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German Pages 543 [548] Year 1996
HEINRICH HEINE SÄKULARAUSGABE Bandaufteilung:
ABTEILUNG I I 2 3 4 5
6 7
8
9
10
11
12
Gedichte 1812—1827 Gedichte 1827-1844 und Versepen Gedichte 1845-1856 Tragödien. Frühe Prosa Reisebilder I Reisebilder II Uber Frankreich Über Deutschland. Kunst und Philosophie Prosa Pariser Berichte Lutezia Späte Prosa
ABTEILUNG II !3 14 15
16 !7 18
Poemes et legendes Tableaux de voyage I Tableaux de voyage II Italie De l'Allemagne I De l'Allemagne II De la France Lutece
ABTEILUNG III 20—23 Briefe 24—27 Briefe an Heine
ABTEILUNG IV 28—29 Lebenszeugnisse 30 Gesamtregister
HEINES WERKE SÄKULARAUSGABE · BAND 4 KOMMENTAR
HEINRICH
HEINE SÄKULARAUSGABE
WERKE · BRIEFWECHSEL LEBENSZEUGNISSE
Herausgegeben von der Stiftung Weimarer Klassik und dem Centre National de la Recherche Scientifique in Paris
HEINRICH
HEINE BAND 4
T R A G Ö D I E N · FRÜHE PROSA 1820 —1831
KOMMENTAR
Bearbeiter Elke Richter u n t e r E i n b e z i e h u n g d e r Vorarbeiten v o n Karl Wolfgang Becker
AKADEMIE VERLAG CNRS E D I T I O N S
Gedruckt mit Unterstützung des Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der V G W O R T
Die Ausgabe stützt sich auf die Bestände der B I B L I O T H E Q U E N A T I O N A L E · PARIS (Cabinet des Manuscrits), des HEINRICH-HEINE-INSTITUTS • DÜSSELDORF und der STIFTUNG WEIMARER KLASSIK (Goethe- und Schiller-Archiv)
Redaktoren dieses Bandes Felicitas Marwinski, Regine Otto und Christa Stöcker
Akademie Verlag H S A : I S B N 3-05-000450-9 Band 4 K : I S B N 3-05-002196-9 C N R S Editions Band 4 K : I S B N 2-271-05419-2 © Akademie Verlag 1996 Der Akademie Verlag ist ein Unternehmen der VCH-Verlagsgruppe. Gesamtherstellung: Druckhaus „Thomas Müntzer" G m b H , Bad Langensalza Printed in the Federal Republic of Germany
INHALT
Editionsgrundsätze
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K O M M E N T A R ZU B A N D 4 Zu diesem Bande
19
Almansor Entstehung Überlieferung Mitteilungen zum Text Erläuterungen
21 46 47 60
William Ratcliff Entstehung Uberlieferung Mitteilungen zum Text Erläuterungen
93 115 116 117
Briefe aus Berlin Entstehung Uberlieferung Erläuterungen
127 137 137
Ueber Polen Entstehung Uberlieferung Erläuterungen
227 235 235
6
Inhalt
Die Romantik Entstehung Uberlieferung Erläuterungen
270 273 273
„Tasso's Tod". Trauerspiel in fünf Aufzügen. Von Wilhelm Smets Entstehung Uberlieferung Erläuterungen
284 286 287
„Rheinisch-westfälischer Musen-Almanach, auf das Jahr 1 8 2 1 " Entstehung Überlieferung Erläuterungen
306 308 308
Berichtigung Entstehung Uberlieferung Erläuterungen
332 332 332
Boucher, der Sokrates der Violinisten Entstehung Überlieferung Erläuterungen
339 339 340
I. „ G e d i c h t e " von Johann Baptist Rousseau. II. „Poesien für Liebe und Freundschaft", von demselben Entstehung Überlieferung Erläuterungen
341 346 346
Über Albert Methfessel Entstehung Überlieferung Erläuterungen
368 369 370
„Struensee". Trauerspiel in fünf Aufzügen von Michael Beer Entstehung Überlieferung Erläuterungen
372 379 380
Inhalt
η
John Bull Entstehung Uberlieferung Erläuterungen
392 394 395
Die deutsche Literatur von Wolfgang Menzel Entstehung Uberlieferung Erläuterungen
397 407 407
Anmerkung zu Ignaz Lautenbacher, „Paraphrase einer Stelle des Tacitus" Entstehung Überlieferung Erläuterungen
430 431 431
Nachbemerkungen zu Karl von Hailbronner, „Körperliche Strafe" Entstehung Uberlieferung Erläuterungen
434 435 435
Der Thee Entstehung Uberlieferung Mitteilungen zum Text Erläuterungen
438 440 440 442
Einleitung zu Robert Wesselhöft, „ K a h l d o r f über den Adel in Briefen an den Grafen M. von Moltke" Entstehung Uberlieferung Mitteilungen zum Text Erläuterungen
444 453 453 461
AUS D E M N A C H L A S S Johannes Wit von Dörring Entstehung Uberlieferung
489 494
8
Inhalt Mitteilungen zum Text Erläuterungen
ANHANG Berichtigungen der Texte Personenregister
EDITIONSGRUNDSÄTZE
ι. D i e Heine-Säkularausgabe bietet in den Bänden 4 bis 12 der ersten Abteilung (Heines Werke in deutscher Sprache) Heines Prosaschriften und Tragödien. Jeder Band enthält die Texte, die dem Werkkomplex oder T h e m e n bereich für den jeweiligen Zeitraum des Bandes zu2uordnen sind, w o b e i die in Heines Nachlaß vorgefundenen Arbeitsnotizen ( A p h o r i s m e n und Fragmente) geschlossen (in Band 12) dargeboten werden. — D i e A n o r d nung der Texte innerhalb eines Bandes folgt thematischen bzw. chronologischen Gesichtspunkten. 2. D e m T e x t liegt jeweils der letzte v o n Heine durchgesehene D r u c k , bei den v o n ihm nicht veröffentlichten Werken das Manuskript oder, wenn dieses heute verschollen ist, ein nach ihm veranstalteter D r u c k zugrunde. Liegen mehrere solcher postumen D r u c k e vor, wird derjenige als Textvorlage gewählt, der Heines Intention vermutlich am nächsten kommt. Die Wiedergabe der Texte entspricht in Wortlaut, Orthographie, Interpunktion und G l i e d e r u n g der gewählten Textvorlage. O f f e n k u n d i g e D r u c k - bzw. Schreibfehler werden stillschweigend korrigiert. D r u c k - bzw. Schreibversehen, die als solche nicht zweifelsfrei zu bestimmen sind, werden im Text korrigiert und die Korrekturen im A b schnitt „Mitteilungen zum T e x t " des Kommentars nachgewiesen. D i e Schreibung der Eigennamen wird grundsätzlich nicht verbessert. Texthervorhebungen werden einheitlich durch Sperrdruck wiedergegeben. D a g e gen bleiben typographische Besonderheiten und Druckzufälligkeiten (Zierbuchstaben, Wechsel der Schrifttypen bei der Wiedergabe v o n Fremdwörtern u. ä.) unberücksichtigt. Alle Heine-Texte sind recte, Hinzufügungen des Bearbeiters kursiv gesetzt. 3. Jeder Textband wird durch einen Kommentarband ergänzt, der in den A b schnitten „ E n t s t e h u n g " , „ U b e r l i e f e r u n g " , „Mitteilungen zum T e x t " und „ E r l ä u t e r u n g e n " Nachweise zur Entstehung und Uberlieferung jedes Einzeltextes sowie textkritische und sachliche Erläuterungen zu diesem T e x t enthält. D i e Tatsache, daß Heine eine Reihe v o n Werken zu einer größeren Einheit (ζ. B. „Reisebilder", die Bände des „ S a l o n " ) zusammengefaßt und
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Editionsgrundsät^e als solche publiziert hat, macht es außerdem erforderlich, die Entstehungsgeschichte solcher Werkeinheiten gesondert darzustellen. Im Abschnitt „Entstehung" werden, unter Berücksichtigung aller die Textgeschichte erhellenden historischen und biographischen Zeugnisse und künstlerischen Aspekte, die Entstehungsetappen des jeweiligen Textes und dessen Druckgeschichte dargestellt. Mit Ausnahme der aus dem Nachlaß veröffentlichten Texte wird die Druckgeschichte grundsätzlich nur bis zu Heines Tod mitgeteilt. Die Rezeption eines Werkes wird nur soweit berücksichtigt, wie sie Einfluß auf dessen weitere Bearbeitung durch den Dichter gehabt hat. Abschließend wird die Wahl der Textvorlage begründet. Unter der Rubrik „Uberlieferung" werden alle in Betracht kommenden Textzeugen in chronologisch geordneter Ubersicht bibliographisch exakt verzeichnet. Sie sind durch eine Sigle gekennzeichnet. Die Angabe des Standortes der Handschrift besagt zugleich, daß diese im Original oder in Fotokopie der vorliegenden Edition zugrunde gelegt werden konnte. Wenn nur ein Faksimile oder ein Druck, dem eine heute verschollene Handschrift zugrunde lag, benutzt werden konnte, ist dies ausdrücklich vermerkt. Drucke, die Heine nicht durchgesehen, aber gebilligt hat (ζ. B. die dritte Auflage der „Reisebilder. Zweyter Theil"), werden angeführt, jedoch wird hier die Seitenangabe nicht vermerkt zum Zeichen, daß die Änderungen in diesen Drucken nicht von Heine herrühren und deshalb auch für die „Mitteilungen zum Text" nicht ausgewertet worden sind. Die Angabe der jeweiligen Textvorlage wird durch Halbfettdruck hervorgehoben. Die Beschreibungen der Handschriften dienen dem Zweck, eine eindeutige Identifizierung des Textzeugen zu ermöglichen. Das leisten die Kennzeichnung der Handschriften, Informationen über Standort, Besitzer (Institutionen werden dabei mit ihren heute gültigen Namen genannt), Umfang, Format, verwendetes Schreibmaterial, über inhaltliche und formale Besonderheiten sowie die inhaltliche Bestimmung. Bei der Kennzeichnung der Handschriften werden folgende Begriffe verwendet: R e i n s c h r i f t — Von Heine oder einem autorisierten Schreiber angefertigte (eventuell geringfügig korrigierte) Niederschrift eines vorläufig oder endgültig fertiggestellten Textes. Sie kann bestimmt sein durch ihre Funktion i. als Druckvorlage, 2. als Text zur handschriftlichen Verbreitung vor dem Druck und 3. als Widmung, Albumblatt u. ä. K o n z e p t — O f t mehrfach überarbeiteter Entwurf einer größeren in sich selbständigen Texteinheit, der Inhalt und Struktur des späteren Textes erkennen läßt. — Eine Reinschrift, die in späteren Arbeitsgängen stark überarbeitet wurde, nimmt wieder den Charakter eines Konzeptes an.
Editionsgrundsät^e A b s c h r i f t — Eine Niederschrift, die von einer durch Heine nicht autorisierten Person nach einer nicht überlieferten Vorlage oder nach mündlichem Vortrag durch den Dichter angefertigt wurde. Infolge der unterschiedlichen Behandlung der Heine-Handschriften durch die jeweiligen Besitzer sind heute in vielen Fällen nur noch in geringem Umfang exakte Angaben über den ursprünglichen Zustand der Papiere (Format, Farbe, Beschaffenheit) möglich, die für editorische Schlußfolgerungen wichtig wären. Die Formatangaben erfolgen nicht in Millimetern, sondern unter Verwendung der im Buch- und Bibliothekswesen gebräuchlichen Größenbezeichnungen in 8°, 4 0 , 2 0 , wobei folgende, an Heine-Handschriften gewonnene Maße zugrunde gelegt werden 8° — im Bereich 75 bis 150 mm X 120 bis 230 mm; 4 0 — im Bereich 130 bis 250 mm X 230 bis 350 mm; 2 0 — im Bereich 230 mm und größer X 350 mm und größer. (Alle Angaben in der Reihenfolge Breite X Höhe.) Auf die Beschreibung der verwendeten Papiersorten wird im allgemeinen verzichtet, da Merkmale wie Wasserzeichen, Farbe usw. in bezug auf Handschriften aus dem in Frage kommenden Zeitraum selten einen bestimmenden Aussagewert haben. Sie werden nur dann angeführt, wenn sie nachweislich als Kriterien für Datierung bzw. chronologische Einordnung einer Handschrift gelten können. Im Abschnitt „Mitteilungen zum T e x t " werden Informationen gegeben, die sich auf die Gestalt des jeweiligen Textes beziehen. Dazu gehören: a) vom Autor schriftlich fixierte, aber wieder geänderte oder auch verworfene Textversuche sowie relevante Abweichungen (Varianten) anderer autorisierter gedruckter oder handschriftlicher Textzeugen von der Textvorlage. Als relevante Abweichungen vom edierten Text gelten solche Textstellen, die Einsicht in die inhaltlichen und formalen Intentionen des Dichters gewähren. Das betrifft Änderungen der inhaltlichen Aussage, der Anordnung, der Wortfolge und der Wortwahl wie auch gravierende Änderungen der Interpunktion (die bei der gedruckten Überlieferung nur in den Fällen berücksichtigt werden, in denen Heines Mitwirkung nicht auszuschließen ist). Als nicht relevant angesehen werden Schwankungen in der Orthographie, offenkundige Druck- und Schreibversehen sowie Sofortkorrekturen solcher Versehen in der handschriftlichen Uberlieferung, die keine Aussage zulassen. Graphische Befunde in den Handschriften werden nur dann mitgeteilt, wenn sie Informationen über die Entstehung des Textes vermitteln; b) notwendige, die gewählte Textvorlage verändernde textkritische Eingriffe des Bearbeiters, wie die Änderung nicht zweifelsfrei zu bestimmender Druck- bzw. Schreibversehen;
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Editionsgrundsät^e c) Zusätze zum edierten Text, wie Widmungen, Mottos und Fußnoten, die in anderen Textzeugen, nicht aber in der für den edierten Text gewählten Vorlage enthalten sind. Die Textversuche, Varianten und die textkritischen Eingriffe werden in der Form eines negativen Apparates verzeichnet, d. h. die Textstelle, die von der Varianz betroffen ist, wird nicht noch einmal wiederholt, sondern es werden nur die Abweichungen anderer Textzeugen mitgeteilt. Die von der Varianz betroffene Stelle wird durch die Angabe der Seiten- und Zeilenzahl sowie durch dem edierten Text entnommene, durch Halbfettdruck gekennzeichnete Stützworte kenntlich gemacht, wobei die Wiedergabe der betreffenden „Mitteilungen zum Text" in der Regel durch das letzte noch nicht von der Varianz betroffene Wort des edierten Textes eingeleitet und mit dem ersten nicht mehr betroffenen Wort abgeschlossen wird. Jedoch kann auf ein zweites Stützwort, sei es am Anfang oder am Schluß der betreffenden Mitteilung, verzichtet werden, wenn die Zuordnung der Varianz eindeutig ist. Bei mehreren Abweichungen innerhalb einer Textpartie wird diese vollständig verzeichnet. Erstreckt sich eine Abweichung über eine größere Textpartie, so wird der Text als Einheit behandelt und durch die entsprechenden Zeilenzahlen gekennzeichnet. Abweichungen anderer Textzeugen, die sich auf Einzelbefunde dieser als Einheit behandelten Textpartie beziehen, werden gesondert mitgeteilt; die betreffenden Seiten- und Zeilenzahlen werden dann wiederholt. Die Mitteilung einer Varianz, die in verschiedenen Textzeugen in lediglich unterschiedlicher orthographischer Form auftritt, erfolgt nach der Angabe aller Siglen grundsätzlich in der orthographischen Form des dabei zuerst angeführten Textzeugen, wobei eindeutige Schreibund Druckversehen stillschweigend korrigiert werden. Bei der Darbietung stark durchkorrigierter handschriftlich überlieferter Textpassagen wird Wert auf eine übersichtliche Wiedergabe der einzelnen Textschichten gelegt. Dabei wird der ermittelte Textzusammenhang mitgeteilt, so daß auch Wiederholungen von einzelnen Textstellen notwendig werden können, die in der Textvorlage bzw. im edierten Text nur einmal vorhanden sind. Diese Wiederholungen werden nicht besonders gekennzeichnet. Mehrere aufeinander folgende Textversuche werden durch fortlaufende Ziffern { [ i ] , [ 2 ] ) , mehrere aufeinander folgende Korrekturen innerhalb eines Textversuches durch Buchstaben { [ a ] , [ b ] , [ a i ] . [ a 2 ] ) gekennzeichnet, wobei die jeweils folgende Ziffer bzw. der jeweils folgende Buchstabe die vorhergehenden Ziffern bzw. Buchstaben aufhebt. Wenn die aus den Korrekturen hervorgegangene letzte Stufe mit dem edierten Text übereinstimmt, wird diese nach der letzten Ziffer bzw. dem letzten Buchstaben in der Regel nicht mitgeteilt, sondern durch die Angabe s. Text ersetzt. In den Fällen aber, in denen es sich nur um ein Wort handelt, wird statt dieses Hinweises das Wort selbst im Halbfettdruck gegeben.
Editionsgrundsät^e
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Als „Erläuterungen" werden zum besseren Verständnis des Textes notwendige Informationen über historische, literarische und biographische Tatsachen und Zusammenhänge sowie über sprachliche und formale Eigenheiten gegeben, wobei auf Textinterpretation grundsätzlich verzichtet wird. Direkte und indirekte Zitate sowie die von Heine benutzten Quellen werden nachgewiesen, sofern sie eindeutig zu ermitteln waren. Querverweise deuten auf ähnliche oder weiterführende Stellen im Gesamtwerk des Dichters oder auf vorangegangene oder folgende Erläuterungen im Kommentar hin. Sie werden beim Bezug auf den Text mit der betreffenden Seiten- und Zeilenangabe des Textbandes (ζ. B. vgl. S. 28,11), beim Bezug auf den Sachkommentar mit der betreffenden Seiten- und Zeilenangabe der Texterläuterung (ζ. B. vgl. 28,11) versehen. — Für den Kommentar wurde die gesamte Heine-Literatur einschließlich der kritischen Ausgaben herangezogen. Wegen der Fülle der aufzunehmenden Titel wurde auf ein Literaturverzeichnis verzichtet. Genutzt wurde insbesondere die Düsseldorfer Heine-Ausgabe, für den vorliegenden Band vor allem: Heinrich Heine. Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke. In Verbindung mit dem Heinrich-Heine-Institut herausgegeben von Manfred Windfuhr. Band 5: Almansor. William Ratcliff. Der Rabbi von Bacherach. Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski. Florentinische Nächte. Bearbeitet von Manfred Windfuhr. Hamburg 1994; Band 6: Briefe aus Berlin. Uber Polen. Reisebilder I / II (Prosa). Bearbeitet von Jost Hermand. Hamburg 1973; Band 10: Shakespeares Mädchen und Frauen und Kleinere literaturkritische Schriften. Bearbeitet von Jan-Christoph Hauschild. Hamburg 1993 und Band 11: Ludwig Börne. Eine Denkschrift und Kleinere politische Schriften. Bearbeitet von Helmut Koopmann. Hamburg 1978. Generell erfolgt der Nachweis von Sekundärliteratur nur dort, wo durch sie ein spezieller Sachverhalt erklärt wird oder wo bei der Erläuterung dieses Sachverhaltes widersprüchliche Auffassungen in der Forschung bestehen. Zu erläuternde Stellen des Abschnittes „Mitteilungen zum Text" werden im Anschluß an die Erläuterungen zum edierten Text kommentiert. Lücken in der Kommentierung werden angezeigt. Nicht erläutert werden Begriffe und Fakten, die zum Allgemeinwissen gehören bzw. mit Hilfe moderner, allgemein zugänglicher lexikalischer Nachschlagewerke leicht zu ermitteln sind. Die Kennzeichnung der zu erläuternden Textstelle erfolgt durch die Angabe der Seiten- und Zeilenzahl und eines oder mehrerer dem Text entnommener Bezugsworte, die halbfett gedruckt sind. Umfangreichere Bezugsstellen werden verkürzt wiedergegeben, die Auslassungen durch drei Punkte markiert, die selbst nicht zum edierten Text gehören. Der Band wird durch ein Personenregister abgeschlossen. Dieses enthält alle im Text- und Kommentarband vorkommenden Personennamen mit Ausnahme derer von mythologischen und literarischen Figuren sowie de-
Editionsgrundsät^e rer von Verfassern von Sekundärliteratur. Zur eindeutigen Bestimmung der Personen dienen Angaben wie Vornamen, Lebensdaten, Tätigkeiten u. a. m. Soweit Erklärungen im Text erwähnter biographischer Einzelheiten, Bezüge u. ä. notwendig sind, erfolgen diese im Abschnitt „Erläuterungen". Auch im Kommentarband sind alle Heine-Texte recte, alle vom Bearbeiter stammenden Ausführungen kursiv gesetzt. Eine Ausnahme bilden die sich auf den Textband beziehenden Seitennachweise, die ebenfalls recte gesetzt sind. 4. Es werden folgende im Duden nicht angegebene bzw. weniger gebräuchliche Abkürzungen und editorische Zeichen verwendet: D egh. ehem. gestr. Η h HSA Slg. abc χ, x—x [ ] / / /
Druck eigenhändig ehemals gestrichen Handschrift (eigenhändig) Handschrift (nicht eigenhändig) Heine-Säkularausgabe Sammlung Unterpunktierung für unsichere Lesung in der Handschrift Kennzeichnung nicht lesbarer Buchstaben bzw. Worte in der Handschrift eckige Klammern zur Kennzeichnung von Eingriffen (Auslassungen, Zusätze) und Bemerkungen des Bearbeiters Schrägstrich zur Kennzeichnung von Gliederungen bei Zitaten im Kommentar Kennzeichnung des Strophenendes bei Gedichtzitaten im Kommentar
5. In den Abschnitten „Entstehung" und „Erläuterungen" werden bei Quellenangaben folgende Abkürzungen verwendet: Galley / Estermann
Heinrich Heines Werk im Urteil seiner Zeitgenossen. Herausgegeben von Eberhard Galley und Alfred Estermann. Band 1 : Rezensionen und Notizen zu Heines Werken von 1821 bis 1831. Herausgegeben und kommentiert von Eberhard Galley. Hamburg 1981; Band 2: 1830—1834. Herausgegeben und kommentiert von Alfred Estermann. Hamburg 1985. [Heine-Studien. Begründet von Manfred Windfuhr. Herausgegeben von Joseph A. Kruse / HeinrichHeine-Institut der Landeshauptstadt Düsseldorf],
Editionsgrundsät^e Kanoivsfy-Liste
M. Werner
WA
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Walter Kanowsky, Liste der von Heine in Bonn und Göttingen entliehenen Bücher. In: Heine als Benutzer der Bibliotheken in Bonn und Göttingen. In: Heine-Jahrbuch 1973, S. [vgl. vorliegender Band S. 44—46]. Begegnungen mit Heine. Berichte der Zeitgenossen. Herausgegeben von Michael Werner in Fortführung von Η. H. Houbens „Gespräche mit Heine". Band 1: 1797—1846. Band 2: 1847—1856. Hamburg 1973. Goethes Werke. Hrsg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen. Weimar 1887—1919.
KOMMENTAR ZU BAND 4
ZU DIESEM
BANDE
Band 4 der Heine-Säkularausgabe enthält die Tragödien sowie die erzählende und publizistische Prosa der zwanziger und frühen dreißiger Jahre. Er ist damit das Bindeglied ^wischen der Lyrik des jungen Heine und den Reisebildern sowie den großen kritischen Schriften der dreißiger Jahre, der Romantischen Schule und Z u r Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland. Der Band ist nach drei Gattungen gegliedert: Tragödien, Reiseberichte, kritische Schriften. Die beiden Tragödien Almansor und William Ratcliff werden in der Textgestalt gedruckt, in der sie 182$ in den Tragödien, nebst einem lyrischen Intermezzo erschienen. Diese ohnehin nur äußerliche Einheit wurde später von Heine selbst aufgelöst und das Lyrische I n t e r m e z z o dem Buch der Lieder zugeordnet (vgl. HS Α Bd. 1). D i e Briefe aus Berlin werden in den beiden Fassungen gedruckt, die Heine autorisiert hat: als ausführliche Reportage für den „Rheinisch-westfälischen Anzeiger" (1822) und als gekürzte Be arbeitung für den zweiten Teil der Reisebilder (182/). Die frühen kritischen Schriften, in der Hauptsache Rezensionen zur Literatur, sind lediglich in Journaldrucken überliefert. Innerhalb der drei Teile erfolgt die Anordnung nach chronologischen Gesichtspunkten, wobei der Abschluß in der vom Dichter autorisierten Form, in der Regel der Erstdruck bzw. die erste Buchveröffentlichung, maßgebend ist. Daher wurden Werke nicht aufgenommen, an denen Heine zwar in dieser Zeit nachweislich auch arbeitete, die er jedoch erst viele Jahre später fertiggestellt und veröffentlicht hat wie A u s den Memoiren des Herren v o n Schnabelewopski oder D e r Rabbi v o n Bacherach. Die im selben Zeitraum entstandene Lyrik wurde in die entsprechende Abteilung der Heine-Säkularausgabe aufgenommen (vgl. HS Α Bd. 1 und 2). Bei der Lektüre der Briefe der zwanziger undfrühen dreißigerJahre fällt auf, daß Heine damals nach großen literarischen Formen, nach der Tragödie und dem Roman, strebte. Was ihm in dieser Hinsicht gelang, blieb hinter seinen Erwartungen zurück. Dafür betrat er mit den Versuchen, die während der Berliner Studienzeit (1821—182}) und seiner Polenreise (1822) gesammelten Eindrücke literarisch zu verarbeiten, einen Weg, der χμ den Reisebildern führte, mit denen ihm schon sehr bald, mit der Harzreise von 1824, der literarische Durchbruch als Prosaschriftsteller gelingen sollte. Der kleine Aufsatz Romantik (1820) und die im darauffolgenden Jahrzehnt entstandenen und in unterschiedlichen Zeitschriften veröffentlichten Rezensionen bereiteten die großen kritischen Schriften der dreißigerJahre vor.
20
Zu diesem Bande
Auf den nochmaligen Abdruck von Mitteilungen oder Erklärungen, die Heine in Zeitschriften veröffentlichen ließ, die aber bereits als Anlagen %u bestimmten Briefen in Band 20 gedruckt sind, wurde vernichtet. Wenn sie in direktem Zusammenhang mit den Texten des Bandes stehen, wie die Erklärung für den Baron von Schilling (j. j. 1822) mit den Briefen aus Berlin, werden sie an entsprechender Stelle in der Entstehungsgeschichte oder in den Erläuterungen erwähnt b%w. ausführlich %itiert. Die Anmerkungen Immermanns „Tulifäntchen", die oftmals auch den frühen Schriften zugeordnet werden, sind persönliche Mitteilungen Heines an Immermann, die nicht für den Druck vorgesehen waren. Sie wurden daher in den vorliegenden Band nicht aufgenommen, sondern erscheinen zusammen mit dem entsprechenden Brief Heines (vgl. HS Α Bd. 20, Nr. 341).
ALMANSOR. EINE TRAGÖDIE.
