Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens: Band 1 Aal - Butzenmann [Reprint 2019 ed.] 9783111354675, 9783110999143


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German Pages 1835 [924] Year 1927

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Vorwort
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Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens: Band 1 Aal - Butzenmann [Reprint 2019 ed.]
 9783111354675, 9783110999143

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HANDWÖRTERBÜCHER ZUR D E U T S C H E N VOLKSKUNDE HERAUSGEGEBEN VOM VERBAND DEUTSCHER VEREINE FÜR VOLKSKUNDE

ABTEILUNG I

ABERGLAUBE

BERLIN

WALTER

UND

LEIPZIG

I 927

DE GRUYTER

& CO.

VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG - J. GUTTENTAG, VERLAGSB U C H H A N D L U N G - G E O R G R E I M E R - KARL J. T R Ü B N E R - V E I T & C O M P .

HANDWÖRTERBUCH DES DEUTSCHEN ABERGLAUBENS HERAUSGEGEBEN U N T E R B E S O N D E R E R M I T W I R K U N G VON

E. H O F F M A N N - K R A Y E R UND MITARBEIT ZAHLREICHER FACHGENOSSEN VON

HANNS BÄCHTOLD-STÄUBLI

BAND I

BERLIN

WALTER

UND

DE

LEIPZIG

GRUYTER

1927

& CO.

VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG - J. GUTTENTAG, VERLAGSB U C H H A N D L U N G - G E O R G R E I M E R . - KARL J. T R Ü B N E R - V E I T & C O M P .

Copyright 1927 bei Walter de Gruyter & Co., Berlin und Leipzig.

Druck von H. Laupp jr in Tubìngen

Vorwort Das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens setzt sich zwei Ziele. Das eine ist, die in zahllosen, oft seltenen und entlegenen Publikationen zerstreuten Materialien über die einzelnen abergläubischen Überlieferungen zusammenzufassen; das andere, Ursprung und Bedeutung des einzelnen Aberglaubens darzulegen, so weit das uns heute möglich ist. Das Handwörterbuch ist also zunächst eine K o m p i l a t i o n . Wer in der volkskundlichen Arbeit steht oder von einem andern Forschungsgebiete her sich über einen Aberglauben orientieren will, der weiß, wie mühsam es ist und wie sehr man bei der Arbeit dadurch aufgehalten wird, wenn man die verschiedenen Formen oder Vorkommen eines Aberglaubens aus der f a s t unübersehbaren Literatur volkskundlicher und ortsgeschichtlicher Zeitschriften und Einzelpublikationen zusammensuchen muß, und wie leicht man dabei Gefahr läuft, entweder wichtige und f ü r die Erklärung des Aberglaubens gerade wesentliche Überlieferungen nicht zu erfassen oder aus unvollständigem Material Fehlschlüsse zu ziehen. Zwar haben wir schon eine Zusammenfassung deutschen Aberglaubens in Adolf Wuttkes Deutschem Volksaberglauben der Gegenwart. Dieses Werk war seinerzeit eine außerordentlich verdienstvolle Leistung. Für grundlegende Forschung ist es aber heute sowohl in bezug auf das mitgeteilte Material als auch die gegebenen Erklärungen ungenügend. Es gibt keine Quellen an (nur in der von E. H. Meyer besorgten 3. Bearbeitung finden sich gelegentlich solche), und die systematische Anordnung des Buches, die ganz der naturmythologischen Schule seiner Zeit entspricht, tut sehr vielen Überlieferungen Zwang an und verleitete zu falschen Deutungen. Dem gegenüber geht das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens darauf aus, bei seltener vorkommenden abergläubischen Erscheinungen möglichst alle Belege, die uns bekannt sind, mitzuteilen, dagegen bei solchen, die sich häufig finden, oder gar allgemein verbreitet sind, meist nur ihre typischen Formen und als Belege solche Werke zu geben, die leicht zu beschaffen sind und ihrerseits wieder weitere Literaturangaben bieten, so daß der Benützer durch sie den Kreis seiner Belege nach Bedürfnis erweitern und die Verbreitung eines Aberglaubens auch geographisch verfolgen kann. Grundsätzlich hielten wir aber dafür, daß eher zu viel Literatur mitgeteilt werden solle als zu wenig. Der Begriff des Aberglaubens wurde möglichst weit gefaßt: Feste und Bräuche, die auf alte Kulte zurückgehen, volksmedizinische Anweisungen, bei denen nicht ohne weiteres klar ist, daß sie auf naturwissenschaftlich begründeter Grundlage stehen, die Sagen, die mit Ausnahme der rein geschichtlichen meist nichts anderes sind als in Form von Erzählungen berichtete abergläubische Anschauungen, sind miteinbezogen worden. Das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens ist, im Gegensatz zu Wuttke, nicht systematisch angeordnet, sondern in Form eines Lexikons, in dem versucht wird, das große, heute bekannte Material des deutschen Aberglaubens in etwa 2500 Stichwörtern zusammenzufassen. Diese lexikographische Darstellung erschien Verlag und Herausgebern entsprechend dem heutigen Stand der Forschung die richtige

VI

Vorwort

zu sein, weil sie nicht die Gefahren der Systematisierung mit sich bringt, denen W u t t k e zum Teil erlag. Die einzelnen Artikel werden, gemäß der verschiedenen Einstellung der Mitarbeiter, namentlich aber auch gemäß der Verschiedenartigkeit ihres Stoffes, in U m f a n g und Behandlung weit auseinandergehen. Grundsätzlich unterscheiden wir drei A r t e n : I. Spezialartikel, die einen ganz speziellen Gegenstand, z. B . Messer, Brennessel, in allen Aberglaubenäußerungen vereinzelt darstellen; 2. Sammelartikel, die ganze Gruppen v o n Objekten zusammenfassen, z. B . Fisch, P f l a n z e ; 3. Allgemeine Artikel, die zumeist abstrakte B e g r i f f e behandeln, z. B . Abwehrzauber, Animismus. Ein sehr weit in die Einzelheiten gehendes Sachregister a m Schlüsse des Handwörterbuches soll die rasche A u f f i n d u n g eines Aberglaubens erleichtern. In mehr als zehnjähriger Sammelarbeit haben die Herausgeber ein über 6 0 0 0 0 0 Zettel umfassendes, nach Stichwörtern alphabetisch geordnetes Material zusammengebracht, das den Mitarbeitern zur V e r f ü g u n g gestellt wurde und ihnen ihre Arbeit erleichterte. Dieses Material soll nach Fertigstellung des Handwörterbuches weiter vermehrt werden und den Grundstock f ü r ein A r c h i v des deutschen Aberglaubens bilden. In der H a u p t s a c h e behandelt das Handwörterbuch den deutschen Aberglauben des 19. und 20. J a h r h u n d e r t s , so wie er in der volkskundlichen L i t e r a t u r enthalten ist. W o es möglich war, wurden auch mittelalterliche Quellen und solche des 1 5 . — 1 8 . J a h r hunderts beigezogen. Das Handwörterbuch v e r f o l g t aber als zweiten Zweck, wenn immer möglich, die äußere und innere G e s c h i c h t e d e r e i n z e l n e n abergläubischen Erscheinungen k u r z darzulegen und g e g e b e n e n f a l l s i h r e n U r s p r u n g u n d S i n n z u d e u t e n . Die Herausgeber legen Wert darauf zu erklären, daß sie dabei den Mitarbeitern vollständig freie H a n d gelassen haben. J e d e wissenschaftlich begründete Deutung eines Aberglaubens, auch wenn sie von derjenigen der R e d a k t i o n abweicht, wurde aufgenommen, in der Meinung, daß ein solches Vorgehen der volkskundlichen Forschung nur die allergrößten Dienste leisten könne. Die V e r a n t w o r t u n g f ü r ihre E r k l ä r u n g e n tragen die einzelnen Mitarbeiter. Derselbe Aberglaube kann, von verschiedenen Mitarbeitern unter verschiedenen Stichwörtern behandelt, von dem einen so, v o n dem zweiten anders gedeutet werden: ein Zeichen dafür, daß oft ein und derselbe Aberglaube an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten tatsächlich verschiedenen Ursprungs sein kann. Ein W o r t noch über den Titel des Werkes. E s wurde uns nahegelegt, an Stelle von A b e r g l a u b e den A u s d r u c k V o l k s g l a u b e zu wählen. Die B e f ü r worter desselben wiesen nachdrücklich darauf hin, daß „ A b e r g l a u b e " ein Werturteil ausspreche und deshalb unwissenschaftlich sei. Mit „ V o l k s g l a u b e " umfasse die Volkskunde objektiv alle Erscheinungen des Glaubens, so weit sie in das Gebiet der Volkskunde gehörten. „ V o l k " sei hier in demselben Sinne gebraucht wie in Volkslied, Volksbrauch und in dem Worte V o l k s k u n d e selbst. W i r f ä n d e n also Volksglauben in allen Bevölkerungsschichten, wie die V o l k s k u n d e die Vorstellungswelt nicht einer bestimmten, sozial abzugrenzenden Gesellschaftsschicht behandle. E s komme hier wie bei der Volkskunde überhaupt auf die D e n k a r t der Menschen und auf die Gestaltung ihrer Vorstellungswelt an. Die V o l k s k u n d e habe nicht nach rationalistischen oder ethischen Gesichtspunkten abzugrenzen, ob der Glaube des Volkes gut oder verwerflich sei; das sei A u f g a b e der Theologen; die Lösung werde auch dort immer verschieden ausfallen, je nachdem der Beurteiler K a t h o l i k oder Protestant, Christ oder Nichtchrist, freidenkend oder lehrgläubig sei. Brauchten wir aber das W o r t Aberglaube, so fällten wir derartige Urteile, die nur relativ und wissenschaftlich nicht bes t i m m b a r seien. Noch ein anderer Grund spreche f ü r das Wort Volksglaube. Im Handwörterbuch sei es nicht zu umgehen, daß Glaubenserscheinungen besprochen würden, die in den Bereich christlicher Lehre gehörten. Die K i r c h e werde sich

Vorwort

VII

d a g e g e n wehren, daß wir G l a u b e n s ä u ß e r u n g e n , die sie billige und zulasse, als A b e r g l a u b e n bezeichneten. U n d v o n ihrem S t a n d p u n k t e aus h a b e sie auf alle F ä l l e recht. W i r aber k ö n n t e n das R e c h t nicht f ü r uns b e a n s p r u c h e n , weil das Urteil über das, w a s G l a u b e oder A b e r g l a u b e ist, nur r e l a t i v sein k a n n . N i c h t aus ängstlicher N a c h g i e b i g k e i t solle man R ü c k s i c h t auf die K i r c h e nehmen, sondern a u s w i s s e n s c h a f t l i c h e n G r ü n d e n in diesem Falle mit ihr H a n d in H a n d gehen. Innere und äußere G r ü n d e b e w o g e n V e r l a g und H e r a u s g e b e r trotz diesen in m a n c h e n P u n k t e n richtigen E r w ä g u n g e n nicht d e n T e r m i n u s „ V o l k s g l a u b e " , sondern „ A b e r g l a u b e " zu w ä h l e n ; sie sind größtenteils schon im A r t i k e l A b e r g l a u b e ( i , 32 ff.) selbst aufgeführt. D a s W o r t „ A b e r g l a u b e " m a g insofern m i ß v e r s t ä n d l i c h sein, als es in seinem gew ö h n l i c h e n G e b r a u c h e eine W e r t s c h ä t z u n g in sich schließt. N o c h mißlicher erscheint uns a b e r die B e z e i c h n u n g „ V o l k s g l a u b e " ; denn unter „ V o l k s g l a u b e n " müssen wir doch den g a n z e n U m f a n g der religiösen B e t ä t i g u n g e n und E m p f i n d u n g e n des V o l k e s v e r s t e h e n , seine A u f f a s s u n g und G e s t a l t u n g des C h r i s t e n t u m s mindestens in gleichem M a ß e w i e die vor- und nebenchristlichen R u d i m e n t e , die es sich b e w a h r t h a t . Im „ V o l k s g l a u b e n " scheinen uns die christlichen B e s t a n d t e i l e einen weit breiteren und wesentlicheren U m f a n g e i n z u n e h m e n als im sog. „ A b e r g l a u b e n " . Ein H a n d w ö r t e r b u c h des V o l k s g l a u b e n s m ü ß t e , u m ein Beispiel zu geben, a u c h die v o l k s t ü m l i c h e n G o t t e s b e g r i f f e , die S t e l l u n g des V o l k e s zu Christus, den W i d e r s t r e i t der p r i m i t i v e n m i t der christlichen E t h i k im V o l k s l e b e n usw. b e h a n d e l n . W e n n hier K i r c h l i c h e s g e s t r e i f t oder e r w ä h n t wird, so geschieht es doch i m m e r nur i m H i n b l i c k auf die aberg l ä u b i s c h e n V o r s t e l l u n g e n , die sich d a r a n k n ü p f e n oder d a r a u s e n t w i c k e l t h a b e n , und j e d e r u n v o r e i n g e n o m m e n e Geistliche wird aus der E r f a h r u n g b e s t ä t i g e n , w i e o f t kirchlich S a n k t i o n i e r t e s zu unkirchlichen Z w e c k e n v e r w e n d e t wird. D a ß a u c h in d e r K i r c h e h e u t e m a n c h e s als Irrung beurteilt wird, das f r ü h e r als R e c h t a n e r k a n n t w o r d e n w a r , sei nur nebenbei b e m e r k t ( H e x e n g l a u b e ) . U n s e r W e r k enthält, w e i t e r m a n c h e s , das nicht in das V o l k E i n g a n g g e f u n d e n hat, w i e z. B . einzelne K a p i t e l der M a n t i k , G e h e i m w i s s e n s c h a f t e n u. dgl., j a sogar mancherlei Tier- oder P f l a n z e n a b e r g l a u b e n , der sich nur als gelehrte Ü b e r l i e f e r u n g n a c h w e i s e n l ä ß t . W e n n w i r also „ A b e r g l a u b e " in dem w e i t e s t e n Sinne und ohne v e r k e t z e r n d e s Urteil g e b r a u c h e n , so t u n wir nichts anderes, als was zahlreiche Forscher s c h o n v o r uns g e t a n h a b e n u n d w a s a u c h die F r a n z o s e n und E n g l ä n d e r mit i h r e m „ s u p e r s t i t i o n " tun. D a s W o r t „ A b e r g l a u b e " ist in unserer S p r a c h e tiefer e i n g e w u r z e l t als „ V o l k s g l a u b e " , u n d so w i r d a u c h der B e n u t z e r klarer d a r ü b e r sein, w a s er in einem H a n d w ö r t e r b u c h des „ A b e r g l a u b e n s " als des „ V o l k s g l a u b e n s " zu s u c h e n h a t . Es bleibt uns noch übrig, den Mitarbeitern f ü r ihre g r o ß e B e r e i t w i l l i g k e i t u n d A u s d a u e r unsern D a n k a b z u s t a t t e n . Sie h a b e n eine sehr g r o ß e und o f t u n d a n k b a r e A r b e i t m i t b e w u n d e r n s w e r t e r F r e u d i g k e i t geleistet und d a m i t gleichzeitig d e n B e w e i s geliefert, w i e solche H a n d w ö r t e r b ü c h e r v o n allen F o r s c h e r n auf dem G e b i e t e der V o l k s k u n d e f ü r eine gedeihliche W e i t e r e n t w i c k l u n g v o l k s k u n d l i c h e r F o r s c h u n g sehnlich g e w ü n s c h t werden. U n s e r D a n k g e b ü h r t a b e r a u c h d e m V e r l a g e , der seit m e h r als einem J a h r z e h n t A n t e i l an unserm P l a n e g e n o m m e n und ihn a u c h unter d e n schwierigen V e r h ä l t n i s s e n des K r i e g e s und der N a c h k r i e g s z e i t stets g e f ö r d e r t h a t . H e r r D r . Gerhard L ü d t k e ist uns ein steter, g e t r e u e r E c k a r t gewesen. Sein V e r d i e n s t a m Z u s t a n d e k o m m e n des W e r k e s ist sehr g r o ß . Basel,

im Juni

1927.

E. Hoffmann-Krayer.

Hanns Bächtold-Stäubli.

Abkürzungsverzeichnis a. A. a. a. O. Abb. ae. afries. afrz. agerm. ags, ahd. aind. air. aisl. allg. Anm. anord. as. aschwed. A, T. Aufl. b. bayr. Bd. Bde. Beil. bes. c. ca. dass. ders. dgl. d. h. dial. Diss. dt. ebd. ed. engl. estn. f. ff. Fig. fries. frz. geb. germ. gest. got. H. hd. hg. v. Hs.(s) J.

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anno Anmerkung am angeführten Orte Abbildung altenglisch altfriesisch altfranzösisch altgermanisch angelsächsisch althochdeutsch altindisch altirisch altisländisch allgemein Anmerkung altnordisch alt sächsisch altschwedisch Altes Testament Auflage bei bayerisch Band Bände Beilage besonders caput, Kapitel circa dasselbe derselbe dergleichen das heißt dialektisch Dissertation deutsch ebenda editio englisch estnisch folgende Seite folgende Seiten Figur friesisch französisch geboren germanisch gestorben gotisch Heft hochdeutsch herausgegeben von Handschrift(en) Jahr

id. idg. i. e. JgJh. Jhh. isl. ital. lat. 1. c. lit. lt. MA. ma. md. me. m. E. mhd. mlat. mnd. mndl. n. Chr. nd. ndl. nds. ne. nfrz. nhd. nlat. nnd. nndl. nord. norw. Nr. N. T. obd. o. J . ON. o. O. ostd. ôsterr. Progr. Reg. röm. russ. s.

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s. a. SA. sächs. s. d. slaw. s. o.

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idem indogermanisch id est Jahrgang Jahrhundert Jahrhunderte isländisch italienisch lateinisch loco citato litauisch laut Mittelalter mittelalterlich mitteldeutsch mittelenglisch meines Erachtens mittelhochdeutsch mittellateinisch mittelniederdeutsch mittelniederländisch nach Christus niederdeutsch niederländisch niedersächsisch neuenglisch neufranzösisch neuhochdeutsch neulateinisch neuniederdeutsch neuniederländisch nordisch norwegisch Nummer Neues Testament oberdeutsch ohne Jahrangabe Ortsname ohne Ortsangabe ostdeutsch österreichisch Programm Register römisch russisch siehe Seite siehe auch Sonderabzug sächsisch siehe dies slawisch siehe oben

X sog. spätlai. s. u. s. V. s. w. u. a. u. a. in. übers.

XI

Abkürzungsverzeichnis = = = = = = = =

sogenannt spätlateinisch siehe unten sub voce, verbo siehe weiter unter anderm und anderes mehr übersetzt

urgerm. usf., usw. u. v. a. v. Chr. vgl. vulglat. westf. z. B .

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urgermanisch und so fort, weiter und vieles andere vor Christus vergleiche vulgärlateinisch westfälisch zum Beispiel

Verzeichnis der Mitarbeiter Professor Dr. Wolfgang A 1 y , Freiburg i. Br. Professor Dr. Walter A n d e r s o n , Dorpat. Dr. Hanns B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Basel. Privatdozent Dr. Otto B a s i e r , Berlin. Professor Dr. phil. et theol. Karl B e t h , Wien. Dr. phil. et. jur. Marianne B e t h , Wien. Studienrat Dr. Fritz B o e h m , Berlin. Lizenziat Dr. L. F. Werner B o e 11 e , Marburg a. L. Professor Dr. Ludwig D e u b n e r , Freiburg i. Br.-Berlin. Professor Dr. Franz D o r n s e i f f , Greifswald. Professor Dr. F. E c k s t e i n , Freiburg i. Br. Professor Dr. Hans F e h r , Bern. Professor Dr. Eugen F e h r l e , Heidelberg. Herbert F r e u d e n t h a l , Hamburg. Dr. Paul G e i g e r , Basel. Professor Dr. V. G e r a m b , Graz. Professor Dr. Emil G o l d m a n n , Wien. Paul G r o t h , Greifswald. Professor Dr. Hermann G ü n t e r t , Heidelberg. Professor Dr. Artur H a b e r l a n d t , Wien. Professor Dr. J . W. H a u e r , Marburg a. L. Dr. Kurt H e c k s c h e r , Hannover. Landesgerichtsdirektor Dr. A. H e l l w i g , Potsdam. Professor Dr. Karl H e l m , Marburg a. L. Professor Dr. Hugo H e p d i n g , Gießen. Professor Dr. Ludwig H e r o l d , Karlsbad. Professor Dr. E. H o f f m a n n - K r a y e r , Basel. Professor Dr. R. H ü n n e r k o p f , Heidelberg. Pfarrer Dr. A. J a c o b y , Luxemburg. Professor Dr. Gustav J u n g b a u e r , Prag. Professor Dr. R. F. K a i n d 1, WaltendorfGraz. Dr. Bernhard K a r l e , Donaueschingen. Professor Dr. A. K l e i n , Waltendorf-Graz. Dr. Kurt K l u s e m a n n , Waltendorf-Graz. Dr. Bernhard K u m m e r , Leipzig. Dr. Johannes K ü n z i g , Freiburg i. Br. Dr. F. L ü e r s , München. Piivatdozent Dr. Lutz M a c k e n s e n , Greifswald. Dr. med. Alfred M a r t i n , Nauheim. Dr. Carl M e n g i s , Karlsruhe.

Studienprofessor Dr. Heinrich M a r z e 1 1 , Günzenhausen. Kurt M e s c h k e , VDM., Greifswald. Privatdozent Dr. Karl M e u 1 i , Basel. Direktor Dr. H. M ö t e f i n d t , Beuthen O.S. Studienprofessor Dr. Waither M ü l l e r - B e r g s t r ö m , Ettenheim. Professor Dr. Hans N a u m a n n , Frankfurt a. M. Dr. Ida N a u m a n n , Frankfurt a. M. Dr. F. O h r t , Kopenhagen. Studienrat Professor Dr. Karl O 1 b r i c h , Breslau. Professor Dr. F . P a n z e r , Heidelberg-Berlin. Dr. Adelgard P e r k m a n n , Wien. Dr. Will-Erich P e u c k e r t , Breslau. Professor Dr. F. P f i s t e r , Würzburg. Professor Dr. F. R a n k e , Königsberg. Professor R. R i e g l e r , Klagenfurt. Dr. Oskar R ü h l e , Tübingen. Professor Dr. Paul S a r t o r i , Dortmund. Professor Dr. Isidor Scheftelowitz, Köln. Dr. Harry S c h e w e , Freiburg i. Br. Ruth S c h m e k e l , Greifswald. Professor Dr. E. S c h n e e w e i s , Belgrad. Dr. A. M. S c h n e i d e r , Kaplan, z. Z. Rom. Dr. Rosa S c h ö m e r , Wien. Dr. Marianne S c h u s s e r , Wien. Dr. Erich S e e m a n n , Freiburg i. Br. t Dr. med. S. S e l i g m a n n , Hamburg. Professor Dr. Th. S i e b s , Breslau. Professor Dr. S. S i n g e r , Bern. Professor Dr. A. S p a m e r , Dresden. Professor Dr. W. S t a m m l e r , Greifswald. Dr. Victor S t e g e m a n n , Heidelberg. Privatdozent Dr. Walter S t e 11 e r , Breslau. Professor Dr. E. S t e m p l i n g e r , Rosenheim. Professor Dr. R. S t ü b e , Leipzig. Professor Dr. Archer T a y l o r , Chicago. Karl-Albrecht T i e m a n n , Greifswald. Professor Dr. A. W e b i n g e r , WaltendorfGraz. Professor Dr. O. W e i n r e i c h , Tübingen. Privatdozent Dr. Lily W e i s e r , Wien. Professor Dr. A. W i r t h, Dessau. Professor Dr. A. W r e d e , Köln.

Literaturverzeichnis (Ein Nachtrag erscheint am Schlüsse des Werkes.)

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XVI

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XXVII

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XXVIII

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II

abbeten—abbinden

Neiße) müssen die Kirschenzweige, die man am Andreastag ins Wasser stellt und die an Weihnacht blühen sollen (s. Barbarazweig), unter strengem Stillschweigen abgebissen und nach Hause getragen werden 1 7 ). Seltsam ist der Aberglaube der Rockenphilosophie (317 Nr. 1), wonach ,,in der Mitternacht vor St. Johannistag der T e u f e l s a b b i ß an der mittleren Wurzel nicht stumpf sei, sondern eine ganze Wurzel gerade in die Erde habe, weil zu solcher Zeit der Teufel (als welcher denen Menschen diese Wurzel, um ihrer großen K r a f t willen, nicht gönnet, und sie deßwegen alle abbeißet) keine Gewalt haben soll, solche abzubeißen, biß wieder nach Mitternacht, alsdenn ist keine mehr unabgebissen anzutreffen" (s. a. Teufelsabbiß) M ). — Eine Näherin, die an einem Totenhemde arbeitet, beiße j a den Faden nicht ab, sonst werden die Zähne faul und fallen aus 1 9 ) (s. Leichenkleid). Einem neu eingezogenen jungenEhepaar hielt der erste Ackerknecht ein Weißbrot zum A . hin; je nachdem der Biß ausfiel, war auch das künftige Schicksal der E h e 2 0 ) . — Vgl. weiter auch a b r e i ß e n , a b s c h n e i d e n §5, b e i ß e n .

12

abbeten. A. kann man eine Krankheit, die man als Folge des Anwünschens und der Hexerei oder als durch Geister hervorgerufen betrachtet, dadurch, daß man Zaubersprüche und Gebete darüber spricht. Der Ausdruck ist weit verbreitet *). Auch der Ausdruck V e r b e t e n kommt vor 2 ). S. K r a n k h e i t , Gebet, Zauberformel. ') H o v o r k a u . K r o n f e l d 2, 403. 724; R o s e g g e r Steiermark 69; Pollinger Landshut 290. 293 f.; SchwVk. 10, 3 ; ZföVk. 9 (1903), 2 1 2 ; WZfVk. 3 1 (1926), 5 1 ff. «) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 500. Pfister.

abbilden s. B i l d ,

Photographie.

abbinden (abschnüren). Das A. ist eine chirurgische Operation, die auch in der heutigen Medizin noch angewendet wird 1 ). Im Volksbrauch ist es aber meist entweder mit abergläubischen Handlungen verbunden oder bedeutet eine ganz andere nicht mechanische Handlung, a) Warzen werden abgebunden, indem man sie mit einem Faden oder einem Roßhaar umwindet und durch allmähliches Zusammenziehen entfernt 2 ). In Sachsen bindet man mit einem Seidenfaden ab und wirft ihn dann rückwärts fort s ) ; man • *) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1 , 3 9 2 ; D e r s . Volhsth. 1, 498 Anm. 1 ; Alemannia 27 (1900), tut dies, während die Glocken zu einem 229; Schweiz. Id. 4, 1689; V e r n a l e k e n Begräbnis läuten und spricht: „Sie Alpensagen 395 Nr. 57; P a n z e r Beitrag 1, läuten einer Leich, Meiner Warze zu258; P o l l i n g e r Landshut zw, ZfrheinVk. g l e i c h " 4 ) ; um Landshut macht man 2 (1905), 184; C u r t z e Waldeck 3 7 1 Nr. 8; D r e c h s l e r 1, 2 1 5 Nr. 244; G r o h m a n n darauf so viele Knoten in den Faden, als 1 1 0 Nr. 805; ZfVk. 6 (1896), 255 (Iglau); man Warzen hat und vergräbt ihn oder H i 11 n e r Siebenbürgen 52 Nr. 1 1 ; F o g e 1 das Roßhaar unter die Dachtraufe 8 ), Pennsylvania 54 Nr. 153 (wo auch englische b) Krankheiten werden „abgebunden", Parallelen); H e y e r Aberglaube 219; ZfdMyth. 2 (1854), 420 Nr. 3 1 ; ZfVk. 14 (1904), bei denen eine mechanische Abschnürung 429 Nr. 5; W u t t k e 3 9 2 5 6 0 0 . ») Rockennicht möglich ist. So umbindet man einen philosophie 33 Nr. 23 = G r i m m Mythol. 3 „übertretenen" Fuß mit einem Faden 3, 435 Nr. 23. ) SchwVk. 10, 4; Birroter Seide, worauf man alsbald von den linger Volksth. 1, 498 Nr. 32; A n d r e e Braunschweig 292; S c h r a m e k Böhmerüblen Schmerzen befreit sein soll 6 ). Den wald 257; G r ü n e r Egerland 40. ') W u t t Wadenkrampf beseitigt man, indem man k e 392 § 600. «) Ebd. «) K ü c k 8. ') W u 1 1 einen hohlen Schlüssel an die Wade k e 392 § 600. •) H a l t r i c h Siebenbürgen oder Kniekehle hält und einen Schwefel3 1 3 I ; Germania 26 (1881), 205; M ü l h a u s e 8. •) B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 239. faden um das Bein bindet 7 ). Nasen10 ) W u t t k e 463 § 733. ») P o l l i n g e r bluten hört auf, nachdem man den Landshut 285. " ) Ebd. 291. 13 ) Ebd. 285; vgl. kleinen Finger der linken Hand mit einem W u t t k e 393 § 602. ") G r i m m Myth. Zwirnsfaden fest umwickelt hat 8 ). Auch 3, 443 Nr. 261. " ) K u h n Westfalen 2, 205 Nr. 581. :a ) S c h r a m e k Böhmerwald 240. Wunden werden abgebunden. Zunächst " ) K ü h n a u Sagen 3, 35. " ) Vgl. auch spricht man dreimal den . Spruch: „ D i e G r i m m Myth. 3, 440 Nr. 189. ") K u h n Wunde verbinde ich in drei Namen 1 1 1 > Westfalen 2, 53 Nr. 1 5 1 . *>) S t r a c k e r j a n daß du an dich nimmst Gliedmaßen, Gcx, 105 § 1 1 8 ; 2, 224 § 475. Bächtold-Stäubli.

Abbiß—Abc

13

schwulst und Eiter und Alles, was die W u n d e schaden m a g " usw., dann f ä h r t man m i t einem F a d e n dreimal um die W u n d e herum, legt den Faden gegen die rechte Ecke (?) gegen die Sonne und spricht: „ I c h lege dich daher im Namen Gottes und f 1 1 " u s w . 9 ) . Gegen Halsgeschwulst empfiehlt die Rockenphilosophie (385 Nr. 31) stillschweigend in die Mühle zu gehen, ein B a n d v o n einem Sacke z u stehlen und u m den Hals zu binden 10 ), und Magister L e h m a n n überliefert aus dem 17. Jh., daß man „ w i d e r das Schwinden eine Mauß unangegriffen f a n g e n , einen F a d e n mit der Nadel durch ihre A u g e n ziehen und diesen um das schwindende Glied b i n d e n " müsse 1 1 ). Das A . berührt sich in diesen Fällen stark mit dem Binden überhaupt und dem Bannen durch das Umbinden. — c) Schließlich werden als A . auch Heilhandlungen bezeichnet, die mit dem eigentlichen Abschnüren gar nichts mehr zu tun haben. Der Fieberkranke geht zu einem B a u m und bindet unter gewissen Formeln ein Strohseil um den S t a m m , dadurch wird das Fieber gefesselt; wer das Seil wieder abbindet, bindet auch das Fieber wieder los und erhält es s e l b s t 1 2 ) . Oder er wickelt einen blauen Wollenfaden neunmal u m eine Zehe des linken Fußes und t r ä g t ihn neun T a g e daran, dann geht er vor Sonnenaufgang stillschweigend an einen Holunder- oder Fliederstrauch, bindet ihm den F a d e n um und s a g t : Goden Abend, Herr Fleder, Hier bring' ik min Feber, Ik bind' em Di an Und gah davan 13).

In anderer F o r m findet sich dieses Fieberabbinden (ebenfalls als „ A b b e t e n , A b l a u f e n " bezeichnet) in Belgien: fieberkranke Männer binden sich mit einem Strohseil fest u m einen Obstbaum, reißen sich dann mit großer Anstrengung los und laufen unter Hersagung abergläubischer Gebete möglichst schnell nach H a u s e 1 4 ) . A u f der Lüneburger Heide wird auch das Gliederreißen abgebunden. Man legt einen T a n n e n z w e i g um den A r m oder das Bein und spricht leise: „ I c h binn di an, nimm mi dat a f " usw.

14

Das muß dreimal nach Sonnenuntergang geschehen, a m Dienstag, Donnerstag und S a m s t a g und in den beiden folgenden Wochen wiederholt werden l s ) . S. ü b e r t r a g e n , vergraben, v e r p f l ö c k e n usw. der K r a n k h e i t . ') M e y e r Konvers. Lex. s. v. ! ) H o v o r ka-Kronfeld 2, 879; DWB i , 13; Schweiz.Id. 4, 1345; P o l l i n g e r Landshut 279; F o g e l Pennsylvania 321 Nr. 1 7 0 3 ! ») S e y f a r t h Sachsen 234. *) Ebd. 214. 234. 5) P o l l i n g e r Landshut 289. •) S e y f a r t h Sachsen 234. ') Ebd. 8) K ö h l e r Voigtland 350 = S e y f a r t h 234. ••) S e y f a r t h 235. 10) Vgl. ebd. 235. ") Historischer Schauplatz . . 901 = S e y f a r t h 235. ») W u t t k e 328 § 488, wo auch noch weitere Beispiele; Schweiz Id. 4, 1345. ") H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 878 f. ") W o l f Beiträge 1, 219 Nr. 256. ,s ) Köck Lüneburger Heide 8 Anm. 2; vgl. auch B a r t s c h Mecklenburg 2, 320 f.; ZfVk. 13 (1903), 67. Bächtold-Stäubli.

A b b i ß s.

Teufelsabbiß.

A b b o t h , Zauberwort. Steht auf einem Lederfleck in folgender F o r m : „KiST A b both dabat. V o n G o t t " 1 ). Die hebr. B u c h s t a b e n bedeuten wohl = Hna'n „ A u s s p r u c h , F o r m e l " . A u c h A . wird hebräisch und Hoheitsplural sein: n1as „ V ä t e r = V a t e r s c h a f t " für „ G o t t " 2 ). In einem koptischen Z a u b e r t e x t findet sich ein Engelnamen „Abothfcl" s ), d. h. wohl „ V a t e r s c h a f t G o t t e s " . Das Ganze w ü r d e also l a u t e n : „ F o r m e l . G o t t (hebr.) h a t (es) gegeben (latein.). V o n G o t t (deutsch wiederholt)". ') S e y f a r t h Sachsen 157.. *) G e s e nius-Kautzsch Hebräische Grammatik (1881), 248. ') Turiner gnost. Traktat f. 19 in R o s s i Cinque manoscritti, Memor. Accad. Tor. ser. 2, 43. Jacoby.

A b c . I. E r 1 e r n u n g. A n die Alphabetreihe k n ü p f t sich mannigfacher A b e r g l a u b e und sonst f ü r den Volkskundler Belangreiches. Das A l p h a b e t enthält die Zeichen f ü r alles, was in W o r t und Schrift mitgeteilt werden kann, und so ist seine Erlernung ein wichtiger Schritt. Daher sucht man auf zauberische Weise nachzuhelfen. Die badische Mutter v e r h a c k t die B u c h s t a b e n des großen und kleinen A l p h a b e t s ganz fein mit einem Karfreitagsei und gibt es v o r dem ersten Schulgang (beim Beginn des neuen Schuljahres an Ostern) dem K n a b e n zu essen,.

Abc

15

d a m i t er lernkräftig werde 1 ). In Langenbach bei Vöhrenbach wird dem Neugeborenen mit dem ersten P a p p (Mus) das „ A b c igstriche", denn die Mutter hat einen mit dem A b c beschriebenen Zettel darin gekocht 2). In Crailsheim in W ü r t temberg gibt man dem K i n d drei Buchstaben in den Brei oder in eine Eierspeise, d a m i t es gescheit w i r d 3 ) . W i r kennen ähnliche neugriechische Zauberrezepte 4 ): in Sizilien legt man dem Neugeborenen ein Abizz6 in die W i e g e 5 ) ; aus dem römischen A l t e r t u m kennen wir den Brauch, den Kindern z u m Erleichtern des Alphabetlernens K u c h e n zu geben, was wahrscheinlich auch in diesen Zusammenhang gehört 6 ). Nach einer altirischen Lebensbeschreibung des hl. Columba hat diesem sein Lehrer das A l p h a b e t auf einen K u c h e n geschrieben. Columba verzehrte dann die eine Hälfte f ü r das L a n d im Osten, die andre f ü r das L a n d im Westen des Meeres, was auf seine Missionstätigkeit gedeutet wurde. Durch das Verschlucken des A b c - K u c h e n s lernte aber Columba ganz von selbst das L e s e n 7 ) . In alter Zeit waren in Deutschland Schultafeln aus Lebkuchenteig sehr verbreitet, auf denen die Buchstaben in einem dem römischen Metallspiegel ähnlichen Rahmen dargestellt waren 8 ). A u c h im jüdischen Schulunterricht ist ein ähnlicher B r a u c h belegt (seitdem i I . J a h r h u n d e r t ) : Der Lehrer nahm eine T a f e l mit den vier ersten und den vier letzten Buchstaben des Alphabets *) sowie einigen Bibelversen. Der Schüler m u ß t e die Buchstabennamen nachsprechen und die mit H o n i g bestrichene T a f e l ablecken, um so die Süssigkeit der Lehre zu e m p f i n d e n 1 0 ) . ') M e y e r Myth. 310;

Baden

Höf ler

109;

Ders.

Ostern 17.

•)

Germ. Meyer

Baden 16. * ) B o h n e n b e r g e r Nr. 1, 18. *) D o m s e i f f Alphabet 20. ') Ebd. 77. e) Ebd. 17; B e c k e r in Philol. 76 (1920), 234. ' J A n d r e c in ZfVk. 15 (1905), 95. ») H 6 f l e r Weihnacht 34. •) Zur Erklärung dieser Reihenfolge D o r n s e i f i Alphabet 136. 10) L e w y in ZfVk. 15 (1905), 181; D o r n sei ff

Alphabet

171.

2. D i e h e r g e s a g t e u n d h i n g e s c h r i e b e n e AIp h ab e t r eih e a l s Z a u b e r . Das Hersagen des A b c

16 ist eine A r t Zählen. Daher machen sich die Kinder als A b z ä h l t e x t aus dem A l p h a b e t , das sie j a alle gut auswendig können, eine Folge von Worten zurecht, deren Anfangsbuchstaben die A l p h a b e t reihe darstellen. Das kann dann wie eine A n h ä u f u n g v o n Schimpfwörtern aussehen: Adler, Bendling, C-Fleisch, Dordreck, Eierfresser, Fettgans (Fingerlecker), Grünes Gras usw. (aus L a u e n b u r g in Pommern), oder wie eine Reihe v o n Personennamen: A n n a B o y k e n , Christian Doyken, Erkel Fredden usw. (aus S y l t ) u ) . Das schnelle Hersagen des A l p h a b e t s gilt als Heilmittel gegen den S c h l u c k e r . 1 2 ) . A u s dem A l t e r t u m ist das A l p h a b e t — in ebenso unmagischer Weise — als Mittel gegen Jähzorn überliefert 1 3 ).

V o n der Lust am Hersagen der A l p h a betreihe und aus einem gewissen Glauben an ihre zwingende Macht s t a m m t ferner die Verwendung des Alphabets als A k r 0s t i c h i s in beliebten Kirchenliedern, die ihrerseits wieder nur die letztei) Ausläufer einer sehr alten Tradition im jüdischen und griechisch-byzantinischen A l tertum sind 14 ). Die ganze hingeschriebene A l p h a b e t reihe gilt als zauberkräftig. In der U m gegend von Graudenz gibt man neun T a g e lang dem Beschrieenen in einem S t ü c k Brot Asa foetida und die 25 Buchstaben des Alphabets. D a n n betet man jedesmal: Jesus Christus Ueberwinder, wende ab den Teufelsfluch 1 5 )! U m einem K i n d e die Gichter zu vertreiben, legt man ihm das A b c - B u c h unter den K o p f 1 6 ) . Der merkwürdigste B e l e g f ü r den Glauben an die Macht der A l p h a betreihe ist die geltende Vorschrift der katholischen Kirche, daß bei der Einweihung einer Kirche der Bischof mit einem S t a b zwei griechische A l p h a b e t e auf ein auf den Boden gestreutes Aschenkreuz schreibt. Diese Vorschrift h a t in ihrem Zusammenhang mit den antiken Abc-Denkmälern A l b r e c h t Dieterich erl ä u t e r t 1 7 ) . A u c h die W o r t e Christi in der Offenbarung des Johannes: „ I c h bin das A und das 0 " , legten jederzeit m y s t i s c h e Vertiefung der Alphabetreihe n a h e 1 8 ) . Die Alphabetreihe ganz oder teilweise als

17

Abdankung

Inschrift auf Glocken und auf Münzen gehört wohl in ähnliche Zusammenhänge 19 ). Die A l p h a b e t m a g i e und -Symbolik der Juden, wie sie in der K a b b a l a ausgebildet worden ist, s t a m m t hauptsächlich aus der Notwendigkeit, den T e x t ihrer heiligen Schrift allegorisch auszulegen. Es h a t sich da eine Reihe v o n Regeln der B u c h s t a b e n v e r t a u s c h u n g entwickelt, deren W i r k u n g ab und zu auch in deutschem volkskundlichem Bereich in Betracht z u ziehen ist 20 ). Seltener wird man wohl der G e m a t r i a begegnen, d. h. der U m s e t z u n g der Buchstaben eines Wortes in ihren Zahlenwert, den sie als Zahlbuchstaben darstellen, eine K u n s t , die Griechen und J u d e n schon von den Babyloniern überkommen haben 2 1 ); am ehesten wohl noch in der Spielerei der Chronosticha, d. h. Zeilen, in die auf diese Methode eine Jahreszahl hineingeheimnisst i s t 2 2 ) . ") Urquell 4 (1893), 55. 150. 260; 5 (1894), 114. 192. ") L a m m e r t 241. ") D o r n s e i f f Alphabet 73 f. ») Ebd. 147 ff. ») S e ligmann Blick 1, 287. ") R o c h h o l z Kinderlied 335. >') RhMus. 56 (1901), 77 ff. = Kl. Sehr. 202 ff. ") D o r n s e i f f Alphabet 122 ff. ») Ebd. 77. ") Ebd. 79. 136. ") Ebd. 91 ff. ") Ebd. 113; H a 11 o in ARw. 23 (1923),

'73-1 3. L o s e n u n d W a h r s a g e n . A l s die festgelegte Reihe sämtlicher Bestandteile der Sprache ist die Alphabetzeile ferner wie geschaffen, um beim Losen und W a h r s a g e n aus ihr auszulesen. In Thüringen, Schlesien, Erzgebirge, Mecklenburg schreibt die heiratslustige weibliche Jugend am Andreasabend die 24 Buchstaben des A l p h a b e t s an die T ü r und f a ß t dann mit verbundenen A u g e n darnach oder stößt darnach mit dem S t o c k ; der getroffene ist der Anfangsbuchstabe des künftigen Gatten A u c h werden die Buchstaben auf einzelne Zettel geschrieben, diese unter das Kopfkissen gelegt, und in der N a c h t greift man zum gleichen Z w e c k darnach; auch den künftigen Beruf kann man durch solche Zettel erfahren M ). D a s sind uralte Verfahren, die ihre Vorläufer im griechisch-römischen A l t e r t u m haben. Man nahm etwa ein

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Becken, an dessen R a n d die 24 B u c h staben standen, und ließ einen an einer Schnur herabhängenden R i n g anschlagen. Oder man v e r w a n d t e das sog. Hahnorakel, 4Xsxxpoo|jiavT££a (s. d.). Hier bediente man sich eines Kreises mit 24 Feldern; auf jedem Felde lag ein Korn, und j e d e m entsprach zugleich ein Buchstabe des A l p h a bets. Es k a m nun darauf an, welche Körner ein herbeigeholter H a h n wegpickte 25). Oder man schrieb die Buchstabenreihe in Asche (vgl. oben über die Kirchenweihe), es k a m dann darauf an, welche Buchstaben der W i n d stehen ließ (xe^poiiavTeta) (s. d.) 28). Äußerst altertümlich ist auch eine Mantik, die aus Schlesien und Ostpreußen berichtet wird w ) : man schreibt die 25 Buchstaben in der Neujahrsnacht auf einzelne Zettel und z i e h t drei d a v o n ; die drei entsprechenden Verse des „ G o l d e n e n A b c " , d . h . des L i e d e s : „ A l l e i n auf G o t t setz' dein V e r t r a u e n " , sind die für das künftige J a h r bedeutsamen. Dieses alphabetisch-akrostichische Kirchenlied wird da nämlich in der genau gleichen Weise als Losbuch b e n u t z t wie antike Losorakelgedichte, die hauptsächlich in Kleinasien auf Stein gefunden worden sind 2 8 ). Eine neugriechische Parallele bietet Pradel Gebete 14 ff. und 70: wenn man wissen will, was der T r a u m der letzten Nacht bedeutet, so soll man den Psalter nehmen, ihn hinter sich legen, drei Vaterunser sprechen und dann das B u c h öffnen. Beim ersten B u c h s t a b e n , den du siehst, beachte, was dir das A l p h a bet sagt (folgt eine Liste der B u c h s t a b e n mit A n g a b e ihrer Bedeutungen). — Ein andres O m e n : wenn man unwillkürlich einen Vers sagt und zählt die Silben im A l p h a b e t nach, so gibt der B u c h s t a b e den N a m e n einer Person, die an einen d e n k t (Heidelberg) »). »») W u t t k e 233. ") Ebd.; Urquell NF. 1 (1897), 71; B a r t s c h Mecklenburg 2, 238. ") R i e ß in P a u l y - W i s s o w a 1, 1363; Mannhardt Korndämonen 18 Anm. 46; AlphaM e y e r A berglaube 284; D o r n s e i f f bet 154. ") M e y e r ebd. " ( W u t t k e 242. ss) D o r n s e i f f Alphabet 151. s9) Alemannia 33 (1905). 3°4Dornseiff.

A b d a n k u n g . A b s c h l u ß der Teufels- oder Geisterbeschwörung, durch die der T e u f e l

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Abdecker

resp. G e i s t v e r a b s c h i e d e t , „ a b g e d a n k t " wird. V i e l f a c h geschieht es d u r c h R ü c k w ä r t s l e s e n (s. d.) der B e s c h w ö r u n g s f o r m e l 1 ) . O f t sind d a z u a b e r a u c h a u s f ü h r liche besondere A . s - f o r m e l n n ö t i g 2 ) . ') B a u m g a r t e n A. d. Heimat i , 75; D e r s. Jahr u. s. Tage 17. 2) Vgl. z. B . ZfVk. 9 (1899), 271; K i e s e w e t t e r Faust 408 f.; M a n n h a r d t Zauberglaube 172. Bächtold-Stäubli. A b d e c k e r . Die A . gehörten w i e die F a h renden u n d Spielleute, B a d e r , Müller, Leineweber, Schäfer, Scharfrichter und S c h e r g e n zu der K a t e g o r i e der unehrlichen L e u t e , die durch ihr a n r ü c h i g e s G e w e r b e der S t a n d e s e h r e f ü r ihre Person v e r l u s t i g gegangen w a r e n 1 ) . E i n e R e c h t s f o l g e dieses Z u s t a n d e s b e s t a n d darin, d a ß die A n g e h ö r i g e n solcher B e r u f e und ihre K i n d e r v o n der A u f n a h m e in a n d e r e Z ü n f t e ausgeschlossen w a r e n . In g a n z besonderem M a ß e w a r die T ä t i g k e i t des A . s w i e die des S c h a r f richters, der im N e b e n a m t a u c h o f t d a s S c h i n d e r h a n d w e r k ausübte, v e r r u f e n 2 ). Diese L e u t e w a r e n v o n der S t a d t - u n d Dorfgemeinschaft ausgeschlossen, sie m u ß t e n a b g e s o n d e r t w o h n e n , und niem a n d w o l l t e mit ihnen u n d ihren Dienstl e u t e n in B e r ü h r u n g k o m m e n . N a c h den S t a t u t e n der E n g e l s g e s e l l s c h a f t in R o t weil „ s o l l kein Engelsgeselle t a n z e n , w o des Schinders Gesindlein. t a n z t " 3 ). „ W e r d e m H e n k e r und d e m S c h i n d e r a b k o u f f e t h a t S c h m a l z oder U n s c h l i t t , d e m soll die Z u n f t v e r b o t e n sein ein J a h r " 3 ). D i e s e G e s i n n u n g reichte a u c h n o c h ü b e r das G r a b h i n a u s : „ I n G u n d e l f i n g e n w o l l t e anno 1748 das W e b e r h a n d w e r k die v i e r aufgestellten T o t e n g r ä b e r v o m H a n d w e r k ausschließen, weil sie den W a s e n m e i s t e r z u G r a b e g e t r a g e n " 4 ). D i e V e r a c h t u n g , m i t der m a n den A . b e t r a c h t e t e , gibt sich a u c h in den bösen Scheit- und S c h i m p f w o r t e n k u n d , die m i t seinem N a m e n gebildet werden, z. B . Schindershund, -bua, -kerl, S c h e l m e n s c h i n d e r ; j e m a n d einen „ S c h i n d e r heiß e n " wurde bestraft5). D e r V o l k s m u n d k e n n t f ü r den A . zahlreiche B e z e i c h n u n g e n ; a u ß e r den bereits g e n a n n t e n z. B . Fall-, Feld-, Klee-, W a -

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senmeister, R a c k e r usw., die z. T . als D e c k n a m e n a u f z u f a s s e n sind, d a sie z u r U m s c h r e i b u n g des eigentlichen, j e d o c h anstößig gewordenen Namens gebraucht wurden. Im Schelten-Wörterbuch von K 1 e n z w e r d e n allein 23 N a m e n f ü r den A . a u f g e z ä h l t 6 ). Seinem v e r r u f e n e n G e w e r b e v e r d a n k t e er aber gewisse a n a t o m i s c h e K e n n t n i s s e , und d u r c h diese, sowie d u r c h die erz w u n g e n e A u s s c h l i e ß u n g a u s der bürgerlichen Gesellschaft k a m er in den R u f geheimer Heil- und Z a u b e r k r ä f t e 7 ) , so d a ß n i c h t nur das V o l k , sondern a u c h A n g e h ö r i g e höherer S t ä n d e sich gegebenenfalls m i t ihren A n l i e g e n an ihn w a n d t e n 8 ). In seinen K u r e n mischten sich, wie bei allen H e i l k u n d i g e n a u s d e m V o l k e , alte, durch viele G e n e r a t i o n e n v e r e r b t e volksmedizinische K e n n t n i s s e u n d durch die K l ö s t e r überlieferte a n t i k e H e i l k u n s t mit abergläubischen Vorstellungen, denen aber die g r ö ß t e W i c h t i g k e i t beigemessen wurde. D a b e i spielt a u c h sein H a n d w e r k s z e u g , das Schindmesser, eine R o l l e : K i n d e r n , w e l c h e den G u r f e l (Milchschorf) h a t t e n , m u ß t e er dasselbe z u r H e i l u n g dreimal d u r c h den M u n d ziehen, berichtet der E g e r e r S c h a r f r i c h t e r K a r l H u ß in seiner Chronik v o n 1823 9 ). Dieses Messer diente a u c h z u r Unehrl i c h m a c h u n g b e i m S t r a f v o l l z u g an Personen, die sich Unterschleife ö f f e n t l i c h e r Gelder h a t t e n z u s c h u l d e n k o m m e n lassen, i n d e m es ihnen hiebei v o m S c h a r f richter unters K i n n g e s e t z t w u r d e 10 ). D e r A . s t e c k t e es ferner d e m j e n i g e n , der i h m ins H a n d w e r k gepfuscht, d. h. ein gefallenes S t ü c k V i e h selbst e n t h ä u t e t h a t t e , in den T ü r p f o s t e n , z u m Zeichen, d a ß er sich d a f ü r bei i h m lösen m ü s s e 1 1 ) . Die F i g u r des A . s t r i t t a u c h im Gefolge des S c h i m m e l r e i t e r s beim B r e c h e l f e s t in K ä r n t e n 1 2 ) und beim F a s c h i n g s r e n n e n in K r a k a u d o r f 1 3 ) auf, die beide d e u t l i c h als F r u c h t b a r k e i t s b r ä u c h e g e k e n n z e i c h net sind. ') Materialien über A. und Scharfrichter aus süddeutschen und Schweizer Quellen gesammelt bei B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 441 ff.: D e r s . Volksth. 2, 235 ff.; aus Norddeutsch-

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Abdontag—Abel

land bei B e n e k e Von unehrlichen Leuten 167 ff. Vgl. auch F e i 1 b e r g Iysk Ordbog 3, 8 ff.; Suppl. 326; H o o p s Reallexikon 4, 3 7 3 . 1 ) Vgl. S c h a r f r i c h t e r , für den in vieler Hinsicht das hier über den A. Gesagte gilt. 3 ) R u c k g a b e r Gesch. 1, 278 (B i r 1 i n g e r Aus Schw. 2 , 4 4 5 ) ; Rotw. Rechtsb. 1 2 7 a ( B i r l . a. a. O.). 4) B i r 1. a. a. O.. 5 ) A . a. O. 2, 448. •) S. 1 ff. (mit Worterklärungen). 7) Volkskundeblätter aus Württemberg u. Hohenzollern 1 9 x 1 , 1 1 : ein alter Kleemeister versteht die Kunst des Festbannens. •) H ö h n Volksheilkunde 1 , 68; F l ü g e l Volksmedizin 26; F o s s e 1 Volksmedizin 4 3 ; W u 1 1 k e 488 § 778. ') ZföVk. 6, 120 u. 1 2 3 ; H o v o r k a u. K r o n f e 1 d 2, 78 (zu „Gurfel" vgl. G r i m m DWb. 5, 2805 s. v . „Kurfes".) 10 ) Birlinger Aus Schw. 2, 498 Nr. 4 1 . » ) B e n e k e Unehrl. L. 280. >») ZföVk. 17, 148 ff. " ) Sitzb. d. Anthr. Ges. Wien 1926/27, 170 ff. Schömer.

Abdotltag. A m Tage Abdons, eines Märtyrers unter Kaiser Decius (30. Juli), soll man Gras schneiden, F a r n ausreißen, Schilf aus den Teichen, Dornen aus den Feldern rotten 1 ), Schwamm am Hause beseitigen 2), Ungeziefer vertilgen 3 ), Kugeln gießen 4 ). Hühneraugen, an diesem Tage geschnitten, wachsen nie wieder 5 ). Holz und Kraut, das angerührt oder leicht angehauen wird, vertrocknet 6 ). In allen Fällen ist der Glaube auf den Anklang des Namens an „ a b t u n " zurückzuführen. Im Bergischen heißt der Tag daher „ A b t u - T a g " 7 ). Um die Kenntnis von seinen unheilvollen Eigenschaften verschwinden zu lassen, hat man ihn „ B e a t r i x " umbenannt 8 ). G r i m m Myth. 3, 439 (140); Z f V k . 24, 1 2 ; R e i n s b e r g Böhmen 3 7 9 ; ZfrwVk. 1 1 , 1 5 7 . 270; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 240. 2 ) ZföVk. 1 3 , 139. ») S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 2 8 3 ; W o l f Beitr. 1 , 2 1 8 ; P f i s t e r Hessen 164; Z f V k . 10, 2 1 2 ; •) K r o n f e l d Krieg 1 1 5 . 6) ZfrwVk. n , 1 5 7 ; B a r t s c h Mecklenburg 2, 294; Z f V k . 24, 1 2 (Vogesen). 6 ) K n o o p Hinterpommern 1 7 5 ; S c h u l e n b u r g 2 5 5 ; J a h n Pommern 350. ') ZfrwVk. 1 1 , 270. 8) J a h n Pommern 350. Sartori.

A b e k , Zauberwort zur Blutstillung: „ A . , Wabek, F a b e k " 1 ) u . a . Klangworte, von denen das erste sich wohl schon in der Formel: „Horner, larci, h a b e c h . . . Cisius. elaoro hodier laciaon Virtus coeli libera p e l l e t . . . . " gegen den „morbus comitialis" in einem Cod. Cavensis saec. XI.2) findet.

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l ) S t e m p l i n g e r Sympathie 8 1 ; D e r s. Aberglaube 82; W u t t k e 1 7 1 § 230; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 3 7 1 . 2) H e i m , Incantamenta 539 Nr. 226. Jacoby.

Abel. 1 . K ö n i g o d e r Herzog A., eine der vielen, örtlich und zeitlich begrenzten Substitutionen f ü r den wilden J ä g e r (s. d.), der als dämonische Figur älter, verbreiteter und unvergänglicher ist als jeder seiner wechselnden göttlichen oder geschichtlichen Namen. Wie König Waldemar I. in Dänemark, jagte König A. in Schleswig, dem Schauplatz seines Verbrechens, als wilder J ä g e r nach dem Glauben des Mittelalters und dem der Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert 1 ); die historische Beziehung war zu dieser Zeit freilich schon lange verloren gegangen. Sein Urbild ist jener Herzog A. 2 ), Sohn Waldemars II., der am 10. August 1250 seinen Bruder, den dänischen K ö n i g Erich Pflugpfennig, auf der Schlei ermorden ließ und der, selbst nun König, 1252 von den Nordfriesen erschlagen wurde. Da er als Wiedergänger umging, nahm man seine Leiche aus dem Dom zu Schleswig und versenkte und verpfählte sie in einem Sumpf bei Gottorp. Von da aus jagt er nun, schwarz, von 3 oder 10 feurigen oder weißen Rüden begleitet, nach Mösunde, wo Erich starb, und wieder zurück in den Sumpf. ') S. die älteren, noch historisch begründeten Sagen, sowie einige jüngere mit den typischen Zügen der Sagen vom wilden Jäger bei M ü 1 1 e n h o f f Sagen Nr. 487, 488, vgl. G r i m m Mythol. 788; danach M a n n h a r d t Götter 1 1 9 ; W o l f Beiträge2, 130. 1 3 7 . 1 5 1 ; S i m r o c k Mythol. 198, 208; E . H , M e y e r German. Mythol. 2 3 7 . Ganz willkürlich bezieht M e y e r ebda. 256 das Haferopfer auf dem Hesterberg ( M ü l l e n h o f f Nr. 490) auf König Abel. l ) Das Historische bei D a h l m a n n Dänische Geschichte I, 403 ff. S. noch A b e l 2.

2. D e r b i b l i s c h e A b e l . Das Blut A.s als mystisch-sakraler Gegenstand erscheint neben dem Haupt Christi, dem Herz Eliä usw. in einem Tiroler Segen 3 ); doch möchte ich vermuten, daß es sich um eine Verderbnis f ü r das in solchen Fällen viel gebräuchlichere Blut Adams handelt. — Daß A. in der Vorhölle des Redentiner Osterspiels als erster

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Abend

den Schein im düstern Grund bemerkt, hängt vielleicht mit der Lehre des Epiphanius 4) zusammen, A b e l sei durch das Licht der N a t u r selig geworden. — Das Bewußtsein v o n A . als dem Opfer des weitverbreiteten Brudermordmärchens 5) hat schließlich in jener oben behandelten Geschichte des Königs A . den historischen V o r g a n g umgekehrt, denn Dahlm a n n 6 ) k a n n berichten: „ m i r selber sind im Dome (seil, von Schleswig) Gebeine und K e t t e n gezeigt, einem K ö n i g A . gehörig, der v o n seinem Bruder erschlagen sei." 3) Z f V k . 9 (1899), 374. *) S t o l l e Kirchenväter 337. 6) Vgl. darüber G u n k e l Märchen 130. 138. •) Dänische Geschichte 408. H. Naumann.

A b e n d , i . Mit der einbrechenden D ä m m e r u n g (s. d.) und dem S o n n e n u n t e r g a n g (s.d.) bildet der A . den Ü b e r g a n g zur Nacht (s. d.). Ursprünglich h a t man sich bei Zeitangaben wohl nur an den Sonnenuntergang allein gehalten, weshalb eine eigene Benennung f ü r die Übergangszeit, den A . , nicht nötig war. Hiefür besitzen auch die idg. Sprachen bezeichnenderweise keinen einheitlichen, auf eine gemeinsame Urform zurückweisenden A u s d r u c k 1 ), und im Germanischen kommen zwei verschiedene W o r t s t ä m m e in B e t r a c h t , die nicht voll geklärt sind, aber doch im allgemeinen dasselbe wie Sonnen- oder T a g e s u n t e r g a n g zu bedeuten scheinen. Einerseits ahd. äband, ags. afen, an. aptann (got. sagqs, eigentl. ' S i n k e n der Sonne'), andrerseits an. kveld, ags. cwyldseten (Abendsetzung), ahd. chwilti-werch (Abendarbeit), nhd. kilt (alem.), w a s wahrscheinlich 'Tod* des T a g e s (ags. cwelan = sterben) bedeutet s ). Als die römische Tageseinteilung v o n der christlichen K i r c h e übernommen und zu fünf Gebetszeiten (horae canonicae) umgestaltet wurde (Matutina, Tertia, Sexta, Nona, Vespera) deckte sich die Vespera (hora vespertina) mit der A b e n d z e i t . Im 5. Jahrhundert schob man zwischen Matutin und T e r z eine hora prima und zum Schluß des Tages die Completa oder das Completorium ein, w o d u r c h die

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Vesper auf eine Stunde früher verschoben wurde 3 ). Im Laufe der Zeit verschob sie sich noch mehr gegen den M i t t a g zu, so daß sie vielfach ausdrücklich v o m A b e n d unterschieden wird. Schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts findet man die Vesperzeit bis auf 2 Uhr nachmittags zurückverlegt, so d a ß damit nur mehr der S p ä t n a c h m i t t a g bezeichnet wird *). Das Volk, das sich ursprünglich bei seiner Tageseinteilung dort, wo v o n den Klöstern und Stiftskirchen die 7 Hören durch Glockenläuten v e r k ü n d e t wurden, nach diesen richtete, gewöhnte sich, nachdem später das A v e - M a r i a - L ä u t e n am Morgen und A . , später auch mittags, eingeführt worden war 8 ), dieses A b e n d l ä u t e n (s. d.) als den Beginn des A . zu betrachten. Es hat f a s t keine zeitliche Übereinstimmung mit dem Sonnenuntergang, d a es gewöhnlich im Sommer um 8 Uhr und im Winter um 7 Uhr erfolgt 6 ). Zur E r k l ä r u n g des A b e r g l a u b e n s kommen die gleichen Grundlagen und U m s t ä n d e in B e t r a c h t wie bei der N a c h t (s. d.). Die Eigentümlichkeit, daß dem A . auch Z u k u n f t s b e d e u t u n g beigelegt wird, erklärt sich daraus, d a ß er ursprünglich ein zeitlicher A n f a n g s p u n k t war, indem die nach Nächten zählende altgermanische Zeitrechnung den T a g mit dem vorangehenden A . b e g a n n 7 ) , was auch bei den alten Griechen 8 ) und wahrscheinlich schon in der idg. Urzeit 9 ) üblich war. ') S c h r ä d e r Reallex. 1 ff. u. Sprachvergleichung 2, 237. s) H o o p s Reallex. i , 3 f.; S c h r ä d e r a. a. O.; G r i m m Myth. 2 , 6 2 4 . 3) G u s t a v B i l f i n g e r Die mittelalterlichen Hören und die modernen Stunden (Stuttgart 1892) 2 ff. *) Ebd. 54 f. ') Ebd. 5 f. •) G e r a m b Brauchtum 81. ') H o o p s Reallex. 1, 3 f. ') S c h u l t z Zeitrechnung 8 59 f. ) S c h r ä d e r Reallex. 2.

2. Bei Durchsicht der volkstümlichen Überlieferungen, besonders der Sagen, ergibt sich, daß der A . meist als ein T e i l d e r N a c h t erscheint, die die im Wechsel der Jahreszeiten sich verschiebende Zeit v o m Sonnenuntergang b z w . Gebetläuten bis zum Schlafengehen b e d e u t e t 1 0 ) . So zeigen sich auch schon

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Abend

am A . f a s t alle j e n e G e i s t e r , denen die N a c h t (s. d.) gehört und deren M a c h t u m M i t t e r n a c h t (s. d.) a m g r ö ß t e n ist. Die U n t e r i r d i s c h e n kommen heraus u ) , t a n z e n a.s im M o n d e n s c h e i n 12 ) und s t r a f e n den, der ihnen zusieht, m i t E r b l i n d u n g 1 3 ). A m A . n i m m t das B e r g m ä n n l e i n teil an einem H o c h z e i t s t a n z 1 4 ), Z w e r g e verplaudern die A b e n d s t u n d e n bei den Menschen 1 5 ), die Z w e r g i n k o m m t zur B ä u e r i n , d a m i t sie ihr als W e h m u t t e r beistehe 1 $ ); Z w e r g e beg i n n e n a u c h s c h o n a m A . , w i e die eigentlichen H a u s g e i s t e r , ihr geschäftiges W e r k e n in H a u s und H o f 1 7 ) . E i n T o d e s f a l l steht b e v o r , w e n n sich a m A . der H a u s g e i s t mit t r a u r i g e m Gesicht z e i g t 1 8 ) oder w e n n das K l a g e w e i b kläglich jammert19). Im Hochgebirge, namentlich in Tirol, steigen m i t A n b r u c h des A . s die wilden L e u t e und ihre unheimlichen W e i b e r , die F a n g g e n , v o n den B e r g e n h e r a b u n d g e f ä h r d e n die Menschen, u n d der w i l d e Mann v e r f o l g t die w u n d e r s c h ö n e n S a 1 i g e n 20 ). S o j a g t a u c h der w i l d e J ä g e r die w e i ß e F r a u bereits a m s p ä t e n A . 2 1 ), a n d e m die H o l z w e i b l e i n Kuchen b a c k e n 22 ), und s c h r e c k t , s t r a f t oder entf ü h r t die U n v o r s i c h t i g e n , w e l c h e ihm in den W e g k o m m e n w ) oder g a r ihn zu höhnen w a g e n 2 4 ) . D e r schlesische N a c h t jäger25) b e g i n n t zuweilen schon u m 7 U h r a.s seine S t r e i f e n 2 6 ) . In Nordd e u t s c h l a n d v e r m e i d e t m a n a.s auszugehen und h ä l t die T ü r e n verschlossen, w e n n die Z e i t der Z w ö l f t e n ist, weil d a n n Frau G o d e , wie die G s t a m p e in T i r o l 2 7 ) , a n der S p i t z e des w i l d e n Heeres u m h e r z i e h t 2 8 ) . D e r W a s s e r m a n n , der sich sonst zu M i t t a g (s. d.) sonnt, zeigt seine d ä m o n i s c h e N a t u r besonders a m A . , w o er sein O p f e r s u c h t 2 9 ) und Menschen h e r a n l o c k t , indem er kläglich u m H i l f e schreit 30 ) oder sich in R o ß g e s t a l t als R e i t t i e r a n b i e t e t 3 1 ). A u s dem K l ü c k e n s e e bei A r n s w a l d e r u f t die drei letzten T a g e v o r d e m T o d e eines Opfers eine S t i m m e A . f ü r A . den N a m e n dessen, der dem See z u r B e u t e w e r d e n soll 32 ). A n d e r s e i t s k o m m t er aber auch in friedlicher A b s i c h t a.s zu den Men-

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schen, b i t t e t auf der S u c h e n a c h seinem W e i b e u m ein sonderbares N a c h t l a g e r 3 3 ) oder h o l t eine W e h m u t t e r 3 4 ) . A m A . besuchen die T ö c h t e r des W a s s e r m a n n s oder die S e e - u n d W a s s e r j u n g f r a u e n , w i e in Schlesien sogar die T ö c h t e r des N a c h t j ä g e r s 3S ), T a n z u n t e r h a l t u n g e n , müssen a b e r v o r M i t t e r n a c h t wieder heimgekehrt sein36). A m A. waschen W a s s e r j u n g f e r n a u c h W ä s c h e 37 ). Mit E i n t r i t t des A . s b e g i n n t a u c h der T e u f e l seine T ä t i g k e i t M ), s e t z t mitu n t e r s c h o n das T r e i b e n der H e x e n ein 3 9 ), und z u m S c h l a f e n g e h e n stellen sich die bösen D r u c k g e i s t e r ein, der Alp, die T r u d e n , Mährten40) oder W a 1 r i d e r s k e n 4 1 ). D a z u gesellt sich S o überv e r e i n z e l t der W e r w o 1 f. fielen v o r m e h r als 200 J a h r e n in der G e g e n d v o n G r e i f s w a l d die W e r w ö l f e alle L e u t e , w e l c h e n a c h a c h t U h r a.s sich a u ß e r dem H a u s e sehen l i e ß e n 4 2 ) . E s heißt, d a ß der d u r c h eigene oder f r e m d e S c h u l d v o r der Z e i t ums L e b e n G e k o m m e n e solange v o m A b e n d l ä u t e n a n bis z u m M o r g e n l ä u t e n u m g e h e n m u ß , bis die abgerissenen L e b e n s j a h r e volle n d e t sind 43 ). U n d so ist der A . a u c h die Zeit, w o ferner die a r m e n Seelen, o f t in G e s t a l t w e i ß e r F r a u e n 4 4 ) , und ruhelose Tote erscheinen. Die v e r s t o r b e n e M u t t e r s o r g t f ü r ihr K i n d 4S ), der tote B r ä u t i g a m h o l t die B r a u t 4 6 ) , und der G u t s h e r r p o l t e r t i m Schlosse, w e n n seine W i t w e n i c h t gegen 9 U h r a.s die G r u f t b e s u c h t 47 ). S o n s t f i n d e t jeder, der die R u h e der T o t e n a m F r i e d h o f in den A b e n d s t u n d e n stört, seine S t r a f e 4 8 ) . In dieser Z e i t zeigen sich a u c h schon der G r e n z s t e i n v e r s e t z e r 49), S e l b s t m ö r d e r 50 ) und E r m o r d e t e 5 1 ) , oder u n t e r schrecklichen U m s t ä n d e n u m s L e b e n G e k o m m e n e 52 ), N e c k - und S c h r e c k g e i s t e r 5 3 ) , die den L e u t e n a u f h o c k e n 5 4 ) , und k o p f lose S p u k g e s t a l t e n 5 5 ). M a n c h e erscheinen, w i e der F e u e r m a n n M ) , in f e u r i g e r Ges t a l t 57 ). A . s eilen a u c h die Irrwische, die Seelen u n g e t a u f t e r K i n d e r , herbei und zeigen d e m W a n d e r e r d e n W e g z u einem W a s s e r , d a m i t er sie t a u f e 6 8 ) . S o n s t dienen I r r l i c h t e r als W e g w e i s e r 59 ), f ü h r e n a b e r a u c h in die I r r e 4 0 ) .

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Abend

A r m e Seelen, die noch erlöst werden können, meist aber auf ewig Verdammte, begegnen am A., wie der Wassermann und Teufel, auch als T i e r e , als schwarze Hunde 6 1 ) oder Hunde mit feurigen Augen 8 2 ), als Pferde 6 3 ) u . a . Nach Schweizer Volksglauben soll man a.s allein weidenden Kühen nicht zu nahe kommen 6 4 ). A m A . zeigen sich natürlich auch schon die geheimnisvollen Nachttiere (s.d.), wie etwa . der unheimliche Vogel in Luxemburg oder die Habergeiß in Steiermark 6S). Von sonstigem A b e n d s p u k ist zu nennen das I r r e g e h e n dessen, der in den Abendstunden auf eine Irrwurzel tritt 6 6 ) oder, wie in Budweis in Südböhmen, zwischen 9 und 10 Uhr über den sog. Irrstein am Ringplatz geht 6 7 ), oder auf einen Irrfleck oder über eine Irrwiese kommt 6 8 ). Umgekehrt gibt es wieder unheimliche Stellen, von welchen die a.s vorbeigehenden Leute nicht w e g k o m m e n 6 9 ) . A n anderen Punkten darf sich nach dem Abendläuten niemand blicken l a s s e n 70 ). Auf ruhelose Tote und arme Seelen deuten die G e s p e n s t e r f u h r werke71) und allerlei f e u r i g e Erscheinungen, die auch schon am A . sichtbar werden, so feurige Fässer 72) oder Lichter, die anderer A r t als die Irrlichter sind 7 3 ). Und wie das Auge am A . mancherlei Seltsames sieht, so hört auch das Ohr rätselhaftes L ä r m e n und G e r ä u s c h an gewissen Plätzen 74 ). Auf einem Schlosse der Grafschaft Glatz geriet sogar an allen A.en das Wasser in sämtlichen Gefäßen in wallende Bewegung, bis man an jedem Sonnabend den Rosenkranz betete 75 ). U m die Kinder zu zwingen, mit Einbruch des A.s nach Hause zu kommen, erinnert man sie an S c h r e c k g e s p e n s t e r , z. B. an den S c h w a n e w e r t in cler oberen Emsgegend 7 6 ) und erfand sogar eigene a b e n d l i c h e S c h r e c k g e s t a l t e n , so den W a u w a u im Böhmerwald 7 7 ) oder die „ b l i n d N a i h r e " in Schwaben, die mit ihrer Nadel die K i n d e r sticht, welche mit der Betglocke nicht heimkehren 78). Bei den Tschechen ist die Abendglocke selbst zu einem

28

solchen K i n d e r s c h r e c k geworden, indem der K l e k a n i c e k ( = Abendglocke) die nach dem Betläuten noch im Freien weilenden Kinder holt 7 9 ). w)

Vgl. K ü h n a u *Sagen 1, 310 Nr. 283

(Es war ungefähr abends 10 Uhr).

Sagen 32 Nr. 46; Z a u n e r t

30f. " ) R a n k e Sagen1153. Rheinland

1, 202.

M)

n)

Grimm

Natursagen 1,

18)

Grimm

Zaunert Sagen 27

Nr. 39. " ) K ü h n a n Sagen 2, 77 Nr. 744. ") Z a u n e r t Rheinland 1, 198. «) Ebd. 1, 200. ie) K ü h n a u Sagen 2, 51 Nr. 711. ") Ebd. 2, 54 Nr. 715. 2°) Z a u n e r t Natur-

sagen 1, 66 f f. " ) E a n k e Sagen 8 117 f. " ) K ü h n a u Sagen 2, 176 Nr. 806. «) Zimmerische Chronik, hg. von K. B a r a c k (Frei-

bürg und Tübingen, 2. Aufl. 1881) 4, 122 ff. -- K a p f f Schwaben 7 ff.; J a h n

Pommern

16 Nr. 18, 25 Nr. 33; S t r a c k e r j a n 1, 457 ff. Nr. 249b—i; H e y 1 Tirol 239 Nr. 52 2, 517 Nr. 84, 800 Nr. 247; J u n g b a u e r

Böhmerwald 89. u ) R a n k e Sagen8 121. " ) K ü h n a u Sagen 2, 445 ff., bes. Nr. 1060,

1077. S6) P e u c k e r t Schlesien 197. •') H e y 1 Tirol 165 Nr. 75. M) K u h n u. S c h w a r t z 413 Nr. 174. 2>) P e u c k e r t Schlesien 163 (als weißer Pudel), 205. 30) J a h n Pommern 153 Nr. 190. al) J u n g b a u e r Böhmerwald 61.

88)

Jahn

Pommern 151

Nr. 186.

") G r i m m Sagen 41 Nr. 59. ") K ü h n a u Sagen 2, 352 f. Nr. 957, " ) P e u c k e r t

Schlesien 197. **) G r i m m Sagen 217 Nr. 306; K ü h n a u Sagen 220 Nr. 856, 262 Nr. 909,

331 Nr. 933;• J u n g b a u e r Böhmerwald 62. *') K ü h n a u Sagen 2,247 Nr. 892. S8) G r i m m Sagen 154 Nr. 201; S t r a c k e r j a n i, 301 Nr. 190 e; J a h n Pommern 275 Nr. 344; K ü h n a u Sagen 2, 554. Nr. 1201, 678ff. Nr. 1304,1308; R a n k e Sagen* 267; J u n g b a u e r Böhmerwald 182 ff. s , ) H e y l Tirol 800 Nr. 246; K ü h n a u Sagen 3, 64 f. Nr. 1423, als Katzen ebd. 28ff. Nr. 1381 ff.; W u t t k e 380 § 577. «) G r i m m Sagen 185 Nr. 248; J a h n Pommern 371 ff. Nr. 470, 472, 475, 480; K ü h n a u Sagen 3, 27 Nr. 1380, 112 ff. Nr. 1468,1472; 122 Nr. 1492 (Alpdrücken sogar schon vor dem Schlafengehen); 138 f. Nr. 1521, 1525; R a n k e Sagen8 16 f. 41) S t r a c k e r j a n 1, 464 Nr. 250 a b = Z a u n e r t Westfalen 256; H o f f m a n n K r a y er 42. **) J a h n Pommern 379 Nr. 483. " ) PjE a 1 z Marchfeld 122. " ) K ü h n a u Sagen 1, 159 Nr. 564. «) J a h n Pommern 407 f. Nr. 516; vgl. K ü h n a u Sagen 1, 617 Nr. 653. *•) J a h n Pommern 404 Nr. 515; K ü h n a u Sagen 1, 360 Nr. 351. *') P e u c k e r t Schlesien 123. 4S) K ü h n a u Sagen 1, 20 f. Nr. 12.

*•) R a n k e

Sagen8

Böhmerwald 70.

40)

62;

Jungbauer

Peuckert

Schlesien

114. ") K ü h n a u Sagen 1, i n Nr. 122. S c h o p p n e r Sagen 3 (1874), 309 Nr. 1324. ") J a h n Pommern 421 ff. Nr. 531, 537; K ü h n a u Sagen 1, 42 Nr. 35, 204 ff. Nr. 196 (Erlösung eines Hostienfrevlers an M)

29

Abend

einem Freitag um 7 Uhr abends), 233 Nr. 223, 252 Nr. 233 V 290 ff. Nr- 247; Hanke Sagen1 95; G o y e r t und W o l t e r 1 1 6 ff.; ZfVk. 18 (1908) 183. " ) K ü h n a u Sagen 1, 3 1 9 Nr. 294. t5 ) Ebd. 1, 49 ff. Nr. 46, 70 f. Nr. 84, 307 f. Nr. 277, 326 f. Nr. 307, 309, 372 f. Nr. 366, 565 Nr. 603; J u n g b a u e r Böhmerwald 26 f. M ) K ü h n a u Sagen 1, 391 f. Nr. 392, 398 Nr. 403; P e u c k e r t Schlesien 85. " ) W u c k e Werra 367 Nr. 637, 391 Nr. 688, 404 Nr. 7 1 3 ; Z a u n e r t Rheinland i , 224. •») G o y e r t u . W o l t e r 170; R a n k e Sagen * 72. " ) K ü h n a u Sagen 1, 387 Nr. 384, 404ff. Nr. 419, 423; R a n k e Sagens 70. M ) Kühnau Sagen 1, 421 f. Nr. 438 f.; J u n g b a u e r Böhmerwald 71 f. t l ) J a h n Pommern 422 Nr. 532; S t r a c k e r j a n 1, 321 Nr. 1 9 6 b ; K ü h n a u Sagen 1, 509 Nr. 548. M ) K ü h n a u Sagen 1, 508 Nr. 545. e3 ) S c h ö p p n e r Sagen 3 (1874), 202 Nr. 1 1 8 1 . " ) M a n z Sargans 102. 66) R a n k e Sagen' 219. " ) J u n g b a u e r Böhmerwald 72. " ) Ebd. 103. •») P e u c k e r t Schlesien 166 f. " ) Ebd. 167. '») Ebd. 175. " ) S t r a c k e r j a n 1, 2 7 8 N r . 185 d, 286Nr. 185 g. " ) J u n g b a u e r Böhmerwald 232 f.; K ü h n a u Sagen 1, 429 Nr. 451. " ) K a p f f Schwaben 136. 74 ) K ü h n a u Sagen i , 54 f. Nr. 54, 129 Nr. 139. *•) P e u c k e r t Schlesien 116. " ) Z a u n e r t Westfalen 216. " ) Verf. " ) K a p f f Schwaben 75. " ) G r o h m a n n 15.

3. Der A. bringt daher viele G e f a h r e n für den Menschen, denen er mit erhöhter V o r s i c h t und entsprechenden S c h u t z m a ß n a h m e n begegnen muß. Vor allem trachtet er jede Berührung mit den bösen Geistern zu vermeiden. Man soll sich nach dem Gebetläuten n i c h t i m F r e i e n a u f h a l t e n 8 0 ). Besonders gefährlich ist dies f ü r Leute, bei deren T a u f e (s. d.) sich die Paten aus Unachtsamkeit im Gebete geirrt haben, die daher leicht von feindlichen Wesen entführt werden können 81 ), ferner f ü r B r a u t p a a r e , die vom Tage des ersten Ehegelöbnisses an nach dem Gebetläuten nicht mehr ohne Begleitung das Haus verlassen dürfen, dann f ü r eine B r a u t 8 2 ) (s. d.) und noch mehr f ü r die Wöchnerin (s. d.), die vor dem ersten Kirchgang das Haus unbedingt nicht verlassen d a r f 8 3 ) . Am A. aus dem Hause getragene S ä u g l i n g e werden verhext 8 4 ), und bei größeren K i n d e r n , in Frankreich bei Kindern vor Vbllendung des 7. Lebensjahres 8 5 ), sieht jeder ordentliche Hausvater darauf, daß sie nach dem

SO

Abendläuten daheim sind 8 6 ). In Schöllbronn in Baden dürfen auch Erstk o m m u n i k a n t e n nach dem Betzeitläuten nicht mehr über die S c h w e l l e 8 7 ) (s.d.). Muß man aber a.s ausgehen, so soll man sich., vorher mit W e i h w a s s e r besprengen 8 8 ). Und will in Sachsen eine Mutter, die ein noch nicht ein halbes J a h r altes K i n d hat, a.s fortgehen, so stellt sie die Wiege über den S t u b e n w e c h s e 1 hinüber, da man glaubt, daß die Wechselbutten nicht über diese kleineren, angestückelten Bretter des Fußbodens kämen 8 9 ). Hält man sich im Freien auf, so soll man jeden L ä r m v e r m e i d e n . Wie überhaupt das Pfeifen vor dem Schlafengehen den Teufel anlockt 9 0 ), so freut sich, wie es in Mecklenburg heißt, der Teufel, wenn man a.s f l ö t e t 9 1 ) . In einer norddeutschen Sage rät der Tod einem Manne, er möge sich a.s beim Ausgehen immer hübsch ruhig verhalten und das gottlose Pfeifen, Singen und mit den Hunden hetzen lassen; dann holt er ein Mädchen mitten aus singenden Flachsbrechern heraus 9 2 ). Im Sommer soll man a.s im Freien stets eine Kopfbedeckung aufsetzen, sonst kommen die Fledermäuse ins Haar 93), oder sie pissen hinein, und man bekommt einen Kahlkopf 94 ). Im Hause selbst ist es g e f ä h r l i c h , am A . die T ü r e n o f f e n z u l a s sen, wenn ein kleines K i n d im H a u s e ist, das leicht von Zwergen gestohlen 9S) oder vertauscht 9 6 ) werden kann. Im Egerland steckte die Kindesmutter sogar den hölzernen Kochlöffel vor die sorgsam versperrte T ü r in das Schloß, um so alles zu verriegeln, daß „kein Alb, kein Druit, noch Erdgeist und Hexe hinein kann" 9 7 ). In Schwaben darf man, wenn man a.s jemand besucht, n i c h t a n k l o p f e n ( s . d.); es würde auch niemand „ h e r e i n " rufen, weil sonst eine Hexe oder der Böse eintreten könnte 98 ). In Tirol sieht es der wilde Mann nicht gern, wenn nach dem Betläuten noch die Haustür offen steht 99), in der Eifelgegend kommt dann der schwarze Mann in die Stube und setzt sich auf den Feuerherd 1 0 °).

31

Abend

Ein weiteres Gebot ist, daß man a.s n i c h t s d r a u ß e n l a s s e n soll, am wenigsten K i n d e r w i n d e l n 1 0 1 ) , weil die Kinder an Siechtum leiden, so lange dies geschieht, oder überhaupt K i n d e r w ä s c h e 1 0 2 ) , in die sich nach niederösterreichischem Volksglauben die Trud hineinwickelt 103 ). Nach dem Glauben der Rumänen in der Bukowina hängen sich an solche Windeln unreine Geister, weshalb man sie vor dem Gebrauch mitKümmel ausräuchern muß 104 ). Auch sonstige W ä s c h e soll, wie in gleicher Weise das V i e h f u t t e r , vor dem Gebetläuten hereingebracht werden 10S ). Man soll mit dem Anbruch des A.s überhaupt jede Verbindung mit der gefährlichen Außenwelt abbrechen, n i c h t s verborgen und n i c h t s verk a u f e n 10S), wie etwa Milch, Butter, Eier u. a., weil sonst der Segen aus dem Hause gegeben wird. Dies geschieht auch, wenn man Kehricht oder Mist a.s hinausträgt 1 0 7 ), wie man das A u s k e h r e n selbst am A. unterlassen soll, weil dann der Teufel auf dem Besen reitet 1 0 8 ), oder weil man damit das Glück 109 ), oder den Schlaf 110 ) hinauskehrt. A r b e i t nach dem Abendläuten ist besonders am Sonnabend (s. d.) und Feierabend (s. d.) verpönt. Bei den Rumänen in der Bukowina darf a.s, wenn ein kleines Kind im Hause ist, weder Feuer noch Kohle aus dem Hause gegeben werden, sonst kann das Kind die ganze Nacht nicht schlafen u l ) . Anderseits soll man nach dem Abendläuten auch n i c h t s i n d a s H a u s h i n e i n n e h m e n . Darum darf man in Franken der Wöchnerin nichts mehr in die Stube bringen, besonders kein W a s s e r , weil sonst die Hexen mit hineinkommen könnten 112 ); in Baden darf man aus dem gleichen Grunde a.s keine K a t z e zum Fenster hereinlassen 113 ), und in Niederösterreich vermeidet man, a.s aus dem Brunnen zu t r i n k e n , weil man sonst den Teufel hineintrinken könnte U4 ). Dieser erscheint einem in der Nacht, wenn man a.s in einen S p i e g e l blickt 115 ) (s. Nacht).

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Zum Schutze des ungetauften Kindes brennt man auch vom Beginn des A. an durch die ganze Nacht L i c h t in der Stube 1M). Wenn die Mutter das Kind a.s schlafen legt, so muß sie das K r e u z über das Kleine machen, damit es kein Alp werde, wozu in Schlesien eine eigene Segensformel gesprochen wird 117 ). Eine Erweiterung ursprünglichen Volksglaubens liegt vor, wenn nicht allein das Haus, sondern auch die Gesamtheit der Häuser, die Stadt, in der Abendzeit m e h r S i c h e r h e i t bietet als das Freie. In einer Sage aus Enns in Oberösterreich hofft der Teufel, einen Wüstling als Beute zu erlangen, wenn er ihn einmal nach den letzten Tönen der geweihten Abendglocke außerhalb der Tore der Stadt ertappe 118). Besondere Bedeutung kommt den A.en bestimmter W o c h e n t a g e , so des Donnerstags 119 ) (s. d.) und Samstags 120) (s. d.), und bestimmter T a g e des J a h r e s zu, an welchen meist erhöhte Gefahren bestehen, die verstärkte Abwehr erfordern. In der Zeit der Z w ö l f t e n (s. d.), in welcher man sich besonders vor dem Ausgehen hüten 121) und bestimmte Arbeiten unterlassen muß 122), sind vor allem wichtig der W e i h n a c h t s a b e n d 1 2 3 ) (s. d.), der S i l v e s t e r a b e n d 124) (s. d.) und der A. vor D r e i k ö n i g 125) (s.d.). Gefahrvoll ist ferner der W a l p u r g i s a b e n d 1 S 6 ) (s. d.), und allerlei Zauber waltet am J o h a n n i s a b e n d 127) (s. d.). Im Untergailtale in Kärnten durfte sich auch am Kirchtage, der durch einen Tanz im Freien unter der Dorflinde gefeiert wurde, nach dem Abendläuten kein Mädchen mehr unter der Linde sehen lassen 128). Nur an d r e i Tagen d e s J a h r e s kann der B i l w e s S c h n i t t e r während des Abendläutens (s. d.) sein Zerstörungswerk verrichten 129 ), und bestimmte Tage des Jahres sind stets auch gemeint, wenn es z. B. in Sagen heißt, daß „zu gewissen Zeiten" abends dies oder jenes geschehe, etwa versunkene Burgen wieder auftauchen 130).

Abend

33

Betreffs der A b w e h r b ö s e r W e s e n a n b e s o n d e r e n A.e n d e s Jahres, z. B . am Walpurgisabend, s. die einzelnen Stichwörter. Vgl. auch G e b e t , O p f e r . ,0 ) H e y ! Tirol 2 3 9 N r . 5 2 (2). 5 1 7 N r . 84. • ' ) J u n g b a u e r Böhmerwald 89. " ) (F. X . ) H a r t m a n n Dachau u. Bruck 208 N r . 4 2 ; H ey 1 Tirol 800 N r . 2 4 6 . 83 ) Schönw e r t h Oberpfalz 1, 1 8 9 ; K ü h n a u Sagen 2, 1 5 3 Nr. 7 8 3 ; D r e c h s l e r 1, 204; R a n k e Sagen * 1 0 2 ; vgl. Z a u n e r t Westfalen 22; G r o h m a n n 1 1 4 (Tschechen). " ) Z f V k . 1 1 ( 1 9 0 1 ) , 446 (Südtirol); F o g e l Pennsylvania 5 1 N r . 1 3 7 . " ) S e b i l l o t Folk-Lore 1, 143. ••) P f a l z Marchfeld 88; R e i s e r Allgäu 2 3 3 . " ) M e y e r Baden 1 1 6 . ••) P f a l z Marchfeld 1 4 2 . »») S e y f a r t h Sachsen 1 4 . ••) S t r a k n k e r j a n 1 , 3 3 0 N r . 200. ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 4. " ) J a h n Pommern 35 N r . 4 5 . •») R e i s e r Allgäu 2, 449. " ) W u t t k e 406 § 628. •») J a h n Pommern 66 N r . 8 1 . ••) Z f ö V k . 2 (1896), 1 6 1 (Südwestmähren). " ) H u ß Aberglaube 40. •») W u t t k e 404 § 6 2 4 . •») H e y l Tirol 3 4 6 N r . 1 7 , 3 5 1 N r . 20. "») Z f r w V k 1909, 2 7 5 . 1 0 1 ) H e y l Tirol 1 6 7 N r . 7 6 ; Z a u n e r t Westfalen 2 2 . 1 M ) Z f V k . 1 1 ( 1 9 0 1 ) , 4 4 6 (Südtirol). 10») P f a l z Marchfeld 84. i " ) Z f ö V k . 3 (1897). " 7 - " ' ) H e y l Tirol 800 N r . 2 4 6 ! ">•) Z f V k . 9 (1899), 444. 10 10 ') W u t t k e 405 § 6 2 5 ; 3 9 7 § 6 1 0 . ») U r 10 quell 1 (1890), 48 (Königsberg). ") P f a l z Marchfeld 54. A u c h im Böhmerwald, Verf. 1I0 ) E b d . 1 2 9 . ! » ) Z f ö V k . 3 (1897), 183. m ) L a m m e r t 1 7 4 (Oberpfalz); W u t t k e 11S 380 § 577. ) Meyer Baden 555. 1U ) P f a l z Marchfeld 3 3 . 1 1 S ) Rogasener F a milienblatt 8. N r . 2, 8. " * ) J a h n Pommern

5 2 N r . 6 6 ; J o h n Erzgebirge 5 2 ; W u t t k e 3 8 3 § 5 8 3 ; Z a u n e r t Natursagen 1 , 3 4 ; Z f ö V k . 2 (1896), 286 ( R u m ä n . B u k o w i n a ) . " ' ) K ü h n a u Sagen 2, 1 5 4 N r . 786. 1 U ) G l o n i n g Oberösterreich 5 1 . " • ) W u t t k e 60 § 70. 1 2 0 ) E b d . 6 2 § 7 2 . 1 2 1 ) H e y l Tirol 1 6 5 N r . 7 5 ; K u h n u. S c h w a r t z 4 1 3 N r . 1 7 4 . 1 S 2 ) W u t t k e 63 ff. § 74. E b d . 68 § 78. >"«) E b d . 65 § 7 5 . 1 2 S ) E b d . 69 § 79. » • ) E b d . 7 5 ff. § 8 8 f. " ' ) E b d . 78 ff. § 9 3 . »») G e r a m b Brauch,29 tum 83. ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 20 f. 1 3 0 ) Z a u n e r t Rheinland 1, 32.

4. Da der A . ursprünglich zum folgenden Tage gerechnet wurde und so ein zeitlicher Anfang war, kommt ihm auch Z u k u n f t s b e d e u t u n g zu. S p i n n e n am A. bedeuten Glück 1 3 1 ): Spinne am A b e n d Ist heilsam und labend

132

).

Daher soll man in der Abendzeit auch keine töten 1 3 3 ). In Mecklenburg gilt der A. auch als günstig für den D i e n s t B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube I.

34

a n t r i t t ; den Knechten und Mägden wird dann das J a h r nicht l a n g 1 3 4 ) . E r ist auch die geeignete Zeit zur E r f o r s c h u n g d e r Z u k u n f t , besonders der Vorabend wichtiger Festtage, die einen neuen Zeitabschnitt einleiten, wie der Weihnachtsabend 1 3 5 ), der Silvesterabend 1 3 6 ) und der A . vor Dreikönig 1 3 7 ), in bezug auf Liebe und Ehe vornehmlich der Andreasabend 138 ). Bei einzelnen Menschen löst der A . auch die Gabe des H e l l s e h e n s aus 1 3 9 ). In Tirol sehen Leute nach dem Abendläuten manchmal Leichenzüge; dann stirbt die Person, welche sie unmittelbar hinter der Bahre gehen sehen 1 4 0 ). An einem Septemberabend 1759 hatte Swedenborg das berühmt gewordene Ferngesicht vom Brande Stockholms 1 4 1 ). Diese mit dem „zweiten Gesicht" begabten Menschen sehen meist nur das Unheil der Zukunft voraus. Darauf deuten auch andere A n z e i c h e n desA.s. In der Schweiz glaubt man, daß ein außergewöhnlich r o t e r H i m m e l am A . (oder am Morgen) Krieg anzeigt 1 4 2 ). Im Rheinland sah man einmal spät a.s eine ganze Stunde lang den Himmel auf Frankreich zu blutrot und alle meinten: „ D a s bedeutet Krieg oder eine P e s t " 1 4 3 ) . Aus verschiedenen Abendzeichen schließt man auf das künftige W e t t e r , doch hat man es hier nicht allein mit abergläubischen Meinungen, sondern auch mit Tatsachen zu tun, dem Ergebnis guter Naturbeobachtung und uralter Erfahrung. Nach allgemeinem Glauben tritt s c h ö n e s W e t t e r dann ein, wenn am A. die Mücken recht tanzen, wenn die Spinnen fleißig im Freien weben, wenn die Johanniswürmchen ungewöhnlich leuchten und glänzen und wenn, was wieder die Voraussetzung für das lustige Treiben der Tiere ist, ein schönes Abendrot (s. d.) am Himmel steht. Auch ein Regenbogen am A. kündet schönes Wetter an. S c h l e c h t e s W e t t e r kommt, wenn sich die Tiere am A. verbergen oder wenn sie unruhig sind. K r ä h t z. B . der Hahn noch a.s, so regnet es am folgenden Tage, was auch bei dickem Nebel oder Wind am A. vorauszusehen i s t 1 4 4 ) . 2

Abenddämmerung—Abendläuten

35

Z u m Teil spielt der Gedanke an die Z u k u n f t herein, wenn hie und da der A . f ü r die A u s s a a t gewählt w i r d 1 4 5 ) . Ursprünglich t a t man dies, um unbemerkt v o n den schädlichen Tieren zu bleiben, die um diese Zeit bereits schlafen, und so den ausgestreuten Samen oder die Setzlinge v o r ihnen zu sichern. Dies erweiterte sich dann z u dem Glauben, daß bei einer A u s s a a t am A., nach Sonnenuntergang (s. d.), in der N a c h t (s. d.) oder vor Sonnenaufgang (s. d.) auch die zuk ü n f t i g e F r u c h t v o r den Schädlingen verschont bleibt. So sät man in der Schweiz den Mohn a.s in der dritten Stunde, weil man glaubt, daß sonst die reifen K a p s e l n von den R a b e n geöffnet werden 148 ). 131) W u t t k e 206 § 283; L a u b e Teptitz 53. " * ) V l d . 9 (1907), 1 7 0 (Oberschefflecz). m ) A n d r e e Braunschweig 406. 1 3 1 ) B a r t s c h

Mecklenburg 2, 131 = S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 40. 136) B a u m g a r t e n Jahr u. s. T a g e i s - , W u t t k e 67 § 7 8 . 13«) W u t t k e 65 § 75. » ' ) E b d . 69 § 79. 138 ) E b d . 86 § 104.

13») Z a u n e r t Rheinland 2, 194. Zing e r 1 e Tirol 47 = W u t t k e 225 § 322. 141) V g l . F r i e d r. zur B o n s e n Das Zweite Gesicht5 (Köln 1920), 62. "«) S A V k . 19,

113 ) 209. Zaunert Rheinland i, 49. "*) R e i n s b e r g Wetter 31 ff.; B. H a 1 d y Die deutschen Bauernregeln (Jena 1923) 112 ff.;

J o h n Westböhmen » 236. B e i den K a s c h u b e n bringt K r ä h e n einer H e n n e a m A b e n d d e m B e sitzer U n g l ü c k , S e e f r i e d - G u l g o w s k i

180. 60 ff.

"5) M e y e r

Baden

"•) Zürich-Bülach

420; FFC. Nr. 31, (hs.).

5. In der V o l k s m e d i z i n ist der A . als die Zeit nach dem Sonnenuntergang (s. d.) günstig. Die an bestimmten A . e n g e s a m m e l t e n H e i l k r ä u t e r haben besondere K r a f t . In Tirol sammeln am A . v o r Mariä Himmelfahrt, also in der segensreichen Zeit der Frauendreißigst (s. d.), Frauen, Mädchen und K i n d e r nach dem Gebetläuten Heilkräuter, die an den folgenden Marientagen in der Kirche geweiht w e r d e n 1 4 7 ) . A u c h verschiedene Heilhandlungen werden am A . durchgeführt, so in Franken Fieberkuren um 7 Uhr a.s wegen Joh. 4, 52 14S ). W e r Gicht hat, geht Freitags um Betglockenzeit aufs freie Feld (Pforzheim) 149 ), oder er tritt drei Montage und Freitage a.s (auch bei Morgengrauen) unter einen

36

jungen Birnbaum und spricht: „Mein lieber, guter Birnbaum, ich klage dir all mein Reißen und Spleißen und die schwellende Gicht, die mich plagt T a g und Nacht, daß sich G o t t im H i m m e l erbarmen mag. Der erste Vogel, welcher fliegt über diese K l u f t , nehme die Schmerzen mit in die L u f t . " D a n n betet er ein V a t e r u n s e r l s o ) . U m Teplitz vertrieb man den K r o p f , indem man dreimal an drei folgenden A . e n das Gesicht gegen den zunehmenden Mond kehrte, die H a n d an den Hals legte und sprach: „ W a s ich anschaue, soll wachsen, was ich befühle, soll v e r g e h e n ! " D a r ü b e r m u ß t e aber Stillschweigen beobachtet werden151). A u c h gegen Schwäche der K i n d e r 1 5 2 ) , gegen fressende Flechte 153 ), Zahnschmerzen 154 ), Bruch 16S ), die englische K r a n k heit 156 ) u. a. erfolgen die Heilhandlungen am A . A n diesem kann man auch behexte Kinder heilen. Hiezu stellt sich im Marchfelde die Mutter abends nach dem A v e - M a r i a - L ä u t e n unter, die H a u s t ü r mit dem Gesicht gegen den Hof und schwingt das verschrieene K i n d dreimal hinaus; dann geht sie rücklings in die S t u b e zurück 1 5 7 ). "') G e r a m b

Brauchtum

324 § 480. "•) G r i m m 1S0)

H o v o r k a (Westböhmen).

u. 1M)

»a) S e y f a r t h 1M)

Ebd.

196.

72.

Myth.

1J8 )

Wuttke

3, 455 Nr. 623.

K r o n f e l d 2, L a u b e Teplitz

Sachsen

i") Ebd.

281 52.

190. "•) Ebd. 193. 200.

"*) P f a l z March feld 85.

A b e n d d ä m m e r u n g s. A b e n d e s s e n s. E s s e n ,

»•) E b d .

236,

Jungbauer.

Dämmerung. Mahlzeit.

A b e n d g e b e t s. G e b e t . A b e n d g l o c k e S. Glockenläuten.

A b e n d l ä u t e n ,

Abendläuten, i . V o n den sieben Glokkenzeichen der Klöster und Stiftskirchen, welche den sieben Gebetszeiten (horae canonicae) entsprachen, kamen f ü r den A b e n d das V e s p e r l ä u t e n , das sich aber im L a u f e der Zeit immer mehr auf den N a c h m i t t a g verschob, und das C o m p l e t l ä u t e n in B e t r a c h t 1 ) . Nachdem das zuerst im I I . Jh. auftauchende A v e - M a r i a mit dem erweiterten Mariendienst dem V a t e r u n s e r

37

Abendläuten

gleichgestellt und allgemein beliebt geworden war, führten alle Kirchen etwa vom 13. Jh. an das A v e MariaL ä u t e n oder A n g e l u s l ä u t e n zunächst morgens und abends, dann auch mittags ein 2 ). Papst Johann X X I I . verordnete 1326 ausdrücklich, das A v e Maria dreimal am Tage (morgens, mittags, abends) zu beten und jedesmal dazu das Zeichen mit der Glocke zu geben 3 ). Das Ave-Maria-Läuten am Abend oder A., oft auch kurz „ G e b e t l ä u t e n " genannt, da das Morgen- und Mittagläuten (s. d.) minder wichtig ist, ist sonach nicht, wie behauptet wird 4), polizeilichen Ursprunges. Polizeilichen Zwecken dienten und dienen noch hie und da in Städten besondere Formen des A.s, die mit dem kirchlichen Läuten nichts zu tun haben, so z. B. früher die Weinglocke und die Feuerglocke s ) und heute noch, besonders auf schwäb.-alem. Gebiet, die meist die Sperrstunde anzeigenden Neuner-, Buben- oder Lumpenglöcklein 6 ) u. a. (s. läuten, Glocke). Doch gilt auch das kirchliche A . in manchen Gegenden als Zeichen der Sperrstunde. In Schwaben 7) und im Böhmerwald betet man während des A.s im Gasthause und verläßt dieses in einzelnen Dörfern des Böhmerwaldes sofort nach dem Beten 8 ). Einige Orte haben neben dem gewöhnlichen Gebetläuten am Abend noch ein z w e i t e s A., über dessen Entstehung meist Sagen berichten. Vielfach geht es auf fromme Stiftungen und Gelübde zurück, die in späterer Zeit vergessen wurden, weshalb dann die Sage dieses rätselhafte zweite A . zu erklären suchte. So ist in Heßberg an jedem D o n n e r s t a g kurz nach dem Gebetläuten ein zweites Läuten üblich, der Sage nach von einer der edlen Frauen von Heßberg gestiftet, die sich im Walde verirrt hatte und durch das Abendgebetläuten in Heßberg gerettet worden w a r 9 ) . Auf die Verordnung eines Bischofs Piwitt von Osnabrück, der sich auf der Jagd verirrt und nach dem Läuten einer Kirchenglocke wieder zurechtgefunden hatte, wird zurückgeführt, daß im ganzen Osnabrücker

38

Land von Allerheiligen bis Lichtmeß an jedem S a m s t a g nach dem Angelusläuten noch einmal geläutet wird, was Piwittläuten oder Nachtges a n g genannt wird. Nach einer anderen Überlieferung soll der verirrte Bischof ein mit den Worten „Piae vilae" beginnendes Lied verfaßt und bestimmt haben, daß dieses Lied unter Glockengeläute von Allerheiligen bis Lichtmeß in den Klöstern abends gesungen werde. In Wirklichkeit dürfte es sich, da dieses zweite Läuten auch an V o r a b e n d e n h o h e r F e s t tage stattfindet, um ein besonders feierliches E i n l ä u t e n d e r S o n n u n d F e s t t a g e handeln, wobei auch hier ersichtlich ist, wie entsprechend der alten Zählung nach Nächten der Abend schon zum nächsten T a g gerechnet wird. In einem Ort bei Osnabrück erfolgt das Piwittläuten in der angegebenen Winterzeit an allen D o n n e r s t a g und S o n n t a g a b e n d e n 1 0 ) , wo der heilige Tag, der Donnerstag (s. d.), gemäß der alten auf die vorchristliche Zeit zurückweisenden Überlieferung, und der Sonntag selbst betont erscheint. Nur dort, wo dieses zweimalige L ä u t e n an j e d e m A b e n d der W i n t e r s z e i t erfolgt, darf man annehmen, daß es tatsächlich auch den Zweck hatte, Verirrte auf den richtigen W e g zu führen, so das S i e b e n u h r l ä u t e n in A u b von Martini bis zum 22. Februar u ) , das zur selben Abendstunde übliche G a 11 i l ä u t e n in Öttingen v o m Gallustage (16. Oktober) an bis Lichtmeß 12 ) u. a. Bestimmt ist dies der Fall, wenn dieses Läuten an j e d e m Abend des Jahres eingeführt ist, wie etwa in J e v e r l s ) oder bei dem Säumerg 1 ö c k 1 e i n in Prachatitz, dem Endpunkt des „goldenen Steiges", der uralten Säumerstraße zwischen Bayern und Böhmen, das um 9 Uhr abends geläutet wird 14 ). Das eigentliche A . oder a b e n d l i c h e Gebetläuten erfolgt im Sommer meist um 8 Uhr, im Winter um 7 Uhr 15 ), vor Sonn- und Feiertagen aber schon früher, wo es den Feierabend (s. d.) auch schon nachmittags einläutet und dann 2*

Abendläuten

39 zuweilen wird 18 ).

Vesperläuten

genannt

G. B i l f i n g e r Die mittelalterlichen Hören «. die modernen Stunden (Stuttgart 1892), 5. *) Ebd. 6. ') M e y e r Konv.-Lex. 2 (1904), 197. 4) H o o p s Reallex. 4, 305. *) B i l f i n g e r a. a. O. 55 f. •) Schweizld. 2, 614; vgl. 3, 1507, 1 5 1 1 ; M a r t i n u. L i e n h a r t 1, 2 5 7 ; K a p f f Schwaben 92. 7) B i r 1 i n g e r Volksth. 2, 442. ») Verf.; vgl. BdböVk. 17, 120. 9 ) W u c k e Werra 5 Nr. 7. ,0) S t r a c k e r j a n 2, 335 f. Nr. 537 b. " ) S c h>ö p p n e r Sagen 2 (1874), 205 f. Nr. 657. 12 ) K a p f f Schwaben 92. 13 ) S t r a c k e r j a n 2, 398 Nr. 5 8 8 e ; vgl. Nr. 595 b. 14 ) J u n g b a u e r Böhmerwald 74. ") G e r a m b Brauchtum 81. ,e ) Strackerjan 2, 335 Nr. 5 3 7 b ; Schweizld. 3, 1507.

2. Das A. bezeichnet das Ende des Tages, an Werktagen den A b s c h l u ß d e r T a g e s a r b e i t 1 7 ) . Darnach darf nicht mehr gearbeitet werden; denn vom A. bis zum Morgenläuten ist die Zeit der G e i s t e r M ) , denen die Nacht (s. d.) gehört (s. Abend, Dämmerung, Feierabend, Samstag, Sonnenuntergang). V o r d e m A. erscheinen nur selten Geister, die meist durch den Klang der Betglocke verscheucht werden 19 ). Viel wichtiger ist die kurze Spanne Zeit w ä h r e n d d e s A.s. Sie ist segensvoll und begünstigt allerlei Zauber, kann aber auch zu bösem Zauber benützt werden. Zuweilen kommt dem A., wie dem Abend (s. d.) überhaupt, Z u k u n f t s b e d e u t u n g zu. Die Behauptung, daß im Abendgeläute die vergangene und im Morgengeläute die zukünftige Zeit spricht 20 ), ist unrichtig. Wichtig ist der Abend bestimmter Tage für die B r ä u t i g a m s schau, die oft an die Zeit des A.s selbst geknüpft ist. In Tirol zeigt sich den heiratslustigen Mädchen der Zukünftige, wenn sie am Johannistag während des A.s rasch ein Kränzchen winden, das mit dem letzten Glockenschlage fertig sein muß. Wenn sie dieses Kränzlein nicht mehr berühren, sondern in ein gespaltenes Holz gezwängt heimtragen und vor dem Schlafengehen unter den Kopf legen, so erscheint ihnen im Traum der Zukünftige 2 1 ). Zu dem gleichen Zwecke kehrt in Kärnten das Mädchen ebenfalls am Johannisabend während des A.s die

40

Kammer aus. Kommt sie dabei zur Tür, so erscheint der Zukünftige an der Tischecke, auf die man vorher einen Brotlaib und ein Messer legen muß. Das Mädchen muß aber noch vor Ende des A.s aus der Tür sein, sonst stößt ihr der Teufel das Messer in den Rücken 22). Auch für die Bräutigamsschau am Andreas-, Thomasund Christabend kommt manchmal das A. in Betracht 23). Nach Tiroler Glauben hat der, welcher während des A.s am Johannistage Zweiklee findet, noch dasselbe J a h r Glück im Heiraten 24). Das A. am J o h a n n i s t a g ist überhaupt sehr wichtig. Wer am Vorabend dieses Tages während des A.s ein Stücklein Holz, das eine Öffnung hat, aus einem Baume haut, kann durch dieses Holz am Johannistage während der Wandlung die H e x e n zum Opfer gehen sehen 25). In Tirol l ä u t e t m a n am Johannis- und Sonnwendabend n u r k u r z , weil die Hexen während des A.s Giftkräuter zum Wettermachen und andere Zauberkräuter sammeln 26). Ebenso gibt der Mesner in Essenbach bei Landshut am Johannisabend nur ein kurzes Zeichen durch einige Schläge mit der Glocke, weil man glaubt, daß an diesem Tage, aber n u r während d e s A.s, der Bilwesschneider in die Felder geht 2T ). Sonst heißt es vom B i l m s c h n i t t e r oder Bilwesschnitter (s. d.), daß er nur an drei Tagen des Jahres (Veitstag, Johannistag, Peterund Paultag) während des A.s sein Unwesen treibt a ) . U n s i c h t b a r kann sich der Mann machen, der sich während des A.s vor einem hohen Festtag in Weiberkleidern in einen Bach legt, aber so weit von der Kirche entfernt, daß man das Läuten nicht mehr hört und von niemand gesehen wird. Dabei ertrank in Tirol 1782 ein Knecht am Vorabend vor Fronleichnam 29). Dies erinnert an den tschechischen Volksglauben, daß der Wassermann über jene Gewalt hat, welche während des A.s baden 30). Ein D i e b kann das ganze J a h r ungefährdet stehlen, wenn er am Silvesterabend während des A.s schweigend und unbeschrieen sich in ein

41

Abendmahl

Haus einschleicht, welches im letzten Jahre keinen T o t e n hatte, und dort, ohne ertappt zu werden, ein S t ü c k Brennholz stiehlt 3 1 ). Durch Zauberhandlungen während des A.s kann man ferner G e l d und R e i c h t u m erwerben 32 ) oder, wie man früher bei den Tschechen glaubte, die Glücksnummern des L o t t o erfahren 3 3 ). Ein entlaufener Hund k o m m t zurück, wenn man an drei A b e n d e n während des A.s seinen Namen dreimal durch ein W a g e n r a d ruft 34 ). Endlich gedeihen K ü r b i s s e a m besten, wenn man sie am A b e n d vor Christi Himmelfahrt während des A.s p f l a n z t 3 S ) , und O b s t bäume tragen im nächsten Jahre reichlich, wenn sie während des A . s bestimmter T a g e mit Stroh umwickelt werden 3e ). Während des A . s zünden beim O s t e rf e u e r in F r a n k e n die K n a b e n ihre Besen a n 3 ' ) , wie überhaupt das A . oft das Z e i c h e n zum Beginn irgendeines Umzuges oder Brauches ist 38). Während des A . s wird, o f t auch im Freien, das A b e n d g e b e t (s. Gebet) verrichtet. A n die Zeit n a c h d e m A., das so den Beginn des A b e n d s darstellt, knüpfen sich eine Menge abergläubischer Überlieferungen (s. Abend). Vgl. A b e n d , G e b e t l ä u t e n , M i t t a g l ä u t e n , M o r g e n 1 ä u t e n. ") Schweizld. 2, 615. u ) Z i n g e r l e Sagen (1859) 131 Nr. 218; P f a l z Marchfeld 52; Z a a n e r t Natursagen 1, 30. " ) R e i t e r e r Steiermark 96. m) DWb. 1, 24. ") H e y l Tirol 758 Nr. 41 = G e r a m b Brauchtum 61. " ) Ebd. 61 f. ») W u 1 1 k e 238 § 341; 251 § 364. " ) Z i n g e r l e Tirol 158 Nr. 1346. " ) Ebd. Nr. 1349. ») Ebd. Nr. 1345. 1348; G e r a m b Brauchtum 61. " ) P o l linger Landshut 220 f. " ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 20 f.; W i i t t k e 268 § 394. ») H e y l Tirol 803 Nr. 266. 30) G r o h mann Sagen 149 = Grohmann 12 = Wuttke 49 § 54. " ) W u t t k e 271 3a § 400 (Franken). ) Pfalz Marchfeld 52. 33) W u t t k e 254 § 367. 34) Ebd. 434 § 680 (Waldeck). " ) Ebd. 78 § 91 (Nord'deutschland); 426 § 667. 36) H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 283. 37) W u t t k e 70 § 80. 3«) G e r a m b Brauchtum 9. 11. 96. 104. Jungbauer.

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Abendmahl. 1. Überblick über die ideengeschichtliche Entwicklung der A.slehre. — 2. Das A. als kirchliche Sitte. — 3. Das A. im Aberglauben. — 4. Die Elemente des A.s im Aberglauben. — 5. Krankenkommunion. — 6. A.sprobe.

1. Das A., bis z u m heutigen T a g v o n allen christlichen Kirchengemeinschaften als S a k r a m e n t gefeiert, ist nach Ursprung und Wesen ein viel umstrittenes Problem. Das eine ist sicher: es wurde v o n Jesus nicht als S a k r a m e n t gestiftet, sondern w a r einfach ein Gedächtnismahl nach üblichem jüdischem Hausgebrauch. Lassen die Berichte aus der jüdischen Urgemeinde (Mark. 14, 22 ff.; Matth. 26, 26 f f . ; L u k . 22, 15 ff.) diesen ursprünglichen Sinn des A.s noch deutlich erkennen, so finden wir bei dem stärker im Hellenismus wurzelnden Paulus die Idee des Sakraments mit dem A . verbunde.n (I. Kor. 11, 20 ff.). Zur E r k l ä r u n g dieses Tatbestandes genügt es nicht, auf die kultischen Mahlzeiten der hellenistischen und synkretistischen Mysterienkulte od6r auf die gemeinsemitische A n s c h a u u n g v o m sühnenden Charakter des Opfers hinzuweisen. Es gibt in der U m w e l t des Christentums auffallend parallele Vorstellungen; z. B . lesen wir in einem demotischen Zauberpapyrus, Osiris habe der Isis in einem Becher sein Blut in Gestalt v o n W e i n z u trinken gegeben, damit sie ihn nicht vergesse 1 ). Solche Gedanken haben höchstens Formelemente zur B i l d u n g der paulinischen A.slehre abgegeben, haben ihre magisch - dingliche A u s p r ä g u n g geschaffen — doch ist damit der Quellp u n k t der f ü r das Christentum zentralen Idee v o m A . als Sakrament nicht aufgezeigt. Deren letzter Ursprung liegt im Christuserlebnis des Paulus, als Geheimnis, das nicht weiter zerlegt werden kann, weil es ein S t ü c k v o n dem unfaßbaren Geheimnis ist, das wesentlich j e d e Religion lebendig erhält. F ü r Paulus ist das A . ein Mahl der Gemeinschaft mit dem erhöhten Christus. W e n n er über dieses T h e m a an seine Gemeinde etwa in K o r i n t h schreibt, so k n ü p f t er zu besserem Verständnis an vorhandene und geläufige uralte Vor-

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Stellungen, wie die von der mystischen Vereinigung mit der Gottheit durch Essen und Trinken an. Äußerlich bestand j a zwischen dem „ H e r r e n m a h l " und dem heidnischen Opfermahl so große Ähnlichkeit, daß Justin der Märtyrer im K u l t mahl der Mithras-Verehrer eine v o m Teufel bewirkte Nachbildung und Verhöhnung des christlichen A.s sehen konnte 2 ). Diese Formelemente, die Paulus nicht betont wissen wollte, verschmolzen jedoch im F o r t g a n g der E n t w i c k l u n g mit den Wesenselementen, so daß uns im nachapostolischen Zeitalter ein starker Realismus in der A.sauffassung entgegentritt. F ü r Ignatius von Antiochia ist das A . s b r o t ein Heilmittel zur Unsterblichkeit 3 ). F ü r Tertullian sind Brot und Wein wirklich Leib und B l u t Christi. Die Elemente werden kultisch verehrt, v o m „ K ö r p e r des H e r r n " darf nichts zu Boden fallen oder verloren gehen 4). Bei Irenäus ist der Realismus besonders ausgep r ä g t 6 ) , während sich bei Origenes eine mehr symbolische A u f f a s s u n g anbahnt. Das Brot ist nur Hinweis auf die wahre Seelenspeise, das göttliche Wort. Die theologischen Streitigkeiten des folgenden Jahrtausends um den Sinn des A . s sind nichts anderes als der K a m p f der symbolischen mit der realistischen, d. h. magisch-sakramentalen Auffassung. Verfocht auch Augustin die symbolische Sakramentsauffassung 6 ), so setzte sich doch die realistische mehr und mehr durch, bis sie durch P a p s t Innozenz I V . auf dem 4. Laterankonzil 1215 mit der Lehre von der Transsubstantiation zum D o g m a erhoben wurde; d. h. also: die Substanz von B r o t und Wein wird durch die Weihe des Priesters in die Substanz v o n Leib und B l u t Christi verwandelt — ein Lehrsatz, der bis heute im Katholizismus unentwegt gilt. L u t h e r blieb im wesentlichen bei der Lehre von der Transsubstantiation, wenn er sie auch durch Hinzufügen des Ubiquitätsgedankens, d. h. der Lehre v o n der Allgegenwärtigkeit des Leibes Christi, erträglicher zu machen suchte. A r t . 10 der Augsburger Konfession v e r d a m m t

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alle, die nicht glauben, quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini. Demgegenüber sind sich Zwinglianer und Calvinisten einig, daß im A . von Leib und Blut Christi nur als von geistlichen Gütern die Rede sein kann. Dieser Gegensatz, der sich in Luthers „ d a s i s t mein L e i b " und Zwingiis „ d a s bedeutet meinen L e i b " in seiner ganzen Schärfe spiegelt, durchzieht noch heute unheilvoll den gesamten Protestantismus. D a n k der Arbeit der religionsgeschichtlichen Schule vor allem setzt sich in der Wissenschaft mehr und mehr die symbolische A.sdeutung durch. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß in Laienkreisen, und zwar bei hoch und niedrig, die magische Anschauung durchaus vorherrscht. Damit ist nun die A n k n ü p f u n g gegeben für die Verbindung des A.s mit abergläubischen Vorstellungen. l) R e i t z e n s t e i n Wundererzählungen 103 2 . a) Apol. I, 66. ») Epheserbrief 20, 2, Smymäerbrief 7, 1. 4) de corona 3. 6) adv. haer. 4. 18. 5. •) epist. 98, 9. — Die Literatur zur Frage nach der Entstehung und Entwicklung der A.slehre ist unübersehbar. Treffliche Fingerzeige geben die Artikel von H e i t m t t l l e r und S c h e e l i n R G G . 1 1 , Sp. 20 ff. und Sp. 52 ff., sowie von K . L. S c h m i d t und W i e g a n d in R G G . a 1, Sp. 6 ff. und Sp. 16 ff. — Vgl. H a r n a c k Lehrbuch der Dogmengeschichte, 1909 i , Reg.

2. Nach heutigem Sprachgebrauch ist A . (auch Nachtmahl) beschränkt auf das Sakrament der protestantischen Kirchen. Das katholische Gegenstück ist die Eucharistie, die aber nicht als selbständige Erscheinung, sondern nur als W e : sensbestandteil der Messe v o n B e d e u t u n g ist. Überall, wo im deutschen Sprachgebiet evangelisches Christentum lebendig ist, gehört der Besuch des A.s zur guten kirchlichen Sitte. Mindestens einmal im J a h r geht der Christ, der etwas auf sich hält, zum Tisch des Herrn, häufig an hohen Festtagen, Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag, Ostern, Pfingsten oder am B u ß t a g 7 ) . In Handschuhsheim bei Heidelberg haben die L e u t e ihren bestimmten „ A . s t a g " 8 ) . Besonders gerne wird bei besonderen und feierlichen Anlässen der A.stisch aufgesucht, e t w a

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von Schwangeren vor der G e b u r t 9 ) ; in einer Kirchenordnung von 1589 w u r d e sogar Schwangeren der E m p f a n g des heiligen Mahles zur Pflicht g e m a c h t 1 0 ) . Mancherorts in B a d e n gehen Brautleute vor der Hochzeit oder junge Eheleute bald nachher gemeinsam an den Tisch des Herrn u ) . A u c h nach überstandener K r a n k h e i t oder nach einem Todesfall in der Familie wird das A . besucht, ebenso vor A n t r i t t einer Reise, besonders vor A u s w a n d e r u n g 1 2 ) . Die Idee dieser A.sbesuche ist deutlich: man will die wichtigen Vorgänge im Menschenleben heiligen. Selbst bei dem rauhen Bergvolk der Montenegriner wird eine Wahlbrüders c h a f t dadurch besiegelt, daß die beiden „ B r ü d e r " das A . nehmen, und zwar trinken sie zugleich dreimal aus dem K e l c h 1 3 ) . ') M e y e r Baden 523; v g l . a u c h S A V k . 19, 13. ') M e y e r Baden 523. •) E b d . 388, 523 = H ö h n Geburt 258. 10) L a m m e r t 164. ") M e y e r Baden 523. , s ) E b d . 523. » ) C i s z e w s k i Künstl. Verwandtsch. 34.

3. W i e v o m Heiligen z u m Dämonischen nur ein kleiner Schritt ist, so verbinden sich mit der h e i l i g e n Handlung des A.s naturgemäß unterwertige Momente des Zaubers. Das A . wird als Zaubermittel benutzt, um sich in egoistischer Weise reale Vorteile zu verschaffen. Man erhofft v o m Tisch des Herrn eine leichte Geburt und kräftiges Leben f ü r das neugeborene K i n d 1 4 ) . Oder es wird das A . als A m u l e t t betrachtet, das sicher durch das Todestal f ü h r t 1 S ) . Dieser Gedanke liegt der aus Oberschwaben bezeugten Sitte zugrunde, daß den Verstorbenen das Nachtmahlsbüchlein in einem selbstgesponnenen weißen Tuch in den S a r g gelegt wird 16 ). Vielfach gilt das A . als Heilmittel gegen Krankheiten. Im Lauenburgischen muß sich der Geistliche gelegentlich sagen lassen, man habe ihn geholt, weil der D o k t o r zu teuer sei, oder man wolle es noch mit dem A . versuchen, nachdem die eingenommenen Arzneien nichts genutzt h ä t t e n 1 7 ) . A.sgenuß bewirkt, daß die Dämonen und der Teufel keine Gewalt über den Menschen h a b e n 1 8 ) . W e r an Petri Stuhlfeier geboren ist und an Petri Kettenfeier in 3 aufeinanderfolgenden

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Jahren das A . genommen hat, kann den reichen S c h a t z im Kirschauer R a u b schloß heben 19 ). Ebenso kann die Schatzjungfrau erlösen, wer das A . genommen hat 20). Im Voigtland sucht man seine Zahnschmerzen loszuwerden, indem man beim A . hinter dem A l t a r in eine mitgebrachte Semmel beißt 21 ). A u s Ostpreußen ist der Glaube belegt, wer nach E m p f a n g des A . s hinter dem A l t a r mit einem Peitschchen knallt, könne h e x e n 2 2 ) . U m K u g e l n und Schwerter treffsicher zu machen, m u ß man das A . unter A n r u f u n g des Teufels nehmen 23). Im Böhmerwald herrscht der Glaube, daß sich die Bäuerin, die Hühner zur A u f z u c h t ansetzen will, während des A.s nicht von ihrem Platze rühren darf 24 ). Selbst zum Liebeszauber wird das A . benutzt. Nimmt man zum Tisch des Herrn eine Blume mit und wischt sich damit nach dem Genuß des Weines den Mund ab, so erhält die Blume die K r a f t , den, der sie annimmt, dauernd in Liebe zu fesseln 2 5 ). Nicht nur das v o m Pfarrer gereichte A., auch ein selbst veranstaltetes hat zauberische Wirkung. Eine junge Meistersfrau in Zürich, die ihren Mann gern losgehabt hätte, legte am A l t j a h r a b e n d auf vier Tische j e ein B r o t und setzte ein Maß Wein dazu. Dann sprach sie die Einsetzungsworte des heiligen Nachtmahls und aß und trank v o n allen vier Tischen. Sogleich bewegte sich zur T ü r herein ein Leichenzug, hinterher auf schönem R o ß ein schlanker, junger Bursche. Nach wenigen Tagen starb der Alte, und ein Junger nahm die W i t w e zur Ehe 26 ). Der Genuß des A . s verleiht besondere K r ä f t e . In Oldenburg glaubt man, das Vieh gedeihe besonders gut, wenn man es gleich beim Nachhausekommen v o m A . f ü t t e r t 27 ). Man ist ängstlich darauf bedacht, diese durchs A . empfangene K r a f t nicht wieder zu verlieren. So gehen die Mädchen nach dem A . nicht gern zum Flachsbrechen. Sie fürchten, es umsonst genossen zu haben, wenn sie sich am Finger verwunden 28). Der Gedanke ist wohl der, daß mit dem B l u t das kraftspendende B l u t des Herrn, das sie im Wein getrunken haben, entweiche.

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Durch falsches Verhalten beim A. kann sich der Mensch schaden. Vor allem darf man sich nicht umsehen (s. d.). Wer sich umsieht, bekommt böse Augen, und alles, was er mit diesen bösen Augen ansieht, hat keinen Segen, junges Vieh wird versehen a ) . Wer das Brot fallen läßt oder den Wein verschüttet, zumal beim ersten A.sgang, wird sehr unglücklich ao). Ebenso bedeutet es Unglück, wenn man den Rest des Weines aus dem Kelch zu trinken bekommt 3 1 ). Da haben die andern die beste K r a f t schon weggetrunken. Dagegen bedeutet es Glück, wenn man einen vollen Becher erhält M ). Im Erzgebirge glaubt man, daß ein Kommunikant, dem frisch eingeschenkt wird, bald Gevatter stehen muß 8S). Ganz schlimm ist es, wenn man beim A. eine lädierte Oblate bekommt 34). 1 4 ) H o f f m a n n - K r a y e r 23. " j M e y e r Baden 523. ") H ö h n Tod 321. " ) W u t t k e 140. ") K ü h n a u Sagen 1, 243; J a h n

Pommern Nr. 547. «) M e i c h e Sagen 734 Nr. 906. 20) S c h e l l Bergische Sagen 503

Nr. 17. ") K ö h l e r Voigtland 412. " ) T o p p e n 13. ") K r o n f e l d Krieg 91. ") S c h r a m e k Böhmerwald 117. " ( F r i s c h b i e r Hexenspr. 159. ") SAVk. 2, 270. M) S t r a c k e r j a n 1, 123 = 2, 9. M) K u h n u. S c h w a r t z 445 Nr. 358. ") B a r t s c h Mecklenburg 2, 55 = K u h n u. S c h w a r t z 444 Nr. 342. 80) B a r t s c h Mecklenburg 2, 56. ") SAVk. 21 (1917), 58. '") Ebd. 24 (1922), 67. »») J o h n Erzgebirge 58 = P a n z e r Beitrag 1, 263. **) B a r t s c h burg 2, 56.

Mecklen-

4. Die Elemente B r o t und W e i n , die realiter Leib und Blut Christi darstellen, sind schlechthin heilig und daher vor jeder Profanierung unter allen Umständen zu schützen. Schon die Kirchenordnungen der alten Kirche gebieten, sorgsam darauf zu achten, daß kein Ungläubiger am heiligen Mahle teilnimmtund es durch seine Teilnahme profaniert S5 ). Cyprian von Karthago erzählt von einem Kind, das Überreste einer heidnischen Opfermahlzeit genossen hatte und sich von dem Diakonen, der ihm den Kelch des Herrn reichen wollte, abwandte. Dem Diakon gelang es aber doch, dem Kind etwas Wein einzuflößen. Da erbrach es sich, denn der zum Blut des Herrn geweihte Trunk konnte nicht in dem ent-

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heiligten Magen bleiben S6 ). In einem hussitischen Verzeichnis aus dem Anfang des 15. Jhs. finden sich unter denen, die vom A. ausgeschlossen sein sollen: Wahrsager, Zauberer, Exorzisten und solche, die durch Benediktionen Kranke auf widernatürliche Weise heilen S7 ). Gelegentlich kann das Heilige sogar zur Selbsthilfe greifen, um sich vor Entweihung durch Ungläubige zu schützen. In Konstantinopel geht eine Sage: Als die Türken die Stadt eroberten, wurde in der Sophienkirche gerade das heilige A. gefeiert. Sofort schlössen sich von selbst die Türen des Allerheiligsten. Sie bleiben solange geschlossen, bis die Türken die Stadt verlassen haben 38). Als Entheiligung schwerster Art gilt es, wenn von den Elementen etwas zu Boden fällt und gar mit den Füßen getreten wird. Schon im 4. Jh. wird es dem Kleriker als Todsünde angerechnet, wenn er vom Brot fallen läßt oder vom Wein verschüttet 3 9 ). In mittelalterlichen Bußbüchern ist bestimmt, daß der, der die Eucharistie nicht bewahrt, so daß sie von einer Maus gefressen werden kann, 40 Tage büßen muß. Alles, was mit dem geweihten Brot unrechtmäßig in Berührung kommt, muß verbrannt werden 40). Von Luther hören wir, daß er einer Frau, die das „ B l u t des Herrn" auf ihre Jacke geschüttet hatte, befahl, das befeuchtete Stück herauszuschneiden und zu verbrennen 4 1 ). Noch bis ins 18. Jh. hinein konnte es dem Ansehen eines Geistlichen schaden, wenn er etwas vom Kelche vergoß 42). Wurde eine Altardecke befeuchtet, so genügte es nicht, sie einfach zu waschen, sie mußte dreimal gewaschen werden 4 S ). — Die Kirche traf allerlei Vorkehrungen, um das zu-Bodenfallen der heiligen Elemente zu verhüten. Um die Gefahr auf ein Minimum zu beschränken, bildete sich allmählich die Sitte heraus, daß der Geistliche dem A.sgast Hostie und Kelch unmittelbar zum Munde führt, während es in älteren Zeiten selbstverständlich gewesen war, daß jeder Brot und Kelch wie bei einer häuslichen Mahlzeit selbst gehandhabt hatte. Vielleicht spielten solche Gesichts-

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punkte auch bei der F r a g e der Kelchentziehung neben autokratischen Gelüsten des Klerus eine Rolle 44 ). D a ß die Elemente des A . s nicht nur für die Seele, sondern auch f ü r den K ö r p e r heilkräftig sind, hat schon Cyrill v o n Jerusalem um die Mitte des 4. Jhs. gelehrt 4S) — ein Glaube, der noch heute allenthalben v e r b r e i t e t ist. Sogar dem Stallvieh wird v o n den heiligen Speisen verabreicht 46 ). A.s w e i n gilt als das letzte und sicherste Heilmittel 47 ), er befreit F r a u e n vom B l u t f l u ß i 6 ) , in der L a u s i t z trinkt man ihn gegen Epilepsie 4a ). Z u r Förderung des Zahnens bestreicht man im Erzgebirge dem Säugling den Mund mit einem Taschentuch, das die Mutter beim A . mit Wein befeuchtet h a t s o ) . Die Esten bestreichen mit dem Tuch, mit dem sie sich nach dem Genuß des A.sweines den Mund gewischt hatten, kranke A u g e n und O h r e n 5 1 ) . Überreste des A.sweins gibt man in der Leonberger Gegend Kindern, die schwer s p r e c h e n M ) oder schwer l e r n e n M ) . In Ostpreußen wird für K r a n k e gern eine Flasche W e i n auf den A l t a r gestellt, damit der W e i n beim A. mitgesegnet wird 54 ). Bleibendes Glück kann man sich schaffen, wenn man beim A . das geweihte B r o t nicht genießt, sondern unversehrt im Mund behält und dann a u f b e w a h r t 55 ). Im Berner L a n d h ä n g t man ein Stückchen A . s b r o t im Stall auf, damit bei den Tieren keine Seuche a u s b r i c h t 5 6 ) , ein krankes K i n d wird durch den G e n u ß geweihten Brotes g e s u n d 5 7 ) . A u c h im Liebeszauber wird A . s b r o t benutzt. Im Kaffee gegessen, m a c h t es den Mann seinem W e i b so treu, daß er mit keiner andern mehr etwas zu tun haben will M ). Eine besondere Rolle spielt das A . s b r o t in Form der Oblate im Schießzauber. Eine Büchse, mit einer O b l a t e geladen, trifft unfehlbar 6 9 ). Im V o g t l a n d gewinnt man einen Freischuß (d. h. die Fähigkeit ein Ziel immer zu treffen, selbst wenn man es nicht sieht) (s. Freikugel), wenn man die A.soblate an einen B a u m nagelt und darnach schießt Freilich kann der Schießzauber auch einmal ver-

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sagen. Der Jäger B r a n d t in der Rostocker Heide h a t t e seine Flinte mit einer Oblate geladen und schoß d a m i t auf einen Keiler. E r v e r w u n d e t e das Tier aber bloß, so daß dieses auf ihn losfuhr und ihm den B a u c h aufschlitzte 81 ). Das V e r t r a u e n auf die helfende K r a f t des A.sbrotes geht soweit, daß manche Verbrecher glauben, ungestraft einen Meineid schwören zu können, wenn sie eine O b l a t e bei sich tragen ®2). Im MA. z u m a l w a r die V e r w e n d u n g v o n Hostien zu zauberischen Handlungen allgemein üblich — in solchem A u s m a ß , daß die kirchliche Gerichtsbarkeit einschreiten mußte. A u s der P r a x i s des berüchtigten Inquisitors Bernhard Guidonis v o n Toulouse (f 1331) ist uns ein F o r m u l a r f ü r das Urteil gegen einen, der mit der Eucharistie Malefizien treibt, erhalten. Ein solcher ist j e nach der Schwere des Falles mit E x k o m m u n i k a t i o n oder mit lebenslänglicher K e r k e r h a f t zu bestrafen. A u c h m u ß er, um sofort als Schänder des Leibes Christi v o n jedermann erkannt zu werden, bei allen Kleidern auf Brust und R ü c k e n eine große Hostie in gelb aufgemalt tragen M ) . Nicht nur die heiligen Elemente selbst sind v o n besonderer magischer W i r k u n g , sondern auch andere Dinge, die mit ihnen in Berührung k o m m e n und der K r a f t teilh a f t i g werden. Im A . s k e 1 c h sich spiegeln, heilt die Gelbsucht 8 4 ), sei es, daß man ihn nach Hause holen läßt, sei es, daß man in der Kirche versucht, auf den Grund zu sehen *5). Hierbei sind Momente des Analogiezaubers im Spiel: der Glaube, daß von Gleichem zu Gleichem und v o n Ä h n l i c h e m zu Ä h n l i c h e m geheime, wunderbare F ä d e n weben. Der K e l c h ist in der Regel innen vergoldet, und so spiegelt man sich gelb darin. — Eine geheimnisvolle Sage wird v o n dem A.skelch zu Grimma erzählt: bald nach der U m w a n d lung des Klosters in eine Schule hörte man aus einem verschlossenen G a n g immerfort Stimmengewirr. Der R e k t o r A d a m Siber sammelte seine stärksten Schüler um sich, und sie stiegen in den unterirdischen G a n g hinab. Obgleich sie die Erscheinung eines eisgrauen, alten Mönches warnte, gingen sie immer weiter, bis

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sie vor einer Tafel standen, um die bei brennenden Kerzen Mönche mit Totengesichtern saßen. Einer von ihnen erhob sich und bat die Eindringlinge, sie möchten doch die Ruhe der Toten nicht stören, und schenkte ihnen zum Andenken einen vergoldeten Kelch. Sofort war die Erscheinung verschwunden, und bebend flohen die Schüler ans Tageslicht. Noch heute wird in Grimma dieser Kelch benutzt, wenn den Fürstenschülern das A. gereicht wird 66 ). Das ist eine ätiologische Sage, welche die wunderbare Herkunft eines besonders schönen Kelches erklären soll. Die Sage bedient sich dazu des bekannten Motivs der Entrückung in einen Berg.

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304. " ) SAVk. 8, 153. «) Ebd. 146. M) Ebd. 18, 1 1 5 . H ) K u h n u. S c h w a r t z 429 Nr. 254. 60) E i s e 1 Voigtland 221. " ) B a r t s c h Mecklenburg 1, 155. 62) S t r a c k Blut 34. 63 ) H a n s e n Hexenwahn 54 f. " ) D r e c h sl e r Schlesien 2, 244. 6ä) T ö p p e n 12 = H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 108. °6) M e i c h e Sagen 30 f. 67) Urquell N F . 1, 1 3 2 = S t r a k ,8 k e r j a n Oldenburg 2, 9; ) Seyfarth Sachsen 274 = J o h n Erzgebirge 54. M) ZfVk. 70 4, 149. ) B o e d e r Ehsten Script. Rer. Livon. II, 673. " ) S a r t o r i Westfalen 36. 101. " ) K ü c k Lüneburger Heide 128 f. ™) H o t t e n r o t h Nassau 1905, s. Register. ") K ö h l e r Voigtland 267. 7S ) W u t t k e Sachs. Volkskunde 544.

5. Die K r a n k e n k o m m u n i o n ist allverbreitete christliche Sitte. Dem Schwerkranken, bei dem man merkt, daß es allmählich zu Ende geht, wird v o m Pfarrer meist im Beisein der Angehörigen das A. Auch die K 1 e i d u n g , die man beim A . gereicht. E r kann dann seliger sterben, getragen hat, ist wunderkräftig 6 7 ). So weil ihm die Sündenvergebung verkündigt wird z. B . den kleinen Kindern im Erzist 76 ). Man stirbt nicht gern, ohne das A. gebirge als Heil- und Schutzmittel gegen genommen zu haben. Selbst der erK r ä m p f e ein beim A. getragenes Stück bittertste Feind, der einem das ganze untergelegt 4 8 ). In Oldenburg gibt man Leben lang den Besuch des A.s durch einem kranken K a l b Salz und Wasser seine feindselige Gesinnung unmöglich aus einem Schuh zu trinken, den man gemacht, eilt zur Versöhnung ans Sterbebeim letzten A. angehabt hat 6 9 ). Aus lager, damit der Sterbende die letzte Wegdiesem Glauben an die magische K r a f t zehrung versöhnt genießen kann 7 7 ). Auch der beim A. getragenen Kleider erklärt wer im Leben nichts von der Kirche hatte sich auch der seltsame Brauch der Esten, wissen wollen, verlangt auf dem Sterbedaß sie sich in der auf den A.stag folgenbett nach dem Tisch des Herrn. In den Nacht nicht ausziehen oder minHinterpommern weigerte einmal der destens die Strümpfe anbehalten TO). Pfarrer einem ganz unkirchlichen Manne Und sicherlich trägt dieselbe Vorstellung das letzte A. Der Kranke starb. Wenige wesentlich zur Beibehaltung einer beTage darauf erschien dem Pfarrer der sonderen A.stracht bei, wie sie noch Geist des Verstorbenen und führte ihn heutigentags etwa in Westfalen 7 1 ), der auf den Gottesacker, wo er ihm befahl, Lüneburger Heide 72 ), im Nassauischen 73 ), an seinem Grab das A. auszuteilen. Zitim Vogtland M ), in Sachsen 7 S ) im Geternd erhob der Pfarrer seine Hände und brauch ist. 86 spendete dem Geist das A.*Als die heilige ) A c h e 1 i s Die ältesten Quellen des Handlung vorüber war, verschwand der orientalischen Kirchenrechts 1 (1891), 119. *•) de lapsis 25. " ) G i o h m a n n Aberglaube Geist und kam nicht wieder 7 8 ). Im MA. 149. 3S) S c h w a r t z Studien 184.- " ) A c h e kam es vor, daß auf dem Schlachtfeld ein 1 i s a. a. O. 120. 40) F r i e d b e r g BußRitter seinem sterbenden Gesellen ein bücher 20. 41 ) HessBl 4, 195. " ) Ebd. 4, 204. Blatt als Ersatz f ü r das geweihte Brot in " ) F r i e d b e r g Bußbücher 20. " ) Vgl. die ausführlichen Darlegungen von D r e w s in den Mund schob, damit er j a nicht ganz HessBl. 4, 176 ff.; " ) 4. mystagogische Katechese ohne Kommunion sterben mußte. Oder über Leib u. Blut Christi. 4(ia to peXav S-ävaxov xoö (Jpxovxoj.. . an)|j.a£vet • xö ü 4pu3-pöv xf,j x ^ P a S xäxcoatv. Der zweite Reiter in der bekannten Stelle der Offenbarung Johannis (6, 3—4), der über Krieg und Frieden entscheidet, reitet ein feuerrotes Roß ( B o l l Offenbarung Johannis 83). Dem Planeten Ares-Mars gehört in der späten, d. h. griech.-ägypt. Astrologietradition die rote Farbe und der Krieg ( C a t a l o g u s codicum astrol. g r a e c o r u m VII 2 1 7 , 22. 2 1 9 , 6; H e p h a i s t i o n v. T h e be n 79, 3 1 ff.). 16

3. M y t h o l o g i s c h e s . Grimm 1 9 ) schreibt, daß das edlere Wort Abendrot (statt Abendröte), mhd. abentrot, in der Mythologie als männlicher Riese des Abends aufgefaßt werde. Diese Personifikation wirkt noch in der von Grimm a. a. O. notierten bäuerlichen Anschauung nach: d i e A. zieht über Land 1 9 ). a) In der germ. Mythologie bildet Abentrot mit Ecke und Fasolt eine Trias; alle drei sind in der Luft wirkende Dämonen oder Riesen, die den segnenden Lichtgeistern der Höhe feindlich gegenüberstehen. Tag und Nacht kämpfen miteinander den Kampf, in dem Abentrot das Dunkel über den Himmel heraufführt und den Sonnenstrahlen den Weg zur Erde hemmt. Der Kampf endet mit dem Siege der Nachtgeister 20 ). b) Inwieweit in dem blutigen Tode Swanhilds (Swanhild als mythische Personifizierung der Sonnenstrahlen aufgefaßt) die A. zu Recht zu erkennen ist, wie Simrock und Mannhardt a ) die Sage der Edda (Gudrünarhvpt 14—16) erklären, wage ich nicht zu entscheiden. Swanhild Goldfeder (Svanhildr Gullfjödr) als Tochter von Tag und Sonne (Fornaldurs. I I 7) wird Gudrunarhvot 15 ausdrücklich einem lichten Sonnenstrahl verglichen 22).

Abendsegen-i—Abendstern

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c) Die im Abendrot aufleuchtende W o l k e (s. d.), ist als f e u r i g e M a u e r oder von Feuer umlohte B u r g der Riesin Gerdr und der Valkyrie Brynhildr aufgefaßt 23). " ) G r i m m DWb. s. v. A. so ) M a n n h a r d t Germ. Mythen 90. 354; G r i m m Myth.

2,

624;

"(Simrock

Meyer

Germ.

Myth.

144.

Mythologie 30; M a n n h a r d t Germ. Mythen 376. M ) „Allen schien sie (seil. Swanhild) / in unserer Halle, / als sei sie ein lichter / Sonnenstrahl". " ) M e y e r Germ. Myth. 88 f. Stegemann. A b e n d s e g e n s. G e b e t . Abendstern. Nur die selbständigen Vorstellungen, die an den A . anknüpfen, sind im folgenden behandelt; aller Volksglaube, in dem der A . als Venus im Zusammenhang mit der Planetenreihe erscheint, ist s. v. P 1 a n e t e n besprochen. I. A l l g e m e i n e s . Weitaus den meisten Völkern gilt der A u f g a n g des A . s als Anbruch der Nacht, d. h. Ruhezeit, als Z e i t p u n k t zur Vermählung und Liebeszusammenkunft. Über die Liebenden breitet der Stern einen Schimmer der Verklärung; Liebende, die getrennt sind, senden ihm ihren Gruß. Schon die griechische Dichterin Sappho huldigt dem A u f g a n g des A.s mit gefühlstiefen Worten 1 ). Herrliche Töne fand der römische Dichter Catull in seinem Hochzeitsgedicht (Nr. 62). Ähnliche Stimmen in der jüngeren deutschen Literatur sind bekannt, hier sei nur an Wolframs Lied an den A . von Wagner erinnert. A b e r auch in der ältern deutschen Literatur findet sich manches, was hierher gehört. V o n dem, was mir zufällig begegnet ist, sei folgendes zitiert: in dem aus dem 13./14. Jahrhundert stammenden Gedicht von „ z w e i K a u f m a n n " (nach Vers 935 v e r f a ß t v o n dem sonst unbekannten Dichter Ruprecht v . Würzburg) stehen die Verse (180 ff.) 2 ): „nu begund die sunne sigen vnd der a b e n t s t e r n e stigen nach der alten gewonheit, ob mir ist geseit die warheit: die beide do ein bett emphing, ein vil lieb da ergieng" usw. Ein weiteres Zitat aus diesen älteren Zeiten findet sich in der von der Hagenschen Ausgabe der Minnesänger 3 ). Bei

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dem für die Neugestaltung der deutschen Literatur wichtigen Dichter Weckherlin findet sich der Vers: „bis den Menschen der A. zu der ruh widerführet" 4 ). Weitere Belege bringen die Gedichte v. Salis-Seewis' (18. Jh.). So liest man in dem „ A b e n d b i l d e r " überschriebenen Gedicht (1786) in der letzten Strophe 5 ): bis der liebe Stern so trübe in der Abendröte schwimmt. Manches auch in den Hochzeitsgedichten von Opitz 6 ). ') P a u l y - W i s s o w a s. v. Hesperos. S p . 1254; R o s c h e r

Mythol.

Lexikon

1 396

unten. *) J . G r i m m Altdeutsche Wälder Epik Cassel 1 (1813), 41. 66; P i p e r Höfische 3 3, 538 (Deutsche Nat.Lit.). ) 1, 125 c. *) W e c k h e r l i n hrsg. v. K. G o e d e k e , Leipzig 1873 ( = Deutsch. Dicht, d. 17. Jahrh. 5) 226. 5) ed. F r e y Deutsche Nat.Lit. 41,2, 268; vgl. ebd. 256 Nr. 3 „Abendwehmut". •) O p i t z Werke ed. O e s t e r 1 e in Deutsche Nat.Lit. 27. 35 ff2. M y t h o l o g i s c h e s zum A . kennt der deutsche Volksglaube so gut wie gar nicht. Schon in der arischen Urreligion spielte der A . keine hervorragende Rolle'). Spuren göttlicher Verehrung des Morgenund A.s hat man wohl in dem K u l t der Asvins der Inder zu finden geglaubt; aber - wenn man überhaupt in diesem Dämonenpaar A . und Morgenstern sehen darf, so gilt die Verehrung mehr dem Bruderverhältnis der beiden, als ihrer Göttlichkeit 8 ). Doch ist das Wesen jener Gottheiten noch viel zu wenig geklärt und mit der Darlegung ihrer sideralen Eigenschaften nicht erschöpft 9 ). A b e r wichtig bleibt die Beobachtung, daß nicht nur im deutschen Volke der A . in der Mythologie k e i n e Rolle spielt, sondern daß er überhaupt von den Völkern arischen Stammes nicht verehrt worden ist. Das beweisen auch die lettischen Naturmythen (13. Jh.), die noch indogermanische Anschauungen enthalten 10 ). Von Gestirnkultus ist auch in ihnen nie die Rede. Wenn der A . der herabsinkenden Sonne das Lager bereitet u ) , wie er im antiken Volksglauben abends die Himmelslichter (d. h. die

6l

Abendstern

Sterne) a n z ü n d e t 1 2 ) , so ist das Ganze ein Bild schlicht personifizierten Naturgeschehens wie auch in der A n s c h a u u n g v o m Morgenstern, der in jenen lettischen Liedern der Sonne das Feuer entzündet 1 3 ). (Dazu vgl. die antiken Darstellungen v o n Morgen- und A . mit gehobener und gesenkter F a c k e l ) 1 4 ) . A.- und Morgenstern sind weder im M y t h u s des deutschen Volkes noch der antiken Völker jemals identifiziert worden; obgleich die Babylonier bereits um 2000 v . Chr. die Identität der beiden Sterne beobachtet haben, läßt sich diese Erkenntnis im Okzident (Hellas) nicht v o r dem 6. Jahrhundert v . Chr. nachweisen l s ), und selbst dann noch trennt der Mythus beide Erscheinungen des gleichen Gestirns (so noch in den Dionysiaka des Nonnos v o n Panopolis, 5. Jahrhundert n. Chr.) 16 ). F ü r das Römische hat Gundel die gleiche Feststellung g e m a c h t 1 7 ) : er k o m m t zu dem weiteren Schluß, daß selbst die Planetennatur der Gestirne lange Zeit von den Römern nicht erkannt worden ist. A u c h das deutsche Heidentum wird die Identität von Morgenstern und A . k a u m erkannt haben; noch weniger glaube ich, daß man in germanischer und fränkischer Zeit in Volkskreisen etwas v o n der planetarischen Natur der Venus w u ß t e (gegen Grimm, Myth. 603). Bei der vollkommenen Uninteressiertheit der frühdeutschen Zeit f ü r astronomische Dinge (s. Sterndeutung) scheint mir eine Erkenntnis wie die der planetarischen Natur der Venus und der Identität v o n Morgenstern und A . undenkbar. So laufen seit dem A h d . die A u s d r ü c k e A . und Morgenstern nebeneinander her, wie im lateinischen Sprachgebiet Vesper und Lucifer. A h d . heißt die abendliche Venus äpanlsterno. iunkelsterne scheint vesperugo zu sein, der in der D ä m m e r u n g aufleuchtende A . Weiter begegnet nahtfare; dies ist die einzige mythische Bezeichnung des A.s, nach Grimm ein Name für die nachts ausfahrende weise Frau oder Hexe 18 ). Einen modernen Beleg für die Trennung v o n Morgenstern und A . kenne ich aus der Oberpfalz 1 9 ): W e n n

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unser lieben Frauen v o m Schlafe aufsteht, gehen die Nachtsterne unter und der Morgenstern a u f , und umgekehrt. Dieser Stern ist also der ständige Begleiter unser lieben Frauen. Die Vorstellung weist inhaltlich noch eine Besonderheit auf; denn christlicher Einfluß auf die ursprüngliche (indogerman. ?) Fassung dieses Mythologems v o n der Sonne, bei deren Erheben die Sterne erbleichen, ist unverkennbar; denn auf lettischem Gebiet begegnet in jenen Liedern ein Synkretismus, der Maria der Sonnentochter substituiert 20 ). 7) G r i m m Myth. 603. 8) M e y e r Relig.gesch. 106. •) S t e n K o n o w in C h a n t e pie de la S a u s s a y e Lehrbuch der Religionsgeschichte * 2, 33. "l S i e c k e Götterattribute 21; berührt sich z u m T e i l mit M a n n h a r d t Die lettischen Sonnenmythen ZfEthnode la S a u s logie V I I ; C h a n t e p i e s a y e a . a . O . " ) S i e c k e 32. 1 2 ) G u n d e l Sterne und Sternbilder im Glauben des Altertums 14 ) L i und der Neuzeit 22. " ) S i e c k e 3 1 . teratur bei R o s c h e r Myth. Lex. 1 *, 2604 s. v . Hesperos. ") B o l l - B e z o l d Sternglaube und Sterndeutung3 6. " ) V . S t e g e m a n n Nonnos v. Panopolis und das astrologische Weltbild der Dionysiaka. I n d e x s. v . A b e n d s t e r n . " ) G u n d e l de stell, appell. 24. 18) G r i m m Myth. 2, 603, woselbst die Z i t a t e der Quellen. G r . b e m e r k t n o c h z u englischen Vorstellungen v e r w a n d t e r A r t : „ D e n A n g e l s a c h s e n hieß der A . s v ä n a steorra (bubulc o r u m Stella), weil die H i r t e n , sobald er a u f ging, heimtrieben. ie ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 80 f. » ) S i e c k e a. a. O . 25.

3. V o l k s g l a u b e k n ü p f t sich, entsprechend der nicht göttlich verehrten Erscheinung des A . , nur in geringem Maße an das Gestirn an. Man kennt ihn wohl nur im Liebessegen; das Mädchen tritt v o r die T ü r des Hauses und richtet an den A . die Bitte, ihr ihren Liebsten treu zu e r h a l t e n 2 1 ) . Gelegentlich ist der A . in Verbindung mit dem Monde (s. d.) angerufen; zu dieser K o m b i n a t i o n v o n A . und Mond vgl. die griechische, von Hesiod (Theog. 986 ff.) erzählte Sage v o m R a u b e des P h a e t h o n - A . durch A p h r o d i t e = Mondgöttin 2 2 ). In der Oberpfalz h e i ß t es 23 ): G r ü ß dich G o t t , mein lieber A b e n d s t e r n , I c h seh dich h e u t u n d allzeit gern. S c h a u t der M o n d übers E c k Meinem Herzliebsten aufs B e t t , L a ß ihm nicht R a s t

Abendtau—Aberglaube

63 Laß ihm nicht Rou, Daß er zu mir kommen mou.

Zu diesem Spruch teilt Müllenhoff aus Schleswig-Holstein einen ähnlichen mit 24 ), der z u Orakelzwecken verwendet w i r d : „ W i l l eine Jungfrau ihren z u k ü n f t i g e n B r ä u t i g a m sehen, so m u ß sie zur Mitternacht v o r Neujahr r ü c k w ä r t s (s. d.) in der K ü c h e n t ü r stehen und sprechen: Gott grüß dich, Abendstern, D u scheinst so hell von fern. Über Osten, über Westen, Über alle Kreiennesten. Ist einer zu mein Liebsten geboren ? Ist einer zu mein Liebsten erkoren ? Der komm als er geht Als er steht In sein täglich Kleid®6). ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 133. ") R o s c h e r Myth. Lex. 1, 396. ») S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1 , 1 3 3 (dort noch eine andere, doch ähnliche Fassung). Ferner W e i n h o l d , Neunzahl 51 (ebd. Liebessegen) ; Z f V k . 26, 198. M) M ü l l e n h o f f Sagen 519 Nr. 37. " ) Ein venezianisches Märchen erzählt von einer Prinzessin, die ihren Gemahl verloren hat und sich in ihrer Verzweiflung an den A. wendet, der sie an die Sonne weiterverweist. Diesem Märchen liegt die gleiche Auffassung des A.s in seiner Beziehung zum Liebessegen zugrunde. Vgl. G. W i d d e r und A. W o l f Volksmärchen aus Venetien = Jahrb. f. rom. Lit. 7 (1866), 251.

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L e e l e r q L'astrologie Grecque (Paris 1899), 466, 2; 616, 4. ") W i 1 a m o w i t z Hermes 18, 419. Stegemann.

Abendtau s. T a u. Abetltrot s. R i e s e , A b e n d r ö t e 3 a . A b e r a c u l a , Zauberwort gegen Fieber Nebenform von A b r a c a d a b r a (s. d.), flügeiförmig geschrieben s. u. Zauberwort. *) Alemannia 27, 114; H ö h n Volksheilkunde 1, 154; G a n z l i n Sachs. Zauberformeln 20 Nr. 36: S e y f a r t h Sachsen 171; D G . 17, 59. Jacoby.

Aberglaube. 1. Etymologie. — 2. Begriff. — 3. Einteilung und Inhalt des A.s. — 4. Momente u. Zweck des A.s. — 5. Ursprung und Geschichte des A.s. — 6. Quellen des deutschen A.s. Chronologische Bibliographie.

I. Das W o r t A . ist zuerst in einer Randnote zum St. Trudperter „ H o h e n L i e d " (12. Jh., alemann, oder bayr. Ursprungs) b e l e g t : 'dehein a b s g l o v b e ' 1 ) , viell. spätere Randnote. K l u g e 2 ) stellt Aber-, das nhd. auch in Aberwitz, früher in Aberlist 'Unklugheit', Abergunst 'Mißgunst', Aberwandel 'schlechter Lebenswandel', Schweiz, abersinnig 'unsinnig', Aberwillen 'Widerwillen' usw. v o r k o m m t , zu mhd. abe 'ab', Paul 8) und Weigand4. D e u t u n g . Die Beziehungen des Hirt 4), wohl richtiger, zu aber (das A.s z u m Liebeszauber sind keinesfalls in neben ,wieder' den Sinn v o n „ g e g e n " den schwachen Ansätzen einer mythischen 6 ). Die Herleitung aus Ober-, wegen hat) A u f f a s s u n g des A.s bei den Ariern bendl. overgeloof, dän. overtro, die Grimm 6) gründet, so naheliegend der G e d a n k e und L e x e r 7 ) vertreten, ist wegen der sein mag. A u c h als „astrologisch" k a n n verhältnismäßig zahlreichen Zusammenman diese Beziehung k a u m deuten, weil setzungen mit Aber-, bes. im Schwäbidie Sterne nach der Lehre der Astroschen und Bairischen, wo sie sowohl logie dem Weltgesetz gegenüber, das ihre „ w i e d e r " und „ n a c h " als „ w i d e r " beT ä t i g k e i t regelt, keine Freiheit haben, deuten können 8), unwahrscheinlich. Das also Gebeten, die an sie gerichtet würden, ndl. ofergeloof (16. Jh.) scheint an ofer keinesfalls Gehör schenken könnten 26 ). 'über' (vgl. lat s u p e rstitio) angelehnt 9 ); Vielmehr ist die Verbindung v o n A . und sonst gilt ndl. bijgeloof •), eigentl. 'NebenLiebe in Gefühlsmomenten verwurzelt. E s glaube', das schon mndd. als bigelove ist derselbe Trieb des Gefühls, der in so 1 0 ), isl. hjdtrü bezeugt ist ,Bei- oder Neviel stärkerem Maße bei allen abendbenglaube', an. hindrvilni ,Afterglaube', ländischen Völkern die Mondgöttin zur schwed. vidskepelse, eigentl. ,Beigestalt'. Gefährtin im Liebeszauber gemacht hat Die Grundbedeutung von lat. superstitio (s. Mond). ist noch nicht aufgeklärt. „ Ü b e r b l e i b s e l " 2 ') Doch vgl. F i r m i c u s Maternus scheint eine moderne Deutung. Das Matheseis 4, 16, 9; C a t. c o d. a s t r. V I I I 3, griech. 8s'.oi5aiiiovia heißt einfach „ F u r cht 154 ff.; B o l l in P a u l y - W i s s o w a s. v. Hebdomas Sp. 2571 Mitte; B o u c h é - I v o r G ö t t e r n " .

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Aberglaube

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*) Das Hohe Lied, hrsg. von J o s . H a u p t (1864) 176, zu 95, 13. *) Etym.Wb. » (1921), 3. ») Dt.Wb. 1 (1908), 5. 4) Dt.Wb,6 1 (1909), 6. «) Vgl. D e t t e r in Z f d A . 42, 53. •) DWb. 1, 32 (in der Grammatik 2, 710 dagegen zu ahd. avar „wieder"). ') Mhd.Wörterb. 1. 12. 8) F i s c h e r Schwab Wb. 1, 18 ff.; S c h m e l l e r BayrWb. 1, 12 f. •) Woordenboek der Nederlandsche T a a l 2, 2609; 2, 1710. 10) S c h i l l e r n. L ü b b e n MnddWb. 1, 332.

Seit A n f a n g des 19. Jhs. wird s t a t t A . vielfach die Bezeichnung Volksg l a u b e verwendet u ) . Das W o r t wurde geschaffen aus dem Gefühl der Unsicherheit, wie weit die Grenzen des A.s, in dem man ein Werturteil erblickt, zu ziehen seien. Die Bezeichnung „ V o l k s g l a u b e " m a g also vorsichtiger und auch objektiver scheinen, indem sie kein subjektives Urteil über die betr. Glaubenssatzungen ausspricht; anderseits aber schiebt sie den hohen Begriff „ G l a u b e n " in den unwürdigen Gegensinn hinüber und schränkt ihn außerdem ein; denn „ V o l k s g l a u b e " u m f a ß t sämtliche auf das Religiöse bezüglichen Empfindungen, Anschauungen und Betätigungen des Volkes, die doch weit über das hinausgehen, was mit „ A b e r g l a u b e " bezeichnet wird. Zum Volksglauben gehören die Anschauungen des Volkes über Gott, Christus, den Hl. Geist, die Dreieinigkeit, seine Stellung zu Sünde, Gnade u. a. m . 1 2 ) . W e n n wir das W o r t A . f ü r vorliegendes W ö r t e r b u c h beibehalten, so geschieht es also i n v ö l l i g o b j e k t i v e m S i n n , ohne ein Werturteil auszusprechen; wie es auch v o r uns zahlreiche Forscher getan haben, und wie es auch die französischen und englischen Folkloristen mit ihrem W o r t „ s u p e r s t i t i o n " tun, obwohl auch hier die verurteilende Nebenbedeutung vorliegt. A u ß e r d e m wird in diesem Lexikon mancher nur literarisch bezeugter A . (z. B. aus mittelalterlichen Tierbüchern) A u f n a h m e finden, der nie in das Volk gedrungen ist. Sehr wesentlich ist auch die praktische Frage, bei welchem Terminus der Benützer mehr im klaren ist, was er in dem L e x i k o n zu finden hat, und hier scheint uns „ A . " den V o r z u g zu verdienen (s. Vorwort). u) Ältester mir bekannter B e l e g : D o b e n e c k Des deutschen Mittelalters

B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube I.

F. L . v . Volks-

glauben und Heroensagen. Berl. 1815. l s ) Goethe scheint unter Volksglaube die A n t h r o pomorphisierung u. Personifikation des Leblosen oder Nichtmenschlichen durch die Phantasie des Volkes zu verstehen und sieht in ihm poetische Werte (W. 41, I, 1 2 8 — 1 3 1 ) .

2. B e g r i f f . Eine allgemein befriedigende Definition von A . ist bis j e t z t noch nicht geboten worden und kann auch nicht geboten werden, solange man sich auf den subjektiv- religiösen S t a n d p u n k t stellt und mit A . ein Werturteil ausspricht, d. h. ihn als „irrigen", „ g e s e t z w i d r i g e n " Glauben, als „ W a h n g l a u b e n " usw. bezeichnet. Verschiedene Definitionen gibt R u d . H o f m a n n in Herzog-Hauck I, 78 f. wieder, darunter seine eigene: , , A . ist der irrige Glaube von einem der Vernunft und Offenbarung widersprechenden, die Naturgesetze ignorierenden K a u salnexus übersinnlicher K r ä f t e und sinnlicher Wirkungen und u m g e k e h r t . " A u c h S t r ü m p e l l s Formulierung: „ D e r A . ist ein Fürwahrhalten, welches sein D a sein und seine Stärke dadurch e m p f ä n g t , daß der Mensch seinen rein s u b j e k t i v e n Gemütszuständen das R e c h t einräumt zu entscheiden, was außer ihm wirklich ist und wirklich geschieht", wird durch das Moment der „ G e m ü t s z u s t ä n d e " einseitig.. J e komplizierter und s u b j e k t i v e r eine Definition ist, um so eher gerät sie mit einzelnen Teilen der A.-Erscheinungen in K o n f l i k t . So möchten wir denn mit möglichster O b j e k t i v i t ä t s a g e n : A. i s t der Glaube an die W i r k u n g und W a h r n e h m u n g n a t u rgesetz1ich unerklärter K r ä f t e , soweit diese nicht in der Re« ligionslehre selbst begründet sind. Dabei möchten wir „Religion" allerdings im höchsten Sinne fassen: als gläubige Hingabe des Menschen an eine alliebende, seine Geschicke leitende Macht, nicht als ein bestimmtes kirchliches S y stem der Gottesverehrung und des Gottesdienstes; denn nur allzu leicht knüpfen sich an Wesenheiten und Gegenstände v o n Religionssystemen Anschauungen und Handlungen an, die in den Bereich des A . s im obigen Sinne gehören (z. B. der Gebrauch der Hostie im Zauber), und überdies können sich auch die A u f f a s 3

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Aberglaube

sungen über gewisse Erscheinungen innerhalb ein- und desselben Religionssystems wandeln. Die Hexen werden heute selbst in theologischen Darstellungen als Erzeugnisse des A.s behandelt; früher wurde ihre Zauberabsicht allgemein geglaubt, und selbst ein Rückwandel ist nicht ausgeschlossen. Wie endlos abgestuft ist ferner der Glaube an die Wirkung und der Gebrauch von Segenssprüchen, Devotionalien u. dgl., und wie verschieden, nach Zeiten und Gegenden, die Einstellung der Geistlichkeit zur Verwendung dieser Dinge durch das Volk!

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das Holz zum Sarge noch „blüht". — Setzt sich eine Elster auf das Haus, so gibt es darin Streit.

B. A k t i v (durch menschliche Handlung) : Um zu wissen, ob ein Kranker stirbt oder nicht, nimmt man Brot, streicht es dem Kranken über die Stirn und gibt es einem Hund zu fressen. Frißt er's, so bleibt der Kranke am Leben, andernfalls stirbt er. — Holt man sich nachts zwölf Uhr aus dem Totenhause einen Totenknochen und blickt durch ihn hindurch, so sieht man, wie die Hexen rückwärts auf den Friedhof kommen.

II. A b w e h r o d e r A n t u n v o n U n h e i l bzw. Herbeiführen oder Verhindern von Heil: A. V e r f a h r e n z u g u n s t e n d e s Objekts. 1. Abwehr von Unheil:

3. E i n t e i l u n g und Inhalt d e s A.s. Die E i n t e i l u n g des A.s begegnet großen Schwierigkeiten, da bei jeder abergläubischen Anschauung mehrere Gesichtspunkte in Betracht kommen. So können wir z. B. bei der Vorstellung, daß aus dem Aufblühen eines an Weihnachten ins Wasser gestellten Kirschbaumzweiges auf die Fruchtbarkeit des kommenden Jahres geschlossen werden könne, drei verschiedene Gesichtspunkte unterscheiden: 1. das Orakel, 2. die Pflanze, 3. die heilige Zeit. Demnach ließe sich dieser A. nach dem Z w e c k (Fruchtbarkeit), nach dem Mittel (Kirschbaumzweig), nach dem A u s g a n g s p u n k t (Weihnacht) einteilen. Wissenschaftlich am ehesten zu rechtfertigen scheint uns die Einteilung nach dem Z w e c k o d e r E r g e b n i s des A.s, soweit überhaupt ein Zweck vorliegt. 0 . S t o l l s Einteilung (Zauberglauben) in defensive, offensive und expetitive (d. h. erstrebende) Verfahren ließe sich gut als Grundlage annehmen, nur fehlt ihr die große Gruppe des absoluten, anscheinend ziellosen A.s (s. u. III). Wir möchten folgende Einteilung vorschlagen, obschon auch in ihr nicht alle A.serscheinungen restlos aufgehen: 1. K ü n d u n g o d e r E r f o r s c h u n g d e s U n b e k a n n t e n (Vorzeichen, Anzeichen, Omen, Orakel): A. Pa s s i v (ohne Zutun des Menschen):

Die Behexung in ihren zahllosen Formen, z. B . : Wenn man Kinderwäsche über Nacht draußen hängen läßt, zaubert die Hexe etwas Böses hinein. — Auf der Grenze zwischen II, A 2 und II, B 1 steht der Liebeszauber, z. B . : Man nehme drei Stücklein Brot, trage dieselben so lange unter dem Arm, bis sie von Schweiß durchtränkt sind, und mische sie dem Geliebten in die Speise.

Bricht einem heiratsfähigen Mädchen beim Nähen eines Kleides die Nadel, so näht es an einem Brautkleide. — Weiße Flecken an denFingernägeln bedeuten lange Lebensdauer, da

Eine weiße Haselwurzel unter die Schwelle der Stalltüre gelegt, bewirkt, daß die Kühe unfruchtbar werden.

Gegen den Umlauf („Wurm") am Finger spricht man: „Wurm, ich beschwöre dich bei dem hl. T a g ! " usw. — Krankheiten vergehen, wenn man sie mit einem Gegenstand bestreicht und diesen in einen Balken oder Baum verpflöckt, oder wenn man das kranke Glied durch ein Loch stößt oder den ganzen Leib durch einen gespaltenen Baum zieht. — Schutzmittel gegen Behexung und zauberische Gegenwirkung: C. M. B. (die Namen der hl. Dreikönige) über der Tür. — Brotrinde in der Tasche schützt vor bösem Blick. — Findet sich ein Karfreitagsei im Hause, so ist dieses vor Blitzschlag geschützt.

2. Herbeiführen von Heil: Ein Leichenzahn, ohne Knoten in ein leinenes Säckchen genäht, erleichtert das Zahnen. — Um sich bei den Leuten angenehm zu machen, trage man ein Wiedehopfauge bei sich. — Um rechtzeitig aufstehen zu können, spricht man beim Schlafengehen: „St. Vit, ich bitte dich" usw.

B. V e r f a h r e n zuungunsten des Objekts: 1. Antun von Unheil:

2. Verhindern von Heil:

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;o

Aberglaube

s e n s c h a f t e n fernhalten zu sollen, wie Astrologie, Geomantie, Chiromantie, Nekromantie und andere systematisch betriebene Mantik; ferner die Kabbalah (jüd. Geheimwiss.), die Alchemie, sowie die G e h e i m w i s s e n s c h a f t e n (Okkultismus, Spiritismus), wenn es auch nicht zu leugnen ist, daß sich Spuren dieser höheren Magie und des OkkultisDie Wöchnerin ist unrein, bis sie zum erstenmus im Volksaberglauben finden. Sie sind mal nach der Niederkunft wieder zur Kirche geht. — Kinder bekommen den Charakter ihrer daher auch, so weit es uns tunlich schien, Taufpaten. — Der Mittwoch ist Unglückstag, in dieses Wörterbuch aufgenommen worweil er kein „ T a g " ist. — Das Vieh bekommt den. in der Christnacht menschliche Sprache, WasAus obiger Einteilung ist zu erkennen, ser verwandelt sich in Wein. — An Ostern geht die Sonne hüpfend auf. — I m Augustkrebs daß gewisse volkskundliche Forschungssoll man Heilkräuter sammeln. gebiete, die oft gesondert behandelt werden, wenigstens teilweise sich in den A. B. Anschauungen und Handlungen in einreihen. Zunächst die S a g e . Die zahlbezug auf ü b e r n a t ü r l i c h e W e s e n : 1 reichen Hexen-, Zwergen-, Drachensagen Die Seele des Menschen kann aus dem lebenund solche über gespenstische Tiere (Dorfden Körper entweichen (oft in Gestalt einer Hummel, eines Schmetterlings u. dgl.) und wiehund, dreibeinige Hasen usw.), irrende der in denselben zurückkehren. Seelen, zu bestimmten Zeiten sich sonnende Schätze und vieles andere mehr, Eine scharfe Abgrenzung dieser drei lassen sich dem absoluten A. (III) anGruppen ist nicht immer möglich. So gliedern. In der Volksmedizin wird man z. B. das Auffinden von Ersind eine Unzahl von Heilmitteln und die trunkenen mit Hilfe eines Stückes geweihVorschriften zu ihrer Gewinnung und ten Agathenbrotes, das auf das Wasser Anwendung rein abergläubischer Natur; geworfen wird, zu I B oder II A 2 stellen ebenso die S e g e n s f o r m e l n . Andere können. Der A.-, daß das Schneiden der Volksmittel aber dürften sich als mediHaare im Zeichen des Steinbocks diezinisch begründet erweisen. Ähnlich steht selben bald ergrauen lasse, kann als I B es mit den K a l e n d e r - , Bauern(Zukünftiges) oder aber (und wohl besser) und W e t t e r r e g e l n , Abergläubisch als III A gedeutet werden; dagegen reiht wäre z. B. die homonymische Bauernsich die Vorschrift, die Haare im Leu zu regel, daß am Bonifaztag die Bohnen geschneiden, richtiger in II A 2, als in pflanzt, oder die Analogieregel, daß die III A ein. Daß der 18. August ein UnHaare im Zeichen des Widders geschnitglückstag sei, läßt sich ebensogut als I ten werden sollen, damit sie kraus werden. wie als III deuten. Die Vorschrift, nur an Vieles andere ist dagegen landwirtschafteinem fleischlosen Tag (Freitag) am Kohl lich oder meteorologisch durchaus gezu arbeiten, da die Fleischtage Grasrechtfertigt. würmer herbeiführen, kann als I A , II A oder III A aufgefaßt werden usw. 4. M o m e n t e u n d Z w e c k d e s A.s. Der A. wurzelt in der Vorstellung Seinem I n h a l t nach fassen wir also magischer Kräfte, die im Reich des Ununter A. (wie Grimm Myth. 925) sowohl körperlichen wie des Körperlichen, wohdie passiven Anschauungen wie die aknen und walten. Diese Kräfte können von tiven Verfahren zusammen, im Gegensatz sich aus wirken oder gedeutet werden; zu Alfr. L e h m a n n (Aberglaube), der sie können aber auch vom Menschen als mit „ A . " nur die Theorie (Anschauung), Mittel zum Zweck verwendet werden. die Praxis dagegen mit „Zauberei" oder Magische Kräfte besitzt alles, was man „Magie" bezeichnet. Anderseits glauben als h e i l i g betrachtet: Dinge (Hostie), wir von dem Begriff A. im landläufigen Zeichen (Kreuz), Worte (Johannes-EvanSinne die sog. m a g i s c.h e n W i s -

III. A b s o l u t e r A b e r g l a u b e n (d. h. Anschauungen und Handlungen ohne Beziehung auf Vorzeichen oder Orakel und Verfahren zugunsten oder zuungunsten des Objekts): A. Anschauungen und Handlungen in bezug auf M e n s c h , Natur, menschliche Einrichtungen:

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gelium), H a n d l u n g e n (läuten), O r t e ( K i r che, G r a b ) , Zeiten ( W e i h n a c h t ) u. a . ; f e r n e r die a n t h r o p o m o r p h übers i n n l i c h e W e l t , die sich a u c h wahrnehmbar verkörpern kann: Dämonen, Geister, S e e l e n ; der M e n s c h selbst (und T e i l e v o n ihm) in b e s t i m m t e n B e s c h a f f e n h e i t e n , Z u s t ä n d e n und E i g e n schaften: Geschlecht (Begegnung mit e i n e m K n a b e n ) , J u g e n d und A l t e r , B e r u f e (Schäfer), R a s s e n (Juden), K ö r p e r b e s c h a f f enheit ( B u c k l i g e ) , N a c k t h e i t , U n g e t a u f t h e i t , geistige A b n o r m i t ä t , Tod, d ä m o n i s c h e F ä h i g k e i t e n (böser Blick), B l u t , Speichel, H a r n u s w . ; T i e r e , die m i t besondern E i g e n s c h a f t e n b e g a b t erscheinen, P f l a n z e n w e g e n ihres A u s sehens, biologischer Erscheinungen, W i r kungen usw.; S t e i n e , M e t a l l e u . a . M i n e r a l i e n , denen heilbringende oder ü b e l a b w e h r e n d e E i g e n s c h a f t e n verschiedenster A r t zugeschrieben werden: von S t e i n e n n a m e n t l i c h d u r c h G e s t a l t oder F a r b e a u f f a l l e n d e : d u r c h l o c h t e Steine, v o r g e s c h i c h t l i c h e A r t e f a k t e , Versteinerungen, B e r n s t e i n ( v o m V o l k e als S t e i n a u f g e f a ß t ) ; ferner Edelsteine, E d e l m e talle, Eisen, Salz, E r d e . Hier m a g a u c h F e u e r und W a s s e r angeschlossen werden. M e t e o r o l o g i s c h e s : Tau, R e g e n , R e g e n b o g e n usw. N a t ü r l i c h a u c h die G e s t i r n e , besonders der M o n d u n d der T i e r k r e i s . Menschliche E r z e u g n i s s e , an deren m a g i s c h e K r a f t teilweise schon in ä l t e s t e n Z e i t e n geglaubt wurde, wie Brot, Wein, Kleid, Spiegel, Sieb, Schlüssel, Geld, Besen, H u f e i s e n , A x t ; als deutliches B i n d u n g s s y m b o l der K n o t e n . O f t g i b t ein A k z i dens d e m G e g e n s t a n d magische K r a f t : w e n n er g e f u n d e n , gestohlen, ererbt ist u. a. Z a u b e r i s c h e O r t e sind (außer den geweihten) n a m e n t l i c h im H a u s e ; die heilige F e u e r s t ä t t e , der Herd, f e r n e r der Ofen, die Schwelle, die D a c h t r a u f e u. a. A u ß e r d e m : K r e u z w e g e , vorgeschichtliche K u l t s t ä t t e n u. dgl. H i e r seien a u c h die H i m m e l s r i c h t u n g e n , sowie rechts u n d links g e n a n n t . Bedeutungsvollen Z e i t e n ( S t u n d e n , W o c h e n - und K a l e n dertagen) und Z a h l e n (besonders 3, 7, 9) w i r d ebenfalls m a g i s c h e K r a f t beige-

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messen. V o n F a r b e n ist R o t die bedeutsamste. E i n sehr w i c h t i g e s M o m e n t ist die magische H a n d l u n g und das gesprochene oder geschriebene Z a u b e r wort, deren K r ä f t e auf die verschiedensten U r s a c h e n z u r ü c k g e f ü h r t w e r d e n müssen. G e w i s s e r m a ß e n als seelischer Teil des Menschen w i r d der A t e m bet r a c h t e t ; daher ist f ü r den Z a u b e r d a s H a u c h e n und B l a s e n w i c h t i g , v o n S u b stanzausscheidungen das Spucken. Von B e w e g u n g e n sind w e s e n t l i c h : das U m kreisen, das A b s t r e i f e n , die R ü c k w ä r t s bewegung. Bestimmte Vorschriften knüpf e n sich ferner a n das K a u f e n und V e r kaufen, Leihen, Stehlen. Sehr vielen H a n d l u n g e n , w i e abergläubischen V o r s t e l l u n g e n ü b e r h a u p t , liegt der A n a l o g i e gedanke zugrunde: m a n v e r b i n d e t ein S t u h l b e i n zur Heil u n g eines g e b r o c h e n e n Tierbeins, m a n h ä l t das w ä c h s e r n e A b b i l d des zu Schädigenden über das F e u e r , m a n m a c h t an eine S c h n u r so viele K n o t e n , als m a n W a r z e n h a t , usw. A u c h die befreiende und übertragende Handlung (wegschwemmen, v e r p f l ö c k e n , abstreifen, auf Tiere und Menschen ü b e r t r a g e n u. v . a.) h a b e n ihre Z a u b e r k r a f t in der A n a l o g i e des V o r gangs, w i e auch der Z a u b e r s p r u c h in seinem epischen E i n g a n g meist ein analoges G e s c h e h e n e r z ä h l t . W e s e n t l i c h ist f e r n e r das U n t e r l a s s e n der H a n d l u n g : schweigen, nicht arbeiten, n ü c h t e r n sein u. a. m. Die Z w e c k e oder die Ergebnisse des a k t i v e n u n d des passiven A . s sind so m a n n i g f a c h e , d a ß sie an dieser Stelle nicht einmal beispielsweise mitgeteilt w e r d e n k ö n n e n . In den meisten F ä l l e n ist es H e r b e i f ü h r u n g v o n G l ü c k , Gelingen, F r u c h t b a r k e i t usw. und ihrer G e g e n t e i l e ; v i e l f a c h b e z i e h t er sich a u c h auf V o r k o m m n i s s e i m menschlichen Leben ( G e b u r t , K i n d e r z a h l , Liebe, H e i r a t , Hausbezug, Besuch, Krankheit, Tod usw.), auf häusliche u n d l a n d w i r t s c h a f t liche V o r n e h m u n g e n , auf die L ö s u n g gewisser G e b u n d e n h e i t e n (von B a n n , B e h e x u n g , das W i e d e r f i n d e n v o n Verloren e m u. v . a.), auf die E r w e r b u n g v o n

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F ä h i g k e i t e n (Hellsehen, u n s i c h t b a r machen, u n f e h l b a r e r S c h u ß usw.), auf H a n del u n d Berufliches, P r o z e ß und G e r i c h t . D a s G l ü c k also u n d das m a t e r i e l l e W o h l des Menschen, b z w . das U n g l ü c k seines W i d e r s a c h e r s , s t e h t beim A . w e i t im V o r d e r g r u n d . P s y c h i s c h e und e t h i s c h e M o m e n t e k o m m e n meist nur d a n n in B e t r a c h t , w e n n sie e n t w e d e r auch w i e d e r auf V o r t e i l e f ü r das leibliche L e b e n oder auf B e l o h n u n g b z w . Strafv e r m e i d u n g im J e n s e i t s B e z u g nehmen. In dem E r d r e i c h des absichtslos G u t e n schlägt der A . keine W u r z e l n 1 S ). 13) L. M a c k e n s e n Volksreligion im SAVk. 27, 161 ff. 5. U r s p r u n g u. G e s c h i c h t e d e s A . s . D e r B e g r i f f „ A . " als einer v e r w e r f l i c h e n oder sinnlosen A n s c h a u u n g k a n n n a t ü r l i c h erst in einer Z e i t ents t a n d e n sein, w o m a n sich über den A . zu erheben b e g a n n . Der Abergläubische selbst s i e h t in d e m A . e t w a s B e r e c h t i g t e s und g l a u b t an seine W i r k u n g e n . D e r A . g e h t also in die U r z e i t e n der Menschheitsgeschichte z u r ü c k ; denn v o n d e m A u g e n b l i c k e an, w o der Mensch äußere V o r gänge zu b e o b a c h t e n u n d daraus Schlüsse zu ziehen b e g a n n , m u ß t e sich auch der A . einstellen. Dieser u r a n f ä n g l i c h e A . b a u t e sich j e d o c h keineswegs auf einer G r u n d v o r s t e l l u n g auf, e t w a d e m „ A n i m i s m u s " , „ M a n i s m u s " u. dgl., sondern m u ß t e sich bei d e m F e h l e n naturgesetzlichen Wissens und D e n k e n s z u n ä c h s t überall d a bilden, w o entweder e t w a s E i n d r u c k s v o l l e s , S e l t e n e s s i c h e r e i g n e t e oder w o m i t e i n e r w i c h t i g e n m e n s c h lichen H a n d l u n g eine auff a l l e n d e E r s c h e i n u n g zus a m m e n f i e l . D a s Einschlagen eines B l i t z e s in ein A c k e r g e r ä t b e w i r k t eine heilige S c h e u v o r d e m getroffenen Obj e k t , die v e r b i e t e t , es w e i t e r zu profanem Zweck zu verwenden. Dabei denkt man aber p r i m ä r noch n i c h t an einen Blitzg o 1 1 , w e n n n i c h t e t w a schon ein solcher i m R e l i g i o n s s y s t e m v o r h a n d e n ist. D a s F i n d e n eines v i e r b l ä t t r i g e n K l e e b l a t t s bed e u t e t G l ü c k w e g e n seiner S e l t e n h e i t ; das a u f f a l l e n d e Z u r ü c k s c h a u e n eines Pferdes

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a m L e i c h e n w a g e n e r w e c k t die V o r s t e l l u n g , d a ß dieses T i e r weitere T o d e s o p f e r anblicke, und m a n g l a u b t daher, d a ß b a l d einer aus dem Leichengeleite dem T o t e n n a c h f o l g e n werde. D a s b l o ß e E r s t a u n e n über das a u f f a l l e n d e Ereignis und die unwillkürliche F r a g e nach seiner B e d e u t u n g sind s o m i t die älteste F o r m des A . s . D e r G l a u b e an d ä m o n i s c h e K r ä f t e u n d W e s e n und w e i t e r h i n ihre G u n s t e r w e r b u n g oder ihre A b w e h r m a g sich u n m i t t e l b a r an diese p r i m ä r e E m p f i n d u n g a n s c h l i e ß e n ; er z e i g t uns a b e r bereits eine S c h l u ß f o l g e r u n g aus d e n Erscheinungen: der B l i t z w i r d zum B l i t z d ä m o n , das P f e r d e r h ä l t d ä m o n i s c h e O r a k e l k r ä f t e . Eine d r i t t e S t u f e w ä r e die A n w e n d u n g der fest geword e n e n A n s c h a u u n g e n auf die V o r g ä n g e d e s L e b e n s , z. B . die V e r w e n d u n g der Hostie z u m Z a u b e r oder eines s c h w a r z e n G e i ß b o c k e s z u r D ä m o n e n a b w e h r . Die 3 S t u f e n k ö n n e n , w i e d a s bei p r i m i t i v e n V ö l k e r n geschieht, d u r c h A u s b a u und F e s t i g u n g b e s t i m m t e r V o r stellungen zu R e l i g i o n s f o r m e n oder g a r - S y s t e m e n w e r d e n (s. F e t i s c h i s m u s , A n i mismus, Manismus, T o t e m i s m u s u. a.). — A l l e 3 P h a s e n setzen in ihren A n f ä n g e n einen direkten, j a b e w u ß t e n Zus a m m e n h a n g z w i s c h e n der a b e r g l ä u b i s c h e n V o r s t e l lung und der ihr z u g r u n d e l i e g e n d e n T a t s a c h e v o r a u s , und solche direkten Zusammenhänge w e r d e n in allen 3 P h a s e n a u c h h e u t e n o c h überall d a sich a n k n ü p f e n , w o ein A . sich neu b i l d e t ; denn die A u f s t e l l u n g o b i g e r 3 S t u f e n ist nicht e t w a so z u v e r s t e h e n , als ob eine die andere restlos a b g e l ö s t h ä t t e , sondern die älteste k a n n sich h e u t e noch in gleicher W e i s e bilden, w i e die neueste; aber w e n n ein solcher l e b e n d i g e r p r i m ä r e r A . , w i e w i r ihn n e n n e n m ö c h t e n , einmal f e s t g e w o r d e n u n d auf andere Menschen, die ihn n i c h t selbst unm i t t e l b a r erlebt h a b e n , ü b e r t r a g e n w o r den ist, p f l a n z t er sich g e d a n k e n l o s w e i t e r v o n Mensch zu Mensch, v o n L a n d z u Land, von Geschlecht zu Geschlecht und w i r d so z u m traditionellen, sekund ä r e n A . S e k u n d ä r e A . k ö n n e n sich,

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weil sie nicht mehr mit der ursprünglichen Vorstellung verbunden sind, w a n d e l n , infolge von Gedächtnisfehlern, Vermischungen oder logischen Erwägungen. So ist die ältere Ansicht, daß die Irrlichter v o r Flüchen entweichen, vielfach durch den umgekehrten Glauben ersetzt worden; ebenso der Glaube, daß Regen am Hochzeitstage Glück bringe u. v . a. Eine ganz späte Ausartung ist natürlich der t e l e o l o g i s c h e A., wie z. B. der, daß Kindern gewisse Dinge mit abergläubischer Begründung verboten werden (pädagogischer A.). Der betr. A . selbst kann uralt sein, aber seine zweckzielende Anwendung ist spät. Aus diesen Gründen läßt sich eine E n t w i c k l u n g s g e s c h i c h t e des A.s selbst nicht schreiben; denn eine abergläubische Vorstellung, die sich vor 10 000 Jahren gebildet hat, kann noch in der Gegenwart am gleichen O b j e k t sich neuerdings bilden. Nicht zu leugnen ist jedoch, daß im M i t t e l a l t e r der A . sowohl stofflich wie in bezug auf die Zahl der abergläubischen Subjekte eine weit größere Ausdehnung hatte als heute. Eine Entwicklungsgeschichte der S t e l l u n g des R e c h t s und der K i r c h e zum A . ist also wohl denkbar (Lit. s. am Schluß d. Art.). Kirchliche und weltliche Organe bis hinauf zu Papst und Kaiser waren nicht nur von der Existenz, sondern auch von dem Eingreifen dämonischer Mächte in das menschliche Leben und von der Fähigkeit des Menschen, sich dieselben dienstbar zu machen, überzeugt. Wenn daher K a r l d. Gr. in einem Kapitular das Wahrsagen, Traumdeuten, Zaubern, Wettermachen verbietet oder sich gegen den Gebrauch des Chrisma zu Heilungen und Malefizien wendet, so tut er das nicht, weil er als Aufgeklärter dieses abergläubische Treiben verurteilt, sondern weil er, wie die Kirche, das unheilvolle Eingreifen gottfeindlicher Dämonen in die Geschicke des Menschen fürchtet. Es unterliegt daher keinem Zweifel, daß die Synodalbeschlüsse, Pönitentialbücher, päpstlichen Erlasse wie die weltliche Strafgesetzgebung durch ihre Verbote den A . n u r

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bestätigt und befestigt haben, und einzig die empirische Naturbetrachtung konnte einer nüchterneren, rationalistischen A u f f a s s u n g der Dinge Raum schaffen. Die ersten Ansätze zu einer K r i t i k der kirchlichen Dämonologie zeigen sich bei den großen Naturbeobachtern des 13. Jhs. 1 4 ), unter denen namentlich der 'Doctor mirabilis' R o g e r B a c o n (1214—1294) bahnbrechend wurde. Seine 'Epistola de secretis operibus artis et naturae et de nullitate magiae' ist ein glänzendes Zeugnis für die Geistesfreiheit, zu der er sich aus dem W u s t scholastischen Dämonenglaubens emporgehoben h a t t e 1 5 ) . In ähnlichen Bahnen wandelt, wenn auch weniger kühn vorstoßend und vielfach noch in herkömmlichen Anschauungen wurzelnd, sein Zeitgenosse, der 'Doctor universalis' Albertus Magnus (1193—1280). Aber sonderbar: gerade das immense Wissen dieser Universalgeister hat sie in den Geruch der Zauberei gebracht, die sie bekämpfen, und bei Albertus sogar dazu geführt, daß jetzt im Volke zahlreiche Zauberbücher unter seinem Namen kursieren, die mit seinen authentischen Schriften kaum irgendwelche Berührung haben 16 ). Als Dritter im Bunde mit dem Engländer und dem Deutschen sei der Franzose J e h a n C l o p i n e l de M e u n (gest. gegen 1305) genannt, der in seinem ' R o m a n de la Rose' (um 1270) mit Schärfe gegen den Wahnglauben seiner Zeit v o r g e h t 1 7 ) . Ja, seine freien Ansichten müssen so nachhaltig gewirkt haben, daß sich mehr als 100 Jahre später (1402) der Pariser Kanzler J e a n G e r s 0 n bewogen sah, sie in einer Gegenschrift zu bekämpfen. — Bald aber überwucherte die D ä m o n o l o g i e der Scholastik wieder die kaum entsprossenen Keime des Rationalismus, und während beinahe zweier Jhh. blieb die europ. K u l t u r unter dem Banne des Dämonenglaubens eines P e t r u s Lomb a r d u s ('Liber sententiarum' 1150), T h o m a s v . A q u i n o ('Summatheologiae' 1265—73), Bonaventura (Kommentar zu des Lombardus Sen-

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tenzen ca. 1250). Die I n q u i s i t i o n , die in ihrer offiziellen Form mit dem ersten Viertel des 13. Jh. einsetzte, nachdem schon lange Zeit vorher gegen Ketzer vorgegangen worden war, kann nur als eine Frucht dieser tiefgewurzelten Anschauungen betrachtet werden, wenn auch eine Frucht, die ihrerseits wieder 'fortzeugend Böses gebären* mußte; denn mit der Aufspürung und gerichtlichen Bestrafung der Ketzer war auch der Grund zur H e x e n v e r f o l g u n g gelegt, die in den nachfolgenden Jhh. (besonders im 16. und 17. Jh.) die ganze menschliche Gesellschaft in Schrecken bannte; ist doch der „Hexenhammer" (1487), jenes Grundwerk des Hexenwahns, nichts anderes als eine Darstellung des Inquisitionsverfahrens und eine Fortsetzung der Inquisitorien eines Guidoni (um 1320), Petrucci (f 1345), Eymericus (1376), die sämtlich von Dämonen- und sonstigem A. strotzen. Das Festhalten an der Inquisition bis in die Neuzeit (Italien 1859, Spanien 1834, Frankreich 1772, Deutschland: Reformation) mußte notgedrungen den A., der mit der „Ketzerei" und ihren Nebenerscheinungen aufs innigste verknüpft war, im Volke nur bestärken 1 8 ). Um so verdienstvoller ist die Arbeit der namentlich seit der zweiten Hälfte des 16. Jhs. wieder zahlreicher auftretenden G e g n e r d e s A.s, insbesondere der Hexenverfolgung, auf deutschem Boden. Es seien hier nur die wichtigsten genannt: J 0 h. W i e r (Weyer) ('De Praestigiis Daemonum' 1563), T h o m a s E r a s t u s ('De Lamiis et Strigibus* 1577), A u g . Lerchheimer ('Christi. Bedenken von der Zauberei* 1585), F r i d. S p e e ('Cautio criminalis' 1631), J o h. P r a e t o r i u s (namentl. 'Philosophia Colus' [Rockenphilosophie] 1662), der Holländer B a l t h . B e k k e r ('De betooverde Wereld' 1691) und C h r . T h o m a s i u s ('Kurze Lehrsätze vom Laster der Zauberei' 1703). Aber noch in der zweiten Hälfte des 18. Jhs. entbrannte eine heftige Kontroverse über den Hexenglauben zwischen den Patres F e r d. S t e r z i n g e r und A n g e l u s (al. Agnellus) M ä r z , die eine reiche Lite-

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ratur für und wider auslöste (s. Grässe, Bibl. mag. S. 65 f.). E i n e wesentliche Verschiebung hat der Begriff des A.s durchgemacht: Während man in älterer Zeit unter A. Anschauungen und Handlungen verstand, denen wirklich vorhandene Dämonenkräfte zugrunde liegen, pflegt man heute im landläufigen Sinne den A. als Wahnglauben aufzufassen, der i r r t ü m l i c h solche unsichtbar wirkende K r ä f t e ' v o r aussetzt. Von beiden subjektiven Standpunkten hat sich die Volkskunde als Wissenschaft fernzuhalten und den A. in der Gesamtheit seiner Erscheinungen, ob sie sich auf Transzendentes oder Irdisches, auf Abstraktes oder Konkretes beziehen, als reines Forschungsobjekt zu betrachten. 11) H a n s e n Zauberwahn 130 ff. " ) Ebd. 150. '*) Albertus Magnus als Zauberer s. G r i m m Sag. Nr. 495 = T r i t h e m i u s Annales Hirsaugenses (1515). Zu dem A . über Alb. mögen die ihm fälschlich zugeschriebenen Werke 'Liber aggregationis seit Uber secretorum Alberti M. de virtutibus herbarum et animaliunt', 'De mirdbilibus mundi' und 'De secretis mulierum' beigetragen haben. Vgl. H e r t l i n g A Ibertus Magnus in Geschichte u. Sage Köln 1880; S a i n t y v e s Albert le Grand in RTrp. 28, 556 ff. " ) H a n s e n Zauberw. 147. M) L e a A History of the Inquisition New York 1888; deutsch: Bonn 1905—13. Nicht zugänglich war mir L y n n T h o r n d i p e A History of Magic and experimental Science during the first thirteen Centuries of our Era. Lond. 1923.

6. Q u e l l e n d e s deutschen A.s. Schon in den ältesten Berichten über Deutschland und germanische Länder überhaupt finden sich vereinzelte Angaben über A. Nur Weniges freilich bei Caesar (50 v. Chr.) und S t r a b o 10 v. Chr.), Reichliches dagegen bei T a c i t u s (100 n. Chr.), der nicht nur Angaben über german. Götter überliefert, sondern auch mancherlei über Priestertum, heilige Bilder und Feldzeichen, Prophetinnen, Weissagung, heilige Haine, Quellen und Pferde, Menschen- und Tieropfer. Vereinzeltes auch bei C 1 a u d i a n (ca. 400), A m m i a n u s Marcellin u s (5. Jh.) und A g a t h i a s (6. Jh.). Reichhaltiger sind die einheimis c h e n Zeugnisse des frühen MA., wie sie uns in den ältesten Heiligenleben, Ge-

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schichtsdarstellungen, Konzilsakten, welt- (II, 218) reich an interessantem A. sein lichen und geistlichen Rechtsquellen ent- soll. — Das 9. Jh. setzt die Pönitentialien gegentreten. So berichtet uns im 6. J h . fort. Weitaus das wertvollste Dokument Ennodius in der ' V i t a A n t o n i i ' dieser Art ist die Schrift des Abtes R e von Menschenopfern, G r e g o r v. T o u r s g i n o v. P r ü m 'De synodalibus cauin der 'Historia Francorum' von Götter- sis et disciplinis ecclesiasticis' (ca. 900) 26), bildern und -hainen, das K o n z i l v o n in der dt. Konzilbeschlüsse und KapituA u x e r r e (578) von Votiven an Bäu- larien des 9. Jhs. zusammengefaßt sind; men und Quellen, von der heidnischen weniger bedeutend das fränk. P o e n i Neujahrsfeier 1 8 ), die L e x Salica tentiale Ps. T h e o d o r i 2 ' ) . — (ca. 500) und ihre Malbergische Glosse Das 10. Jh. scheint verhältnismäßig arm berühren Abergläubisches und Zauberi- an kirchlicher Literatur über abergläubisches in den teilweise noch dunkeln sche Bräuche gewesen zu sein; dagegen Ausdrücken 'chrenechruda, thornecallis, seien als wichtige Quelle des I i . Jhs. chreoburgio, charistado, alatrude' und er- B u r c h a r d s v. W o r m s (f 1024) wähnen bereits die 'stria' (Hexe). Aus 'Canones' w ) genannt, in denen ebenfalls dem 7. J h . ist wichtig eine Predigt des auf alte Bräuche zurückgewiesen wird. — heiligen E l i g i u s , Bischofs von Tour- Das 12. J h . ist wieder eine Zeit der Ebbe nay (588—659), wegen ihrer zahlreichen für unser Stoffgebiet, während in das Angaben über A. *•), von Heiligenleben 13. J h . die an volkskundlichen Angaben die ' V i t a C o l u m b a n i ' Johanns von so reichhaltigen Predigten B e r t h o l d s Bobbio und die 'V. B a r b a t i ' , von son- v. R e g e n s b u r g (f 1272) 29) und der stigen geistlichen Schriften: G r e g o r s 'Dialogus miraculorum' des C a e s a d. Gr. 'Dialoge', von Rechtsquellen: die r i u s v. H e i s t e r b a c h fallen 30). — L e x R o t h a r i s . — Mit dem 8. J h . Das 14. J h . bringt die wertvollen Schrifsetzt eine so reiche Literatur ein, daß wir ten des F r a t e r R u d o l f u s 'De nur noch das Wesentliche hervorheben officio Cherubyn* 31), des N i c 0 1 a u s können. Besonders sind es die P ö n i - v. D i n k e l s b ü h l 'De preceptis decat e n t i a 1 i e n (Bußbücher) die eine logi' (1370) S2) und eine Z ü r c h e r H s . Fülle des bedeutendsten Stoffes enthalten; vom J . 1393 33 ); besonders reich ist aber vor allen das P o e n i t e n t i a l e G r e - wieder das 15. J h . an Schriften aberg o r s II. 22), das fränk. P ce n i t e n gläubischen Inhalts. Wir nennen des t i a l e P s e u d o - R o m a n u m (ca. N i c o l a u s M a g n i d e J a w o r 700), das P o e n i t e n t i a l e E g - 'Tractatus de superstitionibus' (1405) S4), b e r t s v. Y o r k (ca. 750) und das den anonymen 'Tractatus de DaemoniP. V i n d o b o n e n s e . Wichtig sind bus* 35), H a n s V i n t l e r 'Blumen der ferner die Erlasse K a r l s d. Gr.: Tugend' S 6 ), H e i n r i c h v. G o r k u m s Die C a p i t u l a t i o d e p a r t i b u s 'Tractatus de superstitiosis quibusdam S a x o n u m (ca. 780) und die C a p i - casibus' (ca. 1425) 37), J o h a n n N i d e r s t u l a r í a d e v i l l i s (789 u. 812). 'Formicarius' (1435—1437) "J, T h o m. Eine karoling. P r e d i g t von ca. 790 E b e n d o r f e r , 'De decem praeceptis' wendet sich gegen Toten- und andere (I439) 89 ), J o h . W u n s c h i i b u r g s 'TracOpfer, Wahrsagen, Schutzmittel, Be- tatus de Superstitionibus* (ca. 1440) schwörungen 2 3 ); Predigten, Statuten, F e l i x H e m m e r l i n s Schriften: 'DiaBriefe des heiligen B o n i f a t i u s 2 4 ) logus de nobilitate et rusticitate' (1444 gegen allerhand abergläubische Bräuche, bis 50), 'De exorcismis' (ca. 1455), 'De und in dasselbe Jahrhundert gehört der credulitate daemonibus adhibenda' (ca. Indiculus sup erst it ionu m 1455—60) 41), M i c h a e l Behaims (743) jenes vielerörterte Verzeichnis Meistergesang über Ketzer und Zauberer von 24 heidnischen Bräuchen. Endlich sei (ca. 1460) 42 ), G o t t s c h a l k H o l l e n s noch das Einsiedler-Manuskript D e S a - 'Sermones dominicales' 43 ), H a r t l i e b s c r i 1 e g i i s erwähnt, das laut Mélusine 'Buch aller verboten Kunst' 4 4 ), das

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' B u c h der zehen G e b o t ' (1458) 4S ) u n d die H s . i n S t . F l o r i a n 4 S ) . In dasselbe J a h r f ä l l t v e r m u t l i c h a u c h die erste (franz.) F a s s u n g der R o c k e n p h i l o s o p h i e ( E v a n g i l e des Quenouilles) 47 ), die auf dt. S p r a c h g e b i e t bis tief ins 18. J h . N e u a u f l a g e n und B e a r b e i t u n g e n g e f u n den h a t . A m A u s g a n g des Jhs. s t e h t eine H a u p t q u e l l e des A . s : der i486 v o l l e n d e t e ' H e x e n h a m m e r ' (Malleus m a l e f i c a r u m ) des H e i n r i c h I n s t i t o r i s und J a k o b S p r e n g e r 4 8 ) , welches W e r k in s p ä t e r e n D r u c k e n noch allerhand andere S c h r i f t e n über Zauberei und H e x e n wesen in sich vereinigt, so z. B . U 1 r. M o 1 i t o r i s' ' D e laniis (so!) et p h y tonicis mulieribus, teutonice unholden v e l h e x e n ' (1489) 49 ), T h o m a s Murners ' T r a c t a t u s de phitonico cont r a c t u ' (1499) Eine Anzahl B r e s lauer H s s . aus dem 14. u. 15. J h . sind i m A n s c h l u ß an A n t o n i n v . F l o renz (geb. 1389) auszugsweise mitgeteilt in M s c h l e s V k . 21, 63 ff. " ) SAVk. 7, 117 ff. 187 ff. £°) I m Auszug: G r i m m Myth. 3, 401. 21) W a s s e r s c h i e b e n Die Bußordnungen der abendl. Kirche. Halle 1851; J . S c h m i t z Die Bußbücher u. die Bußdisciplin der Kirche. Mainz 1883 u. 1898. " ) W a s s e r s c h i e b e n 13, 173. 200; M i g n e P. L. 132. " ) ZfdA. 12, 439. 442. u) M e y e r Myth. 20. " ) G r i m m Myth. 3, 403; S a u p e Der Ind. Sup. erläutert. Leipz. (Programm) 1891; P B B 25, 586; F r . W i d l a k Die abergl. u. heidn. Gebr. der alten Deutschen, nebst d. Zeugn. der Synode v. 29 Liftinae. Znaim o. J . ) Wasserschi e b e n 84; M e y e r Myth. 21. " ) W a s s e r s c h l e b e n 595. M) G r i m m Myth. 3, 404; W a s s e r s c h i e b e n 89. 624. 2B) S c h ö n b a c h Berth, v. R. 30) hrsg. von W . S t r a n g e 1851; vgl. P h . S c h m i d t Der Teufels- und Dämonenglaube bei Caes. v. H. Diss. Basel 1926. 31 ) F r a n z i n : Theol. Quartalschrift 1906, 411 ff. 32) P a n z e r Beitr. 2, 256 ff. 33) G r i m m Myth. 3, 411 ff. 34) E b d . 3, 414; A. F r a n z Der Magister Nicolaus Magni de Jawor. Freib u r g i. B. 1898; H a n s e n Quellen 67 ff. 36 ) E b d . 82 ff. " ) G r i m m Myth. 3, 420; Z i n g e r 1 e Sitten 1 283 ff.; ZfVk. 23, 1 ff. 113 ff. " ) H a n s e n Quellen 87. S8)' Ebd. 88 ff. 3 ») ZfVk. 12, 3. «) H a n s e n Quellen 104.; ZfVk. 11, 272 (laut F r a n z Bened. 1 , 1 0 8 41 ungenau). ) H a n s e n Quellen 109 ff. " ) E b d . 207. 43) Zeitschr. f. vaterländ. Gesch. u. Alt. Westfalens 47, 85. " ) G r i m m Myth. 3 , 4 2 6 ; H a n s e n Quellen 130 ff.; hrsg. von D o r a U l m . Halle 1914. " ) P a n z e r Beitr.

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2, 262 ff. " ) G r i m m Myth. 3, 415. ") Les Evangiles des Quenouilles. Nouv. éd. Paris 1855 (Préface. Bibliographie p. X I I sq.). «») Westdeutsche Ztschr. 17, 119 ff.; H a n s e n Zauberwahn 473 ff. ; D e r s. Quellen und Unters. 300 ff. «•) E b d . 243. 60) E b d . 254. Im 16. u. d. f. J h h . ist die A . l i t e r a t u r k a u m m e h r zu übersehen und spezialisiert sich i m m e r mehr auf b e s t i m m t e Gebiete, besonders das D ä m o n e n - u n d Hex e n w e s e n , die verschiedenen F o r m e n der M a n t i k u. a., so d a ß wir hier nur a n H a n d der (oft unzuverlässigen) B i b l i o g r a p h i e n (s. u. die Lit.) W e r k e a l l g e m e i n e r e n I n h a l t s zitieren können, ohne Garantie absoluter G e n a u i g k e i t . 16. J h . : Über L u t h e r s. E. K l i n g n e r L. u. d. d t . Volksa. Berl. 1912; ferner die Werke von A g r i p p a v. N e t t e s h e i m (1510 f f . ) , J o h a n n e s T r i t h e m i u s (1508 ff.; manches untergeschoben) u n d P a r a c e l s u s (ca. 1570 ff.). Einzelnes: U l r . T e n g l er „Layenspiegel". Augsb. 1511 (bes. Zauberei); G e i l e r v. K a i s e r s b e r g „ E m e i s " 1516 (vgl. A. S t ö b e r , Z. Gesch. d. A.s im Anf. d. 16. Jhs. Basel 1856); I o a n n e s B o e m u s „ O m n i u m gentium mores . . . " 1520, wo im 3. Teil Deutschland; S e b. F r a n c k „ W e l t b u c h " . 1534 (s. E r. S c h m i d t Deutschç Volkskunde i. Zeitalter d. H u m . u. d. Ref. 1904, 128); C a s p . P e u c e r u s „Commentarius de praeeipuis generibus divination u m " . W i t t e n b . 1560; J o h. W i e r D e P r a e stigiis D a e m o n u m . Basel 1563; (Deutsch von J o h . F ü g l i n . Basel 1565); Z i m m e r i sche Chronik 1566 (hrsg. von K . A. B a r a c k ' 1881—82); T h e a t r u m D i a b o l o r u m. F r a n k f . 1569 (darin bes. L u d w. M i 1 i c h „ D e r Zauber Teuffei") ; J o a c h. C a m e r a r i u s „Comm. de generibus divin a t i o n u m " . Leipz. 1575; N i e . H e m m i n g i u s „Admonitio de superstitionibus magicis vitandis". Kopenh. 1575 (deutsch: W i t t e n b . 1586) ; L u d w . L a v a t e r „Von Gespânsten, vngehüren, fälen v n d a n d e r n w u n d e r b a r e n dingen". Zurich 1578; J . B o d i n u s „De daemonomania m a g o r u m " , übers, v o n F i s c h a r t. Straßb. 1581 (dazu: D a v . S t u m p f „ E r k l ä r , d. -Zaubergreuel, welche aus J . Bodini daemonomania gezogen sind". F r a n k f . 1620) ; P . F r i s i u s „ D e s Teufels Nebelkappen, d. i. . . . von der Zauberei". F r a n k f . 1583 ; A u g u s t i n L e r c h e i m e r „Bedenken v. d. Z a u b e r n " . Heid. 1585; B e n e d . P e r e r i u s „Advers. fallaces et superstit. artes . . ." Ingoist. 1591; N i e . R e m i g i u s „Daemonolatria". Leyden 1595 (Deutsche Übers. F r a n k f . 1598); G r o sius Henningus „Magica". Istebia I 597 (deutsch 1600) ; Mart. Delrio „Disquisitionum magicarum libri V I " . Löwen 1599 (später in Mainz u. Köln gedruckt).

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83 Sehr reichhaltig, bes. sind die hs. Kollektaneen schreibers R e n w a r d 14, 1 9 8 « . 272 ff.). Undatiert ist: M a g i Grosianis (Graesse 51).

an A . in Sagenform des Luzerner StadtC y s a t (s. S A V k . ca,

Eisleben, Typ.

Für das 17. Jh. sind die Schriften von J o h. Praetorius kennzeichnend, besonders „Philosophia Colus" (Rockenphilosophie). Arnstadt 1662. Weiteres: S i m o n Majolus „Dies caniculares". Mainz 1607 ff. ; „Des hertzog Maximilians in B a y e r n . . . landtgebott wider den aberglauben . . . München 1611 (s. P a n z e r Beitr. 2,264); „Astronomia Teutsch". Frankf. 1612 (darin: „Der alten Weiber Philosophey" ; s. ZfdMyth. 3, 329); P i c c a r t „Orat. de magia veteri et recenti". Leipzig 1614. Eine ganze Reihe von Dissertationes de magia (1617—1693), verzeichnet bei G r a e s s e S . 5 3 f. 57 f. ( E v e n i u s wohl 1612, nicht 1512). 60; A n t . P r a e t o r i u s „Gründl. Bericht v. Zauberei". Frankf. 1629; Jo. R ü d i n g e r „ D e magia illicita" . . . (deutsch). Jena 1630; „ D e r wahre G e i s t l i c h e S c h i l d " (zuerst 1647; bis ins 19. Jh.; enthält vorwiegend Segen und Gebete); R. G w e r b „Bericht v. d. abergläubigen Leuthu. V y c h besägnen und andern Zauberkünsten". Zürich 1646; G i s b . V o e t i u s Selectae disputationes theologicae. Utrecht 1648 ( s . W o l f Beitr. 1, 241); J o . R u d . Salkmann „Magiae contemplatio.." Straßb. 1655 ; M a r t. Geier „Disq. theolog. de superstitione". Leipzig 1660; J o s . A r n d i u s „Tract. de superstitione". Güstrow 1664; C o n s t . Z i e g r a e t G. F r . M a g n u s „Diss. de magia". Witt. 1665; A e g . R o t h e et G e . S c h u b a r t „Diss. de magia". Witt. 1670. Eines der inhaltsreichsten Werke ist B a r t h . A n h o r n, „Magiologia". Basel 1674, 1675 unter den Pseudonym P h i l o . Wohl allgemeinerer Natur dagegen J o . J o a c h . Zenkgraf i u s Diss. de superstitione. Straßb. 1677; Jo. C h r i s t o p h . H a r t u n g u s „Diss. de superstitione". Jena 1685; J o. A d a m O s i a n d e r „Tract. de magia". Tüb. 1687. Von großem Einfluß auf seine Zeit (s. o. Nr. 5 Sp. 77): B a l t h . B e k k e r „Die bezauberte Welt". Amst. 1693 (zuerst holländ. 1691. Streitschrr. u. Übersetzgg. G r a e s s e 61). In mehrfachen Auflagen ist erschienen J o b . S t a r i c i u s ' „Heldenschatz" (z. B. 1679). Endlich sei, wenngleich franz. Ursprungs, als wichtigstes Werk über A . genannt: J. B. T h i e r s , „Traité des superstitions". Par. 1679 ff. Am-Eingang des 18. Jhs. stehen die vielumstrittenen Schriften von C h r . T h o m a s i u s . Darunter: „De crimine magiae diss." Halle 1701. (Dazu: H i e r o n. a S. F i d e „Gründl. A b f e r t i g u n g . . . ." Frankf. 1703). Dann J. G. S c h m i d t s berühmte „Gestriegelte Rokkenphilosophie". Chemn. 1705, eine deutsche Bearbeitung des franz. „Evangile des quenouilles" (s. o. bei Anm. 47). Außerdem seien

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erwähnt: J o h . C h r i s t . Maennling „Denkwürdige Curiositäten". Frankf. u. Leipz. 1713; F r . M a u r e r „Ausführt. Ber. v. d. größten u. geheimsten Wundermächten . . . " Nürnb. 1714; T h a r s a n d e r (Pseud. f. Wegner) Schauplatz vieler ungereimten Meinungen 3 Bde. . . . Berlin u. Leipz. 1736. 1739. 1742; J. J. B r ä u n e r Physikal. u. histor. erörterte Curiositäten. Frankf. 1737. E. U. K e l l e r „Das Grab des A.s". Frankf. u. Leipzig 1777; (H. L. F i s c h e r ) „ D a s Buch vom Aberglauben" Leipz. 1790. Einige verstreute Aufsätze mit A.-Stoff druckt G r i m m in s. Myth. 3, 434 ff. ab. Durch die Jahrhunderte hindurch ziehen sich, oft undatiert, eine Reihe von Volkszauberbüchern, von denen die wichtigsten teilweise bei Wuttke § 258 ff., nach Düntzer in Scheibles Kloster 5, 116, erwähnt sind: F a u s t s H ö l l e n z w a n g , das R o m a n u s b ü c h l e i n , A l b e r t u s M a g n u s ' ägyptische Geheimnisse, der F e u r i g e D r a c h e , die S i e ben Himmelssiegel, die Sieben S c h l o ß , das S e c h s t e u. S i e b e n t e B u c h M o s e . Weitere in einem Konstanzer Hirtenbrief von 1754 s. S A V k . 17, 186 ff. Vgl. auch den Artikel Z a u b e r b u c h . Im folgenden seien nun noch einige Schriften und Bücher des 19. u. 20. Jhs. erwähnt, die als Stoffsammlungen von Bedeutung sind, wobei wir uns der Ergänzungsbedürftigkeit des Verzeichnisses sehr wohl bewußt sind. Die in unserm Literaturverzeichnis enthaltenen Schriften geben wir in A b k ü r z u n g e n wieder. „ W u n d e r b ü c h l e i n . . . " . Kempten 1806 (Auszug b. P a n z e r Beitrag 2, 292 ff.); D o b e n e c k Mittelalter, 1815; H u ß Aberglaube, 1823; G r ü n e r Egerland, 1825; J. A . S c h o 1 1 z Über den Glauben an Zauberei in den letztverfloss. 4 Jhh. Bresl. 1830; G r i m m Myth.1 1835; T e t t a u u. T e m m e , 1837; C. F . S t e r t z i n g in ZfdA. 3, 360 ff. (1843); K u h n Mark. Sagen, 1843; K u h n und S c h w a r t z 1848; P a n z e r Beitrag, 1848; W o e s t e Mark, 1848; S c h w a r t z Heidentum 1849; M e i e r Schwaben, 1852; W o l f Beiträge 1852—57 (Material 1, 205 ff.) ; Leoprechting Lechrain, 1855; Lieb r e c h t Gervasius, 1856; S c h ö n w e r t h Oberpfalz, 1857; Z i n g e r l e Tirol1, 1857; Rochholz Kinderlied, 1857; Mainh a r d t 1858 ff.; S c h i n d l e r Aberglaube, Bresl. 1858; V e r n a l e k e n Alpensagen, 1858; S c h l e i c h e r Sonneberg 1858 (1894*); K u h n Westfalen, 1859; C u r t z e Waldech, 1860. — Einen Markstein in der Aberglaubenliteratur bezeichnet das Erscheinen der 1. Auflage von W u t t k e Berlin 1860 (2. Aufl. Berl. 1869, 3. Aufl., bearb. v. Elard Hugo Meyer, Berlin 1900); B a u m g a r t e n Jahr, 1860. B i r l i n g e r Volkst., 1861; B a u m g a r t e n Aus der Heimat, 1862—69; V o n b u_n Beiträge, 1862; S p i e ß Aberglaube, Sitten und Gebräuche des sächs. Obererzgebirges.

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Aberglaube

Progr. Annaberg 1862; K e h r e i n Nassau 1862; L ü t o l f Sagen, 1862; Flügel Volksmedizin, 1863; Grohmann 1864; T o e p p e n Masuren, 1866 (* 1867); W i t z s c h e l Thüringen, 1866; Strackerjan 1867; R o c h h o l z Glaube, 1867; K ö h l e r Voigtland, 1867; L a m m e r t 1869; L a n d s t e i n e r Niederösterreich, 1869; B i r 1 i n g e r Aus Schwaben, 1874; Rothenbach Bern, 1876; M o r . B u s c h Dt. Volksglaube2, Leipz. 1877 (ohne Quellen); H i 11 n e r Siebenbürgen, 1877; L i e b r e c h t Zur Volhsk., 1879; B a r t s c h Mecklenburg, 1879 ff.; L i p p e r t Christent., 1882; M e y e r Aberglaube, 1884; Lemke Ostpreußen, 1884; Schwartz Volksgl., 1885; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen, 1885; K n o o p Hinterpommern, 1885; P f i s t e r Hessen, 1885; F o s s e l Volksmedizin, 1886; S a u p e Indiculus, 1891; Wlisl o c k i Volksglaube, 1891; D e r s. Siebenb. Volksgl. 1893; S c h m i t t Hettingen 1895; A n d r e e Braunschweig, 1896 (1901 2 ); L a u b e Teplitz, 1896 (»1902); H e y l Tirol, 1897; L ö w e n s t i m m , Abergl., 1897; R e i s e r Allgäu (1897—1902). H ü s e r Beiträge, 1898, 1900; E. M o g k in W u t t k e Sachs. Volksk., 1900; M e y e r Baden, 1900. 20. Jh.: H a n s e n Zauberwahn, 1900; D e r s. Quellen, 1901; K l e e b e r g e r Fischbach, 1902; F i s c h e r Oststeir. Bauernl., 1903; D r e c h s l e r 1903—06; J o h n Oberlohma, 1903; D e r s. Westböhmen, 1905 ('1924). H e s s l e r Hessen, 1904; H e l l w i g Aberglaube, 1908; S t o l l , Zauberglauben, 1908; H o v o r k a u. K r o n f e l d , 1908t.; A n d r e e E y s n Volkskundliches, 1910; J o h n Erzgebirge 1909; F r e y b e , Der deutsche Volksaberglaube. Gotha 1910; H ö h n Geburt, Hochzeit, Tod, Volksheilkunde, 1910—20; S e y f a r t h Sachsen , 1913; F o g e l Pennsylvania, 19x5; S c h r a m e k Böhmerwald, 1915; M a n z Sargans, 1916; D e C o c k Volks sage, 1918; D e r s . Volksgeloof, 1920. M ü l l e r Isergebirge. 1922; S a r t o r i Westfalen, 1922; S t e m p l i n g e r Aberglaube, 1922; W r e d e Eifler Volkskunde, 1922; D e r s . , Rhein. Volkskunde, 1922; A. W i r t h Beiträge zur Volkskunde in Anhalt. Dessau 1923 ff.; K u r t H e c k s c h e r Die Volkskunde des germanischen Kulturkreises. Hamburg 1925; B e c k e r Pfalz, 1925; W. D i e n e r Hunsrücker Volkskunde. Bonn 1925. Stoffreichere Z e i t s c h r i f t e n a r t i k e l : Z f d M y t h . 1 (1853), 240 ff.; 2, 99 ff. 420 ff.; 3, 329 ff.; 4, 1 ff. 174 ff.; A l e m a n n i a 1, {1873), 194 ff.; 3, 82 ff. 134. 172 ff. 263 ff.; 12, 26 ff.; 13, 142 ff.; 17, 239 ff.; 19, 162 ff.; 20, 280 ff.; 22, 74 ff.; 25, 126 ff; 33, 299 ff.; 37, 3 ff. VeckenstedtsZs. 1 (1889), 35 ff. 94 ff. 202 f. 239 ff. 362 f. 397 ff. 435 ff. 483 ff.; 2, 33 ff. 77 f. 160 ff. 200 ff. 243. 257 ff. 440 ff.; 3, 30 ff. 148 ff. 229 ff. 393 ^ 437; 4, 269 ff., 326 ff. 387 ff. Z f V k. I (1891), 178 ff.; 3, 380 ff.; 4, 80 ff.; 8, 394 ff., 11,

86

272 ff.; 12, i f f . ; 20, 382 ff.; 23, i f f . 113 ff., 277 ff.; 24, 55 ff. 175 ff. 293 ff. B l F o m m V k . 1 (1893), 62 ff.; 3, 66 ff.; 5, 39 ff. 103; 9, 1 ff. 17 ff. 65 ff. 113 ff. 129 ff. 153 ff. 161 ff. M S c h l e s V k . Bd. 1, H. 1 (1894), 4 ff.; Bd. 2, H. 3, 3 ff.; Bd. 7, H. 13, 43 ff., H. 14, 70 ff.; Bd. 8, H. 15. 74 ff.; Bd. 12, 121 ff.; Bd. 17, 19 ff.; Bd. 20, 41 ff.; Bd. 21, 63 ff.; Bd. 23. 59 ff. Z f ö V k . (später W Z f V k.) (1895 ff.) 3, 279 f.; 6, 107 ff.; 11, 188 ff.; 13, 18 ff.; 15, 169 ff. M s ä V k. (1897 ff.) 2, 251 ff.; 3, 203 ff. 233 ff. 263 ff. 278 ff. 307 ff. 316 ff.; 4, 49 ff. 103 ff. 131 ff. 163 ff. 205 ff. 236 ft.; 7, 110 ff. 152 ff. S A V k . 1, (1897) 218 ff.; 2, 215 ff. 257 ft.; 4, 176 t.; 7, 131 ff.; 8, 267 ff.; 10, 22 ff.; 12, 149 ff. 213 t. 278 ft.; 13, 206 ff.; 14, 198 ff. 268 ff.; 15, i f f . 1 4 7 f t . ; 17, 168 ff.; 19, 215 ff.; 20, 54 ff.; 21, 31 ff., 198 ff.; 24, 61 ff. 292 ff; 25, 65 ff. 152 ff.; 26, 196 ff. H e s s B 1. (1902 ff.) io, 114 ff.; 15, 129 ff. B a y H e f t e (1914) 1, 227 ff. Z f r w V k. (1904 ff.) 2, 177 ff. 277 ff.; 4, 116 ff. Zahlreich, aber meist in kleinere Partien zerstückelt, sind die Artikel in der Zs. A m U r q u e l l (1890 ff.). A l l g e m e i n e L i t e i a t u r . F e h r Der A. u. d. kath. Kirche des MA. Stuttg. 1857; H e r r n . G e r l a c h Das canon. Recht wider den A.: Arch. f. kath. Kirchenr. 1865, II, 161; A u g. T h e 11 u n g Der A. (Vortr.). Biel 1867; O t t o P f l e i d e r e r Die Theorie des A.s (Vortr.). Berl. 1873; T. H. S i m a r Der A . 1 1878, 3 1894; L i p p e r t Christentum. Berl. 1882; L u d w . S t r ü m p e l l Der A . : was er ist, woraus er entspringt, wie er sich überwinden läßt. Ein Beitr. z. Volksbildung. Leipzig 1890; C h r . R o g g e A., Volksglaube und Volksbrauch. Leipzig 1890; A l f r . L e h m a n n A. u. Zauberei v. d. alt. Zeiten an bis in d. Gegenwart. Stuttgart 1898; * 1908. (Wertvoll f. die Geschichte der einz. Systeme, bes. Geheimwiss., Okkultismus, Spiritismus, mag. Geisteszustände. Wenig V o l k s - A.); R u d . T r e b i t s c h Versuch einer Psychologie d. Volksmedizin u. d. A.s. MittAnthrGes. Wien, B. X L I I I , H. 5 (1913). C. C l e m e n Wesen u. Ursprung der Magie. Arch. f. Religionspsych. 1921, H. 2/3; W. M a n z Was ist A . ? Schweiz. Lehrerztg. 1923, 17., 24. Nov., 1. Dez. C. R e a d Man and his Superstitions. 2) W i t t s t o c k 78. Bächtold- Stäubli.

abwaschen s. w a s c h e n .

Abwehrzauber

129 Abwehrzauber i. wehr wehr uad

(Griech, Apotropaion).

A b w e h r menschlicher Bosheit. — 2. A b v o n H e x e n und Hexerichen. — 3. A b der T o t e n . — 4. A b w e h r v o n D ä m o n e n Geistern. — 5. A b w e h r böser K r ä f t e .

A. heißt jene weit verzweigte Gruppe von zauberischen Maßnahmen, durch die schädigender Zauber ferngehalten oder, wenn schon herangebracht, unwirksam gemacht werden soll. Diese Bräuche sind ihrem Sinne nach vor allem verschieden je nach der Ursache des abzuwehrenden Zaubers, die entweder in einem lebenden Menschen oder einem Toten oder einem Dämon oder einer unpersönlichen, unsinnlichen Energie liegen kann. DemzuHauptgatfolge können wir v i e r t u n g e n von Abwehrriten unterscheiden m i t B e z u g a u f d a s durch die Handlungen zu treffende O b j e k t . Nicht freilich lassen sich unter diesem Gesichtspunkt verschiedene Arten der Abwehrriten unterscheiden, da die meisten dieser Maßnahmen, welche in e i n e m Falle zur Anwendung gelangen, auch in den anderen benützt werden, indem zumeist nur eine äußerliche, das Wesen des Ritus nicht beeinträchtigende Änderung der Form durch Beziehung auf das eine oder andere Objekt bedingt wird. Auch gehen naturgemäß die Einstellungen auf das Objekt selbst bisweilen durcheinander. Denn je nach der Stufe der Anschauung, auf welcher ein solcher Ritus beobachtet wird, ist er entweder gegen einen lebenden Menschen, den man nicht kennt, oder gegen einen unsichtbaren Verstorbenen oder gegen einen Dämon oder gegen ein fluidal vorgestelltes Böses, gegen einen Krankheitsstoff oder einen Krankheitsdämon, gegen Teufel oder gegen Hexen gerichtet, und manchmal fließen diese Einstellungen, in denen sich zu differenzieren der Mensch einer Übergangsepoche unfähig ist, ineinander. Auf den einen oder anderen einzelnen Fall gesehen, muß daher die Durchführung einer solchen Einteilung etwas Gewaltsames an sich haben; sie ist gleichwohl zwecks Erreichung einer irgendmöglichen Anordnung empfehlenswert." B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube I.

Auch ist nicht immer klar zu scheiden zwischen einem reinen A b w e h r mittel und einem H e i l mittel (s. Schutzzauber), namentlich wenn es sich auf Krankheiten bezieht; nicht immer reinlich zwischen der Aufdeckung und Bestrafung eines Verbrechers, eines Diebes usw. Wir stehen vor einem übergroßen System von Mitteln und Handlungen, die im primitiv-naiven Glauben der Völker, im Aberglauben später Geschlechter zusammengetragen und bewahrt werden und in unseren Tagen entweder in voller Deutlichkeit oder in-abgeschwächten und entstellten Formen weiterleben. Alle Reiche der Natur, alle Arten von Wesen oder Gegenständen werden in den Dienst der Abwehrriten als Mittel hineingezogen. Für diese Mittel sind als Bezeichnungen eingebürgert lat. s e r v a t o r i a (rettend), griech. a p o t r o p a i a (Abwehrmittel), p h y l a k t e r i a (Schutzmittel), (pro-) b a s k a n i a (Tötung durch den Blick)»). i. Bei den Abwehrhandlungen gegen die m e n s c h l i c h e Bosheit handelt es sich um Unwirksammachung eines feindlichen Zaubers, einer Verwünschung und Vernichtung des bösen Blickes, um Abwehr aller möglichen Schädigungen des Eigentums. a) Unwirksammachung eines f e i n d l i c h e n Z a u b e r s bedeutet im allgemeinen Anwendung eines Gegenz a u b e r s (s. d.), der in Kraft tritt, wenn der feindliche Zauber ausgeführt wurde. b) V e r w ü n s c h u n g e n wird begegnet durch Ausspeien oder Anspucken, oder durch die Worte „auf dein Haupt". Vielfach wird das L o b (s. loben), namentlich das der Schönheit eines Kindes gespendete Lob, als übelwirkend gefürchtet, so daß man das Unheil desselben durch Ausspeien abzuwenden sucht. Kinderfrauen sind vielfach besorgt, wenn Vorübergehende das im Wagen liegende Kind wohlgefällig anlächeln, und suchen durch schnelles Umwenden des Wagens und Bedecken des Kindes letzteres g e g e n d e n Blick zu schützen, denn der Blick könnte S

Abwehrzauber c) ein b ö s e r sein, gegen den eine u n ü b e r s e h b a r e Menge von T a l i s m a n e n e r f u n d e n worden ist (s< böser Blick u n t e r : Auge) 2 ). Die blaue Glasperle, die der Muslim seinem P f e r d e in die M ä h n e b i n d e t , ist das g u t e Auge, das dem bösen Auge seinen Z u d r a n g wehrt. In S ü d e u r o p a s t r e c k t m a n gegen den bösen Blick den Zeige- u n d kleinen Finger aus. Vielleicht war, wie Schön v e r m u t e t , a u c h d a s „ d e n L e t z t e n g e b e n " durch H a n d k l o p f e n auf die Schulter oder den R ü c k e n ursprünglich eine A r t a b w e h r e n d e n Zaubers 3 ). d) Ganz besonders lebendig ist der Zauber zum S c h u t z d e s Eigentums4). Die v o n den verschiedenen Völkern her b e k a n n t e n H a n d l u n g e n dieser A r t weichen zwar in Einzelheiten v o n e i n a n d e r ab, s t i m m e n aber doch im K e r n d u r c h a u s überein u n d gehen e n t w e d e r darauf aus, den Dieb oder den Schädiger wirklich v o m E i g e n t u m f e r n z u h a l t e n oder vor demselben zur U m k e h r zu bewegen oder d a r a u f , d u r c h irgendwelche Schädigung seines O r g a n i s m u s ihn zur H e r a u s g ä b e des Gestohlenen zu bewegen. Im strengen Sinne a p o t r o p ä i s c h sind n u r die ersteren dieser V e r h a l t u n g s weisen, welche bezwecken, den D i e b s t a h l als solchen oder eine S c h ä d i g u n g des E i g e n t u m s unmögl i c h zu machen. D a s t e h t vor allem der D i e b s b a n n v o r a n , ein geschriebener S p r u c h , der an g e f ä h r d e t e n Stellen angeb r a c h t oder in der T a s c h e getragen wird {s. Diebssegen). Der Dieb bleibt g e b a n n t , bis er gelöst wird durch den Sprecher (s. G e g e n z a u b e r ) s ) . Oder m a n schreibt ans H a u s das W o r t „ N i c h t s k o s e m i c h " ( B r a n d e n b u r g ) , w o r u n t e r W u t t k e den heiligen Nicasius v e r m u t e n möchte 6 ), vielleicht aber a u c h „ n i c h t s koste es m i c h " v e r s t a n d e n werden k a n n ( ?). U m das Geflügel gegen R a u b zu sichern, r u p f t m a n -am K a r f r e i t a g f r ü h allem Federvieh j e drei Federn aus u n d t r ä g t sie in eine Nachbargemeinde. D a d u r c h wird das Geflügel im selbigen J a h r e vor R a u b z e u g ges c h ü t z t 7 ) . Das wird weniger eine Abschlagszahlung oder ein L o s k a u f o p f e r an den Dieb oder dessen Schutzgeist sein, als eine P r o z e d u r zur I r r e f ü h -

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rung des Diebes, seiner Seele oder seines D ä m o n s ; es e n t s p r i c h t in diesem Falle den zahlreichen I r r e f ü h r u n g s z e r e monien, die m a n mit den T o t e n vor u n d bei ihrer B e s t a t t u n g v o r n i m m t , u m ihnen das F i n d e n des Rückweges zu v e r w e h r e n . Man k a n n a u c h das Vorgehen des Diebes gegen den W a c h h u n d a b w e h r e n , w e n n m a n l e t z t e r e m v o n j e d e m B r o t , das i h m e t w a der Dieb z u w e r f e n k ö n n t e , die B ä c k e r m a r k e zu fressen gibt, d e n n alsd a n n k a n n i h m kein Dieb sein Bellen nehmen Ist der Diebstahl erfolgt, so m u ß f ü r die eigentliche A b w e h r m a ß r e g e l ein Ers a t z eintreten, d a m i t das E i g e n t u m zurückgezwungen (sein F e r n b l e i b e n abgewehrt) werde. Zu diesem Zwecke w i r k t m a n e n t w e d e r auf das gestohlene G u t d i r e k t ein, indem m a n einen v o n i h m übriggebliebenen R e s t u m den Klöppel einer Kirchenglocke wickelt, so d a ß das n ä c h s t e Geläute den Dieb zur R ü c k gabe m a h n t 9 ) , oder m a n w i r k t auf den Dieb d i r e k t ein,, i n d e m m a n z. B. ein K i r c h e n g e l ä u t e a n o r d n e t , weil d a n n der Dieb regungslos wird u n d g e f a ß t werden k a n n , oder indem m a n f ü r den Dieb betet, der infolgedessen feurige K o h l e n auf seiner Zunge s p ü r t u n d das Gestohlene z u r ü c k b r i n g t 1 0 ) . Die meisten a n d e r e n M a ß n a h m e n , vor allem diejenigen, durch welche der Dieb e r k r a n k t oder getötet wird, gehören m e h r zu der Klasse des Gegenzaubers. Aber der Colomanisegen ist ein B a n n v o n vorwiegend a b w e h r e n d e r W i r k u n g : der Bestohlene b e t e t diesen Segen in weitem U m k r e i s u m die Stelle, wo das G u t zuletzt lag; k o m m t der Dieb in diesen Kreis, so ist er f e s t g e b a n n t u n d k a n n ihn n u r auf seinen eigenen hingeb r e i t e t e n Kleidern l a n g s a m verlassen, oder indem er r ü c k w ä r t s im Kreise gehend den Z a u b e r f a d e n a b w i c k e l t u ) . Der Dieb ist h i e r d u r c h f ü r i m m e r v o n diesem Orte g e b a n n t . Ähnlich w i r k t bei wiederholten Diebstählen die K u n s t des „ F e s t s t e l l e n s " (s. b a n n e n ) ; wer über sie v e r f ü g t , spricht einen so heftigen B a n n , d a ß der zurückk e h r e n d e Dieb s t a r r u n d steif d a s t e h t , bis er v o n d e m B a n n e n d e n selbst wieder frei gelassen wird 12 ).

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Abwehrzauber

Hierher gehören auch die Abwehrriten, welche gegen die E n t w e n d u n g von Eigentum durch solche Zauberei veranstaltet werden, welche sie entweder als H e x e n oder H e x e r i c h e erkennen läßt. W i r befinden uns mit diesen Erscheinungen auf einem Gebiete des Übergangs zu den Hexen selbst und in einer Anschauung, welche auf der Grenze zwischen A n i m i s m u s (s. d.) und P r ä a n i m i s m u s (s. d.) sich befindet. Der zauberisch Entwendende ist entweder unsichtbar, mit seinem Geiste tätig, oder in Tiergestalt. Beispiel f ü r ersteres der K ü c h l i d i e b 1 3 ) , durch dessen W i r k u n g die Frau die übrigen K ü c h l e i n bis auf drei aus der P f a n n e verschwinden ließ. Zur A b w e h r stößt sie in den drei höchsten Namen mit der Gabel durch alle K ü c h l e i n k r ä f t i g bis auf den Boden des Geschirrs; zugleich erhält der Dieb eine Gabelstichwunde in der Hand und wird dadurch an weiterem Bösen verhindert. Beispiel fürs zweite: die Verarmung des reichen Bauern, während der N a c h b a r reich wird, dadurch, daß des letzteren F r a u als K r ö t e hinter den Mistwagen des ersteren kriecht, drei Mäuler voll D u n g n i m m t und auf den eigenen Düngerhaufen t r ä g t ; „ s o wird mir der Nutzen des N a c h b a r s " ; sie verrät, daß man sie mit dem mittleren Zinken der Mistgabel durchstechen m u ß ; als die K r ö t e gestochen, stirbt die Bäuerin 14 ). Oder wenn das Buttern durch Zauber verhindert wird, t u t man Salz und B r o t ins B u t t e r f a ß oder eine Silbermünze. Der Zauber kann aber auch nichts ausrichten, wenn der Dieb durch das Anbringen eines Reifens unter dem F a ß getäuscht wird und nun beim Zählen der Reifen sich stets v e r z ä h l t 1 5 ) , u. ä. m . 1 6 ) . Abwehrzauber ist im westlichen Deutschland besonders ausgebildet gegen den B i l w i s s c h n i t t e r (s. d.). Da der Glaube in vielen Gegenden ganz allgemein ist und das ganze Dorf v o n dem A u f t r e t e n des B. betroffen werden kann 1 7 ), werden namentlich kirchliche Weihen für die Gegenstände, die gegen den B. in Verwendung kommen, in Anspruch genommen. Das Saatkorn wird g e w e i h t 1 8 ) . Spä-

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ter wird zu Ostern, Walpurgis und Pfingsten kirchlich geweihtes Wasser, Holz und P a l m k ä t z c h e n auf die Ä c k e r gebracht, wodurch der Feind abgehalten w i r d 1 9 ) . A u s dem Holz, welches beim V e r b r e n n e n d e s J u d a s a m K a r s a m s t a g angebrannt worden, macht der Bauer Kreuzchen und steckt sie an drei E c k e n des Feldes auf (aus dem K r e u z v o m JudasHolz wurde: „ d e n Juden in den A c k e r stecken") 2 0 ), damit der Bilwis bei der vierten Ecke heraus muß und kann. A u c h Eichenlaub und Wacholder werden auf die Saaten gelegt. Mit Kugeln, die bei der Ostermesse geweiht worden, schießt der Bauer quer über ein Feld, oder man bindet in die erste Garbe etwas v o n der Streu und den Kränzchen, die a m A n t l a ß t a g e auf dem W e g e z u m A l t a r gedient haben 21 ), und noch beim Dreschen des Getreides wehrt man den Bilwis ab, namentlich indem man zuerst das Unkraut ausdrischt und dessen Körner und Beeren mit der Rechten über die Linke hinwegschleudert mit den W o r t e n : „ N i m m , was dein i s t " W e n n auch der Bilwis sich fast immer, wo man ihm näher tritt, als der diebische Nachbar entpuppt, so ist doch der G l a u b e an das unsichtbare und geheimnisvolle Bilwiswesen daraus entstanden, daß ein durch das Christentum e n t t h r o n t e r E r n t e g o t t seinen T r i b u t verlangt. E r ist dann freilich, eben unter dem Einfluß des christlichen Glaubens, zu einem Diener des Teufels geworden und wird als solcher behandelt. Die L o s k a u f zeremonie jedoch wird durch die ursprüngliche A b z w e c k u n g auf ein göttliches Wesen verständlich. Gegen den Bilwis hilft auch, wenn man einen Bohrer in den mittleren Balken des Stalles s t e c k t ; der Nachbarbauer hatte darauf den Bohrer im K n i e und hinkte seitdem 23 ). *) S e l i g m a n n Blick 2, 4. ') Ebd., vielfach; H o v o r k a - K r o n f e l d r, 37. a) Z f V k . 21 (1911), 299. *) S A V k . 25, 65 ff. 5) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 213. •) W u t t k e 388 Nr. 642. ') S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 352. ») W u 1 1 k e 680. ") E b d . 388. 10) Ebd. 389. ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 213 f. 12) S c h e l l Bergische Sagen 209, Nr. 166. 1 3 j L ü t o 1 f Sagen 251 Nr. 185. ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 378. 15 ) E b d . 1,337. " ) L ü t o l f 225. ») P a n 5*

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Abwehrzauber

zer Beitrag 1, 240; G r i m m Myth. 1, 393 f. «) S c h ö n w e r t h 1, 433. ") Ebd. 434. «•) Ebd. 434 Nr. 5. 21) Ebd. 435 Nr. 6 u. 7. ") Ebd. 435 f- ") Ebd. 438.

2. Die zuletzt erwähnten Fälle, in denen der menschlichen Person, die letzten Endes hier gemeint war, doch gelegentlich ein Geistwesen substituiert wurde, leiten zu solchen Abwehrriten über, die gegen Hexen und H e x e r i c h e als teufelsbündnerische Personen, die mit fremdem Antlitz oder in Tiergestalt alles mögliche Böse verüben, unternommen werden (s. Hexe). Sie sind Wesen, die man sich von Hals und Bett, von Haus und Hof halten muß und gegen die man sich, weil ihre Annäherung, im wesentlichen unsichtbar, zuweilen plötzlich durch die Luft geschieht, auf ähnliche Weise wie gegen Dämonen schützen muß. Der Umkreis ihrer Betätigungen ist jedoch ein immerhin ziemlich begrenzter, geschlossener, so daß auch der Kreis der hier in Betracht kommenden Abwehrriten ein so geschlossener ist, daß sich die A. gegen Hexenwesen am besten hier zwanglos einfügen. Es wird bei diesen Bräuchen kaum je außer acht gelassen, daß es sich im Grunde um menschliche Wesen handelt, die man fernzuhalten sucht; es darf jedoch nicht vergessen werden, daß das Unwesen der Hexen größtenteils die Stelle einnimmt, welche in vorchristlicher Zeit dem dämonischen Treiben zufiel, während sie.natürlich auch . die Rolle der Zauberer in primitiver Kulturschicht, der Inhaber der Schwarzen Magie, übernommen haben. Daher summiert sich im Glauben an die böse Macht der Hexen und Hexeriche im MA. der Glaube an Zauber und Dämonie und bedeutet noch heut den Rest von beiden. Darum werden auch zur Verscheuchung der Hexen nicht allein Mittel, wie sie sonst gegen menschliche Übeltäter in Anwendung sind, benützt, sondern spezifisch antidämonische Praktiken, wie sie vor allem das Gorgoneion (s. § 4) ist. Da der Hexenglaube in seiner Eigenart erst im christlichen Spätmittelalter sich verbreitet hat, so sind auch k i r c h l i c h geweihte Gegenstände als

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Gegenmittel besonders beliebt. Ein geweihter Benediktus- oder Ablaßpfennig unter der Stalltüre hält die Hexen ab; aber auch der an die Stalltür gezeichnete Drudenfuß läßt die Drude umkehren, und ein vom Elsenbaum geschnittener Keil, der mit einem Bockshaar umwickelt und an die Türschwelle des Stalles geschlagen ist, treibt die Hexe davon 2t ). Die alten, mehr der primitiven Sphäre angehörigen Mittel und die christlichen werden in der Regel miteinander verbunden 25). Gegen das von den Hexen beliebte A u s w e c h s e l n d e r K i n d e r (s. Wechselbalg) versagt selbst das Weihwasser seine ihm sonst gegen diese Wesen eignende Kraft in den ersten Wochen, in denen die Fernhaltung der Hexen am nötigsten wäre. Von den Hausangehörigen kann überhaupt nur der Vater dagegen etwas tun (s. Vater), der die Mutter nicht allein lassen darf. Von Erfolg kann sein, daß jeder ins Haus eintretende Fremde das Kind mit Weihwasser bespritzt (s. Fremder), und daß ein Stahlgerät auf die Wiege gelegt wird. Denn Stahl ist, als ein „modernes" Material, von bösen Geistern und Hexen sonderlich gemieden 88). Weil die Hexen ihr Unwesen zu besonderen Jahreszeiten hervorragend treiben und ihre bestimmten Tage oder Nächte haben, wird auch zu diesen Zeiten der gegen sie gerichtete A. besonders. angewendet. Es sind die Vornächte zum ersten Mai (Walpurgis), zum Karfreitag, zum Mittsommer und zu Weihnachten. Man begegnet ihren schädlichen Machenschaften zu diesen Zeiten mit Weihwasser, Weihrauch, Glockengeläute und ungeheurem Lärm und Getöse, das man durch allerlei Instrumente und eiserne Geräte anstellt. In Tirol wird ein sehr umständliches „Verbrennen der Hexen" vorgenommen. Drei Tage zuvor schon wird in den Häusern ein großes Reinemachen veranstaltet (denn Reinlichkeit ist die erste Bedingung, um Hexen abzuhalten), und alle Räume und Ställe und Scheunen werden mit Wacholderbeeren und Rauten ausgeräuchert. Darauf werden Kienspäne zusammengebunden

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und am Walpurgisabend zusammen mit Schierling, Wolfsmilch und Schlehdornzweigen von Leuten verbrannt, die sich zuvor in der Kirche volle Absolution geholt haben. Alles muß unter fürchterlichem L ä r m und Getöse geschehen, wobei auch die losgelassenen Hunde durch ihr Gebell helfen. Angezündet wird, sobald die Glocken ertönen, und der Hexe wird zugerufen, wegzufliegen, wenn es ihr nicht übel ergehen solle 2 '). Im Voigtlande vertreibt man die Hexen durch drei Kreidekreuze an der Stalltüre oder durch Aufhängen von Johanniskraut, Majoran und anderen scharf riechenden Kräutern an den Ställen. Die Burschen gehen mit Peitschenknallen, Schießen, Schwenken brennender Besen lärmend hinaus, um die Hexen vom Orte abzuwehren 28). Auch im übrigen Thüringen finden sich ähnliche Bräuche, die, wenn sie gut ausgeführt werden, auch Hagel- und Blitzschaden fernhalten 2 9 ). Ebenso sind in Bayern und Böhmen die Bräuche den eben beschriebenen verwandt. Die jungen Leute gehen auf einen Hügel vor dem Orte, um die Hexen durch Peitschenknallen zu vertreiben, wobei die Peitschenschnüre mit recht viel Knoten versehen werden, um den Knall zu verstärken, während die Hirten von den umliegenden Triften mit ihren Hörnern und Schalmeien einstimmen In Böhmen, wo man gleichfalls Dorngestrüpp auf die Stallschwellen und vor die Türen des Wohnhauses legt, um das höllische Gesindel fernzuhalten, wird auch eine aus Lumpen hergestellte Puppe unter großem Lärm verbrannt. In der Gegend von Öls in Schlesien bewaffnen sich am Karfreitag die jungen Leute mit alten Besen und treiben unter fürchterlichem Geschrei die Hexen von Haus und Hof 3 1 ). M) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 310f. ") Z a h l e r Simmenthai 42; M e y e r Aberglaube 251 ff. ") K u h n und S c h w a r t z 29 ff.; W u t t k e 360^.583. ") A l p e n -

burg

Tirol 260 ff.

2,)Witzschel

E i s e 1 Voigtland 210.

Thüringen 2, 262 f.30) R e i n s b e r g Festjahr 137; Bavaria 2, 272; 3, 302f. 4l) D r e c h s l e r Schlesien 1, 86. 3. Wir wenden uns zur Abwehr der T o t e n . . Die Furcht vor einer Rück-

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kehr des Toten und der von ihm zu besorgenden Rachehandlungen ist fast durch die ganze Menschheit verbreitet und bestimmt die Grundformen der meisten Totenfeierlichkeiten schon bei den primitiven Völkern. Wie solche Abwehrmaßregel beispielsweise bei australischen Völkern darin besteht, daß mit der Leiche eine ziemlich lange Zeit, oft stundenlang, im Kreise herum und kreuz und quer im Busche gelaufen wird, auf daß der Tote die Orientierung verliert und den Heimweg nicht mehr zu finden imstande ist 32), so haben sich bei uns Totenbräuche erhalten, welche den Verstorbenen, wenigstens ihrem ursprünglichen Sinne nach, v e r h i n d e r n sollen, seinen W e g zurückzufinden. Diese Bräuche gehen in eine Zeit zurück, da man noch nichts von einer dem Körper gegenüber selbständigen Seele wußte (s. Präanimismus). Man wußte es eben nicht anders, als daß der Tote in seiner vollen Leiblichkeit wiederkommen könne. Gemeinhin zwar nicht derjenige, welcher in auszehrender Krankheit langsam hingesiecht war, wohl aber der, welcher aus seiner besten Lebensblüte hingegangen war. Die nordgermanischen Sagas legen beredtes Zeugnis davon ab, wie nachdrücklich das Sinnen und Denken, Sorgen und Zagen der isländischen Bevölkerung durch diese Anschauungsweise bestimmt wurde. Schon bei ihren Lebzeiten als gewalttätig und eigenmächtig hervortretende Persönlichkeiten sind nach dem Tode nicht ruhig, sondern stören nach wie vor den Frieden ihrer Sippe, so daß man sich ihrer erwehren muß. In jedem offenen Kampfe aber unterliegt der lebende Mensch dem lebenden Leichnam. N e u e - s B e g r a b e n , Aufwerfen eines W a l l e s ums Grab macht den unverwesten Leichnam des Thorolf der Eyrbyggja Saga 3 3 ) ebensowenig wie den des Hrapp der Laxdaela Saga 34) und den Glam der Grettir Saga 35 ) unschädlich. Bei allen hilft nur das Verbrennen der Leiche; bei den beiden ersten wird die Asche ins Meer gestreut, während Glams Asche in einem Sack dort eingegraben wird, „ w o am wenigsten Schaf-

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weide und Menschenpfade w a r e n " . Die Zähigkeit der Anschauung bestätigt der Fall von Leichenschändung im J a h r e 1 9 1 3 zu P u t z i g 3 6 ) : Ein Arbeiter, in dessen Familie kurz nacheinander sieben Todesfälle vorgekommen sind, weiß, daß seine v o r zweieinhalb J a h r e n verstorbene Mutter die Schuld trägt und f ü r die Z u k u n f t an solchem umgängerischen Wesen gehindert werden muß. Das Mittel ist, der ausgegrabenen Leiche den Kopf abzuschlagen und v o r die Füße zu legen (wie G l a m seinen abgeschlagenen Kopf zuletzt v o r der Verbrennung am Gesäß trug). Viele niedere Völkerstämme, aber auch alte Kulturvölker, wie die Ä g y p t e r in prähistorischer Zeit, wenden als Abwehrmittel das Ein- und Zusammenschnüren der Toten oder das Brechen von Beinen und R ü c k g r a t an. Mit gutem Grunde hat man vermutet, daß jede Fesselung, Schnürung, Einwickelung der Leiche ursprünglich diesem einen Zwecke diente, den Toten bewegungsunfähig zu machen und ihn dadurch am Wiederkommen zu hindern. Ist doch diese Meinung bis in die allerneueste Zeit in dem Volke immer wieder hervorgetreten. In Niederzimmern mußte 1798 verboten werden, „ d e n Verstorbenen die A r m e und Beine zu binden, da sie wieder lebendig werden könnten" 3 7 ), und 1901 wurde die Leiche eines V a g a bunden im Spritzenhaus von Lichtenhain bei J e n a mit Strohseilen an Armen und Beinen v o n einigen jungen Leuten gebunden, welche ihr das Herumstrolchen benehmen wollten M ). Weiter folgt hieraus eine ganze Reihe v o n M a ß n a h m e n , welche, außer den schon genannten, dem Toten die Wiederkehr unnötig, bzw. unmöglich machen wollen. V o r allem muß alles, was der Tote als S p e i s e g e r ä t e in L e b zeiten benützt hat, überhaupt alles, dessen er sich zuletzt besonders gern bediente, entweder ins Grab mitgegeben oder vernichtet werden. Hier macht sich die animistische A u f f a s s u n g geltend, daß der Seelen- oder Vitalstoff des Menschen (s. Animismus 2) an seinen Gebrauchsgegenständen h a f t e t . Solange die hier-

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mit behafteten Gegenstände im Hause vorhanden sind, besteht zwischen dem Toten und ihnen eine A r t sympathischen Verhältnisses, das bewirken kann, daß der Tote sich zurücksehnt und zurückkehrt (sehr allgemein; bes. Mecklenburg, Brandenburg, Hessen, Thüringen, Ostpreußen, Schlesien). Das von ihm benützte Geschirr wird daher am besten zerschlagen und an einen Kreuzweg getragen, von wo aus dem Toten der rechte Weg zumindest erschwert wird (Hessen). Das durch die Leichenwaschung animistisch infizierte Wasser muß an einer Stelle des Hofes oder Gartens ausgegossen werden, wo es dem Toten, der von hier aus kommen könnte, den Weg v e r sperrt, da Tote nicht über Wasser gehen. Daß er aber, wenn überhaupt, nur von hinten her zum Hause zurückkehren kann, und auch dadurch ihm das Finden des Einganges unmöglich wird, wird so erreicht, daß der Sarg, falls er nicht gar durch die Hintertür hinausgeführt wird, v o r der Haustüre nach verschiedenen Seiten kreuzweise gewendet wird, so daß die Richtung verwirrt wird. Selbst die Nadel, mit der das Leichengewand genäht wurde, ist mit seinem Vitalstoffe behaftet und muß deshalb, gewöhnlich in dem Gewände steckend, mitgegeben werden (Westfalen, Oldenburg; falsche Deutung: der Tote solle selbst nähen). Nur Schuhe darf man ihm nicht anziehen, weil er sonst, bis sie zerreißen, als Gespenst umgeht (Böhmen). Man darf den Toten nicht unrasiert oder mit ungeordnetem H a a r lassen, weil er sonst wiederkommt. Auch das Stroh, auf welches die Leiche gelegt wurde, muß verbrannt werden. Aus der jüngeren Zeit, welche der Seele eigene Existenz zuerkennt, treten einige Maßnahmen hinzu. Das Fenster muß bei Eintritt des Sterbens geöffnet werden und bis zum Begräbnis offen bleiben, damit die Seele ungehindert hinausfliegen k a n n ; unter Umständen muß die Seele auch durch Schwenken von Tüchern hinausgejagt werden (Erzgeb.), und die T ö p f e im Haus müssen umgestürzt werden, damit die Seele nicht in einem derselben sich aufhalte (Thür.) 39 ).

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3S ) B e t h Religgesch. 9. 83 f. " ) Eyrbyggja S. c. 33 ff. »') Laxdaela S. c. 24 ff. ««) Grettis S. c. 3 2 — 3 5 ; vgl. B e t h Religion u. Magie 1 1 2 — 1 7 . 3*) N a u m a n n Gemeinschaftskultur 56. »») Ebd. 58. ») Ebd. »») W u t t k e 431 ff. Nr. 728 ff.; S c h ö n w e r t h . Oberpfalz 1, 2 4 3 — 2 5 6 ; Sartori 1, 147 f.; Wittstock Siebenbürgen 61 ff.

4. Das Treiben der Dämonen, Geistwesen aller Art, welche Menschen und Tiere peinigen, allerlei Übel an Leib und Besitz zufügen, oder auch, falls sie nicht rein boshaft sind, doch als launische, neidische und unzuverlässige Wesen Unheil und Schabernack stiften, sucht der Mensch dadurch abzuwehren, daß er entweder sie selbst nicht in seine engere Seinssphäre hineinkommen läßt oder ihre Einflüsse verhindert. Solche Abwehrmaßnahmen sind unter allen Völkern gebräuchlich, zum Teil auch kultlich-systematisch geregelt (s. Dämon) 4 0 ). Zu den apotropäischen Riten im weiteren Sinne gehören auch die Versuche, diese Geister zu beschwichtigen und zu versöhnen, indem man ihnen Kleidungsstücke, Gerätschaften, die sie sich sonst holen kommen würden, aus freien Stücken an ihrem mutmaßlichen Aufenthaltsort niederlegt oder aufhängt (propitiatorische oder Versöhnungsriten) 4 1 ). Die apotropäischen Bräuche im engeren Sinne haben aber nicht so sehr defensiven als offensiven Charakter. Der Sinn dieser Art von spezifischantidämonischen Versöhnungsriten, bei denen sich der Mensch in der Regel irgendeines Gegenstandes zugunsten der Dämonen entäußert, ist d a s gerade G e g e n t e i l von den r e l i g i ö s e n O p f e r n (s. d.), durch welche der Gott nach alter Vorstellung K r a f t erhalten oder in seiner K r a f t gemehrt werden soll; hier handelt es sich darum, daß d e n Dämonen ihre Kraft und W ir k ungs mög1ichk eit entz o g e n wird, falls man nicht sie selbst völlig verscheuchen kann. Von Opfern an die Dämonen kann daher in diesem Zusammenhange nur in uneigentlichem Sinne gesprochen werden. Bisweilen bestehen diese Riten in der Säuberung von solchen Dingen, welche, wie Schmutz, die Dämonen anziehen, aber auch von solchen,

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die den Menschen von den Dämonen, wie j a mancher religiösen Auffassung nach auch von den Göttern, geneidet werden; dadurch gewinnen solche Riten ä u ß e r lich den A n s c h e i n der Verzichtleistung und Askese. In diesem Zusammenhange sei auch gleich erwähnt, daß manche Bräuche, deren Wirkung anscheinend Abwehr ist, zu diesem Sinne nur auf einem Umwege der Umdeutung gelangen; namentlich sind das solche, die ursprünglich den Fruchtbarkeitsriten zugehören, z. B . phallische Bräuche. Das Vorzeigen oder Aufstellen einer Nachbildung des Phallus oder auch der weiblichen Genitalien wirkt nicht abschreckend auf die Dämonen 42 ) (wie diese Bräuche später umgedeutet worden sind), sondern anregend auf das, was gedeihen soll, sei es Feldfrucht oder tierische oder menschliche Nachkommenschaft. Die vermeintliche abwehrende Wirkung, etwa durch erregte Abscheu, ist eine spätere Auffassung von Riten, die, weil viel älter als derartige antidämonische Gebarungen, ursprünglich mit einer Repräsentanz des frischen Lebens arbeiten, das keimhaft in den Genitalien oder frischen Pflanzenzweigen enthalten ist 4 3 ). In jenem übertragenen Sinne allein konnten die Lykerinnen den Poseidon durch Aufheben ihrer Röcke verscheuchen, wie die Frauen einer provenzalischen Stadt die Belagerer dadurch fortzujagen versuchten, daß sie von der Mauer herab ihre entblößte Scham zeigten 44). Die Umwandlung in Schreckgestalten vollzog sich daher auch unter Anwendung von äußeren Hilfsmitteln, die erst den neuen Sinn diesem ursprünglich anders lautenden Sinne verliehen: rote Farbe oder Blut wird den Phallen angestrichen 4S ), damit sie als Schreckmittel dienen können. Das A b s c h r e c k e n d e r D ä m o n e n durch gräßliche Gesichter, durch K ö p f e von Ungeheuern, Gorgonenhäupter, Sphinxe war und ist etwas Gewöhnliches. Zum Teil sind diese Gepflogenheiten heute umgekehrt, indem da, wo die Dämonenfurcht nicht mehr zum lebendigen Bestandteil der Volksmentali-

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tät gehöi t, a u s d e n s c h r e c k e n d e n Figuren diejenigen von Schutzg e i s t e r n g e w o r d e n sind. Eine solche Verdrehung, d. i. Modernisierung, sind die bunten Püppchen (mascottes), die wir heute an den Hinterfenstern vieler Automobile sehen. A b e r in die christlichen K i r chen sind die alten Abwehrmittel noch in ihrem ursprünglichen Sinne herübergenommen worden, und so sehen wir zu unserer Verwunderung manchmal in den K i r c h e n ein Gorgonenhaupt oder einen L ö w e n k o p f , obwohl dieselben als medusisch-sphingide Figuren dort nichts zu tun h ä t t e n 4 6 ) . Gewiß kann man auch, falls man ein solches Abschreckungsmittel nicht zur V e r f ü g u n g hat, dasselbe symbolisch bezeichnen: ein Medusenhaupt aus einem Tuch knoten, auch den Namen w i r k s a m aussprechen. Der Priester zeigt dem Teufel, der einen Menschen besessen hält, das K r u z i f i x und nennt den Namen J e s u , v o r dem jener entweicht. Den Namen J e s u zu nennen, ist immer eins der sichersten Mittel, um den Teufel und seinen Heerbann samt Hexen und allem unflätigen Gelichter abzuwehren. Es hilft auch dann, wenn man dem T e u f e l schon den kleinen Finger gegeben hat, wie jener Schneider bewies, der mit des Teufels Hilfe B u t t e r gezaubert hatte und nun in das ihm vorgelegte Buch, das die N a m e n aller Teufelsjünger enthielt, statt des eigenen den Namen „ J e s u s " einschrieb 47 ). Dadurch w a r dem Teufel sogar die Macht über alle H e x e n und Zauberer genommen. Das Wort ist v o r allem gegen die neidigen Geister gute Abwehr. Wie die Göttinnen Nemesis und Adrasteia durch A u s r u f e wie „ A d r a steia sei freundlich", oder „ j e d e r Götter Neid sei f e r n " abgewehrt werden oder durch ein „ W e i c h e von u n s ! " , „ p r o c u l a n o b i s " 49), so kann man böse Geister noch immer vertreiben, indem man sie einfach hart abweist, gute, indem man ihnen schmeichelt oder etwas verspricht und gibt. Deshalb wird vielfach auf dem L a n d e den Holden, die zugleich Unholde sind (vgl. Goethes getreuer Eckart), das g u t e G e b ä c k abends v o r die T ü r gestellt. A u c h der P f e r d e k o p f , der noch

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heute auf dem Dachgiebel der Bauernhäuser angebracht wird, ist teilweise den Neid der guten Geister abzuwehren bestimmt gewesen. Das zeigt die wenigstens früher im Norden übliche „Neids t a n g e " (s. d.) mit dem P f e r d e k o p f , bei deren Errichtung einst ein Pferdeopfer gebracht wurde M ). Anders d ü r f t e es sich mit dem an Stalltüren angebrachten Ziegenbockkopf oder seinen Hörnern allein verhalten, was wahrscheinlich nicht R e s t eines früheren Opferbrauches ist. Der Zweck ist nach Höfler apotropäisch, nämlich das Fernhalten der Rindviehseuche 5 1 ). Der Ursinn ergibt sich wohl daraus, daß der vollständige A k t in der Einstellung eines Z i e g e n b o c k e s (s.d.) in den Stall besteht, d. h. des v o n Fruchtbarkeit überquellenden männlichen Tieres als Reservoirs unversieglicher J u n g k r a f t . Der Glaube, daß der Ziegenbock, der im R a h m e n der alten Fruchtbarkeitsriten zur Arkanmedizin im Viehstall wurde, alle Krankheitsstoffe an sich ziehe, wie die Bauern heute sagen, entspringt dem Unverständnis der alten Idee. Üble Dämonen werden gerne durch ü b e l r i e c h e n d e S t o f f e , v o r allem durch starkwürzige Pflanzen (s. o. 3, Hexen) wie T h y m i a n , K ü m m e l , L a u che, auch Baldrian und Tausendgüldenkraut verjagt. Nicht minder hilft M e n s c h e n k o t (dlfrak) gegen das Nahen elbischer Wesen 6 2 ). L u t h e r empfahl gegen den Teufel, der die Milch (schon im Leib der K u h ) stiehlt, ,,Dr. Pommers (Bugenhagens) K u n s t " , daß man den Teufel „ m i t Dreck plaget und den oft in der Milch rühret. Denn als seinen (Bugenhagens) K ü h e n die Milch auch stöhlen wurde, so streifte er flugs die Hosen ab und broket dem Teufel einen Wächter in einen Asch voller Milch und rührets um und sagt: „ N u n fret T e u f e l ! " Darauf w a r d ihm die Milch nimmer entzogen" S 3 ). A u c h helfen gewisse Produkte der neuen K u l t u r , mit der sich ein Dämon so wenig befreunden kann, daß er davor v o n dannen l ä u f t : ein Zeichen dessen, wie solcher Dämonenglaube (vgl. den vorigen Abschnitt) im Aberglauben etwas Selbstkritik in sich trägt, da er j a die

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Dämonen selbst f ü r rückständig und eigentlich einer fern vergangenen Zeit angehörig erachtet, f ü r Wesen, die genau genommen in unserer heutigen Welt keinen Platz mehr haben. So hilft vor allem hier S t a h l und Stahlgerät; um die Dämonen, welche am Sonnabend vor Weihnachten zueinander auf Besuch kommen und dabei die Gehöfte brandschatzen, fernzuhalten, schlägt man in Norwegen spätestens an diesem Tage eine A x t oder etwas anderes aus Stahl über jede Stalltüre M ). In Schweden wirft man Stahl ins Badewasser, um den Nock zu bannen M ). Auf diese Verwendung des Stahles 56) geht auch wohl die abwehrende K r a f t des „carsprenn" der Landleute in der oberen Bretagne zurück 57 ). Das ist zwar eine hölzerne Gabel, aber sie dient dem Reinigen der stählernen Pflugschar. Wenn sich die Korigans einem Menschen nähern, werden sie abgeschreckt, sobald sie merken, daß er seine Pflugforke in der Hand hält. In der Oberpfalz schlägt man mit Messern auf eine alte Pfanne oder Sense, um umgehende Geister zu vertreiben, wobei Brosamen und Zweige ins Feuer geworfen werden M ). Gegen die Kindervertauschung seitens der Zwerge schützt man die Kinder in der ersten Woche oder den ersten neun Lebenstagen, in denen solche Auswechslung stattfinden kann (s. Wechselbalg), durch verschiedene Zaubermittel: Zettel mit Zau* berformeln in die Wiege gelegt, Stahlgeräte, also vor allem Messer, am besten zwei kreuzweis gelegte, oder eine offene Schere; den Hausschlüssel, Trauring; besonders beliebt ist, in die Wiege einen rechten Hemdsärmel und einen linken Strumpf zu legen (d. h. eine antecipando vorgenommene Vertauschung, die so gründlich ist, daß sie nicht überboten werden kann und daher weiteren Austausch unmöglich macht) 59). Manche Abwehrbräuche gegen Geister, namentlich solche neueren Ursprungs, sind auf die U n b e h o l f e n h e i t u n d D u m m h e i t d e r D ä m o n e n berechnet. Wie der Volksglaube den Teufel als den leicht zu Prellenden kennt, so natürlich erst recht die anderen bösen Gei-

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ster. Sie sind so zu ü b e r l i s t e n wie das Emu, das der Wilde fängt, nachdem er in sein Wasserloch einen Rauschtrank gemischt hat w ), wie Salomo den Asmodi durch den in die Quelle geschütteten Wein trunken machte, der, um freizukommen, dem Könige das wichtige Geheimnis verriet. So kann man Geister trunken machen, indem man die Quelle ableitet und Wein oder Schnaps hineingießt. In den Ardennen kann man sich der Dämonen erwehren, wenn man Papier in kleine Stückchen zerreißt und auf den Weg wirft; sie unterhalten sich dann mit dem Aufsammeln und vergessen den Wanderer 6 1 ). In diese Klasse der Überlistungsbräuche sind auch die Kleidervertauschungen einzurechnen, insoweit sie wirklich magische Abwehrbedeutung h a b e n M ) . Wenn der Mann sich keine Weiberhaube aufsetzen darf, damit der Alp sich ihm nicht nähert, so setzt das voraus, daß letzterer dadurch getäuscht und die vermeintliche Frau plagen würde 63 ). «) B e t h Religgesch. 83. " ) Ebd. 84. " ) S t e m p l i n g e r Aberglaube 84. " ) L i e b recht Zur Volksk. 343 f, " ) SAVk. 21 ( I 9 I 7)» 97' " ) ZfVk. 23 (1913). 2 55- " ) S t e m p l i n g e r Aberglaube 88. " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 370 f. *•) S e l i g m a n n 1, 365. " ) ZfVk. 8 (1898), 134; Hiob 21, 14. " ) S i m r o c k Mythologie 3 5 7 . 510. " ) H ö f 1 e r Organotherapie 94. " ) M e y e r Germ. Myth. 136 f. " ) L u t h e r Tischreden II ; L i e b M r e c h t Zur Volksk. 353. ) Ebd. 3 1 1 . " ) M e y e r Germ. Myth. 137. M ) M a n n h a r d t x, 132. «) S é b i l l o t 1, 163. ") Schönwerth Oberpfalz 2, 55. " ) W u t t i e 359 Nr. 581. " ) B . S p e n c e r and F . J . G i l l e n The native tribes of Central Australia 20. n ) S é b i l l o t 1, 162 f. " ) B e t h Religgesch. 87. " ) W u t t k e 267 Nr. 419.

5. Neben den bisher angeführten"A.n, die sich gegen bestimmte Subjekte, von denen Unheil und Bosheit zu befürchten ist, richten, gibt es solche A., welche sich anscheinend lediglich gegen d a s B ö s e s e l b s t wenden und dieses als das zu vertreibende Objekt ansehen. Schon das B a u o p f e r (s. d.), das so gern als Versöhnungs- und Besänftigungsopfer an einen Dämon, der dem Bauwerke schaden könnte, aufgefaßt wird, hat

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ursprünglich keine Bezieh u n g auf i r g e n d w e l c h e n Geist, sondern b e d e u t e t das E r halten eines frischen Leb e n s u n d seiner alles ü b e r d a u e r n d e n K r a f t in dem F u n d a m e n t , welches hierdurch gegen alle bösen Einflüsse gesichert bleibt. Deshalb bringt auch ein eingemauertes H u h n d a u e r n d gutes W e t ter M ) ; natürlich nicht deshalb, weil es einem in der Erde v o r h a n d e n e n oder in die Mauer eingezogenen W e t t e r d ä m o n als Geschenk dargebracht ist, sondern weil das eingemauerte Leben selbst darin erhalten wird. Daß K i n d e r hierfür bevorzugt werden, ist ebenfalls aus der animistischen Vorstellung zu erklären, daß das Jugendliche und Unbeschädigte die größte Gewähr des F o r t b e s t a n d e s in sich birgt. Burgen, Tore, Brücken, Mauern, Deiche, ü b e r h a u p t Bauwerke 65 ), von deren Sicherung sehr viel a b h ä n g t 66 ), werden auf diese Weise gefeit® 7 ). Vielleicht werden wir mit diesem Brauche a u c h in die präanimistische Periode hina u f g e f ü h r t (s. Kinderopfer). Denn die Dschagga zeigen noch deutlich, daß es s i c h b e i d e n l e b e n d i g b e g r a b e n e n K i n d e r n um deren wachsame Fortexistenz hand e l t . Stets wird ein K n a b e und ein Mädchen a m Landeingange, aber gesondert voneinander, an verschiedenen Stellen lebendig begraben, und jedes von ihnen heißt „ K i n d , das L a n d zu binden (oder zu festigen)", und m a n erwartet vor einem feindlichen Einfalle die W a r n l a u t e der Kinder, ein S u m m e n und Dröhnen in der E r d e 6S). Es ist also das f o r t d a u e r n d e Leben u n d das gerade diesem jungen Leben einwohnende energetische Fluidum (s. Präanimismus).' Dieser Anschauung entsprechend wird auch durch A m u l e t t e (s. d.), denen an sich eine unsinnliche K r a f t a n h a f t e t , K r a n k h e i t , Seuche abgewehrt 69 ); auch hier s t e h t nicht die K r a f t gegen den Dämon, sondern K r a f t g e g e n K r a f t . Solche Abwehrmittel begegnen uns noch in ganz primitiven F o r m e n als die e i n f a c h s t e n h y g i e n i s c h e n Maßn a h m e n , welche den Schutz der Ge-

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sunden und noch nicht von einer Seuche ergriffenen Ortschaften zum Zwecke haben, aus welchem Grunde auch i m m e r der hierfür b e n ü t z t e Stoff, das Gewebe, der Stock oder der Stein als Träger der erforderlichen K r a f t gedacht sein m a g 7 0 ) . Wenn auf den Molukken der Pockenstoff durch ein an einer S t a n g e aufgezogenes Stück weißen Zeuges aufgefangen u n d tagelang in der See abgewaschen wird 71), so ist das ganz dieselbe M a ß n a h m e und Vorstellung, welche das Bei-sich-tragen von F r i e d h o f s e r d e i n d e r T a sche zur Abwehr jeder K r a n k h e i t , oder das Bei-sich-tragen von b e s t i m m t e n K r ä u t e r n zum gleichen Zwecke, oder das Trinken von Storchblut gegen K r a n k heit und f ü r langes Leben 72) u n d vieles ähnliche bedeuten 73 ). Ein ganz primitiver Glaube an ein Böses schlechtweg, das an Dingen h a f t e t , aber auch frei existiert und dem m a n durch Gegenstände, an denen die entgegengesetzte gute K r a f t h a f t e t , wehren kann, ist augenscheinlich die solchen Vorstellungen und Bräuchen zugrunde liegende Anschauung. Zu vergleichen ist z. B. der A r u n k u l t a - G l a u b e der australischen A r a n d a 7 4 ) , zu dem ich deutsche Parallelen aufgezeigt h a b e 7 8 ) , sowie der irokesische Glaube an das O t k o n 7 6 ) . Gewisse Arten von Krankheiten, sowie gewisse Todesfälle kommen von diesem an sich Bösen; das Berühren der Gegenstände, an denen es haftet, das bloße Vorübergehen an einer Örtlichkeit, wo es u r s p r u n g h a f t weilt, h a t das Übel im Gefolge. Innerhalb dieser Anschauung v e r s t e h t sich auch a m besten die W i r k u n g des magischen K r e i s e s . Es gibt einen Kreis (im uneigentlichen u n d eigentlichen Sinne) (s. Kreis), der das Gute in sich f a ß t , und einen solchen, der das Böse enthält. Es l ä ß t sich folglich ein Kreis des G u t e n ziehen, um d a m i t das Böse auszuschließen, das über seine Peripherie nicht gelangen k a n n ; dies ist der Sinn des S c h u t z k r e i s e s I n einem von guten Menschen gebildeten Kreis h a t der Böse keine Macht, heißt es d a n n auf der Stufe des Dämonenglaubens (s. Asyl und Besitzergreifung). Das Austreiben des (neutrischen) Bösen

149

abwiegen-i —Achat

hat eine große Rolle namentlich auch im Ackerbauleben gespielt, und viele Erinnerungen daran sind durch die Variationen hindurch wohl erkennbar. Beim A u s t r e i b e n der S ü n t e v 5 g e l , Sunn e n v ö g e l , S o m m e r v ö g e l denkt der heutige Westfale, wie aus den dabei gesungenen Versen hervorzugehen scheint, zunächst an die Schmetterlinge, bzw. genauer deren Raupen und Puppen. A m Peterstage (22. Februar) gehen die Kinder, Knittelverse singend, mit hölzernen Hämmern von Haus zu Haus und fordern die Sommervögel zum Abzüge auf, und die Bewohner der Häuser gehen unter Beklopfen durch alle Räume. Das Unterlassen dieser Zeremonie würde Ratten-, Mäuse- und Raupenplage zur Folge haben 7 8 ). Man könnte geneigt sein, an einen alten Ritus des Winteraustreibens zu denken, wofür j a sicherlich der Zeitpunkt spricht. Indes sind doch Wort und Handlung zu speziell auf schädliche Tiere, unter denen in manchen Versen auch Schlangen und Molche genannt werden, zugespitzt, und diese erscheinen dem Landmann als die spezifischen Repräsentanten der ihm bös gegenüberstehenden Macht. Es ist gewiß unverkennbare Verwandtschaft mit der Zeremonie einer Frühjahrsreinigung vorhanden, aber doch nicht im Sinne einer Aufforderung an die Insekten, aus ihren Puppen herauszukriechen, da j a der Schluß des Liedes zu deutlich die Tiere in die Steingrube zum Verfaulen verweist. Nach allem erklärt sich eine Zeremonie wie diese am einfachsten als eine Maßnahme gegen die der Fruchtbarkeit feindliche böse Macht, die in jenen Tieren repräsentiert erscheint. •*) G r i m m Myth. 2, 1040. 65) R o c h h o l z Sagen 2, 93. " ) S t r a c k e r j a n 1, 107 f. 67 ) Lippert Christentum 457. M ) Bruno G u t m a n n Das Recht der Dschagga (1926) 395. " ( H o v o r k a u. K r o n f e l d 2 , 2 9 6 . ,0 ) B e t h Religion u. Magies 1 5 1 ff.; L i p p e r t Christentum 3 1 1 . " ) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 298. ") W u t t k e 158. '») E b d 1 1 7 . '*) B e t h Religion u. Magie* 300 f. »') Ebd 302 f.; M ü l l e n h o f f Sagen Nr. 364 u. 366. '•) B e t h Religion u. Magiea 263 f. u. 3 7 7 f. " ) K n u c h e 1 Umwandlung 10 u. 97. n ) K u h n Westfalen 2, 1 1 9 f f ;

Woeste feste 21 f.;

150 Mark 24; M o n t a n u s VolksJ a h n Opfergebräuche 94 ff. K . Beth.

abwiegen (den Tag). -Panzer 1 ) überliefert: „ I n der Westenvorstadt in Eichstädt befindet sich eine Grotte, das Hohloch, und eine zweite, das Hexenloch genannt. In dem Hexenloch sitzt das D r u d e n w e i b l ganz nackt am J o hannistag morgens auf einer Stange, nach andern auf einem Baumast, singt ein Gesänglein und w i e g t den T a g a b " . Laistner 2 ) bringt diese Sage in Verbindung mit dem Durchscheinen der Sonne durch Felsspalten und erinnert an die schweizerischen Martinslöcher 3 ). *) Beitrag 2, 201 Nr. 350. 2) Nebelsagen 304 zu S. 167. s) Vgl. V e r n a l e k e n Alpensagen 80 Nr. 6 5 ; H e e r in Gemälde der Schweiz, Kt. Glarus 1 1 2 ; Schwld. 3, 1 0 3 5 . Bächtold- Stäubli.

abwischen. Wie man Blut, Schweiß, Eiter oder dergleichen äußerlich zutage tretende Dinge abwischt, so entfernt man auch Krankheiten. Die eigentliche B e deutung des Brauches ist aber gänzlich verblaßt; an seiner Stelle finden wir heute andere Manipulationen, z. B . a b streifen, streichen, waschen usw. 1 ). Erhalten hat er sich namentlich in den slawischen Gegenden Böhmens 2 ). Wenn man etwas mit Papier abwischt, gibt es Verdruß ins Haus 3 ). *) W e i n r e i c h Heilungswunder 3 1 . 54. 97, 2 ; A R w . 7, 106. 2) G r o h m a n n 177 Nr. 1256 = H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 5 3 f. 3 ) Urquell I (1890), 48. Bächtold-Stäubli.

abzählen s.

zählen.

Achat. Griech. angeblich nach einem Flusse in Sizilien genannt, wohl aber auf ein semitisches Wort zurückgehend. Ein alter deutscher Name ist f ü r den bekannten Stein nicht überliefert; erst im späten MA. tritt neben d e m L e h n w o r t achate, agates die z e i c h n u n g agestein agatstein auf,

Bewo-

mit man aber auch den Bernstein und Magnet bezeichnete*). Im Alpengebiet nennt man einen kugelförmigen A . mit eigenartigen Schichten wegen seiner Ähnlichkeit mit einem Augapfel „ A u g e n s t e i n " . E r wird in Silber gefaßt und

15 X

Achatius—Achsel

als A m u l e t t an der Uhrkette getragen 2 ). In den Adern und Wellenlinien des „ b u n t e n Steines" glaubte man im Altertum mythologische Gestalten, im MA. Heiligenbilder, Buchstaben, mathematische Figuren u. a. zu erkennen 3 ). Die alten Angelsachsen schrieben dem A . besonders große K r ä f t e z u : er sollte seinen Träger vor Blitz und Zauber, das Haus gegen feindliche Geister schützen, die W i r k u n g von Giften vereiteln und, eingenommen, versteckte teuflische K r a n k heiten an den T a g bringen *). A u s dem A l t e r t u m übernahmen die mittelalterlichen Quellen eine Fülle v o n Wirkungen, die der zauberkräftige Stein haben sollte: als A m u l e t t den Biß der Schlangen und Skorpione unschädlich machen; unter der Zunge getragen, stark abkühlen und den Durst löschen; die Augen stärken, fruchtbar und bei den Menschen angenehm machen; unter das H a u p t gelegt vielerlei Traumbilder erzeugen; v o r Gefangenschaft schützen und den Sieg verleihen (vgl. Siegstein); überhaupt vor jedem Unfall bewahren 6 ). P a u l y - W i s s o w a 1,211 f.; S c h r ä d e r Reallex. * 1, 211; H o o p s Reallex. 1, 7; B e r g m a n n 12. J) A n d r e e - E y s n 140. s) P 1 i n i u s n. h. 37 § 5 und § 140; B r ü c k m a n n 232; A t h . K i r c h e r Mundus subterraneus 2, 31; L i e b r e c h t Gervasius 110. 4) F i s c h e r Angelsachsen 41. 6) P l i n i u s A. n. 37 § 139; S c h a d e 1320; A g r i p p a v. N. 1, 114; V o 1 m a r 191 f.; hl. H i l d e g a r d 289 = M e y e r Aberglaube 57; L o n i c e r 57 = A l p e n b u r g Tirol 411; W i t z s c h e l Thüringen 2, 288 Nr. 135; M e g e n b e r g 372; D e M 61 y 2, 177; H o v o r k a - K r o n f e l d 1,4!; S c h i n d l e r Aberglauben 159; V o l m a r 206 f.; L i e b r e c h t Gervasius 110; K r o n f e l d Krieg 165; vgl. S e l i g m a n n 2, 28 (A. bei den Türken Amulett für Sieg). V o n den Verwendungen des A . s in der mittelalterlichen Heilkunde sagt K o n r a d von Megenberg, er vertreibe Epilepsie, Mondsucht und Wahnsinn, wenn man dem K r a n k e n zehn Monate hindurch die Speisen mit Wasser zubereitet, in dem ein A . bei zunehmendem Monde drei T a g e gelegen 6 ). ') M e g e n b e r g 372; vgl. hl. H i l d e g a r d 282.

152

Ein A . ist nach Schade (1387) auch der von Megenberg (387) genannte [lagapis (lapis dyaTiKj-tcj, der beliebte und beliebt machende Stein), vielleicht auch der von Megenberg (374) angeführte absynthus. V o n den genannten magischen K r ä f t e n des A.s weiß heute das Volk nichts mehr. In Schwaben soll er noch als A m u l e t t gegen Zahnschmerzen getragen werden 7 ). Beliebt ist er als S c h m u c k ; als M o n a t s s t e i n wird er von den im Juni Geborenen getragen und bringt ihnen angeblich langes Leben, Reichtum, Gesundheit und Glück 8 ). — Zu den Wirkungen des „ B l u t a . s " s. B l u t s t e i n , Schreckstein. ') L a m m e r t 234. 8) H o v o r k a - K r o n f e l d i, 106; dafür der verwandte Calcedon s. Monatssteine und T h. K ö r n e r Die Monatssteine Str. 6. Olbrich. Achatius (Agatius, Acacius), hl., Hauptmann aus Kappadokien, 8. Mai, oder A n führer der 10 000 Märtyrer v o m Berge Ararat, 22. Juni*). Zählt zu den 14 Nothelfern, fast nur in bayerischen Diözesen 2 ). Reliquien des Heiligen sind in einem Rodel von Engelberg (Schweiz) aus dem 12. Jh. aufgeführt mit einem Hinweis auf seine Wunderkraft: Multum valet contra ignem 8 ). ' J G ü n t e r Legenden-Studien i i 7 . K ü n s t l e Ikonographie der Heiligen 25. *) N i e d Heiligenverehrung 79; G ü n t e r a. a. O. 123. ») S t ü c k e l b e r g Reliquien CVIII, Z. 36; H ö f 1 e r Fastengebäche 18. Wrede. - Achsel. Die A . bezeichnet beim aufrechten Menschen den höchsten Teil der oberen Gliedmaßen, gilt daher seit alten Zeiten als Maß 1 ). Sie ist im Zauber bedeutsam; in Rußland mußte der Andersgläubige, der zur griechisch-kathol. Kirche übertrat, seine erste T a u f e widerrufen, Vater und Mutter verschwören "und dreimal über seine A . speien 2). Dabei spielt rechts und links eine Rolle. Um die Zwerge sehen zu können, muß man in der Schweiz über ' die rechte A . schauen 8 ); dagegen muß man in Pennsylvanien verschüttetes Salz über die linke A . werfen, besagt der Aberglaube deutscher Einwanderer 4 ).

153

Acht—Acker, Ackerbau

Der penetrante Schweißgeruch der A.höhle ist, wie so oft bei scharfen Gerüchen zu bemerken ist, beim Zauber wirksam. Um Hunde oder andere Haustiere anhänglich zu machen, legt man sich in Schlesien, Böhmen, Voigtland, im Rheinland, in Tirol ein Stück Brot unter die A.höhle, läuft sich in Schweiß und gibt das Stück — in Niederbayern Haare 5) — dem Tier zu fressen 8 ). In Deutschböhmen reißt sich das verliebte Mädchen Haare aus der A.höhle, trocknet und pulverisiert sie und bäckt sie in einen Kuchen, den sie dem geliebten Mann zu essen gibt; dieser ist dann unlöslich an sie gefesselt 7 ). Die A.höhle ist der passende Platz, um den Teufelspakt darin zu verbergen 8 ); wenn man während der Christnacht unter jede A. ein Ei steckt, dann in der Kirche die drei ersten Schritte rückwärts geht und durch die Eier hindurchschaut, erkennt man die Hexen, heißt es in der Oberpfalz 9 ); ja in Österreich glaubt man: wenn man das siebente Ei einer schwarzen Henne sieben Tag lang ununterbrochen unter der linken A. trägt, brütet man ein kleines Teufelchen (Sparifankerl) aus, welches dem betreffenden Menschen zeitlebens alle Wünsche erfüllt, natürlich gegen Überlassung seiner Seele 10 ). Die A.höhle ist ein beliebter Sitz von Dämonen (s. a. Schulter). G r i m m RA. 1 , 1 4 0 ; H ö f l e r Krankheitsnamen 1. *) ZfVk. 1 1 (1901), 436. •) R o c hh o 1 z Sagen 2, 162. *) F o g e 1 Pennsylvania 363. s ) ¥ oWinger Landshut 157. * ) W u t t k e 9 §679. ' ) D e r s . § 5 5 2 . ) C ä s a r , v. H e i s t e r b a c h 153. ') Bavaria 2, 2 4 1 ; W u t t k e § 375. 10 ) V e r n a l e k e n Mythen 261 f. Stemplinger.

Acht s. Z a h l e n B 8. Ächthundert, Achttausend, s. Z a h 1 e n B 800, 8000. Achtundsiebzig s. Z a h l e n B 78. Achtundzwanzig s. Z a h l e n B 28. Achtzehn s. Z a h 1 e n B 18. Achtzig s. Z a h l e n B 80. Acker, Ackerbau.

1. Ackerdämonen u. Ackergottheiten. — 2. Umwandlung. — 3. Wortzauber. — 4. Ackergruß. — 5. Wasser. — 6. Feuer. — 7. Erde,

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Salz, Metall, — 8. Pflanzen — 9. Tiere. — 10. Der Mensch.

1. Der A.bau hat als eine nicht nur der ältesten, sondern auch konstantesten menschlichen Wirtschaftsformen eine Fülle altüberlieferter Glaubensvorstellungen erhalten. Die wesentliche Abhängigkeit von Naturgewalten hat eine große Zahl guter und böser A.g e i s t e r entstehen lassen, ursprünglich wohl umstilisiert aus Totendämonen 1 ). Die guten Vegetationsdämonen haben sich alsdann mit fortschreitender mythologischer Entwicklung zu A. g o t t h e i t e n verdichtet: im alten Indien der Himmelsgott Djaus und die Mutter Erde Prithivi a), die zu einem festverbundenen Götterpaare Dyavaprithivi werden s ), bei den Römern als Hauptackergottheiten Himmel und Erde in der Fassung Jupiter, Terra oder Tellus und Ceres, neben die, vermehrt um altitalische und griechische Gottheiten, von den Priestern ausgeklügelte Sondergottheiten treten, die die einzelnen Teilhandlungen des A.baus beschützen 4), bei den Germanen Donar 5), besonders Wodan 6 ). Das Christentum setzte an Stelle solcher Gottheiten die A.heiligen 7), aber immer noch wirken die vorchristlichen Götter fort: in Litauen wurde noch 1866 die Erdgöttin Zemyna in einem Liede angefleht, die A. zu segnen 8 ), und heidnischer Opferkult hat sich bis heute in manchen Gebräuchen der Saat (s. d.), besonders aber der Ernte (s. d.), erhalten. Immer noch herrscht der dumpfe Glaube an unheimliche Dämonen, die nur in ihrem Walten, nicht in ihrem Wesen zu erkennen sind 9 ), und auf die zum Schutz des A.s, den ja der Bauer fast als persönliches Wesen auffaßt 1 0 ), magisch eingewirkt werden muß, sei es im Kreis der Hausgemeinde für den eigenen A.-besitz, sei es für die ganze Gemeinde kollektiv u ) . Vgl. für den ganzen Artikel die wertvolle Arbeit von A. V. R a n t a s a 1 o Der Ackerbau im Volksglauben der Finnen und Esten mit entsprechenden Gebräuchen der Germanen verglichen. I—III: Sortavala 1919—1920. IV—V: Helsinski 1924— 1925 ( = FFC 30—33- 55- 62).

Acker, Ackerbau

155

156

N a u m a n n Gemeinschaft.^. 2) ZdVfV. " ) V e r n a 1 e k e n Mythen 306. " ) B a u m 14, 1 1 . s) Ebd. 14, 148. *) Ebd. 14, 12 f. g a r t e n Jahr 21 f. 6 ) G r i m m Myth. 1, 146 f.; E. H. M e y e r 3. In den meisten dieser kultischen Germ, Myth. 2 1 4 f. •) E b d . 2 5 4 f. ') B e r Bräuche ist neben das Zaubermittel der n o u 1 1 i Heilige der Merowinger 279. 8 ) Z d V f V . Umwandlung schon das der Wort14, 15 = M a n n h a r d t 2, 250 ff. •) J o h n Erzgebirge 2 1 9 ; D e r s. Westböhmen 1 8 3 ; m a g i e getreten, negativ durch BeobM a a c k Lübeck 17. " ) M e y e r Baden 415. achten kultischen Schweigens, positiv n ) K n u c h e l Umwandlung 73. durch gesprochenen Zauber. Als letzteres 2. Ein altes Schutzzaubermittel ist die gehört die Benediktion der Felder zu den kirchlichen Institutionen des M A . s 2 3 ) , U m w a n d l u n g . Wie bei den Germaund noch heute ist es in katholischen nen Nerthus in einem Wagen umgefahren Ländern allgemein Brauch, an bestimmwurde und es in Gallien Sitte war, Götterten Tagen unter Vorantritt des Geistbilder, mit einem Tuche bedeckt, auf dem lichen und unter Mitführung von HeilA. umzutragen 1 2 ), was noch der Indiculus tümern Prozessionen und Bittgänge durch superstitionum verbietet (de simulacro die Felder zu halten 24). Auch der einzelne quod per campos portant) 1 3 ), so wurde geht betend um seine Äcker, am Osternoch im J a h r e 1 6 1 3 in einem Zaubersonntag unter Abbeten des Rosenprozeß der Angeklagte beschuldigt, oft kranzes 2 S ), am Karsonnabend beim vor Sonnenaufgang, besonders am K a r „ K r a n z e l t r a g e n " 26 ), am 1. Mai unter Abfreitag, seine Felder schweigend um14 betung der heiligen fünf Wunden 27). Mit schritten zu haben ), so wird noch heute nichtkirchlichen Zaubersegen umgeht am Neujahrsmorgen der A. schweigend man die Fluren gegen A.dämonen, z. B . u m w a n d e l t l s ) , oft unter Mitführung eines den Bilwesschnitter 28 ). Heiltums 1 8 ), am Dreifaltigkeitssonntag unter Abbeten eines Rosenkranzes 17 ), in der Nacht zum Ostersonnabend, unter Verrichtung einer Andacht vor drei im Felde stehenden Kreuzen 18 ). Am Ostersonntag geht man beim „ u m s Korn singen" früh aufs Feld und singt Osterlieder 19 ), nach Beendigung der gesamten Feldbestellung ziehen die Schulkinder mit dem Lehrer an der Spitze durch die Ä. und singen bestimmte Gesangbuchlieder 20). Am Pfingstmontag umreiten Dorfrichter und Dorfgenossen auf schönen Pferden langsam und mit Andacht, singend und betend die A., um guten Saatenstand zu erlangen 2 1 ). Die Dämonenvertreibung durch Umgehen wird abgelöst von der durch m a g i s c h e s Jagen, wenn am Karfreitag und am Ostersonntag der A. vor Sonnenaufgang unter Peitschenknallen und Büchsenschießen in rasender Schnelligkeit umritten wird 22 ). 12

) Pfannenschmid

Erntefeste 364;

M a n n h a r d t 574 ff. la) G r i m m Myth. 3, 14

404; S a u p e Indiculus 32. ) ZdVfV. 7, 190. " ) S t r a c k e r j a n Oldenburg 2, 229 =

K n u c h e l 75. " ) J o h n Westböhmen,31. ) M e y e r Baden 505. ") D r e c h s l e r

17

Schlesien

82.

") S a r t o r i

G u s i n d e Schönwald 39.

Sitte 3, 1 6 2

20

=

) ZdVfV. 7, 151.

") F r a n z Benediktionen 1, 15.

M

)P fan-

n e n s c h m i d Erntefeste 46 ff.; M a n n h a r d t 1 , 3 9 7 ff.; S e p p Religion 110 f.; L a c h m a n n Ueberlingen 443 ff.; B a u m b e r g e r St. Galler Land 137; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 441; weitere Nachweise S a r t o r i Sitte 2, 70.

26

2

) P o 1 1 i n g e r Landshut

") S c h ö n w e r t h Oberpfalz I, 434.

Baden 505.

2S

) E i s e 1 Sagenbuch

27

212.

) Meyer

209.

4. Schützender Wortzauber ist auch der A. g r u ß. Vorübergehende rufen den auf dem A. Arbeitenden statt des sonst üblichen Grußes die Bitte um göttliche Hilfe zu 2 9 ). Solche Grußformeln sind „ G l ü c k t o ! " , „ H e l p ju de lewe Gottke!" 3 0 ) oder „ G o t t helfe euch!", worauf als Gegengruß erfolgt: „ G o t t g e b e e s " ! 3 1 ) Erntearbeiter grüßt man mit „ H e l f ' G o t t ! " oder „ W a l t ' s G o t t ! " 3 2 ) Wer während der Saat ohne Gruß am A. vorbeigeht, nimmt den Segen des Feldes mit sich 33 ). A m Dreschfelde vorübergehende Männer müssen den Hut lüften, Frauen die Schürze wehen lassen 34 ). ie ) S a r t o r i Sitte 2, 77. 30) Urquell 1, 184. 31 ) D r e c h s l e r Schlesien 1, 49. 82) ZVfVk. 7, 1 5 1 . ® 3 ) W 1 i s 1 o c k i Magyaren 1 5 1 . « ) S a r -

t o r i Sitte 2, 78. 5. Aus vorchristlicher Zeit übernommenes und kirchlich umgedeutetes Schutz-

157

Acker, Ackerbau

zaubermittel ist auch das Wasser. Gegen Wetter und Hagel besprengt man den A . mit ,,Ostertau£", geweihtem Osterwasser 3 5 ), oder trägt mit Weihwasser gefüllte Eierschalen aufs Feld 3 6 ). Beim „ K r e u z e l t r a g e n " am K a r s o n n a b e n d 3 ' ) wie beim „ u m s Korn Gehen" am Ostersonntag 38) benetzt man die Saaten mit Karsamstagswasser. Beim Palmen am Maitage werden mit Weihwasser besprengte Weidenzweige in den A. gesteckt 39 ). Zu Pfingsten wird die Sommerfrucht mit „ P f i n g s t t a ü f " gesegnet 40 ). Auch am Fronleichnamstage sprengt man Weihwasser auf die Felder 4 1 ). Ebenso erhalten Bäume am Maitag diese Segnung 4 2 ). Mit Johannissegen, am Feste des Evangelisten geweihtem Wein, besprengt man die Ä. gegen Würmer und U n k r a u t 4 3 ) (die in sehr vielen A.kultriten als spätere Substitute der ursprünglichen bösen A.geister auftreten), wie auch das am Ostertag in den Acker gesteckte Palmkreuz mit Johanniswein begossen wird 4 4 ). Osterwasser, am Ostersonntag vor Sonnenaufgang aus fließendem Bach schweigend geschöpftes Wasser, gibt Gartensaaten gutes Gedeihen 45 ).

I58

det zum Schluß der Fastnacht auf dem Felde Wein, Schnaps und Brot verbrannt 49). A m Lichtmeßtage umtanzen die Kinder auf dem Acker angezündete Holz- und Strohhaufen mit dem R u f : „ L a n k F l a ß ! " 6 0 ) Die Osterfeuer haben überall den Sinn der Dämonenvertreibung 5 1 ): so weit sie leuchten, werden die Felder fruchtbar 5 2 ). Dasselbe gilt vom Johannisfeuer 5 3 ): der A., der das Sonnwendfeuer trägt, „ f r e u t sich neun J a h r e d a r a u f " 6 4 ) . Auch in der Martins- und Michaelisnacht werden diese Zauberfeuer abgebrannt 5S ). Enger noch ist die Berührung der Saat mit dem Feuer beim F a c k e l l a u f . Wie man schon beim Osterfeuer an in die Erde gegrabene Stecken oben mit Teer bestrichene Strohbüschel gebunden hatte 6 6 ), so werden diese Feuer endlich ganz frei beweglich und als Fackeln über die Felder getragen. Man läuft mit ihnen am Dreikönigstage durch die Felder und um die Hofstätten 57 ), im J u r a am Sonntag Invocavit mit dem R u f : „ P l u s de fruits que de feuilles"!M) Zu Ostern sollen diese Fackeln Menschen, Vieh und Feldfrüchte gegen die Hexen schützen B9 ). Beim „ J u d a s s e h e n " am „krummen Mittwoch" 3S ) M e y e r Baden 503; E b e r h a r d dienen zu diesem Zwecke in Teer geLandwirtschaft N r . 3 , 3. >•) K u h n Westfalen a0 2, 147. " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 434. tauchte brennende Besen ). Auch ange38 61 ) P o 1 1 i n g e r Landshut 212. »») K u h n zündete Reisigbündel ), wie das brenWestfalen 2, 1 5 5 . 40 ) E b e r h a r d Landwirtnende Strohrad 6 2 ), sind solche mobilen schaft N r . 3, 3 . " ) S c l r a m e k Böhmer3 Feuer. Die in diesen kultischen Feuern wald 1 5 6 . '*) M e y e r Baden gg. * ) H e y 1 a n g e k o h l t e n H o l z s t ü c k e gel765. *') P a n z e r Beitr. 2, 534. '•) H e c k s c h e r Hannoversche Volksk. i , § 77. ten ebenso als Schutzmittel des A.s. Im J a h r e 1653 verbietet der R a t zu Nürn6. Zauberabwehrend wie das Wasser berg, solche Brände vom Johannisfeuer wirkt auch das F e u e r . Der in dem in die Ä. zu stecken 6 3 ). Gräbt man sie oben erwähnten Prozeß vom J a h r e 1 6 1 3 in Leinsaatfelder, so wird der Flachs wegen Zauberei Angeklagte wird belang 6 4 ). Kohlen vom Osterfeuer schütschuldigt, im Frühling und Herbst, wenn zen den A. vor Hagel, Mißwachs und er seine Felder zu bebauen beginne, auf Ungeziefer 6 5 ). Beim „ J u d e n in den A. ihnen ein kleines Feuer angezündet zu 48 stecken" werden im Feuer des „ J u d a s haben ). In englischen Landschaften verbrennens" am Karsamstag morgen anwerden am Dreikönigsabende auf dem gekohlte Kreuzchen alle Büchsenschuß eben zu sprießen beginnenden Winterweit in den A. gesteckt, das angebrannte weizen 1 2 kleine und ein großes Feuer Ende nach oben 66). Mit den am Karfreiangemacht, die man unter Lärmen und tag angebrannten Holzstäbchen wird Trinken umringt: das wassailing oder auch A s c h e vom Osterfeuer aufs Feld Gut-Heil-Wünschen 47 ). Auf Bergspitzen geworfen 67), ebenso wie die Asche der werden in der Neujahrsnacht Strohbünverbrannten menschengestaltigen letzten del ausgedroschener Garben angezün-

159

Acker, Ackerbau

Garbe (s. Ernte) 68). Kirchlich g e w e i h t e K o h l e n werden im Frühjahre gegen die Hexen untergeackert 69). Wachs von K e r z e n , die in der Kirche gebrannt haben, in den A. vergraben, halten Hagel und Überschwemmung ab70), ebenso wie man mit Osterlichtern zur Hagelabwehr durch die Felder geht 7 1 ). 4 ") ZdVfV. 7, 190. «) Ebd. 14, 270 = M a n n h a r d t 1, 538. «) H a l t r i c h 283. «) M e y e r Baden 209. 60) S a r t o r i Sitte 3, 85 = K ü c k - S o h n r e y 69 f. «) Vgl. Osterfeuer. •*) A n d r e e Braunschweig 337. 63) Vgl. Johannisfeuer. ") B a u m g a r t e n Jahr 27. " ) B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 1 3 3 . M ) S t r a c k e r j a n Oldenburg 2, 73. " ) M a n n h a r d t 1, 537. ») Ebd. 1, 536. " ) . S t r a c k e r j a n Oldenburg 2, 73. 75. 90 ,0 = W u t t k e 70. ) D r e c h s l e r Schlesien 1, 78. «) W u t t k e 94, 417. «) ZfdMyth. 2, 105; vgl. Sonnwendfeuer. M ) G r i m m Myth. 1 , 5 1 5 . M ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 441. ,l ) W u t t k e 71. " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 434. " ) H e y 1 756; P a n z e r Beitr. 2, 79. 1 1 4 . M) M a n n h a r d t Forschungen 332. " ) H e y l 108. '") W l i s l o c k i Magyaren 150. " ) E b e r h a r d Landwirtschaft Nr. 3, 4.

7. E r d e , von'7 Gräbern genommen, nachts zwischen 1 1 und 12 Uhr auf den A. gestreut, hält die Sperlinge von der Saat ab 72 ). Dasselbe bewirkt am Georgstag auf die Felder geworfene Graberde und S a l z 73 ). Geweihtes Salz, am Dreifältigkeitssonntag gestreut, hält den Hagel ab 74). Zauberabwehrend wirkt auch das M e t a l l 7 4 ) . Am Neujahrstage werden im freien Felde Waffen gezeigt 75 ). Kommt die Hexe als Wirbelwind über den ausgebreitet auf dem Felde liegenden Hanf, so wirft man ein Dreikreuzmesser auf sie 78). Ein in die Felder gelegter Dreifuß oder ein krummes Messer schützt die A.tiere vor Wölfen und andern Untieren 77 ). Der Metallzauber verbindet sich mit dem Opferzauber, wenn bei der Urbarmachung neuen Landes oder der ersten Bestellung neuerworbenen Besitzes die Hälfte einer Silbermünze auf den A. geworfen, während die andere Hälfte sorgfältig verwahrt wird 78 ). ™) H a l t r i c h Siebenbürgen 305. ' ^ W l i s l o c k i Magyaren 48. , 4 ) M e y e r Baden 505. ™) A R w . 20, 364. " ) M e y e r Baden 438. " ) W o l f Beitr. 1, 253. '«) K r a u ß Religiöser Brauch 166; ZdVfV. 8, 274.

l6o

8. Auch P f l a n z e n vermögen den A. zu schützen. Holunderzweige, auf den Flachsa. gesteckt, vertreiben die Mäuse79), wie sie auch das Vieh schützen 80 ). Am Jakobitag in den A, gesteckte Stangen, die oben mit einem Spalt, in den man Knoblauch klemmt, versehen sind, wehren Unheil ab 8 1 ). Pflöcke, vor Sonnenaufgang am Fastnachtmorgen geschnitten und am Karfreitagmorgen in den A. gerammt, schützen das Feld, soweit der Schall reicht, vor Maus und Maulwurf 8 2 ). Gegen den Bilmesschnitter werden an den vier A.ecken Kreuzchen der Eisbeere eingegraben, die vor Sonnenaufgang ,am besten am Karfreitag und Ostersonntag, geschnitten sind 83 ). Leinsaat schützt man gegen ihn durch in die A.ecken gesteckte Palmkätzchen 84 ). In katholischen Gegenden werden besonders die kirchlich g e w e i h t e n „Palmen", Weidenzweige, zu diesem Zwecke verwandt 8 5 ), zumeist zu Ostern 86 ) und Palmsonntag 87 ), doch auch am Maitag 88 ). Am Johannisabend werden an einem Elsenstecken geweihte Palmen, Eiben und Weghalten in den Flachsa. gesteckt m ). Zweige vom Altar des Fronleichnamsfestes dienen demselben Zweck 90 ). Oft läßt man solche Zweige K r e u z e bilden 91 ) und verbindet so den Pflanzenzauber mit dem Zeichenzauber. Man formt liegende Kreuze, indem man zwei sich überschneidende Zweige in den A. steckt 92 ), oder stehende, indem man einen Palmzweig oben spaltet und einen Querarm 93 ) oder je als halben Querbalken einen Zweig des Lebensbaums und einen Weidenzweig mit Kätzchen hineinlegt 94 ). Ein solches Kreuz wird auf jedes dritte Beet gesteckt 95 ). Am Maitag steckt man in jede A.ecke ein Kreuz, das aus dem am Karsamstag geweihten „Osterbengel" gefertigt wird 96 ). Um Ungeziefer von den Kohlfeldern abzuhalten, steckt man um sie die P f i n g s tm a i e 97 ). Auch am Antoniustag gesegnetes B r o t wird aufs Flachsfeld gelegt 98 ). Weihnachten werden die Tischabfälle " ) wie auch der B a c k o f e n w i s c h auf den A. getragen 10 °). Georgi werden alte B e s e n gegen die Hexen

Acker, Ackerbau

I6I

in die Ä . gesteckt 1 0 1 ). Damit die Feldfrucht gedeihe, muß der Bauer S t r o h zum Winteraustreiben geben 1 0 2 ). 7») Kuhn Myth. 3, 474.

82)

Westfalen 2, 68. 8°) G r i m m W l i s l o c k i Magyaren 48.

8l)

S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 401. 83) E i s e 1 Sagenbuch 209. " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 412. 8ä) P f a n n e n s c h m i d

Erntefeste 528;

Mannhardt

1,

291;

S c h m i t z Eifel r, 95; H ü s e r Beiträge 2, 34; B r o n n e r Sitt' und Art 145 f.; kommt

in Baden zu Ostern nicht vor: M e y e r Baden 96. 8') M a n n h a r d t 1, 291; S a r t o r i Sitte 3, 164;

Kuhn

Westfalen 2, 1 4 4 f . 148.; 87)

ZrwVk. 1906, 147; ZdVfV. 8, 339f. Baumg a r t e n Jahr 21. 88) K u h n Westfalen 2, 155; M e y e r Baden 505; M a n n h a r d t 1, 291. ") P a n z e r Beitrag 2, 550. M) S c h r a m e k

162

Pferdeschädel, ein bis in germanische Zeiten zurückreichendes Schutzzaubermittel 1 U ) , finden sich noch heute am Gartenzaun, wie im Felde 1 1 2 ). Wenn rote Korallen, in den A. gegraben, den Hagel abhalten u 3 ) , so verbinden sich in ihnen der Tierleichenzauber mit dem Farbenzauber, in dem j a besonders die das Blut ersetzende rote Farbe eine Rolle spielt. «») ZdVfV.

Oberpfalz

»") H e y 1 Tirol

1, 434.

••)

Schönwerth

M e y e r

Baden

99.

»') ZdVfV. 7, 78. •") K u h n Westfalen 2, I i i . ••) B a u m g a r t e n Jahr 9; Sartori Sitte 101 )

3, 35. E b d . 24.

10°) l0«)

B a u m g a r t e n Jahr 9. W r e d e Rhein. Volksk. »

2519. Als t i e r i s c h e s Schutzzaubermittel dient, in starkem Maße von der Kirche übernommen, das E i. Eier werden im A. vergraben 103). Zu Ostern wirft man Schalen von Eiern 1 0 4 ), zuweilen rotfarbige 105 ), auf den A. Der Bauer geht mit seinen Dienstboten um jeden A. und legt neben das in jede Ecke gesteckte Palmkreuz Stücke der Schalen eines geweihten Eis, während er in die Mitte des Feldes neben Palmkreuz und Zweck, einem Karfreitags angebrannten Holzkeil, ein geweihtes rotes Hühnerei eingräbt 106 ). Besonders wirksam ist das am Gründonnerstag gelegte Ei, das Antlaßei 1OT ), das am Ostersonntag am A.rand vergraben wird 1 0 8 ). Die Burschen erhalten zu Ostern von den Mädchen Eier, nachdem sie gemeinsam „übers grüne K o r n " , d. h. auf den Feldrainen hin gegangen sind 109). Wie man dem A. durch Eier die in diesen jn potenzierter Form enthaltene Wachstumskraft zauberisch übermittelt, so geschieht ein gleiches durch T i c r k n o c h e n. Um den A. vor Mißwachs, Ungeziefer und Vögeln zu schützen, werden Knochen von Schweinen oder Schafen in ihn gesteckt 1 1 0 ). Auf Pfähle gesteckte B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube I.

"») P o l l i n g e r

Volkskundliches

107.

1»8) ZdVfV. 8, 339; P a n z e r Beitrag 2, 212. h a r d t

") M a n n h a r d t 1, 291.

218.

Andree-Eysn

Böhmerwald 78. , l ) P a n z e r Beitrag 2, 534; P o 11 i n g e r Landshut 212. " ) K u h n Westfalen 2, 155. •*) P o l l i n g e r Landshut 2 1 1 . i5)

25,

Landshut 212. 1 M ) L e o p r e c h t i n g Lech10*) P a n z e r rain 175. Beitrag 2, 534. I0 ') E . H . M e y e r Germ. Myth. 215 f . ; v g l .

354.

1M )

S a r t o r i Sitte 3, 162. 1, 400;

ll0)

D e r s. Forschungen IU)

Mann-

187 f f . ;

D r e c h s l e r Schlesien 2,57. Hecks c h e r 390. "*) W l i s l o c k i Magyaren 26. 795.

10. Wie j a schon durch die Umwandlung vermag der M e n s c h noch auf andere Weise magisch auf den A. einzuwirken, indem er seinen Leib mit ihm in nahe Berührung bringt. Die menschliche Zeugungskraft überträgt man durch Abhalten des „Brautlagers" auf die Saaten: Burschen und Mädchen wälzen sich zu Paaren auf dem A . 1 M ) . Die k u l t i s c h e N a c k t h e i t wirkt als magisches Mittel, wenn man den A. nackt umgeht, um die Saat vor Sperlingen zu schützen 1 1 S ), wenn eine das Flachsfeld nackt umgehende Jungfrau den Maulwurf abhält 1 1 6 ), oder wenn ein in der Georgsnacht den A. nackt umlaufendes Weib den Hagel abwehrt, was ebenso mit Wasserschaden geschieht, wenn ein Mann dabei an den vier A.ecken sein Wasser l ä ß t 1 1 7 ) . Die W ö c h n - e r i n hingegen schadet dem A., einerseits, weil sie in ihrem Zustand die Zeugungskraft verloren hat, andererseits, weil sie bei der Geburt als einem Übergangsstadium den Einflüssen böser Geister ausgesetzt ist und deren Bosheitszauber auf den A . übertragen kann. Der A. verdirbt, wenn eine Wöchnerin darüber g e h t 1 1 8 ) ; • arbeitet sie auf ihm, so schlägt der Schauer ein 1 1 9 ). Auch eine L e i c h e darf nicht über den A . geführt werden, da sie den Erntesegen mitnimmt i a o ). Ist jemand 6

Ackermann—Adam

163

gestorben, so muß man etwas Getreide auf den A c k e r streuen, sonst gedeiht die S a a t n i c h t 1 2 1 ) . Andererseits wird das Stroh, auf dem die Leiche gelegen hat, •aufs Feld geworfen, d a m i t es schnell verfaule u n d mit ihm der Leichnam, der d a m i t R u h e h a t 1 2 2 ) . U m das Getreide vor Vögeln und Mäusen zu schützen, m u ß fnan das Feld mit einem Löffel, mit dem ein Verstorbener zu Lebzeiten gegessen hat, dreimal umkreisen, wobei man in einem Bannspruch sagt, die das Feld plündernden Vögel und Mäuse sollten ebenso vergehen, wie der Tote, der mit dem L ö f f e l einst gegessen h a t 1 2 3 ) . A u c h sonst ist unter gewissen Umständen die menschliche Berührung dem A . schädlich. A n bestimmten Tagen darf man nicht ins F e l d gehen, um nicht den Hagel anzuziehen 124 ). Besonders darf man in der O s t e r w o c h e 1 2 5 ) am K a r f r e i t a g und K a r sonnabend 124 ), wie am Himmelfahrtst a g 127 ) nicht auf dem A . arbeiten; Gründonnerstagsarbeit ist ihm dagegen günstig 128 ). Bestimmte Arbeiten, wie das Spinnen, sind überhaupt auf freiem Felde verboten 129 ). W e n n man sich auf dem A . die Hände wäscht, k o m m t B r a n d ins Getreide 1 3 0 ). 114) L . v . S c h r ö d e r Arische Religion 2, 324 f f . ; Rigveda 282 f.; A b t Apuleius 242;

M a n n h a r d t i, 480 ff.; D e r s. Forschungen 340 ff. m ) H a l t r i c h Siebenbürgen 280. »«) H e c k s c h e r Hann. Vkde. I § 66 f. l l 7 ) W 1 i s 1 o c k i Magyaren 48. u s ) Grimm Myth. 3, 435. "») H a r t m a n n 203. ,M ) B o e c 2 l e r Ehsten 69. >") Urquell 3, 52. " ) W u t t k e 466. »«) Urquell 3, 149. « 4 ) E b e r h a r d Landwirtschaft

Nr. 3, 3.

1S6 )

Wolf

Beiträge

1, 228. '") G r i m m Myth. 3, 458; B a u m g a r t e n Jahr 21; F o g e l 198. " ' ) F o g e l 248. 1S8) B a r t s c h Mecklenburg 2, 258. "") G r i m m Myth. 3, 463. 130) H a l t r i c h Siebenbürgen 306. Heckscher.

Ackermann s.

Korndämon.

Ackermonat s. M ä r z . Ackersegen s. L a n d w i r t s c h a f t liche

Segen.

Ackerwinde s. W i n d e . Adalbert, slaw. Voitech, Bischof von Prag, Apostel der Preußen, gest. als Märtyrer 997, besonders in den östlichen Bistümern verehrt, K a l e n d e r t a g 23. April.

164

1. In B ö h m e n schrieb man seiner Fürbitte mehreren Quellen bzw. Brunnen, die in der Nähe ihm geweihter Kirchen oder Kapellen liegen, besondere Heilk r a f t zu 1 ). R e i n s b e r g Festkalender 190—194. 2. In Polnisch-Oberschlesien galt sein T a g als eine A r t Lostag. Man glaubte, die Frösche müßten soviel T a g e nach A(da)lberti verstummen, als sie vorher geschrien hätten, und f ü h r t dies auf eine Legende zurück, nach der der Heilige den Fröschen, als sie ihn durch ihr Quaken im Gebete störten, die Mäuler stopfte, so daß sie sie vor A(da)lberti nicht öffnen können 2 ). ') K ü h n a u

Sagen 3, 298.

3. In Russisch-Polen f ü h r t e man das Verschwinden der Schlangen aus der Gegend v o n Wielun auf den hl. A . zurück. E r habe einer Schlange auf den K o p f getreten, und sofort hätten alle Schlangen ihre K ö p f e verloren, seien versteinert worden und f ü r immer auf eine Meile im Umkreise verschwunden 3 ). 3)

K ü h n a u a. a. O.

Wrede.

A d a m i . Der biblische Urvater, in der Sage als Zwitter oder zweigeschlechtiges Urwesen g e d a c h t 1 ) , oder aus den vier Elementen gebildet 2 ), oder aus a c h t oder sieben Teilen geschaffen 3 ), wie in zahlreichen slawischen, romanischen und germanischen Überlieferungen verbreitet ist, als deren Quelle eine verlorene griechische Fassung aus dem zu A n f a n g unserer Z e i t rechnung in jüdisch-hellenistischen K r e i sen entstandenen Henochbuch sich a u s weist. E r verlor, wie die Gnostiker behaupteten, seine himmlische Natur, weil er sich in einem Spiegel beschaute und sich in sein eigenes Bild verliebte, also durch Autofaszination mittels Spiegels 4 ). Ihm schrieb man bereits eine tiefere K e n n t n i s der geheimen Naturkräfte, der S y m p a t h i e n und Antipathien, des Sternenlaufs und seiner B e d e u t u n g zu, also die natürliche Magie 5 ). Nach einer weitverbreiteten Kreuzholzlegende soll A . einen A p f e l oder einen Ableger v o m B a u m der Erkenntnis aus dem Paradies m i t sich genommen und eingepflanzt

165

Adam:—Adam von Bremen

haben. Daraus sproß der B a u m hervor, aus dessen Holz das K r e u z . Christi gem a c h t wurde 6 ). Weiterhin sind nach dem Volksglauben A . und E v a im Monde zu sehen 7 ). Als A.s N a c h k o m m e n gelten u. a. die Saligen (s. d.) 8). ') H e l m Religionsgesch. i , 330; A R w . 9, 172; Z d V f V 24 (1914), 9 7 ; S t e r n Türkei 2, 348. ') Z d V f V . 12 (1902), 351. 3) Germania 7 (1862), 350 ff.; G o l t h e r Mythologie 5 1 7 ; Z d V f V . 19 (1909), 1 2 1 ; B o l l Offenbarung Johannis 62 ff.; A R w . 11, 477 f f . 4 ) S e l i g m a n n Zauberkraft 284 *) S o l d a n - H e p p e 1, 294. ') H e y l Tirol 131 Nr. 22; Mannhardt 1, 242; R a n k e Volkssagen 273. ') Urquell 4 (1893), 1 2 1 ; Seefried - Gnlgowski Kaschubei 169. ') H e y l Tirol 401 Nr. 90.

2. Der T a g A . und E v a , 24. Dez. Ißt man an diesem T a g e einen Apfel, so bleibt einem das Gehäuse im Halse stecken 9 ). •) Rhein. W b . 1, 55.

3. Der männliche Vorname, v o n den Juden aus religiösen Gründen gemieden, dagegen von den Christen von A n f a n g an gebraucht und in einzelnen Gegenden besonders verbreitet als T a u f n a m e 1 0 ) , vielfach wie E v a unehelichen Kindern beigelegt u ) . Anderseits nannte man K n a ben A . und Mädchen E v a , um ihnen z u m voraus ein langes Leben zu sichern 12 ), oder man legte Neugeborenen diese Namen bei, wenn bereits mehrere Kinder nacheinander gestorben waren, ebenfalls, um ersteren ein langes Leben zu sichern 1S ). 10 ) M a n n h a r d t 1, 242; Schönwerth Oberpfalz 1, 165 Nr. 14. " ) Drechsler Schlesien1, 194. " ) B i r 1 i n g e r Aus Schwaben 1 , 3 9 2 ; M e y e r Aberglaube 228. " ) B o e c l e r Ehsten 18; D r e c h s l e r Schlesien 1, 194; H ö h n Geburt Nr. 4, 274. Z u m Ganzen vgl. ferner G r i m m Myth. 3, 435 Nr. 26; K e l l e r Grab 4, 249 u. 5, 384 f f . ; F o g e l Pennsylvania 36 Nr. 34 u. 377 Nr. 2024.

5. Im Zauberspruch, um das B l u t zu verstellen: „ D u r c h A.s Blut k o m m t her der Tod (Paulus, Römerbrief V , 12). Ich gebiete dir Blut, stehe still im Namen Jesu Christi Blut, f t t - " Dreimal zu sprechen u ) . u

) L a m m e r t 192; Z d V f V . 24 (1914), 157.

6. A.stanz, ausgeführt am Pfingsttage v o n Nackttänzern bei dem Dorfe Wir-

166

chow in der Mark Brandenburg, infolgedessen die Tänzer zur Strafe in Stein verwandelt wurden l s ). 15 )

K u h n Märkische

Sagen 251 f.

7. Im Kinderspiel, in Rätseln, Scherzfragen und Redensarten b e l i e b t 1 6 ) . 19 ) E r k - B ö h m e 3, 874; Fontaine Luxemburg 5 7 ; M e y e r Baden 176; Urquell 4 (1893). 232; Rhein. W b . 1, 54 f.

8. A . = Mensch in geschriebenen Segensformeln für gebärende Frauen 17 ). ") F r a n z

Benediktionen

2, 201.

Wrede.

A d a m k o m m t im Zauber, freilich nicht deutsch, gelegentlich vor, so in den Geoponica 13, 8, 4 und 14, 4 x) z u m S c h u t z des Taubenschlags, bei Marcellus 28, 72. 73 z ) in einem Spiel mit dem A l p h a b e t : a d a m bedam alam betur alam b o t u m , in Geburtssegen 3 ), wohl in der ursprünglichen B e d e u t u n g „ M e n s c h " . ') H e i m Incantamenta 524. D a s Mittel wird noch v o n T h i e r s 1, 361 erwähnt. ') H e i m a. a. O. 533. 3) F r a n z Benediktionen 2, 201. Jacoby.

Adam von Bremen. Ausgaben: L a p p e n b e r g MG. SS. V I I , 267—389; Bernhard Schmeidler Scr. rer. germ. 10 * Hannover und Leipzig 1917 (mit wichtiger Einleitung). Deutsch von L a u r e n t , neu bearb. v o n W . W a t t e n 2 b a c h , GddV. B d . 44. Leipzig 1893. X i t e r a tur s. W a t t e n b a c h DGQ. I I 78 f f . ; H o o p s Reallexikon 1, 35—36.

1. A . v . B . s t a m m t wahrscheinlich (n. Schmeidler) aus dem nördlichen Ostfranken zwischen Main und dem Oberlauf der Werra, und wurde wohl in B a m berg gebildet. E r k a m 1067 nach Bremen, wo er 1069 eine Urkunde des Erzbischofs A d a l b e r t als magister scolarum unterschreibt; später nennt e r s i e h sanctae Bremensis ecclesiae canonicus. Sein T o d e s j a h r ist unbekannt. 2. E r schrieb zwischen 1072 und ca. 1076 die d e m Erzbischof Liemar v o n Bremen ( 1 0 7 2 — 1 1 0 1 ) gewidmeten G e s t a Hammaburgensis ecclesiae pontificum in vier Büchern. Seine Darstellung beruht z u m Teil auf der mündlichen T r a dition der B r e m e r Kirche und vielen Gewährsmännern, unter denen K ö n i g S v e n d Estridson v o n Dänemark zu nennen ist, teils auf einer außergewöhnlich 6«

167

Adamas—Adelgunde

großen Zahl schriftlicher Quellen, die er gewissenhaft, aber nicht fehlerlos zitiert. Lebensbeschreibungen und Geschichtsschreiber, Traktate und Briefe, Urkunden und Kirchenschriftsteller liefern ihm das Material, antike Schriftsteller, vor allem Sallust und Vergil, geben das formale Vorbild. Wichtig ist das Werk in erster Linie für Geschichte, Ethnographie, Mythologie und Bekehrung des germanischen Nordens; diesem dient das vierte Buch, die Descriptio insularum aquilonis ausschließlich. Von deutschen Stämmen berücksichtigt A. in stärkerem Maße nur die Sachsen, von deren Art und Bekehrung er in Buch I, cap. 3—15 berichtet. Die hier in cap. 7 f. enthaltene, der TransIatio Alexandri sehr nahe stehende Schilderung des sächsischen Heidentums ist — mit Ausnahme der Erwähnung der echt sächsischen Irminsul — nichts weiter als eine Wiederholung der allgemeinen Angaben des Tacitus über das germanische Heidentum, Germania 9 — 1 1 , also ohne Quellenwert. — Im Anhang auch einiges über britannisches, wohl keltisches, Heidentum.

Helm.

A d a m a s S. D i a m a n t . Adamsapfel. Die vorstehende Knickung des Schildknorpels (Cartillago thyreoidea) am Kehlkopf heißt Adamsbiß, Adamsapfel (englisch: Adams bit; schwedisch: Adams a-plebit; dänisch: Adams äble, holländisch: Adamsbrok); die Volkssage 1 ) erklärt, dem Adam sei beim Apfelbiß im Paradies ein Stück (der Griebs) in der Kehle stecken geblieben; daher rühre der Name. ') ZföVk. 5 63; vgl. Volkskunde 23, 196; s. weiter D ä h n h a r d t Naturs. 1, 208; H ö f l e r Krankheitsnamen 15. Stemplinger.

Adamsbaum. 1. Ein sog. W e t t e r b a u m , ein Wolkengebilde, das einem Baume gleicht. In der Ukermark heißt es, wenn der A. n a c h M i t t a g zu blühe, so gebe es g u t W e t t e r ; wenn nach Mitternacht zu,Regen. An einigen Orten sagt man: der A b r a hamsbaum blüht, es wird r e g nen1).

168

'(Kuhn u. S c h w a r t z 455 (412); Meyer Germ. Mythol. 81; Schwartz Urspr. d. Mythol. 130; Post. Naturansch. 2, 22; Zum Abrahamsbaum: M e n z e l Symbolik 1, 17; L i e b r e c h t - Gervasius 69. 125.

2. Eine Art V o r l ä u f e r d e s M a i b a u m s. Am Sonntag nach Lichtmeß trug in Saulgau ein in Schafspelze eingehüllter Mann den A., an dessen zugespitzten und abgeschälten Astchen Äpfel und andere eßbare Dinge staken, dreimal u m j e d e n B r u n n e n ; dann w a r f man den A. i n d i e J u g e n d h i n ein2). ') B i r 1 i n g e r Volkst. 2, 50 f.; h a r d t 1, 246. 605; B e r t s c h schauung 419.

MannWeltanSartori.

Adatiel heißt der Luftgeist, der Fausts Mantelfahrt vermittelte 1 ). Der Name ist eine der zahlreichen Bildungen mit El = Gott. Der erste Bestandteil des Namens kann mit n n „rasch sein" zusammenhängen; vgl. den Eigennamen Tin Gen. 25, 15. I. Par. 1, 30: Hadad, mit der Bedeutung: „Schärfe, Raschheit". Die Umschreibung des zweiten 1 mit t ist ebenso nachweisbar in der Transskription des Gottesnamens „Hadad, Adad" in BapdSatos und *A5ato{2). Darnach würde der Name bedeuten: „Meine Raschheit, Schnelligkeit ist Gott." *) M a n n h a r d t Zauberglaube 175; K i e s e w e t t e r Faust 274; ') H a u c k s Realencyclopädie 7, 284. 290. Jacoby.

Adebar s.

Storch.

Adel 1 ).

Krankheitsname: jaucheartiges Geschwür, Fingerwurm (panaritium) z. B. in der Grafschaft Ruppin 2 ). ') H 6 f 1 e r Krankheitsn. 2; Jühling Tiere 301. *) ZdVfV. 7, 53; P e t e r s Aus pharmaz. Vorzeit 1, 223. Stemplinger.

Adelgras s. W e g e r i c h . Adelgunde (Aldegunde), geb. um 630 unter König Dagobert (622—638), gründete, unterstützt von den hl. Bischöfen Amandus u. Autbertus, das Doppelkloster Malbodium (Maubeuge a. d. Sambre), als dessen Äbtissin sie am 30. Januar 685 (oder 694?) starb, begraben dort in der A.skirche.

Adelheid—,•Adelinde

IÖ9

1. A l s sie 661 aus den Händen des Bischofs Autbertus das Nonnenkleid empfing, soll ihr der Hl. Geist in Gestalt einer Taube den Schleier umgelegt haben. Einst verwandelte sich Wasser, das sie gerade trinken wollte, in Wein. Auf ihr Gebet entsprang eine Quelle plötzlich aus der Erde, um ihren Durst zu stillen. Weitere Nachrichten über Wunder und gesteigerte Verehrung knüpfen sich an die Erhebung ihrer Gebeine i. J. 1161. V o n ihrem Leichnam ging bei der Ö f f n u n g des Grabes (1161 u. 1439) ein überaus angenehmer Geruch aus. Sie gilt als Schutzpatronin gegen K r e b s 1 ) . ') Acta Sanctorum 30. Januar 2, 1035 ff. 2. Anscheinend in der Augsburger Kirche frühzeitig hochgeehrt und in einem handschriftlichen Kalendarium des Augsburger Domkapitels bereits im 12. Jh. auf den 30. Januar vermerkt, Schutzherrin der Kirche zu Anhausen (Augsburg) 2 ). 2)

B a y H f t e . 6 (1919).

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3. Auf dem Staffelberg links des Mains wurde ihr eine Kapelle geweiht, deren endgültige Stelle sie auf wunderbare Weise bezeichnete, ein beliebtes Legendenmotiv. Bausteine und Holz verschwanden nachts von der f ü r die Kapelle zuerst vorgesehenen Stelle und fanden sich anderntags dort wieder, wo heute die Kapelle steht. Sand z u m Mörtel fand man durch einen Raben, der mit dem Schnabel den Boden pickte, und dies erkannte man als ein Zeichen der Heiligen. Im Schwedenkrieg schützte sie das Heiligtum vor Raub und Plünderung, indem sie im schwarzen Schleier erschien und die räuberischen Schweden mit aufgehobenem Finger bedrohte. Während einer Zeit der Teuerung legte sie dem hungernden Meßner einen Kuchen auf den Kirchenstuhl; von diesem aß der Meßner alle Tage, ohne daß der Kuchen weniger w a r d 3 ) . ') P a n z e r

Beitrag 2, 193.

Wrede.

Adelheid (Adeleidis, Aleidis), Tochter des rheinfränkischen Grafen Megingoz von Geldern (f 998) und der Gerbig von Hennegau, erste Äbtissin des 986 gegründeten Stiftes Vilich bei Beuel gegenüber Bonn, f 5. Febr. 1015 als Äbtissin

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von S. Maria im K a p i t o l in Köln, jedoch in Vilich beigesetzt, w o aber heute nur noch Teile ihrer Reliquien ruhen. 1. Nach einer Legende, die ohne Gegenstück ist, soll sie im Kloster Vilich Schwestern, die beim Chorgesang m i t ihrer Stimme nicht den richtigen T o n trafen, durch einen Schlag für alle Zeit ihres Lebens eine helle reine Stimme verliehen, ebenso durch Schelten kranke Nonnen geheilt haben x ). •) M. G. SS. XV. 755 ff. 2. A.sbrünnchen, A.spützchen, auch Dollepötzche, Brunnen der hl. A . in Pützchen bei Beuel, nach der Legende zur Zeit großer Dürre auf ihr Gebet hin entquollen, später Heilbrunnen, aus dem man Wasser gegen Augenübel schöpft, früher am Johannistage 2 ), j e t z t besonders am 2. Sonntag im September, an dem zahlreiche Menschen zum Pützchensmarkt pilgern 8 ). Ein A.brünnlein bei Kitzingen galt ähnlich als Heilquelle gegen das Fieber *). Mit einem wundertätigen Born, der hinter dem A l t a r eines Kirchleins zwischen Greitz und Reichenbach i. V . sprudelt, brachte man außer der hl. Apollonia auch die hl. A . in V e r b i n d u n g 5 ) . *) E. M. A r n d t Rhein- u. Ahrwanderungen 389. *) Rhein. Prov.-Blätter 1 (1835), 279; Rhein. Wb. x, 59; S c h e l l Berg. Sagen * 412 Nr. 1054. 4) L a m m e r t 260; hiernach offenbar auch bei H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 324. •) E i s e l Voigtland 255 Nr. 641. 3. A.stag, in Vilich „ D o l l e n d a a c h " , T a g , an dem an die Kinder Dollenbrütche verteilt werden a ). Eine ältere Überlieferung spricht vom sog. St. Alen-Brot, das in Vilich an einem der Pfingstfeiertage ausgeteilt wurde, sechs Jahre a u f b e w a h r t werden konnte ohne z u verderben, und auch gern dem kranken Vieh gereicht wurde 7 ). •) Rhein. Wb. r, 59. ') S t a d 1 e r Heiligenlexikon 1. 4. Früher besonders im Rheinland verbreiteter weiblicher Vorname, in Neckrufen, Kinderreimen und Rätseln beliebt. Wrede. Adelinde (Adalinde), Äbtissin des adeligen Frauenstiftes in Buchau a m Federsee in Württemberg, lebte Ende 9. J h .

I7i

Ader—Aderlaß

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und erste Hälfte 10. J h . Fest 28. Aug. *) Wurde nach der Sage Gattin Hattos, eines Enkels des als K n a b e nach Deutschland gebrachten Bonosius von Tarent. Hatto soll mit seiner jungen Gattin bei Warthausen einen Kessel voll Gold und Silber erhoben, die Kesselburg erbaut und drei Söhne mit ihr gezeugt haben. Im K a m p f e gegen die Hunnen seien Hatto und die drei Söhne gefallen, worauf die trauernde Adelinde deren Gebeine in der Kirche zu Buchau begraben, dort ein Kloster gestiftet und dieses als Äbtissin bis zu ihrem Tode verwaltet habe. Wird in mehreren Martyrologien gefeiert und auf Gemälden (Buchau, Rathausgang und Kirche) dargestellt.

zurückgaben und „ f ü n f goldene Ä r s e " opferten; d. h. die Philister wurden mit Beulen (Hämorrhoiden) geschlagen und weihten Abbildungen davon als V o t i v e 3 ) . In Westböhmen verordnet man, eine Kröte zu Pulver zu verbrennen und dies Pulver aufzustreuen *); in der Schweiz ist von einem Hämorrhoidenring die Rede aus Blei oder Zinn 6 ); in Oldenburg wird Glockenschmiere äußerlich dagegen gebraucht 6 ).

A A . S S . Boll. 28. Aug. VI, 492 ff. *) B i r 1 i n g e r Volksth. 1, 23. 500. Wrede.

Aderlaß. Blutentziehungen durch Aderlaß, Schröpfen, Blutegel u. dgl. waren schon den ältesten Völkern bekannt und wurden zu allen Zeiten geübt. Da nach primitiver Ansicht Blut gleich Leben ist, so bedeutete ursprünglich das Blutlassen nichts anderes als einen Ersatz f ü r das Menschenopfer. Deutlich erhellt das aus dem Götterkult in Y u k a t a n : man durchbohrte sich die Öhren und Schultern, sammelte das Blut in einem Schwamm und drückte diesen über den Opferschalen aus, die vor den Götterbildern standen 1 ). Diese S e l b s t v e r w u n d u n g erhielt sich später nur mehr als Zeichen der Trauer und als medizinischer A. Wir haben aber auch diesen nur insofern zu betrachten, als damit abergläubische Bräuche verbunden sind. Nach antiker Ansicht ist jeder Teil des menschlichen Leibes einem bestimmten Sternbild zugeteilt z. B . der Kopf dem Widder, Hals und Nacken dem Stier, den Zwillingen die Schultern, dem Krebs die Brust, dem Löwen die Seiten, der J u n g f r a u der Unterleib, der Sonne die rechte, dem Mars die linke Seite usw. 2 ). In den Volkskalendern waren bis in die jüngste Zeit herein sog. A. m ä n n c h e n und A. t a f e 1 n verzeichnet. Letztere mußten im Fränkischen auf Antrag der medizinischen Fakultät zu Würzburg seit 1769 wegbleiben 3 ). Die A.männchen bilden eine nackte Figur, an der für die

A d e r . Eine auffallend hervortretende A . ist ominös. So glaubt man in Norddeutschland (Schlesien 1 ), Ostpreußen 2 ), Braunschweig 3 ), Westfalen 4 ), Mecklenb u r g 5 ) ) : wenn ein neugeborenes K i n d auf der Stirn oder über der Nase eine streifenartige A . hat, so wird es nicht alt. In Süddeutschland nennt man diese A . „Totenbäumchen" (s. d.). Im nördlichen Island 8) heißt es, die A. auf dem Handrücken des Menschen bildeten stets einen Buchstaben; der Buchstabe auf dem linken Handrücken ist der Anfangsbuchstabe des Namens der zukünftigen F r a u oder des künftigen Mannes, welche den gleichen A.zug haben. ») D r e c h s l e r 1, 184. 8) Urquell 1, 51. •) A n d r e e Braunschweig 288. 4) ZrheinVk. 10 (1913), 166. 6) B a r t s c h Mecklenburg 2, 42 Nr. 54. «) ZdVfV. 8, 449. Stemplinger.

Ader, goldene 1 ). Das spontane Bluten

der varices der Mastdarmvenen galt f ü r goldwertig, weil es das ärztliche Honorar f ü r den Gewohnheitsaderlaß ersparte 2 ). Doch dürfte die Bezeichnung eher von der biblischen Erzählung herzuleiten sein, die von den Philistern berichtet (1. Sam. 4 f f . ) : nach ihrem Sieg über die Israeliten hätten sie die Bundeslade mit fortgeschleppt; Gott aber habe sie dafür an heimlichen Orten geschlagen; die Plage aber wich erst von ihnen, als sie die L a d e

') H ö f 1 e r Krankheiisn. 4; H o v o r k a K r o n f e l d 2, 136. 476; L a m m e r t 254. ) J ü h l i n g 301. 3) H o f f m a n n - R e d s l o b Allgemeines Volks-Bibellexikon (1853), 98. 4 ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2 , 1 3 9 . 6) SAVk. 21, 91. •) S t r a c k e r j a n 1, 79 Nr. 82. Stemplinger. s

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Adler

einzelnen Glieder die „Zeichen" angegeben sind, in denen es gut ist, sich zur Ader zu lassen. Phlegmatischem Komplex sind f e u r i g e Zeichen nützlich. So der Widdermonat für den Kopf, der Schützmonat für die Hüften. Melancholischen sind die l u f t i g e n Zeichen gut. So die Wage für den Podex, der Wassermann für die Waden und Schienbeine. Die wässerigen Zeichen taugen den Cholerikern. So der Krebs für die Lunge und Brustadern, die Fische für die Fußadern 4 ). Außerdem sind bestimmte A.tage vorgeschrieben, die „ u m b großer Gefahr Leibes u. Lebens willen zu meiden s i n d " 5 ) ; so der 23. u. 29. Febr., 2. u. 24. Mai, 3. Juni, 3. und 25. Juli, 15. Aug., 29. Sept., 3. u. 21. Nov. Ferner, wer sich am Liebfrauentag (25. März), an Simon und Juda (28. Okt.), am Andreastag (30. Nov.) zur Ader läßt, der überlebt das Jahr nicht. Demgegenüber stehen sehr günstige „ L a ß t a g e " , so der Blasiustag (3. Febr.), der Philipp-Jakobitag (1. Mai), der Bartholomäitag (24. Aug.) als „erster Herbsttag", der Martinitag (II. Nov.), der alte Opfertag. Außerdem werden der Valentinstag (14. Febr.), Stephanstag (26. Dez.), der erste Freitag im Mai u. a. zu den guten Laßtagen gezählt 8 ). Der Karfreitag gilt im Allgäu als ganz ausgezeichneter Tag zum Aderlassen für Mensch und Vieh 7 ). Die Zusammenhänge der sog. „verworfenen" und guten Laßtage mit dem übrigen Aberglauben sind leider noch nicht erforscht. Außerdem sind beim A. noch einige Absonderlichkeiten zu verzeichnen. Wenn man zum ersten Male sich zur Ader läßt, heißt es in Bayern, soll man das Blut unter einen Rosenstock schütten, dann bekommt man rote Backen 8 ). Der Analogiezauber ist offensichtlich. Ebenda sagt man, beim Aderlassen müsse man das Blut in fließendes Wasser schütten, sonst eitere die Wunde 9 ). Das entspricht dem Brauche, nichts achtlos vom menschlichen Leib wegzuwerfen, damit es nicht bösen Dämonen verfällt. S. a. H 0 r 0 s k 0 p i e. >) L i p p e r t Kulturgesch. 2, 328. ! ) S t e r n p -

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1 i n g e r Volksmedizin (Tabelle) 108 f. 3) L a m mert 199; z . B . Braunschweiger Kalender von 1707; Hist. Kalender . . . auf das Jahr Christi 1825 (Bern); eine A d e r l a ß t a f e l in ZrheinVk. 10 (1913), 229 oder bei B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 29, in den beliebten AderlaQbüchlein von A I . S e i t z (Marburg 1529), Dr. D i e r b a c h (1535), J o h. H e b e n s t r e i t (1559); in dem Auszug aus dem Hauskalender von 1733 bei H o v o r k a K r o n f e l d l , 6. 4) S t e m p l i n g e r Aberglaube 109 und H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 6; 2, 377; T r o e l s - L u n d Gesundheit 56. 6) ZföVk. 9 (1903), 234; Leoprechting Lechrain 151; S A V k . 2, 168; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 226; F i s c h e r Angelsachsen 24. ') P o l l i n g e r Landshut 272. 7) R e i s e r 2, 115. 8) P a n z e r Beitrag 1, 257. ') G r i m m Myth. 3, 473 Nr. 1022; W u t t k e 33. Stemplinger.

Adler (aus adel-ar „ E d e l - A a r " ) 1 ) . In weitaus den meisten Fällen versteht man darunter den Stein- oder Golda. (Aquila chrysaetus Linn.) 2), ganz vereinzelt auch den Seea. (Haliaetus Savign.)3). Auch mit dem Geier (s. d.) mögen gelegentlich Verwechslungen vorkommen. ») K l u g e Et. Wb.9 s. v. Adler; D e r s. in ZfdPh. 24, 311. ') B r e h m Tierleben * 6, 355. ») Ebd. 330.

Von der weiten und großen Bedeutung, die dem A. im Orient und in der klassischen Antike zukam, hat sich wegen der Seltenheit des A.s fast gar nichts in den späteren Aberglauben hinübergerettet. Die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Tierbücher (bis Conr. Gesner und Aldrovandus) beruhen in den für uns wichtigen Punkten fast ausschließlich auf der Antike, besonders Aristoteles, Älian, Plinius; es muß daher hier weiter zurückgegriffen werden, als bei alltäglich begegnenden Tieren 4). 4) Reichen Stoff bieten: P a u l y - W i s s o w a B d . 1 (im folgenden = P W . ) ; K e l l e r Tiere ( = K.); W a l t h e r A r n d t Die Vögel in der Heilkunde der alten Kulturvölker in Journal f. Ornithologie 73 (1925), 46 ff. 214 ff. 475 ff. = A.); A r i s t o t e l e s rcepl £u>(ov toxopCai ( = A r i s t o t.); P l i n i u s Naturalis Historia ( = P l i n . ) , die Buch-, Kapitel- und Abschnittzitate nach der dt. Übersetzung von K ü l b (Stuttgart 1840); A e l i a n rcepl Ctöiov ( = A e 1.); brauchbare Auszüge bei H . O. L e n z Zoologie der alten Griechen und Römer. Gotha 1856; A l b e r t u s M a g n u s (13. Jh.) De animalibus ed. Stadler. Münster 1 9 1 6 — 2 0 ( = A l b . ) , Zitate nach Buch- und Marginal-

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Adler

zahlen; V i n c e n t i u s B e l l o v a c e n s i s (13. Jh.) Speculum nat-urale. Wiegendruck s. a. (— V i n c.B.)i Zitate nach Buch u. Kapitel; K o n r . v . M e ' g e n b e r g (14. Jh.) Buch der Natur, hrsg. v. F . Pfeiffer 1861 ( = M e g . ) ; Conr. Gesner Vogelbuch, deutsch von R. Heusslin. Zürich 1 5 5 7 ( = G e s n.); eine sehr stoffreiche Kompilation ist: U l y s s e s A l d r o v a n d u s Ornithologia. Frankf. 1630.

1. A l l g e m e i n e s . Der A. ist der K ö n i g der Vögel 6 ), was sich in manchen Sagen (s. u. 6) von seiner Königswahl spiegelt 8). Von den andern Vögeln wird er als solcher anerkannt und gefürchtet 7). Er ist daher auch das Tier von Göttern, besonders des höchsten Gottes Zeus und Jupiter 8 ), ferner Indra, Wischnu, Agni 9 ), Ormuzd 10 ), Odin 1 1 ); in Odins Saale ist ein A. schwebend angebracht 1 2 ). Der A. weilt bei den Göttern 13 ), er ist Waffenträger des Blitz- und Donnergottes 14 ), trägt das Flammenbündel des Blitzes in seinen Fängen 1 6 ) oder im Schnabel 1 *), wird aber nie vom Blitz getroffen 1 7 ); noch heute gilt in Brixen: Der A. und der Feigenbaum können vom Donner nicht getroffen werden 18 ); dasselbe sagt ein Schweiz. Rezeptbuch vom A. 19 ). Sein Schnabel blinkt durch die Gewitterwolken ta ). Als Vogel Odins umflattert er die Walkyren 2 1 ) und als B o t e des Gottes führt er dessen Befehle aus 22). Aber auch die Götter selbst können A.g e s t a 1 1 annehmen 23) oder sind a.häuptig; Odin hat den Zunamen Arnhofdi (A.haupt) 24). Seltener ist die A.gestalt mit Menschenhaupt (Syrien) 2B). A.gestaltig sind auch D ä m o n e n : Riesen 26), besonders ein Windriese H ) (über den A. als Windschaffer s. u. 4.), in Schlesien der Wassermann **), in einer Österreich. Sage erscheint der Teufel in A.gestalt *•), in Friesland die Hexen so ). Über sagenhafte Verwandlungen in A. s. u. 4 m ~ 1 2 « . Als Göttertier ist der A. selbst göttlich u. h e i l i g 3 1 ) ; sogar der A. auf dem Signum der römischen Legion wird als Gottheit angesehen und verehrt S 2 ). Seine Göttlichkeit wird zuweilen mit seinem himmelstrebenden Fluge begründet S3 ); hochfliegende Vögel gelten im alten Island überhaupt als „gute" 34). Der A. wird da-

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her auch mit dem S o n n e n k u l t in Verbindung gebracht 3B ); anderseits ist er der Geleiter der S e e l e n ins Jenseits 36) und figuriert als Seelenvogel oft auf Gräbern S7). Christlich ist das Symbol der A u f e r s t e h u n g Christi M ) und der W i e d e r g e b u r t durch die Taufe 39). Als göttliches Tier ist er am G i e b e l der Tempel (freilich auch der Häuser und Zelte) angebracht In den Mysterien bedeutet der A. einen M y s t e n grad 4 1 ). Der König der Vögel ist Symbol der K ö n i g e und Kaiser 4 2 ), Der A.kultus Napoleons I., dessen Sohn den Zunamen Aiglon erhielt, ist bekannt. Die Apotheose der Könige und namentlich der römischen Kaiser wird dargestellt durch einen A., der sie himmelwärts trägt 4S). Im Palast Karls d. Gr. war ein eherner A. angebracht 44). Von dem Landgrafen von Thüringen wird gesagt: ',der Düringe herre ist milte üz kindes jugent, ob ime ein adelar ze allen ziten ist mit höhen vlügen her gewesen" 4S), und B. Anhorn 46) berichtet „von einem kunstreichen Meister zu Nürnberg, welcher einen schönen großen A., mit sonderbarem kunstlichem Uhrwerk also zubereitet, daß er bei dem Keiserlichen Einzug (Karls V.) daselbst in der Lufft geflogen" (vgl. u. 2 7 a ). Könige und Tyrannen der Diadochenzeit ließen sich „ A . " benennen 47 ); ebenso Geschlechter 48). Daß auch bei den Germanen Männer, wenn auch nicht ausdrücklich Fürsten, nach dem A. benannt wurden, sei nur nebenbei erwähnt *•). Auf dem königlichen Zepter steht ein A. 60 ). Über weitere Verwendungen des A.s in der Kunst s. u. 9. s ) K. 239; PW. 3 7 4 C u m o n t Etudes syriennes 59 Anm. 1 ; V i n c. B. 16, 33; M e g . 166 (nach Augustinus); G e s n . I I a . •) D ä h n h a r d t Natur sagen 4, 160 ff. ') G e s n. II a. ») K. 238. 239. 433 Anm. 43; PW. 3 7 3 " ; S i t t l Der A. u. die Weltkugel als Attrib. d. Zeus, in Jahrb. f. kl. Phil. Suppl. Bd. 14. •) G r i m m Myth. 3, 193; G u b e r n a t i s Tiere 479. 481; K u h n Herabkunft 29. 1 5 3 ; S i e c k e Götterattr. 183 A. 1 ; A R w . 22, 109; H a s t i n g s 2, 37 b. 10) K. 432 Anm. 29. " ) M e y e r Germ. Myth. 183. " ) Ebd. 232; P a n z e r Beilr. 2, 459; Grimnirlied Str. 17. 18 ) K. 238. ») Ebd. 239; PW. 374 " ; U s e n e r Kl. Sehr. 4, 466. 489. 491 ff. " ) K. 239. 245; F e h r l e Geopon. 7. 16) K. 245. " ) PW. 374 1 6 ,

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F e h r l e Geopon. 7; F r a n z Benediktionen 2, 38 (n. P 1 i n. u. Geopon.); V i n c.B. 16, 32; G e s n . V a ; P l i n . (II, L V I ) ist von M e g e n b e r g offenbar falsch verstanden worden, wenn er (S. 94) sagt: „under den tieren s e r t der blitzen allermaist den Adlarn, under den paumen allermaist den lorpaum". " ) H e y 1 Tirol 797. M ) S A V k . 6, 60. *•) P W . 3 7 4 " (n. Plin.). ") M e y e r Germ. Myth. 177. " ) K . 246; P W . 373 H o p f Tierorakel 11. ") PW. 3 7 4 " ; S i t t l (s.o. 4); Meyer Germ, ftfyth. 152.183.232. " ) K . 251; M e y e r Germ. Myth. 230; K u h n Herabkunft 153. " ) K . 446 A. 266. " ) G r i m m Myth. 1 , 5 2 6 ; M e y e r Germ. Myth. 142. 151. 152. " ) Im Wafthrudnirlied Str. 37 wird Hräswelg (,,Leichenschlinger") als Windriese in A.gestalt genannt. ») Z f V k . 1 1 , 2 0 3 . 29) V e r n a l e k e n Mythen 10. 80) M ö l l e n h o f f Sagen 212. 31 ) K . 238; C 1 e m e n Reste 65 (mit weiterer L i t . ) ; Ä g y p t e n : K . 254; aegaeisch: H a s t i n g s 1, 145 b. ,2 ) K . 243. ») P W . 373 " (Aristoteles); H o p f Tierorakel 1 1 ; G e s n . I V a : fliegend auch gar hoch . . ., darum auss allen vöglen allein der A. für einen göttlichen vogel gehalten; im A T . : Flug gegen den Himmel: Spr. 23, 5; 30, 18. 19; Hiob 9, 26; 39, 27; Jerem. 4, 13. " ) M e y e r Germ. Myth. 110. ss ) K . 254. 442; A R w . 16, 558; C u m o n t Etudes syriennes 61 f. " ) D i e t e r i c h Mithraslith. 184; F r a z e r 5, 126; namentl. C u m o n t Etudes syriennes 62 f. 76 f. 87. a7) A R w . 16, 558 (dagegen A R w . 20, 199); Cumont 38 ff. 50. 352. ») K r a u s Real.-Enc. d. ehr. Alt. 1, 21 a. M ) Ebd. 1, 20 b; C a b r o 1 Dict. d'arch. ehr. 1, 1, 1036; K . 251. 40) K . 274; G r i m m Myth. 3 , 1 8 1 ; P a n z e r Beitr. 2, 456f. 460. 260. " ) D i e t e r i c h Mithrasl. 54. 1 5 1 ; A R w . 19, 553. «•) K . 240 f.; P W . 374 , a ; C u m o n t 35 ff. " ) K . 241 (Alexander). 251. 252; P W . 275 ausführl. C u m o n t 35 ff. **) G r i m m Myth. 1, 527. **) Minnesinger ed. v. d. Hagen 2, 4 (II, i b ) . ••) Magiologia 238. *') K . 242. w ) Ebd. 248 f.; G e n n e p Religions 2, 19. " ) W . W a e k e r n a g e l Kl. Sehr. 3, 200; S c h ö n f e l d Wörterb. d. altgerm. Pers.u. Völkernamen 23. 26; F ö r s t e m a n n Altd. Namenb.* 1, 135 ff. 60) K . 240.

2. Aus der Göttlichkeit des A.s ergeben sich von selbst seine divinatorisehen und a u g u r a l e n Eigenschaften: er ist Orakeltier und weissagend 61 ) bei den Völkern des Altertums 52 ) wie bei den alten Germanen 63) und den Deutschen des Hochmittelalters M ). Nach der Eyrbyggja-Saga gilt ein A., der einen Hund davonträgt als 'fyrirburftr' (Vorzeichen) SB). Besonders der Angang wurde beobachtet 5 8 ). Noch heute gilt in Ostpreußen A.begegnen als großer Glücksfall 5 7 ). So in der Antike 5 8 ). Den Schiffern

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des alten Griechenland, wie Nordamerikas gilt der Flußa. (Pandion haliaetus?) als gutes Omen 59). g l ü c k b r i n g e n d ist auch der ein Hirschkalb oder eine Gans tragende A.80), auf Kindersegen deutet ein eine Henne tragender A. 61 ). Dagegen verkündet der schlangentragende A. Unglück 82). Krimhild träumt, daß ihr Falke (Siegfried) von zwei A.n zerfleischt werde, was von Ute als Tod gedeutet wird M ). Den Tod der Freier verkündet der würgende A. in Penelopes Traum 8 4 ). Als Kaiser Wilhelms I. Leben 1879 durch Attentäter in Gefahr war, soll ein von Raben verfolgter Adler über Berlin gesehen worden sein 8S ); in Frankreich ist der Schrei der orfraie (Seea.) todkündend 66). Nach Theophrast v. Eresus 87 ) gilt der kasuistische Aberglaube, daß es Tod bedeute, wenn beim Ausgraben von schwarzem Helleborus (Veratrum nigr.) — man schaute dabei gegen Sonnenaufgang und betete zu Apollo und Asklepios — ein A. herfliege. Natürlich ist, wie bei den meisten Augurien, die R i c h t u n g des Fluges bedeutungsvoll: von rechts: Glück, von links: Unglück 8 8 ). Noch Johann Hartlieb (1456) sagt: „es sind lüt, die groß glauben haben an den aren vnd mainent ye, wann er taschenhalb flieg, es sull bedeuten groß geluck oder großen gewin" •*). Namentlich im Kriege ist der A.flug ominös. Meist zeigt er den S i e g an, besonders von rechts fliegend 70 ), im Norden wenn hoch fliegend 71 ). Als Kaiser Karl V. den Krieg gegen die Neugläubigen begann, sah man einen A., der in der Luft über des Kaisers Heer stand, auch kam aus dem Walde ein Wolf gelaufen und lief zwischen der Spanier Fußvolk. Daraus hat man auf Sieg geschlossen 72 ). Am 30. Oktober 1593 zeigte sich in Zittau ein riesiger zweiköpfiger A. am Himmel, auf den glühende Pfeile schössen, ohne ihn zu verletzen. Einen Monat später kam die Nachricht von dem Sieg Kaiser Rudolfs II. über die Türken 7 3 ). Sogar der römische Legions-A. ist vordeutend 74). In der Gunnlaugssaga bedeuten zwei A. im Traum zwei Stürme 7 S ) (vgl. u. 4 121 ff.). Durch eine besondere

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Adler

Sprache w a r n t der A . bei Gefahr ( K u h ländchen) 76 ). Verschiedene Traumdeutungen finden sich bei A r t e m i d o r T 1 ) . In Spanien- wird der Zwerga. (Eutolmaetus pennatus Gmel. ?) zum Ziehen v o n Glücksnummern in der Lotterie verwendet 7 8 ). ") H o p f Tierorakel 87 ff.; K . 245 ff. «) K . 245 ff. 262. 445 Anm. 250; P W . 373 a ; Staehlin Mantik (Register); Gubern a t i s Tiere 491; H o p f 87 f. 89 f. (Griechen). 88. 90 f. (Römer). «») H o p f 89; K . 246; G r i m m Myth. 2, 948. " ) H o p f 89: Michael Scotus, der Kanzler Friedrichs I I . : 'volatus et cantus auguria considerantur'. ••) M e y e r Germ. Myth. 110 ob. " ) M ö l l e n h o f f Altert. 4 , 2 2 9 ; G r i m m Myth. 2, 946 (vom müs-ar, wohl der Mäusebussard, Buteo buteo Linn.); Schönbach Berth. v. R. 32 (ebenso). ") S t e m p l i n g e r Abergl. 46. M ) P W . 1, 68. »•) Ebd. 371 67 : K . 262 ( D i o n y s i u s De avibus II, 1). '») H o p f 88 (Homer). " ) Ebd. 88 (Plin.). M ) Ebd. 89; K ü s t e r Schlange 127 (II. 12, 200 ff.). Auch sonst ist der A. zuweilen Unglücksvogel: C l e m e n Reste 65. ,3 ) Nib. Str. 13 f. M ) Odyssee 19, 538 ff. «) S c h u l e n b u r g Wend. Volkst. 167 A. 1. " ) S 6 b i l l o t Folk-Lore 3, 195. " ) Hist. plant. I X , 8, 8 (K. 245. 437 Anm. 119). M) H o p f 88. 90; K . 246. 438 Anm. 131; P a n z e r Beitrag 2, 455. 456 (2 sich bekämpfende A.). 458; K ü s t e r Schlange 128 (Doppeldeutigkeit je nach dem Standpunkt der Troer u. . der Hellenen). •") U l m Hartlieb 43; G r i m m Myth. 2, 946; 3, 429. »•) P W . 374 K . 245. 241. 244. " ) M e y e r Germ. Myth. 110 ob. ») W o l f Dt. Märchen 501 f. " ) K ö h n a u Sagen 3, 450 f. " ) K . 243. " ) cap. 2. " ) E n d e r s Kühl. 78. " ) Oneirokritika allg.: 4, 56, spez. 3, 20. ™) H o p f 91 f. (nach B r e h m , in dessen 4. Aufl. jedoch die Notiz fehlt).

