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German Pages 541 [544] Year 1994
HEINRICH HEINE SÄKULARAUSGABE Bandaufteilung:
ABTEILUNG I ι 2
G e d i c h t e 1812 — 1827 G e d i c h t e 1827—1844 und Versepen
3
G e d i c h t e 1845 — 1856
4
Tragödien. Frühe Prosa
5
Reisebilder 1
6
Reisebilder II
7
Ü b e r Frankreich
8
Ü b e r Deutschland. K u n s t und Philosophie
9
Prosa
ο
Pariser Berichte
1
Lutezia
2
Späte Prosa
ABTEILUNG II 3
Poemes et legendes
4
Tableaux de v o y a g e I
5
Tableaux de v o y a g e II Italie
6
De l'Allemagne I
7
D e l ' A l l e m a g n e II
8
D e la France
9
Lutece
ABTEILUNG III 20—23 Briefe 24—27 Briefe an Heine
ABTEILUNG IV 28 — 29 Lebenszeugnisse 30
Gesamtregister
HEINES WERKE SÄKULARAUSGABE · BAND 9 KOMMENTAR
HEINRICH
HEINE SÄKULARAUSGABE
W E R K E · BRIEFWECHSEL LEBENSZEUGNISSE
Herausgegeben von der Stiftung Weimarer Klassik und dem Centre National de la Recherche Scientifique in Paris
HEINRICH
HEINE BAND 9
PROSA 1836-1840 KOMMENTAR
Bearbeiter Fritz Mende und Christa Stöcker
A K A D E M I E VERLAG CNRS E D I T I O N S
Gedruckt mit Unterstützung des Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG WORT.
Die Ausgabe stützt sich auf die Bestände der B I B L I O T H E Q U E N A T I O N A L E · PARIS (Cabinet des Manuscrits), des HEINRICH-HEINE-INSTITUTS • DÜSSELDORF und der STIFTUNG WEIMARER KLASSIK (Goethe- und Schiller-Archiv)
Redaktoren dieses Bandes Susanne Bernst, Hans Böhm, Petra Laaser
Akademie Verlag H S A : I S B N 3-05-000450-9 Band 9 K : I S B N 3 - 0 5 - 0 0 2 1 9 5 - 0 C N R S Editions Band 9 K : I S B N 2 - 2 7 1 - 0 5 0 7 3 - 1 © Akademie Verlag 1994 Der Akademie Verlag ist ein Unternehmen der VCH-Verlagsgruppe. Satz: Hagedornsatz G m b H , Berlin D r u c k : G A M Media G m b H , Berlin Bindung: Dieter Mikolai, Berlin Printed in the Federal Republic of Germany
INHALT
Editionsgrundsätze
9
K O M M E N T A R ZU B A N D 9 Κ Zu diesem Bande
17
Florentinische Nächte Entstehung Überlieferung Mitteilungen zum Text Erläuterungen Erläuterungen zu den Mitteilungen zum Text
19 24 26 92 99
Der Rabbi von Bacherach Entstehung Überlieferung Mitteilungen zum Text Erläuterungen
101 109 110 133
Elementargeister Entstehung Überlieferung Mitteilungen zum Text Erläuterungen Erläuterungen zu den Mitteilungen zum Text
156 163 165 248 279
Einleitung zum „Don Quixote" Entstehung Überlieferung Mitteilungen zum Text Erläuterungen
281 288 289 292
Inhalt
6 Shakspeares Mädchen und Frauen Entstehung Überlieferung Mitteilungen zum Text Erläuterungen
298 304 304 311
Ueber den Denunzianten Entstehung Überlieferung Mitteilungen zum Text Erläuterungen Erläuterungen zu den Mitteilungen zum Text Der Schwabenspiegel Entstehung Überlieferung Mitteilungen zum Text Erläuterungen
341 344 345 348 356
357 367 368 371
Heinrich Heine über Ludwig Börne Entstehung Überlieferung Mitteilungen zum Text Erläuterungen Erläuterungen zu den Mitteilungen zum Text
380 391 395 425 468
Anhang Frühe Versuche zur Auseinandersetzung mit Börne Entstehung Überlieferung Mitteilungen zum Text Erläuterungen
469 469 470 481
Aufsatzentwürfe Aufsatz gegen Gutzkow Entstehung Überlieferung Mitteilungen zum Text Erläuterungen
483 483 484 486
Inhalt
η
Vorrede zu einer Gesamtausgabe Entstehung Überlieferung Mitteilungen zum Text Erläuterungen
487 487 487 489
ANHANG Berichtigungen der Texte Bildanhang Personenregister
493 494 509
EDITIONSGRUNDSÄTZE
ι. Die Heine-Säkularausgabe bietet in den Bänden 4 bis 1 2 der ersten Abteilung (Heines Werke in deutscher Sprache) Heines Prosaschriften und Tragödien. Jeder Band enthält die Texte, die dem Werkkomplex oder Themenbereich für den jeweiligen Zeitraum des Bandes zuzuordnen sind, wobei die in Heines Nachlaß vorgefundenen Arbeitsnotizen (Aphorismen und Fragmente) geschlossen (in Band 12) dargeboten werden. — Die Anordnung der Texte innerhalb eines Bandes folgt thematischen bzw. chronologischen Gesichtspunkten. 2. Dem Text liegt jeweils der letzte von Heine durchgesehene Druck, bei den von ihm nicht veröffentlichten Werken das Manuskript oder, wenn dieses heute verschollen ist, ein nach ihm veranstalteter Druck zugrunde. Liegen mehrere solcher postumen Drucke vor, wird der als Textvorlage gewählt, der Heines Intention vermutlich am nächsten kommt. Die Wiedergabe der Texte entspricht in Wortlaut, Orthographie, Interpunktion und Gliederung der gewählten Textvorlage. . Offenkundige Druck- bzw. Schreibfehler werden stillschweigend korrigiert. Druck- bzw. Schreibversehen, die als solche nicht zweifelsfrei zu bestimmen sind, werden im Text korrigiert und die Korrekturen im Abschnitt „Mitteilungen zum Text" des Kommentars nachgewiesen. Die Schreibung der Eigennamen wird grundsätzlich nicht verbessert. Texthervorhebungen werden einheitlich durch Sperrdruck wiedergegeben. Dagegen bleiben typographische Besonderheiten und Druckzufalligkeiten (Zierbuchstaben, Wechsel der Schrifttypen bei der Wiedergabe von Fremdwörtern u. ä.) unberücksichtigt. Alle Heine-Texte sind recte, Hinzufügungen des Bearbeiters kursiv gesetzt. 3. Jeder Textband wird durch einen Kommentarband ergänzt, der in den Abschnitten „Entstehung", „Überlieferung", „Mitteilungen zum Text" und „Erläuterungen" Nachweise zur Entstehung und Überlieferung jedes Einzeltextes sowie textkritische und sachliche Erläuterungen zu diesem Text enthält. Die Tatsache, daß Heine eine Reihe von Werken zu einer größeren Einheit (z.B. „Reisebilder", die Bände des „Salon") zusammengefaßt und als solche publiziert hat, macht es außerdem erforderlich, die Entstehungsgeschichte solcher Werkeinheiten gesondert darzustellen.
ΙΟ
Editionsgrundsät^e Im Abschnitt „Entstehung" werden, unter Berücksichtigung aller die Textgeschichte erhellenden historischen und biographischen Zeugnisse und künstlerischen Aspekte, die Entstehungsetappen des jeweiligen Textes und dessen Druckgeschichte dargestellt. Mit Ausnahme der aus dem Nachlaß veröffentlichten Texte wird die Druckgeschichte grundsätzlich nur bis zu Heines Tod mitgeteilt. Die Rezeption eines Werkes wird nur soweit berücksichtigt, wie sie Einfluß auf dessen weitere Bearbeitung durch den Dichter gehabt hat. Abschließend wird die Wahl der Textvorlage begründet. Unter der Rubrik „Überlieferung" werden alle in Betracht kommenden Textzeugen in chronologisch geordneter Übersicht bibliographisch exakt verzeichnet. Sie sind durch eine Sigle gekennzeichnet. Die Angabe des Standortes der Handschrift besagt zugleich, daß diese im Original oder in Fotokopie der vorliegenden Edition zugrunde gelegt werden konnte. Wenn nur ein Faksimile oder ein Druck, dem eine heute verschollene Handschrift zugrunde lag, benutzt werden konnte, ist dies ausdrücklich vermerkt. Drucke, die Heine nicht durchgesehen, aber gebilligt hat (ζ. B. die dritte Auflage der „Reisebilder. Zweyter Theil"), werden angeführt, jedoch wird hier die Seitenangabe nicht vermerkt zum Zeichen, daß die Änderungen in diesen Drucken nicht v o n Heine herrühren und deshalb auch für die „Mitteilungen zum Text" nicht ausgewertet worden sind. Die Angabe der jeweiligen Textvorlage wird durch Halbfettdruck hervorgehoben. Die Beschreibungen der Handschriften dienen dem Z w e c k , eine eindeutige Identifizierung des Textzeugen zu ermöglichen. Das leisten die Kennzeichnung der Handschriften, Informationen über Standort, Besitzer (Institutionen werden dabei mit ihren heute gültigen Namen genannt), Umfang, Format, verwendetes Schreibmaterial, über inhaltliche und formale Besonderheiten sowie die inhaltliche Bestimmung. Bei der Kennzeichnung der Handschriften werden folgende Begriffe verwendet: R e i n s c h r i f t — V o n Heine oder einem autorisierten Schreiber angefertigte (eventuell geringfügig korrigierte) Niederschrift eines vorläufig oder endgültig fertiggestellten Textes. Sie kann bestimmt sein durch ihre Funktion i. als Druckvorlage, 2. als Text zur handschriftlichen Verbreitung vor dem Druck und 3. als Widmung, Albumblatt o. ä. K o n z e p t — O f t mehrfach überarbeiteter Entwurf einer größeren in sich selbständigen Texteinheit, der Inhalt und Struktur des späteren Textes erkennen läßt. — Eine Reinschrift, die in späteren Arbeitsgängen stark überarbeitet wurde, nimmt wieder den Charakter eines Konzeptes an. A b s c h r i f t — Eine Niederschrift, die von einer durch Heine nicht autorisierten Person nach einer nicht überlieferten Vorlage oder nach mündlichem Vortrag durch den Dichter angefertigt wurde.
Editionsgrundsät^e Infolge der unterschiedlichen Behandlung der Heine-Handschriften durch die jeweiligen Besitzer sind heute in vielen Fällen nur noch in geringem Umfang exakte Angaben über den ursprünglichen Zustand der Papiere (Format, Farbe, Beschaffenheit) möglich, der für editorische Schlußfolgerungen wichtig wäre. Die Formatangaben erfolgen nicht in Millimetern, sondern unter Verwendung der im Buch- und Bibliothekswesen gebräuchlichen Größenbezeichnungen in 8°, 4 0 , 2°, wobei folgende, an Heine-Handschriften gewonnenen Maße zugrunde gelegt werden 8° — im Bereich 75 bis 150mm χ i2obis 230mm; 4° — im Bereich 130 bis 250 mm χ 230 bis 350mm; 2° — im Bereich 230 mm und größer χ 3 5ο mm und größer. (Alle Angaben in der Reihenfolge Breite χ Höhe.) Auf die Beschreibung der verwendeten Papiersorten wird im allgemeinen verzichtet, da Merkmale wie Wasserzeichen, Farbe usw. in bezug auf Handschriften aus dem in Frage kommenden Zeitraum selten einen bestimmenden Aussagewert haben. Sie werden nur dann angeführt, wenn sie nachweislich als Kriterien für die Datierung bzw. die chronologische Einordnung einer Handschrift gelten können. Im Abschnitt „Mitteilungen zum Text" werden Informationen gegeben, die sich auf die Gestalt des jeweiligen Textes beziehen. Dazu gehören: a) wesentliche vom Autor schriftlich fixierte, aber wieder geänderte oder auch verworfene Textversuche sowie relevante Abweichungen (Varianten) anderer autorisierter gedruckter oder handschriftlicher Textzeugen von der Textvorlage. Als wesentliche Textversuche bzw. relevante Abweichungen vom edierten Text gelten solche Textstellen, die Einsicht in die inhaltlichen und formalen Intentionen des Dichters gewähren. Das betrifft Änderungen der inhaltlichen Aussage, der Anordnung, der Wortfolge und der Wortwahl wie auch gravierende Änderungen der Interpunktion (die bei der gedruckten Überlieferung nur in den Fällen berücksichtigt werden, in denen Heines Mitwirkung nicht auszuschließen ist). Als nicht relevant angesehen werden Schwankungen in der Orthographie, offenkundige Druck- und Schreibversehen, Sofortkorrekturen solcher Versehen sowie nur aus Wortfragmenten bestehende Textansätze in der handschriftlichen Überlieferung, die keine Aussage zulassen. Graphische Befunde in den Handschriften werden nur dann mitgeteilt, wenn sie Informationen über die Entstehung des Textes vermitteln; b) notwendige, die gewählte Textvorlage verändernde textkritische Eingriffe des Bearbeiters, wie die Änderung nicht zweifelsfrei zu bestimmender Druck- bzw. Schreibversehen; c) Zusätze zum edierten Text, wie Widmungen, Mottos und Fußnoten, die in anderen Textzeugen, nicht aber in der für den edierten Text gewählten Vorlage enthalten sind.
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Editionsgrundsät^e Die Textversuche, Varianten und die textkritischen Eingriffe werden in der Form eines negativen Apparates verzeichnet, d.h., die Textstelle, die von der Varianz betroffen ist, wird nicht noch einmal wiederholt, sondern es werden nur die Abweichungen anderer Textzeugen mitgeteilt. Die von der Varianz betroffene Stelle wird durch die Angabe der Seiten- und Zeilenzahl sowie durch dem edierten Text entnommene, durch Halbfettdruck gekennzeichnete Stützworte kenntlich gemacht, wobei die Wiedergabe der betreffenden „Mitteilung zum Text" in der Regel durch das letzte noch nicht von der Varianz betroffene Wort des edierten Textes eingeleitet und mit dem ersten nicht mehr betroffenen Wort abgeschlossen wird. Jedoch kann auf ein zweites Stützwort, sei es am Anfang oder am Schluß der betreffenden Mitteilung, verzichtet werden, wenn die Zuordnung der Varianz eindeutig ist. Bei mehreren Abweichungen innerhalb einer Textpartie wird diese vollständig verzeichnet. Erstreckt sich eine Abweichung über eine größere Textpartie, so wird der Text als Einheit behandelt und durch die entsprechenden Zeilenzahlen gekennzeichnet. Abweichungen anderer Textzeugen, die sich auf Einzelbefunde dieser als Einheit behandelten Textpartie beziehen, werden gesondert mitgeteilt; die betreffenden Seiten- und Zeilenzahlen werden dann wiederholt. Die Mitteilung einer Varianz, die in verschiedenen Textzeugen in lediglich unterschiedlicher orthographischer Form auftritt, erfolgt nach der Angabe aller Siglen grundsätzlich in der orthographischen Form des dabei zuerst angeführten Textzeugen, wobei eindeutige Schreib- und Druckversehen stillschweigend korrigiert werden. Bei der Darbietung stark durchkorrigierter handschriftlich überlieferter Textpassagen wird Wert auf eine übersichtliche Wiedergabe der einzelnen Textschichten gelegt. Dabei wird der ermittelte Textzusammenhang mitgeteilt, so daß auch Wiederholungen von einzelnen Textstellen notwendig werden können, die in der Textvorlage bzw. im edierten Text nur einmal vorhanden sind. Diese Wiederholungen werden nicht besonders gekennzeichnet. Mehrere aufeinander folgende Textversuche werden durch fortlaufende Ziffern ( J ι ] , [2]), mehrere aufeinander folgende Korrekturen innerhalb eines Textversuches durch Buchstaben (Ja], [b], [ai], [a2]) gekennzeichnet, wobei die jeweils folgende Ziffer bzw. der jeweils folgende Buchstabe die vorhergehenden Ziffern bzw. Buchstaben aufhebt. Wenn die aus den Korrekturen hervorgegangene letzte Stufe mit dem edierten Text übereinstimmt, wird diese nach der letzten Ziffer bzw. dem letzten Buchstaben in der Regel nicht mitgeteilt, sondern durch die Angabe j·. Text ersetzt. In den Fällen aber, in denen es sich nur um ein Wort handelt, wird statt dieses Hinweises das Wort selbst im Halbfettdruck gegeben. Als „Erläuterungen" werden zum besseren Verständnis des Textes notwendige Informationen über historische, literarische und biographische Tatsachen und Zusammenhänge sowie über sprachliche und formale Eigenheiten gegeben, wobei auf Textinterpretation grundsätzlich verzichtet wird. Direkte und
Editionsgrundsät^e
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indirekte Zitate sowie die von Heine benutzten Quellen werden nachgewiesen, sofern sie eindeutig zu ermitteln waren. Querverweise deuten auf ähnliche oder weiterführende Stellen im Gesamtwerk des Dichters oder auf vorangegangene oder folgende Erläuterungen im Kommentar hin. Sie werden beim Bezug auf den Text mit der betreffenden Seiten- und Zeilenangabe des Textbandes (ζ. B. vgl. S. 28,11), beim Bezug auf den Sachkommentar mit der betreffenden Seiten- und Zeilenangabe der Texterläuterung (ζ. B. vgl. 28,11) versehen. — Der Nachweis von Sekundärliteratur erfolgt dort, w o durch sie ein spezieller Sachverhalt erklärt wird oder wo bei der Erläuterung dieses Sachverhaltes widersprüchliche Auffassungen in der Forschung bestehen. Zu erläuternde Stellen des Abschnitts „Mitteilungen zum Text" werden im Anschluß an die Erläuterungen zum edierten Text kommentiert. Lücken in der Kommentierung werden angezeigt. Nicht erläutert werden Begriffe und Fakten, die zum Allgemeinwissen gehören bzw. mit Hilfe moderner, allgemein zugänglicher lexikalischer Nachschlagewerke leicht zu ermitteln sind. Die Kennzeichnung der zu erläuternden Textstelle erfolgt durch die Angabe der Seiten- und Zeilenzahl und eines oder mehrerer dem Text entnommener Bezugsworte, die halbfett gedruckt sind. Umfangreichere Bezugsstellen werden verkürzt wiedergegeben, die Auslassungen durch drei Punkte markiert, die selbst nicht zum edierten Text gehören. Der Band wird durch ein Personenregister abgeschlossen. Dieses enthält alle im Text- und Kommentarband vorkommenden Personennamen mit Ausnahme derer von mythologischen und literarischen Figuren sowie derer von Verfassern von Sekundärliteratur. Zur eindeutigen Bestimmung der Personen dienen Angaben wie Vornamen, Lebensdaten, Tätigkeiten u. a. m. Soweit Erklärungen im Text erwähnter biographischer Einzelheiten, Bezüge u. ä. notwendig sind, erfolgen diese im Abschnitt „Erläuterungen". Auch im Kommentarband sind alle Heine-Texte recte, alle vom Bearbeiter stammenden Ausführungen kursiv gesetzt. Eine Ausnahme bilden die sich auf den Textband beziehenden Seitennachweise, die ebenfalls recte gesetzt sind. 4. Es werden folgende im Duden nicht angegebene bzw. weniger gebräuchliche Abkürzungen und editorische Zeichen verwendet: D Druck egh. eigenhändig ehem. ehemals gestr. gestrichen Handschrift (eigenhändig) Η Handschrift (nicht eigenhändig) b HSA Heine-Säkularausgabe Sammlung Slg. Unterpunktierung für unsichere Lesung in der Handschrift a b c
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Editionsgrundsät^e χ, χ — χ [ ] I
Kennzeichnung nicht lesbarer Buchstaben bzw. Worte in der Handschrift eckige Klammem zur Kennzeichnung von Eingriffen (Auslassungen, Zusätze) und Bemerkungen des Bearbeiters Schrägstrich zur Kennzeichnung von Gliederungen bei Zitaten im Kommentar
5. Im Abschnitt „Erläuterungen" wird bei Quellenangaben folgende Abkürzung verwendet: WA Goethes Werke. Hrsg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen. Weimar 1887 bis 1919.
KOMMENTAR ZU BAND 9
ZU DIESEM
BANDE
Die Textauswahl dieses Bandes erfolgte nach der Zielstellung, Heines erzählende und publizistische Prosa der späten dreißiger Jahre in einem Bande zusammenzufassen, so daß damit ein Bindeglied zwischen Heines philosophisch-literarischen Aufsätzen, die in Band 8 (Uber Deutschland. Aufsätze über Kunst und Philosophie. 1833 — 1836) vereinigt sind, und seinen Pariser Korrespondenzberichten der vierziger Jahre, wie sie in den Bänden 10 {Pariser Berichte. 1840 — 1848) und 11 (Lutezia) dargeboten werden, hergestellt wird. Dabei bot sich im Sinn einer guten Überschaubarkeit der zum Teil sehr verschiedenartigen Texte eine genremäßige Gliederung in drei Gruppen an: in fiktive, erzählende Prosa (Florentinische Nächte und Der Rabbi von Bacherach), in feuilletonistische Prosa (Elementargeister, die Einleitung zum Don Quixote und Shakspeares Mädchen und Frauen) und in publizistisch-literaturkritische Schriften (lieber den Denunzianten, Der Schwabenspiegel und Heinrich Heine über Ludwig Börne). Eine solche Anordnung bedingte allerdings die Auflösung des dritten und vierten Salon-Bandes, für deren Beibehaltung sich ohnehin keine von Heine intendierten zwingenden kompositorischen Gesichtspunkte hätten geltend machen lassen. Innerhalb dieser Gruppen erfolgte die Anordnung der Texte nach chronologischen Gesichtspunkten, wobei der Abschluß eines Werkes in der vom Dichter autorisierten Form und seine Veröffentlichung als maßgebliche Kriterien galten. Das zwar schon 1824 begonnene Novellenfragment Der Rabbi von Bacherach findet darum seinen Platz nac^ den Florentinischen Nächten, weil es erst 1840 von Heine (als Fragment) abgeschlossen und im vierten Band des Salon publiziert wurde. Bei der Darbietung der Texte dieses Zeitraums wurde auf die Wiedergabe solcher Texte verzichtet, die bereits in den Briefbänden der Abteilung III enthalten sind. Dies b e t r i f f t u. a. die gegen Menzel gerichteten Artikelentwürfe vom Oktober 1837 Wolfgang Menzel wird uns verlassen /...] {HSΑ Bd. 21, Nr. 66/) und Die Taschenspielerkünste, [•••] {HSΑ Bd. 21, Nr. 666), die Notiz für die Allgemeine Zeitung vom 23. August 1838 {HSΑ Bd. 21, Nr./3o), die Andeutung zum Schwabenspiegel vom 21. Januar 1839 {HSΑ Bd. 21, Nr./4j), den Aufsatz Schriftstellernöthen vom 3. April 1839 {HSΑ Bd. 21, Nr./ji) und den Entwurf für einen von A. Weill verfaßten, gegen Wihl gerichteten Artikel vom September 1839 {HSΑ Bd. 21, Nr.j/3). Im Anhang werden zwei frühe Versuche zur Auseinandersetzung mit Ludwig Börne mitgeteilt, die unabhängig vom späteren Borne-Buch entstanden und den Charakter selbständiger Textpartien haben. Außerdem enthält er zwei Aufsatzentwürfe, die nicht weiter ausgeführt wurden.