ENTSTEHUNG Die Arbeit an der Tragödie Almansor erstreckte sich mit Unterbrechungen über einen Zeitraum von fast drei Jahren, vom Sommer 1820 bis %um Frühjahr 182}, wobei die erste zusammenhängende Entstehungsphase im Januar 1821 endete. Hauptteile des Dramas erschienen im darauffolgenden November in der Berliner Zeitschrift „Der Gesellschafter oder Blätter für Geist und Her%". Eine Fortführung b%w. Wiederaufnahme der Arbeit am Almansor im Jahre 1822 läßt sich nicht belegen. Die nachweislich letzten Veränderungen erfuhr das Drama im Februar und Mär.ζ 1823 während der Drucklegung der ersten und Heines Lebzeiten einzigen Buchausgabe. Den Plan, eine Tragödie v(u schreiben, faßte Heine gegen Ende seiner Bonner Studienzeit, vermutlich im Frühsommer 1820, als er in einem Kreis dichtender Studenten verkehrte, %u dem u. a. Friedrich Steinmann, Johann Baptist Rousseau, zeitweise Wilhelm Smets und bis Anfang Juli auch Friedrich von Beughem gehörten. Smets hatte damals bereits seine Tragödie „Tasso's Tod" (Köhlen% 1819) veröffentlicht (vgl. Heines Rezension t(u Tasso's T o d ; i". 198—214,), und auch Steinmann arbeitete an dramatischen Versuchen (vgl. Heine an Steinmann, 4. 2. 1821; HS Α Bd. 20, Nr. I J ) . Heine durchlebte im Frühjahr und Sommer 1820 eine für ihn literarisch fruchtbare Phase, in der insbesondere der Umgang mit dem in Bonn lehrenden August Wilhelm Schlegel anregend wirkte. Am I J . Juli 1820 schrieb Heine darüber an Beughem: Ueber mein Verhältniß mit Schlegel könnte ich D i r viel erfreuliches schreiben. Mit meinen Poesien war er sehr zufrieden, und über die Originalität derselben fast freudig erstaunt. Ich bin zu eitel um mich hierüber zu wundern. Ich habe mich sehr g e d o c k e n gefühlt als ich neulich v o n Schlegel förmlich eingeladen wurde, und bei der rauchenden K a f f e t a s s e stundenlang mit ihm plauderte. Je öfter ich zu ihm k o m m e , desto mehr finde ich welch ein großer K o p f er ist, [. . .] (HSA Bd. 20, S. 2$,28—34) In dieser Zeit entstand außerdem der kleine Aufsat^ D i e Romantik (vgl. S. 195—197,), der als erste Prosaarbeit Heines am 18. August 1820 im „Rheinisch-westfälischen Anzeiger" erschienen ist. Mit der Niederschrift des Dramas begann Heine allem Anschein nach nicht vor August 1820. Die Eintragungen in das Leihregister der Bonner Universitätsbibliothek belegen eine intensivere Beschäftigung mit dem Stoff der Tragödie erst ab Ende Juli (hierzu und den folgenden Angaben vgl. Kanowsky-Liste). Auch die Erinnerungen der Bonner
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Almansor
Freunde deuten auf den Spätsommer 1820 als Entstehungszeit von ersten Teilen des Almansor. „Die Mitte des Augustmonats des letztgedachten Jahres [ 1820] bis zur Hälfte des Octobers brachte er [Heine] in dem Bonn gegenüberliegenden Dorfe Beul, wo er sich für die Ferien eingemiethet hatte, und hier begann er in einsamer Zurückgezogenheit seine bekannte Tragödie Almansor, weltche er über die Hälfte niedergeschrieben, als er %ur Fortsetzung seines Studiums nach Göttingen abging." (F. Steinmann, Taschenbuch für deutsche Literatur-Geschichte. i.Jg., Münster 18)4, S. j j f ) Ahnliches weiß Rousseau in seiner biographischen Skizze zu berichten: „Den Herbst 1820 brachte Heine in Beul dem freundlichen, Bonn gegenüber liegenden Dörflein, und begann dort in tiefster Zurückgezogenheit seine Tragödie Almansor. Daß er in ihr nur seine eigenen Seelen^ustände schilderte, erkennt Jeder auf den ersten Blick. [. . .] Er las es mir Scene vor Scene, wie es ihm eben aus der Feder geflossen war, vor, und gab mir zugleich manche gute, ihm durch die Praxis klar gewordene Lehre über die mögliche Formausbildung des fünffüßigen Jambus. — Im Oktober 1820 trennten wir uns [. . .] Von Bonn begab er sich z u r Fortsetzung seiner Studien nach Göttingen." (J. B. Rousseau, Heinrich Heine. Eine Charakterskivg}. In: Deutsches Nationalblatt für Unterhaltung, Literatur, Kunst und öffentliches Leben. i.Jg., Berlin 184), Nr. 2/, S. ιογ) Beide Freunde verlegen in ihren Erinnerungen den Zeitpunkt von Heines Abreise aus Beuel irrtümlich in den Oktober, als der Dichter Bonn bereits verlassen hatte. Mit "ziemlicher Sicherheit hat er sich in Beuel im August und September aufgehalten und am Almansor gearbeitet. Für September 1820 wird Heines Aufenthalt in Beuel durch eine Eintragung in das Album des Bonner Mitstudenten Isaak Coppenhagen, das Gedicht Fröhliche Mahle (vgl. HS Α Bd. 1, S. 2jo,i—2i), belegt. Es trägt die Datierung Beul (bey Bonn) d 13 Sept 1820 (HSΑ Bd. 20, i". 2j,2j). Die früheste zMSammenhängende Entstehungsphase des Almansor endete im Januar 1821 in Göttingen, wohin sich Heine wahrscheinlich noch im September, spätestens aber Anfang Oktober 1820 zur Fortsetzung seines Studiums begeben hatte. Der Immatrikulationsvermerk der Universität Göttingen trägt das Datum 4. Oktober 1820. Am 29. Oktober schrieb Heine den Bonner Freunden Steinmann und Rousseau: Wie ich bis zur Zeit meiner Abreise gelebt, was ich in Beul gesagt und gesungen, und wie ich mich noch zuletzt in Bonn herumgetrieben habe, wirst Du gewiß schon an Rousseau erzählt haben, lieber Steinmann ich habe jetzt, bis auf einige Zeilen, den 3. A k t meiner Tragödie geschlossen. Das war der schwerste und längste Akt. Hoffentlich werde ich diesen Winter die beiden übrigen Akte auch vollenden. Wenn das Stück auch nicht gefallen wird, so wird es doch wenigstens ein großes Aufsehen erregen. In diesem Stücke habe ich mein eignes Selbst hineingeworfen, mit sammt meinen Paradoxen, meiner Weisheit, meiner Liebe, meinem Hasse und meiner ganzen Verrücktheit. Sobald ich es ganz fertig habe, übergebe ich es ohne weiteres dem Druck. Es wird schon aufs Theater kommen — gleichviel wann. (HSA Bd. 20, S. 29,11—22) Am November 1820 wiederholte Heine in einem Brief an Beughem: Die ersten vierzehn Tage meines Hierseins habe ich durchaus Nichts anders gethan, als daß ich den dritten Akt meiner Tragödie schrieb. Dieser war der größte. Die noch
Entstehung
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übrigen z w e i A k t e w e r d e ich erst k ü n f t i g e n Januar schreiben. D e n n jetzt m u ß ich furchtbar o c h s e n . D i e s g e s c h i e h t auch. G i n g ich ja d o c h des O c h s e n s halber hierher. (HSΑ Bd. 20, S. 33,30—34) Demnach müssen also die ersten beiden Akte des A l m a n s o r bereits in Bonn b%w. Beuel entstanden sein. Wenn Heine auch, wie anzunehmen und im Brief an Beughem angekündigt, Anfang November 1820 die Niederschrift der Tragödie unterbrach und sich wieder mehr seinem juristischen Studium zugewandt hat, so belegen doch die Eintragungen im Leihregister der Universitätsbibliothek Göttingen, daß er sich daneben weiter mit der spanisch-maurischen Geschichte beschäftigte und ziemlich intensive Shakespearestudien betrieb (Konows ky-Liste Nr. 7—IJ). Wahrscheinlich hat sich der Dichter an seinen im Brief vom 9. November geäußerten Plan gehalten und die n o c h übrigen z w e i A k t e des A l m a n s o r im Januar 1821 niedergeschrieben. Einer Tagebuchaufzeichnung von Heines Göttinger Kommilitonen August Meyer vom 23. Februar 1821 ist zu entnehmen, daß der Dichter zu Beginn des Jahres 1821 im Freundeskreis Proben aus dem A l m a n s o r vorgelesen hat: „Ich muß einer Episode in meinem Leben von diesem Winter gedenken, die ein junges Dichtergenie, namens Heinrich Heine aus Düsseldorf darin spielte. Ich lernte ihn zufällig bei Straube einen Nachmittag etwa Mitte Dezembers kennen, [. . .] Er hatte nun ein unglückliches Trauerspiel, Almansor, begonnen aus dem er denn von Zeit zu Zeit Vorlesungen hielt. Er hielt es für gut, der Wahn wurde ihm aber genommen, und er mußte zuletzt, wiewohl mit vielen Schmerzen, halb und halb eingestehen, daß wir Recht hätten." (Zitiert nach: Jürg Mathes, Heine im Göttinger Freundeskreis von August Meyer. In: Heine-Jahrbuch 1982, S. 136) Am 4. Februar 1821 teilte Heine dem Bonner Freund Steinmann mit: [. . .] aber v o r h e r will ich, da D u es d o c h dringend verlangst, über meine eigne T r a g ö d i e sprechen. / Ich habe mit aller K r a f t a n s t r e n g u n g daran g e a r b e i t e t , kein H e r z b l u t und keinen G e h i r n s c h w e i ß dabei g e s c h o n t , habe bis a u f einen halben A k t das G a n z e fertig, und zu m e i n e m E n t s e t z e n finde ich, daß dieses v o n mir selbst angestaunte und v e r g ö t t e r t e P r a c h t w e r k nicht allein keine g u t e T r a g ö d i e ist, s o n d e r n gar nicht mal den N a m e n einer T r a g ö d i e verdient. (HSΑ Bd. 20, S. 36,23—2p) Die Äußerung zeugt zudem von Heines zwiespältigem Verhältnis zu seinem Erstlingsdrama, woran sich auch in späterer Zeit grundsätzlich nichts änderte. Daß die Arbeit an der Tragödie Ende Januar 1821 zunächst einmal beendet war, bestätigen auch die Eintragungen im Leihregister der Göttinger Universitätsbibliothek. Am 22. Januar 1821 hatte Heine die letzten Werke entliehen, die vermutlich im Zusammenhang mit dem A l m a n s o r stehen, Herders „Stimmen der Volker in Liedern" und „Blumenlese aus morgenländischen Dichtern" (Kanowsky-Liste Nr. 21; vgl. S. 28 und30).
Insgesamt belegen die Entleihungen in Bonn und Göttingen, daß der Dichter während der ersten vergleichsweise zusammenhängenden Entstehungsphase des A l m a n s o r vom Juli 1820 bis Ende Januar 1821 kontinuierliche und weitreichende Quellenstudien betrieb. Aus den Eintragungen lassen sich im wesentlichen Quellenbereiche des A l m a n s o r ermitteln: Werke zur spanischen Geschichte einschließlich der Geschichte der Inquisition sowie Werke zur Herrschaft und Kultur der Mauren. Hinzu kommen wichtige literarische An-
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regungen, die Heine %um Teil schon lange vor der Entstehungs^eit des Dramas aufgenommen hatte. Als eine der frühesten Anregungen kann Fouques Romanze „Don Gayseros" aus dem Roman „Der Zauberring" (Nürnberg 1812) gelten. Im Nachlaß von Heines Schulfreund Christian Sethe befindet sich eine Abschrift des Fouqueschen Gedichtes, die von Heine stammt und nach dem Schriftbild schließen in der Düsseldorfer Schulzeit, vermutlich um 181j, entstanden sein muß. (Die Handschrift befindet sich im Heine-Institut, Düsseldorf. ) Am 10. funi 182ß, nachdem Heine Fouque ein Widmungsexemplar der Tragödien, nebst einem lyrischen Intermezzo geschickt hatte, schrieb er ihm, auf die Gayseros-Roman^e eingehend: Ich erinnere mich, die Romanze v o n D o n n a Clara und D o n Gasairos im Zauberring, an die ich in den bedeutendsten Lebenssituationen lebhaft gedacht, und die ich in manchen Augenblicken selber geschrieben zu haben vermeine, diese liebliche Romanze hat mir o f t vorgeschwebt, als ich den Almansor schrieb. (HSΑ Bd. 20, S. 89,57—90,2) Bezüge %wischen Heines Drama und der Fouqueschen Romanze bestehen insbesondere in der Figurenkonstellation, dem sich daraus ergebenden Konflikt und dem Schauplatz der Handlung; auch bei einzelnen Motiven und dem Namen der weiblichen Hauptgestalt gibt es Ubereinstimmungen (vgl. 20,380 und 40,916). Der Text der Romanze lautet in der Fassung der Erstausgabe von Fouques „Zauberring" (a. a. O., Teil 1, S. IJO—IJJ): „Don Gayseros, Don Gayseros, Wunderlicher, schöner Ritter, Hast mich aus der Burg beschworen, Lieblicher, mit deinen Bitten. Don Gayserös, Dir im Bündniß, Lockten Wald und Abendlichter. Sieh mich hier nun, sag' nun weiter, Wohin wandeln wir, Du Lieber?" „Donna Clara, Donna Clara, Du bist Herrin, ich der Diener, Du bist Lenk 'rin, ich Planet nur, Süße Macht, 0 wollstgebieten!" „ Gut, so wandeln wir den Berghang Dort am Kruzifixe nieder; Wenden drauf an der Kapelle Heimwärts uns, entlängst die Wiesen." ,^4.ch, warum an der Kapelle? Ach, warum bei'm Kruzifixe?" — „Sprich, was hast Du nun streiten ? Meint ich ja, Du wärst mein Diener."
Entstehung „Ja, ich schreite, ja ich wandle, Herrin gamζ nach Deinem Willen." — Und sie wandelten zusammen, Sprachen viel von süßer Minne. „Don Gayseros, Don Gayseros, Sieh, wir sind am Kruzifixe, Hast Du nicht Dein Haupt gebogen Vor dem Herrn, wie andre Christen?" „Donna Clara, Donna Clara, Könnt' ich auf was anders blicken, Als auf Deine garten Hände, Wie sie mit den Blumen spielten ?" „Don Gajseros, Don Gajseros, Konntest Du denn nichts erwiedern, Als derfromme Mönch Dich grüßte, Sprechend: Christus geb' Dir Frieden?" „Donna Clara, Donna Clara, Dutft' ins Ohr ein Laut mir dringen, Irgend noch ein Laut auf Erden, Da Du flüsternd sprachst: „Ich liebe? „Don Gajseros, Don Gayseros Sieh' vor der Kapelle blinket Des geweihten Wassers Schaale! Komm und thu' wie ich, Geliebter!" „Donna Clara, Donna Clara, Gänzlich muß ich jet^t erblinden, Denn ich schaut' in Deine Augen, Kann mich selbst nicht wiederfinden." „Don Gayseros, Don Gayseros, Thu mir's nach, bist Du mein Diener, Tauch' in's Wasser Deine Rechte, Zeichn' ein Kremζ auf Deine Stirne." Don Gayseros schwieg erschrocken, Don Gay serös floh von hinnen; Donna Clara lenkte bebend Zu der Burg die scheuen Tritte. Nächtens klang die süße Laute Wie sie oft !(u Nacht geklungen, Nächtens sang der schöne Ritter, Wo er oft t(u Nacht gesungen.
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Almansor Und das Fenster klirrte wieder, Donna Clara schaut' herunter, Aberfurchtsam ihre Blicke Schweifend durch das thau'ge Dunkel. Und statt süßer Minnereden, Statt der Schmeichelworte Kunde Hub sie an ein streng Beschwören: „Sag, wer bist Du, finstrer Buhle?" „Sag, bei Dein' und meiner Liebe, Sag, bei Deiner Seelenruhe, Bist ein Christ Du? Bist ein Spanier? Stehst Du in der Kirche Bunde ?" „Herrin, hoch hast Du beschworen, Herrin, ja, Du sollst's erkunden. Herrin, ach, ich bin kein Spanier, Nicht in Deiner Kirche Bunde. Herrin, bin ein Mohrenkönig, Glüh'nd in Deiner Liebe Gluthen, Groß an Macht und reich an Schätzen, Sonder gleich an tapferm Muthe. Röthlich blühn Granadas Gärten, Golden stehn Alhambras Burgen, Mohren harren ihrer Kön'gin, — Fleuch mit mir durch's thau'ge Dunkel." „Fort, Du falscher Seelenräuber, Fort, Du Feind!" — Sie wollt' es rufen, Doch bevor sie Feind gesprochen, Losch das Wort ihr aus im Munde. Ohnmacht hielt in dunkeln Nethen, Ihr den schönen Leib umschlungen. Er alsbald trug sie %u Rosse, Rasch dann fort im nacht'gen Fluge. An dem jungen Morgenhimmel Steht die reine Sonne klar, Aber Blut quillt auf der Wiese, Und ein Roß, des Reiters baar, Trabt verschüchtert in der Runde, Starr steht eine reis'ge Schaar. Mohrenkönig, bist erschlagen Von dem tapfern Brüderpaar,
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Das Dein kühnes Räuberwagniß Nahm im grünen Forste wahr! Donna Clara kniet bei'm Leichnam Aufgelöst ihr goldnes Haar, Sonder Scheue nun bekennend, Wie ihr lieb der Tode war. Brüder bitten, Priester lehren, Eins nur bleibt ihr offenbar. Sonne geht, und Sterne kommen, Auf und nieder schwebt der Aar, Alles auf der Welt ist Wandel Sie allein unwandelbar. Endlich bau'η die treuen Brüder Dort Kapell' ihr und Altar, Betend nun verrinnt ihr Leben, Tag für Tag undJahrfür Jahr, Bringt verhauchend sich als Opfer Für des Liebsten Seele dar. Weniger genau läßt sich der Zeitpunkt bestimmen, dem Heine mit der arabisch-persischen Legende von „Medschnun und Leila", einem der Vorbilder für die Gestaltung des Liebesmotivs im Almansor, bekannt wurde. Möglicherweise lernte er die Legende durch Goethes „ West-östlichen Divan" (1819) kennen, in dem sie %u den sechs „Musterbildern" mythischer Liebesgeschichten in orientalischer Uberlieferung gewählt wird (vgl. Goethe, West-östlicher Divan. Buch der Liebe. WA, Abt. I, Bd. 6, S. 49). Allerdings lassen sich die ersten nachweisbaren Spuren einer „Divan"-Lektüre bei Heine erst einige Zeit später in seinen Briefen finden (vgl. Heine an Moser, 21. 1. 1824; HS Α Bd. 20, S. 136,28— i)j,8, und Heine an Christian!, 4. 9. 1824; a. a. O., S. 1/4,22). Von den vielen in Frage kommenden Versionen der Legende kannte Heine vermutlich die des persischen Dichters Dschami aus dem //. Jahrhundert näher, und %war in der deutschen Übersetzung von Anton Theodor Hartmann: „Medschnun und Lei'la. Ein persischer Liebesroman von Dschami. Aus dem Französischen übersetzt, mit einer Einleitung, Anmerkungen und drei Beilagen versehen" (Amsterdam 1808). Für diese Annahme spricht vor allem die Tatsache, daß die drei Stellen des Almansor, die direkt auf die Legende Be%ug nehmen, stoffliche und motivische Parallelen %u Hartmanns Dschami-Uberset%ung aufweisen (vgl. S. 18,337—339> 4 1 >949 S. 66,1645—1647, χμ '8)337—339 und %u 66,1643—67,1647). Direkte Hinweise auf Dschami enthalten zudem zwei Briefe Heines, die ebenfalls aus dem Jahre 1824 stammen (vgl. Heine an Moser, 21. 1. 1824; HS Α Bd. 20, Nr. 91, und Heine an Christiani, 26. 1. 1824; a. a. O., Nr. 92). Daß sich Heine während der ersten Entstehungsphase des Almansor mit arabischer Dichtung beschäftigt hat, belegt die bereits erwähnte Eintragung vom 13. September 1820 in das Album des Bonner Mitstudenten Coppenhagen, das Gedicht Fröhliche Mahle
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(vgl. HS Α Bd. ι, S. 2j 0,1—21, und HS Α Bd. 20, Nr. 9). Außer der Angabe von Ort und Datum findet sich unter dem Gedicht der Vermerk (Arrabisch) (a. a. O., S. 27,24; vgl. auch HS Α Bd. 1, S. 2/0,21). Die Originalverse stammen aus der altarabischen Sammlung „Hamäsa" von Abu Tammäm, in vollständiger deutscher Übersetzung von Friedrich Rückert erst i8ßi erschienen. Heines direkte Quelle war vermutlich Anton Theodor Hartmanns „Moallakat"- Verdeutschung „Die hellstrahlenden Plejaden am arabischen poetischen Himmel, oder die sieben am Tempel Mekka aufgehangenen arabischen Gedichte" (Münster 1802), in deren Einleitung das Gedicht „Fröhliche Gastmahle" als Muster altarabischer Poesie mitgeteilt wird (hierzu und %um folgenden vgl. Mounir Fendri, „Fröhliche Mahle" oder Heine und die „Moallakat". In: Heine-Jahrbuch 1977, S. 129—i)), sowie Ders., Halbmond, Kreuζ und Schibboleth. Heinrich Heine und der islamische Orient. Heine-Studien. Hamburg 19So). Den entscheidenden Hinweis auf die „Moallakat" könnte Heine wiederum in den „Noten und Abhandlungen %u besserem Verständniß des West-östlichen Divans" gefunden haben. Goethe hebt die „Moallakat" als „herrliche Schätze" der orientalischen Poesie lobend hervor (vgl. Goethe, Noten und Abhandlungen besserem Verständniß des West-östlichen Divans. Araber. WA, Abt. I, Bd. 7, S. 10f.). Heines erste ausführliche Würdigung des „West-östlichen Divan"findet sich im ersten Buch der Romantischen Schule (vgl. HS Α Bd. 8, S. 41,7—42,21). Uber die große Wirkung des „Divan" auf die deutsche Literatur bemerkt er: Es ist daher höchst bedeutsam, daß dieses Buch bald nach dem Faust erschien. Es war die letzte Phase G o e t h e s und sein Beispiel war v o n g r o ß e m E i n f l u ß auf die Literatur. Unsere Lyriker besangen jetzt den Orient, (a. a. O., S. 42,19—21) In den zwanziger Jahren erschien eine Reihe deutschsprachiger Lyriksammlungen, die formal an die orientalische Dichtung anknüpften, darunter 1821 Platens „Ghaselen" und 1822 Rückerts „Ostliche Rosen". In diesem Zusammenhang ist wohl auch Heines Beschäftigung mit arabischer Lyrik zu sehen, die mittelbar die Wahl seines Dramenstoffes beeinflußte. Heines vermutliche Quelle für das Gedicht Fröhliche Mahle (HSΑ Bd. 1, S. 2jo,i—20), Hartmanns „Moallakat"-Übersetzung, dürfte für den Dichter des A l mansor Zedern von weiterreichendem Interesse gewesen sein. Sie enthielt neben den Mustern altarabischer Sprachkunst eine ausführliche Einleitung und Erläuterungen zur Kultur und Geschichte der Araber. Rückblickend bekannte Heine am 10. April 182) in einem Brief an Immermann: Die vermaladeite Bildersprache, in welcher ich den Almansor und seine orientalischen C o n s o r t e n sprechen lassen muste, z o g mich ins Breite. (HSΑ Bd. 20, S. 80,7—9) Es läßt sich jedoch nicht mehr feststellen, in welchem Maße die Bildersprache des Almansor auf der Kenntnis orientalischer Dichter, d. h. der Übersetzungen ihrer Werke, beruhte, hatten um 1820 doch viele der von Heine gebrauchten metaphorischen Wendungen bereits Eingang in die deutsche Literatursprache gefunden. Neben den „Moallakat"-Gedichten kannte Heine zumindest aber auch Herders Übersetzungen von Saadi und verschiedenen anonymen Autoren. Am 22. Januar 1821 entlieh der Göttinger Student die „Blumenlese aus morgenländischen Dichtern" (Kanowsky-Liste Nr. 21). Spuren der Herder-Saadi-Lektüre finden sich schon im Brief vom 4. Februar 1821, in dem Heine dem dichtenden Freund Steinmann empfiehlt: A b e r
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überhaupt sei streng gegen Dich selbst. Dieses ist bei jungen Dichtern nicht genug anzuempfehlen. Lieblich singt der persische Goethe, der herrliche Sadi: /Streng sei gegen dich selbst. Beschneide die üppigen Reben, / Desto fröhlicher wächst ihnen die Traube dereinst. (HSΑ Bd. 20, S. ßy,2(S—ßo) Die erste Eintragung im Verleihregister der Bonner Universitätsbibliothek, die auf eine Beschäftigung mit dem Almansor-Stoff schließen läßt, findet sich unter dem 2j. Juli 1S20 und betrifft Igna^Aurelius Feßlers „Die alten und die neuen Spanier. Ein Völkerspiegel". Es folgten u. a. im August von Alexandre Adam „Histoire d'Espagne, depuis la decouverte qui en etefaite par les Pheniciens jusqu'ä la mort de Charles III" und im November bereits in Göttingen die Anleitung zur Kenntniß der allgemeinen Welt- und Völker-Geschichte für Studirende" von Christian Daniel Beck, ein Handbuch der Geschichte von den Anfängen bis zur Entdeckung Amerikas (Kanowsky-Liste Nr. j , 4 und /). Alle drei Autoren behandeln auch die Heine besonders interessierende Zeit der Vertreibung der Mauren aus Spanien (vgl. Mitteilungen %um Text, j, Ü), d. h. die Zeit der Reconquista. Heines eigenen Intentionen am nächsten kam zweifellos Feßler, der die Kulturleistungen der Mauren, ihren wohltätigen Einfluß auf Kunst, Wissenschaften und Ökonomie, würdigt und sie im Vergleich zu den fanatischeren Christen als mäßige und tolerante Sieger beschreibt: „Die Araber, noch immer menschlicher und gerechter, als einst die Vandalen in Afrika, begnügten sich mit der Unterthänigkeit und dem Tribute ihrer unterjochten Völker, ohne die gesellschaftlichen und bürgerlichen Verhältnisse derselben %u stören, den Koran ihnen aufzudringen, oder wie früher Hannibal mit den tapfern Olkadern verfuhr, als Nation sie aufzulösen." (Kanowsky-Liste Nr. Bd. 1, S. 336) Zur Geschichte der Inquisition informierte sich Heine nachweislich in drei Spezialgeschichten: Esprit Flechiers „Histoire du CardinalXimenes", entliehen am 19. August in Bonn; Heinrich Matthias August Cramers „Briefe über Inquisitionsgericht und Ketzerverfolgung in der römischen Kirche"; die Abhandlung des Altonaer Pastors Pluer über „Ursprung und Absichten der Inquisition, besonders der spanischen", die in Anton Friderich Büschings „Magazin für die neue Historie und Geographie" enthalten war (Kanowsky-Liste Nr. J, IJ und 19). Die beiden zuletzt genannten Werke, die vom protestantischen Standpunkt aus die Inquisition verurteilen, entlieh Heine erst im Januar 1821; seine Detailkenntnisse bezog er also hauptsächlich aus derfranzösischen Quelle. Flechier, Erzbischof von Nimes, verherrlicht die Taten Ximenes', des Erzbischofs von Toledo und Führers der spanischen Inquisition. Er teilt dabei viele historische Einzelheiten über die Bekehrung, Unterwerfung und Vertreibung der Mauren mit. Alle Autoren, insbesondere Beck und Feßler, verweisen auf einen für Heine vermutlich besonders wichtigen Aspekt, den engen Zusammenhang des Schicksals der Mauren mit dem der spanischen Juden. So ist Ζ; B. bei Beck zj* lesen: „Das Schicksal der Juden in Spanien hieng immer mit dem der Mauren zusammen. Sie waren öfters auf Anstiften der Bischöfe und Mönche verfolgt worden (ζ· B. ißpi, 1461). Acht Wochen nach Eroberung Granada's ergieng das königl. Edict, daß alle Juden dieser Länder, die sich nicht wollten taufen lassen, binnen 4 Monaten (eine Frist, die hernach gar auf einen Monat herabgesetzt wurde) das Land räumen sollten. [. . .] Das Reich soll ijoooo. (nach einigen gar 800000.) Menschen verloren haben." (Kanowsky-Liste Nr. j, Bd. 2, S. JII)