3. Mannigfach ist der b i o l o g i s c h e Aberglaube, doch wurzelt auch er zumeist in der antiken Zoologie und S y m bolik und ist k a u m je Volksglauben gewesen. Der A . erreicht ein hohes A l t e r und bleibt auch in diesem noch jugendlich ,9 ). Die Ursache seines Todes ist nicht Altersschwäche, sondern Hunger, weil sein O b e r s c h n a b e l zu sehr in die L ä n g e wächst und sich v e r k r ü m m t ®°) ; das zwingt ihn zu t r i n k e n , der sonst nie Flüssiges genießt 8 1 ); doch die J u n g e n trinken B l u t 8 2 ) . Den zu langen S c h n a b e l zerschlägt er an einem Stein oder er w e t z t ihn und die K 1 a u e n an einem Stein 84 ); denn auch diese krümmen sich im A l t e r so ein, daß er keine B e u t e mehr

180

halten k a n n 8 5 ) ; die F l ü g e l werden weiß und schwer 8 8 ). Nicht g a n z sicher ist der Ursprung des Aberglaubens v o n der V e r j ü n g u n g des A.s. Psalm 102, 5 (jetzt 103, 5) s a g t : renovabitur ut aquilae j u v e n t u s tua, Jes. 40, 3 1 : Qui autem sperant in Domino, m u t a b u n t fortitudinem, assument pennas sicut aquilae, current et non laborabunt, a m b u l a b u n t et non deficient. Es f r a g t sich, ob nicht schon diese Ä u ß e rungen auf einem alten A b e r g l a u b e n beruhen; jedenfalls haben sie A n l a ß gegeben zu dem weiter ausgebildeten Glauben, daß, wenn dem A . im A l t e r die A u g e n s c h w a c h werden, er zu einer Quelle fliege und von dieser sich erhebe bis zur Sonne; dort verbrenne er seine Flügel und kläre seine A u g e n ; auf die Erde gefallen, tauche er dreimal in der Quelle unter und sei v e r j ü n g t 8 7 ) . N a c h H i e r o n y m u s M ) berichtet der Physiologus M ) : „ S o der are alt wirdit, so fliugit er uf an den l u f t und brennit sine f e d e r e n unt vellet danne in sin nest. so ziehent in sine iungen, unz (bis) er federen gewinnit als er e (vorher) h e t e . " V o n den verbrannten Flügeln des „ G e i e r s " Sampäti spricht die indische Sage 9 0 ). Das A.weibchen legt 3 E i e r , die es 30 T a g e lang b e b r ü t e t 9 1 ) . A n d e r w ä r t s nirgends gefunden habe ich den A b e r g l a u b e n aus Steinhöwels Ä s o p S. 244: „ D a r v o n ist ensprungen, daz die a. nit iunge habent, ouch nit ayer legent zuo den z y t e n , so die hurnussel (Hornissen) s y n t " 92 ). Die Bruthitze ist beim A . sehr groß, „ a l s wenn man die eyer k o c h t e " , sagt Gesner I I b , und l i l a : „ D e r A . ist also hitzig, daß er die eyer mit dem brüt gar verkochte, wenn er den allerkeltesten s t e i n G a g a t e m nit darzu legte, als Lucanus s c h r e y b t . " Weiter unten ( I I I b) berichtet er, daß die Eier in einen Fuchs- oder Hasenbalg gelegt und v o n der Sonne gebrütet würden, nach Albertus Magnus würden sie einem andern A . untergelegt 9 3 ). Ö f t e r wird berichtet, der A . ziehe nur 1 J u n g e s a u f ; die überzähligen würden aus dem Neste geworfen und von einem andern A . (Geier?) aufgezogen 9 4 ). Seine Jungen zwingt er, in die Sonne zu schauen;

181

Adler

welches Junge das nicht vermag, wird ausgestoßen 9 5 ). Anderseits rühmt man ihm vorsorgliche Liebe f ü r seine Jungen nach. E r schützt sie mit seinem Leib gegen den Jäger 8 6 ). E r lehrt sie auf seinem R ü c k e n fliegen, eine A n s c h a u u n g , die schon im P e n t a t e u c h ausgesprochen 97) und v o n den mittelalterlichen Tierbüchern übernommen wird 9 8 ). N a c h Gesn. ( I H a ) überfliegen die J u n g e n die A l t e n oder helfen ihnen im Flug, wenn sie schwerfällig werden ( I I I b). Eine im M A . verbreitete Überlieferung ist, daß der A . mit andern Vögeln seinen R a u b t e i I e , sie selbst aber verzehre, w e n n er dabei zu kurz k o m m e 9 9 ) . Anderseits hat er in der Tierwelt viele F e i n d e , die ihn sogar überwältigen können, wie den Greiffalken (Lämmergeier?) 1 0 0 ), S c h w a n 1 0 1 ) , K r a n i c h , Storch, Reiher 1 0 8 ), K r ä h e , Elster 1 0 3 ). Besonders verfeindet ist er mit dem Specht und dem Zaunkönig, weil i h m der Specht die Eier zerbricht 1 0 4 ) und der Z a u n k ö n i g den Königstitel streitig m a c h t 1 0 5 ) . V o n Tieren anderer Klassen ist als erbittertster Feind des A . s die Schlange zu nennen 1 0 6 ). Ü b e r einen K a m p f mit einem P o l y p e n berichtet Gesner 1 0 7 ). Die Schildkröte, die sonst eine Lieblingsnahrung des A.s ist 1 0 8 ), und die v o n ihm das Fliegen lernen will 1 0 9 ), besiegt nach einem Z i t a t aus Achaios den A. 1 1 0 ). Eine Sage der Siebenbürger Szekler l ä ß t eine K a t z e den A . überlisten 1 U ) . Die P f l a n z e S y m p h y t o n (Beinwurz) tötet den A. 1 1 2 ). Seine Wasser b e u t e zieht der A . (Seea. ?) mit den Federn ans U f e r 1 1 3 ) . W e n n seine F e d e r n mit denen anderer Vögel zusammengebracht werden, zerstören sie diese 1 1 4 ). Der A . ist v i e 1 w i s s e n d l l s ) und spürt die Feinde v o n w e i t e m 1 1 6 ) . Sein scharfes Auge, das ungeblendet in die Sonne blicken k a n n und die B e u t e aus schwindelnden Höhen erschaut, ist s p r i c h w ö r t l i c h 1 1 7 ) ; nur in der B r u t z e i t ,,sol der A . auss dem gschlächt schlahen und übel sehen, also das er dem raub nit m a g nachkommen, dannenhär er E x a e t o s genannt w i r d " 118 ). U n b e k a n n t ist uns die H e r k u n f t des mittelalterlichen A b e r g l a u bens, daß der rechte F u ß des A.s größer

182

sei, als der l i n k e 1 1 9 ) ; nach A l b e r t u s Magnus 12°) ist beim kleinen Fischa. der eine F u ß Schwimm-, der andere G r e i f f u ß . ™) K. 268; P W . 372 50 ; Gesn. I V b. K . 267; P W . 3 7 3 3 0 (Aristot., Antigonus, Plin.); Physiologus: Fundgruben 1, 33; V i n c . B. 16, 32. 81) K . 267; P W . 372 G e s n. II b. •») V i n c. B. 16, 35 (c. 33 dagegen allgemein : aquila sanguinem lambit); Gesn. 83) Physiologus: I I b , nach Hiob 39, 30. Fundgr. 1, 33 (nach Augustin); L a u d i e r t Gesch. d. Physiologus 9 Anm. 3. 84) V i n c. B. 16, 36; R o l l a n d Faune pop. 9, 1 1 ; A l b . M a g n. Anim. 6, 46; G e s n. I V a. 65) V i n c. B. 16, 35. ••) Ebd.; Physiologus ebd. B7) L a u c h e r t Gesch. d. Physiologus 9 f.; P W . 372 66 ; Hastings 6, n ö a unten; Swainson Folk-Lore of British Birds (1886) 134 (zitiert Albertus Magnus; in der Stadlerschen Ausgabe unauffindbar); R o l l a n d Faune pop. 9, 11 (mit weiterer Lit.); Physiologus: 1.: Wilh e l m Denkm. dt. Prosa (Münchener T e x t e H. 8) A b t . A 24; lat. T e x t ebd. A b t . B . 37; Die Hochzeit (12. Jh.) Vers. 580 ff.; H u g o v . L a n g e n s t e i n Martina (Ende 13. Jh.) 107, 1 ff. (Dazu K ö h l e r Kl. Sehr. 2, 135 f.); R o l l a n d Faune pop. 9, 9 f. (m. weiterer Lit.); S e b i 11 o t Folk-Lore 3, 174; S w a i n s o n Folk-Lore of British Birds 134; V i n c . B. 16, 36 (nach Physiologus u. Jorath [unbekannt]); M e g e n b e r g B. d. Nat. (Pfeiffer) 166 (nach Adelinus = Aldhelm, dieser nach Augustin); K l a p p e r Erzählungen Nr. 208; G e s n . I V a; D e l r i o Disqu. mag. 1.11, qu. 23; und noch L a u r e m b e r g Scherzgedichte 1, V . 322 Ii. ") In Isaiam 40, 27 (M i g n e Patr. lat. 24, 426 D f.). 8») ed. Wilhelm (s. o. Anm. 87) S. 25; L a u c h e r t G. d. Ph. 9 A. 3; zur Ätzung durch die Jungen: K. 268. 447 Anm. 294 ( E n n o d i u s dictio 17). Eine auffallende Parallele hiezu von dem großen Vogel, dessen Gefieder von zwei andern erneuert werden, und der nach einem Bad verjüngt ist, in altkelt. Erzählungen, bei T e g e t h o f f Märchen, Schwänke und Fabeln 1925 S. 53. 90) G u b e r n a t i s Tiere 483. " ) A l b e r t . M a g n. Anim. 6, 46 (nachMelissus). 47; V i n c . B. 16, 35. 36 (nach Arist. u. Plin.). e 2 ) ' N a c h D ä h n h a r d t Naturs. 4, 276; im Anschluß an die Fabel von dem Käfer, A. und Zeus. M ) G e s n. I I I b. »') P W . 372 89 (Aristot., der diesen Vogel ipqvyj nennt. Beizufügen wäre noch P l i n . X , 4, 2: ossifraga); K . 268; A l b e r t . M a g n . Anim. 6, 46; V i n c . B . 16, 32 (n. Ambrosius). 35; G e s n. II b. 96) K . 268 (der eine oriental. Fabel vermutet); P W . 371 53 (Aristot., Plin.); L a u c h e r t G.d.Ph. 10 Anm. (2 mal); I s i d o r Etym. X I I , V I I , 1 1 ; nach ihm V i n c . B . 16, 35; Megenberg NiederB. d. Nr. 166; W e r n h e r v o m r h e i n 68 ff. (laut K . 268); H u g o v . L a n g e n s t e i n Martina 107, 19 ff. (dazu K ö h l e r Kl. Sehr. 2, 135 f.). " ) M e g e n b e r g 1 6 7 2 J ; V i n c . B . 16, 35. ") Exodus 19, 4; 80)

Adler

183

Deut. 32, 11. M) V i n c . B . 16, 35; H e g e n b e r g 1 6 7 8 1 (nach Gamaliel [ ? ] ) ; G e s n . III b. M) K ö n i g R o t h e r (ed. Massmann) V. 4979 ff.; H u g o v. L a n g e n s t e i n Martina 107, 41 ff. (dazu K ö h l e r Kl. Sehr. 2,135); M e g e n b e r g 167®; J. J. W e r n e r Üb. 2 Handschr. (Diss. Zürich 1904) 176; G e s n . III b (nach Albertus M. ?). 10°) M e g e n b e r g 167"; V i n c . B . 16, 33. 101) G e s n . IV a (nach Albertus M. ?, zit. auch Aeneis 9) ; P l i n . (X, 95, 1) sagt nur: „In Zwietracht leben die Schwäne und die A." 10') G e s n. IV a (n. Aelian). I0i ) A l b . M a g n . Anttn. VIII, 13. 104 ) G e s n. IV a; P 1 i n. X, 17, 2: bei Nigidius heißt ein Vogel, der die Eier der A. zerbricht, Subis. 10S) Schon P l i n . X, 95, 1; K u h n Herabkunft

109; R o l l a n d

Folk

of Br.

Faune

S 6 b i 11 o t Folk-Lore 3, 178; Lore

Birds

pop. 2, 4;

Swainson

36. 135;

R e u s c h

Samland 39; W o e s t e Mark 39; namentlich D ä h n h a r d t Natursagen 4,161 ff. (deutsche Sagen 166 ff.). 10') Antikes (schon mykenisch) s. bei K ü s t e r Schlange 52 f. 127 ff. (Kampf der Lüftregion mit der chthonischen); W e i n r e i c h Heilungswunder 163. 166; K. 247. 248; Weiteres: G u b e r n a t i s Tiere 480; H a s t i n g s 2, 315a; G r i m m Myth. 2, 665; B u g g e Studien

498; H a h n

Griech.

Mär-

chen 2, 57; A l b . M a g n . Anim. VIII, 12; V i n c . B . 16, 32; G e s n . I V a ; Christi. Symbolik: Kampf des Lichtes mit dem Teufel: K r a u s Real-Encykl. 1, 21 a. 107) IV b, nach A e l i a n VII, 11, 10?) K. 257, 443 Anm. 209 bis 212; PW. 372 M ; V i n c.B. 16, 34; G e s n . IV b (nach Oppian); indisch: G u b e r n a t i s Tiere 487; R o l l a n d

nordamerikanisches K n o rt z

Die

Faune

Märchen

pop. 9, 7

S3

. erwähnt

Vögel (1913) 166 f.

. Ein

K.

Über den

Tod des Aeschylos durch eine Schildkröte, die ein A. auf seinen Kopf fallen ließ: K. 257 ff.; V i n c.B. 16, 34. 1M) D ä h n h a r d t Naturs. 4,269. u o ) D i o g e n e s L a e r t i u s 11,133 aus „Omphale" (s. D ä h n h a r d t Naturs. 4, 90). u l ) Ebd. 4, 25. "*) A e l r i n nat. an. VI, 46.. lla ) I s i d o r Etym. XII, V, 10; nach ihm V i n c.B. u. G e s n . II b. "«) PW. 68 373 " (Plin- Aelian); daher das griech. Sprichwort: Du willst A.federn mit andern Federn mischen. K ö h l e r Tierleben im Sprw. 7; A l b . M a g n . Anim. VIII, 27 bestätigt das aus eigener Beobachtung; V i n c . B . 16, 33; M e g e n b e r g 167 10; G e s n. II a; vgl. noch R o l l a n d Faune pop. 2, 4; 9, 6; S w a i n s o n

ns

Folk-Lore

of

Brit.

Birds

135.

) G e s n . III a; Gylfaginning cap. 16. "•) V i n c.B. 16, 35. «') K. 268. 433 Anm. 40; P W . 371 6 °; S w a i n s o n

F.L.

of Brit.

gewisse Stellen im griechischen A l t e r t u m dahin zu deuten sind, lassen wir dahingestellt m ) ; dagegen scheint bei den Germanen der A . zum W i n d in Beziehung gesetzt worden zu sein. Windriesen haben A . g e s t a l t 1 2 2 ) . Nach der jüngeren E d d a sitzt Hraesvelgr als A . an der Nordseite des Himmels, und wenn er die Flügel schwingt, erheben sich unter ihnen die Winde 123 ), und noch Heinrich v . Veldeke singt: jarlanc ist reht, daz der ar winke dem vil süezen w i n d e 1 2 4 ) . Zwei A . im Traume bedeuten zwei S t ü r m e 1 2 5 ) . Bei andern Völkern herrschen ähnliche Vorstellungen m ) . Anderseits schützt der A . Heilige vor Sturm 12T j. Über seine Immunität gegen den B l i t z s. o. 1 17 ff. Aber auch sonstige K r ä f t e gehen v o n ihm aus: S e i n B i l d auf einem Smaragd, hält die Heuschrecken fern 1 2 8 ), seine Federn vertreiben die Wanzen 1 2 9 ); nach einem siebenbürgischen Zigeunermärchen kann man dem menschenraubenden A.könig entfliegen, wenn man sich eine Feder aus seinem linken Flügel verschafft 13°), nach einem sizilianischen sich in einen A . v e r w a n d e l n 1 3 1 ) . A.f 1 a u m auf dem H u t schärft die A u g e n und gibt Mut beim R a u f e n (Tirol) 132 ). Wer A . f 1 e i s c h ißt, kann zaubern (Wales) 133 ), ein alter K ö n i g wird durch A.fleisch geheilt ( K t . Wallis) 134 ). Der rechte Flügel schützt vor Hagel (antik) 1 3 5 ), auf einer altägyptischen Goldplatte wirkt er offenbar als Talisman 136 ). Die A . k r a l l e wehrt auf Island die Feuersbrunst a b 1 3 r ) ; ebenda kann man mit ihr (nebst andern Zutaten) Augentäuschungen hervorrufen 138 ). In Alpengegenden (bes. Tirol) wird sie als A m u l e t t an der Uhrkette getragen 139 ). A . m i s t vertreibt die Schlangen (antik) 140 ). Die A . z u n g e verleiht nach indianischem Aberglauben als A m u l e t t übernatürliche K r ä f t e 1 4 1 ). Über den A . s t e i n s. d.

Birds

134; I s i d o r Etym. XII, VII, 10; V i n c.B). 16, 32; G e s n . I I b . »«) Ebd. (Quelle?). lie ) V i n c . B . 16, 33; M e g e n b e r g 167l3. »•) VII 31. 4. M a g i s c h e Kräfte wohnen dem A . inne. Verbreitet ist der Glaube, daß er den W i n d schaffe. Ob schon

121) P a n z e r Beitr. 2, 455 f. (II. 12, 207 ff.; Od. 2, 147 ff.). Die Etymologie d s i i j zu ärj|it „wehen" (ebd.) ist wohl ebenso falsch wie die des Festus aquilo ventus a vehementissimo volatu ad instar aquilae appellatur; vgl. G r i m m Myth. 1, 528. 122) s. o. Nr. 1 Anm.

27; G r i m m Myth. 1 , 5 2 6 ; 2,454. " 3 ) G r i m m Myth.

P a n z e r 1, 527. 1 U )

Beitr. Ebd.

185

Adler

tJ5

) M e y e r Germ. Myth. 112. l2C) G r i m m Myth. 1, 5 2 7 f . ; 3, 1 8 1 . 1 2 7 ) S w a i n s o n F. L. of Br. Birds 1 3 5 . >») K . 4 3 6 A . 9 3 1 P W . 3 7 3 " (PUn.). 1W) P W . 3 7 3 " (Galen). 1 M ) W l i s 131 1 o c k i Zigeuner 303. ) G o n z e n b a c h Siz. Märchen 1, 35. "2) zjyk. 8, 168; A l p e n b u r g Tirol 3 8 4 . 1 3 3 ) T h o m a s Welsh Fairy 131 Book {1915)191. ) J e g e r 1 e h n e r Sagen l35 1, 1 4 2 . ) PW. 68". 373"; F e h r l e Geop. 7. 13') S e l i g m a n n Blick 2, 112. 137 ) S 1 o e t Dieren 189 (nach M a u r e r Isl. 138 Volkssagen 170). ) Z f V k . 13, 2 7 5 . " » ) Z f ö V k . 21 U1 13,113. " » ) P W . 373 ( G e o p o n . ) . ) F r a z e r 8, 270.

5. V o l k s m e d i z i n . In einem Ruppiner Zauber s e g e n gegen die Flechte wird der A. genannt: „Der A. und die Flechte / Flogen beide zur Rechte; / Der A., der gewann 't, / die Flechte, die verschwand" 142 ). Ein^Teil der O s s i f r a g a (vielleicht Seea. oder Lämmergeier) „gebrennt und getrunken", wird gegen Fallsucht verwendet 1 4 3 ), an die H ü f t e gehängt, heilt er den Krampf 1 4 4 ). Der B a l g , über Magen und Bauch gelegt, befördert die Verdauung 14S). Das letzte D a r m stück der Ossifraga angebunden, ist gut gegen Darmgicht 148 ). Die A.f e d e r (s. o. 3 Anm. 114.129) stärkt das Gedächtnis 147 ). Federn und ganze F l ü g e l von A.n legte man Gebärenden unter die Füße, um die Geburt zu erleichtern 148). Bei den Bulgaren wird A.f e 11 gegen Schwindsucht gebraucht 1 4 9 ), die F ü ß e im Altertum gegen Lendenweh oder Podagra 16°). Die A.g a l l e , die sehr scharf ist 1 8 1 ), macht klare, scharfsichtige Augen 16a ), heilt Aussatz u. a. Hautkrankheiten 163) und Fallsucht 154), A.h i r n die Gelbsucht 1S5 ), Schwindel 164 ) und Harnbeschwerden (Tirol) 167 ); Augen mit A.hirn bestrichen, werden klar 1 S 8 ). Ein A.k o p f ist gut gegen Kopfweh, und zwar muß, nach Galen, bei linksseitiger Migräne ein linker Schädelknochen und umgekehrt aufgebunden werden 159). A.k o t hilft gegen Verschiedenes 16°), insbesondere Warzen 181), Brechreiz, Halskrankheiten 182), Magenkrankheiten und Dysenterie m ) , Husten 164) und fördert die Geburt 1 6 6 ). In einem siebenbürgischen Zigeunermärchen verwandelt er Menschen zu Stein 166 ). Die L e b e r heilt die Fallsucht 1 6 7 ). Der M a g e n des A.s,

186

bzw. der Ossifraga, Blasenkrankheiten 1 6 8 ), Sehnenkrankheiten 1 6 9 ), schlechte Verdauung 17°); die A.z u n g e ist gut gegen Husten im alten R o m m ) wie in Bayern 172); im Tirol und in Bayern trägt man sie auf sich, um ohne Atemnot steigen zu können 173). >») Z f V k . 7, 7 2 . 143) G e s n . X b ( n a c h P l i n . u . D i o s c u r i d e s ) . 114) E b d . 145) G e s n . V b ; A f r n d t ] ( S . o . A n m . 4) 7 5 ( P l i n . , K y r a n i d e n ) . "•) G e s n . X b ( n a c h P ü n X X X , 2 0 ) . 147 ) S l o e t Dieren 189 (nach M a u r e r Isl. Volkssagen 1 7 0 ) . 14 *) G e s n . V b ; A . 7 5 (Plin. Kyraniden). "») S t r a u ß Bulgaren (1898) 388. 1 5 ° ) G e s n . V i a ; V i n c . B . 16, 3 7 ; P W . 3 7 3 » (PUn.) A . 74 ( K y r a n . ) . 75 (Plin.). 151) G e s n . I b . V b (n. G a l e n u n d D i o s c u r i d e s ) . » » ) G e s n . V b (n. Ä l i a n ) ; P W . 3 7 3 *; H ö f 1 e r Organother. 218 ( P l i n . X X I X 3 8 ; S e x t u s P a p y r i e n s i s X X I I I ; V i n c . B . 16, 15S 37 (nach Äskulap, Plin.). ) G e s n . X b. A . 6 8 ( K y r a n . ) . "•) G e s n . V i a (Kyran.). ' " ) D e r s . V b (n. P U n . ) ; P W . 3 7 3 " ; A . 5 4 (Persien). "•) G e s n . V b (n. Kyran.). »«) Z f V k . 8, 168; A l p e n b u r g Tirol 384. ,M ) V i n c . B . 1 6 , 3 7 ; G e s n . V b (n. P U n . ) . "») D e r s . V b ; A . 74. I M ) G e s n . X b ; der Glaube wird von Galen X I I , 305 bekämpft ( P W . 373"). 1 M ) G e s n . V i a ; A . 68 ( K y r a n . ) . 1M *«) G e s n . Via; ) A . 69 (Kyran.). 1M 1,fi l ) Ebd. ) Ebd. ") W l i s l o c k i Zi1OT geuner 3 0 2 . ) G e s n . V b ; A . 67 ( K y r a n . ) . 1W ) D e r s. X b ( P U n . ) ; A . 6 7 ( M a r c e l l u s , D i o s c u r i d e s ) ; P W . 6 8 »». " » ) A . 6 7 ( P U n . ) . »•) P W . 3 7 3 ' (Marcellus). m ) G e s n . V i a (Galen). " 2 ) H o v o r k a - K r o n f. 2, 2 5 . ">) Z f V k . 8, 1 6 8 ; A l p e n b u r g Tirol 3 8 4 . H o v . - K r . e b d .

6. Von dem Reichtum an A.- S a g e n und - M y t h e n , wie ihn der alte Orient, Griechenland und noch Rom aufweist, ist im mittelalterlichen und neuzeitlichen Okzident sozusagen nichts mehr vorhanden. Auch der Norden erscheint jenen gegenüber dürftig. Vereinzeltes wurde schon oben gestreift: die Königswahl des A.s (1 4 . 3 1 0 5 ), der Götterbote (I 22), Götter (1 *»), Dämonen (1 26 . 27. Teufel (1 29), Hexen (1 M ), Menschen (4 10 ®) in A.gestalt, der A. als Tier der Könige (1 4B), das vordeutende Erscheinen des A.s (2 601 61), in bezug auf Fürsten (2 65, 72- 73), A.träume in der Sage M (2 ), A. und Sturm (2 4 122" m ) ; A. und Tiere (3 »8-10S- 110- 1 U ), A. in der Heiligenlegende (4 127 ), Teile des A.s (4 wo. 134. 5 167) j m folgenden noch einige für den Aberglauben .bedeutungsvolle

i87

Adler

Züge. — Bei H e 1 g i s Geburt rauschen die A . 174 ), wie sich bei A l e x a n d e r s Geburt 2 A . auf den Giebel des Palastes s e t z e n 1 7 5 ) . In R h o d u s setzt sich ein A . auf das H a u s des T i b e r i u s 176 ). In dem babylonischen M y t h u s will E t a n a , auf einem A . reitend, das geburtfördernde K r a u t bei der Himmelskönigin Ischtar holen 1 7 7 ); Fürsten werden durch A . g e schützt oder den Verfolgern entf ü h r t 1 7 8 ) (Gilgamesch 1 7 9 ), A c h ä m e n e s 18°), Aristomenes) 1 8 1 ); in der A p o k a l y p s e 12, 14 wurden dem Weibe, das geboren hat, die Flügel des großen A . s verliehen, d a m i t es v o r dem D r a c h e n in die W ü s t e entfliehen kann 182 ). Einen Hirten t r ä g t ein A . v o n einem Felsen ins T a l 1 8 3 ) , nach einer talmudischen Legende ein Gemsenjunges 184 ). A u c h sonst tritt der A . als R e t t e r a u f 1 8 5 ) . Sagen v o n zahmen und treu-anhänglichen A . n begegnen mehrfach 186 ). Auch von s c h a t t e n spendenden und K ü h l u n g wehenden A . n wird berichtet 187 ). W o h l t ä t e r n gegenüber erweisen sie sich als d a n k b a r 188). Über die T ö t u n g des Ä s c h y l u s s. o. 3 1 0 8 über V e r w a n d l u n g e n in A . s. die obigen Zitate 1 8 9 ). Altnordisch ist der M y t h u s v o n der W e l t e s c h e und dem daraufsitzenden vielwissenden A . 190 ); ebenso die Geschichte v o n L 0 k i , der dem ochsenraubenden A . eine S t a n g e in den Leib stößt und v o n ihm weggeschleppt wird 1 9 1 ); immerhin werden hiezu entferntere Parallelen e r w ä h n t 1 9 2 ) ; g a n z auffallend sind dagegen die Übereinstimmungen in einem siebenbürgischen Zigeunermärchen 1 9 3 ). Spätere Geschichten erzählen v o n A . s H o c h z e i t 1 9 4 ) , seiner betrügerischen W e r b u n g um die Eule 195 ), seinem S c h i e d s g e r i c h t zwischen Eule und Fledermaus (Wales) 196 ), dem R a u b eines Pfluggespanns197); den M ö n c h eines v e r s u n k e n e n K l o sters zieht ein feuriger A., aus dem See auftauchend, in diesen hinunter 198), einen Eremiten f ü h r t er 1 9 9 ), den Gründungsort eines K l o s t e r s zeigt er durch Umkreisung im F l u g an 20°). Eigentümlich Geschichte v o n

ist die oldenburgische dem reich gewordenen

188

Zimmergesellen, der an jeden S t a c h e l b e e r b u s c h einen goldenen A. h ä n g t 201). Nur v o r ü b e r g e h e n d seien erw ä h n t die Sagen v o m R a u b des Ganymed 202) und einer J u n g f r a u 203), während die Berichte v o n geraubten K i n d e r n und sogar halbwüchsigen Menschen z u m Teil v e r b ü r g t sind 204). Z e u s wird v o n dem A . geschützt und g e t r ä n k t 205 ). Die Sage v o n dem leberfressenden A . ( P r o m e t h e u s ) scheint vereinzelte Parallelen zu haben 206). Das hübsche Märchen v o n dem R a u b des Schuhes der R h o d o p i s bei Ä l i a n V a r . hist. X I I I , 32. A s t r o nomische M y t h e n über das Sternbild des A . s s. bei P a u l y - W i s s . 1, 374 55. 171) M e y e r Germ. Myth. 112. m ) K. 241. " 6 ) G e s n. II a (n. Sueton), »') H a s t i n g s 2, 315 a; C u ra o n t Etudes syr. 82 f.; E b e r t 1, 22. 178) Ebd. "») C u m o n t 83. 18°) Ebd. 85 An. 4; PW. 1, 99. 181) C u m o n t 83, A. 2; G ü n t e r Leg. 56. 182) C 1 e m e n Reste 65. 183) G ü n t e r Leg. 61. 184) Ebd. 126. 186) K. 255 f. 18e) Pyrrhus: G e s n. III b (n. Älian II, 40); Knabe: Ä l i a n VI, 29; dazu Ausg. v. Jacobs Bd. 2, 224; Jungfrau: G e s n. III b (n. P l i n . X, 18). 187) G r i m m Myth. 2, 948 ( R o l l a n d 21,20); Wiener Oswald, Hs.D, Vers 346c; G ü n t e r Leg. 125; Swains o n F.L.of Brit. Birds 135 ob.; Hahn Griech. Märchen (1864) 1, 317; 2, 57. 188) K. 272; PW. 373 36; M a r x Griech. Märchen v. dankb. Tieren (1889) 29 if.; H a h n Gr. Mär. T . 317; Warnung vor Schlangengift: G e s n. IV b (n. A e l i a n X V I I , 37; dazu Jacobs in s. Anm.); K ö h l e r Kl. Sehr. 1, 560 f.; Gubernatis Tiere 486 Anm. 1; G o n z e n b a c h Siz. Märchen 1, 34 f.; S e b i l l o t Folk-Lore 3, 213. 188) Außerdem K. 240. 251; PW. 3 7 4 " ; Gubernatis Tiere 492; D ä h n h a r d t Naturs. 3, 431. I6°) Gylfaginning c. 16; G r i m m Myth. 2, 664; M e y e r Germ. Myth. 112; B r a u n Sage 2, 282 (griech. Parallele aus Nonn. 40, 443); H a h n Sagenwiss. Stud. 517; Bugge Studien 498 ff.; (christlich-antiker Einfluß); E i s 1 e r Weltenmantel 577 3. 580 A. 583. 590. m ) Bragarcedur: Edda, dtsch. v. Gering 353; H a h n Sagenwiss. St. 143. m ) A. Stiere jagend PW. 372 18; Ä l i a n 11,39 (dazu J a c o b s 11,83: „verdächtig"); G u b e r n a t i s Tiere 487 A. 2. 193) W l i s l o c k i Zigeuner 302. 1M) D ä h n h a r d t N. S. 3, 139. 177. 18S) E r k - B ö h m e 1, 528; ZfdA. 7, 333. 196) D ä h n h a r d t 3, 270. 197) R e i s e r Allgäu 1, 313. 198) V e r n a l e k e n Alpens. 49. "') K l a p p e r Erzähl. 349. Der weisende A. von Gwernabwy: T e g e t h o f f Märchen, Schwänke u. Fabeln (1925) 88 f. 2°°) G r i m m Myth. 2, 955 (n. Flodoard, 10. Jh.); vgl. W. W a c k e r n a g e )

Adlerfarn—Adlerstein 20J) Kl. Sehr. 3, 204. Strackerjan 1, SM ) K. 228. 249; C u m o n t Et. syr. 85. jos) W l i s l o c k i Zigeuner 304. 201) K. 249; W a l l i s e r S a g e n 1, 181 f.; T s c h u d i Tierleben* 289; B r e h m 4 6, 358 (Adler). 322 ff. (Bartgeier). 2°5) P W . 3 7 4 " ; Kuhn Herabkunft 178 (176 ff. weitere Mythen). 2°«) K . 256. 443.

7. A u s dem dt. V.olksbrauch läßt sich erwähnen, daß bei Schlettstadt die aufgerichtete W e i n l e s e t a n n e einen goldpapierenen A . trägt 207), und in Nieder-Finow und Liepe die K n e c h t e am 2. P f i n g s t t a g e mit einem Gänseaar (Haliaetus albicilla) u m z i e h e n , der am H i m m e l f a h r t s t a g e aus dem Neste genommen worden ist 208). 20!) M a n n h a r d t Sitte 3, 198 A. 24.

1, 203.

2M)

Sartori

8. Ein R e c h t s b r a u c h grausamster A r t ist das A.- (auch Eule-) schneiden des germ. Nordens, das darin bestand, daß einem besiegten Feinde in den R ü c k e n Einschnitte in Gestalt eines A.s g e m a c h t Und flügelartig aufgerissen wurden 209). 2M) G r i m m RA. 2, 271; v. d. H a g e n E d z a r d i Altdt. u. altnord. Heldens. 3 , 3 3 0 A . 1. 3 7 1 ; G u b e r n a t i s Tiere 488 A. 1 (Parallelen in russ. Volksmärchen).

9. In K u n s t und H e r a l d i k ist der A . als Götter- und Königstier ein weitverbreitetes Motiv 210 ). Er k o m m t als Tempel-, Haus- und Gräberschmuck v o r 2 U ) , außerdem auf Münzen 2 1 2 W a p pen 21S ), Z e p t e r 2 1 4 ) , Helm 2 1 6 ), Legionssigna 218 ), Schleuderbleien 217 ) u. a. m. Der D o p p e 1 a. ist altorientalischen Ursprungs 218 ). Vgl. G e i e r . 21«) Antik: K. 273 ff.; christl.: C a b r o l Dict. d'arch. chrit. I, 1, 1037; K r a u s Real212) K . 239. Enc. s. v. 2 ») s. o. 1 241. 242. 243. 244 ff. 261 f. 264. 436 A. 92; I m h o o f - B l u m e r u. K e l l e r Tier- u. Pflanzenbilder 1889. (Register). 213) K. 240 f. 244 ff. »") Ebd. 240. »") Ebd. 242. "•) D a remb.-Saglio IV, i3ioff.; K. 242; 2 ") K. G e n n ep Religions 2, 19. 244. 2I8) G o b l e t d'Alviella Migration d. Symboles 28 ff.; F r a z e r 5, 133 A. (Hettiter); C u m o n t Et. syr. 116 u. Anm. 5; P W . 375 u , Hoffmann-Krayer.

A d l e r f a r n s.

Farn.

Adlerstein (Aetit). Griech. ¿£T£XV5S (von = Adler), mhd. athites; nhd. Adler-

stein, an der Nordseeküste Gosarensteen (Gänsea.), auch Krallenstein genannt, weil die Adler ihn angeblich in ihren Krallen z u m Horst tragen, um diesem Festigkeit zu verleihen und ihn und ihre J u n g e n vor Gefahren zu beschützen (weitere Benennungen s. u.). Die Fabel v o n dem A . und seinen W i r k u n g e n s t a m m t aus d e m A l t e r t u m und ist v o n dort in die naturwissenschaftlichen W e r k e des M A . s und aus diesen in das V o l k gedrungen. Die A . e sind runde oder ovale Gebilde aus Braun- oder Toneisenstein v o n der Größe einer N u ß bis zu der eines K i n d s k o p f e s . Im Innern haben sie einen Hohlraum, in dem abgelöste Steinchen eingeschlossen sind; wenn man den Stein schüttelt, klappern sie. Man nennt den Stein deshalb auch „ K l a p p e r s t e i n " 1 ) . D a d e r e i n geschlossene und bewegliche K e r n an die Leibesfrucht einer schwangeren F r a u erinnert, bestand von jeher der A b e r g l a u b e , der A . sei als A m u l e t t (similia similibus) gebärenden Frauen dienlich. Plinius (n. h. 10 § 12) nennt ihn lapis praegnans (Schwangeren-Stein), und ihm folgend berichten antike und mittelalterliche Schriftsteller, der A . besitze die magische K r a f t , das keimende L e b e n im Mutterleibe zu schützen, vor einer F r ü h g e b u r t zu bewahren und der K r e i ß e n d e n die W e h e n zu erleichtern. Zu diesem Z w e c k e sollte er inwendig an die linke L e n d e der Gebärenden gelegt, z u m S c h u t z gegen Fehlgeburt aber v o n der F r a u als A m u l e t t getragen werden 2 ). Einige Beispielesollen die große B e d e u t u n g zeigen, die der A . als geburtserleichterndes Mittel früher hatte. Ibn al-Beitar berichtet (nach Aristoteles): Dieses (seil, der A.) ist ein Stein, von Indien herstammend, der, wenn er bewegt wird, den Ton eines andern Steines, der sich in seinem Bauch bewegt, von sich gibt und der gr. Aetites genannt wird, welches einen die Geburt erleichternden Stein bedeutet. Die Menschen verfielen auf die Eigenschaft dieses Steines durch die Adler, und zwar weil zu dem Weibchen dieses Vogels, wenn es Eier legt und dieses Geschäft mit Beschwerden verbunden ist, das Männchen mit diesem Stein herbeikommt, denselben unter das Weibchen legt, worauf das Eierlegen erleichtert wird und jeder Schmerz verschwindet. Ebenso wirkt dieser Stein bei den Weibern und

191

Adlerstein

den übrigen weiblichen Tieren, wenn er unter sie gelegt wird, und erleichtert ihre Geburten" s). Ähnliche A u s k u n f t gibt das Vogelbuch des Dionysius 4 ): „Cum parturiunt (sc. aquilae), lapidem nidis imponunt, ut tempestive pariant, neque, per vim pulso fetu immaturo, abortiant. Non constat autem de hoc lapide: sunt qui de montibus Caucasiis, alii ab Oceani littore peti tradunt, colore candidissimo, spiritu gravidum, qui etiam ex agitatione sonum edit. Feminae praegnanti alligatus abortum amolietur; contacta aqua in lebete iervente ignis vim penitus domabit." Vincentius Bellov. berichtet über ihn in seinem „Speculum n a t u r a l e " : „In nido gemmam ponit, ut pullos a serpentibus defendat" (1. XVI, cap. XXXIII); „Jorath (?) aquila de pullorum suorum cibo solicita ponit a m a t i s t i n in nido suo: et ab eis venenum fugat." (1. XVI, cap. XXXV). „Dicunt et alii philosophi quod duos lapides preciosos nomine i n d e s in suo nido collocat, sine quibus parere rion potest" (ib.). Über den „ethites quem aliqui dixere g a g i t e m " s. ebd. cap. XXXIV. V o l m a r „ b e s i n g t " den A . in seinem „ S t e i n b u c h " (13. Jh.) 8 ): ,,Ein stein ist etite genant, / des kraft ist mir wol bekant. / der ist dicke und roter var. / den hat niwan der adelär / höhe üf sime neste. / swa man den stein weste, / da möhte man in gerne suochen. / man hat uns an den buochen / von dem steine vil geseit. / swer-in an der linken hant treit / der ist iemer riche, / und sag iu waerliche / daz im der stein vil sere frumet, / swa er ze strite kummet: / so nement die viende fluht, / und büezet ouch die vallnde suht. / und ob er denne weiz den man, / daz er zwifelt dar an / ob erimvriunt odervient si, / daz beseher da bi, / daz im doch nit mac geschaden: / er sol in zuo sime tische laden / und sol des niht vergezzen, / er lege im in daz ezzen / den stein, daz er es nicht enweiz, / die wile die spise si heiz: / ob er denn sin friunt ist niht / als er sich hin zim versiht, / swaz er sin nimt in den munt, / daz kumt im niemer für den slunt / als groz als kleine gruz / und muoz ez zehent spien uz: / so man den stein dan genimet, / so izzet er swes im gezimet." Conrad Gesner widmet dem A . in seinem „ V o g e l b u c h " (Zürich 1557), Fol. V i a bis V I I a ein ganzes Kapitel, in welchem er u. a. die volksmedizinische Seite behandelt. Fol. I I I a schreibt er: „Der Adler ist also hitzig, daß er die Eier mit dem brüt gar verkochte, wenn er den allerkeltesten stein G a g a t e m nit darzulegte / als Lucanus schreibt. Etliche meinend auch, daß der stein A e t i t e s die hitz der eyeren und des Adlers miltere: die andern, daß er die neere und

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läblich mache: etliche daß sy nit brechind welches gantz falsch ist / dan sy ee von dem stein dan von jnen selbs aneinanderen gestossen zerbrochen wurdend / sagt Albertus. Der Adler und S t o r c k legend allzeyt einen stein in jr näst / der Adler den Aetiten / der Storck den Lychniten / damit die eyer fürkommind / vnd die schlangen jnen nit nahind. Es sagend andere natürliche meister / daß der Adler zwen edel stein in sein näst lege / mit namen I n d e s / on welche er nit möge gebären. Es ist auch gwüss, dass etliche vögel zwüschend jre eyer stein legend / als die krench. Plinius sagt, man find in des Adlers näst zwen stein Aetites / das weyblin vnd das männlin / vnd on dies mögind die Adler nit gebären. So sy aber geschleufft (ausschlüpfen gemacht) habend / so legend sy den stein A c h a t e n vnder / der die jungen vor gifft beware: wiewol der stein G a g a t e s mehr den schlangen widerig ist dan der so Achates genennt wirt. A u c h im französischen Glauben spielte der A . eine sehr große Rolle. Bei Godefroy (III, 366) findet sich folgende Stelle: „De la pierre d'aigle qui a nom i n d i o s e , l'aigle va en criant por cele pierre, ne ne puet (so!) ponre ne eschepir (faire ¿clore) devant que eile ait cele pierre." und Rolland, Faune populaire ( I X , 8 f.), gibt aus Werken des 16. u. 17. Jhs. mehrere weitere Belege an 6). A b e r auch in anderer Hinsicht war der A . heilsam. Zahler erwähnt, daß man den Leibbruch der Kinder in K ü r z e zu heilen glaubte, wenn man einen A . darauf festband 7). Unter den vielen fabelhaften Wirkungen des Aetit, die Schade aus mittelalterlichen Quellen zusammenträgt, findet sich, daß er seinem Träger den Sieg verleiht 8) (s. Siegstein). In der Oberpfalz hing man früher A.e an den Betthimmel oder an das Haustor gegen Behexung der Bewohner, in den Stall zu Häupten der Pferde als Schutz gegen Krankheiten (vgl. Drudenstein) '). Der Glaube an die magische K r a f t des A.s w a r im MA. weit verbreitet, erhielt sich bis ins 18. Jh. und soll auf Rügen und in Oldenburg noch bestehen 10). A u c h in der Volksheilkunde fand gestoßener A . vielfache Verwendung, z. B. -bei Entbindungen, gegen Vergiftungen, Epilepsie, Kopfweh, Augenflüsse u s w 1 1 ) . In der altrömischen Medizin wurde er verwendet, um das Fallen der Epileptiker zu verhüten, Wassersucht zu beseitigen,

193

Adolfmonat-;—Adoption

die Heilung von Knochenbrüchen zu begünstigen; er v e r h ü t e t Empfängnis, verm e h r t die Milch der Stillenden, j a es gelingt mit seiner Hilfe sogar Diebstähle zu entdecken, da Diebe Brot, in dem ein Aëtites, nicht hinunterschlucken können (Dioscorides, Plinius, Galen, Aelian, Sextus, Kyranides). J e nach dem Inhalt, ob h a r t oder tonig weich, unterschied m a n männliche und weibliche A.e; daneben wurden afrikanische, cyprische u n d taphiusische verschieden b e w e r t e t 1 2 ) .

194

440; D e V i l l a m o n t Voyages 1602, 217; G. L a u r e m b e r g i u s Descriptio aetitis. Rostock 1627. Olbrich. Mit Nachträgen von Hoffmann-Krayer. Adolfmonat s. A u g u s t .

Adonai, hebräische Bezeichnung Gottes, zumal in späterer Zeit, als E r s a t z f ü r den n i c h t mehr ausgesprochenen N a m e n J a h w e 1 ) ; eigentlich „ m e i n H e r r " . Adon ist ein ähnliches Gottesepitheton wie B a a l u n d Mari und speziell phönizisch u n d h e b r ä i s c h 2 ) . Die hellenistischen Zauberp a p y r i verwenden das W o r t o f t in ihren 1 ) P a u l y - W i s s o w a 1, 7 0 4 ! ; P l i n . A n r u f u n g e n 3 ). Es ist d a n n auch in die n. h. 36 § 149; W e i n r e i c h Heilungswunder Zauberformeln der späteren Zeit über18; K e l l e r Tiere 269; A n d r e e Parallelen 2, 33; L o n i c e r 35; Z e d i e r s. v. gegangen u n d f i n d4 e t sich nicht selten bis in unsere T a g e ) . Jüdische F o r m e l n Klapperstein 5, 691 und Adlerstein 1, 525; S e l i g m a n n 2, 28; W o l f Beiträge 1, 249; u n d K a b b a l a h a b e n dabei miteingewirkt. S t r a c k e r j a n Oldenburg 2, 178 Nr. 412; *) G. D a l m a n Der Gottesname Adonaj L a m m e r t 31; K ü h n a u Sagen 2, 132; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 564 ; Q u e n - und seine Geschichte (1889); D e r s. Die Worte s t e d t 625; B e r g m a n n 13; A m e r s - Jesu (1898), 149 f.; RGG. 1, 156. «) G r a f b a c h Grimmelshausen 2, 63 ; Abbildungen B a u d i s s i n Adonis und Esmun (1911), bei S e l i g m a n n 1, 249 und G e s n e r 65 ff.; F r a z e r Golden Bough 12, 149. A b t Apuleius 180; W e s s e l y r, 155 d. f. I. 10. 8) P l i n . » . h. 30 § 130; M e g e n4 b e r g Buch der Natur 445 ; A g r i p p a v. N. (Reg.); 2, 79 (Reg.). ) P r a d e l Gebete 20, 10. 1, 92; M a r b o d c . 27; M ä n n l i n g Curio- 4 6 I ; A g r i p p a v o n N e t t e s h e i m 3, sitäten 175 ( = M e y e r Aberglaube 59 und56. 57; SAVk. 15 (19"), 179; T y l o r in 101); L o n i c e r 60; S c h a d e s. v. aetit Encyclopedia Brittanica 15, 202; H o r s t 1333 f-; G r i m m DWb. 5, 477; H o v o r k a - Zauberbibliothek 2, 132; T h i e r s 1,359.413; K r o n f e l d 2, 543; L a m m e r t 169; H e i m Incantamenta 523. 552; Turiner gnost. Staricius Heldenschatz (1706), 479 f. ; Traktat f. 9 in R o s s i Cinque manoscritti, Z a h l e r Simmenthai 83 f. ; B i r l i n g e r Memor. Accad. Tor. ser. 2, 43; Ons H6mecht. Aus Schwaben 1, 390; A n d r e e - E y s n Festschrift 9; F r a n z Benediktionen 1, 409. Jacoby. 140; D r e c h s l e r Schlesien 1, 182; ZföVk. 430; 2, 169. 497. 13 (1907), 107 (nach R u e f f s Hebammenbuch) Adoption. I. Eltern- und K i n d e s v e r h ä l t HessBl. 5, 133 I. = S a r t o 1 i 1, 23. Über ähnlichen Aberglauben bei anderen Völkern nis wird nicht immer nur durch leibliche vgl. D a r e m b e r g et S a g 1 i o 2, 2, A b s t a m m u n g v e r m i t t e l t . Auch k ü n s i 1461 f.; S c h a d e 1335; H o v o r k a - lich k a n n zwischen einem Mann oder einer K r o n f e l d i , 8 ; An d r'e e - E y s n a. a. O F r a u und einem Kind dieses V e r w a n d t *) A r n d t in Journal f. Ornithologie 73 4 schaftsverhältnis hergestellt werden. Der (1925), 58. ) Paraphrasis librorum Dionysii de avibus (itapdùppaoi; xwv Atovuafou ôpvid-iaxtôv) meist v e r b r e i t e t e Brauch ist die F o r m der (lat. Übers.) lib. I, c. III. In: Poetae bucolici Adoption d u r c h N a c h a b m u n g d e r et didactici, ed. Ameis, Lehrs. usw. (Paris 1862). l e i b l i c h , e n G e b u r t , welche im ') Ed. Lambel Vers 373 ff. Dazu Anm. S. 56. •) P o m e t Histoire des Drogues-1694; Olivier MA. auch von Männern geübt wurde. Als de S e r r e s Théâtre d'agriculture (1600) 849; der F ü r s t von Edessa Balduin a d o p t i e r t e , D a r i o t Prép. des médicaments (1589), 54. preßte er ihn a n seinen n a c k t e n Leib *). ') Z a h l e r a. a. O. 84. 8) S c h a10 d e a. a. O. Ursprünglich scheint diese A d o p t i o n s a r t •) P a n z e r Beitrag 2, 429. ) Brückn meist von F r a u e n geübt worden zu sein. m a n n 375. ) Z e d i e r s. v. Klapperstein a.a.O.; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 8; Als Hera den Herakles auf W u n s c h des Z a h l e r a. a. O. 83 f. ; L o n i c e r 60 (gegen Zeus adoptieren sollte, ließ sie sich auf ihr Fallsucht), vgl. SAVk. 15 (1911), 91. ") K e l Ehelager nieder, n a h m ihn an ihren Körl e r Tiere 269; A r n d t in Journal f. Orniper und ließ ihn durch ihre Kleider zu thologie 73 (1925), 58. Boden gleiten 2 ). Die bosnische T ü r k i n Weitere Literatur : Ephemerides naturae s t o p f t den Adoptivsohn ihres Mannes curiosorum 1690, p. 136—138; Revue des Soc. durch ihre weiten P l u d e r h o s e n 3 ) . Die sav. 1872, 432; L a b o r d e Emaux 2 (1853), B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube I.

7

Adrian

195

Bulgarin zieht ihn umgekehrt von unten nach oben durch ihre Kleider 4). In modifizierter Form wird von Maria Cantacucena berichtet, daß sie ihr Obergewand ausbreitete und damit die Adoptivkinder umschloß 6 ). Bei Südseestämmen läßt sich eine Frau auf einem erhöhten Stuhle nieder, und das Adoptivkind kriecht von rückwärts durch ihre Füße durch. Rahel, welche den Sohn ihrer Magd adoptieren will, l ä ß t diese „auf, ihrem Schöße" gebären ®). Im alten R o m finden denn auch die Adoptionen vor dem ehelichen Lager statt, seit Nerva im Tempel des Jupiter 7 ). Und die Arrogationsformel betont, daß das Adoptivkind, als von diesem Vater und seiner Ehefrau geboren, zu gelten habe 8 ). *) D u c ä n g e

Des adoptions d'honneur en

fils; G r i m m RA.i, 219. 638; L i e b r e c h t Zur Volkskunde 432; ZfVk. 20, 140 ff. ') D i o d o r 4, 39. 3) C i s z e w s k i Künstliche Verwandtschaft 103. 4) D e r s . 1. c. 104. ') ZdVfVk. 20 (1910), 146. •) 1. Mos. 30,3,6. ') P l i n i u s in panegyr. 8. ') G e 11 i u s 5, 19.

2. Adoption durch das S c h u h s t e i gen. Nach altnordischem Brauch schlachtet der Vater einen dreijährigen Ochsen, von dessen rechtem F u ß die H a u t abgezogen wird. In den daraus verfertigten Schuh steigt zunächst der Vater, hierauf die Erben und Freunde 9 ). Der Schuh spielt eine Rolle im Hochzeitszeremoniell 10) der Südslawen und auch beim Zeremoniell anläßlich der Weigerung eines berufenen E r b e n , die Leviratsehe zu vollziehen im A T. u ) . Es kann sich hier um einen Fruchtbarkeitsritus handeln, aber auch um ein Symbol für künftige Identität untereinander und mit dem Opfertier. •) W e i n l o l d

Altnordisches

ZdVfVk. 4 (1894). 166.

l0)

Leben 290;

Ciszewski

Künstliche Verwandtschaft 108. " ) 5. Mos. 25,3.

3. K n i e s e t z u n g ist ebenfalls ein sowohl bei der A . 1 2 ) wie bei der Verlobung vorkommendes S y m b o l l s ) . Der Dänenkönig Harald hatte den Eirikssohn Harald durch Kniesetzung zum Pflegesohn angekommen. Harald Harfagr, der Gründer der dänischen Alleinherrschaft in Norwegen, ließ den Sohn einer Magd dem englischen König Aethelstan aufs K n i e setzen und behauptete, hiedurch sei auch

196

ohne Willen des Königs eine A . zustande gekommen. Auch Handauflegung dient gelegentlich zur Bezeichnung der A . 1 4 ) , ebenso Zusammenbinden mit einem G ü r t e l 1 S ) . Bisweilen wird auch nur eine feierliche Erklärung abgegeben 1 6 ). Die Goten kannten auch A . durch das Schwert, Langobarden und Franken durch B a r t und H a a r 1 7 ) . In Rom gab es auch eine testamentarische A., welche weder Vermögens- noch Sippenrechte übertrug, wohl aber für die Übertragung politischer Macht, des Kaisertums, sehr gerne verwendet wurde. ») G r i m m RA. t, 598. ») ZdVfVk.4 (1894), 166. " ) i.Mos. 48, 14. ») K r a u s s Sitten. Brauch 599 f. " ) Ebd. ") G r i m m RA. 1, 638 ff. 4. Der Adoptierte ist ein „ W u n s c h kind", altn. öskabarn, „ W a h l k i n d " . Er wird in das Haus aufgenommen, um die Fortsetzung des Geschlechts oder des Totenkultes zu sichern, oder auch um einem Alleinstehenden die Wirtschaft zu führen, bisweilen auch, weil man sich davon einen günstigen Einfluß auf die Fruchtbarkeit der Adoptiveltern verspricht 18), aber auch, um jemandem ein Erbteil zuwenden zu können 1 9 ). Nach älterem römischem Rechte konnte nur ein Mann die A . vollziehen. Der Adoptierte galt als mutterlos 80). Bei primitiven Völkern entschließen sich im allgemeinen Eltern sehr schwer, eines ihrer Kinder in eine andere Sippe adoptieren zu lassen; doch sind die Übergänge zwischen Pflege-, Pfand- und Adoptivkindern fließend 21 ). ") H a r t l a n d

Primitive

Paternity

1,

147 ff. ») 1. Mose 48, 19. " ) B ä c h o f e n

Mutterrecht 261. M ) G u t m a n n Das Recht der1 Dschagga 228 ff. Vgl. weiter P 1 o s s Kind

2, 674 ff.

M. Beth.

Adrian, hl., aus vornehmer römischer Familie, Kriegsoberster im Heere des Galerius Maximianus in der letzten großen Christenverfolgung (303), 8. Sept. 1. Seit dem 12. J h . in Nordfrankreich und Flandern Schutzpatron gegen den plötzlichen Tod, ebenda neben dem hl. Georg bei Soldaten und Söldnern als Beschützer beliebt. Seit dem Ende des 14. Jhs. auch als Pestheiliger angerufen. *) AA.SS. Boll. 8. Sept. 3, 219 ff. 209 ff.

Advent

197

2. Abgebildet als Krieger mit Palme und Schwert oder als Ritter, einen Amboß neben sich, auf dem man ihm nach der Legende die Gliedmaßen zerschmetterte, deshalb von den Schmieden zum Patron erwählt (naive Bildexegese), ähnlich von den Scharfrichtern und Kerkerwärtern, für letztere auch mit einem Schlüssel in der Hand dargestellt. 3. Auf einem Flugblatt des 16. Jhs. mit sog. Bauernregeln in Verbindung mit einem Speisegebot gebracht: „iß pfanzelten ( = Pfannkuchen) Adriani", von Höfler (Fastengebäcke 85) auf einen Volksbrauch bezogen, „beim Umzüge der Erdgöttin diese mit heißen und fetten Speisen zu feiern", ebenda als Adrianstag (4. März) gekennzeichnet 2 ). ')

K ü n s t l e

Ikonographie

(1926) 31—32; B a e ß l e r B a r t e l s Bauer 46.

der

Heiligen

Legenden 168; Wrede.

Advent. I. Der A. beginnt mit dem ersten Sonntag nach dem 26. November, dauert bis Weihnachten und schließt vier Sonntage ein. Er wird als Vorbereitung auf das Weihnachtsfest erst im 6. Jh. (in Gallien) erwähnt, doch war eine Art Rüstezeit schon früher vorhanden. Sie bestand in Fasten, das am M a r t i n s t a g e begann und dreimal wöchentlich bis Weihnachten geübt wurde. In Deutschland wurde die Feier der A.szeit mit Fasten und andern Übungen zuerst auf der Kirchenversammlung zu Aachen (836), dann auf der Synode zu Erfurt (1. Juli 932) eingeschärft. 1022 verfügte die Synode zu Seligenstadt, daß alle Gläubigen 14 Tage vor Christi Geburt fasten sollten, und daß von Beginn des A.s bis zur Oktav von Epiphanias niemand heiraten dürfe. Mit dem ersten A.ssonntag beginnt bei Katholiken und Protestanten das Kirchenjahr. Anfänglich galt der A. der Buße und Abtötung; daher das Fasten. Später sah man in der A.szeit auch eine Erinnerung an das alte Testament oder an die Zeit vor Christus. Daß in ihr keine feierlichen Hochzeiten noch sonst öffentliche Lustbarkeiten gehalten werden durften, blieb auch bei den Protestanten noch lange Sitte. Frauen und Mädchen kamen in

198

schwarzer Kleidung zur Kirche, und in manchen Kirchen pflegen Altar und Kanzel noch jetzt schwarz behangen zu sein. Allmählich traten Milderungen ein, und die fröhliche Weihnachtszeit sandte ihren Glanz mehr und mehr auch in die A.szeit, so daß diese im Glauben und Brauch ein merkwürdiges Doppelgesicht trägt x). P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 517 ff.;

Kellner

Heortologie 8 120 ff.

2. Zu den k i r c h l i c h e n A.s - V o r schriften und - S i t t e n stehen folgende V o l k s m e i n u n g e n und - b r ä u c h e in Beziehung: a) Der Besuch der R o r a t e m e s s e n oder „goldenen Amter", die am A.ssonntage in aller Frühe beginnen, gilt wegen der damit verbundenen Beschwerden bei Frost und tiefem Schnee als besonders verdienstlich 3). b) Hier und da (z. B. in Mittelschlesien) gehen die Frauen beider Bekenntnisse noch heute in der A.szeit s c h w a r z oder dunkel gekleidet in die Kirche s ). c) Daß k e i n e H o c h z e i t e n gefeiert werden dürfen, drückt man in Gossensaß mit den Worten aus: „Die Kathrein (25. Nov.) stellt das G'spil (die Hochzeitsmusik) ein"; oder: „ A . ist da, die Diandln sein indenRauch gehängt" 4 ). Auch anderswo gilt dieA.szeit noch als „geschlossen" 5 ). d) In früheren Zeiten wirkten die H i r t e n mit bei der Darstellung der Geburtsgeschichte Christi in den Kirchen, stimmten in der Mitternachtsmesse an der Krippe auf ihren Hörnern und Pfeifen ein Weihnachtslied an und bliesen auch auf bestimmten Plätzen. Davon hat sich im nördlichen Westfalen noch die Sitte des A.s b 1 a s e n s erhalten. Vom ersten A.ssonntage an blasen die Burschen jeden Abend im Freien ihr Mittwinterhorn, hier und da auch noch auf dem Wege zur Weihnachts-Uchte (frühmorgens) 6). Wahrscheinlich aber liegt eine Wurzel dieses Brauches auch in der Absicht, die bösen Geister dieser finsteren Jahreszeit zu vertreiben. Dasselbe gilt vielleicht von dem sog. „ F e l d g e s c h r e i", das in Ehrenfriedersdorf die Musikanten während der A.szeit wöchentlich, dreimal vom Kirchturm in die Nacht hinausblasen 7 ). 7*

Advent

199 ') S c h r a m e k mann

Böhmerwald 175;

Volksleben 204; M e y e r 8)

H ö r - Schwaben 26; B i n d e w a l d

Baden 487;

vgl. Volkskunde 19, 140 ff. ZfVk. 4, 86. ') Ebd. 4, 131. 6) Alemannia 27, 241; H ö h n Hochzeit 2, 1 f.

') S a r t o r i

3, 14 Anm. 19;

') John

Sitte u.

Strackerjan

Brauch

2, 33.

Erzgeb. 139.

3. In der A.szeit treiben Geister aller A r t mit besonderer Lebhaftigkeit ihr Wesen. A m Lechrain schon von Allerheiligenabend an 8 ). Im Elsaß ist Geisterkirche®). Die H e x e n halten ihren Sabbat 1 0 ), und man räuchert gegen sie den Stall aus u ) . Das H o l z f r ä u l e i n kommt zu den Leuten in die Stube 12 ), das Filzmoosweible zeigt sich im Freien 13 ). In einer Mühle bei Tiefenbach sieht man s c h w a r z e M ä n n e r mit glänzenden Kugeln werfen 1 4 ). In Sulz zeigt sich ein R e i t e r auf weißem Schimmel mit dem Kopf unter dem A r m 1 6 ) ; ebenso der „ A . s r e i t e r " in Schmalkalden 1 6 ); in Würzburg ein betrügerischer K a u f m a n n 17 ), im Steinfelder Walde ruft der H u i m a n n 1 8 ). So gehen ferner um: I r r l i c h t e r und f e u r i g e M ä n n e r 1 9 ) , der w i l d e Jäger in seinen verschiedenen Gestalten »), K o b o l d e im Walde 21 ), die „ A . s m ä n n c h e n " im Stalle 22), weiße Frauen23), gespenstische T i e r e , namentlich H u n d e 2 4 ) , und L e i c h e n z ü g e 2 5 ) . An schwäbischen Orten zeigt sich ein weißes „ S ä u l e " 2 6 ) . Das „ A . s s c h w e i n " in der Zehntscheuer von Hugstetten bei Freiburg bedeutet Glück 2 7 ). Man hört M u s i k 2 8 ) und B e t e n in der Luft M ). Besonders die D o n n e r s t a g s n ä c h t e der A.szeit sind „verworfene", „scheuliche", ,,ungeheure" Nächte so). • ') L e o p r e c h t i n g 32. *) S t ö b e r Elsaß 1, 33. " ) M e y e r

396.

1«)

Schönwerth

Baden 556. " ) E b d .

Oberpfalz 2, 359.

") R e i s e r Allgäu 1, 1x5. ") S c h ö n w e r t h 3, 145. ") M e i e r •Schwaben 107. " ) W i t z s c h e 1 Thür. 2, 156. ") S c h ö p p n e r Sagen 2, 260. 18) Ebd. 3, 44. '•) G r i m m

Sagen Nr.277; M e i e r Schwaben 31; D r e c h s l e r 1, 315; K ü h n a u Sagen 1, 394. 422. M) M e i e r Schwaben 117. 119. 120; B i n d e w a l d Sagenbuch 35. 39. 40. 43. 49; B o h n e n b e r g e r 3. 7; K ü h n a u Sagen 2, 489; Vogt Weihnachtsspiele 113t. ") L e o prechting

Lechrain 32; P a n z e r

2, 81. **) K n o o p

200

Beitr.

Posen 74. ") M e i e r

Harzsagen

252;

Kühnau

23; P r o h i e Sagen 1, 83. 92.

**) ZfdMyth. 1, 35; M e i e r Schwaben 1, 31; K ü h n a u 3,442; G r o h m a n n Sagen 252. »•) K ü h n a u 1, 222. ") M e i e r Schwaben 225. w) M e y e r Baden 489; vgl. auch die „Adventskräm" oder „Adventssä" bei d. Siebenbürger Sachsen; S i m r o c k Myth 560; J a h n Opfergebr. 265; M e y e r Germ. Myth. 102. 28) K ü h n a u 1, 40. " ( B a a d e r NSagen 65. Germ. Myth.

30)

Meyer

Baden 196;

ders.

140.

4. In die A.szeit fallen allerlei U m züge und B e t t e l g ä n g e , meist von Armen und Kindern ausgeführt 3 1 ). Sie k l o p f e n dabei oft an die Türen und Fenster oder w e r f e n Erbsen, Bohnen und kleine Steine dagegen (s. Klopfnächte). Aber auch andere Gestalten, S c h i m m e l und S c h i m m e l r e i t e r , Bär, S t o r c h , Jude, Zigeuner, H e x e n u. dgl., im Salzburgischen die „ s c h i a c h e n P e r c h t e n", wandern von Haus zu Haus und machen in den Stuben ihre Späße oder toben und lärmen auf den Feldern umher zur Freude des Bauern, der sich davon ein gutes Erntejahr verspricht 32). Durch all diese dämonisch sich geberdenden Wesen sollen feindliche Mächte vertrieben und zugleich die Fruchtbarkeit gefördert werden. Im Salzburgischen wird in der A.szeit ein Madonnenbild, Mariä Heimsuchung darstellend, jede Nacht in ein anderes Gehöft getragen. Wohin es kommt, bringt es Segen s s ). Manchmal ziehen „Sommer und Winter" um 84). Der gleiche Gegensatz kommt auch in den christlichen A.spielen zum Vorschein, die von Hau? zu Haus aufgeführt wurden 85). Da tritt neben das lichte Christkind der wilde Ruprecht oder Rukläs, oder wie er sonst heißt. ") S a r t o r i 3, 11 ff. ") ebd. 3, 13t.; L e m k e Ostpr. 1, 28 ff.; H a n d e l m a n n 15 f. »3) ZfVk. 9, 154 ff.; A n d r e e - E y s n Volkskundliches

Anm. 14.

73 ff.

») V o g t

M)

Sartori

3, 13,

Weihnachtsspiele 88 ff.

5. S o n s t i g e r Aberglaube. Man schüttelt die B ä u m e , damit sie viel Obst bringen 3 6 ); man wäscht sich die S o m m e r s p r o s s e n mit A.wasser weg 87). Die W ü n s c h e l r u t e muß am ersten A. um Mitternacht auf der Landesgrenze gebrochen werden M ).

201

Adventsmonat—Aeiei

S c h ä t z e kann man nur in der A.szeit heben M ). E r b s e n und L i n s e n dürfen nicht gegessen werden, sonst gibt es Schwären im künftigen Jahre ^ . K i n d e r , die im A. auf die Welt kommen, werden geistersichtig 4 ). *•) T e t z n e r Slaven 380 (Polaben). ) M e y e r Baden 548. 86) L y n k e r Sagen 104. 38) K ü h n a u Sagen 3, 628. 4°) W i t z s c h e l Thür. 2, 156 (8). " ) W o l f Beitr. 1, 230; R e i s e r 2,230. 37

6. Der A. als Jahresbeginn ist auch f ü r d i e Z u k u n f t maßgebend. Der T r a u m am ersten A.sonntag geht in Erfüllung 42). Was man in den Nächten der vier A.sonntage träumt, geht in den vier Vierteljahren des künftigen Jahres in Erfüllung 43). Man übt B 1 e i g i e ß e n und S c h u h w e r f e n 4 4 ) . Der F l a c h s wird so lang wie die Eiszapfen an A. 46). Die W i t t e r u n g der A.sonntage ist das Vorzeichen der Witterung für den ganzen Winter 46). Wenn der „ D r e i w o c h e n w i n d " recht geht, gibt es viel Obst, denn da paaren sich die Bäume 47 ). Wenn's auf den ersten A. auf dem Boden r u m p e l t , so s t i r b t bald der Hausvater *8). Wer in der Neujahrsnacht beim Aufschlagen des G e s a n g buches ein A.s 1 i e d findet, darf auf Familienzuwachs rechnen 49). Viel Brauch und Glaube hat sich an einzelne Tage der A.szeit angeknüpft. Vgl. also A n d r e a s - , Barbara-, Nikolaus-, Lucien-, Thomastag, Klopfnächte. ") D r e c h s l e r 1, 17. ") Ebd. 2, 202. " ) H e c k s c h e r 358. 359. ") E b e r h a r d Landwirtschaft 9. *•) W i t z s c h e 1 2, 136 (5). «') E n g e l i e n u . L a h n 238(37). » ) W o l f Beitr. i, 230; vgl. D r e c h s l e r 1, 17. 49) J o h n Erzgeb. 117. Sartori.

Adventsmonat s.

Dezember.

Adventsmütterchen s. W e i h n a c h t s umzüge. Advokat. Derb und deutlich äußert das Volk seine Meinung über die Advokaten, die es als geldgierig und rechtsverdreherisch bezeichnet x). Im Himmel ist keiner von ihnen zu finden, wie St. Petrus in einem Tiroler Schwank 2) bedauernd dem Müller antworten muß, der von ihm einen

202

Advokaten heischt; aber in der Hölle wird ihnen ein sicherer Platz bereitet. Diese Anschauung, die einen grimmigen Humor verrät, ist so feststehend, daß sie sogar in abergläubischen Formeln wiederkehrt, die auf dem Lande zur Eingewöhnung von Haustieren (Schweinen, Tauben, Hühnern) an einen neuen Platz gesprochen wurden. Ein solcher Spruch für die Tauben lautete in Bayern: „Flieg' aussi, flieg' eini, Flieg' ein in dein G'stell, Wie der A. in die Höll'" 3). Die Volkssage läßt schlechte A.en nach ihrem Tode die Sünden in der Hölle abbüßen oder als Spukgeister auf Erden wandeln 4). Eine bayrische Sage erzählt, daß die Seele eines gewissenlosen A.en in Vogelgestalt (Seelenvogel) vom Teufel geholt wurde 6 ). Von dem sächsischen Plagegeist Katzenveit, dessen Streiche an Rübezahl erinnern, wird ein geldgieriger A. derb verdroschen und seines zusammengewucherten Reichtums beraubt 8 ). Der Teufel verschmäht es nicht, in Gestalt eines Advokaten vor Gericht zu erscheinen, um sich eine sündige Menschenseele zu sichern 7 ). In scherzhafter Weise wird der A. auch mit dem Wetter in Verbindung gebracht. Ein Quatemberlostag heißt im Anhaltischen „ A v k a t " 8 ) , und in Oldenburg sagt man, wenn es bei Sonnenschein regnet, „dann kriggt de Düwel 'n A.enseel'" 9). Es ist dies eine der zahlreichen im Volke umlaufenden humoristischen Erklärungen dieser meteorologischen Erscheinung. ') Dieselbe Ansicht bekunden auch zahlreiche Sprichwörter, vgl. z. B. W a n d e r Sprichwörter-Lexikon 1 (1867), 32 ff.; SchweizId. 1, 89; F i s c h e r Schwab. Wb. i , 106; M e y e r Baden 544; M e n s i n g SchleswigHolst. Wb. 1, 71. 2) ZfVk. 9, 374. ») Bavaria 3,345; K ö h 1 e r Voigtland 428. *) Z i n g e r l e Sagen 252 Nr. 443; C o r r e v o n Gespenstergesch. 53 ff. ; K u n z e Suhler Sagen 34. 6) Bavaria 1, 312. •) K ö h l e r Voigtland 518. ') G r i m m Sagen 160 Nr. 210 und K u h n Mark. Sagen 258. ') Mitteil. Anhalt. Gesch. 14,16. •) S t r a c k e r j a n Oldenburg 1, 330. Schömer,

Aeiel, Zauberwort in der Formel gegen Krämpfe bei Pferden 1 ): + A E I E I + ANA + A Z A L + M A L T E + . Hebräisch ? Grohmann

128.

Jacoby.

203

Aeromantie

A e r o m a n t i e . (iepoiiavceia, a e r o m a n t i a , b i s w e i l e n f i n d e n sich d a n e b e n die F o r m e n a e r i m a n t i a , a r i m a n c i a , a r e m a n c i a u. ä.) W e i s s a g u n g aus der L u f t . 1 . A l t e r t u m . In der v o n V a r r o ( 1 1 6 bis 27 v . Chr.)*) überlieferten E i n t e i l u n g der D i v i n a t i o n s a r t e n n a c h den v i e r Elem e n t e n , die f ü r die g a n z e s p ä t e r e D i v i n a t i o n s l i t e r a t u r die G r u n d l a g e bildet, s t e h t die A . neben der Geo-, P y r o - und H y d r o m a n t i e . N ä h e r e s ü b e r W e s e n und A u s f ü h r u n g g i b t V a r r o n i c h t an, denn die i m A n s c h l u ß a n das V a r r o z i t a t bei Serv i u s g e g e b e n e E r k l ä r u n g , die die A . m i t der V o g e l s c h a u gleichsetzt, g e h t , w i e Servius ausdrücklich hervorhebt, nicht auf V a r r o z u r ü c k . S o e r k l ä r t sich die große Unsicherheit und Verschiedenheit s p ä t e r e r D e u t u n g e n . T z e t z e s 2 ), der die Bezeichnung aeroskopia3) gebraucht, sieht in ihr die B e o b a c h t u n g der in der L u f t , d. i. a m H i m m e l u n d in den W o l k e n sich zeigenden F a r b e n sowie der Finsternisse, N e b e n s o n n e n , R e g e n b o g e n , K o m e t e n u. d g l . ; A u g u r i u m und B e o b a c h t u n g des H i m m e l s u n d der W o l k e n w e r den, ohne N e n n u n g der A . , in einem A r i stophanesscholion 4) z u s a m m e n g e f a ß t . ') I s i d o r Etym. VIII, 9, 13; S e r v . Aen. III, 359. ») Exeg. Iliad. ed. Hermann 107, 17; i n , 7. ») Vgl. Schol. Iliad. I, 63 (Nikanor). 4) Nubes v. 332. 2. M i t t e l a l t e r . D a die mittelalterliche B e h a n d l u n g der D i v i n a t i o n e n in der H a u p t s a c h e auf das A l t e r t u m z u r ü c k g e h t , herrscht a u c h hier in B e z i e h u n g auf die A . eine gewisse Unsicherheit, die n o c h d a d u r c h v e r s t ä r k t wird, d a ß bei der A . die B e t e i l i g u n g dämonischer Mächte schwieriger einzusetzen w a r , als bei den anderen „elementarischen" Divinationsa r t e n V a r r o s . In den meisten F ä l l e n w i r d sie neben diesen und der N e k r o m a n t i e o h n e weitere E r k l ä r u n g a u f g e f ü h r t 8 ) . In den listenartigen A u f z ä h l u n g e n , die die s p ä t e r e Zeit so liebt (s. D i v i n a t i o n ) , w i r d die A . e n t w e d e r einfach registriert 6 ) oder bezeichnenderweise a u c h f o r t g e l a s sen, so in d e m W e i s s a g u n g s k a p i t e l 26 des „ A c k e r m a n n s a u s B ö h m e n " 7 ) und in d e m T r a k t a t des N i c o l a u s Magni „ D e supers t i t i o n i b u s " 8 ) . H a r t l i e b im „ B u c h aller

204

v e r b o t e n e n K u n s t " f ü h r t sie ebenfalls in j e n e m Z u s a m m e n h a n g auf®), b e z i e h t sie a b e r d a n n in seiner a u s f ü h r l i c h e n B e s c h r e i b u n g 10 ), a u s g e h e n d v o n der E r k l ä rung „ g ä t zu mit dem luft, auch was d a r y n n s w e b t u n d l e b t " , z u n ä c h s t auf die V o g e l s c h a u , j a ü b e r h a u p t auf den A n g a n g s a b e r g l a u b e n g a n z allgemein, w a s n a t ü r l i c h f a l s c h ist. E r s t s p ä t e r u ) ist die Rede von abergläubischer Beobachtung der W i n d r i c h t u n g e n bei J a g d e n und ähnlichen Gelegenheiten. In den f o l g e n d e n K a p i t e l n v e r b r e i t e t er sich ü b e r Geb r ä u c h e u n d V o r s t e l l u n g e n , in denen die L u f t eine s e k u n d ä r e R o l l e spielt u n d die z. T . mit M a n t i k g a r n i c h t s zu t u n h a b e n . M a n m e r k t die V e r l e g e n h e i t des V e r f a s sers, die überlieferte K a t e g o r i e der A . mit E i n z e l b e g r i f f e n z u f ü l l e n , w e n n er z. B . u n t e r diesem S t i c h w o r t d a s Niesen ( „ d a s n y e s e n k o m t v o n w a r m e n l u f t " ) u n d die R a c h e p u p p e n b e h a n d e l t ( „ h e n c k e n das j n die l ü f t , v n d so der w i n d das rürt, so mainent s y . . " ) N u r in den S c h l u ß k a p i t e l n 1 2 ) k o m m t er, mit A b s c h w e i f u n g e n auf das astrologische Gebiet, auf die mantischen B e o b a c h t u n g e n v o n H i m m e l s - und a t m o sphärischen E r s c h e i n u n g e n zu sprechen. Diese w e r d e n in den s p ä t e r e n Definitionen der A . in erster L i n i e g e n a n n t , so in M. B e h a i m s M e i s t e r g e s a n g g e g e n K e t z e r und Z a u b e r e r l s ) . Die M i t w i r k u n g des T e u f e l s und der D ä m o n e n w i r d in verschiedener W e i s e e i n g e f ü h r t , a k t i v z . B . in dem hsl. T r a k t a t des J o h . V i n c e n t i u s A d v e r s u s m a g i c a s a r t e s 1 4 ) (um 1 4 7 5 : teuflische S t i m m e n in der L u f t ) , in G. Reischs Margarita P h y l o s o p h i c a 1 5 ) (1504: teuflische E r s c h e i n u n g e n in der L u f t ) , passiv „ e x aere c o n i u r a t o " bei G e o r g Pictorius 1 6 ). N a c h i h m b e d e u t e t W i n d a u s Osten G l ü c k , aus Westen Unglück, aus Süden Unsicherheit, aus N o r d e n G e h e i m n i s u. a. m. A u c h die D e u t u n g der E r s c h e i n u n g e n des Stein- und Eisenregens, w i e sie unter den römischen P r o d i g i e n a u f g e f ü h r t werden, sei A u f g a b e der A . E i n Taschenspielerk u n s t s t ü c k ist die v o n Pictorius n a c h C a r d a n u s 1 7 ) b e s c h r i e b e n e F o r m der A . , bei der es sich d a r u m handelt, h i n t e r einem v o r das G e s i c h t g e h a l t e n e n T u c h in ein mit W a s s e r g e f ü l l t e s G e f ä ß W o r t e

205

AStit—Affe

hineinzusprechen, das Wasser dadurch in Blasen zu verwandeln und allmählich auszuleeren u. dgl. Diesen Trick l ä ß t Delrio 1 8 ) als einzige Erklärung der A . gelten, da die Beobachtung der atmosphärischen Erscheinungen zum Augurium, der Himmelserscheinungen zur Astrologie, der Luftphantome u. dgl. zur Teratologie gehöre. Übrigens, bespricht Cardanus 1 9 ), ohne die A . zu nennen, an anderer Stelle i 0 ) die Vorbedeutungen in der L u f t . A u c h nach Agrippa von Nettesheim 21 ) benutzt die A . die verschiedenen Erscheinungen der L u f t , Winde, Regenbogen, Hof um Sonne und Mond, Nebel und Wolken, Bilder in den Wolken und Erscheinungen in der L u f t ; ähnlich der Anonymus in Agrippas Werken M ). Bei dieser Unbestimmtheit der Quellen kann es nicht wundernehmen, daß die modernen Erklärer sich z. T . auf allgemeine Wendungen oder auf Wiedergabe der alten Erklärungsversuche, besonders des Agrippa, beschränken 23). •) So z. B. bei Hrabanus Maurus, M i g n e P. L. 110, 1098 b; Burchard von Worms ebd. 140, 840 b; Ivo von Chartres ebd. 161, 761 a. 1318 b; Hugo von St. Victor ebd. 176, 810 b; Decretum Gratiani, Corp. iur. canon. ed. Friedberg 1, 1024; T h o m a s Aqu. Summa Theol. See. See. qu. 95 art. III, Opera Rom 1897 Bd. 9, 315; näheres vgl. Divination. •) Z. B . Zürcher Hs. v. J. 1393 bei G r i m m Myth. 3, 411; J o h. C a m e r a r i u s De generibus divinationum (1575) 9; K a b e l a i s Garg. 3 cap. 25, Uebers. von Gelbcke 1, 398, vgl. G e r h a r d t Franz. Nov. 169. Den Titel Aeromanticus legt sich neben vielen anderen der historische Faust in seinem Brief an Trithemius 1507 bei, vgl. W i t t k o w s k i in Zs. f. Geschichtswiss. N. F. 1, 343; B. H. van 't H o o f t Das Holl. Volksbuch vom Dr. Faust (1926), 4. ') B u r d a c h in seiner Ausgabe 1917, 346 Anm. 1. 8) F r a n z Nik. de Jawer 179. 6) ed. D. U l m Halle 1914, 35 f. cap. 53. l0 ) cap. 67 ff. U l m 43 f.; vgl. n) Grimm Myth. 3, 429. cap. 69/70. ,2 ) cap. 71—79. 13) H a n s e n Hexenwahn 207. " ) Ebd. 231. " ) Straßburg 1504, VII, 2, 2, 171 v. " ) De speciebus Magiae 1559 cap. X , 61, wiederholt bei A g r i p p a Op. ed. Bering 2, 483, Deutsche Ausg. Berlin 1916, 4, 169. Ähnliches bei C a r d a n u s De Sapientia IV, Op. Lugd. 1663, 1, 566 a. ") a. a. O. ") Disquisit. Mag. IV cap. 2 qu. 6. Mainz 1603, 2, 171. " ) Ebd. 196 ff. 2°) Rer. var. X I V cap. 70, Basel 1557. 937 und X V cap. 88, 1044 ff. 21) De occ. philos. I cap. 57. Ed. Be-

206

ring. 1, 89 Dt. Ausg. 1916 x, 274. " ) Op. Ber. 1, 690. Dt. Ausg. 5, 358. " ) S c h i n d ler Aberglaube 213; Freudenberg Wahrsagekunst 36.

3. G e g e n w a r t . W a s in dem heutigen deutschen Glauben an die Vorbedeutungen atmosphärischer Erscheinungen antikes Gut ist, läßt sich kaum feststellen, wenn auch kein Zweifel darüber bestehen kann, daß viele unserer Bauernwetterregeln auf die griechisch-römische A n t i k e und sogar auf altindische und assyrisch-babylonische Vorbilder zurückgehen M ). s. L u f t , Luftspiegelung, Regenbogen, Wetterregel, Wind, Wolke. " ) A. Y e r m o l o f f Der tandwirtschaftl. Volkskalender (1905); G. H e 11 m a n n Die Anfänge der Meteorologie in Meteorol. Zs. 25 (1908), 481; J . P a f f r a t h in Stimmen aus Maria Laach 88 (1915), 493; S A V k . 26, 1 ff. für die tatsächliche Bedeutung s. H. K a s e r e r Bauernregeln und Lostage in kritischer Beleuchtung. Wien 1926. Boehm.

A e t i t s. A d l e r s t e i n . A f a , Afra, nostra x ), Zauberworte, u m eine Flinte versagen zu lassen. K l a n g worte wie abia usw., apra usw. ') Mitteil. Anhalt. Gesch. 14, 9.

Jacoby.

A f e l . Unter A . versteht das V o l k jede Entzündung einer Wunde und Verletzung überhaupt, also Hautabschürfung, schmerzhafte Hautröte, Rotlauf, Entzündung, B r a n d ; äfeln heißt dann wundreiben; äflich ist bei Paracelsus soviel-wie hitzig, febrisch. Gegen diese „ W u n d s u c h t " hilft das A . k r a u t {Chelidonium maius) 1 ). ') H ö f 1 e r Krankheitsn. Fell); D W B . 1, 181.

128

(unter AbStemplinger.

A f f e 1 ) . Der Volksglaube sagt, A . n seien von Gott verwünschte Menschen *); Hans Folz erzählt in seinem Spruch „ v o n wannen die A . n kommen", ein Schmied habe in Nachahmung der Verjüngungskur St. Peters bei seiner Schwiegermutter die gleiche Prozedur versucht, aber diese sei zum maulrümpfigen, stumpfnasigen A . n geworden. Seine Frau und Schwägerin hätten in schwangerem Zustand zugesehen und hätten beide A f f e n geboren, die man später in die W ä l d e r trieb 3 ).

208

Afra—Agathe, hl.

20 7

In deutschen Volkssagen erscheinen Geister öfter in A.ngestalt 4), insbesondere der Teufel 6 ), den schon Wier 6 ) einen A.n Gottes nennt. Nach Schweizerlegenden kommen Junggesellen nach dem Tod in den „A.nwald" 7), d. h. sie sind verwünscht. Während aber in der Antike 8) der A. in Volksmedizin U; Zauber eine bedeutende Rolle spielt, findet sich davon im deutschen Aberglauben nichts; etwaige Hinweise bei Gesner u. a. sind nur Zitate aus Plinius, Aelian u. a.9). ') C a r u s Zoologie 46. 129. 199; G u b e r n a t i s Tiere 414; H o o p s Reallex. i , 40; Hopf Tierorakel 52; K e l l e r Tiere 1; L i p p e r t Kulturgesch. 1, 633; Marzell Pflanzennamen 211; P e t e r s Aus pharmaz. Vorzeit i, 96. 289; R e u t e r s k i ö l d Speisesakrament 50. 56; S c h r ä d e r Reallex. 19; S t a e h l i n Mantik 228; K r e s s n e r in Arch. f. d. Stud. neu. Spr. 55, 264. *) R o c h h o l z Schweizersagen 1, 364; SAVk. 8, 300; Lütolf Sagen 349; A r g o v i a 17, 67. 3) ZfdA. 8, 537. *) E i s e 1 Voigtland 128 Kr. 332; Q u i t z m a n n Baiwaren 177. ') H e y 1 Tirol 279 Nr. 96; K l i n g n e r Luther 27; ZfVk. 6, 441. Im Orient allg. s. L i t t m a n n 1001 Nacht in der araf>. Lit. 6 (euphem. „Glückbringer"). •) W i e r u s De praestig. daemon. (Frankf. 1586), 86. ') SAVk. 2, 56. 8) P a u 1 y W i s s o w a 1,707. •) J ü h l i n g Tiere 1. Stemplinger

A f r a , hl., von heidnischen Eltern, die von der Insel Cypern auswanderten, in Augsburg geboren, 5. August 1. Von ihrer Mutter Hilaria dem Dienste der Venus geweiht, eine Legende, mit der die Verehrung der Venus in Augsburg zusammenhängen dürfte. ») AA.SS. Boll. 5. Aug. 2, 55 ff.

2. Erduldete i. J. 304 während der Diokletianischen Christenverfolgung auf einer Lechinsel bei Augsburg bei unversehrtem Leibe den Feuertod, an den die kirchliche Überlieferung die Entstehung der ältesten Augsburger Christengemeinde knüpft (ein Relief im Kloster Nonnberg bei Salzburg zeigt dieses Martyrium). Über ihrer Grabstätte erhob sich bald eine Kapelle, die eine vielbesuchte Wallfahrtsstätte wurde, später erhöht in ihrer Bedeutung durch das daneben errichtete Ulrichsgrab. 3. Auf einem Glasgemälde im Quer-schiff des Freiburger Münsters trägt die

mit Namen genannte Heilige Salbenbüchse und Palme. 4. Kräuter in den St. Afraturm in Augsburg gelegt, sind geschützt vor allem Ungeziefer; Apotheker mach(t)en sich das zunutze 2). s) B a e ß 1 e r Legenden (1864), 200; B e i s s e i Verehrung der Heiligen 1,5; S c h ö n b a c h Berthold v. R. 10. 12. 153; ZdVfVk. 11 (1901), 229; ARw. 19, 419; B i r l i n g e r Aus Schw. 1, 410. Wrede.

A g a t s. A c h a t ,

Bernstein.

Agathe, hl. I. Märtyrerin unter Decius. Sie wurde u. a. auf glühende Kohlen gelegt und ihr eine Brust abgeschnitten. Sie ist Schutzpatronin von C a t a n i a auf Sizilien, wo sie 251 gestorben sein soll. Ihr Festtag ist der 5. F e b r u a r 1 ) . Sie heilte Kranke und Besessene, befreite Catania von Pest und Hungersnot und beschwichtigte öfters durch ihren Schleier die Flammen und Lavaausbrüche des Ätna. Vor ihr wurde auf Sizilien eine andere „ G u t e " , die Bona Dea, als Heil- und Segensgöttin verehrt, von der wohl einige Züge auf sie übergegangen s i n d l a ) . In D e u t s c h l a n d wird A. namentlich im schwäbisch - alemannischen Gebiete verehrt. Brot und Lichter sind ihre Opferspenden. In Lenzkirch wurden abends für jeden Anwesenden und auch für die verstorbenen Angehörigen auf dem „ A . b r e t t " Wachskerzen angezündet. Wessen Kerze zuerst herunterbrannte, der mußte zuerst sterben. Von der Asche wurde etwas in den Stall und auf den Fruchtspeicher gebracht und unter das Getreide gemengt 2 ). Anderswo wurde das abgetropfte Wachs zu Kreuzchen geknetet und dem Hirtenbuben in den Hosensaum eingenäht s ). In Westfalen läßt man noch auf einzelnen Höfen in allen Ställen Lichter brennen 4). Hier opfert man der A. auch Flachs ®). Im Kr. Meschede wird auf A. ein Faden ums Haus gespannt und dann als Docht für Kerzen verwandt; diese zündet man an und läßt sie den ganzen Tag brennen 6). AA.SS. Boll. 5. Febr. 1, 615 ff. ») N o r k Festkai. 153 ff.; T r e d e tum 3, 53 ff. 379 ff. 392 f.; E i s l e r mantel 1,132 ff. 145 ff.; M e y e r Baden H ö f 1 e r Fastnacht 16 f. ! ) M e y e r 1

637 ff. HeidenWelten496 f.; Baden

Agathe, hl.

209 497- 4995)

s)

Ebd. 138. 4) H ü s e r Beitr. 2, 24.

ZfrwVk. 7, 32. 33. 41. ') H ü s e r Progr. v-, Brilon 1893, 9. 2. A . ist vor allem Patronin in F e u e r s gefahr. Ihre Fürbitte schützt vor zeitlichem und ewigem Feuer 7 ). Als „Feuermagd" verehrt man sie namentlich in Glashütten und Hammerwerken 8 ). „A.nzettel" werden gegen Feuersbrunst in den Häusern aufbewahrt oder an den Türen angebracht (s. A.nzettel) oder Sprüche an die Haustüren geschrieben. Viele Häuser sind auch mit dem Bilde der hl. A. geschmückt 9 ). ') M e y e r Baden 499 f.; Z i n g e r l e Tirol

132 (1182); M a n z Sargans 50 f.; S t o l l Zauberglauben 71; L a i s t n e r Nebelsagen

240.

8)

Meyer

Westfalen 22;

Baden 500. •) S a r t o r i

Laistner

Nebels. 236 f.

3. Die Befreierin Catanias von Pest und Hungersnot ist auch B r o t h e i l i g e 1 0 ) . Am Vorabend des 5. Februar geht der Geistliche in die Bäckereien und weiht das B r o t 1 1 ) , oder es wird am Tage der Heiligen in der Kirche geweiht. Man ißt davon und gibt es dem Vieh beim erstmaligen Austrieb, beim Kalben, und wenn man ein neugekauftes Stück in den Stall bringt 1 2 ). Manche magischen Eigenschaften, die auch dem Brote i. a. zugeschrieben werden, sind auf das A.nbrot im besonderen übertragen worden. Es schützt die Äcker vor Ungeziefer und Kornbrand 13) und dient zur Erkundung des Schicksals der Saaten 1 4 ). Es wird ins Butterfaß gelegt, wenn es lange keine Butter geben w i l l l s ) . Es schimmelt nicht 1 6 ); wenn es das doch tut, so muß eines aus dem Hause sterben 17 ). Ins Wasser geworfen, zeigt es die Stelle, wo ein Ertrunkener liegt, indem es über ihm stillsteht 1 S ). Es ist (wie das Hausbrot überhaupt) ein Mittel gegen Heimweh 1 9 ) und wird Kindern, die in die Fremde gehen, mitgegeben, damit ihnen nichts Böses widerfahre 20), auch neueintretenden Dienstboten als Einstandsbrot 21). Es schützt gegen böse Geister und Hexen 22) und gegen die verschiedensten Krankheiten und Gebrechen !3 ). S. a. unten § 4. 5. A m A.tag läßt man auch Mehl und Korn segnen, die als Schutzmittel gegen

210

„hitzige Krankheiten" aufbewahrt werden M ). Manche holen sich aus dem Walde ein „ A . h ö 1 z e 1", das Wunden zu heilen vermag ss ). Auch F r ü c h t e werden geweiht 2 6 ), und die Bauern schlagen am Vorabend ihre Bäume, um viel Obst zu erhalten 27). ">) S t a u b

Zauberglauben

Brot 55. 112 ff.

71;

H ö f 1e r

") S t o l l

Fastnacht

17.

") S a r t o r i 3, 87; M a n z Sargans 50. B i r l i n g e r A.Schw. 1, 421; M e y e r Baden 500; J a h n Opfergebr. 75. ") ZfVk.

ls )

1 5 , 3 1 9 ; H ö f l e r Fastnacht 18. Baden 500. 18) Ebd. 497; M a n z

17)

Meyer Reiser 507; W o l f l e r 17 f. ») ls )

15)

Meyer Sargans 50.

Baden 498. 577; H ö h n Tod 313. Allgäu 2, 45; M e y e r Baden Beitr. i, 236; M a n z 50; H ö f M a n z 50; ZfVk. 15, 319; S t o l l

Zauberglauben 70; M e y e r

Baden 500;

Ale-

mannia 25, 45. S t o 11 58. ") H ö f 1 e r 17. a ) M a n z 50; B i r 1 i n g e r A.Schw. 1, S3 421. ) M e y e r Baden 500; B i r l i n g e r 1, 424. 425. 426; SAVk. 15, 91. ") H^öf l e r 16. ") S a r t o r i 3, 88. ") F r a n z ' Benediktionen 1, 772.

378 (Bigorre).

27)

S6billot

Folk-Lore 3,

4. Als Mittel gegen F e u e r und B r a n d wird das A.nbrot zuerst von Geiler von Kaisersberg {1516) erwähnt 3S). Es wird in die Flammen geworfen **). In manchen Gegenden ist die Erinnerung daran in Abzählreimen erhalten geblieben 30 ). A.nbrot ist auch gut, „wenn man Unglück leidet in Schmelzöfen" 31 ). a ) ZfVk. 15, 319. ") S t o l l Zauberglauben 71; M a n z Sargans 50; D r e c h s l e r 2,

139;

80)

B r ü n i e r

Ost dt sehe

Volksk.

246.

R o c h h o l z Sagen 1, 338; ZfVk. 21, 124; ZfrwVk. 8, 58. S1) B i r l i n g e r A.Schw. 1, 421.

5. Im Hinblick auf ihr Martyrium wird A. bei B r u s t s c h m e r z e n der Frauen zu Hilfe gerufen S2). Im bayrischen Isarlande gibt man den Brustkrebskranken A.nbrot 3 3 ). Bei Weizen (Baden) wallfahrten am A.ntage unfruchtbare Frauen 3 4 ). ") ZfVk. 8, 399 (Bayern); B i r l i n g e r

A.Schw. 1, 45; F o n t a i n e Luxemb. 107; S 6 b i 11 o t 4, 135. ») H ö f 1 e r Fastnacht

17. ") M e y e r Baden 500.

6. S o n s t i g e s : Wer am A.ntage W e i h w a s s e r t r i n k t , den sticht keine Schlange 3 5 ). Wenn der A.ntag schön ist, kriegt der Faule auch noch eine Streu 3 6 ). Die Tschechen sagen: St.A. bringt den meisten Schnee 37). Man sperrt

211

Agathenzettel—Ägidius

an diesem Tage die Gänse ein, damit sie nicht in andere Ställe gehen 3 8 ). *•) G r o h m a n n 52. 82. »•) P o l l i n g e r Landshut 230. " ) R e i n s b e r g Böhmen 44. a8) M e y e r Baden 500. Sartori.

Agathenzettel. Die Vita der Hl. Agatha berichtet, daß ein Engel, wie man annahm der der Märtyrerin, an ihrem Grabe zu Häupten der Heiligen eine Marmortafel niedersetzte, auf der die Worte standen: „Mens Sancta, Spontaneus Honor Dei Et Patriae Liberatio" 1 ), auch wohl nur M. S. S. H. D. E. P. L. 2 ). Diese Tafel bzw. Inschrift hatte die Eigenschaft, Brände zu löschen 3 ). Bereits S. Willibald 4) erzählt in seinem Hodoeporicon (8. Jh.), daß man in Catania auf Sizilien die Ausbrüche des Ä t n a mit dem Schleier der Hl. A. unschädlich mache. Die Legende gab Anlaß dazu, im späteren MA. geweihte Lichtmeßkerzen mit den Worten der Inschrift zu beschreiben und sie gegen Brandgefahr zu benutzen 6 ). Später fertigte man auch Zettel mit der Inschrift und dem Zusatz: ,,Ignis a laesura protege nos, o Agatha pia", die dem gleichen Zweck aber auch gegen andere Nöte wie das Schrätele usw. dienten •). Es gab dazu besondere Benediktionsformeln 7 ). Die Heilige wird auf den Zetteln auch mit der brennenden Kerze in der Hand abgebildet 8 ). ») A A . S S . Boll. Febr. 1, 595 ff. 609. 618. 620. 623. 628; D u r a n t Rationale (Straßburg 1487) lib. 7 fol. 234. •) A A . SS. 634 Nr. 32. ») ebd. 634 Nr. 31. «) T o b 1 e r - M o 1 i n i e r Itinera Hierosolymitana I (1879) , 2. 256; A c t a S. a. a. O . 618. 620. 630. «) Der Sele trost (1483) Bl. 9 b ; vgl. G e f f c k e n Der Bildetcatechismus des 15. Jahrhunderts i (1855), 56; H e n r . d e G o r c h e n Traclatus de superstitiosis quibusdam casibus (c. 1425) vgl. H a n s e n Hexenwahn 87. •) M e i e r Schwaben 384; B i r l i n g e r Volkstüml. 1, 305 Nr. 488; M e y e r Baden 497 ff.; D e r s. Volkshunde 255; JbElsaß - Lothr. 9, 45 f f . ; R e i n s b e r g Böhmen 40 f.; B r o n n e r Sitt' u. Art 70 f.; F o n t a i n e Luxemburg 108; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 87; H o f f m a n n - K r a y e r 124; L a m b s Über den Aberglauben im Elsaß (1880), 80; S t a u b Brot 113 f.; Alemannia 2 (1874), 145; D G . 15, 172; H ö f l e r Fastnacht 16; S c h i l d D'r Fenner-Joggeli (1885), 215; Eberhard Landwirtschaft 13; S A V k . 17 (1913), 227; auch auf alten gedruckten HausSegen (,,glückliches Hauskreuz"). ') F r a n z Benediktionen 1, 272 nach C i l i a Thesaurus

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locupletissimus continens . . . benedictiones efc. (1750), 51 ff. •) ZfrwVk. 7 (1910). 3 fJacoby.

Ägidius, hl., angeblich in Athen geboren, lebte zuletzt in einer Einöde bej Arles als Einsiedler, gest. um 725, Fest am I. Sept. Patron zahlreicher Kirchen und Kapellen in Deutschland, Frankreich, Ungarn und Polen 1 ). 1. Aus dem reichen Legendenkranz seiner Vita ist das vielverbreitete Motiv der Hirschkuh als Ernährerin hervorzuheben. Eine solche spendete ihm während seines Einsiedlerlebens die Milch, und weil er Gott bat, er möge ihm die Hirschkuh erhalten, wurde er im ausgehenden MA. zum Patron der stillenden Mütter. Die einstmals vom westgotischen König Wamba und seinem Jagdgefolge verfolgte Hirschkuh führte den König zur Höhle des Heiligen. Ägidius wurde dabei von einem Pfeile, der seiner Hirschkuh galt, getroffen; daher wurde er auch als Viehpatron verehrt. An seinem Feste fand in einigen spanischen Diözesen die Weihe des Fenchels, eines Heilmittels bei Erkrankungen des Viehes, mittels besonderer Formel statt 2 ). ») A A . S S . B o l l . 1 . S e p t . 1 , 2 9 9 f f . ' ) K ü n s t l e Ikonographie der Heiligen 33; G ü n t e r Legen • den-Studien 39; A A . S S . 1. Sept. 1 , 3 0 1 ; F r a n z Benedikitonen 1, 417.

2. Wegen der Hilfe, die er seelisch bedrängten Sündern, nach der Legende besonders Karl Martell, angedeihen ließ, gilt er als Zuflucht der Sünder und wurde wohl deshalb in die Gruppe der 14 Nothelfer aufgenommen 3). ®) G ü n t e r a. a. O. 121, 123; N i e d ligenverehrung 66.

Hei-

3. In der Nähe von Köln angeblich angerufen für Kinder, die viel weinen, daher auch Krieschgilles genannt, im Elsaß gegen Ohrenleiden 4 ). «) Rhein.Wb. 1, 79; Hess.Bl. 3, 165.

4. Sein Tag, Ägidius t a g 1. Sept., ist ein besonders bedeutsamer Lostag. Weit verbreitet ist bei den Bauern die Vorstellung oder wenigstens die Redensart, daß Ä. den Herbst macht und dessen Länge und Güte und Windrichtung bestimmt. Im Böhmerwald gilt der Ä.tag als erster

213

Agla—Agnes 1.

Herbsttag. Ist es an ihm schön, so folgt ein langer und schöner Herbst. Vielfach heißt es, Ä. halte das Wetter vier Wochen fest. Regnet es am Agidiustage, so folgt vier Wochen hindurch Regenwetter, andernfalls ist es vier Wochen schön. Dementsprechend lauten die Arbeitsgebote und Verhaltungsmaßnahmen f ü r die Bauern. In mehreren Überlieferungen und Redensarten wird statt des Ä . der an diesem Tage auf die Brunst gehende Hirsch entsprechend eingesetzt, z. B . : Wenn de Hirsch natt (naß) up de Brunst geit, gift et natt wedder; geit hei dröge up de Brunst, gift et dröget Wedder 6 ). •) S c h r a m e k Böhmerwald 160; Poll i n g e r Landshut 2 3 1 ; R e i t e r e r Ennstalerisch 5 7 ; ZfrwVk. 1 1 (1914), 271 (Untere Wupper); J o h n Westböhmen 92, 256; B i r l i n g e r ^ u i Schwaben 1, 388; D r e c h s l e r Schlesien 1, 1 5 1 ; B a r t s c h Mecklenburg 2, 295; E b e r h a r d Landwirtschaft Nr. 3, I i ; Ebd. 2; ZdVfVk. 4 (1894), 405; L e o p r e c h t i n g Lechrain 193; A n d r e e Braunschweig 4 i 2 ; L e o p r e c h t i n g a . a . O.; Urquell 6 (1896), 16; ZfrwVk. 2 (1905), 300; ZdVfVk. 24 (1914). 59; vgl. auch Schweiz. Id. 1, 1 3 1 . Wrede.

A g l a , hebräisch KV'JK, abgekürzt aus n W ? H23 nns „ d u bist gewaltig für ewiglich, H e r r " . Der Satz ist liturgischen Ursprungs und stammt aus dem jüdischen Gebet Schemoneh esreh nach der babyl. Rezension Schon im 10. J a h r h . finden wir es wohl als Ogla in einer Formel f ü r ein Gottesurteil ; es wird dann als Aufschrift auf Schutz- und Schwertbriefen v o m Frater Rudolfus erwähnt s ) (er verwechselt allerdings das Wort mit •l'jJ» ,, e ß' a "> denn er erklärt „ a g l a , quod interpretatur vitulus") und weiter vorzüglich als Brunstzauber gegen Feuersgefahr verwendet (sogar amtlich anempfohlen) 4), aber auch sonst gebraucht 5 ). Aus A . entstellt sind wohl Formen wie: -f- Aiglo + K a u t e r -}- Geanathan 6) (zu K a u t e r vgl. cauterius „ W a l l a c h " ; es handelt sich um einen Pferdezauber), Aglati, A g l a t a 7 ) (in einer Beschwörung), Amen -f- Aglodt + Beder + 8) (in einem Gichtsegen), 'Ageläheh (in einer äthiop. Beschwörungsformel) 9 ). ') B u x t o r f Lexicon Chaldaicum usw. ed. Fischer (1879), 134; D a l m a n Worte Jesu 1 (1898), 3 0 1 ; S t a e r k AItjüdische liturgische

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Gebete (1910), 15; F r a n z Benediktionen 2, 65. *) Z e u m e r Formulae 643; F r a n z a. a. O. 1, 294; 2, 397. 569. ') MschlesVk. 17 (1915), 55. 2 2 5 . 1 8 (1916), 275. 4) N o r k Sitten u. Gebräuche der Deutschen in Scheibles Kloster 12, 510. ') Ons H i m e c h t Festschrift 9; SchwVk. io, 1 3 ; J o h n Westböhmen 274; K ö h l e r Voigtland 409; A v i - L a l l e m e a t Bockreiter 5 7 ; MschlesVk. 19 (1917), 263; Schindler Aberglaube 1 2 1 ; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 600; ( K e l l e r ) Grab des Aberglaubens 4, 2 0 1 ; V e r n a l e k e n Alpensagen 416; S t a r i c i u s Heldenschatz (1679), 32 f.; S 6 b i l l o t Folk-Lore de France 3, 133 (Abgla); A g r i p p a von N e t t e s h e i m 4, 1 2 1 . 1 2 3 ; T h i e r s 1, 4 1 2 ; H o r s t Zauberbibliothek 2, 1 3 2 ; Hess. Bl. 20 (1921), 2. •) Alemannia 2 (1874), 1 3 8 ; S e l i g m a n n Blick 1, 206. ') T h i e r s 1, 166. 168. •) S e y f a r t h Sachsen 1 4 1 . •) W o r r e 1 1 Studien z. abessin. Zauberwesen (1909), 2 2 , Jacoby.

Agnes I . hl., gewöhnlich mit einem L a m m , am Boden zu ihren Füßen oder in ihren Armen, dargestellt 1 ), eine der beliebtesten Heiligen auch im dt. Volk der Vergangenheit, Fest 2 1 . J a n . , Nachfeier 28. J a n . 2 ) . 1. Erlitt aus Liebe zur Jungfräulichkeit 304 (unter Diokletian) in ihrem 1 3 . Lebensjahre den Märtyrertod, daher verehrt als das Vorbild der christlichen Jungfrauen und vorzüglich der fleckenlosen Unschuld, auch Patronin der Kinder. In neuerer Zeit wurden vielfach Heime f ü r Arbeiterinnen unter Anrufung der hl. A. eingeweiht 3 ). Im Rheinland wird der Name gern spöttisch auf Frömmlerinnen unter den Mädchen übertragen 4 ). 1 ) K ü n s t l e Ikonographie der Heiligen 39—42. *) A A . SS. Boll. 2 1 . Jan. II, 3 5 1 ff. *) S a m s o n Kirchenpatrone 106. 4) Rhein. Wb. 1, 80.

2. Heiratslustige Mädchen glaubten früher, in der Nacht zum A. t a g ihren zukünftigen Gatten im Traume erblicken zu können, nachdem sie vorher gefastet und anderes erfüllt hatten. 5 ). Dieses Eheorakel steht in merkbarem Widerspruch zu der Heiligen selbst. 6 ) N o r k Festkalender Pennsylvania 59 Nr. 179.

115/16;

Fogel

3. Der Kalendertag (21. J a n . ) als Beginn und Fristtag: An ihm erscheinen nach dem Volksglauben die ersten Lerchen, und die Bienen schwärmen aus. Nach dem Glauben der Wipp- u. Eisak-

215

Agnes II.—Agnus Dei

2l6

wicklung der äußeren Weihehandlung, wie er sich um das Jahr 1400 herausgebildet hat: die Weihe und Verteilung der A . D . wird nicht mehr alljährlich und nicht mehr von den geistlichen Beamten der Kurie vorgenommen, sondern von den Päpsten selbst im 1., 7., 14. usw. Jahr ihres Pontifikats. Dadurch steigert sich •) A 1 b e r s Das Jahr 69; H ö f 1 e r Fastendas Ansehen der A. D. erheblich, und die gebäck 1 1 ; H ö r m a n n Tiroler Volksleben 39; M e y e r Baden 411; W r e d e Rhein. Volksft,2 Nachfrage wächst ins Ungeheure. Man238; Rhein.Wb. 1, 80. cherlei Mißstände, vor allem die Tatsache, 4. An einigen Orten Belgiens herrschte daß die A. D. zum Handelsobjekt werden, früher der Brauch, daß die Männer an veranlassen die Päpste wiederholt zur diesem Tage, dem Neetendag, die Frauen Herausgabe regelnder und einschränkenund Mädchen beschenkten 7). der Verfügungen. Unter ihnen findet sich ') R e i n s b e r g - D ü r i n g s f e l d Das auch ein Erlaß Sixtus' IV. von 1471, der festliche Jahrs 40. Wrede. Anfertigung, Weihe und Vertrieb der „cereae formae innocentissimi agni imaA g n e s II. Sehr zu unterscheiden von gine figuratae, quas Agnus Dei communis der hl. A. ist die mythische A. bei Sieveusus appellat" 3 ), dem Papste und den ring (Wien), die Braut des wilden Jägers von ihm Beauftragten vorbehält und Karl und mit diesem Gegenstand eines allen andern Personen streng untersagt. bunten Mythenkreises, der auf Wodan Trotzdem werden auch weiterhin außerzurückführt 1 ). halb Roms A. D. angefertigt, so z. B. in *) V e r n a l e k e n Mythen 6 ff. 16. 19. 22; L a i s trn e r Nebelsagen 167. 304. Wrede. Einsiedeln mit Genehmigung des Stiftes, noch um die Mitte des 17. Jhs. Doch A g n u s Del. Allgemein das L a m m haben diese mit den römischen nur den G o t t e s als Symbol Christi, im besonNamen und die medaillenartige Form gederen aber seine Ausformung i n k i r c h meinsam; es ist ihnen nicht das Lamm lich geweihtem Wachs als Gottes eingeprägt, sondern ein Kruzifix, A m u l e t t . Seit wann die A. D. in dieser das Herz Jesu, ein Bild der Maria oder Form hergestellt und gebraucht worden 4 sind, ist nicht zu ermitteln; sie scheinen Ähnliches ). Vorher hatte man schon in Rom angefangen, auch den Revers durch in Rom aber schon im 8. Jh. bekannt biblische Szenen aus den Weihegebeten, gewesen zu sein und sind vielleicht dem später durch Heiligen- oder auch PapstbilBedürfnis entsprungen, den bei der Ausder auszugestalten. Diese Sitte hat sich teilung der zerstückelten Osterkerze nicht bis in die Gegenwart erhalten. Heute zeigt bedachten Gläubigen die dem Wachs beidas A. D. auf dem Avers das Lamm Gottes gelegten Segnungen in anderer, ähnlicher mit der Umschrift „ E c c e Agn(us) Dei Weise zukommen zu lassen *). So weihte Qui tol(lit) Pec(cata) Mun(di)" und darman neben der Osterkerze größere Mengen unter das päpstliche Wappen sowie Navon Wachs, das, in kleine Stücke gemen und Regierungsjahr des Papstes, auf bracht, mit einer Prägung in Form des dem Revers ein Heiligenbild mit der entA. D. versehen oder plastisch zu diesem sprechenden Bezeichnung, z. B. ,,S. Franc. Bilde ausgeformt wurde. Sie erhielten De Paula, Conf. Ord. M. F . " 6). Die im dadurch die gleiche Bedeutung wie die 16. Jh. aufgekommene Bemalung der als Symbol Christi aufgefaßte Osterkerze A. D. wurde schon 1572 durch Gregor (s. d.). „Agnus dei soliti sunt benedici a X I I I . verboten, während die Fassung in summo pontifice primo anno pontificatus Kapseln aus Edelmetall oder Holz eret deinde septimo quoque, dum v i v i t " . laubt blieb. Eine Sonderstellung nimmt Diese Anweisung des Bischofs und Zeredas A. D. von dem Englischen Fräulein moniars Patrizi Piccolomini ( | 1496) 2) in Altötting ein; es enthält in einer um kennzeichnet einen Abschluß in der Ent-

taler sowie der Etschländer heiraten an diesem Tage die Vögel. Die Hühner legen fleißig, wenn man sie am A.tag mit den ersten Küchlein, die aus der Pfanne kommen, füttert (Steinbach, Bühl). Neujahrswünsche werden bis zum A. noch rechtzeitig dargebracht 6).

217

Agnus Dei

den Hals oder an der Uhrkette getragenen Kapsel ein v o m P a p s t geweihtes S t ü c k chen W a c h s , darunter ein S p r u c h b a n d mit „ A g n u s D e i " und „ S t . N o t b u r g a " , sowie ein Miniaturbild der Mutter Gottes von A l t ö t t i n g 8). Der V o r g a n g der Weihe vollzog sich, seitdem die Päpste sie vornahmen, in der Weise, daß der Papst zunächst das W a s ser weihte, in das er darauf Balsam und Chrisam unter Hersagung kurzer Formeln hineingoß. Darauf weihte er durch drei Gebete die vor ihm in Behältern liegenden A . D., die nun in das Wasser getaucht und z u m A b t r o c k n e n auf Tücher gelegt wurden. Den Schluß der Weihehandlung bildeten wiederum zwei Gebete des Papstes 7 ). Die Weiheformeln waren im Gegensatz zu den bei der Kerzenweihe an Lichtmeß gebräuchlichen recht lang und schwerfällig, und auch spätere K ü r zungen haben nur sprachliche Verbesserungen gebracht und dogmatisch bedenkliche Stellen ausgemerzt. Die L ä n g e erklärt sich v o r allem aus dem Bestreben, die s e g e n s r e i c h e n Wirkung e n der A . D . nicht, wie bei der Kerzenweihe, in einer allgemeinen B i t t e summarisch anzugeben, sondern im einzelnen aufzuführen. A u ß e r den amtlichen Formeln erscheinen, zuerst in Handschriften des 15. Jhs., auch mehr oder weniger volkstümliche Verse, in denen diese Wirkungen geschildert werden; so heißt es in einer längeren deutschen Fassung aus der zweiten H ä l f t e des 15. J h s . : ders hatt und eret, Sein snndt, gotz gnad jn meret Alsz das rosenvarb cristi pluet. Vor gehen tod ist er pehuet, Vor veinten sigtigen und unsichtigen. Vor allem geburm und uncziver giftigen, Und allem hagel, tonerschlag und scheuer, Auch ungestüm des wassers und feuer. Ausz diser nott es hilft gar czall ( = schnell). Der es hoch wirdigt mit indacht, Dieb mayneidschwirer und falsch tzungen Von disem gotz lamp werden getwungen. Das sy niht schedlich mugen wessen. An der frauen gepurdt thue ich lessen ( = löschen, beendigen), Weicht es hat, der nit misselinget; Vor greulichen gesicht iren muet ringett ( = erleichtern). Noch lat es bestiger tugent vil Die ich nit aller czelen will. . . ." 8 ).

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In diesen Versen ist alles ausgedrückt, was m a n sich v o n den A . D. e r h o f f t e : neben der Fähigkeit, unmittelbar auftretende Nöte, so Wasserflut 9) und Feuersbrunst, zu wenden, vor allen Dingen eine apotropäische K r a f t gegen die Nachstellungen der Dämonen und bösen Menschen. U n d in dieser letzteren Bedeutung hat sich das Ansehen und der Gebrauch der A . D. in Deutschland trotz der schon mit L u t h e r einsetzenden protestantischen Polemik 1 0 ) erhalten. Eine besondere Rolle spielen sie in den H e x e n p r o z e s s e n . H ä u f i g bekunden die der Zauberei Verdächtigten, daß der T e u f e l bei seinem ersten Besuche verlangt habe, das am Halse oder sonstwie getragene A . D. fortzunehmen, damit ihm der Zutritt freigemacht werde u ) . Andrerseits hängten die Jesuiten den v e r s t o c k t e n Hexen wiederum ein A . D. um und sorgten durch Beaufsichtigung dafür, daß sie sich dessen während ihrer K e r k e r h a f t nicht entledigten oder es durch teuflische A m u lette ersetzten; man wollte so die Verbindung mit dem Bösen unterbrechen und besonders bei der peinlichen Bef r a g u n g die v o m Teufel verliehene Unempfindlichkeit gegen Schmerzen aufheben 12 ). Im volkstümlichen deutschen B r a u c h der G e g e n w a r t tritt das A . D . hauptsächlich noch in zwei Formen a u f : entweder wird es zum Schutz der eigenen Person v o r den genannten Gefahren a m Halse getragen 1 3 ), oder zum S c h u t z e von Haus und Hof gegen Blitz und Hagel wie die Wettersegen und andere abwehrk r ä f t i g e Dinge in def W o h n u n g aufbew a h r t ; in der U m g e b u n g des Chiemsees sieht man sie zu dem gleichen Z w e c k e als Beschirmer der umliegenden A c k e r auch in Feldkapellen M ). !) Zur Geschichte der A. D. und ihrer Weihe vgl. außer K r a u ß Real-Encyclopädie der christlichen Altertümer Freiburg i. B. 1 (1882), 29, vor allem die erschöpfenden Ausführungen von F r a n z Benediktionen 1, 553 ff. Hier findet sich auch die einschlägige Literatur verzeichnet, zu deren Ergänzung noch heranzuziehen ist: Meyer Aberglaube 258; Seligmann Blick 2, 337; Alemannia 10, 1 5 7 f f . ; N o r k a Sitten 534. ) F r a n z Benediktionen I, 557. *) H a n s e n Hexenwahn 21, wo im Gegensatz

219

Agomantie—Agrippa von Nettesheim

zu F r a n z : 1478. 4) SAVk. 22,190. •) F r a n z Benediktionen 1, 575; A n d r e e - E y s n Volkskundliches 106. •) P o l l i n g e r Landshut 274. ') Vgl. die ausführliche Darstellung in Alemannia 10, 155 f. nach der Übersetzung von H. B a r b i e r d e M o n t a u l t Von der Andacht zu den Agnus Dei. Aachen 1871. ') F r a n z Benediktionen 1, 5 7 3 ; hier auch andere, lateinische Formeln und Verse. Vgl. Andree-Eysn Volkskundliches 106 f. •) Zur Beschwichtigung in das stürmische Meer geworfen (1583): Z. f. Schweiz. Kirchengesch. 12, 72. 10) F r a n z Benediktionen 1, 574; Alemannia 10, 162. n ) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 173; Alemannia 10, 158 ff.; Hess. Bl. 10, 40 ff. " ) S o l d a n - H e p p e 1, 97; Alemannia 10, 158. 1S ) Vgl. Alemannia 10, 1 6 1 ; W r e d e Rhein. Volkskunde 82. 14 ) A n d r e e E y s n Volkskundliches 106. Freudenthal.

Agomantie. Weissagung durch Ziegen (atg = Ziege). Der Name ist eine vermutlich aus dem 16. Jh. stammende Neubildung *) zur Bezeichnung einer von Tertullian 2) und Clemens von Alexandria 3) erwähnten Form der Weissagung durch Ziegen. Wie diese bewerkstelligt wurde, wird nicht überliefert; ausgeübt wurde sie durch herumziehende „Magier", die die Ziegen (ebenso wie Raben: Clemens) irgendwie zum Weissagen abrichteten. Das Altertum schrieb der Ziege, wie vielen anderen Tieren, die Fähigkeit zu, Hungersnöte, Erdbeben, Wetter, Ernteausfall usw. vorauszuahnen 4), im Kultus und Mythus des delphischen Orakels spielt die Ziege eine gewisse Rolle; Ziegen führten zur Entdeckung des bekannten Erdschlundes, durch dessen Ausdünstung sie selbst in einen ekstatischen Zustand versetzt wurden *). Einen Ziegenkopf benutzten angeblich die Langobarden zur Weissagung 4). Vgl. K e phalomantie. l

) B u l e n g e r u s Opuse. (1621) 2 1 5 ; F a b r i c i u s Bibliogr. antiqu? (1760) 593. ') Apologet 23. •) Protr. 2, 1 1 , 6 P = E u s e b . Praep. ev. 2, 3 p. 135, 1 1 G. 4) A e l i a n . Hist. an. 6, 16. l ) D i o d o r 16, 26; R o s c h e r Neue Omphalosstudien (1915) 32 f. •) S t . G r e g o r bei B u 1 e n g e r u s a. a. O. Boehm.

„Agrimonia s.

Odermennig.

Agrippa von Nettesheim. 1. Biographisches. — 2. Werke. — 3. Art seines Wissens. — 4. A. und die Magie. — 5. A.s Nachwirkung.

220

1. Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim '), geb. 1487 zu Köln, gest. 1535 zu Grenoble, Dr. der Medizin und beider Rechte, Theologe und Humanist. Ein Mann von unstetem Geist, begegnet er uns als Schüler (Köln, Paris, Würzburg), Lehrer (Vorlesungen zu Dole in Burgund 1508 über Reuchlins Schrift De verbo mirifico, zu Köln 1510 über theologische Fragen, zu Pavia 1515 über Hermes Trismegistos) und Gelehrter, als Abenteurer und Gefangener, als Kriegsmann (1512 kaiserlicher Hauptmann und Ritter, 1524 in französischem Kriegsdienst), als Arzt (1523 zu Freiburg in der Schweiz, 1524 zu Lyon Leibarzt der KöniginWitwe von Frankreich) und Beamter ( 1 5 1 1 Kaiserlicher Rat, 1518 Syndikus zu Metz, 1529 Kaiserlicher Archivar und Historiograph bei der Statthalterin der Niederlande, Margarethe von Österreich) in fortwährendem Ortswechsel wiederholt in den verschiedensten Ländern: Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Burgund, Schweiz, England, Niederlande. Daß er in der Fremde starb, ist der natürliche Abschluß seines bewegten Lebens. >) D e l f f in ADB. 1 , 1 5 6 — 1 5 8 und die Einleitung zur deutschen Ausgabe von A.s Magie (Anm. 2).

2. Von seinen Werken *) sind außer zahlreichen Briefen und einigen theologischen Schriften (darunter De iriplici ratione cognoscendi deurn 1515) vor allem zwei wichtig: De vanitate et incertitudine scientiarum3) und das Hauptwerk De

occulta philosophia sive de magia in drei Büchern 4).

*) Henrici Cornelii A g r i p p a e a b N e t t e s h e y m , armatae militiae equitis aurati, et juris utriusque et medicinae doctoris Opera in duos tomos concinne digesta, Lugduni, per Beringos fratres s. a. (1580). •) Zuerst 1532; Opera II, 1—247; deutsch von Sebastian F r a n c k unter dem Titel Was von Künsten und menschlicher Weyshait zu halten sei. Ulm o. J. *) Opera 1 , 1 — 4 0 4 ; deutsch: Heinrieb Cornelius Agrippas von Nettesheim Magische Werke samt den geheimnisvollen Schriften des Petrus von Abano, Pictorius von Villingen, Gerhard von Cremona, Abt Tritheim von Sponheim, dem Buche Arbatel, der sogenannten Heil. - Geist - Kunst und verschiedenen anderen. Zum ersten Male vollständig ins Deutsche übersetzt. Vollständig in fünf Teilen

221

mit einer Menge Abbildungen.

Agrippa v o n Nettesheim

Anastatischer

Neudruck, Berlin (Herrn. Barsdorf) 1916 ( = G e heime Wissenschaften hrsg. von A. v. d. Linden, Bd. 10—14).

3. A. ist ein glänzender Kompilator, aber ohne Originalität und auch ohne starke und festwurzelnde Überzeugungen. Selbst auf religiösem Gebiet ist seine Stellung verschwommen: er schreibt mystisch als ein Außenstehender, er bleibt Katholik und äußert sich anerkennend über die Reformation; ebenso polemisiert er gegen das weltliche Wissen des Humanismus und macht die humanistischen Studien zu einer der Grundlagen seines Systems der Magie. 4. Mit den magischen Wissenschaften hat er früh Fühlung genommen. Das Problem des Steins der Weisen beschäftigt schon den Jüngling: Mit zwanzig Jahren gründet er von Paris aus eine sich rasch auch nach Deutschland verbreitende Gesellschaft zu Studium und Anwendung der geheimen Wissenschaften, und — nach seinen eigenen Worten — kaum ins Jünglingsalter eingetreten schreibt er sein Hauptwerk „ D e occulta philosophia". Um 1510 hat er es dem A b t Tritheim zu Würzburg zur Verbesserung übersandt. Aber erst viel später, als gegen seinen Willen das Werk in verstümmelten und fehlerhaften Abschriften verbreitet wurde, entschloß er sich, es in authentischer Gestalt, neu bearbeitet und mit Besserungen, herauszugeben, obwohl er, wie er sagt, nicht mehr auf demselben Standpunkt stehe und manches schon in der Schrift De vanitate zurückgenommen habe: man möge das Werk also nicht nach der Zeit der Veröffentlichung, sondern als das weit zurückliegende Werk eines Jünglings beurteilen. Zweck des Werkes war ihm nicht eine Darstellung des landläufigen Aberglaubens. Gegen diesen nimmt er zum Teil Stellung in seinem Widerspruch gegen Hexenwahn und Hexenverfolgung, den er als Syndikus zu Metz auch praktisch betätigte B). Wie wenig er aber im übrigen sich um die Dinge seiner Zeit bemüht, kann etwa Buch I, cap. 72 „ v o n der wunderbaren Gewalt der Zauberformeln"

222

zeigen, wo von Apuleius, Lucan, Virgil, Ovid, Tibull, Cato, Salomo und Celsus die Rede ist, mit keinem Wort aber der lebenden Zauberformeln gedacht wird. Das positive Ziel des Werkes war eben dies, die auf antiker und kabbalistischer Grundlage . erwachsene alte Magie möglichst rein unter umfassender Benutzung der alten Quellen darzustellen. Diese Magie beruht, nach A., auf den in drei Welten, der elementarischen, himmlischen und geistigen, wirkenden Kräften, die durch die Wissenschaften der Physik, Mathematik und Theologie erkannt werden. Der Magier verbindet die Kräfte der natürlichen Welt nach den Regeln der Astrologen und Mathematiker mit den Kräften der höheren himmlischen Welt; er verstärkt und befestigt dann alles vermittelst heiliger und religiöser Zeremonien. Die richtige Erkenntnis schenkt ihm die Macht, die Kräfte zu beherrschen. Deshalb gibt A. in Buch 1 ein Weltbild, handelt in Buch 2 von den Zahlen und geometrischen Figuren als Grundlage der Gestirnbeobachtung, in Buch 3 von der Bedeutung der Religion für die Magie •). All das wird in vorsichtigster Form vorgetragen. Wie er schon am Ende des ersten Kapitels den Leser bittet, er möge dem Vorgetragenen nur insofern Beistimmung geben, als es von der Kirche nicht verworfen werde, so sagt er im Schlußwort: niemand möge zürnen, wenn ich die Wahrheit dieser Wissenschaft in Rätsel gehüllt und an vielen Orten zerstreut vorgetragen habe; denn nicht für die Weisen , sondern für die Gottlosen habe ich dieselbe verborgen und in eine solche Redeweise eingekleidet, daß sie zwar den Unverständigen verschlossen bleiben soll, den Weisen aber leicht zugänglich gemacht ist. *) S o l d a n - H e p p e i ,

wetter

if.

')

Kiese-

Occultismus.

Ein viertes Buch de ceremoniis magicis schließt sich in den Ausgaben an mit allerhand praktischen Anweisungen zur Anwendung der Magie: Berechnung von Geisternamen, Anfertigung magischer Mittel, Geister- und Totenbeschwörung. Da das Schlußwort von Buch 3 deutlich

Agtstein—Ägyptische Tage

223

den Abschluß des Werkes zeigt und A.s Schüler Joh. Weier (s. d.) erklärt, dieses sogenannte vierte Buch sei erst 1562 entstanden, muß es trotz Kiesewetter als unecht bezeichnet werden. *) K i e s e w e t t e r

Faust2

2, 105 ff.

Von A. wurde geglaubt 8 ), er sei selbst ein großer Zauberer, sein Hund sei ein in seinen Diensten stehender böser Geist gewesen und nach seinem Tode verschwunden. 8)

M e y e r Aberglaube 334.

5. Der Einfluß A.s ist wohl nicht gering gewesen (vgl. oben Francks Verdeutschung), aber bei dem kompilatorischen Charakter seiner Werke auch gerade für sein Hauptwerk schwer exakt nachzuweisen. Doch ist wichtig, daß ein Mann wie Seb. Franck sich seines einen Werkes angenommen hat und daß A.s Kampf gegen die Hexenprozesse von Joh. Weier fortgeführt wurde 9 ). •) K i e s e w e t t e r

Occultismus.

Agtstein s . A c h a t , A m b r a , stein.

Helm.

Bern-

Ägypten. Ä. gilt dem MA. als eines der Länder, in denen vor anderen die Zauberei gepflegt wird. Die Auffassung geht auf 2. Mos. cap. 7 u. 8 zurück. Seit Hieronymus deutet die mittelalterliche Theologie den Namen als Finsternis; nach A. zurückkehren heißt ins Heidentum zurückfallen, so im Aberglaubenverzeichnis des Bruder Rudolf (s. d.) Nr. 53 1 ). Die als Heiden zu denkenden heiligen drei Könige erscheinen manchmal als ägyptische Magier, bei Joh. Hartlieb a) und öfter. Entsprechend werden auch jetzt noch manche Segen (Feuersegen u. a.) und Zaubersammlungen als ägyptisch bezeichnet; vgl. die dem Albertus Magnus u. a. zugeschriebenen ägyptischen Geheimnisse, Traumbücher usw. S. das folgende. l)

MschlesVk. 17, 38. ») U 1 m Hartlieb L V I . Helm.

Ägyptische Geheimnisse s. G e h e i m nisse, ägyptische. Ägyptische Tage. Die dies aegyptiaci sind in Rom entstanden und zwar nicht

224

vor der Kaiserzeit, weil sie die von Augustus eingesetzten dies senalus legitimi voraussetzen 1 ), wie schon aus der bloßen Gegenüberstellung ersichtlich ist.

Jänner Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember

Dies senatus legitimi 1 . 9 . 23 3-13 3- 14 i-13

1.15

3- 13

1.17

3-15 113 3-15

1.12

3-13

Dies aegyptiaci 2 . 6 . 16 7- 25

3.24 3-21

3- 21 7. 20 6. 18 6. 21 2. 19 3- 20 2. 24 4. 14

Während die dies senatus legitimi sich nach den Kaienden und Iden richteten, weshalb sie auch auf die erste Monatshälfte fielen, sind die dies aegyptiaci, von welchen ebenfalls auf jeden Monat zwei Tage und auf den Jänner drei Tage entfallen, deutlich nach jenen angesetzt, wobei ein nicht näher bestimmbarer Gesichtspunkt maßgebend war. Zwei Tage stimmen überein und in sechs Fällen handelt es sich bei den dies aegyptiaci um Nachtage zu den entsprechenden dies senatus legitimi. Solche gelten im Volksglauben oft als Unglückstage, wie der Montag (s. d.) bei uns. Bei den Römern waren die Tage nach den Kaienden, Nonen und Iden (dies postridiani oder atri) dies religiosi 2). Abzuweisen ist die Behauptung, daß die ä. T. auf die Julianischen fasti zurückgehen 3). Die ä. T. werden zuerst im Kalender des Philocalus und in handschriftlichen Listen der späteren Kaiserzeit vermerkt *) und wurden bald auch in der christlichen Bevölkerung stark beachtet. Sonst hätte sich Augustinus 5) nicht genötigt gesehen, gegen diesen Aberglauben einzuschreiten. Freilich dürfte man schon frühzeitig den Namen ä. T. für Unglückstage überhaupt verwendet haben. Auch von den Theologen des MA.s wurde der Glaube an die dies aegyptiaci bekämpft, so von Wilhelm von Paris 6), vom Magister Nikolaus Jauer 7), vom Bußprediger San Bernardino da Siena, der sie nach dem italienischen oziaco auch dies oziagi nennt 8).

226

Ahasver—Ahnenglaube

225

Das MA. hat aber andrerseits den Aberglauben auch wesentlich gefördert, indem man zum leichteren Behalten der ä. T., ähnlich wie die Verse der Cisio Janus (s. Kalender) zum Einprägen der Festtage dienten, eigene Merkverse in Form von Hexametern schuf. Diese lauten nach Durandus 9 ): Augurior decies, audito lumine Liquit olens abies, coluit colus,

clangor: excute gallum.

Jedem dieser Wörter entspricht der Reihe nach ein Monat. Der Anfangsbuchstabe der ersten Silbe eines jeden Wortes bezeichnet durch die Stelle, die er im Alphabet einnimmt, den ersten ä. T. des Monats, wobei vom ersten Monatstag weg gezählt wird; der Anfangsbuchstabe der zweiten Silbe bezeichnet den zweiten ä. T., wobei man aber vom letzten Tag des Monats zurückrechnet. — Da augurior den Jänner vertritt und a der erste Buchstabe im Alphabet ist, so ist der I. Jänner ein ä. T. usw. Nach diesen Merkversen sind ä. T.: Jänner Februar März April Mai Juni

i- 25 4. 26 1.28 10. 20 3- 25 10. 1 6

Juli August September Oktober November Dezember

131. 3357-

22 3° 21 22 28 21

Auch für jeden Monat gab es solche Merkverse, so für den Jänner: Jani •prima dies et sepiima fine minaiur10). Diese ä. T. weichen wesentlich von den römischen ab, was vielleicht der Erfinder der Merkverse selbst verursacht hat. Doch ist die allgemeine Anordnung — je zwei im Monat und auf den Anfang und das Ende des Monats verteilt — die gleiche. Diese neuen ä. T. haben sich dort, wo schriftliche Überlieferung in Betracht kommt, und in gelehrten Kreisen im großen ganzen unverändert erhalten. Mit einigen Abweichungen werden sie auch bei Maennling u ) aufgezählt. Bei der mündlichen Überlieferung mußten sie, zumal dann, wenn die grundlegenden Merkverse in Vergessenheit gerieten, stark verändert werden. Eine solche Umbildung sind die v e r w o r f e n e n T a g e (s. d.) im engeren Sinne, die aber noch immer ihre Herkunft von den ä. T. erkennen lassen. B i c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube I.

Zum N a m e n bemerkt Durandus 12), daß diese Tage so heißen, weil sie von einem ägyptischen Astrologen festgestellt wurden, nach andern aber, weil Gott an diesen Tagen die Ägypter mit seinen Plagen heimgesucht habe, was auch sonst zur Erklärung angeführt wird13). In Wirklichkeit dürften die Römer diesen Namen deshalb gewählt haben, weil sie als die Quelle jeder Art von Mathematik und so auch des Zahlenglaubens die Ägypter betrachteten 14). Schon früh liebte man es, bei jedem ä. T. auch seine u n g l ü c k l i c h s t e S t u n d e (s. d.) zu vermerken 15). Wer in dieser erkrankte, mußte sterben 18). ') M o m m s e n CIL. I » , 296 f. ! ) E m i l A u s t Die Religion der Römer (Darstellungen a. d. Gebiete der nichtchristl. Religgesch. 1 3 . B d . Münster 1899) 5 6 ; W i s s o w a Religion 444. s ) C. W a c h s m u t h Joannis Laurentii Lydi über de ostentis (Leipzig 1863) X X X V I I . 4 ) Wissowa Religion 4 4 3 8 . •) F r i e d b e r g corp. jur. canon. 1, 1 0 2 1 , 1045. •) ZfVk. n (1901), 276, 278. ') F r a n z Nik.de Jawer 189. 8) ZfVk. 22 ( 1 9 1 2 ) , 1 1 7 » . 1 2 5 . 1 2 8 A n m . = Zachariae Kl. Sehr. 344. 3 5 3 . 3 5 7 . •) Rationale divin. (Ausgabe 1672) lib. 8, cap. 4, p. 474 f. S t a t t liquit ist wohl liquet zu lesen. 10 ) Mitteil, der antiquar. Ges. in Zürich 1 2 (1858 bis 1860), 27. Hier S. 26 steht in den Jahresmerkversen decios s t a t t decies und liquens s t a t t liquit. u ) M a e n n l i n g 188 = S c h u l t z Alltagsleben 238. " ) Rationale divin. a. a. O. — ,3 ) ZföVk. 9- (1903), 1 4 1 . ") M o m m s e n a. a. O. 15) Mitteil, der antiquar. Ges. in Zürich a. a. O. 27. ") Alemannia 23 (1895), 5°Jungbauer.

Ahasver S. J u d e ,

ewiger.

Ahlkirsche s. T r a u b e n k i r s c h e . Ahnenglaube. Sage und Brauch in unserm Volksleben geben uns Kunde von den Kollektivvorstellungen, die die Sippe beherrschen, d. h. die Gemeinschaft der Lebenden u n d Toten, die alle das Blut des Urahnen in sich fühlen und wissen. Pie n e u e n Beziehungen, die sich zwischen beiden durch den Tod ergeben, d. h. durch den Riß, der das Individuum von seiner sozialen Gruppe trennt, sind beherrscht durch Trauer, Mitleid, Furcht und Verehrung, d. h. durch eine Fülle von Empfindungen, die gleichzeitig aus einer innigen Anteilnahme und einer numinosen Scheu entspringen. Da Ahnenkult S

227

Ahnenglaube

und A h n e n v e r e h r u n g heidnische A n g e l e g e n h e i t e n sind, liefert die H a u p t z e u g nisse a u f g e r m a n i s c h e m G e b i e t die altnordische L i t e r a t u r . D i e K r a n k h e i t , die im G l a u b e n der K a f f e r n v o n den Geistern der V o r f a h r e n v e r u r s a c h t wird *), die Sitte, d a ß in T o n g k i n g a m V o r a b e n d des A h n e n f e s t e s die v e r s t o r b e n e n V e r w a n d t e n durch einen auf d e m Hof a u f g e p f l a n z t e n B a m b u s z u m Mahle eingeladen w e r d e n 2 ) , der B r a u c h , d a ß m a n v o r K i r c h w e i h f e s t e n i m A l e m a n n i s c h e n die G r ä b e r der A h n e n a u f s u c h t 3) und in der G e g e n d v o n S a a r l o u i s sogar die v e r s t o r b e n e n V e r w a n d t e n a n ihren G r ä b e r n zur H o c h z e i t einlädt, d a ß das H o c h z e i t s p a a r in T h ü ringen n o c h h e u t e die G r ä b e r der V o r f a h r e n zu seinem F e s t e s c h m ü c k t , der S c h u t z , den die A h n f r a u d e m T h o r s t e i n infolge ihrer magischen B i n d u n g mit i h m zuteil w e r d e n l ä ß t 4 ), sind B e w e i s e f ü r die G e f ü h l e und E m p f i n d u n g e n , die den toten A h n e n entgegengebracht werden. Sie sind die G r u n d l a g e des A h n e n k u l t s und der A h n e n v e r e h r u n g , wie wir sie a u s Caesar, T a c i t u s , A m m i a n u s Marcellinus, J o r d a n e s , S a x o G r a m m a t i c u s und A d a m v o n B r e m e n kennen. Sie zeigen uns a u c h z u g l e i c h das Ineinandergreifen v o n Ahnenglauben und Schutzgeisterglauben s ). D i e S a g e n h a b e n alle diese Vorstell u n g e n , die uns, wie alle V ö l k e r der E r d e , in d e n A n f ä n g e n der E n t w i c k l u n g beherrschten, in ?chier u n f a ß b a r e r T r e u e J a h r h u n d e r t e hindurch f e s t g e h a l t e n , und a n H a n d neuerer v o l k s k u n d l i c h e r Fors c h u n g e r k e n n e n wir, wie tief in Sitte, B r a u c h u n d S p r a c h e wir noch in ihnen b e f a n g e n sind. D i e F e i n d s e l i g k e i t der A h n e n g e i s t e r der K a f f e r n , die durch Z a u b e r beigelegt wird, die F e i n d s e l i g k e i t toter A h n e n ®), die m a n durch K u l t und O p f e r g a b e n besänftigt, b e r u h t o f t g e n u g auf einer magischen S c h u l d des L e b e n d e n . D e r T o t e 'J w i e der G o t t 8 ) , dem m a n sich g e w e i h t u n d in dessen Dienst m a n sich u n d sein L e b e n gestellt h a t (denn die V o r s t e l l u n g v o m G ö t t e r k u l t g e h t o f t in die v o m Ahnenglauben über), verlangt seinen

228

K u l t 9 ) , sonst wird er gefährlich und r ä c h t sich. So ist die W e l t der T o t e n d e m L e b e n d e n besonders g e f a h r v o l l und vers t r i c k t ihn durch eine U n k e n n t n i s der Gesetze jener W e l t oder d u r c h ein unerf ü l l t e s Versprechen o h n e sein W i s s e n in eine magische S c h u l d d e m T o t e n gegenüber. Hierfür bieten der V o l k s g l a u b e sow o h l als auch die a l t n o r d i s c h e Überliefer u n g unzählige Belege. S o wissen wir aus J o r d a n e s 10 ), d a ß die G o t e n ihren K r i e g s g o t t m i t der O p f e r u n g der K r i e g s g e f a n g e n e n v e r e h r t e n , in der Meinung, ihn durch M e n s c h e n b l u t versöhnen zu müssen. D i e E r s t l i n g e der B e u t e w u r d e n i h m g e l o b t u n d a n den Bäumen aufgehängt, überhaupt vere h r t e n sie ihn so „ a l s e r w i e s e n sie g ö t t l i c h e V e r e h r u n g ihrem S t a m m e s v a t e r " . S i e feierten die T a t e n ihrer V o r f a h r e n m i t G e s a n g u n d Zitherspiel, und ihre N a m e n s t a n d e n bei i h n e n in so h o h e m A n s e h e n , wie im A l t e r t u m k a u m die der H e r o e n . D i e W i e d e r k e h r des T o t e n z u v e r h i n dern und ihn seinem T o t e n r e i c h u n g e s t ö r t z u z u f ü h r e n , ist P f l i c h t der Hinterbliebenen, und der A b w e h r dieses W i e d e r k o m m e n s dienen die T o t e n h i l f e n u ) , das Mitg e b e n der neben dem T o t e n a u f g e s t e l l t e n W a c h s r o d e l in Friesland, w i e ü b e r h a u p t die G r a b b e i g a b e n , die wir a u s altgermanischen G r ä b e r f u n d e n kennen, ihr dienen fernerhin a u c h die R e h b r e t t e r d r a u ß e n in W a l d und Feld, die teilweise i m rohen U m r i ß eine menschliche G e s t a l t aufweisen 1 2 ), das hylja hrce, d. i. E r d e auf d e n T o t e n legen. V i e l l e i c h t h a t m a n a u c h a u s A b w e h r m a ß n a h m e n heraus die T o t e n fern v o n den W o h n s t ä t t e n , in W ä l dern, Heiden und auf einsamen H ü g e l n b e s t a t t e t l s ) , denn die p r i m i t i v e S i t t e verl a n g t e die B e s t a t t u n g der T o t e n im H a u s , i m G e h ö f t 1 4 ) . Gräber, H ü g e l , auf denen m a n kauga-eldr ( H ü g e l f e u e r ) brennen sieht, müssen v o n den A n g e h ö r i g e n insonderheit g e p f l e g t werden, in ihnen liegt der T o t e u n v e r w e s t und ist zumeist ein W i e d e r g ä n g e r 1 5 ) . In der G r e t t i s s a g a sieht G r e t t i r auf einem H ü g e l ein starkes F e u e r a u f l e u c h t e n . D e r H ü g e l ist das G r a b K a r s des A l t e n . D o r t sitzt der A l t e auf einem

229

Ahnenglaube

Stuhl, umgeben von seinen Schätzen. Grettir ringt schwer mit ihm, trennt ihm den K o p f vom Rumpf und setzt den K o p f ans Ende des Rückens. Nur so kann er den Toten zur Ruhe zwingen und bringen — oder der Tote wird in ein anderes G r a b gelegt, und wenn er auch da nicht zur Ruhe kommt, wird er verbrannt 1 6 ), oder die Leiche wird, wie auf Grönland, gepfählt 17 ). D e m Ahnen schulden Sippe wie Blutsbruder die Totenpflege, die Totenklage oder das Preislied, das Totenopfer bei der Leichenwache und die Blutrache als oberste Pflicht. Der alte Odd auf Island bittet seine Freunde, ihn auf der Höhe des Skaneyberges zu bestatten; von dort will er über das ganze Stromland hinschauen 1 8 ); Hrapp bittet seine Frau, ihn nach dem Tod beim Tor des Heizhauses zu begraben und ihn stehend beizusetzen, damit er genauer seinen Hof überblicken könne 19). Asmund läßt dem toten Blutsbruder den Grabhügel aufwerfen, gibt ihm sein Roß mit Sattel, Zaum und aller Waffenrüstung, dazu seinen Falken und Hund mit und steigt, wie er versprochen, mit dem Toten selbst hinein. Der saß unten in voller Rüstung auf seinem Stuhl. A u c h Asmund ließ sich seinen Stuhl in den Hügel bringen und setzte sich darauf. So y a r d der Hügel geschlossen. In der ersten Nacht stand der Tote vom Stuhl auf, erschlug den Falken samt dem Hunde und aß beides. In der zweiten erschlug er das Roß, zerlegte es und verzehrte auch dieses, wobei er Asmund zu Gaste lud. In der dritten war Asmund eingeschlafen und erwachte davon, daß ihm der Tote seine beiden Ohren abriß. D a ergriff Asmund das Schwert, schlug ihm den Kopf ab, verbrannte ihn zu Asche und verhalf ihm so zur Grabesruhe *•), weil er als Blutsbruder dieselbe Pflicht hatte wie sonst die Sippe. Die Vorstellung v o m Herdfeuer als dem Sitz der Manen ist noch im Volksglauben lebendig, wenn man ihnen Brosamen oder etwas Schmalz ins Feuer wirft 21 ), oder wenn man die Hausschlange (die Hausotter, das Heimchen, die Unke), die von den Langobarden des 7. Jhs. als Ahnen-

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oder Hausgeist in Gestalt von goldnen Schlangenbildern 2 2 ) verehrt wurde, im H e r d w i n k e l m i t Milch füttert, eben weil man sie für den A h n hält, sich nicht in magische Schuld verstricken und sich seine Feindschaft zuziehen, sondern ihn sich durch Dienstbezeugung gewinnen will. Die dt. Sagen nennen auch die K o bolde, die Haus- und Schutzgeister, gelegentlich „ A h n e n " 24), denn für die primitive Vorstellungswelt bedarf das Erscheinen des Verstorbenen in veränderter Gestalt so wenig der Erklärung, wie die Vermenschlichung der Tiere im Märchen für das K i n d der Erläuterung, bedarf. Der Tod ist vielfach, und ganz natürlich für ihr Empfinden, nur mit einer andern Erscheinungsform des Ahnen verbunden, und die Sagen, in denen die Ahnfrau als weißer Geier erscheint 2 S ), die Ahnherrn als schwarze Rosse 2S), ertrun? kene Ahnen sich als Seehunde **) zeigen, sind lebendige Zeugnisse dafür. Für die weiße Ahnfrau, die so oft todverkündend in den Sagen erscheint 2 8 ), verweise ich auf den Fylgjenglauben (s. d.). Die Totengedächtnisfeste werden in Form des Erbbiers in heidnischer Zeit zu bestimmter, jeweils von der Sippe, d. h. dem Erben, festgesetzter Frist vor dem leeren Hochsitz des toten Ahnherrn gefeiert. Erst nach erfüllter Totenpflicht, auch erst nach Erfüllung der Blutrache besteigt der Erbe nach dem Minnetrunk den Hochsitz 29). Die Pfeiler dieser Hochsitze, die meist geschnitzt sind und Bilder tragen, wie wir sie in Wachsmaskenform im römischen Atrium wiederfinden, sind mit den heiligen Holzbildern, den Gesichtsurnen den Rehbrettern mit ihren Abbildungen, den Stangen auf den langobardischen Gräbern 31 ) und den Neidstangen aus der Wikingzeit 3 2 ) zweifellos ursprünglich Kultzeichen 33 ). Thorgerd Hölgabrud und ihre Schwester Irpa 34), zwei lebensgroße Frauenbilder, zu beiden Seiten des Thorbildes im Gotteshaus aufgestellt, sind Ahnfrauen des Drontheimschen Jarlsgeschlechts. Sie erinnern an K a p . 25 des dt. Indiculus superstitionum: ,,De eo, quod sibi sanctos fingunt quoslibet mortuos." 35). 8*

231

Ahnenglaube

Das Ineinandergehen von Ahnen- und Herrscherkult und ihr Aufgehn im Götterkult, wie wir es aus Altbabylonien u n d Griechenland k e n n e n 3 6 ) , gilt auch f ü r germanische Verhältnisse. Menschen, die man bei Lebzeiten hochgeschätzt h a t t e , deren Kriegstaten f ü r L a n d u n d Volk b e d e u t s a m waren, werden auch nach dem Tode u n d da erst recht verehrt. Die numinose Scheu v e r k l ä r t sie desto mehr, je mehr m a n von ihnen in ihrer neuen u n b e k a n n t e n Erscheinungsf o r m in der andern Welt Hilfe und Beis t a n d erwartet. Als König Ivar, der Sohn R a g n a r Lodbroks, in England starb, gebot er, ihn dort zu b e s t a t t e n , wo das L a n d feindlichen Angriffen ausgesetzt sei. So, sagte er, w ü r d e n die Feinde nicht siegen können. U n d in der T a t — dem war so —, bis Wilhelm der B a s t a r d Ivars Hügel ausgrub. Er f a n d ihn unverwest u n d v e r b r a n n t e ihn; d a n n erst k o n n t e sein Sieg gelingen 3 7 ). Nach J o r d a n e s verehrten die Goten ihre Vorfahren mit einem K u l t , wie er G ö t t e r n u n d Helden z u k a m (s. o.). Häkonarm41 u n d Eiriksmäl sind Preislieder auf apotheosierte Könige. Die Schweden verehrten v e r g ö t t e r t e Menschen, denen sie wegen ihrer großen T a t e n Unsterblichkeit verliehen ®8); den König Erich von Schweden haben die G ö t t e r in ihr Kollegium a u f g e n o m m e n 8 9 ) . König Gudmund wurden nach seinem Tode Opfer dargebracht, und die Leute n a n n t e n ihn ihren Schutzgott. Dasselbe berichtet Saxo G r a m m a t i c u s von H a i d a n , der öffentlich v o m Volk geehrt w u r d e u n d dem Opferkuchen dargebracht w u r d e n 41 ). Dem König Olaf sind F r u c h t b a r k e i t s opfer bezeugt 42 ); als er zu Geirstad s t a r b , w u r d e auf seinem Grabhügel um F r u c h t barkeit geopfert, und er w u r d e Alf von Geirstad g e n a n n t König H a l f d a n s Glieder wurden an verschiedene Hügel zum Segen der Umgegend gegeben, und ihnen wurde göttliche Verehrung zuteil 4 4 ). A m m i a n u s Marcellinus berichtet von den Westgoten, daß sie die T a t e n der A h n e n , d. h. d e r G ö t t e r , preisen und A d a m von Bremen 4 B ) schreibt, daß die Germanen

232

auch Götter verehrten, die sie sich aus Menschen gemacht h a t t e n und denen sie Unsterblichkeit verliehen. Thorolf 47), Thorsteins Sohn, l ä ß t seinen Großvater Grim, den ersten Besiedler der Färöer, nach seinem Tode mit Opfern verehren, und auch Aud, die T o c h t e r Ketil Flachnases und A h n f r a u des großen Geschlechts der Lachswassertäler, wird nach ihrem Tode mit Tempel, Opfer und Gebet verehrt **); Bard Sncefellsass wird f ü r einen Schutzgott gehalten, weil er dem einen Glück auf dem Meere, dem a n d e r n Sieg, dem dritten Schutz gewährte 4 9 ). Die magische V e r b u n d e n h e i t ist besonders s t a r k zwischen der A h n f r a u und ihrem Geschlecht u n d Wohnsitz, wie ü b e r h a u p t bei Menschen, die sich von der S t ä t t e ihres Wirkens n u r schwer lösen können. So erscheint die A h n f r a u w ), die a m Wohl und Wehe ihrer Sippe teilnimmt u n d durch dies Verbundensein nicht zur R u h e k o m m t , bei jeder Schicksalsänderung, so k o m m t die A h n f r a u des Glum 61) beim Tode seines Großvaters Vigfuss zu ihm, dem Enkel. So w a r n t die A h n f r a u den Thorstein vor dem R i t t zum Thing 5 2 ). So beugt sich in der Volkssage die Ahnf r a u über die kleine T o c h t e r Ba), so w a r n t die A h n f r a u Signy vor der Heirat mit Siggeir ®4), so k o m m t die A h n f r a u des Hallfred zum jungen H a l l f r e d s s ) , und so gibt die Mutter Joreid noch nach ihrem Tod ihrem Sohn Thorstein Ratschläge 56 ). Diese Verbundenheit mit dem Ahnengeist, der K r a f t und Macht des Geschlechts v e r b ü r g t 57), geht H a n d in H a n d mit der persönlich nahen V e r b i n d u n g zwischen Mensch und Schutzgott, der genau so zum Schutzgeist wird wie der Ahnengeist. Wie wir im J a r l s t e m p e l die S t a t u e n von T h o r u n d den Ahnen in gleichem Kulta n r e c h t nebeneinander stehen sahen, so sehen wir auch den H e i l i g e n b e r g des Thorolf Mosterbart ss ), in den er mit all seinen Verwandten einzugehen hoffte u n d dem er große Verehrung zollte, d. i. einen steinigen Hügel, bei dem auf seiner F a h r t nach Island die Hochsitzpfeiler angetrieben wurden, u n d der bei der Besitzn a h m e des Landes mit Feuer umgangen wurde, genau die gleiche wichtige Rolle

233

Ahnenglaube

spielen wie den Thorstempel. Diesen hatte man dem Familiengott Thor gebaut, der der Schutzgott der Sippe war, in dessen Dienste sich die Familie ebenso gestellt hatte, wie der Gott sich ihr dankbar und schützend erwies und ihr zu Walhallfreuden verhalf. Das erkennen wir aus Kap. II der Eyrbyggjasaga, wo geschildert wird, wie der Schafhirte den Hügel offen sieht, darin am Feuer Lärm und fröhlichen Hörnerklang vernimmt und gleichzeitig hört, wie die Ahnen dem ertrunkenen Thorstein Dorschbeisser und seinen Gefährten ihren Gruß entbieten und ihm versichern, er werde auf dem Hochsitz seinem Vater Thorolf Mosterbart gegenübersitzen. Hier gehen Ahnenund Götterkult so ineinander über, daß Thorstein, der dem Gott geweihte Sohn Thorolfs, dem Gott die gleiche Verehrung zollt wie seinem Vater und den Ahnen, die dann im Jenseits ihm sowie dem Vater ihre Kultbemühungen in gleicher Weise danken. So bitten auch Glums Ahnen dessen Götterfreund Freyr um Hilfe für ihren Erben, der ins Unglück gekommen ist S9). So gibt es auch in unserm dt. Volksglauben Gebräuche 60 ), die, wie das dreimalige Umwandeln des Herdfeuers bei der Hochzeit, ähnlich wie oben in der Eyrbyggjasaga, dessen uralte Heiligkeit, die den Ahnen und Manen heilige Kultstätte, bezeugen; und Sagen, wo auch wie dort ein Berg sich dem Grafen Günther öffnet und ihm daraus ein prächtiges Methorn zum Trunk dargeboten wird 61). Zeugnisse dafür, daß die Ahnen nach Helgafell (Heiligenberg) kommen, stellt Grimm zusammen 62 ), wie es auch in Deutschland Berge gibt, die „Großvater" heißen im Volksmund M ). Wie weit der Glaube an ein Wiederaufleben des Toten in einem andern Menschen den Germanen vertraut war, ist nicht ganz klar. Helgi und Sigrun werden wiedergeboren als Helgi Haddingjaskati und Kara 6 4 ). Der Sammler der Eddalieder sagt: „ D a s war in alter Zeit Glaube, daß Menschen wiedergeboren werden könnten, jetzt heißt es aber alter Weiber Wahn" «5). Olaf der Heilige, der

234

nach dem Glauben seiner Zeitgenossen der wiedergeborene Geirstada-alf sein soll, bestreitet als Christ einen solchen Glauben (s. o.) — aber Starkad der Alte erzählt, er sei ein wiedergeborener Riese, nämlich sein G r o ß v a t e r Stark a d 66). „ W i r kommen wieder", sagten die Leute im Sätterdal, wenn der Tod sie abrief. Und Appian 67) berichtet von den Germanen des Ariovist, sie seien Verächter des Todes gewesen infolge ihrer Hoffnung auf eine Wiedergeburt. Die Tatsache, daß Enkel ahd. eninchili „der kleine Großvater", heißt M), spricht für die Annahme einer solchen Vorstellung im germanischen Heidentum. J) L e v y - B r ü h l Das Denken der Naturvölker 244. 2) Z f V k . 1 7 (1907), 382. 3) M e y e r 4 Baden 236. ) Vatnsdoelasaga c . 36. s) D i e aettarfylgja, der F a m i l i e n s c h u t z g e i s t , der auf N a c h k o m m e n ü b e r g e h t M e y e r Germ. Myth. 67. •) O l a f s s a g a T r y g g v a s o n a r c. 2 1 5 . ') F o r n aldarsögur 2, 85; E g i l s s a g a c. 44. 8) F l o a m a n n a s a g a c. 20, T h o r r ä c h t sich an Thorgils f ü r dessen T r e u b r u c h . •) M e y e r Germ. Myth. 167. 10) J o r d a n e s De rebus Geticis cap. V . " ) N j a l s s a g a c. 1 5 4 ; E y r b y g g j a s a g a c. 3 3 ; Egilssaga c. 61. ") M e y e r Baden 70. ia) R i e h l Land und Leute 254; G r i m m Sagen Nr. 1 8 1 ; H ö f l e r Wald- und Baumkult passim. ") P a u l y - W i s s o w a 10, 2144. 15 ) G r e t t i s s a g a c. 18. " ) E y r b y g g j a s a g a 34, 63. u) " ) Thorfinssaga Karlsefnis 5. HönsnaT h o r i s s a g a c. 1 7 . " ) L a x d c e l a s a g a c. 17. 20) Fornaldarsögur I I I , 365. " ) Germania 11, 20. " ) J a h n Opfergebräuche 292. " ) A h n e n k u l t , H a u s g e i s t e r s. K ü h n a u Brot 41 f f . " ) G r i m m Sagen Nr. 7 1 . ••) J u n g b a u e r Böhmerwaldsagen 98. *•) L ü t o 1 f Sagen 44, 4 7 2 ; W a i b e l u . F l a m m 2, 339 (Ahnen als P f e r d e schleppen B a u m s t ä m m e ) . " ) M e y e r Germ. Myth. 66. ss ) K e l l e r Grab des Aberglaubens 3, 5 9 ; B i n d e w a l d Sagenbuch 60 f . ; E i s e 1 Voigtland 99 f f . ; M e i c h e Sagenbuch 167 N r . 225, 125 N r . 1 6 4 ; S o m m e r Sagenbuch 23 N r . 1 7 ; B a a d e r Volkssagen 8 5 ; K u h n Westfalen 1, 129 N r . 2 6 1 . " ) E d d a , A t l a m a l Str. 7 5 ; F o r n m a n n a s ö g u r r, 1 6 1 . 280; K. M a u r e r Bekehrung des isl.-norw. Stammes zum Christentum 2, 428. 30) H ö f 1 e r Wald- und Baumkult 39. " ) P a u l u s D i a c o n u s Histcria Langobardorum 5, 34. 32) E g i l s s a g a c. 5 7 . 33) H e l m Religionsgesch. 1 , 220. 3 t ) N j ä l s s a g a c. 88 . 35 ) V g l . häusUchen A h n e n k u l t in Griechenland bei R o h d e Psyche 1,254; S a m t e r Familienfeste 10 f . ; P f i s t e r Reliquienkult, p a s s i m ; die A u s s t e l l u n g v o n imagines in den H ä u s e r n der r ö m . N o b i l i t ä t bei P a u l y W i s s o w a 10, 2 1 4 4 f i n d e t ihre E n t s p r e c h u n g in C h i n a , w o d i e A h n e n b i l d e r die Verstorbenen

Ähnlichkeit—Ahorn

235

repräsentieren. Zu Beginn des Kults werden die Ahnen gebeten, in den Bildern Platz zu nehmen, B a s t i a n Verhandl. d. Berl. Ges. f. Anthropol. 24 (1892), 105 f.; D e G r o o t Annales du Musée Guimet XI, 19; H o v o r k a K r o n f e l d 1, i 8 o f . ") E b e r t Reallexikon 77; 7. I 2 5- ") Ragnarssaga Lodbröks, 19. M ) A d a m v o n B r e m e n IV, 26. s») Vita Anscarii cap. 26. 40) Hervararsagac. 1 ; M a u r e r Bekehrung 2, 77. 41) S a x o Grammaticus ed. Holder 220. 42) G o 11 h e r Mythologie 34; M o g k Mythologie 385. 43) Fornmannasögur 4, 27; 10, 212; Flateyjarbök 11,7. ") Halfdanssaga c. 9; Fagrskinna c. 4. 45j A m m i a n u s M a r c e l l i n u s XXXI, 7, n . «) A d a m v o n B r e m e n IV, 26. 47)Islendingasögur I, 47. 4S) Laxdcelasaga c. 5, c. 7; Landnâmabôk II, 12. 16. 19. «) Bardarsaga c. 6. 60) G r i l l p a r z e r Die Ahnfraw, S c h e l l Bergische Sagen 1 1 0 Nr. 6 2 ; K ü h n a u Sagen 1, 7 3 ; 1, 607, 608; B e c h s t e i n Thür Sagenbuch

1, 247 f. ") Vigaglümssaga c. 9. •*) Vatnsdoelasaga c. 36. 63) K ü h n a u Sagen 1,607; vgl. B a r t s c h Mecklenburg 1, 152, M ü l l e n h o f f Sagen 180 Nr. 247. ") Völsungasaga c. 4. 6S ) Hallfredarsaga, Fornsögur 114. ••) Thorsteinssaga Siduhallsson c. 7. ") Vatnsdcelasaga c. 30. M) Eyrbyggjasaga c. 4. ••) Glumssaga c. 26. 60) K u h n u. S c h w a r t z 443 Nr. 279; Gol d m a n n Andelang 44 ii. ,l) K u h n u. S c h w a r t z 280 Nr. 314. •*) G r i m m Myth. 2, 682 ff. ") ZfdA. 1 (1841), 26. M) Edda, Helgakvida Hundingsbana II, 50. u ) Edda, Helgakvida Hjörvardssonar 43. ••) Fornaldarsögur 3, 56. 67) Historia Rom. I, lib. IV De rebus Gallicis. M) K l u g e Etym.Wb. sub Enkel. I. Naumann. Ähnlichkeit s. A n a l o g i e z a u b e r und S i m i l i a similibus. A h n u n g s.

Vorahnung.

A h o r n (Acer-Arten). 1. Botanis c h e s . Die drei häufigsten in Mitteleuropa vorkommenden A.-Arten sind der B e r g - A. (A. pseudoplatanus), der S p i t z -A. (A. platanoides) und der F e 1 d -A. (Maßholder; A. campestre) 1 ). Im Volksglauben werden diese Arten meist nicht näher unterschieden. ') M a r z e 11 ' Kräuterb. 99 ï .

2. Auf alten K u l t weist der Bericht von einem großen B e r g - A . beim H o f e Moseid (Vennersland) hin, neben dem die Bewohner alle J a h r e Bier ausgießen 2 ). Personifiziert erscheint der B a u m , wenn aus seinem Holz B l u t fließt, z. B . bei einem A . am Millstätter See in K ä r n t e n 3 ) und bei einem A. bei der St. Annaquelle in Disentis (Schweiz) 4 ).

*) ZfVk. 8, 142.

236 3

1, 38;

) Mannhardt

G r a b e r Kärnten (1914), stein Disentis 1 5 7 .

16.

4

)

Wett-

3. Der A . gilt als a n t i d ä m o n i s c h . Zapfen von A.holz in die Türen und Schwellen geschlagen, verhindern, daß die H e x e in den Stall k o m m t 5 ) ; das gleiche glaubt man in Westpreußen v o n den an J o h a n n i (24. J u n i ) gepflückten A.zweigen 6 ). In der westpreußischen Kaschubei werden an J o h a n n i Zweige an die Türen und Fenster gesteckt gegen Hexen und Zigeuner. A u c h das Einschlagen des Blitzes sollen diese Zweige verhindern. Die K a r t o f f e l ä c k e r werden ebenfalls mit A.zweigen u m s t e c k t 7 ) . A.sträußchen steckte man im R a v e n s bergischen in die Flachsfelder, angeblich um die Maulwürfe (s. d.) zu vertreiben 8 ). Im Elsaß verhindern A.zweige, daß Fledermäuse in die Häuser k o m m e n 9 ) . Wer nachts ausgeht, soll geweihte A.zweige zu sich stecken (Dalmatien) 1 0 ). 5 ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 38. •) T r e i c h e l Volkstüml. IV, 2. ') Das Land 18, 519. 8 ) 25. Bericht hist. Ver. Ravensberg 1911, 18, vgl. auch E. H. M e y e r Deutsche Volkskunde

1898, 228. •) G u b e r n a t i s

Myth. des plantes

2, 129 (nach R o l l a n d Faune pop). Mitt. Bosn. Herz. 4, 594.

10

) Wiss.

4. K ü h e , die mit Maßholderzweigen geschlagen werden, geben b l u t i g e M i l c h (Westfalen) " ) . Im Dep. Finistère glaubt man, daß Tiere, die man nur leicht mit einer Maßholderrute berührt, zugrunde g e h e n 1 2 ) (s. H a s e l ) . In der Antike galt der A. als ein „unglücklicher" B a u m 1 3 ) . ll ) V/ a g e n f e 1 d Pflanzen 229. >2) S é b i 11 o t Folk-Lore 3, 387. 13 ) M u r r Pflanzenwelt

25-

5. In der V o l k s m e d i z i n werden die an J o h a n n i s gepflückten A . b l ä t t e r getrocknet und später in kochendem Wasser erweicht; sie gelten als heilkräftig bei allen Wunden 1 4 ). Im G o u v . Smolensk bestreicht man gegen K o p f w e h das H a u p t mit den an J o h a n n i s gebrochenen Maßholderzweigen 1 5 ). A . wurzel dient zur Beförderung der Menstruation " ) . 14 ) F r i s c h b i e r Naturkunde 320. 16) Y e r m o l o f f Volkskalender 295. 18) S t o l l Zav.-

berglaube 107.

Ähre— Alant

237

6. W e n n die A.blätter recht f e t t sind, so gibt es eine gute Ernte (Oberbayern) 1 7 ). ") M a r z e l l Bayr. Volksbot. 126. Ä h r e s.

Marzeil.

Getreide.

Ährenkönigin, d ä m o n e n.

-mutter

s.

K o r n -

Ährenschnitt s. B i 1 w i s. A k e l e i (Aquilegia vulgaris). I. B o t a nisches. Die zu den Hahnenfußgewächsen gehörige A . besitzt doppelt dreizählige, gekerbte Blätter. Sie ist an den fünf großen, in einen hakig gekrümmten Sporn ausgezogenen, blauen oder violetten Honigblättern leicht zu erkennen. Die A . ist auf Waldwiesen und in Laubwäldern meist nicht selten 1 ). Die A . wird seit alters in Gärten als Zierpflanze gezogen, als Heilkraut ist sie heutzutage vergessen 2 ). ') M a r z e 11 Kräuterbuch 472. *) K r ö n f e 1 d Zur Geschichte der Akelei,

Wochenschr. 1914, Nr. 29.

i n : Wien. Med.

2. Ein aus der A . bereiteter T r a n k sollte gegen „ N e s t e l k n ü p f e n " wirksam sein. „ S o einem Mann seine K r a f f t genommen / und durch Zauberey oder andere Hexenkunst zu den ehelichen Wercken unvermöglich worden were / der trinck stätig v o n dieser Wurtzel und dem Samen / er genieset / und kompt wieder z u r e c h t " 3 ) . A u c h Matthioli 4 ) empfiehlt das Mittel dem Bräutigam, der durch Zauberei zu den ehelichen W e r k e n ungeschickt geworden ist. Zu diesem Zweck sollte das membrum virile mit dem A b s u d der A. gewaschen werden 6 ). Vielleicht sollte die A . wegen ihrer auffälligen Blütenform (vgl. Löwenmaul) zauberwidrig wirken? Das Mittel geht wohl mehr auf die gelehrt literarische 6) Überlieferung als auf einen deutschen Volksaberglauben zurück. 3) T a b e r n a e m o D t a n u s Kräuterbuch 1613,100. 4) Ebd. 1563, 248. ') S c h r o e d e r

Med.-Chym.

Apotheke

1693, 877.

l i g m a n n Blick 1, 386 f.

•) Vgl.

Se-

Marzeil.

A I palot elsna, Zauberworte im Liebeszauber. Z u r E n t d e c k u n g der Untreue eines Mädchens 1 ). A u c h AI Galal Eismu 2 ). *) Urquell 3 (18921,3; O h r t Trylleformler 2, 87. ») O h r t a . a . O . 2, 87. Jacoby.

238

Alabaster. Griech. ¿Xdßaatpof, vermutlich aus arab. Al-Basra, Stein aus Basra••). K o n r a d v o n Megenberg s a g t : „ N i c a n o r oder A l a b a s t r u m . . . dieser Stein verleiht den Sieg und erhält die Freundschaft unter den Menschen (vielleicht eine Verwechslung mit einem anderen Stein?) . . . er ist w e i ß und sehr kalter A r t , man kann deshalb Salben lange in ihm a u f h e b e n " 2 ). Solche pyxides unguentariae aus A l a baster waren in den A p o t h e k e n seit alters im G e b r a u c h 3 ) . Man bereitete auch, wie bereits im Altertum, Alabastersalben, die gegen alle Schmerzen des Hauptes, auch bei heftigem Fieber und gegen die Schlaflosigkeit dienlich sein sollten 4 ). In Böhmen heilt man an den Fraisen (krampfhaften Zuckungen) leidende Kinder, indem man ihnen geriebenen A . mit Wasser eingibt 5 ). ') S c h r ä d e r Reallextkon 2 1, 397; P a u l y - W i s s o w a 1 , 1 2 7 1 t . ') M e g e n b e r g B d.N. 389; vgl. S c h a d e s. v. Nikomar (vtxrj Sieg) 1399; P l i n . n. h. 36 § 60. ®)Gesn e r d.f.l. 97 (aus Agricola); Abbildung, eb. 112. *) P l i n . 36 § 61 u. 37 § 143; Z e d i e r s. v. Alabastrites Bd. 1, 898. ') W u t t k e 369 § 542 = G r o h m a n n 175. Olbrich. A l a n , Zauberwort in der Formel z u m Schutz f ü r S c h w e i n e 1 ) : „ a l a n t a b a l i m fugan, ab omni malo, e x a u d i t a est oracio" t u a " , vgl. „ a l a n fugan, saladdiel". Die E r k l ä r u n g von Franz ist, wenn auch die W o r t e vielleicht hebräisch sein sollen, sehr fraglich. ') F r a n z Benediktionen 2, 139; H a t t e rn e r

Denkm.

d. Mittelalters

1 (1844), 410;

v. S c h e f f e l Ekkehard Anm. 214.

Jacoby.

A l a n t (Inula helenium). 1. B o t a n i s c h e s . Korbblütler mit großen gelben Blütenköpfen, die in rispigen Dolden angeordnet sind. Die aus Vorderasien s t a m m e n d e P f l a n z e wird vielfach in Gärten (besonders auf dem Lande) zu Heilzwecken g e z o g e n 1 ) . In der A n t i k e und im MA. w a r der A . eine häufig v e r w e n d e t e Heilpflanze 2 ). «) M a r z e 11 Kräuterb. 166 f. Heilpflanzen 202 ff.

«) M a r z e 1 1

2. Der A . gilt besonders bei den Slawen als A b w e h r - u n d Z a u b e r m i t t e l 3 ) . In Steiermark räuchert man a m Christabend mit A. 4 ). Im Sauerland spielt

239

Alaun—Alban

der „Olantskopp" eine Hauptrolle im Kräuterbund an Mariae Himmelfahrt; für jede K u h im Stall wird ein „Olantskopp" in den Kräuterbund gesteckt B ). Als Pflanze des Abwehrzaubers ist der A. auch ein altes P e s t m i t t e l . Bei den Wenden hat der „schwarze T o d " selbst die Heilkraft des A. verkündet 6 ). Bei den Angelsachsen wurde der A. mit einer Beschwörung ausgegraben 7 ). 3 ) Bezzenberger Litauische Forsch. 75; G r o h m a n n 1 3 8 ; ZföVk. 6, 1 7 0 ; Wiss. Mitt. Bosn.-Herz. 4, 447; K r a u f i Sitte u. Brauch 176. 4) U n g e r u. K h u l l Steir. Wortsch. 1 5 . 5) Orig. Mitt. von H e n n e m a n n 1 9 2 3 ; vgl. M o n t a n u s Volksfeste 140; ZfrwVk. 5, 34. •) S c h u l e n b ü r g Wend. Volkst. 162; vgl. Bibernelle. ') F i s c h e r Angelsachsen 3 3 ; P a y n e Engl. Med. in Anglo-Saxon Times 1904, 1 1 7 f.; H o o p s Pflanzennamen 5 3 ; F L . 4, 506. Marzeil.

Alaun. Lat. alumen; mhd. alün; griech. 0TunTTjp£a (y^) = zusammenziehende Erde 1 ). Der R u f der Stypteriaerde als Adstringens, als antikonzeptionelles und bei Augenleiden wirksames Mittel war im Altertum weit verbreitet; der natürliche A. (Alumen Romanum) wurde im MA. zu medizinischen Zwecken, hauptsächlich zusammenziehender und ätzender Art verwandt, z. B . bei Blutungen, Fisteln, Krebs, Kehlenblattern u. a. 2 ). Auch die Volksmedizin machte von dem A. vielfach Gebrauch. Das meiste davon, namentlich die Verwendung als blutstillendes und ätzendes Mittel, ist auch in der wissenschaftlichen Medizin gebräuchlich 3 ). In das Gebiet des Aberglaubens aber fällt die Anwendung des A.s als Amulett: als Vorbeugungsmittel gegen die Rose trug man stets ein Stück A. bei sich, gegen Gesichtsrose legte man ein Säckchen mit A. um den Hals oder nähte A. in den Saum eines Unterrockes, den man täglich anhatte 4 ). In der Türkei, Persien und Ägypten wird der A. als Abwehrmittel gegen Bezauberung und Geister getragen B). ') S c h r ä d e r Reallexikon8 I , 39; K l u g e Etym. Wörterb., s. v.; Bergmann 15. l ) P a u l y - W i s s o w a 1, 1296 i. ; P l i n i u s n. h. 3 5 § 1 8 5 ; ZdVfVk. 26 (1916), 105; L o n i cer 53; P a r a c e l s u s 200; Peters Pharmazeutik 2, 1 3 4 ff.; H ö f l e r Organothes rapie 202. ) H o v o r k a - K r o n f e l d 1 , 1 0 ;

240

2, 392 u. 267; L a m m e r t 229; G. S c h m i d t Mieser Kräuterbuch 44. 82; ZföVk. 4 (1898) 2 1 7 ; B a r t s c h Mecklenburg 2, 22. 4) Urquell 3 (1892), 7 1 ; ZrwVk. 1 (1904), 102. ') S e l i g m a n n 1, 280 u. 262 f.; 2, 3 1 f.; S t e r n Türkei 2, 378 ; S a m t e r Geburt 1614. Olbrich.

Alb, Alf s. A 1 p , E l b e n , Elfen. Albatl, hl., 406 bei der Zerstörung von Mainz getötet, dargestellt, wie er sein Haupt auf der Hand trägt, das er der Legende gemäß nach seiner Enthauptung selbst zur Begräbnisstätte getragen haben soll, einst vielverehrter Heiliger der Mainzer Kirche, auch in Basel und sonst in Deutschland, Fest 2 1 . J u n i 1 ) . 1. Im bayrischen Volk als Patron gegen Ungewitter, Kopf- und Halsschmerzen, Leibschaden, Harn und Gries, Epilepsie angerufen; bemerkenswert ist dabei die starke Mischung der verschiedenartigsten Übel 2 ). Hierhin gehört ein Bild des hl. A . in der A.kapelle in Taubenbach, unter dem geschrieben steht:'' „ D u r c h A.s Fürbitte wird geheilt Fraiß, K o p f w e h und Gliedersucht." Ebenda wurden dem Heiligen Tonköpfe geopfert, einfach „ K ö p f e " genannt, wohl als Votive oder Weihegaben für Befreiung von einem Kopfübel. Ein weiteres Bild (Votivbild) in der Kapelle zeigt einen Mann mit drei Gesichtern, von denen er durch Fürbitte des hl. A. geheilt worden sein soll 3 ). ») A A . S S . Boll. 2 1 . Juni I V , 88; B e i ß e 1 Verehrung der Heiligen i , 4; A R w . 3, 245. ») Z d V f V k . 1 (1891), 297. ») H o v o r k a K r o n f e l d 1, 3 3 5 .

2. Als Taufname war A. in Oberösterreich nicht beliebt. Man sagte dort, er locke die Kleinen an sich, diese stürben frühzeitig. Um dies zu verhüten, taufte man nicht leicht auf seinen Namen und opferte ihm die Erstlingskleider der Säuglinge 4 ). Ähnlich wurden ihm in Attenhausen (Schwaben) Kinderkleider geopfert 8 ). *) Z d V f V k . 7 (1897), 100 f. ') B i r 1 i n g e r Aus Schwaben 2, 242.

3. A m A.stage ritten früher die Bauern aus der Umgegend von Aitrang (Allgäu) auf ihren Pferden dreimal um das Wallfahrtskirchlein zu St. A. 6 ). •) R e i s e r Allgäu

1, 395.

Wrede.

Alber—Albertus Magnus

241 A l b e r S. B e r g g e i s t e r , A l b e r i c h s.

Zwerge.

Zwerge.

Albertus. Sizilianischer Karmeliterm ö n c h *), gest. 1306. Mit i h m ist die V o r stellung des A . w a s s e r s v e r b u n d e n , d a s gegen F i e b e r u n d in G e b u r t s n ö t e n h i l f t und dessen W e i h e f o r m e l auch in D e u t s c h land b e k a n n t ist 2 ). ') Vita in den A A . SS. August 2, 215—237. A. F r a n z Benedictionen 1, 211 f.; 2, 196 f. 474. 479. Helm. 2)

Albertus Magnus. J. S i g h a r t Albertus Magnus. Sein Leben und seine Wissenschaft. Regensburg 1857. Bach Des Albertus Magnus Verhältnis zu der Erkenntnislehre der Griechen, Lateiner, Araber und Juden. Wien 1881. Georg von H e r t l i n g Albertus Magnus. Beiträge zu seiner Würdigung. Festschrift. Köln 1880; 2. Aufl. Münster 1914; derselbe ADB. 1, 156—158; A. S c h n e i d e r Albertus Magnus. Sein Leben und seine wissenschaftl. Bedeutung. Rektcratsrede. Köln (1927). 1. A l b e r t , Graf v o n B o l l s t a t t , der große Scholastiker, a u c h D o c t o r universalis genannt, geb. zu L a u i n g e n in S c h w a b e n zwischen 1 1 9 3 u n d 1206. Seit 1222 D o m i n i k a n e r m ö n c h und im A u f t r a g des Ordens v i e l f a c h als L e h r e r und P r e d i g e r in Italien, F r a n k r e i c h und D e u t s c h l a n d w i r k e n d ; 1 2 4 8 — 5 4 , 5 8 — 5 9 und v o n 1267 an m i t k u r z e n U n t e r b r e c h u n g e n bis zu seinem T o d e in K ö l n ; 1254 Dominikanerprovinzial für Deutschland, vorü b e r g e h e n d (1260—62) Bischof v o n Reg e n s b u r g ; gest. 1280 zu K ö l n , hier und in R e g e n s b u r g kirchlich v e r e h r t , 1622 selig gesprochen. 2. Ein g u t e r Teil der zahlreichen wissenschaftlichen W e r k e 1 ) A l b e r t s ist zu charakterisieren als eine A r t v o n „ P a r a p h r a s e n " v o n philosophischen und naturw i s s e n s c h a f t l i c h e n W e r k e n des Aristoteles 2 ). In a n d e r e n S c h r i f t e n b e h a n d e l t A . n a t u r p h i l o s o p h i s c h e P r o b l e m e seiner Meinung n a c h i m Sinne des Aristoteles, in W i r k l i c h k e i t v i e l f a c h v o n ihm abweichend n a c h a n d e r e n Quellen 3 ). D e r dritte Teil seiner W e r k e e n t h ä l t K o m m e n t a r e zu biblischen und d o g m a t i s c h e n Schriften. Ein Z u g zur M y s t i k ist bei ihm unverkennbar.

242

2) Außer älteren und neueren Einzelausgaben die nicht ausreichende Gesamtausgabe Opera omnia ed. R. J a m m y , 21 Bde., Leiden 1651. Krit. Ausgaben eines Teiles der naturwissenschaftlichen Werke; A. Magni de vegetabilibus libri VII, historiae naturalis pars XVIII hrsg. von E r n s t M e y e r u. K a r l Jess e n , Berlin 1867; A l b e r t u s Magnus De animalibus libri XXVI. Nach der Cölner Urschrift, hrsg. von H e r m a n n Stadler. Münster i. W. 1916—1920 ( = Beitr. z. Geschichte der Philosophie des MA. Texte u. Untersuchungen Bd. X V — X V I ) . ») H e r t 1 i n g a. a. O. 52 ff. s) a. a. O. 84 f.

3. V e r e i n i g u n g v o n Philosophie u n d T h e o l o g i e ist der Inhalt v o n A . s L e b e n s w e r k . D a b e i liegt seine H a u p t b e d e u t u n g auf den S c h r i f t e n weltlichen W i s s e n s 4 ). G e g e n ü b e r der M a g i e b e o b a c h t e t er v o r sichtige Z u r ü c k h a l t u n g . E r g l a u b t , d a ß viele F ä l l e auf b e w u ß t e r T ä u s c h u n g beruhen ; alle Z a u b e r e r b e n u t z e n sie, u n d das V o l k h ä l t d a n n das f ü r n o t w e n d i g , w a s lediglich Z u f a l l ist (parum literati -putant necessarium esse quod contingens est). A n d e r e r s e i t s s t e h t die E x i s t e n z der m a gischen K u n s t f ü r ihn ebenso f e s t w i e der g a n z e n T h e o l o g i e seiner Zeit, u n d er g i b t z a h l r e i c h e Beispiele d a f ü r 5 ). S o bes p r i c h t er im A n s c h l u ß an P e t r u s L o m b a r d u s den I m p o t e n z z a u b e r , er g l a u b t a n S u c c u b u s u n d Incubus, w e i ß v o n B e s p r e c h u n g e n aller A r t , v o m z a u b e r i schen G e w i n n e n und G e b r a u c h e n heilk r ä f t i g e r P f l a n z e n , g l a u b t an V e r w a n d lungen und Entrückungen, an Unglückst a g e u n d vieles andere. 4) Vgl. auch K o p p Beitr. 64—85. *) H a n s e n Zauberwahn 153 und passim.

4. D i e G e s t a l t des A . M. ist schon f r ü h e v o m S a g e n werk umrankt worden, wobei er als Meister in allerhand Z a u b e r k ü n s t e n erscheint 6 ). S c h o n in einer zeitgenössischen V i s i o n t r i t t er in der P e t e r s k i r c h e in R o m als S c h l a n g e n b e s c h w ö r e r a u f 7 ) . W e n i g j ü n g e r ist die S a g e v o n der z a u berischen E n t f ü h r u n g der K ö n i g s t o c h t e r v o n F r a n k r e i c h , w o v o n noch ein Meisterg e s a n g des 16. J h s . zu erzählen w e i ß 8 ). D e m 15. J h . g e h ö r t die Ü b e r l i e f e r u n g der sicher älteren S a g e an, d a ß er bei einem Besuch K ö n i g Wilhelms von Holland m i t t e n i m W i n t e r einen b l ü h e n d e n G a r t e n hervorgezaubert habe9). Die Sage erzählt

Albinus—J-Alchemie

243

ferner v o n A . s R i t t n a c h R o m auf derri R ü c k e n des T e u f e l s 10 ), v o m E m p o r k l e t tern a n einem in die L u f t g e w o r f e n e n K n ä u e l u ) , v o n seinem Z a u b e r b e c h e r , m i t d e m er K r a n k e h e i l t 1 2 ) , dem Z a u b e r s a c k 1 3 ), der E r s c h a f f u n g eines künstlichen Menschen l i ) , v o n den V ö g e l n , die ihm dienen in der G e s c h i c h t e v o n der b u h lerischen K ö n i g i n 1 5 ). •) S i g h a r t a . a . O . 67—75. 7) M e y e r A'oergl. 155. 8) B o l t e - P o l i v k a 2, 538 f. •) G r i m m DS. Nr. 48?. l0) S i g h a r t 74. ») B o l t e - P o l i v k a 2 , 5 3 9 f . " ) S i g h a r t 74.267. " ) Ebd. 73 f.; B o l t e - P o l i v k a i , 361. ») S i g h a r t 71. 1S) Ebd. 72. 5. Q e m e n t s p r e c h e n d f i n d e n sich u n t e r den v i e l e n W e r k e n , die m a n ihm mit U n r e c h t zugeschrieben h a t 1 6 ) , a u c h in alter und n e u e r Zeit einige v i e l v e r b r e i t e t e Z a u b e r b ü c h e r (s. d.). S o l c h e s i n d : L i b e r a g g r e g a t i o n u m sive s e c r e t o r u m de v i r t u t i b u s l a p i d u m et a n i m a l i u m , D e mirabilibus m u n d i u n d als das w i c h t i g s t e : A . M. b e w ä h r t e und a p p r o b i e r t e s y m p a t h e t i s c h e und natürliche Ä g y p t i s c h e Geheimnisse (s. d.) f ü r Menschen u n d Vieh «). " ) Ein Verzeichnis der unechten Werke des A. bei S i g h a r t 297 f. ") Gedruckt Braband 1816. 1839 u. ö.; vgl. Albr. D i e t e r i c h Kl. Sehr. 198 ff. ( = BlhVk. 2, 5 ff.). Helm. A l b i n u s , Bischof v o n A n g e r s , gest. 549, F e s t I. März oder A . , M ä r t y r e r , dessen R e l i q u i e n u m 984 v o n der K a i s e r i n T h e o p h a n a v o n R o m m i t g e b r a c h t und der A b t e i S. P a n t a l e o n in K ö l n g e s c h e n k t w u r d e n , F e s t 22. Juni, v i e l f a c h m i t d e m hl. A l b a n u s , P r o t o m a r t y r v o n E n g l a n d (22. Juni) v e r w e c h s e l t 1 ) . 1. A l b i n m o n a t bei F i s c h a r t = M ä r z 2 ) . ») A A . SS. Boll. i . M ä r z 1, 57 ff.; Die Kirchenpatrone

im Erzbistum

Korth

Köln 9; S a m -

s o n Kirchenpatrone 108; G ü n t e r LegendenStudien 77; N i e d Heiligenverehrung65. 2) F i s c h a r t A ller Practich

Großmutter.

2. U n t e r den s c h w ä b i s c h - a l e m a n n i s c h e n Volksheiligen wird a u c h A . g e n a n n t , so in der Kirchbierlinger Gegend, w o übrigens v o n einigen der hl. A l b a n unter i h m gemeint ist. „ U n u n t e r r i c h t e t e B a u e r s l e u t e k o m m e n nicht selten und wollen Messen h a b e n zu St. A l b i n f ü r s R o ß . S t . A l b i n vertritt hier St. L e a r t (Leonhard, einen der

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g r ö ß t e n Volksheiligen S ü d d e u t s c h l a n d s ) und St. B l a s i u s " 3 ). ') B i r l i n g e r Aus Schwaben x, 54—55. 3. A l s Helfer gegen K r a n k h e i t e n des H o r n v i e h e s in L u x e m b u r g a n g e r u f e n 4 ) . 4) F o n t a i n e Luxemburg 109. Wrede.

Alchemie. 1. Name. — 2. Entstehung. — 3. A. als mystische Wissenschaft. — 4. Ziel alchemistischer Arbeit. — 5. Geschichte der A. — 6. A. u Aberglaube. — 7. Alchemistenverspottung. — 8. Neue Literatur. I . N a m e . E r ist e n t s t a n d e n a u s dem arabischen A r t i k e l al und d e m W o r t chemeia. In früherer Z e i t b e s t a n d e n z w e i verschiedene Schreibweisen n e b e n e i n a n der: A l c h e m i e u n d A l c h y m i e . A l c h y m i e stellt die spätere d a r l ) u n d soll v o n , d e m griechischen chymos = S a f t , B r ü h e g e b i l d e t sein. D e m n a c h w ä r e A . die K u n s t , m i t A u f l ö s u n g e n u n d Flüssigkeiten zu arbeiten, eine E r k l ä r u n g , die j e t z t allgemein als erledigt g i l t 2 ) . Neuerdings ist v e r g e b l i c h v e r s u c h t w o r d e n , das W o r t v o n chyma — M e t a l l g u ß herzuleiten 3 ). F a s t allgemeine Z u s t i m m u n g findet j e t z t die A b l e i t u n g v o n chemeia, einem aus d e m Griechischen s c h l e c h t h i n unerklärlichen F r e m d w o r t . E s s t a m m t vielm e h r aus d e m Ä g y p t i s c h e n . N a c h Plut a r c h 4) w i r d das s c h w a r z e r d i g e Ä g y p t e n v o n seinen Priestern als c h e m i a bezeichnet, d e m a u c h der h i e r o g l y p h i s c h e N a m e Ä g y p t e n s „ K e r n e " = das S c h w a r z e , das S c h w a r z e r d i g e entspricht. V o n der Bed e u t u n g chemie = s c h w a r z ausgehend, ist d e m n a c h c h e m e i a d i e B e s c h ä f tigung mit dem „Schwarzen", welches nichts anderes als das „ s c h w a r z e P r ä p a r a t " 5 ) sein k a n n . A l s g r u n d l e g e n d e r P r o z e ß der M e t a l l v e r w a n d l u n g g a l t bei den alten A l c h i m i s t e n die ntelansis, melänosis = S c h w ä r z u n g ; deswegen w u r d e d a s S c h w a r z b l e i , das unter den Metallen der S c h w ä r z e a m nächsten s t a n d , als U r m a terie angesehen. So ist das „ S c h w a r z e " das den A u s g a n g bildende G e m i s c h t e ; die „ s c h w a r z e K u n s t " b e s t a n d darin, sowohl dieses S c h w a r z e z u s a m m e n z u m i s c h e n , als a u c h die eigenartigen S t o f f e daraus zu isolieren. V o n ihrem U r p r o d u k t e und U r s p r u n g s l a n d e erhielt die K u n s t ihren Na-

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m e n 6 ) . Ü b e r die Herleitung des W o r t e s chemeia dachten indessen die A l t e n anders. Sie leiteten den Namen der W i s s e n s c h a f t v o m V e r k ü n d e r derselben ab. Ein solcher wird schon bei Zosimus (4. Jh.) unter dem durchsichtigen Namen Chemes (Chimes, Chymes) angeführt und von den nachfolgenden Autoren als Prophet und Offenbarer hoch gefeiert. D a m i t wird der Sachv e r h a l t umgekehrt. Zuerst war die Wissenschaft vorhanden. Von ihr aus erst wurde der notwendig werdende N a m e des héros eponymos gebildet 7 ).

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sich die Kenntnis der technischen Arbeitsmethode mit der Philosophie vereinigt fand, als geistige V ä t e r der A . anzusehen sind; dieses esoterische Wissen verstanden sie trotz aller äußeren Umstände streng unter sich zu wahren. So k o m m t es, daß noch später Alchemisten sich als Priester und Mysten der geheimen, göttlichen, heiligen K u n s t bezeichnen und sie als Weisheit altägyptischer Priester ausgeben. 8)

L i p p m a n n 275 ff.

3. A. a l s m y s t i s c h e Wissens c h a f t . Die Bezeichnungen Myste und Adept, die sich die Alchemisten beilegten, wörterbuch der Chemie 1, 530. 2) H . K o p p Beiträge (1869), 65 ff. 3) H. D i e l s Antike weisen auf die religiösen MysterienverTechnik (1914), 108 ff. ; E v. L i p p m a n n bände hin. Das Wissen gilt nur f ü r einen Entstehung und Ausbreitung der A. Berlin (1919), kleinen Kreis Eingeweihter, in welchem 296. 4) De Iside et Osiride 33. 6) L i p p m a n n es der Meister dem würdigen und zu302. •) E. F ä r b e r Dte geschichtliche Entwicklung der Chemie.'B&cXin (1921), 23. ') L i p p - verlässigen Schüler weiterüberliefert. Bei m a n n 293. der A u f n a h m e als A d e p t scheint ein ähnliches Zeremoniell wie bei den Mysterien 2. E n t s t e h u n g . Als Vorläuferin gebräuchlich gewesen zu sein. Der Novize der A . ist eine in Ä g y p t e n in jahrhunhatte den Eid 9) zu leisten, das ihm teildertelangem W e r d e g a n g zur B l ü t e gezuwerdende Wissen keinem Uneingeweihlangte T e m p e l w e r k s t a t t k u n s t (hiera, theia ten mitzuteilen 1 0 ). Der Meister seinerseits téchnê), ursprünglich v o n Techniten aushatte später zu versichern, alles übergeübt, anzusehen. Ihre Fertigkeiten benommene Wissen restlos mitgeteilt zu standen darin, kostbare Metalle, Edelhaben u ) . F ü r die A u f n a h m e wurden steine und Farbstoffe f ü r die Bedürfnisse auch sittliche Qualitäten wie Reinheit, des K u l t u s zu bearbeiten, aber auch inW a h r h a f t i g k e i t , Neidlosigkeit gefordert. folge der starken Nachfrage solche S t o f f e Die Alchemistensprache war selbst dunkel durch minderwertige, täuschende Nachund v e r s t e c k t 1 2 ) , handelte es sich doch ahmungen zu ersetzen 8 ). Der unrichtigen um die O f f e n b a r u n g verborgener Worte 1 3 ). B e o b a c h t u n g eines technischen Vorganges Der Sinn m u ß t e entweder durch einen konnte leicht eine bisher unbekannte MeMystagogen 1 4 ) oder durch Offenbarungstallabscheidung als Neuhervorbringung visionen erschlossen werden. Solche Vieines Metalls gelten; auch konnte eine sionen beginnen bei dem im 4. Jh. n. Chr. an den Metallen auftretende F ä r b u n g f ü r lebenden Zosimus und reichen in ununtereine Metallverwandlung gehalten werden. brochener K e t t e durch das M A . hindurch W u r d e n nun, um den Bedürfnissen der bis in die Neuzeit 1 8 ). A u ß e r der Sprache synkretistischen Geisteswelt v o m 1. Jahrwaren auch die Zeichen und S y m b o l e der hundert v . Chr. an entgegenzukommen, alchemistischen T r a k t a t e voller Geheimdie technisch so erzielten Resultate mit nisse. So erhält das vieldeutige „ g ö t t l i c h e Geheimtuerei umhüllt, so w a r die A . als Wasser", ein Sammelname f ü r alle verGeheimwissenschaft fertig. Den notwenwandelnden Präparate „des weißenden, digen philosophischen Unterbau h a t t e n wandelbaren, beweglichen, giftigen Queckdann nur noch Piatos und Aristoteles' silbergeistes", die S c h l a n g e , die ihren Lehren v o n den Verwandlungen der MaSchweif verschlingt (dräcon uroböros) 1 6 ) terie zu liefern, die in abgeänderter und als S y m b o l . F ü r die N a m e n der Metalle verzerrter F o r m der damaligen Zeit gefinden sich schon in den ältesten Handläufig waren. Es scheint, daß die ägypschriften die Zeichen für die sieben Piatisch-hellenistischen Priester, bei denen *) G. H o f f m a n n i n L a d e n b u i g s Hand-

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neten eingesetzt 17 ). Abkürzungen f ü r Maße und Gewichte sind sehr gebräuchlich. Manches ist nicht zu enträtseln, da es vermutlich auf Abkürzungen griechischer oder ägyptischer Worte zurückgeht. Einzelne Geheimlehren scheinen in Rätsel eingekleidet worden zu sein, deren bekanntestes dem Agathodaimon zugeschrieben wird 18 ). Sehr beliebt war auch die allegoristische Darstellung alchemistischer Vorgänge, wofür als bekanntestes Beispiel die Osterspaziergangsstelle im Faust anzuführen ist.

Schöße in gleicher Weise wie ihre Schwesterdisziplin, die Astrologie w ), die K e i m e zu der exakten Wissenschaft, aber im Dunkel, das sie umgab, konnten sie erst mit Beginn der Neuzeit zur Entwicklung gelangen 2 1 ). So mußten die empirischen Beobachtungen, die sich beim Filtrieren, Destillieren, Sublimieren und Schmelzen ergaben, . im Wust magischer Geheimkrämerei unfruchtbar bleiben, da die Hypothesen der theoretischen A. verdarben, was die praktische Experimentiererei erreicht hatte.

•) K o p p Beiträge 520 if. 10) B e r t h e 1 o t Collection des anciens alchemistes grecs. Texte grec. Paris (1887), 112, 17. 1 1 ) D e r s. 27, 5 ff. " ) 114, 3. " ) 112, 5. " ) 1 1 4 , 1; 13. » j K a r l e Der Alchemistentraum des Zosimus (Diss.) Freiburg (1925), 33 ff. 62 ff. " ) L i p p m a n n 305; H. S i l b e r e r Probleme der Mystik und ihre Symbolik. Wien-Leipzig (1914), 76 ff. ; Fr. C a r t e r The Dragon of the Alchemists. London (1926). " ) B e r t h e l o t Introduction à l'étude de la chimie des anciens au moyen-âge. Paris (1889) 104 ff. ; L i p p m a n n 347 ff. ; R. Meyer Vorlesungen über die Geschichte der Chemie. Leipzig (1922), 22. 18) K o p p 506 ff.

" ) H. B a u c r Geschichte der Chemie * (Berlin 1921), 23; M e y e r Aberglaube 41. J0) Ebd. 4 1 ; B o l l Sternglaube 34. ») D i e t e r i c h Kl. Sehr. 514.

4. D a s Z i e l a l c h e m i s t i s c h e r A r b e i t , Die Alchemisten sahen ihre Aufgabe nicht allein darin, täuschende Legierungen herzustellen oder die äußere Veredelung eines niederen Metalles in ein nächst höheres bis zur scheinbaren Goldgewinnung, sogar unter Vermehrung des Gewichtes, fortzusetzen, sondern auch in der Zerlegung der niederen Metalle in ihre form- und eigenschaftslose Urmaterie, welche als Schwärze, schwarze Brühe, schwarze Asche bezeichnet wird. Aus dieser mußte sich durch gewisse Zusätze das „große Mysterium", die Bildung unverfälschter, edler Metalle erreichen lassen. Diese Ansicht schließt sich an die Neuschaffungen im Kosmos oder an die Neuentwicklung im Pflanzen- und Tierreiche an. Dazu war noch ein besonderes Elixier notwendig, das,,Stein der Weisen" (s. d.) genannt wird 19 ). Die Goldmacherkunst (s. d.) und die Herstellung des Steines der Weisen sind daher sowohl theoretisch wie praktisch mit der allgemeinen A . unlöslich verknüpft. Diese allgemeine A. umfaßte eigentlich das Gesamtgebiet der heutigen Chemie. Sie enthält in ihrem

5. G e s c h i c h t e d e r A . a) A l t e r t u m . Die alten Schriftsteller erwähnen die alchemistische Tätigkeit 22 ) erst in verhältnismäßig später Zeit. Dunkle Andeutungen hat man zwar schon bei Manilius und Firmicus Maternus sehen wollen. Aber eine unzweideutige Bezeichnung findet sich erst von der 2. Hälfte des 4. J h s . an. Der syrische Kirchenschriftsteller Ephräm sagt in einem Hymnus: „ D a ß die Schätze - der Menschheit in gleicher Weise durch Tugendhafte wie durch Goldmacher vermehrt w e r d e n " 23 ). Um 500 setzt der Rhetor Aeneas von Gaza die Auferstehung mit den verklärten Leibern in einen Vergleich mit der Verwandlung gemeinen Metalles zu Gold M ). Wiewohl die Sache klar erwähnt ist, der besondere Name für die alchemistische Tätigkeit fehlt. Die älteste Bezeichnung 2 5 ) des Wortes Chemie scheint sich bei dem byzantinischen Lexikographen Suidas (10. Jh.) zu finden, der unter dem Stichwort C h i ' meia erwähnt, Kaiser Diokletian habe anläßlich des alexandrinischen Aufstandes (296) die von den Alten über die Chemie des Silbers und Goldes verfaßten Bücher aufsuchen und verbrennen lassen 28). Unter Chemie scheint zu Diokletians Zeiten die den verwerflichsten Zwecken (Münzfälschung) dienende Kunst der Verfertigung von Silber und Gold verstanden worden zu sein 27 ). Als älteste Dokumente, die eigentlich zur Vorgeschichte der A. zu rechnen sind,

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Alchemie

besitzen wir den Leidener P a p y r u s X und den Stockholmer, Sammlungen kurzer, technischer Rezepte über die Gewinnung und Fälschung der Metalle, über Perlen und Edelsteine und Purpurfärben. Durch ihre nüchterne F o r m unterscheiden sie sich v o n der ganzen späteren alchemistischen Literatur, die erfüllt ist von mystischem und magischem Beiwerk, von zauberischem und abergläubischem Wesen. Als Erstling dieser A r t stellt sich das W e r k Pseudodemokrits 28 ) (1. J h . v . Chr.) dar. E s w a r leicht, diese Schrift dem Philosophen aus A b d e r a (t 350 v. Chr.) anzufügen, da dieser auf seinen Reisen in Ä g y p ten v o n den ägyptischen Priestern in Memphis in ihre Geheimnisse eingeweiht worden w a r . Der späteren Zeit genügte diese Initiation nicht mehr. Demokrit mußte seine L e h r e v o m berühmten persischen Magier Ostanes, der seltsamerweise als Perser ägyptischer Oberprifester gewesen sein soll, empfangen haben. Auch die bekannte Vielseitigkeit der Schriftstellerei Demokrits gestattete mühelos eine E r weiterung durch ein pseudepigraphisches Werk, das sich „ P h y s i c a et M y s t i c a " betitelt. Doch läßt sich hinter der Schrift eine Persönlichkeit mit festen alchemistischen Anschauungen verspüren. Als Demokrits Mitschüler bei Ostanes werden außerdem der Ä g y p t e r Pammenes und die jüdische Maria genannt, deren Werke noch in kleinen Stücken bei den späteren Alchemisten erhalten sind. Auch Komarius gehört zu dieser Schule; seine Schülerin w a r K l e o p a t r a , die ein Werk über das „ G o l d m a c h e n " verfaßte. Eine Reihe apok r y p h e r und pseudepigraphischer Autoren füllt die L ü c k e zwischen 100—300 n. Chr. aus. Sie tragen alle die Namen berühmter Offenbarungsträger und Weiser, wie Hermes 2 9 ), Agathodaimon, Isis, Chimes, Ostanes, Petesis, Jamblichos, Moses und J o hannes. Hermes galt den hellenistischen Schriftstellern als Ä g y p t e r und wurde den altägyptischen Göttern Pthah, Thot, Chnum gleichgesetzt 30 ). In ihm sah die hellenistische Zeit die Personifikation des Wissens, der Wissenschaft, des in allen Künsten, namentlich aber in den Geheimkünsten (hermetischen) erfahrenen und

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schöpferischen Geistes, den Hüter und Bewahrer aller alten E r b w e i s h e i t 3 1 ) . Der Alchemist Johannes, ein Hermesschüler und Erzpriester von Euagia, wurde ungef ä h r um 1200 mit Johannes Evangelista gleichgesetzt. So kommt es, daß der Augustinermönch A d a m de St. Victor in einem H y m n u s v o m Heiligen s a g t : „ I n exhaustum fert thesaurum / Qui ex virgis fecit aurum, / Gemmas ex l a p i d i b u s " 32 ). Mit Africanus (3. J h . ) gewinnt die Tradition wieder festen Boden. Als bedeutendster Alchemist dieser Zeit (3-/4. J h . ) gilt Zosimus aus Panopolis. Seine Visionen 3 3 ) stehen im engsten Zusammenhang mit der hermetischen Literatur. Die Zahl seiner Schriften ist nicht gering. Doch sind diese z. T. nur aus späteren K o m m e n tatoren rekonstruierbar. Seinen Werken nach scheint Zosimus noch praktisch die A . ausgeübt zu haben. Von seinen Nachfolgern ist dies nicht mehr zu berichten; ihre Arbeit bestand lediglich in der theoretischen Ausgestaltung und Ausschmükkung alchemistischer Vorgänge, auch im Kommentieren der früheren Alchemisten. Dem 4. J h . gehören außerdem Pelagius, Pibpechius, Heliodor 3 4 ), der ein alchemistisches Lehrgedicht verfaßte, und der Demokritkommentator Synesius an. Mit Olympiodor beginnt im 5. J h . die R e i h e der byzantinischen Alchemisten, aus denen Stephanus von Alexandrien (7. J h . ) hervorragt 3 5 ). Ihre Namen sind: der Christ Pappus, Cosmas (7. J h . ) , die J a m bendichter Theophrast, Hierotheus und Archelausos 3 6 ) , Salmanas (9./10. J h . ) , Psellos ( 1 1 . J h . ) und Nikephoros ( 1 3 . J h . ) . Die Schriften der Alchemisten sind in einer Handschrift des I I . J h . , die sich in Venedig befindet (Marcianus M.), überliefert. Von ihr hängen die Pariser und auch die anderen zahlreichen Handschriften ab37). b) M i t t e l a l t e r . Mit Stephanus schließt die alexandrinische Periode der steril gewordenen A . ab infolge der E r oberung durch die Araber. Neben Astrologie und Medizin reizte besonders A . als praktische Wissenschaft die Wißbegier der A r a b e r . Zu A n f a n g des 8. J h s . wurde die A . v o n den Arabern sehr eifrig betrieben.

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Aicheime

Sie hielten sich griechische Laboranten und übersetzten die griechischen Traktate in ihre Sprache. Die griechischen Ausdrücke blieben zuweilen unverändert stehen, es wurde meist nur der arabische Artikel al vorgesetzt (alchemie)3S). Der Übersetzung ins Arabische verdanken wir einige alchemistische Werke, die in ihrer griechischen Fassung uns nicht mehr erhalten sind. Dazu gehört das Buch des Krates *•) und die Schrift des Ostanes Zu den wichtigsten arabischen Schriftstellern über A. gehört Dschabir oder Geber (9. Jh.), von dessen Leben nichts Sicheres, aber dafür um so mehr Mythisches berichtet wird. Von zahlreichen, ihm zugeschriebenen Schriften welche eine Fülle chemischer Beobachtungen enthalten, stellte jedoch die neueste Forschung fest, daß sie gar nicht von ihm herrühren, sondern einer viel späteren Zeit angehören. Die im Abendland nach 1300 entstandenen lateinischen „Übersetzungen" stellen Kompilationen dar, die man jetzt einem „Pseudo-Geber" zuschreibt. Obschon der arabische Gelehrte A b i Siria, Avicennä genannt (980—1037), als ausgesprochener Gegner der A. 42) bezeichnet wird, wurden trotzdem im MA. seinem Namen alchemistische Abhandlungen untergeschoben **). Von den Arabern aus Spanien fand die A. ihren Weg über Frankreich (Paris) und Italien (Salerno und Bologna) nach Deutschland. Als einer der frühesten Alchemisten wird Albert von Bollstatt, geb. 1193 zu Lauingen, Albertus Magnus genannt, erwähnt. Seine vielseitige Gelehrsamkeit beschäftigte sich auch mit den Metallen. Der ihm zugeschriebene „Liber de Alchemia" ist jedoch nicht von ihm. Die scholastische Spekulation über die materia prima machte Alberts Schüler Thomas von Aquino mit der theoretischen A. näher bekannt. Roger Bacon in England schrieb ein „Speculum Alchemiae". Unter Alchemia speculativa verstand er die Kunst, Metalle zu verwandeln vermöge gewisser Umänderungen der in ihnen enthaltenen Elemente. Ins 13. Jh. gehören noch Arnaldus von Villanova und Raymundus Lull, denen verschiedene alche-

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mistische Abhandlungen zugeschrieben werden. Vom 13. Jh. an mehrt sich die Zahl der Alchemisten stark. Die Klöster und unter ihnen hauptsächlich die Benediktinerklöster nehmen sich eifrig der A. an. In Maulbronn erinnert der Faustturm an die alchemistische Tätigkeit des Dr. Faustus im dortigen Kloster. In England taten sich Georg von Ripley und Thomas Norton als Adepten hervor 44). A m Ausgang des MA.s ist in Deutschland der Benediktinermönch Basilius' Valentinus wegen seines alchemistischen Wissens zu großem Ansehen gelangt. Der.verschiedenartigen Abhandlungen halber wird ihm ein „Pseudobasilius" entgegengestellt 45 ). Im allgemeinen reicht die Weisheit der mittelalterlichen Alchemisten über die hellenistischen Grundlagen der A. nicht hinaus. c) N e u z e i t . Einen starken Aufschwung nimmt die A. mit dem Beginn der Renaissance. Neue Gedanken führt ihr Theophrastus Paracelsus von Hohenheim 46) zu. Den beiden Aufgaben der A. p Goldmacheh und Herstellung des Steines der Weisen, weist er als dritte die Erzeugung des chemischen Menschen (Homunculus) zu 47). Unter dem Einfluß des Paracelsus und der Paracelsisten beginnt sich in der Folgezeit die Iatrochemie von der A. loszulösen. Auch die technischen Fortschritte auf dem Gebiete der Keramik und Färberei schmälern den Bereich der A. und kristallisieren langsam die exakte Wissenschaft, die Chemie, heraus. Nichtsdestoweniger blüht im 16. Jh. die allgemeine Wahnvorstellung, dem Geldbedarf durch alchemistische Goldherstellung abhelfen zu können. Jedes Kloster und jeder Fürstenhof hat seine Adepten, der Kaiser hält Leibalchemisten. Da aber die Eiozelforschung immer noch nicht zum ersehnten Ziele führte, glaubte man im 17. Jh. durch den Zusammenschluß zu alchemistischen Gesellschaften die Sache am besten zu fördern 48). Schon 1539 bildete sich in Paris ein Hermetischer Verein. Zu Beginn des 17. Jh. entstand die Gesellschaft der „Rosenkreuzer" **). Noch an der Wende des 18. Jh.s gab es eine Hermetische Gesellschaft, die durch Kor*

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Aîchemilla—Aldegunde

tum, den Dichter der Jobsiade, weithin bekannt wurde 5 0 ). Doch konnten sich die Vereine trotz allem romantisch-mystischen Zauber nicht halten. Zu stark erhob sich die Stimme der Aichemiegegner und -Verächter. " ) L i p p m a n n 282 ff. " ) B e r t h e l o t La Chimie au moyen-âge Paris 1 (1893), Vor. 5. ") K o p p Beiträge 35 ff. ") R i e ß bei P a u l y - W i s s o w a 1, 1338. ") K o p p S7 83 ff. ) L i p p m a n n 293. D e r s. 27 ff. 327 ff. ; I. H a m m e r - J e m e n Die älteste 4lchymie. Kopenhagen (1921), 80 ff. " ) H . S c h e l e n z Geschichte der Pharmazie. Berlin (1904), 2 1 8 ff. so) K i e s e w e t t e r Geheimwissenschaften. Leipzig (1895), 7; Eisler Weltenmantel 2, 328 A 1. 3 1 ) L i p p m a n n 53 ff. 56. « ) A d a m d e S t . V i k t o r (ed. Gautier) Paris (1894) ; L i p p m a n n 72. 33 ) R e i t z e n s t e i n Poimandres (1904), 9 ff. sl 368 ff. ) G o 1 d s c h m i d t Heliodori carmina I V = R V V . X I X , 2. , s ) R e i t z e n s t e i n Zur Geschichte der A. und des Mystizismus = Gott. gel. Nachr. (1919), 1 ff. 3S ) G o 1 dS c h m i d t a. a. O. " ) K o p p 257 ff. ; B e rthelot Introduction 1 7 3 ff ; Catalogue des manuscrits alchimiques grecs I. Les Parisini ( L e b è g u e) I I I . les manuscrits des îles britanniques ( S i n g e r ) Brüssel (1924). 38) S c h m i e d e r Geschichte der A. Halle (1839), 85 f. 3t ) B e r t h e l o t Moyen-âge 3, 4 5 f f . , R e i t z e n s t e i n in Festschrift für Andreas (1916), 34 ff. " ) B e r t h e l o t 3, 1 1 6 ff. « ) D e r s. 3, 3 1 ff. " ) L i p p m a n n 405. 43 ) K i e s e w e t t e r 3 3 ; L i p p m a n n 485. " ) S c h e l e n z 2 3 2 . 4S ) M e y e r Vorlesungen 1 8 ; K i e s e w e t t e r 52 ff. *') F r e n d e n b e r g Paracelsus und Fludd (Geh. Wiss. 17), 193 ff. 47) S t e m p 18 1 i n g e r Volksmedizin 122. ) H . W . S c h ä f e r Die A. Progr. Flensburg (1887), 29 f. " ) S i 1 b e r e r n o f f . ">) S c h e l e n z 265.

6. A. u n d A b e r g l a u b e . Die Allgemeinheit freilich konnte sich von dem mystischen und magischen Aberglauben, ohne den ihr die „schwarze K u n s t " unmöglich schien, nicht losmachen. Noch Luther weiß sehr wohl, daß es bei der eigentlichen A. nicht so ganz mit rechten Dingen zugeht. Daher sein Sprüchlein: „ H ü t e dich f ü r der Alchymisten Süple" 5 1 ) ! E r erzählt auch von einem Küster, der die A. erlernen wollte und nachher vom Teufel geholt wurde 5 2 ). Daß der Alchemist mit dem „ S c h w a r z e n " im Bunde steht, gilt ihm als ausgemachte Sache: „Natürlich mit des Teufels Beistand kann ein Alchemist wohl Gold k o c h e n " s s ) . Das hindert ihn aber nicht, ein andermal zu

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sagen: „ D a s sie mit der Alchymei fürgeben, ist großer ständiger Betrug. Man weiß wohl, daß die Alchymei nichts ist und kein Gold machen kann ohne Sophistereien" 5 4 ). Nach der Meinung des Volkes machten die Alchemisten in ihrer Retorte auch schönes Wetter und künstlich kleine Kinder 5S ). ") K l i n g n e r Luther 110. " ) D e r s. a. a. O ; auch E i s e 1 Voigtland 2 1 2 Nr. 5 5 5 . ") K l i n g n e r a.a.O. ") Ders, 111. " ) G e r h a r d t Franz. Novelle 1 3 8 .

7. A l c h e m i s t e n v e r s p o t t u n g . Solche Anschauungen mußten den Spott der Gegner geradezu herausfordern. Die Spottschrift des J o h . Val. Andreae (1586 bis 1654) „Chymische Hochzeit Christiani Rosenkreuz" führte, weil ihre Ironie mißverstanden wurde, zur Gründung zahlreicher Rosenkreuzvereine 56 ). Eine wirksame Verhöhnung stellt die Schrift des Benediktus Figulus dar, betitelt „ P a r a disus aureolus hermeticus, Pandora magnalium" (1600), die mit derbem Witz die Darstellung des Goldes aus tierischen Stoffen geißelte und, um die Vorstellungen zu übertrumpfen, die Goldbereitung aus Juden lehrte. In gleicher Bahn bewegt sich die Schrift des Pfarrers J o h . Clajus aus Herzberg: „Alkumistica, das ist die wahre Goldkunst, aus Mist durch seine Operation und Prozeß zu gut Goldt zu machen, Wider die Betrieglichen Alchymisten usw." 8 7 ). Die V e r b o t e d i e gegen die Alchimisten erlassen wurden, richteten sich hauptsächlich gegen das Goldmachen. ") S c h e l e n z 246. ) P e t e r s Pharmazeutik

t8

»') D e r s. 1, 266.

248.

N e u e L i t e r a t u r seit L i p p m a n n (1919). Bei Lippmann nicht zitiert: I. F e r g u s o n A Catalogue of the Alchemicae, Chemicae and Pharmaceuticae Books in the Collection of the late James Young of Kelly and Jurris I. II. Glasgow (1906); J . H a m m e r J e n s e n Die älteste Alchymie. Kopenhagen ( 1 9 2 1 ) ; J . E . M e r c e r Alchemy, its Science and Romance. N e w - Y o r k ( 1 9 2 1 ) ; H . St. R e d a g r o v e Alchemy ancient and modern . London (1922); R . W . C o u n c e l l Apologia alchymiae. A restatement of Alchemy. London (1925); A . E . W a i t e The secret tradition in Alchemy. London (1926). Karle.

Alchemilla s. F r a u e n m a n t e l . Aldegunde s. A d e l g u n d e .

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Alectorius—Alektryomantie

Alectorius S. H a h n e n s t e i n . Alektryomantie.

Hahnweissagung,

griech. 4Xex-cpuo(iavxeia, dXsxxopo(iavteta. I. A l t e r t u m . Neben der m e h r f a c h belegten apotropäischen B e d e u t u n g wurde dem H a h n bei den Griechen und Römern auch z u k u n f t k ü n d e n d e K r a f t zugeschrieben, beides vielleicht ein Rest indogermanischer Vorstellung v o m H a h n als dem Vogel des dämonenfeindlichen u n d allwissenden Sonnengottes *). Man schloß aus seinem V e r h a l t e n auf W e t t e r ä n d e r u n g e n 2 ), sein unzeitiges K r ä h e n galt als böses O m e n 8 ) , dagegen w u r d e es als glückverheißendes Vorzeichen gedeutet, als dem Kaiser Vitellius ein H a h n auf Kopf u n d Schultern f l o g 4 ) . Bei der offiziellen römischen Auguralmethode, der Beoba c h t u n g der signa ex tripudiis (Verhalten beim Fressen), scheint es sich in erster Linie u m j u n g e H ü h n e r (pulli )gehandelt zu h a b e n s ). Weissagende H ä h n e wurden angeblich a u c h in Syrien in einem nicht näher bezeichneten Tempel gehalten 6 ). Aus Syrien s t a m m t e wohl a u c h die Weissageform, die m a n als A. im engeren Sinne bezieichnen darf, und über die von m e h r e r e n A u t o r e n des ausgehenden Alt e r t u m s ausführlich berichtet wird : U m festzustellen, wer der voraussichtliche Nachfolger des Kaisers Valens (364 bis 378) sein werde, v e r a n s t a l t e t e n die Sophisten Libanios und Iamblichos, beide Syrer, folgendes: Sie schrieben die 24 B u c h s t a b e n des Alphabets in den Sand, legten auf j e d e n ein Getreidekorn, setzt e n u n t e r Beschwörungen einen H a h n d a v o r u n d beobachteten, in welcher Reihenfolge er die Körner aufpickte. Die ersten 4 K ö r n e r ergaben 0 E O A , worauf der Kaiser angeblich zahlreiche Träger v o n so beginnenden N a m e n (Theodoros, Theodosios, Theodotos u. a.) ermorden ließ, die V e r a n s t a l t e r der A. a b e r v e r h a f tete, von denen sich Libanios mit Gift t ö t e t e ; in der T a t w u r d e s p ä t e r Theodosios K a i s e r 8 ) . N a c h den W o r t e n des Zonaras h a n d e l t e es sich u m eine öfters geübte Weissagemethode, Kedrenos v e r f a ß t e angeblich eine Schrift darüber. Freilich bieten die Z a y b e r p a p y r i keinen Beleg 9 ). Zu einem Ringpendelzauber, wie er von

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zwei anderen wißbegierigen Höflingen ebenfalls zur Feststellung von Valens' Nachfolger v e r a n s t a l t e t wurde 10), diente wahrscheinlich eine in P e r g a m o n gef u n d e n e bronzene Zauberscheibe mit 24 Feldern, die V o k a l k o m b i n a t i o n e n u n d Z a u b e r c h a r a k t e r e tragen u ) . 2. M i t t e l a l t e r u n d N e u z e i t . Die oben beschriebene Spezialform der A. wird im eigentlichen MA. nicht erwähnt, die späteren Schriften über Divinationen usw. begnügen sich mit einer Wiederholung der Darstellung des Zonaras 12), von einer wirklich noch bestehenden A u s ü b u n g ist nirgends die Rede. P a r o d i e r t ist der antike Bericht in Rabelais' G a r g a n t u a , wo die von dem „coq vierge" des H e r r n T r i p p a (Agripp a ? ) aufgepickten Körner die Buchstaben CO QU S E R A ergeben 1 3 ). Der Glaube an die prophetische Gabe des Hahnes war jedoch im MA. sicher ebenso lebendig wie der an die apotropäische; so lautet eine Beichtfrage aus dem Augsburger „Spiegel des S ü n d e r s " (1470) „ h a s t u gelaubt an der hanen oder hennen k r e e n ? " 1 4 ) . Das Fortleben dieser Vorstellungen beweisen vor allem die zahlreichen abergläubischen Gebräuche und Meinungen der Neuzeit. Der A. in engerem Sinne ziemlich nahe k o m m t ein f ü r Breslau belegter Brauch, wonach a m Andreasabend jedes Mädchen ein H ä u f c h e n Körner vor sich auf den Tisch legt. Darauf wird ein H a h n auf den Tisch gesetzt; das Mädchen, von deren Körnern er pickt, wird sich in dem nächsten J a h r e verheiraten 15 ). D a m i t v e r w a n d t ist die Sitte schwäbischer Mädchen, a m Donnerst a g nach W e i h n a c h t e n eine schwarze H e n n e in ihren Kreis zu setzen und einzuschläfern; auf welche sie zuerst beim Erwachen zugeht, die heiratet z u e r s t 1 6 ) (vgl. das ähnliche Orakel mit einem Gänserich, dem die Augen v e r b u n d e n sind) 17). Auch die w e t t e r k ü n d e n d e Bed e u t u n g des Hahnenschreis 1 8 ) und das üble Omen des unzeitigen Krähens 19) ist f ü r die Neuzeit belegt, erstere sogar außerordentlich reichlich. Tod k ü n d e t es, wenn der H a h n in ein H a u s hineinkräht w ) oder H a h n u n d H ü h n e r Stroh schleppen.

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Aleuromantie

Mehr d e m Charakter eines Orakels nähert sich der Diebermittlungsbrauch, eine Henne mit R u ß zu bestreichen und sie durch die Diebstahlverdächtigen betasten zu lassen; wer keine schwarzen Hände bekam, w a r der D i e b 2 1 ) . A m s t ä r k s t e n ist der Orakelcharakter b e t o n t in d e m weitverbreiteten Brauch, daß an b e s t i m m t e n Lostagen, besonders am A n dreas-, Weihnachts- und Silvesterabend, die Mädchen an den Hühnerstall klopfen oder die Hühner sonstwie aufstören, wobei dann der Spruch gilt: „ G a c k e r t der Hahn, kriegt s' en Mann, gackert die Henn', wer weiß w e n n ! " oder ähnlich 22 ). A u c h beim Heiratsorakel des Zaunrütteins (s. d.) ist das K r ä h e n eines Hahnes vorbedeutendM). Zu divinatorischen Z w e c k e n wurde bisweilen auch der Hahnenkampf veranstaltet 2 4 ). Vgl. noch H a h n , H a h n e n k a m p f , H ah nenk rähen, Huhn, Vogelorakel, Wettervorzeichen. ') B a e t h g e n De vi ac significatione galli. Diss. G ö t t . 1887, 12 f.; H o p f Tierorakel 163; L o r e n t z Kulturgesch. Beiträge. Progr. W ü r zen 1904, i x f . ; F e h r l e in S A V k . 16, 69; S t e m p l i n g e r Aberglaube 56; H o p f n e r Griech.-ägypt. Offenbarungszauber 1 (1921), § 459. Ältere Literatur s. F a b r i c i u s Bibliogr. antiqu? (1760), 593, darunter die weitschweifige Monographie v o n Joh. Praet o r i u s A lectryomantia. Frankf. a. M. und Leipzig 1681. *) A e l i a n Hist. an. 7, 7 ; R o s c h e r Hermes der Windgott 1 6 1 . ') P e t r o n. Sat. 74, 1 ; C l e m e n s AI. Strom. 7, 4, 24; v g l . L e w y in Z f V k . 3, 30. 4) S u e t o n Vit. o. ') W i s s o w s Ret. 532; eine besondere Pullomantie verzeichnet F a b r i c i u s Bibliogr. antiq. 609. •) P l u t a r c h De diis. Syr. 48- ') Z o n a r a s 1 3 , 1 6 ; K e d r e nos ed. Bonn. 1, 548; v g l . Z o s i m o s 4, 1 3 : T z e t z e s Chii. 13 hist. 474, 193. 8) B o u c h S - L e c l e r q Hist. de la divin. 1,145: R i e ß b. P a u l y - W i s s o w a 1, 1363; H o p f n e r Offenbarungszauber 2 § 301; d e r s . b. P a u l y - W i s s o w a Suppl. 4, 12; D o m s e i f f Aiphabet2 154. ') H o p f n e r Offbz. 2 § 301. ">) E b d . 1 § 305. " ) W ü n s c h Ant. Zaubergerät 48. 1 ! ) z . B . D e l r i o Disquis. Mag. (1603) 185; B u l e n g e r u s Opusc. (1621) 225. 1S) G a r g a n t u a 3, cap. 25, D t . A u s g . v . Gelbke 1, 400; G e r h a r d t Franz. Novelle 1 1 1 . " ) H a s a k Der christl. Glaube beim Schluß des MA. (1878) 47. Die v o n Delrio 187 erwähnte Ornithomantie h a t mit A . nichts zu t u n ; es handelt sich dabei um die noch heute v o n herumziehenden W a h r sagern betriebene Methode, durch abgerichtete B a c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube I.

Vögel Z e t t e l mit Prophezeiungen aus einem Kasten holen zu lassen. ") D r e c h s l e r Schlesien 1, 1 1 . l *) S t e m p l i n g e r Aberglaube 56. 17 ) G r i m m Myth. 3, 464; W u t t k e § 242; W i t z s c h e l Thüringen 1, 155. 177; L e h m a n n Sudetendeutsche Vk. 125. u) 127. z. B . P r a e t o r i u s Alectr. 47; D r e c h s l e r Schlesien 2, 1 9 9 ; F e h r l e in S A V k . 16, 69; S c h e l l in Z f r w V k . 1 1 , 264. '») D r e c h s l e r Schlesien 2, 90. 20) E b d . " ) S t e m p l i n g e r Aberglaube 56; ein anderes Mittel, einen D i e b durch Krähen eines Hahnes festzustellen, bei C a r d a n u s Opera l (Lugd. 1663), 567 b und P r a e t o r i u s Alectr. 18; doch handelt es sich in beiden Fällen vielleicht weniger um ein ernstgemeintes Orakel als u m einen Scherz oder ein S c h w a n k motiv. **) W i t z s c h e l Thüringen 1, 1 7 9 ; W u 1 1 k e § 341; A n d r e e Braunschweig 329; D r e c h s l e r Schlesien 1, n ; P r ü m e r in Z f r w V k . 3, 82; F e h r l e in S A V k . 16, 69; L e h m a n n Sudetendt. Vk. 1 3 3 ; K l a p p e r Schles. Vk. 2 5 1 ; B a u m g a r t e n in: H e i m a t gaue 1926, 7 ; Z e l e n i n Russische Volksk. U927) 378. " ) D r e c h s l e r Schlesien 1, 10. " ) E b d . 2, 90. Boehm.

Aleuromantie. Weissagung durch M e h l (s. d.) (von äXeupov feines Mehl, besonders Weizenmehl). I. A l t e r t u m . Die A . wird zuerst von Clemens Alexandrinus (2. Jh. n. Chr.) erwähnt, der diese und andere niedere Weissagungsformen in spöttischer Tendenz neben den großen anerkannten Orakeln a u f z ä h l t v ) . In gleichem Sinne oder mit wörtlicher E n t l e h n u n g sprechen sich spätere Kirchenschriftsteller aus 2 ), und zwar ist immer v o n dXeopon) Kluge

Etymolog. Wb.» 12.

2. Zur Lehre der christlichen Moral, die das A.geben als eine Pflicht der Nächstenliebe gebietet 2), tritt von Anfang an die Ansicht einer sündentilgenden Wirkung des A.s, gestützt auf Äußerungen der Schrift 3 ), klassisch formuliert durch Chrysostomus: pauper venit, qui paradisum vendit, et dicit: da panem et accipe paradisum 4 ); Augustinus: eleemosynis . . . purgantur quotidiana peccata, und: defunctorum animas pietate suorum viventium relevari 6 ); Innocenz I I I . : eleemosynas . . . posse prodesse defunctis credimus 6 ). Die „Verdienstlichkeit" und Pflicht des A.s werden seit dem A u f treten der Bettelorden noch unterstrichen. Dieser leichter faßbare erlösende Charakter des A.s leuchtet allgemein dem Volksempfinden ein (s. a. fasten). a) Man gibt A . nicht nur zum H e i l der eigenen S e e l e 7 ) , sondern auch zur Errettung fremder armer Seelen (s. d.) 8 ), besonders der Seelen umgehender V e r brecher (s. d.) 9) und verstorbener A.verweigerer. Das heidnische Opfer zur Abwehr der Toten erscheint in eine Spende zugunsten der Toten umgesetzt, schon im Frühchristentum und nicht spezifisch christlich; das alte Totenopfer erhält sich noch in dem Brauch, Brosamen und Krugreste den armen Seelen zu spenden 1 0 ). Kein A . austeilen verdirbt. Wer hartherzig gewesen ist, muß seine

275

Almosen

Schätze h ü t e n u ) oder nach dem T o d e umgehen, bis die nachgeholten A. ihn erlöst h a b e n 1 2 ) . Ähnlich müssen durch B e t r u g gesammelte S c h ä t z e als A . verteilt werden, damit der gebannte Geist erlöst werden k a n n 1 3 ) . Besonders rohe Verweigerung des A.s kann sogar plötzlicher Untergang t r e f f e n u ) , oder man wird noch in diesem L e b e n v o n einem S t r a f w u n d e r befallen, v o n dem nur A.geben befreit 1 B ). Entsprechend verwandelt sich ein aus Geiz beschnittenes Brot, das einem Heiligen als A . gereicht werden soll, in Stein 16 ). Die Hinterbliebenen spenden A . für das S e e l e n h e i l des V e r s t o r b e n e n nicht nur an A r m e (Thüringer „ A r m e n spende", Siebenbürger „ T r ä n e n o p f e r " ) 1 7 ) , sondern auch an Mönche und Weltgeistliche 18 ). Neben dem besonderen A n l a ß eines Todesfalles bestehen allgemeine Gabentage, in erster Reihe natürlich Allerseelen, wo in Böhmen Söllawecken = Arme-Seelen-Wecken verteilt werden 19 ), K a r f r e i t a g (A.gröschel, gute Freitagsgröschel) M ), aber auch jeder Sonnt a g 2 1 ); es werden A . in St. Valentins N a m e n gesammelt (Augsburg 1472) 22 ). Man errichtet schließlich A.stiftungen an Kirchen, die man nicht beschneiden darf 23 ). W e n n eine solche A.spende vernachlässigt wird, kommen die toten Stifter selbst, den Pfarrer zu mahnen 21 ). b) Das erlösende A . bringt zuletzt nicht nur ewigen, sondern in vergröberter A u f f a s s u n g auch schon zeitlichen Vorteil, wie das allgemein verbreitete Sprichwort besagt: „ A l m o s e ge armet n i d " 2S ). So spendet ein Mildtätiger seine ganze Ernte als A., z u m Lohn wird seine Scheune durch Wunder wieder g e f ü l l t 2 e ) ; gegebenes A . verhilft zu einer rettenden Warnung Noch deutlicher erhellt diese drastische A u f f a s s u n g daraus: „ W a s - m e n zur vordere T ü r us z'Allmuese gid, chund zur hindere dopplet wider i n e " ; „ Z ü r i c h , deine A . erhalten d i c h ! " (1688) M ) ; denn ,,d'Almose" lüge 11 n e t " , sie bringen schon zeitlichen Nutzen 29). 2) W e t z e r u. W e l t e i, 569 ff.; Herz o g - H a u c k 1, 381 ff. *) Daniel 4, 24; Luk. 11, 41; Matth. 25, 31 ff. l ) C h r y s o s t o -

276

m u s Homilia

de eleemosyna c. 3.

5)

s t i n u s Serm. IX, 11, 17; L u c i u s

Augu-

Heilt-

genkult 27. •) D e n z i n g e r Encheiridion Symbolorum et Dejimtionum 15 427; vgl. C a -

t e c h i s m u s R o m a n u s IV, c. 14 q. 16, 3. ') K l a p p e r Erzählungen Nr. 131. ») Alemannia 2, 142; K ü h n a u Sagen 1, 205 f. •) M a c k e n s e n 13 Nr. 16. 10) L u c i u s Heiligenkult 27; G r o h m a n n 190; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1869,126. u ) H e y l Tirol 60 Nr. 17. «) S t r a c k e r j a n 1, 247; A l p e n b u r g Tirol 208; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1 , 2 1 1 ; M e i e r Schwaben 1, 269, M e y e r Aberglauben 351. 13) B i r l i n g e r Volksth.

u)

1, 70;

A l p e n b u r g

Tirol

183.

G r ä s s e Sachsen 2, 354; ZfdMyth. 2, 350 f.; B o c k e l Handbuch 369. l5) H e y l Tirol

158 Nr. 60; R o c h h o l z

Sagen

2,47;

K l a p p e r Erzählungen Nr. 142. 18) Bavaria 1. 3I5- ") W i t z s c h e i Thüringen 1, 260; Speisen und Kleider: K o n d z i e l l a Volksepos 140f.; Malter Brot: Hess.Bl. 4, 10; Geld: R e i s e r Allgäu 2, 307. ") Belege mittelalterlicher Dichtung: K o n d z i e l l a Volksepos 36. w ) S c h r a m e k Böhmerwald 166 f.; Grohm a n n 190; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1869, 133 f.; H e y l Tirol 762 Nr. 54. '•) D r e c h s l e r 1, 91. !1 ) B i r l i n g e r Volksth. 2, 458 (Schaffhausen). " ) B i r 1 in g e r Aus Schwaben 2, 396. *•) Ebd. 2, 395; R o c h h o l z Sagen 2, 93. ") H e y l Tirol 455 Nr. 14. «») Schweizld. 1, 192; F i s c h e r SchwäbWb. 1, 146. " ) K l a p p e r Erzählungen Nr. 32. s ') V e r n a l e k e n Mythen 7.9. 23)

Schweizld. 1, 192.

Wb. 1, 146.

") F i s c h e r Schwäb.

3. Neben diese christliche, erlösende Seite des A.s tritt eine a b w e h r e n d e Eigenschaft, die dem heidnischen O p f e r b r a u c h im K a m p f gegen böse Mächte entspringt 3 0 ) (s. a. Abwehrzauber), a) A m klarsten erhalten die A . nach der Ernte (auf dem Feld wird S a m m l e t gel a s s e n ) , nach dem Ausdreschen, nach der Obsternte den Sinn der heidnischen Getreide- und Obstopfer (s. Opfer) 31 ). Finnische Gebräuche zeigen deutlich die alte Opferform an hilfreiche Geister und bedrohliche Tiere, die das Christentum in A . f ü r die Armen, besonders W i t w e n und Waisen, umgewandelt h a t 3 2 ) . Alte heidnische Opfer an Gottheiten bleiben als A . an Mönche und ihre Heiligen, die geradezu einen Zoll erheben, wie es einst A r n d t auf einer Donaureise erlebt hat 3 3 ). U m vor dem Dämon des b ö s e n B l i c k s des Bettlers geschützt zu sein, muß man das verlangte A . geben, ein allgemein verbreitetes G e f ü h l 3 4 ) . Namentlich eine

277

Almosen

S c h w a n g e r e soll u m j e d e n Preis allen B e t t l e r n ein A . s p e n d e n 3 S ) . Der e r s t e B e t t l e r nach G e b u r t eines K i n d e s o d e r b e i m ersten H e r v o r g a n g der W ö c h n e r i n b e k o m m t ein S t ü c k B r o t , u m U n g l ü c k fernzuhalten36). Daher verteilt man auch A . a m H o c h z e i t s t a g 3 7 ) . E b e n s o gibt m a n beim V i e h k a u f d e m ersten b e g e g n e n d e n B e t t l e r oder A r m e n d e n „ G o t t e s h e l l e r " (s. d.), d a m i t das neu e r w o r b e n e V i e h gedeihe M ) . V o r a l l e m g e f ä h r l i c h sind Zigeuner- G r ä f i n n e n : w e n n sie ihr g e w ü n s c h tes A . , h a u p t s ä c h l i c h S p e c k , n i c h t erh a l t e n , lassen sie das H a u s v e r b r e n n e n ( L u z e r n 1739) S9 ). M a n s c h i c k t a b e r auch keine reisenden H a n d w e r k s b u r s c h e n unb e s c h e n k t f o r t 4 0 ) . Sie k ö n n t e n sich r ä c h e n wie die w a n d e r n d e n M ü l l e r b u r s c h e n der schlesischen S a g e , die bösen Z a u b e r über die u n g a s t l i c h e Mühle s e n d e n 4 1 ) . N i c h t i m m e r k a n n der B e t t l e r m i t dieser A b wehrsorge r e c h n e n ; d a h e r s u c h t e m a n sich einst A . a u c h d u r c h andere Mittel zu e r z w i n g e n , z. B . den G l a u b e n , „ w a n n einer ein v o n einem A u s s e z i g e n g e b e t t letes S t u c k B r o t esse / k ö n n e einem solc h e n n i e m a n d kein A . m e h r v e r s a g e n / ob ers gleich weder w e r t h noch n o t t ü r f f t i g sey" «). Die v o r b e u g e n d e W i r k u n g w o h n t a l l g e m e i n d e m A . inne, wie einer Tiroler A . s p e n d e , die seit einer P e s t im 14. J h . e i n g e f ü h r t i s t 4 3 ) , oder der alljährlichen V e r t e i l u n g eines h a l b e n T a g e s e r t r a g e s an K ä s e u n d Zieger unter die A r m e n in der J o h a n n i s n a c h t z u r F e r n h a l t u n g der so gebannten Viehseuche44). Gegen „ A n t o n i u s f e u e r " , eine A r t B r ä u n e , s c h ü t z t das kirchliche O p f e r v o n A n t o n i u s f e r k e l n , die österreichische B a u e r n im H e r b s t einst M ö n c h e n als F ü r b i t t e r n d a r g e b r a c h t 4 5 ) . A.geben bewahrt sogar vor dem Feind46). b) W i e m a n z u f ü r c h t e n d e s U n h e i l d u r c h A . b a n n t , so w e n d e t m a n auch wirklich e i n d r i n g e n d e böse M ä c h t e durch A . z w i n g e n d ab. Man s c h l e u d e r t v e r f o l g e n d e n Irrlichtern einen Sechser zu, u m sie u n s c h ä d l i c h z u mac h e n 4 '). W e n n der W i n d , Melusina, h^ult, m u ß m a n Mehl und Salz, auch B u t t e r , in den O f e n oder z u m F e n s t e r hinaus werfen 4 8 ) oder S a l z und Mehl, auch

2/8

drei A . , in die L u f t streuen (s. W i n d f ü t tern) 4 9 ). G e r a d e diese stilisierte F o r m der G a b e n als d r e i — w e i ß e (s. d.) — A . ü b t eine besondere Z a u b e r k r a f t ; sie gelten als sehr „ v o r n e h m " , d. h. w i r k s a m , um einen W u n s c h zu erreichen, z. B . Mehl, Milch, Eier 5 0 ). M e r k w ü r d i g ist eine f r ü h e r e S c h w e i z e r G e w o h n h e i t , einem r e g e l m ä ß i g erscheinenden, w e i ß g e k l e i d e t e n Z u g v o n Zigeuner-Wahrsagern von jedem Hausbesitzer drei weiße A . (Eier, Mehl, B u t t e r ) zu v e r a b r e i c h e n 5 1 ). E b e n drei A . f i n d e n sich auch als B u ß v o r s c h r i f t 62 ). D e r D r u c k der D r u d (s. d.) wird v e r j a g t , w e n n m a n zu ihr zu sagen v e r m a g : „ K o m m m o r g e n u m Salz zu m i r " , w o z u diese d a d u r c h gez w u n g e n wird, oder sie wird auf 12 U h r m i t t a g s des a n d e r n T a g e s bestellt u n d m i t B r o t und einem V i e r t e l k r e u z e r l a u t los a b g e f e r t i g t 53 ). Man spricht z u r D r u d , sobald sie zu d r ü c k e n b e g i n n t : „ K o m m u m drei A . " 54 ), „ K o m m morgen u m die drei weißen G a b e n " (ein Ei, eine H a n d v o l l S a l z und eine H a n d v o l l M e h l ) S 5 ) . Die drei A . v e r t r e i b e n a u c h a n d e r e K r a n k h e i t s g e i s t e r . Die Urheberin einer K r a n k h e i t wird d u r c h V e r brennen des b e h e x e n d e n F e d e r k r a n z e s i m B e t t genötigt, dreimal e t w a s W e i ß e s z u v e r l a n g e n : Salz, Mehl, K r e i d e ; hier w i r d u m g e k e h r t d u r c h die V e r w e i g e r u n g der A . ihre M a c h t gebrochen 56 ) (s. leihen). S o n s t müssen a u c h d a z u die drei A . geg e b e n werden, u n d z w a r an A r m e , so z u r B e k r ä f t i g u n g eines S p r u c h s gegen Fieber, Friesel, B r a n d , R o t l a u f , neben wiederholten dreimaligen Gebeten, die S p e n d e j e d e s m a l aus der rechten H a n d des K r a n k e n 57 ). Dies dreifache A . soll e t w a Geld, B r o t und „ S c h m u t z " ( F e t t ) sein M ) oder Brot, W e i n und G e l d 5 9 ) . E s bed e u t e t ein M i ß t r a u e n gegen die Z a u b e r k r a f t des A . selbst, w e n n m i t d e m A . der W u n s c h v e r k n ü p f t wird, der B e s c h e n k t e solle f ü r den L e i d e n d e n b e t e n "O). D i e s e M a c h t zeigen a b e r drei A . , die die M u t t e r f ü r das k r a n k e K i n d morgens n ü c h t e r n und unbeschrien heischt, u m eine S u p p e daraus zu k o c h e n 8 1 ). S o h a b e n a u c h silberne R i n g e aus e r b e t t e l t e m A . die K r a f t , „ g e w i s s e " K r a n k h e i t e n zu heilen (s. b e t teln) 62 ). Die gleiche w i e d e r h e r s t e l l e n d e

279

Almrausch—Aloe

Wirkung wird f ü r den M i l c h s e g e n d e s V i e h s erwartet. Nach dem Kalben gibt man der K u h selbst deshalb drei weiße A . : Milch, Mehl, B u t t e r oder auch an A r m e "Geld, B r o t und S c h m a l z 6 3 ) . Nach dem Aussäugen opfert man den A r m e n drei Häfen voll Milch, um dadurch die K u h zum Milchgeben f ü r den eigenen Gebrauch zu veranlassen M ) . Ein Segensrezept des 16. J h . s gebietet, nach Anbringen eines Amuletts die erste Milch, die in den K ü b e l kommt, dem ersten Menschen zu geben, der u m ein A. bittet, ,,unde acht nicht, wer er s e y " 65 ). Wenn es nicht K ä s e und Anken geben will, soll man drei A . von einem, der sie um Gottes Willen geheischen hat, an einem Sonntag zu bekommen suchen und mit Angelikawurzeln der K u h zu lecken geben, dazu v o r dem Käsemachen drei S t ä p f l i Salz in das Kessi schütten 6 6 ). D a m i t man mit g e k a u f t e m Rindvieh Glück habe, soll es (neben andern Mitteln) über beliebige Geldstücke, die einem Bettler geschenkt werden müssen, den Stall betreten 6 7 ). Anderseits darf man wieder, wenn eine K u h gekälbert, drei T a g e nichts aus dem H a u s geben, auch kein A . M ). So erscheint das A. als ein hilfreicher Verbündeter im K a m p f gegen böse Geister aller A r t . ,0

) H e c k s c h e r 139; G r i m m Myth. 1, 34. " ) E b e r h a r d Landwirtschaft 7. 9. 12; vgl. FFC. Nr. 66, 161—209. »2) FFC Nr. 66, 187. M) H e c k s c h e r 140. M) S e l i g m a n n Blick 1, 91 f. 345 f.; S e l i g m a n n Zauberkraft 125. 135; M e y e r Baden 346; Z i n g e r l e Tirol 222; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 170. at) Südbaden; vgl. K r a u ß Sitte u. Brauch 536; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1869, 27. 32. M ) J o h n Westböhmen 108. " ) B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 297; Z i n g e r l e Tirol 21 Nr. 1 3 1 . K u h n Westfalen 2, 63; ZfrwVk. 2, 293; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 140. »") L ü t o l f Sagen 252 f.; vgl. Anm. 51. *") M e y e r Baden 346. " ) P e u c k e r t 93 f. " ) A n h o r n Magiologia (1675) X49. " ) H e y 1 Tirol 757 Nr. 33. **) L ü t o 1 f Sagen 1 1 5 . " ) H e c k s c h e r 140. " ) K l a p p e r Erzählungen Nr. 55. " ) B r ü c k n e r Reuß 207. a ) G r o h m a n n 2 f. " ) B i r l i n g e r Aus Schwaben I, 100. 60) L ü t o l f Sagen 555 Nr. 567; A l p e n b u r g Tirol 267; L a i s t n e r Sphinx x, 184. " ) R o c h h o 1 z Naturmythen 24. 62) F r i e d b e r g Bußbücher 5. " ) V e r n a l e k e n Mythen 270 f. M ) Z i n g e r 1 e Tirol 70 Nr. 593. " ) ZfVk. 8, 396;

280

A l p e n b e r g Tirol 267. 302. **) S t r a c k e r j a n 1 1, 359 § 238 d. " ) H ö h n Volksheilkunde 1, 157. w ) M e y e r Baden 564. «») Ebd. 347. ,0 ) Ebd. 347; H ö h n a . a . O . «) M e y e r Baden 43. 62) A n h o r n Magiologia 226; vgl. C l e m e n s A l e x a n d r i n u s lib. III paedag. c. 2; Rockenphilosophie (1706) 400, c. 84. •') E b e r h a r d Landwirtschaft 17. M) Ebd. 17; S c h ö n b a c h Berthold v.R. 132. ,5 ) B u c h m ü l l e r Beatenberg 421. ••) E b e r h a r d Landwirtschaft 15. " ) S c h r a m e k Böhmerwald 240. Müller-Bergström. A l m r a u s c h s. A l m t i e r s.

Alpenrose.

Alpgeister.

A l o e . I. P f l a n z e . Die Droge stellt den eingetrockneten S a f t v o n afrikanischen und westindischen A.arten (hauptsächlich von A . ferox) dar, der aus den dickfleischigen Blättern gewonnen wird. Eine Reihe v o n A.arten werden als Zierpflanzen in Zimmern gezogen. Im Volke wird nicht selten die amerikanische A g a v e (Agave americana), die alle hundert J a h r e nur einmal blühen soll 1 ), als A. bezeichnet. Offenbar als Sympathiemittel werden A . b l ä t t e r bei Nasenbluten a u f g e l e g t 2 ) und gegen K r ä m p f e benutzt 3 ). Im Orient gilt die A . als Mittel gegen Hexerei und Zauberei 4 ). ») Z. B. M a n z Sargans 148. 2) Ebd. 70. *) Urquell 4, 279. ') S e l i g m a n n Blick 2, 54; FL. 19, 469. Marzell. II. N a m e einer der heiligen drei F r a u e n im Segen 5 ). Ein Zauberwort aXiov steht bereits auf einer antiken Hagelbeschwörung 6 ). Im koptischen Physiologus wird ein dem Phönix paralleler Vogel AH06 bzw. Alloe g e n a n n t 7 ) ; da dieser Vogel mit der Auferstehung Christi in Beziehung gesetzt w i r d 8 ) und die F r a u des Segens eine der 3 am Grabe J e s u weilenden Frauen ist, könnte eine Verbindung bestehen. E r w ä h n t sei auch, daß der hebr. Name (der Murmeler, Beschwörer) Neh. 3, 1 2 'AXXuWis io, 24 'AXo>f({ geschrieben w i r d ; es gab also einen bibl. Namen dieses Klanges. Nach v o n L e m m hat der Vogel seinen Namen vermutlich von der P f l a n z e dXfiij. 6 ) K r o n f e l d Krieg 215; F r i s c h b i e r Hexenspr. 36 f.; ZdVfVk. 5, 37. ') H e i m Incantamenta 542. 7) O. v o n L e m m Koptische Miscellen 1 (1914), 231. •) E r m a n Krebs Aus den Papyrus d. königl. Museen (1899), 251. Jacoby.

Aloysius—Alp

281

Aloysius, hl., S.J., geb. 1568, gest. 1591, heilig gesprochen 1726, durch Papst Benedikt X I I I . i. J. 1729 zum Patron der Jugend, besonders der studierenden, erhoben, Fest 21. Juni 1 ). Irrigerweise mit Loy, dem zu Cadillac bei Limoges geborenen, 659 als Bischof von Noyon gestorbenen Eligius, afrz. Eloi, gleichgesetzt, z. B. in Bechsteins Deutschem Sagenbuch, wozu u. a. die bayrisch-mundartliche Form Loisl (Aloys) leicht führen konnte. Bei Seligmann, Der böse Blick 2, 352—353, ist „sant Alar" in Schutzgebeten für Pferde-aus der Niederbretagne mit hl. A. wiedergegeben und von Prozessionen von Pferden um Kapellen des hl. „ A " und von Weihegaben an „diesen" zum Heile der Pferde oder gegen Pferdekrankheiten gehandelt. Hier liegt entweder eine ähnliche Verwechslung vor oder eine Übertragung, da sonst der hl. Eligius in Frankreich als Patron der Pferde verehrt wird, Translationsfest 25. Juni. Auch in Deutschland galt Eligius als Patron für Pferde in seiner Eigenschaft als Patron der Schmiede (s. Eligius).

282

Hervorgehoben wird von den meisten Beobachtern eine ungewöhnliche Lebhaftigkeit und Einprägsamkeit der A.traumvisionen 3 ). — Der A.traum entsteht dadurch, daß der Schläferauf irgendeine Weise (Bedecken von Mund und Nase mit der Bettdecke, Bauchlage mit in die Kissen gedrücktem Gesicht, Schnupfen oder andre Erkrankungen der Atmungsorgane) im Atmen behindert wird; verbrauchte Luft im Schlafraum, Belastung des Magens mit schwer verdaulichen Speisen, gewisse Krankheiten befördern das Zustandekommen des A.traums. Die Art des im A.traum gesehenen Wesens (ob haarig oder glatt)und seiner Angriffsweise (ob plötzlich überfallend oder langsam beschleichend) hängt oft nachweislich mit der Beschaffenheit des die Atemhemmung bewirkenden Gegenstandes (ob Wolldecke oder Leinen) und mit dem Tempo des Eintretens der Atemhemmung zusammen 4). — Häufig wiederholter A.traum kann schwere Gesundheitsstörungen, Geisteskrankheit, epileptische und hysterische Zustände, Schlagfluß herbeiführen s ).

1. Wesen u. Entstehung des A.traums. — 2. Der A.mythus. — ; 3. Benennungen des A.s. — 4. Beschreibungen des A.s. — 5. Wer ist der A. ? — 6. Warum drückt der A. ? — 7. Tätigkeiten des A.s. — 8. Gegenmittel.

l) J. B ö r n e r Über d. A.drücken. Würzburg 1855; C. C u b a s c h Der A. Berlin 1877; R o s c h e r Ephialtes 5 ff.; E. J o n e s Der Alptraum in s. Beziehungen zu gewissen Formen des mittelalterlichen Aberglaubens, dtsch. von £. H . S a c h s . Leipzig 1912. ') B ö r n e r 4 10 f. 27 f. ') R o s c h e r 10 f. ) B ö r n e r 22. 6) R o s c h e r 13.

1. W e s e n u n d Entstehung d e s A.t r a u m s 1 ). Der A.traum hebt sich aus der Masse der gewöhnlichen Träume durch eine gewisse Typik seines Inhalts und seiner Formen heraus: der vom A. befallene Schläfer glaubt meistens, daß ein Wesen tierischer oder menschlicher Gestalt sich auf seiner Brust niederlasse und ihn bis zur Erstickungsgefahr drücke; er fühlt sich dabei im Zustande hochgradiger Angst und außerstande, sich zu rühren oder einen Laut von sich zu geben (eigentlicher A.traum), bis endlich eine energische Bewegung, ein Aufschrei oder dgl. ihn zum Erwachen bzw. zu traumlosem Weiterschlafen befreit. Nicht selten sind mit dem A.druck erotische Träume verbunden (erotischer A.traum) 2 ).

2. D e r A . m y t h u s * ) . Obgleich schon die antike 7) und mittelalterliche 8) Wissenschaft die Entstehung des A.traums auf natürliche Weise zu erklären wußte, hat der Volksglaube aller Zeiten und Völker an der Realität des im A.traum Gesehenen und Erlebten festgehalten. Der aus dem A.traum entwickelte A.mythus gehört zu den ältesten und verbreitetsten mythischen Vorstellungen der Menschheit 9 ) und ist auch heute im deutschen Volksglauben noch voll lebendig 10), da er dem Volke nicht nur durch zahllose Sagen und Bräuche bezeugt, sondern auch durch das Erlebnis des (in seinem Inhalt seinerseits oft wieder durch den A.mythus beeinflußten u ) ) A.traums immer aufs neue wachgerufen wird. —

AA. SS. 21. Juni IV, 914—1057.

Wrede.

Alp (Alptraum).

283

Alp

284

der weiteren Bedeutung den Kobold bezeichnet, der nur gelegentlich auch den A.druck erzeugt und andere Tätigkeiten des A.dämons ausübt), aber auch z. B. im Vogtland 21 ), und D r u d (s. d.), auch Trud, Drutt, Trudd, vor allem im bayr.6 österr. Gebiet, aber auch in Schwaben 22 ) ) L a i s t n e r Sphinx 1, 41 ff.; R a n k e Sagen 2 1 4 f . ; H ö f l e r Krankheitsnamen 1 0 f . und bis nach Mittelfranken 23 ), Sachsen ') K o s c h e r Ephialtes 18 f. ') L i e b r e c h t (neben dem männlichen Alp) 2i ), LauGervasius 39 u. Anm.; Vocabular v. 1482, vgl. sitz 2S), Vogtland 26), Böhmen 27), im KuhL e x e r Mittelhd. Hdwb. 1 , 2 0 4 1 ; S c h n e l ländchen M ) und in Siebenbürgen 2 9 ); in l e r BayWb. 1 , 649; H a n s e n Hexenwahn 258; C y s a t 48. •) S c h r ä d e r Reallex. Tirol sagt man: „Das Schrattl ist für das i ä s . v.alp.; E b e r t Reallex. 3, 346; W u n d t Vieh, was für den Menschen die Trud Mythus u. Rel. 1 , 205 f . ; T y 1 o r Cultur 2, ist" so ). In der Schweiz (allgemein), in 1 9 0 f . ; M a a ß Mistral 24 f . ; S e b i 11 o t V o r a r l b e r g s l ) , im Elsaß s2 ) und am Folk-Lore 4, 436 (s. v . cauchemar). 1 0 ) Vgl. z B . ZfVk. 7, 249; Urquell 2, 168 f.; dagegen z.B. Kaiserstuhl " J heißt der A.dämon auch K ü h n a u Sagen 3, 118. n ) Z a h l e r SimD o c k e 1 i (s. d.), Toggeli, Doggi, Dockje, menthal 3 2 , — Andre vereinzelte Benennungen sind 3. B e n e n n u n g e n d e s A . s 1 2 ) . z. B . fränkisch Trempe (die Trampelnde, Tretende) **), mhd. Stempe (die StampDer mythische Verursacher des A.traums fende) 3S ), elsässisch Letzekäppel (der das wird in den verschiedenen Landschaften Mützchen „letz", d. i. verkehrt, aufhat) Deutschlands sehr verschieden bezeichund Letzel3*), und die durchsichtigen Neunet. Das in die Schriftsprache aufgenombildungen Druckerle S7), Drück (er) mannmene Wort A l p gilt ihm im Volksmund, M chen ), Nachtmännle39), Nachtfraueli. vor allem in Mitteldeutschland (einschl. ls , 2 Sudetengebiet ) und Siebenbürgen) " ) , ) M og k Mythologie 268 f.; Meyer d. Germ. 1 3 0 ! ; H e c k s e h e r 341. aber auch in Hinterpommern 1 5 ); es ist Myth. 18 ) Lehmann Sudeten 40. " ) M ü l l e r identisch mit Alb, Alf und Elbe (s. d.), Siebenbürgen 40. 1 6 ) K n o o p Hinterpommern dessen Bedeutung erst in neuerer Zeit 82. " ) Mhd.Wb. 1 , 24; K 1 u g e Etym.Wb. s. v . 14 (gegen Ende der mhd. Periode?) ) auf Alp-, L ü t j e n s Zwerg 1 1 0 . " ) G r i m m K u h n u. S c h w a r t z 520 den Dämon des A.traums eingeengt Myth. 3, 372; 18 ) K u h n u. S c h w a r t z 420 wurde. — In Norddeutschland, von den zu XV. N r . 1 9 9 , v g l . 505. " ) S t o 1 1 Zaubergl. 1 6 0 . Niederlanden bis Ostpreußen, herrscht 20) M e y e r Baden 550. 2 1 ) W u t t k e Sachs. die schon altgerm. Bezeichnung M a h r Volksk. 3 2 3 . 22 ) M e i e r Schwaben N r . 1 9 4 . 2S ) P a n z e r Beitrag 2, 550. »*) W u t t k e (s. d.) mit ihren Nebenformen M a h r t , Nachtmahr(t), Bocksmahrte (im Alten- Sachs. Volksk. 3 2 3 . '») H a u p t Lausitz I , 6 1 . »«) K ö h l e r Voigtland 479 f. " ) J o h n burgischen) 1 ? ) und ihren slawischen EntWestböhmen 267. S c h r a m e k 258. M) E n sprechungen Mora (polnisch), Zmora (Ka- d e r s Kuhlän:dchen 91 ff. 2*) H a 1 1 r i c h Siebe-nb. Sachsen 3 1 1 . , 0 ) A l p e n b u r g Tirol schubisch), Murawa (wendisch) usw. Da369. 31 ) V o n b u n Sagen 1 76. " ) S t ö b e r neben gilt auf altem friesischem Gebiet Elsaß i, 37 Nr.54; H i g e l i n 102f. 33) M e y e r (Oldenburg und Ostfriesland) W a 1 r i Baden 550. a4 ) G r i m m Myth. 1 , 2 3 1 , 3, 90; derske (s. d.) und R i 1 1 m e i j e W o l f Beiträge 2, 264. 86) G r i m m Myth. 1 (Baltrum) 1 8 ). — Süddeutschland und die 230. ••) S t ö b e r 176 u. 110; L a i s t n e r Sphinx 1 , 1 5 5 . " ) M e i e r Schwaben 1 , 1 7 1 ; Schweiz kennen als die beiden verbreitetH ö h n Volksheilkde 1 , 136. M) W r e d e sten Bezeichnungen das ebenfalls erst in Rhein. Volkskde 1 1 3 3 ; L o h m e y e r Saarbr. neuerer Zeit auf den A.dämon einge8'. " ) Meier Schwaben 1, 1 7 1 ; Kühnau Sagen 3 , 1 0 5 f . ; H a u p t Lausitz 73 N r . 68. schränkte S c h r ä t t e l e (s. Schrat) mit seinen Nebenformen Schrättlig, Schrätzel, 4. B e s c h r e i b u n g e n d e s A.s. Schrecksei, Schreckle, Schrätzmännel, SträDie Angaben über das Aussehen des A.s del19), Rettele, Ratzel, Ritzel20), und zwar entsprechen zu einem großen Teil der in im allgemeinen mehr auf alemannischem der A.traumvision gesehenen SchreckgeBoden (während im S.O. Sehr, noch in stalt : der A. erscheint entweder als Die große Bedeutung des A.traums f ü r die Mythenbildung hat vor allem L. L a i s t n e r in seinem bahnbrechenden, aber vielfach allzukühn vorstoßenden Buch Das Rätsel der Sphinx. Grundzüge einer Mythengeschichte nachgewiesen.

285

Alp

T i e r („darf jede Tiergestalt annehmen, nur nicht die der Taube, des Schafs, der Biene") 42 ), und zwar meistens rauhhaarig, zottig **) (vgl. lat. pilosus) 44), als K a t z e oder K a t e r (allgemein) 45), mit glühenden A u g e n 46), als Pudel 47), schwarzer H u n d 4 8 ) , A f f e 4 9 ) , F u c h s 5 0 ) , B o c k ( „ B o c k s m a h r t e " ) 51 ), Pferd mit feurigen Augen 52), „ N a c h t p f e r d " S3 ), als schwarze Henne S4 ), „ A t z e l " (Elster) 55 ), Vogel 5 8 ); seltener „ g l a t t wie ein A a l " 57), als Schlange ^ ^ s c h l e i m i g e s kleines Tier S9 ), K r ö t e ®°) oder (weißes) Schwein 6 1 ); oder in m e n s c h l i c h e r Gestalt, als schwarze D a m e ®2), weiße Frau M ), altes Weib 64) mit langer Nase ®5), großen A u gen 66), eiskalter H a n d 67), mit schwerem K l o t z in den A r m e n 6S), mit langen Haaren 69), breiten latschigen ro), platten n ) , siebeneckigen 7 2 ) Druden- oder K r o t t e n füßen ra), die auch wie Vogelfüße beschrieben werden: mit drei langen Zehen, v o n denen zwei nach vorn, einer nach hinten s t e h t , 4 ) , mit nur einem F u ß 75 ); oder als häßliches 76), buckliges T7), graues K ) oder rotes 7 9 ) Männlein 8 0 ) mit dickem K o p f 8 1 ) und unheimlichen Glotzaugen 8 2 ), ohne R ü c k e n M ), als Soldat 84 ); oder mehr oder weniger g e s t a l t l o s : als häßliches Wesen mit großem K o p f , ohne A r m e und Beine 8 5 ), „ w i e ein paar lange schwere Brüste 86), „ w i e ein K u h w a m p e n " 87), wie ein F a ß 8S), eine K r u k e 8 9 ) , ein Sieb i 0 ), weich anzufühlen und ohne K n o c h e n 9 1 ) , mit ekelhafter F e u c h t i g k e i t 9 2 ) , als zottige Wolldecke 93 ), er fällt „ w i e ein S a c k " v o m B e t t auf den Boden 94), man hört ihn kommen, „ w i e wenn einer einen nassen S a c k über den Boden s c h l e i f t " 9 5 ) , er „ l a t s c h t , als wenn einer auf Filzschuhen g i n g e " 9C), mit tappsenden, schwerfälligen Schritten 9 7 ), rollt „ w i e ein K u d e r w i c k l i " ins Zimmer 9 8 ), als K n ä u e l Wolle 9 9 ), und verschwindet wie eine F e u e r f l a m m e 10°), ein weißer N e b e l 1 0 1 ) , ein Z u g w i n d 102 ). — A u s der nächtlichen Situation und dem Motiv des A.fanges (s. A b s c h n i t t 8) erklärt es sich, wenn der A . die Gestalt von irgendeinem G e g e n s t a n d aus dem B e t t oder der S c h l a f k a m m e r annehmen k a n n : man f ä n g t oder findet ihn als Strohhalm (allgemein), K o r n ä h r e 103),

286

Feder 104 ), P a n t o f f e l l o s ) , bleierne 108) Nadel 107 ), Wollfaden 108), Menschenhaar 1 0 9 ); seltsamerweise auch als A p f e l 1 1 0 ) und B i r n e 1 1 1 ) (N.O.-Deutschland). — Endlich spielen auch die Vorstellungen v o n der Gestalt der menschlichen S e e l e in den A . m y t h u s hinein: der A . erscheint als Maus (allgemein), als Fliege 112 ) mit rotem Streifen um den H a l s l l s ) , als weiße T a u b e 114 ) (aber s. oben) 42 ), als kleiner weißer oder grauer Schmetterlinglls) ( „ T o g g e l i " bezeichnet in der Schweiz sowohl den A . als den Schmetterling) 1 1 8 ), als R a u c h 1 1 7 ); auf volksetymologischer U m d e u t u n g des Namens „ M a h r t " wird es beruhen, daß der A . auch als Marder g e h t 1 1 8 ) (oder ist der Marder Seelentier) 119 ) ? — E c h t t r a u m g e m ä ß ist die V e r w a n d l u n g s f ä h i g k e i t des A.s 1 2 0 ): er kann sich z. B . aus einer Maus in eine K a t z e mit haarigem Menschengesicht l a l ) , aus einer K a t z e in einen Strohhalm 122 ) oder in eine Schlange und wieder z u r ü c k 1 2 3 ) , aus einer Schlange in einen Frosch und in einen S t r o h h a l m l z 4 ) verwandeln; er kann sich wie ein Blutegel z u m K n ä u e l zusammenziehen oder riesenh a f t a u s d e h n e n 1 2 S ) ; um dünn zu werden und durchs Schlüsselloch schlüpfen zu können, haspelt er sich die Gedärme aus dem L e i b 1 2 6 ) . *2) S t r a c k e r j a n 1, 463 Nr. 250; vgl. K r a u ß

Slav.

Volkforschungen

148.

13 )

Ur-

quell 2, 119; S t r a c k e r j a n 1, 463; B i r 1 i n g e r Volksth. i , 304. " ) R o s c h e r Ephialtes 63 f. " ) Schon C y s a t 48. " ) S t o 11 Zauber glauben

160 f.

*') K u o n i

St. Galler

Sagen 50 f.; S t r a c k e r j a n 1, 463 Nr. 250. K ü h n a u Sagen 3, 114. 120. «•) Ebd. 118; H a a s u. W o r m 77. ") K u o n i Nr. 185. 238. 239. 280. 318. " ) K n o o p Posen a)

65 Nr. 93; W u t t k e Sachs. Volhsk. 323; Grimm Myth. 3, 372. ") S c h e l l Berg. Sagen 250 Nr. 234. 53) K ü h n a u Sagen 3,

120. " ) Ebd. 133; B i r l i n g e r Volksth. 1, 305 Nr. 481. «) W o l f Sagen 58 Nr. 92. ") H a a s Pommern 20 Nr. 38; BayHfte 1, 123 f. «) Urquell 2, 191. M) D r e c h s l e r 2, 273; L e o p r e c h t i n g 39. ••) S a r t o r i Westfalen 64. «•) ZfdMyth. 2, 40. " ) J e c k lin

Volhsthüml.

364. •*) S c h e l l Berg. Sagen

373 Nr. 11. " ) M e i c h e Sagen 286 Nr. 374. M) K o h l r u s c h Sagen 294. ••) K ü h n a u Sagen 3, 114. ••) Ebd. 3, 115; Mann-

Ii a r d t

Germ. Mythen

259.

S c h w a r t 2 298 Nr. 338.

sitz 73

N r . 68 =

M)

K ü h n a u

") K u h n

Haupt Sagen

und

Lau-

3, 105.

287 •") K e l l e r Erzählungen 320, 36; Grimm Myth. 3 , 466 Nr. 878; K ü h n a u Sagen 3, 1 2 1 ; V o n b u n Beiträge 42; Strackerj a n 1 , 475. 70) B i r l i n g e r Volksth. 1 , 305. 71 ) G r a b e r Kärnten 160. " ) V e r n a l e k e n Mythen 270. " ) K ü h n a u Sagen 3, X X X I I I . '«) V e r n a l e k e n Mythen 268. " ) Z f V k . x, 216. ") W i t t s t o c k Siebenbürgen 68. " ) D r e c h s l e ; 2, 1 7 3 . »») K ü h n a u Sagen 3, 1 3 1 . 134. 1 1 0 i. " ) H a u p t Lausitz 73 Nr. 68. •») S t o l l Zaubergl. 160. 81 ) W r e d e Rhein. Volksk. 1 3 3 . »•) H ö h n Volksheilk. 1 , 1 3 6 . 83) M a n n h a r d t 1 , 1 2 1 ; ders.Germ. Mythen 25g] " ) S e y f a r t h Sachsen 6. 86) V o n b u n Sagens 76. " ) K u h n Westfalen 2, 2 1 N r . 57. •') R e i t e r e r Ennstalerisch 40. " ) G r a b e r Kärnten 160 Nr. 204. ") M e y e r Rendsborg 98. , 0 ) K ü h n a u Sagen 3, 1 2 1 f. n ) S t r a c k e r j a n 1 , 473. •*) M a n z Sargans 105. •>) G r a b e r Kärnten 160. M ) Z a h l e r Simmental 32. M ) Z f V k . 4, 304. ••) Ebd. 4, 304; B i r l i n g e r Volksth. 1 , 3 0 5 . " ) S e y f a r t h Sachsen 9. " ) M e y e r Baden 5 5 1 . w ) K n o o p - Hinterpommern 26 Nr. 46. I0 °) S t r a c k e r j a n 1 , 474. 1 0 1 ) G a n d e r 10i Niederlausitz Nr. 78, 1 . ) K ü h n a u Sagen 3 , 1 0 6 . l M ) W o l f Sagen 59 Nr. 93. " • ) H e yl Tirol 289 Nr. 1 0 7 ; S c h ö n w e r t h 06«rpfalz 1 , 2 1 4 ; Altbayern 1 1 6 ; Birlinger Volksth. 1 , 304; W u c k e W « r a Nr. 640, 776; Seefried-Gulgowski i88;Wuttke 274 § 404. "») W o l f Sag«» 58 Nr. 9 1 ; 1M D r e c h s l e r 2, J 7 3 . ) W u 1 1 k e 273 § 402. « ' ) S e y f a r t h Sachsen Zahler Simmenthalm H i g e l i n 105. 1 M ) D r e c h s uo l e r 2, 1 7 3 . »•») E b d . ) Urquell 2, 1 8 9 ; Jahn Pommern 377 N r . 480; Knoop Hinterpommern 8 3 ; S e e f r i e d - G u l g o w s k i 188; T o e p p e n Masuren 29. »") E b d . ; vgl. L a i s t n e r Sphinx 1 , 1 3 3 ; 2, 7 " * ) D r e c h s l e r 2 , 1 7 3 . 1 1 3 ) G r o h m a n n 26 Nr. 126. l 1 4 ) W o 1 f Sagen 60 Nr 94. m ) G r i m m Myth. 1 , 382; Ders. Sagen Nr. 8 1 ; M a n z Sargans 1 0 5 ; M e i c h e Sagen 286 Nr. 3 7 5 ; H a u p tLausitz73 Nr. 68. n , ) R o c h h o 1 z Sagen I , 347; vgl. G ü n t e r t Kalypso 2 2 5 . u 7 ) G r i m m Sagen N r . 249; K ü h n a u lli Sagen 3 124. ) T e m m e Altmark 8 1 ; K u h n Mark. Sagen 48, 374 u. V I I I ; Z f r w V k . 1 7 , 4 8 ; S a r t o r i Westfalen 64; B a r t s c h Mecklenburg 1 , 1 9 7 ; K n o o p Posen 62 Nr. 86. "») R i e g 1 e r in Arch. f. d, Stud. lao d. n. Spr. 1926, 109 f. ) L a i s t n e r Sphinx 1 , 6 2 f. l " ) P f i s t e r Hessen 94. i a i ) K n o o p l,a Posen 64 Nr. 90. ) K ü h n a u Sagen 3, 1 1 8 f. >") T o e p p e n Masuren 30. l " ) K o h l r u s c h 3 1 7 . « • ) V o n b u n Sagen 22.

5. W e r i s t d e r A . ? Nur noch verhältnismäßig selten und fast nur im S.W. gilt der A. als s e l b s t ä n d i g e r D ä m o n , nach Art der Zwerge und Kobolde (Schweiz und Steiermark) 127 ) oder als Dorfgespenst (Elsaß) l 2 8 ); auch

Alp

288

der Teufel (s. incubus) 129 ) und die Habergeiß (s. d.) 130 ) können den A.druck verursachen. — Gelegentlich ist der A., wie im altgermanischen Wiedergängerglauben m ) , der G e i s t e i n e s Vers t o r b e n e n 1 3 2 ) (man befreit sich vom A.druck, indem man hl. Messen f ü r den Toten lesen läßt) 1 3 3 ) ; nach mittelalterlichem Glauben entsteht der A . aus ,,unzeitigen" Kindern, d. h. Frühgeburten) 1 3 i ) . — Die heute herrschende Vorstellung ist durchaus, daß der A.druck von einem l e b e n d e n Menschen weiblichen (allgemein) oder männlichen (mehr in N.- u. M.-Deutschland) 1 3 6 ) Geschlechts herrühre, der entweder seine Seele, seinen „ G e i s t " als A. aussendet oder, nach präanimistischer Denkweise 1 3 6 ), leibhaftig und dann meist in verwandelter Gestalt, als A. über den Schläfer kommt. Im ersteren Falle schlüpft die Seele dem A.sender in einer der in Abs. 4 genannten Gestalten des Seelenglaubens aus dem Munde (allgemein), oder als Schmetterling aus seinen (zusammengewachsenen) Augenbrauen 137 ) und begibt sich auf^die A . f a h r t ; bis zu ihrer Rückkehr liegt sein Leib leblos, wie in tiefem Schlaf; man darf ihn nicht anstoßen oder bewegen, sonst könnte die Seele den Rückweg nicht finden und der Mensch müßte sterben (allg.); ebenso versperren drei auf den Leib des A.senders gezeichnete Kreuze ihr den Rückweg 1 3 8 ); ein beliebtes Sagenmotiv erzählt, daß die als A. gefangene Seele erst nach einigen Tagen freigelassen wird und wieder in ihren Leib schlüpft, der eben als tot beerdigt werden soll und nun wieder erwacht 1 3 9 ). Eine Vermischung dieser Vorstellung mit der vom selbständigen A.dämon ist es, wenn man in Schlesien den vom A . „besessenen" Menschen dadurch von seinem A.tum erlösen kann, daß man dem aus seinem Mund entwichenen Mäuschen durch ein über seinen Kopf geworfenes Tuch den Rückweg versperrt 1 4 0 ). — Nach der präanimistischen Denkweise muß der (in verwandelter Gestalt) gefangene A. am Morgen in seiner wahren Menschengestalt (meistens nackt) erscheinen, oder es zeigen sich die Spuren der dem A.

Alp

289

angetanen Mißhandlung am andern T a g e a m Leibe des Menschen 1 4 1 ). — Man erkennt einen solchen „ a l p e n d e n " Menschen an den zusammengewachsenen Augenbrauen (Ratzel) 142 ), am starren, kalten Blick 1 4 3 ), dem mageren und blassen Aussehen 1 4 4 ), den platten Füßen 1 4 6 ), blauen Lippen und doppelter Zahnreihe 1 4 6 ); solche Menschen schlafen besonders leicht ein (hysterische B e w u ß t seinsstörung?) 147 ); wer sich auf zwei Schemel setzt, ist ein A. 1 4 8 ); der A . l ä ß t sich nicht ins Auge sehen, denn man sähe sich darin verkehrt wie im A u g e der Hexe 1 4 9 ); man erkennt, wer Trude (oder Hexe) ist, wenn man in der Christmesse auf einen aus neunerlei Holz gefertigten Schemel kniet 1 5 0 ). — In Schlesien schreibt man auch den von den Fenixtnännefri gebrachten Wechselbälgen (s. d.) das A . t u m zu 1 5 1 ). — Dem über Norddeutschland (und in Dänemark) verbreiteten Sagentypus von der in einem Kahn, Mulde, Siebrand übers Wasser oder durch die L u f t von weither, aus „ E n g e l l a n d " , kommenden Mahrt 1 6 2 ) scheinen alte Vorstellungen v o m Totenreich jenseits des Wassers zugrunde zu liegen; dem heutigen Volksglauben ist auch die „ M a h r t aus Engelland" nicht mehr ein totes, sondern ein lebendes menschliches {oder dämonisches?) Wesen. " ' ) SAVk. 25, 135 L ü t o l f Sagen 50 f.; R o c h h o l z Sagen 1, 348; K o h l r u s c h

Sagen

11 f.;

Herzog

Schweizersagen

2,

141 f.; V o n b u n Sagen' 78; Krainz Nr. 310. 12S) S t ö b e r Elsaß 1, 37 Nr. 54. 1**) S t e m p l i n g e r Abergl. 62; S c h i n d l e r Abergl. 283. 308; H a n s e n

Hexenwahn

696 s. v. incubus; H e r t z Elsaß 74; M e n s i n g Wb. i, 954. 130) K r a i n z Nr. 253. 131 ) WS. 2, 161. 132) SAVk. 10, 3; Meyer Baden 550;

Kühnau

Sagen 1, 179 f.; 3,

109; MschlesVk. 11, 77 f. (1591), 83; G r o h m a n n Abergl. 191; M ü l l e n h o f f Sagen* 192 Nr. 286. 1S3) S e e f r i e d - G u l g o w s k i 188. 13i) H a n s e n Hexenwahn 208; vgl. S c h m e l l e r Bayr. Wb. i, 64. 135) Beispiele aus dt. u. skandinav. Überlieferung: WS. 2, 182; dazu ZfVk. 1, 71; ZfrwVk. 3, 208; S c h e l l Bergische Sagen 215 Nr. 179.

m a n n Gemeinschaftskultur 50 f. Sagen Nr. 81.

l38)

Wucke

13 ')

13 ')

Nau-

Grimm

Werra Nr. 206.

"») z.B. R a n k e Sagen» 14 f. ( = W o l f Sagen Nr. 95); S c h a m b a c h u. M ü l l e r Nr. 245 u. Anm.; S o m m e r Sagen 46 Nr. 40. Bächtold-Stäubli,

Aberglaube I.

290

140) K ü h n a u Sagen 3 , 1 1 5 . U1 ) L a i s t n e r Sphinx 1, 55 f. 171 f.; 2, 1 ff.; Z a h l e r

Simmenthai 33. " ' ) H e r t z Elsaß 73; S c h a m-

b a c h u. M ü l l e r 366 zu Nr. 245. 143) A l p e n b u r g Tirol26y, S e y f a r t h Sachsen 7. u«) V e r n a l e k e n Mythen 268. l l s ) Grab e r Kärnten 160; D r e c h s l e r 2, 175. "•) D r e c h s l e r 2, 175. »') K ü h n a u 3, 116 Nr. 1477 Anm., vgl. 112 Nr. 1467. »») D r e c h s l e r 2, 175. »») Ebd. "») W e i n h o l d Neunzahl 23 f. 1S1) K ü h n a u Sagen 2, 153. 154. 162; vgl. S c h m e l l e r BayWb.

z, 64.

16S)

Mannhardt

Mythen 344 ff.; ZfVk. 7, 283.

Germ.

6. W a r u m d r ü c k t d e r A.? „ W e n n ein junger Mann stark an seine Liebste denkt, kommt sie in der folgenden Nacht als Mahrt zu i h m " 1S3 ). Blickt hinter dieser Formulierung die S u b j e k t i v i t ä t des A.erlebnisses noch wie hinter Schleiern hervor, so kennt der dt. Volksglaube im allgemeinen den Wirkungszusammenhang zwischen den Phantasien des A.träumers und seinem Traum nicht. Wer drücken geht, tut dies nach der herrschenden Vorstellung zwar nicht freiwillig, aber auch nicht durch den Träumer gerufen, sondern entweder eigener Liebessehnsucht 1 M ) , oder noch öfter einem krankhaften Drange folgend, der meist schon seit der Geburt oder seit frühester Kindheit in ihm liegt. Denn das „ S c h r a t t w e i s g e h n " ist ein von der Mutter ererbter Z w a n g 1 B S ) . „ V o n 7 K n a b e n oder 7 Mädchen ist eines ein Nachtmahr, weiß aber selber nichts d a v o n " 166 ). Z u m A . wird ein Kind, das mit Zähnen zur Welt k o m m t (gibt man ihm als Erstes Fleisch [d. h. die Mutterbrust] in den Mund, so geht es als A . auf Menschen, falls Holz, auf Bäume) 1 5 7 ); zum A . werden ferner Kinder, die Sonntags 168) oder zur „ S c h e e c h z e i t " (in der Gespensterstunde) 169 ), in unglückseliger Stunde oder unter einem bösen Stern 16°) oder 3 Tage vor St. Galli (16. Okt.) geboren sind 1 6 1 ); ferner solche, bei deren Geburt die Mutter in den Wehen den Teufel anrief oder die W e h m u t t e r einen Zauber anwandte 162 ), oder die einen A . zum Paten hatten 193 ), bei deren T a u f e einer der P a t e n an den A . g e d a c h t 1 8 4 ) oder dem Täufling angewünscht hat, Mahr zu werden 18S ), oder bei Verkündung des Taufnamens leise „ M a h r " gesagt 1 4 8 ), oder 10

291

Alp

sonst ein Versehen g e m a c h t 1 4 7 ) , z. B . das K i n d auf der F a h r t zur K i r c h e v o r der ersten Grenze auf den andern A r m umgebettet 168 ), oder mit dem K i n d nicht an der Kirchentür gewartet hat, bis der Priester ihn hereinrief 1 6 9 ), oder bei deren T a u f e ein Fremder durchs Schlüsselloch der Sakristei zugeschaut hat 1 7 °); ebenso Kinder, die der Geistliche anstatt im Namen des Vaters und des Sohnes im Namen „ d e s Mahrtes und des Mondes" getauft h a t 1 7 1 ) (man kann solche Menschen dadurch v o m A . t u m befreien, daß man sie nochmals t a u f t ) 1 7 2 ) ; oder Kinder, deren Mutter v o r Ablauf der 6 Wochen unausgesegnet zur Kirche gegangen ist 1 7 3 ), oder die (nach dem Tode eines spätergeborenen) von der Mutter noch einmal an die B r u s t gelegt 1 7 4 ), also gewissermaßen zu unnatürlicher Sauglust erzogen wurden. — Aus allen diesen Bestimmungen spricht die A u f f a s s u n g des A . t u m s nicht als einer Bosheit oder Schuld, sondern als eines Verhängnisses oder einer Krankheit, etwa ähnlich der Mondsucht (s. d.), die im Volksglauben dem A . t u m nahesteht: Mondsüchtige heißen Klettermahrten 1 7 5 ), man darf die Nachtmahrt während ihrer Wanderung nicht beim Namen rufen, sonst „ k a n n sie Arme und Beine brechen" 1 7 8 ). Die K r a n k h e i t kann schwinden, wenn der Mensch zum zweitenmal get a u f t (s. oben) oder wenn ihm erlaubt wird, als A . das beste Pferd, die beste K u h im Stalle, einen Hund, eine Henne oder sonst etwas Lebendes, das ihm freiwillig geschenkt ist, zu Tode zu drücken 177 ). Im allgemeinen wird die Mahrt oder Drude von der aus Bosheit schädigenden Hexe unterschieden und mit einem aus Grauen and Mitleid gemischten Gefühl betrachtet 1 7 8 ); doch ist die Grenze zwischen A . und Hexe fließend 1 7 9 ): „ a u s jungen Truden werden alte H e x e n " 1 8 0 ); A.drükken nur beim Menschen, „ b e i m Vieh ists die H e x e " 1 8 1 ). J e d e n f a l l s erscheint A . t u m eines Mädchens als ausreichender Grund, ein Verhältnis mit ihr zu lösen 182 ). 153 ) H a a s Usedom 23 Nr. 3 8 ; vgl. F r o h e n i u s Atlantis 1 , 107. l " ) z. B . S c h e l l Bergische Sagen 5 2 Nr. 80, 2 1 5 Nr. 1 7 9 ; K u h n u. S c h w a r t z 4 1 9 ^ . 1 9 6 ; G a n d e r Niederlausitz Nr. 78; K n o o p Hinter-

292

pommern 2 7 ; E n g e l i e n u. L a h n 124; skandinavisch: W S . 2, 1 7 2 . 165 ) B i r l i n g e r Volksthüml. I, 305, vgl. P l e n z a t Sagen u. Sitten 52. " • ) K u h n u. S c h w a r t z 420 Nr. 198; vgl. M ü l l e n h o f f Sagen 2 259 Nr. 387; Bartsch Mecklenburg 2, 4 1 ; S t r a c k e r j a n 1 , 4 6 5 ^ . 2 5 1 . 1 5 ' ) ZföVk. io, 1 4 2 ; G r o h m a n n Abergl. 25 Nr. 1 2 2 . 15«) K u h n u. S c h w a r t z 419 Nr. 194. ieo "») S e y i a r t h Sachsen 7. ) Alpenb u r g Tirol 267; K ü h n a u Sagen 3, 1 2 5 . 1H in ) S t r a c k e r j a n 1, 249a. ) Alpenb u r g Tirol 267. 1 M ) K ü h n a u Sagen 3, 1 1 0 ; 1M S e e f r i e d - G u l g o w s k i 188. ) Ebd. 1 2 2 . 188. » 5 ) Ebd. "«) F r i s c h b i e r Preuß.Wb. 1H 1 , 465 Nr. 2 5 1 . ) K u h n u. S c h w a r t z 1 ; K u h n Westf. 2 , 2 2 Nr. 59. 1 M ) P l e n z a t Sagen u. Sitten 52. " • ) K ü h n a u Sagen 3, 146; D r e c h s l e r i , 195. l , °) E n g e l i e n u. L a h n 248. " ' ) J a h n Pommern Nr. 480. " 2 ) N.O.-deutsch: M a n n h a r d t Germ. Mythen 633 u. Anm.; SeefriedGulgowski 189; Haas Usedom 22 Nr. 36; T o e p p e n Masuren 30. " 3 ) K ü h n a u Sagen 3, 1 4 6 t . " * ) S t r a c k e r j a n 1, 465 Nr. 2 5 1 ; K ü h n a u Sagen 3 , 1 4 6 ; G r o h m a n n Abergl. 110. 17S ) S o m m e r Sagen 46; vgl. K u h n Westf. 2, 22 Nr. 59. " • ) K u h n Ebd. Nr. 58. " ' ) L a i s t n e r Sphinx 1, 1 0 5 ; vgl. z. B . A l p e n b u r g Tirol 268; Z i n g e r l e Sagen 481 Nr. 818 und 8 1 9 ; K u o n i St. Galler Sagen 180; M a n z Sargans 1 1 3 ; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 130; K ü n z i g Bad. Sagen 5 5 Nr. 1 6 1 ; V o n b u n Sagen* 23. 7 7 f . ; R e i s e r Allgäu 1, 198; G r o h m a n n Abergl. 23. Volks" • ) z. B. ZfVk. 3, 3 9 3 ; B i r l i n g e r thüml. 1, 3 0 5 ; S t r a c k e r j a n 1, 465; S e e f r i e d - G u l g o w s k i 188. "») z. B . S A V k . 2, 272 u. 2 7 5 ; H ö h n Volksheilk. 1, 1 3 6 ; M e y e r Baden 550 f.; Alpenburg Tirol 266; ZföVk. 6, 1 2 4 ; Z f r w V k 17, 48; K u h n Westfalen 1, 18 Nr. 2 2 ; 80 Nr. 7 1 ; MschlesVk. 1 3 , 84; K r a u ß Volkforschungen 1 4 7 f. ' " ) L e o p r e c h t i n g 9. m ) Alemannia 25, 3 4 ; S A V k . 8, 305. " 2 ) z. B. S c h e l l Berg. Sagen 52 Nr. 80; W u c k e 3 368 Nr. 640; Z f V k . 7, 104; K ü h n a u Sagen 112 Nr. 1467.

7. T ä t i g k e i t e n d e s A.s. Die Haupttätigkeit des A.s ist das ,,D r ü k k e n " oder „ T r e t e n " , vgl. schon anord. mara

trad

han

183

),

m h d . mich

drucket

der alp184). Hierzu kommt er nachts („nur zwischen 1 2 und i " ) 1 8 5 ) durchs Schlüsselloch, durch ein Astloch in T ü r oder W a n d („nur durch ein Loch, das mit einem Harkenbohrer gemacht i s t " ) 18e ), durchs Hühnerloch 187 ), durch den R a u c h f a n g 1 8 8 ) oder sonst auf geheimnisvolle Weise (aber nie durch das geöffnete Fenster, die geöffnete T ü r ! ) in die S c h l a f k a m m e r ; sein K o m m e n kündigt sich durch Rauschen

293

Alp

und Klingeln an 189), man hört ihn wie das Knabbern einer Maus oder den leisen T r i t t einer K a t z e 19°). W a c h t sein Opfer noch, so bewirkt er durch Blick oder Anhauch, daß es einschläft 1 9 1 ). Dann stürzt er mit einem Satz auf die Brust des Schläfers, oder kriecht ihm langsam von den Füßen herauf zur Brust, die er mit seinem schweren Gewicht drückt, zum Hals, den er würgt, oder bis zum Mund, in den er seinen F i n g e r m ) oder seine haarige Zunge 193) steckt, um den Schläfer zu erwürgen; er tastet ihm mit den Fingern in den Mund 194) und nach den Zähnen, um sie zu zählen 195), bläst ihm in den Mund 1 9 e ) oder „verschluckt seinen A t e m " 197); er kneift ihn ins Bein 198), zerkratzt sein Gesicht 1 9 9 ) und pißt ihm auf die H a n d (Sommersprossen) 200). Das Drücken wird zum Reiten, wobei der A. sein Opfer (durch Überwerfen eines Halfters, vgl. ostpreuß. märzaum) 201) in ein Pferd verwandelt und die ganze Nacht t u m m e l t : mhd. der alp zoumet dich, dich hat geriten der mar 202). Der A. drückt auch kleine Kinder, die dann wimmern und verwirrt aus dem Schlaf auffahren (pavor nocturnus) 203). — Aber der A. drückt nicht nur, er s a u g t auch, bes. an Kindern 204), daß ihre Brüste schwellen und Milch geben 205), aber auch an Männern 20e) und Frauen, bes. Wöchnerinnen, deren Brüste dadurch unverhältnismäßig groß werden 2OT). Auf slawischem Gebiet berührt sich der saugende A. mit dem Vampyr (s. d.), indem er seinem Opfer das Blut aussaugt, er beißt es dazu in Arm und Beine 208). — Der A. drückt, reitet und saugt auch T i e r e , bes. Pferde (allg.), ihre Mähnen flicht er dabei zum Alp.-, Mär-, Druden-, Doggeli-, Schretteles- oder „Weichselzopf" (s. d.), einem unauflösbaren Gewirr, das ihm bei seinem Ritt als Zügel und Steigbügel dient 209) und das man mit geweihter Kerze ausbrennen oder mit einem Kreuzschnitt ausschneiden und verbrennen muß a o ) ; das vom A. gerittene Pferd ist am andern Morgen mit Schweiß bedeckt und keucht wie nach anstrengendem R i t t a l ) ; ähnlich reitet und quält der A. K ü h e (allg.) a 2 ) , denen er die Euter an-

294 zieht 2l3 ) und die Seile verflicht, mit denen sie im Stall angebunden sind 2 1 4 ), Ziegen 21S), Schweine 21S), Kaninchen 217) (die von ihm breit- und totgedrückt werden) a 8 ) , Gänse und Hühner 22°) (darum „Hennenteufel") 2 2 1 ). — Der A. m u ß aber auch H o l z , Balken, B ä u m e (bes. Birken und Eschen) und Büsche drücken oder reiten 222), die dann beständig zittern und schließlich eingehn 223 ); zwischen dem gedrückten B a u m und dem Leben des A.s besteht dabei ein geheimnisvoller Zusammenhang: wird der Baum gefällt, so muß der alpende Mensch sterben 224). — Wie die H e x e f ä h r t auch der A. (im rollenden Siebrand 225 oder als rollendes Rad) 226) im Wirbelwind 227), der darum Drudenwind genannt wird und den man anschreit: „ T r u h t , Truht, Saudreck!" 228). Wo der A. bei solcher F a h r t auf Bäumen rastet, oder als Folge seines Drückens, entsteht das „A.nest", „Mahrennest", der „Drudenbusch", „Drudenpflätsche", „Marentakken" 229), eine k r a n k h a f t e Verwirrung der Zweige, bzw. die Mistel (s. d.) 2S0). Wer von Tauoder Regentropfen aus solchem A.nest getroffen wird, den drückt in der Nacht der A. 231 ). — Wie die Hexe schießt der A. plötzlich auftauchende Krankheiten, sein Geschoß ist der Belemnit (s. d.), der darum A.schoß 232), Drudenstein, Schrattenstein, Mahrenzitze u. ä. heißt M3 ) u n d zur A.abwehr dient; aber auch der T r i t t in die „ T r u d e n t r a p p e " bringt plötzliche Lähmung 234). Besonders geistige Störungen, Verblödung werden, z. T. mit Recht (s. oben Abs. 1), auf den A. zurückgeführt; ein törichter, linkischer, schwachsinniger Mensch heißt daher Alp, Elwe, Trottl (s. Drude) 23S), Alpschuß 236), Alpschwanz 237) oder Elbentrötsch (s. d.). — Wie der K o b o l d klopft oder schmiedet das Doggeli ^ und das Schratelmannel (Kärnten) ^ in den Wänden der Schlafk a m m e r ; wie der Kobold setzt sich der A. auf Gegenstände, die nicht zu finden sind 240). — Der dem klassischen Altertum geläufige Glaube, daß der A. mit dem von ihm heimgesuchten Weibe buhle und K i n d e r z e u g e 241), bildete (von dort übernommen?) 242) im dt. MA. und bis 10*

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Alp

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12. •") V o n b u n Sagen 2 76. •») SAVk. 24, 65; A l p e n b u r g Tirol 369; S c h m . e l l e r BayrWb. 1/64. *") A l p e n b u r g Tirol 369. , u ) M e i c h e Sagen 286 Nr. 373. "») S e y f a r t h Sachsen 7. m ) A l p e n b u r g Tirol a>1) J e c k 1 i n 369. Volkstüml. 537 f. "') L a i s t n e r Sphinx 1, 99; K ü h n a u Sagen 3, 125. 145; D r e c h s l e r 2, 175;, P a n z e r Beitrag 1,88; A l p e n b u r g Tirol 267; Z i n g e r 1 e Sagen 481 Nr. 817; V e r n a l e k e n Mythen 272. 223) ZfdMyth. 2, 140; S t r a c k e r j a n 1, 479 Nr. 252; Urquell 3, 219; K ü h n a u Sagen 3, 143. *") K ü h n a u Sagen 3, 138. 139 f. 144; L a i s t n e r Sphinx 1, 99. 226) K n o o p Pommern 62 Nr. 85. *••) H a a s Pommern 19 Nr. 55. "') M a n n h a r d t Germ. Mythen 45 f.; ZfdMyth 2, 141; A l p e n b u r g Tirol 269; H i l l n e r Siebenbürgen 2 4 " ; S t r a c k e r j a n I, 378 f. " ' ) P a n z e r Beitrag 2, 164 u. 209. "•) W o l f Niederländ. Sagen 689. 230) M e y e r Germ. Myth. 121; W o l f Beiträge 2, 271 ; Urquell 3, 219; M ü l l e r Siebenbürgen 142. 231) K u h n u. S c h w a r t z 419 Nr. 192; ZfVk. 19, 403. m ) Z e d i e r 1, 1040 s. v. 233) S c h m e l l e r BayrWb. 2, 479 (vom Jahr 1618); M a n n h a r d t Germ. Mythen 79; M e y e r Germ. Mythol. 119. "*) M ü l l e r Siebenbürgen 134. 236) H e r t z Ges. Abh. 485; ZfdPh. 3, 331. 23") P f i s t e r Hessen 94. 237) K ü h n a u Sagen 3, 106 23») C y s a t Anm. 48; SAVk. 19, 47. 3 » ») G r i m m Myth. 3, 138. »°) SAVk. 7, "*) Ynglingasaga Kap. 13; vgl. WS. 2, 173. 133; ZfVk. 7, 253. 2 ") R o s c h e r Ephialtes 1M) ZfdA. 8, 514 v. 138. «*) S t o 11 Zaubergl. 34 ff. ,12 ) Aber vgl. J o r d a n e s De reb. 160 f. 1M) M ü 1 1 e n h o f i Sagen 2 260. gest. Got. Cap. 24. 243) S o l d a n - H e p p e i 2 , "') K ü n z i g Bad. Sagen 55 Nr. 162. 18s) H i 11- 181; R o s k o f f Teufel 1, 321; 2, 232. 251; n e r Siebenbürgen 2 4 " ; vgl. M a a s s Mistral W o l f Beiträge 2, 265 f.; F r a n z Nik.de 26. "») S c h e l l Berg. Sagen 40 Nr. 53. Jawer 175; V i n t l « r Pluemen v. 1797; K u h n u. S c h w a r t z 418 Nr. 188. Meyer Aberglaube 266; Frätorius 191) D r e c h s l e r 2,173. m ) K ü h n a u Sagen Weltbeschreibung 1, 415 ff.; B r ä u n e r Curio1, 183. 1M) V e c k e n s t e d t Wend. Sagen sitäten 15; H ö f l e r Mediz. Abergl. ( = Zentral132 Nr. 5; T o e p p e n Masuren 29, vgl. bl. f. Anthropol. usw. 1900 Heft 3). »*) ZföVk. L a i s t n e r Sphinx 1, 41 f. 1M) K ü h n a u 6, 123 ( H u ß Vom Abergl.). »") ZfVk. 6, 54. Sagen 3,146. »•«) ZfVk. 2, 5. »••) S t r a c k e r "•) L a i s t n e r Sphinx 1, 108 ff.; T e g e t j a n x, 464. l w ) T e m m e Altmark 81. h o f f Amor u. Psyche 71. "') SAVk. 11, 10. "») S t o l l Zaubergl. 160. "») ZfrwVk. 4, 275. 24i) L a i s t n e r Sphinx 1, 65 ff. "•) Präso°) D r e c h s l e r 2, 174. M1 ) F r i s c h b i e r t o r i u s Weltbeschreibung 1, 42; K ü h n a u 2 2 Ostpr.Wb. 2, 53. ° ) Ges.-Abenteuer 3, 60, 46; Sagen 3, 109. 147—149; H i 1 1 n e r Sieben61, 75; G r i m m Myth. 1, 384; L a i s t n e r bürgen 24; M ü l l e r Siebenbürgen 40; J o h n Sphinx 1,171; M a c k e n s e n Ndd. Sagen 48 Westböhmen 107; M a n z Sargans 106; ZföVk. Nr. 68; S t r a c k e r j a n 1,471,467. 203) R o 6, 123 f. »••) S c h m e l l e r BayrWb. 1,649; s c h e r Ephialtes 11 14 ; H ö f l e r KrankheitsS c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 347 Nr. 3; namen 11b. s ") z.B. C y s a t 48; SAVk.8,305; DG. 13, 205. 24,61; V o n b u n Sagen' 76; M e y e r Baden 42. 205) M e i e r Schwaben 1, 173; Z i n g e r l e Sagen 113 Nr. 184. "••) M e i e r Schwaben 1,172; 8. G e g e n m i t t e l . Die LebendigK ü h n a u Sagen 3,126. i07) L a i s t n e r Sphinx keit des A.glaubens erhellt am besten aus 1, 70; Z a h l e r Simmenthai 33; M e i e r Schwaden fast zahllosen und sehr verschiedenben 1, 173. 20i) D r e c h s l e r 2, 178; G r o h^ m a n n Abergl. 24 f.; vgl. K r a u ß Volkfor- artigen Angaben von Mitteln, den A . schungen 147; T y l o r Cultur2,193. l0») M e y e r fernzuhalten, zu vertreiben oder seiner Rendsborg 98. 21°) S t r a c k e r j a n 1, 467 b. h a b h a f t zu werden. Diese Mittel sind nur 2U ) H ö f 1 e r Krankheitsnamen 12 b XIII u. zum kleinsten Teil natürlicher A r t wie 243 a. *") Vgl. Leg. aurea (= W o l f Beiträge der R a t , spät (d. h. möglichst lang nach 2, 272). ,ia ) L ü t o l f Sagen 512. 2 ") SAVk. 15,

ins 18. Jh. ein vielbesprochenes Kapitel des Hexen- und Teufelsglaubens 243) (s. auch incubus und succubus), scheint aber heute fast erloschen 244). A l s Frucht von A . und Weib gilt gelegentlich das „ A 1 p e r k a l b " , eineMiß- und Frühgeburt 8 4 5 ). — Die Sagen von der gefangenen, geheirateten, zuletzt wieder entfliehenden Mährt („Mahrtenehe") 246) sind zwar aus .(A.-)Traumphantasien erwachsen, verlegen aber die Vereinigung nicht in den A . t r a u m selber, gehören also für den Volksglauben nicht hierher (in der Schweiz holt die Hebamme die kleinen K i n d e r unterm „ Doggelistein" hervor) 247 ). — Dagegen wird der W e c h s e l b a l g (s. d.) gelegentlich (und ursprünglich?) 248) v o m A . gebracht 249). — Im Hühnerstall bewirkt der A. dementsprechend das „ D r u d e n e i " , ein ungewöhnlich kleines Ei, das nach dem Volksglauben von der T r u d kommt, die das größere dafür weggenommen hat; ein solches Ei wirft man (rücklings) über das Hausdach: wenn es platzt, zerspringt die Trud 25°).

2 97 der letzten Mahlzeit) schlafen zu gehn 251 ), oder, vom A. befallen, eine plötzliche Bewegung zu machen 252) oder sich auf die (rechte) Seite zu drehen 253) („dann sieht man den A. in seiner wahren Menschengestalt vorm Bett stehn") 254 ); die Mehrzahl ist magisch, zum mindesten ins Magische ausgebaut oder (wie das zuletzt angeführte) mit einer magischen Erklärung versehen. Wir unterscheiden Mittel der A.abwehr, der A.vertreibung und des A.fangs, ohne diese Einteilung durchaus innezuhalten, da das gleiche Mittel gelegentlich verschiedenen Zwekken dient. Den A. von Haus, Stall, Schlafkammer, Bett, Wiege oder vom Menschen selber f e r n z u h a l t e n , dient allgemein das magische Zeichen des Pentaoder Hexagramms (s. Drudenfuß), an Tür, Bett, Wiege usw. gemalt oder geschnitzt, evtl. durch die Buchstaben C + M + B verstärkt 25S), oder aus geweihtem Wachs gefertigt und auf dem Herzen getragen 256). Gleiche apotropäische Wirkung hat in Tirol das „leicht aus 5 schmalen, ineinander geschobenen Spänen von geweihtem Palmholz zu fertigende" „Schrattlgatterl" 257).

Man haut zur A.abwehr auch das Kreuzzeichen in den oberen Türsturz 2B8) oder schreibt die Namen Enoch und Elias mit Dreikönigskreide an die Kammertür, oder mit Rotstift auf einen Zettel (E + u. + E + ) , den man dem Kind aufs Herz legt 259), bringt geweihte Palmen 26°), Zweige von der Stechpalme (Schrattlbaum), mit Palmweiden zusammengeflochten 261), oder einen hölzernen Kochlöffel 2«2) außen an der Tür an, stellt

Alp

298

Besen (zwei gekreuzte) 2«3) umgekehrt hinter die Tür 264) oder in die Stubenecke 26S), legt einen Besen auch in die Wiege 269) und Stechpalmzweige in die Hühnersteige 2«7). — Andre durch ihre allgemeine magische K r a f t dauernd wirkende Abwehrmittel gegen den A. sind z. B. Weihwasser 2 « 8 ), Brot 2 «»), bes. Agathenbrot (s. d.) 27 °), Allermannsharnisch (s. d.) 271 ), die Mistel (Marentakken oder Alfranke) 272) und der Donnerstein (A.schoß) 273), ein Strohband unters Kopfkissen gelegt (vgl. den A.fang) 2M ), ferner das Horn von einem schwarzen Bock *7S) (der auch selber, im Stall gehalten, diesen vor dem A. [und vor den Hexen] schützt) 278), der Zahn von einem Wolf 277), ein Wolfs- oder Eselsfell als Zudecke 278), ein Pferdeschädel zu unterst in die Krippe gelegt 279) (von W . v. Unwerth als Rest eines alten Pferdeopfers gedeutet) 280). — Das Schlüsselloch oder andre Löcher, durch die der A. kommen könnte, sichert man, indem man sie (mit geweihtem Werg) M1 ) verstopft m ) oder einen Schlüssel mit Kreuzzeichen hineinsteckt ffls), etwas Heiliges, Bibel oder Gesangbuch, d a v o r l e g t o d e r ein Kleidungsstück davorhängt ^ ; man bohrt aber auch eigens ein Loch in die Türschwelle oder unten in die Tür, füllt es mit geweihtem Wachs und verpflöckt es 288) (s. verpflöcken), oder verstopft es mit Schweinsborsten v n ) (um Pferde vor dem A. zu schützen, legt man Haare von dem Pferde in ein zu diesem Zweck gebohrtes Loch und schlägt einen Pflock hinein) 2SS), oder man läßt das Loch zwar offen, stellt aber einen Kübel voll Wasser an die Tür, so daß der A. hineinfällt und ertrinkt 289). — Eine ähnliche Überraschung bereitet man dem A. in Stall und Stube durch Messer oder andre scharfe oder spitze Gegenstände aus Stahl, an denen er sich verletzen soll, oder die er scheut, weil Stahl alles Ungerade vertreibt (s. Stahl): man steckt dazu ein oder zwei Messer mit der Schneide nach außen in den Eckpfeiler des Stalls 29°), oder mit der Schneide nach oben, am besten kreuzweis, ins Kopfstück der Bettlade M 1 ) oder in die Wand über der Bettstatt 292)l in die

299 Tür m ) oder in die Türschwelle 2M), legt sie mit der Spitze gegen die Tür gerichtet vors B e t t w s ) , unters Bett 2 9 e ), unters Kopfkissen W ! ), oder (ein Messer, das vom Paten geschenkt sein muß) W8) in die Wiege 299). Ein solches „Truden"- 300), „Doggeli"- oder „Schrättelimesser" muß besonderer Art sein: ohne Feder und mit breitem Rücken 301), mit 3 Kreuzzeichen versehen 302). Man hängt zwei Degen kreuzweis in die Stube oder legt sie in die Wiege 303), legt einen Säbel aufs Bett s®4), eine Scheere ins Bettstroh 39s), Seitengewehr und Scheide kreuzweis aufs Bett 80i ), ein Beil mit der Schneide nach oben ins Bett (der Gebärenden) dm ) oder mit der Schneide nach der Wand unters Bett S 0 8 ); man hängt Sensen mit der Schneide nach oben im Stall auf 309), desgleichen in den Rauchfang 3 1 0 ) oder hängt dem Kind, bzw. Tier, einen Feuerstahl um den Hals 311 ). — Im Stall bringt man an der Decke überm Pferdestand Spiegel (s. d.) an 212), ebenso in der Schlafkammer: 3 solche „Trudenspiegel", vor denen geweihte Kerzen brennen müssen, erschrecken die Trude so, daß sie sofort verschwindet 3 1 S ). An die Wiege hängt man den „Drutenstein", einen kleinen, runden Stein mit einem Loch 314), oder einen Spinnwirtel, dessen Klappern das Doggi vertreibt 31s ), oder an dem es die Nacht über spinnen muß 318 ); oder man spaltet ein doppelt'angespitztes Holz zur Hälfte, klemmt ein Bündlein Reiste hinein und steckt's in die Wand: dann muß das Doggi daran spinnen 3 1 7 ); man macht eine Puppe aus Stroh und Lumpen und legt sie in die Wiege (um den A. zu täuschen) oder bringt sie über der Tür an: wenn der A. kommt, spielt er mit ihr 318 ). — A b e n d s ißt man angerauchte Speisen, bes. angerauchte Milch 319 ), nicht zu viel (von der Milch an Allerheiligen) 320) oder umgekehrt tüchtig (vom Festessen am Berchtentag) (ezzet vasle, daz iuch Berhte [Stempe] niht trete) 321 ), läßt das Abendessen auf dem Tische stehn („denn wenn über Nacht der A. oder die Mahr kommt und einen gedeckten Tisch findet, so drückt er die Menschen nicht im Bett und das Vieh nicht im Stall") 322) oder

Alp

300

stellt Öl auf den Tisch 323), beides wohl als Opfer an den A. gedacht. Man läßt einen Topf am Feuer sieden 324 ); man rückt den Stuhl, auf dem man zuletzt gesessen hat 32s). Vorm Schlafengehn kreuzt man Arme und Beine 3 2 S ); beim Entkleiden stellt man die Schuhe, bzw. Pantoffeln, verkehrt vors Bett (allgemein) 327), oder so, daß die Spitzen sich berühren 328 ); dann meint der A., der Mensch sei schon wieder aus dem Bett gestiegen 329), oder altertümlicher: dann kann der A. nicht in die Schuhe treten (und darum nicht ins Bett gelangen) 330); man hängt einen hölzernen Stiefel über das Bett 331) oder setzt einen Strauchbesen davor, auf den der A. sich niederläßt 332). — Die Kindbetterin zieht ein altes Hemd ihres Mannes an 333), oder man legt ihr des Mannes Hose aufs Kindbett 334) oder unter den Kopf 33s ); der Mann schmiert sich Kot auf die Brustwarzen 338), dem Kind legt man die schmutzigen Windeln auf die Brust 3 3 7 ) oder reibt seine Brüstchen mit Hühnermist und Tabakssaft 338) oder mit Steinöl ein 339). — Beim Schlafengehn M0) (oder vor Betzeitläuten) M 1 ) spricht man den M a h r t - oder T r u d e n s e g e n (s. A.drucksegen), der dem A. Aufgaben stellt, die er vor Tagesanbruch nicht lösen kann (s. Aufgabe), oder sagt: „Doggeli, wenn du chunst, so b ä t t " 342), steigt rücklings ins Bett 343), legt sich auf den Bauch ( ! ) 344) oder zum mindesten nicht auf den Rücken 345), oder schützt sich, indem man einen ungebleichten Garnfaden mit 3 Knoten 346), ein Kreuzchen aus Eichenholz, durch dessen 4 Enden und Mitte 5 spitze Stahlstifte (die fünf Wunden Christi bedeutend) geschlagen sind 347), eine Hechel 318) oder ein Messer 349), mit der Spitze, bzw. Schneide, nach oben sich auf die Brust legt (zwischen die gefalteten Hände nimmt) 35 °); oder man legt auch einen Holzklotz ins Bett, sich selber aber unter das Bett: der A., über die List erzürnt, kommt nicht wieder 3S1 ). i51 ) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 129 f.; vgl. R o c h h o 1 z Sagen 2, 55. " ' ) M e y e r

Baden 551.

Kühnau

SM)

Ebd.; M e y e r

Sagen 3, 128 1 ;

RenQsborg 98;

Grohmann

Alp

301 Abergl.

24 N r . 114.

lausitz

Nr. 78,

i.

"•) A l p e n b u r g Z f V k . 23, 119; B r o n n e r Sitt

Eysn

251 )

G a n d e r

2")

ZfrwVk.

Tirol 268. »') Ebd. 369;

Volkskundliches 114.

129. «") D e r s . Volkstüml.

u. K r o n f e l d

Westböhmen

305.

2M )

258)

M a n 2 Sar-

Aus

Schwaben

1, 305.

281 )

Volkst.

2")

Hillner

u.

Siebenbürgen 24.

Hovorka

sœ)

P f i s t e r Hessen 94 ; K ü h n a u

2 ")

1,

M a n z Sargans 112. 2 ' 5 ) D r e c h s -

2 ")

§

1,

Ho-

1, 402. 2«2) J o h n

105. "») B i r l i n g e r

l e r 2, 177.

3, 116. rusch

182.

H ö f 1er Waldkult 134; u. Art. 148; Andree*

gans 105. "») B i r l i n g e r

vorka

Nieder-

1905,

Kronfeld

I,

2S9)

402.

Sag««

H i l l n e r Siebenb. 24. 27°) K o h l Sagen 280 f. 271) W u t t k e 101

127.

272)

Vernaleken

Müllenhoff»

Niederlausitz

Nr.

Mythen

260.

78, 1.

2'«)

2 ')

271.

Gander

A 1p e n b u r g

Tirol 268. 2 ") M a n z Sargans 113;

Meyer

Baden

1, 1242.

371;

F i s c h e r

Schmäb.Wb.

" ' ) Z e d i e r s.v. Alp. 1, 1328. ««) Ebd. "') P r ä t o r j u s Weltbeschr. 1 , 162 f. £S0) WS. 2, 174. 281) A l p e n b u r g Tî>o/ 268.

2S2 )

Schell

Berg.

Sagen

441 N r . 39;

ZfVk. 3, 393. S83) W o l f Beitr. 3, 274. »•) S t r a c k e r j a n 1.472. 2 ") ZfdMyth. 1, 33. 288) M a n z Sargans 106. «") G r i m m Myth.

3, 466 Nr. 878;

289)

28S)

Urquell 2, 120.

SAVk. 10, 3. »») Ebd. 24, 65. 2«) Ebd. io, 3; 2i, 193. 2M) L ü t o l f Sage» 7; SAVk. 7, 140. 293) SAVk. 2, 272. 2M) B i r l i n g e r Volkst. 1, 3^5* 2h „Gesundheit", sieht 1 2 ): rvnöK. Man könnte demnach vgl. als Mittel gegen Nasenbluten die in A. eine Form von suchen und den Aufschrift: Boris, Borus 3 ). Anfang der Formel, die gegen Besessenheit und Irrsinn wirken soll, umschreiben r ') T h i e r s 1, 365. Jacoby, 12»

359

Amazapta—Ambrosius

Ki;n KniäB rnttX „Sprich, Irrgeist (vgl. wer behaft ist mit dem posen veint, so spreche ym ain priester dise wort in daz ore, so meldet er sich, wes man in fragt), du sollst dich fürchten (im folgenden ist wohl zu lesen: post h o c . . . ; Elypolis, d. i. wohl Heliopolis, dürfte vielleicht auf Jes. 19, l&. Jer. 43, 13 zurückweisen). ») ZdVfVk. 1 (1891), 139 (15. Jh.); H e i m Incantamenta 538 A. 2. *) Aufruf 8. 3) Ebd. 14. *) Ebd. 8. *) H o r s t Zauberbibliothek 2, 132. •} W e s s e l y x, 65 Z. 827; Dieterich Mithrasliturgie 218 f. ') W e s s e l y 1, 107 Z. 2516; R. W ü n s c h t Mi einem griech. Zauberpapyrus (1911), 10. *) W e s s e l y r, 89, Z. 1793. •) Ebd. 1, 49, Z. 204. l0) Das Buch Henoch ed. Flemming-Radermacher {1901), 24 nach Syncellus. l l ) Byzant. = Neugriech. Jahrbücher hrsg. von N. Bees 3 (1922), 277. ls ) S t r a c k - S i e g f r i e d Lehrbuch d. neuhebr. Sprache (1884), 50 § 64 b. Jacoby.

A m a z a p t a 3.

Ananisapta.

Amboß. An Samstagen vor Feierabend oder jeden A b e n d 2 ) fällt der Schmied einen 1 ) oder drei 2 ) gewaltige Schläge auf den leeren A. Innerhalb eines geschlossenen Gebietes vom nördlichen Abhang der Alpen bis zur Donau 3 ), darüber hinaus nur in Böhmen 4), ist der Brauch mit der Vorstellung vom gefesselten Luzifer verbunden, der seine Kette, die durch die Schläge wieder fest wird, durchzufeilen sucht. Sonst sind Brauch und Sage verbreitet bei den Slaven s ) und südlich des Kaukasus, wo der Brauch seit dem 5. Jh. n. Chr. bekannt ist, aber nur an bestimmten Festtagen geübt wird. Wahrscheinlich ist der Brauch älter als die Legende 6). Vergleicht man die Behandlung anderer Werkzeuge nach Abschluß der Arbeit, besonders die dänische Sitte, den Hammer auf den A. zu legen, damit die Kobolde kein Unheil damit anrichten, so scheint der ursprüngliche Sinn der Schläge Abwehr gegen böse Mächte zu sein. Dafür sprechen auch die verschiedenen Zeitpunkte: Ende des Tagewerkes, Ende der Woche, Anfang der Woche {Westschweiz), Festtage: Jakobitag {Bayern), Michaelstag (Böhmen) 7 ). Vgl. H a m m e r , K e t t e , S a m s tag, Schmied.

360

l) H e y l Tirol 766 Nr. 73. •) R o s e g g e r Steiermark 67. >) ZfdMyth. 4, 413 JSTr. 15 (Kärnten); Zingerle Sagen (1859), 290 Nr. 516; A l p e n b u r g Tirol 252 ; M a n n h a i d t Germ. Mythen 87 (Salzburg) ; P a n z e r Beitrag 2, 56 Nr. 69 = S e p p Sagen 607; v. d. L e y e n in Volkskunst u. Volkskunde (1907), 65 (Bayern); Q u i t z m a n n 100; R o c h h o 1 z Glaube 2, 58; S é b i 11 o t Métiers 16 (Westschweiz); B ä c h t o l d - S t ä u b l i in SchwVk. 14 (1924), 9 ff. Den Schmiedebrauch erzählt dem Hörensagen nach eine Sage: J a h n Pommern 298 Nr. 378; O l r i k Ragnarök 234 ff. ') G r o h m a n n 27 Nr. 133. *) S c h n e e w e i ß 116, Anm. 1. 8) Ein andrer außerdeutscher Zweig der Legende läßt Gott jährlich die Kette erneuern: O l r i k Ragnarök 241 ff. ') Ebd. 240. Weiser.

Ambra. Arab. ambar, griech. 5(ißap, lat. ambar, mhd. amber, amer, franz. ambré, ital. a m b r a 1 ) . Aus dem Amber stellte man früher eine wohlriechende Essenz her, auch schrieb man dieser Spezerei unbekannter Herkunft große Heilkräfte, besonders eine Haupt, Herz und Magen stärkende Wirkung zu 2 ). Lange Zeit war man im Ungewissen, ob diese auf dem Meere schwimmende, wohlriechende Masse vom Pflanzen- oder Tierreich stamme s ), bis sie als ein Erzeugnis des Pottfisçhes festgestellt wurde. Von dem grauen Amber unterschied man den hellgelben (amber citrius), den Zedier succinum nennt. Es ist der Agtstein, unser Bernstein 4). Grimm weist darauf hin, daß der Amber mit Unrecht mit dem Bernstein verglichen werde 5). Die zahnenden Kindern umgehängten A.perlen bestehen aus Veilchenwurzeln ®). l) S c h a d e s. v. •) Z e d i e r 1, 1691 ff.; vgl. S e l i g m a n n 2, 54. ') B e r g m a n n i 8 f . «) Z e d i e r a. a. O. u. 3,1394. « ) G r i m m DWb. 1, 277. •) M o s t Enzyklopädie 13. Olbrich.

Ambrosius, hl., Bischof von Mailand, einer der vier großen abendländischen Kirchenlehrer, gest. 397, Fest 7. Dez. 1 ). Vielfach als Bienenpatron aufgeführt, weil nach der Legende Bienen einst auf die Lippen des Kindes Honig niederlegten und in seinem Munde eine Weile ein- und ausflogen, um sich dann so hoch in die Lüfte zu erheben, daß keines Menschen Auge sie sehen konnte. Trotz dieser anmutigen Erzählung hat es A. bei

3Öi

Amecht—Ameise

Imkern nicht zur Volkstümlichkeit bringen können. Das Volk wandte sich für seine Bienen an beliebtere, weil viel bekanntere Tierpatrone, in Bayern an den hl. Leonhard, an dessen Verehrungsstätten sich Bienen aus Wachs und Eisenblech oder Bienenkörbe aus Eisenblech als Weihegaben finden. Dem hl. A. werden die Hymnen „Squalent arva soli pulvere multo" und „Obduxere polum nubila coeli" zugeschrieben, die in Zeiten der Dürre, bzw. anhaltenden Regens, zur Erflehung guter Witterung gebräuchlich waren 2 ). Der Todestag des Heiligen, der 4. April, heißt der Brosientag, an dem früher ein Schulbischof unter den Kindern ernannt und ein Kinderfest gefeiert wurde 3). ') K ü n s t l e Ikonographie der Heiligen 53 bis56; N i e d Heiligenverehrung59. '(Franz Benediktionen 2, 137 und 8. ') N i e d a. a. O. Wrede.

Amecht (auch Amicht) (das), ein Erntefeuer in Luxemburg, das nach der Erntezeit auf den Kirchweihsonntag fiel. Es wurden Feuer angezündet und dabei in einem Korbe eine Katze lebendig verbrannt. Das Wort stammt vom ahd. ambaht, mhd. ambet, nhd. Amt, und bezeichnete ursprünglich eine Art Waldund Feldgericht, auch Sittengericht. N. G r e d t Das Amecht, eine mythologische Studie. Progr. d. Athenaeums zu Luxemburg 1870—71, 45—63; Joh. E n g I i n g Die früher hierlands üblichen „Amichter". Publications de la Section historique de l'Institut 25 (1869/70), 299—302; Jos. K a l b e r s c h Gebrauch und Mißbrauch geistiger Getränke, oder Wein und Branntwein im Mittelalter und in unserer Zeit 2 (1854), 179—183; Dom. Const. M ü n c h e n s Versuch einer kurz gefaßten Statistisch-Bürgerlichen Geschichte des Herzogtums Lützelburg (geschr. 1814—1818), herausgeg. von Martin Blum.. Luxemburg 1898, 313—314; Jahn Opfergebräuche 231. 242 ff.; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 593 ff.; L a F o n t a i n e Luxemburg 83 ff. Bächtold-Stäubli.

Ameise Über die H e r k u n f t der A. gibt es verschiedene Legenden 2). Nach der hl. Hildegard entstehen sie aus der Feuchtigkeit, welche die Gewürze hervorbringen 3 ; die oberpfälzische Volkssage weiß, daß St. Petrus sie erschuf 4). In Basel, der Ostschweiz und Altbayern

362

sagt man den Kindern, aus den in den Honig gefallenen Ranftbrosamen entstünden A.n. Kannte schon die Antike eine Menge von V e r w a n d l u n g s s a g e n der A. 5 ), so weiß auch unser Volk von Riesen 6), die in A. verwandelt wurden, von Verstorbenen, die zu bestimmten Zeiten in A.ngestalt die Familienstätten aufsuchen 7), von Gottlosen, die in A. verzaubert wurden 8 ). Damit hängt die Ansicht zusammen, daß A. durch den Klang geweihter Glocken vertrieben werden 9). Wie die Antike 1 0 ) weiß auch unser Aberglaube viel von der m a n t i s c h e n Bedeutung der A. zu erzählen u ). Ein rascher Todesfall trifft ein, wenn plötzlich (schwarze) A.n im Haus erscheinen M ). Sie prophezeien auch das Wetter. Sind die A.n im Herbst oben im Bau, so wird der Winter mild, sonst ist Kälte zu erwarten l s ); tragen sie ihre Larven an die Oberfläche des Baues, gibt es schönes Wetter M ); fliegende A.n, die um den Lau* rentiustag herum erscheinen, bedeuten heftigen Sturm oder starke Gewitter 1 8 ). Will man wissen, ob ein Neugeborenes lang leben wird, legt man vor Sonnenaufgang ein Stück von der Nachgeburt in einen A.nhaufen; schleppen es die A.n bis Sonnenuntergang fort, ist ein langes Leben s i c h e r F i n d e t man am Johannismorgen unter einem Stück Rasen rote A.n, so bedeutet dies Glück 1 7 ). A.n im Geldkasten verheißen Geld 18), drum steckt man sie sogar hinein 19). A.n werden im Z a u b e r vielfach gebraucht. A.neier oder der Stein, den man in einem A.nhaufen findet, machen unsichtbar 20 ); in A.nhaufen gelegte Zaubermittel erlangen besondere K r a f t 2 1 ) ; so verleiht eine Flasche mit Wein, die man lange Zeit in einem A.nhaufen lagern läßt, riesenhafte Stärke 2 2 ); der Geruch von A.n stärkt das Gedächtnis 23 ); beim Liebeszauber legt man einen Zettel mit dem Namen der geliebten Person oder einen Frosch in einen A.nhaufen, und jener ist die Liebe angetan M ). Ähnliches gilt beim Schußzauber 25). In manchen A.nhaufen kann man ein Ei finden (Pechkugel); welches Vieh man damit be-

363

Ameisenei—Amen

streicht, das findet auf dem Markt sofort einen K ä u f e r 2 8 ) . Schwarze A.n gelten auch als Schatzwächter 2 7 ). A m meisten aber werden seit der Antike die A.n zu Heilzwecken gebraucht. A.n essen schützt vor Fieber 2 8 ) und hilft gegen den „ S a t t " A.n e i e r nützen bei schlechtem Gehör 3 1 ), K o p f grind 3 2 ), Wassersucht 3 3 ), Augenleiden 3 4 ), K o l i k 3 4 ) ; unter das B e t t des Kranken gestellt, vertreiben sie F i e b e r 3 5 ) . Der S a f t getöteter A.n ist gut bei Triefaugen 36 ), „verwachsenen" Ohren 37 ), englischer Krankheit w ), Schwindel 39) und „ R i t z i g k e i t " der Pferde 4 0 ). Das P e c h aus A.nhaufen ist nützlich gegen alte S c h ä d e n 4 1 ) . A m wirksamsten bei Gicht und allen rheumatischen Schmerzen ist der A.n g e i s t aus gebrühten lebenden A . n 4 2 ) . Eigentümlich ist schließlich noch das Verfahren, mit Hilfe eines Zwischenträgers Krankheiten in einen A.nhaufen zu vergraben und so auf diese Tiere zu übertragen (s. Ü b e r t r a g e n ) . l ) B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1, 108; C a r u s Zoologie 136; F r a z e r 3, 105. 1 2 , 1 6 1 ; D e r s. Totemism 4, 3 2 5 ; Gubernatis Tiere 3 7 1 ; H o p f Tierorakel 38. 208; Hovorka-Kronfeld 1, 1 8 ; L a i s t n e r Nebelsagen 229. 2 3 7 ; L i e b r e c h t Gervasius 73; L ü t o 1 f Sagen 359; M a r z e i l Pflanzennamen 2 1 1 ; P a u l y Wissowa 1, 2, 1820; Praetorius Delic. pruss. 187; S a r t o r i Westfalen 48; S c h e f t e l o w i t z Schiingenmotiv 3 7 ; S c h r ä d e r Reallex. 39; V o n b u n Beitr. 1 1 4 ; S 1 o e t Dieren 430 ff. *) R e u s c h Samland Nr. 36. ») H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 18. 4 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 307. 6) P a u l y W i s s o w a 1 , 2 , 1 8 2 1 . •) H a u p t Lausitz 1, 82; K ü h n a u Sagen 2, 5 1 1 f.; M e i c h e Sagen 586 Nr. 729; G r ä s s e Sachsen 529. ') Z d V f V k . 20, 127. 8) M e i c h e Sagenbuch 586 Nr. 729. •) H e y 1 Tirol 651 Nr. 120. 10) P a u l y - W i s s o w a 2, 1 8 2 1 . " ) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m i, 2 5 5 ; F r a n z i s c i Kärnten 48; G r i m m Mythol. 2, 9 5 1 . " ) H ö h n Tod 308; H o p f Tierorahel 2 1 1 ; M e s s i k o m m e r 1, 1 9 1 ; SAVk. 2 , 2 1 7 . la ) B a r t s c h Mecklenburg

2, 206. " ) S c h r a m e k Böhmerwald 250. " ) ZfdMyth. 3, 274; L y n k e r Sagen 1 3 3 . ) Urquell 3, 147. 17 ) D r e c h s l e r Schlesien 1, 144; 2, 2 1 9 ; H o p f Tierorakel 2 1 1 . ") J o h n Erzgebirge 240. 19) K ö h l e r Voigtland 646; W u t t k e § 149. 633. *) K l i n g n e r Luther 1 1 7 ; W e i n h o l d Neunzahl 19. " ) S t r a c k e r j a n 2, 176 Nr. 409;

16

364

B a r t s c h Mecklenburg 2, 320; W u t t k e § 149. , 2 ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 352; Drechsler Schlesien 2, 265; John Westböhmen 3 1 9 ; S t r a c k e r j a n Oldenburg 1, 1 1 4 ; W u t t k e § 149. 455; ZdVfVk. 8, 176. S A V k . 21 (1917), 59. M ) H o v o r k a Kronfeld 2, 1 7 5 ; ZrheinVk. 1, 61. 26 ) B a u m g a r t e n Aus der Heimat 2, 94. 26 ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 3 5 1 ; G r i m m Mythol 3, 441 Nr. 199; J o h n Erzgeb. 205; Leoprechting 9 1 ; M e y e r Abergl, 2 2 7 ; P f i s t e r Hessen 167; Wuttke § 149. 7 1 0 ; ZföVk. 4, 308; S A V k . 25, 155. a ) K n o o p Schatzsagen 22 Nr. 42; L a c h mann Überlingen 401; M e i c h e Sagenbuch 303 Nr. 393. " ) P a u l y - W i s s o w a 1,2, w 1821. ) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 152. " ) ZdVfVk. 8, 177. 31 ) J ä h l i n g 8 5 . 8 6 . 3 4 1 ; Z d V f V k . 8 , 1 7 0 . 32 ) J i i h l i n g 84. »») Ebd. 85. **) Ebd. 86. 36) L e o p r e c h t i n g Lechrain 9 1 ; M e y e r Baden 5 7 2 ; P a n z e r Beitr. 2, 207; W u t t k e § 149. 494; Z d V f V k . 8, 176. «) Z d V f V k . 8, 177. 37) Ebd. '») ZrheinVk. 1, 203. *•) B a r t s c h Mecklenburg 2, 425. 4 °) Z d V f V k . 8, 176. " ) J ü h l i n g 86; ZdVfVk. 8, 176. « ) H e 1 1 w i g Abergl. 134, 1 2 ; H ö h n Volksheilk. r, 128. 142; H o v o r k a - K r o n f e 1 d i , 18; 2, 237. 245. 284; J ü h 1 i n g 84. 85.87.88; L a m m e r t 157.226.269; M a n z Sargans 82; R o s e g g e r Steiermark 69; S t o 1 1 Zaubergl. 97; Z a h l e r Simmental69; S A V k . 2, 258; ZföVk. 9, 2 4 1 ; 13, 1 3 1 ; ZfrwVk; 198; 3, 186; 4, 293; Urquell 3, 69. Stemplinger.

Ameisenei s.

Weihrauchstein.

A m e n . Das hebräische Wort A . wird als Adverbium im Alten Testament im Sinne von „ J a , also geschehe e s " gebraucht und zwar immer zur Bekräftigung der Worte a n d e r e r , nicht der e i g e n e n Rede. So wurde es auch am Schluß eines Gebetes von der jüdischen und altchristlichen Gemeinde als Zustimmungsformel gesprochen. Später hat im christlichen Gottesdienst das A.sagen der P r i e s t e r übernommen 1 ). Aus dem jüdischen Gottesdienst also stammend hat A . als fremdsprachiges Wort auch die Bedeutung der vielen ävöliaxa £arj[ia und ßapßapa angenommen, die als Zauberworte eine Rolle spielen 2 ). Im Griechischen hat das Wort 'Aiiiqv die Psephos 99, d. h. der Wert der als Zahlzeichen dienenden griechischen Buchstaben von A. ergibt zusammengezählt 99. Daher wird A . in griechischen und koptischen Schriften gelegentlich durch die Zahl 99 ersetzt 3 ). — Bei Zauber-

365

Amethyst

Sprüchen und Gebeten, die als Zauberspruch dienen, wird zum Schluß öfters das A. gesprochen. Häufig aber findet sich auch das V e r b o t , bei dieser Gelegenheit A. zu sagen. Schlesien: In den Zwölfnächten werden schadenbringende Gegenstände geweiht im Namen des Dreieinigen, ohne A., ebenso heilbringende Gegenstände am Johannisabend 4). In gleicher Weise bei Beschwörungsformeln aus Ostpreußen s ), Böhmen 6), Preußen 7 ) und sonst 8 ). Angerburg: Kommt man mit dem Vieh zum erstenmal auf dem Felde an, so muß man niederknien und das Vaterunser ohne A. beten; diese Handlung schützt gegen den Wolf 9 ). Oder es wird vorgeschrieben, erst nach dreimaligem Sagen des Spruchs das A. zu sprechen 10), oder es wird dreimaliges A.sagen b e f o h l e n u ) . Zu einem Spruch gegen die Rose heißt es: Dreimal wird A. gesagt, bei jedem A. läßt man einen hörbaren Wind fahren, der ungefähr klingt wie „ W a t " " ) . So hat auch das A. als heiliges Wort übelabwehrende und zauberlösende Bedeutung. Eine Sage aus Oberschlesien erzählt vom Teufel, der durch einen mächtigen Felsblock eine Kirche zerschmettern wollte: Aber noch ehe er sein Vorhaben ausführen konnte, sagte auf das Krähen des Hahnes der Geistliche „ A m e n " in der Kirche und entkräftete dadurch den Satan, so daß er den Stein von sich werfen mußte 13 ). Unerklärt ist der Gichtspruch aus Neu-Ruppin M ): „ D i e A. und die Gicht, / Die gingen beide zu Gericht; / Die A. die gewann, / Die Gicht verschwand". In Varianten dieses Spruches heißt es auch: „ D e r Schlagfluß, die Vormundschaft und die Gicht" oder „Der Heidmann und die Gicht" oder „Jesus Christus und die Gicht". *) G l a u e in Ztschr. f. Kgesch. 44 (1925), 184 ff. und R G G 2 1, 293. «) D o r n s e i f f Alphabet 35 f.; D i e t e r i c h Kl. Sehr. 488. 3) D o r n s e i f f 112. 131; Phil. Wochenschr. 1926, 1427. 4) D r e c h s l e r 1, 18. 143. *) F r i s c h b i e r Hexenspr. 26. 128; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 128. ') H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 54; Grohm a n n 164. ') ZfVk. 7 (1897) 65. ') K u h n Westfalen 2,204 Nr. 580; 206 Nr. 587; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 2, 84; W e i n -

366

k o p f Naturgesch. auf dem Dorfe 1926, 36. 115. •) F r i s c h b i e r 151. l0) G r o h m a n n 129; F r i s c h b i e r 26. ") K u h n 2, 211 Nr. 599; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 406. ") B a r t s c h Mecklenburg 2, 418. ls ) K ü hn a u Sagen 2, 628 f.; s. auch K n u c h e 1 Umwandlung 86; L ö w i s of M e n a r Balten 46 f.; Mitteil. Anhalt. Gesch. 18; über arabische Amenformeln: G o l d z i h e r Riv. degli Studi Orientali 1, 207. ») ZfVk. 7 (1897), l 6 6 Pfister.

Amethyst. Griech. 4(ie8-öoT>){, nicht, wie meistens angenommen wird, 4-privativum und iis9-6ü) = trunken sein, sondern wahrscheinlich verderbt aus d|iiö-uoos weinfarben, wenn nicht entstanden aus arab. gamast. Demnach kann die dem Stein zugeschriebene Wirkung gegen Trunkenheit erst aus der irrtümlichen Ableitung von iie&öo) entstanden sein. Mhd. ametiste aus gr.-lat. amethysta, 1561 als A. zuerst verzeichnet 1 ). Aus dem Altertum übernahm das MA. den Aberglauben, daß der A. als Amulett gegen Gift, giftige Schlangen, vor allem aber gegen Trunkenheit schütze 2). Seine Wirkung gegen das Trunkenwerden erklärte man sich dadurch, daß er die Dünste nicht in den Kopf steigen lasse. Wer nicht trunken werden wollte, trug den A. im Fingerring oder legte ihn auf den Nabel oder nahm ihn in zerriebenem Zustande ein 3 ). Von den Tugenden des A. rühmt Konrad v. Megenberg: „macht den Menschen wächig (wacker) und vertreibt die bösen Gedanken, bringt gute Vernunft, macht ihn mild und sanft" *). Nach dem Buche „Adeliches Weydwerk" (1661) trugen Jäger und Weidmänner gern einen A. bei sich, weil sie glaubten, er bringe gut Glück zum Jagen und Streiten s ). Ähnliches berichtet John aus Westböhmen 8). Auch im Kriege wurde der A., im Ringe, getragen, als Schutzmittel geschätzt 7 ). Im Altertum wurde dem A. die K r a f t zugeschrieben, Regen- und Gewitterwolken zu vertreiben 8 ). Von all diesen fabelhaften Wirkungen des A. ist heute kaum noch etwas bekannt. Doch führt ihn Mörike in seinem „Stuttgarter Hutzelmännlein" noch an: „ E r (der Bauren - Schweiger, von „geschweigen, stillen") war gemacht aus

Amiant—Ammonit

einem großen A., des N a m e besagen will: W i d e r den T r u n k , weil er den schweren D u n s t des Weines geschwinde aus dem K o p f vertreibet, j a schon v o n A n b e g i n n dawider t u t , daß einen guten Zecher das Selige berühre; darum ihn auch weltliche und geistliche Herren sonst h ä u f i g pflegten am Finger zu t r a g e n " . Der A . gehört seit jeher zu den Monatssteinen und wird als solcher noch heute v o n den im Februar Geborenen gern als glückbringender Stein g e k a u f t 9 ) . ') S c h r ä d e r Reallexikon ' 1, 2 1 1 ; P a u 1 y • W i s s o w a 1, i 8 2 8 f . ; Kluge Etym, Wörterb., s. v.; vgl. Brückmann 136 und B e r g m a n n 19. ') R u s k a Aristoteles 86; P 1 i n. n. h. 37, § 124; V o 1 m a r 5, 219 f.; S c h a d e s. v. 1321 f.; M e y e r Aberglaube 57; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 106; F r a z e r 1 , 6 5 . ») J a c o b u s S c h o p p e r u s „Das biblische Edelgesteinbüchlein" (1614), 1 7 1 ; vgl. Z e d i e r s. v. 1,1728. 4) M e genberg B.d.N. 371 f., vgl. Schade a . a . O . und Z e d i e r a.a.O.; Lonicer 6 59. ) Alemannia 7 (1879), 82; G r a s s e Jägerbrevier 1, 106 Nr. 14 u. 121. •) J o h n Westböhmen 324. ') K r o n f e l d Krieg 41. 8) A n d r i a n Wetterzauberei 86; P l i n . a. a. O.; M e y e r Aberglauben 57; vgl. F r a z e r 9) 1 1 345 (Wetterzauber am Obernil). Hovorka-Kronfeld 2, 883; vgl. Monatsstein und T h . K ö r n e r „Die Monatssteine', Str. 2. Olbrich.

Amiant s. A s b e s t . Ammal s.

Ammer.

Muttermal.

Von

der

Goldammer

(Emberiza citrinella Amritze, Ammerling, A m r i n g , Emmerling, Galammer, Gelbauch, Gelartsche, Gelmöschen, Golditsche, Gelbgänschen, Leckschit) *) sagt man, sie zeige baldigen Schnee an, w e n n sie in Scharen zieht 2) oder sich auf d e m Misthaufen niederläßt 3 ). Wenn man eine G. in die Erde picken sieht, so wird eine große Hitze eintreten, wie sie in der Hölle herrscht. Die Felder werden verdorren, und deswegen t r ä g t die G. ihre N a h r u n g in die Erde, um dann, wenn alles v e r t r o c k n e t ist, N a h r u n g zu haben 4 ). Ihr R u f wird so ausgedeutet, daß sie im W i n t e r den Bauer u m U n t e r k u n f t oder N a h r u n g bitte, im Sommer ihn verachte, oder im W i n t e r zu ihm sage: „ H e r r V e t t e r , Herr V e t t e r " , im S o m m e r : „ e d e l

368

edel edel bin i c h " . Daneben gibt es auch andere S t i m m e n d e u t u n g e n B). In B ö h m e n g l a u b t man, daß die G. deshalb v o n den Landleuten verfolgt werde, weil sie a m 1. Mai drei Tropfen v o n des Teufels B l u t erhalte 6 ). G.n ziehen Gelbsucht a n ' ) . >) Österreichische Namen s. ZfVk. 12, 459; pommersche: BlpomVk. 5, 30; schlesische: MschlesVk. H. 19, 86. Weiteres ZfVk. 1, 285. ') Ebd.; B a r t s c h Meckl. 2,212. 3) S c h ö n w e r t h Oberpf. 2, 136. 4) Veckenstedt Ztschr. 3. 394- ') Z f V k . 23, 189; 10, 222; 12, 459; 13, 93; ZfdMyth. 3, 178; Urquell 5, 53; ZföVk. Suppl. 1, 43; R o c h h o l z Kinderl. 75; M ü l l e n h o f f Natur 48. «) G r o h m a n n Aberglaube 73 Nr. 518. ') MschlesVk. H. 19, 86. Hoffmann-Krayer.

A m m o n i t . Griech. d|inoviti){ = Ammonshorn; bei Zedier: Ammonshörnlein. Die bei Plinius bezeugte lateinische Ben e n n u n g A m m o n i s cornu bezieht sich auf die ebenso gewundenen Widderhörner des J u p i t e r A m m o n 1 ). A . e n sind Schalen ausgestorbener Kephalopoden. Ihre versteinerten Gehäuse sind scheibenförmig, in einer Ebene spiralig eingerollt, im Innern in Kammern geteilt. Diese seltsame Gestalt, zusammen mit den m a n n i g f a c h gewundenen Linien, in denen die S c h e i d e w ä n d e mit den K a m m e r w ä n d e n v e r w a c h s e n sind, erregten des Volkes Staunen und gaben Anlaß zu mancherlei Deutungen. Als deutsche Benennungen f ü h r t A b e l an Ziehorn, Scherhorn, Drachenstein 2 ). A u c h Gesner scheint den auf den Schweizerbergen oft gefundenen, gewundenen Stein für die Versteinerung einer Schlange zu halten 3). In B a y e r n nennt man den A . Sonnenstein, in S c h w a b e n Sonnenstein, Sonne, Mond. Man glaubte, auf dem A . ein rundes, strahlendes Gesicht zu erblicken und meinte, die Sonne habe ihr Bild darauf eingebrannt oder ein Riese habe seinen K o p f (gemeint ist wohl Gesicht) darauf gestoßen 4 ). Veranlassung zu diesem schnurrigen Glauben gab außer der Scheibengestalt wohl die A u f f i n d u n g von A.en, die ihre prächtige Perlmutterfarbe noch h a t t e n (Mond) oder, v o n Schwefelkies durchzogen, goldartig glänzten (Sonne). Darauf bezieht sich auch das

369

Amniomantie—Amor

„goldgelbe A u g e " (der Steinkern), das in Schwaben zu der Benennung „Goldmucken" führte, und das als „goldfarbiger Edelstein" beschriebene cornu Ammonis des Plinius 5 ). Wahrscheinlich wegen seiner gewundenen Linien glaubt man in der Oberpfalz, der A. sei die Spur, die der Teufel oder die Hexen beim Tanzen zurücklassen 6 ). In Schwaben verführte der goldige Glanz des A.en zu dem Glauben, diese Versteinerungen enthielten Gold, weshalb man sie oft zerschlägt 7 ). Die in Baden hier und da eingemauerten A.en sollen vermutlich ebenso wie Belemnit, Donnerkeil und Echenit die Gebäude vor Blitzschlag schützen 8 ). Wie diese legte man auch den A. in den Melkeimer der K ü h e zum Schutze gegen Hexen 9 ). In der Volksheilkunde galt der A. als gutes Mittel gegen Rheumatismus 10 ). ») K l u g e Etym. Wörterb., s . v . «) A b e l Fossilien 1 1 5 (der auch erwähnt, daß die Wolgarussen den Ammonit „Goldrad" nennen); G e s n e r d. f. I. 47 u. 159 (Beschreibung nach Plin. und Agricola); Z e d i e r 6, 1385 (Drachenstein); G r i m m DWb. 2, 1325 (Drachenstein). *) G e s n e r d. f. I. 167. — In Irland hält man die Ammoniten für Schlangen, die der hl. Patrik in Stein verwandelte; Engländer holen sie aus Irland, um sie als Schutz ihrer Gärten gegen giltige Würmer zu benutzen ( T y l o r Cultur 1,366). 4) S e p p Sagen 104; M e i e r Schwaben 1, 254 Nr. 283; vgl. S i m r o c k Myth. 552. ') M e i e 1 a. a. O.; B r ü c k m a n n 370; P l i n . A.n. 37 § 1 6 7 . •) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 44. ') M e i e r a . a . O . 254; S e p p a . a . O . *) M e y e r Baden 361. •) A b e l a. a. O. 10) L a n m e r t 269 u. 399; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 283. Olbrich.

Amniomantie. Weissagung durch die innere Embryonalhülle (ä|wov). Der Name ist nicht antik, sondern eine der zahlreichen gelehrten Neubildungen der Divinationsliteratur des 16. und 17. J h s . E r taucht anscheinend zuerst bei Delrio x ) auf und wird in der Folgezeit mehrfach erwähnt 2 ). Daß man schon im Altertum der bisweilen dem neugeborenen Kinde noch anhaftenden Hülle besondere Bedeutung beimaß, zeigt eine Notiz über den Sohn des Kaisers Macrinus ( 2 1 7 — 2 1 8 n. Chr.), Antoninus, dem hei der Geburt das Amnion in Gestalt einer Stirnbinde an-

370

haftete, weswegen er Diadematus, später Diadumenos benannt wurde 3 ). Offenbar sah man darin ein günstiges Omen f ü r die Nachfolge in der Regierung (das Diadem entspricht im Altertum der Krone). Der römische Historiker fügt hinzu, daß die Hebammen solche Hüllen verkauften, da sie vor Gericht Glück brächten. Möglicherweise wurde, wie im deutschen Aberglauben, das Geborenwerden mit solcher Haube allgemein als glückliches Vorzeichen gedeutet; doch weissagten die Frauen im MA. auch aus der Farbe des Amnions die Zukunft des Kindes, wobei rötliche Färbung als Glück, schwärzliche als Unglück vorbedeutend ausgelegt wurde; zur Abwehr des Unheils mischte man Stückchen der Haut in den Trank des Kindes 4 ). Ob sich hinter den „detestand a " , die mit dem Amnion nach Angabe des Zisterziensers Rudolfus (1250) getrieben wurden 4 ), auch Divinationsgebräuche verbergen, ist ungewiß. Für den deutschen Aberglauben s. G l ü c k s h a u b e . >) Disqu. Mag. 2 (1603), 177. *) B u 1 e n g e r u s Opusc. (1621) 220; Fabricius Bibliogr. antiqu.» (1760) 593. ') A e 1 i u s L a m p r i d i u s Scriplores Hist. Aug. 4, 1, 197 ed. Peter; vgl. B u l e n g e r u s a. a. O ; Roscher Omphalos 16. ') L e m n i u s De occultis naturae miraculis (1573) 178 (die hier zitierte Stelle des J o v i u s findet sich Opera 2 (Basel 1578), 298 im Leben des Fernando d'Avalos von Pescara); D e l r i o a.a.O.; B u l e n g e r u s a . a . O . ; Z e d i e r UniversalLex. 1, 1761. *) K l a p p e r in MschlesVk. 17, 30; vgl. a. G. Fr. P i c o d e l l a M i r a n d o l a De rerum praenotione (1507) V I I 7. — Allg.: P l o ß Das Kind» 1, 5 4 f f . Boehm.

A m o r , hl., angeblich ein Schüler Pirmins und Stifter des Klosters Amorbach am Main, Patron der Kirche zu Amorsbrunn, Fest 17. A u g u s t 1 ) . Aus dem Brunnen der dem Heiligen geweihten Kapelle bei Amorbach pflegten (und pflegen?) unfruchtbare Frauen zu trinken, um Kindersegen zu erlangen 2 ). Elisabeth, Gemahlin Karls VI., und deren Tochter Maria Theresia sollen sich des Wassers mit Erfolg bedient haben; letztere habe sich Amorwasser nach Wien kommen lassen 3 ). Offenbar geht dieser Brauch auf eine naive Exegese des Namens Amor zurück.

37i

Ampfer—Amsel

l) K ü n s t l e Ikonographie 56; Potth a s t Wegweiser 2, 1161. •) L a m m e r t 25; nach diesem M e y e r Aber gl. 98 und H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 361. *) L a m m e r t 25 Anm. 1. Wrede.

Ampfer (Rumex-Arten). 1. B o t a n i s c h e s . Gattung der Knöterichgewächse (Polygonazeen) mit grünen, unscheinbaren, in traubigen oder rispigen Ständen angeordneten Blüten. Am bekanntesten ist der überall auf Wiesen wachsende S a u e r - A . (R. acetosa), dessen Blätter, eine alte Sammelnahrung, häufig von den Kindern gegessen werden 1 ). Auch einige großblättrige A.arten wie der Grind(R. obtusifolius), der Kraus- (R. crispus) und der Knäuel-A. (R. conglomeratus) 2) spielen im Volksaberglauben eine Rolle. x) M a r z e l l Pflanzenwelt Kräuterb. 355 f.

54 f. ') D e r s.

2. V o l k s m e d i z i n i s c h e s . Vielerorts, z. B. im Bergischen 8), in Oberbayern 4), in der Schweiz 5), glaubt man, daß der Genuß des Sauer-A.s, besonders mit Blüten und Früchten, Läuse verursache 8 ). Vielleicht hängt dies damit zusammen, daß in Hungerzeiten, wo wegen der schlechten Ernährung Parasiten häufig auftraten, Sauer-A. gegessen wurde 7 ), oder man verglich die zahlreichen kleinen Früchte des A.s mit Läusen (Signaturlehre). Die Samen des Sauer-A.s, als Amulett getragen, sollen, besonders wenn sie von einem unschuldigen Knaben oder einer Jungfrau gepflückt wurden, gegen nächtlichen Samenfluß (Pollutionen) dienlich sein 8 ). Hier dürfte es sich kaum um einen „germanischen" Aberglauben handeln, sondern eher um eine alte medizinische Schulmeinung. Vielleicht bestehen hier Beziehungen zu dem früher in Klostergärten gezogenen „Mönchsrhabarber", einer A.art (Rumex Patientia). Gegen die „Maden des Viehs" wird das kranke Tier mit zusammengefalteten Sauer-A.blättern unter Hersagen einer Besegnung bestrichen 9 ). Räucherungen mit den abgestreiften Samen des Kraus-A.s gelten als heilsam gegen das „hilge W a r k " (Rotlauf) l0 ). Im bayrischen Schwaben gibt man die Samen des Kraus-A.s in die „Weihsange"

372

(Kräuterwisch an Mariä Himmelfahrt, 15. August) und läßt sie mitweihen. Die Samen werden dann gegen Durchfall des Viehes teils in Gestalt einer Räucherung verwendet, teils werden sie unter das Futter gestreut u ) . Der beim Schneiden des Getreides gefundene A. wird in die Garbe zum Schutz des Rindviehs vor Krankheit gebunden 12 ). s) L e i t h a e u s e r Berg. Pflanzennamen 0. *) Orig.-Mitt. von Stock 1907. 5) SAVk. 8, 153; W a r t m a n n St. Gallen 67; U l r i c h Volksbotanih 38; H o c h h o l z Kinderlied 317. *) Ebenso in den Vereinigten Staaten von Amerika: B e r g e n Animal and Plant Lore 120. ') Vgl. H ö f l e r Botanik 27; B r o c k m a n n J e r o s c h Surampfele und Surchrut 1921, 6. 8) S t a r i c i u s Heldenschatz 1689, 30; M o s t Sympathie 160; L a m m e r t 154; H ö h n Volksheilkunde 1, 118; vgl. auch H ö f 1 e r Botanik 28. •) Osthavelland: ZfVk. 8, 309. n) S c h a m b a c h Wb. 79. " ) N e i d h a r t Schwaben 48. ") Kt. Zürich: Schweizld. 1, 240.

3. Wenn die Jäterin oder Schnitterin bei ihrer Arbeit auf einen A. stößt, dann wird dessen Wurzel ausgegraben. Wohin die Wurzel zeigt (die Pfahlwurzeln des A.s sind nicht selten etwas gebogen), aus dieser Richtung kommt der Zukünftige 1 3 ). 13) Oberbayern: M a r z e 11 Bayr. Volksbot. 64; Aargau: Schweizld. 4, 1091; vgl. auch B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1862, 134; G r i m m Myth. 3, 372. Marzell.

Amputation s.

Glied.

Amsel (Turdus merula). I. B i o 1 o g i s c h e r A b e r g l a u b e . Konr. v. Megenberg berichtet von einer w e i ß e n A. im Besitze des Dompropstes von Regensburg, deren weiße Farbe w damit zu erklären sucht, „daz der selb vogel von ainem kalten sämen komen was und daz sein vater ain kalt dinch gezzen het, oder in der pruot ist ain kaltes dinch zuo dem ai gevallen, wan (denn) in dem nest wären zwuo swarz A.n und zwuo weiz und ain swarzen, diu het ainen weizen zagel" (Schwanz) *). l

) Buch d. Natur

ed. Pfeiffer 206.

2. M a g i s c h e Kräfte wohnen der A. inne: In ein Haus, wo sie weilt, schlägt der B l i t z nicht ein 2 ). Streut man ihr im Winter Futter, so bringt sie G l ü c k und verhindert F i e b e r 8 ) . Wird eine F e d e r aus dem rechten

373

Amtmann—Amulett

Flügel an einem roten Faden aufgehängt, so können die Hausbewohner k e i n e n Schlaf finden (Tirol) 4 ). Ein A.h e r z , unter das Kopfkissen gelegt, bewirkt, daß der Schlafende auf Fragen a n t w o r t e n muß 6 ). 2)

Montanus Volksfeste 177. ') E b d . 178. «) A l p e n b u r g Tirol 378 = Z f V k . 8, 169 = Propyläen (München) 9 (1912), 571 (n. „ M i z a 1 d Arcana 2, 74 [1592]"). ') E b d . 572.

3. V o l k s m e d i z i n 6 ) . A. f l e i s c h wird gegen Bauchweh, rote Ruhr, „hinder sich starrenden Hals" (steifen Nacken?), Hüftweh 7) und Melancholie 8) verwendet, A.k o t im MA. gegen Hautkrankheiten 9 ). „Bindet man die Beine eines Menschen mit einem A.kopf zusammen, so wird der Mensch kühn und fürchtet den Tod nicht; legt man sie [!] unter den linken Arm, so kommt man hin, wohin man will und sonder Gefahr wieder heim. Gibt man sie [!] einem Hunde mit einem Wieselherzen zusammen zu fressen, so gibt er fortan keinen Laut mehr von sich, sollte man ihn sogar töten" 10). ') Verschiedenes aus dem Altertum: Journal f. Ornithologie 73 (1925), 61 (stuhlanhaltend; gegen Kolik). 62 (gegen Ischias). ') G e s n e r Vogelbuch X V I I I a. ') Propyläen 9, 572 (n. „ M i z a l d Centur. II, 14")*) V i n c e n t i u s B e 11 o v. Speculum naturale X V I , 107. w) G r a s s e Jägerhörnlein 132 (ohne Quellenjind Ortsangabe; in ihrer Unklarheit höchst zweifelhaft).

4 O r a k e l . Einen harten W i n t e r kündigt sie an, wenn sie hoch baut u ) , baldigen S c h n e e , wenn sie 3 Tage hintereinander an derselben Stelle erscheint 12 ), R e g e n , wenn sie anhaltend singt 1 3 ). Singt eine A. vor März, so wird das K o r n t e u e r 1 4 ) . Ihr Angang bedeutet U n g l ü c k 1 5 ) ; singt sie auf dem Hauszaun: T o d eines Hausbewohners l s ). " ) B l p o m V k . 9 , 1 7 4 ; vgl. S é b i l l o t FolkLore 3, 202. " ) M ü l l e r Isergebirge 16. " ) F o g e 1 Pennsylv. 227; vgl. S w a i n s o n Folk-Lore of British Birds 7; Sébillot F.-L. 3, 202. " ) M o n t a n u s Vfeste 177. ") G r i m m Myth. 3, 323 (n. „ W i r s u n g Cai. J 2 b " ) ; in Frankreich Glück: S é b i l l o t F.-L. 3, 191. ») W u t t k e § 281 ( „ S ü d - D e u t s c h l a n d " ) = R o c h h o l z Glaube 1. 153.

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5. G e s p e n s t i s c h e T ö n e werden in Schlesien als Amselgesang bezeichnet (Aberglaube?) 17). " ) K ü h n a u Sagen 1, 454; Drechsl e r Schlesien 2, 228. Hoffmann-Krayer.

Amtmann. Schwer und hart mag oft die Hand des zehent- und robotfordernden A.s den armen Bauer gedrückt haben, und nicht ohne Schärfe wird seiner in Sage und Sprichwort gedacht. „Amtmänner kommen schwer in den Himmel", lautet ein altes Sprichwort, und eine oberösterr. Sage berichtet, daß die Teufel einander vom Tode eines A.s Botschaft sagen 1 ). Nach anderen Überlieferungen finden schlechte und meineidige Amtmänner keine Ruhe im Grabe, sondern sind zum Umgehen 2 ) als Irrwisch 3 ), wilder Jäger 4) verdammt. Ein ungerechter A. wird um Mitternacht in einer Kutsche von Gespenstern über die Heide gehetzt 5 ). ') B a u m g a r t e n Aus der Heimat i, 105. *) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 208 Nr. 201; Rochholz Sagen 2, 97 Nr. 329 u. 121 Nr. 348. ') L y n k e r Sagen1 114 Nr. 175. *) K ö h l e r Voigtland 511 Nr. 101. e) M o n tanus Vorzeit 2, 5x2 Anm. Schömer.

Amulett. I. E t y m o l o g i e und S p r a c h g e b r a u c h . Das Wort A. kommt vom lateinischen amuletum, das uns zuerst durch Varro, dann durch Plinius bezeugt ist, im übrigen aber in der römischen Literatur nicht allzu oft begegnet. Die alte E r k l ä r u n g w o n a c h das Wort vom arabischen hamalel kommt, ist abzulehnen, zumal hamalet nicht Anhängsel, sondern Obliegenheit bedeutet Auch der vielfach angenommene Zusammenhang von amuletum mit ämöHri ist ganz unsicher. R. W ü n s c h 3 ) stellt es mit ä(u>Xov, Stärkemehl, zusammen. Zu untersuchen wäre, ob es zu |i gehört, dem Namen des aus der Odyssee bekannten schützenden Zauberkrautes, über dessen Etymologie G ü n t e r t 4 ) gehandelt hat, freilich ohne Berücksichtigung von amuletum. Von andern antiken Namen, die bei K r o p a t s c h e k 6 ) aufgezählt sind, begegnen in lateinischen Schriften des MA.s ligamentum, ligatura, phylacterium, während amuletum so gut wie nicht hier vorkommt. Im Althochdeutschen hieß

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Amulett

das A. zoubar (Zauber), im Altnordischen entsprechend iaufr; in althochdeutschen Glossen wird phylacterium mit pleh, plehhir übersetzt, weil die A. vielfach aus Blech bestanden. Ein späterer deutscher Name ist Angehenke (s. d.) s ). Im 16. und 17. Jh. werden diejenigen, die A. oder Schutzbriefe im Krieg bei sich trugen, Pessulanten oder Charakteristiker genannt 7 ). Heutzutage gebraucht man etwa in Schwaben 8 ) die Wörter Bändele und Bändelestnacher, im Badischen 9 ) Mamlette und Ammenetli, in der Schweiz 1 0 ) Bündelt, in der Oberpfalz 1 1 ) Büscherl, in der Landshuter Gegend 12 ) Amadedl. Das W o r t A . selbst tritt in der deutschen Sprache erst zu Anfang des 18. Jhs. vereinzelt auf, im Französischen Ende des 16. Jhs. ') Von v. H a m m e r 1814 aufgestellt, übernommen u. a. von S e l i g m a n n Blich 2, 3; Seyiarth Sachsen 250. *) G i l d e m e i s t e r ZDMG. 38, 140 f. ') Glotta 2, 219 ff. *) Göttersprache 93 f. ') De amuletorum apud antiquos usu. Diss. 1907, 9. *) G r i m m Myth. 2, 982; 3, 466 Nr. 869 f. ') F o x Saarl. Volksh. 1927, 464 f. 8) H ö h n Volksheilkunde I, 143. e) M e y e r Baden 38. 10) SAVk. 21 (1917), 47; Schweizld. 4, 1364 f. n ) W u t t k e 182 § 247. ls ) P o 11 i n g e r Landshut 274.