FLORENTINISCHE NÄCHTE
ENTSTEHUNG Im Sommer 183) beschäftigte sich Heine mit Plänen einem neuen Buche, und er äußerte sich da%u seinem Verleger gegenüber am 2. Juli: Indessen hoffe ich dennoch in diesem Jahre manches Gute, auf jeden Fall Besseres als meine frühern Arbeiten, zu dichten und zu schaffen. V o n hier, in kürzester Frist, reise ich nach Boulogne s/mer, welches liebliche Meerstädtchen mir, wie Sie wissen, als beste Arbeitsstube dient. Ein kostbares, welterfreuliches Buch will ich dort schreiben. Und weiter: Ich denke 20 Bogen werde ich in Boulogne schreiben [ . . . ] Es ist ein Buch amüsanten Inhalts und kein Censor in der ganzen Welt wird etwas dran auszusetzen haben. ( H S A Bd. 21, S. 114,23—28, S. 11 J,I8 und 11 J,2OF.)Es ist also durchaus möglich, daß die ersten konzeptionellen Ansätze den Florentinischen Nächten bereits im Juni und Juli in Jonchere, auf dem Landsit% der Fürstin Belgiojoso, wo Heine sich besuchsweise aufhielt, entstanden. Die weitere Arbeit erfolgte dann mit Sicherheit in den folgenden Monaten während Heines Aufenthalt in Boulogne-sur-Mer. Heine hatte Campe im zitierten Brief neben dem neuen Buch, dessen Gegenstand und Titel noch ganz unklar bleiben, auch den Abdruck der Romantischen Schule angeboten. Er arbeitete in den folgenden Monaten also an %wei unterschiedlichen Publikationen gleichzeitig, war offenbar jedoch nicht sehr erfolgreich, so daß er Campe am //. Oktober 18jj berichten mußte: Obgleich ich sehr fleißig bin, so rücken meine Arbeiten nur langsam vorwärts. Ich habe die Dumheit begangen an zwey heterogenen Thematis zu gleicher Zeit zu arbeiten. V o r Januar werde ich wohl nicht fertig, welches mich sehr verstimmt. ( H S A Bd. 21, .V. 124,3 — 6) Im gleichen Brief schrieb Heine: Für mein nächstes Buch habe ich noch keinen Titel und ich weiß nicht ob ich es nicht gar lieber als 3ten Salontheil erscheinen lasse. ( H S A Bd. 21, S. 123,34 — 124,2) Erst am 4. Dezember konnte er, immer noch von Boulogne aus, Campe berichten: Seit sechs Wochen habe ich einen Stockschnupfen, und trotzdem schreib ich an meinen Büchern. Denn ich treibe jetzt in der Literatur die doppelte Buchhaltung; es ist ein Versuch. Diese Tage wird wohl ein Buch fertig, in Paris schreib ich es ab, und so werden Sie wohl Ende nächsten Monaths Manuskript bekommen. Ich habe mich noch nicht darüber entschlossen, ob ich das Buch separat oder als 3 ten Salonband erscheinen lasse; da es höchst amüsant ist, auch populär, für alle Classen berechnet, so entschließe ich mich vielleicht die zwey Salonbände
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Florentinische Nächte
damit zu r e m o r q u i r e n . Herr Jäger, das ist ein Seeausdruck, es heißt: ans Schlepptau nehmen. {HSA Bd. 21, S. 129,52 —130,6) Die Titelfrage wurde erst viel später entschieden: erst im Märζ 18)6, als Campe das Manuskript der Florentinischen Nächte und des ersten Teils der Elementargeister erhalten hatte, wurde aus inhaltlichen Gründen festgelegt, das Buch als dritten Salon-Band erscheinen zu lassen {vgl. Campe an Heine, ij.ß. i8ß6; HS Α Bd. 24, Nr. 280). Für die Arbeit an den Florentinischen Nächten waren die fünf Monate von Ende funi bis Ende Dezember 18β; in Boulogne die entscheidenden. Hier entstanden sehr wahrscheinlich die Konzepte H1 — H4, alles Vorarbeiten ζur ersten Nacht. {Es ist nicht auszuschließen, daß die frühesten der nachfolgend genannten Konzepte, die Konzepte H1und H2, möglicherweise schon 1829 in Potsdam oder aber i8ßofßi in Hamburg gleichzeitig mit der Arbeit an den italienischen Reisebildern entstanden sind.) Manches ist in diesen Konzepten noch unsicher, so die Namen der Hauptpersonen: statt Maximilian steht in H1 noch Henriko oder Signor Enriko, anstelle von Maria werden Mathilde und Lady Rosa erwogen. In H2 findet sich der Name Henriko %war noch, wird aber schon korrigiert in Max b^w. Maximilian. Auch die eigenartig hohe Paginierung {H1 16. —25.; H3 29 und 30; H4 32) kompliziert die Überlieferungssituation, denn die Konzepte lassen sich einerseits nicht eindeutig %u einem einzigen zusammenfassen, andererseits ist die Existenz mehrerer so umfangreicher Konzepte, wie die Seitenzahlen andeuten, ungewöhnlich. — Daß in Boulogne auch schon Vorarbeiten Zur zweiten Nacht gemacht wurden {H5), ist zwar nicht zu belegen, aber wahrscheinlich. Nach Paris zurückgekehrt, arbeitete Heine im Januar und Februar τ8)6 noch einmal am Manuskript. Durch den Bundestagsbeschluß vom 10. Dezember i8jj, der alle Schriften des „Jungen Deutschlands" verbot, hatten sich auch für Heine die Bedingungen, unter denen eine neue Publikation erscheinen konnte, verschärft. Am 12. Januar i8ß6 schrieb er an Campe: Auf jeden Fall aber werde ich in meinem nächsten Buche gar nichts geben, was politisch oder religiös mißfällig seyn könnte, und ich richte es danach ein, daß ein Censor auch kein einziges Wort daran streichen kann. Dieses giebt mir nun freylich neue Arbeit, und einen großen Theil fertigen Manuskriptes muß ich zur Seite legen. {HSA Bd. 21, S. iß2,ßß—ß8) Noch ausführlicher äußerte er sich in seinem nächsten Brief an Campe, am 4. Februar i8ß6, über seine Arbeiten zur Fertigstellung des dritten Salon-Äz«i&.r.· Es bleibt nun übrig ein Buch herauszugeben welches höchst interessant und liebenswürdig sey ohne weder die Politik noch die Religion zu berühren. Dieses Buch ist im Manuskript bereit, wenigstens bis auf eine kleine Abschreiberey und ich hatte die Absicht dasselbe unter dem Titel: Salon 3ten Theil herauszugeben, um die vorhergehende« Bände etwas zu pussiren. Werden Sie dieses Buch j e t z t drucken können, m i t m e i n e m N a m e n drucken können? Sind Sie der Meinung, daß der harmlose Inhalt das Buch schützt vor die Ausführung des bundestäglichen Interdikts und der Preußischen Polizeyordonanz? oder, wagen Sie es nicht, meinen Namen auf das Titelblatt zu setzen? wollen Sie das Buch kurzweg Salon 3 tef Band nennen? [ . . . ] Ich bin mit meinem Buche zufrieden, obgleich durch das Ausmerzen des Politischen und Religiösen viel verloren ging. {HSA Bd. 21, S.iß8,22—ßi und S.ißp,jf) Aus beiden Briefen geht hervor, daß sich Heine in Paris nicht nur darauf beschränken konnte, abzuschreiben, was in
Entstehung
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Boulogne entstanden war, wie es der Brief vom 4. Dezember aus Boulogne noch anzudeuten scheint, daß es vielmehr jetzt darum ging, ausscheiden oder umzuarbeiten, was politisch oder religiös mißfallig seyn könnte. Als Ergebnis dieser Arbeiten entstand eine Reinschrift der Florentinischen Nächte (//*) und des ersten Teils der Elementargeister, die wohl im wesentlichen, bis auf eine kleine Abschreiberey, am 4. Februar 1836 fertiggestellt war. Mit dieser kleinen Abschreiberey könnte die zweite der Florentinischen Nächte gemeint sein, die offenbar so spät abgeschrieben wurde, daß Heine, wie er im Brief an Campe vom 8. März erklärte, keine Zeit hatte nachzulesen (HSΑ Bd. 21, S. 142,9f.). Am 8. März nämlich schrieb Heine an Campe: Ich habe Ihnen ein Paquet geschickt, dessen Inhalt Sie jetzt gewiß schon gelesen haben. Es ist das Manuscript des Buchs welches jetzt erscheinen soll. Ich will, Ihrem Verlangen gemäß, diesem Buche einen besonderen Titel geben. Wie gefällt Ihnen der Titel: „Das stille Buch"? Gefällt Ihnen dieser Titel nicht, so könnten Sie das Buch „Mährchen" tituliren. Es besteht aus drey Partien: / i° Elementargeister, welches eine freye Bearbeitung eines Stückes meiner „Allemagne"; alles Politische und Antireligiöse ist ausgemerzt, und das Ganze nimmt stoffartiges Interesse in Anspruch. / i ° Erste Nacht (der florentinischen Nächte), worin Sie sehen daß ich die drey Thürme nicht vergesse. / 30 Zweyte florentinische Nacht, welches Stück ich keine Zeit hatte nachzulesen, und in dieser Beziehung schicke ich Ihnen heute eine Notiz, die Sie bey Leibe nicht vergessen dem Setzer mitzutheilen. / Das Buch muß so reichlich als möglich gedruckt werden damit es über 20 Bogen giebt; f . . . ] Die Hauptsache aber ist, daß dieses Buch gar keiner Censur, und am allerwenigsten einer p r e u ß i s c h e n C e n s u r unterworfen wird. {HSΑ Bd. 21, S. 141,28—142,17) Im gleichen Sinn wiederholte er wenige Tage später: Indem ich mich auf meinen letzten Brief beziehe, worin ich Ihnen bestimmt angezeigt, daß ich lieber gar nichts drucken lasse, ehe ich die Niederträchtigkeit begehe mich der preußischen Censur zu unterwerfen; [...] (Heine an Campe, 14.3.1836; HSA Bd. 21, S. 142,34—143,1) — Doch Campe hatte in dieser zensurpolitisch schwierigen Situation inzwischen alle notwendigen Schritte, einschließlich der Einschaltung der preußischen Zensur, eingeleitet. Er schrieb Heine am //. März „Am ioten d erhielt ich die drei Cahier Mspt; ich laß sie gleich. Da ich keine Zeile zur Notiz dabei fand und Ihre Eile kenne, etwas in der ietzigen Zeit von Sich gedruckt z« sehen, sandte ich das Mspt am Freitag Morgen mit Schnellpost nach Berlin zur Censur und ist Sonnabend Nachmittag in die Hände des Censors gekommen. Es steht dahin, wozu dieser sich bequemt. Ohne diese Vorkehrung wäre es Narrheit, etwas in diesem Augenblick drucken zu laßen, weil überall ein Verbot gegen Ihre Arbeiten vorliegt." (HSA Bd. 24, S. 384,j —14) Und weiter: „Sind Sie deswegen unzufrieden — dann entscheiden Sie Sich rasch, damit der Druck nicht beginnt, der in 14 Tagen, wenn wir billig abkommen, unverzüglich beginnt. Also mit Wendung der Post geben Sie mir Ihren Beschluß zu erkennen." (HSA Bd. 24, S. 384,24—2/) Heine lehnte jegliche Art von Zensur ab, er machte Campe am 22. März nachdem er dessen Brief erhalten hatte, bittere Vorwürfe und forderte das Manuskript zurück: Eine Sache steht jedoch klar in meinem Kopfe: ich werde nicht die deutsche Presse an Preußen
22
Florentinische
Nächte
verrathen, ich w e r d e meine E h r e nicht u m B u c h h o n o r a r v e r k a u f e n , ich w e r d e auch nicht den gringsten M a k e l meinem schönen, reinen N a m e n anheften, ich w e r d e mich nicht der preußischen Censur unterwerfen! (HSΑ Bd. 21, S. 144J — S). Weiter heißt es: [...] das M a n u s k r i p t ist so unschuldiger N a t u r , daß man es Ihnen keine M i n u t e vorenthalten w i r d , und ich bitte Sie es mir u m g e h e n d , mit der fahrenden Post, wieder nach Paris zurück z u schicken, f . . . ] D a s B u c h soll, w e n n Sie es nicht drucken, gar nicht g e d r u c k t w e r d e n , [...] (HSΑ Bd. 21, S. 144,21—2j und S. 144,ββ f.) Ob Heine von Anfang an daran gedacht hatte, die Florentinischen N ä c h t e auch in einer Zeitschrift und auch in einer französischen Übersetzung %u publizieren, läßt sich nicht feststellen. Briefliche Äußerungen da%u sind nicht überliefert. Fest stehtjedoch, daß er sich Zu dem Zeitpunkt, als er annehmen mußte, der dritte Salon-Band könne in Deutschland nicht erscheinen, sehr schnell zj* einer Veröffentlichung entschloß. Knapp eine Woche nach dem Brief an Campe, am 28. März schickte er, wahrscheinlich auf den Rat Lewaids, der sich in Paris aufhielt, an Cotta den ersten Teil des Manuskripts zur Veröffentlichung im „Morgenblatt für gebildete Stände" und schrieb im Begleitbrief dazu: G e r n will ich wieder f ü r die Allgemeine arbeiten, so w i e auch für das M o r g e n b l a t t , für welches letztere ich eiligst die b e y f o l g e n d e n Blätter einsende, die ich aufs schleunigste a b z u d r u c k e n bitte. E s ist der T h e i l einer Serie und die Fortsetzung w e r d e ich L e w a l d e n m i t g e b e n ; es sollte als B u c h in Deutschland erscheinen und ich schreibe Ihnen nächstens w a r u m das B u c h nicht g e d r u c k t wird. In der R e v u e des deux mondes erscheint schon nächster T a g e eine französische Version, die, meiner A b s i c h t nach, nach Erscheinen der deutschen Version, ans Licht treten sollte; dieses ist der G r u n d w e ß h a l b ich Sie bitte jene Blätter g 1 e i c h abzudrucken. (HSA Bd. 21, S. I4J,2/— JJ) Aus diesem Brief kann geschlußfolgert werden, daß an eine französische Publikation schon vor einer deutschen Zeitschriftenveröffentlichunggedacht war. Das wird um so wahrscheinlicher, als Heine zu diesem Zeitpunkt fürchten mußte, in Deutschland nicht gedruckt zu werden; desto wichtiger war ihm seine Wirkung in Frankreich. Sehr wahrscheinlich warfür den Übersetzer Pierre-Alexandre Specht vielleicht noch vor der Absendung der Druckvorlage an Campe davon eine (nicht überlieferte) Abschrift angefertigt worden. Möglicherweise wurde diese Übersetzungsvorlage aber erst hergestellt, als Heine die Druckvorlage schon nicht mehr in Händen hatte, möglicherweise verwendete er dafür Teile der so unvollständig überlieferten Konzepte, besonders der Konzepte H} und H4 mit den Seiten 29 und 30 bzw. 32. Diese wie auch immer geartete Übersetzungsvorlage benutzte Heine sehr wahrscheinlich sowohl in dieser Funktion als auch für die Arbeit an der deutschen Zeitschriftenpublikation. Daraus erklären sich dann die auffälligen Gemeinsamkeiten derfranzösischen und deutschen Zeitschriftenpublikation (vgl. Les nuits florentines. Erläuterungen; HS Α Bd. 14/1 jK, S. 263—2/1), daraus erklärt sich auch die Tatsache, daß Heine nur einen Teil des Manuskripts an Cotta übersenden konnte und schon einen Tag nach Absendung des Manuskripts um Aufschub bitten mußte. Am 29. März schrieb er: Ich m u ß nemlich in Betreff des Manuskriptes, das ich Ihnen gestern zusanndte, Sie heute nochmals belästigen. Ich bat Sie nemlich es sogleich f ü r das M o r g e n b l a t t
Entstehung
2
3
in die Presse zu geben; aber artistische Bedürfnisse in der Anordnung des Cyklus wozu jenes Manuskript gehört, bestimmen mich in diesem letzteren einige Verändrungen vorzunehmen, und ich bitte Sie den Druck dieses Manuskriptes noch eine kurze Weile aufzuschieben, etwa 14 Tage, bis ich nemlich die nöthigen Verändrungen nachträglich einschicke. {HSΑ Bd. 21, S. 146,19 —25) — Da aber Cotta Heines Wunsch befolgt und das Manuskript unverzüglich in die Presse gegeben hatte {vgl. Cotta an Heine, 3. 4.18)6; HS Α Bd. 24, Nr. 283), kam Heines Brief spät. Die Florentinischen Nächte erschienen im April und Mai {in 20 Fortsetzungen) im „Morgenblattfür gebildete Stände". Nahezu gleichzeitig veröffentlichte die „Revue des Deux Mondes" am ij. April und 1. Mai Les nuits florentines. Heine schrieb am 3. Mai 1836 an Lewald: Ich hoffe das Morgenblatt hat meine 2te florentinische Nacht schon zu drucken begonnen. Sonntag ist sie auch französisch in der Revue erschienen. Aus dieser 2 ten florentinischen Nacht werden Sie vielleicht ersehen, daß ich n ö t i g e n falls, wenn Politik und Religion mir verboten werden, auch von Novellenschreiben leben könnte. Ehrlich gesagt, dergleichen würde mir nicht viel Spaß machen, ich finde dabei wenig Amusement. Man muß aber Alles können in schlechten Zeiten. {HSΑ Bd. 21, S. I J J , J J — IJ6,2) — Die Veröffentlichung gerade der ^weiten Nacht der Florentinischen Nächte bedeutete für Heine eine tiefe Enttäuschung. Noch Monate später, im Brief an f . G. von Cotta vom 29. fanuar 1837, als er seine Finanzangelegenheiten zu regeln versuchte, wurde diese Enttäuschung spürbar in der lapidaren Feststellung: Für das Morgenblatt habe ich, seit ich in Paris bin, über Honorar nichts Näheres bestimmt, und es geschieht auch heute nicht, da darin meine 2te florentinische Nacht so kläglich verstümmelt worden, daß mir für neue Zusendungen aller Muth fehlt. {HSΑ Bd. 21, S. 180,12 — 1 /) In der Tat waren alle „anzüglichen" Stellen vom zuständigen Redakteur Hermann Hauff gemildert worden, aus Prüderie wurde am Schluß so viel gestrichen {ζ· Β. .V. 50,29— 51,20, j". 5 2,11 — 16 und S. 52,33 — 53,3), daß der Text sinnlos wurde. In der Zwischenzeit hatte Campe am /. April 1836 Heine noch einmal seine Ansichten und Vorschläge zu dem eingesandten Buchmanuskript, dem dritten Band des Salon, unterbreitet. Er hatte geschrieben: „Das empfangene Μspt scheint mir so, daß füglich gar nichts, als einige unfreundliche Blicke auf Preußen, gestrichen werden könnten, und das kann nur im strengsten und unfreundlichsten Falle geschehen. [.. .J Das Μ spt habe ich zurück verlangt. Handeln konnte ich nicht anders, da ich Ihren Willen nicht kannte; mir ist also deswegen nichts zur East zu legen! f...J Wäre das Buch von der Gattung, daß ich elecfrisiert würde, es käme mir in solchen Fall auf einen tollen Streich mehr nicht an, den ich in meinem Leben wagte. In solchem Falle würde ich mich vor Gerichte mit Wärme vertheidigen können, und die Richter würden mir glauben. Das kann ich aber für die Elementargeister und die erste florentinische Nacht nicht. Die 2te ist gut!" {HSΑ Bd. 24, S. 388,24—26; S. 389,1f. und S. 389,30 —3j) Die Briefe, die zwischen Heine und Campe in der Folgezeit gewechselt wurden, betrafen Fragen der Zensur, der Modalitäten des Druckes und immer wieder den Umfang des Bandes. Zur Druck- und Zensurgeschichte des dritten Salon-Bandes vgl. die Entstehung der Bände
Florentinische Nächte
24
des Salon (USA Bd.yK, S. 17—39, bes. S. 26—36). —Die Florentinischen Nächte spielten dabei keine Rolle, eher beiläufig wird die Zeitschriftenpublikation einmal, im Brief Campes vom 20. Mai 1836, erwähnt: „Die florentinischen Nächte stehen, wie ich höre, im Morgenblatt, weshalb das?' (HSA Bd. 24, S. 399,6f.) Heines und Campes Sorgen galten vielmehr dem Abschluß der Elementargeister (Elementargeister. Entstehung, S. 160f.) und dann derfür den dritten Salon-Band geschriebenen Vorrede Ueber den Denunzianten (vgl. Ueber den Denunzianten. Entstehung, S. 343f.). Auf diese Weise verzögerte sich das Erscheinen des Bandes bis Mitte fuli 1837. Nach Campes Angaben wurde er am 17. fuli in Leipzig, am 22. fuli in Frankfurt a. M. und „einige Tage später" in Hamburg ausgegeben (Campe an Heine, 29.7.1837; HSA Bd.2j, S. J9,32 —60,1). Während Heine auch dann noch fast ein halbes fahr auf seine Exemplare warten mußte, hatten ihn längst Reaktionen auf die Veröffentlichung im „Morgenblatt" erreicht, durchweg positive Reaktionen, für die nur ein Beispiel votiert werden soll. Ludwig Wihl schrieb am 14. fuli 1836 an Heine: „Ihre florentinischen Nächte haben uns wieder einen neuen Sternenkranζ Ihres Hertens gezeigt. Alles, was von Ihnen kommt, übt einen eignen Zauber aus undgewinnt Ihnen selbst diejenigen Gemüther, die sich mit Ihrem philosophischen und politischen Glaubensbekenntniß nicht befreunden konnten." (HSA Bd. 24, S. 406,26—29) Die Florentinischen Nächte wurden Heines Lebzeiten nicht noch einmal aufgelegt. In den drei Plänen für eine Gesamtausgabe wurden sie mit drei unterschiedlichen Texten zusammengestellt, und %war 1846 mit den Elementargeistern, 1848 mit den Französischen Malern und i8j2 mit dem Rabbi v o n Bacherach (vgl. Heine an Campe, 12.11.1846, 7.6.1848 und 22.3.18J2; HSA Bd. 22, Nr.nj9, 1222 und Bd. 23, Nr. 1416). In keinem der Pläne wurden sie mit den Reisebildern in Verbindung gebracht, denen sie thematisch nahestehen und denen sie in der französischen Gesamtausgabe zugeordnet wurden.
ÜBERLIEFER
UNG
H1
Konzept Heine-Institut, Düsseldorf 4 Bogen 40, 10 beschriebene Seiten, egh., Tinte. Paginiert: 16. —25. Das Manuskript ist Teil eines frühen Entwurfs für den späteren Teil I. Die Handschrift entstand sehr wahrscheinlich zwischen Ende funi und Ende Dezember 183j (vgl. Entstehung, S. 20). Und ständ mein . . . [Vorstufe der ersten Nacht, nach S. 11,1 ]
H2
Konzept Bibliotheque Nationale, Paris 9 Bogen 40 und 1 Blatt 4°, 24 beschriebene Seiten, egh., Tinte. Paginiert: 1. — 23., dazu eine unpaginierte Seite, die zwei Einfügungen enthält. Die Handschrift entstand sehr wahrscheinlich zwischen Ende funi und Ende Dezember 183/ (vgl. Entstehung, S. 20). Im Vorzimmer fand ... [ Vorstufe der ersten Nacht, S. 7—137 und
Mitteilungen
Text
25
Konzept Koninklijke Bibliothek, s'Gravenhage 1 Blatt 4°, egh., Tinte, mit der Bezeichnung 23. Es handelt sich um eine Einlage \u dem 1. —23. paginierten Manuskript, die vermutlich %um gleichen Zeitpunkt wie das Manuskript selbst entstand. Lieber Himmel —, fuhr ... [ Vorstufe der ersten Nacht] H}
Konzept Heine-Institut, Düsseldorf 2 Blätter 40, 2 beschriebene Seiten, egh., Tinte. Paginiert: 29. und 30. Die Handschrift entstand sehr wahrscheinlich ζwischen Ende funi und Ende Dezember i8ßj {vgl. Entstehung, S. 20). Maximilian, welcher dieser . . . [ Vorstufe der ersten Nacht, nach S. 15,67
H4
Konzept Heine-Institut, Düsseldorf 1 Blatt 40, einseitig beschrieben, egh., Tinte. Paginiert: 32. Die Handschrift entstand sehr wahrscheinlich ^wischen Ende funi und Ende Dezember i8jj {vgl. Entstehung, S. 20). Die Kleider saßen ... [Vorstufe der ersten Nacht; S. 17f.7
Hs
Konzept Heine-Institut, Düsseldorf 6 Bogen 40, von denenjeweils Seite 1 und 4 beschrieben ist, 12 beschriebene Seiten, egh., Tinte. Paginiert: 1.—12. Die Handschrift entstand möglicherweise %'wischen Ende funi und Ende Dezember 183 j {vgl. Entstehung, S. 20). Zweite Nacht. / Und warum wollen ... fVorstufe der Zweiten Nacht; i". 29— 30; S. 00]
H6
Reinschrift
Henry E. Huntington Library and Art Gallery, San Marino (USA) 63 Blätter 4°, mit Ausnahme des Titelblattes beidseitig beschrieben, 12/ beschriebene Seiten, egh., Tinte. Paginiert: 3 . - 6 3 . und 2 . - 6 4 . Die Handschrift entstand vermutlich im fanuar 1836 und wurde am 8. Mär% 1836 als Druckvorlage an Campe geschickt {vgl. Entstehung, S. 21). Die Handschrift enthält an verschiedenen Stellen Markierungen des Setters, die ihre Funktion als Druckvorlage belegen. Florentinische Nächte. /1. / von H. Heine / Im Vorzimmer fand ... A T - 7 - 5 37
D1
Florentinische Nächte, von H. Heine. In: Morgenblattfür gebildete Stände. Stuttgart, Tübingen. Erste Nacht. Nr. 83, 6.4.1836, S.ß2?f Nr. 84, 7.4.1836, S. 334
Florentinische
2.6 Nr. 8), 8.4.18)6, Nr. 86, 9.4.18)6, Nr. 8y, 11.4.1836, Nr. 88,12.4.1836, Nr. 89, 13.4.1836, Nr. 90,14.4.1836, Nr. 91, ι j . 4.1836, Nr. 92, 16.4.1836,
Nächte
S. 338f. S. 341f. S.34jf. S. 349f. S. 3^4/. S. 3jyf. S.363f. S. 36jf.
Zweite Nacht. Nr. 114,12. j. 1836, S.4J3f. Nr. ///, 13./. 1836, S. 4j8f. Nr. 116, 14. j. 1836, S. 461f. Nr. 11/1118, 77./. 1836, S. 4Jof. Nr. 119, 18. j. 1836, S. 4j4~4j6 Nr. 120, 19. j. 1836, S. 4j8f. Nr. 121, 20. j. 1836, S. 481f Nr. 122, 21.1836, S. 486f. Nr. 123, 23. /. 1836, S. 490f. Nr. 124, 24.1836, S. 493 f . Nr. 12j, 2j. J.I836, S. 498f. D2
Florentinische Nächte. In: Der Salon / von / H. Heine. / Dritter Band. Hamburg, bei Hoffmann und Campe. 183/. S. 1 — 144.
D}
W. Wadepuhl, Eine unveröffentlichte Nächten". In: The German Quarterly.
MITTEILUNGEN
ZUM
Episode Januar
aus Heines 1939, S. j — 10
„Florentinischen [H5]
TEXT
I. 7, ι f.
7,1 f. 7,3
Florentinische Nächte. H6 [Neue Zeile] [a] Mademoiselle Laurenzia [Neue Zeile] Erste Nacht. [Neue Zeile] [b] 1. [Neue Zeile] von [Neue Zeile] H. Heine Florentinische D1 Nächte, [Neue Zeile] von H . H e i n e . [Neue Zeile] Erste Nacht. H2 Nach einigen gestrichenen Ansätzen steht der Anfang des Textes: [ 1 ] Wissen Sie auch, daß Paganini todt ist! rief [a] Mathilde [b] Lady [c] Mathilde [d] Rosa [e] Mylady als ihr Freund ins Zimmer trat [Neue Zeile] [ 2 ] Sie hat die ganze Nacht nicht geschlafen, und heute mehr als je müssen Sie verhüten daß sie spricht. [ a ] So sprach [b] Seyn Sie ruhig, Doktor, sprach [Neue Zeile] [ 3 ] Im Vorzimmer fand
Mitteilungen %um Text 7,3 7,3 7.3 f. 7.4 f.
2
7
fand H2 [a] Signor Enriko [b] Max den Arzt, Arzt, H2 [a] als er [b] welcher eben schwarzen H 2 Handschuh anzog. pressirt, H 2 [ i ] sprach er hastig. Lady Rosa [ a ] sch [ b ] hat die ganze Nacht nicht geschlafen [*]
7.5 7.7 7.8 7,8
7,8 f. 7.8 f. 7,10 f. 7.9 — 12 7,10—12 7, χ 2 f. 7.13 7.14
7.14 f. 7.15 f.