Almansor Heines Maurenbild wurde darüber hinaus auch geprägt durch den österreichischen Orientalisten Franζ von Dombay, der seiner Übersetzung der „ Geschichte der Mauritanischen Könige " des arabischen Geschichtsschreibers Ebulhaßan Aly Ben Abdallah, Ben Ebi Zeraa (Abu Ί-Hassan ihn Abi Zar' al-Fäsi) ausführliche kultur- und religionsgeschichtliche Kommentare beifügte (Kanowsky-Liste Nr. 6). Neben Feßlers „ Völkerspiegel" ist Dombays am j. September 1820, also noch ziemlich Beginn der Niederschrift des Almansor, entliehenes Werk wohl die wichtigste historische Quelle für Heines Drama. Außerdem entlieh der Dichter im November 1820 Louis de Cheniers „Recherches historiques sur les Maures, et histoire de Γempire de Maroc" (Kanowsky-Liste Nr. ij), worin ausführlich auf die politischen, kulturellen und religiösen Unterschiede ζwischen Arabern und Mauren eingegangen wird. Offenkundig ist auch die stoffliche Nähe des Almansor zu den historisierenden Romanen des Spaniers Gines Perez de Hita, vor allem der „Historia de las guerras civiles des Grenada" (1604?), die Ende des 18. und in der ersten Hälfte des 19. fahrhunderts in Frankreich und Deutschland eine ganze Reihe von Werken angeregt hatten. Für Heine stellte sich die Verbindung zu de Hita vermutlich über A. W. Schlegel her. Es ist sehr wahrscheinlich, daß Heine Schlegels Erzählung „Moray^ela, Sultanin von Granada" (1796) kannte, deren Stoff „aus der,Historia de las guerras civiles de Grenada por Gines Perez' entlehnt" war (A. W. Schlegel, Sämmtliche Werke. Hrsg. v. E. v. Böcking. Leipzig 1846, Bd. 4, S. 24J). De Hitas Werk las Heine aber nachweislich erst im November 1820, und ^war in der französischen Übersetzung von Alexandre Marie Sane, unter dem Titel „Histoire chevaleresque des Maures de Grenade, precedee de quelques reflexions sur les Musulmans d'Espagne, avec des Notes historiques et litteraires", 1801 in Paris erschienen (Kanowsky-Liste Nr. 9). Zweifellos hat auch de Hita bzw. sein Übersetzer Sane, neben Feßler und Dombay, Heines Vorstellungen vom „Maurentum" beeinflußt. Von A. W. Schlegel könnten außerdem auch die entscheidenden Anstöße zj* Heines Beschäftigung mit der spanischen Romanzenliteratur ausgegangen sein. Über die spanische Romanze bemerkt Schlegel u. a. im Aufsatz „Ueber Bürgers Werke": „So hallten in manchen spanischen Romanzen Scenen aus dem letzten Mohrenkriege so rührend wieder, daß es untersagt ward, sie zß singen, weil sich dabei eine unbezwingliche Trauer aller Hörer bemächtigte. In andern schimmerte die stille und brennende Liebe, die verwegne Eifersucht, die fantastische Galanterie des Castilianers unter mohrischen Namen und in der seidnen Pracht des untergegangenen Hofes zu Granada." (A. W. Schlegel, Ueber Bürgers Werke. In: Charakteristiken und Kritiken. Bd. 2, Königsberg 1801, S. 22) Schlegels Aufsatz war R"weiten Band der „Charakteristiken und Kritiken" enthalten, die Heine in der Entstehungszeit des Almansor gelesen hat; am 1. Februar 1821 bat er seinen Göttinger Kommilitonen August Meyer: D u kannst mir auch Schlegels Charactristiken mitbringen. (HSA Bd20, S. )j,6f.). Auch de Hitas „Guerras civiles" enthielten viele der spanischen Romanzen, die Heine aber ebenso aus anderen Überlieferungen bekannt gewesen sein könnten. Variationen der Gedichte über die maurischen Liebespaare „Zaid undZaida" bzw. „Gazul und Linderaja" finden sich in Herders „Stimmen der Völker in Liedern", die Heine im Januar 1821 in Göttingen las (Kanowsky-Liste Nr. 21), möglicherweise auch schon früher, läßt sich
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seine Herder-Lektüre doch schon für die Düsseldorfer Zeit nachweisen (vgl. Eberhard Galley, Harry Heine als Benutzer der Landesbibliothek in Düsseldorf In: Heine-fahrbuch ipyi, S. ß8f). Auf Herders, Volkslieder' und eine zweite deutsche Ausgabe altspanischer Romanzenliteratur, die gleichfalls auf de Hita zurückgeht, Friedrich Justin Bertuchs „Magazin der spanischen und portugisischen Literatur", verweist auch A. W. Schlegel in der Anmerkung ζum Stoff seiner Erzählung „Moray^ela". Heine entlieh im Januar 1821 Band %wei und drei des Bertuchschen „Magazins" (Kanowsky-Liste Nr. 18), kannte aber vermutlich auch den ersten Band mit Übertragungen spanischer „ Volks-Romanzen" und dem Fragment einer deutschen Übersetzung der „Guerras civile s". Die in Band zwei veröffentlichte „Geschichte des Gran Tacano. Oder Leben und Thaten des Er^schalks" von Francisco Gomeζ de Quevedo wirkte offenbar auf die Gestaltung der Figuren des Don Enrique und Don Diego (vgl. S. 30,626—699). „Romanzen aus dem Altspanischen" nach der von Jacob Grimm herausgegebenen Sammlung „Silva de romances viejos" (Wien 181j), übersetzt von F. W. Carove, und die Romanze „Lindaraja's Gefangenschaft und Befreiung" von Ο. H. von Loeben sind auch in der „ Wünschelruthe" (Nr. 1, S. j f , Nr. 6, S. 22f. und Nr. j, S. 2 j f ) veröffentlicht worden, einer von Heinrich Straube und J. Peter von Hornthal in Göttingen 1818 herausgegebenen Zeitschrift. Heine entlieh am //. Dezember 1820 den Sammelband des ersten und einzigen Jahrgangs (Kanowsky-Liste Nr. 14), der zudem auch J. Kreusers Aufsatz „ Ueber die Einführung des Chores auf unserer Bühne" (a. a. O., Nr. /, 8 und S. i8f. und S. 30—36) enthält. Die dort vertretenen Ansichten haben vermutlich auf die Gestaltung des Chores im Almansor gewirkt (vgl. χμ 48,11 j8—10,1238). Zu den mittelbaren literarischen Vorbildern sind schließlich auch die Werke Byrons und Shakespeares zu Zahlen, mit deren Studium bzw. Übersetzung sich Heine, den Anregungen A. W. Schlegels folgend, in der Konzeptions- und ersten Entstehungsphase des Almansor beschäftigte (Kanowsky-Liste Nr. 10 und 11; vgl. ZU 8,JO—9,J8). Möglicherweise wurde Heine in Bonn auch mit den Dramen Calderöns bekannt, die Schlegel übersetzt und herausgegeben hatte (vgl. Spanisches Theater. Hrsg. von A. W. Schlegel. Erster Band: Schauspiele von Don Pedro Calderon de la Barca. Übersetzt von A. W. Schlegel, Berlin 1803). Mitte Februar 1821 mußte Heine Göttingen verlassen, war er doch bereits Ende Januar von der Universität verwiesen worden, wie er Steinmann am 4. Februar mitteilte: Staune! staune! staune! — ich habe hier das Consilium abeundi erhalten! / Ich habe wegen allerlei Mißhelligkeiten schon seit 3 Monat in beständiger Unruhe gelebt, ward von manchem fatalen Pech heimgesucht und wurde endlich vorige Woche / w e g e n U e b e r t r e t u n g der D u e l l g e s e t z e / auf ein halb Jahr consiliirt. {HSΑ Bd. 20, S. 3j, 16—21) Nach einer Hamburgreise und einem Besuch bei den Eltern in Oldesloe traf Heine in der zweiten Märzhälfte zur Fortsetzung seines Studiums in Berlin ein. Er fand bald Zutritt zu den Salons der Rahel Varnhagen und Elise von Hohenhausen, wo sich die bedeutendsten Gelehrten der Berliner Universität, Diplomaten, Künstler und Schriftsteller trafen, darunter Hegel, Schleiermacher, Alexander von Humboldt, Chamisso, Fouque und Alexis. Heine kam hier vor allem mit seinem
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Almansor
späteren Förderer Karl August Varnhagen von Ense und mit Friedrich Wilhelm Gubit dem Herausgeber der angesehenen literarischen Zeitschrift „Der Gesellschafter oder Blätter für Geist und Her%", in engeren persönlichen Kontakt. Im „ Gesellschafter" erschienen von Mai bis Juli unter dem Titel Poetische Ausstellungen eine Reihe von Heines frühen Gedichten (vgl. Junge Leiden, Entstehung·; HS Α Bd. iKI, S. ijßf), im August die Rezension zum „Rheinisch-westfälischen Musen-Almanach, auf das Jahr 1821" (vgl. S. 215—217), und im November desselben Jahres folgten Teile des Almansor. Bis ζur Erstveröffentlichung äußerte sich der Autor brieflich nur noch einmal über sein Drama, und %war in einer ironischen Anspielung auf den Titelhelden. Während seines Besuchs bei den Eltern in Oldesloe berichtete Heine Anfang Märζ 1S21 seinem Freund Heinrich Straube in Göttingen über einen kurzen Zwischenaufenthalt in Hamburg. Offenbar hatte Heine gehofft, seine Cousine Amalie wiederzusehen, und beschreibt eine S^ene, in der er, unter ihren Fenstern stehend, sich selbst in die Rolle seines Almansor versetzt (vgl. 1^34,727-730). Die im „Gesellschafter" abgedruckten Teile der Tragödie erschienen in acht Folgen vom 9. bis %um 21. November 1821 unter dem Titel Almansor. Fragmente aus einem dramatischen Gedicht. Es folgt der Zusatz: Der Schauplatz ist die Gegend von Granada. — Die Handlung fällt zur Zeit der Vertreibung der Mauren aus Spanien (vgl. Mitteilungen %um Text, 7, U). Untertitel und Regieanweisung wurden in der späteren Buchveröffentlichung geändert b^w. weggelassen. In der Zeitschriftenfassung ist die in den Briefen erwähnte ursprüngliche Einteilung in fünf Akte beibehalten, die die Buchfassung nicht mehr aufweist. Abgedruckt wurden Teile des ζweiten, dritten und vierten Aktes. Die erste Fortsetzung beginnt mit dem Monolog Almansors vor dem festlich erleuchteten nächtlichen Schloß Alys. Der Abdruck endet mit dem Gespräch, in dem Hassan den verzweifelten Almansor zum Kampf gegen die Spanier und zur Entführung Zuleimas überredet. Im Zeitschriftendruck fehlen aber nicht nur Anfang und Schluß der Buchfassung, sondern auch der Auftritt des Chores.
Zeitschriftendruck
Buchdruck Das Innere eines alten, verödeten Maurenschlosses ... von S. 7,1 E s ist der alte, liebe Boden ... bis S. 19,368 ... dein alter Glaube. Alys Schloß. Erleuchtetes Kabinet, ... von S. 19,369 Ein Z a u b e r d u f t . . . bis S. 24,486 ... nicht warten.
Entstehung Zeitschriftendruck Zweiter Akt. Dritter Auftritt. (Nacht. Rechts Aly's Schloß . . .) v o n [S. 2 4 , 4 8 7 ] F ü r w a h r ,
recht hübsch ... bis [S. 27,570] ... wollen schon nach Hause.
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Buchdruck
Nacht. Alys Schloß von außen ... von S. 2 4 , 4 8 7 Fürwahr, recht hübsch ... bis S. 2 7 , 5 7 0 ... manche wohnen weit. von S. 2 7 , 5 7 1 Kehr' um ... bis S. 30,625 ... schon in die Politik.
Zweiter Akt. Siebenter Auftritt. (Noch einzelne Ritter gehen vorüber...) von [S. 30,626 ] Ich hab' genug ... bis
von S. 3 0 , 6 2 6 Ich hab' genug ...
[S. 33,6997··· zu San Salvador!
bis S. 3 3,699 . . . z u S a n S a l v a d o r .
Achter Auftritt. ( A l m a n s o r naht sich wieder.)
(Sie gehn vorüber.) ...
F e l d e r m ä u s ' . . . bis [S. 34,75 5] • • • ihr Reich erschlossen.
(Almansor tritt auf.) von S. 33,700 Die buntgeputzten Fledermaus' ... bis S. 34,75 3 ·.. ihr Reich erschlossen.
Neunter Auftritt. von [S. 3 5 , 7 5 4 7 Ist es ein Traum, ... bis [ S. 3 8 , 8 6 2 7 ... soll ich sprechen?
von S. 35,754 Ist es ein Traum, ... bis S. 38,862 ... sollich sprechen?
Zehnter Auftritt. (Ein Mann in einem schwarzen Mantel...)
(Eine, in einem schwarzen Mantel verhüllte, G e s t a l t . . . )
von [S. 3 3,700] D i e b u n t g e p u t z t e n
von [S. 38,8637 Ο s p r i c h zu i h r : . . .
von S. 38,863 Ο s p r i c h z u i h r : . . . bis
bis [S. 3 8 , 8 7 5 7 ... entfliehe mit Almansor!
S. 38,875 ... entfliehe mit Almansor.
Dritter Akt. Vierter Auftritt. (Tag. Der Garten bei Aly's Schloß ...)
von [S. 39,8847 N o c h nicht erlosehen ... bis [S. 40,907J ... lieblicher Almansor!
Garten vor Alys Schloß, ... von S. 3 9 , 8 7 6 Und doch l i e g t . . . bis 39,884 ... des Todfeinds treffen? von S. 39,884 N o c h erlosch n i c h t . . . bis S. 4 0 , 9 0 7 ... lieblicher Almansor!
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Almansor
Zeitschriftendruck
Buchdruck
Fünfter Auftritt. (Almansor ist hinter Zuleima erschienen . . . ) von [S. 40,908 ] D u hast Dich ... bis [S. 4 7 , 1 1 5 7 7 ··· Bäume würden Stein!
(Almansor ist unterdessen hinter Zuleima erschienen, ...) von J". 40,908 Du hast dich ... bis S. 4 7 , 1 1 5 7 ... Bäume würden Stein.
Vierter Akt. Zweiter Auftritt (Waldgegend. A l m a n s o r wankt träumerisch einher.)
Waldgegend. Der Chor.
von [S. 50,12397 In alten Mährchen ... bis [S. 52,13987 ... du mir helfen wirst? Dritter Auftritt. (Hassan hat sich ... genaht.) von[S. 52,13997 D u murmelst was .. bis [ S. 57,1449 J ... fäch'le meine Gluth!
von S. 48,115 8 Es ist ein ... bis S. 50,1238 ... selig stralend. (Almansor wankt träumerisch einher.) von S. 50,1239 In alten Mährchen .. bis S. 52,1298 ... du mir helfen?
(Hassan ... naht sich leise.) von S. 5 2,1299 Du murmelst was ... bis S. 57,1449 . . . fächle meine Glut! Saal in Alys Schloß. ... von S. 57,1450 Ein schöner Name ... bis S. 62,1562 ... für die Ehre! Waldgegend. ... von S. 63,1563 Ο weh! die ... bis J". 66,1641 ... mir nichts borgen wird? (Felsengegend. Almansor, ...) von S. 66,1642 O, hilf mir, ... bis J . 7 1 , 1 7 6 6 ... in stolzer Majestät.
Wie es scheint, fand der Zeitschriftendruck des Almansor keinerlei öffentliche Beachtung,· zumindest sind Rezensionen da%u nicht bekannt. Auch in Heines Briefen findet sich erst ein knappes Jahr nach der Erstveröffentlichung wieder eine Erwähnung, die möglicherweise den Almansor betrifft. Von Anfang August bis Ende September 1822 hielt sich der Dichter auf Einladung seines Freundes Eugenius% Bre%a in Polen auf. In
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dieser literarisch fruchtbaren Phase schrieb Heine am /. September aus Gnesen an seinen Potsdamer Freund Ernst Christian August Keller: Mit der edlen Poeterey beschäftige ich mich noch sehr viel. Ich h o f f e bald etwas aufs Theater zu bringen; nicht in Berlin. Diesen Winter erst wird wieder ein Band Dichtungen von mir in Druck erscheinen. (HSΑ Bd. 20, S. J/,28—JO) Die Bemerkung, die allerdings auch der in Berlin im Januar 1822 entstandenen Tragödie William Ratcliff gelten könnte, deutet darauf hin, daß Heine nach wie vor auf einen Bühnenerfolg seiner Stücke hoffte. Uber den Inhalt des für den Winter 1822 / 2} in Aussicht gestellten neuen Buches äußerte sich der Autor am 24. Dezember 1822 in einem Brief an Immermann: Ich werde dieses Büchlein bald in Druck geben und es wird zu meinen grösten Seelenfreuden gehören wenn ich es Ihnen mittheile; eigentlich sind es ja doch nur wenige für die man schreibt, besonders wenn man, wie ich gethan, sich mehr in sich selbst zurückgezogen. Dieses Buch wird meine kleine maliziös-sentimentale Lieder, ein bildervolles südliches Romanzendrama und eine sehr kleine nordisch düstre Tragödie enthalten. (HSΑ Bd. 20, S. 61,3j—62,2) Wenig später, am /. Januar 1823, bot Heine das Manuskript seines neuen Buches dem Berliner Verleger Ferdinand Dümmler an; sehr genau sprach er sich über den geplanten Umfang der einzelnen Werke aus: Gemeinschaftliche Bekannte haben mir Ihre Thätigkeit und Loyalität gerühmt. Weil ich, durch Erfahrung gewitzigt, diese beiden Eigenschaften bei einem Buchhändler am höchsten achte, mehr als jedes andere Interesse, so mache ich Ihnen hiermit das Anerbieten, ein Buch von mir in Verlag zu nehmen. Dieses enthält: 1 ) eine kleine Tragödie (etwa 3 Druckbogen stark), deren Grundidee ein Surrogat für das gewöhnliche Fatum sein soll und die Lesewelt gewiß vielfach beschäftigen wird, 2) ein größeres dramatisches Gedicht, genannt „ A l m a n s o r " , dessen Stoff religiös-polemisch ist, die Zeitinteressen betrifft, und vielleicht etwas mehr als 6 Bogen beträgt, und 5) ein drei bis drei und ein halb Druckbogen starker Cyklus humoristischer Lieder im Volkstone, [. . .] (HSΑ Bd. 20, S. 63,9—18) Offenbar ließ sich Dümmler aber mit einer Antwort Zeit. Am 14. Januar begründete Heine in einem Brief an Immermann seinen Entschluß, sich von der Maurerschen Buchhandlung, die seine im Dezember 1821 erschienenen Gedichte verlegt hatte, trennen, berichtete aber nichts über laufende Verlagsverhandlungen: Durch ihre häßliche Winkelzüge und schmutzige verletzende K n i f f e ist mir aber die Maurersche Buchhandlung (ihr Chef heißt Vetter) jetzt so verleidet daß ich ihr diese Tage meinen Unwillen auf die empfindlichste Weise zu erkennen gab, und mein 2 t e s Buch gewiß nicht bey Maurer erscheinen wird, und ich schon diese Woche einen andern Verleger dazu suchen will. (HSΑ Bd. 20, S. 6J,II—I6) In der darauffolgenden Woche scheint es dann tatsächlich %um Vertragsabschluß gekommen sein, denn im Brief vom 21. Januar an Immermann heißt es: Ich habe jetzt, wegen meiner eignen Produkten, mit Dümmler angeknüpft; [ . . . ] sein Verlag ist unbedeutend. Mir ist es um baldigen Druk zu thun. Ich freue mich wie ein Kind auf das Erscheinen meines eignen Buches; eben weil so viel infames Gesindel mich anfeindet. (HSΑ Bd. 20, S. 68,1;—19) Am gleichen Tag beschrieb
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Heine in einem Brief an Sethe seine Situation als äußerst deprimierend, brachte aber die Hoffnung %um Ausdruck, daß seine Tragödien in den nächsten Wochen erscheinen würden: Krank, isolirt, angefeindet und unfähig, das L e b e n zu genießen, so leb ich hier. Ich schreibe jetzt fast gar nichts, und brauche Sturzbäder. Freunde habe ich fast gar keine jetzt hier; ein Strudel Schurken haben sich auf alle mögliche Weise bestrebt, mich zu verderben, verbinden sich mit alten Titularfreunden u. s. w. Meine Dramen werden gewiß in 6 bis 8 Wochen erscheinen. Dümler wird sie wahrscheinlich verlegen. (HSA Bd. 20, S. 69,12— ij) Im Februar und Mär% 182} wurde das Manuskript in der Berliner Firma Trowit^sch und Sohn gesetzt und gedruckt, Heine las nicht nur selbst Korrektur, wie aus der Liste der Errata hervorgeht, sondern er scheint noch während der Drucklegung an den Texten, mithin auch am Almansor, gearbeitet ^u haben. Sein Berliner Freund Joseph Lehmann berichtete darüber, wobei er sich allerdings in der Jahreszahl irrte: „Im J[ahre] 1822 übernahm ich, der ich damals fast täglich mit Heine verkehrte, aus dessen Mund ich immer lauerst die Lieder vernahm, die er eben gedichtet hatte, die Korrektur der Druckbogen der von ihm unter dem Titel, Tragödien nebst einem lyrischen Intermesgo' herausgegebenen, im Drucke jedoch, den er fortwährend änderte, sehr langsam vorschreitenden Trauerspiele ,Ratcliff und , Almansor', ζwischen denen eine Anzahl seiner schönsten, nachmals im ,Buch der Lieder' aufgenommen und Friederike (Rahel) Varnhagen von Ense gewidmeten lyrischen Gedichte abgedruckt war." (Zitiert nach: M. Werner, Bd. 1, S. j8) Demnach wäre die Endfassung des Almansor erst im Februar und Mär% 182} in Berlin entstanden. Uber das Ausmaß dieser letzten Überarbeitung lassen sich allerdings konkrete Aufschlüsse nicht mehr gewinnen. Es muß B. offen bleiben, ob sich Heine erst diesem Zeitpunkt entschloß, die ursprüngliche Akteinteilung aufzugeben. Wahrscheinlich aber änderte er erst jet%t den Untertitel des Zeitschriftendruckes Fragmente aus einem dramatischen G e d i c h t (vgl. Mitteilungen %um Text, j, U) in Eine Tragödie, da er im Brief an Dümmler vom /. Januar 182) den Almansor noch als größeres dramatisches G e d i c h t (HSA Bd. 20, S. 6ß,ij) angekündigt hatte. Im wesentlichen muß das Drama aber schon im Dezember 1822 vorgelegen haben, denn am j. Januar 182) gab Heine im Brief an Dümmler den Umfang mit vielleicht etwas mehr als 6 B o g e n (HSA Bd2o, S. 6j,iy), also reichlich TOO Seiten, an, was etwa dem der Buchfassung von /// Seiten entsprach. Gegenüber dem Erstdruck war das eine Erweiterung von mehr als drei Bogen. Ob die in der Zeitschriftenfassung fehlenden Teile bereits im November 1821 vollständig vorlagen, läßt sich nicht mehr feststellen. Aus dem bereits gitterten Brief an Steinmann vom 4. Februar 1821 geht %war hervor, daß diesem Zeitpunkt bis auf einen halben A k t das G a n z e fertig (HSA Bd. 20, S. 36,26f.) war, da aber in der Buchfassung die Akteinteilung aufgehoben wurde, ist eine exakte zeitliche Eingren^ungfür die Entstehung der im Zeitschriftenvorabdruck fehlenden Teile des Dramas nicht möglich. Die Handschrift des Almansor ist nicht überliefert, und auch aus dem Briefwechsel b%w. den Lebens^eugnissen Heines und des Heine-Kreises lassen sich keine genaueren Aufschlüsse gewinnen. Uber die Ungeduld, mit der Heine das Erscheinen seiner Tragödien erwartet hatte, spottete Ludwig Gustorf, einer der Berliner Bekannten, am 2j. April 182) in einem Brief
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an Grabbe: „Lange lag Heine in seinen erfindungsreichen Betten, die Tage wählend, u[ nd] wieder wählend, schmachtend gleichsam nach dem Augenblick da seine Tragödien bei Dümmler zum Fenster hinausgucken. Endlich gucken sie, u[ nd] vyvar wie wir vermutheten, nicht um Gotteswillen, u[nd] da sah man nun am Tage dieser Offenbarung, Heinrich's ungefällige Gestalt selbstgefällig unter den Linden, mit Armesünder-Lilienwängelein über welche indische Glut sich ergoß sobald er vor dem Duodezbrockhaus vorbeiperipetisirte; eine ganz andere Rothe als die so den fudas überkommen als er Christus am schwarten Kreuz zu Golgatha erblickt. Aber wäre Heine des Herren Verräther gewesen, gewißl er hätt am Kreuz ihm liebreich noch befragt, was er ihm zu Leid gethan denn hätte?" (Zitiert nach: M. Werner, Bd. i, S. jy) Am 10. April 1823 konnte Heine seinem Freund Steinmann endlich mitteilen: Meine Tragödien haben eben die Presse verlassen. Ich weiß, man wird sie sehr herunterreißen. Aber ich will Dir im Vertrauen gestehen: sie sind sehr gut, besser als meine Gedichtesammlung, die keinen Schuß Pulver werth ist. (HSA Bd. 20, J. J6,IJ—I8) Die auffallende Abwertung der Gedichte gegenüber den Tragödien sollte wahrscheinlich die im selben Brief vorangegangene Kritik an der Steinmannschen Lyrik relativieren. Am gleichen Tag schrieb Heine an Immermann: [. . .] der Buchbinder bringt eben neue Exemplare meiner Tragödien und ich muß deren nach Hause schicken, und muß Briefe schreiben, und die Post geht schon um 6 Uhr ab, und es ist mir zu Muthe wie einer Frau die eben in Wochen gekommen. O b mir der kleine, neugeborene Balg Freude machen wird? (HSA Bd. 20, j". 78,14—18) Der Titel des Buches lautete Tragödien, nebst einem lyrischen Intermezzo. Es enthielt in folgender Anordnung die Tragödie William Ratcliff, den 1821 und 1822 entstandenen Gedichtzyklus Lyrisches Intermezzo und die Tragödie Almansor, gewidmet war es dem Onkel Salomon Heine mit den folgenden Versen: Zueignung. An Salomon Heine. Meine Qual und meine Klagen Hab' ich in dies Buch gegossen, Und wenn du es aufgeschlagen, Hat sich Dir mein Herz erschlossen. (HSA Bd. 1, S. 2i7) Nach dem Erscheinen der Tragödien verschickte Heine zahlreiche Widmungsexemplare, neben der Familie und den Bonner Freunden gehörten Varnhagen, Immermann, Fouque, Uhland, Adam Gottlob Oehlenschläger, Wilhelm Müller, Tieck und Goethe %tt den Empfängern (vgl. HSA Bd. 20, Nr. 49 und ji—62). Das Exemplar, das Heine am 3. Mai 182) seinem zukünftigen Schwager Moritz Embden sandte, war mit einem Begleitbrief versehen, der sich auf den im Almansor dargestellten Untergang der Mauren beziehen läßt: Möge das Büchlein bey Ihnen eine gute Aufnahme finden, und die ethische Grundlage desselben nicht von Ihnen verkannt werden. Sie lesen in diesem Buche wie Menschen untergehn und Geschlechter, und wie dennoch dieser