2. B e g r i f f s b e s t i m m u n g u n d Z w e c k . A . ist ein kleinerer, krafterfüllter (orendistischer) Gegenstand, dessen K r a f t sich dort wirksam zeigt, wo er angehängt oder befestigt w i r d l s ) . V o m Talisman (s. d.) unterscheidet sich das A . höchstens dadurch, daß das Wort Talisman gelegentlich auch auf größere Gegenstände wie Bildsäulen angewandt wird. Zum Wesen des A. aber gehört seine leichte Tragbarkeit und Anhängbarkeit. Das A. kann einem vierfachen Zweck dienen, denselben 4 Z w e c k e n 1 4 ) , deren Erreichung allgemein im Gebiet der Religion wie in dem der Zauberei durch K u l t - bzw. Zauberhandlungen hervorgerufen werden kann. Das A . kann also I. a p o t r o p ä i s c h wirken, d . h . es kann böse Geister, Einflüsse usw. abwehren (s. d.). Es kann 2. Z w a n g s h a n d l u n g e n ausüben, insbesondere zu Ana,logiezauber (s. d.) gebraucht werden. Ferner kann es 3. die K r a f t des Trägers

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stärken, d. h. die K r a f t des A. wird der K r a f t des Trägers zugefügt, beide werden vereinigt ( s a k r a m e n t a l e Wirkung). Und 4. kann durch das A . die K r a f t göttlicher Wesen gestärkt, diese erfreut werden ( e u e r g e t i s c h e Wirkung). ls ) P a u l y - W i s s o w a 1 1 , 2 1 5 6 ! 2169; Suppl. 4, 337 f.; Die Völkerkunde 1926, 42 f. ") P a u l y - W i s s o w a Ii, 2108. 2151. 2164; Suppl. 4, 331; BIBayVk. 10 (1925) 65 f.

3. U r s p r u n g d e s A. g l a u b e n s. Der Ursprung der Kleidung, den man gelegentlich entweder in einem physischen (Schutz gegen Witterung) oder in einem psychologisch-moralischen (Schamgefühl) oder in einem ästhetisch-sexuellen Grund (Wirkung auf das andere Geschlecht) suchte, ist wahrscheinlich, der des Schmuckes (s. d.) sicher in einem mystisch-magischen Grund zu sehen. Man schmückte sich mit Teilen der Jagdbeute (Felle, Krallen, Zähne, Federn) oder erschlagener Menschen (Skalp, Stück des trepanierten Schädels), um sich die K r a f t und Eigenschaften dieser Menschen und Tiere anzueignen. Man hängte sich Teile von Pflanzen (Blätterschmuck, Kränze) und bunte, glänzende Steine usw. an, um die darin vermuteten K r ä f t e sich zuzufügen. Man bemalte und tätowierte (s. d.) seinen Körper, um seine eigene K r a f t zu stärken. Das sind alles zugleich primitive Formen des A., die aber auch bei Kulturvölkern vorkommen; der primitive Schmuck wirkt also als A . Einem Forschungsreisenden 15 ) wurde ein Halsschmuck geschenkt, der aus dem Schwanzhaar eines Elefanten bestand, an dem die Kralle eines Leoparden und eines Adlers, der Zahn eines Seefisches und eines Krokodils hing (zugleich Beispiel eines Komposit-A.; s. u. § 5.). Haar und Krallen sollten auf der Jagd schützen, im Wald und Gras scharfsichtig und behende machen; die Zähne sollten vor den Gefahren des Wassers behüten. Oder: Herakles wickelte nach griechischer S a g e l e ) den kleinen Aias in das Fell des unverwundbaren Löwen von Nemea, wodurch sich die Unverwundbarkeit auf den Kleinen übertrug. So ist die ursprüngliche Bedeutung des Schmucks und des

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A . die Z u f ü g u n g v o n K r a f t auf den T r ä g e r , also die s a k r a m e n t a l e B e d e u t u n g . V o n diesem orendistischen G l a u b e n aus, der sich i m G e b r a u c h des A . bereits in der S t e i n z e i t n a c h w e i s e n l ä ß t , k o n n t e n sich die ü b r i g e n F o r m e n des A . Gebrauchs entwickeln. 16 )

P e s c h u e l - L o e s c h e

pedition 3, 2, 352.

le)

Loango-Ex-

Berl. phil. Wochenschr.

1912, 1028 ff.; P a u l y - W i s s o w a

11, 2158.

4. V e r b r e i t u n g und Ges c h i c h t e ; V e r g l e i c h e n d e s M a t e r i a l . Der Gebrauch von A.n ist eine der einfachsten F o r m e n i m B e reich der orendistischen V o r s t e l l u n g e n u n d d a h e r überall bei N a t u r - und K u l t u r v ö l k e r n v e r b r e i t e t und v o n den prähistorischen Z e i t e n bis zur G e g e n w a r t z u v e r f o l g e n . A u f das W e s e n t l i c h e gesehen, g i b t es in d e m V e r g l e i c h s m a t e r i a l , das andere V ö l k e r bieten, nichts, w a s n i c h t a u c h im deutschen V o l k s g l a u b e n v o r k ä m e . Einzelheiten u n t e n . Es sei v o r e r s t allgemein hingewiesen auf verschiedene p r i m i t i v e V ö l k e r 17 ), ferner auf die Inder 18 ), A s s y r e r und B a b y l o n i e r 19 ), Ägypter Israeliten 2 1 ), Griechen u n d 22 R ö m e r ), Zigeuner 23 ), Chinesen 24 ), Japaner 25 ), ferner auf die Italiener 24 ) und auf die Prähistorie *"). So h a t also das sich v e r b r e i t e n d e C h r i s t e n t u m überall den G e b r a u c h v o n A . v o r g e f u n d e n , und es h a t seinerseits a u c h hier christlichen E r s a t z zu bieten gesücht, w a s u m so leichter geschehen k o n n t e , als a u c h dem N . T . orendistische V o r s t e l l u n g e n n i c h t f r e m d w a r e n M ). Insbesondere die Reliquien (s. d.) i m w e i t e s t e n Sinn, sowie die Heiligenbilder (s. d.), S k a p u l i e r e (s. d.) und sons t i g e g e w e i h t e G e g e n s t ä n d e w u r d e n schon f r ü h im Sinne v o n A . v e r w e n d e t ; dabei ist z u b e a c h t e n , d a ß der christliche Reliq u i e n k u l t v o n A n f a n g a n im allgemeinen sehr viel m e h r orendistisch w a r als der antike. Der Gebrauch von Reliquienp a r t i k e l n als A . ist nicht a n t i k , sondern g e h t auf orientalischen E i n f l u ß z u r ü c k M ) . A u c h geschriebene A . m i t Stellen aus d e m A . und N . T . w a r e n bei den Christen i m G e b r a u c h * ) ; s . a . B i b e l a m u l e t t . Die k a tholische K i r c h e h a t dabei v o n j e h e r den U n t e r s c h i e d zwischen eigentlichen A., die

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v o m christlichen S t a n d p u n k t a u s nicht erl a u b t w a r e n , und den k i r c h l i c h gebilligten H e i l t ü m e r n g e m a c h t , erstere als Z a u b e r mittel und A b e r g l a u b e v e r b o t e n , den Geb r a u c h letzterer als religiös e m p f o h l e n . Dieser K a m p f gegen die magischen A . zieht sich d u r c h alle J a h r h u n d e r t e h i n 3 1 ) . E s ist derselbe K a m p f , in w e l c h e m z. B . die Christen der ersten J a h r h u n d e r t e die heidnischen W u n d e r t a t e n im G e g e n s a t z zu den T a t e n Christi als Z a u b e r e i bezeichneten, w ä h r e n d die H e i d e n u m g e k e h r t Christus und die A p o s t e l als Z a u b e r e r hins t e l l t e n 8 2 ) . J e n e r U n t e r s c h i e d wird demg e m ä ß a u c h v o n der k a t h o l i s c h e n Relig i o n s w i s s e n s c h a f t v e r t r e t e n 33 ), w ä h r e n d der V o l k s g l a u b e der k a t h o l i s c h e n B e v ö l k e r u n g eine solche U n t e r s c h e i d u n g im p r a k t i s c h e n G e b r a u c h k a u m , sondern nur in der T h e o r i e 3 4 ) m a c h t . A b e r selbst h o h e k a t h o l i s c h e Geistliche w i e der 1749 vers t o r b e n e Fürstbischof A n s e l m F r a n z v o n W ü r z b u r g t r u g e n gelegentlich m a g i s c h e A . 3 5 ) . D e r P r o t e s t a n t i s m u s k e n n t keine A . - ä h n l i c h e n heiligen G e g e n s t ä n d e ; doch f i n d e n sich A . s e l b s t v e r s t ä n d l i c h a u c h bei der p r o t e s t a n t i s c h e n B e v ö l k e r u n g , sogar o f t A . , die v o n k a t h o l i s c h e n Priestern oder Mönchen g e w e i h t sind 3 i ). — W i e in den L ä n d e r n des Mittelmeergebiets, so h a t t e das C h r i s t e n t u m a u c h in D e u t s c h l a n d gegen den n i c h t k i r c h l i c h e n G e b r a u c h der A . zu k ä m p f e n , d a a u c h den G e r m a n e n der G e b r a u c h e t w a v o n Runenzeichen u n d B i l d e r n als A . nicht unbek a n n t w a r 37 ). D a z u k a m im a b e n d l ä n d i schen M A . a u c h der E i n f l u ß der a n t i k e n K u l t u r u n d ihrer A u s l ä u f e r , der d e n G l a u b e n a n A . f ö r d e r t e u n d in zahlreichen S c h r i f t e n einen N i e d e r s c h l a g f a n d . D i e V o r s c h r i f t e n f ü r V e r w e n d u n g und H e r s t e l l u n g v o n A . w u r d e n zu einer P s e u d o - W i s s e n s c h a f t , wie sie uns e t w a bei A r n o l d v o n V i l l a n o v a 8 8 ) im 13. J h . und s p ä t e r bei A g r i p p a v o n N e t t e s h e i m " ) e n t g e g e n t r i t t . Dieser o k k u l t e n L i t e r a t u r des M A s . l ä ß t sich e t w a die m o d e r n e Schrift v o n Laarss zur Seite stellen. Insbesondere i m 16. u n d 17. J h . ist d a n n eine b e d e u t e n d e Z u n a h m e des A . g l a u b e n s f e s t z u s t e l l e n 4 1 ). A . w u r d e n f a b r i k m ä ß i g hergestellt, so e t w a v o n L e o n h a r d T h u m -

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eysser 4 2 ) aus Basel im 16. Jh., so wie auch heute noch viele „Braucher" und Wunderdoktoren A. anfertigen**) und besonders auch während des Weltkriegs in den Handel gebracht haben 44) ; denn insbesondere Leute, die im Besitze magischer Kenntnisse und Kräfte 4 S ) gelten, vermögen A. herzustellen, bei uns der Braucher, oft auch, besonders im MA., Geistliche und Mönche 46), bei den Mohammedanern Scheiks, Derwische und besonders Europäer 47) ; von letzteren auch sonst den Eingeborenen gegebene medizinische Rezepte werden von diesen oft als A. um den Hals gehängt 48 ). Im wesentlichen ist die mittelalterliche Verwendung der A. nicht verschieden von der der Jetztzeit, so daß sich aus den von Schindler und Meyer verwendeten und genannten Quellenschriften zahlreiche Parallelen zu dem heutigen Volksglauben anführen lassen. Daher kommt es auch, daß sogar mancher antike Brauch im A.wesen noch im heutigen Volksglauben weiterlebt *•). " ( B a r t e l s Medizin 225 ff. ; S c h u r t z A A n t h r . 22 (1894), 57 f f . ; S t u m m e Z f E t h n . 1911, 91 f f . ; B e l l u c c i Parallèles, ethnographiques 1915 (mit vielen A b b . ) ; G r a e b n e r Weltbild der Primitiven 1924. " ) O l d e n b e r g Religion des Veda1 1923. " ) H a s t i n g s 3, 409 ff. I n d i e s e m Artikel Charms and amulets f i n d e t sich M a t e r i a l f ü r f a s t alle Völker, e b e n s o in d e n W e r k e n von S e l i g m a n n , insbes o n d e r e in d e m i m D r u c k befindlichen Die magischen Heil- und Schutzmittel. Wiedem a n n Die Amulette der alten Ägypter ( D A O . 12, 1, 1910); A R w . 8, B e i h . 23 f f . ; 21, 481 f f . ; Z . f . Ä g . 43 (1907); 45 (1909). " ) H a s t i n g s 3, 451 ff. " ) P a u l y - W i s s o w a 1, 1984 f f . ; 3,1048 f f . ; 6, 2009 f f . ; 11,2156. 2169; K r o p a t s c h e k a . a . O . ; v a n H o o r n D « vita atque cultu puerorum. D i s s . A m s t e r d a m 1909, 22 f f . ; S t e m p l i n g e r Sympathieglaube 1919; s . a u c h u. A n m . 58; F a h n e y De PseudoTheodori additamentis. D i s s . Münster 1913. " ) G l o b u s 59, 257. " ) A R w 18, 457f. " ) C h a n t e p i e Lehrbuch1 1, 309 ff. *•) B a y o n A mulettes d'Italie R T r p . 5,219; B e l l u c c i Catalogo dei Amulett italiani contemporanei 1898. *') W i 1 k e Rel. derIndogermanen; SchraderN e h r i n g 1, 47 f.; E b e r t Reallexikon 1, 158 ff. i 8 ) P a u l y - W i s s o w a 11, 2116.2158. » ) P f i s t e r Reliquienkult 2, 607 ff. s ») Papyri Jandanae ed. K a l b f l e i s c h 1 , 1 9 1 2 ; E i t r e m u n d F r i d r i c h s e n Ein christliches A. auf Papyrus 1921. A n t i k e G e g e n s t ü c k e al) bei H e i m Incantamenta. Herzog-

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H a u c k 1,467 ff. '») P a u l y - W i s s o w a S u p p l . 4, 325. 342 f. " ) W u n d e r l e Religion und Magie 1926, 1 0 f . ; G r a b i n s k i Mystik 84. ®4) S a g e v o m teuflischen A . , d a s m a n d u r c h kirchliche H i l f e wieder los w i r d : M e i c h e Sagen 560 N r . 695. M ) L a m m e r t 274. »•) S A V k . 21 (1917), 47. " ) H o o p s Reallexikon i , 80 f f . ; H e l m Religgesch. 1, 164 ff. " ) L e h m a n n Aberglaube' 192 f f . s') A g r i p p a v . N e t t e s h e i m 1, 209 f f . ; 40 5, 286 ff. ) Das Geheimnis der Amulette und Talismane. Herstellung derselben nach alten Autoren au) magisch-astrologische Weise 1919. " ) S c h i n d l e r Aberglaube 123 f f . ; M e y e r Aberglaube 255 ff. ") S c h i n d l e r 127; M e y e r Abergl. 31. " ) M e y e r Baden 565; Z f r w V k . 7 (1910), 64. 4 1 ) H e 11 w i g Weltkrieg 51 f. " ) P f i s t e r Schwaben 26 ff. " ) S c h i n d l e r i28f.; H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 22. *') S e l i g m a n n Blick 2, 302. 4 S ) E b d . 2, 303. 4 *) S t e m p l i n g e r Aberglaube; D e r s. Volksmedizin.

5. S t o f f d e r A. Da das Wesentliche des A.s die in ihm wohnende K r a f t ist, kann als A. alles dienen, dem nach dem Glauben des Trägers eine solche K r a f t innewohnt: und das ist nahezu alles. Also Teile von Menschen (Haare, Nägel, Kno* chen, Menstrualblut, Nabelschnur, Nachgeburt) oder Nachbildungen von Körperteilen wie Phallos und Vulva und die sog. Feige oder etwa die Zunge des Nepomuk 50 ) und das Auge; ferner Tiere 5 1 ), Pflanzen 52 ), Steine 5 3 ), Metalle 54 ) (s. Einzelartikel). Ferner Münzen und besonders die Brakteaten S5), prähistorische Steingeräte 56), Donnerkeile 57), Faden und Knoten M ). Besonders zu erwähnen sind noch die geschriebenen A., die heute wie im Altertum zahlreich vertreten sind:, Himmelsbriefe (s. d.), Gichtzettel, magische Quadrate (s. d.) usw. Ihre Verwendung beruht auf dem Glauben an die magische K r a f t des Buchstabens, der Zahl, des Wortes, Namens oder Spruchs, die durch das Aufschreiben auf das Papier übertragen wird und so auch dieses zu einem orendistischea Gegenstand macht; s. auch Bibelamulett, Gebet, Zauberspruch. Auch sinnlose, unverständliche, fremdsprachige Worte spielen dabei eine Rolle. Da häufig die K r a f t des Zauberspruchs durch die in ihm er« zählte Geschichte gegeben wird, kann man ein A. auch dadurch herstellen, daß man auf einem Gegenstand die Geschichte bildlich darstellt, deren Verwirklichung man

381

Amulett

durch einen Analogiezauber (s. d.) erhofft. Auch andere geweihte Bilder können als A. gebraucht werden. Neben solchen Bild-A. gibt es auch andere, die ein orendistisches Zeichen wie Doppelaxt, Kreuz, Trudenfuß, Pentagramm, Hörner, den kreuzartigen Buchstaben T (Tau) u. a. m. enthalten, wie uns solche seit der altkretischen Kultur bekannt sind; s. Bild, Tätowieren. Aber auch Gebet- und Zauberbücher (s. d.), die Bibel (s. d.) u. a. heilige und orendistische Bücher können als A. dienen. Als besonders erwähnenswert nenne ich noch das K o m p o s i t A., das aus vielen Bestandteilen besteht und ebenfalls seit der prähistorischen Zeit allgemein verbreitet ist. Ein solches wurde in einem Brandgrab (Bronzezeit) auf Seeland bei Lyngby gefunden: Ledertasche, darin Schwanz einer Natter, eine kleine Konchylie aus dem Mittelmeer, ein kleines zugeschnittenes Stück Holz, Bruchstück einer Bernsteinperle, Stück eines roten Steines, Feuersteinsplitter, Falkenklaue, ein Lederfutteral mit Unterkiefer eines Eichhorns und einige in ein Stück Blase eingehüllte Steinchen 59). Ähnliche Komposit-A. kennen wir aus dem KongoGebiet e0), aus der Türkei 81), aus dem Germanischen Museum in Nürnberg 6 2 ) und sonst 63). Weshalb ein einzelner Stoff als wirksam galt, ist oft schwer zu sagen M ). M) A n d r e e - E y s n Volkskundliches 127f. ") Z a h l e r Simmenthai 40; F a h n e y 55 ff. J ü h l i n g Tiere-, A n d r e e - E y s n 142 ff. Auch Kachbildungen von Tieren wie die ägypt. Skarabäen. M ) F a h n e y 4 7 f f . ; M a r z e l l s Arbeiten; K r o p a t s c h e k 41 ff. *') M e y e r Aberglaube 55 ff.; F ü h n e r Lithotherapie 1903; A n d r e e - E y s n 139 ff. **) Z . B . Eisen, daher eiserne Ringe; P a u l y - W i s s o w a 1 A , 807 f f . ; A n d r e e - E y s n 1 3 6 ! ; G o l d z i h e r ARw. 10 (1907), 41 ff.; P f i s t e r Schwaben 64 ff.; H ö f 1 e r Volksmed. 1 7 4 I f . '•) H o o p s Reallexikon 1, 81. 307; A n d r e e - E y s n Volkskundliches i26f. " ) Z f V k . 13 (1903), 312. «') S . d . ; F o x Saarl. Volksk. 291. " ) W o l t e r s und B i s s i n g A R w . 8 Beih. 1 ff.; S c h e f t e l o w i t z Schiingenmotiv, P l e y De lanae usu 91 ff.; H e c k e n b a c h Denuditate 106ff. »•) S c h r a d e r - N e h r i n g 1, 47; H e l m Religionsgesch. 1, 165 ff. ,0) S ö d e r b l o m Werden des Gottesglaubens 77 f f . ; P a u l y - W i s s o w a 1 1 , 2187 f. " ) S e l i g m a n n Blick 2, 100.

382

•*) K r o n f e l d Krieg 44. " ) S e 1 i g m a n n Blick 2, 96 f.; S e y f a r t h Sachsen 139; K r o p a t s c h e k 69f.; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 256; A n d r e e - E y s n 144 f. •4) Vermutungen bei N e t o l i t z k y Pharmazeut. Nachr. 1926, H . 1 1 .

6. V e r w e n d u n g d e s A. Der vierfache Zweck, dem die A. dienen können, läßt sich bei Betrachtung der vielfachen praktischen Verwendung oft nicht scharf auseinanderhalten. Der wichtigste Zweck ist im heutigen Volksglaugen der apotropäische. Wenn A. oder andere orendistische oder geweihte Gegenstände (z. B. Palmen oder Weihbüschel) in die Bettzipfel, insbesondere des Brautbettes, eingenäht werden **), so soll damit Glück und Fruchtbarkeit in der Ehe erzielt, d. h. die K r a f t des A. dem Ehebett zugefügt werden (sakramentaler Zweck). Am Bett der Wöchnerin 88 ) befestigt oder am Körper der Schwangeren und Wöchnerin m ) getragen, oder am Bett des Säuglings •*) oder des K r a n k e n m ) angebracht, soll das A. die drohenden Dämonen, Hexen oder Krankheiten abwehren (apotropäischer Zweck). Wenn Brautleute beim Kirchgang A., Rosmarin, Salz, Kornähren u. a. tragen *>), so kann das abwehrende und stärkende Bedeutung haben, ebenso wenn Soldaten im Krieg A. tragen 7 1 ). Vielfach führt man sein ganzes Leben lang ein A. bei sich, oft auch nur bei besonderen Gelegenheiten, bei Geburt, Hochzeit und Krankheit. Insbesondere in Krankheitsfällen wurden zu jeder Zeit A. empfohlen 72 ). Sie helfen aber auch gegen Wetter und Blitz 7 3 ), gegen den bösen Blick 7 4 ) und werden auch den Toten mit ins Grab gegeben 78). Als I n d i k a t i o n s - A . zeigen sie schon durch gewisse charakteristische Veränderungen an, wenn der böse Blick auf sie fällt, und warnen so den Träger 78). Bei Zauberhandlungen wehren sie böse Einflüsse ab "), Bergleute tragen, sie zum Schutz w ). Ebenso helfen A. auch den Tieren. Um einer Sau die Geburt zu erleichtern, hing eine katholische Frau dem Tier ihr in der Kirche geweihtes A. um, das einst in schwerer Stunde ihr selbst gegeben war TO). Auch sonst werden Tiere mit A. geschmückt 80 ). Schließlich

383

Anaél

kann man A. und A.artige Gegenstände auch an Häusern, Ställen, Türen usw. anbringen oder dort die entsprechenden Zeichen, Bilder, Buchstaben, Worte direkt aufmalen oder einschneiden 8 1 ). Meist wirkt so das A . apotropäisch; doch i?t auch die sakramentale Bedeutung nicht ganz verschwunden, wofür schon einzelne Beispiele angeführt sind. Sie zeigt sich besonders in dem Brauch, das A. zu e s s e n . Entweder wird es in Wasser getaucht und dann das Wasser, das jetzt die K r a f t des A. enthält, getrunken, oder das A. wird pulverisiert eingenommen, oder besonders hierzu bestimmte „ E ß z e t t e l " werden verschluckt 82 ). Auch durch K ü s s e n des A . kann man sich dessen K r a f t aneignen 8 ®). Auch aus der allgemeinen Anschauung, daß das A. berühmt, reich, stark, klug, beliebt macht 8 4 ), kann man auf den Glauben an die kraftzuführende Eigenschaft des A. schließen. Um Zauberkraft zu erhalten, trägt es der Zauberer wie der Schamane 8 ä ). Der e u e r g e t i s c h e Gebrauch des A. läßt sich nur da nachweisen, wo Götterbilder und Fetische existieren,. deren K r a f t durch Anhängen von A. verstärkt wird, wie z. B . beim ägyptischen Horus. Analogiezauber (s. d.) bewirken A., auf denen durch Wort oder Bild das dargestellt ist, dessen wirkliche Erfüllung man von ihm erwartet. Ebenso glaubt man an eine magische Wirkung, wenn man im Erzgebirge und sonst dem Säugling den einer lebendigen Maus abgebissenen Kopf anhängt, um ihm das Zahnen zu erleichtern 8 6 ).

384

stellungen der alten Ägypter

1926, 249;

Ebert

Reallexikon 1 , 1 5 8 f f . ; K r o p a t s c h e k 1 6 f ;

Meyer Blick

Aberglaube 256. *•) S e l i g m a n n

1,

266;

Zauberkraft

446.

")

K r o -

p a t s c h e k 12; F a h z Doctrina magica 35. ) D r e c h s l e r 2, 170. ™) M a a c k Lü-

78

beck 27. eo ) Z i n g e r 1 e Tirol 2 2 3 ; Z e 1 e n i n Russ. Volksk. 64. 8 l ) S a r t o r i 2, 1 9 ;

Meyer

D. Volksk. 69 f f . ; A n d r e e

Votive

52; A n d r e e - E y s n 63 ff. 99 ff. 123. ) ZfVk. 8 (1898), 248 f.; A n d r e e - E y s n 120 ff.; P a u l y - W i s s o w a xi, 2156.

8S

2 1 7 t ff.; P f i s t e r Schwaben 33 f. 36; K r o -

p a t s c h e k 19. 83) K r o p a t s c h e k 19; P a u l y - W i s s o w a I i , 2158 f. ••) K r o p a t s c h e k 16 ff.; M e i c h e Sagen 560 Nr. 695; ZfVk. 10 (1900), 288 f.; L a m m e r t 151.

8S

) Nioradze

Der Schamanismus bei

den sibir. Völkern 1925, 60 ff. ••) S e y f a r t h Sachsen 298; L a m m e r t 126 f., wo noch andre Mittel angegeben sind.

7. D i e K r a f t d e s A. Die K r a f t , die in dem A. wirkt, kommt ihm entweder an sich zu durch das Material, aus dem es besteht, oder durch die magischen Zeichen, Worte und Bilder, die es trägt, oder auch sie ist ihm vom Zauberer oder vom Priester durch eine magische Handlung oder Weihung verliehen worden, oder sie ist durch Berührung mit geweihten Gegenständen (Heiligenbilder, Reliquien) in das A. übergegangen. Letztere A. sind sog. „angerührte" Gegenstände 8 7 ). Sie beruhen auf dem allgemeinen Glauben, wonach man auch künstliche Reliquien durch Berührung mit wirklichen Reliquien 88) oder, wie in Polynesien, A. aus roten Federn herstellen kann, die man mit einem Götterbild in Berührung gebracht h a t M ) . Da das A. ein orendistischer Gegenstand ist, ist es auch tabu; daher findet man gelegentlich das Verbot, ein A. zu öffnen 9 0 ) oder es anzuhauchen* 1 ). •*) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 396. ••) G r ü n e r Egerland 35. " ) H ö h n Geburt Eine umfassende Darstellung des A.260; P o l l i n g e r Landshut 239. " ) G r ü.- wesens fehlt noch; eine listenartige Sammn e r 36; M e y e r Baden 26; S a r t o r i lung aller A.typen wäre wünschenswert. Sitte und Brauch I , 27; Egerl. 4 (1900), 6; 87 J o h n Westböhmen 107; P o l l i n g e r 239. ) A n d r e e - E y s n 117. 88) P f i s t e r

•') M a n z Sargans und Brauch 1, 82.

80. ™) S a r t o r i Sitte ") K r o n f e l d Krieg-,

Reliquienkult 2, 431 f.; 533 f. " )

Naturvölker

1, 2 4 1 f f .

w

) Meyer

Visscher Baden 5 6 5 ;

H e 1 1 w i g Weltkrieg; S a r t o r i 2, 169; H o v o r k a - K r o n f e 1 d 1,22; A n d r e e M e y e r Aberglaube 277; ZfVk. 14 (1904), 126; E y s n 125; ZfrwVk. 7 (1910), 64. ") B i r F o x Saarl. Volksk. 2 4 0 ; 464 f . " ) H o v o r l i n g e r Aus Schwaben I, 397. Pfister. k a und K r o n f e l d 1, 19 ff. mit Abb.; K r o p a t s c h e k 14ff.; A n d r e e - E y s n Atiael, ein Großfürst der Hölle unter Volkskundliches 6 3 f f . ; H ö f 1 e r Volksmedizin dem Planeten Venus, dessen Regent Ha3 8 f f . " ) S a r t o r i 2, 14; A n d r e e - E y s n niel heißt, ein Thronengel J e h o v a s ; er er1 2 2 f . " ) S e l i g m a n n Blick-, Deis. Zauberkraft. " ) K e e s Totenglauben u. Jenseitsvorscheint Freitags als schöne J u n g f r a u l ) .

B e i m S c h a t z h e b e n wurde „ d a s 7. Sigillum A n a e l " gebraucht, ein Stein mit Engelnamen, darunter der letzte A. 2 ). Der N a m e ist der gleiche wie der N u m . 34, 23. I. Chron. 7, 39 genannte Eigenname "wan, auch nabatäisch ^Nin „ m e i n E r b a r m e n ist G o t t " , griech. 'AviijX und 'AvvijX, V u l g a t a : Hanniel und Haniel. Als Engelname in jüdischen Z a u b e r t e x t e n 3), ebenso in griechischen des M A . s

386

Analogiezauber

385

4)

a l s 'AvijX u n d 'AviijX, i n

koptischen A m u l e t t e n s ), als Stundenengel der 7. S t u n d e des Freitags 'AvieX 6) und als Engel der A p h r o d i t e 7 ). A u s solchen Verzeichnissen ist der N a m e wohl auch in Fausts H ö l l e n z w a n g übergegangen. K i e s e w e t t e r Faust 161. l ) Handschr. aus dem 17. Jh. 3) S t ü b e Jüdisch-Babylonische Zaubertexte (1895), 23 f f . ; R e i t z e n stein Pointandres 292; M j d V k . 19 (1906), 117. ') R e i t z e n s t e i n a. a. O. 301. 6) E r m a n - K r e b s Aus den Papyri der köntgl. Museen (Berlin 1899), 262; Ä g y p t i s c h e Urkunden a. d. kgl. Museen Berlin. K o p t . Urk. 1 (1902), 23 N r . 24. ') H e e g Hermetica 19 Z 12. ') D e r s. a. a. O . 40 Z. 33. Jacoby.

A n a l o g i e z a u b e r . 1. Begriffsbestimmung. Unter A. soll hier der Zauber verstanden werden, bei welchem durch eine v o m S u b j e k t , etwa dem Zauberer, vorgenommene Darstellung die tatsächliche Erreichung des Dargestellten beabsichtigt wird, wobei Darstellung und erwartete Wirklichkeit in ihrer Erscheinung parallel miteinander gehen und in einem magischen Zusammenhang stehend gedacht werden. Eine solche Darstellung kann, wie jede Darstellung, durch v i e r e r l e i Mittel oder Ausdrucksmöglichkeiten geschehen: A . D u r c h das gesprochene Wort, durch eine E r z ä h l u n g ; B. durch das geschriebene Wort, d. h. die Erzählung wird aufgeschrieben; C. durch bildliche Darstellung, Bild, Zeichnung usw.; D. durch eine mimische Handlung. Danach kann man also je nach dem Mittel der Darstellung v i e r A r t e n v o n A . unterscheiden: Analogie-Wortzauber, Analogie - Schriftzauber, Analogie - Bildzauber, Analogie-Handlungszauber. Das Wesentliche a m A . ist also die begriffliche (mündliche oder schriftliche) oder bildliche oder mimische D a r s t e l l u n g , ausgeB ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube I.

f ü h r t durch das S u b j e k t , das einen der Darstellung analogen wirklichen Vorgang zu bewirken sucht. W o eine solche Darstellung fehlt, möchte ich von einem eigentlichen A . nicht reden, z u m Unterschied v o n andern Forschern, die den Begriff A . weiter fassen. Der Zauber- und Heilbrauch, z. B. similia similibus, bei welchem eine K r a n k h e i t durch ein Heilmittel geheilt oder eine andere W i r k u n g durch ein Mittel hervorgebracht wird, das durch irgendeine Eigenschaft in Beziehung zur K r a n k h e i t oder zur beabsichtigten W i r k u n g steht (etwa: Donnerkeil hilft gegen Blitz; gelbes Johanniskraut heilt Gelbsucht; A u g e einer K a t z e heilt kranke A u g e n ; Körner des Stechapfels gegen Seitenstechen a n g e w a n d t ; Ähnliches z. B. v o n Paracelsus *) empfohlen), fällt nicht unter den Begriff A . in unserem Sinne und wird unter dem Stichwort Similia similibus besprochen. Dieser Gedankeng a n g begegnet auch beim Gebrauch v o n A m u l e t t e n : Der Eskimo näht ein Stückchen des Herdsteins in die Kleider und h o f f t dadurch auf langes Leben und Stärke im Unglück, da es Generationen hindurch dem Feuer widerstanden hat, und seine F r a u trägt den K o p f eines Vogels bei sich, der kleine Eier legt, um nicht zu große Kinder zu g e b ä r e n 2 ) . Ebensowenig ist A . im engeren Sinn die in vielen Berichten mit dem Motiv 6 xpüoas xal idosxai wiederkehrende Erscheinung, wobei das, was den Schaden verursacht hat, ihn auch heilt. Und ebenso hat nur entfernte V e r w a n d t s c h a f t mit dem A . die geglaubte magische Verbind u n g einer u n a b h ä n g i g v o m Zauberer oder wünschenden S u b j e k t vorhandenen Erscheinung mit dem Erstrebten, da hier die z u m Begriff des A . notwendige, v o m S u b j e k t selbst vorgenommene Darstellung f e h l t ; also e t w a : W a r z e n soll man bei abnehmendem Mond (s. d.) besprechen, damit sie abnehmen 3 ), oder Bohnen soll man stecken, wenn viele L e u t e z u m M a r k t e gehen, d a m i t es viele Bohnen w e r d e n 4 ) . Sowie aber eine solche Erscheinung v o m Zauberer auch nur begrifflich dargestellt wird, ist es ein A . , wenn e t w a im Zauberspruch v o m 13

38;

Analogiezauber

388

Wirklichkeit. Solche einfachen Gleichnisse begegnen oft in Zaubersprüchen, z. B. „Blatter fall' aus dem Aug' / Wie der Regen aus der T r a u f ' " 13 ). Oder: In der Ilias wird geschildert, wie der verwundete Diomedes von Athena geheilt wird; Dunkelheit hat schon seine Augen umfangen. Da erfüllt ihn die Göttin mit neuem Leben und sagt zu ihm: „ A u c h das Dunkel nahm ich den Augen dir, welches sie deckte, daß du wohl erkennest den Gott und den sterblichen Menschen." Diese Verse werden in späterer Zeit als Zauberspruch für Augenkranke benützt 14 ). In vielen Fällen wird die Erzählung des Zauberspruchs dem Mythus oder der religiösen Legende entnommen, etwa aus dem homerischen Epos oder l ) BaVaria 1, 462; R e u s c h e l Volksk. 2, dem Alten oder Neuen Testament 16 ). 16 f.; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 152 Nr. 2. ') ARvv. 14, 220. 3) G r i m m Myth. 2, 595 f. So sind auch die ägyptischen Mythen 4) E b e r h a r d t Landwirtschaft 3, 2; ähnliches von Anubis 18), der von einem Skorpion bei G r i m m Myth. 3, 461 Nr. 762. 6) S e y gestochen und von Isis geheilt wird, und í a r t h Sachsen 95 ff. ') P a n z e r Beitrag 1, von Horus 17), den Thot heilt, im Zauber267 Nr. 184. ') H ö h n Tod 309. 8) P a n z e r segen verwendet worden. Oder: Will die 1, 264 Nr. 134. Bauersfrau in Bretten (Baden) viele junge 2. M i t t e l d e s A.s; B e i s p i e l e 9 ) . Hühnchen und wenig Hähnchen beDiese vier Arten des A. sollen zunächst kommen, so sagt sie zur Henne, die sie auf durch Beispiele belegt werden, eine Ausdie Eier setzt: „ E s geht a Hochzich in wahl aus dem ungeheuern Material, das d'Kerch, 'senn lauter Weibsleut un numalle Zeiten und alle Völker bieten. ma a Mann" 18). Oder um einer K u h das A. und B. A n a l o g i e - W o r t - u. geschwollene Euter zu heilen: „ D e Hisch S c h r i f t z a u b e r . Der durch das geun Hasch / die geh'n über'n Bach / un s p r o c h e n e W o r t , eine Erzählung nemme de Kuh / 's g'schwollene Euter (Historióla nach Heim 1 0 ) benannt), hera b " 19). In jeder Sammlung von Zaubervorgerufene A . : Es wird eine Geschichte formeln (s. d.) finden sich solche Beiim Zauberspruch erzählt, und analog soll spiele 20). Erwähnt sei noch- der Gicht« das Gewünschte geschehen. Belege hierzu zettel 21), in dessen Text die Geschichte bieten die Zaubersprüche in Masse. von Gicht und Gichtin erzählt wird, die S c h r e i b t man diese Geschichte oder über Land gehen und dabei Christus bediesen Zauberspruch auf, so hat man ein gegnen; er fragt sie, wohin sie gehen wolAmulett oder einen wunderkräftigen Zettel, der das gleiche hervorruft. Im len; sie antworten: zu den Menschen. Christus verbietet ihnen das und bannt 2. Merseburger Zauberspruch (s. d.) wird sie in den wilden Wald. „ D a s sei dir, N. N., erzählt, wie Balders Fohlen seinen Fuß zu Büß gezählt. Im Namen usw." verrenkte und dann geheilt wird: so hilft auch der Spruch mit dieser Erzählung •) Die Völkerkunde 1926, 42 ff. 10) Incangegen ähnlichen Schaden. Dieser Spruch tamenta 495 f f . " ) E b e r m a n n Blutsegen war in unendlich vielen Abwandlungen 1 ff. 1S) D e r s . 24 ff.; G r i m m Myth. 3, im Gebrauch u ) . Oder der sog. Jordan508. l s ) S e y f a r t h Sachsen 76 f.; G a n z l i n Sachs.Zauberformeln 8. ") L u k i a n Chasegen 12), der in einfachster Form etwa 495 ff. ") S e y lautet: Blut, steh' still, wie das Wasser ron 7; H e i m Incantamenta f a r t h Sachsen 130 ff. 1|j.sva31), die a u c h z u b e a c h t e n sind, w e n n m a n n a c h der E n t s t e h u n g des griechischen D r a m a s f r ä g t 3 2 ) . E t w a der R e g e n z a u b e r in A r kadien, wobei bei a n h a l t e n d e r D ü r r e die O b e r f l ä c h e einer Quelle unter G e b e t e n v o m Priester m i t einem E i c h e n z w e i g g e r ü h r t w u r d e **), oder in R o m das F e s t der R o b i g a l i a S 4 ), bei d e m eine H ü n d i n g e t ö t e t w u r d e : W i e sie g e t ö t e t wird, so soll der s c h ä d i g e n d e R o s t des Getreides v e r n i c h t e t werden. A h n l i c h e r A . a u c h bei d e n H e t h i t e r n und sonst nachgewiesen3S). A u c h von deutschen G e b r ä u c h e n gehören unzählige hierher: die B e g a t t u n g auf d e m F e l d (Heilige H o c h z e i t , F r u c h t b a r k e i t s z a ü b e r ) 3 6 ); das F e u e r r a d , das, a n F a s t n a c h t a n g e z ü n d e t , den B e r g h e r a b g e r o l l t w i r d 3 7 ) (Sonnenz a u b e r ; er w i r d auf den schwedischen F e l s z e i c h n u n g e n der B r o n z e z e i t •*) d u r c h eine b i l d l i c h e D a r s t e l l u n g b e w i r k t ) ; der B r a u c h mit d e m P f i n g s t l ü m m e l (s. d.) und andere A r t e n des Regenzaubers (s. d. u. A n m . 33); das W e r f e n des s ü ß e n R a h m s in den N i d e l n ä c h t e n (s. d.) u. a. m. N o c h ein paar E i n z e l h e i t e n : B e i m S ä e n des Flachses soll m a n den B e u t e l oder das S ä e t u c h r e c h t h o c h in die L u f t werfen, d a m i t der F l a c h s h o c h w ä c h s t 3 '). In A n h a l t s t e c k t man, b e v o r m a n mit der A u s s a a t beginnt, einen möglichst l a n g e n H o l u n d e r s t o c k in alle v i e r E c k e n des Flachsfeldes, u m t a n z t ihn u n d r u f t : So l a n g sollst d u w e r d e n In W ü r t t e m b e r g soll sein W a c h s e n d a d u r c h gefördert werden, d a ß m a n a n F a s t n a c h t das S p i n n r a d hoch oben unter d a s D a c h schiebt 41 ) oder d a ß m a n mit e n t s p r e c h e n d e n L i e d e r n (z. B . F l i x , F l a x , d a ß mein F l a c h s ü b e r vier E l a wachs) m ö g l i c h s t hoch d u r c h das J o h a n n i s f e u e r s p r i n g t 4 2 ) . In Schlesien sollen die K l e i d u n g s s t ü c k e , die das K i n d bei der T a u f e g e t r a g e n hat, an einer hochgelegenen Stelle i m Hause a u f b e -

393

Analogiezauber

wahrt werden, d a m i t das K i n d später im Leben zu einer hohen Lebensstellung gelangt 4S ). A u s B ö h m e n , w e n n ein Bursche ein Mädchen v e r l ä ß t u n d eine andere heiratet: D a n n n i m m t wohl die Verlassene, während der Bursche mit der andern in der Kirche bei der T r a u u n g ist, einen Hund, eine K a t z e und eine Henne und sperrt alle drei in eine S t u b e ein. Das neue Ehepaar wird sich dann ebenso zanken, wie sich H u n d , K a t z e und Henne in der Stube während ihrer T r a u u n g raufen 44 ). A u c h in kleineren H a n d l u n g e n tritt dieser A . oft z u t a g e : W i r d im Tale der Kleinen Vils der G e v a t t e r zur T a u f e gebeten, so zieht er eiligst den G e v a t t e r r o c k a n ; dies m u ß schnell geschehen, damit der Neugeborene recht f l i n k w e r d e 4 5 ) . Oder: Wird die Aussteuer der B r a u t in das neue Heim gefahren, so darf der K n e c h t , der den W a g e n fährt, nicht mit der Peitsche schnalzen, da sonst die B r a u t im Ehestand Hiebe b e k ä m e 4 8 ) . V o r allem auch im Heilzauber spielt die analoge Handlung eine Rolle: U m einen Beinbruch zu heilen, u m w i c k e l t man ein vorher zerbrochenes Stuhlbein und stellt den Stuhl in die E c k e " ) . O f t wird auch ohne Willen des Handelnden ein A . durch eine H a n d l u n g oder einen V o r g a n g hervorgerufen: W e n n man eine Weide z u m Holzbinden in einem Stalle dreht, darin Hühner, Gänse, E n t e n brüten, b e k o m m e n die Jungen k r u m m e Hälse 48). W e n n beim erstmaligen Baden des Kindes die B a d e w a n n e rinnt, wird das K i n d ein Bettnässer 49). 30) P r e u ß in Globus 86, 378. 388f.; S c h r ö t e r Anfänge der Kunst. Diss. 1914; B e r t h o 1 e t N G G , Geschäftl. Mitteil. 1926/27. 5 f. 3I ) P a u l y - W i s s o w a 11, 2142. 2164 ff. sa) D i e t e r i c h A R w . 11, 163 ff.; vergleichendes Material bei W i n t e r s t e i n Der Ursprung der Tragoedie (Imago-Bücher 8) 1925. 3S) P a u l y - W i s s o w a 7, 2208. 2210; 9, 2135; P f i s t e r Schwaben 8 5 f f . ; A R w . 13, 34; F r a n z Benediktionen 2, 17 ff.; G e s e m a n n Regenzauber 63. •*) P a u l y - W i s s o w a 1, A 949 ff. " ) F r i e d r i c h Aus dem hethit. Schrifttum 1925; E h e l o l f B S B . 1925, 267; L e s k y A R w . 24, 73. 3«) P a u l y - W i s s o w a 1 r, 2168 f.; D i e t e r i c h Mutter Erde 92 ff.; H ö f 1 e r Hochzeit 59 f. *») P f i s t e r Schwaben 84 f.; anderer Sonnenzauber: A R w . i i , 1 5 0 f . M ) Bilderatlas Lief. 1, Abb. 10.

394

3')

A n d r e e Braunschweig 226; Sartori Sitte u. Brauch 2,57. 109 f.; G r i m m Myth. 3, 475 Nr. 1078; s. auch 3, 448 Nr. 432. Knuc h e l Umwandlung 77. ") E b e r h a r d t Landwirtschaft 5. «) P f i s t e r Schwaben 83; M a r z e 11 Volksleben 66 f. " ) D r e c h s l e r Schlesien 1, 198. ") G r o h m a n n 211. " ) P o l l i n g e r Landshut 240. **) D e r s. 253. " ) S e y f a r t h Sachsen 176 ff. 4B) G r i m m Myth. 3, 446 Nr 373. «) P o 11 i n g e r 243; W e t t s t e i n Disentis 172.

Die zweite Art des Analogie h a n d 1 u n g s zaubers ist die mimische Darstellung, bei der man sich eines Mediums bedient, das eine V e r b i n d u n g mit der Wirklichkeit herstellt. Dies Medium k a n n e t w a ein B i l d sein, das eine Person darstellt. Mit dem Bild werden Handlungen vorgenommen, durch die man analog die Person selbst beeinflußt. Dieser Bildzauber (s. d. und den A r t . A t z mann) wird vor allem z u m Liebes- und Schadenzauber gebraucht. A b e r auch ein K l e i d u n g s s t ü c k der betr. Person, ein S t ü c k ihres Eigentums, ein Teil ihres Körpers ( H a a r e , N ä g e l , Schweiß in einem Lappen) kann als O b j e k t dienen, mit dem, ebenfalls zu beiden Z w e c k e n , die Zauberhandlung v o r g e n o m m e n wird. Der Zauberer in Australien t ö t e t dadurch einen Menschen, daß er ein S t ü c k c h e n seiner K l e i d u n g mit L e i c h e n f e t t a m Feuer röstet N a c h deutschem Aberglauben bearbeitet man den R o c k eines Menschen mit Haselruten und glaubt, daß die betreffende Person unsichtbare Hiebe verspürt. Es braucht nicht einmal der R o c k jenes Menschen selbst z u sein; es genügt ein beliebiger R o c k , über welchen m a n den N a m e n des betr. Menschen ausspricht 5 1 ). D a m i t im Zus a m m e n h a n g steht auch der verbreitete Glaube, daß, wenn das K l e i d u n g s s t ü c k eines Lebenden in einen S a r g mit eingeschlossen wird, er dahinsiecht, so wie das Stück im Grabe v e r f a u l t 5 2 ) . Der Glaube, daß man mit Haaren, Nägeln usw. einen A . ausführen kann, ist seit Apuleius in mancher Erzählung, auch humoristisch, verwertet 53 ). Schließlich k a n n m a n auch mit dem N a m e n (s. d.) einer Person, auch mit ihrem S c h a t t e n (s. d.), einen A . ausführen. A u c h das Tritt- oder Stapfenstechen, d. h. das Zaubern mit der F u ß -

395

Ananisapta—Anastasiushaupt

spur (s. d.), gehört hierher. Oder: Hat eine Hexe durch ihre Künste einer Kuh die Milch ausgemolkeri, so muß man bald hernach die K u h noch einmal melken. Diese Milch setzt man aufs Feuer und schlägt dann mit einem Stock drein, bis das letzte Tröpflein aus dem Gefäß weg ist; je mehr man zuhaut, desto besser. Jeden Schlag bekommt die Hexe vom Teufel auf den Rücken M ). M ) C h a n t e p i e * 1, 155. « ) W r e d e Eifler Volksk. 95; F e h r l e Zauber 65; G r o ß Handbuch 1, 541; s. Art. Prügeln. " ) W u t t k e 186, 255. " ) A p u l . met. 3, 16 f f . ; P f i s t e r Schwaben 44 f.; B a r t s c h Mecklenburg 2, 352; W e s s e l s k i Märchen 196, wo weitere Nachweise. " ) W o l f Niederländische Sagen 370 f.

3. Z w e c k . Der Zweck des A. kann nach vorstehenden Beispielen ein mannigfaltiger sein. Er kann sich an Personen richten als Liebes-, Heil- und Schadenzauber, gegen Tiere als Jagdzauber, und schließlich kann er Fruchtbarkeits-, Wachstums- und Wetterzauber sein; s. die Einzelartikel. Zur Erklärung s. noch W. S t e r n Die Analogie im volkstümlichen Denken 1893; D i e t e r i c h Mutter Erde 99; P r e u ß A R w . 9, 97; 13, 416. 434; B o h n e n b e r g e r 106 ff. (S.-A. 16 ff.), pfister. Ananisapta, auch Ananizapta und Amazapta, alte Pestabwehrformel, die im Ausgang des MA.s auftritt und gewöhnlich als Akrostichon erklärt wird: „Antidotum Nazareni auferat necem intoxicationis, Sanctificet alimenta poculaque tri ni tas. A m e n " 1 ). Nach Bergner 2) ist das Wort ein Notarikon wie Agla, dessen Deutung noch ausstehe. Ein Versuch, das Wort auf Mt. 27, 46; Mk. 15, 34: „asabthani" zurückzuführen 3), scheitert an der Überlieferung; das aram. "Wjpatf wird griech. oagax3-eve£,von der Vulg. sabacthani (nur in vereinzelten Lesarten Ca^a-avst, zapthani u. ä.) umschrieben 4) und somit dem A. wenig entsprechend. Auch die von Seligmann s ) gegebene Erklärung "nr „erhöre mich, Zabd (Engel) Gottes", hat eine Reihe Bedenken. Delrio u. a. 6) denken an Anani-divinatio, aber die Wörterbücher verzeichnen kein solches Wort und ßb, aram. XJJB müßte doch wohl mit

396

O-laut transskribiert werden, wie von Theodotion zu Jes. 57, 3: oiol dmvoi (•"ia'D). Am wahrscheinlichsten ist noch die akrostichische Deutung, vgl. auch den nicht lange danach auftretenden Zacharias- und den Benedictussegen 7). *) HessBl. 20 (1921), i f f . ; 21 (1922), 56 f.; D o r n s e i f f Alphabet 179. *) H . B e r g n e r Grundriß d. kirchl. Kunstaltertümer (1900), 353. *) HessBl. 21 (1922), 56 f. 4) D a 1 m a n Gramm, d. jüd.-paläst. Aramäisch (1905), 365; T i s c h e n d o r f Novum Testamentum Graece 1 (1869), 202. 6) HessBl. 20 (1921), 12. ') a. a. O. 9.') Vgl. noch J. W o 1 f f Scrutinium amuletorum medicum (Leipzig u. Jena 1690), 371 mit Literatur aus den Schriften über die Pest. Jacoby.

Anasages, Zauberwort zur Heilung von Zahnschmerz l)

Thiers

1, 361.

Jacoby.

Anastasia, hl., Märtyrin, genoß hohe Verehrung in den römischen Donauprovinzen, Fest 25. Dez. 1 ). Von der Hirnschale der Heiligen ruht ein Stück seit 1053 in Benediktbeuren (Bayern). Kopfleidenden wird diese Reliquie aufs Haupt gesetzt, um sie zu heilen 2 ). Ähnliche Heilkraft maß man den Anastasiahäublein bei, Häubchen von schwarzem Taft, die während einer Messe zuerst der Hirnschale der Heiligen aufgesetzt wurden 3 ). Außerdem sollen Anastasiazettel heilbringend wirken 4). *) K ü n s t l e Ikonographie 5 6 — 5 7 . And r e e - E y s n Volkskundl. 120. s) S c h n e l l e r Bay.Wb. 1 (1872), 86, nach dieser Quelle (1. Ausg. 1, 64) L a m m e r t 26, ebenso wohl Z d V f V k . 1 (1891), 295. «) A n d r e e - E y s n a. a. O. Wrede.

Anastasiushaupt. Auf Pestschutzbriefen (s. Breve) kommt neben andern Heiligenbildern nicht selten das anscheinend gewaltsam vom Körper abgetrennte Haupt des hl. Märtyrers Anastasius, des Persers, vor, das noch überdies eine deutliche Hiebwunde an der Stirn trägt 1 ). Das Bild scheint in der Legende begründet, nach der Anastasius mit einer A x t erschlagen und enthauptet worden ist 2 ). Aus diesem Grunde ist er auch Patron gegen Kopfweh 3 ). ') Abbildung s. A n d r e e - E y s n Volkskundliches 68. ') A A . SS. Boll. (22.) Jan. 3, 35 ff. *) K e r l e r Patronate der Heiligen (1905) 206. Hoffmann-Krayer.

anbauen—Andreas, hl.

397

anbauet!. Das Fieber wird „ g e w e n d e t " oder „ a n g e b a u t " , indem man Leinsamen unter Hersagen eines Segens auf dem Acker a n b a u t : wie der Same aufgeht, muß das Fieber weichen Vgl. Fieber, (Krankheit) übertragen. 1) H ö f e r Wb. der ... in Österreich üblichen Mundart 3 (Linz 18x5), 131 = G r i m m Myth. 2, 981 f. Bächtold-Stäubli. anbinden. Heilkräftige Mittel werden angebunden, umgeknüpft, um den Arm, Hals, Leib getragen. Die lateinischen Quellen des MA.s nennen dies 1 i g a menta, ligaturae, phylact e r i a 1 ) . Der neuere Name ist „ A n g e h e n k e " 4 ) , vgl. Angebinde (s. d.) 3 ). In Schlesien wird a. im Sinne von „stellen" (s. bannen) gebraucht 4 ). S. A m u l e t t , A n g e h e n k e , B ü n d e l c h e n , Einbund. l) G r i m m Myth. 2, 982. 1003 f.; 3, 345. •) Ebd. z, 982; 3, 466 Nr. 869. 870 (aus E t t n e r s Hebamme 859 u. 862). ») DWb. i, 338. 4) K ü h n a u Sagen 3, 189 Nr. 1561; 3, 224 Nr. 1586. Bächtold-Stäubli. anblasen s.

blasen.

A n b l i c k . Ausdruck f ü r den bösen Blick bei den Wenden im Spreewald. S c h u l e n b u r g Wend. Volkstum 100. 106. 107. 202. Seligmann. A n b l i c k s - oder A n g e s i c h t s k ö r n e r , d. s. Päonienkörner. Sie schützen bei den Wenden die Menschen vor dem bösen Blick, epileptischen K r ä m p f e n und plötzlichem Unwohlsein, das Vieh vor dem Igel. V e c k e n s t e d t Wend. Sagen 470, § 20—22; ZfEthn. 1877, 450; S e l i g m a n n Blick 2, 79. Seligmann. Andorn (Gottvergeß, Berghopfen, weißer Dorant, Mariennessel; Marrubium vulgare). 1. B o t a n i s c h e s . Lippenblütler (Labiate) mit gegenständigen, filzig behaarten Blättern und weißen Blüten, deren Kelchzipfel zottig behaart sind. Hin und wieder auf Schutt und an Dorfstraßen 1 ), *) M a r z e i l Kräuterbuch 332 f. 2. Der A. wird manchmal dem geheimnisvollen Dorant (s. d.), dem bekannten hexenwidrigen Mittel, gleichgesetzt a ).

398

A u c h der bereits in den ahd. Glossen belegte Name „ G o t t v e r g e ß " ('gotvirgeze', 4 gotvergeze') weist auf abergläubische Beziehungen. Als hexenvertreib e n d erweist sich der A., wenn er, nachts zwischen I i und 12 Uhr auf einem Friedhof gepflückt, zum Scheuern der Milchgefäße benutzt wird, damit die B u t t e r zusammengeht s ), oder wenn er dem freßunlustigen Vieh an den Hals gehängt wird *). Der A. muß in der Johannisnacht geholt werden s ). Unter die Bienenstöcke gelegt, soll er die Bienen zum Brüten reizen e ). I n der Sympathiemedizin scheint der A . früher öfter gebraucht worden zu sein 7 ). ») SAVk. 23, 167. 171 f. ») Anhalt: W i r t h Pflanzen 32. 4) W i 1 d e Pfalz 4. •) Prov. Sachsen: Veckenstedts Zs. 3, 308. •) Urquell 5, 22. ') HessBl. 5, 166; S 6 b i l l o t Folk-Lore 3, 497; ZfVk. 21, 153. MarzelL Andreas, hl. Der erstberufene Apostel, im Range nur dem Petrus und dem Paulus nachstehend. Sein Attribut ist das schief gestellte Kreuz (s. A.kreuz). 1. Mit dem A . t a g e (30. Nov.), der fast mit dem Beginn des Kirchenjahres zusammenfällt und daher manche Neujahrsbräuche an sich gezogen hat, beginnt eine aller A r t von W e i s s a g u n g offene Zeit. W a s einem in der A.nacht träumt, geht in Erfüllung 1 ). Der Bursche, der a m A.tage einem Mädchen zuerst b e g e g n e t , wird ihr Mann 2). Die A.nacht ist eine der sog. Losnächte. V o r allem suchen heiratslustige Mädchen den z u k ü n f t i g e n L i e b h a b e r z u Gesichte zu bekommen, sei es im Traume oder in einer Spukgestalt, oder wenigstens irgendeinen Anhaltspunkt für seine Herkunft und A r t zu gewinnen 3 ). Die dazu angewendeten Mittel sind fast zahllos, wiederholen sich übrigens zum großen Teile auch zu anderer Zeit und Gelegenheit, namentlich zu Neujahr. Die häufigsten sind folgende: Das Mädchen kniet am Abend v o r ihr B e t t und bittet den hl. A. in einem herkömmlichen Spruche, ihr im T r a u m den künftigen Liebsten zu zeigen 4 ). Oder es setzt sich dazu auf den Bettrand s ) oder steigt rückwärts oder mit dem linken

399

Andreas, hl.

F u ß e zuerst ins B e t t 6), s p r i n g t darauf h e r u m 7 ) , t r i t t gegen die B e t t l a d e 8 ) und s c h ü t t e l t sie 9 ). Geschüt* t e 1 1 wird auch der Zipfel der Bettdecke 10), der Z a u n u ) , im besonderen der Gartenzaun (der erste, der vorbeigeht, ist der Z u k ü n f t i g e ) 1 2 ) oder ein Erbzaun (ein bellender H u n d zeigt dann die R i c h t u n g an, woher der Ersehnte k o m m t ) 1 3 ) ; ferner die W ä s c h e s t a n g e 1 4 ) oder ein B a u m 1S ). A u c h wickeln die Mädchen bunte Bänder u m Zaunpflöcke, sehen a m andern Morgen zu, wie der Zaun beschaffen ist und entnehmen daraus die A r t ihres B r ä u t i g a m s 1 6 ) . Das Mädchen legt auch ein S i l b e r s t ü c k vors Bett, tritt mit dem F u ß e darauf und betet, daß ihr der Z u k ü n f t i g e im T r a u m e erscheine 17 ). Zu gleichem Z w e c k e streut es G e t r e i d e oder L e i n s a a t unter das Kopfkissen 18) oder in alle vier Winkel der K a m m e r 1 9 ) . Oder es legt Zettel und S p r ü c h e unter den K o p f 2°) oder einen S p i e g e l 2 1 ) ; oder es sieht in den Spiegel 22) oder durch ein A s t l o c h 2 3 ) . A u c h setzt es sich an den H e r d und sagt ein Vaterunser rückwärts her 2 4 ) oder sieht nackt in den S c h o r n s t e i n 2 ® ) . (N a c k t h e i t ist überhaupt bei vielen dieser Handlungen Vorschrift 2 6 ).) Verbreiteter B r a u c h ist, daß das Mädchen (nackt, mit einem neuen Besen) die Stube f e g t 2 7 ) oder den T i s c h d e c k t und mit Speisen b e s e t z t M ) . Allerlei Schlüsse kann man auch aus dem B 1e i g i e ß e n ziehen 29), sowie aus dem ins W a s s e r geschütteten Weißen eines Eies30), aus schwimmenden S c h ä l c h e n und L i c h t e r n 3 1 ) oder Papierpfennigen32). Im klaren Wasserspiegel, selbst im Wasserglase, kann man den Freier schauen 33 ). Das G r e i f e n v o n Gegenständen aus dem Wasser gibt manchen Hinweis 34), desgleichen das S c h e i t e r g r e i f e n 3 5 ) und das Greifen in den S c h a f s t a 11 38). Nicht minder bedeutsam ist das H o r c h e n auf das E c h o 3 7 ) , auf die Reden im Nachbarhäuse M ), auf die Stimmen im Hühnerstall nach dem Anklopfen 39) oder auf die A n t w o r t der K u h M ) . A u c h Kreuz-

400

w e g e laden z u m Horchengehen ein 41 ), und selbst auf das f r i s c h e Grün legt das Mädchen sein Ohr und lauscht, ob nichts zu hören sei 42). Das Körnerpicken des H a h n e s 4 3 ) und der sich der Glücklichen zuwendende G ä n s e r i c h 4 4 ) verheißen Heirat. Das Mädchen schreibt auch die 24 B u c h s t a b e n mit Kreide an die T ü r und greift mit verbundenen A u g e n danach. Der getroffene ist der A n f a n g s b u c h s t a b e des Namens des künftigen Geliebten 4 S ). So werden auch auf zwölf Zettel die N a m e n begehrenswerter Freier geschrieben und unter d e m Zwölfuhrläuten z u m Fenster hinausgeworfen bis auf einen, den das Mädchen unter das K o p f k i s s e n legt; am andern Morgen weiß sie ihren Zukünf» tigen 4 6 ). In verschiedener A r t k o m m t das W e r f e n zur A n w e n d u n g , namentlich des S c h u h e s 4 7 ) , eines Strohkranzes oder Holzspanes auf einen B a u m 4 8 ) , oder einer heil gebliebenen Apfelschale, die den Namensanfang des künftigen Liebhabers ergibt 49). Das Essen eines A p f e l s bewirkt dessen Erscheinen M ) ; auch das Essen eines H e rings61). Die Mädchen tun auch S t r u m p f - oder K o p f b ä n d e r in eine Mulde, schwingen sie, und die, deren B a n d zuerst h e r a u s s p r i n g t , heiratet zuerst 52 ). A u s den in Wasser gestellten Apfel- oder Hollerzweigen, die zu Weihnachten b l ü h e n , schließt man auf die Zeit der Hochzeit ®3). Wenn ein Mädchen am A.morgen an einem Gewässer eine K n o s p e an einem Strauche entdeckt, wird es bald heiraten 8 4 ). Im E m m e n t a l backen die Mädchen B r ö t c h e n , zu denen sie das Mehl aus drei Häusern z u s a m m e n g e b e t t e l t haben. Im T r a u m erscheint dann der Zukünftige 6S ). Im Sarganserland zwingt das Mädchen den künftigen Freier zu einem Stelldichein, wenn es ,, G s c h i r r b l ä t z " siedet und immer darin herumstochert 5 S ). Alle diese Mittel und noch manche andere gehen untereinander verschiedenartige Verbindungen ein und sind oft noch mit allen möglichen Einzelbestimmungen belastet und in ihrer A u s f ü h r u n g erschwert. Obrigkeit und Kirche verurteilen diese

Andreas, hl.

4oi

„schädliche superstitiones", auch wenn sie nicht unter Anrufung des T e u f e l s geschehen S7), der sich mitunter hineingemischt haben soll M ). Die F r a u e n überwiegen in der Anwendung dieser Wahrsagungsmittel. Doch werden sie auch von den Männern nicht verschmäht 5 9 ). So sagt Logau: „ W a n n St. A.-Abend kümt, pflegt jeder, der sich will beweiben, Auch die, die sich bemannen wil, ein hitziges Gebet zu treiben" ') S c h r a m e k

mann-Krayer

69 f f . ;

Sartori

Böhmerwald 1 1 3 . *) H o f f-

96.

3

) Urquell N.F. 1,

Sitte u. Brauch l

3, 1 0 f.;

D r e c h s l e r 1, 3 f. ) Urquell 1, 70; R e i s e r Allgäu 2, 177; ZfdMyth. 1, 87 (Oberharz); Strackerjan 1, 108; Frischbier 5

Hexenspr. 162. ) M e s s i k o m m e r 6

1, 157 f.

) SchwVk. 1, 14; 10, 28; H o f f m a n n K r a y e r 97; V e r n a l e k e n Alpensagen 33 7; J o h n Erzgeb. 143 f. ') R e i n s b e r g

Böhmen

517.

8

) Meier

Schwaben

2,

455;

402

") J o h n Erzgeb. 141. «) ZföVk. 3, 9; Me ss i k o m m e r 1,158; H o f f m a n n - K r a y e r 96; S t o l l Zaubergl. 178 f. " ) K ö h l e r Voigtl. 400; aus Töpfen: J o h n Westb. 2; S c h r a m e k 112. " ) ZfVk. 9, 442; S c h u -

len b ü r g

Wend.

Volkst. 126;

Reins-

b e r g Böhmen 515 f.; SAVk. 15, 3; K a p f f Festgebr. 5. " ) SAVk. 15, 3; H o f f m a n n K r a y e r 96. *7) W u t t k e 367 (Ostpreußen). 3S ) Köhler Voigtl. 383; Reinsberg Böhmen 516. 8") D r e c h s l e r 1 , 1 1 ; J o h n 40 Erzgeb. 142. ) J o h n Erzgeb. 142. " ) D r e c h s l e r 1, 1 1 ; K ö h l e r Voigtl. 383. " ) B r u n n e r Ostd. Vh. 160. " ) D r e c h s l e r i, 1 1 . 44 ) M e y e r Abergl. 215. 45) W u t t k e 333. Ähnlich das „Stippein" in Ostpreußen: B r u n ner

Ostd. Vk. 1 5 9 .

vgl. S c h r a m e k

*') J o h n

Erzgeb.

142;

Böhmerwald 1 1 2 . 4 ') M e s -

s i k o m m e r 1,158; H o f f m a n n - K r a y e r 97; M a n z Sargans 140; J o h n Westb. 2 f. 48 ) J o h n Erzgeb. 140; L e h m a n n Sudetendeutsche 128. " ) M a n z 140; V e r n a - ' 1e k e n

A Ipensag. 3 3 7 f . ;

Sébillot

Folk-

Lore 3, 398. •") Urquell N.F. 1, 71 f. (Elsaß); Birlinger Volksth. 1, 341; W u t t k e

Voigtl. 3 8 0 ; B i r l i n g e r Volksth. 1, 342t.; SchwVk. 1, Sachs. Vk. 3 7 1 . " ) K ö h l e r 86; V e r n a l e k e n Alpensag. 337; ZfVk. 5, B r u n n e r Ostd. Vk. 160. " ) S c h u l e n b u r g Wend.Volkst. 126. " ) Mitt. Anhalt. 415. 8, 398.; F r i s c h b i e r 162; K ö h Gesch. 14, 17 f. " ) R e i n s b e r g Böhmen l e r Voigtland 3 8 3 ; J o h n Westböhmen 5 ; 140. S c h r a m e k Böhmerwald 1 1 3 ; Urquell 1, 100 519 " ) SAVk. 15, 3. «) M a n z Sargans 10 ") P a n z e r Beitr. 2, 271. 273. 68) M e y e r (Isergebirge). •) M e y e r Baden 167. ) ebd. 167; B i r l i n g e r Volksth. 2, 444; J o h n Baden 1 6 9 . " ) M e y e r Baden 1 6 8 ; B i r n l i n g e r A .Schw. 1, 380. In Schlesien tun sich Westböhmen 3. ) L e h m a n n SudetenMädchen und Burschen zusammen: L e h deutsche 1 2 7 . 1 2 ) M a n z Sargans 1 4 0 ; U r 80 ) Drechsquell 1, 100. " ) N o r k Festkalender 750; m a n n Sudetendeutsche 128. l e r 1, 3. K ö h l e r Voigtl. 400; W o l f Beitr. 1 , 1 2 1 (Oberharz); Urquell N. F. 1, 71 (Harz). Bloßes 2. A. gilt überhaupt als H e i r a t s Hundebelien: G r i m m Myth. 3, 470 (964) " ) K ö h l e r Voigtl. 382. 572; J o h n Erz- v e r m i t t l e r und wird daher von den geb, uz. 16) J o h n Erzgeb. 141. " ) H o v o r - Mädchen um einen Mann angefleht 8 1 ). k a - K r o n f e l d 2, 176. ") R e i s e r Allgäu 2, 177. 18) F r i s c h b i e r Hexenspr. 162. Um einen Freier zu bekommen, schneidet das Mädchen sich am A.abend von dem " ) H a u -pt Lausitz 1 , 200; R e i n s b e r g Böhmen 517 (auf den Fußboden). 20) M e y e r Baden „ G e s i c h t e " am Bienenstock ein Spänchen 167; Urquell N.F. 1, 73 f. (Polen). ») S t o l l Holz ab und trägt dies immer bei sich 42 ). Zauberglauben 1 5 2 . " ) L a u f f e r Niederd. In der ermländischen Kathedrale küßt Volksk. 1 1 5 . " ) R e i n s b e r g Böhmen 5 1 7 . es zu gleichem Zwecke die am A.tage aus" ) Urquell N.F. x, 79. « J S c h a m b a c h M ü l l e r 238. " ) W e i n h o l d Ritus 6 f.; gestellte Statue des Heiligen ® ) . Durch R e u s c h e l Volksk. 2 , 2 1 ; S a r t o r i S.u. Kranzbinden wird auch die T r e u e des Br. 3, 10, A 2. " ) M e i e r Schwaben 2, 455; M B i r l i n g e r Volksth. 1, 341; SAVk. 2, 216; Schatzes erforscht ). Endlich wird A. im südlichen Baden auch um K i n d e r SchwVk. 10, 28; H o f f m a n n - K r a y e r 96; M a n z Sargans 140; S t o l l Zaubergl. s e g e n angefleht 6S), und das Kloster 152 f ; M e y e r Baden 168. «) S c h ö n Arnsburg hatte die Verpflichtung, den w e r t h Oberpfalz 1, 140 f.; W o l f Beitr. 1, Frauen von Münzenberg, die guter Hoff121 f.; D r e c h s l e r 1, 13; Urquell N.F. i, 73 f.; K ö h l e r Voigtl. 383; SAVk. 13, 3; 25, nung waren, jährlich am A.tage einen mit 144; M a n z Sargans 140; G r i m m Sagen 2 Weizen gemästeten Eber zu liefern 6 6 ). 149 (115); Mitt. Anhalt. Gesch. 14, 17 f. Zur E r k l ä r u n g der Bedeutung ") H ö r m a n n Volksleben 204; B i r l i n des hl. A. f ü r Ehe, Liebe und weibliche g e r Volksth. 1 , 3 4 1 ; S c h r a m e k Böhmerwald 111; John Westb. 2. 30 ) M e i e r Fruchtbarkeit führt man verschiedene Schwaben 2, 454 f . ; M e y e r Baden 166. Gründe an: eine Beziehung zum Gotte 51 ) Urquell N.F. 1, 73; S c h r a m e k 112. Frö, zum Gleichnis von den 10 J u n g -

403

Andreas, hl.

frauen am letzten Sonntage vor Advent, zur Antiphon „concede nobis hominem justum etc." im Festes-Offizium am A.tage und zum griechischen irr,p 87). Das meiste wird zur Zauberkraft des Tages schon der Umstand beigetragen haben, daß er eben die «auber- und geheimnisreiche Adventszeit eröffnet. ") Urquell N.F. 1, 76. 78 f. 2, 113 f.; W o l f Beitr. 2, 101. «) K ö h l e r Voigt-

404

Tasche getragen, zieht Holzsplitter aus dem Körper 79 ). Münzen mit dem A.s e g e n gelten als blutstillendes Mittel helfen auch gegen Schlagfluß M ). Kinder, die an H u s t e n leiden, müssen die Statue des Heiligen umarmen 8 2 ) oder sein angebliches Grab berühren 83 ). Vom A. b r u n n e n in einem Seitentale des Idarbaches holte man sich noch um 1680 heil wirkendes Wasser 84 ). Mädchen, die land 381. «) B r u n n e r Ostd. Vk. 246. am A.abend b a d e n , werden davon •4) S c h r a m e k Böhmerwald 112. ••) M e y e r 8S Baden 168. ••) Urquell N.F. 1, 192. •') Ebd. gesund und heiraten bald ). Und wer am A.tage s t i r b t , kommt vom Mund 1, 76. auf in den Himmel 88 ). Auch die Frucht3. Auch der T o d kündet sich an barkeit der B ä u m e fördert es, wenn diesem Tage an. Wenn ein Bursche oder man sie am A.abend, während die Feierein Mädchen einen S a r g hinter einem abendglocke läutet, mit Strohseilen umBaume sehen, so sterben sie ledig M ). 87 Wenn beim Horchen am Fenster der wickelt ). ™) B i r 1 i n g e r A.Schw. 1, 449; ZfVk. 5, 5; Nachbarn von einem B e g r ä b n i s die vgl. 192. '•) H o f f m a n n Rede ist, erfolgt ein Todesfall M ). Das Urquell N.F. 1,71; K r a y e r 96. M ) H o v o r k a u. K r ö n Auseinanderfallen eines Häufleins S a l z t e 1 d 2, 372. ") ZföVk. 13, 102. »») S é b i 1 oder M e h l droht das gleiche an TO). Aus l o t Folk-Lore 4,150. »») Ebd.4,160. M) D i e der Lage des geworfenen S c h u h e s n e r Hunsrück 81. M) H o v o r k a u . K r o n f e l d 2,177. ") H ö r m a n n Volksleben 204; ergibt sich Auswanderung, Sterben oder Urquell N.F. 1, 71. ") D r e c h s l e r 1, 14. Gesundbleiben 71 ). 6. Besonders günstig ist die A. nacht, M) SAVk. 15, 4; H o f f m a n n - K r a y e r um verborgene S c h ä t z e zu heben M ). 96. ••) J o h n Westb. 3. '») K ö h l e r Voigtl. In einem über Nacht aufgestellten Was381; Wu 1 1 k e 330. ") S c h r a m e k Böhmerwaid i n . sergefäße hofft man G e l d zu finden 89). Überhaupt treibt allerlei S p u k und 4. A. wird um gutes W e t t e r angeZ a u b e r sein Wesen. Wenn man sich gangen 7i ). Sein Tag ist für die W i t t e in der A.nacht auf einen Kreuzweg stellt, rung maßgebend 7 3 ). Er bringt den Schätze90). W i n t e r heran 7 4 ). A . s c h n e e „ t u t so bringt der T e u f e l Die H e x e n von Meseritz feiern ihre den Saaten weh" und bleibt hundert Zusammenkünfte 9 1 ). A m A.abend soll Tage liegen 75 ). Aus einem Glase Wasser man Z w e i g e abschneiden und ins kann man sehen, ob ein nasses oder ein Wasser stellen; wenn einer dann am dürres Jahr folgen werde 76). Z w i e b e l Weihnachtsabend b l ü h t , soll man oder N u ß s c h a l e n , mit Wasser gefüllt, geben Auskunft über die Witterung ihn in die Kirche mitnehmen, dann sieht man dort alle Hexen 9 8 ). M i l c h darf der nächsten zwölf Monate 77 ). am A.tage nicht aus dem Hause gegeben '«) Urquell N.F 1, 77. ") S a r t o r i Sitte werden, sonst wird sie behext 9 3 ). Der u. Br. 3, 11, A. 4. '•) Urquell N. F. 1, 77. 78. ") L e o p r e c h t i n g Lechrain 201; R e i s e r F e u e r m a n n zeigt sich in der A.Allgäu 2, 179; SAVk. 2, 280; J o h n Westb. 5; nacht 9 4 ). Wer mit einem in dieser Nacht S c h ö n w e r t h 2,135; Urquell 1, 100, N.F. geschnittenen H a s e l s t o c k auf ein i , 77. '•) D r e c h s l e r i, 14; G r i m m Myth. 3, 470 (963). ") SAVk. 2, 222. Kleid schlägt, kann damit die Person treffen, die er im Sinne hat 9 5 ). Die 5. A. ist der G e s u n d h e i t förF i s c h e r von Hartheim sagen: Anderlich. Er wird als G i c h t p a drees macht den L a c h s bös 98 ). t r o n und gegen die A.k r a n k h e i t a8) M e y e r Baden 481; M e s s i k o m m e r (ignis sacer = Milzbrand, Rotlauf) ange1, 158. ••) H o f f m a n n - K r a y er 96. rufen ™). Ein am A.tage von einem Weiß- M) V e r n a l e k e n Alpensag. 337. ") K n o o p dorn geschnittenes „ Sprisenhölzli", in der Posen 82; vgl. H o f f m a n n - K r a y e r 96.

4o5

A n d r e a s k r e u z — A n f a n g , anfangen

•*) S c h u l e n b u r g Wend. Volkst. 126; V e r n a l e k e n Mythen 285: Reiser, auf A . in Wasser gestellt, gehen Weihnachten a u f : Sartori 3, 1 1 A . 5. Blühen sie dann, so k o m m t der B u n d m i t der Liebsten zustande: J o h n Erzgeb. 143; blühen sie nicht, so b l ü h t auch das G e s c h ä f t nicht : ebd 252. " ) W u t t k e § 705. M ) M e i c h e Sagen 280. 85) M e y e r Baden 482. " ) E b d . 463.

7. Schon am A.tage beginnen die der ganzen Adventszeit eigentümlichen U mz ü g e verkleideter und mehr oder weniger lärmender Gestalten, die der A u s treibung böser M ä c h t e und der F r u c h t b a r k e i t der Feld e r dienen 97 ). Die A.nacht ist die erste K l ö p f l e s n a c h t (s. Klopfnacht) 98). Arme ziehen als S t e r n s i n g e r umher09) und gehen um das „Andreas Troad" (Getreide) betteln 10°). Kinder hängen ihre S t r ü m p f e ans Fenster und kriegen darin b e s c h e r t 1 M ) . — Von der Bedeutung des A.tages als F e i e r t a g zeugen noch Sagen, die von seiner E.n tw e i h u n g durch Arbeit am Vorabend und von der S t r a f e dafür erzählen 102). A m Tage vorher soll niemand spinnen 103). ") H o f f m a n n - K r a y e r 103; Lütolf Sagen 104; Wolf Beitr. 2, 1 0 1 ; S c h u l e n b u r g Wend. Volkst. 1 2 6 ; W i t z s c h e i Thüringen 2 , 1 5 5 ; M e y e r Baden 33. •8) Z f V k . i , 304; S a r t o r i 3, 12 A . 1 1 . •») Z f d M y t h . 3, 336 f. 10°) H ö r m a n n Volksleben 204. 101 ) R e i n s b e r g Böhmen 518. 1M) M e i e r . Schwaben 1, 294 f . ; B i r l i n g e r l M A.Schw. 1, 73. 1 7 3 f. ) Schulenburg. Wend. Volkst. 126; S é b i l l o t Folk-Lore 1, 140 (Nieder-Bretagne). In B ö h m e n aber gehört den Mädchen alles Garn, das sie an diesem A b e n d spinnen : R e i n s b e r g Böhmen 518. Sartori.

Andreaskreuz nennt man ein Kreuz, das aus zwei schräggestellten Balken ( x ) besteht. Die Tradition erzählt, daß der Apostel Andreas an einem solchen Kreuz den Märtyrertod erlitten habe, doch ist diese Überlieferung erst mittelalterlich und läßt sich im christlichen Altertum noch nicht nachweisen 1 ). Es wird im Zauber gebraucht, so bei einer Praxis, um Diebe zu entdecken 2 ): „deinde scutella cum aqua imponatur circulo, transversa obliquaque mixtim cruce insignito", als Schutzmittel gegen Blitz 3 ), man lost damit 4), benutzt Schlüssel, in deren Bart

406

sich ein A. befindet 6 ); auch wird seine Form für die gewöhnliche f öfters in Formeln angewendet, um anzudeuten, daß ein Kreuz geschlagen werden soll. Das A. findet sich häufig auf übelabwehrenden Gegenständen. ') H e r z o g - H a u c k Real-Encycl. 11,96; O. Z ö c k l e r Das Kreuz Christi (1875), 7 5 ; L . C o u a r d Altchristi. Sagen a. d. Leben Jesu v. d. Apostel (1909), 85; A l b e r s Das Jahr 298; W u t t k e Sachs. Volksk. 453 f . ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 276; B e c h s t e i n Thüringen 1 , 2 5 9 ; D r e c h s l e r Schlesien 1, 14; 8 L i e b r e c h t Zur Volksk. 388. ) W i e r De praestigiis daemonum (Basel 1577), 523 lib. 5 c. 5. ») S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 14. *) U r quell N . F . r (1897), 191. s ) S e l i g m a n n Blick 2, 10. Jacoby.

Andreasmonat s. D e z e m b e r . Andvari s. Z w e r g . Anemone s. W i n d r ö s c h e n . A n f a n g , anfangen. A.szauber nennt man die Anstalten, welche durch besondere Vorsicht und Berücksichtigung der magischen Zusammenhänge *) bei Inangriffnahme eines Unternehmens diesem die besondere Gunst des Schicksals sichern sollen 2 ). Dachte 3 ) man doch, daß vom Anfang eines Unternehmens oder Vorgangs auf dessen Fortgang weitgehende Wirkungen ausgeübt werden 4). Man war daher bestrebt, Tage von allgemein günstigem Einfluß auszuwählen, ungünstige zu vermeiden. Solche Tagwählerei (s.d.) kannte schon das Judentum 6 ), noch mehr das alte Babylon und Ägypten e ). Nach altem Kalenderglauben standen die einzelnen Tage der Woche in Zusammenhang mit gewissen planetarischen Ereignissen, welche ihrerseits den Fortgang jeder Arbeit, wie eben jedes irdische Geschehen, beeinflussen. Da jeder Planet mit einem besonderen Gott in Verbindung gebracht war, galt es entsprechend auch für angebracht, gerade am Tage des Gottes jene Geschäfte zu besorgen, denen eben dieser Gott vorstand, wie auch jene zu unterlassen, die ihm zuwider waren. So beginnt man einen Kampf am Dienstag, dem dies Martis (s. Krieg), obwohl dieser Tag ebenso wie der Mittwoch sonst nicht als Glückstag gilt. Am Donnerstagabend soll man nicht spinnen, am Don-

Anfang, anfangen nerstag, dem Thorstag, auch kein Holz hauen. Heiraten soll man a m Dienstag, damit bei Beachtung der drei Tobiasnächte das erste Beilager a m Freitag, dem Tage der F r e y a s t a t t f i n d e ; allenfalls auch a m Donnerstag 7 ). Neben den Wochentagen spielt f ü r den Anfang eines Werkes auch wohl der Mondund Gestirnstand eine Rolle. Heiraten soll man bei zunehmendem M o n d e 8 ) ; zunehmender Mond ist allem Beginnen, das eine Z u n a h m e herbeiführen will, günstig. Nichts Neues soll man a m Unschuldigen K i n d e r t a g 9 ) , a m F r e i t a g 1 0 ) , a m Samstag 1 1 ), Mittwoch 1 2 ) oder Dienstag 1 3 ) a n f a n g e n ; a m Donnerstag (Hexentag) nichts Wichtiges, vor allem keine Ehe beginnen 1 4 ). Ein Werk soll man a m Montag 15) oder a m kürzesten Tage 18) oder zu N e u j a h r 17) beginnen, wobei die symbolischen Zusammenhänge zwischen dem Wachsen der Woche (der Tageslänge) und dem Wachsen der Arbeit zutage liegen. Doch soll man nach anderer Überlieferung Montags nicht anfangen zu säen 1 8 ), und ebenso meinen andere, es bringe Glück, Freitags eine Arbeit zu beginnen w ) . Dieser scheinbare Widerspruch begegnet schon in alten Traditionen. Der S a b b a t t a g als S a t u r n t a g galt bald als günstig, bald als ungünstig 2 0 ), weil S a t u r n selbst ein ambivalenter Planet ist. Die Tage haben auch Einfluß auf den Verlauf des Wetters. Wie das W e t t e r sich a n einem Monatsersten, der auf einen Donn e r s t a g f ä l l t , anläßt, so bleibt es 2 1 ). Wenn es Freitag anfängt zu regnen, regnet es die ganze Woche 22 ). Das W e t t e r a m Neuj a h r s t a g ist maßgebend f ü r das ganze J a h r 23 ). Das mittelalterliche Christentum (Eligius) b e k ä m p f t e bisweilen die Tagwählerei»). ') Wid 1 a k Synodev. Liftinae27.s) S c h m i d t

Gottesidee 1, 468. ») M e y e r

*) B o h n e n b e r g e r

Weihnacht 73 ff.

Nr. 1, 19. •) J e r e -

mias Altorientalische Geisteskultur 170. ') D e r s . Das AIte Testament im Lichte des Alten Orients 63 f. ') S i m r o c k Mythologie 600. •) Ebd. 600. ») Grab d. Aberglaubens 2,

237. 10) F o g e l Pennyslvania 260 Nr. 1360; 261 Nr. 1364. ») Ebd. 261 Nr. 1361. «) Ebd. 250 Nr. 1298 f. ™) S c h u l t z Alltagsleben 241. ") L i e b r e c h t Zur Volhsk. 337; W o l f

Beiträge i, 69ff.

408 15

) G r i m m Myth. 3, 463 Nr.

821. u ) Grab d. Aberglaubens 1, 13. ") G r i m m

Myth. 3, 480 Anm. 7. ") Ebd. 3,441. « F o g e l Pennsylvania 250 Nr. 129. Jeremias Das Alte Testament im Lichte des Alten Orients

65. «) ZdVfVk. 1914, 60. ») Ebd. 1914, 59. " ) N i l s s o n Studien zur Vorgeschichte d. Weih-

nachtsfestes, ARw. 19, 69 ff. 21) G r i m m Myth. 3, 401; ARw. 20 (1920), 116.

2. Man versucht deshalb auch bei Beginn einer F a h r t sich durch ein „ W e i ß G o t t der liebe H e r r " 25 ) unter höheren Schutz zu stellen 2S). „Helf G o t t " sagt der Bauer, bevor er ein Gerät a n f a ß t oder eine n e u e Arbeit beginnt 2 7 ). Das Brot wird vor d e m Anschneiden (s. d.) mit dem Kreuzeszeichen, das B u t t e r f a ß mit Salz und Weihwasser gesegnet (s. Abwehrzauber). Aller wichtigen landwirtschaftlichen Tätigkeiten K. ist mit einer Weihe verbund e n M ). Der Einzug des Neuen J a h r e s wird mit festlichen Gelagen gefeiert, dam i t das J a h r so weiter in Überfluß sich f o r t s e t z e w ) . In ähnlicher Gedankenverb i n d u n g läßt man von den Speisen etwas über Nacht übrig 3 0 ). Ein Kind, das zum erstenmal ausgetragen wird, bringt man zuerst die Treppen hinauf, ehe man hinuntersteigt, damit es auch im Leben steige s l ) ; wird es zum erstenmal in eine f r e m d e W o h n u n g gebracht, reicht man i h m etwas Eßbares, ein Ei 32 ). Beim ersten Kleidchen des Kindes darf nichts abgeh a n d e l t werden 3 3 ), das erste Geschenk m u ß ihm entweder die Mutter 3 i ) oder der P a t e 35 ) geben. Den ersten Käufer darf man nicht fortgehen lassen s 9 ); auch der Preis, den Kaufteute und Gastwirte f ü r den ersten Verkauf erhalten, ist bedeutungsvoll 3 7 ). Der A. vom Hochzeitstag ist bedeutsam f ü r die Ehe 38 ) ; d a s Hochzeitsfest ist denn auch überall m i t A.szauberbräuchen umgeben 39). Beim Beziehen einer neuen Wohnung wird zuerst Brot und Geld ^ hineingeb r a c h t , man läßt eine K a t z e voranlauf e n 41 ). Nicht eigentlich A. im a k t i v magischen Sinn, sondern Zauber im passiv abergläubischen, ist die Beobachtung der verschiedenen Zeichen (s. Angang), durch welche die Schicksalsmächte ihre Hilfe und Zus t i m m u n g versprechen oder verweigern.

409

anfassen—Angang

F ä n g t ein U n t e r n e h m e n s c h l e c h t an, so ist dies als W a r n u n g des S c h i c k s a l s a u f z u f a s s e n , d a ß es einen üblen V e r l a u f h a b e n w i r d 4 2 ) . M a n soll eben d e s h a l b sich eines g u t e n A . s n i c h t allzu s e h r r ü h m e n . „ D e n V o g e l , der f r ü h singt, f r i ß t a b e n d s die K a t z e " 43 ). M a n b e m ü h t sich daher d u r c h B e f r a g u n g 44 ) des S c h i c k s a l s , d e n W i l l e n G o t t e s oder die V e r h ä n g u n g des F a t u m s zu erforschen (s. Los). V o r B e g i n n einer T r e i b j a g d w i r f t der T r e i b e r seinen S t o c k in die H ö h e : f ä l l t er f l a c h , g i b t es keinen E r f o l g ; s p i e ß t er sich in die E r d e , so h a t m a n G l ü c k und z w a r auf das s o v i e l t e Mal, als der S t o c k g e w o r f e n 4 5 ). " ) D r e c h s l e r Schlesien 2,18. " ) T i e d e Gotteserkenntnis 332. ") M a a c k Lübeck 16 ff. ») S a r t o r i 2, 54. ») Ebd. 3, 266. ») Ebd. 3, 29. 31) F o g e l Pennsylvania 38 Nr. 55; 39 Nr. 58, 59. **) S a r t o r i 1, 26. »«) Rockenphilosophie 2, 198. *4) F o g e l Pennsylvania 37 Nr. 44. " ) Ebd. 37 Nr. 45. »•) Rockenphilosophie 1,139; 2, 109. S7) ZdVfVk. 11 (1901), 278. ® ) B o h n e n b e r g e r Nr. 1, 19. **) S c h ö n w e r t h Oberpfalz passim; S a r t o r i 1,93. *•) S a r t o r i 2 , 1 1 . " ) L i e b r e c h t Zur Volhsk. 358. «) K ö h l e r Voigtland 394; J o h n Erzgebirge 34; W u t t k e 209 und 290; D r e c h s l e r Schlesien 2, 194. " ) S t r a c k e r j a n Oldenburg 1, 47. " ) A R w . 20, 384. " ) S c h ö n w e r t h 3, 273 ff. K. Beth.

anfassen s. b e r ü h r e n . Angang. V o r b e m e r k u n g .

Im

Interesse einer m ö g l i c h s t k l a r e n D a r s t e l l u n g des a u ß e r o r d e n t l i c h vielseitigen A . s a b e r g l a u b e n s e m p f i e h l t sich z u n ä c h s t die F e s t l e g u n g einer b e s t i m m t e n T e r m i n o iogie. Der e i n f a c h s t e F a l l eines A . s k a n n auf z w e i W e i s e n a u s g e d r ü c k t w e r d e n : I. „ D e r J ä g e r b e g e g n e t einem alten W e i b " und 2. „ D e m J ä g e r b e g e g n e t ein a l t e s W e i b " . In diesem Musterbeispiel k ö n n e n S u b j e k t und O b j e k t v e r t a u s c h t w e r d e n , o h n e d a ß sich der S i n n v e r ä n d e r t . N i c h t m ö g l i c h w ä r e dies in d e m gleichfalls n o c h z u m A . s a b e r g l a u b e n z u r e c h n e n d e n Beispiel: „ D e r W a n d e r e r f i n d e t eine N a d e l " . D a a u ß e r d e m in d e m ersten Beispiel der J ä g e r die b e w u ß t e , d e n k e n d e , die B e g e g n u n g d e u t e n d e u n d v o n ihr beeinf l u ß t e , das a l t e W e i b d a g e g e n die z u f ä l lige, u n b e w u ß t w i r k e n d e K o m p o n e n t e des V o r g a n g s ist, b e z e i c h n e n w i r in unserer D a r s t e l l u n g die d e m J ä g e r des

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Musterbeispiels e n t s p r e c h e n d e n F a k t o r e n als S u b j e k t d e s A . s , die d e m alten W e i b e e n t s p r e c h e n d e n als O b j e k t d e s A.s. B e g r i f f s b e s t i m m u n g . Unter A . v e r s t e h t m a n i m a l l g e m e i n e n das z u f ä l l i g e Z u s a m m e n t r e f f e n eines, meist menschlichen, S u b j e k t e s mit einem oder mehreren O b j e k t e n a u s der belebten, seltener der u n b e l e b t e n N a t u r , i n s o w e i t diesem Z u s a m m e n t r e f f e n n a c h g e l t e n d e r a b e r g l ä u b i s c h e r M e i n u n g eine f ü r das Subjekt zukunftkündende Bedeutung i n n e w o h n t . Die überaus z a h l r e i c h e n W e t t e r v o r z e i c h e n , die aus d e m Erscheinen oder d e m V e r h a l t e n gewisser T i e r e gezogen w e r d e n , sowie andere, einer persönlichen B e z i e h u n g auf das S u b j e k t entb e h r e n d e n D e u t u n g e n bleiben d a h e r hier unberücksichtigt. V e r b r e i t u n g (allgemeine). D e r G l a u b e an den A . ist eine der a m weit e s t e n über Z e i t e n und R ä u m e verb r e i t e t e n E r s c h e i n u n g s f o r m e n des A b e r g l a u b e n s 1 ), er ist bei den a l t e n B a b y loniern u n d A s s y r e r n 2 ) ebenso f e s t z u stellen wie in der N e u z e i t , in Neuseel a n d 3 ) ebenso wie in D e u t s c h l a n d . Hier k a n n , v o n gelegentlichen V e r g l e i c h e n abgesehen, nur der deutsche A . s g l a u b e beh a n d e l t w e r d e n , w o b e i j e d o c h a u f sein A u f t r e t e n i m g e r m a n i s c h e n und griechisch-römischen A l t e r t u m k u r z eingeg a n g e n w e r d e n m u ß , da hier v i e l f a c h zweifellos eine w u r z e l h a f t e V e r b i n d u n g vorliegt. G e r m a n i s c h e und a n t i k e W u r z e l n des A.sglaubens. Der h e u t i g e A . s g l a u b e geht einerseits auf A n s c h a u u n g e n der g e r m a n i s c h e n V o r z e i t , andererseits a u f a n t i k e E i n f l ü s s e zurück, die i m d t . A b e r g l a u b e n , z. T . als u n g e w o l l t e W i r k u n g kirchlicher V e r b o t e und B e i c h t f r a g e n , v i e l f a c h z u b e o b a c h t e n sind. D i e H a u p t s t e l l e f ü r A . s g l a u b e n i m A l t n o r d i s c h e n ist R e g i n s m ä l 20 f f . 4 ), w o O d i n den S i g u r d über die f ü r d e n z u m K a m p f Ziehenden günstigen A n g ä n g e belehrt ( v o r a u f f l i e g e n d e r R a b e , v o r b e i ziehendes K r i e g e r p a a r , h e u l e n d e r und v o r a u s l a u f e n d e r W o l f ) . V o n den Germ a n e n b e r i c h t e t T a c i t u s 6 ) , d a ß sie a u f

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Angang

Vorzeichen (auspicia) ebenso wie auf Losweissagung großen Wert legten; unter ersteren dürften die Angänge miteinbegriffen sein. Auf A. ist auch die weitere Angabe des Tacitus zu beziehen, daß es bei den Germanen üblich gewesen sei, avium voces volatusque interrogare ®). Im griech.-röm. Altertum war, wie u. a. die unten zusammengestellte reichhaltige Nomenklatur beweist, der Glaube an A. außerordentlich stark verbreitet und zwar sowohl in der Form der Deutung zufälliger Begegnungen, als auch in der einer kunstmäßig nach bestimmten Regeln vollzogenen Beobachtung, wie sie vor allem in der römischen Vogelschau vorliegt 7 ). So nimmt denn auch der Glaube an den A. in der Polemik der Kirche gegen das Heidentum eine wichtige Stelle ein; Ausgangspunkt ist z. T. der ins Decretum Gratiani aufgenommene und dann immer wiederholte Passus des Augustinus gegen den A. und andere heidnische Meinungen. Die Konzilienkanone sowie die Bußordnungen und Predigten vom frühen MA. bis tief in die Neuzeit hinein wiederholen das Verbot immer aufs neue, und zwar meist in wörtlicher Übereinstimmung. Schon daraus geht hervor, daß man dabei nicht den speziellen A.sglauben der verschiedenen Länder, sondern die aus dem Altertum bekannten Formen im Auge hatte 8). Eine zusammenfassende Darstellung auch nur des deutschen A.sglaubens gibt es noch nicht, doch wird er, wie die folgende Zusammenstellung zeigt, an zahlreichen Stellen der vkdl. Literatur mehr oder weniger ausführlich behandelt. Vollständigkeit der Quellenangaben ist, zumal bei seinen bekanntesten und verbreitetsten Erscheinungsformen, unmöglich und gerade in diesen Fällen auch kaum erforderlich. ') T y l o r Primitive Culture I (1920), 119; deutsche Ausg. von Sprengel und Poske 1, 120; A n d r e e Parallelen 1 , 8 ; H o p f Tierorakel 1 ff. •) U n g n a d Deutung der Zukunft (Der Alte Orient 10, 3) 29. *) D a n z e l Magie und Geheimwissenschaften 11 ff. ') E d d a übers, v. G e n z m e r (Thüle 1) 130; G r i m m Myth. 2, 940; G o 1 1 h e r Myth. 639; G e r i n g Weissagung 10; weitere Stellen s. G r i m m a. a. O. Anm. 2. •) Germ. cap. io, dazu M ü l -

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1 e n h o f f Altertumsk. 4, 222 f. •) M ü l l e n h o f f a. a. O. 229 verweist auf J o s e p h u s Antiqu. Jud. 18, 6, 7, wo ein gefangener Germane dem späteren König Agrippa das Erscheinen eines Uhus als glückverheißend deutet, freilich im Gegensatz zu der sonst üblichen Bedeutung seines A. ') P o t t e r Antiqu. of Greece 1 (1818), 397; G r i m m Myth. 2,937; Bouché-Leclerq Hist. de la divin. 1, 121 ; H o p f Orakeltiere 9 ff.; H a l l i d a y Greek Divination 172. 253; S t e m p l i n g e r Aberglaube 44. *) A u g u s t i n . de doctr. christ. 2, 20; Decret. Gratiani 26, q. 2 c. 6; K l a p p e r MschlesVk. 21, 88 f. Zusammenstellung der Konzilienbeschlüsse usw. bei T h i e r s Traité 1, 196, am reichhaltigsten bei B o e s e Superstit. Arelat. 12. 42. 47. 64.

Name. Die allgemeinste Bezeichnung ist altn. heill ahd. heil, ags. hcel, auf alle Arten von Vorzeichen bezüglich ; die Beobachtung derselben wird ahd. mit heilisôn, heil scouwôn, ags. mit hâlsian, hcel sceâvian bezeichnet 9 ). Eine besondere Form der A.sbeobachtung, die bei dem Subjekt das Motiv des Zufälligen dadurch aufhebt, daß der A. unter bestimmten Zeremonien erwartet wird, war vielleicht die in nordischen Quellen vielfach erwähnte ûtiseta10), bei der sich der Seher oder die Seherin nachts draußen, d. h. im Freien, hinsetzen mußte. Damit zu vergleichen ist ahd. hleodarsâza = sitzen, um Orakel (ahd. hliodar, ags. hleôâor = Stimme, Orakel) zu hören. Ebenso wie das Christenrecht der norwegischen Gesetze (nicht der isländischen) die ûtiseta als heidnisch bekämpft und hleodarsâza von der Kirche verdammt wurde, wird in mittelalterlichen Beichtfragen das „Sitzen am Kreuzweg auf einer Stierhaut, um die Zukunft zu erkennen" als heidnische Sünde bezeichnet u ) . Die mhd. Bezeichnung ist aneganc, widerganc, widerlouf, mnl. ghemoet (schwed. mot). Im ma. Latein werden neben dem klassischen augtirium, das sich ursprünglich nur auf die Vogelschau bezieht, auch die Bezeichnungen superventa, congressionum initia, initialia12), observantiae 18) gebraucht. Im Griechischen bezeichnet man die A. als êvôîtoi oöpßoXoi14), iv68ia oüußoXa 15 ), èv68ia ouvavxii(iaxa, èx ouvavx>i|iaxo{ oliov£o[iaxa, drcavc^aeic " ) , auch èvi8iov schlechtweg man sprach von einem gö[ißoXo{ Spviç 18), einem ioodvxrixov Siana oder einem oûoçrjiiov

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xXn)5(i>vio|ia 19 ). Im heutigen deutschen Sprachgebrauch ist die Bezeichnung „ A n g a n g " mehr ein volkskundlicher Fachausdruck als ein im Munde des Volkes lebendes Wort, und zwar bezeichnet man damit sowohl den V o r g a n g der Begegnung selbst als auch die gute oder schlechte Bedeutung des Objektes („der Hase hat einen schlechten A . " ) oder auch das Obj e k t selbst; vereinzelt findet sich auch f ü r die tierischen O b j e k t e die Bezeichnung „ L o s t i e r e " . Eine Spur des A.sglaubens liegt vielleicht in der A u s d r u c k s w e i s e : „ W a s ist dir denn b e g e g n e t " u. ä. vor 2 0 ).

v o n Mann oder Frau 22 ). In Oberösterreich geht die Dirne mit den Abfällen des Störi ( = Fastnachts)-Brotes am Weihn a c h t s f a s t t a g 12 Uhr mittags auf ein Weizenfeld und späht, ob nicht irgendwo ein Mann geht. In der R i c h t u n g heiratet sie im nächsten Jahr. Oder man geht am hl. A b e n d während des Gebetläutens z u m Brunnen, um Wasser zu holen; wer einem auf dem W e g e begegnet, den heiratet man 23 ). Sehr häufig wird allein oder hauptsächlich die e r s t e Begegnung auf einem Gange im Jahre, in der Woche, am T a g e berücksichtigt 24 ).

•) G r i m m Myth. 2, 940; M ü l l e n h o f f Altertumsk. 4, 229. 10) M e i ß n e r ZfVk. 27, 100. " ) Ebd. 102; M ü l l e n h o f f a . a . O . ls) G r i m m Myth. 2, 937. 940; 3, 323; F r a n z Nik. de Jawor 189. " ) V i n c e n t i u s B e l l o v . Spec. Mor. (Ausg. v. 1624) 1119. " ) A i s c h y l o s Prom. 487. " ) E u . s t a t h i o s II. 1,62. Nach S u i d a s s. v. MeXd|iJcoug gab es unter dem Namen dieses apokryphen Autors eine Sonderabhandlung rcspl oa(ißöX(uv. " ) B o u c h i - L e c l e r q Hist. de la divin. 1, 121. ") C r a m e r Anekdota 4, 241. u ) A r i s t o p h . Aves 721. M) L u k i a n Eun. 6; Pseudol. 8. 17. M) H ö f l e r Organotherapie 289.

Neben diesen als Anfangstermine (s. d.) zu deutenden Zeiten sind gewisse Tages-, Jahres- und Festzeiten besonders wichtig zur B e o b a c h t u n g von Angängen. So M i t t a g 2 5 ) , Mitternacht 2 6 ), F r ü h j a h r 2 7 ) , Dreikönigstag x ) , Weihnachten 29 ). " ) M e i ß n e r ZfVk. 27, 100 ff. (ûtiseta); W u t t k e 248 § 359; ZrwVk. 3, 65 (Silvesternacht, Kreuzweg) ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 140 (Neujahrsmorgen, Torweg, nach Genuß bestimmten Gebäcks). ") H i 11 n e r Siebenbürgen 12. " ) B a u m g a r t e n Das Jahr, neu hrsg. von D e p i n y Heimatgaue (Linz) 7, 9 f.; vgl. P f i s t e r Hessen 166. ") Lukian Pseudol. 17 èxTpsjtó|ie$a xal (ìàXiota st Icu9-ev tioijisv aôxoûç . . . êv àpxi 8s xat èv dupais knl Jtptótij igóScp xal §g>8-êv to8 &7iavxo{ itoug, vgl. Eunuch. 6; O v i d Fasti 1, 178: omina principiis inesse soient; A g r i p p a De occ. philos. 1 cap. 54 (1, 78 ed. Bering, Dt. Ausg. 1916, i, 252); Unoth 1, 182; ZrwVk. 12, 58; SAVk. 24, 64; H e y 1 Tirol 417. 751 f.; G r i m m Myth. 2, 942 (Saxo über Slaven). Vgl. das Märchenmotiv der Weihung des Erstbegegnenden. — N e u j a h r : G r i m m Myth. 2, 941; W u t t k e 208 § 288; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 64; A l b e r s Das Jahr 49; B a u m g a r t e n Das Jahr, Heimatgaue 7,13 ; V e r n a l e k e n Alpensagen 343. 345; S t a u b e r Zürich 2,127; H o f f m a n n - K r a y e r 118; M a n z Sargans 123; W r e d e Rhein. Volksk.* 120; F o g e l Pennsylvania 98 nr. 399; ZfVk. 4, 318; 8, 400; 27, 2; SAVk. 12, 214; 21, 201 ; Alemannia 25, 52. — M o n t a g : S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 274; W u t t k e 208 § 288; H e r r m a n n ZfVk. 4, 306; B o e d e r Ehsten 97. — M o r g e n s : G r i m m Myth. 1, 941; 3, 471; W u t t k e 208 §288; M e y e r Aberglaube 135; C a s p a r i Homilia 7 § 9; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 273; W r e d e Rhein.Volksk* 120; F o g e l Pennsylvania 108 nr. 459; ZfVk. 4, 326; 17, 453 (Perrault, vgl. T h i e r s Traité 1, 209; S é b i I l o t FolkLore 3, 22); SAVk. 12, 214; ZrwVk. 12, 58. ") ZrwVk. 11, 258 (Spinne, vgl. 12, 58; Unoth 1, 186 nr. 114; G e r h a r d Franz. Novelle 73;

Art, Zeit, Ort und Verlauf d e s A.s. Im allgemeinen beschränkt sich das S u b j e k t des A . s darauf, die sich ihm zufällig irgendwie bietenden O b j e k t e zu beachten und zu deuten. D o c h k o m m t es auch vor, daß der A . gewissermaßen herausgefordert wird, indem sich das Subj e k t an Orten und zu Zeiten, die irgendwie zauberische B e d e u t u n g haben oder annehmen können, hinsetzt oder aufstellt und auf die dort sich bietenden A., besonders den ersten, wartet. A m kunstmäßigsten ist diese F o r m in der etruskisch-römischen Vogelschau ausgebildet, doch findet sich V e r w a n d t e s auch im D e u t s c h e n 2 1 ) . Das b e w u ß t Zauberische dieser Form des A.sglaubens spricht sich auch darin aus, daß das S u b j e k t bestimmte magisch wirkende oder als Opfergaben zu deutende Gegenstände mit sich führen oder gewisse magische Handlungen vollziehen m u ß . In Siebenbürgen reitet z. B. die Schwangere, um das Geschlecht des Kindes zu erkunden, auf einem Stecken mit geschlossenen A u g e n auf die Gasse und w a r t e t auf A .

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H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 30); beim Warten auf A.: B a u m g a r t e n Das Jahr, Heimatgaue 7, 9. *•) F o g e 1 Pennsylvania 99 nr. 402, vgl. S 6 b i 11 o t Folk-Lore 3, 100. ") Allgemein beim Erblicken erster Zugvögel, wie Kuckuck, Schwalbe, Storch, auch des ersten Bauern und der ersten Bachstelzen, G r i m m Myth. 3, 475 nr. 1086/87. »•) H o f f m a n n K r a y e r 122 (Dämmerung); H e y 1 Tirol 417. *•) M e y e r Baden 199; B a u m g a r t e n in Heimatgaue 7, 10.

Allgemeine und besondere D e u t u n g e n d e s A.s. In den meisten Fällen wird ein A . schlechthin als günstig (g.) oder ungünstig (ug.) bezeichnet. H a t das S u b j e k t einen bestimmten Beruf (s. u.), so spezialisiert sich dementsprechend die B e d e u t u n g des A . s ; der Jäger h a t günstigen oder ungünstigen Jagderfolg, der K a u f m a n n Gewinn oder Verlust zu erwarten usf. Andere Spezialbedeutungen sind durch die N a t u r des Obj e k t s oder eine naheliegende sympathetische A u s l e g u n g zu erklären. Dahin gehört v o r allem die B e s t i m m u n g des Geschlechtes des nächsten K i n d e s 30), des nächsten T o t e n 31 ), des zu erwartenden K a l b e s 32 ), je nachdem der Begegnende ein Mann oder eine Frau ist. A u s dem V o r n a m e n oder Namen der ersten Person des anderen Geschlechtes, der man unter bestimmten Voraussetzungen begegnet, schließt man auf den Namen des oder der Z u k ü n f t i g e n 3 3 ) , bisweilen ist sie überh a u p t das z u k ü n f t i g e G e m a h l 3 4 ) ; ein A r z t bedeutet K r a n k h e i t 3 5 ) , ein Soldat oder Richter Gefängnis 3 6 ). Tiere, die d u r c h ihr Aussehen oder ihre S t i m m e unheimlich sind, künden den Tod, so K r ä h e , Dohle, Elster, U h u und andere Eulen, K i e b i t z 37), heulender Hund w ) . Schwarze F a r b e ist stets von ug. Bedeutung, weiß meist, wenn auch nicht immer, g. S9 ). Sympathievorstellungen liegen zugrunde, wenn das auf dem Dache singende Rotschwänzchen Feuer 40), die s c h w a t z h a f t e Elster Besuch 4 1 ), ein dem Leichenzug begegnendes Zwiegespann 42) oder auch dem B r a u t z u g begegnende V e r w a n d t e **) eine unglückliche Ehe, eine Frau mit leeren H ä n d e n einen vergeblichen Besuch 44) bedeuten. Z u m Teil auf mythische oder sympathetische Bedeutung, z. T . wohl auf W i l l k ü r geht es zurück, wenn der

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H a s e 4 5 ) oder das R e b h u h n M ) Feuer, Bachstelze und K a t z e einen Brief 47), ein Schimmel V e r h e i r a t u n g 48), der K u c k u c k Geld 49), die Bachstelze Zusammentreffen mit Bekannten verkündet. Andere Sonderbedeutungen werden bei der Behandlung der einzelnen A.stiere zur Sprache kommen, besonders bei Storch und Schmetterling. 30) G r i m m Myth. 3, 437; A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 75; B a r t s c h Mecklenburg 2, 45; H i l l n e r Siebenbürgen 12. 38; Wolf Beiträge 1, 212. ") G r ü n e r Egerland 61; H ö h n Tod 7, 345; J o h n Westböhmen 166; D e r s . Oberlohma 161; R e i s e r Allgäu 2, 313; S t r a c k e r j a n Oldenburg 1, 32; SAVk. 2, 218; 7, 132; Urquell 1, 9; ZfVk. 5,97. 82) W i t z s c h e 1 Thüringen 2, 278. ss) P f i s t e r Hessen 166; W o l f Beiträge 1, 210. 31) M e y e r Baden 199 (auf dem Kirchgang am ersten Weihnachtstag). a5) W u 1 1 k e 208 §288. •«) W u t t k e ebd. ») D r e c h s l e r Schlesien 2, 230f.; W u t t k e 201 §274; Unoth 1, 183 nr. 66. M) allgemein, vgl. W u t t k e 198 § 268. •») s. u. Sp. 424 f. unter Hund, Katze, Pferd,Rind, Nadel.40) D r e c h s l e r Schlesien 2, 227. 41) Ebd. 2, 230, vgl. Q v i g s t a d Lappischer Aberglaube (1920) 14. ") K ö h l e r Voigtland 254. " ) W u t t k e 210 § 291. *4) K ö h l e r Voigtland 393. *•) D r e c h s l e r Schlesien 2, 234. *•) W u t t k e 205 § 281. «) ZrwVk. 12, 58. ") ZfVk. 12, 388. *') D r e c h s l e r Schlesien 2, 193. 228; ZrwVk. 11, 258. M) ZrwVk. 12, 58.

Ist das O b j e k t ein lebendes Wesen, so ist die übliche und daher meist nicht besonders betonte F o r m des A . s das Entgegenkommen oder K r e u z e n des Weges. Bisweilen jedoch werden Unterschiede g e m a c h t ; entgegenkommende Schafe bedeuten Glück, v o n rechts nach links kreuzende Unglück 61 ), ein entgegenkommender Sämann ebenfalls Glück 62 ). Während im allgemeinen den Griechen die rechte, den Römern die linke Seite als günstig gilt, gibt es im deutschen Aberglauben darüber keine Einheitlichkeit, wie sich unten bei der B e h a n d l u n g der einzelnen O b j e k t e erweisen wird. Unterschieden wird auch, ob das O b j e k t an dem S u b j e k t vorbei- 6 3 ) oder ihm voran- 5 4 ) oder hinter ihm hergeht 5S ). Handelt es sich um zwei Subjekte, so wird das Hindurchgehen des O b j e k t s zwischen beiden allgemein als ug. angesehen M ) ; ebenso gilt das Hindurchgehen zwischen zwei O b j e k t e n als ug. 57 ).

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Die Anzahl der Objekte ist auch sonst bedeutungsvoll 5S), ebenso die drei- oder mehrmalige Begegnung desselben Objekts. Bei Schwalbe, Käfer, Storch (s. d.) wird beobachtet, ob man sie fliegend (g.) oder sitzend (ug.), beim Frosch (s. d.), ob man ihn im Wasser (g.) oder auf der Erde (ug.) sieht; weitere Spezialbestimmungen über A r t und Ort der Begegnung werden bei der Einzelbehandlung der Objekte erwähnt werden. Von Wichtigkeit ist auch Zweck und Ziel des Weges, auf dem der A. eintritt. In den meisten und daher hier nicht einzeln zu belegenden Fällen heißt es: „wenn man über Land geht, auf einem Besuch oder Geschäftsgange, einer Reise i s t " u. dgl.; von besonderer Wichtigkeit sind die Angänge, die sich auf dem Wege zur Taufe B9), Trauung ®°) und zum Begräbnis 61 ), zur oder von der Kirche 82) einstellen. Dasselbe gilt, wenn sich das Subjekt in einem bestimmten Zustand befindet, daher müssen Freunde ••), Liebende und Freiersleute M ), Ledige 6S), Hochzeitsreisende ®8), Schwangere 87 ), Wöchnerinnen w ) besonders sorgfältig auf A. achten; selbst beim neugeborenen Kind wird beobachtet, was es außer Mutter und Hebamme zuerst sieht 89). " ) K l a p p e r MschlesVk. 2 1 , 8 8 ; G r i m m Myth. 2, 944; 3, 466. " ) W u 1 1 k e 208 § 288. " ) Katze g., sonst meist ug., Hund ug.: F o g e 1 Pennsylvania 101 nr. 417. '*) G r i m m Myth. 2. 938. 940; F o g e 1 a. a. O. 108 nr. 464 (Hase g., sonst fast immer ug.). " ) W u t t k e 199 § 268 (Hund g., sonst oft ug.); G r i m m Myth. 2, 947 (Elster von vorn gesehen g., von hinten ug); W u t t k e 202 § 275 (Elster über den Weg laufend ug.). ") A u g u s t i n u s de doctr. Christ. 2, 20 (Hase, Hund, Knabe), daraus im Decretum Gratiani und in ma. Hss., s. K l a p p e r MschlesVk. 21, 85 f., vgl. G r i m m Myth. 3, 467 nr. 894. 67) F o g e 1 Pennsylvania i n nr. 478; G r i m m Myth. 2, 941. ss ) Zwei Elstern g.; eine ug.: Drechsler Schlesien 2, 230; drei Männer g . : Grimm Myth. 3, 323; S A V k . 2, 2 1 1 ; ähnlich in Italien: A n d r e e Parallelen 1, 9; in Belgien: RTrp. 27, 144. ") H i l l n e r Siebenbürgen 38; H ö h n Geburt 4, 270; S c h ö n w e r t h OberM pfalz 1, 168 nr. 6. ) G r i m m Myth. 3, 463 nr. 833. 475 nr. 1088; F o g e 1 Pennsylvania 67 nr. 215; G r o h m a n n nr. 916; W u t t k e 210 § 291; S A V k . 12, 214; 15, 10; ZrwVk. 5, 118. " ) H ö h n Tod 7, 345; J o h n Erzgebirge 1 1 5 ; Westböhmen 166; Grüner Egerland 61; Köhler Voigtland 254; R e i s e r Allgäu B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube I.

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2. 313; W u t t k e 469 § 746; S A V k . 2, 218; Urquell I, 9. M ) M e y e r Baden 199; S A V k . 24, 66. M ) G r i m m Myth. 3, 467 nr. 894; F o g e l Pennsylvania 99 nr.405; L i e b r e c h t Zur Volksk. 327; Urquell 3, 247. M ) G r i m m Myth. 2, 942; H e s e m a n n Ravensberg 67, vgl. B o e d e r Ehsten 7 1 ; T h i e r s Traité 1, 297. n ) G r i m m Myth. 3, 475 nr. 1087; Wuttke 208 § 275. •«) S A V k . 7, 132. «') H i l l n e r Siebenbürgen 12; Z f V k . 4, 318. M ) G r i m m Myth. 3, 437; A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 75; B a r t s c h Mecklenburg 2, 45; W o l f Beiträge 1, 212. 6I) W u t t k e 209 § 288.

Beschaffenheit und Verhalten des Subjekts. Abgesehen von den im vorigen Abschnitt aufgezählten Modifikationen spielt der A. für bestimmte B e r u f e , meist für solche, die besonders von der Gunst des Zufalls abhängig sind, eine bedeutsame Rolle, in erster Linie für Jäger 70 ), ferner für Bettler 7 1 ), Diebe 7 2 ), Fischer 73 ), Handwerksburschen 74), Krieger 7S), Milchfrauen 76), Säende 77 ), Schiffer 78 ), Totengräber7®). Auch für Tiere kann der A. von Bedeutung sein, so für die. Kuh, die vom Bullen kommt; hier bestimmt das Geschlecht des Objekts das des zu erwartenden Kalbes «°). Je nach ug. oder g. Bedeutung des A.s regelt sich das V e r h a l t e n des Subjekts. Im ersten Fall wird meist empfohlen umzukehren, wieder heimzugehen und auf den Weg zu verzichten 81) ; übrigens ist unzeitiges Umkehren selbst ein böses Vorzeichen 82 ), ebenso wie das Stolpern (s. d.). Sehr zahlreich sind die apotropäischen Handlungen bei einmal erblicktem A., wenn man nicht etwa aus der Ferne dem A. ausweicht und einen anderen W e g einschlägt 83 ) oder das A.stier einfach verjagt oder erschießt M ) oder dem A. ausweicht, wobei bald die linke, bald die rechte 85) Seite empfohlen wird. Solche Abwehrmittel sind: Man spuckt aus 86), man geht drei Schritte zurück 87 ), man dreht sich dreimal um 88 ), man bekreuzt sich 89 ) oder spricht eine Besegnungsformel w ), man wirft drei Steine über die Übergangsstelle 91 ), man hält den Daumen gegen das A.stier 9 2 ), man macht drei Verbeugungen 9 3 ), man sagt zu der begegnenden alten Frau: „Euch ebensoviel" 9 4 ). Wer einen Rot14

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haarigen gesehen hat, trachtet danach, hinterher einen Schimmel zu erblicken 9 5 ). Der J ä g e r , dem eine alte Frau begegnet ist, legt sich zu Boden und läßt sie über sich wegschreiten 96 ), oder er geht zurück, umschreitet einmal sein Haus und verrichtet seine Notdurft 9 7 ), oder er kehrt um, sieht in der Küche zum Rauchfang empor und dreht sich um oder setzt sich im Zimmer einen Augenblick nieder M ). In bestimmten Fällen muß man, um sich die Erfüllung eines g. A.s zu sichern, gewisse Handlungen vornehmen, so sich wälzen oder auf die Tasche klopfen, z. B. beim ersten Erblicken von Kuckuck, Schwalbe und Bachstelze 9 9 ). ®°) G r i m m Myth. 2, 940 ff.; 3, 323; F ü g e t Pennsylvania 98 nr. 401 ; K l a p p e r MschlesVk. 21, 87; D e r s . Schles.Volksh. 257; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 164; W i t z s c h e l Thüringen 2, 277; ZrwVk. 1 1 , 257, vgl. A n d r é e Parallelen 2, 42; B o e d e r Ehsten 71 ; T h i e r s Traité 1, 208. '*) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 275. »*) W u t t k e 204 § 280. '*) G r i m m Myth. 2, 940; 9, 323; F o g e l Pennsylvania 1 1 2 nr. 486; S a r t o r i Sitte u. Brauch 1, 162; vgl. B o e d e r Ehsten 7 1 ; H a r o u La mer 4 1 3 ; S é b i l l o t Folk-hore 3. 99- " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 275. ") G r i m m Myth. 2, 939. '*) G r o h m a n n 230. " ) Kronauer Amt mdl. Mitt. '") G r i m m Myth. 2. 938 (MA.). '•) ZfVk. 5 , 9 7 . eo) W i t z s c h e l Thüringen 2, 278. 81 ) Zahllose Belege; bereits im Altertum, s. L u k i a s . Eunuch, c. 6 und im MA. M e y e r s berglaube 227. M ) D r e c h s l e r Schlesien 2, 194; J o h n Westböhmen 251. ™) W u t t k e 208 § 288; 288 § 422 u. ö. •*) D r e c h s l e r Schlesien 2, 230 (schreiende Elster mit einem Besen) ; W u t t k e 200 § 270. " ) D ä h n h a r d t Volhst. 2, 89; W u t t k e 200 § 270 (Schweineherde. Von links kommender Hase ; dabei muß man wegsehen).") D r e c h s l e r Schlesien 2, 193. 227 (dreimal), 234 (auf einen Stein und wirft diesen über die Stelle); MschlesVk. 2, 64 (dreimal auf die Übergangsstelle); H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 3 1 7 (dabei eine Nadel und etwas Heu fallen lassen) ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 273 ; vgl. B o e c l e r Ehsten (dreimal, dabei fluchen). " ) B r ä u n e r Curiositäten 489; B r o n n e r Sitt u. Art 159; D r e c h s l e r Schlesien 2, 234 ; L a u b e Teplitz 50 (dabei ausspeien); S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3 , 2 7 4 . M) D r e c h s l e r Schlesien 2, 234; W u t t k e 200 § 270; ZfdMyth. 3, 310 (a. 1612). «») G r i m m Myth. 2, 942. » ) W o l f Beiträge 1, 257, doch ist hier vielleicht mehr ein Mittel gegen Räuber gemeint, s. J o h n Erzgebirge 34. n) D r e c h s l e r Schlesien 2, 234; MschlesVk. 2, 65; vgl. T h e o p h r a s t Char. 16. *2) G r i m m Myth. 3, 456 nr. 643 (a. 1787). *') D r e c h s l e r Schlesien 2, 234 (Schweine).

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1 1 8 (Schweine, 3 Knickse, 3 Verbeugungen und Berührung von Eisen), vgl. die Sitte, dem Wiesel Schmeicheleien zu sagen: S e b i 11 o t Folk-Lore 3, 24, dort weitere Entsprechungen aus franz. Aberglauben. N ) G r i m m Myth. 3, 471 nr. 976. "5) F o g e l Pennsylvania 104 nr. 435. ,8 ) G r i m m Myth. 2, 941. ,7 ) D r e c h s l e r Schlesien 2, 201. ,3 ) J o h n Westböhmen 2 5 1 . " ) D r e c h s l e r Schlesien 2, 193. 227. 228.

Die Objekte des A.s. A. M e n s c h e n . 1. Nähere Bestimmungen allgemeiner Art. Der A . eines g u t e n oder eines s c h l e c h t e n Menschen am Neujahrstage ist vorbedeutend für den Charakter des ganzen J a h r e s 10 °), besonders g. ist, zumal für J ä g e r , ein s c h ö n e s Mädchen 1 0 1 ), g. sind f r ö h l i c h e Männer 102 ), ug. z o r n i g e 1 0 3 ). J u n g e 1 0 4 ) Menschen gelten fast ausnahmslos als g., a l t e l o s ) als ug., u n verheiratete106) Personen und s c h w a n g e r e 1 0 7 ) Frauen als g. Die sorgfältige oder nachlässige K l e i d u n g des ersten zu Neujahr begegnenden Mannes ist maßgebend f ü r den Verlauf des ganzen Jahres 108 ), ein Begegnender in Trauerkleidung ist g., wenn man auf dem Wege zum Trauerhause ist 1 0 9 ), eine Person in b l a u e m Kleid galt im 17. J h . als ug. 1 1 0 ). R o t h a a r i g e sind ug. m ) , Männer mit dem V o r n a m e n Johannes g. 1 1 2 ). Wichtig ist darauf zu achten, was der Begegnende trägt113): 114 W a s s e r ) oder leere G e f ä ß e 1 1 6 ) oder gar nichts 1 1 6 ) Tragende, besonders wenn es Frauen sind, sind ug., ebenso Kranzträger 1 1 7 ) ; Leute mit vollen Gefäßen dagegen g . 1 1 8 ) . G e h e n d e sind ug., R e i t e n d e im allgemeinen g. 1 1 9 ), P f l ü g e n d e g. 120 ), G r a b e n d e ug. 1 2 1 ), Säende g. 1 2 2 ). Menschen, die mit einer K r a n k h e i t oder körperlichen Gebrechen behaftet sind, gelten im allgemeinen als ug. 1 2 3 ), doch kommt auch die gegenteilige Ansicht vor. K r ü p p e l 1 2 4 ) , Hinkende 1 2 5 ), Blinde oder Einäugige 1 2 6 ) werden als ug., Schielende 127 ) und B u c k lige 128 ) bald als g. bald als ug. gedeutet; Aussätzige 1 2 9 ) galten im MA. als g. G e l i e b t e P e r s o n e n sind g., ebenso Hausgenossen und Freunde, besonders wenn man sie nicht gleich erkennt 130 ) f Verwandte dagegen f ü r einen Brautzug

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u g . 1 3 1 ) . E i n T a u f z u g 1 3 2 ) ist g., ein Leichenz u g 1 3 3 ) u g-) b e s o n d e r s f ü r einen T a u f oder B r a u t z u g s o w i e f ü r S o l d a t e n 1 3 4 ) . B i s w e i l e n g i l t ein L e i c h e n z u g m i t e i n e m leeren L e i c h e n w a g e n als ug., m i t e i n e m g e f ü l l t e n als g. 1 3 5 ). 10°) S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 64. 101) A n d r e e Parallelen 1, 9; S A V k . 24, 64; häßliche ug. in England: W o l f Beiträge 1, 246. 102) G r i m m Myth. 3, 323. 1M ) Urquell 4, 160. 1M ) G r i m m Myth. 3, 473 nr. 1015 (a. 1791); 3, 323; A n d r e e Braunschweig 402; B a r t s c h Mecklenburg 2, 128; G r o h m a n n 220; J o h n Westböhmen 27; M e y e r Baden 515; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 64; S t r a c k e r j a n Oldenburg 2, 204; V e r n a leken Alpensagen 343; W u t t k e 208 § 288; S A V k . 15, 10; 23, 206; 24, 66; MschlesVk. 2, 64; Unoth 1, 182 nr. 44; Urquell I, 66; ZrwVk. 3, 65; 12, 58; Z f V k . 8, 400; 20, 382. Vereinzelt nur ist ein junger Mann für Milchfrauen ug.: D ä h n h a r d t Volkst. 2, 86; bei „Mädchen" W u t t k e Sächs. Vk. 300 handelt es sich vermutlich um Jungfrauen im engeren Sinne; deren A. bekanntlich ug. (s. u.). 106) Vgl. das unten zu „Mann" und „ F r a u " Angeführte. 106) Unoth 1, 182 nr. 44/45. 10') Hillner Siebenbürgen 13; John Westböhmen 27; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 64. 10i ) D r e c h s l e r Schlesien i , 47. 10') J o h n Erzgebirge 115. no) A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 75. m) F o g e l Pennsylvania 104 nr. 435 ¡ W u n d e r l i c h Rote Farbe 66; G r i m m Myth. 3, 323 (engl.). 11S ) G r i m m ebd. l l s ) Traktat des hl. Eligius, M i g n e Patrol. Lot. 87 col. 530; B o e s e Superst. Arelat. 64: nullus . . observet . . quid . . portantem viderit, vgl. C r a m e r Anekd. 4, 241: xöös ßaatd^cuv 9) t68s; G r i m m Myth. 2, 938; 3, 403. "*) G r i m m Myth. 2, 942; 3, 443 nr. 257; M e y e r Aberglaube 227. 1 U ) G r o b m a n n 220; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 316; J o h n Erzgebirge 34; Z a c h a r i a e in Z f V k . 15, 77; Urquell 4, 116. 273. «•) K ö h l e r Voigtland 393. n ' ) ZrwVk. 11, 218 (man muß links vorbeigehen, um kein Unglück zu haben). 1 , s ) S. Anm. 113 (genau so bei den Kols in Ostindien: Andree Parallelen 1, 10). "•) G r i m m Myth. 941 f.; ZfVk. 20, 382 vgl. 12, 384 (Bokhara); 27, 2 (Schottland); nur für einen Leichenzug ist ein Reiter ug.: W u t t k e 469 § 746. 12°) G r i m m Myth. 3, 475 nr. 1086 (a. 1791); auch der pflügende Ochse ist g.: ZrwVk. Ii, 258. l ä l ) Z f V k . 27, 2 (Schottland). 122 ) W u t t k e 208 § 288 (entgegenkommend). 12S ) ZfVk. 8, 400; G r i m m Myth. 2, 941. >") G r i m m 2,938 (MA.)."«) Ebd. 2,940; 3,323; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 376 (Zimmernsche Chronik); auch in der Antike: L u k i a n Pseudol. 17 (toi>s xiuXciüj zw tffftw ixtpsitöiuS-a). ' " ) G r i m m Myth. 2, 938 (Antike und MA.); W u t t k e Sächs. Volksk. 300. " ' ) F o g e l Pennsylvania 107 nr. 455—457. 1M ) G r i m m

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Myth. 2, 938. 942 (MA.); W u t t k e Sächs. Volksk. 300; ZrwVk. 11, 255 (Ein Buckel zur Rechten gibt was zu fechten, Ein Buckel zur Linken gibt was zu winken) 11, 268; vgl. RTrp. 27, 144 (1 oder 2 bucklige Frauen = ug., eine 3. hebt die Wirkung auf; ein buckl. Mann = g. Antwerpen). "•) G r i m m Myth. 2,938.942. Im Altertum Epilektiker und Eunuch ug: T h e o p h r a s t Char. 16; L u k i a n Eunuch 6; Pseudol. 17; s. G r i m m Myth. 3, 323; vgl. Z f V k . 17, 453 (Perrault, 17. Jh. französ.); L i e b r e c h t Zur Volksk. 359 (Molukken). 1M ) G r i m m Myth. 2, 942; Urquell 3, 247; Fogel Pennsylvania 99 nr. 405 (im norwegischen Abergl. dagegen ist das Nichterkennen sich begegnender Freunde ug.: L i e b r e c h t Zur Volksk. 327. m ) W u t t k e 210 § 291. la2 ) Z f V k . 6, 254. >«) A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 75; B a r t s c h Mecklenburg 2, 97; J o h n Erzgebirge 33; M e y e r Baden 593; S t r a c k e r j a n Oldenburg 1, 32. 1S4) H ö h n Geburt nr. 4, 270; S A V k . 12, 214; ZrwVk. 5, 118; mdl. Mitt. 1S5) F o g e l Pennsylvania 101 nr. 415. 2. B e s o n d e r h e i t e n in G e s c h l e c h t , N a t i o n a l i t ä t , B e r u f . F ü r das G e s c h l e c h t des O b j e k t s g i l t i m a l l g e m e i n e n die R e g e l : M ä n n e r g., F r a u e n ug. 1 3 8 ). E i n e A u s n a h m e v o n der ug. B e d e u t u n g der F r a u t r i t t n u r ein, w e n n es sich u m eine B r a u t 1 3 7 ) o d e r eine j u n g e P e r s o n h a n d e l t (s. o . ) ; b e i m M a n n w i r d die g. B e d e u t u n g durch J u g e n d verstärkt, daher gelten K n a b e n 138 ) als b e s o n d e r s g. A n d r e r s e i t s m a c h t d a s A l t e r a u c h den A . des M a n n e s ug. 1 3 9 ), u n d k e i n A b e r g l a u b e ist w o h l v e r b r e i t e t e r a l s der v o n d e m ü b l e n A . eines a l t e n W e i b e s 1 4 °). W ä h r e n d J u n g f r a u e n 1 4 1 ) i m A l t e r t u m u n d M A . , v i e l l e i c h t a u c h in neuerer Z e i t als u g . g e l t e n , ist der A . einer H u r e 1 4 2 ) a l l g e m e i n g. Ü b e r die B e d e u t u n g des A . v o n M a n n oder F r a u f ü r d a s G e s c h l e c h t des n ä c h s t e n K i n d e s , des n ä c h s t e n T o t e n u s w . s. o. Sp. 4 1 5 . A h n lich e n t s c h e i d e t s i c h f ü r H o c h z e i t s r e i s e n d e nach dem ersten A . , wer v o n beiden zuerst sterben w i r d 1 4 3 ) . A u c h die N a t i o n a l i t ä t d e s O b jekts ist v o n B e d e u t u n g , ohne d a ß man ein e i n h e i t l i c h e s P r i n z i p f ü r die A u s d e u t u n g f e s t s t e l l e n k ö n n t e . J u d e n sind teils g. 1 4 4 ), teils u g . 1 4 6 ) , Z i g e u n e r g. 1 4 6 ), in S i e b e n b ü r g e n g i l t d e r A . eines w a l a c h i schen P o p e n d e n D e u t s c h e n als ug. 1 4 7 ). V o n den B e r u f e n , person a n g e h ö r t , g e l t e n

d e n e n die A . als g . : E s s e n 14*

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kehrer 1 4 â ), Jäger 1 4 9 ), Krankenschwester 150 ), Sämann 1S1 ), Schäfer 152 ), als ug. : A r z t 1 6 S ) , Gerichtspersonen 1B4 ), Mönche und Priester 1 5 S ) ; schwankend ist die Wertung beim Bettler 156 ) und Krieger oder Soldaten 157 ). "•) M ä n n e r : B a r t s c h Mecklenburg 2, 128; 2,45 (für Wöchnerin beim 1. Kirchgang, vgl. W o l f Beiträge 1, 212); F o g e l Pennsylvania 98 nr. 399 (Neujahr). 108 nr. 459; H ö h n Geburt Nr. 4, 270 (fürTaufzug); L i e b r e c h t Zur Volksk. 323; M e y e r Baden 515; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 64; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 168; S t a u b e r Zürich 2, 127 (Neujahr); W r e d e Rhein. Volksk120; SAVk. 2i, 201; 2, 211 (3 Männer); Urquell 1,65. Vgl. B o e d e r Ehsten 71; ZfVk. 4, 318 (Magyaren). 27, 2 (Schotten). — F r a u e n : G r i m m Myth. 2, 938. 941 f. (mit unbedecktem Kopf, vgl. dagegen T h i e r s Traité 1, 209 mit aufgelösten Haaren, vgl. L i e b r e c h t Zur Volksk. 323: ohne Schürze); 3, 323; 3, 439 (spinnend, vgl. P o t t e r Antiqu, of Greece i (Ausg. v. 1818), 397; ZfdMyth. 3, 315); F o g e l 108 nr. 459; 98 nr. 399 (Neujahr); 112 nr. 486 (für Fischer) ; H ö h n Geburt Nr. 4, 270 (für Taufzug); mdl. a. d. Kronauer Amt (für Sämann); S t a u b e r Zürich 2, 127 (Neujahr) ; V e r n a l e k e n Alpensagen 345 (dgl.); W r e d e Rhein. Volksk.* 120; Alemannia 25, 52; SAVk. 21, 201. Vgl. B o e d e r Ehsten 71 ; G r i m m Myth. 2,941 (Samogitien, Schweden); H a r o u La mer 413 (Frankreich); ZfVk. 4, 306. 318 (Montag, Neujahr, Schweden). 3, 135 (Juden, mittelalterlich, zwischen Freunden durchlaufend). Bei K ö h l e r Voigtland 393 gilt eine etwas tragende Frau als g., eine mit leeren Händen als ug. (s.o. Sp. 420). "') D ä h n h a r d t Volkst. 2, 89. l ») H o f f m a n n K r a y e r 118; M a n z Sargans 123; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 64 (Neujahr) ; K l a p p e r MschlesVk. 21, 87 (14./15. Jh., als erster Käufer); M e y e r Baden 515; Schönw e r t h Oberpfalz 3, 274; 1, 168 (für Taufrug); W u t t k e 208 § 288. Als ug. galt im Altertum ein Knabe, wenn er zwischen zwei Freunden hindurchlief: A u g u s t i n dedoctr. christ. 2, 20, vgl. K l a p p e r MschlesVk. 21, 85. Den Namen des Zukünftigen kündend: W o l f Beiträge 1, 210. "•) V e r n a l e k e n Alpensagen 343; W u t t k e 208 § 288; SAVk. 15, 10; ZfVk. 8, 400 vgl. 4, 318 (Magyaren) und L i e b r e c h t Zur Volksk. 359 (Molukken). Nur nach S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 274 gilt der A. eines Greises als g. 14°) G r i m m Myth. 2, 940 f.; 3, 323 (mhd.); 471 nr. 976; 473 nr. 1015 (a. 1791); B a r t s c h Mecklenburg 2, 128; B i r l i n g e r Aus Schwaben x, 376 (Zimmernsche Chronik) ; B r o n n e r Sitt u. Art 159; D r e c h s l e r Schlesien 2, 201 (für Jäger); F o g e l Pennsylvania n x nr. 482; H e s e m a n n Ravensberg 67 (für Freiersleute) ; J o h n Erzgebirge 34; Westböhmen 251 (für

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Jäger); K l a p p e r MschlesVk. 2, 64; 21, 8S (Hss. 14./15. Jh.); M e i e r Schwaben 2, 500; M e y e r Baden 515; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 168 (fürTaufzug); 3,273; S c h u l e n b u r g Wend. Volksthum 124; S c h u l t z Alltagsleben 241 ; V e r n a l e k e n Alpensagen 343 ; W i t z s c h e l Thüringen 2, 277 ; W u t t k e Sacks. Volksk. 300; W u t t k e 208 § 288; SAVk. 12, 214; 15, 10; 19, 44; 21, 81; 24, 64; Urquell 1, 65; 3, 39; ZföVk. 6, 109; ZrwVk. 11, 255; 12, 58; ZfVk. 4, 326; 8, 400; 20, 382. (Die Belege ließen sich nach Belieben vervielfachen; auf außerdeutsche Entsprechungen kann nicht eingegangen werden.) 141) G r i m m Myth. 2, 938. 941; S t e m p l i n g e r Aberglaube 44; T h i e r s Traité 1, 209; W u t t k e SachsVk. 300. 14î ) G r i m m Myth. 2, 938. 941 (Antike u. MA.); S t e m p linger Aberglaube 44 (dgl.); Meyer Aberglaube 135 (MA.) ; K l a p p e r MschlesVk. 21, 87 (14./i$. Jh.); S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 274; W u t t k e Sachs,Vk. 300; vgl. T h i e r s Traité 1, 208. Dagegen galt in der Antike der A. eines Kinäden als ug., s. L u k i a n Pseudol.iy, G r i m m Myth. 3, 323. "») SAVk. 7, 132. 144) J o h n Westböhmen 251 ; vgl. ZfVk. 4, 318 (Magyaren). 145) K l a p p e r MschlesVk. 21, 88; D e r s. SchlesVk. 257 (14./15. Jh.); W u t t k e 2085288. 1 4 «)Haltr i c h Siebenb. Sachsen 317; ZfVk. 4, 318 (Magyaren). "') H i l l n e r Siebenbürgen 38 u. H a 11 r i c h a. a. O. In der Antike galt der A. eines Mohren als ug.: S t e m p l i n g e r Aberglaube 45 (nach T h e o p h r a s t Char. 16). 14i) J o h n Erzgebirge 38. 14*) M e y e r Baden 515. 16°) ZrwVk. 11, 268. 1H ) W u t t k e 208 § 288 (entgegenkommend). 15a) M e y e r Baden 515. "») W u t t k e 208 § 288 (kündet Krankheit); in Indien auch der Barbier: Z a c h a r i a e in ZfVk. 15, 76. 164) W u t t k e ebd. (Neujahr; kündet Gefängnis). 1M) G r i m m Myth. 2, 938. 941 f.; 3, 323 (MA. und neuere Zeit); C a s p a r i Homilia 8 § 11 (MA.); H a s a k Christi. Glaube 105 (a. 1483) ; 192 (a. 1495) ; K l a p p e r MschlesVk. 21,87; D e r s . SchlesVk. 257 (14./15. Jh.); W u t t k e SächsVk. 299; vgl. T h i e r s Traité 1, 209; G e r h a r d t Franz. Novelle 64 f. und Anm. 16e) ug. : G r i m m 2, 940f.; 3, 323; A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 75. g.: S a r t o r i Sitte u. Brauch 1, 170, vgl. ZfVk. 12, 383 (Indien). "') g. : G r i m m Myth. 2, 939 ff. (Edda) ; ug. : W u t t k e 208 § 288 (kündet Gefängnis). B. T i e r e . 1. Säugetiere. V o n den H a u s t i e r e n gilt als vorwiegend g. nur das Pferd 1 6 8 ), als vorwiegend ug. angesehen werden K a t z e 1 6 9 ) und Ziege 160 ), im MA. auch Esel 1 6 1 ) und Maultier 162 ), für die aus neuerem Aberglauben keine sicheren Zeugnisse vorliegen. Schwankend ist die Bewertung bei H u n d 1 8 3 ) , R i n d 1 6 4 ) , S c h a f 1 6 5 ) und Schwein 1 6 6 ).

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E t w a s reichhaltiger ist die L i s t e der f ü r den A . in B e t r a c h t k o m m e n d e n , i n d e r F r e i h e i t l e b e n d e n S ä u g e t i e r e , w a s erklärlich ist, da bei ihnen eher v o n einem z u f ä l l i g e n B e g e g n e n die R e d e ist als bei den H a u s t i e r e n . Für m a n c h e freilich liegen nur Zeugnisse aus d e m älteren A b e r g l a u b e n v o r , d a sie in h e u t i g e r Z e i t in D e u t s c h l a n d k a u m noch wild v o r k o m m e n . W i e bei den H a u s t i e r e n w i r d a u c h der A . der wild lebenden Tiere ziemlich selten als g. g e d e u t e t , so b e i m Bär 16'), E b e r 1 S 8 ), E i c h h ö r n c h e n 1 6 9 ), 1 7 0 m Hirsch ), W o l f ) ; g r ö ß e r ist die A n z a h l der ug. W e r t u n g e n : Fledermaus1'2), G e m s e 1 7 3 ) , H a s e 1 ' 4 ) , F u c h s " 5 ) , Maulwurf1'«), Maus1"), Wiesel178). Doch s c h w a n k t die S t e l l u n g des V o l k e s gegenüber diesen A . s t a r k , wie, a b g e s e h e n v o n Abweichungen im deutschen Aberglauben, besonders V e r g l e i c h e m i t d e m fremder V ö l k e r beweisen. O h n e Z w e i f e l sprechen hier religiöse und kulturgeschichtliche B e d i n g t h e i t e n mit. »•) G r i m m Myth. 2, 938 (MA.); W r e d e Rhein Vk.1 120 (besonders Schimmel); ZrwVk. 11, 258 (bes. wiehernd); ZfVk. 12, 383. 388 (Schimmel Ehe kündend). Vgl. S é b i 11 o t FolkLore 3, 98; Archivio delle trad. pop. 18, 126; 15, 20 (Schimmel für Nüchterne ug.). Über die apotropäische Bedeutung des Schimmels beim A. eines Rothaarigen s.o. Sp. 420, Anm. I i i . Als ug. (todkündend) gilt der A. des Schimmels in Böhmen: W u t t k e 199 § 269, wohl weil man Schimmel als Leichenwagenpferde benutzte, sonst der Rappe: G r i m m Myth. 3, 323. Nicht zum A.glauben gehört das Pferdeorakel (s. d.). 1M ) G r i m m Myth. 2, 940; 3, 456 nr. 643 (über Verwandlung von Hexen in Katzen 2, 918 f.); B r o n n e r St« u. Art 159; D r e c h s l e r Schlesien 2, 227; F o g e l Pennsylvania 98 nr. 400. 401 (für Jäger); H o p f Tierorakel 53; H o o p s Reallexikon 1, 7; L e o p r e c h t i n g Lechrain 89; W u t t k e Sächs. Vk. 299; ZrwVk. 11, 258; ZfVk. 20, 382; MschlesVk. 2, 65; 5, 9. Besonders ug. ist der A. einer schwarzen Katze: J o h n Westböhmen 251; D r e c h s l e r Schlesien 2 , i 9 3 ; W i t z s c h e l Thüringen 2, 284; W u t t k e 200 § 271, vgl. W o l f Beiträge 1, 246 (engl.); S é b i 11 o t Folk-Lore 3, 98 f. Eine schwarze K . nachts zu treffen, ist ug., eine weiße g.: F o g e l Pennsylvania 99 nr. 402, eine vorbeigehende ist g.: ebd. xoi nr. 417. Schlechtweg g.: K l a p p e r MschlesVk. 21, 87 (14./15. Jh., vgl. G r i m m Myth. 3, 324); A. Brief kündend: ZrwVk. 12, 58. »») G r i m m Myth. 2, 938 (MA.); ZrwVk. 11, 258; L e o p r e c h t i n g Lechrain 89

426

(schwarzer Bock); vgl. T h i e r s Traité 1, 269 = W o l f Beiträge 1, 252; S é b i l l o t Folk-Lore 3, 29. l e l ) G r i m m Myth. 2, 938 (MA.); A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 75. Antike: H e r m i p p o s b. Joseph, c. Ap. 1, 22 (FHG 3, 41); vgl. G e o r g e a k i s - P i n a u d Folkl. de Lesbos 302. " 2 ) G r i m m Myth. 2, 938 (MA.) "')• ug. : G r i m m Myth. 2, 940; A u g u s t i n . de doctr. christ. 2, 20 (zwischen zwei Freunden hindurchlaufend) ; vgl. K l a p p e r MschlesVk. 21, 85 (14./15. Jahrh.); W u t t k e 199 §268); B r o n n e r Sitt u.Art 159; F o g e l Pennsylvania 101 nr. 417 (vorbeilaufend) ; Antike : T e r e n t i u s Phorm. 4, 4, 30; P l a u t u s Cas. 5, 4, 4; H o r a z carm. 3, 27, 2; MA. Juden: ZfVk. 3, 135; 23, 384. Babylonien: Ü n g n a d Deutung der Zukunft ig; England: W o l f Beiträge 1, 246. — g.: W u t t k e 199 § 268; ZrwVk. 11, 258 (bes. kleiner H.) ; vgl. S é b i l l o t Folk-Lore 3, 99; Archivio delle trad. pop. 15, 24. 1 M ) g.: G r i m m Myth. 2, 938 (MA.); ZrwVk. 11, 258 (pflügender Ochse).ug.: F r a n z Nik. de Jawor 189 (MA. Ochse); ZrwVk. 4, 261; 11, 258 (Kuh); ZfVk. 11, 278 (15. Jh. Stier); D r e c h s l e r Schlesien 2, 193 (schwarze Kuh). l a ) g.: G r i m m Myth. 2, 938 (MA.). 944; 3, 466 nr. 882; B a r t s c h Mecklenburg 2, 128 (Herde); G r o h m a n n 220 (Herde); K l a p p e r MschlesVk. 21, 88 (14./15. Jh.) (entgegenkommend) ; Schönwerth Oberpfalz 3, 274 ; W i t z s c h e l Thüringen 2, 284 ; W r e d e Rhein.Vk.» 120; S A V k . 24, 64; ZrwVk. 12, 58; Unoth 1, 186 nr. 15 (Herde). — ug.: F r a n z Nik. de Jawor 189; H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 30; ZfVk. 11, 278 (15. Jh.). — Oft wird der A. von Schafen verschieden beurteilt, je nachdem sie von 1. nach r. oder von r. nach 1. über den Weg laufen: 1. g.. — r. ug.: Grimm Myth. 2, 944; 3, 466 nr. 882; D r e c h s l e r Schlesien 2, 117.193 (mit Vers); Wuttke SächsVk. 299; ZrwVk. 12, 58 (Vers) ; Urquell 3,107. — r. g. : — 1. ug. : ZrwVk. Ii, 258; Urquell 3, 107. Vgl. S é b i l l o t FolkLore 3, 99 (wenn ein Mädchen 9 Hammel kommen sieht, wird sie den ersten jungen Mann heiraten, der ihr hinterher die Hand gibt); F L . 20, 72 (ug., wenn man Lämmer blöken hört, bevor man sie zum ersten Male sieht). 1M ) Abweichend von dem verschieden erklärten, vielleicht aus der Spielersprache stammenden Ausdruck »Schwein haben« wird der A. des Schweines meist als ug. gedeutet, g. : H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 30; Wuttke SächsVk. 299 (Chemn. Rockenphilos.); ZrwVk. 11, 258 (nach Montanus); 5, 119 (Herde, für Hochzeitszug), vgl. B o e d e r Ehsten 71; A n d r e e Parallelen 1, 9. Durch drei Verbeugungen kann man den ug. A. abwenden oder g. machen : D r e c h s l e r Schlesien 2, 235; MschlesVk. 2, 64. Bisweilen gilt nur der A. einer trächtigen Sau oder einer Sau mit Ferkeln als g. : A n d r e e a. a. O. ; S i m r o c k Myth. 541 ; vgl. die bekannte römische Sage von der Sau des Aeneas, V e r g i l Aen

Angang

427

3, 389 if.; V a r r o de ling. Lat. 5, 144; D i o n y s . H a l i c . 1, 56 f. — ug.: G r i m m Myth. 2, 944; 3, 466 nr. 882; B a r t s c h Mecklenburg 2, 128 (Herde); D r e c h s l e r Schlesien 2, 118; G r o h m a n n 220; K l a p p e r Mschles.Vk. 21, 88 (14./15. Jh.) ; M e i e r Schwaben

2, 500; W i t z s c h e l

Thüringen

2,

284; W r e d e RheinVk.1 119; W u t t k e SächsVk. 299; W u t t k e 200 § 272 (bes. Herde); ZrwVk. 12, 58; Unoth 1, 186 nr. 115. Vgl. S é b i l l o t Folk-Lore 3, 98 (on sera „regrogné"). Bisweilen wird, wie beim Schaf, rechte und linke Seite des A. verschieden bewertet, und zwar gilt 1. als g., r. als ug. { D r e c h s l e r Schlesien 2, 118. 193 (Vers). 167) G r i m m Myth. 2, 943 (norw.); 3, 438 nr. 128 (Chemn. Rockenphilos.). l u ) G r i m m Myth. 2, 943; з , 438 n r . 128; Z f d M y t h . 3, 310 (a. 1612); d a -

gegen ug. T h i e r s Traité 1, 209. 16>) ZrwVk. 11, 258; dagegen ug. G r i m m Myth. 2, 940 (schwed.); B o e d e r Ehsten 140. 17°) G r i m m Myth. 2,943; 3,438 n r . 128; d a g e g e n u g . T h i e r s

a . a . O . ; ZfVk. 3,135 (MA. Juden); H o v o r k a и. K r o n f e l d 1, 32 (Dayaks). m ) G r i m m Myth. 2, 938 ff. 943; 3, 438 nr. 128 (altnordisch, MA. Neuzeit); ZfVk. 12, 9 (MA.); K l a p p e r MschlesVk. 21, 87 (14./15. Jh.); Hasak

428

trad. pop. 15, 136 (Siena, 15. Jh.), G e o r g e a k i s - P i n a u d Folklore de Lesbos 339; L i e b r e c h t Zur Volksk. 314 (Norwegen); ZfVk. 8, 246 (Südslaven). Verschiedene Wertung je nach Art des A.: D r e c h s l e r Schlesien 2, 234 (nicht ug., wenn man dreimal ausspuckt, wenn der H. von links nach rechts kreuzt oder wenn er auf einen zukommt); F o g e 1 Pennsylvania 108 nr. 464; 110 nr. 475 (ug. wenn er über den Weg springt, g. wenn er voranläuft). Unsicherheit in der Deutung auch in der Antike: G r i m m Myth.

2, 944.

176

) G r i m m

Myth.

2, 940 f . ;

3, 492 nr 9 (auch Preußen); auch im alten Rom und in Frankreich: H o r a z carm. 3, 27, 4; S e b i l l o t Folk-Lore 3, 23 f. Bisweilen auch g.: W u t t k e 200 § 271 (Ostpreußen); G r i m m Myth. 2, 944. 176 ) L e o p r e c h t i n g rain 89; v g l . S e b i l l o t Folk-Lore

Lech3, 23.

1,7 ) Grimm Myth. 2, 949; K l a p p e r MschlesVk. 21, 88 (14./15. Jh.); W u t t k e 201 §273 (bes. vor die Füße laufend). 17S) H ö f l e r Organotherapie 78. Auch in der Antike: G r i m m Myth. 944. 1081; 3, 324; Frankreich: S e b i 1 o t a. a. O. 3, 24 f.; R o l l a n d Faune pop. 1. 53; 7. 123: ZtVk. 174, 53 (Perrault); 3, 135 (MA. Juden), g.: B o e d e r Ehsten 138.

2. Vögel. Für die Griechen und Römer waren die Vögel die wichtigsten irdischen C a m e r a r i u s b. W o l f Beiträge 1, 231 ; Künder der Z u k u n f t ; es ist zwar drastisch W u t t k e 200 § 271. — ug. : A m e r s b a c h ausgedrückt, entspricht aber im Grunde Grimmelshausen 2, 75, v g l . T h i e r s Traité 1, den Tatsachen, wenn in den „ V ö g e l n " 209 = W o 1 f Beiträge 1, 252, dagegen g. im des Aristophanes der Chorführervogel heutigen Frankreich: S é b i l l o t Folk-Lore sagt: „ W i r sind euch der wahre Orakel 3, 22. Schwankende Wertung bei den Römern: H o p f Tierorakel 60. "«) W l i s l o c k i Sieb. a p o l l o n " 1 W ) . Die Worte für „ V o g e l " Volhsgl. 162. 176; D e r s . Zigeuner 114. 115; (5pvt{, olcuvöf, avis) sind im Griechischen D e r s. Magyaren 71. ' " ) W u t t k e 201 § 2 7 2 wie im Lateinischen zur weiteren Bedeu{doch nur weiße, todkündend). 174) G r i m m tung „ V o r z e i c h e n " gekommen, der oiMyth. 2,938—944; 3, 323. 492 n r . 9 ( A n t i k e . M A . , Neuzeit, Schweden, Litauen, Preußen); A u tovwxijs wie der augur ist vielfach der Prog u s t i n . ^ doctr. Christ. 2, 20 (zwischen zwei phet schlechthin, die „ V o g e l s c h a u " auFreunden hindurchlaufend); M e y e r Aberspicium hat nicht nur dieselbe Bedeuglaube 143; ZfVk. 12, 9 (MA.); K l a p p e r tungserweiterung wie avis und augttrium MschlesVk. 21, 85 (14./15. Jh.); Hasak Christi, Glaube 105. 192 (a. 1483. 1495); Z f V k . erfahren, sondern ist zu einem wichtigen 11, 278 (15. Jh.); B i r l i n g e r Aus Schwaben staatsrechtlichen Begriff geworden. Die 1, 376 (15. Jh. u. Zimmernsche Chronik); C a m e r a r i u s b. W o l f Beiträge 1, 231 ; einfache Beobachtung des zufälligen A. hat A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 75; B r ä u- sich bei bei den Völkern, besonders bei den n e r Curiositäten 489; M ä n n l i n g b. Römern, zu einer verwickelten, kunstmäßiSchultz Alltagsleben 241 ; B r o n n e r gen Disziplin ausgebildet und als solche Sitt u. Art 159; D r e c h s l e r Schlesien 2, sich eine eigene Fachliteratur geschaffen. 193. 234; H e s e m a n n Ravensberg 67; Das Althochdeutsche übersetzt augurium H ö f 1 e r Organotherapie 58; J o h n Westböhmen 251; L e o p r e c h t i n g Lechrain 88 mit fogalrarta,, auspicium mit fogil(mit apotropäischem Vers) ; M e y e r Baden rartöd 18°), doch von einer entsprechenden 514; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 274 f. Ausdehnung des Glaubens an die Vogel(Brand kündend); W i t z s c h e l Thüringen weissagung kann bei den Germanen keine 2, 277; W u t t k e SächsVk. 299; W u t t k e 200 § 270 (bes. von 1. kommend); Unoth 1, 184 Rede sein 181 ). Die Polemik der christnr. 82; ZföVk. 13, 134; ZrwVk. 11, 258; 12, 58; lichen Bekehrer gegen die Beobachtung ZfVk. 4, 326; 20, 382; 23, 17 (Kindervers). Vgl. 182 B o e d e r Ehsten 71 ; T h i e r s Traité 1, 209; des Fluges und der Stimmen der Vögel ) geht oft zweifellos, wie bei vielen anderen S é b i l l o t Folk-Lore 3, 23. 26; Archivio delle Christi. Glaube 105. 192 (a. 1483. 1495); Z f V k . 11, 278 (15. J h . ) ; Z f d M y t h . 3, 310 (a. 1612);

429

An gang

Formen des Aberglaubens, von den heidnisch-antiken Vorstellungen aus, trotz der Angabe des Tacitus (s. o. Sp. 4 1 0 ) . W a r schon in der A n t i k e die A u s w a h l der prophezeienden Vögel beschränkt, so ist, wie die folgende Übersicht zeigt, ihre A n zahl im Deutschen ziemlich klein, zumal wenn man sich auf den eigentlichen A . beschränkt und besonders von den W e t terankündigungen durch Vogelgeschrei absieht, die häufig auftreten. Noch spärlicher als bei den Säugetieren ist die Ausbeute bei dem H a u s g e f l ü g e l . A n erster Stelle sind hier zu nennen Hahn und Huhn 1 8 3 ), während für Eule 1 M ) , Gans 1 8 S ) und Taube 1 8 6 ) nur ganz wenige Zeugnisse vorliegen, die sich noch dazu bei der E n t e ausschließlich und bei der Gans z. T . auf die wilde F o r m beziehen. Die etwas reichlicher fließenden Zeugnisse für die i n F r e i h e i t lebend e n Vögel geben wir in alphabetischer Folge: A d l e r 1 8 7 ) , Amsel 1 8 8 ), Bachstelze 1 8 9 ), Dohle 1 W ), E l s t e r 1 9 1 ) , Eulen 1 9 2 ), F a l k e 1 9 3 ) , Kiebitz 1 9 4 ), K r ä h e 19S ), K u c k u c k 19e ), Martinsvogel 1 9 7 ), Mäusebussard 19S ), R a be 1 9 9 ), Rebhuhn 2 0 0 ), Rotkehlchen 2 0 1 ), Rotschwänzchen 2 0 2 ), Schnepfe 2 0 3 ), Schwalbe i»4), S c h w a n 205 ), Specht » • ) , Sperling a»), Star 208 ), Storch 2 0 9 ). "•) Aves 724. 18°) G r i m m Myth. 3, 324. m ) Über Vogelwahrsagung ,bei den Germanen im allgemeinen s. G r i m m Myth. 2, 945; 3, 324. >82) G r i m m Myth, 3, 403; C a s p a r i Homilia 7/8 § 9/11; B o e s e Superstit. Arelat. 47 f.; K l a p p e r MschlesVk. 21, 75. 79. 183 ) H a h n ug.: D r e c h s l e r Schlesien 2, 90 (über den W e g laufend); L e o p r e c h t i n g Lechrain 89 (schwarzer); W u 1 1 k e 202 § 276 (g. und ug., in d a s H a u s hineinkrähend oder ins Fenster hineinsehend); sehr verbreitet, aber nicht eigentlich z u m A. gehörend, ist das ug. Omen des unzeitigen K r ä h e n s : K l a p p e r MschlesVk. 21, 83 (14./15. Jh.); Grimm Myth. 2, 949; W u t t k e a . a . O . — H u h n : ug.: ZrwVk. 11, 258; G r i m m Myth. 2, 947 (Frankr., kahles u n d gerupftes); Wolf Beiträge 1, 246 (Engld. roughfooted hen); ZfVk. 27, 2 (Schottld., Kopf u n t e r den Flügeln). Allgemein ug. krähende H e n n e : G r i m m Myth. 2, 949; K l a p p e r MschlesVk. 21, 88; 1M W u t t k e a. a. O. ) ug. B r ä u n e r Curiositäten 489 (über den Weg fliegend); ZfVk. 27, 2 (Schottld., Kopf u n t e r den Flügeln). 186 ) ug.: F o g e l Pennsylvania 101 nr. 420; B r ä u n e r a. a. O. (wilde, über den Weg

430

fliegend). 188) g.: G r i m m Myth. 2, 938 (Petrus v. Blois ep. 65); G r o h m a n n nr. 18 916; W u t t k e 203 § 277. ') g., wenn er „ t a s c h e n h a l b " (d. h. von rechts) k o m m t : H a r t l i e b c. 67, ed. U l m 43; bei Grimm Myth. 2, 946; Raubvögel ü b e r h a u p t g . : S i m r o c k Myth. 541; ZrwVk. n , 258; W u t t k e 201 § 274. 188) ug.: G r i m m Myth. 3, 323; H o p f Tierorakel 135. 189) g.: D r e c h s l e r Schlesien 2, 193. 228 (Geldgewinn kündend, dreimal auf die Tasche schlagen); ZrwVk. 12, 58; G r i m m Myth. 3, 475 nr. 1087 (a. 1791, 2 Stück, f ü r Ledige); W u t t k e 203 § 278. lw ) ug.: D r e c h s l e r Schlesien 2, 230, vgl. B o e d e r Ehsten 67; U n g n a d Deutung der Zukunft 29 (Babylonien, von rechts nach links oder voranfliegend g.). m ) ug.: B r o n ner Stil u. Art 159; Leoprechting Lechrain 89; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 275 (bedeutet vor allem K o m m e n des Bettelv o g t e s , daher „Schergen - Elster" genannt); W i t z s c h e l Thüringen 2, 277; W u t t k e 202 § 275 (über den Weg laufend); SAVk. 21, 201; ZrwVk. 11, 258. — Von vorn gesehen g.; von hinten ug.: G r i m m Myth. 2, 947; zwei g., eine ug.: D r e c h s l e r Schlesien 2, 230, vgl. G r i m m Myth. 3, 326 (Pies en nombre impair — signe de malheur); ug., wenn m a n sie hört, ohne sie zu sehen, g., wenn m a n sie sieht: W u t t k e 202 § 275. 1M ) Gemeint ist wohl in den meisten Fällen das Käuzchen. ug.: Grimm Myth. 2, 939. 950; 3, 327. 485 (Frankr.); vgl. ZfVk. 17, 453; R o l l a n d Faune pop. 2, 46; K l a p p e r MschlesVk. 21, 88 (14./15. Jh.); D r e c h s l e r Schlesien 2, 2 3 1 ; ZrwVk. 11, 258. l M ) Der von G r i m m Myth. 2, 938. 946 n a c h J o h a n n e s v. S a l i s b u r y Polycrat. 1, 13 als g. genannte albanellus ist nach H o p f Tierorakel 92 identisch mit d e m Baumfalken. M ') ug.: D r e c h s l e r Schlesien 2, 231. 1,ä ) W a s J o h a n n e s v. S a l i s b . Polycrat. 1, 13, G r i m m Myth. 2, 938 von der K r ä h e im allgemeinen sagt, ist f ü r die verschiedenen beim A. zu beobachtenden Besonderheiten (s. o. Sp. 415) so vortrefflich ausgeführt, d a ß wir die Stelle im W o r t l a u t anf ü h r e n : quid comix loquatur, diligenter ausculta, situmque eius sedentis aut volantis nullo modo contemnas. refert enim plurimum, a dextris sit an a sinistra, qua positione respiciat cubitum gradientis, loquax sit an clamosa an silens omnino, praecedat an sequatur, transeuntis exspectet adventum an fugiat quove discedat. Wie G r i m m Myth. 2, 947 notiert, beobachtete Olaf Tryggvason, obgleich Christ, ob die K . auf d e m rechten oder linken F u ß stand u n d weissagte sich daraus Gutes oder Böses; seine Feinde n a n n t e n ihn daher kräkubein. Der A. der K r . ist sonst fast i m m e r u g . : G r i m m Myth. 2, 946; D r e c h s l e r Schlesien 2, 230; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 274; W u t t k e 201 § 274; U n o t h 1, 183 nr. 66. Auch in Italien: Archivio delle t r a d . pop. 15, 16 (Siena, 15. J h . ) ; B a s t a n z i Superst. delle Alpi Venete 196. — Von links nach r e c h t s fliegend g.: G r i m m .

431

Angang

2, 946; 3, 408 (Burchard v. Worms); K l a p p e r MschlesVk. 21, 87 (14./15. Jh.). — g.: L e o p r e c h t i n g Lechrain 89. IM ) Die Zeugnisse beziehen sich ausnahmslos auf den Ruf, offenbar weil der K. sehr scheu und daher nur selten sichtbar ist. Er ist, beim Ausgehen gehört, g., für einen Dieb ug.: W u t t k e 204 § 280. Zum erstenmal gehört, bedeutet er Geld: D r e c h s l e r Schlesien 2, 193, 228 (3 mal auf die Tasche klopfen); ZrwVk. 11, 258. Öfters ist der Ruf von rechts g., von links ug.: G r i m m Myth. 2, 945. 563; K l a p p e r MschlesVk. 21, 88 (14./15. Jh.). Das Kuckuckorakel (Zahl der Lebensjahre, Kinder usw.) gehört nicht mehr zum A. lfn ) g.: G r i m m Myth. 2, 938. 946; 3, 326 (nach Johannes v. Salisbury u. Späteren). Nach G r i m m eine Falkenart (albanellus ?), nach H o p f Oraheliiere 146 der Buntspecht. 1M ) g.: G r i m m Myth. 2, 939. 946; 3, 325 (Burchard v. Worms, Berthold v. Regensburg: müsar); Klapper MschlesVk. 21, 87 (14./15. Jh.). 1M) Von H o p f Tierorakel 110 mit Recht als der deutsche Orakelvogel xax' 4£oxv' bezeichnet, bei den Römern rechts g., links ug.: C i c e r o de div. 1, 12; 1, 85; P l a u t u s Aul. 4, 3, 1 (dagegen links g. Corrector Burchardi b. F r i e d b e r g Bußbücher 93; G e r h a r d t Franz. Novelle 73; W u t t k e 201 §274). S. ferner Jahrb. d. V. f. Volksk. u. Linguistik in Prag 1893; D u h n ARw. 12, 167. g.: G r i m m Myth. 2, 938. 940 (Edda, Kriegern folgend); L e o p r e c h t i n g Lechrain 89; ZrwVk. 11, 258. — ug.: B r o n n e r Sitt u. Art 159; D r e c h s l e r Schlesien 2, 218; H ö f 1 e r Organotherapie• 124; Klapper MschlesVk. 21, 88; S c h ö n W e r t h Oberpfalz 3, 274; W u t t k e 201 §274; Unoth 1, 183 nr. 66. äM) ug: W u t t k e 2055281; J o h n Oberlohma 164 (übers Haus fliegend, Feuer kündend) ; vgl. Archivio delle trad. pop. 15,136 (Siena, 15. Jh.). l01 ) g.: G r o h m a n n nr. 916; D r e c h s l e r Schlesien 2,227. i M ) ug: D r e c h s l e r a . a . O.; ZrwVk. 11, 258 (Brand kündend). >os) ug.: G r o h m a n n Nr. 916; W u t t k e 205 § 281. , M ) g.: G r i m m Myth. 3,475 nr. 1086 (a. 1791. Erste im Frühjahr); D r e c h s l e r Schlesien 2, 227 (dgl., sich wälzen); G r o h m a n n Nr. 916; L e o p r e c h t i n g Lechrain 89. — fliegend g., sitzend ug.: ZrwVk. 11, 258; W u t t k e 203 § 278 (außerdem: bei Ersterscheinen im Frühjahr einzelne = Heirat, mehrere = Ledigbleiben oder auch umgekehrt. Junggesell muß unter seinem Fuß nachsehen, ob darunter ein Haar liegt; dies zeigt Haarfarbe der Zukünftigen). In der Antike meist ug.: Hopf Tierorakel 136. »°4) G r i m m Myth. 2, 938 (Johann von Salisb.): g. für Schiffer, vgl. H o p f Tierorakel 176. aoe) Von rechts g.: G r i m m Myth. 2, 947 (MA.). £0') C a s p a r i 7 § 9 (MA. nichts über g. oder ug.). !0S) ug: G r i m m Myth. 3, 323. sot) g.: L e o p r e c h t i n g Lechrain 89. Reichhaltige Kasuistik b. W u t t k e 203 § 279 (beim Ersterscheinen im Frühling für Mädchen: fliegend = Fleiß, Brautwagen, Glück; stehend = Faulheit, Ge-

432

vatterstehen, Unglück; klappernd = Geschirr zerbrechen; sich putzend = Krankheit und Tod. In Haufen über Menschen fliegend = Tod. Hat man beim ersten Erblicken Geld in der Tasche, so hat man es das ganze Jahr. Sich wälzen, schon im Altertum, s. P h i l o s t r a t o s Epist. 8). 3. S o n s t i g e Tiere. V o n K r i e c h t i e r e n und L u r c h e n w e r d e n Eid e c h s e 2 1 0 ) , S c h l a n g e 8 1 1 ) , F r o s c h 2 1 2 ) und K r ö t e 2 1 3 ) b a l d als g., b a l d als ug. gedeutet. V o n den I n s e k t e n ist a n erster Stelle die S p i n n e a w ) zu nennen, bei der f a s t i m m e r die T a g e s z e i t , z u der sie erscheint (s. o. Sp. 414, A n m . 25), u n d die R i c h t u n g , in der sie spinnt, b e r ü c k s i c h t i g t wird. B e i m S c h m e t t e r l i n g 21S ) f ä l l t besonders die v e r s c h i e d e n e D e u t u n g der F a r b e auf. V e r e i n z e l t e Z e u g n i s s e beweisen a u ß e r d e m f ü r M A . und N e u z e i t die B e a c h t u n g des A . s v o n B i e n e 2 1 6 ) , F l o h 2 1 7 ) , Heuschrecke218), Marienkäferal9) und Z i k a d e 220 ). i w ) g.: S c h ö n w e i t h Oberpfalz 3, 274; ug.: L e o p r e c h t i n g Lechrain 88, so auch im Altertum: H o p f Tierorakel 181 und in Frankreich: T h i e r s Traité 1, 209. , n ) g.: F r a n z Nik. de Jawor 189 (MA.); K l a p p e r MschlesVk. 21, 87 (14./15. Jh.); P a n z e r Beitrag 2, 259; ZfVk. 11,278 (15. Jh.); vgl. Archivio delle trad. pop. 15, 136 (Siena, 15. Jh.); ZfVk. 3, 37 (MA. Juden,aufs Bett fallend); L i e b r e c h t Zur Volksk. 328 (Norw.); G e o r g e a k i s u. P i n a u d Folklore de Lesbos 339. — ug. : ZrwVk. 11, 258; vgl. ZfVk. 3, 135 (MA. Juden, rechts vorbei oder zwischen mehreren hindurchlaufend); in der Antike war die Deutung ebenfalls schwankend, ug. z. B . : T h e o p h r a s t Char. 16; C l e m e n s A I . Strom. 7, 4, 25; H o r a t i u s carm. 3, 27, 5; T e r e n t i u s Phorm. 4, 4, 29. g.: C i c e r o de div. 1, 36; Scriptores hist. Aug. rec. Peter 1, 125, 19; 2, 25, 6; vgl. K ü s t e r Schlange 131 f.; G r i m m Myth. 2, 949. *") g. im Wasser, ug. auf dem Lande : G r i m m Myth. 2, 947; ZrwVk. 11, 258; Boeder Ehsten 140; D ä h n h a r d t Volkst. 2, 87: hüpft im Frühjahr ein F. über den trockenen Weg, so muß man das Jahr über so viel Tränen weinen, daß er sich baden kann. ,1S ) g. : F r a n z Nik. de Jawor 189 (MA., ebenso Antike: H o p f Tierorakel 196; Frankreich: T h i e r s Traité 1, 209). — ug.: B r o n n e r Sitt u. Art 159. *") Im allgemeinen gilt das Schema des in verschiedenen Fassungen gebräuchlichen Verses (Morgen — Sorgen, Mittag — Glück am 3. Tag oder kleiner Gewinn, Abend — labend)ZrwVk. 11, 258; Unoth 1, 186 nr. 114; auch franz.: G e r h a r d t Franz. Nov. 73; H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 30; oft auch nur der Morgen (ug.) genannt: G r i m m Myth. 2, 951;

433

Angang

F o g e 1 Pennsylvania 106 nr. 446; vgl. 80 nr. 288. 289; 95 nr. 384; M e i e r Schwaben 2 2 1 ; ZrwVk. 12, 58 (doch morgens g.: W i t z s c h e 1 Thüringen 2, 277). Ferner: g. von oben spinnend oder an jemand aufwärtslaufend. G r i m m Myth. 2, 938; Wuttke 206 § 283, ug. für einen Kranken an der Wand neben dem Bett oder über das Bett laufend oder an jmd. abwärts laufend. M e i e r Schwaben 2 2 1 ; W u t t k e a. a. O. Große ug. (Zank), kleine g. (Glück): W o l f Beiträge 2, 457; weiße ug. (Tod): F o g e l a. a. O. 1 1 5 nr. 503. i16 ) Erster im Frühling weiß = Glück in Geldsachen oder Unglück und Tod, grau = Unglück, rot = Augenschmerzen, gelb = Glück, Gevatterstehen W u t t k e 205 § 282. , l e ) ug. einen Schwärm in einem Baum zu finden ZfdMyth. 3, 3 1 1 (a. 1612), so auch in der Antike, G r i m m Myth. 2, 951. • " ) Auf die Hand springend = unerwartete Neuigkeit, M o n t a n u s Volksfeste 136; F o g e l a. a. O. 91 nr. 359 (Brief). ,u ) ug. G r i m m 2, 938 (Johann v. Salisb.). »•) g. Unoth 1, 187 nr. 145; W u t t k e 205 § 282 (bes. auf jemand zufliegend oder sich auf die Hand setzend). ,t0 ) g. G r i m m Myth. 2, 338 (Joh. v. Salisb.).

4. P f l a n z e n und G e g e n s t ä n d e . Das zufällige Stoßen auf gewisse Pflanzen und Gegenstände kann nur zum Teil zum A.sglauben gerechnet werden, da das Moment der Belebtheit des Objekts fortfällt. Bewegt ist dieses wenigstens im Falle des Wagens, dessen A. etwa mit dem des Leichenzuges (s.o. Sp. 415) zu vergleichen ist, bei welcher Gelegenheit er als Leichenwagen auch schon genannt wurde. E r wird, meist mit Rücksicht auf seine Ladung, g. oder ug. gedeutet 2 2 1 ). Im Zusammenhang mit dem A. der Vögel verdient Erwähnung, daß es g. ist, ein Vogelnest mit brütendem Weibchen und Jungen zu finden 222 ). Schließlich sei noch auf das Finden einer Nadel hingewiesen, wo die genaue Beobachtung der Lage an ähnliche Spezialbestimmungen bei belebten Objekten erinnert 223 ). Dagegen sind f ü r das Finden bestimmter Pflanzen, besonders des vierblättrigen Kleeblattes, sowie des Hufeisens, die entsprechenden Sonderartikel zu vergleichen. m ) g.: S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 64; John Westböhmen 27; Wuttke 209 § 290 (beladen); D r e c h s l e r Schlesien 2, 193 (mit Heu beladen); D ä h n h a r d t Volkst. 2, 89 (dgl., doch muß man links vorbeigehen); ZfVk. 20, 382 (von jungem Mann gelenkt), ug.: W u t t k e 469 § 746 (für Leichenzug);

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K ö h l e r Voigtland 254; H ö h n Tod 7, 345 (Zwiegespann Leichenzug begegnend = Zwiespalt in der Ehe); D r e c h s l e r Schlesien 2, 193 (mit Stroh beladen); G r i m m Myth. 3, 475 Nr. 1088 (a. 1791, mit Mist beladen, für Brautpaare). a " ) ZfVk. 1 1 , 277. 462 f.; 19, 142 f. " 3 ) g.: F r a n z Nik. de Jawor 189; ZfVk. 1 1 , 279; F o g e l Pennsylvania 106 nr. 451. Kopf dem Subjekt zugekehrt ebd. nr. 449. 466. Spitze zugekehrt 107 nr. 450; 109 nr. 467. ug.: Nähnadel mit schwarzem Faden D r e c h s l e r Schlesien 2, 200.

Entstehung. Allem A.sglauben und so auch dem deutschen liegen vermutlich zum größten Teil primitive Gedankengänge magischen Charakters zugrunde, besonders spielen, wie sich aus den vorgebrachten Beispielen leicht erkennen läßt, sympathetische Vorstellungen eine große Rolle. Sowohl in den Grundregeln wie auch in den häufigen kasuistischen Unterscheidungen (rechts — links, schwarz — weiß, f ü r dieses Subjekt g., für jenes ug. usw.) besteht engste Verwandtschaft mit der auf die gleichen primitiven Vorstellungen zurückgehenden „symbolischen" Traumdeutung, wie sie z. B . aus dem Traumbuch Artemidors bekannt ist. So ist es nicht nötig, j a nicht zulässig, in den A.stieren grundsätzlich die Verkörperungen von Totenseelen 224 ) oder Dämonen 225 ) zu sehen; aus der Eigenart, der Farbe, der Stimme der Tiere erklären sich vielfach die Deutungen von selbst 2 2 8 ). Doch ist es andrerseits auch unmöglich, alle Erscheinungen des Tier-A.sglaubens auf diese Weise zu erklären, etwa alle „kämpfliehen" Tiere für g., alle „ u n kriegerischen" f ü r ug. zu erklären 2 2 7 ); z. B . würde sich die g. Deutung des Hirsches diesem Schema nicht einfügen. Vielmehr wird man annehmen müssen, daß dem weiten Sammelbecken des A.sglaubens neben jenen allgemeinen primitiven Anschauungen auch spezielle, aus der Religion, dem Mythus und der Kultur des eigenen Volkes entsprungene oder von fremden Völkern übernommene Vorstellungen zugeflossen sind. So erklärt Grimm den ug. A. der alten Frau aus dem Hexenglauben, des Priesters aus der irdische Geschäfte unterbrechenden und vereitelnden Erscheinung des heidnischen und später des christlichen Gottesmannes,

435

Angebinde—Angst

den g. A. des Wolfes aus seiner Natur als siegbringendes Tier des Odin u. a. m.228). Doch auch er muß z. B. gegenüber der Frage, warum eines Blinden, Hinkenden und Bettlers A. für ug., eines Buckligen und Aussätzigen als g. galt, auf eine Erklärung verzichten. Dasselbe gilt auch in den meisten Fällen, in denen ein und dasselbe Tier schlechthin bald als g., bald als ug. gedeutet wird, eine Erscheinung, die auch im A.sglauben der Antike, der zweifellos durch christliche Vermittlung vielfach auf den deutschen eingewirkt hat, wiederholt zu beobachten ist. ««) M o g k Myth. 229. *") B r o n n e r Sitt u. Art 159. 226 ) Auf eine interessante spontane A.sdeutung auf christlicher Grundlage bei J . Gotthelf (zwei weiße Tauben = Friede und Eintracht) verweist S p r e n g e r in ZfdU. 6, 438. *') S i m r o c k Myth. 640 f. « " ) G r i m m Myth. 2, 941 f. Boehm.

Angebinde. Noch lebende Bräuche lassen erkennen, daß man Gaben, die man heute A. nennt, ohne sich etwas Besonderes dabei zu denken, wenn schon der Sprachgebrauch das Wort auf bestimmte Geschenke zu beschränken scheint (Patengeschenke, Geschenke für ganz kleine Kinder), ehedem wirklich angebunden hat, um sie dauernd mit dem Beschenkten zu verbinden x). In Heimstetten (Baden) binden die Paten dem Kinde nach der Taufe hinten in der Kirche je eine Mark ein 2). Vergleichbar ist das Anbinden als Form der Weihung. Im Württembergischen entspricht dem das sog. Kissesteket. Vgl. a n b i n d e n , b i n d e n , E i n gebinde, Patengeschenk. K o n d z i e l l a Volksepos 100; G r i m m Myth 2 , 9 8 2 ! ; D e r s . Kl. Schriften 2 (1865), 1 9 1 ff., wo eingehend über das A . gehandelt ist; die Abhandlung von J . J . H o r n u s Über die alterthümliche Sitte der A. bei Deutschen, Slaven u. Litauern. Prag 1855, war uns nicht zugänglich. ») M e y e r Baden 25. Aly.

Angehenke, Name für heilkräftige Mittel, die angehängt, angebunden, angeknüpft werden, etwa Amulette (s. d.). Grimm») zitiert aus Ettner, Des getreuen Eckhards unvorsichtige Hebamme (1715) S. 859: „Vom hollunder, der in den wei-

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den wächst, macht man den kindern ein a., neun stücklein in einen zundel mit einem rothseidnen faden, so dass er auf der herzgrube liegt." S. 862: ,,a. vom rechten auge des wolfs, säcklein von steinen, blinden schwalben aus dem magen geschnitten." Das Wort Amulett (s. d.) kommt in der deutschen Literatur erst spät vor. s. a n h ä n g e n , A n h ä n g z e t t e l . G r i m m Myth. 3, 466; vgl. 2, 982. Pfister.

Angelica s. E n g e l w u r z , angeln s. f i s c h e n . Angelusläuten s. Betglocke.

Abendläuten,

Angesicht s. G e s i c h t . Angla achila achtila, Zauberworte im Liebeszauber, um ein Mädchen sich zu Willen zu zwingen 1 ). x ) Urquell 3 (1892), 3 ; O h r t 2, 89.

Trylleformler Jacoby.

Angst (Furcht, Schrecken). Die Sorge um die Sicherheit im Leben begleitet die wilden Völker mehr als die Völker der gesicherten Kultur. Die Sorge steigert sich in manchen Schwachbegabten Völkerschaften bis zur fortwährenden A. vor Unglück bringenden Dämonen*). Die Furcht vom Tage her vollendet sich im A.traum der Nacht 2). Mit der steigenden Kultur ermäßigt sich allmählich die Furcht vor Träumen 3 ), doch wird es immer Menschen geben, die von gewissen A.gefühlen geplagt sind. Gegen ihre unerklärliche Herrschaft hilft der Zauber. Wer die Zehe eines Toten anrührt, wird frei von der A.4). Das Verfahren, jemandem die ,,A. anzutun" und einen entlaufenen Liebhaber zurückzubringen, beschreibt Grimm Myth. 3, 470 Nr. 961. „Die A . " bedeutet in Bayern ein Gebet, das, am Gründonnerstag abends im Stall gebetet, das Vieh vor Krankheit schützt 5). *) F r a z e r 9, 72 ff.; V i s s c h e r Naturvölker 2, 192 u. 196. 2) W u n d t Mythus und Rel. 2, 125 ff. ») D e r s . 1, 577. 4) G r i m m Myth. 3, 453 Nr. 544. 6) R e i s e r Allgäus, 1 1 3 Nr. 5 ; F i s c h e r Schwäb.Wb. 1, 2 1 3 ; S c h i n d l e r Bayr.Wb. 1, 105. Boette.

anhängen—Anima tismus

437

anhängen. Das heimliche A. von kleinen Gegenständen oder das Anbringen von Spottfiguren an den Kleidern der Straßengänger muß trotz den spärlichen Belegen, die wir bis jetzt finden konnten, in ganz Westeuropa verbreitet gewesen sein. Eine allgemein befriedigende Erklärung kann ebensowenig gegeben werden, wie für die Foppbräuche im April (s. d.), zumal da die Tage, an denen das A. ausgeübt wird, verschiedene sind: 2. Febr. (Lichtmeß) 1 ), Fastnacht 2), Aschermittwoch 3), Donnerstag nach Asch. 4 ), in den Fasten *), speziell Mittfasten 6), am häufigsten I. April 7), vereinzelt Palmsonntag 8 ), bei der Weinlese 9 ). Meist werden Tuchläppchen in einer bestimmten Figur ausgeschnitten, mit Kreide geweißt und unmerklich auf dem Kleide abgedrückt. Solche Figuren sind: Esel(skopf) 2) (Usener)«), 8), Teufel(skopf) 8), Säge 2) (Us.)8), Leiter 2 ) (Us.); Fisch? 7 ), oder es werden die Tuchfetzchen selbst angehängt 2) (Lancashire) ') (Franche-Ct6); andere Gegenstände: schmutzige Lappen 2) (Sizilien), Papierstreifen 2 ) (Portugal) 7) (Belgien), Aschensack 3 ), Klämmerchen 4), Zopf 7 ) (Belgien), Lämmerschwanz 2) (Sizilien), Kalbsschwanz 7 ) (Franche-Ct6), tote Maus 2 ) (Sizilien), tote Ratte (Franche-Ct6), Püppchen 9 ), Papierpfropfen x ). Eine Sonderstellung nimmt der Würzburger Brauch ein, insofern, als der „Palmesel" nicht heimlich angebracht wird, sondern als Schandenbezeugung für Kinder, die am Palmsonntag keine neuen Kleider angezogen hatten 8 ). Die „Poppeli", die in Graubünden bei der Weinernte angehängt wurden, werden von Bühler 9 ) als Phallus, d. h. als Fruchtbarkeitssymbol, gedeutet. Möglicherweise hängen mit diesem Brauch die Redensarten zusammen: ein Blechlein 10 ), Siechblechlein 11 ), Bletzlein 12 ), Flecken 13 ), Klämmerlein 14 ), Klämperlein 15 ), Kläpperlein 16 ), Klette 1 7 ), Klebläpplein 1 8 ), Schelle 19), Schlötterlein, -ling, Schletterlein, Schlätter 20 ), Spettlein, Spätlein, Spätzle 2 1 ), eins oder etwas anhängen 22 ) i. S . v . „verspotten, schmähen, übel nachreden". s

*) G . u . F . H e g i

Tösstal

( Z ü r . 1913). 66.

) L i e b r e c h t Z. Volks/t. 408, verweist a u c h

438

auf U s e n e r in Rhein. Mus. N . F . 30, 192 (Sizilien, Portugal). ®) Aus d e m Posener Lande 4 (1909), 79. 4 ) „Chlupper-Donstig", d. i. K l ä m m e r c h e n - D o n n e r s t a g (Appenzell) SAVk. 1, 275. 6 ) L i e b r e c h t Z. Volksk. 408 (Lancashire). 6) G u b e r n a t i s Tiere 284, A 1 ( P i é m o n t ) . ') SAVk. 6, 143 (Thurgau); eigene Erinnerung (Basel) ; R e i n s b e r g Festjahr 94 (Vlamen); R e i n s b e r g Traditions 1, 203 (Belgien); A l b e r s Festpostille — Das Jahr 142 (Friesland, Holland); B e a u q u i e r Les Mois

en Franche-Comté

( P a r i s 1900), 52 ; L a

Tradition 10, 76 (Südostfrankr.). ') n e r Sagen

3, 56. ') B ü h l e r

Schöpp-

Davos

1, 373 ;

d a z u S A V k . 11, 268; S c h w e i z l d . 4, 1423. 10 ) D W b . i , 367; 2, 85; F i s c h e r Schwab. Wb. 1, 1186; S c h w e i z l d . 5, 6; H s. S a c h s Schwanke

26, 33.

n

)

S c h m e l l e r

Bay.Wb.

1,322. 12 ) G e i l e r Granatapfel 1511 biij 1 a; D W b . 2, 110. 1S) E b d . 1, 367. » ) E b d . 5, 940. " ) E b d . 5, 943. l e ) Ebd. 5, 943 9 5 4 - 9 6 9 . II431152; 9, 651 a . " ) E b d . 9, 651

10

18

) E b d . 8, 2494.

) E b d . u 9, 651 u. 20) Ebd. u. 788; Schweizl d . 9, 965. 985. 994; M a r t i n - L i e n h. 2, 476; S c h m e l l e r BayWb. 2, 537; F i s c h e r Schwâb.Wb.

900. 901.

sl

) B r a n t

Narren-

schiff (ed. Zarncke) 21, 5; 42, 14 (mit A n m . ) ; M u r n e r Schelmenzunft 18, 25 ; D e r s. Narrenbeschw. 77, 44; D e r s. Mühle v. Schw.

601; D W b . 10, 1998. 2195 f.; S c h w e i z l d . 9, 785. " ) D W b . 1, 368. Hoffmann-Krayer.

Anhängsel s. S c h m u c k . Anhängzettel. Man nennt so eine besondere Art von Amulett (s. d.); es ist ein um den Hals gehängter Zettel, auf den, wie die Beispiele bei v. L i n d e r n zeigen, unverständliche Zauberformeln geschrieben sind. Unter der Voraussetzung, daß der Benutzer nicht lesen kann, hat wohl auch ein Schalk Banalitäten darauf geschrieben, so gegen Schwangerschaft: Lege dich nicht zum Manne, so wirst du nicht schwanger x ). Das Wort fehlt in G r i m m s Wörterbuch, der Brauch ist jedoch schon für L u t h e r vorauszusetzen, der Spr. Sal. 3, 3 übersetzt : Gnade und Treue werden dich nicht lassen. Hänge sie an deinen Hals und schreibe sie an die Tafel deines Herzens 2). S. A m u l e t t , B r i e f , Zettel. 1) Venusspiegel 3. Aufl. Straßburg 1743; vgl. A l e m a n n i a 8, 285. 2) D W b . i , 3671. unter „anhängen". Aly.

anhauchen s. H a u c h . Animatismus bedeutet die Anschauung von der Beseelung sämtlicher Gegenstände der Natur und des menschlichen Ge-

439

Animismus

brauchs (A 11 b e s e e 1 u n g). Der Ausdruck erhielt besondere B e d e u t u n g in der Theorie R . R . Maretts, welcher d a v o n ausgeht, daß der naive Mensch in allem, was ihm A u f f ä l l i g e s begegnet oder was auf ihn nachdrücklich einwirkt, etwas Seelisches e r k e n n t 1 ) . Indem der Mensch solchen Gegenständen gegenüber seine psychische G r u n d r e g u n g entfaltet, erscheinen sie ihm als etwas „ S u p e r n a t u r a les". Die R e g u n g e n nämlich, durch welche der Mensch seine Einstellung z u den Dingen gewinnt, sind nach Marett die Gefühle der Furcht, des Schauders und der ehrfurchtsvollen Scheu. Diesen A . ordnet Marett dem A n i m i s m u s (s. d.) als allgemeinere F o r m über, da er letzteren A u s d r u c k in dem engen Sinn T y l o r s als Geisterglauben nimmt. Sonach sei der A . auch der A n f a n g alles religiösen Glaubens. Man wird sagen dürfen, daß die N e i g u n g des Menschen zur Allbeseelung der lebensvollen religiösen A n s c h a u u n g diensam gewesen ist und die B i l d u n g religiöser V o r s t e l l u n g e n u n t e r s t ü t z t hat, daher auch immer wieder gelegentlich bei Bildung a b e r g l ä u b i s c h e r Vors t e l l u n g e n beteiligt ist. Man k a n n a u c h gegen W u n d t s ganz abweisende K r i t i k des A. 2 ) zugeben, daß in dem Sinne, wie M a r e t t den A . f a ß t , etwas v o n urs p r u n g h a f t religiösen R e g u n g e n damit bezeichnet w i r d : dies nämlich, daß in den Dingen, welche beseelt werden, e t w a s „ Ü b e r n a t ü r l i c h e s " e r f a ß t und mit heiliger Scheu b e t r a c h t e t wird. R . R . M a r e t t The threshold of religion 2. 1 9 1 4 . s ) W . W u n d t Mythus und Religion 2,

173 ff.

K . Beth.

A n i m i s m u s . I. A . ist ein z u e r s t in der Medizin eingebürgerter, v o n G. E. S t a h l in seinem W e r k e über die Drüsen (erstes Drittel 18. Jh.) geprägter A u s druck f ü r die A u f f a s s u n g , d a ß das oberste Prinzip des lebenden Organismus die Seele (anima) ist, die j e d o c h einerseits etwas Unsterbliches und Überlogisches, anderseits als anima vegetativa nichts anderes als die natura der A l t e n ist. Jeder Körperteil h a t nach Stahl ein L e b e n für sich, das auch f ü r sich allein gestört werden k a n n Die Vorstellung

440

v o n der Körperseele und den Organseelen, wie sie W u n d t bei den Naturv ö l k e r n f i n d e t 2 ), ist auch in dieser Stahlschen Theorie vorhanden, und diese A n s i c h t v o n dem in dem Leib waltenden Seelischen zeigt ihre N a c h w i r k u n g e n in sehr vielen volkstümlichen, dem Aberglauben angehörigen Heilmitteln und -verfahren. *) Franz Carl M ü l l e r Geschichte der organischen Naturwissenschaften 9 f. Mythus u. Religion i , 139 ff.

a)

W u nd t

2. A l s e t h n o l o g i s c h - r e l i g i o n s g e s c h i c h t l i c h e r Fachausdruck wird A . gleichfalls im zweifachen Sinne v e r w e n d e t : a) f ü r den Glauben an ein b e s o n d e r e s S e e l i s c h e s , gleichs a m ein Seelenwesen im K ö r p e r oder außerhalb desselben, und b) für den Glauben an den V i t a l s t o f f , der alles Lebendige durchzieht und, als unsichtbares F l u i d u m anhaftend, alles charakterisiert, w a s mit einer Person in Berühr u n g g e k o m m e n ist. a) N a c h B. G. T y 1 o r ist der A . als G l a u b e an die E x i s t e n z geistiger Wesen mit oder ohne b e s t i m m t e K ö r p e r „die Religion und Philosophie aller nichtzivilisierter V ö l k e r " und die Grundlage oder erste S t u f e aller Menschheitsentwicklung, aus der jede höhere geistige Betätigung, v o r allem Religion und K u n s t hervorgegangen sind ( a n i m i s t i s c h e T h e o r i e ) 3 ) . Sicher ist indessen nur, daß der A . sehr alt, allgemein verbreitet und bis in unsere Zeit und Kultursphäre hinein d a u e r h a f t ist. N i c h t h a l t b a r hingegen ist die Meinung, daß dieser A . die älteste geistige S t u f e der Menschheit bezeichne. Denn das w ü r d e besagen, daß die Vorstellung v o n Seelen- oder Geistwesen und der G l a u b e an eine im menschlichen K ö r p e r vorhandene, i h m gegenüber irgendwie selbständige Seele früher vorhanden gewesen sei, als die Idee des in den K ö r p e r n v o r h a n d e n e n Unsinnlichen, eine A n n a h m e , die mit den Ergebnissen der P r i m i t i v e n f o r s c h u n g in Widerspruch steht. Man k a n n t e sowohl ein selbständiges Unsinnliches, das nicht seelischer Art ist, wie auch den als völlige Einheit existierenden und lebenden Menschen, ehe

441

Animismus

man animistisch empfand und dachte, worüber im besonderen Zusammenhange zu verhandeln ist (s. P r ä a n i m i s m u s ) . Tylor definiert die Seele in dem Sinn der Primitiven, der sich jedoch durch alle Kulturschichten hindurch erhalten hat, als dünnes, körperloses Gebilde, das auch dort, wo der Körper nicht ist, das Individuum darstellt und erkennen läßt. Der hierauf gegründete A. ist der Meinung, daß alles, was irgendwie auf den Menschen einwirkt, und überhaupt alle Erscheinungen, die ihm aufstoßen, von einem denkenden und wollenden Geistwesen hervorgerufen sind und daß alle Wesen und Dinge, welche irgendeine Erscheinung verursachen, von solchem Geist oder solcher Seele getrieben werden. Dieser A., eine eigentlich dualistische Ansicht, besagt, daß in allem Lebendigen eine Seele die Ursache der Lebendigkeit, der einzelnen Lebenserscheinungen, ist. Er \ beruht daher auf dem Versuch einer rationalen Erklärung der Lebenserscheinungen und bewährte sich wahrscheinlich zuerst an den Erfahrungen, die der Mensch mit Schlaf, Traum und Sterben machte. Das Entschwinden des Wachbewußtseins im Schlaf, das Auswandern des Ich im Traum und der Besuch der anderen Iche während unseres Traumes, das Aufhören der Lebenserscheinungen mit dem Moment des Sterbens, schließlich das Erschlaffen der Lebensfunktion bei Krankheit, legen den Schluß nahe, daß es eine besondere Ursache der Lebenserscheinungen gibt. Analog erkannte der Mensch bei den Tieren, von denen sich der Primitive grundsätzlich nicht zu unterscheiden pflegt, dasselbe Agens (s. Tiere). Weiter stellte er aber in den leblosen Naturgebilden und -erscheinungen dasselbe Agens als ein Seelisches fest und stellte sie dadurch als belebt vor. Diesen Vorstellungs- oder Denkprozeß, durch welchen schließlich alles mit Seelen begabt gedacht wird, nennt man auch A n i m a t i s m u s (s. d.) = Vorstellung von der Belebtheit alles Seienden. Mit dem Seelischen meinte der Mensch zunächst sicherlich nichts weiter als das P r i n z i p d e r B e w e g u n g (wie ja

442

got. saiwala = Seele, die Bewegliche, das sich Bewegende, bedeuten und mitgriech. aiolos = Wind verwandt sein wird). Möglich ist indes auch, daß die Wurzelbedeutung W i n d bestimmend war, nach E. H. M e y e r 4 ) : Wurzel an, führt zum Begriff Ahne und Verstorbener; darum wird eine durch gewaltsamen Tod ausgepreßte Seele zum heftigen Wind, entsteht bei Selbsterhängung Sturm, beim beichtelosen Tod einer Wöchnerin Wirbelwind, und die Seelen Unverheirateter müssen als Wind Nebel schöbern und Felsen abreiben 5 ). Nach Einführung des Christentums ziehen im wütenden Heere nur noch die Seelen der Bösen stürmisch dahin, während ursprünglich alle Seelen nach dem Tode in die Windsphäre eintraten. Auch im Winde ist aber die Bewegung (sowohl das sich Bewegende, wie das das andere Bewegende) das hervorstechende Merkmal und dasjenige, was auf den Primitiven den größten Eindruck macht, wie auch der sich bewegende Schatten, der gleichfalls als Seele aufgefaßt wurde; denn diese Bewegung ist das sinnlich Hervortretende dessen, was an sich etwas Unsinnliches als Kern enthält, und es ist doch zugleich die geheimnisvolle Kraft der Veränderungen. Gegenstände, die sich bewegen oder sich zu bewegen scheinen, machen auf den naiven Menschen den Eindruck von Körpern, die durch eine verborgene Kraft in Bewegung gesetzt werden, oder von Körpern, die, wie der eigene, mit einem bewegenden Agens, wie dem Willen, begabt sind. Und von dem System der so angeschauten Dinge gab es und gibt es für den primitiven Menschen keine Ausnahme; denn kraft seines symb iotisch-sympathetis Cjh e n G r u n d g e f ü h l e s 6 ) weiß er sich mit allen einzelnen Teilen, lebenden wie leblosen, des Universums ebenso eins, wie jene alle unter sich gleichsam wie Teile eines Ganzen verbunden sind; Menschen, Tiere, Pflanzen, Berge, Quellen, Flüsse, Himmelskörper sind vermöge der universellen Symbiose als wesenhaft gleiche Gegebenheiten betrachtet. Diese animistische Vorstellung kommt in der Anschauung von den T o t e n zu

443

Animismus

besonderer Geltung. Bei E i n t r i t t des T o d e s wird das F e n s t e r , die T ü r oder L u k e geöffnet, auf daß die Seele hinaus kann, ebenso wie bei Geburt des K i n d e s , d a m i t eine Seele hinein kann. Die Seele geht beim Sterben hinweg a l s Tier, indem sie sich v e r w a n d e l t in einen V o g e l oder ein Insekt (Käfer, Schmetterling), oder in ein kriechendes Tier (Schlange, Eidechse, Maus). W i e nach der Vorstellung der v o r a n g e g a n g e n e n E p o c h e der Verstorbene jederzeit als ganze Persönlichkeit wiederkehren kann, so nach der Vorstellung der animistischen E p o c h e seine Seele. Die Vorstellung der Seele als S c h a t t e n ergab sich aus d e m Schatten, welcher dem Menschen folgt oder v o r a u f g e h t usw., und daraus wieder entwickelte sich der G l a u b e an den F o l g e g e i s t (an. f y l g j a ) , den w e i b l i c h e n S c h u t z g e i s t , welcher den Menschen stets begleitet oder wie sein zweites schützendes Ich (der ä g y p t i s c h e K a) gleichsam an oder hinter ihm wie a n g e h a f t e t ist. Indem sich die f y l g j a mehr und mehr v o n der Person ablöste, w u r d e sie zu einer selbständigen, T o d und Gefahr v e r k ü n d e n d e n höheren M a c h t 7 ) ; vgl. später die w e i ß e ( A h n - ) F r a u (s. d.). E b e n s o wie schützende g i b t es auch s c h ä d l i c h e und v e r f o l g e n d e Geister, Bringer v o n L a n d p l a g e n und H a u s u n g l ü c k . A l s solche treten die Seele eines Verstorbenen oder ein D r a c h e oder andere, phantastisch gestaltete, Tiere auf, die die Vorstellung einer unangenehmen K r a f t bedeuten. E s ist indessen eine v o n Irreführung nicht g a n z freie Hypothese, allgemeinhin zu behaupten, daß alle persönlich gearteten Geistwesen, D ä m o n e n usw., animistischen Ursprungs, durch einen A k t der Beseelung v o n e t w a s an sich auch seelenlos zu D e n k e n d e m entstanden seien. Riesen und Zwerge sind zweifellos vorani mistisch und daher auch eine ganze Reihe v o n anderen Geistern, ohne daß es gelingen könnte, die Grenze zwischen beiderlei Bildungen theoretisch rein auszuziehen 8 ). 3) T y l o r 4) Kultur i , 422. Mythologie 91. Laistner Nebelsagen 42 u. 237. 2 •) B e t h Religion «. Magie 185 ff. 321 ff.

444

397 f. ') Njals Saga 12; Vatnsdaela Saga 36. N a u m a n n Gemeinschaftskultur 83 ff.

8)

b) V o n entschieden größerer Bedeut u n g ist die S e e l e n s t o f f - A n s c h a u u n g , die v o n vielen als der eigentliche A . im engeren Sinne heute gewertet wird. Der Seelenstoff, besser V i t a l s t o f f 9 ) , s e t z t nicht die Vorstellung einer Seele v o r a u s und geht nicht aus einer irgendwie und -wo vorhandenen Seele hervor, sondern wird auch dort angenommen, wo an ein einheitliches seelisches Gebilde in d e m Lebewesen noch nicht g e d a c h t ist, f i n d e t sich aber auch noch neben einer solchen Seele angenommen vor. Der Seelenstoff ist ein dem K ö r p e r immanentes, ihn v ö l l i g durchdringendes, in allen seinen Teilen gleicherweise vorhandenes Agens. Es ist so wesentlich f ü r den K ö r p e r und seine Teile, d a ß es auch abgeschnittenen Teilen, wie H a a r e n und Nagelspitzen, dem Speichel und A u s w u r f und selbst der K l e i d u n g ( K r a f t , A u s d ü n s t u n g und Schweiß) und auch Gebrauchsgegenständen anhaftet. Man k ö n n t e v e r s u c h t sein, diese A u f fassung f ü r älter zu halten, als die Annahme einer den K ö r p e r leitenden, ihm gegenüber j e d o c h mehr selbständigen Seele. Zu einer Zeit, aus der die selbständige und selbständig überlebende Seele im germanischen Norden noch nicht b e z e u g t ist, w o vielmehr der Verstorbene als g a n z e Persönlichkeit weiterlebend g e d a c h t wurde, existierte der a n i m i s t i s c h e E i g e n t u m s b e g r i f f . Dieser gründet in der Vorstellung, daß alles, w a s mit dem T o t e n bei Lebzeiten zusammenhing, v o n seinem v i t a l e n F l u i d u m an sich t r ä g t und dadurch i h m f ü r immer zugehört. Hierauf, und nicht a l l e i n auf dem Gedanken, daß der T o t e alles wirklich noch brauche, ruht der B r a u c h , die hauptsächlichsten Geräte, W a f f e n und K l e i d u n g s s t ü c k e mit ins G r a b zu geben, bzw. mit zu verbrennen; denn auch durch Verbrennung wird der Seelenstoff nicht verzehrt. Interessant hiefür ist, wie das große periodische Sterben in der Sippe des Bauern Thoroolf dadurch z u m Stillstand geb r a c h t wird, daß das liegen gebliebene

445

Animismus

Vermögen einer Verstorbenen ihr durchs Feuer nachgesandt wird 1 0 ); der Tote selbst müßte aber auch immer wieder an den Ort seines Vitalstoffes zurückkommen, solange sich derselbe auf der Erde befindet n ) . An der Selbständigkeit, Beweglichkeit und Beharrlichkeit des Vitalstoffes hängt L e b e n u n d G e s u n d h e i t . Krank wird der Mensch, wenn der Vitalstoff ganz oder teilweise entweicht oder wenn sein Zusammenhang mit dem Körper gelockert wird. Der Schamane heilt die Krankheit dadurch, daß er den entwichenen Vitalstoff zurückholt, den gelockerten festigt. Gelingt ihm dies nicht, so stirbt der Kranke. Die Prozedur des Zurückholens ist mannigfaltig, stets aber dreht sich die Handlung darum, des entflohenen Seelenteilchens durch Anrufen, Pfeifen, Beschwatzen oder Drohen habhaft zu werden. An der Schnur der „Seelenpeitsche", eines hierfür bewährten Instrumentes, wird ein Päckchen befestigt, das nicht einmal immer Vitalträger (Haare, Kleidung) des Patienten enthalten muß, sondern bloß von ihm oder von einem ihm Nahestehenden berührt zu sein braucht, um dermaßen mit des Kranken Vitalität imprägniert zu sein, daß dasselbe, wenn der Arzt nächtlicherweile im Walde die Peitsche schwingt, den entschwundenen Seelenstoff des Kranken anzieht. Triumphierend bringt der Schamane die Seele ins Haus und praktiziert sie in den Leib des Patienten, der genest 1 2 ). Mit dem Atem hat dieser Vitalstoff, wie sich nachweisen läßt, in der Regel nichts zu tun, sondern ist von demselben klar zu unterscheiden. Z. B. bei den australischen Wurunjerri fand der herbeigeholte Arzt den murup des Kranken schon weit weg, bloß noch etwas Atem in dem Manne. Der Medizinmann ging nun auf die Suche und brachte den murup nach einiger Zeit in seinem Opossumfelle heim; er hatte ihn noch eben an der Grenze des Sonnenunterganges gefunden. Hätte der murup diese Grenze überschritten, so wäre er unwiederbringlich verloren gewesen und der Kranke gestorben 1 3 ).

446

Im günstigsten Falle wirft sich der Arzt mitsamt dem wiedergeholten Seelenstoff über den Kranken und treibt jenen in diesen hinein. Das Weggehen und -bleiben des (hierbei wenigstens zum kleinsten Teile wohl irgendwie „seelisch" vorgestellten) Vitalstoffes erinnert an die Rolle des Todes in deutschen Märchen. Wie der Medizinmann herausfindet, wo die Seele ist, so weiß der Jüngling, ob der Tod zu Häupten oder zu Füßen des kranken Mägdeleins steht, ob er bleiben oder gehen will. Mittels solchen „Seelenträgers" oder Vitalstoffes kann j e d e Art guten oder bösen Zaubers ausgeübt werden. Man verschafft sich irgendeinen Fetzen von der Kleidung eines Menschen, oder ein paar Haare oder Nägelschnitzel, oder Auswurf, oder von ihm gekauten Betel und behandelt sie, in Blätter oder andere Hüllen, oder in ein Bambusrohr gesteckt, ebenso wie man den ganzen Menschen behandelt wissen will. Umständliche Verrichtungen folgen hieraus, z. B. der bekannte Guliwill bei den südöstlichen Australiern. Man darf jedoch nicht mit Wundt behaupten, das ganze Zauberwesen sei aus dem Animismus hervorgegangen, da es j a „direkten" Zauber gibt, der keines Vitalagens bedarf, bzw. solchen Zauber, der ohne irgendwelche sinnlich - konkrete Vermittlung stattfindet 14 ). Seine Wurzel hat der Vitalstoffglaube in der R e p r ä s e n t a t i v i d e e : vom Körper gelöste Teile vermögen den ganzen Körper zu vertreten oder zu ersetzen. Daß zu Zeiten das eine oder andere Organ des Leibes im besonderen als Sitz des Vitalstoffes angesehen wurde, ist für das Verständnis der Anschauung als solcher fast belanglos. Daß der J ä g e r die Krallen des Jaguars, die Zähne des Büffels bei sich trägt, erklärt sich am ungezwungensten animistisch, ähnlich wie die Gepflogenheit der Kopfjagd und der S c h ä d e l k u l t , oder das Umhängen von getrockneten Menschennieren mit dazu gehörigen Fett-Teilen, oder wie die Menschenfresserei und das Verschlingen des rohen Kamelfleisches bei arabischen Riten und das Rohfleischessen bei der

Anis—Anna, hl.

447

ersten orphischen E i n w e i h u n g 1 5 ) : es handelt sich allemal um die Zueignung des Vitalstoffes, der eigentlichen Lebensenergie eines Wesens, das in irgendwelcher Hinsicht einen V o r z u g hat. — Hierher gehören auch die häufigen Maßnahmen, die Seele eines Menschen durch eine h ö h e r w e r t i g e zu ersetzen, w a s unter Umständen auf Dämonen und G ö t t e r der F r u c h t b a r k e i t angewendet wird, indem der Gott des scheidenden Jahres mit der neuen H a u t eines zu diesem Z w e c k e geschlachteten Menschen bekleidet wird (klassisches L a n d hierfür Mexiko) 18 ). Hierher gehört ferner die Sitte, K ö n i g e , Häuptlinge oder Zauberer beim ersten Anzeichen herannahenden Todes z u töten, damit die Vitalstoffe, die Lebensenergien auf den S t a m m übergehen und in i h m b e w a h r t bleiben, gegebenenfalls a u c h dem Nachfolger zugute kommen. (Über die Verehrung der beseelt ged a c h t e n Naturgegenstände und -erscheinungen, über Dämonenkult, Gespenster und ähnliches, was im A n s c h l u ß an die T y l o r s c h e Definition und Theorie vielf a c h noch in den A . einbezogen wird, s. die betreffenden Artikel.) ') B e t h Religion u. Magie* 153. 10) EyTb y g g y a Saga 52—55. u ) H a n s Schreuer in Ztschr. f. vgl. Rechtswiss. 33 u. 34 (1916). " ) Ch. K e y s s e r in R . N e u h a u ß Neuguinea 3. 141 ff. u ) H o w i t t Native Tribes of Southeast Australia 385 ff. u ) K . B e t h Religion u. Magie2 142. l s ) E u r i p i d e s Bakchen 135. " ) K . T h. P r e u ß Phallische Bräuche in Arch. f. Anthropol. N . F . 1 (1904), 140 ff. I m allgemeinen vgl. A . E . K r u y t Het Animisme in den Indischen Archipel. 1906; Jul. L i p p e r t Seelenkult 1881; Ders. Kulturgeschichte; A. W. N i e u w e n h u i s Die Wurzeln des A. Supplement zu Internat. Arch. f. Ethnographie 24 (1917). K . Beth:

A n i s (Pimpinella anisum). 1. B o t a nisches. A u s den östlichen Mittelmeerländern stammendes Doldengewächs (Umbellifere), dessen eirunde F r ü c h t e als G e w ü r z dienen. Die Grundblätter sind langgestielt, ungeteilt oder dreilappig, die Stengelblätter dreiteilig, die Blüten sind weiß. Bei uns wird der A . ab und zu angepflanzt1). *) M a r z e i l 103 f.

Kräuterb.

200;

Heilpflanzen

448

2. Ähnlich wie der v e r w a n d t e K ü m m e l dient auch der A . wegen seines aromatischen Geruches als a n t i d ä m o n i sches Mittel2). Gekauften Tauben gibt man A., um sie an den Schlag zu fesseln 3 ). Man buk an L i c h t m e ß A . b r o t e und f ü t t e r t e vier Wochen lang die Tauben, damit sie recht gedeihen sollten 4). ®) B e c h s t e i n Thüringen 2, 106 f. Staricius 1679, 476; Eberhardt Landwirtschaft 20. •) Mitteil. Anhalt. Gesch. 1922, 19. Marzeil. l)

A n k e h r k r a u t s. ankleiden s.

Mondraute,

Kleid.

anklopfen. W e n n man bei N a c h t einen Besuch macht, so soll man an der Zimmertür nicht a.; denn bei N a c h t klopfen die H e x e n an. W e r mit den Füßen anklopft, ist willkommen, weil man weiß, daß er die Hände voll h a t 1 ) . S. w. k l o p f e n , Klopfnächte. x)

Fischer

Schwäb.Wb. 1, 225. Bächtold-Stäubli.

a n k ü n d e n (sich) s. anmessen s.

künden,

messen.

A n n a , hl., Mutter Marias, Fest 26. Juli. 1. Der A . k u l t k a m in Deutschland seit dem 14. Jh. in großen A u f s c h w u n g , in erster Linie als ein Mutterkult. Hier wurden Mainz und später Düren, wo sich seit 1501 die ehemals in Mainz aufbewahrte Annenreliquie befindet, ein S t ü c k v o n der Hirnschale der Heiligen, Stätten ihrer Verehrung. A.s große volkstümliche Beliebtheit spricht sich in zahlreichen ihr geweihten Kirchen und in vielen Patronaten aus 1 ). 1) K o r t h Die Patrozinien im Erzbistum Köln 1 5 — 1 9 ; daselbst umfangreiche Quellenu. Literaturangabe; Samson Kirchenpatrone 1 1 9 — 1 2 3 ; E. S c h a u m k e l l Der Kultus der hl. Anna am Ausgang des MA.s; B e i s s e 1 Heiligen- Verehrung 2, 135; S a m s o n Die Schutzheiligen 51 ff.

2. Frühzeitig galt die Mutter Marias als mächtige Patronin der Schwangeren und Gebärenden 2 ). Deshalb wurde ihr N a m e in gesprochenen und geschriebenen Segensformeln für diese besonders aufgeführt, letztere auch als „ B r i e f e " , also wohl Zettelchen, v o n hoffnungsvollen Frauen getragen; desgleichen wurden

Anna, hl.

449

Messen de sancta A n n a f ü r solche F r a u e n empfohlen und v o n diesen g e b r a u c h t 3 ) . Weil A . selbst, der kirchlichen Ü b e r lieferung gemäß, vor der Geburt Marias lange Jahre kinderlos war, verrichteten und verrichten noch heute u n f r u c h t b a r e oder kinderlose Frauen täglich Gebete z u ihr, u m durch ihre Fürbitte Leibeserben zu erhalten 4 ). ') W e t z e r u. W e l t e Kirchenlexikon 1,862. •) F r a n z Benediktionen 2, 190—200. 202; ZdVfVk. 1 (1891), 300; 6 (1896), 252. *) S t o 11 Zauberglauben 105; R e i n s b e r g D ü r i n g s f e l d Festkalender

aus Böhmen

369.

3. In weiterer E n t w i c k l u n g dieses Patronatsgedankens erscheint A . als Schutzheilige der Ehe und Eheleute, der Eltern und vorzüglich der Mütter, in letzterer Hinsicht oft durch die K u n s t verherrlicht 5). Junge Mädchen wenden sich an sie, um vor Schande bewahrt zu bleiben, anderseits, um einen Mann zu erlangen: Hl. St. A., Gib alle Meitschi M a n n a ! 6 ) . 6)

S a m s o n Kirchenpatrone 122; R e i n s -

berg-Düringsfeld

217—218.

6)

Fontaine

Das

festliche

Jahr

Luxemburg 112;

K u o n i St. Galler Sagen 20 Nr. 35.

4. Sehr nahe ihrem Mutterwesen steht die Rolle, die sie als Beschützerin armer W i t w e n und Helferin ärmerer Stände wie Dienstboten, Arbeiterinnen, Näherinnen, Spitzenklöpplerinnen (Flandern) spielt 7 ). ') S a m s o n bzw. R e i n s b e r g - D ü r i n g s f e l d a.a.O. 5. Bemerkenswerterweise wurde sie auch Patronin der Schiffer, an der Elbe früher Nothelferin in Wassersgefahren 8 ). ' 8) S a m s o n Kirchenpatrone 121; R e i n s berg-Düringsfeld a. a. b . ; Ders. Festkalender

aus Böhmen 370; K ü h n a u

Sa-

7. Mit diesem Bergwerkspatronat hängt wohl wiederum der Glaube an die Heilige als Geldspenderin z u s a m m e n ; wenigstens soll sie früher ad numos elargiendos angerufen worden sein. In einer Anweisung, durch eine Beschwörung Geld zu erlangen, heißt es zum S c h l u ß : Es k o m m t die hl. Mutter A . zu dir hinein in das Zimmer, bringt dir ein G e l t 1 0 ) . ,0) V e r n a l e k e n Mythen 264; ZdVfVk. 15 (1905), 424. 8. A u c h gegen eine Reihe leiblicher Gebrechen wurde und wird sie angerufen. Als Medium diente außer Gebeten das zu ihrer Ehre geweihte Annenwasser, A q u a sanctae Annae, das auf deutschem Boden am A u s g a n g des MA.s, zur Zeit der höchsten Blüte des A.kultes, entstand. Es galt als Heilmittel in allen möglichen N ö t e n : nach einem der Weiheformel angeschlossenen Verzeichnis gegen das Fieber, gegen die „ F r a n z o s e n " , für schwangere Frauen, gegen Kopf-, Brust- und B a u c h w e h und viele andere Krankheiten, auch gegen Besessene 1 1 ). A.brünnlein oder -Quellen waren häufig und weitverehrt und in Volldsagen gepriesen, weil ihr Wasser Blinde sehend gemacht h a t t e 1 2 ) . In L u x e m b u r g empfahl man sich bei Erkrankung der A u g e n St. A . zu Mecher 1 3 ). Mit Hilfe der hl. A . beschwor man die Gicht und bannte sie durch Sprüche, in denen St. A . den personifizierten Gichtern gebieterisch entgegentritt und sie in das wilde Heer, in das wild Granit (so!), in das wilde Grummet usw. verweist w ) . A u c h als Beschützerin gegen die Pest erscheint sie laut Pestblättern des 16. u. 17. Jhs. und Weihetafeln 15 ).

gen 3, 728—729. 6. Nicht minder eigenartig ist ihr Schutzpatronat f ü r den B e r g b a u und die Bergleute. Bereits im MA. schrieb man reiche Ausbeute der Bergwerke ihrer Hilfe z u ; der Glaube daran ist in Sagen genugsam verbreitet. Infolgedessen finden sich in erzreichen, namentlich silberreichen Gebirgen häufig St. Annenkirchen 9 ). *) S a m s o n Kirchenpatrone 121; R e i n s berg-Düringsfeld a.a.O.; Ders. Festkalender

aus Böhmen 370; K ü h n a u

gen 3, 728—729. Blchtal^-StSu-bli, Aberglaube L

Sa-

450

ls )

u)

F r a n z

Benediktionen

1,

212—214.

ZdVfVk. 1 (1891), 300; P a n z e r Beitrag 2, 46; P f a n n e n s c h m i d Weihwasser 94; M e i c h e Sagen 612 Nr. 755. ") F o n t a i n e Luxemburg 107. " j L a n m e r t 82; M e y e r

Baden 39; B i r l i n g e r - ^ w s Schwaben 1, 488; F e h r 1 e Zauber u. Segen 53. " ) A n d r e e -

E y s n Volksk. 33; DG. 5, 125. 9. V o n den W o c h e n t a g e n ist ihr der Dienstag gewidmet, da sie nach der kirchlichen Überlieferung an einem solchen geboren wurde und starb. Deshalb wird dieser T a g als Vermählungs- und Hochzeitstag empfohlen und auch g e w ä h l t 1 4 ) . ") Allgemein; G r o h m a n n 1 1 7 ^ . 8 7 8 . «5

45 f

Anniversarium—anschneiden

10. Der Annentag (26. Juli) wird vielfach noch heute festlich begangen mit kirchlichen Feiern, Volksbelustigungen, Feuerbränden und Illuminationen. Feiert man ihn nicht gebührend, so entstehen furchtbare Gewitter 1 ? ). Für die Landwirtschaft bedeutet dieser Tag einen besonderen Merk- und Lostag, namentlich einen Merktag für die Frucht, vorzugsweise das Korn, für das Wachstum der Kartoffeln, der Rüben usw. Für diesen Tag gelten daher mancherlei Bauernregeln. Regen an St.A.tag wird vom Volk in Süddeutschland Mitgift der hl. A. genannt. *7) S c h r a m e k Böhmerwald 160; J o h n Westböhmen 9 1 ; R e i n s b e r g - D ü r i n g s f e l d Böhmen 368; L e o p r e c h t i n g 189; M e i e r Schwaben 2, 436; N o r k Festkalender 1, 492; R e i n s b e r g - D ü r i n g s f e l d Das festliche Jahr 2 1 8 — 2 1 9 .

1 1 . Vor dem Schneiden des Korns ruft man sie an mit den Worten: Hl. Anne, treib's Gewitter von danne! usw. 18 ). 18 ) ZfrwVk. 12, 1 1 0 ; RheinWb. x, 196; BadW b . 1, 5 7 ; Reinsberg-Düringsield Böhmen 3 7 5 ; M e y e r Baden 426; S c h m i t t Hettingen 18; W e t t s t e i n Disentis 165>«.

12. Der Taufname A. ist neben Maria, wenigstens früher allgemein und in ländlichen Gegenden vielfach noch heute, der gebräuchlichste gewesen. Infolgedessen erscheint er auch in zahlreichen Redensarten, Reimsprüchen und Kinderliedchen, auch im Volkslied. Wrede. Anniversarium s. J a h r t a g . anpUSten s. b l a s e n , p u s t e n , anreden s . G e i s t , r e d e n , s c h w e i g e n . anrühren s. b e r ü h r e n . Ansa, Zauberwort in der Formel 1 ) : O lipeo. ansa. amur. eus. theus. hus. Mon. liberatius Geratius ( 1 1 . Jh., contra sagittam diaboli), vgl.: ansa amurhus deus, hus mun, hus anger, liberazius, ierosus 2) gegen Fieber (IO./II. Jh.). Es läßt sich »eös bzw. deus erkennen, sonst unverständlich. ') H e i m Incantamenta Benediktionen 2, 484.

ansagen.s. T o d

551.

s

)

ansagen,

anschauen s. A u g e .

Franz Jacoby.

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anschneiden, i. Entsprechend der heiligen Ehrfurcht, die dem Brote (s. d.) erwiesen wird, ist das A. des Brotes ehemals eine ernst gemeinte Zeremonie gewesen, die nur der Brotherr *) vornehmen durfte; als sich einst im Kanton Zürich ein „ B r o t e s s e r " 2 ) , ein Knecht, dieses Hausherrnrecht anmaßte, bekam er eine Ohrfeige 3 ); das Kind darf vor der Konfirmation kein Brot a. 4 ); wenn der Hausvater den Laib anschneidet, so bleibt das Glück im Haus s ). Schon Liebrecht 6 ) in seinem Kommentar zu den Otia imperialia des Gervasius von Tilbury weist auf die apotropäische Bedeutung des A.s mit dem Messer hin und zitiert den schwäbischen Spruch r ): Eine Frau soll das Brot nie unangeschnitten auf den Tisch bringen. Rieß 8) möchte damit die schon in der Antike verschieden erklärte Vorschrift der Pythagoreer in Verbindung bringen: xov äpiov ¡JL-JJ y.aTayvövai9); der Sinn scheint aber nach einer ganz anderen Richtung zu deuten. Daß das A. mit dem Messer wirklich apotropäisch gemeint ist, zeigt eine andere Vorschrift, nach der man über Nacht ein Messer ins Brot stecken muß 1 0 ). Apotropäisch und bannlösend wirkt das A. im Namen Gottes; als ein Bauer in einer schlesischen Sage u ) die verhexte Butter anschneidet, wird sie zu Kuhdreck; von dieser Sage aus wird der feierliche Akt des A.s, bei dem das K r e u z z e i c h e n eine Rolle spielt, besonders beleuchtet l s ). ») S t a u b Brot 57; K l u g e Etymol.Wb.10 7 4 — 7 5 ; D r e c h s l e r Schlesien 2, 14; J o h n Erzgebirge 30; Urquell N . F . 1 (1897), 1 7 8 ; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 3 3 ; Mühlh a u s e 55—56. ') Psalm 41, 10; S t a u b 56. s ) S A V k . 1 (1897), 7 7 ; Schweizld. 5, 944. ') Schweizld. 1. c. 6) Urquell N . F . 1. c. «) L i e b r e c h t Gervasius 100; umgekehrt übt das A. auf das Metzgermesser die Wirkung aus, daß es die „Tödtung" verliert: A l p e n b u r g Tirol 365; ZfVoIkerpsychol. 18, 280.') M e i e r Schwaben 498, 327. Ebenso sagt man: wenn der Laib Brot unangeschnitten in der Tischlade liegt und es kommt während der Zeit jemand ins „ G e vatterbitten", so s t i r b t das Kind: B a u m g a r t e n Heimat 3, 16. 8) P a u 1 y - W i s s o w a 1, 50; das ganze Material bei B o e h m De symbolis Pythagoreis. Diss. Berl. 1905, 4 3 bis 44. •) G ö t t l i n g Gesammelte akademische Abhandlungen aus dem klassischen Altertum 1 (Halle 1851), 3 1 3 f. x») S t a u b 55, vgl. 22;

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anschneiden

H o f l e r Ostern 16; bei den Inselcsten beißt man, bevor man das Brot aus der neuen Ernte ißt, auf ein Stück E i s e n : ZfVölkerpsychoI. 18, l8; vgl. dagegen die Sitte der Preußen: S c h e i b l e Kloster 9, 193; für die Juden berichtet B u x t o r f , daß der Hausvater „ a b ea parte, ubi bene et eleganter coctus est, incisuram imprimit (penitus enim dissecare nefas); hierauf wird das Brot g e b r o c h e n : J u d e n s c h u l (Basel 1641), 186 vgl. 188; über Anschneiden als Trauersitte in der jüdischen Literatur. A R w . 17, 136. n ) K ü h n a u Sagen 3. 79- I 4 3 6 ; vg 1 - 81. " ) H ö f l e r Ostern 16.

2. Zu diesem Zeremoniell, mit dem das Brot und besonders das A. umgeben war, berichtet schon Praetorius 1 3 ): „ W e n n man das Brot auff schneidet / so muß man es unten fein be-Creutzen; sonst kann es bezaubert werden; es ist zwar ein altes / daß man das liebe Brot zeichne / und ist solches schon bey den J u d e n üblich gewesen: vide Schickard in script i s " ; der gute Praetorius fährt dann f o r t 1 4 ) : „ D i e Bürger machen gemeinlich auch nach / subtiler Höfflichkeit / Kleine Creutze übers B r o d : die Bauern aber pflegen / nach angebohrener Grobheit / das Creutz über das ganze B r o t . zu machen" (!). Dieser Brauch war früher allgemein verbreitet und wird von der konservativen Bauernfrau noch geübt: man macht (kritzelt) mit der Messerspitze 1 5 ), mit dem Messerrücken M ) oder dem Daumen 17 ) gewöhnlich drei Kreuze 18 ) oder "auch ein 19 ) Kreuz meist auf die Unterseite des Brotes oder das Kreuzzeichen über dieses 2 0 ), der Querstrich muß nach der Brust hin gezogen werden 2 1 ); auch der Gast, dem man zum Segen des Hauses den Laib Brot reicht, macht ein Kreuz darüber und schneidet ihn mit einem frommen Spruch an 22 ); dabei muß man das Brot aufsetzen und auf der rechten Seite a. 2 3 ); nach Berliner Anschauung soll man mit dem Messer dreimal das Kreuz auf der Unterseite schlagen oder leicht einritzen 24 ); im Erzgebirge soll das A. nur in der Stube geschehen (Angst vor bösen Dämonen, vgl. Brot). Man legt auch den Anschnitt über das Brot und bekreuzt es so 2 5 ); man drückt die drei Kreuze mit einem Model auf den Laib 26). Wenn überhaupt Gründe f ü r diese heilige Handlung angegeben werden,

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so sind es folgende: Das Brot gibt länger aus und gedeiht besser 2 7 ), es geht nie aus 28)> es wird nicht behext w ), es gereicht dem Genießenden zum Segen s o ) und sättigt mehr 3 1 ), sonst bekommt man Mitesser 3 2 ) , die Tochter des Hauses muß noch ein J a h r umsonst f r e i e n M ) . Man darf beim A . nicht das Messer im Brot stecken lassen, sonst sticht man den Heiland 3 3 a ). ls ) Philosophia colus 42; M a e n n l i n g 302. ") Philosophia colus 43. " ) R e i s e r Allgäu 2, 447, 228; M e i e r Schwaben 493, 309; B i r l i n g e r Schwaben 2 , 3 7 9 ; SAVk. 21 (1917), 203, h; Ausland 1874,469. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 135, 585. " ) J o h n Westböhm. 247. " ( S t a u b 57; L ü t o l f Sagen 5 5 4 . 5 6 3 ; D ä h n h a r d t Volkst. 1, 97, 4. Beispiel vom Jahre 1400 im Schweizld. 5, 945; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 403, 4; vgl. 3, 26, 179; KuhnS c h w a r t z 445, 350; H e y l Tirol 805, 277; vgl. P a n z e r Beitrag 1, 257, 14; B i r Ii n g e r Volkst. 1, 493, 706; M e i e r Schwaben 2, 493, 309; R e i s e r Allgäu 2, 447, 228; F r i s c h b i e r Hexenspr. 124; M ü l l e r Rhein.Wb. 1, 1 6 1 5 ; F i s c h e r Schwab.Wb. 1, 1440; J o h n Westböhmen 247; D e r s . Erzgebirge 30; D e r s . Oberlohma 1 6 1 — 1 6 2 ; Köhler Voigtland 430; L a u b e Teplits 52; P o l l i n g e r Landshut 164; Witzs c h e 1 Thüringen 2, 285, 97; Urquell 1 (1890), 47. M; 3 U892), 40; W . 457, vgl. Alemannia 24, 145; F o n t a i n e Luxemburg 102; Kuhn Westfalen 2, Ol, 186; Urquell 1 (1890), 185, 16; Landsteiner Niederöst, 69; H ö f 1 e r Ostern 16; S t a u b 22; E n d e r s Kuhländchen 80; Bavaria 2, 305. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 135, 585; B i r l i n g e r Schwaben 2, 379; A n d r e e Braunschweig402; Bohnenb e r g e r r, 24; K u h n Märkische Sagen 381, 4 1 ; Schramek Böhmerwald 254; SAVk. 21 (1917), 203, h.; ZdVfVk. 1894, 8 1 ; Rogasener Familienbl. 2 (1898), 48; R o s e g g e r Steiermark 1, 65/66; besonders feierlich ist das A. des Neujahrbrotes in Dänemark: F e i l b e r g bei H ö f 1 e r Neujahr sgebäcke: ZföVk. 9 (1903), 193. i0) A n d r e e Braunschweig 402; F r i s c h b i e r Hexenspr. 124; F o x Saarländer Volkskunde 399; BIPommVk. 3 , 1 5 0 ; B i r l i n g e r Volkst. 1 , 4 9 3 , 7 0 6 ; P a n z e r 1 , 2 5 7 , 1 4 ; S c h ö n w e r t h 1, 403; vgl. H ö f l e r I.e.; Globus42,105. ZdVfVk. 1894, 81 (Schlesien). " ) R o s e g g e r Steiermark i, 65—66; F o n t a i n e Luxemburg 96; vgl. i 3 i r l i n g e r Schwaben 2, 379, 8; F i s c h e r Schwäb.Wb. 1, 1440; G r o h m a n n Aberglaube 146, 1080—81. ") S t a u b 57; Schweizld. 5, 944. » ) ZfEthnol. 1 5 (1883),90. " ) S c h ö n w e r t h 1, 404; Bavaria 2, 305. " ) B r o n n e r Sitt' u. Art 203. *») F r i s c h b i e r Hexenspr. 124; H e y l Tirol 805, 277; vgl. P a n z e r Beitrag 2, 2 5 7 , 1 4 ; P o l l i n g e r

IS*

anschneiden

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Landshut 164; S c h ö n w e r t h 1,403,4;Urquell 1 (1890), 185, 16; 47, 14; 3 (1892), 40; ZdVfVk. 4 (1894), 81; SAVk. 21 (1917). 2°3; W. 457;

man etwas Salz hineinstecken 48 ). Ein Fuhrmann4®) darf kein Brot a., sonst fällt der Wagen um; in einer schlesischen M e n s i n g Schleswig-Holsteinisches Wb. 1, 528. ") A n d r e e Braunschweig 402. ") B a r t s c h Sage darf ein wandernder Müller Brot 2. 135. 585; J o h n Erzgeb. 30; besonders auf und Butter nicht a. ®°) (Zauberer !). Rügen: H a a s 1.c. 76, 134 II. Bartsch Den Kuchen, welchen die Zwerge dem I.e.; K u h n Märkische Sagen 38t, 41; ZfEth- pflügenden Bauern anbieten (über dieses nol. 15, 90. 81) K u h n - S c h w a r t z 445, 350; B i r l i n g e r Volkst. 1,494,8. ") B a r t s c h in Thüringen, Sachsen und Schlesien l.-c. " ) M e n s i n g Schleswig-Holst.Wb. 1, 528. sehr verbreitete Motiv vgl. Backen § 1), »»») Schweizld. 5, 945. muß dieser zuweilen essen „ohne ihn an3. Wenn man diese schützende und seg- zuschneiden", wie der Kutscher in der nende Maßregel unterläßt, so wird man Kamenzer Sage 5 1 ), welcher „aus dem nicht satt **), man „ v e r k i r n t " sich 3 5 ), Kuchen das Mittlere herausschnitt" es kommt Unglück in die Familie 36 ); alle (in einer andern Sage gibt der hilfreiche Laibe, welche der Mensch beim A. nicht Wassermann dem Knecht diesen Trick mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes an) 6a ), dadurch rettet sich der Knecht vor bezeichnet, fallen dem Höllenbuben zum dem Tode (vgl. dagegen die Stromberger Opfer 3 7 ), oder „Trank und Speise derer, Sage, wo der Knecht später grausam die unter dem Galgen sich versammeln, getötet wird) 53). Unklar ist die vereinzelte besteht aus den Nägeln und Überresten schwäbische Vorschrift: Man soll kein von Bier und Wein, welche die Menschen Brot schneiden, sondern brechen; vielin den Gläsern stehen lassen, und jenem leicht stammt sie vom Kult des AbendBrot, über welches die Menschen beim mahlsbrotes her 6 4 ); oder handelt es sich A, kein Kreuzzeichen gemacht haben" M ). einfach um Brot, das schon abgeschnitten Der Anschnitt soll nicht gegen die Tür ist ? und Sonnenuntergang liegen, sonst zieht ") W i t z s c h e l Thüringen 2, 285, 98: das der Höllenbube die Hälfte für sich hinBrot würde sonst fest werden. 40) S c h ö n w e r t h 1, 404, 4. 41) J o h n Erzgebirge 30. aus 38a ). 42) W i t z s c h e l 2, 265, 18. «) S c h ö n 35 ") B i r l i n g e r Volkst. 1, 494, 8. ) I.e. w e r t h 1, 407, 17; ZrwVk. 1905, 205; W. 620. 494,13; wenn man das Vorbrot gierig ißt, blutet 41) D r e c h s l e r Schlesien 2, 121; J o h n das Brot beitii A.: R o c h h o l z Sagen 1, 50 Oberlohma 161 ff.; Globus 42,105. ") D r e c h s (vgl. blutendes Brot). ") Rogasener Familienbl. l e r 1. c. 14. *') J o h n Erzgebirge 30; vgl. 2 (1898),48. *jiov àvaieiióvies ij TI ¡¡ 2. Joh. 7 kennen allein die Gestalt unter dem Namen ivtlxpiaxo?. — Die Stelle wird als Zeugnis angeführt, daß zur Zeit der Abfassung des Briefes der A.-Glauben durchaus verbreitet war. Man wird einschränken müssen: in den kleinasiatischen Gemeinden, an die der Brief gerichtet ist. Der Schreiber wendet den Ausdruck (2, 18) auf christl. Häretiker an (4, 3; 2, 22; 2., 7); es sind viele A.e, und das sind die gnostischen Irrlehrer 1 ). Damit wird eine Deutung angeschlagen, die lange nachklingt, und die später von Origines bevorzugt wurde. — Der paulinische Begriff vom A. ist (sofern 2. Thessal. von Paulus herrührt) 2) wesentlich anschaulicher. Zwar wird der Name nicht genannt, aber man ist seit den ältesten Zeiten darin in Übereinstimmung, daß der große Frevler der A. sein soll. Er ist hier so gezeichnet, wie ihn die spätere Sage kennt: der Gesetzlose, den Satan mit Kraft begabt, der im Tempel sitzen wird (das spricht für jüdische Herkunft der Sage s ); die Tempelschändüng ist das ärgste; vgl. Dan. 9. 27; II, 36) und sich dort als Gott ausgibt, der Wunder tut, bis ihn Christus mit dem Hauch seines Mundes tötet. Noch wird er zurückgehalten: „xaxixeiv" heißt in dem wohl absichtlich zwischen masc. und neutr. schwankenden apokalyptischen Terminus 'in Banden halten* 4). Der A. ist der Gebundene, der am Ende der Welt hervorkommt und Vernichtung bringt, der gefesselte Unhold, Satan selbst 8 ). In der A p o k a l y p s e J o h . sucht man den A. in einem der beiden Tiere c. 13, und zwar deutete man das Tier aus dem Meere auf das röm. Imperium, das zweite Tier auf den A. Die sieben Häupter des ersten Tieres sind sieben Cäsaren. Ein Haupt scheint tödlich wund, wird aber heil. Zur Zeit des sechsten Hauptes 4

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schreibt Johannes (17, 10); das Tier (17,8) ist das achte. Die Deutung auf Nero als das wiederkehrende Tier wird durch Zeugnisse aus dem damaligen Volksglauben ebenso gestützt 6), wie durch die Ausrechnung der Zahl 666 = als Dreieckszahl von 8, was auf 17, Ii, den wiederkehrenden Nero gehen würde, oder gematrisch jVu nop = Käsar Neron. 7 ). Das zweite, nicht näher gekennzeichnete Tier, wird 16, 13; 19, 20; 20, 10 (¡isuSoitpocpiQtij; genannt. Bousset erklärt: „Die spätere Apokalyptik des Judentums hat eine doppelte Ausprägung des großen göttlichen Widersachers geschaffen; sie faßte diesen bald als einen gottfeindlichen, furchtbaren Herrscher, bald als einen verführerischen Propheten" 8). Lohmeyer weist dagegen 9 ) auf Mark. 13, 21 f. hin, daß vorm Ende t|>eu86xpwcoi xal ) B o u s s e t - G r e ß m a n n 333 ff. 28 ») K a u t z s c h A pokryphen u. Pseudepigraphen d. allen Testaments 1900. 20b) R e i t z e n s t e i n in Ztschr. f. neutestamentl. Wissensch. 20, 16 f. Doch vgl. v. G a l l BaotXeia xou S'eou 1926, 291. 296 ff.; S c h e f t e l o w i t z in ZfMissionskunde 42 (1927), 287f.

III. D i e A. S a g e im 1. J a h r tausend. 1. Ddr A . ist die H a u p t g e s t a l t der m i t t e l a l t e r l i c h e n E s c h a t o l o g i e . V e r h ä l t n i s m ä ß i g w e n i g wird im 2. u n d 3. J h . : v o n i h m g e f a b e l t . Dieser Z e i t ist der A . = N e r o redivivus, so s c h o n i m I. J h . : Sib. 5, 33 f., 2 1 4 — 2 2 7 ; 8, 139 bis 159; A s c e n s i o J e s a i a 4, 2 ff., s p ä t e r V i c torinus v o n P e t t a u (f 303) in s e i n e m A p o c . K o m m e n t a r 21 ), L a c t a n z , de m o r t e pers. 2, H i e r o n y m u s in D a n . I i , 17, A u g u s t i n , d e c i v i t a t e dei 20, 13 22 ). D a s w ä h r t bis ins s p ä t e M A . : B e a t u s v o n Lieb a n a ( f 798) M ) und O t t o v . Freising, C h r o n i c o n I. 3 c. 16: A r b i t r a n t u r , N e r o 16

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nem non mortuum, sed humanis rebus v i v u m subtractum, usque a d ultimum tempus in ea qua tunc f u i t aetate appariturum, ipsumque fore Antichristum 24 ). 2. Daneben geht der Glaube an den K a techon her, als den man das imperium verstand 2 5 ); der A. kann erst erscheinen, wenn dieses untergeht 26 ), wenn der römische K a i s e r auf dem Ölberg seine K r o n e Gott zurückgibt 27 ). 3. Bousset hat nachzuweisen versucht M ), daß I r e n a u s w i e Hippolyt noch einer mündlichen Tradition gefolgt sind, H i p p o l y t parallelisierte Christus und den A . Ilepl toö 'Av-cr/ptotou c. 6 heißt es: Ein L ö w e ist Christus und ein L ö w e der A . ; in der Beschneidung kam der Heiland in die Welt, und er wird in gleicher Weise kommen usw. 3 0 ). H. hat auf diese Weise wohl neue Züge f ü r das Bild des A.s gewonnen; daneben benützte er uns verlorene Traditionen (c. 15 : und ein andrer Prophet sagt, der A . wird seine Macht versammeln von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang usw.) 3 1 ). Bousset 3 2 ) hat diese Traditionen in Verbindung gebracht mit einer Sibylle (deren Überarbeitung Sib. 2, 1 5 4 ff.), die wieder L a c tantius (Inst. div. 7, 16) und Commodian (Carmen apologeticum) benützten 33 ). Gemein ist der Gruppe Lactanz, Commodian und Martin v . Tours (Sulpicius Severus Dialogus 2, 14) der Glaube an einen doppelten A. 3 4 ). Die beiden Tiere Apoc. J o h . 1 3 werden auf Nero, den dämonischen Herrscher, und einen in J e r u s a l e m erscheinenden A . gedeutet. Diese Anschauu n g l ä ß t sich bis in das 16. J h . verfolgen 3 5 ). Die Deutung des ersten Tieres auf Nero lag, wie wir sahen, nahe; daß man im zweiten Tier den A. sah, dürfte seinen Grund darin haben, daß es zwei Hörner hatte gleich wie ein L a m m , ohne ein L a m m zu sein. Der gehörnte Widder ist in Israel S y m b o l des Messias: „ M a n n der H ö r n e r " wird er genannt 36 ). Die Fassung der A.-Legende bei Sulpicius Severus, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann, gibt wieder, was man im 4. J h . im Westen v o m A . zu erzählen wußte. 4. Den größten Einfluß auf die Ausgestaltung des Glaubens hat eine Gruppe

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eschatologischer Schriften oströmischer Herkunft gehabt. Dort entstand im 4. J h . eine Sibylle. Sackur findet in i h r 3 7 ) Begebenheiten aus der Zeit um 360 widergespiegelt; Bousset dachte M ) zweifelnd an die Zeit Constantins I., die wohl in Frage kommt, wie ein Vergleich der Sibylle 39) mit Eusebius K . G. V I I I — X ergibt; der ungerechte Herrscher ist Maximin, der verheißene Constans Constantin I. A b e r dahinter scheint noch ein älterer, Alexander der Große, zu stehen 40 ). F a s t zu gleicher Zeit entstand Pseudo-Ephraems Sermon von A . 4 1 ) ; aus ihm und der Sibylle geht die syrische Schrift des Pseudo-Methodius E n d e des 7. J h s . hervor 42 ), die v o n einem fränkischen Mönch syrischer Herkunft, Petrus, ins Lateinische übersetzt wurde 43 ). Doch müssen, wie sich aus der Scholasticus Fredegarius Chronik c. 66 erweist, schon um 642 Nachrichten über Gog und Magog (s. d.), deren Zusammenhang mit der A.Legende bekannt ist, nach dem Westen gekommen sein 4 4 ). Wir haben dabei wohl an die Sibylle zu denken 4S ). Das Fortleben sibyll. Schriften im Osten bezeugt im 10. J h . noch Liudprands Gesandtschaftsbericht 46 ). Vgl. weiteres unter S i b y l l e . A u s Pseudo-Method. und westlichen Überlieferungen entstand zwischen 949 und 954 Adsos, des Abtes von Moutier - en - Der 47 ), Epistola ad Gerbergarn reginam de ortu et tempore Anti^ christi, die- immer und immer wieder ausgeschriebene Schrift über diesen Gegenstand 4 8 ). — Adsos Quellen sind außer Pseudo-Method. und (Michael tötet den A.) der tiburtinischen Sibylle vor allem H a y m o Halberstadensis 4 9 ), Alcuin, de fide Trinitatis 8 0 ), H i p p o l y t 5 1 ) und eine Reihe von Notizen, die bei Sulpicius Severus belegt sind: Nascetur autem ex patris et matris copulatione, sicut et alii homines, non, ut quidam dicunt, de sola virgine, sagt Adso, und Martin weiß ihn malo spiritus c o n c e p t u s 5 2 ) ; Templum etiam destructum, in statum suum restaurabit dürfte mit Martins ab illo et urbem et templum esse reparandum zusammengehen 53 ). Das scheint auf ungelehrte Überlieferungen zu deuten, denn

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a n a n d r e r Stelle b e m e r k t A d s o a u s d r ü c k l i c h : T r a d u n t a u t e m doctores, q u o d in m o n t e O l i v e t i A . o c c i d e t u r in papilione e t in solio suo, in illo loco, c o n t r a q u e m a s c e n d i t D o m i n o s ad celos M ) . A u f m ü n d liche, ungelehrte Ü b e r l i e f e r u n g m ö c h t e ich a u c h die A n g a b e „ t r i g i n t a a n n o s t u n c l a t e b i t i n c o g n i t u s a p o p u l o " in einem R h y t h m u s des 10. Jh. 5 5 ) z u r ü c k f ü h r e n . Solche Überlieferung wird bezeugt durch S u l p i c i u s S e v e r u s A n g a b e , er h a b e die A . S a g e n a c h einem m ü n d l i c h e n V e r m ä c h t nis des M a r t i n v . T o u r s a u f g e z e i c h n e t 56 ). — W i r sind d e m n a c h in der g l ü c k l i c h e n L a g e , ein Z e u g n i s a u s d e m 4. u n d eins a u s d e m 10. J h . f ü r die A . - T r a d i t i o n im w e s t l i c h e n E u r o p a zu besitzen. D i e Merovinger- und K a r o l i n g e r z e i t ist reich a n Ä u ß e r u n g e n über den A. 5 7 ). J1 ) B o u s s e t Antichrist 1895, 52. 110. ") Vgl. ferner die Angaben bei B o u s s e t 57 ff. ") F. K a m p e r s Kaiseridee 14 und Noten. ,4 ) Vgl. ferner O t t o n i s Frisingens i s chronic. 1. 8 c. 1 ff. 25) W e t z e r Welte 1, 923; H a u c k RE. I 3 , 580; K a m p e r s 12. i e ) D i o n y s i u s v. L ü t z e n b u r g Leben Antichristi 1716, 13 f. 27) So die Überlieferungsreihe III, 4. ") B o u s s e t Kommentar 49f. 51. ") S t o l l e Kirchenväter 88. M) B o u s s e t Antichrist 15. 31) Ebd. 17. M ) Ebd. 51. 33) Ebd. 50; Ztschr. f. Kirchengesch. 20, 110 f. 34) B o u s s e t A ntichrist 50; K a m p e r s 13 f.; I v o Decretorum opus bei M i g n e Patr. lat. 161,1009. Vgl. auch Ztschr. f. Kirchengesch. 20, 109 ff. al ) H a u c k RE. r, 584. M ) K a m p e r s inMschlesVk.17,145! S7) E r n s t S a c k u r Sibyllinische Texte u. Forschungen 1898,158ff. 162f. 3S )Antichrist39. 39) S a c k u r 183 Mitte — 185 oben. « ) Ztschr. f. Kirchengesch. 20, 280 ff. 285 f. ") B o u s s e t Antichrist 34 ff.; Ztschr. f._ Kirchengesch. 20, 117 f. « ) B o u s s e t 30 ff.; S a c k u r 4 5 f f . 53 ff. Über spätere Einschiebe vgl. Ztschr. f. Kirchengesch. "20, 261 ff. bes. 280. ") S a c k u r 56. 4i ) Zeitschr. f. Kirchengesch. 20, 114 zählt B o u s s e t die Fundorte auf; diese sind so entlegen, daß wohl nur tiburt. Sibylle in Betracht kommt. ") S a c k u r 186. ") Mon. Germ. SS. 3- 347 = K a m p e r s Note zu 50. 33) M a 1 v e n d a 1, 1 1 9 ff. l 3 4 ) W a d s t e i n 88 nach Opp. Gersonis, edid. Du Pin, 1, 5 1 7 - m ) K a m p e r s Kaiseridee 137. " • ) W a d s t e i n 89. In Flandern hielten Wahnsinnige sich selbst für den A . : J . H u i z i n g a Herbst des MA .s 1 9 2 4 , 2 6 2 . 1 3 7 ) P r e u ß 168. Vgl. M a l v e n d a 1 , 1 1 9 zum Jahre 1 5 3 3 . "») G e r h a r d t Franz. Novelle 1 1 4 . 1 3 a ) J o h . J a n s s e n Gesch. d. deutschen Volkes 6, 432. Bengel

Er kl. Offenb. 1 1 6 0 .

VII. B e z i e h u n g e n z u f r e m den Mythologien. 1. Armillus. Armillus ist die hebräische Form f ü r P(i>HûXos; den J u d e n ist Rom der A. Satan oder frevelhafte Heiden zeugen ihn, indem sie mit einem steinernen Jungfrauenbild Unzucht treiben, das Gott selbst schuf und das in Rom steht. Nach 9 Monaten spaltet es sich und gebiert ein riesenhaftes K i n d 1 4 1 ) , ein Ungeheuer, mit roten Augen und zwei Köpfen 142 ), das von den J u d e n in der Wüste Anbetung verlangt. Da er keine Wunder tun kann,

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kehren sie sich a b ; er verfolgt sie; Michael und Gabriel werden ihn töten, oder der Messias ben David wird ihn mit dem Hauch seines Mundes niederwerfen. Bousset setzt die Entstehung der von der A.-Sage abhängigen Sage ins 7./8. J h . 1 4 3 ) . 2. Deddjal. Mohammed hatte geglaubt, daß in seiner Zeit der A. al masih al deddjal, der falsche Messias, lebe und hat nach der Tradition einen J u d e n aus Medina, Saf ibn Said, dafür gehalten. Die Mohammedaner haben den Mythus vom gefesselten Unhold auf ihn übertragen; er ist mit Eisenketten gebunden und an eine eiserne Säule angeschmiedet 1 4 4 ). 3. Der A. im ahd. Gedicht Muspilli 1 4 S ) aus Bayern in der 2. Hälfte des 9. J h . 1 4 8 ) hat zu vielen Deutungsversuchen Anlaß gegeben. Grimm suchte in ihm einen heidnischen Gott der Bayern und Alemannen, ein dem nord. Surtr ähnliches Wesen 1 4 7 ), Karl Bartsch den Fenriswolf 148 ), Möllenhoff hielt christliche Unterlage f ü r gegeben 149 ), und Zarncke forderte nachdrücklichst, daß man versuchen müsse, solche Deutungen zu unterlassen, solange man mit christl. Motiven auskomme 1 5 0 ). Weder G r a u 1 6 1 ) noch Guntermann 1 5 2 ) haben eine christl. Quelle f ü r den Passus vom A. gefunden, Ehrismann 1 5 3 ) endlich hat keine Einzelquelle, sondern die lateinische Predigtliteratur als Vorlage angesprochen. Schon Vetter erklärt: Um das alles (die Kirchenlehre) kümmert sich unser Dichter nicht; er gab eben einfach, was Glaube war, voll volkstümlicher Züge 154 ). Der A.-Abschnitt findet sich wieder in der as. Genesis 1 5 5 ). Dort streitet Henoch allein gegen den A., während in Muspilli Elias allein steht. Dieser Zug läßt sich sonst nirgends mehr nachweisen; nur in der Vita Landiberti des Sigebert von Gembloux aus dem 1 1 . J h . heißt es noch einmal: Helyas in celum raptus expectat adhuc per A. gladium victorie palmam 1 5 6 ). Handelt es sich hier um eine sächsische Tradition? — Die uueroltrehtuuison sagen, daz sculi der antichristo mit Eliase pägan, sprechen also von einem Zweikampf, und zwar in der L u f t , in dem der A. sigalos wird. Auch davon wissen die

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kirchlichen Quellen nichts; die schreiben: Doh uuanit des vilo . . . gotmanno, daz Elias in demo uuige aruuartit uuerde. Und so mag Neckel recht haben, wenn er hier einen älteren, wurzelverwandten Mythus durchschimmern s i e h t 1 H ) . Endlich ist fremd, daß Satan den A. varsenkan scal. Ehrismann hat f ü r dieses Stück (v. 37—47) bereits gesehen, daß die Quelle volkstümlich ist; weil sie nicht kirchlich ist, findet sie sich auch sonst nicht in der geistlichen Literatur 158 ). Ich möchte dabei die Vermutung äußern, daß v. 50 an v . 47 angeschlossen war und nur v. 48 f. Einschub ist; wäre das der Fall, dann wäre der A., der „uunt pivallan" sollte, derjenige, von dessen Blut die Erde entbrennt. Auf Elias wurde das erst bezogen, als durch den Einschub v . 48 f. von Elias als dem Verwundeten die Rede war; ein gedankenloser Abschreiber hat dann „so daz Antichristes p l u o t " in „so daz Eliases pluot" geändert. Dafür, daß durch ihn die Erde entzündet wird, würden wir heimische Belege haben, f ü r Elias als Stifter des Weltbrandes nur östliche 1 5 9 ). 4. Den Kampf zwischen dem A. und Elias hat Grimm auch im Norden wiederfinden wollen 1 8 0 ); Simrock hat den A. in der Mitgardsschlange 1 8 1 ), E . H . M e y e r in Surtr (Völuspä Str. 5 2 ) m ) und dem Kinde der Alten im Eisenwalde (Völuspd) 18S ) erkennen wollen. Man wird zugeben dürfen, daß christliche Motive nach dem Norden gewandert sind und zwar, als dort der alte Glaube noch galt; Dichter haben sie aufgenommen und verwertet. A b e r eine bewußte Verkleidung christlicher Lehren in Göttermythen dürfte kaum vorgekommen sein. Was Surtr betrifft, so scheint mir Neckeis Versuch beachtenswert, welcher in ihm den gefesselten Unhold sieht 1 6 4 ), der in einer Höhle liegt und sich nach seinem Flammenschwert reckt. J . S c h e f t e l o w i t z Alt-palästinensischer Bauernglaube 1925, 33. m ) B o n s s e t Antichrist 66 ff. u. Register s. v. Vgl. L i e b r e c h t Gervasius 69; L ö w i s o f M e n a r im A R w . 13, 5 1 7 ff. 14, 641 ff. 15, 305 ff. " 1H ) D i o n y s i u s v. L ü t z e n b u r g Leben Antichrisli 1716, 421 f.; Ztschr. f. Kirchengesch, j o , 120, ' " ) P a u l C a s a n o v a Mohammed

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et la fin du monde 1 9 1 1 , 29. 47; A. O 1 r i k Ragnarök 1922, 276 ff. 146 ) Ich zitiere nach W i l h . B r a u n e Althochdeutsches Lesebuch 1 9 1 1 8 2 ff. — "«) v. U n w e r t h - S i e b s Gesch. der deutschen Literatur bis zur Mitte des 11. Jhs. 1920, 1 5 3 . " ' ) Myth. 2, 677. "») Germania 3, 17. ' " ) ZfdA. 1 1 , 392. 160) Berichte d. kgl. sächs. Ges. d. Wissensch. Phil.-hist. Kl. 18, 2 1 3 ff. l n ) G u s t a v G r a u Quellen u. Verwandtschaften d. alt. gertn. Darstellungen d. jüngsten Gerichts = Stud. z. engl. Phil. 31, 232 ii. "») ZfdPh. 41, 410 f. 412. Vgl. AfdA. 35, 192 f. IH ) F e r d . V e t t e r Zum. Muspilli 1872, 1 1 9 ff. 124; v. Unwerth deutet auf Crist III als Quelle hin, dort fehlt aber die A.Episode: P B B . 40, 365 f. Vgl. auch N e c k e l in Sitzb. Heidelb. 9 , 3 2 f . » ' ) v. i 3 9 b f f . = G r a u 2 3 3 ! = B o u s s e t 180. " • ) Mon. Germ. SS. Meroving. 6, 398. " ' ) N e c k e l 30 f. "») Eine Scheidung zwischen beiden Kampfschilderungen hat E h r i s m a n n AfdA. 35, 192 f. vorgeschlagen, der auch v. U n w e r t h P B B . 40, 365 f. zustimmt. lw ) Ztschr. f. d. österr. Gymnasien 43, 748 (Christus entzündet Brand = A n t o n E . S c h ö n b a c h Altdeutsche Predigten 1888, 2, 14). 1 M ) Myth. 2, 676. 1 U ) Mythologie. 5 1 3 3 f. "*) Völuspd 1889, 206 ff.; Germ. Myth. 149 ii«3) Myth. d. Germanen 459 ff. 1 M ) G u s t. N e c k e l Studien-zu d. germ. Dichtungen v. Weltuntergang. Sitzber. Heidelb. Akad. 9, 30. 46. 48 f.

V I I I . D e r A. i n d e r V o l k s s a g e . Nur aus katholischen Gegenden, wie j a des Flavius Ulyrius Bemerkung erwarten ließ, liegen Aufzeichnungen vor. E r heißt Antenchrist, denn die Menschen werden am Ende tierartig, mit Entenschnäbeln geboren 1 6 6 ) (die im MA. üblichen Namen 16S ) sind vergessen). E r kommt, wenn alle zu Christus bekehrt sein werden 187 ), zur Zeit allgemeinen Abfalls 168 ); wenn er 19 J a h r e ist, wird f a s t die ganze Welt abgefallen sein 189 ), Pseudopropheten treten a u f 1 7 0 ) ; so wie der Teufel ledig i s t 1 7 1 ) . Stürme im Christmonat zeigen A n k u n f t an 1 7 2 ). Manche glauben, er regiere s c h o n 1 7 3 ) ; besonders 1848 dachte man d a s 1 7 4 ) ; andere denken, es wird noch lange dauern 176 ). Sichere Vorzeichen sind: eine vierzigjährige Dürre und Hungersnot 1 7 8 ), in welcher Zeit kein Regenbogen zu sehen sein w i r d 1 7 7 ) ; Bruderhaß 1 7 8 ); wenn die Pfarrkirche zu Söll (Tirol) versinkt 178 a ), der ganze Küchelberg bei Meran urbar gemacht ist 178 *>); im Kanton St. Gallen glaubt man, er komme, wenn die eisernen Stangen auf dem Breitfelde ausgeackert wer-

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den und das dort vergrabene Bäumchen ausschlagen und so groß sein wird, daß ein Offizier aufrecht darunter stehen kann 1 7 9 ); er kommt nach der Walser Schlacht 1 8 0 ), wenn Karl V. oder Kaiser Friedrichs B a r t dreimal um den Tisch gewachsen ist l 8 0 a ), wenn der in der Königskaul bei Trittenheim versunkene König den Türken s c h l ä g t 1 8 0 b , wenn die Leute hohe Hüte tragen und ohne Rosse fahren werden 1 8 1 ); nachdem 7 J a h r e kein K i n d mehr 1 8 2 ), nur Mädchen geboren w u r d e n 1 8 3 ) ; im Kreise Leobschütz glaubt man, es werden 30 J a h r e nur Mädchen und dann nur Knaben geboren; der erste derselben ist der A. 1 8 4 ). Unter Donner und Blitz wird er geboren 1 8 5 ), außerm Fern tuts drei Donnerschläge 1 8 6 ); Feuer fällt vom Himmel 187 ), die Blumen schwitzen Blut 1 8 8 ). E r kommt aus dem Stamme Dan 189 ). Seine Mutter ist ein altes 19 °), böses Weib m ) , eine alte Witwe m ) , eine Hexe 193 ), eine Hure 194 ), von der 9. Hure her 1 9 s ), eine 70jährige Jüdin 1 9 6 ), eine jüdische Hure 1 9 7 ) (die Tochter eines jüdischen Fürsten aus dem Stamme J u d a , eine Zauberin und angebliche J u n g f r a u 198 ), ein lediges J u denmädchen 1 9 i ), eine J u n g f r a u , die ihn von Dämonen empfängt) 20 °); aus dem S t a m m Dan werden 1 2 Fischer einen Fisch fangen; dessen Kopf ißt eine J u n g frau und wird mit dem A. schwanger 201 ). E r gehört der babylonischen Hure 202 ). Sein Vater ist ein 9ojähriger Greis ^ (ein jüdischer Zauberer aus Dan) aM ) oder er wird vom Teufel empfangen 20S), (der Teufel ist bei der Empfängnis mitwirkend beteiligt) 2 1 S ). Mönch und Nonne sind seine Eltern s m ). Vater und Tochter zeugen ihn l M ). Seine Mutter erschricket unde zevert in der gepurt ouf der stat 2 0 9 ). E r wird von einer Schlange mit einer alten Jüdin erzeugt 2 1 °); ist ein Lintwurm aus dem E i eines 7jährigen Hahnes, und wird durch die Anbetung eines Mädchens zum schönen J ü n g l i n g 2 1 1 ) , ist ein Unterweltwesen 2 1 2 ), der Drache 2 1 3 ). Geboren wird er zu B a b y l o n 2 1 4 ) (am Euphrat) 216 ). Gott ordnet ihm wie jedem Menschen einen Schutzengel bei 21B ), obwohl Satan in ihm w o h n t 2 1 7 ) . Seine Mutter trägt ihn zwei J a h r e 2 1 8 ); er pei-

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nigt sie im Mutterleibe 2 1 9 ); sobald er zur Welt kommt, kann er laufen und sprechen 22 °). Jeder sieht ihn in andrer G e s t a l t 2 2 1 ) . Sonst wird er als klein 222 ) und rothaarig 223 ) geschildert, mit einem Mal an der Stirn, wo ihn der Blitz treffen wird 224 ), oder an der rechten Hand und am linken Fuß 22S ). Als Ungeheuer mit sieben Köpfen soll er erscheinen 2 2 Ä ) (Zauberer erziehen ihn) 22 '). E r wird auftreten, wenn der römische Kaiser sein Reich Gott zurückgibt 2 2 8 ); wenn Gog und Magog, die roten J u d e n im Kaukasus, erscheinen 229 ), die sein Vorläufer, der sich Elias nennen wird, ruft 230 ). Mit 30 Jahren, wenn wieder abwechselnd Knaben und Mädchen geboren werden 2 3 1 ), fängt er an 2 3 2 ); so lange hält er sich (in Galiläa) 233 ), unsern Herrn nachahmend, verborgen 2 3 4 ); dann zieht er nach J e r u s a l e m 2 3 s ) . E r t u t Wunder 236 ), weiß alles, weswegen man 1445 einen 20jährigen Spanier an der Pariser Universität, wie Trithemius erzählt, f ü r den A. hielt 2 3 7 ); kann alle Sprachen der Welt 238 ). E r gewinnt mit Ehrungen, Liebkosungen und Geld die Leute 239 ). Alle vergrabenen und ungehobenen Schätze werden sein 24 °); mit ihnen lockt er die Menschen 2 4 1 ), er f ä h r t mit vier schwarzen Rossen durchs L a n d und sät Geld aus 242 ); wer ein einziges Geldstück aufhebt, gehört schon dem Teufel an 243 ). Der A . will die Weltherrschaft gewinnen 244 ); er sendet 12 J ü n g e r predigend aus 24S ). Das mosaische Gesetz wird wieder gültig 246 ). Die J u d e n fallen ihm zu 247 ), und er läßt sich in J e r u s a l e m beschneiden 248 ), oder ist es schon seit dem 8. Tage seiner Geburt 249 ); er wird ihr Messias 280) und baut den Tempel wieder a u f 2 S 1 ) . In diesem sitzt er 252 ) oder er setzt sich in den Tabernakel 253 ) und läßt sich anbeten 254 ). Die Christen müssen Gott abschwören 2 5 5 ); er wütet gegen den katholischen Glauben 258 ); f ä n g t eine Christenverfolgung an 257 ); Elias und Henoch predigen umsonst 258 ), doch ist auch einmal von Bekehrungen durch sie die Rede 259 ). 30 J a h r e predigt er wie Christus 26 °), andere reden von 3 J a h ren 2 8 1 ), oder er lebe 3 J a h r e verborgen und

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3 öffentlich 2 8 2 ). Seine Anhänger erhalten ein Mal an die Stirn und zwar ein N., was nego bedeutet 2 6 3 ); von anderen Zeichen weiß man im M A . 2 M ). Dann werden die Menschen wild leben 2 6 5 ); es gibt nur noch sieben oder neun Katholische 266 ), die Elias unter einem Birnbaum 267 ), einem Apfelbaum sammelt 268 ). Auf einem Esel will er Leute übers Wasser setzen und läßt sie ertrinken 269 ). Elias wird sein Beiläufer sein m ) ; oder Elias und Enoch 2 7 1 ) (und Johannes) 2 7 2 ), oder Moses und Elias treten gegen ihn auf und besiegen ihn 2 7 3 ) ; Enoch predigt den Heiden, Elias den J u d e n 2 7 4 ). Nach einer Disputation S7S ), läßt er sie, — sie haben % J a h r e gewirkt 276 ) — mit allen Foltern martern m ) und erschlagen 278 ). Seine letzte Freveltat wird seine Himmelfahrt sein 279 ). E s heißt auch, er wolle nach 3 J a h r e n im feurigen W a g e n auffahren z80 ), oder er stirbt und fährt nach 3 Tagen a u f 2 8 1 ) . D a erschlägt ihn Christus mit dem Hauch seines Mundes 2 8 2 ), oder dem R u f : Getötet werde der A . ! 283 ), oder ein Blitz unter Donner und Blitz im Schwefelregen vertilgt ihn Gott M 5 ). Michael M 8 ) oder Elias M 7 ) töten ihn. E s heißt auch, Elias streite mit einem Engelsheer gegen ihn 2 8 8 ); der schlafende Kaiser wird auf dem Walserfeld mit ihm kämpfen 289 ) oder v o m K y f f häuser zum Ölberg gegen ihn ziehen M 0 ). Gottes Blitz schlägt ihn in die Erde 2 9 1 ), er muß zur Hölle fahren ^ ; die Erde berstet und verschlingt ihn 293 ). Der Blitz, der ihn bei seiner Himmelfahrt trifft, wirft ihn nieder, daß er in tausend Stücke berstet; wo ein solches S t ü c k hinfällt, entzündet sich die Erde 294 ). Oder man sagt, Elias werfe ihn ins Meer 29S ). Die Erde aber wird nach seinem Sturz lauter Wasser 298 ). Vierzig T a g e darnach erscheint der Herr zum Gericht 297 ). Ich zitiere ausgiebig B o u s s e t Antichrist, der die Zeit bis Adso, P r e u ß Die Vorstellungen vom Antichrist, der die Scholastiker zusammenfaßt und Dionys von L ü t z e n b u r g , der die barocke Meinung über den A. spiegelt. 1W ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 338; Q u i t z m a n n 203. 1 M ) B o u s s e t Antichrist 86 ff. 99 f . ; B e r n h e i m Mittelalterl. Weltanschauungen 1 , 76 f. *•') P e u c k e r t

500

Schlesien 71. l " ) P r e u ß 24; Lützenb u r g 23 ff " • ) Ebd. 91 f. »o) S u 1 p i c. m S e v e r u s Vita S Martini c. 24. ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 334. »") Ebd. 3, 338. 173 ) Ebd. 338. "«) B i r l i n g e r Volksth. 1, 182. m ) M e y e r Baden 401. " • ) P r e u ß 24; B o u s s e t 129. " ' ) P r e u ß 24. " 8 ) B o u s s e t 76 1 « ») Z i n g e r l e Sagen 1859, 260 Nr. 463, ZfdMyth. 4, 207. 178 b) Z i n g e r l e Sagen 1859,406. l " ) K u o n i St. Galler Sagen 297 f 18 180 a °) G r i m m Myth. 2, 799. ) Grimm Sagen Nr. 28; B e c h s t e i n Volkssagen Öster180b reichs 1 (1840), 75. ) S e p p Sagen 629. m ) R e i s e r Allgäu 1, 419. 182) Z i n g e r l e m Tirol 227. ) Peuckert Schlesien 70 "») B i r l i n g e r Volksth. 1, 1 8 1 ; R e i s e r Allgäu 1 , 419. les ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3. 334- 335- 1 M ) Z i n g e r l e Tirol 227. 187 ) Ebd. 337; A u r b a c h e r Ein Volksbüchl88 lein (ed. Jos. Sarreiter) 2, 62. ) Kuoni St.Galler Sagen 306. 18S) B o u s s e t 1 1 2 ff 19 °) Q u i t z m a n n 203; Vernaleken Alpensagen 68, aus Salzburg; P r e u ß 15 Nr 4. »«) W i 1 h. W a c k e r n a g e 1 Die altdeutschen Handschriften d. Basler Univ.-Bibl. Rektoratsprogramm 1835, 22 Elucidarius des 14. Jhs. 1 M ) Z i n g e r l e Sagen 408 "») (Gossensaß) Z f V k . 6, 306 1 M ) A u r b a c h e r 2, 62 1 , s ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 3 3 5 , P r e u ß 15. 1C6) Ebd 334. 338 f ; P r e u ß 15, N. 4. «') B i r l i n g e r Volksth. 1 , 180. " 8 ) L ü t z e n b u r g 57 ff 71 f. "») P e u k200 k e r t Schlesien 70. ) S ack ur Sibyll. Texte 106; vgl. oben I I I . 4; L i e b r e c h t *») Gervasius 6, 68. Zeitschrift für Kirchengeschichte 20, 288 nach einem griech Ps. Method. aoa ) R e i s e r Allgäu 1 , 419. 2°3) S c h ö n « w e r t h Oberpfalz 3, 334; P r e u ß 1 5 N. 4. «>«) L ü t z e n b u r g 71 f. 405) R e i s e r Allgäu 1, 419; B o u s s e t 91. 20 ') B o u s s e t 92; P r e u ß 15. 207) F r a n z Nie. de Jawer 1 5 1 f ; P r e u ß 1 5 N. 4. 208) Ebd. 2m) H e i n r i c h v. N e u s t a d t von gotes zuokunft ed Strobl 1875, V. 4921 f.; vgl. R e u s c h e i a . a . O . 27; A y t i n g e r s Ps. Method von 1498. S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 338 f.; A u r b a c h e r 2, 62. , n ) V e r n a l e k e n Alpensagen 68 aus Salzburg = Q u i t z m a n n 203 = ZfdMyth. 4, 203; vgl. A. O 1 r i k Ragnarök 1922, 100 f. 97 ff. 2 1 ! ) B o u s s e t 99. 2 " ) Ebd. 94 ff. J " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 339; A u r b a c h e r 2, 62; Z i n g e r l e Sagen 408; B o u s s e t 1 1 3 ; P r e u ß 16. ' " ) L ü t z e n b u r g 63 entscheidet sich zwischen einem afrikan. und asiat. B . für letzteres. B = Rom: P r e u ß 16. »") L ü t z e n b u r g 77; P r e u ß 1 5 f. 217 ) B o u s s e t 88 f. 90; A. O 1 r i k Ragnarök 85; A. = Satan Bousset 89 f. 91. 818) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 335. "•) Ebd "») B i r l i n g e r Volksth. 1, 180. 221 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3» 338; G e o r g S t e i n d o r f f Die Apokalypse des Elias 1899, 91. Schön werth 3. 335- ' " ) Ebd. 335 " 4 ) Ebd. 335 ' " ) 3376 " • ) S i m r o c k Myth. 482; B o u s s e t 101 f ;

Antimon vgl. auch S t e i n d o r f Apokalypse d. Elias 1899, 91 f. ' " j W a c k e r n a g e l a. a. O. 22 f.; L ü t z e n b u r g 83 f.; P r e u ß 17. »") Vgl. die Literatur zum ludus de Antichristo; B o u s s e t 77 ff. 27 ff.; P r e u ß 17. 24. Nr. 3; L ü t z e n b u r g 45 f. , M ) L ü t z e n b u r g 113 ff.; P r e u ß 17 f.; Ztschr. f. Kirchengesch. 23°) L ü t z e n b ü r g 20, 113 ff. 113 ff. "») P e u c k e r t Schlesien 70. 232) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 338. 339; A u r b a c h e r 2,62; B i r l i n g e r Volksth. 1 , 1 8 1 . 233) P r e u ß 17. "«) B i r l i n g e r Volksth. 1, 181. "») P r e u ß 17. "•) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 335. 339; einzelne Wunder werden außer der Himmelfahrt nicht genannt; vgl. dagegen B o u s s e t 115 ff.; P r e u ß 19 f.; G. S t e i n d o r f f Apok. d. Elias 1899, 89. " ' ) W a d s t e i n in Zeitschrift f. wissensch. Theologie 39, 87 f.; L ü t z e n b ü r g 84; P r e u ß 24. 238) L ü t z e n b u r g 83. "«) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 337. Vgl. dazu Adso bei S a c k u r Sib. Texte 108; P r e u ß 18 ff.; A n t o n Schönbach Altdeutsche Predigten 2 (1888), 13. 2i0) Renner 5100 bei G r i m m Myth. 2, 819; Z i n g e r l e Sagen408; L ü t z e n b u r g 92.102; P r e u ß 20; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 339. 2 " ) Ebd. 337. 339; Z i n g e r l e Sagen 408; P r e u ß 202. *") P e u c k e r t Schlesien 70; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3,335.338. *") Ebd. 338; P e u c k e r t Schlesien 70. 2 " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 336; B o u s s e t 126 ff. Vgl. auch die barocken Ausführungen L ü t z e n b u r g s . '") B i r l i n g e r Volksth. 1, 181; P r e u ß 18; B o u s s e t 124 f. "•) L ü t z e n b u r g 178. 198f.; B o u s s e t 108; P r e u ß 17. »') P r e u ß 17. "") P r e u ß 17. •*•) L ü t z e n b u r g 77 f. 2S0) B o u s s e t 108 ff. »") A u r b a c h e r 2,63; P r e u ß 18. Schon bei Adso, vgl. III. 4. 2S2) B o u s s e t 104 ff. " 3 ) Z i n g e r l e Sagen 1859, 408. 2 ") Ebd.; A u r b a c h e r 2,62; P r e u ß 18. 265) V e r n a l e k e n Alpensagen 68. "•) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 335. " ' ) R e i s e r Allgäu 1, 419; V e r n a l e k e n Alpensagen 68 f.; Z i n g e r l e Sagen 1859, 408; B o u s s e t i 3 9 f f . ; P r e u ß 21. 2'8) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 336; B o u s s e t Kommentar 51. "•) Ebd. 337 f.; P e u c k e r t Schlesien 70 f.; B o u s s e t 139. 2S0) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 337. 2M) Ebd. 338; A u r b a c h e r 2, 63; »•») (Gossensaß) ZfVk. 6, 306. "») S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 337; A u r b a c h e r 2, 63. "*) B o u s s e t 132 ff.; R a d c k e a. a. O. 14 Nr. 6; S c h ö n b a c h Predigten 2, 13; Lützenburg 333 IiPreuß 16 Nr. 7. m ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 337. 336. " ' ) Ebd. 336 = Q u i t z m a n n 205. 2M) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 338. "») (Gossensaß) ZfVk.6, 306. 27°) S c h ö n w e r t h 3,338. 335- Vgl. Z a r n c k e in Ber. d. kgl. sächs. Ges. d. Wissensch. 18, 213 ff. 218. 17L) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 337. 339; Q u i t z m a n n 204; P e u c k e r t Schlesien 70 f.; R e i s e r Allgäu 1, 419; B o u s s e t 134 ff.; S c h ö n -

502

b a c h Predigten 2, 13. 272) Z a r n c k e 216 f. (Hieronymus); S t o l l e Kirchenväter 133; Olrik Ragnarök 358; B o u s s e t 137 f. 273) Z i n g e r l e Sagen 1859, 408. "«) P r e u ß 22. »") Ebd. 22. "') B i r l i n g e r Volksth. 1, i8r. «") Ebd. 278) Ebd; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3.337-339- " ' ) Ebd. 336. 338; B i r l i n g e r Volksth. 1, 181. 280) A u r b a c h e r 2, 63. m ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 339; B o u s s e t 152; P r e u ß 20.23; L ü t z e n b u r g 372 ff. Vgl. auch B o u s s e t 95 ff. 282) B o u s s e t 149. Vgl. ZfdA. 52, 273 (nd. Apokalypse). 283) P r e u ß 23. 281) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 336. 337; Quitzm a n n 204; B i r l i n g e r Volksth. 1, 181. 28S) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 339; L ü t z e n b u r g 379. 2al) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3,338.339; Q u i t z m a n n 204; A u r b a c h e r 2, 63; B o u s s e t 150ff. 175; P r e u ß 23. 28 Q u i t z m a n n 204; Elias u. Enoch: G. S t e i n d o r f f Apok. d. Elias 1899, 105. ,89) V e r n a l e k e n Alpensagen 68 f.; vgl. G. S t e i n d o r f f Apok. d. Elias 1899, 97 ff. 289) G r i m m Sagen Nr. 28; S i mr o c k Mythologie6 148. 290) E. H. M e y e r Mythologie der Germanen 1903, 63 (382); vgl. B o u s s e t 153. 2 n ) B i r l i n g e r Volksth. 1, 181. 292) R e i s e r Allgäu 1, 419; G. S t e i n d o r f f Apok. d. Elias 1899, 105. 293) A u r b a c h e r 2, 63; L ü t z e n b u r g 377- 379- , M ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 386; Quitzmann 203; Birlinger Volksth. 1, 181. Vgl. B o u s s e t 159 ff. 29S) V e r n a l e k e n Alpensagen 68 f. aus Salzburg. 2M) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 297 337. ) P r e u ß 23. Peuckert. A n t i m o n , I m A l t e r t u m w u r d e das A n t i m o n i u m als S c h m i n k e und in F o r m v o n P u l v e r oder S c h m a l z bei Flüssen, Ges c h w ü r e n , W u n d e n usw. v e r w e n d e t 1 ) . Bis z u m 15. J h . v e r s t a n d m a n u n t e r Stibium, Antimonium, Spießglas immer die natürlich vorkommende dunkle S c h w e f e l v e r b i n d u n g des A.s, die z u äußerlichen Z w e c k e n , n a m e n t l i c h gegen Fisteln, K r e b s , B l u t u n g e n , A u g e n t r i e f e n , in der H e i l k u n s t v e r w e n d e t w u r d e . D a s metallische A . f a n d i m 17. und 18. J h . medizinische V e r w e n d u n g . In d e n K l ö stern d i e n t e n a u s diesem Metall hergestellte B e c h e r d e m löblichen Z w e c k e , Mönchen, die d e m B a c c h u s z u sehr ergeben waren, den G e s c h m a c k z u v e r l e i d e n und ihnen W i d e r w i l l e n gegen j e d e s T r i n ken zu erzeugen. V o n A . m e t a l l w a r e n a u c h die „ e w i g e n P i l l e n " unserer V o r fahren, die als teure F a m i l i e n e r b s t ü c k e sich auf g a n z e Geschlechter v e r e r b t e n ; denn „ w e n n sie gleich h u n d e r t m a l ein-

Antipathie—Antonius, der Einsiedler

503

genommen und wieder ausgegeben, würden sie doch alle Zeit purgieren und man große Not haben zu merken, daß sie etwas verringert w e r d e n " 2 ). ') P a u l y - W i s s o w a 1 , 2 4 3 6 f.; P l i n i u s 33 § 100 f. 2) P e t e r s Pharmazeutik 2, 121 f. und 1, 208; L o n i c e r 55; vgl. Bresl. Samml. Regb. 514 und 308. Zur weiteren Verwendung des A.s in der älteren Volksmedizin vgl. F l ü g e l Volksmedizin 16; S c h w e n k f e i t Catalogus 1, 393; Kräutermann 97 ff. Olbrich.

A n t i p a t h i e s. A l l t l a ß s.

Anton

S.

Sympathie.

Gründonnerstag. Zwerg.

Antoniterkreuz oder Antoniuskreuz wird die T h a u f o r m des Kreuzes ("J", crux commissa) genannt, weil sie nach einer späten Überlieferung auf den ägyptischen Einsiedler Antonius zurückgeht, der mit diesem Zeichen die Dämonen vertrieben, die Götzen gestürzt und die Pest b e k ä m p f t haben s o l l E r habe es auf seinem Mantel und an seinem S t a b getragen, eine T r a c h t , die in Wirklichkeit auf die Antonierherren des MA.s zurückgeht, einen Orden, dessen Geschichte mit dem W ü t e n einer Epidemie, des Antoniusfeuers (morbus sacer), zusammenhängt 2 ). Daher soll das A . gegen Pest und ähnliche K r a n k heiten schützen 3 ). Man hat es auch mit dem sogenannten Henkelkreuz, daher ägyptisches K r e u z *), und mit dem Thorshammer 5) in Verbindung gebracht. Vgl. auch u. T h a u (nicht Tau). ') Z ö c k l e r Das Kreuz Christi (1875), 76; H e r z o g RE. 8 (1857), 61; B e r g n e r Gtundr. d. kirchl. Kunstaltertümer (1910), 338. 345; H a u c k Ä £ . 11, 96. *) H a u c k RE. 1, 606; F r a n z Benediktionen 1, 214; 2, 131. ») Vgl. HessBl. 11, 4 9 f f . ; A R w . 13, 81; E l w o r t h y Evtl Eye 278; Folklore 21, 60 ff. S t o r f e r Jungjr. Mutterschaft 158. ' ¡ D o r n s e i f f Alphabet 109. 5) Urquell 2 (1891), 4. Jacoby.

A n t o n i u s , der E i n s i e d l e r , auch der A b t genannt, lebte in der thebaischen Wüste und starb angeblich 356 in seinem 105. Lebensjahre. Sein T a g ist der 17.

Januar.

1. In schützer ter des t-oniu

Neapel und Sizilien ist er Begegen F e u e r s n o t und HüHerdfeuers1). Als A n sfeuer (s. d.) (St. A n t o n s

504

Plag, Pein, Rache) werden im M A . K a r bunkel, Lupus, Rose, Pestbeulen usw. bezeichnet 2 ). Im Jahre 1090 sollen durch die Reliquien des Heiligen in Frankreich viele Menschen v o n der R o s e geheilt worden sein 3 ). In Graveson (Rhonemündung) tauchte man am 27. A p r i l seine Statue dreimal in einen Bach, u m gute Ernte, Schutz vor epidemischen K r a n k heiten und gefahrlose Entbindungen zu erzielen 4). A . w a r auch P e s t p a t r o n , und es wurden ihm seit der großen Seuche von 1348 oft Armen- und Krankenhäuser, Pesthäuser und Kapellen geweiht ®). ') T r e d e Heidentum 3, 98. 105. a) H ö i l e r Krankheitsnamen 134. 472. 488; H e i n s berg Böhmen 22. Nork Festkai. 95; H m t b l R E . 2, 125. 4) S 6 b i 11 o t Folk-Lore 2, 378. ') A n d r e e - E y s n Volkskundl. 66; H m t b l R E . 2, 1 1 9 ff.

2. In Italien ist St. Antonio Schutzpatron der H a u s t i e r e 8 ) . A n seinem Festtage werden diese an seinen K i r c h e n mit Weihwasser besprengt und gesegnet; das soll sie gegen bösen Blick schützen und das ganze J a h r vor Unglück bewahren 7 ). In Frankreich l ä ß t man in der Messe Hafer segnen und gibt ihn dem Vieh, den Schweinen und den Hühnern 8 ). A u c h in Süddeutschland schützt A . v o r Viehkrankheiten 9 ). Im K t . Tessin werden an seinem T a g e die P f e r d e gesegnet 10 ). Die Fischpredigt wird ihm, aber auch dem hl. A . v o n P a d u a zugeschrieben u ) . In einigen Sagen wird er mit wunderbaren F i s c h e n in Beziehung g e b r a c h t 1 2 ) . *) T r e d e Heidentum 3, 98 ff.; M e n z e l Symbolik 1, 69. ') T r e d e 3, 102 ff. 108. 400; A n d r e e Votive 36; N o r k Festkalender 98 f.; M e y e r Abergl. 191; Rochholz Naturmythen 23 (Madrid). •) S i b i l l o t Folk-Lore 3, 490. •) Z i n g e r 1 e Tirol 130 (1153); Z f V k . 8, 400; M e y e r Baden 169. 409. 10) H o f f m a n n - K r a y e r 123. " ) N o r k Festhal. 96. ls ) ZfrwVk. 3, 298.

3. Vor allem n i m m t sich A . der S c h w e i n e an, und seinen B i l d e r n ist häufig das Schwein beigegeben 1 3 ). Man hat darin u. a. einen Hinweis auf die Dämonen gesehen, die dem Heiligen so grimmig zu schaffen machten. Aber das Schwein schmiegt sich ihm meist

505

Antonius von Padua, hl.

freundlich an. Es wird daher auf seine nahen Beziehungen zu Ackerbau und Viehzucht hinweisen. Die Mönche in den Klöstern und Kirchen des A. waren hervorragende Schweinezüchter 1 4 ). An manchen Orten wurde das „ T ö n 1 s c h w e i n " auf Gemeindekosten gehalten und lief mit einem Glöckchen am Halse frei in Stadt und Dorf herum. Zu Weihnachten oder Silvester wurde es, mit dem gegen Bräune und Bezauberung schützenden Efeu bekränzt, zum Schlachter geführt, sein Fleisch zur Weihe in die Kirche gebracht und dann an die Armen verschenkt 1 S ). — Wie der Heilige in Italien Antonio del porco genannt wird —• die Esten haben Tonn gar zum Schweinegott gemacht i 6 ) —, so heißt er im westfälischen Münsterlande Swiene-Tüns, im K r . Arnsberg Fickelntüenes 17 ), in Tirol Fackentoni 1 8 ), in der Schweiz SäuAntoni w ) , in Baden Su-Antoni E r ist Patron der S c h w e i n e h i r t e n , der Metzger21) und der Bürstenm a c h e r . Man nennt die am 17. J a n . geschlachteten Schweine A n t o n i u s s c h w e i n e und opfert Fleisch von ihnen, Halbköpfe, Rückenstücke und Schinken am Altare des Heiligen 22 ). In Herdringen (Kr. Arnsberg) verzehrte an diesem Tage jede Familie ein H u h n 2 3 ). In der Umgegend von Liesborn redete man von S o a p - T ü n s wegen des Frühschoppens, mit dem man den halben Feiertag beging 24 ). " ) HmtblRE. 2, 1 1 9 ff.; HessBl. 15, 33. ) Volkskunde 14, 195 f.; T r e d e Heident. 3, 101. " ) HmtblRE. 2, 122. 123. " ) E i s e n E r k e s 149. ») HmtblRE. 2, 124. " ) A n d r e e Votive 35. " ) H o f f m a n n - K r a y e r 123. M e y e r Baden 409. " ) Nach W o 1 f Bettr. 2, 86 soll das ein anderer Antonius sein. " ) S a r t o r i Sitte und Brauch 3, 28 A. 12. " ) ZfrwVk. 17, 49. «) HmtblRE. 2, 124. 3 1 1 .

l4

4. Auf St. A.tag wird B r o t gesegnet; es schimmelt nicht, ist heilkräftig, auch gut auf das Flachsfeld zu legen 2S) und wehrt von den Haustieren Unheil ab 26 ). Heute besagt die Inschrift „ f ü r St. A.b r o t " an Opferstöcken in Kirchen und Klöstern vielfach nur noch, daß von den Gaben Lebensmittel für Arme angekauft werden

506

" ) K u h n Westfalens, I i i (332); J a h n Opfergebr. 75. 196. 2") H ö f 1 e r Fastnacht 10 f.; A n d r e e Votive 36 f. »') HessBl 8, 69.

5. W e t t e r - u. B a u e r n r e g e l n : Am Niederrhein sagt man: „ Z i n t Tüenes mäckt Is, off hä breckt ö t " tg ). Die Esten halten seinen Tag für W i n t e r s m i t t e , und früher gingen viele abends in die Schenken, um „des Winters Rückgrat zu zerbrechen" M ). Wenn der Schiern, ein Berg bei Kastelruth, eine Nebelkappe hat, wird das H e i d e k r a u t gedeihen 3 0 ). Ein Spruch warnt für den A.tag vor Aderlassen, das tot oder blind mache 3 1 ). a ) HmtblRE. 2, 126. «) B o e d e r Ehsten 75. " ) Z i n g e r l e Tirol 130 (1154). 31 ) ZföVk. 9, 234.

6. Im östl. Allgäu wird A. als Patron gegen W a n z e n angerufen und heißt davon „Wanzentone". Man soll am 17. J a n u a r kein Zimmer auskehren, damit man keine Wanzen kriege S2 ). 32

) R e i s e r Allgäu 2, 41.

Sartori.

Antonius von Padua, hl., geb. in Lissabon 1 1 9 5 , gest. in Padua am 13. J u n i 123 X. E r war ein Franziskaner von solcher Heiligkeit, daß er das Christuskind auf dem Arme tragen durfte. 1. Sein Festtag gilt in Italien als Beginn der S o m m e r z e i t , und die Frauen und Mädchen in Neapel legen die schneeweiße J a c k e a n 1 ) . Im Gegensatze zu ihm wird A., der Abt in Baden, „Winterantoni" genannt 2 ). Weil er Portugiese war, verehren ihn besonders die portugiesischen Seeleute, binden und bedrohen aber auch sein Bild, damit er ihnen guten Wind gebe 3 ). In der Bretagne glauben die Matrosen, wenn Windstille eintritt, der Heilige (Patron des Windes) sei eingeschlafen, schimpfen auf ihn und pfeifen aus Leibeskräften 4 ). T r e d e Heidentum 1, 191. *) M e y e r Baden 409. ») ZfVk. 35/36, 1 5 6 ! «) S e b i l 1 o t Folk-Lore 1, 103.

2. Das B i l d des Heiligen wird als beständiger Begleiter und Schützer in der Tasche getragen und bei Nacht unters Kopfkissen gelegt s ). Ein solches Bildchen, das später viele Wunder tat, gruben einst die Schweine von Oberachern aus •).

507

Antoniusfeuer—Antoniussegen

6) S t o 11 Zaubergl. 60; Seligmann Blich 2, 327. •) B a a d e r NSagen 54 f.

3. U m V e r l o r e n e s oder Ges t o h l e n e s w i e d e r zu erh a l t e n , wallfahrtet oder betet man zu A.'). In der K i r c h e zu L a u t e r b a c h läutet man die G l o c k e , um den Heiligen a u f m e r k s a m zu machen 8). Selbst M ö r d e r ausfindig zu machen, mutet man ihm zu 9 ). In Schlesien heißt es, wenn man trotz eifrigen Sucheris etwas nicht f i n d e n kann, der Teufel halte seinen S c h w a n z darüber. Drei Vaterunser zum hl. A . vertreiben ihn 10 ). — W i e auch sonst nicht selten, wird A . von P a d u a mit dem Einsiedler verwechselt und auch diesem die Fähigkeit, Verlorenes, namentlich verlaufene Gänse und Hühner wiederzufinden, zugeschrieben u ) . ') A n d r e e - E y s n Volkskundl. 17 ; Meyer Baden 531. 567; S t o l l Zaubergl. 61 f.; SchwVk. 10, 38; Z i n g e r l e Tirol 157 (1341). In Frankreich: Z f V k . 24, 140. 151. In Italien: T r e d e Heident. 1, 128. Ein Beispiel persönlichen Eingreifens des Heiligen: R e i s e r Allgäu i, 437. *) A n d r e e - E y s n Volksk. 17. •) H m t b l R E . 2, 82. 10) D r e c h s l e r 2, 124. n ) M e y e r Baden 409.410.

4. A u c h den v e r l o r e n e n Geliebten schafft A . w i e d e r 1 2 ) . Den Mädchen beschert er einen M a n n 1 3 ) . Z u m Antonibrunnen gehen die Mädchen, u m sich einen B r ä u t i g a m zu erbitten und auch um Verlorenes wiederzufinden 14 ). Die Frauen bitten A . um K i n d e r s e g e n 1 5 ) . " ) S A V k . 2, 282. 1S) M e y e r Baden 169; P o l l i n g e r Landshut 248; A n d r e e Votive 12; Z i n g e r l e Tirol 157 (1342); Z f V k . 17, 102 (Böhmerwald); T r e d e Heidentum 3, 48. ") H ö f 1 e r Waldkult 86. 1£) Z f V k . 4, 199 A. 3 (Tirol).

5. Sein T a g ist in B a y e r n beliebt zur L e i n s a a t 1 6 ) . Der A n t o n i - F l a c h s gilt als der beste 17 ). ") L e o p r e c h t i n g " ) ZföVk. 5,196.

Lechrain 181. Sartori.

Antoniusfeuer. Der ignis sacer der Römer, die Gesichtsrose, der im MA. unter gefährlichen S y m p t o m e n auftretende Ergotismus gangraenosus, wurde , , A . " , Antoniplage, Antoniraach (Rache), engl. A n t h o n y ' s fire genannt. Im Feldarzneibuch von Gersdorf (1517) betet ein

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Mann, dessen rechter F u ß abgefallen und dessen Hand angeschwollen und v e r u n staltet ist: „ O heiliger Antoni groß, Erwirb uns Gnad' ohn' Unterlüß. Ablaß der Sünden, Gottes Huld und Gunst, Behüt uns vor deiner schweren Brunst" J ).

Zur Pflege derer, welche am A . erkrankt waren, wurde 1095 in S ü d f r a n k reich ein Orden des hl. Antonius (Antoniter) gestiftet, welcher ein T als Ordensabzeichen trug; er besaß angeblich ein Geheimmittel gegen das hl. Feuer 2 ) (s. Antoniterkreuz). Die Übertragung des lateinischen Namens auf den Heiligen ist schon im 12. Jh. nachweisbar; damals schon half Wasser, in das man Reliquien des Heiligen getaucht hatte, wider das Leiden 3 ). In Schlesien vergeht das Leiden, wenn an einer männlichen Person eine weibliche (u. umgekehrt) mit einem Feuerstahl dreimal F u n k e n auf den leidenden Teil schlägt 4 ). ») Z d V f V k . 1 (1891), 297. *) B e i s s e 1 Heiligenverehrung 2, 81; L a m m e r t 5. 3) H ö f l e r Krankheitsn. 134. *) D r e c h s l e r Schlesien 2, 292; H o v o r k a - K r o n f e l d 2 , 736 (Milzbrandrotlauf), dagegen Epilobium angustifolium (Unholdenkraut). Stemplinger.

Antoniussegen. Die alte Antiphon „ E c c e crucem e t c . " (s. d.) wurde auch als „ S e g e n des hl. Antonius von P a d u a " bezeichnet und zum Schutz gegen böse Geister g e b r a u c h t ; ein Zachariaskreuz (s. d.) zeigt das Bild des A . mit der A n t i p h o n 2 ) . Die Kirche hat den aber-' gläubischen Brauch des Spruchs zensuriert s ). Diese Verwendung der W o r t e geht zurück auf eine Erzählung in den Miracula des Hl. 4), nach der er einer Besessenen im Schlaf einen Zettel mit der A n t i p h o n um den Hals hängte und sie so heilte. A u c h im Schatzzauber wird Antonius v o n P a d u a zum Bannen der bösen Geister, die den Schatz hüten, angerufen 6 ). *) S t o i b e r Armamentarium ecclesiasticum 1 (1726), 270; B e h r i n g e r Die Ablässe, ihr Wesen und Gebrauch (1900), 126; N i s a r d Hisloire des livres populaires 1 (1864), 55; A b r a h a m a S. C l a r a Iudas der ErtzSchelm 2 (M. Haan, Salzburg 1689), 259 ff.; in einer „Oratio contra omnes tum maleficorum, tum Daemonum. incursus", approbiert

antun—Apfel (bäum)

509

von F r Bartholomaeus Rocca, die auch als fliegendes B l a t t im 1 7 . J h d t . gedruckt und verbreitet wurde (Exempl. in meinem Besitz), *) Deutsches Archiv f. Gesch. d. Medizin u. med. Geographie hrsg. von H Rohlfs (1885), 467. 3 ) A c t a S. Sedis 3 1 (1898), 742 decret. de indulg. apocr. fol. I X . ') A c t a Sanct. Boll. Juni 2, 736. ") W ü r t t V j h . 1 3 (1890), 249 Nr. 3 7 5 . Jacoby.

antUtl s.

>) Rockenphilosophie 78 Nr. 60 = G r i m m Myth. 3, 436 Nr. 59 (der den Aberglauben jedoch nur unvollständig wiedergibt); 2, 923. a ) M e i c h e Sagen 354 Nr. 463. Bächtold-Stäubli.

Antlla, Zauberwort in einer Fieberbeschwörung: A. Sinula. A d e a 1 ) (10. J h . ) ; Bedeutung? Die Vermutung von Franz, A. hänge vielleicht mit Ani El = „ I c h bin Gott" zusammen, ist nicht wahrscheinlich. ) Franz

Benediktionen

2, 4 8 1 .

Jacoby-

Anwaht. Im Alemannischen heißt ein plötzlich auftretendes Kopfweh A., das man einem dämonischen Anblasen, Anhauchen (von anwehen) zuschrieb, so schon Paracelsus *); in einem Blaubeurer Zauberspruch heißt es geradezu „das wilde Geschoß A n w a r t " 2 ) , und Paracelsus stellt „Drachenschuß" (Hexenschuß) und A. nebeneinander; bei dieser Krankheit wird das Vermessen (s. d.) mit Vorliebe angewendet. l ) opera 2 (1616), 19. ') H ö h n Volksheilk. 1, 1 2 1 ; F i s c h e r SchwäbWb. i, 284. Stemplinger.

anWünschen s. v e r h e x e n . Anzeichen s.

seines Namens. Eine von einem Fischbacher Bürger kurz nach 1477 gestiftete Kapelle wird noch jetzt vom Volk besucht, wenn ansteckende Krankheiten unter den Schweinen herrschen 2). ') Samson patrone 130.

Die Heiligen ) S A V k . 2, 282.

2

als

KirchenWrede.

Apfel(baum) (Pirus malus).

verhexen.

Antwort, antworten. „Wenn eine Hexe einen um etwas fraget, soll man nicht mit J a antworten, sonst kann sie durch ihre Zauberey einem etwas nehmen" 1 ). Wer auf die Fragen (s. d.) der Mittagsfrau (s. d.) nicht zu antworten weiß, wird von ihr getötet 2 ). S. w. G e i s t , Mittagsfrau, reden, schweigen.

J

510

Vorzeichen.

Aper, hl., im Martyr. Rom. Aprus, Bischof von Toul in Lothringen, gest. zu Anfang des 6. Jh.s, Fest 15. Sept. 1 ) Schutzpatron der Schweinehirten, wohl auf Grund einer realistischen Erklärung

1. Vorgeschichtliches. — 2. Gedeihen des A . baumes. — 3. Der A.(baum) in der Fruchtbarkeitssymbolik, a) in der Antike, b) im deutschen Volksglauben, c) in Hochzeitsbräuchen, d) der A.(baum) als Liebessymbol, e) der A.(baum) als Liebesorakel. —- 4. Der A.baum als „ L e bensbaum". — 5. Der A.(baum) in der Sage a) an Weihnachten blühende A.bäume, b) der A.baum als unheimlicher Baum. — 6. Der A , in der Volksmedizin.

1 . V o r g e s c h i c h t l i c h e s . Während die meisten heutzutage in Deutschland gezogenen Obstsorten erst durch die Römer bei uns bekannt wurden, läßt sich die Kultur des A.baumes in Mittel- und Nordeuropa bis in die S t e i n z e i t verfolgen. Dagegen dürften die zahlreichen heute kultivierten A.sorten nicht von dem A. der Pfahlbauern abstammen, sondern wie die anderen Obstsorten durch die Römer nach Deutschland gekommen sein 1 ). Das hohe Alter des A.baumes als Fruchtspender erklärt auch den zahlreichen Aberglauben, der sich an Baum und Frucht knüpft. ') H o o p s

Reallex.

1, 1 1 2 ff.

2. G e d e i h e n des A.baumes. Damit die A.bäume gut tragen, müssen sie am Karsamstag beim Glorialäuten 2 ) oder am 25. März vor Sonnenaufgang 3 ) geschüttelt werden. Der A.baum wird mit einem Stock geschlagen 4 ) oder an Silvester während des Glockenläutens mit Stroh umwunden 5 ). Wenn man den K a d a v e r eines jungen Schafes in den A.baum hängt, dann trägt er besser 6 ). Bei der A.-ernte muß man ein oder zwei Ä. am Baum hängen lassen (Opfer an den Baumgeist) 7 ), Trägt ein A.baum zum erstenmal, so darf man die A. nicht pflücken, sondern muß sie abfallen lassen, sonst trägt der Baum nie wieder 8 ). Die Früchte eines zum, erstenmal tragenden A.baumes muß man (auch wenn es nur e i n A. ist) in einem großen Korb nach Hause tragen 9 ). Die

5"

Apfel(baum)

Kerne der anWeihnachten verspeisten Ä., in den Garten gepflanzt, geben das beste Obst und bedürfen keiner Veredelung 1 0 ). Vgl. auch Baum, Obstbaum. *) Oberbayern: N i e d e r m a i e r Glonn 1909, 162. ') F o g e l Pennsylvania 211. «) M a n n h a r d t 1, 276. 6) ZfdMda. 1918, 135; F o g e l Pennsylvania 209; vgl. auch R o l l a n d Flore pop. 5, 79. •) F o g e l Pennsylvania 210. ') DbotMonatschr. 4, 44; Urquell 1, 50; H ü s e r Beiträge 2, 26; H a a s

Rügen

1891; B e c k e r P/a£z 247; vgl. S a r t o r i 3, 121. •) DbotMonatschr. 4, 44. ') Niederbayern (Originalmitt.). l0 ) M o n t a n u s Vor-

zeit 1 (1870), 240; S c h e l l Berg. Volkshde 107; L e e b Sagen Niederösterr. 1892, 70.

3. D e r A. a l s Fruchtbarkeitssymbol. a) In der A n t i k e spielt der A. (ebenso wie die a.ähnliche Quitte) eine bedeutsame Rolle in der Fruchtbarkeitssymbol i k 1 1 ) . Ä . waren A t t r i b u t e der Demeter und besonders (wie Quitte und Granata.) der Aphrodite. Die goldenen , , Ä . " der Hesperiden, die Gaia als Hochzeitsgeschenk für Hera hatte aufsprießen lassen, sind wohl als Quitten zu deuten 1 2 ). b) A u c h die nordische Sage (Edda) von den goldenen A.n der Idun und den elf Goldä.n, mit denen Freyr um Gerd wirbt, zeigt deutliche Beziehung zur Fruchtbarkeitssymbolik 1 3 ). Die Motive sind möglicherweise den antiken Hesperidenä.n und dem biblischen Lebensbaum nachgebildet 1 4 ). Wölsungs Zeugung wird durch einen A . v e r m i t t e l t l s ) . In Märchen und Sagen verleiht der Genuß eines A . s die (ersehnte) Fruchtbarkeit i e ). Bei den Kirgisen wälzen sich unfruchtbare Frauen unter einem einzelstehenden A.baum, um Nachkommen zu erhalten 17 ). Auch im deutschen Volksglauben steht der A. häufig in Beziehung zur Fruchtbarkeitssymbolik. „ S i e hat des A . s K u n d e nit", heißt es von einem Mädchen, das noch nichts v o m geschlechtlichen Umgang weiß 1 8 ). Gibt es in einem Jahre viel Ä., so gibt es im nächsten Jahre viele B u b e n 1 9 ) . Eine Jungfrau soll keinen Doppela. essen, sonst bekommt sie Zwillinge 2 0 ), ein Glaube, der sich auch sonst an den Genuß von Doppelfrüchten durch eine Frau findet. Im besonderen symbolisiert der A. das weibliche

5X2

Geschlecht (vgl. dagegen unter 6.). Vergräbt man die Nachgeburt einer Wöchnerin unter einem A.baum, so be k o m m t sie das nächste Mal ein Mädchen, vergräbt man die Nachgeburt unter einen Birnbaum, so kriegt sie einen Buben 21 ): Noch häufiger gilt dieser Glaube von der kalbenden K u h : vergräbt man deren Nachgeburt unter einem A.baum, so gibt es das nächste Mal ein Kuhkalb 22). c) Entsprechend seiner Bedeutung als Fruchtbarkeitssymbol erscheint der A. bei allen indogermanischen Völkern in H o c h z e i t s b r ä u c h e n 23). Hieher gehört der Wettlauf nach dem „ B r a u t a . " , einem mit Geld gespickten A . 24 ). Die B r a u t läßt hinter dem Altar zwischen ihrem Leib und Gürtel einen A . hinabgleiten zur Erleichterung der künftigen Entbindung 2 5 ). Der Tänzer auf der Hochzeit überreicht seiner Tänzerin einen K r u g Bier und bekommt dafür einen A. 28 ). In Siebenbürgen winkt der Brautführer der Braut in der Kirche mit einem roten A . (oder einer Pomeranze) A u s den Figuren, welche die Schalen des beim Hochzeitsmahle von den Brautleuten und dem Brautführer geschälten A.s bilden, wird geweissagt 2 S ). Bei den Südslaven tritt der A . in verschiedenen Hochzeitsbräuchen immer wieder hervor *•). In Frankreich bestand zur Zeit der Renaissance der Brauch, daß der Bewerber seiner Auserwählten einen A . überreichte, den sie verzehren mußte 30 ). d) Als L i e b e s s y m b o l tritt der A. vielfach auf. Schon in der Antike galt das Zuwerfen eines A.s als Liebeszeichen 3 1 ). U m auf zauberische Weise die L i e b e einer Person des anderen Geschlechtes zu erwerben, werden geheimnisvolle Buchstaben auf einen A . geschrieben, und dieser wird der betr. Person zu essen gegeben S2 ), oder es wird in einen A. ein Papier, auf das mit Blut der eigene und der geliebten Person Name geschrieben ist, gesteckt und der A . unter das Kopfkissen des Mädchens gelegt as ). Anscheinend aus der italienischen Novellenliteratur stammt die schon von P a u l i in „ S c h i m p f und E r n s t " M ) gebrachte Erzählung von einem „Liebesapfel", der, für

513

Apfel(baum)

ein Mädchen bestimmt, v o n diesem einem Schwein gegeben wurde, das>dann den Hersteller des A . s unablässig verfolgte 3 5 ). Mit einem A., der unter der A c h s e l 3 6 ) oder auf den Genitalien s7 ) gelegen war und tüchtig durchschwitzt wurde, kann man die Liebe eines Mädchens erwerben. Andrerseits wird auch umgekehrt behauptet, daß dieses Mittel die Liebe auseinanderreiße 3S). Im slavischen Liebeszauber wird dem Mädchen ein A., der ein S t ü c k Fledermausherz enthält, a m Sonnt a g im Neumond zu essen gegeben 39). A.kerne, zu S t a u b gebrannt und mit dem Menstruationsblut vermischt, einem Jüngling in die Speise gemengt, soll ihn zu toller Liebe treiben 40 ). Beim sog. „ G o l d a p f e l n " in der Christnacht wird ein A . auf die Erde geworfen und nach A b beten eines Vaterunsers mit dem linken F u ß rückwärts in den nächsten B a c h geschleudert. U m 12 Uhr begibt man sich an jene Stelle und sucht den A., muß aber um 1 Uhr wieder unter der Dachtraufe seines Hauses sein, sonst kann man nie wieder trinkbares Wasser aus dem Bache schöpfen. H a t man den A . glücklich gefunden, so wird er mit Salz und B r o t an einen verborgenen Ort gelegt, wo er a m anderen Morgen als ein goldener A . gefunden wird. E r ist aber so klein wie ein Stecknadelkopf geworden. T r ä g t ein Mädchen diesen „ G o l d a p f e l " im Haar, so werden ihm alle Burschen geneigt 4 1 ). e) Im besonderen bedient man sich des A.s im L i e b e s o r a k e l . Allgemein durch Deutschland ist der Brauch verbreitet, am Andreasabend 42 ), an Weihnachten 4S ), an Silvester 4 4 ) oder Neuj a h r 45) einen A . so zu schälen, daß die Schale nicht abreißt, und diese dann über die Schulter nach r ü c k w ä r t s zu werfen. A u s der Figur der a m Boden liegenden Schale kann man den Anfangsbuchstaben des „ Z u k ü n f t i g e n " herauslesen. H ä u f i g wird auch keine besondere Zeit f ü r die A n s t e l l u n g dieses Orakels angegeben 48 ). Das geschilderte Orakel ist auch in Ungarn 47 ), Frankreich «), England 49) und in den Vereinigten S t a a t e n v o n A m e r i k a M ) bekannt. A . k e r n e werden an einer Nadel über eine F l a m m e gehalB ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube I.

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ten. W e n n sie in der Hitze mit Geknister platzen, so geht der Wunsch, den man sich dabei denkt, in E r f ü l l u n g 5 1 ) ; Mädchen finden auf diese Weise, welcher von mehreren Freiern der Gatte wird 52 ). Oder es wird ein A.kern (meist mit Hersagung eines Spruches) zwischen D a u m e n und Zeigefinger fortgeschnellt; wohin er springt, daher kommt der Z u k ü n f t i g e 53 ). Dieses in ganz ähnlicher Weise bereits in der A n t i k e 54) geübte Orakel wird auch aus Frankreich 55) und E n g l a n d 5 6 ) berichtet. Der Zukünftige erscheint, wenn man sich in der Thomasnacht n a c k t ins B e t t legt, dreimal in einen erbettelten A . b e i ß t und m i t ' e i n e m Spruch ähnlich wie beim „ B e t t s t a t t - T r e t e n " den Zukünftigen herbeibeschwört 5 7 ). Oder man legt a m Andreasabend einen (angebissenen) A . unter das Kopfkissen, dann erscheint der Zukünftige im T r a u m M ). In England wird dieses Orakel an Allerheiligen angestellt 5 9 ). Man beschreibt drei Ä . mit Namen und legt sie a m Andreasabend unter das Kopfkissen. Erw a c h t das Mädchen nachts, so ergreift es einen A . und i ß t ihn. Derjenige, dessen Name auf dem verzehrten A . steht, heiratet das Mädchen ®°). Das Mädchen schneidet am Christabend einen A . , der aber nicht mit der bloßen H a n d berührt werden darf, nachdem es ein Vaterunser vor- und rückwärts gebetet, mit dem Messerrücken entzwei und spricht dabei: „ I n zwoa Deil schnaid' i' dih — Zaig ma's Lieb, i bid sehen d i h ! " Die linke H ä l f t e des A . s wird hinter die T ü r gelegt, die rechte im Mieder verborgen. Sieht man nun um 12 Uhr Mitternachts hinter die Tür, so kann man sein Lieb s e h e n 8 1 ) . H ä u f i g wird ein Weihnachts-A. v o m Mädchen u n t e r d e r H a u s t ü r 8 2 ) am ersten Weihnachtsfeiertag oder a m Neuj a h r s t a g 63) verzehrt; der erste Mann, der dann vorbeigeht, zeigt den V o r n a m e n oder den S t a n d des Zukünftigen an oder ist dieser selbst 6 4 ). In der Silvesternacht stellt das Mädchen auf den Tisch vor dem B e t t eine Schüssel mit Wasser, legt Seife, H a n d t u c h und einen A . dazu und spricht: „ A . , A., sag mir, wer einst mein G a t t e wird sein", dann k o m m t der Z u k ü n f t i g e

17

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Apfel (baum)

u n d w ä s c h t s i c h 6S ). D a s M ä d c h e n d r ü c k t s o v i e l e A . k e r n e an die S t i r n e als sie V e r e h r e r h a t . D e r j e n i g e i s t der t r e u e s t e , dessen N a m e n durch den a m längsten haftenden K e r n bezeichnet wird. So viele K e r n e d a s M ä d c h e n b e i m V e r t e i l e n eines A . s d u r c h s c h n e i d e t , so v i e l e V e r e h r e r h a t es M ) . A b u n d z u e r s c h e i n t a u c h der A . b a u m i m L i e b e s o r a k e l . In d e n R a u h n ä c h t e n w e r f e n die M ä d c h e n einen S c h u h d r e i m a l ü b e r einen A . b a u m ; w o h e r d a n n ein H u n d b e l l t , d a h e r k o m m t der Z u k ü n f t i g e ®7). O d e r es w i r d ein S t e c k e n a u f e i n e n ( B i r n - oder) A . b a u m g e w o r f e n , b l e i b t er d a s d r i t t e m a l h ä n g e n , so w i r d a u s d e r L i e b s c h a f t eine H o c h z e i t M ). In der T h o m a s n a c h t l a u f e n die M ä d c h e n m i t A . s c h a l e n ins F r e i e u n d w e r f e n sie auf d e n W e g . W o h e r d a n n ein H u n d b e l l t , k o m m t im nächsten Jahre der Mann für sie u ) Vgl. auch E. G a l t i e r La pomme et la fécondité. In: RTrp. 14, 65—71. 1S) M u r r Pflanzenwelt 1890, 55 ff.; Pauly-Wiss o w a x, 2, 2700ff.; H e h n Kulturpflanz.* 241 f f . ; vgl. auch S c h r o e d e r Ar. Relig. 2, 25; B . O. F o s t e r The Symbolisme of the apple in classical Antiquity. In: Harvard Studies in classical philology 10 (1899); J. Rendel H a r r i s Origin and meaning of Apple Cults. Manchester 1919; A . G. D r u r y Legends of the Apple. Cincinnati 1904, 52 p. " ) Vgl. v. d. L e y e s Sagenbuch 1, 200. " ) H 0 0 p s Reallex. t, 115. 15 ). S i m r o c k Mythologie 4 175. v. d. L e y e n Märchen 94; H a r t l a n d Paternity 1 , 3 6 . 4 0 . 6 0 . 1 1 3 . 134. ") F r a z e r 2, 57. ") W a n d e r Sprichwörterlex. 1 (1863), 109. ") Egerl. 10, 132; s. Hasel. *>) K n o o p Pflanzenwelt 11, 54. " ) M e i e r Schwaben 475. " ) K u h n Mark. Sagen 379; ZfVk. 8, 44 (Tirol); BayHfte. 6, 205; E b e r h a r d t Landwirtschaft 214; W i r t h Tiere 6. " ) Vgl. auch Eisler Weltenmantel 2, 776. " ) H û s e r Beiträge 1893.6; B a h l m a n n Münsterländische Märchen 1898, 279; S a r t o r i Westfalen 98; vgl. auch F e h r l e Volksfeste g 9; K n o o p Pflanzenwelt 11, 54. " ) D r e c h s l e r Schlesien 1, 262; Z f V k . 9, 443. ••) K u h n und Schwartz 435. " ) S c h u l l e r u s Siebenb.Wb. 1, 168. a ) Sarmensdorf in der Schweiz: D ü r i n g s f e l d Hochzeitsbuch 1871, 108. " ) D ü r i n g s f e l d a . a . O . 78; K r a u ß Sitte u. Brauch 386. 396. 401. 417. 419. 430. 459. S é b i 11 o t Folk-Lore 3, 392. , 1 ) H. G a i d o z La réquisition d'amour et le symbolisme de la pomme. In: Annuaire de l'Ecole prat. des hautes Etud. 1902, 5—33, vgl. dazu Z f V k . 13, 318; ferner B o l t e - P o l i v -

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k a 3, i n ; K r a u ß Sitte u. Brauch 168; G u b e r n a t i s Myth. des plantes 2, 301 ff.; Bockel Handbuch 202. S2) Practica des Bartholomaeus hrsg. v. O e f e 1 e 1894, 104 a (Mittelalter); F L . 21, 376 (17. Jh.). «) Secrets merv. du Petit Albert. Lyon 1744 = S c h e i b l e Kloster 6 (1847), 197; F L . 10, 169 (aus dem heutigen Griechenland). " ) S c h e i b l e Kloster 6 (1847), 201. " ) Urquell 3, 59; vgl. auch G a n ci e r Niederlausitz 26. " ) Urquell 5, 81 (galizische Juden). " ) S c h u l e n b u r g Wend. Volksthum 117. 38 ) Urquell 6, 15 (Eiderstedt) = ZfVk. 23, 280. *•) Anthropophyteia 6, 224. Urquell 3, 12. " ) V e m a l e k e n Mythen 334 (Niederösterreich); A., der an Weihnachten zu Gold wird, auch : ZfrwVk. 5, 227. " ) P r ö h 1 e Harzbilder 1855, 48; D r e c h s l e r Schlesien 1, 6; MnböhmExc. 18, 348; J o h n Erzgebirge 141. " ) S c h ü t z e Holstein. Idiotik. 1 (1800), 44; D r e c h s l e r Schlesien 1, 24. " ) Vekkenstedts Zs. 3, 441. *5) J ä c k e 1 Oberfranken 161; E n g e l i e n u. L a h n 241; A n d r e e Braunschweig 328. " ) z. B. W o l f Beiträge 1, 210; S A V k . 7, 132; Veckenstedts Zs. 3, 148; S c h u l l e r u s SiebenbJVb. I, 168; M e i e r Schwaben 507. " ) ZfVk. 4, 318. " ) R o l l a n d Flore pop. 5. 87; S é b i l l o t Folk-Lore 3, 398. " ) B r a n d Pop. Ant. 1900, 208. ">) B e r g e n Superstit. 1896, 38; F o g e l Pennsylvania 64. " ( B a r t s c h Mecklenb. 2, 312. M ) D r e c h s l e r Schlesien 2, 218; ähnlich auch in NordOhio : B e r g e n Superstit. 39. " ) S t r a k k e r j a n 1, 104; S c h u l l e r u s Siebenb. Wb. 1, 168. " ) H o r a z Sat. 2, 3, 272; vgl. Stemplinger Antiker Aberglaube 51. " ) R o l l a n d Flore pop. 5, 89. »•) D y e r Folkl. of plants 93. " ) Z f r w V k . 2, 201; D i e n e r Hunsrück 99. ") M e i e r Schwaben 454; Drechsler Schlesien 1, 7; Wuttke Sächs. Vk. 371 (Wenden); ebenso in Frankreich: S é b i l l o t Folk-Lore 3 , 3 9 8 ; R o l l a n d Flore pop. 5, 88. " ) D y e r Folkl. of plants 99; F r a z e r Balder 1 (1913), 238; B r a n d Pop. Ant. 209; ähnlich in Amerika: Bergen Superstit. 38. »l D r e c h s l e r Schlesien 1, 67; ein ähnliches Orakel mit A.schalen: D V ö B . 9 (1909), 30 (Isergebirge). n) V e r n a l e k e n Mythen 331 f. (Niederösterreich). " ) Vor der Kirchentür: K ö h l e r Voigtland 364; bei den Südslaven wird der A. von den Burschen verzehrt : S c h n e e w e i s Weihnachten 137; an der Straßenecke: Dähnhardt Volkst. 1, 76. •») A m Matthiastag: H e ß l e r Hessen 2, 94. •*) S p i e ß Obererzgebirge 1862, 16; J o h n Erzgebirge 181; D r e c h s l e r Schlesien i , 24; A n d r i a n Altaussee 128; Z f V k . 8, 398; Germania 21 (1876), 412; Egerl. 10, 48; ebenso bei den Südslaven : S c h n e e w e i s Weihnachten 63. •') Z f V k . i , 179 (Brandenburg). ••) W i r t h Pflanzen 11. •') S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 139. Bavaria 2, 270 (Oberpfalz). *>) Oberösterreich: Heimatgaue 3 (1922), 291.

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Apfel(baum)

4. Da der A.baum der „Lebensb a u m " (vgl. oben 3 b) ist, dient seine Frucht als Orakel (vor allem an Weihnachten und Neujahr) über Leben und Tod ro). Schneidet man beim Zerteilen des „Weihnachtsa.s" Kerne auseinander, so muß der Betreffende im L a u f e des kommenden Jahres sterben 7 1 ). Da sich dieser Glaube besonders im östlichen Deutschland findet und auch bei den Slaven allgemein bekannt ist 7 2 ), ist slavischer Ursprung wahrscheinlich. Erscheint beim Durchschneiden des Weihnachtsa.s eine kreuzförmige Figur, so bedeutet das Tod, wenn eine sternförmige, Leben 73 ). Oder man beißt am Weihnachtsabend in einen roten A. und wirft ihn in die Höhe; fällt er auf die weiße Seite (Fruchtfleisch), so stirbt der Werfende binnen Jahresfrist 7 4 ). So viele Kerne beim Zerteilen des „Weihnachtsa . s " durchschnitten werden, um so viele J a h r e hat die betreffende Person weniger zu leben, als sie sonst zu leben hätte 7 5 ). Die Figur der über den Kopf geworfenen A.schale gibt die Zahl der J a h r e an, die man noch zu leben hat 76 ). Es bedeutet Glück, wenn beim Schälen des „Weihnachtsa.s" die Schale ganz b l e i b t i r ) . Träumt man im Winter von A.n, so bedeutet das eine L e i c h e n ) . Es bedeutet T o d , wenn ein A.baum im Herbste blüht 7 9 ). Das gleiche gilt auch vom Blühen anderer Obstbäume (s. d.). An den am hl. Abend M ) oder an Neujahr 8 1 ) gegessenen A . muß man denken, wenn man sich im kommenden J a h r verirrt, dann findet man sicher den Weg. Ist damit der Glaube zu vergleichen, daß der Genuß von Ä.n ein gutes Gedächtnis machen soll 82) ? "•J Vgl. auch T i l l e Weihnacht 50 " ) D r e c h s l e r Schlesien 1, 27; Egerl. 10, 49. 132; J o h n Westböhmen 16; Schramek Böhmerwald 1 1 6 ; Vernaleken Mythen 338. " ) S c h n e e w e i s Weihnachten 63. 133. »*) DVöB. 9 (1909), 27 (Isergebirge); ebenso bei den Tschechen: Urquell N. F . i, 310. " ) DVöB. 9 (1909), 28. " ) Egerl. 10, 182. ,e ) MschlesVk. 14, 70 (Posen). " ) Ebd. 4, 49. ZidMda. 1914, 45 (bergisch). " ) 2. B. K u h n Westfalen 2, 58; ZfdMda. 1918, 1 3 5 ; H ö h n Tod 309; J A m F l . 2, 31 (bei den Deutschen in Pennsylvanien), ebenso in England:

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F L . 5, 3 3 7 ; 19, 467; G u t c h County Folhl. 1912, 30; D y e r Folklore of plants 109 und in der französischen Schweiz: S 6 b i 11 o t FolkLore 3, 394. 80) MschlesVk. 6, 1 2 ; DVöB. 6, 193. 81 ) Heimatbilder aus Oberfranken 6 (1921), 38. 82 ) SAVk. 8, 143.

5. A . b a u m i n d e r S a g e . a) Berichte bzw. Sagen von A.bäumen, die in der h l . N a c h t b l ü h e n und dann gleich F r ü c h t e b r i n g e n (vgl. Farn), sind vielfach bekannt und schon früh aufgezeichnet worden 8 3 ). Die Sage zeigt deutlich Beziehungen zum „ W e i h nachtsbaum" und gründet sich anscheinend auf die allegorische Auffassung Christi als „ L e b e n s b a u m " M ) . Auch die Sage vom Farn (s. d.), der in der Christnacht „ b l ü h t " und sogleich Früchte reift, scheint Beziehungen zu dem in der Christnacht blühenden A.baum zu haben. Hieher gehört wohl auch der Glaube, daß man den Himmel offen sieht, wenn man sich in der Christnacht unter einen A.baum stellt 8 5 ). b) Aber auch als u n h e i m l i c h erscheint der A.baum. Auf dem Heuberg bei Rottenburg a. N. kommen Freitags die Hexen zusammen und tanzen unter einem großen A.baum, dem „ H e x e n b ä u m l e " 8 6 ) . Der Alp erscheint in A.gestalt 8 7 ), oder der A. verwandelt sich in eine Kröte 8 8 ). Der Eingang zu den Wohnungen der Unterirdischen (Zwerge) wird unter einen A . b a u m v e r l e g t w ) . Stirbt jemand, so soll man das Tuch, mit dem-der Tote gewaschen wurde, oder das Schweißtuch an einen süßen ( = veredelten) A.baum binden. Solange man das Tuch sieht, bleibt der Tote erhalten 9 0 ). Mit den Anschauungen über den A. als T o t e n s p e i s e hängt es vielleicht zusammen, daß sein Genuß zu gewissen Zeiten als unheilvoll gilt (vgl. Bohne, Erbse). Wer an W e i h n a c h t e n 9 1 ), N e u j a h r 9 2 ) oder am Bettage vor dem Gottesdienst 9 S ) Ä. ißt, bekommt Geschwüre (Eiße), und zwar so viele, als er Ä. ißt 9 4 ). Ebenso darf man am Sebastianstag (20. J a n u a r ) keine A. essen, „weil der Heilige unter einem A.baum den Tod erlitt" 9 6 ). Wenn ein Totkranker kurz vor seinem Ende einen A. ißt, kann er das hl. Abendmahl nicht nehmen und wird verdammt 9 6 ). 17»

Apfel(baum)

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tä ) z . B . Stift Würzburg, Altstadt bei Bayreuth, Schönbach in Mittelfranken, Katzenellenbogen, Gera, Tribur: B e c k e n m e y e r Cur. Antiquarius. Hamburg (1712), 437. 439. 448. 539; P r a e t o r i u s Saturnalia 1663, 49; Brown Pseudodoxia epidemica 1680, 534; W o l f Sagen 134: K ö h l e r Voigtland 149; ZfdMyth. 1, 106; K u h n Westfalen 2, 107; H e s e m a n n Ravensberg 94; S c h ö p p n e r Sagen 3, 42; M a r z e i l Bayr. Volksbot. 1 2 ; Baader Sagen 47 ; auch in Dänemark : F e i 1 b e r g Ordbog 3, 1 1 3 8 ; in England geht die Sage von einem Weißdorn bei Glastonbury : P h i 1 p o t Sacred Tree 1897, 168 f. " ) M a n n h a r d t 1, 243; German. Myth. 469; Weihnachtsblüten 1864, 169. •») K u h n Westfalen 2, 106. ••) M e i e r Schwaben i8r. 8') K ü h n a u Sagen 3, 1 1 2 ; K n o o p Posen 1 1 7 ; Jahn Pommern 1886, 377. M) S t r a c k e r j a n 1, 3 3 7 ; 2, H 9 ; S ó h e I I Bergische Sagen 21. " ) . M a n n h a r d t 1, 61; vgl. R a n k e Sagen 8 134 f. " J SAVk. 15, 1 1 ; bei den Bulgaren •werden Ä. neben den Toten gelegt: ZfVk. 17, 365. " ) SchwVk. 10, 29; ebenso in Frankreich: R o l l a n d Flore pop. 5, 86. 92) H . B . F i s e h e r Aberglaube 1794, 232; W o 1 f Beiträge 1, 220. 2 3 1 ; ZfrwVk. 3, 226; F o g e 1 Pennsylvania 260. n ) R o c h h o l z Kinderlied 319. •*) Vgl. auch S é b i 1 1 o t Folk-Lore 3, 390.

DVöB. 6 {1906), 25. (15. Jh.).

••) ZfVk.

11,

275

6. In der v o l k s m e d i z i n i s c h e n Verwendung des A.s tritt häufig die a p ö t r o p ä i s c h e Wirkung des zu den h e i l i g e n Zeiten genossenen A.s zutage. Wer am O s t e r m o r g e n a m Gründonnerstag 9 8 ), am Karfreitag 9 9 ), an Weihnachten 10 °) oder an P f i n g s t e n 1 0 1 ) frühmorgens einen A. nüchtern ißt, der bleibt das ganze J a h r vor Krankheit (besonders Fieber, Zahnweh) geschützt. Der den „ P a l m " (s. d.) schmückende A. schützt vor H a l s w e h 1 0 i ) oder allgemein gegen Krankheiten 1 0 3 ). Der A., der von dem Erstkommunikanten mit in die Kirche genommen und nachher gegessen wird, bewahrt zeitlebens vor Zahnweh 1 M ). Besonders aus früheren Jahrhunderten sind Rezepte genannt, in denen gegen Fieber ein mit Segensworten beschriebener A. von dem (an Fieber) Kranken gegessen wird 1 0 s ). Wie viele andere Bäume n i m m t auch der A.baum Krankheiten a u f . Gegen Fieber, Schwindsucht, Gicht, Zahnweh usw. geht der K r a n k e zu einem A.baum und spricht: „ A . b a ü m , ich tue dir klagen / die Schwindsucht tut mich plagen / der erste Vogel, der über dich

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fliegen tut / benehme mich der Schwindsucht g u t " 1 0 6 ) . Gegen Zahnweh geht man in der Osternacht stillschweigend zu einem A.baum, setzt den rechten Fuß gegen den Stamm und spricht: „ N e u Himmel, Neu Erde / Zahn ich verspreche dich / daß du mir nicht schwellst noch schwärest / bis wieder Ostern w i r d " 107 ). Bei abnehmendem Monde oder früh vor Sonnenaufgang geht man zu einem A.baum, erfaßt einen Zweig und spricht: „ J e t z t greife ich an den grünen Ast, der nehme von mir alle Last, alle meine böse Geschichte, das Schwinden und das Reißen soll aus meinen Gliedern weggehen und in den Ast entschleichen" 1 0 8 ). Bei Gelbsucht wird der Harn des Kranken in einem neuen irdenen Nachtgeschirr unbeschrien unter einem A.baum vergraben 1 0 9 ). Warzen (oder Hühneraugen) vertreibt man, indem man mit den Stücken eines entzwei geschnittenen A.s die Warze r e i b t 1 1 0 ) , die Stücke dann wieder zusammenfügt und den A. unter der Dachtraufe v e r g r ä b t 1 1 1 ) . Gegen Fieber ißt man einen mit Pfefferkörnern gespickten A . m ) . Ein geschälter A., nach Oben zu geschabt, erregt Erbrechen, ein nach unten geschabter (d. h. gegen den Stiel zu) stopft den D u r c h f a l l m ) (s. abwärts). Wenn Neugeborenen ein A. gegeben wird, so ist der ursprüngliche Sinn wohl der, daß die Frucht des „Lebensbaumes" Lebenskraft verleihen soll. Es wird aber im Volksglauben damit begründet, daß das K i n d später rote Backen b e k o m m t 1 1 4 ) , daß es am Tische nicht ungebührlich ißt und t r i n k t 1 1 8 ) , daß das Kind einen reinen Atem b e k o m m t 1 1 8 ) . Auch das verschiedentlich geübte A u s s c h ü t t e n des e r s t e n Badwass e r s unter einem A.baum, das meist dahin gedeutet wird, daß das Kind dann schöne rote Backen b e k o m m t 1 1 7 ) , dürfte hieher zu stellen s e i n 1 1 8 ) . Eine Frau bekommt schöne Kinder, wenn sie während der Schwangerschaft viel Ä. i ß t 1 1 9 ) . In der Volksmedizin gilt der A.baum vielfach als für das männliche Geschlecht bestimmt, der Birnbaum aber f ü r das weibliche (vgl. dagegen unter 3 b). Gegen gelbes Fieber wird bei einem Mann der Harn unter einem A.baum vergraben, bei

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Apfelschuß—Aphrodisiaca

einer F r a u unter e i n e m B i r n b a u m 120 ). D a s erste B a d w a s s e r eines K n a b e n s c h ü t t e t m a n unter einen A . b a u m , das des M ä d chens u n t e r einen B i r n b a u m ; o f t g e h ö r t d a n n a u c h der b e t r e f f e n d e B a u m d e m K i n d e und t r ä g t dessen N a m e n ; v e r d o r r t der B a u m , so s t i r b t d a s K i n d b a l d 1 2 1 ), Die b e s c h m u t z t e W i n d e l eines K n a b e n , der i m m e r schreit, wird u n t e r einem A . b a u m v e r g r a b e n , bei einem M ä d c h e n u n t e r einem B i r n b a u m 1 M ) . D a g e g e n h i l f t bei N a s e n b l u t e n bei W e i b e r n das B l a t t eines A . b a u m e s , bei M ä n n e r n das eines Birnb a u m e s 1 2 3 ). U m einem S ä u f e r d a s Trink e n zu v e r l e i d e n g i b t m a n i h m einen A . , den ein S t e r b e n d e r in der H a n d g e h a l t e n h a t 1 2 4 ) . M a n wird n i c h t t r u n k e n , w e n n m a n m o r g e n s einen sauren A . i ß t u n d einen T r u n k f r i s c h e n W a s s e r s darauf t u t 1 2 5 ) . D a s Essen eines A . s v o r d e m S c h l a f e n g e h e n m a c h t gefeit gegen unkeusche A n f e c h t u n g e n m ) . Eine S c h w a n gere k a n n n i c h t g e b ä r e n , w e n n sie A . ißt, die auf einen W e i ß d o r n s t a m m (s. d.) gep f r o p f t w a r e n 1 2 7 ). »») Norddeutschland: DbotM. 4, 44; ZfVk. 7, 71; 8, 59; B a r t s c h Mecklenburg 2, 261; rheinisch: ZrwVk. 3, 227; W r e d e Rhein. Vk. 93. " ) Schleswig-Holstein: ZfVk. 23, 283; Schwaben: T h i e r e r Ortsgesch. v. Gussenstadt 1 (1912), 250; Nördlinger Zeitung v. 25. Sept. 1925 (gegen Augenkrankheiten). " ) R e i s e r Allgäu 2, 115. 10°) Wer mit einem A. in der Tasche in die drei Weihnachtsämter geht: M e y e r Baden 488 ; ähnlich in Frankreich : S é b i 11 o t Folk-Lore 3, 422. 101) B a r t s c h Mecklenburg 2, 281. 102 ) Heimatgaue 1 (1919/20), 194 (Oberösterreich); ebenso in Frankreich: Sébi llot Folk-Lore 3, 412. 1 0 3 ) M a n z Sargans 47. 10a ) M e y e r Baden 114; bei den Polaken wurde den Konfirmanden ein A. gereicht mit der Weisung, nach Empfang des Brotes dreimal hineinzubeißen, das hilft gegen Zahnweh: T e t z n e r Slaven 373, 106 ) So heißt es in einem Beichtbuch des 14./15. Jhs. von denen, „die in epphil schreiben fremde wort und den lewtin czu essin geben" : ZfdPhil. 16, 191; vgl. ZfVk. 12, 10; Zeugnisse aus dem 15./16. J h . : ebd. 1, 1 7 4 f . ; MschlesVk. 18, 22f.; Alemannia 27, 115 f.; MittjüdVk. 18 (1906), 116; ebenso in Wales im 13. J h . : Meddygon Myddvài ed. P u g h e 1861, 51; in Rußland (14./16. Jh.) : M a n s i k k a Zauberformeln 1909, 107 und in Mazedonien : A b b o t Maced. 106 Folkl. 1903, 232. ) Alte Zeugnisse: F r o m a n n de fascinatione 30 ; Alemannia 17, 244 (nach D a n n h a w e r 1667); aus neuerer Zeit: ZfVk. 7, 167; 8, 59. 203; B a r t s c h

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Mecklenburg 2, 403. 450; J a h n Hexenwesen 266; auch yrird der Kranke bei Sonnenaufgang unter einen A.baum getragen: Bartsch Mecklenburg 2, 101. l 0 ') W i t z s c h e l Thüringen 2, 198. l08 ) Niederlausitzer Mitt. 15 (1921), 148 (Luckau). "") H ö h n Volksheilkunde 1, 107. n 0 ) Oder auch mit dem Blut aus der Warze beträufelt: Bayerland 25 (1913/14), 233; M a n z Sargans 60. n i ) F r o m a n n de fascinatione 1006; M o s t Sympathie 63; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 80; D r e c h s l e r Schlesien 2, 285; F o s s e l Volksmedizin 140; Urquell 5, 286; Veckenstedts Zs. 1, 202; B a r t s c h Mecklenburg 2, 121; F o g e 1 Pennsylvania 316; ebenso bei den Tschechen (gegen Wunden und Entzündungen): G r o h m a n n 170 und in Frankreich: R o l l a n d Flore pop. 5, 85. n 2 ) Brandenburg im 16. J h . : Urquell 3, 199; die galizischen Juden essen gegen Fieber einen gebratenen mit Salz bestreuten A.: Urquell 4, 142. U 3 ) M o s t Sympathie 161; vgl. Holunderrinde. 1 J 4 ) Rockenphilosophie 1707 4, 259; ebenso J o h n Erzgebirge 61. U5 ) Der alten Weiber Philosophie (1571) in Festschrift Germanist. Ver. zu Breslau 1902, 50. "•) S a r t o r i Westfalen 77; in Frankreich läßt man das Kind an einem A. saugen, damit die ersten Zähne des Kindes leicht kommen: S e b i l l o t Folk-Lore 3, 422. " ' ) Mädchen außerdem noch einen vollen Busen; vgl. auch S c h u s t e r Der Apfel in der Symbolik, ein Bild der Mutterbrust. In: Natur. Leipzig 4 (1913), 227. "•) J o h n Erzgebirge 50; J o h n Westböhmen 104. "•) H ö h n Geburt 257 ,2C ) D e r s. Volksheilkunde 1, 155. m ) A n d r i a n Altaussee 109; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1862, 126; F o - s s e l Volksmedizin 63; auch der Mensch stirbt binnen Jahresfrist, wenn ein von ihm gesetzter A.baum verdorrt: J o h n Erzgebirge 114. 122 ) W i l d e Pfalz 9. 12a ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 246; vgl. auch M a r z e l l Bayer. Volksbot. 156; das Moos vpn einem sauern A.baum stillt ebenfalls das B l u t : SAVk. 11, 48. m ) H ö h n Tod 318; BayHfte 6, 205 f. 125 ) Der alten Weiber Philosophey (1571), in: Festschr. germanist. Ver. Breslau 1902, 83. 12°) 15. J h . : Schönbach Berthold 148. " ' ) M e i e r Schwaben 474. Marzell. A p f e l S c h u ß s. M e i s t e r s c h u ß ,

Teil.

A p h r o d i s i a c a . i . N a m e . In der h e u t e üblichen B e d e u t u n g k o m m t A p h r o d i s i a c u m bei den Griechen u n d R ö m e r n n i c h t v o r . Die G r i e c h e n s e t z e n d a f ü r meistens philtron, die R ö m e r a m a t o r i u m . A . ist d e m n a c h eine neuere B i l d u n g , w e l c h e r aphrodisia = Liebe, L i e b e s g e n u ß zug r u n d e liegt. 2. B e g r i f f . U n t e r A . v e r s t e h t m a n Mittel z u r A n r e g u n g , S t e i g e r u n g u n d Stärkung des G e s c h l e c h t s t r i e b e s und

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der geschlechtlichen Leistungsfähigkeit 1 ). Vom Liebestrank unterscheiden sie sich durch den Wegfall der Zauberpraktiken, unter welchen dieser hergestellt und angewendet wird. Die A. können sowohl dem menschlichen Körper als auch dem Tier- und Pflanzenreich entnommen sein. *) F . S c h e u e r itn HWb. der Sexualwissenschaft* 33.

3. H e r k u n f t und Verbreit u n g . Der Gebrauch zahlreicher A. ist schon seit der ältesten Zeit bei Völkern jeder Kulturstufe verbreitet; bereits Genesis 30, 14 erwähnt die aphrodisische Wirkung der Dudaim. Der Glaube an die liebeerzeugende K r a f t gewisser Stoffe stammt vermutlich aus dem Orient, wo bei dem aufs höchste gesteigerten Geschlechtsleben sich der Wunsch entwickeln mußte, Stoffe in der Natur zu finden, welche die Liebe erregen und befördern können a ). Bei Griechen wie bei Römern fanden in gleicher Weise A. häufige Verwendung zu Liebestränken. Gegen das Überhandnehmen dieser Gepflogenheit in der ersten Kaiserzeit mußte sich schließlich ein Senatus consultum s ) wenden, welches die Verkäufer von Mitteln, die zur Erregung der Wollust (lustramenti causa) dienten, mit der Ausweisung bedrohte. Über den Gebrauch der A. bei den Griechen unterrichtet uns hauptsächlich die Arzneimittellehre des Arztes Dioskurides, bei den Römern die Naturgeschichte des älteren Plinius. Die Kenntnisse der Alten wurden von Albertus Magnus dem MA. vermittelt. Doch scheint es im MA. nicht bloß bei dem theoretischen Wissen um die Wirkung der A. geblieben zu sein, denn die Medizinalverordnung Friedrichs II. vom Jahre 1224 4) nimmt die amatoria pocula porrigentes in Strafe. Zu Beginn der Neuzeit unterweisen die Kräuterbücher in der Benützung der A. Das 17. und 18. Jh. hatte seine pastilles galantes. Diavolrni und Morsellen waren und sind noch heute bei den romanischen Völkern beliebt. Gegenwärtig stehen organotherapeutische Drüsenextrakte (Testiculin 5 ), Oophorin, Hormin) und pharmazeutische Präparate (Yo» himbin®), Puaambra) im Vordergrund.

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*) L a m m e r t 150 = H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 169. ') Digesten 48, 8; 3, 2 u. 3 = H. S c h e l e n z Geschichte der Pharmazie 1904, 156. *) S c h e l e n z 315. 6) S c h e u e r 34. •) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 167.

4. A n w e n d u n g . Die A. werden entweder einzeln oder in Verbindung mit gleichgearteten und auch ungleichartigen Stoffen benützt. Es werden jedoch meistens gleich mehrere A. zu einem Rezept zusammengestellt, damit die erwartete Wirkung um so sicherer eintritt. In der Art der Anwendung unterscheidet man einen äußerlichen und inneren Gebrauch. Äußerlich dienen sie zum Bestreichen und Einreiben der Genitalien und als Amulette, innerlich werden sie den Speisen und Getränken beigemischt. 5- W i r k u n g . Nach dem Urteil der modernen Medizin besitzen wir eigentlich keine Stoffe, welche direkt zum Beischlaf reizen, doch wird als Teilerscheinung oder Folgezustand der Wirkung mitunter eine Erhöhung des Geschlechtstriebes 7 ) infolge gesteigerten Blutzuflusses beobachtet 8 ). Nach dem Volksglauben jedoch werden die unmittelbare Stärkung der männlichen Kraft, die Behebung der Impotenz und die Fruchtbarmachung unfruchtbarer Frauen als Wirkungen der A. angesehen. 7) M ö l l e r in R.E. d. ges. Heilhunde 1 1 9 0 7 , I, 694. •) I w a n B l o c h Sexualleben unserer Zeit • 1908, 500; A . A b e 1 s Gifthaltige „Zauber"-Mixturen als Aphrodisiaca = H. G r o ß Archiv f. krim. Anthropologie u. Kriminalistik Bd. 66 (1916), 237; 245.

6. D i e v e r s c h i e d e n e n A. a) T e i l e d e s menschlichen K ö r p e r s . Mit Vorliebe werden sie aus der Genitalregion entnommen, wie Sperma, Menstrualblut, Vaginalsekret, Urin, Schamhaare u. a. m. Meistens werden diese Absonderungen und Bestandteile zu einem Liebestrank zusammengebraut (vgl. Liebestrank). b) T i e r i s c h e Bestandteile. Dem menschlichen Samen gleichwertig galt schon seit jeher derjenige von solchen Tieren, die entweder für sexuell kräftig (Stier, Hengst, Hirsch, Hahn) oder für sehr fruchtbar (Hase, Sperling) gehalten wurden. Diejenigen Körperteile, in denen

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der Sitz der Geschlechtslust und des Lebens überhaupt angenommen wird, wie Leber, Herz, Galle, Gehirn und besonders die Geschlechtsteile selbst erhalten den V o r z u g . Meistens ist zu beachten, daß Geschlechtsteile v o n männlichen Tieren den Mann stimulieren und die Erzeug u n g eines K n a b e n bewirken, während die weiblichen Organe die ihnen entsprechende A u s w i r k u n g haben. Doch ist dieser Gebrauch nicht immer genau differenziert, o f t sogar geben die R e z e p t e entgegenstehende Anweisung. In der Sphäre der Volksmedizin sind solche Durchkreuzungen nicht weiter verwunderlich. Doch sind bei diesen vielgestaltigen A n w e n dungen in manchen Fällen die H a u p t prinzipien der wissenschaftlichen Organotherapie, die sich auf die Erkenntnisse der inneren Sekretion gründen, nicht zu verkennen. V o m B ä r e n fördert die Galle die E m p f ä n g n i s •); gebratene Bärenniere in der Hochzeitsnacht unter das B r a u t b e t t gestellt, soll nach dem Glauben der alten Preußen f r u c h t b a r machen 10 ). B i b e r g e i l 1 1 ) (s. d.) galt als ein zu allen Zeiten geschätztes A . Die Bocksniere12) w i r k t genau wie die Bärenniere. Nach A l b e r t u s Magnus 13 ) soll Bocksgalle und Bocksunschlitt, um das männliche Glied geschmiert, den Mann der Frau, auch wenn sie ihn nicht will, unentbehrlich machen. In S c h w a b e n 1 4 ) m a c h t Bocksgalle, an die Geschlechtsteile geschmiert, tapfer in Venere. Den E s e l hielten schon die Römer f ü r ein aphrodisisches Tier. N a c h Plinius n. h. 28, 261 stimulieren Eselsunschlitt, der rechte Eselshoden, mit Wein gegessen oder am A r m b a n d getragen, zum K o i t u s . Die H e b a m m e Salpe empfiehlt, das Geschlechtsglied eines Esels siebenmal in siedendes ö l zu tauchen und die betreffenden Teile damit zu bestreichen (28, 262); Haare, aus dem S c h w a n z einer Mauleselin gerissen, bewirken, daß die Weiber wider ihren Willen empfangen (30, 142). N a c h dem T i e r b u c h von C. Gesner, Zürich 1563 III, 44 bringen Eselschällen (Hoden) denen, so der w e y b e r nit m ä c h t i g seyn mögen, geile. Gegen U n f r u c h t b a r k e i t genießen die Wanderzigeunerinnen der

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Donauländer Eselsmilch mit Fledermausb l u t 1 6 ) . Wolle, in Eselsmilch eingeweicht, macht f r u c h t b a r 1 6 ) . Wird Wolle m i t F l e d e r m a u s b l u t getränkt, unter den K o p f gelegt, werden nach Plinius 30, 143 die Weiber geil. Das B l u t der Fledermaus ist am wirksamsten, wenn das Tier in der großen Woche, d. h. in der W o c h e vor Weihnachten, geschossen w a r 1 7 ) . Im Liebeszauber gehören Fledermausblut und -eingeweide zu den festen Bestandteilen 18 ). F u c h s h o d e n " ) und eines Fuchs Zumpfel (penis) 20 ), pulverisiert und in die 'güldene porthenn' (vagina) getan, auch Fuchsgalle, bleiben nicht wirkungslos. Schon die A l t e n hielten Hasenfleisch für ein aphrodisisches Mittel 21 ). A u ß e r dem Fleisch befördern Galle, Hoden, Z a g e l 2 2 ) und G e b ä r m u t t e r 2 S ) beim W e i b die Empfängnis, und zwar sind zur Erzeugung eines K n a b e n die Hoden wirksam 24), doch soll ein K n a b e auch bei V e r w e n d u n g der Gebärmutter und der Gedärme empfangen werden •können 25 ). Zur Behebung der Unfruchtbarkeit eignet sich besonders das Fleisch eines j u n g e n Hasen, der noch nicht geboren, sondern aus dem alten Hasen geschnitten ist 2S ). Der Hasenlauf eines a m ersten F r e i t a g im März geschossenen Hasen hilft gegen Impotenz Kaninc h e n hoden M ) bewirken dasselbe. Das ausgeprägte Liebesleben des H i r s c h e s zur Brunstzeit a ) mußte auf die W i r k s a m k e i t der Mittel, welche v o m Hirsch gewonnen werden, geradezu hinweisen. H i r s c h h o d e n M ) pulverisiert werden v o n den J ä g e r n als K r a f t m i t t e l verwendet. „ H i r t z e n h o d e n in starkem W e y n getrunken machet hurtig die so der w e y b e r nit gebrauchen mögen'* 3 1 ). Die Hirschrute wirkt a m stärksten, wenn der Hirsch zur Brunstzeit 32 ) erlegt wird oder noch besser in coitu durchschossen oder gefället w i r d 3 3 ) . H i r s c h m u t t e r 3 4 ) hilft unfruchtbaren W e i b e r n ab. Hirschbrunst 3B) wird z u m Z w e c k größerer Leistungsfähigkeit in coitu verordnet. Das Tragen des Knochens aus d e m Herzen des Hirsches h i l f t gegen die U n f r u c h t b a r k e i t der Weiber 38 ). Hirschfleisch im O k t o b e r und Mai s t ä r k t die männliche K r a f t 3 7 ) . A u c h

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die H ü n d i n wird als f r u c h t b a r angesehen, besonders ihre G e b ä r m u t t e r 3 8 ) . Noch fruchtbarer galt bei den A l t e n die H y ä n e . Plinius 28, 97 e m p f i e h l t gegen U n f r u c h t b a r k e i t ein H y ä n e n a u g e , welches Empfängnis innerhalb dreier Tage bewirke. Wer die Ö f f n u n g ihres äußeren Darmendes a m linken O b e r a r m trage, solle ein W e i b so geil machen können, daß sie ihm sofort folge (28, 106). Der Genuß der Geschlechtsteile mit Honig, dergestalt, d a ß eine männliche Person den männlichen, eine weibliche den weiblichen Geschlechtsteil ißt, solle z u m Beischlaf reizen, auch wenn die Männer ihn verabscheuen (28, 99). Die B e r ü h r u n g der Lippen mit H y ä n e n h a a r e n v o n der Schnauze mache geil (28, 101). Die Verwendung von K a t z e n g e h i r n als A . ist nicht stark v e r b r e i t e t 3 9 ) . Mit M ä u s e fett, das nach bestimmten Vorschriften gewonnen werden muß, werden die testiculi eingerieben Vom P f e r d e galt den A l t e n hauptsächlich das Hippom a n e s 4 1 ) als zauberkräftig. Schon Aristoteles berichtet davon. Man versteht darunter den Brunstschleim der Stuten und auch den dunklen, feigengroßen Auswuchs a m K o p f des neugeborenen Füllens; auch die Hoden sollen nach Plinius 28, 261 aphrodisisch wirken. In Pommern bringt Pferdemist, in Branntwein eingenommen, dem Mann L u s t 4 2 ) . Die Masuren in Westpreußen wenden gegen Unf r u c h t b a r k e i t der Weiber das Wasser an, welches v o m Maule des Hengstes abläuft, nachdem er getrunken h a t 4 3 ) . W e n n man die Milch eines weißen Rosses eine Zeitlang über die Frau hält und ihr dann beiwohnt, wird sie f r u c h t b a r 4 4 ) . N i m m t man die Galle eines R e h bockes, so wird die Frau schwanger mit einem K n a b e n ; die Galle des weiblichen Tieres bewirkt die Geburt eines Mädchens 4S ). Den Harn eines S t i e r e s , den er nach d e m Bespringen gelassen hat, soll man nach Plinius 28, 262 auf die S c h a m streichen. F ü r die „ a l t e n K ä m p f e r , so in bellis nocturnis nit wol f o r t k o m m e n " , sind Stierhoden fördernd 48 ), ebenso geschabter Ochsenpensel 47 ), in Schwaben Hägehoden 4 8 ). A u c h dem S c h w e i n wird

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nicht geringe F r u c h t b a r k e i t zugeschrieben. Die Römer verwendeten Ebergalle und Schweinsmark nach Plinius 28, 261, Nieren und Leber eines Spanferkels, das ein Mutterschwein als einziges getragen hat, soll man dem Mann und der F r a u als Pulver in den W e i n geben, worauf sie ' K i n d e r machen sonder Zweifel' 4 8 ), D a z u eignen sich auch die Hoden eines Ebers; Schweinefett wird als Einreibemittel des männlichen Gliedes empfohlen M ) . Im Schwänze des Wolfes steckt nach Plinius' Bericht (8, 83) ein a m a t o r i u m virus, das aber nur wirksam ist, wenn es dem Tiere beim Leben genommen wird. Doch scheint dieses A . infolge der gefährlichen Gewinnung nicht 3IIzu häufig gewesen zu sein. D a m i t ein W e i b nicht nebenaus gehe oder andern Männern nachlaufe, rät Albertus Magnus 314 die A b g a b e einer Dosis Asche aus verbrannten Wolfssehnen und Haaren v o n dessen Augenlidern an. Das Mark aus dem linken F u ß des Wolfes soll den Mann der F r a u wieder begehrenswert machen (218). Unter den V ö g e l n gibt es nur einige, denen aphrodisische Eigenschaften zugeschrieben werden. E n t e n f l e i s c h hielten die A l t e n f ü r Liebe erregend 61 ), auch G ä n s e z u n g e n S2 ) und Gänsem a r k 5 3 ) . „ D e r Gänsen hödlin geässen sollend die männlich natur meeren, Gänssgallen fürdert die empfencknuss" 5 4 ). Selbstverständlich fanden die Hoden 55 ) des leistungsfähigen H a h n e s leicht Eingang als A . Joh. W i t t i c h u s schreibt im Bericht v o n den wunderbaren Bezoardischen Steinen, Leipzig 1589, daß man die „ g e y l e n der Hanen nützen soll in der Speis" und erzählt eine ergötzliche Geschichte von der überstarken Wirkung des Mittels 56 ). Nach der Vorschrift bei K r ä u t e r m a n n 164 h a c k t man zur Stärk u n g f ü r den K o i t u s die Hoden von Hähnen unter das Wurstfleisch und verabreicht solche Würste. Hahnengalle und Fuchsgeile, drei T a g e auf der Scham getragen, und nachher mit dem Mann gebuhlt, hilft nach Albertus Magnus 234 zur Geburt eines Knäbleins. Im 16. Jh. suchte man in Frankreich in den Eingeweiden des K a p a u n s nach einem Stein,

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„ q u i r e n d a i t l e s h o m m e s hardis et v e r t u e u x a u c o m b a t du l i t " 57 ). S t ä r k s t e M e h r u n g der Z e u g u n g s k r a f t v e r s p r i c h t sich das V o l k v o m G e n u ß der Eier58); in S c h w a b e n gilt der s o g e n a n n t e H a h n e n t r i t t , ein g a l l a r t i g e s H ä u t c h e n des Eies, das m a n f ü r den S a m e n des H a h n e s h ä l t , besonders k r ä f t i g e n d 5 9 ) . A u c h Ostereier 60) h a b e n besondere K r a f t . D a s Essen v o n f r i s c h e n E i e r n v o n Hennen, die keinen H a h n bei sich haben, soll a u c h hartnäckige Unfruchtbarkeit beseitigen 61 ). A t h e n a e u s zitiert in den D e i p n o sophisten 2, 65 mehrere A u t o r e n f ü r die a p h r o d i s i s c h e W i r k u n g der Eier. A u c h A l c i p h r o n schildert in einem seiner H e t ä renbriefe die F o l g e n v o n Eierspeisen und sonstiger priapeischer S p e i s e n 8 i ) . V o m R a b e n w i r d nur die Galle g e b r a u c h t ; sie h i l f t d e m v e r g a l s t e r t e n Menschen, d e m seine M a n n h e i t g e n o m m e n i s t 6 3 ) . F ü r W e s t b ö h m e n 6 4 ) u n d F r i a u l 6 5 ) ist ihre A n w e n d u n g gegen I m p o t e n z b e z e u g t . A u c h die E i e r des R e b h u h n e s bringen dieselbe H i l f e 6 6 ) . S p a t z e n b 1 u t , an die m ä n n l i c h ruten gestrichen s t e r c k t die Geilheit' 67 ). Die Morsellen des G r a f e n v o n P a p p e n h e i m im Mars* und Venuskrieg bestanden wesentlich aus S p a t z e n g e h i r n M ). S c h o n Plinius 30, 141 e m p f i e h l t d a s E s s e n v o n S p a t z e n und ihrer Eier. F i s c h speise gilt allgemein als aphrodisisch 69 ). D i e H e r i n g s seele ( L u f t blase), a m K a r f r e i t a g gegessen, h i l f t gegen I m p o t e n z 7 0 ) . A u s der G a t t u n g der K r i e c h t i e r e z ä h l t m a n einige A . S c h o n die A l t e n schrieben d e m K r e b s animalische F r u c h t b a r k e i t z u 7 1 ) ; a u c h Gesner h ä l t Krebse für empfängnisbefördernd72). Griechen u n d R ö m e r k a n n t e n a u c h die S c h n e c k e als A. 7 3 ). In S c h w a b e n w e r d e n sie besonders i m F r ü h j a h r verspeist. „ W e n n die S c h n e c k e nu z ' N a c h t it kreiset ( k r i e c h e n ) " , ist eine obszöne A n s p i e l u n g auf ihre W i r k u n g 7 4 ) . D a s bekannteste A . rührt v o m S k i n k u s m a r i n u s , S t e n z m a r i e (s. d.), einer E i d e c h s e n a r t , her. A u c h das I n s e k t e n r e i c h stellt seine A . In F r a n k e n b e h o b man die U n -

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f r u c h t b a r k e i t der W e i b e r d u r c h H a l s b ä d e r , in welchen m a n A m e i s e n ges o t t e n h a t t e 7 5 ) . W e n n im B a l t e n l a n d eine unfruchtbare Frau B i e n e n verzehrt, wird sie bald s c h w a n g e r 7 6 ) . D a m i t ein Mensch allweil z u m B u h l e n t ü c h t i g sei, soll m a n i h m n a c h A l b e r t u s M a g n u s 226 J o h a n n i s w ü r m c h e n zu t r i n k e n geben. B e i den B a l t e n soll j e d o c h ihr Genuß Impotenz bewirken77). Als wirks a m s t e s und zugleich a u c h g e f ä h r l i c h s t e s A . sind die K a n t h a r i d e n oder S p a n i s c h e n Fliegen anzusehen (s. d.). •) C . G e s n e r Tierbuch (Übers. C. F o r e r) Zürich 1563, 3, 19 = J ü h l i n g Tiere 3. 10) P l o ß Weib• 1 (1908), 765. " ) J ü h 12 l i n g 5. 9. ) P l o ß 1, 765. " ) A l b e r t u s Magnus Von den Geheimnissen der Weiber, wie auch von den Tugenden der Kräuter, Steinen und Tieren und den Wunderwerken der Welt.