[a] und sehr hastig zu [b] die hastigen Worte zuwarf [c] sprach dieser hastig [ d ] rief dieser hastig Lady Rosa hat die ganze Nacht nicht geschlafen [ß] s. Text und H 2 in diesem Geräusch zu Η2 [α] wecken. Suchen sie auch [b] s. Text nicht H2 [a] viel reden, [b] reden. reden. H 2 [ 1 ] Wir müssen [a] allen körperliche [b] sie vor jeder körperlichen Anstrengung hüten und nur durch geistigen Reitz anregen. [2] s. Text mit einer Korrektur: sich nicht H2 [a] rüh [b] rühren [c] bewegen, [d] rühren, darf nicht reden, im mindesten D1 bewegen, H6 [a] bewegen, [b] regen, so daß sie H6 [a] nicht zu Worte kommt und [b] s. Text heilsam. H2 [AbsatSeyn Sie zuhören D1 muß. — Seyen erwiederte H2 Enriko mit [a] seinem [b] einem wehmüthigen Ich H2 [a] kenne [b] weiß [c] habe mich das viele [d] habe mich schon kommen. H 2 [ 1 ] Sind Sie aber ganz sicher [ 2 ] Und wenn sie [ } ] Auch [a] werde ich sie schon [b] werde ich ihre Phantasie [bi] so stürm [b2] so in Bewe [bß] an [c] weiß ich [ci] daß sie körperlich [c2] wie man [ 4 ] Und ich will ihr schon H2 [a] so viel phantastisches Zeug [b] genug phantastisches Zeug erzählen, H 2 [ 1 ] es ist wahr, je bewegter [a] ihr Geist, desto körper [b] der geistige Reitz [ 2 ] es ist wahr, wenn ihr Geist bewe [ß] es ist wahr, je wilder ihre Phantasie aufgereitzt wird, desto
28
7,18 7,18 7.18 f. 7.19 f.
7.20 7,2of. 7.20 f. 7.21 7.22 7.22 7.23 — 25
Florentinische Nächte [ a ] stiller [b] ruhiger wird sie körperlich ... aber wie [a] lange wird sie noch [b] viel T a g e [ 4 ] um sie, soviel Sie nur begehren geistig zu bewegen ... aber wie lange wird sie noch leben können? Die schwarze H2 [a] Sarah [b] Ludmilla [c] Urs [d] Wärterinn [e] Kammerk [ f ] Debohra hatte, feinöhrig wie ist, schon Debora, D1 feinhörig, wie sie schon H2 [a] die Tritte [b] Henrikos Tritte erka [c] am Tritte, den Ankömmling erkannt, und noch ehe dieser leise an [d] s. Text die Thüre. H 2 [ 1 ] An seinem [a] Blick [b] Blick er [ 2 ] Mit feinem Blick erkannte sie auch daß [a] er ihre [b] ihre Gegenwart nicht angenehm sey, und verließ das Gemach, [a] nicht [b] der schwarze Seitenblick [c] Henriko bem [d] nicht ohne einen schwarzen Seitenblick auf Enriko zu werfen f j ] Scharfäugig, wie sie ist, erkannte sie daß ihm ihre Gegenwart nicht angenehm sey, und indem sie einen schwarzen Seitenblick auf Enriko warf, verließ sie das Gemach. [ 4 ] Sie erkannte zugleich daß ihm ihre Gegenwart nicht angenehm sey, und indem sie einen schwarzen mißtrauischen Seitenblick auf Enriko warf, verließ sie das Gemach. [Neue Zeile] [ J ] Mit [ 6 ] Auf einen Wink desselben [7] s. Text verließ sie H2 [a] gleich [b] so [c] eben so leise und H2 [a] ließ ihn allein bey der schlafenden Rosa, [b] [bij Enriko [b2] M. blieb allein bey der schlafenden Maria. Nur befand sich H6 [a] bey der schlafenden Maria, [b] bey seiner kranken Freundinn Maria, [c] bey seiner kranken Freundinn. [d] s. Text Freundinn D1 Maria. Nur erhellt H2 und diese Η6 [ α ] , und diese [b] . Diese warf H2 [a] halb furchtsam halb [b] s. Text Antlitz der H 2 [ a ] kranken [ b ] Kranken, [c] Kranken Frau. [ 1 ] Die Züge desselben [ 2 ] Sie lag [a] gex—x [b] weiß gekleid [c] ganz angekleidet, in weißem Muslin [d] in einem Kleide von weißem Muslin
Mitteilungen Text
29
[ß] Diese lag, [a] ganz angekleidet [b] langhinstreck [c] auf einem seidnen Sopha von hellgrüner [ 4 ] Sie lag auf einem grünseidnen Sopha, lang hingestreckt und ganz angekleidet, in [ a ] einem [ai] Gewände [a2] Beignoir [aß] Gewände von weißem Muslin [b] weißem Muslin, der wie ein nasses Gewand, ihre schönen Glieder mehr [ b i ] verrieth [ b 2 ] offenbarte als verdeckte. Mit verschra [ c ] in weißem Muslin. 7,23 f.
7,2 5 f. 7.2 5 f. 7,26 f. 7.28 7.29 7,29 7,29
[Absat^J Schweigend,
Antlitz der H6 [a] kranken Frau. Sie lag auf einem grünseidnen Sopha, lang hingestreckt und ganz angekleidet, [ b ] blassen Frau, angekleidet, in weißem Muselin, lag sie hingestreckt auf einem grünseidnen Sopha [c] s. Text stand H2 [a] Henriko vor der schlafenden [b] Henriko lange Zeit vor der Schlafenden [ c ] Max einige Minuten vor der Schlafenden und vor der H6 [a] schlafenden Maria [b] Schlafenden Gewand Η6 [α] , mehr ver [b] mehr offenbarte über das H2 [a] Antlitz [b] blasse Antlitz ist D1 das! Welche mir D1 wach! Ja, wach? H 6
['] J a [ 2 ] Woran mahnt mich 7,29—31 7,32 — 8,1
7.3 2 8.1 8.2
8.2 8.3 f.
[3] s. Text
jetzt weiß H2 ich ... [Absat^] In diesem hervorschauend, H2 sah sie ihn an mit ihren [a] dunkelblauen Augen, fragend, gebietend, [b] sanften dunkelblauen Augen, fragend, bittend ... An was hervorschauend, H6 [a] sah sie ihn mit ihren sanften, / b] s. Text Sie eben, H2 [aj Enriko, [b] Max, sprach sie mit jener H2 [a] w e x x [b] weichen Stimme, die [bi] wir [b2] halb fbßj sich aus der [bjf·
und H1 [a] auf [b] Häuser Vielleicht auch H1 [a] ein Gesicht [b] s. Text oben welches H1 fa] Susa [b] Harfer [c] Fredez [c] Laurenzia heißt... H1 [a] und [b] bemerkte die Freundinn [c] [Absats.
41,6
war, H1 [a] in der alten Bibliothek [b] in der Bibliothek [c] s.
41,6
in der Η1 [a] alten [b] Bibliothek blätterte in Η1 [α] den kostbaren alten [b] den alten Mspten, H1 [a] als dann [b] und da Geschlecht Italiens H1 [a] begraben liegt und Mähr [b] sich schlafen [c] eine kostbare Schlafstelle [d] s. Text oben gebaut H1 faj baute [bj hat [cj hat
Text oben
Text oben
41 >7 41 >7 41,8f. 41 >9 41 >9 41,9f-
darinn H1 [aj schlu [bj s. Text oben
ruhig Η1 [a] schlummern bis zum jüngsten Tag [b] schlummern wie die Nacht [c] schlummern Stundenlang [d] schlummern kann [e] s. Text oben
41,10
Michelangelo. H1 [ 1 ] Wohl weiß ich, daß
44
41.10 41.11 f. 41.12 41,14—16
41,16 41,16—18
41,18
41,1p 41,19f. 41,20/. 41,20f. 41,22 41,22 4i,2ßf. 41,24 41,2/
41,26 41,28 41,28
Florentinische Nächte [a] pasta wie [b] diese v o m [2J Stundenlang k [ β ] Stundenlang kann ich dort in Betrachtung verweilen. [4] s. Text oben mit einer Korrektur: Michelangelo. H1 [a] Ganze [b] Vielleicht einige sonderbare H1 [a] Vorliebe, die ich für alles habe, was todt ist. [b] s. Text oben und Η1 [a] G e [b] Verstorbenen Dagegen H1 [a] die bunten [b] wie heimlich [c] wie sanft ist die Berührung jener [ci] bunten [c2] Schatten die wir in den alten Geschichtsbüchern und [cß] Schattenbilder womit wir in den alten Geschichtsbüchern Bekanntschaft machten [ d ] wie sanft ist die Berührung jener schönen [di] Bilder [d2] Gestalten, womit wir in den alten Geschichtsbüchern Bekanntschaft machen, [e] s. Text oben uns dann H1 [a] das [b] die hindurch H1 [a] begleiten, [b] bey uns wohnen, [c] mit uns fühjen [ d ] auf dem Lande und auf dem Meer, und uns sogar auf nächtliche Traumfahrten Be [e] überall [ f ] s. Text oben begleiten. H 1 [1] [a] Die [b] Diese geheimnißvolle Neigung die ich für Statuen empfinde, ist, wie [ 2 ] Die schauerliche [a] Leidenschaft [b; ohne Streichung von a] Lust [ß] s. Text oben Ihnen H1 [a] erzählt habe, [b] erzählt, schon frühe H1 [a] bey mir entwicke [b] s. Text oben ich sie H1 [a] erlösen aus ihrer marmornen Starrheit; als müßte ich [b] s. Text oben mit einer Korrektur: beleben mit H1 [a] meiner Seele [b] meinem Aatem; Seele, H1 [a] als müßte ich [b] ich möchte [cj s. Text oben mit einer Korrektur: Wangen und H1 [a] Lippen [b] weißen Lippen Blute; H1 [a] ich möchte mein Leben hingeben für diese Marmorbilder [b] s. Text oben Starrheit, H1 [a] ein Heiland [b] könnt ich ein [bi] Heiland [b2] belebender Heiland [c] s. Text oben von Stein. H 1 [ 1 ] Dann haben auch [a] Traumbilder [b] Traumgestalten und Marmor [2] s. Text oben wie H1 [a] fatal [b] widerwärtig [c] fatal [d] widerwärtig sie sagten, H1 [a] schnell [b] s. Text oben Es waren H1 [a] schöne Gesichter, [b] s. Text oben
Mitteilungen %um Text 41,28f. 41,29f.
41,30f. 41,31 41,32f. 41.33 41.34 41,3/
42,1 42.1 42.2
42.3 42,6 42,6/. 42,j
42,j 42.8 42.9 42.9 42.10 42.11 42,13 42,13
45
R o s e n w a n g e n , H1 [a] wallende [b] s. Text oben aber ihre H1 [a] Berührung [b] Nähe berührte mich aufs unangenehmste, mir [ c ] Nähe bewegte mich aufs unangenehmste, ich war plötzlich wie ver [d] s. Text oben L e b e n , H1 fa] zwar in [ai] seinen schönen [a2] schönen Formen [b] s. Text oben E l b o g e n H1 fa] mich berührte [b] aus meinen vornehmen Gefühlen wekte [c] an [d] berührte. Statuen H1 [a] sind noch [b] sind weit größerer Vornehmheit [ c ] haben es zu weit größerer Vornehmheit ge [d] s. Text oben gar nicht H1 [a] ; wenigstens nicht mit Worten, [b] . Jedenfalls [c] . Ich [d] . Bin ich viell [e] s. Text oben h e g e w a s H1 fa] rohes Leben ist [b] animalisches Leben, haben [c] s. Text oben behauptete, H1 fa] ich sey [b] meine Vorliebe für das Todte habe [bi] mich selber [b2] mir selber [b2a] den Charak [b2b] die Gefühle [c] s. Text oben u n d H1 [a] er zeigte mir die [b] s. Text oben der g r o ß e H1 [a] Mystiker [b] M y s t a g o g d a ß H1 [a] die Todten [b] die Gespenster der Todten sich eben so sehr [ c ] eben so wie Gespenster der Todten [ d ] so wie Gespenster der Todten [e] s. Text oben d i e Η1 [a] Gespenster von ihrer Seite [b] Gespenster der T o d t e n v o n ihrer Seite H e n r i k o [a] hatte nicht bemerkt [b] , o h n e zu b e m e r k e n m a n c h m a l H1 [a] zusammen [b] zu [c] s. Text oben f u h r fort: H1 [ 1 ] ja, aber [2] [a] in der That, [b] ja wahrhaftig, [c] wahrhaftig, ich muß mich selber manchmal anfassen um mich zu überzeugen, daß ich [a] von Fleisch und Bein bin, [b] Fleisch und Bein bin, und nicht ein bloßes Luftgebild. [3] s. Text oben Scheu v o r H1 fa] der [b] d e m n a m e n t l i c h H1 [a] große Städte [b] d i e g r o ß e Städte das H1 [a] Ta [b] laute T a g e s g e s c h r e y u n d H1 fa] be [b] der beständige d i e Seele II1 [a] betau [b] s c h m e r z h a f t betäubte. v o r n e h m e s H1 [a] Land. St [b] Land; große Ruinen, Sta [c] Land; Prachtvolle Ruinen, Statuen, Gemälde, [d] s. Text oben w e n n Η1 [α] dieses [b] das m a n c h m a l H1 [a] sich etwas stark bewegt und [b] in etwas starke
46
42,14f. 42,1 / 42,1 j f . 42,16 42,16f.
42.ij 42,18 42.18 42.19 42.21
42.22 42,22 42,2βf.
Florentinische Nächte bewegungen u [bi] Rede [bi] Spra [bj] Sprechung gerathen [c] s. Text oben doch so Η1 [α] harmonisch und seine Sprach [b] räthselhaft [c] s. Text oben so H1 [a] ver [b] scha [c] getränkt von [d] verklingend, daß es H1 [a] dadurch gleichsam [b] mir dadurch gleichsam ent [c] s. Text oben mit einer Korrektur: entrückt H1 [a] wird und [b] und versetzt wird. H1 [ 1 ] Hierdurch [ 2 ] Auch erscheint mir das ganze Land mitsammt seinen Menschen wie ein Gebilde [a] meiner [b] meiner eignen Phantasie [ ß ] J a die Poesie [4] J a über dem ganzen Land [a] mit [b] und seinen Mschen ist so sehr getränkt von Poesie daß alle Formen dadurch [ J ] Ja [6] Es ist [ γ ] Alle Andern Länder sind wie [ 8 ] Allen Andern Ländern [9] In allen Andern Ländern sehe ich nur ein Gemisch von Barbarey und Narr [ , o ] Ja [11] s. Text oben Mschen H1 [a] die sich ker [b] darinn w i e //' [a] Automaten, [b] nüchterne Automaten, [c] Automaten, die H1 [a] mehr oder minder pum [b] s. Text oben Fleiß H1 [a] konstru [b] zusammengesetzt hingegen w i e H1 [a] das Erzeugniß [ai] einer Dichterpfantasie [ b ] geschaffen von [ b i ] einem [b2] einer [ c ] das Erzeugniß einer [d] geschaffen [e] Gestalt [ f ] das er [g] wie Gebilde [h] schönes [ i ] ein schönes Erzeugniß der Phantasie, getränkt [ k ] das Zauberland der Poesie, [l] das Erzeugen der Poesie, [m] s. Text oben Farben und H1 [a] Lxxxten Tönen, [b] lieblichen Tönen, Gestalten H1 [a] scheint Raphael gemalt zu haben und [b] scheinen v o n Raphael gemalt Italien H1 [a] das Land der [b] die Heima [c] die wahre Heimath, das schöne Vaterland [ c i ] der Malerey und der Poe [02] der Malerey und der Musik.
Mitteilungen
42,24f. 42,26f. 42,28 42.28 42.29 42.30 42,30f. 42.31 42.32 42,32f. 42,33f.
42,34f.
42,3/ 42,36
Text
47
Es folgen neue Ansätze %ur Formulierung des nächsten Satzes: [ 1 ] J a die [ 2 ] Sind auch die [ 3 ] Kein Volk wird sie in diesen beiden Künsten erreichen [ 4 ] Wenn [ a ] die [ b ] sie die Palette [J] Ihr [6] Hier klingen die Farben und stralen [a] ge [b] farbig die [ / ] Hier ist das [ a ] Land [ b ] Vaterland der klingenden Farben und der farbigen Klänge [8] Hier klingen die [9] s. Text oben Klänge, H1 [a] hier [ai] ist [ a 2 ] hat die Poesie [b] s. Text oben malt, H1 [a ] und [b] daß der Alpen H1 [a] die schönsten [b] s. Text oben Meyerbeer H1 faj kom [b] musizirt... nichts, H1 [aj ich [b] rief Henriko mit schnell / c] s. Texte oben zugeben, daß Η1 [α] in Italien [ai] nichts mehr gemalt wird [a2] nichts Bedeutendes mehr gemalt [bj s. Text oben Aber H1 [a] alle Manifestazionen [b] sie haben das Vo [c] an ihr [d] s. Text oben und Η1 [α] es steht [b] s. Text oben muß H1 [a] gestehen [b] erröthend gestehen, daß H1 [a] diese alten Italiener nicht zu erreichen [b] die Werke der alten Italiener nicht zu erreichen und [cj s. Text oben Malerey; Η1 fa/ und ihre Werke als unerreichbare Muster, ewig die Bewunderung u Verzweiflung ihrer Nachfolger [b] und daß ewig [c] diese unerreichbaren Werke erregen ihre [dj s. Text oben Verzweiflung. H1 [ 1 ] Die Ma [ 2 ] In jener f j J Aber jede Manifestazion [4] s. Text oben Manifestazionen H1 [aj des Gottes, / bj der Gottheit, derselben Art. H 1 [ 1 ] Zur Zeit der Griechen [ 2 ] Zur Zeit der [3 J Bey den Griechen
48 42,38/.
42,39f. 42.40 42.41 42,41
42,41 f . 42,43 43,1 43,3f. 43,4f.
43,j 43,6f. 43,jf.
43.8 43,8f.
43.9 43.10 43,14
Florentinische Nächte hervorbringen. Η 1 [ ι ] Zur [ 2 ] V o r zwey Jahrhundert [ 3 ] Im 15 u i6 t e n Jahrhundert [4] Z u r [ j ] Bey den Italienern v o r einigen [6] s. Text oben Malerey, H1 [a] und ein [b] und als diese ihre Blüthe erreichte [c] und als Meisterwerke dieser K u n s t [d] s. Text oben erlosch H1 [aj die [b] seine [c] diese K u n s t , um nimmermehr zu [d] s. Text oben wieder H1 [a] zu. dieser [b] ein Blüthenalter [c] emporblühen. [d] s. Text oben emporblühen. H 1 [ 1 ] Jetzt manifestirt sich die G o t t [2] Dieses [a] gesegne [b] gottvolle [3] s. Text oben daß sich H1 [a] heut zu fbj s. Text oben jetzt H1 [a] un [b] hier die einst H1 [a] wie [b] spät [c] plötzlich aufhören wird [d] plötzlich aufhören daß H1 [a] bey solchen Manifestazionen, nicht die Individuen, sondern immer das [b] s. Text oben war die H1 [a] die Sculptur in Griechenland fast eine ganze [b] gab es in Griechenland ein ganzes Volk v o n Sculptoren [c] s. Text oben Volkes, H1 [a] ein ganz [b] s. Text oben und H1 [a] eine unzählige Schaar v o n Sculp [b] es [c] wie ein plötz [d] s. Text oben Bildhauer, H1 [a] deren [b] die mit ihren Meisterwerken späterhin die ganze römisch griechische Welt und [ c ] die nachher mit ihren Meisterwerken die ganze römisch griechische Welt und große R o m a [d] s. Text oben und H1 fa] du [b] so viele konnten. H1 [ 1 ] Mit einigen wenigen Ausnahmen [ 2 ] Wie wenig bedeutende Skulptoren während [3] s. Text oben kein H1 [a] gutes Bild [b] einzig gutes Bild Skulptoren H1 [a] sind [b] wahr [c] stehen als einzelne Erscheinungen, einen um so [d] s. Text oben Malerschule/i H1 faj , das [b] und das
Mitteilungen %um Text 43,14/. 4ß,ij
43,16 43.16 43.17
43,ijf. 43.18 43.19 43,19 11,2 11.2 f. 11.3 11.4 11.5 f.
11.5 11.6
11.7 f.
49
vornehm, H1 [a] nahm begeisterten Antheil an [b] schwärmte in seiner Begeistrung für Gestalten fü [c] s. Text oben Kunst H 1 l11 •> die [ a ] plötzlich wie alle [ b ] ebenfalls plötzlich [2] . Später [3] · Ist [4] . Hie und da [ j ] . Seitdem ist es still [6] s. Text oben Michelangelos H1 [a] wahre Werke [b] Werke wehmüthig an H1 [a] Hellas erinnern, [b] die hellenische JugendZeit [c] s. Text oben Florenz. H 1 [ 1 ] Dieselbe [2] s. Text oben sonderbarer Η1 [a] Nachkomm [b] Marandeur, hat und H1 [a] auf dem Schlachtfelde erscheint gegen Abend w o die ganze Arm [b] s. Text oben einer H1 [a] der [b] von den alten H1 faj Man [b] Meistern mir noch H 2 von Ihren liebten Sie H2 [a] das [ai] marmorne Bild, [ei Varianten: doch H 5 diese kleinen Dame Tropfen H 5 einschlürfe, Eintretenden H6 [a] wanndte, es ist [ai] mir lieb, [a2] lieb, daß Sie da sind, [b] s. Text Eintretenden D1 wandte, Ihre Sie doch H6 [a] diese kleine Dame [b] Signora Ich bitte H5 [a] Sie, Maria, [ai] rief [02] flüsterte [aß] sprach Maximilian mit [ b ] Sie, flüsterte Maximilian indem er die Kranke mit jenem geheimen [ c ] Trinken Sie, flüsterte Maximilian mit jener weichen Stimme, die nur wenige Personen [d] s. Text mit einer Variante: Sie, Η5 Maria, flüsterte bitte Sie, D1 Maria," H6[a] Maria, [b] Maria! einem so Η5 [α] kranken Herzen [b] wehmüthigen Herzen [c] wunden Herzen daß Η5 [α] Maria [b] die Kranke, [bi] fast von Mitleid berührt [b2] fa [bßj ihres eignen Leids vergessend, den Löffel zu Munde führte . . . aber [b4] ihr eignes Leids vergessend, den Löffel in die Hand nahm; [c] s. Text nahm; H 5 aber ehe sie ihn zum Munde von der H 5 Lorenzia. geschehen Η5 [α] , antworte Maximilian; und [ai] die blasse Frau [a2] ihren [b] , antworte Maximilian. [Absat^J Einen geheimen Schauer überwindend, [ b i ] trank dra [b2] Tr [ c ] , nickte Maximilian, f Absat^J Die blasse Frau [ci] tran [c2] halb lächelnd, halb schaudernd trank den Inhalt des Bechers, [ d ] s. Text soll D1 geschehen," nickte Handschuhe H6 fa] anzog, legen [b] anzog. Legen anzog. H s [ 1 ] Er nahm hastig Abschied und die schwarze Debora leuchtete ihm zur [ 2 ] E r nahm hastig Abschied und verließ das Gemach, begleitet von der schwarzen Debora, die ihm leuchtete, [ß] Begleitet von der schwarzen Debora, die ihm leuchtete, verließ f4; ohne Streichung von β] Maria streckte sich [ a ] wieder [ b ] ruh [ j ] s. Text Gemach. — H5 [ AbsatAls die beiden schweigend an. Η 5 [ ι ] Maximilian küßte sein [ 2 ] Maria
Mitteilungen
^um Text
71
[ ß ] Sie trugen [4] s. Text 29,24
beider D1 Seelen wurden
29,27 29,29 — 31
Um D1 Gotteswillen! sorgsam mit H 5 einem Schawl, der er vorher mit seinen Lippen [ a ] berührt hatte, [ b ] berührte. [ 1 ] Sie lächelte wie ein glückliches [ 2 ] Sie lächelte wie ein zufriedenes Kind [a] und sprach [b] sprach ein [ c j und ihre Augen glänzten [ d ] zwinkte vergnü [e] und zwinkte vergnügt mit [ e i ] ihren [e2] den Augen, [ ß ] Sie hatte es wohl bemerkt, und zwinkte vergnügt mit den
29,29 f.
29,31
29,31 f.
Augen, sehr sorgsam Η6 [α] , der er vorher [b] s. Text
denn H6 [a] ein Stral der sanftesten Zufriedenheit blitzte in ihren Augen [b] s. Text glückliches Kind. In Hs schließt sich ein Text an, der im Drucktext keine Entsprechung hat. Er beginnt mit einer Frage, die schon einmal gestellt wurde (vgl. ^u 11,1). Der ungestrichen stehengebliebene Text wird zunächst als geschlossene Fassung geboten, im Anschluß daran werden die Mitteilungen ζum Text da%u verzeichnet.