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Untergang v o n einer höheren Nothwendigkeit bedingt und v o n der Vorsehung zu g r o ß e n Z w e c k e n beabsichtigt wird. D e r ächte Dichter giebt nicht die G e schichte seiner eigenen Zeit sondern aller Zeiten, und darum ist ein ächtes G e d i c h t auch immer der Spiegel jeder Gegenwarth. (HSΑ Bd. 20, S. 82, 6—13) Uber die Höhe der Auflage gibt es drei z- T. einander widersprechende Angaben, die alle auf Julius Campe zurückgehen. Dieser war seit fuli 1826 bemüht, von Dümmler die Verlagsrechte an den Tragödien χι* erwerben, und in diesem Zusammenhang bereit, die Restauflage übernehmen. Jahre später, am 28. Dezember 1831, schrieb er an Heine, daß Dümmler von den „Tragödien [• • •] nur JJO drucken ließ" (HSΑ Bd. 24, S. ioj,i2f.), am 6. August 183j dagegen: „Denken Sie an Ihre Tragödien! — Das Buch ist nun 13 Jahr alt. 1000 sind nur gedruckt und Dümmler hat noch 3^0 Exp." (a. a. O., S. 330,4—6) Die erste Angabe ist die wahrscheinlichere, sie findet sich in Campes Korrespondenz mit Dümmlers Nachfolger Julius Harrwitz bestätigt, mit dem Campe sich im Herbst I8JO schließlich über den Erwerb der Rechte und der Restauf läge der Tragödien einigte. „1st der Preis billig, sind wir die Käufer; im anderen Falle vernichten wir um so lieber, als eben dieses Werk wol das ungangbarste von allen Heineschen Schriften ist, die, wie uns Hr. Dümmler s. Z. sagte, nur in 7/0 Ex. gedruckt worden sind." (Campe an Dümmlers Buchhandlung, 12. 9. i8jo. Zitiert nach: A. Brauer, Dümmler-Chronik. Aus anderthalb Jahrhundert Verlagsgeschichte. Bonn o.J. [ipj8], S. irj.) i8jo übernahm Campe eine Restauflage von 312 Exemplaren. Aus Campes Korrespondenz eindeutig hervor, daß sich die Erwartungen, die Heine mit dem Erscheinen der Tragödien verband, zumindest verlegerisch nicht erfüllten. In seinem Urteil über den literarischen Wert des Almansor schwankte Heine, war aber von Anfang an entschlossen, das Drama zu veröffentlichen und nach Möglichkeit auch auf die Bühne zu bringen. Am 29. Oktober 1820, als die ersten drei Akte der Tragödie vorlagen, hatte der Dichter den Bonner Freunden Steinmann und Rousseau voller Zuversicht geschrieben: In diesem Stücke habe ich mein eignes Selbst hineingeworfen, mit sammt meinen Paradoxen, meiner Weisheit, meiner Liebe, meinem Hasse und meiner ganzen Verrücktheit. Sobald ich es ganz fertig habe, übergebe ich es ohne weiteres dem D r u c k . Es wird schon aufs Theater kommen — gleichviel wann. — Anstrengung hat mir das Stück schon genug gekostet. Und aufrichtig gesagt, ich fange fast an zu glauben, daß eine gute Tragödie zu schreiben viel schwerer sei, als eine gute Klinge zu schlagen; ob zwar man in einer Paukerei auf dem Schläger 12 G ä n g e und in einer Tragödie nur 5 G ä n g e zu machen braucht. — Ich habe mich ganz an den C o m m e n t des Aristoteles gehalten, und habe seine Mensur in Hinsicht des Orts, der Zeit und der Handlung gewissenhaft angenommen. — Ich habe ferner auch gesucht, etwas Poesie in meine Tragödie zu bringen; freilich nicht so viel als im Cervantes v o n Hofrath G . Döring. (HSΑ Bd. 20, S. 29,18—30) Ein Vierteljahr später gesteht er in dem mehrfach z^erten Brief an Steinmann vom 4. Februar 1821: [. . .] zu meinem Entsetzen finde ich, daß dieses v o n mir selbst angestaunte und vergötterte Prachtwerk nicht allein keine g u t e Tragödie ist, sondern gar nicht mal den N a m e n einer Tragödie verdient. — Ja — entzückend schöne Stellen und See-
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nen sind drin; Originalität schaut überall draus hervor; überall funkeln überraschend poetische Bilder und Gedanken, so daß das Ganze gleichsam in einem zauberhaften Diamantschleier blitzt und leuchtet. So spricht der eitle Autor, der Enthusiast für Poesie. Aber der strenge Kritiker, der unerbittliche Dramaturg trägt eine ganz anders geschliffene Brille, schüttelt den K o p f , und erklärt das Ganze für — eine schöne Drahtfigur. E i n e T r a g ö d i e m u ß d r a s t i s c h s e i n — murmelt er, und das ist das Todesurtheil der meinigen. ( H S A Bd. 20, S. ß6,2j—ßj) Schließlich zweifelt Heine sogar an seinem Talent als Dramatiker: Hab' ich kein dramatisches Talent? Leicht möglich. Oder haben die französischen Tragödien, die ich sonst sehr bewundert habe, unbewußt ihren alten Einfluß ausgeübt? Dies letztere ist etwas wahrscheinlicher. Denke Dir, in meiner Tragödie sind alle drei Einheiten höchst gewissenhaft beachtet, fast nur vier Personen hört man immer sprechen, und der Dialog ist fast so preziös, geglättet und geründet wie in der Phedre oder in der Zaire. D u wunderst Dich? Das Räthsel ist leicht gelöst: ich habe versucht auch im Drama romantischen Geist mit streng plastischer Form zu verbinden. Deshalb wird meine Tragödie ein gleiches Schicksal haben mit Schlegels Jon. Nämlich weil letztere ebenfalls in polemischer Absicht geschrieben ist. (a. a. 0., S. ß6,ßj—37,7) Offenbar nahm Heine hier den centralen dichtungstheoretischen Gedanken seines Romzntik-Aufsatzes vom Sommer 1820 (S. 195 —197) auf und suchte ihn durch die eigene poetische Praxis belegen (vgl. S. 196,19—21 und %u 196,19—21). Der Zweifel an seinem dramatischen Talent, den Heine %war relativiert, trug möglicherweise da%u bei, daß die Arbeit an der Tragödie ab Februar 1821 für längere Zeit ruhte. Dennoch versicherte er Steinmann am Ende seines Briefes: Meine Tragödie werde ich trotz ihrer Mängel dennoch drucken lassen, (a. a. 0., S. }8,2$f.) Im Gegensatz Vm Zeitschriftendruck fand die Buchausgabe vergleichsweise große öffentliche Beachtung. Noch bevor die Exemplare ausgeliefert waren, sah sich der Dichter in Berlin gehässigen Angriffen ausgesetzt. Am 10. April 1823 klagte er darüber in einem Brief an Immermann: Die hiesigen Kröten- und Ungeziffer-Coterien haben mir jetzt schon ihre schmutzigen Zeichen der Aufmerksamkeit geschenkt, man hat sich schon mein Buch zu verschaffen gewußt ehe es ganz aus der Presse war, und wie ich höre will man dem Almansor eine Tendenz unterschieben und diese auf eine Weise ins Gerücht bringen, die mein ganzes Wesen empört und mit souveränem Ekel erfüllt. / Dieses mag, mir selbst unbewußt, manches dazu b e i t r a g e n haben daß ich in 14 Tagen von hier abreise. (HSA Bd. 20, S. 78,19—26) Tatsächlich verließ Heine die preußische Hauptstadt am 19. Mai 1823 und reiste %u den Eltern nach Lüneburg. Von dort aus schrieb er am 23. Mai 1823 an Moses Moser in Berlin, daß er seine Befürchtungen hinsichtlich der Aufnahme des Almansor bestätigt fände: In Hinsicht der Aufnahme meiner Tragödien, habe ich hier meine Furcht bestätigt gefunden. Der Succes muß den Übeln Eindruck verwischen. Was die Aufnahme derselben bey meiner Familie betrifft so hat meine Mutter die Tragödien und Lieder zwar gelesen aber nicht sonderlich goutirt, meine
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Schwester tollerirt sie bloß, meine Brüder verstehn sie nicht, und mein Vater hat sie gar nicht gelesen. (HSA Bd. 20, S. 86,39—8y,j) Heine verfolgte vor allem in der ersten Zeit nach dem Erscheinen der Tragödien deren Aufnahme in der zeitgenössischen Presse sehr genau. Bereits am f . Mai war im Berliner „ Gesellschafter" eine insgesamt wohlmeinende Rezension Varnhagen von Enses erschienen, der am 2j. Mai eine Noti^ im „Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten"folgte, die Heines Tragödien als literarische Sensation anpries. In einem Brief an Moser vom 18. Juni 1823 schrieb Heine da%u: Der Posaunenstoß in der Hamburger Zeitung, meine Tragödien betreffend, hat mir Spaß gemacht. Was hat man drüber gesagt? Wenn meine Tragödien ignorirt würden, wäre es mir nicht gleichgültig, Geschätztester! Blätterlob macht mir höchstens flüchtigen Spaß, stärkt mich nicht und erquickt mich nicht, und ist mir doch von gröster Wichtigkeit. Doch sey außer Sorge, es wird nicht ausbleiben daß meine Tragödien in den Blättern viel besprochen werden, wenns Andre nicht thun thue ich es selbst. Immerman schreibt mir daß er eine kräftige Rezension der Tragödien schreiben werde, worin er manches Verletzende aussprechen wird. (HSA Bd. 20, S. 98,18—26) Zugleich befürchtete Heine Ablehnung im katholischen Rheinland: Von dem Rousseau habe ich noch keinen Brief erhalten, und theils Dein Wink über das Unterhaltungsblatt, dessen judenfeindliche Stelle mir sehr auffiel, theils noch manches Andre, giebt sichere Anzeichen daß man am Rhein von katholischer Seite über den Almansor höchst unwillig sey, ihn ignoriren möchte, ihn dennoch allgemein bespricht, und den Rousseau gegen mich aufhetzig gemacht hat. Ich verachte dergl Schwachköpfigkeit alzu sehr, um davon empört zu werden, und ich habe es längst gefühlt daß ein gar zu feuriger Enthousiasmus für meine Persönlichkeit endlich verkohlen muß, und wenn Regen auf die Kohlen fällt, dem schwarzen Schmutze Platz macht. Ich erwarte die Zeichen dieses Schmutzes, und ich werde es ohne Bitterkeit zu sehen daß mich die Menschen, die mich in den Himmel erhoben, auch zur Abwechselung einmal mit Koth werfen. — Ich habe unlängst eine Anzeige der Rousseauischen Gedichte geschrieben, die ich unverändert im Gesellschafter abdrucken lasse. (a. a. O., S. 98,30—99,3) Ahnlich besorgt wie im Brief an Moser vom 18. Juni 1823 äußerte sich Heine wenig später, am 26. Juni, gegenüber Lehmann: Ich habe längst gewußt daß er [Rousseau] sich mit meinen alten, grimmigsten Gegnern, mit den A l t d e u t s c h e n , wieder verbunden; und das Mißfallen, daß die Tendenz des Almansors am Rheine erregt, welche Tendenz er selbst jetzt einsehen mag, wird dazu beygetragen haben einen eingeflößten Groll gegen mich aufkommen zu lassen. (HSA Bd. 20, S. 100,32—101,1) Dennoch erschien, wie angekündigt, am 14. Juli 1823 in der Beilage %um „ Gesellschafter" (112. Blatt) Heines lobende Doppelbesprechung ^weier Gedichtbände von Rousseau, der 1823 erschienenen „Gedichte" und der „Poesieen für Liebe und Freundschaft" von 1822 (vgl. S. 218—220). Offenbar war es für Heine in dem abgelegenen Lüneburg schwierig, Zugang %u den wichtigen literarischen Periodika %u finden; so wandte er sich an Moser in Berlin: Ich kriege hier die „Elegante Welt" nicht zu sehen, und ich bitte Dich, wenn Du etwas
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über den Almansor darinn findest, es abzuschreiben und mir umgehend herzuschicken. — Vergiß nicht!!! (30. ?. 1823; HSA Bd. 20, S. IIJ,24—26) Im selben Brief bedankte er sich für Mosers enthusiastische Besprechung der Tragödien in den „Deutschen Blättern für Poesie, Literatur, Kunst und Theater" (Nr. 109—11$, 14.—21. 7. 182}): Ich nahm mir vor Dir heute nur zwey Seite» zu schreiben und schon drey sind voll, ohne daß ich eine Hauptsache berührt. Dies ist Deine mir nach Hamburg geschickte Rezension. Ich bedürfte noch einiger Blätter wenn ich ausführlich darüber sprechen wollte. Es möge daher bloß bemerkt werden: daß sie mir ganz erstaunlich gefallen, daß die 2 te Hälfte derselben auch stylistisch vortrefflich ist, und daß noch niemand mich so tief begriffen hat wie der Verfasser dieser Rezension. Ich sage diesem geliebten Verfasser meinen innigsten Dank. Es ist noch ein besonderer Grund hinzugetreten weßhalb ich wünsche daß derselbe unbekannt bleibe. Es hat doch niemand erfahren daß D u der liebe Verfasser bist? — Daß man mich am Rhein ignoriren will, ist begreiflich; ich bin den literarischen Lausangeln über den K o p f gewachsen, und obendrein sind sie erbittert auf den unchristlichen Almansor. (HSA Bd. 20, S. 1127—39) Heine befürchtete offenbar, daß die Wirkung der positiven Rezension in der Öffentlichkeit und gan% besonders im katholischen Rheinland weniger groß wäre, wenn bekannt würde, daß sie von einem Freund des Dichters stammte, noch da%u aus dem Umkreis des „ Vereins für Cultur und Wissenschaft derJuden"(vgl. Briefe aus Berlin, Entstehung). Bis ^um Mär% 1826 erschienen χμ den Tragödien, nebst einem lyrischen Intermezzo etwa zwanzig Rezensionen, in denen zumeist auch ausführlich auf den Almansor eingegangen wurde. Zu den Rezensenten gehörten neben Varnhagen und Moser auch Lehmann, Wilhelm Müller, Elise von Hohenhausen, Adolph Müllner und Willibald Alexis. Die Meinungen waren geteilt, selbst innerhalb einer Besprechung schwankt das Urteil ^wischen bewundernder Anerkennung der sprachlichen Originalität und Schönheit und dem Vorwurf der verfehlten dramaturgischen Anlage des Stückes b%w. des geistigen Indifferentismus. Ausführlich set%t sich χ. Β. der Rezensent der Wiener, Jahrbücher der Literatur" (Juli bis September 182j, Bd. 31), wahrscheinlich Alexis, mit beiden Tragödien auseinander. Gleich χμ Beginn seiner Ausführungen %um Almansor stellt er fest, daß dieser „als Kunstwerk ungleich besserfen]" sei als der William Ratcliff, der allerdings eher den Namen einer Tragödie verdiene. Im weiteren Verlauf der Rezension berührt er auch die polemische Tendern^ des Stückes, die er mit Heines jüdischer Herkunft in Verbindung bringt: „So viel wir wissen, bekennt sich Hr. Heine nicht %um christlichen Glauben. Seinem Unmuthe Raum χμ geben, άαχμ bot sich frey lich in der Eroberung Granadas und den nachfolgenden Verfolgungen eine Gelegenheit. Aber der Repräsentant des unterdrückten Glaubens war weniger günstig, den Eifer χμτ Erhaltung desselben in günstigem Lichte hinzustellen. Deßhalb muß er schon untergegangen seyn, wir sehen nur die Trümmer, die Gräuel übergeht er, und er hat einen mächtigen Fürsprecher, da der Tod überall versöhnende Kraft ausübt. Wir sehen auf der einen Seite den stummen Schrekken der Unterdrückten, auf der andern die Unterdrückungs- und Gewinnsucht der Sieger. Der Verfasser scheint in objektiver Höhe da χμ stehen, er scheint Herr über beyde Ansichten χμ seyn; aber der verhaltene Ingrimm macht sich doch zuweilen mächtiger Luft in
Almansor den Ausdrücken des Unterjochten, und das Ende steigt eine Schicksalswage, die einen entsetzlichen Hohn ausspricht. I [. . .] Selbst Dichter, welche polemisch gegen das Christenthum auftreten wollten, ließen doch die Ahnung einer Vorsehung, sey es als waltende Liebe, sey es als streng wägende Richterin, vorblicken; selbst Byron, der große Meister der zerrissenen Dichter, bestreitet nicht ganz und gar dieses höhere Walten; [...] In Hrn. Heine ist nun diese polemische Absicht gar nicht einmal klar, er will mehr seinen Indifferentismus %ur Schau tragen, und doch muß diesegräßliche Disharmonie den Schluß bilden! [. . .] DaßAlmansor, auch von nicht christlichem Standpunkte aus betrachtet, der von so vielen großen und heiligen Interessen bewegte Almansor, plötzlich nach einer Rede der Geliebten, statt zu handeln, ein Wahnsinniger wird, sich selbst tödten will, ist ein schon gerügter Mißgriff der den ernsten Anfang zu einem Possenspiel umzuwandeln droht." (Zitiert nach: Galley / Estermann, Bd. i, S. 193,62^. undS. 198,804—199,863) Am 20. August 1823 wurde der Almansor in Braunschweig uraufgeführt. Der Regisseur und Theaterdirektor August Klingemann schrieb einen Tag nach der Premiere: „Gestern trommelten einige unruhige Dummköpfe mir Heines Almansor (eine geniale, freilich hinsichtlich der Bühnenanwendung noch ungeregelte Arbeit) völlig aus, so gut das Stück, in welchem eine acht südliche, brennende Phantasie herrscht, auch gegeben wurde [. . .]" (Klingemann an F. L. Schmidt, Goethe-Jahrbuch VI. I88J, J1. 141). Heine, der schwer unter dem Mißerfolg des Almansor litt, glaubte an eine Intrige Karl Köchys. Dieser hatte ein Jahr zuvor sehr verärgert auf eine Anspielung in den Briefen aus Berlin reagiert (s. S. 118,21—23 und zu IJ7>I5)> die Gedichte negativ besprochen („Literarisches Conversations-Blatt". Nr. 9, 18. 4. 1822, S. 360) und im August 1823 in der „Zeitung für die elegante Welt" (Nr. 1J3—1J9) über das Braunschweiger Theater berichtet, allerdings ohne Heine und die bevorstehende Premiere seines Stückes zu erwähnen. Am 30. September 1823 teilte Heine dem Berliner Vertrauten Moser seinen Verdacht mit: Ich sah unlängst die Elegante Welt und sah daraus daß dieser K ö c h y jetzt in Braunschweig lebt indem ich in dieser Zeitschrift Artikel über das Braunschweiger Theater las, woran ich die Feder dieses Menschen erkannte. Ich bin überzeugt dieser Kerl hat in Braunschweig entweder das A u s g e p f i f f e n w e r d e n des Almansors eingeleitet oder wenigstens angeregt. Ich weiß wie drgl D i n g e gemacht werden, Ich kenne die Niederträchtigkeit der Menschen, und jetzt wirst D u die Wichtigkeit der wenigen Maaßregeln die ich beym Erscheinen des Almansors nehmen mußte, genugsam einsehen. Ich höre das Stück sey ausgetrampelt worden; hast D u nichts spezielles gehört. Braunschweiger Meßjuden haben diese Nachricht in ganz Israel verbreitet, und in Hamburg bin ich ordentlich kondolirt worden. D i e Geschichte ist mir sehr fatal, sie influenzirt schlecht auf meine Lage, und ich weiß nicht wie dieses zu repariren ist. D i e Welt mit den dazu gehörigen D u m m k ö p f e n ist mir nicht so gleichgültig wie D u glaubst. (HSA Bd. 20, S. //j, 10—23) Wenig später, am 21. Oktober 1823, bedankte sich Heine bei GubitZj in dessen „Gesellschafter" schon am j. Mai eine anerkennende Rezension der Tragödien von Varnhagen erschienen war. Wahrscheinlich hatte sich Gubitz auch darüber hinaus für Heines Buch eingesetzt: Ich kann Ihnen nicht o f t genug wiederholen, daß alles, was Sie für
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die Verbreitung und Anerkennung meiner Tragödien thun, Ihnen im Himmel vergütet wird. Am Rhein möchte man den unkatholischen Almansor gern ignoriren: in Braunschweig, wo ihn der acht poetische Klingemann nach seiner B e a r b e i t u n g aufs Theater gebracht, ist er ausgepfiffen worden; in Braunschweig lebt auch mein B u s e n f r e u n d Köchy. (HS Α Bd. 20, S. 120,j—10) In den darauffolgenden Wochen scheint sich Heines Enttäuschung über den Mißerfolg des Almansor noch gesteigert χμ haben. Am 27. November schrieb er an Ludwig Robert, der auch t(u den Rezensenten der Tragödien gehörte (vgl. „Morgenblatt". Nr. 166, 12. Juli 1823): Die aeterna nox des Käseladens verschlingt die Tochter Jephtas mitsamt dem ausgepfiffenen Almansor. Es ist wahrlich eine düstre Stimmung in der ich seit zwey Monathen hinbrüte; ich sehe nichts als offene Gräber, Dummköpfe und wandlende Rechenexempel. (HSΑ Bd. 20, S. 124,2—j) Noch Anfang 1824 hatte der Dichter das Fiasko seines dramatischen Erstlings nicht überwunden und suchte nach Gründen für die erlittene Niederlage, wie ein Brief an Moser vom 9. Januar belegt: Jetzt habe ich auch den Zettel vom Almansor zu Gesicht bekommen. E r ist mir von Braunschweig zugeschickt worden. Schon das von Klingeman entworfene Personenverzeichniß hat mich mit Ekel erfült. (HSA Bd. 20, S. 134,1;—IJ) Die Braunschweiger Aufführung blieb der einzige Versuch, den Almansor auf das Theater bringen. Zwar bekundete August Lewald 183 j in einem Brief vom 3. April an Heine seine Absicht, die „Stücke Almansor und Ratcliff [. . .] noch einmal in Scene zu setzen" (HSΑ Bd. 24, S. ßoj,i2f), doch scheint es ihm nicht sonderlich ernst damit gewesen zu sein. Das Projekt wurde niemals verwirklicht, seine Ankündigung sollte Heine wohl vor allem %ur Mitarbeit an der von Lewald herausgegebenen „Allgemeinen Theater-Revue" bewegen (vgl. William Ratcliff, Entstehung, S. 114). Heine selbst erwähnte bis 183; den Almansor in seinen Briefen nicht mehr. Bezüge finden sich aber im ersten und ζweiten Teil der Reisebilder. Die Anspielung in der Harzreise von 1824 läßt trot'.ζ aller Ironie noch den kaum verwundenen Groll über die von einigen Rezensenten einseitig hervorgehobene Tendenz des Almansor erkennen: Ja, ein junger Dichter, der auf einer Reise von Berlin nach Göttingen in der ersten Mainacht am Brocken vorbey ritt, bemerkte sogar, wie einige belletristische Damen auf einer Bergecke ihre ästhetische Theegesellschaft hielten, [ . . . ] ihre poetischen Ziegenböckchen, die meckernd den Theetisch umhüpften, als Universalgenies priesen, und über alle Erscheinungen in der deutschen Literatur ihr Endurtheil fällten; doch, als sie auch auf den „Ratkliff" und „Almansor" geriethen, und dem Verfasser alle Frömmigkeit und Christlichkeit absprachen, da sträubte sich das Haar des jungen Mannes, Entsetzen ergriff ihn — ich gab dem Pferde die Sporen und jagte vorüber. (HSA Bd j, S. 38,20—29) Im ^weiten Kapitel der Ideen. Das Buch Le Grand (1826) zitiert Heine einen Teil des Monologs, den Almansor hält, nachdem er von der bevorstehenden Heirat Zuleimas mit Don Enrique erfahren hat (S. 50, 1239—1256; vgl. HSA Bd. /, S. 89,21—38). Der sich anschließende ironische Kommentar des Ich-Erzählers zeu&t von der inzwischen gewonnenen Distanz Dichters zu seinem dramatischen Erstling: Es ist allgemein
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Almansor
rezipirt, M a d a m e , d a ß m a n e i n e n M o n o l o g hält, ehe m a n sich t o d t schießt. D i e m e i s t e n M e n s c h e n b e n u t z e n b e y s o l c h e r G e l e g e n h e i t das h a m l e t i s c h e „ S e y n o d e r N i c h t s e y n " . E s ist eine g u t e Stelle u n d ich hätte sie hier a u c h g e r n zitirt — aber, jeder ist sich selbst der N ä c h s t e , u n d hat m a n , w i e i c h , e b e n f a l l s Tragödien geschrieben, worin solche Lebensabiturienten-Reden enthalten sind, ζ . B. d e n u n s t e r b l i c h e n „ A l m a n s o r " , so ist es sehr natürlich, daß m a n seinen e i g n e n W o r t e n , sogar v o r d e n S h a k e s p e a r s c h e n , d e n V o r z u g g i e b t . (HSA Bd., S. 90,1—7) Auch das fünfzehnte Kapitel der I d e e n enthält eine Anspielung auf den A l m a n s o r : L e s e n Sie m e i n e n R a t c l i f f , m e i n e n A l m a n s o r , m e i n lyrisches I n t e r m e z z o — V e r n u n f t ! V e r n u n f t ! nichts als V e r n u n f t ! — u n d Sie ers c h r e c k e n o b d e r H ö h e m e i n e r N a r r h e i t . (HSA Bd. j, S. 1)0,19—21) Trot!^ der so widersprüchlichen Aufnahme in der literarischen Öffentlichkeit und des Scheiterns auf dem Theater wählte Heine den A l m a n s o r zu den wichtigen Werken seiner Frühzeit. Als ihn Philarete Chasles um biographische Auskünfte für einen Beitrag in der „Revue de Paris" bat, erwähnte Heine sein Erstlings dramα ausdrücklich im Antwortbrief vom 1j.Januar i8ßj: D e u x ans plus tard, p a r u r e n t de n o u v e l l e s p o e s i e s avec d e u x tragedies. L ' u n e de ces d e r n i e r e s f u t j o u e e et s i f f l e e έ B r u n s w i c k , capitale d u d u c h e de B r u n s w i c k . (HSA Bd. 21, S. 9f,/—j) Ein fester Platz war dem A l m a n s o r auch in der Gesamtausgabe seiner Werke Zu&e~ dacht, mit deren Planung sich Heine seit Mitte der dreißiger Jahre immer wieder befaßte. Im Plan von i8ßj sollten A l m a n s o r und William R a t c l i f f zusammen mit einer Reihe von Gedichten im zweiten Band erscheinen (vgl. Heine an Campe, 13. 4. iS)j; HSA Bd. 21, Nr. 6ßo). 1846 blieb der zweite Band einer nunmehr auf neunzehn Bände berechneten Ausgabe allein den Tragödien vorbehalten (vgl. Heine an Campe, 12. 11. 1846; HSA Bd. 22, Nr. 11J9). Zwei Jahre später— der Plan sah eine achtzehnbändige Ausgabe vor— sollte der A l m a n s o r erst im //. Band bzw. T h e i l zusammen mit der \Jebeis e t z u n g v o m F r a g m e n t M a n f r e d u n d dergl. G e d i c h t e erscheinen (Heine an Campe, 7. 6. 1848; HSA Bd. 22, S. 2j8,2jf.). Dieser Zusammenhang blieb im wesentlichen efi>alauch im letzten brieflich überlieferten Plan einer Gesamtausgabe vom März ten. Es war vorgesehen, den A l m a n s o r zusammen mit dem A n f a n g einer U b e r s e t z u n g d e s M a n f r e d s v o n B y r o n und frühen Prosaschriften in den dreizehnten Band aufzunehmen (vgl. Heine an Campe, 22. ß. 18j2; HSA Bd. 23, S. 191,1—12).
