D5, D7 , Seelenwanderung gehört.] ergänzt (An eine »Verwischung der Grenze zwischen Richter und Prophet« (W. Baumgartner, DLZ / () ) denke ich keineswegs. Für den führerischen Charismatiker ist nur eben alttestamentlich der nabiisch charakterisierte Geistempfang, wie Sam , . f. am deutlichsten bezeugt, der notwendige D u r c h g a n g ) D3, D5, D7 , l. mit Wellhausen] Lies mit A. Klostermann gegen das mißverständliche Bedenken von J. Wellhausen D5, D7 Wort- und Sacherläuterungen: ,Widmung Florens Christian Rang (-)] dt. Jurist und prot. Theologe, der sein Kirchenamt aufgegeben hatte. Er war ein Mitglied des Potsdamer Forte-Kreises, in dem sich europäische Intellektuelle trafen, die den drohenden Ersten Weltkrieg abwenden wollten. (Vgl. Martin Treml, »Einleitung« in: MBW , S. -.) Ähnlich wie Buber war Rang zunächst Kriegsbefürworter, um sich davon schließlich wie-
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der abzuwenden. Rang war ein enger Freund Walter Benjamins und nahm Briefe von Benjamin und Buber in seine Deutsche Bauhütte () auf; Buber wiederum veröffentlichte Texte des mittlerweile verstorbenen Rangs in der von ihm mitherausgegebenen jüdisch-christlichen Zeitschrift Die Kreatur (-). , einem Kurs für einen geladenen Kreis, abgehalten im August zu Ponte Tresa] Die Vorträge sind im vorliegenden Band (S. -) zum ersten Mal veröffentlicht unter dem Titel »Arbeitsgemeinschaft zu ausgewählten Abschnitten aus dem Buche Schmuel«. , Carl Theil] (-) mit Buber befreundeter Reformpädagoge und klassischer Philologe. aus dem Staatsdienst entlassen. , dem »geschichtlichen Volk schlechthin« (Tillich)] Zitat nicht nachgewiesen. Paul Tillich (-) war als religiöser Sozialist und öffentlicher Sprecher auch im Radio bereits sehr bekannt, obwohl er erst ein Buch veröffentlicht hatte (Die religiöse Lage der Gegenwart, Berlin ). Seinen weltweiten Ruhm als Theologe erwarb er erst später in den USA, wohin er nach seiner Zwangsemeritierung durch die Nationalsozialisten emigriert war. ,- der eschatologischen Spannungen] Buber schreibt hier so, als hätte er bereits sein Konzept der »eschatologischen Spannungen« erörtert. Der Zusammenhang legt nahe, dass er ein strukturierendes Element für Das Kommende beschreibt, welches er aber in dieser Form nicht umsetzte. Jedoch gibt es einen größeren Abschnitt mit der Überschrift »Die großen Spannungen« in Der Glaube der Propheten, ein Buch, das einiges Material enthält, das für den nichtrealisierten dritten Teil von Das Kommende vorgesehen war, vgl. in diesem Band, S. . , der »Elohisten«] Julius Wellhausens bahnbrechende Theorie zur Entstehung des Pentateuch besagt, dass sich vier Quellenschriften, also ursprünglich unabhängige Werke, im Pentateuch und (teilweise auch in den Geschichtsbüchern) nachweisen ließen. Die vier Quellenschriften seien: die beiden älteren Jahwist und Elohist, der vorexilische Deuteronomist und als jüngste die Priesterschrift. , der Ephraimit dem Judäer gegenüberstehen] Vom Elohisten wurde gelegentlich angenommen, dass er aus dem Nordreich Israel stammt, der Jahwist hingegen aus dem Südreich Juda. Das Nordreich wird manchmal mit Ephraim, dem Sohn Josefs gleichgesetzt, denn dieser Stamm war besonders einflussreich. , Fragen der Methode] Es ist kein Vorwort zu Der Gesalbte überliefert, von dem nur Teile erhalten sind. Gelegentliche Kommentare zur
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Methodologie sind in Der Gesalbte und Der Glaube der Propheten eingestreut. , Theokrasie] griech.: »Götterverschmelzung«. , Max Weber] Max Weber beschäftigte sich intensiv mit dem Judentum, vgl. Das antike Judentum. Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Tübingen . , Prof. Joseph Horovitz] (-), Semitist und Islamwissenschaftler, stammte aus orthodoxer Frankfurter Rabbinerfamilie, Professor für orientalische Sprachen in Frankfurt, hielt seit Vorlesungen in Jerusalem. , Prof. Erich Ebeling] (-) Assyriologe. , Prof. Alfred Jeremias] (-) Bekannter Assyriologe und prot. Theologe, ein Hauptvertreter des Panbabylonismus. ,- Prof. Herman Lommel] (-) Religionswissenschaftler und Spezialist für Indo-Iranistik. , Prof. Eugen Mittwoch] (-) Semitist, Judaist und Islamwissenschaftler, auf Intervention Mussolinis regulär emeritiert, weil Mussolini für seinen Abessinienfeldzug an dem Wissen des herausragenden Äthiopienkenners interessiert war. Letzter Vorsitzender der »Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft des Judentums«. , Prof. J. H. Mordtmann] (-) Begründer der Osmanistik, der Wissenschaft zur Erforschung des Osmanischen Reichs, als eines eigenständigen Fachs in der Orientalistik. , Prof. Kurt Sethe] (-) Bedeutender Ägyptologe. , Prof. Willy Staerk] (-) Alttestamentler und prot. Theologe; setzte sich für eine jüdisch-theologische Fakultät an der Frankfurter Universität ein (B II, S. ). , Prof. Aron Freimann] (-) Dt.-jüd. Bibliothekar; baute vor die größte Sammlung von Judaica in der heutigen Frankfurter Universitätsbibliothek auf. , Dr. Nahum Norbert Glatzer] Historiker, Freund Bubers und dessen Schüler an der Universität Frankfurt; - Prof. an der Brandeis University, USA. ,- Dr. Max Grünewald] (-) Rabbiner in Mannheim -; Emigration in die USA; Mitbegründer des Leo Baeck Instituts in New York. , Dr. Martin Plessner] (-) Semitist und Islamwissenschaftler; Habilitation in Frankfurt, Emigration nach Palästina, später Prof. in Jerusalem. , Dr. Georg Salzberger] (-) Rabbiner und Publizist;
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im Konzentrationslager Dachau inhaftiert; Emigration nach England. , Dr. Eduard Strauss] Biochemiker und Religionswissenschaftler; - Dozent am Freien Jüdischen Lehrhaus in Frankfurt; Freund Bubers. , Dr. Ludwig Strauss] dt. Dichter und Germanist, Zionist; Briefpartner Bubers seit ; verheiratet mit Bubers Tochter Eva seit ; Emigration nach Palästina, wo er auf Hebräisch dichtete; seit Dozent in Jerusalem. , Dr. Carl Theil] siehe Wort- und Sacherläuterung zu ,. , Schia] Nach dem Tod von Mohammed (/-) kam es im Islam zu einem Schisma über die Frage der rechtmäßigen Nachfolge des Propheten. Die Schiiten erkennen für die nächsten Generationen nur Ali, den Schwiegersohn Mohammeds, und die weiteren Nachkommen als maßgebliche Autoritäten an, während für die Sunniten die Tradition der rechtgläubigen Kalifen maßgeblich ist. ,-, Omajjaden] Kalifendynastie (-). Die Familie stammte aus Mekka und errang die Macht im noch jungen arabischen Reich. Ihr Herrschaftsanspruch stand im Widerspruch zu dem der Familie Mohammeds, was zu dem ersten langjährigen Krieg innerhalb der islamischen Gemeinschaft führte. , Aliden] Nachkommen Alis, des Schwiegersohns Mohammeds. , augustischer Weise] Der als römischer Kaiser bekannte Augustus (Regierungszeit v. Chr.- n. Chr.) inszenierte sich als Wiederhersteller der republikanischen Verfassung und benannte seine eigene Rolle mit »primus inter pares«, Erster unter Gleichen. Offiziell führte er also keinen monarchischen Titel. , Dyarchie] griech.: »Doppelherrschaft«. , maschal] hebr.: »herrschen«. Zur Übersetzung »walten« vgl. auch Franz Rosenzweig, Die Bibel auf Deutsch, in: Zweistromland, S. ; hier S. . ,- Das stille Walten von Sonne und Mond] Gen ,. Buber nimmt hier auf eine rabbinische Erklärung Bezug, die die Erschaffung von Sonne und Mond erst am vierten Tag als Ausdruck ihrer Entthronung als Götter versteht. Ähnlich analysiert ein moderner Theologe: Odil Hannes Steck, Der Schöpfungsbericht der Priesterschrift. Studien zur literarkritischen und überlieferungsgeschichtlichen Problematik von Genesis ,-,a, Göttingen , S. -. , Hosea] bibl. Prophet, der zur Zeit des Niedergangs des Nordreichs, . Jh. v. Chr. wirkte. , Josephus] (ca. - n. Chr.) Flavius Josephus, hebr. Joseph ben
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Mathitjahu, jüd.-hell. Geschichtsschreiber, der den großen Aufstand gegen Rom und die Geschichte des jüdischen Volkes seit Urbeginn behandelt. Werke (in griechisch): Geschichte des jüdischen Krieges und Jüdische Altertümer. In Contra Apionem , bezeichnet er die durch Moses vermittelte Ordnung als Theokratie. , Eschaton] griech.: »die letzten Dinge«. , Sanheribs] assyrischer Herrscher (- v. Chr.). , Marduk] Ursprünglich der Stadtgott von Babylon. Mit dem Entstehen des babylonischen Reichs im . Jt. v. Chr. wird er zu seinem Reichsgott und erscheint als Oberhaupt der Götter. , Sargon von Akkad] regierte Jahre in der mesopotamischen Stadt Akkad, dem Zentrum seines Reiches (ca. v. Chr.). , Creator Spiritus] lat.: »Heilige Geist«. , »Ephod«] Ri ,. Das ephod war ein Kleidungsstück, welches die Priester im alten Israel trugen, manchmal um eine Brustplatte erweitert, welches die Orakelsteine urim und tummim enthielt. Wenn Gideon nun ein ephod als ein Heiligtum »aufstellt«, liegt hier wahrscheinlich eine abweichende Bedeutung vor. Die wissenschaftliche Meinung tendiert dahin, dass mit ephod hier ein Götzenbild bezeichnet wird, ebenso wie in Ri ,; ,... , Jephtha] Ri ,-. , Molochisierung] Moloch wurden laut der Bibel Kinder geopfert wie Jephtha die Tochter dem Gott opferte (Lev ,; ,-). , Simsonsage] Ri -. , »kleinen« Richter] zum Beispiel Ri ,-. Richter, für die nur kurze Notizen überliefert sind, und nicht zu den charismatischen Retterfiguren zu zählen sind, die ebenfalls Richter genannt werden. , Adoni-Beſeq] Wie andere Kommentatoren vor ihm geht Buber davon aus, dass der ursprüngliche Name Adoni-Zedek absichtlich verstümmelt wurde. , Ob nun Hieronymus und Luther den seltsamen Vers richtig übersetzt] Ri , wird seines unbestimmten Finalsatzes wegen »seltsam« genannt. Der hebräische Ausdruck parschdona ist ein hapax legomenon, ein nur einmal belegtes Wort. Der Kirchenvater und Bibelübersetzer Hieronymus (-) umschreibt ihn mit »per secreta naturae alvi stercora proruperunt« (durch die geheimen Teile der Natur kamen die Ausscheidungen des Bauches heraus), während Martin Luther die Wendung etwas derb mit »Mist« übersetzt. Beiden Übersetzungen zufolge handelt es sich also um Exkremente, was das ganze Geschehen in ein groteskes Licht rückt und so Bubers Argumentation zuträglich ist.
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, älteren Lied] Ri ; wird oft zu den ältesten Texten der hebräischen Bibel gerechnet. Der »vorausgeschickte Bericht«: Ri . , Nonens] (auch Non-ens) Nichtexistierendes; Kanaan war kein staatliches Gebilde, sondern bestand aus vielen unabhängigen Stadtstaaten. , päanhaft] im Ton eines Päans, eines Festgesangs. ,- das etymologische und das geschichtliche Problem] Das etymologische Problem: Gideons Beiname Jerubbaal enthält als Namensbestandteil Baal. Üblicherweise deutet ein solcher Namensbestandteil auf die Verehrung des jeweils genannten Gott hin. Das geschichtliche Problem: Sind Gideon und Jerubbaal zwei unterschiedliche Personen, die in der Überlieferung miteinander verschmolzen sind? , des Beinamens Israel] Jakob erhält den Namen Israel, Gen ,. , dem ersten und dritten der Erzväter] Abraham (Gen ,) und Jakob (Gen ,). , haggadische Tradition] die erzählende Tradition des rabbinischen Judentums ohne glaubensverbindlichen Anspruch im Gegensatz zur normativen Tradition (Halacha). , Berufungsgeschichte] Ri ,-. , jesch] hebr.: »es gibt«, im Zusammenhang von Ri , »ist JHWH mit uns?«, bei Gen , »ja, JHWH ist an diesem Ort«, in Ex , »ist JHWH in unserer Mitte«. , Numen] lat.: »Gottheit«. , ruach] hebr.: »Geist«, Zitat aber eher I Chr ,. , Gideons Spruch] vgl. Kap . , Ephod] vgl. Wort-und Sacherläuterung zu ,. , Abimelekh] Ri ; Abimelekh ist der Sohn Gideons. , »bösen Geistens«] ruach standardmäßig mit »Geist« übersetzt, wird von Buber oft mit »Braus« wiedergegeben, auch um das Element der »kinetischen« Bewegungsenergie von ruach auszudrücken, siehe »Der Mensch von heute und die jüdische Bibel« (jetzt in: MBW , S. f.). , theophore Name] beinhaltet einen Gottesnamen. , Kebse] dt. veraltet für »Konkubine«. , Jothamfabel] Ri ,-. , taoistischen Bildreden] vgl. »Bilderrede«, Reden und Gleichnisse des Tschuang-Tse, Deutsche Auswahl von Martin Buber, Leipzig: Insel-Verlag , jetzt in: MBW ., S. . , Geschichte Jephthas] Ri ,-,. , Abimelekh] Ri ,.
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, flüchtigen Verbindung] Ri ,. Tatsächlich spricht der hebräische Text von einer Hure. (Auch Bubers und Rosenzweigs Bibelübersetzung nennt ihn »Sohn eines Hurenweibs« vgl. Das Buch Richter, S. .) , »leichter Männer«] Ri ,. Die Bedeutung des hebr. Adjektivs rejk, »leer« an dieser Stelle ist unklar. , Botschaft an den »König der Söhne Ammons«] Ri ,. ,- Heidenkönigen auf dem Zug von Ägypten nach Kanaan handelt] Nu ,-.-. , gojim] Pl. von goj, hebr. für »Volk«. Im Gegensatz zur heutigen Verwendung wird das Wort ohne negative Konnotation in der Bibel gebraucht. So wird in Ex , Israel als goj kadosch, als heiliges Volk, bezeichnet. , Suffeten] »Richter«, die beiden obersten Beamte in Karthago. (Das Phönizische ist mit dem Hebräischen eng verwandt.) , Simsongeschichte] Ri -. , »In jenen Tagen] Ri ,; ,. ,- erweiterter Fassung] Ri ,; ,. , Die erste] Ri -. ,- Anderseits] Ri -. , Gibea-Erzählung] Ri . , eda] hebr.: »Volksversammlung, Gemeinde«, Ri ,. , das Joch Rinder] I Sam ,. , die Bücher der Chronik] werden allgemein deutlich später als die Bücher Samuel und Könige datiert. , »Eckpfeiler des Volkes«] Ri ,; üblicherweise mit »Oberste des Volkes« übersetzt. , »Volk Gottes«] Ri ,. ,- den massoretischen Text] Der hebräische Bibeltext, wie er traditionell überliefert wurde. Die Massoreten (ca. - n. Chr.) waren Gelehrte, die intensiv den Text und seine Varianten untersuchten und darüber hinaus die verbindliche Vokalisation bestimmten. ,- für den Notfall vereinbart hätten] Mit seiner Fußnote »das zweite dabar bedeutet Verabredung« (dabar, hebr.: »Wort, Ereignis«) will Buber seine Interpretation erklären, nämlich der Stadtstaat Lajisch habe kein Verteidigungsbündnis mit einer anderen Macht abgeschlossen. Buber und Rosenzweig übersetzen: »und hatten mit keinem Menschen sonst ein Ausbedingnis.« Vgl. Das Buch Richter, S. . Der ganze Vers , lautet bei ihm: »Die fünf Männer gingen weiter und kamen nach Lajisch. Sie sahn, wie es in Sorglosigkeit dalag, in seinem Innern das Volk still und sorglos, nach sidonischem Recht, keiner, der
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irgend Rüge übt im Land als Erbe der Macht, und waren sie von den Sidoniern fern und hatten mit keinem Menschen sonst ein Ausbedingnis.« Da der massoretische Text schwierig ist, wird aufgrund von Emendationen oftmals anders übersetzt, insbesondere der Teil über die fehlende Staatsgewalt, so wie Buber ihn versteht, entfällt. ,- Die andre hat keine vorliterarische Existenz] Da Buber die mündliche der schriftlichen Überlieferung oft vorzieht, liegt hier möglicherweise eine Abwertung der monarchischen Tendenz vor. , chronique scandaleuse] Skandalchronik, böse Klatschgeschichten. , Hosea] Prophet des Nordreichs, der ungefähr zur Zeit seines Niedergangs in der zweiten Hälfte des . Jh. v. Chr. wirkte, und dessen Buch wie kein anderes Prophetenbuch von Königskritik durchzogen ist, z. B. Kap und . Die Meinungen gehen auseinander, ob seine Königskritik gegen die Institution als solche oder gegen einzelne Könige gerichtet ist. , Zeit des politischen Niedergangs oder gar des Zusammenbruchs] Buber spielt auf die bis heute weitverbreitete These an, dass das Richterbuch ein deuteronomistisches Werk ist, und aufgrund seiner antimonarchistischen Tendenz am ehesten exilisch oder nachexilisch zu datieren ist, also nachdem die Institution Königtum gescheitert war. , Terminologie der Einheitsaktion] Vgl. S. f. , »kirchliche«] Das hebr. Wort eda (vgl. Anm. zu ,) wird üblicherweise der »Priesterschrift« zugeordnet und soll demgemäß als nachexilische Bezeichnung für Israel die nunmehr religiöse Gemeinschaft hervorheben, im Unterschied zu beispielsweise am (»Volk«), vgl. auch die Einleitung zu Königtum Gottes, S. . ,- Die Geschichte der Entstehung […] literarisch ausgestalteter Traditionen] Buber scheint seine Meinung aufgrund seiner intensiven Studien geändert zu haben, denn in Der Gesalbte kommt er zum Ergebnis, dass sich unter Weglassung einiger redaktioneller Erweiterungen ein Urtext rekonstruieren lässt, vgl. Der Gesalbte, in diesem Band, S. . , Anu] Auch An genannt. Frühe sumerisch-akkadische Gottheit und Göttervater. Trotz seiner Bedeutung eine eher blasse Gottheit. , Re] altägyptischer Sonnengott. Mit »annexionsstark« meint Buber vermutlich, dass viele Götter mit Re gleichgesetzt wurden. , im babylonischen Weltschöpfungsepos] Anspielung auf das fast vollständig erhaltene babylonische Epos Enuma elisch, entstanden im . Jt. v. Chr., welches die Vorrangstellung Marduks unter den babylonischen Göttern erklärt. , Marduk] vgl. Wort- und Sacherläuterung zu ,
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, rex im ursprünglichen Sinn] lat. meist mit »König« wiedergegeben, aber tatsächlich ist die ursprüngliche Bedeutung die eines militärischen Anführers. ,- thebanischen Gottesstaat] ca. - v. Chr. in Oberägypten mit der Hauptstadt Theben. Der Gott Amun oder Amon ist sein offizieller Herrscher, der seine Anweisungen bei Festen mittels Orakel mitteilt, und sein Hohepriester fungiert als sein Regent. , Hierokratie] Priesterherrschaft. , Heliopolis] Seit dem Alten Reich bedeutende Stadt in Unterägypten und Ursprungsort vieler Götter. , Re-Atum] Der oberste ägyptische Gott Atum ist der Schöpferund Lichtgott, insbesondere des Abendlichts; in der vorliegenden Namensform mit dem Sonnengott Re, dem das Tageslicht zugeordnet wird, gleichgesetzt. , Gottes, der auf seiner Barke] Das Orakel in Theben fand auf einer Barke statt, siehe Wort- und Sacherläuterung zu ,. , Osiris […] Horus] Weitere bedeutende Götter in Ägypten. , Lugal-zaggisi] oder Lugalzesi, (Regierungszeit ca. - v. Chr.), sumerischer König, der ein Großreich im mesopotamischen Raum errichtete. , Enlil] sumerischer Hauptgott, Sohn des Himmelsgotts Anu und Vater anderer wichtiger Götter. Er bestimmte das Schicksal der anderen Götter. , Sargon von Assyrien] Sargon II (Regierungszeit ca. - v. Chr.), bedeutender König des neuassyrischen Reichs. Er belagerte Jerusalem und machte Juda tributpflichtig. , Tiglat-Pileser I.] (Regierungszeit - v. Chr.) bedeutender assyrischer König. , Aschur] oder Assur; der Stadtgott der gleichnamigen Stadt wird im Laufe der Zeit Reichsgott des assyrischen Reichs und hat damit eine ähnliche Stellung wie Marduk in Babylonien. ,- Adoptianismus […] Nativismus […] Inkarnatianismus] Buber spielt auf den christologischen Streit über die Natur von Jesus in der Alten Kirche an, nämlich ob Jesus von Gott adoptiert wurde, ein Geschehen, das meistens mit seiner Taufe durch Johannes den Täufer identifiziert wurde, oder ob sich Gott in Jesus direkt inkarniert habe (Fleischwerdung Gottes). Auf der Synode von Nicäa zugunsten der Inkarnationslehre entschieden. (»Inkarnatianismus« und »Nativismus« in diesen Zusammenhang scheinen Neuprägungen Bubers zu sein.) Vgl. »Arbeitsgemeinschaft«, in diesem Band, S. . Der hier von Buber skizzierte Forschungsstand über den Unterschied des Gott-
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königtums in Ägypten und Mesopotamien hat bis heute Gültigkeit. Weiterhin wird das Königtum Israels eher in den Kontext des mesopotamischen Königsverständnisses gestellt. ,- Apotheosenherrlichkeit] Apotheose, wörtlich »Verherrlichung«, ist die Erhebung eines Menschen zu einem Gott oder Halbgott. (Vgl. die posthume Verehrung von Alexander dem Großen und Augustus.) , Hammurapi] erster babylonischer König (Regierungszeit ca. v. Chr.). Der Codex Hammurapi, gefunden auf einer Stele in Susa, galt lange Zeit als das älteste Gesetzbuch der Welt. , Ea] wichtigster babylonischer Vegetationsgott und Vater des Reichsgotts Marduk. , Main, Saba] Saba war ein Königreich im heutigen Jemen, von ca. v. Chr. – n. Chr. Ma’in ist ein Königreich im Nordjemen, welches unter sabäischem Einfluss stand. , Kariba-ilu Watar] wichtigster sabäischer Herrscher der Frühzeit, dessen Regierungszeit zwischen und v. Chr. angesetzt wird. ,- Staatsakt […] periodisch wiederkehrenden Fest] Der religionswissenschaftliche Ansatz zur Erforschung des Alten Testaments hielt bis ungefähr viele Erzählungen für Ätiologien (Entstehungslegenden) von wiederkehrenden Festen. , deuterojesajanischen] Der von der Forschung postulierte anonyme Exilprophet, dem hauptsächlich die Kapitel Jes - zugewiesen werden. , Malk ist wie Baal] Baal heißt wörtlich »Herr« und wird für verschiedene Gottheiten verwendet, neben dem eigentlichen syrisch-kanaanäischen Gott. , El] El ist in den semitischen Sprachen sowohl ein allgemeiner Begriff für ein göttliches Wesen, als auch – wie z. B. im phönizisch-kanaanäischen Raum – der Name des obersten Gottes. , Baalath] Semitische Göttin als Herrin eines jeweiligen Gebiets. ,- palmyrenischer, nabatäischer Kultur] Palmyra war eine altorientalische Karawanenstadt im heutigen Syrien, der bis in die Spätantike große Bedeutung zu kam. Ausgrabungen haben dort mehrere Tempel, darunter die Tempel des Baals und des Baal Schemen (»Himmelsbaal«) freigelegt. Die Nabatäer sind ein semitisches Volk, welches ab dem . Jh. v. Chr. an der Grenze zwischen Arabien und Palästina/Syrien siedelte und Handel betrieb. Zeitweise waren die Oasenstädte zu einem losen Königreich vereinigt, welches von Trajan am Anfang des . Jahrhunderts ins römische Reich eingegliedert wurde. Damit verliert sich ihre kulturell-religiöse Eigenständigkeit.
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, Melqarth] oder Melkart. Hauptgott der phönizischen Stadt Tyros, im heutigen Libanon gelegen. , Ortsgenien] Pl. von lat. Genius loci, »Geist des Ortes« als Schutzgeist. , Tribus] frz. Pl. »Völkerschaften«. , Aschtharth] Astarte. ,- ein Kind dem Melekh oder – mit der »Schandvokalisation« ausgesprochen – Molekh] Die Vokale sind sekundär zugefügt. Buber hält es für möglich, dass Melekh (»König«) die ursprüngliche Lesart ist, die dann zum pejorativen Molekh abgeändert wurde. Vgl. auch »Über die Wortwahl in einer Verdeutschung der Schrift. Dem Gedächtnis Franz Rosenzweigs (Sommer )«, in: Die Schrift und ihre Verdeutschung, S. (jetzt in: MBW , S. ). , Lustrations- oder Weihungsritus] In der römischen Religion war »Lustration« eine Bezeichnung für Reinigungs- und Sühneriten. , Amos] Amos von Tekoa (. Jh. v. Chr.), Prophet, der im Nordreich wirkte. ,- »Brachte Israel […] aus Kir?«] Am ,b. , als die Mohren eins haben] Erste Vershälfte von Am ,. , »schauerlichen«] Gen ,; hebr. nora, wird in diesem Zusammenhang auch mit »heilig« übersetzt. , »Jhwh west«] Gen , in Bubers und Rosenzweigs Übersetzung Das Buch Im Anfang: »gegenwärtig ist Er«. Luther »der Herr ist« (an dieser Stätte); vgl. auch Wort- und Sacherläuterung zu ,. ,- »Da, ich bin bei dir […] geredet habe.«] Gen ,. , »Boten«] hebr.: »mal’akhim«, kann auch »Engel« bedeuten; Gen ,. , aboda] hebr.: »Dienst« im Sinne sowohl von Arbeit wie auch von Gottesdienst (ursprünglich des Tempelkults). Mit dem Begriff und seiner Bedeutung im mystisch-chassidischen Kontext hat sich Buber schon in dem Kapitel »Aboda: Von dem Dienste«, in: Die Legende des Baalschem, S. -, beschäftigt (jetzt in: MBW ). , Versündigung des Volks] Erzählung vom goldenen Kalb, Ex . ,- das Zelt der göttlichen »Begegnung« oder Gegenwärtigung] Luther übersetzt mit »Stiftshütte«, Bubers Wiedergabe entspricht dem Sinngehalt des hebräischen Ausdrucks. Vgl. die Wort- und Sacherläuterung zu ,. ,- Volksetymologie] Die Wurzeln von melekh und molikh sind grammatikalisch betrachtet nicht verwandt, werden aber aufgrund ihrer Assonanz sinnhaft aufeinander bezogen. , Zebaoth] Häufiger vorkommendes Substantiv, das den Namen
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Gottes oder JHWHs ergänzt. Übersetzung »Gott der Heerscharen« bzw. JHWH der Heerscharen, wobei offen bleibt, ob irdische »Armeen« oder himmlische Scharen, z. B. Engel, gemeint sind. Der Ausdruck wird oft in Übersetzungen wie ein Eigenname behandelt, »Herr Zebaoth«. Buber beschäftigt sich im Weiteren mit der Frage, ob das Wort als Apposition, als substantivisches Attribut oder als GenitivVerbindung zu verstehen ist. , Elijas und Elisas] Elija und sein Schüler Elisa sind Propheten des Nordreichs im . Jh. v. Chr., die den König Ahab bekämpfen und als Streiter (I Kön ) für den Monotheismus auftreten. In ihrem Namen ist kein Buch tradiert, sondern die Bücher Könige berichten (zwischen I Kön und II Kön ) von ihnen. , Jesajas] Jesaja, Prophet im Südreich (. Jh. v. Chr.), dessen Wirken in Jes - dargestellt wird. ,- singularisierte Plural elohim] »elohim« ist eigentlich eine Pluralform und bedeutet »Götter«; wird aber in der Bibel in Bezug auf den Gott Israels wie ein Singular konstruiert (z. B. das zugehörige Verb steht im Singular). ,- undurchsichtigen Namenhaftigkeit] vgl. das Vorwort zur zweiten Auflage, in diesem Band, S. . ,- Jhwh Zebaoth, dann als elohe maarekhoth jiſsrael] Übs.: »Herr der Heerscharen, dann als Gott der Schlachtreihen Israels«. , Schem] hebr. »Name«. In I Sam , fordert David Goliath heraus: »du kommst zu mir mit Schwert, Lanze und Spieß, ich aber komme zu dir im Namen des Herren Zebaoth, des Gottes des Heeres Israels, den du verhöhnt hast.« , Meerlieds] Ex ,-, hier Vers . , jihje immanu] hebr.: »er ist mit uns«. ,- vierundzwanzigste Jesaja-Kapitel] Seit dem . Jahrhundert bezeichnet man die Kapitel Jes, - als Jesaja-Apokalypse und hält nicht den historische Propheten Jesaja für ihren Verfasser, sondern vermutet mehrere nachexilische Autoren. , malkhe zebaoth] hebr.: »Könige der Heerscharen«, Ps ,. , »Ehje ascher ehje«] hebr.: zumeist mit »Ich bin, der ich bin« oder »ich werde sein, der ich sein werde« übersetzt; Ex ,. ,- »Aseität«] Von lat. »a se«, »aus sich sein«; theologisch-philosophischer Fachbegriff für das unbedingte Sein Gottes. , Bann] Bann im Sinne von Beschwörung. ,- »König der Völker«] Jer ,. , »Jhwh-Knechts«] Ex ,; Num ,; ,; Dtn ,; und mehrfach in Kap. Jos .
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,- namenlosen Propheten vom »Jhwh-Knecht«] Deuterojesajas »Gottesknechtlieder«; vier vom Alttestamentler Bernhard Duhm aus Deuterojesaja herausgefilterte Texte mit dem Thema des leidenden Gottesknechts: Jes ,-(); ,-; ,-; ,-,. (Vgl. »Das messianische Mysterium«, in diesem Band, S. .) , Ichsatz des Dekaloganfangs] Ex ,. Nach jüdischer Zählweise das erste Gebot. Buber und Rosenzweig übersetzen »Ich / bin dein Gott, / der ich dich führte / aus dem Land Ägypten, aus dem Dienstfrönerhaus.« Das Buch Namen, S. . , Erschaffung von Gut und Böse] Jes ,bβ-: »Ich bins und keiner sonst: / der das Licht bildet / und die Finsternis schafft / der den Frieden macht / und das Übel schafft, / Ich bins, der all dies macht.« Das Buch Jeschajahu, verdeutscht von Martin Buber gemeinsam mit Franz Rosenzweig, Berlin: Verlag Lambert Schneider . Im jüdischen Morgengebet ist diese Stelle abgewandelt an prominenter Stelle (erste hinleitende Bracha zum »Schema Israel«) aufgenommen worden: statt »und das Übel schafft« wird durch »und das All erschafft« ersetzt. »Gelobt bist du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der das Licht bildet und die Finsternis schafft, den Frieden macht und das All erschafft.« Vgl. Siddur Schma Kolenu, übers. von Joseph Scheuer, . Aufl. Zürich , S. . , impliziten Form] z. B. Ex , »du sollst keine Götter neben mir haben«. , expliziten] Jes , »außer mir ist kein Gott«. , »Jeschurun«] Seltene poetische Bezeichnung für Israel (Dtn ,; ,,; Jes ,), die vielleicht von hebr. »jaschar« (aufrecht) herzuleiten ist. Die Bezeichnung spielt in Bubers Argumentation eine relativ große Rolle, weil diese Teile des Deuteronomiums (Kap Moselied, Kap Mosesegen) sogar heute noch teilweise frühdatiert werden, Deuterojesaja aber spät anzusetzen ist. , Amos] hier Am ,. , Lagardes] Paul de Lagarde (-) Kulturphilosoph, seit Lehrstuhl für orientalische Sprachen in Göttingen und Exponent des sich seit der Reichsgründung neu formierenden Antisemitismus. ,- vitalitätserfüllten, später erst kognitiv verengten Begriff der daath elohim] hebr. »(Er)kenntnis von Gott«, Theologie; das zugehörige Verb jada’ kann neben »wissen«, »erkennen« auch »Liebe machen« bedeuten (vgl. Gen ,). , sie wollen einen Gott haben, wie alle Völker,] Anspielung auf I Sam ,. , Schandvokalisation] vgl. Wort- und Sacherläuterung zu ,.
Königtum Gottes
, nicht zum Wahn] Mit »Wahn« übersetzt Buber hier hebr. schaw. In Bubers Übersetzung liest sich das dritte Gebot so, Ex ,: »Trage nicht / Seinen deines Gottes Namen / auf den Wahn, / denn nicht freispricht Er ihn, / der seinen Namen trägt auf den Wahn.« Das Buch Namen, S. . Wie auch aus Anmerkung (im vorliegenden Band, S. ) hervorgeht, sieht Buber hier die Stoßrichtung gegen die »Theokrasie« (Götterverschmelzung). , eine Paredros] Bezeichnet im Griechischen die »Beisitzerin« eines Gottes oder wichtigen Menschen. Hier meint Buber wahrscheinlich die Göttin Aschera oder eine andere weibliche Gottheit, da die syrisch-kanaanäischen Götter oft paarweise auftreten. , Melqarth von Tyrus] Hauptgott der phönizischen Stadt Tyros (heute Libanon) und deren Gründung Karthago. Der ursprüngliche Gott von Schifffahrt und Kolonisation übernimmt zunehmend Eigenschaften der Baalsgottheiten. , Oger] Ungeheuer. , Ezechiel] oder Hesekiel, Prophet und Priester, der bereits mit der ersten Welle der Verbannung ( v. Chr., also vor der Tempelzerstörung) nach Babylonien deportiert wurde und dort mehrere Jahrzehnte wirkte. , Benhinnomtal] oder Gehinnomtal, Gehenna: Tal bei Jerusalem, in dem dem Gott Moloch geopfert wurde; später Urbild der Hölle. , schalat, maschal] hebr. Beide Verben bedeuten »herrschen«. , »mit starker Hand, mit gestrecktem Arm«] Ez ,,; auch Dtn ,; ,; ,; wird leitmotivisch in der Pessach-Haggada verwendet. , »Völkerwüste«] Anspielung auf Ez ,. ,- »mit all deinem Herzen, mit all deiner Seele, mit all deiner Macht«] Dtn ,. Wichtiger Bestandteil des jüdischen Glaubensbekenntnisses »Schma Israel«. In Bubers und Rosenzweigs Übersetzung Das Buch Reden, Berlin: Verlag Lambert Schneider , S. : »So liebe denn / Ihn deinen Gott / mit all deinem Herzen, mit all deiner Seele mit all deiner Macht.« , Semikha] hebr.: »das Aufstemmen«; Lev ,; Lev (Beschreibung des Versöhnungsfests Jom Kippur) und mYoma IV,.: »Dann näherte er [der Hohepriester] sich zum zweiten Male seinem Stiere, stützte auf ihn die beiden Hände und sprach das Sündenbekenntnis. Und so sprach er: Ach Ewiger! Ich habe vor dir gesündigt, gefrevelt und gefehlt, ich und mein Haus und die Söhne Aharons, der Stamm der dir Geweihten. O Ewiger, verzeihe doch die Sünden, Frevel und Verfehlungen, wie sehr ich auch vor dir gesündigt, gefrevelt und gefehlt haben mag, ich und mein Haus und die Söhne Aharons, der Stamm der
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dir Geweihten, wie geschrieben steht in der Thora deines Dieners Mosche (Lev ,): Denn an diesem Tag wird er euch verzeihen, um euch zu reinigen; von all euren Sünden vor Gott sollt ich rein werden. Sie aber fielen mit dem Rufe ein: Gepriesen sei der Name der Herrlichkeit seines Reiches für und für.« Zu »sie aber« gibt der Herausgeber die Anmerkung: »die in der Opferhalle versammelte Menge, die bei der Nennung des heiligen Namens in die Knie sank, den Boden mit der Stirne berührend.« Vgl. Mischnajot. Die sechs Ordnungen der Mischna. Hebräischer Text mit Punktation, deutscher Übersetzung und Erklärung, übersetzt und erklärt von Eduard Baneth, Teil II Ordnung Moed, Basel , S. f. Im Gottesdienst von Jom Kippur, dem Versöhnungsfest, ist die Beschreibung, wie der Hohepriester den Dienst im Tempel verrichtete, Teil des Mussafgebets und die Gemeinde verhält sich wie die Anwesenden damals im Tempel, als das einzige Mal im Jahr der heilige Name, das Tetragramm, ausgesprochen wurde. Franz Rosenzweig schreibt hierzu: »Die ›gewaltigen Tage‹ […] sind ausgezeichnet vor allen andern Festen dadurch, daß hier und nur hier der Jude kniet. […] Und zwar nicht im Bekenntnis der Schuld, nicht etwa im Gebet um Vergebung der Sünden, welchem allen diese Festzeit doch vornehmlich gewidmet ist, sondern nur im Schauen der unmittelbaren Gottesnähe, also in einem Zustand der über die irdische Bedürftigkeit des Heute hinausgehoben ist«. Vgl. Der Stern der Erlösung, in: Gesammelte Schriften II, Haag , S. . Diese Darstellung erhält ein besonderes Gewicht, wenn man bedenkt, dass der bereits zur Taufe fest entschlossene Franz Rosenzweig davon durch den Besuch eines Jom Kippur Gottesdiensts in einer kleinen orthodoxen Gemeinde abgehalten wurde. Vgl. Nahum N. Glatzer, Franz Rosenzweig. His Life and Thought, New York , second, revised, edition, S. XVI-XVIII u. S. . Vgl. die Wort- und Sacherläuterung zu ,. ,- also die gleich Gebärde, mit der Mose […] Josua zu seinem Nachfolger bestellt.] Heute noch Ritual bei der Rabbinerordination. , Gebärde der Identifikation] vgl. Lev ,-. ,- stemmt auch der Hohepriester […] Kopf des Bocks] Lev . Das Ritual ist in der Beschreibung des hohepriesterlichen Diensts in der Mischna mYom IV, dargestellt, vgl. Wort- und Sacherläuterungen zu ,. , opus operatum] vollzogene Handlung; bezeichnet in der katholischen Kirche die Lehre, dass die Sakramente durch ihren bloßen Vollzug gültig und wirksam sind. , Dromena] griech.: »getane Dinge«, Teil der Mysterien von Eleusis, der das zu Grunde liegende mythische Geschehen darstellt.
Königtum Gottes
, »Versuchen«] Gen ,: Buber und Rosenzweig übersetzen: »da prüfte Gott Abraham«, Das Buch Im Anfang, S. . , das Buch »Im Anfang«] Übersetzung des hebräischen Buchtitels von Genesis, den Namen, den Buber und Rosenzweig auch ihrer eigenen Übersetzung gaben. , »Sei ganz!«] Gen ,. ,- »vierhundert Jahre«] Gen ,; vgl. auch Ex ,. ,- Er gibt seinen Willen zunächst als Verfassung kund […] von Wirtschaft und Gesellschaft –] Anspielung Bubers auf das posthum veröffentlichte Hauptwerk von Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, Tübingen /. , Apotropäische] Apotropäische Handlungen sollen Dämonen oder Unheil vertreiben. , nachsinaitischen »Bundesschlüssen«] Anspielung auf Jos , II Kön ,; , ff; (= II Chr ,; ,;) Esr ,; Neh . In diesen Texten verpflichtet sich das Volk (aufs Neue) zu dem Bund mit Gott und zur Einhaltung seiner Gebote. , mnemonischem] einprägsamem. , herodotischer] abgeleitet von Herodot, griech.-antiker Historiker (. Jh. v. Chr.), der nicht nur über die Griechenland betreffenden Vorgänge farbenfroh schreibt. ,- thukydideischer] abgeleitet von Thukydides, griech.-antiker Historiker (ca. - v. Chr.), der in seinem Hauptwerk Der Peloponnesische Krieg systematisch und analytisch den Krieg zwischen Sparta und Athen beschreibt. , in seiner Mitte behalten hatte] Jos ,. , gegen seinen volkumfassenden Charakter] Die in der Anmerkung genannten Chabiru (S. ) oder Apiru sind Halbnomaden unter anderem im Grenzbereich zwischen Kanaan und Ägypten. Sie werden in verschiedenen altorientalischen Quellen, darunter auch in der Amarna-Korrespondenz erwähnt. Die Klangähnlichkeit zwischen Chabiru/ Apiru und Hebräer/Ebräer, sowie einige kontextuelle Überlegungen, haben zu der These geführt, dass sie miteinander zu identifizieren seien. , jojadanische Restauration] Jojada war ein Hohepriester, der dem biblischen Bericht zufolge Joasch v. Chr. als rechtmäßigen Daviden gegen die Usurpatorin und Baalsverehrerin Atalja als König von Juda einsetzte sowie die vorherige JHWH Verehrung wiedereinführte. , Ätiologische Zurückverlegungen ritualer Gehalte] Altüberkommene, vielleicht unverständliche Riten werden durch eine Erzählung neu begründet.
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, Thronbesteigungsfest] Der norwegische Alttestamentler und Theologe Sigmund Mowinckel hat in seinen Psalmendeutungen die These entwickelt, dass ein »Thronbesteigungsfest JHWHs« jährlich in Israel gefeiert wurde, ähnlich wie in Babylonien das Akitu-Fest. ,- »Jedoch hüte dich, […] deiner Söhne!«] Dtn ,. , weder der Jahwist noch der Elohist] vgl. Wort- und Sacherläuterung ,. , ganze ältere Literatur der Inder] die Veden. , Abbasiden] Muslimische Herrschaftsdynastie, die n. Chr. an die Macht kam. , Ningirsu] übs. »Herr von Girsu«; Sumerische Gottheit, Stadtgott von Girsu und Reichsgott von Lagasch in Südmesopotamien. ,- Urukagina von Lagasch] ca. v. Chr., König des sumerischen Stadtstaates Lagasch, der ein größeres Gebiet beherrschte, und Sozialreformer. , Volk von Saba] vgl. S. -. ,- Almakah] oder Almaqah: Reichsgott von Saba. , Kariba-ilu Watar] vgl. S. -. , »hingebeugten«] hebr.: »anaw«, üblicherweise mit »demütig« übersetzt. , Konzeption eines Gotteseigentums] vgl. Num ,. , mamlakha] hebr.: »Königreich, Königsherrschaft«, vgl. auch »Vorwort zur zweiten Auflage«, in diesem Band, S. . ,- ein mere proprium, ein Allod] frei verfügbarer Eigenbesitz an Besitz, besonders Land. , Jeschurun] vgl. Wort- und Sacherläuterung zu ,. , »Buch der Gottesweisung«] Jos ,. , Wellental] Bubers implizit zum Ausdruck gebrachte Geringschätzung des Buches Josua mit seiner Erzählung von der kriegerischen Eroberung Israels (vgl. auch in diesem Band, S. ) ist insofern bemerkenswert als andere Zionisten, wie besonders der Staatsgründer David Ben-Gurion, es zur Legitimierung ihrer Politik nutzten. , Rahmenlied] Dtn ,-; -. , Pantokrator] All- oder Weltenherrscher. , Anaphora] Rhetorisches Stilmittel: durch Wiederholung von Worten oder Satzmustern wird eine Aussage betont. , Gottespäan] Päan: feierliches altgriechisches Danklied. , »Keiner gleicht dem Gott, o Jeschurun […]«] Dtn ,. ,- »Wer gleicht dir unter den Göttern, o Jhwh«) Ex ,. , »König bleibt Jhwh in Weltzeit und Ewigkeit!«] Ex ,.
Königtum Gottes
, Peschitta] Die antike Übersetzung der Bibel ins Ostaramäische, die von der syrischen Kirche genutzt wurde. ,- »Zelt der Begegnung« oder »Zelt der Gegenwart«] in Luthers Übersetzung »die Stiftshütte« (abgeleitet von lat. tabernaculum, Zelt); Buber beabsichtigt die aus der hebr. Wurzel abgeleiteten Bedeutungen »Zusammenkunft der Gemeinde« und »das dauernd Gegenwärtige« wiederzugeben; vgl. »Arbeitsgemeinschaft zu ausgewählten Abschnitten aus dem Buche Samuel«, in diesem Band, S. . ,- Bileamspruch] In einem am Ende des . Jh. v. Chr. zerstörten Haus wurden in Tell Der Alla im Jordangraben zwei Inschriften zu Bileam gefunden, die ihn ähnlich der biblischen Darstellung als Unheilspropheten zeigen. , Thronbesteigungsfest] vgl. Wort- und Sacherläuterung zu ,. , Therua] hebr.: »Lärm, Schrei, Jubel«, in Num , spricht Bileam von theruat-melekh, was Buber mit »Jubelschrei für den König« (Z ) übersetzt. , Bileamlieder] Num ,-,-; ,-,-. , Omriden (an deren Zeit Mowinckel denkt)] Name einer Königsdynastie des Nordreichs, benannt nach ihrem ersten König Omri, der im frühen . Jh. v. Chr. regierte und auch außerbiblisch belegt ist, gefolgt von Ahab, Ahasja und Joram. Jehu stürzte in der Mitte des . Jahrhunderts die Dynastie und riss die Macht an sich (II Kön, Kap und ). , Rahmenlied des Mose-Segens] Dtn ,-; -. , Hauptteil des Meerhymnus] Ex ,b- und (vgl. in diesem Band, S. ). , in tannaanitische Tradition] Die »Tannaim« (die »Wiederholer«) heißen die Generationen der Gelehrten, die nach Hillel dem Älteren, von der Zeitenwende bis ungefähr n. Chr. wirkten. Ihre Aussagen finden sich in der Mischna oder wie hier in den »Baraitot« (Material, welches aus der Mischna ausgeschieden wurde, später aber in der Gemara zitiert und diskutiert wird). ,- Zueinandergehören dieser drei Stellen […] Malkhijot] Die hier diskutierten drei Stellen (Meerhymnus Ex ,, Moses-Segen Dtn , und die Bileamsprüche Num ,) sind unter dem Namen Malkhijot ein wichtiger Teil der Liturgie des jüdischen Neujahrsfests Rosch Haschana. , »auf Weltzeit und Ewigkeit«] Ex ,. , »Ihr sollt mir ein Königsbereich sein«] Ex ,. , »da ward in Jeschurun ein König«] Dtn ,. , Malik] arab.: »König«.
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, der Erste unter Gleichen] So beschrieb der röm. Kaiser seine Rolle als »primus inter pares«, was jedoch bei ihm eine Fiktion war. Man beschreibt so auch die Stellung des Patriarchen von Konstantinopel, der eine Ehrenstellung, aber anders als der Papst keine darüber hinausgehende Weisungsbefugnis hat. , Stamm der Azd] Arabischer Stamm, mit dem Mohammed ein Abkommen schloss. Nach Mohammeds Tod wandten sie sich von seinem Nachfolger Abu Bakr ab, weil sie ihre Loyalität nur auf die Person Mohammeds bezogen sahen. , Koraischiten] oder der Stamm Quraisch; der arabische Stamm, der zu Lebzeiten Mohammeds Mekka beherrschte und aus dem die meisten Führungspersönlichkeiten des frühen Islams stammten. , anawa] hebr.: »Demut«, Moses zugeschriebene Eigenschaft, vgl. Num ,. , »starrnackige« Volk] zumeist mit »halsstarrig« übersetzt; das Volk Israel wird öfter so bezeichnet, hier wohl mit Bezug auf Ex ,; ,; ,. , Tannaiten] Tannaim, vgl. Wort- und Sacherläuterung zu ,. ,- persönliche tägliche Wiederholung dieses Aktes] verweist auf das zweimal tägliche Rezitieren des »Schma Israel«. , der Charis] griech.: »Gabe«; im Zusammenhang mit der Erörterung von Max Webers Position bedeutet die Gabe der ruach (Geist, Geistbraus) dasjenige, was dem »charismatischen« Menschen Macht verleiht. , ehje ascher ehje] Ex ,; »Ich werde sein, der ich sein werde« (Luther). Buber und Rosenzweig übersetzen »Ich werde dasein, als der ich dasein werde«, vgl. Das Buch Namen, S. . Vgl. in diesem Band, S. . ,- Landtag zu Sichem] Jos . , »heiligen« Kriegs] dieser Begriff ist nicht biblisch, sondern wurde Anfang des . Jh. in die Exegese eingeführt. ,- Einsturz der Jerichomauern] Jos ,. , Stillstand der Sonne] Jos ,-. ,- Ajjalonschlacht] Jos ,-. , Begriff des »Kriegs Jhwhs«] Num , erwähnt ein »Buch der Kriege Jhwhs«. , Aschur] oder Assur; Reichsgott von Assyrien. , Hiskia von Juda] König des Südreichs (Regierungszeit - v. Chr.). ,- Zakir von Hamath] König des syrischen Königreichs Hamath um v. Chr.
Königtum Gottes
,- aus der Elisalegende] vgl. II Kön ,-,. , Ben-Hadad von Aram] Hadad III., frühes . Jh. ,- Gefolgsmann eines göttlichen Herzogs.] Zu »Herzog«: Vgl. »Arbeitsgemeinschaft«, in diesem Band S. , sowie Königtum Gottes, in diesem Band S. . , Simson] sagenhafter Einzelkämpfer, der durch Gottes Geist mit übernatürlicher Stärke gegen die Philister kämpft und noch in seinem Tod von ihnen getötet haben soll (Ri -); als »Richter« (Ri ,; ,) atypisch. , »Nasiräertum«] Num , - enthält die Bestimmungen für männliche oder weibliche Nasiräer, die sich durch Gelübde zeitweilig zur Askese verpflichteten. , (,)] Buber und Rosenzweig übersetzen Ri ,: »Da Kriegslocken sich lockten in Jiſsrael, / da ein Volk sich willig hergab, / segnet Ihn!« (Vgl. Das Buch Richter, S. f.) Die erste Satzhälfte, die umschreibend meist mit »zum Krieg rüsten« wiedergegeben wird, bezieht sich wahrscheinlich darauf, dass die Krieger sich die Haare nicht schneiden ließen. , ohne seinen Thron] Die Bundeslade ist noch nicht bei David, sondern sie wird, wie direkt anschließend erzählt, nach Jerusalem überführt. , »Palladium Israels«] Die Bundeslade, die in Kriegen der vorstaatlichen Zeit in die Schlacht getragen wurde, vgl. die »Ladesprüche« Num ,- und I Sam . , naturgemäß nicht weiter] Anspielung darauf, dass die Lade zuletzt bei der Tempelweihe Salomos I Kön erwähnt wird. , futurisch] Die althebräischen Verbformen sind nur sehr bedingt grammatischen Tempora zuzuweisen. ,- »… Ich habe eine Stelle […] Platze wohne.«] II Sam ,. ,- Untergang des ägyptischen Verfolgungsheers] Ex . , beiden Königsligen] Jos , (südliches Kanaan) und Jos , (nördliches Kanaan). , Phalangen] griech.: »Phalanx« (Schlachtordnung, Front). , Gilgal] Nicht genau lokalisierbarer Ort in der Nähe von Jericho im Jordangraben. Der hebräische Name scheint von dem Wort »Kreis« abgeleitet zu sein. Kultzentrum des Nordreichs (Am ,; ,; Hos ,; ,; ,). ,- Josua den Stämmen die Lose zuteilend] Jos ,. , Landtag zu Sichem] Jos . , Amphiktyonie] Ein Stammesbund, der sich um ein Heiligtum herum bildet, welches der Bund gemeinsam schützt und verwaltet, be-
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sonders aus dem antiken Griechenland bekannt (Delos). Die These, eine derartige Einrichtung habe im vorstaatlichen Israel existiert, wird heute als nicht hinreichend belegt erachtet. , »Mund«] Ex ,..; Jos ,. , Deboralied] Ri . ,- aus Sichem oder Silo] Aufstellungsort der »Stiftshütte« in der Richterzeit. , dem Volk nach Kanaan voranschritt] Jos . ,- amphiktyonischer Zurückhaltung] vgl. Wort- Sacherläuterung zu ,. ,- Ekstatiker] I Sam , f.; , u. . , Märchen von den Eselinnen] I Sam . , Thronanwärters] Saul. , »Seher«] I Sam ,. , ihrem Lied] Ex ,; nicht zu verwechseln mit dem Schilfmeerlied Ex , -. , Plural, bei den Kündergemeinschaften] I Sam, , f; , ff. II Kön ,; ,. , Rahmenlied des Mose-Segens] Dtn ,- u. -. , Doppelverheißung] Ri ,. , thiasoartiger] (Musik) wie einen Bacchus-Chor aufführen. ,- »Höret, Könige […] Israels Gott.«] Ri ,. , »Daseienden« Israels] Anspielung auf Bubers und Rosenzweigs Übersetzung des Tetragramms. Ex ,: »Ich werde dasein, als der ich dasein werde.« Das Buch Namen, S. . , anokhi] Wie Buber schreibt, benötigt das biblische Hebräisch keine Personalpronomen, da die Verbform sie bereits enthält. »Ich« ist meist »ani«, das seltene »anokhi« sticht hervor, wie auch als erstes Wort im Dekalog Ex ,. ,- »Ich selber […] Jhwhs Erlauten.«] Am ,-. , Künder] Bubers und Rosenzweigs Übersetzung für nabi »Prophet«. , paronomastischen dabri] In Ri , wird Debora aufgefordert, ein Lied zu singen; der Imperativ »dabri« ähnelt ihrem Namen. , Päans] Päan: feierlicher Gesang. , Thaanakh-Sieg] Die Schlacht am Bach Kischon (Ri ,). , Nebiuth] hebr.: »das Prophetische«. , »Mutter in Israel«] Ri ,. , »das Volk Jhwhs«] Ri , , »sich willig hergebenden«] Ri , u. . , Lehre von dem heiligen Rest] Als »Rest« werden bei den Propheten diejenigen bezeichnet, die das Gericht überstehen.