Nürnberg (1755) 214. 14) B u c k Volksmedizin 50. 1S) P l o ß 1, 771. " ) J ü h 1 i n g 16. ") P l o ß 1, 771. " ) Anthropophyteia 3, 165. ") J ü h l i n g 141. «") Ebd. 43. M ) O. K e l l e r Die antike Tierwelt. Leipzig 1 (1913), 216. " ) J ü h l i n g 49. M ) J ü h l i n g 49. 58. " ) G e s n e r 3, 72. ») A l b e r t u s M a g n u s 136. M ) J ü h 1 i n g 54. " ) M. H ö f 1 e r Volksmedizin 209. Anthropophyteia 4, 292. »•) A b e l s 250 A 2. M ) H ö f l e r 162. " ) G e s n e r 3, 83. " ) H ö f 1 e r 162; V. K r ä u t e r m a n n Zauberarzt 163 f. 33) A b e l s 250 A 2. »*) K r ä u t e r m a n n 191. 85) Ebd. 164; G o c k e l i u s Tractatus Polyhistoricus

Magiomedicus

curiosus.

Frank-

furt und Leipzig 5 (1699), 130 = J ü h l i n g 9; H ö h n Volksheilkunde 1, 120; B u c k 46; Z. f. Hennebergische Geschichte. Schmalkalden 1 (1875), 43. " ) L a m m e r t 157. »») Anthropophyteia 4, 292. " ) J ü h 1 i n g 73. ") H ö f l e r Organotherapie 77 f. 10) Anthropophyteia 4, 293. " ) P a u l y - W i s s o w a 8, 1879 ff. " ) J ü h l i n g 132. «) P l o ß 1,790. " ) L a m m e r t 156. " ) J ü h l i n g 141. " ) S t o k k e r Magia naturalis (1613) = H o v o r k a K r o n f e l d 1, 214. " ) K r ä u t e r m a n n 163/64. «) B u c k 46. «•) J ü h 1 i n g 173. *>) Ebd. 171. " ) K e l l e r 2, 230. " ) P l i n i u s 30,143. »*) Ebd. 28, 261. " ) G e s n e r 1, 62. " ) Anthropophyteia 4, 292. " ) Bei H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 214. " ) S 6 b i l l o t Folk-Lore 3, 242. M) L a m m e r t 151. »») B u c k 57. «°) H ö f l e r Volksmedizin 209. " ( J ü h l i n g 212. " ) A l c i phron 63)

Hetärenbriefe

(Tusculumbuch)

16.

wundersames

Artz-

J ü h l i n g 226 **) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 165 «5) Anthropophyteia 9, 344. ••) G e s n e r 1, 196. •») Ders. 1, 221. M) W . M a r s h a 11 Neueröffnetes

ney Kästlein. Leipzig (1894) = J ü h 1 i n g 237.

Aphrodisiaca

53i

•») L a m m e r t 151. n ) H ö f l e r 209. ") K e l l e r 2,496; H ö f l e r 209. ") G e s n e r 2, 127; L a m m e r t 151. ") K e l l e r 2,520; A l c i p h r o n a . a . O . ") B u c k 53.

" ) Joh. Nie. S e i t z Trost der Armen. Nürn-

berg (1715)

") K n o o p

248

=

Baltische

Lammert

Studien

l i n g 88. ") J ü h l i n g 92.

6 =

157.

J üh -

c) P f l a n z e n . Auch die Liste der aphrodisischen Pflanzen ist nicht kurz. Die verschiedensten Gesichtspunkte lassen eine Pflanze zum A. geeignet erscheinen. Zunächst ist es der hohe Nährwert der Gemüsearten. Dann empfehlen Verdauungserscheinungen, die sich in Blähungen des Leibes, mit Erektionen verbunden, äußern, die Wahl bestimmter Kost. Dazu kommt die anregende K r a f t der Gewürze und auch mancher gifthaltiger Pflanzen. Oft aber genügt schon die den Genitalien ähnliche Form der Knollen und Früchte, um die Pflanze zum A. zu stempeln. A l r a u n e (s. d.). Nach Dioskurides 3, 58 reizt A n i s zum Beischlaf; am Niederrhein wird den jungen Leuten bei der Arbeit des Flachsschwingens und beim Tanz Anisbranntwein gereicht TO ). In Nordböhmen schafft Anissamen, in Wein getrunken, Anreiz zu den ehelichen W e r k e n " ) . Die Wirkungen des B e i f u ß e s kannten schon die Alten 8 0 ). Unter das Bett oder Kissen gelegt, bringt er unkeusche Begier 8 1 ); die Frauen binden ihn an die Schenkel zur Erlangung der Fruchtbarkeit 8 2 ). Die hodenförmige Gestalt und die Blähwirkung machen die B o h n e zum A. Besonders die roten und scheckigen sollen den natürlichen Samen nähren 83 ). Aus der B r e c h n u ß wird das Strychnin gewonnen, das erst in neuerer Zeit (Abels 237 ff.) als A. angewendet wird. D r a c h e n w u r z soll man im Wein trinken M ). Der Eichelschwamm (phallus impudicus) ist durch seine Form zum A. geradezu bestimmt; er kommt als Liebestrank in Wolfram von Eschenbachs Parzival 13, 643 vor. Bei den Alten galt das E i s e n k r a u t zum Beischlaf antreibend 85 ); am Marientage {15. August) geweiht, ist es den Weibern gut, so sie Kinder gewinnen sollen (15. Jh.) 88 ). E s c h e n s a m e n erregt

532

unkeusche Gelüste 87 ). Nach Bocks Kräuterbuch von 1530 stärken gedörrte F e i g e n die Natur M ). F e n c h e l s a m e n wird mit Erfolg in Nordböhmen getrunken 8 9 ). Wird die G a l g a n t w u r z e 1 verspeist oder auf die Genitalien gelegt, ist ein ununterbrochener zwölf maliger Beischlaf möglich 90 ). H a n f , mit Gewürz gemischt, wird in den Konstantinopler Harems den schwachen Männern gegeben 9 1 ). Auch die serbischen Zigeuner kennen dieses A. 92 ). Daß dessen übermäßiger Genuß die gegenteiligen Wirkungen hervorruft, berichtet schon Dioskurides 3, 155. Von der Hausw u r z e 1 schreibt die hl. Hildegard, daß ein gesunder Mann nach ihrem Genuß in Liebeslust entbrenne 93 ). Noch im 18. Jh. soll die Pflanze nach der Tradition einer Nonne des Dominikanerinnenklosters zu St. Markus in Würzburg zu Liebestränken benützt worden sein9*). H i r s c h schwamm, sonderlich der wie ein Gemächt formiert ist, hat eine Kraft, welche die unkeuschen Glieder im Venushandel stärkt 9 S ). Hopfenspross e n , als Salat genossen, werden in Steiermark gegen Unfruchtbarkeit gerühmt 96). Der Wurzelstock des I n g w e r hilft gegen Schwäche der Geschlechtsorgane m ) ; auch in Schwaben ist dieses A. bekannt 9 8 ). K a l m u s ist weniger gebräuchlich 99 ). Der Inder, der mit K a m p f e r , Safran und Sandel den Penis gesalbt hat, wird den Frauen zum Diadem in ihren Herzen 10°). Wer an natürlichen und ehelichen Werken nichts schaffen kann, der esse K n o b l a u c h , er bekommt wieder Lust und K r a f t 1 0 1 ) . Koriander mehrt den unkeuschen Samen 1 0 2 ). Nach Dioskurides 2, 184 reizt K r e s s e (Cardamon) zum Beischlaf; Mattioli 211 A meint, der Samen der Gartenkresse mache lustig und begierlich zur Unkeuschheit. Mit Honig und Pfeffer gemischt und als Kuchen reichlich genossen, reizt L e i n zum Liebesgenuß 103 ); auch hilft er wieder dem kalten Mann auf den Gaul 104 ). Im Liebeszauber spielt der Leinsamen keine geringe Rolle 1 0 5 ). L i e b s t ö c k e l , in Franken, Oberbayern und Schlesien als Amu-

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Aphrodisiaca

lett getragen, fesselt den Geliebten und ist sehr wirksam zu Zaubermitteln 1 0 6 ). Süße M a n d e l n essen, mehrt die Natur 10 ?). M a n d r a g o r a (s. Alraun). M a n n s t r e u , den Männern ins Bett gestreut, erregt sie sinnlich 108); schon im 16. Jh. war ein Mann bei der Frau wohlgelitten, wenn er eine männliche Wurzel dieser Pflanze bei sich trug 109). M u s k a t und N e l k e n gewürz war von den Liebenden des MA.s sehr geschätzt. Im .1 Jungbrunnen", der seit 1534 in zahlreichen Drucken überliefert ist, heißt es: „ I n meines bulen garten da sten zwei beumelein. Das ein das tregt muscaten, das ander negelein" 1I0 ).

Muskatöl auf das Glied schmieren, hilft zum Venushandel m ) . Den Gebrauch des N a b e l k r a u t e s 112 ) oder Stergethron zu Liebesmitteln erwähnen Dioskurides 4, 90 und Plinius 25, 160. N a t t e r zunge dient bei den Slowaken als A . m ) . N e l k e n sind als A. ziemlich allgemein bekannt 1 1 4 ). N e s s e l blätter, in Wein gesotten, locken zur Unkeuschheit, Nesselsamen wirkt noch stärker 115 ). Nach Mattioli mehren N ü s s e in Zimmetröhren des Mannes Werk; viele Nüsse essen, macht jung und liebeskräftig 1 1 6 ). Im Taunus gilt oder galt lange Zeit das Eintauchen des Gliedes und Hodensackes in einen Absud von Nußbaumblättern als kräftigend 1 1 7 ). Als A. dient Haselh o 1 z rinde in einem Rezept aus dem 15. Jh. 11S ). Wilde P e t e r s i l i e , in weißem Wein gesotten, fördert zur Empfängnis bei den Weibern, die sonst unfruchtbar sind 1W ). P f e f f e r wird wie alle Gewürze häufig als A. verwendet 12°). Vom Pfeffer heißt es in Schwaben: „ P f e f f e r bringt den Mä ufs Roß und 's Weib in Erdeschoß". Ähnlich lautet auch der Spruch im Frankenwald. In Schwaben wird der Spanische Pfeffer auf Tanzböden gestreut, damit die Tänzerinnen geschlechtlich erregt werden 1 2 1 ). Nach Dioskurides 3, 36 reizt der Saft der P f e f f e r m i n z e , in Essig getrunken, zum Liebesgenuß. Die Frucht des P i s t a z i e n b a u m e s , die welsch Pimpernüßlein, mehren die Natur in Vene-

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rem 122 ). Vom P o r e e (Lauch) sagt die Schule von Salerno: Porrum fecundas reddit persaepe puellas 1 2 3 ). Auch die R a u t e zählt zu den A. 124 ). In vielen Gegenden Süddeutschlands und Frankreichs essen die Männer Rettiche, um durch die sich ansammelnden Gase kräftige Erektionen zu erzielen 12S ). In Friaul soll eine Waschung mit lauem R o s m a r i n wasser die Mädchen, Weiber und älteren Männer zum Koitus treiben 126 ). Die Rosmarinzweige verwendet man in Oberbayern gegen Impotenz 127 ). Ebenso wie der Rettich wird auch die R ü b e durch ihre Form zum A. bestimmt. Nach Dioskurides 2, 134 reizt die gekochte Wurzel der weißen Rübe zum Liebesgenuß. Mattioli schreibt auch der gelben und roten Rübe diese Wirkung zu 1 2 8 ). Hormin, der griechische Name der kleinen S a l b e i , besagt schon die Verwendung dieser Pflanze 1 2 9 ). Salbei, in Wein genommen, bereitet Schwangerschaft 13°). Als volkstümliches A., das geile Träume erwecken soll, gilt S e l l e r i e m ) . Nach Flügel, Volksmedizin 46, kann jemand geneckt werden, wenn er Sellerie oder Spargel gegessen hat. Auch bei dem von Alciphron erwähnten Gelage fehlt Sellerie nicht. Mancherorts wird Sellerie geradezu „ S t e h s a l a t " 1 S 2 ) genannt. Weißer S e n f reizt zur Unkeuschheit 1 3 3 ). S p a r g e 1, in der Speise genossen, bringt lustige Begier den Männern 134 ). In Schwaben heißt es von den Folgen des Spargelgenusses: „ W a s der Herr Pfarrer wohl weiß, drum baut er so fleißig Spargel" 138 ). In Steiermark hilft Spargelsamen mit Wein gegen Unfruchtbarkeit 1 3 6 ). Die Orchideen sind mit dem Namen K n a b e n k r a u t und S t e n d e l w u r z unter den A. vertreten. Sie eignen sich hierzu vorzüglich wegen ihrer hodenförmigen Knollen 137 ). Nach Dioskurides 3, 131 soll die größere Knolle, vom Mann verzehrt, die Geburt eines Knaben, die kleinere aber, von der Frau genossen, die eines Mädchens bewirken. Albertus Magnus nennt die Orche satirion wegen ihrer aphrodisischen Wirkung 1 3 S ). Mattioli 369 c kennt die Stendelwurz als A. Ebenso Tabernaemontanus in seinem

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Aphrodisiaca

K r ä u t e r b u c h von 1588 139 ). In Schwaben heißt die Stendelwurz Bubenschellen; sie soll unvermögenden Männern wieder aufs R o ß helfen 140 ). Die T r ü f f e l gilt wegen ihres vorzüglichen Nährgehaltes als A, der Lebemänner. V a n i l l e sollen nach Zimmermann, Von der Erfahrung 2 (1764), 352 junge Ehemänner trinken, um ihren Weibern Genüge zu leisten. Die Z w i e b e l endlich war ein sehr bekanntes A . der Alten. A t h e n a e u s Deipnosophisten 2, 64 ff. handelt in einem ganzen A b s c h n i t t über ihre aphrodisische W i r k u n g . A u c h das Sprichwort auf einen Impotenten: „ b u l b u s nihil p r o f u e r i t " redet deutlich genug. Martial 3. 75, 3 nennt die Zwiebel salax = geilmachend. d) Noch sei der A n w e n d u n g von W o h l g e r ü c h e n bei den Orientalen kurz gedacht. Der wollüstige Morgenländer liebt die Wohlgerüche über alles. Omer Haleby s a g t : „ E s ist gut, sich sowohl vor als nach dem K o i t u s mit M ü s k (ein A., aus dem Blut kleiner Tauben und zarter K a m e l e und aromatischen Gewürzen bereitet) zu parfümieren. Wenn man dem Müsk W e i h r a u c h und M y r rhe hinzufügt, wird man mit großer K r a f t koitieren und den A b f l u ß des Samens und das Endentzücken beschleunigen können. Der D u f t der Myrrhe animiert zum Koitus, Weihrauch beruhigt n a c h h e r " M 1 ). e) Unter den S t e i n e n schreibt man in Frankreich dem J a s p i s und dem S m a r a g d erotische K r a f t zu 142 ). V o m S m a r a g d weiß Rabelais: „eile a la v e r t u errective et confortative du membre nat u r e l " 14S ). n) A i g r e m o n t 2 1 (1910), 122. ™) H o m) v o r k a - K r o n f e l d 2, 165. Murr Die Pflanzenwelt in der griechischen Mythologie (1890), 201. 81) M a t t i o l i Neu Kräuterbuch (1563), 280 A . " ) A i g r e m o n t 2, 12. ") M a t t i o l i 140 B . ») D e r s . 226 D . ") M u r r 213. ") A i g r e m o n t 2, 17. " ¡ M a t t i o l i 39 D . 8e) A i g r e m o n t 1, 77. ") H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 165. A i g r e m o n t 2, 80. ">) S t e r n Türkei 2, 253. 82) Urquell 3 (1892), 8. ®) L a m m e r t 150. M ) D e r s. 151. «) M a t t i o l i 478 B . ••) V . F o s s e 1 Volksmedizin 48. »') A i g r e m o n t 2, 81. M ) H ö h n i , 120. 8S) G o k le e 1 i u s 5, 130. 10°) R . S c h m i d t Indische Erotik 671. 101) M a t t i o l i 207 C. 102) D e r s .

536

316 D. >03) D i o s k u r i d e s 2, 125. 1 0 t ) M a t t i o l i 131 A . l05 ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 1 7 3 t . ,0 ') A i g r e m o n t 2 , 3 2 ; H ö f l e r 110; D r e c h s l e r 1, 229. l07) M a t t i o l i 107 A. ""l v. P e r g e r Pflanzensagen (1861), 139- 108) B r u n f e l s Herbat um Eicones (1530) = A i g r e m o n t 2, 83. n 0 ) S a h r Das deutsche Volkslied 3 (1908), 12. n l ) M a t t i o l i n 2 n 3 n i B. ) L a m m e r t 150 t. ) Hovork a - K r o n f e l d 2, 165. n l ) H ö h n 1, 120; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 166; Matt i o l i 223. 11S ) M a t t i o l i 490 D . ; Gokkelius 5, 130. " • ) A i g r e m o n t 1, 92. U7) Anthropophyteia 118 ) 4, 293. Z f V k . 11 (1901), 10. i " ) M a t t i o l i 194 B . >20) D i o s k u r i d e s 2 , 1 2 5 ; H ö h n 1 , 1 2 0 . 121) F l ü g e l Volksmedizin 46; B u c k 39. 122 ) M a t 123 ) A i g r e m o n t tioli 107 B . 1, 141, 124 )

H ö f l e r 104. 195. >") Anthropophytheia 4, 293. 126 ) E b d . 9, 344. >») H ö f l e r 98. 125 ) 147 D . ; 143 D. 12e ) D i o s k u r i d e s 3, 130) M a t t i o l i 1 3 1 ) A l c i 135. 290 A . 132 phron 16. ) A i g r e m o n t 1, 146. 133 ) M a t t i o l i 195 D . ; Höhn 1, 120. 134 ) IZS ) M a t t i o l i 168 D . B u c k 40. 13 °) F o s s e 1 48. 13 ') A i g r e m o n t 2, 39 f f . 138) I. W i m m e r Deutsches Pflanzenleben nach Albertus Magnus. Halle a. S. (1908), 20. 135 ) A i g r e m o n t 2, 42. 140) B u c k 40. 141 ) S t e r n 2 , 2 5 7 . 142 ) G e r h a r d t Franz. 143 Novelle 88. ) G e r h a r d t 87.

7. Die W i r k u n g der A, wird durch die der A n a p h r o d i s i a c a (-An.) aufgehoben 144 ). Diese dienen in der Hauptsache zur V e r h ü t u n g der Empfängnis. A u c h die Sorge um die Erhaltung der kultischen K e u s c h h e i t m a g nach geeigneten Mitteln gesucht haben. Manches A., im Ü b e r m a ß genossen, wird z u m A n . ; auch die andersgeartete Anwendung eines A . verkehrt seine Wirkung. Doch liegt vielen R e z e p t e n kein ersichtliches Prinzip zugrunde; was dem einen sein A . ist, wird dem anderen sein An. Die Zahl der A n , animalischer H e r k u n f t ist geringer als die der pflanzlichen. Die A . werden gern in F o r m von Amuletten getragen. H a r n und K o t gelten oftmals als A n . a) A n , vom Menschen. Ein sehr seltenes m a g dies gewesen sein: W e n n man die ersten Z e h e n eines Kindes, ehe sie die Erde berührt haben, in Silber f a ß t und einer Frau um den Hals hängt, wird diese nicht schwanger. A u c h U r i n und Ohrenschmalz eines Maidleins, im Getränk genommen, verhüten die F r u c h t 1 4 S ) .

537

Apokalypse

b) T i e r i s c h e A n . Nach Plinius 28, 117 soll durch die Leber eines C h a m ä l e o n s die Liebestränke unwirksam werden. Eine in männlichem Harn gekochte E i d e c h s e vertreibt die Liebeslust. Die Frau, die H a s e n k 0 t in einem Säckchen u m den Hals trägt, wird nicht schwanger. Hasenharn, getrunken, wirkt dasselbe 146 ). A u c h K a • t e r h o d e n , in Mauleselleder getragen, verhüten die B e f r u c h t u n g 1 4 7 ) . V o m gepulverten rechten L ö w e n hoden wird das Gleiche berichtet 1 4 8 ). Mauleselniere bewirkt nach Dioskurides 1, 109 Unfruchtbarkeit. Maultierschweiß, in die G e b ä r m u t t e r getan, verhütet die E m p fängnis. Nach Plinius 30, 143 soll das in Leinwand getragene Pulver der S t e r n e i d e c h s e , in der linken Hand gehalten, z u m Beischlaf reizen, in der anderen H a n d gehalten aber fortnehmen. A u c h soll man durch T a u b e n mist (30, 141), in Öl getränkt, die S t i m m u n g verlieren. Zur V e r h ü t u n g der Schwangerschaft soll man W i d d e r harn t r i n k e n 1 4 9 ) . A l s unf r u c h t b a r gilt auch das Wiesel150): „ D e ß Wiselins linckes hödlin in die H a u t eines Maulthieres verwickelt, machet unb ä r h a f f t " 1 6 1 ). c) P f l a n z e n . Das Sprichwort ( L a m m e r t 152) v o n der D e u m e n t e (Mentha): „ d a ß man zu Kriegszeiten weder D e u m e n t e n säen noch genießen soll, denn der Kaiser braucht S o l d a t e n " , weist sie als A n . aus. Anhaltender Genuß v o n D i l l schwächt nach Dioskurides III, 60 die Zeugungskraft, nach Mattioli 315 A nimmt er, dauernd genossen, die unkeusche Feuchtigkeit. Die B l ä t t e r des F e l b e r b a u m e s (Silberweide), im kalten Wasser getrunken, wehren, daß die Weiber nicht schwanger werden 1 5 2 ). Der giftige F i n g e r h u t , innerlich wie äußerlich angewendet, s c h w ä c h t den Geschlechtstrieb 153 ). Floh,kraut streuten an den Thesmophorien die Frauen auf ihre Sitze und Lager, um gegen den Geschlechtsreiz a b g e s t u m p f t ¿u werden 1 5 4 ). B o c k , K r ä u t e r b u c h (1530) 37, schreibt v o n der Gartenraute: „ S t e t s genossen, tilgt sie die N a t u r der ehelichen W e r k e . So sollten alle Kloster -

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und Ordensleute, welche keusch sein wollen und Reinigkeit zu halten vermessentlich geloben, stets in ihre Speis und T r a n k gebrauchen" 155 ). Nach Mattioli 30 D benimmt der K a m p f e r die unkeuschen Gelüste, so man ihn mit R a u t e n s a f t auf das Gemächt streicht. Die Wirkungen des K e u s c h l a m m e s sind schon Dioskurides 1, 134 bekannt. Da er in den Klostergärten von enthaltsamen Mönchen gepflanzt wurde, hieß er Mönchspfeffer, Klosterpfeffer, Mönchssamen. Nach B o c k 405 löscht er des Fleisches Brunst und Begierde 1 5 6 ). Schon nach der Ansicht der A l t e n setzt L a t t i c h die Zeugungskraft herab 157 ). E r vertreibt schamlose Träume 158 ). Die Rinde der P a p p e l bereitet U n f r u c h t b a r k e i t 1 5 9 ) . Im MA. galt der Schierl i n g als vorzügliches A n . und wurde daher den Mönchen empfohlen 160 ). A u c h die hemmenden Wirkungen des S e i d e l b a s t e s waren den griechischen Frauen b e k a n n t 1 6 1 ) . Nach Ansicht der A l t e n sollten die Wurzeln der weißen Seeund W a s s e r r o s e gegen Pollutionen getrunken werden. Eine mehrtägige K u r verursacht Schlaffheit des männlichen Gliedes, auch der Same der P f l a n z e 1 8 2 ) . Mattioli 372 D zählt als Wirkungen die Vertreibung unkeuscher T r ä u m e und Gelüste und die Verhinderung des Samens auf. 141 ) A . E 1 a Anaphrodisiacs in His'tory, Lore and Religion. Urol. and. Cutan.Rev.

Folk(St.

Louis) 24 (1920), 141—147; A i g r e m o n t 2, 88 ff. »") J ü h 1 i n g 279. »«) L a m m e r t 158; J ü h l i n g 50. " ' ) J ü h l i n g 101. 1U ) D e r s. 280. 14») L a m m e r t 158. 1M) J ü h l i n g 249. m ) G e s n e r 3, 52. '") M a t t i o l i 65 C. " ' ) A i g r e m o n t 2, 89. »") Ebd. 2, 22. >") Ebd. 2, 90. 15«) Ebd. 1, 105. '") D i o s k u r i d e s 2, 164. 165. 1M) M a t t i o l i 189 A. 15S) D i o s k u r i d e s 1, 109. 1W) A i g r e m o n t 11, 48. 1H ) Ebd. 2, 91. m ) D i o s k u r i d e s 3, 143. Karle. A p o k a l y p s e . (A), A p o k a l y p t i k e r (A.er) apokalyptisch (a.isch). I. Inhalt der A . A.ische L i t e r a t u r ist Offenbarungsliteratur (&noxaXäitTsiv = enthüllen). Sie u m f a ß t drei T h e m e n , ein kosmologisches, ein geschichtsphilosophisches und ein eschatologisches: v o n Einfluß auf die E n t w i c k l u n g war nur das

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Apokalypse

l e t z t e r e 1 ) . Man-spricht gewöhnlich von A. nur im Hinblick auf die a.ischen Schriften etwa der J a h r e — 1 5 0 bis + 150, und trennt (für uns erst in zweiter Linie wichtig) eine jüdische und christliche A p o k a l y p t i k . Von den Propheten unterscheidet sie, daß sie den Blick in die Z u k u n f t w e n d e n 2 ) . Gemein ist allen ihre H e r k u n f t aus einem synkretistischen Kulturkreise und d a r u m das „ I n t e r n a t i o n a l e " der von ihnen verwendeten mythischen S t o f f e . Man kann z. B . in der J o h . A . persische, babylonische, ägyptische, hellenistische und jüdische Motive feststellen s ), von denen natürlich die jüdischen überwiegen. A u g . Freiherr v. Gall BocoiXeia xou 3-eou 1 9 2 6 hat das im einzelnen dargelegt. Auf persische Grundlage f ü h r t man das Motiv des E n d gerichtes, des Unterganges durch Feuer, die dualistische Weltanschauung, die Aionlehre zurück, auf babylonische die L e h r e v o m K a m p f mit den Ghaostieren, die auf der Astrologie beruhenden Bilder (regina caeli A . J o h . 12), die Heuschrekken-Dämonen, auf ägyptische oder hellenistische den A p . J o h . 1 2 durchschimmernden Isis-Horus- oder L e t o s m y t h u s , auf hellenistische endlich die gematrische K u n s t , die angewendet wird, die Tartarusvorstellungen usw. 4 ). Natürlich handelt es sich nicht um direkte Entlehnungen; die a.ischen Schriftsteller entnahmen dem großen synkretistischen Sammelbecken, was sie brauchen konnten. Die jüdische wie christliche A p o k a l y p t i k verwertet mythologische S t o f f e und Sagen, nicht nur solche eschatologischer A r t . Mehr oder weniger allen A . n sind folgende Motive s ) eigen: es folgt auf diesen Aion ein andrer, besserer (Daniel: R e i c h •der Tiere und Reich der Menschen; I V . E s r a 7, 50; Epheser I, 21). Der A . k e r versucht, den Beginn des neuen Aion zu berechnen (vgl. unten V, 6); aber G o t t kennt allein das E n d e und den neuen Anf a n g (IV. E s r a 4, 35 f f . ; Marc. 1 3 , 32). Das Ende ist v o r der T ü r (Marc. 1 3 , 30). Die messianischen Wehen zeigen sein K o m m e n deutlich an (vgl. Eschatologie). Der K a m p f Gottes gegen die Urzeittiere und den Antichristen, den Teufel, dann

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das Gericht über die Feinde des Volkes, zuletzt erweitert zum Gericht über alle Bösen, findet statt (vgl. Antichrist I ; Dan. 7, 1 0 ; IV. Esra 7, 26 f f . ; A. J o h . 20, 1 1 ff.). Nach dem Gericht beginnt ein freudenvolles, paradiesisches Z u k u n f t s reich unter einem Friedenskönig. F r a u e n gebären ohne Schmerzen; die Schnitter schneiden ohne Mühe; der Fluch (Gen. 3, 16. 19) ist aufgehoben ( J e s . I I . S y r i s c h e B a r u c h 73). Das Paradies, das in der Urzeit vorhanden war und das im Norden hinter den Bergen liegt, von einer Mauer umgeben, kehrt wieder; der L e b e n s b a u m , das Lebenswasser sind da, die himmlische S t a d t (Ezechiel 28, 1 1 f f . , wo v o m Urmenschen im Paradies die R e d e ist), wo die weilen, die lebend entrückt wurden IV. E s r a 6, 26; S y r . B a r u c h 29. 5 1 ; (IV. E s r a 8, 52. L e b e n s b a u m : Henoch 24, 4; 25, 4. Lebenswasser: A . J o h . 2 2 , 1 . Chaostiere als Speise: S y r . B a r u c h 29, 4. Mauer: A . J o h . 2 1 , 1 2 ® ) . Himmlische S t a d t : A . J o h . 21). Die; Gottlosen a b e r werden an den Ort der Qual, Gehenna, geworfen ( I V . E s r a 7, 36). A n diesen Orten weilen die wieder erstandenen Toten im neuen Aion (HenocE 5 1 ! A. J o h . 20, 12), nachdem sie gerichtet worden sind und nachdem die jetzige Welt untergegangen ist". Wie ehemals durchs Wasser (Sintflut), wird sie j e t z t durchs F e u e r untergehen (II. Petr. 3 , 5 f f . Namentlich bei den Sibyllen: I V , 1 7 2 f f . ; V , 1 5 5 f f . 206 f f . 274 f. 447. 5 1 2 f f . ; II, 196 f f . ; V I I I , 243 f. 3 3 7 ff4 1 2 f. Selbst das Meer wird verbrennen; A. J o h . 2 1 , 1). Die neue Welt k o m m t herauf (bereits J e s . 65, 1 7 ; A . J o h . 2 1 , 1). Als Offenbarungsliteratur — das ist eine äußere Gemeinsamkeit — arbeiten alle ausgiebig mit Zahlen- und Buchstabenrätseln 7 ).' * Diese a.ischen Anschauungen waren zur Zeit J e s u in Palästina bekannt. Im Urchristentum haben a.ische Hoffnungen einen nicht geringen Bestandteil des Glaubens a u s g e m a c h t 9 ) . Auch jüdische A.n w u r den eifrig gelesen, v o r allem Henoch und Daniel; so zitiert der Judasbrief (V. 1 4 ) die Henoch-A. Der apokryphe Barnabast r i e f v o m A n f a n g des 2. J h s . zitiert eine

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Apokalypse

a.ische Stelle sogar als Schriftwort. Jüdische A. wurden christlich überarbeitet, wie die Himmelfahrt Jesaia, das Testament der 12 Väter oder die Sibyllinen zeigen 10 ). Man hat bereits erkannt, daß hinter manchem der a.ischen Bilder ein Stück Astralmythus s t e c k t 1 1 ) . Freilich wird man nicht glauben dürfen, das sei der letzte Grund; denn diese astrale Mythologie ist doch zum größten Teil erst ein spätes Produkt, vor ihr liegt älteres Gut 1 2 ). Der Drache A. Joh. 12 war gewiß einmal ein mythisches Ungeheuer, ist dann zum Sternbild des Drachens geworden 13) und in einer Zeit, die so deutete, in die A. Joh. eingegangen. W u n d t Mythus u. Religion 3, 307 f. R G G . 1 s. v. ") Ebd. v. G a 11 BaotXsta xou 8-eou 1926, 265 ff. 81 ff.; R e i t z e s s t e i n Iran. Erlösungsmysterium 231. *) D i e t e r i c h Nekyia 225 ff.; N e c k e 1 Studien z. d. germ. Dichtungen v. Weltuntergang — Sitzungsber. d. Heidelberger A k . d. Wiss. Phil.-hist. Kl. 1918. 9. Bd. 7. Abhandig. St. 43 ff. Vgl. auch O 1 r i k Ragnarök. *) Ich folge B o u s s e t - G r e ß m a n n Religion d. Judentums im späthellenist. Zeitalter 1926, 242 ff., wo eine Fülle von Belegen gesammelt ist. Vgl. dazu die neutestamentlichen bei C. C 1 e m e n Neues Testament 90 ff. •) Vgl. dazu H. G r e ß m a n n Ursprung d. israelit.-jüd. Eschatologie 1905, 227 ff. ') B o l l Offenb. Joh. 20 ff. 26 ff. ») C. C 1 e m e n Neues Testament 90ff. 10) R G G . i , 530. " ) B o I 1 Offenb. Joh. 16 ff. Ebd. 125. ,3 ) Ebd. 98 ff. 2)

J)

2. A . i s c h e L i t e r a t u r 1 4 ) . Die wichtigsten j ü d i s c h e n A.n sind: Daniel (nach dem Kislew 168 und vor dem Kislew 165 geschrieben), äthiop. Henoch (zwischen—164 und —80 in Palästina mit späteren Einschüben), III. Sibylle um — 140 in Ägypten l s ), X I I Testament. Patriarch. (Makkabäerzeit), Adamsbuch (A. Mosis) (zwischen Herodes Tempelbau und 70), Ascensio Mosis (erste christl. Jahrzehnte), slav. Henoch (Palästina vor 70), Sibylle I, 1—138 und II, 6—44 (um 70), Sibylle IV (bald nach 79), IV. Esra (nach 70, Zeit Domitians), syr. Baruch (nach IV. Esra), griech. Baruch (bald nach 136), endlich unbekanntere jüd. A.n wie die Abrahams 1 4 ), das Buch Eldad und Modad 17 ), die Offenbarung des Elias (3. Jh.) 18 ). Die wichtigsten c h r i s t l i c h e n sind: Ascensio Jesaia (Einschub um 100, End-

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redaktion 3 . - 4 . Jh.) 1 9 ), Hirt des Hermas (Rom Mitte 2. Jh.), Sibylle VI. V I I . (Mitte 2. Jh.), V I I I . (vor 180), V. Esra (2. Jh. Abendland), V I . Esra (zwischen 120 und 300, griechisch), Offenbarung Petri (2. Jh. Ä g y p t e n ) c h r i s t l . Elias-A. (spätestens Anfang 4. Jh.), A. Pauli (um 380). Über die Stellung der A.n in der Kirche unterrichtet die Notiz im Kanon Muratori um 200: A., die des Johannes und des Petrus nehmen wir allein an, welche letztere freilich einige der Unsern in der Kirche nicht gelesen haben wollen; den Hirten aber hat ganz kürzlich, in unserer Zeit, Hermas geschrieben, während auf dem Stuhl der Stadt Rom als Bischof sein Bruder Pius saß, und deshalb darf er zwar gelesen, in der Gemeinde aber dem Volk nicht kundgetan werden 2 1 ). Heut anerkennt die Kirche die Offenbarung des Johannes oder die große, und die kleine A. Matth. 24 ( = Marc. 13 = Luc. 21, 5 ff.). " ) Übersetzungen der jüd. Apokalypsen bei E. K a u t z s c h Apokryphen u. Pseudepigraphen d. Alt. Test. 2 (1900), 177 ff. Vgl. ferner P a u l V o l z Die jüd. Eschatologie 1903. Ost und West Bd. 22. 23. Die christl.: C o n s t . Tischendorf Apocalypses apocryphae 1866, in Übersetzungen bei E d g a r Hennecke Neutestamentl. Apokryphen 1904; vgl. auch A R w . 15, 254 u. 8, 298; J o h . G e f f k e n Aus d. Werdezeit d. Christentums 1909. Die Datierungen folgen B o u s s e t - G r e ß m a n n 11 ff.; v. Gall 266 ff. " ) Vgl. ebd. 18. " ) N. B o n w e t s c h Die A. Abrahams 1897 = Stud. z. Gesch. d. Theol. u. Kirche I 1. ") B o u s s e t - G r e ß m a n n 46. " ) G. Steindorff Die A. des Elias 1899 in G e b h a r d t - H a r n a c k s Texten u. Untersuchungen N. F. II, H. 3 a. ") s. Antichrist I. ») Ztschr. f. neutest. Wiss. 14, 65 ff.; A R w . 15, 254; D i e t e r i c h Nekyia I ff. 214 ff. 227 ff. " ) H e n n e c k e 199.

3. Auch die antike Literatur enthält a.ische Stücke 2 2 ); aber die eigentlich endzeitlichen Momente treten zurück; der kleinste Teil des Weltenjahres ist erst vorüber (Cicero Somnium Scipionis 15 f.); der Traum vom Friedenskönig erscheint in panegyrischen Dichtungen (Vergil IV. Ekloge) 2 3 ). Typisch allein ist für die hellenistisch-römische Literatur die Schilderung der Hadesfahrt (Vergil, Aeneis VI) 2 4 ). Nach Dieterich bilden pytha-

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Apokalypse

goräisch-orphische Anschauungen für diese Schilderungen (und dann auch f ü r die Petrus-A. und Henochs Offenbarung) den Untergrund 25 ), während Bousset die Himmels- und Höllenreise der Seele aus dem Iran herleiten will 26 ), und über ihr Hervorgehen aus einer ekstatischen Praxis spricht. Die eigentlich a.ische Literatur, f ü r welche A. J o h . typisch ist, v e r s t u m m t im M A . ; die Paulus-A. um 380 scheint der letzte Ausläufer derselben gewesen zu sein **). Da wird wohl noch das Gericht geschildert, die Gewißheit, daß die Endzeit nahe sei, ist aber dahin; die Schilderung des Aufenthaltsortes der Seligen und Verdammten wie ihrer S t r a f e n nimmt den größten R a u m ein. Und diese, uns bereits aus den Hadesfahrten der antiken L i t e r a t u r bekannte Episode, wird charakteristisch f ü r das S c h r i f t t u m des MA.s. Bereits Minucius F e l i x im 2. J h . verwendet sie unter B e r u f u n g auf die poetae 28 ). F ü r die Zeit bis zur göttlichen K o m ö d i e hat man etwa 35 „ V i s i o n e n " dieser A r t ^ zusammengebracht, doch reicht diese A r t Literatur,wie Hans Engelbrechts „ W a r h a f f t i g e Geschieht v n d Gesicht v o m Himmel v n d der Hellen 1 6 4 0 " und,, Die Geschichte der Somnambule Philippine Demuth B ä u e r l e " (geb. 1 8 1 6 ) und ihrer Reisen in den Mond, die Sterne und die Sonne ausweisen, bis f a s t in unsere Zeit 30 ). Von A. wird man k a u m sprechen d ü r f e n ; einmal handelt es sich nur um e i n e Episode a.ischer Weltanschauung; dann aber wird man auch in Betracht ziehen müssen, daß A . n literarische Werke sind. J ü l i c h e r nennt die J o h . A. ein in der Studierstube gefertigtes K u n s t p r o d u k t 3 1 ) , Boll nennt a.ische Dichtungen stets kompilatorisch 32 ). Das können wirkliche Visionen natürlich nicht sein. Und wenn sich auch allmählich ein literarisches Schema ausbildet, so ist dieses doch, zu eng, ganz auf die Darstellung der Hadesf a h r t beschränkt, als daß man v o n A. sprechen dürfte. A m ehesten dürfte man noch die Aufzeichnungen der Hildegard von Bingen und der Elisabeth von Schönau hierher rechnen. Dennoch haben a.ische Schriften im MA. eine große Rolle

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gespielt. Die des J o h a n n e s hat nicht wenig zur Beunruhigung der Geister (vgl. Antichrist V) beigetragen 3 3 ). Die Geschichte ihrer Auslegung unterrichtet zugleich über die Art, wie man sie las 34 ). Auch apokryphe A.n waren bekannt; Heinrich von Hesler zitiert den verlorenen Sophonias, der „ e i n wissage w a s " 3 5 ) , Henoch scheint auf die „ V i s i o n e n " von E i n f l u ß gewesen zu sein 3 e ), die Paulus-A. ist seit dem 9. J h . b e k a n n t 3 7 ) ; J a k o b B ö h m e wie Paracelsus kennen den IV. E s r a 3 8 ) . Man beachtete die Vorzeichen (vgl. Prophezeiung), berechnete die Endzeit (s. unten), sprach v o n der letzten Schlacht (s. d.), v o m tausendjährigen Reich (s. d.) und jüngsten Gericht (s. d.). A m höchsten scheint die Angst im 16. und 1 7 . J h . gestiegen zu sein (vgl. Antichrist), als sich die Furcht in neuen a.ischen Gesichten entlud. Aus keiner Zeit sind mir so viele Berechnungen der a.ischen Zahlen und Zeiten bekannt als aus dieser, in der sich die Pansophen besonders mit derartigen Grübeleien abgaben 3 9 ). Neben solchen Rechenkünstlern wie Studion 40 ), A d a m Nachenmoser 4 1 ) stehen die a.ischen Visionen pansophisch infizierter Schwenckfelder 4 2 ), stehen die wirren Gesichte Kotters 4 3 ), Rischmanns 4 4 ) und die Schreiben J a k o b B ö h m e s 4 5 ) bis zu den Prophezeiungen des Braunschen Michels (geb. 1730) 4 6 ). Sie alle reden eben aus der Angst v o r m Ende heraus, sehen das Gericht, ihnen werden die Heimlichkeiten Gottes gewiesen und die zukünftigen Dinge. Die Prognostica Lichtenbergers von 1498 wie die in einem K a r thäuserkloster gefundenen magischen Figuren müssen, lehrt Paracelsus, ihre Auslegung in der A. J o h . haben, wie diese in den Propheten 47 ). F ü r die Pansophen und Anhänger des Paracelsus fiel Theologie und „Philosophie" = Naturerkenntnis zusammen. Gott enthüllte sich in der Natur. Ihre Schriften erscheinen deshalb oft als A.n, wie etwa Gutmans „ O f f e n b a r u n g himmlischer Maj e s t ä t " **), oder die Paracelsus zugeschriebenen alchymischen B ü c h e r : Apocalypsis spiritus secreti Theopras: paracelsi, Apocalypsis Hermetis, Theophrasti

546

Apokalypse

S45

Apocalypsis de spiritu occulto, Apocalypsis D. D. Theophrastj Germanj Wider die müessigen ständt vndt falsche Aposteln 49 ). " ) N o r d e n Aeneis V I . 1903, 3 f »>) K a m p e r s in MschlVk. 1 7 , 1 3 7 ff.; B o l l Offenb. Joh. 12 f.; D i e t e r i c h Nekyia 3 3 N r 2. " ) D i e t e r i c h Nekyia gibt die Geschichte dieser Literatur. Vgl. auch R e i n a c h im A R w 9, 3 1 2 ff. Über die Vorläufer Vergils ebd., die Nachahmer = G. E t t i g Acheruntica 3 6 0 f f . " ) D i e t e r i c h Nekyia 225 ff. 2 1 7 ff. 2 1 7 N r 3. ««) A R w 4, 1 5 5 ff. «) C. F r i t z s c h e Die lateinischen Visionen des Mittelalters bis zur Mitte d. 12 Jhs. = Roman. Forschungen 2, 2 5 6 ; L i e b r e c h t Gervasius 89 ff. M ) Octavius c 35 = D i e t e r i c h Nekyia 160. Roman. Forsch. 2, 245 ff. und 3, 337 ff. Vgl. die Ergänzungen bis auf Dante bei N o r d e n 9 f . W. Gerard, Berlin, s. a. 31 ) P a u l y - W i s s o w a s . v . 32 ) Offenbar. Joh. 4. Vgl. W u n d t Mythus u. Religion 3, 304 f. 306. 33 ) Vgl. auch D ö l l i n g e r im Histor. Taschenbuch V . F . 1, 259 ff. u. W a d s t e i n in Ztschr. f wissensch. Theol. 38, 5 3 8 ff. " ) W i l h . B o u s s e t Offenb. Joh. 1906, 49 ff. " ) K a r l H e l m 1907. Vers 1 8 3 7 3 f. 3a ) Das sah bereits F r i t z s c h e : Roman. Forschungen 2, 2 5 2 f. 3 1 ) Ebd. 2, 256. 3S ) P e u c k e r t Leben Jak. Böhmes 1924, 1 0 1 . 39 ) Vgl. P e u c k e r t Rosenkreutzer 1927. 40) Ebd. 41 ) E b d . " ) Ebd. Vgl. auch P e u c k e r t Leben Jak. Böhmes 1924, 2 f.; d e r s. Schlesien 7 1 . " ) A r n o s C o m e n j u s Lux e tenebris 1. I. 44 ) P e u c k e r t Schlesien 7 2 f. und K ü h n a u Sagen 3, 524 ff. " ) P e u c k e r t Leben Jak. Böhmes 1924, 6 f. " ) D e r s. Schlesien 7 1 f. " ) P a r a c e l s u s Liber Philosophiae de arte praesaga. ed. Huser 1590, B d . 9 , 1 1 0 f. M ) P e u r k e r t Rosenkreutzer 1 9 2 7 . 4S) K a r l S u d h o f f Versuch einer Kritik d. paracels. Schriften 2, 733. 7 5 1 . 760 f.

4. A.ische V o r s t e l l u n g e n im n o r d i s c h e n M y t h u s . Man hat längst die Beobachtung gemacht, daß Vorstellungen der J o h . A. im Nordischen wiederkehren; das ist besonders an der Völuspa aufgefallen. E. H. Meyer sa ) erklärte das vor allem aus dem Einfluß mittelalterlicher Predigtliteratur (wie etwa des Honorius von Autun Elucidarius), in die a.ische Vorstellungen aufgenommen worden waren. Olrik glaubte den Weg christlicher Vorstellungen über Irland nach dem Norden feststellen zu können s l ) . Gewiß mag manchmal die irische Überlieferung von Einfluß gewesen sein; aber diese Wanderungen liegen zeitlich doch zu spät. Neckel hat m. E. ganz einwandfrei eine Nordwanderung a.ischer Vorstellungen v o r der Wikingerzeit nachgewiesen 52 ). Bächtold-Stäubli,

Aberglaube I .

Wie im 1. J h . ein römischer Ritter die Bernsteinstraße wanderte, wanderten Geräte, Waffen, Gold und geistige Vorstellungen nach dem Norden. Die übermittelten Vorstellungen haben ein durchaus christliches Gepräge; ich halte deshalb die a.ische christliche Literatur, nicht die hellenistische Astralreligion, f ü r den Ausgangspunkt; nicht aus dieser strahlte nach Norden und Süden a.isches Gut aus, die zeitliche Aufeinanderfolge muß 1 . hellenistische Astralreligion, 2. A., 3. nördliche A. gewesen sein s s ). Auch nach Süden sind a.ische Ideen gewandert: ,,le Coran est une Apocalypse" S 4 ). 50 ) Völuspa 1880, 41 ff ; Mythologie d Germanen 1903, 434 ff.; Germ. Myth Register s. v. 51 ) Ragnarök 1922, 1 2 7 ff u. K a h l e im A R w . 9, 64 ff. " ) Stud. z. d. germ. Dichtungen 63 v. Weltuntergang. Sitzb. Heidelb 9. ) So scheint mir die Folge S c h r ö d e r Germanen54 tum 21 f. zu ändern zu sein. ) P. C a s a n o v a Mohamed et la fin du monde 68; B e r t h o l e t Lehrb. d. Religionsgesch. 1 (1925), 7 3 5 .

5. D i e A. i m Volksglauben. Eine mythengeschichtl. Durchsicht der Joh.-A. fördert reiche Ergebnisse zutage. Hier kann nur Einzelnes angedeutet werden. 1. Michael als Drachentöter c. 12. Vgl. Michael «). ") L i p p e r t

Christentum

500 f.

2. Der „ D r a c h e " c. 1 2 ist nach manchen das Urbild für die Drachengestalt der Volkssage 5 8 ). Vgl. Drache. " ) Ebd. 492.

3. Das a.ische Tier c. 13 = Nero; vgl. Antichrist I. I I I . 4. Die 24 Altesten c. 4, 4 wurden Anfang des 15. J h s . in Obersteiermark an Donnerstagen abergläubisch verehrt. Man hielt sie f ü r eine besondere Klasse von Heiligen und glaubte, Gott halte an den Donnerstagen der Quatember mit ihnen R a t , was im nächsten Quartal geschehen soll, wer sterben solle, wer Glück oder Unglück haben werde 58). w ) Ztschr. kath. Theol. 15, 1 7 ff.; Ztschr. f. Kirchengesch. 1 3 , 473.

5. Die Anfangsworte der Joh.-A. wurden in Segen und Beschwörungen zitiert 8 0 ). Ebenso verwendete man die A. im Wetterzauber 6 1 ). 18

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Apokalypse

P r a d e 1 Gebete 316. 321. Vgl. auch M a n s i k k a Über russ. Zauberformeln 1909, 34 ff. 43- 55- 59- 66. *') Korrespondenzbl. d. Ges. f. Anthropologie 27, 113, nach J. B o i s Satanisme 382.

6. Die wichtigste Rolle spielen die bibl. A.n in Notzeiten. Dann werden endzeitliche Hoffnungen und Ängste wach. Man versucht sich in Berechnungen. Schon die Dichter der A . haben sich j a mit derartigen Berechnungen beschäftigt, gar die ihrer Vorgänger zu lösen versucht, wie etwa Daniel 9 sich mit J e s . 29, 10 abgibt 8 2 ). Gebräuchlich ist eine Zeitangabe von 70 Wochen (ebd.) 63 ), eine solche von 6000 + 1000 J a h r e n = eine Weltwoche (Aion) nach Ps. 90, 4 auf Grund einer älteren rabbinischen Berechnung, die 2000 J a h r e f ü r die Zeit von der Schöpfung bis zum Gesetz, 2000 J a h r e unterm Gesetz und 2000 J a h r e der Gnade kannte 94). Dieser Aion selbst wird eingeteilt in vier Zeiten von j e 3000 Jahren (Dan. 2; IV. Esra 12, Ii); das goldene, silberne, eherne und eiserne Zeitalter M ), oder in sieben Z e i t e n M ) ; hierher gehören wohl auch Daniels und Johannes (A. 12, 14; Dan. 7, 25) 42 Monate (A. 13, 5), 1260 (A. 12, 6) oder 1290 Tage (Dan. 12, 1 1 ) . Endlich teilt IV. Esra 14, 1 1 den Aion in 1 2 Teile, von denen 9% vergangen sind 6 7 ). (Vgl. Weltzeitalter.) Eine Übersicht über die Auslegungen, welche die Zahlen der bibl. A. erfuhren, — man wird noch 1300 (Dan. 8, 14), 1 3 3 2 (Ascensio Jes. 4, 12 = 4, 14) und 1 3 3 5 (Dan. 12, 12) zufügen dürfen — hat Bousset gegeben 6S). Es sei nur erwähnt, daß, nachdem die eschatologischen Erwartungen der beiden ersten Jahrhunderte verflogen waren, die Angst etwas nachließ. Ums J a h r 1000 ist — entgegen einer landläufigen Meinung — die Beängstigung nicht besonders groß gewesen; dagegen hat Abt Joachim von Floris das J a h r 1260 als Erfüllung der Weissagung A. J o h . 12, 6 ansehen wollen, und die Geißlerzüge waren die Reaktion auf seine Prophezeiung 49). Um 1600 wieder, als nur noch wenige J a h r e bis zum J a h r e 6000 der jüd. Zeitrechnung blieben, stürzte man sich in derartige Berech-

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nungen w ). Die ausführlichsten im 17. J h . hat wohl Bengel angestellt 7 1 ). 62 ) B o l l Of/enb. Joh. 23 f f ; BoussetGreßmann 246. " ) Ebd. 247. M) J o h . K l a u s n e r Messian. Vorstellungen d. jüd. Volkes. 1904 28ff. 0 5 ) B o u s s e t - G r e ß m a n n 246. ••) Ebd. 247. •') Ebd. Nr. 1. «) Offenb. Joh. 49 ff.; B e n g e 1 ErkL Offenb. Joh. 1099 ff. 1135 ff.; vgl. S c h i n d l e r Aberglaube 94 ff. ,8 ) Vgl. darüber S a l i m b e n e v. P a r m a in den Geschichtschr. d. deutsch. Vorzeit 94. ®°) P e u c k e r t Rosenkreutzer 1927. ") J o h . A l b r e c h t B e n g e l Erklärte Offenbarung Johannis 1746', 96 ff., 1059 ff.

7. Ich habe als Kind adventistische Schriften kennengelernt, in denen die „Vorzeichen" Matth. 24 auf historische Geschehnisse gedeutet wurden; sie erregten im Landvolk große Bestürzung. Ähnliches versucht nach dem Kriege die „Vereinigung ernster Bibelforscher", die dem Sturz des Gotenreiches i. J . 539 (?) 1260 J a h r e zuzählt, um zum J a h r e 1799, der Zeit des Endes, zu kommen. Zählen sie die danielischen 1 3 3 5 J a h r e zu, gelangen sie zum J a h r e 1874, in dem des Herrn zweite Gegenwart fällig ist. 3 y2 J a h r e als Zeit seines Wirkens werden zugezählt, so kommt man auf 1878. Dann beginnt die Ernte, die 40 J a h r e dauern soll (entsprechend J e s u Lehrzeit und der Zeit der jüd. Ernte 3 3 — 7 3 nach Chr.); so kommt man auf 1 9 1 8 72 ). Ähnliche Berechnungen waren im Weltkriege üblich 7 3 ); ich bin selbst Zeuge gewesen, wie man in den Walddörfern des Isergebirges aus Dan. 12, 12 den Friedenstag ergrübein wollte: wohl dem, der erreicht 1 3 3 5 Tage. Im Weltkriege — und deutlicher noch nach ihm — hat man die A . J o h . wieder als historische Weissagung auszubeuten versucht. Das ist in öffentlichen Vorträgen: „ D a s Geheimnis des Jahres 1924, Deutschlands Wiederaufstieg; das Ende des Tieres", ebenso wie in Schriften geschehen. So wird 10, 6 „es wird keine Zeit mehr sein" durch Einsteins Relativitätstheorie als erfüllt angesehen; c. 1 3 , 13, das 2. Tier, das Feuer vom Himmel fallen läßt, ist die exakte Wissenschaft, die den Blitzableiter e r f a n d 7 4 ) ; c. 16 behandelt die gegenwärtige Zeit. Derartige Literatur findet sich häufig in Händen religiös gesinnter Arbeiter und Landleute,

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Apollinaris—Apollo

die sie vor ihren Geistlichen verbergen, weil sie empfinden, daß diese dergleichen ablehnen. ™) J. F . R u t h e r l o r d Die Harfe Gottes (1922?), 2 2 4 « . »») MschlesVk. 20 (1918), 6 0 f . ; v g l . Z f r w V k . 15, 133. " ) E . S c h l e g e l Die Geheimnisse der Offenbarung. Symbolik der Ap. Joh. (1922), 28 f f . 48 f.

8. M ä r c h e n m o t i v e i n d e n A . n . Bereits K a u f f m a n n hat das Märchen der volkstümlichen Visionsliteratur zuweisen wollen, einer den A . n eng benachbarten G a t t u n g 7 5 ) . Eine Zusammenstellung der die A . berücksichtigenden Märchen des A . T. hat Gunkel gegeben 7 S ). Sie sei f ü r die neutestamentliche A. ergänzt; ich berücksichtige dabei Ascensio Jes., V . Esra, P e t r u s - A . , Hirt des Hermas, christl. Sibyllinen und A . Joh. — M ä r c h e n w a n d e r u n g : A . Petri, Asc. Jes., PaulusAp. Fabelwesen: A . Joh. 13; 12, 9. Hirt d. H. 4. Vision. Märchenland mit Lebensb a u m und Lebenswasser (vgl. auch I): A . Joh. 22, 1 f . ; V . Esra 2, 12. 19. Hinter sieben Rosenbergen: V . Esra 2, 19; A . Petr. 15. Märchenstadt: A . Joh. 21, 2 ff. W ä c h t e r an Himmelspforte; Losungsw o r t : Asc. Jes. 10, 24. Märchenberge: Hirt des Hermas 9. Gleichnis. Märchenj u n g f r a u e n ebd. W e i ß wie Schnee, rot wie Rosen: A . Petr. 9. Jungfräuliche S c h w a n g e r s c h a f t : Asc. Jes. 1 1 ; schwanger durch A n h a u c h e n : Sibyll. 8, 462. Geburt ohne Schmerzen: Asc. Jes. I i , 9. Sonne still stehen lassen: Sibyll. 5, 228. Finstre W e l t : Sibyll. 7, 142. Tote Zweige grünen aus: Hirt d. H., achtes Gleichnis. T ü r öffnet sich unsichtbar: Asc. Jes. 6, 6. Zaubrische B l i n d h e i t : Asc. Jes. I I , 24. K ö n i g v e r k l e i d e t : Asc. Jes. 10, 7 — 1 1 , 32. Name u n b e k a n n t : Asc. Jes. 9, 6. Dämonische Frau im B a d erblickt: Hirt d. H. Eingang. Frage vergessen: ebd. 9. Gleichnis. Ewiger K a m p f zwischen Engelsheer und Dämonenheer in der L u f t : Asc. Jes. 7, 9 ff. Sand v e r s c h ü t t e t ein L a n d : Sibyll. 7, 104 f. Unter Eis versinken: Sibyll. 7, 107. Das Verzeichnis ist noch zu vervollständigen. " ) A R w . 15, 625 f. = Festskrift tili H . F . Feilberg 421 f f . » ) G u n k e l Märchen Register unter „ A p o k a l y t i k " . Peuckert.

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Apollinaris, hl., erster Bischof v o n R a venna, um 75 gemartert, Fest 23. Juli. Seine Reliquien ruhen in Classe, der H a f e n s t a d t Ravennas, wo sie 1173 noch unversehrt aufgefunden wurden. Die Überlieferung, seine Gebeine seien 1164 auf den Berg bei Remagen a. R h e i n (Apollinarisberg) übertragen worden, ist daher unhaltbar. Die Remagener A . kirche kann nur Überreste eines andern Heiligen gleichen Namens besitzen *). Der A . b e r g bei Remagen, vorher Martinsberg, bzw. die A.kirche (Martinskirche) dort, wurden vielbesuchte Wallfahrtsstätten 2 ). Hier wird A . gegen Gicht angerufen. In Franken (Bayern) gilt er als Fürbitter gegen Steinkrankheit 3 ). A n Fallsucht Leidende lassen sich mit dem H a u p t des Heiligen berühren. A l s Opfergabe brachten solche früher so viel „ Ä h r e n " , als ihr Gewicht b e t r u g 4 ). ') K o r t h Die Patrocinien im Erzbistum Köln 23—25; K ü n s t l e Ikonographie der Heiligen 8 9 — 9 0 ; N i e d Heiligenverehrung 60. *) Ä g . M ü l l e r Das hl. Deutschland 2, 304 ff. 3) L a m m e r t 258. 4) R e i n s b e r g - D ü r i n g s f e l d Das festliche Jahr 214. Wred$.

A p o l l o , der griechische Gott, ist durch die Epen, in denen er neben T e r v i g a n t Mahmet und K a h ü n als sarazenischer Götze genannt wird 1 ), in den Volksglauben übergegangen. A l s bösen Geist nennt man ihn auch „ p h y t o n e m appollinem" 2 ). P y t h o n , der v o n Apollo getötete Drache, wird später zur Bezeichnung eines Wahrsagegeistes oder Dämons, z. B. Lev. 20, 27; Deut. 18, 1 1 ; I. Sam. 28, 7; A c t . 16, 16, w o die V u l g a t a p y t h o n hat. Plütarch, de def. odac. 9: lYfaoTpi|i696-ü>va£ TtpoooYopcfloilivoui und Pseudo-Clement. hom. 9, 1 6 : nöftamc Havxt'jovxai, dXX' 6(J»* Y)|iü>v 4) Ebd. 50. ») Ebd. 58. Ausdeutungen dieses Monatszeichens bei N o t k Festkalender 245 ff. " ) W e i n h o 1 d a. a. O 40. ") B o l t e - P o l l v k a 1, 107. Vgl. AnSpr. 98, 82; 100, 149; K ö h l e r Kl. Sehr. 1, 38°-

2. In diesem Monat kommt dem i . A . eine ganz besondere Stellung als N a r r e n t a g zu. Wenn wir auch die A.s c h e r z e ausdrücklich erst 1631 auf deutschem Boden belegt haben 19), so scheinen sie doch ein sehr hohes Alter zu haben, da sie in der ganzen idg. Welt bekannt sind 20). Über den U r s p r u n g der Sitte gibt es verschiedene Vermutungen: I. Das veränderliche und trügerische A.w e 1 1 e r soll den Anlaß gegeben haben 21 ). Doch finden sich die A.scherze auch in Ländern, wo im A. beständiges Wetter herrscht 22). 2. Es sei eine Erinnerung an das Herums c h i c k e n des H e r r n v o n Pont i u s z u P i l a t u s 2 3 ) , das am 1. A. gewesen sein soll 24). Damit aber stimmt schlecht zusammen, daß man bei diesem Brauch dumme und einfältige Leute herumschickt. 3. Da der Tag als der Geburtstag des Judas gilt, sei vielleicht die anfängliche Meinung, man müsse vor allerhand Schaden auf der Hut sein, später zur Vornahme von Schabernack mißbraucht worden 25 ). 4. Es sei aus dem Narrenfest der Römer, den Q u i r i n a l i a, entstanden 28 ). 5. Es gehe auf das alte i n d i s c h e H u 1 i f e s t zurück 27). 6. Auf dem Reichstag zu Ausgburg (1530) sei, um Ordnung in das Münzwesen zu bringen, ein besonderer M ü n z t a g für den I. A. festgesetzt worden. Dieser 1. A. war dann das Ziel großer Spekulationen. Und als der Münztag nicht stattfand, verlachte man diese Spekulanten, und der I. A. wurde seit dieser Zeit Feiertag der Narren M ). 7. Zusammenhang mit dem Beginn des neuen Jahres A m meisten leuchtet ein, wenn man hier den Rest eines Frühlings-

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April

b r a u c h e s sieht w ) , der so den Narrenbräuchen der Fastnachtszeit zur Seite steht. Es äußert sich darin die ungebundene Fröhlichkeit, welche alle Menschen bei Beginn des Frühlings (s. d.) ergreift. Im besondern aber vertritt der A.narr, den man hinschicken kann, wohin man will, gewissermaßen den absterbenden, machtlosen Winter, mit dem der seine Herrschaft antretende Sommer tun kann, was er w i l l 3 1 ) . U n d wenn ein H a u p t merkmal der A.scherze Täuschung e n sind, so h a t man auf Beispiele der Mythologie hingewiesen, die z u m Teil auch erkennen lassen, daß es sich u m einen kultischen Frühlingsbrauch handeln dürfte, der auch in den Quirinalia und dem indischen Hulifest zugrunde liegt. Es wird erinnert an die T ä u s c h u n g des Kronos durch R h e a - K y b e l e , die dem K i n d e r fressenden G a t t e n statt des neugeborenen Zeus einen in ein Ziegenfell gewickelten Stein darbot, dann an die T ä u s c h u n g des Winterriesen T h r y m in der E d d a durch Thor, der als F r e y a verkleidet ihm naht, und insbesondere an das Täuschfest, das der Venus zu Ehren im Frühling gefeiert wurde. Der Venus w a r j a auch der 1. A . geweiht, und sie führte davon den Beinamen Aprilis. A u c h der N a m e der indischen Liebesgöttin Maja, der Gemahlin der Brahma, hat die Bed e u t u n g v o n „ T ä u s c h u n g " 32 ). Es ist auch möglich, daß dieser alten A.feier, die heute mehr oder minder zu einem K i n d e r b r a u c h geworden ist, ursprünglich, wie anderen Frühlingsbräuchen (s. Weibermonat), eine erotische Grundlage z u k a m . A.scherze, meist in der Form des „ I n den A . s c h i c k e n " , sind i m ganzen deutschen S i e d l u n g s g e b i e t d a h e i m 3 3 ) . Bei den Flämen heißt der I. A . deswegen auch „Versendungst a g " 34)> ' n E n g l a n d wird er »Allfools Day« (Aller Narren Tag) genannt und das A . s c h i c k e n mit Dmaking an April fooh (einen A.narren machen) bez e i c h n e t 3 5 ) . Besonders beliebt sind die A.scherze in A m e r i k a 3 e ) . In F r a n k r e i c h spricht m a n v o m A . f i s c h und heißt den G e f o p p t e n wie auch den Streich, den man spielt, poisson d'Avril. Diese Be-

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zeichnung ist auch bei den anderen romanischen Völkern, besonders in Italien (II pesce d'aprile), üblich geworden 37 ). Man hat sie auf verschiedene A r t zu e r k l ä r e n v e r s u c h t M ) . Wahrscheinlich entspricht dieser A.fisch dem deutschen A . k a l b , A.ochse u. a., soll also ein dummes Tier bezeichnen. Dabei spielt aber sicher auch der Vergleich mit zwischen dem dummen Fisch, der sich mit Angel oder N e t z fangen läßt, und dem A.narren, der ebenfalls auf den Leim gegangen ist. D a ß unser A . b r a u c h aus Frankreich stammt 3 9 ), ist wenig wahrscheinlich, weil wir dann doch mit der Sache auch den Namen übernommen hätten. Dagegen haben ihn die T s c h e c h e n sicher von den Deutschen übernommen, weil sie die W e n d u n g gebrauchen „ j e m a n d e n in den A . s c h i c k e n " (posilati nekoho Aprilem)10), während sie sonst den Monat duben (Eichenmonat) nennen. A u c h die Schweden41), L i t a u e r , Polen42), Portugies e n 4 3 ) kennen den A.brauch, den S ü d s l a w e n ist er unbekannt A u c h bei den R u s s e n scheint zu Beginn des 18. Jhs. der 1. A . als Narrentag g a n z unbekannt gewesen zu sein, und Peter I. h a t es sehr übel aufgenommen, als der aus Danzig stammende Theaterdirektor Joh a n n K u n s t sich mit ihm und d e m T h e a terpublikum am 1. A . 1705 einen allerdings sehr einfältigen A.scherz erlaubte 45 ). In den A . werden natürlich meist nur e i n f ä l t i g e P e r s o n e n und unverständige K i n d e r geschickt. So h e i ß t es in einem Reimsprüchlein: Man schickt am 1. April Den Ochsen, wohin man will; O f t auch am 1. Mai Den Ochsen in das Heu. Schickt man ihn nah, Ist er gleich wieder da; Schickt man ihn weit, So wird er gescheit 4 ').

Im Nahetal sagt m a n : Wer auf Narren hoffend blickt. Der wird in den April geschickt 4 ').

Es gibt verschiedene A r t e n von A.s c h e r z e n : 1. Man s c h a u t oder z e i g t irgendwohin. L ä ß t sich ein A n wesender verleiten, dasselbe zu tun, so ist er der A . n a r r

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April

2. Man macht dem andern das G e s i e h t s c h w a r z oder w e i ß oder h ä n g t ihm etwas hinten an die K l e i d e r , z. B. Papierpuppen, Heringe aus P a p p e u. a., wie es besonders die Friesen und Holländer lieben 4 9 ) (s. anhängen). In Lissabon werden Vorübergehende mit Wasser bespritzt, oder es wird ihnen Pulver ins Gesicht geblasen 3. Man schreibt s c h e r z h a f t e B r i e f e , etwa einen mit dem Inhalt: Hätt'st du den Brief nicht aufgemacht. So würd'st du auch nicht ausgelacht 61).

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zutreiben werde, auffangen sollen. Dies geschieht meist abends, und die Veranstalter entfernen sich in der Dunkelheit und lassen die A n g e f ü h r t e n so lange stehen, bis sie selbst die Fopperei merken M ). Der S p o t t n a m e des Angef ü h r t e n lautet gewöhnlich A . n a r r 8 9 ) , im Saterland A . s g e c k w ) , a m Rhein A p r e l s j e c k 7 1 ) , was mit dem englischen gock v e r w a n d t ist. In Nordengland sendet man die Opfer von Haus zu H a u s mit einem Brief, in welchem s t e h t :

4. E s wird die N a c h r i c h t verOn the first day of April b r e i t e t , daß da oder dort e t w a s BeHunt the gowk another mile "). sonderes geschehen oder zu sehen sei. Im Anschluß daran wollte man den A . Solche A.scherze bringen auch manche brauch auch auf die Sitte z u r ü c k f ü h r e n , Z e i t u n g e n in der N u m m e r v o m 1. A . den K u c k u c k bei seinem ersten Erscheioder in der vorausgehenden A b e n d a u s nen aufzusuchen und v o n Ort zu Ort zu gabe 52 ). verfolgen 73 ). Sonst erhält der A n g e f ü h r t e 5. A m häufigsten aber ist das „ I n den Tiernamen, er wird mit dem E s e l verA . s c h i c k e n " mit unmöglichen glichen M ) und A . b o c k 7 5 ) , A . k a 1 b 7«) Aufträgen. Es ist, meist aus der oder A . o c h s e 7 7 ) genannt, ebenso wie A p o t h e k e , zu holen: K r e b s b l u t oder man in der Schweiz die bei den gleichen M ü c k e n f e t t 53 ), Stecknadelsamen M ), DuFebruar- und Märzbräuchen G e f o p p t e n katensamen 6S ), Büberlsamen, zwei Ellen Hornibock und Merzafülli (s. März) S6 Baß, Gicht- und Gallzwicken ), Ipitum nennt 7 8 ). Der Name A.ochse d ü r f t e bloße (Ich bin dumm) um einen K r e u z e r 87) Ü b e r t r a g u n g v o m Mai- oder PfingstochPuckelblau M ), rosagrüne Tinte, ein grasen (s. d.) sein 7 i ). Eine solche Über5 9 des Häkchen, gedörrter Schnee ), get r a g u n g v o m Pfingstsonntag liegt ebenhackte Flohbeine, K u c k u c k s ö l , f ü r einen falls vor, wenn auch der am I. A . zuletzt 6 0 P f e n n i g O h w i e d u m m ) , ein hölzerner Aufgestandene eirven S p o t t n a m e n erhält Holzschlägel, schwarze K r e i d e 8 1 ) , ein I und im Allgäu A . s t i e r genannt wird 8 0 ). Sonnenbohrer oder Nebeltrenner 8 2 ), geIn den Spottnamen A . b o c k oder A . k a l b sponnener Sand, Kieselsteinöl 63 ), Mystieinen tieferen Sinn zu suchen, e t w a einen M fit ) u. a. Studenten lassen sich auch für Z u s a m m e n h a n g mit dem bei Fastnachtsfünf Pfennige »mens« holen 8 5 ). Bei Naumzügen mitgeführten B o c k 8 1 ) oder gar gold in W ü r t t e m b e r g schickt man die einen Dämon des neuen Jahres 8 2 ), geht K i n d e r in die Häuser mit einem Zettel, zu weit. auf dem steht: Ist der A.scherz gelungen, so wird der Aprilenbot, Aprilenbotl A n g e f ü h r t e nicht allein als A.narr u. a. Schick den Narren weiter. verspottet, sondern es werden ihm auch Gib ihij» auch ein Stücklein Brot, Daß er net vergebens goht ••). eigene S p o t t r e i m e zugerufen. A m bekanntesten ist: In Schlesien schickt man z u m N a c h b a r um den Windsack, worauf ein mit Stroh Heut' ist der erste April, gefüllter und mit Steinen beschwerter D a schickt man die Narren hin, Wo man hin w i l l " ) . S a c k übergeben wird *'). E b e n d a ist auch Oder: das H i l t p r i t s c h e n f a n g e n übAngeführt, lich. Man stellt die L e u t e mit einem S a c k Mit Butter geschmiert, auf das Feld unter der Angabe, daß sie darMit Käse geleckt. in die Hiltpritschen, welche man ihnen Hat's gut geschmeckt M ) ?

April

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Oder: Oder:

Aprella-Narr! Hätsch net g'schaut, Wärscht ke Narr , ä ). April, April, De K a t t schitt, wat se •will 8 '). Angeführt mit Löschpapier, Morgen kommt der Unteroffizier Mit der Peitsche hinter d i r " ) .

Oder auch kurz „ A n g e f ü h r t mit Löschpapier" M ). Zuweilen gibt es auch eine E n t s c h ä digung des Gefoppten. Er kann auf Kosten dessen, der ihn in den A . geschickt hat, Wein trinken 8 9 ) oder sich im Wirtshaus oder beim K r ä m e r schadlos halten 9 0 ). Der A.scherz kann auch in U n f u g ausarten und dann leicht schwere Folgen nach sich ziehen. In einer ungarischen S t a d t brachten sich zwei Frauen, Mutter und Tochter, ums Leben, weil ihnen jemand am 1. A . aus Budapest geschrieben hatte, daß ihr dort eingerückter Sohn, bzw. Bruder, vom Kriegsgericht zum Tode verurteilt worden sei, weil er abgetretene Absätze t r a g e 9 1 ) . V o m 1. A . wurden solche Scherze auch auf den 30. A . übertragen 92 ), ferner auf den 1. M a i 9 3 ) ( s . d . ) und sogar auf den 3 1 . M a i (im St. Gallischen Taminatal auch im Februar und März) 94 ). In Schwaben heißen die am 1. und 3 1 . Mai Angeführten Maigänsle 95 ). " ) ZfVk. 1 5 (1905), 127 = Reuschel Volkskunde 2 , 5 6 ; W o s s i d l o Meckl.3, 4 1 1 . ^ H . H u n g e r l a n d in Ns. 1921, Nr. 14, 305 f. = H o o p s Sassenart 57; W a n d e r Sprichw. 1, 1 1 4 . 21 ) R e i n s b e r g Böhmen 162; J o h n Erzgebirge 196; W u t t k e 85 § 100; A 1 b e r s Das Jahr 142 f. " ) H o o p s Sassenart 57. I3 ) R e i n s b e r g Böhmen 162; J o h n Erzgebirge 196; A l b e r s Das Jahr 143. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 214. *6) R e u s s c h e l Volkskunde 2, 56. *) R e i n s b e r g Böhmen 162. " ) N o r k Festkalender 265 = A 1 b e r s Das Jahr 143 f.; vgl. R e i n s b e r g Festjahr 94. " ) Volkskalender 1873 (Solothurn) 19. ») DWb. 1, 538; vgl. „in die Kaienden schicken"; Franscini Der Kt. Tesstn (1835) 2 5 2 D r e c h s l e r 1, 104 f., 31 J o h n Erzgebirge 196. ) vgl. ZfVk. 8 (1898), 253. 3 J ) N o r k Festkalender 262 ff.; H o o p s 83 Sassenart 57 f. ) ( K e l l e r ) Grab d. Abergl. 5, 440; R o s e g g e r Steiermark 242 ff ; L e o p r e c h t i n g Lechrain 168; Schweiz.Id. 1 ,

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364; B a u m b e r g e r St.Galler Land 1 7 7 ; Messikommer 1, 1 1 5 ; Stauber Zürich 2 , 1 6 8 ; K a p f f Festgebräuche Nr. 2, 10; F i s c h e r Schwäb.Wb. 1, 299 f. ; S e p p Religion 70 f. ; P o l l i n g e r Landshut 213; B r o n n e r Sitt und Art 148 f. ; K ü c k und S o h n r e y 97 f.; B e c k e r Frauenrechtliches 75; W r e d e Rhein. Volksk. 189; B a r t s c h Mecklenburg 2, 2 1 4 ; H a n d t m a n n Brandenburg 232 f.; Schulenberg Wend. Volksthum 140; Urquell 4 (1893), 103; K n o r t z Streifzüge 49 ff. ; F o n t a i n e Luxemburg 41 ff.; d e C o c k Oude Gebr. 176 (mit zahlr. Parallelen). Weitere Lit. s. S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 167, 287; dazu F r a n z W i c h m a n n Die Entwicklung der A prilscherze (Allg. Zeitung vom 4. 4. 1920. 127). 81 ) R e i n s b e r g Festjahr 93. 36) E b d . ; H a z l i t t Faiths 1 , 1 2 ; H e n d e r s o n North. Count. 92 ff ; H o n e Every-Day Book 1,409; 2.486; H o o p s Sassenart 58. 3t ) H o o p s a. a. O. 3 ') Tradition 10 (1900), 97 ff.; Volkskunde 12, 175; RTrp. 15, 1 8 1 ; G i u s e p p e P i t r è II pesce d'aprile (Palermo 1891) und Curiosità dt usi popolari. Catania 1902; G u b e r n a t i s Tiere 194; 39 ) Vgl N o r k Festkalender 266 = A 1 b e r s Das Jahr 144; F o n t a i n e Lux. 41 ; H a z l i t t Faiths 1, 1 2 ; H o n e Year Book 2 0 1 ; B r a n d Pop. Ant. 1 (1841), 76 ff ; M ü l h a u s e 1 4 1 . 3e) R e u s c h e l Volkskunden, 56. 40) R e i n s b e r g Böhmen 162. " ( H o n e Every-Day Book 1, 412; 2, 486 = B r a n d Pop. Ant. 1 (1841), 77. 42) T e t z n e r Slawen 80, 490. ") B r a g a O povo portuguez 2, 266. " ) Urquell 2 (1891), 147. " ) S t e r n Rußland 1, 411 "(Drechsler 1, 105. " ) ZfrwVk. i9°5. 3 ° ° - " ) Böhmerwald (Verf.). " ) R e i n s b e r g Festjahr 94 = A 1 b e r s Das Jahr 142. 50 ) N o r k Festkalender 263. " ) J o h n Erzgebirge 195; vgl. S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 167. m) Vgl. A 1 b e r s Das Jahr 142. " ) E n g e l i e n u. L a h n 232; K u h n und S c h w a r t z 3 7 5 ^ . 2 8 ; J o h n Oberlohma 149 (Krebsenblut); ZföVk. 3 (1897), 8 (Schnekkenblut). " ) D r e c h s l e r 1, 105. " ) E b d . ; J o h n Westböhmen 69. ») G e r a m b Brauchtum 31 (ebd. auch Schicken in den Wald, um die „gläserne" Tanne zu suchen). •') S c h r a m e k Böhmerwald 142; P o l l i n g e r Landshut 2 1 3 . Vgl. D G 6 (1905), 38. M) A n d r e e Braunschweig 343. H ) M e i e r Schwaben 2, 396. Woss i d l o Mecklenburg 3, 244. •») B i r l i n g e r Volksth. 2, 93 Nr. 122. •*) R e i s e r Allgäu 2, 132. ,3 ) R e i n s b e r g Festjahr 94; H o o p s Sassenart 58; A 1 b e r s Das Jahr 141. " ) A I b e r s a. a. O " ) D r e c h s l e r 1, 105. " ) K a p f f Festgebräuche Nr. 2, 10. "') D r e c h s l e r 1 , 105. ") Ebd. 105 f. w ) Ebd. ; M e i e r Schwaben 2, 396; J o h n Oberlohma 149 u. Westböhmen 69; J o h n Erzgebirge 195; Böhmerwald (Verf ). ""l S t r i c k e r j a n 2, 90. Wrede Rhein. Volksk. 189. " ) . R e i n s b e r g Festjahr 93. «) ZfdMyth. 3, 217. " ) J o h n Westböhmen 70 (Erzgebirge). »•) M a n n h a r d t 2 , 184; B i r l i n g e r Volksth. 2, 93. '•) E b d . ;

563

April

V o n b u n Beiträge 110. ") D r e c h s l e r 1, 105; M a n n h a r d t Forsch. 63. '•) SAVk. 7, 145 f. '•) D r e c h s l e r 1, 105. M) R e i s e r Allgäu 1, 132 (Tannheim); vgl. H e s e m a n n Ravensberg 92. ") M a n n h a r d t 2, 184 Anm. •*) D e r s. Forschungen 63, vgl. 190. •') F. M. B ö h m e Deutsches Kinderlied und Kinderspiel (Leipzig 1897) 275 Nr. 1294; A b r a h a m a S a n t a C l a r a Etwas für alle (Würzburg 1733) 477 = S c h u l t z Alltagsleben 477; K u h n u. S c h w a r t z 375 Nr. 28; S t r a c k e r j a n 2,90; E n g e l i e n u . L a h n 232 Nr. 15; W o s s i d l o Mecklenburg 3, 244; ZfrwVk. 1905, 300; Z i n g e r l e Tirol 144; J o h n Erzgebirge 195; H o f f m a n n - K r a y e r 141. •*) D ä h n h a r d t Volkst. 1, 79; J o h n Erzgebirge 195. 8S) F. M. B ö h m e a. a. 0. 275 Nr. 1294. ••) W o s s i d l o Mecklenburg 244. ") E n g e l i e n u. L a h n 233 Nr. 15. Vgl. J o h n Erzgebirge 195. ") D r e c h s l e r i, 105. ••) ZfVk. 8 (1898), 253 (Gossensaß); vgl. B i r l i n g e r Volksth. 293 = S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 167 Anm. *>) R e i s e r Allgäu 2, 132. •>) Urquell 2 (1891), 147. M) S a r t o r i a. a. O. 3, 167 Dazu H ü s e r Beiträge 2, 35 Nr. 14; SAVk. 9, 217 (Kt. Aargau, früher auch in Basel); K u h n u. S c h w a r t z 375. •') S a r t o r i a . a . O . ; M e i e r Schwaben 396; W o s s i d l o Meckl. 3, 246; Egerl. 9, 5; ZfVk. 7, 302; B a u e r n f e i n d Nordoberpfalz 45; ZrwVk. 17, 53; Wr e d e Rhein.Vk. 266. Dazu Urquell 4 (1893), 55. 103. 174. 260. (Die Angeführten heißen in Norddeutschland Maikicker, in Quedlinburg Maikatzen); W o s s i d l o Mecklenburg 3, 246. M ) SAVk. 7, 146. ") M e i e r Schwaben 2, 396. 3. Der I. A. gilt allgemein als U n g l ü c k s t a g 9 8 ), weil an ihm J u d a s geboren wurde 9 7 ) oder sich erhängt hat 9 8 ), oder weil an diesem T a g e der Teufel in die Hölle gestürzt wurde 9 9 ). Was man an diesem T a g e unternimmt, mißlingt 1 0 0 ); ausnahmsweise ist er in Neuenknick (Bez. Minden) W e c h s e l t a g der Dienstboten 1 M ) . A . k i n d e r gelten überhaupt als U n g l ü c k s k i n d e r 1 0 2 ) ; noch mehr aber sind es die am 1. A . geborenen. Sie werden krüppelhaft und leben nicht l a n g e l o s ) , sie sind schwer aufzuziehen, können nicht recht tun und werden ihr ganzes Leben unglücklich s e i n 1 0 4 ) , sie müssen sich selbst unglücklich machen 1 0 5 ), sterben eines unnatürlichen T o d e s 1 0 4 ) , entleiben sich s e l b s t 1 0 7 ) oder kommen unter den Strang, wenn sie nicht vorher in A r m u t und Elend zugrunde gegangen sind 1 0 s ). Bei den Südslawen glaubt man, daß sie Diebe und L ü g n e r werden, auch

564

nach syrischem Glauben werden sie Lügner 109 ). Hält j e m a n d H o c h z e i t am I . A. oder 1. A u g u s t oder I . S e p t e m b e r (s. Unglückstage), so darf er auf keine Treue rechnen u o ) . In der V o l k s m e d i z i n gilt der A . als gefährlich. Von den Alten und K r a n ken sagt man in B a d e n : „ W a s der März nicht will, das nimmt der A . " m ) . U n d im Böhmerwald heißt es: „ D e r A . f ü h r t die alten Weiber in d ' H ü l l ' " (Hölle, aber auch P l a t z hinter dem Ofen) 1 1 2 ) . D e r hundertjährige K a l e n d e r empfiehlt f ü r den A . : „ I n diesem Monat m a g der Mensch zur Ader lassen oder schröpfen, auch m a g er seinen L e i b wohl purgieren und b a d e n " 1 1 3 ) . Dagegen heißt es im tschechischen Böhmen, daß alles Wasser bis zum 24. A . (Georg) giftig ist und man daher bis zu diesem T a g e nicht baden s o l l 1 1 4 ) . Wenn ferner der hundertjährige K a l e n d e r vorschreibt „ G e w ü r z , Hering, Pickling und dergleichen gesalzene Fische zu meiden" 1 1 B ), so ist ähnlich bei den L i t a u e r n der Pillkaller Gegend verboten, a m Georgstag etwas von Tieren, Vögeln und Fischen Herrührendes zu e s s e n 1 1 8 ) . Der Glaube an die besondere K r a f t der Frühlingskräuter äußert sich, wenn man im A. gegrabene und gedörrte Baldrianwurzeln in die S c h r ä n k e und Kasten legt, um Motten und Schaben von den Kleidern fernzuhalten 1 1 7 ) . Auch im W i r t s c h a f t s l e b e n kommt dem I . A . als Unglückstag besondere Bedeutung zu. Man darf nach Sonnenuntergang k e i n e M i l c h aus dem Hause geben, sonst wird sie b e h e x t 1 1 8 ) , oder es stirbt die K u h 1 1 9 ), man darf auch k e i n V i e h aus dem Stalle führen 1 2 °). A m I. A . soll man n i c h t i n den W a l d f a h r e n ; an diesem T a g e gearbeitete W e r k z e u g e bringen Unglück und Unheil allem, was damit in Berührung k o m m t 1 2 1 ) . Der i . A . ist auch ungünstig für die Feldarb e i t 1 2 2 ). Man soll an dem T a g e k e i n e G e r s t e s ä e n 1 2 S ) . Die in der ersten A.woche gesäte Gerste wird Hederich 1 2 4 ). Nach m a g y a r i s c h e m Glauben soll man aber in der ersten A.woche an einem Mittwoch oder Donnerstag die B i e n e n zum

April

565

erstenmal im Jahre ausfliegen lassen; sie werden dann fleißig, fett und munter 1 2 5 ). In Schlesien gilt der A. als H a f e r m o n a t , denn „Maihafer kein Hafer" 1 2 6 ). Im Nahetal sagt man: Der April liefert dem Mai (im guten Jahre) Halb Laub und halb Heu'").

Am Rhein herrscht weiter der Glaube, daß der A. dem Mai die Ähren bringen muß, wenn das Jahr fruchtbar sein soll 128 ). Saat oder Setzen von Pflanzen im A. gilt in Süddeutschland als vorzeitig. Der Gemüsesamen sagt: Baust mi in April, kimm i, wann i will; Baust mi in Mai, kimm i glei 128 ).

Dasselbe sagt man im Böhmerwald 130) und Egerland 131 ) vom Erdäpfelsetzen. In Baden erfolgt dies aber schon im Mai bei Vollmond 132 ). Von den einzelnen Tagen des A. ist der G e 0 r g s t a g (s. d.) besonders wichtig für die Feld- und Viehwirtschaft 1 3 3 ). An ihm, dem weißen Sonntag und dem 1. Mai waren am Lechrain die drei F r e i n ä c h t e der Ledigen, in welchen allerlei Unfug getrieben wurde 13 «). '•) L a m m e r t 95; S t r a c k e r j a n 2, 91; H e e r Altglarn. Heidentum 10; S c h m i t t Hetlingen 13. ") M e i e r Schwaben 2, 395; B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 23. 29; P o l l i n g e r Landshut 168; J o h n Erzgebirge 196; J o h n Westböhmen 70; D r e c h s l e r 1, 104. Auch bei den Südslawen: S t e r n Türkei 1, 3 8 5 .

M

) Reiser

Allgäu

2, 1 3 2 ;

John

Westböhmen 69. *) J o h n Westböhmen 70; G e r a m b Brauchtum 31; S a r t o r i Sitte u. Brauch'3, 167. 10°) S c h r a m e k Böhmerwald 142, Sartori a . a . O . 2, 39. 10») W u t t k e 85 § 100; F o g e l Pennsylvania 31 Nr. 3. Sie werden wetterwendisch: 103 John Erzgebirge 50. ) M e i e r Schwaben 2. 395- 1M) R e i s e r Allgäu 2 , 1 3 2 . los ) SAVk. 2, 219. 10v &v£|ia>v tpixos 'ApnjX (wohl falsche E t y m o l o g i e aus dWjp: 'AeptijX). A . begegnet vermutlich auch als Engelname in einem koptischen Zauberspruch '), ferner in einer altchristlichen gallischen Inschrift 8 ) und in jüdischen Zaubertexten 8 ). Der N a m e ist dann in den Volksglauben übergegangen 1 0 ), und auch Shakespeare hat ihn b e n u t z t u ) . Eine V e r s t ü m m e l u n g ist vielleicht in der Formel f ü r Treffsicherheit beim Schuß „ A r i l l ad goll g o t z o " 12 ) zu suchen. *) R G G . 1, 684. ') A. J e r e m i a s Das alte Testament im Lichte des älteren Orients (1915), 603. 9) C. S c h m i d t Koptisch-gnostische

19

579

Aristoteles—Ärmel

Schriften (1905), 385 Reg. 4) W e b e r Theol. 207. 6) B u x t o r f f Lexicon chaldaicum etc. ed. Fischer (1879), 1 1 3 ; D a 1 m a n Aramäischneuhebr. Handwb. (1922), 38. •) Refutatio omnium haeresium 5. 13, 6 Wendland (1916) 109, 15. ') Ä g / p t . Urkunden a. d. Kgl. Mus. zu Berlin. Kopt. Urk. (1902), 12 Nr. 10. 8 ) E d . L e B l a n t Nouv.recueil des inscriptions chrét. de la Gaule antsr. au VIII siècle, Docum. inéd. No. 32 p. 42. ») MjdVk. N.F. 2 (1916), 1 1 7 ; S c h w a b Vocabulaire 185. 10) P r a d e l Gebete 58; K i e s e w e t t e r Faust 161 ff.; A g r i p p a v o n N e t t e s h e i m 3, 159. Württ. Vjh. 13 (1890), 251 Nr. 377. » ) ZdVfVk. 5 (1895). 265; A c k e r m a n n Shakespeare 19. ") SAVk. 19, 228. Jacoby.

580

eine Sage vom Odenberg in Hessen 3 ). Über das A.kreuzen der Toten s . K r e u z ; über wächserne A.e s. V o t i v. >) S c h ö n w e r t h 3 , 3 9 . ! ) G r i m m Myth. 2» 783- 927; Edda I, übertragen von G e n z m e r S. 134, Anm. zum Bjarkilied 31 l— 3 ) R a n k e Volkssagen 98. Stemplinger.

Armagedon S. H a r m a g e d o n .

Ärmel. I. Für den A b e r g l a u b e n kommt der Ä. a n s i c h als Teil eines Kleidungsstückes, das die Person vertritt, dann aber auch wegen seiner F o r m in Betracht, da das L o c h oder die R ö h r e Aristoteles. Der bekannte griechische des A.s den Anlaß zu allerlei A n a l o g i e Philosoph, 384—322, der besonders seit z a u b e r gibt. Wie der Gürtel (s. d.), die Handschuhe Albertus Magnus (s. d.) und Thomas von Aquino auch von der mittelalterlichen (s. d.), der Mantel (s. d.) und andere KleiTheologie als die Grundlage alles welt- dungsstücke als Sinnbilder des B e s i t z e s und der Übertragung und Überlichen Wissens anerkannt war. Die Alexandersage hat schon früh auch nahme eines Besitzes erscheinen, so war seine Gestalt sagenhaft ausgeschmückt; dies auch beim Ä. der Fall. Du Cange *) er ist ihr nicht nur der große Weise, auch zitiert schon aus dem Jahre 907 nach Loder Meister der Magie, der Zeichen deutet, binell. tom. 2 Hist. Britan. col. 66 ein Tote und Geister beschwört, seinem Zog-, „Instrumentum", in dem es heißt: Coling Siegzauber verleiht 1 ). Dem MA. gilt mes vero per manicam (Ä.) suarn ten am supradictam in manu Catluiant Abbatis er als Verfasser 2) der im 12. J h . aus dem 2 Dieselbe rechtliche BedeuArabischen übertragenen Secreta secre- graffiavü ). torum (s. d.); es führt die darin ent- tung hat der Ä. bei feierlichen A d o p haltene ärztliche und magische Weisheit t i o n s a k t e n des MA.s, bei welchen auf A. zurück. In den franz. Chansons de das Motiv der S c h e i n g e b u r t sich Geste gilt A. als Verfertiger mechanischer in dem D u r c h z i e h e n des Adoptierten durch den Hemdä. des Adoptierenden Kunstwerke s ). Bei den Juden wird A. 4 äußert. Am bekanntesten ist die in verheute noch als Weiser geehrt. ). schiedenen Handschriften der Crónica l ) W. H e r t z Abhandlungen 34 f. 49. 53 f. ; general de España und an anderen Orten Stemplinger Antiker Aberglaube 11. veröffentlichte Art der Adoption des Mu') H e r t z a. a. O. 156 ff. >) M. H a 11 a u e r Das wunderbare Element in den Chansons de darra durch seine Stiefmutter. Diese legte Geste. (Diss.Basel 1918) 11 f. *) B i n G o r i o n an dem Tage, wo Mudarra getauft und Born Judas 3, 202 ff. 283 ff.; Z a n g w i l l Children of the Ghetto ch. II u. X I I . Helm. zum Ritter geschlagen wurde, ein sehr weites Hemd über ihre Gewänder an, zog Arithmomanties. O n o m a t o m a n i e . einen A. des Hemdes über den Stiefsohn Arm. Neben den übrigen Auffällig- weg und ließ ihn durch die Kopföffnung keiten des Teufels wird betont 1 ), daß ein wieder herauskommen, wodurch sie ihn für ihren eigenen Sohn und Erben erklärte 3 ). A. von ihm kürzer ist wie der andere. Alt ist der Glaube, das Schauen durch Die Röhrenform des Ä.s spielt weiter den eingestemmten A. (A.ring, xijXij) ma- eine Rolle im L i e b e s z a u b e r . Um che geistersichtig. Schon Saxo Gramm, die Zuneigung eines Mädchens zu gewinmeldet: Als Bjarki den Odin, der dem nen. suchen die Burschen in der Gegend Schwedenfeind beistand, in der Schlacht von Landshut ein von dem Mädchen nicht zu erblicken vermochte, riet ihm während der monatlichen Reinigung geHrut: „adde oculum propius et nostras tragenes Hemd (s. d.) zu bekommen und prospice chelas" 2 ). Dasselbe berichtet pissen durch den rechten Ä. (s. rechts).

Ärmel

58i

W i l l m a n die L i e b e w i e d e r ertöten, s a p i ß t m a n d u r c h den l i n k e n Ä. 4 ) (s. links). E i n e F o r m des S a a t z a u b e r s in F i n n l a n d ist zuweilen, d a ß der G e r s t e n s ä e r v o r der A u s s a a t den S a m e n dreimal d u r c h den Ä . l a u f e n l ä ß t , w a s e r k l ä r t w i r d m i t der s c h ü t z e n d e n E i g e n s c h a f t der l i n k e n A c h selhöhle und deren S c h w e i ß 5 ), a b e r richtiger d e m gleichen F r u c h t b a r k e i t s z a u b e r a n z u r e i h e n ist, der m i t d e m H e m d (s. d.) und der H o s e (s. d.) geschieht. Eine A r t F e r n z a u b e r d u r c h das Ä . l o c h üben die B i e n e n z ü c h t e r in Bosnien. U m zu v e r h ü t e n , d a ß der ausf l i e g e n d e S c h w ä r m z u hoch a u f s t e i g e oder d a v o n f l i e g e , ziehen sie ihr H e m d a u s und s c h a u e n d u r c h den A . auf den S c h w ä r m , w o r a u f sich dieser sogleich h e r a b l ä ß t 6 ). In O l d e n b u r g , w o m a n den a u s g e f l o g e n e n B i e n e n s c h w a r m d u r c h einen S e g e n z u m S i t z e n z w i n g t , b e s t e h t in einzelnen O r t e n der f o l g e n d e G l a u b e : W e n n m a n den ersten S c h m e t t e r l i n g , den m a n i m F r ü h ling f ä n g t , d u r c h d a s Ä . l o c h des R o c k e s oder der W e s t e f l i e g e n l ä ß t , f ä n g t m a n i m S o m m e r einen B i e n e n s c h w a r m 7 ) . In beiden F ä l l e n d ü r f t e A n a l o g i e z w i s c h e n d e m Ä . l o c h und d e m engen F l u g l o c h des B i e n e n s t o c k e s vorliegen. >) Gloss. lat. 4, 416. ') B ä c h t o l d Hochzeit 1, 134, s) L i e b r e c h t Zur Volksk. 432; ZfVk. 20 (1910), 146 f. 4) P o l l i n g e r Landshut 248. «) FFC. Nr. 31, 119 f. •) ZföVk. 5 (1899), 189. 7) S t r a c k e r j a n 1, 124 f. Nr. 146; 2, 12 Nr. 268. 2. D a s U m k e h r e n d e s Ä.s hat im V o l k s g l a u b e n d e n gleichen Z w e c k wie das U m k e h r e n anderer K l e i d u n g s s t ü c k e (s. K l e i d , v e r k e h r t ) . Es b e h e b t B 1 e n d zauber. N a c h einer B ö h m e r w a l d s a g e f i n d e n sich in e i n e m I r r w ä l d c h e n V e r i r r t e erst z u r e c h t , n a c h d e m sie den r e c h t e n Ä . der a u s g e z o g e n e n J a c k e u m g e k e h r t h a b e n 8 ). In der V o l k s m e d i z i n ist ein altes, w e i t v e r b r e i t e t e s M i t t e l g e g e n das Fieber, d a ß der K r a n k e n a c h einem a n d ä c h t i g e n M o r g e n g e b e t das H e m d (s. d.) a u s z i e h t und u m k e h r t , zuerst den l i n k e n Ä . , und d a z u s p r i c h t : Kehr dich um, Hemd, Und du, Fieber, wende dich!

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D a r a u f ist, w e n n ein a n d e r e r dies tut, der N a m e des K r a n k e n z u nennen und zu s a g e n : „ D a s sage ich dir zur B u ß e . Im N a m e n G o t t e s des V a t e r s u s w . " D a s G a n z e ist drei T a g e n a c h e i n a n d e r zu wiederholen 9 ). A u f diese W e i s e p f l e g t e der S c h ä f e r K r a c k o w in B r ü t z das F i e b e r zu stillen 10 ). Keinerlei sinnbildliche Bedeutung k o m m t d e m zu, w e n n es im R h e i n l a n d h e i ß t , d a ß die F r e i m a u r e r bei ihren Zusammenkünften a u f g e k r e m p t e Ä. h a b e n u ) . H i e r s c h w e b t d a s Bild des m i t a u f g e s t ü l p t e n Ä . n a r b e i t e n d e n Maurers v o r . In h o h e n H e m d ä.n erscheint das geisterhafte B r a c k e n w e i b l e des A l l g ä u s 1 2 ). ») J u n g b a u e r Böhmerwaid 73 f. •) Geistl. Schild 156; L a m m e r t 263; H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 139. 142; 2, 328; S e y farth Sachsen 235 f. 271 (Altenburg); H ö h n Volksheilkunde 1, 156; Urquell 3 (1892), 236; ZfrwVk 1909, 290; ZfVk. 7 (1897), 68 (Neu-Ruppin). " ¡ B a r t s c h Mecklenburg 2, 395 f. u ) Z a u n e r t Rheinland 2, 192. ") R e i s e r Allgäu 1, 126 = F i s c h e r SchwäbWb. 3 (1911), 1417. 3. V o n s o n s t i g e m A b e r g l a u b e n ist zu e r w ä h n e n , d a ß m a n in N o r d d e u t s c h l a n d in die W i e g e eines neugeborenen K i nd e s a u ß e r a n d e r e n S a c h e n a u c h einen r e c h t e n H e m d ä . legt, dann kann der N i c k e r t dem K i n d e nichts a n h a b e n 1 3 ). W e n n in der S c h w e i z die M u t t e r d e m e t w a sechs W o c h e n alten K i n d e ein angepaßtes H e m d m i t Ä.n, wie s i e d i e E r w a c h s e n e n t r a g e n , anzieht, e r h ä l t d a s K i n d eine schöne G e s t a l t 1 4 ) . Im Herzogtum K o b u r g verwendet man die Ä . e i n e s n e u e n H e m d e s bei der B r ä u t i g a m s s c h a u . Z u W e i h nachten, Silvester und Dreikönig läßt das M ä d c h e n einen H o l z s p a n oder ein Z ü n d h ö l z c h e n v e r g l i m m e n u n d n ä h t d a n n alle drei in d e n Ä . eines neuen H e m d e s , u m sie bei der ersten W ä s c h e m i t z u k o c h e n . E r s c h e i n t d a n n bei der W ä s c h e z u f ä l l i g ein j u n g e r M a n n , so ist d i e s der Z u k ü n f t i g e 1 5 ) . V e r e i n z e l t s t e h t die S i t t e in H u g l f i n g bei W e i l h e i m , d a ß die Person, w e l c h e eine H e i r a t v e r m i t t e l t , ein leinenes H e m d m i t d r e i Ä . n , der d r i t t e Ä . a m R ü c k e n , nebst 50—100 Mark b e k o m m t 1 4 ) . 19»

Armband—Arme Seelen

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Endlich soll ein L e i c h e n k l e i d (s. d.), an den Ä . n wenigstens, keine geschlossene H a f t e haben, weil sonst bald wieder jemand im Hause s t i r b t 1 7 ) . " ) K u h n u. S c h w a r t z 431 Nr. 266 = W u t t k e 3825581. " ) SAVk. 21 (1917), 38. " ) ZfVk. 14 (1904)* 279. ") DG. 5 (1903), 76.

") M e y e r

Deutsche

Volksk.

267 ff.

=

O. M e i s i n g e r Bilder a. d. Volksk,8 (Frankfurt a. M. 1922), 82. Jungbauer. A r m b a n d s. B a n d ,

Schmuck.

A r m e r , A r m u t . Die Worte reich und arm setzen eine gewisse Entwickelung in der K u l t u r voraus. In der vorhistorischen Zeit scheinen sie zu fehlen. Mit der Seßhaftigkeit und dem Ackerbau sind die Begriffe gegeben 1 ). Das abgeerntete Feld ist der arme Mann, die arme Frau 2 ). Der Reiche gab gelegentlich von dem Seinen an Arme, z. B. bei Hochzeiten und Begräbnissen. Das Letzte hat sicher eine religiöse Beziehung. Man gab bei Begräbnissen an Fremde, die sich zufällig einfanden, man war des Glaubens, daß in armen Fremden die Seele des Toten verborgen sein konnte. Der Gedanke erweiterte sich, ind e m in den Armen überhaupt der T o t e leben konnte. So entstanden die Gaben des Spendebrotes, des Totenbrots, des Tränenopfers bei Beerdigungen 3 ). — Daneben war bei einem reichen Leichenbegängnis Brauch, daß die Gaben der Kirche, also dem Pfarrer und Meßner, und den Armen zugewendet wurden. Mit der Zeit hat die Kirche auf die Gaben verzichtet, die Gottesheller gehörten den Armen 4 ). Der A r m u t erwächst ein Anspruch auf die Gaben der Reichen. A m Sonnabend 6 ) erhoben die Armen in Hessen den sog. „ B a c k ofenzins". Es war auch üblich geworden, „Neujahrslaiberchen" für Arme zu bakken. A n bestimmten Tagen, zu Johanni 6 ), Gründonnerstag?), auf Ostern empfingen die Armen ihre Gaben. Diese gründen sich auf Vermächtnisse, die von reichen Leuten aus Gutherzigkeit, zum Dank für eine Errettung 8 ), oder auch gestiftet sind, um eine Untat zu sühnen. Auf demselben Gedanken der Sühne beruht es, wenn Verstorbene den Lebenden erscheinen. Menschen, die vor dem Tode etwas nicht geordnet haben, hart-

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herzig im Leben gewesen sind 9 ), zeigen sich nach dem Tode den Ihrigen und ruhen nicht eher, als bis das Unrecht gutgemacht ist 1 0 ). So gibt es auch das Seelenbrot auf Allerseelen, um armen Seelen Linderung oder Erlösung zu schaffen, indem die Armen für sie beten 1 1 ). Der Gedanke einer nötigen und möglichen Sühne findet sich im katholischen wie im protestantischen Volke. Die Sühne geschieht durch die Armen, denen eine heiligende K r a f t innewohnt, weil sie arm sind 12 ). Man kann einen Brand verzögern, wenn man an A r m e einen Scheffel Roggen s c h e n k t 1 3 ) . Eine Frau wird geheilt, da sie einen armen Knaben einkleidetw). Schuhe sind eine Spende an Arme, der englische Volksglaube ist, daß die Gabe von dem Beschenkten dem Gebenden im Todestale vergolten w i r d 1 S ) . — Unbefangen zeigt sich daneben in der Lüsener und Onacher Spende, daß von Wohlhabenden an Arme gegeben wurde, um in dem Gastmahle mitzugenießen. Der Unterschied zwischen Reich und A r m verschwand für eine Mahlzeit 1 8 ). Wenn es aber nach dem Volksglauben nicht gut sein soll, in der Zeit des Brautstandes an Arme zu geben, weil dem Gebenden etwas „ a n g e t a n werden könne", so erscheint das Haus des Reichen von der Welt für eine gewisse Zeit geschieden 17 ). Vgl. B e t t l e r , Almosen. ») S c h r ä d e r Reallex. 665 f. *) F r a z e r 12, 418; 7, 23. 3) Q u i t z m a n n Baiwaren 263; K o n d z i e l l a Volksepos 140 f.; vgl. S a r t o r i Speisung. *) R e i s e r Allgäu 2, 307; S c h m i t z Eifel 1, 96 f. ») H a 11 r i c h Siebenb. Sachsen 244. •) K u h n u . S c h w a r t z 120 f.; H e y l Tirol 758 Nr. 37. 7) R e h m Volksfeste 1 1 . 6) R o c h h o l z Sagen 1, 367. ») S 6 b i 11 o t Folk-Lore 4, 473; V o n b u n Beiträge 105. " ) K ö h n a u Sagen 1, 205 u.

206; ZrwVk. 9 (1912), 293. u ) H e y l Tirol 781 Nr. 98. " ) W a i b e 1 u. F 1 a m m 2, 79 f.;

Meyer

Abergl. 156. " ) W u t t k e

288 § 422.

" ) SAVk. 21 (1917), 205 f. ") ZfVk. 11 (1901), 456. ") H e y l Tirol 760 Nr. 42, 756 Nr. 33. " ) H a r t m a n n Dachau u. Bruck 208 Nr. 42.

Boette.

Arme Seelen, i. Die Seelen der Menschen, die in Unbußfertigkeit, mit Sünden beladen, sterben, kommen in die H o l 1 e , wo sie im Höllenfeuer brennen müssen; es sind die V e r d a m m t e n . Dagegen

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Arme Seelen

muß die Seele des mit G o t t versöhnt Gestorbenen i m F e g f e u e r als a. S. den R e s t der S t r a f e abbüßen *). Die unsäglichen Qualen, welche die V e r d a m m ten in der Hölle, die a. S. a m Reinigungsort auszustehen haben, werden den Lebenden öfters durch die bei gewissen Gelegenheiten im Diesseits erscheinenden a. S.n g e z e i g t 2 ) . Nach uraltem Glauben können Seelen ohne B e s t a t t u n g des Leibes keine R u h e f i n d e n , woraus sich manche grausamen Sitten und Gesetze des Altertums (z. B . die Schuldgesetze der X I I tab. bei L i v . V I I I 28) erklären. Die Seele geht mit der Leiche und hütet so lang das G r a b (s. F r i e d h o f ) , bis eine neue Seele sie ablöst. A b e r auch die Seelen Ermordeter gehen nicht zur R u h e ein, bis die T a t entdeckt und gesühnt ist 3 ). Oft müssen Seelen nach dem Tod Gewohnheiten beibehalten und Tätigkeiten ausüben, denen sie zu Lebzeiten oblagen. So sieht m a n an verschiedenen Orten B a y e r n s zu hl. Zeiten die Seelen verstorbener Priester in vollem Ornat die priesterlichen Funktionen ausüben (s. a. Geistermesse) 4 ). Nach dem Volksglauben muß die S e e le n a c h dem Tod umgehen, in der L u f t herumwandern, bis die Prüf u n g zu E n d e , die Schuld abgebüßt ist oder ihre Angehörigen durch Gebet und gute Werke f ü r sie die Gnade Gottes erlangt haben 6 ). Die S t r a f e d e r a. S., die vielfach am Ort der früheren Tätigkeit abgebüßt werden muß, entspricht meist ihrem Vergehen: Brosamen, die im Leben leichtfertig verloren wurden, muß der Verstorbene zusammensuchen (Tirol). Oder: Der Teufel b a c k t einen L a i b B r o t daraus und wirft ihn einem nach, wenn man gestorben ist (Inntal) *). Geizige, Diebe, Meineidige, Mörder müssen „ u m g e h e n " . Der Grenzfrevler geht an der Grenze auf und ab und trägt dabei den Grenzstein auf der Schulter. Andere zeigen sich als Feuermänner und Irrlichter (s. dd.) 7 ). Die E n t w i c k l u n g f ü h r t weiter zu dem Glauben an Gespenster (s. d.), die den Menschen allerlei Schabernack spielen,

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vor denen man sich hüten muß. Deshalb macht man in der Oberpfalz das Kreuzzeichen über das Grab, v o r dem man steht, ebenso beim Hingehen und Weggehen, beim Verlassen des Friedhofs aber über alle Gräber, „ d a m i t die Seelen nicht nachkommen und nicht a n k ö n n e n " 8 ) . Das erinnert an den altattischen B r a u c h , die beim Haupttotenfest im Frühling (am Schluß des Dionysischen Anthesterienfestes) im Haus bewirteten Seelen mit dem Ruf zu verscheuchen: „ H i n a u s , ihr Keren, die Anthesterien sind zu E n d e ! " 9 ) In R o m wurden die Geister der Verstorbenen an den Lemurien (9., 1 1 . u. 1 3 . Mai) nach der Speisung mit L ä r m und apotropäischen Worten vertrieben (Ovid fast. V, 4 1 9 ff.). Möglich, daß auch die Hubertusjagd als A k t der Seelenvertreibung aufzufassen ist, im speziellen Anschluß an das herbstliche T o t e n f e s t 1 0 ) . Die a. S. wie auch die Verdammten dürfen mit Gottes Erlaubnis von Zeit zu Zeit den Menschen e r s c h e i n e n , entweder um sie zur Bußfertigkeit zu ermahnen und um Hilfe und Erlösung f ü r sich zu bitten, oder um sie zu quälen. Dabei zeigen sie sich entweder i n m e n s c h licher Gestalt oder als Irrlichter oder T i e r e . Gewöhnlich ist ihr Erscheinen jedoch an bestimmte Zeiten und Gelegenheiten gebunden. So darf alljährlich an ihrem Todestag die Seele zu ihren Verwandten zurück, um sich nach ihrem Ergehen zu erkundigen (Oberpfalz) u ) . Auch bei dem in der Schweiz im F r ü h j a h r üblichen Alpsegen eilen die a. S. h e r b e i 1 2 ) . Sonst ist die Zeit nach Sonnenuntergang, wie die Quatembertage, ihnen sehr günstig 1 S ) ; besonders sind es aber natürlich die T a g e v o n Allerheiligen und Allerseelen, an denen sie wiederkehren. Denn sobald es a m Allerheiligentag um 1 2 Uhr f ü r die a. S. zu läuten a n f ä n g t , sind sie frei und können umgehen (Tirol) 1 4 ). Sie lieben es, dabei in der Nähe v o n Feldkreuzen in verschiedenen Gestalten sich sehen zu l a s s e n 1 6 ) . Als V ö g e l fliegen sie um die Kreuze der Friedhöfe (Schles., vgl. Seelenvogel) M ) , während sie anderwärts als F i s c h e einen einsamen Bergsee be-

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Arme Seelen

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taferl bei g e w a l t s a m V e r s t o r b e n e n a n einen B a u m , d a n n h a u s t die a. S. bei T a g in dem B a u m . N a h m m a n die Heiligenbilder a u s den Nischen des T a f e l b a u m e s oder w u r d e eine W a l d k a p e l l e niedergerissen, so z e i g t e sich t ä g l i c h n a c h d e m A v e l ä u t e n eine H ö p p i n ( K r ö t e , a. S.) solange, bis m a n das H e i l i g t u m wiederherstellte. A u c h die R e h b r e t t e r (Leichenbretter) stellt m a n a n W a l d b ä u m e , Feldk r e u z e u n d K i r c h w e g e M ) . In den A l p e n l ä n d e r n g l a u b t man, d a ß die ä. S. in der g r i m m i g e n K ä l t e der G l e t s c h e r ihre S ü n d e n a b b ü ß e n m ü s s e n 2 5 ) . In F r a n k reich h ä l t m a n g e h e i m n i s v o l l e Quellen (s. d.) f ü r ihren A u f e n t h a l t s o r t , w e s h a l b m a n in diese N a d e l n (s. d.) w i r f t , damit die frierenden Seelen im W i n t e r ihr L e i c h e n t u c h f e s t s t e c k e n k ö n n e n 26 ).

V ö l k e r n ( T i r o l ) 1 7 ) . A m liebsten a b e r wählen die a. S. die G e s t a l t der K r ö t e , wesh a l b es s t r e n g v e r p ö n t ist, diesen T i e r e n e t w a s z u l e i d e z u t u n u ) . D e s h a l b s a g e n in T i r o l die B a u e r n , w e n n die K r ö t e n recht h u m m e n : „ H e u t j a m m e r n die a. S . wieder einmal recht"19). Nach bayrischem Volksg l a u b e n w a l l f a h r e n a. S. als K r ö t e n a n bek a n n t e G n a d e n o r t e (z. B . A l t ö t t i n g ) , u m d o r t E r l ö s u n g zu f i n d e n w ) . In einer oberb a d i s c h e n S a g e t r e t e n F r ö s c h e a n die S t e l l e der K r ö t e n 2 l ). In Tirol s a h m a n in d e n in alter Z e i t a n gewissen R i c h t s t ä t t e n b e s o n d e r s zahlreich v o r k o m m e n d e n K r ö t e n u n d F r ö s c h e n a. S . In der G e g e n d v o n W o l f s g r u b e n auf d e m R i t t e n (Tirol) beo b a c h t e t e m a n F r ö s c h e und K r ö t e n , die b r e n n e n d e L i c h t l e i n auf d e m R ü c k e n trug e n u n d so sich als a. S. z u e r k e n n e n gab e n 22 ). D a s erinnert n i c h t nur a n das bek a n n t e M ä r c h e n m o t i v , in d e m der Meisterdieb nachts Krebse mit aufgeklebten W a c h s l i c h t e r n über den Friedhof l a u f e n l ä ß t , w e l c h e P f a r r e r u n d K ü s t e r f ü r die Seelen V e r s t o r b e n e r halten, sondern a u c h a n die w a h r s c h e i n l i c h a u f einen Brief des E r a s m u s aus d e m J a h r e 1528 (Ausg a b e 1538, S. 854) z u r ü c k g e h e n d e n , v o n d e n p r o t e s t a n t i s c h e n Geistlichen Z. Riv a n d e r F e s t - C h r o n i c a 1591, i . B l . 106 b u n d G r y s e Spegel des a n t i c h r i s t l i c h e n P a w e s t d o m s 1593, B l . L I , 4 a ( = B a l t i s c h e S t u d i e n 36, 61) ausführlich, v o n Delrio D i s q u s i t i o n e s m a g i c a e 1 6 1 2 p. 272 b in knapper Form wiedergegebenen Nachr i c h t e n de cancris v e l t e s t u d i n i b u s c u m c a n d e l u l i s a f f i x i s . In Italien l ä ß t m a n noch heute z u m Totengedächtnis große K ä f e r , m i t b r e n n e n d e n K e r z e n auf d e m R ü c k e n d u r c h die K i r c h e l a u f e n , w o z u in Senigallia die K n a b e n r u f e n : O ' g u a r d a u n ' a n i m a che p a s s a ! M ) . B e i der Vorstell u n g der in K r ö t e n g e s t a l t erscheinenden a. S. w a r zweifellos die A u f f a s s u n g der K r ö t e a l s S e e l e n t i e r (s. T i e r § 4) m i t b e s t i m m e n d .

V i e l f a c h stellt m a n sich die Seele als bewegtes, l u f t ä h n l i c h e s G e b i l d e v o r , wesh a l b ihr plötzliches E n t w e i c h e n W i n d erregt. D a r u m kehren d i e S e e l e n der V e r s t o r b e n e n als h e f t i g e r Wind wieder27). Deshalb weht an Allerheiligen ein s t a r k e r W i n d , der A 1 l e r s e e l e n w i n d , in d e m die a. S. umziehen 2 8 ). E i n B r u c h s t ü c k eines alten G e b e t s gegen Fieber und d a s böse W e t ter ( A n d r . G r y p h i u s Horribilicr. S. 768) l a u t e t : „ D a s w a l t e der es w a l t e n kann. M a t t h e s g a n g ein, P i l a t u s g a n g aus, ist eine a. S. d r a u s . " „ A . S., w o k o m m s t du her?" „ A u s R e g e n und W i n d , a u s d e m f e u r i g e n R i n g " M ). M i t der V o r s t e l l u n g der i m W i n d l e b e n d e n Seelen ber ü h r t sich e n g die A n s c h a u u n g , d a ß die Geister der A b g e s c h i e d e n e n i m w i l d e n H e e r u n d G e f o l g e alter G ö t t e r erscheinen. A u c h in d e n d u n k l e n E l b e n s a h m a n die Seelen v e r s t o r b e n e r M e n s c h e n ®°). D a h e r ist es nicht verw u n d e r l i c h , d a ß die a. S. a u c h gelegentlich a l s S c h a t z w ä c h t e r a u f t r e ten und den S c h a t z g r ä b e r n n a c h K r ä f t e n ihre A r b e i t erschweren 3 1 ).

N a c h gemeingermanischer Anschauung w o h n t e n die G e i s t e r d e r V e r s t o r b e n e n (Ahnen) o f t i n B ä u m e n (Ahn e n b ä u m e ) , a n die der V o l k s g l a u b e das S c h i c k s a l der N a c h k o m m e n k n ü p f t e . S o h ä n g t m a n in der O b e r p f a l z das Marter-

A n d e r w ä r t s f a ß t m a n die w i 1 d e J a g d als den bösen F e i n d a u f , der mit seinen T e u f e l n die V e r d a m m t e n u n d die a. S. j a g t ( O b e r p f a l z ) . D a b e i w i r d den V e r f o l g t e n auf j e d e m S t o c k , auf d e m ein D r e i e c k m i t v e r l ä n g e r t e n S c h e n k e l n auf drei H i e b e

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Arme Seelen

beim F ä l l e n des B a u m e s eingehauen ist, kurze R a s t g e g ö n n t . A u c h die letzten H a l m e des A c k e r s bieten ihnen Z u f l u c h t und S c h u t z . B e s o n d e r s H o l z - u n d W e i d f r e v l e r erleiden diese S t r a f e 3 2 ) . E i n seit G r e g o r d. Gr, in der a b e n d l ä n d i s c h e n A p o k a l y p t i k sehr beliebtes M o t i v ist das vom K a m p f der g u t e n und bösen D ä m o n e n (Engel und T e u fel) u m d e n B e s i t z der Seele. E s läßt sich schon in der E s c h a t o l o g i e d e r P a r s e n nachweisen, v o n w o es w a h r scheinlich über die Mithrasreligion in der christlichen A p o k a l y p t i k des a u s g e h e n d e n A l t e r t u m s u n d des M A . s E i n g a n g f a n d M ) . V o n hier k a m es, w i e das M o t i v v o n der B r ü c k e , ü b e r w e l c h e die Seele zur P r ü f u n g gehen muß, in die mittelalterliche E r z ä h l u n g s l i t e r a t u r 3 4 ) u n d h a t sich in d e m in zahlreichen V a r i a n t e n v o r l i e g e n den M ä r c h e n v o m Spielhansel (der dem T e u f e l i m Spiel a. S . a b g e w i n n t ) , n a c h der heiteren S e i t e g e w e n d e t , bis heute erh a l t e n 3 5 ) . In der in A l e m a n n i e n viel geb r a u c h t e n R e d e w e n d u n g : „ E r ist drauf (gierig) w i e der T e u f e l auf en a r m e S e e l ' " 3 6 ) , l e b t es in alter F r i s c h e weiter. *) s. die Artikel F e g f e u e r und H ö l l e . ') K l a p p e r Erzählungen 309 f. Nr. 94; 399 Nr. 194. 3 ) S e p p Religion 409 f.; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 281 Nr. 2 ; H o f f m a n n Ottenau 80. *) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 2 8 1 f. Nr. 6. ») Ebd. 1, 280; S t ö b e r Elsaß 1, 40 Nr. 60; S ä b i l l o t Folk-Lore i, 146. *) H e y l Tirol 8 1 5 Nr. 3 2 2 ; Birlinger Volksth. 1, 283. ') R a n k e Sagen 45 f.; Wittstock Siebenbürgen 9; S e b i 1 1 o t Folk Lore 1, 1 3 7 f. 147. •) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 281 Nr. 5 ; L i e b r e c h t Zur Volksk. 374. •) R o h d e Psyche 2 1 6 ff.; Sartori Totenspeisung 5 1 f. " ) W i s s o w a Religion 1 8 7 ; S a r t o r i Totenspeisung 5 1 ; L i p p e r t Christentum 666. l l ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 2 8 1 ; 3, 102 Nr. 3. « ) N i d e r b e r g e r Unterwaiden 2, 7 f. " ) S e p p Religion 397 f.; S 6 b i 1 1 o t Folk-Lore i , 136. " ) Z i n g e r 1 e Tirol 176 ff. Nr. 1 4 6 7 ; K u h n Mythol. Stud. 2, 39. " ) P o 1 1 i n g e r Landshut 134 Nr. 19. 20. »•) S e p p Religion 408. ") H e y l Tirol 64 Nr. 29. 18) L e o p r e c h t i n g Lechrain 84; Q u i t z m a n n Baiwaren 1 7 7 ; H ö f l e r Waldkult 83; W i t t s t o c k Siebenbürgen 1 1 ; S e p p Religion 397 f. 4 0 1 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1 , 2 8 6 N r . 8 . '•) H e y l Tirol 789 Nr. 167. ,0 ) S e p p Religion 3 9 7 f . 401. W a i b e l u. F l a m m 2, 164. " ) H e y l Tirol 782 Nr. 103. » ) B o 1 1 e - P o 1 1 v k a 3, 388 f. " ) H 5 f 1 e r Waldkult 3 A . 1, i 4 > 32 f.

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,s

) Ranke Sagen 62; Niderberger Unterwaiden 2, 7 f. " ) S e b i 1 1 o t Folk-Lore 2, 203. 307. " ) W i t t s t o c k Siebenbürgen 8. **) Z i n g e r l e Tirol Nr. 1469; K u h n Mythol. Stud. 2, 40. *•) G r i m m Myth. 3, 503 30 31 Nr. X L . ) G r i m m Myth. 1, 369. ) H e y l Tirol 67 Nr. 27. '*) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 1 4 7 Nr. 5, 1 5 0 ; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 2 , 1 0 2 ; J o h n Westböhmen 1 8 1 . 33 ) N o r d e n Aeneis 7 A . 3 ; R o c h h o l z Glaube 1 , 169 f.; ZfVk. 15 (1905), 6. 34) K l a p p e r Erzählungen 362 Nr. 170; ZföVk. 4 (1898), 2 1 7 ; Z f V k . 1 (1891), 162; ZfrwVk. 5 (1908), 247. 3S) B o l t e P o l i v k a 2, 189. 3«) O c h s BadWb. 1 , 7 4 . 2. Im A r m e s e e l e n m o n a t (November) wird „ A l l e r S e e l e n " (2. N o v e m b e r ) , im A b e n d l a n d seit d e m 1 0 . J h . 3 7 ) , gefeiert. B e i den R ö m e r n w a r der F e b r u a r , der letzte M o n a t des a l t e n römischen J a h r e s , der A l l e r s e e l e n m o n a t (Cic. de leg. 2, 2 1 ; dies parentales 1 3 . bis 20. F e b r . , F e r a l i a 2 1 . F e b r . , C a r i s t i a 2 2 . F e b r . ) M ) . D i e eigentliche Z e i t f ü r die bei den meisten V ö l k e r n a u s d r ü c k l i c h m i t der E r n t e in V e r b i n d u n g gesetzten T o t e n feiern ist j e d o c h der H e r b s t 3 9 ) . S o w u r d e n die Genesia i m alten A t h e n a m 5. B o e dromion ( S e p t . - O k t . ) b e g a n g e n 4 0 ) . Die S a c h s e n g e d a c h t e n bei d e m v o n ihnen n a c h W i d u k i n d a m 1. O k t o b e r gefeierten dreitägigen F e s t der T o t e n 4 l ) . An A l l e r h e i l i g e n und All e r s e e l e n bereitet m a n v i e l f a c h b e s o n d e r e Speisen. Schon 14 T a g e v o r Allerseelen zeigen sich die a. S . o f t als kleine L i c h t e r , u m d a n n a m Allerheiligent a g aus d e m F e g f e u e r nach H a u s e zu k o m men 4 2 ). M a n n i m m t deshalb a m A l l e r h e i l i g e n a b e n d v i e l f a c h die aus S e m m e l m i l c h u n d B a c k o b s t bestehende M a h l z e i t i m Beisein der a. S . ein oder stellt n a c h d e m N a c h t e s s e n Milch u n d K r a p f e n auf den T i s c h u n d läßt sie u n b e r ü h r t bis z u m a n d e r n M o r g e n stehen (Tirol), n a t ü r l i c h f ü r die Seelen, die in dieser w i e a u c h in der C h r i s t n a c h t u n d N e u j a h r s n a c h t a u c h zu n ä c h t l i c h e n Messen (s. Geistermesse) zus a m m e n k o m m e n (Ostpr., T i r o l , T h ü r i n gen, V o i g t l . , Siebenb.) 4 S ). V i e l e r o r t s wer^ den besondere K u c h e n (Seelenwecken, S e e l e n z ö p f e , Seelchen, s. B r o t ) g e b a c k e n , w o v o n in der O b e r p f a l z der A l l e r s e e l e n t a g a u c h „ S p i t z e l t a g " ( F o r m des G e b ä c k s ) heißt. Mit diesen ursprünglich z u r , , A b s p e i s u n g " der a. S . b e s t i m m t e n S e e l e n w e c k e n

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p f l e g t m a n j e t z t K i n d e r , P a t e n k i n d e r und die A r m e n (der A l l e r s e e l e n t a g i s t a u c h der allgemeinen M i l d t ä t i g k e i t g e w i d m e t ) zu b e s c h e n k e n 4 4 ) . S c h o n ein I n n s b r u c k e r K a l e n d e r v o n 1667 z ä h l t als g u t e D i n g e im W i n t e r m o n a t a u f : das s e e l e r s t u c k , die k l ö p f e l n a c h t und b r a t n e k e s t e n 4 5 ) . A u c h in B e l g i e n (zielenbrod) und E n g l a n d ist solches G e b ä c k b e k a n n t 4 9 ) . A u c h andere Speisen s p e n d e t m a n a m A l l e r s e e l e n t a g . In K ä r n t e n w i r f t m a n beim K o c h e n e t w a s f ü r die a. S. ins F e u e r ; in B ö h m e n erhalten sie Mehl und B r o t k r u m e n . In der O b e r p f a l z stellt m a n W e i h w a s s e r , drinnen einige B r o s a m e n z u m „ A b s p e i s e n der a. S . " , a n die G r ä b e r 4 7 ) . Eine e h e m a l s w i e das B r o t a u s B u c h e c k e r n b e r e i t e t e K u l t speise, B ü c h e l e ( = B u c h e c k e r n ) , w i r d a m A l l e r s e e l e n t a g in B a y e r n a n A r m e vers c h e n k t 48 ). In Südtirol (Brixen) s p e n d e t m a n den a. S. K o r n , O b s t u n d n e u e n W e i n 4 9 ) . D i e Seelenspeisung w i r d nicht nur d u r c h B e s c h e n k e n der K i n d e r und A r m e n m i t S e e l e n b r o t abgelöst, in manc h e n B a u e r n h ä u s e r n Tirols b e r e i t e t m a n a m T a g n a c h Allerseelen ein reiches Mittagessen f ü r die a r m e n K i n d e r der N a c h b a r s c h a f t eo ), w o b e i der u r s p r ü n g l i c h e Sinn dieser S p e n d e f a s t g a n z v e r w i s c h t ist. V i e l f a c h f i n d e n sich die Seelens p e i s u n g e n auch i n d e r C h r i s t n a c h t (urspr. N e u j a h r s n a c h t ) . D a in dieser Z e i t die V e r s t o r b e n e n die Ihrigen besuchen, ließ man i m g a n z e n N o r d e n den W e i h n a c h t s t i s c h , auf den m a n meist eine K a n n e mit B i e r f ü r die V e r s t o r b e n e n stellte (änglaölet = Engelsbier) 6 1 ), bis z u m D r e i k ö n i g s t a g u n b e r ü h r t stehen. A h n l i c h e s wird aus Schlesien und L a p p l a n d b e r i c h t e t 8 2 ) . B e r c h t a und ihr Heer erhalten Mehlspeisen oder G e m ü s e u n d Fische M ) . H i e r h e r gehört a u c h das O p f e r a n die M ä u s e a m hl. A b e n d (Österreich) S4 ). Bei den n a m e n t l i c h bei den S l a w e n (Bulgarien M ) , R u ß l a n d 66) und in der Tschechoslowakei) 67 ) i m F r ü h j a h r (an verschiedenen T a g e n der F a s t e n z e i t v o m F a s t n a c h t s o n n t a g bis Ostern) üblichen, mit Seelenspeisungen v e r b u n d e n e n T o t e n f e i e r n ist der U r s p r u n g a u s alten O p f e r s p e n d e n für die

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E r d g ö t t i n unverkennbarS8). Aber a u c h in O b e r s e n s b a c h ( O d e n w a l d ) k o c h e n viele L e u t e a m A b e n d v o r F a s t n a c h t s o n n t a g „ f ü r die lieben E n g e l e i n " das Beste, w a s sie i m H a u s h a b e n , setzen es a b e n d s auf den T i s c h , ö f f n e n die F e n s t e r und legen sich s c h l a f e n S 9 ) . E i n ä h n l i c h e r B r a u c h a u s S c h w a b e n (für die Seelen) ist n a c h L o r i c h i u s (1593) „ e i n g r o b e r spöttischer u n d heidnischer Aberglaub"eo).In O b e r f r a n k e n speist m a n die Seelen a u c h an Q u a t e m b e r t a g e n ab, a n denen a u c h m i t V o r l i e b e die K r ö t e n (Seelen) sich sehen lassen (Tirol) e l ) . Im B ö h m e r w a l d legen die K i n d e r die ersten E r d b e e r e n , die sie f i n d e n , f ü r die a. S. auf einen B a u m s t r u n k 62 ). D a s s e l b e t u n in der O b e r p f a l z die W a l d a r b e i t e r m i t B r o t s t ü c k c h e n M ) . B a c k t m a n B r o t , so o p f e r t m a n den a. S. eine H a n d v o l l Mehl oder ein S t ü c k Teig, b e i m K ü c h l e b a c k e n ein K ü c h l e ; ü b e r h a u p t g e h ö r e n alle Speis e n a b f ä l l e den Seelen (Oberpfalz)64). E i n e Prise Salz, ins F e u e r g e w o r f e n , t u t ihnen w o h l s s ). D e r B r a u c h , f ü r die h u n g r i g e n Seelen Speisen zu opfern — die n ä c h t l i c h klirrenden L ö f f e l v e r r a t e n ihren H u n g e r (Tirol) 66) — wird schon d u r c h die Feststell u n g der 2. S y n o d e v o n T o u r s (567) bel e g t : S u n t e t i a m qui in f e s t i v i t a t e cathedrae domini P e t r i apostoli cibos m o r t u i s o f f e r u n t et post missas r e d e u n t e s a d domos proprias ad gentilium revertuntur errores ®7). D a die a. S. a n i h r e m A u f e n t h a l t s o r t n a c h der einen A u f f a s s u n g h e f t i g unter der K ä l t e z u leiden h a b e n , z ü n d e t m a n a m Allerseelentag Feuer auf dem H e r d a n und w i r f t g e w e i h t e s H o l z v o m K a r s a m s t a g hinein ( O b e r p f a l z ) oder h e i z t besondere S t u b e n f ü r sie ®8). A u c h d a s L i c h t , d a s m a n f ü r die a. S . a n z ü n d e t , h a t v i e l f a c h diese B e d e u t u n g . D a n e b e n soll es i h n e n in der D u n k e l h e i t l e u c h t e n . D i e V o r s t e l l u n g des B r e n n e n s i m F e g f e u e r liegt d e m n a m e n t l i c h in Tirol verb r e i t e t e n B r a u c h z u g r u n d , eine m i t öl o d e r S c h m a l z gefüllte Lampe a m A l l e r s e e l e n a b e n d zu brennen. Mit dem Öl oder d e m g e s c h m o l z e n e n F e t t bestreichen d a n n die a. S. ihre B r a n d w u n d e n 8>).

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In manchen Gegenden spielen die a. S. die Rolle gutmütig helfender Geister, von Kobolden, die im H a u s e ihren Sitz haben (Hessen), den Menschen zur gewünschten Zeit wecken (Bayern, Tirol, Schlesien), ihm in schwierigen Unternehmungen beistehen oder ihn mit Nebelkappe und Wunschring b e s c h e n k e n M ) . Sie scheuen sich aber auch nicht, dem Holzdieb unert a p p t stehlen zu helfen 7 1 ). Die Gleichsetzung der Geister der Verstorbenen mit Zwergen und anderen Erdgeistern erhält dadurch neue N a h r u n g 7 2 ) . Die a. S. warten auf ihre E r l ö s u n g (s. d.), daher die R e d e n s a r t e n : „ E n d l i c h ist die a. S. erlöst" (Bayern) 7 3 ), „endlich hat die a. S. R u h ' " (Freiburg i. Br.). Die Erlösung kann herbeigeführt werden durch kirchliche Mittel (Gebet, Wallfahrt, Seelenmessen) 7 4 ). Priester, die sich hierin Nachlässigkeiten zuschulden kommen ließen, werden von den a. S. im J e n s e i t s verklagt 7 5 ). Besonders können Sonntagskinder am Allerseelentag eine a. S. durch ihr Gebet erlösen. Sonst geht man a m Laurentiustag in der Mittagsstunde auf den Friedhof und g r ä b t in einer Ecke in die E r d e ; etwa einen F u ß tief findet man drei Kohlen, nimmt sie mit nach H a u s e und betet 5 Vaterunser und 5 Ave, Credo und Ablaßgebet vor ihnen, wodurch eine a. S. erlöst wird. Die Kohlen verschwinden dann (Oberpfalz) 7 6 ). T r ä u m t man von einem Verstorbenen oder wächst auf seinem Grab eine Distel — in diesem Fall hatte der Verstorbene eine Wallfahrt gelobt, ohne sie auszuführen — so braucht die a. S. Hilfe 7 7 ). Außer durch Gebet und gute Werke werden die a. S., die sich am liebsten um Mitternacht oder während des Betzeitläutens in Menschen- oder Tiergestalt (Hund, Katze, Kröte) zeigen, um ihre Sehnsucht nach Erlösung zu offenbaren, durch zufällige Ereignisse e r l ö s t : wenn zwei sich zu gleicher Zeit (s. a. gleichzeitig) grüßen, wenn man nachts niest 7 8 ). Begegnet man einer a. S., so soll man sie ansprechen. Der Spruch ist: „Alle guten Geister loben den Herrn, s a g an, was ist dein B e g e h r e n " 7 9 ) . Merkwürdig ist die Vorstellung, daß der

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Mensch, der eine a. S. erlöst hat, dafür von Unglück an Leib und Gut verfolgt wird (Oberpfalz) 8 0 ). Anderwärts kann sich ein solcher Mensch Zeit und S t u n d e seines Todes selbst b e s t i m m e n 8 1 ) . Weit verbreitet ist das Motiv, daß der B a u m erst aus dem Samenkorn ersprießen muß, dessen Holz die Wiege f ü r das Kind abgeben muß, das die a. S. erlösen wird 8 2 ). Neben den oben erwähnten gehören hierher noch folgende R e d e n s a r t e n : auf die Erfüllung eines Wunsches harrt man wie eine a. S . ; ist das Verlangen gestillt, ist auch eine a. S. erlöst (bes. wenn ein Mädchen nach langem Warten einen Mann b e k o m m t ) ; wer ein zehrendes Leiden mit sich herumschleppt, trägt seine a. S. im A r m h e r u m 8 3 ) . Schon die Orphiker lehrten, daß die Seelen durch das Gebet der Lebenden aus ihrer Verdammnis erlöst würden. D a dieselbe Lehre in einem gnostischen S y s t e m v o r k o m m t 8 4 ), ist eine Beeinflussung der christlichen Anschauung von dieser Seite her durchaus möglich. " ) L i p p e r t Christentum 368. 38 ) W i s s o w a Religion 1 8 7 ; S a r t o r i Totenspeisung 5 1 . 39 ) S a r t o r i ebd. 5 3 ; P f a n n e n 4 s c h m i d Erntefeste 1 2 8 f. 164 f. 168. °) R o h d e Psyche 2 1 5 f.; S a r t o r i Totenspeisung 5 3 . 41 ) G o Ith. er Mythologie 586; S a r t o r i Totenspeisung 5 3 . 4>) S c h ö n w e r t h O b e r p j a l z 1 , 2 8 3 Nr. 1. -3) L i p p e r t Christentum 665 f. 6 8 1 ; Zingerle Tirol 1 7 6 f f . Nr. 1468; K u h n Myth. Stud. 2, 40. " ) L i p p e r t Christentum 4 4 1 . 665 f.; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 283 f. Nr. 2 ; Z i n g e r l e Tirol Nr. 1 4 7 0 ; Kuhn Myth. Stud. 2, 40; P o l l i n g e r Landshut 2 2 4 ; S a r t o r i Totenspeisung 5 4 ; Grohmann 1 9 8 ; ZföVk. 4 (1898), 146. " ) S c h ö p f Tirol. Id. 668; K u h n Myth. Stud. 2, 4 1 . " ) K u h n Myth. Stud. 2, 42 f. 47 ) L i p p e r t Christentum 4 4 1 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz i, 283 Nr. 1. " ) H ö f l e r Waldkult 83. 4») Z i n g e r 1 e Tirol Nr. 1 4 7 8 ; K u h n Myth. Stud. 2 , 4 0 . 60) Z i n g e r l e : Tirol Nr. 1480; K u h n Myth. Stud. 2, 40. " ) Z f V k . 10 (1900), 200. ") J a h n Opfergebräuche 286; Lippert Christentum 6 8 2 ; M e y e r Germ. Myth. 74. ") J a h n Opfergebräuche 283 ff. " ) V e r n a l e k e n Mythen 3 1 5 ; S a r t o r i Totenspeisung 5 1 . " ) T y l o r Cultur 2, 36. " ) E b d . 2, 3 6 f . ; G r o h m a n n 190. " ) G r o h m a n n 190. 68) J a h n Opfergebräuche 1 1 6 f.; S a r t o r i Totenspeisung 52. " ) G r i m m Myth. 3, 487 Nr. 896; S a r t o r i Totenspeisung 52. ,0 ) B i r 1 i n g e r Aus Schwaben 2, 54. " ) L i p p e r t Christentum 5 9 1 . " ) Ebd. 4 4 2 . , 3 ) S c h ö n werth Oberpfalz 1 , 285 Nr. 3. " ) E b d . 1,

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Arme Seelen

284 ff. Nr. 4 u. 5. « ) W e 1 1 s t e i n Disentis 1 7 4 Nr. 4 1 . M ) Q u i t z m a n n Baiwaren 1 7 6 ; L i p p e r t Christentum 441. " ) J a h n Opfergebräuche 1 1 6 f. M ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 279 f. 283 Nr. 1 ; Q u i t z m a n n Baiwaren 1 7 6 ; L i p p e r t Christentum 665 f. ; Z i n g e r 1 e Tirol Nr. 1 4 7 2 ; K u h n Myth. Stud. 2, 40; S é b i l l o t Folk-Lore i, 137. **) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 281 Nr. 4; H e y 1 Tirol 761 Nr. 5 2 ; L e o p r e c h t i n g Lechrain 159; Z i n g e r l e Tirol Nr. 1 4 7 0 ; K u h n Myth. Stud. 2, 40; W r e d e Rhein. Volksk. 2 7 7 ; O c h s BadWb. 1, 7 1 . ,0 ) Q u i t z m a n n Baiwaren 1 7 6 ; Z i n g e r l e Tirol Nr. 1 4 7 3 ; Drechsler 1, 3 1 0 . " ) D r e c h s l e r 1, 310. " ) K u h n Myth. Stud. 2, 39. ™) P o 1 1 i n g e r Landshut 224. '«) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 280; H ö f l e r Waldkult 47; R a n k e Sagen 60. 61 Nr. 1 ; K l a p p e r Erzählungen 306 Nr. 90; 393 Nr. 190; Z f V k . 1 (1891), 4 2 7 ; S A V k . 2 1 (1917), 196. " ) K l a p p e r Erzählungen 403 Nr. 199. '•) S c h ö n w e r t h Oberpfalz i , 288 f. " ) Ebd. i , 289 f. '») Ebd. 1 , 2 8 9 ff.; Z i n g e r l e Tirol Nr. 2 3 1 f.; Q u i t z m a n n Baiwaren 1 7 7 ; O c h s BadWb. 1, 7 1 . '•) S c h ö n w e r t h OberPfalz 1 , 290. 297 Nr. 4. ">) Ebd. 1 , 303 Nr. 9. ") J o h n Westböhmen 1 8 1 . « ) R a n k e Sagen 62; H ö f l e r Waldkult 47. *») S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 2 9 1 ; O c h s BadWb. 1, 7 1 . " ) G. Anrieh D. antike Mysterienwesen in seinem Einfluß auf d. Christentum. Göttingen 1894, 87, 4; 94, 4; 1 1 9 , 3 ; N o r d e n Aeneis 7, 3.

3. Manche solcher abergläubischen Vorstellungen haben deutlich eine e r z i e h e r i s c h e T e n d e n z . Ein M e s s e r oder sonst etwas Schneidendes darf man nicht mit der Schneide nach oben über Nacht auf dem Tisch liegen lassen. Die a. S. müßten darauf sitzen, reiten (Bay., Tirol) oder auf der Schneide barfuß gehen (Österreich) 8S ). Dasselbe gilt vom Rechen. Auch der B r o t l a i b darf nicht verkehrt mit dem Rücken nach unten auf dem Tisch liegen, sonst leiden die a. S. ; weil sie ihn umdrehen wollen, bewegt er sich oft hin und her (Bay., Rheinl.) 86 ). In der Samstagnacht ruhen die a. S. auf dem Tisch aus; deshalb darf man ihn mit keinem Besen abputzen, sondern muß ihn abwaschen (Bay.) 8 7 ). Verschüttet man Milch oder läßt Speisen, besonders Brot, fallen, muß man die a. S. trösten. Solche Speisen darf man nicht unter den Tisch wischen (Schweiz) M ). Trägt man Holz in die Küche, so muß man es langsam und ruhig absetzen, sonst spüren die a. S. den heftigen Stoß (Tirol) M ).

596

Wirft die Köchin Salz ins Feuer, so fällt es den armen Seelen in die Augen (Tirol); läßt sie den Pfannknecht leer über dem Feuer, sobald es gar gekocht ist, so müssen die a. S. darauf braten (Tirol) 90 ). Wenn das Feuer brennt, ohne daß etwas darüber gestellt ist, müssen die a. S. stärker brennen 9 1 ). In den Knoten der Strohseile haben a. S. ihr Fegfeuer. Deshalb muß man die Knoten lösen, ehe man das Stroh dem Vieh streut oder es verbrennt 9 2 ). A m Samstag muß man den Kehricht aus der Stube schaffen, auch wenn er die ganze Woche über im Winkel hinter der Tür gelegen ist. Denn die Seele des letztverstorbenen Hausbewohners muß einen reinen Platz finden, wenn sie in der Samstagnacht kommt und sich hinter die Türe setzt (Oberpfalz) 93 ). In den Türangeln sitzen die a. S., das Knarren und Ächzen der Türen ist nichts anderes als ihr Stöhnen 94 ). Sie leiden deshalb besonders, wenn man dieTüre zuschlägt 95 ). In der Oberpfalz schreckt man Kinder, die eine Türe zuschlagen: „ W a r t nur, die a.n S.n kommen schon und tun euch w a s ! " Auch das Knarren der T ü r soll nach anderer Meinung ihnen Schmerz bereiten 98 ). Verbrennt man die Spitze eines Zaunpfahls, so brennt man damit die a. S. In dem Loch, in das ein Pfahl geschlagen wird, sitzen die Seelen und leiden bei jedem Schlag, der später auf den Pfahl geschieht. Deshalb soll man die Pfähle gleich beim erstenmal fest einschlagen 97 ). Auch in den Wagengeleisen müssen die a. S. schwer leiden, besonders wenn der Wagen schwer beladen ist 9 8 ). Bei abnehmendem Mond (Sympathie) muß man in drei aufeinanderfolgenden Nächten aufstehen und drei Vaterunser f ü r die a. S. beten. Das hilft gegen den Kropf99). Die a. S. sind auch Gegenstand des Volksliedes. Ein weitverbreitetes Fastenlied wird nach verschiedenen Melodien 1. in Hessen, Franken, Sachsen, Schlesien, am Rhein, 2. in Westfalen, 3. im südlichen Schwarzwald, 4. in der Altmark gesungen. Das in Thüringen in der Weihnachts- und Fastenzeit gesungene „ A r m e r Kinder L i e d " befaßt sich ebenso

Armetill—Aronstab

597

mit ihnen, wie das in der Bodenseegegend beliebte „ d i e a. S. vor der Himmelst ü r " 1 M ). • 5 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 286 Nr. 9; H e y 1 Tirol 783 Nr. i i 2 ; P o l l i n g e r Landshut 224; G r o h m a n n 198; W u t t k e 3 1 2 § 460. ••) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 288 Nr. 15; W r e d e Rhein. Volksk. 130; G r o h m a n n 198. w ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 288 Nr. 16; P o l l i n g e r Landshut 224. ei ) Schw Vk. 5. 92. ••) H e y 1 Tirol 783 Nr. 1 1 3 . w ) Ebd. 781 Nr. 99; 783 Nr. i n . »») W e t t stein Disentis 174 Nr. 39. Schönw e r t h Oberpfalz 1, 287 Nr. 1 3 ; Ranke Sagen 61 Nr. 2; G r o h m a n n 198. " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 287 Nr. 14; 3, 279 Nr. 2. •4) Ebd. i, 287 Nr. 1 4 ; R a n k e Sagen 61 Nr. 3; Grohmann 198. ,s ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 287 Nr. 14; Wrede Rhein. Volk k. 130; P o l l i n g e r Landshut 224. ••) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1 , 2 8 7 Nr. 14; P o 11 i n g e r Landshut 224. " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 287 Nr. 10 u. n . •») Ebd. 1, 287 Nr. 1 2 ; R a n k e Sagen 61 Nr. 4. M ) P o l l i n g e r Landshut 291. " • ) E r k B ö h m e 3, 734 ff. Nr. 203 t—2038; ZfVk. 20 (1910), 403. Mengis.

Armetill s.

Blutwurz.

A r m s ü n d e r s. H i n g e r i c h t e t e r . A r n i k a (Fallkraut, Johannisblume, St. Lucianskraut, Stichkraut, Wohlverlei; Arnica montana). 1. B o t a n i s c h e s . Korbblütler mit gegenständigen eiförmigen Blättern und großen gelben Blütenköpfen. Meist um Johanni in schönster Blüte. Auf steinigen Wiesen, Moorwiesen, Heiden, besonders in den Alpen und Voralpen (in Nordostdeutschland selten) Von den antiken Schriftstellern wird die A. nicht erwähnt. Vielleicht ist sie die von der hl. H i l d e g a r d 2 ) als ,,wolfesgelegena" erwähnte Pflanze3). *) M a r z e i l Kräuterb. 237 f. •) Physical, 156. •) M a r z e i l Heilpflanzen 228 ff.

2. Die A. spielt besonders in Mittel- und Süddeutschland eine wichtige Rolle im K u l t der S o m m e r s o n n e n w e n d e . Der Grund dafür ist einesteils in der Blütezeit andernteils wohl auch in den sonnenähnlichen Blütenköpfen (Sinnbild der Sonne) zu suchen. Aus Wucherblumen, Glockenblumen und A. machen die Kinder das ,, J o h a n n i s b e t t " , legen Heiligenbilder darauf, unter denen sie dann am nächsten Morgen Geld finden 4 ); am Mor-

598

gen sieht man im Johannisbett den Abdruck des Hauptes des hl. Johannes, und die Blumen sind dann heilkräftig 6 ). An Johanni gesammelt, hat die A. die größte Heilkraft 4 ). Gegen Blitzschlag und Hagel wird A. unter das Dach gelegt, in der Stube aufgehängt, ans Fenster oder auch an die Ecken der Felder gesteckt 7 ). Bei G e w i t t e r wird getrocknete A. angebrannt mit dem Spruche: „ S t e c k t A. an, steckt A. an, daß sich das Wetter scheiden kann" 8 ). Die in den abgeblühten Blütenköpfen der A. befindlichen Puppen der A . f l i e g e (Trypeta arnicae) schützen das Getreidefeld vor Ungeziefer, Mutterkorn und Brand ®). «) Böhmen: ZföVk. 6, 126. ») Tschechoslowakei: F L . 35, 43. •) K ö h l e r Voigtland 376; W u t t k e 106; ZrwVk. 12, 86. ') M a r zeil Bayer. Volksbot. 4 1 ; ZfVk. 1 1 , 50; S c h r a m e k Böhmerwald 159; J o h n Westböhmen 84; vgl. auch F r a z e r Balder 2 (1913), 58. 8) W i r t h Pflanzen 24; vgl. auch Hartheu. •) Oberösterreich: Naturw. Wochenschr. N. F . 9 (1910), 656.

3. In der S y m p a t h i e m e d i z i n wird die A. gegen das „ V e r f a n g e n " des Viehs verwendet 1 0 ) und gegen Rückenblutungen u ) . 10 ) Neu-Ruppin: ZfVk. 8. 392. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 198; Urquell 3, 1 5 ; vgl. auch S c h r ö d e r Med.-Chym. Apotheke 1693, 880. Marzeil.

Arnold, Bekenner, nach der Überlieferung ein Harfenspieler aus Griechenland, Fest 18. J u l i . Wurde als Musiker an den Hof Karls d. Gr. berufen. Gilt als Patron der Zithermacher. E r wirkte nach der Sage von dem Kaiser die Schenkung eines großen Waldbezirkes an 20 Gemeinden im Lande Jülich. ZdVfVk. 1 (1891), 299; S i m r o c k M y t h . 5 4 2 ; S é b i l l o t Folk-Lore 1, 409. 465. Wrede.

A r a b a in der Formel: Scutur Aroba Dumuz Apora Role gegen Würmer bei Roß und M e n s c h i s t , wie Seyfarth richtig vermutet, nichts anderes als das arepo in einer verstümmelten Satorformel. l ) M. R. B u c k Volksmedizin 64; Seyf a r t h Sachsen 168. Jacoby.

Aronstab (Zehrwurz, Teigkraut; Arum maculatum). I. B o t a n i s c h e s . Zu den Arongewächsen (Arazeen) gehörende

Arragonit

599

Frühjahrspflanze mit glänzenden, pfeilförmigen Blättern. Der Blütenkolben, der verschiedenartig ausgebildete Blüten trägt, ist v o n einer weißlichen tütenförmigen Blütenscheide umgeben. Der A . hat giftige Eigenschaften. Er wächst besonders in Süd- und Mitteldeutschland in schattigen Laubwäldern, unter Gebüsch und in Parken 1 ). *) M a r z e 11 Kräuterb.

480 f.

2. Bei dem Namen A. 2 ) dachte man wohl an den blühenden S t a b des Hohenpriesters Aaron in der Bibel 3 ). In dem Blütenkolben sieht man das ganze Leiden Christi (die Marterwerkzeuge) ähnlich wie in der Passionsblume (Passiflora) oder im Kopf des Hechtes 4) (s. d.).

600

in die Schuhe legen und dabei sprechen: „ Z e h r w u r z e l k r a u t , ich zieh dich in meine Schuh, ihr junge Gesellen lauft alle z u " ! 1 0 ) . W i l d e Pfalz 11; um Frankfurt a. M.: R e i n s b e r g Festjahr * 182; A s k e n a s y

Frankfurter

Mundart

1904, 170; v g l . a u c h d e n

Frankfurter Roman H. W. G e i ß 1 e r s Der

letzte Biedermeier.

W e i m a r 1916,

192, w o

ein

Frankfurter Mädchen am Himmelfahrtstag vor Sonnenaufgang in den Wald gehen will, um die „Aaronswurzel" zu suchen. *) Veckenstedts Zs. 4, 147. 10) Chemnitzer Rockenphilosophie = G r i m m Myth. 3, 447; vgl. auch Zaunrübe!

*) Aus griech. äpov; vgl. D i o s k u r i d e s Mal. med. 2, 167. 3) ZfVk. 23, 29; ZrwVk. 2, 138; G u n k e l Märchen 100; F i s c h e r

5. W e n n der A . gegen G e s p e n s t und „ T o g g e l i " (Alp) unter die Hausschwelle und Wiege gelegt w i r d u ) , so dürfte dies vielleicht auf eine Verwechslung des „ A r u n s " (schweizerischer Volksname des A.s) mit „ A l r a u n " (s. d.) zurückgehen. A . und Bibernell (s. d.) werden in der Sage als Zaubermittel g e n a n n t 1 8 ) .

491; B u c k Volksmedizin 32; vgl. auch D ä h n h a r d t Natursagen 2, 229. 297.

zer

SchwäbWb.

1, 325. *) B i r l i n g e r

Volksth. 1,

" ) R o c h h o 1 z Kinderlied

333. " )

Beitrag i, 248 f.; L a m m e r t

Pan-

158.

3. In Süd- und Mitteldeutschland liest man aus der Gestaltung des Blütenkolbens das O r a k e l für die kommende E r n t e ab ( „ Z e i g k r a u t " ) : Der obere Teil des Kolbens bedeutet das Getreide, die darauf folgenden das Heu, die männlichen Blüten das Obst, die weiblichen die Trauben u. ä. ®). W e n n der A . tropft (Wasserausscheidung aus den Blättern?), wird schönes W e t t e r 7 ) . ") ZrwVk. 2, 138 f.; W i l d e Pfalz 11; R e g e l Thüringen 2 (1895), 677; Mitt. Badisch. Landesver. f. Naturschutz 1915, 369; M a r t i n u. L i e n h a r t Eis. Wb. 2, 72; M ä r z e 11 Bayer. Volksbot. 124; das Orakel ist auch in der Herzegowina bekannt: Wiss. Mitt. Bosn. u. Herz. 6, 623. ') J o h n Erzgebirge 250.

6. W e r den A . mit den Fingern berührt und diese dann an die A u g e n führt, kann erblinden 1 3 ). Das K a u e n der A.wurzel hilft gegen S c h w i n d e l l 4 ) . Kinder, die an Bindehautentzündung der Augen leiden, müssen in einem Säckchen aus Leinwand die Wurzeln des A.s an hausgewobener Schnur um den Hals t r a g e n 1 5 ) . Das P u l v e r v o n A. wird gegen den B i ß tollef Hunde auf die W u n d e g e s t r e u t " ) . Ein ganzes Schaf v e r m a g man zu essen und zu verdauen, wenn man beim Zubettgehen und Aufstehen ein haselnußgroßes S t ü c k der A.swurzel ißt oder es um den Hals h ä n g t 1 7 ) .

4. Der A . wird am H i m m e l f a h r t s t a g (oder auch an Pfingsten) gesucht 8 ); er soll dann besonders heilkräftig sein und wird offenbar auch als Aphrod i s i a c u m b e n u t z t (vielleicht nach dem einem männlichen Gliede ähnlichen Blütenkolben, nach dem der A . auch den alten Namen „ P f a f f e n p i n t " = penis sacerdotis führt). A . ist auch ein Bestandteil eines Mittels, u m die Liebe eines Mädchens zu erwerben 9 ). Vielleicht ist der A . auch das „ Z e h r w u r z e l k r a u t " , das die Mädchen, wenn sie z u m Tanze gehen,

der A. enthält einen sehr scharfen Stoff. " ) F o s s e 1 Volksmedizin 88. » ) SAVk. 23. 188. " ) ZrwVk. 1, 204. " ) Aus einem handschriftl. Arzneibuch: SAVk. 6, 56. Marzeil.

13

) L e i t h a e u s e r

Berg. Pflanzennam.

7;

A r r a g o n i t . In der Oberpfalz nennt man den A . Eierstein; nach dem Volksglauben soll er Diamanten verbergen; Schnüre aus A . trugen Leichen in einem Heidengrabe an den Füßen. Veranlassung zu diesem Aberglauben gaben wahrscheinlich kugelförmige A . e n mit kristallinischem Kern. S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 434.

Olbrich.

6oi

Arsenik—Ars notoria

A r s e n i k . Griech. dpoevi*öv ( m ä n n l i c h e S t ä r k e ) , l a t . a u r i p i g m e n t u m , mit. f a l c a nus, nhd. O p e r m e n t , A . , H ü t t e n r a u c h , Rattenpulver. Seine g i f t i g e Wirkung w u r d e erst im I I . J h . ( A v i c e n n a ) erk a n n t . D a s A l t e r t u m k a n n t e es n u r in S c h w e f e l v e r b i n d u n g e n 1 ) . In der P f a l z sollen K u r p f u s c h e r durch A n w e n d u n g des g i f t i g e n A r s e n s viel U n h e i l a n g e s t i f t e t haben2). Wahrscheinlich beraten von solchen g e f ä h r l i c h e n P f u s c h e r n , g a b e n im E n n s t a l D o r f m ä d c h e n den B u r s c h e n H ü t t e n r a u c h , g e w ö h n l i c h in B r a n n t w e i n gemischt, zu t r i n k e n , u m geliebt zu w e r d e n und den L i e b h a b e r f e u r i g zu m a c h e n 3 ). V o n Z i g e u n e r n und R o ß t ä u s c h e r n w i r d w e i ß e s A r s e n noch h e u t e v i e l v e r w e n d e t , u m die z u m V e r k a u f a n g e b o t e n e n P f e r d e feuriger u n d g l a t t h a a r i g e r z u m a c h e n 4 ). Die b e r ü h m t e Arseneisenquelle Mitterb a d im U l t e n t a l bei Meran wird a u c h v o n zahlreichen B a u e r n b e n u t z t , u m eine Blutreinigungskur vorzunehmen. Der übertriebene G e b r a u c h des Arseneisenwassers und die D a u e r b ä d e r e r s c h ö p f e n sie im hohen G r a d e , d o c h f a s s e n sie g e r a d e dies als g ü n s t i g e s und einen g u t e n E r f o l g v e r s p r e c h e n d e s Z e i c h e n auf 6 ). Ü b e r h a u p t wird in der V o l k s m e d i z i n v o n d e m gef ä h r l i c h e n A r s e n viel G e b r a u c h g e m a c h t , v o r allem g e g e n F i e b e r 6 ) . V o n der v i e l f a c h e n V e r w e n d u n g des A . s als eines g e w a l t i g e n H e i l m i t t e l s , besonders als s c h w e i ß t r e i b e n d e und ä t z e n d e Medizin, v o r a l l e m des a r s e n i k u m f i x u m A g r i c o l a e , d a s alle u n h e i l b a r e n S c h ä d e n heilen sollte, b e r i c h t e t eingehend Z e d i e r 7 ) . A . s ä u r e gilt h e u t e n o c h in m a n c h e n Geg e n d e n als sicheres A b t r e i b u n g s m i t t e l 8 ). I m M A . m a c h t e m a n in P e s t z e i t e n a u s A . v o r der E r k r a n k u n g s c h ü t z e n d e A m u l e t t e 9 ) . Die G e m s j ä g e r in der S t e i e r m a r k und in T i r o l g l a u b e n ohne B e s c h w e r d e n t a g e l a n g d a s W i l d v e r f o l g e n z u können, w e n n sie ein e r b s e n g r o ß e s S t ü c k A . i m M u n d e behielten 1 0 ). *) S c h r ä d e r Reallex. * i , 58; P e t e r s Pharmazeutik I, 296 und 2, 112 ff.; P 1 i n. n. h. 34 § 178; vgl. B e r g m a n n 31 f. 378 und 271 (Hüttenrauch); S c h a d e 1335 s. v. falcanus. *) L a m m e r t 208. *) R e i t e r e r Ennstalerisch 100. *) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 41. •) Ebd. 2, 257 f. •) Ebd. 2, 342; 1, 41 und

602

140; Bressl. Samml. Regb. 515. ') Z e d i e r Bd. 1, 1654 ff. s. v.; vgl. P 1 i n. ». h. 34 § 178; F o s s e l 102; H e l l w i g 176f. ') H o v o r k a K r o n f e l d 1, 164. •) Z e d i e r s . v . ; S t a r i c i u s Heldenschatz (1706), 488 f. und 491. 10) S t e i n e r Mineralreich 67. Olbrich. Ars notoria ( G e d ä c h t n i s k u n s t ) . In seinem Ü b e r b l i c k ü b e r die F o r m e n des A b e r g l a u b e n s n e n n t L u t h e r a u c h die A . n. (huc p e r t i n e n t qui s c i e n t i a m quaer u n t per a r t e m n o t o r i a m , de q u a in iure satis dicitur). Diese A . n. b e s t e h t darin, d a ß m a n m i t Hilfe v e r s c h i e d e n e r Zeremonien u n d G e b e t e ohne die M ü h e des S t u d i u m s in d e n B e s i t z der W i s s e n s c h a f ten g e l a n g t , a u c h des Wissens u m die Z u k u n f t u n d v e r b o r g e n e D i n g e (se cons e c u t u r u m s c i e n t i a m a b s q u e l a b o r e per q u a e d a m ieiunia, orationes, inspectiones figurarum, prolationes v e r b o r u m ignotorum, et alia similia v a n a e t i n e f f i c a c i a ) 2 ). >) Werke Witt. Ausg. 1, 401 ff.; Werke (Berlin, Schwetschke 1905), 4. Folge, Verm. Sehr. 1, 61. *) B o n a c i n u s Mart. Mediolan. Opp. 2 (Antwerpen 1632), 142. Die A . n. wird schon v o n G e r v a s i u s v o n T i l b u r y 3 ) e r w ä h n t , der e r z ä h l t , m a n h a b e g e l e g e n t l i c h der E n t d e c k u n g der Gebeine V i r g i l s bei dessen H a u p t ein B u c h über diese K u n s t g e f u n d e n ( e f f o d i t u r post longos labores t u m u l u s , in q u o inv e n i t u r c o n t i n u u m corpus Virgilii et a d c a p u t liber, in quo ars n o t o r i a erat i n s c r i p t a c u m aliis studii eius c a r a c t e r i b u s . . . . A s p o r t a t o ergo libro solo, m a g i s t e r a b i i t e t nos q u a e d a m e x ipso libro per venerabilem Johannem Neapolitanum, Cardinalem tempore papae Alexandri [ n a c h L e i b n i z s t a r b er 1 1 7 5 ] , per e x c e r p t a v i d i m u s , e t probari v e r i s s i m a r e r u m e x p e r i e n t i a f e e i m u s ) . D a n a c h w u r d e sie in das A l t e r t u m z u r ü c k d a t i e r t . A u c h die S c h o l a s t i k e r , T h o m a s v o n A q u i n 4 ), A l e x a n d e r v o n H a i e s 6 ), Gerson 6 ) g e d e n k e n ihrer und v e r u r t e i l e n sie als u n e r l a u b t , weil sie a u f e i n e m B u n d m i t den D ä m o n e n beruhe, a u c h w i r k u n g s l o s ( i n e f f i c a x ) sei. Ü b e r sie s c h r i e b ferner R a y m u n d u s L u l l u s 7 ) (vgl. seine ars m e m o r a t i v a , ars alia m e m o r a t i v a , ars infusa, ars i n t e l l e c t i v a , ars n o t a n d a [ w o h l : notoria]). *) C o m p a r e t t i Virgil im Mittelalter übs. v. H. Dütschke (1875). 235; L i e b r e c h t

603

Ars notoria

Gervasius 49. *) Summa (Antwerpen, Plantin 1569) 2 pars 2, 289 ff. ') Summa 2 p. 9 de sortil. •) Opp. (Paris 1521), 3 p. fol. CCCLXv. ') Act. SS. Boll., Juni 5, 697 ff. In der Folgezeit wird die A . n. häufig genannt, o f t unter B e r u f u n g auf Thomas, so von dem Erzbischof Antoninus Florentinus 8 ), dem Heidelberger Theologieprofessor Johannes v o n F r a n k f u r t (um 1412) 9 ), dem K a r t h ä u s e r D i o n y s 1 0 ) , Ebendorfer v o n Haselbach u ) , der s a g t : „ P o nuntur spirituales orationes, que habent v e r b a ignota, nec latina nec greca nec heb r a i c a " (also Zauberworte, Ephesia grammata), dem T r a k t a t über die zehn Gebote v o n 1470 aus der U m g e b u n g K ö l n s 1 2 ) : „ D i e mit den duuelen (Teufeln) ghemeenscap o f f t e yenich verdrach maeckt, die verbodene K u n s t alse ars notoria ende der gelijken studeren, schriuen, leren, of doen leren", dem A b t v o n Sponheim T r i t h e m i u s 1 3 ) : „ T a l i s fuit auctor profanae artis notoriae, qui characteribus et comixtura Graecorum, Hebraeorum, Arabicorum ad sortem confictorum nominum, vel etiam ad placitum, scientiam omnium, artium audet p r o m i t t e r e . " Trithemius nennt als besondere A r t e n die ars Encunctica, die ars des Johannes Monachus de Morigerato, flos coelestis genannt, und die ars D a v i d i c a des Frater Georgius, zu R o m an S. Maria de Minerva v e r f a ß t . A u c h Cornelius A g r i p p a u ) schrieb ein B u c h darüber, dagegen macht sich Erasmus 15 ) darüber lustig. Ganz ausführlich ist der Verlauf der Zeremonien und der W o r t l a u t der Gebete (doch ohne Zauberworte, also wohl purgiert) gegeben in einem hs. Eintrag in einem Druck des 16. J h s . l e ) unter dem Titel: „ C e r t a aliqua secreta quae sunt compilata per S. Thom a m et per b. A u g u s t i n u m " ; interessant ist, daß gerade T h o m a s und A u g u s t i n als Gewährsmänner genannt sind, von denen jener die K u n s t ausdrücklich verwirft und sich d a f ü r auf diesen beruft. A n weiteren Zeugen seien notiert: Virgilius von C o r d u b a 1 ' ) , Gregor v o n Valencia 1 8 ), die Jesuiten L a y m a n n 19 ), Th. Sanchez so ), V a l . Reginald 21 ), der Spanier Cirvelo 22 ), Delrio »), Bonacinus M ), C a j e t a n 2S ), Segnius 26), Thiers 27 ), die z u m Teil recht ein-

604

gehend über die a. n. berichten; so nennt Delrio als besondere A r t e n die ars A l m a d e l (wohl v o n -¡e1? lernen), ars Paulina, ars revelationum M ). 8) Summa theol. (Verona 1740), 1142. •) Hansen Hexenwahn 80. w ) Opp. omnia t. X X X V I op. min. IV (Tornaci 1908), 226. ») ZdVfVk. 12, 8. ») G e f f c k e n Bilderhatechismen des is-jhs. (1855), Beil. 18 Sp. 166 f. ") Antipalus maleficiorum (Col.-Agripp. 1624), 280; W. S c h n e e g a n s Abt Johannes Trithemius und Kloster Sponheim (1882), 227 f. " ) L i e b r e c h t Gervasius 161. " ) Colloquia ed. Schrevel (1664), 631 ff. >•) Actus sacerdotalis: cum modo predicandi et alijs additionibus. Per J o a n n e m S i n g r i e n e r . Viennae Impressum 1522 (Bibl. München Liturg. 802). Abschrift in meinem Besitz. ") H e i n e Bibliotheca anecdotorum s. veterum monumentorum eccles. collectio novissima 1 (1848), 211 ff. M) Commentar, theolog. t. III (Ingolstadt 1695), 1988. 18) Theologia moralis Hb. 4 (Paris 1627), 232. M) Opus morale in praec. decal. (Antwerpen 1614), 320. l l ) Praxis fori poenitentialis (Mainz 1622), 2, 46. " ) Reprouacion de las supersticiones y hechizerias o. J. 1548 (Staatsbibl. München). *•) Disquisitionum magicarum libri sex 2 (Mainz 1606), 215. " ) s. Anm. 2. " ) Summa, vox superstitio vgl. T h i e r s 1,244. " ) B a p t i s t S e g n i u s De vero studio christiano c. 7 vgl. D e l r i o 2, 215 f. " ) T h i e r s i , 240 ff. D e l r i o i, 237. Die a. n. wurde 1324 in Paris verd a m m t *•), ebenso 1623 ein B u c h des Jean Belot über solche K ü n s t e 3 0 ) ; die W e r k e darüber stehen 1634 und 1704 auf dem Index 31 ). ") P. F e r e t La faculté de Théologie dt Paris. Moyen-âge 3 (1896), 163; D e l r i o 2, 215. " ) F e r e t a . a . O . Epoque moderne 3 (1904), 407. 31 ) Index librorum prohib. Clementis VIII. jussu recognitus (1634), 148; Index usw. (1704), 205. Die Z u r ü c k f ü h r u n g der K u n s t auf Salomo a2 ) läßt sich leicht aus der Tradition über Salomos Weisheit 1. K ö n . 5, 9 ff. i o , 24; 2. Chron. 1, 10 f. und der Schätz u n g Salomos als Magier in späterer Zeit verstehen. Augustin und T h o m a s galten als inspiriert; vgl. f ü r l e t z t e r e n : ,,Deus talem ei infudit scientiam, u t non dubitaret novas opiniones docere et scribere, quia deus dignatus esset noviter inspirare" 33 ). " ) T h i e r s 1,244. " ) Wilhelm von Tocco vgl. H a u c k RE. 19, 707. Schon im A l t e r t u m b e n u t z t e man magische Mittel, um das Gedächtnis z u

605

Arsch—Artomantie

stärken, vgl. den I. Berl. mag. Papyrus 3 4 ) (ivijtiovixr,: ein Amulett mit Zaubernamen, mit einer besondern Tinte geschrieben, soll mit Wasser aus 7 Quellen abgespült werden; von diesem Trank muß man nüchtern 7 Tage lang trinken, wenn der Mond im Aufsteigen ist, womit man die Fasten und Gebete, die Bedeutung der 7 Tage des Neumonds in den Zeremonien der A. n., den T r a n k aus destilliertem Wein und Veronikawurzel, das Essen von Lorbeerbeeren vergleichen kann. Ma. jüdische Rezepte 3 5 ): Zauberworte, die man vom Neumond des Nisan ab drei Monate lang mit den 18 Segenssprüchen und einem Zusatz wiederholen soll; man nimmt ein Ei, mit Spruch beschrieben, und trinkt es mit starkem Wein. Den Kindern und Erwachsenen gab man vor dem Lernen Kuchen mit Engelnamen und Amulettzeichen 3 8 ) vor dem Neumond des S i v a n ; die Zeichen s. im Sepher Raziel 3 7 ). Die Jakobiten benutzten dazu die K-.i^p „ c o l l y r i s " , Brote, mit einem Gebet ihres Psalters beschrieben M ). Der Schüler mußte Kuchen mit Bibelversen essen oder Kuchen, Eier, Äpfel mit einer Zauberformel gegen den Dämon der Vergeßlichkeit 39). Andere jüd. Formeln mit Engelnamen und Zauberworten 4 0 ) gehören noch hierher und mohammedanischer Aberglaube über Gedächtniskraft und Vergeßlichkeit 4 1 ). . **) P a r t h e y Zwei griechische Zauberpapyri (Abh. Berl. Akad. 1866), 126. «) G a s t e t The Sword of Moses (Journal of the Royal Asiatic Society 1896) Nr. 216. 217. '•) Z u n z Zur Geschichte und Literatur 1 (1845), 167. *') Ed. Amsterdam (1701), 42. 45 a. ') C a s t e l l i Lexikon Syriacum ed. Michaelis (1788), 801. '•) G ü d e m a n n Geschichte des Erziehungs- w. Bildungswesens bei den abendl. Juden (1880), 1 5 1 f. «) MjdVk. 19 (1906), 1 1 7 . " ) G o 1 d z i h e r in der Jubelschrift für Berliner.

Die „Geist-Kunst, welche der höchste Schöpfer dem Salomo geoffenbart" 4 2 ), ist eine rein magische, nicht purgierte A. n. D o r t 4 4 ) steht auch das von F r a n z 4 S ) aus einer Admonter Hd. des 14. J h s . veröffentlichte Gebet zur Erlangung von Gedächtniskraft und Beredsamkeit. Ein Buch: De arte notoria et memoria des Nie. Perazonus verbietet

606

der Venediger Index von 1554 46). Auch Kiesewetter erwähnt die A. n. 4 7 ). " ) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 5, 157—285. " ) a . a . O . 170. 178. " ) a . a . O . 171 f. 173 f. 257 f. 267. " ) Benediktionen 2, 259 f. " ) H. Reusch Der Index der verbotenen Bücher 1 (1883), 248. ") Faust 88. 341. Jacoby.

Arsch s. H i n t e r e r , ] Artemisia s. B e i f u ß . Artomantie« Weissagung durch Brot (äpxof). Die Bezeichnung stammt nicht aus dem Altertum, sondern ist eine moderne Neuschöpfung, vermutlich des 17. J h s . 1 ) . Da in den Divinationslisten dieser späteren Literatur auch die Tyromantie (Käseweissagung) mehrfach auftaucht (s. d.), liegt die Vermutung nahe, daß mit diesen Bezeichnungen entweder das „Iudicium o f f a e " oder ,,casei" selbst oder dessen im Aberglauben fortlebende Reste gemeint sind 2 ). Es handelte sich dabei um ein Ordal, wobei dem Beschuldigten ein Bissen Brot (offa) oder Käse in den Mund gesteckt wurde; konnte er ihn verschlucken, so galt dies als Zeichen seiner Unschuld, blieb er ihm im Halse stecken, als Zeichen der Schuld; bisweilen bediente man sich dazu auch einer Hostie oder schrieb das Vaterunser oder Zauberworte auf den Bissen. Man benutzte diese Methode auch zur Erkennung von Dieben und Zauberern 3 ). Eine andere, der Axinomantie (s. d.) verwandte Probe, war das,,Drehen" des Brotes, das angeblich bei Nennung des Schuldigen erfolgte 4 ). Übrigens wird gelegentlich das Brot auch auf andere Weise zur Erkennung der Zukunft verwendet: Wenn das Brot beim Backen auf dem Rücken spaltet, so stirbt eins in der Familie B ). Bei der Hochzeit schneidet das Brautpaar von den auf dem Tische liegenden Laiben je einen an und bewahrt den Abschnitt auf. „Wessen Brot eher schimmelt, dessen Leib eher himmelt (stirbt)" •). Wenn die Person, die das „ S t ö r i b r o t " bäckt (zu Fastnacht in Weißkirchen, Oberösterreich), mit teigbelegten Händen zur Haustür hinausgeht und von draußen hineinschaut, so sieht sie, wenn sie im nächsten J a h r e sterben muß, den Tod am Backtrog stehen'). In

Artus—.•Arznei

607

V e r b i n d u n g mit einem Messer dienen B r o t s c h e i b e n zur E r m i t t e l u n g v o n L e u ten, die m i t d e m Bösen B l i c k (s. d.) beh a f t e t s i n d 8 ) . In R u ß l a n d w e r d e n die „ A u s s a a t - B r ö t c h e n " unter anderen magischen Z w e c k e n a u c h z u r E r k u n d u n g der Z u k u n f t in m a n n i g f a c h e r W e i s e verw e n d e t 8 ) , s. B r o t . 1)

Fabricius

Bibliogr.

antiqu.

* (1760)

594; die dort zitierte Schrift ,,Brodteufel" des Joh. Praetorius wurde nach Pr.s Tod 1684 im Messekatalog angekündigt u. d. T. „Historische Traumschule item Artomantia oder Brod-Teufel"; ob sie tatsächlich erschien, ist zweifelhaft, s. H a y n Zeitschr. f. Bücherfreunde 12, 86. Eine mantische Verwendung von Brot teilt P r a e t o r i u s in den Saturnalia (1663) nr. 64 mit (Heiratsorakel durch eine in der Christnacht unter den Kopf gelegte Semmelrinde), in enger Verbindung mit einem Traumorakel,

s. W i t k o w s k i Gesch. des literar. Lebens

in

Leipzig (1909) 173. 180. *) D u C a n g e s. v . Corsned; G r i m m RA. 2, 597; Myth. 2, 929. 3 ) G r i m m Myth. a. a. O.; T u c h m a n n in Melusine 4, 424; D a v i d s o n in Z f V k . 13, 271 Nr. 10 (Island). 4) T u c h m a n n a. a. O . ; S e -

1 i g m a n n Zauberkraft

437. 6) Unoth i , 189

Nr. 2. •) J o h n Oberlohma 161. ') B l u m g a r t e n Das Jahr, neu hg. in Heimatgaue 7, 7. ') S e l i g m a n n Zauberkraft 437. •) Z e l e n i n

Russische Volksk. 27.

Boehm.

ArtllS. D e r große königliche H e l d des h ö f i s c h e n R o m a n s und Herr der T a f e l r u n d e ist v i e l f a c h G e g e n s t a n d v o n V o l k s sagen in F r a n k r e i c h und B r i t a n n i e n geworden, die z. T . noch u m 1900 f o r t l e b ten. S a g e n v o n der R o ß t r a p p e , v o m v e r g r a b e n e n S c h a t z , v o m heiligen S p r i n g quell sind mit B e z i e h u n g auf A . a u s der B r e t a g n e b e k a n n t und bei Söbillot zitiert 1 ). A b e r die w i c h t i g s t e n der auf ihn ü b e r t r a g e n e n M o t i v e sind die w i l d e J a g d und die E n t r ü c k u n g mit einstiger W i e d e r kehr. B e r e i t s G e r v a s i u s v o n T i l b u r y 2 ) k e n n t sie u m 1 2 1 4 b e i d e : ein Diener des B i s c h o f s v o n C a t a n i a , der ein P f e r d s u c h t , t r i f f t im Ä t n a den K ö n i g A . in p a r a d i e sischer P r a c h t ; die W a l d h ü t e r B r i t a n n i e n s erzählen v o n i h m als w i l d e m J ä g e r zu m i t t ä g l i c h e r u n d nächtlicher Zeit ( d a z u ein z w e i t e s engl. Zeugnis bei G r i m m 786) s ). A l s w i l d e n J ä g e r halten ihn verschiedene nördliche und südliche L a n d s c h a f t e n n o c h in der N e u z e i t f e s t *). W ä h r e n d G e r v a s i u s als Ort der E n t r ü c k u n g den Ä t n a (s. d.) nennt, ist es

608

n a c h G o t t f r i e d v o n M o n m o u t h (ca. 1 1 3 7 ) die paradiesische Insel A v a l u n , w o ihn die F e e Morgana pflegt, und v o n w o m a n seine W i e d e r k e h r und neue H e r r l i c h k e i t erh o f f t ; diese beiden l e t z t e r e n M o m e n t e f ü g t indessen erst G e r v a s i u s a n einer v o n L i e b r e c h t nicht mit a u s g e h o b e n e n Stelle seiner O t i a i m p e r i a l i a h i n z u 6 ) . A l a n u s a b Insulis f ü r c h t e t f ü r d e n j e n i g e n die Steinigung, der in der B r e t a g n e Z w e i f e l a n der W i e d e r k e h r des K ö n i g s ä u ß e r e 6 ) . V o n d e u t s c h e n A u t o r e n und S c h r i f t w e r k e n k e n n e n sein F o r t l e b e n H a r t m a n n v o n A u e im Iwein 14, U l r i c h v o n Z a t z i k h o v e n i m L a n z e l o t 6909, M a n u e l u n d A m a n d e V . 105 ff. 7 ), Caesarius v o n H e i s t e r b a c h 18. 48. 143 (rex Arcturus in monte Giber), 146, der W a r t b u r g k r i e g , S t r o p h e 83, L o h e n g r i n , S t r o p h e 24 f f . : mit J u n o und Felicia, Sibillen K i n d , w o h n t er hier im K r e i s e seiner H o f g e s e l l s c h a f t in d e m n a c h Indien v e r l e g t e n B e r g . V o n d e u t s c h e r V o l k s s a g e w i r d m a n t r o t z diesen Z e u g nissen nicht sprechen können. S c h o t t i s c h e L a n d s c h a f t k e n n t sein F o r t l e b e n in H ü g e l n 8 ) ; walisische und s c h o t t i s c h e B e r g e und Felsen t r a g e n schon seit d e m 12. Jh. seinen N a m e n 8 ) . — E i n e n Versuch, die d e u t s c h e K a i s e r s a g e v o n der Ätna-A.sage abzuleiten, macht Kampers 1 0 ); einen solchen, die F i g u r des A . m i t der kelt.-germ. M y t h o l o g i e d i r e k t zu verknüpfen, unternimmt Singer11). Beide V e r s u c h e ü b e r z e u g e n noch nicht. ») S 6 b i l l o t Folk-Lore I, 168 f. 1 7 2 . 2 4 1 . 307. 384. 2, 178. •) cd. L i e b r e c h t 246. •) G r i m m Myth. 786, 802 f.; 3, 287; danach

M a n n h a r d t Götter 121, 137; Germ. Mythen

460; S i m r o c k Mythol. 198. 209. 293; H a r t l a n d Primit. Paternity 1, 187; R h y s

Studies in the Arthuria

legend.

*) S e b i l l o t

1 , 1 6 7 . s) S. S i n g e r Die Artussage. Bern 1926. ') D e r s . a . a . O . ') M e y e r - B e n f e y Mittel-

hochdeutsche Übungsstücke

Nr. 18. •) M a n n -

h a r d t Götter 137. •) S a n

thussage 12.

10)

M a r t e Die

K a m p e r s Kaiseridee

Ar-

83 ff.;

ders. Kaisermystik 4 und 134 ff. 11 ) S i n g e r Die Artussage. Bern 1926. H. Naumann.

A r z n e i . D i e A . e n sind mit einer besonderen K r a f t (Orenda) a u s g e s t a t t e t : so s p r i c h t z. B . Vergil v o n p o t e n t i b u s herbis (Aen. 12, 402). D u r c h das V e r s c h l u c k e n der A . wird ihre K r a f t eingen o m m e n , sie bildet das G e g e n g e w i c h t

609

Arzt—Asbest

b z w . die s t ä r k e r e D y n a m i s g e g e n ü b e r der K r a f t der d ä m o n i s c h b e w i r k t e n K r a n k h e i t 1 ) . D a z u k o m m t noch, d a ß n a c h p r i m i t i v e m G l a u b e n die b e s o n d e r e K r a f t des Tieres oder der P f l a n z e d u r c h Einessen ü b e r g e h t 2 ) . D a r a u s e r k l ä r e n sich die o f t s o n d e r b a r e n V o r s c h r i f t e n der V o l k s m e d i z i n (s. Similia). Der A b e r g l a u b e b e a c h t e t übrigens noch einzelne A b s o n d e r l i c h k e i t e n . So darf sich der K r a n k e f ü r e m p f a n g e n e A . e n nicht b e d a n k e n 3 ) ( B ö h m e n ) ; s c h w a n g e r e F r a u e n dürfen keine A . n e h m e n ( T h ü ringen) 4 ); der K r a n k e soll w o m ö g l i c h v o n der z u b e r e i t e t e n A . keine K e n n t n i s h a b e n , sonst hilft sie i h m nichts 5 ) ; in T h ü r i n g e n g i b t m a n d e m T o t e n die ü b r i g g e b l i e b e n e n A . e n m i t ins G r a b , weil sie, ihm g e h ö r i g u n d schon z u m Teil g e b r a u c h t , d e n Leb e n d e n s c h a d e n k ö n n t e n 6 ). D a g e g e n gilt j e d e A . , die d e m V e r s t o r b e n e n z u l e t z t v e r o r d n e t w u r d e , die er a b e r nicht mehr a n w e n d e n k o n n t e , als U n i v e r s a l h e i l m i t t e l und wird viel b e g e h r t 7 ) . >) H ö f 1 e r in ARw. 12, 338 ff.; P a u 1 y -

W i s s o w a 1 1 , 2 , 2 1 7 3 . s ) F r a z e r Golden Bough 2, 318 ff. 3 ) W u t t k e § 511. *) E b d . § 571. 6) Z f ö V k . 4 (1898), 215. ») W u t t k e § 733- ') Z d V f V k . 3 (1893), 151. Stemplinger.

A r z t . Die ä l t e s t e n N a m e n des A . e s h a b e n die B e d e u t u n g v o n Zauberer, B e s c h w ö r e r , O p f e r e r 1 ) , d. h. der B e g r i f f erbt sich f o r t , solange m a n a n d ä m o n i s c h e (teuflische) K r a n k h e i t e n g l a u b t . F e r n e r h a t t e m a n die A n s i c h t , neben gewissen H e i l g ö t t e r n g e b e es a u c h Menschen, denen eine besondere H e i l k r a f t innewohne, so u r s p r ü n g l i c h A s k l e p i o s , s p ä t e r gewisse Heilige und w e l t l i c h e W u n d e r m ä n n e r , w i e S i m o n M a g u s ( A p o s t e l g e s c h i c h t e 8, 9). A u ß e r M ö n c h e n und Priestern teilte m a n seit alters a u c h K ö n i g e n und F ü r s t e n „ v o n G o t t e s G n a d e n " besondere H e i l k r ä f t e zu, so d e m K ö n i g P y r r h u s , d e m K a i s e r Hadrian", den französischen und englischen K ö n i g e n (s. „ K ö n i g s k r a n k heit"). D a s M i ß t r a u e n des g e w ö h n l i c h e n V o l kes g e g e n die s t u d i e r t e n A . e ist unausr o t t b a r . P a r a c e l s u s g e w a n n nur deswegen so g r o ß e n E i n f l u ß , weil er gegen die herrschende Schulmedizin aufs schärfste aufB ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube I.

6lO

t r a t . Der o k k u l t i s t i s c h e Z u g im V o l k , nicht bloß in niederen K r e i s e n , ist so ü b e r m ä c h t i g , d a ß w e d e r das C h r i s t e n t u m noch die g e w a l t i g e n L e i s t u n g e n und F o r t schritte der w i s s e n s c h a f t l i c h e n Medizin das V e r t r a u e n zu den a l t e n H a u s m i t t e l n u n d zu den alten m y s t i s c h - t h e u r g i s c h e n H e i l f o r m e n der S y m p a t h e t i k z u ers c h ü t t e r n v e r m ö g e n 2 ) . N e b e n den sich f o r t e r b e n d e n Mitteln der „ S y m p a t h i e " treten v o n Z e i t z u Z e i t W u n d e r h e i l e n d e auf, wie V a l e n t i n G r e a t e r in Irland, der G a s t w i r t R i c h t e r in R o y e n (Schlesien), F r a u Louise L a t e a u in Belgien, der „ D o k t o r K ü p f e r " in der S c h w e i z u. a. 3 ). V g l . i. a . H . P e t e r s Der Arzt u. die Heilkunde in der deutschen Vergangenheit. Leipzig 1900.

') Gotisch : lekeis, ahd. lähhi, schwed. läkare, mhd. lächenaere = Zauberer. Ahd. arzät, mhd. arzet, nhd. Arzt, ist griech. archiater (Erzarzt); vgl. ZfvglSprf. 5, 24. 2) Vgl. Flügel

Volksmedizin

Volksmedizin

57;

Lammert medizin 27.

7.

A s a n t s.

3

9,

M e y e r

31;

Höf

Aberglaube

ler 105;

) S t e m p l i n g e r VolksStemplinger.

T e u f e l s d r e c k .

A s a r u i l l S.

Haselwurz.

A s b e s t . Griech. äaßsaioj = unauslöschbar, m h d . abesto, a b e s t o n ; a u c h A m i a n t g e n a n n t (dc|i£avios = u n b e f l e c k t , rein), in der B e r g m a n n s s p r a c h e „ B e r g f l a c h s " . — L o n i c e r nennt den A . S t e i n f l a c h s , Steindocht, E w i g - L i c h t ; K e n t m a n n f ü h r t als a b e r g l ä u b i s c h e B e z e i c h n u n g des A m i a n t s a n „ H e i l i g e - G e i s t s f e d e r n " ; Gesner stellt a u s A g r i c o l a als w e i t e r e B e z e i c h n u n g e n zusammen: Federweiß, Pliant, Salaman* d e r h a a r 1 ). Die l e t z t e B e z e i c h n u n g 2 ) g e h t a u f den alten A b e r g l a u b e n z u r ü c k , d a ß (ebenso wie der A . ) der S a l a m a n d e r unv e r b r e n n b a r und f e u e r f e s t sei (Plin. n. h. 10 § 188). G e g e n s t ä n d e aus der H a u t oder den H a a r e n des S a l a m a n d e r s w e r d e n n i c h t selten e r w ä h n t , w o m i t ü b r i g e n s überall der A . g e m e i n t ist. E i n S a l a m a n derlaken als G e s c h e n k eines Geistes f i n d e t sich in einer S a g e bei G r i m m 3 ). Z u r B e z e i c h n u n g des A . s als S a l a m a n d e r h a a r oder -wolle m a g a u c h b e i g e t r a g e n haben, d a ß der g e l o c k e r t e A . a n W o l l e n k l ü m p c h e n erinnert. D e r an sich berecht i g t e G l a u b e a n die F e u e r f e s t i g k e i t des 20

6i I

Asche

A.s w u r d e im MA. stark übertrieben und f ü h r t e v o n selbst zu dem schon im Altert u m vertretenen A b e r g l a u b e n , der A . schütze v o r Zauberei und allen Giften, besonders den magischen. W e r z. B. ein A . g e w a n d trug, ging nicht nur sicher durch das Feuer, sondern w a r auch gefeit gegen alle Hexerei 4 ). In den alten Offizinen verarbeitete man den A m i a n t zu einer äußerlich gegen K r ä t z e und R ä u d e schützenden A r z n e i , wobei wohl der N a m e (rein, unbefleckt) mitwirkte. A u c h bereitete man eine Salbe aus A . ; wer seine Hand d a m i t bestrich, konnte ohne Schaden ins Feuer greifen 5 ). * ') K e n t m a n n Nomenclatura rerum fossilium (1565) c. 27; L o n i c e r 60; G e s n e r d. f. I. 6 f.; vgl. namentlich A. J a c o b y Aus der Gesch. des A.es, in: Société des Naturalistes Luxembourgeois 1924, 132 if. ') Auch „Salamander" allein k o m m t vor: L e x e r 2, 577; J a c o b y 138; über den ligniformen A. B e r g h o 1 z ebd. 151. 3) L i e b r e c h t Gervasius 13 u. 97... Anm. 30; G r i m m Sagen Nr. 35; weiteres Jacoby 133 ff. ; 139 ff148 ff.; B r a u n e r Curiositäten (1737), 591; vgl. H o v o r k a - K r o n f e l d i, 368 f. *) S c h a d e s . v . abeston 1316 f.; ZfdA. 18 (1875), 428 Nr. 1 : G e s n e r a . a . O . 120; P 1 i n. n.h. 36 § 139; M e g e n b e r g Buch der Natur 373 f.; A g r i p p a v. N. 5, 44 u. 1, 81; S e l i g m a n n 2, 32; Prätorius Anlhropodemus 1, 309; P o r t a Magie 230 (linum asbestinum) ; Z e d 1 e r s . v. Amianthus B d . i, 1 7 2 9 f . ; vgl. B e r g m a n n 20; Q u e n s t e d t 272 f. ') Z e d i e r a . a . O . Olbrich.

A s c h e . I. Die A . gilt seit den ältesten Zeiten bei den verschiedensten Völkern als mit besonders wirksamen, heilv o l l e n K r ä f t e n ausgestattet, wohl deshalb, weil sie einerseits an die vernichtende K r a f t des dämonenverscheuchenden Feuers erinnert, andererseits als Überrest des läuternden Feuers frei v o n dämonischem Stoff ist. Ferner hat sie als A . n l a u g e etwas Reinigendes, die H a u t von S c h m u t z Befreiendes; alles aber, was den S c h m u t z , welcher j a die S t ä t t e der Dämonen ist, beseitigt, ist ein kathartisches und apotropäisches Mittel. Die aus v e r b r a n n t e m K u h d u n g gewonnene A . gilt bei den Indern als ein L u s t r a t i o n s m i t t e l 1 ) . Mit solcher A . wurde der ganze K ö r p e r bestrichen 2 ). Z u m Schutze g e g e n D ä m o n e n

6l2

pflegte man in manchen Gegenden Indiens bei der Hochzeit A . nach der B r a u t zu werfen 3 ). A u s demselben Grunde unterzog sich der altindische K ö n i g täglich einer Reinigung mittels A . 4 ) , und wird der Leichnam hervorragender Gelehrter bis zur Verbrennung in A . a u f b e w a h r t 5 ) . Im alten Persien m u ß t e eine Frau, die ein totes K i n d geboren hatte, ihr Inneres dadurch reinigen, daß sie 3, 6 oder 9 Tropfen A., die mit K u h u r i n vermischt war, herunterschluckte (Vend. 5, 51). Bei den Todas (Indien) wird der K o p f und das Gesicht der Wöchnerin etwa 3 T a g e nach der Geburt mit A . abgerieben s ). Ebenso wird bei den Khasis (Indien) A . zur B a n n u n g der Dämonen v e r w e n d e t 7 ) . Auf den Neuen Hebriden wird Herda, auf den W e g gestreut, um Gespenster a b z u w e h r e n 8 ) . Mit der A . des angebrannten Besens m a c h t in Malabar die Mutter ein Zeichen an der Stirn eines durch einen bösen Blick erkrankten Kindes '). Die W o t j ä k e n reiben den Säugling gleich nach der Geburt mit A . ab und baden ihn dann in Salzwasser, und nach einem Leichenbegängnis reiben sie sich die Hände mit A . ab 10 ). In A r a u c o streut ein Weib hinter der Leiche, die zur B e s t a t t u n g getragen wird, A . aus l l ) . Bei der zeremoniellen A u f n a h m e der mannbar gewordenen A u s t r a l i e r i n den S t a m m werden sie mit der A . eines zu dem Z w e c k e angezündeten Feuers abgerieben, um die in ihnen wohnenden bösen Geister zu b a n n e n 1 2 ) . A . wurde als Lustrationsmittel verwendet im alten Israel 1 3 ), bei den Griechen und R ö m e r n 1 4 ) , S l a w e n 1 5 ) und verschiedenen anderen V ö l k e r n 1 S ) . Besonders gilt die A., die v o n einem religiösen Feste herrührt, als sehr wirksam. Der Armenier b e w a h r t die A . von dem am L i c h t m e ß angezündeten Scheiterhaufen als A p o t r o p ä u m oder streut sie in die 4 Ecken des Daches des Viehstalles, in den Garten und auf die Weide, da diese A . Menschen und Vieh v o r K r a n k h e i t und die Pflanzen vor R a u p e n und Würmern s c h ü t z t 1 7 ) . *) D u b o i s - B e a u c h a m p Hindu manners a 1899, 183. •) Vaikhäna Gr. S. 1, 5. bearb. T h. B 1 o c h 1896, 31, Brhajjabälopani-

6i3

Asche

sad, vgl. T h . A u f r e c h t Sanskrit-Handschriften d. Staatsbibliothek München 1909, 143 ff. ») Dighanikaya X X V I I , 16 (mit A. bestreuen s. a. Kaemendra's Samayamatrika (dtsch.) 39. *) Agnipuräaa 4. 5, 1 1 f f . ; 6. 2, 7; 7. 1 , 6. ') Journ. of the Roy. As. Soc. Bombay B r . V I I I Nr. 24, 85. «) R i v e r s Todas 1906, 324. ') C h. L y a l l Khasis 1907, 107. ») F . S p e i s e r Südsee (1913) 271. •) T h u r s t o n Ethnograph. Notes in South. India 1906, 256. M ) F e a t h e r m a n Soc. Hist. of Races of Mankind 4, 532; Globus 40, 326. 249. " ) K l e m m Allgem. Kulturgesch. 5, 5 1 . " ) R . H. M a t h e w s Proceed. Americ. Philos. Soc. X X X V I I Nr. 157, 65. " ) Ztschr. Alttcst. Wiss. 1922, 1 1 3 ff. " ) W e i n r e i c h Hetlungswunder 202 ¡ H ö f l e r Organotherapie 24 ff. " ) K r a u ß Relig. Brauch 128; T e t z n e r Slaven 164, Z f V k . 1 7 , 169; G r i m m M y l A . 2 , 9 7 5 . K ) H o v o t k a K r o n f e l d 2, 310. 369, Seligmann Blick 2, 92; F r a z e r 1 a , 1 6 7 ! ; S 6 b i l l o t Folk-Lore 4, 437. " ) A b e g h i a n Armenien 73. 2. Im deutschen Volksbrauch spielt die A . gleichfalls eine wichtige Rolle. W e n n man sowohl in katholischen als auch in protestantischen Gegenden am A s c h e r m i t t w o c h mit A . bestreut wird 1 8 ), so hat sich dieser Brauch aus der liturgischen Aschermittwochfeier der katholischen Kirche entwickelt. Seit dem 8. J h . bildet nämlich der Aschermittwoch den A n f a n g der 4 o t ä g i g e n Fastenzeit. Die Austeilung geweihter A . , die ursprünglich nur den öffentlichen Büßern galt, ist seit dem M A . zu einer f ü r alle Gläubigen geltenden Zeremonie g e w o r d e n 1 8 ) . Der Gebrauch der A . als dämonenabwehrendes Mittel s t a m m t jedoch aus heidnisch germanischer Zeit. Bei den Germanen wurde die N o t f e u e r a s c h e gegen Raupenfraß und Mißwachstum auf die Felder gestreut oder auch dem Vieh unter dem Futter mit eingegeben 20 ). Z u m Schutze gegen Ungeziefer (Raupen, Erdflöhe, Läuse) bestreut man den Acker, die B ä u m e und das Vieh mit A . 2 1 ) . Auf nd. Gebiete und in Westböhmen wird den Pflügern beim ersten Pfluggange von der F r a u oder der Magd A . nachgeworfen zur Beseitigung der Erdflöhe 22 ). Die A . ist besonders wirksam, wenn sie kirchlich geweiht M ) ist oder an Aschermittwoch M ) , F a s t n a c h t 2 5 ) , hl. A b e n d , W e i h n a c h t e n M), Ostern27), S i l v e s t e r a b e n d 2 8 ) oder K a r f r e i t a g 2 9 ) ausgestreut wird. Ebenso

614

wird die A . aus den Z w ö l f n ä c h t e n zu dem gleichen Zwecke sehr empfohlen 3 0 ). " ) M e y e r Baden 207; M e i e r Schwaben 378; T o p p e n Masuren 68; W i t z s c h e l Thüringen 2, 191 ; L e o p r e c h t i n g Lechrain 161 f f . ; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 284; S o m m e r Sagen 147. Über die westdeutsche Sitte, bereits am Fastnachtsabend A. zu werfen, vgl. ZfrheinVk. 1 , 7 . l i ) W e t z e r W e l t e 8 1 , 1475; F r a n z Benediktionen 1 , 462 ff. Sich mit A., Kohle und Ruß beschmieren, zum Zeichen der Reue siehe 1001 Nacht (Weil) 1 , 92; A. auf Pfosten des Hauses gestreut bei Todesfall ebd. 1 , 347; A. als Symbol der Buße u. Trauer bei den Hebräern s. R i e h m Handwb. d. bibl. Altert, s. v. ; I . B e n z i n g e r Hebr. Archäol. * 129. 20) G r i m m Myth. 504 A. 4; G o l t h e r Mythologie 5 7 1 ; SAVk. r i , 245. ») S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1 , 3 9 9 ; D r e c h s l e r Schlesien 2, 55; P o l l i n g e r Landshut 175 ; F o g e 1 Pennsylvania 209 Nr. 1048; ZfVk. 1 , 179. " ) Z f V k . 14, 1 4 3 ; J o h n Westböhmen 186. " ( D r e c h s l e r Schlesien 2, 56; B i r l i n g e r / l « , s Schwaben 1, 429. *4) M e y e r Baden 207. 4 1 3 ; Eberhard Landwirtschaft 1 4 ; S a r t o r i 3, 1 1 6 ; F o g e l Pennsylvania 195 Nr. 9 5 1 ; B o h n e n b e r g e r Nr. 1 , 2 4 ; G r o h m a n n Abergl. 143; W u t t k e 427 § 669; 142 § 196. Hierher die Stellen F b . u. F v . in der interessanten Schrift des niederelsässischen Pfarrers Heinrich V o g e l Backanalia, Fastnacht, Bdchteltag (Straßburg 1599). ,, . . . Dann wenn sie in großer Andacht mit Eschen bezeichnet werden (am Aschermittwoch), so geht das Toben vii verheyter als vor nie. D a laßt man der heil. Aschen zu Ehren den Orsmeyer herumbreiten . . . bey der Aschen holen die Weiber F r u c h t b a r k e i t . . . " Zum Schlagen mit A.-säcken s. SAVk. 1 , 275; 2, 178; J ö r g e r Urchigi Lüt 69; K u h n u. S c h w a r t z 402 ; B a r t s c h Meckl. 2, 223 (Weihnacht) ; vgl. L a u b e Teplitz2 39. Uber das Anhängen von A.-säcken s. anhängen. " ) M e y e r Baden 4 1 3 ; B o h n e n b e r g e r Nr. 1 , 24; G r o h m a n n Abergl. 1 4 3 ; F o g e l Pennsylvania 254 Nr. 1327. *•) G r o h m a n n Aberglauben 1 4 3 ; J o h n Erzgebirge 220 ; J a h n Opfergebr. 254 f. ; D r e c h s l e r Schlesien 2, 50; Z f V k . 4, 3 1 3 ; S a r t o r i 3, 44; J o h n Westböhmen 1 5 . ") K u h n Mark. Sag. 3 1 2 ; J o h n Erzgebirge 195; A n d r e e Braunschweig 337; W u t t k e 417 § 650; 419 § 652. **) K ö h l e r Voigtland 362. " ) D r e c h s l e r Schlesien 1 , 90. «®) K u h n Märkische Sagen 386 Nr. 79; K ö h l e r Voigtland 362; Mitteil. Anhalt. Gesch. 14, 1 8 ; Z f V k . 24, 62; W u t t k e 414 § 650. 3. In der V o l k s m e d i z i n wird die A . vielfach verwendet. A m hl. A b e n d oder im Frühling, wenn man die Rinder zum erstenmal ausläßt, streut man unter sie A . , damit sie niemals böse F ü ß e bek o m m e n 3 1 ) . K r a n k e m Vieh gibt man A .

Asche v o m O s t e r f e u e r ein 32 ). P f e r d e - und K u h e u t e r w a r z e n w e r d e n d u r c h A . geheilt 33 ). D i e A . eines a n P o c k e n verendeten und d a n n v e r b r a n n t e n S c h a f e s wird gegen die P o c k e n der S c h a f e a n g e w e n d e t 8 4 ) . Die unheilsame W i r k u n g einer Z a u b e r i n k a n n d u r c h einen M a l e f i z r a u c h , mit B e s p r e n g u n g b e n e d i c i e r t e r A. 3 4 ), aufgehoben werden35). A u s diesem Grunde s c h ü t t e t m a n in E s t l a n d h e i ß e A . auf die F u ß s t a p f e n einer des bösen B l i c k s verd ä c h t i g e n Person, w e n n sie f o r t g e h t 36 ). G e g e n „ B e r u f e n " 37 ) und g e g e n A l p 3 8 ) wird A . e m p f o h l e n . F l o t t a . v e r t r e i b t die Magenschmerzen3t) und F l o c k a . die F l e c h t e n " J . Die A . eines noch ungeb r a u c h t e n , v e r b r a n n t e n W o l l t u c h e s heilt erfrorene Stellen 41 ) und die A . v o n verb r a n n t e n H a a r e n einen H u n d e b i ß 4 2 ) . Z e i t u n g s a . w i r d gegen Z a h n w e h angew a n d t 43 ). A . hält a u c h K u m m e r und Unheil f e r n . U m das H e i m w e h der Magd zu v e r s c h e u c h e n , w e r d e n ihre F ü ß e mit A . b e s t r e u t 44 ). Als Schutzmittel gegen Feuersbrunst vergräbt man a m Ascherm i t t w o c h noch v o r S o n n e n a u f g a n g e t w a s A . u n t e r die S c h w e l l e des H a u s t o r e s 4 5 ). al)

J o h n Westböhmen 15;

Rothenbach

Bern 34 Nr. 275. " ) A n d r e e

Braunschweig

337; W u t t k e 94 § 116; 436 § 686. ») F o g e l Pennsylvania

317 Nr. 1680; 323 Nr. 1715.

•«) ZfVk. 8, 309. •«) B i r l i n g e r A. Schwab. 1, 448. *•) S e 1 i g m a n n Blick 2,241. 3') H a 11 r i e h Siebenbürg. Sachs. 260 f.; H i 11 n e r Siebenbürg. 21 ff.; W i t t s t o c k Siebenbürgen

74; G a ß n e r Mettersdorf 21 ff. ¡ B i r l i n g e r Schwaben s»)

1,

425.

38)

Maaß

Mistral

26 f.

ZfVk. 7, 291. «•) S t r a c k e r j a n Oldenburg 1, 87; 2, 423 Nr. 472; Urquell 4, 278. " ) L a m m e r t 218. «) W u 1 1 k e 322 § 477. " ) P o l l i n g e r Landshut 281. " ) G r o h m a n n Abergl. 145. " ) ZföVk. 4, 148. 4. A . wird a u c h z u m S c h u t z e gegen die T o t e n s e e l e und die L e i c h e n d ä m o n e n g e b r a u c h t . Bei der B e s t a t t u n g wird der L e i c h e A . n a c h g e w o r f e n , und m a n f e g t die F l u r gleich n a c h d e m H i n a u s t r a g e n der L e i c h e stillschweigend und r ü c k w ä r t s g e h e n d a u s 4 e ). A u s dies e m G r u n d e wird m a n w o h l A . zur E i n b a l s a m i e r u n g der L e i c h e i m M A . b e n u t z t h a b e n 47 ). E i n P l a t z , auf d e m e t w a s D ä m o n e n h a f t e s s i c h t b a r war, m u ß „ m i t der benedicierten A . " lustriert w e r d e n 4 8 ) .

616

" ) E. H. M e y e r Germ. Myth. 70 ¡ B a r t s c h Mecklenburg 2, 95. 47) S c h u l t z Höf. Leben

2, 404. 406.

4B)

Birlinger

Aus Schwaben

1. 932-

5. D a sich in der A . eine F u ß s p u r leicht a b d r ü c k t , so w i r d sie bei den verschiedensten V ö l k e r n a u s g e s t r e u t , um festzustellen, ob a n einem gewissen O r t e Geister, D ä m o n e n oder H e x e n erscheinen. G e w ö h n l i c h h a b e n die beiden e r s t e r e n V o g e l f ü ß e 4 9 ) . S i n d g e m ä ß d e m elsässischen G l a u b e n in solcher A . G ä n s e f ü ß e erkenntlich, so s t a m m e n sie von G e i s t e r n 5 0 ) . U m die S p u r e n der Erdmännlein zu erforschen s t r e u t m a n A . 5 1 ) . Will im R h e i n l a n d eine N a c h b a r s f r a u eine W ö c h n e r i n besuchen, so m u ß sie erst mit den F ü ß e n in A . treten, u m sich hierdurch a u s z u w e i s e n , d a ß sie keine H e x e sei, die der K r a n k e n Unheil b r i n g t 52 ). In den S a g e n des B a s e l l a n d e s wird h ä u f i g die S i t t e e r w ä h n t , A . auf den W e g zu streuen, u m die F o r m der F ü ß e zu erfahren 5 3 ). Irgendwelche in der A . e i n g e d r ü c k t e Zeichen k ö n n e n v o n Geistern herrühren, die dem Menschen h i e r d u r c h e t w a s Z u k ü n f t i g e s v e r k ü n d e n 5 4 ) . Ist in einem A s c h e n h ä u f c h e n , d a s m a n a m hl. Christa b e n d auf d e m H e r d g e m a c h t h a t , a m a n d e r n Morgen ein G r ü b c h e n s i c h t b a r , so s t i r b t bald ein Hausgenosse 6S ). A u c h bei anderen G e l e g e n h e i t e n liest m a n in der A . des H e r d f e u e r s e t w a s Z u k ü n f t i g e s 58 ). *•) S c h e f t e l o w i t z Altpalästinensischer Bauernglaube 13. 60) ZfdMyth. i, 400; ZfVk. 25, 118, mit Literatur, der noch beizufügen: S c h i l d G r o ß ä t t i 2 2,70; H e n n e Volkssage 347; R o c h h o l z Naturmythen 126; T e g e t h o f f Französ,

Märchen

2, 117.

160.

M)

Grimm

Myth. 2, 975; 3, 489. " ) ZfrheinVk. 8, 150. 63) L e n g g e n h a g e r Sagen 11. 56. 87. " ) F r e u d e n b e r g Wahrsagekunst 137; A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 4 , 1 7 7 ; B o e c l e r Ehsten 67. 73. 75. " ) M e y e r Baden 484. M)

S t r a c k e r j a n Oldenb. 2, 223 Nr. 472.

6. Es l ä ß t sich a u c h die V o r s t e l l u n g belegen, d a ß in der A . eines v e r b r a n n t e n , mit besonderen K r ä f t e n a u s g e s t a t t e t e n W e s e n s n o c h dessen K r ä f t e e n t h a l t e n sind, w e s h a l b m a n mit solcher A . Z a u b e r e i treiben k a n n 57 ). D a h e r m u ß die A . einer v e r b r a n n t e n H e x e v e r g r a b e n w e r d e n M ), denn s t r e u t man solche A . aus,

6i 7

Äsche—Aschermittwoch

so wird hierdurch Dürre, Hagel und Unwetter hervorgerufen 89). Am Schlüsse des nächtlichen Hexentanzes brennt sich der große teuflische Bock zu A., die unter alle Hexen ausgeteilt wird und mit der sie Schaden stiften w ). " ) M e i c h e Sagen 500 Nr. 649. ,s ) D e t t 1 i n g Hexenprozesse 9. ••) G r i m m Myth. 2, 909. eo) Ebd. 2, 896.

7. Aus der heidnisch-deutschen Mythologie stammt die Auffassung, daß die eigentliche Opferspeise den Gottheiten gehört, hingegen die A s c h e n r e s t e d e s O p f e r s den n i e d e r e n G e i s t e r n . Die Hunde der wilden Jagd fressen, wenn sie in der Menschen Wohnung gelaufen kommen, ein ganzes Jahr nur A. e l ). Dem geisterhaften ,,Holzfräulein" werden Aschenkuchen hingestellt i 2 ). Ähnlich gehörte (nach Herod. IV 35) die A. der auf dem Altare der Artemis auf Delos verbrannten Schenkelstücke den 3 Hören oder hyperboreischen Jungfrauen, mit der allein sich diese abfinden mußten 63). ") M a n n h a r d t Germ. Mythen 302; M e y e r Germ. Myth. 240; R a n k e Sagen 83 f.; K ü h n a u Brot 26; R o c h h o l z Sagen 2, 84 f.; vgl. auch K u h n Westfalen 1, 6. «2) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2,377. * 3 ) N i l s s o n Griech. Feste 207, 163. Scheftelowitz.

Äsche (lat. Thymallus). Das S c h m a l z der Ä. wird in Tirol und anderwärts gegen Gicht und „Fehlen." in den Augen (membrana oculi) angewendet 1 ). Schon in früheren Jahrhunderten wird dieses Mittel gegen Augen- und andere Krankheiten empfohlen 2 ). Öl, aus einer Ä. hergestellt, macht ein blindes Pferd sehend 3 ). Über den Wohlgeruch der A. s. A 1 b. M a g n. Anim. lib. 24 § 59 (mit Lit. in d. Anm.). — Nach dem Volksglauben der Haute Bretagne entsteht die Ä. aus der Paarung einer Barbe und einer „fritelle", einer großen Sardinenart 4), M Z f V k . 8, 175; J ü h 1 i n g Tiere 31. M a n g o 1 1 Fischbuch 146; GesnerF o r e r Fischbuch fol. 174 b, 3) S A V k . 24, 304. weihte Asche gilt als Mittel gegen K o p f ^ w e h 3 ) , wird aber auch auf die A c k e r und die j u n g e S a a t gestreut, um ihr Gedeihen zu fördern 4 ), und rings um den Dunghaufen, um die Läuse darin zu hindern, weiter zu laufen s ). ') K e l l n e r Heortologie 79; Sartori Sitte u. Br. 3 , 1 3 5 A . 1. Über die Bezeichnungen des Tages: H ö f 1 e r Fastnacht 65 f. 2) B i r 1 i n g e r A .Schw. 2 , 5 9 . ') H o v o r k a und K r o n f e l d 1, 91. *) J a h n Opfergebr. 99; H a 1 1 r i c h Stebenb Sachsen 284. •) M e y e r Baden 207.

2. Am A. ist der Fasching aus (s. F a s tn a c h t v e r g r a b e n ) , und die Burschen können nun ihre leeren G e l d b e u t e l w a s c h e n und den Fasching mit der Laterne suchen6). Nichtsdestoweniger geht es auch jetzt noch in den W i r t s h ä u s e r n lustig her 7 ) und die Männer trinken fleißig Bier, damit die Gerste gerate, und Schnaps, damit sie im Sommer nicht von den Mücken gebissen werden 8 ). Burschen und Kinder heischen noch Gaben 9 ); in böhmischen Orten heißt ein solcher Umzug ,,A s c h e n b r a u t " 10). Die M a h l z e i t e n des A.s sind oft noch recht üppig. F a s t n a c h t s k ü c h l e i n werden noch weiter verschenkt und eingesammelt, bestimmte G e b i l d b r o t e treten auch an diesem Tage noch auf u ) . Wie mit den Fastnachtskuchen über* haupt 1 2 ), so ist auch mit denen des A.s Aberglaube verbunden. Mit dem ,,K l e m m k u c h e n " klemmt man in der Niederlausitz dem Maulwurf das Maul zu. Auch geht man, den Kuchen unter der Achsel einklemmend, stilleschweigend über die Wiesen und teilt ihnen dadurch Fruchtbarkeit mit 1 3 ). Im 15. Jh. galt das F e t t , das von den Kuchen am A. übrigblieb, als Mittel gegen allerlei Gebrechen, namentlich gegen den

6ig

Aschermittwoch

sog. „ N a g e l t r i t t " 14 ).. Mit A n i s b r o t e n , die man, am A. buk, fütterte man vier Wochen lang die Tauben, damit sie recht gedeihen sollten l s ). Auch andere S p e i s e n dienen dem Zauber. In Hessen und im Meiningschen ißt man am A. (oder zu Lichtmeß) Erbsensuppe mit gedörrten Schweinsrippen. Die abgegessenen R i p p e n sammelt man und hängt sie am Stubenboden auf bis zur Aussaat. Dann werden sie in das besäte F e l d oder in den zur Aussaat bestimmten Leinsamen g e s t e c k t ; das soll ein Mittel gegen Erdflöhe und Maulwürfe sein und bewirken, daß der Flachs gut und hoch wachse 1 6 ). Christian Weise behauptet, Leute gekannt zu haben, die glaubten, wenn sie nicht am A. g e l b e s M u s äßen, so würden sie noch vor Martini zu E s e l n 1 7 ). Übrigens ließ man auch f ü r die armen S e e l e n Fleischspeisen auf dem Tische stehen 1 8 ). •) S a r t o r i 3, 126. ') Ebd. 8) J o h n Westb. 47. 184. •) M e y e r Baden 209; S a r t o r i 3 , 9 3 A . n ; H ö f l e r Fastnacht 67. 10 68. ) R e i n s b e r g Böhmen 50. " ) H ö f l e r Fastnacht 67 f.; R e i s e r Allgäu 2, 91. l% ) S a r t o r i 3 , 1 1 4 A . 103. 1 3 ) H ö f l e r 67. " ) Z f V k . 1 1 , 2 7 3 . " ) Mitt. Anhalt. Gesch. 14, 19. " ) M a n n h a r d t Forschungen 187 f. 192. " ) G r i m m Myth. 3, 469 (940). " ) B i r 1 i n g e r A. Schw. 2, 54.

3. Manche z. T. auch schon in der Fastnachtszeit geübte Bräuche dienen der A b w e h r und der R e i n i g u n g . So das T o p f w e r f e n , zunächst ein Trennungsbrauch, der aber der Vertreibung böser Mächte nützen s o l l 1 9 ) ; daß dabei die Töpfe mit Asche gefüllt werden, hat der Name des Tages veranlaßt. Auch das „Begraben der Fastnacht" hat sich mit dem Wunsche verbunden, die winterlichen und lebensfeindlichen Mächte zu beseitigen. Von einem als A d a m bezeichneten, menschlichen „ S ü n d e n b o c k " , der in Halberstadt am A . seine Tätigkeit begann, erzählt Aeneas Silvius 2 0 ). Die in verschiedenen Formen übliche V e r s p o t t u n g d e r a l t e n Jungfrauen81) dient vielfach ursprünglich der Herbeiführung künftiger Fruchtbarkeit 8 2 ) (s. B l o c k z i e h e n ) . Im Aargau schüttete der Ätti-Ruedi am

620

A . ungedörrtes Obst in den B r u n n e n , und die J u g e n d mußte es unter Gefahr, von ihm bespritzt oder eingetaucht zu werden, aus dem Wasser holen 23 ). Eine Egge zogen am A. Mädchen und Burschen durch die Donau 24 ). In Franken wurden die Mädchen, die das J a h r über beim Tanze erschienen waren, von den Jünglingen auf einem Wagen in einen F l u ß oder S e e g e z o g e n 2 6 ) . Solche reinigende, Segen und Fruchtbarkeit vermittelnde W a s s e r t a u c h e findet auch anderswo an A. s t a t t 2 ' ) . Dieselben Dienste soll es tun, wenn im Erzgebirge S c h n e e b a l l e n ins Haus geworfen werden; man sagt, sie hielten Unglück fern 2 7 ). Wer am A. b a d e t oder den Kopf wäscht, hat in dem J a h r e keine Rückenschmerzen (15. J h . ) M ). Oft wird der „ S c h l a g mit der Lebensrute" am A. vollzogen *•), auch der Umzug mit der „ M a i b r a u t " schon vorweggenommen ,9 ) S a r t o r i 3, 100 A . 42. 80) F r a z e r 9, 2 1 4 ; N o r k Festkai. 2, 830. 2 1 ) S a r t o r i 3, 104 f. Die Wiener sagen, am Aschermittwoch müßten die alten Jungfern den Stefansturm reiben: N o r k Festkai. 830 f. » ) S a r t o r i 3, 104 f. a ) H o f f m a n n - K r a y e r 130. **) Meyer German. Mythol. 286. " ) S c h o p p n e r Sagenbuch 2, 249. S6) S a r t o r i 3, 106. M a n n h a r d t 2, 433 f. J o h n Erzgeb. 192. M ) Z f V k . 1 1 , 273. ») Z f V k . 7, 75 (Anhalt); Mitt. Anhalt. Gesch. 14. 1 9 ; S c h u l e n b u r g Wend. Volkst. 1 4 1 ; M e y e r Baden 207; S a r t o r i 3, 101 f. A . 47. 102 A . 52. *>) M a n n h a r d t

2. 433 f- 437'

4. Man soll den H ü h n e r n am A. die Schwanzfedern abschneiden, damit sie die Eier nicht verlegen 3 1 ), und sie mit Reis (im K r e i s ? ) füttern, damit sie die Hofreite nicht verlassen (Hessen) 3 2 ). Um sie gegen Läuse zu schützen, reinigt man den Hühnerstall 3 3 ). Wenn die Sonne hell erglänzt, s ä e t man frühmorgens L e i n 3 4 ) ; auch K o h l wird gesäet 3 6 ). Manchmal werden Fastnachtsbräuche, mit denen Fleischgenuß verbunden ist, aus Gegensatz zum Papsttum am A. noch fortgesetzt, wie das H a h n s c h l a g e n 3 6 ) . ") J o h n Westb. 3, 1 3 6 . " ) M e y e r halt. Gesch. 14, 19. ") S t r a c k e r j a Fastnacht 66 f.; S a

47. 2 1 5 . 32 ) Volk u. Scholle Baden 207. 4 1 3 ; Mitt. An" ) Z f V k . 1 1 , 273 (15. Jh.). n 2, 1 2 3 . *•) H ö f l e r r t o r i 3, 1 1 5 A . 104.

Asmodeus—Asphalt

621

622

5. Vieles ist a m A . v e r b o t e n . M a n soll nicht ins Holz gehen, weil der T e u f e l d a n n die H o l z w e i b c h e n j a g e 37 ), ü b e r h a u p t seinen W o h n o r t nicht v e r l a s s e n M ) , kein V i e h a n b i n d e n , a u s t r e i b e n oder v e r k a u f e n aa ), den S t a l l nicht misten40), nicht D ü n g e r f a h r e n 4 1 ), die S t u b e n i c h t w a s c h en (sonst wird sie g r a u ) 4 2 ) , nicht s p i n n e n 4 3 ) . Bei den sächsischen W e n d e n d u r c h s t i c h t ein B u r s c h e den l e t z t e n R o k k e n mit einer O f e n g a b e l oder einem Spieß, z u m Zeichen, d a ß die S p i n n s t u b e ihr E n d e erreicht h a t 44 ). J e n e V e r b o t e sind g r ö ß t e n t e i l s mit den Fastnachtstagen ü b e r h a u p t v e r b u n d e n 45 ), teils gelten sie dem Mittwoch besonders46). Auch daß der A . v e r e i n z e l t als U n g l ü c k s t a g gilt (der T e u f e l soll an i h m aus d e m H i m m e l g e w o r f e n sein) 47 ), teilt er mit dem Mittwoch48).

8sio; x6 tcovijpäv 8at|i6vtov b e z e i c h n e t ist. Die j ü d . Ü b e r l i e f e r u n g w e i ß über ihn und sein V e r h ä l t n i s zu S a l o m o mancherlei Legenden zu erzählen, die aber seinen Char a k t e r anders darstellen als das T o b i t b u c h . D e r N a m e ist persischen U r s p r u n g s und e n t s p r i c h t einem a e s h m a - d a e w a ; im A v e s t a f i n d e t sich freilich nur ein A e s h m a (ohne den 2. B e s t a n d t e i l daewa) als böser Geist 2 ). Im T a l m u d G i t t . 68 a, Pesach. 1 1 0 a und T a r g . K o h . 1, 11 ist er der K ö n i g der D ä m o n e n 3 ). Der N a m e wird f r ü h z e i t i g als B e z e i c h n u n g f ü r den T e u f e l b e n u t z t , so im 1. P s e u d o - C y p r i a n i s c h e n G e b e t 4 ) , w o er „ d e r n i c h t s w ü r d i g e D ä m o n " heißt, g i n g d a n n in andere E x o r z i s m e n ü b e r 5 ) , f i n d e t sich als 'Aonoäai und 'AsjicüSdtf in den Verzeichnissen der S t u n denengel und - d ä m o n e n der mittelalterlichen A s t r o l o g i e 6 ) und d a n n allgemein im V o l k s g l a u b e n 7 ) .

" ) M e i c h c Sagen 348; M e y e r Germ. M) J o h n Myth. 247. Erzgeb. 114. 192. si ) W o 1 f Beitr. 1, 228 (329); K ö h l e r Voigtland 370; B o e c l e r Ehsten 80. 40) W o l f 41 Beitr. 1, 228 (329). ) Schulenburg Wend. Volk st. 141. Dagegen mußte man bei den Esten ein Fuder Dünger aufs Feld fahren; dadurch sollte eine reichliche Kornernte erzielt werden: S a r t o r i 3, 117 A. 122. 1 ! ) W u t t k e 99 (Erzgebirge). " ) Mitt. Anhalt. Gesch. 14, 19; J o h n Westb. 47. Man kriegt sonst krumme Gänse und Küchel: K u h n u. S c h w a r t z 371 (10) oder die Schweine kriegen im Sommer Würmer: H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 47. ») W u t t k e Sachs. Volhsk. 358. " ) S a r tori 3, 1 1 7 f. **) M a n n h a r d t Germ. Mythen 15 f. ") K ö h l e r Voigtl. 370. " ) W u t t k e 69.

*) H a u c k RE. 2, 142 f.; R G G . 2 1, 583. S. die Literatur in H a u c k RE. a. a. O. *) B u x t o r f Lexicon Chaldaicum usw. ed. Fischer (1879), 126; W e b e r Theol. 254. 257. *) C y p r i a n Opp. ed. Härtel 3, 145. s) F r a n z Benediktionen 2, 401. 615. '(Heeg Hermetica 15 Z. 35; 18 Z. 35. ') Vgl. noch G u n k e l Märchen 74; T y l o r Cultur 2, 255; H a n s e n Zauberwahn 13; M o n e Schauspiele 1, 197; G o e d e k e Every-Man (1865), 105; A g r i p p a von Nettesheim 3, 109. 121; Urquell 2 (1891), 196; 4 (1893), 120; K l i n g n e r Luther 15; S e p p Sagen 464 Nr. 126; K l a p p e r Erzählungen 396, 27 f.; Müller Siebenbürgen 210. A. in jüdischen Sagen: b i n G o r i o n Born Judas 1, 229 ff. 252. 320. 349; 2, 195; 5, 289. Über Aschmedai in Salman u. Morolf s. P. P i p e r Spielmannsdichtung I (Kürschn. D t . Nat.Lit. II, 1) 197 u. Anm. Jacoby.

6. W i e das W e t t e r a m A . ist, so ist es die g a n z e F a s t e n z e i t 4 8 ) . W e n n es s c h n e i t , so schneit es bis z u m S o m mer noch v i e r z i g m a l 60). R e g n e t es, so regnet es die g a n z e W o c h e 5 1 ). Ist es t r ü b e , so s t e r b e n in d e m s e l b e n J a h r e alle W ö c h n e r i n n e n 62 ). " ) Z f V k . 24, 59; B a r t s c h Mecklenb. 2, 256. " ) Z i n g e r l e Tirol 139(1222). " ) S A V k . 15, 5. ") Höhn Geburt 257.

7. W e r a m A . g e b o r e n ist, v e r s t e h t die T i e r s p r a c h e (Böhmen)53). ") G r o h m a n n

Sagen 230 f.

Sartori.

A s m o d e u s , N a m e eines D ä m o n s 1 ), der z u e r s t in d e m j ü d i s c h e n a p o k r y p h e n B u c h T o b i t b e g e g n e t , w o er 3, 8. 17 als 'Aojio-

2)

A s p e k t e s.

Horoskopie.

A s p h a l t . G r i e c h . äo^aX-to?, v o n o») R o c h h o l z Sagen 1, 358. 8») S A V k . 8 (1904), 142. 21 ) D r e c h s l e r Schlesien 1, 184. 2a) E n * g e l i e n u, L a h n 250. »») P o l l i n g e r Landshut 163. " ) J e n s e n Nord friesische Inseln 217. " ) L e o p r e c h t i n g Lechrain as 9 f. ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 70. " ) S e ligmann Zauberkraft 252. «•) ZfVk. 4 (1894), 1442. W i m p e r n . Nach Pseudo-Galen k a n n ein Mensch ohne W . n i c h t m e h r in g e r a d e r R i c h t u n g oder in die F e r n e sehen M ). N a c h G a l e n sind niedergeschlagene W . Z e i c h e n des Neides 30 ). D i c h t e W . b e w e i s e n einen energischen Charakter31). U m Schlucken aufhören z u machen, soll m a n ein H a a r a u s der W . h e r a u s z u p f e n ( R u m ä n e n in der B u k o wina) 32 ). F ä l l t einem eine W . aus, so l e g t m a n sie auf den R ü c k e n der H a n d u n d w ü n s c h t sich e t w a s . L ä ß t sich die W'. leicht w e g b l a s e n , so g e h t der W u n s c h in E r f ü l l u n g 3 3 ). — W e n n in W e s t f a l e n eine K u h keine Milch mehr g i b t , so g i e ß t m a n a n einem S o n n t a g ein w e n i g v o n der Milch der K u h in ein neues G e f ä ß , reißt die W . v o n dem unteren A u g e n l i d des T i e r e s aus, w i r f t sie in das G e f ä ß , Verschließt dieses fest, l ä ß t die Milch ein oder z w e i S t u n d e n l a n g k o c h e n , g i e ß t das G a n z e in einen sehr reinen F i l t e r , m e l k t d a n n die K u h dreimal, f i l t r i e r t die e r h a l t e n e M i l c h , g i e ß t sie in ein neues G e f ä ß , w i r f t d e n S t a u b v o n d e m K e h r i c h t des H a u s e s hinein und s e t z t das G e f ä ß a n die E i n g a n g s t ü r des S t a l l e s 34 ). a») P s e u d o - G a l e n Inirod. X (K. X I V , p. 702). M ) S e l i g m a n n Zauberkraft 253. 31 ) H o v o r k a u. K r o - n f e r l d a, 806. aa) Ebd. 2, 789. 3J) D r e c h s l e r Schlesien 2. 197; J o h n Erzgebirge 38; Urquell 3 (1892), 34 40; S A V k . 7, 133. ) S e l i g m a ' n n Öhch

356.

t

¡>3

Seligmann.

Augendiagaose- - Augenkrankheiten

7o 7 Augendiagnose s skopie.

O p h t h a l m o -

Augenkrankheiten. I. Als U r s a c h e der meisten Augenerkrankungen, resp. der Blindheit, gelten der Fluß, die bösen Säfte, eine Schärfe (Blutschärfe, stockendes, hitziges Geblüt), ein Gift, das sich auf die Augen geschlagen oder geworfen hat, Kopfweh, grelles Licht, Hitze, dunkle Wohnung, vieles Wachen, nächtliches Arbeiten, Lesen von kleiner Schrift (sich blind sehen), viel weinen (sich blind weinen), frühe Fleischkost (bei Kindern und jungen Hunden) 1 ), Erkältung, Verkühlung, Zug, namentlich, wenn man in einen giftigen Wirbelwind gerät (Schlesien) 2), und in neuester Zeit der Krieg, d. h. irgendein (nebensächliches) Kriegserlebnis. ') B a r t i s c h 46; F l ü g e l Volksmedizin 63; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 785—786. 787. 788; F o s s e 1 Volksmedizin 93; A n d e l Volksgeneeskunst 186. s) D r e c h s l e r 2, 152; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 787.

1. Der A u g e n z a h n (Hundszahn) steht nach dem Volksglauben in innigster Beziehung zum Auge: dieses soll oft erkranken, wenn er bei Kindern nicht recht durchbrechen will oder zu rasch durchbricht. Bei Erwachsenen soll das Ausziehen desselben öfters Krankheit des Auges veranlassen; doch nach Umständen sollen auch nach Entfernung eines schadhaften Hundszahns Augenleiden gehoben werden 3). 3 ) F o s s e 1 Volksmedizin 94; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 787; G o l d s c h m i d t Volksmedizin 59.

2. Sehr häufig stößt man jetzt noch auf eine Antipathie, B r i l l e n zu tragen. Die physiologisch und anatomisch begründete Abnahme der Sehschärfe bei Kurzsichtigkeit, Übersichtigkeit und Alterssichtigkeit wird auf ein getragenes Augenglas zurückgeführt. Die Abneigung, solche Gläser zu tragen, ging im 17. J h . sogar so weit, daß alle möglichen, natürlich wirkungslosen Mittel empfohlen wurden, „ u m sich der Prillen zu enthalten und sich von ihnen zu entwehncn" 4). «) B a r t i s c h

52—57.

708

3. K r a n k e Augen bekommt man, wenn man die Fingernägel bei Licht schneidet (Simmenthai) 6 ). Man erblindet, wenn man einen Blindstein (weißen Kiesel) findet und nicht darauf spuckt und ihn rückwärts über den Kopf wirft (Insel Rügen) 6 ); wenn man auf grünen Farrenkräutern liegt (Schweiz) 7 ). Im MA.8) und noch heute in Mecklenburg soll es den Augen schaden, wenn man sich nach einer Fischmahlzeit die Hände nicht wäscht und mit den fischigen Händen die Augen berührt 9 ). Schwalbenkot in den Augen ist noch so sehr gefürchtet wie zu Tobias Zeiten, indes auch Kot anderer Vögel (Ätzwirkung wegen des Reichtums desselben an Harnsäure und harnsauren Salzen) 10), desgleichen die Samenfäden des Löwenzahns (Augenblume) u ) , Staub eines ganz trokkenen Pilzes (Lycoperdon bovista) 12 ), Hasenfett 13), Aalblut (Ichthyotoxin) M ), die Taufe (d. h. verunreinigtes Taufwasser, das in die Augen gelangt) 15 ), Wasser von Heilbrunnen, das ein meineidiger Dieb zur Heilung seiner kranken Augen gebraucht h a t 1 6 ) . Man wird augenkrank oder blind durch das Ansehen eines Augensteines (Gnatzstein, Quarz) (Preußen) 17), eines Maulwurfes (weil er scheinbar blind ist) 18), eines Wiesels 18 ), eines Augenkranken (Triefäugigen) 20), seines eigenen Spiegelbildes (bei Kindern im ersten Lebensjahr) 21), eines auf einem Baume sitzenden Frauenzimmers 22), durch den Blick in die Sonne (der tatsächlich nicht nur vorübergehende Blendung, sondern auch dauerndeSehstörung hervorrufen kann) 23 ), in den Mond zi ), auf die Sterne (Auge der Engel) 25) und nach jüdisch - talmudischer Ansicht auf den Regenbogen, den Regenten und den segnenden Priester, denn in ihnen spiegelt sich die göttliche Majestät 2 6 ). s ) Z a h l e r Simmenthai 21. •) BIPommVk. 1900, 62 Nr. 1 1 . ') U l r i c h Volksbotanik 9. 8 ) W o l f r a m v. E s c h e n b a c h Parzifal 487, 4; ed. Martin 2, 3 7 1 . •) AfdA. 27 (1901), 109. 219. Das Berühren der Augen mit unreinen Händen galt schon im Talmud für gefährlich, weil es Blindheit im Gefolge haben konnte. (B1 a n 163; I i o t c l m a n n 414.) Mit dem Glauben, daß

7op

Augenkrankheiten

der Genuß von Fischen, die wegen ihres Wasserreichtums ebenso wie das reichliche Trinken von Wasser als schädlich für die Augen und Star (Cataracta = Wasserfall) hervorrufend angesehen wurden, hat diese Ansicht wohl kaum etwas zu tun ( K o t c l m a n n 244—245; vgl. 373. 4 1 6 , P r e u ß Medizin 305. 3 1 1 . 328. 329). » I T o b . 2 , 9 ; K o t e 1 m a n n 195 bis 2 0 1 ; F l ü g e l Volksmedizin 63. n ) D r e c h s 1 e r 2, 296. 12) Ebd. 2, 296; BIPommVk. 8 (1900), 62 Nr. 10. " ( D r e c h s l e r i, 296. '«) BIPommVk. 8, 1 9 . Im Talmud auch Eselsblut ( K o t e l m a n n 392). 1S) SAVk. 21 (1917), 57. 16) M e g e n b e r g Buch d. Natur 4 1 5 . Vgl. das Gottesurteil bei den Eweern: Um einen Dieb oder Mörder ausfindig zu machen, läßt man dem Verdächtigen Gift in die Augen bringen; ist er schuldig, so wird er blind werden, machts ihm nichts, so ist er unschuldig : ZfEthn. 38 (1906), 40. " ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 32. " ) W n t t k e § 167. 525; auch bei einigen nordmexikan. Indianerstämmen: F r a z e r Totemism 1, 1 3 Anm. 1. Bei den Bakuena in Südafrika bekommt man kranke Augen, wenn man auf ein Krokodil (Totemtier) blickt: F r a z e r Totemism I, 1 3 . Im klass. Altertum sollte der Anblick des Seebarsches (P 1 i n. 32, 8) Gift für die Augen sein. '») W u 11 k e § 170. M ) S e 1 i g m a n n Zauberkraft 233—234. 508. S1) Ebd. 285. Sie werden schielend (Westböhmen, Ungarn) oder erblinden (Ungarn). Nach epirotischem Glauben erblindet, wer nachts in den Spiegel blickt (S e 1 i g m a n n 285—286). Betrachtet sich jemand mit einem kranken entzündeten Auge längere Zeit in einem Spiegel, so wird auch das andere gesunde Auge angesteckt ( S e l i g m a n n 287). 2a) G r i m m Mythol. 3, 455 Nr. 6 2 1 ; B i r l i n g e r Volksth. 1, 493; ZfdMyth. 3, 3 1 ; F o g e 1 Pennsylvania 212 Nr. 1065. Der Grund dieses Glaubens mag sein, daß man in dieser Position des Weibes ihre Genitalien zu sehen bekommt, und der Anblick derselben verursacht, wenigstens nach talmud. Glauben, Blindheit. Sogar blinde Kinder können geboren werden, wenn die Eltern bei der Kohabitation auf die Genitalien hinblicken ( K o t e l m a n n 300; P r e u ß Medizin 314). ,3) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 5 1 . Ähnlich gilt der Anblick des mit der Sonnensubstanz gesättigten Glutkessels beim indischen Pravargyaopfer für gefährlich und Blindheit verursachend (S e 1 i g m a n n Zauberkraft 226). »*) J o h n Westböhmen 234. '•) K u h n u. S c h w a r t z 458; Casopis ceskiho Musea 1 8 5 5 , 1 8 1 ; ZdVfVk. 2 5 ('915). 2 9 Anm. 29. Beim Weisen mit dem Finger muß man natürlich den Blick auf die Sterne richten. P h o t i o s erzählt, Philippos, der König Mazedoniens, habe als Kind auf Sternschnuppen geschossen und nachher sein Auge durch einen Mann namens Aster verloren: P h o t i o s Bibl. cod. 190, p. 149 a (Bekk.). 2e ) S e l i g m a n n Zauberkraft 293; in Australien auch auf die Tjurunga, das heilige Kultobjekt ( S e l i g m a n n 293).

710

4. Die meisten Augenleiden entstehen durch die Tätigkeit der H e x e n und Zauberer 27 ), die Gegenstände wie S t e c k nadeln, Senkelstifte u. dgl. in die A u g e n hineinpraktizierenoder durch Beschreien 2 9 ), bösen B l i c k 3 0 ) , das „ V e r m ä n t e " (Steiermark, K ä r n t e n ) s l ) oder durch A n h a u c h 3 2 ) A . und Blindheit hervorrufen. — Die T r u d e n blenden, wenn man ihnen etwas a b s c h l ä g t 3 3 ) . Nächst den bösen Menschen sind es die K r a n k h e i t s g e i s t er und elbischen Wesen, die das A u g e beschädigen 8 4 ) : die P e r c h t a 3ß ) oder ein K i n d aus ihrer S c h a r 3 6 ), der Teufel 3 7 ), die Hexen 88 ), die Unterirdischen, Norggen, der A l p 3 9 ), der Bilwis 40 ), die K o r n mutter 4 1 ) , K n e c h t R u p r e c h t und Nicolas 4 2 ) blasen oder pusten den Menschen, namentlich wenn diese sie neugierig belauschen, die A u g e n aus, d. h. sie blenden sie durch Blasen oder Blattern bildende A . In Schlesien wird ein besonders gefährliches A u g e n ü b e l der Rinder „ d e r H a u c h " g e n a n n t 4 3 ) , ist also wahrscheinlich auf den A n h a u c h der H e xen zurückzuführen. Bei Goethe haucht die Sorge den F a u s t an, daß er erblind e t 4 4 ) . Der wilde J ä g e r schlägt Neugierigen, welche aus den Fenstern sehen, mit seiner Peitsche (Blitz) die A u g e n aus 4 5 ). A n d e r e dämonische M ä c h t e verletzen die A u g e n durch ein nagelartiges Geschoß, daher der N a m e „ N a g e l " f ü r Hornhauttrüb u n g 4 9 ) . A u c h der nordwestdeutsche A u s druck „ m i t w a t forr de Ogen s c h a t e n " (geschossen) weist auf solche Geschosse hin 4 7 ). St. L u z i a steht in Beziehung zum Triefauge, das daher auch S t . Lucienschein heißt 4 8 ). Die zwerghaften S a n d männchen und Pechmännlein streuen S a n d in die A u g e n ( = Blepharolithiasis) und verkleben die Augenlider. Der Pöpelmann veranlaßt das Pöpeleinauge (Pippel-, Pöpel-, Bibelinauge = chron. Bindehautkatarrh) 49 ), der B i e l m a n den weißen S t a r M ) , die P o g a n e i a das Hornhautgeschwür (Dalmatien) 5 1 ) . " ) T o e p p e n Masuren 56. 2S) B a r t i s c h 385 u. Fig. 47 Der austral. Zauberer bringt Strohhalme u. dgl. seinem Opfer h i n t e r die Augen ( B a r t e l s Medizin 210—212.) " ) Ur23*

7ii

Augenkrankheiten

quell 2 (1891), 62. 30) S e l i g m a n n Zauberkraft 116. 126. 277. 308. 325. 326. 332. 333. 334. 340—341. 352. 407. 31 ) G r a b e r Kärnten 2 1 5 ; S e l i g m a n n Zauberkraft 39. D r e c h s l e r 2, 152. 33 ) M ü l l e r Siebenbürgen 144 f. 34) S e y f a r t h Sachsen 83; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 793. 35 ) G r i m m Mythol. 1, 229; V o n b u n Beiträge 9; E i s e 1 Voigtland 104 Nr. 263. 3e) A l p e n b u r g Tirol 64 Nr. 1. " ) M ö l l e n h o f f Sagen 202 Nr. 276; G r i m m Mythol. 3, 89; S i m r o c k Mythol.3 (1869), 456; E i s e 1 Voigtland 6 Nr. 8. 3S) S i m r o c k Myth.3 456; D r e c h s l e r 2, 1 5 2 ; E i s e 1 Voigtland 90 Nr. 227. 38 ) ARw. 2 (1899), 1 5 1 . «») Ebd. « | M a n n h a r d t Forschungen 309. 310. 42) G r i m m Myth. 1, 426. «) P e t e r Ost. Schlesien 2. 274; D r e c h s l e r 1, 37. " ) G o e t h e Faust II.Teil, Akt V. " ) S c h w a r t z Heidentum 32 Anm. 2. " ( H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 796. 47) G o l d s c h m i d t Volksmedizin 57. "•) ARw. 2 {1899), 1 5 1 ; 9 (1906), 253. Ebd. 2 (1899), 1 5 1 — 1 5 2 . 60) H o v o r k a u. K r o n 61 f e l d 2, 788. 801. ) S e 1 i g m a n n Zauberkraft 47 Anm. 206.

5. Wie es nach antikem Glauben f ü r gefährlich galt, „die Götter sichtbarlich zu schauen " , weil sie dieses mit Erblindung ahndeten 8 2 ), so ist es nach deutschem Glauben ebenso verhängnisvoll, den Geistern 63 ), einer geisterhaften Feuererscheinung B4), der Perchta B 6 ), dem wilden Heer B 6 ), den tanzenden Elfen B 7 ), dem Nachtvolk M ) , dem Hüttenmännchen (Harz) 69), den Kasertörggelen (geisterhaften Kindern auf den Stubaier Almen) 60), den Totenseelen im Berg 6 1 ), den Toten während der Christmette in der Kirche (Kärnten) 62) zufällig"zu begegnen, sich nach ihnen umzusehen oder sie neugierig zu belauschen: sofortige Erblindung ist die Strafe für solches Tun oder Mißgeschick. " ) Ebd. 292. 63) Ebd. 202. 204. 2 8 9 f f - ! vgl. 156 (Seth); H e y l Tirol 583 Nr. 47; E i s e i Voigtland 96 Nr. 246; K ö h l e r Kl. Sehr. 1, 599. « ) H e y 1 Tirol 363 Nr. 38. «) G r i m m Myth. I, 229; V o n b u n Beiträge 9; A l p e n b u r g Tirol 63; A n d r e e - E y s n Volkskundliches 1 6 1 ; SitzbWien 174, 2 (1913), 18. 30. " ) R a n k e Volkssagen 74; M e i e r Schwaben I, 132. 136; W o l f Beitr. 2, 159; B i r l i n g e r Volksth. 1, 33. w ) S c h e l l Bergische Sagen 150 Nr. 25. V o n b u n Beiträge 9; D e r s. Sagen 35 Nr. 37; R e i s e r Allgäu 1, 47 f. M) P r ö h l e Unterharz 150 Nr. 377. H e y l Tirol 73 Nr.36. G r ä b e r Kärnten 100. i2 ) Ebd. 185.

6. B l i n d h e i t tritt auch sonst als Strafe für Neugier ein, so, wenn man die

712

Freimaurer 63), die Hexen M ) und sprechenden Tiere 6 5 ) belauscht, wenn man ein Amulettpapier aufmacht 6 6 ), wenn man die Verwandelurfg des Brunnenoder Flußwassers in Wein, die in der Weihnachts- oder Neujahrsnacht stattfinden soll, sehen will 67 ). Man sagt den Kindern überall warnend, sie würden blind, wenn sie vorwitzig durchs Schlüsselloch des Zimmers schauten, in dem die Weihnachtsüberraschungen vorbereitet werden 68 ). Vielleicht ist auch die bekannte Redensart „ein Auge riskieren" auf diesen Glauben zurückzuführen m ). Sieht ein Uneingeweihter in ein Hexenbuch, so wird sein Auge verhext und es tritt einem Aste gleich hervor (Tirol) 70 ). 63 ) S t r a c k e r j a n x, 362 Nr. 205 a; W u 1 1 k e § 387. " ) S i m r o c k Mythol. (1864), 495. K ö h l e r Kl. Sehr. 1, 599. " ) W a t t k e § 533. 67) G r i m m Mythol. 3, 462 Nr. 192; M ü l l e n h o f f Sagen 169 Nr. 2 3 1 ; K u h n Westfalen 1, 1 1 6 Nr. 1 2 5 ; 2, 107 Nr. 322; S t r a c k e r j a n 2, 34 § 290; W u 1 1 k e § 77. 525; R e u s c h Samland 34 Nr. 26; S a r t o r i Sitte 3 , 1 5 1 . 6$) MschlesVk. Heft 12 (1905), 67 Anm. 3; vgl. die Erbündung des lüsternen Neugierigen in der Legende von Lady Gullivan in F e l i x D a h n s Gedicht ,,Jung Sigurd" {Gedichte, 2. Sammlung, 96). «•) MschlesVk. Heft 13 (1905), 1 1 5 . ">) H e y l Tirol 800 Nr. 241.

7. Eine uralte Vorstellung ist die Blindheit als Strafe Gottes für ein Verschulden oder eine Sünde. Sie findet sich in der antiken „heidnischen" W e l t 7 1 ) , bei J u den 7 2 ), Mohammedanern 7 3 ) und Christen 7 4 ). So finden die Jünger Jesu es natürlich, ihren Meister zu fragen: „ W e r hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er blind geboren ist" ? 7 5 ). Die deutschen Sagen erzählen von Frevlern, die als Strafe für begangene Grausamkeit 7 6 ) oder Beschimpfung von Heiligenbildern 77 ) erblindeten. Nach den Heiligenlegenden erblindete ein vornehmer Römer, der zum Vergnügen in die Kirche ging 7 8 ); ebenso eine Frau, die sich dem Plane ihres Mannes, eine Kirche zu bauen, widersetzte 79 ); ein Räuberhauptmann, der in ein Kloster eindrang 8 0 ); ein Maler, der ein Heiligenbild besudeln wollte 81 ). " ) H e r o d o t Htstor. lib. II, cap. I i i ; S A V k . 23 (1921), 222 f. 72) E x . 4, 1 1 ; Jerem. 3 1 , 7; Dt. 28, 28; Sacli. 14, 4; P r e u ß Medi-

Augenkrankheiten

713

zm 313 " ) K o r a n Sure 2, 6. 19. ,4) L i p p e r t Christentum 179. 7ä ) J o h . 9, 1. D u r c h V e r b a l s u g g e s t i o n b l e n d e t e i n der A p o s t e l g e s c h i c h t e 13, 11 P a u l u s d e n Zauberer E l y m a s ; e b e n s o M o h a m m e d e i n e n b e r ü c h t i g t e n Zauberer d u r c h H e r s a g e n der S c h u t z s u r e n (Seligm a n n Blick 2, 342) Ü b e r e i n e Verbalsugges t i o n d u r c h e i n e n F l u c h vgl. S e l i g m a n n Zauberkraft 481. " ) S c h e l l Bergische Sagen 438 Nr 34. " ) K ü h n a u Sagen 3, 409—410. ») K e r l e r 13. •») E b d . 15. 8 °) E b d 15. 81 ) E b d 17, vgl. hierzu die j a p a n i s c h e A n schauung, daß man den Reis nicht mutwillig v e r g e u d e n oder ungenießbar m a c h e n soll, weil m a n s o n s t s c h l i m m e A u g e n b e k o m m t . Mitt. d. D e u t s c h . Gesellsch. f. N a t u r - u. Völkerk. Ostasiens 6 (1893—97), 339.

II. S p e z i e l l e

A.

1. H o r n h a u t f l e c k e entstanden nach ma.lichem Glauben dadurch, daß der Teufel auf dem Hexensabbat den Zauberern und Hexen zur Besiegelung des mit ihnen eingegangenen Paktes ein Mal (Signum diabolicum) mit einem Goldstück in Form einer kleinen Kröte auf das Auge aufdrückte 8 2 ). 8i

) S e l i g m a n n

Zauberkraft

248.

2. Der S t a r soll entstehen infolge des Beschreiens 83 ), wenn man Starfleisch ißt oder Wasser trinkt, von dem ein solcher Vogel getrunken oder in dem er sich gebadet hat 8 4 ), wenn ein Star die ausgekämmten Haare in sein Nest trägt; vorsichtshalber soll man sie daher verbrennen 85). " ) Urquell 2 (1891), 62. 66. 85 ) G r i m m Mythol.

") B a r t i s c h 3, 473 Nr. 1027.

3. N a c h t n e b e l bekommt man, wenn man in die Sonne zur Zeit ihres Unterganges oder in das Wasser, in das die Sonne scheint, oder in den Vollmond schaut. Auch Kinder, die durch ein Sieb gegen die Sonne schauen, bekommen Narhtnebel (Kroatien, Böhmen) 8 6 ). In Marokko gilt der Genuß von Hühnerhirn als Ursache der Nachtblindheit ( = Hühnerblindheit) 87). 8 ") H o v o r k a W u t t k e §524.

8

u. K r o n f e l d 2, 804; ') S t e r n Türkei 1 , 1 6 6 .

4. A u g e n j u c k e n , -krimmen u. - b e i ß e n soll man bekommen, wenn man über einen Ort geht, auf den Aschenlauge geschüttet ist, daher der Name „Aschenschrimpff" M ).

88 ) Bartiscli land 547

7M 180, v g l

Köhler

Vogt-

5. A u g e n e i t e r u n g d e r N e u g e b o r e n e n (Infektion durch gonorrhoische Erkrankung der Mutter) wird als Folge der Lichteinwirkung angesehen, weshalb man bestrebt ist, das Zimmer der Wöchnerin im tiefsten Dunkel zu erhalten (Steiermark) 89). 80

) F o s s e 1 Volksmedizin

68.

6. R o t e A u g e n (inversio palpebrarum) bekommt ein Kind, wenn es in der Wiege viel über sich sieht 90 ). m ) J. M u r a l t Hippoerat. helvet. Basel 1692, 92; R o c h h o l z Kmderlieder 290.

7. Ü b e r s i c h t i g k e i t entsteht, wenn man Kinder vom Kopfe her betrachtet 9 1 ). S c h i e l e n desgleichen, oder wenn die Wiege mit dem Kopfende gegen das Fenster steht (Steiermark) 92). Man soll auch nicht mutwillig schielen, weil es sonst bleibt 9 3 ). Schielaugen bekommt das Kind, wenn es durch ein Sieb (Bukowina) 94) oder in den Spiegel (Westböhmen, Ungarn) schaut 9 5 ) oder wenn die Mutter es an allen drei Fastnachtstagen stillt (Alt-Finnland) 96). F l ü g e l Volksmedizin 63—64 B2) P u e r p e r i u m M a r i a n u m , d . i . Unser L. Frawen Kmdelbeth durch Christ. Marianum. Costantz 1599, 124; R o c h h o l z Kinderlieder 290; F o s s e l Volksmedizin 68. •») S A V k . 8, 151. ") H o v o r k a u. K r o n i e 1 d 2, 804. 9ä ) Selig mann Zauberkraft 285. I n P a lästina ( S e l i g m a n n 286) u n d M a r o k k o ( A c t a A c a d e m . A t o e n s . 1, 17—18) darf m a n sich a u s d e m s e l b e n G r u n d e n i c h t n a c h t s i n e i n e m Spiegel b e s e h e n . B e s o n d e r s g e f ä h r d e t i s t i n P a l ä s t i n a die W ö c h n e r i n (Seligmann 286). •*) S e 1 i g m a n n Zauberkraft 265.

8. G e r s t e n k ö r n e r entstehen durch den Augenwurm (Werre), die fressenden Würmer 97), den bösen Blick einer schwangeren Frau (Spanien) 98 ); deshalb muß man sich hüten, einer Schwangeren einen Wunsch abzuschlagen (Bosnien, Abruzzen) " ) oder überhaupt in ihrer Gegenwart zu essen (Asturien) 10°). Die schwangere Frau selbst bekommt Gerstenkörner, wenn sie einen, Stuhl umgekehrt sieht und nicht auf ihn spuckt (Schweden) 101 ). Kinder unter einem Jahre dürfen nicht Hirse essen, weil sie sonst Hirsekörner im Ge-

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Augensegen

sieht und Gerstenkörner in die A u g e n bek o m m e n (Voigtland) 102 ). Man b e k o m m t das Leiden auch, wenn man in die Verunreinigung auf einem K r e u z w e g e tritt (Siebenb. Sachsen) 103 ), wenn man an einem K r e u z w e g e uriniert (daher der Name Wegepisse) (Braunschweig) 1 0 4 ), oder ein anderes Bedürfnis verrichtet (daher der N a m e Wegscheißer) (Franken) 105 ), oder wenn man j e m a n d e m in den Hintern sieht (Schlesien) 106 ). 97) A R w . 2 (1899), 1 5 2 ; Casep 1855,329. In China soll das T r a c h o m durch einen W u r m entstehen, der mit gebogenen N a d e l n g e t ö t e t wird, die unter die Verwachsungen eingestoßen werden. (G. M a y e r Hygienische Studien in China. Leipz. 1904, 118). ,8 ) S e l i g m a n n Zauberkraft 340. m ) E b d . 1 1 9 ; H o v o r k a u. IC r o n f e 1 d 2, 5 3 7 ; Curiosità popolari 10°) tradizionali 13, 187. S e l i g m a n n Zauberkraft 382. 101 ) E b d . 295. 10i ) K ö h 1 e r Voigtland 424. 103) W l i s l o c k i Sieb. Volksgl. 82. 104) A n d r e e Braunschweig 421. 105 ) L a m m e r t 228. 106) D r e c h s l e r 2, 297.

III. A n g e b o r e n e Augenleiden. Sehr h ä u f i g wird den Eltern, speziell der Mutter, die Schuld an einem A u g e n leiden der Kinder zugeschoben. Schon das B r a u t p a a r wird dafür v e r a n t w o r t l i c h gemacht, das anwesend ist, wenn das A u f gebot in der K i r c h e v e r k ü n d i g t wird; dann b e k o m m e n ihre z u k ü n f t i g e n K i n der kranke A u g e n (Böhmen) 1 0 7 ). A m meisten gefährdet die schwangere Mutter das K i n d . D r ü c k t sie einer Leiche die A u g e n zu, so b e k o m m t das K i n d eingefallene A u g e n oder wird blind (Schlesien) 1 0 8 ); badet sie, so wird das K i n d blind (Thüringen) 1 0 9 ) ; blickt sie den Mond an, so wird das K i n d m o n d s ü c h t i g oder kurzsichtig (Schlesien, Böhmen, Oberpfalz; n o ) ; „ v e r s i e h t " sich die Mutter beim A n b l i c k v o n „ b l a n k e n und bloßen Degen, Feuer, P ü t z e n , Büchsen abschießen, Sonnenstrahlen im Wasser, sterbenden Menschen oder solchen Leuten, die das Fraischlegt oder die schwere N o t haben und ihre A u g e n scheußlich verwenden, item Tiere schlachten, die auch die A u g e n häßlich verkehren, oder noch endlich solche Menschen, die da selber schielen, mit Entsetzen ansehen und h e f f t i g darüber e r s c h r e c k e n " 1 U ) , oder

716

sieht sie durch eine Türspaltc, durch ein Schlüsselloch oder durch ein Loch in der Mauer (Niedersachsen, H a n n o v . Wendland, W e n d e n , S c h w e d e n ) 1 1 2 ) , ißt sie Hasenfleisch (Serbien) 113 ), wird sie mit einer Spindel geschlagen, hat sie eine Schlange getötet oder zugesehen, wenn andere eine Schlange getötet haben (Ehsten) l w ) , so wird das K i n d schielen. Selbst während der G e b u r t ist das K i n d g e f ä h r d e t ; wenn die Gebärende dabei die A u g e n zumacht, dann sieht das K i n d nicht (Schlesien) 1 1 5 ). In Indien w a r es schließlich noch die schlechte Muttermilch, die nach der Geburt die A u g e n e i t e r u n g der Neugeborenen hervorrufen sollte, während nach dem T a l m u d Triefäugigkeit entsteht, wenn die Mutter Gartenkresse U 6 ) , und unstete, zitternde A u g e n , wenn sie Fischsaft oder kleine Fische g e n i e ß t 1 1 7 ) . 107) J o h n Westböhmen 129. 108) D r e c h s im) l e r i, 118; W u t t k e § 571. Ebd. § 592; H a n s e m a n n 31. u o ) W u t t k e § 5 7 1 . Derselbe G l a u b e bei den Suaheli (C. Velten Sitten u. Gebräuche der Suaheli. G ö t t i n g e n 1903, 253). m ) B a r t i s c h 24. Bei den Suaheli, wenn sie einen schielenden Menschen angeschaut h a t ( V e l t e n 253). m ) N s . 15. Febr. 1914, 188; M e n k 16; Wuttke Sächs. Volksh. 3 7 1 ; L l o y d 89. 113) Globus 33 (1878), 349. B o e c 1 e r 115) Ehsten 127. D r e c h s l e r 1, 182. "«) K o t e l m a n n 155. >17) E b d . 416; P r e u ß Medizin 311. f Seligmann.

Augensegetl. Diese wollen gewöhnlich nicht chronisch schwaches Gesicht oder Blindheit, sondern Entzündungen, Flekken (Blasen) auf der Hornhaut, Fremdkörper im A u g e u. dgl. heilen; das Übel wird demnach h ä u f i g als „ B l a t t e r n " im Auge, „ F e l l " (pellis), „ F l e c k e n " und „ M a l " (macula), „ H e r b r a t e " usw. gen a n n t x ). — Zwei deutsche Segen schon aus dem 11. J h . : der eine beschwört den suam (? Hschr. suaz) bei Gott und C h r i s t 2 ) , der andere ( „ R e g e n s b u r g e r A . " ) gedenkt des „ r e g e n p l i n t e n " (Joh. Ev. cap. 9) 3 ). Ä l t e s t e christliche lateinische A u f z e i c h n u n g : 12. Jh., Theclasegen (vgl. unten). Die lat. A . sind öfters sehr lang und mischen streng biblische Stücke (Tobias, die verschiedenen Blinden) mit grob legendarischen, nebst Beschwörungen bei

7*7

Augensegen

den Engelmächten u. a. Die deutschen Segen sind gewöhnlich kürzer und einfacher. — Von den vielen Motiven der A. sind in Deutschland wohl folgende die beliebtesten: 1. B i b l i s c h e u. dgl. S u s a n n a segen. Die Formen variieren, Grundform vermutlich wie diese: „ S u s a n n a hat gebärt S. Anna, S. Anna hat gebärt Maria, Maria hat gebärt . . . J e s u s Christ; so wahr dies Wort ist, soll das Fell ziehen in diesem A u g " (usw. vgl. Gebärsegen § 2) 4 ). Die meisten Aufzeichnungen sind ganz spät (eine aus dem 16. J h . ) , keine lateinisch. Die „ S u s a n n a " ist hier ganz unbegründet und steht wohl bloß wegen des Anklangs an „ A n n a " , vgl. im 15. J h . in einem Dreifrauensegen (s. d.): „ S . Ann, S. O s a n n , min frow S. M a r i a " (usw.) 6 ). — Der L o n g i n u s segen (s. d.) ist in diesem Gebrauch unursprünglich. — J e s u A t e m und B l u t : „ U . Herrgott sein Athem vertreibt dir dein* Blattern, u. H. sein Blut ist für die Augen g u t " 6 ) . ') Vgl. H ö f 1 e r Krankheitsnamen s. v. ) MSD. 1, 18 Nr. 7. ») ZfdA. 46, 303. *) Urquell 1 (1890), 170; vgl. L a m m e r t 229; S e y f a r t h Sachsen 136; Germania 17, 76 (16. Jh.) u. a. 6) Germania 25. 68. •) M e i e r Schwaben 2, 515. s

2. H e i l i g e n l e g e n d e . Nicas i u s : lateinisch als epischer A. seit dem 15. J h . : ,,S. Nie. dyaconus et martir habuit dolorem oculorum et deprecatus est dominum, ut quicunque nomen suum portaverit, a macula liberaretur" 7 ). Deutsch schon im J . 1349: „ D e r lieb Herr S. N. het ain vel in den äugen u. b a t " usw.8). J e t z t außer Gebrauch. Nach Franz ist hier der Bischof von Rouen (und nicht der Reimser) gemeint, weil nur von ihm ein Augenwunder berichtet wird. Aber die älteste Fassung des Segens, lat. aus angelsächs. Hschr. (um 1000?) spricht gar nicht von den Augen: „ F o r p o c c a s. S. N. habuit minutam variolam et rog a u i t . . . ab hoc morbo" 9 ) (eine Legende betreffend die Pocken scheint sonst von keinem der beiden Heiligen erzählt zu sein). Die Änderung des Zweckes mag auf deutschem Boden vorgenommen sein wegen der Zweideutigkeit des Wortes

716

„ B l a t t e r n " (oder ist durch die Ähnlichkeit zwischen Varulus, Gerstenkorn und Variola veranlaßt). O 1 1 i 1 i a s. Heilige in den Segen § 2. Gespräch dreier Heiliger am Meere 1 0 ), nur lat., vom 12. J h . an. Ältester, vollständiger Beleg: „ . . . . S. Nazarius et S. Tecla et S. Aquilina sedebant supra petrus (1. petras) eius et mare; et dixit S. N.: Ambulemus, et dixit S. T. : Ambulemus, et dixit S. A. : Non, set macula de oculo isto delea(mu)s. Si alba est, desfacta est; si rubigo est, deus . . . destruet ill(a)m" u ) . (Statt „ambulemus" auch „ e a m u s " oder „sedeamus"). Der epische Text ist, wie von Franz bemerkt, eine Umformung des alten marcellinischen Dreijungfernspruches (s. Dreifrauensegen) mit eingesetzten Heiligen (die Namen oft sehr verdreht) und mit Gespräch statt Handlungen. Der berühmteste Name ist hier T h e c 1 a , die Begleiterin des Apostels Paulus, sehr früh als Augenpatronin verehrt, während Aquilina wohl sonst kaum als solche vorkommt. Das Auffallende in der Namenwahl und im Gegensatz Sitzen-Gehen könnte sich vielleicht erklären durch eine Spielerei des Verfassers über bedeutungsvolle Worte im Anfang der vielgelesenen Theclalegende: „ T h e c l a " — (Pauli) ,,nas u s " „aquilinus" — „sedens" („minime recedebat") 1 2 ). — Eine byzantinische Variante 1 3 ) ist, wie es scheint, aus dem Lat. übersetzt. — Die Bedrohung der f a r bigen Körper im Auge (oft kommt noch „ s c h w a r z " hinzu) kommt auch ohne die Theclalegende vor, und auch französisch 14 ), später auch in den Wurmund dem Hiobsegen (s. d.). ') S c h ö n b a c h H S G . Nr. 1 0 1 1 ; vgl. Germania 32, 455; F r a n z Benediktionen 2, 487; Ohrt Danmarks Tryllefml. 2 Nr. 1 1 5 8 . «) S c h ö n b a c h H S G . Nr. 824; vgl. ZfdA. 24, 67. ®) P a y n e English Medicine in the Anglo-Saxon Time (Oxford 1904), 130. 10) Literatur F r a n z Benediktionen 2, 488 ff.; Jacoby Ons Hemecht 1924, 29 ff., mit n Hinweisen. ) Neues Archiv f. ältere deutsche Geschichtskunde 13, 667. " ) M o m b r i t i u s Sanctuarium 2 (Milano 1476), 308. " ) V a s s i i i e v Anecdota graeco-byzaniina 1 (Moskva 1893) 338. 14 ) SchwVk. 1 1 , 1 1 ; Melusine

3. H3.

Augenstein—August

719

3. A n d e r e M o t i v e . Eine andere Zurechtlegung des Marcellusspruches, in der Neuzeit äußerst beliebt, liegt nur deutsch vor und erst seit den Prozessen des 16. und 17. Jhs. Die Jungfern sind hier namenlos wie bei Marcellus (nur eine einzige V a r i a n t e 1 5 ) hat hier „ d r e i Marien") und sind entweder einfach „ d r e i J u n g f e r n " oder haben christliche E p i t h e t e ( „ h e i l i g e " usw.). S. weiter Dreifrauensegen. Über Segen gegen „ b ö s e A u g e n " s. Verh e x u n g (Segen wider) § 2 — 3 . .

16)

ZfrwVk. 1, 217.

Ohrt.

Augenstein. Man versteht d a r u n t e r : 1. Das Cuprum a l u m i n a t u m oder „ N i c h t s " , „ A u g e n n i c h t s " (Zinkoxyd), die man bei A u g e n k r a n k h e i t e n anwendet. I n b e z u g a u f das letztere Mittel gilt die wortspielende Redensart: „ N i c h t s ist gut f ü r die A u g e n " 1 ) . — 2. Den Gnatzstein oder Quarz, der schlimme A u g e n verursacht, wenn man ihn längere Zeit ansieht (vgl. A u g e n k r a n k h e i ten I, 3) 2 ). — 3. A c h a t e (s. d.) mit ringförmigen Schichten, kugelförmig und so entfernt einem A u g a p f e l gleichend, die, mit Silberringen u m f a ß t , an der U h r k e t t e als A m u l e t t e getragen werden (vgl. A u g e n a m u l e t t § 2) 3 ). — 4. Die kalkreichen Schneckendeckel einer Trochusart 4 ). A u g e n werden durch Edelsteine ersetzt. So leuchten in dem n a c h g e m a c h t e n Schädel des Servatius Edelsteine s t a t t der A u g e n . Ein A . ist auch A l e x a n d e r s Edelstein, der schweres Gold a u f w i e g t , mit einer Feder und ein wenig Erde b e d e c k t aber in der W a g e a u f s c h w e b t 5 ). s.a. G a l i t z e n s t e i n , Kupfer. ') K ö h l e r Voigttand353; S e y f a r t h Sachsen 263; R e i t e r e r Ennstalerisch 22. Frischb i e r Hexenspr. 32. 8) A n d r e e - E y s n Volkskundl. 140. 4) E b d . 6) G r i m m Myth. 3, 362; H e r t z Abhandlungen 73 ff. f Seligmann.

A u g e n t r o s t (Euphrasia R o s t k o v i a n a ) . 1. B o t a n i s c h e s . Kleiner R a c h e n blütler (Skrophulariazee) mit gegenständigen, eiförmigen, gezähnten B l ä t t e r n und weißen oder bläulichen Blüten, die v o n violetten L ä n g s a d e r n durchzogen sind. Die Herbstform des A . s ist im S p ä t sommer und Herbst h ä u f i g auf Wiesen und T r i f t e n a n z u t r e f f e n *). ') M a r z o l l

Kräuterbuch 277 f.

720

2. Die B l ü t e zeigt die „ S i g n a t u r " des A u g e s (der dunkle Fleck in der Blüte wird mit der menschlichen Pupille verglichen) und gilt daher im V o l k als Mittel gegen A u g e n k r a n k h e i t e n 2 ) . In einem S ä c k c h e n auf der Brust getragen, heilt der A . Augenkrankheiten 3). 2) So auch in den Kräuterbüchern des 16. Jhs., vgl. M a r z e 11 Heilpflanzen 179. 3) Niederbayern: M a r z e l l Bayer. Volksbot. 132.

3. Die Hirten glauben, daß der A . dem W e i d e v i e h die M i l c h e n t z i e h t ; daher auch V o l k s n a m e n wie Milchschelm, Milchdieb (Österreich, Tirol, Schweiz). Insofern der A . als „ H a l b s c h m a r o t z e r " die Gräser seiner U m g e b u n g schädigt, hat diese Meinung eine gewisse Berechtigung. A u c h b l ü h t der A . meist zu einer Zeit, w o der Milchertrag zurückgeht 4 ). 4)

Marzell

Heilpflanzen

180.

4. Der A . gilt als O r a k e 1 f ü r die Zeit der W i n t e r s a a t : B l ü h t er oben an der S p i t z e besonders reichlich, so k o m m t ein zeitiger W i n t e r , und es m u ß auch zeitig gesät werden 6 ). W e n n der A . reich blüht, so gibt es einen strengen W i n t e r 6 ). Volksnamen wie G e w i t t e r b l ü m l (Schlesien) und D o n n e r k r ä u t c h e n (Hessen-Nassau) zeigen, daß man den A . mit d e m Einschlagen des Blitzes in V e r b i n d u n g bringt. S. G e w i t t e r b l u m e n . 6) Südostböhmen: Orig. Mitt. von Treiber 1910; vgl. auch Heidekraut. •) Schwaben: M a r z e l l Bayer. Volksbot. 132. Marzell.

Augenwimper

s. A u g e n b r a u e

2.

A u g u r i u m S. V o r z e i c h e n . A u g u s t . I. Bei den R ö m e r n zuerst S e x t i 1 i s , der 6. Monat, genannt, erhielt er im Jahre 7 v. Chr. bei Berichtig u n g des Schaltwesens v o n K a i s e r Augustus, der im Sextiiis die meisten Siege erfochten hatte, den Namen. Der älteste deutsche N a m e ist E r n t e m o n a t (Aranmänoth)*), w o m i t auch die ganze Erntezeit v o n E n d e Juni bis A u g u s t bezeichnet w u r d e 2 ) . Im MA. unterschied man auch zwischen dem e r s t e n A . (Juli) und a n d e r n A . (August), w o m i t man aber auch, wie mit A u g s t i n , den September benannte3). Das Wort Ä u g s t selbst erhielt im N o r d d e u t s c h e n die Bedeutung E r n t e 4 ). A u f diese weist auch der Name

721

August

S c h n i t t m o n a t des Tegernseer K a lenders (16. Jh.) h i n 6 ) ; noch heute sagt man im Böhmerwald statt Ende Juli oder August „ i m S c h n i t t " oder „ i n der Schnitterzeit" 6 ). Als heißester Monat des Jahres hat der A . ferner die Namen K o c h monat7) und im deutschen B a n a t H i t z e m o n a t 8 ) und ist wohl auch der B i s m ä n o t , in dem das Vieh, von der Hitze und von Bremsen gequält, „ b i s e t " , wie toll auf der Weide u m h e r l ä u f t 1 0 ) . Fischart bringt in „ A l l e r P r a k t i k Großmutter" noch den wohl selbst ersonnenen Namen A d o l f m o n a t (Adolf, 2 9 . A . ) 1 0 ) . Bezüglich P e r s o n i f i k a t i o n A. s. Monat.

des

*) G r i m m Myth. 2, 632; Weinhold Monatsnamen 31. 2) W e i n h o l d a. a. O. 30. Ebd. 30 f f . ; S A V k . 11 (1907), 96 f. < ) W e i nh o 1 d a. a. O. 32. 6) E b d . 54. «) Verf. 8) Ebd. W e i n h o l d a. a. O. 47. 44. o) Ebd. 33. >») E b d . 39. 3)

2. Der 1. A . (s. a. Petri Kettenfeier) gehört mit dem 1. April (s. d.) und 1. Dezember (s. d.) zu den größten U n g l ü c k s t a g e n (s.d.) des J a h r e s 1 1 ) . A n ihm wurde der Teufel aus dem Himmel geworfen 12 ). Der an diesem T a g e Geborene kann Geister und Hexen sehen 1 3 ), findet aber frühen oder unnatürlichen Tod u ) . A u c h die H o c h z e i t soll nicht am I. A. stattfinden 1 5 ). Wer an diesem T a g e Rüben sät, dem verrosten sie 1 6 ); wer Flachs rauft, dem verbrennt er beim Dörren 17 ). In Tirol gilt ferner der 17., in Niederdeutschland der 18. und in Böhmen der 27. A. als Unglückstag 18 ). Am 1. A. fand noch im 16. Jh. in Köln das „ P e t e r V i n k e l s f e u e r " (Petri Kettenfeier) s t a t t 1 9 ) . In der Gegend von Rovereto in Südtirol bestand der Brauch, daß die Handwerker am I. A . nachmittags sich bei Wein und Festgelagen bis in die Nacht belustigten. Dazu erbaten sie sich von ihren K u n d e n Wein oder Geld. Das nannte man „ F e r a g o s t o " , was wohl aus „Feriae Augusti" entstanden ist, da schon die alten Römer die Calendae Augusti mit Trink- und Gastgelagen feierten 20). Ohne Zusammenhang damit und aus rein wirtschaftlichen Gründen begannen die Kaiendarien westdeutscher

722

Klöster im MA. mit dem A. als N e u j a h r wegen der Neuverpachtung des Klosterbesitzes 21 ). Viel wichtiger ist, daß im A., in dem die Sonne in das Z e i c h e n d e r J u n g f r a u tritt 22), die alten Römer das Fest der Jungfrau D i a n a (13. A.) gefeiert haben, das die Kirche in das Fest M a r i a e H i m m e l f a h r t (s. d.) verwandelt h a t 2 3 ) . Mit diesem Tage beginnt im deutschen Volksglauben der F r a u e n d r e i ß i g e r (s. d.), in dem die Pflanzen am meisten K r a f t besitzen. Deshalb wird auch empfohlen, im A . w ä d e l oder A.k r e b s , wie die zweite Hälfte des Monats auf alemannischem Gebiet heißt (s. Monat), die H e i l k r ä u t e r zu sammeln, so Nesselsamen gegen die Wassersucht, die Blumen zu versetzen und den Winterspinat zu säen 2 4 ). A u c h in Bosnien sammelt man im A . die Heilkräuter 2 5 ). Die im Frauendreißiger gelegten Eier heißen A . e i e r; sie verderben nicht 26 ). Die am 15. A . „ g e s c h ü t t e l t e n " oder „ g e r ü h r t e n " Erdäpfel wachsen schneller 27 ). A u c h bei den Italienern ist diese Zeit bedeutungsvoll. So kann z. B. ein Schatz zu Cammarana bei Scoglitti nur in der Nacht v o m 14. auf den 15. A. gehoben werden, jedoch bloß von einem Ehemann, den seine Heirat nie gereut h a t 2 8 ) . Bei den Rumänen im Harbachtale (Siebenbürgen) ist der 18. A., wohl alten Stiles, Christi Verklärung, die der katholische Kalender am 6. A . feiert, ein hoher Feiertag 2S> ). Im Emmental hat der 18. A . als „ G o t t w a l t s t a g " besondere Bedeutung. A n diesem T a g e gefällte B ä u m e werden nicht wurmstichig, und steigt man an ihm auf einen Baum, der keine Früchte trägt, so wird er in Z u k u n f t Früchte tragen 30). Zuweilen fällt in den A. schon ein E r n t e f e s t 3 1 ) oder irgendeine andere F e s t l i c h k e i t 3 2 ) . Auf den Halligen ist schon v o m 24. A. an f r e i e W e i d e 3 3 ) ; der A . gilt auch als günstige Zeit zum P f l ü g e n 3 4 ) . Bei den Franzosen gelten G e b u r t e n 3 5 ) und H o c h z e i t e n 3 6 ) im A . als unglücklich; dagegen glaubt man in Nordindien, daß die im A . während der Periode der Salomofestlichkeit Geborenen vor dem bösen Blick ge-

Augustinus—Aurelia, Iii.

723

s c h ü t z t sind und auch die Macht besitzen, ihn zu v e r t r e i b e n 3 7 ) . B e t r e f f s der Ges u n d h e i t empfiehlt der hundertjährige K a l e n d e r wie f ü r den Juli Mäßigkeit in allem 38). Der A . ist im W e t t e r g l a u b e n der heißeste Monat. W a s er nicht zur Reife bringt, wird schwerlich mehr reif, denn „ W a s der A . nicht kocht, k a n n der September nicht b r a t e n " 3 9 ) . O b s t ist nicht mehr schädlich, wenn ein A u g u s t r e g e n darüber gegangen ist 40 ). M a u s e r n d e r H ü h n e r im A . deutet auf einen k a l t e n W i n t e r 4 1 ) . A l s L o s t a g e (s. d.) k o m m e n in Bet r a c h t der 10. A . (Laurentius, s. d.), der 15. (Mariae H i m m e l f a h r t , s. d.) und besonders der 24. (Bartholomäus, s. d.). 1I ) R e i s e r ^ llgäu 2, 230 ; H o f f m a n n K r a y e r 165; H ö h n Geburt Nr. 4, 261. ") W u t t k e 84 § 100; Baumgarten

Jahr

u. s. Tage

29;

John

Erzgebirge

196;

P o l l i n g e r Landshut 168; H ö h n Tod Nr. 7, 311. 13) H ö h n Geburt Nr. 4, 261. 14 ) D r e c h s l e r 2, 190; H ö h n Geburt Nr. 4, 261 und Tod Nr. 7, 312. 16 ) M e y e r Baden 511. 18) D r e c h s l e r 2 , 5 4 . ") Ebd. 2, 74. " ( R e i n s b e r g Festjahr 226. 19) W r e d e Rhein. Volksk. 194 f. 2°) S c h n e l 1 e r Wälschtirol 238 Nr. 27. ") ZföVk. 9 ( I 9°3). !85. ") Ausdeutung bei N o r k Festkalender 500 ff. 23) F r a z e r 1, 12. 14 ff.; D o m a s z e w s k i Religion 172 f. 24) SAVk. 15 (1911), 7; Z a h l e r Simmenthai 63. Vgl. SAVk. 7 , 1 4 2 ; S c h r a m e k Böhmerwald 275. sä ) S t e r n Türkei 1, 386. 2«) Z i n g e r l e Tirol 169; M e y e r Baden 4 1 1 ; W u t t k e 430 § 674;

J. M i c k o

Volksk.

des

Marktes

Muttersdorf (Muttersdorf in Westböhmen) 1926, 20. 27) J o h n Erzgebirge 224. 28) L i e b r e c h t Zur Volksk. 98. 29) ZfVk. 22 (1912), 161. 80) SAVk. 15 (1911), 5. 31) L e o p r e c h t i n g Lechrain

192;

R e i n s b e r g

Festjahr

256. 32) Vgl. das Augsburger Monatsgedicht bei B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 152 f.; R e i n s b e r g Festjahr 226 ff. ; K a p f f

Festgebräuche

Nr. 2, 1 9 .

33 )

S a r t o r i

Sitte

Blick

2, 2.

u. Brauch 2, 153. 34) FFC. 30, 62. 35) SchwVk. 2, 72 (Lausanne). 36) S é b i l l o t HauteBretagne

3B)

113.

37 )

S e l i g m a n n

H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 380. 3") R e i n s b e r g Wetter 160; Zingerle Tirol 1 7 0 ; B . H a l d y Die deutschen regeln ( J e n a 1 9 2 3 ) 71 ; W r e d e Rhein.

BauernVolksk.

150; P f a l z Marchfeld 8; SAVk. 12 (1908), 16. R o t h e n b a c h Bern 31 Nr. 240. 41 ) F o g e l Pennsylvania 221 Nr. 1116. Jungbauer. 40)

A u g u s t i n u s , hl., Kirchenlehrer, dessen Schriften eine der H a u p t g r u n d l a g e n der ganzen ma.lichen Theologie bilden, gest.

724

430, Fest 28. Aug. 1 ). Schutzheiliger der Theologen. B e f a ß t e sich eingehend mit der W i r k s a m k e i t der Dämonen und bek ä m p f t e die antiken abergläubischen Anschauungen und Übungen, vorzüglich die magischen K ü n s t e in den Schriften De c i v i t a t e Dei und De doctrina christiana. Letztere, namentlich II, 19—26, diente im MA. als Grundlage zur Bekämpfung des Aberglaubens. Anderseits überliefert A . mancherlei Legendenstoff mit alten V o l k s m o t i v e n wie Jenseitsvisionen u. a.2). Eigentliche Volkstümlichkeit erlangte der Heilige in Deutschland nicht. Infolge höchst naiver Namensexegese wurde er beim bayerischen V o l k Patron der Augenk r a n k e n 3 ), deren Helfer sonst Antonius, I/iborius, Ottilia u. a. sind. In den Zeiten des Geistlichen Schildes, eines Büchleins mit vielerlei Segen, Gebeten und Anrufen (s. Geistlicher Schild), konnte man den Heiligen als Schildwächter f ü r die Zeit v o n 1 2 — 1 Uhr m i t t a g s anrufen und seine besondere F ü r b i t t e im Falle des Hinscheidens in dieser S t u n d e erflehen 4 ). ') K ü n s t l e Ikonographie 105. 2) G ü n t e r Christliche Legende, Register. 3) ZfVk. 1 (1891), 300. 4) Geistl. Schild 119—121. Wredc. A u r e l i a , hl., eine römische, zum Chris t e n t u m bekehrte J u n g f r a u , Fest 15. Okt o b e r 1 ) . A . m u ß t e fliehen und gelangte nach der Legende mit einem Schritt von F u ß a c h gegen Lindau. Man zeigte früher im H a f e n v o n L i n d a u einen bemerkenswerterweise Hexenstein genannten Stein mit dem F u ß t r i t t der Heiligen 2 ). Nach einer weiteren Legende stieß sie zu der Gesellschaft der hl. Ursula (s. d.), bei deren F a h r t v o n Basel nach K ö l n sie in Straßburg wegen K r a n k h e i t zurückblieb. Hier befand sich ihr in der Reformation zerstörtes G r a b in der Mauritiuskirche 3 ). Desgleichen wurde sie hier mit den drei s a g e n h a f t e n J u n g f r a u e n Einbede, Wilbede und W a r b e d e in Verbindung geb r a c h t 4 ) . Zur Zeit des hl. Columban und später w u r d e sie in einer K a p e l l e bei Bregenz am Bodensee verehrt. Columban zerstörte hier im Verein mit S. Gallus die Bildnisse dreier heidnischer Götter, denen das V o l k trotz des christlichen Altars weiter geopfert h a t t e 8 ) .

72 5

Aurikel—Ausfahrtsegen

') A A . SS. O c t . V I I 27 ff. ") B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 43. 3) G r a n d i d i e r Histoire de l'Eglise de Strasbourg 1, 146. 4) W o l f Beiträge 2, 175; S i m r o c k Mythologie 609; H e r t z Elsaß 202. 6) G r i m m Myth. 1, 89 f. Wrede.

A u r i k e l (Primula auricula). Mit der Schlüsselblume n a h v e r w a n d t e Pflanze der A l p e n und Voralpen, die o f t auf Felsen w ä c h s t und daher auch Gamsblümel, in der Schweiz Fluehblüemli (Fluh = Felsen) genannt wird. Weil sie im G e b i r g nicht selten in „ s c h w i n d e l n d e n H ö h e n " wächst, heißt sie auch S c h w i n d e l k r a u t (vgl. Gemswurz) und gilt bei den J ä g e r n als Mittel gegen den S c h w i n d e l 1 ) . Gegen das „ H i n f a l l e n " (Epilepsie) hilft der Tee aus den an der „ A u f f a h r t " (Christi H i m melfahrt) gesammelten F l ü h b l u m e n 2 ). r) D a l l a T o r r e AIpenpflanzen im Wissensschatze der A Ipenbewohner (1905), 57. -) Z a h ! e r Simmental 195. Marzeil.

Aurill

s.

Tausendguldenkraut.

A u s f a h r t (erste A c k e r f a h r t ) . A l s günstige T a g e f ü r die erste A c k e r f a h r t gelten Dienstag, Donnerstag und Sonnabend 1 ). Sie wird mit einem S p r u c h 2) oder einem Gebet b e g o n n e n 3 ) . A c k e r g e r ä t 4 ) wie Zugtiere werden mit W e i h w a s s e r besprengt 6 ). Den letzteren wird Geweihtes 6 ), B r o t 7 ) , A g a t h e n b r o t 8 ) z u m Fressen gereicht, bestreut mit g e w e i h t e m S a l z 9 ) . A u c h gibt man den K i n d e r n oder dem Gesinde solches „ A c k e r b r o t " 10 ), oder dem Schmied, W a g n e r und Sattler das „ M ä h n e b r o t " u ) . A l s „ P f l u g b r o t " wird es auf den A c k e r g e l e g t 1 2 ) , z u s a m m e n mit einem Ei und einem S t ü c k Geld ; das Ei erhält der Pflüger, B r o t und Geld ein vorübergehender Bettler 1 3 ). D a m i t keine Dürre eintrete, wird dem P f l ü g e r die Tasche mit K r a p f e n gefüllt und der W a g e n vor der A . mit F e t t geschmiert, in dem die F a s t n a c h t krapfen gebacken sind, wobei man die Vorderräder rückwärts, die Hinterräder v o r w ä r t s d r e h t 1 4 ) . Das Z u g v i e h wird über eine A x t getrieben 15 ) und auf die E r d e vor ihm mit der Peitsche das Zeichen des Kreuzes g e m a c h t 1 6 ) . M e y e r Baden 418. 2) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 400. 3) B i r l i n g e r Volkst. 2, 423; R e i s e r Allgäu 2, 351; M e y e r Bad. 119, 4 1 7 ; Sartori Sitte 2, 60. ') S a r t o r i 2, 6a. ') M e y e r Baden 417. Reiser Allgäu 2, 352. ') M e y e r Baden 119. 8) Ebd. 417.

726

•) E b d . «) E b d . 4 1 7 ; Z d V f V k . 14, 140; S a r t o r i Sitte 2, 60. n ) B i r l i n g e r Volkst. 2, 12 ) M e y e r 423. Baden 4 1 7 ; M a n n h a r d t 1, 3 1 7 ; vgl. unter Pflug. 13) J o h n Westböhmen 186; Egerland 4, 36. 14) Z d V f V k . 1 4 , 1 3 8 . 15) M a n n h a r d t Germ. Myth. 12. 10) J o h n Westböhmen 186. Heckscher.

A u s f a h r t s e g e n (Reisesegen). Die vielerlei Gefahren auf Reisen i m M A . legten den G e b r a u c h v o n A u s f a h r t - oder Reisesegen, sei es durch V e r m i t t l u n g der Kirche, sei es p r i v a t i m , n a h e 1 ) . Die deutschen A . berühren sich eng mit den Morgen-, S c h u t z und W a f f e n s e g e n (s. diese, auch Gerichtund Tobiassegen), eine feste Grenze kann man nicht ziehen. Deutschsprachige Segen für die A u s f a h r t liegen seit dem 12. J h . v o r ; v o n alten T e x t e n wären hervorz u h e b e n : 12. Jh. „ W e i n g a r t n e r Reises e g e n " (,,Ic dir nach s i h e " usw.) 2 ), in welchem das alliterierende Zeilenpaar über die offenen und die geschlossenen Tore sehr altertümlich a n m u t e t (vgl. Segen § 17); weiter der große kombinierte Murier S e g e n 3 ) ; ca. 1200 „ M ü n c h e n e r A u s f a h r t s e g e n " (,, Ich slief mir hint s u o z e " usw.) 4 ); 14. Jh. „ I c h wil hiut uf s t a n " 6 ); „ H o d e d a t h ich uth g a " ( „ H i u t e ich üs g e " ) 6 ) . Ahnliche Segen waren bis auf unsere Zeit in U m l a u f . Vgl. auch A r t . Maria in den Segen § 4 A n f a n g . A u s den M o t i v e n solcher Segen heben wir h e r v o r : Die Geleitschaft der E n g e l , schon im letztgenannten Segen, später gewöhnlich in Abendsegen, s. Engel. Jesu P f a d , seit 15. Jh. b e k a n n t ; z. B . „ I c h d r y t heutt auff das p f a t t , do vnsser lieber here Jh. Chr. selbs auff t r a t t (vgl. P s a l m 17, 5), das was so linde v n d so g u t t " usw. 7 ). Später ähnlich im R o m a nusbüchlein: „ H e u t will ich ausgehen, Gottes Steg und W e g will ich gehen, wo G o t t auch gegangen i s t " usw. 8 ). Jesu „ P f a d " ist k a u m der W e g nach Golgatha, eher der W e g des Sieges und der E r h ö h u n g ; v g l . (zwar in späten Hschr.) : „ G e h hin . . . ich befehl dich in den lieben P f a d , darin G o t t der Herr trat, da er die H ö l l e z e r b r a c h " 9 ) (descensus ad inferos). In einer der altdeutschen Fassungen l a u t e t der S c h l u ß : „ . . . a l s o unser herre inbunden wart, do er nam

727

Ausgang, ausgehen—Ausschlag

die h i m e 1 f a r t " 1 0 ); sehr begehrt waren einst Erdbrocken von der Stelle, wo Jesus zum letzten Mal die Erde t r a t 1 1 ) (in die Schuhe zu legen?). Jesus mein G e s e l l e ; erst spät belegt. „ I c h trete über dasThür-Geschwell, Jesus (Maria, Joseph, die hl. drei Könige uws.) seyen meine Weggesellen (der Himmel ist mein Hut, die Erde meine S c h u h ) " 1 2 ) wird auch als Gerichtssegen verwendet. Verwandt ist der in die Abendsegen geratene Reim „ J e s u s ist mein Geleitsmann, der mir den Weg wohl weisen k a n n " 1 3 ) . (Die Zeilen über Himmel und Erde, als Glied eines Schutzsegens seit 1656 belegt, finden sich auch in Volksliedern, hier aber als Schilderung des Bettlerlebens) 1 4 ). Der s t ä r k s t e M a n n . „ I n Gottes Namen schreit ich aus, Gott der Vater sei ob mir, G. d. Sohn sei vor mir, G. d. h. Geist neben mir, wer stärker ist als diese drei Mann, der soll mir sprechen mein Leben a n " usw. 1 6 ). Eine ähnliche Form angeblich vom Markgrafen Albrecht dem Jüngeren (f 1557) gebraucht 1 6 ), sonst späte Aufzeichnungen. Zur räumlichen Verteilung der Schutzmächte im alten Segen vom Kreuze, s. Karlssegen. ') F r a n z Benediktionen 2, 261 ff., bes. 266 ff. 2 ) MSD. 1, 18 Nr. 8; Erläuter. 2, 54, mit Hinweisen; weiter K ö g e l Gesch. d. dt. Lit. 1, 2, 1 6 0 f f . ; S t e i n m e y e r 397; SAVk. 8, 65. ») MSD. 2, 286 f. *) Ebd. 1, 182 Nr. 3. ') Ebd. 2, 283. «) Ebd. 2. 290. ') ZfVk. 13, 19 vgl. MSD. 2, 2 8 4 ; B a r t s c h A Itdeutsche Handschr.

in

Hei-

delberg 144. •) Romanusbüchltin 3. •) Alemannia 1 9 , 1 3 9 ; v g l . Danmarks 10

Tryllefml.

1 Nr. 791.

) MSD. 2, 284. " ) L u c i u s Heiligenkult 193. ) ZfVk. 1, 308; 2 , 1 7 5 ; vgl. 7, 536; S t r a c k e r j a n 1 , 6 1 ; W u t t k e § 240 u. S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 49 mit weiteren Hinweisen. 13 ) K ö h l e r Kl. Sehr. 3, 323 f. ») Ebd. 3, 558 ff. " ) Roiranusbüchlein 2 5 ; Geistl. Schild 163. 18 ) WürttVjh. 13, 254 Nr. 397. Ohrt. 12

Ausgang, ausgehen. Wem beim A. ein übles Vorzeichen (s. Angang) begegnet, der bleibe zu H a u s e 1 ) . Wird der Ausgehende wieder zurückgerufen, so hat er Unglück 2 ); bleibt er an der Türe hängen (s d.), so soll er lieber wieder umkehren 3 ). Kreuzen Kinder und junge Mädchen beim A. unsern Weg, so haben wir Glück 4 ); wer Brot im S a c k hat, dem kann der Angang (s. d.) eines alten Weibes (s. d.) nicht schaden 6 ). Ausgangssegen •) s. Ausfahrtsegen.

72§

S. A n g a n g , Aussegnung, Reise, Vorzeichen. W u t t k e 406 § 628. 2) Ebd. 210 § 291. ) Ebd. 222 § 317. 4) S t r a c k e r j a n Ol denburg 2, 188 Nr. 431. 5) S c h ö n W e r t h Ober3

pfalz

1 , 4 0 5 § 9.

Nr. X X .

A u s p i c i u m s.

1

G r i m m

Myth.

3, 499

Bächtold-Stäubli.

Vorzeichen.

A u s s a a t s. s ä e n . Aussatz. Der A. (mhd. miselsuht) war im MA. eine in ganz Europa verbreitete Epidemie 1 ), die man durch Isolierung der „Sondersiechen" zu bekämpfen suchte 2 )i Natürlich rankte sich üppiger Aberglaube um diese entsetzliche Volkskrankheit. Der Blick der Aussätzigen sollte dem Wasser von Brunnen und Quellen schaden 3 ). Die beste Heilung schrieb man dem Blut reiner Kinder und insbesondere von Jungfrauen zu 4) (s. B 1 u t). ') H ö f l e r Krankheitsn. 5 4 1 . Badewesen

199;

H o o p s

2

) Martin

Reallex.

1,

144;

Mitteil. z. Gesch. d. Mediz. u. der Naturw. 7, 450. s) S e l i g m a n n Blick 1 , 2 3 7 . * ) B o l t e P o l i v k a 1, 56; F e h r l e Keuschheit 6 i ; S c h w e n n

aussaugen

Menschenopfer

S.

82. 84.

190.

Stemplinger.

lecken.

Ausschlag. Unter Hauta. versteht das Volk alle Hautkrankheiten: Flechten, E k zem, Milchschorf (in der Pfalz Fresem genannt), Hitzbläschen, Wolf, Nesselsucht ( „ F l u g " , „ F l u g f e u e r " ) , Krätze usw. 1 ). Verhältnismäßig selten werden zauberische Mittel angewandt. Glaubt in Deutschböhmen eine hautkranke Person, sie sei verhext, dann geht sie vor Sonnenaufgang in den Mühlgraben und wirft mit beiden Händen das Wasser rückwärts über den Kopf. Sie wird rein, dafür aber wird die Hexe, die ihr den A. verursacht hat, von ihm b e h a f t e t 2 ) . In Preußen bestreicht man die kranke Stelle mit einem Feuerstahl und spricht einen Segen d a b e i 3 ) ; gegen Flechten legt man in Bayern ein größeres oder kleineres Geldstück auf und macht dann mit dem Geldrand einen Kreis um die kranke Stelle 4 ); Muttermäler berührt man im Ennstal mit einer Totenhand (s. Leiche) 5 ). *) H ö f l e r Krankheitsn. 574; H o v o r k a K r o n f e l d 2, 7 2 1 . 2) G r o h m a n n 2 1 1 .

Aussegnung—Aussetzung

729

') H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 720. 4) L a m i n e r t 54. 6) H o v o r k a-,K r o n f e 1 d 724. Stemplinger. A u s s e g n u n g (der Wöchnerin) 1 ). Die A . der Wöchnerin findet durch den Geistlichen beim ersten A u s g a n g statt, der die K i r c h e z u m Ziel hat, daher auch die Bezeichnung „ V o r - oder Hervorsegnen". Die Wöchnerin wird dabei in kath. Gegenden v o n der Gevatterin oder der Heba m m e begleitet, nicht immer nimmt sie das K i n d mit 2 ). Der erste A u s g a n g wird in der Regel durch ein kleines Mahl gefeiert; besucht die Wöchnerin auf diesem auch die P a t e n und andere Verwandte, so schenken diese dem K i n d einige frische Eier (Plausch-, Pappel- oder Schnatterei, s. d.) 3 ). Die f ü r den ersten A u s g a n g bev o r z u g t e n T a g e sind j e nach der Gegend verschieden: Der Sonntagnachmittag, der in anderen Gegenden bevorzugt ist, wird in Santheim (Münsingen) vermieden, im O b e r a m t K ü n z e l s a u ist Dienstag oder Donnerstag bevorzugt, dagegen S a m s t a g v e r p ö n t ; auch a m T a g eines Requiems soll er nicht stattfinden. U m g e k e h r t sollen die Besuche der Verwandten bei der Wöchnerin vor dem ersten A u s g a n g beendet und erfolgt spin 4 ). Gegen zu frühe A . der Wöchnerinnen eifert der F r a n k f u r t e r Dr. Gg. Friedr. H o f f m a n n 1791, weil er dies f ü r die Gesundheit der F r a u f ü r gefährlich hält. In Ebenhofen (Allgäu) wird der v o n der V o r s e g n u n g heimkehrenden Mutter die Haustüre zugehalten und e r s t nach Herausgabe eines Trinkgeldes an die Magd g e ö f f n e t 5 ) . Das K i n d soll vor der Vorsegnung der Mutter nicht aus dem Kissen heraus und ins Freie g e n o m m e n werden 6 ). *) B a u m g a r t e n Aus der Heimat 3, 25H.; F e h r l e Volksfeste 81; F r a n z Benediktionen 2, 705 (Reg.); F r o n i u s Siebenbürgen 26; G r i m m Mylh. 3, 460 Nr. 745 ff.; 3, 465 Nr. S68; H i l l n e r Siebenbürgen 457; J e n s e n Nordfries.

Inseln

235 f f . ;

Kuhn-Schwartz

4 3 2 ^ . 2 7 7 ; L e o p r e c h t i n g Lechrain 236; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 157; S c h ö n b a c h Berthold von R. 151; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 176 ff.; S e b i l l ö t Folk-Lore 4, 479; S e e f r i c d - G u l g o w s k i

730

122; W i t t s t o c k Siebenbürgen 80; W r e d e Rhein.

Volksk. 110; Z a c h a r i a e

Kl.

Schriften

376 ff. 2) H ö h n Geburt Nr. 4, 266. 3) ZdVfVlc. 6 (1896), 255; H ö h n Geburt Nr. 4, 267; J o h n Erzgebirge 65. 4) H ö h n Geburt Nr. 4, 266; B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 236; G r i m m Myth. 3, 460 Nr. 745. 6) R e i s e r Allgäu 2, 227. 6) Ebd. 229. Lüers. Aussetzung. Ob auch in germ. Ländern die anderwärts bezeugte A. von Greisen und K r a n k e n v o r k o m m t 1 ) , ist zweifelhaft. Das Totschlagen v o n Greisen mit Hämmern, welche in den englischen Kirchen a u f g e h ä n g t sein sollen, oder mit an den S t a d t t o r e n aufgehängten K e u l e n (s d.), wird in der englischen wie in der deutschen Überlieferung erwähnt 2 ), ebenso das Lebendigbegraben alter Frauen durch die „ H e i d e n " , z. B. bei Löwenburg 3 ). In der Sage fast aller Völker spielt eine große Rolle die A . eines Kindes 4) oder von Mutter und Kind' 6 ). Die A . ist ein Sonderfall der auf niederen K u l t u r s t u f e n häufigen K i n d e r t ö t u n g 6 ) , welche bisweilen vorzugsweise das eine oder andere, gewöhnlich das weibliche G e s c h l e c h t 7 ) , betraf. Der V a t e r besali das Recht, das K i n d auszusetzen, solange es nicht mit Wasser begossen war, oder Milch bzw. Honig genossen hatte 8 ). A l s K ö n i g Aistulfs Mutter in einer S t u n d e fünf Kinder gebar, beschloß der V a t e r nur jenes aufzuziehen, das nach seinem Speer langen würde, eben K ö n i g A i s t u l f ; die übrigen wurden a u s g e s e t z t 9 ) . T ö t e t e der V a t e r das K i n d , nachdem es durch Genuß von Speise oder Wasserbegießung in die menschliche Gemeinschaft voll aufgenommen und das B a n d ¿wischen Seele und Leib gebunden war 10 ), so wurde diese T a t als Mord bestraft " ) . A u ß e r d e m V a t e r und seinem Stellvertreter h a t t e niemand das R e c h t z u r . A . Die in Sage u ) wie Märchen 13 ) so vielfach erwähnten A . e n oder T ö t u n g e n der Neugeborenen, welche die Schwiegermutter (s. d.) oder Stiefmutter (s. d.) v e r f ü g t oder vollzieht, sind wahrscheinlich Mißverständnisse alter Rechtsgebräuche in späterer Überlieferung oder a b g e k ü r z t e Darstellungen der tatsäch-

Austrieb

73i

liehen V o r g ä n g e , w o die geistige U r h e b e rin der T a t z u ihrer alleinigen U r h e b e r i n gestempelt wird. B e i h e r a n n a h e n d e m U n w e t t e r h ö r t man das W i n s e l n der Seelen ausgesetzter K i n d e r 1 4 ). S . a l t e L e u t e I, 328. *) S a r t o r i Mythologie

Speisung 4.

2)

Simrock

238; B a r t s c h Mecklenburg

Brandenburgia 16, 107; K n o o p

r, 458;

Stargarder

Sagen 65. 3) S c h e l l Bergische Sagen 506 Nr. 24. ") U s e n e r Sintflut 88, 110 f.;

S i e c k e Götterattribute 152; W e i n h o l d Frauen 1, 79. 5) Genoveva-Sagen-Komplex; N a u m a n n Gemeinschaftskultur 74. •) S t o r f e r Jung fr. Mutterschaft

190. ') Z d V f V k . 11

(1901), 90. e) S c h r ä d e r Reallexikon 1010; F r i e d b e r g 10. ') G r i m m Sagen 289 Nr. 406. 10) H a n n b a r d t Germanische My-

then 310.

n

) Amira

H. M e y e r

Todesstrafen

Germ. Mythol. 62.

Sagen 389 N r . 515, 42 N r . 534. Germ. Myth. 62.

14 )

,3 )

38.

12 )

E.

Grimm

E . H. M e y e r M. Beth.

A u s t r i e b (des Viehs). 1. Übergangsriten. — 2. Magische Zeiten. — 3. Magische Zeichen. — 4. Wortzauber. — 5. Lärmzauber. — 6. Metall. — 7. Erde, Salz, Teer. — 8. Feuer. — 9. Wasser. — 10. Pflanzen. — 11. Tier und Mensch, 1. D i e beim A . a n g e w a n d t e n m a g i s c h e n S c h u t z m a ß n a h m e n sind Ü b e r g a n g s r i t e n : sie h a b e n den Z w e c k , die das V i e h b e i m Ü b e r g a n g v o n der S t a l l f ü t terung zur Weidefütterung bedrohenden Dämonen abzuwehren. 2. A l s m a g i s c h e Z e i t e n sind unter den W o c h e n t a g e n d e m A . g ü n s t i g : S o n n t a g und D o n n e r s t a g * ) , D i e n s t a g und D o n n e r s t a g 2 ) , D i e n s t a g , D o n n e r s t a g und S o n n a b e n d 3 ) ; u n g ü n s t i g d a g e g e n : M o n t a g und F r e i t a g 4 ), D i e n s t a g und D o n n e r s t a g (als „ F l e i s c h t a g e ) 6 ), Mittw o c h und F r e i t a g 6 ) , F r e i t a g 7 ) . E r darf n i c h t erfolgen im Z e i c h e n des L ö w e n 8 ) , des K r e b s e s und der F i s c h e 8 ) . Ist er a n f e s t e J a h r e s t a g e g e b u n d e n , so g e s c h i e h t er a m S o n n t a g O k u l i , weil das E v a n g e l i u m dieses S o n n t a g s v o n der A u s t r e i b u n g des T e u f e l s handelt10), M a r i ä V e r k ü n d i g u n g (25. M ä r z ) u ) , a m G e o r g s t a g (23. A p r i l ) 1 2 ), H i m m e l f a h r t s t a g 1 S ), P f i n g s t e n M ) , V e i t s t a g (15. J u n i ) 1 6 ) , i m R i e s e n g e b i r g e erst a m 24. J u n i 1 4 ) , zumeist j e d o c h a m M a i t a g 1 7 ) , z u w e i l e n a m a l t e n M a i t a g 18 ). A l s u n g ü n s t i g gelten die

732

T a g e der drei s t a r k e n M ä n n e r P a n k r a t i u s , S e r v a t i u s , B o n i f a t i u s 10 ). B a r t s c h Mecklenburg 2, 143. 2) R e i ser

Allgäu

Wrcde

2, 375.

Rhein.

Ehsten 117.

s)

Meyer

Volksk.- 216.

Drechsler

4)

Baden

135;

Boeder

Schlesien 2, 109.

°) R e i s e r Allgäu 2, 375. 7) M e y e r Baden 375. 6) L ü t o l f Sagen 333. ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 320. l0) F r i s c h b i e r Hexenspruch 141. 11 ) Ebd. 142; T o e p p e n Masuren

97.

Schlesien

2, 109.

i:)

B o e c l e r

Ehsten

83;

Tirol

98;

F r i s c h b i c r Hexenspruch 142; M e y e r Baden 219; K ü c k u. S o h n r e y Feste® 120; F r a z e r 2, 329 ff. 13) M e y e r Baden 219. 14) M a n n h a r d t r, 389 ff.; B i r l i n g e r Aus Schwab. 2, 349; M e y e r Baden 219; E b e r h a r d t Landwirtschaft Nr. 3 , 1 9 ; D r e c h s l e r 15 )

Hör mann

ZdVfVk. 4, 119. " ) S a r t o r i Sitte 2, 149. ") F r i s c h b i c r Hexenspruch 142; K u h n Westfalen 2, 156 f.; R a n k

Böhmerwald

127;

J o h n Westböhmen 7 5 . 2 1 1 ; J o h n Erzgebirge 198. 227; S c h ö n w e r t h Oberpfalz i , 320; M e y e r Baden 219; ZdVfVk. 8, 360; S a r t o r i Sitte 2, 148; 3, 181. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 283; K u h n Westfalen 2, 157; S a r t o r i Sitte 2, 148. ie ) H ü s e r Beiträge

2, 26.

3. A l s m a g i s c h e s S c h u t z z e i c h e n s c h l ä g t der H i r t e w ä h r e n d des V i e h b e s e g n e n s allerlei K r e u z e 2 0 ) . Es wird d e m V i e h ein K r e u z auf die Stirn g e s c h l a g e n 21 ) oder mit T e e r 22) w i e mit einer g e w e i h t e n K e r z e 2 3 ) auf die Stirn, mit D r e i k ö n i g s k r e i d e auf den R ü c k e n gezeichnet 24 ). A u c h wird ein P e n t a g r a m m über die S c h w e l l e gezogen 26 ). M ) F r i s c h b i e r Hexenspruch 150. " ) S a r t o r i Westfalen 112. s>) K u h n Westfalen 2,62; B o e d e r Ehsten 116. ") K u h n Westfalen 2 . 157" ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 320. äs)

Boecler

Ehsten

116.

4. D ä m o n e n v e r t r e i b e n d e r W o r t z a u b e r liegt in d e m b e i m A . g e ü b t e n R u f , Sang und S p r u c h 2 6 ) . M a n f ü h r t das V i e h a n den B r u n n e n und schreit i h m ins O h r : „ K o m m w i e d e r nach H a u s " 27 )I U m das U n h e i l v o n der W e i d e zu b a n n e n , spricht m a n b e i m A . m a g i s c h e F o r m e l n 2 8 ) , das V i e h w i r d v o n Z a u b e r e r n „ v e r s e g n e t " 89), die F r a u des H i r t e n spricht, a m H e c k kniend, allerlei Geb e t e 3 0 ) . M a n e n t l ä ß t das V i e h mit dem S e g e n s w u n s c h : „ N u n geht in G o t t e s N a m e n ! " s l ) , r u f t G o t t in den drei höchsten N a m e n a n S2 ) und spricht christliche Segen ü b e r die T i e r e s s ). D e m A . geht ein

Austrieb

733

gemeinsames G e b e t 84), ein Gang zur Kirche 3 5 ) oder eine Wallfahrt v o r a n 3 6 ) ; er ist selbst Gegenstand kirchlicher Fürbitte 37). Im A l p s e g e n wird Vieh, Alm und Sennhütte vom Geistlichen gesegnet und mit Weihwasser besprengt 3 8 ). Auch der W e g g r u ß ist ein besonderer: dem „Wünsch 1 Glück!" des Zuschauenden antwortet der austreibende Hirte mit „Vergelt's Gott!" 3 9 ). In Ostpreußen muß der Hirte schweigend das Vieh aus den Häusern holen und darf den ganzen Tag das S c h w e i g e n nur durch die nötigen feierlichen Reden unterbrechen 40). ") MschlesVk. 12, 97 ff.;

Schlesien

2, 109;

Sartori

Drechsler Sitte

2,

204.

") K u h n u. S c h w a r t z 389. 28) M a n z Sargans 92; S e l i g m a n n 2, 350; Geistlicher Schild 172. 28) W u t t k e 440. »>) F r i s c h b i e 31 r Hexenspruch 151 = T o e p p e32n M asuren 97. ) S a r 3S t o r i Westfalen 112. ) M e y e r Baden 138. ) S a r t o r i Sitte 2,150; J o h n Westböhmen

36

211.

34

) Reiser

Allgäu

2, 374.

) M e y e r Baden 136; S a r t o r i Sitte 2, 149.

ä
) Z d V f V k . 8, 43. " ) F r i s c h b i e r Hexenspruch 1 4 3 . 72 ) K u h n Westfalen 2, 62.

8. Man treibt das Vieh ferner über ein im Tor angezündetes F e u e r 7 3 ) ; die Schweine durch den Rauch eines Feuers, das man durch Drehen eines Rades um eine mit Werg umwickelte, durch die Radnabe führende Stange erzeugt 7 4 ); die Hausfrau schlägt Feuer auf einem Feuerstahl und läßt die Funken auf das Vieh springen 7 8 ). Das Vieh wird durch Weihrauch gesegnet 7 6 ), beim Gebet f ü r das Vieh wird ein g e w e i h t e s Wachslicht angezündet, der Stall mit dem in einer Pfanne gebrannten vorjährigen Weihsang oder Kräuterboschen, auch mit geweihten Palmen ausgeräuchert und dem Vieh etwas zerriebene Karsamstagskohle eingegeben 7 I ). Auch wird es mit A s c h e vom Christklotz wie mit einem Pulver bestreut, das man zu Weihnacht aus Sargbrettern, Totenbein, Knoblauch und geweihten Hostien gebrannt hat 7 8 ). Im Dorfe darf während des A.s kein Feuer brennen, und die Hirtenfrau darf an diesem Tage erst nach der Heimkehr ihres Mannes wieder Feuer anzünden 79 ). Abgelöst ist in manchen Bräuchen das Feuer •durch die r o t e F a r b e : das Vieh muß beim A. über einen roten Rock 8 0 ), über eine mit einem roten Weiberstrumpf überzogene Holzaxt 8 1 ), über Metallstücke, die in eine blaue Schürze gewickelt sind 8 2 ), •schreiten, und gegen Behexung hängt man ihm ein rotes Flickchen a n 6 3 ) .

736

7S ) L ü t o 1 f Sagen 3 3 3 ; M a n n h a r d t Germ. Myth. 1 3 ; H e c k s c h e r 3 7 7 = R u ß . 74 w u r m Eibofolke 2, 102. ) Z d V f V k . 4, 404. '*•) W 1 i s 1 o c k i Magyaren 48. '•) Z d V f V k . 8, 360. " ) R e i s e r Allgäu 2, 374. n ) W l i s 1 o c k i Magyaren 47 f.; Z d V f V k . 4, 398. 79 ) F r i s c h b i e r Hexenspruch 149 f. 80 ) K u h n Märk. Sagen 380; M a n n h a r d t Germ. Myth. 1 1 . 8 1 ) G r i m m Myth. 3. 468; M a n n h a r d t Germ. Myth. 10. e2) G r i m m Myth. 3 , 460 83 ) G r o h m a n n 1 3 6 ; M a n n h a r d t Germ Myth. 11.

9. Auch der W a s s e r zauber findet beim A. seine Anwendung. Der erstaustreibende Schäfer wird von den Mägden mit Wasser begossen 84 ), ebenso wie die vom ersten A. der Kühe heimkehrenden Knechte und Mägde, damit die Kühe recht viel Milch geben 8 5 ). Wenn die Mägde die Kälber auf den Anger bringen, werden sie begossen 8G). Der am Georgstag in Zweige gehüllt umgeführte Georg wird zum Schluß ins Wasser geworfen, wobei ihm in einem Reim das Vieh anbefohlen wird 8 7 ). Wer von den Hütejungen beim A. auf den Hornruf des Hirten hin zuletzt auf dem Sammelplatze erscheint, wird begossen, „damit er nicht bei der Herde einschlafe" 8 8 ). Das Vieh selbst wird mit W e i h w a s s e r besprengt 89). Der Hirt wirft nach dem Besprengen das Weihwassertöpfchen unter die Tiere, ynd die Besitzerin der Kuh, die er t r i f f t , muß ihm Butter und Schmalz reichen 90 ). Die erste Nutznießung des f ü r besonders segenswirksam gehaltenen Morgent a u s , zumal an Zaubertagen, ist der Sinn des Wettaustreibens. Das beim pfingstlichen A. im Tau gehütete Vieh gibt reichlich Milch 9 1 ). Die erstausgetriebene K u h bei Gemeinweide, wie ihr Hütejunge bei Einzelweide heißen Tauabwischer 98), Tauseger oder Daudramper 0 3 ). " ) Z d V f V k . 14, 142. " ) F r i s c h b i e r Hexenspruch 1 4 J . M ) K ü c k und Sohnrey Feste 3 1 2 ? . Ebd. 120. M ) R e i n s b e r g 2 Festl. Jahr. 1 7 5 ; D r e c h s l e r Schlesien 2, 1 0 9 ; R e u s c h e l Volkskunde 2, 35. •*) S t r a c k e r j a n 1 , 4 3 0 ; J o h n Westböhmen 2 1 1 ; Z r w V k , 3, 1 4 5 ; Z d V f V k . 1 1 , 464. •») K ü c k und S o h n r e y Feste3 1 2 4 f. = J o h n Westr böhmen 2 1 1 . n ) Z d V f V k . 10, 2 4 5 . e2 ) S c h r ä m e k Böhmerwald 239. , 3 ) M e y e r Baden 1 5 0 ; H e c k s c h e r HannovVh. 1 8 1 5 8 f.-, M a n n h ä r d t i, 3 8 9 f .

Austrieb

737

io. P f l a n z e n vermögen ebenso Schadenzauber beim A . abzuhalten. V o r die S c h w e l l e legt man ein S t ü c k Rasen 9 4 ), einen geweihten Palmstekken 9 5 ), Stroh, das mit der Fußspur der Tiere in den Stall zurückgeworfen wird 9 6 ). Das Vieh wird beim A u s t r i t t aus dem Stall mit geweihten K r ä u t e r n b e r ä u chert, die man in einer Schale vor der Stalltüre verbrennt 9 7 ). Mit der Streu, auf der das Vieh mit den Vorderfüßen gestanden hat, w i s c h t man ihm übers Kreuz 9 8 ). Mit einer Taubenfeder wird ihm in die Nase Helzbeerenöl gestrichen 9 9 ). Der Hirt u m g e h t das Vieh dreimal, Sprüche murmelnd, mit einem mit Zauberzeichen versehenen Ebereschenstabe, der bisweilen oben hohl und mit Quecksilber und Asa foetida gefüllt ist 10 °). Mit dem Palmstock m ) , den man auch wie die „geweihten R u t e n " , R u t e n aus Birkengerten mit geweihten Palmzweigen 102 ), zum N a c h t r e i b e n beim A . benutzt 10S ), wie mit einem Haselstecken als mit der „ L e b e n s r u t e " , wird das Vieh über den R ü c k e n g e s c h l a g e n 1 0 4 ) . Dasselbe geschieht beim „ K ä l b e r q u i e k e n " , mit dem die Namengebung der im Winter geborenen K ä l b e r verbunden i s t 1 0 5 ) . A n die Stelle der Lebensrute stellt die Kirche den W e i h w e d e l 1 0 8 ) . „ D a m i t die Milch nicht in die H ö r n e r s c h i e ß t " , bindet man den Milchkühen die Früchte der K l e t t e zwischen dieselben 107 ). A u c h A u genbündle, Kräuterbüschle erhält es in die Hörner 1 0 8 ). Bei der A l p f a h r t wird unter die Schwelle d e r . Sennhütte ein Büschel geweihter K r ä u t e r , in den „ h e i ligen D r e i ß i g e n " gesammelt und am „ g r o ß e n F r a u e n t a g " geweiht, wie auch ein S t ü c k v o m P a l m v e r g r a b e n 109 ). Die K ü h e werden mit K r ä n z e n geschmückt n o ) . B r o t krusten u l ) , geweihtes B r o t 1 1 2 ) , das v o n Ostern her aufbewahrt i s t 1 1 3 ) , wie „ A g a t h e n b r o t " 1 1 4 ) und die zu W e i h n a c h t gebackenen „ K o l l s b r ö t c h e n " U 5 ) , werden dem Vieh beim A . z u m Fressen gegeben. Man läßt es über einen vor die Schwelle gelegten B e s e n 1 1 6 ), der in den Z w ö l f t e n gebunden sein muß 1 1 7 ), oder über Besen und K ö r b e schreiten 118 ) und streift mit einem Besen seinen Bächtold-Stäubli,

A b e r g l a u b e I.

7 58

R ü c k e n 1 1 8 ) . D a m i t das Vieh sich nicht verlaufe, gräbt man unter dem Heck, dem Weidetor, einen S t r i c k ein 1 2 0 ). ,4) K u h n Mark. Sagen 380; Mannhardt Germ. Myth. n = T e m m e Altmark 85. ,5 ) R e i s e r Allgäu 2, 375. " 8 ) K u h n u. S c h w a r t z 447. m) M a n n h a r d t Germ. Myth. 13. , 8 ) G r o h m a n n 136. ") R e i s e r Allgäu 2, 438. 10°) B o e d e r Ehsten 116. 'o1) R e i s e r Allgäu 2, 375; los ) ReinsL e o p r e c h t i n g Lechrainiyo. 2 103 b e r g Festl. Jahr 175. ) Meyer Baden 96; P o 11 i n g e r Landshut 156. >04) ZdVfVk. 11, 9; M a n n h a r d t Wald- u. Fh. 1, 272 f. = L e o p r e c h t i n g Lechrain 170. 105) W o e s t e Mark 25; K u h n Westfalen 2, 157; Herabkunft des Feuers 185; S a r t o r i Westfalen 114; Sitte 3, 182; M a a c k Lübeck 47 f.; M a n n h a r d t Wald- u. Fk. 1, 271; K ü c k u. S o h n r e y Feste3 122. «6) ZdVfVk. 8, 360. 107) K ü c k u. S o h n r e y Feste3 123. 108) M e y e r Baden 137. 10i) H ö r m a n n Tirol 137 f. n0 ) B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 94 f. 349; M e y e r Baden 135.137; SAVk. 24, 67; E b e r h a r d t Landwirtschaft Nr. 3, 19; ZrwVk. 3, 194; B a r t s c h Mecklenburg 2, 283; K ü c k u. S o h n r e y Feste3 127; S a r t o r i Sitte 2, 150. "») K u h n Westfalen 2, 157. 11S) H ö r m a n n Tirol 100; ZdVfVk. 14, 141; J o h n Westböhmen 211. ll3) R e i s e r Allgäu 2, 374; H ö i 1 e r Ostergebäcke 33. n l ) M e y e r Baden 500. n 5 ) B o e c l e r Ehstens?.11') H a l t r i c h Siebenb. 277; L a n d s t e i n e r Niederösterreich 58; K u h n Westfalen 2, 28; K u h n und S c h w a r t z 447. "') K u h n Westfalen 2, 28. »>) ZdVfVk. 4, 397. "•) H a l t r i c h Siebenbürgen 277. 12°) ZdVfVk. 24, 61.

I I . Als t i e r i s c h e s Zaubermittel wird beim A . unter die Schwelle ein E i gegraben 1 2 1 ). Der Hirte m u ß das Vieh mit einem Ei umkreisen, damit es beisammen b l e i b e m ) . F ü r das S t u m p f e n der Hörner erhält er ein E i 1 2 3 ) . Z u m Schutz gegen die Läuse werden den K ü hen beim A . H a a r e ausgerissen und unter einem B a u m vergraben 1 2 4 ). Der M e n s c h w i r k t als magisches Mittel, wenn beim A . der Schweine der Hirt n a c k t sein muß 125 ), wenn die Hausfrau das Vieh dreimal nackt umlaufen muß 126 ), wenn der Hirte es dreimal u m g e h e n m u ß 1 2 7 ) , wenn er über jede K u h s p u c k e n m u ß 1 2 8 ) , wenn beim A . der Schweine die Magd ihr F ü r t u c h (als s e x u e l l e s Zaubermittel) v o r die Schwelle legen muß, damit die Tiere v o n selbst wiederkommen 1 2 9 ), oder w e n n am 24

739

Automobil—Aventinus

Abend nach dem A. auf dem Felde t a n z t wird 180 ).

ge-

m ) B o e d e r Ehsten 1 1 6 ; K u h n Mark. Sagen 380; M a n n h a r d t Germ. Myth. 11 = T e m m e Alimark 85. m ) K n u c h e l Umwandlung 36. m ) E b e r h a r d Landwirtschaft Nr. 3, 19; S a r t o r i Sitte 2, 148 f. W l i s l o c k i Magyaren 48. 12S ) H a l t r i c h Siebenbürgen 279; W e i n h o l d Ritus 43. " • ) W l i s l o c k i Magyaren 48. 1 2 ') K n u chel Umwandlung 35 f. 128 ) R e u s c h e l Volksk. 2, 35. l i 9 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 3 2 1 . 130 ) S a r t o r i Sitte 2 , 1 5 1 . Heckscher.

Automobil. I. Der sich an das A. und A.-fahren anknüpfende Aberglaube ist meist international und raschen Wandlungen unterworfen. Nach einem mir nur aus Zeitungsnotizen bekannten englischen „Handbuch der okkulten Wissenschaften", dessen erste Auflage in 3 3 3 3 Exemplaren erschienen und nach wenigen Wochen vergriffen gewesen sein soll, bedeutet z. B. das Platzen eines A.-reifens die baldige Entscheidung in einer wichtigen Lebensangelegenheit, ein plötzliches Versagen des Motors „Beginn neuer Beziehungen". Eine Panne auf offener Straße ist eine günstige Vorbedeutung, in unmittelbarer Nähe eines fließenden Gewässers deutet sie aber auf Ereignisse, die viel Seelenkraft und Energie erfordern. In einem frisch aus der Fabrik gekommenen A. darf man, wenn man Selbstfahrer ist, weder mit seiner Braut oder jungen Frau noch mit seiner Schwiegermutter fahren Bei A.rennen in Amerika werden keine Startnummern 1 3 mehr ausgegeben; es geschah dies auf französische Anregung im J a h r e 1925, weil die Renner Nr. 1 3 mehrfach tödlich verunglückten 2 ). Der berühmte italienische Rennfahrer Graf Masetti verunglückte auf Nr. 1 3 . Der französische A.-Club gibt aber bei Rennen nicht nur keine Nr. 1 3 mehr heraus, sondern auch keine Nr. 17, gegen welche Zahl die Italiener ein Vorurteil haben. J a , im Grand Prix werden überhaupt keine ungeraden (s. d.) Nummern mehr ausgeteilt 3 ). Dagegen betrachtet der italienische Flieger Mario de Benardi die Zahl 1 3 als seine Glückszahl: er reiste am 13. des Monats mit 13 Mann für den amerikanischen Flugrekord a b ; dieser

740

fand an einem 13. statt, sein A p p a r a t trug Nr. 13, sein Auto desgleichen, sein Hotelzimmer ebenso 4 ) (s. Zahlen B 13). Weit verbreitet sind heute die „ S c h u t z p u p p e n " (mascottes) (s. Abwehrzauber Sp. 143), die im Innern der A.e aufgehängt sind. Die a.fahrenden Frauen in Paris schwören auf die wunderwirkende K r a f t derselben: sie bewahren vor Unfällen, Motordefekten, Polizeistrafen usw. Die männlichen Automobilisten führen den „ P è r e J e a n n o t " , einen Bauer mit Zipfelmütze, mit sich; er soll u. a. auch f ü r guten Geschäftsgang sorgen. Diese Puppen haben heute die früheren Talismane (Hufeisen, Elefanten, Kleeblätter usw.) fast vollständig verdrängt 6 ) ; s. a. Puppe. ') Nationalzeitung, Basel 1927. 2 ) Sport (Zürich) Nr. 53 vom 10. Mai 1926. 8) Schweizer Sport 9 (Basel 1926) Nr. 35 (20. Mai). *) Sport (Zürich) Nr. 146 vom 15. Dezember 1926. 6 ) Nationalzeitung, Basel 1927.

2. In zahlreichen Prophezeiungen vom Weltuntergange • heißt es: „Wenn die Bauernleute sich tragen wie die Herrenleute; wenn die roten Hüte kommen; wenn die Wagen auf der Straße ohne Roß laufen: dann dauert es nicht mehr lang. E s wird ein großer Krieg kommen usw." 6 ). •) Vgl. z. B. P o l l i n g e r Landshut 170. Bächtold-Stäubli.

Aventinus. W . D i t t m a r Aventin. Nördlingen 1862; J . v. D ö l l i n g e r Akad. Vorträge 1, 3 1 8 ff.; W . V o g t in der Gesamtausgabe Bd. 1 (s. Anm. 1); F r . X . v. W e g e l e Aventinus. Bayr. Bibliothek 10, Bamberg 1890.

Johannes Turmair, geb. 1477 zu Abensberg (danach der latinisierte Name), gest. 1 5 3 4 zu Ingolstadt. Humanist, Schüler des Konr. Celtes; 1 5 0 9 — 1 5 1 2 Erzieher von drei bayrischen Prinzen, 1 5 1 7 bayrischer Historiograph. Als Geschichtschreiber epochemachend durch seine klare Einsicht in die Notwendigkeit, möglichst auf primäre Quellen zurückzugehen. Seine H a u p t w e r k e s i n d die Annales Boiorum 1 5 1 7 — 1 5 2 1 und deren deutsche Bearbeitung, die Bayrische Chronika, 1526 bis 1 5 3 3 . Auf seinen zu Quellenstudien unternommenen mehrjährigen Reisen beruht seine Kenntnis von Land und Leuten, die

Avigazirtor—Axinomantie

741

ihren Niederschlag in dem wichtigen Abschnitt über die Sitten des Landes Bayern gefunden h a t 2 ) . Diese erste bayrische Volkskunde bietet außer sonstigem volkskundlichen Material auch wichtige Angaben über den Aberglauben, über Tiere und Pflanzen im Volksglauben, Bedeutung des Vogelflugs, geweihte Dinge in der Hand der Schwarzkünstler, Astrologisches (dabei Euringsweg, d. h. Iringesweg als Bezeichnung der Milchstraße). Versuche, an Altes anzuknüpfen, sind manchmal verfehlt, so die Herleitung der Druden von den Druiden, der Wallfahrt (als Waldfahrt) vom germanischen Waldheiligtum und anderes. l ) Sämtliche Werke hg. von der bayr. Akad. d. Wissenschaften, 5 Bde., München 1881—86. -) Georg L e i d i n g e r Joh. A ventinus und die Volkskunde. Bayerland 30, 259—270. Helm.

Avigazirtor, Zauberwort zur des Nestelknüpfens 1 ).

Heilung

*) T h i e r s 1, 359.

Jacoby.

A v i s , gravis, seps, sipa, Zauberworte von denen avis = äy 10 ? ist, vgl. auis otheus, auis ageatus, eleison usw. 2 ), d. i. äyios 6 S-eis, &y«>{ cWMvaxog, eXirjcov; die Abfolge der Entstellung ist agyos-aiosaius-auis. Zu sipa s. u. sepa. *) H a n s e n Hexenwahn Benedihtionen 2, 481.

46.

2

) Franz Jacoby.

A x i n o m a n t i e . Weissagung vermittelst einer A x t oder eines Beiles (4££vr,). Die Bezeichnung ist nur einmal bei Plinius x) überliefert: nach dieser Notiz benutzten die Magier den Gagatstein (Jet) bei der sog. A . ; sein Nichtverbrennen deuteten sie als Zeichen dafür, daß das, was man sich wünschte, eintreffen werde. Außerdem erwähnt Plinius an anderer Stelle unter mehreren anderen Formen orientalischer Weissagung auch eine mit Hilfe von Äxten (securibus) vorgenommene 2 ). Wie diese antike A. ausgeführt wurde, wissen wir nicht; wenn in der T a t der Gagatstein, dem mancherlei K r ä f t e zugeschrieben wurden 3 ), dabei eine Rolle spielte, so ließe dies darauf schließen, daß sie von der im MA. und später geübten Form verschieden w a r 4 ) . Möglich ist andererseits, daß es neben der von Plinius

742

erwähnten auch andere Arten der A. im Altertum gab, von deren Weiterleben dann die ziemlich zahlreichen Angaben späterer Zeit über A. zeugen würden. Zwei Formen werden unterschieden: 1. Man wirft eine A x t ins Wasser und weissagt aus den sich dabei ergebenden Bewegungen 5 ); gemeint ist damit vielleicht entweder das Aufschlagen auf die Wasserfläche bei flachem Wurf 6) oder die Wellenkreise beim Versinken 7 ). 2. Weit häufiger wird eine andere Ausführung der A. erwähnt, die mit der Koskinomantie (s. d.) eine gewisse Verwandtschaft hat und deshalb auch bisweilen gleichzeitig mit dieser behandelt wird 8 ). Bei beiden handelt es sich um Gleichgewichtsschwankungen eines Körpers, und beide werden vorzugsweise zur Entdeckung eines Diebes vorgenommen. Bei der A. wird eine A x t in ein Rundholz geschlagen und zwar offenbar so, daß sich dieses, horizontal auf eine Ebene gelegt, zusammen mit der genau senkrecht über dieser befindlichen A x t im labilen Gleichgewicht befindet. Man nannte nun die Namen der verdächtigen Personen und hielt diejenige f ü r die schuldige, bei deren Namen der Aufbau umkippte, was bei dieser Anordnung natürlich bei der leisesten Bewegung eintreten mußte 9 ). Einfacher ist der f ü r die Neuzeit belegte Modus: man schlägt eine A x t in einen Eichenstamm und spricht dabei einen Zauberspruch; bei der Nennung des Täters erzittert der Axtstiel 10 ). ") Nat. hist. 36, 142. 2) Ebd. 30, 14. 3) R o s e in Hermes 9, 485. 4) R a b e l a i s Garg. 3, Cap. 25, dt. Ausg. von Gelbcke 1, 399; vgl. G e r h a r d t Franz. Nov. 110, verbindet Beil und Stein in rein äußerlicher Weise, dgl. D e 1 r i o Disqu. Mag. (1603) 2, 1 7 1 ; B u l e n gerus Opusc. (1621) 216; Fabricius Bibliogr. antiqa. (1760) 596. 5) G. F . P i c o v. Mirandola bei P i c t o r i u s Magia (1539) cap. 18, 67 = A g r i p p a Op. ed. Bering 1, 487, dt. Ausg. 4, 177; vgl. auch P i c o De rerum praenotione (1507) V I I , 7. •) F r e u d e n b e r g IVahrsagehunst 39. ') S c h i n d l e r Abergl. 2 1 3 . 8) P e u c e r Co:nmentarius 160 v; Z a n c h i u s De div. (1610) 12; Longinus Trinutn tnagicum (1611) 93; P f u e l Electa physica (1665) 150; M e y e r Aberglaube 284. ') P i c t o r i u s a. a. O. (dagegen wiederholt der Anonymus bei A g r i p p a 1, 692, dt. 24*

Axt

743

Ausg. 5, 362 nur die Angabe des Plinius); D e l r i o 2, 1 7 1 ; C a r d a n u s Opera (1663) 1, 567 a; B u l e n g e r u s 2 1 6 ; F a b r i c i u s , Peucer, Zanchius, Longinus, P f u e l a.a.O.; T h i e r s Traité 1, 2 1 9 ; Schindler Aberglaube 217; Grimm Myth. 2, 929. 10) S c h e l l in Z r w V k . 1 1 , 267 nach Montanus); vgl. a. T u c h m a n n in Mélusine 4, 285. Boehm.

Axt

(Beil).

V o r b e m e r k u n g . Die Volkssprache ununterscheidet im allgemeinen, wie die Handwerkersprache, die meist zweihändige A x t , das keilförmig wirkende Werkzeug zum A n hacken und Spalten der Stämme, von dem meist einhändigen, einseitig geschliffenen B e i l zum Behauen und Schlichten der Balken. I m Schrifttum und auch im täglichen Sprachgebrauch werden die „ S a c h e n " indes vielerorts nicht mehr so auseinandergehalten, im B a y risch-Österreichischen sind sie oft in dem allgemeineren Ausdruck „ H a c k ' l " zusammengeflossen, was bei abergläubischen Vorstellungen um so leichter durchgreifen konnte, als hier nicht oder nicht mehr auf spezifische Leistungen Bezug genommen wird ( S c h m e l l e r , BayrWb. 1, 1 6 5 ; 2, 148).]

I. a) Als die ältesten dem Aberglauben richtunggebenden Grundformen haben wir wohl die Steinäxte unserer Altvordern aufzufassen, von denen sich Thors Hammer im Mythus herleitet und die auch das Vorbild der Ä x t e und Beile der Percht und anderer dämonischer Wesen, Riesen und Elben sein mögen, wenn sie auch unter neuzeitlicheren Formen vorgestellt werden, als es jene urtümlichen Steinwerkzeuge waren, zu denen das Volk als „Donnerkeilen" (s. d.) j a seine besondere Einstellung h a t 1 ) . Bekannt ist das alteuropäischer Waffenübung entsprechende W e r f e n des Hammers, wie der A. und des Beiles, als reckenhafte Handlung, der in der Mythologie natursymbolhafte Bedeutung zuwuchs 8 ). Im Angelsächs. drischt der Donner mit einer feurigen A., Wodan haut sein Beil, d. i. den Blitz, in den Eichstamm 3 ). Anderseits ist der Wurf zum R e c h t s s y m b o l f ü r die Abgrenzung eines bestimmten Machtbzw. Besitzbereichs und im besondern zur Begründung einer Wohnstätte geworden. Das Motiv ist solchermaßen auch in die Heiligenlegende eingegangen, wobei die Platzwahl f ü r die Kultstätte bei magischer Erstreckung des Wurfs gegen-

744

über der Einhegung in den Vordergrund tritt (St. Wolfgangslegende) 4 ). Als Heiligenattribut haben Beil und A., unter dem Begriff der „ H a c k e " zusammengefaßt, in Süddeutschland die Gestalt tragbarer A m u l e t t e (Wolfgangihackl) gewonnen, wofür typologische Vorformen schon aus der Antike zu verzeichnen sind s ). Inwieweit historisch oder psychologisch Brücken vom neuzeitlichen Aberglauben zur fetischistisch anmutenden Errichtung eines Beilaltars etwa zu schlagen sind, steht noch dahin 6 ). b) Als Urwaffe mit dämonischer K r a f t erscheinen A., Beil (oder „ H a c k e l " kurzweg) in der Hand der Percht, der Elben und Zwerge oder anderen Nachtvolks, die es dem Wanderer nächtlicherweile in den Rücken oder ins Knie hauen. Erst nach Jahresfrist werden sie gegebenenfalls von diesem „ H e x e n s c h u ß " erlöst 7 ). Ist es die Erinnerung an das Hackel in der Hand solcher elbischen Wesen, daß Hexen just aus dem Helm einer in die Türsäule geschlagenen A x t nach dem alten Volksglauben zu melken verstehen? Geiler von Keysersperg hielt im J a h r 1508 Freitag nach Mitfasten sogar eine Predigt: „ W i e das die Hexen Milch aus einem A.helm melken", 1562 nehmen auch Büdinger Hexenprozeßakten darauf Bezug und ein zeitgenössischer Holzschnitt zeigt, wie lebhaft die Phantasie den Vorgang damals sich malte 8 ). Als Erinnerung an den Hammer in T h o r s Hand darf es wohl gewertet werden, wenn man in Dänemark am Vorabend des Gründonnerstags Beile auf die Saatfelder wirft. Ähnlicher Aberglaube begegnet auch in Schweden 9). ') S c h r ä d e r Sprachvergleichung 2, 1 1 1 f.; S i e c k e Götterattribute 298 f.; H e l m Religgesch. i , 1 8 7 ff.; M a n n h a r d t Germ. Mythen 109; E b e r t Reallex. s . v . A x t . 2 ) M a n n h a r d t Germ. Mythen 180; S t r a c k e r j a n Oldenburg 2, 2 3 3 Nr. 494; W a i b e l u. F l a m m 2, 248; V o r d e m f e l d e Religion 1 , 2 2 . 3) ZfdMyth. 3, 105. 4) G r i m m RA. 1, 78 ff.; P a n z e r Beitrag 1, 2 4 3 ; M e y e r Germ. Myth. 2 1 1 f.; A n d r e e - E y s n 5 ; H e y l Tirol 681 Nr. 1 ; S e p p Altbair. Sagenschatz 93 Nr. 29. ') A n d r e e - E y s n 6 f.; H ö f l e r Waldkult 36.; S e l i g m a n n 2 , 1 6 . ') H e l m , Religgesch. 1 , 189. ') ZfdMyth. 3, 1 0 5 ; M a n n h a r d t

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Axt

Germ. Mythen 661; M e y e r Germ. Myth. 119; V o n b u n Beiträge 9; Sagen 38 N r . 41;

W a s c h n i t i u s Perht 32.98. 110. 154. 174t. ') G r i m m Myth. 2, 896; M a n n h a r d t

Germ. Mythen 3 4 ! . •) M a n n h a r d t Mythen 138; L i e b r e c h t Gervasius

Germ. 100.

2. A l s s c h n e i d e n d e und spitzige W e r k z e u g e a u s E i s e n sind A . und B. ferner A b w e h r m i t t e l gegen dämonische Wesen und Einflüsse aller Art, wobei der Anwendungsbereich der A . (so die Belege!) sich in g a n z auffälliger A r t mit dem des Besens (s. d.) deckt. a) A u s dem Jahr 1585 ist uns aus Böhmen bezeugt, daß man, um den Hagelschlag zu verscheuchen, beim Herannahen eines U n w e t t e r s eine Hacke gegen den Himmel warf, so wie man nach Palladius I 35, 1 in der A n t i k e drohend blutige Beile zum Himmel erhob 10 ). Heute noch legt man ein Beil mit der Schneide nach oben, damit der Hagel das Getreide nicht v e r n i c h t e n ) , und in einem Drudensegen im niederösterreichischen Wechselgebiet k o m m t gleichfalls das W e r f e n eines blutigen H a c k l ' s gegen die Erscheinung v o r 1 2 ) . In der Oberpfalz schlägt man bei Gewitter mit der H a c k e drei K r e u z e auf den Boden 1 3 ), in Ostpreußen wird der Wirbelwind gestillt, wenn man mit der A . in die Türschwelle h a u t 1 4 ) . b) A . und Besen kreuzweis bewehren die S c h w e l l e 1 5 ) . Sie schützen die W ö c h nerin 16 ) wie einen K r a n k e n , wobei die A . mit Wasser und K o h l e n besprengt wird 1 7 ). Die Person, die das K i n d zur T a u f e trägt, oder der ganze T a u f z u g , s c h r e i t e n ü b e r d i e A . hinweg, in Ostpreußen legt die H e b a m m e noch glühende Kohlen darauf 18 ). A u c h die j u n g e n Eheleute steigen bei ihrem E i n z u g in das neue Haus in Hessen ( W a l d e c k ) 1 9 ) und in Ostpreußen auf der Schwelle über die mit der Schneide nach oben gerichtete A., zu der manchmal auch der Besen gelegt wird. In Ostpreußen muß auch, wenn eine Leiche aus dem H a u s getragen wird, eine A . oder ein S c h l o ß auf der Schwelle liegen. A u c h wird der S a r g gelegentlich an der Grenze des G r u n d s t ü c k s über zwei kreuzweis gelegte Ä x t e getragen 20 ). In Ungarn darf ein a m L u z i e n t a g (13. Dez.) ein-

746 tretender Fremder nur über eine A . sich entfernen, damit er das Glück des Hauses nicht mit sich n e h m e 2 1 ) . Indes, schreitet ein W e i b unversehens über eine A., so verliert sie ihre Schärfe gegen Geister. K i n d e r wachsen im gleichen Fall nicht, ziehen also hier den kürzern 22 ). Mit der A . auf der Schwelle b a n n t man auch den Schlag (Apoplexie) 23 ). c) Bei der E n t b i n d u n g wird die A . u n t e r d a s B e t t der Wöchnerin gelegt, wie es in der P f a l z heißt, damit das Herzblut nicht entfließe 2 4 ). Kinder schützt sie gegen Mahre und Schrättel 2 S ); im Erzgebirge verhindert eine Hacke solchermaßen das Wundliegen, und selbst in Pennsylvanien lebt der A b e r g l a u b e noch fort 26 ). A u c h neben dem B e t t schützt sie gegen böse Geister, wenn man sie nicht gar gleich Bibel und Gesangbuch sich unter das K o p f k i s s e n legt^. A u c h wird, wie bei den Römern, z u m Schutz der Wöchnerin mit dem Beil in die Schwelle gehauen 2S). K a n n ein K i n d nicht schlafen, so h a u t man mit der H a c k e in den H a c k b l o c k und legt sie dann wieder in die Wiege 29 ). In Schlesien braucht man am Karfreitage nur mit einer H a c k e an die Bettstelle zu schlagen, so verschwinden die W a n z e n 30). d) Schreiten über die A . schützt das V i e h beim Einstand wie beim ersten W e i d e g a n g — wie in Frankreich, Skandinavien oder R u ß l a n d — wobei die Schneide nach außen gelegt wird. (S. a. Ei, Besen). Schon in einem Papierkodex des 14. Jhs. zu S. Florian heißt es: „ S o man ein chue an die waid treibt, so grebt man ein ekkl unter den gatern und treibt das viech darüber, so mag man sew nicht z a u b e r n " 3 1 ) . In Mecklenburg wickelt man die A . in ein S t ü c k rotes Zeug, deckt einen roten R o c k , eine Schürze oder einen Strumpf darüber, alles, d a m i t das Vieh nicht das rote Wasser b e k o m m t 32 ), manchmal ist es auch eine blaue Schürze (Osterode, Preußen), oder man f ü g t ein Feuerzeug dazu33). Auch ü b e r der Stallt ü r wird die A . hingelegt 34 ). W i r d in den Zwölften, w o der Schutz besonders nötig ist 3 5 ), in Mecklenburg das V i e h zur

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Tränke getrieben, so legt man eine A. mit der Schneide zum Stall vor die T ü r 3 6 ) , am Neujahrsabend h a u t man ein Beil in die Schwelle 3 7 ). Treibt man das Vieh darüber, so ist es das ganze J a h r vor Hexen geschützt. Am Weihnachtsund Neujahrsabend oder am Maitag legt man A. oder Beil in die Krippe selbst M ). In den Hühnerstall gelegt, b r i n g t ein Beil gestohlene oder verlorene Hühner w i e d e r 3 9 ) ; in Galizien macht die in der Stube aufgehängteHacke sogar einen Dieb stellig 4 0 ). Jungen Hunden gibt man, ebenso wie vom Besen, v o n e i n e r A. zu f r e s s e n , und der behutsame Auerhahnjäger reicht in der Volkssage solchermaßen die Speise auch einer harpyenartigen W a l d f r a u 4 1 ) . Ein vererbtes B e i 1 r über einen Schatz gedeckt, bannt ihn wenigstens zeitweilig 4 2 ). 10 ) Grohmann 33; Fehrle Geoponica 15, 20. " ) G r o h m a n n 38. 12 ) Mündlich durch Pfr. T e ü f e i s b a u e r . 13 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 1 1 7 Nr. 1. " ) L i e b r e c h t Gervasius 99 (Anm.) = W . 303 § 444. "(Kuhn u. S c h w a r t z 447 Nr. 3 5 7 ; w - § 565, § 729, § 736. " ) M ü l h a u s e 3. " ) K u h n u. S c h w a r t z 443 Nr. 337; Hovorka u. K r o n f e l d 2, 339; vgl. K r a u ß Sitte u. Brauch 535* 1S) F r i s c h b i e r Hexenspr. 10. " ) L i p p e r t Christentum 393; S e l i g m a n n 2, 16 f. 20) W . 371 §§ 563. 565; F e h r l e Geoponica 20; vgl. M e y e r German. Myth. 213. 21 ) ZfVk. 4, 310. 22 ) Urquell 4, 1 1 6 ; vgl. B o e d e r Ehsten 128. ") G r i m m Myth. 2, 975. 24) M e y e r Baden 389; L a m m e r t 168 = W. 378 § 574- 25) M e y e r Baden 43; G a ß n er Mettersdorf 18; ZfVk. 6, 253; ZfrwVk. 1905, 178. vgl. D r e c h s l e r Schlesien 1, 182. 2> ) John Erzgeb. i n ; F o g e l Pennsylvania 267 Nr. 1389. 2 ') S e l i g m a n n 2 , 1 7 ; W . 285 § 419. 29) L i e b r e c h t Gervasius 99. ") G r o h m a n n 109 = W. 386 § 587. M ) D r e c h s l e r Schlesien 1, 88. «) L i p p e r t Christentum 393 = W. § 565; G r i m m Myth. 3, 460 Nr. 752, 468 Nr. 927; L i e b r e c h t Gervasius 100; K o l b e Hessen 135 f.; E n g e l i e n und L a h n 270; E b e r h a r d t Landwirtschaft 3, 1 5 ; ZfrwVk. 1906, 204; M a n n h a r d t Germ. Myth. 10 f.; W. 439 § 691; 440 § 693; Z e 1 e n i n Russ. Volksh. 58. 32 ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 141. 33 ) M a n n h a r d t Germ. Mythen 10; ZfVk. 8, 389; S e l i g m a n n 2 , 1 7 . 34) G r i m m Myth. 3, 451 N r . 5 1 6 ; L i e b r e c h t Volhsh. 320. " ( F r i s c h b i e r 13. 36) B a r t s c h Mecklenburg 2, 228. 247. " ) Ebd. 2, 233. 3>) Ebd. 2, 193. 151 f.

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) P a n z e r Beitrag 1, 265 = W. 4 1 5 § 645; B o h n e n b e r g e r 1 , 2 1 . 40) Urquell 2, 126 f. " ) Ebd. 4, 159; M a n n h a r d t 1, 1 3 3 ff. 42 ) S t r a c k e r j a n Oldenburg 2, 233 Nr. 494.

3. Nach dem Grundsatz similia similibus s t i l l t m a n B l u t , heilt Wunden, indem man die A. i n d e n Bod e n h a u t 4 3 ) — s o f e r n man diese typische Handlung (s. 0.) nicht als Abschrekkungsmagie gegenüber den geisterhaften Wesen betrachten will. Auch stellt man ein Beil aufrecht, macht über die Schneide mit harziger Wagenschmiere und einem Leinwandfleck, wie sonst bei Wundbehandlung, eine Art V e r b a n d und zeichnet dreimal das Kreuz unter Anrufung der drei höchsten Namen darüber. Die Feuchtigkeit tritt aus der Wagenschmiere, und wie diese allmählich vertrocknet, heilt auch die Wunde 4 4 ). Auch v e r g r ä b t man zu diesem Zweck eine A. unter der Dachtraufe 4 5 ). Bei Verrenkung ( „ K n i r r b a n d " in Mecklenburg) legt man die Hand oder den Arm auf den Hackblock und haut unter Frage und Antwort des Geschehens dreimal nebenhin, um die Zerrung in den Klotz zu hauen 4 6 ), (s. besprechen; abhauen). 43 ) R e i s e r Allgäu 2, 441. " ) P a n z e r Beitrag 2, 304; F o g e l Pennsylvania 298 Nr. 1573 ff. " ) P o 11 i n g e r Landshut 284. 46 ) B a r t s c h Mecklenburg 2, i n .

4. Die Handlung des Hauens und das Haften der A. im B a u m beschäftigt die Volksphantasie mit allen ihren Weiterungen immer wieder. Sagen berichten von Beilen, die von selbst wieder an den B a u m zurückkehren, und von Beilen und Äxten, die in ungehemmtem Schwung bis an den Mond fliegen 47). Ein Beil wird auch in eine Kugel gehauen, um einen Schuldigen zu ermitteln. Bei Nennung des richtigen Namens setzt sich diese mit dem B. von selbst in Bewegung, ein O r a k e l , das offenkundig mit dem Sieborakel zusammenhängt 4 8 ); vgl. S i e b ; Axinomantie. 5. a. M e s s e r , Schneidendes. 47 ) B a r t s c h Mecklenburg 1, 176; S t r a kk e r j a n Oldenburg 2, 233 Nr. 494. 48) G r i m m Myth. 2, 896. — Vgl. dazu: S k b i 11 o t FolkLore 4, 457; F r a z e r Golden Bough 12, 173. 307. Haberlandt.

Azazel, Aziel—Azoth

749

Azazel, Aziel, begegnet im Aberglauben als H ö l l e n f ü r s t d e r b e s c h w o r e n wird a ). D e r N a m e A . s t a m m t aus d e m R i t u a l des j ü d i s c h e n V e r s ö h n u n g s t a g e s L e v . 16, 8. i o . 26 und b e z e i c h n e t einen W ü s t e n d ä m o n 3 ), der sonst i m A . T . u n d in der semitischen Mythologie nicht v o r k o m m t . Die E t y m o l o g i e ist s t r i t t i g 4 ) . N e u e r d i n g s e r k l ä r e n G r e ß m a n n 5 ) und D a l m a n 6 ) die F o r m ^ j y als a b s i c h t l i c h e Ä n d e r u n g m i t U m s t e l l u n g des K a u s ^ t j o , d. i. „ G o t t ist s t a r k " ; das w ü r d e zu dem Namen eines gefallenen E n g e l s Gen. 6 , 4 , passen 7 ), d e r n a c h T a r g . J o n . ^«'TO l a u t e t 8 ) : „ G o t t ist meine S t ä r k e " . S c h o n im a p o k r y p h e n H e n o c h b u c h 9) w i r d 'A£a£>jX (griech.) = A z a z e l (äthiop.) als ein gefallener E n g e l u n d V e r f ü h r e r der Menschen e r w ä h n t , ebenso nennt ihn I r e n a e u s 1 0 ) auch J a l k u t S c h i m . und B e r e s c h i t h r. 44 u ) , der T a l m u d im T r . J o m a f. 67, die P i r q e d e R . Elieser 56, das B u c h Z o h a r 2 f. 184 col. 2 12 ) kennen ihn. E r g i n g d a n n in die spätere Dämonologie über13). 1) K i e s e w e t t e r F a w s < i 6 o . Aberglaube

n4.

3)

RGG.1

2)

Schindler

1, 842.

4)

H a uc k

RE. 2, 321. «) R G G . 1 1, 1021. •) D a l m a n

Aram.-neuhebr.

Handwörterbuch

(1922),

') D e r s , a. a. O. 309. 8) B u x t o r f chaldaicum ed. Fischer (1879), 797. Buch

Henoch

ed.

309.

Lexicon •) Das

Flemming-Rader-

m a c h e r (1901), 26. 27. 10) Adv. haer. 1, 8. 17 ed. H a r v e y (1857), 1, 156. " ) W e b e r Jüdische Theologie (1897), 253. «) N o r k Hebr.-Chald.-Rabb.

Wörterbuch

(1842),

451;

S c h w a b Vocabulaire 321. 329. " ) M a n n h a r d t Forschungen 131; A l b e r s Das Jahr 17;

F r a z e r Golden Bough 9, 210;

Meyer

Gerrm Myth. 156.

E. H.

Jacoby.

A z o d Ariel Mirei, H a g e l b e s c h w ö r u n g 1 ), e t w a K"-iö ^K'-iK nw „ w e i c h e z u r ü c k , Ariel, D ä m o n " ? Z u A r i e l v g l . d. A r t . ') V e r n a l e k e n Alpensagen 414. Jacoby. A z o t h , m a g i s c h e r N a m e in einem S c h u t z b r i e f x ) , der m i t k a b b a l i s t i s c h e n Elementen untermischt ist: „ R e v e r t a t u r cinis a d f o n t e m a q u a r u m v i v e n t i u m e t f i a t t e r r a f r u c t i f i c a n s et g e r m i n i t a r b o r e m v i t a per tria n o m i n a q u a e s u n t : Netsah, H o d , et J e s o d in principis et in fine, per a l p h a et o m e g a qui s u n t in spirit u s A z o t h a m e n . In sale s a p i e n t i a e aeternae et in a q u a r e g e n e r a t i o n i s et in cinere germinante terram n o v a m omnia fiant

750

per Cloim, Gabriel, R a p h a e l et Uriel in secula et aeonas, a m e n . " D e r A n f a n g der Formel b e z i e h t sich auf Gen. 2, 4 f f . ; der L e b e n s b a u m w i r d a b e r o f f e n b a r mit der arbor c a b b a l i s t i c a 2) v e r k n ü p f t , denn die drei N a m e n N., H., J . bezeichnen die 7—9. S e p h i r a h nsa (Sieg), l i n (Hoheit, Glorie) und ÜD' (Basis, F u n d a m e n t ) , die Prinzipien der E r s c h e i n u n g s w e l t oder n a t u r a n a t u r a n s 3 ). A h n l i c h d e u t e t schon S i m o n M a g u s 4) d e n B a u m D a n . 4, 8. 17 als den W e l t b a u m , aus d e m alles Sichtbare e m a n i e r t : er ist raxvxiov -cmv övtmv aio9-»jxä)v xe xa't votjtwv, ) ZfVk. 1 9 1 4 , 56 Nr. 1 5 ; M e n s i n g 1. c. 1, 13. 207; vgl. BIPommVk. 3, 1 7 5 . 1 8 5 ; ebenso in der Mark: K u h n Märkische Sagen 3 8 1 Nr. 47.

Früher pflegten die Frauen, wenn der Ofen verschlossen war, hochzuspringen und zu jauchzen, damit das Brot gerate 162 ). Im S a a r l a n d 1 M ) schlägt die Frau nach dem Einschieben ein K r e u z über den Backofen. Wenn das Brot im Backofen ist, darf man in Mecklenburg 164 ) nicht auf den Schieber treten, sonst geht es nicht auf. Eine alte Urkunde aus Wint e r t h u r 1 5 S ) schreibt den Bäckern vor, daß sie den Backofen nicht verlassen dürfen, ohne ein „gewachsen Mensch" davor zu stellen; und die Rockenphilosophie 1 5 6 ) warnt, einen Hund in den Ofen sehen zu-lassen, sonst mißrät das Brot (s. abb.). Bei Mittweida 1 5 7 ) ist 1697 beobachtet worden, wie das Brot im Backofen sich bewegte oder gar heraussprang, und eine Hexe in Wismar 158 ) ließ 1425 das Brot „lopen". Hat man das Brot in den Ofen geschoben (kommt während des Einschiebens Besuch, so orakelt man f ü r ihn) 158 ), muß man den Tisch, worauf es

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gelegen, rasch rein waschen 1 6 °); während des B.s darf nichts Frischgebackenes auf dem Tisch liegen 1 6 1 ), und man darf nicht vor dem Ofen Urin lassen 162 ), sonst wird das Brot „ k l a m m " . Vor allem darf man die Laibe im Ofen nicht zählen 1 6 3 ). Das zuletzt in den Ofen geschobene Brot hieß man nach Christian Weise's Drei Erznarren „ W i r t " 1 6 4 ) , mit ihm war der Segen des Hauses verbunden. Der Scherrlaib wird bis zur nächsten Bachet aufgehoben 1 6 S ); er heißt in Westböhmen 166 ) „Klatschlaibeln", „ G o t e i s c h " usw. 152 ) Heimat 2 (1892), 99. 1 M ) F o x Saarl. Vk. 399; in Hinterpommern 3 Kreuze: K n o o p Hinterpommern 1 7 5 ; nach einer schlesischen Sage verunglückte eine schwangere Frau, die das Kreuzzeichen vergaß: K ü h n a u Sagen 2, 108. 1 M ) B a r t s c h 1. c. 2, 1 3 4 Nr. 583. 155 ) S t a u b I.e. 2 1 . 166 ) G r i m m Myth. 3, 435 Nr. 32. 1S7 ) M e i c h e Sagen 565 Nr. 703; 15S vgl. A. 99. ) B a r t s c h 1. c. 2, 36 Nr. 15. ie ») ZföVk. 1898, 2 1 5 Nr. 5 1 5 . ie0 ) Ebd. 1 9 1 4 , 56. " ' ) J o h n Westböhmen 246. »«) Z f V k . 1 8 9 1 , 186 Nr. 4. l e 3 ) B r o n n e r Sitt' u. Art. 207. " * ) G r i m m Myth. 3, 469 Nr. 946. >«) B i r l i n g e r Volksth. 1, 494 Nr. 1 4 ; vgl. S c h r a m e k Böhmerwald 254. ]69 ) J o h n Westböhmen 246.