„Liste
der von Heine in Bonn und Göttingen entliehenen Bücher
[Auszug]
1) ij. 1. 1820; Josephus, Flavius: The Works. Translated into English by R. L'Estrange. Bd. 1—6. London IJ02 u. ö. 2)23.2.1820; Julianus, (Flavius Claudius = J. Apostata): Caesares et Misopogon. Griechisch, nebst einer deutschen Ubersetzung von H(ermann) J(akob) Lasius. Greifswald i j j i . ß) 2/. 7. 1820; Feßler, I(gnaz) A(urelius): Die alten und die neuen Spanier. Ein Völkerspiegel. (Auch u. d. T.: Versuch einer Geschichte der Spanischen Nation.) Bd. 1, 2. Berlin 1810. (1, 2)
Entstehung
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4) 19. 8. 1820; Adam, Alexandre: Histoire d'Espagne, depuis la decouverte qui en a ete faite par les Pheniciens jusqu'ä la mort de Charles III; Traduite de L'Anglais dAdam, sur la seconde edition, par P. C. Briand. Bd. 1—4. Paris 1808. (2, β, 4) /) i y . 8. 1820; Flechier, Esprit: Histoire du Cardinal Ximenes. Paris 1693. 6) j. 9. 1820; Dombay, Franv^ von: Geschichte der Mauretanischen Könige. Verfaßt von dem arabischen Geschichtsschreiber Ebulhaßan Aly Ben Abdallah, Ben Ebi Zeraa. Aus dem Arabischen übersetzt und mit Anmerkungen erläutert. Bd. 1, 2. Agram 1/94—179}. (1, 2) 7) 8. Ii. 1820; Beck, Christian Daniel: Anleitung \ur Kenntniß der allgemeinen Weltund Völker-Geschichte für Studirende. Bd. 1—4. Leipzig 1784, 1788, 1802, I8OJ. (Bde ß, 4 auch u. d. T.: Handbuch der mittlem und neuern allgemeinen Welt- und Völker-Geschichte.) 8) 8. 11. 1820; The Monthly Review; or literary journal. London 1749—182 j. Bd. 86, 87 (1818),
88(1819).
(86, 87,
88)
9) iß. Ii. 1820; Pe're:ζ de Hita, Gines: Histoire chevaleresque des Maures de Grenade, precedee de quelques reflexions sur les Musulmans d'Espagne, avec des Notes historiques et litteraires. Traduite de l'Espagnolpar A(lexandre) M(arie) Sane. Bd. 1, 2. Paris 1809. 10) 20.11.1820; Shakespeare, William: The works of Shakespeare collated with the oldest copies and corrected; with notes, explanatory, and critical by Theobald. Bd. 1—8. London i7ßß (u. ö.). 11) 20. II. 1820; Shakespeare, William: Shakespeares Schauspiele von Johann Heinrich Voß, und dessen Söhnen Heinrich Voß und Abraham Voß. Bd. 1—9. Leipzig 1818—1829. Bd. 1, 2, 1818; Bd. ß, 1819. 12) 2j. II. 1820; Jacob, William: Travels in the South of Spain, in letters written 1809 and 1810. London 1811. i ß ) 11.12.1820; Chenier, [Louis de]: Recherches historiques sur les Maures, et histoire de 1'empire de Maroc. Bd. ι—β. Paris 1787. 14) ij. 12.1820; Wünschelruthe. Ein Zeitblatt. Hrsg. v. H(einrich) Straube u. J(ohann) P(eter) v(on) Hornthal. Göttingen 1818. IJ) 2. 1. 1821; Cramer, Heinrich Matthias August: Briefe über Inquisitionsgericht und Ket^erverfolgung in der römischen Kirche. Bd. 1, 2. — Leipzig 1784-178f.
16) 2. 1. 1821; Sallust: Von der Zusammenrottung des Catilina. Übersetzt von Thomas Abbt und Wagner. Stadthagen 1767; 2. Aufl. Lemgo 1779. 17) 2. 1. 1821; Sallust:CEuvres. Traduction nouvelle par Dureau-Delamalle, Bd. 1, 2. Paris 1808 (1, 2) 18) 8. 1. 1821; Bertuch, F[riedrich] J[ustin] (Hrsg.): Magazin der Spanischen und Portugiesischen Literatur. Bd. i—ß. Weimar 1780—1782. (2, ß) 19) 8. 1. 1821; Büsching, Anton Friderich: Magazin für die neue Historie und Geographie. Bd. 1—22. Hamburg Halle 1767— i79ß. Bd. /: Hamburg 1771. (?)
Almansor
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20) 22. ι. 1S21; Happel, Eberhard Werner: Der Französische Cormantin, Oder so genannter Europäischer Geschicht-Roman. Auf das i68j. Jahr. Worinnen Man nächst denen Angelegenheiten deß Königreichs Franckreich / die fürnehmsten Schlachten / Belagerungen / Wunder / Kriegsund EstatsFälle I und was sonsten Merckliches in allerhand Materien passiret / nach seiner richtigen Ordnung ganz ohnpartheyisch / samt andern einfallenden curieusen Discursen vernehmen hat / in einer wol-erfundenen Liebesund Helden-Geschichte leß-würdigfürgestellet. Bd. 1—4. Ulm I68J. 21)22.
1. 1821; Herder, Kunst.
J[ohann] Bd. 1—16.
Liedern,
I8OJ; Bd. 9: Blumenlese
Bd. 12: Früchte Jahrhunderts, (Walter
Kanowsky,
Heine-Jahrbuch
Heine
1975, S.
G[ottfried]
v[on]:
Zur
schönen Litteratur
und
Tübingen 1806—1820. Bd. 8: Stimmen der Völker aus morgenländischen Dichtern,
aus den sogenannten goldenen Zeiten
des
in
1807;
achtzehnten
1809. (8, ρ, 12)"
als Benutzer
der Bibliotheken
in Bonn und Göttingen.
In:
iß2f)
Die auszugsweise abgedruckte Liste der von Heine in Bonn und Göttingen i82o\2i entliehenen Bücher wurde als unverändertes Zitat dem Aufsat^von Walter Kanowsky (α. α. Ο.) entnommen, während in der Entstehung und in den Erläuterungen die Titel der von Heine entliehenen Bücher nach Autopsie in der Originalschreibweise angegeben werden.
ÜBERLIEFERUNG D1
Almansor. /
F r a g m e n t e aus einem dramatischen
Gedicht.
In:
Der Gesellschafter oder Blätter für Geist und Herz- [Berlin. ] 1821. ijy. Blatt, 9. 11. 1821, S. 821 f. [von S. 2 4 , 4 8 7 F ü r w a h r , r e c h t h ü b s c h . . . bis S. 2 7 , 5 7 0 . . w o h n e n w e i t . 7 180. Blatt, 10. II. 1821, S. 8JJ [von S. 30,626 I c h h a b ' g e n u g . . . bis S. 33,699 . . . z u S a n S a l v a d o r . 7 181. Blatt, 12. Ii. 1821, S. 8ßp [von 33,700 D i e b u n t g e p u t z t e n d e r m a u s ' . . . bis S. 3 4 , 7 5 3 . . . R e i c h e r s c h l o s s e n . 7
Fle-
182. Blatt, 14. 11. 1821, S. 842f. [von S. 35,754 I s t e s e i n T r a u m , . . . bis S. 38,875 . . . m i t A l m a n s o r . 7 i8ß. Blatt, 16. 11. 1821, S. 8jof. [von S. 39,884 N o c h e r l o s c h . . . bis S. 4 3 , 1 0 2 1 . . . B e c h e r a u s t r a n k . 7 184. Blatt, IJ. 11. 1821, S. 8jßf. S. 4 7 , 1 1 5 7 . . . w ü r d e n S t e i n . 7
[von
S. 4 3 , 1 0 2 2 I n ' s H a u s . . .
bis
18/. Blatt, 19. 11. 1821, S. 8jp [von S. 50,1239 I n a l t e n M ä h r c h e n . . . bis S. 53,1328 . . . s t e h ' a u f , A l m a n s o r ! ] 186. Blatt, 21. Ii. 1821, S. ß6if. [von S. 53,1329 D u r c h w e s s e n . . . bis S. 5 7 , 1 4 4 9 . . . m e i n e G l u t ! ] Unterzeichnet: B e r l i n . H . H e i n e
Mitteilungen %um Text 2
D
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Almansor. / Eine Tragödie. In: Tragödien, / nebst einem / lyrischen Intermezzo, / von / H. Heine. / Berlin 1823. / Bet Ferdinand Diimmler. S. 129—247. Am Schluß des Bandes folgt eine Seite Verbesserungen (vgl. Mitteilungen %um Text).
MITTEILUNGEN
ZUM
TEXT
In D1 beginntjede Folge mit dem Titel Almansor, ab der %weiten Fortsetzung folgt auf einer neuen Zeile der Vermerk (Fortsetzung), der Abdruck in D1 endet jeweils mit dem Vermerk (Die Fortsetzung folgt.) 7, U D1 Untertitel: Fragmente aus einem dramatischen Gedicht. Der Untertitel ist mit folgender durch *) gekennzeichneter Fußnote versehen: Der Schauplatz ist die Gegend von Granada. — Die Handlung fällt zur Zeit der Vertreibung der Mauren aus Spanien. Der Abdruck von D1 beginnt mit dem dritten Auftritt des %'weiten Aktes. Das in D2 vorangestellte Motto fehlt in D1. 8,23 In den Verbesserungen D2 wurde heitre heit'rer geändert. 2 18,346 In den Verbesserungen D wurde vor deinen Füßen, durch vor deine Füße, ersetzt. 24, nach 486 D1 Zweiter Akt. / Dritter Auftritt. 24, nach 486 Regieanweisung: Nacht. D1 Rechts Aly's Schloß. Man hört von dort fröhliche Tanz-Musik. Die Fenster sind erleuchtet. Links Bäume. Almansor steht allein und sinnend. Die Musik 24,487 hübsch D1 klingt die Musik. 24,490 Geigen D1 langsam-weiche Töne, 25.492 Hör' ich D1 erschmettern plötzlich die Trompeten, 25.493 D1 Durchzuckt's mir Mark 25.494 ich D1 schallen dröhnend dumpf die Pauken, 25.496 wir D1 zusammen?! 25.497 ihren D1 Harfentönen — 25.498 seinen D1 harschen Seufzern 2 5>499 goldnen D' Lampen — 25.501 liebliche D1 Zuleima — 25, nach 501 Regieanweisung: D1 (Sinnend zeigt er endlich ebenfalls nach seiner Brust) 25.502 passen D1 doch — hier 25,502 Zuleima D1 auch! 25.506 Wehmuth D1 straffgespannten Saiten, 25.507 meine D1 Seufzer — 25.508 düstre D1 Laune 25.509 schwarzer D1 Frauenhüther vor 25, nach 509 Regieanweisung: D1 (Nach dem Schlosse zeigend)
48 25
Almansor seidnen D1 Buben mit gekrümmtem Rücken — Und D1 die durch Federn D1 Kraft Den D1 hohlen Busen 518 Regieanweisung: D1 (Trompetenstoß) Ο D1 weh, da Und D1 fordert auf D1 Ο weh, das Glasaug' D1 Ο weh, das Wachsgesicht D1 Ο weh, der Federbusen 523 Regieanweisung: D1 (Tanz-Musik) Das D1 leichtzerbrechlich zarte zarte D1 Kunstgewebe, 525 Regieanweisung fehlt in D1. frechem D1 Arm und schleift es fluthendes D1 Gedränge — halt & ein! - Ihr dem D1 süßen Leib! meines D1 Zornes, D2 Diese Zeile fehlt. Ergänzt nach D1. 533 Regieanweisung: (Pause; D1 leiser wird die Musik.) ihren D1 Quadern. — schlecht D1 Gedächtniß. der £>' Thür! 542 Regieanweisung: im D1 Schloß verworrene 542 Regieanweisung: und D1 Gelächter) spottet's D1 mein! Hollah, ich Regieanweisung: (Schlägt D1 heftig an 543 1 will D übernachten. 544 Regieanweisung: D1 (Die Thür geht auf. P e d r i l l o erscheint. Er trägt einen Armleuchter und bleibt in der Thür stehen.) D1 Ihr kommt auch spät 546 D1 Dies Schloß 551 Don D1 Golzalvo zürnt, 556 Zuleima D1 nur — Regieanweisung: (schlägt sich ärgerlich vor 558 die Stirn) wollt' jener D1 Heiden-Sitten, 567 568 dies D1 christlich-fromme Haus 1 Sie wohnen nah, und wollen schon nach Hause. D 570 nach 570 Regieanweisung: D1 (Geht ab, die Pforte heftig zuschlagend.) 571—30,625ZYJW/ /» D1. vor 626 D1 Zweiter Akt. Siebenter Auftritt. [Neue Zeile] Regieanweisung: (Noch einzelne Ritter gehen vorüber. Die Thür des Schlosses
513 25 517 25 517 25 518 25 nach 25 5T9 25 520 25 521 25 522 25 523 25 nach 26 525 26 525 26 nach 26 526 26 527 26 528 26 529 26 53° 26 531 26 nach 26 535 26 537 26 542 26 nach 26 nach 26 543 26 nach 26 544 26 nach 26 27 27 27 27 27 27 27 27 3°
Mitteilungen %um Text
49
ist geöffnet. Man hört im Schlosse D o n H e n r i c o ' s Stimme.) Personen D1 Don Henrico Ab der %weiten Nennung der Personen wird Don in D1 mit D. abgekürzt. 0,627 leuchtet D1 mir. o, nach 627 Regieanweisung fehlt in DK 0,628 schweben D1 immer freundlich 0,628 freundlich D1 leitend 0,629 Liebessternlein, D1 meiner Clara Augen. o, nach 629 Regieanweisung: D1 (Complimente. Verworrene Stimmen: „Gut Nacht!" Die Schloßthür wird zugemacht. D o n H e n r i c o und D o n D i e g o treten auf; Letzterer in Diener-Kleidung und 0,630 gnäd'ger D1 Herr! 0,631 seyd D1 nun der Diener o, vor 632 Regieanweisung: (Nimmt D1 selbst die 1,633 Senor, D1 ein ganz andrer 1,635 del D1 Sahurro! 1,637 Zögling D1 muß mit 1,637 π " * D 1 besser'n Schmeichelei'n 1.639 Was D1 sollte der 1.640 man D1 solch ein 1.641 Lernt D1 besser noch auswendig unsre 1.642 Eure D1 Zunge, 1.647 Aug'-D'geblendet und 1.648 ein D1 süß Verstummen! 1.650 gefüllt D1 mit Gold; 1.651 theilen D1 das Entzücken, 1.658 gesteh' D1 ich, Claras 2.659 hüthe D1 Dich, daß 2.660 Ambrahduft D1 entsteht durch 2,662 schlechte D1 Liebeswerber, 2,665 gefärbte D1 Rosenwangen, 2,667 Schnürleiber, D1 Polsterbrüst' und Kunstbäuch', 2.670 Regieanweisung: D1 (fixirt ihn kaltlächelnd) 2.671 ich D1 ausgefertigt 2.672 erlosch'ner D1 Tinte? 2,674 Gonzalvo D1 fand und 2, nach 674 Regieanweisung: D1 (hell auflachend) 2,676 Prinz D1 geworden — Seyd 2.676 jetzt D1 folgsam, 2.677 D 1 Und sprechet nur, wie ich's Euch einstudirt. 2.678 von D1 Christenthum und 2,678 von D1 Moral,
5° 32,679 32,682 32,684 32,685 32,689 33,69! 33,694 33, vor 697
Almansor jene D1 Schmarren oft, E r b e u t e t D1 habt. Sprecht oft v o n K l u g h e i t , £>' Sennor!
noch Z)? das Kunststück D1 Sie brauchen
m e r k t e t £>' nicht, d a ß A l t e n , D1 trumpfet Ihr mit Eurem Kreuz, Regieanweisung: D1 (schwärmerisch g e n D1 Ja freilich in 33,698 h o h e n D1 Galgen zu San Salvador! 33,699 33, nach 699 Regieanweisung: D1 (Gehen Beide ab) 33, vor 700 Regieanweisung: D1 ( A l m a n s o r naht sich wieder.) ihr D1 heis'res Schrillen, 33,702 i h r e r D1 Nähe. 33,703 f l e h e n d e n D1 Almansor 33,7o8 g l ü h e n d £>' Blut 33,7H j e d e m D1 Gruß aus 33,715 t a u s e n d D1 Liebeswunden — 33,715 h e i ß e n D' Grüße? 33,717
33,718 33,72o 34,72i 34,722 34,722 34,723
untreue D1 Boten! Sterne
als D1 weise Schicksals-Lenker brüstet, m e i n e D1 Grüße,
Tauben D1 tragen treu
u n d D1 sicher der Z)'Wüste! 34, nach 723 D1 Regieanweisung: (Die Lichter im Schlosse sind ausgelöscht; ein einziges Fenster ist noch erleuchtet.) 1 D Dies Fenster kenn' ich wohl! d o r t 34,727 die D1 Liebste 34,729 1 D Auf dem Balkon mit süßem Wort e r s c h i e n . 34,73o 34, nach 730 Regieanweisung: L a u t e D1 unter dem Mantel h e r v o r . ) s c h a u e n D1 nieder 34,734 D1 Wollustathmend in 34,742 der D1 Schwüle 34,742 w e i ß e D1 Turteltäubchen, 34,743 D1 Flimmernd w i e 34,744 z u m D1 Liebesspiele 34,744
34,749 34,75i 34,752 35, vor 754
3 5,75 5 35,756
Nach D1 dem Schatten
k o m m t D1 herab geschossen, u n d D1 singet — D1 Regieanweisung: (ungesehen und leise). O h r D1 zurück ruft? zu D1 verlocken
Mitteilungen \um Text 5,759 5,762 5,763 5,764 5, nach 765 5,768 5,769 5,776 5,778 5,78ο 6,783 6,785 6,787
6,788 6,789
6,791 6,792 6,792
6,795 6,797 6,798
6,800 6,802 6,802 6,803 6,804 6,806 6,806 6,808 6,809 6,809 6,810 6,812 7,814
7,815
7,816 7,817—820
37.822 37.823
mich umschlingt? irrender D1 Almansor, Sohn D1 Abdullahs; ist D1 zurück gekehrt, und Regieanweisung: (Zuleima D1 tritt mit einer Fackel auf D1
Mähr: D1 „Todt sey
D1 Almansor!" und
Almansors D1 Seele
muß D1 doch jetzt die Seele ganz verbluten schlimm're D1 Kunde,
D1 O, weine
nimmermehr D1 verletzen;
dessen D1 Nähe selbst des
der D1 Lanze, und D1 das Reh
dessen D1 Nähe selbst des Räubers Hände Sich D1 demuthvoll nur Gebet D1 bewegen! heil'gen D1 Stein —
so D1 brech' sie deiner D1 Worte, in D1 das Herz mich treffen, D1 U n d desto
In den Verbesserungen korrigiert D1 Um desto zu D1 rauben! schon D1 hat mein Herz durchbohrt die Kunde und D1 Fatyma's, beide mich D1 einst gerne
gerne D> „Tochter" Auf D1 einem Ruhebette kniete D1 ich und
weinte D1 still:
stand D1 A b d u l l a h starr
Todesengel D1 über'm Haupt der Mutter. Mutter D1 Hand;
D1 Doch wie der D1 Mutter Hand. D1 Auf ihrem Antlitz zuckten wechselnd Schmerz Und Lächeln süß, und wie ich über Mutter Mich leise hinbog, ach! da seufzt' es matt Aus ihrer Brust: „Bring* diesen Kuß Zuleimen!" Tod D1 g e t r o f f ' n e s wildes D1 D o c h Mutter
51
52 37,824
OO
37,826 37,828 37,828
37,832 37,834 37,835 37,836 37,840 37,841 37,842 37,843 37,845 37,849 38,850 38,850 38,851 38,852 38,854-855 38,856 38,857 38, nach 857 38,861 38, nach 862 38, nach 862 38, vor 863 38,863 38,864 38,865 38,868 38,870 38,872 38,875 39, nach 875 39, nach 875 39,876—883 39, vor 884 39,884—885
Almansor der D1 meinigen wie armes D1 Kind; er D1 hinab stieg in dunkles D1 Haus! so D1 erwachte D1 Der Sturm in seiner Brust, wie dunkle Wolken entquoll D1 Verwünschungs-Fluch. fiel D1 mein Vater tiefen £>' Schlaf; fromme D1 Milde, Statt D1 seines Wahnsinnschmerzes wildem Zucken, seine D1 Lippen, statt D1 mit grausem Fluch mich zu erschrecken, Mutter D1 will es, und ich sage D1 ihr "-Da Und D1 schnitt mit scharfem D1 Schwerdte rasch Abdullahs D1 Rede. Ich D1 hab' ihn in sein Grab D1 Gerichtet hab' ich, wie er's einst befahl, Gen Granada sein todtes Angesicht: den D1 stieren offnen immer D1 nach — Regieanweisung: D1 (Dreht sich um und spricht feierlich) mich D1 hier — hier D1 Zehnter Auftritt. Regieanweisung: D1 (Ein Mann in einem schwarzen Mantel tritt plötzlich auf.) Personen: D1 Der Mann. ihr: D1 Zuleima, steig' deines D1 Marmor-Schlosses Almansors D1 treues Roß. Lämmer D1 weiden: die D1 Gazellen mit den D1 Blumenkörben, mit D1 Almansor! D1 Dritter Akt. Vierter Auftritt. Regieanweisung: D1 (Tag. Der Garten bey Aly's Schloß. Links ein Christusbild.) Fehlt in D1. D1 Regieanweisung: (allein). D1 Noch nicht erloschen ist der alte Groll, Noch liegen lauernd in des Vaters Brust
Mitteilungen %um Text 39.886 39.887 39,888—892 39.893 39.894 39.895 39.896
1
53
Wuth D entsteigen D1 Bei'm bloßen Schalle von Abdullahs Namen. Fehlt in D>. D1 Entflieh, entflieh, unglücklicher Almansor! Kindern £>' Tod! dich D1 bedecken, nimmer D1 trifft. und D1 schnell erwachen 39.897 dich D1 weinend und 39,9 0 1 39,901 bangen D1 Bitten D1 Herunter lockte von 39,9° 2 „Todt D1 sey Almansor!" sagten 39>9°3 den D1 Bruder — 40,906 1 40, nach 907 Regieanweisung: D (Sieht zur Erde und seufzt) 1 40, nach 907 D Almansor! 1 40, nach 907 D Fünfter Auftritt. 40, vor 908 Regieanweisung: D1 ( A l m a n s o r ist unterdessen hinter Zuleima erschienen, legt beide Hände auf ihre Schulter, und seufzt im selben Tone: „Zuleima!" Zuleima dreht sich erschrocken um und betrachtet ihn lange.) 40.908 mein D1 Almansor! 40.909 wie'n D1 Mann, 40,909 du D1 leider 40.911 mich D1 wieder eben 40.912 Blumen D1 leise spreche. 40, vor 913 Regieanweisung: D' (lächelnd.) 4°>9 1 5 für D1 Trauerweiden passen 4o,9 Μ passen D1 könnte. 4o, vor 916 D1 Regieanweisung: (ernst). 1 4o,9 7 Sprecher D1 dieser N a c h t ? 40, vor 918 D1 Regieanweisung: (lächelnd). 40.919 der D' vielbesorgt mir folgt D1 Gleich einem treuen Thier der Spur des Herrn. 40.920 D1 Den Flor, der Deine Augen ernst umdüstert! 40,922 2 Raupenhülle D1 abwirft, 4°,9 3 sie D1 nieder, 40.927 süßes D1 Singen, 40.928 stäubet D1 Diamanten, 40.929 Die D1 zarten Blumen weinen 41.930 weinen D1 Wonnethränen — 4i,93o ist D1 der Zauberstab, 41,93! dem D1 Tod! 41.937 D1 Ist mir doch jetzt so wohl, so heimlich wohl! 41.938
54
Almansor
41, nach 938 D
1
Hier ist die Heimath meiner Herzenswünsche, Hier will ich liegen vor Zuleima's Füßen, Still liegen und mit sel'ger Lust hinauf schau'n In deiner Augen klares Himmelreich. 41.940 ich D1 freudig spielte, 41.941 mir D1 traulich nickten, 41.942 morgens D1 grüßte — 41, vor 945 D1 Regieanweisung: (schmerzlich). 41,946 traurige D1 Cypresse! 41,9 51 der D1 gute Feigenbaum, 41,952 Mährchen D1 lohntest. 41,95 3 D1 Und hier sind auch noch Trauben 41.955 Lieb, D1 nicht seh' ich den 41.956 D1 Auf dessen Zweigen sang 41,958 Rose D1 hat der Sturm 41.961 Den D1 edlen Stamm 42.962 mir D1 wohl, auf 42.963 D1 Steht fest 42.963 heimlich D1 angekettet! 42.964 D1 Hier ist mir wohl, in diesen süßen Kreisen, 42.965 schöne D1 Fee! 42,966—967 D1 Wie ist mir wohl! — geliebte Balsam-Düfte Umwallen mich, vertraute Blumen lispeln Und schau'n mich an mit mährchenhaften Augen, 42, nach 968 Regieanweisung: D1 (Zeigt nach dem Christusbilde) 42,970 Das D1 sieht mich 42,970 so D1 mild und 42,970 so D1 schaurig, 42,972 meinen D1 vollen, goldnen 42,972 goldnen D1 Freudenkelch? 42.975 Fehlt in D1. 42.976 D1 Besinne Dich, du 42.978 in D1 dies Land. 42.979 nach D1 Xerez führt, 42,981 wo D1 vom Thurme einst der Thürmer rief: 42.983 da D1 hört' ich oben dumpf 42.984 D1 Und summend läuten centnerschwere Glocken. 42,987 Die D1 hoch aufschwollen und 42.987 schwarzer D1 Sud 42.988 glühnden D1 Zauberkessel qualmig 42.989 langen D1 Armen zogen 42,991 meine D1 Brust wie 42,995 scholl, D1 wie Todtenlied,
Mitteilungen %um Text D1 Der heis're Sang von wunderlichen Männern, D1 In schwarzen und in blumigen Gewändern, Und von den Knaben, roth und weiß gekleidet, IOOI Und D1 gold'ne Weihrauchfässer 1006 ich D1 dort wieder sah. 1007 überall D1 sah schmerzenbleich 1007 und D1 traurig 1008 den D1 das Bildniß 1009 D1 Dort schlug IOIO--1011D 1 Hier sank er hin durch schwere Kreuzeslast; Dort spie man ihm verächtlich in's Gesicht, IOI 2 D1 Hier krönte ΙΟΙ 2 seine D1 Schläfe: IOI3 D1 Dort schlug IOI4 seine D1 Seite — ΙΟΙ 5 jedwedem D1 Bild! Ich gelb, D1 ganz nackt, 1018 1019 ich D1 gellen eine scharfe 1020 sein D1 Blut!" und schaut D1 ich — 1020 nach lozo Regieanweisung: D1 (zusammenschauernd) nach 1021 Regieanweisung fehlt in DK vor 1022 D1 Regieanweisung: (sich ernst erhebend). 1022 Liebe D1 kam dein 1025 Der D1 leicht durchgaukelt 1028 D1 Doch einen ernsten Dom hat 1029 D1 Zum Wohnhaus ausgesucht werden D1 wieder Kinder dort; 1031 1035 wird D1 dort der Betrübte: 1036 ein D1 traurig armes 1037 dieser D1 Erde; 1039 Hauptes D1 Kissen; 1042 die D1 Liebe; und D1 gekreuzigt — 1043 der D1 Himmelspforte; 1046 1048 die D1 Himmel 1049 Und D1 ließen ein 1050 als D1 Leiche 1051 traur'gen D1 Weibes! 1052 D1 Ο glaube 1053 ganze D1 Menschheit; 1055 aus D1 den Beeten in Alraschid's Gärten; jenem D1 heil'gen Leib 1060