Königtum Gottes: Vorwort zur zweiten Auflage
, Wiederverkörperungen Buddhas] Lehre im tibetischen Buddhismus, dass Buddha sich immer wieder reinkarniert. Die zuerst unbekannte Person wird gesucht und dann zum Dalai Lama bestimmt. , Mahdis] Eine besonders im schiitischen Islam verbreitete Lehre, dass ein Mahdi, ein Nachkomme Mohammeds, die Welt am Ende der Zeiten vom Unrecht befreien wird. , »verborgenen« Aliden] Die Nachkommen von Mohammeds Schwiegersohn Ali lassen sich über bis zu zwölf Imame hinweg verfolgen. Der letzte dieser Imame soll nicht wirklich gestorben sein, sondern im Verborgenen leben und am Ende der Zeiten wiederkehren (Lehre im schiitischen Islam). , Kharidschiten] Im . Jh. entstandene radikale Bewegung im Islam. Ihre Anhänger votierten beim Kampf um die Nachfolge des dritten Kalifen Uthman (-) zunächst für Ali ibn Abi Talib (-), der ihnen in der Folge aber zu kompromissbereit war. Sie bevorzugten die Schlacht als Gottesurteil über ein Schiedsgericht und sprachen sich gegen jegliche dynastische Nachfolgeregelung aus. , »von den späten Juden«] Wellhausen datierte die königsfeindlichen Texte in nachexilische Zeit, was im damaligen wissenschaftlichen Sprachgebrauch »spätjüdisch« war, weil das Judentums mit der Entstehung des Christentums als erstarrt und überholt galt. Buber wehrt sich gegen diesen diskriminierenden Sprachgebrauch. , Zeitgenossen Hoseas] Zeitspanne vor dem Untergang des Nordreichs ( v. Chr.); vgl. Wort- und Sacherläuterung zu ,. , Jothamfabel] Ri ,-. , Gideonspruch] Ri ,. , Karthago] vgl. Wort und Sacherklärung zu ,. , »Knecht«] Moses als Knecht Gottes: Dtn ,; Jos , f. und öfter. , Anawa] hebr.: »Demut«. , nabiisch-nasiräischen] vgl. Wort- und Sacherläuterung zu ,. , »Erstehenlassen«] Am ,. Königtum Gottes Vorwort zur zweiten Auflage Textzeugen: D3: Königtum Gottes, ., vermehrte Aufl., Berlin: Schocken , S. XXILXI, (MBB ). D5: Königtum Gottes, Heidelberg: Lambert Schneider , S. XIX-XLIX (MBB ). 7 D : Werke II, S. - (MBB ).
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Druckvorlage: D3 Variantenapparat: , I. Ludwig Köhler] davor Leerzeile D7 , herrschende] geltende D7 , Jhwh] nicht hervorgehoben D7 ,Anm Narrative] berichtigt aus Narrahive nach D5, D7 ,Anm weitgehende] weitergehende D5, D7 ,- Gen , ] berichtigt aus Gen , nach D5, D7 ,Anm Buber und Rosenzweig] Buber D7 ,Anm in den Anmerkungen ein.] ergänzt – Vgl. auch Buber, Moses, s. oben ff., Der Glaube der Propheten, s. oben ff. (Zusatz der . Auflage). D7 ,- vorkommt. Selten] vorkommt, selten D7 , Die vier Stellen] kein Absatzwechsel D5, D7 , gewesen wäre!] gewesen wäre. D5, D7 , läßt sich nur] läßt sich D5, D7 , aber nur] aber vornehmlich D5, D7 ,- übernommene Verpflichtung] gegebene Zusage D5, D7 , leite ich im II. Bande […] ab] ist […] abzuleiten D5, D7 , Spannungen] großen Spannungen D5, D7 , in den zwei ersten Bänden] hier und in weiteren Ausführungen D5, D7 ,Anm ] fehlt D5, D7 ,Anm nokhrith] nokhria D5, D7 , (vgl. S. ff. dieses Bandes)] fehlt D5, D7 , (vgl. II. Band)] fehlt D5, D7 , rechtmäßig] fehlt D5, D7 ,- , ist zu einer Mamlakha […] erwachsen] fehlt D5 , Mamlakhoth] Königtümer D5 , wiedergewonnen] ihn wiedergewonnen D5 , Martin Buber] fehlt D5 Wort- und Sacherläuterungen: ,- zeitgebundene Gemeinschaftsverpflichtungen] Zu Bubers sozialem Engagement während der frühen Nazizeit vgl. Ernst Simons Essay Aufbau im Untergang. Jüdische Erwachsenenbildung im nationalsozialistischen Deutschland als geistiger Widerstand, Tübingen . , Varuna der Veden] einer der höchsten indischen Götter, der bereits in den ältesten Teilen der Veden, den altindischen heiligen Schriften, vorkommt.
Königtum Gottes: Vorwort zur zweiten Auflage
, Ahura Mazda] die höchste, das Gute repräsentierende Gottheit in der zoroastrischen Religion. , Wilhelm Caspari] (-), prot. Alttestamentler, Mitglied der Bekennenden Kirche, / verliert er seine Professur in Kiel. , Bluntschli] Johann Kaspar Bluntschli (-) liberalkonservativer schweizer Jurist, der seit Professor in München und seit in Heidelberg war. Allgemeines Staatsrecht (-) ist eines seiner Hauptwerke. Caspari zitiert ihn offensichtlich als anerkannte Autorität, aber Bubers Definitionen von Theokratie und Politik setzen an einem ganz anderen Punkt an (Staatsrecht vs. Anarchie). Das ist eine der tieferen Ursachen für die Meinungsverschiedenheiten zwischen Caspari und anderen Kritikern einerseits und Buber andererseits. , Imperium […] Herrenvolk] »Herrenvolk« war ein im letzten Drittel des . Jh. zentraler Begriff der Alldeutschen Bewegung und des deutschen Kolonialismus, der den Machtanspruch des deutschen Volkes über angeblich rückständige, kolonialisierte oder osteuropäische Völker zum Ausdruck brachte. , Qeniterhypothese] Die sogenannte Keniter- oder Midianiterhypothese war eine in der ersten Hälfte des . Jh. viel beachtete Hypothese, nach der der israelitische Gott ursprünglich der Gott der Keniter/ Midianiter war. Hauptsächlich folgende Beobachtungen führten dazu: Moses ist der Schwiegersohn Jitros, eines midianitischen Priesters. In Ex spielt Jitro eine prominente Rolle, weil er eine Opfermahlzeit mit Aaron und den Ältesten Israels leitet und weil auf ihn die Gerichtsorganisation zurückgeführt wird. Die Offenbarung Gottes im Dornbusch (Ex ) findet im Midianiterland statt, am »Gottesberg«. Genauso wird auch der Sinai bezeichnet. Daraus zog man den Schluss, dass JHWH ursprünglich ein Wüstengott gewesen sei und ein vorisraelitisches Heiligtum am Sinai existiert habe. , Deboralied] Ri . , ammi] hebr. für »mein Volk«. Der Streitpunkt zwischen Buber und Baumgärtner ist die Spannung, in der Ex zur sonstigen biblischen Darstellung steht. Müsste den Israeliten der Gott der Stammväter nach der vorhergehenden biblischen Erzählung doch eigentlich vertraut sein, so kann man Moses Einwendungen entnehmen, dass die Israeliten diesen Gott nicht kennen. Um diese Spannung aufzulösen, habe nach einer gängigen Hypothese ein späterer Redaktor ammi in die Gottesrede eingefügt, was aber von Buber zurückgewiesen wird. , ma] hebr.: »was«: Buber erklärt »was ist sein Name, was soll ich sagen« (Ex ,) unter Zuhilfenahme von Dtn ,.
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, Trigramm] Kurzform von JHWH aus drei Buchstaben, kommt in der Bibel nur als Namensbestandteil theophorer Namen vor, z. B. Elijahu. , Konjektur] nachträgliche Korrektur eines Textes durch einen Herausgeber. , waj-jiqqach] hebr.: »und er nahm«. , waj-jiſbach] hebr.: »und er bereitete eine Opfermahlzeit«. , waj-jaqrib] hebr.: »und er opferte«. , Targum Jer.] Targum Jeruschalmi: aramäische Übersetzung der Tora; in Palästina entstanden und ungefähr um abgeschlossen. , Berith] hebr.: »Bund«. ,- zur literarischen Einheitlichkeit […] ff.] jetzt in: MBW , S. -. ,- Gebets Dt , ff.] Für diesen Text ist mittlerweile die Bezeichnung »kleines, geschichtliches Credo« oder »heilsgeschichtliches Credo« (Gerhard von Rad ) üblich geworden, vgl. Wort- und Sacherläuterung zu ,. , ’obēd ’arami] hebr.: »ein herumirrender Aramäer«. , erez-moledeth] erez hebr.: »Land«; moledeth hebr.: »Heimat«. , onus probandi] lat.: »Beweislast«. , »barukh Jhwh ascher…] hebr.: »gelobt ist JHWH, welcher …« , »barukh el eljon ascher…] hebr.: »gelobt ist El eljon, welcher …« El eljon bedeutet »höchster Gott«. , Epitheton] Beiname, Attribut. , Gerhard von Rad] prot. Alttestamentler und Mitglied der Bekennenden Kirche. Als Reaktion auf programmatische Forderungen der Deutschen Christen, das Alte Testament aus der christlichen Bibel zu entfernen, und »jüdische Einflüsse« zu eliminieren, wandte er sich der Erforschung der Hebräischen Bibel zu. , mantische] wahrsagend. , Molekh] In der Bibel heidnische Gottheit, dem Kinder geopfert werden (Lev ,; ,-), auch als Moloch bekannt. Melech und Molech unterscheiden sich im Hebräischen nur durch die Vokalisierung, die weniger gesichert überliefert wurde. , Rigveda] ältester Teil der Veden, wird heute ins . Jt. v. Chr. datiert, vielleicht noch älter. , Gathas] Älteste Teile der Avesta, der heiligen Schriften der zoroastrischen Religion. , gibbor milchama] hebräischer Beiname Gottes »Kriegsheld« (Ps ,), vgl. auch »Kriegsmann« Ex.,. , Jecheskel Kaufmann] (-) seit in Jerusalem tätiger
Königtum Gottes: Vorwort zur zweiten Auflage
Bibelwissenschaftler, Professor, der fast nur auf Hebräisch publizierte. Sein vierbändiges Hauptwerk ist Toldot Haemunah haisraelit () [Geschichte des israelischen Glaubens], in dem er sehr eigenständig und gegen die vorherrschende Wellhausen-Schule die Geschichte der israelitischen Religion nachzeichnet. , Naſsi] eine hebr. Bezeichnung, die oft mit »Fürst« wiedergegeben wird; in rabbinischer Zeit Titel für den Vorsitzenden des Sanhedrin, heute die Amtsbezeichnung des Präsidenten Israels. ,- Der Messianismus läßt sich […] nicht aus der primitiven Theokratie ableiten.] Kaufmann ist der einzige von Bubers Kritikern, der sich mit seinen Thesen zum Messianismus kritisch auseinandersetzt, alle anderen beschränken sich auf seine theokratischen Ideen und seine Kritik an der Keniterhypothese ,- Was in der Josephsgeschichte […] zu lokalisieren sind.] Die Namen Josef und seines Sohns Ephraim werden biblisch oft als Synonyme für das Nordreich verwendet, so dass man diese Traditionsstränge oft als ursprüngliche Nordreichtraditionen ansieht (z. B. Am ,). , deuteronomische Königsgesetz] Dtn , -. , Pronunciamento] span.: »Manifest, Erklärung«. ,- isch nokhri] hebr.: »fremder Mann«. , raq] hebr.: »nur«. Adama] hebr.: »Boden, Erde«. , Mamlakha] Pl. Mamlakhot, hebr.: »Königreich«, Buber übersetzt mit Königsbereich. , Dr. David Hartwig Baneth] (-) Rabbinersohn, Arabist, Emigration nach Palästina und seit Professor an der Hebräischen Universität Jerusalem. , Dr. Max Eschelbacher] (-) Rabbiner in Düsseldorf und Schriftsteller; Emigration nach England. , Prof. Michael Guttmann] (-) Ungarischer Rabbiner und bedeutender Talmudgelehrter; - Prof. für Talmud und Halacha am Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau. , Prof. Eugen Mittwoch] vgl. Wort- und Sacherläuterung zu ,. , Dr. Arthur Spanier] (-) dt.-jüd. Judaist und Bibliotheksrat an der Preussischen Staatsbiliothek in Berlin; aus dem Staatsdienst entlassen, Emigration in die Niederlande, Deportation nach Bergen-Belsen und dort umgekommen.
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Königtum Gottes Vorwort zur dritten Auflage Textzeugen: h3: unvollständige Handschrift im MBA (Arc. Ms. Var. , gimel a); nicht paginierte lose Blätter in blauer Tinte; mit vielen Korrekturen versehen. Der erhaltene Textbestand umfasst fragmentarisch Entwürfe zu einzelnen Abschnitten (S. ,-; S. ,-,; S. ,,), teils nur zu den Fußnoten. h4: unvollständige Handschrift im MBA (Arc. Ms. Var. , gimel b); nicht paginierte lose Blätter in blauer Tinte; mit vielen Korrekturen versehen. Der erhaltene Textbestand umfasst fragmentarisch Entwürfe zu einzelnen Abschnitten (S. ,-,; S. ,-,). Da sich die Abschnitte teils mit denen von h3 überschneiden, kann aufgrund der geringeren Korrekturdichte der entsprechenden Abschnitte von h4 gefolgert werden, dass es sich, wenigstens was diese Passagen betrifft, bei h4 um eine im Vergleich zu h3 spätere Textschicht handelt. 5 h : unvollständige Handschrift im MBA (Arc. Ms. Var. , gimel d); nicht paginiertes loses Blatt in blauer Tinte; einseitig beschrieben. Das Blatt beginnt mitten im Text des vorletzten Absatzes (S. ,) und enthält des weiteren Formulierungsvarianten zu diesem Abschnitt, die nicht in die Druckfassung des Textes eingegangen sind. 5 D : Königtum Gottes, Heidelberg: Lambert Schneider , S. L-LXIV (MBB ). D7: Werke II, S. - (MBB ). Druckvorlage: D5 Übersetzung: Englisch in: Kingship of God, transl. and with a foreword by Richard Scheimann, New York: Harper & Row (MBB ). Variantenapparat: Hinweis: die Anpassung der internen Seitenverweise im späteren Druck wird im Apparat nicht gesondert aufgeführt. , Ich habe] [Die Prüfung] ! Ich habe h3 , erheblichen] fehlt h3 , nur so weit als unbedingt nötig] so weit als nötig h3 ,- (mit der dankenswerten […] zu finden.] fehlt h3 , Von den mir] davor Absatzwechsel h3 , andern Haltung] historischen Haltung h3
Königtum Gottes: Vorwort zur dritten Auflage
,- zu einer kanaanäischen Pluralität von Bealim] zum Baalsproblem h3 , gewichtige] [gewichtige] h3 ,- d. h. mit der »Königsideologie« […] aufgedeckt hat«] [wie ihn in unserer Zeit die »schwedische Schule« versteht] ! d. h. mit der »Königsideologie« […] aufgedeckt hat« h3 , insbesondere] fehlt h3 , somit] also h3 , zu behandeln.] Abbruch des Textstücks in h3 ,Anm – Zur Königsideologie […] Judentum ().] fehlt h3 , einführen] einweihen D7 , verfassunggebende Volks-Melekh] Beginn des weiteren Textstücks von h3 , Appellativum] Epitheton h3 ,- entweder […] oberste Herr] als Herr h3 , und dann wohl] und [eo ipso als Herrscher des ägyptischen, babylonischen] ! dann wohl h3 ,- wandernden Volk] Abbruch des Textstücks in h3 , Albrecht Alt] Beginn des Textstücks von h4 , Schöpfung] Urwelt ! Schöpfung h4 , nicht. Der Kreis der Göttersöhne] nicht: [es ist die Welt der] ! der Kreis der Göttersöhne h4 ,- zwischen Himmel und Erde wirkenden] göttlich ! zwischen Himmel und Erde [waltenden] ! wirkenden h4 , Anfangsstadium] Anfang ! Anfangsstadium h4 ,- Sakralgebild] [dynamische] Sakralgebild h4 , Sitzes] Thrones ! Sitzes h4 , Einzigkeit] Sonderheit ! Einzigkeit h4 , Element] Spürchen h4 , Peripherie des Wirkens] [formlose Wirkungsperipherie] ! Peripherie [der Wirkungen] ! des Wirkens h4 , sehen] hören ! sehen h4 ,- unter persischem Einfluß] unter [der Perserherrschaft] ! persischem Einfluss h2 , irdischen auf.] Ende des Textstücks in h4 ,Anm Israel und Palästina () ff.] Biblisches Zeugnis, s. unten ff. D7 , spricht] redet D7 , Michaelis erklärt] Beginn des weiteren Textabschnitts in h3 und h4 ,- , Theokratie also mit Hierokratie gleichgesetzt] fehlt h3 , seinen eigentlichen, und das heißt doch wohl:] fehlt h3
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,- wollen. Dieser kann […] nicht verleugnen] wollen, [den es in seinem Ursprung gelebt hat] ! der freilich seine Paradoxie nicht verleugnen kann und soll h3 , besonderen] paradoxen ! besonderen h4 ,- religionsgeschichtlichen Begriff […] wirksame Streben] religionsgeschichtlichen, aber sich verfassungsrechtlich zu verwirklichen tendierenden Begriff: um das [in einer Volksgeschichte historisch] ! in den Anfängen eines Volkes Ausdruck gewinnende, in seiner Folgegeschichte wirksame Streben h3 ,-, Zu diesem Begriff […] Charisma verleiht.] fehlt h3 , je und je […] Augenblick] wo es not tut h5 ,- Des weiteren […] Gottesreich] [Des weiteren erklärt] ! Michaelis erklärt him Hinblick aufi dieses Streben (von dem ich S. f. sprach), hdie Kombination der u. Th. mit dem Gottesreichi h3 ,- von solcher Urgewalt] fehlt h3 , Glaube Israels] Glaube h3 , gestatten] zulassen h3 ,- Daß sie es gestatten […] unternommen] fehlt h3 ,- zu erweisen] das, nur das zu erweisen h4 , Sodann meint] Des weiteren erklärt h3, h4 , »gefährlich«.] »gefährlich«. [Gefährlich ist sie gewiss, aber als] ! [Ich weiss nicht, ob] ! Wenn ich den Anwurf recht verstehe, so gilt er letztlich nicht meiner Verknüpfung zweier Begriffe, sondern der aus allen Zeiten der Geschichte bekannten und wahrhaft tragischen Tatsache [des Missverstands und Missbrauchs pseudocharismatischer Phänomene] ! der Verwechselbarkeit charismatischer und pseudocharismatischer Phänhomene (Pseudoch. als der Scheinerweis des Ungläubigen und Unglaubwürdigen verstanden). Schliesslich erklärt M., meine Ableitung der »u. Th.« aus dem »anarchischen Seelengrund« des »Beduinentums« (S. ) sei bedenklich. Ich kann [demgegenüber nur darauf hinweisen] ! nichts Bedenkliches daran finden, dass die höchste religiöse Forderung sich gern auf das tiefste Verlangen derer stützt, an die sie sich wendet [. Das tiefste Freiheitsverlangen des Menschen ist, [nur noch von einer] ! von keiner anderen Macht als von der] ! ; die Forderung der Gottesherrschaft stützt sich demgemäss auf das tiefe Verlangen des Menschen von [keinem abhängig zu sein, von dem man nicht durch das Da-sein selber abhängig ist] ! keinem anderen Wesen abhängig zu sein als von [einem] ! dem, von dem man durch das Dasein selber abhängt h3 »gefährlich«. Wenn ich den Anwurf richtig verstehe, so gilt er letztlich nicht meiner Verknüpfung zweier Begriffe, sondern der aus [alten] ! manchen Zeiten
Königtum Gottes: Vorwort zur dritten Auflage
der Geschichte bekannten und wahrhaft tragischen Tatsache der Ähnlichkeit und Verwechselbarkeit echt charismatischer und pseudocharismatischer Erscheinungen, – wobei man das Pseudocharisma exakter als den Scheinerweis des Ungläubigen und Unglaubwürdigen verstehen mag Formulierungsvariante auf derselben Seite [Der Anwurf ist mir nicht recht verständlich] ! An der angeführten Stelle [spreche ich [von der Labilität des Charismatikers, der politischen der Tendenz] ! gerade nicht mehr von der] ! behandle ich den Übergang von der u. Th. zur Konzeption einer [dynamischen Sicherung?] ! erblichen Sicherung? des Charismas, also zum Davidismus. h5 ,- ihr entsprechende Theopolitik] [theopolitische] ! ihr entsprechende Theopolitik h4 ,- nach genauer Überprüfung] fehlt h4 , Martin Buber] fehlt D7 Wort- und Sacherläuterungen: , Ras Schamra] archäologischer Fundort des semitischen Stadtstaates Ugarit in NW-Syrien, der Anfang des . Jh. v. Chr. zerstört wurde. Die umfangreich erhaltenen Texte religiöser Art wie z. B. Göttermythen zeigen starke Parallelen zur kanaanitischen Religion. , Kamosch] oder Kemosch, Hauptgott der Moabiter. , Kosmokrators] Weltbeherrscher; ursprünglich in der Kunst für Darstellungen verwendet, die Jesus als über der Weltkugel thronend zeigen. , prophetischen Zeloten] religöse Eiferer mit Pinchas als bibl. Vorbild (Num ). , otios] von lat. otiosus »müßig, unbeschäftigt«. , Appellativum] Gattungsname. , Anu und Enlil] sumerische Götter, wobei Enlil der Sohn von Anu ist. , Indra und Varuna] altindische Götter. ,- dialogischen Ausschließlichkeit […] göttliche Gesprächspartner] Im dritten Vorwort verwendet Buber etwas häufiger die von ihm geprägten philosophisch-dialogische Begriffe. ,- nicht als Melekh, sondern als der göttliche Gesprächspartner] Buber scheint hier zum ersten Mal zu unterscheiden zwischen JHWH in seiner Funktion als König von Israel und der Rolle, die er einnimmt, wenn er als Gesprächspartner mit den von ihm berufenen Personen auftritt. In der Regel handelt es sich bei den dialogischen Situationen in Bubers Geschichtsdarstellung um eine Unterredung zwi-
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schen JHWH und dem Volk. Möglicherweise spiegelt sich hier eine Tendenz wider, die in den biblischen Texten selbst angelegt ist. , Proton] griech.: »das Erste«. , Eschaton] griech.: »das Letzte«. Geschehende Geschichte Ein theologischer Hinweis Dieser kurze Text wurde zum ersten Mal am . August in der zionistischen Zeitschrift Jüdische Rundschau veröffentlicht, die zu dieser Zeit von Bubers Freund und Schüler Robert Weltsch herausgegeben wurde. Buber hat im Jahr acht weitere Artikel in dieser weitverbreiteten Zeitschrift veröffentlicht, die noch bis zum Novemberpogrom erscheinen konnte und mit ihrem kämpferischen Engagement dazu beitrug, die Selbstachtung der deutschen Juden zu bewahren. Programmatisch ist hier Robert Weltschs Leitartikel zum Boykott gegen Juden vom . April zu nennen: »Tragt ihn mit Stolz, den gelben Fleck«. Bubers »theologischer Hinweis« zu einer Geschichtsschreibung mit religiöser Perspektive sollte vor diesem Hintergrund gelesen werden. Wie so oft entwickelt Buber zunächst ein gegensätzliches Begriffspaar. Er unterscheidet eine Geschichte »von oben« und eine »von unten«. Die Geschichte »von oben« entspricht weitgehend dem, was üblicherweise als »Geschichte« bezeichnet wird, nämlich die Taten »großer Männer«, der Aufstieg und Untergang von Imperien, Kriege und Eroberungen. Die Geschichte »von unten« beschäftigt sich mit den verborgenen Taten namenloser Alltagshelden und Märtyrer. Die Geschichte »von oben« ist die Geschichtsschreibung der Heidenvölker, die Geschichte »von unten« aber die Israels. Mit einer Wendung, die an Franz Rosenzweigs Argumentation in Der Stern der Erlösung erinnert, beschreibt er das Christentum als den »geschichtlichen Ort ihrer Verhandlung«. Hinter beiden Auffassungen stehen Überlegungen einer theologischen Historiographie: die großen Männer haben ihre Macht von Gott erhalten und ihre Erfolge sind das Ergebnis göttlichen Handelns. Die Geschichte »von unten« hingegen sieht die Geschichte als Zwiegespräch zwischen Gott und den Menschen, den mächtigen wie den stillen, deren Tun keine Beachtung erfährt. Buber greift dabei auf ein zentrales Bild aus seinen Arbeiten zu Deuterojesajas Gottesknecht zurück: der Pfeil, der im Köcher bleibt. Dennoch hat der Pfeil Macht, aber er verbleibt im Dunkel ohne von der Allgemeinheit bemerkt zu werden (in diesem Band, S. f.).
Geschehende Geschichte. Ein theologischer Hinweis
Mit dem Artikel wollte Buber sicherlich den Juden in Deutschland Trost zusprechen. So spricht er davon, dass es »ein Leiden« gibt, »das von Gott geliebt wird« und verweist auf die klassische jüdische Vorstellung, dass die Einwohnung Gottes, die Schechina, mit dem Volk ins Exil ging. Aber über den einfachen Trost hinaus wiederholt Buber seine grundsätzlichen, theopolitischen Überzeugungen: »Macht wird nicht geschenkt, sie wird in Wahrheit verliehen, sie ist ein Lehen, das entzogen werden kann, wenn es nicht dem Auftrag gemäß verwaltet worden ist.« (In diesem Band, S. .) Zu dieser Anschauung war er bereits beim Schreiben von Königtum Gottes gelangt, das erschienen war und an die er in Der Gesalbte anknüpfte, mit dessen Ausarbeitung er in diesen Jahren beschäftigt war. Man sollte aber nicht meinen, dass diejenigen, die die Geschichte »von unten« betrachten, im Stande sind, das Göttliche und das Dämonische in ihrem Verlauf zu unterscheiden oder ein Wissen um Gottes Willen zu verkünden. Eher ist damit gemeint, das zu tun, was in der historischen Stunde eigenem Gefühl nach notwendig ist. Hier wie auch andernorts weist Buber jeglichen Anspruch zurück, den »objektiven« Sinn von Geschichte zu erkennen. Der Beitrag schließt mit einer kurzen Anekdote über Rabbi Levi Jitzchak von Berditschew (-), eine einflussreiche Persönlichkeit im frühen Chassidismus. Er war ein Schüler des Rabbi Dow Baer, Maggid von Mesritsch (-), der seinerseits ein Schüler des Baal Schem Tow (ca. -) war. Die Anekdote enthält prägnant die Aussage, die Buber in »Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde« (siehe in diesem Band, S. -) wiederholen wird: die wahre religiöse Haltung fragt nicht nach den ontologischen Gründen für das Leid und das Böse, sondern es geht nur darum, ob man für Gott leidet. Textzeugen: H: Handschrift im MBA (Arc. Ms. Var. , hei a); paginierte lose Blätter, von Bubers Hand einseitig beschrieben, mit Streichungen und Änderungen; versehen mit dem Titel »Geschehende Geschichte«. D1: Jüdische Rundschau, . Jg., Nr. , . August , S. (MBA ). D2: Almanach des Schocken-Verlags für das Jahr , Berlin: Schocken , S. - (MBB ). D3: SuE, S. - (MBB ). D4: Hinweise – Gesammelte Essays [-], Zürich: Manesse , S. - (MBB ). 5 D : Werke II, - (MBB ).
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Druckvorlage: D1 Übersetzungen: Englisch: In the Midst of History, in: Israel and the World – Essays in a Time of Crisis, übers. v. Olga Marx u. Greta Hort [u. a.], New York: Schocken , S. - (MBB ) u. ., erweiterte Aufl. (MBB ). Hebräisch: Historia mitracheschet (kajitz ), in: Martin Buber, teʿ uda wejiʿ ud, Bd. : ma’amarim al ha-jahadut, Jerusalem: ha-ssifrija hatzionit , S. - (MBB ). Variantenapparat: ,Titel Geschehende Geschichte / Ein theologischer Hinweis] Geschehende Geschichte H ergänzt nach einem Zeilenbruch (Sommer ) D3 Geschehende Geschichte / () D4 Geschehende Geschichte D5 , bedeutsam] gekennzeichnet ! charakterisiert? ! bedeutsam H ,- sie die Geschichte […] anschauen, sie […] hereinnehmen] die Geschichte […] angeschaut, […] hereingenommen wird D2 , gegensätzlich] [geschieden und] gegensätzlich H , herrisch,] herrisch, [die andere ist ein Aschenbrödel] H , durchaus profan gesinnten] hdurchausi profan hgesinnteni H , Aschenbrödel,] Aschenbrödel; D4, D5 , nur wenige, kindliche Gemüter,] nur [einige naiv Gläubigen kennen sie von Angesicht] ! wenige kindliche Gemüter H ,- es wird […] vergessen] [in der Öffentlichkeit wird auch er sich ungern zu ihr bekennen, obgleich er gemerkt hat, dass Nennen?] ! es wird […] vergessen H , mögen sie die] [wollen] ! mögen sie die [gültige und die] H ,- von oben und die von unten] »von oben« und die »von unten« D2 , Betrachtung] fehlt H , geschichtliche] fehlt H ,- ermächtigt, ist »Vollmacht«] [ermächtigt. Sie ist die irdische Erscheinung seiner Macht, Ja, sie ist] ! ermächtigt, sie ist »Vollmacht« H , machtarme] machtlose ! machtarme H ,- zusammengefügt] zusammengesetzt ! zusammengefügt H , verleugnet] desavouiert ! verworfen ! verleugnet H ,- die Reihe […] Sieg-Ausnutzungen] [eine Reihe von [Machtkämpfen] ! Machterkämpfungen [Kämpfer] der Ermächtigten um die Macht, ihren Siegen] die Reihe […] Sieg-Ausnutzungen H
Geschehende Geschichte. Ein theologischer Hinweis
, Unmächtigen] Unermächtigten ! Unmächtigen H , Offenbarungen] Inkarnationen ! Offenbarungen H , Betrachtung] Geschichtsbetrachtung ! Betrachtung H ,-, einer letzten Unterscheidung] einer [höchsten] ! letzten Unterscheidung H , Hamlets Stiefvater] Claudius ! Hamlets Stiefvater H , Hamlet?] Hamlet? [Das mag ein zu individuelles Beispiel sein, es wird verlangen, dass ein »geschichtliches Prinzip« sich in dem Täter und durch ihn verwirklicht] H ,- Besteht Geschichte […] Menschheit] Wenn Geschichte […] Menschheit besteht D3, D4, D5 ,- Werk, mit dem er die Menschen anredet,] Werk h, mit dem er die Menschen anredet,i H , verharrend,] verharrend, [leidend] H , Schechina] Herrlichkeit ! Schechina H ergänzt , seiner einwohnenden Glorie D4 ergänzt , seiner »Einwohnung« D5 , Leid der Galut, der »Verschleppung«,] Leid des Exils D4, D5 , widerfährt] erfährt ! widerfährt H ,- Für die Betrachtung »von oben« ist die autoritäre Macht von Gott eingesetzt.] Der Betrachtung »von oben« gilt die autoritäre Macht als von Gott eingesetzt. D3, D4, D5 ,- bis ins abendländische Mittelalter und seine Ausläufer verkündigt] bis [zur Staatslehre des christlichen Abendlandes ausgesprochen] ! ins abendländische Mittelalter und seine Ausläufer verkündigt H , gespendet] zugeteilt ! gespendet H ,- griechischen] hellenischen ! griechischen H , wird hier,] wird hier H, D2, D4, D5 ,- abschließenden] endgültigen ! abschliessenden H , die in der offenkundigen Geschichte nicht geahndet worden ist] die [heimlich geahndet wird] ! in der offenkundigen Geschichte nicht geahndet worden ist H ,- ist hier kein genehmer […] Tatsächlichkeit] ist hier hkein genehmer […] Tatsächlichkeiti H ,- die Macht […] ist ein Anspruch] [auch die Macht, die Gott einem verleiht, ist] ! die Macht, die einem verliehen wurde, ist [eine Anrede] ! ein Anspruch Gottes H ,- mit seinem Tun und Lassen] mit [seiner Entscheidung] ! seinem Tun und Lassen H , so weit] so weit [, so lange] H , Lehen] Leben D4
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, nicht dem Auftrag gemäß] [dem Auftrag zuwider] ! nicht dem Auftrag gemäss H , erregt] bewegt ! erregt H , von IHM] vom Jhwh D4 von Jhwh D5 , »ein Stecken des Gotteszorns«] »Stecken seines Zorns« D5 , zerschlagen] zerbrechen ! zerschlagen H , Strafe] Züchtigung ! Strafe H ,- Gott führt seinen Dialog mit dem Geschöpf, das] Gott steht im Dialog mit [der Kreatur, die] ! dem Geschöpf, das H , Mächtigkeit von Natur und Macht von Gnaden] Mächtigkeit hvon Naturi und Macht hvon Gnadei H ,- er führt auch seinen Dialog] er steht auch im Dialog H , jenem anderen Geschöpf] [jener anderen Kreatur] ! jenem anderen Geschöpf H , Macht] Mächtigkeit ! Macht H ,- erduldet] erduldet [Das Weib [Abrahams] ! Abrams wird von ihm gesegnet, dass sie »Fürstin« heisst und Könige der Völker aus ihm werden] H , heitere] fehlt D2 , umglänzt;] ergänzt »hoch und heilig wohne ich u n d mit dem Zerschlagnen und Geistesniedern« (Jesaja , ). D4 ergänzt »hoch und heilig wohne ich – u n d mit dem Zermalmten und Geisterniederten« (Jesaja , ). D5 , getrost und der Verheißung gewiß] gefasst ! getrost und der [göttlichen] Verheissung gewiss H , nah ist ER] nah ist Jhwh D4, D5 , Betrachtung] Geschichtsbetrachtung ! Betrachtung H , als dem] fehlt H ,- wird zu einer Betrachtung von unten] wird zu einer wirklichen Betrachtung aus der Niedrung D2 ,- übersieht] unbeachtet läßt D2 ,- Die Betrachtung »von unten« […] wird zu einer Betrachtung von oben, wann sie der Treue Gottes begegnet] Die vermeintliche Betrachtung von unten […] wird zu einer wirklichen Betrachtung von der Höhe D2 , bescheidet] darein bescheidet H , von der Menschennot aus] von [dem leidenden Menschen] ! der Menschennot aus H , in seiner »Einwohnung«] hin seiner »Einwohnung«i H , , wir von Israel,] fehlt D4, D5 , »objektiven« Sinns] h»objektiven«i S i n n s H
Geschehende Geschichte. Ein theologischer Hinweis
, ein Dialog] [das Zwiegespräch] ! ein Dialog H , Anrede] Anrede [und Anspruch] H , von ihr] von [Anrede und Anspruch] ! ihr H , verweigert] verwehrt ! verweigert H ,- rechtmäßig zu denken] [zu sagen oder zu denken] ! rechtmäßig zu denken H ,- oder »Das da […] von Gott Gemeinten«] hoder »Das da […] von Gott Gemeinten«i H , Dieser Sinn aber ist] Dieser Sinn ist jedoch D5 , entstanden] geboren ! entstanden H ,- in der Wirklichkeit verspüre, erfahre] in der Wirklichkeit [, in der ich stehe,] verspüre, [und vernehme] ! erfahre H ,- Rabbi Levi Jizchak von Berditschew pflegte […] Ach, nicht warum ich leide, will ich wissen, nur ob ich dir zu Willen leide.«] fehlt D4, D5 , Sohn] fehlt H ,- ich brächte es doch nicht fertig] [vermöchte ich es doch nicht] ! ich brächte es doch nicht fertig H , alles so geschieht] [alles in deiner Welt] ! alles so geschieht H , peinigen] peinigen [dürfen] H ,- in der Haggada] [es heisst] in der Haggada H , gesprochen] gesagt H , in der geschrieben steht] in der es heißt D3 ,- tiefer, klarer] [immer besser, immer] tiefer, [immer] klarer H , ansagst] [ansagen willst] ! ansagst H , dir zu Willen leide] dir zu Willen [, ob ich um deinetwillen] leide H Wort- und Sacherläuterungen: , Hamlets Stiefvater] In William Shakespeares Hamlet wird Hamlets Vater, der dänische König, von seinem Bruder ermordet, der daraufhin die Königin Gertrude heiratet, was ihn zu Hamlets Stiefvater und König von Dänemark macht. , Schechina] Eine hebräische, feminine Gottesbezeichnung, wörtlich »Einwohnung«, welche in der rabbinischen Literatur besonders den Aspekt von Gottes Gegenwart in der geschaffenen Welt hervorhebt. , Galut] hebr.: »Exil, Verbannung«. , Hybris] gr.: »Selbstüberschätzung, Hochmut«. , »bösen Geistern von IHM her«] I Sam ,. ,- Sanherib] (- v. Chr.), assyrischer Herrscher, in dessen Re-
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gierungszeit der historische Jesaja wirkte und der Juda tributpflichtig machte. Er wurde von einem seiner Söhne ermordet. ,- Nebukadnezar […] Gras frißt] Dan ,; Nebukadnezar (ca. - v. Chr.) ist der babylonische Herrscher, der den ersten Tempel ( v. Chr.) zerstörte und die Juden in die Verbannung verschleppte. , wenn Sara ihre Magd Hagar »drückt«] Gen ,. , Rabbi Levi Jitzchak von Berditschew] (-) ein chassidischer Zaddik. ,- Pessach-Haggada] Wird am Pessachfest während der rituellen Sedermahlzeit gelesen. Ziel ist es, die Erinnerung an den Auszug aus Ägypten wachzuhalten. , die Stelle von den vier Söhnen] Die Haggada beschreibt vier Söhne: den Klugen, der nach dem Sinn der Gebote und Rituale des Pessachfestes fragt; den Bösen, der nach dem Sinn des Festes für euch fragt, und sich somit aus dem Judentum ausschließt; den Einfältigen, der nur fragt »Was ist dies« und den, der noch nicht zu fragen versteht. Mit ihm muss man selbst das Gespräch über den Inhalt und die Bedeutung des Festes eröffnen. , Willen leide.«] findet sich auch als »Leid und Gebet« in: Martin Buber, Die Erzählungen der Chassidim, Zürich: Manesse Verlag , S. - (jetzt in: MBW ). [Der Gesalbte] Martin Buber hatte für sein auf drei Bände angelegtes Werk Das Kommende. Untersuchungen zur Entstehungsgeschichte des messianischen Glaubens als zweiten Teil Der Gesalbte vorgesehen. (Zur Entstehungsgeschichte und Gesamtkonzeption von Das Kommende, vgl. in diesem Band, S. f.) Der erste Band war unter dem Titel Königtum Gottes im Berliner Schocken Verlag erschienen (jetzt in diesem Band S. -), in dem auch Der Gesalbte für die Publikation vorgesehen war. Am . November schreibt Buber an Hermann Gerson (), dass er, nachdem er seine Psalmenübersetzung für den Druck mit einer »wunderliche[n] Mühsal« fertig gemacht habe, nun »daran gegangen« sei, »nach Jahren wieder Bücher fertigzustellen, und hoffe wieder wie eine Reihe hintereinander veröffentlichen zu können.« (B II, S. .) Dass sich Buber seit von der schriftstellerischen Tätigkeit weitgehend zurückgezogen hatte, ist neben der Übersetzungsarbeit auch dem Umstand geschuldet, dass er nach der Machtübernahme der Nationalso-
[Der Gesalbte]
zialisten sich intensiv am Aufbau der jüdischen Erwachsenenbildung beteiligte, die aber durch ein Redeverbot beschränkt wurde. Im Jahr erschien die zweite Auflage von Königtum Gottes. In dieser Zeit machte sich Buber an die Ausarbeitung des zweiten Bandes von Das Kommende, der den Titel Der Gesalbte tragen sollte. In einem Brief vom . Mai an Hermann Gerson berichtet er, dass ihm Moritz Spitzer (-), der Lektor des Schocken Verlags »bei den abschließenden Vorarbeiten« (B II, S. ) behilflich sei. In den folgenden Monaten ist Buber intensiv mit der Niederschrift des Manuskripts beschäftigt. Schon am . Oktober schreibt er an Ernst Simon (-), dass er neben der Fortsetzung von Ich und Du mit seiner Arbeit an Der Gesalbte, an dem er »seit einem halben Jahr wieder arbeiten kann, schon ziemlich weit gediehen« sei (B II, S. ). Ein im Februar des folgenden Jahres an Gerson gerichteter Brief verweist auf die schwierigen Umstände und den zeitlichen Druck, die mit seiner Übersiedlung nach Palästina zusammenhängen: »den ›Gesalbten‹ muß ich bis zur Abreise (erste Aprilhälfte) mindestens so fertig haben, dass ich ihn drüben nur noch einmal umzuschreiben brauche« (B II, S. ). Wenig später spricht Buber in einem Brief an Rudolf Pannwitz (-) von der »sehr schweren Arbeit am ›Gesalbten‹«. (B II, S. .) Am . April schreibt er an Gershom Scholem, dass er am . Mai in Jerusalem ankommen werde und in der Folge sein »recht weit gediehenes Manuskript […] mitbringen« wolle: »Es ist ein Buch, bei dem mir der behandelte Text eine ungewohnte Methode aufgenötigt hat und an dem mancherlei zu bereden ist.« (B II, S. .) Dem Umfang des Manuskripts und des Typoskripts und schließlich der noch erhaltenen Druckfahnen des dritten Kapitels nach zu urteilen – ein Blatt derselben ist mit einem Datumsstempel der Druckanstalt vom . Mai versehen – konnte Buber nur die ersten drei Kapitel fertigstellen. Da die letzte beschriebene Seite der Manuskripthefte lediglich die Überschrift zu einem vierten Kapitel enthält – »Die Salbung und der Gesalbte« – kann vermutet werden, dass Buber seine Arbeit an dieser Stelle abbrechen musste. Inwiefern Vorarbeiten für weitere Kapitel geleistet wurden, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Laut Bubers Aussage war »der grössere Teil von der Gesalbte […] im Herbst gesetzt und korrigiert worden; die Fortführung konnte wegen der behördlichen Auflösung des Verlags (als eines jüdischen) nicht erfolgen« (siehe im vorliegenden Band S. , Anm. .) Buber hat die beiden ersten Kapitel des Buches, die in den Druckfahnen fertiggesetzt vorlagen, in den er Jahren als Einzeldrucke veröffentlicht. Dabei betonte er sowohl in der Einführung zu »Das Volksbegehren«, dass
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er hier das »erste Kapitel dieses Bandes […] unverändert« mitteilt (in diesem Band S. ). Ähnlich heißt es in der ersten Anmerkung zum Erstabdruck von »Die Erzählung von Sauls Königswahl«: »der Text des hier zum Abdruck gelangenden Kapitels ist seit nicht verändert, der Apparat nicht vermehrt worden«. In diesen beiden Einzeldrucken liegt das Werk also in der Form vor, wie es ursprünglich vorgesehen war. Im Fall des dritten Kapitels kommen die allein für diesen Abschnitt erhaltenen Druckfahnen zum Abdruck, um, zusammen mit den Erstdrucken der ersten beiden Kapitel, die laut Buber auf den Druckfahnen des Schocken-Verlags basieren, der intendierten Textgestalt von möglichst nahezukommen. Das dritte Kapitel erschien bereits in hebräischer Übersetzung in Palästina, auf Deutsch gemeinsam mit den beiden vorhergehenden zuerst im Rahmen der Werkausgabe von in der ursprünglichen Anordnung und unter dem von Anfang an vorgesehenen Titel Der Gesalbte. Dieser Druck weicht nicht wesentlich von der hier dargebotenen Fassung ab. Anders als bei Königtum Gottes, hat Buber den umfangreichen Fußnotenapparat über die Jahre weitgehend unverändert gelassen. Von dem Werk Das Kommende liegen also diese Bestandteile vor: der erste Band, Königtum Gottes, der von Buber fertiggestellt, und der zweite Band, Der Gesalbte, der zur Hälfte realisiert worden ist. Es sind keine Vorarbeiten Bubers für den geplanten dritten Band erhalten. Jedoch gingen Fragestellungen, die für diesen Band vorgesehen waren, in die späteren Bücher Der Glaube der Propheten (deutsch , jetzt in: MBW ) und Zwei Glaubensweisen (, jetzt in: MBW , S. -) ein. Da es sich bei Der Gesalbte um ein unvollendetes Werk handelt, läuft jegliche Interpretation seiner drei Kapitel Gefahr, in zwei gegensätzlichen Richtungen fehl zu gehen: einerseits besteht das Risiko, die vorhandenen Teile mittels eines falsch angenommenen oder eingebildeten Ganzen zu interpretieren, andererseits besteht die Gefahr, sie als isolierte Aufsätze zu behandeln, denen eine gemeinsame Problemstellung fehlt. Zieht man jedoch in Betracht, dass die Arbeit als eine Fortsetzung von Königtum Gottes konzipiert war und den zweiten Teil der Trilogie Das Kommende ausmachen sollte, erscheint es als die beste Methode, Bubers Ausführungen vor diesem Hintergrund zu verstehen und die verschiedenen Fäden zusammenzuführen, anhand derer er die Geschichte von Samuel und Saul erzählt, der er sich aus sehr verschiedenen Blickwinkeln nähert. Der Gesalbte setzt an, wo Königtum Gottes aufhört, und wie viele von Bubers biblischen Schriften, beginnt auch diese mit einer konzentrierten Analyse eines zentralen Textes, in diesem Fall »Das Volksbegehren« aus I Sam , in welchem die Ältesten Israels Samuel um einen König bitten. Für die Entwicklung der politischen Theorie in der frühen Neuzeit hatte
[Der Gesalbte]
dieser Text eine besondere Bedeutung, so setzten sich mit ihm Johannes Calvin (-), Jean Bodin (ca. -) und Thomas Hobbes auseinander. Buber wirft eine Fülle von historisch-kritischen, kompositionellen, literarischen und theopolitischen Fragen zu diesem biblischen Schlüsseltext auf. Warum ist es für den Text selbstverständlich, dass Samuel der Mann ist, an den sich das Ersuchen der Ältesten richten soll, und woher bezieht er die Macht, die israelitische Verfassung radikal abzuändern? Um diese und andere Fragen zu beantworten, entwickelt Buber seine eigene quellenkritische Darstellung zu I Samuel. Er analysiert den Text, um präzise aufzuzeigen, an welchen Stellen und auf welche Weise spätere Herausgeber und Redaktoren den »schmalen Kern« der ursprünglichen Erzählung erweiterten und verzerrten, und wie diese Verzerrungen wiederum die vielbeklagte, sehr verwirrende Chronologie des Buches zur Folge haben, in der die Philister zuerst besiegt scheinen und später von ihrer Hegemonie gesprochen wird, als hätte sich nichts verändert. Der Ton, die Methode und der Stil von Bubers Analyse ähneln denen des Königtum Gottes insofern, als er sich mit den Theorien der aktuellen Bibelgelehrten auseinandersetzt, auf die er in den Fußnoten hinweist und zum Beispiel solche Probleme wie die Verfasserschaft von saulidischen versus davidischen Kreisen behandelt. Buber schreckt nicht davor zurück, diese späteren Herausgeber zu kritisieren. An einer Stelle argumentiert er, dass der verantwortliche Redaktor, der den Vers in I Sam in seine gegenwärtige Stellung einfügte, »das Eigentliche, das große Thema der ›biblischen Politeia‹ verwischt« habe. Bubers Darstellung zufolge treten die Ältesten Israels an Samuel mit dem Ersuchen nach einem König heran, weil sie glauben, dass die direkte Theokratie mit dem unvorhersehbaren Auftreten der gottgesandten Schoftim [Richter] militärisch versagt hat; ihr ist es nicht gelungen, die Bedrückung durch die Philister zu beenden. Samuel selbst ist ein Nabi [Prophet], wie Buber im dritten Kapitel, »Samuel und die Abfolge der Gewalten«, darlegt, und ist daher in keiner Position, den militärischen Sieg selbst zu erringen. Das Ersuchen der Ältesten besteht also nicht darin, dass Samuel in seinem Amt abgelöst wird, sondern dass ein vollkommen neues Amt, ja eine neue Verfassung geschaffen werden soll, um die Rechte des Volkes zu sichern. Der Melekh ist dieses neue Amt, jedenfalls insofern es nun von einem Menschen und eben nicht von JHWH selbst eingenommen wird. Das ist der Grund, warum die Ältesten nicht darum bitten, dass eine bestimmte Einzelperson Melekh wird – sie erwarten von Samuel, dass er JHWH anruft, welcher sodann den richtigen Kandidaten auswählen wird. Die Ge-
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schichte dieses Auswahlprozesses wird im zweiten Kapitel »Die Erzählung von Sauls Königswahl« geschildert. Aber bevor Buber sich dieser Erzählung widmet, muss er Samuels Widerstand gegen das Begehren des Volkes und die überraschende Entscheidung JHWHs behandeln, dass er das Begehrte gewähren wird. Der Wunsch des Volkes wird eindeutig als sündig und rebellisch beschrieben. Warum also geht JHWH auf diesen Wunsch ein? In diesem Punkt weist Buber eine alte, antimonarchische Antwort zurück, die ihm aus der jüdischen Tradition vertraut war, nämlich, dass die Monarchie als Strafe gegeben wurde. Das spiegelt laut Buber nicht die Haltung des ursprünglichen Erzählers wider, welcher an das monarchische Projekt, wenn auch mit Vorbehalten, glaubte. Das lässt Buber nun an eine Person aus dem Umkreis des politisch einflussreichen Propheten Nathan als Erzähler denken. Nathan legitimierte einerseits Davids Macht und kritisierte andererseits scharf sein Fehlverhalten: so weissagt Nathan David den langen Bestand seiner Dynastie und erlaubt den Bau des Tempels durch seinen Sohn (II Sam ), zieht ihn aber wegen seines Ehebruchs mit Batseba und der Ermordung ihres Ehemanns Uria zur Rechenschaft (II Sam ). Als David im Sterben liegt, ergreift Nathan wiederum die Initiative, um Salomo zum König zu erheben und salbt ihn (I Kön ). Dieser vermutete Erzähler aus dem Kreis um Nathan war nach Buber der Anschauung, dass JHWH mit der Einsetzung eines Königs eine Geste wiederholt, wie er sie bei der Erlaubnis zum Bau der Stiftshütte nach der Sünde des Goldenen Kalbes machte: das Volk hat noch nicht die nötige Reife, um der Herausforderung durch einen unsichtbaren Herrscher gewachsen zu sein. Deswegen wird etwas Vermittelndes eingesetzt, aber nur in der Hoffnung, dass das Volk letztendlich dieses Vermittelnde durchschauen und sich erinnern wird, dass die Macht des Zwischengliedes auf einer göttlichen Quelle beruht. Im Falle des menschlichen Monarchen bedeutet das, dass er nur als Statthalter eingesetzt ist. Er führt Gottes Willen aus, wie er ihn aus dem Munde des Nabi mitgeteilt bekommt, der strukturell an der Regierung als Kontrollorgan und Gegengewicht beteiligt ist. Diese Nähe zwischen Melekh [König] und Nabi wird durch die Salbungszeremonie repräsentiert. Ja, der König wird gesalbt, und dadurch wird Saul der erste »Messias« von Israel. Aber der ihn salbt, ist der Prophet Samuel, und genau diese Verbindung soll unauflösbar sein gemäß der Idee der Monarchie, wie sie sich in der ursprünglichen Erzählung artikuliert. Der Text von Samuel I und II, wie er uns heute vorliegt, ist durch die vielen Umarbeitungen durch Unterstützer des Königtums korrumpiert. Keiner von ihnen versteht mehr wie Nathan und sein Kreis den richtigen Stellenwert des Nabi, der ein Stellvertreter JHWHs ist, in
[Der Gesalbte]
der israelitischen Politik. Deshalb tritt uns der Prophet in den späteren, klassischen Prophetenbüchern als machtlose Gestalt entgegen. Der »Messias«, mit dem stillschweigenden Einverständnis des Volkes, überschreitet seine Grenzen; eine theopolitische Sünde, welche letztendlich zur Zerstörung der beiden Königreiche und dem Ende der Monarchie in Israel und zum Exil des Volkes führt. Textzeugen: h1: Handschrift im MBA (Arc. Ms. Var. , gimel ); paginierte Blätter; einseitig beschrieben; mit zahlreichen Korrekturen versehen; enthält den Entwurf für das dritte Kapitel »Samuel und die Abfolge der Gewalten«. Dem Entwurf fehlt der letzte Abschnitt des Kapitels von S. ,-,. 2 H : Handschrift im MBA (Arc. Ms. Var. , gimel a); ein zwei Hefte umfassendes Manuskript, das die ersten drei Kapitel des unabgeschlossenen Werkes »Der Gesalbte« enthält; von Bubers Hand doppelseitig unter Verwendung der Seitenränder für die Niederschrift der Fußnoten beschrieben; mit zahlreichen Änderungen und Streichungen. Das erste Heft, betitelt »Der Gesalbte .«, enthält auf paginierten Seiten den vollständigen Text von »Das Volksbegehren« (S. ) und ca. drei Viertel des Textes »Wie Saul König wurde« (S. ); das zweite Heft, betitelt »Der Gesalbte .«, enthält auf von bis paginierten Seiten den übrigen Teil des Textes »Wie Saul König wurde« (S. -) und den vollständigen Text von »Samuel und die Abfolge der Gewalten« (S. -). Auf der letzten, nicht mehr paginierten Seite des Heftes findet sich die Überschrift des anschließenden, nicht mehr ausgeführten Kapitels: »Die Salbung und der Gesalbte«. TS: Typoskript im MBA (Arc. Ms. Var. , gimel a); Reinschrift der Handschrift H2. Das gesamte Typoskript besteht aus zwei Teilen, aus dem Haupttext (insg. Blätter) und dem Anmerkungsapparat ( Blätter); an vereinzelten Stellen mit handschriftlichen Korrekturen versehen. Es fehlen die Seiten , - und , entsprechend den Abschnitten S. ,-,; S. ,-, und S. ,-,. d1: Druckfahnen im MBA (Arc. Ms. Var. , gimel a); Blätter zum dritten Kapitel »Samuel und die Abfolge der Gewalten«, von denen die ersten den eigentlichen Textteil, die übrigen den Anmerkungsteil enthalten; mit zahlreichen Korrekturen Bubers versehen; die Blätter sind paginiert, der Textteil von -, der Anmerkungsteil von -, was vermuten lässt, dass auch zu den vorhergehenden beiden Kapiteln Druckfahnen angefertigt worden sind. Das Blatt
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Nr. trägt neben dem Vermerk der Druckanstalt und der Titelangabe »Das Kommende Bd. II« den Datumsstempel: . Mai ; das Blatt Nummer den Datumsstempel: Mai . d1.1: Grundschicht. d1.2: Überarbeitungsschicht: handschriftliche Korrekturen Bubers. d2: Abdruck des ersten Kapitels von Der Gesalbte: Das Volksbegehren. In: In memoriam Ernst Lohmeyer, hrsg. von Werner Schmauch, Stuttgart: Evangelisches Verlagswerk , S. - (MBB ). d3: Teilabdruck des dritten Kapitels von Der Gesalbte: Samuel und die Abfolge der Gewalten. In: Essays presented to Leo Baeck on the occasion of his eightieth birthday, London: East and West Library , S. - (MBB ). Der Text enthält drei jeweils mit römischen Ziffern von I bis III versehene, voneinander abgesetzte Ausschnitte des Kapitels, entsprechend den Abschnitten ,-,, ,-, und ,-,. d4: Abdruck des zweiten Kapitels von Der Gesalbte: Die Erzählung von Sauls Königswahl. In: Vetus Testamentum, . Jg., Heft , April , S. - (MBB ). D5: Werke II, S. - (MBB ). Druckvorlage: d2 für »Das Volksbegehren«; d4 für »Die Erzählung von Sauls Königswahl«; d1.2 für »Samuel und die Abfolge der Gewalten«. Übersetzungen: Hebräisch: für »Das Volksbegehren«: Mischelet ha-ʿ am u-dvar Schmu’el, in: Bet miqra, (), Heft , S. -, (MBB ); Mischelet ha-ʿ am, in: Darko schel Miqra. Ijunim bi-dfusei-ssignon be-Tanach, Jerusalem: Mossad Bialik , S. - (MBB ); für »Die Erzählung von Sauls Königswahl«: Hebräisch: Maʿ aseh hamlakhat Scha’ul, in: Tarbitz , Heft und , (), S. - (MBB ); Maʿ aseh hamlakhat Scha’ul, in: Darko schel Miqra, S. - (MBB ); für »Samuel und die Abfolge der Gewalten«: Hebräisch: Schmu’el wehischtalschelut ha-reschujot be-Jisrael, Zion Jg , Heft , (), S. (MBB ); Schmu’el we-hischtalschelut ha-raschujot be-Jisrael, in: Darko schel Miqra, S. - (MBB ). Englisch: [Teilabdruck von »Samuel und die Abfolge der Gewalten«] »Samuel and the Ark (I Samuel). In: Nahum N. Glatzer, ed.: On the Bible. Eighteen Studies, New York: Schocken , p. -.