6. R e s t e a l t e r O p f e r 1 6 7 ) für die Vegetationsdämonen haben wir z. B. im Norden 168 ), wo man früher ein Brot für die Unterirdischen hinlegte; in der Oberpfalz 1 6 9 ) backt man f ü r die Holzweiblein ein oder zwei Aschenkuchen mit; in Thüringen 17 °) spritzt man für die Holzfrauchen etwas Mehl und Wasser auf die Kohlen; speziell die Hausgeister werden bedacht: so bei den F i n n e n 1 7 1 ) und Altletten 1 7 2 ); hier wirft die Hausfrau 3 Stücklein vom neugebackenen Brot f ü r den v e r storbenen H a u s h e r r n in den Backofen; in der Mark 1 7 3 ) wirft man, wenn das Brot beim B. einen Knutsch treibt, drei Stückchen davon rücklings in den B.ofen, auch der Scherrlaib aus den Teigresten ist für die Hausgeister bestimmt 1 7 4 ). In Tirol 1 7 5 ) macht man aus den Resten den „ G o t t " . In Mecklenburg 1 7 6 ) ist das „Utschrapels" von „ d e Nijorsback" f ü r das Vieh heilkräftig. In der Oberpfalz 177 ) bekommen die a r m e n S e e l e n ihr Teigopfer oder Mehlopfer in den Backofen geworfen. Ins Christliche übertragen, sind die Flammfladen f ü r die lieben

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Backen

E n g e 1 e i n 178 ); im R h e i n l a n d 179) b a c k t m a n F l a m m s c h k u c h e n . Abgelöst sind diese Opfer durch S p e n d e n a n d i e A r m e n u n d B e t t l e r . W e n n m a n in der H e i m a t des „ P o p p e l e v o n H o h e n k r ä h e n " backt, m u ß m a n d e m ersten Bettler einen ganzen L a i b Brot geben, sonst verschwindet das übrige Brot 1 8 0 ); diese H a u s kobolde werden t o t g e b . 1 8 1 ) ; in der Oberpfalz 1 8 2 ) b a c k t e m a n f r ü h e r f ü r ein a r m e s Weib den „ G o t t e s k u c h e n " mit, in W e s t b ö h m e n 1 8 3 ) , in der Oberpfalz 1 8 4 ) u n d Österreich 1 8 5 ) k e n n t m a n das „ G u a t s l o i b l " oder „ G u a t s l a i w l " , „ G o t t e s g a b " , in W e s t f a l e n 1 8 6 ) die „ L i e w e it e u k e n s", in der Eifel 1 8 7 ) die „ A r m e 1 e u t s p 1 ä t z c h e n " , in der Schweiz 1 8 8 ) die „ L i e b - S e e l e n - M u t s c h e l i " ; a u c h der a l t f r a n z . A b e r g l a u b e k e n n t diese Opferbrötchen 1 8 0 ). Der Besuch erhält a m B a c k t a g einen L a i b Brot 1 9 0 ). "*) R o c h h o l z Glaube 1, 323 ff. 1 M ) Zf V k . 1898, 1 3 7 . 142. 16>) S c h ö n w e r t h I.e. 2, 3 7 7 ; M a n n h a r d t 1 . 8 0 A . 1 ; J a h n Opfergebräuche 290 A . 2. Witzschel 1. c. 2, 285 Nr. 100. m ) ZfVöllcerpsychol. 18, 1 4 ; vgl. das Opfer an die Matergabia: Anm. 130. "») Ausland 1874 Nr. 1. 2 1 3 . «») K u h n Mark. Sagen 381 Nr. 4 3 ; Festschrift für V o l l m ö 1 1 e r (1908) 6. "«) B i r 1 i n g e r Volksth. i , 494 Nr. 14; H ö f 1 e r in der Festschrift für Vollmöller 1 1 vergleicht den xvrjox6{ äpxoj bei A t h e n a e u s I I I m d (u. 5 1 6 d) u. X I I 5 1 6 d. m ) Z i n g e r l e Tirol 3 6 , 2 9 3 ; in Ungarn formt man aus den Teigresten eine menschenähnliche Gestalt und opfert sie den schönen Frauen: Z f V k . 1894, 3 1 1 ; H ö f l e r Weihnachten 56. m ) B a r t s c h 1. c. 2, 2 4 1 Nr. 1 2 5 3 c. "*) S c h ö n w e r t h I.e. 1, 285 bis 286 Nr. 5 ; S a r t o r i Totenspeisung 48; stäubt man in Westböhmen die Backschüssel in den Ofen, so hat man eine a r m e S e e l e erlöst: J o h n Westböhmen 246; ZföVk. 1908, 1 1 5 . " ' ) Urquell 3 (1892), 247, 3 1 . "») ZfrwVk. 1905, 205. u o ) W a i b e l - F l a m m 1, 258; R o c h h o l z Glaube 1, 3 2 3 — 2 4 ; in Pommern bekommt der Bettler frischgeback. Brot : BIPomVk. 3, 149. 1 8 1 ) R o c h h o l z Sagen 1, 367. 1 9 i ) S c h ö r w e r t h l . c. 1, 407, 18. 183 i John Westböhmen 246. 184 ) S c h ö n w e r t h I.e. 185 ) ZföVk. 1857, 1 1 6 . " • ) S a r t o r i Westfalen 1 1 0 ; grundlegend: ZfrwVk. 1 1 (1914), 5 4 — 5 6 ; dagegen das „ L i w b r o t " in Mecklenburg: Baitsch 2, 241 Nr. 1 2 5 3 b. ,87 ) Schmitz Eifel i , 68. 188) L ü t o 1 f 189 Sagen 5 5 5 Nr. 5G6. ) Liebrecht Gervasius 240 Nr. 2 5 2 ; S e b i l l o t Truditions et superstitions de la boulangerie 1 1 ff. 1, °) ZfVk. 1893, 52. B ä c h t o l d - S t ä u b l i , A b e r g l a u b e I.

770

7. W e n n das B r o t i m O f e n ist, darf m a n nicht hineinblasen 191 ), m a n darf keinen K u c h e n m i t d e m Messer anschneiden, sonst wird das B r o t spindig 192) u n d h o h l 1 9 3 ) . F i n d e t m a n ein oder mehrere Löcher im Brot, so sagt m a n , der B ä k leer 194) ist h i n d u r c h g e s c h l ü p f t , oder seine S e e l e 1 9 5 ) w o h n t darin, oder es gibt T r a u e r 1 9 6 ) in der F a m i l i e ; in München 1 9 7 ) sagt man, w e n n eine Semmel hohl ist, der K u c k u c k ist darin. N a c h Zimm e r m a n n 198) soll das Brot „ e r s c h ü p f e n " (die R i n d e v o n den B r o s a m e n fallen, s. abbacken), „ w e n n m a n a u s k e h r e t u n d ist der Teig noch im B a c k t r o g " ; u m das E r s c h ü p f e n zu v e r h ü t e n , soll m a n , wenn m a n ein P r o b e b r o t anschneidet, die erste Scheibe zuletzt a b b r e c h e n 1 9 9 ) . In W e s t b ö h m e n ist es v e r b o t e n , auf dem B a c k k ü b e l zu sitzen 20°), w e n n d a s B r o t gut ausb. soll. Beim H e r a u s n e h m e n der Brote m a c h t m a n wieder das K r e u z z e i c h e n m ) ; m a n darf die B r o t e nicht heiß auf den Tisch legen 2 0 2 ), sonst w e r d e n die P f e r d e bei der Arbeit m ü d e . Sind zwei Brote zusammengeb., so zerbricht m a n sie im N a h e t a l über zwei körperlich z u r ü c k gebliebenen K i n d e r n 203) (vgl. Brot). " ' ) ZfrwVk. 1905, 200. S c h ö n w e r t h 1. c. 1, 407 Nr. 1 7 ; vgl. S c h m e l l e r Bayr.Wb. 2, 6 7 7 — 7 8 ; W . 620; Bavaria 2, 304. ZfrwVk. 1905, 205. "») S t a u b Brot 56; Alemannia 33 (1905), 304; Z i n g e r l e Tirol 57 Nr. 494. 19S) S t a u b I.e.; B a u m g a r t e n Jahr (1860), 7 ; D W b . Seele § 25 a, f , Z f V k . 1 9 1 4 , 56; F o g e l Pennsylvania 188 Nr. 916. "«) S A V k . 8, 269 Nr. 3 3 ; Urquell 1 (1890), 9. " ' ) ZfdMyth. 3, 400; über Kuckuck = Bäcker: G r i m m Myth. 2, 564; 3, 441 Nr. 1 9 7 ; R o c h h o l z Gaugöttinnen 166; Kloster 9, 385. 9 3 1 ; H e c k s c h e r 2, 349 A . 1 3 5 ; M a n n h a r d t 2 , 3 3 4 (vgl. Bäcker). 1,s ) BrevinusNoricusFago-Villanus 1 2 1 — 2 2 ; vgl. A . 102; nach dieser Stelle wäre e r s c h ü p f e n bei D W b . 3, 975 zu erklären; vgl. Schweizld. 8, 1082. m ) B a r t s c h 2, 1 3 5 Nr. 590. 20°) J o h n Westböhmen 246. 201 ) S c h r a m e k I . e . 2 5 4 ; B a r t s c h I.e. 2, 1 3 5 Nr. 590. M 2 ) F r i s c h b i e r Hexenspruch 1 2 3 . 203 ) ZfrwVk. 1905, 200.

8. B a c k z e i t u n d B a c k t a g e : W ä h r e n d bei uns die H a u s f r a u auf dem. L a n d e u n g e f ä h r alle zwei W o c h e n backt 2 0 4 ), wird in Schweden 205) das K n a k e b r o d 2—4 mal im J a h r e zubereitet, ebenso oftim J a h r e b u k m a n f r ü h e r im Wallis 2 0 8 ); 25

77i

Backen

77 2

I04 ) Schweizld. 4, 957. S06) Heckscher 292 und 525. 20«) S t a u b Brot 9; S A V k . 1916, 285. « ' ) ZfEthnol. 57 (1925), 156. 2) S c h r ä d e r Reallex. 8 1, 77. 461. Im übrigen s. M a r t i n Badewesen (im folgenden stets nur M a r t i n zitiert). 2. Eine a b e r g l ä u b i s c h e Beg r ü n d u n g d e s N i c h t b. e n s ist selten. In Hänner bei Säckingen (Baden) ist das erste B. auch das letzte; denn Bäder sollen den A u g e n schädlich sein 2 ). A u s dem Frankenwald liegt ein recht unbestimmter Bericht v o r : das Neugeb o r e n e zu b.en, ist wenig gebräuchlich, man ist dem B.en sogar sehr abgeneigt und redet ihm allerlei Übles nach 3 ). H o v o r k a und Kronfeld geben als im V o l k e weit verbreitete A n s c h a u u n g an, daß regelmäßiges und gar häufiges B.en die K i n d e r schwäche, und beziehen dies auf das B.en des K l e i n k i n d e s 4 ) . In Dessau zehrt das B., wobei man das viele und lange B.en in der Mulde im A u g e h a t 5 ). B ü ß e n d e badeten nicht. Der Teichner k l a g t im 14. Jh., daß Wallfahrer, die doch zu den Büßenden zählen, sich scheren und „ g e n gein p a t " . Der e x k o m m u n i zierte Kaiser Heinrich IV. brachte die Weihnachtsfeiertage 1105 in Bichelsheim non balneatus et intonsus (nicht gebadet und ungeschoren) zu 6). A u c h F a s t e n d e badeten nicht (s. 3 b), w o m i t das Nichtb.en am Freitag (s. 3 a) zu erklären ist. Besonders f r o m m e Personen badeten nie, so der Bischof Reginald v o n L ü t t i c h (f 1037); Cäsarius v o n Heisterbach erzählt v o n einem frommen Mönche, dessen K ö r p e r vor Unsauberkeit und Ungeziefer starrte 6 ). B.en galt eben als Vergnügen. Clemens von A l e x a n d r i e n sagt, B.en zur L u s t ist verboten; den Weibern ist es erlaubt, wenn sie es tun, sich zu

Bad, baden

799

reinigen und ihrer Gesundheit halber, den Mannspersonen aber nur der Gesundheit h a l b e r 7 ) . Der hl. Benedikt g e s t a t t e t e in seiner 515 entworfenen Ordensregel den Ordensbrüdern mäßigen G e b r a u c h der Bäder. K r a n k e sollten b., so o f t es der Zustand erforderte, junge Leute nur selten 8 ). N a c h Wilhelm von Hirsau (f 1091) war es zu seiner Zeit bei den Menschen üblich, nach dem Haarschneiden zu b. Aber v o n unseren Bädern (im Benediktinerkloster Hirsau in W ü r t t e m b e r g ) ist nicht viel zu sagen, denn nur an 2 T a g e n darf man ohne besondere Erlaubnis b., vor Weihnachten und vor Ostern, in Krankheitsfällen mit Erlaubnis auch zu anderen Zeiten. Das im K l o s t e r genommene B. (auch die Lauge) war zu segnen (Formel bei Franz) 9 ). Das Aachener Konzil v o n 817 machte die Bäder der Mönche v o n der Erlaubnis des Priors abhängig 10 ). Die B.eanlage im K l o s t e r St. Gallen und das öftere V o r k o m m e n des B.es in St. Galler Quellen n ) spricht f ü r häufige Erteilung dieser Erlaubnis. =

*) M e y e r Baden 16. ") P 1 o ß Kind 1, 217 F l ü g e l Volksmedizin 5 1 . 4) 2, 641.

') Eigene Jugenderinnerung. •) M a r t i n 9. S t o l l e Kirchenväter 101 Nr. X X I V . ') M a r t i n 8. *) F r a n z Benediktionen 1, 7)

644.

10)

W e i n h o 1 dFrauen

t i n 6 ff.

1

342.

n

)

Mar-

3. Die W o c h e n t a g e . Ein altes Spruchgedicht s a g t : „ A m Montag b. die truncken, a m A f t e r m o n t a g die reichen, am Mittwoch die witzigen, am Donnerstag die gryndig v n d lausig seind, a m F r e y t a g die vngehorsamen, a m samsstag die hochvertigen" 12 ). a) S o n n t a g und Freitag wurde nicht gebadet; 1599 erhielt der Türmer von W ü r z b u r g einen Verweis, weil er am Sonntag s t a t t am S a m s t a g B. gehalten 13 ). — Bei den Esten wird das B. am Sonntag f ü r eine sündhafte Handlung angesehen, und sie verweisen dabei auf die beiden „ M o n d l e u t e " , ein Ehepaar, das am Sonntag in die B.estube ging und, als es gerade den mit Wasser angefüllten Zuber forttragen wollte, v o n den zürnenden Göttern samt d e m Wassergeschirr von der Erde aufgehoben und zum warnenden Beispiel im Monde aufgestellt

800

wurde, wie jedermann im Vollmonde sehen kann 14 ). B. am S o n n t a g s. 10, an Sonntagen im Mai, an H i m m e l f a h r t s. 6 e, im A u g u s t s. 6 g. — V o m Freitag heißt es 1466: „ s o findt er dann die kubel (in der B.estube) lere" 12 ). Besondere Verbote für das Heizen der B.estuben am Freitag wurden erlassen in Nürnberg (13. u. 14. Jh.), Luzern 1320, Eßlingen (auch für die Fastenzeit) 1487. Eine Ausnahme machte Konstanz, wo 1483 den meisten m i t , , e r l o b u n g a i n s z u n f t m a i s t e r s " B. zu halten gestattet wurde, aber nur f ü r die, welche das B. „ g e f r ü m p t " hatten 15 ). — A u c h das K i n d soll an diesem Tage nicht gebadet werden, in Steiermark 16 ), in S c h w a b e n 1 7 ) , nach der Chemnitzer Rockenphilosophie, weil das K i n d aus der R u h e k o m m t 1 8 ) . — Im Berner J u r a verbietet der Volksglaube das Eintauchen kranker Kinder in den (kalten) Brunnen der hl. Columba am F r e i t a g 1 9 ) . B. an 3 Freitagen im März s. 6 c, in der K a r freitagsnacht s. 6 d. — b) Der H a u p t b . e t a g ist und war der S a m s t a g , altnord. laugardagr = B.etag, schwed. lördag, dän. löverdag 2 0 ). Christlicherseits wurde das Samstagsb. v o n Gläubigen als K u l t b . (der körperlichen und geistigen Reinigung) wenigstens in früherer Zeit aufgefaßt. Die Eltern des gelehrten St. Galler Mönchs Iso ( | 871) badeten nach 4otägigem Fasten a m hl. S a m s t a g vor Ostern, und, als sie danach geschlechtlich verkehrt hatten, z u m 2. Male 21 ). Ein Bischof von Neustrien, der zur Fastenzeit Fleisch gegessen hatte, forderte a m hl. Osterabend aus der ganzen S t a d t viele B.ewannen zusammen und ließ allen Dürftigen warme Bäder darbieten. Er selbst nahm jedem einzelnen den B a r t ab und reinigte mit seinen Fingern die Geschwüre der borstigen Körper. Zuletzt ging er selbst ins B a d und stieg mit gereinigtem Bewußtsein daraus hervor (Mönch v o n St. Gallen) 22). — Das V o l k sah im Samstagsb. ein Reinigungsb. vor dem Feiertag ohne kultischen Gedanken. Zu A n f a n g des 17. Jhs. sagt der steirische Physikus Guarinonius, der gemeine „ B ö f f e l " und viele ansehnliche Bürger aller Stände halten am „schweiß-

8oi

B a d , baden

und dempfb. . . . dermaßen steiff v n d starck . . daß sie vermeyneten viel verloren v n d v e r a b s a u m b t zu haben, wann sie nit alle S a m b s t a g vor dem Sontag, oder alle Feyrabend vor den Fest- und F e y r t ä g e n (Sommer und Winter), in das gemeine feil und besondere Schweißb. gehen, schwitzen, sich reiben, fegen, butzen, v n d abwaschen lassen sollten." Alle S a m s t a g laufen die Handwerker dem B.e zu, nicht allein ihren S c h m u t z und Wust, sondern auch den an ihnen vertrockneten Schweiß durch geringen Schweiß wieder v o m Leib „ a b z u s c h w e n t z e n " 23 ). Man kann dies B. auch als A b schluß der Arbeitszeit auffassen, denn nicht nur a m Ende der Arbeitswoche ging man ins B. (hörte früher mit der Arbeit auf und erhielt v o m Arbeitgeber noch B.geld), sondern auch nach A b s c h l u ß größerer Arbeiten, nach Vollendung von Bauten (Frankfurt 1 4 2 9 , ' 1 4 3 6 ) , der Ernte (Basel 1559, Mosbach 1527, Kloster Denkendorf bei Eßlingen), der Weinlese (Klosterneuburg 15. Jh.), der J a g d (Frankf u r t 1338) 24 ). A u c h die Pariser F a k u l t ä t ging in der 2. H ä l f t e des 15. Jhs. einmal und zwar im Winter nach der letzten Disputation im Schuljahr auf K o s t e n der Baccalaurei ins B. 2 5 ). — Die A u f f a s s u n g des Samstagsb.es als K u l t b . bestand in der Ukraine. Gogol beschreibt in einer Erzählung, der S a p o r o t h ' s k a j a Setsch oder Retsch, eine Sitte, nach der in alten Zeiten jeder, der in den B u n d der Ukr.K o s a k e n aufgenommen werden sollte, gefragt wurde, ob er orthodox sei, nach B e j a h u n g der F r a g e , ob er Samstags auch regelmäßig sein D a m p f b . nehme. Darauf wurde er aufgefordert, zur Bestätigung sich v o r allen zu bekreuzigen. A m S a m s t a g nicht zu b. (auch nicht das Haar zu schneiden und den K o p f zu waschen), z ä h l t nach Johannes Herolt (aus Basel, 1. H ä l f t e des 15. Jhs.) 2 6 ) zum A b e r g l a u b e n 2 7 ), weil damit nach jüdischer A r t der S a b b a t s t a t t des Sonntags z u m Feiertag g e m a c h t wird. — Die Esten machen (1641) a m Sonnabend (welches ihr B . e t a g ist) „ n i e m a l n die Lauge, w o m i t sie sich waschen wollen, des N a c h m i t t a g s , sondern verfertigen B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube I.

802

selbige des Freitags vorher oder des Sonnabends V o r m i t t a g . N u n hat einstmals ein sonst feiner und ehrbarer Mann aus ihnen erzählet, es sei einst in seinem Hause aus U n b e d a c h t s a m k e i t der Magd des Sonnabends n a c h m i t t a g s Lauge gemacht worden, da wäre dieselbe alsobald zusammen gelofen und als geronnenes B l u t g e w o r d e n . " In Wierland, wo v o n einigen (1854) die B.elauge, namentlich wenn sie damit ihren K i n d e r n den K o p f waschen wollen, tags vorher bereitet wurde, gab man dafür als Grund an, die a m Sonnabend bereitete L a u g e verursache leicht K o p f ausschlage 28). Im ostrussischen Gouvernement W j a t k a , wo man am F r e i t a g badet, wird die L a u g e a m Donnerstagmorgen bereitet, wie mir eine dortige deutsche D a m e mitteilte. c) A n d e r e B.e t a g e . In Dörfern und kleinen Städten wurde nur Samstags gebadet, in F r a n k f u r t a. M. aber durfte es während der Messe und an Fürstentagen mit A u s n a h m e der K a r w o c h e und der Feiertage an allen T a g e n geschehen. Z w i c k a u h a t t e 1284 Montag, Mittwoch und S a m s t a g als B.etage, öfter kommen Dienstag, Donnerstag und S a m s t a g vor, z. B. 1536 in Durlach, so auch in Zürich, wo nach der Ordnung der 5 Meister B a d e r v o n 1604 im Sommer an den ungeraden T a g e n gemeiniglich nicht geheizt wurde, f ü r Fremde aber auch an anderen T a g e n 1 5 ) . — W e n n nach dem obigen Spruchgedicht am Montag die Trunkenen b. (auch Clara Hätzlerin sagt das) 29 ), so h ä n g t dies wohl mit dem guten (blauen) Montag, an dem o f t nicht gearbeitet wurde, zusammen. In A m b e r g durften die Gesellen alle 14 T a g e ihren guten Montag, den sog. B.tag, erst des N a c h m i t t a g s nach beendetem T a g w e r k halten, und die Ulmer Meistersingertabulatur von 1644 bestimmte, daß der Krongewinner gleich den Mont a g nach der Freischule ein Singb. anstellen solle 3 0 ). — I n Schwaben soll das 1. K i n d s b . a m Mittwoch gegeben werden 17 ). d) Eine besondere Stellung h a t der D o n n e r s t a g als B . e t a g . In ganz Schweden enthielt man sich a m Donnerstag (Helga J>or)-Abend des Schwimm e n s 3 1 ) . Die Esten heizten (1641) keine 26

Bad, baden

803

B.estube am Donnerstagabend (die Zauberer zeigen besonders Donnerstagsabend ihre Tätigkeit, namentlich in der B.estube, obgleich auch an anderen T a g e n die Menschen v o n ihrer Schädigung nicht frei sind) 3 2 ), und während 1854 im Werroschen Kreise die Samstagsb.stube nur als körperliches Reinigungsmittel geachtet ist, geschieht das B.stubenheizen zu Heilzwecken nur am Donnerstag 33 ). D a z u sei aus obigem Spruchgedicht wiederholt, daß am Donnerstag b., die grindig und lausig sind. — H a t sich eine Schwangere über einen Wolf erschreckt, dann soll das Neugeborene nach dem Glauben der Esten im Werroschen Kreise (1854) die Wolfsseuche bekommen. Das K i n d schreit mit heiserer Stimme, verdreht die A u g e n und ist dabei sehr schreckhaft. Dagegen heizt man am Donnerstag die B.estube, badet und quästet (d. h. peitscht mit dem B.equast) dort das Kind, trägt es dann dreimal um die B.estube und schreit dabei: H u r j o h ! Hurjoh!, als hetze man einen Wolf v o n der Herde fort. Schlägt die K u r nicht an, macht man 3 Donnerstage hintereinander ein K r e u z über das K i n d und s t ö ß t dabei den obigen Ruf aus 3 4 ). — In einem Fastnachtsspiele des 15. Jhs. werden die Wünsche einer Frau für jeden T a g angeführt: „ A m phinztag sie zum päd b e g e r t " 15 ). Die B.stuben- oder B.waidordnung v o n Sonthofen in B a y e r n v o n 1544 schrieb vor, im ganzen Jahr wöchentlich I B. am S a m s t a g zu halten, aber „mörzenbäder an den 3 D o m s t a g in Mörzen", und zu R o h r b a c h fanden ,,an den dreyen phinztagen im Merzen die Merzenpäder" statt. In Kalenderversen Oswalds von Wolkenstein (15. Jh.) heißt es bei März: „ ä d r y a n u s der wardt gesund phineztages inn merczischen p ä d " 35 ). Man schreibt dem Donnerstagsb. eine besondere Heilkraft zu, während A b e n d zum B. gemieden wird. — B. Kinder an 3 Mittwochen im Mai s. J4) 16 )

also der der 6 e.

12)

L a m m e r t 51. l3 ) M a r t i n 175. B o e c 1 e r Ehsten 103. 15) M a r t i n 183. F o s s e 1 Volksmedizin

67. " ) P 1 o ß

Kind

1, 30. I8) G r i m m Myth. 3, 437 Nr. 88. " l M a r t i n 20. ") G r i m m Myth. 1, 104. 21) GddV. 10. Jh. 9. Bd. (1878), 46. ») M a r t i n 8 f. " ) Ebd. 176. ») Ebd. 177 ff. 25) La

804

Gazette des Eaux 1914, 751. Gesch. d. dt. Predigt

im MA.

2 ')

R. C r u c l

(Detmold 1879)

480. ") ZfVk. 22 (1912), 242. Boeder Ehsten 102 f. 2») M a r t i n 180. 30) Ebd. 181. 31) M a n n h a r d t Germ. Mythen 147. 32) E i s e n Estnische

101 f.

31)

Mythologie

Ebd. 62.

10.

35)

33)

2S)

B o e c 1 e r Ehsten

Martin

iö ff.

4. E i n f l u ß d e r G e s t i r n e a u f d i e W a h l d e s B.e t a g e s. Die Bestimmung der B.ezeiten auf astrologischer Unterlage ist, wenigstens die uns bekannte, fremdes, durch die Ä r z t e in unser V o l k hineingetragenes Gut. Die Mainauer Naturlehre aus dem Ende des 13. Jhs., die älteste Bearbeitung des Regimen sanitatis, stimmt beinahe, wenn auch nicht wörtlich, mit einer in Basel aufbewahrten provenzalischen Handschrift aus Montpellier überein. Die auf obrigkeitlichen Befehl von Ärzten verfaßten Volkskalender, deren Unterlage meist der des Regiomontanus (Johannes Müller v o n Königsberg) ist, machten nach Erfindung des Buchdrucks das V o l k mit dem Einfluß der Gestirne auf das B. bekannt. Im St. Galler Codex 760 ist angegeben, im abnehmenden Mond zu b. und wenn der Mond im Widder, Skorpion, Krebs oder den Fischen ist. Z u g e f ü g t ist noch, daß Meister H a l e v y spricht, in keinem heißen Zeichen als im Löwen, Jungfrau, Zwillingen und Steinbock in das B. zu gehen. Viele werden sich danach gerichtet haben. Sicher wird das bewiesen durch die Ordnung der 5 Meister Bader in Zürich v o n 1604: „ D e m n a c h söllent die fünff Meister ein täfeli haben, darjnnen sy mit jren nammen geschriben sind. Da sol nun j e der eltist Meister z u m vorderisten, vnnd dann also ein anderen nach, v o m k r ä p s , biß jnn Z w i l i n g , diß täfeli b y synen hannden haben. Derselbig Meister soll alßdann die anfrag thun, wann vnnd wie man j m schützen vnnd j m waßerman heitzen welle, v n n d w a ß sich dann d r y g (3) vnnder jnnen mit einanderen verglichen thetind, sol alßdann der meister, der die V m f r a g vnnd diß täfeli hat, sölliches den vberigen beiden Meisteren verkünden, damit man also einheilig heitzen khönne, vßgenommen alle Sambstag, doran ein jeder sonst ze heitzen b e f ü g t j s t . " Die zum B. günstigen Himmels-

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zeichen sind im Züricher Kalender bis 1826 samt dem Aderlaßmännlein angegeben. 1827 findet sich eine moderne Anweisung zum Gebrauch der Bäder mit dem Zusätze, daß die Alten einigen Wert auf den Einfluß, den der Mond auf unseren Körper habe, legten und deswegen der Kalender die Himmelszeichen noch bringe, damit niemand nichts vermisse. Von 1 8 3 3 an wird das B. nicht mehr erwähnt ? 6 ). 3

') M a r t i n 173 ff.

5. Ein Z a h l e n a b e r g l a u b e bei der B.ekur, auch seitens Gebildeter, besteht heute noch. Zuweilen erklären mir Kranke in Bad Nauheim, die K u r sei nur wirksam, wenn sie 21 Bäder nehmen, seltener, daß die K u r 3 J a h r e hintereinander gebraucht werden muß. In den meisten Schweizer Kurorten betrug Mitte des 19. J h s . die K u r 21 Tage 37 ). In Churrätien ist aber 1862 von einer ganzen K u r von 3—4 Wochen die Rede 38 ). Im Mitterbad im Ultental (dessen Arseneisenquelle seit ungefähr einem J a h r hundert namentlich bei Rheumatismus, Rückenmarksleiden, Bleichsucht und Frauenkrankheiten von Leuten aus der Meraner Gegend, dem oberen Etschtal und seinen Seitentälern besucht wird) b. zahlreiche Tiroler Bauern im Sommer ihre Blutreinigungskur. Meistens bleiben sie 14 Tage; immer wird eine ungerade Zahl von Bädern genommen, meist 9, I i , 1 3 , mitunter auch bloß 3—7, in seltenen Fällen 1 7 , 1 9 , 2 1 . Selten badet man unter 1, meist bis 2 Stunden 39). Auch in Kärnten spielt im Bauernbad die ungerade Zahl eine Rolle. Im Karlbad am Fuße des Königstuhls kostet das B. 9 Kreuzer, wenn man die glühend gemachten Steine vom Ofen in der hölzernen Mulde in den B.etrog zum Erhitzen des Wassers selbst trägt, 13, wenn man es den Wirt tun läßt. 7 Bäder muß der K u r gast wenigstens nehmen, wenn er eine Wirkung verspüren will, 15 stellen den Kranken vollständig her, 21 heilen alle Gichtleiden und 27 machen auch Krüppel so frisch, daß sie an Kirchtagen tanzen können 40).

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Eine gesetzliche Festlegung der B.edauer gab es in Baden-Baden für Bettler um 1528, nämlich 3 Wochen 4 1 ). Für die Städte Baden und Brugg im Aargau bestand um 1544 während der B.ekur Befreiung von der Zwangsgewalt der ordentlichen Gerichte: „Welcher heimischer oder fremder z& Baden (in der Schweiz) ein b.fart zu haben willens, der soll und mag ein b.fart haben sechs wuchen und dri tag und soll von mengklichen in diser zit aller ansprach halber fri sin" 42). Hans Stockar von Schaff hausen gebraucht 1528 in seiner Hausb.estube eine K u r : „ U f f dye Zitt hein jch 33 Dag Wasser badett jn mim Hus, und schlug heffdyg us" (bekam einen starken Badeausschlag) 43 ). Der Augsburger Großkaufmann Lukas Rem hat über seine B.ekuren, die er wegen eines immer wiederkehrenden, akuten Gelenkrheumatismus gebrauchte, genau Tagebuch geführt. E r badete 1 5 I i in Pfäfers vom 20. Mai an 19 Tage täglich 1 — 1 1 Stunden (auf- und absteigend), im ganzen 127 Stunden, im württembergischen Wildbad 1 5 2 1 vom 23. September an 28 Tage (162 Stunden), 1525 vom 13. August an 28 Tage (177 Stunden), 1 5 3 0 vom 7. März an, bei einem Aufenthalt von 28 Tagen, 27 Tage (177 Stunden), 1 5 3 3 vom 1. September an während 41 Tagen Aufenthalt an 40 Tagen (188 Stunden), 1538 vom 26. August an 28 Tage ( 1 6 1 Stunden) und 1540 vom 3. August an 29 Tage (160 Stunden) 44). Die Durchschnittsdauer war also 4 Wochen. Die Abweichungen sind durch das Auftreten des B.eausschlags und dessen Abheilen bedingt. Nach damaliger humeralpathologischer Auffassung, bei der ich nicht entscheiden möchte, ob sie ursprünglich der Schulmedizin oder dem Volksglauben angehört, trat die Krankheit mit dem Auftreten des B.eausschlags aus dem Innern des Körpers auf die Haut und war mit dem Abheilen desselben aus dem Körper entfernt. ( K a m übrigens [1642] die Heilung ohne B.eausschlag zustande, dann hatte das Wasser [von Pfäfers] durch seine K r a f t und Wärme die bösen Flüsse und Feuchtigkeiten ohne alle Schmerzen und Verletzung der Haut trotzdem aus26*

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gezogen) 45 ). So k a m es, daß die bei einer K u r gebrauchte B.ezeit und Bäderzahl dem Zahlenaberglauben nicht unterstand. — In früherer Zeit scheint die Zahl 9 eine Rolle gespielt zu haben. N a c h dem Göttinger Bellifortis (des K o n r a d Kieser v o n 1405) 46) sollten K r ä u t e r b ä d e r in j e d e m Monat mit A u s n a h m e des Hundsmonats 9 T a g e hintereinander erlaubt sein 4 7 ), und in S c h w a b e n heißt es, daß ein einziges B a d in der Johannisnacht soviel w i r k t wie 9 B ä d e r zu anderer Zeit 4 8 ). A n d e r s verhielt es sich mit den verkürzten B.ekuren. A n 3 Donnerstagen, auch an 3 Freitagen werden Bäder im März (s. 6 c), an 3 Mittwochen und an 3 Sonntagen im Mai (s. 6 e) und an 3 Sonntagen im A u g u s t (s. 6 g) gehalten. B e i m Kinderb. spielt die Zahl 3, gelegentlich auch die 9, eine Rolle, wie auch beim Gebrauch der kalten Bäder durch Erwachsene und einigen anderen (s. 6 e, 6 f, 6 h, 9, l o a , l o b , 10 e.). — Der Nordindier, der gegen die Angriffe des Tigers gefeit sein und selbst dessen Höhle ohne Gefahr betreten will, badet sich 7 mal an 7 Dienstagen 4 9 ). A u c h in Nordafrika k o m m t die 7 vor. "') M a r t i n 255. 38) V o n b u n B e i t r ä g e 133. ") H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 257. " ) ZAlpV.20 (1889), 210 f . " ) ' C a r l K o e h n e Kurortwesen und Kurtaxe in geschichtlicher Entwicklung (Berlin 1912) 18. " ) Ebd. 17 u. 33. ") M a r t i n 127. " ) Medizinische Klinik 1917,748 ff. ") M a r t i n 252 ff. " ) Ebd. 161. *') O s k a r R ö ß l e r Wann und wie einst in Baden-Baden die B.ekur gebraucht wurde 5. S. A. Ärztl. Mitteilungen aus u. für Baden 1909 Nr. 2 u. 3. ls ) M e i e r Schwaben 2, 427 Nr. 116. **) ARw. 17 (1914), 407.

6. J a h r e s z e i t e n (das B. unter freiem Himmel z u m Erfrischen und Vergnügen [s. 7] ist hier nicht aufgeführt). — Als Zeiten feierlicher Brunnenreinigung finde ich genannt den Sonntag L ä t a r e im März, Pfingsten und den Johannistag ®°), oder Ostern, Pfingsten und Johannist a g Bl ). Das sind H a u p t z e i t e n des alten Brunnenkultus und damit auch der aus alter K u l t z e i t stammenden Bäder, die, nur ein oder einige Male gebraucht, die Gesundheit das ganae J a h r erhalten oder gleich einer ganzen B a d e k u r K r a n k h e i t e n heilen.

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W i r finden die 3 Zeiten in einem B r a u c h der Hildesheimer Schneidergilde. Deren Mitglieder waren verpflichtet, an den sog. „freien M o n t a g e n " , d. h. am Montag nach Ostern, St. Johannis und in-der Maiwoche, unmittelbar nach Beendigung der Messe das B. (in der B.estube) aufzusuchen. „ W e m nicht gelüstet zu b., der soll dem Schaff er einen Pfennig z a h l e n " 62 ). — Im A b e r g l a u b e n begegnet uns noch eine 4. Jahreszeit, der Winter, mit 2 besonderen Tagen, den Vorabenden v o n Weihnachten und der Fastenzeit. Für letztere ist, wie aus dem Nachfolgenden hervorgeht, die Überlieferung verworren; ich halte den A b e r g l a u b e n des Fastendienstags für fremdes, durch die Beichtspiegel in unser V o l k hineingetragenes Gut, das vielleicht gar nicht angewandt wurde und lediglich in Beichtfragen und Verboten v o r h a n d e n war. D a der Aberglaube v o m Fastendienstag und Weihnachtsabend in den Quellen miteinander verbunden vorkommt, gilt dies auch f ü r den am Weihnachtsabend. a) W i n t e r . Ein „ M e r k z e t t e l f ü r die B e i c h t e " einer Münchener Handschrift (Clm. 17523 f. 1 3 2 ' — 1 3 2 * , geschrieben 1468) 63 ) erklärt für Aberglauben, wenn j e m a n d am F a s t e n d i e n s t a g (feria tertia carnis breuii) n i c h t ins B. geht 5 4 ) ; Johannes Herolt ( 1 / H ä l f t e 15. Jh.) 5S) ergänzt, weil das wirksam gegen Fieber ist 6 4 ). Im Gegensatz dazu bezeichnet Nikolaus de J a w e r in seiner Schrift de superstitionibus 1405 das B. am V o r a b e n d der W e i h n a c h t und der Fastenzeit gegen Fieber und Zahnschmerzen als A b e r glauben 56 ), ebenso Delrio (disquisitiones magicae) 67 ). — Das L a n d g e b o t Herzog Maximilians in B a y e r n wider Aberglauben usw. v o n 1611 spricht v o n „denjenigen, welche a m w e y n a c h t a b e n t oder F a ß n a c h t t a g wider das fieber und zahnweh b., so nit weniger a b z u s t r a f f e n " 68). Hier ist aus dem Fastendienstag der Ascherm i t t w o c h geworden. Nach Johannes W u schilburgk (Cod. 113 der Bibl. des Domg y m n a s i u m s in Magdeburg, im 15. Jh. wahrscheinlich in Erfurt entstanden) schützt das B. am Aschermittwoch und an W e i h n a c h t e n gegen Fieber und Zahn-

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weh 59), wobei dem Übersetzer wohl ein auf beide Tage gehendes in vigiliis in der schwer leserlichen Handschrift entgangen ist (eine diesbezügliche Anfrage bei der Bibliothek blieb unbeantwortet). — Für mehrere Teile Frankreichs, besonders Eure et Loire, hat man den Brauch festgestellt, Kinder, bei denen man nicht mehr weiß, welche Behandlung man ihnen angedeihen lassen soll, in Quellen einzutauchen. So badete man ehemals die mit Fieber behafteten gegen die Weihnachtszeit in einer sehr kühlen Quelle zu L u r y . Die Hälfte erlag der Behandlung 60). — Vom Aschermittwoch führt Wuschilburgk als Aberglauben an: wer dann badet oder den Kopf wäscht, hat in demselben J a h r e keine Rückenschmerzen, „ u n d in demselben J a h r e soll man nicht am Dienstag b . " 5 9 ) . Philander von Sittewald gibt aber 1650 das Fernbleiben von Rückenweh im ganzen J a h r f ü r das B. morgens nüchtern am Fastendienstag an 61 ), die Rockenphilosophie jedoch f ü r das B. am Fastnachtstage früh. Von der Christnacht sagt sie, wer dann ins kalte Wasser geht, der bekommt selbiges J a h r die Krätze nicht, und wenn er sie hat, vergeht sie 62 ). Nach südslawischem Aberglauben darf man am Aschermittwoch ein Kind nicht b., sonst wird es krätzig ® 3 ). Fromme Menschen badeten nicht in der Fastenzeit (s. 3 b), auch kommt das Verbot des B.heizens vor (s. 3 a). — Nicht zum Aberglauben gehört, wenn 1 5 2 1 zu Weißenhorn in Schwaben am hl. Tag zu Weihnachten etliche „ v o n wunders wegen" badeten 64) (wegen des milden Wetters). b) In Böhmen erhält man die Gesundheit, wenn man am hl. D r e i k ö n i g s t a g e (6. J a n u a r , dem T a u f t a g Christi, der großen Wasserweihe der griechischen Kirche) vor Sonnenaufgang badet 8 5 ), nach anderem Bericht bleibt man dann dort das ganze J a h r gesund 6 S ). — In Schlesien badet oder wäscht man sich an diesem Tage im fließenden Wasser eines Flusses oder einer Quelle, das ist heilkräftig und läuternd 6 7 ). — Bei den Bojken (Ruthenen) wird am Vorabende der hl. Dreikönige bei der Vesper Wasser geweiht. In manchen Gegenden pflegen

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Männer und Frauen mit ihren Kleidern in solches geweihte Wasser zu springen, um hierdurch gegen das Böse gefeit zu sein M ). — Wenn auch kein Tag angegeben ist, gehört hierher wohl die Tatsache, daß der hl. Wilfried Bäder in Weihwasser zu nehmen pflegte, was viel Nachahmer gefunden haben muß, denn Bischof Atto von Vercelli (f um 961) verbot dies B. als dem Zwecke des Weihwassers und der kirchlichen Tradition widersprechend 69). 50 ) BIHessVk. 3 (1901), 2. 51 ) W e i n h o l d Verehrung d. Quellen 34. ® ) M a r t i n 19. 53 ) Mitteilung der Handschriftenabteilung der bayerischen Staatsbibliothek in München. M ) ZfVk. 22 (1912), 242. «) R. C r u e l Geschichte d. dt. Predigt i. MA. (Detmold 1879), 480. 5«) F r a n z Nik.de Jawer 182. " ) W o l f Beiträge I, 2 1 9 Nr. 260. 58) P a n z e r Beitrag 2, 283. c») ZfVk. 1 1 (1901), 273. i0) S 6 b i 1 l o t Folk-Lore 2, 278. 91 ) M a r t i n 24. •2) S e y f a r t h Sachsen 256. •») K r a u ß 4 Sitte und Brauch 548. * ) M a r t i n 72. •5) W u t t k e 308 § 453. ««) Ebd. 69 § 79. 67 M ) D r e c h s l e r 2, 147. ) A R w . 17 (1914), 407 f. 08) F r a n z Benediktionen 1, 109.

c) Im März und zur Osterzeit haben wir die Bäder des Vorfrühlings. M ä r z e n b ä d e r (aber keine Maibäder) an den 3 Donnerstagen im März kommen, wie schon angeführt, in Sonthofen (1544) und Rohrbach (Bayern) vor, und Hadrian ward Donnerstags im Märzb. gesund (15. J h . ) (s. 3 d). In Schwaben hatte laut Rechnungen von 1558 der Sigertshofer Bader „ein guots wolgehaizts B., darzu zwei Maien- und zwei Merzenb. zu geben". Auch in Augsburg wird ein Merzen- und ein Maienb. genannt 7 0 ). Die genannten Bäder wurden in der B.estube genommen. Ein Heilb. betrifft der Aberglaube, von dem der im württembergischen Wildbad tätige Geistliche Keller 1786 berichtet, wer im Märzen 3 Freitage nacheinander, besonders am Karfreitage badet, habe nicht nötig, eine ganze Badekur von 24 Bädern zu t u n 7 1 ) . d) Ein Bad in fließendem Wasser in der K a r f r e i t a g s n a c h t soll das Reißen vertreiben (Sayda in Sachsen), noch vor wenigen J a h r e n sollen deswegen im Erzgebirge Männer in besagter Nacht in einem kleinen, über Felsen rauschenden Bach

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gebadet haben, obgleich rund herum alles mit Schnee und Eis b e d e c k t war. In Rochlitz in Sachsen ging 1905 in der K a r freitagsnacht eine k r a n k e F r a u nackt, wie es der A b e r g l a u b e vorschreibt, in die Mulde, um sich gegen ein langwieriges Halsleiden mit Osterwasser zu waschen, rutschte aus und e r t r a n k 7 2 ) . W e n n man in der N a c h t v o m grünen D o n n e r s t a g auf den K a r f r e i t a g „ u n b r a f f e l t " seine F ü ß e in dem B a c h badet, der durch Mulfingen (Schwaben) fließt, so glauben die Mulfinger, es könne das ganze J a h r kein R o t lauf an die F ü ß e k o m m e n . Man sieht daher in dieser N a c h t o f t den ganzen B a c h voll L e u t e stehen, ganz still, und die F ü ß e b. 73 ). In Brötzingen (Pforzheim) gehen manche a m K a r f r e i t a g m o r g e n an den Bach, waschen, selbst b. sich unbeschrien als Mittel gegen alle K r a n k h e i t e n 74 ). B. v o r S o n n e n a u f g a n g erhält die Gesundheit ( S c h l e s i e n 7 5 ) ; B a y e r n , Erzgebirge, B ö h men unter Betonung, daß es im F l u ß geschieht) 76 ), heilt K r ä t z e und A u s s c h l a g (Militsch-Trachenberger Gegend, Schlesien) 77 ). Ein B. aus dem um Mitternacht des K a r f r e i t a g s geschöpften Wasser l ä ß t schwächliche K i n d e r gedeihen (Schlesien) 7 8 ). Ohne A n g a b e der Tageszeit liegen folgende A n g a b e n v o r : W e r sich im W u n derwasser des K a r f r e i t a g s badet, bleibt im folgenden J a h r v o n K r ä t z e verschont und ist auch sonst an L e i b und Seele fröhlich (Bunzlau 1791) 7 7 ). D a s B. in fließend e m Wasser v e r t r e i b t K r ä t z e (fränkischschwäbisches Grenzgebiet 1825 79), Oldenburg) 80), befreit v o m W i c h t e l (Österr.Sthlesien) w ) , ist h e i l k r ä f t i g und läuternd (Schlesien) 8 1 ). V o r dem k a l t e n Fieber (Malaria) s c h ü t z t man sich, wenn man a m K a r f r e i t a g b a d e t 8 2 ) . N a c h L a m mert badete man einst gegen Malaria am Karfreitage oder Ostertage morgens n a c k t in den Flüssen. (Er nennt dies eine römische S i t t e mit B e z u g auf Horat. Satir. II. 3. 288 ff.) 83 ). — Im K a l o taszeger und A r a n y o s s z e k e r B e z i r k (Ungarn) b. am K a r f r e i t a g die Hirten das Vieh, d a m i t es gesund bleibe 8 4 ).

1788) 8 S ), alle A r t Ausschläge usw. (Prov. Preußen) 8 6 ). Ein Bauernknecht, der gehört hatte, daß das Osterb. vor S o n n e n a u f g a n g die K r ä t z e vertreibe, badete so und ertrank dabei (Chemnitzer Rockenphilosophie 1722) 52 ). W e r sich am 1. Ostertag in k a l t e m Wasser badet, bleibt das ganze Jahr gesund (Bunzlau 1791 87), Gegend der Mittelelbe und Mitteldeutschland) 88). Ein B. oder eine W a s c h u n g mit Osterwasser bringt Schönheit und Gesundheit und befreit von Sommersprossen, Geschwüren, Flechten und Hautausschlägen ( S a y d a in Sachsen). K r a n k e Kinder, vor allem mit dem ,,Ans p r u n g " , einer A r t Ausschlag, werden in Osterwasser g e b a d e t (Reichenbach) 52). — In der Oberlausitz badeten die Bewohner v o n R a u s c h w i t z und K i n d i s c h am Ostermorgen sich und ihr Vieh in der a u f g e s t a u t e n Quelle am Hochstein, weil das f r u c h t b a r mache 8 9 ). Im Odenwald trieb u m 1875 ein F u h r m a n n in der Ostern a c h t zwischen 11 und 12 U h r seinen schlecht g e n ä h r t e n G a u l in die Modau, d a m i t er gesund werde und sich besser füttere 9 0 ), und in Ostpreußen s c h w e m m t man die Pferde in der Osternacht z u m Fernhalten v o n K r a n k h e i t fürs ganze J a h r 5 6 ) . In einigen Gegenden Thüringens a m H a r z treibt man a m Ostermorgen das V i e h ins Wasser, um es das Jahr über vor K r a n k h e i t zu b e w a h r e n 9 1 ) , in Sachsenburg a. d. U n s t r u t wird dabei vor „ S o n nenaufgang" betont92).

Am O s t e r m o r g e n vor Sonnena u f g a n g gebadet, hilft gegen Grind oder sonst dergleichen (Osterode a m H a r z

e) Die F r ü h l i n g s b ä d e r fanden im Mai, zu H i m m e l f a h r t und Pfingsten statt. Die Quelle v o n Pfäfers v e r j ü n g t

70) B i r l i n g e r Aus Schwaben 396 f. " ) ( K e l l e r) Grab d. Abergl. 5, 42. " ) S e y f a r t h Sachsen 254 f. ™) B i r l i n g e r Volksth. 1, 140. 74) M e y e r Baden 502. 75 ) W u t t ke 308 § 453. '•) A R w . 17 (1914). 408 " ) D r e c h s l e r 1 , 8 3 . 7S) J o h n Erzgebirge 7 193. ») P a n z e r Beitrag 1, 258. 80) S t r a k k e r j a n 1, 70. " ) D r e c h s l e r 2, 147. 82) W u t t k e 353 § 5 2 8 . 83) L i m m c r t 260. 84) Z f V k . 4 (1894), 395. 85) Journ. v o n u. für D e u t s c h l a n d 1788, 2. H ä l f t e , 425. 86) F r i s c h b i e r Hexenspr. 66. 87) D r e c h s l e r 2 , 2 6 4 . 88) M a r t i n 23. M ) W e i n h o l d Verehrung d. Quellen 26 = H a u p t Lausitz 1, 16. i0 ) B l H e s s V k . 3 (1901), 1. »') A l b e r s Das Jahr 185. •*) K u h n u. S c h w a r t z 374 Nr. 20.

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sich mit dem Frühling (Paracelsus), das Wasser vom Leuker B . im Wallis ist im 18. J h . dem Volksglauben nach im Mai am kräftigsten, ebenso das von Pyrmont 1597. „ M a n sagt wol: in dem meien da sind die brünlein gsund" (Volkslied). Darum erklärt die Mainauer Naturlehre (13. J h . ) vom Lenz: „ S o ist och dechaine zit besser . . . zu badenne." Die Volkskalender und Anweisungen zur Gesundheit äußern sich ebenso. — Das Maibad ist immer ein Wasserb., sei es in der B.estube oder im Kurort. J a , wir finden den Namen Maibad schlechthin f ü r das Warmwasserbad (im Gegensatz zum Dampfbad), allerdings „fürnemlichen im früling", wie der Straßburger Chirurg R y f f 1549 sagt. E r spricht vom Warmwasserb. in der B a d e w a n n e : „Zum wasser B a d t oder gemeinen Mayen Badt, ist auch das Regenwasser, wo man es haben mag, am aller bequemsten" und besser als Brunnen- und fließendes Wasser, weil es reiner, subtiler ist, die Wärme des Sonnenscheins und kräftige Influenz des Gestirns und dadurch seine schädliche K r a f t zum Teil verändert und gemildert hat. (Die Stelle mag zugleich als Beispiel des Gelehrten - Badeaberglaubens dienen.) — Besonders gebrauchte man die Bezeichnung M a i b a d für das gewöhnliche Wasserb., wenn es ein lustiges B., mit Schmausen, Zechen und zuweilen auch Liebeleien verbunden war 9 3 ). Nach der Zimmerschen Chronik ertrank Graf J ö r g von Werdenberg 1 4 1 5 bei einem Liebesabenteuer im Rhein. A m hl. Abend fanden Fischer die Leiche, „ d i e haben in ußer dem maienbad widerumb zu landt gebracht" 9 4 ). Die Maibilder der Volkskalender des 15. und 16. J h s . zeigen Mann und Frau in der Wanne mit Essen und Trinken 9 3 ). Der lutherische Sittenprediger Martinus Bohemus donnert 1608 gegen dieses Wohlleben der Weltkinder im Mai (wenn er auch das B . dabei nicht nennt), erklärt dagegen die Maibäder für recht: „ d a s man seiner Gesundheit pflege, das man warm b.e, auch kreuterbade gebrauche" 95 ). „ A l l e bad seind gutt, besonder kreuter b a d " , sagt eine astrologische Gesundheitsanweisung von 1556

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beim Mai. „ B a d ist gut vnd besunder wurtz beder (Msc. E. 102 vom J a h r 1467 der Züricher Zentralbibliothek). Auch Kräuter und Wurzeln haben im Frühling besondere K r a f t . — In den Kurorten galt die Maib.ekur für die beste. „ I m Meyen ist die beste Zeit, ein Badenfahrt anstellen" (Johann J a k o b Müller in Luzern, 16. Jh.). „ I m meyen farend wir gen b a d e n " (in der Schweiz; Thomas Murner in der Geuchmatt 1 5 1 9 ) 9 3 ) . Die ursprüngliche Auffassung des Maibades als Gesundheit erhaltendes und bringendes B . hat auch zu einer anderen Verallgemeinerung des Begriffs geführt, es wurde gleichbedeutend mit Heilb.: „ W i e ain maien bad a u f f k a m für die lemi und Schäden von der Frantzosen plattern (Syphilis) Anno dni 1 5 1 3 da stund ain maien bad auff, ligt im Pairland y 2 meil von Starenberg, haist im Zeidelbach oder sant Petters brunnen." Gebadet wurde dort nicht nur im Mai, sondern von Sonntag E x a u d i (zwischen 3. Mai und 6. J u n i fallend) bis Matthäus (21. Sept.) 9 6 ). Aus dem Angeführten geht hervor, daß man die Maib.ekur nicht nur im Heilb., sondern überall, also auch im eigenen Hause, gebrauchen konnte. K a s p a r Scheid sagt im Meyenlob (abgedr. in Hubs Volksbl. d. X V I . J h s . S. 316), die Bresthaften, die ihre Häuser nicht verlassen können, lassen sich im Mai daheim warme Bäder zurichten 97). Häufig wird es in der öffentlichen B.estube genommen, wobei zu beachten ist, daß einzelnen B.estuben in Süddeutschland, mehr noch in der Schweiz, heilkräftige oder als solche geltende Quellen zur Verfügung standen. 1429 fing „ C a s p a r Sommer in Augsburg ein Maienbad an, daß man badete f ü r dem Wertachbruggerthor". In einer Biberacher Chronik des 17. J h s . wird Maienb. und Maienmilch den Kranken im Spital verordnet 98). Es handelt sich hier um eine ältere Stiftung, denn Heinrich von Pflummern berichtet vor der Reformation: „ M a n hat auch im Mayen allweg die armen Leuth auch in Züber badet im spittal vor der Badtstuben. Da hat man dann Ihnen aber die handt boten mit Zuobussen: mit essen vnd Trinckhen." „ M a n hat auch

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den frembden v n d Haimbischen ain Badstuben da gehabt v n d sie b a d e t : h a t sie auch im Mayen Wasser b a d e t " 9 9 ) . Die „ K i n d e r im F e l d " (Aussätzigen) zu St. Georg bei W i n t e r t h u r in der Schweiz hielten in der Mitte des 16. Jhs. eine jährliche B.ekur in der B.estube des Sondersiechenhauses (Leproserie) ab. „ W e n n sie im Mai baden, gibt man einem jeden, soviel im Hause sind, alle Fleischtage sein P f u n d Fleisch und eine halbe Maß W e i n und in der B a d e n f a h r t 7 oder 8 P f u n d süße Butter, auch einen Teller mit Eiern und Zieger (Kräuterkäse) und nach der Badenfahrt 2 P f u n d B.geld und in der Badenfahrt 1 Viertel Mehl f ü r K ü c h l y " . Neben dem Maib. im Hause gab es also noch eine B . f a h r t in einen K u r o r t (1813 im Juli) 10°). — Lorichius (Heidelberg, 16. Jh.) erklärt es für Sünde, am 1. Mai als heiligen T a g (der hl. Walpurga) „ a n f a h e n b a d e n " , d. h. eine B.ekur zu beginnen, „ e h sie in der K i r c h gewesen oder auch der Meinung (sind), das es besser sey, dann an folgenden T a g e n " 98). Ich komme zu den konzentrierten Bädern dieser Zeit. V o m Dorf Leimen im elsässischen Sundgau eine halbe S t u n d e entfernt, fließt im Orte Helgenbronn neben der dortigen Walpurgiskapelle eine kräftige Wasserquelle, Helgenbronn und Kinderbrunnen genannt. A m 1. Mai kommen die Mütter mit ihren siechen Kindern hierher, um sie zu b. (Häufiger noch geschieht es auch an Johannis, daß man hier die durch Sommersprossen verunstaltete H a u t w ä s c h t ) 1 0 1 ) . — Berühmt ist die Pfingstmontagswallfahrt zur Kapelle St. Pirmin im luxemburgischen K a n t o n Wilz mit dem etwas davon liegenden Pirminiusbrunnen, wobei skrophulöse Kinder 3mal eingetaucht werden 102 ). In einzelnen Gebieten v o n Cornwallis werden die Kinder, die a n Rachitis und Gekrösekrankheiten leiden, die ersten 3 Mittwoche im Mai 3mal, gegen die Sonne gewandt, in eine Quelle getaucht, dann 3mal in der R i c h t u n g auf die Sonne zu über den Rasen bei der Quelle gezogen 103 ). Im Westen von Cornwallis geschah es vor 50 Jahren an den ersten 3 Sonntagen im Mai vor Sonnenaufgang, um Gürtelrose

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(zona), Flechten und andere K r a n k h e i t e n zu heilen und gegen den bösen Blick zu schützen. Die Eltern tauchten die Kinder, das Gesicht gegen die Sonne, ganz nackt 3mal ein. Dann gingen sie 9mal von W e s t e n nach Osten um die Quelle, und während die Kinder nachher angekleidet schliefen, achtete man darauf, ob sie gut ruhten und das Wasser viel Blasen aufwarf. Das galt als gute V o r b e d e u t u n g . Alles mußte stillschweigend geschehen. Ein aus der Kleidung des Kindes gerissener (nicht geschnittener) Lappen wurde bei der am meisten gebrauchten Quelle nahe der Kapelle v o n St. Madron an einem in der Kapellenwand befestigten Dorn aufgehängt oder zwischen die R a n d steine des Bächleins gesteckt. Die Frau, die dort Anweisung gab, durfte nicht in Geld, sondern nur in Naturalien bezahlt werden, oder man legte die Geschenke für sie neben der Quellfassung nieder 1 0 4 ). In Ost-Cornwallis ist es üblich, an den 3 ersten Sonntagmorgen im Mai in der See zu b. 105 ). — Westendorf berichtet, daß in einigen Gegenden Hollands am Maimorgen in lebendem, strömendem Wasser gebadet wird, um v o n allen Hautkrankheiten zu genesen oder dagegen gesichert zu sein 106 ). — A n der süditalischen und sizilianischen K ü s t e nehmen viele in der N a c h t vor Himmelfahrt ein Meerb., das als heilkräftig gilt 1 0 7 ); auch in Armenien badet man in der Himmelfahrtsnacht wegen der kräftigen Heilwirkung 1 0 8 ). — Lorichius s a g t : „ I n der ersten Maynacht, w e y l die K l o c k zwölfe schlecht, in eyl Wasser schöpfen, im selben den ganzen T a g f ü r rauth vnd andere leybsgebresten b., ist ein spöttlicher ärgerlicher A b e r glaub, dardurch der Dienst Gottes denselbigen T a g verhindert w i r d " 9 8 ) . Vielleicht gehört das Druselwasser hierher, v o n dem Jul. Schmidt Reichenfels in Kassel hörte. In ihm zu b. wurde als heilsam gerühmt, es müsse aber mit dem Lauf, nicht gegen den Lauf geschöpft werden. (Wahrscheinlich ist die rechte Zeit dazu Walpurgis oder Johannis) 109 ). W e i t bequemer war das W a 1 p u r g i s n a c h t b . in den Kurorten, besonders in den natürlich warmen Bädern. Ich

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kenne es nur im deutschen Sprachgebiet. Dies Dauerb. findet vereinzelt auch an Himmelfahrt statt. Es ist gegenüber dem weit verbreiteten B. in der J o h a n n i s n a c h t verhältnismäßig selten. U m nicht zu wiederholen füge ich das Johannisb., wenn es a m gleichen Ort auch v o r k o m m t , hier ein. — 1631 heißt es v o n der Therme Pfäfers in der Schweiz: „ V n d e r andern, so pflegt auff den ersten T a g Maij, alten Calenders, ein vnzehlbare menge Volcks, zu Vesper v n d A b e n d t s zeit, auß allen benachbarten Dörffern, Thälern vnd Gebirgen, mit einem W o r t alles gemein, v n n d lauffige Gesinde, theyls Gesund(heits), theyls Lust v n d Fürwitz halber, herbey zukommen, in die Badschwämme, einzusitzen, v n n d die gantze Nacht, darinn w a c h t s a m b zuzubringen, auch dise Nachtfrist, einer gantzen B a d Chur, jhres Sinns a b z u s c h ä t z e n ; alsdann, folgenden Morgen, wann sie abreisen wollen, jhre Hembder, zuvor in das Badwasscr (das keine mineralischen Bestandteile hat) wol einzutrucken, v n d also anzuziehen, mit mainung, einer mit sich hinweg tragenden großen gefunden K r a f f t " (Kolweck). Im Basler Gebiet bei dem damals schwer zugänglichen (nicht natürlich warmen) B. Ramsen (Ramsach) ,,tryben sy uff den mey und Sant Johans oben (Abend) Superstitiones" 1572 n o ) . 1600 wird „ i m bad zu Ramsein uff St. Johannis abend und nacht neben großem muttwillen superstition und A b e r g l a u b e n getriben, sonderlich v o n unsern Leuten (d. h. denen aus dem Basler G e b i e t ) , welche diß tags halben dem B a d große K r a f f t zuschreib e n " , und 1605 „ w i r d geklaget v o n wegen der Bädern Ramsen und anderswo, dz man deren k r a f t auf gewisse tage lege, sonderlich auf den tag S. Johannis Bapt i s t a e " 1 1 1 ) . 1606 wird das B. „ a u s A b e r glauben v o m L a n d v o l c k auff den t a g der Himmelfahrt, M e y t a g und S. Johanstag b e s u c h t . " Die (evangelische) Kirchenbehörde schlug zur A b s t e l l u n g des Aberglaubens vor, den Bader anzuhalten, an diesen T a g e n keine Gäste aufzunehmen und das B. nicht zu heizen 110 ). — V o n BadenB a d e n , das natürlich warmes Wasser hat,

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schreibt 1673 ein Franzose, der dort die K u r gebrauchte: „ A m 1. Mai kommen Scharen schwäbischer Bauern, erkenntlich an ihren althergebrachten Trachten, aus der weiteren U m g e b u n g , um zusammen mit ihren Frauen ein „ M a i b . " zu nehmen. Sie legen sich ins B. hinein, trinken und essen — so will es die deutsche Sitte — , dann legen sie sich z u m Schlafen hin. Haben sie auf diese A r t gebadet, bilden sie sich ein, sie blieben das ganze J a h r von K r a n k h e i t e n verschont. So hält es die katholische B e v ö l k e r u n g . " Die Nichtkatholiken erscheinen 10 T a g e später, am 1. Mai alten K a l e n d e r s 1 1 2 ) . 1632 k a m Zeiller abends um 8 Uhr nach BadenBaden und fand erst nach 1 J4stündigem Suchen Quartier, „ w e i l n so viel Badleuthe, sonderlich Bauern, vorhanden waren, die wegen S. Johans N a c h t jhnen einbildeten, wann sie selbigen A b e n t badeten, daß sie hierdurch das gantze J a h r für Kranckheiten solten befreyet sein" 1 1 3 ). ») M a r t i n 10 f f . " ) B i b l . d. literar. Ver. i n S t u t t g a r t 93 (1869), 3. »5) B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 94. »•) D i e Chroniken der d t . S t ä d t e 25, 7 f. •') R o c h h o l z Gaugöttinnen 6 1 . ,s ) B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 92 f. M) A l e m a n n i a 17 (1889), 99. »>0) M a r t i n 101) R o c h h o l z 19 f. Gaugöttinnen 60 f. 102 ) W e i n h o 1 d Quellen 43 = G r e d t Luxemburg Nr. 30. 103) S e b i 1 1 o t Paganisme 67. 101 ) E b d . 67 u. 80. 106) S a r t o r i Sitte und 1 0 ') M a n n h a r d t Brauch 3, 180. Germ. Mythen 3 1 . >07) S a r t o r i Sitte und Brauch 3, 188 = T r e d e D. Heidentum i. d. röm. Kirche 3, 224. I08) E b d . = A b e g h i a n Der armen. Volksglaube 61 f f . 1 0 i ) G r i m m Myth. no) M a r t i n nl) 1, 487. 1 5 f. E b d . 21. 112) O s k a r R ö ß l e r Ein Bericht über die Bäder von Baden-Baden aus d. J. 1673. S. A . Ä r z t l . Mitteilungen aus u. f ü r B a d e n 1 9 1 5 Nr. 16. 1 1 S ) M a r t i n 22.

f) Die S o m m e r k u l t b a d e z e i t ist bei uns, aber auch anderswo, der Vorabend des J o h a n n i s t a g e s bis Sonnenaufgang, in Portugal auch noch der des Peters- und des Antoniustages. Der hl. Augustin sah in L y b i e n — er nennt es einen heidnischen Brauch und eifert dagegen — , daß Christen am Johannistage z u m Meer gingen, um sich zu b . ; und an anderer Stelle schreibt er, daß sie sich in der Nacht oder in den Morgenstunden des Johannistages in Quellen,

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Sümpfen oder Flüssen zu waschen (b.) wagten 1 1 4 ). Mit den gleichen W o r t e n beschreibt Bischof Caesareus v o n Arles (t I. H ä l f t e 6. Jhs.) den Brauch und beschwört seine Landsleute, davon zu lassen 1 1 S ). Nochmals finden sich die W o r t e in einem Freisinger Homiliar des 8. Jhs. 1 1 6 ) — 1330 sah Petrarca in Köln, wie er in einem Briefe an den Kardinal Colonna schreibt, am Vorabend des Johannistages einen alten Brauch. Bei Sonnenuntergang war das ganze Rheinufer mit Frauen bedeckt. Unglaublich war der Zulauf. Ein Teil der Frauen w a r mit wohlriechenden Kräuterranken bedeckt. Mit zurückgeschobenem Gewand fingen Frauen und Mädchen plötzlich an, ihre weißen A r m e in den Fluß zu tauchen und abzuwaschen. Dabei wechselten sie in ihrer Sprache lächelnd einige Sprüche miteinander. Man erklärte ihm, daß dies ein uralter Brauch unter der weiblichen Bevölkerung Kölns sei, die meine, daß alles Elend des ganzen Jahres durch die bei ihnen an diesem T a g gewöhnliche A b w a s c h u n g im Flusse weggespült würde und gleich darauf alles nach W u n s c h gelinge. Von einem ähnlichen Brauch in Neapel am Vorabend des Johannistages berichtet Benedikt de Falco 1580, wo Männer und Frauen zum Meer gingen und sich nackt wuschen 117 ). Bei Nogent-le-Rotrou (Frankreich) gibt es eine Quelle, die wegen ihrer Heilkraft während der ganzen Johannisnacht berühmt ist. In ihr b. Männer und Frauen am A b e n d vor Johannis, und kein unzüchtiger Gedanke stört den Vorgang U 8 ). Bis in die jüngste Zeit badete man sich in Wallonien in den Flüssen oder trank auch das Wasser gerade um Mitternacht des Johannistages, um sich verschiedene Vorteile zu verschaffen, darunter das Recht, nicht zu ertrinken 119 ). Von den Dauerbädern in Heilbädern während der Johannisnacht wurden die zu Ramsen und B a d e n - B a d e n bereits beschrieben (s. 6 e). Bäder in der Johannisnacht, heißt es im K a n t o n Luzern, sind besonders heilsam 1 2 0 ). V o n „altfränkischen" Leuten wurde 1862 noch im B a d e Schönau zu T s c h a g g ü n s (Churrätien) in der Johannisnacht gebadet, weil ein B.,

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in dieser Nacht genommen, eine ganze K u r v o n 3 — 4 W o c h e n e r s e t z t 1 2 1 ) . — In S c h w a b e n heißt es, ein einziges B. in der Johannisnacht wirkt soviel als 9 Bäder, die m a n zu anderer Zeit nimmt. Deshalb badeten die Leute früher immer während dieser Nacht in dem Mineralb.e L a i m n a u (O.-A. Tettnang); jetzt (1852) hält man weniger mehr d a r a u f 1 2 2 ) . 1591 hatten „ a n Joannis B a p t i s t a e uff die A c h z e h n doch mehrentheils Weibspersonen das B a d t in der Eßlinger Vorstadt allhie (Stuttgart) besucht, die ganze n a c h t und den T a g , und allßo z w a n z i g vier s t u n d t gebadet, welches auch andere J a h r uff Joannis Baptistae abends bes c h e h e n " . Die S t u t t g a r t e r S y n o d e bek ä m p f t e dies als A b e r g l a u b e n und drohte B e s t r a f u n g von Badern und B.leuten an. 1602 war das Konsistorium der gleichen Meinung, weswegen es „ d e m Sulzbäder zu C a n n s t a t die St. Johanns Bäder zu halten abstricken ließ, doch zu der Oberkeit fernerem E r w ä g e n " . Der zu diesem G u t a c h t e n eingeholte Bericht des V o g t s v o n K a n n s t a t t lautete dahin, daß diese B ä d e r ein Überrest des P a p s t t u m s seien und hauptsächlich nur noch v o n den benachbarten K a t h o l i k e n zu Hofen und Ö f f i n g e n gebraucht würden und desw e g e n um so mehr abgeschafft zu werden verdienten, als sie nur Veranlassung zu U n f u g gäben m ) . 1639 und 1666 wurden die Johannisbäder in W ü r t t e m b e r g nochmals verboten 124 ). 1673 spricht Salomon B r a u n in der Beschreibung des nach der Zerstörung neu errichteten Biberacher (also auch eines Württemberger) Bades v o n Mißbräuchen beim B., „ d a r u n t e r auch noch einer, als nicht der geringste zu mercken, daß auch bey uns dieser übele G e b r a u c h bey vielen sich gefunden (also im a l t e n Biberacher B.e), die da zu verk ü r t z u n g der Zeit und B a d e Cur desto länger, und wol gar continuirlich 24 Stunden im Zuber sitzen blieben, darinnen geessen, getruncken, geschlaffen, und j a theils so eine sonderliche Zeit, nemblich S. Johannis Baptistae Nacht dazu erwehlet, u n d meynen solche Leuthe, wenn sie nur frisch wider heimgehen können, haben sie die Sache wol g e t r o f f e n " 125 ).

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V o m Solbad N i e d e r b r o n n i m W a s g a u (Unterelsaß) heißt es 1593, d a ß „ s o n d e r lich v m b Johannis B a p t i s t a e alle j a r ein g r o ß e menge v o m L a n d v o l c k dahin k o m men, so ein t a g z w e n da gebliben, t a g v n d n a c h t im wasser gesessen, in den B u r g e r s H e u s e r n dasselbig w ä r m e n lassen, v n d d a r e i n in B ü t t e n gesessen, d a ß das g a n t z D o r f f voll B a d g e s t v n d erfüllet gewesen, v e r m e y n e n d , sie seien das g a n t z J a r hernacher von kranckheiten verwaret v n d s i c h e r " . Heliseus R ö ß l i n , v o m S u l z b a d i m U n t e r e l s a ß 1647: „ I c h h a b e gesehen, z w a r nicht in dem S a u e r b r u n n e n , s o n d e r n in v n s e r m S u l t z b a d , das gemeine L e u t h e an St. J o h a n n s t a g 24 s t u n d e n c o n t i n u e nach einander in d e m b a d e gesessen, die b a d e n Cur in solcher Zeit zu e n d e geführt, v n d in d e m bade gessen, g e t r u n c k e n , geschlaffen, a u c h wol, w a n n sie in der grösten hitze gewesen v n d k ö p f f e , so roth als die Z i n ß k a p p e n g e h a b t , ein G l a ß n a c h d e m andern v o n d e m ges a l t z e n e n W a s s e r a u ß g e t r u n c k e n . " (Sebitz) 1 2 6 ). 1854 s u c h t e der S t r a ß b u r g e r Kirchenkonvent gegen die Johannisb ä d e r als einen a b e r g l ä u b i s c h e n B r a u c h einzuschreiten 127 ). Schwenckfeldt schreibt 1607 von W a r m b r u n n bei H i r s c h b e r g in S c h l e s i e n : „ D e n n an S. J o h a n n i s A b e n d t , v n d a n J o h a n n i s T a g e v b e r a u s viel V o l c k e s v o n n a h e n und f e r n e n Orthen, dahin sich f i n d e t , G e s u n d e , gesunden L e i b v b e r s Jahr zubehalten, Krancke, Lahme, Krätzige, Außsetzige, Gichtbrüchige, jre K r a n c k h e i t zuwenden. Feilet hauffenweise v b e r e i n a n d e r in B r u n n e n wie die Gänse, g ä n t z l i c h e r meinung, d a ß W a r m e B a d were diesen T a g viel k r ä f f t i g e r , als ä n d e r e Z e i t d e ß Jahres, v n d gebe in einer h a l b e n S t u n d e d e m L e i b e m e h r K r a f f t als sonsten V i e r oder F ü n f f W o c h e n . " (Hier k a m hinzu, d a ß dort S t . J o h a n n i s zu E h r e n eine K a p e l l e e r r i c h t e t war, in der v o r Z e i t e n a m T a g e des Heiligen den B.eg ä s t e n eine Messe gelesen wurde, w o z u große W a l l f a h r t war) 1 2 5 ). Dasselbe gilt, s a g t Drechsler, v o n dem J o h a n n i s b r u n n e n ( J o h a n n i s b . [ w o h l das w a r m e B. in B ö h men]) und d e m J o h a n n i s b a c h im Riesengebirge, w o h i n a m J o h a n n i s t a g e viele

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L e u t e w a l l f a h r t e n u n d dort b. und trinken, in der Meinung, G e s u n d h e i t d a v o n zu s c h ö p f e n 1 2 8 ) . In N o r w e g e n w u r d e n die heiligen Quellen v o r z ü g l i c h a m J o h a n n i s a b e n d besucht, weil sie dann a m k r ä f t i g s t e n sind 127 ). Es wurde, wie aus d e m obigen ersichtlich ist, nicht i m m e r nur die Nacht, sondern auch noch den T a g hindurch, j a 2 T a g e g e b a d e t . D a s ursprüngliche w a r das Nachtb. U m zu wissen, w e l c h e Quelle man z u r Heilung am vorteilhaftesten gebraucht, w i r f t m a n in der f r a n z ö s i s c h e n P r o v i n z L i m o u s i n in ein mit W a s s e r gefülltes Gef ä ß K o h l e n , a u s H a s e l r u t e n g e b r a n n t , die a m V o r a b e n d des J o h a n n i s t a g e s ges c h n i t t e n sind. J e d e K o h l e bezeichnet eine Quelle; die z u e r s t z u B o d e n fällt, zeigt die Quelle an, die m a n g e b r a u c h e n m u ß 129 ). V o n den im H a u s e g e n o m m e n e n J o h a n n i s b ä d e r n kenne ich nur eins. N o c h h e u t z u t a g e rüstet m a n in Schlesien (z. B . in der S p r o t t a u e r Gegend) ein J o h a n n i s b . , zu d e m m a n W a s s e r n i m m t , w o r i n neunerlei Hölzer oder K r ä u t e r gekocht sind 128 ). 114 )

Grimm

Myth.

Superstit. Arelat 19. n')

116 )

i, 490.

11S )

Boese

Schmeller

Bay.-

Wb. 2, 302. G r i m m Myth. 1, 489. 11S) Ebd. 3, 487 Nr. 33. »•) S e b i l l o t Paganisme 300. 12°) H o f f m a n n - K r a y e r 163. 121 ) V o n b u n Beiträge 133. m ) M e i e r Schwaben 2, 427 Nr. 116. 123) M a r t i n 20. »") Ebd. 399. 125) Ebd. 22 f. >28) Ebd. 21 f. 127) W e i n h o 1 d Quellen 44. 128) Drechsl e r 1, 143. 12») S e b i l l o t Paganisme 78 f. g) F ü r den H o c h s o m m e r und den H e r b s t (ungefähr die Zeit der H u n d s t a g e) ist mir nur ein B . bek a n n t , das m a n als K u l t b . a u f f a s s e n k a n n . In f r ü h e r e r Z e i t zog w ä h r e n d der 3 ersten S o n n t a g e im A u g u s t , an den sog. „ k a l t e n B . s o n n t a g e n " viel V o l k ins K r a u c h t a l i m Glarnerland, u m i m K r a u c h t a l e r B., einem W a s s e r b e c k e n v o n mehreren Min u t e n U m f a n g , in das sich k a l t e Quellen ergießen, zu b. 1680 b e s u c h t e n es die j u n g e n L e u t e aus d e m Glarner und Sarganser L a n d u m den A n f a n g A u g u s t , m e h r u m sich zu erfrischen als k r a n k heitshalber. U m die Mitte des 19. J h s .

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hörte die B e n u t z u n g auf 13 °). D a ß nur ein solches B . f ü r diese Zeit v o r l i e g t , ist u m so a u f f a l l e n d e r , weil die V o l k s k a l e n d e r gerade das k a l t e B . empfehlen, w ä h r e n d sie vor dem warmen B. warnen m ) . Deme n t s p r e c h e n d wird i m G ö t t i n g e r Bellifortis (des K o n r a d Kieser, 1405) 1 3 2 ) das K r ä u t e r b . (9 T a g e hintereinander), das f ü r j e d e n M o n a t e r l a u b t ist, im H u n d s monat verboten. Auch v o m Baden-Badener B . s a g t der dortige A r z t M a t t h ä u s 1609: „ I n den H u n d s t a g e n soll m a n aber n i c h t b . " 1 3 3 ) . D i e Meinauer N a t u r lehre (13. Jh.) w a r n t im H e r b s t v o r den Thermen131). Nach Emmentaler Glauben soll m a n w ä h r e n d der H u n d s t a g e im A u g u s t n i c h t b., es w i r d sonst eine K r a n k h e i t i m G e f o l g e haben, a b e r M ä d c h e n b. dort gerne, w ä h r e n d die R o s e n blühen, d a s g i b t eine schöne gesunde H a u t 1 3 4 ) . 130) M a r t i n 27. 131 ) E b d . 173 f. " 2 ) Ebd. i ö o f . 13S) O s k a r R ö ß l e r Wann und wie einst

in Baden-Baden die Badekur gebraucht wurde. S. A. Ärztl. Mitteilungen aus und für Baden. 1909 Nr. 2 u. 3, 5. 134) S A V k . 24 (1922), 66.

h) D a s B . i m Tau, F l a c h s , K o r n u n d S a n d . U m n i c h t zu wiederholen, sei hier alles H e r g e h ö r i g e angeführt, auch wenn bestimmte T a g e nicht g e n a n n t sind. — A l s n a c h der E r m o r d u n g K a i s e r A l b r e c h t s i. J . 1308 dessen T o c h t e r A g n e s die 63 M a n n der B e s a t z u n g v o n F a r w a n g e n h a t t e h i n r i c h t e n lassen, soll sie d u r c h deren B l u t m i t den W o r t e n ges c h r i t t e n s e i n : „ J e t z t i m B l u t e derer g e h e n d , die meinen f r o m m e n H e r r n erm o r d e t h a b e n , b a d e ich i m M a i e n t a u " 1 3 6 ). Nach Tschudis Schweizer C h r o n i k s p a z i e r t e sie in der E n t l e i b t e n B l u t und sagte, sie b.e i m M a i e n t a u 1 3 6 ). So w i r d m a n c h e r o r t s u n t e r B . i m M a i t a u ein D u r c h s c h r e i t e n der t a u n a s s e n W i e s e n oder F e l d e r zu v e r s t e h e n sein. In Groningen, im z ü t p h e n s c h e n T e i l v o n G e l d e r l a n d und in S ü d h o l l a n d n e n n t m a n das d a a w t r a p p e n ( T a u t r e t e n ) oder d a a w s l a a n (Tauschlagen), m a n v e r s a m m e l t sich dazu i m Mai oder a m Morgen des 1. P f i n g s t t a g e s v o r S o n n e n a u f g a n g ( „ v o r d a g en d a a u w " ) im F e l d und b e k r ä n z t sich mit L a u b und B l u m e n 1 3 7 ). A b e r a u c h d a s B . des g a n z e n und z w a r n a c k t e n K ö r p e r s k o m m t v o r .

824

— O h n e A n g a b e einer Z e i t h e i ß t es in der O b e r p f a l z , d a ß B . i m T a u den M ä d chen die verlorene J u n g f r a u s c h a f t wieder g i b t 1 3 8 ) . Es wird erzählt, d a ß sich H e x e n n a c k e n d im S a n d e oder i m K o r n b. 1 3 9 ). In B ö h m e n w ä l z e n sich m a n c h e a m Ostersonntag vor Sonnenaufgang nackt im T a u der W i e s e n ( M a s c h a k o t t e n ) 140 ). In M e r s b u r g hörte W e i n h o l d , d a ß die j u n g e n U h l d i n g e r i n n e n n o c h in der 1. Main a c h t i m taunassen K l e e b a d e t e n 1 4 1 ). N o c h h e u t e ist es in S a c h s e n B r a u c h , sich am Johannistage früh vollständig nackt i m t a u f r i s c h e n Gras z u w ä l z e n , u m K r ä t ze, A u s s c h l ä g e und sonstige Unreinlichkeit aus der H a u t zu beseitigen 142 ). Im Saalfeldischen t a n z e n (1790) die M ä d c h e n in der J o h a n n i s n a c h t u m den F l a c h s , ziehen sich n a c k t aus und w ä l z e n sich d a r i n 1 4 3 ) . — In S c h w e d e n und Island b a d e t e m a n sich in der J o h a n n i s n a c h t i m T a u , d a m i t die K r a n k h e i t e n des K ö r p e r s durch W u n d e r (miraculose) geheilt w ü r den 144 ). — N a c h der Morningpost v o m 2. Mai 1 7 9 1 gingen in E n g l a n d a m 1. Mai S c h a r e n auf die Felder und b a d e t e n ihr Gesicht i m b e t a u t e n Grase, u m d a d u r c h S c h ö n h e i t zu e r l a n g e n 1 4 5 ) . Z u Gervasius* v o n T i l b u r y Zeiten ( 1 2 1 1 ) w a r das P f i n g s t b a d selbst n o c h bei V o r n e h m e n in B r a u c h 1 4 6 ). In L a u n c a s t o n h ä l t m a n dafür, d a ß K i n d e r , die ein s c h w a c h e s K r e u z haben, d a d u r c h geheilt w e r d e n können, d a ß m a n sie a m Morgen des I., 2. oder 3. Mais durch das t a u b e n e t z t e Gras z i e h t 1 4 4 ) . U m 1850 b a d e t e man in Cornwallis das k r a n k e K i n d a m I. Mai auf d e m t a u b e d e c k t e n Rasen, was, u m w i r k s a m zu sein, a n den 2 folgenden Morgen w i e d e r h o l t werden m u ß t e 147 ). — D a s B . a m J o h a n n i s t a g e i m T a u ist in der N o r m a n d i e üblich, u m gegen K r ä t z e u n d andere H a u t k r a n k h e i t e n g e s c h ü t z t z u sein, in den P y r e n ä e n zur Genesung v o n H a u t k r a n k h e i t e n , in der B r e t a g n e gegen F i e b e r in einem b e t a u t e n Haferfeld 1 4 5 ). S^billot sagt, d a ß in mehreren Gegenden F r a n k r e i c h s das T a u b , a m Morgen des J o h a n n i s t a g e s v o n K r ä t z e befreit. In B 6 a r n (Nieder - P y r e n ä e n ) spaziert der K r a n k e v o l l s t ä n d i g entkleidet in vers c h i e d e n e n R i c h t u n g e n durch ein H a f e r -

Bad, baden

825

feld und spricht wiederholt ein Gebet im D i a l e k t : „ R e i n i g e mich gut, frischer T a u " usw. A u c h in Asturien (Spanien) wird man v o n K r ä t z e frei, wenn man sich um Mitternacht des Johannistages g a n z n a c k t im T a u wälzt, unter denselben Bedingungen in den Abruzzen (Italien), hier auch zu Himmelfahrt 1 4 8 ). 13S) R o c h h o l z Gaugöttinnen 61. 13 ') B i rl i n g e r Aus Schwaben 2, 93. 13 ') M a n n h a r d t Germ. Mythen 29. 13S) S c h ö n -

werth

2, 911.

Oberpfalz

14°)

2, 33. "*) G r i m m

J o h n Westböhmen 65.

141)

Myth.

Meyer

Baden 220 = W e i n h o l d Ritus 41. ' " ) S e y -

f a r t h Sachsen 252.

143)

Grimm

452 Nr. 519.

1M)

Mannhardt

vasius

147 )

S e b i 11 o t

30f. 148)

146)

57.

Ebd. 28.

Ebd. 125.

146)

Myth. 3,

Germ.

Liebrecht Paganisme

Myth.

Ger-

68.

7. Das B. unter freiem Himmel im F l u ß , S e e , T e i c h und im M e e r zur Erfrischung und zum Vergnügen h a t seinen besonderen Aberglauben. Er bezweckt, die Gefahren dieses B.s zu beseitigen und g i b t Schutz vor Ertrinken (s. Ertrinken und Wasseropfer). Ich m u ß aber doch darauf aufmerksam machen, daß gewisse Tage, an deren Vorabend die N a c h t hindurch bis zum Sonnenaufgang das B. f ü r besonders heilkräftig gilt im Freib. zur Erfrischung und z u m Vergnügen verrufen sind, weil sie ein oder mehrere Opfer fordern, so der 1. Mai, der Himmelfahrtstag, besonders der Johannistag und auch der Peter- (und Pauls-) T a g . Es k o m m e n auch noch einige andere T a g e vor, bei denen das B. in der vorhergehenden N a c h t nicht üblich ist. F ü r unser K l i m a bedeutet der J o h a n n i s t a g den Beginn des Freib.s, wenn auch an ihm selbst nicht g e b a d e t werden soll. Eine besondere S t e l l u n g haben die Hundstage. Wie schon g e s a g t (s. 6 g) rieten die Volkskalender v o m warmen B. im Hause und in der B.estube, wie in den Thermen, für diese Zeit ab, empfahlen aber das kalte B. Vielleicht g e h t ein Teil der nachfolgenden B . e v e r b o t e auch nicht auf das kalte, sondern auf das w a r m e B., wo nicht ausdrücklich v o m S c h w i m m e n die R e d e ist.

826

ren Tagen (Pennsylvaniendeutsche) l s o ), es wird sonst eine K r a n k h e i t im Gefolge haben (Emmental) 1 5 1 ), man soll nicht schwimmen gehen, sonst bekommt man „ G e s c h w ü r e " (Heidelberg und Pennsylvaniendeutsche) 1B0 ). Somit könnten bei uns f ü r frühere Zeiten die Hundstage den Schluß des Freib.s bedeutet haben. — A m L a u r e n t i u s t a g (10. August) pißt in Ungarn der Hirsch ins Wasser, dann wird die W i t t e r u n g kühl, und man darf nicht mehr b., und v o m Stephanstage (20-. August) heißt es ebenda, von diesem Tage an darf man nicht mehr b., denn der Hirsch pißt ins Wasser, und man wird krank d a v o n 1 6 2 ) ; v o m gleichen T a g e sagen die mährischen Tschechen, daß in der N a c h t in jedem Gewässer Schlangen b. und ihr Gift in dasselbe lassen, daher soll niemand nach Stephani b. 153 ). So ist für Ungarn und Tschechen Stephani der S c h l u ß t a g des Freib.s. 14») L i e b r e c h t Zur Volksk. 337 f. lso) F o g e 1 Pennsylvania 260. 161) SAVk. 24 li2 (1922), 66. ) ZfVk. 4 (1894), 405. G r ohm a n n 82.

8. B.e s t u b e u n d Ofen. a) Die B.e s t u b e hat in Deutschland wenig A b e r g l a u b e n hinterlassen, da sie zu einer Zeit einging, als man den A b e r g l a u b e n noch nicht aufzeichnete. W e n n sie in den Beichtfragen nicht vorkommt, wird damit nur bewiesen, daß diese v o m Süden zu uns gelangten, wo es unsere D a m p f b . e s t u b e samt B . e q u a s t nicht gab. Das deutsche und nordische Seelb. und die Stellung des Donnerstags (s. 3 d) im B.estubenaberglauben mit ihren Parallelen im B a l t i k u m und bei den Nordslawen lassen schließen, daß mancher bei diesen Völkern noch bestehende A b e r g l a u b e auch bei uns einst vorhanden war. Bei den alten Juden galt trotz der Liebe z u m B.e das B.ehaus als ein Ort des Schmutzes, der mit dem A b t r i t t auf gleicher Stufe steht, und jedes Thoragespräch ist daher im B.e verpönt. Mußte doch selbst das für das B. momentan zu erteilende W o r t in profaner Sprache geIn den H u n d s t a g e n darf man nicht sprochen werden. Der Hurenlohn und der b., denn d a n n ist das Wasser giftig (Norwegen) 149 ), es ist gefährlicher als an ande- > Hundepreis sollen verwendet werden zu

827

Bad, baden

A b t r i t t e n und Bädern 154 ). Im Glauben der W o t j a k e n heißt es: ,, In die B.ek a m m e r t r a g dein Heilkreuz nicht m i t ; das in die B.ekammer mitgenommene K r e u z verliert seine (Fetisch-) K r a f t und ist daher v o n keinem Nutzen m e h r " 15S ). B e i der weißrussischen L a n d b e v ö l k e rung, bei der die Geburt im Sommer in der B a n j a (B.hütte) oder in einem leeren Stall, im W i n t e r im Hause s t a t t f i n d e t 1 5 6 ) , v e r g r ä b t die B a b k a (Hebamme) die Nachgeburt meist unter der Diele der B a n j a , wobei sie sich nach allen 4 Himmelsricht u n g e n verbeugt, aber nicht bekreuzt, sondern die Hände auf dem R ü c k e n hält, weil die B a n j a ein ungeweihter R a u m i s t 1 5 7 ) . — Den alten L e t t e n galt die B.estube teils f ü r heilig, teils für behext. In der Sage v o n K u r b r a n d werden 3 schöne Königstöchter, als sie sich einmal in der B . e s t u b e wuschen, v o n einem bösen Geist e n t f ü h r t . In derselben B.estube k o c h t K u r b r a n d einen Kessel Grütze. Der böse Geist wird v o m Geruch angelockt. K u r brand k l e m m t ihn in der T ü r fest und verprügelt ihn, bis er ihm willfährig i s t 1 5 8 ) . Bei den Esten rufen die Zauberer oft K r a n k h e i t e n in der B.estube (Saun) hervor, aber die Weisen heilen die K r a n k e n auch in der B.estube, und suchen sie v o n Zauberei zu befreien. Dabei m u ß vollständige R u h e herrschen, auch ist es in keiner Weise erlaubt, die Pfeife des gehörnten Johannes (Sarve Jaan) zu blasen (pfeifen). Der Gesang oder die Pfeife des gehörnten Johannes ruft diesen sonst in die B.estube und macht die Heilung unwirksam. Der Weise heilt hauptsächlich mit B . e q u a s t und Worten. Gegen Geschwüre und ähnliche Schwellungen (!) schlägt er ßmal mit dem Quast unter die Fußsohlen und spricht d a z u : „ K r a u t hera u s ! " Darauf schlägt er die kranke Stelle. W i r d v e r m u t e t , daß den Kindern eine K r a n k h e i t angezaubert ist (aber oft auch im Fall anderer Krankheiten), beschwört der Weise beim Schlagen: „ S c h m u t z , S c h m u t z ist über die A d e r , Quastb l a t t über das (bezauberte) B l u t " 1 5 9 ) . Bei den W e n d e n der Lausitz entledigt man sich des Wechselbalgs, indem man ihn mit einer R u t e v o n Zweigen der

828

Hängebirke (das ist der B.equast) k r ä f t i g durchpeitschtleo). Die Russen kennen einen „ M i t t e r nachtsgeist", welcher den K i n d e r n die nächtliche R u h e raubt. Man v e r t r e i b t ihn mit 7 aus einem B.ewisch (wohl B.equast) genommenen R u t e n , indem man die Haustür öffnet und Besprechungsformeln h e r s a g t 1 6 1 ) . Zu A n f a n g des 19. Jhs. wurde in Wierland (Estland) das sog. Saksa-wihawötmine — Befreiung v o n der deutschen Bosheit (Zorn) — h ä u f i g angewandt, wobei der Weise den v o m Zorn Betroffenen in einer B.estube mit besprochenem Salz badete und dabei 3mal rief: „ D i e Herrs c h a f t unter den Fußboden, du auf dem F u ß b o d e n ! " Dabei v e r l a n g t e n manche Weise Blut v o n dem Schützling, der das Ansinnen oft (als Seelenverkauf) zurückw i e s 1 8 2 ) . Die Esten gießen (1854), wenn einem K i n d durch ein „böses A u g e " ein Leid z u g e f ü g t wurde, Wasser durch die Glühsteine eines B.stubenofens, werfen darauf 3mal 7 glühende K o h l e n ins W a s ser. Man gibt zuerst d a v o n dem K i n d e zu trinken und b a d e t es dann darin. So wird das Übel glücklich gehoben, das böse A u g e aber nicht selten mit einer Entz ü n d u n g b e s t r a f t 1 9 3 ) (s. auch 3 b, 3 d). Die Granen, die K r a n k h e i t s d ä m o n e n des Wechselfiebers, kommen gewöhnlich aus L a p p l a n d nach Estland, in den heißen Ofen und in die Hitze der B.estube wagen sie dem K r a n k e n nicht nachzugehen 1 6 4 ) (s. noch 3 c). Nach dem Poenitentiale Bedas wird die Mutter bestraft, wenn sie zur Heilung des Fiebers ihren Sohn aufs Dach oder in den Ofen (supra tect u m aut in fornacem) legt, nach dem Egberti eboracensis (a. 748) auf das Haus oder den Ofen (supra domum vel fornacem) s e t z t 1 6 5 ) . D a ß Mädchen in Schlesien den Teufel (Wodan) z u m B. in der K l o a k e (B.estube) baten, damit er ihnen den zukünftigen Mann zeige, berichtet F r a t e r Rudolfus. Clm. 5931 der bayerischen Staatsbibliothek (im 15. Jh. geschrieben) 1 6 6 ) h a t (unter der Überschrift „ D e variis remediis, herbis usw.) 1 6 6 ) die Stelle: „Pilsensamen in die padstuben auf den (Stein-)ofen gegossen,

Bad,

829

macht dy läut an einander slahen mit den padschefflein" 167 ) (nicht etwa B.ewannen, wie neuerdings gedeutet, sondern mit den kleinen Holzgefäßen, aus denen man Wasser auf die glühenden Steine des Ofens und am Schluß des B.es auf sich selbst goß). Für uns Heutige ist das kein Aberglaube, sondern Bilsensamenvergiftung. Ich erinnere mich einer Stelle, deren Quelle mir entfallen ist: „Machen, daß die Weiber nackend aus dem B. gehen, leg Bilsensamen unter die Schwelle der B . e s t u b e . " Die S k y t h e n warfen auf die glühenden Steine Hanfsamen (Herodot IV, 75) und schwitzten in dem Dampf. Das war ihr Reinigungsb. Wie Herodot meint, brüllten sie vor Freude 1 6 S ), in Wirklichkeit infolge der Haschischvergiftung. Vielleicht spielte bei den Deutschen in der Urzeit der Bilsensamen als Rauschmittel eine gleiche Rolle, damit wäre die Badestube dem Geisterglauben und dem Zauber weit offen gewesen. In Norwegen glaubt man, wenn man einen Gang gehe und sich unterwegs bade, so kehre man unverrichteter Dinge zurück 1 6 9 ). Die W o t j a k e n in Rußland sagen: „ N a c h d e m du 3mal in die einmal geheizte B . e k a m m e r hineingegangen bist, tritt zum 4. Mal nicht hinein, dann geht der Albasti (Wesen, das beim A l p d r u c k eine Rolle spielt) hinein" 1 7 0 ). Die Esten gingen 1641, wenn sie zum A b e n d m a h l gewesen, nicht vor 3 T a g e n nachher in die B . e s t u b e 1 7 1 ) . — In Ä g y p t e n wird man durch A n s t o ß e n mit dem F u ß in der B.estube v o n D ä m o n e n überfallen 172 ). 154)

K r a u ß Talmudische Archäologie 1 1910), 232 f. 15s) L i e b r e c h t Zur 1 5 i Volks k. 337. ) Z f V k . 17 (1907), 165. « ' ) E b d .

(Leipzig 167.

Victor

tische Märchen. 159)

v. A n d r e j a n o f f

Let-

Reclams Univ-Bibl. 3518, 27.

E i s e n Estnische Myth. 16 f.

16°)

Ploß

Kind 1 , 1 0 4 . " i ) E b d . 1 , 1 0 8 f . >62) B o e d e r Ehsten 145. 1 M ) E b d . 62. " « ) E i s e n Estn. Myth. 55. 1 6 S ) G r i m m M y t h . 3, 406. 16«) M i t t .

d. Handschriftenabt. d. bayer. Staatsbibliothek München. 167) S c h m e l i e r BaylVb. 1, 208. 168) S c h r ä d e r Reallex* 1,74. "•) L i e b r e c h t

Zur

Volksk.

144. >") B o e d e r

7 (1917). 3 A n m .

337. ' " )

U r q u e l l 2 (1893),

Ehsten 64.

172)

Der Islam

1.

b) 0 f e n. Im russischen Gouvernement Jaroslaw s c h w i t z t der K r a n k e gegen

baden

830

Erkältungs-, aber auch viele andere K r a n k h e i t e n in der B.estube, wo die T e m peratur bei gesättigter D a m p f a t m o s p h ä r e auf bis 50—60 0 Celsius steigt. N a c h d e m er sich alle möglichen E x t r a k t e eingerieben hat, legt er sich auf das Treppenpodium, wobei er sich auf den K o p f entweder einen Tontopf oder einen Birkenbesen in der A r t eines Hutes setzt. N a c h dem Schweißausbruch schlägt man sich — wie beim B. — den ganzen K ö r p e r mit Birkenruten rot und trinkt dann das v o r geschriebene Kräuterinfus. Man geht aber auch nach Einnahme des T r a n k s in den russischen Ofen, wo die nötige Temperatur durch etwas auf die Steine gegossenes Wasser bestimmt wird — es darf nicht zischen, sondern m u ß ruhig verdampfen — , die Ofentür wird geschlossen, und der K r a n k e schwitzt. L a u t Statistik von Rd. T i s j a k o w starben 1910 im Gouvernement Saratow 792 Menschen im Ofen 173 ) (s. auch 8 a). — A u c h in Deutschland schwitzte man im Ofen, allerdings dem Backofen und zwar auf Brettern nach Herausholen des Brotes. Nach R y f f (16. Jh.) muß sich zuweilen der arme Mann auf den Dörfern aus N o t d u r f t gegen Wassersucht mit dieser Art B. behelfen. „ A b e r die meister der artznei bruchen es wenig", sagt Phries (16. Jh.). Todesfälle werden 1610 und 1748 gemeldet 1 7 4 ). In der Schweiz h a t man deshalb (bekannt seit 1645) über dem Backofen besondere B.estuben errichtet, die Bäckerb.stuben hießen und fast wie die öffentlichen betrieben wurden. Das B. nannte man Brotb., wurde H a f e r im Ofen gedörrt, Haferb., schüttete m a n 1 Glas Essig in den heißen B a c k o f e n , Essigdampfb. Die Bäder wurden gewöhnlich y2—I yz stündig 6 T a g e l a n g gegen Rheumatismus und G i c h t gebraucht. Sie kommen heute noch v o r . Ein Z u s a m m e n h a n g mit B r o t a b e r g l a u ben ist ganz verloren gegangen 17S ). Sicher war sich der „ G a n d a h a n n e s " , der wegen schweren Rheumatismus in der V a l s e r Therme mit Erfolg gebadet h a t t e und, um den W e g zu sparen, daheim auf einem B r e t t als Sitz im verschlossenen Backofen die K u r mit gleichem E r f o l g

831

Bad, baden

fortsetzte 1 7 6 ), keines Aberglaubens bewußt. Auch in der Behandlung der Krätze im Backofen (Ungarn, Oberschlesien) 177 ) kann ich keinen Aberglauben sehen. E r besteht nur bei der Behandlung des Kindes. Der rasch fortschreitende Körperschwund, eine schwere Erkrankung, bei der das K i n d ein greisenhaftes Aussehen bekommt, die heute als Dekompensation (Finkelstein) bezeichnet wird 1 7 8 ), in Karlsbad und Umgegend „ A l t v a t e r " 1 7 9 ) , in Steiermark das „ Ä l t e r " 180 ), in der R o k kenphilosophie „ E i t e r l e i n " 1 8 1 ), in Siebenbürgen das „ H u n d s a l t e r " 182 ), in Niederösterreich (Neunkirchen) „ ' s G ö l t a " 1 8 3 ) heißt, wurde durch Einschießen des Kindes auf einer Brotschüssel in den Backofen meist unter Hersagen eines Spruches vermeintlich geheilt. Man nannte das gewöhnlich Umbacken, in Niederösterreich Göltawenden. (S. weiteres bei backen Sp. 9 u. 760.) In Ungarn schiebt die Hebamme den vom Wassermann untergeschobenen Wechselbalg mit den Worten ein: „ H i e r hast du den Teufel, gib mir mein rechtes Kind zurück" 1 8 4 ). In Stettin steckt man das Neugeborene ein Weilchen in den Backofen, so wird es keine Sommersprossen bekommen 18S ) (s. auch 8 a). "») Arch. i. Gesch. d. Med. 18 (1926), 264. " • ) M a r t i n 1 2 6 f . 17i ) Ebd.-ii2 f.; SAVk. 22, 129 ff. "«) J ö r g e r Vals 65. >") Arch. f. Kriminalanthropologie 28 (1907), 362. 17S) E . F e e r Diagnostik der Kinderkrankheiten (Berlin 1924) 228. «») P l o ß Kind 1 , 1 3 0 . 18°) F o s s e l Volksmedizin 84. 181 ) G r i m m Myth. 3, 437 Nr. 75. m ) H i 1 1 n e r Siebenbürgen 51 Anm. 183. ,M ) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 657. 1S1 ) P l o ß Kind 1, 107. 185) Urquell 5, 279.

9. B a d in d e r W o h n u n g , Z a u b e r b ä d e r . Im Hause wird das 1. Kindsb. genommen, dessen Aberglaube meist auf die späteren äußeren Verhältnisse, auch auf die Erhaltung der Gesundheit wirken soll. — Kleine Wiegenkinder bekommen im Böhmerwald Terminalknospen der Fichten und Tannen und andere Kräuter ins B., damit sie kräftig werden 1 8 6 ). Die Siebenbürger Sachsen gebrauchen bei schwachen K i n dern Zusätze von Eidotter, Kornschleim, altem Wein 1 8 7 ), Milch; wenn das K i n d vor Schwäche nicht stehen und gehen

832

kann, tut man verrostetes Eisen ins B . — wie das Eisen stark ist, soll auch das Kind stark werden —, dann reibt man das K i n d mit Natternfett ein 1 8 8 ). — In Franken badet man beschriene Kinder mit Beschreikraut (Sideritis, wahrscheinlich Stachys recta) 1 8 9 ). Im Voigtland wird gegen die englische Krankheit ein 2- bis 3maliges B . empfohlen, in dem ein vom Schindanger geholter Pferdekopf abgekocht ist (Reichenbach) 19 °). In dem dem Voigtland benachbarten Reußischen nimmt man das Wasser zum B . aus einem Bach, über den eine Leiche getragenwurde, gegen Fräsel (Gefraisch) 1 9 1 ). — In Schlesien weicht die Abzehrung ( = Alterlein), wenn man das kranke Kind in dem Wasser badet, worin am Fronleichnam zusammengelesener- Kalmus gekocht worden ist (Breslau, Brieg, Kreuzburg). Auch wird Kirchhoferde von 3 Gräbern in Flußwasser gekocht und das Kind darin gebadet. A m Abend streut man die Erde wieder auf die Gräber und gießt das Wasser in den Fluß zurück. Das wird dreimal gemacht, doch muß die Erde jedesmal von 3 anderen Gräbern genommen werden (Leobschütz). Man setzt das Kind auch in eine Wanne mit warmem Wasser, schmiert es mit einem Brei aus Weizenmehl und Milch, die beide geschenkt sein müssen, an 3 Freitagen ein, badet es und gießt dann das Wasser von einem Bergel herunter (Kreuzburg) 192 ). Hat man in der Grafschaft Glatz (Schlesien) zur Genesung eines kranken Kindes (wohl auch beim Alterlein) einen Teigabdruck ohne Erfolg im Ofen gebacken, so geht man nachts 1 2 Uhr auf den Kirchhof, nimmt 3 Hände voll Gras und betet ein Vaterunser f ü r die armen Seelen. Das Gras wird gekocht und das Kind in dem Absud gebadet. In 3 Tagen genest das Kind oder stirbt 1 9 3 ). Die Siebenbürger Sachsen b. das K i n d gegen das Hundsalter (Älterlein) in Bädern aus Erbsenstroh oder aus Heublumen; besonders kräftig ist das B., in dem zuerst ein junger Hund gebadet wurde (Rätsch) 1 9 1 ). Sind die Geschlechtsteile des Neugeborenen durch Quetschung bei der Geburt angeschwollen , so wird eine Nuß, die

Bad, baden

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mit dem Wasser erwärmt wird, bis zur Heilung in jedes B. gelegt 1 8 7 ). U m Gelbsucht eines Kindes zu heilen, wird ein Seidel Wein ins B.ewasser geschüttet, und gelbe Rüben, welche in feine Schnitten geschnitten und an einen Faden gereiht wurden, werden ins Wasser gegeben (Leschkirch in Siebenbürgen) 19S ). Sehr beliebt sind Bäder bei den Tschechen und Slowaken gegen Tuberkulose der Kinder. H o v o r k a und K r o n feld teilen eine Menge mit, bei denen die Herstellung und A n w e n d u n g meist sehr umständlich ist 1 9 6 ). Grohmann gibt f ü r die Tschechen nur an: Will man das K i n d von der Schwindsucht (suchoty) heilen, so b.e man es mit einem Hunde oder mit einer K a t z e , nach dem Geschlecht des Kindes, im Wasser, welches aus 9 Quellen oder Brunnen geschöpft ist 1 9 7 ). Von den R u m ä n e n in der B u k o wina sei ein R e z e p t gegen Konvulsionen der Kinder mitgeteilt. Man nimmt 9 Schaffüße, kocht sie an einem Fasttage in einem neuen Topf in „ u n a n g e f a n g e n e m " Wasser, w o m i t man dann das K i n d vor den heiligen Bildern vor Sonnenaufgang, zu Mittag mitten im Zimmer und dann vor Sonnenuntergang bei der T ü r badet und dann sogleich das B. hinausschüttet; tritt die Heilung nicht nach einem eintägigen B.en ein, so muß dieses an Montagen, Mittwochen und Freitagen wiederholt werden 198 ). A u c h bei Erwachsenen sind derartige Bäder üblich. In altirischen Sagen m a c h t man den Helden ein B . a u s F l e i s c h s u d (Schweinefett und Kälberfleisch) 1 0 9 ), sicher zur S t ä r k u n g . In Oberbayern ist heute noch ein K ä l b e r f u ß b a d volksüblich 1 8 9 ). Gegen die A b z e h r u n g gebrauchen die Bewohner des Riesengebirges Bäder aus Schafsfüßen, Rindsknochen und Rindermagen ( K u t t e l f l e c k e genannt) mit aromatischen K r ä u t e r n im zunehmenden Mond, oder sie b. im Schlamm, in welchem neunerlei Hölzer v e r f a u l t sind 192 ). Pantaleon, A r z t in Basel, empfahl 1578 den Lungensüchtigen W a s s e r b ä d e r , „ s o ab Kalbsköpfen und -füßen gesotten", an Stelle der T h e r m e n . Pictorius erwähnt 1560 Bäder v o n Baumöl, Milch, Molken, Bächtold-Stäubli,

A b e r g l a u b e I.

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Wein, Öl, in dem ein Fuchs oder Dachs zuvor gesotten wurde (wohl zu dem gleichen Zwecke), sagt aber, „ m a n schreibt von i h n e n " 20°). Der Züricher S t a d t a r z t von Muralt schreibt 1 7 1 1 , daß einem K r a n ken, der durch Zauberei zu „ v e r d o r r e n " anfängt, jeweils nach dem B.e alle Gelenke mit destilliertem Öl v o n Menschenschmalz und Beinen geschmiert werden sollen. Das soll dem Leib und auch der V e r n u n f t des K r a n k e n sehr wohl bek o m m e n 201 ). — Poppaea Sabina, Kaiser Neros Gemahlin, badete alle Morgen in Eselinnenmilch und f ü h r t e auf ihren Reisen nach dem Bericht des Dio Cassius 50 Eselinnen in ihrem Gefolge mit; die Gemahlin des Kaisers A u g u s t u s soll gar die Milch gefangener keltischer und germanischer Frauen zu Bädern b e n u t z t haben 202), in beiden Fällen wohl als Schönheit erhaltendes Mittel. Nach R y f f (16. Jh.) w a r bei den Deutschen in Milch zu b. ebenso ungewohnt wie in W e i n und Öl. 1793 aber benutzte man Milch- und Molkenbäder, wobei man glaubte, die K r a n ken damit zu ernähren 2C0). Das B. in M e n s c h e n b l u t galt als Mittel gegen Aussatz. Nach Plinius (hist. nat. 26, 8) wandten es die ägyptischen K ö n i g e gegen Elephantiasis ( A u s s a t z ? ) an 2 0 3 ). Ein Menschenblutb. soll v o n A r e t a i o s (2. Jh. n. Chr.) als angeblich keltisches Heilmittel erwähnt worden sein 1 9 9 ). Marcellus ( E m p . X I X , 18, im 5. Jh. n. Chr.) empfahl es gegen Elephantiasis (Frankreich) 2 0 1 ). Die hl. Hildegard, Äbtissin auf d e m Ruppertsberg bei Bingen, r ü h m t Menstrualbäder gegen Aussatz 2 0 5 ). Als Kaiser K o n s t a n t i n der Große am A u s s a t z erk r a n k t war, wurden ihm Bäder aus kindlichem B l u t verordnet; der Kaiser gab aber die gewaltsam beigebrachten K n a b e n und Mädchen den Müttern zurück, weil die Gottlosigkeit einer solchen verbrecherischen T a t ersichtlich, der Erfolg doch nur ungewiß sei 206). K o n r a d v o n W ü r z b u r g l ä ß t den Kaiser in R o m krank sein, die Meister des K a p i t o l s raten ihm, im B l u t unschuldiger Kinder zu b., worauf er 3000 nach R o m bringen läßt, ,,daz im w ü r d e ein b a t gemachet üz ihr bluote d ö " 2OT). D e m aussätzigen K ö n i g Richard v o n Eng-

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land rät ein J u d e , sich zur Befreiung von seiner K r a n k h e i t im frischen B l u t eines neugeborenen Kindes zu b. und dessen Herz ganz warm und roh, so wie es aus dem Leibe genommen, zu verzehren (Marbachs Volksbücher, Leipzig 1 8 4 1 , 22). F ü r den Armen Heinrich (von H a r t m a n n von Aue) kennt der berühmteste A r z t von Salerno zur Heilung des Aussatzes nur ein Mittel: das B l u t einer reinen J u n g f r a u zo8 ). In den 7 weisen Meistern erklären 30 große Meister und Arzte aus allen Ländern, daß sie den aussätzigen K ö n i g Alexander von Ä g y p t e n nicht heilen können; eine Stimme sagt ihm aber, während er betet, sein Freund, Kaiser L u d w i g von R o m , werde ihn heilen, wenn dieser ihn mit dem B l u t seiner beiden, von ihm selbst getöteten Söhne wasche, was auch geschah 2C9). Allen Ernstes berichtet der Zürcher Chorherr W y c k von einem Schreiben aus Ferrara v o m 27. April 1587 an J . Hanns Ulrich Grebell (in Zürich), nach dem Signora B i a n c h a Capeila, Gemahlin des Herzogs von Florenz, „ a l s sie etwas krank gewesen", auf den R a t jüdischer Ärzte 200 Kinder töten ließ, in deren B l u t die J u d e n sie badeten. „ I s t aber glich wol Ir kranckheit nit hing a n g e n " . Und der Berner Chronist Anshelm schreibt, 1483 habe sich König L u d wig X I . von Frankreich gen Tours zu St. Martin tragen lassen, der vor seinem Tode „insunders von wegen der Malacy (Aussatz) vil Kinderblut gebrucht" 207 ). T i e r b ä d e r , d . h . Bäder, bei denen der ganze Mensch oder einzelne Körperteile in frisch geschlachtete Tiere oder Organe derselben gehüllt wurden, sind nach H o v o r k a und Kronfeld ein allgemein verwendetes Volksmittel 21 °). Bartels gibt an, daß ihm bei Naturvölkern nur ein Beispiel bekannt sei. Bei den Onkanagan-Indianern Nordamerikas wurde ein verzweifelter Fall von Schwindsucht angeblich dadurch geheilt, daß sie 42 T a g e hindurch täglich einen Hund töteten, den B a u c h aufschnitten und die Beine des K r a n k e n in die noch warmen Eingeweide legten, wobei noch gewisse Rindenabkochungen gebraucht wurden 2 n ) . Struck und Pot o t z k y meinen (ohne Beleg), sie kämen

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bei Indianern nicht so selten, wie Bartels glaubt, vor, und sie seien in A f r i k a auch wohl bekannt. In Südwestafrika schlachtet der Reiche einen Ochsen und hüllt sich in den noch warmen Mageninhalt desselben ein, indem der Magen selbst soweit als möglich zur Bedeckung verw a n d t w i r d 2 1 2 ) . — Der spätere A b t P u r c h a r d von St. Gallen wurde 1 4 T a g e v o r der Zeit aus der toten Mutter durch Kaiserschnitt geboren und in das F e t t eines frisch ausgenommenen Schweines gewickelt (10. J h . ) 2 1 3 ). Caesar B o r g i a wird gegen Arsenvergiftung (nach anderer unwahrscheinlicher Vermutung gegen Schüttelfröste) in die H a u t einer frisch geschlachteten Eselin eingehüllt 2 1 4 ). J o hannes v o n Muralt sagt 1697, daß man bei Schwindung von Gliedern einem Hund den Bauch öffnen, das Glied also w a r m hineinstoßen und hernach mit Menschen-, Dachs- oder Fuchsschmalz schmieren soll 2 0 1 ). In der B u k o w i n a wickeln die R u m ä n e n ein tuberkulöses K i n d in den einem geschlachteten Tier entnommenen D a r m 2 1 5 ). In Gutentag (Herrschaft zwischen R a d k e r s b u r g und Pettau in Steiermark) hatte 1 6 6 1 eine F r a u mit Hilfe einer H e x e einem Mann eine schwere K r a n k h e i t angezaubert. Sie bat später dieselbe H e x e um R a t , die Krankheit zu beseitigen, „welliche disser 9 felberne (Weiden-) Ruethen in ain Padt, absonderlich aber dass Fuepper K h r a u t t , Guides K r a u t t zu kochen, die Stain aber mit denen v o n sich selbsten verdorbenen Kronobethern ( K r a newitbeeren, Wachholder) zu hizen anbevolchen". Darein wurde der K r a n k e gebracht und genas 216 ). Erklärend sei bemerkt, daß man. heute noch in einzelnen B ä d e r n Tirols das Wasser dadurch erwärmt, daß man erhitzte Steine in die hölzernen B.ewannen l e g t 2 1 7 ) . In der Practica des Berthol. Carrichter, Leibarztes Maximilians II., wird (wie Grimm aus Wolfg. Hildebrand, Von der Zauberei, Leipzig 1 6 3 1 S. 226 entnimmt) ein Zauberb. beschrieben, das nicht an gemeinem (stahlgeschlagnem) Feuer gekocht werden darf. E s heißt: „ G e h zu einem A p f e l baum, da der Donner eingeschlagen hat,

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a u s dessen H o l z laß dir eine S ä g e m a c h e n , m i t dieser S ä g e n soltu auf einer holzen S c h w e l l e , d a r ü b e r viel V o l k s geht, so lange sägen, bis es sich a n z ü n d e t . D a n n m a c h Holz aus B i r k e n s c h w ä m m e n und z ü n d es bei diesem F e u e r an, mit d e m du das B . zurichtest, und laß es beileibe nicht a u s g e h n " 2 1 8 ). E s sei hier auch des G l a u b e n s aus der Rockenphilosophie g e d a c h t , ein g e b r a u c h tes F u ß b . soll nicht eher als den anderen T a g ausgegossen werden, m a n gieße sonst das G l ü c k mit w e g 2 1 9 ) . "«) S c h r a m e k Böhmerwald 181. 1 6 ') H i 11 n e r Siebenbürgen 16. I S S ) G a ß n e r Mettersdorf 15. 1S«) L a m m e r t 83. 1S0) K ö h l e r m Voigtland 354. ) S e y f a r t h Sachsen 214. m ) D r e c h s l e r 2, 3 1 4 f. i e 3 ) P l o ß Kind 535- 194 ) H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 264. 1 , c ) H i 11 n e r Siebenbürgen 50. 196 ) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 659 ff. Grohmann 179. «») ZföVk. 4 (1898), 218. "•) Zeitschr. f. 20 Balneologie 6 ( 1 9 1 3 — 1 4 ) , 375. °) M a r t i n 129. 201 ) O t t o O b s c h l a g e r Der Züricher Stadtarzt Joh. von Muralt. Diss. (Zürich 1926), 41. i 0 2 ) M a r s h a l l Arznei-Kästlein 96. 203 ) Urquell 3 (1892), 1 1 5 . 204 ) Zeitschr. f. B a l neologie 4 ( 1 9 1 1 — 1 2 ) , 60. 206 ) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2 , 6 1 6 . 206 ) M a r s h a l l Arznei-K äsllein 75. i 0 ? ) M a r t i n 203 f. 2011) L a m m e r t 190. 2 ° 9 ) R i c h a r d B e n z Die deutschen Volksbücher, die 7 weisen Meister ( J e n a 1 9 1 1 ) , 145 ff. 2 l °) H o v o r k a und K r o n f e l d 2, 246. 2 n ) B a r t e l s Medizin 135- 2 I 2 ) S t r u c k u. P o t o t z k y Die Hydrotherapie der A frikaner. SA. 6. Deutsche med. Wochenschr. 1908 Nr. 30. 2 1 3 ) GddV. 10. J h . 11 (Leipzig 1878), 1 2 9 f. 2 U ) Mitteilungen z. Gesch. d. Med. 25 (1926), 320. 2 1 6 ) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 663. !1 «) ZfVk. 7 (1897), 1 9 1 f. »») ZAlpV. 20 (1889), 195. 218 ) G r i m m Myth. 1, 505- " ' ) E b d . 3, 445 Nr. 350. 10. D a s B . zu H e i l z w e c k e n in kalten Quellen, in G l e t s c h e r s p a l t e n , in F l u ß u n d See, im Meer. Z u einem T e i l u n t e r s t e h t dieses B . dem Z e i t a b e r g l a u b e n (s. 6). a) Ü b e r die v e r s c h i e d e n e n G e b r a u c h s a r t e n der k a l t e n Quellen in E n g l a n d gegen die englische K r a n k h e i t der K i n d e r sind wir d u r c h einen Brief Ellisons a u s d e m J a h r e 1 7 0 0 an den A r z t F l o y e r g u t unterrichtet: „Nichts ist gemeiner in diesem Lande und wird gemeiniglich nützlich zur Verhütung oder Kurierung der Rachitis befunden, als Kinder von 1 J a h r und darüber zu S t . Bedes, Honwick oder St. Mungos B r u n n e n (welches sehr kalte

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Quellen sind) zu schicken und in den Monaten J u n i und J u l i des Abends 14 Tage lang und länger einzutauchen." Wenn die Kinder sehr zart sind, wird ein oder mehrere Tage ausgesetzt. „Einige tauchen sie 2 — 3 m a l über den Kopf in ihren Nachthemden und Kappen und lassen sie zwischen jedem Eintauchen ein wenig verblasen, andere tunken sie nur bis an den Hals (weil das Wasser ihnen den A t e m benehmen könnte), tunken aber die Nachtkappen treulich ein und setzen sie naß auf ihr Haupt. Andere (wo der Brunnen nicht räumlich genug) sind zufrieden, ihre Kinder in einen Kübel voll von der Quelle gesammelten Wassers zu stecken und ihnen das Wasser über den K o p f zu g i e ß e n . " Alles geschieht geschwind; in 3 Minuten erholen sich die Kinder vom Eintauchen. Andere tauchen aus Zärtlichkeit nur Hemd und N a c h t kappen ein und legen sie den Kindern an. Nach dem Eintauchen werden diese mit den nassen Kleidern in warme Decken gehüllt, ins B e t t gelegt und schwitzen. So liegen sie bis zum Morgen und bekommen dann trockene Hemden und Nachtkappen an. Man gibt ihnen stärkende Gallerten von Hirschhorn und Kalbsfüßen usw. Wenn das L a u b zu fallen beginnt, sind sie völlig gesund oder doch besser. H a t das Eintauchen nicht geholfen, wird es i m nächsten J a h r wiederholt. Die Diät wird nicht geändert, Purgiermittel werden vor und nachher nicht gegeben, auch Herzstärkungen nicht, außer einem Löffel Sektwein vor und nach dem Eintauchen, wenn ihn die Kinder nehmen wollen. Es muß a c h t gegeben werden, daß der Nacken der Kinder warm gehalten wird, damit sie sich nicht erkälten." Ellison versichert, daß kein T o d e s f a l l b e k a n n t g e w o r d e n ist und seine eigenen 4 K i n d e r mit guter W i r k u n g e i n g e t a u c h t w o r d e n seien. V o n einer sehr kalten Quelle zu S c a r b o r o u g h in der G r a f s c h a f t Y o r k an der N o r d s e e s a g t 1 6 7 8 R o b e r t W i t t e , daß d o r t die M ü t t e r ihre r a c h i t i s c h e n K i n d e r 5 bis 9 m a l mehrere T a g e n a c h einander eintauchen und sie n a c h h e r in w a r m e n B e t t e n s c h w i t z e n lassen 2 2 °). W a s hier v o n Ä r z t e n berichtet w i r d , ist eine kunstgerecht ausgeführte, feuchte P a k kung. A u ß e r der T a t s a c h e , daß sie a m hl. Quell s t a t t f i n d e t u n d dessen W a s s e r v e r w e n d e t wird, hören w i r nichts v o n A b e r glauben, im G e g e n s a t z zu den B e r i c h t e n der V o l k s k u n d l e r , w o b e s t i m m t e T a g e , S o n n e n k u l t und L a p p e n a u f h ä n g e n eine Rolle spielen. A u ß e r den eben u n d unter 6 e g e n a n n t e n Quellen sei eine a m F u ß des C h e v i o t b e r g e s bei W o o l e r in C o r n wallis g e n a n n t , in der m a n die K i n d e r badete, n a c h d e m m a n „ H e y , h o w ! " g e . 27*

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schrien hatte. Nachher opferte man ein S t ü c k B r o t oder K ä s e d a r i n 2 2 1 ) . In Frankreich gebraucht man eine große A n z a h l Quellen zur Heilung der Schwäche und der Rachitis der Kinder. Man läßt sie Wasser aus der hl. Quelle trinken oder taucht sie bis z u m Hals ein. In eine Quelle von St. Vizia in Finistère (Nordwestfrankreich) werden die Kinder drei aufeinander folgende Montage eingetaucht. Man besprengt den K o p f mit dem Wasser, gießt es in die Ärmel und auf den Rücken, t r ä g t sie 3mal um die K a p e l l e und rollt sie dann über den Altarstein. A u c h der Brauch, das Hemd des kranken Kindes in die hl. Quelle zu tauchen und es ihm anzulegen, ist in ganz Frankreich verbreitet (auch im Veltlin an der Quelle des hl. Luigi, die gegen Behextsein hilft) 222 ). In Finistère k a m es 1830 vor, daß eine Mutter, deren Säugling am Fieber litt, 3 Bettler zur hl. Quelle schickte, die dort 9 T a g e beteten und das eingetauchte Hemd zur Heilung mitbrachten 2 2 3 ). — Bei Courfaivre im Berner J u r a fällt in einer Grotte die ziemlich starke Quelle der hl. Columba in ein schmuckloses Becken. In dieses tauchen die Eltern ihre rachitischen (nach anderer Mitteilung verkümmernden) Kinder. Oft, wenn man die Straße entlang geht, hört man ein Gebrülle und Geschrei. Das sind die Kinder, die man eben ins kalte Wasser taucht. Nach R u n g e geht der Eintauchung ein Gebet voran, und der Volksglaube verbietet das Eintauchen der K i n d e r am Freitag 224 ). Im deutschen Sprachgebiet sind die kalten Quellenbäder der Kinder selten. Sie kommen im Luxemburgischen, im Elsässer Sundgau (s. 6 e) vor. In S c h l a t t bei Staufen (Baden) übte vor 50 Jahren der Müller über die am Bergli entspringende, schwach eisenhaltige, kalte Quelle das B.erecht aus, indem er am Sonntag vor der Vesper kranke Kinder 3mal mit einem Heilspruch hindurchzog und sie dann unter d e m Gebet des Pfarrers auf den A l t a r des später durch St. Sebastian ersetzten St. Apollinaris legte 225 ). D a ß bei uns dieser A b e r g l a u b e einst stark heidnisches Gepräge trug, zeigt Johannes

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Wuschilburgk (15. Jh., wahrscheinlich Erfurter Gegend): „ E i n e n mit einer K r a n k h e i t b e h a f t e t e n K n a b e n tragen sie zu einer sprudelnden Quelle und b. ihn darin (ex hoc [wohl besser mit „ W a s s e r aus dieser" zu übersetzen]) an drei Tagen vor S o n n e n a u f g a n g und nehmen v o n dem Wasser etwas mit und tragen den K n a b e n in eine Pferdekrippe, die sie mit dem Wasser begießen, indem sie den Reim sprechen: , , L o ß dich lung und leber v o n dem ripp, A l s das f u t i r v o n der c r i p p " 226 ). b) Weniger hören wir v o m B., bzw. E i n t a u c h e n kranker Glieder der Erwachsenen in die kalten Quellen der Gebiete, wo es bei Kindern Brauch ist. Der erwähnte Dr. Davison sagt (um 1700) v o n England, daß L e u t e v o m 6. Monat bis z u m 80. J a h r die Brunnen gegen eingewurzelte Schmerzen in Gelenken und Muskeln nach langwierigen Flüssen (Rheumatismen) und Quartanfiebern, wie auch v o n Verdrehung der Flechsen und Quetschungen, gegen R a chitis und alle Schwäche der Nerven entweder überhaupt oder eines besonderen Gliedes anwandten. Erwachsene blieben %—y2 Stunde im Wasser. Kranke schwitzten darnach im Bette, Gesunde kleideten sich an und bewegten sich bis zur E r w ä r m u n g . Die K u r erforderte keine Vorbereitung und keinen Wechsel der Lebensweise und dauerte 14 Tage. Täglich wurde 2mal eingetaucht. In der Quelle von Scarborough (York) sollen (1678) K r a m p f kranke y z S t u n d e ausgehalten haben. In St. Winfreds Brunnen (Wales), der schon i. J. 644 W u n d e r bewirkte, wurden ein R i t t e r v o n B a t h v o n Aussatz geheilt (1606), ein Geschwür nach 3maligem B., ein gelähmter Quäker und eine A b gezehrte, die in England, Frankreich und Portugal vergebens Hilfe gesucht hatte, auf einmaliges B. 220 ). — In Frankreich stehen mehrere Quellen auf der äduischen Hochebene im R u f , gewisse Krankheiten zu heilen. Die K r a n k e n machen das Zeichen des Kreuzes, rufen den Heiligen an, werfen, während sie die Glieder eintauchen, Geld und auch Nahrungsmittel in die Quelle und nehmen Wasser als A l l heilmittel mit 227 ).

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In Steiermark entspringt seit „ u n denkbarer Z e i t " am „ S t e i n " bei Mittendorf am Fuße des Grimming eine Quelle gegen Gicht und Geschwüre und heißt „ H e i l b r u n n " . In alten Zeiten w a r d o r t ein steinernes Becken vorhanden, und einem Bilde nach badete man die F ü ß e darin. W e i t häufiger wurden in der deutschen Schweiz die kalten Quellen v o n Erwachsenen benutzt. Man nannte sie K a l t b ä d e r , auch Kaltwehbrunnen (wegen des Gebrauchs gegen K a l t w e h , Malaria). In der Regel bestand die K u r in einem 3maligen Eintauchen, so hat man genug, wie Stumpf 1546 sagt. R i g i k a l t b a d bestand aus einem Trog, in den der nie über 5 0 C w a r m e Schwesternbrunnen (bei der K a pelle des Erzengels Michael) floß. 1661 heilte es Fieber und andere Gebrechen. Ein K a l t b . im Entlibuch h a t t e 1661 ähnliche Wirkung. Schwendikaltb. (Unterwaiden) wurde 1576 nach A d a m v o n Bodenstein von vielen besucht, „ a b e r sie verharren nit lang darin, vertreibt etliche kranckheiten gar schnell". Seit 1706 wurde es gewärmt benutzt, die K u r dauerte 1826 in der Regel 10 Tage, und z u m Beschluß pflegte man noch einige Male den Körper oder das kranke Glied in kaltes Wasser einzutauchen. Im kalten B. im K r a u c h t a l (Glarus) wurde an den 3 ersten Sonntagen im A u g u s t , den kalten B.sonntagen, viel gebadet. Nach Stumpf (1546) wurden verfinsterte A u g e n erleuchtet, etliche bekamen das Gehör wieder, doch f ü g t er hinzu, daß etliche Gebrechen auch böser geworden seien. 1 7 1 4 wurde dort, wenn auch nur zuweilen, noch gegen K r a n k h e i t e n gebadet 224 ). Zur Quelle v o n A u g s p o r t (Wallis) wallte 1574 täglich eine große Menge Menschen, die z u m Teil aus weiter Ferne kamen, sie tranken von dem sehr kalten Wasser soviel sie vermochten, wuschen darauf den ganzen K ö r p e r oder das kranke Glied mit dem Wasser, das sie mit den Händen schöpften, und nahmen Heilwasser in Flaschen mit nach Hause 228). Die Quelle von S a k r a m e n t s w a l d in Unterwaiden, die entstand, als R ä u b e r auf der A l p das gestohlene S a k r a m e n t niedergelegt hatten, über der sofort eine K a p e l l e errichtet

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wurde, befreit die B a d e n d e n von allen Krankheiten, läßt sich aber nicht trinken und kann auch nicht herausgeführt werden 2 M ). In dem erwähnten Schwendikaltb. behielt man zu A n f a n g des 18. Jhs., wenn auch nicht immer, beim Eintauchen die K l e i d e r an, 1826 tauchte man nur noch bekleidet den ganzen K ö r p e r oder einzelne Teile ein, und trocknete die Kleider dann an der Sonne. Hier bestand auch vormals die Sitte, L e u t e für Geld zu dingen, um sich f ü r einige Minuten ins k a l t e B. zu setzen für R e c h n u n g und F r o m m e n irgendeines K r a n k e n , welcher diese Verrichtung an dem wilden, sehr entlegenen Orte nicht selbst übernehmen wollte oder konnte 224 ). c) Die Tiroler Bauern gebrauchen eine Fernerkur. Menschen, die an den „ u n t e r e n E x t r e m i t ä t e n " leiden, halten sich dann und wann in einer dem Gletscher nahe gelegenen H ü t t e auf und lassen den F u ß in eine Spalte hineinhängen, weil ein Gletscher alles „ a u s z i e h t " 229 ). Nach Paracelsus werden R ä u de (Pruritus) und K r ä t z e (Scabies) durch Schneewasser in Gebirgen geheilt. Die erkrankten Glieder seien darin zu b., wodurch sie narkotisiert würden 230). d) Eine Eigentümlichkeit v o n K ä r n t e n ist der ziemlich verbreitete Glaube an den gemeinen K a l m u s , der insbesondere gegen Schwäche wirken soll. Man badet gern entweder in einem See oder in einem F l u ß , an deren Ufer die S c h ä f t e dieser P f l a n z e in Menge gedeihen, wie beispielsweise im A u s f l u ß des Ossiacher Sees zu St. Aridrä bei Villach, welcher Ort als „ K a l m u s b . " weit bekannt ist; oder man schneidet Kalmusstengel, die man in irgend einem Sumpfe gesammelt hat, in eine B a d e w a n n e und gießt Wasser darauf, wie es im sogenannten K a l m u s b . bei Feldkirchen geschieht 231 ). e) W e i t verbreitet ist der Glaube, durch M e e r b ä d e r Tollwut heilen zu können. Der Legende nach wurde der Dichter Euripides, als er v o m tollen H u n d e gebissen, v o n den ägyptischen Priestern ins Meer g e t a u c h t . In Italien, Frankreich, Holland und England waren sie in Gebrauch.

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1783 nahm man sie am Mittelländischen Meer 9 Tage. In Marseille setzte man den Kranken auf den Knien ins Meer nahe dem Ufer und ließ 9 Wellen über ihn ergehen, wobei ihn 2 kräftige Leute niederdrückten. In Artois tauchte man 3mal ins Meer zu Ehren der Hl. Eurone und Hubertus. Vom 17. bis ins 19. J h . war besonders das Meer bei Dieppe heilsam. 1 7 7 5 hatte die Stadt dort besondere Leute zum Eintauchen angestellt, die es allein besorgen durften. Sie und der K r a n k e mußten vollkommen nackt sein (selbst die Ringe wurden abgezogen). 5mal mußte die Woge über den Kranken hinweggehen 232 ). — In Portugal nahmen fiebernde Kinder 9 Kieselsteine, warfen sie zu dreien ins Wasser und riefen: „Fieber, Fieber, gehe ins Meer, während ich mich b.e, Fieber, gehe heraus aus meinem K ö r p e r " 233 ). In Swinemünde herrscht die Sitte, daß in der See b.de Frauen, wenn sie das letzte B . genommen, einen Kranz in das Meer werfen. Nimmt ihn die See mit fort, kommt das Uebel nicht wieder 234 ). Gleiches wird aus Memel und anderen preußischen und kurischen B.eorten berichtet. Die Opfergaben sind Blumen, Kränze, auch kleine Münzen. Die B.efrauen glauben, zuweilen eine weiße Frau in der See zu sehen, die nach dem Lande hinwinke, denn eine der B.den müsse in jedem J a h r sterben, damit die anderen genesen können 23S ). Alt können Glaube und Brauch, wenigstens in dieser Ueberlieferung, nicht sein, da die Ostseebäder erst Ende des 18. J h s . aufkamen 236 ). 22 °) M a r t i n 29 ff. 2 2 1 ) S é b i l l o t Paganisme 67. 2 2 2 ) E b d . 66 ff. ï 2 î ) D e r s. Folk-Lore 2, 2 7 8 f. 224 ) M a r t i n 24 ff. " 5 ) M e y e r Baden 41 u. 569. 229 ) Z f V k . 1 1 (1901), 2 7 5 . 227 ) Humbert Mollière Mémoire sur le mode de captage et Vaménagement des sources thermales de la Gaule romaine 52. S A . Mémoires de l'Academie de Lyon (1893). 22ê ) M a r t i n 226. " • ) Z A l p V . 20 (1889), 204 f. S3 °) M a r t i n 28. 2 3 1 ) Z A l p V . 20 (1889), 209. 23a ) Bulletin de la Société française d'histoire de la médecine 6 (1907), 1 8 2 ff. und E . W i c k e r s h e i m e r Hundegalskab og Strandbade (Kopenhagen 1 9 1 3 ) , i ff. 23S ) S é b i l l o t Paganisme 303 f. 2 3 1 ) K u h n u. S c h w a r t z 464 23S Nr. 478. ) W e i a h o l d Quellen 54. 23 ») M a r t i n 62 f.

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1 1 . Der B.eaberglaube in den H e i l b ä d e r n hat schon mehrfach Erwähnung gefunden (s. 5, 6 c, 6 e, 6 f ) . Heute noch beruht die wissenschaftliche Bäderanwendung zum großen Teil auf der Erfahrung, f ü r die meist eine erschöpfende Erklärung nicht gegeben werden kann. Sie hat sich aus dem Volksgebrauch und dem Volksglauben entwickelt. Das Eintauchen kranker Kinder in die kalten heiligen Quellen Englands z. B. gab dem Arzt Floyer die Unterlagen für eine aberglaubenfreie Wasserheilkunde, die den Gebrauch der See- und später der Solbäder nach sich zog und die Flußbadeanstalten veranlaßte 237 ). Das Volk hat heute noch eigene Anschauungen, die mit der Wissenschaft nicht in Einklang stehen. Zahlreich sind die Quellen, die gewöhnliches Wasser enthalten und die, auch wenn sie mit einem K u l t keine Verbindung haben, f ü r heilkräftiger als dieses gelten und zu B.ekuren gebraucht werden. Schon bei einzelnen kalt benutzten heiligen Quellen Englands sahen wir, allerdings nur wo Arzte berichten, einen kurgemäßen Gebrauch (s. l o a ) . — In den Tiroler Bauernbädern ist die Unterscheidung der Wasser in Augen-, Magen-, Glieder- und auch Herzwasser zu hohen Ehren gelangt und wird unter den verschiedenen Brunnen e i n e r B.eörtlichkeit fast allgemein anerkannt. In einer Anempfehlung des Bades Ramswald (1203 m), über Ehrenburg im Pustertal gelegen, liest man, daß 5 Brunnen nebeneinander fließen. Eine Augenquelle hilft gegen Schwäche des Sehvermögens, eine Eisenquelle hilft blutarmen Leuten, die 3. ist die Magenquelle, die 4. eine Schwefelquelle gegen Rheuma, die 5. eine Schwefelquelle gegen Hämorrhoidalleiden. (Vermutlich enthalten alle das gleiche Brunnenwasser.) Dem „ G e i s t des Wassers" schenken die bäuerlichen Sommerfrischler ihr ganzes Vertrauen 238 ). In den Bauernbädern des Schwarzwalds wachte man eifrig darüber, daß ihre Heilkraft auch anerkannt wurde 239 ). — Zuweilen kamen Brunnen mit und noch mehr ohne mineralische Bestandteile plötzlich und meist nur f ü r

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kurze Zeit in den Ruf, Heilwunder zu bewirken, so der „gute Brunnen" bei Treis a. d. Lumde Ende des 18. und in den 30er Jahren des 19. Jhs., der gewöhnliches Wasser enthielt 240 ). Namentlich im 17. J h . entstanden solche Wunderbrunnen, so die zu Hornhausen, 3 im Amt Stolzenau bei Müslering, die beim Dorf Lose und beim Kloster Lüne im Lüneburgischen, beim Dorf Nordhausen im Amt Kassel, zu Rastenberg bei Weimar 2 4 1 ), zu Bielefeld 242 ), zu Weihenzell bei Ansbach, zu Ham, die zu Walkertshofen ( 1 5 5 1 ) und zu Burgbernheim in Bayern 241 ), der zu Gontenschwyl im Aargau 243 ). Hornhausen hatte das Schicksal, wie der Baineologe Zückert sagt, 3 mal besucht und gelobt und 3mal vergessen und verachtet zu werden 2 4 1 ). Auch das heutige B. P y r mont begann seinen Ruf 1556 als Wunderbrunnen. „ V n n d ist yetz ein so grosses zülauffen dahin von allen orten vnnd enden, von den armen krüppeln, lamen, tauben, blinden, vnd besessenen menschen, j a auch was sie für kranckheiten haben das man nicht hcrberg noch behausung gnög mag haben, sondern machen alda vff dem feld hütten, gleich wie in einem läger", sagt Dr. Metobius 244 ). Die Abbildungen zeigen, daß man im Freien unter Zelten und Hütten badete und das Wasser in Kesseln über dem offenen Feuer erwärmte 245 ). Das Heilwasser mußte als Gabe Gottes den Benutzern ohne Entgelt überlassen werden, in späterer Zeit wenigstens den Armen. „ E s mögen zu diesem Brunnen kommen vngehindert, Adel oder vnadel, Reich oder A r m " , sagt Feurbergk (Pyrmontanus) 1597 von Pyrmont, „gratis datur gratis accipitur" 248), wobei Koehne darauf aufmerksam macht, daß letztere Stelle Matthäus 10, 8 steht 247 ). In Baden in der Schweiz bezog das Freibad mit mehreren Wirtshäusern zusammen sein Wasser aus einer Quelle. Es wurde ängstlich darauf gesehen, daß zuerst die Armen genügend mit Wasser versorgt wurden, so noch 1 6 4 1 . In Baden-Baden beschwerten sich die Einwohner 1488 beim Markgrafen Christoph, als der Bader von den Armen Geld genommen hatte, mit Er-

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folg. Das hatte einen abergläubischen Grund. Dem Fabricius Hildanus erzählten 1 6 1 0 die Einwohner von Pfäfers, ein Abt habe das B. mit Abgaben belegt, da sei der Brunnen verschwunden, bis der Zoll aufgehoben wurde. Ähnliches berichtet Wagner von Gontenschwyl bei Reinach im Aargau. Dort wurde 1640 eine Quelle entdeckt, die bei massenhaftem Zulauf viele Wunderkuren vollbrachte. Aber schon im folgenden J a h r e hatte der Brunnen seine seltsame Heilkraft vollständig verloren, weil die Bauern aus Habgier das Wasser verkauften 246 ). Auch von Carlsbad „ist vor etlichen J a ren ein Geschrey in viel Lender kommen, als solte das Wasser wegen der Inwohner Geitz aussen blieben sein", wie Fabian Sommer im 16. J h . berichtet, nachdem der Sprudel aber nur aufgehört, weil das Wasser an einem anderen Ort sich gesammelt und aufgesprungen war 24S ). Metobius erzählt 1556, der Pyrmonter Brunnen habe 300 J a h r e vorher große K r a n k heiten geheilt, als aber der Herr der Herrschaft Zins erheischte, versiegte der Brunnen 216 ). Dem Brunnen sollte aber nicht göttliche Ehre erwiesen und er nicht zu einem Abgott gemacht werden, wie es im 1. Artikel der 1556 an einem Lindenbaum aufgehängten B.eordnung am (Wunder-) Brunnen von Pyrmont heißt 249 ). Die B.eordnung des Glotterbades im Schwarzw a l i b e s t i m m t e : „ I t e m es sollen auch die Bäder (B.den), noch Fremde, so die Bäder besuchen, dem B. nit Wasser sagen, bey Straff eines Fueder Weins mit zweyen Reiffen ( = I Maß Wein) gepunden" 25 °), und die von Baden bei Wien 1679, wer das heilsame B. gemeinhin „ W a s s e r " nenne, zahle 24 Pfund 2 5 1 ) (1 Pfund Strafgeld = 1 Pfennig) 250), wobei zu beachten- ist, daß es sich um halbscherzhafte Strafen des B.gerichts handelt, bei dem die B.gesellen eine mit eigenen Ausdrücken gespickte Sprache (ähnlich der der J ä g e r und Studenten) führten 252 ). — Verhöhnung des Heilbrunnens zog Strafe nach sich. Als 3 Landsknechte 1556 die K r a f t und Wirkung des Pyrmonter Wassers verlachten, wurden 2 wahnsinnig und der 3. vom Teufel besessen wegen Verach-

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tung der Gaben Gottes 253 ), und als ein J a h r darauf der große Zulauf zum selben Brunnen aufhörte, v e r m u t e t e man ein göttliches Strafgericht, das dem Wasser seine K r a f t nehmen ließ, weil der gemeine H a u f e öffentlich Sünde, Schande und Hurerei bei dem Brunnen getrieben und vornehme Weibspersonen den Brunnen beschuldigt hatten, durch ihn wassersüchtig geworden zu sein, welche Bosheit aber G o t t durch die Geburt schöner K n ä b lein zuschanden machte 249). — Das Heilwasser duldete nichts Unreines. N a c h Leucippaeus (1598) k a m e n im w ü r t t e m bergischen W i l d b a d beim gemeinsamen B. keine A n s t e c k u n g e n vor, „dieweil des wassers natur nichts vnreines ann i m m t " 2 6 4 ) . V o n Pfäfers heißt es 1610, es verletze die, welche mit Franzosen (Syphilis) b e h a f t e t seien, weil die hohe und heilige Arznei solche unreine und wüste K r a n k h e i t nicht annehme. N a c h Thurneisser (1572) sollten sich vor Pfäfers auch die Goldschmiede hüten, die viel vergoldet hatten, die schwämen empor darin. Er kannte einen aus Lindau, der viel vergoldet und deshalb viel Quecksilber an sich gezogen hatte. Als dieser nun, mit dem Podagra beschwert, nach Pfäfers kam, konnte er nicht unter Wasser bleiben und m u ß t e ungebadet wieder heimziehen, weil das Wasser kein Quecksilber litt 255 ). Einzelne B ä d e r hatten die Eigenschaft, nur zu bessern, bzw. zu heilen oder zu verschlechtern, j a zu töten. Paracelsus sagt v o n Plombières, einem v o n Deutschen viel besuchten B.e in Frankreich unter württembergischer Herrschaft, es habe einen unangenehmen A n h a n g : was z u m Guten auf der B a h n sei, fördere es, aber auch das Böse, so z u m Bösen geschickt sei 256 ). V o m Liebenzeller B. schreibt F o l t z (um 1480) : wer mit Gelbsucht und gleichzeitig mit Schwindsucht b e h a f t e t ist und in 14 T a g e n nicht gesund wird, m u ß sterben, und v o n der Leuker Therme : daß der Aussätzige beizeiten m a g Heilung erwerben; b a d e t er zu lange, so m u ß er drin sterben 257 ). V o n P y r m o n t schreibt Metobius 1556: „ d e r b r u n n ist auch der a r t w a n n ein krancker dahin geradt, v n d

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j n das wasser nit dolen will so w i r f f t s j n auß, oder tödtet jn gar, b e y dem villeicht ein kranckheit hat gar überhand genommen, welches doch selten g e s c h i e h t " 25s ). Pfäfers warf 1663 zwei Wassersüchtige aus, ein dritter b a d e t e weiter und starb 2 5 9 ). A l s Herzog Christoph v o n W ü r t t e m b e r g 1545 in W i l d b a d badete und anscheinend ein Schlemmerleben führte, w a r n t e ihn sein V a t e r Herzog Ulrich, sich in Hinsicht des B.es wohl vorzusehen, „ s o n s t erwürgts dich, ehe du dichs v e r s i e h s t " 260). A u s all diesem klingt heraus, daß das B. immer heilt und nur die Menschen an einem unglücklichen A u s g a n g der B . e k u r Schuld trugen, die entweder nicht kurg e m ä ß lebten oder noch häufiger die Warnung des B a d e s (das A u s w e r f e n oder daß die K r a n k h e i t in bestimmter Zeit nicht geheilt war) unbeachtet ließen. Anschließend sei das B. im Stein A p t o r erwähnt (Wigamur). „ V n d in dem selben stain badet kain man Der falschen muet y e gewan, E r wurde kranck, plaich, missefar V n d des leybs v n k r e f f t i g gar. W e r aber j n das päd gye, Der raine t u g e n t m y n n e t ye, Von des staines m a c h t und türe V n d v o n des prunnen natüre, So er in dem päd gesaß, Aller swere er v e r g a ß , Sein l e y b w a r d ring, sein hercz fro, Sein k r a f t starck sein gemüt höh, Der synnen ward er weiße, Sein l e y b stund gar nach preiße; S u ß lebt er ain m a n a t Das j m kainerlay schlacht not V o n freuden geschaiden mocht"261). Im K a r l b a d a m F u ß e des Königsstuhls in K ä r n t e n (1700 m hoch gelegen) erhitzt man das B. dadurch, daß m a n glühend g e m a c h t e Steine in die B a d e w a n n e (einen ausgehöhlten B a u m stamm) wirft. N i c h t im Wasser liegt d e m Volksglauben nach die K r a f t , sondern in den Steinen, w o m i t es erwärmt ist, die im B a c h sorgfältig ausgewählt werden. Nur G r a u w a c k e ist das richtige Gestein 262 ). — In den Tiroler Bauernbädern muß das Wasser ordentlich gekocht sein. Über das „ B . s i e d e n " liegen 2 Berichte vor. Dr. Holer, A r z t in Reutte, schreibt 1823 in einer über das angebliche Schwefelb. S c h a t t w a l d ( B e z i r k s h a u p t m a n n s c h a f t Reutte)

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verfaßten B.eschrift: „ J e t z t (nach zweistündiger Kochung) jubelt und jauchzt das Volk: nun hat das Wasser erst volle K r a f t , Macht und Herrlichkeit." „ K o c h t das Wasser nicht wenigstens durch vier Stunden, so hilft es nicht", glaubten damals die Leute, wie Dr. Philipp Wassermann (Das B. Ratzes, 1823) berichtet 263 ). — In Pfäfers tauchten nicht nur die Bauern, die an Walpurgis badeten, ihre Hemden am Schluß in das (nicht Mineralien enthaltende) B.ewasscr und zogen sie so an, in der Meinung „einer mit sich hinweg tragenden großen gesunden K r a f f t " , sondern auch Vornehme und Edle netzten ihre Hemden und Leilacher (B.etlicher) bei ihrem Weggang mit B.ewasser ein, die sie also getrocknet mit nach Hause nahmen und später gebrauchten 264 ). Auffallend ist, daß man mit wenigen Ausnahmen bis in neuere Zeit die (kalten) Sauerbrunnen zum B . nicht benutzte, man trank sie. 1641 sagt Sebitz ausdrücklich vom 24stündigen B . am Johannistag, daß es nicht im Sauerbrunnen, sondern im Sulzb.e (im Unterelsaß) genommen und Salzwasser in Unmaß getrunken werde 26S ). In A f r i k a benutzt man kalte Quellen überhaupt nicht zum B. 2 ® 6 ). Von den Indianern sagt von Öfele, daß sie die „auffälligen Säuerlinge" wenig beachteten 267 ). Vielleicht hielt bei uns das mächtige Aufbrausen des Wassers durch Entweichen der Kohlensäure beim Einwerfen der heißen Steine vom Gebrauch zum B . ab, hatten doch schon die höher temperierten Schwefelthermen etwas Unheimliches an sich. Als Pipin vor der Erbauung der B.ehäuser in Aachen zum ß.e ging, wirbelte, nach dem Mönch von St. Gallen, plötzlich der Dampf auf und trübte sich das Wasser, was er als einen Angriff des Teufels deutete, den er mit dem Zeichen des Kreuzes und dem Schwerte abwehrte, das dabei tief in den Boden fuhr 268). Als 1374 in Aachen die Tanzkrankheit wütete, tauchte, nach dem Bericht eines gleichzeitigen Niederländers, der Priester Simon ein Mädchen, dessen Teufel keiner anderen Beschwörung weichen wollte, bis an den Mund in Weih-

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wasser und mit Erfolg. Da einige Tage nachher in dem Karlsbade (wo er ebenfalls nicht hausen sollte) mehrere Menschen ertranken, glaubte man, das habe dieser Teufel bewirkt und schloß das B . „ f ü r immer" 269). 237 ) M a r t i n Das deutsche Heilbadewesen. S. A . Balneologische Zeitung 1 9 1 2 . 238 ) Z A l p V . 20 (1889), 194. 2 3 ') M e y e r Baden 568. 24 °) Z. d. Ver. f. hess. Gesch. 7 (1858), 206. 2 s « ) M a r t i n 295 ff. « ) E b d . 2 5 7 . Ebd. 3 3 3 . 2 » ) Ebd. 286 ff. ««) Ebd. Abb. 105. 1 2 4 . 1 2 6 . 1 2 7 . " « ) E b d . 330. " ' ) C a r l K o e h n e Kurortwesen u. Kurtaxe in geschicktl. Entwicklung (Berlin 1 9 1 2 ) , 19. 248 ) M a r t i n 405. ='-•) Ebd. 293. 25 °) Ebd. 3 4 3 . " ' ) Mitteilungen d. histor. Vereines für Steiermark 33. Heft (1885), 87. t l ! ) M a r t i n 380ff. 2«) Ebd. 289. " ' ) Ebd. 269. 265 ) Ebd. 3 3 1 . 256 ) Ebd. 294. 2 " ) Ebd. 201. 25e ) Ebd. 290. 25t ) E b d . 3 3 2 . 26 °) Ebd. 302. 2">) Ebd. 2 2 5 f. 2»2) Z A l p V .

20 (1889), 210. 2«3) N e v i n n y Das Badewesen Tirols 32 f. S. A . Innsbrucker Nachrichten (1905). 2 " ) M a r t i n 1 5 . " » ) Ebd. 2 1 f. 260 ) Zeitschr. f. Balneologie 2 (1909—10), 47 ff. " ' ) Mitteilungen z. Gesch. d. Mediz. 1 3 (1914), 344. 2C8) M a r t i n 230. ««») Z f V k . ( 1 9 1 4 ) , 229 f.

1 2 . " D a s B. d e r G e b ä r m u t t e r . Eine besondere Stellung nimmt das B . in der Heilung von Unterleibsleiden der Frauen ein, aus der Vorstellung heraus, daß die Gebärmutter eine Kröte ist. Nach Beispielen aus Tirol (Zill) und der Oberpfalz (Sulzbach) wandert die Bermutter, auch mit den daran hängenden Mutterbändern, wenn die Frau oder das Mädchen schlafend beim Weiher oder Bach im Grase liegt, zum Munde heraus, badet im Wasser und geht den gleichen Weg zurück. Dann ist das Unterleibsleiden gehoben. In Oberbayern (Tandern bei Aichbach) wird vorgeschlagen, den offenen Mund über eine Schüssel mit warmem Wasser zu halten, worauf die Bermutter das Gleiche tut. In Tirol und der Oberpfalz wandert sie auch aus dem Munde im Grase schlafender Männer, badet und kehrt zurück, wobei von Krankheit und demnach Krankheitsheilung nicht die Rede sein kann 270). 2,

°) P a n z e r

Beitrag 2, 195 f.

S. a. H o c h z e i t s b . , J u n g b r u n n e n , K i n d s b a d , Leichen Waschung. Martin.

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Bader—Balder

Bader (und Barbier). Die B. 1 ), deren eigentliche Tätigkeit, wie schon ihr Name besagt, in der Verabreichung von Bädern an ihre Kunden bestand, befaßten sich, gleich den Barbieren, auch mit dem Haar- und Bartscheren, doch durften sie dies nur innerhalb der Badestuben, während die Barbiere nicht an ihre Scherstuben gebunden waren. Beide übten auch seit alters die niedere Wundarznei aus, indem sie auf Verlangen schröpften, zur Ader ließen, Brüche und Verrenkungen kurierten 2 ). Diese gleichartige Tätigkeit führte später dazu, daß mit dem ausgehenden MA., als die großen Seuchen in Europa heerten und die öffentlichen Badestuben wegen der großen Ansteckungsgefahr, gegen die man sich damals noch nicht zu schützen wußte, mehr und mehr gemieden wurden, das B.-Handwerk allmählich mit dem der Barbiere verschmolz und in ihm aufging. Die Angehörigen beider Zünfte waren nicht sonderlich hoch geachtet, gehörten sie doch zu den unehrlichen Leuten, und besonders den B.n wurden als üble Eigenschaften Trunksucht und große Geschwätzigkeit nachgesagt 3 ), auch standen die Badestuben in einem üblen Ruf. Beide verschmähten es auch nicht z. B . die einfache Prozedur des Aderlasses mit allerlei abergläubischem Humbug zu verbrämen, um sich dadurch bei ihren Kunden mit dem Nimbus geheimer Wissenschaft zu umgeben, wie ihnen der alte Guarinonius vorhält 4 ). Da das Haar- und Bartscheren reiche Gelegenheit zu komischer Ausgestaltung bot, ist es zu einer beliebten Einrichtung bei der Aufnahme in volkstümliche Genossenschaften 5 ), sowie bei den studentischen Depositionen geworden; ferner wird es als komischer Tanz an vielen Orten zu Fastnacht 5 ) (auch bei Hochzeiten 6)) aufgeführt. In einer eigenen Gruppe von Volkss a g e n tritt ein gespenstischer Barbier auf, der den Mut seines Gegners auf eine harte Probe stellt') (zum ersten Male in Grimmelshausens Simplizissimus von 1669 nachgewiesen).

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>) Zusammenfassende Darstellung bei M a r t i n Badewesen 68 ff. 2 ) L a m m e r t 5. 9 f.; H ö h n Volksheilkunde 1, 66. 7 4 ; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 3 5 5 . 3) Vgl. ,,Salbaderei". *) Die Grewel der Verwüstung Menschlichen Geschlechts 1 6 1 0 , 1040 ff. 5) Reiche Literaturangaben bei B e c k e r Pfälzer Frühlingsfeiern (HessBl. 6. 162. 166 ff.); M e i e r Schwaben 2, 374; R e i n s b e r g Festjahr 6 2 ; Jörger Vals 62. «) Urquell 1 (1890), 1 4 0 ; Strakk e r j a n Oldenburg 2, 80; weitere Belege bei F e i 1 b e r g Ordbog 4, Suppl. 22 (unter „Balberdans"). ') B o l t e - P o l i k v a 1,24 mit zahlreichen Belegen. Schömer.

Bahre

S.

T o t e n b a h r e .

B a h r r e c h t S. G o t t e s u r t e i l . Baktromantie, Stabwahrsagung (ßaxxpov = Stab), eine vereinzelt x ) auftretende Bezeichnung für Rhabdomantie (s. d.). v a n D a l e , Dissertationes de origine Idolatriae (Amst. 1696) 370. Boehm.

Balder. Um den german. Gott B . selbst *), seinen vermutlich einheimischprimitivagrarischen Kern 2) und die fremden orientalisch-hellenistischen Beziehungen in seinem Kultus und Mythos 3 ), kann es sich hier nicht handeln. Daß ihn auch die Südgermanen kannten, sehen wir durch sein Vorkommen in einigen alten dt. Ortsnamen 4) und im 2. Merseburger Zauberspruch (s.d.), sowie aus allgemeinen Erwägungen f ü r hinreichend erwiesen an. Hier kann es sich nur um die Möglichkeit seines Fortlebens im späteren Volksglauben handeln und um die etwaigen Zeugnisse dafür. Sie sind sehr dürftig und äußerst unsicher. Zu Hackelberg (s. d.), der nach beunruhigenden Träumen durch den Zahn eines Ebers stirbt, wird heute niemand mehr direkte Beziehung des Gottes annehmen 5 ); es handelt sich um ein weitverbreitetes Sagenmotiv, das B . wie Hackelberg miteinander teilen 6 ); in den Einzelheiten gibt es mannigfache Divergenzen. Nicht anders liegen die Dinge in der vermeintlichen Identität des Gottes mit dem Heiligen Gangolf oder Wolfgang (s. d.), zu dessen Legende die bei Saxo Grammaticus verzeichnete Fassung der B.- und Hothersage heranzuziehen w a r 7 ) . Bei Gangolf handelt es sich nicht um eine Quellerweckung wie bei B., sondern um eine auch sonst in der Legende verbreitete Quellenübertragung

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Baldrian

(durch eine Wolke); B . s Ouellerweckung ist ein besonderer Zug, der mit der Sagennovelle selbst gar nicht in Beziehung steht. Die Untreue der Gattin des Heiligen hat keine Parallele in dem Verhalten Nannas in Saxos Hothersage, N a n n a liebt Hother, und nicht B., von vornherein. E s bleibt nur die Tötung beider durch den Nebenbuhler und die Verwundung in der Seite. Das Wesentlichste der B.sage, die Verwundung durch den e i n e n oder durch den übersehenen Gegenstand 8 ), fehlt in der Gangolflegende. So bleibt v o m Fortleben B.s in neuerer Zeit allein die nordschleswigsche Sage des 17. J h s . v o n König Bolder in Boldersleben (Kreis Apenrade) und seinem Streit mit König Hother in Hadersleben. E r erschlug Hother und ruht im Hügel von Boldershöi 9 ). Ahnliches wird um 1700 aus J ü t land überliefert. Hier ist entweder anzunehmen, daß eine alte dänische Kleinkönigssage sich im Anschluß an die Ortsnamen bis ins 17. J h . gehalten hat, oder daß die Sage v o n 1 7 0 0 überhaupt erst durch gelehrte Saxokenrier der Humanistenzeit in die Welt gesetzt ist. In beiden Fällen hätte die Angelegenheit mit dem G o 1 1 e B . wenig zu tun. Das Fortleben des von Snorri bezeugten Namens der Hundskamille Baldrsbrär (B.s Braue) in ganz S k a n d i n a v i e n 1 0 ) will f ü r ein Fortleben der Gottheit selber im Volksglauben wenig oder nichts besagen. Neuerdings wird das W o r t zu 6aW-,BaU' und brehan s c h i m m e r n ' gestellt und in Baldrsbrär eine gelehrte E t y m o l o g i e Snorris gesehen 1 1 ) . ') K a u f f m a n n Balder 1 9 0 2 ; H o o p s Realle*1, 1 5 8 ff. ') F r . R . S c h r ö d e r Ger3 manentum u. Hellenismus 1924. ) Schon S c h w a r t z Volksglaube 2 7 3 ; L i e b r e c h t Zur Volksk. 2 5 8 ; dann N e c k e l Die Überlieferungen vom Gölte B. 1920. 4 ) E d w . S c h r ö d e r Balder in Deutschland Namn och B y g d 10 (1922), 1 — 1 3 ; die mit Phol, der vielleicht mit B . identisch ist, gebildeten Ortsnamen sind noch nicht wieder kritisch untersucht, s. G r i m m Myth. 1 , 1 8 4 . 1 8 6 ; 3 , 7 9 ; P f a n n e n s c h m i d t Weihwasser 8 1 f.; L o s c h Balder 1 7 8 ; Germania 1 1 (1866), 429 f. 5) So zuerst W . M ü 1 1 e r Altdeutsche Religion 2 5 7 , dann E . H . M e y e r German. Myth. 260 u . a . ' ) S i m r o c k Myth. 2 0 1 . ') W o l f Beiträge 1, 1 3 6 ; Germania 1 1 (1866), 4 2 7 ; ausführlich L a i s t n e r Nebelsagen 1 9 6 — 2 9 4 ; danach E . H. M e y e r German.

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Myth. 260; kritisch B e e r in P B B . 1 3 (1888), 7 5 f. 6) Material dazu bei B o l t e - P o l i v k a 3, 441. ') M ü l l e n h o f f Sagen 3 7 3 f.; die schleswigschen und j ütischen Varianten K a u f fm a n n 8 9 — 9 2 ; wenn hiernach, wie K a u f f m a n n 92 sagt, B . von Hother getötet wird, steht dies der Quelle natürlich näher. 10 ) G r i m m Myth. 1, 1 8 4 ; v. d. L e y e n Sagenbuch 109 f.; H o o p s Reallex. 1 , 1 5 8 . " ) P a l m e r Arkiv f. nord. Filologie 34 (1917), 1 3 8 . H . Naumann.

Baldrian (Augenwurzel, Dennenmark, Katzenwurzel; Valeriana officinalis). 1. B o t a n i s c h e s . y2—1 % m hohes ausdauerndes K r a u t mit gegenständigen, unpaarig gefiederten Blättern und hellroten Blütendolden. Der Wurzelstock hat einen unangenehmen Geruch. Der B . wächst gern an etwas feuchten Stellen (feuchte Wiesen, Ufergebüsch, G r ä b e n ) 1 ) . Ob die bei uns vorkommende B . a r t in der Antike bekannt war, ist unbestimmt, im dt. MA. war der B . jedenfalls eine v i e l f a c h verwendete H e i l p f l a n z e 2 ) . ') M a r z e l l Kräuterbuch 422 ff.. Heilpflanzen 193.

!

) D e r s.

2. Offenbar wegen des starken Geruches des Wurzelstockes gilt der B . seit alters als h e x e n w i d r i g e Pflanze. Als solche erscheint er besonders in Verbindung mit Dosten und Dorant (s. d.) 3 ). B . ist gut f ü r allen Zauber 4 ), besonders wenn er a m Himmelfahrtstag gesammelt wird (Oberhessen) 6 ). In den Stall gestreut oder gehängt, schützt der B . das Vieh vor H e x e n 6 ) . „ V e r z a u b e r t e n " Pferden wird u. a. der an einem F r e i t a g morgens vor Sonnenaufgang gegrabene B . gegeben 7 ). Gegen Euteranschwellung (eine elbische Krankheit) der Haustiere hilft der an den drei Sonntagen zwischen den beiden Frauentagen bei S o n n e n a u f g a n g ausgegrabene B . 8) (Zillertal). Wenn die Milch nicht zu B u t t e r werden will, wird sie durch einen K r a n z von B . gegossen 9 ). Der B . , ins Zimmer gehängt, läßt die Hexen erkennen 1 0 ). Als h e x e n w i d r i g e s K r a u t ist der B . auch nicht selten ein Bestandteil des an Mariae Himmelf a h r t geweihten K r ä u t e r b ü s c h e l s 1 1 ) . Vor dem am Sonntag Nüsse pflückenden K n a b e n (Mädchen), der in der H a n d B . hat, ergreift der Teufel die F l u c h t 1 2 ) . Auch in Schweden schützt der B . v o r dem

Balken

855

Neid der E l f e n 1 3 ) , und die Unholdin s a g t : „ T i b a s t och V ä n d e r o t stá mig e m o t " ( „ S e i d e l b a s t und B. sind mir z u w i d e r " ) ; vgl. Dosten und D o r a n t 1 4 ) . Ebenso genießt der B. bei den Serben großes A n sehen 1 6 ). a)

Wuttke

M e y e r Volksbot. 5)

104. 281; SAVk. 23, 161 ff.;

Germ. Myth. 1 3 6 ; M a r z e 1 1 Bayer. 220. 4 ) J a h n Hexenwesen 180. 356.

ZfdMda 1918, 135. e) C u r t z e Waldeck 394; B a r t s c h Mecklenburg 2, 37. ') D e i g e n d e s c h Pferdearznei 1821, 80 = Alemannia 11, 94. 8) S c h r a n k u. M o l l Naturhistor. Briefe 2 (1785), n o . •) S c h i l l e r Tierbuch 1, 16. 10) S c h a m b a c h Wb. 81; A n d r e e ßwtit!schweig 382; v g l . M e y e r Germ. Myth. 141. " ) Z. B . P h i l i p p Beitr. z. Ermländ. Volkskde

1906, 126; in Unterfranken: M a r z e l l Bayer. Volksbotanik

55.

12 )

K u h n

Westfalen

2, 29;

B a r t s c h Mecklenburg 2, 106; J a h n Volkssagen 1886,491. 13) A f z e l i u s Volkssagen, übers, v. Ungewitter 2 (1842), 295; M a n n h a r d t Svenska

1, 62. 14 ) F r i e s Krit. ordbok Växlnamnen 1880, 1 4 2 ; v g l .

öfver auch

R e i c h b o r n - K j e n n e r u d Laegeurter 91. 16)

Grimm

Myth.

3, 1010.

3. In der V o l k s m e d i z i n gilt der B. vor allem als P e s t m i t t e l l e ) . Als solches wird er wie die Bibernelle (s. d.) und öfter z u s a m m e n mit dieser in Pestsagen genannt, nach denen eine geheimnisvolle Stimme (Vogel usw.) das rettende Mittel v e r k ü n d e t e 1 7 ) . Ins erste Badwasser wird dem K i n d e B. gegeben, u m K r a n k h e i t e n , vor allem die Pest, fernzuhalten 18 ). In den a l t e n K r ä u t e r b ü c h e r n 19 ) wird der B. h ä u f i g als Augenmittel (daher auch „ A u g e n w u r z " ) erwähnt. Die „ A u g e b ü n d e l i " , das sind Kräuterbündelchen, die als S y m p a t h i e m i t t e l bei entzündeten A u g e n a m Hals getragen werden, enthalten B.wurzel (St. Gallen) 20). In Siebenbürgen k a u t man gegen trübe A u g e n B.wurzel und haucht den A t e m über sich in die A u g e n 21 ). D e m an „ G i c h t e r n " ( E k l a m p sie) leidenden K i n d wird B . unter das K o p f k i s s e n gelegt 22 ). Der B. soll bei Verwundungen so heilsam sein, daß er das Fleisch im T o p f e (vgl. Sanikel) zusammenheilt 23 ). Beim A u s g r a b e n des B.s (zu Heilzwecken) wird eine Beschwörung gesprochen 24). A u c h alte B.segen sind bek a n n t 25 ). ") So auch in den alten Kräuterbüchern z. B. bei B o c k Kreutterbuch 1551, 24 r. 17) K ö h -

856

ler

Voigtland

1364.

21)

49 7 ;

M ei c h e

Sagen

316;

M a r z e l l Bayer. Volksbot. 184; S c h u l e n b u r g Wend. Volkstum 162; V e c k e n s t e d t Wend. Sagen 1880, 336; vgl. auch D r e c h s l e r Schlesien 2,213. 1S ) J o h n Erzgebirge 50. " ) Z. B. B o c k Kreutterbuch 1551, 24 r. 20) Schweizld. 4, S c h u 1 1 e r u s Pflanzen

407.

22)

Mar -

z e l l Bayer.Volksbot. 165. J3) G r o h m a n n 93. 24) S c h a m b a c h Wb. 256. «) Schönbach Berthold

v. R.

148.

4. Der B. gilt als a p h r o d i s i s c h es Mittel. W e n n Mann und W e i b B. in W e i n trinken, so m a c h t das g u t „ F r e u n d s c h a f t " 26 ). D a m i t die Frauen nichts abschlagen k ö n n e n , trage man E b e r w u r z (s. d.) und B. bei sich 27 ). Vielleicht hängt dies damit zusammen, daß die K a t z e n , die j a in der Erotik eine große Rolle spielen, eine besondere Vorliebe f ü r den B. ( K a t z e n k r a u t ) haben sollen. A u c h kann die B.wurzel als diuretisch wirkendes Mittel 2 8 ) immerhin etwas auf die Geschlechtssphäre einwirken. " ) 15. Jh.: ZfVk. 1, 323; vgl. auch B r u n f e l s Kreutterbuch 1532, 117. *') L a m m e r t 151; B a r t s c h Mecklenburg 2, 353; M a n z Sargans

144.

1919, 283.

28 )

S c h u l z

Arzneipflanzen

Marzell.

B a l k e n . Die Vorstellungen, die sich an B. knüpfen, haben z. T . eine sehr alte Grundlage. Meringer*) hat auf Grund zahlreicher sprachlicher Gleichungen B. = Götze im Indogermanischen gezeigt, daß die Indogermanen und d a m i t die alten Germanen B., Pfosten und Pfähle göttlich verehrt haben. Ausgrabungen haben das bestätigt 2 ). Wahrscheinlich gehört die B e d e u t u n g des B. und Pfahles als Zeichen des Gerichtes in diesen Vorstellungskreis 3 ). A u c h im neueren Volksglauben erscheinen Haus- und W a l d geister in Gestalt eines B. 4 ). Nicht nur einzelne B., sondern vor allem auch tragende B. im Hause wurden, in Norwegen noch bis in die neueste Zeit 5 ), verehrt. Der H a u p t b . spielt im Volksglauben eine ähnliche Rolle wie andere wichtige Stellen des Hauses, Herd, Schwelle, Dach, Bodenluke. Es sind die Lieblingsplätze der Geister, sowohl guter Hausgeister als auch schadenbringender Mächte. Unter dem B. steht der Sarg der Hausleute bis z u m Begräbnis, hier kann man Orakel einholen, und man sucht ihn auf verschie-

Balken

857

858

böser

puck 1 6 ), H e x e 1 7 ) , Gespenst 1 8 ), sogar die P e s t 1 9 ) in B. gebannt; s. verpflöcken.

J ) M e r i n g e r I F 1 6 , 1 5 1 ; 17, 159; 18, 2 7 2 ; 19, 445; 21, 296; W S . 1, 168 ff. 199. Die indogermanischen Pfahlgötzen W S . 9/2; M u c h W S . 1, 39; D e V i s s e r passim. 2) H e l m 3 Religgesch. I, 214 ff. ) L i p p e r t Christentum 686. «) NdZfVk. 4 (1926), 10 f. Sogar der Teufel erscheint als B . : S c h m i d t Griechische Märchen 141 Nr. 8. 6) B e r g e Husgudar passim.

1 9 ) M ü l l e n h o f f Sagen 337 Nr. 1. " ) E b e r h a r d t Landwirtschaft 14 Nr. 3. 18 ) L ü t o 1 f Sagen 157 Nr. 90; K o h l r u s c h Sagen 371 i. " ) J e c k l i n Volkstümliches 292 f.

dene Arten vor den Mächte zu schützen.

Einflüssen

1 . G e i s t e r i n B. Der Kobold wohnt besonders gerne im Gebälk des Hauses 6 ); deshalb darf man beim Umbau die B . nicht achtlos fortwerfen, sondern muß so viele wie möglich zum neuen Haus verwenden. Es kam vor, daß der Puck mit dem Gebälk verkauft wurde 7 ). Der Hausgeist zieht nach dem Glauben der Schweden Finnlands im ersten B. ins Haus 8 ). Das Gegenstück dazu findet sich im Oberwallis: beim Abbruch eines Hauses sieht man ein kleines Männchen auf dem letzten B . sitzen 9 ). Nach Abbruch des Hauses verschwindet der lästige Geist, aber die B . mußten noch jahrelang auf dem Platze liegen bleiben, bis sie verfaulten 1 0 ). Ein Gespenst sah man in einen B. verschwind e n 1 1 ) . Wie der Kobold in den B. hineinkommt, kann man am Klabautermann (s. d.) sehen. Die Seele eines Menschen geht in einen B a u m (s. d.) ein und kommt so auf das Schiff oder in das H a u s 1 2 ) . Ähnliche Vorstellungen sind verbreitet: der B. aus einer Tanne, an der ein armer Bauer aufgeknüpft wurde, schließt einen J u d e n und einen J ä g e r ein 1 3 ), oder eine J u n g f r a u mit Hündchen 1 4 ). In Norddeutschland glaubt man, daß sich in der Schwelle und den Türpfosten Seelen- oder Vegetationsdämonen aufhalten, die im Frühjahr herausgeklopft w e r d e n l s ) . Im Julblock (s. d.) sitzt der Sommervogel. •) R o c h h o l z Sagen 1, 73 Nr. 58. 59; A l p e n b u r g Tirol 208 Nr. 85; Z i n g e r 1 e Sagen 349 Nr. 598; M a n n h a r d t 1, 44. ') K u h n u. S c h w a r t z 15 Nr. 1 7 , 1 8 ; K u o n i St. Galler Sagen 2 1 1 Nr. 373. 8) K r o h n 38. *) J e g e r l e h n e r Sagen 2, 258 Nr. 35. 10) L ü t o 1 f Sagen 1 6 1 Nr. 98; K u o s i S i . Galler Sagen 223 Nr. 386 c. u ) R o c h h o 1 z Naturmythen 73. 1 2 ) T e m m e Pommern 302 Nr. 253; F r a z e r 2 , 3 9 . 1 3 ) L e n g g e n h a g e r Sagen 1 1 3 . ») Ebd. 1 1 4 . 1 5 ) S c h a d e Klopfan 137.

2. I n B. g e b a n n t . Außerdem werden mitunter lästige Dämonen, wie Niß-

3. K r a n k e u n d T o t e unter B . s t e l l e n . Der Sarg steht unter dem Leichenb. 20 ). Das Bett eines Schwerkranken wird unter den Hauptb. der Stube gestellt, damit er sterben kann (Voigtland) 2 1 ). In Böhmen soll dagegen das Bett eines Kranken nie unter einem Träger (Querb., der die hölzerne Stubendecke trägt) stehen, denn das verursacht ihm Schmerzen 22 ). 20 ) ZfrwVk. 1907, 275. 21 ) ZfVk. 18,446. Vgl.: Wenn ein Hausb. oder Pfosten springt, so bedeutet das den Tod eines der Hausleute. Südslaw. ZfVk. 2 (1892), 184. " ) G r o h m a n n 1 5 1 .

4. O r a lc e 1. In Südnorwegen ritt der Bräutigam nach der Trauung in die Stube und hieb mit seinem Schwert in den Hauptb., oder den B., der den Kessel trug. J e tiefer der Hieb ging, desto glücklicher sollte die Ehe sein 23 ). Leute, die ein Feuer vorbrennen sehen, bezeichnen den B., der herausgenommen werden muß, um den Brand zu verhüten 2 1 ). Waren beim Vorgesicht die Pfosten kalt, so dauert es noch lange, bis das Gesicht in Erfüllung geht, waren sie heiß, brennt es bald 26 ). Der erste Traum in einem neuen Haus ist wichtig, doch müssen vor dem Einschlafen die B . gezahlt sein 26 ). Die neue Magd soll die B. zählen, wenn sie ins Bett geht, dann bekommt sie kein Heimw e h 2 7 ) . Stellt man sich in der Silvesternacht unter einen B . oder ein Gerüst, das gegen Sonnenaufgang gerichtet ist, so sieht man alles, was im nächsten J a h r e geschehen wird (Niederösterreich 28 ), 29 Sachsen) ). Wenn der Deckenb. nach der Mitte der Stubentür oder nach einem Fensterkreuz zuläuft, so kann man auch an der Stubentür oder am Fenster in der Weihnachts-, Neujahrs- oder Dreikönigsnacht „horchen" (Voigtland, Erzgebirge) s0). 2S ) B e r g e Husgudar 105 ff. 21 ) G r i m m Myth. 3, 173. 25 ) S a r t o r i Westfalen 76. 2 ') G r i m m Myth. 2, 960; F o g e l Pennsylvania 76 Nr. 267. 2 ') F o g e l ebd. 154 ss Nr. 296. ) V e r n a l e k e n Mythen 342

Ballspiel

859 Nr. 43. " ) M e i c h e a0) W u t t t e § 359.

Sagen

234

Nr. 296.

5. S c h u t z d e s B.s. Darauf, daß sich im B. feindliche Dämonen bergen, scheint die Vorschrift zu deuten, man dürfe nicht unter dem B. buttern, sonst wird keine Butter 31 ). In Dänemark heftet man einen Zettel mit einer Beschwörung an den B., wenn die K u h kalben soll 3 2 ). In Norwegen stößt man beim selben A n l a ß ein Messer in den B. 33 ). Gegen Hexen und Krankheit wird in den bayrisch-österreichischen Alpenländern und ganz Norddeutschland in den Mittelb. des Dachstuhles schon beim Zimmern ein Antlassei eingepflockt 34). A n Lichtmeß wird ein Wachskreuz am B. befestigt 3 5 ). Vielleicht hatten auch die Schnitzereien, Rosetten oder heilige Zeichen 3 a ) auf dem Mittelb. der Bauernstube ursprünglich übelabwehrenden Zweck. 31) K n o o p Hinterpommern 171 Nr. 146; Drechsler Schlesien 2, I i i . 32 ) H e u r g r e n 13. 33) Ebd. 14. 31) A n d r e e - E y s n Volkskundliches 107. S5) S c h m i t z Ei fei 1, 13. 36) F i s c h e r Oststeirisches 20.

6. L e g e n d e n h a f t ist die Erzählung von dem bei einem Kirchenbau zu kurzen B., den der hl. Cyrillus auf Bitte des Geistlichen länger werden läßt, und dessen abgeschnittenes Ende K r a n k e heilt 3 7 ), s. Kreuzesholz 3 8 ). 3') H e y 1 Tirol 119 Nr. 10. Lebensbaum 31. 37. 66.

3S)

Vgl. W ü n s c h e

Vgl. D e c k e , F i r s t s ä u l e , H a u s I, Hausabbruch, Julblock, Klabautermann, K r e u z e s h o l z , Pfahl, Schwelle, Tür, verp f l ö c k e n. Weiser. Ballspiel. 1. Das B. ist uns bereits aus dem klassischen Altertum bekannt; es wurde bei den Griechen und Römern als gymnastische Übung viel gepflegt x ). Bei den Germanen ist es eins der beliebtesten Spiele 2). In Deutschland ist es im MA. sehr beliebt; in den Städten bestehen zu seiner Pflege besondere Ballhäuser 3 ). Ob es in allen Schichten geübt wurde, ist f r a g l i c h 4 ) ; daß es bei den Bauern 8) als Frühlingsspiel beliebt w a r , bezeugt W a l t h e r : „ S a e h e ich die megde an der straze den

860

bal / Werfen! so kaeme uns der vogele schal" «). ') P a u 1 y - W i s s o w a 2, 2, 2832. ! ) H o o p s Reallex. i, 160. 3) Ebd. 161; S e p p Religion 153; F i s c h e r J I t e r t u m s k . 104. 4) S c h u l t z s) Ebd. 6) H g . Höfisches Leben 1, 421. W. W i l l m a n n (1886), 74.

2. Als F r ü h l i n g s s p i e l tritt uns das B. in der Sitte des O s t e r b a l l e s entgegen. Das Osterb. war in ganz Norddeutschland und England verbreitet und besteht noch jetzt in einigen braunschweigischen Dörfern der Wesergegend 7 ). Belegt ist es aus früherer Zeit aus Brandenburg 8 ), Oldenburg 9 ), der Lüneburger Heide 1 0 ), W e s t f a l e n 1 1 ) , S y l t 1 2 ) , Engl a n d 1 3 ) . A n den verschiedenen Orten ist der erste, zweite oder dritte Ostertag zum Spiel bestimmt; der Termin darf nicht verlegt werden 14 ). A l t und jung zieht an diesem T a g hinaus auf den Anger zum Ballschlagen; abends beschließt ein T a n z das Spiel. Dies heißt, „ d e n Osterball feiern". D a ß es Sache der ganzen Gemeinschaft war, bestätigt der englische Brauch, wo die Beamtenschaft des Ortes dem Spiel in Amtstracht b e i w o h n t 1 5 ) . In diesem österlichen B. einen mythologischen Grundgedanken zu suchen, d. h. an eine dramatische Versinnbildlichung des K a m p f e s von Göttern und Riesen, der zu dieser Zeit stattgefunden haben soll, oder ähnliches zu glauben, ist reichlich abgelegen und entbehrt der Beweise 16 ). A n eine rituelle Verknüpfung des B.s mit Ostern könnte man vielleicht da denken, wo es Sitte ist, am ersten Ostertag vor Sonnenaufgang Ball zu spielen 17 ), wenn die Sonne drei Freudensprünge über die Auferstehung Christi macht. Aber warum spielt man an demselben T a g auch bei Sonnenuntergang 18 ) ? Wenn von Osten nach Westen gespielt wird, soll der Ball vielleicht magisch die K r a f t der aufsteigenden Sonne beeinflussen 1 9 ). Dieser Gedanke würde bestärkt werden dadurch, daß ähnliche Osterspiele mit Eiern und Holzscheiben veranstaltet werden, die Symbole der Fruchtbarkeit und der Sonne sind. Von diesen gelegentlichen Zeugnissen abgesehen, ist anscheinend der Osterball mit

Ballspiel keinem abergläubischen Gedanken verknüpft 2 0 ). Er ist also im allgemeinen den andern B.en gleichzustellen 21 ), nur daß der Osterball als Frühlingsspiel (wie der Kreisel und das Reifenschlagen der K i n der) eine besondere Freude auslöst. A u c h daß zu andern Zeiten: H i m m e l f a h r t 2 2 ) , Mittsommer 23), F a s t n a c h t 24 ), Weihnachten 25), die Sitte eines gemeinsamen B.s üblich ist, bestätigt die Gleichstellung. ') A n d r e e Braunschweig 339.

8)

Kuhn

Mark. Sagen 313. 9) S t r a c k e r j a n 2, 46. l0 ) K ü c k Lüneburger Heide 38. u ) S a r t o r i Westfalen 156; J o s t e s Westfäl. Trachtenbuch 89; K u h n Westfalen 2, 148. 12 ) J e n s e n Nordfries. Inseln 366; S a r t o r i Sitte

u. Brauch 3, 161—163. 476.

") J o s t e s

13)

Westfäl.

M a n n h a r d t 1, Trachtenbuch

89;

K u h n Mark. Sagen 313. I5) M a n n h a r d t 1, 476. " ) M ii 1 h a u s e 29. ") K u h n Märk. 16)

Sagen 313; M a n n h a r d t

i , 479.

S i m r o c k Mythologie 576. 19) S a r t o r i Westfalen 156; K ü c k u. S o h n r e y 87.

20)

S a r t o r i Sitte u. Brauch

mann

Nordfries.

3, 162.

Gemeinschaftskultur 9; Inseln

366.

22 )

21 )

Nau-

J e n s e n

Mülhause

29.

" ) F r a z e r 1,195. **) M a n n h a r d t 1, 475. 25) Ebd. 478.

3. W o beim Osterball der Unterschied der Jungverheirateten und Unverheirateten betont wird 26 ), da m a g er sich vielleicht auf den B r a u t b a 11 zurückführen lassen; denn diese Sitte des „ B r a u t ballholens" findet gewöhnlich zu Ostern oder W e i h n a c h t e n s t a t t 27 ) und zwar auch in Norddeutschland und England. Belegt ist sie aus B r a n d e n b u r g 2S ), Thüringen 29), dem Südharz 3 0 ), Celle 3 1 ), E n g l a n d 3 2 ) . Zwei W o c h e n vorher k o m m e n die Burschen und Mädchen des Dorfes zu den Eheleuten, die zuletzt im J a h r geheiratet haben, und bitten in einem Reimspruch um den Brautball. A m Ostertag, bzw. in der Weihnachtszeit, k o m m e n sie wieder und fordern den B r a u t b a l l von der jungen Frau. W e n n der Ball, der im Hause ver steckt liegt, gefunden ist, geht es im gemeinsamen Z u g z u m Wirtshaus, wobei ein junges Mädchen den Ball vorantragen muß. D o r t wird er an der Decke befestigt, und ein T a n z f i n d e t s t a t t . Ist eine heimliche B r a u t unter den Tanzenden, so erhält sie a m S c h l u ß den gespendeten Brautball 33 ). Dieser Sitte des „ B a l l holens" liegt zweifelsohne ein Fruchtbar-

862

keitsgedanke zugrunde. E t w a s verdunkelt ist derselbe G e d a n k e in dem Brauch, die jungen Eheleute „ i n die Knospen zu t r e i b e n " 3 4 ) . A m dritten Ostertag verstecken sie sich, werden gefunden und müssen ein paar j u n g e Knospen essen. D a n n entfliehen sie wieder und müssen sich, wenn sie nun gefunden worden sind, mit Bällen für die K i n d e r und jungen Leute loskaufen. — J e t z t ist die Sitte des „ B a l l h o l e n s " in Bettelei ausgeartet. In den Brautball wird Geld gesteckt, das derjenige erhält, der ihn zerschlägt 3 5 ) oder, wie es in der Normandie Sitte ist, auff ä n g t 3 6 ) Man wirft ihn nämlich manchmal über das Tor des Hauses. Noch deutlicher ist der Gedanke der Bettelei im englischen Brauch ausgedrückt, wo junge L e u t e mit irgendeinem Ball von Haus zu H a u s ziehen und Geld fordern 3 7 ). 26) M a n n h a r d t 1, 479. 2 ') K u h n und S c h w a r t z 372; K u h n Märk. Sagen 313; K ü c k u . S o h n r e y 87. 2S) K u h n Märk. Sagen 313. M) K ü c k u. S o h n r e y 87. 30) Ebd. 31) Ebd. 32) M a n n h a r d t 1, 479. 33) H o o p s Sassenart 29. S4) K ü c k u. S o h n r e y 87. ,5 ) Ebd.; K u h n u. S c h w a r t z 372; R e i n s b e r g F i j i / a i r n ö . sa) M a n n h a r d t 1, 473. 3') Ebd. 475.

4. Vereinzelt findet sich der Brauch, den B a l l a l s O r a k e l zu benutzen. Den K i n d e r n soll er die Lebensdauer prophezeien, ähnlich wie der K u c k u c k . So o f t der Ball beim Spielen auf die Erde prallt, so lange lebt man. B e k a n n t ist dies in der Schweiz 3 8 ). In B a d e n heißt es: „ B ä l l c h e n , Bällchen, sag' mir doch, wieviel Jahre leb' ich n o c h ? " Dabei wird der Ball auf den Boden oder an die W a n d oder mit der Handfläche in die L u f t geschlagen 39 ). In Pommern gilt derselbe B r a u c h 4 0 ) . 3S) SAVk. 25, 199. 30) Mündl. Mitteilung von Frau Dr. M. M a c k e n s e n . 40) mündlich.

5. Ganz vereinzelt ist auch die Sitte, v o n der Johann Beleth berichtet: Die Geistlichen von Poitiers spielten dort im Dezember i n d e r K i r c h e mit ihren Untergebenen nach einer alten Tradition B a l l 4 1 ) . Wieviel davon wahr ist, mag dahingestellt bleiben; besondere abergläubische Handlungen, die dabei vorgenommen seien, werden nicht erwähnt.

Balsam-i — B a n d

863

" ) B e 1 e t h Divinorum officiorum explicatio 2 (1605), 546; s. auch M a n n h a r d t i , 472. Schmekel.

Balsam. Der B. spielt seit dem Altertum *) im deutschen Volksglauben eine große Rolle. Megenbergs „ B u c h der N a t u r " 2) mischt Wahrheit und Dichtung vertrauensselig durcheinander. So wird das babylonische B.feld von einem Brunnen gewässert, in dem unsere liebe Frau unseren Herrn Jesus Christus gebadet hat. Getreulich zählt er auch die fabelhaften Heilwirkungen des B.s auf; noch heute kauft das Volk den „ W u n d e r b . " auf, wie z. B. in der Schweiz viele Soldaten stets ein Fläschlein „englischen W u n d e r b . " bei sich f ü h r e n 3 ) . P a u l y - W i s s o w a bearbeitet v. H . S c h u l z 214.

2, 2, 2836. 8) N e u 307. ') S A V k . 19, Stemplinger.

Balthasar. Einer der hl. drei Könige, für die sich Eigennamen zuerst bei Beda finden. In der Kirchenmalerei wird B. (seit dem 15. Jh.) als M o h r dargestellt 1 ). Sein T a g ist der 11. J a n u a r 2 ) . Unter den Sternsingern im westfälischen Sauerlande ist K a s p a r schwarz, Melchior weiß und fein und B. gewöhnlich eigentlich nur ein Anhängsel, er „schlürt so m i t " 3 ). Weil er auf den Bildern der „hintere" der drei Könige ist, bezeichnet man auch wohl den Podex als B. 4 ). Wenn die Wünschelrute S i l b e r anzeigen soll, so muß man sie auf den Namen B. taufen 5 ). Menzel kalender 83. dichte 35 f. 4) A l p e n b u

Symbolik 1, 499. 8) N o r k FestG r i m m e Schwanke u. GeH ö f I e r Krankheitsnamen 26. r g Tirol 393. Sartori.

a)

Band. 1. Das Wort B. bezeichnet im allgemeinen alles, was bindet oder was gebunden wird, z. B. Achselb., Armb. (s. Schmuck), Blumenb. (s. Kranz), Brustb., Gürtelb. (s. Gürtel), Haarb. (s. Haar), Halsb. (s. Schmuck), Hauptb., Hosenb. (s. Hose), Hutb. (s. Hut), K o p f b . , Schuhb. (s. d.), Stirnb., Strohb., Strumpfb. (s. d)., Zopfb. 1 ). A u c h der alte Ausdruck Gebände (Kopfputz) gehört hierher 2). Im übertragenen Sinn spricht man von dem B. der Zunge, von Liebesb.en, Todesb.en 3) u. a., wobei die Bedeutung von

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Fessel vorherrscht, die sich in der abweichenden Bildung der Mehrzahl (die B.e, Bänder) äußert. Das Bild von den Todesb.en, den Fesseln des Todes, wird schon im Alten Testament (2. Sam. 22, 6; Ps. 18, 5 f.) gebraucht; auch Horaz (carm. III. 24, 8) spricht von den laquei mortis 4). D W b . 1, 1096; F i s c h e r SchwäbWb. 1, 602 ff. 2) Vgl. S c h i n d l e r BayWb. 1, 247. D W b . 1, 1096 f f . ; vgl. M. H e y n e DWb.2 1 , 2 7 6 . 4) H . G ü n t e r t Weltkönig it. Heiland (Halle 1923), 126.

s)

2. Für den mit dem B. verknüpften A b e r g l a u b e n sind namentlich drei Punkte wichtig, die F a r b e des B.es, die meist rot (s. d.) ist, dann der B.z a u b e r selbst, der Umstand, daß etwas Gebundenes, ein Knüpfen oder Verknoten vorliegt (s. binden), und endlich die Beziehung zum r e l i g i ö s e n K u l t . Ein B.z a u b e r liegt in dem einfachen B. selbst, wenn es um etwas gebunden wird. Erhöht wird er aber, wenn Knoten (s. d.) in das B. gemacht werden. Dieses Schließen oder Schlingen eines B.es oder Knotens, zu dem auch das im MA. so häufige Nestelknüpfen (s. d.) gehört, findet sich im Aberglauben aller Völker. Die christliche Kirche hat ihn wiederholt b e k ä m p f t B ) . Wenn es sich um die Übertragung einer Krankheit handelte, so sollte das geschlungene B. wahrscheinlich die Einschließung der Krankheit andeuten 6 ), die man auf andere Menschen, auf Bäume, an welchen man die Bänder befestigte, in das Wasser und auf andere Dinge übertragen wollte. In diesem Falle sind die Bänder einfache Zwischenträger der Krankheit. Böser Zauber liegt dann vor, wenn man die Krankheit mittels eines B.es auf eine bestimmte Person übertragen will und bei diesem B.zauber entsprechende Begleitworte spricht, etwa den Namen des Feindes nennt, dessen Krankheit oder Tod man herbeiführen w i l l ' ) . Anderseits erscheint aber auch die Umkehrung dieses Glaubens. Wie man anderen durch den B.zauber Schaden zufügen kann, so sichert man sich selbst durch das gleiche oder das mit gleichen Knoten versehene B. So entstand das zum eigenen

865

Schutz als A m u 1 e 1 1 (s. d.) getragene B., das entweder allein getragen wird oder nur dazu dient, daß daran ein anderes Zaubermittel befestigt wird. Im zweiten Falle ist das B. zur Nebensache geworden. Auf einer späteren Entwicklungsstufe wurden solche A m u l e t t e und Anhängsel, z. B. Halsbänder, zu bloßem S c h m u c k 8 ) (s. d.) verwendet. Im r e l i g i ö s e n K u l t waren B. oder Binde schon in alter Zeit Sinnbilder der Gebundenheit. So sollten z. B. die P r i e s t e r b i n d e n (offendimenta, taeniae, infulae) ihre Träger als „ G e b u n dene", als Diener und S k l a v e n des Gottes bezeichnen 9 ). Zu dieser passiven Rolle gesellte sich aber bald auch eine a k t i v e . Es wurde ihnen eine bindende K r a f t zugeschrieben, vor allem gebrauchte man diese Binden z u m Liebeszauber 10 ). Ebenfalls bei den antiken Völkern findet sich der Brauch, B ä u m e (s. Lappenbäume) dadurch für einen bestimmten Z w e c k zu weihen, daß man sie mit hl. Bändern behängte. Diese Bänder oder Binden wurden an dem B a u m e nicht als Weihegeschenke befestigt, sondern der hl. Weihe halber. Man hat Weihgegenstände, wenn sie nur neben dem S t a m m e aufgestellt wurden, ebenfalls durch U m w i n d u n g mit solchen Bändern k o n s e k r i e r t n ) . Dasselbe liegt vor, wenn O p f e r t i e r e mit Bändern, an deren Stelle oft B l u m e n treten 12 ), umwunden werden. A u c h in christlicher Zeit schrieb und schreibt man noch heute dem B., das eine k i r c h l i c h e W e i h e erfuhr, besondere K r a f t zu. Schon der hl. Eligius (588 bis 659) w e n d e t sich mit den folgenden Worten gegen diesen A b e r g l a u b e n : „ N u l lus (Christianus) ad colla vel hominis vel cuiuslibet animalis ligamina dependere praesumat, etiamsi a clericis fiant, et si dicatur quod res sancta sit et lectiones divinas contineat, quia non est in eis remedium Christi, sed v e n e n u m diab o l i " 13 ). In B a d e n verwendet man noch gegenwärtig sogar das B., das die geweihten K r ä u t e r umgibt, zu Heilzwecken (s. u.), und in der Provinz Caserta in Campanien trägt m a n a m linken A r m die, „ M i s u r e " genannten, ungefähr 50 cm B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube I.

866

Band

langen Bänder, die im N a m e n des hl. Pantaleon oder der hl. L u c i a geweiht sind 14 ). s ) W i d 1 a k Synode v. Liftinae 18. 6) W u n d t Mythus u. Religion 1, 278 f. ') E b d . 1, 2 8 1 ; v g l . 1, 420. e) E b d . 1, 293 f. u. 296. ") H . G ü nt e r t Wellkönig u. Heiland (Halle 1923) 128. 10) F a h z Doctrina magica 1 2 3 ; A b t Apul l ) P l e y de lanae usu 55 f f . 12 ) V g l . leius 7 1 . 13 J a h n Opfergebräuche 340. ) Grimm Myth. 3, 402. " ) S e 1 i g m a n n Blick 2, 327.

3. Bändern, namentlich von roter Farbe, begegnet man oft bei bestimmten S a g e n g e s t a l t e n . V o r allem wird v o m Wassermann h ä u f i g überliefert, daß er mit bunten oder roten Bändern, bei welchen man vielleicht auch an Wasserblumen und an die bunten Lichtstrahlen der im Wasser sich spiegelnden Sonne denken kann, die Menschen an sich lockt, wie ein richtiger B.krämer solche Bänder, aber auch Schnüre, Tücher u. a. am Ufer ausbreitet 15 ) und die, welche sich in einen K a u f einlassen oder nach diesen Dingen greifen, in die Tiefe z i e h t 1 8 ) . U m g e k e h r t kann man nach tschechischem Glauben den Wassermann mit farbigen Bändern abwehren, die man in den T e i c h wirft. Denn er springt neugierig danach und verwickelt sich darin so, daß er nicht herauskann und man Zeit zur Flucht hat"). Ein schmales rotes B. hat der nach einer schlesischen Sage v o m W a s s e r m a n n getötete rohe Fleischer um den H a l s 1 8 ) . Dies zeigt den gewaltsamen T o d durch Erwürgen an. Ebenso heißt es v o n der nach der Meinung des Volkes nachts in Düsseldorf erdrosselten Jakobe v o n B a den, daß ihr Geist mit einem roten B. um den Hals u m g e h t 1 9 ) . Dagegen gehört zu den verderbenbringenden Geistergeschenken (s. Gürtel) das rotseidene B., das nach einer Sage aus Hinterpommern ein Fremder einem Bauern schenkt, damit er es, um guten W i n d zu bekommen, a n den Mast des Schiffes binde, daheim aber dann seiner Tochter gebe. Als diese das B. um den Hals legt, wird es zur F l a m m e und verbrennt sie 2 0 ). Ein K o b o l d kann die Gestalt eines B.es annehmen. Wer ein solches f i n d e t und 24 Stunden bei sich läßt, wird den K o b o l d , 28

867

Band

der dann seine wahre Gestalt annimmt, nicht so leicht wieder los 2 1 ). Von einem Hauskobold zu Pausitz bei Riesa wird berichtet, daß sein weißes Hemd mit roten Bändern am Hals und an den Armein geschmückt war 22). Rote Halsbänder haben drei weiße, gespensterhafte Hasen, welche am hl. Schutzengelfest J ä g e r n erscheinen 23 ). An einem roten Halsb. trägt ein weißes Schatzhündchen den Schlüsselbund (oder auch eine Schelle) 24 ). Ein mit magischen Zeichen geziertes Halsb. soll der schwarze Hund getragen haben, in dessen Gestalt der Teufel den Zauberer Agrippa von Nettesheim (s. d.) begleitete. Als Agrippa vor seinem Tode das B. löste, enteilte der Hund und stürzte sich in die Saone 25 ). Ein häufiges Sagenmotiv ist, daß mit einem roten B . oder einer roten Masche gekennzeichnete Enten oder Gänse oder andere Tiere zur Erforschung eines unterirdischen Ganges bei einem Erdloch hineingejagt werden und dann meist an einer ganz unerwarteten Stelle wieder zum Vorschein kommen 2 6 ). Vereinzelt heißt es von den Z w e r g e n am Dittersberge bei Schönau auf dem Eigen, daß sie bei dem Leichenzuge, der alle fünf J a h r e in der Johannisnacht zu sehen ist, an den Hüten lange Trauerbänder haben 27 ). Erwähnt sei endlich, daß nach allgemeinem Glauben der T o t e im Grabe, wenn ihm ein B. oder ein Tuch (s. d.) in den Mund kommt, zum Nachzehrer (s. d.) wird 2 8 ). 15 ) J u n g b a u e r Böhmerwald 5 2 = Joh. M i c k o Volkskunde des Marktes Muttersdorf (Muttersdorf in Westböhmen 1926) 2 5 ; P e u Ick e r t Schlesien 205 f. ie ) V e r n a 1 e k e n Mythen 1 8 8 = K ü h n a u Sagen 2, 3 3 5 £. Vgl. ebd. 2, 283. 289. 295. 3 2 3 . " ) G r o h m a n n 1 2 Nr. 49. 18 ) P e t e r Österreichisch-Schlesien 2 (1867), 1 3 f. = K ü h n a u Sagen 2, 3 3 0 = P e u c k e r t Schlesien 207. " ) Z a u n e r t 20 Rheinland 1 , 2 3 1 . ) K n o o p Hinterpommem 1 3 7 . 21 ) A . H a a s Rügensche Sagen u. Mär2 chen (Stettin 1896) Nr. 23 = R a n k e Sagen2 166 f. *«) S i e b e r Sachsen 2 5 7 . " ) J u n g b a u e r Böhmerwald 193. Vgl. Z a u n e r t Westfalen 2 7 1 . 24 ) W u c k e Werra 296 Nr. 5 1 3 . Vgl. 56 Nr. 105. " ) Z a u n e r t Rheinland 2, 7. 26 ) J u n g b a u e r Böhmerwald 49; P e u c k e r t Schlesien 268; Q u e n s e 1 Thüringen 1 5 8 . ") H a u p t Lausitz 1, 35 Nr. 30; S i e b e r Sachsen 1 4 1 . 28) Vgl. S i e b e r Sachsen 2 8 1 f.

868

4. Als S c h u t z - und Abwehrm i t t e l kommt das B., vornehmlich wieder das rote, zunächst bei der G e b u r t und während der allerersten Kindheit, dann aber besonders bei der H o c h z e i t in Betracht, wobei sich allerdings zumeist das ursprüngliche Schutzmittel später in einen bloßen Schmuck verwandelte. Dies war schon bei den Römern der Fall, wo die K i n d e r an einem Brustb. allerlei kleine Gegenstände trugen, die Crepundia (s. Klapper) hießen und danach den Zweck hatten, beim Gehen oder Schütteln einen Lärm zu verursachen (crepare = klappern) 29). Später nur als Schmuck getragen, hatten sie ursprünglich wohl die gleiche Schutzkraft, die man heute den bunten, meist roten Bändern zuschreibt, welche man den Kindern, aber auch dem V i e h um den Hals bindet. In Österreich tragen die Kinder dieses rote B. gewöhnlich am rechten Handgelenk, in Schlesien am linken Handgelenk oder am Arm. Im Erzgebirge ist es meist ein rotes Seidenb. 30 ). Im Marchfeld schützt dieses rote B. die Kinder vor dem Verschreien 3 1 ). In Königsberg legt man ein B. aus blauer Schafwolle in die Wiege des Kindes, damit es nicht verhext werde 3 2 ). Bei den Magyaren bindet man dem Kind, bevor man es zur T a u f e trägt, ein B. um den Leib oder um den Arm mit der Begründung, daß die liebe J u n g f r a u daran eine Freude habe, weil sie selbst stets ein B . um den Leib gewunden trug 33 ). An Stelle des roten B.es können auch rote Fäden (s. d.), Lappen (s. d.), Tücher (s. d.) u. a. treten, ein Beweis, daß hier weniger der B.zauber als die Farbe in Betracht kommt. Andere Schutzmittel, z. B. Geldstücke in Estland 34 ), den Rosenkranz im Böhmerwald 3 5 ), befestigt man am Wickelb. des Kindes. Schon vor der Hochzeit spielt das B. im L i e b e s l e b e n eine Rolle. Besonders im 18. J h . war es Sitte, daß sich Liebende mit Bändern beschenkten und den Zweck dadurch erhöhten, daß sie der geliebten Person selbst das B. umb.en 36 ). Goethes „ m i t einem gemalten B . " übersandtes Liebeslied „Kleine Blumen, kleine

8^9

Band

B l ä t t e r " ist vielleicht das verbreitetste volkstümliche Kunstlied 37 ). Ein B.zauber liegt wohl auch in Goethes „ B r a u t v o n K o r i n t h " vor in der K e t t e , die das Mädchen dem Geliebten zurückläßt 3 8 ). Umgekehrt bedeutet das zufällige Aufg e h e n bestimmter Bänder, z. B. der Schürze (s.d.), Untreue des Liebsten 39 ). R o t , die Farbe des Blutes, ist auch die Farbe der Liebe. Daraus erklärt sich die Vorliebe f ü r rote Bänder bei der Hochzeit, denen allerdings auch noch anderer Sinn z u k o m m t . Im Saterlande soll es früher Sitte gewesen sein, daß heiratslustige Burschen, um sich als solche kundzutun, an Sonn- und Festtagen einen roten oder sonst bunten L a p p e n auf den R ü c k e n hefteten und so zur Kirche gingen 40 ). A u c h zur Besiegelung des E h e versprechens dienten neben andern Dingen Bänder, so nach einer Nachricht aus dem Aargau im Jahre 1772 ein Samt- und ein Strumpfb. 4 1 ) (s. d.). Bei der H o c h z e i t selbst t r ä g t die B r a u t h ä u f i g ein meist rotes B., in Baden und in Westfalen trägt sie ein solches aus roter Seide im Haar 42 ). In Groden gehört zu ihrem Hochzeitsschmuck ein breites, schwarzes S a m t b . um die S t i r n 4 3 ) . Auch sonst sind rote Stirn-, Haar- oder Zopfbänder im Brautschmuck der Alpenländer üblich zum Schutz gegen böse Einflüsse, aber vielleicht auch in Erinnerung an die frühere Sitte, die Braut mit dem Blute geschlachteter Opfertiere zu besprengen. Im Gailtale tragen auch die Männer bei der Hochzeit außer künstlichen Blumensträußen ein blutrotes B. a m oberen Hutrande 44 ). Bei den Weißrussen k o m m t dem roten B r a u t b . eine andere, an den Gürtel (s. d.), den Schleier und das auch im B r a u t s c h m u c k eine Rolle spielende rote Tuch (s. d.) erinnernde Bedeutung zu. Dort tragen die Mädchen bis z u m Hochzeitstage ein rotes Bändchen aus Wolle als Z e i c h e n d e r J u n g f r ä u l i c h k e i t . W e n n der B r ä u t i g a m am Hochzeitstage der Braut die Zöpfe aufbindet, n i m m t er das Bändchen und schleudert es zu Boden 45 ). U m den bösen Blick abzuwehren, wirft um Reval die B r a u t in jedes Dorf, durch das der Hoch-

870

zeitszug geht, ein B. 46 ). Eine leichte Geburt bezweckt das Lösen der Bänder an den Schuhen (s. d.) oder der Strumpfbänder (s. d.) bei Hochzeiten 47 ). Heute überwiegt das B. im Hochzeitskleid als bloßes Schmuckstück. Schon der Hochzeitslader ist gewöhnlich mit bunten Bändern g e s c h m ü c k t 4 8 ) . In der Bergstraße und dem Odenwald wird die Braut v o n ihren Freundinnen mit Bändern b e s c h e n k t , die sie nebst Zweigen von Rosmarin und Lorbeer beim K i r c h g a n g an der Brust t r ä g t 49 ). Ein schwäbischer Hochzeitstanz, der Bändeletanz, der nicht zu verwechseln ist mit dem gleichnamigen U m z u g in Freiburg 1. B. (s. Jahr), hat seinen N a m e n davon, daß der tanzende Bursch an die um ihn tanzenden Mädchen mit deren Z o p f b ä n dern festgebunden war. W e n n die Bänder gelöst wurden, m u ß t e sich die B r a u t auf die H a n d des Tänzers (auf dem Boden) stellen A u c h die M a i b r a u t (s. d.) hat meist Bänderschmuck und war in der Mark a m 2. Pfingsttage so bebändert, daß ihr das B r a u t b . hinten bis zur Erde herabhing 61 ). Mit bunten Bändern pflegt man endlich auch den M a i b a u m (s. d.) zu schmükken ®2). B u n t e Bänder, meist Halsbänder, dienten schon bei den alten Völkern zur A b w e h r d e s b ö s e n B l i c k e s 63 ). Heute zieht man hiezu nicht bloß in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern, z. B. in Skandinavien und Schottland, rote Bänder v o r 6 4 ) . " ) S e l i g m a n n Blick 2, 100. 166. 272. ">) Ebd. 2, 228. 248 ff. ») P f a l z Marchfeld 85. 139. Vgl. WZfVk. 32 (1927), 44. »») P l o ß Kind

1, 135 «= S e l i g m a n n Blick 2, 121. 246.

Vgl. W u 1 1 k e 382 § 581.

Magyaren

160.

34)

«») W I i s 1 o c k i

S e 1 i g m a n n Blick 2, 20.

" ) Verf. »•) DWb. 1 (1854), 1096. »') Vgl. J u n g b a u e r Bibliogr. 269 Nr. 1781; Erich S c h mid t Charakteristiken thus u. Religion

2 2 , 195 ff. M ) W u n d t My1, 468 f. 39) P f a l z March-

feld 101. 40) S t r a c k e r j a n 2, 189 Nr. 435. 41) B ä c h t o 1 d Hochzeit 1, 134. «) Seligm a n n Blick 2, 250. 43) Z i n g e r l e Tirol 24. 44) G e r a m b Brauchtum 121. 45) Stern Rußland

1, 433; 2, 378.

te)

B o e d e r

Ehsten

37 = S e l i g m a n n Blick 2, 228. 290. 47) Vgl. H e c k s c h e r 364. 48) M e y e r Baden 269. 45) W o l f Beiträge 1, 211. M) F i s c h e r 28*

Band

8; I

SchwäbWb. 1 (1904), 604.

5l )

Kuhn

Mark.

Sagen 314 ff. = G r i m m Myth. 2, 657. " ) B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 24

= M a n n h a r d t 1 , 1 7 0 . 6S) S e l i g m a n n Blick 2, 232 ff. 242. S4) ZfVk. 23 (1913), 257.

5. B ä n d e r aller A r t f i n d e n in der V o l k s m e d i z i n , meist als Z w i s c h e n t r ä g e r der K r a n k h e i t , reiche V e r w e n d u n g , besonders bei H a l s k r a n k h e i t e n , H u s t e n und H e i s e r k e i t S 5 ) . Z u diesem Z w e c k e g e h t m a n in neuester Z e i t in Berlin in einen P o s a m e n t i e r l a d e n U n t e r den L i n d e n und f o r d e r t s c h w e i g e n d u n d ohne zu z a h l e n oder zu d a n k e n ein S t ü c k c h e n F l o r e t b . , das m a n u m den H a l s b i n d e t 66 ). H a t bei den p e n n s y l v a n i s c h e n D e u t s c h e n ein K i n d K e u c h h u s t e n , so holt m a n ein rotes B . aus einem L a d e n , ohne es zu bezahlen, b i n d e t es u m einen F i n g e r h u t , in d e m eine S p i n n e ist, und h ä n g t es d e m K i n d e u m 5 7 ) . In L i p p e n ä h t m a n ein s c h m a l e s S a m t b . so u m den Hals, d a ß es n i c h t leicht w e g g e n o m m e n w e r d e n k a n n . W e n n es endlich v o n selbst a b f ä l l t , h a t a u c h das H a l s l e i d e n ein E n d e S 8 ) . Die P e n n s y l v a n i e r befreien sich v o n einem G e w ä c h s dadurch, d a ß sie ein B ä n d c h e n einem T o t e n u m den F i n g e r wickeln, d a n n u m das G e w ä c h s g e b e n u n d endlich das B ä n d c h e n in den S a r g legen. W e n n es v e r f a u l t ist, v e r g e h t a u c h das G e w ä c h s w ) (s. G r a b b e i g a b e , L e i c h e n f e t i s c h ) . F a r b e n analogie spielt mit, w e n n sie bei R o t l a u f oder W i 1 d f e u e r ein rotseidenes B . n e h m e n und d a m i t über die g e r ö t e t e n K ö r p e r s t e l l e n streichen ®°). In S a c h s e n m u ß das a n K r ä m p f e n leidende K i n d a c h t T a g e l a n g ein s c h w a r zes S a m t b . u m den H a l s tragen, w o r a u f es ins W a s s e r g e w o r f e n wird 6 1 ). E i n e m solchen K i n d e k a n n m a n a u c h das Halsb a n d einer Z i e g e u m b i n d e n 4 2 ) . In H ä g im W i e s e n t a l g i b t m a n das B., mit dem g e w e i h t e K r ä u t e r u m w u n d e n waren, u m einen v e r r e n k t e n A r m 9 3 ) . Nach Tiroler G l a u b e n b e k o m m t man, w e n n m a n ein B . oder eine S c h n u r mit K n ö p f e n f i n d e t , so viele A i ß e n als K n ö p f e daran sind 64 ), im d e u t s c h e n O s t b ö h m e n h e i ß t es allgemein, d a ß m a n sein eigen U n g l ü c k a u f h e b t , w e n n m a n a m W e g e ein B. m i t K n o t e n f i n d e t und zu sich n i m m t 6 5 ) .

872

Bei den T s c h e c h e n v e r w e n d e t m a n B ä n der als Heilmittel, b z w . Z w i s c h e n t r ä g e r , gegen W e c h s e l f i e b e r 66 ), K r o p f 67) und K i n d e r a u s s c h l a g •*). Bei den M a g y a r e n b i n d e t m a n einem k r a n k e n K i n d e ein B . u m den A r m , das es so l a n g e t r a g e n m u ß , bis es einen H u t oder ein K o p f t u c h b e k o m m t 6 9 ) . In S a n t i a g o und V i l l a c o s t a in Galizien bindet m a n einem b e h e x t e n K i n d e mit einem B . die D a u m e n u n d g r o ß e n Z e h e n z u s a m m e n , und die M u t t e r w a r t e t nach M i t t e r n a c h t auf einem W e g e , bis j e m a n d k o m m t , der das B. durchschneiden m u ß 7 0 ) . In F r a n k r e i c h t r ä g t m a n gegen W a s s e r s u c h t ein B., das in das W a s s e r einer hl. Quelle get a u c h t w u r d e , neun T a g e l a n g 7 1 ) und heilt das F i e b e r durch A n h ä n g e n eines B . e s a n eine Espe, deren Z i t t e r n a n die Krankheit erinnert72). Früher pflegten W e i b e r bei u n r e g e l m ä ß i g e r M e n s t r u a t i o n ein weißes B., w e n n sie v e r l a n g s a m t , ein rotes B., w e n n sie bes c h l e u n i g t w e r d e n sollte, a m Standbild der hl. V e n i c e in der K i r c h e N . - D . von Nogent-le-Rotrou aufzuhängen73). " ) W u t t k e 357 § 537. " ) Ebd. 132 §181. F o g e l Pennsylvania 337 Nr. 1794. M) ZfrwVk. 4 (1907), 232. M ) F o g e l Pennsylvania 281 Nr. 1479. «•) Ebd. 367 Nr. 1961. «') S e y f a r t h Sachsen 223. Vgl. P f a l z Marchfeld 126. •*) J o h n Erzgebirge 53 = S e y f a r t h 6 ')

Sachsen 187. *3) M e y e r

Baden 570. •«) Z i n -

g e r 1 e Tirol 35 Nr. 278. ••) G r o h m a n n 221 Nr. 1524. ••) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 330f. e ') G r o h m a n n 182 Nr. 1278. •») Ebd. Nr. 1273. «') W l i s l o c k i Magyaren 160. Seligmann Blick 1, 328. ») S g b i l l o t Folk-Lore 2, 287. ») Ebd. 3, 413. '*) Ebd. 4, 170. 6. A u c h z u m S c h u t z d e r Tiere bedient m a n sich in F r a n k r e i c h roter B ä n d e r , h ä n g t solche in Paris a n den Vogelkäfig74), in W a l l o n i e n an den S c h w a n z einer H e n n e 7 5 ) und s c h m ü c k t d a m i t bei besonderen Anlässen den Bien e n s t o c k 7 6 ) . F ü r die V e r w e n d u n g des B . z a u b e r s bei Tieren liefert bereits eine H a n d s c h r i f t der B i b l i o t h e k zu St. Florian aus dem 14. oder 15. J h . einen Beleg, w o nach m a n einem Vieh, das nicht gehen mag, a n e i n e m S o n n t a g ein B . u m b i n d e n und den K n o p f o b e n z u m a c h e n s o l l 7 7 ) . Die h e u t e meist als S c h m u c k dienenden

873

Bank—Bann, bannen

Halsbänder der Zugtiere 7 8 ) waren früher Schutzmittel. Im deutschen Südböhmen hat man aber noch jetzt am Geschirr rote Bänder oder Fleckchen, die „ N e i d f l e c k e r l " heißen 7 9 ). Dasselbe bezwecken die roten Bänder, welche die Magyaren den Füllen in die Mähnen binden 8 0 ). '«) S f e b i l l o t Folk-Lore 3, 191. " ) Ebd. 3, 228. '«) Ebd. 3, 3 1 5 . " ) G r i m m Myth. 3, 416 Nr. 17. ™) H e c k s c h e r 294. '•) Verf. W l i s l o c k i Magyaren 160.

7. Rote B ä n d e r wehren überhaupt bösen Zauber ab. In Hinterpommern legt man sie sogar auf beschriene Butterfässer 8 1 ), und in Syrien bindet man sie um die W e i n s t ö c k e , damit sie gedeihen und gute Früchte tragen 8 2 ). «) S e l i g m a n n Blick 1, 331. " ) ZfVk. 23 (1913), 258. — Zum B.zauber vgl. noch S c h e f t e l o w i t z Schiingenmotiv, bes. 1 7 i . 59.

Vgl. F a d e n , G ü r t e l , Knoten, L a p p e n , S c h m u c k , S c h u h b., S c h ü r z e n b., S t r u m p f b., T u c h . Jungbauer.

Bank. A n Stelle des Tisches erscheint beim Legen des Neugeborenen auf den Stubenboden manchmal auch die Stubenb. als der Ort, wo die Handlung in hergebrachter A r t vollzogen wird. In der Schweiz (Appenzell) wurde und wird das K i n d sogleich nach der Geburt unter die B . gelegt. E s sollte geschehen, wenn es etwas Wechselbalgartiges an sich hatte (so schon 1599), in der Neuzeit begründet man es damit, daß es solchermaßen sein L e b t a g nicht den Geistern anfalle oder (mehr poetisch) damit es s c h a m h a f t s e i 1 ) . Im Schwäbischen legt man es in seinem ersten Tragkissen unter die B . , bevor man es der Mutter ins B e t t reicht 2 ). E s kann sich dann später überall gut einleben und bekommt kein Heimweh. In der Mark tut man so bei der Heimkehr von der T a u f e ; hierauf legt man das K i n d in die Wiege und dreht es mehrmals um und u m 3 ) . Windeln soll man in den Sechswochen nicht unter die B . werfen, sonst bekommt das K i n d kein Ansehen 4 ). Im Norddeutschen Kinderlied ist insbesonders v o m L e g e n des wechselbalgartig veränderlichen K i n d e s auf die B . die R e d e 5 ) . Man stürzt, sobald die Leiche hinausge-

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tragen ist, die B . um 8 ), und ein Gleiches ist mit B ä n k e n und Stühlen, auf denen der Sarg gestanden hat, auch in Mitteldeutschland, der P f a l z und Österreich der F a l l ' ) (s. Leichenzug). R o c h h o l z Kinderlied 279. s) H ö h n Geburt 4,260. *) K u h n u. S c h w a r t z 430 = R o c h h o l z a. a. O. 290. *) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 181 Nr. 11 6) M a n n h a r d t Germ. Mythen 280. 6) K u h n u. S c h w a r t z 435. ') L i p p e r t Christentum 390 = W § 435; G r i m m Myth. 3, 416 Nr. 9. Haberlandt.

Bann ( = B.), b a n n e n ( = b.), s t e l l e n ( = st.), S t e l l u n g ( = St.) ist der Zwang, den ein Mensch mittelst eines Zauberwortes oder einer Zauberhandlung auf andere Wesen (Menschen, Tiere, Geister u. a.) ausübt, meistens mit dem Zweck, den Gebannten unschädlich oder unfähig zu machen, seinen Willen zu betätigen. Das kann geschehen durch das S t e l l e n , d. h. die zeitweilige Stillstellung oder Behinderung, das V e r b a n n e n (s. d.), d. h. die zauberische Versetzung aus dem Ort, wo der zu B a n nende Schaden bringt, an einen andern, wo er unschädlich bleibt, das B e • s c h w ö r e n (s. d.), d. h. das zauberische Verbieten des Übeltuns, oder auch, bei Geistern, das zauberische Zitieren. B . wird zurückgeführt auf die Tätigkeit von Geistern, Zauberern und Hexen1). E s wird gebannt, wer in das R e v i e r eines Geistes, besonders eines selbst gebannten, k o m m t 2 ) . So stellt auch der wilde J ä g e r 3 ). Eigentümlich ist, daß Zigarrenrauchen das Gestelltwerden durch einen gespenstischen Leichenzug verhindert 4 ). Deutlich erzieherischen Charakter hat die v o m Untersee berichtete Erzählung, daß ein B a u e r wegen Sonntagsarbeit von einem Geist gestellt wurde und v o n morgens 7 Uhr bis abends 7 Uhr zum Gespött aller Vorbeigehenden stehen m u ß t e 6 ) . Daß auch Freimaurer (s. d.) in dieser Gesellschaft erscheinen 6 ), ist bei der Einstellung weiter Volkskreise diesen gegenüber nicht verwunderlich. Sonst ist das B . nur wenigen Leuten bekannt, die mit B.-Sprüchen und Beschwörungsformeln arbeiten (Verbalsuggestionen ? ) ' ) . So kann ein Sonn-

875

Bann, bannen

tagskind den Wind st. 8 ). A u ß e r d e m sind zu solchen Künsten nur in der Schwarzkunst (s. Schwarzkünstler, Nekromantie) erfahrene Leute, besonders aber, offenbar von ihrer Tätigkeit als Exorzisten her (s. a. Geisterb.), katholische Geistliche befähigt. Im Bergischen hält man den A b e n d f ü r die einzige erfolgversprechende Zeit f ü r das B., wofür der Ausübende % Stunde Vorbereitungszeit b e n ö t i g t 9 ) . Für das St., das in Tirol auch bezeichnend „gefroren machen", in der Oberpfalz „ a n f r ö r e n " heißt 1 0 ), werden mannigfache H i l f s m i t t e l genannt: so betet der Banner das Vaterunser r ü c k w ä r t s 1 1 ) , denselben Dienst tut das Umkehren des Glases oder eines Bildes 12 ) oder das Festnageln eines in Beziehung zu dem zu Bannenden stehenden Gegenstandes (s. a. verpflöcken) 13 ). Eine besondere Rolle spielt hierbei der B . - k r e i s , in den sich der Bannende entweder selbst hineins t e l l t 1 4 ) oder aber, was weit häufiger ist, den zu Bannenden hineinb. 1 5 ). Wir haben hier eine Erinnerung an den bei allen indogermanischen Stämmen, besonders bei den Slawen, z. T. noch heute geübten Brauch, den zu sakralen Zwecken dienenden oder sakral zu bannenden Gegenstand dreimal zu umkreisen 1 8 ). Schließlich geht auch die Sitte, die Hühner an bestimmten T a g e n innerhalb einer Sperrkette zu f ü t tern, damit sie die Eier nicht verlegen, auf diesen B.-kreis z u r ü c k 1 7 ) . Sagen und Geschichten, in denen das B. eine Rolle spielt, sind sehr zahlreich. Einmal wird ein K n a b e durch den Fluch des jähzornigen V a t e r s gestellt und muß 3 Jahre auf derselben Stelle stehen, im 8. H a l b j a h r kann er wenigstens sitzen und wird nach 7 Jahren durch den T o d erl ö s t 1 8 ) . Anderwärts w i r k t sich der Stellzauber beim Essen dahin aus, daß die Speisen stahlfest gemacht werden, so daß niemand abschneiden kann 19 ), oder ein Wirt stellt Gäste zwei T a g e lang, bis ein Fremder sie löst 20). Sonst werden gebannt Tänzer und Streitende, böse Nachbarn, Zauberer, Zigeuner, selbst ein Leichenzug 21 ). Wie die H e x e n so kann man D i e b e , R ä u b e r und M ö r d e r durch Zau-

876

berspruch und magische H a n d l u n g b. 22 ). Besonders verbreitet ist das B. des Obstdiebs auf dem B a u m 23 ). Im K t . Zürich glaubte man, einen Dieb mit Hilfe v o n Nägeln festzustellen oder ihn zu bewegen, die Beute wieder zu erstatten 24 ). Das B. des Diebs erfolgt durch den Diebss e g e n (s. d.) 2 S ). Man spricht ihn, indem man nach Sonnenuntergang dreimal u m die Stelle geht (s. a. umkreisen), zu der vermutlich der Dieb k o m m t ; dabei darf man sich aber nicht umsehen und muß genau an dem P u n k t aufhören, w o man den U m g a n g begonnen hat. W e n n man dann z u m Schluß noch dreimal , , I m Namen G o t t e s " usw. sagt, so findet man a m anderen Morgen den Dieb an der Stelle festg e b a n n t 2 6 ) . Ein solcher Segen l a u t e t : „ I c h hier nene deinen N a m e n (s. d.), K a n n s t Du über mein g u t t gehen oder Reiten, außer dem Dach oder unter dem Dach, kannst Du es nicht, so bleib stille stehen, zähle vorher alle Rägentropfen, alle Sterne, die a m F i r m a m e n t stehen und alle Steine, die in der Erde liegen, alles grüne Gras, So auf der Erde Stehed, alle Sandkörnlein, So im Meer liegen und alle Brunnen, so unter der Erde liegen. K a n n s t Du es nicht zählen, so Sollst und must Du stihle stehen, wie ein B l o c k und Dich umsehen wie ein B o c k " 27 ). Ein Pforzheimer A r t z n e y b ü c h l e i n v o n Carl L u d w i g Schneidemann Ao. 1768 empfiehlt als sicher wirkendes Mittel z u m B. eines Diebes das bekannte Sator (s. d.): „ A u f ein Zettelein muß es aber stehen und an die Thür hingegleibt werden. Welcher Dieb das an der T h ü r ansiehet wird nicht mehr weggehen können bis er drappirt wird " 2 8 ). Wenn der Dieb sich allerdings selbst auf das B. versteht, k o m m t es darauf an, wer die stärkeren Sprüche w e i ß 2 9 ) ; dabei geht es dann o f t recht erheiternd zu, wenn z. B. der Wilddieb die revidierenden Forstbeamten auf die Stühle a m heißen Ofen bannt und sie schwitzen läßt oder wenn der Banner die Diebe mit „ K n i t t e l n ordon a n z m ä ß i g durchbritschen und abschmier e n " läßt und sie nach L ö s u n g des Bannes noch durch die „ M i s t l a c h e " j a g t 3 1 ) . In K r i e g s l ä u f t e n nahm man natürlich ebenfalls gern seine Z u f l u c h t zum B.,

8 77

Bann, bannen

so der „ K r i e g e r B ä t h l e " in Wurmlingen, der im Schwedenkrieg einige Schwedenreiter auf 20 Schritte stellte, indem er mit seinem Pflugstecken dreimal in der L u f t herumfuchtelte 3 2 ), oder jener Bauer in Sotzbach, der im Siebenjährigen K r i e g eine Schwadron Reiter bannte, daß sie einen halben T a g lang weder v o r w ä r t s noch rückwärts k o n n t e n 3 3 ) . Man bediente sich dabei in der Regel einer „sehr geschwinden Stellung", wie sie etwa das Romanusbüchlein lehrt: „ D u Reiter und F u ß k n e c h t kommst daher, wohl unter deinem Hut, du bist besprengt mit Jesu Christi Blut, mit den heiligen 5 W u n d e n sind dir deine Rohr, Flinten und Pistol gebunden, Säbel, Degen und Messer gebannet und verbunden, im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des hl. Geistes. A m e n " (dreimal zu sprechen) 3 4 ). Man verstand es demnach auch, wie man der eigenen W a f f e Treffsicherheit anzaubern konnte, die des Gegners zu stellen oder zu „ b e s c h e i ß e n " , Hieb- und Stichw a f f e n zu b. Eine Reihe der dazu nötigen Beschwörungsformeln sind erhalten. Neben dem Heiland und der Muttergottes werden dabei o f t die Heiligen, vor allem die hl. Drei Könige, die vier Evangelisten, die Erzengel, die „ 1 2 B o t t e n der Patriarc h e n " u . a . a n g e r u f e n 3 5 ) . W i e man so einen Angreifer oder V e r f o l g e r 3 6 ) unschädlich machen konnte, so glaubte man auch, einen Feind oder Flüchtling dem Verfolger in die Hände b. zu k ö n n e n 3 7 ) . Den S t e l l z a u b e r muß man vor Sonnenaufgang (Sonnenuntergang) 3 8 ) l ö s e n , sonst stirbt der Gebannte, und sein Leib wird kohlschwarz. Der Gestellte ist z u m Teufel geworden 39 ). Diese Vorstellung beruht auf dem Glauben, daß man einem anderen durch Zauber die S e e l e (s. d.) e n t l o c k e n kann, worauf der seelenlose L e i b unbeweglich bleibt, bis der Banner ihm die Seele zurückgibt. Dies geschieht durch L o s s p r e c h u n g oder A b d a n k u n g von der A r t : „ B i s t hergegangen in Teufels Namen, geh hinweg in Gottes Namen, lege ab das Gestohlene" 40). Ist der G e b a n n t e selbst zauberkundig, so kann er unter Umständen den S t e l l -

878

z a u b e r s e l b s t beseitigen, indem er die Schuhe auszieht und in den Strümpfen fortgeht oder den rechten Schuh an den linken Fuß, den linken an den rechten anzieht 4 1 ). K a n n er sich gar seinen Hosenträger zerschneiden, so b ü ß t der Banner mit sofortigem T o d 4 2 ) . Bei den T i e r e n wurde das B. vor allem z u m St. v o n Wild zu bequemem A b s c h u ß angewendet, aber auch um Krebse und Fische aus dem Wasser zu f a n g e n 4 3 ) . Hunden und Mäusen konnte man die Mäuler durch B. verschließen, Wanzen in ein anderes Haus b., Schlangen und Ungeziefer (Raupen, Erdflöhe, K ä f e r u. dgl.) vertreiben 44 ). Das B. eines W a g e n s 4 5 ) wurde gern von gewinnsüchtigen Handwerkern (Schmieden) praktiziert, um eine Ausbesserung vornehmen zu können 4 8 ) oder aus Ü b e r m u t 4 7 ) . Durch Besprechen wird das Fahrzeug wieder f l o t t gemacht 4 8 ). Drastischer sind folgende Mittel: man schlägt auf alle Radnägel des gebannten Fahrzeugs 49) oder haut mit der A x t auf die Deichsel 5 0 ). Zerschlägt man gar eine R a d speiche, so wird dem Banner dadurch mindestens ein F u ß abgehauen, meist trifft ihn der Schlag ins Herz, so daß er sofort tot ist S1 ). K r a n k h e i t e n werden als Dämonen gefaßt und können deshalb durch B. vertrieben werden (s.a. Incantatio). Besonders geschieht das beim Alpdrücken. Schon die Alten kannten es ebenso wie das heute noch weit verbreitete S y m p a t h i e mittel des Verpflöckens (s.d.). A u c h wird die K r a n k h e i t in einen Zauberkreis (s. a. Kreis) g e b a n n t : in Franken und Österreich legt m a n auf eine Flechte ein Geldstück, macht dann einen Kreis herum und darauf kreuzweise Eindrücke. Ein ganz ähnliches Verfahren empfiehlt schon Marcellus 5 2 ). Noch in der Gegenwart verschreibt man sich in der Lausitz „ B a n n m ä n n e r " aus dem benachbarten Böhmen, vornehmlich um plötzlich krank gewordenes, d. h. behextes Vieh zu kurieren 53 ). Andere bringen selbst stark fließendes Blut oder Schlangengift durch B. zum Stehen 54 ). ') M e i c h e Sagen 176 Nr. 240; E i s e i Voigtland 78 Nr. 199; A n d r e e Braunschweig

Bannbüchlein

879

387; K ö h l e r Voigtland 528 Nr. 133; ZfrwVk. 8, 155; Z f V k . 11 (1901), 68; W u t t k e 159 §216. 2) M e i c h e Sagen 214 Nr. 277; 580 Nr. 721; R e i s e r Allgäu 1 , 4 2 2 ; K ü h n a u Sagen 1, 500. 3) K u h n Westfalen 1, 178 Nr. 189. 4) M e i c h e Sagen 242 Nr. 309. ») S A V k . 2 (1898), 18. •) K ü h n a u Sagen 3, 252. 7) S t o 11 Zauberglauben 128; A g r i p -

pa

v. N e t t e s h e i m 1, 183 ff. ¡ ( K e l l e r )

Grab d. Aber gl. 1, 39 f f . ; L u c k Alpensagen

L e s s i a k Gicht 156; A m e r s b a c h melshausen

2, 37; N i d e r b e r g e r

75;

Grim-

Unter Wai-

den 3, 549", F i e n t Prättigau 2 173; K i e s e w e t t e r Faust 226; Z f V k . 25 (1915), 352; MschlesVk. 6 (1899), 36; 7 (13) (1905), 96; D G .

13, 17 f.; S A V k . 21 (1917), 55.

8)

Lütolf

Sagen 383. ") S c h e l l Bergische Sagen 291 Nr. 1 a ; 293 N r . 1 c. 10) H e y 1 Tirol 285 Nr.

103; 426 Nr. 113; з, 215 f.

Nr. 43.

Schönwerth

") S c h e l l

1!

Bergische

Oberpfalz Sagen

442

) R a n k Böhmerwald 1 , 1 6 6 ; M e i c h e

Sagen 566 Nr. 704.

" ) Z f V k . 25 (1915), 352.

14 )

R o c h h o l z Sagen 2, 167. Schwartz 449 Nr. 378;

15 )

K u h n und Liebrecht

Zur Volksk. 306. " ) G o l d m a n n Einführung 98 A n m . 3. " ) K n u c h e 1 Umwandlung

37.

18)

Meiche

559 Nr. 693.

Nr. 8.

!1 )

Schell

20)

Sagen 561 Nr. 696. " ) Ebd. Schell

Bergische

Leoprechting

Bergische

Sagen

58 f.

60 ff.;

49 Nr. 7 4 a ;

Sagen 27 Nr. 23; Neue

399

berg.

Sagen

83 Nr. 14; A n d r e e Braunschweig 387; A n d r e e - E y s n Volkskundliches 215 Nr. 38; M ü l l e n h o f f Sagen 517 f. Nr. 34; W o l f Beiträge i , 1 5 3 ; K u o n i St. Galler Sagen 26 f. 86; S A V k . 15 (1911), 1 8 4 f . ; 21 (1917), 199; Z f ö V k . 3 (1897), 6. " ) B i r 1 i n g e r Volksth.

r, 510; M ü l l e n h o f f ( - M e n s i n g) Sagen 202 Nr. 302; L ü t o l f Sagen 250 f. 24) Z f V k . 25 (1915). 352 f - " ) G r i m m Myth. 3, 505; F r i s c h b i e r Hexenspr. 113; W a i b e l u. F l a m m 2, 133; Z f V k . 11 (1901), 68. " ) K u h n и. S c h w a r t z 4 4 9 ^ . 3 7 8 ; R a n k e Sagen 271 f. «) S A V k . 2 (1898), 264; vgl. S c h r a m e k Böhmerwald 270. 28) W e i n h o 1 d Festschrift 115 f. " ) R o c h h o l z Sagen 2, 60;

E i s e 1 Voigtland 223 f.;

Andree-Eysn

Volkskundliches 215 Nr. 41 f. M ) S c h e l l Neue berg. Sagen 62 Nr. 9. " ) R e i s e r Allgäu 1,

209. 32) B i r 1 i n g e r Volksth. 1, 331. " ( B i n d e w a l d Sagen 127 f. " ) Romanusbüchlein 13; S c h r a m e k Böhmerwald 267; S A V k . 25 (1921), 6 7 ; vgl. W e i n h o l d

Festschrift

118; ZfrwVk. 1904, 301. 3S) Geistl. Schild 164; A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 37; S c h r a mek

SAVk.

Böhmerwald

273; Z f V k . 23 (1913), 15;

19 (1915),

*•) S c h e l l

228 f. ;

Bergische

Sagen

25

(1921),

286 Nr.

68.

53b.;

Müller Siebenbürgen 75 f. " ) A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 37; M e i c h e Sagen 566 Nr. 704.

M)

Kuoni

Schwartz Böhmerwald

449 Nr. 378. 275;

L u c k

40)

Schramek

Alpensagen

75;

Z f V k . 5 (1895), 297- " ) H e y l Tirol 164 Nr. 72; J e c k l i n Volkstüml. 391; Z f V k . 4 (1894), 156.

42)

Schell

Bergische Sagen 186 N r . 112.

43)

R a n k e Sagen 32; Andree-Eysn Volkskundliches 215; R e i s e r Allgäu i, 207f.; S A V k . 25 (1925), 69; A m e r s b a c h Grim-

melshausen

2, 37.

44 )

A m e r s b a c h

Grim-

melshausen 2, 37. 4ä) B a u m g a r t e n Aus der Heimat 2, 79; M e y e r Baden 427; Z f V k . 11 (1901), 69. M ) K i i h n a u Sagen 3, 236 f. Z f V k . 11 (1901), 69. «) S c h e l l Neue berg. Sagen 21 Nr. 6. 49) G r i m m Myth. 3, 471

4 ')

Nr. 977. 60) M e i c h e ") A n d r e e - E y s n

Sagen 581 Nr. 723. Volkskundliches 215;

E i s e 1 Voigtland 223 f . ; S c h e l l Bergische Sagen 86 Nr. 5; 150 Nr. 27; 177 Nr. 93; 209 M Nr. 165; Neue berg. Sagen 50 Nr. 27. )Bar-

t e 1 s Medizin 1 9 4 f f . ; N a u m a n n Gemeinschaftskultur 143 f.; S t e m p l i n g e r Sympathie

75 f . ; W r e d e Rhein.

133. " ) K ü h n a u Tirol

Volkskunde

Sagen 2 , 5 3 9 .

")

a

Heyl

802 Nr. 261.

S. a. G e i s t e r b., verfluchen.

Übertragung, Mengis.

Sagen 7

Nr. 6; R e i s e r Allgäu 1, 209; Z f V k . 9 (1899), 372. S2) K n u c h e l Umwandlung 85; S c h e l l Bergische

880

St. Galler

Sagen

69. ") R a n k e Sagen 25 f. 271 f.; L e o prechting Lechrain 37; K u h n und

B a n n b ü c h l e i n . Mit diesem N a m e n bezeichnet m a n B e s c h w ö r u n g s b ü c h e r , die S p r ü c h e und M i t t e l z u m Stellen der J a g d tiere, der Diebe, zur U n s c h ä d l i c h m a c h u n g v o n r e i ß e n d e n T i e r e n und S c h l a n g e n , z u m B a n n e n der Geister u n d des T e u f e l s enthalten D a m i t sie b a n n k r ä f t i g werden, legt m a n sie einem P r i m i z i a n t e n unb e m e r k t unter das A l t a r b l a t t . U m den G e f a h r e n b e i m G e b r a u c h der B . zu entgehen, m u ß m a n sie r ü c k w ä r t s lesen können, w o d u r c h der Z a u b e r a u f g e h o b e n wird2). Bannen bedeutet: festhalten, zaubern, b e z w i n g e n 3 ) , v g l . S c h l a n g e n und N a t t e r n b a n n e n 4 ), D i e b e 5 ), den T e u f e l oder die Geister b a n n e n 6 ), in der älteren S p r a c h e : b a n n e n u n d bennen, durch Z a u b e r - oder Segenssprüche b i n d e n 7 ) ; s. b a n n e n . ') R e i s e r Allgäu 1, 206; Z f V k . 9 (1899), 272; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 405; H ö h n Volksheilkunde 1, 80. 2) D o r n s e i f f Alphabet 63; Z f V k . 25 (1915), 246; W u t t k e 183 § 250; HessBl. 20 (1921), 15 ff.; S e y f a r t h Sachsen 165.169. 3) G r i m m DWb. i , 1116. 4) P a n z e r Beitrag 2, 272 Nr. 12; G r i m m a . a . O . (Grimmelshausen, Simplizissimus). 6) W ü r t t V j h . 13 (1890), 205 Nr. 213; 213 Nr. 244. e) P a n z e r a. a. O. 2, 142. 201. 271 Nr. 8. 302; WürttVjh. a. a. O. 215 Nr. 250; S A V k . 20 (1916), 435. ') L e x e r MhdWb.

(1872), 123. 181.

r

Jacoby.

Bannprozession—Bär

Bannprozession S. F l u r u m g a n g . B a n n s e g e n S. S e g e n , nung.

Verban-

B ä r (Sternbild) s. S t e r n b i l d e r

II.

B ä r (Tier). I. N a m e . Der idg. Name des braunen B.en (Ursus arctos) gehört zu der Gruppe scr. rksha-, avest. aresa-, gr. äpxxoj, lat. ursus 1 ). Aus religiösen Gründen (Verbot, den Namen des Tieres zu nennen; vgl. Wolf) 2) haben die germanischen und lituslawischen Sprachen das Wort verloren 3 ). Die Germanen, wie die Wogulen und Lappen 4 ), haben dafür „ B ä r " , „ d e r B r a u n e " 5 ) , den aus der Tiersage bekannten Namen 6 ), Petz, (betz, bätz), eine Kurzform von B. mit dem K o s e s u f f i x -ze 7 ). Die Slawen ersetzten schon in urslaw. Zeit den Namen durch medvëdi = Honigesser, was in der Gegenwart wieder durch „ E r " , „ H a u s h e r r " usw. verdrängt ward 8 ), so wie die Finnen von mesikämmen (Honighand), otso (Breitstirn) 9) und vom „ A l t e n " sprechen. Die Russen brauchen zvêri = Wild 10 ), für den Jungbären Lontschak = Jährling, für den zwei- bis dreijährigen Pestun = Kinderwärter; er ist ein Owsjannik = Haferesser oder ein Sterwjätnik, ein A a s f r e s s e r n ) . Die Esten nennen ihn laijalg (Breitfuß) 1 2 ). Bei verschiedenen türkischen und tatarischen Völkern hat der B. Bezeichnungen wie Vater, Mutter, Großvater; von den Schweden wird er hin garnie, store, storfan, Großväterchen, genannt l s ) oder auch kuse, bjäss und gullfot (Goldfuß), sötfot (Süßfuß) 1 4 ). — Auch die Ungarn nennen ihn öreg = der Alte, toporjan = Fußschlepper, die Szekler: féreg, den schleppend gehenden W u r m 1 6 ) , die Lappen vari-aija (kluger Vater), während des B.festes: soive olma (heiliger Mann) oder härra (Herr), f r u v v a (Frau) " ) . ») S c h r ä d e r Reallex. 2 1, 81; Feist Indogermanen 1 9 1 3 , 181. 2) S c h r ä d e r a. a. O. nach A. M e i l l e t Quelques hypothèses sur des interdictions du vocabulaire dans des langues indo-européennes in Festschr. f. A. J. Vendryes zum 3. 7. 06 u. Ztschr. für deutsche Wortforschung 10, 167 ff.; K e l l e r Antike Tierwelt 1, 178. ») S c h r ä d e r a.a.O. *) K e l -

882

l e r Antike Tierwelt 1, 178. 5) H u g o P a l a n d e r Ahd. Tiernamen 1899 56 f.; vgl. U s e n e r Kl. Sehr. 4, 57 Anm. I i i . 6) G r i m m Reinhart Fuchs CCXXIX ff. 7) R i c h a r d L o e w e Germ. Sprachwissenschaft 1 (1922), 87. e ) S c h r ä d e r Reallex? 1, 81. ') G r i m m Reinhart Fuchs L V I . 10) S c h r ä d e r Reallex. 2 1, 81. n ) M e e r w a r t h - S o f f e l Lebensbilder aus d. Tierwelt Europas 1 (1920), 72. ") G r i m m Reinhart Fuchs L V I . 13 j K e l l e r Tiere 1 1 0 ; R i e g l e r in W S . 4, 175. >4) G r i m m Reinhart Fuchs L V . 1S) K e l l e r Antike Tierwelt 1, 178. '•) H a m m a r s t e d t in Beiträge z. Rel.wissenschaft 2 (1918), 124 f.

2. D e r B . i m G l a u b e n d e r a l t e n u n d p r i m i t i v e n V ö l k e r . Als prähistorisches Jagdtier kannte man sowohl den Höhlen- wie den braunen B . e n 1 7 ) . Die Knochen verarbeitete man zu Geräten 1 8 ). Im Burgwall von Mecklenburg (slawische Zeit) f a n d man bei einer Grabung einen B.enschädel 1 9 ); in germanischen Gräbern 20) kamen B.enknochen zum Vorschein. Bei den Römern war er ein beliebtes J a g d t i e r ; die lebend gefangenen wurden, abgerichtet, viel bei den Spielen im Zirkus verbraucht 2 1 ). In der g r i e c h i s c h e n Mythologie erscheint er öfters. Er war das Tier der Artemis, deren Hypostase Kallisto B.engestalt hat, und deren Priesterinnen (brauronische A.) B.enkleider tragen 2 2 ); an ihren Tempeln wurden erbeutete B.enköpfe aufgehängt 2 3 ); ihr wurden B.en geopfert 2 4 ). Im Heiligtum der syrischen Göttin Artemis zu Munichia wurden B.en gehalten 2 6 ); in peloponnesischen (arkadischen) und attischen Kulten war er ihr Symbol 2 S ). Der großen Göttin der S y r e r war er heilig 2 7 ). Die meisten Völker der nördlichen Zone wissen vom B.en zu erzählen. Über den B.en als Totemtier handelte Reuterskiöld 2 8 ). Bei den Algonkins haben die Unterweltdämonen B.engestalt 2 9 ); die Blackfoot wissen von plagenden Dämonen in B.engestalt 3 0 ); die den Menomini (Algonkins) benachbarten Skidi-Pawnee kennen B.en als Begleiter der Hexe 3 1 ) ; bei den Nahavos (Pueblas) bewachen B.en das Haus der Sonnenfrau 32 ). Häufig ist in der indianischen Tiersage von ihm die Rede 3 3 ), wie auch die Eskimos 3 4 ) und nordamerikanischen Neger M ) von ihm erzählen.

Bär

88 3

Auch die sibirischen Völker haben sich mit ihm beschäftigt. In einer Höhle Innerasiens fand Gmelin das Steinbild eines sitzenden B.en 3 6 ). Die A i n o s verehrten einen B.engott, an dessen Hauptfest ein von einer Frau gesäugter B. getötet und gegessen wurde 3 7 ). Auch die Japaner kannten eine Berggottheit, welche als B. erschien 38 ). Die Giljaken (an der Amurmündung und auf Sachalin) kennen einen Berg- und Waldgott Pal'ys', der ihnen seine Hunde, die B.en, als Nahrung sendet. Diese B.en sind „Bergmenschen", niedere Götter, zugleich aber Gentilgenossen der Giljaken. Wieder finden sich bei den sibirischen Völkern Tiersagen, die an diejenigen der Indianer erinnern 39). In Lappland wurde der B. im 18. Jh. noch als saivo = heilig, passevaitse = heiliges Wild, bezeichnet 40). Die Ungarn sind von einem B.enkult ihrer Vorfahren überzeugt 41 ). Die Finnen hielten, wenn sie den Kopf des getöteten B.en an einem Baum aufhingen, ein Fest ab, wobei ein Knabe und ein Mädchen als Brautpaar erschienen 42). ") E b e r t W.

Reallexikon

S o e r g e 1

Die

6, 140; 7, 134 ff.;

Jagd

der

Vorzeit

1922,

54 ff.; O. P r o f e im Mannus 6, 107 ff.; W. S o e r g e l Das Aussterben diluvialer tiere u. d. Jagd d. dil. Menschen 1912

Säuge-

= Festschr. z. XLIII allgem. Vers. d. deutsch, anthropol. Ges. 47 ff.; vgl. auch H o e r n e s - M e n g hin 244

Urgesch.

d. bild.

Kunst

1925, 147. 233.

K e 11 e r

Tiere 365. 366.

t. 1 4 4 — 1 4 6 . ls) So ko 1 o w s k y in Mediz. Klinik 1918, 395 f. ") Nachrichtenbl. f. d.

Vorzeit 3, 6.

s0)

al)

D e r s. Antike S2) Tiere 1 1 5 ff.

Tierwelt

i,

178 f f . ;

vgl.

Tiere

114.

K e l l e r Antike Tierwelt 1, 176; P a u l y - W i s s o w a 2, 1344. r434«) Ebd. ") Ebd. ") Ebd. «•) P a u l y - W i s -

s o w a 2, 1434. " ) K e l l e r 28)

Reuterskiöld

Speisesakramente

14.26.

29. 48. 77 f. " ) W. K r i c k e b e r g

Indianer-

märchen

aus

Nordamerika

1924, 52. 82. 373;

vgl. S i u t s Jenseitsmotive 269. ®°) Ebd. 135. 3I)

Ebd. 143. 157.

hardt

32)

Ebd. 338.

33)

Dahn-

Natursagen 3, 6. 58. 50. 57. 29. 253 f.

63. 77• 83 f. 97; 4, 207; K r i c k e b e r g 108. 217 ff. 176. 31) D ä h n h a r d t 3, 18. 252; S o c k Eskimomärchen (1921), 70 ff. 78 f. 35) D ä h n h a r d t 3, 50 f.; 4, 44. 3«) K e l l e r

Tiere

110

=

Antike

Tierwelt

1,

177.

37)

H ö f 1 e r Organotherapie 65; ZfVk. 6, 344; A n d r e e Parallelen 1, 132; Globus 39, 232 f.;

vgl. ebd. 32, 1 1 7 ; K e l l e r Antike 1 7 7 . M) K a r l F l o r e n z Die Quellen

d. Shintoreligion

1919,

Tierwelt 1, historischen 4 N r . 18. 86;

884 vgl. G r i m m Lappen;

Myth. 3, 191: B.enfest der

M u u s Altgerman.

Religion

30 f.

") D ä h n h a r d t 4, 282 f. 10) K e l l e r Antike Tierwelt 1, 137. «) Ebd. ") Beitr. z. Rel.wissensch. 2, 119 f. 3. N a t u r g e s c h i c h t l i c h e r A b e r g l a u b e . Die Menschenähnlichkeit eines enthäuteten B.en ist stets stark aufgefallen 43 ); die Ainos empfanden sie 44 ) wie die Giljaken 45 ); die Esten erklären, ein abgehäuteter B. habe große Ähnlichkeit mit einem Mädchen, besonders an Brust, Hüften und Beinen 4 5 ). Seine Füße gleichen Menschenfüßen (mongolisch 47 ), serbisch 48 ), polnisch 49 ), russisch) 50 ); er hat menschlichen Verstand (Altajer 51 ), mongolisch) 52), aber nur einen kleinen, weil er von einer Frau abstammt (lettisch) ®3). Seine Zitzen sitzen wie bei den Menschenfrauen an der Brust, nicht am Bauch (Smolensk) 64), und er hat eine weiße Brust wie eine Jungfer (estnisch) 5S). — Nach deutschem Volksglauben ist er ohne Knochen, besteht nur aus Muskeln und Sehnen 6 6 ). Solinus sagt, die B.en verehren die B.innen, die stärker sind als die B.en, heimlich 67). Sie kohabitieren in gestreckter Lage wie die Menschen 58). Die B.in wirft am 30. Tage darnach ein Junges, wenig größer als eine Maus 69). Das ist ein ungeformter Fleischklumpen, der erst durch Belecken Glieder bekommt; vorher sind nur die Klauen zu sehen 60 ). Wenn Zedier das 1733 abstreitet, muß also der Glaube damals noch lebendig gewesen sein 61 ). Es ist nichts seltsamer anzusehen als eine gebärende B.in 6 2 ). Die B.en genießen Ameisen und Krebse als Arznei, nach antiken Autoren kennen sie die Heilkräuter 63). Der B. wächst fast unaufhörlich 64 ); kocht man B.enfleisch, so wächst es auch 65). Älian und Äsop behaupten, er rühre keinen Leichnam an 66), Aristoteles, er fresse erst fauliges Fleisch 67). Er ist so verpestet, daß verfault, was er anbläst 68 ). Man habe ihn gefangen, erzählt Megenberg, indem man ihn mit Honig in eine Fanggrube lockte 69) oder ihn durch Vorhalten eines glühenden Eisens blendete 70 ). Die auf den B.en bezüglichen Ausdrücke der Jägersprache zählt Zedier

885

Bär

a u f 7 1 ) . Sein Brummen deuten die Siebenbürger Sachsen:,, Ech bän der grest! oder: ech kun, ech fr6sen d i c h " 7 2 ) ! Sie wissen auch, daß man nur 99, nie 100 schießen kann 72 a ).

13 ) Megenberg Buch der Natur 133. ) D ä h n h a r d t Natursagen 3, 449. 4 i ) L e o S t e r n b e r g im ARw. 8, 267. " ) D ä h n h a r d t 2, 278 Nr. 2 a. " ) Ebd. 3, 450 Nr. 13 b. «) Ebd. Nr. 22. 49) Ebd. 2, 99 Nr. 7. 6°) A u g . v. L ö w i s of M e n a r Russische Volksmärchen 1914, 218. " ) D ä h n h a r d t 3, 451 Nr. 22. •«) Ebd. 3, 450 Nr. 13 b. «) Ebd. 3, 452 Nr. 19 b. 51 ) Ebd. 2, 99 Nr. 4. " ) Ebd. Nr. 10. 5 9 ) M o n t a n u s Volksfeste 167. " ) M e g e n b e r g Buch der Natur 134; K e l l e r Tiere 123. 376 Nr. 207. M) M e g e n b e r g 134. s>) Ebd., nach Ambrosius. 60) Ebd. nach Plinius, der auf Aristoteles zurückgeht; vgl. K e l l e r Tiere 122 f. 375 Nr. 199; K e l l e r Antike Tierwelt 1, 180. 61) Z e d i e r Universallexikon 2, 1 1 5 . M e g e n b e r g 134. , 3 ) Ebd. nach Aristoteles. (Vgl. K e l l e r Tiere 122. 375 Nr. 193. 194.) Heilkräuter: Keller Tiere 122. 374 Nr. 188. 189; H ö f 1 e r OrganoM ,s therapie 65. ) M e g e n b e r g 134. ) Ebd. nach Plinius. ,6 ) K e l l e r Tiere 123. 67) Ebd. M ) Megenberg 134. 6S) Ebd. nach Solinus. ,0) Ebd. " ) Universallexikon 2 (1733), I i 6. " ) H a l t r i e h Siebenb. Sachsen 152. " » ) M ü l l e r Siebenbürgen 25 f. M

4. D e r B. i s t e i n v e r w a n d e l t e r M e n s c h ; B ä r e n s o h n . Der B. ist asiatischen und slawischen Völkern ein Weib, andern Europäern ein männliches Wesen, das sich verwandelt hat. — Für die Verwandlung werden manche Gründe angegeben; die B.engöttin heiratet einen Menschen (Ainos) 73 ), der Waldgeist ein halbtierisches Weib (Samojeden) 74 ), oder weibliche Waldgeister Heldensöhne (Ostjaken, Wogulen) 7 S ); die Kinder sind B.en. Bei Mongolen, Bulgaren und Finnen ist der Mensch verwünscht 7 6 ), in russischen, serbischen und bulgarischen Märchen strafweise verwandelt worden 7 7 ). A m reinsten ist diese Sagenform ausgebildet in den Stücken, die von einer Verwandlung der Menschen berichten, welche den wandelnden Gott mißachten, entweder ihn durch Verkleidung oder Schreien erschrecken wollen (burjätisch, russisch, polnisch, ruthenisch, rumänisch, lettisch, litauisch, estnisch, französisch) 7 8 ) oder ihn verspotten (estnisch, französisch) 79) oder auf die Probe stellen, ob er allwissend sei (polnisch) 80). In den Abruzzen werden

886

die beim Jungschmieden Mißratenen zu B.en 8 1 ). Norwegische, sibirische und finnische Sagen berichten, daß sich jemand freiwillig in einen B.en verwandelt habe 82 ) oder durch einen Zauberer verwandelt worden sei (lettisch) 83 ). Daß der B. ein v e r w a n d e l t e r M e n s c h sei, ist in Rußland noch Volksglaube 8 4 ); im Märchen verwandelt sich der Vater, um den Mut der Tochter zu prüfen, in einen B.en 8 5 ), ebenso der J ü n g ling, der sich vorm allwissenden Zaren verbergen soll 86 ) ; die Hexe, die gegen den Helden kämpft 8 7 ), Zigeuner und Zauberer 8 7 4 ), im schwedischen Volkslied die Stiefmutter zwei Brüder 8 8 ). Zauberer verwandeln im Märchen häufig andere in B.en; die späteren Hexen können das nicht mehr 88a ). Der in einen B.en verwünschte Prinz oder König ist ein beliebtes Märchenthema, das bei Grimm 88 ), im Niedersächsischen 8 9 a ) an der Bergstraße, im Odenwald 9 0 ), in B a y e r n 9 1 ) , Schleswig - Holstein 9 2 ), Pommern 92a ), bei Vlämen und Franzosen 9 3 ), auf dem Balkan 9 4 ), in Estland 95 ) und anderwärts vorkommt. Oft spielt das Psychemotiv hinein, so in norwegischen 9 6 ) und estnischen Stücken 9 7 ), bei den Franzosen 98 ), und im Pentamerone findet sich eine verwünschte Prinzessin 99 ), bei den ungarischen Armeniern geht eine Königstochter im B.enkleide nachts wie ein Werwolf aus 1 0 0 ). Die Entzauberung erfolgt gewöhnlich durch Enthauptung, Verbrennen der Tierhülle oder K u ß 1 0 1 ) . Nahe steht diesem Motiv das von der B.en e h e , ist sogar meist mit ihm verbunden 102 ). Das in dieser Ehe erzeugte Kind ist ein dämonisches Wesen; Zeus als B . zeugt mit der Kallisto den Areas 1 0 3 ); in obd. und dänischen Berichten ist das Kind ein Ungeheuer 1 0 4 ), in einem russischen ist Ivanko - Medviedko (Ivan B.ensohn) zur Hälfte Mensch, zur Hälfte Bär 105 ), in deutschen Märchen ein mit Riesenkräften B e g a b t e r 1 0 6 ) : Peter B., B.enhansl, im Französischen J e a n de l'ours 1 0 7 ). Alte Geschlechter oder Völker leiteten ihre Herkunft von einer solchen B.enehe her; so berichtet Olaus Magnus von den Goten, Saxo von einem Schweden Ulvo 1 0 8 ). In Borussia communissima narratur historia,

Bär

887

virginem ab urso impregnatam filium peperisse, cui nomen Ursini . . . 109 ). B.enk r a f t erhält, wer mit B.enmilch gesäugt worden ist; die A m m e n des Zeus wohnen als B.innen in einem Gebirge bei K y z i k o s 1 1 0 ) ; Atalante wie Alexandros, der Sohn des Priamos, wurden ausgesetzt und von B.innen a u f g e s ä u g t 1 1 1 ) ; auch auf Island weiß man d a v o n 1 1 2 ) . Deshalb wird auch der Märchenheld ausgesandt, B.enmilch zu holen, um die kranke Schwester zu heilen (russisch, lettisch) 1 1 3 ) . K r a f t p r o b e n wenden sich oft an den B.en, so soll der Held fünf lebendige B.en fangen (finnisch) 1 1 4 ), einen B.en müde reiten (lettisch) 1 1 5 ) . Das kluge Schneiderlein erreicht durch List, was seiner K r a f t unmöglich w a r 1 1 6 ). In Tirol zähmt ein K n a b e die B.en durch Harfenspiel 1 1 7 ) , so wie das Balkanmärchen von einem Derwisch weiß, der dem B.en vorredet,> er sei s t ä r k e r 1 1 8 ) . H a t nicht ein Schildbürger gar den B.en gefangen, indem er ihn eine Wagendeichsel in den Leib lecken ließ 1 1 9 ), während die Schippenbeiler „ B . e n s t e c h e r " ihren Bürgermeister, der einen B.enpelz trug, als B.en erlegten (vgl. 5) 1 2 °). s. a. ,a

Bärenhäuter.

) D ä h n h a r d t Natursagen 3, 449 Nr. 1 1 . '*) Ebd. Nr. 12. M ) Ebd. 3, 450 Nr. 1 4 . '•) Ebd. 3, 450 Nr. 1 3 a. 2 1 . 2 4 b . " ) L ö w i s o f M e n a r Russische Volksmärchen 218 f f . ; D ä h n h a r d t 3, 451 Nr. 18 und 1 , 222; 3, 4 5 2 ! Nr. 22; 1 , 316. " ) Burj. ebd. 2, 278 Nr. 1 russ. St. 99 Nr. 1 — 4 ; poln. St. 278 Nr. 3 ; ruten. St. 99 Nr. 5; rumän. ebd. Nr. 6; lettisch ebd. Nr. 8 und St. 279; litauisch St.'99 Nr. 9 und St. 279; estnisch St. 99 Nr. 1 0 ; franz. St. 278 Nr. 3. Vgl. S 6 b i 1 1 o t Folk-Lore 3, 5 f. '") D ä h n h a r d t 2, 278 Nr. 2 St. 1 0 1 Nr. 1 1 . ®°) Ebd. 2, 100 Nr. 7. " ) Ebd. 2, 166. »«) Ebd. 3, 450 ff. Nr. 1 4 . 15. 16. 1 7 . 24 a; G r i m m Myth. 2, 918. »•) Ebd. 3, 452 Nr. 19 b. Vgl. 1 , 1 4 1 Note. •*) H o v o r k a - K r o n f e l d 1 , 49 f. K ) L ö w i s o f M e a a r Russ. Volksmärchen 178. " ) Ebd. 259. •') G r i m m Myth. 3, 3 1 7 ; vgl. B o e h m - S p e c h t Lettisch-litauische Märchen 1924, 98f. e , a ) L u c k Alpen88 sagen 68; H e y 1 Tirol 180 f. ) Z f V k . 30/32, 77. 88a ) G r i m m Myth. 3, 3 1 7 . 8e) G r i m m KHM. Nr. 1 6 1 . Ich verweise auch auf meine Märchen d. deutschen Schlesier. "a) Schamb a c h - M ü l l e r 263 ff. Wolf Beiträge 2, 65 ff. " ) Q u i t z m a n n 243; P a n z e r Beitrag 1 , 1 9 1 if. 92) M ü l l e n h o f f Sagen 384 f. " » ) J a h n Pommern i. e3) B o l t e -

888 P o l i v k a 3, 260; vgl. auch 1, 533 f. M ) Aug. L e s k i e n Märchen aus d. Balkan 1 9 1 5 , 199. ••) Friedr. K r e u t z w a l d Estn. Märchen 2(1869), 3 4 f . sa) Klara S t r o e b e Nordische Volksmärchen 2 (1915), 159. 174 f f . = G u b e r n a t i s Tiere 430 = W o l f Beiträge 65 f.; vgl. G e r i n g Weissagung 16. " ) Verhandl. gel. estn. Gesellsch. 20, 139. t8) S é b i 1 1 o t FolkLore 3, 52. 53. *•) G u b e r n a t i s 430 = Pentamerone 2, 6. 10°) Heinr. v. W l i s l o c k i Märchen u. Sagen d. Bukowinaer u. Siebenbürger Armenier 1 8 9 1 , 91 ff. Wl ) B o l t e - P o l i v k a 1, 9- 102 ) Vgl. Anm. 89 f f . ; A R w . 8, 249; W o l f Beiträge 2, 6 4 f f . ; G u b e r n a t i s 430; S é b i 1 1 o t Folk-Lore 1, 436; 3, 60. 103 ) Ebd. 431. 104 ) H e y l Tirol 235 Nr. 48; G u b e r n a t i s 431. 105 ) L ö w i s o f M e n a r Russ. Märchen 2 1 4 = G u b e r n a t i s 4 3 1 . 10«) W o l f Beiträge 2, 67 f. Vgl. ferner K ö h l e r Kl. Sehr. 1 , 543 f. ; L a i s t n e r Sphinx 2, 2 1 ff. ; v. d. L e y e n Märchen 64. 154 ff. Hierher stellen wird man auch Z a u n e r t Deutsche Märchen seit Grimm 1 9 1 2 , 4 4 ; W l i s l o c k i Volksglaube 92 f. und Paul S o c k Eskimomärchen (1921), 67 f f . ">') S é b i l l o t Folk-Lore 1 , 436; 3, 60. >°8) W o l f Beiträge 2, 6 4 f . Vgl. auch H a r n m a r s t e d t in Beitr. z. Rel.wissensch. 2, 1 2 5 ; L i e b r e c h t Zur Vk. 1 8 ; Arkiv för nordisk filologi 19; Volkskdl. Zeitschriftenschau 1903, 160. 10°) M ä n n l i n g Curiositäten 1 7 1 3 , 152. n0 ) K e l l e r Antike Tierwelt 1, 176. l u ) S c h r ä d e r Reallex.* I, 82 f.; U s e n e r Sintflut I i i . m ) N a u m a n n Isländ. Volksmärchen 1924, 97. lls ) L ö w i s o f M e n a r Russ. Volksmärchen 102 = G u b e r n a t i s Tiere 430; B o e h m S p e c h t Lettisch-litauische Märchen 53. 114 ) L ö w i s o f M e n a r Finnische u. estnische Märchen 120; Boehm-Specht Lettisch-litauische Märchen 58. Wohl auch russ. : Z f V k . 33/34, 36. »•) G r i m m KHM. Nr. 1 1 4 ; K u h n Mark. Sagen 293 f f . ; vgl. dazu B o l t c •P o 1 i v k a 2, 529 f f . ; 1, 69; L a i s t n e r Sphinx 2 , 1 0 ff. 1 1 7 ) Z a u n e r t Deutsche Märchen aus d. Donaulande 1926, 2 1 5 . n ' ) Aug. L e s k i e n Märchen aus dem Balkan 208. »») H a u f f e n Gottschee 120. >s0) E. K r o 1 1 m a n n Ostpreuß. Sagenbuch 1 9 1 5 , 9 4 f . 5. D e r B. a l s S e e l e n t i e r . Die F y l g j a erscheint in B.engestalt, so die Bjarkis, während Bjarki s c h l ä f t 1 2 1 ) ; die Gunnars sieht Höskuld im T r a u m als B.en 1 2 2 ). Im Alptraum erscheint die wandernde Seele zuweilen in B . e n g e s t a l t 1 2 3 ) , wie wir von b.engestaltigem Spuk hören (Schlesien 1 2 4 ) , Voigtland 1 2 s ) , Thüringen 1 2 e ), S a c h s e n 1 2 7 ) , B ö h m e n 1 2 8 ) , B a y ern 1 2 9 ), B a d e n 1 2 9 4 ) , vielleicht auch Westfalen 1 3 °), Basse-Normandie, am Char de la mort) 1 3 1 ) . Der Norden kannte den im B.enhemd umgehenden „ B e r s e r k e r " (s. d.).

889

Bär

m ) M e y e r Germ. Myth. 67. Doch vergleiche F . G e n z m e r Edda 1, 1 8 1 Nr. 1. iaa ) Njala 2 3 ; vgl. ZfdA. 42, 288. 1 2 3 ) M e y e r 77. 104. ' " ) G r ä s s e Preußen 2, 204 f. 12S ) K ö h l e r Voigtland 5 3 5 ; E i s e 1 Voigtland 1 2 7 f. 126 ) Q u e n s e l Thüringen 338; W i t zs c h e l Thüringern, 184 Nr. 1 8 1 . 1 2 J ) Fr. S i e b e r Sachsen 297; Niedersachsen: S c h a m b a c h - M ü l l e r 196. ,29 ) Q u i t z m a n n 243. l ">) G r o h m a n n Sagen 238. 12»») B a a d e r N.Sagen 70. 13 °) K u h n Westfalen 1, 1 5 3 Nr. 1 5 6 b . »") S e b i l l o t Folk-Lore 1, 1 5 6 ; vgl. 3, 6 (Seele des Jägers geht in B.en über).

6. D e r B . a l s D ä m o n . Dämonen und Elben nehmen zuweilen B.engestalt a n 1 3 2 ) ; so waren die wendischen Feldgeister, die Graben, in B.enhaut eingenäht 1 3 3 ) ; in der Oberpfalz schreckt man Kinder mit dem Buzl- oder Böycherlb.en 1 3 4 ); der wilde Mann (Tirol) ist zottig „ w i e ein B . " 1 3 4 a ) ; im polnischen Oberschlesien erschien ein b.enartiges Waldtier 1 3 6 ); in Rußland ist der B. des Waldgeistes Ljeschi Diener, der bei ihm w a c h t 1 3 6 ) ; ein B . bewacht den Eingang zur Abendburg im Isergebirge 1 3 7 ). Vielleicht hängt dieser B . mit Rübezahl zusammen, denn von diesem berichtet der Wale Hans Man von Regensburg, er zeige sich unter anderm an der Abendburg in eines großen B.en G e s t a l t 1 3 8 ) ; in einem Rübezahlabenteuer Lindners benützt der Berggeist einen B.en als Zugtier 1 3 9 ). Vielleicht auch hütet er, wie in obd. Sagen 1 4 0 ), den Schatz. Im Eisacktal erscheint der Klaubauf als B . 1 4 1 ) .Der Blutschink (s. d.) des Paznauntales entsteigt seinem See in B.engestalt 1 4 2 ). Fischer in einem See bei Groningen hörten aus dem Wasser rufen: ,,Laat mij ouden beer toch l e v e n ! " Da scheint ein Wassergeist B.engestalt gehabt zu haben 1 4 3 ). Die zu erlösende Schlangenjungfrau erscheint zuweilen als B. (Westfalen, Schwaben) 144 ). Im Isental (Uri) hielt man 1820 einen B.en für den Flühlerteufel 1 4 S ). Die B.en sind die schwarzen K ü h e der Hexe (russ.) 146 ), die Herde der Trolle (norweg.) 1 4 7 ), der Riesen (Tirol) 1 4 8 ); sie gehören zu den Waldgespenstern im Zauberwalde (estnisch) 149 ) und hüten den Eingang zum Zauber-, Unterweltschloß 1 5 0 ) oder zur Hexenhöhle 1 5 1 ), zum verborgenen S c h a t z 1 8 2 ) . B.enfleisch essen die Riesen (Alsen) 1 5 3 ). Der B . (Eisernes-

890

Fell) verwüstet Rußland wie jener in Ostpreußen, den die Sensburger erlegten 1 5 4 ), ein B. raubt dem Pechvogel, den das Unglück treffen soll, die Kinder (türkisch) 1 5 5 ); er fordert, was man zu Hause nicht weiß (russisch) 156 ) und ist im Besitz der Wunschdinge, wie einer goldenen K u gel 157 ). Daneben steht der dem Menschen wohlwollende B., der mit dem bösen Zwerge k ä m p f t 1 5 8 ) , den bösen Hofmeister verjagt (Preußen) 159 ) und der unter den hilfreichen Tieren, die den dritten Sohn begleiten, häufig vertreten ist 16 °), aber (estnisch) doch nicht gegen die Hundsköpfe a u f k o m m t 1 6 1 ) . Von der B.engestalt des Teufels ist oft die Rede 1 6 2 ); er erscheint so dem Wachtposten 1 6 3 ); ist er in Menschengestalt, so hat er B.enklauen 164 ), besonders als Buhlteufel der H e x e n 1 6 5 ) . Den Mystikern des 17. J h s . ist der B. ein Symbol des Teufels 166 ), j a der Teufel selbst 1 6 7 ). Beim Namen gerufen, erscheint der B . wie der Teufel (s. 1 3 ) 1 8 8 ) , und er erntet wie dieser die Farnblüte (litauisch) 169 ). — Der Lauterfresser, ein Schwarzkünstler im obern Eisacktal, verwandelte sich in einen B.en 17 °). Die alten Weiber, die H. Sachs dem Teufel schenken läßt, werden mit einer B.enhaut bedeckt 1 7 1 ). Zuweilen nimmt auch die Hexe B.engestalt an, so die Müllerin in der behexten Mühle 1 7 2 ) oder die mecklenburgische, die ein J ä g e r mit dem Erbknopf erschoß 1 7 3 ). Doch ist der B. der Hexen Feind. Die bis vor kurzem überall umziehenden B.enführer mit tanzenden B.en 1 7 4 ), von denen schon im Ruodlieb die Rede i s t 1 7 5 ) , sind gern gesehene Gäste, weil die B.en Behexungen festzustellen vermögen. Sie weigern sich, in behexte Ställe zu gehen, solange der B.enführer den Zauber nicht entfernt hat (Ostpreußen 176 ), Lechrain 177 ), Schwaben 178 ) und an andern Orten) 1 7 9 ). In Westpreußen kratzt der B. selbst den Zauber heraus 180 ), wie in Schlesien (Zobtenebene) 1 8 1 ). In Rußland wird an gewissen Feiertagen zum Zweck der Reinigung ein Bock oder B . ums Dorf gef ü h r t 1 8 2 ) . Nahe liegt hier, an die Sage vom Schrättel und vom Wasserb.en zu erinnern. Die ursprünglich vom Wasserb.en

891

Bär

(Eisb.en) erzählte Sage ist auf den braunen B.en übertragen worden, der in der Mühle mit einem boshaften Kobold oder Wassermann k ä m p f t und ihn bezwingt. Sie begegnet das erste Mal in einer mhd. Verserzählung des Heinrich von Freiberg zwischen 1290 und 1 2 9 5 1 8 3 ) . Bolte hat einen Überblick über das V o r kommen der Sage gegeben, nach dem sie weder westlich einer Linie OberrheinWeser, noch östlich der Oder (Pommern ausgenommen) vorkäme; ferner gehören Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Estland, Wendei und Böhmen-Mähren in dieses Gebiet 1 8 4 ). Einige E r g ä n zungen zu seinem Vorrat folgen 1 8 5 ). Über die Sage handelten Grimm 1 8 6 ), Laistner 1 8 7 ) und Bolte 188 ). Die von J o h . Christoph Männlingaus Bernstadt (Schlesien) berichtete Geschichte (Diebe stehlen B.en aus Kuhstall) erinnert an unsere S a g e 1 8 9 ) . "») S é b i 1 1 o t Folk-Lore 3 , 5 7 . 1 ! S ) S c h u l e n b u r g Wend. Volksthum 69; vgl. Fr. S i e b e r Wendische Sagen 1925, 23. m ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 351 f. 1 3 4 a ) H e y l Tirol 235 Nr. 48. 49. 136 ) K ü h n a u Sagen 2, 203 f. 138 ) M a n n h a r d t 1 , 1 4 1 . l37 ) K ü h n a u 3, 752. 13a ) P e u c k e r t Rübezahlsagen 1926, 17. 13 ») Ebd. 53. 1 4 0 ) B a a d e r N. Sagen31; Panzer Beitrag 2, 99; Q u i t z m a n n 243; W u t t k e §59. »") H e y l Tirol 762 Nr. 56. >«) L a i s t n e r Sphinx 2, 30 = A l p e n b u r g Tirol 421 ; M e y e r Mythologie 104. U 3 ) J . W. W o l f Niederländische Sagen 1843, 332 = Wolf Beiträge 2, 416. 144 ) M e y e r Germ. Myth. 283; K u h n Westfalen 1, 242; M e i e r Schwaben Nr. 363. 14t ) SchwVk. 4, 1 . 2. ' " ) L ö w i s o f M e n a r Russ. Volksmärchen 179. 1 4 ') K l a r a S t r o e b e Nord. Volksmärchen 2, 4 f. ; wohl auch 2, 134, wo sie den B a u m im Zauberwald umtanzen. 14S) Z a u n e r t Deutsche M. aus d. Donaulande 2 1 4 f . 14i ) Verhandlungengel, estn. Gesellsch. 20, 152 f. 15 °) Wilh. B u s c h Ut óler Welt 1910, 98 f.; Z a u n e r t Deutsche M. seit Grimm 1 , 4 1 1 ; K n o o p Hinterpommern 227. 151 ) Friedr. K r e u t z w a l d Estn. Märchen 2 (1869), 7 4 . l i 2 ) Ebd. 94. 163 ) M ü 11 e n h o f f Sagen 573- 1 H ) L ö w i s o f M e n a r Russ. Volksmärchen 100 = G u b e r n a t i s Tiere 429. Vgl. G u b e r n a t i s 430; G r a s s e Preußen 2, 630. 1 5 5 ) Fr. G i e s e Türkische Märchen 1925, 162. 1 M ) G u b e r n a t i s Tiere 428 f. 1 5 ') P a n z e r Beitrag 1, 1 9 1 f f . ; vgl. Z f V k . 4, 285. " • ) G r i m m K H M . Nr. 1 6 1 . Vgl. a b e r Z a u n e r t Deutsche M. seit Grimm 2, 4 f. 169) G r a s s e Preußen 2 , 6 0 5 f f . 160) G r i m m KHM. Nr. 60 u. öfter. Vgl. dazu B ol t e - P o l i k v a 1, 530 ff. 332 Anm. 1; 2, 22 Anm. 4 5 1 ; 3, 23 ff. 322. Leider ist hier oft nicht angegeben, um welche

892 Tiere es sich handelt. Ich trage darum nach: Z a u n e r t Deutsche M. seit Grimm 4. 1 0 ; P a n z e r Beitrag 2, 93 f.; Z a u n e r t Deutsche M. aus d. Donaulande 1 3 1 f. 8 1 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 220 f . ; W o l f Hausmärchen 230; Germania 27, 104; L ö w i s 0 f M e n a r Russische Volksmärchen 26. 78. 102; v. T a u b e Russ. Märchen 1 9 1 9 , 83; G u b e r n a t i s Tiere 430; B o e h m S p e c h t Lettisch-litauische M. 45. 53 ff. 75; Aug. L e s k i e n Märchen aus d. Balkan 167. 199. 293; L ö w i s o f M e n a r Finnische u. estn. Märchen 27. 64 ff. 148 f f . ; Verhandlung, estn. Gesellsch. 20, 146. 148. 1 5 1 ; S t i e r Ungarische Sagen u. Märchen 2 ff. m ) B o l t e Z f V k . 33/34, 36. — Vgl. K ö h l e r Kl. Sehr. 1, 478; Aug. W ü n s c h e Der Sagenkreis v. geprellten Teufel 1905, 9 4 f f . 162 ) D r e c h s l e r Schlesien I, 310 f.; B i n d e w a l d Sagenbuch 1 3 7 ; Z a u n e r t Westfalen 299; Grässe Preußen 2, 565 f. 1 M ) Erasmus F r a n c i s c i Höllischer Proteus 1725, 308; M ü l l e n h o f f Sagen 548 f. = Theatrum Europaeum 1 2 , rr43 = J . W. W o l f Deutsche Märchen u. Sagen 1845, 448. 1 M ) Joh. P r a e t o r i u s Blockes-Berges Verrichtung 1668, 363 nach C a r p z o w Praxis Crimindlis P. I. Quaest. 50 Num. 66. Sent. X X V I ; Anabaptisticum et enthusiasticum Pantheon 1702, 336. I , s ) E . F r a n c i s c i Holl. Proteus 1725, 863 nach Benedict C a r p z o w Practica nova F . 340. 2. " • ) I n den Visionen der von Pordage 1651 gestifteten philadelphischen Gesellschaft: H o r s t Zauberbibliothek 1 (1821), 319. , 6 ') Adam ä L e b e n w a l d t 1.—8. Tractätel von deß Teuffels List vnd Betrug. Saltzburg8 (1680), 77. 1 M ) G r i m m Reinhart Fuchs C X X X ; Myth. 2, 556. «») B o e h m S p e c h t Lettisch-litauische Märchen 292 f. H e y l Tirol 1 8 0 f . 1 7 1 ) S i m r o c k Mythologie 1878, 537. m ) L a i s t n e r Sphinx 2, 8 f . ; S t ö b e r Elsaß 334; J e c k 1 i n Volkstüml.1 3, 1 7 3 f. m ) B a r t s c h Mecklenburg r, 1 3 1 . "«) SAVk. 25, 120. »') S e i l e r Ruodlieb 1882. 5, 84 ff.; H e y n e Rudlieb 1897. 5, 87 ff. " • ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 8 Anm. Vgl. S e l i g m a n n 1, 266; M e y e r Aberglaube 252. " ' ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 28. " 8 ) B i r l i n g e r 2, 138. "») J a h n Hexenwesen 1 3 ; vgl. S e l i g m a n n 1 , 266; M e y e r Germ. Myth. T04; G r i m m Myth. 3, 476 Nr. 1099. IS0) M a n n h a r d t Aberglaube 4 9 f f . 84 Anm. 26. 181 ) Urquell N. F . 1 (1897), 20; K ü h n a u Sagen 3, 25 f. So auch Jägerhörnlein 126 f. l81!) A R w . 8, 274. 18?) B o l t e in Z f V k . 33/34, 33 ff. »") Ebd. " ' ) P e u c k e r t Schlesien 2 1 5 ; K ü h n a u Sagen 2, 338; S i e b e r Wendische Sagen 1925, 39 f . ; D e r s. Sachsen 180 f. 332; Heinr. L o h r e Märkische Sagen 1 9 2 1 , 31 f.; Brandenburg 1 7 5 ; P a n z e r Bei186 187 trag 2, 160 f. ) Myth. i , 396. ) Laistner Sphinx 2, 1 5 f f . ; M e y e r Germ. Myth. 104. » 8 ) Z f V k . 33/34, 33 ff. "») 288 f. 7. D e r B . i n d e r g e r m a n . G ö t t e r 1 e h r e. Der B. ist Thors T i e r 1 9 0 ) ;

Bär

893

er erscheint — wie der D o n n e r g o t t — z u S o m m e r a n f a n g . B e i L a p p e n und F i n n e n s t e h t der V e r t r a u t e , der heilige H u n d G o t tes, ebenfalls dem D o n n e r g o t t n a h e 1 9 1 ) . Infolgedessen erscheint B j ö r n als B e i n a m e T h o r s 1 9 2 ) , und in Z u s a m m e n s e t z u n gen w i e A s b j ö r n = a h d . Anspero, T h o r b j ö r n . S c h w e d . hin gamle, der A l t e , siebenb.-sächsisch Buschherrgott, Buschkönig, „ d e r im b r a u n e n K o t z e n " , im Zonder (grauer Mantel, der „ a l t e , k l u g e M a n n " ) k ö n n e n auf V e r e h r u n g h i n w e i sen 1 9 3 ). Erich der R o t e soll j a einen B . e n göttlich verehrt haben194). M e y e r Germ. Myth.

marstedt 2, 129 f.

,M)

208.

I91 )

H a m -

in Beitr. z. Religionswissensch.

Grimm

X L V I I I ff. CCXCV;

Myth. 2, 556; Reinhart

Meyer

Germ.

103. i e 3 ) H a 1 1 r i c h Siebenb. Sachsen ,M) M e y e r Germ. Myth. 104.

Myth. 6, 7.

8. D e r B . a l s V e g e t a t i o n s d ä m o n . D e r B . ist eine der vielen Ges t a l t e n des V e g e t a t i o n s d ä m o n s 19S ). W e n n in S c h w e d e n der W i n d durchs K o r n geht, s a g t m a n : D a laufen die K o r n b . e n 1 9 6 ) . In Gr. B e r n d t e n ( P r o v . Sachsen) ist der K o m b , der Sohn der K o r n m u t t e r 1 9 7 ) . E r sitzt im K o r n 198) und f i n d e t sich bei der E r n t e in d e r letzten G a r b e . Im K r e i s F l a t o w ( W e s t p r e u ß e n ) w i r d diese in der rohen G e s t a l t eines B . e n g e m a c h t und unter Schelten und Brummen zum j ü n g s t e n B a u e r g e b r a c h t 1 9 9 ) . In Niederösterreich b e k o m m t den B . e n ins H a u s , w e r z u l e t z t m i t der E r n t e fertig ist 200). W e r den l e t z t e n S c h n i t t bei der K o r n oder E r b s e n e r n t e m a c h t e , b z w . die l e t z t e G a r b e a u s d r i s c h t , w i r d in verschiedenen L a n d s c h a f t e n in R o g g e n - , b z w . Erbsenstroh e i n g e w i c k e l t u n d als R o g g e n b . , S t r o h b . , E r b s e n b . g a b e n s a m m e l n d durchs Dorf g e f ü h r t 201 ). D a h e r m a g s k o m m e n , d a ß die M o h r i n e r ( B r a n d e n b u r g ) ein B u n d E r b s e n s t r o h f ü r einen B.en hielten und m i t F o r k e n auf ihn losgingen, w o v o n sie B . e n s t ä k e r h e i ß e n M 2 ) . B e i m H a f e r k r a n z , E r n t e f e s t der H a f e r e r n t e in Schlesien, b e g l e i t e t ein in S c h o t e n s t r o h geh ü l l t e r B., d a s B . e n w e i b und B . e n k i n d die H a f e r a l t e 2 M ) . H a f e r b . oder G r a t e n b . ist in L i n d a u a . Isar, w e r b e i m H a f e r - oder G e r s t e d r e s c h e n den l e t z t e n S c h l a g t u t 201 ).

894 W e r beim l e t z t e n F l e g e l s c h l a g nachk l a p p t , heißt B e t z e 205 ). W e i h n a c h t e n s c h ü t t e t m a n in N W - B ö h m e n die R e s t e v o m C h r i s t n a c h t m a h l in den G a r t e n zu den B ä u m e n : das b e k o m m t der B. 2 0 8 ). D a das Dreschen g e w ö h n l i c h u m F a s t n a c h t beendet ist, l ä ß t sich leicht erklären, wie der B . in die F a s t n a c h t g e b r ä u che 207) geraten ist, w o er besonders als Erbsenb. (s. u.) erscheint, w ä h r e n d H a m m a r s t e d t g l a u b t , der F a s t n a c h t s b . sei d a s Primäre, und der B r a u c h sei e n t s t a n d e n , weil der B . als F r ü h l i n g s b o t e , S o m m e r bringer galt m ) (vgl. 14). B e i m römischen K a r n e v a l (12. Jh.) w u r d e ein B . u m g e f ü h r t und g e t ö t e t 209). S o wird in B a d e n der B a n d l i , ein in S t r o h g e b u n d e ner K n a b e , als B . a m Seil h e r u m g e f ü h r t , wie in W ü r m l i n g e n bei R o t h e n b u r g 2 1 0 ) . In B ü h l bei T ü b i n g e n ist der F a s t n a c h t s b . ein S t r o h m a n n mit einer B l u t w u r s t u m den Hals, der a n g e k l a g t wird, eine blinde K a t z e g e t ö t e t zu h a b e n ; er wird v e r u r teilt, h i n g e r i c h t e t und a m A s c h e r m i t t w o c h nach der K i r c h e b e e r d i g t ; d a s w a r : die F a s t n a c h t b e g r a b e n 2 1 1 ), wie der E r b s e n b . auch v e r b r a n n t w i r d 2 1 2 ) . D u r c h g a n z B ö h m e n , bei D e u t s c h e n wie bei T s c h e chen, k e n n t m a n den F a s t n a c h t s b . e n , d e r in E r b s e n s t r o h gehüllt, mit S t r o h b ä n d e r n u m w i c k e l t , unter Musik u m g e f ü h r t w i r d , wobei man Gaben sammelt; das Geld wird im W i r t s h a u s v e r t a n z t und v e r f e i e r t , d a m i t F l a c h s und Getreide gedeihe, denn j e h ö h e r m a n springt, desto größer der S e g e n 2 1 3 ); so ziehen im L e i t m e r i t z e r , i m S a a z e r Kreise, im Riesengebirge, u m W a r n s d o r f die als B . v e r k l e i d e t e n K n a b e n oder M ä n n e r um, bei W a r n s d o r f in B e g l e i t u n g eines B.enführers u n d S t r o h m a n n e s 2 1 4 ). U m S a a z rupfen b e i m „ B . e n a u s f ü h r e n " , wie in tschechischen D ö r f e r n , die W e i b e r S t r o h v o m B.en a b u n d legen es in die Hühnernester oder u n t e r die B r u t g a n s , weil das d a s E i e r l e g e n u n d B r ü t e n b e f ö r d e r t 2 1 5 ) . Solche Umzüge f i n d e n in den T a g e n F a s t n a c h t s s o n n t a g bis A s c h e r m i t t w o c h s t a t t 2 1 6 ) . I m T r e b n i t z e r K r e i s e (Schlesien) z o g ein Mann, die B e i n e mit Stroh u m w i c k e l t , als B . , r e c h t s und links je einen kleinen B . e n , u m 2 1 7 ) . S o wird in Österreich.-Schlesien

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Bär

ein Strohb. umgeführt 2 1 8 ), in Oberschlesien 21B ) wie in der Niederlausitz 220 ) der B . in Gesellschaft des Schimmelreiters. In Niederhessen 2 2 1 ) und auch bei Höxter (am Köterberg) tritt neben dem FastnachtSchimmel ein B . auf 222 ). In Germete, Kreis Warburg (Westfalen), verkleideten sich Burschen als Büffel und B.en, ein Tanzb. wurde, in Erbsen- oder Bohnenstroh gehüllt, von einem Zigeuner umgeführt 2 2 3 ); in Hörde am Hellweg hieß dieser B.Wullbär 224 ), am Niederrhein Ääzeb. 2 2 5 ). Auch die Wenden kennen den Brauch; sie führen neben dem Pferd bara wozyc, den B.en um, in umgekehrtem Schafpelze, mit Stroh umwickelt; gewöhnlich ist das Haidusch- (Buchweizen-) Stroh; ein anderer führt ihn und läßt ihn tanzen 22s ). In Zürich erschien der B., ein in ein B.enfell gekleideter Mann, neben andern Butzen im Fastnachtsumzug der Metzger, die den halben Isengrimm umtrugen; dabei ist auch eine Braut und ein Bräutigam umgezogen, die man am Ende in den Brunnen warf 227 ). In Dalekarlien tritt er am 24. Februar (Frühlingsbeginn) in Begleitung eines Brautpaares auf 228 ). Hölzerne B.masken waren im Obd. zu Fasching gebräuchlich 228 a ). Vom Umführen des B.en zu andrer Zeit haben wir eine Reihe von Nachrichten. So mußte Anfang des 16. J h s . zu Lätare in Halberstadt der Dompropst einen B.en umführen lassen und erhielt dafür ein Präsent, das B.enbrot; ähnliche Nachrichten haben wir aus Mainz und Straßburg 2 2 9 ). In Molmerswende am Harz, wie in Hermerode und Berga, erscheinen B.en und Schimmel am 3. Pfingstfeiertag 230 ) ; in der Grafschaft K a m b u r g stellen die sammelnden Burschen Pfingsten, in der Grafschaft Ziegenhain zum Frühjahrsumzug 2 3 1 ), B.en und B.enführer dar 2 3 2 ). In Hessen wird, wie in Schwaben die Fastnacht, von einem Zuge, in dem der B. die wichtigste Rolle spielte, die Kirmes begraben 233 ), und in Andlau (Elsaß) geht ein ausgestopfter B. im (Kirchweih-) Zuge, dem jeder Brot in den Rachen werfen muß (s. u.) 234 ). In Pirow in der Westpriegnitz findet das Borenleihen = B.enführen in der Woche vor Weihnachten

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statt 23s ). In der Uckermark begegnet am Weihnachtstage und schon am Nikolaustage ein Umzug, die drei Witten oder Vorspöker, wobei auch B.en und Schimmel im Gefolge waren, ähnlich wie am Vorabende des Festes in Ermland, wo die Tiermasken (Schimmel ohne K o p f , B.en) Höllkröst heißen 238 ). In der Begleitung des rü Clas erscheint Weihnachten am Elm zu K l . Scheppenstedt und Cremlingen auch der B . an langer K e t t e 237 ). A m Hochzeitabend erscheint an vielen norddeutschen Orten (Rügen, Altmark) der Schimmelreiter, und oft tritt da auch ein B. mit auf 238 ). In Pommern 2 3 8 ®) wie Nordschweden kannte man einen Hochzeitsb.en, der von einem in B.enhaut gehüllten Burschen dargestellt und symbolisch getötet wurde. Der Bräutigam aber wurde B . genannt. Thor Trunkb. (Drykkjebassen) wird zur Hochzeit des Grafen Genselein geladen; in Uppland hieß der erfolgreiche Brautbitter Dräggebasse 2 3 9 ). In Dänemark wurde beim Maifest der Gadeb., Gassenb. umgeführt und mit der Gadinde getraut 2 4 0 ). Aber auch in Rußland kennt man zu Weihnachten und zur Hochzeit die Vermummung als B. 2 4 1 ). In Böhmen war der B.entanz oder das Graupenstoßen ein Silvesterspiel, bei dem zwei sich mit dem Rücken gegeneinander stellen, mit den Händen umfassen und einander so wechselseitig aufheben 2 4 2 ). Beim festlichen Umzüge führten ehemals die Kürschnergesellen einen in einen B.en verkleideten Mann mit sich (Siebenbürg.-Sachsen) 243 ). m ) Reuters kiöld Speisesakramente 109. 1 M ) M a n n h a r d t Korndämonen 2; Forschungen 166. » ' ) Ebd. 1 1 2 . 168) Ebd. 166. lM ) Ebd. so°) Ebd. M 1 ) E b d . ; S e p p Religion 282. Zum Namen: M a n n h a r d t Korndämonen 4. 202) B.enstäker: Brandenburg 2 2 1 = K u h n Märk. Sagen 244 f. = Herrn. G 1 o e d e Märkisch - pommerische Volkssagen 1907, 10. Vgl. auch B i r l i n g e r Volkst. 1, 445. t n ) K l a p p e r Schlesien 2 7 7 f. 204 ) M a n n h a r d t Forschungen 1 1 2 . 205 ) E . H. M e y e r Dt. Volksk. 1921, 237; M a n n h a r d t Roggenwolf 23. 206 ) Lehmann Sudelendt. Volksk. 1926, 134. 207 ) G u b e r n a t i s 430. 426 Nr. 2. 208) Beiträge zur Rel.wissenschaft 2, 1 2 2 f.; M o n e Niederländ. Volksl. 35. 36; Altd. Blätter 1, 3 3 3 . 20 ") A R w . 20, 392. 210 ) M e y e r Baden 208; M e i e r Schwaben 373. i u ) Ebd. 3 7 1 ; M a n n -

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h a r d t 1, 335 ff. 2 I 2 ) M a n n h a r d t Korndämonen X I I . 2 1 3 ) R e i n s b e r g Festjahr 63 f . ; 214 Böhmen 49 ff. ) E b d . 50; S p r u c h d. B . e n f ü h r e r s : J u n g b a u e r Bibliogr. 148 N r . 899. 216 ) R e i n s b e r g Böhmen 5 r . 52. 2 l e ) L e h m a n n Sudelendt. Volksk. 1926, 137 f . ; J o h n Westböhmen 38. " ' ) P e u c k e r t Schles. Volkskd. 1928, 9 1 . 218 ) D r e c h s l e r 1, 58 f. 2 l 0 ) E b d . 22 °) B r u n n e r Ostdlsch. Volksk. 1925, 2 1 2 ; B r a n d e n b u r g 242. 2 2 1 ) B e i t r ä g e z. R e l . w i s s e n a22 s c h a f t 2, 1 2 1 . ) K u h n u. S c h w a r t z 369. 223 ) S a r t o r i Westfalen 146. 2 ! 1 ) Z f d M y t h . 1 , 3 9 6 = S a r t o r i Westfalen 146. 2 2 5 ) W r c d e Rhein. Volksk. 247. 2 : 6 ) S c h u l e n b u r g Wend. Volkstum 136. 138. 140. 2 " ) V e r n a J e k e n Alpensagen 354 f. 2 2 8 j H a m m a r s t e d t in B e i t r . z . R e l . w i s s e n s c h . 2, 120 f. Vonb u n Beitrag 104; P a n z e r Beitrag 2, 4C3. ) G r i m m Myth. 2, 653. 655; K u h n u. S c h w a r t z 5 1 3 N r . 68; K o l b e Hessen 1886, 93; A l b e r s Das Jahr 1 3 1 . 23 °) K u h n u. S c h w a r t z 384. 2 3 1 ) G r i m m Myth. 2, 6 54. 232 ) W i t z s c h e l Thüringen 2, 205 = S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 198; F o x Saarland. 2 Volksk. 1927, 231. ") S a r t o r i 3, 2 5 5 ; 234 K o l b e Hessen 90 f f . ) A 1 b e r s Das Jahr 5 1 3 1 . » ) Z f V k . 11, 1 7 9 . S3>) B r u n n e r Ostdt. Volksk. 1925, 203. 205. V g l . B r a n d e n b u r g 240. 2 " ) K u h n u. S c h w a r t z 402 f. = M e y e r Germ. Myth. 218. 238 ) K u h n u. S c h w a r t z 433- 2 3 a a ) J a h n Pommern 435 f. 23!l ) H a m m a r s t e d t i n B e i t r ä g e z. R e l . W i s s e n s c h a f t 2, 1 1 8 f. 1 3 1 f. 2 1 0 ) G r i m m Myth. 2, 655: M e y e r Germ. Myth. 217; L i e b r e c h t Gervasius 188 N r . 60. 2 " ) Z e l e n i n Russ. 242 Volksk. 354 f. ) V e r n a l e k e n Mythen 243 332 = R e i n s b e r g Böhmen 602. ) Haltr i c h Siebenb. Sachsen 10 f. 22a

9. G e b i l d b r o t e . Daraus, daß der B. den V e g e t a t i o n s d ä m o n verkörpert, erklärt Reuterskiöld das V o r k o m m e n von Gebildbroten (Brot als Machtkonzentration) in B.engestalt 244 ). Höfler nennt als solches den Berner Mutz 245 ). Auf Tellerbroten im Lüneburger Museum findet sich die B . e n t a t z e , nach Höfler als Zeichen des J a g d g l ü c k e s , das zu Neujahr gewünscht wird 246 ). 2") Speisesakramente 118. Weihnacht 6 6 . 2 " ) E b d .

245

) Höf

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10. B . e n w e r d e n g e h a l t e n . Bereits im 9. J h . hören wir, daß B.en von Spiclleuten u m g e f ü h r t werden 247 ); Ruodlieb berichtet d a v o n 248). V o n Zirkusspielen mit B.en ist in den Heldenepen die Rede 249), das d ü r f t e auf römische Zeit zurückgehen. D a ß B.en gehalten werden, hören wir aus vielen Orten. Bächtold-Stäubli,

A b e r g l a u b e I.

898 Die hl. Richardis erbaute bei Andlau (s. 8) ein Kloster über einer B.enhöhle 2S0). Die Höhle — in einer unterirdischen K a pelle — galt als heilkräftig bei Beinschäden. Im Kloster hielt man zum Andenken B.en und begabte jeden B.enführer mit einem B r o t und drei Gulden 251 ). A u c h im Kloster, das der hl. Gislen im Hennegau baute an dem Ort, den ein B. und Adler wies, ernährte man B.en 252 ). Bern, das seinen Namen v o n B.en herleitet 253 ), hegt als Wappentier B.en, die im vorigen Jh. noch ihren eignen Unterhaltsfonds und ihre besondere S t a d t b ä c k e r e i hatten 254). Böblingen in W ü r t t e m b e r g nährte laut alter S t i f t u n g im Schloßgraben B.en, doch ist die Stiftung später umgewandelt worden 25S ). Die von K ö l n bis Italien vorkommenden „ B e r l i c h " werden als B.enzwinger gedeutet; sie gehen wohl bis auf die Römerzeit zurück, so daß man f ü r den Berner Brauch gleichen Ursprung annehmen d ü r f t e 2 5 6 ) . Es ist begreiflich, daß auch andere Orte ihren N a m e n v o m B.en herleiteten, wie B . w a l d e in Hinterpommern 2 5 7 ), daß Wappensagen v o n ihm wissen 258 ), und daß e* als Hausname (Brandenburg) 259) und Hauszeichen (Breslau) erscheint 2eo ); der Name großer B., kleiner B. in Breslau dagegen dürfte sich auf alte Befestigungen beziehen. Über das Halten v o n B.en berichten auch die alten R e c h t s q u e l l e n 2 6 1 ) . K l ö stern w a r die Unterhaltung der Tiere untersagt 262 ). 24 ') H i n c m a r Capit. ad. presbyt. 14; R e g i n o De eccl. discipl. 2, 213 = Z f d A . 6, 24S 185. ) F r i e d r . S e i l e r Ruodlieb 1882. 5, 84 f f . = M o r i z H e y n e Rudlieb 1897. 5, 87 f f . 249 ) Z f d A . 6, 1 8 5 : R o l a n d s l i e d 14, 29; 2 1 , 9 ; 110, 5 f f . ; K e l l e r Antike Tierwelt 1, 1 7 8 f f . ; Tiere 1 1 5 ff. ! i ' ) W o l f Beiträge 2, 4 1 6 f. 2Sl ) E b d . 2S2 ) E b d . 405 n a c h W o l f Niederländ. Sagen 225. A l s w e i s e n d e s T i e r e r s c h e i n t der B . a u c h S c h u l e n b u r g Wend. Volkstum 2. 2 5 3 ) W o l f Beiträge 2, 405 n a c h W o I f Dt. Märchen u. Sagen 1845, 405; M . J . R . Der politische u. lustige Passagier. E i s e n b e r g 1684, 63 f . ; Z f d A . 6, 1 5 7 ; R o c h h o 1 z Eidgenössische Liederchrov.ik 11 f f . 2 5 4 ) R o c h h o 1 z 255 Kinderliedcr 71. ) B i r l i n g c r Aus Schwaben 2, 528. 2 5 6 ) A l f o n s D o p s c h Wirtschaftl. u. soziale Grundlagen d. europ. Kulturentwicklung i (1918), 149 f.; R i e h . K o e b n e r Anfänge d. Gemeinivesens d. Stadt Köln. 1923. 53 f .

29

899

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"') K n o o p Hinlerpommern 1 4 2 ; G a n d e r Niederlausitz 1 1 0 . 2S8) G r ä s s e Preußen 2, 630 Nr. 688 = T o e p p e n Masuren 136; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 1 3 . 25S ) Brandenburg 88. 28 °) Z f d A . 6, 1 8 5 . 2 e l ) Sachsenspiegel Landrecht 2, 62; Schwabenspiegel Landrecht 202; Augsburger Stadtrecht 1 1 2 . Vgl. Z f d A . 6, 185. 262 ) E b d . nach R a u m e r Hohenstaufen 6, 410. 423.

11. D e r B. i n d e r d e u t s c h e n H e i l i g e n s a g e . E r ist das Tier der Mutter Gottes 2 6 2 ®). In Heiligensagen erscheint der B . als Reittier oder Diener. Corbinian, dem er das Roß zerrissen 263 ), ebenso ein ungenannter Heiliger (Gossensaß) 264 ), Romedius 265 ), Lukan 2 6 6 ) haben ihn als Reit- oder Saumtier gebraucht; der hl. Gallus ließ ihn Holz zum Feuer tragen 267 ); dem hl. Magnus wies ein B . Silber- 268) oder Eisenerzadern 269), dem hl. Severin zeigte er den Weg 27 °); Columban befahl einem andern, mit Apfellesen einzuhalten, weil er welche brauche, ähnlich wie der hl. M a x i m i n 2 7 1 ) . St. Vedast verweist ihn 2 7 1 a ). Hierher ist auch zu stellen: Ein vom B.en überfallener Bauer (Pustertal) gelobte eine Kirche, da kuschte das Tier w i e f i n Hund nieder 272 ). " 2 » ) Z i n g e r l e Sagen 1 8 5 9 , 3 8 1 . 283 ) W o l f Beiträge 2, 4 1 7 ; Z i n g e r l e Sagen 1859, 1 2 2 . Vgl. S £ b i l l o t Folk-Lore 4, 128. * " ) Z f V k . 2, 294. 205 ) Z i n g e r l e Sagen 1 8 5 9 , 1 2 1 . 2S «) E b d . 1 2 1 f.; V o n b u n Beitrag 1 0 4 ; H e r z o g Schweizersagen 2, 2 1 9 f. 2 6 ') W o l f Beiträge 2, 4 1 7 f. nach Walafrid S t r a b o s Vita 2C8 des hl. Gallus 1, 11. ) Wolf Beiträge 2, 4 1 8 nach Theodorus eremita Vita des hl. Magnus c. 1 2 = K u o n i St. Gallen 2 f. "») H e y 1 Tirol 1 2 f. 2 '°) Vita s. Severini in Mon. Germ. Auetores antiqu. 1, 2. St. 2 1 f. = c. 29 (nicht 28, wie G r i m m Myth. 2, 954 f. sagt) = M i g n e Patrolog. 62, 1 1 9 0 = c. 37. 2 7 1 ) W o l f Beiträge 2, 4 1 8 nach derselben Vita c. 2 und nach M e i c h e l b e c k Histor. frising. 1, 10. 1 1 . 271 a) W o l f Niederländ. Sagen 224. 2 ' 2 ) H e y l Tirol 5 5 1 .

12. W e i s s a g e n d e K r a f t ; A n g a n g . B r u m m t der B . beim Anblick eines Mädchens, ist es nicht mehr rein, sondern eine heimliche Hure (Hinterpommern) 273 ). Die Zigeuner speien aus, wenn er brummt, denn er sieht dann einen Toten 274 ). Träumt man von ihm, so entsteht Feuer (Ostpreußen) 275 ), oder es steht einem eine schwere Arbeit bevor (Siebenbürgen) 276 ). Sieht man einen B.en, so hat man nach

900 altem Glauben Glück 277 ); im 18. J h . hielt man den Angang für unglückverheißend 2 7 8 ). Nach siebenbürg. Glauben wird man, wenn man einen B. sieht, in seinem Unternehmen schwer vorwärtskommen 279). Bei den Zigeunern gilt ein aufrecht gehender B . den Schwangeren glückverheißend; spielende J u n g e zeigen einem Brautpaar Treue und Eintracht an 280). B.enspuren verheißen Glück 280). 23 ' ) K n o o p Hinterpommern 1 5 8 . 2 " ) W 1 i s l o c k i Aus dem inneren Leben der Zigeuner 1892, 1 1 8 . 2 ' 6 ) Urquell 1, 203 Nr. 1. Vgl. Altdt. Blätter r, 2 1 7 . »•) W 1 i s 1 o c k i Siebenb. Volksgl. 166. Vgl. N e g e l e i n Traumschlüssel des Somadeva 206 f. " ' ) H o p f Tierorakel 27. Vgl. S e b i 1 1 o t Folk-Lore 3, 22, aus dem 1 5 . J h . ; G r i m m Myth. 2, 9 4 3 ; 3, 438. 2 8 ' ) B r ä u n e r Curiositäten 488. 2'») W 1 i s l o c k i Siebenb. Volksgl. 166. 28°) D e r s. Zigeuner 1892, 1 1 8 .

1 3 . S c h u t z . Eine Breslauer Handschrift (Anfang 15. J h . ) verbietet Segen der Hirten gegen Wolf und B. 2 8 1 ), wie etwa der Sarganser Betruf einen enthält: „ S a n t Peter, nimm die Schlüssel wol in die rechti H a n d : Bschließ wol dem B.en sin G a n g " 282 ), und wie sie im Westfinnischen üblich sind 283 ). Seinen Namen auszusprechen, ist gefährlich; man muß ihn Breitschädel nennen 284 ). Man wirft die Flinte vor ihn hin und spricht: Wenn du Verstand hast, schreitest du über diese Flinte nicht hinweg 285 ). MI ) MschlesVk. 18, 40. 282 ) A R w . 8, 5 5 8 nach Tobler Schweizer. Volkslieder 1 (1882), 198. 283 ) F . A . H ä s t e s k o Motivverzeichnis westfinnischer Zaubersprüche 1 9 1 4 = F F C . Nr. 19, 46. 49 ff. ***) A d a m ä L e b e n w a l d r . — 8 . Tractätl von deß Teuffels List. Salzburg 1680. 8, 26; vgl. S e b i 1 1 o t Folk-Lore 3, 20. 28S ) Urquell 4, 1 1 6 .

14. D e r B . i m W e t t e r g l a u b e n . Nach Gubernatis ist der B . ein Gewitterdämon 286 ): der starke B . der Maruts oder Winde in der donnernden Wolke wird schon in den vedischen Hymnen erwähnt 287 ). Noch heute nennt man die finstere Regenwolke einen schwarzen B.n, einen schwarzen Mann 2 8 8 ). Dem B.en schreibt man das Wissen ums künftige Wetter zu; Mariae Lichtmeß ist sein Lostag 2 8 9 ). Wenn zu Lichtmeß der B . seinen Schatten sieht, so kriecht er wieder auf

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901

sechs W o c h e n ins L o c h , s a g t eine B a u e r n regel 2 9 0 ). R e g n e t s oder schneits, so ist der F r ü h l i n g nahe, und der B . reißt seine H ü t t e ein (Schlesien) 291 ). A h n l i c h e s w e i ß m a n in U n g a r n ; sieht da der B . L i c h t m e ß seinen S c h a t t e n , k r i e c h t er noch tiefer in die H ö h l e , legt er sich auf die a n d e r e Seite 292 ). Dasselbe, b e h a u p t e n die S c h w e den, geschehe a m 24. F e b r u a r 293 ). In K ä r n t e n heißts v o n L i c h t m e ß : W e n n s a m M o r g e n s t ü r m t , so bleibt der B . a u ß e r h a l b seiner H ö h l e ; ist es aber klar, so m a c h t er einen R u n d s p r u n g und k r i e c h t w i e d e r hinein 294 ). A b e r : U m G e r t r a u d s t e h t der B . auf (Vinschgau) 295 ). S o k o n n t e der B . z u m F r ü h l i n g s b o t e n w e r den 296 ). A u c h den W i n t e r zeigt er a n : , , W a n der P e e r zeitlich in den L u e g h i n w ö k h g e h e t oder a u c h b a l t oder zeitlich im h ö r b s t s c h w a r z wierdet, so s c h n a i b t es b a l t zue et e c o n t r a also a u c h mit seiner P r u n f f t " 297 ). G r ä b t er seine H ö h l e n a h e dem D o r f , w i r d d a s J a h r wildreich sein 298 ). V o n einem B a r m o n a t ist in a l e m . Quellen die Rede299). Nach finnischem Glauben pflegt ihn w ä h r e n d des W i n t e r s die W a l d g ö t t i n , n a c h n o r d s c h w e d i s c h e m die U n t e r w e l t s göttin300). "•) Tiere 423; ZfVk. 4, 285 Nr. 1; M a n n h a r d t Götter 193. *") G u b e r n a t i s a . a . O . , nach Rigveda 5, 56, 3. 2M) ZfVk. 9, 231; M a n n h a r d t Korndämonen 1. SM) Z e d i e r Universallexikon 2 (1733), 115. Haid y Die deutschen Bauernregeln

1923, 22. Vgl. S é -

b i l l o t Folk-Lore 3, 13. i s l ) D r e c h s l e r i, 53. 2K ) ZfVk. 4, 320. 321. Vgl. dagegen W 1 i s 1 o c k i Zigeuner

154.

Ma )

H a m m a r -

s t e d t in Beiträge z. Rel.wissensch. 2 (1918), 123. «") ZföVk. 10, 52 Nr. 23. 8et) Z i n g e r l e Tirol 92 Nr. 711. 2M) Beiträge z. Rel.wissensch. 2, 122 f. Vgl. auch Fataburen 1918, 159 f. ZföVk. 10, 52. 288) Urquell 4, 88. 2m) S A V k . 11, 92. "") Beitiäge z. Rel.wissensch. 2, 126. 15. M e d i z i n . A b e r g l a u b e . S c h w e i ß i g e H ä n d e heilt m a n , indem m a n das Fell eines l e b e n d e n B . e n streichelt ( S c h l e s i e n , T h ü r i n g e n ) 801 ). Ein B . e n f e 1 lager wird d e m b e r e i t e t , den ein toller H u n d gebissen hat 302 ). A u f einer B.enhaut kniend, pflegten manche Völker zu s c h w ö r e n 303 ), bei den s c h w e d i s c h e n S ü d l a p p e n s i t z t d a s B r a u t p a a r auf -einem B.enfell, j a sie w e r d e n „ B . e n " genannt 3 0 4 ).

902 B . e n k 1 a u e n t r u g m a n auf Lesbos gegen den bösen B l i c k 305 ), trugen im M A . S c h w a n g e r e als A m u l e t t 306 ), ebenso w i e h e u t Zigeunerinnen, weil d a v o n die K i n d e r s t a r k werden 3 0 7 ); sie w u r d e n überh a u p t gegen Z a u b e r e i a n g e w e n d e t 308) und v o n den alten P r e u ß e n den T o t e n mitgegeben, d a m i t die den J e n s e i t s b e r g ersteigen k o n n t e n 309 ). D e r Z a h n w a r w o h l in germanischer Z e i t ein A m u l e t t 31 °). D e r S c h a u m w a r k r ä f t i g (finnisch) und w u r d e g e s a m m e l t 3 U ) . B . e n b 1 u t g a l t nach d ä n i s c h e n S a g e n als S t ä r k u n g s m i t t e l , ebenso w i e als Mittel zur H a u t v e r s c h ö n e rung 312); das Trinken wurde von Lappen, F i n n e n , S c h w e d e n als kultische H a n d l u n g g e ü b t 3 1 3 ). Im M A . v e r t r i e b m a n d a m i t W a r z e n 3 1 4 ). Der G e n u ß des H e r z e n s g a b H e l d e n m u t 3 1 5 ) . Plinius u n d Celsus e r w ä h n e n d a s B . e n g e h i r n nicht, aber A g r i p p a v . N e t t e s h e i m spricht d a v o n 3 1 6 ). W e n n j e m a n d B . e n - oder K a t z e n h i r n gegessen, so g e r ä t er d a r ü b e r in eine solche P h a n t a s i e 3 1 7 ) und s t a r k e I m a g i n a t i o n , d a ß er m e i n t , er sei ein B . oder eine K a t z e g e w o r d e n . A l s o h a t a u c h eine D i r n e zu B r e s l a u in Schlesien sich e i n g e b i l d e t 3 1 8 ) , u n d W i e r u s erzählt es v o n einem spanischen E d e l m a n n 3 1 9 ). B . en f e 1 1 w a r ein a n g e s e h e n e s H e i l m i t t e l 320 ). N o c h Zedier r ü h m t e s 3 2 1 ) , und ein n e u m ä r k i s c h e r A p o t h e k e r v e r k a u f t e im v o r i g e n J h . j ä h r lich 15 bis 20 Z e n t n e r a m e r i k a n i s c h e s S c h w e i n e f e t t als B . e n f e t t f ü r F r a u e n , B . i n n e n f e t t f ü r Männer, H u n d e s c h m a l z , F u c h s l u n g e n f e t t usw. 3 2 2 ). In alten S a l b e n w i d e r die Z a u b e r e i w a r es ein w i c h t i g e r B e s t a n d t e i l , es gehörte a u c h zur r e c h t e n W a f f e n s a l b e 323 ) n a c h der D e s c r i p t i o Mon a c h i Cumicensis 324 ), zu H e r z o g H a n s F r i e d r i c h s S t i c h p f l a s t e r , so in 24 S t u n d e n eine W u n d e heilen soll 3 2 5 ), z u m W a s s e r p f l a s t e r Meister J a k o b s 326 ) und zu einem b e w ä h r t e n F i s c h k ö d e r 3 2 7 ). B . e n f e t t g a l t im A l t e r t u m als H a a r w u c h s m i t t e l 328 ), d o c h f ä r b t es n a c h Zedier die H a a r e w e i ß 329 ). S c h r u n d e n und R i t z an H ä n d e n und F ü ß e n , so einem die scharfe M ä r z l u f t a u f t r e i b t , heilt B . e n s c h m a l z 330 ), ebenso w i e d a s G e s c h w ü r hinter den O h r e n (Ornickel) 3 3 1 ), an den S c h i e n b e i n e n und S c h e n k e l n 3 3 2 ), den B ü t z e l und andere 29*

903 Drüsen 333 ). Es ist gut zu v e r s t r u p f t e n , verriegelten und troffenen Gliedern 334 ), gegen den Brand 335 ), das von den Nieren geschundene gegen das wilde Feuer 336 ). In einer Salbe heilt es Lendenweh 337 ), Genickweh 338 ); es dient auch wider L ä h mung und Podagra 3 3 9 ), gegen das Reißen (Schlesien) 34°), hilft in einer Salbe, wenn der Mensch k o n t r a k t ist an Händen und F ü ß e n 3 4 1 ) . Ein Pflaster davon heilt Bruchschäden 342 ), eine Salbe den B r u c h des Gemachtes 343 ), das reine F e t t ward gegen den Vorfall der Gebärmutter angew e n d e t 3 4 4 ) . Das F e t t zusammen mit der Blater (Blase) hilft gegen den Grind 3 4 5 ). M. Christoph H a r t k n o c h erzählt 1684 im alten und neuen Preußen, man habe dem B r a u t p a a r t e s t i c u 1 i v o m B.en gebraten und vorgesetzt, das sollte die B r a u t fruchtbar machen 3 4 6 ); sonst werden seit Plinius B.enhoden gegen die fallende Sucht angewendet 347 ). B. e n m i l c h ward gegen Ohrenkrankheiten in die Ohren g e t r ä u f t 348 ). Ein wichtiges Mittel ist auch die B. e n g a 11 e. Sie galt (1683) als schweißtreibend 349 ); Erfrorene wurden in Wasser gebadet, in dem man B.engalle aufgelöst hatte 350 ). In Finnland brauchte man sie als eine P a n a c e e , nahm sie ein und schwitzte d a r a u f 3 5 1 ) . Sie w a r gut gegen Gliederbeschwerden (schon Plinius) 362 ), wurde gebraucht bei stumpfem Gesicht 3 5 3 ), bei den Zigeunern gegen Schneeblindheit 3S4 ), Zahnweh 3 5 5 ), mit Honig gegen Husten 3 5 6 ), dämpfigte (asthmatische) L e u t e t r a n k e n sie in Wasser 357 ); sie vertreibt die fallende Siechtage 358 ), Schlag 359 ) und andere L ä h m e 38 °); Dioskurides wandte sie bei Ohrenflüssen und Hautleiden a n 3 6 1 ) ; später ward sie gegen Gelbsucht gebraucht 362 ). Sie heilt den K r e b s und andere umfressende Schäden 363 ). Sie gilt, vorm Coitus als Zäpfchen eingeführt, empfängnisfördernd 364 ); „welcher eine B.engallen (B.engeil?) über die rechte h u f f t bindet, der ist Mann so o f f t er w i l l " 365 ). Schon Dioskurides w a n d t e sie gegen giftigen Tierbiß an 366 ), und in altnordischen Hexenformularen wird sie gegen Wurm-(Schlangen-) Biß genannt 3 6 7 ). Das B.e n a u g e 368) hilft gegen das vier-

Bär

904

tägige Fieber 3 6 9 ); das rechte a u s g e g r a b e n und exficcieret, h ä n g t man den K i n d e r n wider das Schrecken und A u f f a h r e n im Schlafe an 37°). M1)

U r q u e l l N F . 1, 48; D r e c h s l e r

W u t t k e 303)

§515.

Simiock

m a r s t e d t 1 1 7 f.

305 )

h o l z

302 )

2, 2 8 S ;

J ü h l i n g

Mythol.

Tiere 3 445» 321; Rockenphilosophie 329—30. " ) G r i m m 3, 462, 788. "») W. 606. >») ZfVk. 1912, 163. Eckstein.

b a r h a u p t . D a s E n t b l ö ß e n des H a u p t e s ist der ä u ß e r e A u s d r u c k der H u l d i g u n g , E h r f u r c h t und D e m u t v o r d e m Göttlichen u n d allem, w a s E h r f u r c h t h e i s c h t ; die B a r h ä u p t i g k e i t ist also ein Teil des R i t u s bei G e b e t und O p f e r , w i e G r i m m mit v i e l Material b e w e i s t 2 ) ; nur die P r i e s t e r der G o t e n „ o p e r t i s c a p i t i b u s tiaris l i t a b a n t " . S o f i n d e n wir die B a r h ä u p t i g k e i t in den O p f e r r i t e n jeder A r t , v o r a l l e m bei F r u c h t b a r -

923

barhaupt

k e i t s - 3) und E r n t e r i t e n , bei Huldigungs- und Opferriten an B ä u m e n und Quellen. In d e m R e g i s t e r d e supers t i t i o n i b u s des Magisters N i c o l a u s v o n G a w e w i r d als besonders v e r w e r f l i c h e r A b e r g l a u b e g e r ü g t 4 ) : „ I n s u p e r hodie i n v e n i u n t u r homines tarn l a y i i q u a m clerici, literati q u a m illiterati, e t q u o d p l u s d o l e n d u m est, v a l d e magni, q u i c u m noviluniura primo viderint flexis genibus adorant; vel d e p o s i t o c a p u c i o vel pileo inclinato c a p i t e h o n o r a n t a l l o q u e n d o et s u s c i p i e n d o . " In der D a n z i g e r N e h r u n g e n t b l ö ß e n die Männer b e i m ersten D o n n e r s c h l a g (des J a h r e s ) unter S t o ß g e b e t e n das H a u p t B) ; die S i e b e n b ü r g e r S a c h s e n sind bei W e t t e r b e s c h w ö r u n g b a r h ä u p t i g 6 ) ; in Schlesien e n t b l ö ß t m a n w o h l a u c h d a s H a u p t in a b e r g l ä u b i s c h e r A n g s t , w e n n m a n a n einen O r t k o m m t , w o ein G e i s t u m g e h t ' ) . Einen R e s t j e n e r V e r e h r u n g der Quellen und W a s s e r mit G e b e t und O p f e r , die z. B . a u c h B u r c h a r d v o n W o r m s t a d e l t 8 ) , finden wir in einer a l t e n B a d e o r d n u n g 9 ) des 17. Jhs. in B a d e n bei W i e n : N a c h der B a d e o r d n u n g w i r d der b e s t r a f t , der das B a d nicht mit e n t b l ö ß t e m H a u p t e b e i m E i n - und A u s g e h e n g r ü ß t e und segnete oder dasselbe „ e i n W a s s e r " nannte. B e v o r m a n in S a c h s e n 1 0 ) d a s Osterwasser a u s dem B a c h s c h ö p f t , b e t e t m a n mit e n t b l ö ß t e m H a u p t ein stilles V a t e r u n s e r . B e v o r m a n im a l t e n Schlesw i g den Ellhorn (Holunder) niederhieb, s a g t e m a n ein G e b e t , „ w e l c h e s teils m i t g e b e u g t e n K n i e n , e n t b l ö ß t e m H a u p t und g e f a l t e t e n H ä n d e n zu tun g e w o h n t " " ) . H ä u f i g f i n d e t sich das E n t b l ö ß e n des H a u p t e s bei Frühlings- und E r n t e f e s t e n und Säezeremonien: A m Scheibensonntag t a n z t m a n in der E i f e l 1 2 ) u m die „ B u r g " m i t e n t b l ö ß t e m H a u p t . In M i t t e l f r a n k e n 13 ) und S t e i e r m a r k s ä t m a n b., in L e i s e l h e i m spricht der B a u e r m i t entb l ö ß t e m H a u p t den S a a t s e g e n „ u n d s t r e u t drei H a n d v o l l gegen Osten u n t e r A n r u f u n g der drei h ö c h s t e n N a m e n " 1 4 ). H ä u f i g begegnet uns die rituelle B a r h ä u p t i g k e i t bei den O p f e r n a m S c h l u ß des M ä h e n s : N i c o l a u s G r y s e e n t r ü s t e t sich (1593) über die V e r e h r u n g v o m , , A f f -

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g a d e W o d e n " 1 5 ) : die S c h n i t t e r lassen einen kleinen P l a t z stehen, „ a l l e M e y e r s s y n d a r u m m e hergetreden, ere H ö d e v a m K o p p e g e n a m e n " , und d a n n b e t e t e n sie den „ W o d e n d ü v e l " a n ; dieselbe S i t t e b e s c h r e i b t uns G r u p e n 16 ) (1752) f ü r Nied e r s a c h s e n ; bei diesem a u c h in S c h a u m burg Lippe17), Westfalen, Hessen18), Eis e n a c h 19 ) b e z e u g t e n E r n t e o p f e r entblößen die S c h n i t t e r das H a u p t ; a m Steinh u t e r Meer u m t a n z e n die B u r s c h e n nach der E r n t e ein F e u e r m i t H u t s c h w e n k e n 20 ). Im H e i l z a u b e r und W a c h s t u m s z a u b e r ist das E n t b l ö ß e n des H a u p t e s o f t m i t E n t b l ö ß e n der F ü ß e (s. b a r f u ß ) v e r b u n d e n ; so l ä u f t m a n v o r dem F i e b e r a n f a l l b. über 7 oder 9 R a i n e 2 1 ); Barhäuptigkeit beim Ausgraben von H e i l p f l a n z e n f i n d e n w i r in F r a n k r e i c h 22 ) z u s a m m e n mit der B a r f ü ß i g k e i t ( B ö h m . ) . W e r im ersten M a i r e g e n b a r f ü ß i g und b. ohne R o c k sich i m K r e i s e d r e h t , d e m w a c h s e n die H a a r e g u t M ) ; in W e s t b ö h m e n 24) g e n ü g t die B a r h ä u p t i g k e i t im Mai, u m schöne H a a r e zu b e k o m m e n . V o n einem singulären A b e r g l a u b e n b e r i c h t e t F e i l b e r g 2 5 ) : In einer G e r i c h t s v e r h a n d l u n g zu A n d e r s h ö f (Schonen) 1704 t r a t bei der U n t e r s u c h u n g ü b e r einen eigentümlichen Brauch beim „ G ä n s e g e h e n " die A n s i c h t z u t a g e , daß, „ w e n n ein M ä d chen, das sich nicht r i c h t i g g e h a l t e n , b. m i t g e f l o c h t e n e m H a a r u m h e r g e h e , s c h w a n g e r e W e i b e r u n d ihre F r u c h t und das V i e h S c h a d e n n e h m e n " ; die E r k l ä r u n g g i b t S e l i g m a n n ( B l i c k 1, 93). W e n n einem eine F l e d e r m a u s auf den K o p f seicht oder in die H a a r e k o m m t , g i b t es eine G l a t z e 2 6 ) ; w e n n m a n den K o p f g e w a s c h e n h a t u n d g e h t mit entb l ö ß t e m H a u p t , so s c h ü t t e t der A l p L ä u s e d a r a u f 2 7 ); w e r i m Mondschein o h n e K o p f b e d e c k u n g s c h l ä f t , verliert d a s H a a r oder b e k o m m t v o r z e i t i g w e i ß e H a a r e 2 8 ) . In den R e c h t s - u n d V o l k s g e b r ä u c h e n spielt das E n t b l ö ß e n des H a u p tes beim S c h w ö r e n 2 9 ) u n d bei T r a u e r fällen ®°) eine R o l l e ; im F r ä n k i s c h e n 3 1 ) u n d in B r a u n s c h w e i g 32 ) h a b e n die Männer w ä h r e n d der B e s t a t t u n g s z e r e m o n i e d a s H a u p t e n t b l ö ß t , auch a l l g e m e i n 3 3 ) ; a b e r bei der L e i c h e darf m a n in Schlesien

925

Bärlapp

nicht mit b l o ß e m H a u p t e stehen, sonst fallen die H a a r e a u s 3 4 ). Vgl. die berühmte Stelle: Paulus an die Koiinther I, 11,3—8; F e h r l e Keuschkeit 39 A. 1; P l e y de lanae usu 12; 14; C a s s e l Kirchenbuch 83 ff.; ZfVölkerpsychol. 18, 260 (Brahmanen). ') Myth. 1, 26; 3, 21; der Seher auf den Hebriden ist b.: ZfVk. 1917, 1. 3 ) K r a u ß bringt in seinen Anthropophyteia ein schlagendes Beispiel aus dem Liebesfruchtbarkeitszauber: 3, 32. 14; in Sitte u. Brauch 53 finden wir die Barhäuptigkeit beim Sippenfest als religiöse Zeremonie. *) G r i m m 3, 414, 11 r. a. ') F r i s c h b i e r Hexenspr. 107. 6 ) H a l t r i c h Siebenbürg. Sachsen 280. ') D r e c h s l e r 2, 322; die Irländer glauben, daß ein Gespenst einem nackten Mann nichts antut: W e i n h o l d Ä i t e 10; L i e b r e c h t Zur Volkslt. 370, 20. 8) S c h m i t z Bußbücher 2,424,66; G r i m m 3, 407, 193 d. s ) Savignys ZfRw. 1 5 , 2 1 5 — 1 6 ; G r i m m 3, 165. 10) S e y f a r t h Sachsen 253. u ) M ü l l e n h o f f Sagen 510, 6; vgl. die oblationes ad arbores bei B u r c h a r d 1. c. 12) J a h n Opfergebräuche 86 u. 97 = S c h m i t z Eifel i , 21. « ) ZfVk. 1904, 136. 14) M e y e r Baden 419; W. 652. 16) J a h n Opfergebräuche 163 f. = Bartsch Mecklenburg 2, 307 Nr. 1491; vgl. G r i m m 10 1, 128—129. ) J a h n 164. ") D e r s . 166. 18) D e r s . 167; vgl. 168 f. ") D e r s . 173. 2 °) D e r s. 238. ») W. 530 = G r o h m a n n 2 1 5 . 33 - ") G r i m m Myth. 2, 1010. ") G r o h m a n n 52, 331; B ö h m e Kinderlied 211 Nr. 1044 f. M ) J o h n Westböhmen 76; vgl. K ö h l e r Voigtland 266. ") ZfVk. 1901, 420—22; in der Bretagne „on perd son baptême, si on sort tête nue, quand le soleil n'est plus visible" : S é b i l l o t 1, 160. *•) F o g e 1 Pennsylvania 343, 1829 = ZfdMyth. 4, 47; D e r s . 1830 = ZfdMyth. 4, 49; B ö h m e Kinderlied 147 Nr. 683 b; BIPomVk. 8 (1900), 61. 59. "]1 S c h u 1 t z Alltagsleben 242 ff.; M a e n n Ii n g 315. ss ) SAVk. 15 (1911I, 150 (Zigeuner). 2») G r i m m RA. 2, 556. 30) So entblößt man in Baden beim Leichenzug das Haupt, sobald man die Leiche absetzt oder bei Gebetseinlagen: M e y e r 594. 31) H ö h n Tod Nr. 7, 346. ä! ) A n d r e e Braunschweig 318. 33 ) Für Rumänien u . B u k o w i n a : S a r t o r i Sitte und Brauck 1, 148; hier wohl Schutz gegen die Totengeister; vgl. W e i n h o l d Ritus 10; L i e b r e c h t Z. Volksk. 370, 20. ") D r e c h s l e r 1, 294. Eckstein. Bärlapp (Drudenfuß, Hexenmehl, K r ä henfuß, Johannisgürtel, Schlangenmoos, Teufelsklauen; Lycopodium-Arten). 1. B o t a n i s c h e s . B l ü t e n l o s e P f l a n zen mit a u f r e c h t e n (L. selago) oder meist a m B o d e n s c h l a n g e n a r t i g hinkriechenden Stengeln, die d i c h t m i t kleinen B l ä t t c h e n besetzt sind. D i e b e i m K e u l e n - B . (L.

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clavatum) gegabelten Sporenähren entsenden einen w e i ß l i c h g e l b e n S p o r e n s t a u b ( H e x e n m e h l ) . Der K e u l e n - B . , die im V o l k e b e k a n n t e s t e (und oft zu den „ M o o s e n " gerechnete) A r t , ist in N a d e l w ä l d e r n , auf W a l d l i c h t u n g e n usw. nicht selten a n z u t r e f f e n 1 ). Die a n t i k e n S c h r i f t s t e l l e r scheinen den B . nicht zu e r w ä h n e n . O b die P f l a n z e selago des P 1 i n i u s 2 ), die v o n den gallischen D r u i d e n mit e i n e m Z a u b e r r i t u s g e s a m m e l t w u r d e 3 ) , eine B . A r t ist, l ä ß t sich n i c h t feststellen 4 ). ') M a r z e i l Kräuterbuch 496 f. 2) Nat. hist. 24, 103. 3) Vgl. G r i m m Myth. 2, 1010; D y e r Plants 282. 4) M a r z e i l Heilpflanzen 14. 2. W i e viele V o l k s n a m e n beweisen ( v g l . oben), gilt der B . als ein H e x e n k r a u t . Im B ö h m e r w a l d s c h ü t z t er v o r V e r h e x u n g 5 ) . B e s o n d e r s bei den S l a w e n ist der B . als z a u b e r w i d r i g e s Mittel b e k a n n t . D a s Vieh b e k o m m t B . gegen bösen B l i c k 6 ) , die S c h a f h i r t e n in der m ä h r i s c h e n W a lachei t r a g e n B . a m H u t gegen V e r z a u b e r u n g 7 ) , und bei den S l o w a k e n s c h ü t z t er gegen böse G e i s t e r 8 ) . Die E s t l ä n d e r legen den B . ( o f f e n b a r als A p o t r o p a e u m ) auf die Z u n g e der u n g e t a u f t e n K i n d e r 9 ) . Man h ä n g t K r ä n z e aus dem „ H e x e n k r a u t " über die S t u b e n t ü r , ein solcher K r a n z b e w e g t sich i m m e r f o r t , a u s g e n o m men, w e n n eine H e x e oder ein Z a u b e r e r ins Z i m m e r k o m m t , d a n n b l e i b t d e r K r a n z still s t e h e n 1 0 ) . Die e r w ä h n t e n Kränze werden auch zum Schutz vor H e x e r e i e n in S o f a s und S t ü h l e g e s t o p f t 1 1 ) . W o h l als h e x e n w i d r i g e s Mittel ist der B . ein B e s t a n d t e i l des „ P a l m s " ; als „ A l f k r ä u t i g " ( A l p k r a u t ) wird in U n t e r f r a n ken der a n L ä t a r e u m h e r g e t r a g e n e B . in die H ü h n e r s t ä l l e g e b r a c h t 1 2 ) . 5 ) S c h r e i b e r Wiesen 145. •) B e z z e n b e r g e r Litauische Forschungen 75. ') ZföVk. 13, 24. ') H o v o r k a u . K r o n f e l d i , 51. ') B o e d e r Ehsten 143. 10) P r ö h 1 e Harzbilder 1855, 85 = A n d r e e - E y s n Volkskundliches 90 = M a r z e i l Bayer. Volksbot. 212. » ) P r ö h l e a . a . O . « ) M ä r z e 11 Bayer. Volksbot. 28 f.

3. D e r B . ist a u c h eine U n g l ü c k p f l a n z e . E r darf nicht ins H a u s b r a c h t w e r d e n , weil er den B l i t z z i e h t 1 3 ) . D e s g l e i c h e n v e r h i n d e r t er,

s geandaß

Barmgrundsegen —Barsch

92 7

die jungen Hühner aus den Eiern auskriechen (vgl. Küchenschelle und Gewitterblumen). Wenn man B. unter die Leute bringt, so entsteht Streit (Slowaken) 1 4 ). 13 ) Rogasener Familienblatt 4 (1900), 36 = HessB! 3, 1 2 4 ; vgl auch M o n t a n u s 14 Volksfeste 1 4 7 ) H o v o r k a u. K r o n f e l d 1 , 5 1 ; vgl Teufelsabbiß

4. In der V o l k s m e d i z i n dient der B. als zauberisches Mittel gegen K r a m p f 1 5 ) ; er wird daher in Oberbayern auch als „ G r a m k r a u t " (Krampfkraut) bezeichnet 1 6 ). 15 ) Wartmann Lüneburger Heide 9 pflanzen 1 7 .

St Gallen 4 7 , Kiel; " ) M 1 r z e 1 1 HeilMarzell.

Barmgrundsegen S. s e g e n 3 b.

Krankheits-

Bärmutter S. G e b ä r m u t t e r . Barnabas, hl. 1 ), gemäß der Überlieferung einer der siebzig Jünger Christi, aber nicht Apostel im eigentlichen Sinne, obwohl er öfter mit den Aposteln zusammen genannt wird, z. B . auch in einer Exorzismusformel 2 ) gegen Besessene a. d. 9. J h . (laut Hdschr. westfränkischen Ursprungs), bekannt als Begleiter des hl. Paulus auf dessen erster großen Missionsreise. K a lendertag: 1 1 . J u n i . Während B. als Heiliger in Deutschland nicht volkstümlich ist, wird sein T a g in Volkssprüchen genannt, vorzüglich in Wetterregeln. Regen am B.tage soll der Rebenblüte schaden. In Baselland heißt es: „ R ä g n e t ' s am B. — So schwynt der W y bis i's F a ß " 3 ). Die Erfahrung lehrt, daß mit Regen verbundene Kälterückfälle im J u n i nicht selten sind. Es fällt auf, daß gerade der B.tag als Stichtag genannt wird. Der B.tag fiel im Julianischen Kalender auf den 22. Juni, lag also der Sommersonnenwende näher als der B.tag des Gregorianischen Kalenders ( 1 1 . Juni). Noch bis in die neuere Zeit hat man diese Sonnenwende in Deutschland, Frankreich und England mit dem B.tag in Verbindung gebracht 4 ). B r a u n s b e r g e r Der A postel Barnabas. Mainz 1 8 7 6 , L u c i u s Heiligenkult 161. 2 ) F r a n z Bcnediktionen 2, 588. 3 ) S A V k . 1 2 (1908), 1 6 ; D r e c h s l e r 1 , 1 3 4 ; E b e r h a r d t Landwirtschaft 3, 1 1 . 4 ) S e b i 1 1 o t Folk-Lore 4, 4 3 1 Bei Y e r m o l o f f Die landwirtschaft-

928

liche Vo'.ksiveiskeit 1, 14 2S2 als Beweis f. d. Alter der Wetterregeln angeführt. Wrede

Barsch (Flußbarsch, Bersig (-ch), Egli, Krätzer, Bürste(l), Bürstling, Rauhegel, Schratz, Anbeiß, Warschinger, Re(ch)ling, Zängel, Heuerling, R ü h r l i n g 1 ) ; Perca fluviatilis L.) B i o l o g i s c h e s . „ E s ist die sag der fischeren umb den Genffer see / daß die Egle winters zeyt / so sy in ein garn gezogen / ein rotes bläterle zum maul auss henckind / welches sy mit gewalt bezwingt / oben in dem wässer entbor zu schwümmen / vermeinend es geschähe jnen von zorn" 2). Im russischen Volksmärchen begründet der B . seine roten Finnen damit, daß er von dem Feuer des brennenden Rastoff-Sees angesengt wor den sei 3 ). Die L e g e n d e berichtet: Einmal war dem heiligen Petrus der Himmelsschlüssel entglitten und fiel in den See. Der B. erhielt den Auftrag, den Schlüssel nach dem Himmel zu tragen. Aber er weigerte sich Da wurden die andern Fische böse und schlugen auf ihn ein, daß er breite Striemen sein Lebtag herumschleppen muß Nun wurde der P l ö t z (s. d.) entsandt, aber der Schlüssel war so schwer, daß dem Boten die Augen mit Blut unterliefen. Seit der Zeit hat der Plötz rote, wie mit Blut unterlaufene Augen 4 ). Das Männchen hat einen S t e i n in seinem Kopf (s. Fisch 1), welcher volksmedizinisch verwendet wird 5 ). Nach Höfler 6) sind es zwei kleine Knochen am Ende des Hinterkopfes (B.knochen, Beringsteine), die arzneilich verwendet werden. Der ganze Fisch war ein Mittel, um Hautverletzungen zur narbenlosen Heilung zu bringen 7 ). Zu den a n t i k e n Vorstellungen über den B. s. Pauly-Wiss. 3, 1, 27 f., wo aber nicht ganz klar, ob sie sich auf den Meeroder den Flußb. beziehen. V o l k s m e d i z i n . „ B e y den Teutschen werdend die Egle zu einer jeden zeyt des jars gelobt / aussgenommen im Mertzen vnd Aprellen so sy leichend. Bey vns (Schweiz) werdend die Egle im Augstmonat insonderheit geprisen / die Reling im M e y e n " 8 ) .

Bart

929

S o n s t i g e s . In den polnischen D ö r f e r n a m Goplosee (Posen) g l a u b e n die L e u t e : „ W e n n ein Mensch einen B . m i t goldenen S t a c h e l n nahe bei sich sieht (?), d a n n ist er d e m T o d e verfallen, und w e n n er a u c h nur bis a n die K n i e im W a s s e r g e h t " 9 ) . W e n n m a n die A u g e n eines B . e s ißt, w i r d m a n k l u g (Rogasen) 10 ). Vgl. K a u l b a r s c h . *) G e s n e r Fischb. 1 6 8 b: ,,zu mercken ist, •daß er seinen nammen verenderet nach der zal der jaren oder alter. Dann so bald sy worden / nach dem leych / werdend s y h e u r l i n g genant: so er größer worden doch im ersten jar / T r ä n 1 e. Im anderen jar / E g 1 e. Im dritten jar / S t i c h l i n g (mit St. wird heute der Gasterosteus aculeatus bezeichnet; s. S t i c h l i n g ) . Im vierdten und weyter werdend sy R e e 1 i n g / vnd B e r s i c h genant. Bey vns v m b den Costentzer see erstlich H ü r l i n g / s o er größer worden / K r e t z e r / S t i c h l i n g . Im dritten S c h o u b f i s c h . Zum letzten E g l e . " 2) Ebd. >) D ä h n h a r d t Natursagen

3 , 7 5 . *)

S e e f r i e d - G u l -

gowski 1 0 2 . 6) G e s n e r Fischb. 1 6 8 b; P 1 i n i u s NH. 9 , 2 4 (vom Wolfbarsch, Perca labrax); A r i s t o t e l e s IIspl £ Ü > C D V E O T . 8 , 1 9 ; A e l i a n IIspl £ciu)v 9 , 7 . 8 ) Organotherapie 1 5 1 . ') Ebd.; zitiert Marcellus aus Side p. 3 1 9 . *) G e s n e r Fischb. 1 6 9 a. ") Veckenstedts 2 s 3. 395

=

K n o o p Tierwelt 2 f.

10

) Ebd. 3 .

Hoff mann-Krayer.

Bart. D e r B., als Zeichen der Männlichk e i t , e n t h ä l t wie das H a a r gleichsam die S u b s t a n z der b e t r . Person. Im B . liegt •die S t ä r k e 1 ) ; w e r seinen B . beseitigt, v e r liert die K r a f t , h e i ß t es in W e s t f a l e n 2 ) ; wessen B . ü b e r a u s groß w ä c h s t , der wird im Leben viel Glück haben3). Andrerseits g e h t die M a n n e s k r a f t mittels des B a r t e s auf a n d e r e ü b e r ; so heißt es in M e c k l e n b u r g : W e n n die N a c h g e b u r t nicht k o m m e n will, soll sich der M a n n den B . a b s c h e r e n u n d ihn nebst dem Seifens c h a u m der W ö c h n e r i n eingeben 4 ). W e r s i c h H a a r oder B . abschneidensließ, unterw a r f sich d a d u r c h der G e w a l t des andern. D a h e r g e s c h a h die A d o p t i o n E r w a c h s e n e r bei Goten, L a n g o b a r d e n und F r a n k e n s y m b o l i s c h d u r c h A b s c h n e i d e n des B . e s : so a d o p t i e r t e A l a r i c h , der G o t e , den F r a n k e n k ö n i g C h l o d w i g 5 ) . A u c h die sich U n t e r w e r f e n d e n s c h n i t t e n sich den B . ab, w i e D i t h m a r v o n M e r s e b u r g (6, 65) v o n den L a u s i t z e r n erzählt. E s g a l t als S c h i m p f , sich den B . v e r u n g l i m p f e n zu BächtoId-StSubli,

A b e r g l a u b e I.

930

lassen. U m die Israeliten zu k r ä n k e n , Schoren die A m m o n i t e r D a v i d s B o t e n den B . z u r H ä l f t e a b (2. K ö n . 10, 4); daher s t a m m e n die A u s d r ü c k e : „ G o t t l ä ß t sich n i c h t in den B . g r e i f e n " , d. h. nicht zu n a h e t r e t e n , u n d „ e i n e m e t w a s in den B . w e r f e n " , d. i. einem einen S c h i m p f a n t u n , so d a ß e t w a s a n ihm hängen b l e i b t 6 ). D i e B e d e u t u n g des B . e s erhellt auch aus der w e i t v e r b r e i t e t e n Sitte, daß s c h w ö r e n d e Männer den B . berühren. D e r gleichen A u f f a s s u n g entspringt es, w e n n der F l e h e n d e oder B e s c h w ö r e n d e den B . des M a n n e s a n f a ß t ; v g l . II. 10, 454: 8 (i£v £p.e),le yevsiou y_£tpi rcaxsivj / &-.jjd|isvos Xiooso&at oder Gudrunlied (20): „ d ö w a s der Megde H a n t an ir V a t e r Kinne." I m B . v e r m u t e t e man, wie im H a a r ü b e r h a u p t , die L e b e n s s u b s t a n z ; d a r u m b e s c h w ö r t m a n d u r c h B e r ü h r u n g des B . e s den A n g e r u f e n e n gleichsam bei sein e m L e b e n . W e r a b e r sein H a a r (B.haar) f r e i w i l l i g der G o t t h e i t d a r b r i n g t , w e i h t sich n i c h t allein s y m b o l i s c h dersdlben, sondern g i b t sich ihr in die G e w a l t . D a mit h ä n g t die depositio b a r b a e bei den R ö m e r n z u s a m m e n 7 ) , d a m i t die B . w e i h e der g e r m a n i s c h e n J ü n g l i n g e 8 ) . W e i l nun der B . den Inbegriff des L e b e n s b e d e u t e t , h a b e n b e r g e n t r ü c k t e Helden, wie B a r barossa, l a n g e B ä r t e , die f o r t w a c h s e n , w e n n der H e l d a u c h t o t scheint, j a die o f t z u m d r i t t e n M a l e u m den T i s c h herumw a c h s e n 9 ). W e i l alles m i t dem f e u r i g e n (rötlichen) B l i t z in B e z i e h u n g S t e h e n d e d e m D o n a r z u g e h ö r i g g a l t (Eberesche, H a g e b u t t e , der rötliche F u c h s , das E i c h h ö r n c h e n , das R o t k e h l c h e n , der S t o r c h mit r o t e m Bein und S c h n a b e l ) , d a c h t e m a n sich a u c h den G o t t selbst m i t r o t e m B . 1 0 ) ; als d a n n D o n a r z u m T e u f e l d e g r a d i e r t w u r d e , bek a m a u c h dieser den roten B . 1 1 ) , w ä h rend die Z w e r g e als H ü t e r der unterirdischen S c h ä t z e mit g o l d e n e m B . erscheinen l a ) . D i e L e g e n d e erzählt, d a ß J u n g f r a u e n z u m S c h u t z e v o r N o t z u c h t plötzlich ein B . w u c h s 1 3 ) ; d a m i t b r a c h t e m a n a u c h die K ü m m e r n i s b i l d e r (s. d.) in V e r b i n d u n g 1 4 ) , 3°

Bartflechte—Bartholomäus

93i

die bekanntlich auf die altbyzantinische Darstellung von Christus zurückgeführt werden. Andrerseits weiß die Sage zu erzählen, daß b.losen Christusplastiken ein B . wächst; solches hört man von Niederbayern 1 S ) und Tirol 1 6 ). .In Deutschland weitverbreitet ist der Glaube, daß Mädchen, mit dem Taufwasser eines Knaben getauft, bärtig werden; daß eine Frau, die einenKnaben über die T a u f e hält, davon einen B . bekommen kann. Ferner heißt es: das Mädchen muß die Mutter, der Knabe den Vater zuerst küssen, sonst bekommt das Mädchen einen B., der Knabe keinen. Mädchen wird auch gern gedroht, wenn sie sich von Männern küssen ließen, würden sie bärtig 1 7 ). !) S c h ö n w e r t h 3, 1 4 8 . ! ) K u h n Westfalen 1, 189. 3 ) Urquell 4, 1 1 8 . 4) B a r t s c h Mecklenburg 2,43. 6) G r i m m RA. 1, 202. «) D e r s . DlVb. s. v. u. RA. 2, 307. ') B l a u f u ß Rom. Feste 35. 8) S o m m e r Haar 21 ff. 8 ) S c h a m b a c h u. M ü l l e r 399 f.; Q u i t z m a n n Baiwaren 49; G r i m m Myth. 2, 798. 10 ) G r i m m Myth. 1 , 1 4 f . 3, 65; M a n n h a r d t Germ. Myth. 1 2 5 . n ) S o l d a n - H e p p e 2, 1 0 7 . u ) M ü l l e n h o f f Sagen 309. 1 3 ) G r i m m Sagen 1 4 6 n. 1 8 1 ; 234 n. 329. u ) S e p p Altbayer. Sag. 1 7 5 . 2 3 0 ; P a n z e r Beitr. 2, 4 2 5 ; W i t z s c h e l Thüringen 1, 203 Nr. 202. ") P o l l i n g e r Landshut 72. ") H e y l Tirol 398 Nr. 84. " ) G r i m m DWb. r, 1 1 4 3 Nr. 1 3 . Stemplinger.

Bartflechte s.

Flechte.

Bartholomäus, i . Der nach der Legende in Armenien lebendig geschundene Apostel Sein Tag (24. A u g u s t ) gilt als H e r b s t b e g i n n 2 ) und stellt sogar schon Schnee in Aussicht 3 ). Zu Barthlmä gehen die Wetter heim 4 ). Er ist ein wichtiger L 0 s t a g für die W i t t e r u n g 5 ) . Wie B . der Wind steht, so bleibt er das ganze Vierteljahr 6 ). Wie sich B . hält, so ist es den ganzen Herbst bestellt 7 ). In Schlesien beginnt man die M a s t der Speckschweine, dann nehmen sie zu 8 ). Die S t ö r c h e ziehen fort, und die B i e n e n müssen „geschlachtet" werden 9 ). Die Knechte beginnen mit mächtigen Peitschen den Herbst ,,e i n z u s c h n a 1z e n " 10 ). Wer zuletzt an diesem Tage a u f s t e h t , heißt B.-Sau u ) . Die alten

932

J u n g f e r n werden unter L ä r m durchs Dorf geführt (am Sonntag nach B.) 1 2 ), und die S c h m i e d e schlagen einige Male auf den leeren Amboß (angeblich um die Ketten des Teufels anzuziehen) 1 3 ). Lauter Übergangsbräuche. An manchen Orten wird E r n t e f e s t gefeiert 1 4 ); denn die Ernte soll jetzt beendet sein 1 5 ). Wenn der H a f e r noch nicht gemäht ist, so kommt B . dazwischen und knickt ihn ein 1 8 ). In Schleswig-Holstein sag: man: denn is Bartel mit'n Schimmel dor op west un hett dat dalreden 17 ). In der Gegend von Torgau drohte man mit der Frau Herke, wenn Korn und Flachs nicht eingebracht w a r e n 1 8 ) . Im Siegerland heißt es, wenn das Korn sich leg;: Bardolome geat durch et koarn 1 9 ). Die Mädchen sollen nicht ins K r a u t blaten gehen (d. h. die gelben Krautblätter abnehmen), denn Barthel setzt jetzt die Häuptchen ein und würde verscheucht werden 2°). Man ißt auch keine B r o m b e e r e n mehr, denn Barthel hat sie beschmutzt, wie ihre weißblaue Färbung zeigt 2l ). Holt man B. zum erstenmal neue K a r t o f f e l n vom Felde, so trägt sie der „kleine Mann" mit der Mulde wieder weg, sagt man in der Mark Brandenburg (um diese Zeit setzen die Knollen an, und das macht der „kleine Mann") 2 2 ). Verbote der Arbeit deuten darauf hin, daß B . einst zu den F e i e r t a g e n gehörte, wovon auch Sagen warnend erzählen 2 3 ). Mm soll nicht ackern, wenn man sich nicht einem Unfall aussetzen will 24 ). Doch gilt der B.tag auch als Merktag der H e r b s t s a a t 25 ). ! *) M e n z e l Symbolik 1, i i o f f . ) Sart o r i Sitte w. Br. 3 , 2 4 3 ; W r e d e Rhein. Volksk. 2 7 6 ; F o n t a i n e Luxemburg 33; Z f r w V k . 1 3 , 1 3 9 f. 1 4 2 . In bulgarischer Legende muß der hl. B . mit den 1 2 Aposteln die Sonne bitten, damit sie aus dem Winter in den Sommer übergehe: S t r a u ß Bulgaren 85. ') S A V k . 1 2 , 1 6 ; M a n z Sargans 1 2 4 ; Biriinger A.Schw. 1, 389. 4) P o l l i n g e r Landshut 2 3 1 ; R e i n s b e r g Böhmen 420. ^ L e o prechting Lechrain 192; Zirgerle Tirol 169 f.; R e i s e r Allgäu 2, 1 5 9 ; H o f f m a n n - K r a y e r 165; W r e d e Rheir.Volksk. 1 2 4 ; Z f r w V k . 1 3 , 1 4 3 ; M e n s i n g Schlesw.Holst. Wb. 1, 240; R e i n s b e r g Böhmen 420. 6 ) W r e d e 97. ®) Z f r w V k . n , 2 7 1 ; 1 3 , 1 4 3 ; J o h n Westb. 92. ') D r e c h s l c r 2, 1 1 8 .

Basilienkraut

933 10

•) M e n s i n g Wb. i , 240. ) Rosegger Steiermark 367 ff. u ) Z i n g e r l e Tirol 1 7 0 12 13 (1420). ) Ebd. 1 7 0 ( 1 4 2 1 ) . ) R e i n s b e r g Böhmen 420. " ) S a r t o r i 2, 94 A . 4. l 5 ) E b d . 3 , 2 4 3 . 18 ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 294. " ) M e n s i n g 1, 240. 18 ) K u h n u . S c h w a r t z 4 0 0 ( 1 1 2 . 1 1 4 ) . 19 ) Z f r w V k . 1 3 , 1 4 2 . 20) J o h n Westb. 1 9 8 ; D r e c h s l e r i , 1 5 1 ; Köhler Voigtland 3 7 8 ; S a r t o r i 3, 2 4 3 A . 4. 2 1 ) S a r t o r i 3, 2 4 3 ; Z f r w V k . 1 3 , 1 4 2 ; M a n n h a r d t 2, 186; HessBl. 22, 9 (auch mit dem Heidelbeersammeln wird Schluß gemacht). " ) Z f V k . 1 , 186. " ) Ebd. 8, 439 f.; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 420; L y n c k e r Sagen 1 2 1 . 24 ) ZföVk. 4, 1 4 6 ; R o s e g g e r Steiermark 3 6 7 . " ) E b e r h a r d t Landwirtsch. 2 ; Z f r w V k . 1 3 , 1 4 2 ; J o h n Weslb. 92; B a r t s c h 2, 2 9 4 ; R a n t a s a l o Ackerbau 2, 3 5 . 39 f.

2. B.b r u n n e n sind öfters H e i l q u e l l e n 2 6 ) . Vor allem aber besitzt die B u t t e r , die am B . t a g ausgerührt wird, (ungesalzen) besondere H e i l k r ä f t e 2 7 ) . Man setzt sie zu dem gewöhnlichen Mittagsmahl mit a u f u n d in Obersteier erhält jedes Glied der Familie und des Gesindes einen pfundschweren Butterstriezel 29 ). Man führt diese Bräuche darauf zurück, daß der Heilige seinen geschundenen Leib mit Butter kühlte. Barthel wird auch beim B u t t e r n angerufen 3 0 ). 26 ) Z f V k . 1, 300. ") M e y e r Baden 4 3 . 403. 509; S c h r a m e k Böhmerwald 160; Sart o r i Westfalen 1 6 7 ; Z f r w V k . 10, 68; W r e d e Eifler Volksk. 96; M e n s i n g Wb. i , 240. 28 ) Baumgarten Jahr u. s. Tage 29. " ) Z f V k . 8, 439. 3«) R o c h h o l z Sagen 1 , 337-

3. Der B . t a g hat etwas U n h e i m l i c h e s . In Antwerpen fährt das T o t e n h e e r durch die L u f t , das sonst nur am Dreikönigstage und in der Nacht vor Ostern sichtbar wird 3 1 ). Auf dem Bullerberge im Stargarder Kreise treibt der w i l d e J ä g e r sein Wesen 3 2 ), desgleichen auf der Padrioloalp am Fuße des Berges Rosa, so daß nach dieser Nacht kein Vieh mehr dort bleiben kann 3 3 ). Den F u c h s s c h ä f e r sieht man um B . mit seiner Herde umherschweben 34 ). In der Nacht vor B . gehen Reiter um (Bayern) 35 ). Auch als Tag der H e x e n f e s t e wird B . genannt 3 6 ), und der Brauch, einen Z i e g e n b o c k mit einem Reiter auf einem hohen Baume zu befestigen, der in Mülheim a. Möhne (Kreis

934

Arnsberg) noch üblich ist, bezweckt vielleicht ursprünglich die Vertreibung der Hexen, wenn er auch später als ein Spott auf die Schneider gedeutet wurde 3 7 ). B e i f u ß , den man früher zu allerlei Schwarzkünsten gebrauchte, grub man acht Tage vor oder nach B. aus 3S ). Am B.tag wird einst der Blindensee ausbrechen und das Tal überschwemmen 3S ). Harmloser ist die Z w e r g e n h o c h z e i t in der B.nacht 40). Vereinzelt und unklar tritt der hl. Barthelmä als Z w e r g , den Übergang über eine Brücke hindernd, a u f 4 1 ) . Vereinzelt ist auch die Verwendung des Tages zum L i e b e s o r a k e l in der Spinnstube 42 ). 31 ) B F . 3, 1 7 1 (121). " ) G r i m m Myth. 2, 776. " ) V e r n a l e k e n Alpensag. 88. M ) M e i e r Schwaben 95. « ) Z f V k . 1 , 300. 3e ) G r i m m Myth. 2, 878. 3 ') S a r t o r i Westfalen 1 6 7 . 3S) H ö r m a n n Volksleben 130. 8 *) B a a d e r NSagen 4 1 . 40) M e i c h e Sagen 328. 4 1 ) J a h n Pommern 423. " ) S c h u l e n b u r g Wend. Volkst. 1 4 5 .

4. Auf den B.tag oder seine nächste Umgebung fallen viele J a h r m ä r k t e , Kirchweihen und Volksf e s t e 4 3 ) ; namentlich die S c h ä f e r und F i s c h e r begehen ihre Feiern, Tänze und Wettläufe 4 4 ), auch die S c h l a c h t e r 4 6 ) . Als einst das in Harzburg am B.tage übliche S p e n d b r o t nicht ausgeteilt wurde, blieb im Salzwerk Juliushall die Sole aus 4 8 ). 43 ) Z f V k . 1, 300 (Bayern); M e y e r Baden 229. 2 3 0 ; S a r t o r i 3, 243. " ) S a r t o r i 2, 1 4 8 A . 1 4 ; 2 , 2 4 3 . 45 ) W ü s t e f e l d Eichsfeld 2 1 0 f. '•) P r o h i e Harzsagen 8 f. Sartori.

Basilienkraut (Ocimum basilicum). Aus Asien stammender Lippenblütler mit weißen Blüten und angenehm säuerlichem Duft. Das B . wird bei uns ab und zu als Gewürzpflanze in geschützten Beeten oder in Töpfen gepflanzt*). Das B . ist keine Pflanze des deutschen Volksaberglaubens. Was sich in Sympathiebüchern usw. darüber findet, geht auf die Zauberliteratur des MA.s, bzw. der Antike, zurück. So wird als „deutscher" Volksglaube aufgeführt, daß das unter die Suppenschüssel gelegte B. die Keuschheit eines Weibes erkennen lasse: Wenn das Weib aus der Schüssel ißt, ist es keusch, wenn nicht, das

Basilisk

935

G e g e n t e i l 2 ). D e r G l a u b e g e h t z u r ü c k auf die G e o p o n i c a des Cassianus B a s s u s 3 ) . A n dieser Stelle h e i ß t es j e d o c h nur, d a ß ein W e i b , unter dessen Teller B . g e l e g t werde, n i c h t s daraus essen k ö n n e , b e v o r das K r a u t e n t f e r n t werde. B e i d e n S ü d s l a w e n 4 ), d e n R u m ä n e n 6 ) und a n d e r e n B a l k a n v ö l k e r n 6 ) , f e r n e r bei d e n Italienern 7 ) ist das B . eine sehr b e l i e b t e (besonders i m L i e b e s z a u b e r a n g e w e n d e t e ) Pflanze. M a r z e i l Kräuterbuch 158. ') K ö h l e r Voigtland 416 = W u t t k e 104 § 133; 239 § 342; vgl. SchwVk. 4, 33. a) rec. Beckh 1905, 11, 28, 3 = M i z a l d u s Centuriae etc. 1592, 160. 4) Anthropophyteia 7, 264; Urquell 3, 277; S c h n e e w e i s Weihnachten 47. 52. 73. 136. 5) ZföVk. 4, 214 f.; 6, 247; 8, 58; 18, 116; Veckenstedts Zs. 1, 199; T e m e s v a r y Geburtshilfe 25; S c h u l l e r u s Pflanzen

") A b b o t Maced. Folkl. 1903, 93 f.; Türkei

7)

1,

354;

P i t r e Usi 9, 345.