43 996 43 9 9 8 - J99 43 43 43 43 43 43 43 43 43 43 43 43 43 43 43 43 43 43 43 43 43 43 43 43 44 44 44 44 44 44 44 44 44 44 44 44 44 44 44
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56
Almansor
ew'gen D1 Blute; kannst D1 Dich zu Tisch' mit Engeln setzen, D1 Und Himmelsbrod und Himmelswein genießen; Auch Du bist durch die Liebe sündenfrei, 44.1063 D1 Darfst freudig wohnen 44.1064 D1 Und gegen 44,1064 starke D1 Höllenmacht 44.1066 genossen D1 seinen Wein, sein Brod. 44.1067 Du D1 sprachst es aus, 45,1069 Wörtlein D1 „Liebe" 45.1071 Himmeln D1 schallt es mächtig wieder. 45.1072 wölben D1 sich 45.1073 Domes D1 Kuppel; 45.1074 Die D1 Eichen rauschen 45.1074 rauschen D1 auf wie 45.1075 fromme D1 Andacht-Lieder; 45.1077 als D1 Altar, 45.1078 D1 Der Liebe Kirche ist die ganze Erde! 45,1081—1083/?' Laß leuchten hell der Liebe gold'nes Wort, Und hüll' es nicht in dunkle Trauerflore. Du bist der Liebe Priesterin, Zuleima, 45,1087 ihr D1 sammetweichen Purpurkissen, 45.1089 Seele D1 betten — 45.1090 nicht D1 Fatymens letzte 45.1091 meiner D1 Tochter!" — 45, nach 1091 Regieanweisung: D1 (Sie sehen sich lange wehmüthig an. Almansor küßt Zuleima feierlich, diese küßt ihn wieder.) 45.1092 D1 Fatymens Todtenkuß 45, vor 1094 D1 Regieanweisung: (schwärmerisch). 45,1094 Liebe D1 Odem, den 45,1096 ein D1 Feuerborn, woraus 45.1098 und D1 verzehrt. 46.1099 D1 Nicht lass' ich ab 46,1101 Und D1 winkten Houris mir 46.1103 süßen D1 Leib. 46.1104 Himmel D1 nur 46.1105 Almansors D1 Himmel; und 46.1106 Almansors D1 Gott; Zuleimas 46.1107 Almansors D1 Hort; dein 46, nach 1109Z?' Regieanweisung: (Entzückt) 46.1110 ich D1 in den Liebeswellen, 46.1111 weichen D 1 Harfentönen süß 46,1111 süß D1 umklungen; 44.1060 44.1061 44.1062
Mitteilungen %um Text 1
57
46,1112 wunderlichen D Reigen, 46.1114 mich D1 herab; 46.1115 — 1117Z?' Der Himmel schließt sich auf mit stiller Pracht; Auf gold'nen Schwingen schweb' ich in die Höh'! Ich schweb' hinauf! hinauf! 46,1117 Regieanweisung: D1 (Glockengeläute und Kirchengesang in der Ferne; Zuleima reißt sich erschrocken von Almansor los.) 46,1117 Regieanweisung nach Person: fehlt in D1. 46, vor 1 1 1 8 Regieanweisung: D1 (verwirrt und befremdet). 46,1121 eine D1 Lilie — 46,1124 Tod D1 vereint; 47,1127 D1 Zuleima wird vermählt 47, nach 1128 Regieanweisung fehlt in D1. 47, vor 1129 D1 Regieanweisung: (nach einer Pause langsam und schmerzhaft bitter). du D' nun in's Herz mir eingezischt 47. 129 In D1 Marterkammern, die 47, 135 du D1 Kirche nennst, 47, IJ5 geschäftig D1 alle Glockenstränge, 47, !37 1 (Mit steigendem Affekt) 47, nach 1139 D Regieanweisung: den D1 Täubchen; 47, 141 bis D1 zu den Wolken. 47, 142 dort D1 herab zu stoßen! 47, 143 Sarge D1 wird mit 47, 146 in D1 Schlangen wandeln, 47, 147 am D1 bunten Schlangenzügel — 47, 148 Fluch D1 hinunter brüllend stürz' 47, 149 Hinab, D1 hinab bis 47, 150 m e i n e m £>' Wahnsinns-Fluch und Wahnsinns 47, r 5 2 D1 Fort, f o r t 47, 153 w ü r d e n D1 Stein! 47, 157 47, nach 1157 Regieanweisung: D1 (Er eilt fort; Zuleima, die bis jetzt verhüllt und unbeweglich stand, wirft sich vor dem Christusbilde verzweiflungsvoll nieder. — Der Chorgesang nähert sich. Mit Fahnen und Heiligenbildern, und ein Kirchenlied singend, ziehen Mönche in Prozession vorüber.) Der Auftritt des Chores [ S. 48,115 8—50,1238 J fehlt in DK 50, nach 1238 Beginn der siebenten Fortsetzung in D1 Vierter Akt. Zweiter Auftritt. Regieanweisung: D1 (Waldgegend. A l m a n s o r 50, vor 1239 Regieanweisung: D1 (mit kalter, langsamer, verdrossener Stimme). 50,1240 Wo D1 rauscht Musik und schöne 50,1247 einem D1 argen Worte
Alm ans or 254 man D1 vergaß, sie 25 5 die D1 Königs-Nase 256 goldnen D1 Scepters, nach 1256 D1 Regieanweisung: (sinnt) 25 8 schönem, D1 rothem 260 Z?'Jungfrauen-Wanglein, Sommer-Abendwölkchen, 265 Sonne D1 wirft 267 D1 Schamlos wie 267 wie D1 Metzen lachen 270 Und D1 stehen im geflickten grauen Hauskleid — 271 am D1 meisten, 275 meine D1 dürren Rippen. 285 jetzt D1 Feierabend. Mühsam 286 armer D1 Thränen-Zähler — 289 recht D1 müd' 292 als D1 krank; denn, ach! 293 das D1 Leben, 294 Und D1 nur der Tod — der Tod nur kann sie heilen. 29 5 D1 Er ist die bitterste 296 Und D1 wohlfeilste, und überall zu haben. 297—1298Z?' Du schau'st mich zweifelnd an, du eiserne Arznei? Ob du mir helfen wirst? nach 1298 D1 Dritter Auftritt, [neue Zeile] Regieanweisung: (Hassan hat sich leise genaht.) 1298 D1 Regieanweisung nach Person: (wehmüthig). 1298 D1 Nur Allah 1302 ist D1 wohlgethan! 1305 mit D1 allem Wortschwall. 1307 D1 Ha, ha! 1313 Eingang D1 zwar 1314 kohlenschwarzer D1 Riese — 1318 wahre D1 Ruhe. 1319 überläst'ger D1 Käfer; 1321 blöde D1 Auge; 1322 dort D1 Hitz' und Frost und Hunger, 1324 und D1 obenein die 1326 Kraft D1 hat, mit 1327 zaghaft D1 flieht 1328 Kampfplatz D1 — steh' 1328 — steh' D1 d'rum auf, nach 1328 Bemerkung in D1: (Der Schluß dieser Scenen folgt.) vor 1329 D1 Titel[neue Zeile] (Schluß dieser Scenen). vor 1329 Regieanweisung: D1 von der Erde auf).
Mitteilungen %um Text 1
59
3 34 schlimmste D Wurm, die 336 Steh' D1 auf! steh auf! Almansor, Nur 337 Boden D1 krümmen; doch 340 D1 So ist er auch ein Wurm, und 341 längst D1 beschnitten 4.1344 D1 Zeig' einen Stein mir vor, der 4.1345 ist D1 Almansor, ich will's 4,1347 zaghaft D1 liegt, und liegt, und 4.1347 glotzend D1 zusieht, 4.1348 Brüder D1 häufet, 4,1358 Dort D1 meinem Bruder spuckt er in 4,13 5 9 Füßen D1 obenein. 4,1364 sind D1 verliebt in sie, umschmeicheln, 4,1367 D1 Den allzu heißen Buhlen, 4,1372 neue D1 Schmerzenstiche; 4.1376 offen D1 fremdem Schmerze. 4.1377 D1 Doch durch 4.1377 und D1 Ohr 4.1378 Brust D1 geschlichen, 5,1380 D1 Sind herbergsuchend mir 5, nach 1383 Regieanweisung: D1 (beugt sich zu ihm und sagt leise) 5, nach 1384 D1 Regieanweisung: (Erschüttert und sich krampfhaft windend springt Almansor auf.) 5.1387 sich D1 eingenistet, taumeln 5.1388 Umflirren D1 mich wie 5, nach 1390 Regieanweisung: sich D1 das Haupt mit beiden Händen) 5.1391 Ο ΰ ' weh, ο 5.1392 vom Ζ?'Rumpf und 5,1394 mein D1 liebes Liebchen 5.1402 dir D1 Dein Eigenthum entreißen will. 5.1403 D1 Du sollst Zuleima haben, steh' nur auf! 6,1406 nicht D1 verzweifeln, dacht' 6, nach 1 4 1 1 D 1 Wir segeln über nach der Berberey; Dort kannst Du bleiben mit der sich'ren Beute. Wir aber stechen wieder in die See, Und plündern span'sche Schiff' und Spaniens Küste. 56, vor 1412 D1 Regieanweisung: (lächelnd) 56,1412 schon D1 wieder kommen! 56,1414 Das D1 einst mit 56,1414 halbgeschloss'nen D1 Augen 56,1420 Haar D1 zersaust, In den Verbesserungen von D2 zerzaust, korrigiert. 56,1426 mehr, D1 das fromm
Almansor
6o 56,1426 56.1433
und Ζ?'mild D1 Vergessen, daß
56.1435 56.1437 56.1438 56.1439 57,1448
Reich D1 begründen. seine D1 Schiffe — zur D1 Seite — stolze D1 Christenschädel — wilder D1 Kampfes-Hitze! Sklavin, Sklavin,
56, nach 1433 Regieanweisung: D1 (Er ergreift hastig 56.1434 Hassan! D1 ja, wir
57, nach 1449 Regieanweisung: H. H e i n e
eilen D1 ab.) [Neue Zeile] Berlin.
[Freiraum]
Hier endet der Abdruck von D1. ERLÄ UTER UNGEN 7, U
Almansor. — (arab. al-Mansür) der (dank Allahs Gunst) Siegreiche; ursprünglich als ehrenvoller Beiname gebraucht. Ein konkretes historisches Vorbild der Titelfigur konnte nicht ermittelt werden. Verschiedene der Heine bekannten Quellen berichten über den berühmten andalusischen Staatsmann und Feldherrn Muhammad Ihn Abi Amir al-Mansür, bei I. A. Feßler als Mohammed Almansor erwähnt (vgl. Kanowsky-Liste Nr. j , Bd. 1, S. )2j), der unzählige Siege über die spanischen Christen errungen habe und zu dessen Verdiensten die Vergrößerung der Hauptmoschee von Cordoba, der ältesten Kultstätte der Mauren in Spanien, gewählt wird. — Eine Anregung für die Namensgebung könnte auch aus F. v. Dombajs Übersetzung der „ Geschichte der Mauritanischen Könige" stammen, in der gleich zu Beginn über den Begründer der ersten arabisch-mauretanischen Dynastie berichtet wird: „Imam Mohammed, Sohn Abdallahs [•••], der vielen Grausamkeiten, und Tyranejen des abbasidischen Fürsten Ebu Dschafar überdrüßig, [...] faßte den Entschluß sich wider seinen rechtmäßigen Herrn aufzuwerfen [...] Allein Ebu Dschafar, sonst auch Elmansor, oder der Siegreiche genannt, ζog [...] wider ihn nach Medina." (Kanowsky-Liste Nr. 6, Bd. 1, S. j f . ) Heine nennt seinen Helden, gleichsam beide Namen miteinander verschmelzend, Almansor ben Abdullah (S. 10,78/, (arab. Abd Allah: der von Gott Unterstützte). — Diesen Beinamen trägt auch die Titelgestalt der 182J entstandenen Romanze Almansor: In dem Dome zu Corduva / Steht Almansor ben Abdullah, [ . . . ] (Buch der Lieder. Die Heimkehr. Almansor; HSA Bd. 1, S. 140,21—26)
7, U
Eine Tragödie. — Die Bezeichnung Tragödie als Untertitel erscheint erst 182) in der Buchausgabe des Almansor; im Zeitschriftendruck des „Gesellschafters" von 1821 heißt es noch: Fragmente aus
Erläuterungen
7, Prolog
7,9—10
6ι
einem dramatischen G e d i c h t (vgl. Mitteilungen ^um Text, 7, U). Zweifel, ob der Almansor den Anforderungen der Gattung gerecht würde, äußerte Heine mehrfach in den Briefen aus der Entstehungs^eit (vgl. Entstehung). Glaubt nicht, . . . den Frieden. — Das Prologgedicht fehlt im Zeitschriftenvorabdruck des Almansor vom November 1821, der erst nach den beiden ersten Auftritten f D a s Innere eines alten, verödeten Maurenschlosses ..., S. 7,1 —19,368; Alys Schloß ..., S. 19,369—24,486), d. h. nach der ursprünglichen Einteilung mit dem dritten Auftritt des £weiten Aktes, beginnt. Ob der Prolog erst später, möglicherweise unmittelbar vor dem Erscheinen der Buchausgabe der Tragödien, nebst einem lyrischen Intermezzo (1823), entstanden ist, läßt sich nicht belegen. — Auffallend sind die Parallelen dem unter Schlegels Einfluß in Bonn im Sommer 1820 entstandenen Aufsat^ D i e Romantik (S. 195—197 und Entstehung), in dem Heine die romantische Poesie gegen den Vorwurf der Formlosigkeit verteidigen sucht. Auch wenn die Bilder der Romantik [ . . . ] mehr erwecken als bezeichnen, dürften sie deshalb nicht verworren oder verschwimmend sein. Vielmehr sollten sie eben so klar und mit eben so bestimmten Umrissen gezeichnet seyn, als die Bilder der plastischen Poesie (S. 196,13—21; vgl. auch %u 196,19—21). — Noch deutlicher, fast in wörtlicher Ubereinstimmung %um Prolog, spricht sich Heine im Brief an Friedrich Steinmann vom 4. Februar 1821 aus. Dort heißt es mit Be^ug auf den A l m a n s o r : E i n e T r a g ö d i e m u ß d r a s t i s c h s e i n — [ . . . ] und das ist das Todesurtheil der meinigen. — H a b ' ich kein dramatisches Talent? Leicht möglich. O d e r haben die französischen Tragödien, die ich sonst sehr bewundert habe, unbewußt ihren alten E i n f l u ß ausgeübt? D i e s letztere ist etwas wahrscheinlicher. D e n k e Dir, in meiner Tragödie sind alle drei Einheiten höchst gewissenhaft beachtet, [ . . . ] D u wunderst D i c h ? D a s Räthsel ist leicht gelöst: ich habe versucht auch im Drama romantischen Geist mit streng plastischer Form zu verbinden. Deshalb wird meine Tragödie ein gleiches Schicksal haben wie Schlegels Jon. Nämlich weil letztere ebenfalls in polemischer A b s i c h t geschrieben ist. ( H S A Bd. 20, S. 36,36—37,7) Gomeles . . . Zegris — Dem spanischen Sieg über Granada (1492), das letzte Reich der Mauren auf der Iberischen Halbinsel, ging ein blutiger Bürgerkrieg voraus, ausgelöst durch Streitigkeiten und Verrat der führenden maurischen Adelsgeschlechter. Hauptgegner waren die Abencerragen und die mit dem König verbündeten Zegris. Nach der für diesen Bereich ausführlichsten Quelle Heines, de Hitas „Guerras civiles" (vgl. Kanowsky-Liste Nr. ρ) ging von den maurisch-orthodoxen Zegris eine
62
Almansor verräterische Verschwörung gegen die tapferen und beim Volk beliebten Abencerragen aus, von denen viele im Löwenhof des Königsschlosses einem Massaker %um Opfer fielen. Die G o m e l e s standen auf Seiten der Zegris, während die Ga^ule, eine der mit den Abencerragen verbündeten Familien, deren Beispiel folgend, mit den Spaniern sympathisierten und nach der endgültigen Niederlage der Mauren in großer Zahl %um Christentum übertraten, was von dem Verfasser der „Guerras civiles" ausdrücklich begrüßt wurde. — Heine übernimmt %war diese in der Quelle überlieferte Gegnerschaft %'wischen der dem moslemischen Glauben treu bleibenden Partei der Mauren, der auch die Familie Almansors gehört, und den %um Christentum bekehrten Mauren, aber ohne die damit bei de Hita vorgegebene Parteinahme und moralische Wertung.
7,12
7,I6—17
im leuchtenden Alhambrah — Der Königspalast der maurischen Nasridendjnastie, mit dessen Bau bereits im i). Jahrhundert begonnen worden war, befindet sich auf einer Felskuppe im Süden Granadas, so daß die weitver^weigte, mit einer turmbeset^ten Ringmauer umgebene Anlage die Stadt überragt. Das Adjektiv leuchtend bezieht sich möglicherweise auf die auffallend rote Farbe des Palastes, dessen wörtliche Übersetzung „Rote Burg" lautet. Gastlich . . . nur Eul' und Uhu. — Die Schilderung des verlassenen Schlosses erinnert an eine Stelle in Byrons Versei\ählung „ The Giaour", die wie viele seiner Dichtungen im Orient spielt: „ The Bat builds in his Haram bower; / And in the fortress of his power / The Owl usurps the beacon-tower; / The wild-dog howls o'er the fountain's brim, \ [...]" (Byron, The Works. In four Volumes. London: John Murray, 1S16. Vol. II, S. 20,292—29;)
8,22
Entflieh' auch du — Wie schon oft im Laufe der Geschichte der maurischen Besiedelung Spaniens flohen auch nach dem Fall Granadas viele Mauren nach Nordafrika, um sich den christlichen Eroberern nicht unterwerfen müssen. Dombay, dem Heine u. a. die Kenntnis historischer Details verdanken dürfte, bemerkte hierzu: „Die Mohammedaner aus Andalusien, Granada, und Kordua flohen in den mancherley Revolutionen, durch welche Spanien erschüttert wurde, nach Feß, und brachten neue Sitten, neue Kenntnisse, und vielleicht auch einen Schatten von Kultur dahin." (Kanowsky-Liste Nr. 6, Bd. i, S. jß)
8,22
Mautitaniens Küste — Die nordwestlichen Küstenregionen Afrikas, die heute etwa dem Territorium Marokkos und Algeriens entsprechen. O, fürchte . . . Donna Isabell — Ferdinand der Katholische, König von Aragonien, seit 1469 mit Isabella I. von Kastilien vermählt, betrieb nach der Eroberung Granadas mit Hilfe der Inquisition unter Führung von Kardinal Ximenes die gewaltsame Christianisierung der Mauren und der spanischen Juden. — In einer der Heine bekannten historischen Quellen, Feßlers „ Völkerspiegel", heißt es da^u: „ Von Allem, was des Kö-
8,24—26
Erläuterungen
63
nigs Wort den in Granada zurück, gebliebenen Arabern zugesichert hatte, ward nichts erfüllet. Gewaltige Erpressungen mussten sie von den Kronbeamten erdulden, ihre Klagen fanden nirgends Gehör, ihren Richtern wurden alle Rechtshändel über Eigenthum entzogen, ihre Moscheen wurden ihnen gewaltsam abgenommen; und alles das geschah mit stillschweigender Genehmigung Isabella's undFernando's. Die Bedrängten empörten sich, und als sie der Uebermacht der Spanier unterlagen, ward ihnen nur die Wahl ζwischen der Taufe und dem Tode gelassen. Viele entschlossen sich vy*r erstem; aber auch tausende, die den Cultus eines treulosen und ungerechten Königs verschmäheten, wurden durch das Schwert hingerichtet, ihre Weiber und Kinder %ur Sclaverey verkauft. Aufrührer in den Gebirgen, wollten die Behandlung ihrer Glaubensgenossen rächen und sich selbst gegen ähnliche Begegnungen schütten. Ihre Rache war im Blute der Spanier schon ziemlich gesättiget, als sie von dem Anfüge Fernando's mit starker Kriegsmacht Kunde erhielten. Gegen die Freyheit nach Afrika auszuwandern, versprachen sie die Waffen niederzulegen [•••]" (Kanowsky-Liste Nr. 3, Bd. 2, S. 196f.) 8,30—31
8,50—9,58
9,61—73
Wo schon gesunken . . . Granada! — Am 2. fanuar 1492 fiel Granada endgültig in die Hände der Spanier. Damit endete nach fast acht Jahrhunderten die Herrschaft der Araber auf der Iberischen Halbinsel. Welch Nebelbild . . . Knochenhand zu reichen — Die Verse erinnern an die Begegnung Hamlets mit dem Geist seines Vaters (Hamlet I, j). — Auf Heines Beschäftigung mit Shakespeares Werken während der ersten Entstehungsphase des Almansor im Spätherbst 1820 verweisen u. a. zwei Eintragungen in das Leihregister der Göttinger Universitätsbibliothek (vgl. Kanowsky-Liste Nr. 10 und 11). Außerdem ist anzunehmen, daß Heine in der Bonner Zeit auch die ShakespeareUbersetzung A. W. Schlegels kennenlernte (Shakespeare's dramatische Werke. Bd. 1—8, Berlin 1/98—1801), die im Unterschied zu den bis 1820 erschienenen Bänden der Voß'schen Ausgabe auch „Hamlet" enthielt (a. a. O., Bd. 3, Berlin ijy8, S. 13;—364). So komm . . . löschen. — Ahnlich wie in der altarabischen Dichtung, die Heine u. a. vermutlich aus Hartmanns „Moallakat"-Übersetzung kannte (vgl. Entstehung), erscheint hier das Schwert in auffallender Weise personifiziert und mit verschiedenen Namen bedacht. — Auf die besondere Rolle des Schwertes in der Geschichte und Kultur der Araber verweist Hartmann auch zu Beginn seiner „Einleitung": „Die Araber vor Mohammed setzten ihren Stolz *n Schwert, um ihre bedrängten Brüder zu unterstützen, Beleidigungen z>* rächen und ihr Vaterland zu vertheidigen [•••]" (Die hellstrahlenden Plejaden am arabischen poetischen Himmel, oder die sieben am Tempel zu Mekka aufgehangenen arabischen Gedichte. Uebersetzf, erläutert und mit einer Einleitung versehen von A. Th. Hartmann, Münster 1802, S. 1; fortan
64
9,62—63
Almansor %itiert als: Hartmann, Plejaden). — Vgl. da%u die Reise von München nach Genua. Capitel IV., in dem es heißt: Tausend Ausdrükke hat der Araber für ein Schwert, der Franzose für die Liebe, der Engländer für das Hängen, der Deutsche für das Trinken, [...](HSΑ Bd. 6,S. 1 7 , 3 2 - 3 4 . ) Amulet . . . Geistern — Eine der Erläuterungen A. Tb. Hartmanns den „Moallakat" bezieht sich auf den Aberglauben der Orientalen: „Die Morgenländer, die dem allgemeinen Glauben an Hexerey, Zauberej und geheime Wirkungen gewisser Kräfte auf mancherlej Gegenstände sehr ergeben sind, pflegen Säuglinge mit Amuleten behangen, um sie dadurch, wie sie glauben, gegen alle Unfälle, gegen den Einfluß böser Geister und gefährliche Krankheiten schütten." (Hartmann, Plejaden, S. jo)
10,76
Blutrache — Das Motiv der Blutrache spielt schon in aus vorislamischer Zeit stammenden Dichtungen wie B. den „Moallakat" eine auffallend große Rolle, auf die auch Hartmann einleitend hinweist: „ Unter den Arabern vor Mohammed, die im Naturstande lebten und nomadisch herumirrten, suchte der Nächste aus der Familie den an seinen Verwandten begangenen Mord, weil keine Obrigkeit da war, mit eigener Hand rächen. Und da es Feigheit verrieth, keine Rache üben wollen, so sieht man ein, wie sehr diese Gewohnheit im Geist jener Zeiten, wo Tapferkeit und Kühnheit der schönste Schmuck eines Mannes war, gegründet war." (Hartmann, Plejaden, S. 24)
10,78
Allah! — Die einfache Namensnennung Gottes gilt als verkürze Wiedergabe des moslemischen Glaubensbekenntnisses und ist die erste der fünf religiösen Hauptpflichten (arab. ashadu an lä iläha illa 'lläh wa-as hadu anna Muhammadan rasübelläh: Ich bezeuge, daß es keinen Gott außer Allah gibt und daß Mohammed der Gesandte Gottes ist.). Die für Heine in diesem Bereich wichtigste Quelle war vermutlich Dombaj, der in ausführlichen Erläuterungen die religiösen Gebräuche der Moslems beschreibt (vgl. 42,981—984; Kanowsky-Liste Nr. 6, Bd. 1, S. I O J ) . Ob sich Heine %ur Zeit der Niederschrift des Almansor bereits auf Kenntnisse des Korans stützen konnte, muß zweifelhaft bleiben, da sich konkrete Hinweise auf eine Koranlektüre erst in %wei Briefen an Moser vom 9. und 21. Januar 1824 finden (HS Α Bd. 20, Nr. 89 und 91, vgl. 16,269 und 29,196).