[Der Gesalbte]
Variantenapparat: Vorbemerkung: in H2, TS und D5 werden JHWH und die hebräischen Ausdrücke nicht hervorgehoben. Diese Stellen wie auch diejenigen Veränderungen in den Literaturnachweisen der verschiedenen Textzeugen, die lediglich formeller Natur sind, werden im Folgenden nicht im Einzelnen verzeichnet. ,- Der zweite […] »Wie Saul König ward«. M. B.] fehlt H2, TS, D5 , fortsetzende] berichtigt aus fortsetzenden , Im Samuelbuch] ergänzt (I Sam ) D5 ,- Mann ist. Aber ob] Mann ist; aber ob H2, TS, D2 , (, )] fehlt H2, TS, D5 , solcherart] so H2, TS, D5 , reden] sprechen ! reden H2 ,- eine seinen eigenen Machtbereich] eine [dem begehrenden Volk bislang fremde und] ! seinen eigenen Machtbereich H2 ,Anm geschichtlichen Katastrophe] geschichtlichen Katastrophe [und von einer Invasion der Philister] H2 , sogleich] sogleich, anscheinend vor den Augen der Bittsteller, H2, TS , wirkliche Begründung] eigentliche ! wirkliche Begründung H2 , gesetzhafter] gesetzlicher ! gesetzhafter H2, TS , unserer Erzählung sein] unserer Erzählung [in ihrer ursprünglichen Form] sein H2 , erheischt wird.] erheischt wird; und vollends absurd wäre es, die Tatsache, daß man nun nicht mehr von einem {[»Richter«] ! Schophet H2 Schophet TS}, sondern von einem Melekh gerichtet würde, als eine zu bezeichnen, durch die man eine erwünschte Gleichheit mit allen Völkern erlangte. H2, TS ,- Entscheidung] [richterliche] Entscheidung H2 , darlegen, also rechten] darlegen h, also rechteni H2 ,- sonst nicht vorkommende] [ganz seltene] ! sonst nicht vorkommende H2 , Texten] Teilen ! Texten H2 ,- die Ältesten […] ihr Verlangen […] wiederholen] »das Volk« […] sein Verlangen […] wiederholt D5 ,- »Ein König soll über uns sein, daß auch wir werden wie alle Völker:] »Ein König sei über uns, daß wir werden, auch wir, wie die Erdstämme alle, D5 ,Anm , sowie L. Köhler, Die hebräische Rechtsgemeinde (Züricher Universitätsber. /) ] fehlt D5
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,Anm s. Moore] s. G. F. Moore, A Critical and Exegetical Commentary on Judges () D5 , , f. voraus] , f. berichtete voraus D5 ,- chronischer«] chronischer; nicht aus Not verlangt es« dann »einen König, sondern weil es sich in seiner Haut zu wohl fühlt« (Budde [zusätzliche Anmerkung Kommentar .]) H, TS zusätzliche Anmerkung K. Budde, Die Bücher Samuelis , in: Kurzgefaßter Hand-Commentar zum AT, hrsg. von K. Marti, (). (Im folgenden zitiert als: Budde KHC.) D5 , – überhaupt stark überarbeiteten –] h– überhaupt stark überarbeiteten –i H2 , vermeinen] und vermeinen D5 , vorausgesetzte geschichtliche] hvorausgesetztei geschichtliche H2 ,Anm der Satz lediglich] [die Stelle] ! der Satz letztlich H2 , zu verstehen] gemeint D5 , erst zulänglich] richtig ! erst zulänglich H2 , erachten] halten ! erachten H2 , Aber so privatpsychologisch]davor kein Absatzwechsel H2, TS , rührt ja] [streift ja] ! rührt ja H2 , Vorrechte] Prärogativen ! Vorrechte H2 , Opferer] vertreterischer Opferer H2 [vertreterischer] Opferer TS ,- erstrecken] beziehen ! erstrecken H2 , Vertreter] Gott ! Vertreter H2 , Konkordat] Kompromiss ! Konkordat H2 , solches Konkordat] [solcher Kompromiss oder] ! solches Konkordat H2 , Folge] [geschichtlichen] Folge H2 , eine Antwort und darauf eine Rettung] eine hAntwort und darauf einei Rettung H2 ,Anm Alfons Schulz] A. Schulz, Die Bücher Samuel, in: Exegetisches Handbuch zum AT , Bde. (/) D5 , Der Absicht dieses Gebets] [Dieses Gebet] ! Der Absicht [und dem Gehalt] dieses Gebets H2 , bedeutet in biblischer Erzählung] bedeutet [an den Stellen biblisch ausnahmslos] ! in biblischer Erzählung ausnahmslos H2 , ausnahmslos] fehlt D5 , sich, sei es von einem] sich [mit der Gottheit] ! , sei es von einem H2 ,- gegenüber einsetzen (eigentlich »sich ins Mittel legen«)] [in Verbindung zu setzen] ! gegenüber einsetzen (eigentlich »sich ins Mittel legen«) H2
[Der Gesalbte]
, Willen] hervorgehoben H2, TS, D5 , eben] erwiesnermassen H2 erwiesnermassen ! eben TS , das noch unbekannte Gefäß] das unbekannte Gefäss H, TS ,Anm König WB] E. König, Hebräisch-Aramäisches Wörterbuch zum AT mit Einschaltung und Analyse aller schwer erkennbaren Formen () D5 , Melekh] König ! Melekh H2 ,- Zunächst […] auszuführen] Zunächst [: Um dich geht es überhaupt nicht, und du] ! (in dem ki, denn, ja, enthalten): Du bist nicht dazu da, dich mit dir zu befassen h, sondern meine Aufträge auszuführeni H2 , dir, der du ja kein Melekh bist, sondern daß mir, ihrem Melekh,] dir, hder du ja kein Melekh bist,i sondern dass mir, hihrem Melekhi H2 , gewiß] unanzweifelbar ! gewiss H2 , Verb] maaſs H2, TS maass D5 ,- hier und mit abgeschwächter […] Stelle, , ] hier und [?, ? wo es [in einer furchtbaren? Umkehrung] sich ja bald als Leitwort auswirken wird (, , ; , , )] ! mit abgeschwächter […] Stelle, , H2 ,- die wohl allgemein […] angerechnet wird] [deren Zugehörigkeit zu einer frühen Textschicht wohl nie bezweifelt worden ist] ! die wohl allgemein […] angerechnet wird H2 ,Anm. Richter und Samuel] Die Bücher Richter und Samuel, ihre Quellen und ihr Aufbau () D5 ,Anm , ] berichtigt aus , nach H2, D5 ,Anm Kommentar] Die Samuelisbücher () D5 ,- – vielleicht um den höheren […] Samuel bemühte –] h– vielleicht um den höheren […] Samuel bemühte –i H2 , Knappheit] [lapidare Weise] ! Knappheit H2 , einen jener großen, gleichsam urkundlichen] einen [der] ! jener grossen, hgleichsami urkundlichen H2 , wahrnehmbar] deutlich ! wahrnehmbar H2 , zürnende] grollende ! zürnende H2 , begehrt] wünscht ! begehrt H2 ,- Erzählung, die von den […] vorwegnimmt,] Erzählung h, die von den […] vorwegnimmt,i H2 ,-, , eine, die besagt, […] begehre«,] h, eine, die besagt, […] begehre«,i H2 , größer und geheimnisvoller] größer hund geheimnisvolleri H2, TS , Exegetik unsres Zeitalters] Exegetik hunsres Zeitaltersi H2
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,- Gott, der die Weltgeschichte geschehen heißt] [biblische] Gott, der die Weltgeschichte [in Gang] ! geschehen heisst H2 , erhöhten] [in eben jenem Wunsch] erhöhten H2 , Bearbeitereinschub] Zusatz ! Bearbeitereinschub H2 , das Volk] [die Ältesten?] ! das Volk H2 , unbedingte Gewährung] eindeutige ! unbedingte Gewährung H2 , zu erwartenden Übel] zu [befürchtenden] ! erwartenden Übel H2 , Geschichten] Texte ! Geschichten H2 , leicht durch den Eingriff wohlmeinender Bearbeiter] [und durch das Herumtappen] ! leicht durch den Eingriff wohlmeinender Bearbeiter H2 ,-, – überzeugt […] was dasteht –] h– überzeugt […] was dasteht –i H2 ,Anm Klostermann] A. Klostermann, Die Bücher Samuelis und der Könige, in: Strack/Zöckler, Kurzgefaßter Kommentar zum AT, . Abt. () D5 , in sich tragen] [urheberisch innehaben] ! in sich tragen H2 , damit] fehlt TS, D5 ,- , an eine ja auch sonst […] Erzählung also, ] h, an eine ja auch sonst […] Erzählung also,i H2 , das verheißene Kind] [der verheissene Knabe] ! das verheissene Kind H2 ,- Keine andere Bedeutung wird man dem Wort] [Nichts anderes bedeutet das] ! Keine andere Bedeutung wird man dem Wort H2 , Rechtsbindung] Rechtsbindung [, die im übrigen keine Einzelpflichten zu enthalten braucht, nur die grundlegende Deklaration der Verantwortlichkeit] H2 , hap-peſsach] berichtigt aus hap-pessach nach H2 und TS , die Festverfassung des Passah] [die für das Passah Feiernden verpflichtende] ! die Festverfassung des Passah H2 ,- , ja die gar keine Einzelpflichten […] zu enthalten brauchte] h, ja die gar keine Einzelpflichten […] zu enthalten brauchtei H2 , Vikariat] Statthaltertum ! Vikariat H2 ,- Statthaltertum] Vertretertum ! Vikariat ! Statthaltertum H2 , melukha] berichtigt aus melukha, nach D5 , predigerisch erweiternden] [rhetorisch ausführenden] ! predigerisch erweiternden H2 , auslegenden] ausprägenden ! auslegenden H2 , aufkommenden Pamphlete] umlaufenden ! aufkommenden [antimonarchischen] Pamphlete H2
[Der Gesalbte]
,- aber die deuteronomische […] Reformprogramm aus,] aber hdie deuteronomische […] Reformprogramm aus,i H2 ,- in diesem Zusammenhang] [von da aus] ! in diesem Zusammenhang H2 ,-, sollt zu Knechten ihm werden«] werdet ihm zu Knechten werden« D2 , redet] spricht ! redet H2 ,- den ihr euch erwählt habt«] hervorgehoben H2, TS, D5 ,- den JHWH erwählt hat … ?«] hervorgehoben H2, TS, D5 , kürt] wählt H2, TS , es ist die] was daraus spricht, ist die D5 , , die daraus spricht] fehlt D5 ,- in kriegerischen […] Philister] hin kriegerischen […] Philisteri H2 , Feldherrn] Führern ! Feldherrn H2 , überwiegend] [fast allgemein] ! überwiegend H2 , , der »Mizpaquelle« (Budde), ] h, der »Mizpaquelle« (Budde),i H2 , , dazugehört] [, - einheitlich ist] ! , dazugehört H2 ,- ist die Frage] ist [ernstlich] die Frage H2 , einen Handlungszusammenhang] [den Zusammenhang] ! einen Handlungszusammenhang H2 , ſebach] berichtigt aus sebach nach H2 und TS , Er nimmt an] Er [versteht, zu Recht oder Unrecht] ! nimmt an H2 , Volksopfer] [ſebach] ! Volksopfer H2 ,- mit seinem heimlichen Sinn dürfen nur die Geronten] [obgleich es ein Volksopfer (, ) ist, nur die Ältesten] ! mit seinem heimlichen Sinn dürfen nur die Geronten H2 ,- doch meint […] wiederkehrt] hdoch [bezeichnet] ! meint in Wirklichkeit das ha-am von K. die Volksvertreter, wie es ja als Bezeichnung für sie herst , und danni , in einem [bedeutsamen] ! [bedeutungsreichen (und allgemein missverstandenen) Wortgefüge wiederkehrt] ! als unverständlich geltenden, vielmehr bedeutungsreichen Wortgefüge wiederkehrti H2 ,- den Zusatz […] weil er] hden Zusatz […] weil eri H2 ,-, Das Mißverstehen […] Zusatz erkennbar). ] hDas Missverstehen […] Zusatz erkennbar).i H2 ,Anm »gerade weil es nicht Rama war«] »gerade weil es n i c h t Rama war« H2, TS, D5 ,- erkennbar zu machen] deutlich ! erkennbar zu machen H2
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,- und dazu den Ortsnamen […] erraten läßt] hund dazu den Ortsnamen […] erraten lässti H2 ,- Märchengroßmutter] Märchenerzähler ! Märchengrossmutter H2 , gewiß] wohl D5 , Erzähler] Stil ! Erzähler H2 , wie er die gesammelten Traditionen] [und wie er sie aneinanderfügt, ja wie er die] ! wie er die gesammelten Traditionen H2 , den Stilgesetzen der Gattung] [dem Stil] ! den Stilgesetzen der Gattung [hdie Geschichtserzählung und Geschichtslegende umfassti] H2 , Hinweisen] Hindeutungen ! Hinweisen H2 ,- Formgattung] Formgattung [der Geschichtslegende und Geschichtserzählung überhaupt] H2 ,- Ausdruckscharakter verlieh] Darstellungsart ! Ausdruckscharakter [verliehen hat] ! verlieh H2 ,Anm eine Abart von ihr.] eine Abart von ihr. [(Das Beste zur Unterscheidung der wirklichen Legende von der Sage ist bei Jolles, Einfache Formen, , - zu finden.)] H2 eine Abart von ihr. [Das Beste zur Unterscheidung der w i r k l i c h e n Legende und Sage ist bei Jolles, Einfache Formen] TS ,Anm Kompositionsstil] vorderes Glied des Kompositums hervorgehoben H2, TS, D5 ,Anm Fragmentenhypothese] Fragmententheorie ! Fragmentenhypothese H2 ,Anm Buber und Rosenzweig, Die Schrift und ihre Verdeutschung () ff.] Buber, Die Schrift und ihre Verdeutschung s. unten D5 ,Titel Die Erzählung von Sauls Königswahl] Die Erzählungen von Samuel und Saul . / Wie Saul König wurde [fehlt die auf den Titel folgende Fußnote] H2 Zweites Kapitel / Die Erzählungen von Samuel und Saul . / Wie Saul König wurde [fehlt die auf den Titel folgende Fußnote] TS . Wie Saul König wurde [fehlt die auf den Titel folgende Fußnote] D5 , Sauls Königwerden] [von Samuels und Sauls] ! Sauls Königwerden H2 , auf Grund der häufigen] [durch die sich darin vielfältigen] ! auf Grund der häufigen H2 , (Eissfeldt)] fehlt D5 , (Gressmann)] fehlt D5 , Ausscheiden] Ausscheidung H2
[Der Gesalbte]
, des Gegenstands] des [Stoff und] Gegenstands H2 , Abfolge der Erzählung] Abfolge der Erzählung (bis Kap. ) H2, TS , sollen.] sollen. Der [zweite Teil] ! Rest der Erzählungen von Samuel und Saul, [wird dazwischen, vom ersten Bericht] der Bericht [vom Philisterkampf Sauls und der von seiner] ! von Sauls Verwerfung (Kap. -) wird [dazwischen] ! mittendrin vom ersten getrennt untersucht, [sowohl aus dispositionellen Gründen] als weil er sich in seinem Charakter [erheblich] von jenem unterscheidet [, der Erzähler hat hier offenbar ein ganzes ihm vorliegendes episches Gebild, die Geschichte von Jonatans Vorstoss und seinen Folgen, hin einer Überarbeitungi seinem Werk einverleibt]. H2 sollen. Der Rest der Erzählung von Samuel und Saul, der Bericht von Sauls Verwerfung (Kap. -) wird [dazwischen] ! mittendrin, vom ersten getrennt, untersucht, sowohl aus dispositionellen Gründen als weil er sich in seinem Charakter [wesentlich] ! erheblich von jenem unterscheidet. TS , müssen] sollen H2, TS ,-, im Anschluss] [in Verbindung mit] ! im Anschluss H2 ,Anm ] berichtigt aus nach H2, TS, D5 ,- die Traditionen, aus denen der Erzähler schöpfte] [das Material des Erzählers] ! die Traditionen, aus denen der Erzähler schöpfte H2 , auf seine Art] auf [sein Wesen] ! seine Art H2, TS , vii –viii ] berichtigt aus vii –vii nach D5 , Einschübe] Zusätze ! Einschübe H2, TS , hauptsächlich] [im wesentlichen] ! hauptsächlich H2, TS , verknüpfende] verknüpfende ! verbindende H2 verbindende TS , vornehmlich] insbesondere ! vornehmlich H2 , vermeintliche] scheinbare ! vermeintliche H2 , auszufüllen,] auszufüllen; D5 , gewöhnlich] zuweilen ! gewöhnlich H2, TS , mitunter] zuweilen ! mitunter H2, TS , entstellen,] entstellen; D5 , des . Kapitels] fehlt die darauf folgende Fußnote H2, TS, D5 , ist vorweg] ist [h, weil es wenig bekannt ist,i] vorweg H2 , bewusste] bewusste, sinndienliche H2, TS ,- den Sinngehalt […] auch zwischen] hden Sinngehalt […] auch zwischeni H2 , paronomastischen Bezugs] Leitwortbezugs ! paronomastischen Bezugs H2 , merklich] fühlbar H2, TS, D5
Einzelkommentare
, vorangehende »wohlbeschaffen«] hvorangehendei »wohlbeschaffen« H2 , x , , ] x , H2, TS, D5 , sichtbar, wie] sichtbar, [Diesen [beiden] Beispielen eines primären, d. h. von der Intention des Erzählers bestimmten Leitmotivgebrauchs sei zu weiterer Verdeutlichung ein Beispiel eines sekundären entgegengestellt; ich meine damit den vom Verfasser oder Redakteur eines [Zusatzes] ! Einschubs hergestellten paronomastischen Bezug zu Stellen der Erzählung. Dieser sekundäre Leitmotivgebrauch ist sogleich daran erkennbar, dass er keine echte Sinnbezogenheit, sondern nur ein Wortspiel ohne Tiefendimension hervorbringt.] wie H2 , unscheinbare] refrainartige ! unscheinbare Wiederholung H2 ,- Bei der Betrachtung des Erzählungszusammenhangs […] schon angedeutet] [Die] ! Bei der Betrachtung [der Erzählung muss mit einer Analyse des . Kapitels beginnen] ! des Erzählungszusammenhangs […] schon angedeutet H2 , seines Berichts] [seiner Erzählung] ! seines Berichts H2 , auf einige Kapitel beschränkt] auf [einen Raum beschränkt, der die von den Zusätzen befreiten Kapitel - umfasst] ! einige Kapitel beschränkt H2 , Geschichte] Erzählung ! Geschichte H2 ,- jedenfalls solchen, die […] die Antwort suchen] jedenfalls […] die Antwort Suchenden H2, TS , mit späteren Bearbeitern] hmit späteren Bearbeiterni H2, TS ,- novellistischer Anschaulichkeit] novellistischer [Breite] ! Anschaulichkeit H2 ,- Gottes […] dieses Gottes] Gottes und [seines menschlichen] ! eines Volkes, [das sich einem Gegenüber, das sich eben im ersten Teil des Samuelbuchs auch seiner menschlichen Seite nach personalisiert, besonders] ! das er führt ohne es zu zwingen und das er noch führt, wenn er ihm willfahrt, sodann aber hdem Gegenüberi dieses Gottes H2 , willfahrt] willfährt D5 ,- die doch immer wieder ihm entgegen handeln] die [aber nie wahrhaft sein werden] ! doch immer wieder ihm [entgegentreten und] ! entgegen handeln H2 ,- Menschenwünsche […] Gott draus macht, Sendung] hMenschenwünsche […] Gott draus macht,i Sendung H2 ,- gläubiger Geschichtserinnerung […] gläubiger Geschichtsüberlieferung] hgläubigeri Geschichtserinnerung […] hgläubigeri Geschichtsüberlieferung H2
[Der Gesalbte]
, Geschichtserinnerung] berichtigt aus Geschichtserrinerung nach H2, TS, D5 , Fabulieren] Fabeln H2, TS ,- dass für den Erzähler hier] dass hfür den Erzähleri hier H2 , reden] erzählen ! reden H2 , als Anfang der Antwort] als hAnfang deri Antwort H2 , Hörer] Leser H2, TS , Berichte] [Teil der Ladegeschichte] ! Berichte H2 , Lade bekannt] Lade [von dem noch zu handeln sein wird] ! bekannt H2 ,- J H W H ist den Philistern überlegen] [JHWHs Macht ist der der Philister überlegen] ! JHWH ist den Philistern überlegen H2 , zu verstehen] zu verstehen [und abzugrenzen] H2 , Hingegen] Dagegen H2, TS, D5 ,- die dadurch erst ermöglichte] die [dadurch] ! [darauf folgende] ! [darin begründete] ! dadurch erst ermöglichte H2 , geschichtsfremden Auffassung, für die nach Überwindung] hgeschichtsfremdeni Auffassung, [deren Grundelemente sind:] ! für die [nur der Götzendienst die Befreiung verhindert] ! nach Überwindung H2 , die wohl denselben Kreisen entstammende Bearbeitung] die [der gleichen Auffassung entstammenden Zusätze] ! wohl denselben Kreisen entstammende Bearbeitung H2 , Betrachtungen] [Darlegungen] ! Betrachtungen H2 , ruach] Ruach H2, TS, D5 ,- (Ex. xviii )] fehlt H2, TS , blosses] fehlt H2, TS, D5 , die allein] allein die einzig D5 , auszuführen] [zu übernehmen] ! auszuführen H2 , ähnlich] ähnlich (das hamam Richter , und I Samuel ,, das aber an der zweiten Stelle in seiner Paarung mit raam eher II Samuel f. entnommen zu sein scheint) H2, TS ,- Und es genügt […], um den Charakter dieses »Siegs« zu erkennen.] fehlt H2, TS ,- (auch wenn man […] durchaus möglich] ([der masoretische Text scheint] ! auch wenn man [eine technische Verengerung] ! für naha nicht die ursprüngliche Bedeutung [seufzen] ! »heftig atmen, seufzen« hsondern die technisch verengertei »Totenklage halten« für naha annimmt, hist der masoretische Texti durchaus möglich H2 , stöhnen] seufzen H2, TS , Ausnahme von b] Ausnahme von b β D5
Einzelkommentare
, unklar und störend] [hier ein nachträgliches »Rechten« Samuels erzählt, das] ! unklar und störend H2 ,- – wogegen a […] echt ist] h – wogegen a […] echt isti H2 , Der erzählte Sachverhalt] [ätiologische Nachricht, die] ! Der erzählte Sachverhalt H2 , Gründen,] Gründen, [– weil man sich nicht getraut oder weil man sie als entweiht ansieht –] H2, TS ,- das in die Abhängigkeit […] geratene Volk] das hin die Abhängigkeit […] geratenei Volk H2 , Führung] Verbindung ! Führung H2 , wie um einen Toten] hwie um einen Toteni H2 , Mizpa] Mizpa unter seiner intervenierenden Leitung H2, TS , die Riten haben einen frühen Charakter] die [Riten:] ! Riten haben einen frühen Chrarakter H2 , Wiederbelebungsritus] Wiederbelebungsritus – eine Symbolik also, wie sie gerade in primitiven Kulturen nicht selten ist – H2 Wiederbelebungsritus [– eine Symbolik also, wie sie gerade in primitiven Kulturen nicht selten ist –] TS ,- brauchte nicht späterer […] das individuelle] [dürfte zahlreiche Parallelen nach dem] ! brauchte nicht späterer Herkunft zu sein als das individuelle H2 , die Tyrannen] sämtliche Tyrannen H2, TS , braucht […] zu sein] muß […] sein D5 , des Volkes Ansuchen] des Volkes Ansuchen [opfert und betet Samuel] H2 , antwortet ihm«.] antwortet ihm«. [Wenn man nicht annehmen will, dass v Xff. eine nun verlorene Stelle verdrängt habe, muss man] H2 ,- (so und nicht anders zu lesende)] h(so und nicht anders zu lesende)i H2 , Ex. ii ] Exodus , [, aber auf das »und JHWH hörte« Numeri] H2 ,- der israelitischen Schar] [die Philister dem Feinde] ! der israelitischen Schar H2 , ja dass] fehlt D5 ,- vielleicht gar […] abzogen] hvielleicht gar […] abzogeni H2 ,- , wenn man nicht […] verdrängt haben,] h, wenn man nicht […] verdrängt haben,i H2 , zugleich] fehlt H2, TS , in Aussicht stellte] zusprach H2, TS , wie ich meine aus klarer Absicht] [vermutlich aus zwei bestimmten Gründen] ! [meiner Ansicht] ! wie ich meine aus klarer Absicht H2
[Der Gesalbte]
,- die Begebenheit] [den Bericht] ! die Begebenheit H2 ,- Geschichten von den grossen Richtern] Richtergeschichten H2, TS ,- Das waren Kämpfer […] Erbeter von Wundern waren sie nicht.] fehlt H2, TS ,Anm Verknüpfung] [Verknüpfung] ! Konfrontierung H2 Konfrontierung TS, D5 ,- ebenfalls sekundär […] vorhergehenden Zusätze] [entstanden als , -? schon ungefähr wie jetzt vorlag und zu dessen Ergänzung bestimmt] ! ebenfalls sekundär […] vorhergehenden Zusätze H2 , die »Antwort« JHWHs und den Spruch] hdie »Antwort« JHWHs undi den Spruch H2 , Sie will etwa sagen: Und] hSie will etwa sagen:i Und H2 , der also in dieser Hinsicht] der Sprecher des Spruches, der also in dieser Hinsicht H2, TS , gesichert] begründet ! gesichert H2 ,- (nennen wir ihn […] AR) ] h(nennen wir ihn […] AR)i H2 , Einleitung] die Söhne Samuels betreffende Einleitung H2, TS , in einer wohl unbeabsichtigten Weise] hin einer wohl unbeabsichtigten Weisei H2 , unbefangene Leser] hunbefangenei Leser H2 , Samuel ruft] Samuel, dessen Kenntnis beim Leser vorausgesetzt wird (doch mag in v. nach Schemuel zu ergänzen sein: han-nabi – vgl. , –, das nach hergestellter Verknüpfung mit , nicht mehr passend erschien), ruft H2, TS , Interpret des Volkes] Interpret des Volkes, d. h. aber hier zugleich: als der Verweser der Orakelmacht H2, TS , Vorgestalt] Vorbereitung ! Vorgestalt H2 , So schliesst sich nun] davor keine Leerzeile H2, TS, D5 , stöhnten] seufzten ! klagten ! stöhnten H2 , muss es sein] muss es sein, Arm des Gottes, nicht Mund bloss H2, TS , Samuel sieht] [Und er lässt seinen Samuel dies nicht erkennen] ! Samuel sieht H2 , Zuerst jenes] Erst jenes H2, TS , Verweigern] Versagen ! Verweigern H2, TS ,- verwandelt wird] verwandelt wird [. Hier, wenn irgendwo, ist Dramatik der Offenbarung] H2 , Es gibt ausserbiblisch innerhalb des] Es gibt [in dem] ! ausserbiblisch innerhalb des H2 , m. W. keine Stelle] nichts ! m. W. keine Stelle H2, TS
Einzelkommentare
, so unterschiedlich wie hier] so hunterschiedlichi wie hier H2 , bietet sich uns Gegenstand] bieten sich und Gegenstände D5 , Dialektik] [Dramatik oder] Dialektik H2 , tun will […] begehrt war] tun will: [»Einen König könige ihnen«] ! [Ist die Erzählung einheitlich, dann muss] ! gewähren, aber [nicht das Begehrte] ! anders als es begehrt war H2 ,- im nächsten […] das Entscheidende getan wird] [im nächsten Abschnitt eben dies getan werden. Und es wird getan, nicht im ersten als quellengleich angesehenen] ! im nächsten als quellengleich angesehenen Abschnitt das Entscheidende getan wird H2 , gewöhnlich] fehlt H2, TS , darf sich kein] darf sich dann kein H2, TS, D5 ,- Beschluss] Entschluss ! Beschluss H2 ,- Ausführung gelangt] Ausführung gelangt [und zwar von JHWH unmittelbar in der Wahl der Person (als Verweser der Orakelmacht war ja Samuel] H2 , wie gezeigt] wie [hier und im nächstfolgenden Kapitel dieses Bandes] gezeigt H2, TS ,- nach zwei Stadien] berichtigt aus in zwei Stadien nach H2, TS, D5 , Erwählung] Wahl ! Erwählung H2 , zum Gegenstand hat] zum Gegenstand hat (als Verweser der Orakelmacht, nicht als sonstwie zum Königmachen befugt war ja Samuel ,b angegangen worden) H2, TS , sich vollgültig ausspricht] [zum vollgültigen Ausdruck kommt] ! sich vollgültig ausspricht H2 ,- ; sie könnte […] begibt,] [Aber so ist die Absicht, die der Erzähler hegt oder vielmehr als ihm auferlegt empfindet, offenbar nicht] ; sie könnte zu Anfang hwie es sich im Fortgang des Buches bei David begibt,i H2 , finden werde] finden [, etwa auch (wenn der nicht mit Namen genannt wird) woran er ihn erkennen] werde H2 ,- die Absicht offenbar nicht, […] empfindet] die Absicht, […] empfindet, offenbar nicht. [Seine Aufgabe war, in unserer Begriffssprache ausgedrückt, mitzuteilen, wie eine zugleich charismatische und sakral begrenzte Herrschaftsform entstand, der? aus dieser] H2 ,- Werk der Gottesmacht […] zu zeigen] Walten ! Werk der Gottesmacht [an der ihr gemässen Erfüllung des Volksbegehrens zu zeigen] ! an dem von ihr Erwählten zu zeigen H2 , umherziehenden] wandernden ! umherziehenden H2 , Wirksamkeit] Kraft ! Wirksamkeit H2
[Der Gesalbte]
, Fügung] Führung ! Fügung H2 , buntfarbige] märchenbunte ! märchenfarbige H2, TS märchenfarbige D5 , weltlich anmutenden Sage] [fast weltlichen Sage] ! weltlich anmutenden Sage H2 , Heiligen] heiligen H2, TS, D5 , einer gläubigen Kunst […] meistert] [eines Glaubens, der die Sage meistert] ! einer gläubigen Kunst […] meistert H2 ,- von einer […] Eigenschaft gelenkten Sagengestalt zu stilisieren] von einer […] Eigenschaft [aus gefassten Sagengestalt bewegt und] ! gelenkten [Sagengestalt] ! [Sagenfigur] ! Sagengestalt zu [gestalten] ! [formen] ! stilisieren H2 ,- Der die Kürung Verschweigende] [Dieser Mann aus des kleinsten Stammes jüngster Sippe, der gegen die erste Nachricht von dem ihm Zugedachten eben diese seine Niedrigkeit setzt (, )] ! Der die Kürung Verschweigende H2 , hinter den Rindern] [hinterm Pflügen] ! hinter den Rindern H2 , das sind, mögen sie] das ist, mag’s H2, TS, D5 , in der Schau eines märchengewaltigen Erzählers vereinigt] in der einigen Schau eines märchengewaltigen Erzählers eins geworden H2, TS in der einigen Schau dieses Erzählers eins geworden D5 ,- , keiner anderswohin zu denken als wo er erscheint] fehlt D5 , Um den Zusammenhang] davor Leerzeile D5 , Gemeinschafts-Begebenheiten] [öffentlichen Begebenheiten] ! Gemeinschafts-Begebenheiten H2 , nagid] Nagid H2, TS, D5 , Am dritten Tag] berichtigt aus An dritten Tag nach H2, TS, D5 , ihrer klaren Intention] [ihrem Sinncharakter] ! ihrer klaren Intensität H2 ihrer klaren Intensität TS , vom Grunde] [von innen] ! vom Grunde H2 ,- (um dieses handelt es sich: […] heimgeschickt worden)] fehlt H2, TS, D5 , forttreiben] weitertreiben D5 , ruach] Ruach H2, TS, D5 , vordringliche] berichtigt aus vordringliches nach TS, D5 vordringlichere H2 , Wortkonstruktion] Satzkonstruktion ! Wortkonstruktion H2 , einleitet] einleitet und die wohl dort, nicht aber hier erforderlich ist H2, TS ,- mit andern Verben bezeichnet] hmit andern Verbeni bezeichnet H2
Einzelkommentare
, den Hellseher] [in dem Gottesmann] ! den Hellseher H2 ,- Knecht, des er wirklich nicht anders weiss,] Knecht h(der es wirklich nicht anders weiss)i H2 ,- nicht mit dem […] Samuel gleichsetzen kann] [den […] Samuel nicht erkennt] ! nicht mit dem […] Samuel gleichsetzen kann H2 ,- üblichen] berichtigt aus übligen nach H2, TS, D5 , genannt habe] zusätzliche Fußnote Vgl. I2 [Königtum Gottes] f. H2, TS , als nabi gelte.] als Nabi gelte. Ich habe im I. Band dieses Werkes [Anmerkung . Aufl. ff.] [gezeigt] ! dargelegt, dass {[nicht] ! weniger H2 [strenger] ! weniger TS} die [zeitweilige] ! sich steigernde Ekstatik des Sprechgesangs, als dieser selbst und die in ihm sich [darstellende] ! äussernde formhafte Bewahrung der Tradition als das konstitutive Element des Typus angesehen werden müssen. Man kann im Samuelbuch, wie noch darzulegen sein wird, eine, mag sie sich auch bald ins Ministerielle wandeln, deutliche Gestalt wie Nathan nicht als Ausgeburt später Theologenphantasie behandeln {[, nach ihm das Nabixxx wegstreichen, weil von ihm keine Ekstase berichtet wird, frommt auch wenig, weil es anderswo nicht unterzubringen ist] H2}. H2, TS , Aber mit Leugnung] Mit der Leugnung H2, TS , nabi-charakter] Nabicharakter H2, TS, D5 , verbaut man sich] verbaut man sich vollends H2, TS , Verständnis] Verständnis (vgl. das nächste Kapitel) H2, TS, D5 , vermeidet] berichtigt aus vermeldet nach H2, TS, D5 , vorzeitige] vorschnelle H2, TS ,Anm bi-debar] berichtigt aus bid-debar nach H2, TS ,Anm jiſsrael] berichtigt aus j i s r a e l nach TS jissrael D5 ,Anm Hauptglieds] berichtigt aus Hauptglieds- nach H2, TS, D5 , par excellence] [kat exochen] ! par excellence H2 , auf den ersten Blick […] das aber] hauf den ersten Blick […] das aberi H2 ,- Ähnlicherweise, nur etymologisch rechtmässiger, ] Ähnlicherweise, hnur etymologisch rechtmässiger,i H2 ,- »obere Naivität«] »[zweite] ! obere Naivität« H2 ,- durch wurzelgleiche Wörter hinzuleiten] hdurch wurzelgleiche Wörteri hinzuleiten H2 , schlichte und malerische] hschlichte undi malerische H2 ,- eben miteinander] miteinander H2, TS , rührt’s] rührt es D5 , Protagonisten] Antagonisten H2, TS
[Der Gesalbte]
, eben Volk] Volk H2, TS , beteiligt] teilnehmend ! beteiligt H2 , jedenfalls vorhanden] existent ! vorhanden H2 vorhanden TS ,Anm passim] ergänzt , s. auch unten ff. D5 ,- tags zuvor […] tags zuvor] tags vorher […] tags vorher H2, TS , zu einem frühen Kern] [zum alten] ! zu einem frühen Kern H2 , dieser Mann] dieser H2, TS Dieser D5 , geschrien] berichtigt aus geschrieen nach H2, TS, D5 , mit ihrem] mit [dem Terminus für das »Geschrei« selber unverkennbar] ! ihrem H2 , entzweigerissen] [auf zwei Stellen verteilt] ! entzweigerissen H2 , ausdrucksvollen Wiederholungsrhythmus] hausdrucksvolleni Wiederholungsrhythmus H2 ,- Beide Stellen] [Man muss sich vorstellen] ! Beide Stellen H2 , Schon hier ist darauf hinzuweisen erlaubt] Beides, die Funktion des Salbens und das Amt des Nagid, soll im nächsten Kapitel erörtert werden; doch ist schon hier darauf hinzuweisen erlaubt H2 Hier ist darauf hinzuweisen D5 , Wortgebrauchs] Wortgebrauch-Materials H2, TS , erzählenden Politeia] [biblischen] ! erzählenden Politeia H2 ,- späten Teile […] rednerisch ausbauen] späten, insbesondere die alten Überlieferungsbestand rednerisch ausbauenden Teile H2 ,- für die Gehalte] den Gehalten H2, TS, D5 , Ersetzlichkeit] Ersetzbarkeit D5 ,- besondern Anliegen] Ansinnen ! besondern Anliegen H2 , , ob es dieser da sei,] h, ob es dieser da sei,i H2 , sinnstarker] bedeutender ! sinnstarker H2 , dieser Bedeutung] dieser seiner Bedeutung H2, TS diesem Sinn D5 , festhalten,] festhalten, [zusammenhalten,] H2 , hegen] hegen [, und hegend schützen] H2 , letztes, sie auflösendes Bild] letztes h, sie auflösendesi Bild H2 ,- Er verspricht […] klärend anzusagen.] hEr verspricht […] klärend anzusagen.i H2 ,- Diesen drei Teilen […] v. –x . ] hDiesen drei Teilen […] v. – x .i H2 , Ein seltsamer Vorgang] davor keine Leerzeile H2, TS, D5 ,- Wie gewöhnlich […] Veranstaltung] [Als eine] ! Wie gewöhnlich als die beiläufige [Provinzstadt] ! Veranstaltung H2 , Grundbesitzerssohn] Bauern ! Grundbesitzerssohn H2 , Knecht] Knecht ! Jungknecht H2 Jungknecht ! Knecht TS , Verfassung] Gerusie ! Verfassung H2
Einzelkommentare
, erfolgen darf] erfolgen [darf] ! kann H2 erfolgen [kann] ! darf TS , denn von einer] von einer H2, TS ,Anm insbesondre Noth, Das System der zwölf Stämme Israels, )] fehlt H2 die I2 [Königtum Gottes], Anm. angeführte Literatur TS die in Königtum Gottes, s. oben Anm. angeführte Literatur D5 , dürfen’s nicht] dürfen nichts D5 ,- dieser Szene] [dieses Stücks] ! dieser Szene H2 , berichteten] erzählten ! berichteten H2 , erzählt] berichtet ! erzählt H2 ,- ist von der Exegese nicht zulänglich erkannt worden] [hat die alttestamentliche Wissenschaft zu erkennen sich verwehrt] ! [hat die Exegese nicht erkannt] ! ist von der Exegese nicht zulänglich erkannt worden H2 , ſebach-] berichtigt aus S e b a c h - nach H2, TS s e b a c h - D5 ,- (vor der Salbung wie hier)] h(vor der Salbung wie hier)i H2 , tabach] Opferkoch ! Tabach H2, TS Opferkoch D5 , Texte] Angaben ! Texte H2 ,-, von Opfertieren […] der Märchenton,] Textverlust wegen fehlender Seiten TS , uralt] [in allen Völkern] ! uralt H2 ,Anm Schulz] A. Schulz, Die Bücher Samuel, in: Exegetisches Handbuch zum AT , Bde. (/) D5 ,Anm Dillmann] A. Dillmann in: Knobel, Kurzgefaßtes exegetisches Handbuch zum AT (2) D5 ,- gewöhnlich] zumeist ! allgemein ! gewöhnlich H2 , Zusammenkunft] Gemeinbegegnung D5 ,- auszusprechen] zusätzliche Anmerkung vgl. auch J. Mieses, … REJ LXXIX () …, doch stellt unsere Stelle (die Mieses nicht anführt) eine besondere Nuance dar. H, TS zusätzliche Anmerkung Vgl. auch J. Mieses in: REJ () ff., doch stellt unsere Stelle (die Mieses nicht anführt) eine besondere Nuance dar. D5 ,- dem gehobenen […] gewichen] in den [feierlichen] ! gehobenen […] übergegangen H2 , gewichen] übergegangen TS , in der Abgeschiedenheit] selbander ! in der Abgeschiedenheit H2 ,- – was das Wahrscheinlichste ist –] h– was das Wahrscheinlichste ist –i H2 , Die Salbungsformel] Die Salbungsformel, gleichviel ob man sie in der knappen Gestalt des masoretischen Textes oder in der gefüllten
[Der Gesalbte]
der Septuaginta, die die Motive der Gottesworte von , f. wieder aufnimmt und verbindet, lesen will, H2, TS ,Anm Priester sei.] ergänzt Hierüber im {übernächsten H2, TS nächsten D5} Kapitel. H2, TS, D5 , der Handlung hin] der Handlung hin [, von der noch zu reden sein wird] H2 ,- An der erweiterten Septuagintafassung, die […] verbindet,] An der Septuagintafassung H2, TS ,- Das Wesentliche] [In jedem Fall muss] ! Das Wesentliche H2 , Stücks] [ganzen] Stücks H2 , Zeichen] »Bestätigungszeichen« H2, TS , dass ich es bin, der dich sandte] daß ich selber dich schickte D5 ,- werdet an diesem Berg ihr Gott dienen] an diesem Berg werdet ihr Gott dienstbar D5 ,- dann muss sie […] wo Auftrag] dann [doch wohl wenn] ! muss sie doch wohl eben jetzt, wo Auftrag H2 , vollzogener Befreiung erscheinen] erfolgter ! vollzogener Befreiung [wahrnehmbar werden] ! erscheinen H2 , »ist in diesem Augenblick] [kann den Erweis nicht liefern] ! »ist in diesem Augenblick H2 , Ansage] Wendung ! Ansage H2 , (was es freilich zuweilen bedeutet)] h(was es freilich zuweilen bedeutet)i H2 ,Anm Dillmann] ergänzt in: Knobel, Kurzgefaßtes exegetisches Handbuch zum AT (2) D5 , erfährt] zu wissen bekommt D5 , im Sack] berichtigt aus in Sack nach H2, TS, D5 , Schar] [geordneten] Schar H2 , reicht] greift ! reicht H2 , Laute] Leute H2, TS , am Grabe der Urmutter] [am Grabe Rahels] ! am Grabe der Urmutter H2 ,- Markgrenze] berichtigt aus Marktgrenze nach H2, TS, D5 , Zicklein, Brot und Wein] hZicklein, Brot und Weini H2 ,- huldigt dir […] Geweihten] huldigt und zinst dir dein Volk hauch vom Geweihteni H2 ,- Gotteshügel, nah seiner Heimat Gibea] Gotteshügel hnah seiner Heimat Gibeai H2 ,Anm Albright] berichtigt aus Allbright nach H2, TS, D5 ,Anm Albright] Albright, Excavations and Results at Tell el – Ful. Gibeah of Saul D5
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,Anm BASOR] berichtigt aus ASOR nach D5 ,Anm keines] auch kein geringeres D5 ,- der Situationswahrscheinlichkeit nach […] zu entscheiden] [nicht zu entscheiden nur gefühlsmässig zu entscheiden] ! der Situationswahrscheinlichkeit nach zugunsten der ersteren zu entscheiden H2 , Schar] Schar [von Nebiim] H2 , Kündern, von der Opferhöhe herabsteigend] Kündern h, von der Opferhöhe herabsteigendi H2 ,- dringt die ruach] dringt [aus der Höhe] die Ruach H2 , Siegestat] [Tat am Feind] ! Siegestat H2 , eine, die nebiische] eben die nebiische D5 , nebiische] nebiische (»meine«, das klingt in Samuels Worten an) H2, TS , Macht] [himmlischen] Macht H2 , lang nabi sein] [zum Nabi werden] ! lang Nabi sein H2 , Begegnungen] »Zeichen« ! Begegnungen H2 , charakterisiert] gekennzeichnet ! charakterisiert H2 , auch hier wieder] hier wieder D5 , (x ) ist] (. [b, ]) ist [; das Schlusswort von v. emendieren heisst Absicht mit Stilmittel des Erzählers verkennen.] H2 , Der Erzähler will] Er will H2 ,- die Begegnung […] berichtet,] hdie Begegnung […] berichteti H2 , auf einer.] auf einer. [(die kultzentralistische Schau vor der Bama ist dem Erzähler noch ganz fremd)] kein Absatzende H2 , sind die bamoth nicht ein Bereich von Priestern] [gehören die Bamoth nicht den Priestern] ! sind die Bamoth nicht ein Bereich von Priestern H2 , gekennzeichnet] zusätzliche Anmerkung vgl. das nächste Kapitel H2, TS, D5 , – in Sauls Heimat! –] h– in Sauls Heimat! –i H2 , Kundgebung] [hier berichteten] Kundgebung H2 ,- die Saul mit erfasst,] hdie Saul mit erfasst,i H2 , anderwärts] im I. Band dieser Untersuchung H2, TS , geborene Steigerung] erwachsene ! geborene Steigerung H2 , älteste Äusserung] [ältestes Zeugnis] ! älteste Äusserung H2 ,- den zwar ekstatischen […] Vortrag] [einen zugleich] ! den zwar ekstatischen hund das ganze Menschenwesen beanspruchendeni, aber zugleich hrhythmischi streng gebundenen, hmit Bewegungen aller Glieder zusammenstimmendeni Vortrag H2
[Der Gesalbte]
,- aus kündender […] Laute reisst] aus [Gebot und Anrufsxxx, auf den Höhepunkten] ! kündender und aufrufender Gebärde, [Geboten und Aufrufslauten?] ! kündendem und aufrufendem Laute H2 , denen, die daran teilhaben,] denen die es tun H2, TS , wird,] wird, [nicht als etwas das aus ihnen, sondern als etwas das in sie tritt,] H2 ,Anm K o m m e n t a r ] W. Caspari, Die Samuelisbücher () Anm. D5 , dringt] dringt, nicht als Ekstasis, sondern als Imitatio H2, TS , äussern] antworten ! äussern H2 , namentlich] insbesondere ! namentlich H2 , Eintreffen der Zeichen erzählt wird] Eintreffen der Zeichen mitgeteilt und das des dritten, die Fortsetzung des grossen Vorgangs selber, erzählt wird H2, TS , die Gottheit] Gott D5 , ermächtigt] ermächtigt [; du brauchst vor einer Entscheidung kein Orakel zu befragen] H2 , »und du wirst] »da bist du D5 ,- braucht innerhalb seines Auftrags] [vernimmt die Stimme, er braucht] ! [kann] ! braucht innerhalb seines Auftrags H2 , frei.] frei. [Nicht aber ist er es ausserhalb von dessen Bereich, und auch da nicht, wo sakrale Handlung und Verfügung darein greift; hier untersteht der Beauftragte den Botschaften JHWHs und also ihrem Träger. Er ist zum Nagid über JHWHs Nachala eingesetzt, aber der sakrale Bezirk selbst ist ihm nicht überantwortet, und wo von diesem Bezirk aus, also von dessen Ritual und Tabumacht aus [über ihn hinaus] ! in Staatliches hin verfügt wird, muss der Nagid die Grenze seiner Souveränität erkennen und ehren.] H2 , rituale Handlung] sakrale ! rituale Handlung H2 , an staatliche stösst] in staatliche eingreift H2, TS ,- vor der Philisterschlacht] berichtigt aus von der Philisterschlacht nach H2, TS, D5 ,- Ich muss denen recht geben, die] [Die Literarkritik hat unzweifelhaft recht, wenn sie] ! Ich muss denen recht geben, die H2 , tilgen] wegschaffen ! tilgen H2 ,- wie soll das […] ausgedrückt sein? ] das soll […] ausgedrückt sein! H2 ,- wie soll das […] ausgedrückt sein? ] das soll […] ausgedrückt sein! H2 ,- der Opfererfunktion] des Opferertums H2, TS
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, Souveränitätsbegrenzung darstellt] [Verantwortungsfestsetzung und eine] Souveränitätsbegrenzung [einschliesst] ! darstellt H2 , Anordnung] Anweisung ! Anordnung H2 ,- beide Einschübe […] erörternden Art –] h beide Einschübe […] erörternden Art –i H2 ,-, dies darf als […] gelten] hdies darf als […] gelteni H2 ,Anm zunächst] berichtigt aus zunächts nach H2, TS, D5 ,Anm ix -x ] berichtigt aus ix -, nach H2, TS, D5 ,- Von der Hand eines Mannes […] angedeutet ist. –] hVon der Hand eines Mannes […] angedeutet ist. –i H2 , mit den nebiim] berichtigt aus mit dem nebiim nach H2, TS, D5 , vgl. xix ] fehlt H hvgl. I ,i TS vgl. I , D5 , Kis] Kis [, des schweigsamen Mannes] H2 , wer ist] berichtigt aus was ist nach H2, TS, D5 ,- , bemerkenswerterweise […] redend] h, bemerkenswerterweise […] redendi H2 , da wirkt kein Vaterhaus mehr,] hda wirkt kein Vaterhaus mehr,i H2 ,-, Vielleicht hat hier […] gehören zum Stil.] hVielleicht hat hier […] gehören zum Stil.i H2 ,Anm mit LXX] mit der Septuaginta D5 ,- , die die Beanstandung […] zurückweist,] h, die die Beanstandung […] zurückweist,i H2 , durchaus nicht] hwie noch zu zeigen sein wird,i durchaus nicht H2 , schlechthin epigonenhafte] epigonenhafte H2 hschlechthini epigonenhafte TS , den nebiim] berichtigt aus dem n e b i i m nach H2, TS, D5 , Sowie die prophetische Begeisterung Sauls ausgewirkt ist] Sowie sich die prophetische Begeisterung Sauls ausgewirkt hat D5 , so als Gesprächseinleitung] so hals Gesprächseinleitungi H2 ,Anm Kommentar] A. Klostermann, Die Bücher Samuelis und der Könige () D5 ,Anm Dhorme] E.-P. Dhorme, Les Livres de Samuel () D5 , doch darf vielleicht vermutet werden] [die Möglichkeit besteht immerhin] ! doch darf vielleicht vermutet werden H2 ,- verstanden haben.] verstanden haben. [Die einzige Schriftstelle, die im masoretischen Text mit demselben Verb ein »Kommen« auf eine Bama berichtet, II Chronik , , ist zwar im gegenwärtigen Zusammenhang unvertretbar, aber es liesse sich denken, dass hier in dem hab-bama nicht eine blosse Korruptel vorliegt, sondern ein Ver-
[Der Gesalbte]
sprengsel aus einer annalistischen Notiz, [deren Verfasser] ! die unser Erzähler – den ich, wie noch zu erörtern sein wird, für einen Zeitgenossen Salomos halte – kannte und auf die er, um Königsakt mit Königsakt zu verknüpfen, hindeuten wollte.] H2 ,- , über das offenbar […] Gerüchte umlaufen,] h, über das offenbar […] Gerüchte umlaufen,i H2 ,- der befugter ist […] diesem sagte,] der [befugter fragen kann danach, was Samuel gesagt hat] befugter ist so [nachdrücklich] ! dringend danach zu fragen hwas Samuel, von dessen Bevorzugung Sauls beim Mahl er gehört hat, zu diesem sagte,i H2 , befugter] berichtigt aus befügter nach H2, TS, D5 , gehört haben muss] gehört hat H2, TS ,- Die Frage des Oheims […] Kürung wissen.] hDie Frage des Oheims […] Kürung wisseni H2 ,- (um dessen willen […] Budde v. b α als einen solchen ansehen möchte),] , um dessen willen Budde H2, TS , rein darstellerisch] berichtigt aus fein darstellerisch nach H2, TS, D5 ,- ; zugleich aber muss hier […] abgelöst werden] h; zugleich aber muss hier […] abgelöst werdeni H2 , Refrainwort] Reimwort H2, TS ,- – an den grossen […] durchschritten hat –] h– an den grossen […] durchschritten hat –i H2 , Anklingen eines] [Hinweis auf ein] ! Anklingen eines H2 ,- – in beschleunigtem Tempo […] hindrängt –] h– in beschleunigtem Tempo […] hindrängt –i H2 , Kompositionsstil] [epischer Stil] ! Kompositionsstil H2 , den Abschnitt] [die Perikope] ! den Abschnitt H2 , ereignisnächsten] geschichtsnächsten H2 geschichtsnächsten ! ereignisnächsten TS , kein drittes] berichtigt aus keine dritte nach H2, TS, D5 ,Anm (), ] (), [Alts Abgrenzung der Begriffe Nagid und Melekh als die beiden Stadien des Vorgangs, Designation und Akklamation durch JHWH und Akklamation durch das Volk, repräsentierend kann ich nicht zustimmen; vgl. das nächste Kapitel. Die Verbindung mit JHWH kommt in nagid zum Ausdruck, aber in einem volleren Sinn als dem der blossen Designation; vgl. das nächste Kapitel.] H2 , das Neue in seinen Ursprüngen] das Neue hin seinen Ursprüngeni H2 , Feindesnot] Not ! Feindesnot H2
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, sondern das Volk] [Fehlschlag war auf Fehlschlag gefolgt] ! sondern das Volk H2 , Gestalt] Form ! Gestalt H2 , zwar modifizierte] zugleich ! zwar modifizierte H2 ,- Akklamation »aller Mannschaft Israels« (xi )] berichtigt aus Akklamation, »aller Mannschaft Israels« nach D5 ,- »aller Mannschaft Israels« (xi )] des Kriegsvolks in Kap. H2 , Designation zu setzen] Designation [: Opfermahl, Salbung, das Opfer] zu setzen H2 , Opfermahl] [sinnbildstarke?] Opfermahl H2 , der Vorrechte] [des Primats] ! der Vorrechte H2 , den von ihm Erkorenen] dem von ihm Erkorenen D5 ,- vorgängerlose] berichtigt aus vorgänglose nach H2, TS, D5 , Abschluss] Beschluss H2, TS ,- Bindung] berichtigt aus Bildung nach H2, TS, D5 ,- sind offenbar jedoch] [scheinen mir] ! sind offenbar jedoch H2 sind jedoch offenbar D5 , stiftende Verfassungshandlung] begründende ! stiftende Verfassungshandlung H2 , der nichts Verfügbares auslassen wollte] [aus sekundären Beweggründen] ! der nichts Verfügbares auslassen wollte H2 , sie] die Episode D5 , des Stücks] [der Perikope] ! des Stücks H2 ,- Das Vermisste […] Einschub viii .] hDas Vermisste […] Einschub , i H2 , gesehen und daher verkannt] gesehen hund daher verkannti H2 ,- sagt Samuel nichts] [beginnt die Rede Samuels mit hithjazbu] ! sagt Samuel nichts H2 , Gauen] Tausendschaften ! Gauen H2 ,- entscheidende Wort] hentscheidendei Wort H2 ,- , von dem disponierenden Stil […] aufgespart, ] h, von dem disponierenden Stil […] aufgespart,i H2 , »im ganzen Volk«] »in allem Volk« D5 , »das ganze Volk«] »alles Volk« D5 , Autor] Verfasser H2 Verfasser ! Autor TS , die Einsicht] [das Verständnis] ! die Einsicht H2 , glaubte] [allgemein] glaubte H2 , ein Widersinn] eine Absurdität H2, TS ,- aber auch die: passiv […] Sam. xix )] haber auch die: passiv […] Samuel , )i H2