Strauß

3 (1889), 2 4 9 ;

Bulgaren

113 ff.

Stern 466 f.

Anthropophyteia Marzell.

B a s i l i s k . W e n n ein alter H a h n (von 7, 9, 14 oder 20 J a h r e n ein Ei in d e n Mist l e g t u n d dies e n t w e d e r d u r c h die W ä r m e oder v o n einer S c h l a n g e b z w . K r ö t e ausg e b r ü t e t wird, e n t s t e h t a u s e i n e m solchen d o t t e r l o s e n „ B a s i l i s k e n e i " ein s e l t s a m e s F a b e l t i e r v o n der a l l g e m e i n e n G e s t a l t eines H a h n s , a b e r m i t D r a c h e n f l ü g e l n , einem A d l e r s c h n a b e l , einem E i d e c h s e n s c h w a n z u n d m i t einem K r ö n l e i n auf d e m K o p f 2 ) ; d e n n er ist der „ K ö n i g undern S c h l a n g e n " s ) . Dieses Untier, also ein M i s c h w e s e n v o n H a h n u n d D r a che, h a u s t in K e l l e r n , im Gestein, w o er S c h ä t z e h ü t e t 4 ), u n d besonders gern in t i e f e n B r u n n e n s c h ä c h t e n 6 ). E s h a t einen giftigen Hauch, macht Gras verdorren u n d S t e i n e z e r s p r i n g e n 6 ) . D e s B . e n gef ä h r l i c h s t e E i g e n s c h a f t ist a b e r sein s t e c h e n d e r B l i c k , der M e n s c h e n u n d T i e r e t ö t e t ; e n t w e d e r f ä l l t m a n sogleich u m , oder m a n ist w i e g e b u n d e n u n d k a n n sich w e d e r rühren n o c h v o n der Stelle f o r t bewegen7). U m das U n g e h e u e r u n s c h ä d l i c h zu m a c h e n , n ä h e r t m a n sich i h m m i t Spieg e l n ; sieht es d a r i n d e n eignen B l i c k , d a n n k o m m t es u m 8 ) . A u c h v e r m a g es d e n G e r u c h des W i e s e l s n i c h t z u e r t r a g e n , w e s h a l b m a n ein W i e s e l in seine H ö h l e

936

b r i n g t , u m es zu t ö t e n 9 ) . I m J a h r 1474 w u r d e v o m R a t in B a s e l ein e l f j ä h r i g e r H a h n , der ein Ei gelegt h a b e n sollte, z u m T o d e v e r u r t e i l t , a m 4. A u g u s t e n t h a u p t e t und ins F e u e r g e w o r f e n ; a u c h das Ei w u r d e feierlich v e r b r a n n t 1 0 ) . D e r G l a u b e a n den B . e n ist bei uns n i c h t b o d e n s t ä n d i g ; er g e h t ü b e r die A n t i k e u ) in den Orient z u r ü c k . Das l e h r t schon der f r e m d e N a m e : griech. ßowXiaxo? „ d e r kleine K ö n i g " , l a t . r e g 11 1 u s (eo, q u o d sit r e x s e r p e n t i u m Isid. orig. X I I , 4). N a c h P l i n i u s 8, 38 ist er in L i b y e n zu H a u s e ; die Ä g y p t e r nannten ihn sit ( k o p t . sit); v g l . a u c h a r a b . sif. D a s B . e n e i h a t m a n in Ä g y p t e n m i t dem gift i g e n Ibisei, den B . e n selbst wohl a u c h m i t der U r a e u s s c h l a n g e in Z u s a m m e n h a n g g e b r a c h t 1 2 ) . A u f dem griechischen W o r t b e r u h t die B e n e n n u n g des F a b e l wesens i m A b e n d l a n d . D e r G l a u b e a n den B . e n 13 ) ist ein Sonderbeispiel f ü r die M a c h t des bösen B l i c k s u n d b e r u h t auf der T a t s a c h e des bannenden, faszinierenden Schlangenauges. V e r b u n d e n ist d a m i t die V o r s t e l l u n g v o m H a h n e n e i (d. h. einem mißgebildeten H ü h n e r e i ) , das ebenso w e n i g Gutes bring e n k a n n — weil es eben n a t u r w i d r i g ist — wie ein k r ä h e n d e s H u h n , dem m a n n a c h dem V o l k s g l a u b e n j a a u c h den H a l s u m d r e h e n s o l l 1 4 ) . M a n l ä ß t daher einen H a h n , und gar einen schwarzen, nicht alt werden. Auf alten Aderlaßsciüsseln d i e n t der B . als k r a n k h e i t v e r t r e i b e n d e s SymbolI5). J) G r i m m Mythol. 3, 454 Nr. 583; Sel i g m a n n Blick 1, 143 ff.; H o v o r k a K r o n f e l d i , 53 t.; B a r t s c h Mecklenburg 2, 1 6 0 ; K ü h n a u Sagen 2 , 3 8 7 . ') L o n i c e r u s Kräuterbuch 1679, 629; E e i s e r

Allgäu

1, 268 f.;

Heyl

Tirol

729 Nr. 53;

Oberpfalz 2, 348; G r o h m a n n

Sagm 242 f.

S e l i g m a n n i , 146ff.; P a n z e r Beitr. 1, 360 f.; 2, 373 f.; L ü t o l f Sagen 353; M ü l l e n h o f f Sagen 237 Nr. 325; Jecklin Volkstüml. (1916), 452; Schön werth

') L o i i c e r u s a . a . O . *) W a i b e l und F l a m m 1, i n f.; L a c h m a n n Überl. 61. 6) S e l i g m a n n 1 , 1 4 6 ; F e h r l e CM/XP». 19, 1. ® ) M e g e n b e r g Buch d. Kat. 222. ') S e l i g m a n n 1, 133; ZdVfVk. 2, 317. •) G r o h m a n n Abergl. 18 f.; K i h n a u Sagen

2,

382 ff.;

Möllenhoff

M e i c h e

Sagen 237;

Sagin

399;

Rochholz

937

Basilius—Bauchweh

Naturmythen 192. 9) S t e m p l i n g e r Sympathie 1 5 ; H ö f 1 e r Organotherapie 2 0 1 ; V e r n a l e k e n ^ Ipensagen 266 f. " ( M e y e r Abergl. 73 ; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 53 ; ZrwVk. 1 (1904), 72. n ) P a u l y - W i s s o i v a 3, 1, 100; R o h d e Kl. Sehr. 1, 397 f. ; K e 1 1 e r Ant. Tierw. 2, 297. 12 ) S p i e g e l b e r g Kopt. Handwörterb. (1921), 1 2 5 ; K el le r a. a. O. 201. 13 ) Vgl. noch H e r t z / 3 6 A . 1 8 7 ; S c h w a r t z Studien 7 1 ; E . H . M e y e r Germ. Myth. m ; ferner Z d V f V k . 1 1 (1901), 3 1 7 ; A. d e C o c k Volhsgeloof 1 (1920), 1 5 1 f., 1 7 2 ; S é b i l l o t Folk-Lorc 2, 309; 3, 268; 4, 4 3 2 ; S A V k . 25, 189; T e t z n e r Slaven 3 1 1 ; Urquell 1 (1890), 33. 50; A b e l Vorweltliche Tiere (1923), 24 ff. M ) ZrwVk. i (1904), 73. l s ) H o v o r k a K r o n f e l d 1, 54. Güntert.

Basilius, hl., Bischof von Cäsarea und Kirchenlehrer mit dem Beinamen der Große, Vater des morgenländischen Mönchtums 1 ), gest. 379, Fest 14. Juni, in Kölner Festkalendern des 13. und 14. J h s . aufgeführt 2 ). Dem hl. B . wird eine der in den liturgischen Büchern der griechischen Kirche aufgeführten Beschwörungsformeln gegen Besessene zugeschrieben. In diesem Exorzismus wird eine Reihe Tiere genannt, die in der Legenden- und Sagenwelt seit alters eine Rolle gespielt haben, auch in dem uralten Johannisgebet f ü r den Zweck der Weinsegnung genannt werden 3 ). Der B.tag wird bei slavischen Völkern besonders geachtet. Serbische Zigeunermädchen versuchen sich an diesem Tag mit Liebeszauber 4 ). Des Heiligen Bild an das Hirtenhäuschen befestigt, schützt nach französischem Volksglauben die Herde vor dem W o l f 5 ) . K ü n s t l e Ikonographie 120. 2) Z i l l i k e n Kölner Festkalender 76. ') F r a n z Benediktionen 2, 576. 4) Urquell 3 (1892), 1 2 ; Z f V k . 4 (1894), l 6 ° - 6) W o l f Beiträge i , 248; S é b i l l o t Folk-Lore 3, 41. Wrede.

Bauchaufschlitzen,

Gastrotomie,

ein

Verfahren, das zu den grauenhaften Betätigungen der Percht (s. d.), der Kinderscheuche und Spinnstubenfrau, gehört. Die Vorstellung selbst mag auf archaischprimitivem Strafverfahren beruhen, das Motiv seinerseits vielleicht auf Alptraumerfahrungen *), weil es vielfach noch mit dem Essen in Verbindung steht. Wer am Perchtentag die primitiv-magische Schuld unvorschriftsmäßiger Nahrungs-

938

aufnähme auf sich lädt, dem füllt die Dämonin den aufgeschnittenen Leib mit Häckerling oder Backsteinen an, um ihn dann mit Pflugschar und Eisenkette wieder zuzunähen 2 ). In Gastein ißt man reichlich, damit der Percht, wie die Knechte sagen, das Messer abgleite, wenn sie den ihr Zuwiderhandelnden den Bauch aufschneiden w i l l 3 ) ; ähnliches wird aus Traunstein berichtet 4 ). Hier scheint die Schuld bereits moralischer Natur zu sein, wie in Obersteiermark und Salzburg, wo die Perchtel den faulen Dirnen den aufgeschnittenen Bauch mit Kehricht füllt 5 ). Ähnlich verfahrende Dämonen sind die bayr. Semper, der nordfränk. Hullepöpel, Hollepeter 6 ), die mährische Schperecht a 7 ) ; sie bestrafen die bösen Kinder mit B . ; ferner im B a y r . die Dremp 8 ), die Frau Stampe, Stempe in den Ostalpen 9), die Sperte im Egerlande am heiligen Abend 10 ), die Pehtrababa im k ä m t . Oberrosental 1 1 ), und auch von Lucia wird das Verfahren berichtet 1 2 ). Die Namen Schperechta, Sperte, Pehtrababa mögen wohl mit Perchta zusammenhängen. 1 ) W a s c h n i t i u s Perht 1 5 5 . 1 7 2 . ) G r i m m Mythol. 1, 226. 2 2 7 ; V o n b u n Beiträge 4 1 ; W a s c h n i t i u s 99. 102. 3 ) W a s c h n i t i u s 57. ') Ebd. 65. 5) W e i n h o l d Weihnachtsspiele 1 1 ; W a s c h n i t i u s 65. •) G r i m m Mythol. 1, 426; 2, 904 vergleicht Grimm serbische Überlieferungen damit. ') G r o h m a n n 1 Nr. 5; W a s c h n i t i u s 120. 8) P a n z e r Beitrag 2, 1 1 7 . 9) E . H. Meyer German. Mythol. 276. 10 ) W a s c h n i t i u s 68. " ) Ebd. 27. « ) P o l l i n g c r Landshut 194. H. Naumann. 2

Bauchredner. Das Bauchreden galt in Zeiten, da man Dämonen und später Teufel hinter allem Auffälligen vermutete, als etwas Übernatürliches 1 ), so bei den Kirchenvätern 2 ), so im abergläubischen MA. 3 ). Die Aufklärung meinte dann, wieder übertreibend, im Orakel zu Delphi, in den Asklepiaden u. a. steckten Künste von B.n dahinter. T y 1 o r Cultur 2, 458. s ) S t o l l e Kirchenväter, Register. 3) M e y e r Aberglaube 289; Jean B o d i n Daemonomania 2 , 3 . Stemplinger.

Bauchweh. Unter B. versteht das Volk alle Schmerzen, die im Leib sich fühlbar machen, mögen die verschiedensten Krankheitszustände sie verursachen.

939

bauen —Bauer

In Altbayern hilft der hl. Erasmus dagegen, dem die Eingeweide aus dem Leib gehaspelt wurden (Analogie!); in Franken drückt man den Daumen der rechten H a n d auf den Nabel des Patienten und spricht dreimal darüber den Koliksegen 2 ). In der Schweiz hilft gegen Kolik, wenn man ein Messer mit einem weißen H e f t bei sich t r ä g t 3 ) ; in Tirol nagelt man eine lebende Kröte am Estrich an und läßt sie so hängen: sie saugt alle „bösen Wind e " an s i c h 4 ) ; in Norddeutschland gibt man dem Patienten Käse zum Essen ein, auf dem zwei Zeichen eingeritzt sind 6 ). ') H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 124. 2) Ebd. 2 , 1 2 6 u. 128. 3) B u s c h Volksgl. 124. 4) ZföVk. 2, 149. 6) ZfVk. 13, 269. Stemplinger.

bauetl s. H a u s b a u . Bauer. Der B.nstand bildet den Kern des ganzen Volkes und eine Quelle gesunder Lebenskraft, aus der die übrigen Schichten der Bevölkerung immer wieder schöpfen. Kein Mensch ist so sehr mit der heimatlichen Scholle verwachsen wie der L a n d m a n n , dessen Hof in vielen Fällen schon die Arbeit seines Ahns und Urahns gewidmet war. In seinem Denken und Fühlen unterscheidet sich der aus grobem, aber festem Holz geschnitzte B. oft wesentlich von dem leichter beweglichen, der N a t u r bereits entfremdeten Städter. Zähe hält er a m Althergebrachten und Überlieferten fest, weshalb bei keinem anderen S t a n d Leben und Arbeit so sehr von alten Überlieferungen umsponnen sind wie bei ihm. Viel altes Gut, das anderwärts längst geschwunden oder zu einem unverstandenen Rest geworden ist, hat die bäuerliche Bevölkerung noch treu bewahrt, so daß hier f ü r die Volkskundeforschung eine ergiebige Quelle fließt. Ackerbau x) und Viehzucht , die beiden Grundpfeiler menschlicher Kultur, bilden auch die Sammelpunkte f ü r den alten Glauben x) und Brauch x), der sich aus germanischheidnischen, antiken und christlichen Vorstellungen aufbaut. Gedeihliches W a c h s t u m und Vermehrung bei Ackerpflanzen und Haustieren sollten hervorgerufen, Schadenzauber x) und Unheil abgewehrt werden. Diesen Zwecken dienten

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altertümliche Bräuche beim Pflügen 1 ), Säen *) und Ernten *•), wie bei der Pflege des Nutzviehs 1 ). Sie reichen z. T. bis in die idg. Vorzeit hinauf 2) und haben zahlreiche Parallelen bei ackerbau- und viehzuchttreibenden Völkern alter und neuer Zeit. Aus dieser Sphäre s t a m m t die vielgestaltige Schar der Vegetationsdämonen 1 ), die F r u c h t b a r k e i t x ) und Gedeihen für Pflanze, Tier und Mensch verkörpern, denn auch das menschliche Leben dachte m a n diesen Gewalten unterworfen 3 ). Sonne 1 ) und Regen 1 ), den befruchtenden Faktoren des Pflanzenlebens und mittelbar dadurch auch der Viehzucht, sind besondere Bräuche 4) gewidmet. Auch dem Mond 1 ) und den Zeichen des Tierkreises wird seit alters fördernder oder schädigender Einfluß zugeschrieben. Gewisse Zeiten 6) und Tage 5) lösen dunkle und gefährliche K r ä f t e aus, so daß sie zu Brennp u n k t e n f ü r allen Zauber J )- und Dämonenglauben J ) werden. Orakel 1 ), Lostage x) und B.nregeln x) sollen den Gang des Jahres und die Gestaltung der Zuk u n f t erforschen helfen, Beschwörungen x) und Segen x) werden gegen Krankheit x) und Unglück bei Mensch und Vieh gesprochen. Gerne n i m m t man auch Zuflucht zu verschiedenen Heiligen, die wegen einer oft nur lose hergestellten Beziehung zu ihrer Legende in bestimmten Fällen angerufen w e r d e n 6 ) und manchmal noch die Wesenszüge einer heidnischen Gottheit durchschimmern lassen'). Wallf a h r t e n *) zu berühmten Gnadenorten werden von einzelnen wie von ganzen Dörfern gelobt und oft jährlich wiederholt, gemeinsame Flurumgänge x) und Schauerfeiern x) zum Schutze der keimenden Saaten x) abgehalten. Auch an H a u s 8) und Hof mit H a u s r a t u n d Wirtschaftsger ä t 1 ) , wie an die Arbeitsverrichtungen 1 ) 9 ) selbst, sind vielfach alte Überlieferungen geknüpft. Als heilig und unverletzlich wurde der Markstein geachtet und wer ihn verrückte, m u ß t e solange als feuriger, glühender Geist umgehen, bis der Stein wieder an seinen Platz kam. S i t t e x ) und B r a u c h x ) umgeben das ganze bäuerliche Leben mit festen, ge-

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regelten F o r m e n 10) und s c h a f f e n ein s t a r k e s G e m e i n s c h a f t s g e f ü h l , das d e n B . und seine Familie, zu der a u c h das G e sinde ') zu rechnen ist, mit den N a c h b a r n •) zu gemeinsamer A r b e i t , H i l f e und L u s t b a r k e i t v e r b i n d e t . D e n n w e n n der E r n t e segen geborgen ist, Stall, S c h e u n e u n d K e l l e r gefüllt sind, d a n n darf a u c h die L e b e n s f r e u d e ihr R e c h t f o r d e r n und ist es Zeit, mit S c h m a u s und T r u n k , T a n z 1 ) u n d n ) zu feiern. Spiel *) F e s t e Literatur: F e i I b e r g Jysk Ordbog Suppl. 57. >) S. das betreffende Schlagwort. 2) Z. B . der Schlag mit der Lebensrute. a) Maibaum (Maie), Perchten. *) Sonnenwende, Regenzauber. ') Mitternacht, A d v e n t , die Zwölften, Weihnachten, Neujahr, Fastnacht, Ostern, Walpurgisnacht, Pfingsten, Sonnenwende, der Frauendreißiger; ferner beim Menschen Geburt, Hochzeit, T o d und die vorausgehenden und folgenden Übergangszeiten, Tagewählerei. e) Der hl. Blasius u. a. ') Der hl. Leonhard. B) S. a. Balken, Dach, Decke, Ecke, Herd, Schwelle, Stube. ") Z. B . pflügen, säen, mähen, dreschen, melken, buttern, spinnen, weben. 10) Altersklassen. " ) Kirchweih. Schömer.

B a u e r n p r a k t i k . B. ist ein noch h e u t e in m a n c h e n europäischen L ä n d e r n g e k a n n tes und w o h l auch h ä u f i g eingesehenes B ü c h l e i n , v o r n e h m l i c h zur B e s t i m m u n g der W i t t e r u n g des k o m m e n d e n Jahres aus der planetarischen N a t u r und d e m W e t t e r des Christtags. Die B . gehört den meteorologischen S c h r i f t e n des M A . s a n und f u ß t mit ihren R e g e l n größtenteils auf dem a n t i k e n N e u j a h r s g l a u b e n und der hellenistischen Z e i t m y s t i k v o n den die M o n a t e und J a h r e regierenden S t e r n e n ( P l a n e t e n oder Tierkreisbildern. Vgl. Sterndeutung). Die W e g e , auf denen diese V o r s t e l l u n g e n i m L a u f e der J a h r h u n d e r t e n a c h d e m N o r d e n k a m e n , sind n i c h t d e u t l i c h ; v o n den religiösen Momenten, die d e m G l a u b e n der alten Mitt e l m e e r w e l t a n die h e r v o r r a g e n d e B e d e u t u n g des den J a h r e s a n f a n g regierenden H i m m e l s z e i c h e n s innewohnen, ist in dem k r a u s e n S c h r i f t c h e n w e n i g m e h r zu spüren. E s ist eine n a i v e S a m m l u n g v o n S p r ü c h e n , deren w a h r e r Sinn in V o l k s k r e i s e n d a m a l s w o h l nie mehr v o l l s t ä n d i g b e g r i f f e n w a r . A b e r die T a t s a c h e der w e i t e n V e r b r e i t u n g des B u c h e s und seine große A u f l a g e n z a h l sind ein S y m p -

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t o m f ü r die seit d e m i o . / i i . J h . v o m italienischen S ü d e n heraufgedrungene, v o n der A s t r o l o g i e nicht u n w e s e n t l i c h b e e i n f l u ß t e R e l i g i o s i t ä t , die seit 1500 a u c h die niederen V o l k s k r e i s e in D e u t s c h l a n d und in den u m l i e g e n d e n L ä n d e r n zu d u r c h s e t z e n b e g i n n t (s. S t e r n d e u t u n g ) . 1. T i t e l d e r E r s t a u s g a b e und spätere Erweiterungen desselb e n . D i e E r s t a u s g a b e der B . v o m J a h r e 1508 z e i g t als T i t e l auf dem ersten, g r ö ß tenteils v o n einem H o l z s c h n i t t a u s g e f ü l l t e n B l a t t über d e m H o l z s c h n i t t d e n S a t z : „ I n disem biechlein w i r t ge- / f u n d e n der P a u r e n / P r a c t i c k v n n d / regel d a r a u f f s y das g a n t z / iar ain a u f f m e r c k e n / h a b e n v n n d / h a l t e n . " E s ist ein 6 Q u a r t b l ä t ter u m f a s s e n d e r D r u c k ( B l a t t z a h l e n auf d e m R t 0 in der r e c h t e n unteren E c k e ) ; er b e f i n d e t sich in j e einem E x e m p l a r a u f der S t a a t s b i b l i o t h e k in Berlin und der W i e n e r N a t i o n a l b i b l i o t h e k . Die Zweitälteste datierte A u s g a b e (1512) v e r m e h r t den ü b e r einem großen, s c h ö n e n H o l z s c h n i t t ( A s t r o n o m a m P u l t b e o b a c h t e t astrale E r s c h e i nungen) g e d r u c k t e n T i t e l u m den bezeichnenden, hinter „ g e f u n d e n " eingeschobenen Z u s a t z 1 ) : „ v n d / verstanden der p a u r e n L y e s s e n v n d R e g e l W i e d a n die w e y s e n vnd k l u g e n m a i s t e r vnd sternseher habent fünden d a r a u f f d a n die p a u r treu das g a n t z i a r " usw. Die f o l g e n d e n 32 d e u t s c h e n datierten A u s g a b e n — die 34. w u r d e im J a h r e 1854 g e d r u c k t — v e r m e h r e n d e n T i t e l i m m e r m e h r u n d v e r b i n d e n m i t der B . A n w e i s u n g e n z u m Aderlassen, „ s c h r e p f f e n " , reden v o m A b - und Z u n e h m e n des M o n d e s (s. 27. A u s g a b e ) usw., so d a ß der U m f a n g der B . s t ä n d i g w ä c h s t : die 32. A u s g a b e v o n 1758 h a t 1 1 0 g e z ä h l t e S e i t e n ! Die interessanteste T i t e l e r w e i t e r u n g d ü r f t e die der u n d a t i e r t e n Z ü r i c h e r A u s g a b e v o n ca. 1 5 1 7 sein, in der die „ B u r e n p r a c t i c a " als eine O f f e n b a r u n g R a p h a e l s an H e i n y v o n V r e b e z e i c h n e t w i r d (fol. I v ) : „ E s ist zu w i s s e n d a s ein a l t t / m a n g e n a n t H e i n y v o n V r e f r u m v n d g e r e c h t g e w e / sen siech w o r d e n ist v n n d im der g e y s t e n t z ü c k t d e m / h a t t g o t t d u r c h d e n engel R a p h a e l in d e m e n t z ü c k t e n g e y s t ge / o f f e n b a r t dise h e r

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nach geschribne zeichen / das er sy solt kuntt / thfin allen menschen" / usw.; — bis ins Einzelne zeigt sich hier eine Nachahmung der stereotypen Formeln, die wir in den antiken Apokalypsen finden und deren Kenntnis nicht sowohl der Apokalypse Johannis als den astrologischen Offenbarungsbüchern, hermetischen Schriften und anderer derartiger Literatur verdankt wird 2 ). — W e i t e r e s über die Textgeschichte findet man in der eingehenden Bibliographie der B. in der Einleitung des Faksimiledrucks der Ausgabe von 1508 ed. G. Hellmann 3 ). ') Dieser Zusatz steht in der Ausgabe von 1508 am A n f a n g der Einleitung Fol. I Vgl. über die Frage der Offenbarungen: B o l l Off. Johannis 4 ff. T e x t e findet man in Cat. cod. Astr. z. B. V I I I 3, 134 ff. insbes. 135, 27 ff. (Ms. X V , saec.). Ferner müssen Offenbarungsschriftcn der Hermetik herangezogen werden. Eine Arbeit über den Einfluß antiker Apokalypsen auf das nordische Mittelalter und das Mittelalter überhaupt fehlt noch. Als Ausgangspunkt von Studien über diese wichtige Frage muß die Textgeschichte astrologischer Hss. des Mittelalters gewählt werden; wichtige Vorarbeiten enthält das B u c h von R u s k a Tabula Smaragdina ( = Arbeiten d. Inst. f. Geschichte d. Naturwissenschaft 4) Heidelberg 1926. Ferner vgl. P i c a t r i x Ein arabisches Handbuch hellenistischer Magie ( = Vorträge Bibliothek Warburg 1921/22, S. 94 ff.). A u c h für die formale Seite der astrologischen und alchemistischen Geheimliteratur werden die Araber die Vermittler zwischen Antike und späterem Mittelalter gewesen sein. 3) Neudrucke von Schriften und Karten über Meteorologie und Erdmagnetismus herausg. von G. H e 11 m a n n , Berlin. Nr. 5: Die BauemPraktik. Die in der Einleitung enthaltene Bibliographie sowie der kurze Kommentar S. 54 ff. werden durch manche der im folgenden dargestellten Ergebnisse meiner eigenen Untersuchung sowie der in den Anmerkungen zitierten Literatur ergänzt. 2)

2. B e s c h r e i b u n g d e s T e x t e s . Q u e l l e n f r a g e n . Bei der folgenden Beschreibung des Textes beschränken wir uns darauf, die Erstausgabe zu betrachten. Fol. I v Einleitung: „ D i e weisen und klögen Maister vnd sternschauwer haben funnden, wie man in der hailigen Christnacht mag sehen un mercken an dem wetter wie das gantz Jar in wirckung sein zükunft werd thön." Dann folgt eine Jahresweissagung aus dem am Christtag vorherrschenden Winde 4).

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Viel wichtiger ist der auf der selben Seite beginnende Abschnitt: Von dem Christtag, eine Bestimmung der Witterung des Jahres nach dem Zusammentreffen des einzelnen planetarisch regierten Wochentags mit dem Christtag. Der Brauch leitet sich aus der Antike her; in Rom wurden, ursprünglich allerdings bei Jahresbeginn, Opfer zur Bestimmung der Witterung des kommenden Jahres vorgenommen 8 ). Von Planeten als Jahresregenten und ihrer Beobachtung in Ägypten berichtet das Werk des Vettius Valens (2. Jh. n.) s ). Im Cat. cod. astr. V I I 126 ist ein wohl judaisierter Text unter dem Namen des Astrologen Antiochos von Athen (2. Jh. n. Chr.) erhalten, der in den meisten Punkten mit dem T e x t der B. übereinstimmt. (Die antiken Texte erscheinen gelegentlich auch als O f f e n b a r u n g e n , so der gleichfalls unserm T e x t verwandte Abschnitt Cat. cod. astr. V I I 171, 20 f f . ) ' ) . Als dann später der Jahresanfang des bürgerlichen Jahres auf den 25. Dezember übertragen wurde, gingen die an Neujahr geübten Bräuche auf den Weihnachtstag über; außerdem berichten uns Plinius und Cassianus Bassus (aus Didymos), daß man 'auch in Griechenland schon die Gewohnheit hätte, aus der Witterung des dies brumalis auf die Witterung des Jahres zu schließen 8 ). Vom 6. Jh. an ist der Brauch dann kontinuierlich zu belegen bis ins 18. Jh. 9 ). In seiner letzten Konsequenz geht er, wenn man die Einwirkung der Planetennatur des Neujahrstages berücksichtigt, auf den Hellenismus zurück, wo er sich (in Ägypten?) aus verwandten Tendenzen der babyl. Astrologie, die aus den Sternen am Neujahrsfest das Schicksal des kommenden Jahres weissagte, entwickelte 1 0 ). — Von Rom breitete der Brauch sich über Gallien und England aus, wo wir bei Beda (f 732) (der in der B. Fol. III auch zitiert wird s. u.) genau das Schema unseres Kalendologions der B. vor uns haben u ) . Fol. II V : Von der Pauren practica überschreibt sich ein bis Fol. V r reichen der Teil, der im wesentlichen Weissagungen in

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Anlehnung an den Zwölf-Nächteglauben — Weihnachten bis Epiphanias — bringt. J e d e r Tag symbolisiert einen Monat des kommenden J a h r e s 1 2 ) . Da das erste Kapitel dieses Teils sich ausdrücklich „ v o n der Sonnenschein diei2 zaichen" überschreibt, so vergleicht man ihm am besten die antiken Dodekaeteriden-Listen 1 3 ) mit ihren Prophezeiungen: z. B. CCA. I I I 30; I I 1 4 4 f f . ; V, i, 21 4. Sind mir zwischen d i e s e n Texten und der B. zwar nur einige Identifizierungen gelungen 14 ), so bin ich trotzdem überzeugt, daß Listen dieser Art bereits mehr oder weniger überarbeitet, dem unbekannten Verfasser der Erstausgabe der B . vorlagen. Auch das folgende überschriftslose Kapitel vom Wind in den 1 2 Nächten geht vermutlich auf die Dodekaeteriden z u r ü c k 1 5 ) . Auffällig ist hier die Verteilung der Ereignisse: Manche Tage tragen nur politische Weissagungen, manche nur Fruchtbarkeitsprophezeiungen 16 ). Da meines Wissens die antiken Dodekaeteriden stets in dieser Hinsicht ein einheitliches Gepräge tragen, d. h. entweder einseitig landwirtschaftlich oder politisch eingestellt sind 17 ), so scheint es fast, als sei dieser Abschnitt der B. aus einer Kompilation mehrerer solcher Listen hervorgegangen; doch so, daß bereits die Vorlage des Verfassers der B . diese Vermengung aufwies, aus der dann ein (willkürlicher?) Auszug in unserer B . Aufnahme fand. Doch darf diese Ansicht nur als ein vorläufiges Resultat gelten. Diese ganzen Abschnitte sind einmal vor allem im Zusammenhang mit dem in seinem Ursprung noch immer unklaren Zwölfnächteglauben genau zu untersuchen 18 ). Das 3. K a p . „ v o n der zeyt zu Weyhenachten" bringt wieder Regeln zur Bestimmung des Jahres aus dem Wetter und dem Wind der Christnacht. Dann folgen eine Reihe aus den Lostagen der 12 Monate (s. Bauernregeln) und ihrer Witterung abgeleiteter Wetterbestimmungen für die Monate und das J a h r . Fol. I I I wird als Quelle an einer Stelle, deren Zusammenhang mir unverständlich ist, Beda zitiert (Zeile 4 v. unten) 19 ). Fol. V r folgen Wetterweissagungen aus

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den 3 Rauhnächten „Weihnacht, Neujahr und Heil drei K ö n i g " , sowie unter der Überschrift „ein alter P a u r " Voraussagen aus dem Wetter des St. Jakobstags (25. Juli). Diese letzten Abschnitte dürften größtenteils deutsch und christlich sein. Der Abschnitt „ W i e es sol wittern nach den zwölff Monaten" (Fol.V r ) enthält eine Sammlung von teilweise planetarischen, teilweise atmosphärischen Witterungsbestimmungen. Als Autoren f ü r etliche dieser Regeln, nach denen man aus den Wolkenfarben und den Farben der Sonne und des Mondes die Witterung erschließen soll, zitiert die B . zwar Solinus und Petrus w ) ; beide Abschnitte gehen aber durch Mittelquellen auf Vergils Wetterregeln in den Georgica zurück, und zwar der erste (von Fol. V r Zeile 1 von unten — Fol. V v Zeile 8 von oben) auf Buch I, 441—464. Dann folgen zwei Verse in lateinischer Sprache, ein Hexameter und ein mittelalterlicher Reimspruch, beide aus Vergilschen Reminiszenzen zusammengeflickt. Die daran anschließenden Zeilen entsprechen wieder genau Vergil Georg. I, 424—435 2 1 ). Ein ganz heterogener Abschnitt, „ V o n den X I I gueten F r e y t a g e n " überschrieben, schließt das ganze Werk ab. E r enthält eine Aufzählung der 1 2 Fastentage nach St. Clemens (wohl Clemens von Rom gemeint) 2 2 ), mit deren Einhaltung man sich sein Seelenheil erwirbt. Dies Stück soll dem sonst stark auf heidnischer Weisheit aufgebauten Buche den christlichen Mantel umhängen. Es geht auf eine lateinische Vorlage zurück, die dem cod. Vat. lat. 3838 ( X I I . saec.) entstammt. Der T e x t der B . ist eine bloße Übersetzung aus dem Lateinischen 23 ). 4 ) Verwandtes in den Dodekaetcriden'isten des Altertums und Mittelalters: aus der Natur des das J a h r regierenden Tierkreiszeichens und des Windes weissagte man die Fruchtbarkeit des Jahres: Cat. cod. astr. XI 144, 6 f f . ; B o l l Offenb. Joh. So. ') s. B i 1 f i n g e r Das germanische Julfest (Progr. Stuttgart 1 9 0 1 ) 58 ff. Über den antiken Kaiendenglauben ebd. 40 ff. Vor allem erhalten wir manche wertvolle Nachricht aus der christlichen Polemik gegen den Kaiendenunfug: vgl. Joh. Chrysostomos ( M i g n e P.G. 48, 953 ff.). ') V e t t i u s V a l e n s ed. Kroll I, 1 1 , 27, wohl ausNechepso-

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Petosiris. ') Ähnliche Kalendologien in griechischer und lateinischer Sprache als Offenbarung Esras bei B o i s s o n a d e Notices et Extraits X I , 2, 186; D u C a n g e Gloss. graec. 548; Studi e Testi V, 77 ff. Hier und Cat. cod. astr. VII, 126 A. 1 weiteres Material. 8) P l i n i u s Nat. hist. X V I I I , 26, 62; C a s s i a n u s B a s s u s = Geoponica ed. Beckh I, 25. Weiteres Material über Prognosen der alten Völker am Jahresanfang (auch aus dem Aufgehen der Sothis [Sirius] in Ägypten) s. H e l l m a n n a. a. O. 69. B i 1 f i n g e r a. a. O. 58 ff. 8) B i 1 f i n g e r a. a. O. 59. Ältestes Zeugnis L y d u s de mens. ed. Wünsch IV, 10; 71, 1 ff. 10) s. H. Z i m m e r n Das babylon. Neujahrsfest — Der alte Orient 25 {1926), Heft 3, 11. 16 f. Auf die dort zum 1. Nisan (Neuj ahrstag) vorgenommene Schicksalbestimmungsfeier gehen wohl die Dodekaeteridenlisten zurück. Vgl. auch F r . B o l l Sphaera 329 ff. n ) B e d a Pronostica Temporum (M i g n e L. 90, 951). 12) Über den Zwölfnächteglauben H e 11 m a n n a. a. O. 64 und die A. 69—72. Ferner B i l f i n g e r s gründliche Untersuchung der Frage: Das germanische Julfest (Stuttg. Progr. 1901). — Die Zeit zwischen Weihnachten und Epiphanias galt schon dem 4. Jh. als heilig. 13) Vgl. A. 10. 14) Der 7. Tag mit seiner Teuerung und dem Mangel an (?) Wein und Korn entspricht anscheinend dem 7. Monat (Wage) einiger Dodekaeteriden: CCA V I I 185, 24; 166, 10. Vgl. B o l l Offenb. Johannis 85. Zum Frieden am 1. Tag vgl. CCA III 30, 6 (Widder) usw. 16) Vgl. ,,Ist die 6. Nacht windig, so wird Wein, Korn und Öl genug sein: ähnlich CCA II 151, 6 ff. 16) Hierzu vgl. CCA VII, 25, mit dem dieser Abschnitt der B. für die 1., 3. u. 12. Nacht parallel geht. Der Text des Catalogus reicht in seinen Grundbestandteilen bis in babylon. Zeit hinauf ( B o l l - B e z o l d Reflexe astrolog. Keilinschriften bei griech. Schriftstellern in Abh. Heidelberger Ak. der Wiss. 1911, 7, 50 ff.). " ) Vgl. die in den Anm. 1 — 1 5 zitierten Texte des Catalogus codicum astrologorum. 18) Vgl. A. 5. " ) „ E s spricht Beda drey tag vnd drey nacht seind / wirt dann ain kind geboren der leib bleybet gantz bis an den jüngsten tag. Das ist der Abent des Hornungs vnnd sein gehaym seind wunderlich vnnd wann ain holtz dar gehawen wirdt / das faullet nymer." In dieser Zeit regierte bereits der Wassermann den Februar. Nach Hephaistion von Theben wird unter dem Wassermann der zukünftige Weltenherrscher und -heiland geboren, der die Erde beglückt und befriedet. Sollte das die Erklärung für dasBedazitat sein ? Zu der Hephaistionstelle: B o l l Sulla quarta ecloga di Virgilio, Mem. della R. Acc. di Bologna, sc. mor. ser. II, V — V I I 1923 S. A. 1—22. 20) Wen man sich unter diesen beiden Gewährsmännern vorzustellen hat, ist nicht klar. An den spätantiken Kompilator Solinus ist doch wohl kaum zu denken. 21) Vergil selbst greift wiederum auf die „Wetterzeichen" des hellenistischen Dichters Aratos von Soloi (ca. 200) zurück. Vgl.

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Phain. 773—861. 22) So G. M e r c a t i in Studi e Testi V (Roma 1901), S. 80 f.; H e l l m a n n a. a. O. 55 denkt an den Kirchenvater Clemens v. Alexandria. 23) Das erkannte zuerst M. F ö r s t e r in Archiv f. Neuere Sprachen 110 (1903), 421. 3. V e r b r e i t u n g und Nachw i r k u n g . K e i n B u c h ist lange Zeit in D e u t s c h l a n d v o n solch g e w a l t i g e m Einf l u ß g e w e s e n w i e die B . In Deutschland f e i e r t e es in den J a h r e n 1 5 3 0 — 1 5 9 0 mit 29 A u f l a g e n einen g r o ß e n T r i u m p h ; das 16. J h . k e n n t 40 A u s g a b e n ; d a n n erfolgt ein s t a r k e r R ü c k g a n g : das 17. J h . weist 7, das 18. J h . 10; das 19. J h . nur noch 2 A u s g a b e n a u f 2 1 ) . K a u m w i r d m a n ein b e d e u t e n d e r e s S y m p t o m f ü r die Verb r e i t u n g der A s t r o l o g i e v o r u n d während der R e f o r m a t i o n bis in die L a n d b e v ö l k e r u n g hinein f i n d e n k ö n n e n . V o n Deutschl a n d v e r b r e i t e t sich die S c h r i f t n a c h England, Frankreich, Schweden, Dänemark, F i n n l a n d , H o l l a n d u n d der Cechei. Die j ü n g s t e A u s g a b e ist a u s S c h w e d e n bek a n n t ; sie w u r d e 1893 g e d r u c k t 25 ). — D i e s p ä t e n A u s g a b e n sind v i e l f a c h mit R e y n m a n n s W e 1 1 e r b ü c h 1 e i n (s. d.) und nach Beda entworfenen Jahresp r o g n o s e n a u s d e m D o n n e r (s. P r o g n o s t i k u m ) in den einzelnen M o n a t e n k o m b i n i e r t w o r d e n . In S c h w e d e n w a r die B l ü t e z e i t des B u c h e s die M i t t e des v o r i g e n J a h r h u n d e r t s ; der s c h w e d i s c h e T e x t e n t s t a m m t der g e r e i m t e n d e u t s c h e n T e x t f a s s u n g des 16. J h s . 29 ). In den ostslawischen u n d r o m a n i s c h e n L ä n d e r n h a t die B . m e r k w ü r d i g e r w e i s e nie E i n g a n g gef u n d e n a7 ). 24) s. H e i t m a n n a. a. O. 25. Bei den Angaben sind die massenhaft aus der B. gemachten Auszüge nicht mitgerechnet, s. ebd. 26 ff. 25) D e r s. 52. Ebd. alle Hellmann bekannten Praktiken. Ergänzt wurde das Verzeichnis für das angelsächsische Sprachgebiet durch M. F ö r s t e r s Aufsätze: Archiv f. neuere Sprachen 110 (1903), 346 ff. 421; 120 (1908), 43 ff. 296 ff; 121 (1908), 30 ff. 28) D c r s . 121, 50. 2 ') D e r s. 54. Die der B. zugrunde liegende Idee ist, wie sich aus der Analyse ergibt, auch den romanischen Völkern bekannt. Vgl. D e r s. 66 f. Stegemann.

B a u e r n r e g e l n n e n n t m a n die sich meist auf die W e t t e r v o r h e r s a g e bez i e h e n d e n S p r ü c h e des V o l k s m u n d e s . Meist bei K u l t u r n a t i o n e n v o r h a n d e n , feh-

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len sie a u c h primitiven V ö l k e r n nicht g a n z . (Vgl. H e 11 m a n n D e u t s c h e R u n d schau 1924, I, 45). Bald gereimt, bald ungereimt, sind die B., deren K e n n t n i s nat u r g e m ä ß unter der L a n d b e v ö l k e r u n g a m a u s g e d e h n t e s t e n ist, teils auf lokale W i t t e rungserscheinungen gegründet, teils als T r a d i t i o n s g u t aus der A n t i k e übernommen (s. B a u e r n p r a k t i k ) . S o w e i t die Sprüc h e a n t i k e s G u t bergen, sind sie durch V e r m i t t l u n g der K i r c h e in D e u t s c h l a n d v e r b r e i t e t w o r d e n ; b e k a n n t l i c h gehörte es schon f r ü h e zu der T ä t i g k e i t der Mönche, Feld- und G a r t e n b a u k u l t u r zu pflegen. V o n diesen meist astrologisch bee i n f l u ß t e n Regeln, die v i e l f a c h das Ergebnis eingehender meteorologischer B e o b a c h t u n g e n des A l t e r t u m s enthalten, sind g a n z jene andern S p r ü c h e zu trennen, die a u s ungeschulter, n a i v e r N a t u r b e o b a c h t u n g des deutschen V o l k e s herv o r g e g a n g e n sind und in die sich teilweise noch R e l i k t e der deutschen M y t h o l o g i e g e r e t t e t h a b e n . H e u t e sind beide R i c h t u n g e n so stark aneinander angeglichen, d a ß es u n m ö g l i c h scheint, die Verbreit u n g s g e b i e t e einzelner V o r s t e l l u n g e n geog r a p h i s c h gegeneinander a b z u g r e n z e n . D i e F o r m dieser, B . genannten, S p r ü c h e ist s t e t s ein B e d i n g u n g s s a t z . N a c h den in d e m N e b e n s a t z dieser P e r i o d e n enth a l t e n e n B e d i n g u n g e n darf m a n die Be t w a in f o l g e n d e v i e r G r u p p e n gliedern: 1. A s t r o l o g i s c h e Sprüche. 2. Sprüche, in denen a u s der W i t t e r u n g b e s t i m m t e r T a g e und M o n a t e A u s s a g e n f ü r E r n t e usw. g e m a c h t w e r d e n . 3. A n W i n d e s w e h e n , D o n n e r und B l i t z e r s c h e i n u n g e n angek n ü p f t e R e g e l n . 4. W e i s s a g u n g e n aus Ers c h e i n u n g e n der T i e r - und P f l a n z e n w e l t . D i e u n t e r 1. g e n a n n t e n a s t r o l o g i s c h e n B . sind, wie gesagt, z u m großen Teil auf a n t i k e Einflüsse z u r ü c k z u f ü h r e n , die teils im G e f o l g e der Christianisierung der G e r m a n e n , teils a u c h mit dem E i n z u g der A s t r o l o g i e im II./12. J h . in D e u t s c h land E i n g a n g g e f u n d e n h a b e n . Besonders müssen hier V e r g i l s Georgica v o n E i n f l u ß g e w e s e n sein, die B u c h I, 3 5 1 — 4 6 3 eine F ü l l e dieser V o r z e i c h e n enthalten. D i e ä l t e s t e n d e u t s c h e n S a m m l u n g e n solcher S p r ü c h e sind die B a u e r n p r a k t i k (s. d.) v o n

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1508 und R e y n m a n n s W e t t e r b ü c h l e i n (s. d.) v o n 1510. Die unter 2. e r w ä h n t e n E r n t e w e i s s a g u n g e n aus der W i t t e r u n g bestimmter Monate und T a g e gehören zu den auf lokale B e o b a c h t u n g e n durch die L a n d b e v ö l k e r u n g z u r ü c k g e h e n d e n Regeln. Beispiele: a) M o n a t s r e g e l n : „März trocken, A p r i l naß, Mai lustig v o n beiden was, bringt K o r n in'n S a c k und W e i n ins F a ß . " ,,Der Mai kühl, der B r a c h m o n a t nicht naß, f ü l l t dem L a n d m a n n Speicher, Keller, K a s t e n und F a ß " (Pfalz), b) W o c h e n t a g s r e g e l n : „Freitagswetter — Sonntagswetter." „Regnets Sonntags über das M e ß b u c h , so h a t man die ganze W o c h ' g e n u g " (Eifel). c) Gehören in gewissem Sinne hierher auch die a n die Witterung b e s t i m m t e r T a g e im J a h r (sog. L o s t a g e) a n g e k n ü p f t e n R e g e l n . V o n B e d e u t u n g sind: a) die T a g e v o n W e i h n a c h t e n bis E p i p h a n i a s , die sog. Z w ö l f t e n (s. d.). Der B r a u c h , aus der W i t t e r u n g dieser N ä c h t e (in seinem U r s p r u n g scheint er mir noch nicht a u f geklärt) die W i t t e r u n g der Monate des k o m m e n d e n J a h r e s zu erforschen, ist über g a n z E u r o p a v e r b r e i t e t ; in D e u t s c h land f i n d e t er sich w o h l frühestens 1468 e r w ä h n t (in E n g l a n d schon um I i 2 0 bekannt). Mit den L o s t a g e n b e s c h ä f t i g t sich m a n c h e B . E i n Beispiel: „ W i e sich die W i t t e r u n g v o m C h r i s t t a g bis hl. D r e i k ö n i g v e r h ä l t , so ist das ganze J a h r b e s t e l l t " (Eifel). V g l . B a u e r n p r a k t i k , ß) Eine R e i h e meist k i r c h l i c h e r F e s t t a g e : L i c h t m e ß (2. 2.), Mamertus, P a n k r a t i u s , S e r v a t i u s ( 1 1 . — 1 3 . 5.), U r b a n (25. 5.), Medardus (8. 6.), J o h a n n i s t a g (24. 6.), Siebenschläfer (27. 6.), Maria H e i m s u c h u n g (2. 7.), E l i a s (20. 7.), L o r e n z (10. 8.), B a r t h o l o m ä u s (24.8.), A g i d i u s (1.9.), Michaelis (29.9.), Gallus (10.10.), L u k a s (18.10.), Allerheiligen (1. 11.), Martini (11. II.), L u z i a (13. 12.; ehemals 25. 12.), W e i h n a c h t e n (25. 12.). Ein Teil der zu diesen T a g e n g e d i c h t e t e n Regeln b e s t e h t mit seinen B e o b a c h t u n g e n und W e i s s a g u n g e n der W i t t e r u n g z u R e c h t : v o r a l l e m die an W e i h n a c h t e n und den J o h a n n i s t a g ang e k n ü p f t e n Prophezeiungen, da m i t der in diese Z e i t fallenden S o n n e n w e n d e W i t -

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terungswechsel einzutreten pflegt. Die in diesen Versen geweissagte Länge v o n Regenperioden ist in ihrer Zahlangabe o f t allerdings nur durch den R e i m bedingt und entbehrt so jeder Beobachtungsgrundlage. Bei den hier verwendeten Zahlen spielt 40 eine große Rolle (wohl biblischen Ursprungs; v o m Sintflutregen abgeleitet?). A u ß e r d e m beachte man, daß den B.n, die an die L o s t a g e anknüpfen, der alte C ä s a r i s c h e K a l e n d e r zugrunde l i e g t ; zu dem heutigen D a t u m sind also stets 12 bzw. 13 T a g e hinzuzuaddieren. Diese Feststellung ist das wichtige Ergebnis der großen S a m m l u n g und Bearbeit u n g landwirtschaftlicher Volksweisheit in Sprichwort und Wetterregelform, die A . Y e r m o l o f f durchführte. Y e r m o l o f f h a t den zwingenden Beweis liefern können, daß weitaus die meisten Regeln bis über das 16. Jh. zurückreichen und bis auf den heutigen T a g eine uralte, durch Gregors Kalenderreform (1582) ungebrochene Volkstradition darstellen (A. Y e r m o loff, Der landwirtschaftliche Volkskalender 1905, 13 f.). Zur Illustrierung auch hier wieder einige Beispiele: „ W e n n a n L i c h t m e ß die Sonne scheint, dauert der W i n t e r noch l a n g " (Oelsnitz: V o i g t land). „ N a c h P a n k r a z und S e r v a z schaden die Nachtfröste den F r ü c h t e n nicht m e h r " (allgemein). „ W e n n es a m T a g e der Siebenschläfer regnet, so hat man vier W o c h e n lang Regen zu e r w a r t e n " (Planschwitz, Voigtland). „ E g i d e Sonnenschein , tritt schöner Herbst e i n " (Oelsnitz: Voigtland) usw. A l s 3. Gruppe nannten wir die W i n d - , B l i t z - und D o n n e r s p r ü c h e . Beispiele: a) „ W i e der W i n d am 3., besonders aber am 4. und 5. T a g e nach dem Neumond ist, so w e h t er den ganzen Monat hindurch." Diese auf T a g e berechneten Windsprüche scheinen wieder auf antike Einflüsse zurückzugehen; auch das A l t e r t u m kennt Monats- und Jahresweissagungen aus dfen am A n f a n g des Zeitabschnittes wehenden W i n d e n (s. Prog n o s t i k u m , Bauernpraktik). Deutscher B e o b a c h t u n g aber verdanken Regeln ihre Entstehung wie: „ W i n d v o m Niedergang ist Regens A u f g a n g ; W i n d v o m A u f g a n g ,

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schönen Wetters A n f a n g " oder „ G r o ß e r Wind ist selten ohne R e g e n " . b) „ W e n n es im W e s t e n blitzt, so blitzt es nicht um Nichts; w e n n es aber im Norden blitzt, so ist es ein Zeichen v o n H i t z . " A u c h in diesen Sprüchen möchte man antike Einflüsse aus den Blitzbüchern (s. Blitz) v e r m u t e n . A n t i k e Einflüsse sind gleichfalls wohl f ü r die Donnerweissagungen m a ß g e b e n d ; w e n n man Sprüche hört w i e : „ W e n n es donnert über dem n a c k t e n Holz, k o m m t der Schnee über das b e l a u b t e " , oder: „ V o n wo im F r ü h j a h r der erste Donner herkommt, v o n dort k o m m e n im Sommer die gefährlichsten W e t t e r " , oder: „ W e n n es im Märzen donnert, wird es im Winter schneien", m u ß man an V e r w a n d t e s aus der antiken L i t e r a t u r g a t t u n g der Donnerbücher (s. Donner) denken. Unter den an atmosphärische Erscheinungen a n g e k n ü p f t e n Regeln spielt auch der R e g e n b o g e n (s. d.) keine unbedeutende Rolle: „ R e g e n b o g e n am Morgen, macht dem Schäfer Sorgen, Regenbogen am A b e n d , ist dem Schäfer lab e n d " , oder: „ Z e i g t sich ein Regenbogen, wird für den A u g e n b l i c k schönes W e t t e r , bald regnets aber nach U n g n a d e n " . Die letzte G r u p p e u m f a ß t die Regeln, die sich auf Erscheinungen der T i e r und P f l a n z e n w e l t beziehen. Beispiele: „ W e n n die B ä u m e zweimal blühen, wird sich der W i n t e r bis Mai hinziehen." „ W e n n im H o r n u n g die Mücken schwärmen, muß man im März die Ohren w ä r m e n . " Oder man erkennt die W i t t e rung für die folgenden T a g e aus dem T u n gewisser Kleintiere. So sagt der Bauer den Regen voraus, wenn er die Frösche schreien hört, wenn die T a u b e badet, die Gänse auf einem F u ß stehen, Hühner die Schwänze hängen lassen, Regenwürmer aus der E r d e kriechen, wenn die Bienen sich nicht weit v o m Bienenstock entfernen, massenhaft leer zurückfliegen usw. Die eigentlich astrologischen W i t t e rungsregeln spielen heute wohl kaum mehr eine Rolle. Die K e n n t n i s der andern Regeln wird aber bis auf unsere T a g e durch die jährlich erscheinenden Bauern-

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kalender, ferner durch die ioojährigen Kalender wachgehalten; diese Kalender sind neben dem Kreisblatt die fast tägliche, aber auch einzige Lektüre des Landmanns. Wie wichtig dem Bauern die Regeln dieser Kalender sind, mag ein Fall aus dem J a h r e 1779 beweisen: Der von der Berliner Akademie der Wissenschaften herausgegebene und auf astrologischen Voraussetzungen aufgebaute 100jährige Kalender enthielt bis 1779 die astrologischen Regeln. Dann versuchte die Akademie, das unnütze Zeug fortzulassen; aber bereits 1781 mußte man es wieder aufnehmen, da der Kalender nicht gekauft worden war. Und dieses Traditionsbewußtsein ist in abseits gelegenen Dörfern bis zum heutigen Tage erhalten geblieben. — Im letzten Grunde geht die ganze Weisheit dieser Kalender auf die Praktikliteratur des späten MA.s zurück (s. Prognostikum), unter der das berühmteste Buch die schon erwähnte Bauernpraktik (s. d.) von 1508 ist. Ferner ist für die Verbreitung der Regeln, die übrigens schon lange vorher im Volksmunde umgegangen sein müssen, Reynmanns Wetterbüchlein (s. d.) von 1 5 1 0 wichtig. Die Textgeschichte (s. Bauernpraktik II) dieser beiden Schriften läßt über die Macht des Glaubens an diese Sprüche manches ahnen. Während die Bauernpraktik im wesentlichen auf astrologischen Voraussetzungen aufgebaut ist, bringt das Wetterbüchlein vor allem die auf atmosphärische Erscheinungen gegründeten Beobachtungen. Ganz astrologisch fundiert ist das Calendarium perpetuum des Langheimer Abtes Knauer von 1701 (s. Kalender). Eine Bearbeitung der B . unter starker Benützung antiker Parallelen — sicher sindVergils Georgica, Germanicus Aratea, vielleicht auch Arats Diosemeia von Einfluß gewesen (s. Bauernpraktik II) — gibt es nicht. Inwieweit psychologische Unterschiede der Zeiten und Gegenden sich herausarbeiten lassen, und darauf müßte der Bearbeiter unbedingt achten, da sich manches f ü r den deutschen Volksglauben daraus ergeben wird, z. B . in der Wahl der Bilder und Vergleiche usw.,

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vermag sagen.

ich

natürlich

noch

nicht

zu

Als Grundlage für eine derartige Arbeit kämen die großen Sammlungen der B . in B e tracht, die für deutsche und ausländische B . A . Y e r m o l o f f Der landwirtschaftliche Volkshalender (1905) unter besonderer Berücksichtigung der russischen B . machte. Ferner G. H e 11m a n n Über den Ursprung der volkstüml. Wetterregeln. Berl. Sitzber., phys.-math. Kl. 1 9 2 3 , 1 4 8 ff.; R e i n s b e r g - D ü r i n g s f e l d Das Wetter im Sprichwort. Leipzig 1864. Mit L i teraturverzeichnis. Einzelne Gebiete Deutschlands: K ö h l e r Voigtland Kap. X ; L e o p r e c h t i n g Lechrain 1 5 4 ff.; MschlesVk. 6 (1899), 1 3 ff. ; K ü c k Wetter glaube in der Lüneburger Heide. Hamburg 1 9 1 5 ; R.-O. F r i c k Le peuple et la prévision du temps: S A V k . 26 (1926). Über die Fragen antiker Tradition der B . gibt Anregungen G. H e 1 1 m a n n Wetterweisheit des Volkes. Deutsche Rundschau 1 9 2 4 , 1. Teil, 45 ff. Stegemann.

Baum. 1. Kultische Verehrung. — 2. B . als „Seelensitz". Opfer an den Baumgeist. — 3. Anthropogene Mythen. Kleinkinderbäume. — 4. W e sensgleichheit von Mensch und B . ; Lebens- und Schicksalsbäume. — 5. Übertragung der Vegetationskraft des B.es auf den Menschen. — 6. B . im Orakelwesen. — 7. Übertragen von Krankheiten auf B.e. Verpflöcken von K r a n k heiten.

I. Die k u l t i s c h e Verehrung des B.es, die sich bei allen indogermanischen Völkern nachweisen läßt, ist jedenfalls aus verschiedenen Wurzeln entsprungen 1 ). Ausführlich über diese Fragen haben gehandelt B o e t t i c h e r 2 ) , M a n n h a r d t » ) , W u n d t 4 ) , J . H. Philpot5), Frazer4), Grant Allen'), Tylor8), Weniger9), H ö f 1 e r 10 ). Über Aberglauben, der sich auf bestimmte B.e bezieht, vgl. die betr. Stichwörter, z. B . Apfel(baum), Buche, Eibe, Eiche, Esche, Linde, Hasel, Holunder, Kirsche, Walnuß(baum), ferner Obstbaum (hier besonders der auf Fruchtbarkeitskulte bezüglichen Aberglauben), Rute, Weihnachtsb., Yggdrasil, Zweig. ») H o o p s Realiex. 1, 1 8 1 f. *) Der Baumkult der Hellenen. 1 8 5 6 . 3) Wald- und Feldkulte der Germanen*. 2 Bde. 1904/05. 4 ) Z. B . Völkerpsychologie 4 . — 6 . B a n d : Mythus und Religion, i. Band 3 1920, 2. und 3. Band 2 1 9 1 4 / 1 5 , 1, 1 6 5 ff. 5 1 0 ; 2, 2 3 1 ff. 6) The sacred Tree or the Tree in Religion and Myth. London 1 8 9 7 , 1 7 9 . «) Z. B . Golden Bough 2, 1 2 ff.; Totemism 4, 3 7 4 . 7 ) The Attis of Caius Valerius Catullus. London

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1 8 9 2 , v g l . Z f V k . 3, 98. 8) Anfänge der Cultur, aus B.en kommen 22 ). Die Hebamme holt ins Deutsche übertragen von S p r e n g e l und die kleinen Kinder aus einem bestimmten P o s k e 2, 116. 224. 458. ') Altgermänischer B. (in der Schweiz „ K i n d l i b . " geBaumkultus. Leipzig 1919, vgl. Phil. Woch.40, hohlen 23 nannt) ). 1 7 0 — 2 0 0 . I0 ) Wald- und Baumkult in Beziehung zur Volksmedizin Oberbayerns. München 1 8 9 4 . ") G r i m m Myth. 1 , 465; Schäfer Verwandlung 6 f f . ; H e 1 m Relig.gesch. 1 , 1 6 0 f . ; 2. Der B . gilt als S e e l e n s i t z , eine F r a z e r ' i, 188; v. d. L e y e n Sagenbuch 1, Vorstellung, zu der in einzelnen Fällen 74. 21) H e l m Relig.gesch. 1, 157 ff. " ) W o 1 f wohl die Sitte, daß Sterbende sich im Beitr. 1 , 1 7 0 ; S c h w e b e l Tod und ewiges Leben 22 f f . ; M e y er Germ. Myth. 86. " ) W o l f Wald verbargen, Anlaß gegeben hat u ) . Beiträge 2, 358; ZfdMyth. 2, 92; L ü t o l f Der Wald (s. d.) gilt überhaupt als A u f Sagen 366 f. 550; SchwVk. 3, 78; M e y e r enthaltsort der Abgestorbenen. Der B., Baden 9. 1 4 . der aus der Erde 1 2 ) hervorsprießt, und 4. Tief eingewurzelt ist der Glaube an besonders der aus den Gräbern Verstoreine W e s e n s g l e i c h h e i t von bener 1 3 ) hervorwachsende B . soll die Mensch und B. Gewisse B.e werden mit Seele beherbergen. In der Sage wird der „ F r a u " angeredet, z. B . die Hasel als Geist in den B. gebannt 1 4 ). Die Hexen „ F r a u H a s e l " 2 4 ) . Der Holunder wird in halten sich zwischen Rinde und Holz des Krankheitsbeschwörungen mit „ Herr FlieB.es a u f 1 5 ) . Auf die Anschauung des B.es der" begrüßt 25 ). Im allgemeinen gelten als eines beseelten Wesens gehen vielfach die B.e (Fruchtbarkeit) als w e i b 1 i c h 26 ). abergläubische Bräuche zurück. Der HolzDie B.e reden und singen 27 ). Was dem fäller bittet den B., den er fällen will, 16 Familien- oder Schutzb. geschieht, das vorher um Verzeihung ). Aus dem mit geschieht auch dem Menschen M ). Das der A x t verletzten B . quillt Blut hervor 1 7 ). Verdorren des „ L e b e n s b a u m e s " bedeutet Dem B.geist werden Opfer dargebracht 1 8 ), auch den Tod seines Besitzers 29). Der B., die „oblationes ad arbores" werden häufig 19 an dem sich einer erhängt hat, verdorrt in alten Bußbüchern erwähnt ). 30 ebenfalls ). Den B.en wird, wie den u ) W u n d t Mythus und Religion 1 , 1 6 5 ; v glHaustieren, der Tod ihres Besitzers ange12 auch F r a 2 e r 2, 29 ff. ) Als Wohnung der geschüttelt, damit Unterirdischen: die Zwerge wohnen unter Bäu- sagt und sie werden sie nicht absterben 3 1 ). H ä u f i g besteht die men vgl. M a n n h a r d t i , 6 o f . 13 ) W u n d t Mythus und Religion 1 , 1 6 7 ; K o b e r s t e i n im Sitte, daß für den Neugeborenen ein Weim. Jb. 1, 73 if.; K ö h l e r ebd. 479 = Kl. Bäumchen gepflanzt wird. Wie dieses geSehr. " ) Z . B . H e r z o g Schweizersagen 2, 4 2 ; deiht, so gedeiht auch das K i n d 3 2 ) . Der H e s e m a n n Ravensberg 103; M e i c h e Sagen lä Alp drückt nicht nur Menschen, sondern 125; vgl. G r i m m Myth. 2, 544 f. ) A l p e n b u r g Tirol 266. " ) S a r t o r i Sitte u. Brauch auch B.e 33 ). 2, 165; H e p d i n g Attis 133. ") Z. B. F r a z e r 24 ) M a n n h a r d t Germ. Mythen 475. 2, 18; M a n n h a r d t 1, 34 f.; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 335; Urquell N. F. 1, 67 f.; H ö f 1 e r »») E b d . 1 , 20. « ) F e h r l27e Kult. Keuschheit 166; K o l b e Hessen 94. ) S c h ö n w e r t h Waldkult 5. 25. 5 7 ; G u n k e l Märchen 4 2 ; a8 H e p d i n g Attis 106; W u n d t Mythus und Oberpfalz 2, 335; ARw. 17, 132 ff. ) M i n n 18 h a r d t 1, 50. 53; Pfannenschmid Religion 1, 167; SAVk. 2, 108. ) G r i m m Erntefeste 572 f.; ZfVk. 8, 1 4 1 ; S c h w e b e l Myth. 1, 540 f.; M a n n h a r d t 1, 59 f.; Kolbe

Hessen

109;

Jahn

Opfergebräuche

205 f f . ; L i e b r e c h t Zur Volhsk. 8; ZfrwVk.

i, 59.

19

) M a n n h a r d t 1, 71.

3. Bei vielen Natur- und Kulturvölkern sind Mythen bekannt, nach denen die Menschen aus B.en entstanden sind. Die Edda (Völuspa) läßt die ersten Menschen aus askr (Esche, s. d.) und embla (Ulme?) entstehen 20). Möglicherweise beruht dieser Schöpfungsmythus auf totemistischer Grundlage 2 1 ). Damit wäre die Volkssage zu vergleichen, daß die kleinen Kinder

Tod und ewiges Leben 24 f f . 28 f.

29

)

Sagen 1 1 ; P a n z e r Beitrag 1 , 266;

Meiche

Roch-

h o l z Kinderlieder 287; J o h n Erzgebirge 184. ZfrwVk. 1, 63; 3, 210. al ) F r i s c h b i e r Hexenspr.i32; Urquell 1, 10. aa) Z. B. ZfrwVk. 5,

226.

33

) Kühnau

M e y e r Germ. Myth.

121.

Sagen

3,

138 f f . ;

5. Die dem B.e innewohnende Vegetationskraft kann auf magische Weise Menschen und Tieren mitgeteilt werden. Über die hieher gehörigen V e g e t a t i o n s - bzw. F r u c h t b a r k e i t s k u l t e und den sich daran knüpfen-

957

958

Baumgans

den Aberglauben vgl. Lebensrute, Maib., Obstb., Palmzweig. 6. Aus den obenerwähnten Anschauungen über den B. als Geistersitz, als beseeltes Wesen, als ein Wesen, dessen Wurzeln in die Tiefe, den Sitz der Unterirdischen, reichen, als Symbol und Verkörperung der Fruchtbarkeit entspringt die Verwendung des B.es im O r a k e l w e s e n 3 4 ) . Ähnlich wie die Priester der griechischen Antike aus dem Rauschen der Zeuseiche in Dodona die Stimme des Gottes vernahmen und daraus weissagten, so werden auch im deutschen Volksglauben die B.e häufig als weissagend gedacht. Besonders verbreitet ist die Sage vom dürren B. (s. d.), dessen Grünen die kommende Weltschlacht ankündigt 35 ). Andere B.e (besonders Obstb.e) wieder werden im L i e b e s o r a k e l gebraucht, sie werden in der Andreasnacht usw. geschüttelt; aus welcher Gegend dann ein Hund bellt, aus der wird der künftige Freier erscheinen (vgl. Apfel-, Birn-, Zwetschgenb.). Ungewöhnliche Blütezeit von B.en sagt Unglück voraus 36). Hört man im Wald einen B. krachend fallen, so ist es eine böse Vorbedeutung 3 7 ). 81 )

V g l . a u c h P h i 1 p o t a. a. O . 9 3 — 1 0 8 . M e y e r Germ. Myth. 86 f . ; Z u r b o n s e n Die Völkerschlacht am Birkenbaum 3 . K ö l n 1 9 1 0 ; v g l . a u c h B i r k e , B i r n b a u m . 39) Z f d M y t h . 1, 236; v g l . a u c h A p f e l b a u m . S7) Urquell 5, 88. 35)

7. In der V o l k s m e d i z i n dienen viele B.e zum Ü b e r t r a g e n von K r a n k h e i t e n , die Krankheit wird in den B. gebannt 38 ). Ganz allgemein werden die Krankheiten auch in den Wald verbannt 39). Gegen Gicht wird ein Gichtbaum gesetzt, mit dessen Wachsen die Krankheit abnimmt 4 0 ). Ebenso werden die Krankheiten in B.e verkeilt oder verpflöckt 41 ). Die ersten ausgefallenen Zähne eines Kindes müssen in einen hohlen B. geworfen werden, das schützt gegen künftiges Zahnweh 42). Besonders gerne werden Finger- und Zehennägel, Haare, aber auch Kleidungsstücke (oder Fetzen davon) des Kranken in den B. verbohrt. Kleidungsstücke werden auch an den B. („Lappenb.e") 43) gehängt. Eiserne Nägel werden in den B. geschlagen, um das

Zahnweh zu vertreiben 44). Gegen Zahnweh nimmt man ein Stück Holz von einem blitzgetroffenen B. und stochert mit einem Splitter davon den schmerzenden Zahn blutig 45 ). Ahnlich schreibt P 1 i n i u s 46 ), daß man gegen Zahnschmerzen aus einem vom Blitz getroffenen Holz mit den auf den Rücken gelegten Händen (das Holz darf also nicht mit der Hand berührt werden!) etwas herausbeißen und an den Zahn halten müsse. Kranke kriechen durch B.e, die von Natur oder künstlich gespalten sind, oder sie werden hindurchgezogen (s. durchkriechen). M) G r i m m Myth. 2, 9 7 9 ; M a n n h a r d t 1, 20; H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 1 1 6 f . ; B a y H e f t e 10, 35 f f . S9) Z f V k . 5, 25. 40) E n g e l i e n u. L a h n 267. 41 ) L i t e r a t u r z. B . bei Z a h l e r Simmental 93. 42) R o c h h o l z Kinder lieder 337. 4 3 ) H o v o r k a u . K r o n f e l d 1 , 2 6 7 . 44 ) A n d r e e Braunschweig 420; v g l . a u c h H o v o r k a u . Kronfeld2,874. is)Z.B. A n d r e e Braunschweig 4 2 2 ; ein S p a n v o n einem solchen H o l z bei sich getragen, m a c h t s t a r k : W u 1 1 k e 97. 4C) Nat. hist. 28. 45. Marzell.

Baum s. d ü r r e r

Baum.

Baumgans, nach der einen (häufigeren) Überlieferung die B e r n i k e l g a n s (Brehm 1 ): auch Nonnen-, See-, Nordgans, Branta leucopsis Bechst.; Leunis 2 ): Bernicla leucopsis; Carus 3 ): Anser bernicla), nach anderer die R i n g e l g a n s (Brehm: auch Bronk-, Kloster-, Rottgans, Branta bernicla Linn., Anser torquatus; Leunis: Bernicla brenta Steph., Anser torquatus Frisch). So verworren, wie die zoologische Bestimmung der B. 4 ), ist die anscheinend in Deutschland nie Volksglaube gewordene Sage von ihrer Entstehung aus Baumfrucht oder aus Muscheln. Der Ursprung der Sage ist noch unaufgeklärt s ), aber beide Vorstellungen sind wohl im 12. und 13. Jh. aus Irland oder England in Nordeuropa eingedrungen. Der älteste sichergestellte Bericht findet sich in den arabischen Reisenotizen aus dem 10. Jh., die Qawzini überliefert 6 ): „ A m Strande des Meeres der Insel Schäschin 7 ) wachsen Bäume, und bisweilen stürzen die Ufer ab, und ein Baum fällt ins Meer und schwankt infolge der Wogen, bis sich ein weißer Nebel bildet.

959

Baumgans

Das geht dann so fort und der Nebel nimmt zu, bis er sich in Gestalt eines Eis zusammenballt. Dann f u r c h t sich das Ei in Gestalt eines Vogels: nur mit seinen beiden Füßen und mit seinem Schnabel haftet er noch fest. Wann dann Allah will, daß der Wind ihn anbläst, werden seine Federn erzeugt, und es lösen sich F ü ß e und Schnabel vom Holz. S o wird er ein Vogel, der über das Meer an der Oberfläche des Wassers dahinschießt. Niemals findet man ihn lebendig; wann aber das Meer brandet, wirft ihn das Wasser an den Strand, welcher a l - g a t t ä s a (der Taucher) genannt wird. A h m e d ibn 'Omer al-'Uhdri / erzählt: E i n Mann brachte ein Holz, an dem sich schon ein A n s a t z zu Eiern gebildet hatte, einem König, und der K ö n i g befahl, darüber einen K u p p e l b a u , ähnlich einem K ä f i g zu bauen und es im Wasser zu lassen, und unausgesetzt blieb es am Ufer, bis sich die Vögel von dem Holze lösten innerhalb des Kuppelbaues." Weitere Berichte in den Otia imperialia des G e r v a s i u s von Tilbury (c. 1 2 1 0 ) 8 ) , nach welchem es an der Meeresküste von K e n t bei F a v e r s h a m weidenartige B ä u m e gebe, in deren Früchten Vögel wüchsen, die dann, größer gewachsen, ins Meer fielen. Diese bekämen die Größe einer mittelmäßigen Gans und würden in Fastenzeiten gegessen. Das Volk heiße den Vogel Barnet(a). Ähnliches berichtet S i l v e s t e r G i r a l d u s (Cambrensis, geb. 1 1 4 6 ) 9 ). Nach Angabe des J a c o b u s de V i t r i a c o 1 2 4 0 ) 1 0 ) sollen die B.e an der flandrischen K ü s t e entstehen. T h o m a s Cantimpratens i s (f 1270) u ) , der sich auf Aristoteles b e r u f t 1 2 ) , s a g t : „ d i e Barliaten (barliates) wachsen auf B ä u m e n ; es sind die Vögel, welche das Volk Barnescas n e n n t " ; ähnlich V i n c e n t i u s Bellovacens i s 1 3 ) : De B a r l i a t h e (nachher: Bartlathes) sive Berneka. K o n r a d v . M e g e n b e r g , der in seinem „ B u c h der N a t u r " (c. 1350) sonst Thomas Cant. folgt, braucht die uns unerklärlichen Namen B a c h a d ( i s ) , w e k : (ed. P f e i f f e r , S. 1 7 2 ) : „Bachadis haizt ain bachad und haizt etswä ain wek. daz ist ain vogel der wehst von holz,

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und daz holz hat vil äst an im, dar anz die vogel wachsent, also daz ir zemäl vil an dem paum hangt, die vögel sint klainer wan die gens und habent füez sam die änten, si sint aber swarz an der varb reht sam aschenvar. si hangent an den paumen mit den snäbeln und hangent an den rinden und an den stammen der paum. si fallent pei zeit in daz mcr und wahsent auf dem mer, unz si beginnent ze fliegen, etleich laut äzen die vogel, aber Innocentius der vierd päbist des namen verpöt die selben vogel in einem concili ze Lateran." A l b e r t u s M a g n u s (1193—1280) tut bei der Beschreibung der verschiedenen Gänsearten den Aberglauben mit den Worten a b : „(genus) quod vulgus dicit nasci de a r b o r e " 1 1 ) . Auch R o g e r B a c 0 n soll ihn (lt. Carus 193) ablehnen. Wann zuerst die Ansicht von der E n t stehung aus der M u s c h e l L e p a s anatifere aufgetaucht ist, v e r m a g ich nicht zu sagen. Im 16. J h . k o m m t sie bei verschiedenen Schriftstellern vor. So 0 1 a u s M a g n u s , C. G e s n e r 1 5 ) , Seb. 1 6 Münster ), John G e r a r d (e) u. a. 1 7 ). Interessant ist namentlich dieses letztern „ H e r b a i " (1596) 1 8 ),"weil er behauptet, die aus Muscheln entstandenen Vögel selbst gesehen zu haben. Ferner berichtet der B a s l e r T h o m a s P 1 a t e r der J ü n g e r e 1 5 9 9 in seiner englischen Reise, die handschriftlich auf der Universitätsbibliothek Basel aufbewahrt w i r d , daß er sowohl die Muscheln als einen Kopf dieser B . gesehen habe: „Der Baumgänsen, wie ich naher Basel aus Languedock einen Krug voller Muschlen verschickt habe, hadt es in Engellandt, sonderlich aber in Schodtlandt auch viel. Und wagsen solche muschlen an alten beiimen, schiffen, steinen und anderstwo, da sich der samen hinsetzen (?), werden erstlich kleine muschlen, die nach vnndt nach zunemmen biß endtlich die muschlen aufgeht vnndt wie auß einem Ey ein Baumgans (Bernick) herfür kompt vnndt schön groß halb weiß halb schwartz oder eschenfarb wirdt, wie dann solches glaubwirdige leut, vnndt ich einen rechten köpf solcher gans gesehen hab." Die Anschauung schleppte sich weiter durch das 17. u. 18. J h . ; j a noch i. J . 180J war in London „ t h e wonderful goosetree or barnacle-tree, a tree bearing geese" ausgestellt. Vermutlich handelte es sich bei diesen gänseerzeugenden Muscheln um die sog.

Baumhacker—Bauopfer

962

192, A. 163). u ) De natura rerum (n. C a r u s 192, ohne genaues Zitat). 1! ) Bei Aristoteles ist nur die Entstehung von I n s e k t e n aus faulendem Holz erwähnt. l s ) Speculum naturale 16, 40. " ) De animalibus ed. Stadler 23, 22. " ) Vogelbuch. Frankf. 1600, 73 (zitiert in einem längeren Bericht T u m e r u s , G y r a l dus, Eliota, Olaus, Münster, S a x o , A r i s t o t e l e s , A l b e r t u s [als ablehnend], B o e t h i u s [d. i. B o e c e Cosmographie of Albioun 1541]). ie ) Cosmographie Basel 1544, 40, wo noch ein Holzschnitt beigegeben. ") Über die Verbreitung der Überlieferung im 16. u. 17. Jh. s. G. F u n c k (resp. G. S c h m i d t ) De avis britannicae vulgo anseris arborei ortu et generatione. Regiomonti 1689; J. E. H e r i n g (resp. Joh. Junghans) De ortu avis britannicae. Witebergae 1665. — Ferner G r ä s s e Beitr. z. Kunde des MA .s 1850, 80 (nach L i e b r e c h t Gervasius 163). Ausführlich handeln ferner über die B.e: u ) s. K. K n o r t z Vögel 37 f.; S w a i n s o n M i c h . M a i e r Tractatus de volucri arborea Folk-Lore of British Birds (London 1886) 150. absque patre et matre in insulis Orcadum forma ") Vögel 38 Anm. 20) Gervasius 163 unten. anserculorum proveniente . . . Francof. 1619 Hoffmann-Krayer. (zitiert P l u t a r c h , der aber, wie A r i s t o t e l e s , nur von der E n t s t e h u n g " ) der InB a u m h a c k e r s. S p e c ht. sekten aus oder in Bäumen spricht); F. B a s s e 11 Legends and Superslitions of the Sea and 1 Bauopfer. Das B . ) ist ein über die of Sailors. Chicago 1885, revised 1892, der die ganze Erde und bei Völkern aller K u l t u r älteren Berichte zusammengestellt hat oder aus stufen verbreiteter Brauch. W i r finden L a n d r i n Les monstres marins entnimmt. Auch M a x M ü l l e r hat in seinen Leciures on ihn in China, Japan, Indien, Siam, Borthe Science of Language, 2nd series, 1864, neo, in Afrika, bei den Semiten, auf Neu533—5 1 die Sage und den Namen von der seeland, Tahiti, Hawaii, den Fidschi-InBernikelgans behandelt. seln und den Chibchas in Südamerika. Bei Der von Liebrecht 20) beigezogene Bericht allen europäischen Völkern ist es im MA. Wilhelms v. Malmesbury (c. 1095 bis c. 1142) 1. 2, c. 8, 58, wonach König Edgar von Engverbreitet und lebt vielfach noch bis zur land, „dum ad cacumen arboris oculos intendit, Gegenwart in einzelnen B r ä u c h e n 2 ) . Der vidit poma, unum et alterum, delapsa in fluGlaube, jeder Neubau fordere ein Opfer, vium, quorum collisione bullis aquatilibus inter beruht auf dem Gedanken, daß dämonise crispantibus, vox articulata insonuit: ,Well is thee', i. e. bene est tibi", scheint fernzuliegen. sche Mächte (Erd- und Flußgötter) versöhnt werden müssen, in deren Herr>) Tierleben 6, 263. *) Synopsis § 332, 2. s) Zoologie 190. 4) Heute heißt die auf Bäumen schaftsbereich der Mensch durch seine nistende Gans Alopochen Stejn ( B r e h m 6, Bauten eingreift. So besteht in Schott250), die aber offenbar mit unserer sagenhaften land der Glaube, daß bei großen Bauten, auf Bäumen w a c h s e n d e n B. nichts zu tun z. B. alten Burgen, Menschenopfer Gehat. 6) C a r u s Zoologie 193 f. zitiert unter brauch seien. Eine gaelische Tradition, anderm P e t r u s D a m i a n u s („InselThilon in Indien"), die cabbalistische Schrift S o h a r daß zur Versöhnung der Geister des und S c h u l c h a n A r u c h , was auf AusBodens bei einem Klosterbau ein Mensch 6 breitung im Orient schließen läßt. ) G e o r g Jacob Arabische Berichte von Gesandten an eingemauert sei, zeigt noch deutlich den germanische Fürstenhöfe aus dem 9. «. 10. Jh. ursprünglichen Sinn des B . s 3 ) . (Berlin 1927) S. 32. 7) In „Schäschln" verBesonders bei slawischen Völkern ist mutet Jacob „Sachsen" = England, H o l t das B. bis zur Gegenwart als Brauch erh a u s e n in Germ.-Rom. Monatschrift 15 halten 4 ). (1927), 380: Irland. 9) Tertia Decisio, cap. 123. Dazu die Anm. von L i e b r e c h t i n s . AusZweifellos waren die ursprünglichen B. gabe, S. 163. ") Topographia Hiberniae cap. n : Menschen, die lebend in die Fundamente De Bernacis ex abietibus nascentibus (nach eingemauert wurden 5 ). Besonders das C a r u s Zoologie 191 A. 162). 10) In der Historia Opfer von Kindern ist hier außerordentHierosolymitana, abgedruckt in den Gesta Dei per Francos. Hanoviae 1611, 1112 (n. C a r u s lich h ä u f i g 6 ) . Bei weiterer Entwicklung B ä c h t o I d - S t S u b 1 i, Aberglaube I. 3« Entenmuscheln, die Pedunculaten, eine Unterordnung der Cirripedien, welche jedem Badegast am Meere bekannt sein dürften und in großer Menge an Pfählen und Baumstämmen hängen. Da nun die Gänse plötzlich an jenen Küsten an den Orkadeninseln erscheinen und bald wieder verschwinden, glaubte das Volk, jene Muscheln mit den federartigen Füßchen wären die jungen Gänschen, die dann schließlich aus der Schale hervorkröchen. Der Forscher Wilhelm B a r e n t z , ein Holländer, sah jedoch 1595 diese Rotgänse in Grönland brüten und klärte die Sage auf.

963

bauten—Beatus 7

mildert sich der Brauch; es treten Tiere ), Eier, Geld 8 ), Spielkarten 9 ), sogar der Schatten 10 ) als B. auf und allerlei Ablösungsbräuche u ) lassen das Opfer ganz zurücktreten. Besonders das Kinderopfer bei Bauten tritt stark hervor in Sagen wie auch in Funden. Durch Einmauern eines Kindes wird eine Burg unüberwindlich gemacht 1 2 ), und bei Dammbrüchen gelingt das Schließen der Lücke erst durch das Hineinwerfen eines Kindes, das bisweilen von armen Müttern oder Zigeunerinnen dazu gekauft w i r d 1 3 ) . Das Kinderopfer soll öfter freiwillig gebracht sein 1 4 ). Auch zum Tode Verurteilte kommen als B . vor15). S. a. A b w e h r z a u b e r 5 ( 1 , 1 4 6 f . ) ; Einmauern; Kinderopfer. ') Als allgemeine Darstellungen vgl. T y l o r Cultur 1, 9 4 f f . ; F r a z e r 3, 90 ff.; A n d r e e Parallelen 1 (1878), 1 8 f f . ; G r i m m Myth. 1, 3 7 ; 2, 813. 956 ff.; 3, 451 Nr. 499; R. M. M e y e r Relig.gesch. 200 f. 426; R e u s c h e l Volkskunde 2, 6 1 ; B o c k e l Volkssage 144 f.; S c h w e n n Menschenopfer 197; J a h n Opfergebräuche 340; S o l d a n - H e p p e 2, 425; L e w a l t e r - S c h l ä g e r 2, 254 A ; K u h n und S c h w a r t z 77. 479; M e i c h e Sagen 444 Nr. 580, 933 Nr. 1 1 4 0 ; H e l l w i g Aberglaube i n ff.; S t r a c k Blut 203; S a r t o r i 2, 195; ZfEthnol. 30 (1898), i ff.; Kurt K l u s e m a n n Das Bauopfer. Eine ethnographischprähistorisch-linguistische Studie. Graz 1919. 2 ) L i e b r e c h t Zur Volksk. 287. Für Indien: Urquell 4 (1893), 195; C r o o k e Northern India 297; ZfVk. 23 (1913), 149. Semiten: M a r t i Altes Testament 27; Urquell 5 (1894), 188; S e l i g m a n n 2, 2 9 1 ; Siam: L i p p e r t Christentum 457. 3) L i e b r e c h t Gervasius 170 *) K r a u ß Religiöser Brauch 1 5 8 f f . ; Mitteil. d. Anthropol. Ges. in Wien 17 (1887), 16 ff.; K a i n d l Hausbau und Bauopfer bei den Ruthenen in Urquell 1, 83 f. und ZfVk. 1 (1891), 1 1 4 ; für Polen: Urquell 3 (1892), 165; S t r a u ß Bulgaren 5 1 1 , 6) Einmauerung eines Gefangenen im Detmolder Schloß: ZfrwVk. 9 (1912), 229. Menschenopfer bei Deichbruch im friesischen Recht: Urquell 2 (1891), 190. •) Kinderopfer bei Bauten: A n d r e e Parallelen 1 (1878), 18; Urquell 2 (1891), 1 1 0 ; S t r a c k e r j a n 1, 126. 1 3 3 ; B a r t s c h Mecklenburg 1, 283; S c h u l e n b u r g W. S. 39; K u h n Westfalen i, 1 1 5 Nr. 122. Bei Brückenbau: W u t t k e § 440; W i t z s c h e l Thüringen 1 , 2 8 1 Nr. 5 ; 2, 63 Nr. 74; B e c h s t e i n Thüring. Sagenbuch 1, 92. 246. 7) Urquell 2 (1891), 1 1 0 ; 3 (1892), 165. 209. 233; 4 (1893), 195; D r e c h s l e r Schlesien 2, 1 ; J o h n Oberlohma 164;

964

F r i s c h b i e r Hexenspr. 106; S c h e f t e l o w i t z Huhnopfer 20. 66. •) Urquell 2 (1891), 190. ') Karten verschiedener Farben bei Stallbau eingemauert: J o h n Westböhmen 245. 10 ) W i t t s t o c k Siebenbürgen 60; ZfVk. 21 (1911), i n . n ) S e l i g m a n n 2, 285; ZfEthnolog. 1898, 49; ZfrheinVk. 5 (1908), 173. 12 ) S c h a m b a c h u. M ü l l e r 326 Nr. 6 (Anm.) ; Grimm Myth. 2, 956; M ü l l e n h o f f Sagen 3 3 1 ; G r i m m B , S, 182. 13 ) Urquell 2 (1891), 189 f. 25; S t r a c k e r j a n 1, 127 f.; W u t t k e 300 § 440; u ) M ö l l e n h o f f Sagen 242 Nr. 331 lä ) W i t z s c h e l Thüringen 1, 282 Nr. 280. Stübe.

bauten s. b e s p r e c h e n . Bazarachiel, Stammgeist 1 ), einer der mit El-Gott zusammengesetzten Geisterund Engelnamen. Es ist wohl eine mit Einfügung der Silbe Ça gebildete Erweiterung von BapaxtijX, Vulg. Barachel Hiob 32, 2, d. i. „ G o t t hat gesegnet". Oder es ist an den Namen des Engels Baragiel BapaxtiiX2) zu denken, der auf „mein Glanz, Blitz ist G o t t " , vgl. auch "j?"!? „Morgenstern", zurückgeht; x und x werden oft vertauscht. Die Zusatzsilbe Ça z. B . in dem Gottesnamen Ba u X X — B a Ç a X u X 3 ) °der in dem Engelnamen 'IaÇaxaijX 4) usw. •) K i e s e w e t t e r Faust 446. 2) Das Buch Henoch ed. F l e m m i n g - R a d e r m a c h e r (1901), 24. 25. 87; vgl. MjdVk N. F . 2 (1906), 1 1 7 ; R e i t z e n s t e i n Poimandres (1904), 292. s) Le Musée Belge 18 (1914), 23 ff. *) R e i t z e n s t e i n a. a. O. 298. Jacoby.

Beatrix s. A b d o n t a g . Beatus, hl. Bekenner, Fest 9. Mai, gehört zu den alten Patronen des Schweizerlandes 1 ), wo er als Einsiedler lebte und seine Zelle in dem später nach ihm benannten Sankt Batten (Beatushöhle) am Thunersee hatte, einer uralten Siedlungs- (und Kult-?)stätte, geschichtlich dunkel, da eine alte Vita fehlt und eine solche erst in des Basler Minoriten Agricola Heiligenbüchlein, der 1 5 I i in Basel gedruckten Vita Beati, vorliegt. Seit Beginn des 13. J h . s als Patron der Kirche von Beatenberg nachweisbar. Das Augustinerkloster Interlaken hatte die Gebeine des Heiligen mit Silberdraht aneinanderfügen und in einem silberbeschlagenen Sarg in der Höhlenkapelle Beatenberg beisetzen lassen 2 ). Um 1300 wurde er auch durch einen Altar im

Becher—Becken

965

Fraumünster zu Zürich geehrt. Das a l t e S a n k t B a t t e n war bis 1528 der g r ö ß t e Wallfahrtsort Berns. Besonders in Pestzeiten wallfahrtete man z u m H a u p t u n d zu den Gebeinen des hl. Beat, sonst a u c h wegen Heilung erkrankter Kinder oder Erwachsener, wie das Sprüchlein eines K n a b e n zeigt: „ G o t t grüeß di, S a n t B a t t ! Diesen Chääs schickt dir m y n A t t . E r h e t böösi Scheichen, W e l t i s t (wollest) Besserung verleichen" 3 ). ') S t ü c k e l b e r g

Die

schweizer.

Heiligen

14 f.; K ü n s t l e Ikonographie 122; vgl. weiter R . S t e c k Zur Beatusfrage in BlfBernische G e s c h . 12 (1916), Stretlinger Chronik

Buchmüller Sagengeschichte

273—295; (Frauenfeld

B ä c h t o l d 1877), L H ;

Bealenberg 26 ff.; G e 1 p k e

1—24; W y ß

Reise

1, 297 f f . ; a

N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 5 ff. ) S t ü k k e 1 b e r g Reliquien in der Schweiz 1, X X X V I 80. 104; 2, 32. *) B u c h m ü 11 e r a. a. O. 52.

Wrcde, B e c h e r . A u f Grund der genaueren F u n d k r i t i k in der Vorgeschichtsforschung kann es als erwiesen gelten, daß die Sagen v o n B., die den Elben, Zwergen und Geistern, oft bei Gelegenheit eines Gelages in einem Grabhügel, entführt wurden, auf tatsächliche Bodenfunde zurückgehen, wenn auch das Motiv in seiner volkstümlichen Entwicklung zunächst als Wandermotiv überprüft werden m u ß *). Der aus vorgeschichtlicher Zeit fortgeerbten F o r m des Maserb.s schrieb man vielleicht giftabwehrende K r ä f t e zu 2 ). A u ß e r den ledernen oder hölzernen B.n z u m W ü r f e l n kennt unser V o l k diesen G e f ä ß t y p u s aber k a u m . Seit der Vorgeschichte ist er vielmehr den höheren S t ä n d e n eigen 3 ), und so ist denn der B. auch in den hergebrachten K o m p l e x magischer Handlungen nicht einbezogen worden. T r ü n k e aus einem B . schildert uns das Volksmärchen freilich oft genug als verhängnisvoll oder irgendwie bedeutsam, doch eigentlich nur in jener lebensnahen A r t , in der sie in älterer Zeit tatsächlich im gesellschaftlichen und politischen L e b e n Europas und namentlich des Orients eine solche Rolle spielten 4 ). Es ist wohl kein Zufall, daß eine Sage v o n einem in neun E c k e n gearbeiteten w u n d e r t ä t i g e n P o k a l der Familie

966

Neuneck in W ü r t t e m b e r g diesen als Geschenk des Patriarchen v o n Konstantinopel an einen Vorfahren des Geschlechts gelegentlich eines Kreuzzugs bezeichnet s ). Wolf Sagen

Beitr. 2 , 154;

Müllenhoff

293 f f . 576 f . ; L i e b r e c h t

Gervasius

129; R a n k e Volkssagen 131; S e p p Sagen 26 Nr. 10; H e y 1 Tirol 409 Nr. 95; K ö h l e r Voigtland

554; M e i c h e

Sagen

31 N r .

29;

M ü l l e r Siebenbürgen 140 f. 2) IllVk. 3, 374. 4 ) Vgl. W o l f Beitr. 2, 275. 4) M e y e r Germ. Myth.

218;

Zeitrechnung

S c h u l t z

32 f f . ;

S 6 b i l l o t Folh-Lore 4, 296. 5) B i r l i n g e r Volksth. 1, 228. Haberlandt.

Becherpilz s. P i l z . Becherwahrsagung s. L e k a n o m a n t i e.

Becken

(Musikinstrument).

1.

Aus-

schwärmenden Bienen (s. d.) soll man, damit sie sich sammeln und anlegen, mit klingenden B. folgen Die A n s i c h t geht auf A n g a b e n antiker N a t u r f o r scher 2) zurück und wird auch durch Vergil und O v i d 3 ) vertreten; ein Teil der Schriftsteller rät unbestimmt oder allgemein zu Geklingel mit Erz 4 ). F u r c h t oder Musikliebe der Bienen soll der Grund für die W i r k s a m k e i t des Mittels sein. Tharsander 5) bezweifelt aus rationalistischen Gründen die Richtigkeit der A n schauung; R^aumur 6) hat sie experimentell widerlegt. 1 ) [ N i k e 1 J a c o b ] Gründtlicher vnd nütz(Görlicher vnterricht von wartunge der Bienen

litz 1593) cp. V; A n d r e a s Büchlin

oder

Tractetlin

Picus

Ein

/ von den Ihmen

/. . .

o. O. 1595, der ander Theil, Kap. 2 (Bl. B V); J o h . C o l e r u s Oeconomia ruralis 1 (Mayntz i6 4 5 ) . 547 u - 554; B e c h e r Erster Theil des klugen Hausvaters (1708), 186 = B I P o m V k 2 (1893), 26 = H e c k s c h e r 2, 384; Z e d ier Univ. Lex. 2 (1732), 980; s . f e r n e r :

Bartholomaei rvm proprietatibus

A n g l i c i de .. . re(Francofurti 1601) lib.

X V I I I c p . I i (S. 1019); [ F i s c h a r t ] korb deß heil. Rom. Immenschwarms

Bienen[1588]

7. Stück 6 Kap., S. 265 b; bildlich dargestellt auf dem Titelblatt von T h o m a e C a n t i -

p r a t a n i Bonum Vniversale de Apibus (1627). DEr veldtbaw od' das buch von der veld arbeyt . . . von dem Kayser Constantino dem vierdten /. . . beschriben, Vnd yetz newlich durch D. Michael Herren / . . . vertolmetscht. Straß-

burg 1545 Bl. cxxxj v°; U l y s s i o v a n d i

Philosophie

de Animalibvs

Aldroinsectis

libri Septem. Francofvrti M.DC. X X I I I S. 38, 3i*

9 67

Beckenzauber—bedecken

Sp. b; in einem Gedichte Harsdörfers von 1657 auf die Bienen, s. a. Idunna und Hermode, hgg. von Gräter, Jg. 1814, 109. Angeblich noch heute geübt : J a k o b M a y e r Fachlicher Sachkommentar zu Vergils Preisgedicht auf die Bienen (Budweis 1902), 29; H. S e e m a n n Annotationes in Vergilii Georgicon . . . (Neisse 1870), 5 ; Hmtl. 1 1 (1924), 40 mit weiterer Literatur. s) Geoponicorum lib. X V , cp. 3, 7; V a r r o rerutn rusticarum lib. III, 16, 7. 8 ) V i r g i l Georgicon lib. IV, 64; O v i d fasti lib. III, 739 ff. *) Belege aus der Antike bei P a u l y - W i s s o w a 3,. 444; V i n c . B e l l o v a c e n s i s Spec. nat. (s. 1. e. a.) lib. X X X , cp. 77 u. 86; M e g e n b e r g ed. Pfeiffer 292; A l b e r t u s M a g n u s i i « animalibus lib. V I I I tract. 4, cp. 4 (ed. Stadler 1, 645/6); J o h. J o n s t o n u s Historiae Natvralis de Insectibus lib. III, S. 1 2 ; Insectorvm sive minimorum Animalium Theatrvm T h o . M o v f e t i (London 1634), S. 17 usw. 6) Schauplatz 3, 383. 6 ) Mémoires pour servir à l'histoire des Insectes, Tome 5ème sec. Partie (Amsterdam 1741), 299. — s. w. B i e n e § 4.

2. Bei vielen Völkern herrscht der Glaube an die d ä m o n e n a b w e h * r e n d e K r a f t des B . k l a n g s 7 ) ; er war auch in der Antike verbreitet und führte zu kultischer Verwendung des B . s 8 ) . Die Herstellung aus Erz (s. d. und Glocke) und der lärmende Klang des Instrumentes (s. Lärm) gaben Anlaß zu dieser Vorstellung. Wenn bei manchen deutschen, der Dämonenabwehr dienenden Umzügen Blechdeckel als Lärminstrumente Verwendung finden 9 ), so gibt sich darin ein auf gleicher Grundlage erwachsener Aberglaube zu erkennen. ') Beispiele bei S a m t e r Geburt 58 ff. ; dazu ARw. 3, 108. 1 4 1 ; F r a z e r Scapegoat 147. *) P a u l y - W i s s o w a 1 1 , 2 1 5 2 ff. (Pfister); R o s c h e r Lex. d. Myth. I I , 1. 1 6 1 5 ; C u r t S a c h s Reallex. d. Musikinstrumente (Berlin 1913) 4 2 b ; D e r s . Die Musikinstrumente (Breslau 1923), 22. •) Z. B. „Martiniweiwel": BadHmt. 14, 278; Einglöckeln des Kasmandels : A d r i a n Von Salzburger Sitt und Brauch (Wien 1924), 2 1 1 ; bei Hochzeitsgebräuchen: ZfVk. 10, 202. 402. Seemann.

Beckenzauber s. H y d r o m a n t i e . Beda venerabilis s. K r e u z w ö r t e r , sieben.

bedauern, beklagen, beweinen. Wie man

Sterbende (s. d.) nicht beklagen darf, weil es das Sterben erschwert 1 ), und die Mutter das Kinderwehe nur vergrößert, wenn sie ihren Säugling mitleidig anblickt 2 ), darf man auch Vieh, das ge-

968

schlachtet wird, nicht bedauern, weil es sonst nicht sterben kann 3 ) und dadurch zu lange gequält wird 4 ). s. a. s c h l a c h t e n , Sterbend e r , T r ä n e n k r ü g 1 e i n, w e i n e n . *) S t r a c k e r j a n Oldenburg 2, 2 1 5 ; A n d r e e Braunschweig 3 1 5 . 2) R o c h h o l z Kinderlied 334 Nr. 906. 3) Rockenphilosophie 561 Nr. 19 (Nr. 319) = G r i m m Myth. 3, 444 Nr. 297; W o l f Beiträge 1, 220 Nr. 2 1 8 ; F o g e l Pennsylvania 160 Nr. 758; W u 1 1 k e 450 § 710; S e b i 11 o t Folk-Lore 3, 89. 4) G r o h m a n n 143 Nr. 1049; M ü l l e r Isergebirge 13. Bächtold-Stäubli.

bedecken. Im religiösen K u l t hat das B . und Verhüllen der Häupter eine ebenso tiefe Wurzel in der Scheu vor der Majestät des Göttlichen, wie die Barhäuptigkeit; Moses verhüllt sein Antlitz vor G o t t 1 ) ; denn der Mensch kann nicht Gott sehen und leben 2 ); so wurde auch Tiresias nach einer von Callimachus ®) überlieferten Version in seiner Jugend geblendet, als er Athene nackt im Bade sah; während die Griechen aperto capite beteten, führte nach Varro 4 ) Aeneas die Sitte velandi capitis ein, „zur Abhaltung profaner Eindrücke" und innern Sammlung; im Germanischen K u l t waren die Priester der Goten nach Jordanis' Getica c. X I : pilleati geheißen: „sacerdotes, nomen illis pilleatorum contradens, ut reor, quia opertis capitibus tyaris, quos pilleos alio nomine nuncupamus, l i t a b a n t " 5 ) ; bei Leutkirch 6) im bayrischen Allgäu umschreiten die Verwandten beim Seelenamt f ü r einen Verstorbenen mit bedecktem Haupt den Altar (Verhüllen bei Trauerfällen?), ebenso im badischen Kinzigtal 7 ). Im R e c h t s leben finden wir einen eigentümlichen, nur durch Sagen belegten Brauch; darnach kann man eine solche Fläche Landes in Besitz nehmen, welche mit Erde, Samen oder einer Tierhaut (Didol) 8 ) bedeckt werden kann; Widukind von Corvey beschreibt in seinen Res gestae Saxonicae 9 ), wie nach der Landung ein junger Sachse von einem Thüringer Erde kaufte, einen „ s i n u s " voll; „sumpta humo per vicinos agros quam potest subtiliter sparsit et castrorum loca occ u p a v i t " 1 0 ); neben dem Bestreuen mit

969

bedecken

Erde ist bezeugt: Besäen mit Gerste oder Leinsamen und B . mit O c h s e n h a u t u ) . Außerdem wird als B u ß e für einen erschlagenen Hofhund auferlegt: man soll den Hund aufhängen, bis er mit der Schnauze den Boden berührt, und er soll mit rohem Weizen begossen werden, bis er bedeckt i s t 1 2 ) . Der heutige Primitive kennt das B . des Körpers oder der Körperteile vor allem als Hauptmittel gegen den b ö s e n B l i c k oder sonstigen Schadenzauber von Dämonen und bösen Menschen; und auch im deutschen Aberglauben haben sich Reste erhalten. Seligmann hat hier das meiste Material zusammengestellt; ob sich die Süditalienerin 1 3 ) die S c h ü r z e über den Kopf deckt, wenn sie einen Fremden sieht, und die Frau auf Neuguinea 1 4 ) vor dem Weißen das Gesicht mit den Händen bedeckt, oder ob viele Stämme Afrikas die Trinkgefäße verdecken und das Gesicht verhüllen, wenn der Häuptling speist 1 5 ), oder ob die B r a u t 1 6 ) mit einem r o t e n Schleier verdeckt wird, oder ob in Schweden 1 7 ) und auch sonst 1 8 ) beim Eintritt verdächtiger Personen das K i n d mit einem Tuch bedeckt wird, immer ist die Angst vor dem bösen Blick die Ursache. Zimmermann berichtet (1. c. 4) als eine der Maßnahmen nach dem Genuß des Abendmahles, man dürfe drei Tage nicht mit bloßen Füßen gehen und „ m a n müsse etliche Tage noch darnach eine w e i s s e (s. weiß) Haube aufsetzen / und dörffe 3 Tage nicht mit blossem Haupte gehen"; hier ist die w e i ß e Farbe apotropäisch und das Bedecken. Zimmermann faßt die Zeremonie im Sinne der jüdischen Vorschrift auf (vgl. A 1). Als apotropäische Maßnahme ist wohl ursprünglich auch die bei B u x t o r f 1 9 ) und auch in der Schweiz 2 0 ) belegte Vorschrift zu erklären, daß die Wöchnerin die Brust und das Haupt nicht entblößen soll; Buxtorf erklärt dieses Gebot mit der Achtung vor der göttlichen Majestät. In Deutschland bedeckt man die B u t t e r , M i l c h oder Milch- und Buttergefäße, die man über den Hof oder die Straße tragen muß, mit einem Tuch oder der Schürze 2 1 ) (vgl. Butter, Milch), und

970

im Norden deckt man über das B i e r , sobald man das böse Auge fürchtet, ein Tuch 22 ) (vgl. Backen, Brauen). In Olden^ bürg a ) und Ostpreußen 24) bedeckt man die S c h w e i n e mit einem Stück Zeug. In Norwegen 2S) wird das W a s s e r zugedeckt, das für die kalbenden Kühe bestimmt ist, während man in Estland 26) die F i s c h e mit einem Tuch oder einer Schürze zudeckt. Entsetzliche Angst haben die meisten Völker vor dem Auge der T o t e n : der Grieche 27) bedeckte die Leiche, das altindische Zeremoniell schreibt Bedeckung aller Gesichtsöffnungen vor, die Mongolen 20 ) nähen die Augen der Leiche zu und b. sie mit einem schwarzen Tuch, der K r o a t e 3 0 ) bedeckt das Auge mit einem Kreuzer, bei den Germanen 3 1 ) mußte der Leichnam unbedingt bedeckt werden, sogar der Mörder achtete dieses Gebot; der Nordländer 3 2 ) nähert sich der Leiche nur von rückwärts und mit bedecktem K o p f ; in Mecklenburg 33 ) muß in dem Zimmer, in dem eine Leiche liegt, sofort nach dem Tode der Spiegel verhängt werden, damit die Leiche nicht durch Abspiegelung sich verdoppelt, d. h. jemand im Hause stirbt. Die J u d e n in Galizien b. den Kranken mit einem schwarzen Tuch 34 ). Menschen, besonders F r a u e n , welche sich bewußt sind, einen gefährlichen Blick zu haben, b. selbst das Gesicht oder man verbindet ihnen die Augen (Hexen 3 5 ), Verbrecher); das ist besonders bei den Frauen in menstruis der Fall; der Römer glaubte ja, daß der Blick der menstruierenden Frau bewirken könne, daß trächtige Stuten abortieren; Frazer 37 ) und Seligmann M ) bieten alles Material, besonders für primitive Völker. In der nordischen S a g e 3 9 ) wird erzählt, wie Svanhild von Pferden zertreten werden soll, wie aber die Pferde ihren Blick fürchten, worauf man ihr Haupt mit einem Sack bedeckt; eine Hexe in Norwegen 40), der man die Binde von den Augen nimmt, versengt Felder und Wiesen; ebenso macht Stigandi in der L a x d a e l a - S a g a 4 1 ) durch ein Loch des Sackes, den man über seinen Kopf geworfen hat, eine Wiese unfruchtbar.

97i

bedecken

Im F r u c h t b a r k e i t s r i t u s finden wir das rituelle B. anläßlich des Einholens des Kreuzbaumes bei den E l b w e n d e n 4 2 ). Der gefällte B a u m wird, mit den R ö c k e n der Hauswirte bedeckt, ins Dorf gefahren. Die Rockenphilosophie schreibt v o r : „ W e r großköpfigte Hühner wünscht, tue beim A n s e t z e n der Gluckhenne einen feinen großen Strohhut a u f " 4 3 ) ; derselbe Gebrauch lebt noch in B a d e n 4 4 ) . Im Heilzauber erwähnt S e l i g m a n n 45 ) das B. des Gesichtes eines Kranken mit einem weißen Tuch (Indier). Der Gespensteraberglauben der B ö h m e n 4 6 ) schreibt vor, daß m a n das Gesicht b. muß, sobald man ein Irrlicht verspottet, sonst kratzt dies einem die A u g e n aus (vgl. dagegen barhaupt A 5)Vgl. b a r h a u p t , bloß, blößen, verhüllen.

ent-

') Moses I I . Buch 3, 6; vgl. III, 21,10; über die Entblößung des Hauptes als Zeichen der Ehrfurcht vgl. B r e v i n u s N o r i c u s Fago Villanus 5 f.; der Bramane bedeckt das Haupt beim Verrichten der Bedürfnisse : S e l i g m a n n 1,173. *) Moses II, 33, 20; vgl. III, 1 6 , 1 3 ; Richter 13, 22; S e l i g m a n n Blick 1,184— 1 85') Hymnus auf das Bad der P a l l a s : 5, 75—82, p. 47 Wilamowitz; vgl. Anchises: R o s c h e r Lexikon 1, 337 ff. 4) Bei M a c r o b i u s Saturnalien 3, 6, 17 = 181, 9 ff Eyssenhardt; S i 1 1 1 Gebärden 177; vgl. dagegen die berühmte Stelle Paulus an die Korinther I, 11, 3—8; dazu B r e v i n u s N o r i c u s ö ; vgl. F e h r le Keuschheit 39 A ; über andere Kultgebräuche vgl . P l e y de lanae usu 12. 14; C a s s e l Kirchenbuch 83 ff. 5 ) G r i m m Myth. 1,26; J o r d a n i s Getica MG. auctores antiquissimi 5, 74. 22; R o c h h o l z Glaube 2, 233; die Seher auf den Hebriden aber amtieren mit unbedecktem H a u p t : ZfVk. 1917, 1; vgl. ZfVölkerpsych. 18, 260. •) R e i s e r Allgäu 2, 302 ff. ') M e y e r Baden 595. «) V e r g i i Aeneis 1, 368. •) MGSS. 3, 418, 16ff. 1») I.e. 418, 32. " ) G r i m m RA. 1, 124—127; Kloster 9, 992. " ) G r i m m 1. c. 2, 239 ff.; Kloster 12, 1125 (B. mit Gerste). " ) S e l i g m a n n Blick 2, 280; F e h r l e Keuschheit 39 A. u ) S e l i g m a n n 1, 47, vgl. 46. 15 ) 1. c. 1, 239; F r a z e r 2 3, 1 1 7 ff. 120. " ) S e 1 i g m a n n 2, 252 (Tartaren) ; vgl. 254. 224; 1, 101. 103; 2, 278 (zusammenfassend); R o c h h o l z 1. c. 2, 284. ") 1. c. 2, 279. " ) 1. c. 2, 248 (Böhmen); vgl. 1, 132; auch die Wöchnerin: 2, 280; 2, 70 (hier auch Knoblauch als Apotropaion); 2, 243; W. 575. ") B u x t o r f Judenschul 151—152. s0) L ü t o 1 f Sagen 550. 535—36: die Wöchnerin, die noch nicht ausgesegnet ist, nimmt beim Verlassen des Hauses eine Schindel oder ein Brett auf den Kopf;

972

eine schwangere Frau darf nicht m i t unbedeckten Haaren ausgehen, sonst würde eine Frühgeburt erfolgen: G r o h m a n n 114 Nr. 847; ebenso darf eine Wöchnerin nicht mit unbedecktem Haupte ausgehen: ders. 1 1 5 Nr. 863; den Kopf mit dem Tuch b., bedeutet bei den Südslaven das Ende der Mädchenzeit: K r a u ß Anthropophyteia 8, 1 1 8 ff. In Niedersachsen durfte früher keine Frau mit unbedecktem Haupte, ohne Mütze, vor die H a u s t ü r treten, sonst war sie den Zwergen verfallen: S c h a m b a c h - M ü l l e r 300. 23; vgl. F r a z e r 7, i 3 , 22. 24. 25. 29. 44 ff. 48 ff. 90—92; -wenn im Norden ein Verbrecher die bloße Brust einer Wöchnerin anschaut, geht die Milch aus: S e 1 i g m a n n Blick 1, 93. 21) L i e b r e c h t Zur Volksk. 318, 45; B a r t s c h Mecklenburg 2, 136, 599; S e l i g m a n n 1, 167. 226. 236. 235. 280; W. 706. 709; Bavaria 2 a, 303; aber die Gefäße der Holdae müssen unbedeckt sein: Nach einem vor allem in französischen Quellen überlieferten, aber auch in Deutschland nachweisbaren Aberglauben vermehren die Dominae oder Holdae die Opferspeisen, si vasa escarum sint d i s c o o p e r t a et vasa poculorum non o b s t r u c t a eis in nocte relinquantur; die Stellen aus Guilelmus Alvcrnus bietet G r i m m Myth. 1, 237—38; weitere Parallelen auch für Deutschland: MschlesVk. 1915, 47—49 mit Literatur; 1. c. 1926, 67 Nr. 17; auch der Tisch darf nicht über Nacht bedeckt bleiben, weil sonst die Engel, die daran wachen, im Himmel zu lange beten müssen: D r e c h s l e r 2, 12; W. 461. " ) ZfVk. 1901, 306. 321; S e l i g m a n n 1,236. " ) S t r a c k e r j a n 1, 372 Nr. 210. " ) L e m k e Ostpreußen 1, 85; S e l i g m a n n 1, 2 1 5 ; der Araber bedeckt sein Pferd: S e l i g m a n n 1, 214; vgl. 1 7 1 . " ) Ebd. 2, 226: mit Kittel, Hose oder Schürze; in Backnang muß eine frischmelkige Kuh zugedeckt werden, wenn man sie aus dem Stall führt; E b e r h a r d t Landwirtschaft Nr. 3, 18. " ) S e l i g m a n n 2, 279; auch in Ägypten: 1, 2 37- " ) S o p h o k l e s Aias 915 ff.; W ä c h t e r Reinheit 45 A. 53; in Rom bedeckte man die Leiche vor dem Pontifex Maximus: S e l i g m a n n 1, 185. «') Ebd. 1, 1 6 1 ; «•) Ebd. 1, 160. 30 ) Ebd. i, 160; vgl. i, 1 8 1 ; 2, 454. " ) P a u l Grundriß 3, 427. S2) S e l i g m a n n 1, 160, 33 ) B a r t s c h 2, 89, 278; 90, 279; ZfVk. 1891. 157 (Südslaven); 1, 185 (Mark Brandenburg); F r a z e r 2, 94 ff; vgl. G r i m m Myth. 3, 492, 2 (Litauer); F o x Saarland 371. 31) Urquell 4 (1893), 170. 124; in der alten christlichen Kirche bedeckte man den Kranken mit dem cilicium, das man auch über den Kopf des Toten legte: P l e y de lanae usu 18 u. 20 A. " ) S c h i n d l e r Aberglaube 292: Die Hexen werden rückwärts zum Verhör geführt wegen des bösen Blickes. »•) P 1 i n i u s 28, 79 = 4 , 303. 14 Mayhoff: equas si sint gravidae, tactas abortium pati. 3 ') 2, 7, i s , 22—25. 44 ff. 48 iL 55. 92- M) 1, 95—96. 213; 2, 132. 279^^84. 286. *•) S e l i g m a n n 1, 2 1 3 ; 2, 285. Ebd. 2, 284; in Schweden bedeckt man den Kopf des Zau-

Beer—Befana, Befania

973

berers mit einem Seehundsfell: 1. c. 2, 232. ) 1. c. 1, 223; 2, 284 Laxda;la-Saga, hrsg. von K r . K a i u n d (Halle 1896), 112—113. " ) M a n n h a r d t 1, 174. *') G r i m m Myth. 3. 435- r 9> F i s c h e r Aberglaube 197; nach der alten Weiber Philosophy (1612) muß man ,,den sack auff das haupt setzen, dass die zipfelein übersieh gewendet sind": ZfdMythol. 3, 315. 68; dagegen G r i m m 1. c. 454. 575 (Ersatz für Nacktheit) vgl. ZfVk. 1893, 38 u. 91. 41

")

4

M e y e r

Baden

") G r o h m a n n

412.

'*) Blick

232, 1682.

1,

331.

Eckstein.

Beer, J o h a n n e s , Sohn eines Schweidnitzer Bäckers, hat in K r a k a u die schwarze K u n s t studiert, dann aber die Bücher der heidnischen und fürwitzigen K ü n s t e hinweggetan, fleißig die heilige S c h r i f t und Thauler gelesen. U m 1570 lebte er nicht weit von Bolkenhain, war Schulmeister in Reichenau und hauste in Schönberg. 1600 starb er und hinterließ eine Tochter, die mit dem Prediger in Adelsbach verheiratet w a r 1 ) . Sein Schüler Johannes Spring e r i n schlechtgemeinemDorfhabit nichtsdestoweniger ein gelehrter Philosophus und geübter Medikus, bewahrte eine von B. hinterbliebene Handschrift „ G e w i n n und V e r l u s t " auf, die er 1624 A b r a h a m v. Franckenberg übergab, der sie veröffentlichte. Springer war es auch, der über B.s G a n g zu den drei Männern im Zobten berichtete 2 ). B. gehörte zu den Pansophen des 16. Jh., die des Mysterii biblici und Magistern philosophici nicht unkundig waren, die Gottes W u n d e r in der N a t u r auf philosophische Weise beschauten, und die durch Gebet endlich neben göttlicher und natürlicher Erkenntnis der Arznei auch die Gabe bekommen, in die untersten Orte der Erde einzugehen und den Geistern im Gefängnis zu predigen 3 ). B o h n in MschlVk. 20, 109 ff.; P e n k k e r t Leben J. Böhmes 110 ff. Vgl. auch P c u c k e r t Rosenkreulzer 1928, Register. *) G r i m m Sagen 144 = P e u c k e r t Schlesien 66; ausführlicher: K ü h n a u Sagen 1, 540 ff. = MschlVk. 20, 109 ff. Der allein noch benützbare Text P e u c k e r t Leben J. Böhmes 111 ff. s ) Vgl. Pansophie. Peuckert. Beere, i . Die eßbaren B . n des Waldes bildeten in der Urzeit eine wichtige und jedenfalls allgemein gesammelte Zukost. Funde in den steinzeitlichen Pfahlbauten beweisen ihre B e l i e b t h e i t 1 ) . Es kommen

974

vor allem in B e t r a c h t Erd-, Heidel-, Preisel- und Himbeere (s. d.). l) H o o p s Reallex. 1, 203 f.; H ö f l e r Botanik

57.

2. W e i t verbreitet ist die Sitte der K i n d e r beim B.nsammeln die (drei) ersten gefundenen B . n auf einen Baumstumpf oder einen Stein zu legen oder über den K o p f (oder die linke Schulter) zu werfen; dann glauben sie, viele B.n zu finden. Diese ersten B . n „gehören den armen Seelen". In all diesen Bräuchen dürfen wir wohl den R e s t eines Opfers an die Waldgeister sehen. A u c h in den zahlreichen B.nliedern, wie sie beim S a m m e l n der Waldbeeren v o n den Kindern gesungen werden 2 ), finden sich o f t noch Anspielungen auf die Waldgeister. Über all diese Bräuche h a t in ausgezeichneter Weise Hepding 3 ) gehandelt. 3)

*) Vgl. z. B . M a r z e 11 Bayer. Volksbot. 75 f f . Hepding Die Heidelbeere im Volksbrauch

in: HessBl. 22, 1—58. Mit reichen Literaturangaben. Marzell.

Befana, Befania, die Fee B., eine der Holda, Perchta, A b u n d i a (s. d.) verwandte, italienische Dämonin der A d ventszeit, scheint auf den ersten Blick nichts anderes als die Personifikation eines Kalenderbegriffes, nämlich des Epiphaniasfestes (6. Jan.) zu sein, womit ihr N a m e natürlich auf jeden Fall zus a m m e n h ä n g t 1 ). Schon J. Grimm äußert die V e r m u t u n g , daß ebenso auch die Figur der e n g v e r w a n d t e n Perchta im Deutschen aus der ahd. Übersetzung des Epiphanienfestes zi dem perchtun naht, perhtenabeni, -perchtentag abgeleitet s e i 2 ) ; der N a m e des T a g e s ist dann als T a g der Perchta verstanden worden. Wenigstens was den N a m e n anbelangt, so ist diese A b l e i t u n g ebenso wahrscheinlich 3 ), wie die A b l e i t u n g der B. aus dem Epiphaniasfest sicher ist. A b e r man darf nicht glauben, daß mit dem N a m e n auch schön die Figur der Dämonin selbst erklärt und gegeben sei. E s liegt in beiden Fällen der ältere Glaube an ein weibliches Gespenst, eine Totenführerin zugrunde, deren E r f i n d u n g der N a m e des Festes natürlich nicht erst v e r a n l a ß t hat, wie schon J . G r i m m gleichfalls vermutete.

976

Befleckung —Begräbnis

975

E r verlieh ihr nur einen neuen Namen; der unbestimmt kollektive Charakter solcher Gespenster und die numinose Scheu, ihren eigentlichen Namen zu nennen, mag diesen Umstand begünstigt haben.

fleckten Blättern. Wenn sie im Frühjahr nicht mehr austreibt, bedeutet das den Tod eines Hausmitgliedes x ). Die B . stört, im Zimmer gehalten, den Frieden bei Brautleuten und Jungvermählten (vgl. Hortensie) 2 ).

') G r i m m Myihol. i , 2 3 4 ; L i e b r e c h t Gervasius 1 8 4 ; U s e n e r in Rhein. Museum 30, 1 9 7 ; Kl. Sehr. 4, 500; F e d o r S c h n e i d e r Rom u. Romgedanke 3 1 . 33. s ) G r i m m Myihol. 1 , 2 3 3 ; vgl. M a n n h a r d t 2, 185, woselbst weitere derartige Personifizierungen. ») W a s c h n i t i u s Perht 148. 149. H. Naumann.

*) M e y e r Baden Mark. Heide 178.

Befleckung s.

unrein.

begegnen s. A n g a n g. begießen s.

Wasserguß.

begleiten, Begleiter. In zahllosen Geister- und Gespenstergeschichten berichtet das Volk von Geistern, die nachts in die Nähe derjenigen kommen, die noch außerhalb des schützenden Hauses sind und sie in Menschen- oder Tiergestalt eine Strecke weit begleiten, um dann plötzlich wieder zu verschwinden x ). In einer bergischen Sage sah ein abends heimkehrender Weber einen Mann „ a n der andern Wegseite dahinschreiten. Ging unser Weber schneller, so ging der geheimnisvolle Mann auch schneller, und ebenso verlangsamte er seinen Schritt, wenn jener weniger schnell ging. Blieb der Weber stehen, so ahmte sein Begleiter das sofort nach. Darnach wurde der rätselhafte Fremde immer größer und größer, bis zum Schultenhof, wo er plötzlich verschwand" 2 ). Nachtbuben oder Mörder, die einem Geistlichen auflauern, sehen ihn plötzlich nicht allein, sondern in Begleitung Unbekannter (d. h. Engel) 3 ). s. a. S c h u t z g e i s t . ') Vgl. z. B . R e i s e r Allgäu 1 , 304 Nr. 3 8 7 ; 1, 3 3 6 Nr. 4; S c h e l l Berg. Sagen 168 Nr. 69; J e g e i l e h n e r i, 69 Nr. 1 3 und Anmerkung 2, 298. s ) S c h e l l Berg. Sagen 167 Nr. 68. 8 ) Ebd. 167 Nr. 68; 183 Nr. 109 und Anmerkung S. 580; vgl. C a e s a r i u s v . H e i s t e r b a c h 8, c. 4 3 ; G r i m m Myihol. 2, 729 f. Bächtold-Stäubli.

Begonie (Schiefblatt; Begonia-Arten). Häufig gezogene, aus den Tropen stammende Zimmerzierpflanze mit ungleichseitigen, schief-herzförmigen, oft ge-

577.

Handtmann Marzeil.

Begräbnis. I. 1. Allgemeines. 2. Teil- u. Doppelbestattung. 3. Lebendig begraben. 4. Grab machen. 5. Offenes Grab. 6. Grab schließen. 6. Umwandlung. 7. Schießen. 8. Vorzeichen. — II. B.ort. — III. B.zeit. — IV. B.wetter. — V . B . kosten.

I. 1. Das B. unter Beobachtung aller Riten hat ursprünglich den Zweck, die Überlebenden von der Befleckung durch den Leichnam zu befreien und zugleich dem Verstorbenen den Übergang in eine andere Welt, zu dem Volk-der Toten, zu erleichtern, damit er nicht weiter die Überlebenden beunruhige oder gar durch seine Bosheit schädige (Trennungsriten). Darum finden wir zweierlei Gefühle, die oft noch sehr deutlich aus den Bestattungsriten durchschimmern: einerseits Furcht v o r d e m T o t e n , der sehr oft als böse vorgestellt wird, anderseits L i e b e und Pietät ihm gegenüber *). Eine psychologische Erklärung dieser entgegengesetzten Gefühle , dieser Ambivalenz, versucht F r e u d 2 ) . Aus beiden Gefühlen erklärt sich die große Sorge der Hinterbliebenen, daß bei der Bestattung alles richtig, der alten Sitte gemäß, hergehe, wobei oft noch der Glaube herrscht, der Tote beobachte und fühle alles, was um ihn her geschieht. Darum bemerkt man auch gerade bei den B.gebrauchen ein besonders zähes Festhalten an alter Sitte 3 ). Heutzutage ist es unmöglich bei jedem Brauch zu bestimmen, ob er durch Furcht oder Liebe veranlaßt sei, weil oft dieselbe Handlung von dem einen noch als Abwehr gegen den Toten, von dem andern aber als pietätvolle Pflicht zur Ehrung des Verstorbenen empfunden oder erklärt wird. Schon der Lebende sorgt, daß für seinen Tod alles Nötige bereit sei (Bruder-

977

Begräbnis

Schäften), und daß alles nach a l t e m B r a u c h und nicht zu ärmlich zugehen werde (s. Leichenmahl). Das ist auch die Sorge der Hinterbliebenen, meist mit der Begründung, es sei eine E h r u n g des T o t e n . Doch glaubt man auch, der Tote müsse sonst zurückkehren 4 ). D a r u m h a t alles, was beim B. unerwartet, gegen den gewöhnlichen Brauch geschieht, schlimme Vorbedeutung. Vor allem war u n d ist es wichtig, daß der Tote ü b e r h a u p t b e g r a b e n w e r d e n k a n n (s. unbegraben), und daß er i n d e r H e i m a t bei seinen Angehörigen liege. D r u m werden alle Anstrengungen gemacht, z. B. die Leiche eines E r t r u n k e n e n (s. d.) zu finden 5 ). Bleibt die Leiche aber verschwunden, so soll ein S c h e i n b. dem Toten R u h e verschaffen. Aus alter Zeit s t a m m t der Bericht des Paulus Diaconus, d a ß bei den Langobarden, w e n n einer im Kriege oder sonstwo u m g e k o m m e n , seine V e r w a n d t e n auf ihre Gräber eine Stange (perticae, id est trabes erectae) aufstellten, auf deren Spitze eine hölzerne T a u b e befestigt war, die nach der Gegend schaute, wo der Betreffende gestorben (ut sciri possit, in q u a m p a r t e m his qui d e f u n c t u s f u e r a t quiesceret) 6 ). Als Seelenvogel, als eine B a n n u n g des Toten in die Stange, wird man das k a u m auffassen können. Eine sichere D e u t u n g scheint mir unmöglich; wahrscheinlich soll es ein „ H e i m w e i s e n " des T o t e n sein, d a m i t er bei seinem Geschlechte ruhe. Am n ä c h s t e n d a m i t v e r w a n d t scheint mir ein bei Crooke erwähnter indischer Brauch ®). In Siebenbürgen b e g r ä b t man ein Kleidungsstück des in der Fremde Verstorbenen in die Erde eines Berges beim H e i m a t d o r f 7 ) . Auf Föhr hält man einen T r a u e r g o t t e s d i e n s t 8 ) , in F r a n k reich eine eigentliche Leichenfeier, wobei ein Kreuz den T o t e n v e r t r i t t 9 ) , ein Zeichen, d a ß m a n n u r durch A u s f ü h r u n g der B.riten dem T o t e n zur R u h e verhilft 10 ). Die B.pflicht liegt den Verwandten ob, aber auch jedem, der eine Leiche a n t r i f f t (Sagen v o m d a n k b a r e n Toten) u ) . Die Angehörigen sind a m meisten den Angriffen- des T o t e n ausgesetzt, u n d es h e i ß t d a r u m bis h e u t e sehr oft, d a ß der

978

T o t e einen von ihnen nachholt, falls irgend etwas beim B. versehen wird. Seit der E i n f ü h r u n g des Christentums legte m a n W e r t auf regelrechte Bestattung, weil m a n die Auferstehung des Leibes davon abhängig ansah, und d a n n besonders, weil alle die Riten der Kirche, insbesondere die B e s t a t t u n g in gew e i h t e r E r d e , als Hilfe f ü r das Seelenheil des Toten b e t r a c h t e t w u r d e n 1 2 ) . In Sagen spuken E r m o r d e t e oder andere Tote, die in ungeweihter Erde begraben worden sind, bis m a n ihre Gebeine auf den geweihten Friedhof b r i n g t 1 3 ) . Die J u d e n glaubten, wer in f r e m d e n L ä n d e r n sterbe, müsse sich durch unterirdische K l ü f t e wälzen bis ins gelobte Land, sonst werde er nicht auferstehen 14 ). Verweiger u n g des „ e h r l i c h e n " Begräbnisses galt immer schon als B e s t r a f u n g und wurde gegen Verbrecher angewandt. Der Brauch geht in heidnische Zeit zurück u n d bes t a n d wohl in der Versagung der üblichen Riten und im B. abgesondert von den Toten der Sippe 15 ). In der christlichen Zeit liegt die B e s t r a f u n g darin, d a ß der Tote ohne die kirchlichen Zeremonien und in ungeweihte Erde bes t a t t e t wird, ein Vorgehen, an dem auch die protestantische Kirche a n f a n g s festh i e l t 1 6 ) . Eine Verschärfung (in heidnischer u n d christlicher Zeit) war es, wenn die Leiche noch vernichtet oder weggeschafft, d. h. dem Feuer oder Wasser übergeben wurde; denn sie einfach liegen zu lassen, wäre zu gefährlich gewesen, da m a n gerade solche Tote besonders f ü r c h ten m u ß t e . S. Leichenverbrennung, Selbstmörder, Wiedergänger 17 ). ') ERE. 4, 419. 426; 2, 21 f.; v. G e n n e p

Rites de passage 209 ff.; L e v y - B r u h l Fonctions mentales 352 ff.; S c h e r k e Primitive 156 ff.; W a s m a n s d o r f f Die religiösen

Motive d. Totenbestattung (Progr. Berlin 1884); Lehrbuch d. Rel.gesch.4 2, 563 ff. 2) S . F r e u d Totem u. Tabu (1922) 70 ff. s ) M e y e r Germ. Myth. 61 f. 4) W i t t s t o c k Siebenbürgen

100; J o h n Erzgebirge 115; S t r a c k e r j a n 2, 217; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 3, 112; H o o p s Sassen 119; L u c i u s

kult 26; vgl. P a u l y - W i s s o w a 347; F e i l b e r g

Dansk

Heiligen-

3, 333.

Bondeliv 2, 111 f.

») MschlesVk. 9. Heft 21. 53. 87; S a r t o r i

Sitte u. Brauch i, 154; K ü h n a u Sagen 2,281;

W i t t s t o c k Siebenbürgen 60; F o g e l Penn-

97 9

Begräbnis

sylvania 135 Nr. 622; L e B r a z Légende i, 3951 v gl- D i e t e r i c h Mutter Erde 52. *) P a ul u s D i a c o n u s 5, 34; vgl. M e y e r Germ. Myth. 63; E b e r t Reallex. 4, 2, 492; W e i c k e r Seelenvogel 10; G r i m m Kl. Sehr. 5 , 4 4 7 ; C r o o k e Northern Iniia 223 f. ') W l i s l o c k i Magyaren 1 2 ; vgl. F F C . 41, 182; Mélusine 2, 418. ") ZfVk. 19, 277. ») RTrp. 12, 396; 14, 346; L e B r a z Légende 1, 424 ff. 10 ) E R E . 4, 428; S c h e r k e Primitive 60 u. 170; ZfVk. 14, 401; 1 5 , 5 ; L i e b r e c h t Z. Volksk. 398 f. ; P a u 1 y - W i s s o w a 3, 333 f. ; C r o ok e Northern India 230 f.; F L . 8, 334 f.; 15, 123 ; Z e l e n i n Russ. Volksk. 326. " ) S i m r o c k Mythologie 1 1 7 f.; B r u n n e r Deutsche Rechtsgeschichte2 1, 1 2 7 ; P a u l y - W i s s o w a 3, 347; E R E . 4, 420; ZfVk. 14, 3 0 f f . ; B o l t e P o l i v k a 3, 490ff. 5 1 1 f.; S c h w e b e l Tod u. ewiges Leben 328 f. ; ZfvglRechtswiss. 33/ 359- 1 ! ) L u c i u s Heiligenkult 25 f. ; W a s m a n s d o r f f Die religiösen Motive der ls Totenbestattung 17 f. ) Meyer Aberglaube 3 5 1 ; K ü h n a u Sagen 1, 44. 46 ff. 56; H a u p t Lausitz 1, 148 Nr. r6g; M e i e h e Sagen 183 Nr. 2 5 1 ; S t e m p l i n g e r Aberglaube 60; M e i e r Schwaben 1, 303; F e i l berg Dansk Bondeliv 2, 128 f. u. 132. u ) B u x t o r f Judenschul 617. 16) B r u n n e r Deutsche Rechtsgeschichte2 1, 244. 246 f.; A m i r a Grundriß 238. 18 ) B o d e m e y e r Rechtsalterth. 176 ff. 17) AfdA. 28, 3 1 5 ff.; SAVk. 26, 145 ff.

2. T e i l - und D o p p e l b e s t a t t u n g kommen in älterer Zeit noch vor. Bei Fürstenleichen wurden etwa Herz, Eingeweide, Kopf oder Gebeine besonders begraben. Dies wird z. B . von Barbarossas Leichnam berichtet 1 8 ). Oder nur der Kopf wurde begraben, wahrscheinlich, weil er als Sitz der Seele g a l t 1 9 ) . Noch Durand erklärt: „Religiosa sunt, ubi cadaver hominis integrum, vel etiam Caput tantum sepelitur . . . corpus vero vel aliquod aliud membrum absque capite sepultum, non facit locum religiosum" 20) (s. Totenschädel). Doppelbestattung kann man es nennen, wenn nach der Verwesung die Gebeine wieder begraben oder sorgfältig in einem B e i n h a u s gesammelt werden. Es scheint noch etwa der Glaube zu herrschen, daß an den Knochen etwas vom Toten haftet (s. Totenknochen). Ein Totengräber legt die Gebeine seiner Verwandten in das Grab eines unschuldigen Kindes mit der Behauptung, das tue den Toten noch im Himmel wohl, und es verkürze die B ü ß u n g 2 1 ) .

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18 ) Chron. d. Otto v. St. Blasien c. 3 5 ; Sitzb. Berlin 1920, 478; L ü n i g Theatr. Ceremon. 2, 765 f.; S i m r o c k Myth. 577; S c h w e b e l Tod u. ewiges Leben 244 f.; W i t z s c h e l Thüringen 2, 1 7 ; S c h u l t z Höfisches Leben 2, 464 f.; noch bei Franz Joseph (nach Zeitungsberichten Nov. 1916). " j D e o n n a Croyances 457; A m i r a Todessir. 2 1 2 ; W e i n h o l d D. heidn. Totenbestattung 42 u. 128; E b e r t Reallex. 4, 455 f.; H e l m Religgesch. 1, 1 3 2 f.; vgl. G r a b e r Kärnten 168 Nr. 218. 20) D u r a n d Rationale (1565) 21b. 21 ) Alpenrosen, ein Schweizer-Almanach 1 8 1 3 , 180; vgl. J ö r g e r Vals 54; E R E . 4, 442; S c h e r k e Primitive 74 ff.; L a m m e r t 109; P a u l y - W i s s o w a

3. 3 5 7 ; ZfVk. 18, 360; R o c h h o 1 z Sagen 2, 159; ZfVk. 14, 3 3 ; A R w . 9, 385 ff.

3. Daß Leute l e b e n d i g begrab e n wurden, findet sich in sagenhaften Berichten; besonders wird es von den alten „ H e i d e n " erzählt, oder es hat den Sinn eines Opfers (Bauopfer) 22 ). Als Rechtsstrafe kam es früher häufig vor 23 ). ") S c h e l l Berg. Sagen 506 Nr. 24; K o r t h Jülich 1 1 7 f.; D e r s. Bergheim 26 f. ¡ M ü l l e n h o f f Sagen 537 Nr. 530; L ü t o 1 f Sagen 2 5 3 ; K u h n Westfalen 106 Nr. 109; K u h n u. S c h w a r t z 72 Nr. 74; T e t z n e r Slaven 377; G r a b e r Kärnten 208 Nr. 2 8 1 ; 423 Nr. 576; vgl. A m i r a Todesstr. 214. " ) G r i m m RA. 2, 274 ff.

4. Schon das G r a b m a c h e n ist mit Gefahr verbunden. Wenn es nicht Aufgabe eines besonderen Totengräbers ist, so besorgen Nachbarn 24 ) oder die Träger 2 5 ) diese Arbeit. In Schwaben und Anhalt kam es vor, daß der jüngstverheiratete Bürger den Totengräberdienst übernehmen mußte, dafür aber jemand anstellte 2 a ). Seltener wurde es durch Verwandte besorgt 27 ), es ist Angehörigen im Gegenteil verboten, beim Graben und Zuwerfen des Grabes beschäftigt zu sein, sonst stirbt bald jemand aus der Familie 28 ). Manchmal bestimmt der Sterbende selbst noch die Leute, die das Grab fertig machen sollen, und keiner darf sich dieser Pflicht entziehen 29 ). Die Grabmacher essen und trinken fleißig; doch darf von den Speisen und Getränken, die man ihnen auf den Friedhof schickt, nichts ins Trauerhaus zurückgebracht werden, sonst stirbt bald jemand aus dem Haus 30 ). Die Nachbarn gössen von dem gespendeten Branntwein ins offene Grab, wenn sie mit der Arbeit

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fertig waren 3 1 ). Es kommt auch vor, daß den Leuten eine Spende an Geld oder Brot und Bier verabreicht wird 32 ). Als Abwehr ist es aufzufassen, wenn zu Beginn oder Ende der Arbeit, oder wenn das Grab zur Hälfte gegraben ist, mit der Glocke ein Zeichen geläutet wird 33 ), oder wenn der Totengräber seine Arbeit mit einem Gebet beendigt 3 4 ). Das Grab darf nicht zu früh gegraben werden, erst am B.tage, sonst hat man vor dem Toten keine R u h e 3 5 ) , oder es soll nicht an einem Tag fertig gemacht werden, die Arbeit muß dreimal unterbrochen und erst am Beerdigungstag fertiggestellt werden, damit der Tote seine Ruhe habe 3 9 ). Schaufelt man alle Erde heraus, so fährt ein feuriger Drache, der „ g e h e n " muß, ins Grab, und das hat die Folge, daß die ganze Ortschaft ausstirbt 37 ). Es liegt hier die Furcht vor bösen Geistern zugrunde, die sich im offenen Grab verstecken könnten. Umgekehrt heißt es auch, man müsse das Grab womöglich noch am Abend des Todestages beginnen, sonst könnte die arme Seele keine Ruhe finden, müsse umherirren oder Angehörige und Totengräber belästigen 38 ); der Tote oder die Seele muß also sofort die Wohnung bereit finden. Stößt einer der Nachbarn beim Grabmachen auf einen Knochen, so stirbt er im selben J a h r 3 9 ) . Wichtig ist auch, daß das Grab tief genug sei; alte Verordnungen verlangen es meist aus sanitären Gründen 4 0 ); es heißt aber auch, der Tote könne sonst umgehen 4 l ) ; drum findet ein spukender Toter Ruhe, als man seine Gebeine tiefer begräbt 4 2 ). Wenn das Grab zu klein gemacht worden, so gehört der Tote nicht hinein, d. h. er ist scheintot 43 ). *4) J o h n Westböhmen 1 7 6 ; Andree Braunschweig 3 1 7 ; ZfVk. 1, 220; W r e d e Eifler Volksk. 1 2 8 ; HessBl. 10, 109; Bavaria 1, 4 1 1 ; ZfVk. 19, 2 7 5 ; G a ß n e r Mettersdorf 87; W i r t h Beiträge 2/3, 6 1 ; F o n t a i n e Luxemburg 1 5 3 ; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 3, 1 1 5 ; S t r a c k e r j a n 2, 218; SchwVk. 12, 5; Volkskunde 1 3 , 98; D i e n e r Hunsrück 1 8 2 ; B o d e m e y e r Rechtsaltertümer 195; Volksleven 8, 17 u. 19; vgl. T h ü r s t o n Southern India 210. •») HessBl. 6, 102;

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ZfVk. 8, 437. " ) B i r 1 i n g e r Volksth. 2, 208; W i r t h Beiträge 2/3, 6 1 ; vgl. Argovia 4, 421. S7 ) D r e c h s l e r Schlesien i, 304; A n d r e e Braunschweig 3 1 7 ; S c h u l l e r Progr. v. Schäßb. 1863, 6 1 ; L e B r a z Légende 1, 294; B r a n d Pop. Ant. 2, 240; vgl. Globus 89, 197. 28 ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 98; Graubünden mündl. JS) T e t z n e r Slaven 160. 30) HessBl. 6, 102 ; W i t z s c h e l Thüringen 2, 259 ; W i r t h Beiträge 2/3, 6 1 ; vgl. F r a z e r 3, 142. 31 ) W i t z s c h e 1 Thüringen 2, 258 f. 32) Bavaria i, 411 ; Graubünden mündl. 33) HessBl. 6, 102; B r u n n e r Ostd. Vk. 192; L e B r a z Légende 1, 3 5 7 ; O t t e Glockenhunds 41 ; Volksleven 8, 20; ZfVk. 30/32, 119. u ) H ö h n Tod 348; vgl. ZfVk. 18, 368; vgl. F r a z e r 3, 141 f.; ZfEthn. 8, 190; Globus 69, 90. 3S) G r i m m Myth. 3, 469 Nr. 935; T e t z n e r Slaven 85; Volksleven 8, 19. 36) H ö h n Tod 344; D r e c h s l e r Schlesien 1, 288; Panzer Beitrag 1 , 2 6 3 . s ') H ö h n Tod 344; L e B r a z 3S Légende 2, 3 1 2 ; ZföVk. 7, 122. ) Höhn Tod 326. 3») ZfrwVk. 15, 109. 40) L a m m e r t n i ; Zürcher Stadtbücher 1, 62; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 178 f.; HessBl. 24, 88 f. ") W u t t k e 466 § 739; SAVk. 2 1 , 5; S t r a c k e r j a n 1, 196. " ) G a n d e r Niederlausitz 83 Nr. 2 1 1 . 43 ) Bern schriftl.

5. Ein o f f e n e s G r a b ist gefährlich; denn, wie oben bemerkt, können sich böse Geister drin verbergen, besonders wenn es über Nacht offensteht 4 4 ), speziell über die Neujahrsnacht 4 5 ). Dasselbe ist wohl gemeint, wenn es heißt, es sterbe bald jemand, falls der Mond in ein offenes Grab scheine 4 6 ). Man legt daher Bretter drauf 47) oder einen schwarzgestrichenen Deckel als Schutz gegen böse Geister 4a). Der Gräber muß seine Grabwerkzeuge kreuzweis drüber legen, dann haben die Hexen keine Macht über das Grab 4 9 ). Fällt eines der Werkzeuge hinein, so stirbt bald jemand aus der Familie; Hacke oder Schaufel weisen auf Mann oder Frau wie beim Grabschließen M ). Besonders über Sonntag soll kein Grab offen sein, sonst stirbt noch in derselben Woche jemand aus der Pfarre 5 1 ), oder in den nächsten 4 Wochen 6 2 ), speziell ein Verheiratetes 53 ). Auch über Freitag soll kein Grab offen sein, sonst erfolgt in der nächsten oder in den 3 folgenden Wochen ein Todesfall fi4), ebenso wenn am Karfreitag ein Grab offen steht 55 ), und wenn dies in den Zwölften der Fall ist, gibt es im nächsten J a h r viel Leichen 5 6 ). Weiteres siehe bei B.zeit (HI, 4)-

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Ist während einer Hochzeit ein G r a b offen, so stirbt bald ein Teil des B r a u t paares, oder die K i n d e r werden ihm sterben S7 ), im T h u r g a u heißt es: B r u t und Bohr, Lieh übers J o h r 5 8 ) . Der Mann stirbt zuerst, wenn ein weibliches oder auch ein männliches G r a b offen i s t M ) . Ist a m T a u f t a g ein Grab offen, so stirbt der T ä u f l i n g bald s®). R e g n e t oder schneit es in ein offenes Grab, so stirbt bald wieder j e m a n d 6 1 ) . W a s die W i t t e r u n g beim B. für das Schicksal der T o t e n bedeutet, siehe unter B . w e t t e r (unten IV). • ") Köhler Voigtland 442 ; vgl. K ü h n a u Sagen 3, 255. 45) Z A l p V . 54, 14. " ) P o 1 1 i n g e r Landshut 295 ; vgl. S c h i l l e r Braut v. Messina V. 2611. 47) C a m i n a d a Friedhöfe 40. 18 ) Bern schriftl. Zingerle Tirol 50; W u t t k e 467 § 740; M ü l h a u s e 80; K n o o p Hinterpommern 166; K u h n Westfalen 2, 52 Nr. 147. M ) Ebd. M ) B a u m g a r t e n Aus der Heimat 3, 103; W u t t k e 467 § 740; T h i e r s Traité (1679), 270; B F . 2, 364. S2) M e i e r Schwaben 2, 491; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 395; W u t t k e 214 § 299; S t a u b e r Zürich 1, 30; Schweizld. 2, 677; L ü t o 1 f Sagen 552; S A V k . 21, 201 ; H ö h n Tod 345; RTrp. 15, 152. " ) H ö h n Tod 345. '*) Reiser Allgäu 2, 313; H ö h n Tod 344; RTrp. 15, 152; vgl. L e B r a z Légende 1, 357. " ) B i r 1 i n g e r A us Schwaben 1, 386. " ) W u 1 1 k e 215 § 300. " ) P o l l i n g e r Landshut 256; Baumgarten Aus der Heimat 3, 93 ; MschlesVk. 11, 94; R o t h e n b a c h Bern 47 Nr. 438; S t r a c k e r j a n i , 31; K ö h l e r Voigtland 438; D r e c h s l e r Schlesien 2, 200; J o h n Erzgebirge 96; J o h n Westböhmen 181 ; Lammert 154; S A V k . 21, 50; Peter österr.-Schlesien 2, 226. 68 ) Mündl. 68) J o h n t0 Erzgebirge 96. ) K ö h l e r Voigtland 436; J o h n Erzgebirge 62; vgl. H ö h n Tod 270; M e n s i n g Schlesw. Holst. Wb. 1, 754. " ) Z f V k . 14, 429; 8, 290; H ö h n Tod 344.

6. Das S c h l i e ß e n d e s G r a b e s ist ein wichtiger Augenblick, weil nun der Tote endgültig in seine neue W o h nung verwiesen wird und man sorgen muß, daß j a nichts unterlassen werde, ihn darin festzuhalten. Nicht mit dem Tod, sondern erst mit der B e s t a t t u n g erfolgt die T r e n n u n g des T o t e n v o n den Lebenden. Das Grab wird noch manchmal im Beisein der T r a u e r v e r s a m m l u n g geschlossen, die Träger besorgen es, indem sie ein Kirchenlied singen, oder die j ü n g sten Männer des Geleites 6 2 ), bei den

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J u d e n die männlichen Glieder der Ge* meinde 63 ). Der Rest einer älteren Sitte, daß alle Angehörigen, das ganze Gefolge oder die ganze Gemeinde, sich am Z u s c h ü t t e n des Grabes beteiligen m u ß t e n M ), wie es noch in einer K ä r n t n e r S a g e v o r k o m m t , wo jeder Soldat einen H e l m voll E r d e auf einen T o t e n w i r f t 6 S ) , ist wohl in d e m weitverbreiteten B r a u c h erhalten, d e m T o t e n einige H a n d v o l l Erde nachzuwerfen. Der Priester 6S), die V e r w a n d t e n 67) oder alle Teilnehmer M ) werfen eine oder 3 H a n d oder Schaufeln voll E r d e in Kreuzesform 69) auf den Sarg, d a m i t man den T o t e n leichter vergesse 7 0 ), um die R u h e des Toten zu b e f ö r d e r n 7 1 ) , d a m i t der Verstorbene weniger Langeweile habe 72 ), in Bulgarien, damit die V e r w a n d ten hiermit die Seele l o s k a u f e n 7 3 ) . Die Seele v e r l ä ß t den L e i c h n a m , w e n n der Priester eine Handvoll E r d e ins G r a b w i r f t 7 4 ) . Zwar wird dabei der W u n s c h ausgesprochen: „ M ö g e dir die E r d e leicht sein", und es k o m m t vor, daß sogar zuerst Heu auf den Sarg geworfen wird, damit diesem W u n s c h Genüge getan werde 7 5 ); doch wird der wahre Z w e c k im Gegenteil sein, den Toten f e s t z u h a l t e n 7 6 ) ; darum sind vielleicht auch die V e r w a n d t e n als die a m meisten Gefährdeten v o n der P f l i c h t ausgenommen 7 7 ). Bei den Huzulen sprechen die 2 Männer, die zuerst eine Schaufel voll Erde ins Grab werfen: „ D a m i t du nicht w e g l ä u f s t " u n d : „ D a m i t du nicht heraufsteigst" 7 8 ). N a c h dänischem Glauben soll das Gebet des Geistlichen den T o t e n ins Grab bannen 7 8 ). A u c h K r ä n z e und Blumen werden hinuntergeworfen W e n n man v o n der Erde, die der Priester ins Grab geworfen, nimmt, sie in der Messe segnen läßt und über die Kirchtürschwelle legt, so können H e x e n nicht drüber gehen, ein Glaube, der von der Friedhoferde (s. d.) her übertragen ist 8 1 ). Die Männer, manchmal nur V e r w a n d t e und Träger, müssen mit entblößtem H a u p t das Grab umstehen. Die Ange^ hörigen bleiben bis zuletzt auf dem Kirchhof, oder sie gehen zuerst hinaus 8 2 ), Als Vorsichtsmaßregel aufzufassen ist

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es auch, wenn die Trauernden das G r a b dicht umstellen müssen, weil sonst b a l d j e m a n d nachstürbe 8 3 ), oder daß f r ü h e r 2 Träger beim Zuschütten zugegen sein mußten, f ü r den Fall, daß etwas v o r kommen sollte 8 4 ). Über das K l a g e n der Angehörigen, das die Wichtigkeit des Vorgangs beweist, siehe Totenklage. Kirchliche Maßnahmen, die R u h e des Toten zu sichern, sind das Besprengen des Grabes mit Weihwasser, im Wallis mit der Absicht, daß Gras und B l u m e n darauf gedeihen 8 5 ), das Aufstellen des Grabkreuzes 8 6 ), und auch wohl das A n dauern des Glockengeläutes, bis die letzten Rasenstücke aufs G r a b gelegt sind 8 7 ). Das Grab muß geschlossen bleiben, der Tote darf nicht herauskommen; es ist ein schlimmes Zeichen, wenn eine Stelle des Grabes sich nicht schließen will 8 8 ). Darum werden noch verschiedene Maßregeln ergriffen. Wird einer in einem Erbbegräbnis beigesetzt, so muß man den Schlüssel wegwerfen, sonst sterben die andern bald nach 89 ). Schaufel oder Spaten und H a c k e werden nach dem Zuschütten des Grabs darein gesteckt oder kreuzweise d r a u f g e l e g t w ) , d a m i t der Tote R u h e habe und der Böse nicht Macht darüber e r l a n g e 9 1 ) . Das zuletzt benutzte oder hingeworfene Werkzeug deutet auf das Geschlecht der nächsten Leiche, meist bedeutet Hacke — Mann, Schaufel = F r a u ® 2 ) ; dasselbe gilt j e nach dem Werkzeug, das beim Zuschaufeln zuerst benützt wird 93 ). Die R i c h t u n g , in der zuletzt gehauen wird, oder in der der Schaufelstiel liegt, zeigt an, woher die nächste Leiche kommen wird M ) . Geräte, die beim Grabmachen benutzt worden sind, werden unrein, oder erhalten Z a u b e r k r a f t 9 5 ) . Auch die B a h r e bleibt 8 Tage, oder B a h r e samt W e r k zeugen einige T a g e 96 ) auf dem G r a b stehen, damit der Tote nicht wiederkomme w ) ; ferner ebenfalls das Heck mit den K r ä n z e n 9 8 ) . In S a r g a n s wird ein D e c k e l , in H a n n o v e r ein schwarzes Holzkreuz in R a h m e n auf das fertige G r a b gelegt 9 9 ); in Braunschweig wurde ein Totengestell aus Weidenruten, mit

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buntem Papier umwickelt und einer W e t t e r f a h n e aus Knittergold an der Spitze, aufgepflanzt. A n andern Orten geschieht dies nur bei ledigen Toten (s. Totenkrone); auch eine A r t Netz von f a r b i g e m Papier wird übers G r a b gelegt 1 0 °). Auch als Abwehr zu verstehen ist es wohl, wenn Kohlenstaub, Hammerschlag oder Eisenfeilspänc a u f s G r a b gestreut 1 0 1 ) und brennende Lichter aufgestellt werden. Wenn im K t . Graubünden die B u t t e r aus der L a m p e , die bei der Totenwache b r e n n t , a u f s fertige G r a b geschüttet wird, muß man es eher als Totenspeisung b e t r a c h t e n 1 0 8 ) . Nach Durand wurden „ins Grab Weihwasser, Weihrauch und K o h l e geworfen, letztere „ q u o d terra illa ad communes usus amplius redigi non potest. Plus enim durat carbo sub terra quam a l i u d " 1 0 3 ) . Das Verschließen des Grabes sollte wohl auch dadurch verdeutlicht werden, daß man die ausgestochenen Rasenstücke über dem Grab sorgfältig zusammenlegte, oder ein R a s e n s t ü c k auf den P l a t z setzte, wo das Gesicht l a g 1 0 4 ) . Daß solche Vorkehrungen zur A b w e h r dienen, ersieht man deutlicher aus den Ausnahmeriten, besonders bei W ö c h n e r i n n e n . In Schlesien wurden anfangs des 18. J h . s ihre Gräber mit „ G e g i t t e r " u m g e b e n 1 0 5 ) , in neuerer Zeit werden vier Holzpflöcke ins Grab geschlagen und durch weiße Leinenbänder oder F a d e n verbunden, das soll die R u h e der Toten sichern 1 0 6 ). Oder es wurde ein Garngewinde um 4 a u f s Grab gesteckte Spindeln geschlungen, ein sog. Garnschneller, den die Tote bei ihrer kirchlichen Aussegnung zu opfern gehabt hätte 1 W ). A n d e r s w o wurde das Bettuch, worauf sie verstorben, a u f s Grab gelegt, 3 Löcher hineingeschnitten und das Tuch mit Pflöcken oder Steinen befestigt; es blieb auf dem Grab, bis es vermodert w a r 1 0 8 ) ; in Meiderich wurde nur ein weißes L ä p p c h e n mit Schleifen an den 4 Enden aufs Grab gelegt 109 ). In Graubünden müssen einige J u n g f r a u e n während der Leichenrede das weiße Tuch, das man sonst ums B e t t der Wöchnerin hängt, über ihr offenes G r a b h a l t e n 1 1 0 ) . Tote Wöchnerinnen kehren

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besonders gern zurück, sie gehörten früher bei uns wie heute noch bei andern Völkern zu den gefürchteten Toten, nach Burchard v. Worms wurden ihre Leichen gepfählt. Die F ä d e n und Tücher sollten also wohl denselben Z w e c k erfüllen wie anderswo aufs Grab gelegte Dornbüsche m ) (vgl. Grabbeigabe A 7). A u c h Gräber u n g e t a u f t oder sehrfrüh v e r s t o r b e n e r K i n d e r (die nach weitverbreitetem Glauben als Irrlichter herumstreifen müssen) wurden ähnlich verwahrt, indem man eine Windel drauf befestigte, auch Tränentüchlein g e n a n n t 1 1 2 ) . Fetzen davon hatten Heilkraft, besonders gegen Zahnweh 1 1 3 ) . Drastische Mittel, um den Toten im Grab zu halten, waren außer dem P f ä h len das Bedecken mit Gestrüpp oder D o r n e n , das man gegen gefährliche Tote anwandte. E s hat sich beim Lebendigbegraben von Verbrechern bis übers Mittelalter hinaus erhalten. Mit dieser Dornenbedeckung wird man auch das Pflanzen von Dornbüschen auf Gräbern zusammenstellen müssen, wie es noch in Bosnien v o r k o m m t 1 1 4 ) ; noch deutlicher ist der Z w e c k ersichtlich, wenn in Bulgarien eine Vampirleiche mit wilden Dornrosen umgürtet wurde, um ihr das Aufstehen zu verunmöglichen l l s ) . ,2 ) - H ö h n Tod 347; J e n s e n Nordfries. Inseln 345; G a ß n e r Mettersdorf 93; Z f V k . 8, 437. ••) H ö h n Tod 347; vgl. B u x t o r f Judenschul 608. •*) R o s é n död och begravning n ; F e i l b e r g Dansk Bondeliv 2, 118 ; W e 1 1 h a u s e n Reste 180; Z f V k . 14, 34; K r ü n i t z Encyclop. 73, 6 1 5 ; K o c h Animismus 96; ZfEthn. 30, 354; E R E . 4, 437. •«) G r a b e r Kärnten 399 Nr. 552. ••) Egerl. 9, 3 2 ; J o h n Westböhmen 176; S e e f r i e d - G u l g o w s k i 223; J e n s e n Nordfries. Inseln 344 ; B r a n d Pop. Ant. 2, 284; Globus 69, 198; L e B r a z Légende 1 , 365. •') Bern u. Graubünden schriftl.; SAVk. 24, 63; Z f V k . 6, 4 1 0 ; G a ß n e r Mettersdorf 93 ; Z f V k . 14, 30 ff. ; ZföVk. 7, 1 2 3 ; M e y e r Baden 594; Volksleven I i , 57; F e i I b e r g Dansk Bondeliv 2, 1 1 8 ; T h u r s t o n Southern India 166. " j B r f l c k n e r Reuß 195; G r i m m Mythol. 3, 458; Globus 78, 322; L e m k e Ostpreußen 2, 279; W i r t h Beiträge 2/3, 66; J o h n Erzgebirge 1 2 8 ; F o n t a i n e Luxemburg 1 5 3 ; H ö h n Tod 346; B F . 2, 363; ZföVk. 10, 106. ••) N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 163. 70) K ö h -

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1 e r Voigtland 254. " ) G r i m m Mythol. 3, 458; W i r t h Beiträge 2/3, 66. ' a ) S A V k . 24, 63. '«) Z f V k . 14, 34. '«) S e e f r i e d - G u l g o w s k i 223; vgl. L e B r a z Légende r, 2 1 1 u. 234; RTrp. 12, 447; S é b i l l o t Folk-Lore 3, 250; A n d r e e Juden 184; F L . 18, 366. " ) Z f V k . 1 3 , 390; vgl. B F . 2, 362. , 0 ) NieddZ. 1 , 93 ff. ; Z f V k . 14, 30; vgl. S c h e r k e Primitive 64; H e y l Tirol 3 1 3 Nr. 130. " ) MschlesVk. 3, 7. 78) Globus 69, 91 ; vgl. Z e 1 e n i n Russ. Volksk. 326. ™) F e i 1 b c r g Dansk Bondeliv 2, 1 1 9 u. 1 3 2 ; vgl. ZföVk. 10, 106. i0 ) J o h n Erzgebirge 128; B r a n d Pop. Ant. 2, 3 1 2 ; RTrp. 1 1 , 3 1 1 . 81 ) Theatrum Diabol. (1569), 1 2 1 » ; B F . 2, 363. •*) H ö h n Tod 346 f.; vgl. G a ß n e r Mettersdorf 93; B r a n d Pop. Ant. 2, 274. " ) D r e c h s l e r Schlesien 1 , 304. •*) H ö h n Tod 347; vgl. MschlesVk. 25, 1 2 4 ; " ) O s e n b r ü g g e n Wanderstudien 4, 24; H o m e y e r Dreißigste 1 5 6 ; B F . 2, 363 ; Z f V k . 18, 367; SchwVk. 17, 13. " ) N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 1 7 1 ; T h a l h o f e r Liturgik 2, 473. »') SAVk. 1 , 46; W i r t h Beiträge 2/3, 63. M ) ZfdMyth. i , 189; M e i c h e Sagen 522 Nr. 668; K ü h n a u Sagen 1 , 183 f. 6e) K u h n Mark. Sagen 387 Nr. 1 0 1 = W u 1 1 k e 468. ,0 ) HessBl. 6, 102; B a r t s c h Mecklenburg 2, 98; E n g e l i e n u . L a h n 249; W i r t h Beiträge 2/3, 63; vgl. F e i l b e r g Dansk Bondeliv 2, 1 1 9 . H ) W i t z s c h e l Thüringen 2, 253. •*) E n g e I i e n u. L a h n 249; B a r t s c h Mecklenburg 2, 98; K n o o p Hinterpommern 1 6 7 ; SAVk. 1, 46; W u 1 1 k e 2 1 4 § 299; Wallis u. Graubünden schriftl. ; W o l f Beiträge 1, 2 1 5 f.; K u h n Westfalen 2, 51 Nr. 146; W i r t h Beiträge 2/3, 52. , 3 ) J o h n Erzgebirge 1 1 7 ; K u h n u. S c h w a r t z 436 Nr. 303; L a m m e r t 106. " ) K u h n Märk. Sagen 368; G a ß n e r Mettersdorf 8 1 ; R o c h h o l z ,ä Glaube 1,198; W u 1 1 k e 2 1 4 § 299. ) W i r t h Beiträge 2/3, 63; K r a u ß Relig. Brauch 1 3 5 ; S c h e r k e Primitive 74 ; vgl. W i t z s c h e l Thüringen 2, 129; F e i 1 b e r g Dansk Bondeliv 2, 1 1 9 . " ) Z f V k . 8, 437; W i r t h Beiträge 2/3, 63; A n d r e e Braunschweig 3 1 8 ; K r ü n i t z Encyclop. 73, 4 1 1 ; Z e l e n i n Russ. Volksk. 326. •') ZfVk. 13, 390. M ) S a r t o r i Sitte u. Brauch 1 , 1 5 7 ; vgl. B F . 3, 32; F e i l b e r g Dansk Bondeliv 2, 1 1 9 . M) SAVk. 6, 4 1 ; T e t z n e r Slaven 376; vgl. R e i s e r Allgäu 2, 304. 1M ) A n d r e e Braunschweig 3 1 8 ; HessB l . 1 0 , 1 1 2 ; Volksleven 8, 20; 10, 75; vgl. ZföVk. 6, 65. 1 0 1 ) Schweizld. 3, 1 0 1 4 ; H o v o r k a K r o n f e l d i , 188 f.; R e i s e r Allgäu 2, 304; vgl. Z e l e n i n Russ. Volksk. 326. 102 ) R e i s e r Allgäu 2, 304; vgl. ZfVk. 17, 375 ff. ; SAVk. 14, 81. 103 ) D u r a n d Rationale (1565) 454; vgl. Z f V k . 18, 367. 1) J o h n Erzgebirge 128; M e n s i n g Schlesw.Holst.Wb. 1, 754. 13°) T e t z n e r Slaven 375. l s l ) K e l l e r Grab d. Abergl. 3, 57. m ) T e t z n e r Slaven 239. 133 ) H a r t m a n n Dachau u. Bruck 228. m ) Unoth 1, 189; S t o l l Zauber glauben 141 f. 1S6 ) ZfrwVk. 15, 110; MschlesVk. 8, Heft 15, 74; F o g e 1 Pennsylvania 126 Nr. 577; B r ü c k n e r Reuß 195; R e i s st Allgäu 2, 314; M e i e r Schwaben 2, 511; H ö h n Tod 357; S A V k . 12. 214; L a m m e r t 107; B i r l i n g e r Volksth. 1, 474; Z i n g e r l e Tirol 47; S c h u l t z Alltagsleben 235; Schweizld. 2, 352; K u h n Westfalen 2, 52 Nr. 148. l s ') M e y e r Baden 595 = Ko chholzGlaube 1, 203. 187 ) D r e c h s l e r x, 305. laa ) G r o h m a n n 193. 13 ') H ö h n Tod 357; umgekehrt RTrp. 15, 152. II.

B.ort.

I. Der B . o r t ist w i c h t i g , weil bei E i n h a l t u n g aller R i t e n der T o t e oder die Seele a n den Ort, w o der K ö r p e r liegt, g e b a n n t bleibt. J e n a c h den G e f ü h l e n , die m a n b e i m T o t e n v e r m u t e t , oder die die Ü b e r l e b e n d e n i h m g e g e n ü b e r h a b e n , w i r d m a n den B . o r t w ä h l e n , f a l l s ihn n i c h t der V e r s t o r b e n e z u Lebzeiten s e l b s t b e s t i m m t hat wie H r a p p r in der L a x d a e l a s a g a 1 4 0 ). In alter Z e i t scheinen G r ä b e r u n d F r i e d höfe an S t r a ß e n und K r e u z w e g e n gelegen zu h a b e n ; s p ä t e r galt e n letztere als e n t e h r e n d e B . p l ä t z e 1 4 1 ) (s. S e l b s t m ö r d e r ) . S e i t der E i n f ü h r u n g des C h r i s t e n t u m s s u c h t e m a n i n oder b e i d e r K i r c h e b e g r a b e n zu w e r d e n l 4 2 ) , u n d bis ins 19. J h . hielt sich der B r a u c h , d a ß v o r n e h m e P e r s o n e n u n d Geistliche in der K i r c h e oder w e n i g s t e n s a u ß e n a n der M a u e r b e g r a b e n w u r d e n 1 4 3 ) . In G r a u b ü n d e n soll es bis in die neueste Z e i t v o r g e k o m m e n sein, d a ß alle L e u t e in der K i r c h e b e g r a b e n w u r d e n (mündl. M i t t . ) . B . in der K i r c h e sollte es der Seele erleichtern, in den H i m m e l z u k o m m e n 1 4 4 ). W e n n dies nicht m ö g l i c h w a r , so w o l l t e

992

m a n w e n i g s t e n s in g e w e i h t e r E r d e , im Friedhof (s. d.) ruhen. N u r in A u s n a h m e f ä l l e n und in S a g e n f i n d e n wir andere B . o r t e . N a c h m ü n d lichen M i t t e i l u n g e n w u r d e n i m l e t z t e n Jahrhundert i m T h u r g a u und Bern Frühg e b u r t e n und u n g e t a u f t e K i n d e r n a c h t s im K e l l e r beerdigt, in S c h l e s i e n (16. Jh.) unter der S c h w e l l e 1 4 4 a ) . D i e T i r o l e r Sage b e r i c h t e t , m a n h a b e in alter Z e i t ein K i n d g e t ö t e t u n d u n t e r dem H e r d b e g r a b e n , das h a b e G l ü c k geb r a c h t 1 4 s ) ; nur k o m i s c h g e m e i n t ist j e d e n f a l l s d e r S p r u c h der P e n n s y l v a n i a D e u t s c h e n : W e n n der K o c h s i c h t o t f r i ß t , b e g r ä b t m a n ihn u n t e r d e m H e r d 1 4 6 ) . S a g e n h a f t ist a u c h das B . bei oder in dem H a u s bei b o s h a f t e n M e n s c h e n a n g e w e n d e t ; sie w e r d e n d a d u r c h des V o r teils der g e w e i h t e n E r d e b e r a u b t u n d a n ihr H a u s g e b a n n t 1 4 7 ) . (Vgl. A r m e Seelen.) S c h r e u e r v e r m u t e t , die S i t t e der F r i e sen i m 13. Jh., den L e i c h n a m eines E r schlagenen i m H a u s e ü b e r d e n R a u c h z u h ä n g e n , bis B l u t r a c h e g e ü b t w a r , sei noch ein R e s t des B r a u c h s , den T o t e n i m H a u s e z u b e h a l t e n u n d zu b e s t a t t e n 1 4 8 ) . U m eine alte B e s t a t t u n g s a r t h a n d e l t es sich w o h l a u c h , w e n n AlboinsLeiche u n t e r e i n e r T r e p p e a m P a l a s t b e g r a b e n w u r d e ; der T o t e w u r d e als H ü t e r des P a l a s t e s b e t r a c h t e t 1 4 9 ) ; ein A u s n a h m e r i t u s w a r am P l a t z aus zwei G r ü n d e n : es betraf einen K ö n i g und einen g e w a l t s a m G e t ö t e t e n . E i n ähnlicher A u s n a h m e r i t u s einem t o t e n K ö n i g g e g e n ü b e r w a r es w o h l , w e n n die F l u ß b e t t W e s t g o t e n den A l a r i c h i m des B u s e n t o b e g r u b e n u n d den F l u ß wieder d r ü b e r l e i t e t e n ; g e n a u dasselbe V e r f a h r e n , a u c h beim T o d e eines H ä u p t lings, w i r d a u s A f r i k a b e r i c h t e t , s o g a r m i t derselben B e g r ü n d u n g : d a ß m a n d a d u r c h die G r a b s t e l l e geheimhalten wolle 150 ). U n d in einer j ü d i s c h e n S c h r i f t des M A . ( T o l e d o t h J e s c h u ) h e i ß t es, J u d a s h a b e die L e i c h e Christi in seinem G a r t e n unter einem W a s s e r f l u ß begraben, d e n er z u e r s t a b - u n d d a n n wieder darüber geleitet h a b e 1 S 1 ). D e r ursprüngliche G r u n d w i r d w o h l in einer A b w e h r des m ä c h t i g e n T o t e n d u r c h das W a s s e r

993 liegen, eine Vereinigung von und Wegschwemmen 1 5 2 ).

Begräbnis

Begraben

1'») c . 17; ZfvglRw. 34, 102 ff.; ZfrwVk. 14, 1 ff.; E R E . 4, 422; Urquell 3, 118. »») E R E . 2, 2 6 f f . ; MschlesVk. 1 1 , 74; A m i r a Todessir. 14i 215. ) Lippert Christentum 263 f.; P f a n n e n s c h m i d Weihwasser 6 1 ; K o n d z i e l l a Volksepos 37; HessBl. 24, 65 ff.; W e t z e r u. W e l t e 7, 718 f.; H e r z o g - H a u c k 10, 494; P a u l u s D i a c o n u s 4, 47. 143 ) MschlesVk. 25, 87; C a m i l l a d a Friedhöfe 22; N i d e r b e r g e r Unterwalden 3, 1 7 7 ; SAVk. 24, 75; O s e n b r ü g g e n Der Gotthard (1877) 1 1 2 ; P u p i k o f e r Gesch. d. Thurgaus* 2, 805. 144 ) K e l l e r Grab d. Abergl. 3, 104; 5, 4; L u c i u s Heiligenkult 305. 144 ») MschlesVk. 27, 143. 14S ) H e y 1 TtVo/ 597 Nr. 59; vgl. S c h r ä d e r Reallex,s 1, 334; F r a z e r 1, 104 f. 14«) F o g e 1 Pennsylvania 187 Nr. 909. 14 ') M ö l l e n h o f f Sagen 191 Nr. 262; E i s e t Voigtland 225 Nr. 572. 14S ) ZfvglRw. 34, 91. 105. 128 f.; vgl. ZfEthn. 42, 2 3 1 ; E R E . 4, 423; W e i n h o l d Altnord. Leben 502 f. 14») ZfvglRw. 34, 102 ff.; K o c h Animismus 78 ff.; ZfEthn. 30, 352. 150 ) J o r d a n e s c. 30; S p e n c e r Prinzipien 1, 199; R a t z e l Völkerkunde 1, 1 2 1 ; Journal Anthrop. Instit. 15, 65 f.; F r a z e r 3, 15. 151 ) S c h w a r t z Volksglaube 2 7 1 ; The Jewish Encyclopedia 7, 170; vgl. Arch. f. Anthrop. N F . 12, 190 f. 1 5 i ) Vgl. E R E . 4, 4 2 1 ; B r u n n e r D. Rechtsgesch.1 1, 249 f.; Germania 17, 215.

2. Besondere B.orte erhielten auch Verbrecher, Hingerichtete, Selbstmörder, Andersgläub i g e , in christlicher Zeit immer in dem Sinne, daß ihnen die geweihte Erde und somit jede Hilfe zur Erlangung des Seelenheils verweigert w u r d e 1 S 3 ) . Doch geht aus den Spukgeschichten klar hervor, daß man den Toten damit an einen besonderen Ort gebannt glaubte. B.ort der Verbrecher ist meist die H i n r i c h t u n g s s t ä t t e , der S c h i n d a n g e r (vgl. Selbstmörder). Wenn geländete Leichen nicht im Friedhof, sondern im D ü n e n s a n d begraben wurden, so kommt dies wohl von der Furcht der Leute, es könnte sich um einen Selbstmörder oder um einen auf andere „schlechte" Art Verstorbenen handeln 1 S 4 ). Über Unterschiede, die man auch beim B. innerhalb des Friedhofs machte, siehe Friedhof. Ein in Sagen und Legenden häufig vorkommender Zug sind die w e i s e n B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube I.

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d e n T i e r e , die anzeigen, wo der Tote begraben sein will. Oder der Tote findet, wohl mit göttlicher Hilfe, selbst den Weg, wie die Leichen, die man der Sage nach im Sarg die Rhone hinunterschwimmen ließ, bis sie von selbst bei Arles in Alischanz ( = Campus Elisius) haltmachten und in dem besonders geheiligten Friedhof begraben wurden 1 S 5 ). 1,s ) R G G . i 1 , 1 0 1 1 ; K l a p p e r Erzählungen 1 1 4 Nr. 104; 164 Nr. 1 7 1 ; vgl. R o s 6 n Dödsrike 5 7 . 6 7 ; Z e l e n i n Russ. Volksk. 328 f. I54 ) J e n s e n Nordfries. Inseln 352; vgl. M e y e r Baden 595; F e i l b e r g Dansk Bondeliv 2, 132. 155 ) L i e b r e c h t Gervasius 3, 90; M a n n h a r d t Germ. Mythen 360.

I I I . B . z e i t. I. Hie und da erkennt man noch, wie sich die zwei Auffassungen bekämpfen: entweder den Toten, dessen Unreinheit man fürchtet, möglichst schnell zu begraben, oder ihn möglichst lange bei sich zu behalten, im Glauben, er könnte übergroße Hast übel empfinden, man müsse der Seele Zeit lassen, sich vom Körper zu trennen; die Ausführung der verschiedenen Riten beansprucht an sich schon eine gewisse Zeit. Nach kirchlicher Lehre soll eine Frist eingehalten werden, damit man sicher den Tod konstatieren könne 1 5 6 ). Vielleicht liegt in älteren, obrigkeitlichen Verboten, den Toten vor Ablauf einer bestimmten Frist zu bestatten, ein Hinweis, daß das Volk es eilig h a t t e 1 5 7 ) . Bei Wasserscheuen gestattete die württembergische Regierung rasche Beerdigung 1 5 8 ). Lange Fristen bis zu 5 Tagen kamen im Bergischen vor, und in Württemberg wird ausnahmsweise eine Wöchnerin, deren Kind lebt, 3 Nächte im Hause behalten, andere Tote nur 2, vielleicht eine Vorsichtsmaßregel, um ihre Wiederkehr unnötig zu machen 159 ). 15s ) ZfVk. 1 1 , 19 ff.; 14, 23; A n d r e e Juden 165. 184; W e l l h a u s e n Reste 178; ZföVk. 7, 1 2 2 ; B r a n d Pop. Ant. 2, 249; T h a l h o f e r Liturgik 2, 466; T h u r s t o n Southern India 207. 157 ) L a m m e r t 1 1 2 ; F r i c k a r t Kirchengebräuche 139; B o d e m e y e r Rechtsalterth. 188 f.; K r ü n i t z Encyclop. 73, 172 (damit der Tote zur Ruhe komme). 15®) B i r l i n g e r . i 4 w s Schwaben 2, 318. 15>) ZfrwVk. 5, 258; H ö h n Tod 334.

32

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Begräbnis

2. Als Tageszeit wird meist der V o r Morgenm) m i t t a g 16°), auch der gewählt, selten der N a c h m i t t a g 1 6 2 ) . Man zog wahrscheinlich die zunehmende H ä l f t e des T a g e s vor. A b e n d s oder n a c h t s werden nur besondere T o t e begraben. So die Selbstmörder. Kleine (ungetaufte) K i n d e r werden abends, während des Abendläutens, oder nachts b e s t a t t e t 1 6 3 ) , ein A b o r t u s wird nachts auf den K i r c h hof gebracht und neben einem Freunde b e g r a b e n ; man darf dabei niemand grüßen, dem man b e g e g n e t 1 6 4 ) . A b e n d und N a c h t werden wohl als gefährlich f ü r den T o t e n oder auch f ü r das Gefolge angesehen 1 6 5 ). "«) Wallis, Thurgau schriftl.; Schönwerth Oberpfalz 1, 253; ZföVk. 4, 268; H ö h n Tod 335; S A V k . 25, 72; R e i s e r Allgäu 2, 298; S p i e ß Frank. Henneberg 154; S e e f r i e d - G u l g o w s k i 222; Bir1 i n g e r Aus Schwaben 2, 315. 181 ) Unterwaiden u. Luzern schriftl.; v. R o d t Bern i. lg. Jh. 91 ; ZföVk. 4, 294; ZfrwVk. 4, 280; W r e d e Ei)ler Volksk. 127; H ö r m a n n Volksleben 427; B e c k e r Pfalz 237 f. 1 M ) G a ß n e r Mettersdorf 90; ZfrwVk. 5, 255. 163) G a ß n e r Metlersdorf 86; S t r a c k e r j a n r, 33; J. S t a f f e l b a c h Reiseskizzen (Luzern 1882) 3 1 ; vgl. L e B r a z Légende 2, 36; L ü t o l f Sagen 554; Wallis, Graubünden, Thurgau mündl. Mitt. 1 M ) J e n s e n Nordfries. Inseln 341. "«) RTrp. 15, 152; F F C . 41, 96; E R E . 4, 426; P a u l y - W i s s o w a 3 , 336; S c h e r k e Primitive 62.

3. Gewisse T a g e werden für B . vorgezogen oder vermieden: So ist der Sonnt a g beliebt 1 6 6 ), gemieden werden Mont a g 1 8 7 ) , Mittwoch 1 6 8 ), F r e i t a g 1 6 9 ) , Samst a g 170 ), sonst stirbt j e m a n d aus der Familie oder aus dem D o r f 1 7 1 ) , oder es wird eine Ehe durch T o d geschieden (Mittwoch oder Freitag) 1 7 2 ). Doch k o m m t auch umgekehrt der F r e i t a g als bevorzugter T a g vor 17S ). le") J e n s e n Nordfries. Inseln 341 ; Z f V k . 19, 277; Appenzell u. Thurgau mündlich; im Gegenteil: B a u r a g a r t e n / i » s der Heimat 3, 103; H ö h n Tod 345. " ' ) Z f V k . 19, 276; Thurgau mündlich; H ö h n Tod 345; B F . 2, 364; ZföVk. 10, 106; Flachs Rumänen 55. 1 M ) Z f V k . 19, 276; H ö h n Tod 345. 1 M ) Globus 59, 381; H ö h n Tod 344; B F . 2, 364; Graubünden mündlich; F L . 10, 268. 17°) Z f V k . 19, 276; Thurgau mündlich; H ö h n Tod 345. M1) H ö h n Tod 344; Globus 59, 381; B F . 2, 364; ZföVk. 10, 106. " ' ) H ö h n Tod 344 f.

m)

Jensen 19, 276.

996 Nordfries.

Inseln

341;

ZfVk.

4. B . am N e u j a h r l ä ß t im k o m m e n d e n J a h r 12 Ehepaare auseinander s t e r b e n ; w e n n der Kirchhof offen ist zwischen W e i h n a c h t und Neujahr, gibts v i e l Leichen im nächsten J a h r 1 7 4 ) . „ E i n e Leiche auf der Bahre zur H i m m e l f a h r t — Bed e u t e t : die Gewitter haben keine A r t " , oder B . an Himmelfahrt, K a r f r e i t a g oder in der Marterwoche hält schwere Gewitter v o m Orte f e r n 1 7 5 ) . W i r d eine Leiche im V o l l m o n d begraben, so nimmt sie den Segen aus dem Hause ««). Vi) J o h n Erzgebirge 128; F o g e 1 Pennsylvania 128 Nr. 584. 17•) J o h n Erzgebirge 128. 17») W u t t k e 58 § 6 5 ; M e n s i n g Schlesw.Holst.Wb. 1, 754; L ü t o l f Sagen 552 f.

IV. B . w e 1 1 e r. Das W e t t e r beim B. wird meist als A n zeichen f ü r das Schicksal des T o t e n , der Seele, a u f g e f a ß t . Manchmal aber steht es in anderem Zusammenhang, besonders mit der Todesart (Selbstmörder), und es ist der T o t e selbst, der das W e t t e r macht. W e i t verbreitet ist der Glaube, daß der T o t e selig sei, wenn es v o r oder beim B. ins G r a b regnet, „ d e m Gerechten, Glücklichen regnets ins G r a b " 177 ), oder „ d i e Engel weinen über den T o d " 1 7 8 ) . Zugrunde liegt ursprünglich der Glaube an die dämonenabwehrende Macht des W a s sers 1 7 9 ), was später nicht mehr verstanden und anders ausgedeutet wurde. D r u m heißt es a u c h : Regen a m B . t a g ist ein Zeichen, daß der T o t e viel gelitten h a t und nicht gern gestorben ist 1 8 0 ), oder ein Zeichen, daß über den nächsten T o t e n viel geweint wird 1 8 1 ), oder daß der T o t e gern Bier getrunken habe 182 ), auch, daß ein naher Freund sterben wird 183 ). U n w e t t e r beim B . bedeutet f a s t immer, daß der T o t e böse w a r und in die Hölle k o m m t 1 8 4 ) . Ausnahmsweise v e r k ü n d e n Donner und Blitz, daß der Seele die himmlische P f o r t e geöffnet werde 1 8 S ). W e h t der W i n d nach dem Gehöfte, so bleibt die W i r t s c h a f t im alten Geleise, weht er v o m G e h ö f t weg, so k o m m t sie z u r ü c k 1 8 6 ) . " ' ) G r o h m a n n 189; S c h m i t t Hetlingen 18; K o l b e Hessen 82; W o l f Beiträge

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Begräbnisläuten

1, 2 1 6 ; 2, 367; L a m m e r t 105; M e y e r Baden 595; F o g e l Pennsylvania 91 Nr. 3 6 1 ; 135 Nr. 620; R o c h h o l z Glaube 1, 198; Globus 59, 3 8 1 ; ZföVk. 3, 3 7 3 ; ZfrwVk. 2, 498; B r a n d Pop. Ant. 2, 285; L e B r a z Légende i, 365. 17S ) G r o h m a n n 189. »•) A R w . 13, 20 ff. 18°) J o h n Erzgebirge 128. Iel ) T e t z n e r Slaven 375. 1M ) G r o h m a n n 189. 183) F o g e l Pennsylvania 126 Nr. 575. 1S1 ) R o c h h o l z Glaube 1, 198; SAVk. 8, 274; Bern mündl.; G r o h m a n n 198; F L . 15, 453. K ü h n a u Sagen 1, 464; M ü l l e n h o f f Sagen 32 Nr. 30; M e i c h e Sagen 175 Nr. 238; 628 Nr. 773; L e B r a z Légende 2, 3 1 3 ; vgl. Klapper Erzählungen 176 f. Nr. 180. 185 ) Grohmann 189. 189) Toeppen Masuren 109.

V. B . k O s t e n . U m anständig begraben zu werden, sparen sich die Leute schon bei Lebzeiten das Geld zusammen; niemand will „ v o n Armen wegen" bestattet werden 1 8 7 ). „ W a s von Toten herkommt" muß ehrlich erworben und bar bezahlt werden 1 8 8 ). Die Gebühren an Pfarrer und Lehrer sollen möglichst bald, schon am Beerdigungstage, erlegt werden 18 °), damit der Tote seine Ruhe habe und nicht wiederkommen müsse 19 °). Man fragt den Schreiner nicht nach der Schuldigkeit, sondern gibt eine angemessene Belohnung 1 9 1 ). (Vgl. Sarg.) " ' ) S t r a c k e r j a n 2, 217. 188) HessBl. 4, 10; 10, 110. 18t ) G a ß n e r Mettersdorf 93; M e y e r Baden 596. " " J K e l l e r Grab d. Aber gl. 5, 42; H ö h n Tod 348. u l ) B i r l i n g e r Volksth. 2, 405. Geiger.

Begräbnisläuten. i . Selten wird das Geläute mit einem kurzen einseitigen Anschlagen der Glocken (Kleppen, Klenken) begonnen 1 ). Häufig wird je nach Alter oder Geschlecht der Leiche mit einer größeren oder kleineren Glocke angefangen 2 ). Das Geläute erfolgt einige Zeit vor Beginn des Leichenzugs 3 ), oder beim Aufbruch 4 ), während des Zuges 6 ), bis die Leiche zum Dorf hinaus ist ®), wenn der Z u g ins Kirchdorf kommt 7 ), solange er ein Dorf passiert 8 ) oder bei einem Gotteshaus vorbeikommt 9 ), und wenn die Leiche ins Grab gesenkt und mit Erde bedeckt wird 1 0 ). Die Glocken sind geweiht, wehren daher Dämonen ab u ) ; das Geläute wird als Hilfe f ü r den Toten aufgefaßt, so wohl

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auch, wenn seine Freunde es besorgen 1 2 ). Die Verweigerung des Geläutes wird als Strafe e m p f u n d e n 1 3 ) ; ungern hat man einen Todesfall in der Karwoche, weil dann nicht geläutet werden darf 1 4 ). Die Seele verläßt die Erde in dem Augenblick, wo der Sarg unter Glockengeläute aus dem Hause gehoben wird; man läutet, um die arme Seele leichter aus dem Fegfeuer zu l u p f e n 1 5 ) ; der Tote verändert seine Farbe erst, wenn das Glockengeläute verkündet, daß das Grab fertig i s t 1 6 ) . Bei der Beerdigung besonders frommer Menschen beginnen die Glocken von selbst zu läuten 1 7 ). Das Geläute soll aber auch die Lebenden vor dem Toten oder den Totengeistern schützen, so wenn beim Passieren eines Dorfes geläutet wird. Denn wenn man einen Toten über die F e l d m a r k führt, ohne daß in dem Orte geläutet wird, so wird der Hagel die Felder zerschlagen 1 8 ). ZfVk. 15, 93; Schweizld. 3, 660; O t t e Glockenkunde 44; Volksleven 8, 20; ZfVk. 30/32, 119. ! ) H ö h n Tod 335. 3 4 1 ; M e r z Rechtsquellen d. Kt. Aargau I, 6, 1 1 5 ; SAVk. 6, 4 1 ; Volksleven 8, 20; S t a u b e r Zürich 1, 41 ff. s ) H ö h n Tod 3 3 5 ; Bavaria 1, 994. *) H ö h n Tod 3 3 5 ; J o h n Erzgebirge 126; ZfVk. 19, 275; DHmt. 4, 4; Egerl. 9, 30 f. ' j D u r a n d Rationale (1565), 2 0 b ; W i t t s t o c k Siebenbürgen 1 0 1 ; H ö r m a n n Volksleben 427; Volksleven 8, 20. *) J e n s e n Nordfries. Inseln 350; Egerl. 9, 3 1 . ') H o o p s Sassenart 120. 8) R e i s e r Allgäu 2, 299. •) N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 163. 10) Unterwaiden schriftl.; ZfVk. 13, 390; 30/32, 120; H ö r m a n n Volksleben 427; B o d e m e y e r Rechtsalterth. 1 7 1 f.; W i r t h Beiträge 2/3, 62. n ) T h a l h o f e r Liturgik 1, 474 ff.; L a v a t e r Von Gespänsten (1569), 1 1 9 ; M e y e r Aberglauben 185. 12 ) Bern schriftl.; H ö h n Tod 3 3 5 ; Volksleven 8, 20; vgl. D i e n e r Hunsrück 1 8 3 ; ZfVk. 30/32, 1 1 9 ; ZfrwVk. 6, 207; 7, 170. IS ) S a r t o r i Sitte u. Brauch 1, 1 5 3 ; O t t e Glockenkunde 43; ZfVk. 8, 30. 14 ) H ö r m a n n Volksleben 424; Eidgenöss. Abschiede V I , 1, 1254. 1 5 ) W i t t s t o c k Siebenbürgen 62; Bavaria x, 4 1 2 ; S c h u l e n b u r g Wend. Volksth. 1 1 3 ; vgl. F e i l b e r g Dansk Bondeliv 1, 1 1 7 ; G r i m m Myth. 3, 417. " ) ZfVk. 8, 35. " ) S c h e l l Bergische Sagen 8; H e y l Tirol 570 Nr. 2 5 ; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1, 71. 1 8 ) H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 301.

2. Beim B . wird H e i 1 z a u b e r getrieben; denn die Glocken haben, weil 32*

Begräbnisläuten

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dämonenabwehrend, Heilkraft, und durch Spruch, Nachwerfen, Begraben, Wegs c h w e m m e n , wird dabei s y m b o l i s c h das L e i d e n der L e i c h e mit ins G r a b geg e b e n 1 9 ) . U m S c h m e r z e n zu b e h e b e n , reibe m a n den l e i d e n d e n Teil m i t d e m I n n e r n einer S p e c k s c h w a r t e u n d s p r e c h e : „ B ö s e s und U n r a t , du sollst v e r g e h n w i e der T o t ' im G r a b e " , u n d 3 V a t e r u n s e r ; die S c h w a r t e v e r g r a b e m a n unter einer D a c h t r a u f e 20 ). W e n n m a n H ü h n e r w u r z e l n hat, eile m a n w ä h r e n d des L ä u t e n s h i n t e r dem S a r g her, reiße die H ü h n e r w u r z e l n a b und w e r f e sie m i t d e n W o r t e n : „ S i e l ä u t e n einer L e i c h e , ich meine H ü h n e r w u r z e l streiche. Im N a m e n G o t t e s u s w . " in der R i c h t u n g auf die L e i c h e z u 2 1 ). U m G e w ä c h s e oder H ü h n e r a u g e n z u v e r t r e i b e n , m u ß man, w e n n m a n einen a l t e n M e n s c h e n b e g r ä b t und e s l ä u t e t , s p r e c h e n : „ M a n l ä u t e t zu der L e i c h , u n d w a s ich greif das w e i c h , u n d w a s ich greif n i m m ab, wie der T o t e im G r a b t t t " - D a b e i m u ß m a n den S c h a d e n in der H a n d h a l t e n oder mit d e m F i n g e r d r ü b e r streichen, und solange es l ä u t e t d e n S p r u c h wiederholen. W i e der T o t e v e r w e s t , so v e r g e h t das L e i d e n . B e i einem M a n n m u ß ein M a n n b e g r a b e n w e r d e n , bei einer F r a u eine F r a u 2 2 ) . Gegen H ü h n e r a u g e n n i m m t m a n ein F u ß b a d u n d s a g t den S p r u c h 2 3 ) . E i n e n L e i b s c h a d e n oder G e s c h w ü r e w ä s c h t m a n m i t B a c h w a s s e r 2 4 ) , o f t g e n ü g t der einf a c h e S p r u c h 2S ). Besonders häufig werden W a r z e n w ä h r e n d des B.s v e r t r i e b e n . M a n r e i b t sie w ä h r e n d des L ä u t e n s u n d s a g t d a z u den Spruch: Sie läuten einer Leiche, Meine Warze zu gleiche, Sie läuten ins Grab, Meine Warze geh a b " ) . M a n b e s t r e i c h t die W a r z e n 3 m a l mit S p e c k und v e r g r ä b t ihn w ä h r e n d des L ä u t e n s unter H e r s a g e n des S p r u c h s 27 ), oder m a n b e s t r e i c h t sie mit S p e i c h e l und s a g t den S p r u c h 28 ). H ä u f i g m u ß m a n dabei die H ä n d e w a s c h e n 29) i m f l i e ß e n d e n W a s s e r 30 ), w o r ü b e r die L e i c h e g e f a h r e n w i r d 3 1 ), i m B r u n n e n bei der K i r c h e 32 ), i m B a c h s c h a u m S 3 ) , d a z u den S p r u c h

iooo

h e r s a g e n : „ S i e l ä u t e n den T o t e n w o h l in das G r a b , ich w a s c h e mir m e i n e W a r z e n a b " 3 4 ) . Es m u ß bei einer w e i b l i c h e n L e i c h e g e s c h e h e n 35 ). E i n e alte V o r s c h r i f t v o n 1790 l a u t e t , m a n solle e i n e m T o t e n zu G r a b e l ä u t e n u n d d a n n die W a r z e n an f l i e ß e n d e m W a s s e r w a s c h e n 3 6 ) . ") ZfVk. 8, 35; S e y f a r t h Sachsen 212. " ) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 362. " ) MschlesVk. 25, 89. **) L a m m e r t 184 u. 219; BayHfte. 6, 203. 23) S t o 11 Zauberglauben 77. " ) G r i m m Myth. 3, 462 Nr. 798; W o l f Beiträge 1, 256 Nr. 15; Z a h l e r Simmental 51. 100 f.; W i t z s c h e l Thüringen 2, 273 Nr. 71. «) Z f V k . 7, 165. «•) S e y f a r t h Sachsen 213 f.; B o h n e n b e r g e r Nr. 1, 14; W e t t s t e i n Disentis 174; V e r n a l e k e n Mythen 314; W u t t k e 173 § 234; 335 § 497; W i r t h Beiträge 2/3, 58. 27) J o h n Erzgebirge 110; W u 1 1 k e 331 § 492. ») T e t z n e r Slaven 163. a ) Blätter f. Bernische Gesch. 9 (1913), 9; S A V k . 2, 280; ZfVk. 1, 203; 4, 325; ZfrwVk. 20/1, 44; H e s e m a n n Ravensberg 91; P o l l i n g e r Landshut 290. 30) ZfrwVk. 5, 97. 270; W o e s t e Mark 55 Nr. 14; W i t z s c h e l Thüringen 2, 291. 31) S t r a c k e r j a n x, 90. »2) S A V k . 15, 8; Zug schriftl. 33) S A V k . 8, 147; Aargau mündl. " ) S A V k . 8, 147; 2, 280; S t r a c k e r j a n 1, 90; ZfrwVk. 5, 97; 20/1, 44; Z f V k . 4, 325; 1, 203; H e s e m a n n Ravensberg gi. 35) SAVk. 15, 8. ") HessBl. 15, 130.

3. Die Zeit, da der T o t e h i n a u s g e t r a g e n und b e g r a b e n wird, ist besonders g e f ä h r l i c h ; daher f i n d e n wir a u c h das Verbot, w ä h r e n d des B.s z u essen, sonst b e k o m m t m a n Z a h n w e h 3 7 ) oder die Z ä h n e f a l l e n einem a u s 3 8 ) . Ebensow e n i g soll m a n s c h l a f e n , sonst s t i r b t m a n 3 9 ) . D o c h h e i ß t es auch, m a n solle w ä h r e n d des B . s O b s t b ä u m e rütteln, u m sie t r a g b a r z u m a c h e n 40 ). (s. Leichenzug.) 37) G r i m m Myth. 3, 435 Nr. 39; S a r t o i i Totenspeisung 59; V e r n a l e k e n Alpensagen 349 Nr. 77; F o s s e l Volksmedizin 109 f.; W o 1 f Beiträge 1, 224; W u t t k e 310 § 459; W i r t h Beiträge 2/3, 63; W i t z s c h e 1 Thüringen 2, 259 Nr. 73. **) S p i e ß Fränkisch-Henneberg 153; H ö h n Tod 345; ZfVk. 8, 30. »•) W u t t k e 313 § 462. 40) W i r t h Beiträge 2/3, 63.

4. A u s d e m B . e n t n i m m t m a n allerlei V o r z e i c h e n , teils f ü r den T o t e n , teils f ü r die H i n t e r b l i e b e n e n . T ö n t das G e l ä u t e hell, so ist der T o t e „ a n einem g u t e n O r t " 4 1 ), t ö n t es d u m p f , so ist der T o t e s c h l e c h t g e s t o r b e n 4 2 ) . Zerspringt

1001

Behemoth—Beichte

gar die Glocke, so wird ein Mensch mit schwerbelastetem Gewissen begraben 43 ). W e n n es dumpf tönt, folgt bald ein Todesfall in der F a m i l i e 4 4 ) , es stirbt einer v o n den Begleitern 45 ), oder es wird beim nächsten Todesfall große Trauer sein 46 ). A b e r auch wenn die Glocken hell läuten, folgt bald ein Trauergel ä u t e 4 7 ) . W e n n eine Glocke ein wenig nachläutet, stirbt bald j e m a n d 48). T ö n t die große Glocke zuletzt, so ist die nächste Leiche ein Mann, ist's die kleine, eine F r a u 4 9 ) ; oder Nachklingen der großen Glocke zeigt T o d einer ältern Person an, das der m i t t l e m : T o d einer jüngern, das der kleinen: T o d eines Kindes, oder es betrifft Standesunterschiede Auf welche Seite der K l ö p p e l zuletzt anschlägt, v o n der wird die nächste Leiche im Dorf kommen 5 1 ). Schlägt eine Glocke an, wenn die Leiche schon ins Grab versenkt worden ist, so folgen bald Verwandte 53 ). W e n n ein H u n d ins Grabgeläute heult, stirbt bald j e m a n d 5 3 ) , ebenso wenn das Glockenseil beim L ä u t e n sonderbar zittert 84 ). W e n n die Uhr ins Grabgeläute schlägt, so stirbt bald j e m a n d aus der Familie 8 5 ) oder aus der Gemeinde 8 6 ). (Vgl. Sterbegeläute.) 41) B a u m g a r t e n ^ i t t s der Heimat 3, 124; P e t e r Österreichisch-Schlesien 2, 247; Rockenphilosophie 630. 42) Wallis schriftl. ; M e y e r Baden 595; vgl. L e B r a z Légende 2, 4. ") J o h n Erzgebirge 128. ") Ebd.; W i r t h Beiträge 2/3, 50; Rockenphilosophie 535; F e i l b e r g Dansk Bondeliv 2, 98. ") P e t e r Österreichisch-Schlesien 2, 247. *') Schweizer.Merkur 2 (1835), 235. ") ZfrwVk. 4, 271; vgl. ZfVk. 8, 33; S c h u l e n b u r g Wend. Volksth. 236. 48) S p i e ß Fränkisch-Henneberg 153; J o h n Erzgebirge 116; W i r t h Beiträge 2/3, 50. ") B ü h l e r Davos 1, 365; W i r t h Beiträge 2/3, 50. ") J o h n Erzgebirge 117; W i t z s c h e l Thüringen 2, 259; P e t e r Österreichisch-Schlesien 2, 247. sl) G r i m m Myth. 3, 476; B a r t s c h Mecklenburg 2, 95. ") R o t h e n b a c h Bern 43. ") Ebd. 61 ) Graubünden mündl. 66) S c h i l d Grossätti 127; W i t z s c h e l Thüringen 2, 257; B r ü c k n e r Reuß 195; K e l l e r Grab des Aberglaubens 3, 64. *•) G r i m m Myth. 3, 450; B ü h 1 e r Davos

1, 368; H ö h n Tod 345; M e i e r Schwaben 2, 491; ZfVk. 8, 34; 13, 390; P f i s t e r Hessen 165; HessBl. 15, 129; Schweizld. 2, 677; M e n s i n g Schlesw.Holst.Wh. 1, 754. Geiger.

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B e h e m o t h , das biblische Fabeltier, das Hiob 40, 15 ff. mit orientalischer Phantasie zur Verherrlichung Gottes geschildert wird, ist für den A b e r g l a u b e n insofern v o n Bedeutung, als es die E n t w i c k l u n g der volkstümlichen Drachenvorstellung beeinflußt h a t 1 ) . Diese Beeinf l u s s u n g zeigt sich vielleicht weniger in der Ü b e r t r a g u n g einzelner Züge, als vielmehr darin, daß in B. und seinem Genossen L e v i a t h a n die E x i s t e n z des Drachens biblisch sanktioniert ist und so der Glaube an das Vorhandensein ungeheuerlicher Drachenwesen auch in der Gedankenwelt christlicher Kreise lebendig blieb. B. selbst ist nicht zu einem Bestandteil des Volksaberglaubens geworden. Das unverletzbare, schnaubende Ungetüm Bemoth, v o n dem die isländische Novellistik des 14. Jh.s weiß 2 ), steht vereinzelt da. Ob der nordische Fenriswolf Züge v o n B. übernommen hat, wie Elard H u g o Meyer m e i n t 3 ) , ist doch recht zweifelhaft. Beiden sind vielmehr nur die allgemeinen Wesensmerkmale des Drachen gemeinsam, ohne daß unmittelbare A b h ä n g i g k e i t anzunehmen ist. W i r können heute mit Sicherheit sagen, daß B. ein Nilpferd ist, das in die Sphäre des Mythischen erhoben wurde — ein Motiv, das die alten Israeliten aus Ä g y p t e n übernommen haben. Frühere Geschlechter h a t t e n in völligem Mißverstehen des T e x t e s in B . den Teufel gesehen, z. B . Gregor der Große 4) und noch L u t h e r 6 ), auch an den Elefanten hatte m a n gedacht «). 1 ) E. H. M e y e r German. Mythol. 96. ^ G e r i n g Aeventyri 1, 308 f.; 2, 244. s) E. H. M e y e r Mythol. der Germanen 346. *) M i g n e Ser. Lat. 76, 644 ff. ') K l i n g n e r Luther 26. 6) B r a e u n e r Curiositäten 584. Rühle.

behexen s. Beichtbücher

verhexen. s.

Poenitentiale.

Beichte (ahd. bi-jiht-Bekenntnis, zu bijehan) ist das v o r dem Priester abgelegte Bekenntnis der Sünden. Zuerst geschah dies öffentlich; seit dem 9. Jh. ist jedoch die geheime B . und B u ß e im A b e n d l a n d völlig eingebürgert. V o n alters her ist die Quadragesimalzeit (Aschermittwoch-

1003

Beifuß

Gründonnerstag) f ü r B . u n d B u ß e reserviert. S e i t 1215 ist jeder v e r p f l i c h t e t , u m die österliche Z e i t z u beichten. S o n stige Anlässe, bei denen das V o l k in größerer A n z a h l zur B . geht („B.targe") 2 ) s i n d : die A d v e n t s z e i t , A n f a n g A u g u s t (Portiunkula), das Kirchenpatronsfest und Allerheiligen; der Einzelne geht a u c h gerne v o r A n t r i t t eines w i c h t i g e n Ges c h ä f t e s 3 ). F ü r die O s t e r b . erhält m a n cherorts der P f a r r e r noch seine , , B . e i e r " 4 ) , wohl die A b l ö s u n g des f r ü h e r üblichen „ B . p f e n n i g s " . A n d e r e N a t u r a lien erhält er mancherorts bei der E r s t b . der K i n d e r 5 ). K a n n ein S c h w e r k r a n k e r nicht mehr beichten, so b e k e n n t er w o h l a u c h einem L a i e n seine Sünden. Diese „ L a i e n b . " w a r im Orient schon f r ü h e beliebt, a u c h das M A . k a n n t e und ü b t e sie, j e t z t ist sie wohl in A b g a n g g e k o m m e n und dient nur noch S c h w ä n k e n als U n t e r l a g e 6 ). V o n besonderer B e d e u t u n g sind die frühen B u ß b ü c h e r 7 ) u n d B . spiegel8). Zahlreich sind die W i r k u n g e n , die m a n nach dem V o l k s g l a u b e n v o n der B . erw a r t e t e . Cäsarius v . H e i s t e r b a c h e r z ä h l t viele G e s c h i c h t e n v o n solchen, denen ihre —- meist sexuellen — S ü n d e n v o n einem Besessenen v o r g e h a l t e n werden. G e h e n sie aber dann zur B., so m u ß der Besessene nachher bekennen, daß er gel o g e n u n d der B e t r e f f e n d e rein s e i 9 ) . Ä h n l i c h liegt der F a l l bei den Ordalien. W e r sich einem solchen u n t e r z i e h e n m u ß t e , der h o f f t e , t r o t z aller S c h u l d die P r o b e getrost bestehen zu können, w e n n er seine S ü n d e v o r h e r beichtete. N u r m u ß t e er sich d a n n vor. R ü c k f a l l h ü t e n , sonst k a m die W a h r h e i t doch noch ans L i c h t 1 0 ) . Ferner g l a u b t man, wer ohne B . z u m A b e n d m a h l gehe, dem bleibe der M u n d o f f e n bis er g e b e i c h t e t 1 1 ) . H e x e n , welche a n einem W a l l f a h r t s o r t zur B . gehen, verlieren ihre K u n s t 1 2 ) . Der S a g e n a c h s i t z t a u c h der T e u f e l hie u n d da •einmal i m B . s t u h l 1 3 ) . A u s a l t d e u t s c h e m G l a u b e n (Feueranb e t u n g ) ist es zu erklären, w e n n ein d r ü c k e n d e s Geheimnis in den O f e n „ g e b e i c h t e t " wird oder in die Erde, e i n e m Stein, einer P f l a n z e 1 4 ) .

I004

Die B . bei nichtchristlichen V ö l k e r n s. H a s t i n g s s. v . C o n f e s s i o n s . l) M e y e r Baden 522. l ) R o s e g g e r Steiermark 225 f. s) M e y e r 1. c. 522. 4) W r e d e Rhein. Volksk. 186; auch vielerorts im Badischen. 5) P o l l i n g e r Landshut 245. •) ZfVk. 8, 329. ') S c h m i t z Bußbücher u. Bußdisciplin 1883 und Bußbücher u. Bußverfahren 1898. 8) MSD. 1892; ZfVk. 22, 241 f. •) C ä s a r i u s v. H e i s t e r b a c h 3, 2; 6 u. ö. 10) F r a n z Benediktionen 2, 330 ff. n ) Argovia 9 Nr. 1. 12) SAVk. 3, 298. ") M e i c h e Sagen 462 Nr. 599. 14) G r i m m Myth. r, 523 f.; vgl. B ä c h t o l d - S t ä u b l i Ofenbeichte in SchwVk. 14, 73 ff. Schneider.

Beifuß. (Buck, St. Johanniskraut, -gürtel, S o n n w e n d g ü r t e l ; A r t e m i s i a vulgaris.) 1. Botanisches. — 2. B. als Apotropaeum. — 3. B. am Johannistag. — 4. B. gegen Müdwerden. — 5. B. im Liebeszauber. — 6. Volksmedizinisches. — 7. B. verhindert das Abziehen des Bienenschwarmes. — 8. Kohlen unter dem B.

1. B o t a n i s c h e s . y 2 bis 1%, m hoher K o r b b l ü t l e r mit fiederteiligen, auf der Oberseite dunkelgrünen, u n t e n weißfilzigen B l ä t t e r n . D i e kleinen unscheinbaren B l ü t e n k ö p f c h e n sind ä h r i g oder t r a u b i g angeordnet. Der B . ist meist h ä u f i g auf S c h u t t , in H e c k e n , a n W e g e n , Z ä u n e n und M a u e r n 1 ) . B e i den a n t i k e n S c h r i f t s t e l l e r n 2 ) s t a n d die „ a r t e m i s i a " 3 ) als H e i l p f l a n z e in h o h e m A n s e h e n ; unter diesem N a m e n erscheint der B . a u c h ö f t e r im deutschen V o l k s a b e r g l a u b e n (z. B . in Segensprüchen) 4 ). 1) M a r z e l l Kräuterb. 360 f. ») D i o s k u r i d e s Mat.med. 3, 113; P l i n i u s Nat. 3 hist. 25, 73. ) Bezeichnung für den B. und verwandte Arten, vgl. auch D e m i t s c h Russ. Volksheilmittel 182. 4) M a r z e l l Heilpflanzen 222 ff.

2. Die „ a r t e m i s i a " ist (wohl wegen ihres a r o m a t i s c h e n Geruches) zeitlich und örtlich als z a u b e r w i d r i g e s Mittel w e i t v e r b r e i t e t . E i n griechischer Zauberp a p y r u s e r w ä h n t ihren S a f t als Z a u b e r m i t t e l 6) u n d nach dem K r ä u t e r b u c h des ( P s e u d o - ) A p u l e i u s (4-/5. J h . n. Chr.) soll die i m H a u s e a u f g e h ä n g t e artemisia die D ä m o n e n v e r t r e i b e n u n d den bösen B l i c k abwenden6). Ebenso erwähnt Vintl e r s A b e r g l a u b e n l i s t e 7 ) den „ p i p f f i s " , w a s m ö g l i c h e r w e i s e den B . (ahd. pipoz) b e d e u t e n k ö n n t e 8 ) . Eine Gießener Hs. v . J . 1400 9 ) und eine solche a u s

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Beifuß

dem Schlosse Wolfsthurn bei Sterzing aus dem 1 5 . J h . 1 0 ) kennen gleichfalls die „ a r t e m i s i a " als Mittel gegen Zauberei u ) . Die Kräuterbücher des 1 5 . und 16. J h . s erwähnen, jedenfalls auf Apuleius zurückgehend, den B . als zauberwidriges M i t t e l 1 2 ) . Wenn auch der B . a b e r g l a u b e zum Teil auf antike Überlieferung zurückgeht 1 3 ), so scheint der B . doch auch eine echt germanische Zauberpflanze gewesen zu s e i n 1 4 ) . Der B . wird gegen angezauberte K r a n k h e i t e n verwendet (Solingen) 1 5 ). B e h e x t e Milch und Eier werden durch B . e n t z a u b e r t 1 6 ) . Wenn das Vieh bezaubert ist, wird der am Philippus- und J a k o b u s t a g gesammelte B . im Stall a u f g e h ä n g t 1 7 ) . In Mittelfranken und im Fichtelgebirge 1 8 ) sowie in Tirol M ) hält der B . bösen Zauber fern. Gegen Blitz und Seuchen schützt der a m Dachfirst aufgehängte B . (Steiermark) 20 ). A u c h bei anderen germanischen Völkern stand der B . in hohen Ehren. I m altenglischen Neunkräutersegen (s. d.) wird er als „ M u t t e r der K r ä u t e r " ( „ m a t e r herb a r u m " im Mittellateinischen) angeruf e n 2 1 ), und auch in D ä n e m a r k 2 2 ) vertreibt er den Teufel. Ahnliches gilt auch f ü r F r a n k r e i c h 2 3 ) , B e l g i e n 2 4 ) , f ü r die Isle of Man 2S ). Die Ainos in J a p a n und die Chinesen verwenden eine ArtemisiaA r t gegen Dämonen 2 6 ). 6 ) Denkschr. Akad. Wiss. Wien. Phil. hist. Kl. 42 (1893), 1 5 . •) A p u 1 e i u s De medicam. hcrbarum rec. A c k e r m a n n 1788, 1 6 5 = Thesaurus pauperum 1 5 7 6 , 1 1 2 . ') Pluetnen der Tugent V . 7795. ») Z f V k . 23, 1 1 8 . ») ZfdMyth. 2, 1 7 2 . 10 ) Z f V k . 1, 3 2 3 . " ) Vgl. auch S c h ö n b a c h Berthold v. R. 148. 1 2 ) Z. B . Hortus Sanitatis, Mainz 1485, cap. 1 : T a b e r n a e m o n t a n u s Kreuterbuch 1588, 37. la ) H o o p s Pflanzennamen 48 f. 1 4 ) H ö £ 1 e r Botanik 74 iL; Z f V k . 24. 14. " ) ZfrwVk. 1 1 , 1 7 2 . 1 , ) M o n t a n u s Volksfeste 1 4 1 . 17 ) Saaltal: Schrift, d. Ver. f. Sachs.-Mein. Geschichte 1898, 5 4 ; Württemberg: E b e r h a r d t Landwirtschaft 2 1 1 ; Anhalt: Mitteil. Anhalt. Gesch. 1 9 2 2 , 20. M ) M a r z e i l Bayer. Volksbotanik 201. 204. " ) Z f V k . 1 5 , 59. 20) K r o n f e l d Zauberpflanzen 1898, 18. s l ) H o o p s Pflanzennamen 47. 57. •*) F e i l b e r g Ordbog 1, 506. « ) S 6 b i 1 1 o t Folk-Lore 3, 483. 486; F r a z e r Balder 2, 58. " ) R e i n s b e r g - D ü r i n g s f e l d Ethnogr. Kur. 2 (1879), 1 4 2 ; F r a z e r Balder 2, 60. ««) F r a z e r a. a. O. 59. 2«) F r a z e r a. a. O. 60; S e l i g m a n n Blick 2, 55 f.

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3. Die apotropäische Verwendung des B.es gegen K r a n k h e i t e n wird besonders mit dem J o h a n n i s t a g , bzw. dem - f e u e r in Verbindung gebracht 27 ). B e i m Tanz u m das J o h a n n i s f e u e r umgürtete man sich mit den Stengeln des B.es und warf diese dann ins Feuer. Das schützte das ganze folgende J a h r gegen K r a n k heiten 28 ). Das U m g ü r t e n mit der vor Sonnenaufgang mit der linken H a n d ausgerissenen artemisia als Mittel gegen Lendenschmerzen erwähnt schon der Gallier Marcellus v o n B o r d e a u x (4. J h . n. Chr.) 29 ). Heutzutage scheint die Verwendung des B.es beim J o h a n n i s f e u e r nicht mehr bekannt zu sein, jedoch weisen Volksnamen wie Sonnwend- oder J o h a n nisgürtel auf die alte Sitte hin. In Niederbayern werden zur Sonnwendzeit B . kränze in den Ställen a u f g e h ä n g t 3 0 ) . Auch in anderen L ä n d e r n werden dem an J o h a n n i gesammelten B . besondere K r ä f t e (vor allem gegen Zauberei und Krankheiten) zugeschrieben, so auf Sizilien 3 1 ), in F r a n k r e i c h 3 2 ) , in M ä h r e n 3 3 ) , in B ö h m e n 3 4 ) . Als „ J o h a n n i s k r a u t " (s. d.) schützt der an J o h a n n i gesammelte B . das H a u s gegen den Blitz, wenn die Pflanze über die H a u s t ü r gelegt w i r d 3 5 ) , oder das Feld gegen Hagelschlag, wenn die vier E c k e n mit B . besteckt werden (vgl. Arnika) 38 ). In Vorarlberg schützt das aus dem B . verfertigte und über die Haustür gehängte , , J o h a n n i s s c h ä p p e l " das H a u s v o r G e f a h r e n 3 7 ) . G r i m m Myth. 1, 5 1 4 ; Z i n g e r l e Johannissegen 112 f.; M e y e r Germ. Myth. 8 99. ) B r u n f e l s Kreuterbuch 1 5 3 2 , 2 3 7 ; F u c h s New Kreuterbuch 1543 cap. 1 3 ; M a t t h i o 1 i Kreuterbuch 1563, 3 5 7 ; S e b a s t i a n F r a n k Weltbuch 1 5 3 4 , 5 1 b; B o e m u s Omnium gentium mores 1539, 2 1 9 ; vgl. auch Z f V k . 24, 1 3 f.; 29, 41 f.; S c h m e l l e r Bair.Wb2, 302; J a h n Opfergebräuche 42; Grimm Myth. 2 , 1 0 1 3 . " ) De medicamentis ed. H e l m r e i c h 26, 4 1 ; vgl. H ö f 1 e r Kelten 245. 30 ) M a r z e 1 1 Bayer. Volksbotanik 43. a l ) P i t r b Usi 3, 257. 3 i ) F r a z e r Balder 2, 5 9 ; RTrp. 25, 464. " ) H o e 1 z 1 Galizien 1 5 3 . ") G r o h m a n n g o j H o v o r k a u . K r o n f e l d 2, 1 9 3 ; F L . 35, 43. " ) M o n t a n a s Volksfeste 1 4 1 ; ebenso in Frankreich: R o l l a n d Flore pop. 7, 64. 36 ) S e b i z i u s Vom Feldbau 1598, 10 = M e y e r Baden 366. 37 ) V o n b u n Beiträge 1 3 1 .

1007

Beifuß

4. Als „ M a c h t w u r z " , wie Höfler 3 8 ) das englische mug-wort (vgl. auch die niederdeutschen Bezeichnungen Magert, Muggerk, Müggerk) deutet (ob mit Recht?), verleiht der B . K r a f t und S t ä r k e . Nach einem verbreiteten Zauberrezept gibt der S a f t vom B., wenn die Glieder damit eingerieben werden, große Stärke 3 9 ). E s geht dies wohl auf die Angabe des Plinius zurück, daß die an die Füße gebundene artemisia den Wanderer vor M ü d i g k e i t schütze. Das Mittel ist (oft in der Form, daß der B . im Schuh getragen werden müsse) allgemein in die mittelalterliche Zauber- und Medizinliteratur übergegangen 4 1 ) und erscheint häufig als „deutscher" Aberglaube 42 ). Der Name B. wird (wohl volksetymologisch) mit diesem Aberglauben in Verbindung gebracht (weil man die Pflanze „ b e i F u ß " tragen müsse). Der gleiche Aberglaube gilt auch vom Eisenkraut (s. d.), das übrigens ebenfalls ein „ J o hanniskraut" ist. Möglicherweise ist der den Wanderer vor Müdigkeit schützende B . ursprünglich ein Apotropaeum. M ) Botanik 75. s>) J a h n Hexenwesen 356; B u c k Volksmedizin 3 3 ; W i r t h Beiträge 6/7, 31. «) Nat. hist. 26, 150. " ) Vgl. z. B. M e g e n b e r g Buch d. Natur, hrsg. von P f e i f f e r 385; Meddygon Myddfai, transl. by P u g h e 1861, 422; Hortus Sanitatis, Mainz 1485, cap. 1. " ) Z. B. Z i n g e r 1 e Tirol 1857, 64; SAVk. 7, 48; 19, 2 1 6 ; ZfrwVk. 8, 146; H ö h n Volksheilkunde 1, 1 5 8 ; B o h n e n b e r g e r 1 1 3 ; W o e s t e Mark 56; F o g e 1 Pennsylvania 284 (von der ähnlichen Ambrosia artemisifolia!); vgl. auch ZfVk. 4,

154-

5. Als „ J o h a n n i s k r a u t " (s. d.) wird der B . auch im L i e b e s z a u b e r gebraucht. Auch die antike Verwendung der artemisia als gynäkologisches Mittel 43 ) dürfte hier mitbestimmend gewesen sein. Als Zaubermittel, um Liebe und Freundschaft zu erlangen (vgl. Eisenkraut), wird die artemisia in einem griechischen Zauberpapyrus (Pap. Lugdunensis) genannt 4 4 ). Heiratslustige Witwen tragen den B . als Liebeszauber bei sich (Posen) 45 ). Das „ B i f o t b r e c k e n " (B.brechen) der Mädchen an Johanni, um einen Blick in die Zukunft, besonders in Liebesangelegenheiten, zu tun, dürfte

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ebenfalls hierher gehören 46 ). A u c h sonst wurde anscheinend die artemisia in der Wahrsagerei benutzt 47 ). " ) P l i n i u s Nat. hist. 25, 73. " ) Fleckeisens Jahrb. 16. Suppl. Bd. 1888, 784 = A b t Apuleius 92. 4S) W u t t k e 106. *•) B r u n n e r Ostd. Vk. 234. 47) P h i l o Magiologia 1675, 316.

6. In der antiken M e d i z i n w a r die artemisia (Kraut der Artemis!) vor allem ein g y n ä k o l o g i s c h e s Mittel 4 8 ). Sie wird daher in den alten K r ä u t e r büchern 4 9 ) ein „sonderlich f r a w e n k r a u t " genannt. E i n K r a n z davon gemacht, auf den Nabel gelegt und hernach bald wieder abgenommen, hilft in Kindsnöten ®°); auch zur Hervorrufung der Menses dient der B . in der Volksmedizin B1 ). Wenn man den B . nach o b e n zu abschneidet, so stillt er den zu starken Monatsfluß, wenn nach unten (gegen die Erde), r u f t er diesen hervor 5S ). Überhaupt ist der B . ein Mittel, das Blut (auch bei Verwundungen) z u s t e l l e n (Simmental) 6 3 ), was offenbar auf die Signaturenlehre zurückgeht, da die Stengel öfter r ö t l i c h überlaufen sind (daher auch in alten Kräuterbüchern als „ r o t e r B u c k " bezeichnet). In Schottland verkündet eine Meermaid die Heilkraft des B.es (mugwort) 5 4 ), vgl. Bibernelle. Wenn der B . einem Kranken, ohne daß er davon weiß, unter das Haupt gelegt wird und der K r a n k e einschläft, so wird er genesen. Wenn kein Schlaf kommt, wird der K r a n k e sterben 5S ). Das gleiche gilt vom Eisenkraut (s. d.), mit dem j a der B. öfter zusammengeworfen wird. Vereinzelt steht der Aberglaube, daß die am Tag der hl. Rosalie gesammelte Wurzel des B.es unter das Kopfkissen gelegt gegen Zahnschmerzen gut sei ®6). Vielleicht darf man hier an die nicht seltene Verbindung Feuer (B. als Pflanze des J o hannisfeuers!) — Blitz — Zahn denken 6 7 ). «) M a r z e l l Heilpflanzen 222. " ) Z . B . B r u n f e l s Kreuterbuch 237. 50) S c h r o e d e r Med.-Chym. Apotheke 1693, 881; nach P l i n i u s Nat. hist. 25, 73 führt die Pflanze ihren Namen nach der Artemis Ilithya, der Geburtshelferin! 61) D i o s k u r i d e s Mai. med. 3, 1 1 3 ; Z a h l e r Simmenthai 64; S t o 1 1 M Zauberglauben 108. ) G o c k e l Tractatus ! 7 I 7 . 99; M o s t Sympathie 1 6 1 ; M o n t a n u s Volksfeste 1 4 1 ; L a m m e r t 147. " ) SAVk.

Beil—Bein

ioo9 ig, 230.

M)

Grimm

Myth.

1014;

Dyer

Folkl. of plants 2 9 6 ; B r i t t e n and Holl a n d Plant-Nam.es 346. •») L a m m e r t 98.

••) G r o h m a n n z e 11 Bayer.

91.

Volksbotanik

•') Vgl. auch M ä r 45.

7. U m das A b z i e h e n d e s Bien e n s c h w a r m e s zu v e r h i n d e r n legt man B. in den S t o c k B8). Z u dem gleichen Z w e c k werden auch andere aromatisch riechende P f l a n z e n wie die Melisse und der Quendel v e r w e n d e t 5 9 ) . M)

Urquell 5, 22. ") M a r z e 11 Heilpflanzen 151- 158. 8. Der Glaube, daß m a n a m Johannistag unter dem B. K o h l e n , die gegen Epilepsie u n d Fieber w i r k s a m seien, finde, ist häufig in der älteren botanischen und medizinischen L i t e r a t u r v e r z e i c h n e t 6 0 ) . Der A b e r g l a u b e wird auch aus der neuesten Zeit noch v i e l f a c h angegeben. Mit diesen unter dem B. gegrabenen K o h l e n bestreicht m a n ein S t ü c k Vieh, das m a n zum Markte führen will, tags zuvor, dann erhält es auf 48 S t u n d e n ein feistes, s t a t t liches A u s s e h e n 6 1 ) . Sie helfen gegen Epilepsie und K r a m p f 62 ). M a n f i n d e t diese Kohlen a m J o h a n n i s t a g , w ä h r e n d es 12 Uhr mittags s c h l ä g t ; h a t die Glocke ausgeschlagen, sind sie v e r s c h w u n d e n 63 ). Auch bei den L i t a u e r n helfen die in der Johannisnacht zwischen I I und 12 Uhr gegrabenen K o h l e n gegen Fieber. Sie werden v o n einem schwarzen H u n d bewacht M ) . Die , , B . k o h l e n " k e n n t auch der russische A b e r g l a u b e 65 ). In E n g l a n d werden diese K o h l e n im L i e b e s z a u b e r g e b r a u c h t 6 6 ) . D a der B. h ä u f i g auf Schuttstellen, verlassenen K u l t u r s t ä t t e n und an ähnlichen O r t e n wächst, w ä r e der Fund v o n K o h l e n r e s t e n erklärlich. N a c h anderen sollen unter den , , B . k o h l e n " die abgestorbenen W u r z e l r e s t e zu v e r s t e h e n sein 07 ). Vielleicht weisen aber diese „Kohlen", die ab u n d z u als „ g l ü h e n d " bezeichnet werden, auf den F e u e r k u l t der Sommersonnenwende hin 68). N a c h einem böhmischen A b e r g l a u b e n k a n n m a n a m Karfreitag an der W u r z e l v o m B. ein schwarzes Würmlein (Gegenstück zur schwarzen K o h l e ? ) finden, das man in ein Fläschchen t u n und sorgfältig aufbewahren muß. Der Besitzer des W ü r m -

IOIO

leins darf neun T a g e l a n g nicht beten, sich nicht w a s c h e n u n d m u ß j e d e n T a g beim Mittagessen einen Bissen B r o t unter den Tisch werfen. A m neunten T a g f ä n g t das W ü r m c h e n zu reden a n und g e w ä h r t dem Besitzer alles, w a s er will 69 ). Hier spielt deutlich der G l a u b e an den A l r a u n (s. d.) herein ( „ G e i s t in der F l a s c h e " ! ) . ,0) Z. B . B r u n f e 1 s Kreuterbuch 237; W o l f f Scrulinium amulet. medic. 1690, 3 7 1 ; S c h r o e d e r Med.-Chym. Apotheke 1693,

881; Ephemerides naturae Curiosorum 1706, 243 ff.; W o l f Beiträge 1, 235; B r a n d Pop, Ant. 183; SAVk. 15, 180. «) F r i s c h b i e r Hexenspr. 154; ähnlich auch im oberen Frankenwald: M a r z e i l Bayer. Volksbotanik 43. 62) Urquell 3, 67; K n o o p Hinterpommern 181; J a h n Hexenwesen 361 = K n o r r n Pommern 123. 04

") B a r t s c h

Mecklenburg

2, 290.

) B e z z e n b e r g e r Lit. Forsch. 76. 65 ) Y e r-

m o 1 o f f Volkskalender 295. ••) K u h n falen 2, 1 7 6 . *') M a r z e l l Heilpflanzen

West224.

M) M a r z e i l Volksleben 92. ") R e i n s b e r g - D ü r i n g s f e l d Böhmen 130; vgl. M a r z e 11 Heilpflanzen 225. Marzell.

Beil s. A x t . Beitl. Der A u s d r u c k : „ D e r Storch h a t die M u t t e r ins B e i n gebissen" scheint auf die mythologische V o r s t e l l u n g v o n der G e b u r t aus dem Bein z u r ü c k z u g r e i f e n 1 ) . Ob es sich dabei ursprünglich u m einen A d o p t i o n s - bzw. Legitimationsritus handelt 2 ), oder dieser später erst a n g e k n ü p f t wurde, ist nicht zu erweisen. Jedenfalls weisen manche altertümlichen B r ä u c h e noch auf einen solchen R i t u s hin. So m u ß in norddeutschen Gegenden das K i n d zwischen den B . e n des V a t e r s h i n d u r c h g e h e n 3 ) ; im M A . m u ß t e die Dienerschaft zwischen den B . e n der H e r r s c h a f t d u r c h k r i e c h e n 4 ) ; beim Tierkauf soll das betreffende Tier dreimal u m das rechte B. des K ä u f e r s gehen 6) (s. a. durchziehen). Einer ganz andern Sphäre gehört der B r a u c h an, bei gewissen Zaubereien zwischen den B . e n hindurchzuschauen. Ursprünglich spielt der A b s c h e u z a u b e r herein 6 ); später blieb diese Geste nur mehr beim Z u k u n f t s o r a k e l erhalten. W e n n ledige L e u t e erfahren wollen, ob sie im k o m m e n d e n J a h r sich verheiraten oder nicht, müssen sie in der Silvesternacht sich r ü c k w ä r t s vor den brennenden

ioli

Beinbruch—Beine kreuzen, verschränken

Ofen stellen und zwischen den B . e n hindurch ins Feuer schauen (Pommern, Westfalen) 7 ). Geht ein Mann a m K a r f r e i t a g in H e m d und Unterhose auf den Friedhof u n d schaut durch die gespreizten B.e hindurch, sieht er seine z u k ü n f tige F r a u (Ungarn) 8 ); auch in Niederb a y e r n h a t sich ein schwacher A n k l a n g an diesen Brauch erhalten 9 ). 1) M a n n h a r d t Germ. Myth. 305. Dionysos reifte im Schenkel des Zeus ((inipoxpecpifa); schon Euripides (Bakch. 285) hatte eine rationalistische Deutung dieser Schenkelgeburt versucht. Ebenso ward nach iranischer Sage A u r v a von seiner Mutter Vämöru (d. i. Linksschenkel) m ihrem Schenkel verborgen gehalten worden; aus dem geriebenen linken Schenkel des toten Vena kam ein Mann hervor. Liebrecht Z. Volksk. 490; SchwVk. 15 (1925), 21 ff. ») B a c h o f e n Mutterrecht § 16. s) K u h n u.. S c h w a r t z 462. *) M e y e r Abergl. 222. ') G r i m m Myth. 3, 474 Nr. 1061. •) So schreitet das isländische Zauberweib heute noch gebückt und durch ihre B. hindurchschauend rückwärts (ZfVk. 2, 426); in Rußland geht man am Johannisabend in den Wald, fällt eine junge Espe, sodaß sie nach Osten zu liegen kommt, bückt sich und spricht zwischen die B. hindurchschauend: „Onkel Ljeshy, erscheine nicht als Grauwolf, auch nicht als schwarzer Rabe oder als Föhre zum Brennholz, sondern in der Gestalt wie die meinige." (Ebd. 429). ') Z f V k . Ii, 430; K u h n Westfalen 2, m . 8) Z f V k . 1 1 , 430. •) P o l l i n g e r Landshut 135

Stemplinger.

B e i n b r u c h . Die Spur, welche ein E h e brecher eingedrückt hat, heißt im Saterland eine „ q u a d e " ; wer hineintritt, bricht ein B e i n 1 ) . V o r B. schützen in Albeins bei B r i x e n die Papierschnitzel, die man in den Fußspuren des „ K e r z e n g e i s t e s " finden k a n n a ). In Hanstedt (Lüneburg) s a m m e l t man G a b e n f ü r den „ P i n g s v o s s " , da er ein Bein gebrochen h a b e 3 ) . Die Mittel, gebrochene Beine zu heilen, sind recht mannigfaltig. Volksmedizinische 4 ) werden oft v e r s t ä r k t durch Segen (s. d.), wie z. B . den folgenden aus dem obersten Murtale: B., ich segne dich auf diesen hl. Tag,/ daß du wieder werdest gerad,/ bis auf den 9. Tag,/ wie nun der liebe Gott Vater, G o t t Sohn und Gott heiliger Geist es haben mag./ Heilsam ist diese gebrochene Wunde,/ heilsam ist dieser Tag,/ da Jesus Christus geboren ward./ Jetzt nehme ich diese Stunde, stehe über diese gebrochene Wunde,/ daß diese gebrochene Wunde nicht schwelle 6).

1012

Außerordentlich weit v e r b r e i t e t ist der Analogiezauber, unter A n r u f u n g der hl. Dreifaltigkeit ein vorher zerbrochenes Stuhlbein wie ein gebrochenes B e i n zu binden und zu verschindeln u n d den Stuhl so in die E c k e zu stellen; das Bein des Patienten heilt dann in g a n z kurzer Z e i t 6 ) . Der „ W a l s t e i n " oder „ B . " bei Besko (Lausitz) ist „ a u f mancherlei A r t gestaltet, bald wie ein A r m , b a l d wie ein Bein, oder auch ein F i n g e r ; j a einer dieser Steine soll ganz die Gestalt eines Menschen gehabt haben. E r ist besonders heilsam für die, welche einen A r m oder ein Bein gebrochen h a b e n " 7 ). S t r a c k e r j a n 1, 53 § 50. s) H e y 1 Tirol 143 Nr. 35. 8) S a r t o r i Sitte 3, 196 Anm. 21 = K ü c k u. S o h n r e y a 134. ') Über volksmedizinische Mittel vgl. H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 408 f f . ; F o s s e l Volksmedizin 161 f.; H ö f 1 e r Volksmedizin 214 ff.; 5 Flügel Volksmedizin 75 f. ) Fossel a . a . O . ; J a h n Hexenwesen 88 f. Nr. 157 t. e ) G r i m m Myth. 2, 897; S e y f a r t h Sachsen 1 7 7 ; K o h l r u s c h Sagen 340; B u c k Volksmedizin 70; A R w . 5, 3; ZfEthnol. 17, 230; vgl. M a n n h a r d t Germ. Mythen 72. ') H a u p t Lausitz 246 f. Nr. 300. Bächtold-Stäubli.

Beinkleid s.

Beine

Hose.

kreuzen,

verschränken.

Ein

mehrfach überlieferter G l a u b e besagt, es sei nicht gut, beim Essen die Beine über's K r e u z zu l e g e n 1 ) . T u t m a n es doch, so b e k o m m t m a n in Mecklenburg Leibschmerzen 2 ), oder wird bewirkt, daß die a m Tische sitzende Gesellschaft nicht mehr spricht oder in Streit gerät 3 ). Deshalb pflegt man in der Oberpfalz 4) und in Tirol B ), wenn in einer Gesellschaft die U n t e r h a l t u n g stockt und Stille eintritt, zu sagen: „ H a t gewiß jemand d i e B. ü b e r e i n a n d e r g e s c h l a g e n ! " , ähnlich wie anderwärts spaßhaft erklärt w i r d : „ E s geht ein Engel durchs Z i m m e r " 6 ). Der zauberische Z w e c k des B.kreuzens tritt bei den weitern Beispielen sofort klar z u t a g e : „ W e n n j e m a n d in der Mark 7 ) schnell reich wird, so sagt man v o n ihm, er habe einen K o b o l d , welcher ihm Geld und Getraide zubringe, und zwar fliegt er dann als feuriger Drache durch die

Beine kreuzen, verschränken

L u f t ; das Feuer ist v o n rother F a r b e , wenn er Geld bringt, v o n blauer, sobald er Getraide trägt. Es gibt auch Mittel, um den durch die L u f t ziehenden B r a a k oder Drachen f e s t z u m a c h e n ; es müssen nämlich z w e i mit g e k r e u z t e n B. s i c h g e g e n e i n a n d e r stell e n , dann wird der Drachen gezwungen, etwas v o n dem, was er trägt, a b z u g e b e n . " Das B . k r e u z e n findet sich auch als Schutzmittel. W i e d e r u m in Norddeutschland 8) hilft gegen das M ä r d r ü c k e n (Alpdruck) besonders, daß man A r m e und B. vor dem Schlafengehen kreuze. W e n n man in Niederösterreich der wilden J a g d (dem Helljäger) begegnet, muß man sich schnell mit dem A n g e s i c h t zu B o d e n werfen und H ä n d e und F ü ß e k r e u z e n 9 ) . Im Badischen legten die L e u t e früher im Wirtshause gern die F ü ß e in K r e u z f o r m übereinander und tranken nie aus dem Glase eines andern, ohne zu sagen: , , S t . Johannessegen", wegen der Hexen, und noch machen sie ein Kreuzzeichen über den Mund, wenn sie nachts draußen gähnen. A l s (ebenfalls im Badischen) einem B a u e r n zu A n f a n g der i86oiger Jahre alle Schweine krepierten, riet ihm einer, a m nächsten S o n n t a g N a c h m i t t a g ein P ä c k c h e n in die H ä n d e zu nehmen und die F ü ß e übers K r e u z zu stellen, wenn die (von i h m auf diese Weise) „ g e s t e l l t e " Person erschiene. Bei der Mahlzeit fing nun daraufhin die gestellte F r a u zu zittern an und stürzte fort. V o n da an war alles in Ordnung im S c h w e i n e s t a l l 1 0 ) . A u c h bei anderen Zaubereien spielt das B . k r e u z e n eine Rolle. Der Zauberer Hans T r ä x l e r aus d e m L u n g a u " ) , gegen den im Jahre 1603 ein Prozeß geführt wurde, erzählte in gütlichem Verhör, daß ihm der böse F e i n d erschienen sei und Von i h m begehrt habe, daß er sich in seinen Schoß setze, die F ü ß e über den Stuhl kreuzweise halte und mit ihm ins Lurnfeld fahren solle. „ . . . In ähnlicher Weise ist es ein Z a u b e r " , schreibt A g r i p p a v o n Nettesheim in seinen „ M a g i s c h e n Werk e n " 12 ), „ w e n n man die F ü ß e übereinander schlägt, und es ist dies deshalb bei den B e r a t u n g e n der F ü r s t e n und anderer Machthaber v e r b o t e n , als etwas, das allen

1014

H a n d l u n g e n ein Hindernis entgegens e t z t " . A g r i p p a schöpfte diese Stelle aus der Naturgeschichte des Plinius, der Buch X X V I I I , cap. 17 s a g t : ,,. . . Noch schlimmer ist's, w e n n man die Hände um ein oder beide K n i e l e g t , auch wenn man die B. übereinander schlägt. Daher haben die A l t e n verboten, dies in den Versammlungen der Feldherrn und Staatsmänner zu tun, weil dadurch jede H a n d lung vereitelt w ü r d e ; ferner, in solcher S t e l l u n g Opfern und Gelübden beizuwohnen." „Der wahrhaftige feurige D r a c h e " , eines der Zauberbücher, aus denen das 6. und 7. B u c h Mosis zusammengesetzt ist, empfiehlt (S. 64), beim Anschlagen des Gewehres „ d a s linke Bein kreuzweise über das r e c h t e " zu stellen und dazu einen Zauberspruch zu sprechen. Mehr als z w e i f e l h a f t ist ein Zeugnis aus J o h a n n Fischarts „Philosophisch Ehz u c h t b ü c h l e i n " ( S t r a ß b u r g 1578), wo uns Fischart die „ M ä ß i g u n g " wie folgt schildert 1 3 ) : „ W a s dan die Mäsigung berürt, hat m a n sie ganz schlecht v n d a y n f a l t i g in J u n g f r a u e n g e s t a l t angebildet, beydes an kleydern v n d geberden, auf dem H a u p t mit eim k r ä n z v o n allerhand Blumen, ausserhalb der Rosen, dieweil dieselben der Veneri v e r w a n d t sint: v n d war solcher k r ä n z mit j r e m eygenen H a a r v m flochten, wie die B r ä u t des Landes pflegt e n : auch h e t t sie die R e c h t H a n d auff die B r u s t gelegt, v n d mit der L i n c k e n hielte sie das weisse dünne G e w a n d an sich, w i d e r d a s s t ü r m e n d a n w ä h e n der Wind, schrencket a u c h z u m behelff d a r w i d e r die F ü s s , w e l c h e s o n d e r l i c h vor andern beschucht waren . . . " Goldmann gibt diese Fischartstelle so stark gekürzt wieder, daß sie ganz aus dem Zusammenh a n g gerissen ist und die Meinung entstehen kann, die „ M ä ß i g u n g " kreuze ihre B., u m eine A r t v o n W i n d z a u b e r auszuüben. Uns scheint aber hier v o n einem Z a u b e r keine R e d e zu sein; die Beine werden wohl nur deshalb gekreuzt, um z u s a m m e n mit der linken H a n d zu v e r hüten, daß „ d a s stürmend a n w ä h e n der W i n d " „ d a s weiße dünne G e w a n d " z u m A u f f l a t t e r n bringe.

1015

IOl6

Beinverrenkung—beißen, Biß

Gefährlich wirkte das B . als Zauberhandlung namentlich bei der Geburt. Der Verfasser des „ G r a b des Aberglaubens" teilt mit: „ B e y Gebährenden soll man weder mit ineinander geschlagenen Händen, noch mit übereinander gelegten Füssen sitzen. E i n Spruch, der in den Ohren der alten Wehemütter ein Silberton ist." E r führt darauf die Stelle aus Plinius ( X X V I I I , 17) an: „ W e n n man bey schwangern Weibern, oder wenn man jemand Arzney eingibt, mit ineinander geschlagenen Fingern, wie ein K a m m , sitzt, so ist dies eine schändliche Zauberey, und wie man sagt, hat solches die Erfahrung gezeigt, als Alkmene den Herkules zur Welt gebracht; noch schlimmer ist es, wenn man die Hände über eines oder beyde Knie zusammenschlägt" 1 5 ). Reste dieses alten Glaubens finden sich noch da und dort. Alte Hebammen, erfuhr Panzer l e ) in Niederbayern, rieten den Männern, deren Frauen schwere Geburten hatten, die Knie aneinander zu drücken, in Unterfranken muß der Mann in solchen Fällen seine Frau so lange auf seinen Schoß setzen, bis die Geburt erfolgt, und oft werden die Knie zusammengebunden, „ d a m i t er länger aushalten k a n n " 1 7 ) . Dadurch soll wohl das B . unmöglich gemacht werden? In einer norwegischen Sage kneift ein Mann seine Hände über die Knie, damit die F r a u nicht gebären kann. Es wird ihm nun vorgegeben, sie habe geboren, da läßt er los und die Geburt geht v o n statten 1 8 ). Das B . ist eine alte Zauberhandlung (Hemmungszauber) und verwandt mit dem Flechten, Binden, K n ü p f e n oder Verschlingen (s. dd.). Dem Richter war nicht nur vorgeschrieben, daß er sitzen, sondern auch daß er „ a i n pain auf das ander legen" müsse, gleich wie Walther von der Vogelweide in der Liederhandschrift dargestellt ist und wie der „ H e r zogsbauer" bei der Kärntner Herzogseinsetzung sich mit überschlagenen B . n auf den Fürstenstein setzen und den neugewählten Herzog so erwarten mußte 1 9 ). W o 1 f Beiträge 1 (1852), 2 1 7 Nr. 188 (rheinisch). s ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 1 3 3 Nr. 574. s ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 2 7 3

§ 4 3 ; G r o h m a n n 2 2 2 Nr. 1550. 4 ) P a n z e r Beitrag 2, 303. 6) A l p e n b u r g Tirol 372. •) SchwVk. 4 (1914), 95. ') K u h n Mark. Sagen 3 7 3 ; vgl. die etwas andere, unklarere Redaktion bei K u h n u. S c h w a r t z 422 Nr. 2 1 9 = B a r t s c h . Mecklenburg 2, 202 Nr. 9 7 6 b . e) K u h n u. S c h w a r t z 4 1 9 Nr. 189. •) L a n d s t e i n e r Niederösterreich 22 f.; vgl. auch als Schutz vor dem Teufel: K ü h n a u Sagen 2, 691 Nr. 1 3 1 6 . M ) M e y e r Baden 5 5 9 ; vgl. weiter ausländische Parallelen bei S e l i g m a n n Blick 2, 354. 289; S A V k . 14, 264. 1 1 ) G o l d m a n n Einführung 2 1 4 . 1 2 ) 1 (Berlin 1916), 2 3 3 f. 1 3 ) G o l d m a n n Einführung 2 1 4 ; S c h e i b l e Kloster 10 (1848), 530. 1 4 ) K e l l e r Grab d. Aberglaubens 5 (Stuttgart 1786), 2 5 7 ff. 16 ) S a m t e r Geburt 1 2 1 f.; P a n z e r Beitrag 2, 3 3 6 ff.; Z f V k . 25 (1915), 2 8 f . Nr. 28; F r a z e r Taboo (London 1919), 298 f. ( = The golden Bough 3 III). » ) P a n z e r Beitrag 2, 347. " ) Ebd. 2, 306 Nr. 72. 18 ) G r i m m Myth. 3, 3 4 5 ; L i e b r e c h t Zur Volksk. 3 2 2 Nr. 7 2 ; vgl. F r a z e r Taboo 295. 298. " ) G r i m m RA. 2, 3 7 5 § 1 7 ; G o l d m a n n Einführung 209 ff.; B ä c h t o l d - S t ä u b l i in S A V k . 26 (1925), 47 ff. Bächtold- Stäubli.

Beinverrenkung s.

Verrenkung.

Beinwurm. Diese A r t Knochenfraß (Caries) wurde v o m Volk einem fressenden und zehrenden Wurm zugeschrieben; da vom kariösen Bein Splitter abgehen, ähnlich denen eines wurmstichigen Holzes, kam man zu dieser Anschauung *) (vgl. Wurm). Man sucht dem Leiden durch Beinsegen (s. Segen) und sympathetische Mittel beizukommen. So nimmt man in Steiermark um Mitternacht schweigend vom Friedhof weg ein Totenbein, bekreuzt damit dreimal die leidende Stelle und verscharrt den Knochen wieder nach einem Gebet f ü r die arme Seele 2 ). J ) H ö f 1 e r Krankheitsnamen s e i Steiermark 3 1 4 .

823. s ) F o s Stemplinger.

Beischlaf s. G e s c h l e c h t s v e r k e h r , beißen s. j u c k e n ,

beißen Biß. 1. Beim Z a h n e n gibt man dem K i n d e schon seit dem Altertum Iriswurzeln u. ä. zum B . in den M u n d 2 ) ; ein Aberglaube ist es, wenn man dafür in der deutschen Schweiz Jungfernwachskerzen (s. Jungfernwachs) wählt 3 ). In Durlach heißt es, ein K i n d zahne leicht, wenn man es auf ein E i b. läßt, das dann gebacken und von ihm verzehrt wird 4 ), eine Vorstellung, die sich offenbar aus

beißen, Biß

ioi7

dem bekannten Brauch entwickelt hat, dem S ä u g l i n g b e i m ersten B e s u c h in einem b e f r e u n d e t e n H a u s ein oder drei E i e r zu s c h e n k e n u n d sie dabei i h m a n den M u n d z u d r ü c k e n oder darin h e r u m z u d r e h e n 5 ) . Im Z ü r c h e r O b e r l a n d b e i ß t m a n mit den eigenen Z ä h n e n einem lebend e n H a s e n die v o r d e r e n Z ä h n e a u s u n d h ä n g t diese d e m K i n d um, d a m i t das Z a h n e n leicht v o r sich gehe®), also ein ähnliches A m u l e t t wie der abgebissene M a u s k o p f und die M a u l w u r f s p f o t e (s. a b b . , Maus, M a u l w u r f ) . In Kurhessen-bestreicht die M u t t e r d e m K i n d v o r dem ersten Z a h n e n die sog. „ B ä l l e " stillschweigend m i t drei W e c k b r o c k e n , die sie a n i h r e m H o c h z e i t s t a g v o n d e m ihr b e i m E m p f a n g in i h r e m neuen H e i m g e r e i c h t e n Milchb r o t a b g e b i s s e n u n d f ü r diesen Z w e c k a u f b e w a h r t h a t 7 ) . D a s abgebissene oder a b g e s c h n i t t e n e B r a u t r ä n f t e l h a t j a Heilkraft und bringt Segen8). Vgl. SchwVk. 6, 14 f. ! | H o v o r k a u , K r o n f e 1 d 2, 832. 3) Ebd. 831 f. «) M e y e r

Baden 50. 6) Z. B. Wu 1 1 ke § 599; Pr ö h 1 e Harzbilder h a u s e 10.

ser

83. 8)

«) SAVk. 8, 144.

')

Mül-

MschlesVk. 4, H. 8, 31 f.; H ö -

Volksheilkunde

20; K n o o p

Hinterpom-

mern 160. 2. W e n n bei Z a h n w e h in Biel e m p f o h l e n wird, auf ein N ä g e l i ( G e w ü r z nelke) zu b. 9 ), so ist das k e i n A b e r g l a u b e . D a s B . auf einen h a r t e n G e g e n s t a n d k a n n w o h l in m a n c h e n F ä l l e n ein N a c h l a s s e n der S c h m e r z e n b e w i r k e n . A b e r meist werden solchen volksmedizinischen Rats c h l ä g e n i r g e n d w e l c h e a b e r g l ä u b i s c h e Bes t i m m u n g e n b e i g e f ü g t , so h e i ß t es z. B . in einer P r e d i g t des B e r n a r d i n o d a S i e n a v o n 1443: „ c u m p u l s a n t u r c a m p a n a e in die s a b b a t i sancti, p o n u n t f e r r u m inter d e n t e s " 10 ) (also in heiliger, durch G l o k k e n k l a n g g e w e i h t e r S t u n d e ) , oder in der M a r k B r a n d e n b u r g : m a n z e r b e i ß t auf d e m K i r c h h o f E r b s e n u n d w i r f t sie in ein frisches G r a b n ) ; hier w i r d d u r c h das B . der Z a h n s c h m e r z auf die E r b s e n übert r a g e n u n d m i t i h n e n in das G r a b gew o r f e n , u m d o r t z u v e r g e h e n oder zu ers t e r b e n 1 2 ) . G a n z ä h n l i c h e Mittel gegen Z a h n w e h k o m m e n a u c h ohne die V o r s c h r i f t des B . s auf den Z w i s c h e n t r ä g e r v o r 1 3 ) . A u c h der B e r ü h r u n g mit L e i c h e n -

I0l8

teilen, besonders mit T o t e n k n o c h e n , s c h r e i b t m a n H e i l k r a f t zu j s t a t t des b l o ß e n B e r ü h r e n s wird gelegentlich das B . a u f ein T o t e n b e i n empfohlen, und z w a r u n b e r u f e n n a c h t s 12 U h r oder v o r S o n n e n a u f g a n g 1 5 ) . Besonders b e l i e b t bei Z a h n s c h m e r z ist natürlich die V e r w e n d u n g eines L e i c h e n z a h n s 1 6 ) , der aber nicht m i t den H ä n d e n b e r ü h r t w e r d e n darf 1 7 ), i m 17. J h . sogar einer a u f g e b a h r ten L e i c h e ausgebissen w e r d e n m u ß t e 18 ), ein A b e r g l a u b e , der g a n z ä h n l i c h a u c h für Nordengland bezeugt ist: Man trage i m m e r einen auf dem K i r c h h o f e i n e m S c h ä d e l ausgebissenen Z a h n in der T a s c h e z u m S c h u t z e gegen Z a h n s c h m e r z e n 1 9 ) . A u c h hier g e n ü g t es nach a n d e r e n V o r s c h r i f t e n , den k r a n k e n Z a h n mit d e m L e i c h e n z a h n zu b e r ü h r e n v>) oder diesen (in Island) in den M u n d zu n e h m e n 21 ) (s. T o t e n z a h n ) . In der P r o v i n z N a m u r b e i ß t m a n bei Z a h n s c h m e r z e n in ein a m W e g errichtetes S ü h n e k r e u z 22 ). A u c h das beliebte K r a n k h e i t s ü b e r t r a g e n auf B ä u m e w i r d bei Z a h n s c h m e r z e n in v e r s c h i e d e n e n F o r m e n g e ü b t 2 3 ) , eine besonders i n t e n s i v e V e r b i n d u n g w i r d dabei durch B . in den B a u m h e r g e s t e l l t 2 4 ) , wobei n e b e n d e m H o l u n d e r 2 5 ) gern ein durch B l i t z s c h l a g geheiligter B a u m g e w ä h l t w i r d 26 ). S c h o n im A l t e r t u m w u r d e bei Z a h n s c h m e r z e n e m p f o h l e n , die H ä n d e auf d e m R ü c k e n , ein S t ü c k v o n b l i t z g e t r o f f e n e m H o l z e abz u b . u n d a n den Z a h n zu b r i n g e n 2 7 ) , u n d noch h e u t e f i n d e t sich bei der G e w i n n u n g v o n Zahnstochern aus B l i t z b ä u m e n S 8 ) b i s w e i l e n der B r a u c h , sie mit d e n Z ä h n e n h e r a u s z u b . 29 ). In H i r s c h b e r g (Schlesien) geht m a n a n einen B a c h , a n w e l c h e m W e i d e n s t e h e n , u n d u m b e i ß t v o n einem W e i d e n b a u m drei R u t e n mit d e n Z ä h n e n und t r i n k t darauf drei S c h l u c k W a s s e r aus dem B a c h (häufiger ist das V e r k n o t e n des Z a h n w e h s in W e i d e n r u t e n ) s l ) . In W a r m b r u n n g e h t m a n v o r S o n n e n a u f g a n g a n eine Stelle, w o drei z u s a m m e n s t o ß e n d e R a i n e m i t Getreide b e s ä t sind, u n d b e i ß t die k e i m e n d e S a a t m i t den Z ä h n e n a b 32 ). Z u g r u n d e liegt w o h l dieselbe V o r s t e l l u n g , die wir f ü r d a s V e r z e h r e n der ersten B l ü t e n gewisser P f l a n -

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beißen, Biß

zen 33) voraussetzen müssen, denen man besondere Heil- und S c h u t z k r ä f t e zuschreibt. So schützt man sich auch in der Gironde gegen Zahnweh, wenn man in das erste F a r n k r a u t im Frühling beißt (dasselbe Mittel soll in der Bretagne vor Fieber bewahren) 34 ). Im Spreewald beißt man einem R i e t w u r m oder einem Molch den K o p f ab und s p u c k t ihn schnell aus 3S ). Im V o i g t l a n d glaubt man sich v o n Zahnschmerzen befreien zu können, wenn man beim Genüsse des A b e n d m a h l s hinter dem A l t a r in eine mitgenommene Semmel beißt 36 ). W e n n man damit z. B. den aus Beifort belegten B r a u c h gegen Zahnschmerzen, einen A p f e l in die Mitternachtsmesse mitzunehmen und dann zu Hause z u essen 3 7 ), vergleicht, so darf man wohl annehmen, daß in dem voigtländischen A b e r g l a u b e n das A b e n d m a h l an die Stelle der heiligen Messe getreten ist. •») SchwVk. IO, 33. 10) ZfVk. 22, 122. " ) ZfVk. 1, 193 = Correspondenzbl. f. Zahnärzte 34, 247. u ) Vgl. S e y f a r t h Sachsen 210ff. " ) Z. B. S e y f a r t h a. a. O. 215; BayHfte 1, 231 Nr. 42. " ) Vgl. S e y f a r t h a. a. O. 286 ff., für Zahnschmerzen z. B. T o p p e n Masuren 54. 1 5 ) B i r l i n g e r Volhsth. 1, 482 f. ; L a m m e r t 237. " ) Vgl. S e y f a r t h 290. " ) K ö h l e r Voigtland 418. «) S e y f a r t h a. a. O. " ) W. H e n d e r s o n Northern countries of England 145. i0) S e y f a r t h a. a. O. «) ZfVk. 8, 287. »») H a r 1 1 a n d Perseus 1, 166. " ) S e y f a r t h 196 ff. " ) HessBl. 22, 21. 25) D r e c h s l e r 2, 300. " ) Urquell 1, 19. «') P l i n . not. hist. X X V I I I 45; vgl. HessBl. 22, 21. «•) Ebd. A 3. ") K r o h n Die folklorist. Arbeitsmethode 31. 80) ZfVk. 4, 270. " ( S e y f a r t h 196. 32) D r e c h s l e r s , 301 (B. in die Saat im finnischen Schadenzauber s. F F C . 55, 17). " ) HessBl. 22, 38 f.; 23, 124. «) S é b i 11 o t Folk-Lore 3, 490. 8S) S c h u l e n b u r g 224. »•) K ö h l e r Voigtland 412. ") S é b i l l o t a . a . O . 3, 422.

3. A u c h bei anderen K r a n k h e i t e n kann man durch B . i n e i n e n B a u m das Übel auf diesen übertragen (Estland, Sizilien, Frankreich) 3 8 ), und von B l i t z b ä u m e n a b g e b i s s e n e S p ä n e sind für vieles gut (Schweiz) 39 ). Gegen K e u c h h u s t e n l ä ß t man in Posen das K i n d v o r S o n n e n a u f g a n g i n den S c h w e i n e t r o g b. m ) . *•) F r a z e r 6S, 54; S é b i l l o t Paganisme 137. 138. *•) HessBl. 22, 21; vgl. auch unten § io. W u 1 1 k e § 544; vgl. den Brauch der Maori A R w . 10, 555.

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4. „ G e g e n B i ß h i l f t B . " n a c h altnordischer Überlieferung. U n d in S c h w e den glaubte man noch in der neueren Zeit, ein erstgeborenes K i n d , das mit Zähnen auf die W e l t g e k o m m e n sei, könne durch B. über einen schlimmen Biß diesen heilen 41 ). Gegen den B i ß toller Hunde schützt man sich in B ö h m e n , wenn man sich sofort in den D a u m e n der rechten H a n d b e i ß t 4 2 ) . Nach norwegischem A b e r g l a u b e n soll ein Hirte, wenn ihn der W o l f zuerst sieht und dadurch bezaubern kann, sich über die beiden Gelenke des Daumens oder auch in den R o c k k r a g e n oder Handschuh, k u r z in etwas Wollenes, b. 43 ). Die S ü d s l a v e n lassen ein Ü b e r b e i n dreimal v o n einem nachgeborenen (posthumen) K i n d behauchen und darein b. 44 ). 41) G r i m m Myth. 3, 344 und 3, 478 Nr. 29. " ) W " ) L i e b r e c h t Zur Volksk. 11, 316. " ) Urquell N.F. 1,

zu 982; 2, 964 uttke § 450. 334; vgl. Z f V k . 24.

5. W e n n im F r ü h j a h r infolge schlechten Futters ein S t ü c k V i e h so a b g e m a g e r t war, daß es vor Schwäche nicht aufstehen konnte, sagte man (am Hellweg): „ H e h e t t ' n Wulf in'n S t i ä r t " . Man ließ dann eine gewisse alte Frau kommen, die mußte dem Tier in den S c h w a n z b. D a n n sprang die K u h auf, und man glaubte, die Frau hätte d e n ,,W o l f " weggebiss e n 4S ). Im Visitationsbuch der G r a f s c h a f t Nassau-Idstein-Wiesbaden aus dem Jahre 1594 gesteht jemand, „ w a n ein gaul den U n f l a t hab, so b e i ß er denselben i n ein Ohr v n d sprech einen gutten S e g e n " 46 ). " ) ZrwVk. 17, 41; vgl. das Zehenb. bei epileptischen Anfällen in Südslavien: Urquell N.F. 1, 25. " ) Volk und Scholle 5 (1927), 101 f.

6. Die Z w i e b e l spielt in der Volksmedizin eine große Rolle (s. Zwiebel). Im L a n d ob der Enns ließ man um 1787 die Wöchnerin sofort nach der Geburt des Kindes dreimal in ein Zwiebelhaupt b. 47 ). ")

G r i m m Myth.

3, 460 Nr. 732.

7. Für das Z e h e n b . bei Leichen sowohl, wie in Fastnachts- und Erntebräuchen s. Zehe, vgl. auch oben A n m . 44.

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beißen, Biß

8. Auf Regenbogen, Sonne, Mond und Sterne soll man nicht mit den Fingern deuten 4 8 ). H a t man es aus Versehen doch getan, so muß man sich sofort i n d e n F i n g e r b., dann schadet es nichts (Westfalen, Rheinland) 49). Man will wohl durch Bestrafung des Fingers eine Genugtuung geben. «) Vgl. z. B. Volkskunde 17, 46 f. «) W u t t k e § 11.

9. Wenn einem das linke Ohr klingt, soll man in der französischen Schweiz es mit dem F i n g e r berühren und dann auf diesen b., dann wird sich der Verleumder auf die Zunge b. 50 ). In Schwaben beißt man sich dagegen auf die Z u n g e , dann soll der Tadler davon eine Blatter auf die Zunge bekommen 5 1 ), und in Oldenburg beißt man in den linken Rockoder Schürzenzipfel oder in den Ellenbogen, dann beißt sich der Verleumder auf die Zunge S2 ). so ) SAVk. 25, 282. " ) M e i e r Schwaben 2, 503 Nr. 362. " ) W u t t k e § 4 2 1 ; vgl. ZfVk. 20, 386.

10. Für den Hänselbrauch des , , K e t t e n b.s", der heute fast nur noch in der scherzhaften Drohung weiterlebt, mit der man Kinder, die zum erstenmal in die Stadt mitgenommen werden wollen, schreckt und hier sogar zu abergläubischem Tun führen k a n n H ) , s. Kette. Hierhin gehört auch das Angstigen der Kinder von Schönau mit dem sog. Klepfstein, der von einem Bären bewacht werde: jeder, der zum erstenmal ins Todtmoos pilgert, muß durch einen B i ß i n d i e s e n S t e i n seine Würdigkeit erproben S4 ), und wohl auch der Glaube in Ostfranken, es verirre sich nicht beim Beerensuchen, wer in einen Stein beißt 5S ). Denn in Hergersdorf (Oberhessen) muß das Kind, das zum erstenmal mit in die Heidelbeeren geht, in einen der Nägel einer alten Hainbuche am Wege b., „sonst hat es Unglück auf dem Wege". Aus derselben Gegend wird berichtet, daß Kinder beim ersten Gang in die Beeren von zwei alten Bäumen B 1 ä t t e r a b r e i ß e n u n d z e r b . mußten. Das könnte eine abgeschwächte Form jenes Brauchs sein 58 ). Auf dem Wege in

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die Zerzeralpe steht der sog. D u n d e r b a m , der Stumpf eines Baumes, den der Donner gespalten hat; davon muß da-S Kind, das zum erstenmal auf die Alpe geht, zwei Splitter wegb., um vor dem Donner gesichert zu sein (Burgeis) 5 7 ). Hier hat sich das Necken des Neulings mit dem Glauben an die Schutz- und Heilkraft eines Spans aus einem Blitz39 baum ) verbunden. Mit Recht wird auch das in der Basler Schmiedezunft 1674 geübte „ I n d e n Schlüssel b . " mit solchen Hänselbräuchen, die sehr nahe mit manchen Bräuchen bei der A u f ' nähme in Zünfte u. ä. verwandt sind, zusammengestellt 58 ). M ) SAVk. 7, 305. " ) W a i b e 1 u. F l a m m 2, 162. " ) SchwVk. 6, 15. " ) HessBl. 22, 20; 23. " ) Z i n g e r l e Tirol 101 Nr. 866 = HessBl. 22, 21. M) SchwVk. 6, 14 f.

1 1 . Wer den e i s e r n e n K n o p f am Elisabethentor des Heidelberger Schlosses zu z e r b . vermag, wird Herr über'das Schloß mit allem seinem Reichtum. Deutliche Beißspuren seien daran zu sehen 69). Ich könnte mir denken, daß diese Vorstellung auch auf einen Hänselbrauch, wie die in § 10 behandelten, zurückgeht, halte aber Hoffmann-Krayers Zusammenstellung mit dem im folgenden Paragraphen besprochenen Luxemburger Brauch unter dem Gesichtspunkt der Sicherung des Reichtums 60) nicht f ü r richtig. '») SAVk. 8, 224.

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) SchwVk. 6, 14 f.

12. In Luxemburg biß das Volk früher auf die größeren G e l d s t ü c k e , namentlich auf die Kronentaler, in der Meinung, sich hierdurch ihren Besitz zu sichern; es geschah dies größtenteils aus Furcht vor den Zigeunern, denen man die Macht zutraute, sich fremdes Geld durch Zauberkräfte anzueignen 6 1 ). " ) L a F o n t a i n e Luxemburg 157. Entzauberndes B . auf Sichel oder Sense in Finnland s. F F C . 62, 16.

1 3 . H a t man sich einen D o r n oder S p l i t t e r ausgezogen, so muß man ihn z e r b . , daß er nicht noch mehr schade 62 ), die Wunde nicht schmerze und eitere (Schlesien, Schwaben, Bayern, Pommern) 63 ), oder damit er nicht noch andere Personen steche (Württemberg) 64 ).

Bekker—:-Belemnit

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" ) Rockenphilosophie Cent. 4 Kap. 94 = G r i m m Myth. 3, 446 Nr. 362. " ) W u t t k e § 5 1 6 ; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 405; Volksth. 1, 486; M e i e r Schwaben 2, 5 1 1 Nr. ^26; R e i s e r Allgäu 2, 445 Nr. 2 1 3 ; J a h n Hexenwesen 1 5 4 Nr. 477. •*) B o h n e n b e r g e r Nr. 1, 19.

14. Das „ S e m m e l b . " heiratslustiger Mädchen in Hof gehört zu den Liebesorakeln des Andreasabends (s. Andreas) : man aß auf der Straße in der Dämmerung, solange der Verkehr noch nicht ganz erstorben war, auf drei Bissen eine halbe Kreuzersemmel; dann ging man lautlos auf der Straße hin. Der erste Mann, welchem das Mädchen nun begegnete, mußte aufmerksam betrachtet werden, denn ganz nach seinen Verhältnissen im bürgerlichen Leben gestalteten sich auch die des künftigen Ehemannes 6 5 ). •5) K ö h l e r

Voigtland 380.

15- Heiratslustige Mädchen b. in das eiserne G i t t e r v o r d e m Heil i g e n b i l d in der Wallfahrtskapelle N.-D. de Nabléhaye (zwischen Herve und Bolland, Liège) ®e). Man sieht darin — ob mit Recht? — eine Nachwirkung des Glaubens an die magische K r a f t des Eisens. Auch hier könnte vielleicht ursprünglich ein Hänselbrauch wie das „ K e t t e n b . " (§ 10) zugrunde liegen, das wir auch bei Wallfahrtskirchen und Kapellen finden S7). ••) RTrp. 22, 457; H a r t l a n d Perseus 2, 2 1 3 , 1 spricht von einer St. Josephskapelle bei Herve mit demselben Brauch 67) B i r l i n g e r Volksth. 1, 249 Nr. 390.

16. In Schweden soll eine Braut, nachdem sie beim Hochzeitsmahl von allen aufgetragenen Speisen gekostet hat, i n s T i s c h t u c h b., dann wird sie nicht lüstern 68). •*) D ü r i n g s f e l d Hochzeitsbuch 2.

17. Wenn auf der Hochzeit die H u n d e s i c h b., so schlagen später die Eheleute einander 69). «•) G r i m m Myth. 3, 448 Nr. 433 (aus der Rockenphilosophie). Hepding.

Bekker, Balthasar. Reformierter Prediger zu Amsterdam, gest. 1698 x ). In seinem vierteiligen Werk De beloverde wereld (Die bezauberte Welt) 2) bekämpft er, vom Teufelsglauben ausgehend, die

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gesamte Dämonologie. Der Teufel ist nach ihm keine Macht, sondern ein hilfloser gefallener Engel ohne besonderes Wissen und ohne die Fähigkeit, sich dem Menschen in sinnlich wahrnehmbarer Gestalt zu zeigen oder gar in seinem Dienst handelnd aufzutreten. Der ganze Glauben vom angeblichen Teufelspakt, von Zauberern und Hexen sei hinfällig. Wegen dieser Ansichten wurde B . als Leugner des wahren Glaubens durch die Synode von Alkmaar 1692 seines Amtes enthoben. Doch datiert von seinem Auftreten der Umschwung in der Stellung der protestantischen Theologie zum Hexenglauben. S o l d a n - H e p p e 2 2, 233—243; M e y e r Aberglauben 3 3 3 ff. *) Leeuwen 1691 bis 1 6 9 3 ; deutsch Leipzig 1693. Helm.

beklagen s. b e d a u e r n , bekleiden s. K l e i d , bekränzen s. K r a n z , bekreuzen s. K r e u z , belecken s. l e c k e n . Belemnit. Griech. ßsXenvi-cijs (xi ßaejivov = tö ßaXXöjisvov), das Geschleuderte, Geschoß, Blitz. Als vom Himmel unter Blitz und Donner herabgeschleuderte und gegen den Blitz schützende Steine gelten im Volksaberglauben die prähistorischen Donnerkeile, die Echeniten und B . e n 1 ) . Unter B.en versteht man die in der J u r a - und Kreideformation häufig sich findenden versteinerten Reste von Vorläufern der Tintenfische. Es sind schlanke, nach oben spitz zulaufende, außen mit einem festen Feuersteinmantel bedeckte, innen meistens mit Kreidekalk gefüllte Hohlkegel, die genau der Form einer Zigarre gleichen 2). Bei den Badegästen auf Rügen und an der Ostseeküste gelten sie noch heute als Blitzröhren, die durch die Glut einschlagender Blitze aus Kies und Sand zusammengeschmolzen sind 3 ). Das Volk aber glaubt, sie seien beim Gewitter herabgeschleudert worden; als Schutz gegen das Gewitter legt man sie deshalb, wenn ein Wetter heranzieht, auf den Tisch, Herd oder auch auf das Fensterbrett 4). Im Unterelsaß und Schaffhausen

Belemnit

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nennt man den B.en wegen seiner Gestalt „Teufelsfinger", im Aargau kommt daneben der Name „Stechehörndli" vor (Vergleich mit den spitzen Hörnlein des Hörndlimä = T e u f e l s ) , auch „ H ä m m e r l e " , „ G a l ü t z e l s t e i n " , „Donnerstein". Nach dem Glauben des Aargauer Landvolkes sollen die B.en vor ihrer Versteinerung Kohlen gewesen sein und den Zwergen gedient haben 8 ). In Schwaben hält man den B. für Abdrücke (Finger) einer Hand oder (der Zehen) eines Fußes; man nennt sie „ S c h r e t t e l f ü ß e " (Füße eines elbischen Wesens) 6 ). In der Oberpfalz heißen sie „Teufelszehe", im J u r a „ A l p oder Strahlsteine", in Ostpreußen „ P i l lersteen", „ O t t e r t ö t t " (Otterzitze), „Mohrenzitzchen", „ M a r e z i t z e " ' ) . Gesnersagt: Der B . stellt die Figur eines Pfeiles dar, weshalb ihn die Sachsen „ A l p f e s c h t " , „Alpschoß" nennen und behaupten, er helfe bei Alpdrücken, gegen Behexung und nächtliches Blendwerk 8 ). Wahrscheinlich hielt man sie in der Urzeit f ü r Geschosse elbischer Geister, die im Gewitter einherfuhren 9 ); an ihre Stelle traten später die Hexen (Hexenschuß!). Bei den Angelsachsen herrschte z. B . der Glaube, stechende Schmerzen rührten von dem Geschoß der E l f e n oder Hexen her 1 0 ). Auch Gesner berichtet, daß man die „Schoßsteine" ( = B.) gegen die immer an einer Stelle stechenden Schmerzen der Pleuritis v e r w e n d e t e u ) . Einen gefundenen B.en soll man aufheben, denn er bringt Glück 1 2 ). Als vorzügliches Heilmittel galten die B.en bei den Nordgermanen, besonders wenn Runen darauf geritzt w a r e n 1 3 ) . Heute tragen in der Mark Brandenburg, wo B.en sich häufig im Kiessande finden, säugende Mütter sie als Schutzmittel gegen plötzliches Erschrecken, damit den Kindern die Milch nicht schadet 1 4 ) (vgl. Schreckstein). Im J u r a und Harz gibt man kranken Kindern etwas v o m B.en abgeschabtes Pulver ein 1 5 ); solches Pulver verwendet man in der Oberpfalz und in der Gegend von Wehdem zur Heilung von W u n d e n 1 6 ) . Zu gleichen Zwecken benutzten es früher die Ärzte in Preußen und Pommern, in Sachsen zum Brechen des Blasensteins 17 ). Bächtold-Stäubli

Aberglaube I.

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Als Phallussymbole wurden B.en auch gegen Geschlechtskrankheiten, Sterilität usw. verwendet 1 8 ). Der Name Donnerkeil ist außer für die Steinbeile auch für die B.en in Gebrauch, und mit dem Namen werden diesen auch fast genau dieselben Eigenschaften beigelegt 1 9 ). Zu Gesners Zeiten hielten einige Arzte den B.en f ü r den „ L u c h s s t e i n " der Alten 20 ). In der Tat entsteht, wenn man den B.en stark reibt, ein leichter, an Öl oder Ammoniak erinnernder Geruch; Abel bringt damit die Entstehung des Aberglaubens zusammen, die durch ihre hellgelbe, durchscheinende Farbe sich aus^ zeichnenden B.en in der norddeutschen und niederländischen Kreide seien versteinerter Luchsurin, den diese Tiere in der Erde verscharrten 2 1 ). Schade berichtet, daß in den alten Offizinen weinklare B.en unter dem Namen „ L u c h s stein" verkauft wurden 2 2 ). Auch ein Bergmännisches Wörterbuch verzeichnet unter Luchsstein und Alpschoß den B . e n 2 3 ) . Zu der vielseitigen Anwendung des B.en gegen mancherlei Krankheiten, besonders bei Harn-, Stein- und Blasenbeschwerden, vgl. M. B . Valentini Naturund Materialienkammer (1705), s. v., u. P. Pomet, Histoire générale des Drogues (1694), 107, desgleichen Zedier s. v . Alpschoß 1, 1040 f. ') S a r t o r i 2, 1 3 f.; S e l i g m a n n 2, 25. *) Abbildungen bei S e l i g m a n n 1, 233; G e s n e r d.f. I. 9 1 ; W o s s i d l o Zoologie 322 ; Beschreibung bei H o v o r k a - K r o n f e 1 d 1, 59. s) mündlich; vgl. M ü l l e n h o f f Natur 21 Nr. 33 und H o v o r k a - K r o n f e 1 d 2, 564. 4) F i n d e r Vierlande 2, 243 u. 1, 226. 6) S t ö b e r Elsaß 445 Nr. 330; R o c h h o l z Sagen 1, 193 Nr. 1 5 5 u. 2, 205; Naturmythen 1 1 8 oben; G r i m m Myth. 1, 149 u. 2, 860; M ü l l e n h o f f Natur 1 5 Nr. 23. •) M e i e r Schwaben 172. ') S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 248; M e y e r Germ. Myth. 1 1 9 § 162; F r i s c h b i e r Hexenspr. 107; ZfVk. 15 (1905), 92. ") G e s n e r a. a.O. 89; S c h ö n w e r t h a. a. O.; vgl. A g r i p p a v. N. 1, 93 (Luchsstein); S c h w e n k f e l d Catalogus 3, 369. •) G r i m m Myth. i, 149. 381 u. 3, 363; vgl. M e y e r a. a. O. 91 § 126; M a n n h a r d t Germ. Myth. 48; S c h w a r t z Studien 410; A n d r e e - E y s n 25; S e y f a r t h 42. 10 ) F i s c h e r Angelsachsen 15. u ) G e s n e r a. a. O. 92. l2 ) ZfVk. 20 (1910), 384; vgl. Ausland 63 (1890), 534. " ) W e i n h o l d Altnord. 33

Belial—Belomantie

1027

Leben (1856), 386. » ) P l o ß Weib 2, 399. 15 ) R o c h h o l z a . a . O . 2, 205; ZföVk. 13 (1908), 95; vgl. S a i t o r i Westfalen 7 1 ; L e m k e 2 , 2 7 8 . " ) S c h ö n w e r t h a. a. O.; ZfrwVk. 5 (1908), 95; vgl. ZiVk. 15, 92 (Mohrenzitzchen). M) G e s n e r a . a . O . 9 1 ; H a a s Rügen 157. M) Vortrag in der Züricher Ges. f. Volksk. 16. 12. 1919. " ) ZfVk. 13 (1903), 3 5 2 ; S e y f a r t h 261. M ) G e s n e r a. a. O. 89 f.; vgl. P 1 i n. nat. hisl. 37 § 52 und 8 § 1 3 7 ; R u s k a Aristoteles 4 u. 5 ! 1 ) A b e l Fossilien 1 1 4 . »*) S c h a d e s. v. Luchsstein 1394. " ) B e r g m a n n 336 u. 17. Olbrich.

Belial oder Beliar, Name des Satans II.

Kor.

6,

1 5 BeXtap,

aus

hebr.

br^a

„Nichtsnutz", häufig in den jüdischen Apokryphen*); nach Bousset 2 ) Name des Antichrist. Greßmann 3 ) vermutet Zusammenhang mit der babylonischen Unterweltgöttin Beiiii (b^M). Aus dem NT. übergegangen in den Volksglauben und Zauber 4 ). Der Augsburger Büchsenmeister Zimmermann 5 ) bildete davon das Wort „ B e l i a l i a " zur Bezeichnung von Zaubermitteln. ») H a u c k RE. 2, 548. *) B o u s s e t Der Antichrist (1895), 86 ff. 99 ff.; D e r s. Die Religion des Judentums (1906), 292. 384 ff. ') R G G . 1 , 1 0 2 1 . ') A g r i p p a v o n N e t t e s h e i m 3, 109; K i e s e w e t t e r Faust 2 0 1 ; B a n g Hexejormularer 647. 650 (bilial). 648 (Balligel, verstümmelt); F r a n z Benediktionen 2, 4 3 1 . 569; O h r t Trylleformler 1 , 5 2 1 Reg. ') Bezoar, Hd. Gotha Nr. 566 (ca. 1591) fol. 75 b (Abschrift in meinem Besitz). Jacoby.

Belomantie, Wahrsagung durch Pfeile (?tt.os = Wurfgeschoß, Pfeil). Die Bezeichnung findet sich in der ausgehenden Antike nur einmal bei Hieronymus *) zu Ezechiel 2 1 , 26: „ D e n n der K ö n i g zu Babel wird sich an die Wegscheide stellen, vorn an den zwei Wegen, daß er sich weissagen lasse, mit den Pfeilen das Los werfe, seinen Abgott frage und schaue die Leber an. Und die Wahrsagung wird auf die rechte Seite zu Jerusalem deuten . . . " So Luther; J o h . Herrmann übersetzt 2 ): „ D e r K ö n i g . . . um das Losorakel einzuholen, hat die Pfeile geschüttelt . . . In seiner Rechten ist das Los J e r u s a l e m " . Hieronymus erklärt die Stelle so, daß die Pfeile mit dem Namen der anzugreifenden feindlichen Städte bezeichnet seien; der zuerst aus dem Köcher gegriffene Pfeil gäbe den

1028

Aufschluß. E r fügt hinzu, die Griechen hätten dafür die Bezeichnung B . oder Rhabdomantie. Über ihre Anwendung bei den Griechen ist sonst nichts bekannt, auch der Bericht Herodots 3 ) über die Losbräuche der Skythen, der öfters in diesem Zusammenhange angeführt wird, spricht nicht von Pfeilen, sondern von Stäben. Dagegen war die B. im Orient seit alters weit verbreitet. Für die babylonisch-assyrische Kultur beweist es die Ezechielstelle, andere Belege, wie angebliche bildliche Darstellungen v o n Lospfeilen in der Hand von Göttern 4 ), werden heute bezweifelt, auch die keilschriftlichen Quellen schweigen davon s ). Die Kulte des Hubal bei der K a a b a und des Dhu 1 Chala^a in Tabäla und andere vorislamitische Kulte waren ebenfalls mit einem Pfeilorakel (Istiqsäm) verbunden; die Pfeile waren hier mit „ j a " und „ n e i n " und anderen allgemeinen Aufschriften versehen und wurden aus einem Sack gezogen 6 ). Die 5. Sure des Koran verbietet diesen heidnischen Brauch 7 ). Die Lospfeile waren stumpf und ohne Federn 8 ), also Stäbchen, so daß hier in der Tat zwischen B. und Rhabdomantie kein wesentlicher Unterschied besteht. Doch gab es bei den Arabern auch eine andere Methode, nach der ein Priester aufs Geratewohl zwölf mit brennendem Werg umwickelte Pfeile abschoß, um je nach der Art ihres Niederfallens die Zukunft vorauszusagen 9 ). Ob diese Form an zwei Stellen des A T . 1 0 ) vorauszusetzen sei, wie meist geschieht, erscheint zweifelhaft. Von einer dritten Form der B . endlich berichtet der französische Reisende Thevenot (f 1697), die bei den berberischen Seeräubern Sitte war: zwei Leute fassen je ein P a a r Pfeile, von denen eins die Türken, eins die Christen bezeichnet, an den Spitzen an und haken die Kerben gegenseitig ineinander; beim Verlesen einer Zauberformel beginnen die Pfeile sich spontan zu bewegen, das eine Paar erhebt sich über das andere, und dementsprechend wird der Ausgang des bevorstehenden Gefechtes gedeutet. Eine nach Marco Polos Bericht vor Tschingiskhan mit einem gespaltenen Rohr in ähnlicher Weise vor-

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Beizebub

genommene Divination sah P. della Valle (f 1652) in Aleppo mit vier Pfeilen ausgeführt, deren Spitzen sich unter den Beschwörungen eines Zauberers spontan näherten. In Indien wurde eine f a s t genau entsprechende B. mit zwei Pfeilen unter dem Namen „ d a m o " noch 1 8 3 3 zwecks Ermittlung eines Diebes angestellt « ) . In der Divinationsliteratur der neueren Zeit wird die B . nur selten g e n a n n t 1 2 ) . Auf divinatorischen Gebrauch der Pfeile im deutschen Aberglauben des Mittelalters weist anscheinend nur das Verbot des Lanzkranna in der „ H y m e l s t r a ß " (1484) gegen „verborgen schäcz mit pfeilen süchen oder mit andern vnzimlichen dingen" 1 3 ). Vgl. a. L o s e , Rhabdomantie. ') M i g n e PL. 25, 1 2 5 b . 2) E . S e l l i n Komm. z. AT. 1 1 , 130. 3) I V 67. ') L e n o r m a n t Magie u. Wahrsagekunst der Chaldäer, Dt. Ausg. (Jena 1878) 432. •) U n g n a d Deutung der Zukunft 1 5 ; M e i ß n e r Babylonien und Assyrien 2 (1925), 275. •) B ä t e in Indian Antiquary 12, 1 ff.; W e l l h a u s e n Reste 45 ff. 1 3 1 ff. ') v. 4, 92. 8) L e n o i m a n t a. a. O. 433. •) Ebd. 436. 10) X. Sam. 20, 2 0 — 2 2 ; II. Heg. 1 3 , 14 ff. " ) H. Y u l e The Book of Ser Marco Polo 1 (London 1874), 237 f. IS ) F a b r i c i u s Bibliogr. antiqu. 3 (1760) 597. " ) S A V k . 27, 1 3 2 . Boehm.

Beizebub, Name des Teufels, der im Volksmund durch das bekannte „ d e n Teufel mit B . austreiben" allgemein gebräuchlich ist. E r entstammt dem NT. Mrk. 3, 22; Mt. 10, 25; 12, 24. 27; L u k . 1 1 , 15. 18. 19, wo aber in den Hdd. BseX£eßoöX neben dem weniger häufigen BeeX£eßoöß steht; dagegen hat Vulgata und Syrus B . und 313T ?I», auch belzebud. Nach der Erzählung der E w . ist er 5pxo>v töv 8at[iov(v, woraus seine Rolle als Satan, Oberhaupt der Teufel, sich e r k l ä r t 1 ) . Merkwürdig ist nur, daß der Name Beelzebul sich nicht außerhalb des NT. findet, es sei denn, daß er deutlich auf die nt. Stellen zurückgehe 2 ). Das macht auch die Ableitung aus "yci bin „ M i s t b a a l " als S p o t t n a m e 3 ) schwierig; nirgends verraten die Rabbinen oder die jüdisch- apokryphe Literatur eine Kenntnis des Namens. Auch Reitzensteins 4) Hinweis auf jüdische Planetengebete, wo er als Dämon

I03O

des Saturn erscheint, kann nicht helfen, weil die Gebete doch spät sind; daß der Dämon einer astrologischen Geheimlehre angehört, läßt sich nicht erweisen. Andererseits ist auch die Form ais» bin der Vulg. und des Syrers kaum ursprünglich, sondern wohl eher eine Angleichung an den phönizischen Beelzebub, den Gott von Ekron. II. Kön. 1, 2. 6, wo Symmachus BeeX£eßoüß transskribiert, die Septuaginta BáaX jiuta, 6-tög 'Axaáptov, also „ F l i e g e n b a a l " , von 212! „ F l i e g e " , übersetzen 5 ). Man sieht nicht ein, wie und warum der Stadtgott von Ekron im NT. zum Haupt der Dämonen wurde. Nach mittelalterlichen arabischen Berichten ist Beelzebul der König der Dschinnen, der stirbt und beklagt wird, vgl. das Motiv vom toten Pan, vielleicht ein Nachklang des Tammuz- oder Adoniskults 6 ). B a r Bahlul erläutert B . als elaha aziza verabba d. i. „starker und großer G o t t " 7 ) . Möglicherweise ist auch an das Wort bai „ W o h n u n g " zu denken im Sinne der Wohnung Gottes, des Himmels, also „ H e r r des Himmels", oder im Sinne von oIxoísojiótíjs M t . 1 0 , 2 4 „ H a u s h e r r "

(For-

men Baals); der vierte Himmel heißt so bl2J 8 ). Nebenformen sind Belzebuth, Belzebuc, Besebuci usw. Im Zauber begegnet der Name oft 9 ). H a u c k RE. 1, 5 1 4 ff.; R G G . 2, 1 2 2 3 ; P a u l y - W i s s o w a 3, 1 , 1 8 5 . 2) Z. B. H i p p o 1 y t Rejut. omn. haer. 6, 3 4 , 1 Wendland 1 6 2 ; E v . Nicod. 1, 1 : T i s c h e n d o r f Evangelio apocrypha (1876), 2 1 6 ; Testamentum Salomonis: M i g n e PG. 122, 1 3 2 9 ; L . A l l a t i u s de templis Graecorum (1645), 126 f. 3) B u z t o r f Lexicón Chaldaicum etc. ed. Fischer (1879), 1 7 5 ; D a l m a n Grammatik des jüd.-pal. Aramäisch (1905), 1 3 7 ; K l o s t e r m a n n im Handbuch z. N T . hrsg. von Lietzmann 2 (1919), 3 1 . *) Pointandres 75. ') Auch im Targum D a l m a n Aram.-neuhebr. Handwörterbuch (1922), 1 2 3 . •) G r a f B a u d i s s i n Esmun und Adonis ( 1 9 1 1 ) , 1 1 9 . ') C a s t e l l i Lexicón Syriacutn ed. Michaelis (1778), 290. •) K l o s t e r m a n n a . a . O . ; D a l m a n Handw. 1 2 3 . •) H e e g Hermetica 3 8 Z. 5 ; V a s s i l i e v ^ 4 necdota GraecoByzantina 1 (1893), 3 3 6 ; R e i t z e n s t e i n Poimandres 299; L i e b r e c h t Gervasius 1 8 2 ; G o I t h e r Mythologie 410; G r i m m Myth. 3,295; A g r i p p a v o n Nettesheims, 108; Z a c h a r i a e Kl. Sehr. 3 7 7 ff.; S e p p Religion 3 2 1 ff.; S c h m i d - S p r e c h e r 30; Z f V k . 22 (1912), 124. 2 3 7 f. ; G o e d e k e EveryMan (1865), 99; K r o n i e 1 d 90; B a n g He-

33*

103?

bemalen—1Benedikt

xeformularer 647. 648; O h r t Trylleformler 1, 521 Reg. Jacoby. b e m a l e n s. B i l d ,

tätowieren.

B e n e d i k t , hl., A b t , V a t e r des a b e n d l ä n d i s c h e n M ö n c h t u m s , geb. 480 zu N u r sia ( U m b r i e n ) , Einsiedler in der N ä h e v o n S u b i a c o , g r ü n d e t e 530 zu M o n t e Cassino das S t a m m k l o s t e r des n a c h i h m gen a n n t e n B e n e d i k t i n e r o r d e n s , gest. ebend a 543, F e s t 2 1 . März. Übertragung eines Teiles der R e l i q u i e n des H e i l i g e n n a c h F l e u r y ( S t . B e n o l t - s u r - L o i r e ) 653. P a r t i k e l n in B e n e d i k t b e u e r n , Einsiedeln, M e t t e n bei S t r a u b i n g a. d. D o n a u u n d anderswo 1). 1) P o t t h a s t Bibliotheca histórica medii aevi 2 (1896), 1199; K o r t h Kirchenpatrone im Erzbistum Köln 33; N o r k Festkalender 227—230; S a m s o n Die Heiligen als Kirchenpatrone 143—144; L ' H u i l l i e r St. Benoit (1905); H e r w e g e n Der hl. Benedikt (1921).

I. D e r L e b e n s b e s c h r e i b u n g des H e i l i g e n h a t G r e g o r d. Gr. das g a n z e z w e i t e B u c h seiner D i a l o g e (594) g e w i d m e t 2 ) . In dieser V i t a sind eine große F ü l l e b e k a n n t e r u n d sich in der H a g i o g r a p h i e wiederholender Legendenmotive über B. a u s g e b r e i t e t . D e r Heilige m a c h t ein zerbrochenes G e f ä ß wieder ganz, heißt einen B r u d e r über einen See eilen, u m einen E r t r i n k e n d e n zu retten, f ü l l t d u r c h G e b e t die leeren Ölfässer des K l o s t e r s , b e w i r k t d u r c h sein V e r t r a u e n u n d A u s h a r r e n i m G l a u b e n a n H i l f e f ü r die darb e n d e n B r ü d e r 200 S ä c k e Mehl, f i n d e t Goldstücke im Getreidekasten, um einem A r m e n zu helfen, b e f r e i t d u r c h einen B l i c k einen g e f a n g e n e n a r m e n B a u e r v o n seinen Fesseln, r e t t e t sich selbst v o r d e m ihm zugedachten Giftbecher und wirkt vieles a n d e r e a n W u n d e r n u n d T a t e n , w i e sie d e m Z e i t g e i s t gefielen oder g a r B e d ü r f n i s w a r e n . Infolgedessen w e r d e n B . a u ß e r A b t s s t a b und W e i h e l m a n c h e r l e i A t t r i b u t e beigesellt: Dornbusch, Becher m i t S c h l a n g e , K i n d das er segnet, a u f geschlagenes B u c h , R a b e m i t B r o t i m S c h n a b e l u. a. 3 ), und f i n d e t er sich a u c h i m E i n g a n g v o n Z a u b e r s p r ü c h e n *). *) M i g n e Patrol. lat. 77, 149—429. Auszug daraus MG SS. rer. Langobard. 6—10 (1878), 525—540. *) K ü n s t l e Ikonographie 123—125. *) A c k e r m a n n Shakespeare 100.

1032

2. D u r c h den v o n i h m g e g r ü n d e t e n , w e i t v e r b r e i t e t e n O r d e n g e l a n g t e der H e i lige in der A n d a c h t des V o l k e s zu h o h e n E h r e n . D e r reiche L e g e n d e n k r a n z m a c h t e ihn z u e i n e m z u g k r ä f t i g e n V o l k s h e i l i g e n , besonders in l ä n d l i c h - b ä u e r l i c h e n K r e i s e n . W e i l er sich neun T a g e v o r s e i n e m T o d e das G r a b ö f f n e n u n d sich a m s e c h s t e n in die K i r c h e t r a g e n ließ, u m sich d o r t m i t t e l s E m p f a n g u n g des A l t a r s s a k r a m e n t e s auf die „ R e i s e zu r i c h t e n " , also in ebenso v o r b i l d l i c h e r wie v o r s o r g l i c h e r W e i s e sich auf den T o d v o r b e r e i t e t e , e m p f a h l m a n sich i h m f ü r die S t e r b e s t u n d e u n d e r b a t ihn als „ S c h i l d w ä c h t e r " f ü r die S t u n d e v o n ,,9 U h r des T a g e s bis auf 10 U h r " i m F a l l e des T o d e s 6 ). 5)

Geistl. Schild 113.

3. D e r F e s t t a g des H e i l i g e n f ä l l t in die Z e i t der F r ü h l i n g s s o n n e n w e n d e , der T a g - u n d N a c h t g l e i c h e des F r ü h l i n g s u n d des F r ü h l i n g s a n f a n g s . W a s dieser T a g als E i n s c h n i t t in das K a l e n d e r - und Wirtschaftsjahr im Glauben und Brauch des V o l k e s besonders a n sich t r u g oder noch t r ä g t , w u r d e g u t e n t e i l s a n den N a m e n des Heiligen g e k n ü p f t oder z u d e m H e i l i g e n in B e z i e h u n g g e b r a c h t . E s ist n i c h t unwahrscheinlich, d a ß das d e m N a m e n B . z u g r u n d e liegende benedicere, segnen, in der F o r m benedeien, m h d . benedien in den d e u t s c h e n W o r t s c h a t z a u f g e n o m m e n , den G l a u b e n b e s t i m m t e r V o l k s t e i l e und V o l k s k r e i s e a n die a p o t r o p ä i s c h e u n d ü b e r h a u p t a n die m a gische K r a f t des T a g e s oder der Z e i t s t ä r k t e u n d s t ü t z t e , w i e dies in V o r s c h r i f t e n f ü r die L a n d w i r t s c h a f t herv o r t r i t t . Z w a r w e n n es z. B . nach d e m V o l k s g l a u b e n der E s t e n 6 ) heißt, a m B . t a g e r w a c h e n die S c h l a n g e n , oder w e n n m a n bei d e n K r o a t e n in M u r a k ö z 7 ) a n d i e s e m T a g e die R o s s e n i c h t a u s d e m S t a l l l ä ß t , d a m i t sie nicht b e h e x t werden, so s p i e l t hier ohne Z w e i f e l der eigentliche K a l e n d e r t a g die b e s t i m m e n d e Rolle, e b e n s o w e n n n a c h der M e i n u n g der G u r k f e l d e r die j u n g e n H ü h n e r der a m B . t a g g e l e g t e n u n d a u s g e b r ü t e t e n Eier besonders f l e i ß i g l e g e n 8 ) , oder w e n n m a n in T s c h e r n e m b l meint, S c h n e e a m B . t a g

io33

Benedikt

deute auf eine gute Heuernte 9 ). Wenn dagegen die steirischen und kroatischen Slowenen am B.tag verschiedene K r ä u ter und Wurzeln weihen lassen, um mit diesen die Viehställe auszuräuchern und alles Hexenwerk zu vertreiben 1 0 ), dann eben spielt wohl mehr Benedictus-benedicere eine Rolle oder überdeckt Älteres in Glaube und Brauch. Halb Ernst, halb Scherz mag die Vorschrift oder Empfehlung sein, Mohrrüben am B.tag zu säen, damit sie dick werden, „ b e n e d i k " (beinedick) u ) . Auch setzt der Bauer Zwiebeln oder Knoblauch an diesem Tage um so lieber, als er, durch den Namen Benedikt verleitet, wünschend glaubt, daß solche Gewächse dann besonders dick werden. „Benedict, macht Zwiebel dick", sagt man geradezu, oder ähnlich „ B e n e d i k macht Zwiewele und Knowli d i c k " 1 2 ) . Man erkennt, wie die naive Buchstabenoder Namensexegese vielleicht zunächst vom Scherzhaften aus allmählich sich zu Glaubensvorstellungen entwickelt. Ahnlich wie an andern Heiligentagen, früher und vielfach noch jetzt, wurden auch am B.tag im Kloster Chiemsee die sogenannten B.zeltel gereicht, kleine süße Brötchen in flacher Form, deren Genuß Segen bringen sollte 1 3 ). •) B o e d e r Ehsten 81. ') Ethnolog. Mitt. a. Ungarn 4, 173. ') ZföVk. 4 (1898), 145. •) Vgl. andere Wetterregeln: B a u m g a r t e n Heimat 1, 45; W e t t s t e i n Disentis 164. 10) ZföVk. a.a.O. n ) E n g e l i e n u . L a h n 2 7 1 . I ! ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 167; M e y e r Baden 423; S c h m i t t Heitingen 18; L a c h m a n n Überlingen 401. ) T y 1 o r Cultur 2, 2 6 1 ; A n d r i a n Höhenkultus 343 ff. 30 ) K u h n Westfalen 2, 142 Nr. 412. 4 1 3 ; M e i e r Schwaben 2, 401 Nr. 88. 81 ) M e i c h e Sagen 656 Nr. 8 1 4 ; R o c h h o l z Teil 12. 3S ) M e i e r Schwaben 2, 4 3 1 ; R o c h h o l z Teil 12. " ) M e i e r Schwaben 2, 431. " ) F e h r l e Volksfeste 31 ff. *6) G r i m m Myth. 1, 5 1 1 ; F e h r l e Volksfeste 57 f. " ) G r i m m Myth. 1, 5 1 3 . " ) S c h m i t z Eifel 1, 46. M ) W o l f Beiträge 2, 279; ähnlich M e i e r Schwaben 3, 4. " ) A n d i e e - E y s n Volkskundliches 13 ff. w ) A a d r e e Parallelen 1, 46; L i e b r e c h t Zur Volksk. 267 ff. " ) ZfVk. 12, 209 = G r i m m Myth. 3, 407 Nr. 1 9 5 b . " ) Fornaldarsögur 2, 132. 4a) Heimskringla 40 f.; vgl. FoF. 12, Heft 2, 15. " ) U n w e r t h 8 ff. " ) Ebd. 10. " ) Eyrbyggj asaga 4. «) NdZfVk. 4 (1926), 12. 1 3 ; Mitt. d. Anthr. G. Wien 56, 2. ) z . B . H e l l w i g Aberglaube 9. " ) G r o h m i n n 155. la ) G r i m m Myth. 3, 447 Nr. 406; S c h ö n w e r t h a. a. O. 1, 1 8 8 Nr. 1 5 .

4. Die W i r k u n g e n des B.seins machen sich rasch bemerkbar. Kleine Kinder beginnen abzunehmen, gähnen viel und weinen häufig, werden immer schwächer und siechen endlich ganz dahin 1 4 ). Auch Erwachsene werden von allerlei Übeln befallen; insbesondere gelten als beschrien: Hexenschuß, Hitzschlag, Seitenstechen, Gicht u.a. plötzlich und ohne erkennbare Ursache auftretende Krankheiten und Leiden 1 5 ). Wöchnerinnen verlieren durch B . die Milch und werden schwindsüchtig 1 6 ). In manchen Gegenden ist es geradezu sprichwörtlich, Menschen, deren Aussehen sich plötzlich verschlechtert, zu sagen: „ D u siehst aus, wie wenn du b. w ä r e s t " 1 ? ) . Beschriene Tiere beginnen zu zittern und

berufen, beschxeien

1099

zu schwitzen, werden immer magerer, bis sie hinfallen und verenden 1 8 ). Leichtere S y m p t o m e sind: Verweigerung der N a h r u n g s a u f n a h m e , Lockerwerden der Zähne, wodurch sie am Fressen gehindert werden, oder, wenn die K ü h e keine, oder auffallend wenig, oder rötliche Milch geben 1 9 ). So verwandelt sich Gesundheit in K r a n k h e i t , Glück in Unglück, Gutes in Böses. 16)

14 )

H a 1 1 r i c h Siebenbürger

Sachsen

259 f.

S e y f a r t h Sachsen 44; vgl. H e l l w i g

Aberglaube

9.

")

H a 1t r i c h

a. a. O.

") S c h ö n w e r t h a. a. O. 1, 185 Nr. 1. ") D r e c h s l e r a. a. O. 2, 252; S t r a c k e r j a n 1, 374. 19) S c h ö n w e r t h a. a. O. 1, 310;

L e h m a n n

Sudetend.

H e l l w i g Aberglaube 9 u. 11.

Volksk.

11S;

5. Die Zahl der S c h u t z m i t t e l gegen das B. ist außerordentlich groß. Sie lassen sich naturgemäß in 2 H a u p t gruppen teilen: in die prophylaktischer und in die therapeutischer Natur. Es kehren die auch gegen andre Übel und Gefahren immer wieder angewendeten zauberischen Mittel hier wieder. a) Als v o r b e u g e n d gilt: Das Räuchern, insbesondere mit K e h richt aus den 4 Winkeln, Abschabsein v o n den 4 Tischecken, mit neunerlei Holz 20) u. dgl. m., das Tragen bestimmter K r ä u ter, z. B. v o n W e r m u t 21 ) und verschiedener A m u l e t t e , unter denen metallene Gegenstände eine besondere Rolle spielen. So werden dem K i n d alte Münzen 22) um den Hals gehängt, oder am H ä u b c h e n über der Stirn aufgenäht, Messer, verrostetes Eisen, Stahl, Scheren 23) u. ä. m. in die Wiege oder ins B e t t gelegt. A l s schützend wird auch K o r a l l e n p u l v e r oder Korallenschnüre 24) angesehen, auch sog. „ B e s c h r e i b ä n d c h e n " 25 ), die den K i n d e r n ums Handgelenk gebunden, — gewöhnlich 3 eckige — Stoffsäckchen, die, mit stark riechendem Gewürz, oder Weihrauch oder Getreidekörnern u. dgl. m. gefüllt 26), auch mit eingesticktem Natr ternkopf versehen 27), u m g e h ä n g t werden; kleine Kinder, besonders Säuglinge, nicht allein zu lassen ; das L e c k e n des K r e u z zeichens 29) auf die Stirn des K i n d e s durch die Mutter oder A m m e ; das Aussprengen v o n Weihwasser, K r e u z e schlagen ®°) und

1100

verschiedene, teils obszöne ( D ä m o n e n a b wehr 31 )), teils segnende R e d e n s a r t e n , vor allem aber das apotropäische A u s spucken 32 ) des Besuchenden b e i m A n blick des Säuglings. Die w i r k s a m s t e Vorbeugung bei gehörtem oder gesprochenem L o b ist die sofortige "Verwahrung, das Hinzusetzen von „unberufen, unbeschrien" (s. d.) verbunden mit meist 3maligem an den Tisch (besonders die untere Seite der Tischplatte) klopfen (s. abklopfen), ausspucken, an anderes denken, A b w e h r w o r t e murmeln, auf das vorher Gelobte schimpfen, D a u m e n halten, u. ä. m. 33 ). Gegen das B. ist weiters gefeit, wer ein S t ü c k W ä s c h e verkehrt, oder v o n links a n z i e h t 3 4 ) , wer unter seiner eigenen T ü r s t e h t 3 5 ) , Brautleute, die sich am Hochzeitstag übers K r e u z waschen 36 ), u. dgl. m. A u c h Schweigen, V e r w e i g e r u n g der A n t w o r t an fremde Besucher der W ö c h nerinnenstube 37 ), die A n w e n d u n g bildlicher A u s d r ü c k e bei den Verlobungs- und Hochzeitsgebräuchen 38)l dient als Schutzmittel. b) h e i l e n d : Ist das B. bereits erfolgt, sucht man den Schaden teils durch Worte, teils durch Manipulationen, bzw. durch beides, wieder gut zu machen. Hieher gehören: Verschiedene Zauber- und mehr noch Segensformeln und Gebete, meist wieder mit Ausspucken, Bekreuzen u. ä. m. verbunden. Die Sprüche weisen den charakteristischen A u f b a u der Zauberformeln überhaupt (s. d.) auf; nach Aufzählung der verschiedenen Möglichkeiten, durch die das B. erfolgt sein konnte, wird diese, meist unter A n r u f u n g göttlicher Personen, vor allem der hl. Dreifaltigkeit, z u m Schwinden aufgefordert 3 8 ). A u c h Beschwören und Verwünschen 4 0 ) des B.s wird erwähnt. Die W i r k u n g des B.s wird aufgehoben, wenn man dem Beschreienden ins Gesicht sagt, daß er beschrien h a b e 4 1 ) , oder wenn m a n dem Frevler etwas Böses anwünscht 42 ). U n t e r den Handlungen begegnet wied e r : R ä u c h e r u n g 4 3 ) des Kindes mit neunerlei Holz, U m h ä n g e n v o n Amuletten,

IIOI

berufen, beschreien

z . B . sog. „ F r o a s z e t t e l n " 44 ), U m h ü l l u n g mit dem sog. „ C h r i s a m h e m d " (d. i. ein H e m d , das 3 ehrliche Mütter f ü r ihre K n a b e n gebraucht haben) 45 ), V e r w e n dung von ( P f l u g - ) Eisen 46 ), Belecken der Stirn 4 7 ), wiederholtes S p u c k e n 4 8 ) über K o p f und Rücken, auf die Seite, meist mit Hersagen eines Spruches verbunden. A l s Heilmittel dient weiters: das Streichen oder A b w i s c h e n 4 9 ) v o n Gesicht, Rücken usw. mit Windeln, nassen, in ekelerregende Substanz getauchten T ü chern 50 ), A u f l e g e n v o n Hühnerdarm 51 ), K o t 52 ) u. dgl. m., Baden in einem Absud v o n sog. „Beschrei- und B e r u f k r a u t " 63 ) (s. d.), in gekochtem Frauenflachs, Süßholz u. ä. m. 54 ), Waschen des K o p f e s oder anderer K ö r p e r t e i l e in Wasser, in welchem glühende K o h l e n gelöscht wurden 55 ), Trinken d a v o n 5 6 ) , Eingeben v o n sog. „ Ä s c h e r c h e n " 57 ), von Geschabsei, K e h richt aus den 4 Winkeln, A b g e s c h a b t e m v o n den 4 Tischecken 58 ), v o n pulverisierten Teilen der getrockneten Nabelschnur 5 9 ), Riemenstückchen ®°), sowie endlich die Backofenprodezur 6 1 ): das K i n d wird 3mal schnell in den Backofen hinein- und wieder herausgelegt. Es stirbt dann entweder bald, oder gedeiht wieder. Dies ist eine uralte, heidnische Sitte, filium in fornacem ponere 6 2 ).

1102

t r i c h a . a . O . 60) ebd.; S c h ö n w e r t h a . a . O . 1, 130. « ) S c h ö n w e r t h a . a . O . 52) Ebd. Nr. 13. » ) A l p e n b u r g a.a.O. M) S c h ö n w e r t h a. a. O. 1, 187 Nr. 11. 55) H a 11 r i c h a. a. O. " ) Ebd. " ) Ebd. 260; W i 1 1 s t o c k a. a. O. 78; H i 11 n e r Siebenbürgen 22. M ) S c h ö n w e r t h a. a. O. N r . 11;

1, 310. «») H a l t r i c h a. a. O.; W i t t s t o c k a.a.O. «") H a l t r i c h ebd. 61) V e r n a l e k e n Alpensagen 343; S c h ö n w e r t h a. a. O. 187 Nr. 13. « 2 ) S c h ö n w e r t h ebd. 6. W i l l eine Mutter w i s s e n , ob ihr K i n d b e s c h r i e n ist, so lecke sie an seiner Stirn; ist es b., schmeckt die Stirn gesalzen 6 3 ). Daher lecken Mütter jeden Morgen die Stirn ihres Kindes 64 ). Auch stellt man unter seine W i e g e ein Gefäß mit fließendem Wasser und w i r f t ein Ei hinein; schwimmt es oben, dann ist das K i n d b . , im andern Falle sinkt es unter 6 5 ), oder man steckt ein Messer ins Brot, w i r d es rostig, ist das K i n d b. 66 ) u. ä. m. 63) G r i m m a. a. O. 3, 434 Nr. 2; S c h ö n w e r t h a . a . O . 186 Nr. 9. " ) Schönw e r t h ebd. 65) G r i m m a. a. O. 3, 470 Nr. 966; H o v o r l c a - K r o n f e l d a . a . O . " ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 18.

7. Die Furcht v o r dem B.werden läßt sich psychologisch dahin erklären, daß, wie bösen W o r t e n : B o s h e i t s z a u b e r , so L o b und Schmeichelei: versteckter N e i d innewohnend gedacht wird. Dieser Gedanke liegt dem Egoismus des N a t u r !0) G r i m m Myth. 3, 434 Nr. 2; V e r n a menschen besonders nahe, der, was er lobt, l e k e n Alpensagen 413. 21) G r i m m Myth. was ihm gefällt, auch besitzen will. W i e з, 442 Nr. 234. " ) W i t t s t o c k Siebenbürgen Fluch und Segen, so wird auch dem N e i d 73 f.; H a l t r i c h a . a . O . « ) H a l t r i c h nach allgemeinem Volksglauben unmittela. a. 0 . ; P l o ß Kind 1, 132 f. 21) H o v o r k a K r o n f e 1 d a. a. O. 2ä) D r e c h s 1 e r 2, 265. bare W i r k u n g zugeschrieben. Man fürch" ) H a l t r i c h a . a . O . ; W i t t s t o c k a. tet also, daß das gelobte K i n d oder V i e h a. O.; S e l i g m a n n Blick 2, 98. 2 ') W i t t oder sonstige Stücke des Eigentums in28 s t o c k a. a. O. ) H a l t r i c h a. a. O. folge des Neides des Lobenden zugrunde2») Ebd. » ) S c h ö n w e r t h a. a. O. 1, 185 gehen müßten. U m dies zu verhüten, Nr. 4. 31) Ebd. 186 Nr. 5. 32) Ebd.; K u h n и. S c h w a r t z 459 Nr. 438. 33) K u h n u. muß der L o b e n d e die früher erwähnten S c h w a r t z 459 Nr. 438; S e l i g m a n n Vorsichtsmaßregeln beachten 6 7 ). a. a. O. 2, 287; L a n d s t e i n e r Niederöster67) vgl. W u t t k e 166 § 224; H e l l w i g reich 42. W u t t k e 282 § 413; 308 § 453. Aberglaube 9; S t r a c k e r j a n 1, 47. Dazu " ) G r i m m a. a. O. 3, 434 Nr. 3. " ) S c h ö n Meyer Relig.gesch. 139. w e r t h a. a. O. 3, 261 Nr. 5. " ) G r i m m a. a. O. 3, 450 Nr. 488. 37) S c h ö n w e r t h 8. Zur L i t e r a t u r (vgl. a. besprea . a . O . 1, 186 Nr. 7. 3S) S a r t o r i Sitte u. chen) sei noch hingewiesen auf PaulyBrauch 1, 54; vgl. auch 2, 81 und die dort angeführten Stellen. 3») Z.B. Urquell 2 (1891), 63. W i s s o w a , A r t . 'fascinum'; P l o ß , K i n d G r o h m a n n a. a. O. 157. " ) Ebd. 155. I, 122—136; W u n d t , Mythus u. Religion « ) ZfVk. 23, 134. « ) S c h ö n w e r t h a. a. O. 1,488 f f . ; W S . 7(1921), 102 f f . ; Schnippel 1,187 Nr. 11. " ) Ebd. « ) Ebd. " ) H a l t r i c h 0 . - u. W . p r e u ß e n 1, 9 f f . a . a . O . «') S c h ö n w e r t h a. a. O. 1, 186 Nr. 10. « ) Ebd. " ) Ebd. Nr. 11, 310; H a l P^rkmann

i 103

Berufkraut—berühren

B e r u f k r a u t (blaue D ü r r w u r z ; Erigeron acer). 1. B o t a n i s c h e s . K o r b b l ü t l e r mit lineallanzettlichen B l ä t t e r n und b l a ß r o t oder lila gefärbten, innen gelben Blütenköpfen. Die F r ü c h t e tragen eine weißliche Federkrone. H ä u f i g an Wegrändern, an Rainen, an Mauern, an sandigen P l ä t z e n u s w . 1 ) . Der N a m e B. gilt auch noch f ü r eine A n z a h l anderer K r ä u t e r , die im A b e r g l a u b e n gegen das „ B e r u f e n " g e b r a u c h t werden, so für das Christophsk r a u t (Actaea spicata), die D ü r r w u r z (Inula conyza), den Frauenflachs (Linaria vulgaris), das K r e u z k r a u t (Senecio vulgaris), die S u m p f g a r b e (Achillea ptarmica), den W u n d k l e e (Anthyllis vulneraria), den Ziest ( S t a c h y s recta), s. diese. Im gleichen Sinn wird f ü r die genannten P f l a n z e n die Bezeichnung 'Beschreikraut' gebraucht. ') M a r z e i l

Kräuterbuch 309 f.

2. Ist ein K i n d beschrien, so w ä s c h t es die Mutter mit dem A b s u d des „ B e s c h r e i k r a u t e s " (welche P f l a n z e ? ) . W i r d die B r ü h e nach dem W a s c h e n gallertartig, so w a r das K i n d beschrien, bleibt sie klar, so w a r dem K i n d auf andere Weise etwas angetan 2 ). W e r B. bei sich hat, dem k a n n niemand etwas antun. W e n n B. im Stall ist, ist auch das Vieh ges c h ü t z t 3 ) . Das kanadische B. (Erigeron canadensis) wird als „ W i d e r r u f " zum R ä u c h e r n (des behexten Viehs) verwendet (Jena) 4 ). A u c h in Berliner A p o t h e ken soll diese A r t gegen das „ B e s c h r e i e n " v e r k a u f t werden. Die V e r w e n d u n g des kanadischen B.s im deutschen A b e r g l a u ben ist insofern bemerkenswert, als diese aus N o r d a m e r i k a stammende A r t sich erst im 18. Jh. bei uns einbürgerte 5 ). !) Witzschel Thüringen 2, 251; ähnlich bei den Slowenen: H o v o r k a - K r o n f e 1 d 2, 228 f.; vgl. auch M e y e r Baden 569. 3) S c h u l e n b u r g Volkstum 162. 4) Irmischia 2 (1882), 38. 5) Über B.er im allgemeinen vgl. G r i m m Myth. 2, 1000; H o v o r k a K r o n f e l d 1, 61 f . ; . S e l i g m a n n Blick 2, 56; M a r z e l l Pflanzenwelt m f.

3. Gegen den D o n n e r steckt man B. an die Fenster und in die Ställe (Oberösterreich) 6 ), oder h ä n g t es unter das D a c h oder an den D a c h s p a r r e n ' ) .

1104

•) H o e f e r Etym. Wb. der in Oberdeutschi, üblichen Mundart. 1 (1815), 146; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1862, 129. ') Mitteil. A n halt. Gesch. 14, 14.

V g l . auch D ü r r w u r z .

Marzell.

berühren, i . B. als magische H a n d l u n g gedacht, vermittelt den Ü b e r g a n g geheimer, einem überirdischen oder irdischen Wesen, bzw. leblosen Ding, innewohnender K r ä f t e auf ein anderes und stellt dadurch eine engere Beziehung zwischen diesen beiden, bzw. zwischen einer größern Gemeinschaft, her. Die magische K r a f t (das Orenda) ist nach primitiver Vorstellung etwas K ö r perliches, eine A r t Stoff (Fluidum), der ausstrahlt und sich dem Berührten mitteilt; seine Rezeption glaubt man mitunter sogar durch Gewichtszunahme feststellen zu k ö n n e n 1 ) . Durch B. k a n n alles, körperliche und geistige Eigenschaften, übertragen werden, so z. B. auch die Weisheit des Lehrers auf den Schüler 2 ); durch B. wird die persönliche V e r b i n d u n g mit der Gottheit herbeigeführt 3 ): „ d i e Heiligkeit ist ein Fluidum, das durch B . überg e h t " *). Das B. wird vor allem unmittelbar ged a c h t , v e r s t ä r k t wird seine W i r k u n g durch Essen und Trinken (s. d., vgl. auch Kommunion), kann aber auch mittelbar (durch Anwesenheit im selben Raum) erfolgen 6 ). Die Ü b e r t r a g u n g des Orenda erfolgt in erster Linie durch die Gottheit, bzw. das v o n göttlicher K r a f t erfüllt gedachte O b j e k t selbst, weiterhin aber, in logischer F o r t f ü h r u n g des Gedankens, auch durch Objekte, die mit jenem in B. gebracht wurden, also mittelbar. Darauf beruht die christliche P r a k t i k der künstlichen Reliquien (s. d.; vgl. auch weihen, segnen). A u s der sakramentalen Bedeutung hat sich die kathartisch-apotropäische entwickelt. Die magische K r a f t geht auf alles über, was mit ihr in B. kommt. So z. B. haben Kleider und Marterwerkzeuge eines Märtyrers 6 ), die Fußspur, die er getreten (vgl. den „ H e r r g o t t s t r i t t " ) ' ) , j a sogar sein Schatten 8) W u n d e r k r a f t .

no5

berühren

D u r c h gemeinsames B . eines v o n göttlichem Geist erfüllt gedachten Wesens oder Gegenstandes seitens mehrerer Menschen wird ein B u n d dieser Menschen herg e s t e l l t 9 ) . Hieher gehört z. B . die Verw e n d u n g des Fürstensteins der Slovenen bei der Herzogswahl 1 0 ) (vgl. a. die K u l t steine der Semiten) u ) , oder die K e t t e n b i l d u n g zwischen Lehrer und Schülern behufs G e d a n k e n ü b e r t r a g u n g 1 2 ) . 2) A R w . vgl. Reliquien. 14, 3 1 4 f . ; 17, 666 f. 3) G o l d m a n n Einführung 148 und 4) die dort zitierten Stellen. S m i t h Rel. d. Semiten 155 A n m . 304; O l d e n b e r g Rel. d. Veda 332. 482. 498 f . ; v g l . A R w . 14, 3 1 4 f. *) A R w . 14, 3 1 4 f . ; v g l . P f i s t e r i n P a u l y W i s s o w a n (Kultus). 6) Z. B . M a t t h . 9, 20; Marc. 5, 2 5 ; L u k . 8, 43; A p o s t e l g e s c h . A c t . 19, 12. ') z . B . P f i s t e r Schwaben 43 f. e) A p o s t e l gesch. A c t . 5, 15. 9) P f i s t e r in P a u 1 y W i s s o w a e b d . 10) G o l d m a n n ebd. " ) S m i t h ebd. 12 ) A R w . 1 7 , 666 f.

2. Die W i r k u n g des B.s hängt v o n der A r t der rezeptierten K r a f t ab. a) Das B. einer Gottheit bringt nach a n t i k e m Glauben den T o d 1 3 ); hier ist das Orenda offenbar zu „ s t a r k " , als daß es v o n einem Sterblichen ertragen werden könnte. Ebenso wirkt das B. eines v o n der Gottheit erfüllt gedachten Obj e k t s (Nerthuswagen und -schiff 14 ), Bundeslade der Israeliten 15 ), Schmackosterrute 16 ) u. ä. m.). b) Das B. als H e i 1 z a u b e r , prophylaktischer wie auch therapeutischer A r t gedacht, liegt den Bräuchen zugrunde, die sich auf den Zweigsegen, beziehen (Schlag mit der Lebensrute, s. d.), verschiedenen Gebräuchen bei Geburt, Hochzeit und T o d 1? ), Weihe- und Segnungsriten (vgl. K u ß ) , der A n w e n d u n g sympathetischer Mittel in der Volksmedizin 1 8 ) (s. a. A m u l e t t , Reliquien) und tritt am deutlichsten beim Handauflegen hervor (s. d.). c) Als S c h a d e n z a u b e r verursacht das B. alle erdenklichen Übel und S c h ä d e n 1 8 ) , K r a n k h e i t 2 0 ) und T o d 2 1 ) . Hier sind es besonders bestimmte W e sen, die als T r ä g e r des schadenbringenden Orenda immer wiederkehren: Dämonen, geisterhafte Tiere (z. B . Frosch 2 2 ), Kröte 2 3 ), Eidechse 2 4 ), Teufel 2 5 ), Hexe 2 6 )) bzw. in Verruf stehende Personen 2 7 ).

II06

d) Durch B. eines v o n göttlicher K r a f t erfüllten Gegenstandes werden auch Diebe gebannt28). e) Das B . kann auch Zauber 29) und Heilkraft aufheben 3 0 ) , e n t z a u b e r n d und e n t w e i h e n d wirken (vgl. unten die Verbote). f) Schließlich wird es als G e g e n z a ub e r gegen die W i r k u n g des bösen Blicks angewendet. Durch B. des Objektes, das er ansieht, verhindert der Besucher eine etwaige schädliche Beeinflussung desselben durch seinen Blick 31 ). 13 ) M a n n h a r d t 1, 595 (vgl. den d u r c h E r l k ö n i g s T o c h t e r ! s. a. Schlag). c i t u s Germ. 40; d a z u M a n n h a r d t 595. I6 ) I V . Mos. 4, 15 u. 19 f . ; I I . S a m .

Schlag »)Ta1, 575. 6, 6 f . ;

1. Chron. 14, 9; 16, 13. " ) M a n n h a r d t 1, 595. «) Z . B . G r i m m R.A. 1, 96 f f . ») z . B . H e y l Tirol 788 Nr. 1 4 7 . 1 9 ) z . B . S t r a c k e r j a n 1, 3 4 5 ; M e y e r Aberglaube 253; H e y l Tirol 795 Nr. 207. 20) S t r a c k e r j a n e b d . ; B i r 1 i n g e r Volksth. i , 1 4 5 ; Z f d M y t h . 2 (1854), 69; F o g e 1 Pennsylvania 333 N r . 1 7 7 3 ; L e n g g e n h a g e r Sagen 5 7 ; K ü h n a u Sagen 2, 5 6 1 . 21 ) A l e m a n n i a 37 (1909), 9; S A V k . 2, 106; K ü h n a u Sagen 2, 5 6 2 ; M e i c h e Sagen 44; M e y e r Aberglaube 153. 22) H e y 1 Tirol 787 Nr. 142. ») Ebd. ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 259. " ) K ü h n a u Sagen 2, 5 6 1 . 2 ') S e l i g m a n n 2, 561. 288; A l e m a n n i a 37 (1909), 9; M e y e r Aberglaube 253; Z f d M y t h . e b d . ; L o h m e y e r Saarbrücken 1 4 ; S t r a k k e r j a n 1, 345. 2 ') S e l i g m a n n 2, 288. M) W o l f Beitr. 2, 50; Menschen sich willenlos zu eigen g e m a c h t : H e y l Tirol 787 N r . 1 4 2 ; 2") v g l . d a z u M e i c h e Sagen 44. G r i m m Myth. 3, 466 Nr. 884. *>) L ü t o l f Sagen 1 3 9 ; v g l . a u c h K u ß . 31 ) S e 1 i g m a n n 2, 288.

3. Die schädlichen Wirkungen""des B.s haben die Aufstellung verschiedener V o r s i c h t s m a ß r e g e l n und Verb o t e zur Folge gehabt. Träger des göttlichen Numens oder eines Dämons dürfen nicht mit bloßer H a n d berührt werden, sonst stirbt der Berührende. Ebenso Gegenstände, die für Geister bestimmt sind, z. B. Nixenspeise, Allerseelenspeise u. ä. Den K ö r p e r der Drud darf man nicht anrühren, da sie sonst s t i r b t 3 2 ) (Entzauberung). Zunder darf man nicht mit den Fingern b., sonst fängt er nicht 3 3 ); gefundene Hufeisen 3 4 ), sympathetische Mittel verschiedener A r t 3 5 ) verlieren durch B . ihre K r a f t , wiederkehrende T o t e entschwinden 3 6 ).

berußen—Beryll

II08

Sieht man an Jemandem einen äußern Schaden, ein Geschwür u. ä. oder beschreibt man dies, so darf man weder sich noch andere an der betreffenden Stelle b., sonst bekommt man dasselbe Leiden 3 7 ). Unter den Schutzmaßregeln spielt das sofortige Zurückb. als Abwehrzauber eine besondere Rolle 38 ). Gegenmaßregeln solcher Art treten im Zauber immer wieder hervor (vgl. den Art. besprechen).

und Heilung, im Recht als Sicherung des Eides und der Besitznahme (vgl. G r i m m RA. 1, 96 ff.; 2, 126 ff. 545 ff.), im Symbol des Backenstreichs (bei der Firmung), des Ritterschlags, wie des Handschlags im Alltag. *•) P f i s t e r in P a u 1 y - W i s s o w a a. a. O.

32 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 2 1 7 ; vgl. dazu L ü t o l f Sagen 481. 33) G r i m m Myth. 3, 443 Nr. 270. 34) F o g e 1 Pennsylvania 332 Nr. 1764. 35) G r i m m Myth. 3, 466 Nr. 884; H e y 1 Tirol 758 Nr. 4 1 ; ZföVk. 9, 216. 36 j ICfi h n a u Sagen 2, 91. 37) D r e c h s 1 e r 2, 264 f. •*) S e l i g m a n n 2, 288.

50 ) S c h r ä d e r Reallex. 1, 66. «) I.Mose 24, 2; 47, 29. 6a) s. a. A R w . 15, 348; vgl. G r i m m RA. 2, 545 ff. Perkmann.

4. Der G l a u b e an den B.zauber ist sehr alt und weitverbreitet. E r findet sich bei Natur- 39 ) und Kulturvölkern: in Ägypten 4 0 ), Indien 4 1 ), Griechenland 4 2 ), bei J u d e n 4 3 ) , bei Germanen 4 4 ), im alten Christentum 4 5 ) wie im MA. 46 ). E r lebt auf im Zeitalter der Renaissance 47 ) und später zu Beginn des 19. J h s . durch die Lehre vom tierischen Magnetismus und ist auch heute noch keineswegs ausgestorben 48). Die ursprüngliche Bedeutung des B.aktes, durch welchen der rezeptierende Teil gänzlich dem Gebenden verfällt, in seine Gewalt übergeht (vgl. oben 2 d mit Anm. 29), hat sich am klarsten bei der Eidablegung erhalten: hier b. der Schwörende den von göttlicher K r a f t erfüllt gedachten Stab (s. d.), wodurch er ihr verfällt. Ist er ein Meineidiger, wird er tabu im schlechten Sinne, stirbt. Die magische K r a f t nimmt dann Besitz von ihm «). 3 ") L e h m a n n Aberglaube 28. ,0) F . P r e i s i g k e Vom göttl. Fluidum nach ägypt. A nschauung (Papyr. Inst. Heidelb. 1, 1920). " ) A R w . 14, 314 ff. « ) Ebd.; ZfVk. 1 5 , 7 6 u. die'dort angeführten Stellen; P f i s t e r Art. Kultus, P a u 1 y - W i s s o w a 1 1 , 2, 2169 ff. «) A R w . 17, 666 f. " ) T a c i t. Germ. 40; dazu M a n n h a r d t 1, 575. 593. «) Z . B . Matth. 9, 20; Mark. 5, 25; Luk. 8, 43; Act. 3, 6f.; 5, 1 5 ; 6, 6; C l e r n e n Reste 119. 128. 48) S t e m p l i n g e r A berglaube 40 f.; P f i s t e r Schwaben 42 ff.; D e r s . , P a u 1 y - W i s s o w a a . a . O . 2158. " ) S p r e n g e l in E r s c h - G r u b e r 1, 192 ff. «) Z. B.: B. im Kult zur Weihe

Als E i d z e r e m o n i e begegnet uns das B . bei den Indogermanen 60) und in der Bibel 5 1 ), und f ü r ihre Wichtigkeit spricht auch die Möglichkeit einer E t y mologie, die das Schwören geradezu nach dem Anfassen benennt 52 ).

berußen s. M a s k e ,

Ruß.

Beryll (Aquamarin). Griech. ßijpuXXo{ lat. beryllus, mhd. berille, wegen seiner meergrünen Farbe auch Aquamarin genannt. Im MA. setzte man geschliffene durchsichtige Abarten des Halbedelsteins (ebenso wie den vielfach mit ihm verwechselten Bergkristall) in Monstranzen und Reliquienbehälter ein, um den Inhalt sichtbar zu machen. Dies führte durch Beobachtung der optischen Wirkung um 1300 zur Verwendung des B.s zu der nach ihm genannten Brille 1 ). Die Alten schrieben dem B . Heilkräfte bei Augenerkrankungen zu. E r sollte auch die Eigentümlichkeit haben, in den Händen falscher Zeugen schwarz zu werden 8). Wie der Kristall wurde der durchsichtige B . als Zauberspiegel verwendet, der dem Hineinschauenden die Zukunft enthüllen sollte (vgl. Kristall) 3 ). Paracelsus erwähnt wiederholt diese Verwendung des B.s in der Schwarzkunst 4 ). Im MA. glaubte man, Wasser, in dem ein B . gelegen, sei gut f ü r die Augen, beseitige, getrunken, den Schlucken, verhindere das Anschwellen der Halsdrüsen und heile Halsentzündungen. Auch andere Heilwirkungen, vor allem bei Krankheiten des Magens und der Leber, wurden ihm beigemessen 5 ). Eine gelbgrüne Abart des B.s galt nach dem Grundsatze similia similibus curantur als besonders wirksam gegen Gelbsucht und Leberleiden 6 ). Der B. ist Monatsstein f ü r die im Oktober Geborenen; noch heute wird er als solcher gern getragen. E r soll dem, der

beschreien—Beschwörung, beschwören

1109

ihn trägt, Ansehen verleihen und Liebe und Einigkeit zwischen Eheleuten erhalten 7 ). *) S c h a d e s. v. berille 1324 f.; S c h r ä der

Reallex.

2, 1, 2 1 1 ; K l u g e

EtWb. s. v .

Brille; G r e e f Nie. v. Cusa de beryllo = Ztschr. f. ophthalmol. Optik 1917, 42 ff. 2) P a u l y - W i s s o w a 3, 320 f.; S c h r ä d e r Reallex. а. a. O.; G r i m m Myth. 2, 1019 f. s) S c h i n d l e r Aberglaube 253; G r i m m DWb. 5, 2483 s. v. Kristall. 4) P a r a c e l s u s 125. 155. 114; vgl. P a n z e r Beitrag 2, 270. s) ZfdA. 18 (1875), 43 1 Nr. 11; M e g e n b e r g Buch der Natur 37.5; M a r b o d 203 f.; L o n i c e r 60; Z e d i e r 2, 1455 s. v.; S c h a d e a. a. O. *) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 107. ') L o n i c e r 60; M e g e n b e r g a. a. O.; s. Monatssteine u. Th. K ö r n e r Die Monatssteine Str. 10. Olbrich. beschreien s.

berufen.

Beschreikräuter s.

Berufkraut.

Beschwörung, beschwören. 1. Begriff. — 2. B. bei den Primitiven. — 3. B. bei den alten Kulturvölkern. —• 4. B. im germanischen Altertum. — 5. Arten der B. — б. Person des Beschwörers. Vorbereitung. — 7. Hilfsmittel zur B. —• 8. B.sformel. a) Magische Kraft der Worte und Namen, b) Magische Kraft der Sprache und Musik, c) Die erzählende Formel, d) Die befehlende Formel, e) Christliche Elemente. — 9. Die begleitenden Handlungen. — 10. Erscheinung der beschworenen Macht. Rück-B. Gefahren der B. — 11. Ort und Zeit der B. — 12. Zweck der B. 1. B. ist die mit magischen Worten und Handlungen erfolgende Herbeirufung einer stärkeren Macht, um diese dem Willen des Beschwörers Untertan zu machen. Häufig tritt hinzu ein Sichberufen auf ein noch Stärkeres, z . B . : „ I c h beschwöre dich, du Gicht oder Gesicht, bei dem unschuldigen Blut unseres Herrn Jesu Christi" 1 ). Von diesem Gesichtspunkte aus geschah im Deutschen die Wahl des Wortes: b. heißt, jemand unter A n r u f u n g eines heiligen oder geliebten Gegenstandes dringend, inständig bitten z ). Diese Bedeutung hat das Wort, neben der noch heute gebräuchlichen Bedeutung: beteuern, schon im Ahd. und wird so zugleich mit den Ausdrücken: munigon und manön gebraucht: „ S i s bimunigöt thuruh then himilisgon got, bisuoran thuruh thes forahta, ther alla worolt w o r a h t a ! " 3 ) .

IIIO

Die B. soll den Willen eines andern mit Gewalt beugen, sie ist ein aufgenommener K a m p f . Dadurch unterscheidet sie sich im Prinzip von B e s p r e c h u n g (s. d.) und S e g e n (s. d.), die, ohne persönliche Auseinandersetzung mit der beschworenen Macht und ohne den großen Hintergrund der Magie nur zu Heilzwekken geübt, stets volkstümliche Zauberhandlungen bleiben, während die K u n s t der B. mehr den gesellschaftlich höherstehenden Kreisen, den Alchimisten und „ G e l e h r t e n " , z u k a m und großen Anteil hat an den Geheimwissenschaften des MA.s, über die hinweg ihre Fäden zur Theurgie der Antike und Ägyptens laufen 4 ). In der Praxis freilich gehen die genannten Übungen oft ineinander über. Doch haben Besprechung und Segen, wie auch der E x 0 r c i s m u s (s. d.) stets den Zweck, den beschworenen Dämon zu verjagen, während er bei der B a n n u n g (s. d.) festgehalten wird. Die B. ist auch dem G e b e t (s. d.) verwandt. doch tritt sie nicht demütig an die Gottheit heran, sondern fordert von ihr oder ruft ihre Hilfe im bevorstehenden Kampfe an5). J ) Formel aus d. Böhmerwalde s. ZfVk. 1, 210. *) G r i m m DWb. 1, 1607. 3) O t f r. 4, 19, 47. 4) L e h m a n n Aberglaube3 144. s ) ZfVk. 5, 4 ff.

2. Die B. ist schon in den niedrigsten Kulturschichten vorhanden. Sie gehört zu den primitivsten menschlichen A f f e k t äußerungen, die den Kultus erst vorbereiten 6 ). Durch B. wird ein beliebiges O b j e k t zum F e t i s c h erhoben'), und sie bleibt stets ein wesentlicher Bestandteil des Fetischkults 8 ). Die Intichiumazeremonien der Australier sind B.en der T o t e m - tiere und -pflanzen 9 ). Auf a n i m i s t i s c h e r Stufe ist die B. eine dem Opfer ähnliche kultische Handlung, um Götter oder Dämonen zu gewinnen 10 ). Die B. ist dem Primitiven Beherrschung der ihn umgebenden Welt. Nach australischen Mythen haben die Kulturbringer der früheren Zeit die Menschen die B. g e l e h r t 1 1 ) ; namentlich die ärztliche K u n s t des Primitiven ist reich an B.en 12 ), und der Geist des Toten wird durch B. von

Beschwörung, beschwören

IUI

den Wohnstätten gehalten 1 3 ),

der

Lebenden

fern-

•) W u n d t Mythus u. Religion 2, 6 2 . ' ) V i s s c h e r Naturvölker 1, 234. 8) W u n d t i 2 , 3 1 0 . e) F r a z e r Totemism 1, 105 ff. I0) W u n d t 3, 26. 64. 78. 106 u. a. n ) E b d . 2, 342. 1 2 ) V i s s c h e r 2, 462. 1 3 ) W u n d t i 2 , 246.

3. Von den a l t e n Kulturvölk e r n hatten schon die vorgeschichtlichen Bewohner Mesopotamiens eine reiche B.sliteratur entwickelt 1 4 ), die alten Ägypter besaßen eine ausgebildete Götter-B.skunst 1 5 ), die J u d e n kannten, obwohl der Grundsatz des A T . war: alles Zauberwesen ist Heidentum, doch Toten- und Dämonen-B. 1 6 ), und besonders reich ist unsere Kenntnis von B.en der Griechen 1 7 ) und R ö m e r 1 8 ) . In der hellenistischen Zeit nahm der Neuplatonismus die Götter-B., die Theurgie, in sein philosophisches System auf, j a er machte sie zur Gottesverehrung 19 ). Von der Antike hat das Christentum die Praxis der B. übernommen w ). Das Dämonenb. wurde sogar zu einem Akte des kirchlichen Amtes gemacht 21 ), und auch heute noch ist eine der niederen Weihen des katholischen Priesters das Exorzistat. I4 ) L e h m a n n Aberglaube 3 44 ff.; S o 1 dan-Heppe 1, 1 6 f. 1 5 ) Lehmann3 140 ff. ie ) 1. Buch Samuelis, cap. 26.; S o l d a n - H e p p e 1 , 27 ff. " ) Odyssee 1 1 , 2 3 ff.; P i n d a r Pyth. 4, 2 1 4 ; Piaton Theätet 1 4 9 ; Euthydem 209; T h e o c r i t Pharmaceutriai\ A p o l l o n i u s Argonaut. 3 , 1 0 3 2 . " ) O v i d Fast. 3, 3 2 1 ff.; P 1 i n i u s nat. hist. 28, 2 ; L u c a n Pharsal. 6, 5 5 4 ff.; V i r g i l Ecloge 8. " ) L e h m a n n 3 83 f. 1 4 4 f. 2°) T e r t u 1 1 . Apol. 2 3 ; S t e m p l i n g e r Volksmedizin 50 f. 2 1 ) D ö l l i n g e r Lehrb. d. Kirch. 1, 49.

4. Auch das g e r m a n i s c h e Alt e r t u m kennt B.en, wenn auch nicht auf derselben dämonologischen Grundlage wie der Orient 22 ). Der Zauberer der eddischen Havamal rühmt sich, 18 B.sformeln zu wissen 2 3 ); mit Drohung und B . bricht Skirnir Gerdas Widerstand gegen die Vereinigung mit Freyr 24 ), in der Eirikssaga stellt die Zauberin einen magischen Kreis von Menschen her und läßt ein Mädchen ein Geisterlied, vardhlok(k)a, singen, das Geister herbeizieht, aus deren Erscheinen sie die Zukunft weissagt 2 5 ). Besonders häufig aber wer-

1112

den Totengeister beschworen 26). Diese altgermanische B., die sich auch in den beiden Merseburger Zaubersprüchen 2 7 ) und einigen gleichzeitigen angelsächsischen Zauberliedern M ) widerspiegelt, mischte sich im MA. mit der kirchlichen B.sübung 2 9 ). Aus diesen Quellen fließt also die B.spraktik des deutschen Volkes. 22 )"L"e h m a n n Aberglaube 3 107. « ) v. 1 4 7 bis 164. 2 1 ) Skirnisför, v . 2 5 — 3 6 ; M e y e r Relig.gesch. 1 3 4 . 2ä) E b d . 1 4 6 f.; Z f V k . 27, 98 f.; MoM. 1 9 1 6 , 1 ff. " ) G r i m m Myth. 2, 1027 f; 3, 368. 2 ') E b d . 2, 1029 f. 2S) M e y e r Mythol. d. Germanen 33. 29) E b d . 3 3 f. 58 f.

5. Die A r t e n der B . richten sich nach dem beschworenen Objekt. Es gibt: Krankheits-, Toten-, Geister- und Teufels-B.en, B.en zur Bannung von Dieben und Herbeizitierung geliebter Menschen, B.en von Feuer und Wetter, Haftlieder und ähnliche Formeln zum Öffnen verschlossener Dinge, Waffenb.en, B.en von Tieren, insbesondere Schlangen, und von Pflanzen. Krankheitsb.en s. Z f V k . 5, 1 — 4 0 ; W u t t k e * § 2 2 7 ff.; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 442 ff.; F r i s c h b i e r Hexenspr. 27 f f . ; H o v o r k a K r o n f e l d 2, 861 ff.; Urquell 2 (1891), 43 ff.; 5 (1894), 2 2 5 ; Z f V k . 8, 56 ff. 3 7 9 ff.; S e y f a r t h Sachsen 72 ff.; vgl. W u n d t Mythus u. Religion i 2 , 280; s. auch die Artikel Krankheitssegen und besprechen. Zum weiteren s. auch die A r tikel Toten-B., Geister-B., Diebssegen, Liebessegen, Feuersegen, Wettersegen, Schlangensegen, Wünschelrute (Segen). Toten-B.en s. Vegtamskvidha, v. 4; G r i m m M y t h . * 2 , \o2ji.\ vgl. Odysee 1 1 , 23 ff.; B o l l a n d Acta Sanctor. Mart. 1, 438. 439; Vitae patrum 2, 37; K l a p p e r Erzählungen Nr. 24. 1 5 8 ; Z f V k . 27, 100 f. A.I.; K ü h n a i i Sagen 3, 1 9 1 f. 203. 2 1 4 f. Geister-B.en s. HessBl. 4, 1 6 7 ff.; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 360 ff.; K l a p p e r Schlesien 2 3 6 f.; vgl. L u k i a n Philopseudes cap. 30 u. P 1 i n i u s Ep. 7, 2 7 ; C ä s a r i u s v. H e i sterbach Dialogus 5 , 3 ; Benvenuto C e l l i n i Selbstbiogr. übers, v . Goethe 2, c. 1. 2. Teufels-B.en s. V i n t l e r Pluemen v. 3 5 ff.; Z f V k . 9, 2 7 1 . 3 6 1 f.; K l a p p e r Erzählungen Nr. 63. 120. 1 9 4 ; G r ä b e r Kärnten 34 f. 2 8 1 f. 289 f. 304 f.; S A V k . 14, 2 3 3 f.; G r o h m a n n 2 1 1 ; K i e s e w e t t e r Faust 499 f.; K ü h n a u Sagen 2, 690. Diebssegen s. F r i s c h b i e r Hexenspr. 1 1 2 ff.; B i r l i n g e r j 4 w s Schwaben 1, 4 5 2 f.; F e h r 1 e Zauber u. Segen 58 f. Feuersegen s. F r i s c h b i e r Hexenspr. 109 f. Wettersegen s. G r i m m Myth. 1028; F e h r l e ebd. 5 8 ; P a n z e r Beitrag 2, 2 7 2 Nr. 1 3 ; S e b i l l o t Folk-Lore 1, 108. Liebessegen s. F r i s c h b i e r Hexenspr. 1 6 1 ff.; Z f V k . 8,

"13

Beschwörung, beschwören

3 9 8 ; D r e c h s l e r 1, 1 3 ; K ü h n a u Sagen 3, 260 f.; M e y e r Baden 1 6 7 f.; Z f V k . 26, 194 ff. ; vgl. K r a u ß Sitte u. Brauch 1 6 8 f. Haftlieder s. G r i m m Myth. 1029. B . von Schloß und Riegel s. G r i m m Myth. 1028. B.en der Schatzsucher und -gräber s. K ü h n a u Sagen 3, 7 7 2 f. und 769; G r ä b e r Kärnten 227. 2 3 4 f.; B i r 1 i n g e r Aus Schwaben i, 456; P a n z e r Beitrag 2, 279 Nr. 2 2 ; M ü l l e r - B ä c h t o l d Uri 1, 276 Nr. 3 8 4 ; vgl. S é b i l l o t Folk-Lore 1, 775. Waffen-B. s. K l a p p e r Schlesien 2 3 3 ; Ztschr. f. histor. Waffenkunde 8 Heft 1. 2; Frischbier Hexenspr. 1 2 1 f. B . von Tieren s. A t t e n h o f e r Sursee 94; Zimmerische Chronik hrsg. v. B a r a c k 3 (Stuttgart 1869), 2 7 2 ff.; M S D . 8; F r i s c h b i e r Hexenspr. 1 3 7 f. ; P a n z e r Beitrag 2, 2 7 2 ; S A V k . 14, 2 1 4 f.; vgl. auch die feierliche Verfluchung der Würmer zu L a u sanne : A n s h e 1 m Berner Chronik 1 (Bern 1825), 206 und S t e t t i e r Schweitzer Chronic 1 (Bern 1626), 2 7 8 ; Zbornik za nar. ziv. 1 5 , 132—140; Frazer Totemism 1, 105 ff. Schlangen-B. s. RhMus. 1905, 3 1 5 ff.; vgl. Reitzenstein Wundererz. 4 ; L u k i a n Philopseudes c. 1 2 ; Philipp-Acten, BonnetLipsius 102, 39 f. B.sformel beim Ausgraben von Heilkräutern s. K l a p p e r Schlesien 99 f. ; B i r l i n g e r ^ w s Schwaben 1, 458. Beim A b schneiden der Wünschelrute s. MschlesVk. 7 Heft 1 3 , 53 ff. ; B i r 1 i n g e r Aus Schwaben 1, 455 f.; vgl. F r a z e r Totemism 1, 107.

6. Der B e s c h w ö r e r selbst eigne sich geistig und körperlich zur B . E r trage ein bestimmtes G e w a n d , das nach Agrippa von Nettesheim von reiner weißer Leinwand und nach allen Seiten geschlossen sei 30 ). Nach dem Aberglauben in Böhmen darf ein Hagelbeschwörer kein gestärktes Hemd anhaben 3 1 ). Auf ehemalige N a c k t h e i t des Beschwörers geht wohl die Forderung im Aberglauben Preußens zurück, die B. entblößten Hauptes vorzunehmen 32 ), ferner einige Bräuche im badischen Liebeszauber, wenn das Mädchen nackt oder im bloßen Hemd in der Andreas- oder Thomasnacht ihr Sprüchlein sagt oder die Stube kehrt, um die Erscheinung des Geliebten herbeizubeschwören 3 3 ). Auch wenn nach jütischem Aberglauben ein unheilbar Kranker, während der Priester auf der Kanzel steht, ganz nackt in die Kirche treten muß, dreimal auf die Altarstufen laufen und den Namen der Krankheit laut sagen muß 34 ), liegt wohl eine B . des Krankheitsdämons durch einen nackten Beschwörer vor dem Angesichte

i r 14

Gottes, also unter Beistand Gottes, vor. Besonders wichtig ist die geistige Eignung des Beschwörers, der sich vor allem durch R e i n h e i t d e r S i t t e n auszeichnen soll 35 ). In Sagen aus Kärnten, Südtirol, Schlesien usw. werden ihm vom erschienenen Geiste seine Sünden vorgeworfen 36 ), und bei Caesarius von Heisterbach ist das Motiv dahin umgebildet, daß der Dämon eines Besessenen jedem die noch nicht gebeichteten Sünden vorw i r f t 3 7 ) . J a , dem sündigen Beschwörer kann der beschworene Geist sogar gefährlich werden; so wird bei den Darmstädter B.en von 1 7 1 7 und 1 7 1 8 ein Kreis gezogen, „ d a m i t wan einer darbey, so nicht in statu gratiae, nicht etwan ihm durch den geist ein schaden geschehe" 3 8 ). Oft wird auch das Rück-B. des gerufenen Geistes schwierig, da sich dieser nur von einem Beschwörer abdanken läßt, von dem er nicht den geringsten Fehltritt weiß. S. darüber unter R ü c k - B . Der Beschwörer darf auch k e i n e B e l o h n u n g annehmen 39) oder erst nach glücklichem Gelingen der B . 40). Mit der geistigen Eignung des Beschwörers hängt auch die Vorbereitung zusammen, die zuweilen der B . vorangeht. Nach einer Hs. der Breslauer Stadtbibliothek aus dem 16. J h . muß der Beschwörer 7 Tage und Nächte keusch und züchtig leben 4 1 ), und nach den Gerichtsakten von Blankenburg a. d. Sieg gilt 3tägiges Fasten als V o r b e r e i t u n g zur B . 42 ). Diese Anordnungen gehen auf die Magie des MA. zurück, wie Agrippas von Nettesheim ähnliche Forderungen beweisen 43 ), und finden sich im Volksglauben dahin weitergebildet, daß einer, der den Teufel b. will, 9 Tage nicht beten und Weihwasser nehmen d a r f 4 4 ) . Die Vorbereitung ist nach Agrippa notwendig, „ u m die nötige Disposition zu erhalten, einen Geist zu sehen und dessen Gedanken in sich aufnehmen zu können" 45 ). Die Zeit der Vorbereitung ist bei ihm gar ein Monat 46 ). Der B . k u n d i g gelten im Volke namentlich gewisse Stände, so die Hirten und die Abdecker 4 7 ). Besonders Frauen sind in dieser Kunst erfahren 4 8 ). In

"IS

Beschwörung, beschwören

manchen Häusern vererbt sich durch Zauberbücher die K u n s t der B . 49 ). Auch Geistliche gelten als der B . k u n d i g 5 0 ) . Bei Besessenen wandte man sich im M A . lieber an den Geistlichen als an den Arzt51). Besonders den katholischen Geistlichen, und unter diesen namentlich den Kapuzinern, traut man geheime Kenntnisse zu und wendet sich an sie auch in protestantischen G e g e n d e n 5 2 ) . Zuweilen nimmt der Geisterbeschwörer ein M e d i u m mit in den Kreis, das die dem Beschwörer unsichtbaren Geister wahrnimmt. Bei den D a r m s t ä d t e r B . e n ist es ein Mann, der im Quatember geboren ist 5 3 ), in der Magie meist ein reiner, unschuldiger K n a b e 54 ). M ) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 4 4, 97. ) G r o h m a n n 34. 32) F r i s c h b i e r Hexenspr. 26. 33) M e y e r Baden 168 f.; s. auch G e r h a r d t Franz. Novelle 129. 34) M e y e r a. a. O. 575. 3S) Für das MA. s. M e y e r Aberglaube 294. 3e) G r a b e r Kärnten 35. 169; M ü l l e r Uri 1, 290 Nr. 405; ZfVk. 9, 77 f.; K ü h n a u Sagen 2, 690. 3') C a e s a r i u s HessBl. v. H e i s t e r b a c h Dialogus 3, 1. 2. 4, 169. 39) Urquell 2, 14. ») K ü h n a u Sagen 3,203. ") K l a p p e r Schlesien 236. «) ZfVk. 16, 174. ") A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 4 4. 95 f- ") ZföVk. 3, 279 Nr. 9. «) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 4 4, 95 f. 4e) Ebd. 96. 4 ') F r i s c h b i e r Hexenspr. 24; HessBl. 15, 18 f. *•) F r i s c h b i e r Hexenspr. 24; vgl. ZfVk. 8, 379 u. H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 863. 49) M e y e r Baden 573. M) Für Frankreich s. G e r h a r d t Franz. Novelle 127 ff. S1 ) M e y e r Aberglaube 292 f. a ) Ebd. 295 f.; F r i s c h b i e r Hexenspr. 24 f.; HessBl. 4, 174; S 6 b i l I o t Folk-Lore 1, 108 ff. «) HessBl. 4, 169. M) K i e s e w e t t e r Faust 421 ff.; B r u g s c h - P a s c h a Aus dem Morgenlande 44. 3I

7. Der Beschwörer verwendet bei seiner B . gewisse H i l f s m i t t e l . In einer K ä r n t n e r Sage hält jeder der drei B e schwörer ein T a l g l i c h t in der H a n d 55 ), und in schlesischen Sagen werden schwarze und andere K e r z e n zur B . verwendet 5e ). Bei der sog. „ J e n a i s c h e n Conj u r a t i o n " , einer 1 7 1 5 in einem Rebhäuschen bei J e n a um eines angeblichen Schatzes willen vorgenommenen B . , wurde ein großes K o h l e n f e u e r entfacht; als infolge des dabei entstandenen Kohlendampfes mehrere Teilnehmer erstickten und auch die in der folgenden Nacht a u f gestellte Totenwache in Ohnmacht fiel,

1116

schrieb man dies alles dem T e u f e l zu 57 ). Auch in der A n t i k e nimmt der Geisterbeschwörer ein Licht zu seiner B . mit 5 8 ), und ebenso werden in der gelehrten Magie des MAs. bei der B . Lichter nach den vier Weltgegenden aufgestellt 5 9 ). L i c h t und Feuer scheinen einen Schutz des B e schwörers darzustellen; daher drehen im Märchen die Gespenster jedem den Hals um, der versucht F e u e r zu m a c h e n 4 0 ) . Das in der ma.liehen Magie, bei A g r i p p a von Nettesheim 6 1 ) und in F a u s t s „ H ö l l e n z w a n g " 62 ) geforderte R ä u c h e r w e r k , „eine starke Geißlung der Geister, damit man sie zwingen k a n n " , hat sich vielleicht in einem B r a u c h des preußischen L a n d v o l k e s erhalten, schädliche Tiere im Felde auszuräuchern 6 3 ). Das wichtigste Hilfsmittel des B e schwörers ist der K r e i s . E r hat sich auch der Volksphantasie am schärfsten eingeprägt und fehlt selten in Sagen und Berichten, die eine B . erwähnen. Der K r e i s dient zum Schutze des Beschwörers v o r den gerufenen Mächten. Besonders bei Geister- und Teüfels-B.en tritt o f t sinnfällig hervor, wie die Macht der Dämonen am R a n d des gezogenen Kreises endet (s. A s y l , Kreis). Meist steht der Beschwörer in dem Kreis, doch kann der Kreis auch der A u f e n t h a l t sein, den der Beschwörer dem beschworenen D ä m o n anweist, um ihn darin festzuhalten. Bei den Darmstädter B.en wird ein K r e i s f ü r den Beschwörer, ein zweiter f ü r den Dämon gezogen 64 ). In einer schlesischen B . aus dem 16. J h . wird der Geist in ein mit Wasser gefülltes Glas beschworen 6 5 ), vgl. Flaschengeister. A n Stelle des Kreises findet sich bei nordischen Toten-B.en ein viereckiges Gehege, das zur V e r s t ä r k u n g des Schutzes von neun Linien umzogen wird 6 6 ), und im faerörischen Aberglauben sitzt der Beschwörer auf einem Tierfell 67 ). Bei einer spätgriechischen B . gräbt der Beschwörer eine G r u b e 6 8 ) . Zuweilen hat der Beschwörer ein Zauberbuch bei sich, aus dem er die B . abliest 6 9 ) (s. Zauberbuch). Von den Gegenständen, die nach ma.licher Magie der Beschwörer als weitere Hilfsmittel bei sich haben soll, wie heilige Tafeln, Bilder, Szepter, ein

1117

Beschwörung, beschwören

Schwert, Kleider usw. 70), ist nichts in den Volksglauben übergegangen. Nur im eben erwähnten faerörischen Aberglauben hat der Beschwörer eine A x t und ein S c h w e r t bei sich 71 ). 55 ) G r a b e r Kärnten 289. " ) K ü h n a u Sagen 3, 192. 769. 772 f. 5 ') K e i l Geschichte d. jenaischen Studentenlebens 189 ff. P 1in i u s Ep. 7, 27. M) K i e s e w e t t e r Faust 4 397; A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 4, 100. B o 1 1 e - P o 1 i v k a 1, 25 f. » ^ A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 4, 97 ff. ") K i e s e wetter Faust 398 f. 63) F r i s c h b i e r Hexenspr. 138; vgl. K i e s e w e t t e r Faust 502 A. 1. M ) HessBl. 4, 169. e5) K l a p p e r Schlesien 236. ••) ZfVk. 27, 100 f. A. 1. " ) Ebd. 103 f. M) L u k i a n Philopseudes c. 14. 9 • ) K ü h n a u Sagen 3, 192. 769. 773; G r a b er Kärnten 289. " ) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m « 4, 105. " ) ZfVk. 27, 103 f.

8. a) Die B . selbst zerfällt in das Hersagen der B.sformel und in die begleitenden Handlungen. Von der B.s f o r m e 1 sei nur soviel erwähnt, als zum Verständnis der B.sformel als magischen Instruments in der Hand des Beschwörers notwendig ist. (Weiteres s. Segen, Besprechung.) Die aus Worten bestehende Formel ist ein starkes und keineswegs geistiges, sondern durchaus materielles Zaubermittel' 2 ). „Noch stärkere Macht als in K r a u t und Stein liegt in dem W o r t " ' 3 ) , groß ist die Gewalt der verba et incantamenta carminum auch in der Antike ' 4 ), und dem indischen Magier ist die B.sformel eine „mächtige W a f f e " , mit der er den Beschworenen zwingt: „ D i e Aländu und Qalanu (d. s. Würmer) zermalmen alle wir durchs Wort! Mit mächtiger W a f f e töt 1 ich die Aländu — " 7 5 ) (s. Wort). Nicht selten ist jeder Buchstabe des Zauberwortes das S y m b o l u m eines ganzen Wortbildes, wie dies bei den Abracadabra-, Sator- und ähnlichen Formeln der Fall ist. Doch gibt es auch B.s- und überhaupt Zauberformeln, denen Sinn und Verständlichkeit gänzlich mangeln, deren geheimnisvolle Macht aber f ü r den Abergläubischen gerade in der Unverständlichk e i t liegt und die vergleichbar sind dem Zaubergerät, das sonst zu keinem sinnvollen, alltäglichen Gebrauche dient. Solche unverständliche Formeln sind

1118

Griechen , 6 ) und Römern " ) , dem deutschen Volke 78) und anderen Völkern ,9 ) bekannt. Besonders die N a m e n d e r bes c h w o r e n e n M a c h t sind starke Waffen in der Hand des Beschwörers. Wer den Namen kennt, hat Macht über seinen Träger, denn der Name drückt das Wesen des Trägers aus (s. Name). Im täglichen Gebrauch scheut man sich oft, die Namen gewaltiger Mächte zu nennen, daher die Geheimnamen der Dämonen 80), bei der B. aber wird der Name ausdrücklich genannt und wirkt schon so als B . So zwingt der griechische Magier nur mit „ 7 heiligen N a m e n " die Schlangen des ganzen Umkreises herbei 8 1 ). Um sich eines Dämons besonders gut zu versichern, werden alle seine Namen genannt, z. B . : ,,N. N. ich begreife deine Gicht, die Markgicht, Beingicht, Adergicht, Blutgicht, Fleischgicht" 8 2 ). Mit der möglichst vollständigen Aufzählung der Namen im Zusammenhang steht auch das Nennen von „neunerlei F e u e r " und andere Zahlenangaben 83 ). Die zu beschwörende Macht wird auch „ g e f a ß t " durch Nennung ihrer Eigenschaften 8 4 ), ihres Geschlechts und ihrer H e r k u n f t 8 5 ) , Schilderung ihrer Wirkungen 86) und Erwähnung ihres Sitzes, weshalb bei K r a n k heits-B.en zuweilen zahlreiche Körperteile aufgezählt werden 8 1 ). Doch auch der Mensch ist mit seinem Namen innig verknüpft; daher wird bei Krankheits-B.en oft der Name des Kranken genannt und zwar wird er meist an den A n f a n g gesetzt 88). Auch die N a m e n Gottes u n d a n d e r e h e i l i g e N a m e n werden von den „Beschwerern und Segensprechern mißbraucht" 8 9 ), um Gott und andere heilige Mächte zum Beistand in dem aufgenommenen K a m p f e anzurufen (s. unten Christliche Elemente). " ) W u t t k e * § 225. " ) G r i m m Myth. 1023. 7i ) P I i n i u s nat. hist. 28, 2. " ) Julius Grill Hundert Lieder des A tharva- Veda 6. " ) W e s s e l y Ephesia grammata 22 Nr. 210. " ) C a t o De re rustica 160. '«) ZfVk. 8, 60 f.; F r i s c h b i e r Hexenspr. 52. 104; ZfVk. 20, 385 Nr. 3, 3 u. 10. '») ZfVk. 5, 39 f. 80) G ü n t e r t Göttersprache 5 ff. 81) L u k i a n Philopseudes c. 12. ea) ZfVk. 1, 209 Nr. 10; s. auch

Beschwörung, beschwören

1119

208 Nr. 6 u. 9; F r i s c h b i e r Hexenspr. 49. 74; Stemplinger Volksmedizin 46.

" ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 63. 101; ZfVk. 5. 33; ebd. 1, 194 d. 211. 84) Vgl. die christlichen Litaneien. 85) ZfVk. 5, 32 f. " ) S o l dan-Heppe 1, 17. "') H o v o r k a -

K r o n f e l d 2 , 864; B i r 1 i n g e r Aus Schwa-

ben 1, 450; ZfVk. 1, 210 f. ger

) Stemplin-

e8

Volksmedizin 45 f.; F r i s c h b i e r

xenspr. 27. 30. 58. 74. 82. 92.

He-

) Conrad Wolff

8S

Platz Kurtzer, notwendiger und wolgegründter Bericht von dem Zauberischen Beschweren

und Segensprechen. Nürnberg 1681, 6 f.

b) Die B.sformel war ursprünglich in g e b u n d e n e r R e d e abgefaßt und wurde g e s u n g e n (vgl. lat. Carmen „ Z a u b e r f o r m e l " , franz. enchanter). So sang in der altnordischen Eirikssaga Gudrid ein Geisterlied ®°); so ist es auch gekommen, daß viele A u s d r ü c k e des Beschwörens und überhaupt des Zauberns v o n solchen des Singens und Sagens abgeleitet s i n d ® 1 ) . Diese gebundenen, feierlich gefaßten Worte (verba concepta) erklären auch den Zusammenhang alles Zaubers mit der Poesie 9 2 ). Beide Momente, gebundene R e d e sowie Verbindung mit Musik, erhöhen die suggestive und damit auch magische K r a f t der B . Doch ist jetzt die gebundene F o r m der B . zumeist der prosaischen gewichen, und ein Singen der B.sformel findet sich nur noch bei den P r i m i t i v e n 9 3 ) . Einen gewissen E r s a t z bietet die M o n o t o n i e mancher Formeln, die durch Wiederholung v o n gleichen Worten 94 ) oder ähnlichen W o r t g r u p p e n 9 5 ) eine suggestive Wirkung ausüben, die die K r a f t und Eindringlichkeit der B . in hohem Maße verstärkt. M

)

Cap.

4;

Meyer

" ( G r i m m Myth. 2, 1023.

Relig.gesch. M

146 f.

) Ebd. " J F r a -

z e r Totemism 1, 105 f. " ) Substantiva: ben zi

bena, bluot zi bluoda, etc. s. G r i m m Myth. 2, 1030 f.; Adjectiva: ZfVk. 1, 207 Nr. 4; ZfVk. 8, 384 Nr. 1; Numeralia: S t e r n Türkei 355; Verba: ZfVk. 1, 209 ff.; K l a p p e r Schlesien 235.

" ) ZfVk. I, 203 Nr. 6;

v o r k a - K r o n f e l d 2, 864.