10,78 10.87
Almansor ben Abdullah — Vgl. 7, Ü. dein Leib . . . Tracht — Nach dem Sieg der Spanier wurden die Mauren (und ebenso die spanischen Juden) u. a. gezwungen, ihre orientalische Kleidung abzulegen und sich nach spanischer Sitte ^u kleiden (vgl. 8,24—26). das edle Berberroß — Das Pferd spielt in der Kulturgeschichte der Araber eine ähnlich bedeutsame Rolle wie das Schwert. Hartmann be-
10.88
Erläuterungen
11.98
11.99 11,109
11,109
11,110—115
11,118
65
merkt dazu in seiner „Einleitung" den „Moallakat": „Auf Pferde, deren Beschreibung einen Haupttheil der Moallakat ausmacht, hielten die Araber vonjeher sehr viel: sie waren ihre treue Begleiter auf ihren abentheuerlichen Fahrten und ihren nächtlichen Wanderungen: mit ihnen rannten sie ins Treffen und auf dieJagd." (Hartmann, Plejaden, S. 16f) in der Brust . . . meinen Turban — Gehört das Tragen des Turbans auch nicht den religiösen Hauptpflichten des Islam, so gilt es doch allgemein als das äußere Merkmal der Unterscheidung ζwischen Gläubigen und Ungläubigen. Gelobt sey Allah! — Vgl. %u 10,78. drinnen Zwietracht — Anspielung auf die dem Fall Granadas vorausgehende Periode der maurischen Bürgerkriege, von de Hita in den „Guerras civiles" ausführlich beschrieben und Heine in der Übersetzung Sanes bekannt (vgl. Kanowsky-Liste Nr. 9; vgl. 7,9—10). Auch Beck berichtet von den „inneren Zerrüttungen", die „den Untergang des Kön. Granada" vorbereiteten (Kanowsky-Liste Nr. 7, Bd. 4, S. J09). draußen Arglist — Die inneren Unruhen im maurischen Granada wurden von den Spaniern geschürt. Aufschlußreich könnte für Heine die knappe, aber im Vergleich de Hitas „Guerras civiles" wesentlich objektivere Darstellung in Becks „Welt- und Völkergeschichte" gewesen sein: „Die Zwistigkeiten %weyer großen maurischen Familien und des regierenden Hauses boten die erwünschte Gelegenheit dar. Daher Ferdinand, selbst durch den Angriff auf Alhama gereift, 1482. den Krieg anfängt. Abul Hassan wird, als sein Sohn in die Gefangenschaft Ferdinands gerathen, sytm %wey ten Mal Regent 148). Ferdinand giebt dem Abu Abdallah die Freyheit, um die Spaltungen unter den Mohamedanern nähren, und bediente sich, während er die Waffen brauchte, zugleich der feinsten Staatskunst, ihre innerlichen Verwirrungen vergrößern." (KanowskyListe Nr. 7, Bd. 4, S. J09) O! Fluch . . . Isabella! — In mehreren der Heine bekannten Quellen wird über das nach der Heirat Ferdinands und Isabellas verstärkte politische Eroberungsstreben und den religiösen Bekehrungseifer berichtet. So heißt es u. a. in Becks „ Welt- und Völkergeschichte": „Die fromme Isabella hatte es Ferdinanden bey der Vermählung %ur Pflicht gemacht, dieß Reich [ Granada], das noch 2 feste, 12 andere Städte, viele Schlösser, und zahlreiche Bewohner erhielt, und sehr angebauet war, einzunehmen." (Kanowsky-Liste Nr. 7, Bd. 4, S. jo9) Speer des . . . Leoners — Bei de Hita wird als ein außergewöhnlich tapferer christlicher Ritter Emanuel Ponce de Leon, Großmeister von Calatrava erwähnt, der sich besonders in Zweikämpfen hervorgetan hatte und zu den vier christlichen Verteidigern der Königin Alfaima gehörte, die von den verräterischen Zegris der Untreue beschuldigt worden war (s. Kanowsky-Liste
Nr. 9, Bd. 2, S.
179—200).
66
Almansor
11,122—125
Wenn der Erzeuger ... Vaters — Anspielung auf die Grausamkeiten während des Bürgerkrieges in Granada. De Hita berichtet von der Ermordung der Prinzessin Moraima und ihrer Kinder durch ihren königlichen Bruder Boabdil (arab. Abu 'Abd Allah), der schließlich auch gegen den eigenen Vater Muley-Ha^en (arab. Abu Ί-Hassan) rebellierte: „Quel spectacle horrible que celui de tout un peuple acharne a s'entre-detruire! Toutes les lots divines et humaines etaient meconnues, foulees aux pieds. Le frere attaquait son frere, le pere ses enfans, I'oncle son nevue, I'ami son ami; plus de respect pour I'age et pour le sang." (Kanowsky-Liste Nr. 9, Bd. 2, S. 124)
12,128—129
Und wenn des Reiches . . . folgen — Nach de Hita sollen vor allem die Abencerragen, nachdem Angehörige ihrer Familie dem Massaker im königlichen Schloß %um Opfer gefallen waren, Verbindung den Spaniern aufgenommen haben. Nach dem Fall Granadas gingen sie dem Bericht de Hitas yufolge in großer Zahl Christentum über (vgl. auch !(U /,?—10).
12,142 12,144—149
Blutdunkler Thränen — Vgl. χμ 33,714—71;. Don Ferdinand . . . Kreuz — Am 2. Januar 1492 soll nach Beck die Ubergabe Granadas stattgefunden haben. Verschiedene der Heine bekannten Quellen berichten auch, daß Boabdil (arab. Abu Abd Allah), der letzte Maurenkönig in Spanien, nach den ersten Angriffen Ferdinands Unterwerfungsverhandlungen angeboten habe, um den Schutv^ der königlichen Familie und die Schonung der Bevölkerung erbitten (vgl. Beck, Kanowsky-Liste Nr. j, Bd. 4, S. joyf.). — Die näheren Umstände der Kapitulation beschreibt die für diesen Bereich ausführlichste Quelle Heines, de Hitas „Guerras civiles": „La negociation etant ainsi terminee, ce Monarque et la reine Isabelle son epouse quittent Santa-Fe et se mettent en marche pour Grenade avec une grande suite, et recommandent neanmoins ä leur armee d'etre toujours sur ses gardes. Iis s'arretent sur les bords du Xenil et attendent qu'on vienne leur apporter les clefs de la ville. Dans le meme instant Boadillin sortait des murs de Grenade pour se rendre aupres de Ferdinand. Arrive aupres du fleuve, il presente au Monarque Espagnol dans un plat d'or les clefs de la ville; il veut ensuite descendre de cheval pour lui aller baiser les pieds; [...] Le roi et la reine apres avoirfait leur entree triomphante [ Fußnote: Elle se fit le 6Janvier 1492. ], montent ä lAlhambra. L'etendart Espagnol flotte sur ses tours. [...] Une Symphonie eclatante execute le Te De um, et l'Alhambra se change tout-ä-coup en un temple oü des voix religieuses portent au ciel de solennelles actions de graces." (Kanowsky-Liste Nr. Bd. 2, S. 2jif.) — Gan% ähnlich schildert auch Flechier die Umstände der Kapitulation und das Sieges^eremoniell auf der Alhambra (vgl. KanowskyListe Nr. j, S. ißj). — Kardinal Gonzales de Mendo^a war der oberste religiöse Berater des Königspaares und als Erybischof von Toledo der
Erläuterungen
13,173 14,190—204
14,206—213
15,227
15,230—231
67
Vorgänger von Kardinal Ximenes, des späteren Initiators der spanischen Inquisition (vgl. auch zu 1^,2^9—242). Sein Kleid zerrissen . . . Haupt — Geste der Demut und Selbstkasteiung (bei Juden und Christen); vgl. Α. T., 1. Maccabäer 4,47. Z u jenen Kämpfern . . . Wollust. — De Hita berichtet, daß einige Tage nach dem Fall Granadas im Alpuxarras(Alpucharre)-Gebirge ein Aufstand der Mauren ausgebrochen sei, der von den Spaniern zunächst nicht niedergeschlagen werden konnte und ihnen große Verluste zufügte (vgl. Kanowsky-Liste Nr. 9, Bd. 2, S. 2/8—288). Unlängst Graf Aquilar . . . Tanzplatz. — Nach de Hita warAlon5Ί3 dAguilar (Alfonso de Cordova Graf von Aquilar) der Befehlshaber der spanischen Truppen, die der König %ur Niederschlagung der maurischen Rebellion ins Gebirge entsandt hatte. Aquilar, der bei den Kämpfen getötet wurde, ist der Held zahlreicher Romanzen, von denen de Hita zwei mitteilt: „La cavalerie de dAguilar ne pouvant resister ä ce choc inattendu, estforce de se replier. Envain d'Aguilar, temoin de la deroute totale de son armee, cherche ä re lever le courage abattu de ses troupes. Le carnage fut si horrible que le chevalier Espagnol tombaperce de coups, apres avoirfait des prodiges de valeur et fait mordre la poussiere a plus de trente Maures. Ferdinand apprit cet echec avec consternation. DAguilar fut honore des regrets de toute l'Espagne. On composa le Romance suivante en memoire de cettejourneefatale." (Kanowsky-Liste Nr. 9, Bd. 2, S. 2J9f.) der glüh'nde Samum — Eine Begriffserklärung, die auch Heine bekannt gewesen sein dürfte, gibt Hartmann in einer „Beilage" zu seiner Dschami-Übersetzung: „Semum oder Samum ist die arabische und persische Benennung der heißen und giftigen Winde, deren Hauch auf der Stelle tödtet. Die meisten Landstriche von Mittelasien werden von diesem Gluthwinde heimgesucht. Der türkische Namen ist Samiel." (Medschnun und Lei'la. Ein persischer Liebesroman von Dschami. Aus dem Französischen übersetzt, mit einer Einleitung, Anmerkungen und drei Beilagen versehen von A. Th. Hartmann. Amsterdam 1808, Bd. 2, S. 99f.; fortan zitiert als: Hartmann, Medschnun und Lei'la) Bald hörten . . . Alfaquis — Durch Bestechung und Gewalt wurden viele der moslemischen Priester zum Christentum bekehrt, ihrem Beispiel folgten Teile der maurischen Bevölkerung. In Flechiers „Histoire du Cardinal Ximenes", einem der Heine bekannten Werke zur Geschichte der spanischen Inquisition, heißt es dazu: „ Ceux-cy [les Alfaquis] se voyant libres, d Entstehung), folgt, hatten Medschnun, ursprünglich Ke'is (Quais), und Letla schon als Kinder eine heftige Zuneigung für einander gefaßt. Von der Familie Leilas, die diese zur Heirat mit einem anderen zwan&> an einer dauernden Verbindung gehindert, steigerte sich Ke'is' Liebe bis zum Wahnsinn, weshalb er „Magnun Lailä" (wörtl.: Leilas Wahnsinniger) genannt wur-
Almansor de. — Im Brief an Christian Sethe vom 14. April 1822 wiederholt Heine fast wörtlich die Absicht seines Helden A l m a n s o r : A u s s i t o t q u e ma sante sera retablie je quitterai l ' A l l e m a g n e , je passerai en A r a b i e , j'y m e n e r a i une vie pastorale, je serai h o m m e dans toute l ' e t e n d u e du t e r m e , je vivrai p a r m i s des c h a m e a u x qui ne sont pas etudiants, je ferrai des vers arrabes, b e a u x c o m m e le M o a l a c c a t , enfin je serai assi sur le r o c h e r sacre, ou M ö d s c h n u n a soupire apres Leila. (HSΑ Bd. 20, S. ; 0,20—2;) — Noch an %wei weiteren Stellen des Dramas wird gan% direkt auf die Legende von Medschnun und Leila Be^ug genommen (vgl. S. 4 1 , 9 4 9 t . u n d S. 66,1645—1647j. 18,347
19,357
19,367 19, vor 369
19,369— 20,376
20,3 80
bleichen Buhlen — Einen g e l b e n K u p p l e r , d e r m i c h so oft bel o g e n , nennt Heine den Mond in seinem Brief an Heinrich Straube von Anfang Mär% 1820 (HSΑ Bd. 20, S. 40,34). Mit einem ähnlichen Bild, allerdings ohne die pejorative Konnotation, beginnt auch die zweite Strophe des Gedichts D i e L o t o s b l u m e ängstigt . . . aus dem L y r i s c h e n I n t e r m e z z o : D e r M o n d , d e r ist ihr B u h l e , / Er w e c k t sie mit s e i n e m L i c h t ' , / f . . . ] (13uch der Lieder. L y r i s c h e s I n t e r m e z zo 10·, HS Α Bd. 1, S. 6y,jf). Drey dunkle Frau'n — Die drei Schicksalsfrauen erinnern an die drei germanischen Schicksalsgöttinen, die Nomen, b^w. die griechischen Moiren und die römischen Parken. mein altes Schwert — Vgl. 9,61—7). Don Enrique. — Auffallend ist die Änderung des Namens von D o n H e n r i c o im Zeitschriftendruck des A l m a n s o r χμ D o n E n r i q u e in der Buchfassung. Ausschlaggebend dafür mag einerseits Heines Absicht gewesen sein, die italienische Form des Namens durch die dem Schauplatz des Dramas angemessenere spanische ersetzen. Zum anderen wurde dadurch aber auch der ironisch-autobiographische Be^ug gemildert (vgl. ψ 19,369-20,376;. Ein Zauberduft . . . zu Füßen! — Parodierend nimmt Heine hier den Ton seiner frühen M i n n e l i e d e r wieder auf vgl. B. M i n n e g r u ß : D i e d u bist so schön u n d rein, / W u n n e v o l l e s M a g e d e i n , / D e i n e m D i e n s t e g a n z allein / M ö c h t ich w o h l m e i n L e b e n w e i h ' n . f G e d i c h t e . M i n n e l i e d e r ; HS Α Bd. 1, S. 189,1—4) Clara — Der Name der getauften Zuleima entspricht dem der Heldin in Fouques Romanze „Don Gayseros", die nach Heines eigenem Zeugnis eine der frühesten literarischen Anregungen für den A l m a n s o r war (vgl. Entstehung). Auch die untreue Geliebte in Heines früher Romanze D o n R a m i r o (Erstdruck 1817; B u c h der Lieder. J u n g e L e i d e n . Romanzen HS Α Bd. 1, S. 43) trägt diesen Namen. D o n n a Clara heißt außerdem die Titelfigur der vermutlich 1823 nach der mißglückten Braunschweiger Aufführung des A l m a n s o r entstandenen Romanze ( ü u c h d e r Lieder. Die H e i m k e h r . D o n n a C l a r a ; HSA Bd. 1,
Erläuterungen
22,430— 23,441
23,444—448 24,487— 25,501
25,515 — 518
26,545— 27,555
71
S. ΐβγ—ΐβρ). Schließlich gab Heine auch der weiblichen Hauptfigur der im Zusammenhang mit dem Rabbi von Bacherach entstandenen Romanze Almansor denselben Namen (13uch der Lieder. Die Heimkehr. A l m a n s o r ; HS Α Bd. 1, S. 140—14}). Was dünkt dir . . . seiner einz'gen Tochter. — Das Motiv des Kindertausches b^w. des unerkannten Sohnes oder der unerkannten Tochter war eines der häufigsten in der zeitgenössischen Schicksalstragödie (vgl. William Ratcliff, Enstehung, S. 9; f.). bis das Gewitter . . . des Kreuzes sich gewandt — Vgl. 8,jo—ji und %u iy,2)0—251. Fürwahr, recht hübsch . . . Zuleima — Erinnert an eine wiederkehrende Konstellation in Heines früher Lyrik; so unterstreicht χ. Β. in dem frühen Gedicht Was treibt und tobt mein tolles Blut? (1816) die Freudenmusik im Hause der verlorenen Geliebten den Schmerζ des Liebenden: Es rauscht Musik, — gar still stand ich; / Der Freudenlärm betrübte mich. / Die Braut, sie blickt so hochbeglückt, / Der Bräut'gam ihre Hände drückt. (TJuch der Lieder. J u n g e Leiden. Traumbilder j; HS Α Bd. 1, S. 19,21—24) Eine ähnliche Situation wird auch im Lyrischen Intermezzo 20 geschildert·. Das ist ein Flöten und Geigen, / Trompeten schmettern drein; / Da tanzt den Hochzeitreigen / Die Herzallerliebste mein, ( ü u c h der Lieder; HS Α Bd. 1, S. γι, 1—4) Nur eine Drahtfigur . . . senkt. — Zuleima erinnert hier an Figuren Ε. T. A. Hoffmanns, so an die Sängerin Olympia im „Sandmann" und die Automate in den „Serapionsbrüdern" (vgl. zu ji,i2j6). — Im Brief an Steinmann vom 4. Februar 1821 nennt Heine seine fast vollendete Tragödie Almansor [ . . . ] eine schöne Drahtfigur (HSA Bd. 20, S. j6,ßjf).
Beim heiligen Pilatus! . . . Compostella! — Ironische Anspielung auf das Vordergründige der Zwangschristianisierung maurischer Namen und Sitten durch die komische Abwandlung der islamischen Wendung „beim Barte des Propheten" (vgl. %u. 18,319). 27,5 5 5 J a g ° v o n — v o n Compostella! — Der Apostel Jakobus soll in Santiago de Compostela begraben sein; er ist der Schutzheilige Spaniens. 27,561 — 562 Hamahmah, Pedrillo — Der erste Name ist möglicherweise eine Entlehnung aus Dombays Übersetzung, in der u. a. über den mauretanischen König Hamama berichtet wird (vgl. Kanowsky-Liste Nr. 6, Bd. 1, S. i42f.). Insgesamt erinnert die Figur des Pedrillo an die graciosos, die tragikomischen Diener bei Calderόη (vgl. Entstehung). 27,566—567 alte Gastlichkeit . . . Heidensitten — In seiner „Einleitung in die Moallakat" hebt Hartmann die Bedeutung der Gastfreundschaft für die altarabische Kultur besonders hervor: „Keine Tugend wird von den Arabern in dem Umfange, mit der UneigennützJgkeit und mit der Groß-
72
Almansor muth ausgeübt, als die Tugend der Gastfreundschaft [...] Und dieses Recht der Gastfreundschaft wird für so heilig gehalten, daß selbst ein Feind, wenn er einmal aufgenommen ist, gegen alle Verfolgungen geschützt wird. Daher pflegten auch die Emirs und andere Vornehme unter den Arabern bey einbrechender Nacht auf einem benachbarten Berge oder Hügel ein großes Feuer anzuzünden und sorgfältig zu unterhalten, um durch dessen GlanZj wie durch ein aufgestecktes Panier, die Wanderer zu ihrem Zelte ein^uladen. " (Hartmann, Plejaden, S. 2 j f )
29,596
mit gekreuzten Armen — Die moslemische Ergebenheitsgeste, die hier den Spott der spanischen Ritter auf sich %ieht, nimmt Heine später in deutlich ironischer Absicht auf; so läßt er den Erzähler in der N o r d see (1826), nach seiner Meinung über die Bedeutung Goethes befragt, antworten: Ich aber legte meine A r m e kreuzweis auf die Brust, beugte gläubig das Haupt, und sprach: „ L a illah ill allah, wamohammed rasul allah!" (Heisebilder. D i e Nordsee. Dritte Abtheilung; HS Α Bd. j, S. 66,3—j)
29,599—601
Als Carlos . . . versagt hat. — Der Genuß von Schweinefleisch war den Moslems ebenso wie den fuden als unrein verboten. Die Dummheit . . . Boßheit. — Gamζ ähnlich heißt es über die mittelalterlichen Glaubensverfolgungen in Köln noch in Deutschland. Ein Wintermährchen. Caput IV.: D u m m h e i t und Bosheit buhlten hier / G l e i c h Hunden auf freier G a s s e ; / Die Enkelbrut erkennt man noch heut / A n ihrem Glaubenshasse. — (HSΑ Bd. 2, S.304,33-36) Ich hab' genug . . . Eurer Hochzeit. — Die Figuren des Don Enrique und Don Diego erinnern an die Hauptgestalt von Quevedos „ Geschichte des Gran Tacano Oder Leben und Thaten des Εr^schalks", so der Titel der in Bertuchs „Magazin der Spanischen und Portugisischen Literatur" (Bd. 2, IJSO) erschienenen deutschen Übersetzung. Band 2 und 3 des Bertuchschen „Magazins" entlieh Heine im Januar 1821 in Göttingen (vgl. Kanowsky-Liste Nr. 18, Bd. 2, S. 1—246). Beide Figuren tragen Züge des spanischen Picaro, über den Bertuch in seiner „Einleitung" %u Quevedos Roman bemerkt: „Der Picaro, von dem die Spanier die fünf sublimen, aber eben so unüberset^lichen Gradationen, nach dem Maaße seiner Schurkerey, Picarillo, Picaro, Picaron, Picarona^o, Picarote, haben, ist der Coquin, Filou, Chevalier d'Industrie, Rogue, Highway-man, Schurke, Jauner, Beutelschneider, Eisenfresser, bis t^um Banditen hinauf, alles in Einem. Alle Laster und Verbrechen hat er mitjedem andern Verruchten gemein, nur die Gegenwart des Geistes, sich durch List und eine unendliche Unverschämtheit aus den größten Verlegenheiten heraus^uwickeln, charakterisiren ihn, und zeichnen ihn vor seinen edlen Brüdern sehr merklich aus. Er stiehlt mit bonne grace, betrügt mit Delikatesse, prellt mit Wit%e, und mordet aus lauter Gefühl von Ehre.
29,604
30,626— 3 3,696
Erläuterungen
73
Dieß ist ohngefähr der Picaro, davon es in jeder großen Stadt in Spanien die Menge giebt, und dessen Bild keiner besser nach dem Leben gezeichnet hat, als Quevedo in folgendem kleinen komischen Romane [•••]" (Kanowsky-Liste Nr. 18, Bd. 2, S. β) 31,635—638
Im Zuchthaus zu Puente del Sahurro . . . können. — Auch %u einigen Details finden sich Parallelen im „Gran Tacano". So schildert Quevedo im siebzehnten Kapitel seines Romans als eines der zahlreichen Abenteuer seines Helden dessen Aufenthalt im Gefängnis, wo er die Bekanntschaft einiger „Schatzmeister der Verbrechen" machte (KanowskyListe Nr. 18, Bd. 2, S. 169). Ebenso versucht Tacano sein Glück als Hochstapler und Heiratsschwindler, wobei er ähnlich wie Don Enrique durch erfahrene Kumpane angeleitet wird (vgl. Kanowsky-Liste Nr. 18, Bd. 2, S. 189).