[Der Gesalbte]
,- »die Ohren werden ihnen gehemmt sein«] »die Ohren sind ihnen gehemmt« H2 [»die Ohren sind ihnen gehemmt«] ! »die Ohren werden ihnen gehemmt sein« TS ,- Schweigender] zusätzliche und später gestrichene Anmerkung Zuletzt Torczyners Schriftübertragung (Die heilige Schrift II, , ): »Er aber tat als ob er schwieg«, was vollends unverständlich ist. H2 ,- der infolge […] ich möchte] der [nicht imstande ist sein Reden durch ein organisches Geschehen] ! infolge eines organischen Geschehens nicht zu antworten hund wohl auch nicht zu hören vermagi; [vielleicht sogar] ! ich möchte H2 ,- Mit anderen Worten] Mit [anderen] ! unseren Worten H2, TS ,- sich verhielt […] dringen können] [sich völlig abschloss] ! sich verhielt, als [habe er nicht gehört] ! hätte er gar nicht zu ihm dringen können H2 ,- – vielmehr, man darf […] gleichzeitig ist] h– vielmehr, man darf […] gleichzeitig ist [(solche zeitlichen Verschlingungen sind ja auch ohne Anwendung von Perfekta nicht selten)] H2 ,- – sie stellt sich dann […] zu ihm finden –] h– sie stellt sich […] zu ihm finden –i H , »Tapferen«] »Tüchtigen« D5 , Sauls Geführtwerden] Sauls [Führungen] ! Geführtwerden H2 , Erzählers] [grossen] Erzählers H2 , dessen Handlungsaufbau gemäss] [dem Gang der Handlung] ! dessen Handlungsaufbau gemäss H2 ,- im nächsten Kapitel] berichtigt aus in nächsten Kapitel nach H2, TS, D5 , Tapfern] [wackeren Leute] ! Tapfern H2 Tüchtigen D5 , »heillosen Buben«] »[ruchlosen] ! [unnützen] ! heillosen Buben« H2 , »das ganze Volk«] »alles Volk« D5 , Handlungs-Zusammenhangs] Handlungsganges ! [Zusammenhangs der Vorgänge] ! des Handlungs-Zusammenhangs H2 , Dass die Salbungsgeschichte] davor Leerzeile D5 , losgeschlagen] vorgeschlagen ! losgeschlagen TS Anm, Schulz] A. Schulz, Die Bücher Samuel, in: Exegetisches Handbuch zum AT , Bde. (/) D5 ,- Klammer] Klammer [zu Kap. hier, so bei andrer Quellenscheidung] H2 ,- ein situationsgemässes Zwiegespräch] hein situationsgemässes Zwiegesprächi H2
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, die nicht leicht zu nehmende Wendung] [ausser den sicherlich nicht [geringen] ! zahlreichen Untätigen versagt sich ihm eine Opposition] ! die nicht leicht zu nehmende Wendung H2 , »das ganze Volk«] »alles Volk« D5 ,- die Gaben bringt […] wird nicht sichtbar] hdie Gaben bringt, aber mit Jubel und Gaben genug getan zu haben meinti, [kommt nicht zum Ausdruck] ! wird nicht sichtbar H2 ,- Opposition derer […], die […] den riesigen] berichtigt aus Opposition deren […], die […] der riesigen nach H2, TS, D5 ,- und wird […] schliesst sich vollends der Kreis] hund wird […] schliesst sich vollends der Kreisi H2 , im Kampf gebeten] im Kampf gebeten [, von dem erwartet wird, dass er das Volk mitreisse] H2 , keineswegs kampffreudig.] keineswegs kampffreudig. [Dass er mitgerissen wird, wie erfahrungsgemäss nur der charismatische Führer vermag, steht hinter dem Verlangen der Ältesten] H2 , abzielen. Von dem] abzielen, von dem H2, TS , Anfangszeichen] Signal ! Anfangszeichen H2 , eigenmächtigen und erfolgreichen] eigenmächtigen hund erfolgreicheni H2 ,- gegen Ammon] zusätzliche und später gestrichene Anmerkung Das ist jetzt durch die verstümmelte Notiz , – vielleicht nicht absichtslos – verdunkelt. Wellhausen (Geschichte Israels I ) meinte, dem Verfasser von , b – , a habe Kap. noch in einer Gestalt vorliegen müssen, in der Samuel als zu H2 , aus der Mannschaft] aus dem Heerbann H2, TS ,- erzählerisches, insbesondre dem Märchen […] eingegangenes Stilmittel] erzählerisches h, insbesondere dem Märchen […] [übernommenes] ! eingegangenesi Stilmittel H2 ,-, kreuzt. (Die syntaktische Form […] ist hinreichend belegt)] kreuzt. (Die syntaktische Form von , a, die hinreichend belegt ist, kann sich auch daraus erklären, daß der Erzähler einen vorgefundenen Bericht verwendet.) H2, TS ,Anm x und xiii ] berichtigt aus x und xiii nach H2, TS ,Anm W. Rob. Smith] berichtigt aus H. P. Smith nach D5 ,Anm Smith] ergänzt , The Old Testament in the Jewish Church (2) D5 , Hier kommt es vom Anliegen] Hier [, in der Geschichte vom charismatischen Taterweis,] kommt es vom Anliegen H2 ,- Taterweis folgt, in dem sich […] bekundet] Taterweis folgt h, in dem sich […] bekundeti H2
[Der Gesalbte]
, bekundet] manifestiert D5 ,- und da, Saul kommt hinter den Rindern her] »und da, Saul kommt hinter den Rindern her vom Feld« D5 , von der Königswahl] [vom Landtag] ! von der Königswahl H2 , Machtruf des Empörten] Machtruf des Empörten [: »Was nicht auszieht hinter Saul her …« (v. )] H2 , wahr zu machen vermag.] wahr zu machen vermag. [Das ist nicht psychologisch gemeint: Saul selbst, der Hingerissene, braucht an seine Befehlsgewalt nicht zu denken; es ist situationsmässig gemeint. Dass Saul aufruft habzuzieheni, tut er als Hingerissener, dass er aufruft, sich hinter ihn zu stellen, tut er kraft seiner Befehlsgewalt. Wenn man die] H2 ,Anm v. ] V. D5 , Glosse] Glosse [, und manches spricht dafür] H2 , geformt] [bewahrt und] geformt H2 , aber sie sind gewiss] [ob sie nicht aber] ! aber sie sind gewiss H2 ,- eingeschaltet worden […] einseitige Tradition] eingeschaltet [worden sind, ist mir nicht sicher] ! worden sein […] einseitige Tradition H2 , will] hervorgehoben D5 , in der Simsonsage] in der [auch sonst ja allerhand Ähnlichkeiten aufweisenden] Simsonsage H2 , Unruhe] Bedrängnis ! Unruhe H2 ,- und den Menschen andringenden] berichtigt aus Menschen andringenden nach H2, TS, D5 , »Der Geistbraus Gottes] »Gottes Geistbraus D5 , erwachsen] [sich bilden] ! erwachsen H2 ,- nicht annehmen kann] nicht [für wahrscheinlich halten] ! annehmen kann H2 , verworfen] angesehen ! verworfen H2 , als »ausgleichende Klammer«] [fallen als »Klammer«] ! als »ausgleichende Klammer« H2 , fordert das Volk] fordert das Volk [von Saul h(statt Schemuel ist wohl Schaul zu lesen)i] H2 , widerspricht] [verweigerte es] ! widerspricht H2 , ein Befreiungswerk] [eine Befreiungstat] ! ein Befreiungswerk H2 , getan habe«] getan hat« H2 , v. steht] v. [, so denn aber, wie es um den Anfang des . Kapitels] steht H2 , xi ] berichtigt aus xi nach H2, TS, D5
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, einem so zusammengesetzten] einem [haus einem Staatsakt undi] so zusammengesetzten H2 , mit dem »ganzen Volk«] mit »allem Volk« D5 , elementar] wirklich ! elementar H2 , handelnde Schar] handelnde Schar gemeint ist H2, TS , , Widerspruch ward laut, ] h, Widerspruch ward laut,i H2 , zogen sich alle Beteiligten] kehrten alle Beteiligten D5 , dem überlieferten Hauptquartier] einst dem Hauptquartier D5 ,- Hauptquartier der von Josua geführten Stämme] [Lagerplatz der Kanaaeroberer unter Josua] ! Hauptquartier der von Josua geführten Stämme H2 ,- im einigen Glauben] [in einem neuen] ! im einigen Glauben H2 , Geschichtsstunde hat angehoben] Geschichtsstunde [schlägt] ! hat angehoben H2 , chaddesch] chaddesch, »erneuern«, D5 ,- , woraus man natürlich […] spät sei] h, woraus man natürlich […] spät seii H2 , »erneut« sich dem Psalmisten seine Jugend wie das Gefieder des Adlers] »erneut« der Adler mit dem Gefieder seine Jugend H2, TS , seine Jugend] eine Jugend D5 , als die Meinung des Verfassers annehmen] hals die Meinung des Verfassersi annehmen H2 ,- darf man als die Meinung […] unseres Erzählers annehmen] darf man [, meine ich,] ! als die Meinung [des Erzählers] ! [unseres Verfassers] ! unseres Erzählers annehmen H2 , Tapfern] Tüchtigen D5 , So wird] [Denen Gott das Herz angerührt hatte – so wird] ! So wird H2 , die gegen den Strom schwimmt] [die auch aktiv oder passiv] ! die gegen den Strom schwimmt H2 , Die »heillosen Buben« aber, die] Die h»heillosen Buben« aber, diei H2 , belija’al] berichtigt aus b e l i j a ’ a l nach H2, TS, D5 , Sam. xxx ] berichtigt aus Sam. xxx nach H2, TS , (Lagarde war geneigt es für davidisch zu halten)] , von dem noch die Rede sein wird H2, TS fehlt D5 , Sam. xxiii ] berichtigt aus Sam. xxiii , ; es liegt nah […] zu denken] fehlt D5 ,Anm gerechtfertigt.] Zusatz mit Bleistift Casparis (Thronbesteigungen ) Erklärung »Neu ist bald das, was schon einmal, bald
[Der Gesalbte]
das, was noch nicht da war« wird dem dynamischen Charakter des Verbs nicht gerecht. H2 ,Anm (Kautzsch-Bertholet)] – so E. Kautzsch/A. Bertholet, Die Heilige Schrift des AT (–4) – D5 , Tapfern] Tüchtigen D5 , Ist aber] [Liegt aber demnach Grund genug vor, die Melukha, die in der einhelligen Geltung, die sie ihrem Wesen] ! Ist aber H2 , Mittler] Verweser ! Mittler H2 , erscheint er] [erscheint er, da dem Taterweis des Zyklus der charismatischen Beratungen sich schliesst] ! erscheint er H2 , leitworthafte Wiederholung der Wurzel malakh] [sechsfache] ! leitworthafte [Hervorhebung] ! Wiederholung der Wurzel malakh [, die sich uns als primitive? Verknüpfung der letzten Verse des . und der ersten des . ergeben hat] H2 , mit der Septuaginta] hmit der Septuagintai H2 , Gewährens] Willfahrens ! Gewährens H2 , Die melukha] [Das Königtum] ! Die Melukha H2 ,- den Propheten] d e n N a b i H2, TS, D5 , Es entspricht] davor keine Leerzeile D5 , »ganz Israel«] »alles Israel« D5 , Leitwortführung] Leitwortstil ! Leitwortführung H2 ,- in zwei oder mehr […] Einzelzusätzen] [den zwei grossen Einschüben] ! dem hin zwei oder mehr Schichten entstandeneni grossen Einschub hnebst Einzelzusätzeni H2 ,- – v. –a […] Schluss umfassend –] h– v. –a […] Schluss umfassend –i H2 , dieses Kapitel als Ganzes mit der Abschiedsrede] dieses Kapitel [wie das . für im wesentlichen einheitlich zu halten] ! als Ganzes [der spätesten Schicht des Textes und damit wohl der elohistischen Quellenschrift zuzurechnen und mit der Abschiedsrede nach Art und Erzählungsweise] ! mit der Abschiedsrede H2 , in der Josuarede] berichtigt aus in den Josuarede nach H2, TS, D5 ,- nicht mit dem Kernbestand aufweisen] hnicht mit dem Kernbestandi aufweisen H2 , ausgesprochen] ausgerufen ! ausgesprochen H2 ,Anm Notes] Notes on the Hebrew Text and the Topography of the Books of Samuel () D5 , masoretischen] massoretischen D5 ,- Ein Bestandteil des Kerns […] aufgenommen worden ist.] hEin Bestandteil des Kerns […] aufgenommen worden ist.i H2 , das Josuakapitel] die Josuarede H2, TS
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,- Die von der Literaturkritik […] Kernbestand] [Auch die insbesondere von Budde, Löhr und Smith hervorgehobenen Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten mit frühen Schriftpropheten beziehen sich, soweit sie als spezifisch angesehen werden dürfen, auf die Einschübe] ! Die von der Literaturkritik […] Kernbestand H2 , Der Einschubs- und Überarbeitungskomplex] [Von diesen ist der erste] ! Der Einschubs- und Überarbeitungskomplex H2 ,- eingeflochten […] zu schaffen hat] [in den zweiten ist eine von der Handlung ganz abgelöste Mirakelgeschichte verflochten] ! eingeflochten […] zu schaffen hat H2 , der Prägnanz beraubt] [fast durchweg] der Prägnanz beraubt H2 , sinnenfällige] [eindringlich] sinnenfällige H2 , verflacht ist] verflacht ist (mit sekundärer, substanzloser Leitwortverknüpfung), H2, TS ,- von dem schlecht passenden Zusatz vii a] von hdem schlecht passenden Zusatzi vii a H2 ,- Das ſaak […] situationsgerechten von vii f.] hDas saak […] situationsgerechten von vii f.i H2 , ſaak] berichtigt aus s a a k nach H2, TS , in den alten Mose- und Eliageschichten] [bei Mose und Elia] ! in den alten Mose- und Eliageschichten H2 , einbezogene] dienende ! einbezogene H2 , nicht der der] nicht aus der H2, TS ,- in prophetischen Kreisen […] Tendenz] [spätprophetischen] ! in prophetischen Kreisen allmählich erwachsenen, in einer späten [h– eher jeremianischen als hoseanischen –i] Prophetenschule hdie sich mit der Bearbeitung geeigneter überlieferter Texte zum Gebrauch einer verhängnisschweren Geschichtsstunde befassen mochte,i [erwachsenen] ! [die sich mit der Bearbeitung] ! sich vollendenden Tendenz H2 , seiner Abhebung] [seinem Gegensatz] ! seiner Abhebung H2 ,- zwar wohl nachexilischen, aber bedeutenden] alten? ! zwar wohl nachexilischen, aber [meisterlichen] ! bedeutenden Stimme H2 , Urbestand des . Kapitels zu finden] des . Kapitels [, der sich aus v. -a (in v. ist wie gesagt der Grossteil von v. aufzunehmen), - (in möchte ich trotz aller Bedenken lieber ascher bechartem als ascher scheeltem streichen) und zusammensetzt ein paar Erweiterungen] H2 , die Losmachung Samuels] die Losmachung des »Menschen« Samuel H2, TS , Ursprünglichkeit von aβ] Ursprünglichkeit von a D5
[Der Gesalbte]
, wohl] fehlt H2 , der bisherige […] Vertreter des Volkes] der [bisherige Machtinhaber (was das zu bedeuten hat, wird noch zu erörtern sein) mit dem Volke] ! bisherige […] Vertreter des Volkes H2 , stilistisch unabhängige] im Ausdruck unabhängige H2 , vorliegt, Nöldeke] vorliegt. Nöldeke H2, TS, D5 , vor seinem Tode überliefert] hvor seinem Todei überliefert H2 , semitische] westsemitische H2 ,- der prophetische Vertreter] der nebiische Vertreter H2, TS, D5 , Ansprache] Ansprache [ist der umfänglichen Überarbeitung wegen nur hypothetisch zu rekonstruieren. Sie] H2 , scheeltem] schealtem D5 ,- einiger Handschriften] etlicher ! einiger Handschriften H2 , lebabchem] lebabkhem D5 ,Anm Mit Klostermann gegen das missverständliche Bedenken von Wellhausen.] In der letzten Anmerkung des I. Bandes dieser Untersuchung ist (auch in der . Auflage übersehen) eine Zeile ausgefallen; es muss heissen: mit Klostermann gegen das missverständliche Bedenken von Wellhausen. H2, TS ,Anm Smith] W. Rob. Smith, The Old Testament in the Jewish Church (2) D5 ,-, wider euch […] Initiativführung] Textverlust wegen fehlender Seiten TS , erzeigt hat] [getan] ! erzeigt hat H2 getan hat D5 , Treibt böse, böse ihr’s aber] [Erboset ihr aber, erboset] ! Treibt böse, böse ihr’s aber H2 , hinweggerafft] entrafft D5 ,- , und ohne eine Spur später Sprache] fehlt H2 , erzeigt hat!«] ergänzt (V. ) D5 ,- – wie es ja wohl […] Überarbeiters war –] h– wie es ja wohl […] Überarbeiters war –i H2 , dass ihr Geschick davon abhänge] ihr Geschick hänge davon ab D5 , wenn] hervorgehoben H2 ,- »dahingerafft«] »entrafft« D5 , Samuelrede] berichtigt aus Sammelrede nach H2, TS, D5 , den Propheten] d e n N a b i H2, D5 , artverschiedenen Amtes] anderen ! artverschiedenen Amtes H2 , am öffentlichen Wesen] berichtigt aus an öffentlichen Wesen nach H2, TS, D5 , Weg] Zug ! Gang ! Weg H2 , zu scheiden hat] herausgelöst ! zu scheiden hat H2
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,- lässt nur ein Bruchstück […] schliessen] könnte nur ein Bruchstück […] schließen lassen D5 , Hand unseres Erzählers] Verfasserschaft ! Hand unseres Erzählers H2 , hat im wesentlichen] hat him wesentlicheni H2 , ist] ist grösstenteils H2 ,- andere, als die unseres Erzählers] von der unseres Erzählers durchaus verschiedene D5 , Beziehungen] Beziehungen [, kompositionelle Gesamthaltung] H2 , ordnenden] disponierenden ! ordnenden H2 disponierenden D5 , Kunst des Leitwortstils] [meisterliche Verwendung] ! des Leitwortstils H2 ,- tragisch enden sollende Beharrlichkeit] [Intransigenz der andern] ! tragisch enden sollende Beharrlichkeit H2 , Bleistiftänderungen] [flüchtige] Bleistiftänderungen H2 , Verfasser] Autor ! Verfasser H2 , gemacht worden seien] gemacht worden seien [(wobei er sich freilich – anders als etwa ein klassischer Kollege, wenn er einen ähnlichen Fund tun könnte – über das der Mappe einverleibte Heft wundern müsste)] H2 ,- biographische oder psychologische] psychologische H2 ,-, zumal wir, […] einverleibt hat] hzumal wir, […] einverleibt hati H2 , Neuland aufzubrechen] Neuland [zu erobern] ! aufzubrechen H2 , dieses Buch] berichtigt aus dieser Buch; der zweite Band dieser Untersuchungen H2 dieser Teil meiner Untersuchungen D5 , Antwortwegs] berichtigt aus antwortwegs nach H2, TS, D5 , Ein bis auf den] davor keine Leerzeile H2, TS, D5 , anzunehmen] anzunehmen [, [denkbar] ! es lässt sich auch für die Loswahl eine denken] H2 ,- Geschichtsdeutung] Geschichtsbewertung ! Geschichtsdeutung H2 , empfindet] empfindet und als solche wirkt H2 , mit Gerüchten und Geschichten.] mit [Pamphleten und Flugblättern, aber auch mit] Gerüchten und Geschichten. H2 , Geschichtsschreibung wie Geschichtsbewußtsein erwächst] [die Geschichte] ! Geschichtsschreibung wie Geschichtsbewußtsein erwächst H2 , auch in Israel] [auch hier] ! auch in Israel H2 ,- elementare Geschichtsbetrachtung] [primäre] ! elementare Geschichtsbetrachtung H2
[Der Gesalbte]
,- , gewiss einer frühen […] angehörenden] h, gewiss einer frühen […] angehörendeni H2 , Für die Zeit] davor kein Absatzwechsel H2 , hergebende] hergebende und die nachträgliche Veröffentlichung ermöglichende H2 ,- an die Gibeoniten] berichtigt aus auf die Gibeoniten nach H2, D5 ,- die die Blutrache für ein […] Vorgehen Sauls gegen sie fordern] um diesen die Blutrache für ein […] Vorgehen Sauls gegen sie zu gewähren H2 , (V. )] fehlt H2 , »berichtend«] »berichtigend« H2, D5 , unausgeformt] ungefertigt ! unfertig ! unausgeformt H2 ,-, Die frühprophetische […] Bestätigung erfahren.] hDie frühnebiische […] Bestätigung erfahreni H2 , frühprophetische] frühnebiische D5 , getragene] getragene, die geschichtlich hinter Samuels X Widerstand gegen die Einsetzung des Königtums steht (vgl. das nächste Kapitel) H2 ,- und durch den Rezeptionsakt institutionelle Bestätigung erfahren] fehlt D5 , bejaht] bejaht (eine Anzweiflung der Bewilligung wird erst in einer Zeit beginnender Traditionskritik entstehen können) H2 , antisaulistischen] antisaulidischen H2 , unvoreingenommen] [nicht unbefangen] ! unvoreingenommen H2 ,- ebensowenig als antisaulisch wie als antimonarchisch] nicht ! ebensowenig als antisaulisch hwie als antimonarchischi H2 , antisaulisch] antisaulidisch D5 , prosaulischen] prosaulidischen D5 , er setzt] er stellt D5 ,- , abwechselnd Samuel und Saul in die perspektivische Mitte rückende] fehlt H2 ,- aus einer Zeitlage und der Haltung eines Kreises] aus einer bestimmten Zeitlage und der Haltung eines bestimmten Kreises D5 ,- Das Priestertum ist […] durchaus vernachlässigt] Wenn wir von dem der Erzählung angefügten Fremdbericht der Philisterschlacht absehen, ist das Priestertum in ihm durchaus vernachlässigt H2 , angehörenden] berichtigt aus angeführenden nach D5 , Kundgabe von Gottesentscheidung] berichtigt aus Kundgabe, von Gottesentscheidung nach H2, D5
Einzelkommentare
, Initiativführung] Initiativführung – von der Erzählung der Vorgeschichte in dem »Nabi« Mose verkörpert – die, ohne eine Frage ausgelöst oder nicht H2 , die in die jeweilige Situation] Fortsetzung des überlieferten Textes nach fehlenden Seiten TS , Priester] Priester, wie noch gesondert darzulegen sein wird H, TS Priester, wie noch darzulegen sein wird D5 , entschieden hat] gesprochen ! entschieden hat H2 , Kap. xii] Kap. (dem einzigen, das, namentlich in den V. – und –, große Einschübe aufweist) D5 , unbefangenes] kritisches ! unbefangenes H2 , prophetischen Gestalten] hprophetischeni Gestalten H2 , Hiskia] Jesaja ! Chiskia H2 , zwischen Samuel und Jesaja] vorjeremjanisch ! zwischen Samuel und Jesaja H2 , Anschauung] Auffassung ! Anschauung H2 , prophetischen Aufgabe] nebiischen Aufgabe H2, TS, D5 ,- geisthaft Berufenen] hgeisthafti Berufenen H2 , Hofamt] Amt ! Hofamt H2 ,- nicht der reguläre Orakelspruch, […] sondern] fehlt D5 ,Anm προφήτηϚ] ergänzt Eine sprach- und religionsgeschichtliche Untersuchung. D5 ,- – und zwar […] eine mahnerische –] h– und zwar […] eine mahnerische –i H2 , positiv-prophetische] positiv-nebiische H2, TS, D5 , Monarchenkritik] Monarchenrüge ! Monarchenkritik H2 ,- ( Sam. ix, . Kön. i)] berichtigt aus ( Sam. ix , Kön. i) nach H2, TS, D5 , Rezeption des prophetischen Elements] Nabirezeption H2, TS, D5 , prophetischer] nebiischer H2, TS, D5 ,- Erwerbern] berichtigt aus Erwerben nach H2, TS, D5 , die von dessen] von dessen D5 ,- zuerst vom Meister […] des urheberischen Bereichs] erst mit dem Gewissen des urheberischen Bereichs vom Meister und den Seinen H2, TS vom Meister und von den Seinen zunächst mit dem Gewissen des urheberischen Bereichs D5 , danach] nach ihm D5 , ein neues Werden] [eine neue und umbildende Entwicklung] ! ein neues Werden H2 ,- dieses neuen Werdens] [dieser neuen Entwicklung] ! dieses neuen Werdens H2
[Der Gesalbte]
, Von dem ersten […] annehmen] [Das erste dieser Stadien, von dem man vermuten darf] ! Von dem ersten dieser Stadien darf man annehmen H2 , prophetischen Bewegung] nebiischen Bewegung H2, TS, D5 ,- Despotie] Autokratie ! Despotie H2 ,- und alle […] um sich scharte] hund alle […] um sich schartei H2 , geworden ist] zusätzliche Anmerkung s. oben . D5 , verwendet wurde] [bearbeitet worden ist] ! verwendet wurde H2 , Jotham-maschal] Jotham-Maschal und in der ersten Niederschrift des bereits traditionhaft vorgeformten »antimonarchischen Richterbuches« Anmerkung vgl. I2 . H2, TS Jotham-Maschal und in der ersten Niederschrift des bereits traditionhaft vorgeformten »antimonarchischen Richterbuches« Anmerkung Vgl. Buber, Königtum Gottes, s. oben f. D5 , beidemal] jeweils ! beidemal H2 ,Anm zustimmen] zustimmen (vgl. I2 [Königtum Gottes] Anm. ) H2, TS ,Anm zustimmen. Es sind die folgenden:] zustimmen: D5 ,Anm ihr Arg] ihre Bosheit D5 ,Anm Wüstenwanderung] Wüstenwanderung [, deren lebendige Überlieferung [Amos] ! [Hosea] ! [Amos , , , ] bezeugen] H2 ,Anm vom Kontext] berichtigt aus von Kontext nach H2, TS, D5 ,Anm sarim] Ssarim D5 ,Anm Sarim] Ssarim D5 ,Anm Sarim] Ssarim D5 ,Anm äusserlich] oberflächlich ! äusserlich H2 ,Anm rhetorische] theoretische D5 ,Anm v ] berichtigt aus v. nach H2, TS ,Anm ebenso wie iv ] [aller Wahrscheinlichkeit nach] ! ebenso wie iv H2 ,Anm übersetzen] berichtigt aus überzetzen nach H2, TS, D5 , saulidische und antisaulidische] saulistische und antisaulistische h1, H2, TS, d1.1 , erzählerische Synthese] Synthese h1 , Das bedeutet die Frage] Es ist die Frage h1 [Es ist] ! Das bedeutet die Frage H2 , in ihren Grundzügen] fehlt h1 ,- Einige Hinweise dazu habe ich bereits gegeben] Einiges dazu ist bereits geleistet worden h1
Einzelkommentare
,- das uns beschäftigende Thema] [das uns beschäftigende Thema] ! den uns beschäftigenden Gegenstand h1 , ihres Einflusses auf die Einsetzung] ihrer Ermöglichung und Determination der ersten Handlung (Bescheid an die Scheichs Kap. ) h1 , Einflusses] Einwirkung ! Einflusses H2 , Für die erste] [Zur ersten] ! Für die erste H2 ,- Die fast durchweg angenommene Geschichtlichkeit] Die Geschichtlichkeit h1 ,- Philisterfeldzugs] Philisterschlacht (oder der Philisiterschlachten, falls etwa der in Kap. berichteten erfolgreichen eine in Kap. nur angedeutete unglücklich vorausgegangen ist) h1 Philisterschlacht ! Philisterfeldzugs H2 , zu streichen sein.] zu streichen sein. Die anderen Fragen, die nach der Authentizität des Opfermahls, des Geistempfangs und der Loswahl sind teils wie die letztere schon annähernd beantwortet, teils wie die beiden anderen nur vermutungsweise, jene [ablehnend] ! negativ, diese eher positiv zu beantworten. h1 zu streichen sein. Die anderen Fragen, die nach der Authentizität des Opfermahls und der Loswahl sind teils wie die letztere schon annähernd – negativ – beantwortet, teils wie die beiden anderen nur vermutungsweise – u. z. eher positiv zu beantworten. H2, TS, d1.1 , »Samuels Salbung […] begründet erscheint.] fehlt h1 ,- und nur an diesen wird die] wird ! und nur an diesen wird die H2 , Pathos] ungeheure Pathos h1 ,- von der literarischen Fragwürdigkeit der Perikope] von der noch zu untersuchenden Problematik h1 , Wiederholung der saulischen] Wiederholung h1 Wiederholung der saulischen [, ohne den sakramentalen Ernst jener] H2 ,- die religiöse Sanktion im Bericht vermissen läßt.] die religiöse Sanktion, vermissen lässt h1 die [rituale] ! religiöse Sanktion him Berichti vermissen lässt. Der [starke Anteil] ! Initiativanteil des Volkes an der öffentlichen Salbung erklärt sich aus dem unglücklichen Ausgang der [nur religiösen] ! ohne aktiven Volksanteil erfolgten Saulssalbung: der Mischpat hat nicht genügt, es bedarf der Brith, um dem Freiheitssinn des Volkes (der unter Saul infolge der aussenpolitischen Situation geschwiegen hat) Genüge zu tun – was freilich bestenfalls für die Lebenszeit Davids gelingt. / Man könnte allerdings meinen, auch Saul sei [erst nach dem Volk und nach] ! erst nach der Tat gesalbt worden, vgl. Gideon. Dagegen spricht (abgesehen von , (vgl. Weiser)) –, dass die ganze hinter der Salbungsgeschichte erkennbare
[Der Gesalbte]
Tradition auf den Kampf gegen die Philister hinführt und glaubwürdig erscheint; eine Reihenfolge Ammoniterkampf – Salbung – Philisterkampf aber wäre geschichtlich ganz unwahrscheinlich, da ein Vorstoss gegen die Ammoniter mit X und ohne den Plan einer unmittelbar sich anschliessenden Unternehmung gegen die Philister bedeuten würde, sich wehrlos ihrer Strafexpedition preiszugeben. [Der Initiativanteil des Volkes an der öffentlichen Salbung Davids lässt sich geschichtlich] H2 , seinen Geist] Seinen Geist D5 , Kategorien aufsteigen] Kategorien sich realisieren h1 , verfehlen] verpassen h1 verkennen ! verfehlen H2 ,- mit dem zwar Unerwarteten] mit dem [Bekannten das Unbekannte, Unvertraute, mit dem] ! zwar Unerwarteten h1 , Fremdes] Unbekanntes ! Fremdes h1 , verschmilzt] verlötet h1 vermischt ! verschmilzt H2 ,- Verschmelzung] Verlötung h1 ,- kategorial] fehlt h1 , werde] entstehe h1 entstehe ! werde H2 , ein anderes Geschehen, eine andere Handlung] etwas anderes h1 , durchschreitet den Stand des Nabi] [geht durch den Nabi und in] ! durchschreitet den Stand des Nabi h1 ,- Wenn es sich mit Saul ebenso verhielte] Wenn Saul das gleiche täte h1 ,- welchen Titel das Volk ihm auch verliehe] gleichviel welchen Titel das Volk ihm verliehe D5 ,- wäre ihm weder der sakrale Grund, noch das Zielmysterium zu eigen gewesen] [entbehrte] ! hätte er des sakralen Grundes und des Zielmysteriums entbehrt h1 [hätte er des sakralen Grundes und des Zielmysteriums entbehrt] ! wäre ihm weder der sakrale Grund, noch das Zielmysterium zu eigen gewesen H2 ,- das neue Objektive] das [Neue] ! neue Objektive h1 , mit einer Weihe von einst behaftet] mit einer alten Weihe herumgezogen h1 ,- wurde sie in der Stunde seiner Gründung dem Staat mitgegeben] wurde sie him Augenblick seiner Gründungi [auch] dem S t a a t mitgegeben h1 wurde sie dem S t a a t in der Stunde seiner Gründung mitgegeben D5 , Anfangssituation] Ausgangssituation h1 , eine Machtstellung] [ein Amt] ! eine Machtstellung h1 , »verworfen« wähnt?] »verworfen« wähnt und die er, wie ebendie Antwort zeigt, gar nicht wirklich eingenommen hat? h1
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, Bucht ihn die Chronik […] Leviten?] Erscheint er nicht in der Chronik als Levit? h1 , (I , )] fehlt H2, TS, d1.1 , Grundtypen] Kategorien h1 , unleidlichen] unerträglichen ! unleidlichen h1 ,- Samuels entnehmen?] Samuels entnehmen? Was ist, wer ist dieser Samuel? h1 , diese Frage] diese vielleicht schwierigste Frage der nachmosaischen Geschichte h1 ,- in Geschichtstexten dargestellte Gestalt] geschichtliche ! in Geschichtstexten dargestellte Gestalt h1 , Darstellung] Gestalt ! Darstellung h1 , geschichtliche Gestalt] Gestalt h1 , auch im Altertum und auch im alten Orient] fehlt h1 ,- aus ihrer »Kategorie«, d. h. aus ihrem Grundtypus getreten ist] aus ihrer Kategorie [treten und dem Historischen die Einreihung erschwert? dass er versucht wird an ihrer Existenz zu zweifeln] ! getreten ist h1 , nirgends erwogen] nirgends die Frage gestellt h1 , historischen Erscheinung] geschichtlichen Erscheinung h1 ,- zu erklären ist und das unvermittelte Nebeneinander […] eines historischen »Übergriffs«] und das unvermittelte Nebeneinander […] eines historischen »Übergriffs« zu erklären ist. / (Nicht mehr zu erörtern ist hier der bereits oben geklärte vermeintliche Widerspruch zwischen , – , und , – , , wo Samuel »wieder auf die Stufe eines, wenn auch nicht unbedeutenden Sehers herabsinkt«) Anmerkung Gressmann, Geschichtsschreibung2 h1, H2, TS, d1.1 , den geschichtlichen Samuel] hden geschichtlicheni Samuel h1 , Priester] Leviten ! Priester h1 ,- Samuel versammle , f. das Volk zu einem Fastentag, er bringe] Samuel hversammle , f. das Volk zu einem Fastentag, eri bringe h1 , sei vermerkt] sei [immerhin darauf hingewiesen] ! vermerkt h1 , personhaft und situationhaft Besonderes] hpersonhafti Besonderes h1 ,- Aber auch […] kann es nicht […] Priester ist.] fehlt h1 hAber […] kann es auch nicht […] Priester ist.i H2, TS Aber […] kann es auch nicht […] Priester ist. d1.1 , , meint er,] fehlt h1, H2h,meint er,i TS ,Anm Vermutung, daß es sich um ein Gefangenenopfer handle, ] Vermutung h, dass es sich um ein Gefangenenopfer handle,i h1 ,Anm eine Tötung] [ein Opfer] ! eine Tötung h1
[Der Gesalbte]
,Anm , Zuweihung] fehlt h1 , jeweiligen Offenbarung] [Erscheinung?] ! jeweiligen Offenbarung h1 , unmittelbar oder mittelbar] hunmittelbar oder mittelbari h1 , ausschalten] sogleich ausschalten h1, H2, TS, d1.1 , mehrfach] wiederholt h1 wiederholt ! mehrfach H2 ,Anm ; der von Jastrow […] Berlin () ] fehlt h1 ,Anm anscheinend] offenbar ! anscheinend H2 ,Anm Vgl. auch H. Steinthal […] Berlin, () ] hVgl. auch H. Steinthal […] Berlin, () i TS ,Anm H. Torczyner] [Dasselbe gilt von dem scharfsinnigen Versuch Torczyners] ! Torczyner h1 ,Anm ursprünglich] fehlt h1 ,- Die literarische Tätigkeit […] vor allem wohl] [Aber [unabhängig davon] auch wenn die Geschichte wirklich auch ursprünglich die Kindheit Samuels zum Gegenstand hat] ! Es [lässt] ! liesse sich wohl denken, dass die literarische Tätigkeit [der antisaulidischen] ! [sei es der an der Herabsetzung Sauls, sei es der an der Verklärung interessierten Kreise] ! der an der Herabsetzung Sauls interessierten Kreise einer legendären Lebensgeschichte Sauls dieses Idyll entwendet hat, aber in einer geschichtsnahen Zeit ist dergleichen doch kaum zu bewerkstelligen. Weit wahrscheinlicher ist, dass hier die [konkrete politische] Tendenz gewaltet hat h1 [Es liesse sich wohl denken, dass die literarische Tätigkeit der an der Herabsetzung Sauls interessierten Kreise einer legendären Lebensgeschichte Sauls dieses Idyll entwendet hat, aber in einer geschichtsnahen Zeit ist dergleichen doch kaum zu bewerkstelligen. Weit wahrscheinlicher ist, dass hier die Tendenz] ! Die literarische Tätigkeit […] vor allem wohl H2 , an das Haus Eli] an dem Hause Eli h1, H2, TS, d1.1 , als für die Elidengeschichte] als die Elidengeschichte h1, H2, TS, d1.1 ,- und die noch spät […] nachwirkt] hund die noch in der genealogischen Charakternotiz wirksam wird?i h1 ,- kaum größere geschichtliche Beweiskraft] [keinerlei] ! [nicht] ! kaum grössere geschichtliche Beweiskraft h1 ,- ; gewiß steckt hinter der Simsonsage […] geweiht sein.)] fehlt h1 ,- (Ebensowenig […] geweiht sein.)] h(Ebensowenig […] geweiht sein.)i H2 , geweiht sein.) ] geweiht sein [; Saul der [Eroberer] ! Vollender der Landnahme muss wie Josua im Gotteszelt erzogen werden] H2 geweiht sein; Saul der {[Eroberer] ! Vollender TS Vollender d1.1} der Landnahme muss wie Josua im Gotteszelt erzogen werden TS, d1.1
Einzelkommentare
, unternommen, nur einige Zusammenhänge] unternommen [werden, und , - ist [vorweg] ! zunächst auszuscheiden, wobei aber für die Frage zunächst offen bleibe, ob v. nicht lediglich in seiner gegenwärtigen Fassung mit v. als später Zusatz zu verstehen sei und in einer ursprünglichen nicht etwa anderswoher gehöre, aber auch für die Einleitung v. , ob [sie nicht] ! hier nicht ein Rest aus einer älteren] ! und nur einige Zusammenhänge h1 ,- ist wohl aus tendenzbeeinflußter […] doch zu kraß] ist Tendenzliteratur, aber für eine zadokistische wäre er doch wohl zu krass h1 ,- Streitigkeiten innerhalb der Priestergeschlechter] [innerpriesterliche Kämpfe] ! Streitigkeiten innerhalb der Priestergeschlechter h1 ,- das Priestertum selber bloßzustellen geeigneten] fehlt h1 ,- ein epischen Texten […] von einzelnen Personen ausgesagter] ein [ungewöhnlicher] ! in dieser Form einmaliger h1 ein hepischen Texteni in dieser Form [einmaliger] ! fast fremder, jedenfalls nie von heinzelneni Personen ausgesagter H2 , verständlich] deutlich H2, TS, d1.1 , erzählerisch] fehlt h1 herzählerischi H2 , kennenlernte] kannte ! kennenlernte h1 ,Anm ] fehlt h1 ,Anm (dem ich im übrigen […] s. oben )] fehlt H2 , eben dadurch ist […] bestimmt.] bestimmt die starke Gegensätzlichkeit der Sprache. [(Man mag auch , und , ff. miteinander vergleichen.)] h1 , dadurch ist] [dies bestimmt] ! dadurch ist H2 , »Schauung brach nicht durch«] »Schauung brach sich nicht Bahn« h1 »Schauung brach keine durch« D5 ,- Dies durch »verbreitete sich« zu erklären] Mit »verbreitete sich« zu übersetzen h1, H2, TS, d1.1 ,- diese Behinderung] sie h1, H2, TS, d1.1 , »Diener«] meschareth [(,; ,; , b ist wie gesagt wohl sekundär)] h1 meschareth H2, TS, d1.1 , Darüber hinaus vermute ich] Vermutungsweise [nur, da die Basis zu schmal und zu unsicher ist,] möchte ich annehmen h1 [Vermutungsweise möchte ich nun] ! Darüber hinaus vermute ich H2 , , a, a, dem Anfang von ] , ja einem Teil von a, und h1 , [ja einem Teil von a, und ] ! a, a, dem Anfang von H2 , deren Hauptteil später] die später h1 [die später] ! deren Hauptteil später H2
[Der Gesalbte]
, Stücken] Teilen h1 , V. a erkennen können] v. a ([wahrscheinlich] ohne den elohistischen Einschub b [; für li-phene l. mit Klostermann le-phanei: und geht vor mir einher als mein Gesalbter, d. h. an Stelle des bisher gesalbten Hauses Eli, vgl. v. ]) erkennen können h1 ,- , durch das terem […] vorbereitet,] h, durch das terem […] vorbereitet,i h1 ,- prophetischen] fehlt h1 ,Anm grundfremdes] fremdes h1 ,Anm Sexualterminus] = non ejaculant h1 Sexualterminus [, etwa non ejaculant] H2, TS , keinen Verkehr] [keine Gemeinschaft] ! keinen Verkehr h1 , Gemeinschaftsopfer] Opfer ! Volksopfer ! Gemeinschaftsopfer h1 ,- Er bringt selber […] assistiert.] fehlt h1 , Opfer für das Volk dar (, )] Opfer für (be-ad, , ) das Volk H2, TS, d1.1 ,- gibt den um Geringes und Großes Auskunft Heischenden Bescheid] gibt den Auskunft Heischenden, um Geringes und Grosses, Bescheid H2 [gibt den Auskunft Heischenden, um Geringes und Grosses, Bescheid] ! gibt den um Geringes und Großes Auskunft Heischenden Bescheid TS , ersichtlich] anscheinend ! ersichtlich H2 ,- Beides, Opfer und Orakel, wechselt unter Samuels Führung] Beide wandelten h1 , Samuels Führung] seiner ! Samuels Führung H2, TS , wandert] wandert hwie die Nebiim wanderni h1 wandert [, wie anscheinend die Nebiim] H2 , empfangende Person] empfangende hund einsprechende?i Person h1 , Nabi selber.] Nabi selber. Das Losewerfen gehört, wie wir sahen, nicht zu Samuels echter Geschichte h1 , empfinden.] empfinden. [All das ist keine Sache der Literaturkritik mehr, es ist eine der Geschichte. Das ist nicht mehr ein früher Name für späte Entwicklungen.] h1 , nicht berichten, wie es dabei zuging] dies nicht vortragen h1 ,-, (Propheten kämpfen […] Opfereramt zu rauben)] fehlt h1 , sagenbunt schimmernd] sagenumsponnen ! sagenbunt schimmernd h1 ,- Die Sage umspinnt […] Samuel und Saul ansprechen] In der Erzählung von Samuel und Saul stellt es sich unmittelbar dar h1 ,- Elidengeschichte] Elidenerzählung D5
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, seine Legitimität zu decken] es zu decken h1 ,- , des »Zentralheiligtums der israelitischen Amphiktyonie«] fehlt h1 , , wenn auch unzulängliche] fehlt h1 , Geschichte] Erzählung h1 Erzählung ! Geschichte H2 , haben uns die Ausgrabungen] [hat uns die Archäologie] ! haben uns die Ausgrabungen h1 , ausrufen] [nunmehr mit der abschliessenden Feststellung] ausrufen h1 , Geschichtsinterpretation] Geschichtsdeutung h1, H2, TS, d1.1 , ohne didaktische Zusätze] undidaktisch h1 undidaktisch ! ohne didaktische Zusätze H2 ,- »der Schrein […] auf die Cheruben setzt«] »die Lade des Bundes JHWHs Zebaoth, der auf den Kheruben thront« h1 »[die Lade] ! der Schrein des Bundes JHWH [Zebaoth] ! der Scharen, der [auf den Kheruben thront] ! sich auf die Cheruben setzt« H2 , Cheruben] Keruben D5 ,- (vgl. die entgegengesetzt motivierte […] Formel Samuel , )] fehlt h1 , Jhwh selber] JHWH selber, der gerechte Richter, h1 ,- mitsamt der falschen priesterlichen Volksführung] fehlt h1 ,-, Daß das Volk selbst […] zu erkennen.] fehlt h1 , das schuldige Israel] [ein schuldiges Volk in Israel] ! das schuldige Israel H2 ,- überliefert] ausliefert ! überliefert H2 ,- einfach für den Zusatz eines »deuteronomistischen«] [für den Zusatz eines späten] ! einfach für den Zusatz eines »deuteronomistischen« H2 , und damit für belanglos zu halten] hund damit für belanglosi zu halten H2 ,Anm bac, bac] abc, abc h1, H2, TS ,Anm Vgl. Buber, Königtum Gottes, s. oben Anm ] fehlt h1 Vgl. I2 Anm H2, TS, d1.1 ,Anm Einem Erzähler […] zugetraut werden] Man sollte einem Erzähler so hohen Grades dergleichen zutrauen h1 ,Anm ] fehlt h1 , in »Königtum Gottes«] im ersten Band dieser Untersuchungen H2, TS, d1.1 , angehören mag] angehört H2 angehört ! angehören mag TS ,- Die Verknüpfung […] führt uns auf die Frage] Literarisch führt uns diese Verknüpfung auf die [nur eben aufzuwerfende] Frage h1
[Der Gesalbte]
, Geschichtsanschauung] Geschichtsdeutung h1 , die ich als die samuelische glaube verstehen zu dürfen] die wir als die samuelische verstehen dürfen h1 , Von dem Erzähler] Beginn des Textes in d3; versehen mit dem Titel Samuel und die Lade / von Martin Buber gefolgt von einer Vorbemerkung D i e s e S e i t e n ü b e r S a m u e l s » L i b e r a l i s m u s « e n t nehme ich, Leo Baeck zu Ehren, dem Manuskript m e i n e s B u c h e s Der Gesalbte (Das Kommende II). d3 , Von dem Erzähler der Elidenweissagung wird Samuel] Samuel wird von dem Erzähler der Elidengeschichte h1 ,- verbunden, und diese Verbindung klingt […] Kindheitsidyll] verbunden. [Deshalb wird, ehe die ihm gewordene Offenbarung] h1 verbunden h, und diese Verbindung klingt […] Kindheitsidylli H2, TS , und fruchtbare] fehlt h1 hund fruchtbarei H2 , starkes] mächtiges ! starkes H2 ,- Ätiologie ist ein starkes Element […] zu spüren] es ist doch zu spüren h1 , Sagengeschichte] Mythengeschichte ! Sagengeschichte H2 , auflösen läßt sich] lösbar ist H2, TS, d1.1, d3 , Die Lade wird betont] [Ein neues Gefäss wird der Offenbarung zubereitet] ! Die Lade wird betont h1 , verstanden werden:] verstanden werden; D5 ,Anm ] fehlt h1 ,Anm ] fehlt h1 ,Anm ] fehlt d3 , , in dem sie sich zuletzt befindet,] fehlt h1 ,- nach dem […] Bereich an eins der Heiligtümer gebracht] nach dem […] Bereich [gebracht und es nach Silo, sei es, da dieses wohl schon zerstört war] ! an eins der Heiligtümer gebracht h1 , Kiriath] Qiriath D5 , Entheiligung] Entweihung h1 ,- gibt es zu verstehen] [will dass man wisse] ! gibt zu verstehen h1 , Joch] Joch der Philister h1 , »für Israel« »schreit«] betet h1 ,- darin bestätigt] darin erweist h1 , dem Priester antwortet.] dem Priester antwortet. [Wieder redet JHWH mit einem »Antlitz zu Antlitz, wie ein Mann zu seinem Genossen redet« (Exodus , ) Anmerkung Die Stelle zieht auch Phythian-Adams, The Call of Israel () heran.] h1 , bedarf es der Lade nicht.] Ende des ersten Textstücks in d3
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, diese Tendenz] die Tendenz D5 , Rezeption] Annahme h1 ,- Parallelerscheinung abzuleiten versuchen] Parallele ableiten h1 , vergleichen können.] vergleichen können. Wo die Kollektiverscheinung sich individualisiert, hört ja gewöhnlich die Parallelerscheinungsmöglichkeit auf h1 vergleichen können. [Wo das Kollektivphänomen sich individualisiert, hört ja gewöhnlich die Parallelisierungsmöglichkeit] H2 , Saul] [den König] ! Saul h1 , Projektion] Auswirkung h1 , unecht erscheine] [fragwürdig sei] ! unecht erscheine h1 , von Nebiim gesalbt; daran, daß in Juda] [gesalbt. Das liegt aber doch wohl daran, dass nur im Nordreich die Salbungen einen] ! gesalbt; daran dass in Juda h1 , Prüfung] Forderung ! Prüfung h1 , Prüfung] Forderung ! Prüfung h1 ,- Einen besonderen Fall stellt] [Eine Ausnahme macht] ! Einen besonderen Fall stellt h1 , immerhin ist] [aber auch hier ist von der Tatsache auszugehen, dass die] ! immerhin ist h1 , habe ich oben gezeigt.] habe ich oben gezeigt. [Über diese persönliche Haltung und Handlung Samuels hinaus müssen wir sein Nabitum aber doch auch aus seinem Verhältnis zu der Gruppenerscheinung der Nebiim zu verstehen suchen. [Das aber heisst] ! Hier ist die vorhin umgangene Alternative zu stellen. Ist das Nabitum von Kanaan übernommene Ekstatik, dann mag sich ein Priester, der sie einführt und seinen Zwecken dienstbar macht, typologisch von ihr abheben. Ist es dagegen in seinem Kern h– um den sich, wie so oft in der israelit. Religionsgeschichte manches Kanaanäische legen mag –i eine genuin religiös-politische Bewegung mit starken innen- und aussenpolitischen Freiheitstendenzen, die aber nicht libertären, sondern primitivtheokratischen Charakter haben, dann ergibt sich alsbald, wie Samuel, der Nabi als Person, mit dem Gruppentum der Nebiim zusammenhängt. Ich habe die Gründe für diese Auffassung im I. Band] h1 , In der Geschichte] Beginn des zweiten Textstücks in d3 , Geschichte] Erzählung D5 , Ladegeschichte] Ladeerzählung D5 , Unheilsprophetie] Unheilsprophetie der Bibel d3 , Geschichte] Erzählung D5 , Haltung gegen sie] Haltung ihr gegenüber h1 Haltung [ihr gegenüber] ! gegen sie H2, TS
[Der Gesalbte]
, darf Samuel] kann Samuel h1 [kann] ! darf Samuel H2 , großen Niederlage] Katastrophe h1 Niederlage d3 ,- ein gewaltsam aggressives Vorgehen] [offenen Kampf] ! aggressives Vorgehen h1 , Er tut es als Nabi] davor kein Absatzwechsel d1 , unbefragt] nicht hervorgehoben h1, H2 , alttestamentlichen Priester] unter den Priestern Israels d3 ,- – so meint es wohl der Verfasser […] Stelle einfügte –] fehlt h1 , neeman] hervorgehoben d3 , beglaubigt] beglaubigt [zum Künder] H2 , getragen wird] getragen ist H2 , das Bild] die Vorstellung h1 [die Vorstellung] ! das Bild H2 , den Nebiim hingeführt.] Ende des zweiten Textstücks in d3 , entscheidende] nicht hervorgehoben h1 , Geister und Mächte] Geister oder des Mana h1 , Der Dabar ersetzt] [Die Einwirkung der Ruach ist biblisch nicht das Ausserwortliche] ! Der Dabar ersetzt h1 ,Anm ] fehlt d3 ,Anm ] fehlt h1 ,Anm denn eine Bezeichnung »der Geist«] hdenn eine Bezeichnungi »der Geist« H2, TS ,Anm noch »ein Geist«, […] anzuführen ist] [auch »ein Geist« ist ohne Beleg] ! noch »ein Geist«, […] anzuführen ist H2 ,Anm und in ihnen […] zum Lügen-Ruach wird] hund in ihnen […] zum Lügen-Ruach wirdi H2, TS , man wird seiner inne] man empfängt ihn h1 ,- Dort erhält man den Antrieb, hier den Gehalt.] hDort erhält man den Antrieb, hier den Gehalt.i h1 , sind sie nicht] sind sie nicht [, auch nicht in der Erfahrung selbst: für das Fortwirken des Naturelements [, der Ruach,] im Empfang des Worts haben die [späteren] Propheten ein anderes Bild, das der Hand] h1 ,- , der samuelischen und der elianischen,] fehlt h1 , elianischen] elijanischen H2, TS, d1.1 , Ältesten] Scheichs h1 Scheichs ! Ältesten H2 ,- , jedenfalls in der Zeit ihrer Ursprünglichkeit,] fehlt h1 h, jedenfalls in der Zeit ihrer Ursprünglichkeit,i H2 , Trennung] Scheidung ! Trennung h1 , den kollektiven Nebiim] ihnen h1 , Macht] Gewalt h1 , Elia] Elija h1, H2, TS, d1.1