Ηf Und wie haben Sie den Tag verbracht, Max? Sprechen Sie nicht, erwiederte dieser sehr schnell; ich will Ihnen ganz genau sagen. Ich bin den ganzen Tag in Florenz herumgeschlendert, mit offenem Auge und träumendem Herzen. Sie wissen daß ist daß ist meine größte Wonne in dieser Stadt, die mit Recht den Namen la bella verdient. Wenn Italien, wie die Dichter 5 singen, mit einer schönen Frau vergleichbar, so ist Florenz der Blumenstraus an ihrem Herzen. Die Schutzpatronin, die hier in dem Dome verehrt wird, heißt bedeutungsvoll Madonna del Fiore. In der Luft von Florenz duftet der Blumenathem dieser Madonna, und ihr liebliches Lächeln überstralt seine Kirchen, seine Paläste, seine Gärten und seine Menschen. Es ist das christliche 10 Athen, und seine durchgeistete Schönheit erquickt die Sinne wenn man am Tage durch seine Straßen wandelt und seine Bauwerke betrachtet, worin der gothische Tiefsinn sich mit griechischer Anmuth vermählt. Auf der festen Hälfte des Palazzos, die aus trotzigen Quadern besteht, und das mittelalterliche Schwertrecht bekundet, erheben sich die edle Säulenwerke und Dreyeckformen, die dem 15 antiquen Kunstsinn huldigen. Hier ist die Kraft ohne Roheit und die Grazie ermangelt hier nicht des Ernstes. Stärke und Anmuth haben hier ihre ErzFede beendigt, und in diesen Bauwerken zittert noch ihr Versöhnungskuß. Wenn die Abendsonne, ehe sie scheidet, noch alle ihre Lichter auf sie herabgießt, gewinnen
72
Florentinische Nächte
sie ein fast verklärtes Leben und die ganze Stadt erscheint mir dann zuweilen wie ein ruhiges Gemälde auf Goldgrund. In der Nacht freylich verliert die Stadt diesen umfriedeten Charakter, und je stiller es wird vom Geräusche des Lebens, desto leidenschaftlicher sprechen dann mit uns Reste der Vergangenheit; wie einst die 5 Säule des Memnon wundersam erklang wenn sie von den Stralen der Sonne berührt wurde, so ertönen die Steine der altflorentinischen Bauwerke, wenn das Licht des Mondes sie beglänzt. Sie beginnen leise zu sprechen und erzählen uns die näheren Umstände jener alten Geschichten, auf deren Schauplatz sie sich befinden, und wovon uns die schriftlichen Urkunden nur das Allgemeine 10 berichten. Wenn ich des Nachts über die Brücke wandele, wo einst der Bondelmonte zu Tode getroffen vom Pferde sank, dann erfahre ich manche Detail, die Machiavel verschwiegen hat. Manches unscheinbar alte Häuslein, das am Tage wie eine trübsam stumme Ruine aussieht, flüstert uns des Nachts allerley köstliche Novellen von galanten Abentheuern und süßen Intriguen, die sich dort ereignet 15 und die Messer Boccacio manchmal sehr unrichtig erzählt hat. Ist die Stunde ganz besonders günstig, so hört man nicht bloß die alten Geschichten, sondern man sieht sie, während das neue Florenz in weichen Betten ruhig schläft und vielleicht schnarcht, bewegen sich auf den Straßen die verschollenen Schatten des alten Florenz, farbige, scharfgezeichnete, schöne und häßliche Gebilde, die gleichsam 20 wieder aus dem Boden hervortauchen, um sich nochmals herumzutummeln in den Kämpfen des Hasses und den noch gefahrlicheren Kämpfen der Liebe. Wenn die Menschen ins Grab gestiegen sind, lassen sie vielleicht auf den Schauplätzen ihrer Thätigkeit die Abbilder derselben zurück, Abbilder die farbiger und minder vergänglich, sind als die dunkel flüchtigen Schatten die unsere Körper des Abends 25 an die Wand abzeichnen. Wie ich gestern Nacht von hier nach Hause ging, da hatten die toskanisch schwatzhaften Steine mir so viel merkwürdige Dinge mir zugeflüstert, daß ich ganz wie betäubt war, als ich auf die Piazza di Gran Duka anlangte. Hier aber erfaßte mich ein noch stärkerer Zauber. An dem hellblauen Himmel, der mit silbernen Sternen besät war, hatte sich der hohe Pallastthurm so 30 schlank und zierlich abgezeichnet wie ich ihn noch nie gesehen. Er ragte empor so kolossal graziöse, so ätherisch, daß er aussah wie ein Phantasiegebilde und daß sein Anblick mich wie in eine Mährchenwelt versetzte. Ueber die Piazza schimmerte so gelblich helles Dämmerlicht, die Marmorstatuen glänzten schneeweis hervor, und bunte Schatten bewegte» sich hastig längs den Bogen, wisperten 35 erst leise, dann lauter, bis endlich ein wildes Geräusch vernehmlich wie einer grollenden Volksversammlung. Aus den oberen Fenstern des Palastes schauten erzürnt rothe und bleiche Gesichter und endlich wurden Stricke befestigt an den Fensterbalken und mehre Menschen wurden dort aufgehenkt... Um Gott, dacht ich, diese Leute kenne ich ja, dieser nakte Mensch den man eben gehenkt hat ist 40 der junge Pazzi, den man bey seinem Oheim verstekt im Bette gefunden und den man nackt hierhergeschleppt und nackt aufgehenkt hat — dieser andere arme Sünder, dem man eben den Strick um den Hals schlingt, das ist der Erzbischof Salviati, man hat ihm nicht einmal Zeit gelassen sich seiner erzbischöflichen
Mitteilungen %um Text
73
Kirchengewänder zu entkleiden und in seinem rothen Prachtornat wird er jetzt eben aufgehenkt neben dem jungen Pazzi, dem er vor Wuth in die nakte Schulter beißt . . . . Ich bitte Sie, rief plötzlich Maria, lassen Sie beide ruhig hängen, und erzählen Sie mir lieber die Geschichte von der Laurenzia, wonach ich schon so lange 5 schmachte. Ach! seufzte Maximilian und lächelte, nichts kann mich also retten, nicht einmal ein Erzbischof, der in Pontifikalibus aufgehängt und seinem nakten Nachbar in die Schulter beißt! Nun wohlan, seinem Schicksal kann keiner entgehen und indem ich Sie bitte ganz mäuschenstille zuzuhörn, sich gar nicht zu bewegen, so 10 will ich meine Geschichte erzählen Es ist grausam, begann Max und nachdem er sich auf den Sessel Hier führt diese Fassung ^urück %um Drucktext und ist anzuschließen an S. 30,4 — 6: f . . . ] setzte sich Maximilian auf den Sessel, der vor dem Sopha stand, und begann folgendermaßen seine Erzählung: 71,1 f . γ 1,2 —4
γι,βf. γ 1,6 γι,6 γι,γ
γ 1,8f.
Max? [Absat^J H5 [a] Bewe [b] Sprechen Sie so [c] Sprechen Sie nicht, [ci] spra [a] an [cß] erwiederte dieser sagen. Η5 [ ι ] Es ist Schade daß ich keine Karte von Florenz bey mir habe, ich würde Ihnen sonst ganz topographisch die [a] Wege zeigen die ich [ai] ge [ a 2 ] durchgewandert, die Plätze [aza] die ich betr f a2b] worauf [b] Straßen zeigen die ich durchgeschlendert, und die Palazzos die ich [ b i ] betrachtet. [ b 2 ] angestarrt. [2] s. Text oben mit einer Korrektur: herumgeschlendert, Η5 [a] und habe mit träumender Seele [b] s. Text oben Frau H5 [a] vergleichbar ist, [b] vergleichbar, Florenz H5 [a] das [b] der Blumenstraus [c] der Straus [d] der Blumenstraus Herzen. Η5 [ ι ] Madonna del Fiore ist die Schutzpatronin dieser [ 2 ] Ihre Schutzpatronin, die in dem hiesigen Dome [ßj s. Text oben del Fiore. H5 Die zahlreichen Ansätze %ur Formulierung des folgenden Satzes werden T. einzeln, dann en bloc gestrichen. [ 1 ] Dieser [ 2 ] Ihren Ue [ß] D e r ' " [a] laue [b] goldige Sonnenschein, der die Dächer [a] der [b] beglänzt
Florentinische
74
Nächte
ist ihr liebliches Lächeln und das [ 4 ] Ein blaß goldiger Sonnenschein, der die Dächer beglänzt ist ihr liebliches Lächeln und [ J ] Hier [6]
h
[ γ ] Der Himmel schaut hier so [a] klar blau, [b] blau, so klar, so milde, [c] hell blau, und klar, [d] klar blau und klar, [e] blau und klar, wie das Auge [a] dieser [b] der [c] dies Madonna, der goldige [ 8 ] Der Sonnenschein ist hier so goldig milde wie das Lächeln [a] dieser Madonna. Die Lüften sind hier so [ai] lieblich [ Hs [aj und über die [ai] x—x [a2] Piazza di Gran Dukka kam, und der [b] da. hatten die [c] und schon von Ferne / d] da bewegte [e] da grüßte mich gar sonderbar der [ei] alte Thurm [e2] Thurm des alten Palastes. [ 1 ] Ich hatte seine [ α ] schlanke [ b ] kolossale [ c ] kolossal graziöse Schlankheit nach [ 2 ] Wie er [3]
j2,2}f.
Der [α] Himmel ha / b] hellblaue Himmel war mit großen silbernen Sternen besäht, und [α] der Thurm der [αϊ] hohe [ a 2 ] hoch hinauf [b] und auf diesen [ b i ] feyerlich lichten Grund zeichnete sich der [ b2 / lichten Grund zeichnete sich jener Thurm so schlank und graziöse [ 4 ] An dem hellblaue Himmel der mit großen silbernen Sternen besäht war, hatte sich der hohe Thurm so schlank und zierlich abgezeichnet, daß / a] er mit [b] er mir mit seinen [c] ei mir [d] er ein fabelhaftes Mährchengebäude [e] sein Anblick / ei] mich aufs köstlichste be fe2 j eine w Hier werden die Neuansät^e 1 — 4 en bloc gestrichen — sie werden an späterer Stelle aufgenommen —, und es wird zunächst an die vorhergehenden Ansätze a — e angeschlossen: [ f ] s. Text oben mit einer Korrektur: da hatten Η5 [aj die toskanisch schwatzhaften Steine [b] auf meinem Wege die toskanisch schwatzhaften Steine [cj die toska-
nisch schwatzhaften Steine 72,28 72,28
Hier aber H5 [a] erfuhr ich eine noch [bj ergings mir noch [c] harrte meiner noch [d] s. Text oben mit einer Korrektur: ein noch Η5 ja] gewaltiger [b/ er [c] größerer [dj stärkerer
8ο 72>5° 72,30f. 72,32
72,ββ 72,34 72,β/f. 72,36 72,ß7f. 72,ß9 72,40 72,42 72,4ß~7ß,j
7ß,i 7ß,2 73,4 7ß,j 7ß,7 7ß,S 7ß,io 7ß,iof. 7ß,nf-
Florentinische
Nächte
gesehen. Η5 f a ] Er f a i ] sa [3j·
34,7 — 11
34,7 — 11
den Mitteilungen
ZU DEN MITTEILUNGEN
Text ZUM
99
TEXT
Säule des Memnon — Memnon kam der griechischen Sage nach den Trojanern Hilfe und wurde von Achill getötet. Die um 1400 v.u.Z. entstandenen Figuren des Königs Amenophis III. in West-Theben galten bei den Griechen als Bilder des Memnon. junge Pazzi — Die beiden Mitglieder der florentinischen Bankiersfamilie facopo und Francesco Pa%%i wurden nach ihrem mißglückten Anschlag vom 26. April 1478 auf Lorenzo und Giuliano di Medici getötet, ebenso auch Er^bischof Salviati. Herzog Carl von Braunschweig ... Hunden — Vgl. hierzu die französische Fassung dieser Stelle in Les nuits florentines {HSΑ Bd. 1 /, S. 172,1 —6), die ausführlicher als die deutsche ist und die hier nur in den Mitteilungen %um Text vorkommende Personen enthält (vgl. auch die Erläuterungen; Bd. i j K , 172,1 —6). Ludwig von Bayern ... Verse — Auch diese Stelle mit dem Spott auf Ludwig I. von Bayern wurde in die französische Fassung aufgenommen (HSΑ Bd. 1 j , S. 172,2f.).
DER RABBI VON BACHERACH (Ein Fragment.)
ENTSTEHUNG Die ersten Anregungen %ur Arbeit an seinem Romanfragment Der Rabbi von Bacherach erhielt Heine zweifellos während seines Umganges mit jüdischen Freunden und Glaubensgenossen in Berlin im „ Verein für Cultur und Wissenschaft der Juden", dem Heine seit dem 4. August 1822 angehörte. Nach einem Wort von Eduard Gans verfolgte dieser das Ziel, „diejüdische Welt sich selbst vorstellig %u machen" (s. H. G. Reissner, Eduard Gans. Ein Leben im Vormärζ. Tübingen 196), S.98). In Gesprächen mit Moser, ZunGans und anderen Freunden mag bei Heine der Plan gereift sein, mit den ihm eigenen Fähigkeiten %um Verständnis des Judentums, seiner Geschichte, seiner Bräuche beiyutragen und einen Roman t(U schreiben, der die jüdische Geschichte %um Gegenstand hatte. So begann Heine, immer wieder die Hilfe seiner Freunde in Anspruch nehmend, noch während seiner Berliner Studienjahre mit den notwendigen historischen Vorstudien, sammelte er Informationen, die den geplanten literarischen Arbeiten ^ur jüdischen Geschichte %ugute kommen sollten. In einem Brief vom 23. Mai 1823 bat er Moser: Ich wünschte sehr daß D u mir einige Theile des Gibbon, die 2 Bände des Basnage worin bloß Geschichte ist, f . . . ] überschicktest. {HSΑ Bd. 20, S. 86,27 —29) Beide angeforderte Werke, der Gibbon („The History of the Decline and Fall of the Roman Empire". London 1774—1788) wie der Basnage {„Histoire desjuifs depuis Jesus Christjusqu'ä present". Η aye 1716), gehören möglicherweise schon den historischen Vorstudien ^um Rabbi von Bacherach. Zumindest den Basnage, den er nachweislich bis Ende September 1823 benutzte (Heine an Moser, 30.9.1823; HS Α Bd. 20, Nr. 77), %og er später {in Göttingen) noch mehrmals während der Arbeit am Rabbi %u Rate. Die Ausleihlisten der Göttinger Universitätsbibliothek belegen dies für den 26. Mai, den 14. Juni und den i j . Dezember 1824 {vgl. Liste der von Heine entliehenen b%u>. exzerpierten Bücher, Kanowsky-Liste, Nr. 3j, 38 und 49; 5. 141f.). Vgl. auch die Briefe Heines an Moser vom 20. Juli und 2j. Oktober 1824 und vom 1. Juli 182J {HSΑ Bd. 20, Nr. 114, 118 und 138). Am 18. Juni schrieb Heine an Moser: Sehr drängt es mich, in einem Aufsatz für die Zeitschrift, den großen Judenschmerz (wie ihn Börne nennt) auszusprechen, f...] {HSΑ Bd. 20, S. 97,7—9) Und, wie er Moser noch einmal am 9. Januar 1824 von Lüneburg aus versicherte, war er entschlossen, für die Sache unserer Brüder {d. h. für die Mitglieder des Vereins und die jüdischen Glaubensbrüder insgesamt) zu wirken {HSΑ Bd. 20, S- '33 >'9-22).
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Der Rabbi von Bacherach
Die eigentliche Arbeit am Rabbi von Bacherach begannjedoch wahrscheinlich erst im Mai 1824, kurze Zeit, nachdem Heine {Ende April) von einem Besuch der Freunde in Berlin nach Göttingen zurückgekehrt war. Sie erfolgte möglicherweise unter dem Eindruck eines Sederabends mit Freunden, an dem er am 12. oder iß. April 1824 teilgenommen haben könnte. Am 24. Mai 1824 heißt es in einem Briefe an Christiani: [...] doch bin ich jetzt an einer großen Novelle, die mir sehr sauer wird. Sobald diese fertig ist gehe ich an die Tragödie und dann an eine längst projektirte wissenschaftliche Arbeit. {HSΑ Bd. 20, S. 164,29— 31) Wieder belegen die Ausleihlisten der Göttinger Universitätsbibliothek, daß Heine in dem Zeitraum vom 19. Mai bis //. August, also bis %um Antritt seiner Reise durch den Harz {etwa Mitte September), für seine Arbeit am Rabbi zahlreiche Werke der einschlägigen Literatur auslieh {vgl. Kanowskj-Liste, S. 140f.). Da%u gehören ζ· Β. die Werke von Schreiber {„Handbuch für Reisende am Rhein ..."), Schudt {, Jüdische Merkwürdigkeiten ..."), Basnage {„Histoire desjuifs ...") und Lersner {„Der Weitberühmten frejen Reichs-, Wahl- und Handels-Stadt Franckfurt ..."; KanowskjListe Nr. 3 2 , u n d 40), wobei Basnage und Schudt zweimal ausgeliehen wurden. Da^u kamen die „Fasti Limpurgenses" {Kanowskj-Liste Nr. ßf). Gleichzeitig holte Heine bei den Berliner Freunden Moser und Zunz Auskünfte zur Ergänzung dieser Studien ein. Am 2}. Juni 1824 schrieb er an Moser, der offenbar vom Rabbi schon wußte: Außerdem treibe ich viel Chronikenstudium und ganz besonders viel historia judaica. Letztere wegen Berührung mit dem Rabbi, und vielleicht auch wegen inneren Bedürfnisses. Ganz eigene Gefühle bewegen mich wenn ich jene traurige Analen durchblättre; eine Fülle der Belehrung und des Schmerzes. Der Geist der jüdischen Geschichte offenbart sich mir immer mehr und mehr, und diese geistige Rüstung wird mir gewiß in der Folge sehr zu statten kommen. An meinen Rabbi habe ich erst 1/3 geschrieben, meine Schmerzen haben mich auf schlimme Weise daran unterbrochen, und Gott weiß ob ich ihn bald und gut vollende. Bey dieser Gelegenheit merkte ich auch daß mir das Talent des Erzählens ganz fehlt; vielleicht thue ich mir auch Unrecht und es ist bloß die Sprödigkeit des Stoffes. Die Paschafeyer ist mir gelungen, ich bin Dir für die Mitheilung der Agode Dank schuldig, und bitte Dich noch außerdem mir das Caho lach Manga und die kleine Legende Maasse be Rabbi Leser — wörtlich übersetzt zukommen zu lassen. Auch die Psalmstelle im Nachtgebete: „Zehntausend Gewaffnete stehn vor Salomons Bette" mir wörtlich übersetzt zu schicken. Vielleicht gebe ich dem Rabbi einige Druckbogen Illusträtions auf englische Weise als Zugabe, und zwar orig/»aler Ideenextrakt über Juden und ihre Geschichte. — Benjamin von Tudela, der jetzt auf meinem Tisch herumreist, läßt Dich herzlich grüßen. Er wünscht daß ihn Zunz mahl bearbeite und mit Uebersetzung herausgebe; die Uebersi/^»«g und Bearbeitung vom französischen Dr Witte, die ich vor mir habe, ist unter aller Critik schlecht, nichts als Schulknabenwitz. Ueber die Frankfurter Juden war mir der Schudt sehr nützlich; ich habe beide Quartbände ganz durchgelesen und weiß nicht ob ich mich mehr geärgert über das Rischess das über jedes Blatt ausgegossen, oder ob ich mich mehr amusirt habe über die Rindviehhaftigkeit womit das Rischeß vorgebracht wird. Ο wie haben wir Deutsche uns vervoll-
Entstehung kommt! Es fehlt mir jetzt nur noch an Notizen über die Spanischen Juden im 15 ten Jahrhundert und besonders über ihre Akademien in Spanien zu dieser Zeit, wo finde ich was? {HSΑ Bd. 20, S. I6J ,29 —168,20) Und im Brief an Moser vom 20. Juli 1824 heißt es: ad vocem Basnage, so kann ich nicht genug meine Bewundrung für diesen Schriftsteller ausdrücken. Es ist ein Mann von vielem Geist, tiefem Geschichtsforscherblick, edlem Herzen, reiner Unpartheylichkeit, ein Mann von unberechenbarem Verdienst. Jetzt erst lerne ich ihn würdigen, nachdem ich seine kleinen Mittel und seine großen Bemühungen begreife. {HSΑ Bd. 20, S. 1/1,14 — 18) Heine hatte also im Frühjahr und Sommer 1824 am Rabbi von Bacherach gearbeitet, vornehmlich wohl am ersten Kapitel. Sein Studienfreund Eduard Wedekind notierte sich am 23. Mai 1824 eine Bemerkung über Heines Arbeit an einer Novelle, „die in den Zeiten des Mittelalters spielen soll", und in einer Eintragung vom //. Juni 1824 heißt es {in der Wiedergabe eines Gespräches mit Heine): „Er sagte ferner, daß er manche Pläne habe und viele Vorarbeiten mache. Jet^t exzerpiere er alte Chroniken von der Bibliothek und sei bei einer Novelle zu arbeiten, die ein historisches Gemälde aus den Zeiten des Mittelalters sein sollte." {M. Werner, Begegnungen mit Heine. Band 1, Hamburg 1973, 9' und S.94) Am 13. Juli 1824 entlieh Heine zum erstenmal Lersners Chronik {vgl. Kanowsky-Liste Nr. 40) und fertigte da%u ein Exzerpt an. Ebenso exzerpierte er Kirchners „Geschichte der Stadt Frankfurt am Main" {Kanowsky-Liste Nr. //). Diese Notizen belegen, daß Heine sich im Sommer 1824 auch schon mit dem Themenkomplex des ζweiten Kapitels vom Rabbi befaßte. Durch Heines Harzreise im September und Oktober 1824geriet dann die Arbeit am Rabbi ins Stocken. Schon im zitierten Brief vom 2/. Juni hatte Heine p » Rabbi bemerkt: und Gott weiß ob ich ihn bald und gut vollende, und am 2/. Oktober 1824 berichtete er Moser: Blut wenig habe ich diesen Sommer geschrieben. Ein paar Bogen an den Memoiren. Verse gar keine. Am Rabbi wenig, so daß kaum 1 / 3 davon geschrieben ist. Er wird aber sehr groß, wohl ein dicker Band, und mit unsäglicher Liebe trage ich das ganze Werk in der Brust. Ist es ja doch ganz aus der Liebe hervorgehend, nicht aus eitel Ruhmgier. Im Gegentheil wenn ich der Stimme der äußern Klugheit Gehör geben wollte so würde ich es gar nicht schreiben. Ich sehr voraus wie viel ich dadurch verschütte und feindseeliges herbeyrufe. Aber eben auch weil es aus der Liebe hervorgeht wird es ein unsterbliches Buch werden, eine ewige Lampe im Dome Gottes, kein verpraßlendes Theaterlicht. Ich habe viel Geschriebenes in diesem Buche wieder ausgelöscht, jetzt erst ist es mir gelungen das Ganze zu fassen, und ich bitte nur Gott mir gesunde Stunden zu geben es ruhig nieder zu schreiben. {HSΑ Bd. 20, .V. 1/6,23—34) Im gleichen Brief bedankte er sich für fordernde Hinweise aus Berlin: Dem Dr Zunz lasse ich für seine Mittheilung, über die spanischen Juden, tausendmahl danken. Obschon sie höchst dürftig ist, so hat Zunz mir doch, mit einem einzigen scharfsinnigen Wink, mehr genutzt als einige vergeblich durchstöberte Quartbände, und er wird unbewußt auf den Rabbi influenzirt haben. {a.a.O., S.iyj,i — f) Gleichzeitig bat er Zunζ {durch Moser) um Hinweise auf Notizen über die Familie der Abarbanels (auch Abravanels genannt)
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und berichtete von seinen Quellenstudien: Im Basnage habe ich wenig gefunden. Die schmerzliche Lektüre des Basnage ward Mitte des vorigen Monaths endlich vollendet. Was ich speciell suchte habe ich eigentlich nicht darinn gefunden, aber viel Neues entdeckte ich und viel neue Ideen und Gefühle wurden dadurch in mir aufgeregt. {a.a.O., S. 177,9 —14) Daß Zun% Heines Bitte erfüllte, geht aus Heines Brief an Moser vom 22. Juli 182J hervor, denn dort heißt es: Grüße mir Zunz recht herzlich, sage ihm daß ich ihm recht sehr danke für seine Notizen. In Granada haben 1492 wirklich Juden gewohnt, denn sie werden in der Capitulazion dieser Stadt ausdrücklich erwähnt. Ueber Abrabanel habe ich die Dissertation von Majus (Vita Abarbanelis) über ihn aufgetrieben, alle christliche Quellen zusammengestellt, aber sehr dürftig. {HSΑ Bd. 20, S. 20/, 16—20) Wie sehr Heine in dieser Zeit der Rabbi und die damit verbundene Thematik beschäftigte, %eigt das nach seinen eigenen Worten {Heine an Moser, 2/. Oktober 1824; HS Α Bd. 20, S. 177,31 f.) am 24. Oktober 1824 entstandene Gedicht Brich aus in lauten Klagen, [...] {HSΑ Bd. 1, S. 2j8f), das er für Moser als Vorwort in dessen Exemplar einfügen wollte. Die folgenden Monate dienten hauptsächlich weiteren gründlichen Quellenstudien, die sich bis in den Juli 182J hinzogen. Er entlieh in der Göttinger Universitätsbibliothek am 16. November 1824 drei Bände des für den Anfang der Novelle benötigten fünfbändigen Werkes von Gottschalck „Die Ritterburgen und Bergschlösser Deutschlands", am //. Dezember 1824 den 7. Band des Basnage, am 30. Mai 182 / die aufschlußreiche, später für das zweite Kapitel ausgeweitete und exzerpierte Darstellung Kirchners, noch einmal den Lersner (/. Band) und am 9. Juni 182j {%um drittenmal) den Schudt {vgl. Kanowsky-Liste Nr. 4j, un 49> J7> d 61). Auch die kirchengeschichtlichen Werke von Schroeckh {„Christliche Kirchengeschichte") und von von der Hardt {„Historia literaria reformationis"; KanowskyListe Nr. j2 und j3) gehören in den Bereich seiner Versuche, seinem Rabbi von Bacherach eine sichere historische Grundlage geben, ebenso das Exzerpt aus Bischoffs „Dissertatio historico philologica ..." (J. iß4f). Das Buch entlieh er am 7. Juli 182J {Kanowsky-Liste Nr. 62). — Am //. Janttar 182J schrieb er an Moser: Ich schreibe wenig, lese viel. Immer noch Chroniken und Quellenschriftsteller. Ich bin, ehe ich mich dessen versah, in die Reformazionsgeschichte gerathen, und in diesem Augenblick liegt der zte Folioband von von der Hardts Historia literaria reformationis auf meinem Tische; ich habe gestern Abend darinn die Reuchlinsche Schrift gegen das Verbrennen der hebräischen Bücher mit großem Interesse gelesen. [ . . . ] An die Fortsetzung meines armen Rabbi darf ich in diesem Augenblick nicht gehen. {HSΑ
Bd. 20, S. 183,31-36
und 184,8f.)