31,640
Mit Sonnen . . . vergleichen! — Auch in der dem A l m a n s o r thematisch verwandten Romanze D o n n a Clara weist die weibliche Hauptgestalt diesen Vergleich zur"ck: „ L ä s t i g w e r d e n mir die T ä n z e / U n d die s ü ß e n S c h m e i c h e l w o r t e , / U n d die Ritter, die so zierlich / M i c h v e r g l e i c h e n mit der S o n n e . " (13uch der Lieder. D i e H e i m k e h r ; HS Α Bd. 1, S. 137,}—8)
32,679—680
Z e i g t jene Wunden . . . heil'ge N a r b e n — Auch Quevedo berichtet ausführlich von einem Soldaten, der Krankheits- und Zuchthausnarben als Kriegswunden ausgibt: „Er wies mir eine handbreite Narbe an dem Latzbeine, die so gewiß von der Lustseuche war, als die Sonne am Himmel steht. An den Fersen ze'&te er m*r noch Zwo andere, und gab vor, es wären Schußwunden; und ich Schloß aus zwo ähnlichen, die ich habe, daß es Frostbeulen gewesen. Er nahm den Hut ab, und Zeigte mir sein Gesicht, das sechszehn Nähte hatte und eine Schmarre, die die Nase in der Mitte theilte. Er hatte noch drey andre Circonflexe, die sein Gesicht vor lauter Linien zur Landkarte machten. Diese, sagte er, habe ich in Paris im Dienste Gottes und des Königes bekommen, für den ich nun meine Fratze zerfetKf se^e> ut>d ich habe nichts als gute Worte erhalten, die heutzutage die bösen Werke vertreten. Lesen Sie diese Papiere, beym Element lesen Sie sie; denn, meine Seell es ist noch kein Mensch zu Felde gegangen, der, hol mich der Teufel! sich so ausgezeichnet hätte, als ich." (Kanowsky-Liste Nr. 18, Bd. 2, S. 102)
3 3,698—699
schwebt . . . hohen Galgen — Der Vater des „Erzschalks" Tacano, ein betrügerischer Barbier, endete gleichfalls am Galgen (vgl. KanowskyListe Nr. 18, Bd. 2, S. 72-/4). zu San Salvador — Bei Quevedo wird San Salvador in der Erzählung eines invaliden Soldaten als Schauplatz e*nes se^ner Abenteuer erwähnt (vgl. Kanowsky-Liste Nr. 18, Bd. 2, S. 141 f )• U n d schmerzlich . . . Liebeswunden — Vgl. S. S. 41,916 bis 959 und zu 4I>9J6—9J9. — Von der w e i t k l a f f e n d e « T o d e s w u n d e
3 3,699
33,714—715
Alm ans or meines Herzens spricht Heine auch in dem aus der Entstehungs^eit des Almansor stammenden Brief an Heinrich Straube von Anfang Mär% IÜII (HSΑ Bd. zo, S. 40,1j). Im selben Brief beschreibt der Dichter eine S%ene, in der er, unter den Fenstern seiner Angebeteten stehend, die Rolle seines Almansor in der Wirklichkeit spielte: [...] aus meiner Brust ergossen sich warme Ströme von rothem, rothem Herzblut. Unheimlich umrauschten mich diese Blutwogen, betäubend umnebelte mich der Duft ihrer Nähe, [ • • • ] , so daß ich zu vergehen glaubte vor unendlicher Sehnsucht, und Wehmuth und Seeligkeit. (a. a. O., S. 40,29f. und S. 41,1—5; vgl. ^u 34,727—730) — In der im Frühsommer 1S21 entstandenen Rezension Wilhelm Smets' Tragödie „Tasso's Tod" heißt es über einen Dialog des Dramas: Diese wehmüthig weichen, schmelzend süßen Klänge ziehn uns unwiderstehlich hinab in die Traumwelt der Poesie, das Herz blutet uns aus tief geheimen Wunden — aber dieses Verbluten ist eine unendliche Wollust, und aus den rothen Tropfen sprossen leuchtende Rosen. (S. 209,25—28) — In der Lyrik verwendet Heine gleichfalls das Bild von der blutenden Her^enswunde bsnv. dem sich aus dem Innern des unglücklich Verliebten ergießenden Blut, so B. im Ständchen eines Mauren, das vermutlich zunächst als eine der lyrischen Einlagen des Almansor vorgesehen war (vgl. Ständchen eines Mauren. Entstehung; HSA Bd. 1 KII, S. 4J2): Meiner schlafenden Zuleima / Ström' auf's Händchen, Herzblutquelle, / Dann trägt ja ihr süßes Händchen / Abduls Herzblut roth und helle. / / Ach! der Schmerz ist stumm geboren, / Ohne Zunge in dem Munde, / Hat nur Thränen, hat nur Seufzer, / Und nur Blut aus Herzenswunde. (HSA Bd. 1, S. 194,9 bis 16) — Zahlreiche Belege finden sich im Buch der Lieder: Blutquell, rinn' aus meinen Augen, / Blutquell, brich aus meinem Leib, / Daß ich mit dem heißen Blute / Meine Schmerzen niederschreib'. (üuch der Lieder. Junge Leiden. Lieder 6; HSA Bd. 1, S. ß4,j—S) Besonders oft kehrt die Metapher wieder in den von Ende Januar bis Herbst 1821 in Göttingen und Berlin entstandenen Fresko Sonetten an Christian S. (vgl. Buch der Lieder. Junge Leiden. Sonette j—9; HSA Bd. 1, S. 60—62) und im Lyrischen Intermezzo (vgl. Buch der Lieder. Lyrisches Intermezzo 64; HSA Bd. 1, S. 90—91). — In späterer Zeit taucht die Metapher weit weniger häufig b^w. kaum noch auf, eine Ausnahme bildet B. das die AlmansorThematik wiederaufnehmende Gedicht Der sterbende Almansor, das Mitte der vierziger Jahre entstand: Auf die schlafende Zuleima / Fällt mein Blut in rothen Tropfen; / Und sie seufzet schwer im Traume, / Und das Herzchen hör' ich klopfen. / / Ach! der Schmerz ist stumm geboren, / Ohne Zunge in dem Munde; /
Erläuterungen
75
Hat nur T h r ä n e n , hat nur Blut, / Blut aus tiefer T o d e s w u n d e . (HSΑ Bd. S. 2oy,j—208,12) — Die Beispiele stammen in ihrer Mehrzahl aus den Jahren 1S21 / 22, als sich Heine vergleichsweise intensiv mit orientalischer Dichtung beschäftigte. Vor allem bei Hafis finden sich häufig ähnliche Bilder, die mit der symbolischen Darstellung der Geliebten als blutdürstig und bluttrinkend korrespondieren: „Es blutet längst mein armes Herz / Durch deine Zauberaugen." (Der Diwan von Mohammed Schemsed-din Hafis. Aus dem Persischen %um erstenmal ganζ übersetzt von foseph v. Hammer. Zwei Teile. Stuttgart und Tübingen i8i2\iß, Bd. 1, S. 20) „Ein Rubin, der nach Blute dürstet, I Sind die Lippen des Freundes, / Sie beschaun und die Seele opfern / Ist mein Geschäft." (Hafis, a. a. O., Bd. 1, S. JJ) „Des Hertens Blut von meinem Auge I Auf das Gesicht herunter geht, I [...]" (Hafis, a. a. O., Bd. 1, S. 2J9) Daß Heine die von Goethe geschätzte und in den „Noten und Abhandlungen besserem Verständniß des West-östlichen Divans"gewürdigte Hafis-Übersetzung von J. v. Hammer kannte, ist als naheliegend vermuten (vgl. Goethe, WA, Abt. I, Bd. j, S. 251—234; vgl. zu vgl. insgesamt Michael Btrkenbihl, Die orientalischen Elemente in der Poesie Heinrich Heines. In: Analecta Germanica. Hermann Paul zum 7. August 1906 dargebracht von A. Glock, A. Frey u. a. Amberg 1906, S. 261—322; besonders S. 288f.). 34,727—730
Ich kenn' . . . Balkon erschien. — Vgl. dazu die Fensterszene in Fouques „Gayserös"-Romanze (vgl. Entstehung). — Ahnliche Situationen begegnen mehrfach in Heines früher Lyrik, so in den Romanzen D o n Ramiro (Uuch der Lieder. Junge Leiden. R o m a n z e n HS A Bd. 1, S. 43,1—32), D i e Fensterschau (vgl. B u c h der Lieder. Junge Leiden. R o m a n z e n 12; HS Α Bd. 1, S. 49,1—12) und im Gedicht M a n c h Bild vergessener Z e i t e n . . . ( B u c h der Lieder. L y r i s c h e s I n t e r m e z z o j8; HS Α Bd. 1, S. J8,IJ—24). — Im Brief an Heinrich Straube von Anfang März 1821 versetzt sich Heine ironisch selbst in die Rolle seines Dramenhelden: E s ging s c h o n g e g e n Mitternacht, da b e g a b ich mich nach dem Hause meiner D u l c i n e a de T o b o s a , u m unter ihren Fenstern die Rolle meines A l m a n s o r in der Wirklichkeit zu spielen. A b e r ich hatte leider keinen Mantel wie m e i n A l m a n s o r , und muste frieren wie ein Schneider. A u c h hatte ich statt einer hellgestirnten andalousischen S o m m e r n a c h t nur einen aschgrauen H i m m e l , f e u c h t e n hamburger N a t i o n a l w i n d , und durchfröstlendes Regengeträufel. D e n n der gelbe K u p p l e r , der mich so o f t b e l o g e n , hatte sich aus Scham hinter seine W o l k e n batterien v e r k r o c h e n , und beleuchtete nur mit einzelnen Stralen das Haus aller Häuser. — Ich brauche D i r nicht zu erzählen, liebster W i m m e r , wie sehr ich da g e w i m m e r t . Alle Tollhäuser hatten ihre Wahnsinnbilder losgelassen und mir auf den Hals gejagt. In
76
Almansor m e i n e m G e h i r n f e y e r t e d i e s e s v e r r ü c k t e G e s i n d e l seine Wallp u r g i s n a c h t , m e i n e Z ä h n e k l a p p e r t e n die T a n z m u s i k d a z u , u n d aus m e i n e r B r u s t e r g o s s e n sich w a r m e S t r ö m e v o n r o t h e m , rot h e m H e r z b l u t . U n h e i m l i c h u m r a u s c h t e n m i c h diese B l u t w o g e n , b e t ä u b e n d u m n e b e l t e m i c h d e r D u f t Ihrer N ä h e , u n d sie selbst, sie selbst e r s c h i e n o b e n am F e n s t e r , u n d n i c k t e herab, u n d lächelte herab, in all ihrer l e u c h t e n d e n S c h ö n h e i t s g l o r i e , so d a ß ich z u v e r g e h e n g l a u b t e v o r u n e n d l i c h e r S e h n s u c h t , u n d W e h m u t h u n d Seeligkeit. (HSΑ Bd. 20, S. 40,28—41,6)
34,754—753
Güldne Sternlein . . . Reich erschlossen. — Das Gedicht erschien nach der Erstveröffentlichung innerhalb des Teilabdrucks des A l m a n s o r im „Gesellschafter" (181. Blatt, 12. //. 1821, S. 839) leicht verändert am //. September 1822 unter dem Titel S o m m e r n a c h t s t ä n d c h e n (HSΑ Bd. 1, S. 232) in dem von Rousseau herausgegebenen „Rheinischen Unterhaltungsblatt" (Nr. p, S. 4).
35,775 36,787 36,793
T h r ä n e n . . . weißes Blut — Vgl. χμ33,714—71;. des Blutes Rächer — Vgl. χμ 10,76. Z u l e i m a . . . heil'ge Caaba — (arab. al-Ka'ba) Zentralheiligtum des Islam in der großen Moschee von Mekka. Im Inneren der Kaaba in der Nähe der Tür steht der schwarte Stein, dessen Oberfläche durch ständiges Berühren mit Hand und Mund glatt geworden ist. — Heine zugängliche Erklärungen finden sich u. a. bei Dombay: „Kaaba. Namen des mekkanischen Tempels, den die Araber für den ersten halten, welcher χμ Ehren des Allerhöchsten ist errichtet worden; die arabischen Schriftsteller geben dessen Erbauung 993. fahre vor der Erbauung des Tempels χμ ferusalem an; sie behaupten, es wäre solcher von Ismael erbaut worden, und der Himmel hätte ihm Abraham %ur Beyhilfe geschickt." (Kanowsky-Liste Nr. 6, Bd. 1, S. 12) — Der Vergleich der Geliebten mit der heiligen Kaaba gehört in der arabischen und persischen Dichtung χμ den häufig gebrauchten poetischen Bildern, so χ. Β. bei Hafts: „Mein Her% hat sich eröffnet / Wie Rosenknospe / Es riecht die Wohlgerüche / Des Veilchens wieder. / Fürwahr Hafis besuchet / Mit Seel' und Leibe / Sobald er kann den Umkreis / Der Kaaba wieder." (Der Diwan von Mohammed Schemsed-din Hafis. a. a. O., Bd. 2, S. 40) Der Hafis-Uberset^er Hammer verweist in seiner „Geschichte der schönen Redekünste Persiens" (Wien 1818) ausdrücklich darauf, daß χμ den „schönheitsbeschreibenden Vergleichungen" in der persischen Literatur für die Geliebte an erster Stelle der Vergleich mit der Kaaba steht (a. a. O., S. IJ).
38,852—853
in's Grab . . . g e g e n M e k k a — Uber die Begräbnis^eremonien der Mauren schreibt Dombay in einer Fußnote: „ Wenn ein Maur gestorben ist, so wird die Leiche querst gewaschen, und ihr alsdann ein Hemd, lange leinene Beinkleider, und Pantoffeln angegeben [... ] In das Grab wird die Leiche ohne Sarg auf die rechte Seite, mit der Hand unter dem
Erläuterungen
η
Kopf gelegt, der ein wenig höher, als der Leib liegt, und das Gesicht allemal gegen Mekka wendet." (Kanowsky-Liste Nr. 6, Bd. i, S. in) 38, nach 862 Eine . . . Gestalt tritt auf. — Vgl. S. 8,50—9,58 und %u 38.865—875 38.866—873
39,876—884
39,893
Und schwing' . . . mit Almansor. — Vgl. %u39,893. Im Lande . . . buntgeschmücktem Eingang — Auffallend sind die wörtlichen Anklänge an das Gedicht Fröhliche Mahle vom September 1820 (HSΑ Bd. 1, S. 2jo, 1—20, und HS Α Bd. 20, S. 2-7,4—23), einer Nachdichtung altarabischer Verse aus der „Hamäsa" des Abu Tammäm, die Heine wahrscheinlich aus der Einleitung der Hartmannschen „Moallakat"-Übersetzung bekannt waren {vgl. Entstehung). A. Th. Hartmann gibt das Gedicht in folgendem Wortlaut wieder: „Fröhliche Gastmahle, ein berauschender Becher, ein edles Kameel, das mit sicherm Tritt den Liebetrunknen schaukelnd durch das tiefe Thal trägt. Mädchen, weiß wie Marmor, im Innern der Gefeite verborgen, in seidnem, nachlässig umgeworfnem Gewände; Ueberfluß und sichre Ruhe, und des Saitenspiels liebliche Töne; Das sind des Lebens Süßigkeiten. — Der Mensch ist des Schicksals Spiel; und wankelmäthig ist das Schicksal. Ueberfluß und Mangel, Ungemach und Freuden erwartet endlich ein Loos. Was da des Lebens genießt, ist des Todes Eigenthum!" (Hartman η, Einleitung in die Moallakat. In: Plejaden, S. 32) Und doch l i e g t . . . des Todfeinds treffen? — Diese Verse fehlen im Zeitschriftenvorabdruck (vgl. Mitteilungen %um Text, %u 39,876—884). Die gesamte S%ene Garten v o r Alys Schloß [...] (vgl. Regieanweisung S. 39,) spielt offenbar am Morgen nach dem vorangegangenen Auftritt der Gestalt (S. 38,863—875). Ursprünglich waren wohl noch weitere drei Auftritte geplant, denn die entsprechende Gartens^ene wurde in der Zeitschriftenfassung als vierter Auftritt des dritten Aktes ausgewiesen und folgt in beiden Fassungen unmittelbar dem Auftritt der Gestalt, in der Zeitschrift dem zehnten Auftritt des £weiten Aktes. Auch die Anfangsverse der Buchfassung scheinen nicht recht %um Beginn eines neuen Auftritts passen, sie wirken eher wie die Fortsetzung eines Gesprächs, möglicherweise sollten die fehlenden Auftritte einen Dialog Zuleimas mit ihrer Vertrauten enthalten. Dich darf er nimmer schau'n, . . . entflieh! — Vgl. S. 38,865 bis 875. — Die wechselseitige Aufforderung der Liebenden %ur Flucht wie der Wegfall von drei geplanten Auftritten (vgl. %u 39,876—884) belegen Heines kompositorische Anstrengungen um dieses ihm offenbar sehr wichtige Motivgefüge. Aufschlußreich da%u ist auch der Brief an Immermann vom 10. April 1823, in dem Heine mit Be%ug auf „Das Thal von Roncevall" schreibt: D i e Stelle w o Zoraide den Roland zur Flucht
Almansor
7»
bewegt rührt mich immer bis zu Thränen. Es kömmt mir vor als hätte ich selbst diese Stelle mahl schreiben wollen und konnte es nicht vor übergroßem Schmerze. Im Almansor hab ich es irgends wieder versucht aber vergebens. Sie werden die Stelle schon finden. Wunderbar, wie manche Aehnlichkeit diese Stücke haben, sogar im Stoff und Lokal. (HSΑ Bd. 20, S. So,ßß-ßg) 40,916
du wilder, finstrer Buhle — Wörtlicher Anklang
an Fouques
Gay-
zu
41,943—944
seros-Romanze, die den frühen literarischen Anregungen des Almansor gehört: „ ,Sag, wer bist du, finstrer Buhle?'" (Der Zauberring. Nürnberg 1812, S. i j ß ; vgl. Entstehung) die Myrthe . . . Cypresse — In der abendländisch-christlichen
Sym-
bolik gilt die Myrte als Baum des Lebens, die Zypresse symbolisiert den Tod.
41,948—949
Wo wir die hübschen Mährchen . . . Leilas Sehnsucht — Vgl.
41,956—959
und sang die Nachtigall . . . starb — Eine der ältesten
ZU I8,}}7-}}9-
persischen
Mythen erzählt von der (unglücklichen) Liebe der Nachtigall (pers. bülbül), des Königs der Sänger, zur Rose, der stolzen und unnahbaren Königin der Schönheit. Häufig findet sich die Doppelmetapher auch im Werk von Hafis, das i8i2jij in der deutschen Übersetzung Hammers erschien und in der Folgezeit zu zahlreichen Übertragungen und Nachdichtungen anregte. Die Frage nach der Herkunft des erst in der orientalisierenden Dichtung der zwanziger und dreißiger fahre häufiger werdenden Topos' in Heines Früh werk läßt sich nicht eindeutig klären, die frühe Vertrautheit könnte aber ein weiterer Beleg für Heines Kenntnis der Hommerschen Hafis-Übersetzung schon in der Entstehungszeit des Almansor sein (vgl. zu )h7I4—77/Λ Das 1826 entstandene Gedicht Im Hafen verweist auf diesen Ursprung: Du bist wie eine Rose! / Nicht wie die Rose von Schiras, / Die hafisbesungene Nachtigallbraut; I f . . . ] (Buch der Lieder. Die Nordsee. Zweiter Cyklus 9; HSΑ Bd. 1, S. I8J,IJ—186,19) Das Metaphernpaar Rose und Nachtigall zieht sich nach seinem ersten Auftauchen im Almansor in Zahlreichen Variationen durch Heines Lyrik (vgl. Buch der Lieder. Die Nordsee. Zweiter Cyklus /. Der Gesang der Okeaniden; HS Α Bd. 1, S. ij9,22f; Neue Gedichte. Neuer Frühlings; HS A Bd. 2, S. 11,1—8; Romanzero. Historien. Der Dichter Firdusi; HSΑ Bd. 3, S. 42,17—20). — Ebenso begegnet die Metapher in Heines Prosa, so ζ· B. in der Reise von München nach Genua. Capitel VI.: Nur die Nachtigall stimmt nicht ein in diese Kritiken, unbekümmert um die ganze Mitwelt, ist nur die rothe Rose ihr einziger Gedanke und ihr einziges Lied, sehnsüchtig umflattert sie die rothe Rose, und stürzt sich begeistert in die geliebten
Erläuterungen
42,965—967
42.979
42.980
79
D o r n e n , und blutet und singt. {HSΑ Bd. 6, S. 20,3;—21,4; vgl. auch Pariser Berichte. Artikel vom 1. Mai 1844; HSA Bd. 10, S. 239,1—6, und Aus dem Nachlaß. Aphorismen und Fragmente. 3J2; HSA Bd. 12, S. 238, 2J-29) schöne Fee . . . die Bäume singen — Teilweises Selbst^itat der letzten beiden Strophen des ersten Gedichtes aus dem Sonettenkranz an Aug. Wilh. v o n Schlegel, der in Bonn im Sommer 1S20 entstanden ist: Ο mög'st du's ferner noch so sorgsam warten, / D a ß es als Baum einst zieren kann den Garten, / D e r schönen Fee, die dich zum Liebling wählte. / / V o n jenem G a r t e n meine A m m ' erzählte: / D o r t lebt ein heimlich wundersüßes K l i n g e n , / D i e Blumen sprechen, und die Bäume singen. (HSA Bd. 1, S. 191,9—14) — Die schöne Fee steht im Sonett an Schlegel sinnbildlich für die Muse der Dichtkunst, während Almansor in Zuleima wohl eher eine Göttin der Liebe erblickt (vgl. ^u 47,1140—1141). Xeres — Jere% de la Frontera, eine Stadt in der Proving Cadi% besaß für die Mauren besondere Bedeutung, da in ihrer Nähe die arabischen Eroberer Spaniens unter Tarik im fahre JII den entscheidenden Sieg über die von Roderich geführten Westgoten errungen hatten. eine herrliche Moschee — Auch wenn Heine die Moschee in die Nähe von fere% verlegt, deuten doch die nachfolgenden Schilderungen, insbesondere die von der Umwandlung in eine christliche Kathedrale, darauf hin, daß die Großmoschee von Cordoba als Anregung diente. — Vgl. auch die Schilderung der %um Dome gewandelten Moschee von Cordoba im Gedicht Almansor (Buch der Lieder. D i e H e i m k e h r ; HSA Bd. 1, S. 140—143).
42,981—984
Doch wo der Thürmer . . . Glockenläuten. — Vgl. 10,y8. — Bei Dombay findet sich folgende Erläuterung: „Mudin, oder Muyin ist beynahe eben dasjenige, was bey uns der Kirchendiener, oder Glöckner. [... ] Er besteigt fünfmal des Tags den Thum, Saumaa, als so oft der Muselmann in Zeit von 24. Stunden %um Gebet durch Mohammeds Geset% verbunden ist, um dem Volke diese vorgeschriebenen Perioden bekannt machen. [...] Er ruft hiebey nachstehende Worte mit einer gehenden Stimme aus: Gott ist der Allerhöchste; und dieses wird dreymal wiederholt. Dann sagt er: Ich bekenne, daß nur ein Gott, und ausser ihm kein anderer seye, und ich bekenne; daß Mohammed ein Prophet Gottes seye." (Kanowsky-Liste Nr. 6, Bd. 1, S. ioj) — Vgl. Almansor (182;): A u f dem T h u r m e , w o der T h ü r m e r / Z u m G e b e t e aufgerufen, / T ö net jetzt der Christenglocken / Melancholisches G e s u m m e . (Buch der Lieder. Die H e i m k e h r ; HSA Bd. 1, S. 140,13—16)
42,993—994
das Gebirge Kaff, Und Simurghs Schnabel — Geographisches Urbild des legendären Gebirges der orientalischen Mythologie, in dem der Vogel der Weisheit wohnen soll, war vermutlich der Kaukasus. — Eine
8o
Almansor
43,1003— 1008
der möglicherweise auch Heine zugänglichen Erklärungen gibt Hammer in einer Anmerkung einem Hafis-Gedicht: „Der Ankα oder Simorg. Der allweise Vogel, der auf dem Gebürge Kaf in stiller Abgeschiedenheit lebt. Das Gebürge Kaf umringt die Erde nach der orientalischen Mythologie wie ein Ring." (Joseph v. Hammer, Der Diwan von Hafts, a. a. O., Bd. i, S. 91; vgl. auch 33,714—71}) all das G o l d g e f u n k e l . . . Bildniß darstellt — Dombay beschreibt u. a. die im Vergleich zu einer katholischen Kirche karge Ausstattung
43,1020— 1021
einer Moschee: „Inwendig giebt es in derselben keine anderen Zierathen, als gläserne Lampen, worein sie unter dem Oel Wasser von allerhand Farben thun. Es ist auch eine Kandel in denselben, aber keine andere Stühle und Bänke, und eben so wenig etwas anders als die weißen Wände, weil sie alle Arten von Bildern, ausgenommen Vorstellungen von Blumen, für Abgötterej halten, und sie daher nirgend, und am wenigsten in ihren Moscheen dulden [...]" (Kanowsky-Liste Nr. 6, Bd. 1, S. j6) „Dies ist sein Blut" . . . Becher austrank. — Vgl. Ν. T., Matthäus 26, 2jf. — Eine ähnlich verfremdete, wenngleich wesentlich drasti-
43,1022— 44,1066
43,1025 43,1031 44,1044— 1048
44,1055
schere Darstellung des christlichen Abendmahls findet sich in Heines spätem Gedicht Vitzliputzli (vgl. Romanzero. Historien; HS A Bd. ß, S. jg,ßoi-j9,ßi2). In's Haus der Liebe . . . Wein." — Zuleima, die getaufte Moslemin, sucht mit dem Eifer der Bekehrten Almansor von der Überlegenheit ihrer neuen Religion überzeugen. In ihrer Sprache verbinden sich Elemente der christlichen Metaphorik (vor allem S. 43,1023 bis 44,1053^ mit Bildern der orientalischen Poesie (S. 44,1054 bis 44,1058; vgl. auch %u 4;,1079—1080). alte Heidentempel — Vgl. %u 42,980. Und Münd'ge . . . wieder — Vgl. Ν. T., Matthäus 18,ß. von der Liebe . . . die sieben Himmel — Die Zahl Sieben gilt Christen und Moslems gleichermaßen als heilig. So war z- B. der Koran ursprünglich in sieben Teile gegliedert, ebenso beträgt die Zahl der vorgeschriebenen religiösen Waschungen sieben. Hammer weist in einer Anmerkung %u einem Gedicht von Hafis auf den christlich-moslemischen Zusammenhang der Zahlensymbolik hin: „Die Mohammedaner haben die ursprüngliche Siebenzahl der Paradiese blos deshalb in Acht verwandelt, um zu K,e'gen> daß Gottes Barmherzigkeit größer sey, als seine strafende Gerechtigkeit, denn da es sieben Höllen giebt, so meinen sie, daß es wenigstens acht Himmel geben müsse. Uebrigens liegen diesen acht Himmeln vielleicht auch die acht Seligkeiten der christlichen Lehre z u m Grunde." (Hammer, Der Diwan von Hafis. Stuttgart und Tübingen 1812, Bd. 1, S. J4) aus Alradschids . . . Gartenbeeten — Harun al Raschid (arab. Härün ar-Raschtd), eine der Leitfiguren aus „1001 Nacht", verkörperte
Erläuterungen
44,1058
45,1079— 1080
46,1100— 11 ο 1
47,1140— il 41
47,1153— 1157
8ι
in besonderer Weise die europäischen Vorstellungen vom unermeßlich reichen, allmächtigen orientalischen Herrscher. — Die Figur des sagenhaften Kalifen von Bagdad begegnet noch mehrfach in Heines Werk, so B. in den in unmittelbarer zeitlicher Nähe %um Almansor entstandenen Briefen aus Berlin (vgl. S. 167,30—33; vgl. auch Salon I. Französische Maler. Gemäldeausstellung in Paris. 1831; HSA Bd. 7, S. 28,28-39). alle Rosen Schiras — Schiras, der Geburtsort von Hafts und Saadi, war berühmt für seine Rosengärten. Die „Rosen von Schiras" gehören Zum festen Bestandteil der Metaphorik der persischen Dichtung, und ^war als ein Attribut des „glücklichen Arabien". In diesem Sinne gebraucht auch Heine das Bild, u. a. in seinem Brief an Moser vom 2i.fanuar 1824: Ο Firdusi! Ο Dschami! Ο Saadi! wie elend ist Eur Bruder! Ach! wie sehne ich mich nach den Rosen von Schiras! (HSA Bd. 20, S. i)7,)—j) ein großes Golgatha ... verblutet — Vgl. Ν. T., Matthäus 2j,)). — Die verblutende Liebe, an die Metaphorik der persischen Dichtung erinnernd (vgl. %u 33,714—71j), verbindet sich in der Sprache der getauften Zuleima mit dem Blut des Erlösers, d. h. der christlichen Symbolik (vgl. %u 4), 1022—44,1066). Allahs goldne Hallen . . . schwarzen Augen — Uber die VorStellungen vom islamischen Paradies gibt u. a. eine Erläuterung Dombajs Auskunft: „Dadurch [darunter] verstehen die Mohammedaner jene Gärten, wohin Gott die Glaubigen einstens versetzen wird, wo mehrere Strömme von klarem, und kühlen Wasser, von Milch, von Wein, und von Honig fHessen. Hier werden sie mit Armbändern prangen, die mit Gold, und Perlen besetzt sind, und Kleider von Seide tragen. Sie werden auf seidnen mit Gold durchwirkten Kissen ruhen und Früchte von mancherlej Art gemessen. Züchtige Mädtchen werden sich in den Gärten befinden, die ihre Blicke fesseln, und die vorher weder Mensch, noch Geist berührt hat; die schönsten Mädchen mit grossen schwarten Augen im weissen Gesichte." (Kanowsky-Liste Nr. 6, Bd. 1, S. 2)9f.) schlimme Fee . . . mit den Täubchen — Anspielung auf die Gestalt der Liebesgöttin Aphrodite (Venus), die bei Kythera aus dem Meer gestiegen, in manchen Darstellungen auch in einer Muschel gelandet sein soll. Heine nimmt hier offenbar verschiedene Uberlieferungen auf, wobei an dieser Stelle der Hinweis auf die Verbindung Fee — Venus am deutlichsten ist (vgl. %u 42,96?—967). Fort! fort . . . Stein. — In der Zeitschriftenfassung endete mit diesen Versen der fünfte Auftritt des dritten Akts (in: Der Gesellschafter. 184. Blatt, 17. 11. 1821, J". 8j)f [von S. 43,1022 In's Haus . . . bis S. 47,1157 . . . würden Stein. ]), und es folgte der zweite Auftritt des vierten Akts (in: Der Gesellschafter. 18j. Blatt, 19. //. 1821, S. 8j