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, als Nabi bezeichnet] nicht als Nabi bezeichnet h1 , nebiischen Kollektivität] Kollektivität h1 ,- Hingegen] Hinwider h1, H2, TS, d1.1 , »entblößen«] zubereiten h1 ,- singen, ist nirgends als Schreie […] bezeichnet] singen, [wenn die Ruach sie treibt, ist nicht als unartikuliert] ! ist nirgends als Schreie […] bezeichnet h1 , Treue] Strenge h1 , besonderen] singularischen ! besonderen h1 , jeweils] je und je D5 , zuweilen zeitweilig] zuweilen (vgl. weiter unten zu I ) zeitweilig h1, H2, TS, d1.1 mitunter eine Zeit lang D5 , bewegten, getriebenen Menschen] bewegten Menschen h1 , Änderung] Wandlung ! Änderung h1 , Nebiim-Status] Nebiim-Status [, möglicherweise rehabitisch? beeinflusst] h1 ,Anm sowie: Geschichte des Volkes Israel II6 f.] fehlt h1 ,Anm Vgl. schon Kuenen […] Spitze der Bewegung.«] fehlt h1 , Gültigkeit hätte] Gültigkeit hätte (vgl. das nächste Kapitel) h1, H2, TS, d1.1 , ankündigt] ansagt h1 ansagt ! ankündigt H2 , Staffelung] Stufung ! Staffelung h1 , zurück gelangt] zurück (vgl. oben S. …) gelangt h1 zurück [(vgl. oben S. …)] gelangt H2 , (I , ff.)] fehlt h1 h(I, , ff.)i H2 [(I, , ff.)] TS , zuallererst ihre etwas stumpfe Pointe entfernen muß] [ihrer etwas stumpfen Pointe entledigen muss] ! ihre etwas stumpfe Pointe entfernen muss h1 hzuallerersti ihre etwas stumpfe Pointe entfernen muss H2 , selber] fehlt H2, TS, d1.1 ,- Überlieferung] nicht hervorgehoben h1 , ungerechtes Urteil] allzu peremptorisches Urteil h1 , »überstürzenden«] »umgrausenden« D5 , gerade] fehlt h1, H2, TS, d1.1 ,Anm nicht anwendbar ist] nicht zutrifft h1 , Da ist die viel umstrittene] Die beachtenswertesten sind: . die viel umstrittene [Die beachtenswertesten sind: .] ! Da ist die viel umstrittene H2, TS , nicht wohl] schwerlich h1 schwerlich ! nicht wohl H2 ,- paßt. Da ist sodann] passt; . h1 [passt; .] ! passt. Da ist sodann H2, TS
[Der Gesalbte]
,- jedenfalls, wo immer sie herkommt] [jedenfalls, wo immer sie herkommt] H2, TS fehlt d1.1 ,- eines […] Ausdrucks] einer […] Bezeichnung D5 ,- Versammlung heißt […] Buchstaben um.] fehlt h1 hVersammlung heißt […] Buchstaben um.i H2, TS ,- Von anderer Art ist der Satz] . der Satz h1 [. der Satz] ! Von anderer Art ist der Satz H2 ,-, Was so sich […] bestätigt wird] So darf denn gesagt werden, dass Samuels Verbindung mit den Nebiim wie von I f. so auch von I bestätigt wird h1 ,-, Was so sich […] Bundesleben] [So darf denn gesagt werden, dass Samuels Verbindung mit den Nebiim wie von I f. so auch von I ] ! Was so sich […] Bundesleben H2, TS ,Anm doch würde das dem Zusammenhang nicht entsprechen] ich halte die von den meisten Exegeten angenommene Umstellung von qehillath für wahrscheinlich, aber eben als absichtlich »politische« h1 [ich halte die von den meisten Exegeten angenommene Umstellung von qehillath für wahrscheinlich, aber eben als absichtlich »politische«] ! doch würde das dem Zusammenhang nicht entsprechen H2 ,Anm Religion () ] Religion () ; Ders., Geschichtsschreibung h1 Religion () [; Ders., Geschichtsschreibung ] H2 , Bund] Geheimbund D5 , dem Verfasser] dem Verfasser [der Anekdote] H2, TS , seine Verbindung] Samuels ! seine Verbindung H2 , Die Einsicht wächst] Beginn des dritten Textstücks in d3 , Philisterherrschaft] Philisterokkupation ! Philisterbesetzungen ! Philisterherschaft h1 , »Befreier«] Moschia h1, H2, TS, d1.1 m o s c h i a d3 ,- das freie […] durch ein wanderndes ersetzt] das freie [und das zentralisierte Opfer durch das dezentralisierte, die [Wanderungen] ! Wallfahrten des Volkes zur Kultstätte durch d. ersetzt] ! und anscheinend auch den zentralisierten Opferkult durch einen gelockerten wandernden ersetzt h1 , Gemeinschaftsopfer] Opferkult ! Gemeinschaftsopfer H2 , in »Königtum Gottes«] im I. Band dieser Untersuchungen h1, H2, TS, d1.1 fehlt d3 ,- entstanden ist] entstanden [oder übernommen worden] ist h1 , des werdenden Volkswesens] der werdenden Volksgemeinschaft h1 , zog Jhwh] fuhr Jhwh D5 , Melekh] König ! Melekh h1
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, Melekh] König h1 , ausziehen] ausfahren D5 , Ältesten] Scheichs ! Ältesten h1 ,- ihnen, vom Willen Jhwhs aus modifiziert ihr Wille geschehen ist] ihnen vom Willen JHWHs aus ihr Wille geschehen ist h1 ,- (mit Worten, die jetzt in falschem Zusammenhang stehen) ] fehlt h1, H2, TS, d1.1, d3 ,- »Ist doch Melekh euch Jhwh, euer Gott!«] »Ist doch [JHWH euch Gott, euch König!] ! Melekh euch JHWH, euer Gott!« h1 ,-, Der wahre Vorangänger […] ist Jhwh.] hDer wahre Vorangänger […] ist JHWH.i h1 ,- kundtut, tut das Nabi-Wesen sich kund] äussert ! kundgibt, gibt das Nabi-Wesen sich kund h1 [kundgibt, gab das Nabitum] ! kundtut, tut das Nabi-Wesen sich kund H2 ,- nicht eine durch Schriftpropheten […] sondern] fehlt d3 , konstruierte Samuel] aufgeputzte ! präparierte ! konstruierte Samuel h1 , heißt der alte Spruch] läßt der alte Spruch D5 , rufen, der an den Schluß des Deboraliedes gemahnt] rufen. [[So lässt das Deboralied]! der Schluss des Deboralieds »all seine Feinde verschwinden«, seinen Liebenden aber ergehe es, wie] h1 ,- Über all die […] das dem Erzähler Unsagbare] Man wittert das Unsagbare h1 , all die oben erwähnten hier möglichen] [alle hier] ! all die oben erwähnten hier möglichen H2 , er will] Jhwh D5 , Jhwh] er , erbeuten] nehmen h1, H2, TS, d1.1 ,- nun hat er sie […] zurückgeben, denn] fehlt h1 hnun hat er sie […] zurückgeben, denni H2 ,- herbeibeschwöre oder herbeibete] herbeikommandiere ! herbeibeschwöre oder herbeibete h1 ,- »Hören ist besser als Schlachtopfer«] »Hören [ist besser als] ! geht übers beste Schlachtopfer« h1 »Hören geht übers beste Schlachtopfer« H2, TS, d1.1 »Hören geht übers beste Schlachtopfer« d3 ,- Gottesführung] Führung ! Gottesführung h1 ,- angekündigten Katastrophe] angesagten ! prophezeiten ! angekündigten Katastrophe h1 , Diener] Meschareth h1, H2, TS, d1.1 meschareth d3 ,-, mehr, gelockert […] beschrieben wird,] Textverlust wegen fehlender Seite TS
[Der Gesalbte]
, Gottesmensch da] [Mensch gegenwärtig] ! Gottesmensch da h1 , zum Heil geführt.] Ende des Textes in d3 , nicht berichtet] verschwiegen ! nicht berichtet h1 , steht eine Notiz] lesen wir h1 [lesen wir] ! steht eine Notiz H2 , zu Schophtim einsetzt. Daß die erste] zu Schophtim einsetzt. [Welchem Zweck die Einschaltung der ersten Notiz in ihren gegenwärtigen Zusammenhang dient, habe ich schon oben (S …) erörtert: Samuel soll in die Reihe der charismatischen Helden aufgenommen und das Volksbegehren als ein situationsmässig unbegründetes und müssiges gebrandmarkt werden (dem dann ein neuer Einschub der Gegenpartei in Gestalt von , und a β entgegenwirken soll). Aber die Notiz in sich wirkt nicht unecht. Mit Ausnahme von b, das um den Schauplatz des Opfermahls von , ff. vorzubereiten eingefügt worden zu sein scheint, sieht sie durchaus] ! Dass die erste h1 , erfüllen] miterfüllen h1 ,- Nach Streichung des Schlusses] [Nach geringfügigen Streichungen, wie der Schluss von v und vielleicht b] ! Nach Streichung des Schlusses h1 ,- (an denen sogar […] entstammen könnten)] fehlt h1 ,- tessarakontadischen chronologischen Schemas] htessarakontadischeni chronologischen Schemas H2 , überzogen] überwachsen h1 ,Anm , auf Grund dessen die Lade […] eingeholt werden konnte, ] fehlt h1 ,Anm ] fehlt h1 ,Anm Textbearbeitung] Traditionsbearbeitung ! Textbearbeitung H2 ,Anm ] fehlt h1 , zu sein scheinen] sind h1 , nicht oder nicht mehr] nicht mehr h1 , in diesem Buch] fehlt h1 ,- ausgegangen und hat bewirkt […] beglaubigt] ausgegangen und hat Samuel durch einen charismatischen Taterweis die Schophetwürde, wenn auch nur nachträglich, beglaubigen lassen h1 , Damit, daß] [Die zweite Notiz, von der wie oben erwähnt nur , f. als ursprünglich] ! Damit, dass h1 davor kein Absatzwechsel H2, TS, d1.1 , mitreißenden Einflusses] Einflusses h1 ,- , das ist zunächst Führer im Kampf oder in der Guerilla,] fehlt h1 h, d. i. zunächst Führer im Kampf oder in der Guerilla,i H2 , (und es gibt […] unecht zu halten)] (und welche Spätzeit sollte
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sich dergleichen [ausdenken] ! erinnern?) h1 (und es gibt kaum einen Grund [für sie eine spätere Entstehung anzunehmen] ! sie für unecht zu halten) H2 ,- den sich allmählich vollziehenden Bedeutungswandel des Nomens] den Bedeutungswandel h1 hsich allmählich vollziehendeni Bedeutungswandel des [Nomens] ! Wortes H2 , besiegelt] vollzogen h1 vollzogen ! besiegelt H2 , der politisch titellose Volksführer] der wahrscheinlich titellose Volksführer h1 , Leiter] Vorsitzende ! Leiter h1 , Wie Samuel] [Sich selbst scheint Samuel nicht so bezeichnet] ! Wie Samuel h1 ,- ganzen Haltung] ganzen [innenpolitischen] Haltung h1 , schlagräftige, wenn auch nur partielle Einheit] schlagkräftige hpartiellei Einheit h1 ,- als der von Jhwh Berufene erscheinenden Charismatikers] [von JHWH geistbegabten] ! [als Sendling JHWHs erscheinenden Charismatikers] ! als der von JHWH Berufene erscheinenden Charismatikers h1 , die nebiische Bewegung] das Nabitum h1 , Suffetendynastie] suffetischen Dynastie h1 , lenkt] leitet h1 leitet ! lenkt H2, TS ,Anm ] fehlt h1 ,- spätere Politik] Politik h1 ,- Dies erst fügt zur äußeren Krisis die innere.] fehlt h1 , zur äußeren Krisis die innere] zur [chronisch gewordenen] äusseren Krisis die [akut] innere H2 , Dynastisierungsversuch] Dynastisierungsversuch, der auch der »beduinischen« Freiheitslust, der [soziologischen] ! anthropologischen Grundlage der primitiven unmittelbaren Theokratie, [zuwider sein mussten] ! zuwiderlief h1 Dynastisierungsversuch [, der auch der »beduinischen« Freiheit] H2 ,- Volksvertretungs-Begehrens […] Sie wollen in einer Situation] Scheich-Begehrens ab, aber zusammenwirkend mit der fundamentalen Tatsache der Unvergesslichkeit der Laden-Katastrophe. / Die Ältesten wollen in einer Situation h1 , kommt auslösend] kommt hauslösendi H2 ,- , so daß der sekundäre Teil […] hinzuzeigen scheint] h, so daß der sekundäre Teil […] {hinzeigt H2 hinzuzeigen scheint TS}i H2, TS ,- Beter und Mahner] Beter h1 , Führer] Führer im Kampf h1
[Der Gesalbte]
,- Sie wollen […] zu können scheint.] fehlt h1 hSie wollen […] zu können scheint.i H2, TS ,- weil das Land […], weil die geschichtliche Lage] weil hdas Land […], weil die geschichtliche Lagei H2, TS , dem Wirrwarr] [der Unordnung] ! dem Wirrwarr H2 ,- eine anerkannte Stetigkeit] eine [stete] ! [zuverlässige] ! anerkannte Stetigkeit H2 ,- eigentümlich Überholendes] [genau Entgegengesetztes] ! eigentümlich Überholendes h1 , Krisenlosung] [ungesprochene] Krisenlosung h1 , umschreiben, aber die Folge war] [umschreiben; »Da die Lade nicht voranziehen kann] ! umschreiben; aber die Folge war h1 , unverlierbaren Charisma] Charismatiker h1 ,- der erst gefunden werden soll] den sie noch nicht kennen h1 ,Anm ] fehlt h1 , , wie man gewöhnlich urteilt,] h, wie man gewöhnlich urteilt,i h1 , sieht jedenfalls geschichtsecht aus] [ist geschehen] ! nimmt sich jedenfalls geschichtsecht aus h1 [sieht] ! nimmt sich jedenfalls geschichtsecht aus H2 nimmt sich jedenfalls geschichtsecht aus TS ,- »erst das Nebeneinander […] Akklamation zu fassen] [»etwas Neues von entscheidender Bedeutung neben das Alte, die Akklamation des Volkes neben die Designation Gottes und vollendet erst das »den Hergang der Staatenbindung und führt immer über das Bisherige hinaus«, so muss hierbei auch das zweite, »die Designation Gottes« in seinem genauen Sinn gefasst werden] ! »erst das Nebeneinander […] Akklamation zu fassen h1 ,- von der Volksvertreterschaft] [vom Volke] ! von der Volksvertreterschaft h1 .- außenpolitisch ohnmächtige und innenpolitisch widerspruchsverstrickte] fehlt h1 , handelt] vorgeht ! handelt h1 ,- , die neue Institution […] einsetzt] fehlt h1 ,- sakramental auftragsgegründete und auftragsbedingte] sakramental [gegründete und bedingte] ! auftragsgegründete und auftragsbedingte H2 ,- Zuständigkeit] Suprematie h1 Suprematie ! Zuständigkeit H2 ,- politischen Belangen] Dingen h1 Dingen ! politischen Belangen H2 , Festlegung] Formulierung h1 , die Möglichkeit, sie jeweils geltend zu machen] zunächst die Möglichkeit sie zu wahren h1
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, die kritische Oberhoheit] [das zugestandene Recht zur Kritik] ! die kritische Oberhoheit h1 ,- nicht mehr, aber die den Beauftragten […] messende Kritik] nicht mehr. Die den Beauftragten […] messende Kritik jedoch D5 , martyriumbereit] Ende des Textes in h1 ,Anm ] fehlt h1 , darauf hingewiesen] [nachdrücklich] darauf hingewiesen H2 , kaum noch] [gar nicht] ! kaum H2 , auf Grund] [unabhängig von] ! auf Grund H2 , Wahrung der alten Stammesverfassung] Wahrung des alten Partikularismus der Stämme H2, TS, d1.1 , halbnomadischen] nomadischen H2, TS, d1.1 , etlicher Stämme] [einiger der] ! etlicher Stämme H2 , erblich gewordenen Häuptlingtum] dynastischen ! erblich gewordenen Häuptlingtum Anmerkung vgl. Thurnwald, Art. Häuptling, RLV H2 , Da sind diese landsuchenden Scharen] [Soll aus den landsuchenden] ! Da sind diese landsuchenden Scharen H2 , , wie ich in »Königtum Gottes« dargelegt habe,] – ich habe das im I. Band dieser Untersuchungen dargelegt – H2, TS, d1.1 , verhält es sich] [geht es] ! verhält es sich H2 , Märchen] Sage ! Märchen H2 ,- zu übertreten!«] zu übertreten.« H2, TS, d1.1 , Ernstnehmen] Ernstnehmenwollen ! Ernstnehmen H2 , nomadisierenden Ära] nomadischen Ära H2, TS, d1.1 ,- die Guerilla war ohnmächtig gegen die Schlachtordnung] die Guerilla [erweist ihre Ohnmacht] ! war ohnmächtig gegen die [Ordnung und Rüstung] ! Schlachtordnung H2 , zu einer politischen zu machen] zu [politisieren] ! einer politischen zu machen H2, TS , wagte es Samuel] versuchte ! wagte es Samuel H2 , Tätigkeit] Aktivität ! Tätigkeit H2 , und vermochte] [und hielt nicht vor] ! und vermochte H2 ,- den altorientalischen Glauben […] personüberdauernde] [den Glauben an konstante] ! den altorientalischen Glauben […] personüberdauernde H2 ,- am direktesten leidenden […] Gerusie] am [unmittelbarsten] ! direktesten leidenden hund wohl auch am stärksten zivilisationsbewussten und entnomadisierteni Gerusie H2 , die nebiische Mitte] [die Nebiim] ! die nebiische Mitte H2 , das Wort] [die Losung] ! das Wort H2
[Der Gesalbte]
, Gottesherrschaft] Theokratie ! Gottesherrschaft H2 ,- geistesgeschichtliche] geschichtliche ! geistesgeschichtliche H2 Wort- und Sacherläuterungen: ,Anmerkung Hylander] Ivar Hylander (-), schwedischer Bischof und Professor für Exegese des Alten Testaments, der seine Dissertation über Samuel und Saul schrieb. Obwohl Buber mit ihm hier nicht übereinstimmt, verweist das Zitat aus Hylanders damals neu erschienenem Werk auf Bubers Interesse für die entstehende Schule der »Traditionskritik« (oder Überlieferungskritik), die üblicherweise mit dem Namen Uppsala verbunden wird. Dieser Schule zufolge ist es die Aufgabe des Bibelkritikers, hinter den existierenden Texten die ihnen vorangehenden mündlichen Traditionen aufzufinden und diese mündlichen Traditionsstränge den israelitischen Gruppen zuzuordnen, aus denen sie stammten. Diese Methode ist eindeutig geistesverwandt mit Bubers bereits vorher existierenden hermeneutischen Herangehensweisen. ,- seine Söhne sind der Nachfolge unwürdig] Sam ,. , unsern Kampf] abweichend von der massoretischen Vokalisation, die »unsere Kämpfe« (oder »Kriege«) liest. , die Philister] Im frühen . Jh. an der südlichen Küste Kanaans siedelnde Bevölkerungsgruppe unbekannter Herkunft, die auch außerbiblisch erwähnt wird, zuletzt im . Jh. v. Chr. Laut biblischer Darstellung waren die fünf Städte Aschdod, Askalon, Gaza, Ekron und Gat in einem Fünfstädtebund vereint und ihnen gelang es eine Art Oberhoheit über die israelitischen Gebiete zu erlangen, wobei technologischer Vorsprung in Form der Eisenbearbeitung einen entscheidenden Anteil hatte (I Sam ,-). Die Auseinandersetzungen mit ihnen führten zur Errichtung der Monarchie in Israel. ,- ein Konkordat, […] erscheint durchaus möglich] Man kann sich fragen, ob Buber bewusst den in diesem Kontext ungewöhnlichen Begriff »Konkordat« verwendet. Üblicherweise wird er gebraucht, um ein Abkommen zwischen dem Vatikan und einer säkularen Regierung zu bezeichnen. Will Buber hier an das berüchtigte Reichskonkordat vom Juli zwischen dem Vatikan und dem nationalsozialistischen Staat erinnern? , Eliden] Nach Eli, dem Hohepriester in Silo, benannte Familie, die gegen Ende der Richterzeit eine Führungsrolle innehatte. Seine Söhne Chofni und Pinchas sterben im Kampf gegen die Philister (I Sam -; I Sam ,). , Hithpallel] hebr. eigentlich »beten«.
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, ki] hebr.: »denn« womit die hebräischen Nebensätze eingeleitet werden; in , mit nachgestelltem »ja« übersetzt. , maschal] vgl. Bubers ausführliche Darstellung der Wortbedeutung in Königtum Gottes, in diesem Band S. f. ,- »biblischen Politeia«] »Staatsbuch der Bibel«; Anspielung auf Platons Schrift Politeia, mit der Buber hier das Buch Samuel vergleicht; vgl. Wort- und Sacherläuterung zu ,. , ἃπαξ] griech. hapax legomenon, ein nur einmal vorkommender Begriff. , akh ki] hebr.: »nur dass«; eine unübliche Reihung zweier Konjunktionen. ,- akh ki […] haed thaid […] mischpat ham-helekh] Schlüsselwörter aus I Sam ,. , haed thaid] hebr.: »du sollst bezeugen« (Form mit besonderem Nachdruck); Buber hält sich an die Grundbedeutung, während die meisten Ausleger den Ausdruck mit »warnen« übersetzen. , mischpat ham-melekh] hebr.: »Recht des Königs«; »Rechtsordnung des Königs«. , »Gerechtsame«] veraltet für »Vorrecht«. , mischpat ham-melukha] »Recht« oder »Rechtsordnung des Königtums«. , »Gegen sie«] I Sam ,; bedeutet im Kontext: »du sollst zeugen gegen sie«. , »wie alle Völker«] I Sam ,. , von einem autarkistischen Reformprogramm] Vielleicht denkt Buber hier an die Bestimmung, dass kein Fremder König sein darf; vgl. Dtn ,. ,Anm ascher bechartem] hebr.: »[den König.] den ihr gewählt habt«. , lo] hebr.: »nein«, »nicht«. , Katastrophe der Lade] Den Philistern war es gelungen, die Bundeslade in der Schlacht zu rauben (I Sam ; zum Einsatz der Lade im Krieg vgl. auch Jos ,). ,- »Mizpaquelle« […] »Gilgalquelle«] Eines der literarkritischen Probleme im I Sam besteht darin, dass es scheinbar zwei Erzählungen für die Erwählung Sauls gibt: einerseits wird Saul durch ein Losorakel in Mizpa erwählt (»Mizpaquelle«), an anderer Stelle aber sucht er Samuel auf, um seine Eselinnen zu finden, wird von ihm nicht öffentlich gesalbt und schließlich öffentlich in Gilgal zum König ausgerufen (»Gilgalquelle«). Letztere Erzählung ist mit einer davon vielleicht ur-
[Der Gesalbte]
sprünglich unabhängigen typischen Richtererzählung in I Sam verknüpft worden. ,- Eißfeldt […] dritten, ältesten Quelle zu] Weil in diesem Teil auf die körperliche Größe Sauls abgehoben wird, vermutet Otto Eißfeldt (-) ein Orakel, dass den größten Mann zum König bestimmte, während in I Sam ,- von einem Wurforakel gesprochen wird. Vgl. Die Komposition der Samuelisbücher, Leipzig , S. u. . , Gerusie] griech.: »Ältestenrat«. , Bama] hebr.: »Höhenheiligtum«, oft, aber offenkundig nicht hier, heidnische Opferstätte. , Geronten als qeruim] Mitglieder der Gerusie, die »eingeladen«, d. h. zum Opfermahl »eingeladen« sind. ,- doch meint in Wirklichkeit das ha-’am von K. die Volksvertreter] ha-’am hebr.: »das Volk«. In Bubers theopolitischem Vokabular haben »Vertreter« und »Beauftragter« deutlich voneinander abgesetzte Bedeutungen. Er knüpft damit an die Unterscheidung an, die bereits die Verfechter der Rätedemokratie wie sein Freund Gustav Landauer getroffen hatten: »Vertreter« ist der herkömmliche politische Abgeordnete, welcher das Volk indirekt und gemäß seiner eigenen Einschätzung und seines Gewissens repräsentiert; »Beauftragter« ist ein Delegierter, der das Volk direkt repräsentiert und nur berechtigt ist, dessen Botschaften weiterzugeben, obwohl auch er in gewissen Fällen mit der Vollmacht ausgestattet werden kann, unabhängig zu handeln. Während der Novemberrevolution saßen die Volksvertreter in den offiziell konstituierten und von der SPD unterstützten Parlamenten. Demgegenüber waren es Volksbeauftragte, die in den revolutionären Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräten saßen. Beide waren keineswegs miteinander verbündet; im Gegenteil: Die Volksvertreter der SPD griffen auf die reaktionären Freikorpsverbände zurück, um die Volksbeauftragten auszuschalten. Auch in Bubers Darstellung bilden also die Volksvertreter die Partei des Etatismus gegen die »Anarchie«, die hier für die alte Theokratie steht. , »ki haj-jom ba la-῾ir«] hebr.: »denn er [Samuel] ist heute in die Stadt gekommen«. ,- Märchengroßmutter] Das Märchenmotiv in I Sam bezieht sich auf den Umstand, dass Saul auszieht, um die Eselinnen seines Vaters zu suchen, und die Königskrone »findet«. ,- Formgattung] Hermann Gunkel erkannte, dass die biblischen Texte verschiedenen Gattungen angehören und dementsprechend
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auch zu interpretieren sind. Vgl. z. B. Reden und Aufsätze, Göttingen ; Einleitung in die Psalmen, Göttingen . ,- ein wichtiges Stilmittel […] das Leitwort] Das Leitwort als hermeneutische Methode hat Buber in seinem Aufsatz »Leitwortstil in der Erzählung des Pentateuchs« in Die Schrift und ihre Verdeutschung dargelegt, S. - (jetzt in: MBW , S. -). Im zweiten Kapitel von Der Gesalbte macht er hiervon deutlich stärkeren Gebrauch als in Königtum Gottes. Neu und bemerkenswert ist, dass Buber darauf besteht, dass nur der ursprüngliche Erzähler der Meister des Leitwortstils ist; die späteren Herausgeber und Redaktoren begingen Fehler und versuchten falsche Leitwörter einzuführen, aber diese Versuche seien leicht zu entlarven. , nicht ihn »erhört«] Buber hält die Grundbedeutung »antworten« für richtig, die Bedeutung »erhören« ist auch gut belegt, z. B. Ps ,. , paronomastischen Bezugs] mittels des Leitworts. , Parenthese] Einschub. , seiner ruach] hebr., zumeist mit »Geist« übersetzt. Buber und Rosenzweig haben dafür »Braus« eingesetzt und die Wortwahl ausführlich in Die Schrift und ihre Verdeutschung (jetzt in: MBW , S. f.) begründet. Das grammatikalische Feminin für ruach entspricht dem überwiegenden Sprachgebrauch im Hebräischen. , Sisera] Ri ; der von Debora und Barak besiegte Feldherr. , der masoretische Text] Vgl. Wort- und Sacherläuterung zu ,. , Wasserlibation] Trankopfer; auch im Jerusalemer Tempel geübt (Num und ). , kollektive Sündenbekenntnis] I Sam ,. ,- ätiologische Nachricht] I Sam ,. Der zur Zeit der Abfassung übliche Name »Stein der Hilfe« wird mit der vorhergehenden Erzählung erklärt. , Schophettum] Neuschöpfung Bubers von schophet (hebr.: »Richter«), etwa Richtertum. ,- Einvernehmen zwischen Israel und der Urbevölkerung] »Friede zwischen Israel und den Amoritern«; I Sam ,. , waj-jittu – wajjattu] hebr.: etwa (die Söhne Samuels) »beugten sich« (zu ihrem Vorteil) »und beugten« (das Recht; I Sam ,). , jeschua] hebr.: »Hilfe« (besonders von Gott). ,- handelnde Zwiesprache […] Dialektik der Offenbarung] Eine interessante Fragestellung ist, ob, wie in Bubers gesamten biblischen Schriften, die »Zwiesprache«, von der er als einer zwischen JHWH und seinem Volk spricht, dieselbe ist wie die »Zwiesprache« aus seinen philosophischen Schriften. Die »Dialektik der Offenbarung« wie
[Der Gesalbte]
sie sich in JHWHs Ablehnung von Samuels Bitte zeigt, enthält einige Elemente der Begegnung mit dem Ewigen Du aus Ich und Du, Leipzig: Insel-Verlag, : das Element der Überraschung zum Beispiel, sowie die verwandelnde Kraft der Begegnung. Anders als die Begegnung dort ist jedoch das, was hier empfangen wird, mehr als eine Gegenwart ohne Inhalt – es bestätigt genau die Konturen, die bereits in biblisch vorhergehenden Episoden der »Zwiesprache« umrissen wurden, wie zum Beispiel jener zwischen Moses und JHWH nach der Sünde mit dem Goldenen Kalb (Ex ). , »nach JHWH« stöhnten] I Sam ,; »stöhnen« wird von manchen mit »sich wenden« übersetzt. , Das Palladium] Die Bundeslade, wenn sie in die Schlacht als magisches Schutzschild getragen wird; vgl. z. B. I Sam . , kehrt nicht heim] vgl. in diesem Band S. ,- »die nachträgliche Naht a«; Buber geht offensichtlich davon aus, dass zumindest der Teil über die Zwischenaufbewahrung der Lade in Kirjat – Jearim (I Sam ,-,a) dem Erzähler unbekannt ist. , kabod] hebr.: »Glanz«, »Ehre«; das Wort ist Ausdruck von Gottes Präsenz in der Welt oder im Tempel, vgl. Jes ,. , ruht er auf einer voranziehenden Lade nicht mehr] I Sam ,. , einen »König«, wie ihn alle Völker haben] I Sam ,. , »Nicht dich, sondern mich«] I Sam ,. ,- Judenschule] »Schul« ist die jiddische Bezeichnung für Synagoge. Der Begriff, so wie er von Wellhausen hier gebraucht wird, ist antijüdisch konnotiert. Zu bedenken ist auch, dass das »königsfeindliche« Kapitel von dem Monarchisten Julius Wellhausen der nachexilischen Zeit zugeordnet wurde, in der er statt eines Staatswesens eine jüdische Konfessionsgemeinschaft agieren sah. , seinen Vorwurf] seinen Gegenstand, seinen Stoff. , bei David begibt] I Sam . , das Geheimnis der Begegnung] Das Konzept des »Geheimnisses« spielt in Bubers Verständnis der Erzählung von Sauls Königswahl ebenso eine zentrale Rolle wie in seinem Konzept der Monarchie im Allgemeinen. Die direkte Monarchie JHWHs war nicht geheimnisvoll; ihre Herrschaft begann am Berg Sinai und war allen bekannt. Die Auswahl eines einzigen Menschen, der über andere herrschen soll, geschieht durch Gott aus Gründen, die niemandem bekannt sind, und der Stil der Fabel spiegelt den mysteriösen Gehalt der monarchischen Macht wider. , die Eselinnenstreife und der Mädchenschwatz] I Sam , und ,-.
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,- »auserwählt und wohlbeschaffen«] hebr.: bachur watow (deutsch zumeist mit »jung und schön« wiedergegeben). Im Hebräischen ist »auserwählt« homonym mit »Jüngling«, worauf die deutschen Übersetzungen fußen. , nagid] Nicht genau bestimmbarer Titel, etwa »Fürst« oder »Häuptling«. , la-῾aloth hab-bama] hebr.: »um auf die Opferhöhe zu gehen«. , (hêmma bau) […] (hêmma baim)] hebr.: »sie kamen« bzw. »sie kommen«, wobei das verwendete Personalpronomen hêmma eine seltenere Nebenform ist. , roe] hebr.: »Seher«. ,- der Buchstabenbestand nabi steht (durch le-habi noch unterstrichen)] hebr.: »wir sollen bringen«, bzw. Infinitiv »zu bringen«. , nagid] Vgl. Wort- und Sacherläuterung zu ,. Die Wortwurzel, auf die Buber anspielt, ist »sagen, sprechen«. , anakoluthisch] Adj. Zu Anakoluth: grammatikalisch unvollständiger Satz. ,- »das Ohr entblössen«] I Sam ,. ,- Salbe ihn zum nagid] Buber betont hier eine Verknüpfung zwischen dem Salbungsauftrag und dem Amt des nagid und nicht des melekh. Gemäß diesem Erzähler bedeutet das also, dass die ursprüngliche Absicht von JHWH, als er ihnen ihren »Gesalbten«, ihren Messias, gewährte, nicht etwa war, ihnen das zu geben, was sie wollten, nämlich einen König, wie ihn die anderen Völker hatten, sondern einen neuen Typ von Herrscher, um den Willen JHWHs auszuführen. , Jaazor] hebr.: »er soll anhalten« (Grundbedeutung). , jimschol oder jischlot] hebr.: »er soll regieren«; »er soll herrschen«. , ſebach-Berichts] ſebach: hebr.: »Opfermahl«. , mana] hebr.: »Anteil«. , waj-jarem eth hasch-schoq] hebr.: »und er hob die Keule«. , »Keule der Hebe«] Hebe, hebr.: truma, ist eine heilige Abgabe und enthält die gleiche Wurzel wie das Verb in waj-jarem. , tabach] hebr.: »Koch«. , heela] hebr.: (hier) »darbringen«. , mincha] hebr.: »Geschenk« (an Könige oder Gott). , Oth] hebr.: »Zeichen«; findet sich als Plural in I Sam ,. , (we-daag)] hebr.: »und er sorgte sich«. , am Grabe der Urmutter] Rachels Grab in I Sam ,: Rachel ist die Mutter Benjamins, aus dessen Stamm Saul stammt. ,- Die Gabe des Geistes […] nabi sein.] Von allen israelitischen Ämtern ist das des nabi offenkundig dasjenige, das Buber am höchs-
[Der Gesalbte]
ten schätzt. So ist es keine Überraschung, dass er den ursprünglichen Erzähler von Sauls Aufstieg so interpretiert, dass dieser es für notwendig hält, dass der Gesalbte in gewisser Hinsicht selbst ein nabi wird, bevor er als nagid, moschi’a [Retter] oder melekh dienen kann. , bama] Pl. bamoth: hebr.: »Höhe«, »Höhenheiligtum«. ,- hithnaboth] hebr.: »sich als Prophet gebärden, als Prophet weissagen«, »in Verzückung geraten« (I Sam , u.). ,- die Philister ihre […] Siegesmale dicht an dem »Hügel Gottes« errichtet haben.] I Sam ,: Buber verwirft die übliche Übersetzung von »Wachtposten« für hebr. naziw und denkt an die andere Bedeutung des Wortes »Säule«, aus dem er die Siegesmale herleitet. »Hügel« ist die Wiedergabe des manchmal nur als Ortsnamen aufgefassten Gibea. , chebel] hebr.: »Schar«. , alttestamentlich analogielosen Weise] I Sam ,: auch unter den Einfluss des »bösen Geists« wird hithnaboth, »sich wie ein Prophet gebärden« für Sauls Verhalten gebraucht; dt. Übersetzungen verwenden hier Worte wie »rasen« oder »toben«. ,- we-jaradtha ist des asyndetischen thochel wegen] hebr.: »und du wirst/sollst herabsteigen«; thochel (hebr.): »du sollst warten«. ,- niphal […] hithpael] Zwei hebr. Konjugationsformen zu einem von nabi »Prophet« abgeleiteten Verb. Die Niphalform wird in I Sam , verwendet und bedeutet etwa »von prophetischer Begeisterung ergriffen sein«. Die Hithpaelform bedeutet »sich wie ein Prophet gebärden«, wie in I Sam ,. ,- nur noch die Söhne der Künder, die Söhne der Künderschaft.] benei nebiim: Dieser hebr. Ausdruck wird oft mit Prophetenjünger oder Prophetenschüler wiedergegeben, z. B. II Kön ,. , Elisa] Prophet im Nordreich und Schüler des Propheten Elijas, . Jh. v. Chr. , mi abihem] hebr.: »wer ist deren Vater«. , ban-nebiim] hebr.: »unter den Propheten«. , hab-bajta statt hab-bama] hebr.: »nach Hause« statt »nach der Opferhöhe«; die Septuaginta liest hier »nach dem Hügel«. , die Siebzig] die Septuaginta-Übersetzung. , nagid] vgl. Wort- und Sacherläuterung zu ,. ,- den Abschnitt vom Losewerfen] I Sam ,-. ,- in einer Feindesnot […] der Not eines ganzen Zeitalter] Buber porträtiert seinen ursprünglichen Erzähler als jemanden, der im Kontext einer »Feindesnot« arbeitet; ein Konzept, das an den für Carl Schmitts Werk so zentralen Begriff des Ausnahmezustands denken
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lässt. Vgl. Carl Schmitt, Politische Theologie. Vier Kapitel zur Lehre von der Souveränität, Leipzig . Hier wie da macht der Notstand etwas vom Wesen »des Herrschaftsauftrags« offenkundig. Hier wie da führt der Notstand um der Sicherheit willen zu einem Konzept des politisch Nötigen und zu der außerordentlichen Machtübertragung auf einen Einzigen. , melukha- Verfassungsurkunde] hebr.: »Königtum«. , we-atha] hebr.: »und jetzt«. , ῾alenu] hebr.: (König) »über uns«. , hithjazbu] hebr.: »stellt euch auf«. , waj-jithjazeb] hebr.: »und er stellte sich auf«. , bachur] hebr.: »erwählt« oder »Jüngling«. , bachar] hebr.: »erwählen, auswählen«. , wa-jehi ke-macharisch, wa-jehi ke-mechodesch] hebr.: »und er war wie stumm«, »und es war ungefähr ein Monat danach«; der letztere Ausdruck ist die Version der Septuaginta. Buber orientiert sich wieder am massoretischen Text. , ke] eine hebr. Partikel, die »wie« bedeuten kann. , tongue-tied] engl.: »(zeitweise) unfähig zu sprechen«. , »die Tapfern, deren Herz Gott angerührt hatte«] I Sam ,. , wa-jischealu] hebr.: »und sie fragten«. Die Ähnlichkeit zu Schaul (hebr. Namensform von Saul) ist etymologisch und klanglich deutlich. , we-joschienu] hebr.: »und er soll uns retten«. , »im en moschia lanu«] hebr.: »gibt es keinen Retter für uns«. , jeschua gedola] hebr.: »große Rettung«. , das Anfangszeichen (xiii a)] das übliche »Wachtposten«, hebr. naziw, übersetzt Buber mit »Pfahl«, »Säule«, vgl. Wort- und Sacherläuterung zu ,-. ,- Unternehmung gegen Ammon] I Sam ,-. ,- das Neue in Sauls Befehl ist […] Vollzugsgewalt stützt.] Anspielung auf Sauls Drohung, die Rinder der Kampfverweigerer zu zerhacken. ,- »hinter Saul« noch die Worte »und hinter Samuel«] I Sam ,. , »Sonnenmann«] Übersetzung von Simsons Namen. ,- Leitworthaft ist […] verknüpft] Die angegebenen hebr. Worte leiten sich alle von »König«, »Königtum« oder »als König herrschen« ab. , zum heiligen Ringwall] Der Ortsname Gilgal lässt an »rollen« (hebr.: gilgel), »Rad« (hebr.: galgal) denken. Der bis heute nicht identifizierte Ort wird in den Büchern Josua und Richter, sowie bei Amos und Hosea mehrfach als Kultort erwähnt.
[Der Gesalbte]
, chaddesch] hebr.: »erneuern«. , Hithpaelstelle] Hithpael ist eine hebr. Konjugationsform mit reflexiver Bedeutung. , melukha] hebr.: »Königtum«. , »die Tapfern, denen Gott das Herz angerührt hatte«] I Sam ,. , »das Niederträchtige« Goethes] Anspielung auf das Gedicht »Wanderers Gemüthsruhe« von Johann Wolfgang Goethe mit den Anfangszeilen »Über’s Niederträchtige / Niemand sich beklage«. In: Johann Wolfgang Goethe, Gedichte, hrsg. von Bernd Witte, Stuttgart , S. . , Nagidtums] Wortneubildung von Buber von nagid; vgl. Wortund Sacherläuterung zu ,-. , mischpat] hebr.: »Recht« oder »Rechtsordnung«, vgl. in diesem Band, S. . , eine abschließende Rede Samuels] I Sam . Die abschließenden Reden von Moses (Dtn - u. ), Josuas (Jos ) sowie Samuels spielen neben den Reden in Jos und der Rede Salomons anlässlich der Tempeleinweihung (I Kön ) eine wichtige Rolle für Martin Noths These, dass die biblischen Bücher Deuteronomium, Josua, Richter, Samuel und Könige, die in der hebr. Bibel hintereinander stehen, ein zusammenhängendes Geschichtswerk bilden, welches Noth wegen des stilistischen und theologischen Ausgangs vom Deuteronomium aus als »Deuteronomistisches Geschichtswerk« bezeichnete. (Vgl. Martin Noth, Überlieferungsgeschichtliche Studien. Teil : Die sammelnden und bearbeitenden Geschichtswerke im Alten Testament, Halle .) Das bedeutet nicht, dass die Texte alle von einem Verfasser stammen, sondern der Verfasser des »Deuteronomistischen Geschichtswerks« griff auf vorhandenes Material zurück und verflocht die Texte durch Reden und Geschichtsreflektionen zu einem chronologischen Gerüst. Er schrieb im Exil und wollte die politische und religiöse Katastrophe als Folge des Abfalls von Gottes Geboten erklären, wobei das Versagen der Institution des Königtums von besonderer Bedeutung ist. Noth fand damit auch international viel Beifall, und die These wird, wenn auch teilweise stark modifiziert, weiterhin von den meisten Universitätsgelehrten vertreten. , von wat-thomru an] hebr.: »ihr spracht ja«; es handelt sich um die Worte, die in den Zeilen - zwischen die Gedankenstriche eingeschoben sind. , ῾ed oder ῾edim] hebr.: »Zeuge« bzw. »Zeugen«. ,- waj-jomru ῾edim] hebr.: »und sie sagten: ja wir sind Zeugen«, die letzten Worte von Jos ,.
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,- teils der hoseanischen, teils der jeremianischen Zeit] Hosea lebte am Ende des . Jh. v. Chr. und Jeremia gut Jahre später. ,Anmerkung aschok razoz] hebr.: aschok »bedrücken«; razoz »zerbrechen«, »bedrücken«; lakoach kofer »sich bestechen lassen«. , hithjazbu] hebr.: »stellt euch auf«; vgl. Wort- und Sacherläuterung zu ,. , li-phene JHWH] hebr.: »vor JHWH«. , we-ischaphta] hebr.: »ich werde richten«. ,- chatanu la-JHWH] hebr.: »wir haben gesündigt gegen JHWH«. , chatanu ki ῾asabnu eth JHWH] hebr.: »wir haben JHWH verlassen«. , we-῾atha] hebr.: »und jetzt«; Bubers Ausführungen kreisen um die Frage, inwiefern das Wort ῾atha als Leitwort geeignet ist. , gam ῾atha] hebr.: »auch du«. , ſaak] hebr.: »schreien«. , we-jithen] hebr.: »und er wird geben«. , we-eth Schemuel] hebr.: »und den Samuel«; kurios, weil Samuel hier von sich spricht. , wa-ani bis ithchem] von »ich bin aber alt und grau geworden und meine Söhne sind bei euch«. ,- ascher scheeltem] hebr.: »nach dem ihr gefragt habt« – Anspielung auf Sauls Namen. , ascher bechartem] hebr.: »den ihr gewählt habt«; Bubers Argumentation ist, dass einer der beiden direkt hintereinander gestellten Relativsätze zu streichen ist. ,- wa-῾abadethem otho] hebr.: »und ihm dient«. , we-lo thamru eth pi JHWH] hebr.: »und du sollst nicht gegen den Mund JHWHs rebellieren«. ,- wi-hejithem die Lesung […] wi-chejithem] Statt »ihr sollt sein« will Buber »ihr sollt leben« lesen. Das ist durch den Austausch eines ähnlichen Buchstabens möglich, chet statt hej. ,Anmerkung achar JHWH elohechem] hebr.: »nach JHWH eurem Gott«; der Ausdruck wirkt im Kontext schwer verständlich. , u-merithem eth pi JHWH] hebr.: »(wenn) ihr rebelliert gegen den Mund JHWHs«. , für u-ba-abothechem […] u-be-malkekhem] hebr.: (und die Hand Gottes sei gegen euch) »und gegen eure Väter« soll ersetzt werden durch »und gegen euren König«. , von wa-῾abadethem bis lebabchem] Der Abschnitt von »und ihr sollt ihm fürwahr dienen mit eurem Herzen«.
[Der Gesalbte]
, jireu und ki reu] hebr.: »ihr sollt fürchten« und »denn ihr sollt sehen«; jeweils zu Beginn der zwei Vershälften. , xi LXX] LXX = Septuaginta. Buber liest mit der Septuaginta Samuel statt Saul, vgl. in diesem Band, S. . , Kreis Meribaals] Meribaal, der auch Mephiboschet genannt wird, ist der Sohn Jonathans und Enkel Sauls. ,- Eine Analyse von Kap. xiiif. braucht daher hier […] nicht vorgenommen zu werden.] Buber beschäftigt sich eingehender mit der Geschichte von Sauls Verwerfung in der »Arbeitsgemeinschaft« (in diesem Band, S. f.). Es ist anzunehmen, dass er in den weiteren Kapiteln von Der Gesalbte darauf zurückgekommen wäre. , achare khen] hebr.: »danach«. , beth had-damim] hebr.: »Haus des Blutes«. , isch had-damim] hebr.: »Mann des Blutes«. Der Ausdruck bezieht sich auf David. ,- der Zeit von der Reichstrennung bis zu Hiskia] ca. - v. Chr. In diesen Zeitraum sind die Propheten Elija und Elisa, Amos und Hosea eingeschlossen. ,Anm προφήτηϚ] griech. »Prophet«. , Nathan] Der am Hof Davids und Salomos wirkende Prophet tritt an drei Stellen prominent auf: Er weissagt in II Sam ,, dass Davids Dynastie ewigen Bestand haben wird; in II Sam und klagt er David wegen Ehebruchs an. Schließlich spielt er in der Erzählung von Salomos Throneinsetzung eine wichtige Rolle (I Kön ). , Seinem Kreis glaube ich unseren Erzähler zuzählen zu sollen.] Das ist die historisch-kritische These des Kapitels, deren Stichhaltigkeit auf der vorangehenden Darstellung beruht. , Ephraim] andere Bezeichnung für das Nordreich. , Samariens] Weitere Bezeichnung für das Nordreich (nach dessen Hauptstadt Samaria). , Ahiarede] Ahija von Silo, ein Prophet, der den späteren ersten König des Nordreichs unterstützte. ,Anmerkung Ebjathar] Ebjathar oder Abjathar stammt aus dem Haus Eli, der Sauls Massaker an den Priestern überlebt und zu David übergeht (I Sam ,-). Unter Salomo wird ihm und seinen Nachkommen das Priesteramt entzogen und er wird nach Anatot verbannt (I Kön ,-). , Jotham-maschal] maschal hebr.: »Gleichnis«; Jothamfabel, Ri ,. ,- Midrasch] Die rabbinische Form der Schriftauslegung, die einzelne Worte und Passagen der Bibel sinngemäß zu erklären versucht, wo-
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bei die Ausleger sich große Freiheiten mit dem biblischen Text erlauben, wie z. B. gleiche Worte, die in einem Zusammenhang verwendet werden, mit einer ganz anderen Textstelle zu verbinden, wie auch neue Geschichten und Fabeln zu erfinden. ,Anmerkung waj-jachdelu mim-meschoach] hebr.: »sie werden aufhören zu salben« – Buber lehnt diese Lesung der Septuaginta ab, weil man sarim (Fürsten) nicht salbt. ,- Wenn es sich mit Saul ebenso verhielte, […] und keinen Messianismus gegeben.] Dies ist eine der wenigen Passagen, in denen Buber die Thematik von Der Gesalbte mit den späteren historischen Entwicklungen verbindet. Das Salbungsritual ist das Novum, welches das neue Amt auszeichnet und Saul davon abhält, nur ein schophet oder nur ein nabi zu sein; es bereitet »den sakralen Grund« und bringt »das Zielmysterium« hervor, die für ein menschliches Königtum und für die messianischen Ideen notwendig sind, die auf die Königszeit folgen. , Melukha und ihren Mischpat] melukha hebr.: »Königtum«; mischpat hebr.: »Recht«, »Rechtssystem«. , Agag] der Amalekiterkönig, an dem Saul nicht den Bann vollstreckt hat, was seine Verwerfung begründet, und der von Samuel getötet wird. , Eliden] vgl. Wort und Sacherläuterung zu ,. , scheiltiw] hebr.: »Ich habe ihn erbeten«. Buber weist darauf hin, dass die Herkunft des Namens Samuel (hebr. Schmuel) erklärt werden soll, wie Hannas Rede zeigt (»ki« bedeutet »weil«), obwohl die sprachliche Assoziation viel besser zu Saul passt (hebr. Scha’ul). , Kampfnasiräat […] Nasiräer] vgl. Königtum Gottes, in diesem Band, S. u. . , zadokistische] Zadok ist der Ahnherr der hohepriesterlichen Familie, die fast durchgängig von Salomo bis zur Zerstörung des . Tempels n. Chr. das Amt innehatte. Zadok gelangt in dieses Amt, weil er Salomo in der Thronnachfolge unterstützt und ihn zum König salbt. Vgl. II Sam ,; ,-; I Kön ,-. , Niphal] Buber erklärt, warum die Chronikstelle nicht zum Verständnis beiträgt. In I Sam , erscheint »durchbrechen« im Niphal (hebr. Konjugationsform mit zumeist passiver Bedeutung), während die Vergleichsstelle in II Chr , zwar dieselbe Verbalwurzel, aber im Pa’al (Konjugationsform der aktiven Grundbedeutung) enthält. Darüber hinaus spricht die Samuelstelle von (prophetischer) »Vision«, während die Chronikstelle von dem »Wort« (Anordnung des Königs Hiskia) spricht.
[Der Gesalbte]
, chason] hebr.: »Sicht«, »Traumgesicht«, »(prophetische) Vision«. , raa] hebr.: »sehen«, »wahrnehmen«. , hinne jamim baim] hebr.: »siehe, Tage kommen«. ,- ha-niglo niglethi] hebr.: »habe ich mich nicht offenbart«. , terem jiggale] hebr.: »noch hat er sich nicht offenbart«. , nigla] hebr.: »er hat sich offenbart«. , kohen neeman] hebr.: »treuer Priester«. , neeman le-nabi] hebr.: »betraut zum Propheten«. , Tabach] hebr.: »Koch«. , Bama] hebr.: »Höhenheiligtum«. , Ephod] Das ephod war ein Kleidungsstück, das die Priester im alten Israel trugen, manchmal um eine Brustplatte erweitert, welche die Orakelsteine urim und tummim enthielt. ,- Sauls Mitnahme von Ephod] Buber entscheidet sich hier wieder für die Septuagintaversion. Der massoretische Text spricht von der »Lade Gottes«, was unlogisch ist, weil sie erst unter David wieder zu Ehren kommt (II Sam -), nachdem sie in die Hände der Philister gefallen war. , Eben haeser] hebr.: »Stein der Hilfe«. In I Sam ,- ist es der Ort der Schlacht, an dem die Philister die Israeliten besiegen und die Lade erbeuten. ,Anm lemor] hebr.: »sagend«. , Knaben Ehrlos] Übersetzung des hebr. Namens Ikabod. , verherrlichen V. ] I Sam ,. , schakhab] hebr.: »liegen«. , Hekhal] hebr.: »Heiligtum«. , Inkubationsorakel] Traumorakel während des Schlafs im Tempel, bekannt aus dem antiken Griechenland. , Ätiologie] Ätiologie bedeutet hier, dass ein für den Erzähler gegenwärtiger Zustand wie hier das Ortsheiligtum mittels einer sagenartigen Erzählung in seiner Heiligkeit begründet wird. ,- die Erzählung von Samuel und Saul ihre Anfangssituation] Buber erörtert I Sam im folgenden Kapitel. ,- »kanaanäischen Offenbarungsweise«] Es gibt keine Funde, die uns etwas darüber mitteilen könnten. ,- Jepsen […] durch Nebiim berichtet] Für Bubers Argumentation einer »indirekten Theokratie« ist es wesentlich, dass die Könige von Propheten und nicht Priestern gesalbt werden. Dadurch wird deutlich, dass das staatliche Gebilde weiterhin einen theopolitischen Charakter hat: Jhwh ist noch immer Teil des Regierungsgeschehens; er hat nicht die ganze Macht an die Menschen übergeben.