Heines Examensvorbereitungen, seine Vorbereitung auf die Taufe und häufige Kopfschmerzen behinderten seine literarischen Arbeiten. So konnte er am 4. Märζ 182J in einem Brief an Ludwig Robert auch nur berichten: Ich will nur erwähnen daß ich, wegen meines Kopfübels, das jetzt erst allmählig verschwindet, seit einem Jahre wenig bedeutendes schreiben konnte. Ich schrieb bloß an einer Art „Wahrheit und Dichtung" die nur in sehr späteren Zeiten erscheinen darf, und an meinem „Rabbi" der noch nicht zur Hälfte fertig [...] {HSA Bd. 20, S. 187,24—28) Und in seinem Brief vom 1. April an Moser hieß es: Meine äußere Lage ist nicht sehr
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verändert. Ich habe den ganzen Winter an der Jurisprudenz gearbeitet, und habe mannche sehr gesunde Tage gehabt, und wenn ich in diesem Augenblick nicht einen so schlimmen Rückfall von Schmerzen hätte, so würde ich mich jetzt zum juristischen Promoviren melden. Doch in dem Zustand worinn ich mich jetzt befinde kann ich nicht daran denken; welches um so trauriger ist da ich nach der Promozion viel schreiben wollte, unter andern die Vollendung des Rabbi, der mir zentnerschwer auf der Seele liegt. Dieses uneigennützigste Werk, wird auch das gediegenste werden. (HSΑ Bd. 20, S. 192,10 —18) Kur% vor der Promotion, die am 20. Juli 182j stattfand, schrieb er an Moser: Dann arbeite ich so angestrengt als möglich, Jurisprudenz, Geschichte und den Rabbi etc. Letzterer schreitet nur langsam vorwärts, jede Zeile wird abgekämpft, doch drängts mich unverdrossen weiter indem ich das Bewußtseyn in mir trage daß nur Ich dieses Buch schreiben kann, und daß das Schreiben desselben eine nützliche, gottgefällige Handlung ist. Doch ich breche hiervon ab, indem dieses Thema mich leicht dazu bringen kann von der eignen Seelengröße selbstbespiegelnd zu renomiren. — Zunz hat mir zwar schon mahl durch Dich geschrieben wo im 15 Jahrhundert die vornehmste Schule der spanischen Juden war, nemlich in Toledo; aber ich möchte wissen ob dieses auch vom E n d e des 15 Jahrhunderts zu verstehen ist? Er nannte mir auch Sevilla und Granada, aber ich glaube in Basnage gelesen zu haben daß sie früher schon mahl aus Granada vertrieben worden. Auch, wie ich Dir notirt möchte ich über die Abarbanells etwas erfahren was ich nicht aus kristlichen quellen schöpfen kann. Wolf hat diese alle in seiner Bibliothek angeführt. B) Für den ersten Teil der Elementargeister, der in dieser Arbeitsphase entstand, konnte Heine sich auf Vorarbeiten stützen, denn der erste Abschnitt der Elementargeister war schon in französischer Fassung erschienen, und %war als Sixieme Partie des %weiten Bandes von D e l'Allemagne, der wiederum als sechster Band der bei Eugene Renduel erscheinenden CEuvres Mitte April i8ßj ausgeliefert worden war {vgl. HSA Bd.iy und iöji/K; in der Levy-Ausgabe von 18// bildet dieser Teil der Elementargeister die Septieme Partie). Heine hatte das Buch am 22. April an Caroline Jaubert übersandt und im Begleitbrief da^u geschrieben: J'ai l'honneur, Madame, de vous envoyer ci-joint mon livre sur l'Allemagne. Je vous invite de lire la sixieme partie; j'y parle des Ondines, des Salamandres, des gnomes et des Sylves. Je sais bien que mes connoissances par rapport ä cette matiere sont tres incompletes, quoique j'aie lu dans l'idiome originale les ceuvres du grand Aureolus Theophrastus Paracelsus Bombastus de Hohenheim. Mais lorsque j'ai ecrit livre je n'avais jamais vu de ces esprits ellementaires; je doutais meme qu'ils ne fussent autre chose que des produits de notre imagination, qu'ils n'habitent pas les ellements mais seulement le cerveau de l'homme Cependant depuis avant-hier je crois ä la realite de leur existence. {HSA Bd. 21, S. 108,11-20) Für diese Sixieme Partie ist Heines eigenhändige Überset^ungsvorlage überliefert. Es handelt sich um ein Konzept (H1a), das von Heine 1. — 45. paginiert wurde, und um einen
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Einschub dazu von drei Seiten Umfang, zusammen also um ein Manuskript von 48 Seiten. Die Paginierung der Seiten 7. bis 28. dieses Manuskriptes ist korrigiert aus einer ursprünglichen Paginierung 1. bis 11. Der erste Satz der heutigen Seite 7 und des vermutlich ursprünglichen Anfangs lautet: Von den Hauskobolden muß man die eigentlichen Zwerge und Elfen unterscheiden, (vgl. Mitteilungen %um Text, 90,1) Es ist sicher, daß dieses Konzept ursprünglich einige Seiten mehr umfaßt haben muß, dann es reicht nicht ganζ bis zum Schluß des französischen Textes (vgl. HS Α Bd. 17; für S.74,32—78,} fehlt die handschriftliche Vorlage). Das Konzept ist stark korrigiert, dabei entspricht die endgültige Fassung des Textes wörtlich der Sixieme Partie. — Ob es dieses Konzept war, das Adolphe Specht als Vorlage für die Übersetzung ins Französische diente, oder ob Heine davon eine Reinschrift anfertigte oder anfertigen ließ, ist nicht eindeutig %u klären. Wegen des (zumalfür einen Franzosen) schwer lesbaren Textes erscheint es aber wahrscheinlich, daß es eine solche Abschrift gegeben hat. Wie dem auch sei, in jedem Fall befand sich das Manuskript in Heines Händen, als er an die Erarbeitung des ersten Teils der Elementargeister ging. Zu diesem Zeitpunkt bekam es eine neue Funktion: die ursprüngliche Übersetzungsvorlage für den französischen Text (H1a) wurde nun — überarbeitet und erweitert zum Konzept für die Elementargeister (H1h). Im gleichen Arbeitsgang stellte Heine daraus eigenhändig die Druckvorlage für die geplante deutsche Veröffentlichung (Η*) her, wobei die Überarbeitung der Übersetzungsvorlage und das Herstellen der Reinschrift nicht zeitlich nacheinander, sondern in einem Arbeitsprozeß erfolgte, in einem Arbeitsprozeß, der vom Text in H1a ausging und über die Zwischenstufe eines neuen, erweiterten Konzepts (H1h) zur Reinschrift (H3) führte. Der Arbeitsprozeß selbst, ein komplizierter und vielschichtiger Vorgang, soll nicht im einzelnen beschrieben werden. Nur soviel sei gesagt: Durch Erweiterungen, die Heine ζ· T. in H1a vornahm, ζ· T. — besonders wenn sie umfangreicher oder komplizierter waren — auf Einzelblättern vermerkte, ζ· T. direkt in H3 ausführte, wurde das ursprüngliche Manuskript (H1a) von 48 Seiten auf 72 Seiten erweitert (H1i>); das entspricht im Umfang den 68 Seiten der Druckvorlage für den ersten Teil der Elementargeister (H}). Der Hauptteil dieser Arbeiten wurde während der ersten Arbeitsperiode von Juli bis Dezember 183; erledigt, einige Umarbeitungen sindjedoch sehr wahrscheinlich später erfolgt. Betrachtet man nämlich die Änderungen, die von H,a zu Η3 vorgenommen wurden, so wird deutlich, daß Heine den Text nicht ausschließlich aus kompositorisch-künstlerischen, sondern auch aus zensurpolitischen Gründen verändert hat; vgl. etwa die Geschichte vom kleinen Mimmering und die Schilderung der Zwergenhochzeit (HSΑ Bd. 17, S. 3},17 —36,19), die im deutschen Text fehlen (vgl. S. 90,11), oder den vom französischen zum deutschen Text verkürzten Abschnitt über die Meerbischöfe (HSΑ Bd. 17, S. //f. und S. 100f.). Bei der Darstellung der Feuergeister (vgl. S. 1 1 2 f.) werden nicht mehr Gott und der Teufel behandelt, sondern nur noch der Teufel, und in der Überarbeitungsstufe wird der Grund Zumindest angedeutet: Ich darf jedoch in diesem Jahre aus vielerley Gründen nur über den letzteren mich ausführlich aussprechen, (vgl. Mitteilungen zum Text, zu 112,7 — 18), wird dann aber, wie die ganze Passage, noch in der Reinschrift ganz gestrichen. Zensurpolitisch bedingte Änderungen waren aber im zweiten Halbjahr 183 j in diesem Maße nicht nötig. Sie wurden erst unerläßlich als Reaktion auf das Verbot der Schriftsteller des
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„Jungen Deutschlands" vom 10. Dezember 183), das nachweislich auch Heines Arbeit am dritten Band des Salon beeinflußt hat. — Heines erste schriftliche Äußerung da%u findet sich im Brief an seinen Verleger vom 12. Januar 1836 und ist sofort verbunden mit Folgerungen für seine augenblickliche Arbeit am dritten Band des Salon: Sollte die Preuß/jYvfo? Regierung sich wirklich zu jenem proskribirenden Wahnsinn verleiten lassen, so glaube ich weit leichter als irgend jemand ihre Dekrete elludiren zu können; ich glaube ausgezeichnet genug zu schreiben, daß ich nöthigenfalls meinen Namen vom Titelblatte fortlassen dürfte. Auf jeden Fall aber werde ich in meinem nächsten Buche gar nichts geben, was politisch oder religiös mißfallig seyn könnte, und ich richte es danach ein, daß ein Censor auch kein einziges Wort daran streichen kann. Dieses giebt mir nun freylich neue Arbeit, und einen großen Theil fertigen Manuskriptes muß ich zur Seite legen. (HSΑ Bd. 21, S. 132,30—38) So kann angenommen werden, daß im fanuar 18)6 das Manuskript erneut überarbeitet wurde. Während dieses Arbeitsprozesses wird H} endgültig fertiggestellt. Der FebruarlMär% 1856 ist als vorläufiger Abschlußtermin für Salon. Dritter Band durch Heines Brief an Campe vom 4. Februar 18)6 belegt, worin es hieß: Es bleibt nun übrig ein Buch herauszugeben welches höchst interessant und liebenswürdig sey ohne weder die Politik noch die Religion zu berühren. Dieses Buch ist im Manuskript bereit, wenigstens bis auf eine kleine Abschreiberey [...] ( H S A Bd. 21, S. 138,22—2;) und — mit Be^ug auf den letzten Arbeitspro^eß: Ich bin mit meinem Buche zufrieden, obgleich durch das Ausmerzen des Politischen und Religiösen viel verloren ging. ( H S A Bd. 21, S. 139,}f.) Daß damit die Arbeit an den Elementargeistern gemeint war, belegt Heines nächster Brief vom 8. Märζ i8ß6, der einer Manuskriptsendung folgt. In diesem Brief werden die Elementargeister %um erstenmal namentlich erwähnt, nämlich als Heine den Inhalt des übersandten Manuskripts angibt: E s beteht aus drey Partien: / i° Elementargeister, welches eine freye Bearbeitung eines Stückes meiner „Allemagne"; alles Politische und Antireligiöse ist ausgemerzt, und das Ganze nimmt stoffartiges Interesse in Anspruch. / z° Erste Nacht (der florentinischen Nächte), worin Sie sehen daß ich die drey Thürme nicht vergesse. / 30 Zweyte florentinische Nacht, welches Stück ich keine Zeit hatte nachzulesen, und in dieser Beziehung schicke ich Ihnen heute eine Notiz, die Sie bey Leibe nicht vergessen dem Setzer mitzutheilen. / Das Buch muß so reichlich als möglich gedruckt werden damit es über 20 Bogen giebt; glauben Sie nicht daß das Manuscript über 20 Bogen giebt, so sagen Sie mir dieses umgehend, und ich füge noch etwas hinzu zu einer Vorrede, welche ich Ihnen gleich überschicke sobald ich Ihre Antwort habe. ( H S A Bd. 21, S. 142,2 —if) Mit seinem Antwortbrief vom //. Mär% 1836 bestätigte Campe den Eingang des Manuskripts am 10. Mär ζ. Ergibt als erster Leser sein Urteil über die Elementargeister ab: „Die Elementargeister stehen flau da, und gehören %um 2"" Salon, das sieht man ihnen an. Ich hätte lieber, daß dieses nicht dabei gewesen wäre, dann hätte das Buch mehr Harmonie." (HSA Bd. 24, S. 384,2p— β 1) Auch nach ruhiger Überlegung fällt Campes Urteil nicht günstiger aus, vielmehr wiederholt er am /. April 1836, auch als Antwort auf Heines heftigen Protest wegen der Zensur (Heine an Campe, 22.3.1836; HSA Bd. 21, Nr.j/3): „Wäre das
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Elementargeister
Mspt ein Buch, daß sich auszeichnete vor Ihren übrigen Arbeiten, glänzend herausstellte, etwa ein Roman, wie Sie ihn geben konnten, aber nicht gegeben haben; in dem Falle wäre ich keck genug, damit heraus gehen, und es einmal darauf ankommen laßen, daß man mich peinlich anklagte; — dann hätte ich die Ueberyeugung, die Nation sey auf meiner Seite; das ist aber bei dem Buche nicht der Fall, das Sie mir gesandt haben, das wird Ihren Ruhm nicht sehr vermehren. / Von Boulogne schrieben Sie mir: hier sey die romantische Schule, das folgende solle ein , Welterfreuliches Buch' seyn. Unter dieser Bezeichnung haben Sie auch ein gan% anderes Werk verstanden, wie Sie mir geschrieben haben, als Sie mir sandten. Wäre das Buch von der Gattung, daß ich electrisiert würde, es käme mir in solchen Fall auf einen tollen Streich mehr nicht an, den ich in meinem Leben wagte. In solchem Falle würde ich mich vor Gerichte mit Wärme vertheidigen können, und die Richter würden mir glauben. Das kann ich aber für die Elementargeister und die erste florentinische Nacht nicht. Die 2* ist gut!" {HSΑ Bd. 24, S. 389,20-3;) Von Anfang an aber bedrückte Campe die Sorge, der Umfang des Buches könne %u gering sein; deshalb wies er Heine schon am 1 j. Mär% 18)6, unmittelbar nach Eingang des Manuskripts, auf den geringen Umfangdes Buches hin: „Für 20 Bogen ist nicht Mspt genug. Es sindja nur 190 Seiten Mspt!" {HSΑ Bd. 24, S. 384,28) Da die Druckvorlage %um dritten Band des Salon, von Heine eigenhändig geschrieben und paginiert, überliefert ist, läßt sich das Manuskript, das Heine am 8. Mär% 1836 beschreibt und dessen Umfang Campe mit 190 Seiten angibt, genau rekonstruieren. Wie Heine in seinem Brief selbst mitteilte, enthielt es beide Florentinischen Nächte, das sind %wei Manuskriptteile von insgesamt 12J Seiten {vgl. Florentinische Nächte, Überlieferung, S. 2/). Rechnet man die Elementargeister hin%u, die aus zwei gesondert paginierten Manuskriptteilen von insgesamt 106 Seiten bestehen {vgl. Überlieferung, H} und H6), so ergibt das ein Manuskript von 233 Seiten. Da Campe jedoch nur 190 Seiten erhielt, muß ein Teil des Manuskripts erst nachträglich geliefert worden sein. Fügt man aber den iyj Seiten der Florentinischen Nächte nur den ersten Manuskriptteil der Elementargeister hinzu, von Heine 1. — 68. paginiert, dann erhält man ein Manuskript von 19 / Seiten, was Cam pes Umfangsangabe entspricht. Diese 68 Seiten umfassen den vollständigen ersten Teil der Elementargeister. Der zweite Teil, von Heine 1. — 58. paginiert, war in diesem ursprünglichen Druckmanuskript also noch nicht enthalten. Neben ausführlichen Verhandlungen %u Fragen der Zensur und %u Modalitäten des Drucks enthielten nahezu alle folgenden Briefe von Campe Mahnungen an Heine, mehr Manuskript %u schicken. So hieß es im Brief vom 20. Mai 1836: „Wird das Buch die Censur paßieren, wie ich nicht zweifle, dann füllt das Mspt lange keinen Band: richten Sie Sich daher auf mehr Mspt ein." {HSΑ Bd. 24, S.399, /f.) Sein Brief vom 11. Juli 1836 wiederholte die Mahnung: „[.••] sorgen Sie für mehr Mspt [...]" {HSΑ Bd. 24, S. 40^,1 /) Im Antwortbrief vom 2). Juli 1836 sagte Heine Campe das fehlende Manuskript %u: Ist das Buch über 20 Bogen, so bedarf es keiner Censur; bedarf es der Censur, so hat es auch nichts zu bedeuten, wenn das Manuskript nicht auslangt. Ich habe indes etwas bereit liegen, welches ich für diesen Fall oder vielmehr für allenfalls schicken könnte; dieses soll von Paris aus geschehen. {HSA Bd. 21, S. 1/7,19—23) Trotz dieser Zusage dauerte es noch vier Monate, mußte Campe noch dreimal mahnen {vgl. seine
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Briefe vom J.8., 4. und 22.10.18)6; HSA Bd. 24, Nr. 303, 308 und 309), wurde er von Heine mehrmals vertröstet {vgl. Heines Briefe vom 1.9. und 7 . 1 0 . 1 8 ) 6 ; HS Α Bd. 21, Nr. J92 und J96), ehe er das versprochene Manuskript erhielt. Schon aus Heines Brief vom 1. September 1836 läßt sich entnehmen, daß das Manuskript, das er bereit liegen hatte, nicht verwendbar war, klagte er doch seinem Verleger: Ich bin mit der Füllung des Buches in den allerschrecklichsten Nöthen, nicht als ob's mir an Manuskript fehle, vielmehr häuft sich dessen bey mir bis zur erfreulichsten Wohlhabenheit — aber die Angst v o r Censur — auch das Unschuldigste ist jetzt bedenklich — ich bin jetzt einer der unglücklichsten Schriftsteller. {HSΑ Bd. 21, S. 160,25 — 29) Dennoch versprach er im gleichen Brief: Diese Tage erhalten Sie Manuskript, etwa 2 bis 3 Bogen; ich glaube nemlich nicht, daß dessen mehr nötig sey zum dritten Salontheil. {a. a. O., S. 161,8—10) Aus Heines Brief vom 7. Oktober 1836, worin er sich wegen Krankheit entschuldigt, wird dann deutlich, daß das fehlende Manuskript, der zweite Teil der Elementargeister, nicht aus Vorarbeiten zusammengestellt wird, sondern im Oktober 1836 neu geschrieben wurde: Tief betrübt es mich, daß das neue Unglück, das mich jetzt betroffen, für den 3 ten Salontheil eine neue Verzögerung, die unerwarteste zur Folge hat. Ich wollte Ihnen von Paris aus Manuskript schicken, und war jedenfalls sicher, daß für den Fall daß ich kein geeignetes altes Manuskript besäße, ich doch immer im Stande sey in wenigen Tagen einige neue Bogen zu schreiben. In der That, bey der wüthenden Censur, die mir auch den harmlosesten Gedanken streicht, kann ich nur reine Phantasiearbeiten drucken lassen, und leider habe ich nichts der Art fertig. Aber die nächsten sonnigen Tagen, sobald mir nur einige Stralen Gesundheit wieder ins Gemüth fallen, schreibe ich die paar Druckbogen, die zur Ergänzung des Buches erforderlich, und ich bitte Sie bis dahin zu gedulden — {HSΑ Bd. 21, S. 163,1 —10) Einen Monat später, am /. November schließlich, sandte Heine von Aix-en-Provence aus das fehlende Manuskript an Campe: Hierbey schicke ich Ihnen den Schluß des Buches, welcher, ohne Unterbrechung nur getrennt durch einige Sternchen, sich den Elementargeistern anschließt. {HSΑ Bd. 21, S. i6j,16—18) Campe bestätigte den Empfangam //. November: „Heute Mittag erhielt ich die mir am jten d. gesandten 38 Seiten Mspt." {HSΑ Bd. 24, S. 420,31) Campes Angabe, daß es sich um ein Manuskript von 38 Seiten handelt, und die Tatsache, daß die Druckvorlage %um ^weiten Teil der Elementargeister {H6) von Heine eigenhändig 1. — 3 8. paginiert ist, bestätigen eindeutig, daß dieser Teil in der ursprünglichen, Anfang Mär% 1836 an Campe gesandten Druckvorlage nicht enthalten gewesen ist. Wegen der von Heine geplanten und am 23. Januar 1837 (HSA Bd. 21, Nr. 609) schließlich an Campe übersandten Vorrede %um dritten Band des Salon verzögerte sich der Druck des Buches {vgl. Ueber den Denunzianten. Entstehung, S. 341f.). Anfang Juni waren endlich die letzten Korrekturbögen der Elementargeister, die Heine verschiedentlich angemahnt hatte, in Paris angekommen; vgl. da^u die Briefe Heines an Campe vom 20. Dezember 1836, 23. Januar und 4. Februar 183J {HSA Bd. 21, Nr. 606, 609 und 616) und den Brief Detmolds an Heine vom j.Juni 1837 {HSA Bd. 2], Nr. 3//). Das Buch selbst erschien — ohne die Vorrede — Mitte Juli 183·/ im deutschen Buchhandel, vermutlich in der gleichen Auflagenhöhe wie der erste und zweite Band des Salon, nämlich von 2000
Elementargeister Exemplaren. Nach Campes Angaben wurde es am iy .Juli in Leipzig, am 22.Juli in Frankjurt am Main und „einige Tage später" in Hamburg ausgegeben (Campe an Heine, 29.7. I8J/; HS A Bd.2j, S. j9,j2 — 6o,I), während Heine noch Jast ein halbes Jahr auj seine Exemplare warten mußte. Erst am 23. Dezember i8)y konnte er Campe mitteilen: So eben erhalte ich Brief v o n Havre daß man ein Paquet v o n Ihnen mir hierherschickt; es enthält wahrscheinlich meine Exemplare des Buchs der Lieder und des Salon; ich w a r schon verdrießlich dergl noch nicht erhalten zu haben. {HSΑ Bd. 21, S. 243,1 — 4) Inzwischen hatte das durch den Bundestagsbeschluß vom 10. Dezember iSßj in allen Bundesstaaten verbotene Buch — wiederum Campes Angaben ^ufolge — wenig Aufmerksamkeit erregt; er berichtete am 22. Oktober an Heine: „Der }te Band des Salons und die Vorrede finden keinen oder nur wenig Anklang, ich sage Ihnen das Offen. [...] Preußen und Baiern, beide Staaten, haben den jte" Salon nebst Denunzianten confiscirt." {HSΑ Bd. 2), S. 88,2/f. und S. 89,1β f.) Die Elementargeister wurden zu Heines Lebzeiten nicht noch einmal aufgelegt. Ihre literarische Zuordnung bereitete Heine offenbar Schwierigkeiten. Während die ersten Äußerungen zum Aufbau und zur Gliederung einer Gesamtausgabe im April 1843 {vgl. Heine an Campe, 2J.4.1843; HS Α Bd. 22, Nr. 939) noch so ungenau und vage waren, daß eine kleine Schrift wie die Elementargeister gar nicht erwähnt wurde, stellte er sie in den drei überlieferten detaillierten Plänen mit drei unterschiedlichen Texten zusamn>en. Wollte er 1846 aus den Elementargeistern und den Florentinischen Nächten den 11. Band der auf 19 Bände geplanten Ausgabe bilden {vgl. Heine an Campe, 12.11.1846; HS Α Bd. 22, Nr. 11 j?), was in der Zusammenstellung dem dritten Band des Salon entsprochen hätte, so löste er schon zwe' Jahre später diese Einheit auf und stellte im II. Band der auf 18 Bände geplanten Ausgabe die Elementargeister und die Artikelserie Ueber die französische Bühne zusammen (vgß- Heine an Campe, 7.6.1848; HS Α Bd. 22, Nr. 1222). Der letzte Plan einer Gesamtausgabe, den Heine seinem Verleger am 22. März übersandte, vereinigte im 10. Band der auf 19 Bände geplanten Gesamtausgabe die Elementargeister mit dem D o k t o r Faust, wobei Heine ausdrücklich hinzufügte: Dieser X Band hat dadurch eine strenge Einheit. {HSA Bd. 23, S. 190,19 — 22) Für einen Einblick in Heines Arbeit an der deutschen undfranzösischen Version eines Textes sind die Elementargeister besonders interessant, weil sie belegen, daß die französische Fassung gegenüber der deutschen ihre Eigenständigkeit auch durch eine völlig unterschiedliche Zuordnung erhält. Beide Teile der Elementargeister wurden — jeweils anderen Texten Zugeordnet — auch im Französischen publiziert. Wie schon ausgeführt, gehört der erste Teil Zu den wenigen Texten, die zuerst in französischer Sprache, dann erst im Deutschen erschienen: aus der Sixieme Partie von D e l'Allemagne war der erste Teil der Elementargeister geworden. Der zweite Teil, im Oktober 1836 für den dritten Band des Salon geschrieben, wurde von Heine verändert, von Saint-Rene Taillandier ins Französische übersetzt und bildete den ersten Teil des Artikels Les dieux en exil, der am 1. April I8JJ in der „Revue des Deux Mondes" erschien. Der zweite Band von D e l'Allemagne {Nouvelle edition. 18JJ) enthielt diesen Text als N e u v i e m e Partie. Les dieux en exil {HSA Bd. IJ, S. 111-128).
Überlieferung
163
ÜBERLIEFERUNG Η1 Konzept Heine-Institut, Düsseldorf 18 Bogen 4° und 13 Blätter, j2 beschriebene Seiten, egh., Tinte. Es handelt sich um ein fortlaufend paginiertes Manuskript (1. —45.) und 10 Einlagen. Das Konzept gliedert sich nach Entstehungszeit und Funktion wie folgt: H1a 10 Bogen und j Blätter, 48 beschriebene Seiten. Dabei handelt es sich um das 1. —45. paginierte Manuskript, weiter um eine Seite, die mit dem Einschub^eichen 0 der Seite 16. des Manuskripts sicher zugeordnet ist, und außerdem um 2 Seiten, die mit der Bemerkung 0 a d 42. und der Foliierung Α. ζum paginierten Manuskript gehören. Die heutigen Seiten 7 . - 2 8 . des Manuskripts waren vorher paginiert 1 — 21 {vgl. Entstehung, S.ijyf). Die Handschrift H1a entstand Ende 1834 / Anfang i8ßj. Sie bildete die Grundlage für die Übersetzung der S i x i e m e P a r t i e von D e F A l l e m a g n e {vgl. Entstehung, S. i j j f . ) . I h r w e r d e t E u c h ... fErster Teil, S. 88,2 — 116,137 H1h 8 Bogen und 8 Blätter, 24 beschriebene Seiten. Dabei handelt es sich um folgende acht Einschübe: 1 Blatt Das Konzept steht auf der Rückseite einer halben abgerissenen Druckseite, die über die Kokspreise in Boulogne berichtet. Das Blatt enthält außerdem den Rest einer Notiz von fremder Hand: „evening at 8 o'clock He goes at ten."
Seine deutsche G r a m m a t i k . . . [S. 88,32 — 89,67 / Blatt Das Konzept steht auf einer abgerissenen halben Seite. Sie ist einseitig beschrieben.
V o n der K u n s t f e r t i g k e i t . . . [S. 90,11 — 197 / Blatt 4°, einseitig beschrieben. Das Blatt enthält links oben das Einfügungszeichen auch im Text findet.
+1.,
das sich
E s sind Z w e r g e , . . . [S. 90,25 — 347 2 Bogen 40, 4 beschriebene Seiten. Bei den beiden unpaginierten Bogen sind jeweils beschrieben. D a s A e u ß e r e d e r . . . [S. 93,37 — 95,307 1 Blatt 4°, einseitig beschrieben.
die Seiten 1 und 4
Dieses Lied ist . . . [S. 101,34— 102,3J j Blätter 4°, einseitig beschrieben.