Ho-

c) Die B.sformel ist als A n r u f u n g und Z w a n g einer Macht ihrer N a t u r nach befehlend. Doch ist sie zuweilen auch e r z ä h l e n d , d. h. sie weist, meist am A n f a n g , einen epischen Teil auf, der dann in die befehlende B . übergeht, doch auch

1120

allein v o r k o m m t . Die erzählende F o r mel, deren klassische Beispiele die 2 Merseburger Zaubersprüche ®6) sind, beruht auf der A n s c h a u u n g v o n der S y m p a t h i e alles Seins: aus der Erzählung einer früheren Heilung, Diebsbannung usw. leitet sich die magische K r a f t f ü r den vorliegenden F a l l ab. S o hat auch bei den Primitiven die bloße Erzählung schon Zauberwirkung 9 7 ). W u t t k e " ) hält daher die erzählende F o r m f ü r die ältere, während H ä l s i g " ) und S e y f a r t h 10 °) die befehlende f ü r ursprünglicher ansehen. Die Erzählung hat gewisse stereotype F o r men angenommen. Gerne wird, namentlich in K r a n k h e i t s - B . e n , ein D i a l o g geb r a c h t : Gott, J e s u s , Maria oder ein Heiliger, die alle den altenWodan der 2. Merseburger Formel v e r d r ä n g t haben, begegnen dem K r a n k h e i t s d ä m o n 1 0 1 ), dem Erkrankten 1 0 2 ), einer erkrankten göttlichen Person 1 0 3 ), 3 Brüdern, die ein Heilkraut suchen 1 M ) , einer göttlichen Person, die eben heilen g e h t 1 0 5 ) , dem Beschwörer 1 0 6 ) usw. Zuweilen wird auch v o n einem S t r e i t zwischen der K r a n k h e i t und einer anderen Sache, wobei die K r a n k heit v e r d r ä n g t wird, e r z ä h l t 1 0 7 ) . Von magischer K r a f t ist auch die A n f ü h r u n g eines V e r g l e i c h e s 108 ), der am häufigsten mit dem ab- und zunehmenden Monde, der auf- und untergehenden Sonne angestellt wird und zwar nach dem S c h e m a : „ W i e der Mond abnimmt, so soll die K r a n k h e i t a b n e h m e n " , oder „ w i e der Mond zunimmt, so soll umgekehrt die K r a n k h e i t a b n e h m e n " . Auch der Vergleich setzt eine S y m p a t h i e des Seins voraus. ot

) G r i m m Myth. 1029 f.; s. auch F e h r 1 e

Zauber u. Segen 3 5 ff. " ) W u n d t Mythus u. Religion 2, 1 1 0 . 8S) W u t t k e 4 § 226. 8 »)Zauberspruch 8. 10°) Sachsen 73. , 0 1 ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 59 Nr. 1; M e y e r Baden 5 7 4 ;

W u t t k e 4 §228; 2, 865.

102

Hovorka-Kronfeld

) F r i s c h b i e r Hexenspr. 90 Nr. 2;

91 Nr. 3; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 863. ,04 ) s. Dreibrüdersegen io3) ZfVk. 8, 289. ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 55 Nr. 11; 57. Myth. ) Ebd. 83 Nr. 4. 107) G r i m m 1043; F r i s c h b i e r Hexenspr. 57. 80 f.;

106

108

Meyer

Baden 574.

)

108

Stemplinger

Volksmedizin 46 f.; F r i s c h b i e r Hexenspr. 6 1 . 95 f. 99 f.; B i r 1 i n g e r Aus Schwaben 1,

443. 445. 448. 450; S e y f a r t h Sachsen 94 ff.

1121

Beschwörung, beschwören

d) Die b e f e h l e n d e B.sformel wendet sich direkt an die zu beschwörende Macht und teilt in klaren W o r t e n den Willen des Beschwörers mit: „ I c h beswer ewch ruetten pey der m a c h t des v a t e r s , das Ir mich firt und l a i t t e t " 1 0 9 ), „ N u n ruffe ich N . dich Hölle, das Höllische F e u e r und alle höllischen Quahlen und Martern und euch vorgesetzten der Hölle , daß ihr alsobald v o r meinem Creysse erscheinet" 1 1 0 ), „ H e r z w u r m und F r u c h t w u r m und Darmgicht, ich gebiete dir bei Gottes Gericht, daß du dich sollst l e g e n " 1 1 1 ) , „ I c h gebiete dir, Feuer , du wollest stille stehen und nicht weiter g e h n " 1 1 2 ) , „ I h r Immen, W i s ' und Bienen , ich gebiete euch und beschwöre euch, daß ihr herunter k ö m m t " 1 1 3 ) . „ S o m i t beschwöre ich allen S t a h l und Eisen, P u l v e r und Blei , damit sie mir keinen S c h a d e n noch L e i d t h u n ! " 1 1 4 ) . Noch unmittelbarer ist der bloße I m p e r a t i v : „ G a n g ut nesso mid nigun nessiklin o r i " 1 1 5 ) , „ F a h r ' aus Gicht, alle böse Ges i c h t " 1 1 8 ) , „ S c h w i n d e n , du sollst stille s t e h e n " 1 1 7 ) . Bei Verletzungen und V e r renkungen t a u c h t eine alte, scheinbar indogermanische Formel immer wieder auf, die ebenfalls befehlend ist: „ B e i n zu Beine, B l u t zu Blute, Glied zu G l i e d e " 1 1 8 ) ! Namentlich die K r a n k h e i t s - B.en sind reich an Variationen des Befehls: die K r a n k h e i t wird h ö f l i c h aufgefordert sich zu entfernen, ihr wird zur Sicherheit ein ferner A u f e n t h a l t s o r t angewiesen (s. V e r b a n n u n g ) , der W a l d , das Meer, „ U n s t ä t t e n " , d. s. unwirtliche Gegenden, und andere Orte, ihr wird schließlich g e d r o h t 1 1 9 ) . Die Drohung wird weiter zur B e s c h i m p f u n g , Verw ü n s c h u n g 1 2 0 ) und V e r f l u c h u n g : „ D u verfluchtes Fieber, ich beschwöre dich " 1 2 1 ) . Die magische K r a f t des Fluches beweist der A b e r g l a u b e in Böhmen, daß einer, der den Teufel b. will, diesen in einem Kreise 2 4 Stunden lang verfluchen muß 1 2 2 ) . 10

») MschlesVk. 7, Heft 13, 54. »") K i e s e w e t t e r Faust 406 f. m ) S e y f a r t h Sachsen 75. 1 1 2 ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 357 f. ,1S ) Ebd. 2, 452. 1 H ) F r i s c h b i e r Hexenspr. B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube I.

1122

1 2 1 . u 5 ) G r i m m Myth. 1032. 1 U ) S e y f a r t h Sachsen 79. u ' ) Ebd. 8 1 ; weitere Beispiele s. F e h r l e Zauber und Segen 6 ff. u ") G r i m m Myth. 1030 f.; G r i l l Hundert Lieder des Atharva-Veda 18 Nr. 4, 12. l l s ) S e y f a r t h Sachsen 78 ff.; ZfVk. 5, 14 ff.; zur Drohung vgl. A g r i p p a v . N e t t e s h e i m 4 4, 109. 120) Skirnisför v. 25 ff.; s. S i m r o c k Mythologie 4 62. m ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 55 Nr. 10. m ) G r o h m a n n 2 1 1 . e) W i e in der A n t i k e Dichterverse in die B.sformeln aufgenommen werden 1 2 3 ) , so sind in späterer Zeit B i b e l s p r ü c h e und c h r i s t l i c h e Gebete von großer magischer K r a f t . Durch das E v a n gelium J o h a n n i s wird das Fieber v e r trieben 1 2 4 ), das Vaterunser, A v e Maria, De Profundis, A v e t e omnes, R e q u i e m hilft bei G e i s t e r - B . e n 1 2 5 ) , die Passio Christi heilt den K r a m p f 1 2 6 ) und beschwichtigt das W e t t e r 1 2 7 ), nach dem Walenbüchlein des H a n s Man v o n Regensburg aus dem J a h r e 1 6 1 5 verhelfen 5 Paternoster, 5 A v e Maria und I Credo dem Schatzsucher dazu, den Schlüssel zur Felsentür zu f i n d e n 1 2 8 ) . Conr. Wolff P l a t z 1 2 9 ) zählt als die „ g u t e n und göttlichen W o r t " , welche zum „ B e s c h w e r e n und Segens p r e c h e n " benutzt werden, noch folgende a u f : „ d i e 7 W o r t Christi, da er a m S t a m m des heiligen Creutz gesprochen, die Ü b e r s c h r i f t , welche Pontius Pilatus an das Creutz oberhalb Christo gehefft hat. Item das E v a n g e l i u m J o h a n n i s a m 1. Cap. und andere S p r ü c h aus dem Evangelisten. Item der Englische Gruß, das A v e Maria, das heilige V a t t e r Unser und wer kann es alles erzählen Diese gute, gottselige, göttliche W o r t ? " A n d e r e christliche E l e mente in B.sformeln sind folgende: Bei K r a n k h e i t s - B.en wird gern das Get a u f t s e i n des K r a n k e n betont 1 3 ° ) ; denn über den G e t a u f t e n hat der „ h e i d n i s c h e " D ä m o n keine Gewalt. H ä u f i g werden auch G l o c k e n g e l ä u t e und k i r c h l i c h e Z e r e m o n i e n erw ä h n t 1 3 1 ) . Die B . beginnt oft mit einer A n r u f u n g Gottes 1 3 2 ) und endet „Im N a m e n G. d. V . , d. S. u. d. h. G . " 1 3 3 ) . Zahllos aber sind d i e h e i l i g e n N a m e n und D i n g e , die der Beschwörer a n r u f t , um H e l f e r im B . s k a m p f e zu gewinnen: „ D a s unschuldige B l u t 36

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Beschwörung, beschwören

Christi, die hl. 5 W u n d e n , das hl. G r a b , die S t r i c k e , B a n d e u n d N ä g e l , d a s K r e u z , Christi Marter, diejenigen die d a s K r e u z u m s t a n d e n , die hl. N a m e n C h r i s t i " 1 3 4 ), „ d i e hl. D r e i f a l t i g k e i t , die M e n s c h h e i t Christi, seine Geburt, Beschneidung, T a u f e , seine P r e d i g t e n , seinen T o d , sein B e g r ä b n i s , seine H i m m e l f a h r t , die Gew a l t G o t t e s , der T a g des U r t e i l s " 1 3 6 ) u. a. m . 1 3 S ) . Ü b e r h a u p t alles Christliche ist zur B . g u t 1 3 7 ) . D a s alles e r k l ä r t sich w o h l d a m i t , d a ß sich so m a n c h e s aberg l ä u b i s c h e G e m ü t ü b e r das S ü n d h a f t e seines T u n s b e r u h i g t f ü h l t e , w e n n es die B . in ein christliches und kirchliches G e w a n d gehüllt sah. D i e K i r c h e selbst e r k l ä r t die V e r w e n d u n g heiliger N a m e n und christlicher G e b e t e z u r B . einerseits f ü r A b e r g l a u b e n und S ü n d e 138 ), andererseits s u c h t sie die a l t e n F o r m e l n m i t christlichem G e h a l t z u e r f ü l l e n 1 3 9 ) und sieht nur solche B . e n f ü r s ü n d h a f t an, die nicht d u r c h G o t t e s „ h e i l i g e s W o r t " 1 4 0 ) oder mit „ c h r i s t l i c h e n geistlichen zulässigen M i t t e l n " 1 4 1 ) geschehen u n d wird schließlich mit ihren ma.liehen B e n e d i k t i o n e n und E x o r c i s a t i o n e n V o r b i l d f ü r die v o l k s t ü m l i c h e n B . e n 1 4 2 ). " ' ) S t e m p l i n g e r Volksmedizin 48. ) P i s a n s k i Von einigen Überbleibseln des Heidenthums u. Pabstthums in Preußen, Königsberg 1756, Nr. 24 § 15. " ' ) G e r h a r d t Franz. Novelle 124. "•) Z f V k . 22, 123 f. 1 B ) S i b i ] 1 o t Folk-Lore 1, 109. 1M ) K ü h o a u Sagen 3, 750. ,2 ') Bericht v. d. zauberischen Beschweren u. Segensprechen p. 6 f. 130) F r i s c h b i e r Hexenspr. 33. 35. 61. 63. 65.67. «») S e y f a r t h S a c h s e n 9 1 f.; F r i s c h b i e r Hexenspr. 59 Nr. 1; 101 Nr. 7. Vgl. K l a p p e r Schlesien 236f. 133) S e y f a r t h Sachsen 75 ff. »«) ZfVk. 1, 209 ff. »») K l a p p e r Schlesien 237. 134) S. auch ebd. 234ff.; S c h i n d l e r Aberglaube 114 ff.; Anrufung von Sonne und Mond s. S e y f a r t h Sachsen 93. ZfVk. 2, 385. 13a) Conrad Wolff P l a t z Bericht v. d. Zauberischen Beschweren u. Segensprechen p. 7 u. 33. ls*) M e y e r Mythologie der Germanen 31 ff. 14°) Z f V k . 9, 271; vgl. die Rück-B.sformel. 141) P a n z e r Beitrag 2, 271 Nr. 8. "») S c h i n d l e r Aberglaube 1 1 4 f f . ; Klapper Schlesien 234. m

9. Die H a n d l u n g e n , die die B . begleiten, stehen n a t ü r l i c h mit d e m Z w e c k der B . in einem gewissen Z u s a m m e n h a n g , der z u w e i l e n n o c h d e u t l i c h erkennb a r ist. S o h a t B a r t e l s 1 4 3 ) n a c h der B e -

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h a n d l u n g einer a l t e n s u m e r i s c h e n F o r mel die d a r i n b e s c h w o r e n e K r a n k h e i t T i u als K o p f r o s e diagnostizieren k ö n n e n . Die H a n d l u n g ist n ä m l i c h da in der B.sf o r m e l selbst überliefert, sie w i r d v o r gesagt und b e s c h r i e b e n , was bei K r a n k h e i t s - B . e n ö f t e r s v o r k o m m t . Diese B e s c h r e i b u n g ist e n t w e d e r ein B e richt darüber, w a s j e t z t w ä h r e n d der B . g e s c h i e h t 1 4 4 ) , oder eine E r z ä h l u n g , w a s ein heilender G o t t b e f o h l e n 1 4 5 ) oder einst selbst g e t a n . N a m e n t l i c h l e t z t e r e s s c h e i n t d e m V o l k e eine eigene B e h a n d l u n g zu ersetzen, d a h e r die H ä u f i g k e i t der erzählenden F o r m e l (s. oben). B e h a n d l u n g e n f i n d e n sich meist bei K r a n k h e i t s - B . e n . D e r Krankheitsdämon wird g e s c h l a g e n , g e s c h n i t t e n , g e b u n d e n 1 4 6 ). Andere begleitende Handlungen sind: Anhauchen,Blasen, Anspeien, B e r ü h r e n , H a n d a u f l e g e n , S t r e i c h e n , K n e t e n , D r ü c k e n u n d n a m e n t l i c h B e k r e u z e n (s. die betr. A r t ) . I m a l t g e r m a n i s c h e n Z a u b e r s c h n e i d e t Skirnir w ä h r e n d seiner B . R u n e n 1 4 7 ). S c h a t z s u c h e r s c h l a g e n unter B . a n d e n Felsen 148 ), w e l c h e n B e r g und W a l d g e i s t e r d u r c h b l o ß e s S c h w e n k e n des Z a u b e r s t a b e s oder B e r ü h r e n ohne B . ö f f n e n 148 ). U m G e w i t t e r zu b., s c h l a g e n im f r a n z ö s i s c h e n A b e r g l a u b e n die W i n z e r m i t R e b p f ä h l e n auf ihre K i e p e n u n d die S c h n i t t e r lassen ihre Sensen k l i r r e n 16 °). A u c h Ä h n l i c h k e i t s z a u b e r w i r d m i t der B . v e r b u n d e n 1 W ) . D o c h h a n d e l t es sich in allen den Fällen, w o die Z a u b e r h a n d l u n g in den V o r d e r g r u n d t r i t t u n d nicht dem S p r u c h , sondern ihr die m a g i s c h e W i r k u n g z u g e s c h r i e b e n w i r d , nicht m e h r u m B . , sondern u m Z a u b e r . S. die A r tikel Schlagen, Lärmzauber, Analogiez a u b e r . D i e B . w i r d m i t einem O p f e r v e r b u n d e n in einer v o n F a u s t s „ H ö l l e n z w a n g " beeinflußten Sage, nach welcher bei der B . v o n Z w e r g e n f ü r diese ein M a h l g e r i c h t e t w i r d , d a s sie a n l o c k e n soll152). *«) Zeitschr. f. Assyxiologie 8,179 ff. 144 ) ZfVk. 5, 26 f. 34 ff.; S e y f a r t h Sachsen 84 ff.; Skirnisför v . 3 4 — 3 6 ; s. S i m r o c k Mythologie 4 217 f. "») Z f V k . 5, 39; F r i s c h b i e r 47.

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Beschwörung, beschwören

" • ) S e y i a r t h Sachsen 85 u. 87. " ' ) Skirnisför v. 34—36. J1S ) K ü h n a u Sagen 3, 773. ,t9 ) Ebd. 3, 746; G r a b e r Kärnten 1 1 2 . 1 M ) S 6b i 1 1 o t Folk-Lore 1, 108. l s l ) ZfVk. 26, 194 f.; vgl. K r a u ß Sitte und Brauch 168 f. 620, A. 1; Tonpuppe bei Krankheits-B.en s. ZföVk. 8,240. l " ) K i e s e w e i t e r Faust 280.

10. I m B . s k a m p f e weigert sich o f t die beschworene Macht zu gehorchen. D a n n wird die B . 2 — 3 m a l w i e d e r h o l t 1 5 3 ) , j a auch ö f t e r ; denn Beharrlichkeit v e r mehrt die K r a f t und A u t o r i t ä t des B e schwörers 1 S 4 ). Daher werden viele F o r meln gleich ßmal gesprochen. Die Weigerung eines zitierten Dämons zeigt sich auch darin, daß er in seltsamen, f u r c h t erregenden Gestalten e r s c h e i n t : als feurige K u g e l 1 5 S ) , in einem F l a m m e n meer 1 5 6 ), als mächtiger König, von einer Ritterschar umgeben157), in Tierge158 stalt ) und anderen abenteuerlichen G e s t a l t e n 1 5 9 ) , als R ä u b e r , als H e u w a gen 160 ), als Kutsche, die über den B e schwörer zu fahren scheint oder als Reiter, der ihn überreiten w i l l 1 8 1 ) . Andererseits erscheinen o f t auch u n g e r u f e n e Geister bei einer B . 1 6 2 ). Bei Geister- und Teufels-B. ist eine R ü c k - B . , d. i. eine ausdrückliche E n t lassung des dämonischen Wesens durch den Beschwörer, notwendig. Nach den Lehren der ma.liehen Magie soll sie auch geschehen, wenn kein Geist erschienen ist; denn er kann unsichtbar vorhanden sein und dem aus dem Kreise Tretenden Schaden z u f ü g e n 1 6 3 ) . Die R ü c k - B . geschieht durch Rückwärtslesen der B . s f o r m e l 1 M ) oder durch eine eigene Formel, die die E n t l a s s u n g a u s d r ü c k t 1 6 6 ) (s. A b dankung). In der Magie k o m m t dazu noch Räuchern mit Dingen, deren Geruch dem Geiste widerwärtig i s t 1 6 6 ) . Die R ü c k - B . ist o f t sehr schwierig. In einer K ä r n t n e r Sage müssen die Beschwörer 3 T a g e im Kreise bleiben, da die Geistlichen, die man holt, nicht imstande sind, die R ü c k B . auszuführen, weil ihr Gewissen nicht rein ist; erst einem alten Klostergeistlichen gelingt es, den Bösen fortzuschicken 1 6 7 ) (s. oben Sittenreinheit des Beschwörers). In einer andern K ä r n t n e r S a g e nennt der zitierte Geist selbst den Geistlichen, der ihn wieder wegbringen

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kann 188 ). H ä u f i g findet sich das Motiv, daß S c h ü l e r g e g e n V e r b o t des Z a u b e r m e i s t e r s oder Unberufene in Abwesenheit des K u n d i g e n leichtfertig eine B . vornehmen und die Geister, die sie riefen, nicht mehr los werden können. Von einem Schüler der Magie Ä g y p t e n s wird solches erzählt 1 6 9 ), ebenso v o n Agrippas 170 ) und F a u s t s 1 7 1 ) Schülern, und auch heute noch begegnen wir dem Motiv in einigen A l p e n s a g e n 1 7 2 ) . Die B . birgt überhaupt große G e f a h r e n f ü r den Beschwörer. Sie ist eben ein K a m p f , und wie der Beschwörer dem D ä m o n droht, ihn zu töten 1 7 3 ), so kann die B . ihm selbst das Leben kosten, wenn er sich entweder z u s c h w a c h erweist, wie in den unter R ü c k - B . genannten Beispielen, oder sich nicht' genau an alle B.sregeln und -Vorschriften hält. Hagelbeschwörer, die sich nur mit einem W o r t versprechen, tötet der H a g e l 1 7 4 ) , und Geister- und Teufelsbeschwörer, die aus dem Kreise treten, sind verloren 1 7 5 ). A b e r auch der Beschwörer, der keinerlei V e r s t ö ß e b e i m B.sr i t u a l begangen, schwebt bei der B . in Gefahr. F a u s t 1 7 8 ) und W a g n e r 1 7 7 ) werden von den beschworenen Geistern arg bedrängt und nach schlesischem und Tiroler Aberglauben nimmt sich der zitierte Geist einen der Beschwörer m i t 1 7 8 ) . Auch A x t und Schwert, die im Färörischen Aberglauben der Beschwörer bei sich hat, waren wohl ursprünglich Verteidigungswaffen des Beschwörers im B . s k a m p f e 179 ). " ' ) K l a p p e r Schlesien 237; HessBl. 4, 170. 1 M ) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 4 4, 106 f. "*) G r o h m a n n 1 , 211. " • ) K i e s e w e t t e r Faust 499. 1 5 ') K l a p p e r Erzählungen Nr. 120. lte ) HessBl. 15, 19. "») S o 1 d a n - H e p p e 1 , 1 4 8 f.; K i e s e w e t t e r Faust 102. 502. ,ro ) ZföVk. 3, 279. i " ) SAVk. 14, 189. 1 M ) K r o n f e l d Krieg 1 1 7 f. 1 , s ) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 4 4, 1 0 7 f . 1 M ) ZfVk. 9, 2 7 1 ; M e y e r Baden 573; M ü l l e r - B ä c h t o l d XJri 1, 221 Nr. 325; G. L. W e i s e 1 Aus dem Neumarker Landestor 79. "*) ZfVk. 9, 271 ¡ K l a p p e r Schlesien 237. l " ) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 4 4, 107. »') G r a b e r Kärnten 289. 1M ) Ebd. 35. 1M ) L u k i a n Philopseudes cap. 34 ff.; danach G o e t h e s Zauberlehrling. 170) M e y e r Aberglaube 290 f. m ) K i e s e w e t t e r Faust 499 f. 36*

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Beschwörung, beschwören

"*) G r a b e r Kärnten 3 5 ; M ü l l e r - B ä c h t o l d Uri 1, 221 Nr. 325; vgl. 276 Nr. 384; ZfVk. 9, 271 f.; s. auch M e y e r Baden 573. " ' ) ZfVk. i , 208 f. Nr. 9. «*) G r o h m a n n 34. " ' ) Ebd. 211; C ä s a r i u s v . H e l s t e r b a c h Dialogus 5, 3; ZfdMyth. 2, 29; P a n z e r Beitrag 2, 72; vgl. K i e s e w e t t e r Faust 503. 17•) W i d m a n n s Faustbuch von 1681, p. 44. "') K i e s e w e t t e r Faust 502 f. 17 ') K ü h n a u Sagen 3, 191 f.; Z i n g e r l e Tirol1 128. "») ZfVk. 27, 104; 2, 13 Nr. 15. I i . D e r O r t der B . soll ebenfalls beitragen, die B . gelingen zu lassen. Im germanischen A l t e r t u m werden Zauberh a n d l u n g e n m e i s t unter f r e i e m H i m m e 1 v o r g e n o m m e n 18 °). Die in der altnordischen L i t e r a t u r o f t e r w ä h n t e „ ü t i s e t a " 1 8 1 ), das „ D r a u ß e n s i t z e n " , eine A r t der D i v i n a t i o n (s. d.), die der B . n a h e k o m m t , h a t sogar d e n N a m e n d a v o n erhalten. A u c h im deutschen V o l k e f i n d e t sich ein e n t s p r e c h e n d e s „ S i t z e n " auf K r e u z w e g e n und a n anderen O r t e n 1 8 2 ) u n d ü b e r h a u p t Z a u b e r h a n d l u n g im Freien 183 ). Z u K r e i s s t e h e n s. K r e i s . U n t e r f r e i e m H i m m e l sind die Geister l e i c h t e r zu z w i n g e n ; d a h e r bes c h w ö r t der F a u s t des F a u s t b u c h e s den T e u f e l erst im Freien, u m ihn z u r f e s t g e s e t z t e n S t u n d e in seine B e h a u s u n g zu bestellen. Der O r t der B . soll a b e r a u c h der N a t u r d e r b e s c h w o r e n e n M a c h t e n t s p r e c h e n 1 8 4 ) . Die TotenB . erfolgt a n den G r ä b e r n u n d H ü g e l n d e r T o t e n 1 8 5 ) , und gespenstige O r t e sind der Geister- und T e u f e l s - B . g ü n s t i g , da sie der A u f e n t h a l t s o r t dieser D ä m o n e n sind. N a m e n t l i c h der K r e u z w e g , der schon v o n alters her 1 8 6 ) G e s p e n s t e r b e h e r b e r g t , ist ein h ä u f i g e r B . s o r t . E i n „ l a n d t g e b o t t " v o n 1 6 1 1 k e h r t sich g e g e n die, „ w e l c h e b e y n ä c h t l i c h e r weil sich auf die creutzstrassen begeben, dasselbs craiss m a c h e n , inn denselben die böse geister b e s c h w e r e n " 1 8 7 ) , und i m h e u t i g e n V o l k s g l a u b e n w i r d der T e u f e l meist dort bes c h w o r e n 188) s. K r e u z w e g . B e s o n d e r s ein K r e u z w e g , der zugleich ein T o t e n w e g ist, d. h. zu K i r c h e n u n d also a u c h Friedh ö f e n f ü h r t 1 8 9 ) , und ebenso Friedh ö f e 1 9 0 ) sind zur B . geeignet. D e r O r t der B . soll a u c h e i n s a m sein, „ h e i m lich" m ) , abgeschieden v o m Welttreiben und f r e m d e n B l i c k e n u n z u g ä n g l i c h " 1 9 2 ) .

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D a h e r w i r d der T e u f e l zuweilen i m K e 1 1 e r m ) b e s c h w o r e n , a u c h in einer alten, a b g e l e g e n e n S c h e u n e 194 ). H ö h l e n als S t ä t t e n der B . f i n d e n sich bei P r i m i t i v e n 19S ) u n d i m f r a n z ö s i s c h e n A b e r g l a u b e n 196 ), doch im d e u t s c h e n n i c h t . Die W o l f s s c h l u c h t des K i n d ' s c h e n F r e i s c h ü t z ist nur v o m D i c h t e r w i l l k ü r l i c h g e w ä h l t , w ä h r e n d die Quellen K r e u z w e g e hab e n 197 ). D a g e g e n sind B e r g g i p f e l , die s o w o h l einsam als a u c h n a c h allen Seiten frei sind u n d den R a u m beherrschen, als B . s o r t e in F a u s t s , , H ö l l e n z w a n g " 198 ) u n d im W a g n e r b u c h e 199 ) gen a n n t , u n d auf dem P i l a t u s v e r m e i n t das V o l k h e u t e n o c h die K r e i s e der B e s c h w ö rer z u sehen 200). Die Z e i t der B . ist meist die m i t t e r n ä c h t i g e Stunde zwischen 12 u n d 1 U h r »»), oder 11 und 12 U h r a»3). A u c h v o r S o n n e n a u f g a n g oder nach S o n n e n u n t e r g a n g wird sie v o r g e n o m m e n *°*)t s c h l i e ß l i c h a b e r a u c h „ b e y l i c h t e u n d aller z e i t " 205 ). G u t ist der D o n n e r s t a g a08) z u r B., f e r n e r T a g e bei z u n e h m e n d e m 207 ), a b n e h m e n d e m S M ) oder v o l l e m Mond 2 0 9 ). Die in K i n d s „ F r e i s c h ü t z " genannte totale Mondfinsternis a l °) d ü r f t e k o n s t r u i e r t sein. D e r B . g ü n s t i g sind f e r n e r die W e i h n a c h t s n a c h t 2 1 1 ), die O s t e r n a c h t und O s t e r zeit ü b e r h a u p t 2 1 2 ) u n d die alte D r e i z e h n t e N a c h t 213 ) (s. T a g e wählerei). I8°) M e y e r Relig.gesch. 148. 1S1) Z f V k . 27, 100 ff. 188) Ebd. 27, 102. 183) F r i s c h b i e r Hexenspr. 26. 184) Vgl. A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 4 4, 104. 186) G r i m m Myth. 1027 f. 18 ') Hekate am Kreuzweg: Sophokles fragm. 491. 18J) P a n z e r Beitrag 2, 272. 188) W u 1 1 k e * § 384; G r a b e r Kärnten 282. 189) ZfVk. 2, 13; 27, 104. w ) ZfdMyth. 2, 29. m) K l a p p e r Schlesien 237. 192) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 4 4, 96. 193) G r a b e r Kärnten 289; vgl. K l a p p e r Erzählungen Nr. 120. 1M ) K i e s e w e t t e r Faust 499. 195) F r a z e r Totemism 1, 105. "•) S e b i 11 o t FolkLore 1, 478. 197) K r o n f e l d Krieg 116. 198) K i e s e w e t t e r Faust 278. "») Ebd. 501 f. 2°°) S A V k . 14, 234. 201) W u t t k e ' § 384. S02) G r a b e r Kärnten 281. 289; K i n d s Freischütz] K i e s e w e t t e r Faust 402. 203) Z i n g e r l e Tirol1 97. 125; ebenso im Vorbild des K i n d's c h e n Freischütz, der 1. Novelle des 1810 erschienenen Gespensterbuches. 204) K l a p p e r Schlesien 237; F r i s c h b i e r Hexenspr. 26; K i e s e w e t t e r Faust 502. 206) K 1 a p -

Besen

II 29

p e r Schlesien 237; HessBl. 4, 170; K i e s e w e t t e r Faust 278. 280. 20«) F r i s c h b i e r Hexenspr.

7. 43. 77.

"*) Ebd. 77.

20*)

1681, p . 43.

20 ')

E b d . 61. 95 f. 9 9 f.

W i d m a n n s Faustbuch 1, 6.

sn

) K ü h n a u Sagen

v. 1,

245; 3, 260; ZföVk. 3, 279; W u t t k e * § 384. Z i n g e r l e Tirol11, 97-125; M e y e r Baie« 503. »») ZfVk. 2, 13.

21i )

12. Der Z w e c k der B. kann sehr verschieden sein, doch finden sich gewisse Motive häufiger wiederholt. B.en werden aus bloßer Neugier v o r g e n o m m e n 2 W ), um reich zu werden 215 ) und geheime K r ä f t e in seine G e w a l t zu bekommen 216 ), oder um A u f k l ä r u n g über die Z u k u n f t 2 1 7 ) , das Jenseits 2 1 S ) oder andere, dem Beschwörer unbekannte D i n g e 2 1 9 ) zu erlangen. Sehr oft b e z w e c k t die B. etwas N e g a t i v e s , nämlich die V e r j a g u n g der beschworenen Macht 220). l14 ) K ü h n a u Sagen 3, 191. 214 f.; C a e s a r i u s v. H e i s t e r b a c h Dialogus 5, 3. 21S)

V i n t l e r

Pluemen

der tugent

v . 35 f f . ;

ZfVk. 9, 271. 362; G r a b e r Kärnten 35. 281. 289 f.; vgl. K l a p p e r

Erzählungen

Nr. 120.

"•) K l a p p e r Schlesien 99 f.; MschlesVk. 7, Heft 13, 53 ff. 2 ") Vegtamskvidha v. 4, s. G r i m m

i18)

Myth.

1028; v g l . Udysee

1 1 , 23 f f .

K ü h n a u Sagen 3, 191. 203; vgl. K l a p -

p e r Erzählungen Nr. 24.

21°)

Z f V k . 27, 100 f.

A. 1; SAVk. 14, 233 f.; G r o h m a n n vgl. K l a p p e r

Erzählungen Nr. 194.

220)

211; Be-

sonders Krankh.eits-B.en und Dämonen-Exorcismen. Schusser.

Besen. Der B. ist nicht nur in Deutschland, sondern weit über Europa hinaus Gegenstand reichlichen Aberglaubens. Es leiten sich seine Bedeutungsgrundlagen n a t u r g e m ä ß v o n der F u n k t i o n des Fegens und Abstreifens her, soweit seine praktische V e r w e n d u n g in B e t r a c h t k o m m t ; indes verblieben ihm dabei auch jene Qualitäten, die sich aus seiner Erneuerung aus Baumreisern im Umlauf des Vegetationsund Wirtschaftsjahres bei einer darauf eingestellten W e l t a n s c h a u u n g ganz folgerichtig ergeben haben. W i r stecken zunächst den U m f a n g dieser Beziehungen ab. I. a) D a s M a t e r i a l f ü r den B. sind im deutschen Volksgebiet in erster Linie Birkenruten, doch wird auch die Buche und T a n n e herangezogen (Schweiz, Mecklenburg). E. K u n z e *) hat sogar gemeint, die magischen Eigenschaften des B.s

1130

von denen, die dem Birkenreis und der Birke (s. d.) im europäischen Volksglauben zugeschrieben werden, im besonderen und elementar ableiten zu können, wobei er die Birke als B a u m des Donar, den B. als sein S y m b o l a u f f a ß t e . A b e r mit solchen vereinheitlichenden Ideologien wird man den komplexen und kollektivistischen Gedankengängen, mit denen das V o l k arbeitet, nicht gerecht. Schon seit Jahrtausenden tritt zudem der B.aberglaube in weitester V e r b r e i t u n g auf, im griechisch - römischen A l t e r t u m sowohl, wie in China und Japan, wo sich f a s t Z u g um Z u g Entsprechungen zum europäischen A b e r g l a u b e n nachweisen lassen, von auffälligen Gleichungen auch in Indien, Indonesien, im Kongogebiet und bei den Negern J a m a i k a s g a n z zu schweigen. Der deutsche A b e r g l a u b e ist somit nur als ein Ausschnitt eines weit verbreiteten Vorstellungskreises a u f z u fassen, f ü r dessen Zusammenhänge und Verbreitungswege uns vorläufig nur geringfügige A n h a l t s p u n k t e vorliegen. Einzelne A n s c h a u u n g e n scheinen allerdings nur in Teilgebieten des deutschen Volksbereichs entwickelt zu sein 2 ). b) Mehrfache Beziehungen ergeben sich zwischen dem A u f s t e c k e n von B. in den Feldern, dem Abstreifen und Umschreiten u. dgl. (s. u.) und dem A u f s t e c k e n und der A n w e n d u n g des Birkengrüns als L e b e n s r u t e , Pfingstmai, und es scheint auch der E r w ä h n u n g wert, d a ß in J a p a n das W o r t f ü r B. „ h a h a k i " sich in „ h a h a k i " , d . i . , , M u t t e r - B a u m " auflösen läßt, was den ganzen Vorstellungskreis dem des Lebensbaumes noch näher angliedern w ü r d e 3 ) . Es geht aber doch zu weit, w e n n E. H. Meyer meinte, der gewöhnliche, meist aus Birkenreis gebundene B. sei nichts anderes als die rohere, nicht verkirchlichte F o r m der Palmen 4 ). Er ist vielmehr als Gegenstück dazu anzusehen und darum ihnen in der W i r k u n g vielfach entgegengesetzt. Er ist der „ K e h r a u s " machende Wisch der Vergangenheit gegenüber dem z u k u n f t v e r h e i ß e n den grünen Reis, darum auch Sinnbild und A t t r i b u t winterlicher Gestalten, des K r a m p u s , K n e c h t R u p r e c h t usw., denen

Besen

F r ü h l i n g und Sommer mit der Lebensr u t e und im grünen L a u b k l e i d gegenüberstehen, wenn auch vielfach ein Ineinanderspielen ihrer magischen Beschaffenheit festgestellt werden kann und Eigens c h a f t e n des B a u m e s (Birke) auch a m grünen und alten Rutenbündel als wirks a m angenommen werden. Im Faschingsaufzug wird in Tirol, Steiermark, in der Eifel, wie bei den Deutschen Ungarns ein B . v o r a n g e t r a g e n ; auch kehrt man den W e g mit i h m 8 ) . Mit k o t i g e n B . werden in Tirol die Zuschauer abgekehrt. A m I. Mai wird in B a d e n wie anderwärts unbeliebten oder anrüchigen Mädchen statt des Maibaums der Stallb. vor die T ü r oder auf den D u n g haufen gesteckt 6 ). V e r m e n g u n g der Heilw i r k u n g n e u e r B. mit dem P a l r a b r a u c h ist mehrfach eingetreten. Im Lüdenscheidschen werden a m ersten P f i n g s t t a g e den K ü h e n weiße B . mit w e i ß e m Stiel ans Horn gebunden, manchmal zwei, ein großer und ein kleiner. Mit diesen B. wird in manchen Ortschaften einmal durchs Haus gekehrt, worauf man sie vor, über oder neben der Haus- oder K u h s t a l l t ü r a u f h ä n g t 7 ) . Sie werden mit Eichen- oder Stechpalmenaweigen, sowie mit goldsmeele (Briza) geschmückt. Ähnlich werden im Braunschweigischen zur F a s t n a c h t v o n den Gaben sammelnden K n e c h t e n B. mit B ä n d e r n und Schleifen herumgetragen und in der folgenden N a c h t als heilkräftig v e r k a u f t 8 ) . In Westfalen gab es unter den K n e c h t e n und Mägden des Klosters W e l wer eine B.f a s t n a c h t . Der H a u p t scherz bestand in einem W e t t z i e h e n an einem großen B. 9 ). • Ungleich dem Maiengrün erscheint der B. nur ganz ausnahmsweise als A b wehrmittel gegen Gewitter10), w a s u m so auffälliger ist, als er als S c h u t z mittel gegen H e x e n aller A r t eine besondere Rolle spielt. A u c h wird das A u f rühren eines Gewitters im Wassertopf mit B . viel seltener v o r g e n o m m e n als mit R u t e n , Reisern u. dgl. 1 1 ). c) Die Stellung im Ü b e r g a n g s r i t u s v o n jederlei A r t im Menschendasein wird l e t z t e n Endes durch den schlesischen

"32

B . t a n z verdeutlicht. Ein überzähliger Partner im Kreis junger Leute h ä l t einen B. in der H a n d und t a n z t zunächst allein mit diesem. Plötzlich w i r f t er ihn weg und ergreift das ihm passende Mädchen, alle andern Paare trachten sich zu finden, der Überzählige behält den B., worauf sich das Spiel bei der nächsten R u n d e wiederholt 1 2 ). Im deutschen R e c h t ist ferner das B . t r a g e n eine Ehrenstrafe namentlich für Ehebrecher und scheltende Weiber geworden. Über letztere konnte jedermann auch hinwegschreiten, w ä h r e n d sie an der Kirchentür lagen, und sie dabei mit einem B. schlagen. In Holland wurde dem vor Gericht geschleppten Dieb Schere und B. (Sinnbild des Stäupens!) auf den R ü c k e n g e b u n d e n 1 3 ) . d) P e r s o n i f i k a t i o n e n des B.s treffen wir nur vereinzelt an. Man erinnere sich an Goethes Zauberlehrling, bzw. dessen Vorbild aus dem A l t e r t u m . Eine Erzählung aus dem Riesengebirge kennt den B . als Helfer einer Bäuerin, an Stelle der im Walpurgistreiben entrückten Magd. In der Oberpfalz erzählt man v o m T a n z eines B.s mit der Ofengabel, und im Erzgebirge meint man, daß V e r s t o r b e n e ihre Strafe unter anderm in B., Strohbündeln ( I ) , Misthaufen ausstehen müssen und daß man sie durch Zerstörung des B.s erlösen kann u ) . In anderer A r t verbindet der deutsche A b e r g l a u b e den B. mit H a u s g e i s t e r n , sofern man den K e h r i c h t als Seelensitz ansieht und meint, daß sich beim Kehren die Geister in den R u t e n verfangen und dann in irgendeiner Gestalt (Nadel) sichtbar w e r d e n 1 5 ) . Nach schlesischer Vorstell u n g sitzen die a r m e n S e e l e n mit Vorliebe im K e h r b . Man darf darum nie einen B . werfen noch mit einem harten Gegenstand darauf schlagen 16 ). >) I A E . 13 (1900), 81 ff. 125 ff. 2) S a m t e r Geburt 2 9 f f . ; F L . 30, 169 f f . ; Anthr. 12/13, 709 f. 3) Ausland 52 (1879), 908 f.; F L . 30, 201. *) Baden 97. ®) H ö r m a n n Volksleben 12; Z f V k . 8, 441; S c h m i t z Eifel 1, 20; 2, 41 = S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 99; Anz. Ungar. Mus. 6, 145; K u h n Westfalen 2,168; R e i n s b e r g Festkalender 213. A u c h in Schottland trägt der Anführer den „Guisars" an manchen Orten einen B . voran, mit dem er hernach einen magischen Kreis ausfegt, in dem er mit

"33

Besen

seinen Genossen tanzt: H e c k s c h e r 10. *) M e y e r Baden 2 2 3 ; M a n n h a r d t 1, 167. 7 ) ZfdMyth. 2 (1857), 86 = K u h n Westfalen 2, 167 = S a r t o r i Sitte ü. Brauch 3, 195. e ) A n d r e e Braunschweig 238. ') S a r t o r i Westfalen 146. l °) G r o h m a n n 37. 38 = W u t t k e 1 3 1 .§ 1 7 8 ; 303 § 4 4 5 ; I A E . 13, 93 ff. 145 ff.; Ausland 52, 908 f. n ) G r i m m Myth. 2, 897, 910; L i e b r e c h t Gervasius 2 1 8 (Thiers Nr. 7). ») MschlesVk. 21, 1 7 5 f. " ) G r i m m Weist. 1, 504; d e r s. RA. § 7 1 4 g. " ) K ü h n a u Sagen 3, 102; E i s e 1 Voigtland 167; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 387; G r o h m a n n 198 = W u t t k e § 755. In Japan werden an aufrecht stehenden B., denen man ein Kopftuch, auch Gürtel oder Schürze umbindet, regelrecht Beschwörungen zur Abschaffung lästig werdender Gäste, auch zur Eintreibung von Schulden, wenn sie abgereist sind, sowie zur Übermittlung von Nachrichten entfernter Hausangehöriger vollzogen. F L . 30, 187 f. 193 f. ») ZfVk. 1 1 , 263; M e s s i k o m m e r , 1, 189. " ) D r e c h s l e r 2, 236.

2. D e r n e u e u n d d e r a l t e B . a) E r n e u e r u n g d e r B . Brachte ein rauher Frühlingstag in der Schweiz nochmals Schnee, so blieben die Kleinen in der Stube, spielten und sangen im Ringelreihen den ¡,Zug ins B.reis". mit einem auf den noch nicht vollendeten Jahresübergang anspielenden T e x t 1 7 ) . Für das praktische Leben gilt Erneuerung in den J a h resanfangszeiten. In Mecklenburg, Westfalen und wohl auch anderwärts schützen B., in den Zwölften gebunden, gegen Hexen, helfen die Milch entzaubern, kurzum bringen Glück 18 ). In Böhmen findet die Erneuerung zu Ostern statt, in Oberösterreich auch zu Georgi. In Rom werden zu Johanni neue B . mit der Eigenschaft, Hexen zu vertreiben, v e r k a u f t s o ) . Um die gleiche Zeit findet das V e r b r e n n e n der alten B . in den kultischen Feuern statt, zu Ostern in Oberschlesien wie im wendischen Gebiet 21 ), zu Walpurgis („Hexenbrennen") in Tirol, im Erzgebirge, Voigtland, Altenburg, Mecklenburg 2t ), zu Johanni in den Sudetenländern, auch in Oberösterreich 2 3 ); in der Eifel erscheinen sie als Fackeln zu Michaeli 24 ). b) A u f s t e c k e n v o n B. Bei den Jahresfeuern s c h w e n k t man die brennenden B . im Kreis, w i r f t sie in die L u f t , der Aberglaube macht sie in Polen zum Teufel, oder T e u f e l s g e f ä h r t I

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bei den Slowenen, in Steiermark usw. 25 ). Man schwenkt sie beim nächtlichen F a k k e 1 1 a u f durch die Fluren (Thüringen, Sachsen, Böhmen, Niederschlesien) 2S) und steckt die halbangebrannten Stumpen gleich den Palmbuschen in die Felder, so allgemein in den Sudetenländern zu J o hanni, um U n g e z i e f e r ferne zu halten. Dasselbe geschieht auch sonst (Oberösterreich, Böhmen, Lausitz) mit alten B . ; in der Lausitz, „damit der böse Anblick nicht schadet" 27). Bezeichnenderweise sind es außer den Ackern immer wieder die Flachsfelder und die hausnahen, den Weibern überantworteten Krautgärten, denen dieser Schutz zuteil wird. Im Erzgebirge steckt man, wenn K r a u t gepflanzt wird, in eine Ecke des Feldes einen B . bis zum Oswaldtage (5. August), so kommen die Raupen nicht hinein, und auch in der Schweiz muß man, wenn man den Kabis und Kohl vor den Graswürmern bewahren will, am Freitag vor Sonnenaufgang vier B.stiele kreuzweise gegeneinander in den vier Ecken des Platzes aufstellen 28 ). Weitergehende magische Handlungen sind das S t r e i c h e n über die Felder (s. u.) und das Umreiten mit dem B . (s. B.ritt). Es knüpft diese B.magie übrigens noch des öftern an Jahresfeiern und Hauptstufen des Menschendaseins an. In der Walpurgisnacht darf man .keinen B . im Freien lassen, damit ihn die Hexen nicht brauchen. Auch das Kreuzweislegen der B . vor der Haus- oder Stalltür, auf dem Dunghaufen, wird in manchen Gegenden Deutschlands f ü r diesen Termin, wie das Aufstellen in der Küche zu den Zwölften, besonders hervorgehoben. In Ostpreußen und der Lausitz gilt dies für J o h a n n i 2 9 ) . Auf Rügen stellt man sie ohne solche Zeitbeschränkung in die Getreidehaufen, da ziehen die Unterirdischen fort. In Böhmen schützt der B., unter Dach gestellt, gegen Hagel und böses Wetter. Auch bei Sturm stellt man einen B . vors Haus (ähnlich bei rumänischen Zigeunern) In nördlichen Gauen Deutschlands wird anstatt des sonst üblichen Kranzes oder Bäumchens ein B. auf die Giebelspitze gesteckt. In und bei Hamburg tut man es aber nur.

Besen wenn beim Richtfest die Bauleute nicht bewirtet w e r d e n 3 1 ) . In der Wesergegend bindet m a n beim Verkauf eines (alten) Schiffes einen alten B. a n den Mast 32 ). In der englischen Marine f ü h r t e n ihn die Schiffe solchermaßen auch bei kriegerischer F a h r t in den Seeschlachten 3 3 ). Im preußischen Werder wird der vom Altar heimkehrenden B r a u t zuvörderst ein B. überreicht, ganz so wie in U n t e r k r a i n und bei den Slawen Istriens. Der Brauch, der sich auch auf anderes H a u s g e r ä t erstreckt, h a t E n t s p r e c h u n g auch im Westen, wo der B. ganz besonders b u n t ausgeputzt u n d von einem K n a b e n oder Mädchen der B r a u t f u h r e v o r a n g e t r a g e n wird. Am Niederrhein p r a n g t er, mit b u n t e n B ä n d e r n geschmückt, auf dem K a m m e r wagen selbst (so auch in der französischen Schweiz). In den Niederlanden wiederum wird das „ F ü r z i e h e n " mit ihm g e ü b t 3 4 ) . Unheilvoll offenbart sich seine H a n d h a b u n g aus dem B.s t e h e n. U m Schaden t u n zu können, stellt m a n sich auf einen Misthaufen, n i m m t einen B., nach oben gekehrt, in die H a n d und r u f t : „ H i e r steh ich auf dem Mist und entsage J e s u m Christ." In der T h o m a s n a c h t stecken die Mädchen in Osterreich einen B. in die Erde und stellen die Schuhe u n t e n hin; m a n findet sie a m Morgen nach einer b e s t i m m t e n R i c h t u n g (gegen den Kirchhof zu usw.) verschoben. Auf dem B. s stehend k a n n m a n losen, oder in Böhmen die Smrt (Drud) den K r a n k e n bearbeiten sehen 3S ). c) Der a u f r e c h t an die H a u s t ü r oder vor den Stall gestellte B. gewährt nun auch dem H a u s e ganz im allgemeinen Schutz. Die vorangestellten Gepflogenheiten des Aufsteckens und a u f r e c h t e n Tragens, den P a l m b u s c h e n analog, erklären zur Genüge die B e d e u t s a m k e i t dieser Stellung, wogegen die V e r m u t u n g , es handle sich dabei u m eine Abschwächung des Fegeritus, ebensowenig als befriedigend angesehen werden kann, wie die, daß die Hexen, denen diese Abwehr gilt, im B. einfach ihr eigenes Wahrzeichen achten 36 ). d) Als A b w a n d l u n g des Aufrechtstellens des B.s a n der Tür, aber auch im

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Winkel der Stube (Schlesien, R u ß l a n d ) , k a n n das „Kreuzweislegen" z u s a m m e n mit einer Axt u. dgl. angesehen w e r d e n ; auch k o m m t Verdoppelung der B. a n der Türe vor. Alt bedeutungsvoll ist a u c h das Bestreuen der B. mit Salz (s. u.). Auch der vor den Eingang oder u n t e r das Bett, in, über und u n t e r die Wiege einfach hingelegte B. b e w a h r t letzten E n d e s in Deutschland seine W i r k s a m k e i t 3 7 ) . D a ß sich das Aufrechtstellen vor der T ü r besonders zäh im H a u s h a l t erhalten zeigt, ist wohl nicht zuletzt praktischen Erwägungen zuzuschreiben, die den B. vor unnötiger A b n ü t z u n g bewahren wollen u n d so dem Aufrechtstellen über allen Aberglauben hinaus in jedem ordentlichen Haushalt F o r t d a u e r sichern. Schutz wird nach dem alten Aberglauben, d a m i t Mensch und Tier (besonders der Wöchnerin und dem Neugeborenen) 3 8 ) gewährt vor Hexen, den Druden und Alpen, vor einer Wöchnerin 3 9 ), schließlich ü b e r h a u p t vor lästigen Gästen, so Zigeunern 4 0 ). In Westfalen u n d Niedersachsen verschließt der a u f r e c h t an die T ü r gelehnte Besen, oder eine R u t e wie auch ein grünes Reis im Türring, in Abwesenheit seiner Bewohner nach altem Herk o m m e n das H a u s j e d e m Fremden 41 ). d) Aus dem Voranstehenden erklärt sich eine ganze Reihe von kleinen Zügen im H a u s b r a u c h , die zugleich auch das Obsoletwerden der B e d e u t u n g veranschaulichen. In Westfalen soll der B. des Abends nicht verkehrt gestellt werden, sonst zieht das die H e x e n herbei 4 2 ). Der Segen des Hauses schwindet, wenn der B. in der S t u b e bleibt (Erzgebirge); m a n k a n n nicht schlafen (Bayern). Dagegen hält m a n ihn in F r a n k e n , Hessen u n d Tirol s t ä n d i g in der Stube. Einen auf der S t r a ß e liegenden B. darf m a n nicht in die S t u b e tragen, sonst k o m m e n einem die H e x e n bei; ein F r e m d e r bringt d a m i t Z a n k ins H a u s (Erzgebirge) 43 ). In ein neues H a u s m u ß man einen alten B- t r a gen, d a n n e n t s t e h t kein Heimweh; doch ist m a n auch gegenteiliger Ansicht 4 4 ). S u c h t m a n eine W o h n u n g und es stehen Schaufel u n d B. vor der Tür, so b e k o m m t m a n sie nicht 45 ).

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Besen

In M e c k l e n b u r g l o c k t ein a u f r e c h t e r B . H ü h n e r z u r ü c k ; im R u d o l s t ä d t i s c h e n e r f ü l l t ein a n die R a u f e n k e t t e g e b u n d e n e r B . bei v e r i r r t e n R i n d e r n den g l e i c h e n Z w e c k . In P o m m e r n wird der B . u n t e r d a s B u t t e r f a ß gelegt (gegen das V e r h e x e n der B u t t e r ) , a u c h in der S c h w e i z b r a u c h t m a n die noch grünen, neuen B . bei der Milch- und B u t t e r w i r t s c h a f t 4 6 ) . ") S A V k . 25, 120; Z ü r i c h e r Kinderlieder Nr. 2572 ff.; W o l f Beiträge 1, 120; 2, 127. " ) B a 1 t s c h Mecklenburg 2, 231. 248 f.; K u h n Sagen 286 Nr. 79; D e r s. Westfalen f., 28 Nr. 75 = K u h n u. S c h w a r t z 410 Nr. 155 = S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 23. " ) B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 23. *>) S e 1 i g m a n n Blick 2, 93. ") ZfVk. 1, 233. " ) ZfdMyth. 2 (1854), 89; Grimm Myth. 1, 522; W u t t k e § 89; K u h n und S c h w a r t z 377 Nr. 37, 512; I A E . 13, 151. ®3) V e r n a l e k e n Mythen 307; Peter österr.-Schlesien 2, 287; E n d e r s KuhländcAen 77 = W u 1 1 k e §658; B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 26. " ) S c h m i t z Eifel 1, 44; 2,45; K u h n Westfalen 2, 99. 135. " ) B a u m g a r t e n Heimat 1, 26; K ü h n a u Sagen 2, 31; S t r a c k e r j a n 2, 233 Nr. 493; H e y 1 Tirol 221 Nr. 31; IAE. 161, Anm. 3; BlfH. 2 (1924), 9 ff. 2«) ZfdMyth. 1, 79; Urquell 6, 155 ff.; R e i n s b e r g Böhmen 221 ff. = I A E . 1 3 , 1 5 1 . i') B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 24. 28; R e i n s b e r g Böhmen 307; S c h u l e n b u r g Wend. Volkstum 117 = S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 69; Ausland 52, 908. M ) W u t t k e 425 § 665; S A V k . 21, 51; Frankreich: L i e b r e c h t Gervasius 231. 241 (Thiers Nr. 147, 264); Finnland: FFC. Nr. 55, 96 ff. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 265; John Erzgebirge 197; Urquell 5, 107; ZfVk. 4, 84; 12, 424 ff.; W u t t k e § 1 7 . 24. 30) ZfdMyth. 2, 145; G r o h m a n n 38 Nr. 222; Ausland 52, 909; W l i s 1 o c k i Zigeuner X I I I . s l ) IAE. 13, 153; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 7. " ) S t r a k k e r j a n 2, 233. 33) H e c k s c h e r 485. 31) IAE. r3» 159 f.". R e i n s b e r g 103; d e r s. Hochzeitsbuch 77. 87. 92. 106. 3ä) S A V k . 2, 269; W u t t k e 333 § 332; V e r n a l e k e n Mythen 345; Z f V k . r, 162; Rogasener Familienblatt 3 (1899), 12. Gleichfalls hierher gehört es wohl, wenn es in der talmudischen Tosefta (3. Jahrh. n. Chr.) heißt: „Setze dich auf den Kehrb., damit du Träume habest" (oder): Setze dich nicht auf den Kehrb., damit du keine Träume habest" — das gehört zu den emoritischen Gebräuchen, womit zugleich Licht auf das Alter des Gebrauches fällt: ZfVk. 3, 32. ") W u t t k e 330 § 178; IAE. 137. » ¡ W u t t k e 286 § 420 (allgemein); IAE. 136; W o l f Beiträge 1,226; G r i m m Myth. 3, 477 Nr. 1007; K u h n u. S c h w a r t z 2 I 5 . 494; B a r t s c h Mecklenburg 2, 132; K ü h n a u Sagen 3 , 1 0 8 , 1 2 5 ; D r e c h s l e r

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1, 188; 2, 177. 250; J o h n Erzgebirge 52. 55; Z f V k . 11, 263; G r a b e r Kärnten 34; R e i s e r Allgäu 2, 426; H a 1 1 r i c h Siebenb. Sachsen 73. So auch in Frankreich, Italien, Zakynthos, Indien, Japan. In China hängt man sie zu Neujahr vor die Tür, begnügt man sich damit, sie zur Wöchnerin hinzulegen u. dgl. mehr. 3*) G r ü n e r Egerland 35; M ü l h a u s e 3; M e y e r Baden 36; W u t t k e 382 § 581; H ö h n Geburt 4, 261; S a m t e r Geburt 35, 36; H i l l n e r Siebenbürgen 28; F L . 30, 202 f. *°) D r e c h s l e r i , 204. 41) V e r n a l e k e n Alpensagen 417 f.; M ü l l e r Isergebirge 35; V e c k e n s t e d t Sagen 468; G r o h m a n n Nr. 830. «) ZfdMyth. 2 (1854), 861; W u t t k e 397 § 609; England in Abwesenheit der Frau auf Hauskamin, im Fenster FL. 30, 181; ZfVk. 5, 416. Ostengl. Abergl.: Stellt man den B. in eine Zimmerecke, so kommt Besuch, FL. 30, 187. °2) S é b i l l o t Folk-Lore i , 1 0 3 ; W u t t k e 302 § 4 4 3 ; K u h n u . S c h w a r t z 454 N r . 4 0 1 ; L e m k e 2 , 2 8 9 ; H e i m s Seespuk 70; I A E . 1 3 , 160; E n g e 1 i e n - L a h n 2 8 3 ; Ausland 5 2 , 882; D r e c h s 1 e r 2, 199; B a u m g a r t e n Aus der Heimut 1, 5 7 . 1 M ) B a u m g a r t e n a. a. O. 1, 39. 104 ) H e i m s Seespuk 70. 105 ) S t r a c k e r j a n 1, 106; 2, 2 3 3 Nr. 493; W u t t k e § 326; L ü b b i n g Fries. Sagen 184. 10«) W u t t k e 1 3 1 § 178. L i e b r e c h t Zur Volksk. 3 1 4 . 320. ,os ) J o h n Westböhmen 20.

7. Die sympathische und homöopathische Medizin machte auch von den T e i l e n d e s B.s Gebrauch. In Österreich wird in das zum Schutze bei einer Geburt entzündete Feuer ein Reis des Hausb.s gegeben; auch in den Wundsegen bindet man eines ein (Westfalen) 109 ). Jungen, siechen Hunden legt man den Weidenreif eines noch ungebrauchten B.s um den Hals (Schaffhausen) u o ) . Wenn ein Mädchen sich eine vom B . eines Essenkehrers heimlich losgelöste Rute in den Schuh steckt, vergnügt es sich trefflich beim Tanze 1 U ) . Neun oder drei Knospen vom (Zwölften-) B . gibt man der K u h ein, wenn ihre Milch „ l a n g " ist (Mecklenburg, Hessen) 1 1 2 ). Die Asche des B.s, auf Flechten gestreut, macht diese schwinden (Siebenbürgen) 1 1 3 ). B . begegnet als Schimpfwort f ü r alte Weiber in der älteren Studentensprache. Der Volkswitz ist kaum ur-

Besenginster—Besenritt

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sprünglich auf die Zusammenstellung gekommen 1J4 ). 10») G r i m m Myth. 3, 460 Nr. 731; K u h n 110 ) Unoth und S c h w a r t z 438 Nr. 313. 184. l n ) J o h n Erzgebirge 76. l l s ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 248, 434; W u t t k e § 406. U3) W l i s l o c k i Siebenb. Volksgl. 91. lu) S c h ö p p n e r Bayr. Sagenb. 2, 228; S c h o l l e m Volkstümliches Nr. 50; P e n t h e Deutscher Slang 1892 Nr. 7; R o c h h o l z Glaube 2, 82. Haberlandt.

Besenginster

s.

Ginster.

Besenritt. Der B. darf nicht ohne weiteres v o n den magischen Eigenschaften des Reisbesens, wie wir sie oben (s. Besen) kennengelernt haben, abgeleitet werden. E r ist vielmehr anscheinend ursprünglich an den Gebrauch einer Zaubergerte, eines Stengels oder S t a b e s geknüpft, wobei sich allerdings der Stiel des Reiserbesens ob dessen vielseitiger und bedeutsamer W i r k s a m k e i t besonders empfohlen haben mag. Dazu k o m m t dann noch das Besenwerfen, die V o r stellung von fliegenden, feurigen Besen (s. d.) und anderes. I. a) In besonders u r s p r ü n g l i c h e r F o r m begegnen Vorstellungen v o n einem magisch-kultischen Durchdie-Lüfte-Reiten auf einem S t o c k noch heute im Osten Europas und in Zentralasien x ). A u c h die indischen H e x e n f a h r e n auf Besen durch die L u f t 2 ). Bei den B a i k a l b u r j ä t e n haben die S c h a m a n e n s t ä b e am oberen Ende einen Pferdekopf und am unteren einen Huf, u m die schnelle F o r t b e w e g u n g der Schamanen zu verkörpern, wenn sie zu den Geistern f a h ren 1 ). Die Inselesten behaupten gleichfalls im Besitz v o n S t ö c k e n zu sein, die sich in Pferde verwandeln, wenn sie auf Locksberrile reiten (wörtliche Entsprechung zum Blocksberg), und der L a p p e n zauberer reitet auf einem Stock, den er mit Zauberöl bestreicht, so wie die H e x e hiezu eine Zaubersalbe v e r w e n d e t 3 ) . b) Bezüglich der V o r g e s c h i c h t e des deutschen Aberglaubens sind wir, abgesehen von solchen rezenten Zeugnissen altartiger Vorstellungen, in weiterer Verbreitung k a u m über die seinerzeitigen Feststellungen v o n J . G r i m m hinausgelangt, der s a g t : „ i c h k a n n wirklich

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nur ein ziemlich altes Zeugnis f ü r das Reiten auf R o h r und Binsen, die sich aber in ein leibliches Pferd verwandeln, beibringen. Guilelmus alvernus pag. 1064: ,,si vero quaeritur de equo quem a d vectigationes suas facere se credunt malefici, credunt i n q u a m facere de canna per characteres nefandos et scripturas, quas in ea inscribunt et impingunt, dico in hoc, quia non est possibile malignis spiritibus de canna v e r u m e q u u m facere vel formare, neque cannam ipsam ad hanc ludificationem eligunt, quia ipsa aptior sit, ut transfiguretur in e q u u m , vel ex illa generetur equus, quam m u l t a e aliae materiae. Fortisan autem propter planitiem superficiei et facilitatem habendi eam alicui v i d e a t u r ad hoc p r a e e l e c t a . . . sie forsan hac de causa ludificationem istam efficere in canna sola et non alio ligno permittuntur maligni spiritus, ut facilitas et v a n i t a s eorum per c a n n a m hominibus insinuetur . . . si quis a u t e m dicat, quia canna et calamus habitationes interdum malignorum spirituum sunt. . . ego non i m p r o b o . " Schließlich werden in künftige Untersuchungen auch die seit der A n t i k e bekannten S t e c k e n p f e r d r i t t e in allerlei Festbrauch einzubeziehen sein. A u c h hiefür h a t J . G r i m m schon die geistige B r ü c k e auf Grund der nordischen Ueberlieferung geschlagen (Sage v o n Thorsteinn boearmagn, 15. Jh. ?): „ T h o r steinn lag im Ried verborgen und hörte einen K n a b e n in den Hügel rufen: „ M u t ter, reiche mir K r u m m s t a b und Bandhandschuhe, ich will auf den Zauberritt (gandreid), es ist Hochzeit unten in der W e l t l " D a w u r d e aus dem Hügel alsbald der krökstafr gereicht, der K n a b e bestieg ihn, zog die Handschuhe an, und ritt wie K i n d e r pflegen. Thorsteinn nahte sich dem Hügel und rief dieselben W o r t e : sogleich k a m S t a b und Handschuh heraus, Thorsteinn stieg auf den S t a b und ritt dem K n a b e n nach. Sie gelangten an einen F l u ß , stürzten sich hinein und fuhren z u einer Felsenburg, wo viele L e u t e an T a f e l (siel) saßen und alle W e i n tranken aus Silberbechern, K ö n i g und K ö n i g i n waren auf einem goldnen Thron. Thorsteinn,

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Besenstiel

den sein Stock unsichtbar gemacht hatte, erkühnte sich, einen kostbaren Ring und ein Tuch zu ergreifen, verlor aber darüber den Stock, wurde von allen erblickt und verfolgt. Glücklicherweise kam jedoch sein unsichtbarer Reisegefährte auf dem andern Stock, den nun Thorsteinn mit bestieg, und so entrannen beide" (fornm. sog. 3, 1 7 6 — 1 7 8 ) . „ H a t auch diese Dichtung kein echtnordisches Gepräge" fährt Grimm fort, „ s o lehrt sie nichtsdestoweniger, welche Ansicht man im 14. oder 15. J h . mit solchen Zauberritten verband; kein Teufel tritt dabei a u f " . Wir dürfen hinzufügen, daß mit dem „ H ü g e l " offenbar ein vorgeschichtlicher Grabhügel gemeint war, wie ihn die Volksüberlieferung ganz richtig auch mit dem Beiwerk zum Festmahl in der Totenwelt ausstattete. „ A b e r Stab und Stock scheinen erst spätere Behelfe des Hexentums. Weder die Nachtfrauen, noch das wütende Heer, noch die valkyrien bedürfen eines Geräts, um die L ü f t e zu durchziehen, den Nachtfrauen wurden schon Kälber und Böcke beigelegt." Hiezu wäre zu bemerken, daß d e r B . eine schamanistische, nicht aber eine Geisterhandlung ist, wenn sie auch manchen vorzeitlichen Geschlechtern zugeschrieben wurde. Auch die „ G u t e n L e u t e " schneiden sich aus Gerten Rosse (Erin 1 , 136). So bedarf es nur einer Formel, einen Zaunstecken zu wecken, der zum Bock werden und die Geliebte herholen soll, und in bayrischen Akten ist oft des sogenannten Mäuseoder Fackel- (Ferkel-)Machens erwähnt, wobei von der Hexe ein dunkelgelbes, hartes, unbiegsames, vierbeiniges Gestell mit übergeworfenem Tuch durch Besprechung zum Tier gemacht wird. Auch die irische Sage kennt Binsen und Halme, aus denen, sobald man sie beschreitet, Rosse werden 4 ). In neuerer Zeit sind es dann eben Haus- und Wirtschaftsgeräte, die als Fahrzeuge dienen, so nach dem Zeugnis des Stricker oder eines seiner Lands- und Zeitgenossen Hausbesen, auch Ofenstäbe, nach Hartlieb (1455) Bänke, Säulen, Ofengabeln oder Rechen, in Böhmen auch (Ofen-)

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Krücken oder Spinnrocken 5 ). „Besenreiterin" ist aber örtlich geradezu ein S y n o n y m f ü r Hexe geworden 6 ). ') N i o r a d z e Schamanismus 7 8 f . *) Nature 2 5 (London 1863). ') Ausland 52, 882. *) G r i m m Myth. 2, 906 ff. *) Ebd.; K u h n u. S c h w a r t z 478; S t r a c k e r j a n 2, 2 3 3 Nr. 4 9 3 ; K ö h l e r Voigtland 4 1 8 ; John Westböhmen 7 3 ; W . 1 3 0 § 178. •) G r i m m Myth. 2, 895; H e c k s c h e r 122, 468, Anm.; J A E . 1 3 , 139.

2. M a g i e des B . s : In Böhmen umreitet der Bauer am K a r f r e i t a g die Wiesen, damit sie die Maulwürfe nicht durchwühlen (etwas anders in Schlesien). Analog bannt man in Serbien zu Weihnachten die Felddiebe 7 ). Gegen Fieber muß man in Ostpreußen auf einem Besen schweigend zu einem Kreuzwege reiten und den B . liegen lassen oder zweimal durch die Stadt reiten, ohne sich umzusehen, dann verliert man es 8 ). Um zu „ l o s e n " reiten Mädchen vielfach in der Nacht auf einem B . zum Stall, wo die L a u t e der Tiere den Zukünftigen kennzeichnen. So reiten die Mädchen in Mecklenburg zum Schweinstall (in der Uckermark tun das auch die Burschen), in Ostpreußen (Samland) zum Pferdestall, in Hessen zum Hühnerstall oder sie bleiben hier im Ofenheck®). In der Ukraine reitet die Bräutigamsmutter, bevor der Hochzeitszug sich auf den Weg begibt, auf Gabel oder Rechen dreimal um den Backtrog und „ t r ä n k t ihr R o ß " 1 0 ). ') G r o h m a n n 5 9 ; MschlesVk. 1, 5 2 ; 4, 63 = W . 4 1 6 § 647; S c h n e e w e i s 7. 8) F r i s c h b i e r Hexenspr. 5 1 = W . 339 § 5 0 8 ; Urquell 3 (1892), 68. •) B a r t s c h Mecklenburg 2, 490; F r i s c h b i e r Hexenspr. 1 6 3 ; W . § 3 4 1 ; § 358. 10 ) Z e l e n i n Russ.Vk. 308. [Haberlandt.

Besenstiel wird manchmal in der gleichen Anwendung wie der B e s e n (s. d.) an und für sich erwähnt. Also: Ein Tier soll man nicht mit einem B . schlagen 1 ); der J ä g e r darf seine Flinte nicht neben einem B . aufhängen oder hinstellen, sie trifft sonst neun Tage nicht 2 ). B . e kreuzweise in den Ecken von Kohlpflanzungen schützen diese vor Graswürmern 3 ). ') K o h l r u s c h Sagen 3 4 1 . *) B a r t s c h Mecklenburg 2, 128. ') S A V k . 21 ( 1 9 1 7 ) . 5 1 . Haberlandt.

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Besessenheit—Besitz

Besessenheit. Das ganze Altertum war von der sog. B . einzelner Menschen überzeugt, d. h. von dem Glauben, man könne Dämonen durch geschlechtliche Vereinigung oder durch den Genuß ihnen eigentümlicher Objekte in sich aufnehmen, oder dämonische Wesen könnten direkt und von selbst von Menschen Besitz ergreifen. Denselben Glauben treffen wir im NT. a n : Hellseherei, Tobsucht, Epilepsie, Stummheit u. dgl. gelten als dämonisch; J e s u s treibt wiederholt die „ u n reinen D ä m o n e n " aus. Das Christentum übernahm diese Ansichten Karl, Ludwigs des Deutschen Sohn, galt dem Chronisten als teufelsbesessen 8). In F r a n k f u i t a. M. steckte eine besessene Magd (1536) Kleidungsstücke, Münzen, Nadeln, Nägel u. dgl. in den Mund 3 ). „ E i n halbjährig Knäblein, einem Burger zu Lucern ao 1590 gebohren, ward verzauberet durch Hundshaar, in einem Müeßlein gegeben, und also ist es mit dem bösen Geist besessen w o r d e n " 4 ) . Ungeheures Aufsehen erregte ein 1 2 j ähriges Mädchen zu Löwenberg in Schlesien, „welche der vermaledeyte Schandteufel 1605 . . . leibhaftig besessen" B). Ebenso bekannt wurde 1892 der Fall eines angeblich besessenen Knaben in Wemding (Bayern), den ein Kapuzinerpater exorzisierte, der noch mehr Aufsehen erregte, als die Teufelaustreibung in Unterwaiden 1 8 4 8 6 ) ; vgl. auch die Heilung der Gottliebin durch Chr. Blumhardt senior 7 ). Von der eigentlichen Geisteskrankheit wird im Volke die B . streng geschieden und gilt f ü r viel schrecklicher 8 ). Die B . äußert sich in sehr mannigfaltiger Weise: Der Besessene redet in Sprachen, die er nie erlernt 9 ), er heult wie ein wildes Tier 10 ), bellt wie ein Hund n ) , weiß künftige und verborgene Dinge 1 2 ), hat Riesenk r ä f t e , weigert sich beharrlich, den Namen Christi oder Gottes auszusprechen 1 3 ), läuft an den glatten Wänden h i n a u f u ) . Die Hexenprozesse lieferten massenhaftes Material von Besessenen, die andere der Verzauberung beschuldigten. So erklärten mehrere Nonnen des Klosters Unterzell bei Würzburg 1749

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durch die aus ihnen redenden Dämonen, die Subpriorin Maria R e n a t a habe durch böse Praktiken den Teufel in sie gezaubert. Die Angeschuldigte wurde verbrannt l s ). In verschiedener Gestalt nimmt der Teufel von den Besessenen B e s i t z 1 6 ) . E r kommt als Fliege aus den Nasenlöchern eines Exorzisierten " ) , er erscheint als Fledermaus 18 ), fährt als „blauer D u n s t " aus 1 9 ). Der Teufel oder der Dämon wird durch Priester gebannt (s. Exorzismus), seitdem die Kirche „ d a s Dämonenbeschwören zu einem A k t des kirchlichen Amtes gemacht und schon im 3. J h . eine Klasse von Exorzisten zum Klerus gerechnet h a t " M ). Der Teufel kann in Grashalme gebannt werden oder fährt aus Besessenen dahinein (besonders in das Schmielengras), weil er auf diese Weise ins Vieh und durch den Fleischgenuß wieder in Menschen gelangen kann; man darf daher solche Grashalme nicht als Zahnstocher benützen, warnt man in T i r o l 2 1 ) und Schwaben 22 ). ') Über die kirchliche Auffassung und Behandlung der B . : F r a n z Benediktionen 2, 5x4; RGG. 1 948 f.; auch H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 233. 243. s ) P e r t z MG. 1, 495. ') S t e m p l i n g e r Aberglaube 83. ') C y s a t 60. 6) „Überaus schreckliche Historie" . . . Zu Wittenberg erstlich gedruckt 1605. •) N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 5 5 5 . ') s. Z ü n d e 1 Leben Chr. Bl.s.') H ö h n Volksheilk. 1, 1 3 5 . •) S c h o t t Physica curiosa 4, 7 ; 4, 9. 1. 10 ) Ebd. 4, 9. 2. » ) So heilte der hl. Bernhard einen solchen ( W i l h e l m u s abbas Vita S. Bernardi 2, 3). 12 ) S c h o t t a . a . O . 4, 7; 4, 9. 2; M e i c h e Sagen 452 Nr. 590. 13 ) S c h o t t 4 , 9 . 2. » ) Dies erzählt W e i e r de praestig. daemon. 4, 10 von einer Klosterfrau im Brigittenkloster bei Xanten. " ) H o r s t Zauberbibl. 3, 165. " ) G r i m m Myth. 2, 848; 3, 299. " ) Acta Benedict. 1, 2 3 8 ; M e i c h e Sagen 57 Nr. 65. " ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 1 3 3 . " ) So beim Räuber Hardemente im Osnabrückischen: S t r a c k e r j a n i , 3 1 9 . « ) D ö H i n g e r Reden 1 , 2 1 6 . «) Z i n g e r 1 e Tirol 63. " ) M e i e r Schwaben 247. Stemplinger.

Besitz. Die Begriffe B . und Eigentum decken sich nicht. Mit B . bezeichnet man das Verhältnis tatsächlicher Herrschaft, welches der Besitzer über Dinge oder- Personen ausüben will, ausübt.

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Besitz

Nach moderner Rechtssprache wird es charakterisiert durch den animus possedendi, den „ W i l l e n zum B . " . Selbstverständlich muß aber dieser Wille auch der A u ß e n w e l t gegenüber in sichtbarer und eindeutiger Weise z u m A u s d r u c k e geb r a c h t werden. Dies muß nicht nur z u m S c h u t z e des Besitzers geschehen, sondern auch z u m S c h u t z e der Fremden. D e n n wer sich aus dem B.e eines andern etwas aneignet, kann durch dessen Seelenstoff, der sich an alles Eigen des Menschen anhängt, geschädigt werden. B . und T a b u hängen eng zusammen 1 ). Das Besessene steht mit dem Besitzer in magischer Wechselbeziehung, die auch durch den T o d nicht ohne weiteres gelöst wird. Der vergrabene S c h a t z hält die Seele fest 2) (s. A n i m i s m u s II). Ebenso ist der Besitzer bei Lebzeiten und auch noch nach dem T o d e mit seinem teuersten B. verbunden, insbesondere Eheleute, B r a u t leute untereinander, Mutter und K i n d , so, d a ß eine E i n w i r k u n g auf das B . t u m auch den Besitzer trifft. Die Loslösung des Besitzers v o m B. herbeizuführen, w e n n man es will, ist gar nicht leicht. Es m u ß deshalb den Bienen und anderem H a u s v i e h der T o d v o n H a u s v a t e r und H a u s m u t t e r angesagt werden, damit sie nicht sterben, ihnen nicht weiterhin (in das Totenreich) nachfolgen. W e n n ein T o t e r im Hause liegt, m u ß man den Leinsamen v e r k a u f e n oder vertauschen oder rütteln, oder dem T o t e n einige Körnlein in den S a r g geben; das Mehl m u ß man umschaufeln, den Blumentopf v o n der Stelle rücken, die Bierfässer rühren, alles Mittel, u m die Dinge v o m T o t e n z u lösen. Wo. man der N a t u r der Sache nach solche Loslösung nicht vornehmen k a n n oder will (die tote Wöchnerin und das mitsterbende Kind), m u ß man dem T o t e n seinen ganzen B. oder die ihm liebsten, a m häufigsten b e n ü t z t e n Sachen (Weib, K i n d , K n e c h t e , Hausgeräte, Arbeitsmaterial) in das Grab mitgeben. Bei primitiven Völkern wird das Haus, in welchem ein Toter gelegen ist, z e r s t ö r t 3 ) . Z u r L ö s u n g solcher Verbind u n g dient z. B . auch der Brauch, ehe m a n fremden L e u t e n Milch gibt, oder B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube I.

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v e r k a u f t , die K a n n e , worin man sie fortträgt, z u w e i h e n 4 ) . W a s m a n a m W e g findet (s. finden), soll man deshalb auch nicht ohne weiteres a u f h e b e n 8 ). In primitiven Verhältnissen entschließt man sich daher nur sehr schwer, fremde Sachen an sich zu nehmen und aufzuheben. Der Fluch, der an einem H a u s oder Gegenstande (vgl. das Rheingold) haftet, ergreift nämlich alle Besitzer oder doch eine Reihe v o n Generationen k r a f t der oben erwähnten s y m p a t h e t i s c h e n Wechselwirkung 6 ). Ein Bananenschnitzelmesser würden viele des besonders starken, ihm anhaftenden T a b u s wegen nicht aufzuheben w a g e n 7 ) . Deswegen v e r w e n d e t man z u m Zaubern womöglich Erbsachen (s. Erbe), v o n denen man weiß, daß an ihnen kein hausfremder und daher möglicherweise widriger Stoff hängt. ') L a n g Magic

and Religion

261 und pas-

sim. 8) L ü t o 1 f Sagen 61 Nr. 22. 3) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 247. ') S p e n c e r and G i 1 1 e n Northern

Tribes

of Central

Australia

517 f. *) L i e b r e c h t Zur Volksk. 315. 6) S c h ö n w e r t h 1, 380. •) H e y 1 Tirol 168 Nr. 77. ') G u t m a n n Recht der Dschagga 423.

2. D a s Wesen der B.e r g r e i f u n g und -festhaltung besteht daher darin, daß der Besitzer das betreffende O b j e k t mit seinem Seelenstoff erfülle, es t a b u mache. Dies geschieht sehr häufig, indem das betreffende Familienzeichen oder ein heiliges Zeichen an dem Tier a n g e b r a c h t wird. So werden Kreuze, wahrscheinlich A b ä n d e r u n g e n der früher v e r w a n d ten Hammerzeichen, aber auch die drei heiligen Namen, K a s p a r , Melchior und B a l t h a s a r sowohl als S c h u t z - (s. A b wehrzauber) wie als B.ergreifungszeichen durch die heilige K r a f t des Christentums an Haus- und Stalltüren a n g e b r a c h t 8 ) . A u c h das B r o t wird mit d e m Kreuzeszeichen besegnet. J u n g e E n t e n werden durch den Bausch des Gewandes durchgezogen 9 ), ehe man sie z u m ersten Male z u m B a c h e treibt. Fremde H ü h n e r gewöhnt man ans H a u s durch den S p r u c h : „ p e l e i b hie haim als die f u t (vulva) pei meinem p a i n " 10 ). D a m i t die H ü h n e r die Eier nicht verlegen, macht man an F a s t nacht ein Nest aus Stroh, steckt es drei37

Besitz

mal durch die Beine und spricht: „ B l e i b beim Haus, wie's Bein beim L e i b " u ) . Nicht nur zufällig erinnern diese Bräuche so auffallend an Adoptionsriten (s. Adoption); in beiden Fällen soll bisher Fremdes mit dem Seelenstoff des Besitzenden, bzw. des Hauses, erfüllt werden. In anderen Bräuchen muß sich die B.ergreifung von Grund und Boden vollziehen. Für die älteste Zeit kommt an diesem ein Individualb. überhaupt nicht in Betracht. Der Gemeinb. der Gemeinschaft wird auf die Gottheit zurückgeführt. Gott Thor erwarb den B . der Erde, welchen er den Menschen vermittelt durch den H a m m e r w u r f 1 2 ) . Hammerwurf bestimmt daher auch die Mark (Grenze) des anzusiedelnden B.es. Mit dem Werfen des Hammers (Blitzhammer) hängt auch die B.ergreifung durch Feuer, Notfeuer (Blitz) zusammen 1 3 ). Hammer bedeutet ursprünglich Stein, hängt also mit Steinmesser zusammen 1 4 ). Der Messerwurf dient daher demselben Zweck wie der H a m m e r w u r f l s ) , eine Vorstellung, die sich auch heute noch im Kinderspiel erhalten h a t l e ) . Auch Stahl und Schwert fungieren als Symbole dieser A r t 1 ? ) . Frau Huldra geht einer Herde voran, deren Eigentum der erwirbt, welcher einen Stahl über sie w i r f t 1 8 ) . Auch wer einen Schatz sieht, muß etwas darauf werfen, um ihn dauernd zu erwerben 19 ). Sollen Landstriche aus der im Gemeinb. befindlichen Flur an einzelne Gemeindemitglieder für längere oder kürzere Zeit zur Bebauung oder zu dauernder B.nähme (Allod, Sonnenlehen) überlassen werden 20), so erfolgt dies durch Einhegung. Diese typische Einhegung geschah in mannigfachen Formen; meist durch Umreiten 2 1 ), durch Umpflügen 22 ), auch durch Umgehen 23 ), wobei die Zeit, innerhalb welcher die B.nahme erfolgen muß, meist begrenzt ist. S o umspannte Dido mit einer Ochsenhaut das Gebiet von Karthago 24 ). Nicht hierher gehören die verschiedenen Sagen, in denen ein Streit über die Grenze zwischen benachbarten Kantonen dadurch entschieden werden soll, wo sich die beiden Boten

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begegnen. Denn dies ist keine eigentliche B.nahme, sondern eine Wette. Machtsymbol 2 5 ) bei der B.ergreifung ist auch das Aufsetzen des Fußes auf das betreffende L a n d 26 ), ein Ritus, der ebenfalls bei der Adoption vorkommt; auch haftet an der Fußspur der Seelenstoff 2 7 ), so daß die indischen Gurus mit der Fußsohle den Segen erteilen. «) L i e b r e c h t Zur Votksk. 3 1 1 . •) Urquell 4 (1898), 143. 10) L i é b r e c h t a. a. O. 356. ») W u 1 1 k e § 674. 12 ) M a n n h a r d t Germ. Mythen 132. " ¡ S i m r o c k Mythol. 243. ") G r i m m Myth. i, 165. 15 ) L i e b r e c h t Gervasius 98 ff. 16) R o c h h o l z Sagen 2, 67. " ) G o l d m a n n Einführung 20 ff. E. H. M e y e r Germ. Mythol. 281. 19) L ü t o 1 f Sagen 66 Nr. 25. 20) Max W e b e r Agrarverhältnisse des Altertums im Handwb. der Staatswissenschaften; August M e i t z e n Siedlungsu. Agrarwesen der Germanen; Karl L a m p r e c h t Deutsches Wirtschaftsleben im MA. n ) K u h n u. S c h w a r t z 77, 479; S c h a m b a c h u. M ü l l e r 15. 330; E c k a r t Südhannov. Sagen 1 3 1 . " ) M ü l l e n h o f f Sagen 65 Nr. 70. " ) G r i m m RA. 1 , 1 1 9 ff. « ) K n u c h e 1 Umwandlung 106. " ) H o o p s Reallex. Art. Rechtssymbole. " ) ZfVk. 4 (1894), 17327 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 200.

3. Eine magische Abart der B.ergreifung ist das Ziehen eines Zauberkreises, in den nichts Fremdes, Feindliches eindringen kann (s. A s y l und Abwehrzauber). Der Graf von Wolffstein zieht durch einen Schwertwurf einen magischen Kreis eine halbe Stunde im Umkreis von seinem Schloß, damit der Teufel sich nicht nähern und das ihm verfallene Kind nicht holen könne 28). 28

) Ebd. 3, 65 f.

4. Zufolge des Wesens des B.es muß bei jeder Änderung in der Person des Besitzers aufs neue eine B.ergreifung stattfinden. Der Erbantritt geschieht in feierlicher Weise. Ererbtes Land wird auch vom König 29) feierlich umwandelt und umritten. Bei B.Übernahme von Fremden wurde ein besonders ausführliches Zeremoniell geübt, bei dem das Auslöschen und Wiederanzünden des Feuera eine große Rolle spielte 30 ). Es wurde dabei besonderes Gewicht darauf gelegt, alle wichtigen Einzelbestandteile besonders in B . zu nehmen, seine Verfügungsgewalt zu zeigen 3 1 ). Der Erwerber eines

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besprechen

G r u n d s t ü c k e s m u ß t e sich auf diesem als H e r r benehmen, indem er auf dreibeinig e m (d. h. altväterlichem, z u m Melken wie z u allerlei Z a u b e r b r a u c h ebenfalls v e r w e n d e t e m ) Stuhle dort saß und G ä s t e b e w i r t e t e oder Feuer anzündete. D a s A c k e r g r u n d s t ü c k wird in gleichem Sinne mit einem P f l u g oder W a g e n befahren. Oder man tritt über die Schwelle des H a u s e s 3 2 ) . Bezieht man ein H a u s u n d will sich vergewissern, daß die früheren Mieter nicht das „ G l ü c k " w e g g e n o m m e n haben, so läßt m a n eine Henne vorher hineinflattern 33 ). ") K n ö c h e l Umwandlung 107. ZrwVk. 11 (1914), 222 f. 31) S t r a c k e r j a n 2, 222 3S Nr. 46g. » ) H o o p s Reallex. 3, 478. ) L i e b r e c h t Zur Volksk. 358. M. Beth.

besprechen. 1. Begriff. — 2. Bezeichnungen. — 3. Besprechende Personen. — 4. Vorgang. — 5. Zeit und Mittel. — 6. Formeln. — 7. Anwendung. —8. Erklärung. —• 9. Geschichte und Literatur.

1. B e g r i f f . B. bedeutet: A u s ü b u n g des W o r t z a u b e r s (s. a. W o r t , Zauberformel, -segen, -spruch, Zauber und Zauberei), vielfach begleitet von H a u c h und B e r ü h r u n g s z a u b e r und bildet schon in den ältesten Zeiten einen wesentlichen Bestandteil des Zauberns überhaupt. J . Grimm schreibt h i e r ü b e r 1 ) : „ N o c h stärkere Macht als in K r a u t und Stein liegt in dem W o r t 2) und bei allen Völkern geht aus ihm Segen oder Fluch hervor. Es sind aber gebundene, feierlich gefaßte W o r t e , wenn sie wirken sollen, erforderlich, Lied und Gesang. D a r u m h ä n g t alle K r a f t der Rede, deren sich Priester, A r z t , Zauberer bedienen, mit den Formen der Poesie zusammen. Ausdrücke des Sagens und Singens treten über in den Begriff des Zauberns, die doiSig wird iTtaoiiVj (Od. 19, 457), iropSij, sprechen, singen, wird b., besingen, cantare, incantare. D e m Segen gegenüber steht der Fluch, dem Heil der S c h a d e " 3 ) . B. kann sowohl b e z a u b e r n oder v e r z a u b e r n (s. a. verhexen), als auch e n t z a u b e r n bedeuten. W e i t a u s überwiegend wird es im zweiten (guten) Sinne gebraucht.

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A . U n t e r b. im Sinne von e n t z a u b e r n (s. a. Zauber, -kunst) versteht man nach a n t i k e m wie christlichem Glauben das Vertreiben eines Dämons, der in einem Menschen, Tiere oder Gegenstand hausend als die unsichtbare Ursache eines dort vorkommenden oder v o n dort ausgehenden Übels angesehen wird. A l s solches ist es das ä l t e s t e m a gische Heilverfahren. Denn K r a n k h e i t oder Gebrechen aller A r t galten, auch wenn die Ursache deutlich erkennbar war, im Volksglauben v o n jeher als durch einen bösen Geist (Dämon) hervorgerufen, „ a n g e h e x t " . Zahlreiche Bezeichnungen , wie : H e x e n b a n n e r , Teufelsb a n n e r , Geisterbanner, Hexenmeister u. ä. 4 ) für den das B. Ausübenden, sowie das Anreden des Übels mit Schmeichelworten, um die feindlichen Mächte nicht zu erzürnen 5 ), weisen auf die A u f f a s s u n g der K r a n k h e i t als D ä m o n e n w i r k u n g noch deutlich hin. Sie zu vertreiben, d. i. den bösen Geist (Dämon) zu überwältigen, bedurfte es daher besonderer, übernatürlicher Mittel: des Zaubers und zwar des entsprechenden Gegenzaubers. Gelang es, den Geist — sei es im Guten, sei es im Bösen — zu entfernen, so erfolgte die Genesung. Die Heilung ist im Grunde also immer ein K a m p f a ), eine Dämonenbändigung bzw. -austreibung, oder eine Dämonenversöhnung, ein „ B ü ß e n " , wie es der märkische B a u e r noch n e n n t 7 ) . Nächtliche B e k l e m m u n g verursacht der Alp, er heischt ein Opfer, eine „ B u ß e " . Dies bezeichnet Lippert 8) als die älteste A u f f a s s u n g einer K r a n k h e i t und ihrer Heilung. Besprechung und Zauberspruch wurde als heidnischer B r a u c h v o m Christentum b e k ä m p f t , „ m e i s t freilich mit dem geringen Ergebnis, daß die Sprüche entweder christianisiert oder durch christliche Gebete und Sprüche ersetzt wurden, oder sich gar völlig unverändert, mehr oder minder verborgen, im Gebrauch erhielten" 9 ). Prinzipiell ist zwischen Zauberspruch und Gebet kein Unterschied, da beide Sprüche oder W o r t e enthalten, die mit wunderbarer K r a f t erfüllt sind. Das Heidentum b a n n t die D ä m o n e n 37*

besprechen

durch Zaubersprüche, das Christentum durch Gebete. Nur daß im Gebet eine höhere Macht angerufen und zur Ausführung des Gewünschten veranlaßt wird, während der Zauberer es aus eigener Machtvollkommenheit unmittelbar erreichen k a n n 9 " ) . ') Myth. 2 4, 1023. *) Vgl. auch L e h m a n n Aberglaube3 1 0 1 ; S t e m p l i n g e r Aberglaube 81 f.; P f i s t e r Schwaben 3 1 . 3) Vgl. W u n d t Mythus u. Religion 1, 499. *) z. B . H ö h n Volksheilkunde 1, 78; S a r t o r i Westfalen 74. e ) M a n z Sargans 68. •) P f i s t e r a. a. O. 5 3 ; L i p p e r t Christentum 1 7 7 ; J o h n Westböhmen 268; L a u f f e r Niederd. Volksk. 73. 77. 79. ') L i p p e r t a.a.O. ") ebd. *) P f i s t e r in P a u l y - W i s s o w a Suppl. Bd. 4 (1924) ,Epode'; vgl. dazu: S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 230; L a m m e r t 28; Hess. Bl. r (1902), 2; F o x Saarl. Volksk. 300; Stemplinger Volksmedizin 50. , a ) P f i s t e r ebd.

2. Vielerlei B e z e i c h n u n g e n sind f ü r das B . im Gebrauch, aus denen allein schon die mannigfaltigen Formen, in denen es geübt wird, erkennbar sind. Z. T . tritt aus ihnen der bloße Wortzauber, z. T. der damit verbundene ganze Handlungskomplex hervor; manche Bezeichnungen sind von einem bloßen Bestandteil des Heilverfahrens her genommen. Bloßer W o r t zauber, später allerdings vielfach auch mit Handlung verbunden, liegt folgenden Bezeichnungen zugrunde: B . (über die Etymologie des Wortes .sprechen' (,b.') s. F . Sommer, Beschreien und B. beim idg. U r v o l k ) 1 0 ) . ansprec h e n u ) , versprechen 1 2 ); anreden 1 3 ), bereden 1 4 ), r e d e n 1 5 ) ; a b r a t e n 1 8 ) , r a t e n 1 7 ) ; ansegnen 1 8 ), besegnen 1 9 ), segnen 20 ), versegnen 2 1 ); daneben verschiedene Dialektformen wie ,utsiägen' (aussegnen) im Landkreis Dortmund 22 ) u. ä.; beten (davon Beter, Beterin) *•), mit verschiedenen mundartlichen Nebenformen wie ,biän', wiägbiän' 24 ) u. ä.; verbeten 2 5 ); vertreiben (syn. mit verbeten) 26 ); festsetzen (syn. mit b., besegnen) 27 ); binden (syn. mit segnen und versprechen) ; bannen *•); berufen (s. a. dieses); pröp e l n 3 1 ) (nach J . G r i m m 3 2 ) : murmeln, verwirrt und unverständlich reden, plappern); bewispeln 33 ), pischbern 34 ), pespern 3S ) (flüstern) u. ä. m.

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Auf H a n d l u n g e n , die das Wort begleiten, deutet eine Reihe von Bezeichnungen hin, die absichtlich ganz allgemein und unbestimmt gehalten sind, wie es im Zauber mit Vorliebe geschieht: B r a u c h e n (nach J . Grimm 3 6 ): uti, anwenden, üben) im Sinne von ,zaubern', durch Sympathie heilen, ist besonders im Schwäbischen, aber auch in andern deutschen Gegenden bekannt, davon die Subst. .Braucher', , Brauchbüchlein' (Büchlein mit solchen Rezepten) 37 ), Brauchspruch, Brauchebaum (vgl. unten 4). Das Wort [die nächstliegende Herleitung von .gebrauchen', d. i. Sprüche u. ä. gegen Krankheit gebrauchen, vertritt neben Grimm u. a. Massing in Zfrw. Vk. (2, 1 4 1 , vgl. Helm ebd. 5, 287 f.), während es von Esser (ebd. 5, 102. 207) künstlich von ,berauchen' = ,beräuchern' unter Annahme des Beräucherns als ursprünglicher Begleithandlung hergeleitet wird. In jüngster Zeit wird die in den Kreuzn. Heimatbl. 1 ( 1 9 2 1 ) Nr. 1 2 vom 1 1 . August ausgesprochene Vermutung, wonach deutsch ,brauchen' mit hebräisch ,berech', d. i. ,segnen', zusammenhängen solle, von A . B e c k e r befürwortet 3 8 ). Vgl. dagegen die klare Behandlung bei F . Pfister a. a. 0 . ] wird in mannigfacher Weise angewendet. Niederd. ,wat brüken' bedeutet: Arznei nehmen 39 ), die Kranken ,lent sich brüche' *•) (lassen sich brauchen), alte Frauen brauchen d e n (Dat.!) Leuten, der Sympathiedoktor braucht d e m (Dat.!) K r a n k e n 4 1 ) . P f i s t e r 4 2 ) weist auf die verblüffende Übereinstimmung zwischen dem deutschen Wort .brauchen' und der entsprechenden Bezeichnung im Griechischen (xpäa9-ai) hin, die auch neben der gewöhnlichen Bedeutung ,machen', .tun', die magische: weissagen und zaubern hat und gibt eine geniale Interpretation von Od. 8, 79; 5, 396; 10, 64. Ebenda wird auf den Zusammenhang von xpäo9-at mit Xetp als dem Organ, mit dem vorzüglich gebraucht wird, hingewiesen. F ü r ,brauchen' wird noch angewendet: (im elsäß. Sundgau) schirmen (mit .retten, conservare' zusammengestellt) 4 3 );

besprechen

,schurmen' (Breisachisch) aus dem frz. ,charmer' abgeleitet 4 4 ), jüd. ,schormen' = massieren 4 5 ); ,stillen' (ältere Bezeichnung f ü r br. 46), ferner: dafür tun, w a s tun, d a f ü r können, an einen Ort gehen u. dgl. unbestimmte Bezeichnungen mehr 47 ). D a n e b e n tritt ,b ü s s e n' (ahd. puozan, b e t a n = emmendare aber auch mederi, d e m Übel abhelfen, heilen «). Mhd. büezen, büzen (mit D a t . ! ) : das K o p f w e h durch B. heben 4 9 ). Die buoze (das Zaubermittel) versuochen, Morolf 916. Sühte büezen, Freidank 163, 16; de tene böten (Zahnschmerz stillen) bei J. Grimm B ü ß e n heißt ,heilen', ,sanare' wie B u ß e : Heilmittel. N e b e n f o r m e n : niederd. böten, boeten (im T e u t h o n i s t a ,zaubern'), m n l : u t boeten = sanare. G e f k e n boiten, b a u t e daun = eine Besprechung vornehmen 61 ), beuten, altn. b y t a 52 ), bauten u. a. m. V o n einem T e i l v e r f a h r e n hergenommen sind die Bezeichnungen: anblasen 8 3 ), blasen 6 4 ), B l a s e r 5 5 ) , anhauchen 6 6 ), anpusten 6 7 ), pusten, streichen 6 8 ), v o n d a m i t verbundenen Hantierungen: messen 69) u. ä. m. 10) W S . 7 (1921), 102 ff. ") S c h r a m e k Böhmerwald 284, auch .onsprechen' ebd. 280; ZfrwVk. 5 (1908), 207; J o h n ebd.; S c h ö n b a c h Berthold v. R. 35. 1J) S e y f a r t h Sachsen 68; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 274; ZfrwVk. ebd.; J o h n a. a. O.; Schulle13) r u s Siebenb.-Sachs. Volksk. 41 f. Vgl. P r e u ß Psych.Forsch. 2 (1922), 1 7 0 f f . u ) S e y f a r t h a. a. O. 15) S c h u 11 e r u s a. a. O. " ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 26. ") Ebd.; Urquell 1 (1890), 204; S c h u l l e r u s a. a. O. " ) P a n z e r Beitrag 2, 265. 275. ") Z a h l e r Simmenthai 96; M a n z Sargans 61. 68; F r i s c h b i e r a . a . O . ; Z f V k . 16 (1906), 170; B r u n n e r Ostd. Volksk. 247. ,0) H a l t r i c h a. a. O.; G r ü n e r Egerland 36; B a r t s c h 2, 318 f. «) H e l l w i g Aberglaube 57 f. «) S a r t o r i a. a. O. 72. " ) Allgemein, z. B . S t r a c k e r j a n 1, 78; P f i s t e r a. a. O. H ) S 1 1 t o r i a . a . O . " ) J o h n a . a . O . 268; W e i s e l Landstor (Beitr. z. sudetend. Volksk. X V I I ) 35. " ) W e i s e 1 ebd. ») Z f V k . 16 (1906), 170. Halt r i c h a. a. O. " ) B r u n n e r a. a. O.

H o v o r k a - K r o n f e l d 1,62; B r u n n e r a. a. O. 31) S e y f a r t h a. a. O. ") G r i m m DWb. » ) S a r t o r i a. a. O. **) D i e n e r Hunsrück 93. •») S c h u l l e r u s a ') z . B . P f i a. a. O. " ) G r i m m DWb.

IIÖ2

s t e r a. a. O. " ) B e c k e r Pfalz 137. Vgl. D i e n e r Hunsrück 92; F o x Saarl. Volksk. 296 ff. »•) M e y e r Baden 563. «) Ebd. " ) P f i s t e r a.a.O.; M e y e r a.a.O.; Bartsch a. a. O. « ) a. a. O. «) Z f r w V k . 3 (1908), 207. ") M e y e r Baden 563. « ) F o x a. a. O . " ) B a r t s c h 2, 318 f. « ) B o h n e n b e r g e r 1, 12; L i p p e r t a. a. O. 1 7 7 ; Z a h l e r a. a. O. 96; E n g e 1 i e n u. L a h n 251; S e y f a r t h a. a. O. 68. " ) G r i m m Myth. 2 4, 866. ") L e x e r Mhd.Wb. u. .büzen'; s. ZfrwVk. 1908, 207. 50) Myth. 3 *, 304 f.; vgl. S c h m i t t Hettingen 16. 61) A n d r e e a. a. O . ; L a u f f e r a. a. O. " ( G r i m m DWb. "(Lauffer a. a. O. 84. M ) H ö h n a. a. O. 72. " ) E b d . ; B o h n e n b e r g e r 1, 12; P f i s t e r a. a. O. 27 f. " ) Allgemein, z. B. B o h n e n b e r g e r a . a . O . ; P f i s t e r a . a . O . *') E n g e l i e n u . L a h n a. a. 0 . ; B r u n n e r a , a . O . M ) B o h n e n b e r g e r ebd. " ) B r u n n e r ebd.

3. B e s p r e c h e n d e Personen. N u r wenige verstehen die geheimnisvolle K u n s t des B.s und erfreuen sich daher sehr starken Zuspruchs 40). H ä u f i g sind es Schäfer, die durch ihre innige Berührung mit der N a t u r über die wunderbare Gabe v e r f ü g e n 6 1 ) . Daneben verstehen sich aber auch Schmiede 6 2 ), Metzger 63 ), Scharfrichter 6 4 ), Schinder, Heba m m e n 6 S ), Bauern 6 6 ), K a p u z i n e r m ö n che 67) u. a. m. auf diese K u n s t . Solche L e u t e haben eine förmliche P r a x i s und daher auch eine Berufsbezeichnung w i e : Braucher68), B l a s e r 69), B ü s s e r TO ), B e t e r 7 1 ) (auf das A n a l o g o n im griechischen äpirnfr s. bei Beter), oder einfach, wieder möglichst u n b e s t i m m t : „ d e r M a n n " 7 2 ) . Sie halten Sprechstunden ab wie berühmte Ä r z t e und haben einen ausgedehnten K u n d e n k r e i s 7 3 ) . Der R u h m vieler v o n ihnen ist weit über die Grenzen der G e m a r k u n g hinausgedrungen und lockt oft aus weiter E n t f e r n u n g R a t - und Heilungsuchende herbei 74 ). Es gibt L e u t e , die nur für dieses oder jenes Übel, andere, die „ f ü r alles k ö n n e n " 75 ). D a s B. kann in der ganzen G e g e n d o f t nur eine Person, die die F o r m e l sehr geheim h ä l t 7 6 ) . Man weiß auch in der U m g e b u n g : dieser k a n n f ü r das, jener f ü r jenes, und die L e u t e helfen sich gegenseitig aus " ) . N a c h einigen G e w ä h r s m ä n n e r n besorgen das B r a u c h e n „ f a s t ausschließlich M ä n n e r " 7 8 ) , nach andern hingegen

IIÖ3

besprechen

„ältere Personen, namentlich F r a u e n " " ) , endlich „ m e i s t a l t e L e u t e beiderlei Geschlechts" D a s B . ist eine g e h e i m e K u n s t , die e r b 1 i c h ist u n d sich o f t d u r c h Gen e r a t i o n e n in einer F a m i l i e f o r t e r b t 8 1 ) . Der berühmte Bauer von Feichten ( B a y e r n ) erweist u r k u n d l i c h , d a ß seine A h n e n seit 200 J a h r e n d u r c h h e i l k ü n s t lerische T ä t i g k e i t sich a u s z e i c h n e t e n 8 2 ) . Sie k a n n a b e r a u c h d u r c h M i t t e i l u n g ü b e r t r a g e n werden, jedoch nur v o n M a n n auf F r a u u n d u m g e k e h r t , w i e m i t u n t e r a u c h nur ein M a n n „ a m Weibsbild b r a u c h t " und umgekehrt83). N a c h der M e i n u n g m a n c h e r d ü r f e n die F o r m e l n nur J ü n g e r n m i t g e t e i l t w e r d e n , a b e r n i c h t z u vielen, sonst v e r l i e r e n sie ihre K r a f t 8 4 ) . N a c h A n s i c h t a n d r e r sind sie „ z u s t a r k " , als d a ß m a n sie j e d e m preisgeben k ö n n t e 8 5 ) . Ihre w u n d e r b a r e K r a f t k o m m t a u c h in der S a g e z u m A u s d r u c k , d a ß sie v o n G ö t t e r n oder H e r o e n den Menschen o f f e n b a r t w o r d e n seien. — D a s B r a u c h e n soll den B r a u c h e n d e n sehr a n g r e i f e n 8 6 ) . M a n c h e sind d a r u m nicht gern geneigt, eine B e s p r e c h u n g vorz u n e h m e n , weil die G e f a h r b e s t e h t , d a ß sie selbst v o m Ü b e l befallen w e r d e n 8 7 ) . F ü r das B . d a r f n i c h t s verl a n g t w e r d e n , sonst h i l f t es nicht 8 8 ). W o h l aber darf der B e s p r e c h e n d e das, w a s m a n i h m u n a u f g e f o r d e r t u n d freiwillig gibt, a n n e h m e n 8 9 ) . F r ü h e r h i e ß es allerdings, sie d ü r f e n n i c h t m i t G e l d bez a h l t , j a n i c h t einmal b e d a n k t w e r d e n (Ein Heilmittel, für das man dem Geber dankt, hilft nicht)91). „ H e u t e schaut m a n darauf s c h o n weniger, d o c h w i r d ihnen v i e l f a c h n o c h das Geld n i c h t d i r e k t in die H a n d g e g e b e n , sondern i r g e n d w o , w o m a n g l a u b t , sie f i n d e n es leicht, liegen g e l a s s e n " 92 ). u) M a n z a . a . O . 61; ZfrwVk. 1907, 121; ebd". 1908, 93 und die dort angeführten Stellen. M ) L a u f f e r a. a. O.; P f i s t e r a. a. O. 26; Z f V k . 23, 59; H ö h n a . a . O . 7 7 ; F o x a . a . O . 297. ,s ) H ö h n ebd.; F o x a. a. O. 297. •••) H ö h n ebd. " ) B e c k e r a. a. O. 134. •5) F o x a . a . O . ; H ö h n ebd. " ) H ö h n ebd. ••') S a r t o r i Westfalen 72. «) ZfrwVk. 1908, 206; H ö h n a . a . O . ; P f i s t e r a . a . O . 24; B o h n e n b e r g e r a . a. O. H ö h n 72; P f i s t e r ebd. 27; B o h n e n b e r g e r a . a. O.

1164

'») H a l t r i e h 258; ZföVk. 6, 115; J o h n a. a. O. 268; P f i s t e r ebd. 31; ZfrwVk. ebd. 71) H ö h n a . a . O . 70; P f i s t e r 29. " ) Bohn e n b e r g e r a. a. O.; H ö h n ebd. 72. 78. " ) H ö h n ebd.; B o h n e n b e r g e r ebd. ,4 ) B o h n e n b e r g e r a. a. O.; Z f V k . 23 (1913), 290 f . ; U r q u e l l 4 (1893), 25 f.

7S)

H a 1-

t r i e b a. a. O.; W e i s e l a. a. O. 76. »•) ZfrwVk. 1908, 93; S A V k . 17, 63. «) Z a h l e r a . a . O . 97. ") B o h n e n b e r g e r a . a . O . ; S t r a c k e r j a n a . a . O . 73; S c h r a m e k a . a . O . '») S t r a c k e r j a n a . a . O . ; ZfrwVk. 1905, 141; 1913, 194; A n d r e e Braunschweig 417; W r e d e Rhein. Volksk. 132.

80)

S e y f a r t h a . a . O . 68; M e y e r a . a . O . 565. 81) Allgemein, z. B. A n d r e e a. a. O.; ZfrwVk. 1907, 121; Z a h l e r I.e. u. Anm. 4; P f i s t e r a. a. O. 31; ZfVk. 23 (1913). 290 f.; D i e n e r Hunsrück 42. **) Bavaria 1. 1, 460. 63 )

M e y e r

Frischbier ZfVk.

a. a. O . ;

d e r s.

Volksk.

266;

Hexensp. 26; ZfrwVk. 1905, 74;

16 (1906),

170; A n d r e e

a. a. O.;

S t r a c k e r j a n a . a. 0 . ; L a u f f e r a . a. O.

85;

W r e d e

Rhein.

Volksk.

132; B a v a r i a

4

(1866), 222; S a r t o r i Westfalen 72. " ) M a n z a . a . O . 58; B a r t s c h Mecklenburg 2, 323; Z a h 1 e r a . a . O . 97. " ) V g l . P r e u ß Relig. u. Mythol. I (1921), 16. " ) Z f r w V k . 1920, 56.

»') ZfVk. 7 (1897), 411; M a n z M)

9

a . a . O . 68.

G r i m m Myth. 975; Z f V k . 1 (1891), 198; (1899), 210; 23 (1913), 290 f . ; M a n z

a. a. O. 59; S t r a c k e r j a n a. a. O. 1, 72; S e y f a r t h a. a. O. 70 mit Anm. 2; Z a h l e r a. a. O. 97 und die dort angeführten Stellen. ) H ö h n Geburt 269. " ) E b e r h a r d t Landwirtschaft 13. " ( H ö h n Geburt 262. " ) ZfrwV k . 1905,180. " ) H ö h n Geburt 262 = W u 1 1 -

k e 483.

")

Seligmann

Blick 2,

339.

S6)

Meyer

M)

H ö h n Geburt 265 = M e y e r Baden 389.

=

s»)

Baden 40 = J o h n Erzgebirge 52

SchwVk. 10, 4.

27)

Meyer

Baden 39.

S e y f a r t h Sachsen 150. 30) W u t t k e 305. «) ZfEthnologie 1898, 26. 32) Mündlich aus dem Vogtland; ähnlich J o h n Erzgebirge 28. 33) SchwVk. 10, 37 = SAVk. 24, 62 = R o t h e n b a c h Bern 14. M) H o f f m a n n K r a y e r 25 = R o c h h o l z Kinderlieder 282 = K o h l r u s c h Sagen 339. 35) H ö h n Geburt 232 = J o h n Erzgebirge 52 = W o 1 f Beiträge 1, 207. 38) K e l l e r Grab des Abergl. 5, 69. 37) H ö h n Geburt 262. M) R o t h e n -

b a c h Bern 14 = SAVk. 21 (1917). 39- 3®) SAV k . 24, 61. '") H e f e l e

Conzilien geschickte 3,

339. " ) H ö h n Tod 321. " ) Schlesien

1, 290.

43)

Drechsler

F o g e 1 Pennsylvania

133.

**) SAVk. 25, 118; vgl. B o h n e n b e r g e r 24 und H ö h n Geburt 133. 6. Ein K a p i t e l f ü r sich ist das B.Orakel, d. h. diejenige zauberische Praxis, die mittels der B. die Z u k u n f t erforschen will. Man schlägt aufs Gerate-

1216

wohl die B. auf und schließt aus der Stelle, auf die das A u g e oder der Finger zuerst trifft, auf die Z u k u n f t . Man heißt das im V o l k s m u n d „ D ä u m e l n " . Diese A r t des Losorakels aus heiligen Schriften ist uralt; begreiflicherweise, denn die heiligen Bücher eignen sich zum W a h r s a g e n vermöge der ihnen innewohnenden Heiligkeit und K r a f t besonders. Die Chinesen wahrsagen seit Jahrtausenden aus dem uralten „ B u c h der W a n d l u n g e n " ( Y i h King) 45 ), die Mohammedaner aus dem K o r a n 46 ). V o n den Griechen wissen wir, daß sie mit Homer o r a k e l t e n 4 7 ) ; die Römer benutzten vornehmlich die sibyllinischen B ü c h e r und Vergil ( s . d . ) 4 8 ) ; die alten Germanen übten in ähnlicher Weise R u n e n z a u b e r 4 9 ) . N a c h der Christianisierung der abendländischen W e l t ersetzte die B . die mancherlei Losbücher. Das W a h r s a g e n mit heidnischen Zauberbüchern verwerfen die Christen ; denselben U n f u g treiben sie aber unbedenklich mit ihrer B . und suchen diese Ü b u n g durch V e r g e w a l t i g u n g v o n B.stellen wie L u k . 4, 17 (wo es v o n Christus heißt „ U n d da er das B u c h aufschlug") oder Apostelgesch. 1, 26 (wo der durch J u d a s ' Selbstmord freigewordene 12. P l a t z unter den Aposteln durch das Los besetzt wird) zu r e c h t f e r t i g e n 6 1 ) . Schon im frühen M A . spielt das B.Orakel eine hervorragende Rolle, v o n Geistlichen und Laien wird es gleicherweise geübt 52 ). Kirchliche A u t o ritäten wie A u g u s t i n 63 ), Hieronymus 64), Gregor der Große 6S ), w a n d t e n sich gegen diesen A b e r g l a u b e n , v o m 5. Jh. an wurden auf zahlreichen S y n o d e n Verbote gegen das sortilegium erlassen 6 6 ), K a r l der Große bestimmte im Capitularium v o m 23. März 789: ut nullus in psalterio vel in euangelio vel in aliis rebus sortire p r a e s u m a t 8 7 ) . A l l e diese obrigkeitlichen Maßnahmen waren umsonst. Der Volksglaube ließ sich nicht mit G e w a l t brechen. Bei der Installation v o n Bischöfen und Ä b t e n wurde feierlich das „Prognostik o n " nach der B . gestellt M ). Und selbst ein religiöser Heros wie F r a n z von Assisi k a m zu seiner Ordensstiftung erst auf Grund eines dreifachen B.orakels 6 9 ). Berthold v o n Regensburg predigt gegen

1217

Bibel

das „ D ä u m e l n " e0), auf der S y n o d e v o n Trier 1310 werden scharfe M a ß n a h m e n gegen die sortes sanctorum, apostolorum vel psalterii beschlossen 61 ), das Tridentinum wendet sich gegen den abergläubischen Mißbrauch der heiligen S c h r i f t 6 2 ) . Nicht minder lebendig als im katholischen V o l k blieb das B.orakel beim evangelischen 63 ). In pietistischen Kreisen wird es vielfach geübt, um Gottes Willen zu erforschen und die Heilsgewißheit zu erproben 4 4 ). Die täglichen Losungen der Herrenhuter Brüdergemeinde als abgeklärte F o r m des B.Orakels anzusehen 6S ), geht zu weit. Schließlich m u ß nicht jede gute, christliche Sitte auf einen alten A b e r g l a u b e n zurückgeführt werden. W a r um können die täglichen Losungen nicht aus dem Grundsatz nulla dies sine linea entstanden sein? Sicherlich werden viele Leser die Sprüche als V o r b e d e u t u n g e n betrachten, aber das ist nicht der Sinn des Losungsbüchleins. Noch heutigen Tags ist es vielfach üblich, daß man am Neujahrsmorgen die B. aufs Geratewohl aufschlägt und den ersten besten Spruch als zielgebend für das neue J a h r b e t r a c h t e t 6 6 ) . V o r allen wichtigen Entscheidungen wird „der H e r r " in der B . befragt, v o r jeder Reise, jedem G e s c h ä f t 67), besonders gern wird an kirchlichen Festtagen gedäumelt 6 8 ). W e n n man v o n der K i n d s t a u f e aus der K i r c h e nach Hause k o m m t , schlägt die Mutter die B. a u f ; aus dem gedäumelten V e r s wird auf das Leben des Kindes geschlossen 69 ). A n die Entscheidungen des B.Orakels glauben die Leute, und mögen sie noch so abenteuerlich sein. Schlägt man etwas v o m Tode auf, so ist dies eine T o d e s v o r b e d e u t u n g 7 0 ) . A u s Regensburg wird von einer Frau im W o c h e n b e t t berichtet, daß sie beim Däumeln etwas v o m T o d aufschlug; die suggestive K r a f t ihres Glaubens w a r so stark, daß sie bald darnach s t a r b 7 1 ) . U m T r ä u m e zu deuten, wird mit dem Psalter g e d ä u m e l t 7 3 ) . Will man ganz präzis zu W e r k e gehen, so n i m m t m a n nicht den Finger, der doch immerhin gleich mehrere Verse auf einmal zeigen kann, sondern durchsticht eine L a g e B l ä t t e r mit einer Nadel. Der B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube I.

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Vers, auf den die Nadelspitze a u f t r i f f t , ist ein zuverlässiger K ü n d e r der Zuk u n f t 7 2 ) . Besonderer Beliebtheit erfreute sich das B.orakel im K r i e g e 7 4 ) . *5) R . W i 1 Ix e 1 m Y Ging 1 8 , 234 f f . " ) V g l . W. Laue An account of the manners and customs of the Modern Egyptians Ch. 1 1 . 47) S o 1 d a n - H e p p e 1, 98. ®) G e r h a r d t Franz, Novelle 104. *») S a u p e Indiculus 19 f . = Q u i t z m a n n Baiwaren 284. M ) Vgl. 61 ) M e y e r A u g u s t i n Konfessionen 4,3. Aberglaube 1 4 6 ; H e r z o g - H a u c k 3 18, 537. " ) V g l . G r e g o r v . T o u r s Hist. Franc. 4, 1 6 ; 5, 14. " ) Epist. 55, 37. « ) M S G . 25, 1180. ") Epist. 9, 204. 1 1 , 33. " ) M a n s i Coli. Conc. 7. 955: 8, 332; M G L L . I I I 1, 9 (can. 180). «) M G L L . I I I, 64 (can. 20). M ) S t e m p le n g e r Aberglaube 52. *•) Legenda secunda des T h o m a s v . C e l a n o 15. 60) S c h ö n b a c h Berthold v. R. 33. ") H e f e l e Conziliengeschickte 6, 492. , 2 ) Sess. 4. " ) F r i c k a r t Kirchengebräuche 160 f. " ) A . R i t s c h 1 Gesch. des Pietismus 2 (1884ff.), 160 f f . ; 3, 155. • s ) v . D o b s c h ü t z in H e r z o g - H a u c k 1 8 , 5 7 9 . " ) M e s s i k o m m e r 1, 135. 67) ZrwV k . 1 9 1 4 , 268 = W u 1 1 k e 242 = S t e m p 68) W u t t k e l i n g e r Aberglaube 52. 242. 68) R o t h e n b a c h Bern 14. *>) S A V k . 2, 2 1 7 . 71) K e l l e r Grab des Abergl. 5, 397. ™) P r a d e 1 Gebete 70 f. , a ) S t r a c k e r j a n 1, 107. '«) M s c h l e s V k . 1918, 60 f.

7. W a r bei der bisher besprochenen F o r m des B.Orakels der Inhalt der B . und B.stellen das wesentliche, so soll im folgenden noch kurz die Rede sein v o n einem B.orakel, bei dem die B . als heiliger, kraftgeladener Gegenstand dazu b e n u t z t wird, um etwas V e r b o r g e n e s a n s T a g e s l i c h t zu bringen. U m dies zu ermitteln, nahm man in der Wesselburener Gegend eine B . , legte einen Schlüssel hinein und rief die N a m e n der V e r d ä c h t i g e n auf. U n d richtig! bei einem N a m e n fiel der Schlüssel heraus. Das w a r der D i e b 7 5 ) . In einem andern Fall wird der Schlüssel auf Ps. 50, 18 ( „ W e n n du einen Dieb siehst, so l ä u f s t du ihm n a c h " ) gelegt, die B . z u g e b u n d e n und an einer Schnur a u f g e h ä n g t . Die Person, zu der der Schlüssel sich hinwendet, ist der D i e b 7 6 ) . Oder man h ä n g t die B., in der ein Schlüssel festgebunden ist, an der D e c k e auf, nennt die N a m e n aller Hausbewohner. W e n n man den rechten sagt, dreht sich die B. 7 7 ). In Mecklenburg f r a g t man die a u f g e h ä n g t e B . : 39

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Bibelamulett—Biber

Arfbok, ik frag di De Worheit sag mi: Hat N. N. dat un dat verbraken ? Ist der V e r d a c h t u n b e g r ü n d e t , so h ä n g t die B . r u h i g . H a t m a n den N a m e n des Verbrechers getroffen, fällt sie zur E r d e 78 ). A u f ähnliche W e i s e s u c h t m a n in W e s t f a l e n h e r a u s z u b r i n g e n , wer die K ü h e verhext hat79). V o n ausschlaggebender W i c h t i g k e i t ist es, d a ß m a n z u diesen B . o r d a l e n alte E r b b . n und E r b s c h l ü s s e l b e n u t z t , deren F ä h i g k e i t e n e r p r o b t sind. W o der Z a u b e r m i t E r b s i e b u n d E r b schlüssel g e ü b t wird, h a t die E r b b . , die n i c h t f e h l e n darf, d e n Sinn, d e m S i e b u n d d e m Schlüssel m a g i s c h e K r a f t z u spenden W e i t e r b e f r a g t m a n die E r b b . , die m i t einem E r b b a n d a n einem E r b s c h l ü s sel b e f e s t i g t ist, w i e v i e l e J a h r e m a n noch z u l e b e n h a t . D i e Z a h l der D r e h u n g e n des B u c h e s g i b t die Z a h l der J a h r e a n 8 1 ). A u f dieselbe W e i s e s u c h t m a n z u e r k u n den, w i e l a n g e w i c h t i g e Ereignisse noch a u f sich w a r t e n l a s s e n 8 2 ) . M ä d c h e n bef r a g e n e t w a a m heiligen A b e n d die E r b b . , die m i t einem E r b b a n d k r e u z w e i s e v e r s c h n ü r t a m Erbschlüssel h ä n g t , wie l a n g e sie n o c h ledig bleiben m ü s s e n 8 3 ) . " ) Urquell 2 (1891), 126. '") T y l o r Cultur 1, 128. " ) S c h e l l Bergische Sagen 210. ' » j B a r t s c h Mecklenburg 2, 341.'») H. S t a h 1 Weslphälische Sagen 1831, 127. 80) M ü l l e n h o i i Sagen 200 = W u 1 1 k e 255. 81) J o h n Erzgebirge 118. •') B a r t s c h Mecklenburg 2, 235. 83) J o h n Erzgebirge 152. Rühle. B i b e l a m u l e t t 1 ) . S e i t d e m christlichen A l t e r t u m bis z u r G e g e n w a r t g a l t die Bibel, einzelne B ü c h e r d a r a u s oder einzelne Bibelstellen, als S c h u t z - u n d A b w e h r m i t t e l . So l ä ß t sich z. B . der Geb r a u c h des 90. P s a l m s als B . v o n den f r ü h christlichen P a p y r i bis z u m W e l t k r i e g verfolgen. s. a u c h A m u l e t t , Bibel. W i l c k e n Arch. f. Pap. i , 429 ff.; E. N e s t l e ZfneutWiss. 7, 96; D e i ß m a n n Licht vom Osten 32. 167. 297; E i t r e m u. F r i d r i c h s e n Ein christl. A mulelt auf Papyrus (Videnskapsselsk. Forhandl. 1921 Nr. 1) 16; S c h ä f e r Papyri Jandanae 1 (1912); F r a n z Benediklionen 2, 57. 436; B e i ß e l Gesch. der Evangelienbücher (Stimmen aus Maria-Laach Erg.-H. 92—93. 1906), 1 ff.; P a u l y - W i s -

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s o w a 11, 2156 f.; H e l m HessBl. 10 (1911), 40 ff.; P f i s t e r Schwaben 35; Philol. Wochenschr. 1925, 921 f. Pfister. B i b e r (Castor fiber) 1 ). 1. Der B . w a r in f r ü h e r e r Zeit, wie z a h l r e i c h e O r t s n a m e n , z. B . B i b e r a c h , B i b e r n , B e b r a , B e v e r l e y ( E n g l a n d ) usw. b e z e u g e n 2 ) , in E u r o p a s t a r k v e r b r e i t e t (nur i m e i g e n t l i c h e n G r i e c h e n l a n d und Italien k a m er n i c h t v o r ) und seines P e l z e s und des B . g e i l s (s. u.) w e g e n sehr g e s c h ä t z t ; h e u t e ist er bei uns f a s t g a n z a u s g e r o t t e t . M e g e n b e r g 3 ) b e r i c h t e t v o n ihm, d a ß der B . „ m a g n i h t l a n g b e l e i b e n " , er , , h a b d e n n e den zagel oder den s t e r z in d e m w a z z e r , w a n der geleicht ains visches z a g e l " ; er w u r d e deshalb v o n den alten Z o o l o g e n meist z u den A m p h i b i e n g e r e c h n e t 4 ). alter u n d In der V o l k s m e d i z i n neuerer Z e i t spielt der B . eine sehr g r o ß e R o l l e 5 ) . „ D e s B.s r e n n e ( d . h . Gerinsel, C o a g u l u m , das in s e i n e m D a r m e v o r k o m m t ) ist f ü r die v a l l e n d e n s u h t g u o t " , e r k l ä r t M e g e n b e r g 6 ). D i e G a l l e wird in W e s t b ö h m e n gegen „ H e r z s c h m e r z " ( d . h . M a g e n k r a m p f ) v e r w e n d e t 7 ) ; die K n i e s c h e i b e schützt vor Zahns c h m e r z e n 8 ) ; ein R e z e p t b u c h des 16. bis 17. J h s . e m p f i e h l t : „ V o r die R o t h e w e h e ( R u h r , D y s e n t e r i e ) : N i m die L e b e r a u s einem B i e b e r . Z u S t i c h (zerstich) die woll m i t einer grossen N a d e l l v n n d L e g e die In wein, das der w e i n gar v b e r die L e b e r g e h e t v n n d L a s s E i n e N a c h t darinnen L i e g e n , v f den M a g e n thue Sie in einem N e t z l e i n " 9 ). E i n e Hs. des 16. J h s . r ä t : „ v o r d a s f e b e r . n i m die Schoppen ( S c h u p p e n ) von einem bebers c h w a n t z , die p o l f e r d a s k l e i n , d a s dringke mit karlebenedigkte wasser"10). Das F l e i s c h hilft gegen Gallfieber11), a u s den H a a r e n m a c h t e m a n H ü t e , w e l c h e gegen K r a n k h e i t e n s c h ü t z t e n 1 2 ). W i e bei uns die M a u s m i t ihren scharfen Z ä h n e n im A n a l o g i e z a u b e r des Z a h n e n s eine g r o ß e B e d e u t u n g h a t , so bei a u ß e r e u r o p ä i s c h e n V ö l k e r n der B . mit seinen Z ä h n e n 1 3 ). *) Vgl. im allgem. E b e r t Reallex. 2, 1 4 f . ; H o o p s Reallex. 1, 277 f.; P a u l y - W i s s o w a 3 , 1 , 400 ff.; S c h r ä d e r Reallex. 85. ') H o o p s i, 277; F i s c h e r Altertumsk.

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Biber

13; DWb. I, 1806 f. 3) Buch d. Natur ed. Pfeiffer 127, 9 ff.; vgl. B r ä u n e r Curiositäten (1737), 633. 4) P a u l y - W i s s o w a 3, 1, 400; B r a u n e r a. a. O. 633; BlpommVk. 4, 60. 5) Vgl. P a u l y - W i s s o w a 3, 1, 401 f.; H ö f l e r Organotherapie 114. 181 usw.; H o v o r k a - K r o n f e l d 1,65 f. 8) 127, 8 f. ') H o v o r k a - K r o n f e l d 2,85. 8) J ü h l i n g i o = M a r s h a l l Arznei-Kästlein 28. 9) J ü h l i n g 9 = H ö f l e r Organother. 181. ") J ü h l i n g 9. ") H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 106. ") Ebd. 1, 66. I3) Ebd. 1, 66; F r a z e r 1, 180.

2. Eine der verbreitetsten naturgeschichtlichen Fabeln des A l t e r t u m s ist die Geschichte v o n der K l u g h e i t des B . s : „ W e n n er verfolgt wird, beißt er sich seine Hoden selbst ab und opfert sie so seinen Verfolgern, weil er weiß, daß ihm deshalb nachgestellt wird; denn, so glaubte man, die Hodensäcke sind der Sitz des so begehrten Heilmittels, des B . g e i l s " 1 4 ) . Die Geschichte findet sich auch im MA. und geht bis in die neue Zeit hinein 1 5 ). In W i r k l i c h k e i t wird das B.geil in besondern Drüsen des männlichen und weiblichen B.s, die im Unterteile der Bauchhöhle neben den Geschlechtsteilen liegen, abgesondert; es ist eine wachsähnliche Masse, v o n s t a r k e m Geruch und bitterem Geschmack, das in der Volksmedizin der A n t i k e , des MAs. und auch der Neuzeit eine große B e d e u t u n g h a t t e 1 6 ) ; es enthält größtenteils Harz, dazu etwas ätherisches Öl, Cholesterin, Kastorin, Fette usw. D a s beste B.geil k a m aus Pontos, Galatien und A f r i k a ; das spanische wurde geringer g e s c h ä t z t ; heute unterscheidet man russisches und englisches B . g e i l 1 7 ) . „ D a z pibergail ist ze vil erznei g u o t " , schreibt Megenberg 1 8 ), es „ m a c h t haiz und trucken und h ä t die K r a f t , daz ez die gaist und die f ä u h t i n vertreibet, die den krampf machent. ez ist auch nütz den die hend p i d m e n t v o n der krankheit der ädern, so m a n wein wellt mit dem b.gail und sich der siech da mit salbt und bestreicht und das b.gail pei im helt und dar zuo o f t smeckt, daz ist den siechen glidern v o n dem paralis g u o t . " Hugo v o n T r i m b e r g erklärt im Renner (V.9933): Vür gegihte wart nie niht so guot Als lützel sorgen und fröer muot, Dar näch bringet ein ander heil Warm ziegel, haber und b i b e r g e i l .

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Die handschriftlichen und gedruckten Arzneimittelbücher des 1 6 . — 1 9 . Jhs. empfehlen das B.geil f ü r mannigfache L e i d e n : Es wird, schon im Gargantua, zur E r l e i c h t e r u n g der Geburt eingegeben 1 9 ), bei Frauenl e i d e n verschiedenster A r t , auch nur als Riechmittel, v e r w e n d e t w ) , es w i r k t heilsam bei I m p o t e n z 2 1 ) , „ s o die zung v o m S c h l a g getroffen, lege man j m gepülfferte B.geylin under die Zung e n " 22 ), es hilft bei F a l 1 s u c h t 23) und W a h n s i n n 24 ), M a g e n l e i d e n 25 ), namentlich V e r s t o p f u n g 2 6 ) und „ K r ö t e n im B a u c h " 2 7 ) , bei K o l i k 2 8 ) , P o d a g r a und Ischias 29 ); auch H e r z g e s p e r r und A t e m n o t heilte man mit B.geil 30 ), ebenso Z a h n w e h 31 ) usw. 3 2 ). Im Osterspiel v o n Muri (13. Jh., Vers 43) wird es als Mittel zum Liebeszauber aufgeführt. A u c h zur A b w e h r der Raubbienen und zur Produktionssteigerung der Bienen ist B.geil ausgezeichnet 33 ). J) Urquell 5 (1894), 2 2 N r Bächtold-Stäubli.

Im Riesengebirge verrät Rübezahl das Pestmittel mit den W o r t e n 1 0 ) :

Bibernelle (Pimpinella saxífraga). 1 . B o t a n i s c h e s . Doldengewächs mit einfach gefiederten Blättern, deren Fiederblättchen eiförmig und am Rande gezähnt sind. Dolden und Döldchen entbehren der Hüllblätter. Die Blüten sind weiß. Nah verwandt mit der kleinen B . und vom Volk meist nicht weiter unterschieden, ist die große B . (P. magna) mit kantig gefurchtem, oben unbeblättertem Stengel. Beide Arten sind auf trockenen Wiesen, an Rainen und lichten Waldsteilen meist nicht selten 1 ). Als welsche, schwarze oder Gartenb. wird auch ab und zu der ähnliche Blätter besitzende Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) bezeichnet, der jedoch als Rosengewächs mit der obengenannten B . nicht verwandt ist. Bei den antiken Schriftstellern wird die B . nicht erwähnt 2 ). Der Name „pipinella" wird anscheinend zum erstenmal von dem Arzt Benedictus r i s p u s (7. J h . n. Chr.) erwähnt.

und in Tempelburg ( K r . Neustettin) ruft die geheimnisvolle Stimme u ) :

x ) M a r z e i l Kräuterbuch 245 f. Heilpflanzen X04.

Ders.

2. Im späten MA. erscheint die B . häufig als Pestpflanze 3 ). Ungewöhnlich häufig (besonders im südlichen und östlichen Deutschland) sind Volkssagen, in denen die B., oft zusammen mit anderen Pflanzen wie der Blutwurz („Armetill"), dem Baldrian, dem Wacholder ( „ K r a newitt"), der Eberwurz, der Strenze, bei einer Pestepidemie von einer geheimnisvollen Stimme (einem Vogel, einem Zwerg) als Heilmittel empfohlen wird. Über die B . in der Pestsage haben T r e i c h e l 4 ) , E. L e m k e 5 ) , H o f f m a n n - K r a y e r 6 ) und in letzter Zeit besonders M a r z e i l 7 ) gehandelt. Der Spruch des rettenden Vogels, Zwerges usw. lautet z. B . im Prättigau (Graubünden) 8 ): „Esset Eberwurz und Bibernell, Damit ihr sterbet nit so schnell!"

in Owen (Schwaben) 9 ): „Biberneil, ist gut für all".

„Kocht Bibernell und Baldrian Wird die Pest ein Ende han!"

„Brükt Bibernell, brükt Bibernell, Dat ji nich stärft so schnell!"

Ahnliche Sagen sind auch im Slavischen bekannt12). 3 ) z. B. B r u n f e 1 s Kreuterbuch 1532, 244; F u c h s New Kreuterbuch 1543 cap. 232. l ) Armetill, Bibernell und andere Pestpflanzen. Eine ethnologisch-botanische Skizze. 1887. •) Brandenburgia 18 (1909), 33 ff. = Asphodelos 7 I (1914), 65—75. •) SchwVk. 1, 19 f. ) Heilpflanzen 104 ff.; Bayr. Volksbotanik 1 8 3 — 1 8 7 ; ZfVk. 35/36, 164—174, an letztgenannter Stelle mit reichlichen Literaturangaben. 8) U 1 r i c h Volksbotanik 30. •) M e i e r Schwaben 248. 10 ) ZfVk. 1 1 , 1 4 1 . " ) J a h n Pommern 1886, 38. 12 ) G r o h m a n n 1 4 ; K r a u ß Slav. Volkforschung 95.

3. Im Busen getragen, gilt die B . als Mittel, die Milch zu vermehren 1 3 ). Die B . soll die Schwangerschaft verhüten, wenn eine Frau sie bei sich trägt 1 4 ). Die Wurzel, einem Mädchen in die Tasche getan, ohne daß es davon weiß, bewirkt, daß es der betreffenden Person nachlaufen muß (vgl. Knabenkraut) 1 S ). Hier erscheint die B . offenbar wegen des bocksartigen Geruches ihrer Wurzel (der Bock als geiles Tier!) als Aphrodisiacum. " ) Stettin: Urquell 6, 1 7 2 ; Ungarn: Tem e s v a r y Geburtshilfe 108. 14 ) M a n z Sargans 85. " ) W a r t m a n n St. Gallen 56.

4. Das „Pimpinellengraben", wie es früher am Himmelfahrtstag in der Mark stattfand 1 6 ), weist vielleicht darauf hin, daß die B . eine alte Zauberpflanze ist und in Fruchtbarkeitskulten Verwendung f a n d (vgl. oben ihre Anwendung als Aphrodisiacum, ferner den ebenfalls am Himmelfahrtstag gegrabenen Aronstab, s. d.). Ein aus Oderberg in der Uckermark stammender Alraun (s. d.) war aus der B.wurzel gefertigt, die man zu bestimmter Zeit feierlich auszugraben p f l e g t e 1 7 ) . Die Pflanze „bibenella" (ob hier allerdings unser Doldenblütler gemeint ist?) erwähnt die hl. H i l d e g a r d 1 8 ) als zauberwidriges Mittel. Als solches gilt die B . auch in England 1 9 ).

Bibi—;•Biene

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") K u h n Mark. Sagen 3 2 8 ff. 17 ) Z f V k . 19, 1 2 7 . 18 ) Physica 1, 1 3 1 . " ) N o r t h a l l FolkRkymes 1 8 9 2 , 1 4 3 — MschlesVk. 16, 34. Marzell.

B i b i 1 ) (von 'bibelot'?), eine kleine Figur mit fratzenhaftem Gesicht, die im Kriege Glück bringen soll und während des Weltkrieges viel verkauft wurde. Vgl. K r o n f e l d Krieg 75. Bächtold-Stäubli.

Bibiabinka, B a b i a b i n k a , ein Eigenname in Kinderliedern, den Mannhardt, Mythol. Forschungen 464 f f . 656. 663 ff., aus mhd. habe, avus, avia, mater herleitet und dem er den Sinn von parca gibt. s. a. B a b a. D W B . 1, 1057.

Bächtold-Stäubli.

biblische Worte im Zauber. Wie man

im Altertum Verse aus Homer und Virgil als Amulette und sonst zu magischem Gebrauch benutzte x ), was auch noch im MA. 2 ) und darüber hinaus in neuerer Zeit 3 ) üblich war, so hat man auch schon frühzeitig Sprüche und Verse der Bibel in gleicher Weise verwendet. Chrysostomus 4 ), Isidor von Pelusium 5 ), das Opus imperf. in Matth. 6 ) sprechen von kleinen Evangelienzetteln (SeXna ¿uayTeXta), die man als Schutz trug, Gregor der G r o ß e ' ) von einer „lectio sancti evangelii theca persica inclusa". Besonders gern gebrauchte man das Johannesevangelium (s. d.) und die Psalmen (s. d.), die noch heute im Zauber eine große Rolle spielen. Gegen Nasenbluten, Wetterschaden usw. diente J o h . 19, 30: consummatum e s t 8 ) ; gegen Verrenkung usw. J o h . 19, 36, vgl. L e v . 12, 46, Num. 9, 1 2 : os non comminuetis ex eo 9 ). Der Todesschrei J e s u Mt. 27, 46, Mc. 15, 34: Eli, E l i , lamma sabacthani (auch in der griech. Form) begegnet schon in einem koptischen Zaubertext 1 0 ), in einem griech. W e t t e r s e g e n u ) , dann in lateinischen Exorzismen und Wettersegen 1 2 ), Luk. I, 79: illuminare his qui etc. in einem Geburtssegen 1 3 ), Luk. 4, 30: Jesus autem transiens etc. als Schutz gegen Feinde in Waffensegen, Geburtssegen u s w . 1 4 ) . Act. 9, 4 : Säule, Säule, quid me persequeris? f a n d Verwendung gegen Feuerwaffen 1 5 ), Jerem. 10, 2 : a signis coeli quae timent gentes etc. gegen Pest und W a f f e n 1 S ) ,

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Mk. 5, 6—9 gegen Bezauberung des Viehs 1 7 ). Die Beispiele zeigen die weite Verbreitung des Gebrauchs von Bibelworten im Zauber 18 ). *) H e i m Incantamenta 5 1 4 ff. ; S t e m p l i n g e r Aberglaube 82. ') F r a n z Benediktionen 2, 2 0 1 . 203. ' j T h i e r s i , 362. 363. 378. 406. *) A d pop. Antioch. hom. 19 M i g n e P. Gr. 49, 1 9 5 ; in Matth, hom. 72 M i g n e P. Gr. 58, 669. 6) Epist. 1. 2, 1 5 0 M i g n e P. Gr. 78, 604; Opp. Chrysostomi ed. Montfaucon 6 (Paris 1724), 184 des Anhangs. ') Ep. 14, 1 2 M i g n e P. lat. 77, 1 3 1 6 . 8) C a r d a n u s De varietale rerum (Basel 1 5 8 1 ) , 1042; L u d o l p h u s d e S a x o n i a Vita Jesu Christi (Antwerpen 1618), p. 2. c. 63, 1 2 7 S. 658; T h i e r s 1, 3 6 1 . 377. 4 1 3 ; D e l r i o Disquisitiones magicae (Köln 1679), 492; S A V k . 1 5 ( 1 9 1 1 ) , 1 7 9 ; S e y f a r t h Sachsen 1 5 2 ; J o h n Westböhmen 2 7 4 ; K ö h l e r Voigtland 409; Germania 24, 7 3 ; B a r t s c h Mecklenburg 2, 3 7 6 ; Ons Hémecht Festschrift 1 8 ; O h r t Trylleformler 2, 26 Nr. 1 1 2 8 ; H a u c k RE. 1, 4 7 5 . ") T h i e r s 356- 3 6 5 ; S e y f a r t h Sachsen 1 7 4 ; W i e r De praestigiis daemonum (Basel 1583), 1. 5 c. 4, S. 5 1 1 ; K i e s e w e t t e r Die Geheimwissenschaften 6 5 3 ; Revue archéologique 1 (1892), 56. 10 ) Gnost. Traktat von Turin fol. 9 (R o s s i Cinque manoscritti, in: Mem. Accad. Tor. ser. 2 vol. 43). 1 1 ) E . L e g r a n d Bibliothèque grecque vulgaire 2 (1881), 20 ff. (zu Ps. 102 u. 103). la ) F r a n z Benediktionen r, 4 3 1 ; 2, 77. 80; Aufruf 16. l s ) F r a n z a. a. O. 2, 200. " ) W a k k e r n a g e l Altdeutsche Predigten 6 1 1 ; v. d. Hardt Historia litteraria reformationis 3 (in einer Synodalrede des 1 5 . Jhs.); F r a n z a. a. O. 2, 4 3 1 ; T h i e r s 1, 365. 4 1 1 ; K i e s e w e t t e r Faust 449; D e r s . Die Geheimwissenschaften 6 5 3 ; O h r t Trylleformler 2, 70 Nr. 1 2 6 3 ; The Reliquary 1893, 2 0 1 ; Württ. Vjh. 1 3 (1890), 2 5 2 Nr. 382. 247 (im Colomansegen). " ) T h i e r s 1, 365. " ) D e r s . r, 3 5 5 . 378. « ) Württ. V j h . 1 3 , 2 3 1 Nr. 336. l s ) Vgl. noch H a u c k RE. 1 , 4 6 9 . 4 7 5 ; F r a n z Benediktionen i , 469; 2, 90; K r o n f e l d Krieg 9 5 ; F r a n z Nicolaus von Jawor 159. 1 8 6 ; G e r h a r d t Franz. Novelle 1 2 3 ; G a n z l i n Sachs. Zauberformeln 1 9 Nr. 28; B i s c h o f f Kabbalah 1, 1 9 1 f.; S e l i g m a n n Blick 2, 340; W u t t k e 7 2 ; M e y e r Aberglaube 1 0 3 ; L a mm e r t 1 9 3 . 2 7 2 ; Z a h l e r Simmenthai 109. Jacoby.

Biene, i . B . z u c h t. In deutschen und überhaupt in germanischen Landen ist die B.nzucht sehr alt. Bestimmte Nachweise reichen bis ins 4. J h . v . Chr. zurück (Pythias von Massilia), wie auch die Namen , B . ' , ,Imme', ,Drohne', ,B.nmutter', .Weisel', ,Wabe', ,Huve' echt germanischen Ursprungs sind. Honig, Met und Wachs fanden schon früh Verwendung.

Biene

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M i i l l e n h o f f Zur Gesch. d. B.nzucht in Deutschland : ZfVk. 10, 18 ff. (mit Notizen über B.nzucht aus germ. Rechtsquellen; vgl. M ü 1 l e n h o f f Altert. 1 , 396. 398); A. G m e l i n Die B. von d. Urzeit bis z. Neuzeit, in: W i t z g a l i Das Buch von d. B. Stuttg. 1899 (dazu vgl. AfKultg. 7, 142) ; B e ß l e r Gesch. d. B.nzucht. Ludwigsburg 1886; H e y n e Das deutsche Nahrungswesen. Leipzig 1 9 0 1 , 2 1 4 ff. ; H o o p s Reallex. 1, 277. —Altertum: P a u 1 yW i s s o w a 3, 450 ff. — Mittelalter : T h o m a s C a n t i m p r a t e n s i s (13. Jh.) Liber qui dicitur bonum universale de proprietatibus apium ; A l b e r t u s M a g n u s De Anim. (ed. Stadler) Index; ausführlich, aber fast ganz auf antiker Literatur beruhend: V i n c e n t i u s B e l l o v a c e n s i s Speculum Naturale cap. 77—96; M e g e n b e r g Buch d. Natur (ed. Pfeiffer) 287 ff. Vgl. auch die Literatur am Schluß.

2. N a t u r g e s c h i c h t l i c h e r A b e r g l a u b e , a) E n t s t e h u n g der B . Von der antiken Vorstellung, daß sich die B . aus dem A a s (s. d.) von Rindern bilde 1 ), finden sich auch auf deutschem Boden vereinzelte Spuren. Megenb e r g , Buch der Natur (Pfeiffer) 292: „ E z werdent peinen (B.) aus frischen waltrinder päuchen, die man aurochsen h a i z t . . aber man muoz die päuch mit mist bedecken, so komment die peinen da v o n . " Ohne Angabe der Quelle Aegidius Albertinus in der, Welt Tummel- und Schauplatz' (München 1 6 1 2 ) S. 372: ,man sagt, daß die Impen auß den todten Leibern der Ochssen wachsen / Deswegen pflegt man die Kälber zuschlachten vnd jhr Fleisch vnnd Blut verfaulen zu lassen, auff dass Würm darin wachsen / welche hernacher Flügel vberkommen vnd Impen werden.' Und das Zauberbuch eines Heinrich v . Gerstenbergk enthält die Notiz: „ I n vielen Gegenden Deutschlands herrscht unter den Landleuten der Glaube, daß, wenn man ein Stück Aas von einem Rindvieh in wohlriechendes Gras, Blumen oder Heu legt, B.n daraus entstünden" 2 ). Die P a r t h e n o g e n e s i s der B.n 3 ) spricht Fr. Spee in seiner „ T r u t z Nachtig a l " aus: Sie häuffig sich vermehren. Doch keusch, ohn heyrath sein; Ohn lieb sie sich beschwären Mit süssen Kinderlein.

b) G e s t o r b e n e stechen (Pom.) 4).

B.n können noch

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c) Die Ansicht, der W e i s e l sei ein M ä n n c h e n („König", „Kaiser") herrschte bei den Naturforschern seit Aristoteles bis in die zweite Hälfte des 17. Jhs. 5 ). In Unterprechtal (Baden) heißt die Königin „der Meister" 6). Anderseits schon ags. beomôdor „ B . n m u t t e r " ; mlat. mater

apis;

tschech.

matka7).

d) Nach alter Volksanschauung ist die B . ein V o g e l 8 ) . e) Von den D r o h n e n glaubte man, daß sie die B . n aus b r ü t e n (holl. broetbyen)9).

f) Gut mit Haaren bewachsene haben gute A r t 1 0 ) .

B.n

x) P a u l y - W i s s o w a 3, 434. 447 ; G r i m m Myth. 2, 579; 3, 202; Globus 39, 2 2 1 ; ZfVk. 10, 19. B.n entstehen aus dem Blut geopferter Stiere oder hausen im Haupt des Onesilos, K ü s t e r Schlange 63 A. 2 (zit. W e i c k e r Seelenvogel 29); ausführlich in einem V i e h a r z n e i b u c h von 1 5 3 5 (,,ausz Varrone, Plinio, Vergilio, Palladio") : Alemannia 3. 73 Vgl. die B.n im Aas des von Simson getöteten Löwen: Richter 14, 8. 2 ) S c h r a m e k Böhmerw. 262. 3) P a u l y - W i s s o w a 3, 3 3 4 ; F r a n z Bened. 2, 1 3 5 A. 2 (zit. Ambrosius und Rufinus ; vgl. auch I s i d o r u s Etym. [ M i g n e P.L. 82, 470]); G r i m m Myth. 3, 202 : „wird âne hîleichiu dinc geborn" ; A 1 b e r t u s M. Anim. 17, 5 1 ff. ; M e g e n b e r g (ed. Pfeiffer) 288; vgl. noch G i h r Meßopfer 263. 4 ) BIPomVk. 9, 174. 6) Noch A n d r . P i c u s Von den B.n (Erfurt 1677), lt. C a r u s Zool. 460. — Vgl. ferner G r i m m Myth. 2, 580; 3, 203; P a u l y - W i s s o w a 3, 433; ZfVk. 10, 20. In Ägypten wurde das Bild der B. als Hieroglyphe für den König gebraucht: Pauly-Wissowa 3, 447. ®) M e y e r Baden 4 1 5 . ' ) G r i m m Myth. 2, 580; 3, 203; 8 SAVk. 16, 20. ) S a r t o r i 2, 1 3 2 ; vgl. Jes. Sirach n , 3. *) C o c k Volkgeloof x, 145. 10) BlpomVk. 2, 42.

3. K u l t u n d E h r u n g . Die Organisation, die lange Zeit rätselhafte Sexualität (s. 0. Anm. 3) und der nutzbringende Fleiß der B . n haben naturgemäß zu dem Glauben geführt, daß sie mit höheren, ü b e r n a t ü r l i c h e n Eig e n s c h a f t e n begabt seien. Sie können r e d e n (Westf.) u ) , in der Christnacht zwischen 1 1 und 1 2 Uhr wachen die B.n auf und kriechen trotz der Kälte aus dem S t o c k 1 2 ) , oder sie s i n g e n (Meckl.) 13 ) oder summen zum Preise des Erlösers ein Lied (Schles.) 1 4 ). Auch vermögen die B.n zu unterscheiden zwischen g u t e n u n d

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Biene

bösen Menschen:Leichtsinnige Weiber (s. u. A. 2 2 — 2 7 ) und T r i n k e r werden von ihnen gern gestochen, während gute Menschen verschont bleiben ( v e r b r . ) 1 5 ) ; geschminkte Mädchen und Dirnen sind ihnen z u w i d e r 1 6 ) . Fluc h e n und S t r e i t e n ist in ihrer Nähe zu vermeiden (Baden, Schwaben, Schweiz) 1 7 ). Fluchende werden gestochen oder haben als Züchter kein Glück (ObPf., W ü r t t . , Schwz.) 1 8 ), und v o n einer unfriedlichen Familie ziehen die B . n weg (Bad., Schwb., Pom., Erzgeb.) 1 9 ). Entsteht wegen der B . n Streit, so fallen sie ab (Bad., Pom., Schwz.) 20 ). D a man im MA. (wie im Altertum) an eine geschlechtslose Erzeugung der B . n glaubte (s. o. A. 3), was dann weiterhin die B . zum S y m b o l f ü r die jungfräuliche Geburt des Erlösers machte (s. u. Nr. 9) 2 1 ), gilt die B . als besondere Beschützerin der K e u s c h h e i t . Keusche J u n g f r a u e n (Meckl.) 22 ) und Jünglinge werden nicht gestochen (Pos., Bö.) 22 ), U n z ü c h t i g e (s. o. 5) dagegen gehaßt (Schwb.) 24 ). Beim Einfangen der B . n muß ein Keusches anweseiid sein (Bay.) 2 S ); Mädchen geben wohl auch ihren Geliebten eine Tugendprobe, indem sie sich zu einem Bienenschwarm stellen (Pos.) 26 ). Alles U n r e i n e ist den B . n zuwider 27 ). K o m m t eine M e n s t r u i e r e n d e in ihre Nähe, so sterben sie (Schles., Öst.) 28 ) (ihr Pfleger ist daher stets ein Mann, mit dem ehrenden Namen „ B i e n e n v a t e r " ) . Überhaupt sind sie gegen üble oder starke G e r ü c h e (Schweiß, K n o b l a u c h u. ä.) sehr empfindlich » ) . B . n sind p r o p h e t i s c h . D e m Herzog Leopold von Österreich verkündeten sie 1386 die Niederlage bei S e m p a c h : ,,do k a m ein imb (Schwärm) geflogen . . . ans hertzogen w a f f e n . . . das dütet frömbde geste, so redt der gmeine m a n " 3 0 ); auch wenn sich die B . n verfolgen und totbeißen, bedeutet das K r i e g (Schwz.) 3 1 ). Vor dem B e r g s t u r z v o n Plurs (Graubünden) flogen alle B . n weg 3 2 ). Seuc h e n oder U n g l ü c k gibt es, wenn die B . n in großer Zahl sterben (ObPf., Schwz.) 3 3 ), wenn sie hoch fliegen (Ob.Öst.) 34 ) oder sich an einen ungewöhn-

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lichen Ort setzen (Voigtl.) 3 5 ). ,,So ein mann, auff dem seinen einen binenschwarm findt, in einem bäum, so ist es ein böß zeichen, es sey dann, daß er sie behandgabe mit einem stück geldts. wo einer änderst die binen neme, dem würden sie nimmermehr gut t h u n " 36 ). Anderseits bedeutet das Ansetzen eines fremden Schwarms G l ü c k 3 7 ) . S. auch unten Nr. 4, A . 1 5 9 f f . Nach einer vereinzelten A n g a b e ist auch der ein Glückskind, an den im Schlafe eine B . fliegt 3 8 ). H ä n g t sich ein S c h w ä r m an einen Gartenbaum, besonders an einen dürren Ast, so bedeutet es T o d im Hause 3 9 ); fliegt ein S c h w ä r m fort und k o m m t in 3 Tagen nicht wieder, so deutet das auf den Tod der Kinder des Hauses (Schwz.) 40 ). Den Tod des Imkers zeigen die B . n an, wenn sie unruhig werden und stark summen 4 1 ). Wenn die B . n verderben (Tir.) 42 ) oder wenn man von schwärmenden B . n träumt, stirbt jemand aus der Familie 43 ), oder es gibt sonst ein Unglück in ihr 44 ). Die B . n merken den T o d des B . n v a t e r s , kommen vors Fenster geflogen und nehmen mit j a m mernden Tönen Abschied (Schwz.) 4S ). ,,V o r f ä 1 1 e " im Haus des Meisters sind zu erwarten, wenn die Waben in der Mitte verbunden sind 4 6 ). Feuersb r u n s t bedeutet es, wenn ein S c h w ä r m sich an ein Haus hängt (Schi., Tir.) 47) oder wenn man von B . n t r ä u m t (Pos., Sieb.) 48 ). S t a r k e B r u t zeigt ein f r u c h t b a r e s J a h r an (Schwz.) 4 9 ); ebenso, wenn die B . n s u m m e n 5 0 ) . „ E i n B . n schwarm im Mai / Ist wert ein F u d e r H e u ; / Doch am J o h a n n e s t a g / Ich keinen geschenkt mehr m a g " (Inntal) 5 1 ) ; ähnlich im OA. Ellwangen 52 ), in P o m m e r n (ohne Johannis) 63 ), im Odenwald 54 ). Besonders glückbringend sind H i m m e l f a h r t s c h w ä r me (OA. Weinsberg) S5 ). Einen strengen W i n t e r gibt es, wenn die B . n ihren K o r b dicht verschließen und umgekehrt (Schi., Fland.) 56 ). Wenn die B . n v ö l k e r den Winter über keine N a h r u n g haben, so daß sie mit Honig gefüttert werden müssen, so wird es auch den Menschen im nächsten J a h r e unglücklich g e h e n 5 7 ) . Alle 7 J a h r e gibt es ein gutes Honigjahr, wenn die B . n a m K l e e saugen, was nur

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Biene

alle 7 J a h r e geschehen d a r f 5 8 ) . ,Stehen die B . n spät auf', so bleibt das W e t t e r , ,spannen sie vor' (beeilen sie sich), so ändert es, ,stürmen sie lang', so gibt es rauhes W e t t e r (Schwz.) 59 ), ' m a c h e n die B . n arges Gesumm, gar bald schlägt dann das W e t t e r um' (Pos.) 60). Fliegen die B.n morgens hastig aus und kehren schnell wieder, so wetterts bald; sind sie zornmütig und gereizt, so wird es heiß und bleibt einige T a g e s o 6 1 ) . W e n n ein S c h w ä r m sich nicht niederläßt, sondern zum M u t t e r v o l k zurückkehrt, steht heißes, trockenes W e t t e r in Aussicht® 2 ). Der Beginn der Drohnenschaft wird als das Vorzeichen ungünstiger W i t t e r u n g bet r a c h t e t 6 3 ) . W e n n die B . n ihre Drohnen bald töten, rechnet man auf einen schlechten Nachsommer und u m g e k e h r t 6 4 ) . Ein Gewitter befürchtet man, wenn die schwärmenden B.n gemeinschaftlich in den S t o c k zurückkehren und nicht, wie meist, eine natürliche Wasserstelle aufsuchen, sondern v o n dem bereitgestellten Wasser saugen. A l s Anzeichen eines W e t terwechsels oder nahen Sturmwindes betrachtet man das Bemühen der im K a s t e n befindlichen B.n, diesen an Rißstellen, s t a t t durch das Flugloch, zu verlassen 65 ). W e n n die B . n leer z u m B a u zurückkehren , so ist Gewittersturm im A n z ü g e 6 6 ) . Manche Parallelen bietet die Antike67). Vereinzelt ist die Voraussage der K i n d e r z a h l : Eine B a u e r n m a g d half einst einer B. auf die Beine. A l s die Magd später heiratete, summte ihr eine B . bei der Vorsegnung vor der K i r c h e ins O h r : „ S i e b ' n , sieb'n". Die Bäuerin b e k a m 7 K i n d e r m ) . Z u der Prophezeiung der D i c h t e r g a b e s. u. Nr. 8 A . 245 f f . Die übertierisch scheinenden Eigenschaften machen aus der B. ein höheres, j a geradezu h e i l i g e s Wesen69) (vgl. u. Nr. 4, A . 123 f. und Nr. 7). Hiefür k o m m t besonders in Betracht, daß sie der K i r c h e das W a c h s f ü r die geweihten K e r zen liefert 7 0 ). Man glaubt sogar, daß sie an Fronleichnam eine Monstranz, an Johannis einen K e l c h aus W a c h s b a u e 7 1 ) ; dazu vgl. unter Nr. 8 die Sage v o n dem Wachstempel um die Hostie.

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Die B . n heißen Herrgotts- oder Marienvögel 7 2 ) und werden mit E h r f u r c h t behandelt 7 3 ). Man darf n i c h t nach ihnen s c h l a g e n 74 ), oder sie gar t ö t e n 75 ). W i e v o n Menschen, s a g t man v o n der B . : sie ' s t i r b t ' , ' i ß t ' , ' t r i n k t' (verbr.) 7 6 ); Leute, die gröbere A u s d r ü c k e brauchen, werden v o n den B . n gestochen oder haben kein G l ü c k 7 7 ) . V o r B . n wird das H a u p t e n t b l ö ß t (Schwz.) 7 8 ), die C h r i s t n a c h t wird ihnen angezeigt ( S c h l e s . ) w ) , ebenso das N e u j a h r d u r c h S c h i e ß e n (Odenw.) 8 0 ); an L i c h t m e ß , wo j a die W a c h s w e i h e gefeiert wird, k l o p f t m a n an die K ö r b e mit dem Spruch: „ B i n e l i freued-ich (euch), L i c h t mess ist d o " (Bad.) 81 ), und im preuß. Kreise B r a u n s b e r g sagt man den B . n sogar a l l e F e i e r t a g e an 8 2 ). D e r Tod83) des B.n v a t e r s 8 4 ) oder anderer Familienglieder 8 5 ) wird den B . n gemeldet. Gewöhnlich geschieht diese Meldung durch (meist dreimaliges) K l o p fen 86) an den B . n s t ö c k e n und Sprechen eines Spruches (Prosa oder Vers) 87), die Stöcke werden auch angerührt von der Stelle gerückt oder geschüttelt 8 9 ), „ g e l ü p f t " 9 0 ) ; in Posen wird 3mal in das Flugloch g e b l a s e n 9 1 ) . Geschieht die A n sage nicht, so sterben die B . n 9 2 ) , leiden S c h a d e n 9 3 ) , ziehen w e g 9 4 ) , oder es stellt sich ein U n g l ü c k ein 9 5 ), oder es g i b t ,,Meisterb.n" 9 8 ). Seltener werden die S t ö c k e z u m Zeichen der Trauer mit einem schwarzen L ä p p c h e n oder Flor versehen 9 7 ). In einem Fall w a r die Folge der Unterlassung die G e b u r t eines taubstummen K i n d e s 9 8 ) . Zuweilen geschieht das K l o p fen, R ü c k e n , L ü p f e n der Stöcke auch, wenn die L e i c h e d a s H a u s verläßt, über die D a c h t r a u f e hinaus k o m m t 9 9 ) . Im Tirol heißt es: W e n n eine Leiche bei einem Hause vorübergetragen wird, m u ß man die B . n s t ö c k e umkehren, sonst werden sie „ m a l e f i z i e r t " 10°). Ebenda werden die B . n zur S e e l e n m e s s e eingeladen 1 0 1 ). W e n n der Hausvater gestorben ist, m u ß sich der neue Hausherr d e n B . n v o r s t e l l e n 102 ). Hier sei auch die Gewohnheit und der G l a u b e einer W i t w e in Neckargartach (Heilbronn) angeführt, welche, so oft sie

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in ihren B.nstand geht, sagt: „ D e r Heinrich (Name ihres verstorbenen Mannes) ist bei mir", dann tun ihr, wie sie glaubt, die B.n nichts, vergesse sie es aber zu sprechen, so werde sie unfehlbar gestochen 103 ). In Forstweiler (Ellwangen) werden die B.n nach Eintritt des T o d e s aus d e m H a u s geschafft, weil sie sonst keinen Honig mehr geben oder gar zugrunde gehen; auch in Fachsenfeld (Aalen) werden sie an einen andern Ort gebracht, und nur, wenn dies nicht möglich ist, sollen sie gelüpft werden 1 0 4 ). Die Pennsylvania-Deutschen glauben, daß, wenn einer nicht sterben könne, man zur Erleichterung des T o d e s die B.nstöcke rücken solle l o s ). In der Schweiz: Nachdem der Hausvater den B.n seinen n a h e n T o d angezeigt, verlassen die B.n ihre Stöcke 1 0 6 ) B.n, deren Herr gestorben, soll man n i c h t k a u f e n , denn sie sterben ihrem Herrn nach (ObPf., Pos.) 1 0 7 ). B r a u t leute werden den B.n mit einem Spruche vorgestellt (Westf.) 1(18); auch von einer H o c h z e i t erhalten sie K u n d e 109) und die B.nstöcke werden mit einem roten Tuche geschmückt (Bay., Bö.) 110 ). Die junge Frau stellt sich den B.n v o r l n ) . Überhaupt werden ihnen Familienereignisse (auch Geburten) gemeldet 1 1 2 ). B.n, die man sich s c h e n k e n läßt, gedeihen nicht; denn das ist eine M i ß a c h t u n g 1 1 3 ) , anderwärts sollen im Gegenteil B.n n i c h t g e k a u f t (s. o. A n m . 107) oder v e r k a u f t werden; geschenkte oder geerbte B.n gedeihen am besten 1 1 4 ); namentlich aber hat man Unglück mit B.n, deren Besitzer innert Jahresfrist gestorben i s t l l s ) . Jedenfalls darf beim Kauf nicht b e t r o g e n oder g e f e i l s c h t werden (verbr.) 1 1 8 ). Bei g e i z i g e n Menschen gehen die B.n ein 117 ), und wer B.n s t i e h l t , hat Unglück, wird durch Krankheit bestraft, kann nicht ruhig sterben oder muß gar nach dem Tode umgehen (Westf., Pom.) 1 1 8 ). W e n n ein B.nkorb gestohlen ist, und man hat noch etwas von dem W e r g aus dem Korbe, so legt man dieses mit etwas Quecksilber in ein Glas oder in einen

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hohlen Knochen, pfropft das Behältnis fest zu und wirft es in ein fließendes Wasser. Dann wird der Dieb fortan von Angst und Unruhe gequält. U m das Mittel mit Sicherheit anwenden zu können, nehmen B.nhalter aus jedem K o r b etwas W e r g und stellen es in einer Reihe auf, damit, wenn ein K o r b gestohlen wird, das Werg gleich zur Hand i s t l l s ) . Die PennsylvaniaDeutschen sagen umgekehrt, man solle B.n stehlen, damit die eigenen gedeihen (s. a. Nr. 4 A n m . 52) 120 ). Im bad. Bauland gedeiht ein g e f u n d e n e r Schwärm (doch s. Nr. 4 Anm. 152) nicht, wenn man ihn nicht dem rechtmäßigen Besitzer z u r ü c k g i b t 1 2 1 ) . Während man einen bevölkerten B.nstock über die Straße t r ä g t , soll man sich weder umsehen, noch ein W o r t sprechen, noch einen Gruß erwidern, sonst fliegen die B.n f o r t 1 2 2 ) . ") K u h n Westf. 2, 65. ») F o g e 1 Pennsylv. 216. la ) W o s s i d l o Meckl. 2 Nr. 1062. ") D r e c h s l e r 2, 86; vgl. G r e g o r FolkLore of the N.-E. of Scotland 1 8 8 1 , 1 4 7 ; H e n -

dersonFolk-Lore (1879) 311. 16) ZfVk. 10, 18; M e i c h e Sagen 567; vgl. S 6 b i l l o t 3, 318. 16) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 67. ") M e y e r Baden 414; Urquell 6, 20 ¡ K i r c h h o f e r Wahrheit und Dichtung (Zürich 1824) 359; Schweizld. 1, 235; SAVk. 2, 223; vgl. Ons Volksleven 11, 32; S e b i l l o t 3, 317 f. 18) S c h ö n w e r t h Oberpf. 1, 354; L ü t o 1 f Sagen 358; SAVk. 2, 2 2 3 : 1 6 , 20; E b e r h a r d t Landw. Nr. 3 , 2 1 ; Germania 36, 385; vgl. S e b i l l o t 3, 318. ") M e y e r Baden 414; Urquell 6, 20; E b e r h a r d t I.e.; M e i e r Schwaben 1, 223; SAVk. 25, 216; K n o o p Hinterpom. 175; BIPomVk. 2, 42; J o h n Erzgeb. 121; streitsüchtige Klosterbrüder: M e y e r Abergl. 154; vgl. H e n d e r s o n a. a. O. 309; L e a t h e r Folkl. of Herefordshire (1912)28. 2°) S c h m i t t Hettingen 15; BIPomVk.6, 74; Schweizld. 4,909. 21 ) P a u l y - W i s s o w a 3, 434; Franz Bened. 2, 135. ") W o s s i d l o Meckl. 3 Nr. 1188. ") W u t t k e §284. ") B i r l i n g e r Vt. 1, 127; Germania 36, 385; schon bei A e l i a n 5, 11; vgl. G r e g o r N.-E. Scotland 147; S e b i l l o t 3, 318; Fehrle Keuschheit 56 ff. l o r . 156. 209. 25) P a n z e r Beitr. 2, 173. ") Urquell 6, 20. ") Alemannia 39» 45; vgl. S e b i l l o t 3,320. 28) D r e c h s l e r 2 , 8 6 . ") Schon im Altertum: P a u l y Wissowa 3, 453. — Ferner: M e y e r Abergl. 154; H o v o r k a - K r o n f e l d r, 67; ZföVk. 4, 216; »°) L i l i e n c r o n Hist. Volksl. 1, 125; vgl. G r i m m Myth. 2, 951 ( P l i n . i r , 18; C a s s i u s D i o 5 4 , 3 3 ; J u l i u s O b s e q u e n s de prodig. 1, 132); vgl. weiter: K r o n f e l d Krieg 193. 195; S t e m p l i n -

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Biene

g e r Abergl. 32; H o p f Tierorakel 205 f. Auch allg. auf das H e r a n n a h e n von Fremden d e u t e n d : V e r g i 1 Aen. 7, 64 f.; ceipvjv (Wildbiene) iitjv cpiXov äYYsXXet, gstvov [isXtaaa. P h o t i o s s. v. oeipijv. 31) L ü t o l f Sagen 32 358; J o s . I n e i c h e n L u z e r n , hs. ) R o c h h o l z Naturmythen 84 (nach B. A n h o r n Zornzeichen Gottes a. 1665). 33) S c h ö n w e r t h 355; L ü t o l f Sagen 358. 34) B a u m g a r t e n Aus d. Heimat 1 , 109. 35 ) K ö h l e r Voigtl. 587; ZfVk. 9, 337 (Engl.). Schon in der A n t i k e b e d e u t e t es Unheil, wenn sich ein Schwärm irgendwo, aber besonders a n einem Altar, a n h ä n g t e , Hopf Tierorakel 205. 36 ) Z f d M y t h . 3, 3 1 1 . 3 ') M e y e r Baden 4 1 5 ; F o g e 1 Pennsylv. 102. 217; ZfVk. 9, 337. Vgl. S e b i 11 o t Folk-Lore 3, 308. 38) S t e m p linger Abergl. 50. 3e) SchwVk. 5, 1; M e i c h e Sagen 11. 40) R o c h h o l z Glaube 1, 148; vgl. L i v i u s 2 1 , 4 6 ; T a c i t u s v l n n . 12, 64; H e n d e r s o n Folk-Lore 309. ") H ö h n Tod 308. " ) Z i n g e r 1 e Tirol 45; H ö h n Tod 308; L a m m e r t 100; SAVk. 25, 283. 43) K n o o p Tierkult 4. " ) Veckenstedts Zs. 3, 395; Rogas. F a m . b l . 2, 48. " ) Schweizld. 1, 235. " ) J o s . I n e i c h e n Luzern, hs. 47) G r i m m Myth. 3, 439, Nr. 160 (aus Rockenphilos.). 3, 328 (Claudian); Wuttke § 284; D r e c h s l e r 2, 86; Z i n g e r l e Tirol 9 1 ; H o p f Tierorakel 207. 4S ) K n o o p Tierwelt 4; W l i s l o c k i Siebenb. 185; ZfVk. 4, 86; Rogas. F a m . b l . 2, 48; 4 Veckenstedts Zs. 3, 395. ') L ü t o l f Sagen 358. 60) D r e c h s l e r Haustiere 1 0 ; guten H o n i g e r t r a g : ZöVk. 6, 174. " ) Z i n g e r l e Tirol Nr. 1 3 3 1 ; vgl. R o l l a n d Faune 3, 266 (Engl.). 62) E b e r h a r d t Landw. 22. " ) BIPomVk. 2, 42. " ) H m t l . 11, 4 1 , wo auch Trinitatis- u n d Jakobischwärme als glücklich bezeichnet werden. u ) E b e r h a r d t 1. c. *•) D r e c h s l e r 2 , 8 6 ; W a n d e r Sprichw. 373 Nr. 38; Ons Volksleven 11, 3 1 ; „ H a b e n t a u t e m i n d u s t r i a m apes praesentiendi h y e m e m e t qualitates eius et praesentiendi pluvias. H u i u s a u t e m Signum est, q u o n i a m a n t e p l u v i a m non evolant longe a b alveari." A l b e r t u s M. 2, 86. Anim. 8, 183. ") D r e c h s l e r «) SAVk. 2 1 , 58. ") Schweizld. 1, 2 3 1 . m ) K n o o p Tierw. 4; vgl. M e g e n b e r g (ed. Pfeiffer) 289. 61) B a r t s c h Meckl. 2, 206 •2) D G . 14, 277. •») BIPomVk. 2, 27. «4) H o p f Tierorakel 205. 65) M ü l l e r Isergebirge 15. «•) BIPomVk. 2, 26; ZfVk. 10, 2 1 1 . «') P a u 1 yW i s s o w a 3, 447; H o p f Tierorakel 204; G r u p p e Griech. Myth. 801 ff. 68) R e i t e r e r Ennstalerisch 100. ••) K o l b e Hessen 27; Schlosser Galgenmännlein 99; A n t i k e : Pauly-Wissowa 3, 447; Sonstiges: D ä h n h a r d t Nat. Sag. 1, 127. *>) SAVk. 16, 20; B l a s s Die B. 2; F r a n z Benediktionen 2, 709 (Register). " ) S c h m i t z Ei fei 1, 40. 43; F o n t a i n e Luxemb. 1 1 9 ; Schell Berg. Sagen 5 2 1 ; H m t l . 11, 4 1 ; vgl. R T r p . 17, 219. " ) M e i e r Schwaben 1, 223. " ) S a r t o r i Sitte 2, 132 (mit Literatur). 74) SAVk

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16, 20. , ä ) D r e c h s l e r Haustiere 10 (man verfällt d e m Teufel); R o c h h o l z Kinder lied 319 (Kinder b e k o m m e n graue Haare). ,a ) S a r t o r i Sitte 2, 1 3 2 ; S c h m i t t Hetlingen 15; L e o p r e c h t i n g 80; E b e r h a r d t Landw. Nr. 3 , 2 1 ; P a n z e r Beitr. 2, 1 7 3 ; S c h ö n w e r t h 1, 354; B i r l i n g e r Vi. 1, 126; D G . 5, 200; M e y e r Baden 4 1 4 ; Drechsler 2, 85; K n o o p Tierw. 3 ; G r o h m a n n 84; J o h n Westböhmen 2 1 4 ; Lütolf 358; Schweizld. 1, 235; 4, 909; SAVk. 16, 20. " ) R o c h h o l z Kdl. 333; R o t h e n b a c h 36. 78) Schweiz.Id. 4, 909; SAVk. 16, 20. 79) D r e c h s l e r 1, 38; 2, 86. 80) H m t l . 11, 40. 8l ) M e y e r Baden 4 1 5 ; F e h r 1 e Volksfeste 29. 82) M e y e r Vkde 216. " ) Todansagen ü b e r h a u p t , u n d den B.n insbesondere: S a r t o r i in ZrwVk. 1, 39 (mit reicher Lit.). 81) G r i m m Myth. 3, 202 (auch aus E n g l a n d ) ; Birlinger Aus Schw. 1, 400; Dirksen Meiderich 49; F l ü g e l Volksmed. 80; Frischbier Hexenspruch 132; Höhn Tod Nr. 7, 324; Hovorka-Kronfeld 1, 67; K n o o p Tierwelt 3; Köhler Voigtl. 254; K u h n Westfalen 2, 47. 65; K u h n u. S c h w a r t z 435; Kühnau Sagen 3, 470; L a m m e r t 105; Maack Lübeck 57; M e y e r Baden 4 1 4 ; Schönw e r t h 1 , 248; S t r a c k e r j a n 2, 175. 2 1 5 ; W o e s t e Mark 52; W o l f Beitr. 2, Rhein.Vkde 136; 450 (Westf.); Wrede Wuttke Sachs. Vkde 565; Zeitschriften Deutschi.: Alem. 27, 240 (Baden); BIPomVk. 2, 27; D G . 14, 277; Urquell 1, 10 (Ditmarschen); Veckenstedts Zs. 3, 395 (Posen); ZfVk. 4, 327 (Rheinl.); 16, 174 (Rheinl.); ZrwVk. 2, 195; 4. 2 73I 5. 247; 9, 444. — A n d r i a n Altaussee 1 1 8 ; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1 , 109; G r ü n e r Egerland 60; Haltrich Siebenb. 295; H a r t m a n n Dachau 228; J o h n Oberlohma i 6 i ; D e r s . Westböhmen 2 1 4 ; V e r n a l e k e n Mythen 3 1 4 ; Wittstock Siebenb. 60. — Schweizld. 4, 909; H o f f m a n n - K r a y e r 43; L ü t o l f Sagen 358; Rothenbach 36; V o n b u n Beiträge 1 1 4 ; SAVk. 15, 1 1 ; 12, 154; 13, 182; 16, 20; 25, 2 1 5 ; ZfMyth. 4, 180 (Luzern; Unterwaiden). — Vgl. S 6 b i 11 o t Folk-Lore 3, 3 1 5 ; D e r s. Paganisme 231; H e n d e r s o n Folk-Lore (r879) 309; L e a t h e r Folk-Lore of Here85 fordshire (1912) 28. ) H ö h n Tod Nr. 7, 324; M e y e r Baden 414; S a r t o r i Westf. 196; Alemannia 25, 43; BIPomVk. 2, 43; ZrwVk. 4, 1 2 1 . 273; ZfdA. 3,366 (Thür.); V e r n a l e k e n Alpens. 401; S t a u b e r Zürich 1, 28; SAVk. 8, 274; 10, 279; F o g e l Pennsylv. 216. 2 1 7 . F r a n k r e i c h : Wolf Beitr. 2, 456; M e y e r Abergl. 232 (n. G r i m m Myth.): SAVk. 25, 282 (franz. Berner J u r a ) . 86) H ö h n : Knoop; Kuhn Westf.; Kuhn und S c h w a r t z ; L a m m e r t ; M e y e r Baden; Schönwerth; Wolf; Wrede; Alem a n n i a 27, 240; D G . 14, 277; ZfVk. 16, 174; ZrwVk. 4, 273; 5, 247; G r ü n e r ; H a l t r i c h ;

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Biene

J o h n Westböhmen; V e r a a l e k e n Mythen-, W i t t s t o c k ; SAVk. 1 6 , 2 0 . ) MG. Script. Merov. 3, 479 A . 6; vgl. R a d e r m a c h e r Beiträge 106. M1 ) A R w . 19, 140; vgl. H ö f 1 e r Weihnachten 29. 202) Globus 72, 375. 203) ZfVk. 8, 141—142. i01 ) J o h n Westböhmen 75. 2°6) Kloster 9, 290 ff.; vgl. die B.spende in Thüringen: S o m m e r Sagen 149; R o c h h o l z Glaube 2, 294. 206) Vgl. das B.heischen am Johannistag: Baumgarten Jahr 27. 20') Ausführlich wird diese Sitte von dem Obersuperintendenten Hildebrand in einem Visitationsbericht vom Jahre 1672 beschrieben, zitiert v. T e t z n e r im Globus 81, 269—71 ; D e r s. Slaven 382 bis 385; M a n n h a r d t W. F. 1, 173—74; K u h n Märkische Sagen 331 ff. 208) M a n n h a r d t 1. c. 1, 200; M ü l l e r Rhein.Wb. 678; vgl. das Maisb.fest der Indianer: ZfEthnol. 49 (1917), 31. 209) M a n n h a r d t 215. 21°) Ebd. 2U) J a h n Opfergebräuche 167—68; dem „ A s wald" opfert man Brosamen und B. : R o c h h o l z Glaube I, 333. 212) Z f V k . 1898, 135. 21S ) B a r t s c h Meckl. 2, 275 Nr. 1 4 1 1 ; das Pfingstgelage hieß Lümmelb. ebd. 2, 284 Nr. 1424 A. , u ) W i t z s c h e l Thür. 2, 204—5 Nr. r4. i i s ) J a h n Opfergebräuche 316 = S o m m e r Sagen 149—50; vgl. das Fest an Himmelfahrt im Mansfeidischen: Kloster 9, 290—91. 216) So in Österreich: ZföVk. 10 (1904), 109. 2 l ') Gewöhnlich wird auch das schon von F r a n k Altes und neues Mecklenburg 1, 57 erwähnte Wodelb. oder W e d d e 1 b. als Ernteb. mit Wodan zusammengebracht ( M e y e r Germanische Mythen 255; B a r t s c h 1.e. 2, 301 Nr. 1480); dagegen hat K n o o p (BIPomVk. 3, 20—21. 36 ff.) das Weddelb. als den feierlichen Trank nachgewiesen, mit dem man ein Rechtsgeschäft oder eine Wette feiert; v gl- § 91 J a h n 1. c. 164. 170. 2l8 ) P f a n n e n Schmid Erntefeste 420 ff. ; vgl. BIPomVk. 3, 90. 219) Z f V k . 10, 90. 22°) W i t z s c h e l Thür. 2, 323 Nr. 3; vgl. E i s e l Voigtland 299 Nr. 757. 2 " ) P f a n n e n s c h m i d 1. c. 306 f., nach P a n z e r Beitr. 2, 243 ff. ; S a r t o r i Sitte und Brauch 3, 255 A. 6 1 ; vgl. 254 A. 58. 222) P f a n n e n s c h m i d 1. c. 307.

12. B. b e i H o c h z e i t 223) u n d Schwangerschaft. Das B., von dem K r a f t ausströmt (Brood un suur Beer gifft'n starken Minschen) 224), das für

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Bier

den nordischen Bauern wie das Brot zur Nahrung gehört, überträgt schon in den Frühjahrsgebräuchen, wie wir sahen, Fruchtbarkeit, und so spielt es auch besonders auf Grund dieser Eigenschaft in den Hochzeitsgebräuchen eine Rolle. Natürlich soll nicht gesagt werden, daß jedes B.gelage bei der Hochzeit ein Fruchtbarkeitsopfer ist; oft gibt es B . an Stelle des teueren Weines ( „ B . h o c h z e i t e n " ) 225 ), oder es ist eben einfach der beliebteste F e s t t r a n k ; nach Zimmermann ist B.hochzeit = mariage par conscience 226 ). Bei der Mahlzeit (der Esten) geht man mit dem B . vorsätzlich verschwenderisch um und gießt es bald hier bald dahin aus, damit auch bei dem neuen Ehepaar Überfluß eintrete 227 ); die Rockenphilosophie berichtet 228 ): „ V o r der Trauung soll der Bräutigam das B . f a ß anzapfen und den Zapfen zu sich stecken, sonst können ihm böse Leute etwas antun" (Kraftspender als Apotropaion). Andererseits sollen die Brautleute nach Ch. Weise 229) den Zapfen vom ersten B . und Wein in Acht nehmen; in der Altmark 23°) trinkt der B r a u t v a t e r der B r a u t mit einem Glas B . zu, die B r a u t gießt den Rest über den K o p f ; auf dem Heimweg bittet die Brautjungfer den Bräutigam um ein Glas B . ( S a a l f e l d 2 3 1 ) 1790). Bei Bautzen 232 ) läßt die Braut die Gäste aus Milchgefäßen B . trinken. In Pommern setzt man dem Brautpaar feierlich B . vor 233 ). In der Oberpfalz M 4 ) wird der Braut, wenn sie den Brautsprung über den Tisch macht, ein Glas B . nachgegossen, das heißt man das Jungfernwasser. Eigenartig ist das B.sitehlen in Schleswig-Holstein 2 3 S ): Die glückliche junge Mutter verteidigt einen K r u g heißes B . mit einem Knüppel gegen die Junggesellen, die ihr das B. zu rauben suchen. Eine Wöchnerin durfte bei den Wenden (um 1700) nicht in die Fußstapfeni eines Mörders treten; um keinen Schaden zu nehmen, trank sie B., das der Mörder zuvor in der Hand hatte 236 ). Bei den Wenden gibt es zur Feier der K i n d s taufe das „Paggeleitzenb." 2 3 '), die Mecklenburger nennen die Kindstaufe Kimdelb. 238 ). Das erste Warmb. für die Wöchnerin darf niemand kosten, es muß

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mit den Fingern versucht werden, sonst bekommt sie Leibreißen 238 ). Geht die Wöchnerin das erstemal zur Kirche, so wirft man ihr auf der Diele den Topf nach, aus dem sie die sechs Wochen über Warmb. getrunken hat 24°). s " ) Vgl. den berühmten Vers des „Liubene" bei S t e i n m e y e r - S i e v e r s Ahd. Sprachdenkmäler 401 Nr. L X X X I I , 1. 8 ») M e n s i n g Schleswig-Holst.Wb. 1, 525. " 5 ) S a r t o r i Sitte und Brauch 1 , 9 1 . " • ) B r e v i n u s N o r i c u s F a g o - V i l l a n u s Den allzuabergldubischen Christen (1721) 310; vgl. G o e decke Grundriß 3, 242. " ' ) G r i m m Myth. 3, 488 Nr. 14. «") Ebd. 446 Nr. 354 = H. L . F i s c h e r Aberglauben 134; Kloster 12, 208. **•) G r i m m Myth. 3, 469 Nr. 942. " • ) Kloster 12, 176. " ' ) G r i m m 1. c. 3, 451 Nr. 514. 232 ) Kloster 12, 168; in England verkauft die Braut das Brautb.: Imago 1 , 4 5 9 ; vgl. die Wotjäken: ZfVölkerpsychol. 18, 385. lS3 ) T e m m e Pommern 338. aM ) S c h ö n w e r t h 1. c. i, 110. i3S ) M e n s i n g I.e. 1, 268. "«) Globus 81, 2 7 1 . *>') T e t z n e r Slaven 380. l3S ) B a r t s c h 1. c. 1, 237 Nr. 308. S3e) G r i m m 1. c. 3, 461 Nr. 765. »») Ebd. 3, 467 Nr. 885.

1 3 . B . im L i e b e s z a u b e r . Wenn in Kottbus 2 4 1 ) das Mädchen heimlich ins B.glas des Geliebten speit, so gewinnt sie ihn f ü r sich; gießt in Böhmen ein Bursche Fledermausblut ins B., das ein Mädchen trinkt, so ist ihm das Mädchen verfallen 2 «). »") S t r a c k 203 Nr. 1455.

Blut 3 1 .

»")

Grohmann

14. Im S c h a d e n z a u b e r spielt das B . als Medium oft in den Hexenprozessen eine Rolle: In einem Prozeß in Schlawe (1538) wird die Bürgermeisterin angeklagt, ihrer Stieftochter ein dickes schwarzes B . ,,Momye" gesandt zu haben, worauf diese in Raserei ausbrach 243 ). " 3 ) M. v. S t o j e n t i n Herzogssagen (Stettin 1910) H e p p e i, 491; vgl. 287.

Aus Pommerns 4; Soldan-

1 5 . B . im G e g e n z a u b e r , S c h i e ß und D i e b e s z a u b e r : Im G e g e n zauber verwendet man das B . in Preußen: wenn ein K i n d beschrien ist, so gieße man auf die Stelle des Hemdes, wo das Herz ist, B., verbrenne den herzförmig ausgeschnittenen Stoff zu Asche und gebe das dem Kind in Wasser 244) zu trinken. Nach böhmischem Aberglauben kann man den Spund eines B.fasses im

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Bier

Schießzauber verwenden, indem man heimlich einen Splitter hinter das Zentrum der Scheibe steckt 24S). In einem Prozeß zu Wohlau (1661) kamen furchtbare Einzelheiten über V e r b r e c h e r aberglauben (Diebeskerzen!) zutage; u. a. hatten die Unmenschen die Herzen von 3 genotzüchtigten Mädchen pulverisiert und in B. getrunken und andern zu trinken gegeben, teils um sich beherzt und fest zu machen, teils im Glauben, daß die, welche davon getrunken, ihnen nachlaufen würden, um sie dann zu ermorden 246 ). S e l i g m a n21en Blich 1, 304. «5) J o h n Westböhmen 324. ) MschlesVk. 1919, 110. 16. B. in H e i l k u n d e und H e i l z a u b e r : 400 J a h r e bevor K n a u s t und Coler über die heilsame K r a f t des B.es schreiben, preist die hl. Hildegard in ihren causae et curae das B. 247 ): „cerevisia autem carnes hominum incrassat et pulchrum colorem faciei eius praestat propter fortitudinem et bonum sucum f r u m e n t i " 248 ); für einen homo de gutta paralysi 249) fatigatus empfiehlt sie 25 °): „cerevisiam de hordeo aut de siligine ieiunus b i b a t " ; im Kapitel de amentia heißt es 2 5 1 ): . . cerevisiam bibat (der Kranke), quae destitutos humores et sensus ipsius in rectitudinem continent et furorem amentiae ab ipso e v e r t u n t . " Coler, welcher das „feine Büchlein des Herrn H. K n a u s t " ausgiebig benutzt 252), schreibt schon den gewöhnlichen B.en Heilkraft 253) zu: der Güstrower „ K n y s e n a k " ist gut gegen Stein, Hamburger B. mit frischer Butter genossen macht eine schöne glatte H a u t und verhütet den Stein 254 ); ebenso erhält m a n eine schöne Haut, wenn man sich mit Weißb. wascht; „ein Brei von Brot und B. gekocht und feist mit Butter und Öl gemacht und gewermet und des Morgens nüchtern gegessen . . erweichet den Leib und machet gelinde sanffte Stulgänge 256 ); im „andern Teil" der oeconomia erwähnt Coler den W u n d e r t r a n k : warmes Hamburger B. und Maienbutter 256 ). Besonders n a h r h a f t ist das Erfurter J3 . 257 ); dann aber kennt er eine Reihe von Kräuterb.en 2 5 8 ), die gegen bestimmte Leiden verordnet werden, so z. B. das

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Wermutb. 2 5 9 ): „es stärket den Magen, macht Lust zu essen, treibt die Bilem durch, den Urin ab, vertreibt die Verstopfung der Leber und Miltzes, vertreibt und tödtet die W ü r m mit seiner Bitterkeit, hindert die Fäule, fördert die menses; ist auch ein guter Trank den Febrizianten und Wassersüchtigen, sonderlich wann die febres beginnen abzunehmen; so heilt jede Art der cerevisiae medicatae besondere Krankheiten: Salbeyenb. 260 ) „stärket H a u p t und Magen . . . nimbt das Zittern der Kniescheiben, Beyfußb. ist gut f ü r Frauenleiden, Roßmarinb. ist den „Melancholicis und Cordiacis" sehr gut, Lavendelb. stärket das Mark im Rückgrat und die Nieren, Melissenb. 261 ) „ m a chet aus traurigen und melancholischen Leuten fröhliche Leute, Haselwurtzb. „ist gesund . . . den Geelsüchtigen und Podagrischen Leuten, den es nimbt den Tartarium, der sich zwischen die Gelenke gelegt h a t " ; „Wacholderb. 2 6 2 ) ist g u t . . . zu Mängel der Nieren und Blasen und provoziert den Weibern menstrua gewaltig"; so zählt Coler an die 20 Sorten auf, meist mit Angabe der Zubereitungsart. Gegen die medizinische Überschätzung des B.es schreibt Homeyer seine Dissertation; „mit Gottes Hilfe" legt er dar, wie die „Bachivisia" für verschiedene Krankheiten schädlich ist, so für Fieberkranke (s: § 3—5), bei Nephritis, Kolik und Podagra (s. § 6) 263 ). Im Henkenhagener Arzneibuch 264) wird f ü r ein G e s c h w ü r folgendes Rezept empfohlen: Betonienblätter und Kümmel in altem B. gekocht 265 ); dasselbe Arzneibuch empfiehlt Disteln in B. gesotten gegen Gicht 2 6 6 ). Im zweiten Teil der Oeconomia verordnet Coler ferner: Warmes B. mit Butter oder Tormentill als W u n d t r a n k 2CT), B. mit Eichenblättern gegen Dyssenterie 268), Eberraute in B. gesotten gegen die aufsteigende Mutter 269 ); Fischer 270) kennt Feuerstein in B. gekocht gegen Rose, im Rheinland 2 7 1 ) kennt man Leberkraut in B. abgekocht gegen Stein; die Magyaren 272) empfehlen neun Flaschen B. mit neun Süßigkeiten gegen Syphilis. Im Elsaß gebrauchen Mädchen das J u n g b . zum Abtreiben 273). Gegen

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Bieresel—Bild,

Bettnässen brät man nach mecklenburgischem Aberglauben eine Maus zu P u l v e r und gibt das P u l v e r in w a r m e m B. zu trinken 274 ). A u c h gegen katarrhalische Erkrankungen 275) verordnet die Volksmedizin mit heißem Stahl erwärmtes B., die Mädchen verwenden das T r o p f b . zum Haarkräuseln 276 ); die Viehmedizin kennt B . als Mittel gegen B l u t h a r n e n der Pferde. Ein Arzneibuch v o m Niederrhein (15. Jh.) r ä t 2 7 7 ) : „ n e m bechelen e y n loit gewicht inde ein krusen guets biers, werme dat e wenich inde g u y s t de perde in den hals; dat dö dicke, so wirt eme b a s . " Coler empfiehlt, das Euter der K u h mit B. einzureiben 278). Im Heilzauber finden wir z. B. in einem Hexenprozeß zu Mecklenburg das B. erwähnt (1584) 279 ): eine Hexe r ä t , Herzspannkraut in einer K a n n e B. zu sieden gegen S c h w u l s t ; gegen Magenbeschwerden gießt man auf ein glühendes, halbes gefundenes H u f eisen B. und trinkt es 28°). Gegen A b zehrung verschreibt in Mecklenburg s®1) die Volksmedizin morgens nüchtern B . , welches über eine Adder, einen Schweinigel und eine K r ö t e abgezogen ist oder über Urtica dioica gestanden hat (auch gegen Würmer) M2 ). Eine Krankheit, welche das V o l k kaltem B. zuschreibt, ist unter dem Namen „ B . t r i p p e r " bekannt **') L i b . I I de cerevisia = 1 5 0 , 1 6 f f . K a i s e r v g l . 1 1 4 , 24. " ' ) In einem e t y m o l o g i s c h e n W e r k des 13. Jhs. heißt e s : cerevisium quasi dicitur Cereris vis in a q u a : S c h m e l l e r Bayr.Wb. 1, 265. "•) In demselben W e r k heißt e s : homines h a b i t a n t e s in locis, ubi est cerevisia, raro incurrunt p a r a l y s i m et l e p r a m : S c h m e l ler I.e. 1. c. 114, 32 f f . Kaiser. * " ) I . e . 169, 16 f f . IC. "«) C o l e r 1. c. 20. 253 ) Ü b e r die Volksansicht v o n der H e i l k r a f t des B . s v g l . F i n d e r Vierlande 1, 254. SS1) C o l e r 1. c. 23. " 5 ) 1. c. 24; v g l . Kriis5ä n i t z 5, 3 8 — 3 9 . ) p. 244. "') C o l e r I . e . 22. «») E b d . 24 f f . a M ) E b d . 25; K n a u s t 6 7 . ! « ) I ( n a u s t 68. «») C o 1 e r 26. Ein W a c h h o l d e r b . als E r n t e b . wird j e t z t noch in P o m m e r n g e b r a u t : B I P o m V k . 4, 7 1 . a63 ) Dissertalio inauguralis medica de cerevisiae potu in •nonnullis morbis insalubri et adverso v . P . G . H o m e y e r . M a g d e b u r g 1743. S64) B I P o m V k . 3, 69; die römischen Mediziner verschrieben g e g e n geschwollene D r ü s e n U m s c h l ä g e v . A t t i c h b l ä t t e r n m i t B.hef e: P a u l y - W i s s o w a 5 , 464. »«) B I P o m V k . 8, 128 N r . 107. " • ) E b d . 26, \ Oeconomia 1 3 6 Nr. 1 1 5 . 2. Teil, 244. Bächtold-Stäubli

Aberglaube I.

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Bildzauber

"») E b d . 2, 206. «») E b d . 2, 2 1 3 . "»( F i s c h e r 1 . e . 180. s " ) Z r w V k . 1 9 2 3 — 2 4 , 37. »") W l i s l o c k i Magyaren 143. m ) A n t h r o p o p h y t e i a 2, 260. S74 ) B a r t s c h Meckl. 2, 102 N r . 1 3 7 7 . i75) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 19 f f . ; a u c h in der römischen M e d i z i n gegen H u s t e n : P a u l y - W i s s o w a 5, 464. a ' 6 ) S t o 1 1 Zauberglauben K r ü n i t z 5,38—39. "') ZfVk. s , i 1 9 1 6 , 199. ) Coler I . e . 407 c a p . 59. "») B a r t s c h 1. c. 2, 16. S9°) S e 1 i g m a n n M1) Blick 1 , 275. B a r t s c h I . e . 2, 1 1 8 ai) N r . 459. Vgl. P a u l y - W i s s o w a 5, 464. ' " ) H ö h n Volksheilkunde 115 ff. Eckstein.

Bieresel. S p u k in Tiergestalt (drei- oder vierbeiniger Esel) nach A r t der Dorftiere (s. d.). In Thüringen, Sachsen und im V o i g t l a n d hockt der B. verspäteten W i r t s hausgästen und Betrunkenen auf (s. A u f hocker), k o m m t aber auch ins W i r t s h a u s und trinkt den Gästen das Bier aus 1 ). Sein Gelächter ist sprichwörtlich (Voigtland). Bei T o r g a u schafft er wie ein K o b o l d Bier ins H a u s und v e r r i c h t e t andre Hausarbeit, verlangt d a f ü r j e d e n A b e n d sein Glas Bier und poltert, wenn es ihm entgeht 2 ). In Deutschböhmen heißen die Geister gewissenloser Schankwirte, die i m W i r t s h a u s alsPoltergeisterumgehen,B.; Beschreibung: grauer Ochse mit dickem rotemMenschenkopf und riesigenHörnern; B e g e g n u n g mit dem B. bringt geschwollenes Gesicht und Fieber oder T o d 3 ). ') R o c k e n p h i l o s o p h i e V , 37; W i t z s c h e l Thüringen i , 1 2 0 ; B e c h s t e i n Thüringen i, 128. 204; M e i c h e Sagen 57 f. ( = G r ä s s e Sachsen 1 Nr. 3 1 3 ; 2 Nr. 709); E i s e l Voigiland 1 2 3 N r . 318. *) K u h n und S c h w a r t z 423 N r . 2 2 1 ; v g l . 203 Nr. 225, 2. 3) K ü h n a u Sagen 1, 1 4 6 ; L a u b e Teplitz 103 N r . 2. Ranke.

Biereule s. P i r o l . Bild ( = B.) und Bildzauber ( = B z . ) 1 ) . 1. B . u n d primitive Kultur. Ebensowenig wie heute ein primitives V o l k existiert, das keine Religion besitzt, gibt es ein Volk, das nicht die A n f ä n g e einer bildenden K u n s t kennt. W i r finden eine solche daher bereits im Paläolithik u m . U n d zwar dient die primitive bildliche Darstellung einem dreifachen Z w e c k : A . Sie ist entsprungen dem ä s t h e t i schen Bedürfnis; sie dient der Freude, der Unterhaltung, dem S c h m u c k ; -der S p i e l t r i e b m a c h t sich hier geltend, o f t 4«

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Bild, ' Bildzauber

auch die Langeweile. In diese Klasse der B.er gehören u. a. die zahlreichen sog. Petroglyphen, die sich in allen Erdteilen, zum Teil auch aus neuester Zeit, finden 2 ). — B . Die bildliche Darstellung hat im praktischen und logischen B e d ü r f n i s ihren Grund; sie dient der Mitteilung. Das Mitteilungsb. gibt eine ausgeführte Darstellung, und aus ihm entwickelt sich durch Abkürzung und dadurch, daß lediglich einiges Wesentliche hervorgehoben wird, die Bilderschrift (s. d.). Beispiele bei den nordamerikanischen Indianern, den Azteken, in der vorhieroglyphischen ägyptischen S c h r i f t 3 ) usw. — C. Die bildliche Darstellung geht aus dem m e t a p h y s i s c h e n Bed ü r f n i s hervor und gehört dem Gebiet der Religion und Magie an. Als älteste B.er fallen in diese Gruppe die eiszeitlichen" Höhlenb.er, die dem Analogiezauber (s. d. Anm. 22) dienen, und die sog. Inselidole (s. B.opfer Anm. 7), ferner die menschlichen B.er, meist in Wohnstätten des Paläolithikums und Neolithikums gefunden, die als Träger der „ K r a f t " des Verstorbenen aufzufassen sind, die Vorläufer etwa der chinesischen und römischen Ahnenb.er 4 ); denn als Götterb.er möchte ich diese steinzeitlichen B.er nicht auffassen. — Gelegentlich bewirkt die zentripetale K r a f t der Religion, d.h. diejenige K r a f t der Religion, die ursprünglich profane Dinge und profane Kulturfaktoren in den Bereich der Religion zieht, auch, daß bildliche Darstellungen der unter A. und B . genannten Gruppe in die Sphäre der Religion gerückt werden. Im folgenden sind also im wesentlichen die bildlichen Darstellungen der dritten Gruppe zu berücksichtigen. *) Zur gesamten Vorstellung: v . N e g e l e i n A R w . 5 (1902), i i i . ; P f i s t e r Bayerischer Heimatschutz 2 3 (1927), 29 ff Speziell über die Vorstellungen vom Götterbild: C l e r c Les théories relatives aux cultes des images 1 9 1 5 ; s P a u l y - W i s s o w a n , 2143. ) A n d r e e Parallelen 1, 2 5 8 ff.; D a n z e l Anfänge der Schrift (Beitr. z. Kultur- u. Univ.-Gesch. 2 1 , 1 9 1 2 ) , 1 1 ff. 3 ) J e n s e n Gesch. der Schrift 1 9 2 5 , 1 3 ff. *) P a u l y - W i s s o w a 1 1 , 2 1 4 5 .

2. B . u n d R e 1 i g i 0 n . Da das B . sowohl in der Religion als auch im Aber-

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glauben eine Rolle spielt und beide Gebiete hier, wie auch sonst, nicht ganz scharf zu trennen sind, ist zunächst zu sehen, welche Bedeutung das B . in der Religion hat. Unter Religion verstehe ich das in Handlungen (d. h. im Kultus) oder in Erzählungen (d. h. im Mythus) oder in künstlerischer Gestaltung (d. h. in d e r b i l d e n d e n Kunst) oder in begrifflicher Reflexion (d. h. in der Theologie) sich äußernde Verhältnis des Menschen zu einer nach dem Glauben des Menschen in irgendwelchen Wirkungen sich kundtuenden oder offenbarenden K r a f t oder zu solchen K r ä f t e n 5 ) . Die mannigfache Bedeutung, die das B . in der Religion hat, läßt sich in drei Gruppen gliedern: A. Das B . ist ein krafterfüllter (orendistischer) Gegenstand; es ist also tabu oder heilig; es ist (zum mindesten für primitive Religiosität) selbst ein „ G o t t " . Dabei kann däs B., wenn es eine Person darstellt, entweder einen Menschen darstellen; dann ist es im primitiven Glauben ein Doppelgänger dieses Menschen und ist zugleich Träger seiner K r a f t , wie z. B. bei den oben genannten steinzeitlichen menschlichen Figuren; auch im Bz. tritt uns diese Anschauung entgegen. Oder das B. gibt einen anthropomorphen Gott wieder und enthält ebenfalls die K r a f t dieses Gottes. — Da das B . Doppelgänger de9 Abgebildeten ist und über dieselbe K r a f t wie das Abgebildete verfügt, so sind auch Nachbildungen heiliger B.er ebenso wundertätig wie diese selbst, zumal wenn man sie mit dem Urbild in Berührung gebracht hat, so daß dessen K r a f t auf das Abbild übergehen konnte 8 ). So werden auch gerne Nachbildungen heiliger B.er als Amulett (s. d.) getragen. Ebenso erhält ein Brot (s. d.) oder Gebäck (s. d.) wunderbare K r a f t , wenn es mit einem heiligen Bild verziert ist und kann etwa als Medizin eingenommen werden 7 ). Götzenb.er aus Teig wurden z. B . durch das Konzil von Leptinae (743) verboten 8 ). Und wie das ganze B . so ist auch der einzelne Teil desselben krafterfüllt, so daß man etwa abgeschabte Holzspäne eines Heiligenb.es als Medizin einnehmen kann (u. A n m .

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Bild, Bildzauber

39 f.). Das Verhältnis des Menschen'zum „heiligen" B., insbesondere zur K r a f t des B.es, äußert sich in dreifacher A r t : 1. Im Mythus; es werden B.wunder erzählt; s. u. Nr. 4. — 2. Im Kultus; es werden irgendwelche Handlungen, die sich auf das B. beziehen, vorgenommen; s. u. Nr. 5. — 3. In der begrifflichen Reflexion; es wird theoretisch der B.erdienst erörtert, begründet oder verworfen, was bis zum B.erstreit und B.erstürm führen kann; s. u. Nr. 6. B . Das B . wird als Opfer der Gottheit dargebracht; s. Art. B.opfer Nr. 1 und 2. — Bei diesen beiden Gruppen ist das B . selbst das Wesentliche. C. Nicht das B . an sich ist die Hauptsache, sondern der Gegenstand, der durch das ad hoc angefertigte B . dargestellt wird. Das B . ist Ersatz f ü r das Dargestellte. So spielt das B. in der Religion eine Rolle als Ersatzopfer; s. Art. B.opfer Nr. 3. ') P f i s t e r Schwaben 97; BIBayVk. 10 (1925), 47. •) P o l l i n g e r Landshut 77t.', F o x Saarland. Volksk. 254 f.; Klapper Schlesien 35; s.u. Nr. 5 A. ') P o l l i n g e r 8 83. ) F e h r Der Aberglaube und die kaihol. Kirche des MA.s. 1857, 74 f.; W i d l a k Synode v. Liftinae 3 3 ; W e i n h o l d Frauen 2 « , 61.

3. B. u n d A b e r g l a u b e . Was von dieser dreifachen Bedeutung des B.es in der Religion auch als Aberglaube aufzufassen ist, hängt zum Teil von der Stellung des Beurteilenden ab. Der Rationalist, der B.erstürmer, wird jeden B.erglauben als Aberglauben bezeichnen; dem gläubigen Anhänger einer Religion, die die K r a f t des B.es anerkennt, ist das B . ein Gegenstand seiner religiösen Verehrung. Dazu kommt, daß auch der kirchlich gebilligte Glaube an B.er und der kirchlich gebilligte Gebrauch von B.ern nicht selten im volkstümlichen Glauben und Brauch derart sich ändert, daß das Gebiet der Religion unmerklich verlassen und das Gebiet des Aberglaubens betreten wird. Bei dieser unsich;rn Abgrenzung ist es das Beste, das oben gegebene System kurz durch Beispiele zu erläutern, zumal durch solche, db der volkstümlichen Überlieferung entnonmen sind.

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Dazu kommt nun aber noch ein wei-, terer B.erglaube, der unbestritten dem Gebiet des Aberglaubens angehört, der eigentliche Bz. Wir haben gesehen, daß das B . als solches selbst eine Rolle im Glauben spielen kann, aber auch als Ersatz f ü r etwas Wirkliches, das durch das B . dargestellt wird. Dies letztere ist auch beim Bz. der Fall. Das B . vertritt hier in irgendwelchen Handlungen, die mit ihm vorgenommen werden, einen Gegenstand, den es darstellt, in der Regel ein Lebe-, wesen, Mensch oder Tier. E s dient als Mittel, um einen Zweck zu erreichen, der das Dargestellte betrifft; s. u. Nr. 7. So haben wir also der Reihe nach zu betrachten: 1. Das heilige B . in der Legende. 2. Das heilige B . im Kult. 3. Das heilige B . in der theologischen Erörterung. 4. Das B . als Opfer. (Ist im Art. B . opfer behandelt; s. a. B.stock.) 5. Das B . als Ersatzopfer. (Ist im Art. B.opfer behandelt; s. a. B.stock.) 6. Das B . im Bz. Bei den vier ersten Punkten ist das B. an sich das Wesentliche und die Hauptsache, bei den zwei andern tritt das B . f ü r die Wirklichkeit ein. Das heilige B., von dem zuerst zu handeln ist, kann je nach der Religion, der es angehört, das B . eines Gottes, einer göttlichen Person, eines Heros oder Heiligen sein, aber auch ein heiliges Zeichen (Symbol, sagt man gewöhnlich) wie die" Doppelaxt bei den Hethitern und in der altkretischen Kultur, oder die Darstellung einer Szene aus der heiligen Überlieferung, aus dem Mythus oder der Legende. Bei heiligen B.ern ist die K r a f t •) das wesentliche, die sich in Wirkungen und Offenbarungen äußert, von denen die Legende erzählt, an die der K u l t sich richtet und die in den theologischen Erörterungen verteidigt und angegriffen wird; s. auch Bildstock, Götterb., Heiligenb. •) P f i s t e r Reliquienkult 2, 531 f. 615 f.; P a u l y - W i s s o w a 1 1 , 2143.

4. D a s h e i l i g e B . i n d e r L e g e n d e . In ihr wird das B . und seine K r a f t gefeiert; Legende ist ideeller K u l t 41*

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Bild, Bildzauber

E s werden B.erwunder berichtet. Häufig ist schon der Ursprung des B.es von der Legende verklärt. Das B . ist vom Himmel gefallen oder von Engeln vom Himmel herabgetragen; es ist überhaupt nicht von Menschenhänden gebildet 1 0 ); es ist in einem B a u m gefunden w o r d e n u ) , von Tieren gezeigt worden 1 2 ); es ist von selbst herbeigeschwommen 1 3 ) ; es zeigt den Ort an, meist durch Tiere, wo es aufgestellt werden soll 1 4 ), und kehrt, hinweggebracht, wieder an seinen alten Ort zurück und darf nicht von hier entfernt werden 1 5 ), oder es hat sonstwie wunderbaren Ursprung 1 6 ). Ganz ähnliche Sagen erzählt man auch von Glocken und andern heiligen Gegenständen. Ferner berichten Sagen von solchen B.ern, daß sie, verspottet oder mißhandelt, sich an dem Missetäter rächen und ihn bestrafen 17 ), daß sie sich bewegen, sich umwenden, mit dem Finger oder den Augen winken 1 8 ), daß ihnen ein B a r t wächst 1 9 ), daß sie bluten ao), schwitzen oder Blut schwitzen 2 1 ), weinen 22 ), sprechen 23 ), singen 24 ), schreien 25 ), im Feuer nicht verbrennen 26), vom Wetter nicht getroffen werden. Mit letzterer Eigenschaft hängt der Glaube zusammen, daß B.er vielfach das Unwetter abhalten, daher man gelegentlich auch beim Herannahen eines solchen ein heiliges B . ins Freie stellt 2 7 ). Zu allen diesen Sagenmotiven lassen sich Parallelen aus allen Zeiten stellen 28 ). — Über B.er, mit denen nach der Sage das Schicksal eines Hauses oder einer Stadt v e f k n ü p f t ist, s. Talisman. ,0 ) v . D o b s c h ü t z Christusbilder (Texte u. Unters, zur Gesch. der altchristl. Lit. 3, 1899), mit viel Material; M ü l l e n h o f f Sagen 1 2 1 f. n ) B i r l i n g e r Volhsth. i, 374. 380; M e i c h e Sagen 6 3 1 Nr. 7 7 7 ; P a n z e r Beitr. 2, 1 5 ; M e i e r Schwaben 3 2 3 ; W o l f Niederl. Sage« 264; R e i s e r Allgäu 1 , 3 8 8 f.; P a u l y W i s s o w a 3 , 1 5 7 . 12) B i r l i n g e r Schwaben 1 , 69; Volksth. 1, 387 ff.; P f i s t e r Reliquienhult 1, 2 3 1 ; 2, 440; R e i s e r Allgäu 1, 384ff. ") B i r l i n g e r Schwaben 1 , 5 8 ; Volhsth. 1, 3 7 9 f. 389 f. 4 1 6 f.; P f i s t e r Reliquien 1, 2 1 1 ff.; G ü n t e r Buddha in d. abendl. Legende 1 5 6 f.; M e i c h e 2 5 9 ; H e y l Tirol 4 5 ; P a n z e r 2, 4 f.; Schambach und M ü l l e r 26; O b e r h o l z e r Thurgau 64. " ) B i r l i n g e r Volksth. 1, 403 f. 4 1 3 f.; G ü n t e r Buddha 1 7 4 f.; D e r s. Die christl.

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Legende 8 i f . ; Pfister Schwaben 62 f. ; P a n z e r 2 , 1 4 t . ; W o l f Niederl. Sagen 267. 4 2 3 f.; D e r s. Beiträge 1, 1 5 2 ; H e y l 1 1 4 f. 3 2 4 ; R e i s e r 1 , 3 7 8 ff.; S c h m i d t Kultübertr. 94 ff.; R i t z Bayer. Heimatschutz 22 (1926), 82 ff.; P o l l i n g e r 74 f.; M ü l l e n h o f f Sagen 1 1 1 ff. 1 1 4 f. 1 5 ) B i r l i n g e r Schwaben 1, 61 ff. 64 ff.; Volksth. 1 , 374. 399 ff. 4 1 8 . 4 2 1 ; P a n z e r 2, 39; P f i s t e r Schwaben 59 ff.; W o l f Niederl. Sagen 265. 270 f.; R e i s e r 1, 387 f. 403 ff.; Heyl 3 2 7 f. 442. 550 f.; B a r t s c h Mecklenburg 1, 3 5 1 f.; Köhler Voigtland 6 1 0 ; Ei sei Voigtland 201 f.; s. auch Art. B.stock, Anm. n . 16 ) B i r l i n g e r Schwaben 1, 6 5 ; Volksth. 1, 4 1 6 ; K ü h n a u Sagen 2 , 1 0 1 ; R e i s e r Allgäu 1, 389 ff.; W o l f Niederl. Sagen 265 f.; D e r s. Beitr. 1, 1 5 3 ; H e y l 549 f.; P a n z e r 2,39; M ü l l e n h o f f 115. ") B i r l i n g e r Schwaben 1, 81 f.; Volksth. 1, 4 2 3 f. 426 f. 428 f f . ; M e i e r Schwaben 1, 291 f.; W o l f Niederl. 416. 657 f.; R e i s e r 1 , 3 7 9 ; E i s e l 199 ff.; H e y l 556; M e i c h e 256. 267; Strackerjan 2, 2 6 3 ; Müllenhoff 1 2 6 f. " ) B i r l i n g e r Volksth. 1, 376. 378. 428; W o l f Beitr. 2, 2 5 7 f.; O e r s . Niederl. 420 f. 6 5 7 ; E i s e l 200; H e y l 42 t.; P o l l i n g e r Landshut 7 2 f. 89 ; S a i n t y v e s Les reliques et les images légendaires 1 9 1 2 . " ) P o l l i n g e r 7 2 ; H e y l 3 9 8 t . 20) B i r l i n g e r A.Schwaben 1 , 8 1 ; Volksth. 1, 4 2 7 ; W o l f Niederl. 4 1 6 ; M ü l l e n h o f f Sagen 1 2 6 f.; R o c h h o l z Glaube 1, 48. » ) B i r l i n g e r Schwaben 1, 7 9 ; M e i c h e 2 5 2 f.; R o c h h o l z Sagen 2, 1 2 8 ; M ü l l e n h o f f 124. " ) B i r l i n g e r A. Schw. 1, 58 f. 64; Volksth. 1, 3 7 9 ; J ö r g e r Vais 14. " ) W o l f Niederl. Sagen 2 7 1 . 4 2 5 f.; B e c k e r Pfalz3 140 f. ; Schwankhaft : B o l t e - P o l i v k a 3, 1 2 0 ff. M ) B i r l i n g e r Volksth. 1, 374. ") D e r s . Volksth. 1, 427 f.; E i s e l 200. " ) B i r l i n g e r A. Schw. 1, 66 f.; Volksth. 1, 425; P a n z e r 2, 9; R e i s e r 1, 391 f.; L ü t o 1 f Sagen 530 f. ; H e r z o g Schweizersagen 2, 247 f. ; B e c k e r P / i k ' m . " ) B i r linger Volksth. 1 , 192. 1 9 5 f.; Pfister Schwaben 62 f. 28) Beispiele aus dem Altertum : We Icker Griech. Götterlehre 2, 1 2 1 ff.; W e i n r e i c h Heilungswunder 1 4 6 ; P a u l y W i s s o w a 1 1 , 2 1 4 3 . Aus dem M A . : M e y e r Aberglaube 1 7 8 ff.

5. Das h e i l i g e B . i m K u l t . Es werden irgendwelche Handlungen vorgenommen, die sich auf das heilige B. und seine K r a f t beziehen, und mit diesen Handlungen wird ein bestimmter Zweck verfolgt, der vierfacher Art sein kann: A. Die K r a f t des B.es strahlt von ihm aus wie ein Fluidum, und diese Kraft ist ü b e r t r a g b a r 2 8 ) . Insbesondere durch Berührung kann diese K r a f t übertragen werden. Man berührt also das B.,

1289

Bild, Bildzauber

ein Gestus beim Beten, der weit verbreitet ist 30). Oder das B. wird g e k ü ß t : A u c h der K u ß (s. d.) als sakrale Handlung hat ursprünglich den Zweck, solche K r a f t zu übermitteln, sich anzueignen, wenn das Geküßte über die heilige K r a f t verfügt, zu übergeben, wenn der Küssende sie besitzt 31 ). Oder man trägt das heilige B. bei sich 32 ); dann wirkt es ebenfalls stärkend oder übelabwehrend, s. A m u lett, Heiligenb. Zeichnet man sich das B. oder Charaktere (s. d.) oder Zauberzeichen (s. d.) auf den eigenen Körper, so h a t . das dieselbe Bedeutung; s. T ä t o wieren. Natürlich kann man solche Zeichen und B.er auch an andern Gegenständen, Haustüren, Ställen usw. anbringen, um diese zu „ w e i h e n " oder um Böses von ihnen abzuwehren (s. Amulett, Talisman). Ferner kann man B.er, Zauberzeichen usw. essen oder in Wasser aufgelöst trinken, um sich ihre K r a f t zuzufügen 33 ). Und schließlich können B.er umhergetragen oder -gefahren werden (s. Prozession, Umgang), damit das von ihnen ausgehende Fluidum sich heiligend auf die Umgebung verbreitet 34 ). — W a s hier von B.ern allgemein gesagt ist, gilt auch im Besonderen für das Heiligenb. (s. d.). K r a n k e n bindet man ein solches um den Hals, insbesondere das B. des Heiligen, der für die betr. K r a n k h e i t besonders hilfreich ist (Bayern) 35 ). Kleinen Kindern legt man Heiligenb.er ins Tragkissen, damit sie b r a v werden und gut lernen 3 6 ) oder zum Schutz gegen Hexen 37 ). In B a y e r n werden vielfach bei Wallfahrtskirchen kleine Heiligenb. er verkauft, die bei K r a n k h e i t e n verschluckt werden, „ u m durch die besondere, dem betreffenden Heiligen innewohnende K r a f t die Heilung herbeizuführen. Zu Mariazell in Steiermark werden derartige verkauft, welche das Gnadenb. der dortigen Muttergottes zeigen. Es sind A b drücke von einem alten Holzstock, auf dem mehrere der ungefähr 2 cm im Geviert enthaltenden B.chen vereinigt sind. Man schneidet sie je nach Bedarf mit der Schere ab und verschluckt s i e 3 8 ) . " Im Badischen gibt man gelegentlich Holzspäne von einem Heiligenb. dem K i n d

1290

im Brei zu essen 39 ). Denn auch ein Teil des B.es ist von derselben K r a f t erfüllt wie das ganze. So ist wohl auch die Stelle aus der Aberglaubenliste des Tirolers Hans Vintler 4 0 ) um die Wende des 14. zum 15. Jh. zu erklären, wo es kurz heißt: „etleich die sneiden ainen span aus unsers herren m a r t e r . " W o z u dieser Span aus dem K r u z i f i x verwendet wird, wird hier nicht gesagt; aber diesem Brauch liegt sicher der Glaube zugrunde, daß auch ein kleiner Teil eines B.es wie auch der einer Reliquie (s. d.) mit der gleichen K r a f t wie das ganze erfüllt ist. In einem Hexenprozeß von 1546 kam zur Sprache als Mittel, sich unsichtbar zu machen: Die eine Angeklagte bohrte einem K r e u z b . e die Augen aus und sagte, wenn sie diese Augen bei sich habe, könne niemand sie sehen 4 1 ). Die Congregatio S. Officii hat in der Sitzung v o m 29. Juli 1903 entschieden, daß es gestattet sei, parvas imagines chartaceas Beata Maria Virginis in aqua liquefactas vel ad modum pillulae involutas ad sanitatem impetrandam deglutire, falls jeder Aberglaube und die Gefahr eines solchen dabei ausgeschlossen sei 42 ). Bei allen diesen Bräuchen gilt der Zweck, die K r a f t des B.es auf sich selbst oder auf etwas andres zu übertragen, sich selbst oder etwas andres mit der K r a f t des B.es zu vereinigen. W i r nennen dies den sakramentalen Zweck. Die Übertragbarkeit der K r a f t des B.es ermöglicht es auch, diese K r a f t in irgendwelchen Gegenständen, etwa Tuchlappen, einzufangen, die man mit dem heiligen B . in Berührung gebracht hat und die hierdurch „ g e h e i l i g t " , d . h . ebenfalls mit heiliger K r a f t erfüllt werden. So haben z. B. die Polynesier Götterb.er, die als Sitz wunderbarer K r ä f t e gelten. Bei einem Fest werden sie aus ihrem Tempel herausgetragen, die Priester legen rote Vogelfedern, die ihnen von den Leuten übergeben werden, in eine Höhlung der B.er. Hier saugen sie sich gewissermaßen voll an der K r a f t dieser B.er und können dann als ebenfalls krafterfüllte Substanzen (Amulette, Fetische) mit nach Hause genommen w e r d e n 4 3 ) ; vgl. die „angerühr-

Bild, Bildzauber t e n " A m u l e t t e o. S. 384 und den A r t . Reliquien. B. E b e n ist uns bereits die a p o t r o päische B e d e u t u n g des B.es begegnet. W e n n man ein B. anhängt, k a n n es stärkend und übelabwehrend wirken (s. A m u l e t t ) . So nagelt der Bauer das B. des heiligen Leonhard an seine S t a l l t ü r 4 4 ) , wie man im A l t e r t u m das B. der E p o n a in den Ställen aufstellte oder a n m a l t e 4 5 ) . Heilige B.er jagen den Teufel in die Flucht, und schreckhafte B.er wirken ganz besonders apotropäisch 46 ). Über B.er auf Nothemden s. d. A r t . Ebenso wirken auch B.er v o n Stierköpfen oder Stierhörnern, die man am D a c h des Hauses anbringt, übelabwehrend (s. Stier). C. Ferner werden den B.ern O p f e r dargebracht 47 ), um die Gottheit milde zu stimmen, ihr zu danken, sie der B i t t e geneigt zu machen. Diese Opfer können auch im Darbringen v o n Kleidern 48) bestehen, oder man zündet Lichter v o r ihnen an 49 ). Zu diesem K u l t gehört auch das Baden der Götterb.er 60). A b e r andrerseits, wenn man mit dem B. unzufrieden ist, beschimpft und mißhandelt man es auch. Solches geschah besonders mit dem B. des heiligen Urbanus, das man am Festt a g des Heiligen, wenn es schönes W e t t e r war, hoch ehrte, bei schlechtem W e t t e r aber wurde es ins Wasser geworfen und b e s c h i m p f t 5 1 ) . Ähnliches findet sich auch sonst häufig 82 ). D. Schließlich können mit dem heiligen B. Handlungen vorgenommen werden, die man als Z w a n g s r i t e n bezeichnen kanni In der Regel handelt es sich dabei um einen Analogiezauber (s. d.). Das Baden der B.er kann zwar einen euergetischen Z w e c k haben genau so wie das Bekleiden des B.es (s. oben C). A b e r wenn man das B. mit Wasser begießt, es im Wasser untertaucht, ist mit dieser Handlung h ä u f i g auch ein Analogiezauber, speziell ein Regenzauber (s. d.), verbunden. Besonders im MA. und später noch wurden solche Zauberhandlungen z u m Z w e c k e des Regenzaubers, besonders in Frankreich und Spanien unter kirchlichen Formen, vorgenommen 53 ). Im S a l z k a m mergut werden gelegentlich auch heilige

1292

B.er ins Wasser geworfen, um eine Feuersbrunst zu löschen 5 4 ). A u c h die Strohpuppen (s. d.), die W i n t e r d ä m o n e n (s. d.) u. a. verkörpern oder dem T o d a u s treiben (s. d.) und ähnlichen Handlungen dienen, sind hier zu nennen. ") P a u l y - W i s s o w a 11, 2x58 f. 2169ff.; P f i s t e r Reliquienk. 2, 529 ff. 30) P a u l y W i s s o w a a . a . O . ; A p p e l De Romanor. precat. (RVV. VII, 2,1909), 192 ff. sl ) P a u l y W i s s o w a a . a . O . ; C l e m e n Neutestamenti. Studien

f. Heinrici

1914, 29, 1 ;

Panzer

2,

39; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 294 Nr. 325; s. Amulett Anm. 83. 32) B i r l i n g e r Schwaben 1, 430; Altgermanisch: G o l t h e r Mythologie 247. 605. 33) P a u l y - W i s s o w a 11, 2171 ff.; ZföVk. 10 (1904^, 107 f.; SAVk. 21 (1917), 49, 7; s. Art. Bilderhändler. 31) G r i m m Myth. 1, 88. 176; M e y e r

Wolf

Religgesch. 40. 200;

Niederl. Sagen 428 f.;

Klapper

Schlesien 2 7 1 ; F e h r Der Aberglaube und die hathol. Kirche des MA.s 76; W i d 1 a k Synode

33 f. 35) ZfVk. 8, 399. *>) M e y e r Baden 26. 37 f. ") H ö i n Geburt 269. ••) A n d r e e Volive 21; ZföVk. 13 (1907), i n . 39) M e y e r Baden 38. *») V i n t l e r ed. Zingerle (1874) v. 8229 f.; ZfVk. 23 (1913), 135; Grimm Myth. 3, 420. " ) ZfVk. 7 (1897), i 8 9- " ) F r a n z Benediktionen 2, 454« 43) V i s s c h e r Naturvölker

1, 241 ff.

**)

Andree

") P a u l y - W i s s o w a

Votive

6, 228 ff.

52.

") S e -

1 i g m a n n Zauberkraft 218 f. 314. 3 7 1 ; D e r s.

Blick 2, 304 ff. 311 ff. 327.

Aus Schwaben 1, 295 Nr. 329.

")

18 )

Birlinger

E i s e 1 200;

Niderberger Unterwaiden 3, 437 ff.; M e i c h e 265; Altgermanisch: G o l t h e r Mythologie 602 ff.; s. auch Art. Bildmädchen. «) B i r l i n g e r Schwaben 1, 295 f. 50) F e h r l e Keuschheit

171 f f . ;

Gesemann

Regenzau-

ber 90 ff. M) J a h n Opfergebräuche 220 ff.; B i r l i n g e r Schwaben 2,162; Volksth. 1,452t.; P a n z e r Beitr. 2, 43 f. 282; G r i m m Myth. 2,640. ") J a h n 222,1, 295 f.; W o l f Beitr. 2, 109. 380; B i r l i n g e r Volksth. 1, 453; t3) R o c h h o l z Sagen 2, 253 f. Franz Benediktionen 2, 18 f.; F r a z e r 1, 307 ff.; W o l f Niederl. Sagen 694. ") ZföVk. 10 (1904), 107 f. 6. D a s h e i l i g e B. i n d e r t h e o l o g i s c h e n E r ö r t e r u n g . Solche ist f ü r uns hier nur insoweit v o n Interesse, als die mit B.ern verbundenen Vorstellungen als A b e r g l a u b e b e k ä m p f t oder als berechtigter Glaube verteidigt werden. Der K a m p f gegen den B.erdienst läßt sich schon durch die ganze antike K u l t u r w e l t v e r f o l g e n s s ), wurde v o n den christlichen K i r c h e n v ä t e r n a u f g e n o m m e n 5 6 ) und durch das ganze M A . bis zur Neuzeit fortgesetzt, wobei das Christentum den

Bild, Bildzauber

1293

heidnischen B.ern selbst wieder christliche entgegenstellte, deren K u l t aber seinerseits wieder v o n vielen Christen verw o r f e n wurde 57 ). " ) C l e r k a . a . O . ; B o r r i e s Quid veteres philosophi tingen 1918;

de idolatría senserint. Diss. G ö t G e f f c k e n A R w . 19 (IQI6 b i s

1919), 286 ff. »•) H. K o c h Die altchristl. Bil-

derfrage

nach

den literar.

Quellen

(Forsch, z u r

Rel. u. Lit. des A. und N.T. 10, 1917). ") H e r z o g - H a u c k 3, 217 ff. 221 ff.; W e t z e r und W e l t e 2, 812 ff. 821 ff. 7. D e r B z. E r beruht auf dem Glauben an den innigen, bis zur Identifikation gehenden Z u s a m m e n h a n g v o n B. und Dargestelltem. Dabei ist zweierlei zu unterscheiden: E n t w e d e r bewirkt die bildliche Darstellung allein f ü r sich schon den gewünschten V o r g a n g (so etwa bei den Jagddarstellungen); oder es wird eine H a n d l u n g mit dem B . vorgenommen, die z u m Gewünschten in Beziehung steht und es hervorbringen soll. In ersterem Fall (genauer besprochen o. Sp. 389 f.) ist die bildliche, in letzterem Fall (kürzer besprochen o. Sp. 394 f.) ist die mimische Darstellung die H a u p t s a c h e : W a s man mit dem B. v o r n i m m t , geschieht auch mit dem Dargestellten. Dieser letztere G l a u b e äußert sich in verschiedenen H a n d l a n g e n und Erscheinungen und war zu allen Zeiten lebendig. W i r betrachten ihn hier im einzelnen; s. auch A t z m a n n (I, 671). A . S c h a d e n z a u b e r . Beispiel aus dem älteren MA. in der Historia Scotorum B . X I des B o e t h i u s : A l s K ö n i g D u f f u s krank war und langsam hinsiechte, fand man in einem Schlosse bei Fontes Moraviae zwei Weiber, welche ein wächsernes B . des K ö n i g s v e r f e r t i g t h a t t e n ; die eine hielt dasselbe an einem Bratspieß über ein brennendes Feuer, die andere sang dazu Zauberlieder; die rechtzeitige Entdekk u n g der beiden Zauberinnen rettete dem K ö n i g das L e b e n 6 8 ) . — Paracelsus 5 9 ): „ E t l i c h e Zauberer machen B.er in Gestalt eines Menschen, den sie vermeinen und in G e d a n k e n haben, schlagen einen Nagel in die F u ß s o h l e n ; also ist der Mensch unsichtbar getroffen und trägt den Nagel unsichtbar in seinem F u ß e . " Hierfür g i b t es zahllose weitere Beispiele

1294

aus allen Zeiten 80), wozu man viele Seiten Literatur anführen könnte (s. auch die A r t . D e f i x i o n , R a c h e p u p p e , Schadenzauber, Vergraben). Gelegentlich wird dabei das B. ausdrücklich auf den Namen des betreffenden Menschen, dem der Zauber gilt, getauft, oder es werden einige Haare der zu verzaubernden Person in das W a c h s eingeknetet. Das B. braucht nicht eigens z u m Zwecke des Zaubers verfertigt zu sein; so 61 ) hat eine Frau auf dem Hunsrück zur Zeit des K u l t u r k a m p f s die B.er Wilhelms I. und Bismarcks aus Zorn mit einer R u t e gepeitscht (zur Mitternachtsstunde der Dreifaltigkeitsnacht). Das B. braucht natürlich auch nicht photographisch getreu zu sein; es genügt eine A n d e u t u n g , etwa 3 Nägel in einen B a u m geschlagen, von denen je einer dem K o p f e , der B r u s t und dem B a u c h gilt 62 ). Schließlich kann man auch ein totes Tier, besonders eine K r ä h e , wie eine menschliche Leiche kleiden, durch eine A r t v o n T a u f e mit dem N a m e n der betreffenden Person belegen und d a m i t den Schadenzauber ausüben 63) oder gar nur (persisch) den F e t t s c h w a n z eines Schafes dazu nehmen 64 ). V o n den Freimaurern (s. d.) wird h ä u f i g in Sagen erzählt, daß v o n j e d e m •Mitglied ein B. in der Loge h ä n g e ; wenn es wackle, so sei dies ein Zeichen, daß das betr. Mitglied den B u n d verrate. D a n n werde dies B. mit einem Schwert durchbohrt, und sofort sterbe dann der Schuld i g e 6 5 ) . — A u c h u m einen Dieb zu entdecken und ihn zu zwingen, den R a u b zurückzubringen, k a n n der Bz. a n g e w a n d t werden 66 ). B. L i e b e s z a u b e r . Bei R a c h e wegen verschmähter L i e b e handelt es sich nicht um eigentlichen Liebeszauber, sondern um Schadenzauber, dessen Formen hierbei auch a n g e w a n d t werden. Beispiel aus der O b e r p f a l z : V o n ihren Geliebten betrogene Mädchen zünden zur Mitternachtszeit unter allerlei Beschwörungen eine K e r z e an und stechen dann mit Nadeln in dieselbe hinein, während sie dabei ausrufen: „ I c h stech' das Licht, ich stech* das Licht, ich stech'" das Herz, das ich liebe." D a n n m u ß der Ungetreue sterben. Ähnlicher Schadenzauber mit d e m B. des

1295

Bild, Bildzauber

Geliebten aus Wachs oder Stroh in J a p a n 6 ' ) . — Richtiger Liebeszauber: Etliche machen sich B.er aus Erde, Wachs, Edelsteinen oder Mischungen von gewissen Dingen, taufen dieselben mit dem Namen der Person, der sie Liebe einflößen wollen, und dieses zwar mit denselben Zeremonien, welche die Priester bei der wirklichen Taufe gebrauchen, nur daß sie dabei den Teufel anrufen und beschwören; auch fügen sie dazu noch gotteslästerische, schändliche Worte. Alsdann schmelzen sie dieselben, und zu gleicher Zeit wird das Herz des bis dahin nicht Liebenden, dessen Namen das B. trägt, mit Liebe entzündet 68). — Andere Form 69 ): Liebende verfertigten Wachsb.er und gaben diesen den Namen der geliebten Person. Man öffnete alsdann die Brust des B.es, verfertigte aus irgendeinem vorgeschriebenen Material ein Herz und verschloß dieses unter allerlei Zauberformeln in das betreffende B. —Arabisch: Man macht zwei Wachskerzen und gibt ihnen die Gestalt zweier Menschen. Dann vergräbt man sie insgeheim. Wenn dies nun so geschieht, daß ihre Gesichter einander zugewendet sind, dann neigen sich die dargestellten Personen einander in Liebe zu; wenn sie einander den Rücken kehren, dann hört die Liebe der beiden auf 7 0 ). — Auch solcher Bz. als Liebeszauber ist weit verbreitet 7 1 ). C. H e i l z a u b e r . „Andere, wann etwa ein Mensch beschädiget worden, so machen sie ein B. von Wachs, darüber drey Messen an dreyen Freytagen gelesen werden; hat nun der Mensch den Schaden im Auge, so stechen sie es in die Augen, ist's aber an den Schenkeln, Armen oder anderswo, so stechen sie auch das B. daselbst hin; darauf müsse dann die Hexe wider helffen und den Schaden wegnehmen" 72). Auch Paracelsus kennt den Heilzauber durch Wachsb.er 7 3 ). Andere A r t : Ist ein Kind krank, so wird ein Abdruck von ihm aus Brotteig gemacht und in den Backofen geschoben; dann wird es gesund; weit verbreitet 7 4 ). Man nennt dies kranke Kinder „ b a c k e n " (s. d.). D. L e k a n o m a n t e i a . Eine besondere Art der Lekanomanteia (s. d.)

1296

wird im Eingang des in der gesamten Weltliteratur, auch im MA. bekannten Alexanderromans geschildert, in den einzelnen Rezensionen freilich verschieden 75 ). Wenn der ägyptische König Nektanebos von einer feindlichen Flotte angegriffen wurde, setzte er Wachsmodelle von Schiffen und Menschen unter Zaubersprüchen 76) in eine Wasserschüssel. Dann versenkte er die B.er und ebenso ging auch die feindliche Flotte unter; nach andrer Version zogen seine B.er gegen den Feind. E. A b b i l d u n g s f u r c h t . Da der Bz. als Schadenzauber allgemein verbreitet ist, so findet sich auch häufig die Furcht, sich abbilden oder photographieren (s. d.) zu lassen. Denn der Besitzer des B.es hat den Abgebildeten in seiner Gewalt oder, wie es auch ausgedrückt wird, das B. raubt die Seele. Diese Scheu ist bei Naturvölkern wie in Europa lebendig 7 7 ). Diese Furcht findet sich auch in der Form, daß man sich nicht malen lassen soll, sonst muß man sterben 7 8 ). Oder: Wer sein eigenes B. zeichnet, stirbt bald 7 9 ). Oder: Wenn sich Familien zusammen photographieren lassen, muß ein Glied der Familie in nächster Zeit sterben 8 0 ). Insbesondere soll man Kinder unter einem J a h r nicht abbilden lassen, sonst sterben sie 81). S. auch Spiegel. F. B. a n d e r W a n d . Auf dem Glauben an die engen Beziehungen der Person zu ihrem B. beruht der Glaube, daß das Herabfallen des B.es eines Kranken dessen Tod anzeigt 82) oder allgemein Unglück bedeutet 8 3 ). Auch glaubt man gelegentlich, daß die B.er Verstorbener blaß werden und „absterben" 8 4 ). Die Sitte, bei einem Todesfall B.er und Spiegel (s. d.) zu verhängen oder umzukehren, „ d a m i t die Seele ungehindert entweiche" 85 ), schafft die K r a f t des Toten oder die Seele dadurch aus dem Haus, daß man das B. oder Spiggelb. beseitigt. G. Daher soll man auch d e n T e u f e l (s. d.) n i c h t a n d i e W a n d m a l e n , sonst kommt er 8 6 ). Er ist mit seinem B. eng verbunden. Vgl. die Geschichte von dem Maler, der ein B. des Teufels malte und dadurch in Unannehm-

Bilder händler-:—Bilderschrift

1297

lichkeiten geriet, die ihn fast zum Galgen brachten 8 7 ). N a c h t r a g : Es ist weit verbreiteter Glaube, daß gerade Bilder von hohem Alter über besondere K r a f t verfügen 8 8 ). Aber wie ist der Glaube 8S) zu verstehen, daß B.er erst 60 Jahre nach ihrer Herstellung K r a f t erhalten? 58)

Meyer Aberglaube 261; ZfVk. 23 (1913), 14. 5>) S c h i n d l e r Aberglaube 350 f. eo) Viel bei A b t Apuleius 82 ff.; dazu Globus 79, 109ff.; Philol. 61 (1902), 61 ff.; SAVk. 2 , 270; ZfdMyth. 1 (1853), 6. 242; ZfVk. 7, 252; 9, 332 f.; 12, 10; 13, 440 f.; 23, 14; ARw. 5, 8 ff.; 14, 223; 19, 286 ff.; MschlesVk. 13/14. 525 ff-; 17. 35; Arch. f. Anthrop. 34 (1912), 104 f ;

B a r t s c h

Mecklenburg

2,355

Nr. 1664; S e y f a r t h Sachsen 50 ff.; K ü h n a u Sagen

3, 1 9 5 ; D r e c h s l e r

Schlesien

2,

257. 261; S t r a c k e r j a n Oldenburg 1, 376;

Panzer

Beitr. 2, 272 f.;

Schindler

Aberglaube

132 f f . ;

Sagen

M e i c h e

Stemplinger

Handbuch

Grimm

Sagen

1 , 542; A n d r e e Parallelen

223;

488 f . ;

Aberglaube 69 ff.;

Groß

2, 8 f f . ;

Myth. 2, 913 f.; M ü l l e n h o f f P f i s t e r

Schwaben

45 f . ;

Gesta

Roman.c. 102, übers, von G r ä s s e 1, 181; 3, 266; H a n s e n Zauberwahn 252. 260; D e r s . Hexenwahn

702.

61)

Z f r w V k . 4 (1907),

118 f. ") J o h n Erzgebirge 27; S e y f a r t h Sachsen 53; ZfrwVk. 1905, 291. *3) B a r t s c h Mecklenburg

,5 )

2, 329.

Seyfarth

•*) Z f V k . 13 (1903), 441.

Sachsen 53; M e i c h e

Sagen

576; Urquell 3 (1892), 4I.) MschlesVk. 12 (1905),

68;

S c h ö n w e r t h

Oberpfalz

3,

magicae

364

171 f.; M ü l l e r - B ä c h t o l d Uri i, 245; A n d r e e Parallelen 2 , 9 . ") S e y f a r t h 53; J a c o b y ARw. 16, 122 ff.; 18, 586ff.; P r e i s e n d a n z Hess.Bl. 12, 139ff.; Arch. f. Anthrop. 34 (1912), 104; v. K ü n s s b e r g JbhistVk. 1 (1925), 91. •') Urquell 3 (1892), 84 f .

*•) D e 1 r i o

Disquisitiones

bei W o l f Niederl. Sagen 367 f.; vgl. ZfVk. 23 w) A n h o r n (1913), 14. Magiologia bei

M e y e r Aberglaube 263. '•) Z f V k . 13 (1903), 441. " ) K u h n e r t Rhein. Mus. 40 (1894), 34 f f . ; A b t Apuleius 239 f . ; F a h z Doctrina magica 19 f . ; D e d o De antiquor. superstit.

amatoria. Diss. Greifsw. 1904, 23 ff.; S t e m p l i n g e r Aberglaube 70f. " ) H a r t m a n n Greuel

des Segensprechens (1680) 95 b e i E b e r (1913), 14. ™) S t e m p l i n Aberglaube 71; H . e c k e r Tanzwut 19 f .

m a n n ZfVk. 23

ger

'*) D r e c h s l e r

1 , 2 1 1 ; K l a p p e r Schle-

sien 289. " ) A u s f e 1 d Der griech. Alexanderroman 30 f f . ; P a u 1 y - W i s s o w a n,

2178 f.

Ähnliches: Arch. f. Anthropol. 39 '•) P a u 1 y - W i s s o w a Suppl. 4> 335- ") T y l o r Culture (engl. Ausg.) 2 \ (1912), 97.

169 f f . ; L u b b o c k Entstehung der Civilisation 1 7 f f . ; A n d r e e Parallelen 2, 18 f f . ; L e v y - B r ü h l Das Denken der Natur-

1298

völker 32; A R w . 5, 10 f.; S e l i g m a n n berkraft

Zau-

221 f . ; S a m t er Geburt 135, 2; r t h Sachsen 54; ZfVk. 1 (1891), 1 5 2 ;

Seyfa G r o ß Handbuch 1, 524, 2. Voigtland

423. " ) B a r t s c h

78)

Köhler

Mecklenburg

2,

126. 80) S e y f a r t h 54. 81) Ebd.; D r e c h s l e r 1, 212; W o l f Beiträge 1, 206; ARw. 5, 24.

82 )

J o h n

sylvania

1,

38; 2, 233;

m a n n

Erzgebirge

118 Nr. 527. 219.

Egerl.

") D r e c h s l e r

84)

113;

3 (1899), 59;

M e y e r

1,

F o g e 1

Penn-

") S t r a c k e r j a n

290 f.;

Groh-

Baden

581.

N egelein

ARw. 5, 33; F o g e 1 Pennsylvania 135 Nr. 618. 8«) ARw. 5, n f. »') V e r n a 1 e k e n Mythen 378 f . 88) P f i s t e r Reliquienk. 1, 340 f f . 8*) Z f V k . 1 1 (1901), 2 7 7 ; 19 (1909), 145.

Pfister. Bilderhändler, Verkäufer von heiligen oder magischen Bildern, die sie häufig im Umherziehen oder auch an Wallfahrtsorten feilhalten. Ein solcher B., der aufgegriffen wurde, hatte einen ganzen Sack voll Hexenmittel, darunter geschnitzte hölzerne Bildchen, mit Ton überzogen und vergoldet, die man in Mörsern zerstoßen mit einer gewissen Tinktur einnehmen sollte 1 ). Eine andere Person, die fast immer auf der Wanderschaft von einem Wallfahrtsort zum andern war, trug Pilgerstäbe, Weihwasser, Zellerrauch usw. bei sich und machte auch ein gutes Geschäft mit Amuletten, besonders Bildern, von denen eines als Krankheitsschützer verschluckt werden mußte 2). s. auch B i l d . ») SAVk. 21 (1917), 49. *) ZföVk. 10 (1904), 107 f. Pfister. Bilderschrift. Alle eigentlichen Buchstabenschriften (Alphabete) haben sich durch Vermittlung der altsemitischen Schrift aus der ägyptischen Hieroglyphenschrift entwickelt*). Diese ist keine reine B., aber sie ist aus einer B. durch Hinzutreten phonetischer Konsonantenzeichen und der Determinative entstanden. So ist also eine B. die Urmutter der uns bekannten Alphabete. Soweit wir die ägyptische B. kennen, wurde durch sie eine Geschichte oder ein Vorgang zwar durch ein Bild erzählt, aber nicht durch ein den Vorgang vollkommen darstellendes Mitteilungsbild, sondern in mehr oder minder abgekürzter, konventioneller, symbolischer Weise, so daß das Bild nur von dem ganz zu deuten war, der die Symbolik

1299

Bildflachs—Bildopfer

kannte. Diese B. gibt also nicht Worte und Sätze, sondern einen Gedankeninhalt ideographisch wieder, der an keine bestimmte Sprache gebunden, sondern in jeder Sprache ablesbar ist. Dieser ägyptischen B. ging wohl auch die Verwendung eigentlicher Mitteilungsbilder, die wir von andern Völkern her kennen (s. Bild § 1), voraus 2). Die B. wird auch heute noch gelegentlich von schreibungewandten Bauern gebraucht 3), auch die „ Z i n k e n " der Zigeuner und Gauner sind solche piktographische Zeichen 4), ebenso die Eigentumszeichen und die Bau- oder Hausmarken (s. d.). Die B. kann auch magischen Zwecken dienen, etwa dem Analogiezauber (s. d.), indem man durch das in der B. Dargestellte etwas Analoges in Wirklichkeit erreichen will, oder sie kann apotropäisch oder K r a f t zufügend wirken. S. auch D a n z e 1 Über magisches und mitteilendes Zeichnen im Globus 98 (1910), 357 ff. und Art. Bild, Bildzauber. ») S e t h e GGN. 1916, 118ff.; D e r s . Der Ursprung des Alphabets 1926; G a r d i n e r ZDMG. 77 (1923), 92 ff.; J e n s e n Gesch. der Schrift (1925), 99 ff. 8) E r m a n Die Hieroglyphen 1917; B o n n e t Aegypt. Schrifttum 1919; P a u 1 y - W i s s o w a 8, 1468 ff.; J e n s e n 19. 40 ff. 3) P e t s c h Mitth. u. Umfr. zur bayr. Vk. 5 (1899!, 4. ') G r o ß Handbuch 1 406 ff.; F r i e d e r i c h s HessBl. 24 (1925), 106 ff. Pfister. Bildflachs s.

Bildmädchen.

Bildmädchen heißen die Trägerinnen der in Prozessionen verwandten heiligen Bilder. — Bericht aus W a r b u r g (Westfalen) : Hier wurde von altersher am Feste der heiligen Lucia in ihrer Kapelle Flachs geopfert. Im Jahre 1652 wurde dieser Brauch auf die Altstädter Pfarrkirche übertragen, wo sich das Flachsopfer bis in die neue Zeit erhielt. A m 5. Februar, dem T a g der heiligen Agathe, oder an dem darauffolgenden Sonntag wurde das Bild dieser Heiligen von den B. in Prozession um die Kirche getragen und auf dem Kreuzaltar spinnreifer Flachs geopfert, der zum Besten der Kirche verkauft wurde. Ursprünglich war dieser „ B i l d f l a c h s " zur Ausstattung der Statuen bestimmt. In der Erinnerung lebt noch fort, daß die

1300

B. ihren besonderen Ball hatten. Die Sitte des Flachsopfers ist in W a r b u r g erloschen, hat sich aber in nahe gelegenen Ortschaften teilweise noch erhalten. Dabei kommen auch die Prozessionen mit den B. vor. So werden in Wormeln die Bilder der Mutter Gottes, der A g a t h e und der Katharina getragen, in Hohenwepel die Statuen der Mutter Gottes und der heiligen Margaretha. Häufig haben dabei die B auch die Aufgabe, den Flachs bzw. Geld in den Häusern zu sammeln. In Perkelsheim soll früher auch ein Ball der B. stattgefunden haben, jetzt werden sie vom Pfarrer auf den Nachmittag zum K a f f e e eingeladen. Ahnliches auch in andern Orten in Westfalen. — A u c h sonst werden die bei Prozessionen das heilige Bild (s. d.^ tragenden Mädchen Bildjungfern genannt. Dazu gewählt zu werden gilt als große Ehre, davon ausgeschlossen zu sein als Schande. Hieran k n ü p f t sich manche Legende 2 ). Wohl ähnlich sind die R o s e n k r a n z j u n g f e r n von Clara Viebig, eine gleichnamige Novelle (s. S c h w l d I, 1249). Im kathol. Appenzell heißen sie auch T ä f e 1 ioder G e h e i m n i s - J u m p f e r e (fehlen im Id.). Sie tragen bei Prozessionen (namentlich bei der Monatsprozession zu Ehren der Mutter Gottes) Tafeln, Schilde, an denen eine Kerze angebracht ist, und auf denen je eines der 15 „Geheimnisse" des Rosenkranzes abgebildet ist. In Lunkhofen: Sterne-Meitli, in Boswil: ChränzliMeitli. s. J u n g f r ä u l i c h k e i t , K e u s c h heit, Mädchen. l) H ü s e r ZfrwVk. 7 (1910), 31 ff. «) D r e c h s l e r 1, 132t. Pfister. Bildopfer. I . B e g r i f f s b e s t i m m u n g . Unter Opfer (s. d.) im engern und eigentlichen Sinn verstehe ich lediglich das sog. Geschenkopfer, d. h. die Darbringung einer Gabe an eine Gottheit. Zweck des Opfers ist ursprünglich, die K r a f t der Gottheit zu stärken, damit diese K r a f t dem Menschen ganz besonders .nutzbar ist. Die Gottheit ist auf das Opfer angewiesen; das Opfer hat also euergetische Bedeutung. Dann entwickelt sich daraus

1301

Bildstock

der Z w e c k , die Gottheit zu erfreuen und milde zu stimmen oder ihr zu danken. So h a b e n wir insbesondere W u n s c h - u n d D a n k o p f e r zu unterscheiden 1 ). U n t e r Opfergaben in diesem Sinn fallen auch die V o t i v e (s. d.) als Dankopfer und die Weihgeschenke als Wunschopfer. Denn beide Ausdrücke, V o t i v e und W e i h g e schenke, werden z. B. in Süddeutschland v o m V o l k e gar nicht gebraucht, sondern beides wird als „ O p f e r " b e z e i c h n e t 2 ) . U n t e r B. ist also die Darbringung eines Bildes an eine Gottheit, das Geschenk eines Bildes zu verstehen. Dabei ist zweierlei zu unterscheiden (s. auch Bild und Bildzauber § 2): Das Bild k a n n entweder selbst seinen W e r t in sich haben; es stellt selbst für sich als Bild ein Geschenk an die G o t t h e i t dar. O d e r : Das durch das Bild Dargestellte soll eigentlich der Gottheit dargebracht werden, und das Bild gibt den Ersatz f ü r das Wirkliche. So haben wir also das B. als V o t i v und Weihgeschenk und das B. als Ersatzopfer. Ü b e r Opfer dagegen, die man den heiligen Bildern selbst darbringt, s. A r t . Bild § 5. * ) P a u l y - W i s s o w a 11, 2180 ff. ') A n d r e e Votive 1 .

2. D a s B i l d a l s V o t i v und W e i h g e s c h e n k . Das Bild wird als Opfer dargebracht, entweder um die Gottheit oder den Heiligen geneigt zu machen (Weihgeschenk als Wunschopfer), oder es wird als V o t i v g a b e und Dankopfer, weil vorher gelobt, nach der Erfüllung des Wunsches gegeben. Über derartige G a b e n des katholischen Volkes in Süddeutschland hat A n d r e e ausführlich gehandelt und zahlreiche Abbildungen beigef ü g t . Bei dieser A r t des B.s k a n n man folgendes unterscheiden: a) Das eigene Bild der Gottheit bzw. des Heiligen wird gestiftet. Dies war im griechisch-römischen A l t e r t u m der Fall wie heute noch. E i n großer Teil der Bildstöcke (s. d.) sind solche B., die etwa auf Grund eines Gelübdes errichtet sind. b) Es wird ein Bild aus der heiligen Überlieferung, dem Mythus, der Legende der Gottheit geweiht. A u c h solche rcivaxe?, V o t i v t a f e l n , g a b es im A l t e r t u m wie heute.

1302

c) Das Bild des Menschen, der b i t t e t oder dankt, wird der G o t t h e i t dargebracht. H ä u f i g wurde dabei, besonders im MA., soviel Material zu dem Bild verwendet, als der weihende Mensch schwer war. S. auch Gewicht, W ä g e n , Würdinger. d) Bilder v o n Körperteilen werden als B. dargebracht. Beispiele aus der kretischen. 3 ) wie aus der altgriechischen 4) Kultur wie aus der Neuzeit 5 ). S. auch Gebärmutter, K r ö t e . e) Bilder v o n Tieren werden geweiht, u m Gesundheit und V e r m e h r u n g des Viehstandes zu erreichen 6 ). S. auch Leonhard. Selbstverständlich können B . auch als D a n k o p f e r oder sonst aus frommer Gesinnung heraus dargebracht werden, die vorher nicht durch Gelübde versprochen waren. S. auch Bildstock. 3) Bilderatlas zur Rel.gesch. 7 Abb. 25. 4)

Holländer

Plastik

und Medizin

1912,

175 ff.; K u t s c h Heilgötter 6. 15 f. 48 ff. 124 ff.; S t e n g e l Kultusaltertümer 3 92, 7. s) A n d r e e a.a.O.; H e y l Tirol 554; P o 11 i n g e r Landshut 73. 75. 81; G r i m m Myth.

1, 65 f . ; 2, 986 f.

•) P a n z e r Beitr.

2,

24 ff.; J a h n Opfergebr. 51; P o l l i n g e r a . a . O . ; H e y l a . a . O . ; B l a u ZföVk. 10, 1904, 129 ff. 3. D a s B. a l s Ersatzopfer. Das Bild (s. d.) gilt f ü r das Dargestellte. Die prähistorischen Inselidole wurden als Opfergaben den T o t e n mit in die Gräber gegeben, damit diese im Jenseits Sklavinnen hätten 7 ). So wurden h ä u f i g blutige Opfer durch B. ersetzt und Papierfiguren statt der Dinge selbst dargebracht8). ') W .

Müller

Nacktheit

u.

Entblößung

61 f.; K a r o ARw. 12, 359 f.; H e c k e n b a c h de nuditate 19 ff. 8) S m i t h - S t ü b e Rel. der Semiten

3x6;

Helm

Relig.gesch.

1,

5; f.; C h a n t e p i e 1 1, 331; 2, 145. 161; A n d r e e 99; S c h w e n n Menschenopfer 197; E i s l e r ARw. 13, 625 f. Pfister. Bildstock. Der B. im engern Sinn ist eine Holz- oder Steinsäule mit dem Bilde Christi oder eines Heiligen, im Freien aufgestellt. D a es jedoch m a n n i g f a c h e ähnliche W a h r z e i c h e n a n W e g e n und Straßen, auf Feldern und im W a l d , auf A n h ö h e n und an Friedhofsmauern gibt, Bilder oder K r e u z e , die verschiedenen

Bildstock

1303

Zwecken dienen und aus verschiedenen Gründen errichtet sind, so seien die wichtigsten Gruppen hier kurz zusammengestellt. Es finden sich hierfür u. a. die Namen B., Bußkreuz, Cholerastein, Denkstein, Feldkreuz, Franzosenkreuz, Gedächtniskreuz, Hagelstein, Hussitenkreuz, Kreuzstein, Malefizkreuz, Marterl, Memorienkreuz, Pestkreuz, Pfaffenkreuz, Rabenkreuz, Rebellionskreuz, Schauerkreuz, Schwedenkreuz, Steinkreuz, Sühnekreuz, Tartarenkreuz, Wallfahrerstein, Wetterstein, Zigeunerstein usw., Namen, die oft unterschiedslos f ü r die verschiedenen Gattungen gebraucht werden. Vielfach haben sich Sagen an diese Bildwerke angeschlossen, die, häufig nicht richtig, den Grund ihrer Erstellung angeben oder von Erscheinungen und Wundern, die sich bei ihnen ereigneten, berichten. Wir können folgende Hauptarten solcher Bildwerke unterscheiden: 1 . H e i l i g e B i l d e r , B . im engeren Sinn, Christus oder Heilige oder Szenen aus der heiligen Überlieferung darstellend, oder lediglich ein Kreuz. Häufig weisen Inschriften auf ihre Bedeutung hin, welche zu Gebet und Frömmigkeit auffordern oder selbst ein Gebet enthalten. Oft ist auch Stifter und Jahreszahl genannt 1 ). Manchmal stellt ein solches Bild auch einen Stationspunkt eines alten Wallfahrtsweges dar 2 ). Heuft

ZfrwVk. 1909, 284 ff.;

1911,

59 f f . ; P o 1 1 i n g.e r Landshut 47 f f . ; F o x Saarland 249 f . ») K ö h l e r Voigtland 598

Nr. 249;

Meiche

Sagen 927

K i i h n a u Sagen 1, 3 1 1 Nr. 284.

Nr. 1 1 3 0 ;

2. S ü h n e k r e u z e 3 ) , meist einfache steinerne Kreuze (s. d.), Monolithe, in der Regel ohne weitere Zeichen, manchmal aber auch mit Jahreszahl, Inschrift oder figürlichen Zeichen. Sie sind, wie erhaltene Urkunden lehren und wie häufig im Volksbewußtsein noch lebendig ist *), vom Mörder zur Sühne seiner T a t errichtet, meist an der Stelle der Mordtat, manchmal aber auch an der Straße, um die Vorübergehenden zum Gebet für den Ermordeten aufzufordern. Das älteste, sicher datierbare Sühnekreuz findet sich bei Varmissen im Hannoverschen mit der

1304

Jahreszahl 1260; im 1 4 . — 1 6 . J h . sind sie besonders häufig. — Hier haben wir wahrscheinlich den letzten Rest eines uralten Glaubens, nach welchem gewaltsam ums Leben Gekommene noch ganz besonders auf die Hinterbliebenen wirken und ihnen schaden können, daher sie vielfach einen besonderen Toten- und Heroenkult erhielten. Hat der Ermordete sein Recht nicht bekommen, d. h. ist, was germanische wie griechische Anschauung verlangte, die Blutrache nicht ausgeübt worden, so irrt der Geist des Erschlagenen ruhelos und zürnend umher. Nur durch einen Seelenkult oder, abgeschwächt, durch ein Sühnekreuz als Opfer kann sein Groll beschwichtigt werden 5 ). Gelegentlich herrscht noch der Brauch, an solchem Kreuz einen Zweig niederzulegen 8 ). Die Sühnekreuze sind über ganz Deutschland, Österreich, die Schweiz, Oberitalien, Frankreich und England verbreitet. ») F r . W i l h e l m MVerBöhm. 39 (1901), 195 ff.; A n d r e e - E y s n ZföVk. 3 (1897), 65 ff.; R a i c h in Katholik 84 (1904), 42ff.; N e u m a n n Steinkreuze; N ä g e l e Württemb. Jbb. f. Statistik 1913, 377 ff. und ZfVk. 1912, 253 ff., wo weitere Lit.; DG. an vielen Stellen; L a m m e r t 1 1 3 ; E i s e i Voigt-

land 288; K l a p p e r Schlesien 49 f . ; F r a u e n s t ä d t Blutrache u. Totschlagl sühnen im deutschen Mittelalter 1 8 8 1 . ) B i r -

l i n g e r Volksth. 1, 173 Nr. 267. *) P f i s t e r Schwaben 77 f f . •) B a r t s c h 455 f-

Mecklenburg

1,

3. E r i n n e r u n g s b i l d e r und U n f a l l k r e u z e , die an ein Unglück erinnern, das an dem Ort stattgefunden hat, wo der B. steht, oft als Marterl im engeren Sinn bezeichnet. Vielfach ist eine bildliche Darstellung des Unglücksfalles angebracht, ebenso Inschriften, die Name, Zeit und Art des Unglücks angeben'). ') P o 1 1 i n g e r Landshut 50 f f . ; E i s e 1 Voigtland 2 8 7 . 2 9 1 ; M ü l l e n h o f f Sagen

83 f.; N e u m a n n a. a. O. 8.

4. D e n k s t e i n e für Gefallene, nach der Überlieferung häufig an der Stätte ihres Grabes errichtet. Solche B.e werden besonders oft auf die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs zurückgeführt 8 ). Vielfach führen sie die Bezeichnung Schwedenkreuze oder Franzosenkreuze 9 ).

1305

Bildzauber—Bilsenkraut

In letzter Linie sind alle diese Bildzeichen Opfer, die Gott, den Göttern, Heiligen, den Seelen der Ermordeten oder Verunglückten dargebracht wurden. Häufig wird es ausdrücklich berichtet, daß sie zum Dank für Hilfe oder Heilung errichtet wurden 1 0 ); s. auch Bildopfer. Da aber die eigentlichen B.e in der Regel mit einem Bilde Christi oder eines Heiligen geschmückt sind, so werden sie vielfach selbst aus Opfern zu Heiligtümern, bei denen gebetet und Gelübde abgelegt werden. Der wirkliche Grund für die Errichtung des einzelnen B.s läßt sich oft nicht mehr mit Sicherheit feststellen. Um so mehr haben sich volkstümliche S a g e n dieser B.e bemächtigt, die gelegentlich wohl das Richtige treffen können, in ihrer Mehrzahl aber keine historische Überlieferung bieten u ) . So kehrt häufig die Sage von der verfolgten Jungfrau wieder, die sich zu Tode stürzt 1 2 ). Vielfach weiß auch die Überlieferung von mancherlei Spuk zu erzählen, der sich an solchen B.en ereignete 13 ), oder der sich dann einstellte, wenn man das Bild weggeschafft hatte, und erst wieder aufhörte, wenn es am alten Platze wieder stand 14 ). Über Bildlegenden s. auch Bild § 4. •) B i r l i n g e r Volksth. 1, 1 7 1 Nr. 266; Pollinger 53 f.; Köhler 594 ff.; M e i e h e 921 Nr. 1120; ZfrwVk. 9, 298; E i s e l Voigtland 63. 283. •) N ä g e l e a . a . O . 400. 10) ZfrwVk. 7, 1 1 2 f.; Birlinger Volksth. i, 375 f. " ) N ä g e l e a. a. O. 400. " ) M e i c h e 9 i 4 f f . ; G r i m m Sagen Nr. 142. 3 2 1 ; P f i s t e r Reliquienk. 1, 360. 13 ) K ü h n a u 1, 60 ff. 307 ff.; M e i c h e 921 Nr. 1120. " ) K ü h n a u 1, 58 Nr. 59; M e i c h e 244 Nr. 312; 246 Nr. 3 1 5 ; 258 Nr. 335 f.; 268 Nr. 3*5; 270 Nr. 348; 930 Nr. 1 1 3 5 ; Birlinger Volksth. 1, 297; Kuhn und S c h w a r t z 167 f. 171 f. Pfister.

Bildzauber s. B i l d . Bllleweis S. B i l w i s , S i b y l l e W e i s . Bilsenkraut (Hyoscyamus niger). 1. B o t a n i s c h e s . Zu den Nachtschaltengewächsen (Solanazeen) gehörige, stark narkotisch wirkende, widrig riechende Giftpflanze, deren Stengel und Blätfer mit klebrigen Drüsenhaaren besetzt sind. Die trichterförmige Blütenkroni besitzt einen fünflappigen Saum,

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ist schmutzig gelb und von violetten Adern durchzogen. Die Frucht ist eine mit einem Deckel aufspringende Kapsel, die zahlreiche Samen enthält. Das B. wächst zerstreut und meist unbeständig auf Schuttstellen, an Dorfstraßen, an Mauern usw. Seine Verbreitung verdankt das aus dem Osten stammende B. vielleicht z. T. den herumziehenden Zigeunern, die unsere Pflanze zu verschiedenen „Zauberkünsten" benutzt haben mögen *). Marzell

Kräuterbuch 346 f.

2. Das B. ist sicher eine der ä l t e s t e n den Indogermanen bekannte und von ihnen benutzte Gift- und Zauberpflanze 2 ). Als Mittel gegen Z a h n s c h m e r z e n , als welches es sich vom Altertum bis in die heutige Volksmedizin nachweisen läßt, erscheint es nach v. O e f e 1 e bereits in einem altbabylonischen Rezept 3 ). Da der Genuß des B.es Sinnestäuschungen, Halluzinationen und andere Erregungszustände hervorruft, tritt es als ein Bestandteil der mittelalterlichen „Hexensalben" auf (vgl. Stechapfel): Die während der akuten Vergiftung erfolgten Halluzinationen (Fliegen in der Luft, Verwandlung in Tiergestalt) mögen nach dem Aufhören der Giftwirkung von dem Betreffenden als tatsächlich erlebt geglaubt worden sein 4). ') H o o p s Reallex. 1, 284; Schräder Reallex1, 146; F o n a h n Iiistor. Bemerhn. om bulmeurten. In: Pharmacia 2 (Kristiania 1905), 197—205. 2 1 3 — 2 1 7 . 224—227; Tschirch Pharmakognosie 3, 293 f.; M a r z e l l Heilpflanzen 165—170. ') H ö f l e r Botanik 91. 4 ) Vgl. auch F ü h n e r Solanazeen als Berauschungsmittel. In: Arch. f. exper. Pathologie u. Pharmakologie 1 1 (1925), 281—294.

3. B u r c h a r d von W o r m s (f 1024) berichtet von einem Regenzauber, der anscheinend im Anfang des I I . J h s . in Hessen oder am Rhein bei großer Dürre geübt wurde: Ein nacktes Mädchen mußte mit dem kleinen Finger der rechten Hand B. (belisa) ausreißen und es an die kleine Zehe des rechten Fußes binden. Das „Regenmädchen" wurde dann zum nächsten Fluß geführt, mit dessen Wasser besprengt und dabei wurden Beschwörungen gesungen, um Regen zu erlangen 5 )„

Bilwis N o c h i m J a h r e 1825 sollen in einem D o r f e a m R h e i n a b e r g l ä u b i s c h e L a n d l e u t e den erwünschten Regen dadurch herzuzaub e r n v e r s u c h t haben, d a ß sie B . - S t ä b c h e n in eine Quelle t a u c h t e n u n d d a n n die d a r a n h a f t e n d e n W a s s e r t r o p f e n auf den heißen Sand sprengten6). Höf ler7) vermutet, daß toxische Gehörhalluzin a t i o n e n ( R a u s c h e n i m Ohr, G e r ä u s c h des n i e d e r s t r ö m e n d e n R e g e n s ) n a c h dem G e n u ß v o n B . der G r u n d w a r e n , die Pflanze im Regenzauber zu verwenden. 6) F r i e d b e r g Bußbücher 101 = M a n n h a r d t 1, 330. f. = G r i m m Myth. 1, 493; 3, 410 f. = H a n s e n Hexenwahn 41 = G e s e m a n n Regenzauber 18 = F L . 18, 278. •) M o n t a n a s Volksfeste 141. ') Botanik 91.

4. A u c h sonst erscheint das B . v i e l f a c h als Z a u b e r m i t t e l . In einem p o m m e r s c h e n H e x e n p r o z e ß v . J . 1538 b e k e n n t eine H e x e , d a ß sie es einem M a n n „ a n g e t a n " habe, i n d e m sie i h m E r d e v o m G r a b e des e r t r u n k e n e n S c h a r f r i c h t e r s sohnes z u s a m m e n m i t K n o c h e n von einem T o t e n s c h ä d e l , B . - s a m e n , S a l z u n d ihren G e n i t a l h a a r e n heimlich in die S c h u h e g e l e g t habe. D e r B e z a u b e r t e h a b e ihr d a n n i m m e r n a c h l a u f e n m ü s s e n 8 ) . N a c h Goslarschen H e x e n p r o z e ß a k t e n bew i r k e n die zwischen z w e i L i e b e n d e ges ä t e n B . s a m e n , d a ß die b e i d e n sich h a s s e n ; v o r einen L a d e n gestreut, m a c h e n die B . s a m e n , d a ß die L e u t e eifrig die W a r e n k a u f e n 9 ) . A l s „ J ä g e r g l a u b e a u s den V o g e s e n " , u m das W i l d a n z u l o c k e n , w i r d b e r i c h t e t , d a ß m a n den S a f t des B . e s mit dem F e t t und B l u t der zu e r j a g e n d e n T i e r a r t mischen u n d diese S a l b e in die E r d e v e r g r a b e n müsse, d a n n k ä m e eine S t u n d e s p ä t e r das b e t r e f f e n d e Wild herbeigelaufen10). Dieser Aberg l a u b e g e h t w o h l auf das „ B u c h der V e r s a m m l u n g " usw. des (Pseudo-) A 1 b e r t u s Magnus11) zurück. 8) Ztschr. f. Kulturgesch. 2. Erg.-Heft 1898, 21. ') Ztschr. d. Harzvereins f. Gesch. u. Altertumskunde 35 (1902), 415. 420. 10) S 6 b i l l o t Folk-Lore 3, 487. " ) Straßburg 1508, cap. 8.

5. In der S y m p a t h i e m e d i z i n e r w ä h n t s c h o n der A r z t A l e x a n d e r v o n T r a l l e i s (am P o n t u s ; 6.J7. Jh.) in seiner medizinischen K o m p i l a t i o n 12 ) d a s B . als Mittel gegen P o d a g r a und R h e u m a t i s -

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mus. E s m u ß v o r S o n n e n u n t e r g a n g , ohne d a ß m a n die W u r z e l b e r ü h r t , m i t einer Beschwörung gegraben werden. Nach einem b r a n d e n b u r g i s c h e n R e z e p t a u s dem 16. J h . w i r d das a m J o h a n n i s t a g geholte B . in einem T o p f in die E r d e v e r graben u n d Öl d a z u gegossen. In der C h r i s t n a c h t u m M i t t e r n a c h t w i r d der Topf a u s g e g r a b e n ; das Öl h i l f t d a n n gegen G i c h t 1 3 ) . U r a l t ist das Mittel, d u r c h R ä u c h e r u n g m i t B . s a m e n bei Z a h n s c h m e r z die „ W ü r m e r in den Z ä h n e n " zu t ö t e n 1 4 ). E m p i r i s c h erklärt sich dieses Mittel a u s der narkotischen, schmerzstillenden W i r k u n g des B . r a u c h e s . U m die Madén bei S c h w e i n e n zu v e r t r e i b e n , warf noch u m 1870 der H i r t e im A n h a l t i s c h e n einen B.Stengel über den K o p f m i t den W o r t e n : „ M u r r i , Murri, M u r r i ! " 1 5 ) . N a c h einer S c h w e i z e r S a g e soll ein Z w e r g die H e i l k r a f t des B . e s (vgl. Bibernelle) verk ü n d e t h a b e n 1 6 ). " ) Hrsg. v . Th. P u s c h m a n n 2 (1878), 584. ») Urquell 3, 194. " ) M a r z e l l Heilpflanzen 167; R e i c h b o r n - K j e n n e r u d Laegeurter 83; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 838 f. 1S ) W i r t h Beiträge 6/7, 33 f. " ) ZfdMda. I 9°7. 55 = Schweizld. 4, 1219. 6. A l s a p o t r o p ä i s c h e s Mittel wird das B . a m J o h a n n i s t a g z w i s c h e n 11 und 12 U h r g e s a m m e l t und d a m i t das beh e x t e V i e h g e r ä u c h e r t 1 7 ) . Z u d e m gleichen Z w e c k w i r d in Tirol das in der Dreißgenzeit gesammelte B. verwendet18), oder es w i r d a m J o h a n n i s t a g a n alle T ü r e n der S t a l l u n g e n g e s t e c k t ( E r m l a n d ) 1 9 ) , a u c h in die E c k s t ä n d e r des H a u s e s w i r d es v e r p f l o c k t (Holstein) 20) u n d in die E c k e n der S c h e u n e gestellt gegen M ä u s e f r a ß 2 1 ) . D a s l e t z t g e n a n n t e Mittel d ü r f t e insofern eine empirische G r u n d l a g e haben, als die Mäuse d u r c h den w i d r i g e n G e r u c h des B . e s a b g e h a l t e n werden. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 291. " ) A l p e n b u r g Tirol 284. ») Neue Preuß. Provinzialbl. 6 (1848), 230. M) Die Heimat 19 (1909), 27. " ) W i r t h Beiträge 6/7, 7. Marzell. Bilwis. I. Namensformen u. Verbreitung (Singer). II. Wesen. 1. Naturdämon. 2. Zauberer, Hexe. 3. Korngeist. 4. Wilhveissen, Bielmann. (Makkensen).

Bilwis I. N a m e n s f o r m e n und Verbreitung. D a s W o r t h a t die z w e i t e L a u t v e r s c h i e b u n g m i t g e m a c h t : es l a u t e t m i t t e l n i e d e r l ä n d i s c h beluwilte, beelwiite1), c l e v i s c h belewitte(n) 2 ). A u s e i n e m n d . D i a l e k t h a t es w o h l das a l t p r e u ß i s c h e u n d das l i t a u i s c h e -pilwitus, pilwitte3) übern o m m e n ; d e n n eine E n t l e h n u n g des D e u t s c h e n a u s d e m L i t a u i s c h e n oder Slav i s c h e n , w o r a n m a n a u c h g e d a c h t h a t , ist w o h l a u s g e s c h l o s s e n : das v e r s c h o b e n e t w ü r d e auf die E n t l e h n u n g v o r der L a u t v e r s c h i e b u n g , d a s u n v e r s c h o b e n e p, d a s mit b w e c h s e l t , auf eine solche n a c h derselben weisen. A u c h die E n t l e h n u n g ins B a l t i s c h e a n z u n e h m e n , m a c h t allerdings gewisse S c h w i e r i g k e i t e n , d a d e u t s c h e s b daselbst sonst n i c h t als p e r s c h e i n t : m a n wird f ü r den g e b e n d e n nd. D i a l e k t eine volksetymologische vorgängige Umges t a l t u n g zu filuwit v o r a u s s e t z e n müssen, weil eben d e u t s c h / in s l a v o b a l t i s c h e n L e h n w ö r t e r n als p erscheint. A u ß e r diesen Belegen aus dem Nordosten und Nordwesten des d e u t s c h e n S p r a c h g e b i e t s ist das W o r t in u n v e r s c h o b e n e r F o r m nirgends e r h a l t e n . D o c h d ü r f t e es n u r eine S u b s t a n t i v i e r u n g des im A l t e n g l i s c h e n erhaltenen A d j e k t i v s bilewit sein, dessen Bedeutung man etwa mit 'wohlwollend' w i e d e r g e b e n k a n n 4 ), d a s w o h l u r s p r ü n g lich ein E p i t h e t o n o r n a n s der h e i d n i s c h e n G ö t t e r , in d e n p o e t i s c h e n D e n k m ä l e r n der c h r i s t i a n i s i e r t e n A n g e l s a c h s e n z u n ä c h s t auf d e n C h r i s t e n g o t t , d a n n auf seine E n g e l ü b e r t r a g e n w u r d e , a n d e r w ä r t s mit E u p h e m i s m u s (vgl. E u m e n i d e n : E r innyen) a u f s c h a d e n b r i n g e n d e N a t u r d ä monen. D a s P r o d u k t der V e r s c h i e b u n g ist zunächst h o c h d e u t s c h e s bilwiz m i t k u r z e m i und s p i r a n t i s c h e m z. S o r e i m t W o l f r a m , der z u e r s t im z w e i t e n J a h r z e h n t des 13. J h s . das W o r t b e l e g t , es in s e i n e m W i l l e h a l m 324, 6 auf biz, B i ß 6 ). A u c h in B e r t h o l d s v o n R e g e n s b u r g P r e d i g t e n II, 70, 32 s c h r e i b t die Hs. pilwis: d a s p f ü r b im A n l a u t ist nur o b e r d e u t s c h e O r t h o graphie. In einer W e i m a r e r Hs. des J a h r e s 1483 6 ) h e i ß e n eine A r t H e x e n Bilbisse, wobei der w e i t v e r b r e i t e t e Ü b e r g a n g v o n Iw zu Ib zu b e a c h t e n ist. U n s i c h e r in B e -

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z i e h u n g auf die Q u a n t i t ä t des z w e i t e n V o k a l s sind die L e s u n g e n i m A c k e r m a n n a u s B ö h m e n , im M ü n c h e n e r N a c h t s e g e n 7 ) , bei E i s e l e i n 8 ) . D a s e i n f a c h e bilwiss ist in der V e r g a n g e n h e i t noch f ü r das s c h w ä b i sche Gebiet8) nachgewiesen, noch lebend in B a y e r n 1 0 ) u n d i m E g e r l a n d 1 1 ) , h ä u f i g e r in K o m p o s i t i o n : Bilwisschnitter, -Schneider 1 2 ), a u c h Bilversschnitter13), Bilwesu n d Bilfesschnitt i m B ö h m e r w a l d 1 4 ), u m g e d e u t e t z u Pulverschnitt in N i e d e r b a y e r n 1 8 ), Bilwis-, Pilbisbaum s c h o n bei T h o m a s E b e n d o r f e r z u E n d e des 14. Jhs. 1 6 ), pilwiszoten bei K a s p a r v o n der R h ö n i m H e l d e n b u c h 1 7 ). I m ungrischen B e r g l a n d ist der N a m e z u Pilwins und Bolwesch e n t s t e l l t 1 8 ) , z u bulwehs in einer V a r i a n t e des o b e n g e n a n n t e n S e g e n s 1 9 ). M a n b e g r e i f t leicht, d a ß der in der S p r a c h e isolierte z w e i t e B e s t a n d t e i l des W o r t e s A n l a ß zu U m d e u t u n g e n gab. E n t w e d e r w u r d e d a s z als A f f r i c a t a g e f a ß t oder d a s i g e l ä n g t . D a s erste u n d d a m i t die A n l e h n u n g a n d a s g e l ä u f i g e W o r t witze, W i t z , s c h o n in der einen der Hss. des W i l l e h a l m , d a n n in einem N ü r n b e r g e r F a s t n a c h t s p i e l des 15. Jhs. 2 0 ), w o das W o r t auf blitz r e i m t . H a n s S a c h s b i l d e t ein W o r t pilbitzen v o m V e r w i c k e l n der H a a r e 2 1 ). E i n e Hs. v o m J a h r e 1454 g i b t einen P l u r a l pilwitzen 22 ). In neuerer Z e i t f i n d e n wir die F o r m in B a y e r n , Steierm a r k , S a c h s e n u n d a m Niederrhein s s ). E n t s t e l l t z u Perlebilz, Berlewitz, Berlewitchen, Berlepiffchen in K u r h e s s e n 24 ), zu Bärlefäks in S i e b e n b ü r g e n 2S ). In K o m p o s i t i o n Bilwitzreiter Bilwizschneider in O b e r b a y e r n 2 7 ) . A n d e r s e i t s w i r d der z w e i t e Teil d u r c h V e r l ä n g e r u n g des i a n ' w e i ß ' oder 'weise' a n g e l e h n t : so r e i m t es s c h o n u m die M i t t e des 15. J h s . bei H e r m a n n v o n S a c h s e n h e i m auf pris 28), u n d ein M e i s t e r g e s a n g des Michel B e h e i m h a t pilweisen 29 ). G r y p h i u s h a t i m Horr i b i l i c r i b r i f a x pileweissin, dialektischer in der D o r n r o s e Büleweesse weiblich, Püleweesser m ä n n l i c h . A n n o 1699 n e n n t L e h m a n n ®°) Bielweisen oder Bulweisen. In der L a u s i t z erscheinen 1529, 1567 u n d 1582 Bitweisen31), in der M a r k 1656 Bihlweissen32), in einer O l m ü t z e r Hs. n a c h 1 5 1 3 Pylweiszen33), in G l a t z 1 5 7 9 Pil-

Bilwis

weissenin einer Dresdener Hs. des 16. Jhs. Pielweiszen 3S), in einer schwäbischen Bihlweisen 36). Die oberpfälzische und tirolische Form Willeweis37) zeigt im Anlaut w für b, was sonst nur bei fremdsprachigen Eigennamen eintritt 38), und was Laistner geistreich durch Annahme einer Verschmelzung mit der Gestalt der Sybilla weis, der Sibylla sapiens erklärt. Alter als diese Anlehnungen des zweiten Teils ist die an wiht, Wichtelmännchen, die der Steiermärker Albrecht von Scharfenberg schon in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. in seinem Titurel 4 1 1 6 durch den Reim auf pflihten belegt 39 ). Wieder einfach lautlich ist der Übergang von Iw zu Im: wir finden ihn in Bayern, speziell in der Oberpfalz, in Böhmen, Sachsen, Thüringen, Voigtland in Bilmes - Bilmers - Bilmen - Bilm - BiletsBilmaz - Bilmizschnitter 40). Anderseits wird Bilwes zu Bils synkopiert und dann entweder das s vor dem zweiten Kompositionsglied ausgeworfen 41 ) oder volksetymologisch das Wort durch Anlehnung an Bilsensamen usw. zu Bilsen erweitert 42 ), dieses später neuerdings zu Binsen umgedeutet 43 ). Entstellungen sind BilgenBiber-Hilpertschneider 44), selten sind ganz abweichende Namen wie Bockschneider, Bockreiter45), Getreideschneider 46), Johannesschnitter "), Durchschnittler 48). Heutzutage sind Wort und Begriff hauptsächlich im deutschen Osten, in Bayern, Sachsen, Schlesien, Thüringen lebendig. Man hat daraus schließen wollen, daß es aus dem Slavischen entlehnt sei. Mit Unrecht; denn, wie aus obigen Zusammenstellungen erhellt, galt Wort und Begriff in älteren Zeiten auch am Westrand des deutschen Sprachgebietes. Es erweist sich sonach als ein 'Randwort', was darauf schließen läßt, daß es in noch früheren Zeiten auf dem ganzen deutschen Gebiete gegolten habe und nur die mittleren Schichten eingestürzt sind 49). Noch später ist auch der westliche Rand teilweise abgebröckelt, so daß es jetzt vor allem auf den Osten beschränkt ist. Dem skandinavischen Norden ist die Gestalt fremd, wenn man nicht in dem guten Ratgeber Bilvisus der Hagbardsage eine umge-

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staltende Erinnerung an dieselbe sehen will 50). *) V e r d a m Mnl.lVb. 72. ') D i e l e n b a c h - W ü l c k e r 247. z) U s c n e r Götternamen 83 f. 92. 98; F r i s c h b i e r Preuß. Wb. 2, 144. *) G r e i n Sprachschatz 5 4 f . ; Bosworth-Toller 1, 101. 6) Von den Hss. schreibt die eine pilbiz, die andere bilwitz, obwohl sie das Reimwort bissz schreibt. 6 ) K e l l e r Fastnachtspiele 1463. ZfdA. 24, 70. 80; 4t, 337, 80. ») W a n d e r Sprichwörter-Lexikon 3, 1346. *) Schwäb.Wb. 1, 1 1 1 7 . l0 ) P o l l i n g e r Landshut 116 f.; L e o p r e c h t i n g Lechrain 192. l l ) S o m m e r t Egerland 118. " ) Oberpfalz, bayr. Franken, Erzgebirge: W u t t k e § § 3 7 8 . 4 3 8 . 6 6 1 . " ) E i s e l Voigtland 209 Nr. 550. " j G r i m m Mythol. 393. " ) P a n z e r Beitrag 1, 240. " ) S c h ö n b a c h ZfVk. 12, 6; S c h m e l i e r Bayr.Wb. 2, 1037 f. " ) Mhd.Wb. 1, 127. 1S ) S c h r ö e r Beiträge zu einem Wb. d. Mundarten des ung. Berglandes. " ) G r i m m Mythol. 39t. 10 ) K e l l e r Fastnachtspiele i, 255, 20. " ) G r i m m Mythol. 393. " ) D i e f e n b a c h - W ü l c k e r Hoch- und niederd. Wb. 247. " ) S c h m e 11 e r a. a. 0 , ; U n g e r Steirischer Wortschatz 84; W u t t k e Sachs. Vk. 325; M o n t a n u s Volksfeste 83 b. " ) V i 1 m a r Idiotikon von Kurhessen 295. »') S c h u l l e r u s Siebenbürgtsch-sächs.Wb. 1, 409. " ) B r o n n e r 148. " ) H ö f l e r Wald- und Baumkult 148. ,8 ) S c h l e i e r : Altswert 244, 1 2 ff. Da ihm bereits z und s im Auslaut zusammengefallen sind, läßt sich über die Art der Anlehnung nichts Näheres aussaM gen. ) W a c k e r n a g e . l Lesebuch 1009. 80 ) Histor. Schauplatz der natürlichen Merkwürdigkeiten in dem meißnischen Obererzgebirg. Leipzig 1699. " ) H a u p t Lausitz 1, 68 Nr. 70. " ) C o l e r u s Hausbuch. ») ZfVk. 12. 181. 3I ) K ü h n a u Sagen 3 , 1 2 . " ) S c h ö n b a c h Wiener Sitzber. 142, 1900, 132. *•) Schwäb.Wb. 6, 1654. n ) Z i n g e r l e Sagen 286 Nr. 5 1 7 ; H e y l Tirol 271 Nr. 85; 4 1 1 Nr. 97; 415 Nr. 100; L a i s t n e r Nebelsagen 315. 38 ) Wastl, Wabi für Sebastian, Barbara. »•) So wird daselbst 2534 auch bilwiht für pilwit zu lesen sein. 10) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 420 f.; 2, 5 3 5 ; L e o p r e c h t i n g Lechrain 19 f.; H a s l Bilmer schnitt, Bayerwald 16 (1918), 29 ff.; K r a t z e r Bilmenschnitt.Ba.yeiland 30, 363 ff.; R a b e Pilmschnitter, Urdsbrunnen 1885, 18 ff.; Volkskunst u. Volkskunde 9 (1911), 85. G r o h m a n n i ö ; J o h n Erzgebirge 134. 225; D e r s. Westböhmen 185. 198. 199. 255. 261. 267; J o h nOberlohma 162; Rank Böhmerwald 1, 160; Sommert Egerland 1 1 8 ff.; Müller-Fraureuth Wb. d. obersächs. u. erzgebirg. Mundarten 1, 108; B e c h s t e i n Thüringer Sagenbuch 2, 59; G r i m m Mythol. 445; E i s e i Voigtland 209 Nr. 550; K ö h l e r Voigtland 373. 374. 4 1 2 . 4 2 2 . 41 ) Billschneider: P a n z e r Beitrag 2, 210. 2 1 4 ; Jahn Opfergebräuche 1 1 2 ; Billenschnitt im Erzgebirge Zs. f. hd. Mund-

Bilwis arten 1, 44; Bielmann: P a n z e r Beitrag 2, 2 1 0 . 5 3 6 ; S c h u l e n b u r g 95. 42 ) Bilsenschneider, -Schnitter: fürs Erzgebirge bereits bezeugt durch F i s c h e r Aberglauben 1 7 9 3 , fürs Magdeburgische durch Z e r r e n n e r Ackerpredigten 1 7 8 3 , s. R o c h h o l z Naturmythen 30 f. Gegenwärtig: L a n d s t e i n e r Niederösterreich 5 3 ; M ü l l e r - F r a u r e u t h a . a . O . 1, 108; S e y f a r t h Sachsen 4 3 ; Hertel Thüringischer Sprachschatz 68; G r i m m 43 Myth. 3, 4 5 2 Nr. 5 2 3 . ) Binsenschneider Schnitter-, J o h n Erzgebirge 134. 2 2 5 ; E i s e i Voigtland 209. 2 1 1 Nr. 550. 5 5 2 ; W i t z s c h e l Thüringen 2, 2 2 1 . Rudolstadt bei H . L e o Aus meiner Jugendzeit. Gotha 1880, 8; Dürringleina in Thüringen: Z f V k . 21 ( 1 9 1 1 ) , 286. 44 ) G r i m m Myth. 4 4 5 ; P a n z e r Beitrag 2, 2 1 1 . 45 ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 19; Z f V k . 9 (1890), 2 5 2 . " ) M e y e r Aberglaube 246; M e i c h e Sagen 288 f. N r . 3 7 7 . ") W i t z s c h e l c, 292 Nr. 149, vgl. 220 Nr. 57. 49) P a n z e r Beitrag 2, 209 ff. 2 4 1 . 49 ) J u d Probleme der altromanischen Wortgeographie, Zs. f. rom. Phil. 38, 1 9 ; Singer Verlorene Worte, Zs. f. hd. Mundarten 1924, M 226. ) Laistner Sphinx 2, 267 ff.; Herrmann Die Heldensagen des Saxo Grammaticus 494 f. Singer.

II. 1. Die rätselhafte Figur des B . hat seit den Anfängen der mythologischen Forschung Interesse bei berufenen und unberufenen Deutern gefunden; eine endgültige Erklärung ist bisher nicht gefunden, und es fragt sich auch, wie weit sich eine solche überhaupt finden läßt. Jedenfalls zeigt die historische Untersuchung, daß eine einheitliche Entwicklungslinie nicht nachgewiesen werden kann; je weiter und je genauer wir die Gestalt des B . rückwärts verfolgen, um so deutlicher sehen wir, wie äußere Einflüsse, Kontaminationen mit anderen Sagengestalten und volksetymologische Umdeutungen zu der verwirrenden Fülle der Züge beitragen, die den B. im Volksglauben der letzten Jahrhunderte umkleidet. D a s Bild, das uns die ältesten Zeugnisse von ihm vermitteln, ist ziemlich einheitlich. In Wolframs Willehalm heißt es S 1 ) : si volten, daz kein pilwiz si da schüzze durh diu knie.

Zu «diesem ältesten Zeugnis stellt sich eine Stelle des Cod. Vipdob. 2817 5 2 ): dä dä dä dä

kom ich an bulwechsperg gangen, schöz mich der bulwechs, schöz mich die bulwechsin, schöz mich als ir ingesind.

B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube I.

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Eine zweite Wiener Handschrift vom J a h r e 1387 ist noch deutlicher 5 3 ): ,,vel sepe contigit, quod, qui sagittam Dyane patitur, quod dicitur in vulgari pilwizzschos, stuppam vel excipiunt, quod dyabolus occulte inmisit ad deceptionem vident i u m " . In ganz ähnlicher Weise heißt es bei Eißlein 5 4 ): der pilwiss hat ihn geschossen. Es kann kein Zweifel sein: in der frühesten Gestalt, in der wir den B . sehen, ist er ein menschenfeindlicher Naturdämon, männlichen und weiblichen Geschlechts, der durch seine Geschosse Krankheiten verbreitet. Beschwörende Zaubersegen sind im Umlauf, die den angeschossenen Spuk bannen sollen 55 ), und mit bekannter besänftigender Methode nennt man ihn „ g u t " , während er doch „ u n g u t " ist 5 6 ). E r wohnt meist in Bergen 57), gelegentlich auch in Bäumen, denen man Kleider oder gar Kinder zur Abwehr oder um die Zukunft zu erforschen, opfert 58 ). E r hat auch Alpcharakter: Berthold von Regensburg stellt ihn neben die nahtvaren 59), und wie ein Alp verwirrt und verzottet er das Haar des Schläfers 6 0 ); man tut daher gut, beim Nachtsegen um Schutz vor ihm zu flehen 6 1 ). E r tritt allein, mit seinem Weib oder in Scharen auf; in nichts unterscheidet er sich in unsern frühesten Belegen, die fast alle ins bayrisch-österreichische Gebiet weisen, von andern tückischen Naturdämonen 62 ). " ) 324, 6. H ) 7 1 a bei G r i m m Myth. 1, 392. M ) Bei S c h ö n b a c h Berthold v. R. 1 3 3 . M ) Bei W a n d e r . 3, 1 3 4 8 . " ) Vgl. Z f d A . 24, 70: „ D e r heilig Christ selb gieng weter und wint. E r genietet sich eilender ding. E r chom gegangen hin vil verre Ze dem pilwizen berge. Do chomen die übelen wip und benamen im sinen l i p . " Folgt die Heilung durch den Segen der Mutter Gottes. " ) Vgl. R ü d i g e r Irregang und Girregar (v. d. H a g e n Gesamtabenteuer Nr. 55) v . 1002 ff.: „er solde sin ein gutir und ein pilewiz geheizen". " ) Vgl. unter Anm. 52, 5 5 . " ( T h o m a s E b e n d o r f e r v o n H a s e l b a c h De decem praeceptis ( 1 5 . J h . ) : qui vestes suorum puerorum offerunt ad arbores vocatas pilbispawm, queritur quo, cum offerunt non Deo, sed malis spiritibus, u t circa eos volitent, ut dicunt; Z f V k . 1 2 , 6 f.; vgl. S c h m e l l e r Bay.Wb. 2 s , 1 0 3 7 : so man ein hind oder ein gewandt opfert zu aim pilbispawm und daselbs lugel machen und das pilbis ist nit anders dan der tewfel. M) Wasch42

Bilwis n i t i u s Perht 1 6 9 ! . ; S c h ö n b a c h Berthold v. R. 21; B e r t h o l d v. Regensb u r g 2, 70. ,0) C. v. d. R ö h n Heldenbuch 156 b : sein part het manchen pilwisszoten; G r i m m Myth. 3, 137; S a c h s braucht pilmitz = verworrene Haarlocke. 61 ) Vgl. einen Münchner Nachtsegen: ZfdA. 41, 45 f.; eine B.beschwörung: M e y e r Germ. Myth. 76: procul recedant sompnia et noxia phantasmata. •') Im jüngeren Titurel wurden v. 4116 bil-

B. — fast nur in weiblicher Gestalt — seit dem 14. Jh. am Niederrhein (beluwitte, beelwitle, belewitte, bülewiis) u. ä. 43 ); der Ackermann von Böhmen stellt diesen weiblichen B. den Zauberinnen zur Seite: Bock- und Krückenritt ist beiden gemeinsam 64). In ganz ähnlicher Weise stellen die Gesetze des Hochmeisters Kon-

rad v . Jungingen (1394) die männlichen pilwitten zu den Schwarzkünstlern und Zauberern 65). Bei Hermann von Sachsenheim, der im „ S c h l e i e r " die billwiz auch unholde genannt werden läßt (244,12 ff.), ist k a u m ein Unterschied zu den Hexen 2. V o m 14. Jh. a b beobachten wir, wie festzustellen; die Fastnachtsspiele stellen perchten, bilbissen und truten gleich, denen christliche Umdeutung und theologische allen die Brockenfahrt gemeinsam ist 6e) ; Abneigung — man könnte hier sehr gut so wird der Name B. auch Schimpfwort von einer interpretatio christiana sprefür üble W e i b e r 6 ' ) . Michel Beham l ä ß t chen — aus dem D ä m o n einen Zauberer, eine Hexe machen: dadurch kommen kleine Kinder zu pilweissen werden 68 ); neue, von jenen nachmythischen Sagen- liegt hier eine Verwechslung damit vor, daß die B. nach Hexenart Kinder verkreisen entlehnte Motive zu dem alten Bilde. In dieser Gestalt begegnet uns der I zaubern und vertauschen a9) ? Hexen-

wihte = lärmmachende Dämonen, v. 2534 pilwite = schnelle Geister, beide Male in Gemeinschaft mit den chrabas, genannt, ohne daß mehr über ihr Wesen ersichtlich wäre; Hans Sachs erwähnt pilmitzen in der nasen = Schleimkrusten ? H ö i 1 e r Krankheitsnamen 810.

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Bilwis

brauch ist es auch, w e n n die B . es K ü h e n a n t u n (man schützt sich und die K ü h e davor durch zauberische Hausrezepte), wenn sie Milch stehlen 70). Christian L e h mann spricht es geradezu (1699) a u s : „ d i e hexen werden bielweisen g e n a n n t " 7 1 ) . Einige schlesische R a t s p r o t o k o l l e des 16. Jhs. erzählen v o n Fällen, in denen F r a u e n und Männer, weil sie pilwissen = Zauberer, H e x e n , gewesen, z u m T o d e verurteilt w u r d e n 7 2 ) ; G r y p h i u s bedient sich wiederholt des W o r t e s in gleichem Sinne 7 3 ); aus der Mark besitzen wir aus der Mitte des 17. Jhs. ein völlig paralleles Zeugnis. W e n n Montanus uns berichtet, daß am P o l t e r a b e n d am Niederrhein alle R i t z e n und L ü c k e n des Hauses gegen die pilwitze v e r s t o p f t w u r d e n 74 ), dürfen wir wohl auch hier die gleiche A n s c h a u u n g voraussetzen: der Naturgeist ist zur Hexe, z u m Schwarzkünstler geworden; die neuen Züge, die er nun aufweist, hat er v o n diesen Figuren übernommen. Ein Blick auf die K a r t e lehrt, daß es von jenen älteren Wirkungskreisen g a n z verschiedene Gebiete sind, in denen diese U m f o r m u n g u m sich griff: w ä h r e n d der Naturgeist im b a y r i s c h e n Gebiet seine besondere A u s p r ä g u n g erhielt, sind es hier zwei andere K u l t u r k r e i s e , die die U m w a n d l u n g des Naturgeistes z u m Zauberer, zur H e x e zeigen: das Rheinland, besonders der Niederrhein, und das L a n d u m Erzgebirge und Sudeten, v o n denen dann wenige Ausstrahlungen nach Norden ausgingen. Dies seltsame Verhältnis, das vor einer gründlichen A u f a r b e i t u n g des gesamten v o l k s k u n d l i c h e n Quellenmaterials, v o n der wir heute noch sehr weit entfernt sind, nicht gedeutet werden kann, ist keinesfalls durch Zufall zu erklären; es genüge hier die Feststellung der Tatsache. •3) V g l . G r i m m Mytk. 1, 391 f . ; 3, 1 3 7 ; D i e f e n b a c h - W ü Icker 247; V e r d a m Mnd.Wb. 72. In Kurhessen notiert V i 1 m a r S. 295 N a m e n , die vielleicht hierher gehören (perlebitz, berlewitchen, pilsen,4) V I , b a u m u. ä.) 1 3 : die bilwis und die zauberinne kunnen vor uns nicht beleiben, sie hilfet nicht, das sie reiten auf den krucken, das sie reiten auf den bocken. e5 ) F r i s c h b i e r Preuß.Wb. 2, 1 4 4 : auch wellen und gebieten wir, daß alle zauberer, weydeler, pilwitten.

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Schwarzkünstler u n d t wie diese""gottslesterer megen genandt werden usw. ••) K e l l e r 3 , 1 4 6 3 ; D W b . 2, 30, «) E b d . 1 , 2 5 0 . « j W a k k e r n a g e l Lesebuch 1009: etlich glaben d a z kline k i n d ze pilweissen verwandelt sind, a u c h wie die schreczlin so geswind uf v i c h reiten und varen. ••) V g l . S c h m e l l e r 2, 1037: quid a m credunt permutari infantes e t eos laedi a pilwiz. 70) E i n solches R e z e p t des 15. Jhs. aus O l m ü t z s. Z f V k . 22, 180; weitere v o m Jahre 1656 bei K u h n Märkische Sagen 375 (Vieh a m Walpurgisabend mit in U r i n gekochtem Meerkraut waschen), ferner bei S c h ö n b a c h Berthold v. R. 132 (Dresdener Hs. des 16. J h s . : in der F a s t e n z e i t Haselzweig an Melkk ü b e l hängen, S t ü c k c h e n v o m G a l g e n unter Kuhstallschwelle vergraben, drei D i n g e v o n der als B . v e r d ä c h t i g t e n Person borgen und diese m i t Haselrute peitschen). " ) Zf. s. hd. M u n d a r t e n 1, 44. " ) 1 5 6 7 : L a u b a n ( H a u p t Lausitz 1, 68 = K ü h n a u Sagen 1, 149 f.); 1597: Glatz ( K ü h n a u Sagen 3, 12); 1529: Schweidnitz, 1582: S a g a n ( G r i m m Myth. 1, 392). ™) Z. B . Horribilicribrifax Akt V; Dornrose A k t I u. I I I . 74) Volksfeste am Niederrhein 83 b ; eine Stelle aus einem schwäb. L a g e r b u c h v o n H o r b (Schwäb.Wb. 1, i n ) : „ g e h n bilwiss usshin" ist unklar. V g l . auch C r u s i u s Ann. Suev. 1, 303: „ D u brächtests nit zuwegen, w a n n du schon so k l u g wärest als pipis oder b i b b i s " bei L a i s t n e r Nebelsagen 318.

3. V o m 16. J h . ab t a u c h t ein neues Element in der B.sage auf, und zwar weisen die ältesten Zeugnisse in den Osten. Die preußische K i r c h e n a g e n d e v o n 1530 identifiziert den piluuylus mit Ceres, v e r s t e h t also zweifellos einen weiblichen K o r n g e i s t unter dem W o r t . W e n i g später nennt ein L y c k e r Pfarrer ( J a n Malecki) den piluitus einen deus divitiarum, f a ß t ihn also als männlichen Geist, der R e i c h t u m bringt. H u n d e r t J a h r e später setzt Praetorius in seinen Deliciae Prussicae die P i l w i t t e n den slav. Kaukuczus = Heinzelmännchen gleich 7 5 ). Die Chemnitzer Rockenphilosophie (III, 172) endlich e r w ä h n t eine ,,art hexenschnitt, so auf dem felde gesehen soll", ein Zeugnis, das z w a r nicht den N a m e n B . erwähnt, aber inhaltlich voll hierher gehört. A m E n d e des 18. Jhs. ist das Bild deutlich: dem pilzerschnitter fällt der Getreidezehnt zu 7 8 ); in B a y e r n wird ein hexengetraidschnitt erwähnt77), in T h ü r i n g e n gehen abergläubische L e u t e in der Johannisnacht, kleine Sicheln an den Füßen, durch die Felder und vermeinen, sie könnten dann das ganze J a h r 4

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Bilwis

ohne Brotsorgen leben 7 8 ). Die E n t w i c k lung ist deutlich: der z u m Zauberer, zur H e x e gewordene B. hat sich auf ostdeutschem Boden mit Korngeist- und Hausgeistmotiven vermengt, die sehr bald das alte Bild überwuchern, ohne es doch ganz verdunkeln zu können. So können wir die einzelnen Elemente, aus denen sich seine Gestalt im Volksglauben der letzten 120 Jahre zusammensetzt, deutlich unterscheiden. Erasmus Alberus erzählt v o n Weibern, die mit Huldas Heer fahren, Sicheln an den Händen 7 9 ): hier ist H e x e und Korngeist deutlich vergemeinschaftet; Im allgemeinen ist der B. des neueren Volksglaubens ein Mensch mit übernatürlichen K r ä f t e n , d. h. ein Zauberer oder eine Hexe, der fremde Felder durchquert und das K o r n mit Sicheln oder sichelförmigen Scheren, die er an den Zehen befestigt hat, abschneidet ®°), entweder f ü r sich selbst 8 1 ) oder für a n d e r e 8 2 ) ; das K o r n fliegt ihm sofort zu, oder ein Teil h e b t sich, nachdem es ausgedroschen ist, v o n der Tenne des Besitzers und schwebt zu ihm oder seinem Dienstherrn 8 3 ). Er braucht auch nur drei Ä h r e n v o n einem Felde zu nehmen 84) oder den R a u m , dessen E r t r a g er sich anzueignen wünscht, zu umkreisen 8 5 ), oder er geht unsichtbar oder n a c k t auf Stelzen seinem Gewerbe nach 8S). Er ist lang, hager und sehr häßlich 8 7 ) oder im Gegenteil kurz und d i c k 8 8 ) ; im gleichen Ort hielten ihn die einen für einen Vogel, die andern für einen unbekannten Bauern 8 9 ). O f t wird sein Verhältnis mit dem Teufel ausdrücklich betont; er reitet auch auf einem B o c k , oder ein B o c k geht hinter ihm her 9 0 ) ; R a u c h steigt hinter ihm auf, und w o er l a n g ging, ist das K o r n versengt. Bei seinen R a u b g ä n g e n murmelt er Zaubers p r ü c h e 9 1 ) . E r geht nur zu bestimmten Zeiten: Johanni 9 2 ), Walpurgis 9 3 ), P f i n g sten 9 4 ), Ostern 9 5 ), Georgi 9 6 ), Veitstag 9 7 ), Peter und Paul 98), K a r f r e i t a g 9 9 ) , K a r samstag 10°), P f i n g s t s a m s t a g 1 0 1 ) , Medardus 102 ), Dreifaltigkeitstag, und auch da nur zu gewisser S t u n d e : früh vor Sonnena u f g a n g 103), beim Glockenläuten 104 ), um die 6. S t u n d e 1 0 5 ) , v o r dem A v e m a r i a -

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läuten 106 ); darum läutet man an solchen T a g e n nur ganz kurz, denn mit d e m Verstummen der Glocken erlischt seine Zauberkraft 107 ). Man erkennt ihn an seiner Glatze und der hohen, spitzen S t i r n 1 0 8 ) ; ist er aber unsichtbar, so kann m a n durch allerlei Mittel versuchen, seinen unsichtbarmachenden Zauber zu zerstören: man soll in der Kirche auf neunerlei Holz knien, so sieht man alle B.e des Ortes, oder man gehe Ostern oder Pfingsten v o r Sonnenaufgang betend über die Felder, so belauscht man sie bei der Arbeit 1 0 9 ). Man bearbeite schweigend 7 Reisigbündel mit dem Dreschflegel; der Fremde, der dann in die Scheune kommt, ist der B. 1 1 0 ). Man setze sich zu Trinitatis oder Johannis, wenn die Sonne am höchsten steht, mit einem Spiegel auf der Brust auf einen Holunderstrauch, so sieht man den B . 1 1 1 ) . Den gleichen Erfolg erzielt man, wenn man sich ein viereckig ausgestochenes S t ü c k Rasen oder einen Maulwurfshügel verkehrt auf den K o p f s e t z t 1 1 2 ) . Spricht man dann den B. zuerst an, so m u ß dieser s t e r b e n 1 1 3 ) ; gelingt es ihm jedoch, der Anrede zuvorzukommen, so stirbt der Horcher 1 1 4 ). Manchmal t r ä g t auch der B. einen Spiegel auf der B r u s t ; wer sich in diesem schaut, muß sterben 1 1 5 ). Sehr viele . Mittel gibt es, den Schaden v o m Felde a b z u w e n d e n : man vergrabe an den vier E c k e n des Feldes kleine K r e u z c h e n 1 1 6 ) , benutze bei der Bestellung einen P f l u g aus Ebereschenholz, das am K a r f r e i t a g vor Sonnenaufgang geschnitten i s t U 7 ) , sage beim Säen einen frommen Spruch 1 1 8 ), schieße am Ostermontag vor Sonnenaufgang über die Felder 119 ), beginne beim Säen mit dem 2. A c k e r b e e t 1 2 0 ) , nehme einige späterhin an den E c k e n der Felder auszusäende K ö r n c h e n K a r s a m s t a g s mit in die K i r c h e 1 2 1 ) , stecke den Ehering beim Säen a n 1 2 1 ) , stecke geweihte P a l m kätzchen aufs Feld 123 ), umgehe segnend die Felder und besäe die Ränder zuerst 1 2 4 ), besprenge die Felder mit Dreikönigswasser oder vergrabe A n t l a ß k r e u z und -eier 1 2 5 ), pflüge nach beendeter Frühjahrs* und Herbstbestellung noch dreimal rund um das Feld 126 ), werfe dem B. ein Messer mit drei K r e u z e n auf der K l i n g e

Bilwis

entgegen oder schieße mit der Flinte über ihn hinweg 127 ) oder spreche den Zauberspruch, den der B . gebrauchte, r ü c k w ä r t s nach 128 ). Man nehme die Stoppeln der v o m B. abgeschnittenen H a l m e und hänge sie in den R a u c h f a n g : wenn sie verdorrt sind, ist der B. t o t 1 2 9 ) . W o der B. erst im Herbst seinen R a u b holt (s. o.!), sucht man die eingebrachte E r n t e durch V e r b r e n n u n g der ersten Garbe samt dem in sie eingebundenen A n t l a ß kränzel und P a l m z w e i g 1 3 0 ) , oder indem man sie mit Dreikönigswasser oder -salz oder P f i n g s t t a u f w a s s e r besprengt, f ü r sich zu retten 1 3 1 ); man zieht auch wohl den ersten E r n t e w a g e n verkehrt ins Stadel 1 3 2 ). Besondere Vorsicht ist dann beim Dreschen g e b o t e n 1 3 3 ) . In allen diesen Zügen lassen sich deutlich die einzelnen Elemente, die zur Bildung der B.sage beigetragen haben und die wir oben andeuteten (Abs. II 1, 2), unterscheiden. Der menschenfeindliche Naturdämon, der in Höhlen wohnt, wohin man ihm K u c h e n oder ein weißes Huhn als Opfer bringt, ist in einer bayrischen Bielmannsage noch deutlich erkennbar 1 3 4 ); die Messer an den Füßen, die er trägt, stammen freilich, wie wir sahen, aus jüngerer Zeit. In voigtländischen Sagen wiederum ist die Beziehung zum alten Zauberer- und H e x e n g l a u b e n noch stärk e r g e w a h r t : w e n n der Bilmschnitter durch eine Viehherde geht, geben die K ü h e B l u t s t a t t Milch 1 3 S ); eine Binsenschneiderin verzaubert in kurzer Zeit sieben K ü h e 1 3 6 ) . Über das ganze Gebiet aber zieht sich, in ziemlicher Einheitlichkeit, die neue F o r m des B., die wir als das Ergebnis einer langen und mannigfach beeinflußten Entwicklung erkannten. W i r können es auf eine Formel bringen: B. = N a t u r d ä m o n > Zauberer (Hexe) + ostischer K o r n g e i s t ; das umrankende und verwirrend b u n t e Beiwerk ist den v e r schiedensten angrenzenden Sagenkreisen entlehnt. Dabei müssen wir uns, wie mir scheint, bescheiden. Eine etymologische D e u t u n g des Namens, oft und stets mit unbefriedigendem Ergebnis versucht, scheint angesichts der Fülle der Namenvarianten, die

1322

mit den frühesten Belegen einsetzt, ausgeschlossen. Vergessen wir doch auch nicht, daß auch unsere ältesten Zeugnisse den B. wahrscheinlich nicht in ursprünglicher Gestalt zeigen: wie viel mag volksetymologische Entstellung an den N a m e n schon in vorliterarischer Zeit, d. h. ehe sie uns das erstemal begegnen, verändert h a b e n ! E r w ä h n t sei hier nur, daß außer den mit B. zusammenhängenden Namen (z. B. bielmann, bulmuz, bilmer Schnitter, binsenschnitter, bilgenschneider usw.) auch S y n o n y m a wie hilpert-, wolfs-, wegele-, durch-, hexen-, bocks-, johannisschnilt(er) a u f t a u c h e n , alle bedingt durch die letzte, dritte Phase der Entwicklung. W o die Erinnerung an den B. schwand, hat sich doch die Bezeichnung Binsenschnitzerweg, Bilsen-, Wolfs- usw. -schnitt für leere Streifen in den Getreidefeldern erhalten. " ) Diese Belege bei U s e n e r Götternamen 83 f. 92. 98. '•) F i s c h e r Aberglauben 2 (1793), 124. ") E c k a r t s h a u s e n Entdeckte Geheimnisse

der Zauberey

( 1 7 9 c ) , 140. " ) W i t z -

s c h e l Thüringen 2, 292 aus den Jahren 1796 bis 1804. n ) Bei G r i m m Myth. 1, 394. Ei sei

Voigtland

209; P a n z e r

Beitrag

2, 211; I, 240; D ä h n h a r d t Volkstümliches 2, 82; Bavaria 2, 251; R a n k e Volkssagen 283; J o h n Oberlohma 162; M e y e r Germ.

Myth.

132;

W u t t k e

268 §

394;

Rochholz Schweizersagen 2, X L V I I f. = L e o p r e c h t i n g Lechrain 20; J o h n Westböhmen 198, 2 6 7 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 428 If. = L a i s t n e r Sphinx 2,

262 ff.; schel

K ö h l e r Voigtland 343; W i t z Thüringen 2, 221; H e r t e l Thür.

Sprachschatz

68;

B r o n n e r

Sitt

und

Art

3,

452

G r o h m a n n

16.

146 ff.; M e i c h e Sagen 287; MdBlfVk. 2 (1927): Umfrage über B. 81) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 427; B r o n n e r Sitt und Art 146 ff.; J o h n Westböhmen 185, 198 f.; M a n n h a r d t 1, 210; Panzer Beitrag 2, 209 f.; W u t t k e 268 § 394; K ö h l e r Voigtland 373, 374; R a n k Böhmerwald

i,

160.

(Saalfeld); J o h n

Steir.

Wortschatz

82 )

G r i m m

Myth.

Westböhmen 198; U n g e r

84;

" ) Belege unter 81 und 82. »«) J o h n Westböhmen

185.

86 )

S c h ö n w e r t h

Oberpfalz

1, 428. «) Ebd.; W u t t k e 268 § 394; W e i n h o l d Ritus 25 u. ö.; siehe unter 81 8 und 82. ') P a n z e r Beitrag 2, 210 f. 88) M e i che

Sagen

288.

89)

John

Erzgebirge

225;

als Hirsch: W i t z s c h e l Thüringen 2, 221, 80) Q u i t z m a n n Baiwaren passim; M a i l h a r d t 2, 176 ff.; S a r t o r i 2 , 7 2 ; L e o p r e c h t i n g Lechrain 20; M e y e r Germ. Myth. 132 u. ö. " ) S e l i g m a n n 1, 156;

1323

1324

Binde—Bindebrief

M e i c h e Sagen 288. " ) H o o p s Reallex. 1, 2 8 4 ! . ; M e y e r Germ. Myth. 121. 132; W u t t k e 268 § 394; W i t z s c h e l Thüringen 2, 2 2 1 ; P a n z e r Beitrag 1, 240 ;.2, 210. 2 1 4 . 240; M e i c h e Sagen 288 f.; Meyer Myth. der Germ. (1903), 1 6 4 ; Pollinger Landshut 220f. 116. 1 1 7 ; Köhler Voigtland 3 4 3 ; B r o n n e r Sitt und Art 1 4 6 ff.; E i s e i Voigtland 209; daher auch in Thüringen „Johannesschnitter" : Witzschel Thüringen 1, 220. ®3) E i s e i Voigtland 209; B r o n n e r Sitt und Art 1 4 6 ff.; Meiche Sagen 288 f. ") K ö h l e r Voigtland 373; Panzer Beitrag 2, 2 1 1 . •') Ebd. 2, 2 1 1 ; Pollinger Landshut 117. »•(Polling e r 2 1 3 . " ) W u t t k e 268 § 394. ") Ebd. 10°) •») H ö f 1 e r Ostern 12. John Westböhmen 198, 261. 101) Ebd. 1M ) J o h n Erz1 0 gebirge 225. ®) E i s e 1 Voigtland 209. 104) P o l l i n g e r Landshut n 6 f . 220f.; P a n z e r Beitrag 1, 240; 2, 2 1 0 ; W u t t k e 268 § 3 9 4 ; ZfVk. 7, 362; L e o p r e c h t i n g Lechrain 1 9 ff. 105) M e i c h e Sagen 288. « " ) P i n z e r Beitrag 2, 2 1 4 . 10') Vgl. unter 104. 1 M ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 10; W u t t k e 268 § 394- 10°) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 429. 110 ) W i t z s c h e l Thüringen 2, 2 2 1 ; K ö h l e r Voigtland 374. m ) Thüringen: G r i m m Myth. 1, 3 9 2 ; S o m m e r t Egerland 119. ui) P a n z e r Beitrag 1 , 2 4 0 f.; ZfVk. 9, 2 5 2 ; L e o p r e c h t i n g Lechrain 21 ¡ R o c h h o l z Sagen 2, X L V I I I = P a n z e r Beitrag 2, 536 f.; Bavaria 1, 320; S o m m e r t Egerland 1 1 8 f.; W u t t k e 259 § 378. l l a ) Bavaria 1, 320; P a n z e r Beitrag 2, 5 3 ö f . ; 1, 2 4 0 t . ; W u t t k e 268 § 394; E i s e i Voigtland 209 f.; M e y e r Aberglaube 229 (thür.); K ö h l e r Voigtland 374 (thür.); G r i m m Myth. 1, 394; Pollinger Landshut 117; J o h n Erzgebirge 225. n t ) S e l i g m a n n 1 , 1 7 8 . "•) E i s e 1 Voigtland 2 0 9 t . ; J o h n Westböhmen 2 5 5 ; Volkskunst und Volkskunde 9, 85; P a n z e r Beitrag 2, 5 3 5 ; M e i c h e Sagen 287. 288. " ' ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 2 1 . ll8) B r o n n e r Sitt' und Art 146 ff. "•) H o o p s Reall. 1, 284 f.; Pfingsten: P a n z e r Beitrag 2, 2 1 0 f. = M e y e r Germ. Myth. 1 3 7 ; kretzweis schießen: D ä h n h a r d t Volkstümliches 2, 82. 12°) J o h n Oberlohma 162; D e r s . Westböhmen 185. I U ) J o h n Erzgebirge 225. l " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 399. l i 3 ) J o h n Westböhmen 267; Rochholz Naturmythen 30 f.; H ö f 1 e r Waldkult 133; Schönw e r t h Oberpfalz 1 , 4 1 2 ; P a n z e r Beitrag 2, 2 1 0 f. 1 M ) M e i c h e Sagen 287. Bavaria 2, 2 5 1 ; S o m m e r t Egerland 118; Karsamstagskohle: ebd. "•) K ö h l e r Voigtland 412. l a ') B e c h s t e i n Thüringen 2, 59. 1M ) P o l l i n g e r Landshut 1 1 7 . 1!») M e i c h e Sagen 2 8 7 ; K ö h l e r Voigtland 374; E i s e 1 Ebd. 209 f.; S o m m e r t Egerland 1 1 8 . 130) J a h n Opfergebräuche 112. 158; P a n z e r Beitrag 2, 2 1 4 . 131 ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 2 1 , 192 f. 13J) Ebd. 133) Vgl. Pollinger Landshut 117; Panzer

Beitr. 2, 2 1 0 ; J o h n Westböhmen 255; W u t t k e 4245661; Bechstein Thüringen 2, 6 2 ; H o o p s Reall. 1, 284 f.; M e i c h e Sagen 288. 131 ) P a n z e r Beitrag 2 , 2 1 0 ; oft wiederholt. 135) K ö h l e r Voigtland 388. l39 ) E i s e i ebd. 2 1 1 .

4. Die Wilweisen Tirols, verwunschene hilfreiche, z u k u n f t s k u n d i g e Weiblein, die wohl auch als letzte Angehörige eines verwunschenen Geschlechts gelten und ihre K i n d e r mit Menschenkindern vertauschen 1 3 7 ), gehören nicht hierher, ebensowenig wie der wendische Bielmann = weißer Star 138 ). 13 ') H e y l Tirol 4 1 1 . 2 7 1 . 4 1 5 f.; Zing e r 1 e Sagen 288; L a i s t n e r Nebelsagen 315; Schönbach Berthold v. R. 24. l38) S c h u l e n b u r g 95. Mackensen.

Binde s.

Band.

Bindebrief, namentlich aus dem 17. J h . belegt, doch z. T. bis heute erhalten, wird z u m Namens- oder G e b u r t s t a g überreicht. „ W i r pflegen unsere Geburtstage freudig zu begehen", schreibt Samuel v . B u t s c h k y , P a t h m o s (1677), S. 5 *), „ s c h i c k e n einander in g u t e m A n w u n s c h e Bündebrieflein, geschenkte B ä n d l e i n " . Wenzel Scherffer, Gedichte (1652), 253 sagt in einem „ S c h u t z - und B. im N a m e n einer F r a u e n gesetzet, als sie einen fürnehmen Obristen an seinem N a m e n s t a g 1639 beschankte": „Möcht ich doch auch etwas finden, Euer Gnaden mitzubinden *)."

In B a d e n 3) hängte man früher die B.e dem Gefeierten an die Kleider (s. anhängen) oder warf sie ihm um den Hals, die Helsete oder W ü r g e t e . Daher stand auf solchem G l ü c k w u n s c h z e t t e l : „Ich binde dich nicht mit Seil und Bast, Sondern mit diesem Brief lein fast" ( = fest).

A u f den nordfriesischen Inseln wurde früher a m P e t r i t a g e Leuten, die Peter hießen, v o n den K i n d e r n ein B. ins H a u s getragen. Derselbe l a u t e t : „Heute ist es Peters Tag, D a man Peter binden mag Wir binden ihn nicht mit Seil oder Bast, Sondern mit diesem Brieflein fast."

Der Gebundene m u ß t e sich mit einem Schilling zu K u c h e n w e r k lösen, „ u n d so s c h e i n t " , meint Chr. Jensen 4 ), „ d e r Geb r a u c h eine B e z i e h u n g z u m A m t e P e t r i

binden

1325

zu binden und zu lösen gehabt zu haben". Die Dienstboten in Angeln kennen eine seltsame Art dieser B.e: Man macht in einen seidenen Faden viele feste Knoten und sendet ihn einem Freunde, dessen Name an dem Tage im Kalender steht, in einem Briefe. Gelingt es dem Empfänger, die Knoten zu lösen, so ist er frei, sonst muß er sich durch Kaffee und Kuchen oder durch eine Bowle Punsch loskaufen. Ähnliche Bräuche finden sich in England 6 ). Neben diesen Namens- und Geburtstagsgebräuchen findet sich der B. auch in den Erntebräuchen (s. b i n d e n II) 6 ). Vgl. zu diesen Bräuchen Angebinde . 435. w o e s i n Anm. i H a n u s und nicht H o r n u s heißen soll; M a n n h a r d t Germ. r

Mythen 6 9 8 f f . ; R e u s c h e l Volkskunde 2 , 3 3 ; W . S p a n g e n b e r g i 4 nbinde- oder Fangbriefe, hrg. v. Behrend (Lit. Ver. CCLXII 1914);

Eis.Jb. 30, 109; BlpommVk. 9, 138.

») DWb. 2. 31. •) Vgl. D r e c h s l e r 1, 219, wo noch weitere Literatur. *) M e y e r Baden

107.

l

)

Jensen

Nordfries.

Inseln

357;

S a r t o r i 3, 90. 6) M a a c k Lübeck 82 f. ') Vgl. auch die sog. Bindelieder, z. B. D r e c h s l e r 1, 219; ZfVk. 4, 85; 7, 153; M e i e r Schwaben 2, 4 4 6 ; M a a c k Lübeck 8 2 ; P f a n -

nenschmid

Erntefeste 94. 399 f. usw. Bächtold- Stäubli.

binden. I. A l l g e m e i n e s : Unter allen abergläubischen Vornahmen, die den Verkehr mit Mächten, die nicht von dieser Welt sind, bezwecken und den daraus entwickelten kultischen Vorschriften gehören B. und Lösen (s. d.) zu den bedeutsamsten. Alle Mittel, die eine übernatürliche Fernwirkung schaffen, heißen schlechthin vincula Bei der großen Wichtigkeit, die man diesen Vorstellungen beilegt, sieht der Kultus oft die peinlichste Beseitigung alles Bindenden oder auch den Gebrauch von bestimmten B.mitteln vor, wie besonders die Arbeit von Heckenbach 2) zeigt. J e nach den besonderen Formen der entsprechenden Handlungen vergleiche man die Art. Band, bannen, Faden, Fessel, Knoten u. a. Hier soll nur von der prinzipiellen Bedeutung jedweden B.s die Rede sein; bei der ungeheueren Masse des Materials kann nur ein kleiner Ausschnitt gegeben werden. B.

1326

ist ein Analogiezauber, indem jedes Festhalten, Behindern oder Vereinigen durch ein konkretes B. dargestellt und zauberisch hervorgerufen wird. B. kann etwas Wünschenswertes am Entweichen verhindern, etwas Gefürchtetes in seiner Bewegungsfreiheit aufhalten und zwei zusammengehörige oder aufeinander bezogene Dinge zusammenbringen oder zusammenhalten. Die Handlung kann das Nichtlösenkönnen mit verschiedener Stärke betonen. Das stärkste Band ist wohl die Fessel, die ein Vonselbstlösen praktisch unmöglich machen soll. Auch der Knoten kann, wenn er fest angezogen oder mehrfach (3fach oder 7fach o. ä.) angebracht ist, stark b. Da es sich anderseits nicht um ein reales B. handelt, treten alle jene Ersatzerscheinungen in ihr Recht, die man zu Unrecht als Symbole zu bezeichnen pflegt, die für den Zaubergläubigen aber vollen realen Wert besitzen. So kann ein schwacher Faden durch die ihm innewohnende Zauberkraft genügen; wertvolles Material vor allem auch unter Band. Selbst eine zauberkräftige Handlung oder Haltung, in weiterer Abschwächung das gesprochene oder geschriebene Wort, können dieselbe Wirkung haben. Wir nähern uns damit dem Bereiche des Zauberkreises, des Ringes, der Schlange, die sich in den Schwanz beißt, u. ä. Symbole. a) H e m m u n g einer Beweg u n g : So werden Defixionspuppen umschnürt oder dem zu Behexenden etwas Umschnürtes ins Bett gelegt (s. Defixion), so wird der Tote, dessenWiederkehr man fürchtet, gebunden (s. Fessel). In diesem Bereiche hat das Netz- und Schiingenmotiv eine über die ganze Erde verbreitete Ausbildung erfahren 3 ). Besonders Krankheiten, d. h. die sie veranlassenden Dämonen, werden gern so gehemmt 4 ). Gegen Malaria etwa werden entweder Schultern und Lenden mit Binden umwickelt oder auch nur der linke kleine Finger (für dessen Bedeutung vgl. Finger) mit der inneren Eihaut, oder der Kranke trägt den Strick eines Gehenkten um den Hals, das schon kein B. mehr, sondern nur die örtliche Nähe einer Schlinge

132 7

tenden

i s t 5 ); die ältesten Z e u g n i s s e g e r a d e d a f ü r sind s c h o n a l t a s s y r i s c h 6 ) . In ä h n l i c h e r W e i s e k a n n G e f a n g e n s c h a f t d u r c h ein dingliches S y m b o l , wie d u r c h das T r a g e n eines R i n g e s ersetzt w e r d e n ( P r o m e t h e u s m o t i v ) ') und dieses w i e d e r d u r c h die b l o ß e H a n d l u n g des U m k r e i s e n s . D a h i n g e h ö r e n gewisse F o r m e n des A b b . s (s. d.) in der V o l k s m e d i z i n , a b e r a u c h j e d e r F l u r u m g a n g und viele a n d e r e U m w a n d l u n g e n in K u l t , M a g i e u n d Rechtsb r a u c h 8 ) . D a f ü r nur z w e i B e i s p i e l e : D a s V i e h löst sich n i c h t , w e n n m a n des A b e n d s u m den T i s c h g e h t ; ein T r u n k e n b o l d b l e i b t daheim, w e n n m a n m i t seinem H u t dreimal den R a u c h m a n t e l u m k r e i s t 9 ) . E n d l i c h g e n ü g t das b l o ß e W o r t in den z a h l r e i c h e n Diebssegen (s. d.), die den D i e b a m F o r t l a u f e n hindern sollen 10 ). W i e das e i n f a c h e B., so wirkt auch jedes Verschränken. Einen Z w a n g ü b t das in D e u t s c h l a n d v e r b r e i t e t e , a b e r schon im r ö m i s c h e n A l t e r t u m bez e u g t e D a u m e n d r ü c k e n a u s u ) . A u c h das F a l t e n der H ä n d e oder K r e u z e n der A r m e b e d e u t e t in den meisten F ä l l e n eine H e m m u n g . B e i der G e b u r t des H e r a k l e s s i t z e n die G e b u r t s d ä m o n e n m i t v e r s c h l u n g e n e n H ä n d e n da, u m so die „ E n t b i n d u n g " unm ö g l i c h zu m a c h e n 1 2 ) , w ä h r e n d u m g e k e h r t die a u s g e s t r e c k t e H a n d die E n t b i n d u n g b e f ö r d e r t 1 3 ) . Diese üble F o l g e des H ä n d e f a l t e n s w a r in R o m bei allen offiziellen A k t e n v e r b o t e n 1 4 ). D e r christliche G e b e t s r i t u s d ü r f t e in irgendeiner Weise damit zusammenhängen. Soweit m a n sich auf die V o l l s t ä n d i g k e i t der Z e u g nisse aus älterer Z e i t verlassen kann, scheinen sie zu lehren, d a ß das Z u s a m m e n l e g e n der H ä n d e alt ist in Indien. Die H a l t u n g v o r dem b y z a n t i n i s c h e n K a i s e r m i t gek r e u z t e n A r m e n b e z e i c h n e t e sicher eine S e l b s t f e s s e l u n g . U n t e r K a r l d. Gr. k o m m t das Händefalten im Verkehr mit dem Lehensherrn in gleichem S i n n e v o r . Dieser R i t u s scheint u m das J a h r i o o o v o n der w e l t l i c h e n O b r i g k e i t auf den H e r r g o t t ü b e r t r a g e n zu s e i n 1 5 ) . D e r S c h l u ß Heilers freilich 18 ), d a ß sich hier a l t g e r m a n i s c h e r B r a u c h erhalten h a b e (er d e n k t a n die S e l b s t f e s s e l u n g der S e m n o n e n , s. Fessel), ist nicht g a n z z w i n g e n d , d a a m H o f e K a r l s

1328

a u c h ein b y z a n t i n i s c h e r B r a u c h n i c h t ausgeschlossen ist. V o r a l l e m a b e r h a t der christliche B r a u c h m i n d e s t e n s U m d e u tungen erfahren17). Der Gedanke, durch das F a l t e n die a n w e s e n d g e d a c h t e G o t t heit zu b i n d e n (etwa w i e b e i m D a u m e n drücken) h a t immer n a h e gelegen. D i e W o l l b i n d e spielt im a n t i k e n K u l t u s eine große Rolle 1 8 ); a u c h p f l e g e n n i c h t b l o ß wir das G e b e t mit einem b i n d e n d e n Worte abzuschließen (s. A m e n ) . Verp f l i c h t e n d e K r a f t h a t a u c h der Z w i e s e l (s. d.), die F o r m des griechischen K e r y keions 1 9 ). Der a n t i k e K u l t v e r w e n d e t im gleichen Sinne den in sich z u r ü c k l a u f e n den K r a n z , a b e r a u c h die G u i r l a n d e u n d S c h l i n g p f l a n z e n wie den E p h e u 20 ). E i n e schöne S a m m l u n g z u m B . und L ö s e n g ö t t licher M ä c h t e b i e t e t E u s e b i o s p r a e p . e v . V 8 u. 9. b) V e r e i n i g e n d e K r a f t : Die l e t z t e n Beispiele h a b e n bereits in d e n B e reich h i n ü b e r g e f ü h r t , w o d a s B . eine V e r einigung z u m Ziele h a t . S c h o n T y l o r b r i n g t Beispiele dafür, d a ß ein e i n f a c h e r S t r i c k genügt, u m den Z a u b e r a r z t m i t d e m K r a n k e n in w i r k s a m e V e r b i n d u n g zu bringen 21 ). D a s k a n n ebenso g u t heilsame wie schädliche W i r k u n g h a b e n . A u c h die H e x e b i n d e t ihr O p f e r m i t einem F a d e n u n d e r l a n g t d a d u r c h w i r k same V e r b i n d u n g 2 2 ) . A l t ist die V o r stellung, G e g e n s t ä n d e d u r c h s i c h t b a r e V e r b i n d u n g der G o t t h e i t besonders ans H e r z zu legen (s. F a d e n ) . L i e b r e c h t 2 3 ) e r w ä h n t den französischen B r a u c h der D e d i k a t i o n einer 'ceinture de cire', der sich bis ins J a h r 658 z u r ü c k v e r f o l g e n l ä ß t (weiteres unter A n g e b i n d e ) . E t w a s anders scheint die V o r s t e l l u n g zu sein, w e n n in H e s s e n das P a t e n k i n d z u B e ginn oder bei B e e n d i g u n g der S c h u l z e i t eine rotseidene S c h n u r u m d e n H a l s geb u n d e n u n d auf den R ü c k e n der L ä n g e n a c h a n g e n e s t e l t b e k o m m t 2 4 ) (s. a u c h L e b e n s f a d e n ) . E n d l i c h b e r u h e n auf w i r k samer B i n d u n g ebensowohl die römischrechtliche o b l i g a t i o — hier v e r l e i h e n die solemnia v e r b a der B i n d u n g des S c h u l d ners v o l l e K r a f t — wie die p ä p s t l i c h e S c h l ü s s e l g e w a l t n a c h den W o r t e n bei M a t t h . 18, 18: W a s ihr auf E r d e n b . w e r -

1329

binden

det, das soll auch im Himmel gebunden sein. Wie bei der Eheschließung überhaupt Bindebräuche regelmäßig auftreten, so vereinigt die christliche Form derselben mit dem bindenden Symbol des Ringes und der bindenden Handlung des Ineinanderlegens der Hände das bindende Wort, wozu im katholischen Ritus noch die sakramentale Handlung des Verbindens oder Umwickeins der Hände mit der Stola kommt. Ein besonderes Gebiet des B.s ist der Liebeszauber, der eine geliebte Person herbeiziehen oder festhalten soll (s. d.) 2S ). ') M a n n h a r d t Zauberglaube 53 ff. ) H e c k e n b a c h de nuditale. 3) S c h e f 4 telowitz Schiingenmotiv. ) Stenp1 i n g e r Volksmedizin 56. 5) H o v o r k a K r o n f e l d 2, 340 ff. «) Ebd. 878. ') G r i m m RA.1 255.®) K n u c h e l Umwandlung. *) D e r s . 35. «) SAVk. 2, 264; H a l t r i e h Siebenb. Sachsen 274; Sammlung bei S c h i n d l e r Aberglaube. n ) P 1 i n i u s Naturgesch. 28, 25; H o r a z Epist. 1, 18, 66. «) O v i d Melam. 9, 299 ff.; U s e n e r Kl. Sehr. 4, 87; G o n z e n b a c h Sizil. Märchen 2, 210. 1S ) W e i n reich Heilungswunder 9. ") P 1 i n i u s Naturg. 28, 59. " ) S i t t l Gebärden 175 f. ") H e i l e r Gebet 100 f. ») Vgl. z. B. Monatsschr. f. Gesch. d. Judentums 34, 43. " ) P l e y de lanae usu. 19) P a u l y - W i s s o w a 1 1 , 335 f. " j K ö c h l i n g de coronarumvigii. ") Anfänge 1, 116. " ) Z a c h a r i a e Kl. Sehr. 229; P r a d e 1 Gebete 75; vgl. Luc. 13, 16 und den Choral: Ich lag in schweren Banden (P. Gerhard). " ) Z. Volksk. 309. ") K o l b e Hessen 159; vgl. das hier abgedruckte Kinderlied: Storch, Storch, Steiner. " ) Vgl. vor allem P 1 o s s Weib 1, 436; A b t Apuleius 71. s

II. B . i m b e s o n d e r e n Sinne: Die mannigfache Bedeutung des B.s erschwert die Deutung desjenigen Brauches, der speziell , , B . " genannt wird. Es handelt sich um einen Akt, der vorwiegend beim Kornschnitt, aber auch bei einigen Erntebräuchen und sonst vorgenommen wird. Es ist nicht sicher, ob alle diese Riten von vornherein dieselbe Erklärung zulassen. Beim Kornschnitt (beim Dreschen scheint seltenere, sekundäre Übertragung zu sein) wird ein am Acker zufällig vorübergehender Fremder oder der Herr oder Verwalter oder jemand aus seiner Familie von den Schnittern in örtlich wechselnder Weise mit einem Stroh-

1330

seil gebunden und muß sich durch das Versprechen eines Trinkgeldes lösen. Der Brauch ist seit dem 17. J h . nachzuweisen, offenbar aber viel älter und heute noch weitverbreitet. Wir kennen ihn aus Westpreußen 26), Pommern 27), Mecklenburg 28 ), Lübeck 2S ), Oldenburg 30 ), Hannover 3 1 ), Braunschweig 32 ), Westfalen 3 3 ), Rheinprovinz 34 ), dem Erzgebirge 3S ), Böhmerwald 36 ) und Egerland 3 7 ), Schlesien 3 8 ), vereinzelt aus Baden (Tauberbischofsheim) 39) und der Schweiz 40). Für Hessen wird er ausdrücklich in Abrede gestellt 41 ), f ü r Bayern und Tirol fehlt es an Zeugnissen, vgl. aber die unten erwähnten anderen Bindebräuche. Das B. geschieht mit einem Strohband 42), an dem sich gelegentlich nochAhren befinden müssen *3), um den Arm oder die Hände oder die Füße, so daß der Betreffende sogar umf ä l l t 4 4 ) . Die Mäher streichen wohl dazu ihre Sensen 4S) oder es wird ein Hut auf die Sensen gesetzt 46 ). Dazu wird regelmäßig ein Heischespruch aufgesagt. Mannhardt hat zuerst auf diese Bräuche aufmerksam gemacht 4 7 ) und daran erinnert, daß sie irgendwie mit dem im Kornbock verkörperten Erntesegen zusammenhängen müssen. E s scheint, daß man in dem Vorübergehenden den Dämon zu erkennen glaubte, der entweichen will, da der Kornschnitt seinen Tod bedeutet. Mannhardt hat bereits auf den Lityerses des griechischen Altertums hingewiesen und auf Bräuche, wo der Erwischte ins Wasser geworfen wird, und hält es für möglich, daß der Gebundene einst getötet worden sei. Diese Deutung wird durch die festgestellten Bräuche nicht eindeutig als richtig erwiesen 48). Vor allem hat man auf die unten aufgeführten ähnlichen Vornahmen bei anderen Gelegenheiten hingewiesen 49). Aber auch das älteste Erntelied, das wir besitzen, der Lityerses des Theokrit 5 0 ), weist in etwas anderer Richtung. Lityerses ist der phrygische Kornbock 6 1 ). Die 7 k kurzen Strophen bitten Demeter, für den Griechen die Kornmutter, um Fruchtbarkeit, ermuntern zur Arbeit, raten, wie die Ernte am reichsten ausfällt, und sprechen von Hunger und Durst. In letzterem Punkte stimmt dieses

I

33I

binden

Lied mit den Arbeitsliedern der Neger überein, und tatsächlich ist das Ziel des norddeutschen Brauches immer ein Heischen. Es gibt Anhaltspunkte, daß auch beim Heischen gebunden wird, vgl. unten und im Rhodischen Schwalbenlied 52 ). Aber das erklärt nicht alles. Der damit verbundene Wasserzauber ist doch nur verständlich, wenn er mit dem Dämon selbst vorgenommen wird, so wie man sich etwa des Nocks oder des Silen bemächtigt, die sich durch Prophezeien loskaufen. Es gewinnt also den Anschein, als seien hier zwei Vorstellungsreihen kontaminiert, das Ergreifen des flüchtigen, im vorübergehenden Fremden erkannten Kornbockes und das B. des Herrn als Heischebrauch. Auf die Möglichkeit der Mehrdeutigkeit solcher Riten muß immer wieder hingewiesen werden M ). Es ist merkwürdig, daß diesen Vorübergehenden, der seine Bemerkungen macht, schon Theokrit erwähnt, und daß dessen Worte die Deutung zulassen, daß der Erntesegen nicht eigentlich in den Ähren vorhanden ist, sondern (wahrscheinlich in Gestalt des Kornbocks) noch aus der reifen Ähre entweichen kann. Deshalb darf man ihn nicht entweichen lassen. Das scheint auf andere Erntevorgänge übertragen zu sein. Beim Rapsdreschen, das auf dem Felde in Segeltüchern geschieht, wird der Herr auf ein solches Segeltuch gesetzt B4 ). Beim Hanf- oder Flachsbrechen ist das B. eines Zuschauers belegt aus Westfalen 6 5 ), Tirol 5 6 ), vom Bodensee 67 ), aus dem Böhmerwald 5 8 ). Man sieht allerdings nicht recht ein, wie das Schnüren von dort auf den Besucher eines Bauplatzes übertragen sein soll, der dort gebunden wird in Baden 6 e ), Allgäu ®°), Böhmen 6 1 ), in der Eifel ®2), in Westfalen 6 3 ) und in Schlesien 64 ). Die Schnürsprüche gehören nicht weniger zum Repertoire eines Zimmermanns wie die Richtsprüche 6 5 ). Mit der Ernte hat dieser Brauch unmittelbar nichts zu tun. Man könnte ihn für ein bloßes Heischen halten, wie anderswo das „Schnüren" der Kinder, die im Erzgebirge den Weg mit einer Schnur sperren 6 5 ), wenn nicht

1332

dieser Brauch wahrscheinlich von einem alten Hochzeitsbrauch hergeleitet wäre. Denn in Schlesien und Hessen (mdl). wird dies besonders vor dem Brautwagen geübt 67) und es ist wohl keine bloß äußerliche Ähnlichkeit, wenn das B. auch am Namenstage in Schlesien "), am Rhein 69) und in Hessen 70) belegt ist. Hier kann der Spruch durch einen Bindebrief (s. d.) ersetzt werden. Die weite Verbreitung dieser Bräuche zeigt, daß sie einst allgemein gewesen sind. Das wird kaum auf sekundärer Übertragung beruhen, sondern es muß ein gemeinsamer Gedanke diese Gelegenheiten vereinigen, die alle einen neuen Anfang bedeuten, die Ernte ebenso gut wie der Neubau, Hochzeit und Namenstag. Es ist nicht ausgeschlossen, daß man da Dämonen gegenwärtig dachte, die man festhalten oder gefangennehmen wollte. Daß besonders bei einem unfertigen Hause der Teufel sein Spiel treibt, zeigen zahlreiche Bausagen, wie etwa die vom Magdeburger Dom; nur beim Kornschnitt scheint sich mit diesen allgemeinen Vorstellungen die besondere des festzuhaltenden Kornbockes verbunden zu haben. Erst die Verdunkelung der ursprünglichen Absicht hat in allen Fällen den Heischebrauch in den Vordergrund treten lassen, der heute allein im Bewußtsein des Volkes lebt. ") Urquell 1, 20. *>) mdl. ")

Mecklenburg

2, 486 f.

Bartsch

'*) M a a c k

80 f. ») S t r a c k e r j a n 2, 128.

81

Lübeck

) Krü-

g e r Landw. Bindebräuche 15, 208; Kück Lüneburger Heide 75 f.; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 398 f. " ) A n d r e e Braunschweig

363. ") ZfrwVk. 1909, 192. 38 ") Ebd. 4, 53. ) J o h n Erzgebirge 221. ) S c h r a m e k

3t

Böhmerwald

232. " ) J o h n

Westböhmen

192.

*») D r e c h s l e r 2, 62; ZfVk. 12, 337 f.; MschlesVk. 8, 70. M) M e y e r Baden 436. «) S t a u b e r Zürich 2, 79.

41

) mdl. " ) Vgl.

Anm. 35., 36, 37 u. ö. ") 45 Vgl. Anm. 38 und 29. 4I ) ZfrwVk. i, 1910, 43. ) S a r t o r i 2, 77.

*•) B a r t s c h Mecklenburg 2, 487 f. " ) Korndämonen 3 4 f . ; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 400. *•) S a r t o r i 2, 77. **) S a m t e r

Geburt 162 ff. 60) 10, 42—55. ") P a u 1 y W i s s o w a 13, 806 f. »«) Anthol. lyrica VI C 32, 16. »») A b t Apuleius 71. ") K u h n und S c h w a r t z 400. ") ZfrwVk. 1909, 192; a1910, 43 f. ") H e y l Tirol 795 Nr. 211. ) L a c h m a n n Ueberlingen 280f. a ) S c h r a m e k Böhmerwald 235. ") M e y e r

Bindfaden—Birke

1333

Baden 378. «°) R e i s e r Allgäu 2, 395 f. «) S a r t o r i a. a. O. " ) Ebd. •») Ebd. •«) D r e c h s l e r 1, 258. ") R o w a l d Bauleute 69; ZföVk. 10, 109; ZfrwVk. 1908, 173- " ) J o h n Erzgebirge 206. •') D r e c h s 68) 1 e r Schlesien 1, 258. Ebd. i , 219. «») W r e d e Rhein.Vh. 118. *>) Hess. Chronik 9 (1920), 166 (Beleg für 1620). Aly.

Bindfaden s. F a d e n . Bindnagel

Pflock von I—I y2 Fuß

L ä n g e , an beiden Enden zugespitzt, bes t i m m t , das Garbenband zu einer Schleife zu binden. Das B.holz ist ein Zaubergegenstand, der die Garben v o r Ungeziefer, die Scheunen besonders vor Mäusen s c h ü t z t . Es m u ß v o r Sonnenaufgang oder in der heiligen N a c h t 12 Uhr in drei aufw ä r t s geführten Schnitten unberufen in den drei höchsten N a m e n im W a l d e geschnitten werden. Mit dem B . wird auch, durch rasches Drehen mit einem Seil, Feuer gebohrt1). ') B i r 1 i n g e r Aus Schwaben 1, 386; Volksthüml. 1, 334. 466; F i s c h e r Schwäb.Wb. 1, 1121. Heckscher.

Binse (Juncus-Arten). 1. B o t a n i s c h e s . Die B.n, bei uns durch eine A n z a h l v o n A r t e n vertreten, sind gekennzeichnet durch meist borstenoder pfriemenförmige, stielrunde Blätter und die sechsblättrige, unscheinbare Blütenhülle. Die B . n bewohnen meist feuchte S t a n d o r t e 1 ). *) M a r z e l l

Kräuterbuch

400 f.

2. N a c h einer verbreiteten Sage sind die Spitzen der B.n(blätter) deshalb dürr, weil der Herrgott damit den Blindschleichen die A u g e n ausgestochen h a t 2 ). Mit den B . n darf man sich nicht die Zähne ausstochern, weil man sonst den Teufel b e k o m m e n kann, der in diese dürren Grashalme g e b a n n t i s t 3 ) . *) M e i e r Schwaben 247 = Dähnh a r d t Natursagen 3, 20; vgl. ebd. 2, 322; ferner H a n d t m a n n Märk. Heide 43; T e i r 1 i n c k Folk-Lore flamand 1893, 37. 3) M e i e r Schwaben 247.

3. B.n, deren markige Stengel man zu Dochten f ü r Tranlampen benutzt, darf man nur zur Zeit des Vollmondes p f l ü k ken, da sie dann voll Mark sind, bei abnehmendem Monde sind sie leer (Dithmarschen) 4 ). Das gleiche gilt v o n den z u m

1334

A n b i n d e n des Hopfens verwendeten B.n, die bei abnehmendem Mond hohl und daher leicht zerreißbar w ä r e n 5 ) . 4) Dbot.Monatsschrift 4 (1886), 45; ebenso Altpreuß. Monatsschr. N . F . 31, 444. ') M a r z e l l Bayer. Volksbot. 102. Marzell.

Binsfeld, Peter, Suffraganbischof zu Trier. Schrieb 1589 einen T r a k t a t de confessionibus maleficorum et sagarum 1), worin er die W a h r h e i t der Hexenvorstell u n g zu erweisen sucht. ') Gedruckt Trier H c p p e 2,21 f.

1596;

vgl.

Soldan Helm.

B i r k e (Betula verrucosa). 1. Botanisches. — 2. Mythologisches. B. als hexenabwehrend. — 3. B. als „Lebensrute". B. vertreibt Ungeziefer. — 4. B. im Ameisenhaufen. — 5. Volksmedizinisches. — 6. B. als Orakelbaum. — 7. Schlacht am B.nbaum.

1. B o t a n i s c h e s . Die Weißb., die an ihrer weißen Rinde und an den rautenförmigen B l ä t t e r n ohne weiteres zu kennen ist, wird bei uns fast überall, besonders auf trockenem Boden, angetroffen. Die v e r w a n d t e Moorb. (B. pubescens, B. odorata) unterscheidet sich v o n der W e i ß b . dadurch, daß die jungen Zweige und B l ä t t e r weichbehaart s i n d 1 ) . In der antiken V o l k s k u n d e spielte die B. k a u m eine Rolle, da sie in Südeuropa selten ist. >) M a r z e l l

Kräuterb.

88 f.

2. Die B. ist ein v o n den nördlichen Indogermanen (besonders auch v o n den Slaven) seit alters h o c h v e r e h r t e r B a u m 2 ). In Skandinavien wurde B.n geopfert 3 ). Die v o n der A x t verletzte B . j a m m e r t wie ein menschliches W e s e n 4 ) . Als B a u m des Frühlings liefert sie die „ L e b e n s r u t e " (s. d.) 5 ). Diese verleiht dem Vieh Gesundheit, vertreibt Ungeziefer 6) und s c h ü t z t vor Hexen. A b und zu tritt der B.besen (s. Besen) an die Stelle der B . n z w e i g e 7 ) . V i e l f a c h s t e c k t man a m W a l p u r g i s a b e n d B.nzweige an die Stalltüren oder auf die Düngerstätten, um den H e x e n den Eintritt zu verwehren 8 ). Im V o l k wird diese hexenabwehrende W i r k u n g der B. öfter damit begründet, daß die H e x e n die B l ä t t c h e n der aufgestellten B.enzweige zählen m ü ß t e n und es dabei T a g w e r d e 9 ) . W e n n eine K u h g e k a l b t hat, nagelt man drei B.n-

1335

Birke

zweige an- die Stalltür (Mittelfranken) 10 ) oder man schlägt einen Nagel aus B.nholz auf die Stelle, auf die das Kalb gefallen ist, so tief in die Erde, daß er nicht gesehen wird; das schützt gegen die Hexen u ) . Bei den Südslaven wird unter dem Lager der Kuh, deren Milch versiegt ist, ein B.nkeil in den Boden geschlagen. Ebendort wird die auf frischer Tat ertappte Hexe mit einem B.nbesen geschlagen, dann kann sie nicht mehr zaubern 12 ). Wenn die Milch der verhexten Kuh mit B.nruten geschlagen wird, dann kommt am nächsten Tag die Hexe 1 3 ). Wenn eine junge Fahrkuh aus dem Stalle geleitet wird, so muß sie über eine vor die Stalltür gelegte B.nrute schreiten 14 ). ') AR-w. 2 , 1 — 41. ») ZfVk. 8 . 1 4 2 . *) M a n n h a r d t i, 34; vgl. Baum. 6) K u h n Herabkunft d. Feuers 189; M a n n h a r d t i , 261. •) M a r z e l l Volksleben 46 i. ') Vgl. K u n z e Der Birkenbesen ein Symbol des Donars. In: Internat. Arch. f. Ethnogr. 13 (1900), 81—97. 1 2 5 — 1 6 1 . Eine fleißige, aber unkritische Arbeit, die zu dem Ergebnis kommt, daß der B.nbesen eines der vorzüglichsten Symbole des germanischen Donnergottes war und zwar deswegen, weil er eine bündelartige Vereinigung von Ruten der dem germanischen Blitzschleuderer geweihten B. darstellt. Vgl. dazu ZfVk. 10, 454. ") K n o o p Pflanzenwelt 1 1 , 54; MschlesVk. 13, 86; K ö h l e r Voigtland 427; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 183. 314; Fischer Schwäb.Wb. 4, 1398 = K a p f f Festgebräuche 60. •) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 3 1 4 ; MschlesVk. 13, 86 = K ü h ,0 ) Marzell Bayer. n a u Sagen 3, 69. Völksbot. 203. n ) H a l t r i c h Siebenbürger Sachsen 277. " ) K r a u ß Slav. Volhsfor13 schung 74. ) John Westböhmen 203. ") Diener Hunsrück 97.

3. Besonders im Bayerischen und Böhmerwald wird am 1. Mai das V i e h mit einer B.n r u t e a u s g e t r i e b e n , die mit Palmzweigen usw. geschmückt ist (vgl. Palm, Wacholder). Der Schlag mit dieser Rute („Lebensrute") soll das ganze J a h r ein Haustier vor tödlicher Verwundung schützen 15 ). Um das Vieh gesund zu erhalten, schlägt man es in Slavonien mit B.nreisern 16 ). Auch in Finnland wird vor allem ein B.nzweig als Peitsche für das Vieh benutzt, im Herbst wird er in die Decke des Kuhstalls gesteckt, um die Kühe zu beschützen 17 ). Fegt man mit einem B.nbesen, der am Weihnachtsabend beim

1336

Geläut der Glocken geschnitten ist, den Kühen den Rücken, so bleiben alle Läuse und Krankheiten dem Vieh fern 1 8 ). Mit einem in den Zwölften aus B.nreisern gebundenen Besen fegt man das Ungeziefer aus der Stube 19 ). Steckt man in der Fastnacht B.n in den Hof, daß das Vieh sich daran reibt, so bleibt es vom Ungeziefer frei 2 0 ). Mit den an Petri Kettenfeier vor Sonnenaufgang geschnittenen B.nbesen wird die Stube gekehrt, dann kommen keine Flöhe hinein 21 ). Wer an Aschermittwoch mit B.nruten recht viele Hiebe bekommt, hat das ganze Jahr keine Flöhe 2 2 ). Das gleiche gilt im Ermland von der „Osterrute" 2 3 ). Übrigens sind auch die frischen B.nblätter (wegen des starken Geruches?) ein Mittel gegen Flöhe 24 ), und in Pommern dienen Räucherungen mit den Blättern der B. (besonders der an Pfingsten als „Maie" verwendeten), um angehextes Ungeziefer zu vertreiben 2S). Damit der Kohl nicht von Erdflöhen befallen wird, steckt man „Maien", über die der Segen dreimal gesprochen ist, an Pfingsten ins Kappesland (Kohlfeld) (Rheingau im 17. Jh.) 26). Ahnlich nimmt man gegen die Raupen auf dem Kohl einen B.nzweig, der an Pfingsten als „Maie" gedient hat, umgeht damit dreimal das Feld und spricht: ,,Rupen packt ju. De Man geit weg De Sunn kümmt" 2 ').

Zu dem gleichen Zweck wird der Kohl mit B.nruten geschlagen (Provinz Sachsen, Nordthüringen) oder die „Maie" wird um das Feld getragen M. L u t h e r 80) verspottet den Aberglauben, mit den bei der Prozession am Markustag (25. April) herumgetragenen „Maien" über die Erbsen- und Bohnenäcker zu fegen, damit die Vögel den Früchten nicht schaden können. Die Ratten vertreibt man, indem man während des Glockenläutens um das Haus läuft, mit einer Birkenrute an jede Tür klopft und dabei ruft: „Hallo, Hallo, zur K i r c h e ! " (Mark Brandenburg) 3 1 ). Auch vor dem Einschlagen des Blitzes sollen die Fronleichnams- bzw. Pfingstbirken schützen 32). In vielen der oben angeführten Beispiele läßt sich der Über-

Birke

1337

gang der Gesundheit und K r a f t spendenden B.nrute in das Apotropaeum deutlich verfolgen. 16 ) R a n k Böhmerwald 1, 1 2 3 ; vgl. J o h n Westböhmen 2 1 1 ; M a r z e l l Bayer. Volksbot. 59; Alemannia 23, 48. " ) K r a u ß Slav. Volksforschung 75. " ) F F C . 30, 94. " ) B a r t s c h 19 Mecklenburg 2, 227. ) Wirth Beiträge 6—7, 18. M ) D r e c h s l e r 2, 2 1 7 . " ) P f i s t e r Hessen 164. " ) Niederlaus. Mitteil. 1 (1888), 276. ") P h i l i p p Beitr. z. Erml. Volkskde. 1906, 1 3 5 . 21 ) W i r t h Tiere 26. " ) Balt. Studien 33, 145. " ) Ztschr. f. Kulturgesch. 2, 188. ") K u h n Mark. Sagen 382. « ) Veckenstedts Zs. 4, 388; Z f V k . 10, 2 1 2 . «•) W i r t h Beiträge 6—7, 18. 3°) Werke, hrsg. v. Buchwald u. a. Volksausgabe 2 Berlin 1898, 7, 64 = K l i n g n e r Luther 1 1 8 . 3 1 ) Z f V k . i, 188. M ) MschlesVk. 4, 63; Baumgarten Aus der Heimat 1862, 64; S a r t o r i Westfalen 1 6 1 .

4. Wer aus einer B., die in einem Ameisenhaufen gewachsen ist, hölzerne Schläuche und Hähne dreht und damit Wein oder Bier verzapft, der wird geschwind ausschenken 3 3 ). Vielleicht soll hier eine Parallele zwischen dem Gewimmel des Ameisenhaufens und dem schnellen Ausschenken gezogen werden ? " ) Rockenphilosophie Grimm Myth. 3, 437.

2

(1707),

163

=

5. In der V o l k s m e d i z i n werden Krankheiten wie G i c h t 3 4 ) und Fieber 35 ) auf die B . übertragen bzw. darin verknotet. 1678 verknotete ein Hexenmeister Zettel in eine B., so daß eine Frau in 14 Tagen sterben mußte 86 ). Seinem Feinde kann man schaden, wenn man zur Mitternachtsstunde drei neue Nägel in eine B . einschlägt (Nassau im 17. Jh.) 3? ). Gegen das kalte Fieber uriniert man auf Blätter einer Hängeb.; sind diese verdorrt, so ist auch die Krankheit geschwunden 3 8 ). Mit B.nruten werden die W a r z e n vertrieben; sobald die Reiser verfault sind, sind auch die Warzen verschwunden 3 9 ). Gegen Warzen bricht man von einer B . neun Zweigchen weg und schlägt damit die Warzen, wenn es zur Kirche läutet 4 0 ). Mit einem Holzsplitter von einer Fronleichnamsb. stochert man den schmerzenden Z a h n und vergräbt den Splitter auf einem Kreuzweg 41 ). Gegen i r g e n d w e l c h e S c h ä d e n wird eine B . an-

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gebohrt, der S a f t getrunken und das Bohrloch mit einem Zapfen verspundet. Wie dieser anwächst, so heilt der Schaden 42 ). Um die v e r l o r e n e M a n n e s k r a f t wieder zu erhalten, uriniert man auf einen K r a n z aus B.nzweigen 4 3 ). Das Trinken des B.nsaftes macht gesund und in der Ehe fruchtbar 4 4 ). Dagegen bekommen die Kinder, die den B . n s a f t viel lecken, K o p f l ä u s e 4 5 ) (vgl. Ampfer). Die getrockneten Blätter der Pfingstmaien geben einen Tee gegen R h e u m a t i s m u s 4 6 ) . Eine besondere Rolle spielt in der Volksmedizin der B . n b e s e n. Die mit einem B.nbesen abgekehrten Spinnweben sind, übergelegt, gut f ü r das „ V e r gicht" (Tirol im 18. Jh.) 47 ). Gegen Aißen bettelt man einen B.nbesen, opfert ihn in der Kirche und betet für die armen Seelen (bayr. Schwaben) **), auch opfert man den Besen dem hl. Rochus 49 ), gegen Bettnässen dem hl. Sigismund 5 0 ), gegen Drüsen dem hl. Fulgentius (Basler J u r a ) 5 1 ). Der ins Bett genommene B.nbesen ist gut gegen Wadenkrampf 5 2 ); schon M e g e nb e r g (14. J h . ) schreibt 5 3 ): „pirkenholz wer daz pei im tregt, daz ist für den krampf guot". Im 17. J h . erscheint das B.nholz deshalb als „lignum nervinum"; es muß zu diesem Zwecke im J u l i am Gervasiustage gefällt werden 5 4 ). Vielleicht liegt dem Aberglauben eine Homöopathie zwischen den beim leisesten Windzug z i t t e r n d e n B.nblättern und den im Krampf z i t t e r n d e n Glieden zugrunde 55 ). 31 ) ZfrwVk. 5, 227. 3S) T o p p e n Masuren 44; T r e i c h e l Westpreußen 9, 74. 3e ) K ü h n a u Sagen 3, 9. •*) Zeitschr. f. Kulturgesch. N . F . 3 (1896), 225. 38) Mnböhm. E x c . 20, 134. 3 ») S c h r a m e k Böhmerwald 282. « ) S c h u l e n b u r g 103. 4 1 ) H ö s e r Volksheilkunde 24. " ) B o h n e n b e r g e r 103. " ) J a h n Hexenwesen 356. ") G r o h m a n n 102. ") S c h u l e n b u r g Wend. Volkstum 163. " ) ZfrwVk. 12, 259; vgl. S A V k . 15, 242. *') Bay.Hefte 1, 230. " ) M a r z e l l Bayer. Volksbot. 166. «•) Bodenseebuch 2 (1915), 1x8. M ) M a r t i n u. L i e n h a r t Elsäß.Wb. 2, 98. " ) S A V k . 1 1 , 2 3 3 . " ) S t r a c k e r j a n 1, 85. ") Buch der Natur hrsg. v. P f e i f f e r 3 3 1 . " ) F a b r i c i u s De signatura plantarum 1653, 34. " ) M a r z e l l Heilpflanzen 47.