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, d. h. bei einem auditionellen Menschen] In dem Vortrag »Der Geist des Orients und das Judentum«, gehalten im Berliner Abgeordnetenhaus im Jahr , unterscheidet Buber zwischen einem orientalischen und abendländischen Menschentyp. Dabei ordnet er dem Orientalen auch das Hören zu. Vgl. Vom Geist des Judentums. Reden und Geleitworte, S. - (jetzt in: MBW ., S. -). , frondierender Priester] frondierend: aufständisch, rebellierend. ,- Dabar oder Ruach, Logos oder Pneuma] hebr. und griech.: »Wort oder Geist«. ,- Wer biblisch in der Vollmacht redet, […] dann den Dabar empfangen.] Diese Unterscheidung zwischen den zwei Typen der prophetischen (im Gegensatz zur priesterlichen) Begegnung mit dem Göttlichen stellt wieder die Frage nach der Beziehung zwischen Bubers biblischen und dialogischen Schriften. »Die Ruach ist distanzlos wie das körperüberziehende Getast, der Dabar hat die geheimnisvolle Distanz des Gehörs: Berührung ohne Kontakt.« (in diesem Band, S. ,-) Diese Typologie des Empfangens ist vielleicht reicher und detaillierter als die, die man in Ich und Du findet. ,Anmerkung me-ha-jom ha-hu wa-maala] hebr.: »von jenem Tag und weiter«. , elianischen] Elia oder Elija, Prophet des Nordreichs im . Jh. v. Chr., der den König Ahab (- v. Chr.) bekämpfte. Elias Schüler Elisa (oder Elischa) half die Dynastie beim Putsch Jehus zu stürzen. (Vgl. II Kön ,-.) , Die merkwürdige Anekdote] vgl. »Arbeitsgemeinschaft«, in diesem Band, S. f. , die viel umstrittene Ortsbezeichnung] Zumeist mit Najot wiedergegeben. Sie wird manchmal nicht als Eigenname, sondern als Ableitung von nawe, als »Wohnungen« verstanden. Dieses Wort kann aber auch »Wiese« oder »Weide« bedeuten. , lahaqa] hapax legomenon (Wort, das nur einmal vorkommt), in diesem Fall oft für einen Schreibfehler gehalten, sinngemäß hier »Gruppe«. , Dittographie] Ein Abschreibfehler: ein Wort wird versehentlich zweimal geschrieben, das im selben Vers vorhandene Verb la-qachat (hebr.: »nehmen«) könnte hier fälschlich hereingerückt sein. , nizab] hebr.: »hingestellt, vorstehend«. , Nebia] fem. Form von nabi. , Hekhal] hebr.: »Heiligtum«. ,- tessarakontadischen chronologischen Schemas] Die griech. tessarakonteres waren große Galeeren, die von vierzig Rudererpaaren an-
Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde
getrieben wurden. Buber geht es hier um ein Schema mit der Zahl vierzig – die Zahl mit der zumeist die Wirkungszeit der charismatischen Retterfiguren, der »großen« Richter angegeben wird, während zu den »kleinen« Richtern, die listenförmig aufgezählt werden, realistisch wirkende Angaben zur Dauer ihrer Tätigkeit gemacht werden, vgl. Ri ,-. ,- Moschiim] hebr.: »Retter«, vgl. in diesem Band, S. . ,- Damit aber setzt er sich zu der ihn tragenden Grundanschauung in Widerspruch.] Als Samuel, im Bemühen der Priesterdynastie eine Gegendynastie gegenüberzustellen, seine Söhne zu schophtim ernennt, begeht er Bubers Theopolitik zufolge die Kardinalsünde: die eingesetzten Mittel verstoßen gegen das gesetzte Ziel. Daraus folgt: »seine spätere Politik ist eine folgerichtige früh-nebiische Theopolitik nicht mehr« (S. ) und deswegen trägt Samuel eine gewisse Verantwortung für die Entwicklung zum »Volksbegehren«, mit der Buber seine Untersuchung in Der Gesalbte begann. , Suffetendynastie] Suffeten: die beiden höchsten Beamten in Karthago. ,- Die den Beauftragten am Auftrag messende Kritik […] martyriumbereit.] Zum Gegensatz von Volksvertreter und Volksbeauftragten vgl. Wort- und Sacherläuterung zu ,. S.; siehe auch S. und S. . Dieser Satz stützt den dort gegebenen Kommentar. , theokratisch […] theokratistisch] Buber unterscheidet hier zwischen dem frühen naiv-theokratischen und dem späteren reflektierten theokratistischen Versuch, die Theokratie umzusetzen. , den Zerfall fördert, arbeitet ihr vor] Die hebr. Übersetzung diesen Kapitels »Schemuel wehischtalschalut haraschujot bejisra’el« in: Buber, Darko schel Miqra, S. fügt hinzu »und bereitet den Weg für die Monarchie«. , verschworene Berserker] die Geschichte von Simson, Ri -. ,- den Eisenspeer der Philister] »Technologische« Überlegenheit, die die Philister monopolartig schützten, vgl. I Sam ,-. ,- Moschiim] hebr.: »Retter«. , Gerusie] griech.: »Ältestenrat«. Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde Dieser Aufsatz wurde erstmalig im Dezember in der Zeitschrift »Merkur« veröffentlicht. Für Buber hatte dieser Aufsatz eine besondere Bedeutung, wie aus seinen Brief an den Freund und Schüler Maurice
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Friedman vom . September (B II, S. ) hervorgeht, in dem er den Essay neben den Aufsatz »Abraham der Seher« (W II, S. -, jetzt in: MBW ) stellt. »Ich selber zähle die beiden Essays zu meinen allerwichtigsten.« Unter dem Titel »Sehertum. Anfang und Ende« sind die beiden Essays als kleines Büchlein auch erschienen. Jedoch behandelt Buber selbst in seiner Werksausgabe von die beiden Aufsätze als getrennte Einheiten. Weder wird dem Leser der gemeinsame Titel mitgeteilt, noch sind sie hintereinander geordnet. Zudem ist der Titel hier, wie auch schon in »Sehertum«, zu »Prophetie und Apokalyptik« gekürzt. Den längeren Titel behält jedoch die erschienene englische Übersetzung bei. Im Vorwort der Werkausgabe stellt Buber zur Intention seiner dort veröffentlichten »Aufsätze über begrenzte Gegenstände des biblischen Schrifttums« fest: »sie ziehen, ausgesprochener oder andeutender Weise, Folgerungen für das Leben des heutigen Menschen« (Werke II, S. ). Der Essay enthält die prägnanteste Aussage, die Buber zur Dichotomie von prophetischer und apokalyptischer Weltsicht macht. Diese zwei »Grundhaltungen« werden hier als Idealtypen dargeboten, zwischen denen sehr wenige Überschneidungen existieren und ausgleichende Kompromisse kaum denkbar sind, wobei sich Buber bewusst ist, dass in der historischen Realität die Idealtypen nicht in dieser Reinheit vorkommen: »muß ich von allem Untypischen, so elementar bedeutsam es sonst auch ist, absehen […] ich muß den essentiellen Unterschied der Grundhaltungen an eindeutigen Beispielen aufzeigen.« (In diesem Band, S. .) Als »Grundhaltungen« stehen sie sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene den jeweils Handelnden zur Verfügung. »Die Stunde« spielt als Konzept eine besondere Rolle in diesem Text, auch wenn dieser Begriff aus einigen Ausgaben als Titel entfiel. Er bezeichnet den unerwarteten Moment in der Gegenwart, der den Menschen mit einer Herausforderung konfrontiert. Das Gegenteil davon ist das »Lebensgetriebe«, die Routine des Alltags. Es geht hier aber weniger um eine einzelne konkrete Entscheidung als um die Frage, ob eine Entscheidung, eine Wahl zwischen Möglichkeiten, überhaupt möglich ist. Die Prophetie Israels als religionswissenschaftliches Phänomen steht dafür, dass Entscheidungen und damit Wahlfreiheit möglich ist, während die hellenistisch beeinflusste Apokalyptik gerade das verwirft. Nach Buber geht es den Propheten nicht um das Vorhersagen der Zukunft, sondern sie stellen das Volk vor eine Wahl: Umkehr, was mit dem deutschen Wort »Reue« nur ungenau wiedergegeben ist, oder keine Umkehr. Selbst die sogenannte »Unheilsprophetie« behält sich die Möglichkeit vor, dass Gott seinen Entschluss bereuen könne. Die Apokalyptiker
Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde
gehen hingegen davon aus, dass der Ablauf der Ereignisse nach einem vorab festgelegten Plan erfolgt, der die menschlichen Handlungen vorherbestimmt. Es geht also um die Frage, ob der Mensch eine echte Entscheidungsmacht hat, beziehungsweise, wie Buber es ausdrückt, ob das »Sonderwesen Mensch zu einem Überraschungszentrum der Schöpfung erschaffen« sei (Ebenda, S. ). Buber nimmt eindeutig Partei für die prophetische Sicht: »die Tiefe der Geschichte […] ist mit dem Propheten im Bunde.« (Ebd., S. ) Schon dass er die prophetische Botschaft mit »Umkehr« und Reue assoziiert, drückt seine Ansicht aus, dass die Propheten die richtige Perspektive einnehmen, während die Apokalyptiker einer problematischen, weil passiven Weltanschauung anhängen. Mit Prophetie verbinden sich Rede und Ansprache, Entscheidung, Leben und Zukunft während Apokalyptik für isoliertes Schreiben, Vorherbestimmung, Tod und Zeitenende steht. Darüber hinaus verweist Buber auf die Geschichtstheorie von Karl Marx () als modernes Beispiel für die apokalyptische Weltsicht, führt aber kein modernes Beispiel der prophetischen Alternative an, wie er es z. B. in »Pfade in Utopia« anbietet, nämlich den voluntaristischen, anarchistischen Sozialismus. Textzeugen: H1: Handschrift im MBA (Arc. Ms. Var. , gimel ); paginierte lose Blätter; undatiert; einseitig beschrieben in blauer Tinte; mit vielen Korrekturen versehen. h2: unvollständige Handschrift im MBA (Arc. Ms. Var. , gimel ); paginierte lose Blätter; undatiert; einseitig beschrieben in blauer Tinte; mit vielen Korrekturen versehen; die erhaltenen Blätter umfassen den Abschnitt S. ,-, des Textes. h3: unvollständige Handschrift im MBA (Arc. Ms. Var. , gimel ); paginierte lose Blätter; undatiert; einseitig beschrieben in blauer Tinte; mit wenigen Korrekturen versehen; die erhaltenen Blätter umfassen den Abschnitt S. ,-, des Textes. H4: Handschrift im MBA (Arc. Ms. Var. , gimel ); paginierte lose Blätter; undatiert; einseitig beschrieben in blauer Tinte; mit vielen Korrekturen versehen. ts: unvollständiges Typoskript im MBA (Arc. Ms. Var. , gimel ); Blatt; versehen mit der Seitennummer ; mit vereinzelten handschriftlichen Korrekturen versehen; enthält die drei letzten Absätze des dritten Abschnitts und den Beginn des vierten Abschnitts (S. ,-,). 1 D : Merkur, . Jg., Heft , Dezember , S. - (MBB ).
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D2: Neue Schweizer Rundschau, NF, . Jg., Heft , Dezember , S. - (MBB ). D3: Sehertum. Anfang und Ausgang, Köln u. Olten: Jakob Hegner , S. - (MBB ). 4 : d Teilabdruck des dritten Abschnittes (,-,) unter dem Titel »Die Alternative«; in: Stationen des Glaubens, Wiesbaden: Insel-Verlag , S. - (MBB ). D5: Werke II, S. - (MBB ). Druckvorlage: D1 Übersetzungen: Englisch: Prophecy, Apocalyptic and the Historical Hour, in: Union Seminary Quarterly Review, . Jg., Heft , März , S. - (MBB ). Französisch: Prophétie et apocalypse, übers. v. Marthe Robert, in: Evidences, . Jg., Heft , Dezember , S. -. (MBB ). Hebräisch: nevu’a we-apokaliptika, in: Darko schel Miqra. Ijunim bi-dfusei-ssignon be-Tanach, Jerusalem: Mossad Bialik , S. - (MBB ). Variantenapparat: ,Titel Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde] Prophetie und Apokalyptik D3 Die Alternative d4 Prophetie und Apokalyptik D5 , Der Mensch] Der einzelne Mensch H1, H4 in Kapitälchen D3 ,- , der sich […] tragen läßt,] fehlt H1 , doch zuweilen] zuweilen H1 ,- zwischen […] Schlendrian absagen] zwischen der und der Zukunft eine besondere, eine fragliche Verbindung offenkundig besteht. Wenn er jetzt, jetzt, im nächsten Nu, den Schlendrian abtut H1 , seiner persönlichen Zukunft] der persönlichen Zukunft D2 , Möglichkeiten des Reagierens] Möglichkeiten des Reagierens [, die da vor ihm auftauchen] H4 ,- die vergessenen Urkräfte […] Entscheidung, die] die vergessenen Kräfte aus ihren Verstecken holt und die Entscheidung trifft, die von der Situation unverkennbar gefordert ist, wird ihn das teilhaben lassen an der Entscheidung, die dort H1 , über die Beschaffenheit aller künftigen Stunden getroffen wird.] aller künftigen getroffen wird? H1 , Beschaffenheit der] fehlt D3, D5
Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde
,- Oder aber er verscheucht […] nichts vorzumachen] Oder findet er es angemessen, sich nichts vorzumachen H1 ,- sich, wie man sagt, nichts vorzumachen,] »sich nichts vorzumachen« D3, D5 , Situation] Stunde ! Situation H1 ,- ein verfallener Mensch] [ein Verfallener] ! verfallen H1 ,- – hänge doch alles […] Getriebe.] und die weiteren Stunden hdes Ablaufsi hangen aneinander wie Kletten, bis zur letzten, die sich schon angesagt hat? H1 , Versetzen] Übertragen H1 Übertragen ! Versetzen H4 , Differenzen und Komplikationen] Zwischennuancen H4 , ihr einwohnenden Möglichkeiten] ihrer Möglichkeit H1 , menschlichen Grundhaltungen] Grundhaltungen H1 , heilsam zu sein vermag] heilsam sein dürfte H1 ,-, Von wo aus […] zu wählen bekommt] fehlt H1 ,- zu erreichen […] zu setzen] zu erreichen [möglich] ! gegeben ist, ist [wohl, statt den einen Aspekt gegen den anderen zu setzen] ! doch, die beiden Aspekte, statt sie gegeneinander zu setzen H4 , sie] sie ! die Dialektik H4 , erleuchtet] illuminiert ! erleuchtet H4 , , uns zu führen] fehlt D3, D5 , geläufigen] vertrauten ! geläufigen H4 , verhängt] verhaftet ! festgelegt ! verhängt H4 , sakralen Namen] heiligen ! sakralen Namen H4 ,- Aber nicht unsres eignen personhaften Glaubens allein. Auch die Geschichte des menschlichen Glaubens leistet uns Hilfe.] Aber auch die Geschichte des menschlichen Glaubens leistet uns Hilfe. D3, D5 ,- Geschichte] hervorgehoben H4 , entgegensteht] standhalten kann D3, D5 ,- Grundhaltungen] Grundgestalten ! Grundhaltungen H1 , , in die Reinheit […] erhoben,] fehlt H1 ,- denen, kraft dieser Reinheit und Unbedingtheit] denen [weit über diese Geschichte hinaus, ja für den ganzen Geschichtsbereich] H1 ,- den Weg […] Wegstück] die Geschichte des Menschen, und im besondern für die Gegenwärtige H1 ,- Diese Verkörperungen […] Untergangs] [Ich habe im Sinn, an zwei grossen [Beispielen] ! Erscheinungen der Religionsgeschichte, dem von der Prophetie Israels im Zeitalter der Könige und in der jüdischen und jüdisch-christlichen Apokalyptik zwei wesensverschiede-
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ne Haltungen zur jeweiligen geschichtlichen Stunde in ihrem Verhältnis zur Zukunft zu erläutern] ! Diese Verkörperungen […] Untergangs H1 , gefällte Urteil] geäußerte Urteil H1 , wesensverschiedene Sichten] grundverschiedene ! wesensverschiedene Grundanschauungen H1 , Texte] fehlt H1 ,- seiner Schöpfung das Heil zu schenken] seine Schöpfung zu ihrem Heil zu führen H1 ,- trächtigen Augenblick] zukunftsträchtigen Augenblick H1 , der Sprecher spricht] der Sprecher unter Berufung auf ihn spricht H1 , zum Kommenden] zur Zukunft H1 ,- des Sprechers, zugestanden] dieses ! des Sprechers [oder Lesern seiner] zugesprochen H1 , wesentlich] entscheidend ! wesentlich H1 wesenhaft H4 ,- Dieser Unterschied […] er hat jede Generation […] zu lehren] Diese Differenz ist wie gesagt keineswegs bloss historisch belangreich, [sondern auch für uns heute Lebenden] ! [es kommt ihr] ! sie hat für jede menschliche Generation [und ganz besonders] ! in [besonderer] ! eigentlicher Weise aber [für] die unsere, [eine hohe aktuale Bedeutung zu] ! etwas Letztwichtiges zu lehren H1 ,- elementar bedeutsam] wichtig ! elementar belangvoll? H1 , essentiellen Unterschied] tiefen ! essentiellen Unterschied H1 , aufzeigen] aufzeigen [an denen es nicht fehlt] H1 , In einer Zeit] Beginn des Textes in d4 ,- sich in großen Zeichen zu manifestieren beginnt] [offenkundig zu werden] ! in die Erscheinung zu treten beginnt H1 [in die Erscheinung tritt] ! sich in grossen Zeichen zu manifestieren beginnt H4 , vernimmt Jeremia] ergänzt (, f.) D5 , zur Werkstatt […] drunten im Tal] [zum Haus] ! zur Werkstatt […] hdrunten im Tali H4 , Er begibt sich] Er geht H1 , , in dem großen biblischen Wiederholungsstil,] fehlt H1 , erneut] in dem […] wiederkehrt H1 ,- von seiner Bosheit, derentwegen ich über es redete] von seinem Bösen, dessentwegen ich über es redete D2, D3, D5 , lasse ichs mir leid sein] [leidet es mich] ! lasse ichs mir leid sein H1 , plante] gedachte ! plante H1 , lasse ichs mir leid sein] leidet es mich H1
Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde
, gegenwärtig halten] vergegenwärtigen H1 , der junge Jeremia] als Jüngling, Jeremia H1 , empfangen] erfahren H1 , »Wohin] »Allwohin d4, D5 , wurde ihm da gesagt] ergänzt (, ) D5 , was all] allwas d4, D5 , Und während er] [Er spürte] ! Und während er H1 , hörte er weiter] ergänzt (V. ) D5 , Jene Mitteilung] [Auf jene persönliche Kundgabe] ! Jene Mitteilung H1 , erwählten Nabi, den »Künder«] erwählten ›Künder‹ d4 , Himmelsspruchs] [übersprachlichen] Himmelsspruchs H1 ,- auf Erden, […] Berufung] auf Erden, [erschliesst] ! wird ihm [nun, unter genauem Bezug auf sie in ihrem Sinn] ! nun, unter genauem Bezug auf [sie] ! die Sprache der Berufung H1 , untere Töpferscheibe] obere ! untere Töpferscheibe H1 ,- verworfen und neugeformt] [auf den Scherbenhaufen] verworfen hund neugeformti H1 , göttliche Töpfer] grosse Töpfer H1 ,- an den geschichtlichen Gestalten und Geschicken der Menschenvölker] an den [Geschicken [des Menschen] ! der Völker] ! geschichtlichen Geschicken der Menschenvölker H1 an den geschichtlichen hGestalten undi Geschicken der Menschenvölker H4 , können seinem Willen nach selber] können hseinem Willen nach selberi H1 , gewollten Tun] wollenden ! gewollten Tun H1 ,- von urher hat er es ihnen gewährt] hvon urher gewährt er ihnen, anzudringen? und einzudringen?i H1 , , bildend, vernichtend, die Antwort] h, bildend, vernichtend,i die Antwort H4 ,- Es »leidet ihn«] ›Leid ists ihm‹ d4 »Leidsein läßt er sichs« D5 ,- es leidet ihn des geplanten Übels] leid ists ihm des geplanten Übels d4 leidsein des geplanten Übels D5 ,- etwa seufzen oder stöhnen, sodann daran leiden] daran leiden H1 [daran leiden, was geschehen ist] ! [etwa stöhnen] ! [eine Art von Seufzen oder Stöhnen] ! etwa seufzen oder stöhnen H4 , oder stöhnen] fehlt D3, d4, D5 , geschehen ist oder geschehen soll] geschehen ist hoder geschehen solli H1 , Sintflut] ergänzt (Genesis , ) D5
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, dieses Geschöpf, das er, Gott, einmal anredet] dieser Mensch, den [die Stimme einmal anredet] ! es einmal vom Himmel her anredet H1 , anredet] ergänzt (Jeremia , ) D5 , gehört mit ins Geschehen] gehört mit [dazu] ! ins Geschehen H1 ,- ihm liegt jeweils zu sagen ob] er ist es, dem jeweils zu sagen obliegt H1 [er ist es, dem jeweils zu sagen obliegt] ! ihm liegt jeweils zu sagen ob H4 ,- , wie es in der Weissagung […] (Numeri , ) ] fehlt H1 hwie es in der Weissagung Bileams heissti H4 , offenkundige] offene H1 offene ! offenkundige H4 offene D2 , übergibt] übermittelt H1 ergänzt (Jeremia , ) D5 ,- »Bessert […] und wohnen lasse ich euch an diesem Ort.«] Bessert ihr […] … dann will ich euch wohnen lassen an diesem Ort.« D5 , Wenn aber] [Oder, zu König und Hof gewendet: »Tut Recht und Wahrheit, übt nimmer Unbill … tut ihrs, tut nach [dieser Rede] ! diesem Worte, werden Könige kommen durch die Tore dieses Hauses, … Hört ihr aber die [Rede] ! Worte nicht, ich habe bei mir geschworen, dass dann zur Ödnis dieses Haus wird«.] ! Wenn aber H1 ,-, beharrlich widerstreben] widerstreben [und immer tiefer versagen] H1 hbeharrlichi widerstreben H4 , nahende Katastrophe] kommende Katastrophe H1 ,- Und doch […] offen] Und doch [wird auch jetzt] ! [gilt es auch jetzt noch] ! kann auch jetzt noch das Wort der Gnade gelten: »Im Nu rede ich über ein Volk, über ein Königreich, auszureuten, einzureissen, X, – aber kehrt jenes Volk um von seiner Bosheit, derentwegen ich über es redete, lasse ichs mir leid sein des Bösen, das für es zu machen ich plante«. [Die zum Unheil veränderte geschichtliche Situation wird nicht durch ein Wunder aufgehoben, sie muss erlitten werden, aber auch in ihr noch [öffnet sich] ! kann sich der menschlichen Wesensumkehr eine Pforte der Gnade öffnen: die Zukunft ist nicht so festgelegt, dass der mit seinem ganzen Wesen zu Gott Umkehrende sich dennoch verloren geben müsste. / Diese Grundanschauung ist der Prophetie Israels von der Frühzeit bis ins nachexilische Zeitalter eigentümlich. Immer wieder wird das Verhältnis zwischen Gott und Mensch [gerade] ! auch noch in extremis, in der geschichtlichen Katastrophe] ! Die Ansage der Katastrophe [verschliesst] ! lässt vor der menschlichen Wesensumkehr die Pforte der Gnade [nicht] ! offen H1 ,- von der Frühzeit […] Epoche] von ihrer Frühzeit bis noch ins nachexilische Zeitalter H1 von [den frühen Schriftpropheten] ! der
Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde
Frühzeit an bis mitunter noch [ins nachexilische Zeitalter] ! in die nachexilische Epoche H4 ,- sinnerfüllten Wort-Wiederholungen] [merkwürdigen Wiederholungen] ! sinnreichen Wort-Wiederholungen H1 , bedeuten kann] bedeutet H1 ,-, Schon bei […] Hosea, hören wir zunächst] »Kehret um, abgekehrte Söhne, ich will eure Abkehrung heilen«, lautet eine göttliche Verheissung bei Jeremia. Aber schon bei einem der frühesten Propheten und einem, der auch auf Jeremias [Art und] ! Gesinnung und Sprache einen starken Einfluss ausgeübt hat, bei Hosea, finden wir eine ganz ähnliche Wiederholung, ja sogar noch tiefer [und vollständiger] ins Dialogische reichend. Da hören wir H1 [»Kehret um, abgekehrte Söhne, ich will] ! Schon bei […] Hosea hören wir zunächst H4 , bei Hosea] ergänzt (, ) D5 , zunächst Gott sprechen] zunächst sprechen D5 , zum Herrn] zu Jhwh D5 , nochmals] nochmal (V. ) D5 , dann heißt es] ergänzt (V. ) D5 , willig] [aus eigner Willigung] ! willig H1 aus Willigung D5 , des Verbs] des gleichen Verbs H1 , vielmehr rein dialogische] aber ! vielmehr voll dialogische H1 , ins nachexilische Zeitalter fort] in die [Spätzeit der Prophetie] ! nachexilische Epoche fort H1 , folgt der Spruch Gottes] [folgt: »Doch auch jetzt ist das Erlauten des Herrn …« und dann] ! folgt der Spruch Gottes H1 ergänzt (,) D5 , zum Herrn eurem Gott] zu JHWH, eurem Gott D3, d4, D5 ,- nun aber heißt es] ergänzt (V. ) D5 , scheuen Hoffnung] bangen ! scheuen Hoffnung H1 ,-, finden wir […] schwinden nicht.«] finden wir aber nicht wie hier [als Zukunftsschau] ! in einer Zukunftsschau, sondern in einer Erzählung [parabolischer, ja] geradezu paradigmatischer Art, im Buche Jona. Paradigmatisch nenne ich es, weil es in epischer Form lehren will, dass der [echte] ! echt klassische Prophet [kein Wahrsager ist] ! keine festgelegte Zukunft vorhersagt, sondern, auch wenn er scheinbar auf den Tag die Katastrophe ankündigt, von Gott, der sich [nunmehr] der Umkehr erbarmt, gleichsam verleugnet werden kann. Jona sagt auf göttlichen Befehl der Stadt Ninive den sicheren Untergang [zu einer genau bestimmten Frist, nach] ! an, der zu einer festgesetzten Frist, nach vierzig Tagen erfolgen soll, aber [die Ninivi-
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ter] ! in Ninive lässt nun der König ein grosses Fasten ausrufen. »Man soll«, lässt er weiter ausrufen, »zu Gott rufen mit Macht, und umkehren soll jedermann von seinem bösen Weg, von der Unbill, die an ihren Händen ist! Wer weiss, umkehren möchte Gott, er möchte sichs leid sein lassen, und möchte umkehren vom Flammen seines Zorns, und wir schwinden nicht.« Und so geschieht es, [zum Verdrusse Jonas, und] ! Jona zum argen Verdruss: wieder hat sich der Herr, dessen Dienst er nicht entfliehen kann, als einer erwiesen, der seinen Boten zum Lügner macht. [Denn es bedarf nun der] ! Die von ihm im Auftrag Gottes als [unabänderlich] ! unwandelbar [feststehende Zukunft] ! feststehend verkündete Zukunft ist [geändert] ! gewandelt worden. H1 , finden wir noch in der späten] finden wir [wieder, aber nicht wie hier] ! noch in der späten H4 , den Leuten klarzumachen] [zu sagen, dass und warum] ! den Leuten klarzumachen H4 , Es ist nicht freie Literatur] Beginn des erhaltenen Textes in ts; davor Absatzwechsel in D3, D5 , freie Literatur] hfreiei Literatur H4 ,- sondern bei aller Epigonik doch ein reales Ausklingen] sondern [das Ausklingen] ! bei aller Epigonik doch ein [wirkliches] ! reales Ausklingen H4 , reales Ausklingen] hrealesi Ausklingen ts ,- , dem soeben […] angesagt worden ist,] h, dem soeben […] angesagt worden isti H4 , soeben] eben ts , aufruft] ergänzt (, ) D5 , vom Walten des Waltenden] von Gottes Wollen und Walten H1 ,- dogmatischer Verkapselung] [dogmatisch eindeutiger Klärung] ! dogmatischer Verkapselung H1 , Das Geheimnis ist das] Das Geheimnis [, das gehütet] ! ist das H1 ,- das mächtig ist, […] mächtig ist] das [wählen kann] ! zwischen einem [von Gott gewollten] zu Gott führenden und einem von [ihm nicht gewollten] ! Gott wegführenden Weg faktisch wählen kann H1 ,- in der Geschichte] fehlt H1 ,- denn Gott will den Menschen als einen, der] weil Gott den Menschen will. Weil er ihn als einen will, der H1 ,- zu ihm zu kommen […] zu ihm umzukehren vermag] zu ihm kommen […] zu ihm umkehren kann D3, D5 , zu ihm zu kommen, ja auch noch aus] zu ihm [umzukehren vermag] ! zu kommen, auch aus H1
Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde
, wirklich bei ihm ist.] wirklich bei ihm ist. [Was im Raum zwischen Gott und Mensch geschieht, entsteht in aller Wirklichkeit erst jetzt und hier; die Zukunft] H1 , Grundfesten] Grundfesten ! Fundamente H1, ts , des Prophetentums] der [klassischen] ! vorexilischen Prophetie H1 ,-, Ein apokryphes Evangelienfragment […] An die Stelle des Dialogs] Man wird das, was hier erzählt wird, besser verstehen, wenn man damit einen Vorgang in Verbindung bringt, von dem im biblischen Schrifttum ausserhalb der Prophetie mehrfach berichtet wird. Ich meine die »Versuchung« eines Menschen durch Gott. Die deutlichsten Beispiele dafür sind Abraham und Hiob (wiewohl [bei diesem nicht von Versuchung] ! im Buche Hiob der Begriff der Versuchung nicht vorkommt), wiewohl beide Texte vielfach und gründlich missverstanden worden sind. Einen Menschen versuchen heisst, seine äussersten Möglichkeiten prüfen, indem man sie aus der Verborgenheit der letzten [Seelen] ! Wesenstiefe ans Licht der [Handlungen bringt] ! Existenz [heraufholt] ! bringt; [das] ! dies aber kann nur geschehen, indem der Mensch in eine äusserste Situation versetzt wird, in der auch das aktualisiert wird, was sonst im undurchdringlichen Dunkel der Potentialität verblieben wäre. Dies aber kann nur Gott, [wie nur er es darf] ! unmittelbar oder durch einen seiner Diener, von denen einer Satan heisst. Er verhält sich damit freilich zum Menschen als einer, der noch nicht alles von ihm, ja der das Wichtigste von ihm noch nicht erfahren hat, der das von ihm noch nicht erfahren hat, was es sozusagen noch nicht gibt, was eben erst durch die Versuchung ins Sein treten kann, und das heisst: der in einem bis ins letzte realen dialogischen Verhältnis zu ihm steht. So versucht Gott Abraham [mit der] ! durch die äusserste Forderung, deren Erfüllung [freilich er] ! nur bis zur vollen Bereitschaft der Tat, nicht bis zur Tat selber gehen soll; die volle Bereitschaft, das »Greifen zum Messer« ist die zureichende Aktualisierung. Und so versucht er Hiob durch das äusserste Leid, das der Mensch nicht mehr mit einem gerechten Weltregiment zu vereinbaren vermag, von dem er sich aber doch nicht verleiten lässt, sich von dem grausam unbegreiflich gewordenen Gott loszusagen. Die Botschaft an die Niniviten ist zwar kein Akt der Versuchung, aber ein dieser verwandter: erst die Verzweiflung [weckt] ! in die die Botschaft sie treibt, erweckt in den trägen Herzen die Urkraft der Umkehr. Versagen und Bewährung bergen sich miteinander im Abgrund der inneren Möglichkeit, und die Verzweiflung, die den grossen Ringkampf zwischen ihnen erzeugt, gibt der Bewährung die Chana des
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Siegs. Schon in der [nachexilischen Prophetie] ! exilischen und nachexilischen Prophetie [herrscht] ! ist diese Grundanschauung [nur noch selten] ! kaum noch in ihrer Reinheit zu finden. Von ihren zwei Grössten, Ezechiel und dem namenlosen Propheten, den man Deuterojesaja nennt, [kennt] ! stellt der erste, in dem schon starke apokalyptische Motive leben, das Volk hfast gari nicht mehr in die Alternative, wohl aber den Einzelnen, der erst hier, von der Volksexistenz abgelöst, als selbstverantwortliche Person [behandelt] ! dem Propheten anvertraut ist, und der zweite, der eigentliche [Künder] ! Prophet der Weltgeschichte, verbindet seine [grosse] Heilspredigt mit der Verkündigung [des göttlichen Vorwissens der] ! der göttlichen Vorbestimmung aller Geschichte, und beides schliesst die Alternativik aus: [es ist eine andere Dialogik] ! [ein ganz anderer Dialog] ! an die Stelle des Dialogs H1 , judenchristlicher Herkunft] hjudenchristlicher Herkunfti H4 , Glauben an den f a k t i s c h e n Charakter] Glauben an den [heimlich und unheimlich faktischen] ! [der Transzendenz begegnenden] ! f a k t i s c h e n Charakter H4 , erschaffen] [bestimmt] ! erschaffen H4 , Weil und solange es] Weil hund solangei es H4 , faktische Wendung] [das Wandelnde] ! faktische Wendung H4 , jedes in dessen Sprache.] Ende von d4 ,- Propheten des babylonischen Exils] Propheten hdes babylonischen Exilsi H4 ,- ins Buch Jesaja aufgenommen worden sind] Abbruch wegen Textverlust ts , Dialogs zwischen Gott und Volk] Dialogs zwischen Gott und Volk [, der hier laut wird, ist ein ganz anderer geworden] H1 , zu Erlösenden] Erlösten ! alsbald zu Erlösenden H1 ,- die damit verknüpfte Befreiung […] vorausgesagt hat] die Befreiung Israels, vorgewusst und vorhergesagt hat H1 , vorausgesagt] vorhergesagt D3, D5 ,- Für eine Alternativik […] feststeht] [Von hier aus führt eine Linie über die Jahrhunderte] ! Hier wird von einer Zukunft gesprochen, die von je feststeht H1 ,- Diese Wandlung […] tröstlich an.] fehlt H1 , immer wieder] [nur selten] ! immer wieder H4 , wußte] fühlte ! wusste H4 , Dimension] Tiefe ! Dimension H4 , ersten Male] erstenmal H4, D3, D5
Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde
, im Atemanhalten der Geschichte] in diesem Atemanhalten [des Volks] ! der Geschichte H4 ,- schweigt die Alternativik] schweigt die Alternativik [für eine kurze Weile] H4 , als der Einzelne] hals der Einzelnei H4 ,- Ein unserm Willen […] tröstlich an.] hEin unserm Willen […] tröstlich an.i H4 , Wenn wir] Von Deuterojesaja, dessen Sprache noch durchaus die prophetische ist, führt somit doch schon eine Linie [zu] hüber die Jahrhunderte zu den Davidvisionen,i dem ersten in sich beschlossenen Werk der Apokalyptik. Wenn wir aber H1 , tun wir nun gut] tun wir am besten H1 ,- die Prophetie von Jeremia] die [erste] ! Prophetie von Jeremia H1 , zwei reifsten] beiden reifsten H1 , Buch Esra] Buch Esra (richtiger Schaltiel-Offenbarung) H1 ,- das den christlichen Kanon […] von beiden ist] das Werk, das den christlichen Kanon abschliesst, unstreitig hund in jedem Belangi das bedeutendere ist H1 , das Verhältnis] [die Grundhaltung] ! das Verhältnis H1 , Das Buch] davor Absatzwechsel H1, H4 , einiger Sicherheit] grosser ! einiger Sicherheit H1 , älteren Bestandteile] ältesten ! älteren Bestandteile H4 ,- um die Mitte […] entstanden sind] [aus der] ! um die Mitte […] [stammen] ! entstanden sind H1 [nicht lange vor der] ! um die Mitte […] entstanden sind H4 , hat seine endgültige Form] [dessen Redaktion aber wohl erst einige Jahrzehnte später vollendet worden sein mag] ! hat seine endgültige Form H4 , Jahrzehnte] einige Zeit H1 [einige Zeit] ! Jahrzehnte H4 , im Zeitalter] einige Zeit H1 ,- , für ein Mitglied des Königshauses im Exil] fehlt H1 , literarischen Fiktion] Geschichtsfiktion H1 [Geschichtsfiktion] ! literarischen Fiktion H4 , sekundäres:] sekundäres; D3, D5 ,- mit Bedacht] fehlt H1 ,- übernommene Situation] [ersonnene] ! übernommene H1 , das prophetische Wort] [der prophetische Bericht] ! das prophetische Wort H1 , unter der Gefahr] im Angesicht D3, D5 , gegenwärtige] bestimmte H1 bestimmte ! gegenwärtige H4
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, kaum je] nur ausnahmsweise H1 ,- von Menschen] fehlt H1 , der historisch-überhistorischen Entscheidung] in der geschehenden Geschichte H1 , Personen] Menschen H1 , für bestimmte Menschen bestimmt] bestimmten Menschen zugedacht D3, D5 ,- unmittelbar, als wären sie Hörer,] hals ob sie Hörer wären,i H1 [als ob sie Hörer wären] ! unmittelbar, als ob sie Hörer wären H4 ,- das zu reden […] Ziel deutet;] das [in seinen Munde gelegt ist] ! zu reden ihm aufgetragen ist; er weiss nichts anderes als diesen Auftrag, von göttlicher Absicht her, zu göttlichem Ziele hin, H1 ,- auf göttliches Ziel deutet] [zu göttlichem Ziele strebt] ! auf göttliches Ziel deutet H4 ,- auch Leib und Leben des Mannes] sein Leib und sein Leben H1 , Leben des Mannes] Leben des Hörers D5 , vitalen Auftrag] lebendigen Auftrag H1 ,- ist eigentlich […] Sprecher gemeint] der fiktive oder der wirkliche H1 ,- das des Menschengeschlechts] das Schicksal [der Welt] ! des Menschengeschlechts H1 , zum Himmel] [zu Gott] ! zum Himmel H1 , in einiger Ausführlichkeit] fehlt H1 ,- , die dem sogenannten Esra […] enthüllen,] h, die Esra […] enthüllen,i H1 die hdem sogenannteni Esra […] enthüllen H4 ,- ist lediglich ein Bestandteil […] Bücher] Bestandteil der Fiktion, denn er gilt dem historischen Esra, der etliche Jahrhunderte vor dem Verfasser lebte, und [befiehlt ihm] ! X die [biblischen] ! Bücher H1 , niederzuschreiben] niederzuschreiben [was denn auch geschieht] H1 , prophetische Atem] hprophetischei Atem H1 ,- , alle menschlichen Entscheidungen […] Spiegelgefecht] fehlt H1 , alle menschlichen Entscheidungen sind [eitel Spiegelei] ! [nichts als] ! nur noch Spiegelgefecht H4 ,- Die Zukunft […] wie es mit ihnen steht] hDie Zukunft ist nicht etwas, was realiter werden soll; sie ist im Himmel schon gleichsam vorhanden und braucht bloss auf die Erde niedergelassen zu werden. Darum wird sie dem Sprecher auch »enthüllt« und er kann sie den Menschen enthüllen.i Die innerste Frage des Sprechers geht demge-
Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde
mäss darauf, warum es [in der [Welt] ! geschichtlichen Welt so zugeht] ! mit den Menschen in Geschichte und Gegenwart H1 , Hierbei wird zwar […], weshalb] Dabei [werden] ! wird […], warum H1 ,- unter weltgeschichtlichem Aspekt] hunter weltgeschichtlichem Aspekti H1 ,- , es wird gefragt […] verschont werde,] hes wird gefragt, warum Zion [verworfen] ! abgetan und das gewiss nicht bessere Babel verschont werde,i H1 , Frevel geben könne] Frevel gibt H1 ,- des »bösen Herzens«, durch dessen Wirken Adam] des bösen Herzens, durch [das] ! dessen Wirken Adam H1 , Hier jedoch haben wir] Hier sind aber H1 ,- völlig fremd war. In diesem stand trotz […] dennoch jeder Mensch neu in der Freiheit Adams] fremd war, wo trotz […] doch jeder Mensch in der Freiheit Adams steht H1 ,- Entscheidungsfähigkeit] Entscheidungskraft H1 ,- Nun aber ruft der Apokalyptiker: »Ach Adam, was hast du getan!] »Ach Adam«, ruft der Apokalyptiker, »was hast du getan! H1 , »Ach Adam] »Ach, Adam D3, D5 ,- Und in äußerster […] verurteilt.«] hUnd in äusserster […] verurteilt.«i H1 , geht weiter] bleibt nicht dabei stehen H1 , hatte er] hat er D3, D5 , Gott hatte] Gott hat D3, D5 ,- widerspricht der […] früh-talmudischen] widerspricht nicht bloss der halteni prophetischen Lehre, sondern auch der zeitgenössischen der frühtalmudischen Tradition H1 , durchaus] fehlt D3, D5 ,- ein böser Trieb […] erfolgen kann.] ein böser Trieb, sondern die noch neutrale Leidenschaft, [die Kraft der Einbildung und der Kraft,] ! ohne die nichts [wahrhaft Gutes] ! geraten könne und die in das Herz des Menschen gelegt sei, von dem es abhängt, ob er ihr die Richtung auf Gott verleiht, oder sie dem richtunglosen Chaos verfallen lässt. hDie Absicht der Weltschöpfung ist hier demnach, sie sich in einem selbständigen Herd freier Entscheidung vollenden zu lassen, von dem aus eine echte Antwort des Geschaffenen an seinen Schöpfer [erfolgen] ! geschehen kann.i H1 , Der Apokalyptiker hingegen] [Der Apokalyptiker kennt zwar den [inneren] ! schicksalhaften Seelenkampf des Menschen, aber letztlich geht ihm alles, auch all das Gute und Böse auf ein göttliches Tun und
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Lassen, somit trotz allem guten Willen auf ein unabwendbares Verhängnis zurück] ! Der Apokalyptiker hingegen H1 , er erkennt diesem Kampf] er gesteht ihm H1 er [gesteht ihm] ! erkennt diesem Kampf H4 ,- historischen Geschicks] hhistorischeni Geschicks H1 , individualen Gestalt] persönlichen Gestalt H1 individuellen ! individualen Gestalt H4 ,- Umkehr der Gemeinschaft] [nationale] der [Volksgemeinschaft] ! Gemeinschaft H1 , oder auch eschatologisch in die Erscheinung tretende] hoder eschatologisch in die Erscheinung tretendei H1 ,- , wieder im äußersten […] des Menschen stellt] fehlt H1 , Dazu kommt aber] [In der Welt der Apokalyptik gibt es im Grunde keinen Zusammenhang mehr zwischen] ! Dazu kommt aber H1 , aller Geschichte] der Geschichte H1 ,- sagt es die Baruch-Apokalypse] in [einer anderen Apokalypse] ! der Baruch-Apokalypse H1 ,- Vom gegenwärtigen Äon […] Transzendenz] Der gegenwärtige Äon, der der Weltgeschichte, »eilt mit Macht zu Ende«, der kommende h, die Wandlung aller Dinge durch deni Einbruch der Transzendenz H1 [Der gegenwärtige Äon, der der Weltgeschichte, »eilt mit Macht zu Ende«, der kommende h, die Wandlung aller Dinge durch deni Einbruch der Transzendenz] ! Vom gegenwärtigen Äon […] Transzendenz H4 Der gegenwärtige Äon, der der Weltgeschichte, »eilt mit Macht zu Ende«. Der kommende, die Wandlung aller Dinge durch den Einbruch der Transzendenz D2 ,- weiß Esra zu sagen, »er eile mit Macht zu Ende«] berichtigt aus weiß »Esra zu sagen, er eile mit Macht zu Ende« nach H1, H4, D3, D5 ,- Den Gegensatz […] wird nicht mehr sein.«] fehlt D5 ,- über alles Vorstellbare hinausgreifende] alles menschliche Vorstellen übergreifende H1 [alles menschliche Vorstellen übergreifende] ! über alles Vorstellbare hinausgreifende H4 ,- Der eigentliche […] ist eine Zukunft] Eine Zukunft H1 , nicht mehr Zeit] nicht mehr Zeit eines Geschehens, nicht mehr Geschichte D5 ,- keinen geschichtlichen Charakter mehr hat.] [entwirklicht und entwertet ist] ! keinen geschichtlichen Charakter mehr hat. [hDas Gericht über die gegenwärtige Weltmacht geht in das Gericht über die Welt überi] H1 , ] fehlt D3, D5
Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde
, Prophetie und Apokalyptik] an vorhergehenden Abschnitt anschliessend D3, D5 ,- seines Verhältnisses] seines Verhaltens H1 , des Zerfalls seiner Kulturen] seiner Wandlung im Zerfall seiner Kulturen H1 [seiner Metamorphose] ! [gedankenreichen? Ohnmacht] des Zerfalls seiner Kulturen H4 , und Religionen] fehlt H1 , aber] fehlt H1 ,- aber eine lebendige] Beginn von h2 , geschichtliche Dialogik] Dialogik H1 hgeschichtlichei Dialogik h2 ,- da besteht […] mit der Prophetie Israels. Und wo] knüpft sie bewusst oder unbewusst an die Prophetie Israels an, und wo H1 [knüpft sie bewusst oder unbewusst an die] ! besteht ein sichtbares oder unsichtbares Band mit der Prophetie Israels [an und wo] ! . Und wo h2 , vor der Bedrohung […] Es gibt für diese] erschaudernd vor [dem Verhängnischarakter] ! der verhängnishaften Bedrohung durch sein eigenes Werk aus der Geschichte in [ein von ihm unabhängiges] ! die Vision eines von ihm unabhängigen einheitlichen Waltens flüchtet, redet er die Sprache der Apokalypsen. Wo [Menschen zugleich der Wirklichkeit des historischen Geschehens innewerden] ! zugleich die Wirklichkeit des historischen Geschehens zwischen Menschen gewusst und an ein hgeschichtlich erkennbaresi göttliches Gericht über die Geschichte [in der Geschichte] geglaubt wird, weht ein Anhauch der Prophetie; wo der Mensch an der Möglichkeit verzweifelt, etwas Sinnvolles auf Erden auszurichten, aber sich weigert, an dem Sinn des ewigen Seins zu verzweifeln, naht ihm die Bilderwelt der Apokalyptik. [Diese kann freilich] ! Es gibt für diese H1 erschaudernd [durch die] ! vor der verhängnishaften Bedrohung durch sein eigenes Werk, aus der [grosse Entscheidungen fordernden] ! sakralen Forderung der Geschichtsstunde in die Vision [eines von ihm unabhängigen endzeitlichen Waltens] ! einer von ihm, dem Menschen, unabhängigen Endzeit flüchtet, redet er die Sprache der Apokalypsen. [[Wo zugleich] ! Ein Anhauch der Prophetie weht überall, wo die Wirklichkeit des historischen Geschehens zwischen Menschen gewusst und an ein geschichtlich erkennbares göttliches Gericht über die Geschichte geglaubt wird, weht ein Anhauch der Prophetie; wo der Mensch an der Möglichkeit verzweifelt, etwas Sinnvolles auf Erden auszurichten, aber sich doch weigert, an den Sinn des Seins zu verzweifeln, naht ihm die Bilderwelt der Apokalyptik] h2 ,- unhemmbaren Ablaufs] unwiderstehlichen ! unhemmbaren Ablaufs H4
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,-, Es gibt freilich auch […] hat sich inzwischen] [Es gibt freilich auch […] hat sich inzwischen] ! In unserer Zeit hat sich eine eigentümlich atheistische Apokalyptik H4 ,- Es gibt freilich auch […] Heil der Welt] Es gibt für diese hfreilichi auch eine entgegengesetzte, radikal-optimistische Metamorphose, [freilich in völlig säkularisierter Gestalt] für die Marxens Zukunftsbetrachtung das markante Beispiel ist, der man zu Unrecht einen prophetischen Urgrund zugeschrieben hat: [der Sprung] ! wo die persönliche Entscheidung [so sehr] ! wie hier zu einem [Akzessorium der zwangsläufigen] ! fast technischen Begleitumstand eines zwangsläufigen Gesamtprozesses herabgemindert worden ist, eines Prozesses, der in einer [sprunghaften Wandlung] ! Versetzung der Menschenwelt aus der Notwendigkeit in die Freiheit, da herrscht das apokalyptische Prinzip allein, nur dass eben das Letzte, [der Sprung] ! der sprunghafte Übergang aus diesem hÄoni in den kommenden nicht mehr durch eine weltüberlegene Macht, sondern durch eine der Welt immanente Dialektik bewirkt werden soll, die merkwürdigerweise auf Vollkommenheit, ja auf Heil aus ist H1 Es gibt für [diese] ! die Apokalyptik freilich auch eine [entgegengesetzte,] radikal-optimistische Gestaltwandlung. Das markanteste Beispiel dafür ist Marxens Zukunftsbetrachtung. Zu Unrecht hat man ihr einen prophetischen Urgrund zugeschrieben: wo die persönliche Entscheidung wie hier zu einem fast technischen Begleitumstand eines zwangsläufigen Gesamtprozesses herabgemindert worden ist, eines Prozesses, der in einem Sprung der Menschenwelt aus der Notwendigkeit in die Freiheit übergeht, da herrscht das apokalyptische Prinzip allein, nur dass der sprunghafte Übergang aus diesem Äon in den kommenden nicht mehr durch eine weltüberlegene Macht, sondern durch eine immanente Dialektik bewirkt werden soll, die merkwürdigerweise auf Vollkommenheit, ja auf Heil aus ist h2 ,- Marxens Zukunftsbetrachtung] die Zukunftsbetrachtung von Karl Marx D3, D5 ,- weltüberlegenen Macht, die den Übergang bewirkt,] weltüberlegenen wirkenden Macht D5 ,- Auch in dieser […] prophetischen »Umkehr«] fehlt H1 , modernen Gestalt] Beginn von h3 , von einer inneren Wandlung […] prophetischen »Umkehr«] von einer der Weltwandlung vorausgehenden hund an ihr mitwirkendeni inneren Wandlung des Menschen, nichts von der prophetischen »Umkehr« h3 , fast] fehlt D2
Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde
, gelegentlich ()] dazwischen einmal (in einem Aufsatz von ) H1 , hervorgehen] entstehen ! hervorgehen H1 ,- solche versprühten Funken] solche Funken H1 , zu finden. Kann doch kein] zu finden, da kein H1 ,- im Gedanken […] verharren] in der Luft des [ehern?] ! undurchbrechbar vorbestimmten Geschehens zu atmen vermag H1 , Grundanschauung von Geschichte und Zukunft] Grundanschauung hvon Geschichte und Zukunfti H1 ,- jedenfalls] fehlt H1 ,Anm Marx«] ergänzt ; wiederabgedruckt in »Werke« I, ff. D5 ,- Heute nimmt […] ihrer Anhänger ein] Es scheint mir, trotz aller gegenteiligen Versicherungen, dass diese Apokalyptik [hdes Sprungesi] mit umgekehrtem Vorzeichen [heute keinen erheblichen Raum mehr im] ! die Vision des »[Sprunges] ! künftigen Sprunges« mitten ins Reich der Freiheit hinein, heute keinen erheblichen Raum in der [marxistischen Gedankenwelt] ! Realität marxistischen Denkens mehr einnimmt H1 [Es scheint nun freilich] ! Freilich nimmt, trotz aller gegenteiligen Versicherungen, diese Apokalyptik mit umgekehrtem Vorzeichen heute keinen erheblichen Raum mehr in der Realität marxistischen Denkens ein h2 , mit umgekehrtem Vorzeichen] mit umgekehrten Vorzeichen D2 ,- eine geradezu entgegengesetzte] eine andere H1, h2 eine fast entgegengesetzte h3 ,- abendländischen Menschheit] Menschheit H1, h2 ,- herausgebildet. Sie scheint […] zu wiederholen, nachdem sie] herausgebildet, eine, die […] [wiederaufnimmt] ! zu wiederholen scheint, aber H1 herausgebildet, eine, die […] zu wiederholen scheint, wenn sie auch h2 ,- aller Theologie […] entledigt worden sind] aller Theologie […] [endgültig] entkleidet H1 ,- aber der Charakter […] geblieben] nur das Ende selber, der Endcharakter der Gegenwart [ist wirklich als die eigentliche Wirklichkeit der Gegenwart] ! wird als die eigentliche Wirklichkeit bewahrt H1 [nur das Ende, der Endcharakter der Gegenwart wird bewahrt] ! aber der »Allzuspät«-Charakter der Gegenwart wird bewahrt h2 , ist bewahrt geblieben. Die] blieb bewahrt. Die Abbruch des Textes wegen Textverlust h3 ,- Wohl treibt man […] einer ganzen Kultur schlösse] Freilich treibt man das Analogisieren nicht so weit, dass man [aus dem Gealtertsein auf einen unfernen] ! an die Feststellung des Gealtertseins
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die Erwartung des baldigen Todes schlösse; die Prognosen des [Untergangs sind verstummt, zumal] ! unvermeidlichen Untergangs sind seltener geworden H1 [Gewiss] ! Wohl treibt man das [Analogisieren] ! Analogiespiel mit dem Leben von Organismen nicht mehr so weit, dass man an die Feststellung des Gealtertseins die Erwartung des baldigen Todes schlösse; die Prognosen des unvermeidlichen Untergangs h– sei es des Abendlandes allein, sei es auch des nunmehr mit diesem schicksalverbundenen Orients –i sind seltener geworden h2 Wohl treibt man hheutei das Analogisieren mit dem Leben von Organismen nicht mehr, hwie noch vor kurzem,i so weit, dass man an die Feststellung des Gealtertseins die Erwartung des baldigen Todes hzumindest einer ganzen Kulturi schlösse [, die Prognosen zu dieser Art sind seltener geworden] H4 ,- zumindest einer ganzen Kultur] fehlt D2, D3, D5 , schlösse] schlösse; die Prognosen dieser Art sind heute seltener geworden D2 , verläßlichen] zuverlässigen H1 [zuverlässigen] ! verlässlichen h2 , Es wird nicht mehr] [Ihr neuer Grundsatz ist etwa so zu formulieren: Eine Spätzeit hat sich als Spätzeit] ! Es wird nicht mehr H1 , , wie noch vor kurzem,] fehlt H1 h, wie noch vor kurzem,i H4 fehlt D2, D3, D5 ,- wenn sie nicht […] unziemlich geworden] ein jugendlicher Gang steht ihr nicht an, wirklich gelingen kann er [ihr] ja nicht, [sie würde sich nur den Spott der] ! die ihn versuchen, können sich nur den Spott der Vernünftigen zuziehn H1 ein jugendlicher Gang steht ihr nicht an, wirklich gelingen kann er ja nicht, und die ihn versuchen, ziehen sich nur den Spott aller Vernünftigen zu h2 , Als Dichtung] An Dichtung H4 , atomisierende, Gläubigkeit] atomisierende; Gläubigkeit D5 , unziemlich geworden] [nicht mehr ziemlich] ! unziemlich geworden H4 ,- weiß genau […] was nicht] weiss ganz genau, was sich für eine gealterte Welt schickt und was nicht. Besonders betont wird dabei: man könnte es ja [nur zum Schein] ! gar nicht wirklich anfassen?, in Wahrheit ist das eben für ein Greislein wie die [Menschenwelt nicht mehr tunlich] ! [menschliche Zivilisation nicht] ! Menschenwelt nicht mehr tunlich H1 weiss genau, was [für eine gealterte Welt möglich ist] ! in einer gealterten Welt [möglich] ! rechtmässig ist und was nicht H4 , gegen die Atmosphäre] diese Atmosphäre H1 ,- jeder den andern […] sondern] jeder jeden hnicht mehr als
Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde
[seinen] einen Partner [des] seines Daseins sonderni H1 jeder jeden [nur noch als Objekt unter Objekten in seine Sachlichkeitszusammenhänge einreiht] ! nicht mehr als einen Partner seines Daseins, sondern h2 ,- Objekt unter Objekten, […] einzureihen] Objekt unter Objekten, in seine Sachlichkeitszusammenhänge einreiht H1 ,- seine Kritik als illusionierende Romantik] das als hoffnungslose Romantik H1 das als [hoffnungslose und] illusionierende Romantik h2 [das als illusionierende Romantik] ! [sein Widerstand] ! seine Kritik als illusionierende Romantik H4 , Grundsinn] letzte Sinn H1 , umfassenderen] höheren ! umfassenderen H1 , soll] soll und nur auf [der höheren] ! ihr überwunden werden kann H1 soll und nur darauf überwunden werden kann h2 mußte D5 , aussichtslose] so schwere D5 ,- die wirklichen Interessendifferenzen] die w i r k l i c h e n Interessendifferenzen D3, D5 ,- Interessendifferenzen verhindert] vitalen Interessendifferenzen behindert H1 , Lächeln der Gewitzigten] Lächeln aus dem Kreise der Gewitzigten H1 Lächeln [aus dem Kreise] der Gewitzigten H4 , belehrt] verwiesen H1 entlassen h2 , gewitzigt] gewitzigt [bis sie [durch nichts anderes] ! durch ihre Gewitzigtheit, durch diese und nichts anderes ums Leben gebracht wird und die Sektion ergibt, dass das [reale] ! gesunde Herz das eines htrotz der Zahl seiner Jahrei noch leidlich jungen Neurotikers [und nur das vorgestellte] war, wiewohl es das verstorbene es sich als das eines nicht mehr hlangei lebensfähigen Sklerotikers vorgestellt hatte. Kann man an einer neurotischen Gewitzigtheit sterben? Die Menschheit kann es vielleicht.] H1 , jener einstigen Wendezeit] fehlt H1, h2 , bestand aus zweierlei] stand auf zwei Negationen D3, D5 ,- daß man […] konnte er nicht machen] dass man den starken Glauben an einen allbestimmenden Gott hatte H1 dass man den Glauben an einen allbestimmenden Gott mehr dogmatisch als lebendig festhielt, so dass dieser Gott alles machen konnte, nur für sich kein echtes Du h2 ,- nur mit einer sonderbaren Beschränkung] [mehr dogmatisch als lebendig] ! nur mit einer [würdigen Einschränkung] ! sonderbaren Beschränkung glaubte H4 ,- er konnte alles machen, […] das konnte er nicht machen] er
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konnte alles schaffen, bis auf einen echten, freien Partner für sich – den konnte er nicht schaffen D3, D5 , Unglaube verblieben] Unglaube geblieben H1 Unglaube verblieben. [Einer nicht bloss in jedem Sinn X sondern auch trivialisierten Apokalyptik] H4 ,- mit einer heroischen Miene] mit einer [wunderlich] ! sonderbar heroischen Miene H1 mit einer wunderlich heroischen Miene h2 , das heroische Stehen] das [gefasste Ertragen] ! heroisch gefasste Stehen H1 , amor fati] nicht hervorgehoben D2, D5 ,- Aber nach einer […] Gebärde nicht aus] Aber ohne ein wirkliches Fatum [ist solch ein Amor nur noch] ! das einen antritt, ist dieser Amor da nichts als eine krampfhafte Gebärde. [Es gibt bekanntlich in unserer Zeit [auch] ! sogar fatalistische Freiheitslehren; aber die hohle Freiheit des X ist keine, aber] ! [Und was es da an Fatum gibt] ! [Und das einzige wirkliche] H1 Aber ohne ein wirkliches Fatum, das einen antritt, ist dieser Amor nichts als eine krampfhafte Gebärde h2 [Aber ohne ein wirkliches Fatum, das einen antritt und dem man mit der personhaften Verantwortung standhält ist dieser Amor nichts als eine krampfhafte Gebärde] ! Aber nach einer […] Gebärde nicht aus H4 ,- nach einer wirklichen Liebe] nach einer wirklichen »Liebe« D3, D5 , auch im Leben] auch [im Leben der Zeiten] ! [im geschichtlichen Leben] ! im Leben H1 , bestimmten Stunde] gegebenen Stunde H1 , zureichend in einem Vorwissen ermittelt] in einem Vorwissen entschieden H1 ,- der Situation […] daß man sie gebraucht] der Situation, so sehr diese irgend erkennbar ist, ausgegangen werden; aber wie viel oder wie wenig man in einer an sich erwünschten Richtung von da aus zu kommen vermag, Maß und Grenze des Erreichbaren, erfährt man hier zuverlässig nicht anders als im Gehen H1 , indem man in dieser Richtung geht] [im Hingehen] ! indem man in dieser Richtung geht H4 ,- In den wichtigsten Augenblicken […] überrascht] [Die] ! In den wichtigsten Momenten unseres Daseins [sind weder [die] ! pure Planung noch [die] ! pure Überraschung, sondern] ! herrscht weder Planung noch himprovisativei Überraschung allein, sondern mitten in der Ausführung eines Geplanten werden wir da von [uns selber überrascht] ! geheimen Erschliessungen und Einsätzen überrascht H1
Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde
, wer plant] wer [ihr entgegenplant vereitelt sie] ! plant H1 ,- sich nicht um Unmittelbarkeit bemühen] nicht Unmittelbarkeit erstreben H1 nicht Unmittelbarkeit anstreben h2 sich nicht zur Unmittelbarkeit bestreben D3, D5 , und offen] fehlt H1, h2 ,- ihm zur Verfügung stehen] dazu bereit sein H1 , wiedergeborene Unbefangenheit] grosse Unbefangenheit, die Vertrauen stiftet. [Es genügt nicht, sich etwas zuzutrauen, um es zu können; aber man kann nur, was man sich zutraut.] H1 die [grosse] ! wiedergeborne, die zweite Unbefangenheit, die Vertrauen stiftet h2 wiedergeborene [, die zweite] Unbefangenheit H4 ,- Innere Wandlung] Innere Wandlung, die unter allem, was man sich selber zutrauen kann und soll, das Grösste ist H1, h2 Innere Wandlung [, die unter allem, was man sich selber zutrauen kann und soll, das Grösste ist] H4 ,- derzeitige Tatsächlichkeit] blosse Tatsächlichkeit H1 , überflügelt] überholt H1, h2, D2, D3, D5 ,- die Person […] durchdringt] die mit einem gemeinte Person die bisher erschienene durchsetzt H1, h2 , Dies ist es] Dies ist es, in {anthropologischer H1 anthropologischweltlicher h2} Sprache übertragen H1, h2 , Glaubenssprache] [rechtmässigen] Glaubenssprache H4 , Umkehr] Rückkehr ! Umkehr h2 , des Lebens] des Wegs H1, h2 des [Wegs] ! Lebens H4 , Schreiten] Gang H1 , der Existenz] des Daseins H1, h2, H4 ,- in dessen Verlauf] gegen dessen Schluss H1, h2 [gegen dessen Schluss] ! in dessen Verlauf H4 , entstanden] beendet waren H1, h2 , sagen] künden H1 , den nahen Abbruch der Geschichte] das nahe Ende der Zeit H1 das nahe Ende der Geschichte h2 , gefügt] geknüpft H1 , sie die geforderte Umkehr sich selber zutrauen] sie es sich zutrauen H1 , damit] durch sie hindurch H1, h2 , innere Wandlung] Wandlung H1, h2 , seiner Stunde zu.] seiner Stunde zu. [In der Tiefe der Geschichte, haller Pragmatik entgegen, aus menschlichem Einsatz und Opferi wo die geheimnisvollen Erneuerungen sich vollziehen, gelangt das prophetische Wort erst zu seiner vollen Wahrheit und Wirklichkeit, die
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dem apokalyptischen versagt bleiben muss, auch wenn es einmal recht behalten sollte] H1 ,- gleicherweise dessen] seine H1 ,- Apokalyptiker und ihre Freunde] Apokalyptiker hund ihre Freundei H1 , von ihr ausgehende] fehlt H1, h2 , Schöpfung] Welt H1 , ist mit dem Propheten] steht mit dem Propheten D3 Wort- und Sacherläuterungen: , zum Kommenden] Das Kommende ist der Titel der von Buber geplanten Trilogie über die Entstehung des Messianismus, von der nur Königtum Gottes in vorgesehener Form erschien, vgl. Einleitung zu Königtum Gottes im Kommentarteil diesen Bandes, S. . ,- etwa zwanzig Jahre vor der Zerstörung Jerusalems durch die Chaldäer] ca. v. Chr. Die Zerstörung Jerusalems und des ersten Tempels durch die Babylonier wird auf / v. Chr. datiert. , Jeremia] Prophet im Südreich Juda, Wirkungszeit etwa - v. Chr. , Werkstatt des Töpfers] Jer ,. ,- »Und verdarb das Gefäß […] des Töpfers Augen.«] Jer ,. , das Wort »machen«] Die hebräische Wurzel für »machen« erscheint dreimal in Jer ,. ,-, »Vermag ich nicht […] ich gesprochen habe.«] Jer ,-. ,- »Künder an die Völker«] Jer ,. Nabi wird üblicherweise mit »Prophet« übersetzt, was Buber in seiner Bibelübersetzung mit »Künder« wiedergibt. Die Gründe hierfür erläutert Buber in seinem Aufsatz »Über die Wortwahl in einer Verdeutschung der Schrift«: »›nawi‹ ist nicht ›Prophet‹, wobei man trotz der wirklichen Bedeutung des griechischen Wortes, die der des Hebräischen nahesteht, allzuleicht an das geläufige ›Prophezeien‹ d. i. Vorhersagen denkt, sondern Künder, d. i. Kundgeber, Aussprecher des ihm eingesprochenen Gotteswortes, ›Mund Gottes‹«. Martin Buber, Über die Wortwahl in einer Verdeutschung der Schrift, in: Die Schrift und ihre Verdeutschung, S. (jetzt in: MBW , S. ). ,- »Wohin all ich dich schicke […] wirst du reden.«] Jer ,. ,- »Ich gebe meine Reden […] zu bauen, zu pflanzen.«] Jer ,. ,- Das Verb […] aufs neue.] Dieser Teil wurde in der engl. Übersetzung von Maurice Friedman ausgelassen. Vgl. Prophecy, Apocalyptic, and the Historical Hour (), in: Pointing the Way. Collected Es-
Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde
says, transl. and ed. by Maurice Friedman, London: Routledge , S. . , »Wie mein Mund sollst du sein«] Jer ,. ,- »Bessert eure Wege […] Ort.«] Jer ,. ,- »Kehre um Israel, hin zum Herrn deinem Gott«] Hos ,. , und nochmals »Kehret um«] Hos ,. , - dann heißt es (ebenso wie später bei Jeremia): »Ich werde ihre Abkehrung heilen«] Hos ,a; leicht variiert bei Jer ,. ,- »Ich werde sie willig lieben, ja, mein Zorn kehrt sich von ihm ab.«] Hos ,b. Man beachte, dass im Hebräischen »umkehren« und »abkehren« dasselbe Verb ist. , Joel] Schwer datierbarer Schriftprophet, der traditionell früh, heute aber – wie von Buber – spät, ungefähr auf das . Jh. v. Chr. datiert wird. , »Kehret um zu mir mit all eurem Herzen«] Jo ,. , »Kehret um zum Herrn eurem Gott«] Jo ,. , »Wer weiß, er kehrt um, läßt sichs leid sein.«] Jo ,. ,- späten Märchengeschichte von Jona] Dem Buch Jona wird allgemein keine historische Persönlichkeit zugeordnet, vielmehr wird es als Lehrerzählung aufgefasst und auf die Perserzeit oder auf die hellenistische Periode datiert, .-. Jh. v. Chr. , »Umkehren soll jedermann von seinem bösen Weg«] Jon ,. ,-, Wer weiß, […] schwinden nicht.«] Jon ,. , Ein apokryphes Evangelienfragment judenchristlicher Herkunft] Vermutlich das Hebräerevangelium, von dem nur einige Stellen durch Zitate bei den Kirchenvätern und Hieronymus überliefert sind, vgl.: Die Fragmente des Hebräerevangeliums, in: Markschies (Hrsg.), Antike christliche Apokryphen in deutscher Übersetzung, S. -. , »in allen Propheten«] Ebd., S. . ,- namenlosen Propheten des babylonischen Exils] Die wissenschaftliche Lehrmeinung ist, dass die Kapitel Jes - einem Jünger Jesajas aus dem sechsten Jahrhundert v. Chr. zuzuschreiben sind, während Jesaja selbst im achten Jahrhundert v. Chr. lebte. Chronologisch ist Deutero-Jesaja also zwischen den klassischen, vorexilischen Propheten und der nachexilischen Apokalyptik einzureihen. , Denkschrift] Der deutsche Alttestamentler Karl Budde () schlug vor, dass Jes ,-, als »Denkschrift« des historischen Propheten zu betrachten sei, die kurz nach den darin beschriebenen Ereignissen geschrieben wurde und in Umlauf kam. Erst später wurde sie von einem Redaktor auf ihre heutige Position gerückt, die er für die chronologisch richtige hielt, vgl. Karl Budde, Jesaja’s Erleben. Eine
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gemeinverständliche Auslegung der Denkschrift des Propheten (Kap ,-,), Gotha . ,- die grausame Pflicht […] vorzuenthalten] z. B. Jes ,- (der sogenannte »Verstockungsauftrag«). , in Sinnbildern] z. B. Jes ,-. , »Gottesknechte«] vgl. »Das messianische Mysterium (Jes )«, in diesem Band, S. -. , . Buch Esra] Apokryphes Buch eines Juden aus dem . Jh. n. Chr. Die hebräische oder aramäische Urfassung ist verloren gegangen, ebenso die griechische Übersetzung. Aber die Schrift ist in die Vulgata aufgenommen worden, daneben existieren diverse Übersetzungen, z. B. äthiopisch, armenisch, arabisch. , nach der Zerstörung Jerusalems durch die Römer] d. h. n. Chr., also mehr als Jahre nach der Zeit, in der das Buch vorgibt, geschrieben worden zu sein. ,- Es geht um die Herkunft des »bösen Herzens«] vgl. Esr ,. ,- »Ach Adam, […] Todeswerke getan!«] Esr , f. , »Als Adam meine Gebote übertrat, wurde das Erschaffene verurteilt.«] Esr ,. , »Ein Korn bösen Samens war im Anfang in Adams Herz gesät«] Esr ,. , der zeitgenössischen, früh-talmudischen] Es könnte sich um eine Anspielung auf eine bekannte Stelle der Midraschsammlung Bereschit Rabba IX,) handeln. Als Erklärung zu Gen , »und siehe, es war sehr gut« wird die Auslegung des Rabbi Samuel bar Nachman (ca. ./ . Jh.) wiedergegeben, dass damit der böse Trieb gemeint sei. »Ist denn der böse Trieb sehr gut? Ja, denn wenn er nicht wäre, würde kein Mensch ein Haus bauen, heirathen, Kinder zeugen, Verkehr treiben«. Vgl. Der Midrasch Bereschit Rabba. Das ist die haggadische Auslegung der Genesis, in: Bibliotheca Rabbinica. Eine Sammlung alter Midraschim, hrsg. und übers. von August Wünsche, Leipzig [Nachdruck Hildesheim ], S. . , »Die Schöpfung ist gealtert«] Esr ,. ,- Baruch-Apokalypse] Ein pseudoepigraphischer, ursprünglich jüdischer Text, der von Baruch, dem Schreiber Jeremias, stammen soll und im christlichen Kontext überliefert wurde. Der Text ist mit Sicherheit nach der zweiten Tempelzerstörung ( n. Chr.) oder später entstanden. Buber spezifiziert nicht, ob er sich auf die syrische Fassung, oftmals als Baruch bezeichnet, oder auf die griechische Fassung ( Baruch) bezieht.
Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde
, »Die Herbeikunft der Zeiten ist fast schon vorüber.«] Zitat nicht nachgewiesen. ,- »er eile mit Macht zu Ende«] Zitat nicht nachgewiesen. , »Die Zeit wird nicht mehr sein.«] Apk ,. ,- »die neuen Kräfte […] nur neue Menschen«] Karl Marx: »Rede auf der Jahresfeier des People’s Paper am . April in London«, in: Karl Marx und Friedrich Engels, Werke, Band , Berlin , S. -. ,-, Lassalle] Ferdinand Lassalle (-); der Sozialist jüdischer Herkunft gründete den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein ADAV, der sich mit der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschlands SDAP zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands SADP zusammenschloss, die seit den Namen Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) trägt. ,- »eben deshalb […] Handlungen hinweg«] Brief von Lassalle an Marx und Engels vom . Mai , in: (Hrsg.) Gustav Meyer: Nachgelassene Briefe und Schriften. Dritter Band. Der Briefwechsel zwischen Lassalle und Marx, nebst Briefen von Friedrich Engels und Jenny Marx an Lassalle und von Karl Marx an Gräfin Sophie Hatzfeld, Stuttgart , S. . ,- Wohl treibt man […] Kultur schlösse.] Vielleicht eine Anspielung auf Oswald Spengler, Untergang des Abendlands. Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte, Bd. Wien , Bd. München . ,- eine treffende Bezeichnung Max Picards] vgl. Max Picard, Die Atomisierung in der modernen Kunst, Hamburg . Max Picard (-) war ein Schweizer Kulturphilosoph und Arzt. Bekannt wurde er besonders durch sein Buch Hitler in uns selbst, Erlenbach . , amor fati] lat. für »Schicksalsliebe«. Friedrich Nietzsche bezeichnet mit dieser Wendung eine Lebenseinstellung, die er für vital und nicht dekadent hielt, vgl.: Friedrich Nietzsche, Ecce homo, in: Werke. Kritische Gesamtausgabe, Sechste Abteilung, . Bd., hrsg. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari, Berlin u. New York ff., S. . ,- schon sei die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt] vgl. Mt ,; Lk ,.
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Zur Geschichte des Messianismus Der Text ist aus einem undatierten handschriftlichen Manuskript transkribiert, das sich im Martin Buber Archiv befindet (Ms Var. , hii ). Er besteht aus einleitenden Gedanken zu den soziologischen Ursachen, welche zur Sehnsucht nach dem Kommen des Messias beitragen und zu den verschiedenen messianischen Bewegungen führen. Danach wendet sich der Text der frühen Neuzeit zu, in der die Sehnsucht nach dem Messias besonders stark wurde und eine Reihe von schillernden Messiasprätendenten an die Öffentlichkeit traten. Der restliche Text besteht aus einer biographischen Skizze zu Sabbatai Zwi (-), der der berühmteste dieser Pseudomessiase war. Es spricht einiges dafür, den Text zu Bubers frühen Schriften zu zählen und ihn in die Zeit um die Jahrhundertwende einzuordnen. Als spätester Zeitraum scheint die Zeit in Frage zu kommen, als Buber seine beiden Vorlesungsreihen Reden über das Judentum hielt (- und ). Dafür gibt es eine Reihe von Anhaltspunkten: Was die äußere Textgestalt angeht, so fällt auf, dass Buber mehrfach solche Wörter mit »th« schreibt, für die die Rechtschreibreform von diese Schreibweise abschaffte. Daraus kann man folgern, dass der Text ungefähr um das Jahr entstand. Von den inhaltlichen Gründen sind zu nennen: ) Muslime werden von Buber abwechselnd als Mohammedaner und Türken ohne Bedeutungsunterschied bezeichnet, was nahelegt, dass der Text vor dem Ende des Osmanischen Reichs geschrieben wurde. ) Der Gebrauch des Wortes »entartet« verweist auf eine Thematik, die dem Kulturzionismus im Allgemeinen wie auch Buber in seiner neoromantischen und frühen kulturzionistischen Phase wichtig war. Der Kulturkritiker und Zionist Max Nordau (-) hatte den Begriff »Entartung«, der dann später von den Nationalsozialisten aufgegriffen wurde, mit seinem gleichnamigen Buch populär gemacht. ) An drei zentralen Stellen wird das »Mannestum« hervorgehoben und als das positive Pendant zur befürchteten »Entartung« dargestellt. ) Buber erwähnt mehrfach Persönlichkeiten wie die Schriftsteller Israel Zangwill (-), Jacob Wassermann (-) und Samuel Lublinski (-), die ihn in der Zeit von bis interessierten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Text in seinem Stil, seiner Wortwahl und seiner gedanklichen Ausrichtung den frühen Buber widerspiegelt. Seine wichtigste Aussage besteht darin, dass Sabbatai Zwi »das Mannestum« gefehlt habe. Er habe den besonderen historischen Moment und seine Stellung nutzen sollen. Stattdessen sei er selbst durch die von
Zur Geschichte des Messianismus
ihm ausgelöste Bewegung in einen Taumel verfallen. Bubers Ambivalenz in der Bewertung von Sabbatai Zwi sollte im Licht der kulturzionistischen Bemühungen gesehen werden, in ihm einen Vorläufer des Zionismus zu sehen. Der Text ist mehr eine Zitatensammlung, als ein eigenständiger Text. Die historische Darstellung zu Sabbatai Zewi folgt fast durchgängig Heinrich Graetz, Geschichte der Juden. Von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Aus den Quellen neu bearbeitet, Bd. : Von der dauernden Ansiedelung der Marranen in Holland () bis zum Beginne der Mendelssohn’schen Zeit (), Leipzig . Die literarische Ausgestaltung ist stark von Jakob Wassermann, Die Juden von Zirndorf, Paris, Leipzig u. München , und Israel Zangwill, Dreamers of the Ghetto, New York u. London , beeinflusst. Aus diesen Gründen hat Buber wahrscheinlich keine Veröffentlichung vorgesehen. Textzeuge: H: Handschrift im MBA (Arc. Ms. Var. , hei ); paginierte Seiten, undatiert; auf zweiseitig beschriebenen losen Blättern, die in der Mitte gefaltet und zu einer Heftform zusammengelegt sind; mit Korrekturen versehen. Druckvorlage: H Variantenapparat: ,- alle die Unklarheit und Exaltation] [die Trostlosigkeit und der Trost] ! alle die Unklarheit und Exaltation H , Trunkenheit] Schwärmerei ! Trunkenheit H ,- Himmelreiches] [himmlischen Reiches] ! Himmelreiches H ,- vor Allem d. Jahr ] [ und ] ! vor Allem d. Jahr H ,- Streben seiner hochgespannten Seele] Streben hseiner hochgespannten Seelei H , dem Menschen] [der Welt] ! dem Menschen H ,- In dem Gedanken eines »Entwerdens«] [Um sich einer Ausgiessung der göttlichen Gnade würdiger zu machen, kasteite er seinen] ! In dem Gedanken eines »Entwerdens« H , an die See] an die [freie] See H ,-, Kabbala, den Spott des türkischen Pöbels nicht beachtend,] Kabbala, hden Spott des türkischen Pöbels nicht beachtend,i H , nicht beachtend,] berichtigt aus nicht beachtend , regen Wunder] wirksamen ! regen Wunder H
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, schauend] blickend ! schauend H , geschah] ergieng ! geschah H , die er von den Seebädern erhalten hatte] [deren Ursprung man sich nicht erklären konnte] ! die er von den Seebädern erhalten hatte H , allegorische Vordeutung] hallegorischei Vordeutung H , Konstantinopel, das damals die Heimstätte von Abenteurern war,] Konstantinopel h, das damals die Heimstätte von Abenteurern war,i H ,- an Gräbern frommer Männer und andern geheimnisvollen Orten] an Gräbern hfrommer Männeri und handerni geheimnisvollen Orten H ,- Hier […] unter Zeichen und Wundern] Hier hauf dem heiligen Bodeni, so hoffte er, würde unter hZeichen undi Wundern H , unglücklichen] armen ! unglücklichen H , Brautstande von Wundmalen und Erlösungen] Brautstande hvon Wundmalen und Erlösungeni H , auf ihn, der nie ein Weib berührt hatte] auf ihn h, der nie ein Weib berührt hattei H , in Staub zermalmem] [vollends aufreiben] ! in Staub zermalmen H , Andere in der Synagoge überfallen] Andere hin der Synagogei überfallen H , Christen, Residenten u. Geistliche] Christen h, Residenten u. Geistlichei H ,- Ueberall, wo Juden wohnten, bereitete man sich] Ueberall [herrschte] ! , wo Juden wohnten, bereitete man sich H , Verworfenheit] Verschwendung ! Verworfenheit H , seidenen Segeln] [silbernen] ! seidenen Segeln H , in ihr Vaterland.] in ihr Vaterland. [Bei Wenigen findet es Glauben.] H , anflehte] bat ! anflehte H , umzusetzen] umzuwandeln ! umzusetzen H ,- Sie glaubten […] zerreissen konnte.] hSie glaubten […] zerreissen konnte.i H , verstummen, aber die Zerklüftung blieb] verstummen h, aber die Zerklüftung bliebi H ,- sandte Sabbatai aus Smyrna] sandte Sabbatai haus Smyrnai H ,- Machtstellung Sabbatais bis zum Gipfelpunkt] Machtstellung Sabbatais hbis zum Gipfelpunkti H ,- des […] Krieges halber nicht in Konst. lassen wollte und da-
Zur Geschichte des Messianismus
her] des […] Krieges halber hnicht in Konst. lassen wollte und daheri H , nicht mehr geängstigt und seufzend wie alljährlich] nicht mehr hgeängstigt und seufzendi wie alljährlich H , [ ]לשנה הבאה בירושליםLeschana habaa] ! לשנה הבאה בירושליםH , dessen Pläne verraten hatte] [die phantastischen] ! dessen Pläne [mitgeteilt] ! verraten hatte H , fielen nicht Alle] [fielen die Juden nicht] ! fielen nicht Alle H ,- Andere behaupteten […] zu vollbringen.] hAndere behaupteten […] zu vollbringen.i H , in immer steigender Geistesermattung] h[dessen Geistesreinheit durch das Leben zerstört worden war] ! in immer steigender Geistesermattungi H , Rolle zu spielen begann] Rolle [spielte] ! zu spielen begann H , leidenschaftlichen Kundgebungen] unerklärlichen ! leidenschaftlichen Kundgebungen H ,- aus der durch das Leiden […] verbergenden Seele] aus der hdurch das Leiden […] verbergendeni Seele H , Nichts wahrhaft Gigantisches] [Alles Grosse] ! Nichts wahrhaft Gigantisches H , Urkraft] Kraft ! Urkraft H ,- Träumers, dieses ewigen Jünglings Sabbatai Zewi] [Träumers, Sabbatai Zewi] ! [Jünglings] ! Träumers, dieses ewigen Jünglings Sabbatai Zewi H ,- die die jüdische Seele in ihren Tiefen erschüttern] [der jüdische Mann möge kommen] ! die die jüdische Seele in ihren Tiefen erschüttern H Wort- und Sacherläuterungen: , die Messiaswehen] übersetzt von hebr. chevlei meschiach. Die Idee, dass der Ankunft des Messias schwere Prüfungen vorangehen werden, findet sich bereits im Neuen Testament und wird auch da mit »Wehen« umschrieben (Mt ,). Im Talmud ist dieses Szenario eines von einer Reihe von Möglichkeiten, wie das Erscheinen des Messias sich ereignen könnte. So wird auch erörtert, ob der Messias kommt, wenn die Menschheit selbst die Welt fast vervollkommnet hat (bSan a-b). , die Männer, welche] Sollte die Annahme zutreffen, dass der Text zu Bubers frühen Schriften zu zählen ist, so zeigt er, dass bereits der frühe Buber versucht, den Messianismus mit Bewegungen oder Grup-
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pen zu identifizieren, während es sich beim Messias im traditionellen Judentum um eine Einzelperson handelt. , Χριστοί] Christoi, griech.: »die Gesalbten«. , David Reubeni] (ca. -?/?): eine schillernde Figur. Er gab sich gegenüber dem Papst Clemens VII (-) als Bruder eines jüdischen Königs aus, dessen Reich im Osten liege und der die Osmanen bekämpfen wolle und deswegen mit dem Papst eine Allianz suche. Max Brod widmete dieser Gestalt seinen Roman Reubeni. Fürst der Juden. Ein Renaissanceroman, München . , Lord Beaconsfield] Der britische Premierminister Benjamin Disraeli, Earl of Beaconsfield, (-).Von jüdischer Herkunft trat er mit zwölf Jahren in die Anglikanische Kirche ein. Er ist auch als Romanschriftsteller bekannt. Sein Roman The Wondrous Tale of Alroy von behandelt aber nicht, wie Buber anzunehmen scheint, David Reubeni, sondern David Alroy, einen Pseudomessias des . Jahrhunderts. , Papst Clemens] Clemens VII, Papst seit . , König von Portugal] João III (-): Ein Enkel der span. Könige Isabella von Kastilien (-) und Ferdinand II von Aragonien (-), die die Juden aus Spanien vertrieben und ihre Vertreibung aus Portugal veranlasst hatten. , Diego Pires] (-) Besser bekannt als Schlomo Molcho. Diesen Namen nahm er an, nachdem er zum Judentum zurückgekehrt war. Als abgefallener Christ wurde er zum Tode verurteilt. , die grosse Ueberschwemmung von Rom] Papst Clemens VII hatte sich deswegen für seine Freilassung eingesetzt. ,- das grosse Erdbeben zu Lissabon] Am . Januar . Es hatte eine ähnliche Stärke wie das große Erdbeben von . , Manasse ben Israel] (-): ein holländisch-portugiesischer Rabbiner, der viele Werke auf Latein, Spanisch und Hebräisch verfasste, und Lehrer des Philosophen Baruch Spinoza war. Er überzeugte den Lordprotektor Oliver Cromwell (-) durch einen Besuch in London , den Juden die Wiederansiedlung in England mehr als drei Jahrhunderte nach ihrer Ausweisung zu erlauben. , nach den Weissagungen der Bibel] Anspielung auf Jes ,. , An dem grossen nationalen Fasttage] Was die geschichtlichen Abläufe angeht, stimmen die Angaben mit Heinrich Graetz, Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, Zehnter Band, zumeist überein. Graetz, der in der Tradition des liberalen aufgeklärten Judentums steht, schreibt jedoch äußerst abwertend über Sabbatai Zewi, seine Bewegung und die Kabbala im Allgemeinen.
Zur Geschichte des Messianismus
,- an dem Tage der Trauer um die Zerstörung Jerusalems, am . Ab] Der neunte Ab, Tischa beAw, ist ein Tag ganztägigen Fastens. Die Erinnerung gilt aber in erster Linie der Zerstörung beider Tempel ( v. Chr. und n. Chr.), die an diesem Tag des jüdischen Kalenders stattfanden. Nach einer alten rabbinischen Überlieferung soll der Messias an diesem Tag zur Welt kommen, vgl. Gershom Scholem, Sabbatai Zwi. Der mystische Messias, Frankfurt a. M. , S. . , Smyrna] heute Izmir, Türkei. Damals hatte die Stadt einen sehr hohen Bevölkerungsanteil von Griechen und Armeniern und eine bedeutende Gemeinde von vertriebenen Juden aus Spanien. ,- R. Simon ben Jochai] Ein heiligenartig verehrter Gelehrter des . Jahrhunderts, den Der Sohar, das Hauptwerk der mittelalterlichen Kabbala als seinen Verfasser nennt. , der moderne englische Dichter Zangwill] Israel Zangwill, jüdischengl. Schriftsteller, der von armen polnisch-litauischen Juden abstammte und zu sozialen Problemen schrieb. Auf sein erfolgreiches Theaterstück The melting-pot von geht dieser berühmt gewordene Ausdruck zurück. Zangwill war ein früher Zionist und mit Theodor Herzl (-) seit bekannt, verließ jedoch nach der Ablehnung des Ugandaplans die etablierte Zionistische Bewegung und gründete die Jewish Territorial Organisation, die sich gegen die Fixierung auf Palästina wandte. ,- »Träumern des Ghettos«] Der zweibändige Roman erschien auf Englisch unter dem Titel Dreamers of the Ghetto, New York u. London , und die deutsche Übersetzung in Berlin unter dem Titel Träumer des Ghetto. Der erste Teil beschäftigt sich mit mehreren Gestalten der jüdischen Geschichte, deren Leben romanhaft geschildert wird: Uriel da Costa (-), Sabbattai Zewi, Baruch Spinoza und Baal Schem Tow sowie eine erfundene Figur in Rom, die zum Christentum konvertiert und nach der Rückkehr zum Judentum der Inquisition zum Opfer fällt. Der zweite Teil beschäftigt sich überwiegend mit Persönlichkeiten, die der progressiven und sozialistischen Bewegung zuzurechnen sind. Das Interesse an Gestalten, die im Konflikt mit der Orthodoxie stehen, führte dazu, diese zum Gegenstand einer Anzahl von Romanen in der Weimarer Republik zu machen, vgl. Michael Brenner, Jüdische Kultur in der Weimarer Republik, S. -. ,- Auf der schweigsam glänzenden Flut […] Melisselda] Die dt. Übers., Bd. , S. , weicht von der hier dargebotenen Fassung erheblich ab. Das englische Original lautet (Dreamers of the Ghetto, S. f.): »There the Emperor’s daughter / Lay agleam in the water /
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Melisselda. / And its breast to her breast / Lay in tremulous rest, / Melisselda. // From her bath she arose / Pure and white as the snows, / Melisselda. / Coral only at lips / And at sweet finger-tips, / Melisselda. // In the pride of her race / As a sword shone on her face, / Melisselda. / And her lids were steel bows, / But her mouth was a rose, / Melisselda.« , Das Buch Sohar] hebr.: »Der Glanz«. Überwiegend auf aramäisch abgefasstes Hauptwerk der mittelalterlichen Kabbala aus dem späten . Jh. Der Autor ist vermutlich Mosche ben Schemtow von Leon (ca. -). Das Werk ist als fortlaufender Kommentar zur Tora aufgebaut. Nach der Vertreibung der Juden aus Spanien wurde der Sohar sehr einflussreich und genießt bis heute besonders im Chassidismus höchstes Ansehen. , Tetragrammaton] Jhwh. Der Eigenname Gottes, vgl. Graetz, Geschichte der Juden, S. . ,- Erst mit Anbruch […] wiederhergestellt werden] In Bubers frühen Schriften taucht das Streben nach Einheit als Kernelement des Judentums immer wieder auf, vgl. Barbara Schäfer, Einleitung zu MBW , S. f. So beschreibt Buber die verzweifelte menschliche Situation sowie die Erlösung daraus: »und man wird überall das Gefühl und die Erfahrung der Entzweiung finden, – und überall das Streben nach Einheit. / Das Streben nach Einheit. Nach Einheit im einzelnen Menschen. Nach Einheit zwischen den Teilen des Volkes, zwischen den Völkern, zwischen der Menschheit und allem Lebendigen. Nach Einheit zwischen Gott und der Welt.« Vgl. Das Judentum und die Menschheit, in: Drei Reden über das Judentum, S. (jetzt in: MBW , S. ). ,- Dies vermehrte aber nur […] hinübergenommen war.] Paraphrase von Graetz: »Die Vorstellung von einem leidenden Messias hatte sich bereits früher vom Christentum in den jüdischen Kreis fortgepflanzt«, S. . , Abraham Jachini] (-) Prediger und Schriftsteller, führender Sabbatianer. ,- »Ich, Abraham […] Waffen.«] Stimmt wörtlich mit Graetz, S. überein, abgesehen davon, dass bei Graetz nicht »bezwingen« sondern »demüthigen« steht. ,- In Kairo […] Ankunft des Messias zu förden.] vgl. Graetz, Geschichte der Juden, S. f. , Raphael Joseph Chelebi] Raphael Joseph von Aleppo führte den Titel Chelebi (türkisch für Herr) der Juden Ägyptens seit . Der Titel entspricht dem früheren Nagid, dem Titel des weltlichen Repräsen-
Zur Geschichte des Messianismus
tanten der ägyptischen Juden, ein Amt, das auch Maimonides inne gehabt hatte. Saraf Baschi ist der türkische Titel für den Vorsteher des ägyptischen Schatzamtes. Vgl. Scholem, Sabbatai Zwi, S. u. . ,- des Gemetzels […] Bohdan Chmielnicki] Der Kosakenhetmann Bohdan Chmielnicki (-) führte einen Aufstand der Kosaken, Tataren und der Landbevölkerung gegen Polen-Litauen, der einerseits durch die zunehmende Bedrückung der Pächter durch die polnischen Adligen und andererseits durch Unterdrückung der orthodoxen Kirche ausgelöst wurde. Das Ziel eines eigenständigen ukrainischen Staats wurde nicht erreicht. Die Juden und der katholischpolnische Klerus wurden Opfer von Massakern, weil sie die verhasste polnische Herrschaft repräsentierten. Der Aufstand, der von dauerte, führte zu einer großen Verunsicherung und Verarmung des polnischen Judentums, die sie zunächst für den Sabbatianismus empfänglich machte und später den Nährboden für den Chassidismus bildete. , Sara, dessen ganze Familie ermordet worden war] Vgl. Graetz, Geschichte der Juden, S. . Graetz spricht aber nicht davon, dass ihre Familie ermordet wurde; darüber hinaus findet sie in Amsterdam ihren Bruder wieder. , wie einst dem Propheten Hosea] Hos ,. Dort ist von einer Hure die Rede, die der Prophet heiraten soll. Vgl. Graetz, S. . , der wiedergeborene Prophet Elia] Graetz, S. : »geberdete sich nämlich mit einem Mal als der wiederauferstandene Elia«. Dem Kommen des Messias geht in der jüdischen Tradition das Kommen Elias zuvor, wie bereits aus den Evangelien ersichtlich ist, vgl. z. B. Mt ,-. ,- Von Sabbatai weissagte […] von Moses begleitet] Vgl. Graetz, Geschichte der Juden, S. . ,- »Auf dieser Fahrt […] opfern wird.«] Zitat nicht nachgewiesen. , Gog und Magog] Gog und Magog ist der Titel von Bubers einzigem Roman, (Heidelberg: Verlag Lambert Schneider ; jetzt in: MBW , S. -.) ,- »Es war, als sei die Luft […], wurde auch trunken.«] Jakob Wassermann, Die Juden von Zirndorf, Neubearbeitete Ausgabe, Berlin , S. . Es fehlt aber das Wort »schwerem«. ,- Jakob Wassermann hat in seinem Roman »Die Juden von Zirndorf«] Jakob Wassermann war ein zu seiner Zeit vielgelesener Romanschriftsteller, dessen Schriften verboten wurden. Die Juden von Zirndorf ist erschienen und sein zweiter Roman.
Einzelkommentare
,- »Ueberall erhoben sich bleiche Gesichter […] erscheinen mochte.«] Wassermann, Die Juden von Zirndorf, S. . Der letzte Satz lautet dort: »Weiber mit grauen Haaren gaben sich beklagenswerter Verirrung hin.« ,-, »Es war gleichsam […] über den Rücken. ] Vgl. Wassermann, Die Juden von Zirndorf, S. f. Es fehlen die Worte »gleichsam« (,), »wahrer« (,) und »als« (,). »Loos« (,) ist wie heute üblich als »Los« geschrieben. ,- Das lange Exil Israels […] über die Völker erhoben.«] Zitat nicht nachgewiesen. , Heinrich Oldenburg] (?-) Bremer Theologe, der später in London lebte. Seit Sekretär der Royal Society und Korrespondenzpartner vieler Wissenschaftler in Europa, darunter Spinoza. ,- »Alle Leute sprechen […] herbeiführen.«] Graetz, Geschichte der Juden, S. ,- »Qui, verus si fuerit […] videtur«] Graetz, Geschichte der Juden, S. . , Spinozas Meinung] Die direkte Antwort Spinozas ist nicht erhalten, vgl. Scholem, Sabbatai Zwi, S. . Jedoch hält er eine Wiederherstellung eines jüdischen Staates für möglich, vgl. Tractatus TheologicoPoliticus, drittes Kapitel von . (Vgl. auch Graetz, S. .) Der Zionismus sieht in Spinoza einen Vorläufer seiner Idee. In Die Welt. Zentralblatt der zionistischen Bewegung , (), S. findet sich eine kurze Notiz mit einem Zitat Spinozas unter dem Titel »Spinoza und der Zionismus«: »Ja, ich halte es für möglich, dass die Juden, vorausgesetzt, dass die Grundlagen ihrer Religion sie nicht verweichlichen, wenn einmal die Gelegenheit günstig sein sollte – die menschlichen Verhältnisse sind ja dem Wechsel unterworfen – ihr ehemaliges Reich wieder aufrichten und Gott sie von neuem erwählen werde.« Die Hochschätzung Spinozas in der zionistischen Bewegung zeigt sich auch darin, dass David ben Gurion in dem Artikel »Netaken hame’uwat« [Lasst uns das Krumme geradebiegen] in der israelischen Tageszeitung Davar vom . Dezember die Rabbiner aufforderte, den Bann gegen Spinoza aufzuheben. Weiter forderte er die Hebrew University von Jerusalem auf, seine Schriften in hebräischer Sprache herauszugeben, vgl. Jan-Eike Dunkhase, Lingua, non Scriptura: Spinozas hebräische Säkularisierung, in: Simon Dubnow Institute Yearbook, hrsg. von Dan Diner, Bd. , (), S. -, hier S. -. , Schulchan Aruch] hebr.: »Der gedeckte Tisch« ist der Gesetzeskodex des sephardischen Rabbiners Joseph Karo (-), der detailliert und systematisch alle heute noch zu befolgenden Gebote auf-
Zur Geschichte des Messianismus
führt. Nachdem der polnische Rabbi Moses Isserles (-) ihn um die für die Aschkenasim bindenden Bräuche ergänzte, wurde er sehr schnell als maßgebliche Autorität in der ganzen jüdischen Welt anerkannt, einen Status, den er in orthodoxen Kreisen bis heute inne hat. ,- Als dieser ihn mit einer Ohrfeige empfing, hielt er die andere Wange hin] Vgl. Graetz, Geschichte der Juden, S. . , kandiotischen Krieges] vgl. Graetz, S. . In diesem Krieg eroberte das Osmanische Reich die letzten Gebiete, die die Republik Venedig noch auf Kreta besaß. , Konst.] Konstantinopel. , Abydos] Eine antike Stadt an der Mündung der Dardanellen, von den Griechen Hellespont genannt. , ]בירושלים הבאה לשנהleschana haba’a biruschalajim, hebr.: »nächstes Jahr in Jerusalem«. Damit endet das Sedermahl, die häusliche Pesachfeier. Der Ausdruck steht für die Hoffnung auf die baldige messianische Befreiung. ,- alle jüdischen Feiertage, vor Allem den Versöhnungstag] Vgl. Graetz, Geschichte der Juden, S. . ,- »Wie der erste Erlöser […] in allen Kreisen erlöse«] Vgl. Ebd., S. . ,- Andere behaupteten […] zu vollbringen.] Vgl. Ebd., S. . ,- bald den Juden den Islam predigte, bald neue Offenbarungen verkündete] Vgl. Ebd., S. f. , Endlich starb er im Wahnsinn] Graetz, S. : »Dort starb er, man sagte später am Versöhnungstage, vereinsamt und verlassen ().« Nach einer rabbinischen Legende soll auch Moses am Versöhnungstag während des feierlichsten Gebetsteils, dem Schlussgebet Ne’ila gestorben sein, vgl. Scholem, Sabbatai Zwi, S. . , die jüdisch-türkische Sekte der Donmäh] Zumeist Dönme genannt. Die jüdisch-muslimische Geheimsekte existierte bis ins . Jh., als sich einige ihrer Mitglieder stark an der jungtürkischen Bewegung beteiligten. , Niebuhr] Carsten Niebuhr (-) dt. Forschungsreisender, der an mehreren Expeditionen in das Osmanische Reich, besonders nach Arabien teilnahm. Niebuhr bezifferte die Zahl der Familien in Saloniki, die der Dönme-Sekte angehören, auf , vgl. Scholem, Die krypto-jüdische Sekte der Dönme (Sabbatianer) in der Türkei, in: Numen (), S. -, hier S. . ,- die messianische Bewegung bis ins . Jahrhundert] Besonders bekannt sind die Frankisten, die nach ihrem Anführer Jacob Frank
Einzelkommentare
(-) benannt sind. Frank war ein polnischer Jude, der sich als Nachfolger von Sabbatai Zewi sah, zum Katholizismus übertrat und seine Anhänger zum selben Schritt ermutigte. Er bildete eine eigene Lehre, den Frankismus aus. ,- »Es war«, sagt Lublinski […] unvermeidlich machte.«] Zitat nicht nachgewiesen. , Lublinski] Samuel Lublinski: dt.-jüd. Schriftsteller, Literaturkritiker und Religionsphilosoph; zeitweilig Zionist. ,- Ihm fehlte der Wille […] das Mannestum] Graetz, S. sieht in der sabbatianischen Bewegung ebenfalls eine historische Chance, die vertan wurde: »Wäre er ein Mann von festem Plane und von Willenskraft gewesen, so hätte er mit diesem ungeheuchelten Enthusiasmus und dieser opferwilligen Hingebung seiner Gläubigen doch etwas erzielen können.«
Abkürzungsverzeichnis B II-III
MBA MBB
MBW
Werke I-III
Martin Buber, Briefwechsel aus sieben Jahrzehnten, Bde., hrsg. und eingel. von Grete Schaeder, Heidelberg: Verlag Lambert Schneider -. Bd. II: - (), Bd. III: - (). Martin Buber-Archiv, Jüdische National- und Universitätsbibliothek Jerusalem. Martin Buber. Eine Bibliographie seiner Schriften, -, zusammengestellt von Margot Cohn und Rafael Buber, Jerusalem: Magnes Press, Hebräische Universität und München/New York et al.: K. G. Saur . Martin Buber Werkausgabe: Bd. . Mythos und Mystik. Frühe religionswissenschaftliche Schriften, bearbeitet, eingeleitet und kommentiert von David Groiser, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus . Bd. . Schriften zur chinesischen Philosophie und Literatur, bearbeitet, eingeleitet und kommentiert von Irene Eber, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus . Bd. Frühe jüdische Schriften -, bearbeitet, eingeleitet und kommentiert von Barbara Schäfer, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus . Bd. Schriften zum Christentum, bearbeitet, eingeleitet und kommentiert von Karl-Josef Kuschel, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus . Bd. Schriften zur Bibelübersetzung, bearbeitet, eingeleitet und kommentiert von Ran HaCohen, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus . Bd. Gog und Magog. Eine Chronik, bearbeitet, eingeleitet und kommentiert von Ran HaCohen, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus . Martin Buber, Werke, Bde., München: Kösel Verlag und Heidelberg: Verlag Lambert Schneider -. Erster Band: Schriften zur Philosophie. (), Zweiter Band: Schriften zur Bibel. (), Dritter Band: Schriften zum Chassidismus. ().
Hebräische Bibel Gen Ex Lev Num Dtn
Genesis (. Mose) Exodus (. Mose) Leviticus (. Mose) Numeri (. Mose) Deuteronomium (. Mose)
Jos Ri I Sam II Sam I Kön II Kön Jes Jer Ez Hos Joel Am Jo Mi Nah Hab Zeph Ps Hi Rut Dan Esr Neh I Chr II Chr
Abkürzungsverzeichnis
Josua Richter . Samuel . Samuel . Könige . Könige Jesaja Jeremia Ezechiel Hosea Joel Amos Jona Micha Nahum Habakuk Zephanja Psalm(en) Hiob Ruth Daniel Esra Nehemia . Chronik . Chronik
Neues Testament Mt Mk Lk Joh Kor Hebr Apk
Matthäus Markus Lukas Johannes . Korintherbrief Hebräerbrief Johannes-Apokalypse
Abkürzungsverzeichnis
Außerkanonische Schriften Jes Sir SapSal EvHebr Esr
Jesus Sirach Sapientia Salomonis (Buch der Weisheit) Hebräerevangelium . Esra
Rabbinische Literatur mBer mjoma bBer bJoma bSan bShab bSuk bRHSh bTaan jTaan
Mischna, Traktat Berakhot Mischna, Traktat Joma Talmud Bavli, Traktat Berakhot Talmud Bavli, Traktat Joma Talmud Bavli, Traktat Sanhedrin Talmud Bavli, Traktat Shabbat Talmud Bavli, Traktat Sukka Talmud Bavli, Traktat Rosh ha-Shana Talmud Bavli, Traktat Ta’anit Talmud jeruschalmi, Traktat Ta’anit
BerR Jalq MekhJ PRE PesR SifBem SifDev Tan TJer
Bereshit Rabba (Genesis Rabba) Jalqut Shim’oni Mekhilta deRabbi Jischma’el Pirqe deRabbi Eli’eser Pesiqta Rabbati Sifre Bemidbar (zu Numeri) Sifre Devarim (zu Deuteronomium) Tanchuma, Midrasch Tanchuma Targum Jeruschalmi
Quellen- und Literaturverzeichnis . Quellenverzeichnis . Literaturverzeichnis . Bibliographien . In den Band aufgenommene Schriften Martin Bubers . Verwendete Werke Martin Bubers . Verwendete Literatur . Quellenverzeichnis Aus dem Martin Buber Archiv der Jüdischen Nationalbibliothek Jerusalem sind folgende unveröffentlichte Quellen verwendet worden:
. Handschriften und Typoskripte Das messianische Mysterium (Jesaja ) (Typoskripte) Arc. Ms. Var. , zayin Arbeitsgemeinschaft zu ausgewählten Abschnitten aus dem Buche Schmuel (Typoskript) Arc. Ms. Var. , gimel a Königtum Gottes (Handschriften) Arc. Ms. Var. , gimel , K Königtum Gottes (Handschriften) Arc. Ms. Var. , gimel , K Geschehende Geschichte (Handschrift) Arc. Ms. Var. , hei a Der Gesalbte (Handschrift) Arc. Ms. Var. , gimel Der Gesalbte (Handschrift) Arc. Ms. Var. , gimel a Der Gesalbte (Typoskript) Arc. Ms. Var. , gimel a Der Gesalbte (Druckfahnen) Arc. Ms. Var. , gimel a Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde (Handschrift) Arc. Ms. Var. , gimel Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde (Handschriften) Arc. Ms. Var. , gimel Zur Geschichte des Messianismus (Handschrift) Arc. Ms. Var. , hei
. Literaturverzeichnis . Bibliographie Martin Buber. Eine Bibliographie seiner Schriften, -, zusammengestellt von Margot Cohn u. Rafael Buber, Jerusalem: Magnes Press, Hebräische Universität Jerusalem u. München [u. a.]: K. G. Saur .
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Glossar Aschera: ! Baal Astarte: ! Baal Baal: gemeinsemitisch »Herr«, »Besitzer«. Zunächst nur als ein Epitheton für den höchsten Gott gebräuchlich, bezeichnet der Begriff seit dem späten . Jahrtausend v. Chr. einen Hauptgott im nordsyrischen Raum, der als Wettergott den Regen spendet und somit für den Ackerbau bedeutsam ist. Der Name kommt oft in Verbindung mit Ortsnamen vor. Als göttliche Partnerin wird ihm die Aschera oder Astarte zugeordnet. Wenn die Bibel den Götzendienst bekämpft, so werden vorrangig diese drei Gottheiten genannt, wobei deren Namen oft in der Pluralform verwendet werden. Laut Buber sind die Baalgottheiten an einen festen Ort gebunden im Gegensatz zu den ! Malkgöttern. Charisma: Nach Max Weber stellt die charismatische Herrschaft neben der traditionalen und rationalen eine von drei Herrschaftsformen dar. Ein charismatischer Führer übt Herrschaft über seine Anhänger aus, die ihm eng verbunden sind und in ihm eine herausragende Persönlichkeit sehen – ein Legitimationsmodell, dem laut Weber in revolutionären Phasen große Bedeutung zukommt. Deuterojesaja: anonymer Prophet aus der Zeit des babylonischen Exils, dem insbesondere die Kapitel Jesaja - zugeschrieben werden. (Ur-) Deuteronomium: Nach Wellhausen die Bezeichnung einer der vier Quellenschriften des Pentateuchs. Das . Buch Moses sei ihr zum größten Teil zuzuordnen und stamme aus der Zeit des Babylonischen Exils. Deuteronomistisch: Eine Bearbeitungsschicht in der hebräischen Bibel, die sowohl inhaltlich als auch stilistisch gut identifizierbar ist. Man schließt daraus auf eine breite theologische Bewegung, die stark von den Forderungen des Deuteronomiums wie dem exklusiven Monotheismus und der Kultzentralisation geprägt ist, wodurch der Jerusalemer Tempel zur einzig legitimen Opferstätte erklärt wird, sowie die Tora als bindendes Religionsgesetz in den Mittelpunkt rückt. Dabei erhalten die sozialen Bestimmungen ein besonderes Gewicht. Diese Bewegung wird in die Zeit von ca. bis v. Chr. eingeordnet und betrachtet den Verlust staatlicher Souveränität und die Zerstörung des Tempels als Folge des Ungehorsams gegen Gottes Gebote. El: hebr. »Gott«. Eine Bezeichnung, die eher selten und zumeist in Zusammensetzungen gebraucht wird wie »höchster El«. Daneben gibt es aber auch eine altkanaanitische Gottheit namens »El«. Elohim: hebr. für »Gott«. In der Bibel häufig gebrauchte Bezeichnung für den Gott Israels, die fast den Charakter eines Eigennamens erhält. Elohist: Nach Wellhausen die Bezeichnung einer der vier Quellenschriften des Pentateuchs. Die erzählende Quelle bevorzuge Elohim als Gottesnamen. Jahwist: Nach Wellhausen die Bezeichnung einer der vier Quellenschriften des Pentateuchs. Die alte erzählende Quelle bevorzuge das Tetragramm als Gottesnamen.
Glossar
JHWH: Tetragramm zur Bezeichnung des Eigennamens Gottes in der Hebräischen Bibel; da im Judentum der Name Gottes unaussprechlich ist, wird das Tetragramm beim Beten durch die Anrede Adonaj (»Herr«) oder Adonaj Elohim (»Herr Gott«) und beim Vorlesen eines Bibel- oder Gebetstextes durch haSchem (»der Name«) ersetzt. Kabbala: hebr. »Überlieferung«; Bezeichnung der jüd. Mystik des Mittelalters und der frühen Neuzeit, die sich durch theurgische Praktiken sowie Spekulationen über das innere Wesen Gottes und die Schöpfung der Welt auszeichnet; Buchstabendeutungen, -permutationen und Zahlenkombinationen stellen ihre wichtigsten hermeneutischen Techniken dar, die aus jedem Zeichen den verborgenen Sinn freilegen sollen; ihre Anhänger werden Kabbalisten genannt. Malk: bedeutet »König« in den verschiedenen semitischen Sprachen, entsprechend dem hebräischen melekh. Die Bezeichnung wird auch als Götterbeiname verwendet. Laut Bubers These sind die Malkgötter semitische Weggötter, die einen nomadischen Stamm auf seinen Wanderungen begleiten im Gegensatz zu den mit einem Ort verbundenen ! Baalgottheiten. Maschiach: hebr. für »der Gesalbte«. Die Salbung war Teil des Krönungsrituals in Altisrael. Die gräzisierte Form lautet Messias, die griechische Übersetzung Christos. Nach der Zerstörung des ersten Tempels im . Jh. v. Chr. entwickelte sich der Glaube, dass Israel und die Welt mit dem Kommen des Messias erlöst wird. Massoretischer Text: Textgestalt des hebräischen Textes der Bibel, wie er innerhalb des Judentums (.–. Jh.) kanonisiert wurde. Dabei wurden dem Konsonantentext die Vokale sowie die diakritischen Zeichen hinzugefügt. Melekh, pl. Melakhim; zugehöriges Verb malakh, hebr. für »König«, bzw. »als König herrschen«. Midrasch: hebr. für »Auslegung«, »Studium«; Auslegung der Bibel im rabbinischen Judentum, sowie ein einzelner Text, der einen biblischen Abschnitt deutet. Mischna: erste autoritative Sammlung des jüdischen Religionsgesetzes; redigiert um n. Chr.; wird in der Gemara (- n. Chr.) kommentiert, mit der zusammen sie den ! Talmud bildet. Nabi, pl. Nabi’im (sprich nawi, newi’im): hebr. für »Prophet«, von Buber mit »Künder« übersetzt. Dabei ist nicht nur an die großen Einzelgestalten wie Jesaja oder Hosea zu denken. So wird auch die Richterin Debora beispielsweise als Prophetin bezeichnet. Daneben scheint es in der biblischen Zeit auch Ekstatikergruppen gegeben zu haben, die mit diesem Begriff bezeichnet wurden. Daneben ist »Propheten« die zweite Abteilung der biblischen Schriften in der Hebräischen Bibel und umfasst die Bücher Josua, Richter, Samuel, Könige (die »früheren« oder »vorderen Propheten«) sowie Jesaja, Jeremia, Ezechiel und das Zwölfprophetenbuch (die »späteren« oder »hinteren Propheten«). Nagid: ein hebr. Titel, etwa »Fürst«. Der Begriff wird in den biblischen Berichten zur Einführung der Monarchie auffällig oft für das spätere Königsamt verwendet. Paronomasie: Rhetorische Figur, eine Form des Wortspiels. Bei Buber und Rosenzweig ein Schlüsselbegriff in ihrer bibelexegetischen Methode. Nach ihrer Auffas-
Glossar
sung drücke die Bibel indirekt durch den Gebrauch von Worten derselben Wurzel oder klangähnlicher Worte ihre inhaltliche Aussage aus. Ruach: hebr. für »Geist«, aber auch »Wind«. Buber und Rosenzweig übersetzen zumeist mit »(Geist-)braus«, um beiden Bedeutungen gerecht zu werden. Da ruach zumeist als femininum behandelt wird, spricht Buber von »die Ruach«. Schophet, pl. Schophetim: hebr. für »Richter« von Buber mit »Rechtschaffer« übersetzt. Die Zeit der Richter, in der ein loser Stammesverbund oder einzelne Stämme sich im Kriegsfall Beistand geleistet haben sollen, bezeichnet nach der biblischen Geschichtsdarstellung einen Zeitabschnitt zwischen der Landnahme und der Einführung der Monarchie. Septuaginta: Jüdische Bibelübersetzung ins Altgriechische aus vorchristlicher Zeit, die später von der christlichen Kirche übernommen wurde. Sie bietet gelegentlich andere Versionen als der ! Massoretische Text. Talmud: Bezeichnung von ! Mischna und Gemara als den rabbinischen Auslegungen der Bibel; Hauptwerk der jüdischen Lehre und des Religionsgesetzes; wurde in zweifacher Form in Palästina (Jerusalemer Talmud) und in Babylonien (Babylonischer Talmud) schriftlich niedergelegt. T(h)ora: wörtl. Lehre; bezeichnet im engeren Sinn den Pentateuch (die fünf Bücher Moses), im weiteren Sinne die jüdische Glaubenslehre insgesamt.