H ö c h s t bedeutungsvoll ist . . . [S. 107,21 — 108,3 J β Bogen 4° und 1 Blatt 4°, 7 beschriebene Seiten. Das Konzept ist paginiert 1 — 7.
Ich k a n n nicht . . . [S. 108,8 — 110,30]
164
Elementargeister ) Bogen, 6 Seiten beschrieben. Die drei Bogen, foliiert B., C., D., ergänzen die Einfügung ad 42. A. von H1a. Auch sie werden mit der Bemerkung ad 42. eindeutig zugeordnet. In der vorstehenden ... [S. 115,35 — 115,31 J Die Überarbeitung von Hu für die Elementargeister erfolgte ^wischen fuli 1 8 3 } und Februar 1 8 ) 6 ; diesem Zeitpunkt entstanden die acht Einfügungen von H1h {vgl. Entstehung, S. ij8f).
H2
Konzept Verschollen. Ehem. Kleine Slg. Meyer. 13 Blätter 40, einseitig beschrieben, egh., Tinte. Paginiert: 1. —13. Die Handschrift entstand ^wischen Juli 183 j und Februar 1836. Sie schifften wohl ... [S. 102,5 —107,20J
H}
Reinschrift Bibliotheque Nationale, Paris 1 6 Bogen und 2 Blätter 4 " , 68 beschriebene Seiten, egh., Tinte. Paginiert: 1.-68. Die Handschrift entstand im Winter 1 8 3 ^ 1 8 3 6 (vgl. Entstehung, S.ij8f) und bildete zusammen mit H6 die Druckvorlage. Sie enthält mehrere Markierungen des Setters. Elementargeister. / Wie man behauptet, ... [S. 88,1 — 116,137
H4
Reinschrift Heine-Institut, Düsseldorf 2 Bogen 4 0 , 8 beschriebene Seiten, egh., Tinte. Die Handschrift, die eine Reihe von Korrekturen enthält, entstand vermutlich im Sommer 1 8 ) 6 . Sie enthält nur die beiden ersten Teile des Gedichts. 1. / Ihr guten Christen ... [S. 130,1 — 134,4]
Hs
Konzept Heine-Institut, Düsseldorf 1 Blatt 4 ° , einseitig beschrieben, egh., Tinte. Es handelt sich um das Konzept einer Passage, mit der Heine seine Version des Tannhäuser-Liedes einleiten wollte. Die Handschrift entstand vermutlich im Zusammenhang mit der Herstellung der Reinschrift H6 im Oktober 1836. Ein deutscher Dichter, ... [S. 129,32 — 38]
H6
Reinschrift Bibliotheque Nationale, Paris 9 Bogen und 1 Blatt 4 ° , 3 8 beschriebene Seiten, egh., Tinte. Paginiert: 1. — 38. Die Handschrift entstand im Oktober 1 8 ) 6 (vgl. Entstehung, S.i6of.) und bildete zusammen mit IP die Druckvorlage. Sie enthält mehrere Markierungen des Setters. Es ist eine ... [S. 116,14—136,16]
D
Elementargeister. In: Der Salon / von / H. Heine. / Dritter Band. Hamburg, bei Hoffmann und Campe. 1 8 3 J . S. 1 4 ) — 2 J 9 .
Mitteilungen %um Text MI Τ TEILUNGEN
165
ZUM TEX Τ
Bei den Varianten des Konzepts H1 wird — wenn möglich — unterschieden ^wischen denen des ersten für die Sixieme Partie von De l'Allemagne entstandenen Textes (H1a) und den Varianten aus der Zeit der Überarbeitung für die Elementargeister (//'*). Wenn eine solche Unterscheidung nicht möglich ist, steht die Sigle H1. 88,1 H1" Überschrift fehlt H1a beginnt mit einer Passage (von einer Seite Umfang), die als Überset^ungsvorläge der Sixieme Partie von De l'Allemagne (vgl. Septieme Partie, Η SA Bd. i j , S. βß,ß — i7) entstand, sich auch in der Druckvorlage des ersten Teils der Elementargeister (H3) nochfindet, dort aber en bloc gestrichen wird und in den Elementargeistern keine Entsprechung hat. Hu f i j Ihr seht, ich thue alles mögliche um die mittelalterliche Tendenz unserer Romantiker zu justifiziren. Die beste [ 2 ] Ihr werdet Euch erinnern, daß ich alles mögliche that um die mittelalterliche Tendenz unserer Romantiker nicht bloß aus tadelhaften Quellen herzuleiten. Die beste Justifikazion gab ich bereits in [ a ] der dritten Parthie, wo ich die Vorliebe für das Mittela [ b ] dem dritten Buche „zur Geschichte der R. u Ph in Dland, wo ich angedeutet, daß die [ b i ] Vorliebe [b2] Mittelaltersucht auch zum Theil aus [bß] Mittelaltersucht am Ende vielleicht nur unbewußte Liebe für den altgermanischen Pantheismus sey, indem sich im [ a ] deutschen [ b ] Volksglauben des Mittelalters die Reste dieser älteren Religion [ a j , er [b] , zwar [ c ] noch erhalten haben. Der folgende Sat% entsteht über mehrere Versuche: [ 1 ] In welcher Weise diese [ 2 ] Früher [ a ] habe ich [ b ] , im ersten Buche, habe ich bereits von der Art und Weise gesprochen wie diese Reste sich erhalten, nemlich geschändet und verstümmelt, als Zauberey und Hexenthum. Ja, sie haben sich erhalten, [ a ] und das Auge f b j im Gedächtnisse des Volks, in seinen Gebrauchen, in seiner Sprache, . . . in [ a ] jeden [ b ] jedes Leib Brod, das der deutsche Bäcker backt, brennt er [a] das Zeichen eines Drudenfußes, [b] den [bi] mystischen [bi] alten [bß] uralten Drudenfuß,
Elementargeister und das [a] wahrhafte Brod trägt noch immer das Zeichen der alten Götter, während das unwahrhafte [ b ] tägliche Brod trägt noch immer das Zeichen der germanischen Götter, das Brod des Spiritualismus, die Oblate, trägt hingegen das [ c ] tägliche Brod trägt noch immer das Zeichen der germanischen Götter. Wie bedeutungsvoll kontrastirt dieses [a] Brod [b] wahrhafte Brod mit jenen dünnen, unnahrhaften [a] Oblaten, dem [b] Scheinbrod des [ c ] Scheinbrod womit der Spiritualismus uns füttert! [Absat^J [ 1 ] Ueber die übrig gebliebenen Spuren der a [ 2 ] Ja, die Erinnerung an den altgermanischen Glauben ist [ß 1 Ja> die Erinnerungen an den altgermanischen Glauben sind noch nicht ganz erloschen. W Ihr werdet Euch erinnern, daß ich alles mögliche versucht habe, um die mittelalterliche Tendenz unserer romantischen Schule nicht bloß aus tadelhaften Quellen herzuleiten. Die beste Justifikazion gab ich bereits in dem dritten Buche („zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland") wo ich angedeutet, daß die Mittelaltersucht am Ende vielleicht nur eine unbewußte Liebe für den altgermanischen Pantheismus war, indem [ a ] sich im Volksglauben des Mittelalters [ a i ] diese Reste [a2] die Reste dieser älteren Religion erhalten haben, [b] der Volksglauben des Mittelalters die Reste dieser älteren Religion in sich aufgenommen hat. Früher, im ersten Buche, habe ich bereits von der Art und Weise gesprochen wie diese Reste sich erhalten, nemlich geschändet und verstümmelt, als Zauberey und Hexenthum. [a] Ja, sie [b] Sie haben sich erhalten im Gedächtnisse des Volks, in seinen Gebräuchen, in seiner Sprache. [ 1 ] Noch springen die Kinder in Deutschland [ a ] um [ b ] über die Lichter der Julfeyer, die noch nicht ganz [ 2 ] Der neue Glaube hat nicht alle [a] Jul-Feuer [b] Feuer der Vorzeit [ c ] Jul-Feuer löschen können, und die Knaben in Deutschland springen noch immer um die [a] heiteren Lichter der heidnischen Vorzeit, [b] jauchzenden Lichter.
Mitteilungen
88,2 88.2 88,2f. 88.3 88,4f. 88.5 88.6 88.6 88.7 88.8 f.
88,8 88,9—13
88,10 f.
Text
167
Es folgen mehrere Ansätze %ur Formulierung des nächsten Satzes: [ 1 ] In den meisten Gegende Deutschlands ba [ 2 ] Der Bäcker in Deutschland brennt in [a] jedes Leib Brod [b] seine Brödte noch immer den uralten Drudenfuß und [ b i ] das tägliche Brod [b2] unser tägliches Brod trägt noch immer das Zeichen der [b2a] alten Götter. [b2b] heiligen Vorzeit. Ja, [ c ] seine Brödte noch immer den uralten Drudenfuß. — Bis hierher wird der Text en bloc gestrichen. Hu Es giebt alte Menschen behauptet, H3 es giebt [a] noch alte [b] noch greise [c] greise die Hu noch wissen H1h immer noch wissen H3 [a] immer noch wissen [b] noch immer wissen die alten Hu Götter begraben sind; H1h Götterbilder verborgen sind; auf das H1a heilige Geheimniß verschwiegenen H1a H3 Sachsenherz. Sachsen, H1a [a] giebt es die meisten [b] s. Text man H1a [a] durch [b] dort durch man noch Hu Stimmen aus alter Zeit, da man noch H1a die tiefsinnigen [a] Runensprüche, [ai] die zaubermächtiger sind als jene [ a i a ] ganze Poe [ a i b ] preußisch [ a i c ] man xxx [02] worin ein faj] die gewaltiger [b] Zaubersprüche, worin mehr Lebensfülle noch den Η3 [a7Wiederhall [b] Nachhall Brandenburg. H 1 a [ 1 ] Als ich [ 2 ] Ein sonderbares Gefühl durchzitterte meine Seele als ich durch den teutoburger Wald ging. Es geht die Sage daß dieser Wald nicht bloß den alten Römern verderblich sey. Als ich der Siegburg vorbeykam, sagte mein Führer: hier wohnte König Wittekind und seufzte tief. H1b [a] Welch ein [b] Ein sonderbares Gefühl durchzitterte meine Seele als ich [a] auf meinen Fußreisen zuerst den heiligen Wald betrat, [b] auf meiner reise die heiligen uralten Waldungen betrat, [c] auf meiner reise jene heiligen Waldungen [ c i ] durchwanderte wo [c2J durchwandernd, / C2a] die von Soest führen gegen [c2b] bey der uralten Siegburg vorbeykam. „Hier, sagte mein Wegweiser: hier wohnte einst König Wittekind" und er seufzte tief. E s war als ich Η3 [α] , diese Wa [b] s. Text
Elementargeister
ι68
88,11 88,13 88.13 88.14 88.15 88,15 88,15 f. 88,17—19
88,17f. 88.18 88.19 88.21 88.22 f. 88.23 88,23 f. 88,25 — 2 7
bey der H} [a] al [b] uralten schlichter H1a [a] Bauer [b] Holzhauer und Hu trug ein schlägt D sich [ Textversehen] König H1a Wittekind ... und wehe und H} wehe! dem Schädel, Beil Hu fallt. war ein Hu unglücklicher Tag für Deutschland als [a] Wittekind bey Engter geschlagen wurde [b] König Wittekind bey Engter von Kaiser Carl geschlagen wurde „Flüchtend zog er gen Ellerbruch; als nun alles, als H} [a] sein tapferer Herzog, König Wittekind, [b] s. Text bey W [a] Engter, [ai] „Flüchtend [112] Als fbj Engter. an der Furth nicht Hu in die Hände begraben; Hu [a] krup under, kr [b] s. Text under Hu die Welt [a] ist dir [b] is di du kannst H u den Rappel nit mehr folgen." noch lebt. Hu [Absat^J [ 1 ] Die Gebrüder Grimm, diese wackeren patriotischen Gelehrten, die für [2] Ich habe diese Geschichte f Absat^J [ β ] Die Gebrüder Grimm erzählen das in ihren deutschen Sagen.
[Absatz] [ 4 ] Die Gebrüder Grimm erzählen diese Geschichte in ihren deutschen Sagen; 88,27f. Sagen; H1a [a] diese [b] w o [c] die 88,28 fleißigen H} [a j Forschungen [b] Nachforschungen 1a 88.28 dieser H [a] beiden [b] wackeren 88.29 werde ich Hu [a]oft benutze [b] in den folgenden Blättern am meisten benutzen. H1h s. Text 8 8,3ο f. Männer um Hu die [a] Sprach- und Alterthumskunde [ai] Deutschlands. [a2] der german [b] germanische Sprach- und Alterthumskunde. Diese Männer haben mehr geleistet als Eure 88,32 — 89,7 Richelieu. H1a Jacob Grimm ist [ a ] einer der bedeutend [ b ] nicht bloß [ c ] sonder Gleichen in seinem [a] Fache, er ist [ai] nicht bloß der [02] nicht bloß ein [ a 2 a ] Koloß an Gelehrsamkeit, [02b] großer Koloß von Gelehrsamkeit, sondern auch ein tiefsinniger Denker, [b] Fache. Seine Gelehrsamkeit ist kolossal wie [a] die Irmensäule [b] unsere Gebürge [c] der Sankt Gotthardt [d] die säule [e] die Berge [ f ] ein Berg [g] die Alpen
Mitteilungen £um Text
89,7 89,9 89,11 89.11 f.
89.12 89,12 f. 89,14
169
und sein Geist so [ a ] tief wie ein [ b ] frisch und tief, wie eine jener Bergquellen, die von den alten Deutschen für [bi] heili [b2] göttlich verehrt wurden, [bßJ so heilig waren, [c] frisch und erquickend, wie [ci] der [C2] die heiligen Flüsse [ d ] frisch und tief, wie die Flüsse die daraus entspringen. Ich kann nicht umhin, in Betreff des Volksglaubens der alten Deutschen, einige [ a ] Ze [ b ] Stellen [ b i j hierherzusetzen: [b2] aus seiner Vorrede der Kindermährchen hierherzusetzen: [bß] aus seiner Vorrede der Kindermährchen hierherzusetzen — besonders S. X X I X — X L [b4] Stellen aus seiner Vorrede der Kindermährchen besonders mitzutheilen. Dieser erste Versuch wird en bloc gestrichen. Auf einem Zettel (ohne Einschub^eichen) wird eine neue Formulierung versucht, die dem endgültigen Text nahekommt. Hib Seine deutsche Grammatik ist ein kolossales Werk, [ a ] ungeb [ b ] ein gothischer Dom, worinn alle germanische Stämme, wie Riesenchöre ihre Stimmen erheben; [a] voll [b] vollendet ist sie nicht, wie nichts [c] sie ist auch unvollendet [d] er soll [ e ] er hat vielleicht dem Teufel seine Seele verschrieben, damit er ihm die materiellen [ a ] liefere [ b ] lieferte, alle die [ c ] dazu lieferte, denn [a] diese Fülle von Gelehrsamkeit diese hunderttausend [b] zu [ c ] um diese Quadern von Gelehrsamkeit herbeyzuschleppen und diese millionen Zitaten geduldig auf einander zu mor [d] um diese Quadern von Gelehrsamkeit zu diesem Sprachbauwerk und diesen Mörtel von millionen Zitaten herbeyzuschleppen dazu gehörte mehr als ein Menschenleben und mehr als Menschen gedult. [Absat^J Eine Hauptquelle Hauptquelle Hu [a] zur [b] für In der Hu [a] lateinischen [b] deutschen hervor Hu [a] auch [b] mit Naturphilosoph H1a fa] , der sich von den heutigen Naturphilosophen dadurch unterscheidet, daß er eine andere Terminologie hat. Ma [b] s. Text mit einer Korrektur: des Hu [a] Wortes, [b] Ausdrucks. in Hu ihrer tradizionellen Beziehung verstehen. Nymphen, H1a Ondinen,
170 8 9,14 f. 89.15 89.16 89,16 f. 89,16 89,18 89.18 89.19 f.
89.20
89,20 f. 89.20 f. 89.21 89.22 89.23 89.25 89.26 f. 89.26 f. 89.27 89.28 89,28 ^9>3° 89,3of.
Elementargeister Salamander, Hu nur deßhalb Η 3 [ a J nur deßhalb [b] aber nur deßhalb Publikum H 1 a geläufig sind, bezeichnen, H1a [a] was [b] wovon reden will. H1a Er hat es V0rge20gen alte Ausdrücke H1h s. Text mit einer Variante: H1b Statt neue Worte die H1a etwas H1h bisher etwas ist er H1a aber vielfach H3 [a] aber vielfach [b] vielfach und H 1 a viele haben ihn der Spötterey, viele haben ihn des Unglaubens H 3 [ a ] viele haben ihn der Spötterey, viele sogar [ b ] s. Text bezüchtigt.
Hu
[ 1 ] Seine Lehre v o n den Elementargeistern [2] D e n n [ßjs. Text Einen H1a glaubten er wolle alte Kindermährchen aus Scherz in ein System bringen, die Anderen meinten er Η3 [α] [ai] wollte [02] wolle alte Kindermährchen aus Scherz in ein System bringen, [b] s. Text Anderen H1a [a] ärger [b] waren ungehalten [c] waren da ungehalten [d] tadelten, von der H1a [a] alten [b] christlichen Wir H1a [a] können [b] haben ist, H1a setzt er ironisch hinzu, das aber nicht H1a aus Adams Geschlechte seyen wie wir, und denen aber nicht Η3 [a] aus Adams Geschlechte [b] s. Text Geschlechte Η3 [α] sind [b] seyen Elemente H1a angewiesen. Ihre H1 [a] Organisazion [b] Leibesorganisazion
89.32 89,3 2 f.
giebt er Hu nun ein System. [Absat%] Hu [ 1 ] Indem [2] s. Text selbst in H1a System zu bringen, H3 [a] System zu bringen, [b] ein System bringen, ist H1a [a] eben so mühe [b] eben so unthulich, Η3 [ a ] eben so unthulich, [ b ] aber eben so unthulich, als man die H1a [a] vorübergehen [b] vorüberziehenden Wolken H1a [a] aufzeichnen, [b] s. Text
89.33
fassen.//'·2
89.31 89.32
[1] Nur [2] Höchstens
Mitteilungen %um Text 89,36 89,36 f. 89,39 — 90,1 90,1
90,1 90.1 f. 90.2 90.3 90,3 90,3 — 5
90.5 90.6 90.7 90.8 90,11 90,11 f.
bereits Hu in der ersten Partie gesprochen. H1h in ersten Buche des erwähnten Werks gesprochen. H3 [a] in dem ersten Buche des erwähnten Werks gesprochen, [b] gesprochen. Gespenster, Hu [a] aber [b] wahrscheinlich verst / c j s. Text Gnomen, Hu [a] Zwerge, stilles Volk, [b] s. Text Zwerge. H1a Hier schließt sich eine Passage an, die anschließend en bloc gestrichen wurde: Von den Hauskobolden muß man die eigentlichen Zwerge und Elfen unterscheiden. Die beiden letztern sind Ellementargeister, sie unterscheiden sich von den Menschen nur durch verschiedene Abstammung und [a] ather [b] feineren Leibesbau. Die Kobolde hingegen sind Gespenster, verwünschte Menschenseelen; sie leben nicht, [a] sie spuken nur [ai] . Die Sage von den / a2 / wie [ajJ in der freyen Natur, f a [Neue Zeile] [ 1 ] Und vier und fünf, die tanzen dahin, Erlkönigs Tochter streckt die Hand nach ihm Willkommen, Herr Oluf, laß fahren [ 2 ] Und vier und fünf die tanzen dahin Erlkönigs Tochter streckt die Hand nach ihm Das Tanzen das geht so s [ j j Und vier und fünf, die tanzen dahin und Erlkönigstochter streckt die Hand nach ihm [ 4 ] Herr Oluf sieht endlich vier und fünf, hervortanzen und Erlkönigstochter streckt die Hand nach ihm aus [a] Sie [b] und bittet ihm ein Weilchen einzutreten [a] und mit ihr zu tanzen, [b] in den [bi] Reigen [b2] Kreis und mit ihr zu tanzen. Er [ a ] entschuldigt sich: er [ a i ] dürfe nicht [02] dürfe u wolle nicht tanzen, denn Morgen sey sein Hochz [ b ] will aber nicht [bi] und sagt zu s [b2] und entschuldigt sich damit, daß Morgen sein Hochzeits fbßj tanzen und sagt zur Entschuldigg: morgen ist mein Hochzeitstag. Da Wald. W [ 1 ] Das kichert [ 2 ] Man glaubt [a] Man do [b] die [c] eine lu [d] eine [ j ] s. Text Mädchen. H} [ 1 ] Und vier und fünf die tanzen dahin Erlkönigstochter streckt die Hand nach ihm [ 2 ] Herr Oluf sieht endlich vier, bis fünf, und noch mehr hervortanzen und Erlkönigstochter streckt die Hand nach ihm aus.
i8z 95,6 95,9f. 95,ιο 95,ιο 95,11 95,n 95.11 f. 95.12 95,12f. 95.13 95,13 f. 95,15 95,16f. 95,18 95,18 f. 9 5,19 f.
9 5,19 f. 95,21 95,21 9 5,21 f. 95.21 95.22 95.23 f. 95,23 f. 95,25 95,25—28
Elementargeister [β] s. Text mit einer Korrektur: vier, H3 [a] und fünf, und endlich noch mehre [b] s. Text nun H1b [a] die allerver [b] gar verführerische Geschenke H1b geboten; aber weder die angeboten; H3 [aj aber [b] jedoch, am H1b Bein sitzen, noch noch die H1b goldnen Sporen, die man H1b [a] dran [b] so hübsch daran schnallt, [c] s. Text noch das H1b seidne H3 [a] seidne [b] weißes [c] weiß [d] weißseidne Elfenköniginn H1b mit hat, H1b [a / die [b] noch die [c] nicht einmal die goldne Schärpe, Schärpe, H1b [a] die [ai] so ge [02] ihres Gleich [b] will [c] kann [ d ] die man ihm ebenfalls so [ d i ] verführerisch rühmt, [d2] köstlich anrühmt, nichts mitzutanzen. H1b Es beständige Da H1b nun freylich verlieren die Elfen die Geduld, und geben ihm gesunkenen H1h [a] Mann [b] Ritter wieder H1h [a] hinauf auf sein Roß, und kichern spöttisch: nun, so reite heim [b] empor auf sein Roß, und kichern spöttisch: so reite denn heim zu deiner als er H1b [a] nach seinem Burg ankam, daß [b] auf seinem Burg ankam, da [ b i ] merkte [b2] waren seine Wangen so bleich, und er streckte sich hin und starb. [Neue Zeile] Am Morgen früh, da Tag es war [Neue Zeile] Da kam die [d] auf seinem Burg ankam, da waren seine Wangen Burg Η3 [α] ankam [b] zurückkehrte, am Η3 morgenfrüh die Braut mit der H1b [a] Hochzeitschaar, [b] jubelnden Hochzeitschaar, [c] Hochzeitschaar, mit H1b [a] Kling und [ai] Klang [a2] Kling [b] Sing und Sang, da war mit H3 [a] Sing [b] Sang ein H1b sehr stiller Bahrtuch. [Neue Zeile] H1h [a] Das [b] „Aber das Bahrtuch. [Neue Zeile] H3 [a] Das Tanz [b] s. Text Tanz ist H1b [a] das [b] charakteristisch bey den H1b Elfen; ihr [a] Wesen ist so ätherisch daß ihre Füßchen [b] Füßchen sind zu ätherisch als daß sie im prosaisch gewöhnlichen Gange die Erde berühren sollten.
Mitteilungen %um Text
95,25 95.28 — 31
95.29 95,31 95.31 f. 95.32 95.33 95,33 95.33 95.34 95.35 95.36 95,38 95,38 96,1 96,1 96.1 96.2 96.2 f. 96.3 f.
96,3 96.3 f. 96.4 f. 96.5
183
[ 1 ] Indessen lassen [ 2 ] Ihre [ a ] Reigen [ b ] nächtlichen Reigen lassen jedoch ihre Spuren zurück auf dem Schnee [ ß ] Indes lassen sie jedoch Spuren zurück auf den Rasenplätzen, wo sie Luftgeistern; H3 [a] ihre Füßchen sind [b] s. Text wo sie H1h faj ihre nächtlichen [b] des Nachts Reigen getanzt; es sind eingedrückte Kreise, die das Volk Elfenringe nennt [ 1 ] In Ostreich und [ 2 ] In einem Theile Oestreichs Kreise, H3 [a] die [b] denen Oestreichs H1a giebts eine Sage, mit den H1a vorgehenden manche Aehnlichkeit obgleich sie H1ü faj ganz [b] ursprünglich slavisch ist, und in de fc] s. Text die Hu [a] welsche [b] Sage von den Hu unheimlichen Tänzerinnen, die H1a in den slavischen Ländern H1h dort sind H1a [a] junge [b] Bräute, Geschöpfe H1a [a] suchen noch nach dem Tode die vergnügte [b] s. Text todten H1a faj Füßen [b] Herzen, sich Hu truppweiß an den und H} Wehe! da H1a H} begegnet. tanzen, H1a [a] bis [b] sie [bi] lassen ihn weder [b2] um [bß] umschlingen [c] sie umschlingen tanzen, H3 [a] und [b] sie ungezügelter Hu Lust, und er ihnen H1a bis er niederfällt. Hu [ 1 J Diese todten Bachanten sind unwiderstehlich, [ a ] und da sie jung und schön sind, da sie ihre Hochzeitskleider [ b ] sie lachen so schauerlich heiter, und ihr Antlitz, obgleich schneeblaß, ist reitzend und schön und jugendlich. [ 2 ] Diese todten Bachanten sind unwiderstehlich. [ß] s. Text mit einer Korrektur: mit H1a [aj all ihren [b] ihren Blumenkronen H1a auf den Häuptern, H3 [a] auf den Häuptern, [b] s. Text tanzen Hu [a] sie [b] die Willis im Hu Mondenglanz wie die Elfen.
184 96,5 96.5 f. 96.6 96.6 f. 96.7 96.8 96.8 f.
96.9 96,9 96.9 96.10 f. 96.11 96.11 96.12 96,12 f. 96.14 f. 96.15 96.16 96,16—19
Elementargeister Mondglanz, Η3 [aj gleich den Elfen. [b] s. Text obgleich H1a [a] todtenblaß [b] schneeblaß ist jugendlich lachen so H1 [a] schauerlich [b] gar schauerlich [c] schauerlich heiter, H1a sie nicken H3 [a] sie nicken [b] s. Text nicken so Hu lockend, H1b geheimnißvoll lüstern, todten Hu Bachanten sind unwiderstehlich. [AbsatHu [ 1 ] Das Volk wenn [2] Jugend und Schönheit [Neue Zeile] [j] s. Text mit einer Korrektur: wenn es H1a [a] junge Bräute [b] Bräute in ihrer Jugendblüthe [c] blühende Bräute sterben sah, Η3 [a] so konnte es sich nicht [b] s. Text konnte sich Hu nicht überreden, Schönheit H1a [a] eben so ganz [ai] unwiderbringlich [a.2] unabwendbar [aß] plötzlich dem Tode an [b] so ganz auf einmal der Vernichtung anheimfallen, und Hu [a] man glaubte lieber [b] s. Text daß Hu [a] dergleichen [b] die Braut Tode die H1a [a] [aij geraubten Freu [a2j gebührenden Freuden [b] entbehrten Freuden sucht. H1a [ 1 ] Dieser Glaube [ Absat^J [2] s. Text Korinth, H1a [a] dessen Be [b] womit Frau v. Stael das französische Publikum bereits bekannt gemacht hat. [c] s. Text mit einer Variante: Bekanntschaft H1a gemacht. Das in Hu den Schauernissen der [a] milesischen [b] tessalischen Mährchen. Mährchen. Hu [ 1 ] Um dem Publikum [ 2 ] Goethe hat es höchst eigenthümlich behandelt, und das süße Grausen, das wir bey der Lektüre des Gedichtes empfindet wird unerfreulich gestört durch des Verfassers Haß gegen das Christenthum, der überall durchblickt. Es ist interessant [a] die [b] Goethes Braut von Korinth [aj in [b] mit der Erzählung zu vergleichen die [bi] wir [b2] über [bj] uns Philostrates im Leben des Apolonius von Tyane über [bßa] dasselbe [bßb] dieselbe Erscheinung hinterlassen hat. Folgende [bjc] dieselbe Erscheinung hinterlassen hat. Er erzählt nemlich folgendes: [Neue Zeile] S. 118. [c] mit
Mitteilungen %um Text
185
den zwey Erzählungen zu vergleichen die ihm den rohen Stoff geliefert. Hier steht ein Einschub^eichen 0, das aber gestrichen wurde, als die gan^e Passage gestrichen wurde. Es ist eine Seite überliefert, die dieses Einschub^eichen trägt und außerdem den wieder gestrichenen Zuordnungsvermerk S. 10. Ehe der Text beginnt, findet sich noch der Hinweis S. 321. bey Praetorius. Der Text selbst blieb ungestrichen stehen, fand aber keine Verwendung. Er lautet: Die eine Erzählung finde ich im [ a ] Prätorius [ b ] Antropodemus plutonicus [ b i ] , der sie [b2] des Prätorius der sie wie er anführt dem Petrus Lojerus nacherzählt. [a] Die Darstellung [b] Der Vortrag ist etwas langweilig, aber [a] ich will durch [b] ich beabsichtige ja keineswegs [bi] zu [b2] durch diese Mittheilung den müsigen Leser zu ergötzen, [c] die Vergleichung dieser Erzählung mit dem Goetheschen Gedichte [ a ] lehrt [ b ] ist gar zu interessant für den Critiker, der über die Art und Weise wie Goethe die vorhandenen Stoffe behandelt, nachforschen möchte. So viel ich weiß [a] ist [b] sind auch dem dem deutschen Publikum die folgende [ a ] Erzählung [ b ] Mittheilung des Prätorius völlig unbekannt: [Neue Zeile] „ E s beschreibet Petrus Lojerus in seinem Buche von Gespenstern, unter anderen eine wunderbare Geschichte aus Aeliano Phlegonte, Kaisers Adriani Freygegebenem, daß nemlich zu seiner Zeit zu Tralles, einer Stadt in Syrien ein vornehmer Mann, adligen Geschlechtes, Demostrates gelebt, so mit seinem Gemal Charito eine vortrefflich schöne Tochter, Philinion, gezeuget, welche von vielen vornehmen Personen zur Ehe begehret, aber in blühender Jugend, mit großem unaufhörlichem Trauren beider Eltern, Todes verschieden, und von ihnen stattlich balsamirt, mit köstlichen Kleidern angezogen, bestattet geworden. Es begab sich aber bey sechs Hier bricht der Text ab. Der Textansat% wird wie folgt weitergeführt, ehe er en bloc gestrichen wird: Philostrates im Leben des Apolonius von Tyana hat uns die andere Erzählung hinterlassen, die Goethe benutzt zu haben scheint. Er erzählt nemlich folgendes: [Neue Zeile] S. 118. [3] s. Text mit drei Varianten:
186 96,17 96.17 96.18 96.19 — 21
96.20 96.22 96.23 96.25 96.26 96.27 96,27 f. 96.29 96.30 96.31 96,3 2 96,33 96,3 3 96.33 f. 96.34 96,34f. 96,36—38
96,36 96,38 9 6 .39-97,5
Elementargeister Aelian erzählt H 1 a es und Aehnliches H 1 a erzählt Philostrates die Hu triste Hochzeitgeschichte, Lamia ist. Hu [ 1 ] Sonderbar! Die schauerlichsten Geschichten [a] passiren gewöhnlich bey [b] entwickeln sich [c] kommen gewöhnlich bey Hochzeitfesten zum Ausbruch. [ 2 ] Sonderbar ist es daß die schauerlichsten Kathastrophen in den Volkssagen gewöhnlich bey Hochzeitfesten zum Ausbruch kommen, und das plötzlich eintretende daß H} faj die [b] ihre kontrastirt H1a desto schroffer mit H1a den [a] Zu [b] Vorbereitungen zur Freude, Ein Hu [a] bleicher [b] düsterer Muth hat Hu fortzuschicken; er sagt dem H 3 Bräutgam einen einen H1a Wink, kehrt Hu nimmer heim. Geisterhand H1a H} [a] den [b] die Staufenberg Hu faj nach [b] am [c] beim saß, H1a [a] erb [b] und zufällig nach der Saaldecke schaute, [c] s. Text Saalesdecke H1a [a] dra [b] hervortrat. erkannte H1a faj das Wahrzeichen, wo [b] den Fuß jener Nixe, Nixe, H1a [a] deren Liebesbund [b] womit er früherhin in [c] s. Text zärtlichsten Hu Liebesbündniß gelebt, und und H1a [a] er merkte daß er durch [b] s. Text verwirkt. Hu [ 1 ] Von dieser Geschichte wird in deutschen Landen noch viel gesagt und gesungen. [2] s. Text mit einer Variante: Er H1° läßt sich heißt Hu [a] die [b] auch die Nixe gewürgt. H1° [ 1 ] Mancher jünge Β [ 2 ] Tief gerührt werden die Frauen bey dieser [a] Erzäh [b] tragischen Erzählung, manches [c] tragischen Erzählung, und manches blaue Auge [ a ] habe ich drob weinen sehen; [ b ] hat Trähnen drob vergossen; aber auch
Mitteilungen t(um Text
97,1 f. 97,6 — 8
97,8 97.8 97.9 97.11 f. 97.12 f.
97,14—17
97.14 f. 97.15 97,15 f. 97,17 97,17 — 30
187
[ a ] manchen Mund sah ich [ a i ] fein lächeln [a2] ungläubig lächeln [b] manche Lippen sah ich spöttisch lächeln, und solche Lippen gehörten irgend einem [a] ungläubigen Jüngling, [b] jungen Freygeist, der nimmermehr [a] an solch [b] glauben wollte, daß [a] die Nixen so grausam seyen. [b] Nixen so gefährlich sind. E r wird späterhin seine Ungläubigkeit bereuen. [Absat^] Die Nixen tragischen Η3 [α] Er2ählung. Aber ich habe auch dort [b] s. Text Tanz. Η [ ι ] Wie die Elfen sieht man auch die Nixen [ 2 ] Die Elfen tanzen [a] auf den Wiesen, [b] des Nachts auf den Wiesen, auf Mohrgründen, unter alten Eichen, auf freyen [a] Waldplätzen [αϊ] , und [a2] , der faj] , die Spur ihrer [04] und lassen auf dem Boden Spuren zurück, die man Elfenringe (cercles) nennt, [b] Waldplätzen. Die Nixen tanzen H1a an den Teichen man H1a [a] sieht [b] sah jemand Hu ertrank. man H1a [a] daran, daß der Saum ihrer weißen Kleider immer feucht ist. [b] s. Text feucht ist. II 1 " [ 1 ] Auch sind ihre Hände [a] immer weich und schneekalt, [b] weich und eiskalt. [ 2 ] Den männlichen N i x man Hu [a] gewöhnlich [b] daran, daß er grüne Zähne hat. Auch trägt er gewöhnlich einen grünen Hut. [ c ] daran, daß seine Hände so weich und [ c i ] kalt [c2] eiskalt sind und daß er grüne Zähne hat. Auch trägt er gewöhnlich einen grünen Hut. die Η3 [α] wie [b] etwas wie Fischgräten aussah [c] s. Text man Η3 [α] etwas [b] gram [c] schauerlich [d] einen [di] unbeschreib [d2] unheimlichen [djj geheimen Schauer [e] s. Text seine Η3 [α] außerordentliche [b] s. Text das Hu gar zu sorglos mit ihm H1a [ 1 ] tanzt. Es giebt darüber [2] tanzt. Man erzählt folgendes: [Neue Zeile] S. 66. [Neue Zeile] [ 3 ] tanzt. Aber es ist den
188
97.18 97.19 97.19 97.20 97,20 97.20 f. 97.21 97.22 97.25 97.26 97.27 97.27 97.28 97.28 f. 97.29 f.
Elementargeister [4] tanzt. Dieselbe Sage lebt in hunderterley Variazionen. Die schönste ist [a] das [b] unter [c] die dänische [ c i ] im Kämpeviser. [c2] in dem Liedercyklus, der den Untergang des Königsmörders Mac Stiegs und seines Hauses besingt [a] . Der Nix spricht [b] spricht der Nix zu seiner Mutter: [Neue Zeile] S. 403. Kämpeviser [Neue Zeile] In H1h wird der Sat% des edierten Textes mit einer dem Drucktext ähnlichen Formulierung abgeschlossen: H» tanzt; er zieht sie hinab in sein Wasserreich. In H1a wird der Text fortgesetzt: Auch wir geben allen jungen Mädchen den wohlgemeinten Rath nicht mit jedem zu tanzt. [a] Aber [b] Indessen das junge Volk fürchtet immer keinen Tänzer zu bekommen, und ehe es sich der Gefahr aussetzt sitzen zu bleiben, wirft es sich lieber in die Arme des Wassermanns. [Neue Zeile] Aber auch die Nixen müssen oft bitterlich dafür büßen, in sein H3 [a] ödes Wasserreich, [b] feuchtes Reich. wovon die H3 [a] eine [b] jüngste jüngste in H3 [a] die Gewalt des Wasserma [b] des Nixen Gewalt [c] des Wassermanns Gewalt Der H3 [a] Wass [b] Nix Nix Η3 [α] hatte die [b] erschien als stattlicher H3 [a] Ritterman, [ai] seine Mutter hatte ihn em [02] und flüsterte ihr [aß] und bat [a
beschreibt
sie vor
4'~44 seines Buches.
Sage von der Göttinn Venus — Vgl. da%u auch Heines
Libretto
Die Göttin Diana. Viertes Tableau {ΗSA Bd. 12, S. 111 —113).
hält Wache ... der getreue Eckhart — Den getreuen
Eckart,
den
Warner und Hüter vor dem Bösen, verwendet Heine gerne als Sinnbild für beständige Treue, wie es auch in der deutschen Sagentradition üblich war, so schon in der Harzreise (HSA Bd.;, S. 19,2;—28); in Verbindung mit dem Venusberg taucht er auf in Die Göttin Diana. Drittes Tableau (HSA Bd. 12, S. 111,13 — 2j). In den Französischen Zuständen charakterisiert Heine Lafayette als getreuen Eckard der Freiheit (HSA Bd. γ, S. 91,27—30), und in seinen Geständnissen gibt es ebenfalls eine Erwähnung {HSA Bd. 12, S. 34,6—8). Tannhäuser — Die Reihenfolge, in welcher Heine die verschiedenen literarischen Versionen der Sage kennenlernte, ist nicht gan% eindeutig nach^uvoll^iehen. Seine eigene Angabe, er kannte sie querst aus Kornmanns „Möns Veneris ..." {Caput XIV, S. 126—132: „Historia de nobili Tanheusero. Die Historien von dem edlen Tannhäusser") kannjedoch nicht stimmen {vgl. ^u 126,8). Des weiteren kannte er von Prätorius „BlockesBerges Verrichtung ...", Leipzig und Frankfurt am Main 1669, 1. Teil, Kap.i, §8: „In Thüringen", S. 19—23. Der Abdruck des Gedichtes im „Wunderhorn" {vgl. die folgende Anm.) weicht von diesen beiden Quellen nur unwesentlich ab. — Auch die „Deutschen Sagen" der Brüder Grimm enthalten eine Prosafassung {Bd. 1, Berlin 1816, S. 246, Nr. i/o), die auf Prätorius zurückgeht, während Dobeneck nur eine knappe Paraphrase der Sage wiedergibt {Bd. 1, S. n 8 f ) . Außerdem ist anzunehmen, daß Heine Ludwig Tiecks Erzählung „Der getreue Eckart und der Tannenhäuser" gelesen hat, die querst 1/99, dann wieder im „Phantasus" {Bd. 1, Berlin 1812) erschienen war {den „Phantasus" las Heine Ende Mär% 1830). — Im Zusammenhang mit seinen Studien %ur Volksdichtung beschäftigte sich Heine auch mit folgender Sammlung: „Curiositäten der physisch-literarisch-artistisch-historischen Vor- und Mitwelt; £ur angenehmen Unterhaltung für gebildete Leser", hrsg. von Christian August Vulpius, Weimar 1811 — 182j. Heine hat drei Bände dieses Werkes durchgesehen und gelegentlich Exzerpte gemacht [vgl.
Erläuterungen
ill
Exzerpte, S . i j p f . ) . In Bd.i, den er bereits am i.Märζ 182j in Göttingen entlieh {vgl. Kanowsky-Liste, Nr. j 6),findet sich ein Auf satζ über mittelalterliche deutsche Mythologie: „Frau Venus und ihr Hof im Venusberge. Eine alte Thüringische Volkssage" {S. J4J—JJ/), in dem Venus als „die Königin der Elementargeister" beschrieben wird {S. J46)· Der Aufsatζ teilt auch „Das Lied vom edlen Ritter Tannhäuser" mit {S. J48—JJ2), wofür folgende Quellen angegeben werden: „Das Ijedt von dem Thanheuser. Gedruckt t%u Leypt^ck 1/20"; „Das lied von dem Danhewser. Gedruckt zu Nürnberg durch fobst Gutknecht o.J." {Anm. S. J47)· Der Herausgeber gibt dort u. a. auch Vergleiche mit der von Prätorius mitgeteilten Fassung des alten Liedes an. — Heine stellte gelegentlich autobiographische Bezüge %-wischen seinen Erlebnissen und der Tannhäusersage her. So schrieb er schon am 29. Februar 1824 an Rudolf Christiani: Ja, die Gesundheit regt sich, und mit ihr der alte Muth. Ich bin der alte Tannhäuser noch, und mit geheimnißvoller Melodie lockt es mich wieder nach dem wohlbekannten Venusberge; und es ist sehr wahrscheinlich daß ich in 4 Wochen die Ferien dazu benutze, einen Sprung nach Berlin zu machen. Wie sehr ich des Nestes überdrüssig war und ärgerlich ausgerufen: / Ο Venus, edle Jungfrau zart, / Ihr seyd ein Teufelinne! / So ziehts mich doch wieder hin zu dem Wunderberge, „zu Venus, meiner Frauen zart." Ich habe wieder Sehnsucht nach gebildeten Menschen; außerdem kann mir diese Reise in politischer Hinsicht
126,8
nützlich seyn. {HSΑ Bd. 20, S. 146,14—24) Daß Heine mit dem Tannhäuser „sich selbst verglichen" habe, erwähnte auch Ludwig Beckstein, als er dem Dichter das „Lied von dem edlen Tanhäuser" zuschickte {29.2.1836; HS Α Bd. 24, S.382,30f. Vgl. auch zu 129,2/). Außerdem berichtet Bechstein: „Wir sprachen von Deutschland; ich fragte ihn, ob er nicht wieder dahin zurückkehren wolle? Er lächelte wehmütig, und antwortete: Schwerlich. Ich bin der Tannhäuser, der im Venusberg gefangen sitzt; die Zauberfei giebt mich nicht los.' ,Freilich', erwiederte ich: ,und der deutsche Papst wird ihnen nie vergeben.'" {Begegnungen mit Heine. Berichte der Zeitgenossen. Herausgegeben von Michael Werner. 1797 —1846. Hamburg 1973, 292>' datiert Ende Märζ 183j) Nun will ich aber heben an ... — Heine übernahm das Gedicht
mit unwesentlichen Abweichungen aus „Des Knaben Wunderhorn", Bd. 1, S. 86—90: „Der Tannhäuser". Durch diese Sammlung hat er auch sehr wahrscheinlich seine Bekanntschaft mit dem Tannhäuser-Stoff geschlossen. In einem Brief an Rudolf Christiani erwähnte er es bereits am 29. Februar 1824, nachdem er das „Wunderhorn" wenige Tage zuvor {23. Februar 1824) aus der Göttinger Bibliothek entliehen hatte {vgl. HSA Bd. 20, S.146, Nr. 97, sowie Kanowsky-Liste, Nr. 29). In Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland wird das
Gedicht
278
127,2 129,13
129,17
129,17
129,23 129,25
129,27
129,32
Elementargeister gleichfalls im Zusammenhang mit der Verteufelung der Venus rotiert (Erstes B u c h ; HS Α Bd. 8, S.iß/f). In der £weiten französischen Ausgabe der Elementargeister (I8JJ) erschien die alte Version des Liedes erst nach Heines „Tannhäuser"-Gedicht, umgeben von einem ausführlicheren Kommentar des Dichters (vgl. HS Α Bd. IJ, S. 119 — 128). unmehre — mhd. unmare: zuwider, verhaßt. die Töne jener verketzerten Nachtigallen — Vgl. Z u r Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland (Erstes B u c h ; HSA Bd. 8, S. 1)6f.). Briefe von Heloise an Abelard — Die französische Öffentlichkeit war Beginn des 19. Jahrhunderts und später durch folgende Ereignisse an das berühmte Liebespaar erinnert worden: Die Asche beider wurde 1808 nach Paris überführt, 1828 in das ihnen gewidmete Grabmal auf dem Pere-Lachaise verbracht. — Heine hatte sich schon am 26. Februar 182J in Göttingen folgende Edition geliehen: Joseph Berington, „The History of the Lives of Abeillard and Heloisa; ... With their Genuine Letters, from the Collection of Amboise", 2 Bde., Basel IJ86 (vgl. Kanowsky-Liste, Nr. JJ, und Heine-J ahrbuch 19J3, S. 149). des großen Königs — Im Druck fehlt innerhalb der Parenthese die Bemerkung nicht von K ö n i g Ludwig, sondern im Gegentheil, vgl. Mitteilungen %um Text, 129,18f. Hierbei handelt es sich sehr wahrscheinlich um einen Zensureingriff; in unserem Text wurde nach der Druckvorlage (H6) ergänzt. in fliegenden Blättern — Vgl. die Angaben aus den „Curiositäten" von Vulpius (%u 126,2). in Paris bey meinem Freunde Wolf — Heine hatte Ludwig Beckstein Ende Mär% r8ßj bei dem Schriftsteller Oskar Ludwig Bernhard Wolff in Paris kennengelernt. „das Lied von dem Danheüser" — Am 29. Februar i8ß6 schrieb Beckstein aus Meiningen an Heine in Erinnerung an ihre Gespräche über das Tannhäuser-Lied: „Es macht Ihnen vielleicht eine kleine Freude, das beikommende Facsimile dieses Liedes t(u erhalten, das ich so, wie es hier ist, meinem Büchlein: ,Der Sagenschat% und die Sagenkreise des Thüringerlandes' eindrucken ließ, [...]" (HSA Bd. 24, S. 382,31—$4). Das Gedicht findet sich in der genannten Sammlung, Bd.i, Hildburghausen i8ßj, S.141 — 14J. Das an Heine gesandte Faksimile ist nicht überliefert. eine Bearbeitung desselben Liedes — Heines Gedicht Der Tannhäuser, vermutlich im Oktober 1856 entstanden, am j. November i8}6 an Campe geschickt mit dem Schluß des Buches, d.h. des dritten Bandes des Salon; Das große Gedicht am Schluß des Buches ist, wie Sie wohl merken ganz v o n mir, heißt es am Ende des Briefes (HSA Bd. 2i, S. 167,29f.). In veränderter Gestalt wurde das Gedicht in
Erläuterungen χη den Mitteilungen zum
135,13 135.17 135.18 135,21
135,24
135,31
136,8
88,i
88,1
88,32 — 89,7
ZU DEN
MITTEILUNGEN
ZUM
TEXT
Die beste Justifikazion ... — Heine sprach schon im dritten Buch von Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland von den ersten Romantikern, die aus einem pantheistischen Instinkt, den sie selbst nicht begriffen, handelten, und führte dort aus, was die alten Germanen unter pantheistischer Religion verstanden {HSA Bd. 8, S.
88,1
279
den Zyklus Verschiedene der Neuen Gedichte aufgenommen (HSA Bd. 2, S.47-J3). die Dichterschul' — Zu der hier gemeinten Gruppe gehörten Uhland, Schwab, Kerner u.a. Vgl. auch Heines Schwabenspiegel (S. 270—280). Schabbes — Sabbat, der wöchentliche Feiertag der Juden. Schalet — Jüdisches Sabbatgericht, vgl. auch L u d w i g Börne (S. 299,26 und %u 299,26). einen Hund — Gemeint ist Ludwig Tieck, der von 1818 bis 1841 in Dresden lebte. Vgl. auch Die romantische Schule (Zweites Buch. I I ; Η SA Bd. 8, J. j6— 64), sowie Vorrede zur zweiten Auflage des Buchs der Lieder ( H S A Bd. 1, S. io,i2f., und Bd. iK, 10,12/.). bellen und pissen — Der Druck hat an dieser Stelle Er kann nur bellen und piffen., wohl um den als anstößig empfundenen Ausdruck umgehen. Unser Text folgt der Druckvorlage (II6)· der Gans in Berlin — Die „Vorlesungen über die Geschichte der letzten fünfzig Jahre" (1833 —18)4 gedruckt) von dem Rechtswissenschaftler Eduard Gans waren polizeilich verboten worden. Fleeten — Wassergräben, die B. einen Hafenabschnitt oder Kanal mit einem Speicher verbinden.
ERLÄUTERUNGEN 88,1
Text
2Iß,I2-ß7).