Stellenregister Bibelstellen Hebräische Bibel (Altes Testament) Gen , -, , , ,a , ff. , , , , , f. , , , , , f. , , , , , , , , ff. , , , , , , , , , , ,- , , , , ,
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Stellenregister
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Rabbinische Literatur
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Außerkanonische Schriften
Neues Testament Mt ,- , ,- , ,- ,
bSan b a b a
Jerusalemer Talmud jTaanit b
Targum, Midrasch, Sammelwerke TJer Zu Ex , BerR IX, XII, XXI, XXXIX,
MekhJ b
SifBem b
Mischna mBer II, II,
mJoma IV,
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SifDev Zu Dtn ,
Babylonischer Talmud Lk , ,- ,-
Joh ,
bBer b bJoma b
Tan Zu Gen , PesR Piska XXXVI PRE V
Stellenregister Jalq Zu Lev ,
Andere Literatur Josephus, Contra Apionem ,
Jehuda HaLevi, Kusari IV, , J. Albo, Iqqarim . Buch,
Sachregister Aaron , , , Abimelekh , , , -, , Abraham , , , , , , , , , , , , , , , , , Adam , Adoptianismus -, , Afghanistan, modernes Agnostizismus Ägypten , , , , , , , , , , , , , , , , Ahura Mazda , Aliden , , , Alt, Albrecht –, Gedanken über das Königtum Jahwes Alternativik -, Altes Testament, siehe Bibel, hebräische Ammoniter , , , , , , Ammoniterfeldzug , Amphiktyonie , , Amphiktyoniethese Anarchie , , , , , , , Anarchismus Anarcho-Theokratie, siehe Theokratie, direkte Anawa (Hingabe) - Animismus Anthropologie Antike Anu , Apokalypse , , , , –, Baruch- , Apokalyptik , , , , , -, -, , , , - –, moderne , Apokalyptiker , , -, , , Araber , , –, palästinensische –, Süd- , , –, vorislamische Arabertum , Aramäer , , Assyrien Auferstehung Aufklärung
Auftrag -, , Autorität, charismatische Baal, Baalim , , -, , , , , , , , , , , -, Baalisierung , - Baalskult Babel Babylon , , , , , , , , , Babylonier , Barth, Karl –, Dogmatik Baudissin, Wolf Graf –, Kyrios Beduinen -, Beduinentum, frühislamisches , Begegnung , Bekenntnis, dogmatisches –, vitales Benjamin, Walter –, Über den Begriff der Geschichte Bethel , , Bewegung, Alldeutsche –, Jugend- –, messianische , , Beziehung , Bibel, hebräische , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , Bibelkritik , Bibelwissenschaft , , , , , , , , Bileam , , Bileamlieder - Bileamsage Bileamspruch , , , Böse, das -, , , Botschaft - Buber, Martin –, Abraham der Seher –, Arbeitsgemeinschaft zum Buche Schmuel , , , , –, Bergsons Begriff der Intuition –, Drei Reden über das Judentum , –, Gandhi, die Politik und wir –, Der Geist des Orients und das Judentum ,
Sachregister –, Der Gesalbte , , -, , , , , , , , , , , , , , -, , , , –, Der Glaube der Propheten , , , , , , , , –, Der heilige Weg , , , –, Ich und Du , , , –, Das Kommende , , , -, , , , , , –, Königtum Gottes , -, , , , , , , , , , , -, , -, -, , –, Leitwortstil in der Erzählung des Pentateuchs –, Das messianische Mysterium , , , - –, Moses , –, Der Mythos der Juden –, Pfade in Utopia , , –, Das Problem des Menschen –, Prophetie, Apokalyptik und die geschichtliche Stunde , , , , , , - –, Reden über das Judentum –, Sinnbildliche und sakramentale Existenz im Judentum , –, Über die Wortwahl in einer Verdeutschung der Schrift –, Vom Geist des Judentums –, Werkausgabe ( f.) , –, Zur Geschichte des Messianimus , –, Zwei Glaubensweisen , , , Buch Daniel Buch Deuteronomium , Buch Esra Buch Exodus Buch Hiob Buch Jona , , Buch Jesaja Buch Josua , -, , , , Buch Könige Buch Richter , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , -, , , –, antimonarchisches , -, , , , , , –, monarchisches , -, Buch Samuel / Schmuel , , , , , , , , , Bund (Berith) -, , , , , , , -, , ,
–, Josua- , , –, Königs- , , , , , , , , , –, Sinai- -, , , , , , , , , , , , Bundesbericht Bundeslade , , , , -, , , , , , , , , -, , -, , , , , , , , –, Katastrophe der , , , , , , , Bundesschluss , , , , , Charis -, , Charisma , -, , , , , , , –, Pseudo- - Charismatik -, –, erbliche , , Charismatiker , , , , , , , , , Chassidismus , , , , , , , Chmielnicki-Aufstand , , Christen Christentum , , , , , , , , , , , , , , , , –, Ur- Christus , , , , , , Dabar -, , , Daniten Daodejing , - Davidismus , Debora , , -, -, , , , -, , Deboralied , , , , , , , , , -, , , , -, Deuterojesaja , -, , , , , , , , , -, , , , , , , , , Deutsche Bauhütte Deutsche Christen Dialog, dialogisches Verhältnis , , , -, , Dialogik, Dialogphilosophie , , , Diaspora , Dualismus Dynastie , –, davidische –, priesterliche ,
Ekstase , , , Ekstatik , , , , , , , Ekstatiker , , El -, , , , , , , , , Eli , , , , , , , Eliden , , , , , Elohim , , , , , Elohist , , , , Emanationstheorie Enlil , , , , Entmagisierung Entscheidung , , , , , , , , , , , , Enuma elisch Ephod , , , , , , , , Erbsünde Erlöser, siehe Messias Erlösung -, , , , -, -, , , , , , , , –, messianische –, universale Erwählung -, -, , , , , Eschatologie , , , , , , , , –, jüdische –, prophetische –, säkularisierte Eschaton Esra -, , Esra-Offenbarung , Ethik Evangelien , , Ewed-Lieder, siehe Gottesknechtslieder Exil , , , , , , –, Babylonisches , , Forte-Kreis Fortschritt , , Fragmentenhypothese Freies Jüdisches Lehrhaus , Freiheit , , , , , , , , , , , , , Freiheitslust, beduinische -, , , , , , Friedman, Maurice –, Martin Buber’s Life and Works Führer , , , , , , , -, , , ,
Sachregister –, charismatischer , , , –, prophetischer Führertum, charismatisches , , Führung , , –, charismatische , Gebet , Geheimnis , , , , -, , , , , , , Geist, siehe auch Ruach , -, , , , , , , , , , -, , , , , , , , , –, heiliger , , , , –, jüdischer Geistempfang , -, , , , , , Gemeinde –, urchristliche Gemeinschaft , , , , , , , , , , , , , , , , , , –, geistige –, prophetische –, religiöse –, wahre , Genesis , Gesalbte, der; siehe auch Messias , , -, , , , , , -, , , , Geschichte , , -, , , , , , , , , -, -, , , -, –, Menschen- –, Vollendung der , –, Welt- , , , Geschichtsschreibung Geschichtswissenschaft , , Gesetz , , -, , –, Ritual- Gibea , , , , Gibea-Erzählung Gideon -, , -, , , , , , , , , , , , , , , , , , Gideonspruch -, , , , , , Gilgalquelle , Glaube , , -, , , , , , , –, biblischer , , –, Entmagisierung des –, jüdischer , , , -
Sachregister –, messianischer –, prophetischer –, Un- Gnosis , Gott, siehe auch Tetragramm , , , , , , , , -, , , , , -, , , , , -, , , , , , , , , , , , -, , , , , –, Allmacht –, Gegenwart , , , , –, Geschichts- , –, Gnade , , , –, Herrlichkeit , –, Kriegs- , –, Melekh- , , , , , , , , , , , , , , –, u. Mensch, siehe auch Zwiegespräch , , , , -, -, , , , , , , , –, Natur- , , –, u. Ruach - –, Sohn , –, Stammes-, siehe Gott, Melekh–, u. Volk , , , –, Wege- , , , –, u. Welt Gottesbegegnung Gottesbund Gotteserfahrung Gotteserkenntnis Gottesgericht Gottesglauben, israelitischer Gottesherrschaft , , , , , , , , -, , , , , , , Gottesknecht (Ewed) , , , , -, -, , , , Gottesknechtslieder , , , Gotteskönigtum , , , , , -, , , , , , , , , , , , , , , , , , , -, Gottesname , , , , -, , , , -, , , , Gottesreich , , , , , , , , Gottesstaat , –, thebanischer , Gottesvolk Gotteswille , , , , , , ,
Gotteswort , , , Göttliches , , -, , , Gottunmittelbarkeit Götzendienst , , , Griechen , Griechentum Gusch Emunim - Habakuk Hagar , Haggada , Halacha , Hasmonäer , - Häuptling , , , Hebräerevangelium , , , Hebräische Universität Jerusalem , , , , Heil , , , Heiliger Rest , Heiligung Heilsplan , Hellenismus Hermeneutik, rabbinische Herrschaft, charismatische -, Hierokratie , , , , , , , -, , , Hiob , Hiskia , Hoffnung, prophetische Hohelied Ich-Du-Beziehung Ideal, messianisches Idealismus Idee –, messianische , , Indianer, nordamerikanische Indien Individualismus Individuation Indra , , , Inspiration Institution , Intention, siehe Kawwana Irland Isaak , , Islam , , , , , , , , , , –, schiitischer Israel , , , , , , , , , , , , , , , , , , -, , , , , , , , , -, , , , , ,
-, -, , , , , , , , , , , , , , , -, , , , , , -, , , , , –, altes -, , -, , , , , , , , , –, Erez- –, Staat –, Volk , , , , , , , -, , , , , , , , , , , –, vorkönigliches , –, vorstaatliches , , Israeliten, siehe Volk, jüdisches Jahwist , , Jakob , , , , , , , , , , Jakobssegen Jephtha , , , , , , , - Jephthageschichte , Jerusalem , -, , , , , , , , , , , , Jethro , -, , JHWH, siehe Tetragramm JHWH-Krieg -, , , , , , Joel Johannes der Täufer , Jona , - Jonathan , , , , Joseph , , , Josua , , -, , , , , , , , , , , , Jotham , – -fabel , , , , Juda , , , , , , , , , , Juden, siehe auch Israel , , , , , –, deutsche Judentum , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , –, Geschichte des –, liberales , –, nechexilisches , –, polnisches –, rabbinisches –, spätes –, Wissenschaft des Jüdische Rundschau
Sachregister Kabbala , , –, lurianische , , , -, , Kabbalisten Kaisertum , Kanaan , , , , , , , , , , , , Kanaaniter Kawwana , , Keniter , , , - Keniterhypothese , , -, , Kharidschiten -, Kibbuz Kirche, christliche , , König , , , , , -, , , , , , , , , , , , , –, israelitischer , –, messianischer –, Priester- –, Volks- Königreich Königsgesetz , Königszeit , , Königtum , , , , , -, , , -, , , , , , , , , , , -, , , , , , , , , , , , , , -, , , , , –, entartetes , –, Entstehung des - –, erbliches –, Gottes, siehe Gotteskönigtum –, historisches –, israelitisches , , , , –, menschliches , Korah-Aufstand Kosmogonie, sexualistische Kosmokrator , Kreativität Die Kreatur , Krise , Kult , , , , , –, JHWH- , , , -, –, Tempel- , , , , Kultur, jüdische –, westliche Kunst Lade, siehe Bundeslade Leben, religiöses Lehre, früh-talmudische
Sachregister Leiden -, , , , –, messianisches Leitwort , , - Leitwortstil Leviten , , Liberalismus Literatur, apokalyptische Macht - Magie , , , , , , , Magisches , Malk, Malkgott -, , , , , , , , , -, , , - Mana , Managlauben Marxismus Meerhymnus , -, , , , , Melancholie Melchisedek , , Melekh , , , , , , , , , -, , , , , , , , , , , , , , , , -, -, -, , , , , , , , , , , , Melekhtum, ursprüngliches Mensch , , , , , , , , , , , , , -, , -, , -, -, , , , –, charismatischer , –, erfüllender –, führerischer, siehe Führer, charismatischer –, primitiver , Menschheit , –, abendländische Meschichim Meskalin , Messe messianisch Messianismus , -, , -, , , , , , , , , , , , , , , –, Anti- -, –, dialogischer –, Geschichte des –, israelitischer , –, mystischer –, vorexilischer Messias, moschia, siehe auch Gesalbte, der , , , -, -, , , -, ,
, , , , , , , , , , , , , , , -, , , , -, , , –, personaler Messiasreich , Mexico Midrasch , , Mirjam Mizpa , , , , Mizpaquelle , Moderne Molekh , , , , , , , , , , , , Molekhdienst Molekhisierung , , , , , Monarchie , , , , -, , Monarchismus, heidnischer Monotheismus , Mose-Segen , , , , , , , , Moses , , -, , , , , , , , , , , , , , -, , -, , , , , , , , -, , , , , , , , , , , , , , , , , , , , Mysterien, griechische Mysterium, messianisches , , Mystik –, jüdische , –, Natur- -, Mythos , , Nabi, Nebiim, siehe auch Prophet , , , , , , , , , , -, -, , , , -, , , , , , , , -, , , , , , , -, , -, , -, , Nabitum , , , Nasiräer , , –, Kriegs- , , Nathan , , , , Nativismus , , , Natur , , –, Vollendung der Nebukadnezar Nepal Neues Testament , , Neukantianismus Nichttun , , Nisstarim
Noah Nomadentum Noth, Martin –, Das System der zwölf Stämme Israels Notwendigkeit , , Obrigkeit Offenbarung -, , -, -, , , , , –, Johannes- , , –, Sinai-, siehe Sinai-Offenbarung Omajjaden -, Omriden , Omridenzeit Opfer , , , , , , , , , , , –, Fedu- –, israelitisches –, Kinder- -, -, , , , - Opferkult -, Opfertier , , , -, , , , , , - Orakel , , , , , , , , , , , –, Führer- –, JHWH- –, thebanisches Orient, alter , , , , , , , Orientalen , Palästina , , , , Palästinenser Parallelismus Pascal, Blaise –, Pensées Passah , Pentateuch , , Person , Pharao Philister , , , , , , , , , -, , , , , , -, , , , , , -, , , , , , , , , Philisterfeldzug , , Phönizier , , , , Plato –, Politeia Politik , , –, messianistische , Polytheismus , Priester , , , ,
Sachregister Priesterherrschaft, siehe Hierokratie Priestertum , , Prinzip, theokratisches Prophet, echter Propheten, siehe auch Nabi , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , -, –, judäische –, Schrift- Prophetenbegriff Prophetentum , , , Prophetie , , , , , , , , , , , –, Heils- –, Israels , , , , Protestantismus , Psalmen , , Quellenhypothese - Rabbinismus Rama , , , , , , , , Re , Re-Atum Redaktor , , , , , , , , , -, , , , , , , , , , , , –, deuteronomistischer , Reformjudentum, siehe Judentum, liberales Reich, messianisches, siehe Messiasreich Religion , , , , , , , , , –, babylonische –, Entmagisierung der –, geschichtliche –, jüdische , , , , –, u. Politik –, Vielheit der , Religionsgeschichte , , Religionswissenschaft -, , , , , , Richter , , , , , , , , , , , -, , , , , , , Richtertum , , Richterzeit , , , , , , , –, Krisis der Rosenzweig, Franz –, Atheistische Theologie –, Stern der Erlösung
Sachregister Ruach, siehe auch Geist , -, , , , , , , , , , , , , -, , -, , , , -, , , , , , , , , –, böse -, , , Russland Saba , Sabbat , Sabbatianismus Sakrament , -, Sakramentales , Salbung , , , -, , , , , , , , , , , , , , , , , Samuel , , , , , , , , , , , , , , , -, , -, , , -, , , , -, , , , , , -, , -, , , , , , -, , , , -, , , , , , Sara Satan , , , , Saul -, , , , , , , , , , , , , , , , , , , -, , , , , -, -, -, , , , , , , , , -, , , -, , , , , , , , , , , , , , , , , -, , , , , Sauliden , , , , , , Schandvokalisation, siehe Molekhisierung Schechina , , Schicksal, geschichtliches Schiiten Schocken Verlag , , , , , , -, Schöpfung , , , , , , , , , , , , –, Vollendung der , , Schophet, Schophtim, siehe Richter Seelenwanderung Semiten , –, Ost- –, West- Septuaginta , , , , , , , , Seraphim Silo , , , , ,
Simson , , , , Simsonsage , , , Sinai , , , , , , , , , Sinaibund, siehe Bund, SinaiSinai-Offenbarung , , , Sohar , , , , Sozialismus , , , Sparta , Spontaneität Staat , , , , , , , –, Gottes- , –, jüdischer Stamm , Stammesgott, siehe Gott, Melekh–, semitischer Südarabien Sünde , , , Sunniten Tabor , Talmud , , Tanach Tannaiten Taoismus Taubes, Jacob –, Martin Buber und die Geschichtsphilosophie Taufe , , –, Erwachsenen- –, Jordan- –, Kinder- Tetragramm, JHWH , , -, , -, , -, , , , , , , , -, , , , , -, -, , , , , , , , -, , -, , , , , -, , , , -, , , , , , , , , , , , , , -, , , , -, , -, , , , , , , , -, , , , , , , , , , , , , -, , , , -, , , , , -, , , Teufel, siehe Satan Thamar Theokratie -, -, , -, , , , , , , , , , , , , , , -, , , , , , , , , –, direkte -, , , , ,
Sachregister
–, indirekte, siehe Theokratie, mittelbare –, jüdische –, mittelbare , , , , , , , , –, naive –, Paradox der –, primitive, siehe Theokratie, unmittelbare –, der Reflexion –, südarabische –, unmittelbare , , , , , , , , , , , -, , , , , , –, vorstaatliche Theologie , , –, christliche , –, politische Theophanie , -, , Theopolitik , , , , –, biblische theopolitisch Theorie, politische Tolstoi, Lew –, Der gefälschte Bankcoupon , Tora , , , , , Tradition, christliche –, haggadische –, jüdische Tragödie, griechische - Traktat Sanhedrin , Transsubstantiation Transzendenz , , , Tyrus
–, Einheitsprinzip des –, jüdisches, siehe auch Israel , , Völker, semitische , Volkswille
Umkehr (teschuva) , , , , , -, , , , , , , , -, , , Ursache Ursprungsfrage Utopie, soziologische –, theologische
Zangwill, Israel –, Träumer des Ghetto Zebaoth - Zeitalter, messianisches , , Zentralisierung Zion , Zionismus , , , , , -, , , –, Kultur- , , Zionisten, religiöse Zukunft , , , , , , , Zwiesprache, siehe auch Dialog -, , , - Zwölfter Zionistischer Kongress
Varuna , , , Veden , , , Verantwortung Verhältnis, dialogisches, siehe Dialog Verheißung , Versuchung Volk , , , , , , , ,
Wahrheit , , Wandlung, messianische Wassermann, Jakob –, Die Juden von Zirndorf , Weber, Max –, Aufsätze zur Religionssoziologie , , , –, Wirtschaft und Gesellschaft , Weihe Wellhausen, Julius –, Prolegomena zur Geschichte Wellhausenschule , , Welt, messianische , , , –, moderne –, vormessianische Weltgeschichte, siehe Geschichte, WeltWesen , Wiedergeburt -, Wille Wissenschaft –, alttestamentliche , , -, –, des Judentums , Wort, geistiges –, Gottes –, prophetisches Wunder , , , , , , ,
Personenregister Abu Bekr (um -): einer der ersten Anhänger des Propheten ! Mohammed. Nach Mohammeds Tod wurde Abu Bekr dessen »Stellvertreter« (Kalif). Albright, William Foxwell (-): US-amerik. biblischer Archäologe und Prof. für semitische Sprachen. Alexander der Grosse (- v. Chr.): makedonischer König und Feldherr; eroberte das größte Reich in der Geschichte der Alten Welt; verbreitete die griechische Kultur und Sprache, erschloss neue Handels- und Verkehrswege und begründete das Zeitalter des Hellenismus. , -, Ali Ibn Ali Talib (-): zentrale Gestalt des Islam; Schwiegersohn und Vetter des Propheten Mohammed; vierter Kalif (-). Die Auseinandersetzungen um die Bedeutung seiner Person und seiner Nachkommen führen zum sunnitisch-schiitischen Schisma im Islam. Alt, Albrecht (-): dt.-prot. Alttestamentler. , , , Amos von Tekoa (. Jh. v. Chr.): bibl. Prophet aus dem Südreich Juda, der aber im Nordreich wirkte; erster Schriftprophet; prangerte besonders die sozialen Missstände an. , , , , , , , Arrian von Nicomeda (ca. -): römischer Politiker und Geschichtsschreiber griechischer Sprache; bekannt für seine Geschichtsdarstellungen zu ! Alexander dem Großen und den Diadochenreichen. , Auerbach, Elias (-): dt.-jüd. Arzt und Bibelexeget; engagierte sich frühzeitig für den Zionismus; später Auswanderung nach Palästina; bekannt für sein Hauptwerk Wüste und Gelobtes Land (). , -, Augustus ( v. Chr.– n. Chr.): erster röm. Kaiser von v. Chr. bis zu seinem Tod; konsolidierte nach langen Bürgerkriegen die inneren Verhältnisse des Römischen Reichs. , Augustinus von Hippo (-): Kirchenvater und Philosoph. Wichtige Werke: De civitate (Vom Gottesstaat) und Confessiones (Bekenntnisse); starker Einfluss auf ! Martin Luther. , , Baal Schem Tow, auch Rabbi Israel ben Elieser (ca. -): Zentrale Gründerfigur des Chassidismus mit teilweise legendären Zügen. , Baeck, Leo (-): dt. Rabbiner und Religionsphilosoph; seinerzeit bedeutendster Vertreter des dt. liberalen Judentums; Präs. der Reichsvertretung dt. Juden; Internierung in Theresienstadt; nach Lehrtätigkeit in London und Cincinnati; Das Wesen des Judentums (). Baneth, David Hartwig (-): poln.-jüd. Rabbinersohn und Arabist; Emigration nach Palästina und seit Professor an der Hebräischen Universität Jerusalem. , Bar Kochba, Simon (? –): hebr. »Sternensohn«; messianischer Beiname des Simon bar Koseba, aus der Stadt Koseba in Juda; Führer des letzten großen Aufstan-
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des der Juden gegen die Römer (-); wurde zu Beginn des Aufstands von Rabbi Akiba (um /-) zum Messias erklärt. Barth, Karl (-): schweiz. reformierter Theologe; Begründer der Dialektischen Theologie; Prof. für Systematische Theologie an den Universitäten Göttingen, Münster und Bonn, Sprecher der Bekennenden Kirche; Amtsenthebung durch die Nationalsozialisten und Wechsel an die Universität Basel. , Baudissin, Wolf Graf (-): Alttestamentler und Religionswissenschaftler. Baumgartner, Walter (-): schweiz. Theologe und hebr. Altphilologe. , , Beaconsfield: ! Disraeli, Benjamin Ben-Gurion, David (-): zionistischer Politiker; seit in Palästina; erster Premierminister Israels und Mitbegründer der sozialdemokratischen Arbeitspartei Israels, deren Parteivorsitzender er von bis war. , , Ben-Hadad von Aram (frühes . Jh.): von - v. Chr. Herrscher des Königreichs von Aram. Benjamin, Walter (-): dt.-jüd. Philosoph, Literaturkritiker u. Übersetzer; stand Buber zunehmend kritisch gegenüber. , Berditschew, Rabbi Levi Jitzchak (-): rabb. Gelehrter, der sich dem neuentstandenem Chassidismus zuwandte und viele Anhänger um sich scharte. , , Bergman[n], Hugo Schmuel (-): österr. Philosoph und Zionist; Mitschüler Franz Kafkas; Mitglied des Vereins Jüdischer Hochschüler Bar Kochba in Prag; enger Vertrauter Bubers und Freund ! Gershom Scholems; Übersetzer wichtiger philosophischer Werke ins Herbräische; Auswanderung nach Palästina; erster Direktor der Jüdischen Nationalbibliothek; Prof. für Philosophie an der Hebräischen Universität Jerusalem, deren erster Rektor (-) er war; Mitbegründer des Brith Schalom. , Bluntschli, Johann Kaspar (-): liberalkonservativer schweizer Jurist. Hauptwerk Allgemeines Staatsrecht (-). , Bodin, Jean (ca. -): erster bedeutender franz. Staatstheoretiker. Brod, Max (-): dt.-jüd. Schriftsteller, Theater- und Musikkritiker; Emigration nach Palästina; Dramaturg der Habima in Tel Aviv; eng mit Franz Kafka befreundet und erster Herausgeber seiner Romane. Brunner, Heinrich Emil (-): schweiz. prot. Theologe, Mitbegründer der Dialektischen Theologie. Budde, Karl (-): dt. prot. Theologe und Alttestamentler. , Buddha, eig. Siddharta Gautama (um - v. Chr.): ind. Adeliger; Stifter des Buddhismus. , Caesar, Gaius Julius (- v. Chr.): röm. Staatsmann, Feldherr und Autor; wirkte maßgeblich mit an der Umgestaltung der römischen Republik hin zu einem Kaiserreich. Calvin, Johannes (-): Genfer Reformator; Begründer des Calvinismus.
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Caro, Joseph, auch Joseph ben Ephraim Karo (-): Rabbiner und Kabbalist in Safed, Palästina; Verfasser des bis heute maßgeblichen Gesetzeskodex Schulchan Aruch. , Caspari, Wilhelm (-): dt. prot. Alttestamentler, Mitglied der Bekennenden Kirche, / verliert er seine Professur in Kiel. , , -, , , , Chelebi, Raphael Joseph (. Jh.): Vorsteher der ägyptischen Juden und Sabbatianer. , , Chmielnicki, Bohdan (-): ukrain. Kosakenhetman und Gründer des ersten Kosakenstaates; verantwortlich für Massaker an der jüdischen Bevölkerung von -. , Clemens VII (-): Papst seit . , Cohen, Hermann (-): dt.-jüd. Philosoph; Haupt des Marburger Neokantianismus; von - Professor der Philosophie an der Universität Marburg; danach Lehrtätigkeit an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin; Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums (posthum. publ. ). , Costa, Uriel da (-): port.-jüd. Religionsphilosoph, der in Konflikt mit der rabb. Orthodoxie geriet; Freitod. David (./. Jh. v. Chr.): nach Saul zweiter König Israels. Seine Dynastie herrschte im Südreich Juda bis zu dessen Untergang. Der Messias soll nach traditionell jüd. Anschauung von ihm abstammen. , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , Dieterich, Albrecht (-): dt. Altphilologe und Religionswissenschaftler. , Disraeli, Benjamin, auch bekannt als Lord Beaconsfield (-): konservativer Politiker und brit. Premierminister jüdischer Herkunft; auch als sozialkritischer Romanschriftsteller bekannt (Sybil or the Two Nations, ) , , Dow Baer, Maggid von Mesritsch (-): Rabbiner; er führte die chassidische Bewegung nach dem Tod von ! Rabbi Israel Baal Schem Tow. Duhm, Bernhard (-): dt. evangelischer Theologe und Alttestamentler. , Ebeling, Erich (-): dt. Assyriologe. , Eckhart von Hochheim, auch Meister Eckhart (ca. -): dt. Dominikaner, Theologe und Philosoph, bedeutsam für die mittelalterliche Mystik. , , Ehrenpreis, Markus, auch Mordechai Ehrenpreis (-): jüd. Publizist, Schriftsteller, Übersetzer, Rabbiner und Zionist. Eißfeldt, Otto (-): dt.-prot. Theologe, Religionswissenschaftler und Alttestamentler. , , , , -, -, Elipandus von Toledo (ca. -): span. Bischof und Theologe. , Eschelbacher, Max (-): dt.-jüd. Jurist, Rabbiner und Schriftsteller; Emigration nach England. ,
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Ferdinand II von Aragonien (-): verheiratet mit ! Isabella von Kastilien; das Zusammenführen ihrer Reiche führte zur Entstehung des span. Staates. Sie vertrieben die Juden aus Spanien und veranlassten die Vertreibung der portugiesischen Juden. Frank, Jakob, eigentlich Jakob ben Lejba (-): Messiasprätendent; behauptete die Reinkarnation ! Sabbatai Zewis zu sein. Fränkel, Fritz (-): dt. Neurologe; Freund von ! Walter Benjamin. Freimann, Aron (-): dt.-jüd. Bibliothekar; baute vor die größte europäische Sammlung von Judaica in der heutigen Frankfurter Universitätsbibliothek auf. , Friedman, Maurice (-): amerik. Kultur- und Religionswissenschaftler; Übersetzer der Werke Martin Bubers ins Amerikanische und Buber-Biograph. , - Gandhi, Mohandas Karamchand (-): genannt »Mahatma« (dt.: »große Seele«); ind. Politiker; leitete den antikolonialen Befreiungskampf Indiens gegen England nach dem Prinzip der Gewaltlosigkeit. Gerald von Wales, auch Giraldus Cambrensis (-): walisischer Erzdiakon und Schriftsteller. , Gerson, Hermann (-): dt.-jüd. Reformpädagoge; seit eng mit Buber befreundet, ab zunehmende Entfremdung. , , Glatzer, Nahum Norbert (-): öster.-jüd. Religionsphilosoph, Freund Bubers und dessen Schüler an der Universität Frankfurt; Emigration in die USA; von - Professor an der Brandeis University. , , , , Goethe, Johann Wolfgang (-): Dichter, Humanist und Universalgelehrter der dt. Klassik. , Graetz, Heinrich (-): dt.-jüd. Historiker und ein bedeutender Vertreter der Wissenschaft des Judentums in Deutschland. Seine Geschichte der Juden ( ff.) erfreute sich großer Popularität. , , Gressmann, Hugo (-): dt.-prot. Theologe, Vertreter der religionsgeschichtlichen Schule. , , Grimm, Jacob (-): dt. Sprachhistoriker und gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm Herausgeber des Deutschen Wörterbuchs. Grünewald, Max (-): dt.-amerik. Rabbiner; Emigration in die USA; Mitgründer und Vorsitzender des Leo Baeck Instituts New York. , Gunkel, Hermann (-): dt.-prot. Theologe und Alttestamentler; entwickelte die Form- und Gattungsgeschichte als Methode für die Exegese des Alten Testaments. , , , , Guttmann, Michael (-): ungar. Rabbiner und bedeutender Talmudgelehrter; - Prof. für Talmud und Halacha am Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau. , Hahn, Hugo (-): dt. Rabbiner; Emigration in die USA; gründete die deutsch-jüdische Gemeinde Habonim in New York.
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Halevy, Jehuda (-): span. Dichter und Philosoph; berühmt durch seine philosophische Apologie des Judentums (Das Buch Kuzari); vom Zionismus wegen seiner protozionistischen Hymnen wiederentdeckt. , , , Hammurapi (Regierungszeit ca. - v. Chr.): erster babyl. König. , Harnack, Adolf von (-): dt. prot. Theologe und Kirchenhistoriker. Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (-): dt. Philosoph des Idealismus. Herodot (. Jh. v. Chr.): griech. Historiker. Herzl, Theodor (-): öster.-jüd. Schriftsteller und Journalist; Feuilletonredakteur der Wiener Neuen Freien Presse; Schöpfer des modernen Zionismus, für den er diplomatisch, literarisch, organisatorisch und publizistisch tätig war. Hesekiel, auch Ezechiel (. Jh. v. Chr.): biblischer Prophet und Priester, der bereits mit der ersten Welle der Verbannung nach Babylonien deportiert wurde und dort mehrere Jahrzehnte wirkte. , , , Hieronymus (-): Gelehrter und Theologe; einer der vier spätantiken Kirchenlehrer. , , , , Hiskia von Juda ( v. Chr.- v. Chr.): König von Juda. , , Hobbes, Thomas (-): engl. Philosoph, Staatstheoretiker und Mathematiker, entwickelte die Theorie des Absolutismus in seinem Hauptwerk Leviathan. Hölderlin, Friedrich (-): dt. Dichter, Übersetzer und Verfasser philosophischer Aufsätze; um die Jahrhundertwende wiederentdeckt. , Horovitz, Joseph (-): dt.-jüd. Semitist und Islamwissenschaftler; hielt seit Vorlesungen in Jerusalem. , , Hosea (. Jh. v. Chr.): bibl. Prophet, der im Nordreich Israel wirkte zur Zeit seines Niedergangs; das Buch Hosea enthält eine scharfe Königskritik. , , , , , -, , , , -, , , , Hume, David (-): schott. Philosoph der Aufklärung; wichtiger Repräsentant des neuzeitlichen Skeptizismus. , Hylander, Ivar (-): schwed. Bischof und Alttestamentler. , Ibn Esra, Abraham, auch Abraham ben Meir, Akronym RABa’ (ca. -): jüd. Exeget, Philosoph, Astrologe, Astronom, Dramatiker und Dichter; seine Kommentare finden sich in allen rabbinischen Bibelausgaben. , Isabella von Kastilien (-): Königin von Kastilien, Ehefrau von ! Ferdinand II von Aragón Jachini, Abraham (-): Prediger und Schriftsteller, führender Sabbatianer. , Jeremias, Alfred (-): dt. Religionshistoriker und Altorientalist. , , Jepsen, Alfred Thomas Christian (-): dt. prot. Theologe und Religionshistoriker. , Jeremia, (Wirkungszeit - v. Chr.): bibl. Prophet, der sich dafür aussprach die politische Oberherrschaft der Babylonier als von Gott gewünscht anzuerkennen und deshalb politisch verfolgt wurde. Die Missachtung seines Rates führte zur Rebellion, die von ! Nebukadnezar niedergeschlagen wurde und die Zerstörung des
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Südreichs Juda und des Tempels zur Folge hatte. ,, , , , -, , , ,, ,, . Jesaja (. Jh. v. Chr.): bibl. Prophet in Juda, der ähnlich wie Amos eine starke Sozialkritik übte. Er gehörte der oberen Gesellschaftsschicht an und besaß politischen Einfluss am Königshof. Der Großteil der ersten Kapitel des Buches Jesaja wird ihm zugerechnet. , , , , , , Jesus von Nazareth (ca. v.-ca. n. Chr.): zentrale Gründergestalt des Christentums. , , , , , , , , , , , João III (-): König von Portugal. , Jochai, R. Simon ben (. Jh. n. Chr.): Rabbi der dritten Generation der Tannaiten und Schüler Akibas; überlebte das Scheitern des Bar Kochba-Aufstandes gegen die Römer; legendärer Verfasser des Sohar; im Talmud wird er von seinem Schüler Juda ha-Nasi oft zitiert; seine Gruft zu Miron (bei Safed) ist ein Wallfahrtsort. , Joël, Ernst (-): dt. Arzt; zusammen mit dem Neurologen ! Fritz Fränkel Autor von Der Haschisch-Rausch. Beiträge zu einer experimentellen Psychopathologie, Berlin . , Josephus, Flavius, auch Joseph ben Mathitjahu (ca. –ca. ): jüd. Historiker; einer der wichtigsten Vertreter der jüd.-hell. Literatur. , Karcha, Josua ben (. Jh.): Tannait der . Generation. Kariba-Ilu-Watar (. Jh. v. Chr.): einer der bedeutendsten Herrscher der Frühzeit des alt-südarabischen Reiches von Saba. , , , Kastein, Josef (-): dt-jüd. Schriftsteller und Rechtsanwalt; publizierte in Bubers Zeitschrift Der Jude. Kaufmann, Jecheskel (-): seit in Jerusalem tätiger Bibelwissenschaftler; wandte sich in seinem vierbändigen Hauptwerk Toldot Haemunah haisraelit [Geschichte des israelischen Glaubens] () u. a. gegen die Wellhausen-Schule. -, - Klausner, Joseph (-): Historiker, Literatur- und Religionswissenschaftler; seit Professor in Jerusalem. Köhler, Ludwig (-): prot. Theologe, Alttheologe und hebr. Altphilologe. Kook, Zvi Yehuda (-): Rabbiner in Jerusalem und Haupt der nationalreligiös orientierten Jeschiwa Merkas HaRaw Kook, die von seinem Vater Abraham Isaak Kook (-) gegründet wurde. Kraus, Hans-Joachim (-): dt. Theologe. Kyros II., auch Cyrus (-): pers. König; Begründer des altpersischen Reiches. , , , Lagarde, Paul de (-): dt. Kulturphilosoph; seit Lehrstuhl für orientalische Sprachen in Göttingen und Exponent des sich seit der Reichsgründung neu formierenden Antisemitismus. , , , , Landauer, Gustav (-): dt. Schriftsteller und Anarchist jüd. Herkunft; bedeutender Repräsentant der wilhelminischen Gegenkultur; seit mit Buber
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eng befreundet; ab Herbst in der Münchener Räterepublik aktiv; von Freikorpssoldaten ermordet. , , , , , Laotse (um v. Chr., Todesdatum unbekannt): legendärer chin. Philosoph und Begründer des Daoismus; gilt als Verfasser des Daodejing. , Lassalle, Ferdinand (-): dt. Politiker und Publizist; radikaler Demokrat und Sozialist; Mitbegründer und erster Präsident des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins. -, Leib, Mosche (-): Zaddik von Sasow (Galizien). Lenin, Wladimir Iljitsch (-): russ. Politiker und Revolutionär; Vorsitzender der Bolschewiki-Partei; Staatsoberhaupt Sowjetrusslands (-) und der Sowjetunion (-). Lommel, Herman (-): dt. Religionswissenschaftler. , Lowth, Robert (-): engl. Bischof und Alttestamentler. Lublinski, Samuel (-): dt.-jüd. Schriftsteller, Literaturkritiker und Religionsphilosoph, zeitweilig Zionist. , , Luria, Isaac (-): in Safed, Palästina wirkender Mystiker; die nach ihm benannte Form der Kabbala hatte starken Einfluss auf die jüdische Gemeinschaft; Aufzeichnung seiner Lehre durch den Schüler Chajim Vital. Luther, Martin (-): dt. Theologe; Urheber und prägender geistiger Kopf der Reformation; Übersetzer der Bibel ins Deutsche. , , , , , , , , Luzzatto, Samuel David (-): ital.-jüd. Dichter und Gelehrter. , Lycurgus (. Jh. v. Chr.): Athener Rhetor. Magnes, Judah Leon (-): amerik. Rabbiner; ab in Palästina; erster Präsident der Hebräischen Universität Jerusalem. Maimonides, auch Rabbi Mosche ben Maimon, Akronym RaMbaM (-): jüd.-seph. Religionsphilosoph, Bibelkommentator und Arzt; gilt als einer der bedeutendsten jüdischen Gelehrten des MA; zu seinen wichtigsten Schriften gehören das Kompendium zum jüdischen Religionsgesetz Mishne Torah und das religionsphilosophische Werk Führer der Verwirrten; das ihm viele Anfeindungen einbrachte, da er versuchte, die aristotelische Philosophie mit der jüdischen Offenbarungsreligion in Einklang zu bringen. , , , Marcion von Sinope (-): Begründer der bis ins . Jh. bestehenden gnostisch geprägten marcionitischen Kirche; in seiner Lehre unterscheidet er zwei unversöhnliche Offenbarungsgottheiten: den »bekannten« strafenden Gott des Alten Testaments und den »fremden« Gott der Liebe und des Erbarmens, wie ihn Jesus verkündet habe. , Marx, Karl (-): dt. Journalist, Philosoph und Kritiker des Kapitalismus; veröffentlichte sein Hauptwerk Das Kapital; gründete die Internationale Arbeiter-Assoziation. , , Menasse ben Jisrael (-): Gelehrter, Kabbalist, Schriftsteller, Verleger und Diplomat der sephardischen Gemeinde von Amsterdam. , , ,
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Michel, Ernst (-): dt. Soziologe; führende Gestalt des linken Katholizismus; seit Dozent an der »Akademie der Arbeit« in Frankfurt und seit Honorarprofessor an der dortigen Universität; zwangspensioniert. Mitarbeiter bei der Zeitschrift Die Kreatur; Briefpartner Bubers. , Michel, Wilhelm (-): Schriftsteller, Essayist und Hölderlin-Forscher; verfasste u. a. die Schrift Martin Buber. Sein Gang in die Wirklichkeit, Frankfurt und Das Leben Friedrich Hölderlins, Bremen . , Mittwoch, Eugen (-): dt.-jüd. Judaist und Islamwissenschaftler; letzter Vorsitzender der Gesellschaft der Förderung der Wissenschaft des Judentums. , , , Mohammed (um -): Stifter und zentrale prophetische Gestalt des Islam. , , , , , , Mordtmann, Johann Heinrich (-): dt. Orientalist und Diplomat; begründete die Osmanistik. , Mosche ben Schemtow von Leon (-): span. Kabbalist; wahrscheinlicher Verfasser des Sohar. Mowinckel, Siegmund (-): norweg. Alttestamentler und Religionswissenschaftler, der der Uppsala Schule zugerechnet wird. , , -, , , , , -, , , , , Nachman, Samuel bar (ca. ./. Jh.): angesehener Haggadist; wirkte in Tiberias. Nachmanides (-): eigentlich Mosche ben Nachman, auch RaMBaN; bedeutender span.-jüd. Rabbiner und kabbalistischer Bibelkommentator. , , Nebukadnezar (ca. - v. Chr.) babyl. König; zerstörte den ersten Tempel () und verschleppte die Juden in die Verbannung: , Niebuhr, Carsten (-): dt. Mathematiker und Geograph; unternahm auf Geheiß des dänischen Königs eine Expedition in der Vorderen Orient. , Nietzsche, Friedrich (-): dt. Philosoph. , , Nöldeke, Theodor (-): bedeutender dt. Orientalist. Nordau, Max (-): öster.-jüd. Arzt, polit. Zionist und Schriftsteller; Freund ! Theodor Herzls; im Zionismus vor allem wegen seiner rhetorisch glanzvollen Reden auf den Zionistenkongressen zu Ruhm gelangt. Noth, Martin (-): dt.-prot. Theologe; Schwerpunkt seiner Forschung sind das Alte Testament und die Geschichte Israels. , , Nyberg, Henrik Samuel (-): schwed. Orientalist mit einem Schwerpunkt auf der Iranistik. Oldenberg, Hermann (-): dt. Indologe; bekannt für seine Pionierarbeit zum Buddhismus und der Veda. Oldenburg, Heinrich (-): dt. Naturphilosoph und Diplomat; Briefpartner ! Spinozas. , Olympias (ca. - v. Chr.): Mutter von ! Alexander dem Großen. ,
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Pannwitz, Rudolf (-): Schriftsteller und Kulturphilosoph; verfasste für die von Buber herausgegebene Schriftenreihe Die Gesellschaft den Band Die Erziehung. Paulus, auch Saulus von Tarsus (ca. -): christl. Apostel, der vom Verfolger zum eifrigen Verbreiter des Christentums wurde; predigte ein gesetzesfreies Evangelium. , Pascal, Blaise (-): franz. Philosoph, Mathematiker und Physiker; Verfasser der Pensées. , Pedersen, Johannes (-): dän. Theologe und Alttestamentler. Picard, Max (-): schweiz. Arzt und Kulturphilosoph. , Pires, Diego, auch Schlomo Molcho (-): Anhänger von ! David Reubeni. Platon (- v. Chr.): griech. Philosoph; einer der Begründer der abendländischen Metaphysik. , Plutarch (ca. -): griech. Historiker. , Plessner, Martin (-): Semitist und Islamwissenschaftler; Emigration nach Palästina, später Professur in Jerusalem. , Prinzhorn, Hans (-): dt. Psychiater und Kunsthistoriker. , Rad, Gerhard von (-): prot. Alttestamentler und Mitglied der Bekennenden Kirche. In Reaktion auf programmatische Forderungen der deutschen Christen, das Alte Testament aus der christlichen Bibel zu entfernen, und »jüdische Einflüsse« zu eliminieren, wandte er sich der Erforschung der hebräischen Bibel zu. , , , Rang, Florens Christian (-): dt. prot. Theologe und Schriftsteller; Mitglied des Forte-Kreises; Freund Bubers und ! Walter Benjamins; rief in seiner Schrift Deutsche Bauhütte zu freiwilligen Reparationsleistungen an Belgien und Frankreich auf. , , - Raschi (Akronym für Rabbi Schelomo Jitzchaki) (-): bedeutendster jüd. Bibel- und Talmudexeget; seine Kommentare finden sich in allen rabbinischen Bibel- und Talmudausgaben. , Reubeni, David (ca. -?/?): Messiasprätendent; wandte sich an Papst ! Clemens VII, um ein jüdisches Königreich in Palästina zu errichten. , Rosenzweig, Franz (-): dt. Philosoph; übersetzte mit Buber die Bibel; Leiter der jüdischen Volkshochschule (ab Freies Jüdisches Lehrhaus); anders als Buber vertrat er eine Rückbesinnung auf das traditionelle Judentum und stand dem Zionismus kritisch gegenüber. , , , , , , , , , , , , , Saadia Gaon (-): Gaon (= Leiter) der bedeutensten Talmudhochschule, Führer der babylonischen Judenheit, erster bedeutender jüd. Philosoph. Salomo (. Jh. v. Chr.): Sohn Davids; israelitischer König und Erbauer des ersten Tempels. -, , , , , , , , , Salzberger, Georg (-): dt. Rabbiner und Publizist; im Konzentrationslager Dachau inhaftiert; Emigration nach England. ,
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Sargon von Akkad (um v. Chr.): König von Akkad in Mesopotamien. Sargon von Assyrien (Regierungszeit ca. - v. Chr.): bedeutender König des neuassyrischen Reiches; belagerte Jerusalem und machte Juda tributpflichtig. , Sanherib (- v. Chr.): assyrischer Herrscher, in dessen Regierungszeit der historische Jesaja wirkte und der Juda tributpflichtig machte. Er wurde von einem seiner Söhne ermordet. , , Schmitt, Carl (-): dt. Staatsrechtler und politischer Philosoph; intellektuelle Stütze des NS-Regimes. , Schneider, Lambert (-): dt. Verleger; Anreger der Buber-Rosenzweig Übersetzung der Bibel; von bis Leiter des Schocken Verlags; Hauptherausgeber der Schriften Bubers nach dem Zweiten Weltkrieg. , Schocken, Salman (-): dt.-isr. Kaufmann und Verleger, gründete in Kooperation mit ! Lambert Schneider den Schocken Verlag, in dem Buber der wichtigste Autor war; Emigration nach Palästina und in die USA; ab zunehmende Entfremdung zwischen Buber und Schocken. Scholem, Gershom (-): dt.-jüd. Religionshistoriker; in seiner Jugend von Buber beeinflusst; nahm später eine kritische Distanz zu ihm ein; Freund ! Walter Benjamins; Begründer der wissenschaftlichen Erforschung der jüd. Mystik; Emigration nach Palästina; ab Professur für Jüdische Mystik an der Hebräischen Universität in Jerusalem. , , , Schweitzer, Albert (-): dt. Arzt, Philosoph und prot. Theologe; Gründung des Tropenkrankenhauses in Lambarene; Friedensnobelpreis. , , Sellin, Ernst (-): dt. Theologe und biblischer Archäologe. Bekannt ist sein Standardwerk Einleitung in das Alte Testament. , Sethe, Kurt (-): dt. Ägyptologe. , Simon, Ernst Akiba (-): dt. Pädagoge und Philosoph; befreundet mit Buber und ! Franz Rosenzweig; von bis Redakteur der von Buber herausgegebenen Zeitschrift Der Jude; Emigration nach Palästina; von bis Professur für Pädagogik an der Hebräischen Universität Jerusalem. Smith, William Robertson (-): schott. Semitist und prot. Theologe; musste wegen Häresievorwürfen sein Amt als Professor für Hebräisch und Altes Testament aufgeben; sein Hauptwerk Religion of the Semites () galt als Standardwerk der vergleichenden Religionswissenschaft. Sohm, Rudolf (-): dt. Jurist, prot. Theologe und Kirchenhistoriker; beteiligt an der Erstellung des Bürgerlichen Gesetzbuches. , Sophokles (ca. -/ v. Chr.): klassischer griech. Dichter; neben Aischylos und Euripides einer der bedeutendsten griech. Tragödiendichter; vor allem König Ödipus und Antigone zählen zu seinen zentralen Werken. Spanier, Arthur (-): dt.-jüd. Judaist und Bibliotheksrat an der Preussischen Staatsbibliothek in Berlin; aus dem Staatsdienst entlassen; Emigration
Personenregister
in die Niederlande; Deportation nach Bergen-Belsen und dort umgekommen. , , Spinoza, Baruch (-): jüd.-niederl. Philosoph und Vorkämpfer der Aufklärung; wegen seiner Lehren aus der jüd. Gemeinde Amsterdam verbannt. , , , , , Spitzer, Moritz (-): öster.-jüd. Indologe; von bis Sekretär Bubers; anschließend Lektor im Schocken Verlag; Emigration nach Palästina. Staerk, Willy (-): dt. Alttestamentler und prot. Theologe; setzte sich für eine jüdisch-theologische Fakultät an der Frankfurter Universität ein. , Strauss, Eduard (-): dt.-jüd. Chemiker und Religionswissenschaftler; von bis Dozent am Freien Jüdischen Lehrhaus. , , Strauss, Ludwig (-); dt.-jüd. Dichter, Germanist und Zionist; Schwiegersohn Martin Bubers; Emigration nach Palästina. , , Taubes, Jacob (-): jüd. Religionssoziologe, Philosoph und Judaist. , Theil, Carl (-): dt. Reformpädagoge und klassischer Philologe; aus dem Staatsdienst entlassen; mit Buber befreundet. , , , , , , Thukydides (–ca. v. Chr.): griech. Historiker. Tiglat-Pileser I. (Regierungszeit - v. Chr.): bedeutender assyrischer König. , Tillich, Paul (-): dt. prot. Theologe und Religionsphilosoph; Vertreter des »religiösen Sozialismus«; bedeutsam für die Erwachsenenbildung in der Weimarer Zeit; emigriert; Professur für Philosophische Theologie am Union Theological Seminary in New York, an der Harvard University und an der Divinity School der Universität von Chicago. Tolstoi, Lew Nikolajewitsch (-): russ. Schriftsteller, Sozialreformer und Pädagoge sowie christlicher Anarchist. , Torczyner, Harry (hebr. Naftali Herz Tur-Sinai, -): öster.-jüd., später isr. Semitist, Bibelexeget und Übersetzer der Bibel ins Deutsche. Urukagina von Lagasch (ca. v. Chr.): König des sumerischen Stadtstaates Lagasch. Usener, Hermann (-): dt. Altphilologe und Religionswissenschaftler. Uthman ibn Affan (-): dritter Kalif der Muslime. Vatke, Wilhelm (-): prot. Theologe. Voltaire, eigentlich François-Marie Arouet (-): bedeutender franz. Schriftsteller der Aufklärung. Wassermann, Jacob (-): dt.-jüd. Schriftsteller; seinerzeit vielgelesener Autor; befreundet u. a. mit Arthur Schnitzler und Thomas Mann. , Weber, Max (-): dt. Soziologe, Sozialpolitiker und Nationalökonom. , , , , , , , , Weinreich, Otto (-): dt. Altphilologe und Religionswissenschaftler. , Wellhausen, Julius (-): dt. Theologe; einer der Begründer der modernen Bibelkritik. , , , , , , , , , , , , , , , ,
Personenregister
Weltsch, Robert (-): öster. Publizist; Mitglied des Vereins Jüdischer Hochschüler Bar Kochba in Prag; - Chefredakteur der zionist. Wochenzeitung Jüdische Rundschau; Emigration nach Palästina, nach England; Leiter des dortigen Leo Baeck Instituts, dessen Yearbook er von bis herausgab. , Winckler, Hugo (-): dt. Altorientalist. , Wittig, Joseph (-): dt. kath. Kirchenhistoriker und Schriftsteller; zum kath. Priester geweiht; exkommuniziert; von bis neben Buber und Viktor v. Weizsäcker Mitherausgeber der Zeitschrift Die Kreatur; Aufhebung der Exkommunikation. Zakir von Hamath (um v. Chr.): König des syrischen Königreichs Hamath. , Zangwill, Israel (-): jüd.-engl. Autor und Zionist; veröffentlichte den erfolgreichen Roman Children of the Ghetto. , , Z(e)wi, Sabbatai (-): Selbsterklärter Messias des Sabbatianismus, der auf Konzepten der lurianischen Kabbala basierte. Sein Scheitern stürzte die jüd. Gemeinschaft in eine tiefe Krise. , -, -, -,
Index hebräischer Begriffe in Umschrift ʿ abar abi, abihu, abihem f. aboda , acharit adam , , , , adama (ha-)adon adonai (ha-)ʿ am , , ʿ ammi , , anawa f., f., anaw, pl. anawim , , ani we ewjon, pl. anijim we ewjonim f. anokhi anschei jisrael araphel f. aron (ha-elohim) , aschera , , aschtharth , f. aschtheroth zon atha , , , awdi azar (jaazor) baal , , bachar, bachur , bama, pl. bamoth f., , , , f., , behemoth be-motaw bene belijaʿ al f. berakha berith -, f., , , -, , , , , beſeq , , beth had-damim beth Jhwh chadaschot chaddesch chana chason f. chatanu chebel f. chevlei meschiach chol (we-)daag dabar , -, daath elohim ed, pl. edim, ʿ ed , - eda ,
ehje ascher ehje , , , , el , , , , , , ela elohe maarekhoth emuna ephod , , f., , , , , , , erez-moledeth ewed, ebed , , , Galut , , gibbor milchama gillulim goj, pl. gojim , , haabir (ba-esch) , , , haja, hawa , , haqreb halakh hamam hekhal , , , hiphil , , , hithjazbu , hithnaboth , hithpael , , hithpallel hod hu , , hukhan isch had-damim isch elohim isch mazliach jada’ jadathi , , jaschar , , (we–) jaza jeschua (gedola) , , jesch jeschurun , , , , , , jihje immanu joscheb kabod , , , kahal kappara kappporeth karath kawwana kelim ke-macharisch f. kohen, pl. kohanim , , , kopher
lahakat, lahaqa , laqoach kopher lewiathan li-phene JHWH , maass malakh/mal’akh (Engel) , malackh (emlokh/jimlokh) , f., , , , , , , (wa)-jamlikh(u) , malik , , , , , malkhijot malkhuth (schamajim) , mamlakha, pl. mamlakhoth , , mana maschal (jimschol): herrschen f., , , , maschal: Gleichnis, Fabel maschiach-ha-schem meschiach JHWH , , , , miſsra malik , , , , , malk -, , , -, , , , , , f., -, , melech, Melekh, pl. melachim , f., , , , f., , , -, , -, f., , , , f., , f., , f., , , f., , , -, , , -, f., -, , , , , , -, -, , , , , , f., -, , , f., , , , f., , melqart, melqarth , , , , f., (ham)-melukha f., , , , , f., , , , meschareth , milkom , f., mincha mischpat , f., , , , mlk , , , , , , , , , , mo-ed, moʿ ed , molekh , , -, , f., , , , , , , f., , f., f., , , molikh , , moschia, pl. moschiim , , , , , , nabi, pl. nebiim , -, , , , , , , , , f., , , , f., -, -, -, -, f., , , ,
Index hebräischer Begriffe in Umschrift , , , f., , , , , , , , , nabiisch, nebiisch , , , , , , , , f., -, -, , , , - Nabitum , , , , , Nachala nagid , , , -, f., , , , , f. Nagidtum naha nassa naſsi nathon , nawe naziw , nebia , nebiuth , neeman , neged nëum nigla niphal , , , nizab nora obed (arami) , ohel ojeb oth poel qadosch , qehilla , qeruim , quma raa (sehen) , raʿ a (nahe sein) rischonot roe ruach, pl. ruchot , -, , f., , , , , f., , , , , , -, , f., , , , , , , ſaak schaal, schaul, scheeltem , , ſsara schaddaj, el schaddaj , , schakhab schakhan , schalat (jischlot) , schalem schaphat, schaphot , , , we-ischaphta schaw
Index hebräischer Begriffe in Umschrift schechina , , schem schophet, pl. schoftim, schophtim , , , , , , , f., , , , , f., , -, , , , Schophettum sebach , , segulla semikha, ssemicha , , , , sepher ſsarim , , tabach , thamim
theraphim therua f., , theschua thoar tholedoth thopheth , , thora , , , truma urim und tumim , , , zaddik zebaoth -, f., , , , , , zedek, zedeq ,