Früher, im ersten Buche — Bezieht sich auf eine mehrseitige Textpassage aus Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland. Erstes Buch {HSA Bd. 8, S. 136,2} —144,32). Lichter der Julfeyer — Anspielung auf das germanische Julfest {auch Julklapp, oder Mittwinterfest), bei dem die Verehrung für die Seelen der Toten %um Ausdruck gebracht wurde. Es war verbunden mit einem MummenschanAnstelle dieses heidnischen Festes wird heutzutage das Weihnachtsfest begangen. Jul-Feuer löschen — Das Julfeuer — das Feuer des Wintersonnenwendfestes — wird hier kombiniert mit dem Feuer des Sommersonnenwendfestes, dem Johannisfeuer, das nach altem Brauch umfangt und übersprungen wurde. wie die Irmensäule — In der deutschen Geschichte kannte man zwei Zum Kultus des Irmin, des mythischen Ahnherrn des ältesten und größten
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88,32 — 89,7
Elementargeister westgermanischen Stammes, der Herminonen, gehörende Säulen. Eine von ihnen befand sich in Westfalen, am Eresberge. jj2 wurde sie von Karl dem Großen verstört. Die andere war bei Scheidungen a.d.U., an der alten thüringischen Königsburg. Die Zerstörung einer Irmensäule bedeutete den Sieg über ein Volk. Als Quelle für den mythologischen Hintergrund kann Heine facob Grimms Abhandlung „Irmenstras^e und Irmensäule" (Wien iSif) zugrunde gelegt haben. Dort wird die Irmensäule gedeutet als kultisches Abbild der Weltensäule, die gemeinsam mit dem Weltenbaum den Himmel trägt. seiner Vorrede der Kindermährchen — Mit Hilfe dieser erwähnten Seiten von facob Grimm wollte Heine ursprünglich anhand von Beispielen geigen, daß vieles aus dem sogenannten heidnischen Volksglauben in die Märchen eingeflossen ist. Das kommt vor allem in dem Kapitel „Spuren heidnischen Glaubens" (Χ XXIX) %um Ausdruck. Auch in der französischen Fassung hatte Heine bereits den Verweis auf die Grimmschen Kindermärchen weggelassen {vgl. Traditions populaires. Septieme partie; HSA Bd.ij, S. j falls das Unternehmen zu Stande käme. [•••] Don Quixotte erscheint also jedenfalls in meinem Verlage von Herrn Dr Lewald übersetzt. — Mit dem Honorare von 1000 Fr. für Ihre ,Einleitung dazu einverstanden, bitte ich, dieselbe s. Z. Herrn Lewald gütigst Zukommen zu lassen und prompter Erfüllung meiner Verbindlichkeiten sich versichert zu halten." (HSA Bd. 24, S. 393,32—394,2 und 394,8—12) — Scheibles Bemühen wurde jedoch durch das rasche Erscheinen der sehr erfolgreichen französischen Ausgabe des „Don Quichote" zunichte gemacht, und das Projekt mußte vorläufig aufgegeben werden. Lewald teilte Heine deshalb am 24. Mai 1836 mit: „Dubochet hat ja schon seine Uebersetzung des Don Quixotte angekündigt. Da ist keine Concurrenz mehr möglich. Während wir unsre Holzschnitte noch nicht fertig haben, hat er alle Welt schon mit seiner Uebersetzung vollgeschwemmt. So leid es Scheible that, mußte er nun von diesem Unternehmen abstehen und läßt Sie sehr um Entschuldigung bitten. Allein es liegt nicht an ihm. Er bittet Sie für ähnliche Fälle um Ihre Unterstützung." (HSA Bd. 24, S. 400,8—13) Jedoch als Adolf Fritz Hvass, Geschäftsführer des „Verlags der Classt ker", Mitte Dezember nach Paris kam und auch Heine aufsuchte, war das Projekt einer Einleitung zu einer deutschen „Don Quichote"-Ausgabe erneut im Gespräch. Am 10. Dezember 1836 hatte Lewald den Besuch von Hvass bei Heine mit den Worten angekündigt: „Herr Hvass wird mit Paulin wegen des illustrirten Don Quixottes unterhandeln; seyn Sie ihm dabei behilflich. Dubochet hatte Jemand zur Leipziger Messe geschickt und es versucht ihn anzubringen aber vergebens und er wird jetzt wohl die Saiten etwas niedriger spannen, als früher. / Zugleich
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Einleitung %um „Don Quixote"
wird es gewünscht von Ihnen die mir versprochene Einleitung erhalten. Ich habe Herrn Hvass gesagt daß Sie 2000frcs dafür begehrten." {HSA Bd. 24, $.424,29—34) Und am 29. Dezember 1836, nachdem die angekündigte Unterredung ζwischen Hvass und Heine stattgefunden und Heine offensichtlich zugesagt hatte, konnte ihm Hvass schreiben: „Da ich nun den Contrakt mit Dubochet & Comp, abgeschlossen, bitte ich Sie, die Vorrede Don Quixote gef. schreiben wollen." {HSA Bd. 24, S. 429,34 —430,1) Vermutlich gab nun Heine in einer weiteren Unterredung seine bindende Zusage, denn sogleich nach seiner Rückkehr übersandte ihm Hvass am 14. Januar 1837 {HSA Bd. 2j, Nr. 332) die Hälfte des vereinbarten Honorars, nämlich joo Francs. Aus der Höhe dieser Summe wird ersichtlich, daß Heines Wunschforderung von 2000 Francs Honorar, wie sie in dem bereits erwähnten Brief Lewaids vom 10. Dezember 1836 t(um Ausdruck kam, nicht erfüllt wurde {vgl. Lewald an Heine; HSA Bd. 24, Nr. 31 j). Heine bekam insgesamt nur 1000 Francs; in verschiedenen Briefen — in früheren als auch in späteren als dem genannten Lewaldschen Brief — war stets nur die Rede von 1000 Francs gewesen. So auch in dem Brief von Johannes Scheible vom 14. April 1836 {vgl. Scheible an Heine; HSA Bd. 24, Nr. 288), ja Lewald selbst hatte Heine schon einen Tag vorher die Zustimmung des Verlages %ur Honorarforderung von 1000 Francs angekündigt: „Er [gemeint ist Scheible] schreibt heute selbst an Sie ihm die Einleitung %um Cervantes liefern und bietet Ihnen mit Vergnügen die 1000 Franken dafür." {Lewald an Heine; HSA Bd. 24, S. 393,2f.) Ob diese Angelegenheit auf einem Irrtum Lewaids beruht — vielleicht gar nur ein bloßer Schreibfehler ist — oder aber Heine seine Ansprüche etwas niedriger schraubte, ist nicht eindeutig klären. Auch in einem Brief Heines an seine Mutter vom 17. Februar 1837 hieß es: „Die erwähnten 500 Fr beziehen sich auf eine Vorrede, die ich zu einer neuen Ausgabe des Don Quixote schreibe, und die mir mit 1000 Fr, nemlich 500 gleich und 500 nach Absendung des Manuskripts, honorirt wird." {HSA Bd. 21, S. 183,26—28) Hvass veröffentlichte nun im Namen des „Verlags der Classiker" einen Subskriptionsprospekt {Pierpont Morgan Library, New York), in dem es — Heines Beteiligung an dem Unternehmen betreffend — hieß: „Sollen wir noch etwas über die Einleitung von H. Heine sagen? Unter allen deutschen Dichtern hat wohl keiner mehr innern Beruf, bei der deutschen Nation Cervantes Meisterwerk in dieser Gestalt einzuführen, als der, in so mancher Beziehung sehr nahe Geistesverwandte des Cervantes, Heine." Heine begann daraufhin — in der £weiten Januarhälfte 1837 — mit der Arbeit am Manuskript, dessen Fertigstellung ihm wegen einer Grippeerkrankung und unvorhergesehener Umarbeitungen etwas Umstände gemacht hatte — ein £weiter {nicht überlieferter) Brief von Hvass erreichte ihn erst, nachdem er mit seiner Arbeit begonnen hatte. An den Anfang seiner Einleitung setzte Heine ein Stück Text {S. 137,5 — 138,22), das schon einige fahre früher entstanden war und erstmals 1831 in Die Stadt Lukka als Capitel X V I publiziert wurde {vgl. Erläuterung 138,24f.). Die Einleitung war etwa nach Mitte Februar fertiggestellt; in dem schon gitterten Brief Heines an seine Mutter vom IJ. Februar 1837 heißt es noch, daß er gerade an einer Vorrede einer neuen Ausgabe des Don Quichote schreibe {vgl. HSA Bd. 21, Nr. 618). Bereits eine Woche später, am 24. Februar 183j, sandte er das fertige Manuskript an Hvass nach Stuttgart mit den
Entstehung
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Worten: „Was mich betrifft, so leide ich seit vier Wochen an der Grippe, und ich fürchte, die beykommende Arbeit, die Vorrede zum „ D o n Quixote", hat der Influenz dieser Krankheit nicht entgehen können. Sie hätten dieselbe aber bereits längst in Händen, wenn mir Ihr Brief nicht durch Portier- oder Briefträger-Dummheit so spät zukam, und dann mußte ich den Anfang wieder ganz umarbeiten, als ich Ihren zweyten Brief erhielt, worin Sie mir melden, daß der Uebersetzer auch Viardots Bericht über das Leben des Cervantes mittheilt. Ueberhaupt aber war es mir störsam, daß ich nicht wußte, mit welchen Noten oder sonstigen Erklärungen der Uebersetzer das Buch begleitet, und daß ich nur wenige von den Holzschnitten bis jetzt sehen konnte. Und doch war vieles hierüber zu sagen. Wenn Sie am Schlüsse etwa Noten geben (geben Sie sie bey Leibe nicht u n t e r dem Text), so möchte ich wohl noch einige Schlußworte, eine kleine Nachrede, zum „ D o n Quixote" geben, und ich glaube, da Sie das Buch wahrscheinlich in Lieferungen publiziren, ist dergleichen dieser Publikazion förderlich. Es versteht sich, daß ich nichts dafür verlange. Da ich für solches Nachwort Zeit genug habe, so kann ich ohne Mühe in einer kleinen Mußestunde etwas Besseres schreiben als jetzt mit aller Anstrengung. Für diesen Fall dürften Sie ankündigen, daß ich das Buch mit V o r r e d e und N a c h w o r t begleite, f . . . ] schicken Sie mir bald Geld, und wenn der Druck des Buches beginnt, schicken Sie mir die ersten Aushängebogen. Auch sagen Sie mir genau, wie lang der Druck dauert, damit ich mich darnach richte für den Fall, daß Ihnen mein Vorschlag einer Nachrede zusagt. ( H S A Bd. 21, S. 184,6—24 und I8J,IJ — Ip) — Eine Nachrede dieser kleinen Schrift hat Heine nicht mehr verfaßt. Das Resthonorar von weiteren joo Francs erbat er sich in dem vordem erwähnten Brief an Hvass vom 24. Februar 1837: „f...] und Sie, mein werthester Herr Hvas, bitte ich, mir den Rest des Honorars, 5 00 Franks, in einem Wechsel auf Paris recht bald zuzusenden. Ich sage: sobald als möglich, denn ich bin nicht stark bey Casse. — ( H S A Bd. 21, S. 184, 36—ß8) Heine erhielt das Geld aber erst am 8. April i8ßy zugeschickt, nachdem er Hvass wahrscheinlich am 4. April gemahnt hatte {vgl. Hvass an Heine, 8. 4. i8ßj; HSA Bd. 2j, Nr. 349)· Wie auch immer, wenn auch nicht 2000 Francs, so waren schon 1000 Francs, %umal für solch eine Schrift, eine beachtliche, relativ schnell verdiente Summe Geldes, die Heine sehr gelegen gekommen sein dürfte. Ob Heine die erbetenen Druckbögen erhielt, um eventuell noch Korrekturen an ihnen durchführen können, kann nur vermutet werden. Wenn ja, dann könnte das bis %um April der Fall gewesen sein, da sich das Manuskript Anfang Mär χ schon beim Verlag befand, wie aus dem Brief Heines an fulius Campe vom 1. Mär% i8ßy ersichtlich wird (HSA Bd. 21, Nr. 622). Das überlieferte Manuskript ist eine Reinschrift von Schreiberhand {h), etliche Stellen darin weichen ab von der Einleitung der Erstausgabe des „ Verlags der Classiker" (Stuttgart i8}f) sowie dem Text des unveränderten Nachdruckes (Pforzheim 1842) {vgl. Mitteilungen %um Text). Falls Heine diese Schreiberhandschrift wirklich als Druckvorlage benutzen ließ, konnte er die zumeist geringen Veränderungen des Textes nur nach Erhalt der Druckbogen vom Verlag vorgenommen haben, da das Manuskript (h) keinerlei Bearbeitungsspuren von ihm aufweist. Diese Reinschrift müßte
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Einleitung %um „Don Quixote"
dann £wischen dem iy. und dem 24. Februar i8jy entstanden sein. Es wäre jedoch auch denkbar, daß Heine selbst noch ein Manuskript herstellte, indem er die Reinschrift von Schreiberhand als Grundlage benutzte und daraus eine andere, korrigierte Reinschrift herstellte und diese dem Verlag als Druckvorlage schickte. Heine schrieb am Mai i8ßy an seinen alten Verleger Julius Campe: Ich weiß nicht, ob ich Ihnen schon mahl gesagt, daß ich diesen Winter eine Einleitung zum Donquixote geschrieben für Herrn Hvas, den Faktor einer mir ganz unbekannten Societät; er gab mir dafür 1000 Franks und erhielt leider das Schlechteste, was ich je geschrieben habe. — Ich hatte die Grippe, als ich dergleichen zur bestimmten Zeit auf Kommando und aus Geldnoth schrieb. (HSΑ Bd. 21, S. 204,14—19) Heine sah sich wohl da^u genötigt, weil er damit rechnete, daß er den langjährigen Freund und Verleger seiner Bücher sehr verstimmt hatte. Dieser hätte auch allen Grund gehabt, mit Heine ^u grollen, hatte der doch nicht allein die Einleitung Don Quixote als ein Auftragswerk des „ Verlags der Classiker" geschrieben, sondern ja vor allem mit dem Stuttgarter Verlagsunternehmen Verbindungen geknüpft, um über eine Gesamtausgabe seiner Werke verhandeln. Das mußte Julius Campe brüskieren und kränken, %umal er Bedenken gegen Verlagsbuchhandlungen solcher Art und auch insbesondere gegen August Lewald hegte. Diese äußerte er Heine gegenüber schon in einem Brief vom j. April i8jy: „Daß Sie wahrscheinlich nach Hamburg kommen werden, das ist mir sehr lieb; Sie sollen dann sehen, wie schön mir ein grauer Kopf steht! alles Früchte, die Sorgen auf mich geschüttelt haben. Bis dahin habe ich einen sauren Weg wandern gehabt, müheseeliger wie irgend Einer der Verleger neuerer Zeit. Ich bin ohne eigenes Vermögen %um Geschäft gekommen, habe nie mit fremden Gelde gearbeitet; so ging ich langsam, aber sicher; nie spielte ich König oder Bettelmann, wie Frankh. Sein Loos sagte ich vorher, [...] Nur richtig war meine Prophe^eihung und schon in der nächsten Meße wahr. Diesem Exempel folgen in Stuttgart mehrere. Mit fremden Gelde Verlagsunternehmungen machen, ist wahrer Betrug! Schlägt ein Geschäft fehl, liegt der Kerl auf den Rücken und muß mit den Rücken das Seinige Ansehen! Was ist nun beßer, bescheiden und sicher, als im Gallop und unsicherem Schritte fliegen?— " (Campe an Heine; HS A Bd.2j, S. 38,12 —26). Der erwähnte Friedrich Gottlob Franckh war der Eigentümer der Brodhagschen Buchhandlung, in dessen Besit% sich auch der „Verlag der Classiker", welchen er mitgegründet hatte, befand. Und wenige Tage darauf, am 10. Mai i8jy, wiederholte Heine noch einmal, wohl um Campe beruhigen: Die Vorrede zum Donquixote, die ich diesen Winter für Herrn Hvaas schrieb, der jetzt als Verlag der Classiker sich ankündigt, muß längst erschienen seyn. Ich thats des lieben Geldes wegen, und schon am schlechten Styl werden Sie es merken. (HSΑ Bd. 21, S. 210,8—11) fulius Campe wiederum schrieb einen Brief an Heine vom iy. Mai , in Beantwortung vor allem seiner Briefe vom l}. April (mit welchem Heine Campe den unterschriebenen Contrakt über die Gesamtausgabe seiner Schriften, der nun doch zustande gekommen war, mitschickte) und vom und 10. Mai i8)y: „Wißen Sie nicht wer die Societät , Verlag der Claßiker' leitet, der Sie Ihre Feder liehen? — Sie sagen mir, Sie wüßten es nicht; — ich nehme an, daß Sie von mir nur die Bestätigung wißen wollen: daß der famose ,Ambaßadeur
Entstehung des künftigen freien Deutschlands' — Herr Franckh, auf Hohen Aschberg logierend, es ist! — — / In Leipzig verlautete es, und in Correspondent Artikeln hieß es, mit Scheible stände es sehr mißlich [•••] Nur das kann ich aus guter Quelle nachweisen, daß seine Meß Einnahme erbärmlich ausgefallen ist. Sie werden dennoch anders Calculieren, glauben, es sey von mir Animosität so zu sprechen: Sie sind überzeugt Benedikt hielte ihn. Allein bedenken Sie, diese Leute sind nicht Assof cies], sondern nur Darleiher eines Capitales, die bei ungünstiger Fahrt zu erst zugreifen und umstoßen! — In Stuttgart werden noch kuriose Dinge vorgehen!" (HSA Bd.2j, S. 48,26—38) Campes Bedenken waren verständlich, so könnte man annehmen, daß Heine wenigstens im Nachhinein überzeugt war, daß er nicht nur moralisch verpflichtet war, ihm die Gesamtausgabe seiner Werke querst und vor anderen möglichen Interessenten anzubieten — sondern es auch unklug war, mit unseriösen Partnern solch ein bedeutendes Vorhaben angehen zu wollen. Ob Heine dieses jedoch mit fester Absicht und mit Hinblick auf ein wirkliches Resultat tat, sei dahingestellt. Er hatte diesen Ausbruchsversuch aus dem bewährten Verhältnis Autor— Verleger vermutlich inszeniert, um ein Druckmittel gegen Julius Campe zu haben. Denn jener war %u diesem Zeitpunkt nicht bereit, eine Gesamtausgabe mit Heines Werken herauszubringen. Diesbezüglich äußerte Campe sich mehrmals eindeutig in seinen Briefen an Heine (vgl. Briefe vom 21.2., 24.3. und 17. j . 1837; HS Α Bd. 2;, Nr. 342, 34/ und Der Hauptgrund, mit der Herausgabe der Gesammelten Werke Heines noch ZU warten, war das Verbot der Heineschen Schriften in Preußen. Aus einem Brief von Hvass vom 28. April 1837 wußte Heine bereits, daß sich die Auslieferung der „Don Quichote" -Ausgabe einige Zeit hinziehen könnte. Hvass berichtete ihm, daß die Berliner Zensurbehörde, von deren Zustimmung der Vertrieb der Ausgabe in Preußen abhängig war, Schwierigkeiten machte. „Gleich nach Empfang Ihres Manuscripts sandten wir dasselbe nach Berlin zur Censur; vor einigen Tagen erhalten wir es aber mit der Bemerkung zurück, ,daß die Censurbehörde nach dem Erscheinen des Werkes darüber entscheiden werde, ob der Debit für die preußischen Staaten erlaubt werden könne oder nicht.' I Die Ursache dieser Verfügung suchen wir zunächst darin, daß die Censurbehörde vielleicht glaubt, die Uebersetzung ist von Ihnen; weßhalb wir hierüber von den 2 Gelehrten, die die Uebersetzung besorgen, ein Dokument ausstellen ließen, das nun, nebst Ihrer Einleitung (die wir absetzen ließen), wiederum nach Berlin geht. / Wie sehr uns daran gelegen sein muß, das Werk auch in Preußen anzeigen zu dürfen, werden Sie leicht einsehen. Würden Sie nicht die Güte haben, Schritte in dieser Sache zu thun? — Wird uns der Debit in Preußen versagt, dann ist die ganz« Unternehmung verfehlt" (HSΑ Bd. 2}, S. 4J,8—2i). — Es ist kaum anzunehmen, daß Heine dieser Bitte von Hvass nachkam. Was war geschehen? Am 20. März 1837 hatte der Berliner Buchhändler Trautwein (im Auftrag der Verleger) das Manuskript an die Zensurbehörde gesandt mit der Bitte um schnelle Bearbeitung (vgl. Trautwein an Tzschoppe, 20.3.1837; Pierpont Morgan Library, New York), die es ihm jedoch schon wenige Tage danach mit dem Bescheid Zurückschickte, daß man sich „diesseits auf die Censur des Manuskripts nicht einlassen könne". Erst wenn das gedruckte Exemplar vorliege und eingereicht werde, könne weiter entschieden werden (Tzschoppe an Trautwein, 31.3.1837; Pierpont Morgan Library, New York). Daraufhin ließ Hvass den Druck beginnen und am 16. Mai 1837 durch den
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Einleitung
„Don
Quixote"
Buchhändler und Inhaber der Plahnschen Buchhandlung, L. Nit^e, beim Preußischen Innenministerium die Debiterlaubnis beantragen. Das Innenministerium übergab das beiliegende Exemplar am 9. Juni 1837 dem Zensor Karl Ernst John %ur Bearbeitung {vgl. Innenministerium an T^schoppe, 12.6.1837; Pierpont Morgan Library, New York). Da keine Antwort erfolgte, machte Nit^e am 10. Juli 1837 eine Eingabe an das Innenministerium, um die Debiterlaubnis für Heine zu erhalten. Am gleichen Tag legte der Geheime Hofrat John dem Oberzensurkollegium ein Gutachten vor, in dem er den Inhalt der Einleitung als „unbedenklich" erklärte. Allerdings nur, wenn fünf — bzw. 4, faßt man zwei unmittelbar miteinander verbundene zusammen — von ihm als unzulässig bezeichnete Stellen gestrichen würden {vgl. John an Oberzensurkollegium, 10.7.1837; Zensurakten, Pierpont Morgan Library, New York). Dabei handelte es sich erstens um die „ausdrückliche Erwähnung' des vierten Teils der Reisebilder {vgl. S. 158,24—26), „eines Werks hinsichtlich dessen bereits lange vor dem allgemeinen Verbot der Heineschen Schriften ein spezielles Verbot ergangen"; zweitens um die Text stelle: Ach, ich habe seitdem erfahren, daß es eine eben so undankbare Tollheit ist, wenn man die Zukunft allzu frühzeitig in die Gegenwart einführen will und bei solchem Ankampf gegen die schweren Interessen des Tages nur einen sehr mageren Klepper, eine sehr morsche Rüstung und einen eben so gebrechlichen Körper besitzt! Wie über jenen, so auch über diesen Donquixotismus schüttelt der Weise sein vernünftiges Haupt. — Aber Dulcinea von Toboso ist dennoch das schönste Weib der Welt; obgleich ich elend zu Boden liege, nehme ich dennoch diese Behauptung nimmermehr zurück, ich kann nicht anders, — stoßt zu mit Euren Lanzen, Ihr silberne Mondritter, Ihr verkappte Barbiergesellen! (S. 139,22—32) Im Zusammenhang mit dieser Textpartie fand es der Zensor anstößig und unzulässig, daß Heine, „indem er sein angeblich nur der Zeit vorgreifendes Streben als eine Donquixotterie in entgegengesetzter als die von Cervantes geschilderte bezeichnet, seine Gegner mit den den Helden von Mancha im ungleichen Kampfe überwältigenden verkappten Barbiergesellen vergleicht und somit die gegen seine literarische Richtung ergriffenen Maßregeln lächerlich Zu machen sucht". Als dritte {bzw. dritte und vierte Stelle) sollte die Stelle Jede Fürstlichkeit ist ihr verhaßt {S. 143,3 f.) getilgt werden, die an den vorhergehenden Satz Ja, die Gesellschaft ist ihrem Wesen nach republikanisch {S. 143,3) gedanklich anschließt. Diesen Satz erwähnt der Zensor John zwar in seinem Gutachten, hält ihn aber wohl für noch gerade erlaubt, da er „keineswegs zu Gunsten der Republik spräche", die Weiterführung desselben, die Behauptung, daß der bürgerlichen Gesellschaft jede Fürstlichkeit verhaßt sei, empfindet er als anstößig und ebenso unrichtig; somit sei „mindestens der letztgedachte Passus in der vorliegenden Fassung unzulässig' {vgl. John an Oberzensurkollegium, 10.7.1837; Pierpont Morgan Library, New York). Fünftens und letztens nimmt John Anstoß daran, daß „der Heine von den Verdiensten seiner Dichterschule spricht und bemerkt, daß sie eine heilsame Reaction gegen den einseitigen Idealismus im deutschen Liede bewirkt habe, so erscheint die Zulässigkeit einer solchen Belobung zwar mindestens zweifelhaft, indessen könnte man wohl eher darüber hinweggehen, da das Eigenlob wohl nicht leicht Jemand bestechen und irreleiten wird". Des weiteren macht John noch einige Bemerkungen über den „mysteriöse[η] Verlag der Klassiker", der „eigentlich
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ein Unternehmen des derweilen noch auf der Feste Hohen Asperg inhaftirten famosen Buchhändlers Frankh" sei. Diese waren auch nicht da^u angetan, eine Fürsprache für die Debiterlaubnis von Heines Einleitung zu bewirken. Die oberste preußische Zensurbehörde Schloß sich dem Urteil Johns an {vgl. T^schoppe an v. Rochow, 2. 8.1837; Pierpont Morgan Library, New York). Darauf teilte das Innenministerium am 21. August 1837 Nit^e mit, daß auf Grund des eingeholten Gutachtens die beantragte Erlaubnis %um Vertrieb des Buches in Preußen „wegen mehrerer in der Heineschen Einleitung befindlicher für unzulässig erachteter Stellen nicht ertheilt werden könne" {vgl. Innenministerium an Oberzensurkollegium, 21. 8. 1837, und Innenministerium an Nit^e, 26.9. i8jj; Pierpont Morgan Library, New York). Nit^e schrieb daraufhin am 21. September 1837 an das Innenministerium, daß die Verleger, damit das Werk auch in Preußen erscheinen dürfe, Heines Einleitung weglassen würden {Nit^e an Innenministerium, 21. September 1837, a.a.O.), worauf am 26. September 1837 vorerst „eine Ankündigung dieses Werks in den öffentlichen Blättern seitens des Censors" erlaubt, aber noch keine Debiterlaubnis erteilt wurde {Innenministerium an Nit^e, 26.9.18p; Pierpont Morgan Library, New York). Die endgültige Erteilung einer Debiterlaubnis wurde davon abhängig gemacht, daß „die von der Verlagshandlung beabsichtigte Veränderung' auch wirklich geschehen sei. Die Ankündigung der Prachtausgabe des „Don Quichote" nebst Heines Vorrede las auch Julius Campe. In einem Brief vom 22. Oktober 1837 äußerte er erstens nochmals seine Bedenken gegen August Lewald: „Lewald bezahlte ich als er auf den Todt in München lag, einen Roman im Voraus, weil er nicht die Medizin kaufen konnte, und ohne alle Mittel war. Heute sind es circa 7 Jahre und noch habe ich keinen Buchstaben, und schreibt er nicht Bücher fort und fort, die ihm als die Würmer abgehen?" {HSΑ Bd. 2;, S.90,3 — 6) Und an anderer Stelle des Briefes schreibt Campe speziell zum „Don Quichote": „Noch habe ich eine Bemerkung, die Sie persönlich angeht. Haben Sie von Frankh oder dem Bureau der Classiker den Prospect, die Placate, die Anzeigen des von Ihnen bevorworteten Don Quixotte genau angesehen? Thun die Kerle nicht so, als hätten Sie das Buch übersetzt? — [...] Möglich, daß ich die Sache scharf ansehe, aber gewiß sind viele Leute der Ueber^eugung: Sie haben es gethan. Und für einen solchen Anhang ist das gezahlte Honorar nicht genug, da sind Sie betrogen oder doch gemißbraucht worden, auf eine Weise, die ich nicht gutheißen kann, die wol einer Rüge werth wäre." {HSA Bd.2j, S. 91,28—38) Ob nun August Lewald wirklich wie geplant die Übersetzung des „Don Quichote" ausgeführt hatte, wie in dem eingangs erwähnten Brief Scheibles an Heine vom 14. April 1836 angekündigt, konnte nicht festgestellt werden. Dagegen spricht allerdings die Aussage des Geschäftsführers des Verlags, Adolf Fritz Hvass, „von den 2 Gelehrten, die die Ueberset^ung besorgen", die er in einem etwas späteren Brief an Heine getroffen hatte {28.4.1837; HSA Bd. 2;, S. 4j,ij). Der „Verlag der Classiker" legte nun jedenfalls das Werk im Druck vor, und zwar in Zwei Varianten: einmal ohne Heines Einleitung und einmal mit dieser, aber in beiden Fällen mit gleichem Titelblatt, ohne noch einmal, des Kleinkriegs gegen die preußische Bürokratie müde, bei der Berliner Zensurbehörde vorstellig zu werden {vgl. John an Tzschoppe, 7.12.1837; Pierpont Morgan Library, New York). Diese Unterlassung
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bedeutete praktisch das Verbot der Heineschen Vorrede in Preußen. Am 24. Oktober iSjy schrieb August Lewaid an Heine: „An Ihrer Einleitung wird jet^t gedruckt; der Don Quixotte mußte anfangen. In Preußen ist sie verboten." (HSA Bd.2j, S. 9j,iof.) Und am 24. Dezember 1837 teilte Lewald Heine mit: „Ihr Name ist in Preußen noch immer streng verboten; Ihre Einleitung %um Don Quixotte darf in Preußen nicht verkauft werden und die Theater Revue wird dort gewiß Ihres Aufsatzes wegen confiscirt." (HSA Bd.2j, S.9/,18—21) Im Januar 18)9 wurde der „ Verlag der Classiker" von der Firma Dennig, Finck