6. Die B . als 0 r a k e 1 b a u m. Drei vor dem Johannistag geholte B.nzweige,

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Birkenbaumschlacht—Birnbaum

von denen der erste seine Rinde behält, der zweite halb und der dritte ganz geschält sind; werden von den Mädchen am nächsten Morgen unter dem Kopfkissen hervorgezogen und zeigen dann, ob sie einen reichen, mittelmäßig begüterten oder einen armen Mann erhalten (Posen) 56 ). Das in der Neujahrsnacht als Eheorakel aus dem Holzstoß gezogene B.nscheit, bedeutet, daß das Mädchen einen Soldaten als Mann bekommt 5 7 ). Wessen „ P f i n g s t m a i e " in der Kirche umfällt, der stirbt im gleichen J a h r (Nassau im 17. J h . ) M ). — A l s W i t t e r u n g s orakel bedeutet es einen strengen Winter, wenn die B.nblätter lang am B a u m bleiben 59 ). *•) MschlesVk. 13, 46 = K n o o p Pflanzenwelt 9, 92. " ) R u ß w u r m Sagen aus Haspal 1861, 153. 58) Zeitschr. f. Kulturgesch. N.F. 3 (1896), 223. 5e) G o t t s c h e d Flora prussica 1703, 26; W i l d e Pfalz 19; W i r t h Beiträge 6/7, 14; auch in Rußland spielt die B. als Orakel für Witterung, Saat und Ernte eine wichtige Rolle: Y e r m o l o f f Volkskalender 1 1 3 . 195- 249.

7. Als Baum, an dem die E n t s c h e i d ungss ch1a ch t amWeltende geschlagen wird, wird (besonders in Westfalen) auch die B. genannt ®°). Vgl. auch B a u m , Birnbaum. M ) K u h n Westfalen 1, 206 ff.; S a r t o r i Westfalen 53; B e u c k e r Die Entscheidungsschlacht des europ. Krieges am B.baum. Dortm. 1917. Marzell.

Birkenbaumschlacht s. S c h l a c h t e n baum, Endschlacht. Birnbaum (und Birne) (Pirus communis). 1. B o t a n i s c h e s . Der B . ist zur Blütezeit an den reinweißen Blüten und den roten (nicht gelben) Staubbeuteln vom Apfelbaum ohne weiteres zu unterscheiden 1 ). Reste von Holzbirnen finden sich bereits in den steinzeitlichen Pfahlbauten der Schweiz und Italiens. Die Kultursorten der Birnen lernten die Deutschen (und Kelten) durch die Römer, die Skandinavier durch die Angelsachsen kennen 8). * ) ' M a r z e l l Kräuterbuch 103. Reallexikon 1, 288.

2

) H oops

1340

2. In kultischer und mythologischer Beziehung tritt der B . und seine Frucht viel weniger als der Apfelbaum (bzw. Apfel) hervor. Zeugnisse von heidnisch verehrten B.en sind selten 3 ). Im Wallfahrtsort Mariabirnbaum bei Sielenbach (Oberbayern) wurde „Unsere liebe Frau unterm B . " verehrt 4 ), vielleicht als Rest eines alten Fruchtbarkeitskultes (vgl. unten). In verschiedenen Volkssagen spielen B.e eine Rolle: ein gefällter Holzb. blutet 5 ), der Alp drückt zuerst einen Menschen, dann einen B. 6), ein B . grünt zum Zeichen f ü r einen unschuldig Hingerichteten 7) usw. Am bekanntesten ist die Sage vom „ B i r n b a u m auf dem Walserfeld" (vgl. Baum, Birke), dessen Blühen die große Weltschlacht verkünden soll 8 ). 3 ) G r i m m Myth. 62; H ö f l e r Waldkult 73. 94; S c h u l e n b u r g Die Verehrung des B.es usw. In: Niederlausitzer Mitteil. 17, 84—100. 4) P a n z e r Beitrag 2, 1 4 ; 6 H ö f 1 e r Waldkult 94 ff. ) Rochholz Sagen i, 69 ff.; vgl. Baum. *) K ü h n a u Sagen 3, 143. ') Ebd. 3, 282. •) G r i m m Sagen 16; F r e i s a u f f Salzburg 165 ff.; Merkel Kaiser Friedrich Rotbart am Untersberg und der B. auf dem Walserfeld. In: Abhandl. d. liter. Ver. in Nürnberg 1862, 129 bis 139; A n d r e e - E y s n Der B. auf dem Walserfeld. In BayHefte 2, 185—188.

3. Im OA. Backnang (Württemberg) gab es einen alten B. („Hexenbaum"), dessen Zweige, am Karsamstag geholt und in* die R a u f e gehängt, die Hexen vertreiben sollten 9 ); auch in Böhmen 10 ) und in F r a n k r e i c h u ) gilt der B. als zauberbrechend. •) E b e r h a r d t Landwirtschaft 13. l0) G r o h m a n n 135. 1 1 ) S e l i g m a n n Blick 2, 56.

4. Wie der Apfel (s. d.), so erscheint auch die Birne (bzw. der B-) als F r u c h t barkeitssymbol. Wenn die B . e schlecht tragen, dann sieht es schlecht f ü r die heiratsfähigen Mädchen des Hofes aus 1 2 ). Gibt es viele Birnen, so gibt es im nächsten J a h r e viele Mädchen 1 3 ). Überhaupt gilt häufig der B. (im Gegensatz zum Apfel, der das m ä n n l i c h e Geschlecht symbolisiert) als w e i b l i c h 1 4 ) . Wenn die Nachgeburt unter einen B . kommt, so folgt ein Mädchen l s ). Auch das erste Badwasser der weiblichen Kinder

1342

Birnbrot

wird unter einen B . geschüttet l e ). Als „Kleinkinderbaum" (s. Baum, Esche, Holunder) erscheint der B. in der Schweiz 1 7 ) und in Siebenburgen 1 8 ). A m Weißen Sonntag trägt man die kleinen Kinder unter einen B., damit sie groß und stattlich werden 1 9 ). In der Silvester- oder Christnacht schüttelt das Mädchen den Ast eines B.s; aus welcher Richtung dann ein Hund bellt, aus der wird der Zukünftige kommen 20). Um die Zukunft zu erforschen, klopft man in der Thomasnacht an einen B., der dann von dem redet, was das kommende J a h r bringt 2 1 ). Will man wissen, ob einem der ferne Geliebte treu ist, so geht man unter einen B. und sucht die abgefallenen Birnen: so viele man findet, so oft hat er bereits ein anderes Mädchen geküßt 22 ). In Oberfranken werden getrocknete Birnschnitze am Weihnachtsabend als Liebesorakel verwendet 23 ). Auch in Bosnien ist der B . ein Fruchtbarkeitssymbol 2 4 ). la ) H u n t e m a n n Die plattdeutschen Namen unserer Kulturgewächse usw. 1 9 1 3 , 7 5 . " ) Egerl. io, 1 3 2 . 1 4 ) Vgl. M a i z e l l Bayer. Volksbot. 1 5 6 ; dagegen A i g r e m o n t Pflanzenwelt 1, 70. 16 ) B o h n e n b e r g e r 17. " ) B a u m g a r t e n Aus d. Heimat 1862, 1 2 8 . ») R o c h h o l z Sagen 1, 87. « j H i l l n e r Siebenbürgen 1 7 = G a ß n e r Mettersdorf 5. ,9 ) Baumgarten Aus der Heimat 1 8 6 2 , 128. 20) E n g e l i e n u. L a h n 2 4 1 = D r e c h s l e r Schlesien 1 , 4 , ähnlich auch im Erzgebirg: W n t t k e 2 5 2 ; vgl. auch Pflaumenbaum. " ) K a p f I Festgebräuche 50. •») Urquell N . F . 1, 278. ") M a r z e l l Bayer. Volksbot. 10. " ) Urquell 3, 2 7 6 .

5. In der V o l k s m e d i z i n werden Krankheiten auf den B. übertragen bzw. in diesen verpflockt. So stand an der heiligen Quelle am Schauerberg (Fichtelgebirge) ein heiliger B., in den unzählige Namen eingeschnitten waren; der ganze Stamm, selbst viele Aste waren verbohrt und verpflockt, wodurch man sich von Krankheit zu befreien glaubte 2 5 ). Das „ R e i ß e n " 26), Zahnschmerzen w ) , die Gicht 28) werden auf den B . übertragen, indem man diesen umfaßt oder dreimal um ihn herumläuft. Das Fieber verliert man, wenn man rückwärts unter einen wilden B. geht 29). Der Auswurf des Schwindsüchtigen wird in einen B. (bei

w e i b l i c h e n Kranken in einen A p f e l b a u m ) verbohrt (obere Nahe) Blätter vom B. (bei F r a u e n vom A p f e l baum) stillen das Nasenbluten 3 1 ). Birnen erschweren die Niederkunft der Gebärenden 3 2 ), offenbar ein aus antiker Quelle (Dioskurides ?) stammender Aberglaube. K o n r a d von Megenb e r g 33 ) schreibt: „welheu fraw piren auf ir hab, wenn si gepern schüll, der werd ir gepurt gar swaer". " ) G. S c h m i t t Aus dem Fichtelgebirg (1896), 94. *•) S e y f a r t h Sachsen 202. " ) K u h n und S c h w a r t z 4 4 1 ; Z f r w V k . 2S 1 1 , 1 7 1 ; Z f V k . 6, 2 1 6 . ) Bei Männern; Frauen müssen einen A p f e l b a u m umfassen: B a r t s c h Mecklenburg 2, 404. 29) G r o h m a n n 164. 30) Z f r w V k . 2, 284. 3 I ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 246. 32 ) M e y e r Aberglaube 6 1 ; J ü h l i n g Tiere 269. 33 ) Buch der Natur hrsg. von P f e i f f e r 340.

6. Der D i e b muß das G e s t o h l e n e z u r ü c k b r i n g e n , wenn man morgens vor Sonnenaufgang drei oder fünf Huf- oder Sargnägel mit einer Beschwörung in den B. schlägt (vgl. Wacholder) 34 ). 31 ) ZfVk. 346; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 2 1 3 ; MVerBöhm. 1 8 (1880), 1 5 7 .

7. T r ä u m t man von gelben Birnen, so bedeutet das einen T o d e s f a l l in der nächsten Verwandtschaft 3 5 ). 35

) W u 1 1 k e 228 § 3 2 5 .

Marzell.

Birnbrot. Das B. oder K l e t z e n b. 1 ), ein Früchtebrot (vgl. Plumpudding) 2) mit eingebackenen Birnen oder Hutzeln, ist ein besonders in Süddeutschland beliebtes Weihnachtsb. 3 ). Die oberbayrische Bäuerin weissagt aus dem Aufgehen des Teiges 4 ); in der Schweiz versammelt sich die Familie am Altjahrsabend um Nidel und B . 6 ) ; in St. Vit ißt man an Weihnachten mit Vorliebe Brotscheiben mit Birnscheiben belegt, daher nennt man die Birnen Baumschinken 6). Besonders feierlich und vorbedeutend ist das A n s c h n e i d e n des B.s (vgl. Anschneiden A. 149). Im Allgäu geht man zum „Singatholen" 7 ), in Rauris und sonst „ i n d'Scherzen" 8). Der Anschnitt ist für den Burschen ein wichtiges L i e b e s p f a n d und wird ihm von den andern Burschen abgejagt. In Steiermark ißt man das Kletzenb. nach der Mette; die Hausfrau

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Bissen

d r ü c k t d e n S c h l ü s s e l b a r t hinein, s o n s t r u h t k e i n S e g e n d a r a u f 9 ) . W e r in B a d e n „ B i e r e w e c k e " v o r W e i h n a c h t e n i ß t , bek o m m t Eselsohren 10 ) ( E t t e n h e i m ) . *) L ü t o l f Sagen 554, 565; R e i s e r Allgäu 2, 25, 29; K ö h l e r Voigtland 250; S e p p Altbayr. Sagenschatz611 Nr. 166 (phantastisch!); D e r s. Religion 22 ff.; H ö f 1 e r Weihnachten 21. 29. 73—74; D e r s. Fastengebäche 11; über Kletzenb. vgl. G r i m m DWb. 5 , 1254. 2 3 ) H ö f 1 e r Weihnachten 29—30. ) B ir1 i n g e r Volksth. 2, 69; in Saulgau Spende ans Gesinde : B i r l i n g e r 1. c. 7; vgl. B i r l i n g e r Schwaben 2, I i — 1 2 : „und sol im och ze Wihennächten weder Bimenzelten ( = Birnenz. ?) . . . senden" (Konstanzer Verbot v. 1460). 4) L e o p r e c h t i n g Lechrain 210—11; H ö f 1 e r Weihnachten 28; W. 300; K n o o p Hinterpommern 178; Globus 42, 105; vgl. Backen 250; 240—42. ') H e r z o g Volksfeste 204—05. •) ZfrwVk. 17 (1920), 53. ') R e i s e r 1. c. 2, 26—27; Bavaria 2 b, 830. 8 ) H ö f 1 e r Weihnachten 73; Bavaria 1 a, 387. ») ZföVk. i, 249. »•) O c h s Bad.Wb. Zettelkasten. Eckstein. Bissen Mit der V o r s t e l l u n g , d a ß der Mensch bei der E i n n a h m e der Speisen a m wehrlosesten den bösen Geistern u n d j e d e m S c h a d e n z a u b e r (vgl. Essen) preisgegeben ist 2 ), h ä n g e n die meisten Gebräuche und Vorsichtsmaßregeln zus a m m e n , w e l c h e sich auf den B . b e z i e h e n als die n a t ü r l i c h s t e u n d kleinste Mengeb e z e i c h n u n g fester S p e i s e n ; zugleich a b e r h a f t e t a n d e m abgebissenen S t ü c k d a s persönliche F l u i d u m des Menschen ( v g l . A. 13—15). I. B . u n d E s s e n : E i n z u r E r d e gefallener B . w i r d als s c h l i m m e V o r b e d e u t u n g bei f a s t allen V ö l k e r n a u f g e f a ß t , dieser G l a u b e b e s t e h t a u c h f ü r die A n t i k e 3) und die h e u t i g e n P r i m i t i v e n 4 ) ; f ä l l t j e m a n d ein g u t e r B . zur Erde, so w a r er i h m nicht g e g ö n n t 5 ); dasselbe s a g t m a n a u c h , w e n n der B . d r ü c k t ®); w e n n a n der S k l a v e n k ü s t e 7 ) der K ö n i g d e m G a s t den b e s t e n 8) B . in den M u n d s t e c k t , darf dieser ihn w e d e r fallen lassen, noch berühren. Bei den alten P r e u ß e n 9) g e h ö r t e n die zur E r d e gefallenen B . den a r m e n S e e l e n ; die S ü d s l a v e n 10 ) w e r f e n einige B . v o n j e d e r Speise auf d e n W e i h n a c h t s k l o t z ; bei den J u d e n 1 1 ) darf m a n b e i m Essen nicht sprechen, d a m i t der B . n i c h t in die f a l s c h e K e h l e k o m m t . W e r B r o t

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isset, d a v o n ein anderer gebissen h a t , w i r d d e m andern f e i n d und g r a m 1 2 ) . M a e n n l i n g 13 ) stellt d e m e n t g e g e n , d a ß m a n „ e i n e m H u n d einen a n g e b i s s e n e n B . B r o t oder seinen Speichel reichet, n u r dam i t m a n solchen per S y m p a t h i a m v e r binde, d a ß er uns liebe u n d a n h ä n g e " ; die Rockenphilosophie berichtet14): Steckt m a n eine G a n s dreimal d u r c h die B e i n e u n d g i b t ihr drei B . g e k a u t e s B r o t m i t den W o r t e n : „ L a u f hin in G o t t e s N a m e n " zu fressen, so k e h r t sie wieder h e i m . In S c h w e d e n 1 5 ) g i b t m a n d e m H u n d einen B. Weihnachtsbrot. *) G r i m m DWb. 2, 47; Imago 1927, 244. ") H a b e r l a n d in: Z. f. Völkerpsych. 18 (1888), 13 ff. 22. 149; F r a z e r II 3 117 ff. zählt die ängstlichen Vorsichtsmaßnahmen beim Essen der afrikan. Könige auf. ') P l i n i u s Nat. hist. X X V I I I , 27 = IV, 284—85 ( M a y h o f f ) ; (vgl. Brosamen A. 21—23); Arch. f. Latein. Lexikogr. XV, 114; S a m t e r Familienfeste 108—09 und ÄRw. io, 373, dagegen W i s s o w a in ARw. 7, 45; R o h d e Psyche 1 6 245; H a b e r l a n d I.e. 13ff. 359. 4 ) H a b e r l a n d I.e. 13 ff. 169. 6) K e h r e i n Nassau 2, 255, 66; M e i c h e Sagenbuch der sächs. Schweiz 125, 50; W i t z s c h e l Thüringen 2, 2 95> I 7 o : wenn der B. aus dem Mund, der Hand oder von der Gabel fällt. •) P a n z e r Beitrag 1, 266; M e i e r Schwaben 512, 430; B i r l i n g e r Schwaben 1, 413, 20; H a b e r l a n d 1- c. 359; vgl. W i t z s c h e l Thüringen 2, 285, 102. ') H a b e r l a n d 1. c. 169; vgl. 22; 8 vgl. 149. ) Bei den Hiongnu erhielten die jungen Helden als Ehrung die besten B.; vgl. H a b e r l a n d I . e . 141; der Araber steckt auch dem Gast die besten B. in den Mund: 1. c. 169—-70. •) R o h d e Psyche 1, 245; Arch. f. Anthrop. N. F. 6 (1907), 95. ") H a b e r l a n d 1. c. 14; vgl. 360. ") B u x t o r f Judenschul 289; H a b e r l a n d I . e . 263; die Brahmanen müssen bei den Opfern die Ehrenbissen zu gleicher Zeit schlucken; in Indostan glaubt man, daß Gott dem Adam, als er vom Apfel essen wollte, an die Kehle griff und daß ihm der B. im Halse stecken blieb: M a e n n l i n g 34; H a b e r l a n d 1. c. 142. 12) Rokkenphilosophie 2. Hundert 279—81 c. 54 = G r i m m Myth. 3, 439, 146; M a e n n l i n g 304; in Japan dürfen zwei Menschen denselben B. nicht mit den Eßstäbchen anfassen, sonst gibt es Streit: Anthropos 7 (1912), 398. ") M a e n n l i n g I.e. ") 3. Hundert 23 c. 7 = G r i m m Myth. 3, 441, 195. 15) H ö f 1 e r Weihnachten 25 mit Lit. 2. D e r e r s t e B . N a c h dem g l a u b e n in M ä h r e n 16 ) k o m m t das meist m i t d e m ersten B . (vgl. den Brei des K i n d e s ) oder d e m ersten

AberFieber ersten Löffel

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Bissen

Suppe; in W e s t b ö h m e n 1 7 ) darf man den ersten B. B r o t v o m neuen Getreide nicht direkt in den M u n d stecken, sondern man muß dabei mit der rechten H a n d u m den Kopf langen; u n t e r l ä ß t man das, so tritt Teuerung ein. W e r etwas E ß b a r e s findet, der werfe nach ostfriesischem G l a u b e n den ersten B . weg, sonst könnten die Hexen schaden ( G r i m m 3, 477, 1120). W i c h t i g ist der erste B., den man bei Tagesbeginn zu sich n i m m t . F r ü h morgens, ehe man einen B . B r o t genommen hat, soll man nichts in den Mund nehmen (Rockenphilosophie) 1 8 ); der nüchterne B., durch den sich der E s t e v o r dem K u c k u c k s c h ü t z t , heißt „ K u c k u c k s m u n d v o l l " , bei den Schweden spricht man v o m „ V o g e l b . " 1 9 ) . In Pommern 2 0 ) werden die ersten B., welche B r a u t und B r ä u t i g a m aus dem Hochzeitsbrot herausbeißen, aufgehoben. In Mecklenburg 21 ) ist der erste „ H o c h t i d e n b e t e n " v o n großer B e d e u t u n g : Die Brautleute beißen v o n der Hochzeitssemmel ein tüchtiges S t ü c k an der Spitze ab; dieses S t ü c k wird nach der H o c h z e i t nochmal gebacken, daß es nicht schimmelt; ist j e m a n d krank, so b e k o m m t er ein Stückchen d a v o n als Heilbrot. In Thüringen steckt die B r a u t dem B r ä u t i gam 3 B. B r o t in den R o c k , d a m i t es nie an Brot fehlt 2 2 ). Bei den E s t e n schneidet der Diener des B r ä u t i g a m s einen kleinen B. v o n einem ganzen Brot, bestreicht ihn mit B u t t e r und steckt ihn der F r a u in den M u n d ; das v e r s c h a f f t den K i n d e r n einen glatten Mund 23 ). " ) G r o h m a n n 163 Nr. 1 1 4 7 . " ) D e r s. 1 4 4 — 4 5 Nr. 1068. 18) 3. H u n d e r t 129 c. 53 = G r i m m 3, 442, 236. ") H a b e r l a n d I.e. 23; Z f d M y t h o l . 3 (1855), 263. 279. 403. 20) Kloster 12, 169; bei den Slaven steckt die Slonka der B r a u t v o n j e d e m Gericht den ersten B. in den M u n d : 1. c. 164. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 66, 238. S2) W i t z s c h e l Thür. 2, 233, 65. " ) G r i m m 3, 488, 18 u. 24.

3. Im Heilzauber finden w i r v o n der Rockenphilosophie folgendes Rezept e m p f o h l e n 2 4 ) : F ü r das F i e b e r : drei B. gestohlen B r o t in zwei N u ß s c h a l e n gespien und das Brieflein geschrieben: K u h wilt du zu Stalle, Frörer so geh D u zu Walle. Gockelius 2S) e r w ä h n t gegen Viehbezauberung: N i m m W e y h r a u c h und B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube I.

1346

Myrrhen und rothen K n o b l a u c h , zerstoße es alles untereinander an einem Donnerstag nachmittag, wenn das V i e h ausgehet, alsdann nimm einen neugebakkenen L a i b B r o t und schneid etliche B . d a v o n und thue in jedes ein wenig v o n selbigem darein, darauf auch ein wenig Salz gestreut. M ) 2. Hundert 3 6 5 — 6 9 c. 93 = Grimm3, 440, 183; F i s c h e r Aberglauben (1790) 178, wie das meiste aus der Rockenphilosophie a b geschrieben. " ) Tractatus polyhistoricus 1699, 1 0 2 — 3 ; vgl. L ü t o l f Sagen 1 7 7 , 113, i.

4. A u s den Saturnalia des Prätorius h a b e n wir ein A u g u i i u m mit B. 2 6 ): Einige k a u f e n Christnachts f ü r drei Heller Semmel, teilen sie in drei B. und verzehren sie durch drei Gassen, in jeder Gasse ein S t ü c k ; in dei dritten Gasse wird man den L i e b s t e n sehen. Erasmus Francisci berichtet in seinem Höllischen Proteus (Nürnberg 1690), p. 815, daß in W i e n drei E d e l j u n g f r a u e n auf den R a t einer K ö c h i n v o m Mittag- und Abendessen einige B . a u f h o b e n und diese a m A b e n d „ n e b s t einem T r ü n k l e i n W e i n s " auf den Tisch stellten, u m die z u k ü n f t i g e n Cavaliere zu zitieren (vgl. Essen). 26)

G r i m m

3, 470, 959.

5. Ü b e r B r o t b . quell »).

im Rätsel siehe

Ur-

») 4 (1893), 251.

6. Der geweihte B. 2 8 ): Über die Geschichte des Gottesurteils mit dem g. B . (iudicium panis et casei, iudicium offae oder o f f a iudicialis) siehe B r o t . Hier soll nur auf die V o r b e r e i t u n g und die H a u p t z ü g e dieser Zeremonie eingegangen werden. Das Material liegt in der A u s g a b e v o n Zeumer **) in den M o n u m e n t a vor, ein guter Index hilft das G e w ü n s c h t e leicht f i n d e n : Das Gerstenbrot m u ß trocken sein und der K ä s e v o n Ziegenmilch gewonnen 30 ); nach einem Codex des 14. Jhs. m u ß sogar der Priester mit dem D i a k o n das Gerstenmehl mit Weihwasser a n m a c h e n und unter Gebeten b a c k e n 3 1 ); die B . wiegen gewöhnlich 9 — 1 2 32 ) denarii = 41 g r 3 3 ) . Soll das iudicium stattfinden, so möge der Priester sein Meßkleid anlegen und eine Messe mit besonderem G e b e t zelebrieren 43

bitten—Bittgang

1347

— gewöhnlich liegen die B., in ein Leintüchlein eingeschlagen, auf der rechten Seite des Altares 34 ) — finita missarum sollempnitate adportetur caseus et panis ordeaceus et inscribatur in eo oratio dominica 35 ) — oder pater noster 36 ) — et presentetur ante altare in patena argentea. Res enim, quae furata sunt, inscribantur in breviculo uno, simul et nomina eorum quibus iurta imputantur 3 7 ) ; eine andere Formelsammlung M ) beschreibt, unter welchen Zeremonien und Gebeten der B . gereicht wird: E t panem et caseum insimul debes ponere in os suum et facere duas cruces de tremulo et unam ponere sub pedem eius dextrum et aliam crucem sacerdos manu sua super caput eius teneat et furtum illud scriptum in tabula super caput illius iacere. E t quando ipsum panem in os eius mittis, debes coniurationem subscriptam dicere. Einen Rest dieses Gottesurteils haben wir bekanntlich in der Verwünschung : Der B . möge mir im Halse stecken bleiben 39 ). 28 ) G r i m m RA. 2, 5 9 7 ; D e r s. Myth. 2, 929; M a t t h i a s Gottesurteile 5 ; G l i t s c h Gottesurteile 3 0 — 3 1 , Übersetzung von M G . legum Sectio V (formulae) 645, 40—646; Kloster 1 2 , 1097; weitere Literatur siehe Brot; S c h i n d l e r Aberglaube 2 3 2 ; P o l l i n g e r Landshut 164. !B) MG. leg. Sectio V (formulae). 30 ) Panis ordeatius esse debet siccus et caseus caprinus: Z e u m e r 1. c, 650, 1 ff. ; vgl. T h a r s a n d e r Schauplatz 2 , 2 7 9 — 8 2 . 31 3i ) Zeumer 691, 1 2 ff. ) I.e. 629, 1 8 ; 688, 10; 1 0 denarii: 6 7 1 , 23. 33 ) 1. c. 645, 40; 690, 22. 3 i ) 646, 1 ff. 3ä ) 6 7 1 , 22. 36 ) 688, 9. 37 ) 668, 40 ff. 38 ) 688, 8 u . 6 7 1 , 25 ff. " ) G r i m m DWb. 2, 4 7 ; P o l l i n g e r I . e . ; vgl. Brot; W a n d e r Sprichwörterlex. 1, 386. Eckstein.

bitten s. b e t t e l n . Bittersüß (Alpranken, Hinschkraut, Mausholz; Solanum dulcamara). 1. B o t a n i s c h e s . Nachtschattengewächs (Solanazee) mit verholztem, windendem Stengel und herz-eiförmigen Blättern. Die violette Blumenkrone ist fünfzipfelig und radförmig ausgebreitet. Die Frucht ist eine rote Beere. Der Stengel schmeckt bittersüßlich. Das B . wächst nicht selten in feuchten Hecken, unter Gebüsch, an Ufern 1 ). Mar zeli

Kräuterbuch

431.

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2. Der Name Alpranke (der aber auch für das Geißblatt und f ü r die Mistel gilt) wird mit „ A l p " (Dämon) in Verbindung gebracht 2 ). Nach anderen soll der Name daher rühren, weil man mit dem am J o hannistag gesammelten Samen der „ A l f ranke" (ob wirklich Solanum dulcamara?) den „ A l f " 3 ) zu heilen suchte 4 ). Im 17. J h . wurde B. den Kindern gegen „ Z a u b e r e i " in die Wiegen gelegt 5 ). Ist die Milch verhext, so daß sie sich nicht buttern läßt, so muß man sie durch die Stengel der Alpranke gießen 6 ). Die Wenden geben die Pflanze den Kühen, damit diese besser Milch geben und die Sahne besser zusammengeht 7 ). Im Ermland ist das B . ein Bestandteil des Kräuterbüschels 8 ). Bei den Ruthenen in Galizien steht das B . als „ m a t r y g u i n a " ( = Mandragora, vgl. Alraun) in zauberischem Ansehen 9 ). 2 ) Grimm Myth. 1, 3 7 1 ; 3, 126. 360; H o o p s Pflanzennamen 49; vgl. auch Volkskunde 20, 52 f. 3) Blutgeschwür an Händen und Füßen, vgl. H ö f 1 e r Kranhheitsnamen 1 3 . 4) K u h n Westfalen 2 , 5 4 . ') S c h r o e d e r Med.-chym. Apotheke 1693, 9 7 7 ; vgl. auch Montanus Volksfeste 140. 6) Urquell 5, 2 8 2 ; Z f r w V k . 10, 2 7 1 . ') S c h u l e u b u r g 229. 8) P h i l i p p Beitr. z. ermländ. Volkss kunde 1906, 1 2 5 . ) H o e 1 z 1 Galizien 1 5 8 . Marzell.

Bittgang. 1. Bei den Alten. — 2. In der christlichen Kirche. — 3. Heutiger Brauch. — 4. Bittwoche.

1. B.e sind zunächst alle Gebetsprozessionen, die das Herabflehen von Heil in irgendeiner Form zum Zweck haben. Solche Prozessionen finden sich bei allen Völkern der Erde. Doch hat der Sprachgebrauch den Ausdruck , , B . " allmählich beschränkt auf diejenigen Umzüge, die mit der Landwirtschaft in Verbindung stehen. Derartige Flurbegehungen, die dem Gedeihen der Feldfrüchte dienen sollen, sind uralt. Sie sind als Bittopfer aus dem Beschwörungsopfer hervorgegangen 1 ), das dem Schutzdämon des Ackers dargebracht wird zur Versöhnung seines Zornes über die vermeintliclie V e r letzung seines Hoheitsrechtes durch den die E r d e schürfenden Ackerbauern 2 ). Besonders deutlich sind solche B.e in der

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Bittgang

römischen Religion erkennbar. Im Mai werden die A m b a r v a l i e n zu E h r e n der Flurgöttin Dia Dea, die später mit Ceres verschmilzt, gefeiert. E s sind Flurumgänge zur R e i n i g u n g und E n t s ü h n u n g der Felder, wobei als Priester die A r v a l brüder (fratres a r v a l e s v o n a r v u s = Ackerland) f u n g i e r e n 3 ) . Sinn ihres Gottesdienstes und ihrer Opfer ist die Fürbitte für das Gedeihen der F e l d e r 4 ) . Ihr Bittgesang, das A r v a l l i e d , ist uns als eines der ältesten lateinischen S p r a c h denkmäler erhalten 5 ), j e d o c h nicht recht verständlich. O f f e n b a r ist der T e x t mit alten, sinnlosen Z a u b e r w o r t e n durchsetzt. In alter Zeit w u r d e t a t s ä c h l i c h die g a n z e Flur in feierlicher Prozession umschritten, wobei auch als rein praktischer G r u n d die Festsetzung der Flurgrenze eine Rolle spielte. A l s der Grundbesitz sich s t a r k vergrößerte, w u r d e der U m g a n g u m die ganze Flur aufgelöst in eine A n z a h l Opfer, die an den Grenzstellen g e b r a c h t w u r den. A m 25. April w u r d e n in' R o m die Robigalia gefeiert. U m den R o s t v o n den Getreidefeldern abzuwehren, f a n d ein Zug z u m H a i n des R o b i g u s s t a t t , w o ein Hunde- und Schafopfer dargebracht wurde. Galten diese R o b i g a l i a dem S c h u t z des sprossenden Getreides, so die v o m 28. A p r i l bis 3. Mai gefeierten Floralia dem S c h u t z des blühenden Getreides, wie überhaupt d e m W a c h s t u m der B l u m e n 8 ). A u c h die G e r m a n e n k a n n t e n Flurbegehungen und -b.e. Z u Mittwinter feierten sie ein B i t t o p f e r , u m f ü r die Felder F r u c h t b a r k e i t zu erflehen. Die Schweden brachten den S ü h n e b e r dar zur V e r söhnung der unterirdischen Götter, d a m i t sieMißwachs, Mäusefraß u. a. S c h ä d e n abhielten 7 ). Die N e r t h u s - U m f a h r t , v o n der Tacitus b e r i c h t e t 8 ) , t r ä g t u n v e r k e n n b a r die Züge einer Flurprozession; Nerthus wird als b e f r u c h t e n d e G ö t t i n durch die Felder g e f a h r e n 9 ) . Der Indiculus superstitionum notiert unter can. 28: de simulacro quod per c a m p o s p o r t a n t 1 0 ) . Dieser Brauch, die Götterbilder durch die Felder zu schleppen, h a t seine W u r z e l in dem primitiven G r u n d s a t z des pars pro toto. Man glaubt, das B i l d berge die göttliche K r a f t ebenso wie die G o t t h e i t selbst.

1350

Diese K r a f t soll durch den U m z u g auf die Saaten und Fluren zu g u t e m Gedeihen übertragen werden. In G a l l i e n pflegten die B a u e r n noch zur Zeit Gregors des Großen Götzenbilder, mit weißen T ü c h e r n umhüllt, durch die Fluren zu tragen u ) . Ebenso wurde das Bild der M u t t e r g o t t heit Berecinthia auf einem W a g e n pro salvatione agrorum et v i n e a r u m herumg e f ü h r t 1 2 ). H e l m Religgesch. 1, 49. 2) W u n d t 3) Mythus u. Religion 1, 554. PaulyW i s s o w a 1,1796. 4) Ebd. 2, 1472. 6) Cod. 6 inscr. lat. 1, 28. ) W i s s o w a Religion 196. ') S i m r o c k Mythologie 506. 8) Germ. 40. •) M e y e r Religgesch. 204 ff. 10) S a u p e Indiculus 32. ") S u l p i c i i S e v e r i Vita S. Martini cap. 12. l2) MGSS. rer. Merov. I, 2,

793-

2. Die c h r i s t l i c h e Kirche, der Bittprozessionen schon aus ihrem israelitisch-jüdischen E r b e 1 3 ) her gel ä u f i g waren, h a t die B r ä u c h e bei Feldbegehungen, die sie v o r f a n d , verchristlicht. Derartige S i t t e n als heidnischen A b e r glauben auszurotten, hat sie gar nicht erst v e r s u c h t ; vielmehr h a t sie sich mit der ihr in allen Situationen eignenden A n p a s s u n g s f ä h i g k e i t an die gegebenen T a t s a c h e n gehalten und an vorhandene Vorstellungen a n g e k n ü p f t . Die Prozession heißt in der christlichen Frühzeit litania, wohl v o n dem monotonen, aber gerade in seiner Monotonie ergreifenden Wechselgesang. Im J a h r 325 h a t t e K o n s t a n t i n das Christentum zur Staatsreligion erhoben; und schon ein Menschenalter später h a t P a p s t Liberius (352—366) an Stelle der römischen Robigalien eine Feldprozession z u m heiligen Markus auf den 25. April festgesetzt (litania maior) 1 4 ). A n die Stelle der alten A m b a r v a l i e n treten die litaniae minores, die u m Christi H i m m e l f a h r t gefeiert werden. Im Volksglauben gilt der heilige Mamertus als Erfinder der christlichen Flurprozessionen 1 5 ). R i c h t i g ist daran soviel, daß er als Bischof v o n Vienne im 5. J h . die S i t t e der B e g e h u n g e n neu belebt h a t 1 6 ) . Die S y n o d e v o n Orléans ordnete f ü r das fränkische R e i c h die drei T a g e v o r H i m m e l f a h r t als B i t t a g e (rogationes) an 1 7 ). Gregor der Große gab genaue V o r -

Bittgang

Schriften f ü r die Handhabung des Zeremoniells 18 ). Ein Kapitular aus der Zeit Karls des Großen verordnet, die B.e sollen demütigen und bußfertigen Herzens nach vorhergegangener Messe vollführt werden; aller Scherz und Unfug habe zu unterbleiben 19 ). Von besonderem Interesse ist eine uns erhaltene Verordnung der Äbtissin Marksvith im westfälischen Kloster Schildesche aus dem J a h r 940, weil sie neben einem anschaulichen Bild von dem Flurumgang selbst in der Terminologie direkt an das altrömische Vorbild anknüpft: Statuimus ut annuatim secunda feria Pentecostes spiritu Sancto cooperante eundem Patronum in Parochiis vestris longo ambitu circumferentes et domos vestras lustrantes et pro gentilicis Ambarvali in lacrymis et et varia devotione vos ipsos mactetis et ad refectionum pauperum eleemosynam comportetis: et in hac curti pernoctantes super reliquias vigiliis et cantibus solennizetis ut praedicto mane determinatum e vobis ambitum pia lustratione complentes ad monasterium cum honore debito reportetis. Confido autem de Patroni huius misericordia quod sie ab eo gyrade terrae semina uberius provenient et variae aéris inclementiae cessent 2 0 ). Durch das ganze MA. herauf sind die B.e im Schwange. Die Reformation legt auf jede Art von Prozessionen keinen Wert. Luther hält nicht viel davon, da sie j a doch in ein großes Saufen ausarten. Wenn man die Flurprozession doch begeht, so soll es mit Fleiß geschehen nach 1. Tim. 4, 5: Die Kreatur wird geheiligt durch Gottes Wort und Gebet 2 1 ). Die reformierten Kirchen haben alle Begehungen radikal abgelehnt. Einige lutherische Kirchenordnungen (z. B . die mecklenburgische von 1540) haben die alten Umgänge beibehalten a2 ). Doch wurden in den .evangelischen Kirchen die Umgänge mehr und mehr abgemildert und zu Ernte-Bettagen umgewandelt 2 3 ).

1352

de Rebus Franciae Orient. 1 (1729), 4 3 7 ; vgl. J a h n Opfergebräuche 1 4 7 ; Franz Benediktionen 2, 9. 2I ) Sermon von dem gepett und procession (1529) Weimarer Lutherausg. 2, 1 7 8 . " ) H e r z o g RE.3 3, 249. " ) P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 3 9 1 .

3. Beim katholischen Landvolk Deutschlands sind die B.e noch heute allenthalben in der Ü b u n g 2 1 ) . Dabei ist die A b z w e c k u n g in den verschiedenen Gegenden je nach Klima verschieden. Steht in trockenen Gegenden die Bitte um Regen im Vordergrund, so in feuchten die Bitte um Sonnenschein. Vielfach wird um Schonung vor Hagel und Unwetter gefleht. Bei den Umzügen werden die geläufigen christlichen Lieder gesungen, die sich an Jesus und die Heiligen wenden. Lokal zugeschnittene Gesänge, wie der von den Lobensteinern überlieferte: „Greiz, Schleiz und Lobenstein Bitten dich um Sonnenschein. Und wollen die andern auch was haben, So mögen sie dirs selber sagen 2 5 ) "

sind verhältnismäßig selten. In Weingegenden wird zur Zeit der Rebenblüte das Bild des Rebenheiligen Urban in feierlicher Prozession durch die Weinberge getragen 26 ). Vielerorts werden bei den Flurbegehungen die Haustiere mitgeführt, um sie nach dem Volksglauben gleichfalls des göttlichen Segens teilhaftig werden zu lassen. Doch ist das schwerlich der ursprüngliche Sinn. Vielmehr haben wir hierin einen Überrest vom heidnischen Mitführen der Opfertiere. Wohl die bekannteste Flurprozession der Gegenwart ist der W e i n g a r t n e r B 1 u t r i 1 1 am Tag nach Chrissi Himmelfahrt, dem sog. Blutfreitag. Seit Ende des 15. J h s . nachweisbar, Staad der Brauch bis Anfang des 19. J h s . h hoher Blüte, wurde dann durch behördliche Maßnahmen so gut wie ausgerottet, bis der Blutritt durch königliches Dekret 1849 wieder freigegeben wurde. Heutigen Tages ist der Blutfreitag das größt« Volksls fest Oberschwabens. Bauern und Knechte ) Vgl. R G G . 1 2, 872. » ) U s e n e r Weih15 nachtsfest 294 ff. ) Albers Jahr 215. aus weiter Runde beteiligen sich diran zu " ) S i d o n i i A p o l l i n . epist. 5, 1 4 ; 7, r. Pferd. Über das Zeremoniell im einzelnen 19 " ) L i p p e r t Christentum 643. ) Vita 1, 42. gibt die noch heute im wesentlichen gül" ) B a 1 u z e Capitularía regum Francorum IJ78—81 1 (1677), 1 3 7 6 . 20) E c k h a r t Commentarii I tige Prozessionsordnung von

blasen

1353

Aufschluß: Die Feierlichkeit n i m m t ihren A n f a n g a m F r e i t a g in der F r ü h u m 6 Uhr. Die Mönche gehen z u m B l u t a l t a r , w o der Pater Custos, mit Chorrock und S t o l a angetan, das heilige B l u t in einem silbernen Behältnis u m den Hals hängt. U n t e r Gesang, Glockengeläut und Böllerschüssen steigt der Custos im äußeren K l o s t e r h o f , wo die Reiter ihn erwarten, zu P f e r d . Dann bewegt sich der Z u g in genau v o r geschriebener R a n g o r d n u n g durch den Flecken in die umliegenden Felder, Musik erklingt, S t a n d a r t e n wehen. W ä h r e n d des Zuges werden viermal die heiligen E v a n gelien abgelesen und die F e l d f r ü c h t e mit dem heiligen B l u t gesegnet, d a m i t sie Gott vor U n g e w i t t e r bewahre. Unterdessen werden in der K i r c h e Messen gelesen, Beichten a b g e n o m m e n , bis dann das heilige B l u t v o n dem K o n v e n t der Mönche nach dem U m z u g feierlich eingeholt wird. Mit dem heiligen B l u t a m t findet die Feierlichkeit dann ihren A b schluß »). ") P a n z e r

Beitrag 2, 83 ff.;

Wuttke

Sächs. Volksk. 307 f f . ; K ö h l e r Voigtland 629; K a p f f Festgebräuche 15; E b e r h a r d t Landwirtschaft 5; W r e d e Rhein Vk.

189; M e y e r Baden 505; F o n t a i n e Luxemburg 42 f.; S t r a c k e r j a n 2, 79; J o h n Westböhmen 76. 87; S c h r a m e k Böhmerwald

152;

R e i s e r

Hoffmann-Krayer H ö r m a n n Tiroler

Allgäu

2, 354;

94; S AVk. 2, 125;

Volksleben

86 f f . ;

Sar-

t o r i Sitte und Brauch 3, 164; MschlesVk. 9, 176; Egerl. 5, 30; 8, 13; S e b i l l o t FolkLore 4, 480. " ) K ö h l e r Voigtland 629. " ) J a h a Opfergebräuche 221. ") V g l . P . Alb. S c h m i t t Die Benediktinerabtei Wein-

garten (1924), 101 ff.

4. Die Z e i t , in der die B . e abgehalten werden, ist nicht ganz einheitlich: entweder am M a r k u s t a g (25. April) oder in der H i m m e l f a h r t s w o c h e . Entscheidend ist, daß die U m g ä n g e in der Frühlingszeit stattfinden, wenn die N a t u r zu neuem Leben erwacht. Die H i m m e l f a h r t s w o c h e heißt auch „ B i t t w o c h e " , in Bayern „ S c h a u e r w o c h e " (Schauer — Hagel) 2S). A m Lechrain werden v o m ersten F r e i t a g nach der H e i l i g k r e u z - E r f i n d u n g (3. Mai) an Schauermessen gelesen, wobei während der W a n d l u n g die W e t t e r k e r z e n angezündet werden. V o n j e d e m H a u s geht

1354

mindestens eine Person zu diesen Messen 29). In B a d e n heißt der F r e i t a g nach H i m m e l f a h r t der H a g e l t a g 3 0 ) . Charakteristisch sind auch die norwegischen Bezeichnungen. Der 23. April heißt forste gangsdag = erster Prozessionstag, der M a r k u s t a g (25. April) heißt störe gangsdag = großer Prozessionstag. A n diesen T a g e n arbeiten die B a u e r n nicht, d a m i t die aus der E r d e hervorkriechenden W ü r m e r der S a a t nicht s c h a d e n 3 1 ) . A h n l i c h g l a u b t man in Mecklenburg, daß die in der B i t t w o c h e g e p f l a n z t e n Vietsbohnen mit schwarzen K ö p f c h e n aus der E r d e k o m m e n 3 2 ) , d. h. also nicht gedeihen. Ü b e r h a u p t begegnen wir h ä u f i g der Vorstellung, daß die B i t t z e i t unheilbringend ist. Das m a g d a m i t zusammenhängen, daß in diesen T a g e n die bösen Geister besonders gereizt sind. V o r allem Heiraten in der B i t t w o c h e bringt Ung l ü c k 3 3 ) . Ja, nicht einmal an dem den B i t t a g e n vorhergehenden „ B i t t s o n n t a g " lassen sich B r a u t p a a r e v o n der K a n z e l v e r k ü n d e n 3 4 ) . A u c h waschen darf man nicht in der B i t t w o c h e , sonst stirbt der Hausherr 35 ). vgl.

Flurumritt.

28)

P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 371 f. 29) L e o p r e c h t i n g Lechrain 177 f. 30) M e y e r Baden 505. 31) P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 372. 32) S t r a c k e r j a n 1, 54; 2, 79. 33) J o h n Westböhmen 70; S t r a c k e r j a n 2, 191. 34) J o h n Westböh35 men 70. 129. 260. ) SchwVk. 4, 12. Rühle. blasen (und h a u c h e n ) . Das B . h ä n g t aufs E n g s t e mit der Vorstellung v o n Seele oder Geist als L u f t e r s c h e i n u n g zusammen *). Das unsichtbare Agens des L u f t z u g e s wird zu einer F o r m des Geistes, griechisch P n e u m a (s. G e i s t , h l . ) , u m so mehr, als L e b e n und A t m e n v i e l f a c h einander gleichgesetzt wird. Daher werden Geister im W i n d e gegenwärtig ged a c h t (s. W i n d ) . D a r a u s erwächst die doppelte B e d e u t u n g des B.s im A b e r g l a u b e n : 1. A n b . , d. h. Ü b e r t r a g u n g des eigenen P n e u m a s auf einen anderen, Erz e u g u n g einer sichtbaren oder unsichtbaren W i r k u n g durch B., 2. F o r t b., d. h. Ü b e r w i n d u n g eines fremden Pneumas durch B . , B e s e i t i g u n g einer v o n die-

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blasen

1356

Wesen, so der Berchta u ) , der Elben 1 5 ), der weißen Frau 1 6 ), der Holzweiblein 17 ), der Zwerge 18 ), des Berggeistes 19 ), des sog. Wanzenschneiders 2 0 ); er ist zumeist töd21 22 ') E i s l e r Weltenmantel 2,786; H e l l - lich ) oder wenigstens betäubend ). Des Teufels Anhauch läßt die Menschen erw i g Aberglauben 9; K ö c h l i n g de coronarum vi 55; L i p p e r t Christentum 351; blinden 2 3 ); des Drachen Hauch zerstört P r a d e l Gebete 84; R e u s c h e l Volksk. 2, alles Lebende 2 4 ). Manchmal erscheint in 24; S c h w e n n Menschenopfer 90; S t e m p Thüringen ein weißes Reh, das bei Nacht 1 i n g e r Sympathie 75; Storfer Jungeinem Reiter aufs Pferd springt und durch fräul. Mutterschaft 86; W u n d t 4, 420; Alemannia 37, 8; ZföVk. 1, 288. ') B e c k e r den bloßen Odem seine Haare plötzlich Pfalz 136. 3) P f i s t e r Schwaben 27. weiß werden läßt 25). Wen der gespenstige Jäger anbläst, der bekommt einen 1. Zunächst besitzt der G o t t oder geschwollenen Kopf 26 ); wenn man KinDämon diese Macht. Die primitive Ander anbläst, bekommen sie Ausschlag 2 7 ); schauung steckt in Gen. 2, 7: Gott bläst wenn man in ein Vogelnest schnauft, dem Menschen den Odem und damit die Seele ein. In der griechischen Anthro- f a u l e n d i e E i e r 2 S ) . In Mecklenburg darf man nicht in den Backofen b., pogonie ist diese Anschauung nur bei den sonst backt das B r o t ab 29). Diese WirOrphikern nachzuweisen; körperliches kung wurde später von den Dämonen auf Gedeihen schafft das Anhauchen Demedie Hexen übertragen, ihr Hauch ist ters 4 ); aber in Sparta heißt der Liebgiftig 30), faszinierend 31 ), manchmal tödhaber eines Knaben, der ihm den rechten 32 ). Ein Zauberbegabter vermag sogar 8 lich Geist einflößt, sUjtvyjXaj „der Einbläser" ). durch bloßes Anhauchen und den entAuch Namenstausch, d. h. Übertragung sprechenden Zauberspruch dem Nächsten eines neuen Wesens, ist mit B. verbunalle K r a f t und Mannbarkeit zu nehmen 33 ). den 9). Vergeistigt und doch an das fühlAnb. durch einen Geist 3 4 ), Teufel 34) bare Anb. gebunden ist der Vorgang oder Wiesel, Katze, Hermelin 35 ) (s.Name, schon im Johannesev. 20, 22: Er blies sie Wiesel) ist ein Widerspiel zu dem bean und spricht zu ihnen: Nehmet hin lebenden Anhauche Gottes. Verwandt den hl. Geist. Das ist in den Taufritus ist der Ausdruck: Einem das Lebensübergegangen, nachweisbar schon bei Augustin'), dann in der katholischen licht (s. d.) ausb. So ist B. allgemein zum S c h a d e n z a u b e r geworden in TiLehre 8 ) und bei Luther noch 1523, nicht mehr 3 Jahre später, wo er es auch ver- rol: „ S o ein B. vergiftet die L u f t " 3 6 ) . Man darf daher auch den Kindern nicht wirft, den Kindern bei Krankheiten in in den B r e i b. 37 ). Das Anb. Berchtas den Hals zu b.9) (s. K u ß und Speichel). Wenn jemand nach Empfang der Kom- macht b l i n d , das entspricht der in munion, also vom göttlichen Pneuma ge- griechischer Mythologie häufigen Strafe der Blindheit (Teiresias, Phineus) 3 8 ); sättigt, einem kleinen Kind nüchtern in dies „die Augen ausb." kennt Hans den Mund haucht, lernt es früh reden 10 ). Sachs vom Teufel 39), ebenso wie Goethe Im Aberglauben überwiegt die Furcht im Faust von Frau Sorge und der Verf. vor schädlichem Anhauch. Man spricht vom Weihnachtsmann Auch die von Malaria, „böser L u f t " ; eine KrankS e e l e ausb. wird gesagt, weshalb der heit „fliegt uns an", und Goethes Wagner Jäger mit „ D u n s t " schießt 41 ). Sehr beläßt alle 4 Winde unsere Gesundheit bedenklich ist es, wenn zweie gegeneinander drohen u ) ; aber manches Unwohlsein 42 ist auch wieder fort, „wie weggeb.". Man- ins Feuer b. ); ins Feuer zu b. ist überhaupt unter Umständen zu vermeiden, che Krankheitsnamen sind davon hergeBeispiele bei Primitiven bei Frazer, wo leitet 1 2 ) (vgl. Anwat). Aber auch das Neue 43 Testament kennt schon die dxä9-apxa rcvsu- die Erklärung nicht eindeutig ist ). 13 jiaxa oder 7tvsü|ia äoO-svs£a{ ). Von beson4) Hymn. Horn. 5, 238. 6) Kallimachos F. derer K r a f t ist der Hauch dämonischer 169. •) ZfVk. 4, 104. ') Ep. 105; N i d e r -

sem hervorgerufenen Erscheinung. Man spricht geradezu von einer B.kunst 2 ); ein solcher Künstler heißt Blaser; man rühmt von ihm: Er kann b. a ).

1357

blasen

berger Unterwaiden 3,13; Stempling e r Volksmedizin 54. 8) Lehrbuch der kathol. Religion. München 1886. •) K l i n g n e r Luther 114; K o h l r u s c h 339; K u h n und Schwartz 431 Nr. 270; Seligmann 2 , 2 1 6 ; W u t t k e § 599. § 606; 10) P e t e r Österr.-Schlesien 2, 2 1 1 ; ZrwVk. 1, 59. n ) Faust I im Osterspaziergang. 12) L e s s i a k Gicht 153; ZfVk. 8, 393. «) I.e. 13, 11. ») M e y e r Germ. Myth. 276; G r i m m Myth. 2, 1120. 15) M e y e r Germ. Myth. 120. 18) S o m m e r Sagen 22 Nr. 17. " ) M e i c h e Sagen 352 Nr. 411. 461. 18) G r i m m Myth, 1, 381; K o h l r u s c h 273. ") G r i m m ao Sagen 2 Nr. 2. ) R o c h h o 1 z Sagen 2, 151. ") H e r t z Abhandl. 190. " ) K o h l r u s c h 25. " ) E i s e i Voigtland 6 Nr. 8. ») H e y 1 Tirol484 Nr. 50. " ) W u t t k e § 59. I8) R e i s e r Allgäu 1, 35; Schönwerth Oberpfalz i , 267; Kuoni St. Galler Sagen 63. 28) F o g e 1 ") R e i s e r 2, 232. Pennsylvania 385 Nr. 2068 f. M) B a r t s c h Mecklen30 burg 2, 136. ) Meyer Aberglaube 253. 31) L a m m e r t 82. 32) M e y e r Abergl. 253; 33 B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 143. ) D r e c h s l e r 2, 262; Frischbier Hexenspr. 6; Geistl. Schild 167; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 64; K u h n Westfalen 2, I i i Nr. 542; W o l f Beiträge i , 257; Wuttke § 627 = 399. 31) K u o n i 54 f.; ZfdMyth. 2, 71 für das Jahr 1633. 35) S i t t l Gebärden 121; R a n k e Sagen 213; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 298. 3") A l p e n b u r g Tirol 348, 37 267. ) Rockenphilosophie 53 Nr. 37; Birl i n g e r Aus Schwaben i , 293. 38) G r i m m Myth. 1, 229; 3, 89. 39) D c r s . DWb. unter „ausblasen". Faust II 5 gegen Ende; Weihnachtsgeister schon Rockenphilosophie 6, 353- " ) G r i m m DWb. unter „ausblasen 1". 42) G r o h m a n n 42, 263. " ) F r a z e r 2, 136. 256, aus T a y l o r New Zealand 165.

2. In der V o r s t e l l u n g des W e g b.s kreuzt sich die bisher besprochene R e i h e mit dem F o r t b . einer F l o c k e , antik Zeichen der V e r a c h t u n g 44) und der p h y siologischen T a t s a c h e , daß B . auf eine s c h m e r z h a f t e Stelle, zumal wenn sie a n g e f e u c h t e t ist (s. lecken), den Schmerz lindert. A u f der Grenze steht der K i n d e r v e r s : „ H e i l e heile Segen, drei T a g Regen, drei T a g Schnee, t u t dem Kindchen nicht mehr w e h " , der in vielen Fassungen überliefert ist 45 ). W i e konkret das zu verstehen ist, lehrt der Z u s a t z : Da fliegt's f o r t 46 ), oder daß man gleichzeitig mit der H a n d darüberstreicht, als nähme man e t w a s fort. Ins A b e r g l ä u b i sche übersetzt k a n n man alle K r a n k h e i ten, die angeb. sind, wieder fortb. 4 7 ). W i r kennen das schon aus den Z a u b e r p a p y r i

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v o n ägyptischen Zauberern des A l t e r t u m s und v o n den A r a b e r n 4 8 ) . D a m i t v e r b i n den sich gern die b e k a n n t e n R i t e n : N e n nung der 3 hl. Namen, B. übers K r e u z , Zeit des abnehmenden Mondes oder Sonnenuntergangs u. ä. 49 ). Das gilt zunächst v o n B r a n d v e r l e t z u n g e n 60 ), dann von ähnlich aussehenden wie R o t l a u f e n der F ü ß e 5 1 ) , F i e b e r 5 2 ) oder R o s e 5 3 ) . Bezeichnend ist der aus A s c h a f f e n b u r g belegte Glaube, daß dann z w a r Blasen entstehen, das k a n n man nicht hindern, daß aber die V e r b r e n n u n g nicht zur A u s z e h r u n g f ü h r e 5 3 ) . Ein Beleg v o n 1792 weiß noch, d a ß m a n dabei nicht auf einen andern z u b . d a r f 5 4 ) . Weiterhin k o m m e n Beulen in F r a g e 5S ), die dann nicht anschwellen 56), Z a h n w e h 57 ) und S c h n i t t w u n d e n M ), wo b e s t i m m t e Verse das B l u t stillen 8 9 ). K ü h n e r ist die A n w e n d u n g bei einem gebrochenen Bein, das gleichzeitig besprochen wird (s. besprechen). Ahnliches kennen die M a g y a r e n ®°). A b e r noch um 1850 h a t ein Quacksalber in Halle solche K u r e n g e m a c h t 61 ). Hier ist das heilende Pneuma das entscheidende, das belebende W i r k u n g h a t 62 ). E t w a s anders ist die V o r stellung, w e n n eine S t ö r u n g im Sehfeld w e g g e b . wird 63 ). Bei Mensch und Vieh hilft es gegen drohende Erblindung, zuweilen mit gewiß ganz nützlichen R ä u cherungen v e r b u n d e n 8 4 ) . Gelbsucht wird in Mosbach i. B. weggeb. 6 5 ) ; es hilft auch gegen Gichter M ) und H a l s k r a n k h e i t e n 67), beim V i e h gegen K o l i k 68), wobei die Bezeichnung „ v e n t du c h r é t i e n " sehr hübsch zeigt, daß man sich die K o l i k als „ v e n t du d i a b l e " vorstellt. A n Stelle des B.s k a n n auch ein F ä cheln mit einem Blasebalg, W e d e l oder Meßbuch treten, letzteres schon bei San Bernardino da Siena u m 1400 69). Das hilft allgemein gegen jede fäscinatio, wie bei den W a k a m b o gegen den bösen B l i c k 7 0 ) . Eine ominöse Stelle ist der B r o t a n b i ß , auf den man b. s o l l 7 1 ) (umgekehrt v e r b i e t e t schon Plinius, das auf den B o d e n gefallene B r o t abzub., weil der L a r v o n ihm Besitz ergriffen h a t t e 7 2 ) ) . Dasselbe gilt v o m Wasser bei N a c h t 7 3 ) , dem fremden L ö f f e l 74 ). Bei B r u n n e n schützt B. vor G i f t 7 5 ) ,

1359

Blasenstein—Blasius, hl.

bei G l a s gegen Liebeszauber 76 ). Haucht man ein Glas dreimal an (unter Anrufung der Dreifaltigkeit), dann zerspringt es, wenn der Inhalt schädlich w a r " ) . Bei K a r t e n bringt es Glück 78). Selbst im Mützchen des Neugeborenen kann in Mecklenburg der Teufel sitzen, weshalb die Amme hineinbläst79). Daran knüpfen sich a l l g e m e i n e r e , z a u berische Wirkungen. Man kann Schlösser aufb.80). Und selbst das durchaus reale ajjlavit deus et dissipati sunt bekommt einen besonderen Klang, wenn man an den renommierenden Soldaten bei Plautus 81 ) oder die Märchen von den großen Windmachern 82 ) denkt. Wenn der Bettnässer oder Fiebernde ins Schlüsselloch der Kirchtüre bläst oder die Schwangere in eine Flasche, so wird damit der störende Geist eingesperrt 83 ). " ) S i 1 1 1 Gebärden 97. «) z. B . B i r linger Volksth. 1, 210 f.; Seyfarth Sachsen 245; D r e c h s l e r 2, 280. *•) Ebd. " ) B a r t e l s Medizin 127 ff.; L a i s t n e r Nebelsagen 204. 307; L e s s i a k Gicht 153; Alemannia 37, 8; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 441; ZfdMyth. 4, 118. 416. 973; ZfVk. i , 202. 4S ) C e 1 s u s bei O r i g e n e s in Cels. 1, 68; D i e t e r i c h Abraxas 1 4 1 ; Reinfried Bartsch Buchari 40 ff. «) ZfVk. 8, 201; Mecklenburg2,416; F r i s c h b i e r Hexenspr. 60 86 u. s. ) L a m m e r t 209; Bartsch Mecklenburg 2, 387; ZfrwVk. i, 205 usw.; B a r t s c h Mecklenburg 2, 385; L a m m e r t 2 1 1 ; SAVk. 2, 210. " ) L a m m e r t 221 f.; P o l l i n g e r Landshut 287. t2 ) W u t t k e 354 § 53°- " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 416; K u h n Mark. Sagen 377; Frischbier Hexenspr. 82; ZfVk. 17,'451. " ) ZfVk. 16, 172. " ) S e y f a r t h Sachsen 245. " ) ZfVk. 8, 56. " ) Ebd. 203; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1 , 392; Rockenphilosophie 70 Nr. 54. 68) K u h n Westfalen 2, 198 Nr. 556. «•) ZfVk. 7, 57; S c h u l e n b u r g 96; B i r l i n g e r Volkst. 1, 480; H c v o r k a - K r o n f e l d 2, 3 7 1 ; L a m m e r t 191. 193. 202; Romanusb. 1 7 ; S c h r a m e k Böhmerwald 269. ,0 ) ZfVk. 5, 35. 61) ZfrwVk. 2, 96; vgl. L a m m e r t 213. " ) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 1, 277. M ) G r i m m Myth. 3, 472 Nr. 1009; P f i s t e r Schwaben 27; ZfrwVk. 1, 58; Drechsler 2, 281; G r i m m Myth. 3 , 501 Nr. 33; S c h m i t t Hetlingen 19; W u t t k e § 525. •*) D r e c h s l e r 2, 297. ,5 ) M e y e r Baden 566. «•) B e c k e r Pfalz 136. •') M a n z Sargans 76; K l i n g n e r Luther 124; andere Krankheiten vgl. 23. 29; Lammert 125; G r i m m Myth. 3, 466 Nr. 873; Urquell 2, 44; F r i s c h b i e r Hexenspr. 50;

1360

L a m m e r t 204; Urquell 2, 177; H ö h n Volksheilk. 1, 100; R o c h h o l z Kinderlied 334; SAVk. 8, 149. 6e) ZfVk. 24, 149; M ü l 6i l e n h o f f Sagen 5 1 1 Nr. 50. ) ZfVk. 22, 133 f. ,0 ) S e l i g m a n n 2 , 2 1 7 . " ) D r e c h s l e r 2, 15. " ) P 1 i n. nat. hist. 28, 27. " ) G r o h m a n n 44. " ) D r e c h s l e r 2, 1 2 ; S e l i g m a n n 2, 216 f.; B o h n e n b e r g e r Nr. 1, 1 5 ; M e i e r Schwaben 2, 258; R e i s e r Allgäu 2 , 4 4 8 ; Wuttke § 251. " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 172. 76 212. ) M a n z Sargans 143. " ) M e y e r Baden 170. ») Urquell 5, 259. '•) W u t t k e 378 § 573- 80) H e y 1 Tirol 73. i n . 123; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 55 f. el ) Miles glor. 17 : legiones difflavisti s p i r i t u. •») G r i m m KHM. Nr. 71. ") M e y e r Baden 575; B a r t s c h Mecklenburg 2, 103; W u t t k e s. 33; H i l l n e r Siebenbürgen 25 Nr. 1. Aly.

Blasenstein. Gesner beschreibt eine Anzahl Steine, die sich in der Blase von Kranken befanden und durch Medikamente herausgetrieben wurden, auch die Breslauer Sammlungen handeln ausführlich darüber 1 ). Ein Aberglaube ist mit dem B. nicht verbunden. Eigenartig sind nur die vom Volk angewendeten Heilmittel. So soll vor allem genossener Rettich den Stein auflösen, woran das Tiroler Landvolk fest glaubt 2). Im Altertum brauchte man gegen den B. die Blase eines Schweines gleichen Geschlechts; bei Harnverhaltung wurde eine Schweinsblase, die die Erde nicht berührt hatte, auf das Glied gelegt 3 ). ') G e s n e r d.f.l. 146 f. (mit Abbild.); Bressl. Samml. Regb. 332 f. ! ) M ü l l e n h o f f Natur 71 Nr. 1 1 4 . ') H ö h n Volksheilkunde 1, 116. Olbrich.

Blasius, hl. 1. Sein Tag ist der 3. F e b r u a r , der Tag nach Maria Lichtmeß, dem Feste der Kerzenweihe. B. (Basilius), ein sehr volkstümlicher Heiliger, gehört zu den 14 Nothelfern und wird dargestellt mit zwei gekreuzten Kerzen in der Hand. Er erlitt um 316 den Märtyrertod und wurde, da er den Sohn einer Witwe rettete, der an einer Gräte (Kröte) zu ersticken drohte, Patron der K e h l k o p f - und H a l s l e i d e n d e n . Als solcher soll er schon 550 angerufen worden sein 2). Kranke und alle, die sich vor Halsweh sichern wollen, werden an seinem Tage vom Geistlichen „eingeblaselt", indem er

Blasius, hl.

I3)

Votive

85;

H ö f 1e r

ZfVk. 14, 431 f.; 15, 319.

Fastnacht

15.

1363

Blasiussegen

4. Die volksetymologische Verbindung von B. und b l a s e n hat manche Beziehungen des Heiligen zum W i n d e hergestellt oder gefördert 3 2 ). Er ist Patron der W i n d m ü 11 e r und ,,B 1 as i s t e n " (d. h. der auf Blasinstrumenten spielenden Musikanten), so gut wie der B ä c k e r 3 3 ) . A m B.tage darf nicht gesponnen werden, sonst zerreißt der Wind das Dach 34 ). Die Esten halten den T a g f ü r unglücklich zum Fischen und Seefahren 3 5 ). In Steiermark werden recht viele K r a p f e n gegessen, damit die Winde das Dach nicht herunterwerfen 36 ). In Böhmen streut man Salz, Mehl und Asche in den Wind. T u t dies ein Sonntagskind, so ist die Wirkung desto sicherer: der Wind legt sich dann b a l d 3 7 ) . In Neuern betet man ein Vaterunser für den h. B., daß der Wind den Flachs nicht hebe 38). n) P a n z e r Beitr. 2, 453. 33) Z f V k . 14, 432. 31 ) B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 18. 3S ) B o e d e r Ehsten 9 1 . 38) Z f V k . 14, 432. !') S c h r a m e k Böhmerwald 133. 38) J o h n Westb. 197.

5. Daß mit der Zeit um Lichtmeß der Weihnachtsfestkreis abschließt und nun in der A h n u n g des Volkes der Vorfrühling emporzusteigen beginnt, zeigt sich auch darin, daß der B . t a g die kommende W i t t e r u n g bestimmt. Es heißt: „ D e r h. B. macht den Winter u s " S9 ); ,,St. Blas' und Urban ohne Regen folgt ein guter W e i n s e g e n " 4 0 ) ; „ W e h t es S. B., so gibt es im Jahr viel W i n d " 4 1 ) . In Mecklenburg trug der Schäfer ein Bündel Erbsenstroh auf eine Anhöhe. Trieb der Wind es weg, so glaubte er, es werde ein gutes Frühjahr, weil das Stroh nun überflüssig sei 4 2 ). Hier und da beginnen die F r ü h l i n g s b e g e h u n g e n . In Münstereifel zogen die Wollweber auf den Radberg und rollten von dessen Gipfel ein R a d herunter. Auf der Straße vergnügte man sich damit, die Pritsche zu schlagen. In Köln „ s a g t e " oder „ j a g t e " man den B., und die Z u n f t genossen sammelten den B. 43 ). In R e c k linghausen ist das Blesemjagen üblich 4 4 ). In L u x e m b u r g betteln am Vorabend Scharen von Kindern „ u m ein W a c h s -

1364

licht", nehmen aber alles, was man ihnen gibt 45 ). A u c h bei den Siebenbürger Sachsen finden ¿olche H e i s c h e g ä n g e der K n a b e n am Vorabend statt, deren Erträge am B.tage gemeinschaftlich verzehrt werden 4 6 ). 3S) H ö r m a n n Volksleben 40. w ) M e y e r Baden 442. " ) Z f V k . 24, 58 (Holstein). ") B a r t s c h 2, 253. E b e n s o in Holstein a n L i c h t m e ß : Z f V k . 24, 58. ") W r e d e Rhein. Vk. 243 f. " ) A l t - R e c k l i n g h a u s e n 7 (1926), 48. 4S ) F o n t a i n e 1 8 f. " ) F r o n i u s Siebenbärgen 44; S c h u l l e r u s Siebenbürgen 140 f .

Sartori.

Blasiussegen. Der hl. Blasius gilt als Viehpatron*), Wetterpatron 2) und als Helfer gegen Halskrankheiten 3 ). Schon im 6. Jh. kennt der A r z t Aetius von A m i d a 4) eine Besegnung im Namen des Blasius zur Entfernung eines Knochens aus dem Halse. In einer Hs. des 12. bis 1 3 . J I 1 S . steht eine lateinisch-deutsche Formel gegen Kehlschwellung 5 ), in einer andern des 14. Jhs. eine solche gegen B l u t u n g 6 ) , in einerweiteren wird Blasius gegen Viehkrankheiten angerufen 7 ): „ E s war ein gutt Stund, do Gott geborn wahr, also seye diss auch. Es komme der lieb S t . Blasius mit seinem rechten Vir (?), er hübe uff seine gebendeite handt, er segnete ihme die scholl und hauchen b l a t t und geschwell und alle ungefelle und den Zap u. blat und breunt und alle ungemach und zwo und siebentzig suchten, who dern ein darunder ist, behuet die Gott u. der heilig k i r s t " (danach Kerzenrauch in den Mund blasen im Namen des Vaters usw. Amen). Man schützte auch das Vieh vor Wölfen durch einen Stab, in dem ein Zettel mit des Heiligen Namen steckte und den man bei der Herde aufrichtete 8 ). St. Blasiuswasser 8 ) g a b den Tieren Gedeihen und S c h u t z 1 0 ) . *) F r a n z Benediktionen 1, 202 f f . 2 7 1 ; 2, 1 2 9 f. 1 3 9 ; A c t a S a n c t . B o l l . F e b r . 1, 3 4 1 ; S c h ö n b a c h Analecta Graeciensia 7, 3 2 ; B i r 1 i n g e r Volkstümliches 2, 20 f. ! ) F r a n z a . a . O . 2, 1 7 . 1 0 1 . 104. 3) D e r s. a . a . O . 1, 202. 459; F o n t a i n e Luxemburg 18. 109; W u t t k e 95; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 8 7 ; E . H . M e y e r Deutsche Volksk. 254; W r e d e Rhein.Vk.17y, Z f ö V k . 4 (1898), 1 4 3 ; John Oberlohma 147. *) H e i m Incantamenta 525 N r . 1 7 4 ; F r a n z a . a . O . 1, 459. ') F r a n z a. a. O . 1, 459 A n m . 2. *) O n s

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Bläßhuhn—blau

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Hémecht Festschrift 14 £. ') L u x e m b u r g e r H e x e n p r o z e ß v o n 1 6 1 4 (Ms. 222 des A r c h i v s der Histor. S e k t i o n des Großh. Instituts). «) D e l r i o Disquisitiones magicae ( K ö l n 1679), 9 7 1 ; T h i e r s 1,359; Z i m m e r m a n n Bezaar i. 76 b (hd.); A g r i p p a v . N e t t e s h e i m 5, 43, alle n a c h J o h . T r i t h e m i u s Uber octo quaestionum ad Maximilianum Caesarem. verf. 1508 ( A c h t f r a g s t u c k g , I n g o l s t a d t 1555). ») F r a n z a. a. O. i , 202. 10) G r i m m Myth. 3, 4 1 7 ; B i r l i n g e r Volkstümliches 2, 20 f. Jacoby.

B l ä ß h u h n (Fúlica atra Linn.), ahd. belihha, belihho, mhd. belche, frühnhd. belchinen, bölhinen (Pluralform) u. ä.; außerdem 15 andere Benennungen 1 ). A u s dem h ä u f i g e n Erscheinen des B.s schließt man auf einen frühen W i n t e r 2 ) , wie es schon im A l t e r t u m als W e t t e r p r o p h e t galt 3 ). V o l k s m e d i z i n : Das H e r z eines B.s wurde gegen Epilepsie roh gegessen, eine V o r s c h r i f t , die Gesner 4) verzeichnet, aber wohl der antiken Literatur entnommen hat 6 ). ') B r e h m Tierleben 4 7, 1 8 2 ; S uol a h t i Vogelnamen 302; S c h w e i z l d . 4, 379. 1 1 9 3 ; F i s c h e r Schwäb.Wb. 1, 832; 4, 1754. !) S c h w e i z l d . 4 ) 1 : 9 3 (Thurgau). 3) W e n n die Wasserhühner des Morgens schreien, verkünden sie S t u r m . P l i n i u s NH. 18, 87. „ S o die B ö l h i n e n frü singend / b e d e ü t e t es ein v n g e w i t t e r : i t e m so s y ausz d e m wasser fliegend / so s y jre f l ü g e l schwingend / so v e r k ü n d s n d s y wasser. So s y sich aber undertunckend / v u n d jre f l ü g e l erschwingend / gebend s y ein anzeigung eines w i n d s . " G e s n e r Tierbuch X X I a. Weiteres bei A l d r o v a n d u s Ornithologia 3 (1613), 41 (Praesagia). •) Tierbuch XXII, darnach J ü h 1 i n g Tiere 244. ') Ulysses A l d r o v a n d u s I . e . 42: Scrib i t e x p l u r i m o r u m relatis A r e t a e u s illustris ille, ac nobilis C a p a d o c u m medicus, q u e m P a u l u s C r a s s u s i n t e r p r e t a t u s est, v u l turis cerebrum, et crudae fulicae cor, et domesticos feles comesos epilepsiam discutere, sed graece legitur a e t h y i a e , id est mergi. tHoffmann-Krayer.

Blatt s. P h y l l o m a n t i e . Blattern *). Seit Einführung der Schutzp o c k e n i m p f u n g haben die B. im V o l k e auch ihre B e d e u t u n g verloren. Immerhin erhielt sich einiges volksmedizinisch Bedeutsame. So soll man, heißt es in Franken 2 ), v o n B. befallene Kinder durch einen Seiher blicken lassen, dann erblinden sie nicht. Im Ennstal 3) hält man viel

auf die unter das K r a n k e n b e t t gelegte Sperrkette, welche das „ G i f t " anziehen soll. Ebendort t r ä g t man auch ein S t ü c k roten Schwefels u m den Hals, hängt Zwiebel- und K n o b l a u c h k r ä n z e im Zimmer auf. A u ß e r d e m gibt es verschiedene B.segen. ') H ö f l e r Krankheitsnamen 49. 2) L a m ín e r t 126. 3) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 746. V g l . a u c h M a r t i n in F o r t s c h r i t t e der T h e r a p i e 1927 Nr. 1 1 . Stemplinger.

Blatten stein s. P o c k e n s t e i n . Blattläuse (Aphis), mit H o n i g vermengt, k a m e n gegen ' O h r e n z w a n g ' zur A n w e n dung. A u c h gegen Z a h n w e h wurde der äußere Gehörgang mit einem Gemenge aus Rosenöl u. B . n eingerieben 1 ). ')

J ü h l i n g

Tiere

99. Bächtold-Stäubli.

blau. 1. V o r b e m e r k u n g . Die e t y m o logischen Zusammenhänge des Wortes sind nicht sicher g e k l ä r t 1 ) . Die Farbentöne laufen v o n hellb. (Wasser und Eis, Stahl, Blei) bis zu dunkel- und schwarzb. 2 ) (Wolke, Nacht, Sonnenfinsternis), nicht selten bis zu s c h w a r z : anord. hrafnblár, blár sem Hei; Verg. Georg. I, 453 „ c a e r u leus p l u v i a m denuntiat igneus E u r o s " wird ahd. glossiert „ceruleus, niger [syn o n y m ! ] color p l á w i u " . H e r v o r z u h e b e n sind v o n Gegenständen wechselnder Färb u n g neben Himmel, A u g e , K l e i d u n g besonders die H a u t f a r b e blutunterlaufener Körperstellen und der in V e r w e s u n g übergehenden L e i c h e n , die F ä r b u n g des F e u e r s 3 ) . So t a u c h t in den Sagen der Z u g auf, daß ein Gerippe erst b., dann grün a n l i e f 4 ) . Die Feuerfarbe aber finden wir a u c h bei K r a n k h e i t e n („es brennt wie F e u e r " ) wieder: Rotlauf heißt auch B.feuer ( „ e t B i o " 6 )). V o n vornherein sei also hingewiesen auf den Bedeut u n g s w a n d e l vieler F a r b e n n a m e n ®), auf das S c h w a n k e n in der B e s t i m m u n g v o n g r ü n und b., das vielfache Zus a m m e n t r e f f e n v o n b. und s c h w a r z , b. und r o t (B.- und R o t k o h l ) . Sprüche wie „ B i o un rut es B a u r e m u d " mahnen überdies zur Vorsicht im H i n b l i c k auf das Hineinphantasieren v o n F a r b e n in ge-

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blau

wisse Vorstellungen und Erscheinungen (Anthropomorphismus) wie bei der Beurteilung farbiger Sinnestäuschungen. l ) Kluge EtWb. s. v . (zu flavus); vgl. Falk-Torp Norw.-dän. etym. Wb. 1, 7 8 ; H i r t Etymol. nhd. Spr. 239 (zu (i4Xa{). 2 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 1 7 6 : b. gilt dem Volke stets als dunkelb. 3) S c h w e n t n e r Sprachgesch. Untersuch, über Gebrauch u. Bedeutung d. altgerm. Farbenbezeichnungen (Göttingen 1 9 1 5 ) , 69 ff. 4 ) M e i c h e Sagen 6 182 Nr. 249. ) Rhein.Wb. 1, 7 6 1 . s ) K l u g e a . a . O . ; G r i m m DWb. s. v . b.; Schräder Reallex.4 1, 1 4 8 ff. (blau) u. 296 ff. (Farbe).

Volksglauben. 2. F e u e r und Licht erscheinen bald rot, bald b., bald b. und rot in einem. Da ist zunächst B l i t z (s.d.) = B . f e u e r 7 ) ; man vergleiche im Sprachgebrauch: die Verstärkung blitzb., den Vergleich ,,b. wie en Gewidder" 8 ), die Flüche „ P o t z B . f e u e r " 9 ) und „donners blösken h e l p l " 10 ). E s macht Kreuzblitzer, daß einem das b.e Feuer vor den Augen herumfliegt u ) . Der Teufel ruft bei herannahendem Gewitter: „ N u n ist's Zeit, daß ich mich fortpacke; denn da kommt der mit der b.en Peitsche" 1 2 ). Der Dunnerpiel (s. Donnerkeil), ein Steinchen von grauer oder b.er Farbe, besitzt Heilkraft und wird für das einzige Mittel gegen K r ä m p f e gehalten 1 3 ). Viele P f l a n z e n , wegen ihrer b.en (noch mehr natürlich wegen ihrer roten) Blüte mit dem Blitz in Beziehung gebracht, sind blitzabwehrend oder -anziehend, worauf mehrfach schon die Volksnamen hindeuten: Wetterbleami, Donnerrebe, Hausanzünder u s w . 1 4 ) . Viola odorata verliert nach dem ersten Donner den Geruch und wird zum Hundsveilchen 1 5 ). ') F i s c h e r Schwäb.XVb. 1, 1207. 8) RheinWb. 1, 759. •) Schärtlins Fluch; vgl. a. Hans S a c h s Fastnachtsp. 3, 1 2 7 und G o e t h e (Weim. Ausg.) 1 3 , 1, 2 7 3 . 10 ) G r i m m Myth. r, 1 4 8 und 3, 66. 1 1 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 1 2 4 ; vgl. M e i c h e Sagen 640. 12 ) R e u s c h Samland 95 Nr. 8 1 , 5. Der Blitz wird an einem weißen und einem b.en Wollfaden gehalten: S e b i 1 1 o t Folk-Lore 1, 106. 13 ) BlpomVk. 10, 85. " ) G r i m m Myth. 2, 1 0 1 4 und 3, 3 5 7 ; B o h n e n b e r g e r 22; M a r z e 1 1 Kräitterbuch 270 f. 2 7 7 . 474 und Volksbotanik 1 3 2 f f ; Weißenburger Hmtbüch. 1 (1921), 48 (Glockenblume). 16 ) M a r z e l l Kräuterb. 474.

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3. Auf Vorstellungen von Seele und Fegefeuer wie auf wirkliche Naturerscheinungen mannigfacher Art („b.es H o l z " , = in der Dunkelheit leuchtendes, vermodertes Holz 1 6 )) oder entsprechende Sinnestäuschungen gehen die vielfältigen L i c h t g e s t a l t e n des Volksglaubens z u r ü c k 1 7 ) : die bläulich, „ w i e von einem Spanlicht" schimmernden und tanzenden Flämmchen der Irrlicht e r , all die verwunschenen und verbannten Geister, die Seelen der Bösewichter wie der Unglücklichen, das in b.en Lichtschein gehüllte Geisterschiff der Meeresküste 18 ). F e u e r m ä n n e r (Landsknechte), leuchtend wie eine F a k kel, r u f t man an: „ H e , Landsmann, bal raud, bal b " 19 ). Das „Sengwarder L i c h t " zeigt sich nachts als Mann mit b.en Strümpfen, feurigem Oberkörper und einem Dreimaster auf dem Kopf (man sieht das Feuer von unten auf nach b., rot und Rauch z. T. der Tracht gemäß ausgedeutet). Zu den Füßen eines aufrechten Gerippes kommt ein kleines b.es Lichtlein aus dem Erdreich hervor, steigt bis zur Brust, verbreitet sich über den ganzen (vorher in seinen Umrissen von der Phantasie konzipierten) Körper zur großen heitern Flamme, bis endlich alles miteinander erlischt 2 1 ). Auch der D r a k oder Drache, der nachts als b.er Streifen den R a u c h f a n g ein- und auszieht 2 2 ), zeigt häufig rot und b.: entweder; sind die beiden Farben auf seine verschiedenen Körperteile verteilt (Kopf helleuchtend, Schwanz oder Flügel b. usw. 23 )), oder aber er trägt rot: Gold, b.: Getreide oder Unglück 2 4 ). Wir erkennen ihn, auch wenn als Teufel bezeichnet wird, was in Gestalt eines feurigen Wiesbaums daherstreicht und sich als b.er Gickel auf das Dach niederläßt 2 5 ). Auch auf Kob o l d e wird die b.e Farbe gelegentlich übertragen 26 ). Wenn in den Rahen ein b.liches Licht auf- und abtanzt, kommt bald der K l a b a u t e r m a n n und holt sein Opfer 27). Im Getöse der W i l d e n J a g d zuckt todbringend das b.e Flämmchen empor, und den Hunden schlägt b.liche Glut aus dem Rachen (anders B.hütel; s. d.). Auch der B e r g -

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blau

g e i s t kommt in grauem Gewände mit b.lichem Lichte oder schwebt als b.e Flamme im Schacht auf und ab; wen er erwürgt, dessen Gesicht ist b. 29). Der A 1 p zieht wie die Pest als b.er Rauch durchs Schlüsselloch 30 ); b.e Lippen gelten als Alpmerkmal 3 1 ). Die Z w e r g e tragen zu roten Hosen b.e J a c k e n oder umgekehrt 32 ) (sind lichtb. oder stahlgrau gekleidet); 3 3 ) man sieht von ihnen nur den großen b.en Edelstein, den sie auf den Kappen haben, so daß bei Nacht lauter b.e Fläminchen auf der Wiese zu tanzen scheinen 3 4 ). Ähnlich stellt sich der norwegische Nisse graugekleidet dar, mit roter Pechhaube, ein b.es Licht bei Nacht tragend 3 5 ). Ein b.er Mantel kommt bei elbischen Wesen vor 3 6 ), wie das E l l e f o 1 k auch Vieh von b.er Farbe hat 37 ). — Selbst b.e T i e r g e s p e n s t e r kommen vor 3 8 ). ") Rhein.Wb. 1, 760. " ) R a n k e Volkssagen 55 ff. 18) L ü b b i n g Fries. Sag. 150 f. ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 98. Zwei feurige Männer mit einem b.en Ring am Kopf: Börner Im Bannkreis des Hesselbergs (1927), 134. 20) S t r a c k e r j a n 1, 220 f. 21 = ZfVk. 4 , 4 1 4 . ) L ü t o l f Sagen 1 3 3 Nr.67. " ) K u h n u. S c h w a r t z 421 Nr. 208; BlpomVk. 4, 94. " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 393; W i r t h Beiträge i, 10. 15. 21 ) G r i m m Myth. 3, 492 Nr. 1; vgl. ebd. 491 Nr. 102 und R a n k e Volkssagen 159 ff. 2S ) W o l f Sagen 75 Nr. 1 1 5 . 2e) BlpomVk. 10, 36 (ein alter Mann in roter Jacke und b.en Strümpfen verkauft Hausgeister); ebd. 10, 78; W i r t h Beiträge 1, 1 1 ; Z i n g e r l e Tirol 55 Nr. 470 (Pütze als b.e Flämmchen). 27) Urquell 1 (1890), 1 3 5 . 2S) G r a b e r Kärnten 84 Nr. 99; Knoop Hinterpommern 1 3 1 ; Meiche Sagen 426 Nr. 5 6 1 ; vgl. 844 Nr. T047. 2 ') A n d r e e - E y s n Volkskundl. 207; K ü h n a u Sagen 2, 410. 4 1 4 ; M e i c h e a . a . O . 40.5. 30 ) G r a b i n s k i Sagen 40 f. 3 l ) MschlesVk. 7 (1905), 100. 32 ) BlpomVk. 8, 2. 33 ) T h i e l e Folkesagn 2, 194. 34 ) K ü h n a u a. a. O. 2, 149. a5) G r i m m Myth. 1, 420. S6) U n werth Totenkult 1 5 2 ; b. als Farbe übernatürl. Wesen: F e i l b e r g Ordbog 4,52. 3 ') T h i e l e Folkesagn 2, 177. 38) F o x Saarland 287; A n d r e e Braunschweig 379. 18

4. Im Walenbericht sieht einer den andern „ganz b. unter dem Angesicht von der großen Glut der Metallen" 3 9 ); die Falschmünzerhöhle wird von b.em Feuer erleuchtet 40). Wo die b.e Flamme brennt, liegt ein S c h a t z , gehütet von dem

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Teufel oder den armen Seelen; oder sie ist selber der Schatz, der gerade b l ü h t . Wer so ein Geldfeuer sieht, muß etwas hineinwerfen: es u. a. mit einer neuen b.en Schürze bedecken 4 1 ). Die Schatzblüte wird, wie R a n k e 4 2 ) überzeugend dargetan hat, zu der (recht häufig b.en) W u n d e r b l u m e , die den Zugang zu unermeßlichen Schätzen (im Totenberg) erschließt (s. Schatzblume, -feuer) und zum Symbol romantischer Dichtung und Malerei geworden ist. Auch nimmt die b.e Flamme die Gestalt eines grauen Männchens an mit einem großen Schlüssel in der Hand 4 3 ). B.e Zwetschgen, noch betaut, wandeln sich in der Tasche zu Talern 4 4 ). Vom Kreuzweg blickt man nach der b.en Flamme aus 45 ), sucht nach ihr während des Gottesdienstes am Palmsonntag ( = B.ostertag?) 46 ). Volksetymologisch wird die Schatzsage benutzt zur Herleitung des Namens Plauen < Blauen 4 7 ). Geht es auf natürliche Gesteinsfärbung zurück, wenn der Totenberg als „b.er Felsen" bezeichnet wird M ) ? 39 ) M e i c h e Sagen 895 Nr. 1 1 0 1 . 40) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 407. 41 ) Annalen d. hist. Ver. Niederrhein 52 (1891), 44 Nr. 4 = K o r t h Jülich 123 Anm. 1. 42) Volkssagen 114. 239 ff. 285 f. 43) M e i c h e a.a.O. Nr. 928. 44) S c h ö n w e r t h a. a. O. 2, 260. 45) W 1 i s 1 o c k i Sieb. Volksgl. 50. " ) J i r a s e k Hmtkde Hohenelbe (1907), 661. " ) M e i c h e a. a. O. 813 Nr. 994. 48) G r a b e r Kärnten 109 Nr. 128.

5. Der schwarze Tod (vgl. frz. morbleu), die P e s t (s. d.), zuerst als roter, b. getupfter Flecken unter dem Herzen sichtbar 4 9 ), zieht als b.er Dunst oder Rauch, b.es Wölklein oder Flämmchen h e r a n 5 0 ) ; sie heißt geradezu et b.9 Flämmche 5 1 ). Sie wird u. a. verkündet durch eine b.e Taube 5 2 ); die Einbeere, wegen ihrer b.schwarzen Früchte Pestbeere genannt, feit dagegen 5 3 ). Auch wird im II. J h . die b.e Farbe für das A n t o n i t e r k r e u z (Thau) doch wohl zur Dämonenabwehr gewählt worden sein 54 ). *') S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 19. ) G r i m m Myth. 2, 990 ¡ Z i m m e r m a n n Volksheilkunde 17. 95; Jahn Pommern Nr. 47. 48. 50; H a a s Pom. Sag.* Nr. 1 1 9 ; BlpomVk. 4, 50; B o c k e l Volkssag. 32 (m. Lit.); E i s e i Voigtland Nr. 456—58; M e i 60

blau che Sagen 806; Z f r w V k . 4, 2 1 8 ; Müller Urner Sag. 1, 56 N r . 85, 3; S c h ö n w e r t h 3, 1 6 ; v g l . 3, 1 9 (Pest z i e h t in neugebackenes B r o t und m a c h t R i n d e blau). N a c h schwed. G l a u b e n erscheint die P e s t f r a u in b . e m M a n t e l : U n w e r t h Totenkult 152. 61 ) Rhein.Wb. s. v . blau. 52) S t r a c k e r j a n 2, 1 1 5 . " ) M a r z e i l Volksbotanik 1 5 7 . 1 7 5 u . Z f V k . 24 (1914), 6 (m. L i t . ) . " ) H e s s B l . 1 1 (1912), 53.

6. W i e zu erwarten, wird nun die b.e Farbe nicht selten auch mit W a s s e r dämonen (s. a. grün, rot) in B e z i e h u n g gesetzt s s ). Der N i x erscheint a m ganzen Leibe b. 5 6 ); er ist gelbkraus v o n H a a r und bläulich v o n A u g e n S7 ), wie auch das ganze Geschlecht, hervorgegangen aus der V e r b i n d u n g v o n Mensch und Wasserfrau, kenntlich ist an dem besonderen B. der A u g e n 58). Das M e e r w e i b t r ä g t über schneeweißem R o c k en ljusblä t r ö j a S 9 ) , ein rotes Leibchen mit b. eingefaßten P u f f ä r m e l n m ) ; der W a s s e r m a n n l ä u f t in b.er Hose und roten S t r ü m p f e n 61 ) oder als J u n g e in b.er Hose, roter J a c k e und grüner Mütze umher 62 ). E r w ä h n t sei, daß die Mexikaner solche Kinder, die sie gewissen, im Meere stehenden Felsen opferten, in b.e G e w ä n d e r kleideten 63 ). W a s am K ö r p e r v o n Wasserleichen, vielleicht schon beim k a l t e n B a d e n an der eigenen H a u t beobachtet wurde, schrieb man natürlich auch W a s s e r d ä m o n e n z u : die Leichname E r t r u n k e n e r findet m a n „ g a n z voll b.er F l e c k e n " , ein Anzeichen der Ert r ä n k u n g durch den N i x 6 4 ) . Ein v o m Nickelmann geschnappter K n a b e erschien am ganzen L e i b e tief korn [blumen]b. 65 ). U m die F ü ß e der ertrunkenen B r a u t prägten sich in b.en Flecken deutlich die Finger menschlicher H ä n d e aus v o m Griff des W a s s e r m a n n s 6 6 ) ; sie t a u c h t in b.er N i x e n t r a c h t aus der Flut empor 6 7 ). K e i n W u n d e r also, wenn b. im A b w e h r zauber gegen Wasserdämonen erscheint (s. § 11). " ) D a s Meer w i r d b e z e i c h n e t als b.es P f e r d , b.e S t u t e oder K u h : S e b i l l o t Folk-Lore 2, 10; gefallene E n g e l als b l u e men i m M e e r : C a m p b e l l Highlands 199. 5e) M e i c h e Sag. 359 N r . 4 7 1 . 57 ) G r i m m Sag. N r . 65. t9 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 2 1 3 ; v g l . ebd. 224 (Märchenzug: W a s s e r f r a u w i r f t b . e n Sand). 4 °) M ") H y l t e n - C a v a l l i u s 1, 245. s c h l e s V k . H . 9, 20. 41 ) H a u p t - S c h m a l e r Wend. Volksl. 1, 64 N r . 34. E i n K e r l m i t b . e m

.1372 und g e l b e m S t r u m p f e s t e i g t aus d e m B a c h : G r i m m Myth. 1, 498 (estnisch). M ) M s c h l e s V k . H . 10, 2 6 ; v g l . 55. •») Z f V k . 23 (1913), 264. M) G r i m m Sag. N r . 307; v g l , 54; M e i c h e Sag. 375 Nr. 494. 45 ) K u h n u. S c h w a r t z 1 7 4 N r . 197, 4. ") M e i c h e a.a.O. 387 N r . 508. •') E b d . 359 N r . 4 7 1 .

7. H i m m e l s gottheiten sind bei allen Völkern schwerlich denkbar ohne das A t t r i b u t der b.en F a r b e 6 8 ) . — Christus wurde auf P a l m s o n n t a g U m z ü g e n mit b . e m Mantel dargestellt 69 ). Und M a r i a , die Himmelskönigin, in der bildlichen Darstellung mehrfach in b.em Mantel oder Schleier auftretend, wird geradezu die „ b . e F r a u " g e n a n n t 7 0 ) . Sie sitzt in der Sonne, in der H a n d ein b.es K r e u z oder S c h w e r t 7 1 ) ; das K i n d auf ihrem A r m t r ä g t ein weißes K r e u z an b.em B a n d e 72 ). Sterben die Kinder nacheinander in früher J u g e n d weg, so geloben die Eltern, ihr nächstes bis z u m 14. Jahre b. zu kleiden, Maria zu E h r e n 7 3 ) (s. u. § 11). *•) S i e c k e Götterattribute 159. Ü b e r Odins M a n t e l (z. B . G r i m n i s m ^ l : i feldi bläm) s. M u c h Der germän. Himmelsgott 37; anders: U n w e r t h Totenkult 7 4 . 150 f f . 69) Z i n ,0 ) gerle Tirol 146 Nr. 1263. S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 6 7 ; v g l . 3 1 2 . 3 1 7 . " ) E b d . 362. ") F o x Saarland 253. ") S e l i g m a n n Blick 2, 246 (Baden). E i n ähnliches G e l ü b d e einer breton. A m m e (blau und weiß) erzählt C h a t e a u b r i a n d : S c h w V k . i , 7 1 . K i n d e r , die a m M a r i e n t a g n a c h J o h a n n i in die B l a u beeren gehen wollen, w a r n t m a n v o r M a r i a : S c h u l e n b u r g Wend. Volksth. 141 = M a r z e 11 Kräuterb. 484.

8. W i e stark auch die b.e F a r b e mit allem T e u f e l s - , H e x e n - , Z a u b e r - , Diebes-, Lügen- und B l e n d w e r k v e r b u n d e n ist ( „ h e lüggt, dat em de blage D a m p u t ' n N a c k e n t r e c k t " 7 4 ) ) , scheint doch der T e u f e l in Person (abgesehen v o n gewissen Redewendungen) 7 S ), nur selten b., desto häufiger schwarz, rot, grün ausgestattet. Nur einmal finde ich die B e z e i c h n u n g „ B . m a n t e l " für ihn, weil er einen b.en Mantel t r ä g t 7 6 ) , während blämadr, wie er anord. zuweilen heißt, zugleich die gewöhnliche Ubersetzung v o n „ A e t h i o p s " ist. B.er Dunst ist der Teufel wie die P e s t 7 7 ) ; als b.licher Dunst zischt der in die Flasche gebannte böse Geist heraus 78 ); als schwarzer K e r l zählt

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der Teufel bei b.em Licht G e l d ) ; er stellt ein b.es Fläschchen auf den Tisch, als er die bösen Ritter holt, und das Schloß kracht zusammen ®°); wem er das Genick umdreht, der trägt ein b.es H a l s b a n d 8 1 ) . Unheimlich erscheint das B. in der gespenstischen Kirche: alle Lichter brennen mit b.er Flamme, die auch aus dem Kelch zuckt und dem Prediger aus dem Munde schlägt 8 2 ). — Durchaus typisch ist b.e Gewandung f ü r Z a u b e r e r und H e x e n . Schon die Völven zogen in dunkelb.em Mantel umher 8 3 ). Von drei sagenhaften Zauberjungfrauen ist die im b.en Gewand am meisten gefürchtet und am schwersten zu bannen 8 4 ). Nach Prozeßakten wurden 1482 u. i486 Frauen „ i n einem bösen bläwen mantel" oder R o c k als Hexen gefänglich eingezogen 8 5 ). Der Gefolterte sagt aus, wie sein „ B u l " ,,ein gesteift b. K r ö e ß " getragen 86 ). Inb.en, rotgestreiften Röcken, ein Halbstrumpf rot, der andre schwarz — „so haben die Alten allemal die Hexen beschrieben" 87 ). Man sagt, „ h e kann hexen un b. f a r w e n " 8 8 ) . Die Zauberkraft scheint an ein b.es Steinchen gebunden, das die Hexe in der Tasche trägt 8 9 ); vor Gebrauch des Zauberspiegels breitete man vorerst ein b.seiden Tuch mit allerhand eingestickten wunderlichen Bildern über eine Tafel Z u Walpurgis sind Tiere und nackte Hex e n um ein b.lichtes Feuer versammelt 9 1 ); eine „schweflichte b.e F l a m m e " leuchtet ihnen bei der üblichen Ausfahrt 9 2 ). Die Wetterhexe läßt aus einer Grube seltsamen b.en Dunst aufsteigen, bis der ganze Himmel mit dunklem Gewölk überzogen ist 9 3 ). Wem die Hexe schaden will, wirft sie b.en Sand ins Gesicht 9 4 ); mit einer b.en Laterne kommt sie ans B e t t der Wöchnerin, das Kind zu verzaubern 95 ). Wenn das Vieh von dem üppigen Klee der bezauberten Wiese frißt, gibt es Milch so b. wie Indigo 96 ); in den polnischen Brüchen wächst eine b.e Sternblume, mit der alte Weiber und Zigeuner die K ü h e verhexen 9 7 ). B.e Milch scheint überall ein Zeichen dafür zu sein, daß die K u h verh e x t ist 9 8 ). Die Hexen erkennt, wer Walpurgis einen K r a n z von b.em Gundermann aufsetzt und so zur Kirche geht 8 9 ).

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Brachte man einem Geisterbeschwörer „ u n g e f r e u t e " Kinder, so schloß er aus dem b.en Schein verbrannter Haare, daß die Kleinen von lebenden Leuten verderbt waren, aus dem schwarzen hingegen, daß das Übel von bösen Geistern und durch Zauberei verursacht war 10 °). Und dann kommt der Gegenzauber (s. § 1 1 — 1 5 ) .

,4 ) M c n s i n g Schlesw.-Holst.Wb. 1, 376. ) Z. B. Rhcin.Wb. 1, 762. '•) Bauern-Philosophie i, 170 f.; „Blaustrumpf" für Teufel in S c h i l l e r s Räubern 1 1 , 3 geht nach K l u g e EtymWb. 57 auf Schwab. Blaustrumpf für Angeber, Verleumder zurück: im 17./18. Jh. mußten die Gerichtsdiener vielfach b.e Strümpfe tragen. Wohl von der b.en SeeräuberJagge her heißt „das b.e Laken führen" soviel wie Dieberei treiben; vgl. G r i m m DWb. 2, 83; v . L i l i e n c r o n Hislor. Volksl. 4, 46 Nr. 436; E r k - B ö h m e Nr. 1497 f.; JbndSpr. 18, 1 5 f.; L ü b b i n g Fries. Sag. 80. " ) S t r a c k e r j a n 2, 1 1 5 . '•) S t ö b e r Elsaß 1, 106 Nr. t47_ 59 ) S c h a m b a c h u. M ü l l e r 162 Nr. 178. eo ) S t ö b e r Elsaß 1, 54 Nr. 74. « ) Z . B . H a r r y s Niedersacksen 2, 24. 82) Ebd. 14. 8S) M o g k Myth.2 1 7 4 ; vgl. Eiriks saga rauda (ed. Storm); M a n n h a r d t Germ. Mythen 382 Anm. 6; M ) H e y 1 Tirol 410 f. Nr. 96. es) ZfVk. 7 (1897), 327. 86) F o x Saarland 246. 8 ') M ü l l e r Urner Sagen 1, 135 f. Nr. 188; vgl. ebd. 163 Nr. 240, 2; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 175. 88 ) Mensing Schlesw.-Holst.Wb. 1, 376. 8 ») MschlesVk. H. 1 3 (1905), 89. t0) A n h o r n Magiologia 5 1 8 (nach Joh. Rist?) = T h a r s ander 3, 1 7 1 . Noch in Raimunds Verschwender 1, 1 1 tritt die Fee Cheristane „in ein lichtb.es Gewand gehüllt" mit dem Zauberstabe auf. " ) S c h ö n w e r t h Oberpf. 1, 384. ,2 ) G r i m m e l s h a u s e n (ed. Borcherdt) 1, 128; vgl. A m e r s b a c h r, 30. " ) S c h e l l Berg. Sagen 266 Nr. 25 = R a n k e Volhssag. 94 21. j Schön werth a . a . O . 3, 176. 95 ) SAVk. 13, 88. »«) M e i c h e Sagen 606. ") G r i m m Myth. 2, 1005 Anm. 1 ; über eine andere wunderwirkende Pflanze: ebd. 1017. 98 ) Z. B . F i s c h e r Abergl. 1 3 8 f . ; C u r t z e Waldeck 405. 99) G r i m m Myth. 3, 449 Nr. 463; vgl. 2, 1 0 1 4 ; ähnl. Balt. Stud. 33 10 (1883), 145 Nr. 273. °) L i i t o l f Sagen 237 Nr. t72. ,5

Vorbedeutung, A b w e h r - und Heilzauber. 9. Durchweg ist die b.e F a r b e von bösester V o r b e d e u t u n g . Wenn die Kerze (das Feuer) b. brennt, ist es ein Todeszeichen; die Neger glauben den Teufel nahe 1 M ). Ebenso deuten T r ä u m e von b.en Pflaumen auf baldige Todesfälle hin 102 ). Im A n g a n g galt eine Person in b.em

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blau

K l e i d im 17. J h . f ü r u n g ü n s t i g 1 0 3 ) . B e i m L o s z i e h e n zu N e u j a h r b e d e u t e n b.e „ P i e t z " (Zeuglappen), daß m a n im folgenden J a h r in die Hölle k o m m t 1 0 4 ) ; mit b.en K a r t e n angeben bringt im W h i s t spiel G l ü c k 1 0 5 ) . A u s der R e i h e fällt nur, daß ein günstiges Ereignis bevorsteht, w e n n die w e i ß e F r a u eine b.e B l u m e t r ä g t 1 0 6 ) (es sind hier zwei weiße F r a u e n zusammengefallen). Zu der ältesten u n d v e r b r e i t e t s t e n Schicht der hierher gehörigen Vorstellungen gehört es offenbar, w e n n b.e F l e c k e n a m K ö r p e r (morgens beim E r w a c h e n ! ) als D0dningekneb aufg e f a ß t werden, die den nahe bevorstehenden T o d v o n V e r w a n d t e n oder F r e u n d e n anzeigen 1OT ); sie f ü h r e n a u c h sonst bezeichnende N a m e n : , , K u m m e r m o s e n " l o s ) , „Totenbäumchen", „Duadenläddschen"^ „Kißfatt" (Sarg) 109 ), „Kirchhofblüml e i n " 110 ) usw. Besonders a c h t e t man bei K i n d e r n darauf und prophezeit solchen, die b.e A d e r n auf der Stirn oder zwischen den A u g e n haben, kein langes L e b e n l u ) . — N u r weniges noch m a g k u r z berührt werden. B.es B l u t beim A d e r l a ß bedeutet nach der Kalenderweisheit Milzweh oder M e l a n c h o l i e 1 1 2 ) . Das adligb.e B l u t scheint ursprünglich durch die hellere H a u t f a r b e und das durchschimmernde V e n e n b l u t des Adels gegenüber der maurischen B e v ö l k e r u n g in Spanien vera n l a ß t zu s e i n 1 1 3 ) . V o m vielen Wassertrinken wird s p a ß h a f t b e h a u p t e t , bek o m m e man b.e D ä r m e ; dazu sei erinnert an B.sucht = Bleichsucht114). — Wenn im S p ä t h e r b s t die W o l k e n stahlb. überlaufen, ist es die B l ü t e des Schnees 1 1 5 ). Gutes W e t t e r prophezeit der B a u e r , w e n n man a m H i m m e l soviel B . sieht, wie zu einem P a a r Hosen g e h ö r t 1 1 6 ) . A u f W e i b e r t r e u e deutet es, w e n n m a n im F r ü h l i n g zuerst eine b.e B l u m e s i e h t 1 1 7 ) (auf Grund der b e k a n n t e n F a r b e n s y m bolik) 118 ). m) B e r g e n Superstitions 125 Nr. 1167 u. 147 Nr. 1451. Ind. Belege für die Unglücksbedeutung der b.en Farbe s. Wiener Zs. f. d. Kde. des Morgenl. 17(1903), 222 f. 102) ZfVk. 30/32(1920—22), 151; ähnl. ZfrwVk. 4, 110. 103 ) A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 75. 104 ) Schweizld.s. v . b . 10ä) S t r a c k e r j a n 2, 115. 10 ») ZfdMyth. 3, 173. 107) T h i e l e Folkesagn 166 Nr. 657 (m. Lit.) = G r i m m Myth. 3, 483

N r . 144.

1376 108

) L ü t o 1 f

Sagen 553 N r . 553.

"») ZfrwVk. io, 166. "») H ö h n Tod 313. S. hier Art. Augenbraue; ferner: S c h ö n w e r t h I, 180; MschlesVk. H. 14,74; J e n s e n Nordfries. Inseln

304; B e r g e n Superstit.

34 N r . 122

usw. I12 ) ZfrwVk. io, 230; Pollinger Landshut 273 f.; Schweizld. a. a. O. 113) P a u l DWb. 85; H a b e r l a n d t Deutschösterreich (1927), 197; G ü n t h e r Rassenkunde3 54. l14) F i s c h e r Schwab.Wb. s. v. b.; vgl. Schweizld. a . a . O . 115) S c h ö n W e r t h 1, lla 135. ) Z. B. T h i e l e Folkesagn 22, 111; S e b i 11 o t Folk-Lore 1 , 1 3 1 (Marias Mantel). "') Hmtl. 11, 135. 11S) Lit. s. ZfVk. 23, 146; vgl. a . B e r g e n Super st. 26 f. 30. 33; M e n s i n g Schlesw.-Holst.Wb. 1, 376 (blaulacht). B. als Neidfarbe geht wohl auf lat. lividus zurück. Zur Verwandlung in eine b.e Blume: Wegwarte: E r k - B ö h m e 1, Nr. 10; H e i n e Werke (ed. Elster) 1, 90 Nr. 62; B o l t e - P o l i v k a 1, 501 ff.; vgl. 2, 125 f. u. 3, 259; Greth im Busch: M ä r z e 11 Volksbotanik 229. Weitere Märchenmotive: das b.e Licht B o l t e - P o l i v k a 2, 535 ff.; das b.e Band A s b j ö r n s e n o. M o e 293 Nr. 58; HelgeHai im b.en Berg: B e r g h Folke-Eventyr (1879—82) 2, Nr. 42; der b.e Widder E l l e k i l d e Danske Folkeaeventyr (1928) 53. 10. F e u e r g l a u b t e m a n stillen zu können, indem man einen b.en L a p p e n hineinwarf und dazu s p r a c h : Jeg staaer paa Jorden, hin gr0nne, Og seer til Himlen, hin ski0nne! Vi see den Ild at gi0re. O milde Gud Fader, S0n og Helligaand! Christus tog over sig kappen blaa, Slaa over Ilden og forbyd den laenger at gaa! "»).

A u c h warf m a n eine b.e K o r n b l u m e über das H a u s 12 °). 119 ) T h i e l e Folkesagn 33 Nr. 141. 12°) ZfrwVk. 1, 152. 1 1 . S c h o n das neugeborene Kind legt die H e b a m m e in einem b.en T u c h e unter den Tisch 1 2 1 ). Man bindet abends die T ü r mit einem b.en S c h ü r z e n b a n d e zu (zur Sicherung gegen kinderraubende Wassermenschen oder Hexen) 1 2 2 ); man t u t in die W i e g e ein B a n d aus b.er Schafwolle (gegen Hexen) 123 ) oder Orant, b.en [!] D a u s t usw. (zum S c h u t z gegen den Nickert) 124 ). K i n d e r wie Tiere tragen am Halse b.e Perlen 12S ). E i n e m beschrienen K i n d e legt man ein b.es Papierpflaster über den Magen, das man nach drei T a g e n unter einem Holunder verg r ä b t 128 ). Ist das K i n d v o m bösen B l i c k einer Hure getroffen worden, so

13 77

blau

muß am Schluß einer längeren Abwehrbehandlung seine Brust mit Pflaumen gerieben und mit einem Stück Zuckerhutpapier bedeckt werden 1 2 7 ). Wenn ein Kind gefallen ist oder sich gestoßen hat, drückt die Mutter dreimal kreuzweise mit dem Zipfel einer b.en Schürze auf die Stelle, damit sich keine „Brausche" bildet 128 ). Einem stark h u s t e n d e n Kinde schenkt die Patin ein b.seidenes Band, das dann der Mutter Gottes geopfert wird 129 ). Gegen die B r ä u n e (s.d.) wickelt man die Kinder in ein b.es Tuch 130 ) oder knüpft ihnen einen b.en Wollfaden um den H a l s m ) . Die Sympathie der b.en Farbe wird angerufen gegen den gefürchteten Keuchhusten, weithin B.h u s t e n 132) genannt, weil die Gesichter im Erstickungsanfalle b. anlaufen. Ein Mädchen, das den b.en Husten hatte, gelobte, Maria zu Ehren ständig b.e Kleider zu tragen, niemals rote, die ihr doch besonders gut standen 1 3 3 ) (s. § 7). Auch hängt man „unberaffelt" einem Muttergottesbild ein b.es Band um den Hals 134) oder ans Gitter 1 3 S ); man trägt ein gestohlenes b.es Band, trinkt Tee aus b.en Kleeblumen, trinkt aus einem gestohlenen b.en Glas, ißt aus b.em Geschirr, küßt einen Neger 136), atmet den Dampf von b.en Kartoffeln ein 137 ). Über ein in K r ä m p f e n liegendes Kind breitet man ein b.es Leinentuch 138), hüllt es in eine b.e Schürze 138), legt ihm in „Ostertauf" getauchtes b.es Zuckerhutpapier auf die Brust 1 4 0 ). Oder man verbrennt ein Stück von einer b.en Leinenschürze und gibt dem Kind die Asche ein, darf es aber nur mit der b.en Schürze anfassen 141). 121 ) G r o h m a n n 107 Nr. 769. ™>) W i t z s c h e 1 Thüringen = S a r t o r i S.u. Br. 2, 24; W § 581 = M e y e r Baden 40. 123) P l o ß Kind 1, 135; S e l i g m a n n Blick 2, 246. m ) K u h n u. S c h w a r t z 431 Nr, 266. Auch gegen die Wöchnerin können die Nicker vor dem b.en Orant nichts ausrichten: ebd. 94 f. Nr. 106; vgl. zu Dost u. Dorant M ä r z e 11 SAVk. 23, 172 f. 126) S t r a c k e r j a n 1, 373. Eine Menge von Belegen sind, besonders für den nahen Osten, zusammengetragen von S e l i g m a n n in seinen Schriften; vgl. a. ZfVk. 23 ( 1 9 1 3 ) , 263 ff.; SAVk. 17, 15; Wiener Zs. f. Kde d. Morgenl. 17, 223 f; S c h u r t z Tracht 85 f. (Neger). 126) D r e c h s l e r 1,209. "') ZfVk. 11 (1901), 328 (dän.). 128) MdBlfVk.

B ä c h t o l d - S t ä u b l i , A b e r g l a u b e I.

1378

2 (1927), 98; ähnl. HessBl. 6 (1907), 58. 129 ) M e y e r Baden 35. 13°) W e t t s t e i n Disentis 172 Nr. 10. 131) W § 537 = S e l i g m a n n Blick 2, 246 (Mecklenburg); vgl. H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 697 f. 132) Mittel dagegen: F o g e 1 Pennsylvania 336 ff. Nr. 1781 bis 1806. 133) Mündl. aus dem Schwarzwald; vgl. W. § 424. 134) M e y e r Baden 571. 136 ) Z i m m e r m a n n Volksheilkunde 29. l3e ) F o g e 1 a. a. O. Nr. 1790. 1786.1797. 1804. 1791 f.; Blauklee. (Trifolium melilotus coerulea), geschätzt bei Brustkrankheiten: Müller Kräuterbuch (1871), 324. 137) Z i m m e r m a n n 139 a.a.O. ) L a m m e r t 125; K o l b e Hessen 75. ' 39 ) M e y e r Baden 40 = W. § 542 = Z i m m e r m a n n a. a. O. 49. I40) M e y e r a . a . O . 37 = Z i m m e r m a n n , a.a.O. 141 ) A n d r e e Braunschweig 421.

12. Wenn jemand durch Hexerei krank ist, soll man drei dreieckige Papierblätter, zwei schwarze und eins halb rot und halb b., in den Schornstein hängen; der Hexe werden dann auf ihrem gewöhnlichen Wege die Augen und Zähne ausgerissen 142). Leichtbewegliche Deckengehänge mit roten und b.en Glanzpapierstückchen zeigen durch ihre „Unruh" die Gegenwart von Hexen an; auch ein ausgeblasenes Ei, beklebt mit roten oder b.en Seidenoder Papierstückchen, hing man an die Stubendecke oder an einem Pferdehaar vor die Stalltür, um die Hexen am Eintritt zu hindern 143). Ein Kranker durfte nur unter einer Bettdecke von b.gedruckter Leinwand liegen; auf entzünd e t e Stellen band man eine neue, b.gefärbte, leinene Schürze; auch die Ka•millensäckchen machte man aus b.em Leinen 144). Gegen ein „G e s c h w ü r r a m H a l ß " legte man, auf Zuckerhutpapier gestrichen, eine bestimmte Mischung auf 145 ); gegen H a l s w e h wurde während der Nacht der Hals mit einem b.en Strumpf umwunden 1 4 6 ), oder man trug ein b.es Schnürlein 147 ), ein indigob.es Seidenband 148). B.en Rittersporn gegen angezauberte Krankheiten in die Schuhe zu legen, wird empfohlen 1 4 9 ). B.e Kornblumen s t i l l e n das B l u t 1 5 0 ) ; eine am Fronleichnamstag mit der Wurzel ausgeraufte b.e Kornblume soll das N a s e n b l u t e n stillen, „wenn man sie in der holen Hand so lange an dieselbe hält, bis sie erwärmt ist" 151). Ein Arznei44

1379

M

buch v e r o r d n e t : „ N i m m ein S t ü c k b. L a k e n , j e höher die F ä r b e j e besser es ist; brenne es zu P u l v e r ; ein wenig v o n diesem P u l v e r in die N a s e gezogen, stillet das B l u t e n der N a s e " 1 5 2 ). 112 ) MschlesVk. H. 14, 74 (poln.). 113) A n d r e e - E y s n Volkskundliches 93. 82. x ") HessBl. 6 (1907), 58. 11S) ZfrwVk. 12 (1915), 116. 146 ) HessBl. a. a. O. "') Z i n g e r 1 e Tirol 29 Nr. 187. "") H ö h n Volksheilkunde 1, 84. 149 ) H a l t r i e h Abergl. 297. 16°) B a r t s c h Mecklenburg 2, 372 Nr. 1740. 1S1) F i s c h e r Abergl. 228; vgl. M ä r z e 11 Kräuterb. 381; S c h e f f e l Ekkehard Kap. 22 (vgl. Z i m m e r m a n n Volkskeilk. 85). 152) BlpomVk. 8, 158. 1 3 . Neben b.en Steinen (s. Saphir, L a s u r ) wurden, wie die wenigen herausgehobenen Beispiele zeigen sollen, namentlich b.e P f l a n z e n und F r ü c h t e in Fülle und m a n n i g f a c h e r Hinsicht a k zessorisch oder ausschließlich wegen ihrer F a r b e zu A b w e h r und Heilung herangezogen. Der leicht adstringierenden, Geschwülste und Oedeme aufreißenden, Geschwüre zurückbildenden H e i l k r a f t der I n d i g o pflanze, die schon bei den Ä g y p t e r n den Z u n a m e n „ v o r Schaden bew a h r e n d " t r u g 1 5 3 ) , und des daraus gewonnenen, mit purpurner F l a m m e brennenden, b.en F a r b s t o f f e s — v o n wundervoll b.en (Indigo)Steinen und ihren glücklichen Findern wissen Sagen zu berichten 1 5 4 ) — gedenken Dioskurides, Plinius, die A r a b e r u. a . 1 5 S ) ; und ebenso bek a n n t ist, daß sich schon die alten B r i tannier mit dem altheilkräftigen W a i d 1 5 6 ) b. bemalten (s. T ä t o w i e r u n g ) : „ a t q u e hoc horribiliores sunt in p u g n a a s p e c t u " 1 5 7 ) . Natürlich sind viele b . b l ü h e n d e P f l a n z e n wie Vergißmeinnicht, Rittersporn, K o r n blumen besonders zu A u g e n wässern v e r w e n d e t worden 1 5 8 ). Im E g e r l a n d blikken die Mädchen durch b.e K o r n b l u m e n kränze mit den W o r t e n : „Johannesfeuer, guck, g u c k ! S t ä r k ' mir meine A u g e n . . . " 1 5 9 ), was schon 1 5 2 0 J o h . B o e m u s aus F r a n k e n ganz ähnlich v o m Rittersporn erzählt160). „Rittersblumen d r y in j u n g f r a w e n w a c h s gewirckt und an den Hals gehenkt . . . .: seyn äugen blyben gesunt die w y l e der mensch leb e t " 1 6 1 ) . E i n Büschlein R i t t e r s p o r n auch hing m a n über die T ü r der Stube, um darin sehen zu k ö n n e n 1 6 2 ) .

u

1380

Neben K o r n b l u m e n 1 6 3 ) f a n d e n noch Veilchen 1 6 4 ), W e g w a r t e 1 6 5 ) und Teufelsabbiß 1 6 6 ) m a n n i g f a c h e Verwendung. Wer die A u g e n k r a n k h e i t hat, gehe in b.er Schürze den S c h a f e n beim A u s t r i e b entgegen 1 6 7 ). E i n Quacksalber v e r k a u f t e eine Augensalbe, v o n der ein Teil in b.es Zuckerpapier eingewickelt w a r 18S ). Umgekehrt schützt man sich in Ländern, wo B . ä u g i g e f r e m d a r t i g wirken, wo man sie f ü r gefährlich hält, j a tötet — der T e u f e l ist im Orient b.äugig — gegen den bösen Blick dieser b.en A u g e n durch die b.e F a r b e 169 ). B . e Augen, heißt es, sehen weiter als braune 17 °). U n d noch etwas Vereinzeltes sei hier a n g e f ü h r t : die Hochzeitsmesse muß möglichst l a u t gesungen werden, dann gibt es in der E h e lauter B u b e n mit b.en A u g e n 1 7 1 ) . 163 ) B r u g s c h - P a s c h a Aus dem Morgenlande 20. 1H ) H e y 1 Tirol 379 f. Nr. 58 u. 651 f. Nr. 1 2 1 . 165) S c h r ä d e r Reallex.i, 539; P a u l y - W i s s o w a 9, 2, 1367 f.; B l ü m n e r Technologie der Griech. u. Rom. i 2 , 255. ,66 ) S c h r ä d e r a . a . O . 2, 626 f. Über Meieteile, die Göttin der b.en Farbe: P r a e t o r i u s Deliciae pruss.yz. 167) C a e s a r De bell. Gali. V, 14. Die Belege für Tätowierung in Alteuropa sind bequem zusammengestellt: S c h r ä d e r a . a . O . 2, 5 1 1 . I58) Schiern 1 (1920), 270. 168) Land 18 (1910), 422 = M a r z e l i Heilpflanzen 207. 18°) Vgl. S c h m i d t Volkskunde 103 f.; nach F r a n c k s Weltbuch 51 b, zitiert G r i m m Myth. 1, 514 f.; M a r z e i l Heilpflanzen 207; ZfVk. 24, 16. 161) Gart der Gesuntheit 1507, 50 a = ZfVk. a. a. O. 162 ) ZfVk. a . a . O . « 3 ) BlpomVk. 7, 102; Grohmann Böhmen 98 = Marzeil Kräuterbuch 381; Oberpfalz 7 (1913), 216 = M a r z e i l Volksbotanik 179; Kuhländchen 9 (1927), 137. 164) W i t z s c h e l Thüringen 2, 285 = M a r z e 11 a. a. O. 1,s ) ZfVk. 24, 16. 166) P a n z e r Beitrag 2, 205; gegen allen Zauber: Balt. Stud. 33 (1883), 145. 167 ) G r o h m a n n 174 Nr. 1234 (tschech.) = W. § 524. 168) S t o 11 Zauberglaube 86. "») SAVk. 17 (1913), 15; ZfVk. 23 (1913), 263 f.; F r o b e n i u s Atlantis 2, 241; in Arabien gibt es Leute, die einen großen Abscheu vor der b.en Farbe haben : M a e n n l i n g 1 1 3 . 170) Z i n g e r l e Tirol 48 Nr. 423. 171 ) Hager Chiemgau (1927), 273.

14. „ I n s c h o t t " (Milchversatz in der Brust) bespricht m a n : De De De De

Inschott dei blag Schört Inschott dei blag Schört

plagt di, dei schad't di, verswinnt, gewinnt 172 ).

blau

Nach einer bekannten Pflanzensage gab ein Waldfräulein einer kreißenden Tagelöhnersfrau die schöne b.e Blume „ N i m merweh" zu essen 1 7 3 ). Wer am Ostermorgen die drei ersten Veilchen verspeist, bekommt das kalte F i e b e r nicht 1 7 4 ), es hilft auch gegen den B i ß toller Hunde 1 7 S ); Gundermann, ins Badwasser getan, heilt alles R e i ß e n 1 7 6 ); Kornblumentee wird gegen W a s s e r s u c h t empfohlen 177 ). Zu dem bekannten W a r z e n zauber mit der Knotenschnur verwendet man b.seidene Bänder und versucht es so auch gegen Hühneraugen178). Gegen M a g e n schmerzen legt man einen erwärmten b.leinenen Lappen auf den Leib 179 ); gegen O h r e n weh schreibt man seinen Namen mit b.er Kreide an die große Glocke im K i r c h t u r m 1 8 0 ) . Gegen Z a h n weh windet man einen warmen b.en Lappen um den Kopf 1 8 1 ) ; zum Festmachen der Zähne benutzt man Salz und eine b.e Schürze 1 8 2 ). Kopfschwären behandelt man mit einer Mischung, zu der auch ein Teelöffel voll geschabten b.en Dachziegel gehört, oder man legt einen in Rüböl getränkten b.leinenen Lappen a u f 1 8 3 ) . Bei K o p f w e h ziehe man den S a f t von b.en Lilien (Iris germanica) in die Nase 1 8 4 ), oder man binde b.es Papier an den K o p f , das man vorher mit einer Nadel durchstochen und mit Weihrauch bestreut h a t 1 8 5 ) ; man trage eine Wegwurzel an b.em Bande 186 ). Dem vom S c h l a g Getroffenen hält man ein angebranntes B a n d von einer b.en Schürze unter die Nase 187 ). Ein Fieberkranker wickelt einen b.en Wollfaden neunmal um die Zehe des linken Fußes und bindet ihn dann unter Hersagen eines Spruches um einen Holunder 188 ). Das Mieser Kräuterbuch rezeptiert gegen R o t l a u f (s. § 1 ) : „ N i m b.es Papier, thue ein wenig Rockenmehl darauf und lege es über oder streiche Silberklett Sälbel 1 8 9 ) darüber und nim ein paar mal ein zu schwitzen." Oder man legt auf die kranke Stelle b.es Zuckerhutpapier, das auch mit Bleiweiß und Baumöl eingerieben wird 1 9 0 ). m

)

Bartsch

Mecklenburg 2, 435 Nr. 2016

1382 = MdBlfVk. 2, 100. " 3 ) P a n z e r Beitrag 2,

3 5 7 = R a n k e Volkssag. 1 7 2 = M a r zell Volksbotanik 228. m ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 2 6 1 ; F o g e l Pennsylvania 2 7 3 N r . 175

1426.

) M i i l h a u s e 24. ««) Balt. Stud. 33

(1883), 145. " ' ) Kuhländchen 9 (1927), 1 3 7 . "') Z i m m e r m a n n Volksheilkunde 7 3 .

75.

17

») ZfrwVk. 1 (1904), 95.

g e r Landshut 287. 182

181

18

°) P o l l i n -

) Z f r w V k . 14 (1917), 184.

) B a r t s c h Mecklenburg 2, 148. 183) ZfrwVk. 1, 202. 184) D r e c h s l e r 2,309. 1 8 5 ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 194. 186) P o l l i n -

ger

185.

a. a. O.;

187

§ 533-

vgl. [ M a r z e l l

) Grohmann 188

) W . § 488 =

Heilpflanzen

184 Nr. 1292 = W.

Weinhold

Neun-

zahl 32 = H o v o r t a - K r o n f e l d 2, 878f. 189 ) S c h m i d t denkt S. 61, Anm. 207 an eine Klettenart; allein es ist SilberglätteSalbe gemeint, vgl. im folg. Rezept Bleiweiß. 180) P o l l i n g e r

Landshut 280.

1 5 . F a n d man im Magen verendeter T i e r e rote Zeuglappen, war also die Hexe schuld, dann sicherte der Abdecker vor seiner Hexenabwehrprozedur zunächst alle Fenster mit einem b.wollenen Faden und verstopfte auch die Schlüssellöcher d a m i t 1 9 1 ) . B.en Rittersporn muß man über die Stalltüre (s. 0. § 12) stecken, dann sprechen die Truden: „ H i e r sind b.e Rittersporn, hier haben wir unsere Spur v e r l o r n " 1 9 2 ) . Um das Vieh vor Krankheiten zu schützen, legt man in der Neujahrsnacht eine A x t in die Viehkrippe, umwickelt mit einer b.en Schürze 1 9 3 ). Man läßt das Vieh drei blühende Blumen fressen, worunter auch die b.e, daß es n i c h t i n d e n B e r g v e r f ü h r t werde 194 ). Beim ersten Austrieb im Frühling soll man die K ü h e durch einen K r a n z von Gundermann (s. d.) melken 1 9 5 ),auch über Beil und Feuerstahl, in eine b.e Schürze gewunden, schreiten lassen 196 ) und ähnlich verfahren, wenn man gekauftes Vieh zuerst in den Stall führt 1 9 7 ). Das schlimme Euter einer K u h überstreicht man mit einer b.en Schürze 198 ), die auch bei der Besprechung der Würmer eine Rolle spielt 1 9 9 ). Ist das Euter einer K u h behext, soll man ihr drei Kränzlein von Gundelreben zu fressen geben und einen jeden Strich dreimal hinten durch die Füße melken 200). Die Erstlingsmilch einer K u h muß man, mit einer b.en Schürze zugedeckt, aus dem Stalle tragen 201 ). — S c h a f e n , die sich nicht

blau

1383

begatten lassen sollten, band man ein Stück b.e Schurzleinwand vor die Geschlechtsteile; ebenso den Böcken nach der Deckzeit 202). H u n d e n gab man gegen die Seuche, mit Butter vermischt, neun Ellen b.e, mit Indigo gefärbte, gesponnene Wolle in drei Dosen ein 203). Die brütende G a n s bedeckt man mit einer b.en Schürze, damit sie die Eier nicht ausschreie aM ). H ü h n e r zu gewöhnen, läßt man sie ebenfalls über eine b.e Schürze gehen und sagt: „Geh hinaus in Adamsgarten, heute Abend will ich deiner erwarten" 205 ). Unter den B i e n e n korb lege man eine Wurzel von b.en Lilien 206). m

) V o g e s

Braunschweig

83 f. N r . 72.

"») H a l t r i e h Aber gl. 297. »») S e l i g m a n n Blick 2, 17 = MdBlfVk. 2, 100. m ) G r i m m Myth. 3, 360. m ) Ebd. 3, 449 Nr. 462; vgl. 2, 1014; ähnl. Balt. Stud. 33, 145. 1M ) Grimm Myth. 3, 460 Nr. 752; vgl. M a n n h a r d t Germ. Mythen 10 ff.; R o c h h o l z

Glaube 2, 275; Bauern-Philosophie 2, 76; M ü 1 -

h a u s e 61. "') ZfrwVk. 2, 293. "») B a r t s c h 1M Mecklenburg 2, 152. ) K o l b e Hessen 90 f. ) A l b e r t u s M a g n u s 2, 32 = Märze 11 Kräuterb. 352; ähnl. MschlesVk. H. 6, 34; ZfrwVk. 12, 70.20! «2) Helm. Religgesch. 187 f f . 13 ) M e y e r Mythol. der Germ. 341. " ) D i e E r k l ä r u n g d a f ü r ist, d a ß der B . B ä u m e m i t dicker u n d rauher B o r k e , d a sie in ihren R i t z e n R e g e n w a s s e r f e s t halten, a m ehesten zur E r d u n g b e n u t z e n k a n n . ") M e y e r Mythol. d. Germ. 3 4 1 . " ) E b d . 342. " ) E b d . 348. " ) E b d . 349. » ) E b d . 357.

II. D e r B. i m d e u t s c h e n V o l k s g l a u b e n und die germ a n i s c h e R e l i g i o n . Der Volksglaube v o n heute zeigt in ungemein starker Weise das Nachwirken germanischer Religion, deren Vorstellungen zwar zuweilen christianisiert sind, aber doch deutlich ihren Ursprung aus dem DonarZiuglauben verraten. A u c h aus dem N a turdämonenglauben, dem der B. die W a f f e in der H a n d menschenfeindlicher böser Geister ist und dessen Nachwirken im Volksglauben zum B. gleichfalls noch spürbar ist, hat sich manches die Übertragung ins Christliche gefallen lassen müssen; wie an Stelle des germanischen Acker- und Fruchtbarkeitsgottes Donar, der die Menschen beschirmt, G o t t - V a t e r trat, rückt an die Stelle der bösen Geister der Teufel. 1. S a g e n u. ä. a) A u f Donar, G o t t - V a t e r geht offenbar eine B.sage zurück, in der erzählt wird, daß der B. den Menschen straft, der Brot (s. d.) mit F ü ß e n tritt, eine K r u m e w e g w i r f t oder Kügelchen aus B r o t dreht ^ ; denn Thor-Donar als G o t t der Feldfrucht rächt mit dem B. jede Beleidigung und Mißachtung des Korns. Später wird G o t t - V a t e r dem Donar als Feldgott substituiert, wie Maria die G ö t tin F r e y a als Feld- und K o r n g ö t t i n ersetzt (s. Atmosphäre 2): ein bekanntes Zeugnis

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ist die Tiroler Sage von der F r a u H ü t t (s. d.), deren Sohn sich einst eine T a n n e zum Steckenpferd knicken wollte, dabei aber in einen Morast stürzte. A l s er schwarz wie ein K ö h l e r und heulend heimkam, wies Frau H ü t t einen Diener an, den B u b e n mit weichen B r o t k r u m e n sauber zu waschen. K a u m aber h a t t e dieser damit begonnen, so zog ein schweres schwarzes Gewitter auf, das den ganzen Himmel bedeckte. Plötzlich schlug grell der B. ein, ein f u r c h t b a r e r Donner folgte — als es darauf klar wurde, w a r die Gegend in eine W ü s t e v e r w a n d e l t , in deren Mitte Frau H ü t t versteinert s t a n d 21 ). Auch andere V e r g e h e n werden durch B.schlag gestraft. Im Wendischen existiert ein Märchen, in dem ein L u d k vorkommt, dessen Genossenschaft „ S ü n d e " getan hat, w o f ü r jedes J a h r der B . ein Opfer fordert 22 ). Kirchenraub, Sonntagsschändung, Meineid, U n d a n k gegen G o t t , Zauberei 23 ), kurz alles, was die soziale Ordnung der menschlichen Gemeinschaft, die sich zu G o t t als ihrem Schutzherrn bekennt, zu zerstören oder zu schädigen imstande ist, wird durch B . s c h l a g gesühnt. In diesen Z u s a m m e n h a n g gehören noch zwei Sagen. Die eine s t a m m t aus Hessen24): „ A m Samstag vorm Pfingstenfeste des Jahres 1670 stieg ein W e t t e r auf. Eine Bäuerin aus Obersuhl nahm eine Ackes, drohete damit gen oben, machte wohl auch sonst allerhand Gaukelei, die W o l k e n zu zerteilen. In dem A u g e n b l i c k e traf sie ein B., fuhr durch ihren Zopf, als wäre selber v o n einer Büchsenkugel durchlöchert, berührte auch ihren Schoß und zeichnete sie allda — tötete sie aber wunderbarlich nicht. Also daß sie erkennete und lebenslang sich darnach e n t sinnen m ö c h t e : G o t t lasse sein nicht spott e n " . Die andere, der vorigen ähnliche Sage s t a m m t aus dem nordöstlichen Böhmen (Braunauer Ländchen) 2 S ): Im Dreißigjährigen K r i e g e verfolgte eine A b t e i lung des Lichtensteinschen K o r p s einen dänischen H a u p t m a n n mit seiner Geliebten, die sich v o r der V e r f o l g u n g der Kaiserlichen in die Felsenstadt zu einem protestantischen Priester gerettet hatten. Indes werden sie entdeckt, und schon will

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ein Verfolger den H a u p t m a n n und seine Geliebte erschlagen, als ein fürchterlicher B. und Donnerschlag einen Felsen löste und den Verfolger mit sich in die T i e f e riß. Der A n f ü h r e r der Krieger, des H a u p t manns V a t e r , erkannte Gotteshand, segnete das P a a r und ließ in den herabgestürzten Felsen den Spruch eingraben: „ H i e r strafte G o t t und w a r n t e . " Derartige Sagen sind über das ganze deutsche Sprachgebiet v e r b r e i t e t 2 6 ) . G a n z christlich ist dann die Anschauung, daß, wo sich j e m a n d e n t l e i b t hat, im gleichen Jahre in der U m g e b u n g der B. einschlage. Hier liegt die christliche Verd a m m u n g des Selbstmordes zugrunde 27 ). Der V o l k s g l a u b e läßt den Menschen die Sünde tun durch einen in ihm hausenden bösen Geist M ). So sind es in W a h r h e i t die bösen Geister, die v o n Gott im Gewitter v e r f o l g t werden, damit sie die menschliche Gemeinschaft nicht schädigen und R e c h t und Sitte aufrecht erhalten bleiben. A u c h dies ist ein letzter Rest uralter germanischer Mythologie von Thor-Donar. So ist der v o m B. Erschlagene ein B ö s e w i c h t : A u s dem schwäbischen Ertingen wird die A n s c h a u u n g mitgeteilt, daß ein v o m B. Getöteter der L e u t e L o b nicht habe 29). W e n n es dagegen in Böhmen.als ein besonderes Glück gilt, v o m B. erschlagen zu werden und man darin ein Seligwerden des Menschen sieht s0), wenn man ebenda der A n s i c h t ist, daß dem Toten, bei dessen Begräbnis es blitzt und donnert, der Himmel zugesichert sei 31 ), so geht das auf andere W u r z e l n zurück und nähert sich vielmehr dem antiken, vor allem römischen Glauben, daß der B. v o n Gott Erkorenes weiht und heiligt. In R o m wurden Orte, in die der B. eingeschlagen hatte, als gottberührt und heilig dem Verkehr entzogen und eingehegt 32 ). V e r w a n d t mit den böhmischen Anschauungen ist der Glaube des Erzgebirges, daß der Tod eines Familienmitgliedes dadurch angezeigt werde, daß der B. im Hausgarten den Gipfel eines B a u m e s herunterschlägt 33 ). W i e der B. als Warnungszeichen in der H a n d Gottes ist, ist er auch Weissagungszeichen. In Tirol bedeutet ein dicht neben einem einschla-

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gender B. bevorstehende H o c h z e i t : es liegt ein Weissagungszeichen Thors vor, der wie Gott des Feldes, so auch G o t t der Hochzeit ist 3 4 ). Lebendiger Glauben an die A l l g e w a l t des Himmelsgottes und seine Sorge um der Menschen Wohlergehen läßt den B. z u m heiligen Warnungszeichen und zur strafenden W a f f e werden. G o t t spricht durch ihn mit den Menschen. So wird es klar, daß man teilweise in dem Aufsetzen eines B.ableiters aus Eisen auf das H a u s einen Frevel sieht, da ein solches T u n einen Eingriff in die R e c h t e Gottes bedeutet 3S ). Naturb) S a g e n , die auf den d ä m o n e n g l a u b e n zurückgehen, gibt es nur noch in ganz geringer Zahl. Diese Sagen sehen den B. als W a f f e ( K u gel, Peitsche, Eisenstange) in der H a n d eines bösen Geistes an, der mit derselben die Menschen, mit denen er in Berührung kommt, zu schädigen sucht: einige dieser Sagen s. I. Der Sieg des Donarglaubens über den N a t u r d ä m o n e n g l a u b e n 36) brachte Erzählungen v o m Siege Donars über die bösen Riesen in Umlauf. Manche Sage bildete sich, in denen Donar den Unholden ihre W a f f e , die sie nur z u m Unrechttun gebrauchten, abjagte. In einem dänischen Märchen erobert der ausziehende Held (Donar) in einem Riesenhaus v o n einem Riesenweibe ein L i c h t ( = B.), das ohne L e u c h t e r brennt, indem er sie in einen Brunnen stürzt usw. 37 ). In dem schwedischen Märchen v o m Pinkel besitzt ein Riesenweib einen G o 1 d b o c k (Bock als B . betrachtet s. I b). Der B o c k hat goldene Horner, an denen kleine Glocken befestigt waren, die einen schönen K l a n g gaben, w e n n das Tier sich bewegte. E r m u ß t e nachts immer in der eigenen Stube der Riesin schlafen. Pinkel, der nachher die K ö n i g s t o c h t e r heiratet, erobert diesen B o c k 3 S ) . Derartige Sagen gibt es noch m a s s e n h a f t ; immer wieder sind es G o l d s c h ä t z e (Harfen, Böcke, Schwerter, Hügel, Felle, Pelze, Lampen, Pferde), die die Riesen oft zu Unrecht verbergen (meist symbolisieren sie den B.) und die zu erobern die

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rechttuenden Helden (Donar) ausziehen, wobei die Riesen sich zur W e h r setzen 3 8 ). Schon in der E d d a begegnet der Riese T h r y m r ( = Donner); er h a t T h o r s H a m mer gestohlen und tief in der Erde v e r borgen. Er begehrt die Wasserfrau F r e y j a , an deren Stelle Thor als W e i b verkleidet zu ihm k o m m t , worauf ihm der H a m m e r auf den Schoß gelegt wird. A l s sich T h r y m r lüstern naht, ergreift der Gott den H a m m e r und erschlägt den Riesen samt seinen Genossen 4 0 ). D e u t u n g : Durch den Diebstahl des B . s h a t der Riese dem T h o r die Möglichkeit genommen, f ü r die Bef r u c h t u n g der Erde durch Gewitterregen zu sorgen. Im K a m p f e (Gewitter) j a g t der Gott seine W a f f e dem Unhold ab und erschlägt i h n 4 1 ) . Die parallele Sage der Griechen v o m K a m p f e des Zeus m i t T y p h o n 42 ) ist bekannt. N a c h einer andern Version des M y t h u s k o m m t Thor zu einem Riesen, u m ihm drei Haare, die gleichfalls den B. bedeuten, auszureißen. Dieser alte, schon v o n S a x o überlieferte 43) Mythus, dessen Inhalt ohne weiteres verständlich ist, schimmert noch heute in der Volkssage v o m Jüngling durch, der auszog, um drei goldene Haare eines bösen Dämons, Riesen oder Drachens (bzw. christianisiert des Teufels) zu erbeuten. Nach mancherlei Fährnis findet der Jüngling den Bösen, der einen Schlüssel geraubt, einen B a u m und Brunnen unf r u c h t b a r gemacht hat, und zieht ihm die drei H a a r e aus. Nachdem er durch diese S c h w ä c h u n g 44) (das Haar ein S y m b o l für den B., der dem Riesen a b g e j a g t wird) g e z w u n g e n wurde, die Ursache jener Unfruchtbarkeit anzugeben, t ö t e t der Jüngl i n g den Riesen. Der Schlüssel wird gefunden, der B a u m trägt wieder, der Brunnen fließt erneut 4S ). A n der D e u t u n g des Schlüssels ist kein Zweifel: es ist der v o n T h o r verlorene B., der wiedergewonnen wird, wie in der E d d a s ä g e der g e r a u b t e Hammer. A u c h diese Sagen haben sich die Überragung ins Christliche gefallen lassen müssen. Noch heute erzählt m a n in Mecklenburg v o n den Guten oder Engeln, die d e n Teufel mit dem B. verfolgen 46 ).

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20) Mitteil. Anhalt. Gesch. 14, 16. Deutsche Sagen, ges. v. Gebr. G r i m m , nacherz. von R. Münchgesang. Reutlingen (Enßlin und Laiblin) 61 f. ,2 ) S c h u 1 e n b u r g Wendisch. Volkstum 172. ta ) Kirchenraub: Meiche Sagen 124 Nr. 161; ZfVk. 7 (1897), 272; Sonntagsschändung : B e c h s t e i n Thüring. Sagen i, 45; Meineid: M ü l l e r Siebenbürgen 154; Undank gegen Gott (seitens der Wöchnerin, die ihren ersten Ausgang nicht in die Kirche macht): H ö h n Geburt, 266; Zauberei s. w. u. «) P f i s t e r Hessen 133. " ) K ü h n a u Sagen 3, 457 f. ») ZfVk. $ (1899), 385 aus Stillfried in Österreich. *') W u t t k e 475 §756. «") G r o h m a n n 36 Nr. 203. ») B i r linger Volksth. 1, 194. ,0) G r o h m a n n 36 Nr. 204. 31) S t e m p l i n g e r Aberglaube 28. 32) Stellen bei W i s s o w a Religion 107. 33) J o h n Erzgebirge 11$. M) M e y e r Germ. Mytk. 213. ") P a n z e r Beitrag 2, 297; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 12; SAVk. 21 (1917), 45. »•) H e l m Religgesch. 198. ") M a n n h a r d t Germ. Mythen 212. M) Ebd. 176. *») Ebd. 175. «) Thrymskvida 1 ff. (Übs. in der Thuleausgabe: Edda 2, 11 ff.). 4l ) M a n n h a r d t Germ. Mythen 179 f.; H e l m Religgesch. 200f. " ) H e s i o d Theog. 820—868. «) M a n n h a r d t Germ. Myth. 203; J e g e r l e h n e r Sagen 1,135 Nr.29; 2,304. 44) S c h w a r t z Ursprung d. Myth. 143 f. " ) W o l f D. Hausmärchen 184; M ö l l e n h o f f Sagen 427 ff. Nr. 13. " ) M e y e r Myth. der Germanen 356.

2. B . z a u b e r im h e u t i g e n Volksglauben. Indes haben die meisten der heute noch im V o l k s m u n d e verbreiteten Meinungen über den B. einen mehr praktischen als moralischen Inhalt. Das f ü h r t hinüber in das Gebiet des Zaubers. Zauberei liegt mehr oder weniger allen im folgenden aufgezählten Bräuchen zugrunde. A u c h hier dominiert die germanische Religion. W i e bei allem Zauber ist das ganze P f l a n z e n - und Tierreich, sind Mineralien, Metalle und S t o f f e eingeteilt in solche, die den B . a n z i e h e n und solche, die ihn a b w e h r e n . A l l e abwehrenden K r ä f t e stehen meist unter Donars S c h u t z ; alle anziehenden gehen auf den germanischen Naturdämonen glauben und seine A n s c h a u u n g v o m B. als W a f f e in der H a n d der menschenfeindlichen Wesen zurück. So liegt im tiefsten Grunde auch diesen Zaubervorstellungen der alte m y t h i s c h e K a m p f Donars gegen die Riesen zugrunde. a) D e n Menschen schädigende P f l a n z e n , Tiere usw.

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In erster Linie ist es gefährlich, gewisse P f l a n z e n zu brechen oder Tiere z u fangen und ins H a u s zu bringen, da diese Handlung den mit der P f l a n z e oder d e m Tiere in S y m p a t h i e stehenden D ä m o n ins Haus zieht und B.schlag verursacht. So wird aus Österreich berichtet, daß man bei Gefahr des B.es die Männertreu oder D o n n e r b l u m e genannte Pflanze nicht pflücken darf: ins Haus gebracht, verursacht sie B.schlag 47 ). A u s K ä r n t e n hören wir, daß man Feuer1 i 1 i e n wegen drohenden B.schlages nicht abreißen d a r f 4 8 ) . In W e s t b ö h m e n wird es streng gemieden, H o l z eines v o m B. getroffenen B a u m e s ins Haus zu nehmen, da sonst der B. dort einschlüge 4 9 ). E b e n d a kann man Einschlagen des B.es verschulden oder veranlassen, wenn man R e i s i g , das der Regen im W a l d e zus a m m e n g e s c h w e m m t hat, im Hause verbrennt. Es scheint sich um Holz zu handeln, das v o m Gewitterregen berührt ist und dadurch in eine Beziehung zu der bösen N a t u r des dämonischen B.es getreten ist 5 0 ). Ähnliches gilt unter den T i e r e n v o m H i r s c h k ä f e r 81 ), den die Heidebewohner für gefährlich halten. Man nennt ihn dort Fürbouter oder Füerklemmer ( = Feueranzünder). Man w a r n t zuweilen die Kinder, das Tier ins Haus z u bringen, da es während des Gewitters mit seinen Zangen feurige K o h len auf das Strohdach tragen und den B. anziehen soll. In W e s t b ö h m e n ist die A n sicht verbreitet, daß ein W ö c h n e r i nn e n k l e i d den B. anziehe. Die D e u t u n g ist unklar. Ist die Wöchnerin als unrein angesehen? A u c h darf die Wöchnerin in W e s t b ö h m e n nicht nähen bis zur Vorsegnung, weil Kleider, die in dieser Zeit gefertigt seien, der Trägerin den T o d durch B.schlag bringen würden 62 ). Macht die Wöchnerin hingegen ihren ersten A u s g a n g nicht zur Kirche, so erschlägt sie der B., weil es ein U n d a n k gegen G o t t ist, s. o. Weiter vertreten die den Menschen feindlichen B.e E u l e n und Fledermäuse. U m das Haus vor B.schlag zu bewahren, nagelt man Eulen, Eulenflügel oder Fledermäuse an die Haustüren 53 ). Bächtold-Stäubli,

Aberglaube I.

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b) D o n a r - T h o r a l s Schutzg o t t i m B.z a u b e r. Gegen diese bösen Geister setzt der Mensch sich zur Wehr, indem er sich unter Donar-Thors S c h u t z stellt und als äußeres Zeichen seiner Zugehörigkeit zum Himmels- und Hausgotte eine d e m Gotte heilige Pflanze oder ein T i e r usw. als A m u l e t (s. B.amulett, B.baumhölzer) bei sich t r ä g t bzw. auf sein H a u s setzt. Diese b.abwehrenden Pflanzen, Tiere, Hölzer usw., die wir im folgenden durchgehen, haben alle auch ihrerseits eine Beziehung zum B., den sie als Schutzw a f f e Donars symbolisieren. P f l a n z e n : W e i t a u s a m verbreitetsten ist der Glaube an die b.abwehrende K r a f t des H a s e l n u ß s t r a u c h e s 64 ), vor allem der Palmkätzchen55), besonders wenn die Zweige in der K i r c h e am P a l m s o n n t a g geweiht sind. (Auch wirklichen Palmzweigen wohnt, w e n n sie kirchlich geweiht sind, apotropäische K r a f t inne). Man legt die P a l m z w e i g e in die Stube (Österreich) 5 6 ); in den Niederlanden verbrennt man sie 67 ), ebenso in der Heide M ) ; ähnlich berichtet Leoprechting v o m Lechrain, daß ein am P a l m sonntag kirchlich geweihter und bei Unwetter ins Herdfeuer geworfener P a l m busch vor B. s c h ü t z t 6 9 ) . A u s G r ü t bei Geltwil (Schweiz) wird berichtet, daß hinter einem Häuschen noch O k t o b e r 1913 ein am P a l m s o n n t a g des gleichen Jahres gesegneter P a l m z w e i g mit drei Stechpalmenkränzen an einen Pfosten des Gartenzauns genagelt war 60). Der Z w e i g soll dort bis zum folgenden F r ü h j a h r bleiben, um dann durch einen neuen ersetzt zu w e r d e n 8 1 ) . Die Lechtaler essen am Palmsonntag drei v o n einem Palmboschen stammende K ä t z c h e n mit dem Glauben, durch diese Zeremonie den B . fernzuhalten ®2). In A c h a u (Allgäu) brechen viele L e u t e v o n den B ä u m e n , die am zweiten. F r o n l e i c h n a m f e s t die K i r c h e schmükken (meist sind es Buchen oder Espen), Z w e i g e ab, um sie an die Fensterscheiben zu heften und so das Haus v o r B . zu schützen G3). Ähnliches berichtet W u t t k e v o n der b.abwehrenden K r a f t der v o n der 45

Blitz K r ä u t e r weihe stammenden Büschel 6 4 ). Bei diesem Brauche scheint es sich um eine Übertragung des Palmsonntagsbrauchs zu handeln, die in die Zeit der Christianisierung fällt 6S ). Diese Entstehungsursache schimmert noch aus einem anhaltischen Brauch durch : hier hängt man Blumen an Stall und Haus gegen den B . auf, die man am Tage der A b e n d m a h l s f e i e r gepflückt und mit in die Kirche genommen hat,. darunter besonders K a t z e n p f ö t c h e n 66 ). Dagegen ist der Glaube an den J u 1 b l o c k vollkommen heidnisch. Das J u l fest war das dem Donar-Thor heiligste und lag um die Zeit des neu beginnenden Sonnenlaufs. Es ist namentlich der Bitte um Wachstum gewidmet und wird als die Wiedergeburtszeit des Wachstumsgottes Thor aufgefaßt 67). Damit hängt zusammen, daß B. im J a n u a r (schwed. Thorsmänad) gute Ernte bedeutet M ). Das J u l feuer mit dem von einer Eiche genommenen Julblock bedeutet das wiedererweckte B.feuer, das die Verderblichkeit des Gewitters abwehrt, aber den Feldern die Fruchtbarkeit sichert 8 9 ). Im Westfälischen nennt man solche Scheite Christbrand 7 0 ). Bei Gewitter legt man dieselben ins Feuer, um auf diese Weise dämonische B.e vom Hause fernzuhalten. Ein ins Bett gelegter Splitter des Brandes hat dieselbe Wirkung 7 1 ). Davon abgeleitet scheint der Glaube an die den B. abwehrende K r a f t der W e i h n a c h t s t a n n e zu sein. Im Erzgebirge hebt man sie in der Bodenkammer a u f 7 a ) , im Kreise Ülzen (Lüneburger Heide) verbrennt man die Nadeln vom letztenWeihnachtsbaum bei Gewitter auf dem Herde 7 3 ). Wenn man beim Richtfest eines Hauses ein Tannenbäumchen auf dem First errichtet, so soll das in der Schlußrede beschworene Bäumchen den B . vom Hause fernhalten: das Haus ist Donar als dem Schirmgotte der Familie unterstellt 7 4 ). Andere Pflanzen, die auf den B. apotropäisch wirken, sind die sog. ,,H a n s b 1 u m e n " 7S) = Kornblume, Klatschrose oder Rittersporn. Bei den beiden letzten ist die Beziehung zu Donar und seiner Feuernatur durch die rote Farbe der Blüten deutlich. Weiter zeigt

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der Glaube an Donar als Schutzgott des Feldes und Hauses der Brauch des Dorfes Bodenteich (Kr. Ülzen, Lüneburger Heide), bei herannahendem Gewitter eine d o p p e l t e Ä h r e hinter den Spiegel zu stecken 7 6 ). Uralt ist der Glaube an die b.abwehrende K r a f t der Hausw u r z (Sempervivum tectorum), deren Beziehung zum Gewittergotte Donar Namen wie Donnerstock (Oldenburg)"), Dönnerkrut (Lüneburger Heide) 78) verraten. Man setzt die Pflanze auf das Dach des Hauses in ein Gefäß und läßt sie dort wachsen 7 9 ). Das MA. übersetzte ihren germanischen Namen Donnersbart (od. ähnl.) mit J o v i s barba, Jupiterbart. Die Sitte, den Donnersbart auf das Hausdach zu setzen, ist für viele Gegenden des deutschen Sprachgebietes bezeugt; wir haben in dem Capitulare de villis K a r l s d e s Großen ein altes Zeugnis dieses Brauchs: et ille hortulanus habeat super domum suam J o v i s b a r b a m (Mon. Germ. hist. ed. Pertz, Leg. tom. I 187, 1). In der Lüneburger Heide ist der Glaube im Abnehmen begriffen 80). Wie der Norden an die b.abwehrende K r a f t des Jupiterbartes glaubt das braunschweigische Gebiet an die schützende Wirkung der Flechten an Kiefern und Fichten 8 1 ), deren Entstehung man dem B. zuschreibt. Diese D o n n e r b e s e n pflanzt man gegen den B . auf die Hausdächer 8 2 ). Verbrennt man solche Flechten, so schlägt der B. ins Haus, wohl weil sich darin eine Mißachtung Donars ausspricht, die er mit seinem B. rächt. Hier sei auch die b.abwehrende K r a f t des F a r n k r a u t s a m e n s erwähnt, die uns für die südl. Lüneburger-Heide und den Kreis Burgdorf bezeugt ist 8 3 ). Auch sonst hat im Lüneburgischen der Farnkrautsame amulettartige Bedeutung 8 4 ). Ob Beziehung zu Donar auch hier maßgebend ist, weiß ich nicht. T i e r e . Unter den Tieren haben vor allen Dingen V ö g e l b.abwehrende K r a f t . Bald ist es die rote Farbe, bald der scharfe Schnabel, der sie in Beziehung zum B . treten läßt. So gilt vor allem der S t o r c h als Gewittervogel; ein Storch, der auf einem Hause nistet, bringt diesem

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nicht nur Kindersegen, sondern schützt auch vor B.' 5 ). Beim Storch wird der rote Schnabel als B. aufgefaßt ¡ b e i m S p e c h t , der gleichfalls als Gewittervogel bekannt ist, der scharfe Schnabel und die rote Haube 8S ). Weiter gilt als vor B . schützend die H e e r s ch n e p f e 85), vor allem aber der H a h n 8 5 ) (roter Kamm), dessen Verwendung als Wetterhahn auf Häusern und Kirchtürmen hinreichend bekannt ist. Ein eingemauerter oder im Keller gut unterhaltener Hahn bringt gutes Wetter. Bei Gewitter sieht man eine Henne auf goldenen Eiern sitzen; verfolgt man sie, so brennt einem das Haus nieder 86 ). In engem Zusammenhang mit der Verehrung des Hahns als Donarvogel steht so der in Tirol und Böhmen verbreitete Glaube an die b.abwehrende K r a f t eines G r ü n d o n n e r s t a g s e i s , welches man auf den Hausboden legen bzw. über das Haus werfen und an der der Stelle, wo es niederfiel, vergraben soll 8 7 ). Nester von Schwalben gelten in Oldenburg und der Lüneburger Heide als Apotropaia (näm [ = wo] aein Swoefelk nest, slait dai B. nich in: Amlinghausen, K r . Lüneburg; in Brackel, K r . Winsen, werden Schwalben als Gotteskinder bezeichnet) 88 ). Hier sei der Vollständigkeit halber gleich auch die K a t z e erwähnt, wenn auch ihre Beziehung zu Donar nicht nachzuweisen ist. Eine in drei Farben blitzende K a t z e (blitzend = elektrische Funken aus dem Fell sprühend) nennt man Blitzkatze. Sie steht in dem R u f , den B.schlag fernzuhalten. Die Tiere scheinen teuer bezahlt worden zu sein (bis zu 3 Mark) 8 9 ). Die Wurzel dieses Glaubens ist vielleicht antik. Darauf führt weniger das , , B . e n " in den drei Farben als die Beziehung der Katze zu den Hexen und zur Hekate als der Göttin derselben 90 ). Auch die V e r s t e i n e r u n g e n sind zum Teil b.abwehrend. In Nordbaden (Helmstadt) steckt man versteinerte Muscheln, die sich gelegentlich auf den Feldern finden, wider den B. unter einen Dachsparren 9 1 ). Die Beziehung zu Donar ist unsicher. Sicher aber ist sie bei den

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sog. D o n n e r k e i l e n , d. h. Belemniten und Echineten (jene Versteinerungen der Arme des Tintenfischs, diese versteinerte Seeigel), die man in Oldenburg und der Lüneburger Heide von Donar während eines Gewitters herabgesandt glaubt; als Amulett getragen schützen sie gegen B. Wer einen solchen, in Oldenburg G r u m m e l s t e i n genannten 92 ), Donnerkeil verschenkt, wird vom B . getroffen 9 3 ). Vgl. die verwandte Lehre des antiken Amulettglaubens 9 4 ). Auch Obstbäume werden durch Anhängen von Donnerkeilen gegen B . geschützt 9 5 ). S t o f f e . Der Idee nach heidnisch, dem Brauch und Zeremoniell nach wohl christlich, ist das Vertreiben des B.es durch Entzünden schwarzer (Gewitterfarbe) und roter (Feuerfarbe) Kerz e n 9 6 ) . Derartige Kerzen konnten noch bis vor 15 J a h r e n am Lichtmeßtag auf dem Markte gekauft werden (an diesem Zeitpunkt feierte man im Norden früher das Julfest 9 7 )). Ahnliches wird aus E g e r land berichtet 9 8 ). Dem böhmischen Glauben, eine brennende während eines Gewitters zum Fenster herausgehaltene Kerze verhindere den B . am Einschlagen " ) , liegt Christliches zugrunde (Kerzenlicht als Reinheitssymbol Christi), wie wir überhaupt die interessante Wahrnehmung machen, daß Böhmen und das Erzgebirge eine Menge Volksaberglauben zum B.schlag kennen, der seine Wurzeln nicht im deutschen (germanischen) Götterglauben hat. Im Basel-Land glaubt man, daß die b r a u n e F a r b e der Dächer den B . abhalte 10 °). " ) ZföVk. 13 (1907), 134. " ) W u t t k e 304 § 447. *•) J o h n Westböhmen 240. 60) W u t t k e 304 § 447. " ) K ü c k Wetterglaube 145; M e y e r Germ.

Myth.

113.

")

J o h n

Westböhmen

240.

" ) L e o p r e c h t i n g Lechrain

169.

Auch die Oberpfalz kennt den Glauben, daß das Wöchnerinnenkleid den B. anzieht: S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 159 ff. " ) Nachteulen, in Bayern Holzweibel, sonst auch Nachtraben genannt, gelten als Unglücksvögel: M e y e r Germ. Myth. 1 1 2 ; Lüneburger Heide: K ü c k Wetterglaube 148 t.; Südbaden: Alemannia 24, 144. " ) M e y e r Germ. Mythol. 86. " ) ZfVk. 1 1 ( 1 9 0 1 ) , 5. «•) ZföVk. 1 3 (1907), 134. " ) V e r n a ! e k e n Mythen 316. M) K ü c k Wetterglaube 1 4 2 .

170; vgl. noch K a p f f

Festgebräuche Nr. 2,

45*

.

1415

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I4I6

15. «») SAVk. 21 (1917), 202. «) Vgl. J o h n K r a f t des Kreuzzeichens ist in ganz Erzgebirge 205: Gegen B. wird das Haus zu Süd- und Mitteldeutschland, der Schweiz, Johannis mit Kränzen behängt; s. a. K a p f f 104 ). Festgebräuche Nr. 2 ,16 (Kranz motiv). •*) R e i - Böhmen und Schlesien verbreitet In B ö h m e n legt man S c h a u f e l n s e r Allgäu 2, 108; Z f V k . 23 (1913h 1 1 7 . •3) R e i s e r Allgäu 2 , 1 4 7 ; vgl. S c h r a m e k k r e u z w e i s e übereinander 1 0 5 ). Böhmerwald 156. •«) W u t t k e 304 § 448. Ein bekanntes Abwehrmittel alles " ) B 1 u n t Ursprung religiöser Zeremonien Zauberglaubens ist das Rezitieren von u. Gebräuche der röm.-kath. Kirche. Leipz. und heiligen S p r ü c h e n , d . h . B i b e l - und Darmst. (1826) 186. ••) Mitteil. Anhalt. Gesch. 14, 15. •') M e y e r Germ. Myth. 197. ••) Ebd. G e s a n g b u c h v e r s e n . Vor allem die 218. «•) Ebd. *>) Ebd. " ) M a n n h a r d t Naturpsalmen mit Schilderungen Gottes 1, 229. ™) J o h n Erzgebirge 26. " ) Jelmstorf Kr. Ülzen: K ü c k Wetterglaube 142. " ) M a n n - im Gewitter haben beschützende Wirh a r d t i , 220. ™) K a p f f Festgebräuche 2, kung, weil der Inhalt dieser Verse stark 19; s . a . 16. '•) K ü c k Wetterglaube 148. die Donarfigur der germanischen Mytho" ) S t r a c k e r j a n 2, 109. n) K ü c k Wetlogie s t ü t z t 1 0 6 ) . In die gleiche S p h ä r e geterglaube 146. '») Urquell N. F . 1 (1897), 107 80 ), die 268. ) Vgl. K ü c k Wetterglaube 145 ff. hören die H i m m e l s b r i e f e " ) G r i m m Mythol. 1 , 1 6 8 . •») ZfVk. 19 (1909), den Träger wie gegen Stich und Hieb, so 429. 83) K ü c k Wetterglaube 149; Heimat- auch gegen B.schaden schützen sollen. klänge aus dem Kreis Burgdorf 5 , 2 1 . " ) K ü c k a . a . O . 85) M e y e r Germ. Mythol. 1 1 0 ; D e r s . Endlich gewisse b.beschwörenden Charakter tragende W o r t e , die beim A u f Mythol. der Germ. 357. " ) D e r s. Germ. Myth. i n . 8 ') ZfVk. 8 (1898), 340. 88) K ü c k Wetleuchten des B.es zu sprechen sind und Strackerjan 2, 109. terglaube 148; den Schutz -Christi erflehen: „ H e l f is 8 ») ZfVk. 21 (1911), 259. ">) H o p f n e r G o t t " oder (bezeichnend!) „ H e l f is Gott Offenbarungszauber i , § 437. " ) M e y e r un verzeih is G o t t " 108 ). Ahnlich im Baden 361. •») S t r a c k e r j a n 2, 178. " ) Lüneburger Heide: K ü c k Wetterglaube 154. K a n t o n Schaff hausen: „ H e l f i s G o t t " 1 0 9 ) . •*) B o l l Offenbarung 28: Zitat aus Cat. cod. Im Bergischen hat sich ein alter Spruch astr. VII, 179, 24. •') K ü c k Wetterglaube erhalten: „ J i s e s W a h l e s ! Herus W a h l e s ! 150 ff. »•) ZfVk. 15 (1905), 315. »') M e y e r J o d e s W a h l e s ! " , dessen Wortsinn indes Germ. Myth. 2 1 7 . ,8 ) Egerl. 4 (1900), 33. ") S c h r a m e k Böhmerwald 237. 10°) Schw- unklar i s t 1 1 0 ) . Vk. 5, 2 (Baselland). Die Deutung des B.ens in einem religiös-christlichen Sinne ist mir nur aus III. C h r i s t l i c h - a n t i k e r B.dem Südosten Deutschlands und aus a b e r g l a u b e . W o wir christlichen Böhmen (s. o. Sp. 1 4 1 4 ) bekannt. Das oder auch durch das Christentum mitgeB.en wird dort als Öffnen des F l a m m e n brachten antiken B.Vorstellungen begeghimmels angesehen. „ W e n n es blitzt, tut nen, f a ß t man den B . als bösen Dämon a u f , sich der Himmel ganz auseinander, dann den man mit allerlei Zauberhandlungen wird er f r e i " , heißt es bei den Wenden 1 U ) ; v o m Hause fernhalten muß. In erster „ w e n n es blitzt, dann ö f f n e t Gott ein FenLinie soll man sich beim B.en b e k r e u ster oder eine Türe des H i m m e l s " (Böhz i g e n , ferner nicht unter d e r T ü r e men) 1 1 2 ) . In Böhmen g l a u b t man auch, stehen bleiben, Fenster' und die Helligkeit des B.es entspreche der Türen s c h l i e ß e n 1 0 1 ) , „ d a ß der Helligkeit des H i m m e l s ; beim Ö f f n e n des Glast den A u g e nit w e h t u e t " (Hebel) 1 0 2 ). Flammenhimmels vermochte man EngelE s muß wohl daran gedacht sein, daß chöre zu sehen 1 1 3 ) . Zu dem letzten GlauGott sich im B . und Donner offenbart ben ist als Parallele zu notieren, daß man und es profan ist, dann nach ihm neuin jüdischen Schriften der nachtalmudigierig zu schauen oder nach ihm zu zeigen, schen Zeit die Engel als B . e bezeichnet 1 1 4 ). d e n n w e r n a c h d e m B. m i t d e m Rein antiker B.aberglaube hat sich nur F i n g e r z e i g t , dem wird derselbe versehr wenig erhalten, trotzdem im späten letzt 1 0 3 ) (Öhlstorf, K r . Winsen, Lünebg. H.). M A . 1 1 5 ) und der Reformationszeit die anAndrerseits f a ß t man ihn als bösen Dämon, t i k e n , "vor allem etruskischen B.lehren der vor dem Kreuzeszeichen weicht wie der verbreitet waren, wie die weitläufigen Teufel. Der Glaube an die b.abwehrende Auseinandersetzungen bei Conrad v . Me-

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g e n b e r g 1 1 6 ) , die im wesentlichen aus Plinius U T ) stammen — dieser wieder e x cerpierte für die abergläubischen V o r stellungen den E t r u s k e r Caecina 1 1 8 ), — b e weisen. A u c h das W e t t e r b ü c h l e i n (s. d.) v o n 1549 bietet einiges: „ W e r d e n aber mer plitzem gesehen dann donner gehßrt, so wirt der wind v o n dem tail, da die plitzen h e r g e e n " 1 1 9 ); vgl. Cat. cod. astr. I V 129, 5: (e)l ¿v xapy.ivtü ß p o v x ^ o i j , fivsjioi |i£fdXoi Ttveuaouat. Beziehungen z w i schen B . r i c h t u n g und Erdgegend spielen in der etruskischen B.literatur eine große Rolle 120 ). V o n sonstigen B.Weissagungen ist wenig b e k a n n t : in Schlesien prophezeit man aus B . w a h r n e h m u n g in der Kirschblütezeit ein kirschenarmes J a h r m ) , während man in W ü r t t e m b e r g im Gegenteil darin ein Zeichen für großen Obstreichtum sieht (so in Geislingen) 1 2 2 ). A n t i k scheint mir aber ein Berner B r a u c h zu sein: Gegen B.schlag, heißt es da, m u ß man bei einem Gewitter ein L e i n t u c h mit drei Zipfeln unter die D a c h t r a u f e halten 1 2 3 ), dazu vgl. Geoponica I, 16: imt07t0T) P r a e t o r i u s B. 295. " ) K u h n n. S c h w a r t z 378 Nr. 46. " ) F r i s c h b i c r Hexenspr. 1 f. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 23. ») M a a c k Lübeck 98. " ) P r a e t o r i u s B . 295. »•) Ebd. 301. 30) B a r t s c h Mecklenburgs, 17. 31) Urquell 3 , 1 0 1 . s ! ) K u h n Westfalen 2, 155 Nr. 434. " ) N i d e r b e r g e r Unterwaiden 2, 154. 34) M ö l l e n h o f f Sagen 5 6 4 ^ . 5 7 0 ; V e r n a l e k e n Alpensagen 128; S t r a c k e r j a n 1 , 1 3 1 ; vgl. K l a p p e r Schlesien 216.

4. T e i l n e h m e r . O f t werden junge Mädchen überredet mitzufahren, um dem Teufel neue Anhänger zu verschaffen. Diese müssen sich dann meist in ein B u c h eintragen (s. Hexenzunft), werden aber o f t durch die Nennung des Namens Gottes oder Jesus gerettet. Noch im vorigen Jahrhundert (1860 und 1872) meldeten sich in mehreren Gemeinden in Dalarne (Schweden) bis zu 83 Kinder, die angeblich v o n älteren Frauen auf den B. mitgenommen worden waren, bei den Pfarrern 35 ). In der Zeit der Hexenprozesse lauteten viele Anschuldigungen dahin, die Betreffenden seien auf dem B. gesehen worden. Im nördlichen Deutschland wurde aber Ende des 17. Jhs. nachgeforscht, ob eine Anschuldigung auf gutem Grunde beruhe oder nur auf teuflischer Verblendung, wozu auch die Beschuldigung gehörte, j e m a n d auf dem B. gesehen zu h a b e n 3 6 ) . A l s Teilnehmer der B.fahrten werden alte Leute, unverständige Kinder, Weiber, Männer, geringen und hohen Standes, Kaiser, Fürsten, Freiherren, Edelleute, Päpste, Bischöfe, Priester und Doctores aller F a k u l t ä t e n genannt 3 '). Eine V e r s a m m l u n g sei so groß gewesen, daß bei der Verteilung von einem Hinten Erbsen auf jeden nur

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eine gekommen sei (Ülzener Hexenprozeß 1 6 1 1 ) 3 8 ) . A u ß e r d e m gibt es zahlreiche Geschichten v o n Neugierigen, die H e x e n bei der A u s f a h r t belauschen, sich mit der Salbe schmieren und den Spruch falsch nachsagen: oben aus und überall an, sich deshalb halb oder ganz totschlagen, oder seltener schließlich doch auf dem B. a n k o m m e n 3 9 ) (s. Hexenfahrt). Solche Eindringlinge müssen, besonders wenn durch die Nennung Gottes die ganze H e x e n v e r s a m m l u n g verschwunden ist, oft sehr weit wandern, um wieder in ihre H e i m a t zurückzukommen 40). U m die B.f a h r t mitmachen zu können, braucht man im Braunschweigischen nur zu sagen: Ik verswäre üsen Hergott un glöwe an düssen pott 41 ). Die B.fahrt wird j e t z t natürlich oft ins Scherzhafte gezogen, so r u f t man am 1. Mai den Frauen z u : N a biste ok hüte nacht up'n B. west 42 ) ? 35)

Svenska Landsmäl 1922 H. 2, 9 ff. S o l d a n - H e p p e 2,228.246. »') P r a e t o r i u s B. 129. 3e) S o l d a n - H e p p e 2, 106. 39) ZfrwVk. 1906, 201. 40) B r ä u n e r Curiositäten 4 4 f f . = P r a e t o r i u s B. Kap. 1 ; K u h n u. S c h w a r t z 154, 217. 41) A n d r e e Braunschweig 276. " ) Ebd. 274. 3e)

5. A b w e h r . Zu Walpurgis werden alle Besen und Ofengeräte v e r s t e c k t 43 ), damit sie die H e x e n nicht als Reittier benützen können. Ebenso werden Ziegen und B ö c k e aus dem Stalle genommen und irgendwo zusammengesperrt. Eggen werden mit den Spitzen nach oben aufgestellt, Maien gesetzt, Fenster und Türen mit K r ä u t e r n besteckt, K r e u z e an die Stalltüren gezeichnet 4 4 ). W e n n die H e x e n schon nichts anderes mitnehmen, so Späne von der T ü r zum Feueranmachen 4 5 ). Zur A b w e h r dient auch das sog. B.reiten verkleideter K n a b e n , die auf Besen reitend durch die Straßen toben 46) (s. Hexenschutz, -vertreiben). " ) K u h n u. S c h w a r t z 35. " ) F e h r l e Volksfeste 63. 4S) M a n n h a r d t Germ. Mythen 25 = P r a e t o r i u s B. 437. 4e) B a r t s c h Mecklenburg 2, 264 f.; F e h r l e Volksfeste 63.

6. H e x e n s e h e n . Man k a n n die auf den B. fahrenden Hexen sehen, wenn man einen K r a n z v o n Tausendguldenkraut aufsetzt, oder einen Kreis aus

142;

Blockziehen

Schlangenhaut um sich legt, oder K o p f und Leib mit Dost und Baldrian umwindet 47 ), oder aus einem ziemlich verfaulten S a r g ein Gestell macht und sich damit auf dem B. unter eine Egge stellt wenn man sich in der Geisterstunde an einem K r e u z w e g verbirgt 4 9 ). *') M e y e r Germ. Myth. 141 = P r o h i e Harzsagen 39 f. K n o o p Hinterpommern 68. 4*) A n d r e e Braunschweig 274.

7. B . f e s t (s. Hexenfest). Ein Teich mit grünem Wasser geht u m den B., und es schwimmt eine goldene K r o n e darauf, aber es ist nur des Teufels Trug 5 0 ). A u f dem B. ist ein Teich mit K a r p f e n 5 1 ) und anderen Fischen 52 ). Neben der nie versiegbaren Quelle steht ein- muldenförmig ausgehöhlter Granitblock, der sog. Teufelsnapf. N a c h dem R i t t e kühlen sich die H e x e n in diesem Waschbecken. Der Teufel besprengt sie auch daraus z u m A n f a n g und vor dem Heimritt mit Wasser 53 ). Mitten auf dem Feld steht ein Thron mit einem Bock, den alle Anwesenden auf das Hinterteil küssen müssen 5 4 ). Die Hexe, die als letzte kommt, muß sich v o m Teufel als Hackblock, auf dem er seine W ü r s t e bereitet, benützen lassen 65 ). Die H e x e n erzählen dem Teufel ihre T a t e n S6) und erhalten Ratschläge von i h m 5 7 ) . Mit dem Teufel und anderen bösen Geistern treiben sie U n z u c h t 5 8 ) . a) E s s e n . Man setzt sich auf Grasbänke, die in die Erde gegraben sind, es stehen Kirschen, Äpfel, Birnen da 59 ), der Tisch ist mit Gras bestreut 6 0 ). Ochsen werden geschlachtet und W e i n wird get r u n k e n 9 1 ) . Braten und Bier trägt der Schwarze selbst auf 62 ). A b e r auch Wischtücher werden gebraten und gegessen ®3). Das Mahl wird ohne Salz genossen 64 ). Mitgenommene Speisen erweisen sich am nächsten T a g als K o t 6 5 ) . b) T a n z . W e n n eine H e x e beim T a n zen hinfällt, sagt der T e u f e l : du wirst dieses Jahr brennen 86 ), oder nun m u ß t du sterben 67). Eine H e x e stellt der Teufel auf den K o p f , sie m u ß als Lichthalter dienen, die anderen tanzen um sie heru m 6 8 ) . Es wird auf einer gespannten Leine linksherum ®9), oder mit dem Gesicht nach außen g e t a n z t 7 0 ) . Es heißt, die

1428

H e x e n müßten auf dem B. den Schnee w e g t a n z e n 7 1 ) oder w e g k e h r e n 7 2 ) . c) M u s i k . G u t e Musikanten werden gerne auf den B. mitgenommen. Das Instrument, das sie erhalten, scheint den Spielern besonders gut zu klingen, erbitten sie es sich z u m Mitnehmen, ist es hinterher ein toter K a t e r 7 3 ) . A u f dem S c h w a n z einer lebenden K a t z e 7 4 ) , auf einer Trommel, einem S c h w e i n s k o p f 7 5 ) wird musiziert; es wird gepfiffen und posaunt 76 ). Das Fest dauert drei Stunden, bis 12 Uhr 7 6 ») oder bis z u m Hahnenschrei 7 7 ) (eine Frau wurde um 1 Uhr wieder zurückgebracht) 78) oder zwölf T a g e w ) . S. B e r g , B r o c k e n , H e x e n a b w e h r , -austreiben, -berg, -fahrt, -sabbat, - s a l b e , - s c h ü t z , -tanz, -zaum, -Zusammenkunft. w ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 27. ") Ebd. 2, 26. " ) Ebd. 2, 19. ") P f a n n e n s c h m i d

Weihwasser

108 = B r e d e r l o w

Der Harz *

299. " ) P r a e t o r i u s B. 205 mit Abbildung. " ) Ebd. 35. «•) Ebd. 392. ") P o l l i n g e r Landshut 109. M) P r a e t o r i u s B. 83. 85; P o l l i n g e r Landshut 109. t9) B a r t s c h Mecklenburg 2, 19. «°) Ebd. 2, 10. " ) Ebd. 2, 17. •«) Ebd. 2, 20. •») Ebd. 2, 264. " ) P r a e t o r i u s B. 279. 65 ) A n d r e e Braunschweig burg 2, 20.

2 7 7 . ••) B a r t s c h Mecklen•') E b d . 2, 10. " ) E b d . 2 7 . 29.

Mecklenburg mern 68.

1, 1 1 5 f . ; K n o o p HinterpomF r i s c h b i e r Hexenspr. 1 f.

•») F r i s c h b i e r Hexenspr. 1 f. *>) P f a n n e n s c h m i d Weihwasser 108. " ) K u h n u. S c h w ä r t z 35. " ) ZfVk. 9, 234. " ) A n d r e e Braunschweig 277. " ) B a r t s c h 75 )

'•) B a r t s c h Mecklenburg 2, 16. '•») P r ö h l e Unterharz 118 Nr.311. P r a e t o r i u s B. 520. '») B a r t s c h Mecklenburg 2, 16. ") K u h n u. S c h w a r t z 375. Weiser.

Blockziehen, eine Belustigung, die in Süddeutschland und in der Schweiz an bestimmten T a g e n der Faschingszeit oder in ihrer N ä h e vorgenommen wird, am M o n t a g nach I n v o c a v i t (Blochmäntig, Blöchlitag, Blochfest), a m Donatustage, a m „unsinnigen P f i n z t a g " (Donnerstag vor Aschermittwoch) u. a. Sie besteht darin, daß die Burschen einen B a u m s t a m m aus dem W a l d e holen, bekränzen und schmücken, auf einen W a g e n oder Schlitten laden und unter Jauchzen und Schreien durchs Dorf führen. Auf dem

1429

Blödsinniger— bloß

Block sitzt der Leiter des Festes, oder ein Narr l ä u f t darauf hin und her. R u n d u m tummeln sich allerlei M a s k e n 1 ) . In Naunders (Tirol) bohrt man ein Loch hinein und setzt ein verziertes Bäumchen hinein. Der Block wird dem Landrichter oder dem Geistlichen verehrt 2 ). Das Ganze ist eigentlich eine Form der M a i b a u m e i n h o l u n g , ein Zauber, der die Fruchtbarkeit des Frühlings übermitteln soll. Manchmal wird das Fest nur begangen, wenn längere Zeit oder während des Faschings keine Hochzeit stattgefunden hat 3 ), und mitunter werden die M ä d c h e n , die das J a h r über nicht unter die Haube gekommen sind, zum B . verurteilt 4 ). Dann soll wohl der Vertreter der vegetativen Fruchtbarkeit auch die der Menschen günstig beeinflussen. Im St. Galler und Appenzeller Lande sammeln die Jünglinge Sägeblöcke und fahren sie in die Sägemühle oder den Müllern und Zimmerleuten vors Haus und lassen sie sich mit Wein abkaufen 5 ). l ) Sartori Sitte u. Brauch 3, 103 f. *) P a n z e r Beitr. 2, 246. 3) S a r t o r i 3, 104 A . 58. In Steiermark am Ostermontag: R o s c g g e r Steiermark 238 ff. 4) S a r t o r i 3, 104; A . 59. 6) V e r n a l e k e n Alpensag. 3 5 3 ; S A V k . ix, 2 5 3 f.; R o c h h o l z Näturmythen 6. Sartori.

Blödsinniger s. heit.

Geisteskrank-

bloß. Die Auswahl der hier zu behandelnden Fälle ist ganz zufällig abhängig von dem willkürlichen Gebrauch der Epitheta „ b l o ß " und „ n a c k t " ; das Entblößen eines Körperteiles beruht auf der aus rituellen, oft auch moralischen Gründen b e s c h r ä n k t e n Nacktheit des K ö r p e r s bei T r a u e r 1 ) , Bußund Krankheitswallfahrten, Zauber- und Gegenzauberhandlungen der verschiedensten Art. Während nach Andree 2) z. B . 1 5 1 8 eine Wallfahrt nackend und mit ausgebreiteten Armen gelobt wurde, kennen wir zwei Fälle, wo man mit nackten Knien um den Altar geht (vgl. barfuß 2). Bei Zauberhandlungen spielt besonders das Entblößen oder Verhüllen der Hand eine Rolle: Will man in der L o t t e r i e 3 ) gewinnen, so muß man vor Georgi einen

1430

Schmetterling mit bloßer Hand fangen, und dann setze man das Datum und die Zahl der schwarzen Flecken, die er hat; häufiger ist das Verbot, mit bloßer Hand eine Zauberhandlung vorzunehmen: Beim Pflücken gewisser Pflanzen zu Zauberzwecken tritt oft zum Gebot der . Barfüßigkeit (s. barfuß) noch die Auflage, beim Pflücken die Hand mit einem (weißen) Tuch zu umwickeln 4 ): auf diese Weise pflückt in Böhmen der Bursche das vierblätterige Kleeblatt 5 ), das er dem Mädchen in die Schuhe legt; nach einem Liebeszauber 6 ) darf man den grünen Laubfrosch, den man zum Zauber braucht, nicht mit bloßer Hand anfassen. Im Gegenzauber darf man das unter der Schwelle versteckte Liebeszaubermittel 7 ) nicht mit bloßer Hand anrühren, sondern muß es in ein altes Tuch hüllen und ins Wasser werfen; dagegen muß das Mädchen das Kleeblatt 8) mit bloßer Hand aus dem Schuh nehmen und herauswerfen, damit der Zauber aufhört. Die Wurzeln eines ausgegrabenen Baumes, den man versetzen will, darf man nicht mit bloßer Hand berühren, sonst gedeiht er nicht 9 ). Ein säugendes Weib soll das Herz nicht entblößen 10 ), damit die Milch nicht erkalte und das Kind keinen Schaden nehme; sie soll auch nicht mit bloßen Füßen den Boden b e r ü h r e n u ) . Nach Zimmermann herrschte zu seiner Zeit der Aberglaube, man dürfe nach dem Abendmahle drei Tage nicht mit bloßen Füßen auf den Boden treten 1 2 ), nicht mit bloßem Haupte gehen, sondern eine w e i ß e Haube aufsetzen. Im Heilzauber l 3 ) treffen wir gegen Fieber die Vorschrift an, vor Sonnenaufgang auf dem Rasen auf bloßen Knien 3 Tage dreimal 3 Vaterunser und Ave-Maria zu beten. s. b a r f u ß , b a r h a u p t ,

nackt.

S a m t e r Geburt Iii. ») Votive 3 1 bis 3 2 ; vgl. K r a u ß Relig. Brauch 42; J u v e n a l erwähnt das Rutschen auf nackten Knien zum Zeichen der Buße: Satire V I , 525 bis 526 = 1 5 4 Jahn-Bücheler-Leo. >) G r o h m a n n 85, 6 1 7 . *) Vgl. ders. 91, 639 u. 9 2 , 6 4 0 ; für die Römer gilt dieselbe Vorschrift: P l i n i u s Nat. hist. 24, 103 = I V 88, 7 Mayhoff; vgl. D i e t e r i c h Der Ritus der verhüllten Hände

blühen—Blume

143 1 i n Kleine

Schriften

440—448; B ä c h t o l d

in

SAVk. 20, 6 ff. 6) G r o h m a n n 1. c. 92, 640; ebenso im Schadenzauber: Grohm a n n 200, 1403.

«) Z f d M y t h . 3 (1855), 328.

') G r o b m a n n 209, 1451. •) D e r s. 92, 640. 9) D e r s. 143, 1055. " j B u x t o r f Judenschul 151. u ) G r o h m a n n 115, 859; vgl. barfuß A. 48 u. 49; S e l i g m a n n Blick 12 i> 93- ) B r e v i n u s Noricus 4 f.; siehe bedecken. 13) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 337; vgl. barfuß A. 66 u. 67. Eckstein.

blühen. 1. W e n n ein (Obst-)Baum im J a h r (Herbst) z u m zweitenmal, oder w e n n er überhaupt z u einer ungewöhnlichen Zeit, blüht, so gilt dies als Zeichen, daß ein Familienmitglied bald s t i r b t 1 ) . Es bedeutet Krieg, wenn ein K i r s c h b a u m zweimal b l ü h t 2 ) . B l ü h t eine vereinzelte B l u m e auf u n f r u c h t b a r e m Boden, so fällt die nächste E r n t e reichlich aus 3 ). H ö h n Tod 309; ZrwVk. 4, 271; 5, 245; vgl. auch Hauswurz. 2) G r i m m Myth. 3, 477. 3) ZfdMyth. 2, 418. 2. K i n d e r dürfen nicht zur Zeit der B a u m b l ü t e e n t w ö h n t werden, sonst bek o m m e n sie weißes H a a r 4 ). Ein K i n d , das zur Zeit der B a u m b l ü t e geboren wird, bek o m m t frühzeitig weiße H a a r e 5 ) . *) G r i m m Myth. 3, 461; W n t t k e 393 § 601; F o g e l Pennsylvania 46. 49. 6) J o h n Erzgebirge 50. Marzeil.

Blume. 1. Ebenso wie die B ä u m e (s. d.) so gelten im V o l k s g l a u b e n auch die B . n nicht selten als „ b e s e e l t " x ). Im Volkslied werden Menschen in B . n v e r w a n d e l t 2 ), die Seele erscheint als B. 3 ). A u s dem B l u t e bzw. dem Grabe unschuldig Getöteter wachsen B . n 4 ). A m hl. A b e n d werden die B.nstöcke (ebenso wie die Bäume) b e s c h e n k t 6 ) ; auch N e u j a h r w ü n s c h t man den B.nstöcken an ft). Sieht m a n einen B . s t o c k mit neidischen A u g e n an, so s t i r b t er a b 7 ) . Eine Wöchn e r i n (die j a als unrein gilt) darf keine B . n b e g i e ß e n 8 ) . Besonders deutlich zeigt sich der G l a u b e an die Beseeltheit der B . n in verschiedenen B r ä u c h e n beim T o d eines Menschen. Die B . n des V e r storbenen gehen ein 9 ); sie werden daher bei einem Todesfalle geschüttelt oder in ihren T ö p f e n v o n der Stelle g e r ü c k t 1 0 ) oder aus dem Sterbezimmer hinausge-

1432

tragen u ) . U m g e k e h r t stirbt auch jemand, wenn die B . n im Zimmer eingehen 1 2 ). Man m u ß dem T o t e n sämtliche B.nspenden mitgeben, sonst holt er sie sich 13 ). Die dem T o t e n geschenkten B.nstöcke setzt man teils auf den Grabhügel, teils p f l e g t man sie daheim. D a m i t sie nicht eingehen, werden sie 4 W o c h e n lang mit einem schwarzen B ä n d c h e n umwunden 14 ). G r i m m Religgesch. 97.

8)

Hocker

Myth. 2, 6 8 9 t . ; M e y e r ! ) B o c k e l Handbuch 57.

Volksglaube 233.

4

)

Kober-

stein Über die in Sage und Dichtung gangbare Vorstellung von dem Fortleben abgeschiedener menschlicher Seelen in der Pflanzenwelt. In:

Weimar. Jahrb. 1 (1854), 73—IOO> dazu Nachtr. v. R e i n h . K ö h l e r ebd. 479—483; G o 1 t h e r Myth. 90; B e r t h o l d Unverwundbarkeit 53; B e c h s t e i n 6) John Erzgebirge 163.

Thüringen Fogel

6)

sylvania 214. ') ZfrwVk. 2, 207.

Geburt l0)

266.

Bartsch

Werth

Meyer

Zürich

1, 28;

M a a c k

8)

Lübeck

Höhn

54 f f .

Mecklenburg 2, 89; S c h ö D -

Oberpfalz

489; n

•)

2, 3 f. Penn-

i , 248; M e i e r

Baden

Fogel

584;

Schwaben

St auber

Pennsylvania

131.

) Andree Braunschweig 315; Höhn Tod 232. 12) SAVk. 12, 150. 13) ZfVk. 13, 390.

14)

John

Erzgebirge

129.

2. Einer besonderen B e a c h t u n g werden die G r a b e s b.n (s. d.) teilhaftig. Sie gehören d e m T o t e n u n d d ü r f e n n i c h t g e p f l ü c k t werden, sonst erscheint einem der T o t e im T r a u m 15 ) oder streckt die H a n d aus dem Grabe 16 ). W e n n man an den Grabesb.n riecht, verliert man den Geruch 17 ). W e n n man B . n v o n einem f r e m d e n Grabe p f l ü c k t , so b e k o m m t man K o p f s c h m e r z e n und schwere T r ä u m e 18 ), n i m m t man sie mit nach Hause, k a n n m a n v o n der nämlichen K r a n k h e i t , an der der T o t e gestorben ist, befallen werden 19 ). Bei den W a n d e r z i g e u n e r n gilt es sogar als todbringend, B . n v o n einem Grabe zu p f l ü c k e n M ). Vielfach gelten B . n überhaupt als T o d e s z e i c h e n : einem K i n d e unter einem J a h r e darf man keine B.n geben, sonst stirbt es 21 ), auch verliert es sonst den Geruch (Erzgebirge) 22). Bei einer T a u f e dürfen frische B . n nicht als S c h m u c k v e r w e n d e t werden, das hieße dem K i n d B . n aufs Grab s t r e u e n M ) . W e n n kleine K i n d e r mit B . n spielen, dann werden sie nicht a l t M ) . Solange

1433

Blümlisalp—Blut

man kleinen K i n d e r n keine B.n in die Hände gibt, können sie sich in der Handfläche wie in einem Spiegel betrachten, nachher nicht mehr 2S). A u c h dem K r a n ken darf man keine B . n bringen, sonst wird es schlimmer mit ihm 26 ). B.n einer Wöchnerin geschickt, werden Nägel zu ihrem S a r g 2 ' ) . 16) S c h r a m e k Böhmerwald 248. " ) M a r z e 11 Bayer. Volksbot. 70. ") P a n z e r Beitrag 1, 262; L a m m e r t 232; Urquell 3, 41. 200; 4, 52; M a r z e i l Bayer. Volksbot. 70. 18) SAVk. 8, 269. ") M a r z e 11 Bayer. Volksbot. 70. 20) ZfVk. 10, 133. 21) D r e c h s l e r 1, 212; ZfVk. 3, 149; S p i e ß Fränkisch-Henneberg 100; SchwVk. 10, 32; H ö h n Geburt 277; man denkt hier wohl an die B.n als Schmuck der Kinderleiche. 22) W u t t k e 394 § 604. ZfrwVk. 2, 183. ") E n g e I i e n u. L a h n 250.") SAVk. 15, 10; SchwVk. 10, 37; vgl. auch Rochholz Kinderlied 318. 28) S t r a k k e r j a n 2 1, 55; 2, 185; D r e c h s l e r 2, 283. 2') S t r a c k e r j a n 2 1, 55.

3. O r a k e l mit B . n werden vor allem in L i e b e s a n g e l e g e n h e i t e n befragt. Das A u s z u p f e n der Strahlblüten der Wucherblume (s. d.) gibt den S t a n d der Liebe kund. A u c h sonst werden B . n (z. B. W e r f e n eines B.nkranzes) als E h e orakel b e n u t z t 2 8 ) . Ein K r a n z von neunerlei B . n wird an Johanni unter das K o p f k i s s e n gelegt, dann t r ä u m t das Mädchen v o m B r ä u t i g a m 29). Ebenso erkennt man den Z u k ü n f t i g e n , wenn man sich in der N a c h t v o m P f i n g s t s o n n t a g auf -mont a g einen K r a n z v o n neunerlei B . n aufs Haupt setzt30). T r ä u m e v o n B.n bedeuten Freude 31 ), aber auch Trennung einer B e k a n n t s c h a f t 32 ). W e i ß e B . n künden den bevorstehenden T o d (s. Rose). 28) G r i m m Myth. 2, 936; 3, 464; MschlesV k . 1 3 , 46; F r a z e r 11, 52 ff. 61. 29) K ö h l e r Voigtland 376; D r e c h s l e r 1, 145. M e y e r Baden 165. 31) Urquell 1, 203; G a ß n e r Mettersdorf 46. 32) M e y e r Baden 165.

4. In vielen Sagen wird die W u n d e r b , genannt, mit deren Hilfe man v e r b o r g e n e S c h ä t z e finden kann. Dabei wird meist erzählt, daß der Finder der Schätze vergißt, die B. wieder mitzunehmen, obwohl ihm eine S t i m m e z u r u f t : „ V e r g i ß das Beste n i c h t ! " Dann kann er den Eingang zur Schatzhöhle nicht mehr f i n d e n 3 3 ) . Der Besitz der

Wunderb, macht geistersichtig 3 4 ). auch Farn, Schlüsselblume.

1434 Vgl.

33) G r i m m Sagen 169; M a n n h a r d t Germ. Mythen 153; S c h a m b a c h u, M ü l l e r 133; E i s e l Voigtland 195 f.; W o l f Beitr. 2, 242 f.; P f i s t e r Hessen 19; B e c h s t e i n Thüringen 1, 212; P a n z e r Beitrag 2, 159; B i r l i n g e r Volksthüml. 1, 78 f. (mit weiteren Literaturangaben); B a a d e r N.Sagen 77; R o c h h o l z Sagen 1 , 261. 31) Sommer Sagen 4.

5. G a r t e n b.n , die am Gründonnerstag oder K a r f r e i t a g gesät wurden, erhalten schöne Farben oder werden gef ü l l t 3 5 ) . A u c h Ableger nimmt man am Gründonnerstag v o n den B.n 36). B.n, bei Vollmond gesät bzw. gesteckt, werden gefüllt ( „ v o l l " ) , bei abnehmendem Monde werden sie einfach 37 ), vgl. auch Levkoie, Nelke. V g l . noch b l ü h e n , Heilkräuter, Pflanzen. 35) W u t t k e 73. 426; M a r z e l l Bayer. Volksbot. 23; S c h m i t t Hetlingen 13; 2, M e y e r Baden 502t.; R e i s e r Allgäu 116; F o g e 1 Pennsylvania 197. 205 f. 36) W u t t k e 73. 37) D e r s . 58. Marzell.

Blümlisalp. Die Sagen v o m Untergange einer A l p wegen Sünde sind im Alpengebiete außerordentlich verbreitet 1 ). s. a. V e r g l e t s c h e r u n g . *) J e g e r l e h n e r Sagen 2, 8 Nr. 11 u. Anm. S. 309; K u o n i St. Galler Sagen 123 f.; Wyss Reise 2, 902; V o n b u n Beiträge 133 f.; R o c h h o l z Naturmythen 224 ff.; Ranke Volkssagen 234; S i m r o c k Mythologie 433; S g b i l l o t Folk-Lore 1, 217; SAVk. 19, 89 ff. Bächtold-Stäubli.

B l u t 1 ) . Das B. verkörpert nach alter, schon bei Moses (V, 12, 23; III, 17, 11) geäußerter Ansicht das Lebensprinzip; entfließt das B., entschwindet das Leben, sah schon der Urmensch und zog daraus den Schluß. Diese primitive A n s c h a u u n g kehrt wieder in den vielen Sagen von der S t i m m e des B.es 2 ). W e n n das K i n d seinen rechtmäßigen V a t e r sucht, der angeblich tot ist, so holt man aus seinem Grab einen K n o c h e n und läßt des Kindes B. auf des angeblichen Vaters K n o c h e n fließen. Saugts der K n o c h e n a u f , so war der T o t e der Vater, sonst n i c h t 3 ) . Dieselbe S y m p a t h i e zwischen Mutter und K i n d

1435

Blut

verrät die Tiroler Sage v o n Andreas, dem K i n d v o n R i n n ; es wurde 1459 v o n J u d e n getötet und zur selben Zeit fiel der Mutter auf dem Felde ein B.stropfen (s. d.) auf die H a n d ; v o n schrecklicher A h n u n g herumgetrieben fand sie ihr langgesuchtes K i n d endlich am sog. Judenstein 4 ). A u c h bei E h e g a t t e n zeigt sich die Seele des B . e s . : So erzählt man in Oldenburg v o n zwei Ertrunkenen, deren Leichen unkenntlich wurden. Da brachte man eine d a v o n mit einer der hinterbliebenen W i t w e n in Berührung und siehe, der Leiche f l o ß warmes B. aus der Nase; so ward ihr Mann erkannt s ). Demselben Gedankenkreis entspringt die B.probe beim sog. Bahrrecht (s. Gottesurteil) und die Sage v o n dem b.enden K n o c h e n (s. d.) eines Erschlagenen. Ist nun das B. die V e r k ö r p e r u n g der Persönlichkeit, so bringt jede künstliche Vermischung verschiedener B.substanzen eine Seelen- und B . s v e r w a n d t s c h a f t . A u f diesem Glauben beruht die B.sbrüderschaft (s. d.). D a m i t hängt der A b e r g l a u b e zusammen, mit B. könne m a n sich d e m T e u f e l v e r s c h r e i b e n , d. h. mit ihm einen B u n d schließen. So schneiden sich, sagt der sächsische A b e r g l a u b e 8 ) , Leute, welche mit dem Bösen einen P a k t schließen wollen, in den Finger und schreiben mit dem B. ihren Namen auf einen Zettel. Mit andern W o r t e n : sie überliefern symbolisch ihre Seele dem Teufel. In dem B . e liegt die Seelenkraft. A u s diesem andern Grund w a r das B.trinken üblich; denn man glaubte, „ d u r c h das Trinken des B.es könne man die seelische K r a f t des Menschen oder Tieres gewinnen" '). D a v o n erzählt schon das Nibelungenlied, V . 2054: „ D a von gewan vil krefte ir etliches l i p . " V o n den Ungarn schreibt die Chronik des A b t e s Regino von P r ü m : „ S i e trinken B., verschlingen als Heilmittel die in Stücke zerteilten Herzen derer, die sie zu Gefangenen g e m a c h t " 8). Daher rührt auch die Sitte, das B. gewisser Tiere zu trinken. So trinkt der obersteirische Jäger das B. des frisch aufgebrochenen Wildes, um sich eine „ f e s t e B r u s t " zu erhalten 9 ). Ochsenb. mit W e i n und Honig gemischt ist ein altgermanischer K r a f t t r a n k 10 ).

1436 Moses verbot umsonst das B . t r i n k e n u ) ; auch der K o r a n untersagt den G e n u ß des B . e s 1 2 ) ; ebenso k ä m p f e n die B u ß v e r ordnungen des MA.s aufs heftigste dagegen. Ein Z w e i g dieses A b e r g l a u b e n s blühte bis in die Neuzeit herein, das B.trinken im Liebeszauber. Das Poenitentiale Parisiense (18) s a g t : „ W e r sein B . um der Liebe wegen einen Mann oder eine Frau trinken macht, soll 3 Jahre b ü ß e n . " Diese Beichtvorschrift 13 ) wurde so streng eingehalten, daß eine d a m i t zusammenhängende B e s t i m m u n g häufig wiederkehrt: Sanguinem sine v o l ú n t a t e sugere e dentibus non est p e c c a t u m 14 ). Noch heute wird das B. im Liebeszauber getrunken: Im Badischen schreibt der Bursche nicht bloß den ersten Brief an sein Mädchen mit B., er tröpfelt ihr auch davon in den Wein, während das Mädchen ihr Menstrualb. (s. d.) zu gleichem Z w e c k g e b r a u c h t l s ) . In Hessen, Böhmen, Oldenburg schneidet sich das Mädchen in der letzten Jahresstunde in den Finger, mischt 3 Tropfen in einen T r a n k und gibt diesen dem Geliebten 1 6 ); im Wendischen läßt das Mädchen Tropfen des Fingerb.es in ein Bierglas oder in einen A p f e l oder eine Semmel tropfen, damit sie der Bursche trinkt oder i ß t 1 7 ) ; auch in der Steiermark will auf diese Weise das Mädchen die Untreue des Geliebten v e r h ü t e n 1 8 ) . Weil dem B . eine besondere K r a f t innewohnt, sind besonders die T o t e n darauf aus, damit gestärkt zu werden; diesem Glauben entsprang der entsetzliche Glaube an V a m p i r e (s. Nachzehrer). Andrerseits hat das B . o p f e r die Bedeutung, das Orenda (s. Orendismus) der Götter und Dämonen wieder aufzufrischen; später verblaßte es zu der Meinung, man erfreue und versöhne sie damit (s. O p f e r ) 1 9 ) . Ganz besonders aber ist das B. zu Heilzwecken dienlich und wirksam 2°). In den „sieben weisen Meistern" des MA.s lesen wir, daß „ d e r Meister den kranken K ö n i g A l e x a n d e r mit dem B.e seiner 5 K i n d e r w u s c h " ; „ d a ward er auf einmal frisch und ganz gesund". In der „Curiösen H a u s a p o t h e k e " (1700 S. 40) lesen wir v o n einem „ E l i x i e r v i t a e " aus

1437

Blut

dem Geblüt eines jungen Menschen gemacht, das alte Männer wieder v e r j ü n g e , Sterbenden noch die K r a f t verleihe, ihr T e s t a m e n t aufzusetzen. W e r warmes B . über einen unsichtbaren Schmerzensort fließen läßt, heilt ihn, heißt es in S c h w a ben 21 ). In Sachsen bestreicht man sich die W a r z e n mit dem B. eines andern, dann verschwinden sie 22 ). Das Berliner T a g e blatt v o m 11. N o v e m b e r 1891 b r a c h t e eine Zuschrift aus Elbing in der Kassubei, wonach die Nachbarn einer kranken F r a u v o n einem A n v e r w a n d t e n derselben warmes, rotes B . forderten und nicht eher nachließen, als bis er sich in den Mittelfinger schnitt M ) . O f t wird auch das e i g e n e B. in der Volksmedizin verwendet 24 ). Der Glaube, daß Menschenb. den A u s satz (s. d.) heile 25 ), k a m v o m Orient ins A b e n d l a n d ; so rät ein Jude dem aussätzigen K ö n i g Richard v o n England, sich zur Lösung v o n der K r a n k h e i t im frischen B. eines neugeborenen und getöteten Kindes zu baden 2S ). Der Grundgedanke des armen Heinrich beruht auf dieser V o r s t e l l u n g G e g e n Kinderk r ä m p f e sticht sich in B a y e r n der V a t e r in den Finger und gibt dem Patienten drei B.stropfen auf den M u n d 2 8 ) ; das gleiche t u t der Neustettiner V a t e r wider die S t a u p e bei kleinen K i n d e r n A b e r auch das B. gewisser T i e r e ist heilkräftig 3 0 ), zunächst der Opfertiere, wie heute noch bei den Naturvölkern s l ) . Dioskurides (II 97) hebt bei den einzelnen Tieren die Heilwirkungen hervor. A b gesehen v o n den Opfertieren, die durch die Zuweisung an Götter ohnehin mit einem außerordentlichen Orenda ausges t a t t e t werden, werden einzelne Tiere wegen ihrer besonderen Eigenschaften bev o r z u g t (s. d. einzelnen Tiere); noch Hufeland empfiehlt frisches Tierb. gegen Epilepsie. Einige Beispiele: W e r die A u g e n brauen mit Fledermausb. bestreicht, sieht nachts so gut wie bei Tag. Bocksb. ist gut f ü r Impotente. Die Wechselbeziehungen sind offensichtlich 3 2 ). Insbesondere wurde das B. H i n g e r i c h t e t e r (s. d.) geschätzt 33 ). Mit B. einem gesunden Jüngling im Mai durch

1438

Aderlaß entzogen — dasselbe Prinzip — wurde das oleum r e c t i f i c a t u m hergestellt und damit wieder ein balsamus antipodagricus (gegen Gicht) und ein spiritus antiepilepticus (gegen Fallsucht). Eine bedeutende Rolle spielt der B.z a u b e r . Z u n ä c h s t ist's ein mächtiges A b w e h r m i t t e l gegen D ä m o n e n und Hexen. In R o m beschmierte man die Pfosten der Haustüren deswegen mit B. und F e t t . Der R i t u s der B . t a u f e wurde durch orientalische K u l t e weit verbreitet und gelangte so zu den G e r m a n e n 3 4 ) . N a c h mittelalterlichem Glauben hielt das B . der H y ä n e , eines schwarzen Hundes, das Menstruationsb., auf die Türpfosten gestrichen, alle H e x e n fern 3S ); das B. des Basilisken schützte überhaupt vor jedem Z a u b e r 3 6 ) — eine Ü b e r t r a g u n g antiken Dämonenglaubens auf die Hexen. A m 13. Juli 1784 wurden in H a m b u r g zwei Weiber gerädert, welche einen Juden umgebracht hatten, „ u m sein B. zur B a n nung des Teufels und zu anderen Hexereien zu b r a u c h e n " 3 7 ) . Ein mit Uterinb. getränktes Hemd, heißt es in Franken 38 ), macht fest gegen Hieb und Stich und stillt, in die F l a m m e n geworfen, Feuersbrünste. In der Lausitz heißt es, Suppe aus dem Herzb. ungeborener K i n d e r mache stichfest 39). W e n n eine Flinte behext ist, bestreicht man sie mit dem B. eines erschossenen Tieres (Böhmen) *"). In Mittelfranken glaubte man, das B. aus den Genitalien eines unschuldigen K n a ben aufgefangen und mitgetragen mache bei Diebstählen u n s i c h t b a r 4 1 ) . Als die S t a d t Crossen a m 27. Juni 1481 abbrannte, blieb nur die Sakristei stehen, weil man das B. eines eiligst abgestochenen K a l b e s hineingoß 42 ). Die Hexe verliert aber auch ihre Macht, wenn man ihr B. entzieht. W e n n man also in Schweden 4 3 ) auf eine Person den Verdacht hat, sie habe den bösen Blick und könne hexen, dürfe man sie nur bis aufs B. schlagen und j e d e Gefahr sei vorüber. Dasselbe glaubt man in England und S c h o t t l a n d 4 4 ) . Mit dem B. eines Menschen k a n n auch S c h a d e n z a u b e r getrieben werden 4 5 ). D a r u m darf man z. B. Aderlaßb.

1439

Blut

nicht in ein fließendes Wasser schütten, sonst können Hexen damit Unfug treiben 4S ); wenn z. B. Vögel davon fressen, wird der Patient schwermütig oder verrückt 47). Will man einer Person schaden, so eignet man sich unvermerkt etwas B. von ihr an und schmiert dies auf die linke Fußsohle eines Toten kurz vor der Beerdigung; dann magert die Person immer mehr ab und stirbt bald 4 8 ). Stellt man Aderlaßb. in einem Gefäß in den heißen Ofen, so muß der Patient heftige Fieberschmerzen erdulden *•). Es sind das lauter Belege für den festen Glauben, daß im B. die Lebenskraft des betreffenden Menschen oder Tieres wohnt. Zweifellos sind schon viele Morde ®°) aus B.aberglauben begangen worden; im MA. beschuldigte man insbesondere die J u d e n dieses Verbrechens S 1 ). In Ungarn glaubt man heute noch, die Juden raubten jedes Jahr im Herbst eine christliche Jungfrau oder ein christliches Kind, welches sie dann mit ihren Gebetriemen erdrosseln; dann zapfen sie das B. ab, mit dem sie die Genitalien ihrer Kinder einschmieren, damit sie fruchtbar würden S2). Juden müssen sich in Christenb. waschen, heißt es in Oldenburg 53 ). Oder, sagte eine siebenbürgische Zigeunerin, die Juden gäben christlichen Weibern B. unschuldiger Kinder — mit einem Geheimmittel vermischt — ein, damit sie unfruchtbar würden. Daß die Frage der jüdischen Ritualmorde immer noch nicht verschwunden ist, lehren Prozesse neuerer Zeit 6 4 ). Daß u n s c h u l d i g vergossen e s B. sich durch wunderbare Erscheinungen äußert, ist ein uralter, weitverbreiteter Glaube. Vergossenes B. schreit zu Gott um Rache, sagt die B i b e l 5 S ) : „ D i e Erde gibt das B. wieder". In einer großen Zahl von Sagen kehrt der Zug wieder, daß B.flecken unschuldig Ermordeter sich nicht mehr austilgen lassen. S o weiß die Zimmernsche Chronik (II 262) z u melden, daß an den ,,zwe Scheffellin" (lanceola), womit Graf von Sonnenberg 1511 ermordet worden war, „die Masen des Schweiß (Blut) nit megen ausgeputzt oder ausgefegt werden, da hat kein Ar-

1440 beit an geholfen"; ebenso (I 333), daß ,,das unschuldig B. des alten Grafen (v. Kirchberg) etlich hundert Jahr uf der Stegen gesehen worden, das es nit megen außgedilket werden und also pliben ist bis um 1400". Auf den Färöerinseln heißt es, wo unschuldig B. vergossen wurde, wächst kein Gras mehr oder nur rotes, daß Quellen ausbleiben, die mit solchem Blut in Berührung kommen 6 e ). In amerikanischen Kreisen kursiert der B.zauber besonders stark. Auf einer neuschottischen Bark hatte um das Jahr 1870 die Besatzung den Kapitän nebst Familie, die Steuerleute, den Koch und Zimmermann umgebracht und dann das Schiff verlassen. Später suchte man die B.flecken durch Abhobeln der Bretter, j a durch neue Bretter zu entfernen, vergebens; die Flecken erschienen sofort wieder 5 7 ). Aber auch die B.s p u r e n d e r v o m Teufel geholten Menschen bleiben erhalten M ). Einen Herrn von Hagemeister (Mecklenburg) entführte der Teufel in einer stürmischen Nacht durch die Decke des Wohnzimmers; von ihm sah man nie mehr eine Spur; nur der große B.fleck an der Zimmerdecke zeigte die Stelle seiner Höllenfahrt an 5 9 ). In einer Luzerner Sage fährt der Teufel mit einem Frevler durchs Fenster, daß das B. an den Scheiben hängen bleibt und nicht mehr abgewaschen werden kann e0). Der B.kultus, der aus dem Heidentum bewußt oder unbewußt im MA. weitergepflegt wurde, erklärt auch die verschiedenen B. w u n d e r. Dazu gehört in erster Linie, daß sich das B. unschuldig Hingerichteter in M i l c h verwandelt; das bekannteste Beispiel gibt G r i m m in seiner Sagensammlung (Nr. 97) von der Gemahlin Kaiser Ottos III. Aber auch die Heiligenlegende verwendet das Motiv: so floß z. B. Milch aus den Wunden der Märtyrerin Martina und aus dem Halse der hl. Katharina. Daß verletzte H e i l i g e n b i l d e r b.e n , ist ein oft erwähntes Wunder 6 1 ); ebenso daß durchstochene Hostien b.en 62). Im MA. wurden auch viele Legenden von b . s c h w i t z e n d e n C h r i s t u s s t a t u e n erzählt, z. B. zu Wal-

Blüte—Blutegel p e r s b a c h a m S t a i n f e l d (Österreich); der Geschichtschreiber dieses Kirchleins (Joh. R a s c h 1588) f ü h r t v i e l e a n d e r e dera r t i g e B e i s p i e l e auf u n d die v i e l e n K i r chen „ z u m hl. B . " ( B . k i r c h e n ) w a r e n ehemalige W u n d e r s t ä t t e n 63 ). A m m e i s t e n Aufsehen verursacht heute noch das W u n derb. des hl. J a n u a r i u s in der K a t h e d r a l e zu N e a p e l 84 ). E n d l i c h h a t das B . p r o p h e t i s c h e B e d e u t u n g . In der S c h w e i z s a g t m a n 6 5 ), B. v o n Verbrechern, das a m zweiten J a n u a r f l i e ß t , k ü n d e T e u e r u n g an. T r ä u m t m a n v o n B . , so b e d e u t e t das F e u e r , h e i ß t es in D i t h m a r s c h e n 66 ), so w i r d ein B . s v e r w a n d t e r b a l d sterben, s a g t m a n in T h ü r i n g e n 6 7 ) . D a g e g e n ist's ein g u t e s Z e i c h e n in Polen, w e n n m a n t r ä u m t , m a n t r i n k e B . oder s a m m l e solches M ) . ] ) Das grundlegende Werk ist L. Strack Das Blut im Glauben u. Aberglauben der Menschheit' (München 1900); vgl. W u n d t Mythus und Religion 1, 578; 2, 484; H a s t i n g s 2, 714 ff. 2) Vgl. Germania 7 (1862), 413: „das schreiende B l u t " . 3) H o v o r k a - K r o n f e l d 1,87. 4) SchweizVk. 5, 28. 6) S t r a k k e r j a n 1 , 3 4 . e) S e y f a r t h Sachsen 39; ausführlicher berichtet darüber Wuttke § 381; S t r a c k c r j a n 2, 180. ') W u n d t Elemente der Völkerpsychologie 207. ') H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 80. Als der Herzog von Montmorenci 1632 in Toulouse hingerichtet wurde, tranken Soldaten sein Blut, um sich seine Tapferkeit anzueignen (Chateaub r i a n d Mim. d'outre tombe 3, 120). Als 1649 der Jesuit Jean de Brebeuf von den Irokesen zu Tod gemartert nicht ein einzigesmal zuckte, kamen die Indianer von allen Seiten herbei, um die Tapferkeit eines solchen Feindes mit seinem Blut einzuschlürfen ( P a r t m a n Jesuits in North America 389). Ein verwundeter Somali trinkt sein eigenes Blut im Glauben, die entströmende Lebenskraft dadurch wieder zu ersetzen (Ph. P a u l i t s c h k e Ethnogr. Nordafrikas 186). •) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 10 n 12 29. ) Ebd. 1, 79. ) 3. Mos. 17, 11. ) Sure 6, 146—47. l s ) S c h ö n b a c h Berthold v. R. I 35- u ) F r i e d b e r g 49. 16) M e y e r Baden 171. " ) W u t t k e §552. 17) S c h u l e n b u r g Wend. Volkst. 117. 19) R e i t e r e r Ennstalerisch 100. 1") S t r a c k 10 ff. ®°) Ebd. 27 ff. 21) B u c k Volksmedizin 44. 22) S e y f a r t h Sachsen 276. 23) Ähnliche „Heidenbräuche" werden vom nördlichen Italien erzählt ( A n d r e e Parallelen i , 18). 24) S t r a c k 40 ff. 26) Ebd. 36 ff. 2«) Marbachs Volksbücher (1841), 22. •») P. C a s s e l Symbolik des B.s u. der Arme Heinrich. 1882; D. Med. Wochenschrift 44 (1918), 918 f.; M a r t i n Badewesen 203. 28) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 81.

B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube I.

1442

2°)

Ebd. M ) S t r a c k 55 ff. w ) B a r t e l s Medizin 197. 32) S t e m p l i n g e r Volksmedizin 62. 33) S t r a c k 43 ff. 34) Belege bei G r i m m Myth. 1, 49. 36) H o v o r k a - K r o n f e l d 79 - 36) S e l i g m a n n 2,217. 37) G e i g e r Gesch. d. Juden 5 (1892), 398. 38) L a m m e r t 147. 39) H a u p t Lausitz 1, 204. 40) W u t t k e § 714. " ) L a m m e r t 84. 42) Schles. Merkwürdigk. (1742), 28. 43) Urquell 3 (1892), 1. 44) S e l i g m a n n 2,218. 45) Zu Verbrechen verwendetes B . : S t r a c k 71 ff. 46) D r e c h s l e r 2,249. 4') L i e b r e ch t Zur Volksk. 332. 48) Urquell 3 (1892), 268 f. «) B a r t s c h Mecklenburg 2, 383. 60) S t r a c k 58 ff. 71 ff. " ) Ebd. 85 ff. 62) Urquell 3 (1892), 93. 63) S t r a c k e r j a n 1, 451 Nr. 247. 64) Urquell 3 (1892), 94. 65) 1. Mos. 4, 10; Jesai. 26, 21. " ) Urquell 3 (1892), 5; vgl. W a i b e 1 und F l a m m 1, 189. " ) Urquell 4 (1893), 134. 6S 6S) B a r t s c h ) Haupt Lausitz 102. Mecklenburg 1, 104; G r a b e r Kärnten 295 ff; vgl. weiter G r ä ß e Preuss. Sagen 38 Nr. 25; Urquell 3 (1892), 5; SchwVk. 5, 29. ,0) W o l f Beitr. 2, 18. M ii 1 1 e n h o f f Sagen 126 Nr. 165. «2) S t r a c k 34 ff.; S c h e i b l e Kloster 12, 1048; A D B . 19, 369 von L u d e c u s Math., der eine Geschichte der Hostienblutsverehrung zu Wilßnagk schrieb. •3) Vgl. auch F r i e d b e r g 60. Zu den Reliquien des Passionsb.es s. W e t z e r und W e 1 1 e 2 2,928 ff. " ) Unter den älteren NachWissenrichten ist am obj ektivsten F l e c k schaftl. Reise durch Italien I I , 1 , 117 ff. 6ä) K o h l r u s c h Sagen 339. , e ) ZfVk. 20 (1910), 387. «') H ö h n Tod 311. «8) Urquell 3 (1892), 147. Stemplinger. (mit Nachträgen von E. Hoffmann-Krayer). B l ü t e s.

blühen.

Blutegel. 1. B i o l o g i s c h e s . Ä h n l i c h w i e den A a l (s. d.) g l a u b t d a s V o l k a u c h den z u d e n R i n g e l w ü r m e r n gehörigen B . ( H i r u d o medicinalis) a u s P f e r d e - oder W e i b e r h a a r e n e n t s t a n d e n , die l a n g e i m W a s s e r lagen 1). A l s imaginärer Gehirnwurm hat er i m G e h i r n des M e n s c h e n seinen S i t z (s. W u r m ) u n d v e r u r s a c h t G e i s t e s s t ö r u n g e n 2 ). D a s realistische V o r b i l d dieses i m a g i n ä r e n E g e l s ist n a t ü r l i c h n i c h t der B . , sondern der zu den S a u g w ü r m e r n gehörige L e b e r e g e l ( D i s t o m u m h e p a t i c u m ) , der z w a r n i c h t i m Gehirn, w o h l a b e r — w i e s c h o n der N a m e s a g t — in der L e b e r verschiedener Haustiere schmarotzt und, w e n n er sich v e r m e h r t , n a m e n t l i c h bei S c h a f e n , die s o g e n a n n t e E g e l s e u c h e oder L e b e r f ä u l e e r z e u g t 3 ) . Es g i b t übrigens einen w i r k l i c h e n G e h i r n w u r m , d. i. die 46

»443

Blutkugel

L a r v e eines B a n d w u r m s , der bei S c h a f e n die D r e h k r a n k h e i t h e r v o r r u f t (s. W u r m ) . A u f diesen p a t h o l o g i s c h e n E g e l b e z i e h t sich b a y r i s c h e g e 1 n im Sinne v o n „ b e sinnungslos s e i n " , „ t a u m e l n " , „ p h a n t a s i e r e n " 4 ). A b e r a u c h im U n t e r l e i b e des Menschen k a n n er sich einnisten u n d als „ F e u e r i g e l " ( „ I g e l " hier = Egel) H i t z e und K o l i k v e r u r s a c h e n . Im D o r f e L a n g e n h o l d i n g h a u s e n (Siegerland), h e i ß t er äbißdtr, d . h . A n b e i ß t i e r , in a n d e r e n D ö r f e r n derselben G e g e n d bloddir „ B l u t t i e r " 5 ). 1 ) Urquell 4, 159. s ) H ö f l e r Krankheitsnamen 109; WS. 7, 135. *) M a r z e i l Pflan4 zennamen 172 Nr. 76. ) S c h m e l l e r BayWb. 1, 52. 6 ) J . H e i n z e r l i n g Wirbellose Tiere (Siegen 1879). 2. V o l k s m e d i z i n . D e r B . spielt s c h o n in der Medizin des A l t e r t u m s eine sehr b e d e u t e n d e Rolle. B e i den a l t e n J u d e n w u r d e n gegen M i l z a n s c h w e l l u n g g e t r o c k n e t e B . in den W e i n g e l e g t u n d g e t r u n k e n 6 ) . 63 v . C h r . f i n d e n wir ihn als gewöhnliches Mittel zur B l u t e n t z i e h u n g 7 ) bei vielerlei K r a n k h e i t e n , w i e Pleuritis, Epilepsie, H u n d s w u t . P l i n i u s e r z ä h l t v o n einem Mann, der sich B . a n die K n i e gel e g t h a t t e 8 ) . B e d i e n t e m a n sich so des T i e r e s einerseits als H e i l m i t t e l s , so g a l t es andrerseits als l e b e n s g e f ä h r l i c h . V i e l e klassische Schriftsteller w i e Cassianus, Columella, Plinius g e b e n M i t t e l a n f ü r den F a l l , d a ß ein Mensch oder ein S t ü c k V i e h beim T r i n k e n einen B . v e r s c h l u c k t 9 ) . I m v o r r ö m i s c h e n G e r m a n i e n w a r der h e i l m ä ß i g e G e b r a u c h des B . s n i c h t üblich, w e n n a u c h das T i e r selbst, a h d . egala m h d . egele, egel w o h l schon b e k a n n t w a r 1 0 ). W a n n m a n a n f i n g , ihn z u Heilz w e c k e n zu g e b r a u c h e n , l ä ß t sich n i c h t feststellen. So viel ist sicher, d a ß sowohl Ä r z t e wie L a i e n d a v o n ü b e r z e u g t w a r e n , der B . s a u g e das u n g e s u n d e B l u t weg, wie dies aus Stellen bei T h o m a s v o n C h a n t i m p r i und K o n r a d v o n M e g e n b e r g h e r v o r g e h t u ) . B e i den N o r d g e r m a n e n w a r der A d e r l a ß d u r c h B . sehr beliebt, w o r a u f n o c h h e u t e im E n g l i s c h e n der N a m e des B . s h i n w e i s t : lech < a l t e n g l . leece „ H e i l e n d e r , A r z t " 1 2 ). D i e V e r w e n d u n g des Tieres zur B l u t e n t z i e h u n g erh ä l t sich nicht nur in der V o l k s - , sondern a u c h in der w i s s e n s c h a f t l i c h e n Medizin

1444

bis in die neuere Zeit. W e l c h e r M i ß b r a u c h mit d e m „ E g e l s e t z e n " g e t r i e b e n w u r d e , ist allgemein b e k a n n t . Die B e l i e b t h e i t des B.s e r k l ä r t sich a u s dem G l a u b e n , m i t dem B l u t e s c h w ä n d e jede U n r e i n i g k e i t aus dem K ö r p e r 1 3 ) . H a u p t s ä c h l i c h w a n d t e m a n das T i e r bei L u n g e n e n t z ü n d u n g e n oder sonstigen g r o ß e n Entzündungen a n u ) . B e i Z a h n s c h m e r z e n setzte m a n den E g e l in den Mund, sonst a u c h in den S c h l u n d , j a selbst in die V a g i n a 1 5 ). D e m H e r z e n d u r f t e das T i e r nicht n a h e k o m men, da m a n sonst b e f ü r c h t e t e , es s a u g e das „ H e r z b l u t " aus 1 6 ). A u c h gegen H a a r a u s f a l l 1 7 ) und W a r z e n 1 8 ) v e r w e n d e t e m a n den E g e l . •) H o v o r k a - K r o n f e l d 2,268. ') Daher heißt der B . im Altgriech. ßisXXa von ßiiXXeiv „saugen", lat. sanguisuga, das das altital. hirudo verdrängte. Vgl. die steirischen Namen Blutsugel, Blutsutzel (Unger-Khull). s) K e l l e r Antike Tierwelt 2, 502 f. ») K e l l e r a.a.O. " ) H o o p s Reallex. i, 295. " ) Ebd. " ) S c h ü t t e Dänisches Heidentum 143. " ) H o v o r k a - K r o n i e 1 d 1, 88. ») ZföVk. q, 241. ») H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 389. 1S) Ebd. 2, 26. " ) S t a r i c i u s Heldenschatz 480 f.; ZfVk. 8, 179. ») S t e m p l i n g e r Sympathie 15. 3. S o n s t i g e r A b e r g l a u b e . In O l d e n b u r g h ä l t m a n d a s T i e r als W e t t e r p r o p h e t e n in W a s s e r f l a s c h e n ( R u h e = g u t e s W e t t e r , U n r u h e = schlechtes W e t ter) 1 9 ). Ä h n l i c h e s wird aus M e c k l e n b u r g b e r i c h t e t ao ). V o n B . n zu t r ä u m e n ist ein g u t e s Zeichen, es d e u t e t auf p e k u n i ä r e n Gewinn21). D a s S c h r ä t t e l i (Alp) k a n n a u c h die G e s t a l t eines B . s a n n e h m e n M ) . " ) S t r a c k e r j a n 2, 17 Nr. 402. M) B a r t s c h Mecklenburg 2, 206. " ) Urquell 1, 203 Nr. 3. " ) L a i s t n e r Sphinx 1, 44. Riegler. B l u t k u g e l . U n t e r B . n v e r s t e h t der J ä g e r Z a u b e r g e s c h o s s e , die, losgefeuert, B l u t h a b e n müssen. Sie treffen, selbst blindlings in den W a l d abgeschossen, das W i l d ; f i n d e n sie keines v o r , so sausen sie gegen d e n S c h ü t z e n u n d t r e f f e n diesen x ). N a c h T i r o l e r A b e r g l a u b e n m u ß m a n die B . in der C h r i s t n a c h t auf einem K r e u z w e g e zur M i t t e r n a c h t s s t u n d e gießen, ohne sich v o n dem dabei auftretenden Teufelsspuk s c h r e c k e n zu lassen 2 ). Ein ausführliches R e z e p t zur H e r s t e l l u n g v o n B . n ist u n s

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Blutregen

aus Westböhmen überliefert 3 ). In Steiermark verbindet sich die Anschauung von den B.n in der Form mit dem Glauben an Freikugeln (s. d.), daß man annimmt, letztere müßten noch am Tage ihrer L a dung auf „etwas von Fleisch und B l u t " abgeschossen werden; wenn nicht, gehe der Schuß auf den J ä g e r selbst und überliefere ihn dem Teufel 4). In rheinischen Sagen 5 ) unterscheidet sich die B . nur noch durch ihren Namen von einer Freikugel. Joh. Ludw. H a r t m a n n Neue Teuffels-Stücklein (Frankfurt 1678), 35; Der Gewehrgerechte Jäger (Stuttgart 1762), 239; vgl. noch H a r t m a n n a. a. O. 19 = G r ä s s e Jägerbrevier 2 (Wien r869), 154; F r . K i n d Freischützbuch (Leipzig 1843), 223. 2) Z i n g e r l e 3 Tirol 193. ) ZföVk. 1 1 , 174 = John Westböhmen* 325 unten. *) A n d r i a n Alt5 aussee 132. ) S c h e l l Bergische Sagen2 250 Nr. 668; Gottfried H e n ß e n Neue Sagen aus Berg und Mark (Elberfeld 1927), 77; desgleichen in einer Ueberlief erung aus der Schweiz: SchwVk. 17 (1927), 66. Seemann*

Blutregen. Unter B . (auch Wunderregen, Staubregen usw. genannt) ist ein meist rötlich gefärbter Staubfall zu verstehen, der sich aus Kieselsäure, Tonerde, Eisen- und Kupferoxyden in feinsten Teilen zusammensetzt. E r ist ein Verwitterungsprodukt der Sahara, wo er durch ungeheuere Winde in einer Ausdehnung von ca. 10 Breitengraden aufgewirbelt und im westlichen Küstengebiet Afrikas niedergeschlagen wird. Durch hohen Luftdruck wird zuweilen ein Teil dieser Staubmassen in hohe Regionen emporgehoben, hier von andern von S. nach N. streichenden Winden mitgerissen und über Südeuropa, gelegentlich auch über Nordeuropa abgelagert, zuweilen mit Regen untermischt, aber auch trokken. Nach Verdunstung des Wassers bleiben vom Staubregen die Staubsubstanzen in rötlicher oder gelblicher Farbe zurück. Diesem durch P a s s a t s t a u b gebildeten B . steht der d u r c h T i e r e hervorgerufene B. gegenüber, der dadurch hervorgerufen wird, daß B i e n e n und S c h m e t t e r l i n g e beim Ausfliegen bzw. Auskriechen aus der Puppe einige Tropfen Blut lassen. Ferner veranlaßt das massenhafte Auftreten der B l u t -

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a l g e sowie der Wundermonade roten Flüssigkeitsfall Der B . ist als P r 0 d i g i u m von allen antiken Völkern, den Arabern und den Völkern des abendländischen MA.s anerkannt worden. Vor allem den Römern galt, wie aus der zu vielen Jahren römischer Geschichte von Livius gegebenen Prodigienliste hervorgeht ( X X I I 1 ; X L I I I 13), der B. — meist übrigens mit Meteorfall und Erdbeben verbunden — als Wunderzeichen des Himmels, das entweder den Zorn der Gottheit ankündigte oder Krieg bzw. ein anderes Unglück als dem Staate drohend ansagte (vgl. die Prodigien bei Caesars Ermordung: Ovid. Met. X V 788: saepe inter nimbos guttae cecidere cruentae). Die erste Nachricht von einem B. in Deutschland stammt aus dem Jahre 640. Auch in Deutschland wurde B. im allgemeinen als böses Wunderzeichen Gottes aufgefaßt. Mit Weihungen und frommen Stiftungen suchte man den Zorn Gottes zu versöhnen. Da so die Kirche diesen Wunderzeichen Beachtung zu schenken scheint, wird der an den B. anknüpfende deutsche Aberglaube auf antiken Einfluß zurückgehen und mit der Christianisierung nach Deutschland gekommen sein. Auch für die Deutschen bezeichnete B . vor allem kommenden K r i e g . Als Guis nach Spanien auszog, regnete es Blut, wie wir in den Chansons de geste lesen. Erasmus Franziscus „ L u f t k r e y s " berichtet zum Jahre 1668, daß auf den in dieser Zeit beobachteten B. der Krieg zwischen Deutschland und Frankreich gefolgt sei. — Ob die Verse in Schillers Wallenstein: „ U n d aus den Wolken blutigrot, hängt der Herrgott den Kriegsmantel runter" hierher gehören, bezweifle ich; ich möchte sie lieber auf das Krieg kündende Abendrot (s. Abendröte) deuten. Außer Krieg und Blutvergießen weissagte man aus niedergefallenem B . gelegentlich auch die P e s t. In diesem Sinne deutete man den 1646 in Schäßburg in Siebenbürgen niedergegangenen B . Den 1349 in Süddeutschland und Österreich beobachteten B. sühnte man in Kelheim a. Donau, wie Lycostenes in seinen 46*

Blutsauger—Blutsbrüderschaft

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Prodigia berichtet, durch einen steinernen Tempel, den man „ z u m heiligen B l u t e " benannte, wohl mit Beziehung des B.s auf das B l u t Christi. Gelegentlich begegnet sogar die Nachricht, daß man die Erscheinung, zumal mit Blitz, Donner und S t u r m wahrgenommen, als A n k ü n digung des jüngsten Gerichts a u f f a ß t e . Die Vorstellungen sind bis auf unsere Zeit unverändert im Volksmunde weiter überliefert worden. A u s Böhmen-Mähren und andern deutschen Gebieten ist immer die Vorstellung v o m K r i e g und B l u t v e r gießen als Folge v o n B . zu belegen 2 ). x) E h r e n b e r g Passatstaub u. B. in Abhdl. Berl. A k . 1847; H e l l m a n n und Meinardi Der große Staub fall vom 9 . — 1 2 . 3. 1901. Abhdl. Berl. A k . 1901; HandWb. d. Naturwiss. 1 (Jena 1912), 623 s. v . Passatstaub. Einzelbeobachtungen lokaler Art in Meteorol. Zeitschrift 1903. 2) Viel Material zu datierten B . erscheinungen findet man bei E h r e n b e r g 1. c., ferner bei L y c o s t e n e s Prodigia (stets in Verbindung mit Krieg). Ich verweise auf die Notizen zu folgenden Jahren (die A n gaben in der Klammer bezeichnen den Ort, wo der B. beobachtet wurde): 541 (Gallien), 1114 (Oberitalien), 1165 (Dali [England]), 1137 (ohne Ortsangabe), 1531 (Lissabon) 1539 (Belgien), 1542 (bei Warendorf [Westfalen]), 1552 (Frankreich). Vgl. auch A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 73 (mit vielen Zitaten); K e l l e r Grab des Aberglaubens 3, 167 f.; 4, 90 ff.

Stegemann.

Blutsauger s.

Nachzehrer.

Blutsbrüderschaft. 1. Der blutsfremde G o t t Loki, der in die Gemeinschaft der Asen A u f z u n e h mende, wird Odins Blutsbruder ^ . D e n n B l u t m i s c h u n g bildete bei den Germanen wie auch anderswärts das gebräuchliche Zeremoniell des Friedens- oder Freundschaftsschlusses (s. Frieden) 2 ). Die zugrunde liegende Vorstellung ist uralt. Ein B l u t b ü n d umschließt die Volksgemeinschaft 3 ) und u m f a ß t auch den G o t t des Stammes 4), von welchem die Helden und Könige oft direkt abzustammen g l a u b e n , ein Glaube, der auf totemistischer Stufe am deutlichsten ausgeprägt erscheint 6 ). Gemeinsame sakramentale Mahle, bei welchen ein Opfertier (häufig der Gott selbst) verzehrt und sein B l u t getrunken wird, dienten der Erinnerung und V e r s t ä r k u n g dieses Blutbandes. -Wer

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nun in ein enges Friedens- und Freundschaftsverhältnis mit einer Einzelperson, einer Sippe oder einem V o l k e treten will, muß künstlich gleichen Blutes gemacht werden, eben durch den B l u t b u n d , der das wichtigste und älteste Element der Gruppenbildung gewesen i s t 6 ) . 1) S i m r o c k Mythologie 14. 2) Ebd. 226; V i s s c h e r Naturvölker 2, 151. 3) H a r t l a n d Primitive Paternity 1, 258 ff. ; W u n d t Mythus u. Religion 1, 431, 578. 4) R e u t e r s k i ö l d Speisesakramente 16. 76; 1. Mose 34,15t. 6) v . G e n n e p Le problème du totemisme. 6) G u t m a n n Recht der Dschagga 252 ff. ; Urquell 3 (1892), 82; H e r o d o t 4, 70; S c h w e n n Menschenopfer 198.

2. D a nach animistischer A n s c h a u u n g (s. Animismus) auch kleinste Teile den Seelenstoff übertragen, insbesondere beim B l u t in jedem einzelnen Tröpfchen „ d i e Seele", das „ L e b e n " 7 ) stecken k a n n 8 ) , so genügt schon der A u s t a u s c h einer verhältnismäßig kleinen Blutmenge, u m das B a n d der Bluteinheit um die Wahlbrüder herzustellen. A l s einseitiger B l u t b u n d , wobei der andere Partner ein übernatürliches Wesen ist, ist die Beschneidung zu w e r t e n 9 ) . B e i m zweiseitigen B u n d besteht o f t die Sitte, gegenseitig einige Tropfen Blutes zu trinken, ursprünglich ohne jede Beimischung 10 ), später meist mit W e i n u ) v e r m e n g t . Ein N a c h k l a n g dieses Brauches ist das „ B r u d e r s c h a f t t r i n k e n " , wobei noch in späterer Zeit studentische Kreise des Blutzusatzes nicht vergaßen. Einen einseitigen Blutbund schließt auch der T e u f e l mit dem Menschen, der sich mit seinem eigenen Blute in des Teufels Buch (das Gegenstück zu dem göttlichen Buch des Lebens) eintragen muß (Faust). E c h t germanisch ist der Ritus, daß beide Freunde ihr B l u t in eine Grube zusammenrinnen lassen, daß es sich mit der E r d e (ist die Erde hier der dritte Bundespartner?) v e r m i s c h e 1 2 ) . Oervarodd und H j a l m a r treten unter den Rasen und lassen ihr B l u t in ihrer Fußspur zusammenfließen. Solche F u ß s p u r zeigt dann, j e nachdem sie sich mit Erde, Wasser oder B l u t füllt, das Ergehen des andern 1 3 ). B . erzeugt das engste Freundschaftsband, das bis über den Tod verpflichtet u ) .

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Blutschande

Wollen zwei Freunde in die Ferne sich Nachricht geben, so lassen sie in gegenseitig gemachte Narben Blut voneinander träufeln; wenn einer in vorher verabredeter Zeichengebung in die Narbe sticht, spürt es dann der andere. ') 2. Mose 4 , 2 5 8) R o c h h o l z Glaube i, 4 o f f . •) L i p p e r t Christentum 2 5 . 83. 1 0 ) Urquell 3 (1892), 83. n ) L i p p e r t Christentum 6 8 7 ; Ciszewski Künsil. Verwandtschaft 60 f f . ; K i r c h e r Wein 79. i a ) G r i m m RA. 1 , 2 6 5 f f . " ) R o c h h o l z Glaube 1, 5 2 . " ) E . H . M e y e r German. Mythol. 7 2 ; vgl. im a l l g e m e i n e n - . H e l l w a l d Ethnogr. Rösselsprünge 3 2 7 f f . ; H a r n m a r s t e d t Brorshal och blodsfärbund in F a t a b u r e n 1908, 2 2 0 f f . ; S t r a c k Blut 2 2 f f . M. B e t h .

Blutschande ist eine Verletzung der von der Gesellschaft vorgeschriebenen Regeln der geschlechtlichen Beziehungen, insbesondere eine Übertretung der Eheverbote zwischen Verwandten gewisser Grade, wobei freilich der Kreis £>ei verschiedenen Völkern sehr verschieden weit gezogen wird. Schon die Primitiven legten der Korrektheit der sexuellen Beziehungen den größten Wert bei. 1 . Die ganze totemistische Organisation ist auf der Voraussetzung aufgebaut, daß der Stamm mit seinen verschiedenen Unterabteilungen den Kosmos repräsentiert und daß es zur Erhaltung des Gleichgewichtes der Natur notwendig ist, daß immer ein Glied der einen Stammeshälfte ein Glied der anderen Stammeshälfte heirate, bzw. mit ihm in geschlechtliche Beziehung trete, damit der entsprechende magische Einfluß auf den Kosmos ausgeübt w e r d e 1 ) . Tritt im Gegenteil ein Mitglied des Stammes in geschlechtliche Verbindung mit einem anderen Mitglied, das zu heiraten ihm verpönt ist, so ist die Folge davon ein vernichtender Einfluß auf die Harmonie des Weltalls, insbesondere auf die Wohlfahrt des Stammes 2 ). Solche B. wird bei den primitiven Völkern mit grausamsten Mitteln ausgetilgt: die Frevler werden verbrannt 3 ), ertränkt 4 ), lebendig begraben 5 ). Auch aus Irland sind Sagen überliefert, daß Münster im 3. J h . unserer Zeitrechnung von einem schweren Mißwachs und anderem Unglück heimgesucht worden sei, und zwar infolge der von dem König mit seiner

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Schwester begangenen B . Diese konnte nur dadurch gesühnt werden, daß die zwei Sprossen dieser unheiligen Verbindung verbrannt und ihre Asche ins Wasser geworfen wurde 6 ). Eine andere irische Legende erzählt von der B . des Cairbre Muse mit seiner Schwester. Hier mußten die Sprossen wohl außer L a n d gebracht werden, konnten aber durch einen merkwürdigen Ritus Entsühnung finden 7 ). Auch nach deutschem Glauben bringt B . Unglück, nicht nur denen, die sie begehen, sondern auch denen, welche nach ihnen z. B . dasselbe Haus bewohnen 8). Die Strafe der B . war der Tod durch E i n mauern 8 ). Über das Grab hinaus finden solche Frevler keine Ruhe 10 ). Eine bezeichnende Sage erzählt, daß die K ö p f e der Grabfiguren auf dem Leichenstein eines solchen Geschwisterpaares immer wieder verschwunden seien u ) . ') Beth Die Exogamie bei den Naturvölkern. B e r i c h t der anthropologischen Gesellschaft (1912). ') F r a z e r Psyches Task 44 f f . : S o p h o c l e s Oedipus Tyrannus 2 2 ff. 95 f f . ; ') L e v i t i c u s 20, 1 4 ; C. H . W . J o h n s Bdbylonian and Assyrian Laws, Contracts and Let4 ters 5 4 und 56. ) G. J . v a n D o n g e n De Koeboes, B i j d r a g e n tot de T a a l - , L a n d - en V o l kenkunde v a n Neederlandsch-Indie (1910), 2 9 3 . 6 ) G . A . W i 1 k e n Verspreide Geschritten 2, 4 8 1 f. ') P . W . J o y c e Social History of Ancient Ireland 2 (London 1903), 5 1 2 f f . ') J o h n R h y s Celtic Heathendom (London a n d E d i n b u r g h 1888), 3 0 8 ' f f . ») S t r a c k e r jan i , 46. •) G r o h m a n n Sagen 42. 10 ) Schell Bergische Sagen 405 N r . 20. ") G r i m m DS. 2 5 3 N r . 3 5 7 .

2. Die Gruppe jener Menschen, welche zueinander in einem solchen Verhältnis gedacht werden, daß eine geschlechtliche Beziehung zwischen ihnen ausgeschlossen werden soll, umfaßt bei totemistischexogamischen Stämmen sowohl Menschen, welche nach unseren Begriffen in einem ebenfalls die Ehe ausschließenden Verwandtschaftsverhältnis, wie auch solche, welche überhaupt nicht in einer Blutsverwandtschaft, sondern nur in einer totemistischen Verwandtschaft zueinander stehen. Andererseits kann es dort geschehen, daß Verbindungen gebilligt werden, welche nach unseren Begriffen ganz unmöglich sind, so daß der Großvater mit der Enkelin oder die Groß-

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Blutschink-: —Blutsegen

1452

von Fällen überliefert, wo zur Erzielung mutter mit dem Enkel in geschlechtliche eines besonderen E f f e k t e s auf der J a g d 22) Beziehungen treten können 1 2 ). A b e r nicht oder bei anderen Gelegenheiten 2 3 ) ein A k t nur solche T o t e m v e r w a n d t s c h a f t s c h a f f t wirklicher B. v e r ü b t werden muß. A u c h Ehehindernisse, sondern auch das B l u t in der deutschen Mythologie spielt die band (s. Blutsbrüderschaft) durch B ü n d B. in der Wölsungensage eine eigentümnis ohne wirkliche V e r w a n d t s c h a f t 13 ), liche Rolle, indem sie sowohl die höchste j a die zufällige Berührung mit dem B l u t e Blüte als auch den U n t e r g a n g des Gedes anderen 14 ). Weiterhin wird auch das schlechts herbeiführt. Band, welches durch Schwägerschaft ein18) Genesis 19, 30—48; G u n k e l tritt, als ein geschlechtliche Beziehungen -, Genesis 217 f. ") R o s c h e r Lexikon 1,69. s0) W i l ausschließendes sehr häufig a u f g e f a ß t l s ) . k e n Die Ehe zwischen Blutsverwandten, Globus A u c h die Milchbruderschaft wirkt bis59, 8. 20. 35; E r n s t K o r n e m a n n Die weilen in dieser R i c h t u n g 1 6 ) . Bei den Stellung der Frau in der vorgriechischen MittelSüdslaven ist B l u t v e r w a n d t s c h a f t Ehemeerkultur (Orient und Antike, Heft 4) 1927. ") S p e n c e r and G i 11 e n The Native hindernis bis zum achten bzw. neunten Tribes of Central Australia 92 ff. 97 f f . ; D i e s . Grad, eine nahezu V e r w a n d t e zu heiThe Northern Tribes of Central Australia 136. raten, bringt Unglück über das ganze " ) F r a z e r Psyches Task 57. " ) E b d . 59. Haus, verkrüppelte Kinder gelten noch M. Beth. heute dort als Strafe dessen. Blutschink. Tiergestaltiger Wasserdä" ) S p e n c e r and G i 11 e n Native Tribes mon in Tirol und K ä r n t e n , erscheint als of Central Australia 63, 73; W e s t e r m a r c k Bär, auch halb Bär, halb Mensch. Seinen History of Human Marriage 1, 40 ff. 13 ) H a r t l a n d Primitive Paternity 1, 261. u ) E b d . Namen hat der B . nach seinen stets blu" ) W e s t e r m a r c k History of Human Martigen Füßen. Man warnt vor ihm die Kinriage 151 ff. " ) K r a u ß Sitte u. Brauch 14. d e r 1 ) . — Der B. überfällt die Menschen ") Ebd. 172. 197. 221. im Schlaf, w ü r g t sie und schleppt sie in 3. Andererseits aber gibt es genug Beden See 2 ). — Der Vergleich mit Grendel richte v o n Verbindungen, welche wir als liegt n a h e 3 ) . blutschänderisch auffassen würden. Eine ') ZfdMyth. 1, 237; 3, 30 Nr. 21. *) A l p e n der bekanntesten ist die v o n den Beziehungen L o t s mit seinen T ö c h t e r n 1 8 ) , zwischen S m y r n a und M y r h a 1 9 ) . Diese Verbindungen sind zum Teile sicherlich dadurch erklärlich, daß gerade im Mittelmeerkulturkreis sich ziemlich lang die Endogamie (s. Mutterrecht) erhalten haben muß, welche in Ä g y p t e n bis in unsere Zeitrechnung hinauf im Königshause die Regel blieb 20). A b e r auch in streng exogamischen Ländern wird bei gewissen Feierlichkeiten und zu gewissen Zwecken, so insbesondere bei den magischen Fruchtbarkeitsriten und bei den Jünglings- und Mädchenweihen die sonst so strenge T r e n n u n g zwischen den verbotenen Graden aufgehoben und gerade die sonst verbotenen Beziehungen müssen z u m magischen Z w e c k vollzogen werden. Freilich wird hiebei ein Verkehr zwischen wirklichen B l u t s v e r w a n d t e n in unserem Sinne bisweilen noch immer vermieden 21 ). A b e r auch diese Regel gilt nicht ausnahmslos, und es ist eine ganze Reihe

burg

Tirol 58 ff. 421; H e y 1 Tirol 791 Nr.

179. 8) S i m r o c k Mythol. 418; n e r Nebelsagen 90.

LaistRanke.

Blutsegen 1 ) . Segen, die rinnendes B l u t (aus W u n d e n , Nase, menses) still e n sollen (s. Wundsegen). Einige Segen werden bald als B.-, bald als W u n d s e g e n verwendet. Deutsche und (christl.-) lateinische B.- und W u n d s e g e n liegen durch tausend Jahre v o r ; ein deutscher aus dem 10. Jh. ist der Trierer: „ C h r i s t uuarth g i u u n d " usw. 2 ) (die Sprachform weist vermutlich auf eine ältere Vorlage); ein lateinischer u m 900 der sog. „ J o r d a n s e g e n " (s. d.). — Die H a u p t m o t i v e lassen sich z u m Teil nach dem Prinzip des zugrunde liegenden (ausdrücklichen oder latenten) Vergleiches ordnen. *) Lit. s. Wundsegen. ') ZfdA. 52, 171. 1. Vergleich des S t e h e n s (Wasser o . a . stand oder steht, B l u t steht). * So schon in einigen Blutsprüchen aus dem klass. A l t e r t u m , z. B. „sisti debere cruo-

1453

Blutsegen

rem, ut lapis ille (ein Mühlstein) v i a e solitos iam destitit o r b e s " 3 ) ; solche einfache Vergleiche sind aber in deutschen B . (und Wundsegen) sehr selten; f a s t immer gilt der Vergleich einem biblischen oder fiktiven Vorfall. Das Blut soll stehen a) wie der J o r d a n (s. Jordansegen). b) Wie C h r i s t u s a m K r e u z e 4 ) , z. B . ,,Blude, du mußt stille stan, wie Jesus am Kreuze stand" 5 ). Dieser weithin bekannte 6 ) Segen ist urspr. sicher lateinisch, in dürftigen Reimen, v e r f a ß t : „ S t a n s (Sta) sangwis in te — sicut stetit J e s u s in se, stans sangwis fixus — sicut J . stetit crucifixus, st. s. in tua vena (vena tua) — sicut J . stetit in morte sua (auch: in sua pena)", von 1 3 4 9 7 ) . F a s t in derselben lat. Form war er vom 14. bis ins 19. J h . auch in Deutschland üblich. Deutsche Fassungen liegen seit dem 16. J h . vor, gew. in gekürzter F o r m 8 ) . Das „stetit, s t a n d " will natürlich sagen: (Jesus) „ s t a n d f e s t " , wohl anstatt zu fliehen, oder: statt seiner früheren freien Beweglichkeit. Einige spätere Varianten setzen „ m a n e " f ü r „ s t a " oder sagen (Chr. ist)„gestanden mit hertten banden" 9 ). Das Bild an sich, J . „ s t a n d " , entspricht der bis um 1 2 5 0 in der K u n s t und noch viel später in der Andachtsliteratur üblichen Darstellung (resp. Ausdrucksweise), nach welcher J e s u s am Kreuze nicht „ h ä n g t " , sondern auf einem Fußbrett festgenagelt steht. In einigen modernen Formen, wo dies nicht mehr verstanden wurde, ist dann das „ S t e h e n " auf die Wunden übergeführt, z. B . „ B l u t , stehe still . . . wie . . . Christi hl. fünf Wunden am Kreuze still standen" 1 0 ). c) „ Z u H i e r u s a l e m i m D o h m e dar steiht ein rosenen blome: so stil als die steith, so schal (soll) dith bluth" (J- 1584) n ) ; der Segen scheint auf Norddeutschland begrenzt; hierzu paßt sehr wohl, daß hinter demselben nach Ebermann l x ) die norddeutsche Fassung des Rätsels v o m Ei liegt: „ T o W i t t e n b o r g in'n Doom, dar steit 'ne gäle B l o o m " usw. (ganz anderer Schluß). Der Segner denkt wohl an eine „ B l u t r o s e " auf J e s u Grab (vgl. Dreirosensegen). d) D r e i B r u n n e n . „ I n dem hai-

1454

ligen J o r d a n do stene drei edelen brunnen; der ein flos, der ander gos, der dritt stunde still; also verstehe" (usw.), 16. J h . 1 3 ) , mit dem Anfang „ I n Gottes Reich stehen" später durch ein gedrucktes Buch verbreitet 1 4 ) (die älteste bekannte Fassung, 15. J h . , scheint von den Dreiblumensegen beeinflußt) 1 5 ). — Liegen die zwei Jordanquellen, über die im MA. öfters geschrieben wurde, dahinter? 3 ) S e r e n u s S a m m o n i c u s De medicina v. 651 (Poetae latini minores ed. B a e h r e n s III). 4) Lit.: E b e r m a n n Blutsegen 75 ff.; Ohrt Vrid og Blod 128 ff. ') B a r t s c h Mecklenburg 2, 375 Nr. 1754. •) Ital. : P r a d e 1 Gebete 24; ndl.: E b e r m a n n Blutsegen 77; engl. : G 1 y d e The Norfolk Garland 39; nord.: O h r t Danmarks Trylleformler 1 Nr. 100; B a n g Norshe Hexeformularer Nr.- 1 2 5 5 ; finnisch: L e v 6 n Verensulkusanat 58 ff. ') S c h ö n b a c h H S G . Nr. 848; vgl. z . B . B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 5 1 4 ; T h i e r s Traité 1 , 4 6 9 . 8) Urquell N . F . 2, 102 und (als Wurmsegen) B a r t s c h Mecklenburg 2, 25 (16. Jh.); J a h n Pommern 69; K u h n und S c h w a r t z 438 usw. ') S c h ö n b a c h H S G . Nr. 918. 10) W u t t k e § 230. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 18. Andere Belege: E b e r m a n n Blutsegen 1 1 0 ff. l 2 ) E b e r m a n n ebd. " ) Urquell N . F . 2, 105. « ) Z. B. WürttVjh. 13, 2 1 8 Nr. 258. 16 ) E b e r m a n n 70. 107.

2. G l e i c h h e i t im W i r k e n oder V e r l a u f (Heilung damals, Heilung jetzt o. ä.). a) E l i a s : epischer deutscher Segen, im 1 4 . — 1 6 . J h . belegt. Elias „ s a z in der ainöde" und rief zu Gott wegen seines Nasenblutens: „betwing dicz pluot, als du betwunge den J o r d a n , ê daz dich S. J o h a n s dar us t a u f f e t " 1 S ). Vgl. 1. Kön. 19, 4 mit 20, 37 f. oder vgl. 1. Kön. 17, 1 (Luc. 4, 25) ? b) Der Name V e r o n i c a will an die Geschichte des blutflüssigen Weibes, Matt. cap. 9, erinnern; mit dieser Person wurde nämlich Veronica (das Weib mit dem Schweißtuch Jesu) schon in den Gesta P i l a t i 1 7 ) gleichgesetzt. Als B . f a s t nur in (byzant. M ) u.) lat. gefaßten Texten; in einer Trierer Hs. schon im 10. J h . „nomen Beronice" mit Zitierung von Matt. 9, 21 1 9 ). c) Hierher gehört weiter das Wort „ C 0 n s u m m a t u m e s t " oder „ E s ist vollb r a c h t " , (lat.) vom 14. J h . a n 2 0 ) ; alte

Blutstein

1455

Aufzeichnungen v o n „Christus wund und wieder g e s u n d " , gew. als W u n d segen (s. d.); endlich D r e i f r a u e n - , Dreiblumen-, Dreirosensegen, Philipp von Flandern ( T u m b o ? ) (s. diese). ") MSD. 2, 275 f.; vgl. AfdA. 1865, 350; Urquell N.F. 2, 105; J ü h l i n g Tiere 288 usw.; anders griech.: Catalogus codd. astrol. VI App., 88.") Evang. Nicodemi A cap. 7.18) Nicolai M y r e p s i (13. Jh.) Medicamenta, trad. F u c h s (Basel 1549), 118. ") S t e i n m e y e r 392; F r a n z Benediktionen 2, 510 f.; vgl. S c h ö n b a c h H S G . Nr. 730.1009.

20

) Vgl. J a c o b y

in Ons Hemecht 1924, 18; auch Germania 24, 73 (i5- Jh.); B a r t s c h

Nr. 1764.

Mecklenburg

2, 376

3. G e g e n s a t z , a) C h r i s t i B l u t — dieses B l u t : „ I c h b e u d t . . . bei dem hl. rosenfarben bluet, das . . . Christo durch sein hl. fünf wunden w n d t (lies: w u d t „ w a t e t e , f l o ß " ) , das du still stest . . . " 21 ), 16. J h . ; eine Parallele aus dem 14. Jh. 2 2 ) hat diese Pointe nicht. b) A d a m s B l u t — C h r i s t i B l u t 2S ), vgl. R o m . 5, 9. 12. 17. V o n der hl. Hildegard im 12. Jh. empfohlen und v e r m u t lich auch v e r f a ß t : „ I n sanguine Adae orta est mors, in sanguine Christi extincta est mors; in eodem s. Chr. impero t i b i " etc. 24 ). Verdeutschungen 1 5 . — 1 9 . J h . ; auch englisch 2S ). c) W a s s e r s t e h — B l u t g e h 26 ) (nach Joh. 19, 34?). L a t . vereinzelt im 14. Jh. „ S a n g u i s (sc. Veronicae, von der der A n f a n g des Segens spricht?) obstitit, unda p e r f l u i t " 27 ). Deutsch viele aber späte Aufzeichnungen; entweder k u r z : „ B l . steh, W . g e h " ; oder mit epischer (recht ungeschickter) Einleitung, wie „ I c h ging durch eine Gasse, da fand ich B l u t u. W a s s e r " 2 8 ) ; auch ,,. . . Christus ging über die Brücke, das B l u t floß wie W a s s e r " 29). 4. O h n e V e r g l e i c h einer heilkräftigen Macht wird erwähnt. Hier ist bes. zu merken: Die „ g 1 ü c k s e 1 i g e (n) S t u n d e(n)" oder Orte (s. d.) s. a. B l u t s t e i n , Blutstillen. ") Urquell N.F. 2, 103. ") ZfdA. 13, 216. " ) Lit.

Ebermann

Blutsegen

78 ff.

mit

Belegen; F r a n z Benediktionen 2, 511 f. ") F r a n z ebd.; vgl. S c h ö n b a c h HSG. N r . 921 (14. J h . ) .

") D a l y e l l

The

darker

superstitions

1456 of Scotland

320. " ) L i t . : E b e r -

mann Blutsegen 64 ff. mit Belegen. ') S c h ö n b a c h HSG. Nr. 730. *8) K u h n

2

Westfalen 2, 197 Nr. 555. >•) E n g e l i e n

L a h n 251.

u.

Ohrt.

Blutstein (Hämatit). Griech. (xö af^a = Blut), mhd. emathites, nhd. B., in der Bergmannssprache „ R o t e r G l a s k o p f " . Der echte B. ist ein Konglomerat, dessen Hauptbestandteil Roteisenstein ist. Seine schwarze Außenseite gleicht geronnenem Blute, man glaubte deshalb, er sei daraus entstanden. In Leonberg heißt er „ G e r o n n e n b l u t s t e i n " . W i r d der Stein abgeschabt oder zers t a m p f t , so tritt seine innere blutrote Farbe hervor, die ihm den Namen B. v e r s c h a f f t e x) und nach dem Grundsatze similia similibus curantur Veranlassung zu dem Aberglauben gab, der Stein sei ein treffliches Mittel bei Blutungen jeder A r t 2 ). Diese Meinung herrschte bereits im A l t e r t u m , geht durch das ganze MA. hindurch und reicht bis in die neuere Zeit hinein 3 ). Man verwendete ihn bei Nasenbluten, vor allem aber bei starken Uterusblutungen der Frauen 4 ). Bei diesen B l u t besprechungen wird er entweder in der rechten Hand g e t r a g e n 6 ) oder aufgelöst getrunken 6 ). A m Lechrain gehört er z u m Handwerkszeug der Hebammen, die ihn, abgeschabt und aufgelöst, der Wöchnerin eingeben 7 ). A u c h wenn eine Frau die Menstruation verloren hat, soll man ihr gepulverten B. eingeben 8 ). In der Volksheilkunde wird der Stein außer gegen Blutungen, Blutgerinnsel, Frauenleiden auch bei Magen- und Nierenbeschwerden u. a. v e r w e n d e t 9 ) . In das Magische gehört es, wenn man den blutigen Schaden unter Hersagen eines Zauberspruches mit dem roten B. bestreicht, oder über einem Gewächse mit ihm das Kreuzeszeichen macht und neunmal mit ihm über die Stelle fährt 1 0 ). Die gelegentliche W i r k u n g des echten H ä m a t i t s als blutstillendes Mittel steht mit seinem Eisengehalt in Verbindung; Eisenverbindungen sind ja noch heute blutstillende Mittel 1 1 ). Als B. gelten auch der B l u t a c h a t , roter M a r m o r , der r o t e J a s p i s ; in der Steiermark und Oberösterreich werden

1457

Blutstillen

diese Steine als A m u l e t t gegen den R o t lauf g e t r a g e n 1 2 ) . Q u e n s t e d t 617; B e r g m a n n i o 2 ; 2) Bohnenberger 1, 23. Gesner d . f . l . 149; L a m m e r t 196; Pollinger Landshut 282; Z f V k . 23 (1913), 256; S t e m p1 i n g e r Sympathie 46; vgl. M a u r e r Island. Sagen 184. 3) P a n l y - W i s s o w a 7, 2215 f.; P 1 i n. n.h. 36, § 144 f . ; M e g e n b e r g Buch der Natur 382; L o n i c e r 59; S c h a d e 1331 f. s. v. ematites; D e M e l y 201. 1 7 9 . 1 8 5 ; Z e d i e r 4 , 2 6 9 f . s . v . B l u t s t e i n ; G r i m m DlVb. 2, 192 f. *) Z e d i e r a. a. O . ; Heimatgaue 1 (1919), 50; A n d r e e - E y s n 139; Z f ö V k . 13 (1907), 102; HessBl. 20 (1921), 33. 5) L a m m e r t 167; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 468 f.; Z f ö V k . a . a . O . ; F o s s e l Volksmedizin 1 4 7 . ' ) Alemannia 31, 181 Nr. 15. ') L e o p r e c h t i n g Lechrain 92. 8) Alemannia a. a. O . ; Z f ö V k . a. a. O. •) M e g e n b e r g a . a . O . ; P e t e r s Pharmazeutik 2 , 1 0 9 ; Z e d i e r a. a. O . ; L e m k e 1 , 5 4 . 10) D r e c h s l e r 2, 288; Hovorka-Kronf e l d 2, 395; F o s s e l a. a. O. 157. n ) G r a12 b i n s k i Mystik 72. ) S t a r i c i u s Heldenschatz (1706), 467; Z f ö V k . a. a. O. 103 und 112 f.; Z a c h a r i ä Kl. Sehr. 348. Über den Blutstein als „Schreckstein" s. dort u. H o v o r k a - K r o n f e l d 2,680; S e l i g m a n n 2, 30. Olbrich.

Blutstillen. B l u t u n g e n zu stillen, gehört zu den wichtigsten Heilmethoden. Das erste Bestreben zielt stets darauf hin, den a u s s t r ö m e n d e n , , L e b e n s g e i s t e r n " Einhalt zu tun, indem m a n das E n t w e i c h e n des kostbaren Lebenssaftes einzudämmen sucht. Die meisten V o r s c h r i f t e n der volkschirurgischen B l u t s t i l l u n g beziehen sich auf die am wenigsten gefährliche Gew e b e b l u t u n g ; spritzende B l u t g e f ä ß e k o m men j a meist nur bei schwereren V e r letzungen vor. Die Volksmedizin k e n n t eine sehr große Zahl b.der M i t t e l ; viele derselben aus dem Pflanzen-, Tier- und Steinreich mögen tatsächlich w i r k s a m sein, viele andere aber abergläubischen (analogischen) A n s c h a u u n g e n entspringen 1 ). In L a n d s h u t z. B . legt man auf die blutende Stelle eine K u p f e r m ü n z e , und v e r w e n d e t m a n Blutstein oder Hundszunge 2 ), anderwärts einfach e t w a s Rotes z. B . Blutstein (s. d.) 3 ), Gauchheil (mit roter Blüte) (s. d.) 4 ), in B ö h m e n bindet man einen Groschen oder Öhr auf die W u n d e , auf die ein Marienbild geprägt ist 5 ), usw. D a s „ A r t z n e y - B ü c h l e i n vor Carl L u d w i g Schneidemann A o

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1768 in P f o r z h e i m " e m p f i e h l t : „ N i m einen K u c h e n L u m p e n , j e schmoziger er ist j e besser es ist, diesen verbrenne zu Aschen, nim und streue sie in die W u n den so stehet das B l u t zur H a n d und w a n n man ein R o ß schneidet und das B l u t nicht k a n gestilt werden, so ist es gewiß gut. Oder auch vor Menschen und V i e h : Schreibe untenstehende Buchs t a b e n mit seinem eigenen B l u t an die Stirn es seye Menschen oder V i e h : I. N. R . I . " 6 ). In der Grazer Gegend schreibt m a n mit dem B l u t e o i p u 1 k (s. d.) auf die Stirne. W i e d e r u m u m L a n d s h u t f ä n g t man, w e n n die Menstruation (im übrigen s. d.) k r a n k h a f t a u f t r i t t und der B l u t v e r l u s t zu groß ist, einen L ö f f e l voll des B l u t e s auf und v e r s c h l u c k t das Blut, und, w e n n bei Geburten (s. d.) ein so starker B l u t v e r l u s t eintritt, daß Gefahr f ü r das L e b e n besteht, m u ß man drei L ö f f e l voll d a v o n a u f f a n g e n und das B l u t der Gebärenden e i n g e b e n ' ) . „ W e r e es", schreibt S t a r i c i u s 8 ) , „ d a ß man das B l u t nit stillen k ö n d t e / a m Menschen oder V i e h e / so nimb einen K e y l aus einer Sprossen v o n einer Leiteren / oder sonst einen K e y l / da ein f u ß eines Schemels / oder eine B a n c k ist mit eingepflöckt / besudel den K e y l mit d e m B l u t / schlage ihn umgekehret w i d e r u m b in das L o c h / da er vorhin gesteckt / so gestehet das B l u t / das ist gar gewiß / unnd ist mir ein guter Freund b e k a n d t / der mit Verw u n d e r u n g vieler L e u t einem L a n d h e r r n in Mähren ein R o ß durch diß Mittel b e y den L e b e n erhalten / so nach dem S c h n i t t 3. gantzer T a g geblutet h a t " . Ein weitverbreitetes Mittel ist, daß man ein S t ü c k v o n einem O b s t b a u m z w e i g e a u f w ä r t s abschneidet, dies an die frische W u n d e hält, so daß das B l u t daran kleben bleibt, und es dann an einen Ort des Hauses legt, wo es g a n z finster ist; dann hört die B l u t u n g a u f 9 ) . W e r im A l l g ä u a m K a r f r e i t a g v o r S o n n e n a u f g a n g mit einem Streich ein „ e l d e r n e s " Ä s t l e a b h a u t , k a n n d a m i t b . ; er b r a u c h t das Ästle nur auf die W u n d e zu l e g e n 1 0 ) , oder: Man suche a m K a r f r e i t a g vor S o n n e n a u f g a n g Froschlaich und reibe d a m i t eine H a n d ein, so erhält man in derselben die K r a f t ,

1459

Blutstropfen

Blut zu stillen; man braucht mit dieser H a n d nur die blutende Körperstelle zu bestreichen u ) . Nasenbluten (s. d.) wird im Baulande (Hettingen) 12 ) gestillt, wenn man das Blut auf zwei übers K r e u z gelegte Strohhälmchen tropfen läßt. Ebenda werden Blutungen v o n W u n d e n gestillt mit einem Steinchen, das man unter der D a c h t r a u f e w e g n i m m t und mit dem man die blutende Stelle in den drei höchsten Namen u m f ä h r t ; das Steinchen m u ß genau an seinen früheren Ort wieder zurückgebracht werden. Die Deutschen in Pennsylvanien glauben, daß man B. könne, indem man das Taschenmesser aus dem einen S a c k des Rockes in den andern tue 13 ), oder indem man die W a n d starr und ohne au blinzeln anschaut und v o n f ü n f z i g bis drei rückwärts z ä h l t 1 4 ) . In der Oberpfalz verwendet man z u m B. „ a l t e E h e " , d. h. Leichenfett aus Gräbern, Öl aus Regenwürmern, Froschhaut u s w . 1 B ) , in Pommern „ e i n kleines Beinlein von einem Menschen" 16 ). s. a. Blutsegen, Geburt, Menstruation, Nasenbluten, verpflöcken. ') H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 369 f f . 3) *) P o 1 1 i n g e r 282. W u t t k e § 477. *) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 3 7 1 . ') H u ß e) Aberglaube 18 N r . 9. W e i n h o l d Festschrift 1 1 7 Nr. 12. ') P o 1 1 i n g e r 282. •) Heldenschatz (1679), 123 f. •) K u h n S c h w a r t z 437 Nr. 308. 10) R e i s e r 2, 1 1 6 N r . 25. " ) E b d . Nr. 26. » ) S c h m i t t 1 6 ; v g l . a u c h K u h n Mark. Sagen 384 N r . 65. " ) F o g e 1 289 N r . 1528. " ) E b d . 304 N r . 1 6 1 5 (schon 1820 belegt). " ) S c h ö n w e r t h 3, 233 f f . ; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 3 7 1 . I6) J a h n Hexenwesen 163 N r . 53g, n a c h E g y p t . Geheimn. 2, 7. Bächtold-Stäubli.

Blutstropfen. 1. „ N a c h einer besonders in Schwaben vielfach kreisenden Meinung sind im Gehirne an ganz feinen F ä d e n „drei B . aufgehangen", welche eine Reihe von Leiden hervorrufen. Fällt ein B. herab, so entsteht Schwindel, welchen ein A d e r l a ß beseitigt. Fällt der zweite herab, so wird der Betreffende v o m Schlage „ g e r ü h r t " , „ b e r ü h r t " und, nach der seitlichen R i c h t u n g des Tropfens, die eine oder andere Körperhälfte gelähmt, wo noch ein ergiebiger

1460

Aderlaß g e m a c h t werden muß. Fallen aber alle drei Tropfen zugleich herab, dann hat „ d e r Schlag g e t r o f f e n " , und um diese Gefahr, in welcher alle Menschen wegen der zarten Fäden, die plötzlich zerreißen können, sich befinden, fernzuhalten, muß periodisch zur A d e r gelassen w e r d e n " 1 ) . Im K a n t o n Bern herrscht der G l a u b e : Über den Augen in der Stirne hangen an einem Knöchlein drei B., davon fällt der erste ab nach Verlauf der Kindheit, der zweite, wenn die Jugend vorüber ist, der dritte beim T o d e 2 ). Eine Frau, die den Boden scheuerte, hielt sich plötzlich die Hände vors Gesicht und blieb einige Zeit ganz unbeweglich; als man sie frug, was sie habe, antwortete sie, sie habe sich in den drei höchsten Namen besegnen müssen, denn die drei höchsten B. seien „fürers g f a l l e " 3 ). Ä h n lich heißt es in Tirol: Im K o p f e hangen drei B. Fällt jener, der rechts ist, wird die rechte Seite g e l ä h m t ; fällt der linke Tropfen, ist die linke Seite lahm. Das Fallen des mittleren bringt den T o d 4 ) . W e n n das Ohr klingt, sagt man im Voigtlande, so h ä n g t in demselben ein B. an einem H a a r ; fällt er herunter, so t r i f f t einen der Schlag; man m u ß deshalb beim K l i n g e n des Ohres ein Vaterunser beten 6 ). Solcher Glaube scheint alt zu sein; denn schon Geiler schreibt im E v a n g e l i b u c h : „ S i e sagen das der brest im hirn sei, v n d die ederli, die z u o dem hirn gond, wenn sie g a n t z v e r s t o p f f e t sein v o n wuost, so werd sant Veltins siechtag daruß, so sprechet ir, es hangen drei tropffen a m h i r n " 6 ). A u s diesen Anschauungen konnte Schadenzauber entspringen, wie im westfälischen Segen z. B . : „ E i n e m die K r a f t zu nehmen: I c h N . N . t h u d i c h anhauchen, D r e i B l u t s t r o p f e n t h u ' ich dir entziehen, D e n ersten aus d e i n e m Herzen, D e n andern aus deiner Leber, D e n d r i t t e n aus deiner L e b e n s k r a f t , D a m i t n e h m e ich dir deine S t ä r k e und M a n n tschaft. H a b i M a s s a denti lantien 7 ).

D a m i t kontaminiert sich sehr oft der Segen v o n den hl. (drei) B. Christi (s. Christus in der Segen) 8).

1461

Blutwurst

') L a m m e r t 225 = HovorkaK r o n i e l d 2, 245; F o s s e 1 Steiermark 89. R o c h h o l z Glaube 1, 40 = L i e b r e c h t Zur Volksk. 352 Nr. 19. 3) SAVk. 7, 1 3 9 Nr. 95. 4 ) Z i n g e r l e Tirol 48 Nr. 420. 6) K ö h l e r Voigtland 397. 6) R o c h h o l z Glaube i , 41 = L i e b r e c h t a . a . O . 1 ) K u h n Westfalen 2, 1 9 1 Nr. 542; vgl. W o l f Beiträge 1, 257 Nr. 20; G r i m m Myth. 3, 505 Nr. X L I X ¡ H o c k e r Volksglaube 220 Nr. 1 5 ; H a l t r i c h Siebenb. 275 Nr. 3. ') K u h n Westfalen 2, 196 Nr. 548; L o s c h Balder 141 f.

2. Drei B . sind entsprechend dem oben skizzierten, aber abgeschwächten Glauben auch vorbedeutend: Den Schleitheimer Wildschützen Strauhannes warnten drei B . , die er schwitzte, davor, an das Freischießen nach Donaueschingen zu gehen, wo er gerichtet werden sollte 9 ). Wer das „ S t e i n e n k r e u z " bei Rüdlingen, das zwei Brüder setzten, welche die Reformation getrennt hatte, entfernen will, dem schießen drei B . aus der Nase, d. h. er s t i r b t 1 0 ) . Der alte Glaube entwickelt sich aber noch weiter: F a s t allgemein heißt es, daß, wenn einem Familiengliede drei B . aus der Nase tröpfeln oder ihm ein solcher auf die H a n d fällt, j e m a n d aus der Familie oder der F r e u n d s c h a f t stirbt oder gestorben ist u ) . Drei aus der Nase fallende B . bedeuten auch einfach „ w a s sonderl i c h s " 1 2 ) ; einem Mädchen zeigen sie, daß ihm der Schatz untreu i s t 1 3 ) . Drei B . am Messer beim Essen sind im isländischen Märchen dem einen B r u d e r ein Zeichen, daß der andere in Gefahr schwebt oder gar tot i s t 1 4 ) . *) Unoth 1, 127 f. = H e r z o g Schweizersagen 2, 240 f. 10) Unoth i , 128 f. " ) Urquell 4 (1893), 19; G a s s n e r Mettersdorf 8 1 ; P e t e r ö sterr .-Schles. 2, 246; D r e c h s l e r i , 288; L a m m e r t 99 ¡ S t r a c k e r j a n i , 34; R o t h e n b a c h Bern 45 Nr. 419; ZfdMyth. 2, 100; häufig auch in Sagen z. B . H e y 1 Tirol 18 Nr. 1 4 ; Z i n g e r l e Sagen 194 Nr. 323; G r i m m Sagen Nr. 353; Möllenhoff Sagen 184 Nr. 2 5 1 . 12 ) G r i m m Myth. 3, 477 Nr. 1 1 3 0 . " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 58 Nr. 182; W o 1 f Beiträge 1 , 2 1 0 Nr. 77. " ) Urquell 3 (1892), 5.

3. Drei B . des Vaters oder des Paten dem Säugling eingegeben heilen ihn von G i c h t e r n 1 5 ) (vgl. S p a l t e 1437), im Samlande verwendet man d a f ü r 3 B . v o n einer Sau, die z u m ersten Male geferkelt hat,

1462

oder aus dem linken Ohre eines schwarzen S c h a f e s 1 6 ) . U m ihre Z a u b e r k r a f t , Feuersbrünste zu löschen, auf die Tochter zu übertragen, tropfte die Siebenbürgerin ihrer auf freiem Felde nackt v o r i n l i e g e n den Tochter drei B . in die linke, offene H a n d 1 7 ). Drei B., dem andern auf irgendeine Weise eingegeben, spielen auch eine Rolle im L i e b e s z a u b e r 1 8 ) (s. d.). s. a. F r e i s c h ü t z , H o s t i e , v e r p f l ö c k e n. ls ) L a m m e r t 1 2 5 ; ZrwVk. 2 (1905), 1 8 1 . " ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 73, 22. " ) W 1 i s 1 o c k i Siebenb. Volksgl. 81 = W e i n h o l d Ritus 35. 18 ) SchwVk. 12 (1922), 66 (Beleg von 1588); S A V k . 7 , 1 3 2 Nr. 7; Germania 37 (1892), 1 1 8 Nr. 34 (Lüneburger Heide) ¡ D r e c h s l e r 1, 231. Bächtold-Stäubli.

B l u t w u r s t 1 ) . B . aus H a f e r g r ü t z e (Brot), Rosinen, Korinthen, Gewürz und F e t t mit Ochsen- oder Schweineblut ist in Schleswig-Holstein 2 ) ein beliebtes Wintergericht, in Ostpreußen 3 ) ißt man an Weihnachten B . und B a c k o b s t , im Rheinl a n d 4 ) den Bönek, eine Speise aus Blut, Mehl und Leber. Daß die Wertschätzung der B . auf die Heiligkeit und H e i l k r a f t B) des Blutes der Opfertiere zurückgeht, möchte H ö f l e r 6 ) v e r m u t e n ; f ü r bestimmte F ä l l e m a g es zutreffen, und folgender G l a u b e könnte darauf hinweisen, wenn nicht auch v o n andern F a s t n a c h t - und Frühlingsspeisen die H e i l k r a f t betont würde (vgl. B r a t w u r s t , Brei, Bretzel): A m F a s t n a c h t d i e n s t a g gibt m a n abends dem Vieh in der O b e r p f a l z ' ) B . oder gebratenes B l u t , d a m i t es keine B l a t t e r n im Maul b e k o m m t ; wer in B a y e r n , F r a n k e n und Niederdeutschland v o r Sonnenaufgang Hirsebrei und B . ißt, hat das ganze J a h r Geld und ist f i e b e r f r e i 8 ) ; wer in Westböhmen und auch in B a y e r n nüchtern B . ißt, der ist gegen Rotlauf 9 ) geschützt und gegen F l o h s t i c h e 1 0 ) . G r i m m DWb. 2, 197. *) M e n s i n g Schleswig-Holstein. Wb. i , 399. ») H ö f l e r Weihnachten 1 3 . 4) ZfrwVk. 1905, 39; H ö f t e r 1. c. 18. 6) J a h n Opfergebräuche 3 1 7 bis 3 1 8 ; S e l i g m a n n Blick 2, 217. *) Organotherapie 247 A. 1 . ') S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1 , 3 1 1 , 8. 8) H ö f l e r Fastnacht 30; P a n z e r Beitrag 2, 304; W. §§ 453. 97•) J o h n Westböhmen 4 1 ; J ü h l i n g Tiere 1 8 1 ; S e l i g m a n n I . e . ; H ö f l e r Fastnacht 28. 10 ) B a v a r i a 2, 300. Eckstein.

Blutwurz—Bodin, Jean

1463

Blutwurz (Armetill, Birkwurz, Tormentill; Potentilla erecta, P. tormentilla). 1 . B o t a n i s c h e s . Rosenblütler aus der Gattung der Fingerkräuter mit schwarzbraunem, innen rötlichem Wurzelstock, drei- bis fünfzähligen Blättern und gelben vierblättrigen (nicht fünfblättrigen!) Blüten. Die B . ist häufig an lichten Waldstellen, an Waldrändern und in Mooren. I n d e r V o l k s m e d i z i n wird sie gegen Durchfall, Blutfluß usw. häufig gebraucht *). ') M a r z e l l Kräuterbuch 469; ders. pflanzen 67.

Heil-

2. In Hessen 2) wird die B . am Himmelfahrtstag (vgl. Aronstab, Katzenpfötchen) zusammen mit „ M a n n e s k r a f t " (s. Nelkenwurz), in der Provinz Sachsen 3 ) in der Johannisnacht gepflückt, was auf zauberische Verwendung (Liebeszauber?) schließen läßt. Auch auf Island wird die B . („blodrot") zu magischen Künsten gebraucht 4 ). Das Tragen der Wurzel soll im Riesengebirge 5 ) vor Zauber bewahren. Auch A l r a u n e (s. d.) sollen aus der B . geschnitzt worden sein. a

*) K o l b e Hessen 90. ) Veckenstedts Zs. 3, 308. *) M a u r e r Island. Volkssagen s 1860,179. ) S c h r e i b e r Wiesen 110.

3. In der S y m p a t h i e m e d i z i n gilt die B . vorzüglich als ein Mittel gegen ansteckende Krankheiten (Pest usw.). Gegen diese wird sie angehängt ®), auch kommt sie in die „ A u g e - B ü n d e l i " 7 ) . Wenn eine J u n g f e r ihre Zeit (menses) nicht hat, soll sie ein Stück Mannshemd zu Zunder brennen, mit gleichviel Pulver vom Tormentillkraut, Hauswurz und Lilienöl mischen und einnehmen 8 ). Auch Besegnungen der B . („crementilla") aus dem 15. J h . sind bekannt 9 ). Öfter wird die Tormentille (Armetill) zusammen mit der Bibernelle (s. d.) im „ P e s t s p r u c h " genannt. •) M a n z Sargans 84. ') Schw.Id. 4, 1364. ) Zauberbüchlein der Iglauer Sprachinsel: ZföVk. 3, 277. •) S c h ö n b a c h Berthold v. R. 148; MschlesVk. 13, 25. Marzell.

8

Boboles. P o p p e l e ,

Boppelgebet.

Bochselnächte s. K l o p f n ä c h t e . Bock s. Z i e g e n b o c k .

1464

Bocksmahrte s. M a h r .

Bocksschnitt s. B i 1 w i s. Boden s. E r d e . Bodensee. Ein Fußgänger oder Reiter soll über den gefrorenen B . gegangen sein, ohne es zu wissen, daß die glatte Fläche der See sei. Als man ihn am Ufer darüber aufklärte, fiel er vor Schreck über die bestandene Gefahr um und war tot. 1 ) Die Sage, die durch G. Schwabs Gedicht namentlich weiter bekannt wurde, wird auch v o n anderen Seen erzählt. Im B . soll ein Nebelmännlein wohnen (s. Nebelmännchen), im sog. Löchle, einem Fleck, der bei größter K ä l t e niemals zugefriert. Nach einer schwedischen Volkssage steht der B. in geheimnisvoller Verbin dung mit dem Wettersee. 2 ). >) Paul B e c k Eine Quelle für Gustav Schwabs Gedicht: Der Reiter und der Bodensee in Alemannia 34, 225 ff.; vgl. weiter ZfVk. i8, 91. 305 f.; L a c h m a n n Überlingen 26 ff. ! ) L a i s t n e r Nebelsagen 78. 258. Fehrle.

Bodin, Jean. F. v o n B e z o l d Jean Bodin als Okkultist und seine Dimonomanie, Hist. Zeitschr. 105 (1910), x—64; D e r s . Aus Mittelalter und Renaissance (1918), 294 ff.

Der bekannte französische Philosoph (1530—1596). E r stellte sich in dem von Agrippa von Nettesheim (s. d.) und J o h . Weier (s. d.) eingeleiteten Kampf gegen die Hexenverfolgungen ganz auf den Boden der herrschenden Wahnvorstellungen. Von Jugend auf hatte er Informationen über Zauberei und Hexenwesen gesammelt, war dadurch zu der Überzeugung von der Realität dieser Dinge gekommen und faßte den Entschluß, mit dem ganzen Gewicht seines Ansehens diese Realität auch literarisch zu begründen und zugleich schärfste Maßnahmen gegen diese todeswürdigen Verbrechen zu fordern. Dies geschah in dem zuerst französisch geschriebenen Werk über die Dämonologie der H e x e n J ) . Weiers Gegenargumente wurden in einem Anhang eifrig bekämpft. In den Beispielen ist reiches Material zur Geschichte der Hexenprozesse enthalten; deshalb ist bei der inter-

1465

Boel—Bögg

n a t i o n a l e n V e r b r e i t u n g der E r s c h e i n u n g das W e r k des F r a n z o s e n v o n a l l g e m e i n e r Bedeutung. W i e viele a n d e r e galt a u c h B . seinen Zeitgenossen s e l b s t als S c h w a r z k ü n s t l e r , dem z. B . ein D ä m o n d i e n s t b a r gewesen sein soll 2 ). In D e u t s c h l a n d wurde B . s W e r k b e k a n n t durch die Ü b e r s e t z u n g 3 ) Joh. F i s c h a r t s (s. d.). 1 ) Traité de la dêmonomanie des sorcières. Paris 1580; lateinisch (von Franziscus J u n i n s) De magorum demonomania et opinionutn Jo. Wieri confutatio. Basel 1581. 2) B e z o l d in Hist. Zs. 105, 2 Anm. 1. 3) De Demonomania magorum. Vom ausgelassenen, wütigen Teufelsheer der Besessenen, Unsinnigen, Hexen und Hexenmeister, Unholden, Teufelsbeschwerer, Wahrsager, Schwarzkünstler, Vergifter, Nestelverknipfer usw. Straßburg 1581 ; H a u f f e n in Euphorion 4, 1—16. 251—261. Helm. B o e l 1 ) , Booel 2 ), a u c h B a ë l 3 ) , N a m e des 7. E n g e l s , des P l a n e t e n S a t u r n . S c h o n in den hellenistischen Z a u b e r p a p y r i wird der N a m e g e n a n n t : 6 lotüS-ev, 6 xûpioç BouvjX xxX. *) und „ d e r du t h r o n s t i n n e r h a l b der sieben P o l e . . . . dein N a m e ist BapßaptiiX* Bapßapa't'VjX • BapßapavjX' B^X - BouyjX" 5 ) . D a n a c h ist es D e h n u n g aus BijX, der b a b y l . - a s s y r . F o r m des N a m e n s B a a l 8 ) ; B a a l wurde in der T a t m i t Kpévoç, S a t u r n identifiziert7). E s dürfte Partizip von bra „ h e r r s c h e n " sein, bvte „ d e r R e g i e r e n d e " , xûpioç, als D e u t u n g v o n ^pa „ H e r r " ; palm y r e n i s c h h i e ß der G o t t •pis BciX, a u c h BöX 8 ) ; weniger w a h r s c h e i n l i c h ist Zus a m m e n s e t z u n g aus der K ü r z u n g des b i n in 2 oder wie wir sie aus E i g e n n a m e n (KB-VÛ, nb-13 = B ô l - r a p h a 9 ) , i b ö a und m p b a a = BoniXxaj Bou|i(Xxaç10) k e n nen und = G o t t . B a ë l ist wohl a r a m . A u s s p r a c h e des P a r t i z i p s *?IJ3. In einer L e k a n o m a n t i e wird der N a m e BsXÇspoûXB e l z e b u l (s. d.) g e s c h r i e b e n BepÇepomjX u ) (Bsp = BEX m i t W e c h s e l der L i q u i d a e p und X, wie oft) ; das i s t wohl zu deuten als b p a Hl b r a „ B e i , das ist der H e r r s c h e n d e " ; v g l . der T e u f e l = der F ü r s t dieser W e l t J o h . 1 2 , 3 1 . 14, 30. 16, 11 usw. Als préposé a u 7 e t r ô n e céleste ou à la 2 e p a r t i e du 4 e p a r v i s céleste k o m m t n a c h S c h w a b 1 2 ) ein E n g e l bxia vor, was S c h w a b als „ i n i h m (13) ist G o t t " erk l ä r t ; m a n k a n n d a f ü r auf E x . 23, 2 1

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v e r w e i s e n : „ M e i n N a m e ist in ihm (dem E n g e l ) " , a b e r vielleicht ist es a u c h nur a n d e r e O r t h o g r a p h i e f ü r i t a mit V e r t a u s c h u n g v o n 1? und x, die n i c h t selten i s t . Castelli 1 3 ) n e n n t einen syrischen N a m e n x^Nia, den er e r k l ä r t „ i . q. L a con. B4Xa, S o l " vgl. dazu die H e s y c h i u s g l o s s e 1 4 ) : BeXa, fjXios xal aupj. B a a l — B e i ist a u c h S o n n e n g o t t 1 8 ) . N i c h t zu verwechseln ist d a m i t der E n g e l n a m e BarjX a u f e i n e m k o p t i s c h e n F r e s k o 1 8 ) , dessen B i l d u n g a u f dem A l p h a b e t b e r u h t . S c h e i b 1 e Kloster 3, 325 (im Buch Semiphoras Salomonis Regis). 2) A g r i p p a v. N e t t e s t e i m 4, 148 (im Heptameron des Petrus von Abano). •) K i e s e w e t t e r Faust 2 ( 1 9 2 1 ) , 108 ( i n W i e r s Pseudomonarchia Daemonum). *) W e s s e l y 1 , 6 9 Z. 972. 6 ) Ebd. 1, 70 Z. 1030 f.; vgl. auch H o p l n e r Offenbarungszauber 2 (1924), § 216. 219. 264. 295. 9) H a u c k RE. 2, 324. ') Ebd. 2, 331 3 3 3 ; M o v e r s Die Phönizier 1 (1841), 185 ff. 8 ) H a u c k RE. 2, 324. •) v. B a u d i s s i n Adonis und Esmun (1911), 318. 1 0 ) M. A. L e v y Phönizisches Wörterbuch (1864), 10. 11 ) ARw. 12 (1909), 149. ls ) Vocabulaire 193. 13 ) C a s t e l l i - M i c h a e l i s Lexicon Syriacum (1788), 85. " ¡ M o v e r s a. a. O. 1, 169. " ) H a u c k RE. 2, 330 ff. ») D o r n s e i f f Alphabet 143. 168. Jacoby. Bögg ( a l e m a n n . F o r m ) . Die B e d e u t u n gen s i n d : 1. P o p a n z , S c h r e c k g e s p e n s t : gemein-schweiz. B . 1 ) , L u n g e r n ( K t . U n t e r waiden) ( N a c h t - ) Bökel2). 2. M a s k e : a) a n F a s t n a c h t : gemein-schweiz. B.z), d a n e b e n Brdgg 4 ) ; bei S e b . B r a n t : b ö u c k : „ j n n böucken w i s z " 8 ) ; Zusammensetzungen: Blätzli-, Rölleli-BS); Eifel Bokerf) und (Fastnacht-) Book8); b a y r . (})(Fasnacht-) Bäck9); b) a m S e c h s e l ä u t e n ( s . d . ) in Zürich 1 0 ). 3. D i e den W i n t e r darstellende S t r o h p u p p e , die a m S e c h s e l ä u t e n auf öffentlichem Platze verbrannt w i r d u ) . 4. T r o c k e n e r Nasenschleim l a ) ; vgl. dazu deutsch Popel, d ä n . Bussemand, in denen a u c h B e d e u t u n g I . , 2. u. 4. e n t h a l t e n ist. Vielleicht g e h ö r t hieher die B e d e u t u n g : 5. Nachteule, U h u : im k ä m t . L e s a c h tal fiöggl, im T i r o l bögl13). E t y m o logisch wird B." weder zu Bock14) l s noch zu Pauke ) gehören, sondern s y m bolisch einen f u r c h t e r r e g e n d e n L a u t ausdrücken, wie Bölimann, Baubutz, (Bo-) Bau, Bobe, Babo, Butzibau, Baubau u . v . a . Zu B e d . 5. vgl. l a t . bubo, gr. ßüaj:

Bohemus—Böhme

1467

*) Schweizld. 4,1083. 8) L ü t o 1 f Sagen 125. ') Schweizld. 4, 1082 f. (Luzern anno 1 4 1 7 und weiteres); S A V k . 1, 186 (Basel anno 1 4 1 8 ) ; L ü t o 1 f 3 4 ; V e r n a l e k e n Alpens. 363. 4) S A V k . 1, 184. •) Narrenschiff 1 1 0 b, 7 (dazuZ a r n c k e in s. Ausg. 469). •) S A V k . 1, 184. ') ZfdMa. (Frommann) 6, 13, wo auch nl. bokene „Phantasma, spectrum" erwähnt wird. 8) S c h m e l l e r BayWb. 1, 205; ZrwVk. 12, 103. •) S c h m e l l e r I.e. 10) V e r n a 1 e k e n Alpens. 3 6 1 , nach S e n n Charakterbilder 2 (1871), 1 5 1 . n ) Schw. Id. 3, 1 5 1 2 ; 4, 1083; S A V k . 1, 1 7 8 ; i i , 2 3 9 ; H o f f m a n n - K r a y e r 1 3 7 ; S e n n I.e. 12 ) Schweizld. 4, 1083 u. Anm. 1S ) F r o m m a n n Dt. Mda. 4, 493. 54. 14 ) R o c h h o l z Sagen 2,201. 1 S ) Z a r n c k e zu B r a n t s Narrenschiff 464. Hoffmann-Krayer.

Bohemus (Boemus), Johann, geboren

zu Aub in Franken um 1485, Theologe und Humanist, 1 5 1 5 Deutschordensprediger zu Ulm, später (nach 1522) lutherisch, gest. 1 5 3 5 zu Rothenburg o. d. Tauber. Über eine frühe Verwechslung mit einem älteren J o h . Behaim, Cantor zu Ulm, vgl. Schmidt a. a. O. 80 f f . Schmidt

Volksk. 2, 60—107.

B . schrieb, außer einigen verlorenen Werken, Briefe und Carmina, darunter ein volkskundlich interessantes Gedicht über die vier Jahreszeiten 1 ). Sein Hauptwerk Omnium gentium mores leges et ritus 2 ) ist eine Völkerkunde, f ü r die er das Material einigen alten und neueren Schriftstellern, soweit Deutschland insbesondere Schwaben, Franken und Sachsen in Betracht kommt, aber auch eigener Erfahrung verdankt. Das dritte Buch dieses Werkes ist eine Darstellung des deutschen Volkes in seinen Lebensverhältnissen, eine systematische Darstellungderdeutschen Volkskunde. In das Gebiet des Aberglaubens fallen seine Angaben über Nixen, Teufels- und Hexenabwehr und allerlei abergläubische Bräuche des Volkslebens. B.s Werk war mehrere Generationen wohl bekannt ®); auf seinem volkskundlichen Teil fußt 4) sehr stark, oft in wörtlicher Übertragung,' Seb. Franck (s. d.) und durch diesen indirekt auch Seb. Münster (s. d.). ') S c h m i d t a. a. O. 66—68. ») Zuerst gedruckt 1520. 3) S c h m i d t verzeichnet S. 1 4 7 f. bis zum Jahre 1620 nicht weniger als

43 Drucke. 4) D e r s. a . a . O . ZfVk. 3, 369—372.

1468 1 1 9 ff.; vgl. Helm.

Böhme, Jakob. B., der philosophus

Teutonicus, geb. 1575 in Alt-Seidenberg OL., f 16. I i . 1624 zu Görlitz, jüngster Sohn eines Bauern, erlernte das Schuhmacherhandwerk, das er in Görlitz bis etwa 1 6 1 3 ausübte; später lebte er von gelegentlicher Arbeit und von Unterstützungen seiner Anhänger. Seit 1600 verkehrt er mit Schwärmern und Pansophen und hat 1600 seine Erleuchtung, nachdem er schon einmal sieben Tage entzückt gewesen sein soll. Bei dieser Erleuchtung 1600 sieht er durch das Äußere ins Zentrum, durch den Schein ins Wesen der Dinge (s. Signatur). Ein Melancholicus, zergrübelte er sich über den Gegensatz Gut und Böse, Gott und Teufel, bis er Gott erkannte an allen Kreaturen, sowohl an K r a u t und Gras, wer der sei und wie der sei und was sein Wille sei. 1 6 1 2 schrieb er diese seine Erkenntnisse im Buch „Morgenröte" nieder, das aber nicht vollendet wurde. Der R a t nahm ihm das Manuskript fort. Doch war es vorher von einem pansophisch interessierten Edelmann abgeschrieben worden. Er geriet nun in dessen Kreis, wurde mit den Büchern der Paracelsus, Weigel bekannt; ein Alchimist, Balthasar Walter, teilte ihm aus der Kabbala, die er selbst nicht lesen konnte, mit. Die späteren Schriften (drei Prinzipien, dreifaches Leben usw.) zeigen den Einfluß dieser Studien. Endlich ringt er sich durch zum Christosophen, der in Gottes Herz stille ruht, dessen Begier nur noch auf metaphysische Erkenntnis gerichtet ist. Den Alchimisten vom Schlage des Staricius wurde er ein Spott. Einer seiner adligen Freunde ließ eine Schrift B.s drucken; der K o n f l i k t von 1 6 1 3 wiederholte sich; B . wurde auf Betreiben der Geistlichkeit vor den R a t gefordert und ihm bedeutet, er möge sich beiseite machen. Die seelische Erschütterung dieser Wochen ist wohl die Hauptursache seines Todes gewesen *). Schon zu Lebzeiten hat man gemunkelt, B . habe einen Geist, den er seinen Anhängern durch Einblasen übermittle,

1469

Bohne

wobei er sich auf den Novizen lege, Glied auf Glied 2 ). Ebenso wußten seine A n hänger, und er selbst glaubte es, daß er die Natursprache 3 ) verstünde, in der die Eigenschaften der Dinge im Namen und Wort gekennzeichnet seien. Den Glauben Paracelsi an Gespenster, magische Künste, an elementarische Wesen, teilte er 4 ); er war Alchimist 5 ) und hielt die Astrologie hoch 6). Eine Übersicht über das, was wir heut Aberglauben zu nennen pflegen, in B.s Schriften, habe ich gegeben 7 ). Die schönsten und bekanntesten B . Sagen 8) hat Abraham von Franckenberg, sein Schüler, 1651 in einer erneuten Ausgabe der von ihm verfaßten Vita gegeben : der Gang in den hohlen Berg (nicht die Landeskrone, sondern der Burgberg von Seidenberg 9 ), die Begegnung mit dem Fremden und der Schuhkauf 10 ), das Simon - Maguserlebnis n ) , B . weissagend bei David v. Schweinitz in Seifersdorf bei Liegnitz 1622/23 1 2 ); s e i n Tod bei himm* lischer Musik 1 3 ), — Sagen, wie sie zwar mehr oder weniger allen Propheten eigen sind, von Franckenberg aber pansophisch gewendet. Heut erinnert man sich nur noch des Propheten B. 1 4 ), obwohl er f a s t nie prophezeit hat, außer auf Drängen seiner Freunde 1 8 ). Da man aber solche Propheten f ü r von Gott inspiriert hält, schimmert noch etwas vom theosophischen Sinn seines Lebens durch 1 6 ). ') Festschrift d. Stadt Görlitz z. 300. Todestage 1924; P e u c k e r t Das Leben Jakob Böhmes 1924; ders. Rosenkreutzer 1928, 256 bis 294. ") P e u c k e r t Leben 63. s) Ebd. 60 ff. *) Ebd. 161 ff. Vgl. MschlesVk. 27, 99—130. ») D e r s . Leben 56ff. 86f. 164ff.; A. v. H a r l e ß J. Böhme u. d. Alchimisten 1870 ist nicht immer zuverlässig. •) Vgl. Morgenröte, Einleitung. ') P e u c k e r t Leben 156 ff. 8) Einige davon sind abgedruckt: H a u p t Lausitz 1, 265 ff. = K ü Ii n a u Sagen 3, 522 ff. = P e u c k e r t Schlesien 73 f. •) P e u c k e r t Leben 109 ff.; die Angabe, es sei die Landeskrone gewesen (K ü h n a u 3, 557 f. = H a u p t Lausitz 1, 219) ist falsch; G o e d s c h e Riesengebirge 3 mit 1575 als Jahr des Eingangs in die Höhle vollends unsinnig. B. wurde 1 5 7 5 geboren! Vgl. auch S e p p Altbayr. Sagenschatz 1 f. Nr. 1. » j P e u c k e r t Leben 12 f.; vgl. 8. " ) Ebd. 64; vgl. 8. ») Ebd. 1 3 8 f. 181 f. 1S ) Ebd. 142 f. » ) Ebd. 154 Nr. 3. Ebd. 6 ff. **) Man vgl. auch spätere Legenden aus

1470

dem Kreise seiner Anhänger: Leben 148 ff.

Peuckert Peuckert.

B o h n e (Vicia f a b a und Phaseolus vulgaris). 1. B o t a n i s c h e s . Die meist im Großen auf Feldern angebaute Saub. (Vicia faba) ist eine der ältesten Ackerfrüchte der Indogermanen, während die aus Südamerika stammende Gemüseb. (Phaseolus vulgaris) erst seit dem 16. J h . in Deutschland bekannt i s t 1 ) . Unter der , , B . " der Antike sind die Saub. bzw. Vigna-Arten zu verstehen. Bei volkskundlichen Angaben wird häufig zwischen Sau- und Gemüseb.n kein Unterschied gemacht. Marzell

Kräuterbuch 193. 234.

2. Die B . spielt im antiken T o t e n k u l t eine große Rolle. Ihr Genuß war den Pythagoreern verboten 2 ). In romanischen Ländern spielt die B . im Volksglauben eine größere Rolle, wie sich nach ihrer Verwendung im Seelenkult der alten Römer erwarten l ä ß t 3 ) . Zur Zeit der fränkischen Christianisierung wurde die B . auch bei den Germanen ein häufiges Traueressen (z. B . in der Karwoche). In Wälschtirol ist die B.nsuppe eine Allerseelenspeise 4 ). Auf die B. als Totenspeise geht vielleicht auch der Glaube in Kärnten zurück, daß die „ S a l i g e n " gern B.n essen 5 ). An das antike Speiseverbot für B . n erinnert der deutsche Volksglaube, daß man in den „ Z w ö l f t e n " keine B.n (und andere Hülsenfrüchte wie Erbseh und Linsen, s. d.) essen dürfe, sonst bekomme man Geschwüre 6). Andrerseits heißt es aber: Wer am Weihnachtsabend keine B.n ißt, wird zum E s e l ' ) . Auch a p h r o d i s i s c h e Bedeutung scheint die B . im Altertum gehabt zu haben, worauf vielleicht die B.nlieder, -feste usw. Bezug nehmen 8 ). 2 ) Vgl. F. B o e h m De symbolis Pythagoreis 1905, 14 ff.; W i s s o w a Religion 235; C l e r n e n Pers. Religion 188 f.; Wiener Zs. f. Kunde d. Morgenl. 15, 1 8 7 — 2 1 2 ; Fleckeisens Jahrb. 16. Suppl.-Band 1888, 784; W ä c h t e r Reinheit 102. 3) ZfrwVk. 1 1 , 34. 4) S c h n e l l e r Wälschtirol 238; vgl. auch Sartori Sitte und Brauch 3, 362. 5) G r a b e r Kärnten 55. ') H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 392. ') P r a e t o r i u s Philosophia Colus 1662,

1471

Bohne

226 (für Leipzig angegeben); Rockenphilosophie 3 (1707), 2 1 6 ; vgl. G r i m m Myth. 3 , 4 4 3 ; M a n n h a r d t German. Mythen 412. 8) ZfVk. 14, 2 7 2 ; 27, 35—48; B e c k e r Pfälzische Vk. Ii7; R o c h h o l z Sagen 1 , 2 4 3 .

1472

4. O r a k e l . B e k o m m t eine B . weiße oder gelbe Blätter, so bedeutet das einen Todesfall in der Familie 23 ), ein Glaube, der v o m A u f t r e t e n weißer B l ä t t e r bei vielen Kulturpflanzen gilt, vgl. z. B . Klee, 3. S a a t u n dGedeihen d e r K o h l . B.n, die über die S t ä b e hinausB . n . Durch das ganze deutsche Sprachwinden, sollen ebenso hohen Schnee angebiet ist der Glaube verbreitet, daß die zeigen (Gottschee) 24 ). U m zu erfahren, B . n am Bonifaziustag (5. bzw. 14. J u n i ) welche Nummern beim Lotteriespielen gesteckt werden müssen (etymologischer Glück haben, werden mit Nummern verAberglaube!), sonst werden noch gesehene B . n neben einem S a r g eingegranannt der Gründonnerstag („dann erfrieben (z. B . eine K a p s e l mit 90 B . n neben ren sie nicht") (Ravensburg), K a r f r e i t a g dem S a r g einer 90jährigen Frau) und 9 (Schweiz), Gordianstag (10. Mai) ), Manachher die Glücksnummern aus ihnen 10 u riä Verkündigung ), der Markustag ) , herausgelost ( K t . Zürich) 25 ). A m Neudie drei T a g e v o r Christi H i m m e l f a h r t j a h r s t a g steckt man Saub.n f ü r sich und ( „ d a n n steigen sie mit Christus in die die Geliebte unter den B a l k e n der StuH ö h e " ) 1 2 ) , der Abend vor H i m m e l f a h r t 1 3 ) . bendecke. Grünen beide, so erfolgt die W a s die Sternbilder betrifft, so ist günstig Hochzeit, verdorren beide, so tritt der das der W a g e (,,da werden die B . n dick T o d zwischen das Paar, grünt eine B . und v o l l " ) 1 4 ), der Z w i l l i n g e 1 S ) , der und die andere verdorrt, so stirbt eines, J u n g f r a u 1 6 ) . Vielfach wird jedoch d a s das andere heiratet anderwärts (preuß. letztgenannte Sternbild f ü r ungünstig geSamland) 26 ). T r ä u m t man von B.n, s o halten, weil die B . n „ d a n n immer blühen gibt es Not und Zwietracht oder es und keine Früchte ansetzen" (s. E r b s e ) 1 7 ) . stirbt jemand in der Familie (Kroaten in Zu vermeiden ist auch das Sternbild des Niederösterreich) Krebses, denn sie werden darin „ k r e b 18 " ) Weit verbreitet, Z.B.Bartsch Mecks i g " ). I m Steinbock gesetzt, werden lenburg 2, 124; P r o h i e Harzbilder 82; die B . n hart w ) . Auch im zunehmenden S t o l l Zauberglaube 1 3 6 ; ZfVk. 5 , 98; 3 0 / 3 2 , „ L i c h t e " (Mond) gesetzt, blühen die B . n 1 5 0 ; ZfrwVk. 5, 2 4 5 ; SAVk. 2 1 , 2 0 2 . » ) ZföVk. 20 immerfort ). Viele B . n gibt es, wenn sie 15, 176, ähnlich auch W a r t m a n n St. Gallen 55. " ) Schweizld. 4, 1311. " ) Neue Preuß. zu einer „hohen S t u n d e " (zwischen I I Prov.-Bl. 1848, 219. »') R y f f Traumbuch und 1 2 Uhr Vormittag), oder wenn sie in 1551. 59- " ) ZföVk. 3, 216. ungerader Zahl gesteckt werden (ganz 5. I n der s y m p a t h e t i s c h e n Deutschland). B e i m B.nstecken muß 21 M e d i z i n dienen die B . n (ebenso wie man recht viel l ü g e n ), vgl. K ü m die Erbsen, s. d.) vorzüglich zum Vermel, Pilz, Zwiebel. A m B a c k t a g dürfen treiben der Warzen (Vergleich in der Gekeine B . n gepflanzt werden 22 ). stalt!), indem man diese mit B . n (oder ») ZfrwVk. 12, 241. 10) Schweizld. 4, 1310. deren Hülsenschalen) reibt und die B . n 12 " ) ZfrwVk. 12, 129. ) F o 11 m a n n Wb. 29 der deutsch-lothring. Mundarten 1909, 505. dann unter der Dachtraufe v e r g r ä b t ) . l s ) F i s c h e r SchwäbWb. 3, 1592. " ) W i l d e Auf ähnliche Weise weiden die HühnerPfalz 29; F o g e 1 Pennsylvania 196; vgl. augen durch Reiben mit B.nblättern verKartoffel. 15) F i s c h e r SchwäbWb. 1, 1287. trieben 3 0 ). Den „ F i n g e r w u r m " (panaSAVk. 15, 7; F o g e l Pennsylvania 196. " ) M a r z e l l Bayer. Volksbot. 100; F i s c h e r ritium) heilt man durch B ä h u n g mit einer ungeraden Zahl dicker B . n (Vicia SchwäbWb. 1, 128; JbElsLothr. 8, 179; Alemannia 19, 166; F o g e l Pennsylvania 205. f a b a ) 3 1 ). Gegen Zahnweh t r ä g t man eine 18 ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 203; A n d r e e B . am Hals, in die man eine K o p f l a u s Braunschweig 412; Veckenstedts Zs. 1, 399; verbohrt hat 3 2 ). ZfrwVk. 6, 184. » ) W i l d e Pfalz 29; vgl. Kartoffel. 459- " ) ZrwVk. 8, 7 1 ; ähnliche B e s e g n u n g e n gegen Viehkrankheiten a u c h bei d e n SiebenSiebenbürgen bürger Sachsen: H a l t r i c h 270, d e n transsilvanischen Zeltzigeunern: Ethnol. Mitt. aus U n g a r n 1 (1887), 144 f. u n d d e n K r o a t e n in Niederösterreich: ZföVk. 3, 214. ") S A V k . 15, 8. " ) W i l d e Pfalz 32. 7t ) S c h w V k . 4, 15; einen anderen S e g e n : Pfälz. M u s e u m 43 (1926), 60. ") G r i m m Myth. 3, 507; Germania 7 (1846), 429; D y e r FolkLore of plants 1889, 298; G u t c h County folkl. of Yorksh. 1 9 1 2 , 70; MschlesVk. 16, 1 2 . ,6 ) B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1862, 129. ") A u c h in der franz. Schweiz: S A V k . 25, 283. 7S) Vgl. G u b e r n a t i s Myth. des plant. 2, 2 7 3 f. »») S c h w e i z l d . 4, 805. e°) E b d . 4, 1 4 1 5 ; vgl. d a m i t d e n Glauben der Schwaben, daß die E m p f ä n g n i s verhindert wird, w e n n die F r a u n a c h d e m Beischlaf den H a r n auf B . n l ä ß t : D . bot. Monatsschr. 14 (1896), 139. Marzell.

Brephomantie—Bretzel

1561

B r e p h o m a n t i e , K i n d e r w a h r s a g u n g (gpeV'os = K i n d ) . G e l e h r t e B e z e i c h n u n g der W a h r s a g u n g aus den Eingeweiden v o n K i n d e r n , s. A n t h r o p o m a n t i e , P a e d o m a n t i e . *) F a b r i c i u s 597.

Bibliogr.

antiqu,3

(1760}, Boehm.

Bretzel. I . H e r k u n f t u n d N a m e dieses G e b ä c k c s sind verschiedengedeutet worden; K o c h 2 ) , A . v. Preter3), Höfl e r 4 ) u n d F . N o r k 6 ) z ä h l e n die z u m Teil l ä c h e r l i c h e n E i n f ä l l e a u f ; v . P r e t e r 6) u n d G r ä t e r 7 ) d e u t e n dieses G e b i l d b r o t a u s d e m S o n n e n r a d 8 ), w o b e i P r e t e r n o c h auf das ptolemäische Münzzeichen verf ä l l t (!) 9 ); selbst ein F e i n d aller h a l t l o s e n K o m b i n a t i o n e n w i e A . D i e t e r i c h 10 ) hielt d e n Z u s a m m e n h a n g der B . mit d e m S o n n e n r a d f ü r m ö g l i c h ; ihn leitete o f f e n b a r der G e d a n k e , d a ß sich die V e r w e n d u n g dieses G e b ä c k e s b e i m L ä t a r e - U m z u g a m b e s t e n so e r k l ä r e . H ö f l e r u ) h a t in einer b e s o n d e r e n A b h a n d l u n g d a s s p r a c h liche u n d b i l d l i c h - m o n u m e n t a l e M a t e r i a l u n d die l i t e r a r i s c h e n Z e u g n i s s e z u s a m m e n g e s t e l l t u n d die B . als T e i g s u b s t i t u t des f r ü h e r d e m G r a b e b e i g e l e g t e n T o tenschmuckes (Armring, Halsring und Spange) gedeutet. Das Glossarium Lind e n b r o g i ( I O . / I I . Jh.) e r k l ä r t 1 2 ) : b r e c i t a : c r u s t u l u m , g e n u s p a n i s oleo conspersus, in m e d i o c o n c a v u s et t o r t u s . Diese Glosse f a n d n a c h den A n g a b e n des A r e v a l o (1747/1824), eines s p a n i s c h e n K o m m e n t a t o r s , M a z z o c c h i ( 1 6 8 4 / 1 7 7 1 ) in einer H a n d s c h r i f t der Origines 13 ) X X c 2 des Isidor v . S e v i l l a (570/636): c r u s t u l a dimin u t i v u m est a c r u s t a : p a n i s oleo conspersus in m e d i o c o n c a v u s et t o r t u s 1 4 ). D a r a u s k a n n m a n schließen, d a ß — w a s m a n bis j e t z t nur v e r m u t e n k o n n t e — die B . v o r der E n t s t e h u n g der d e u t s c h e n K l ö s t e r i m S ü d e n b e k a n n t w a r ; oder der A u t o r des G l o s s a r i u m L i n d e n b r o g i ü b e r t r u g die bei Isidor g e f u n d e n e E r k l ä r u n g der c r u s t u l a e i n f a c h auf die B . ; als F o r m dieser c r u s t u l a t o r t a ist w o h l die der M a r burger Neujahrskringel a n z u n e h m e n 1 5 ) ; a u c h E k k e h a r d 1 6 ) e r w ä h n t eine t o r t a p a n i s in seiner b e n e d i c t i o a d m e n s a s ;

1562

d a g e g e n s u c h e n w i r bei i h m a u f f a l l e n d e r weise das „ b r a c h i o l u m " v e r g e b e n s . E i n e a n d e r e Glosse (10. Jh.) l a u t e t 1 7 ) : prezit e l l a : c o l l y r i d a m 1 8 ) panis, oder wir les e n 1 9 ) : p r e z i t a : colliridam (12. Jh.), oder c r u s t u l a 2 0 ) ; a u c h das b e k a n n t e S u m m a r i u m Henrici zitiert 2 1 ) : c r u s t u l a : brezita, brezitella. A l s erster leitete W a c h t c r 22) d a s W o r t v o n b r a c h i l e ^ ab, d a c h t e also a n A r m , A r m s c h m u c k . Besser ist die B e z i e h u n g zu b r a c h i a l e 24 ), die a u c h W ä c h t e r f r e i l ä ß t , u n d bracellus 25) zu b r a c c h i u m gehörig, v g l . ital. b r a c c i a t e l l o ; H ö f l e r zieht noch das B e u g e l - 2 6 ) und K r i n g e l g e b ä c k 2 7 ) h e r a n u n d k o m m t so auf die D e u t u n g , d a ß die B . eine alte T o t e n g a b e ist u n d die b e k a n n t e n den T o t e n beigelegten R i n g e u n d S p a n g e n ersetzt. Z w e i Stellen h a t H ö f l e r n i c h t b e a c h t e t , G r i m m 28) u n d D u C a n g e M ) zitieren s i e : in den G e s t a a b b a t u m Trudonensium (Kloster St. Trond i m H a s p e n g a u ) w e r d e n die F a s t e n g e r i c h t e der M ö n c h e a u f g e z ä h l t ®°): Q u a t u o r dieb u s n a t i v i t a t i s D o m i n i , p a s c h a e et pent e c o s t e s a d p r a n d i u m d u a s portiones piscis . . . e t a d c e n a m p r i m a die placent a m c u m b r a c c h i o l o ; u n d die d i r e k t e B e z e i c h n u n g b r a c e l l u s f i n d e n wir in den v e t e r e s c o n s u e t u d i n e s Floriacensis coenobii, w o b e i b r a c e l l u s g e d e u t e t w i r d : Sign u m . . . . u t de d u o b u s b r a c c h i i s f a c i a s u n u m p o n e n d o s u p e r a l i u d . D a r a u s ist klar, d a ß m a n d a s G e b ä c k als „ Ä r m c h e n " 31 ) d e u t e t e ; B . g e h ö r t s p r a c h l i c h e i n w a n d f r e i z u b r a c e l l u s u n d das a h d . b r e z i t e l l a z u ital. b r a c c i a t e l l o 3 2 ) . Die A n n a h m e , d a ß dieses klösterliche F a s t e n g e b ä c k ein v o n den M ö n c h e n in f r o m m e r P h a n t a s i e als „ Ä r m c h e n " g e d e u t e t e s urs p r ü n g l i c h e s T o t e n g e b i l d b r o t u n d eine A b l ö s u n g der a r m i l l a e u n d spirae ist, scheint manche Wahrscheinlichkeit für sich z u h a b e n . A u c h die A b b i l d u n g e n 33) s p r e c h e n z u n ä c h s t n i c h t d a g e g e n . Es ist kein G e b i l d b r o t , d a s die H a u s f r a u z u b e reitet, s o n d e r n erscheint i m m e r als „ g e n u s pistorii o p e r i s " 3 4 ) ; d a r a u s s c h l o ß man, d a ß die B . aus d e m S ü d e n e i n g e f ü h r t w u r d e 35 ). 1) Von den älteren Autoren sind besonders zu erwähnen J o . G e o r g i i a b E c k h a r t commcntarii de rebus Franciae orientalis et epi-

1563

Bretzel

scopatus Wirceburgensis tom 1 (1729), 435: tempore ieiunii quadragesimalis panis tortilis coquitur, quem Braetzel hoc est armillam nominamus; nam Barbaro-Latinis brachile et brachiale Gallice bracelet, Italice braccialetto denotat armillam. P a n e m hunc alii bracellum alii brachiolum . . . vocant; er zitiert dann die von D u C a n g e 1 , 729 zu bracellus und 730 zu brachiolum erwähnten Stellen u. möchte die B . n als ligamina superstitiosa erklären (vgl. 419). D a haben wir schon die ganze Argumentenreihe, die wir bei H ö f 1 e r antreffen werden, der dieses B u c h aus der von ihm benutzten Literatur wohl gekannt hat, aber nicht zitiert. 2) M. J o h a n n i s Christian! K o c h i i Coniecturae de spiris pistoriis, vulgo von Bretzeln. Dresdae 1 7 3 3 ; in dieser wohl ältesten Spezialabhandlung über die Bretzeln erwähnt der Verfasser nach langatmigen Untersuchungen über ,,spira" die Ableitungen von preculae und Brechen ( 1 1 — 1 2 ) und deutet selbst (21 ff.) das Gebäck als ,,figura crucis"; ein Exemplar der seltenen Schrift ist in München. Die Ableitung des Wortes B . von preculae und pretiola bringt auch : B r e v i n u s N o r i cus F a g o - V i l l a n u s Den in vielen Stücken allzu abergläubigen Christen . . . Leipzig 1 7 2 1 , p. 1 3 9 (in München); vgl. P r a e t o r i u s Blockesbergs Verr. 4 9 1 . a) Mitteilungen der K . K . Zentralkommission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale (Wien 1869) 14, 5 ; H ö f e r Etymologisches Wb. 1 , 1 1 5 ; Koch Dissertalio de spiris pistorum 22; zu brettstel: G r i m m DWb. 2, 378; Kloster 7, 1 3 5 A. 4 ) Beilage zur Allgemeinen Zeitung 1901 (München) Nr. 272, 6; Arch. f. Anthropol. N. F . 3 (1905), 104, im folgenden zitiert: H ö f l e r Brezel', ZföVk. 9 (1903), 1 9 5 f . ; Deutung des Wortes angenommen v. K l u g e EWb.10 73 und P a u l DWb.' 9?; G r i m m DWb. 2, 378—79; H ö f l e r Fastengebäcke 72. 91 f f . ; Ostergebäcke 1 9 ; B e c k e r Frühlingsfeiern 17; Frischbier Preußisches Wb. 2, 1 7 9 ; F i s c h e r Schwäb.Wb. 1 , 1 4 1 2 f f . ; M ü l l e r Fraureuth Wb. der obersächsischen und erzgebirgischen Mundarten x, 1 5 2 ; A d e l u n g Wb. x, 1 1 9 2 . 5) Kloster 7, 1 3 3 f f . ; noch A 1 b e r s Das Jahr 1 2 3 leitet Brezel von „pretiolum" ab; H ö f l e r Fastengebäcke 88; Koch 1 4 ; zu brätstelle vgl. P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 495. 6) 1. c. 5—6. ') Iduna u. Hermode h. v. Gräter 1 8 1 4 Nr. 5, 18—20. 8 ) Höf ler Weihnachten 42 ff. 8) D e r s. Brezel 104. ">) A R w . 8, Beiheft 102 A . 1 ; ebenso F o x Saarland 4 1 7 ; R o c h h o l z Glaube n 2, 1 5 7 ; K o l b e Hessen 36. ) Brezel = Arch. f. Anthr. N. F . 3, 9 4 — 1 1 0 ; vgl. die Rezension von L a u f f e r : Z f V k . 1 6 (1906), 234 bis 235; H o o p s Reallex. 1 , 152. 12 ) G r ä f f 13 Ahd. Sprachschatz 3, 3 1 7 . ) Lobeck A glaophamos 2, 1074 A x . " ) Abgedruckt bei M i g n e Patrol. lat. 82, 1044 N. 18. 15 ) H ö f l e r Brezel 106 Nr. 22. ]0 ) Benedictiones ad mensas Immoni abbati de sancto Gregorio fratri germano compacte roganti in Mitt. d. antiquar.

1564

Gesellschaft Zürich 3 (Zürich 1846—47), 106, v . 8. " ) G r a f f 1. c. 18 ) I m Glossarium Aynardi ist collirida mit bracidelli erklärt: Corpus glossariorum latinorum ed. G o e t z 5, 6 1 8 , 1 8 ; vgl. Thesaurus linguae lalinae 3, 1667; corpus gloss. lat. ed G o e t z 5, 380, 25: panis collyri: panis quadrangulus. IB) G r a f f I.e. so ) 1. c. ! 1 ) S t e i n m e y e r - S i e v e r s Ahd. Glossen 3 , 1 5 3 . 22 ) v . P r e t e r l . c . 5 ; W ä c h t e r Glossarium germanicum 212. 23 ) bracile ist ein Gewandstück = zona, es kommt von braca: Thesaurus linguae latinae 2, 2 1 6 2 und 2154; Isidor Origines 19, 33, 5 ; D u C a n g e 1 , 7 3 1 ; M G S . 10, 3 1 5 , 7; daher paßt die von L i p p c r t Christentum 604—5 und andern zitierte Stelle aus der lex salica nicht: H. G e f f k e n Lex Salica (L. 1898) 27 § 10. 1 4 1 . £4) D u C a n g e 1 , 729 armilla; vgl. Tobler-Lommatsch A IIfranzösisches Wb. 1 , 1 1 0 4 : bracel u. bracelet. !6 ) D u C a n g e I, 729 circuli ex auro. 26) Brezel 95 f . ; 109; v . P r e t e r 1. c. 5 f. " ) Dazu paßt die Glosse des M u r m e l l i u s (im Pappa puerorum cap. de eibi generibus) sehr gut: spira: bretschel oder r i n g , genus pistorii operis; vgl. S t e i n m e y e r - S i e v e r s 1. c. 3, 1 5 3 ; 617, 42; 1 , 4 1 4 : colliridam-halstan als Glosse zur Vulgata 2. Reg. 6, 1 9 ; vgl. H o o p s Reallex. 1 , 1 5 2 ; Arculata, spirae und circuli, aipeitToi sind auch in der Antike belegt: L o b e k Aglaophamos 2, 1 0 7 3 — 7 5 ; arculata ( = fibulae) dicebantur circuli, qui ex farina in circulis fiebant (F e s t u s 16 = 1 5 , 1 0 Lindsay); circuli sind Ringe aus Mehl, K ä s e und Wasser: V a r r o Lingua latina 5, 106 = 33, 1 7 Goetz-Schoell; in Schwaben heißen die Neujahrsb.n Neujahrsringe : M e i e r Schwaben 470, 228; zu den aipEit-toi vgl. D e m o s t h e n e s Kranzrede 260; A t h e n a e u s 4, 1 3 0 d = 1 , 296, 8 Kaibel; B e k k e r Anecdota 1 , 3 0 2 ; unseren B . n sind wohl die arculata a m meisten zu vergleichen. 2S) DWb. 2, 379. 28) 1 , 729. 30) M G . Hist. scriptores tom. 10, 3 1 4 , 40. 3 1 ) Vgl. W u t t k e Sachs. Volhsk. 304; J o h n Erzgebirge 1 9 0 ; F i s c h e r Altertumsk. 57; Kloster 7, 1 3 4 ; H e y n e Nahrungswesen 277; A. S c h u l t z Das höfische Leben 1 (1889), 395; J . L . F r i s c h DeutschLat. Wb. (1741), 1 3 6 : spira pistoria panis figuram bracchiorum plicatorum habens; A d e l u n g Wb. der hochdeutschen Mundarten 1, 1073. 32) M. K r ä m e r Dictionarium TeutschItaliänischer Sprache 3, 297 f. " ) H ö f 1 c r Brezel 105 f f . ; zwei Abbildungen bietet uns die Äbtissin H e r r a d v o n L a n d s p e r g in ihrem Hortus deliciarum auf dem Bilde, das Esther und Mardochai an festlicher Tafel schmausend darstellt: E n g e l h a r d Herrad von Landsperg Tafel 4; H e n n e a m R h y n Kulturgeschichte 1 (1886), 205; A. v . P r e t e r 1. c.; W e i n h o l d Frauen 2 2, 60; H e y n e Nahrungswesen 272—2 77; A. S c h u 1 1 z I . e . 376; vgl. Kloster 6, 1081 u. Abbild. 1 5 7 u. 159. Eine andere Abbildung zusammen mit andern Gebildbroten bei J o h a n n Placotomus

Bretzel

1565

( = B r e t t s c h n e i d e r ) De tuenda bona valetudine, libellus Eobani Hessi, commentariis doctissimis ilhistratus p. 62; v g l . W r e d c Rhein. Volksk,

196. 237.

Allgäu

3t)

Murmellius

2, 86, 305;

John

1. c.;

Reiser

Erzgebirge

K o c h 1. c. 11. 13. 22 if. 36) W u t t k e Volksk. 304; Globus 8o, 96.

birge b e k o m m e n die T r ä g e r nach dem Begräbnis B . n 4 4 ) ; in B a y e r n gibt es beim T o t e n m a h l B.n 4S ), Bier und Brot.

190;

Sachs.

2. Die D o m ä n e der B. ist die Fas t e n z e i t 3 6 ) v o r Ostern oder erweitert die Zeit v o n Neujahr' 3 7 ) bis Ostern. Sie k o m m t besonders h ä u f i g als S c h m u c k der bei den F r ü h j a h r s r i t e n umhergetragenen B a u m s y m b o l e 38) (Lätare) 39) neben andern Gebildbroten (z. B. V ö geln) ^ und Eierschalen v o r ; und d a z u p a ß t auch die Rolle der B. im F r u c h t b a r k e i t s r i t u s des Schlages mit der Lebensrute, wobei sich die M ä d c h e n

1566

36 )

68;

H ö f 1 e r Brezel 96 f f . ; Fastengebäck

John

Sachs.Volksk.

Erzgebirge 190. 219; 304.

37 )

Köhler

80 f f .

Wuttke

Voigtland

170.

B e c k e r I.e. 17; M a n n h a r d t 1, 155 ff. 288. 39) Nach K o c h (12) erhielten die Kinder, nachdem sie an Laetare die larva mortis de Stramine facta verbrannt hatten, nach der Zeremonie B.n als Geschenk neben elixa legumina; Bavaria 2 a, 273; 4 b, 358. 40) C. C. v a n d e G r a f t inDie maandelij ksche Bladen 7, 3 ff.; B e c k e r 1. c. 17. 41 ) M a n n 38)

I 57. 22 3>

h a r d t 1, 545—46. « ) B i r 1 i n g e r Volkstüml. 2, 63—64. 1 3 ) D e r s. Schwaben 2, 136;

Globus 80, 96; Beilage zur allg. Zeitung 1901

Nr. 272, 6;

S a r t o r i

Totenspeisung

68—69;

H ö f 1 e r Brezel 102; G r i m m DWb. 10, 1, 6; E . H.

M e y e r

Deutsche

Volkskunde

115.

O

a) u. b) Formen im Vatic. 3867. c) Nördlinger Brezgen 6 0 ). d) u. e) Formen bei Herrad v. Landsperg 51 ). durch B.n loskaufen 4 1 ); das will aber zur B. als S u b s t i t u t der G r a b g a b e n gar nicht passen; besonders eine z. B . in S c h w a ben 42 ) gebackene besondere A r t der B., der „ F u n k e n r i n g " , den das Mädchen a m F u n k e n s o n n t a g ihrem Burschen schenkt, ist doch niemals S u b s t i t u t einer den T o t e n beigelegten A r m s p a n g e gewesen, obwohl gerade diese nicht geflochtene Geb ä c k a r t der A r m b a n d f o r m äußerlich a m ähnlichsten ist. W i r werden später sehen, wie B . n allgemein als Liebeszeichen verschenkt werden. D a ß die B. auch als T o t e n g a b e v o r k o m m t — das wäre f ü r die F u n d i e r u n g der Höflerschen Theorie besonders wichtig — zeigt ein B r a u c h , der früher im W e r t a c h g e b i e t e geübt wurde, w o m a n „ S e e l e n b r e z g e n " an den G r a b k r e u z e n a u f h ä n g t e 4 3 ) ; im Erzge-

") J o h n Erzgebirge 127. 4S) L e o p r e c h t i n g Lechrain 252; vgl. G r i m m DWb. 10, 1, 6.

3. Gegen die Höflersche Theorie und die auf E c k h a r t f u ß e n d e E r k l ä r u n g der B. als T o t e n s c h m u c k s u b s t i t u t k a n n man zusammenfassend kurz folgendes v o r bringen: a) D a s W o r t halstan, mit dem collyrid a m in einer alten Glosse erklärt wird (vgl. A . 27), hat mit ags. heals nichts zu t u n 4 6 ) , also fällt die B e z i e h u n g zu Halsring und d a m i t das H a u p t a r g u m e n t Höflers. b) Wieso k o m m t die B. als Totengebildbrot in die Frühlingsriten? c) W a r u m genügt die D e u t u n g der Mönche als bracchiolum = Ärmchen nicht ?

1567

1568

Bretzel

d) Die B e h a u p t u n g , daß wir unter den A b b i l d u n g e n der römisch-christlichen Gebildbrote keine B . f o r m finden, d a ß wir es also mit einem erst in den K l ö s t e r n aufg e k o m m e n e n F a s t e n g e b ä c k zu tun haben, k a n n nicht a u f r e c h t erhalten werden. W i r besitzen nämlich eine A b b i l d u n g aus der frühchristlichen K u l t u r e p o c h e , die rund 700 J a h r e älter ist als das Zeugnis mit Illustration, welches wir der Herrad v. L a n d s p e r g v e r d a n k e n . Neben den t y p i s c h e n runden K r e u z b r o t e n 4 7 ) , die uns bes. auf S k u l p t u r e n begegnen (Fisch mit Broten), fällt eine Szene auf, die uns eine illustrierte H a n d s c h r i f t , der cod. V a t i c a n u s 3867 (5. Jh.), b i e t e t 4 8 ) ; dargestellt ist eine Mahlzeit des A n e a s und der D i d o ; auf dem Tischchen liegt ein Fisch, und a m R a n d im Halbkreis sehen wir 3 Gebildbrote, v o n denen besonders das mittlere der aus dem hortus deliciar u m b e k a n n t e n F o r m entspricht; zu betonen ist, daß auch bei Herrad v . Landsperg Fisch und Brote auf dem Tischchen liegen; wir h a b e n es also mit einem nach F o r m und Inhalt durchgehenden Motiv zu t u n 4 9 ) . D a haben wir also eine feste Überliefer u n g s k e t t e v o m 5. J h . über die mittelalterlichen K l ö s t e r bis auf unsere Z e i t ; darnach w ä r e die B. ein antik-christliches K u l t g e b ä c k (vielleicht die arculata, vgl. A . 28), das als F a s t e n g e b ä c k (in R i n g und A r m c h e n f o r m ) ü b e r n o m m e n wurde. *•) K l u g e e r w ä h n t in seinem A ngelsächsischen Lesebuch 183 ' h a l s t a n ' s. v . ,healstan' ohne B e z i e h u n g zu heals, ebenso O. G r ö g c r i n seinen Ahd. Komposita. *') A b b i l d u n g e n bei D ö l g e r I X e r S I I I Tafel X X X V I I Nr. 6; X X X I X N r . 3 ; X L N r . 4; X L I I N r . 3 u. 4; L I ; L V I N r . 1 ; L V I I N r . 2 u. 3 ; LVIII; L X I Nr. 1 ; L X I I I ; L X X I I ; L X X V I I I N r . 7 u. 8; L X X X N r . 4; X C I N r . 1 ; die H a u p t f o r m e n sind ® oder v g l . J a h r e s h e f t e des österreichischen A r c h ä o l . I n s t i t u t e s in W i e n 1 7 (1914), 2. H e f t 95 T a f e l 70; 150 T a f e l 1 3 5 ; A R w . 15, 160 T a f e l 1 N r . 6. 4S) A b b i l d u n g bei D ö l g e r I . e . T a f e l L I I ; v g l . A R w . 15, 160 T a f e l 1 N r . 6 : vielleicht sind hier die 3 l ä n g lichen G e g e n s t ä n d e auf d e m T i s c h a u c h G e b i l d b r o t e dieser A r t ; Jos. W i l p e r t Die Malereien der Katakomben Roms. F r e i b u r g 1903, 292; T a f e l b a n d T a f e l 1 3 3 ; W e n d l a n d Hellenisiisch-römische Kultura 428 A b b . 4. s) A u c h ein B i l d des C o d e x E g b e r t i (10. Jh.) h a t dieses Sujet: H e y n e 2, 272. 50) H ö f l e r Brezel

106

Nr. 19; D e r s. Fastnacht 92 F i g . 47. V g l . die K r a c k e l i n g in F r i e s l a n d : H ö f 1 e r Brezel Nr. 31.

61 )

4. N e u j a h r s b.n B2 ): Besonders in B a d e n 5 3 ) schenken die Burschen beim N e u j a h r a n s a g e n dem S c h a t z B . n ; diese darf man a m Kaiserstuhl 54) und im Elsaß 5S) v o r Dreikönig nicht anschneiden; N e u j a h r s b . n schenken die P a t e n 6 8 ) den K i n d e r n oder diese den Lehrern 5 7 ), die B ä c k e r 5 8 ) den K u n d e n . In München teilte der B.reiter in der N e u j a h r s n a c h t B . n a u s 5 9 ) . Zwischen N e u j a h r und Fastn a c h t liegt der S e b a s t i a n s t a g 6 0 ) ; die B.händler h a t t e n neben d e m S t a n d den B.b a u m ; man glaubte, daß der hl. Sebastian die B . n segne; daher k a u f t e jeder Bauer f ü r Familie und Gesinde Sebastiansb.n; man v e r g n ü g t e sich mit dem B.reißen; f ü r die B ä c k e r w a r B . t a n z ; nach diesem w u r d e n die B . n an Musikanten, Mädchen und K i n d e r verteilt. **) H ö f l e r Z f ö V k . 9 (1903), 1 9 4 ; Brezel 103; Z r w V k . 16 (1919), 4 7 — 4 9 ; B a v a r i a 3 b , 354. ") M e y e r Baden 201. 2 3 5 ; S c h m i t t Hetlingen 20: eine B . aus S t r o h wird d e m M ä d c h e n ans H a u s g e h ä n g t , das den B u r s c h e n mißleidig i s t ; M e i e r Schwaben 470, 228. " ) M e y e r I.e. 201. 6S) J b E l s a ß - L o t h r . 7, 202. M) B i r l i n g e r Schwaben 2, 1 8 ; W r e d e RheinVk. 238—39; F o x Saarland 404. 6 ') M e y e r M ) Ders. 494; I.e. 71. Meier 1. c. 470, 228; v g l . W r e d e 1. c. über das H e r a u s k a r t e n der N b . : Z r w V k . 16 (1919), 47 u. 49! 13 ( 1 9 1 6 ) , 2 1 3 f . ; M e y e r Baden 7 1 — 7 2 ; M ü l l e r RheinWb. 1, 993. 69) Z f ö V k . 9 {1903), 195; R a d e r m a c h e r Beiträge 107 A . 1 ; v g l . die W a l l e r b . n : v . P r e t e r 1. c. 5 ; Z f ö V k . 1. c . ; S c h m e l l e r BayrWb. 1, 376. •») D G . 14, 145. 146 f f .

5. B . n d e r F a s t e n z e i t 6 1 ) : Im A l l g ä u 62) und im Erzgebirge 63) wechseln die B ä c k e r mit der „ B r e t z g e t " ab; K o c h 6 4 ) bezeugt (1733), daß nur „ t e m pore q u a d r a g e s i m a l i " die B . n g e b a c k e n werden. Im A u g s b u r g e r Jareinmal (um 1750) lesen wir 6 5 ): Man hört in Reimen hübsch und fein Den Sommer und den Winter streiten, Welch'r besser sei zu diesen Zeiten. Auch nimmt jetzt mancher für den G'schlier Ein Fasten-Pretzen zu dem Bier.

In der Gegend v o n Aschersleben 66) heißt es: W e r die F a s t e n b . n verachtet, bek o m m t Eselsohren 67). Das hat doch wohl

1569

Bretzel

den tieferen Sinn: Dieses spezielle Festgebäck bringt Glück und Gesundheit, wie die andern F r u c h t b a r k e i t s s y m b o l e , mit denen z u s a m m e n die B. den F r ü h lingsbaum s c h m ü c k t (vgl. L ä t a r e - und Gründonnerstagsb.); die Fastnachtsspeisen 68) sind z u d e m als Frühlingsspeise (vgl. A . 78) v o n großer B e d e u t u n g u n d mit Opfern v e r b u n d e n ; nach Praetorius (Verrichtung 112. I I 5 ) vertreiben B . n an F a s t n a c h t , Gründonnerstag und Dreikönig Hexen (vgl. A . 60). W a s in A n h a l t 6 9 ) Spiel ist, das Schenken der Fastenb. a m A s c h e r m i t t w o c h f ü r das Ausstäuben mit R u t e n , w a r ursprünglich das Gegengeschenk für eine F r u c h t barkeitsübertragung; bei Hall in Tirol peitscht ein maskierter Bauer die B u b e n durch und wirft B . n unter die Kinder 5 0 ). In W ü r t t e m b e r g verteilen die Narren an F a s t n a c h t B . n 7 1 ) . Eine große Rolle spielt dieses Gebildbrot beim Vegetationsritus an I n v o c a v i t ; in Schwaben 7 2 ) schenkt das Mädchen am „ F u n k e n s o n n t a g " dem Burschen den F u n k e n r i n g ; beim Mädchenverschreiben an der Mosel 7 3 ) brechen die P a a r e nach altem B r a u c h die B . ; auch f ü r das R h e i n l a n d 7 5 ) sind solche uralte Gebräuche speziell f ü r Fastnachtsdienstag und Lätare b e z e u g t : die Mädchen sandten (1579) den Burschen B.n, und die Burschen stifteten W ü r z w e i n . N o c h heute kaufen die Burschen den Mädchen an L ä t a r e B.n; lehnt das Mädchen diese ab, so bedeutet das eine A b s a g e 7 5 ) . In Böhmen 76 ) hängt man am V o r a b e n d des „ F u c h s s o n n t a g e s " B . n (Bängeln) in die Ä s t e der B ä u m e ; zu den K i n d e r n sagt m a n : Der F u c h s 7 7 ) h a t die B . n verloren; die Kinder essen die B.n prophylaktisch gegen Z a h n w e h ; also ruht auch hier Segen und Heilkraft auf der Opfergabe an die Vegetationsdämonen 7 8 ). A m Gregoriustag, der in der R h ö n der B . t a g heißt, erhalten seit alter Zeit die Schulkinder B.spenden 7 9 ); diese Gregoriusb.n erw ä h n t schon K o c h 8 0 ) : „ p a t r o n i pueris in diligentiae praemium spiras d a b a n t " ; in Donaueschingen 8 1 ) b e k o m m e n die Schulkinder v o r m i t t a g s B.n, und a m N a c h m i t t a g ist V o l k s b e l u s t i g u n g ; über ein altes Schulfest a m Gregoriustag mit Bächtold-Stäubli,

A b e r g l a u b e I.

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B.verteilung berichtet Vulpius in seinen Curiositäten 82 ). A n Lätare, dem „ B r e t z g e n s o n n t a g " im A l l g ä u 8 3 ) und sonst 8 4 ), „sollen . . . die Pretzel zuerst gebacken seyn, welche sie unter die Kinder außgetheilet und ihnen A n l a ß gegeben fleißig zu beten oder precari und preculas oder precationes sonderlich umb selbige Zeit abzulegen, daher sie auch sollen benahmet s e y n " 8 5 ) ; im Rheinland ist am S o n n t a g nach Halbfasten B.ziehen zwischen Lehrer und Schülern 8 6 ). A n L ä t a r e tragen nach dem Papistenbuch 8 7 ) die K n a b e n Fastenb.n an langen Stecken herum. Diese Frühlingsbräuche sind in der P f a l z und a m R h e i n noch besonders lebendig, kein geringerer als A . Dieterich M ) hat diesen R i t u s eingehend untersucht. Früher und auch j e t z t an manchen Orten trieben die K n a b e n , „ d i e B. in der Linken und einen hölzernen Degen in der rechten Hand, den Winter a u s " 8 9 ) ; in Eisenach w a r früher der „ S o m m e r " mit B . n und Eierschalen g e s c h m ü c k t 9 0 ) ; in L u x e m b u r g heißt der S o n n t a g L ä t a r e Fastenbohnensonntag; die Verheirateten müssen allen Gästen, die ein S t ü c k v o m S t r u m p f b a n d der F r a u geraubt haben, B.n geben 9 1 ). In B a d e n finden wir das B.umtragen auch an J u d i c a 9 2 ) . A m Palmsonntag "sind die P a l m e n M ) in Tirol zuweilen mit B . n geziert, und beim U m z u g ist der Zaum, den Christus auf dem Esel sitzend hält, mit einem D u t z e n d B.n ges c h m ü c k t 9 4 ) . Bei Altenrieth (Schwaben) wird ein B . m a r k t 9 5 ) abgehalten, wobei die Burschen den Mädchen ganze Schürzen voll B . n schenken, dafür bekommen sie an Ostern Ostereier 9 6 ); beim „ B r a t z e l t a n z " in Ottenhausen bei N e u e n b ü r g holt der Bursch nur die Auserwählte z u m Einzeltanz 9 7 ). Im Gothaischen erhalten die Schulkinder an diesem T a g B . v o n den Jungverheirateten 98). In der Gründonnerstagsnacht bringen die Burschen in Marbach den Mädchen B . n ans Fenster 9 9 ); wenn die Mädchen nüchtern d a v o n essen, bekommen sie das Fieber nicht, und solange die B. nicht schimmelt, ist die Liebe echt 10°) (vgl. die oben erwähnte K r a f t der Fastenb. als Kultspeise und den G e n u ß des Eis) 1 0 1 ); daß man am Gründonners50

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Bretzel

t a g B . n gegen F i e b e r ißt, e r w ä h n t schon J . P r ä t o r i u s 1 0 2 ), ebenso die Rockenphilosop h i e 1 0 3 ) ; nach P r ä t o r i u s hing m a n dieses K u l t g e b ä c k im H a u s e gegen F i e b e r und Zauberei auf, so noch heute in B r a u n schweig 1 0 4 ). B . n als G e s c h e n k der P a t e n a m G r ü n d o n n e r s t a g sind 1 6 0 1 a m R h e i n ( R ü d e s h e i m ) b e z e u g t 1 0 4 ft). " ) H ö f 1 e r Brezel 98 ff. 103 ff.; ZföVk. 9 (1903), 80 ff. 91 ff. An der Elbe gibt es nach dem Fastenbeten B.n: M e i c h e Sagenbuch der sächsischen Schweiz 115; Preter I.e. •2) R e i s e r Allgäu 2, 86; vgl. F i s c h e r , 3 SchwäbWb. 1, 1413. ) J o h n Erzgebirge 190. **) 1. c. 20. 23; für Sachsen: M ü l l e r - F r a u r e u t h 1. c. 1, 152. •*) B i r l i n g e r Schwaben 2, 148. *•) M a n n h a r d t Germ. Myth. 25. 412; W o l f Beiträge i, 79; J a h n Opfergebräuche 117. 145; W. 97. •') Wer in Waldeck am Gründonnerstag kein „Grünes" ißt, bekommt Eselsohren: C u r t z e Waldeck 398, 134; J a h n 1. c. 145; B e c h s t e i n 1, 161; im Rheinland muß man Lauch essen: ZrwVk. 18 (1921), 36. M ) J a h n 1. c. 116 f.; H ö f l e r Brezel 103. •») ZfVk. 1897, 75) M a n n h a r d t 1, 545; über die Ablösung des Schlages durch die B. an Aschermittwoch: Bavaria 2a, 273. " | M a n n h a r d t 1, 269; Z i n g e r l e Tirol 139; im Rheinland finden wir das B.schleudern unter die Kinder am Fastnachtsonntag : M ü l l e r RheinWb. 1, 993, nachmittags ist Wettlauf, wobei der Sieger eine Bretzel erhält; vgl. SAVk. 1 (1897), r 9 ° { f " ) K a p f f Festgebräuche Nr. 2,11; für die schles. Fastnachtb.n: Mschles Vk. 1906 H. 15, 145. 7S) Birlinger Volksth. 2, 63 f.; Schwaben 2, Ö2ff.; M a n n h a r d t 1,539; H ö f l e r Fastengebäche 80 f.; Brezel 99 f.; M e i e r Schwaben 383, 25; vgl. F o x Saarland 418. ™) M a n n h a r d t 1, 453; vgl. F o n t a i n e Luxemburg 32; ZfVk. 1915, 301. «) W r e d e RheinVk. 248—49. *•) M ü l l e r 1. c. 994; für das Saarland : F o x Saarland 343: am Lehenfest gibt das Mädchen dem Burschen eine B. als Liebeszeichen. 7S) R e i n s b e r g Festl. Jahr 68; H ö f 1 e r Brezel 98; D e r s . Fastengebäcke 73. " ) Über Opfer an den Fuchs: J a h n Opfergebräuche 118; M e i e r Schwaben 375, 9. " ) Über Opfergaben für Vegetationsdämonen an Fastnacht: J a h n 1. c. 116. '") H ö f l e r Brezel 100; D e r s . Fastengebäcke 87 f.; vgl. V u l p i u s Curiositäten im Kloster 7, 207; H i 1 s c h e r wollte allen Ernstes den Namen der B.n davon ableiten, daß die Praeceptores am Gregorsfest den Schülern B.n schenken (österlicher Aberglaube 20; v. P r e t e r 1. c. 5); A d e l u n g 1, 1073 wies auf „preciuncula": Die Schüler, meint er, mußten für die B.n beten: K o c h I . e . 13 f.; Kloster 7, 135 A.; vgl. A. 86; in Tirol gibt es Wein, Brot und Käse: Z i n g e r l e Tirol 142, 1231. 80) 1. c. 14. " ) Alemannia 22, 145. S2) Kloster 7, 206 f; vgl.

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B.examen: M ü l l e r - F r a u r e u t h 1,152. •*) R e i s e r Allgäu 2, 112; vgl. 105; H ö f 1 e r Brezel 100. M ) M e y e r Baden 90 ff. 8 S ) P r a e t o r i u s Blockes-Berges Verrichtung (L. 1668) 491; über die Ableitung von precari vgl. A 2. ••) M ü 11 e r 1. c. 993- " ) H ö f 1 e r Brezel 100; K o c h I.e. 12—13; H ö f l e r Fastengeb. 92. M ) Kl. Sehr. 324—352 = ARw. 8 (1905), Beiheft 82 ff.; B e c k e r Frühlingsfeiern 17; M e y e r 1. c. 87. 90 ff.; H ö f 1 e r Brezel 100; D e r s . Fastengebäcke 88. 92; Bavaria 4 b, 358. M ) D i e t e r i c h 1. c. 325; auch am „Fähnleinstag" = St. Gregoritag hatten früher die Knaben Holzsäbel: H ö f 1 e r Fastengebäcke 88. M) M a n n h a r d t 1, 156 f. " ) F o n t a i n e Luxemburg 32; vgl. den Brauch im Gothaischen: M e y e r 1. c. 116. " ) M e y e r 1. c. 116; H ö f l e r Brezel 101. »») Z i n g e r l e Tirol 146, 1260; M a n n h a r d t 1, 288; H ö f M l e r 1. c. ) Z i n g e r l e 147, 1263; H ö r m a n n Volksleben 50 ff. 95) M e i e r Schwaben 385. 36; B i r l i n g e r Schwaben 2, 65, 10; M e y e r 1. c. 116; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 136. ••) M e i e r 1. c. 393, 67; vgl. M ü l l e r RheinWb. 1, 994. " ) I i a p f f Festgebräuche 19; vgl. M ü l l e r I.e. M) M e y e r 1. c. 116. •9) B i r l i n g e r Schwaben 2, 71—72; M e y e r Baden 501. 10°) M e i e r 1. c. 387, 40; 388, 48; vgl. W i t z s c h e l Thüringen 2, 195, 10. "") M e i e r 386, 39 u. 389, 55; J a h n I.e. I38f. 102) Blockes-Berges Verrichtung214; H ö f l e r Brezel 101; D e r s . Ostern 9 f.; S e y f a r t h Sachsen 270; M a e n n 1 i n g 193. 103) G r i m m Myth. 3, 436, 44; ZfVk. 1891, 191 e 1 (Brandenburg); M a n n h a r d t Germ. Mythen 134; K e l l e r Grab des Aberglaubens 5. 3751 J a h n 1. c. 145 mit Literatur; F i s c h e r Aberglauben (L. 1790), 228, schöpft fast alles aus der Rockenphilosophie; auch wer am Gründonnerstag fastet, ist fieberfrei; F i s c h e r 1. c. 217 = Rockenphilosophie 1. Hundert c. 87, p. 130. 104) A n d r e e Braunschweig 341. 101a) ARW. 24, 174; AfKulturg. 2 (1895), 183 ff. 185. 6. A n Ostern 1 0 5 ), J o h a n n i 1 0 6 ) , der K i r c h weih 1 0 7 ) und Martini 1 0 8 ), an Weihnachten 109 ), a m K o n f i r m a t i o n s t a g 1 1 0 ) und an der Hochzeit l u ) spielen die B . n eine weniger wichtige Rolle. Z u erwähnen ist noch ein eigenartiger B r a u c h in Möschlitz ( V o i g t l a n d ) 1 1 2 ) : man stellt hier die Gem e i n d e b e a m t e n durch H a n d s c h l a g und E i n h ä n d i g u n g von zwei F a s t e n b . n an, w i e m a n e t w a bei W e i n und Bier K o n t r a k t e abschließt. E i n eigentümliches Zeugnis über den medizinischen W e r t der B . bringt K o c h 1 1 3 ) . I06 ) H ö f 1 e r Brezel 103; D . e r s . Ostern 18. 45 ff. 66. 10«) A l b e r s Das Jahr 250. 10 ') M e y e r Baien 235—36; Bavaria 4b, 387;

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Breve—Brief

H ö f l e r B. 102. 1M ) H ö l l e r B. 1 0 2 — 3 ; M e y e r Baden 71 (Geschenk an die Paten). I0»)Höfler Weihnachten 43; ZrwVk. 2 (1905), 161; K ö h l e r Voigtland 1 7 1 ; K a p i f Festgebräuche 8; am Lechrain gibt es am 1. Weihnachtstag nach der Vesper B . u. Bier: L e o p r e c h t i n g Lechrain 209; vgl. G ü n t e r t Kalypso 242. n o ) M e y e r Baden 1 1 7 ; vgl. B.spende beim Kirchgang: W i t z nl) H ö f 1 e r s c h e 1 Thüringen 2, 312. Z f ö V k . 1 9 1 1 Suppl. 7, 39 ff.; Brezel 102; In Mecklenburg aß man früher an der Grenzscheide zweier Dörfer bei der Rückkehr von der Trauung Kringel, so groß wie Wagenräder, und trank Branntwein: B a r t s c h Mecklenburg 2, 83, 266; über B. und R a d : v. P r e t e r 1. c. 5 mit Literatur; G r i m m DWb. 2, 378 f. m ) K ö h l e r Voigtland 230; ZfVölkerpsychol. 18 (1888), 384. 11S ) 1. c. 23 f. Eckstein.

B r e v e (Zimmerische Chron.; tirol. Brefe, bayr.-österr. A l p e n Breferl, steir. auch Brefel, k ä m t . Brefile, s c h w ä b . (16. J h . ? ) ,Brevi-Zettel'). I. A m u l e t t mit geweihten Sachen, welches m a n den K i n d e r n u m h ä n g t 2. G e d e n k p f e n n i g , Anhängsel, Wallf a h r t s a n d e n k e n , A m u l e t t , A g n u s Dei usw. 2 ). 3. E i n K i n d e r n umgehängtes A m u l e t t , T a l i s m a n , bestehend aus einem geweihten viereckigen kleinen Pölsterchen3). A u c h mhd. ,brievelin' ist aus Glossen in der B e d e u t u n g „ A m u l e t t " b e z e u g t 4 ) . Die Zimmerische Chronik k e n n t B. als Z a u b e r m i t t e l s ) , und in einer schwäbischen Quelle des 17. (?) Jhs. 6 ) heißt es: „ V o n den B r e v i - Z e t t e l . S e y n d gut, und werden g e b r a u c h t , so wohl z u m b e y sich tragen, alsz zu legen, und e i n z u g r a b e n . " D a s Breferl ist heute noch in lebendem B r a u c h im bayerisch-österreichischen A l pengebiet 7 ), u n d als Sache, w e n n auch nicht als W o r t , weit über dieses Gebiet hinaus, wie süddeutsche und schweizerische V o l k s k u n d e m u s e e n lehren. Sowohl kleine k i s s e n und taschenf ö r m i g e A m u l e t t e mit religiösen Zetteln und Dingen, als a u c h (meist neunteilige) F a l t z e t t e l mit in K u p f e r gestochenen Heiligenbildern, Segen usw. und a u f g e k l e b t e n Dingen (Kreuzchen, Samen, K r ä u t e r n u. dgl.) werden Breferl genannt. Zuweilen sind unter einzelne Heiligenbildchen noch weitere Schutzzettel eingeschoben 8 ), oder der mittlere

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Teil mit den a u f g e k l e b t e n Dingen ist v o n einem Heiligenbild b e d e c k t 9 ) . Das bei A n d r e e - E y s n abgebildete B> e n t h ä l t : 1. S t . Franziscus Seraphicus, 2. ein D o p pelkreuz mit den Initialen des Zachariassegens (s. d.) und des Benedictussegens (s. d.) nebst den P e s t p a t r o n e n St. Seb a s t i a n u. Rochus, U n t e r s c h r i f t ,contra pestem', darunter gelegt: Dreikönigszjsttel (s. d.), 3. St. A n t o n i u s v o n P a d u a , 4. St. Ignatius, d a r u n t e r : lat. G e b e t gegen D ä m o n e n und in dieses eingeschlagen die Früchte von Widerton (Polytrichum commune), 5. St. Johannes v o n Nepom u k , d a r u n t e r : P e s t b l a t t 1 0 ) , 6. St. F r a n ciscus Solanus, 7 . A n a s t a s i u s h a u p t (s.d.), d a r u n t e r : A g a t h e n z e t t e l (s. d.), 8. J a c o b u s de Marchia, 9. (im Mittelfeld) kleine Sebastianspfeile, Kreuzesnägel, Gnadenmünzen, N e p o m u k s z u n g e , F e t z c h e n v o n Heiligengewändern, Benedictuskreuz, A g nus Dei, P a l m k ä t z c h e n , S a m e v o n L i t h o s p e r m u m arvense, rotes T u c h f l e c k c h e n (gegen H e x e n ) , dreieckiges Zettelchen mit lat. Gebet. D a r ü b e r g e l e g t : Marienbildchen (Kupferstich). ') S c h ö p f Tirol. Idiotikon (1866), 56. ' J ü n g e r u. K h u l l Steir. Wortschatz (1903), 113. 3) L e x e r Kärnt.Wb. (1862), 40. 4) L e x e r Mhd. Wb. 1, 353. 5) 2, 380; nach F i scher Schwab.Wb. 1, 1413. *) Carnifex exarmatus, bei B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 431. ') A n d r e e - E y s n Volkskdl. 67 ff. 100. ') Z. B. ein Pestblatt, ebd. 69. 9) Ebd. 67. 10) Genaue Beschreibung ebd. 69 f. Hoffmann-Krayer.

Brief. Ein B. ist, wie die griechische Bezeichnung £juotoJ.ij, lateinisch epistula lehrt, z u n ä c h s t ein mündlicher A u f t r a g . Diese F o r m ist nur bei P r i m i t i v e n nachweisbar, w o die K u n s t des Schreibens noch u n b e k a n n t ist. So töteten die Geten (in Thrakien) alle 4 Jahr einen Menschen als B o t e n an ihren G o t t Zalmoxis, nachdem sie ihm die erforderlichen A u f t r ä g e gesagt h a t t e n 1 ) . Sehr bald schreibt m a n dem B o t e n seinen A u f t r a g auf. D a d u r c h verbinden sich d a m i t alle abergläubischen Vorstellungen, die an dem geschriebenen W o r t haften. Solche Zettel — B . , lateinisch breve, ist in der Erinnerung des Volkes ein kurzes S c h r i f t s t ü c k — verleihen dem gesprochenen W o r t e D a u e r und 50*

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Brief

intensive Wirkung. Diese Anschauung ist älter als die Schrift; jedes Amulett (s. d.) spricht durch Bild oder Buchstaben 2 ). Aber ein Fülle von Anwendungsmöglichkeiten ist daraus erwachsen, seit man mit Worten seine Absicht deutlicher auszusprechen gelernt hatte. Das Altertum kennt vornehmlich den B . an die Unterirdischen, um einen Feind zu verfluchen (s. Defixion). Das MA. benutzt sowohl eigentliche Briefe (Auftrag, Mitteilung an eine höhere Macht) als auch amulettartige Zettel und andere Gegenstände mit Worten, Buchstaben oder Zeichen in mannigfachen Nöten. Das erstreckt sich von der Zeit, da die Schrift den Germanen bekannt wurde und in den Runen (s. d.) frühzeitig abergläubische Verwendung fand, bis in die Gegenwart. Ältester Beleg zufällig bei Beda, 3 ). J ü n g s t e Belege in der Literatur um 1900 4 ), ohne daß ein Aufhören dieses Glaubens anzunehmen ist. Die besondere Wirksamkeit in Beziehung auf eine bestimmte Person erhält der Brief durch Berührung, indem man ihn auf der bloßen Haut trägt oder indem er auch bloß im Hause des Betr. sich befindet s ). Eine besonders intensive Sympathie besitzt natürlich der blutgeschriebene B., den die Faustsage 6) aus der Zauberpraxis übernommen hat (s. Blut). Besonders hervorstechende Anwendungsbereiche sind der Blutsegen zum Stillen von Blutung 7 ), eine intensivere Form des Besprechens (s. Blutsegen , besprechen). Daraus dürfte sich der kugelfest machende B . erst sekundär entwickelt haben, den man als „Anhängzettel" (s. d.) um den Hals t r ä g t 8 ) oder in eine Wunde einheilen läßt oder verschluckt 9 ). Es ist das die sog. Passauer K u n s t (s. d.), die 1 6 1 1 aufgekommen sein soll 1 0 ). Wie zäh dieser Glaube im Volke wurzelt, zeigt eine Züricher Handschrift von 1393, wo solche B.e nur verstattet werden, wenn sie Glaubensbekenntnis und Paternoster, d. h. christliche Texte, e n t h a l t e n u ) . Konnte man sie nicht ganz verbieten, so zog man ihnen ein christliches Mäntelchen an. E s gab und gibt auch gedruckte Briefe, die für sehr verschiedenartige Sachen ( G e b u r t 1 2 ) , Liebeszauber l s ), Fieber 1 4 ),

1576 kalten Brand 1B )) angewandt werden. Ein schwacher Nachhall dieses schriftlichen Verkehrs mit den Unterirdischen, für den schließlich auch das Mene mene tekel ein Beleg sein dürfte, ist der B . an das Christkindchen, wie vielerorts der Weihnachtswunschzettel der Kinder genannt wird l a ). Andererseits knüpfen sich an den gewöhnlichen B., der soviel Gutes und Schlechtes enthalten kann, mannigfache Vorstellungen. Ein B . kommt, wenn sich die Katze hinter den Ohren w ä s c h t 1 7 ) , wenn ein Floh auf der Hand sitzt 1 8 ), wenn das Licht eine Schnuppe (Rose, Stern, Butzen) h a t 1 9 ) oder einen zettelähnlichen Lappen 2 0 ), oder wenn die L a m pe flackert 2 1 ), oder wenn man von einem Pferde ( = reitender Bote) t r ä u m t 2 2 ) . Ein B . im Häubchen macht ebenso wie das Buch unter dem Kopf ein K i n d k l u g 2 3 ) . Daß ein B . rasch und allen Schwierigkeiten zum Trotz befördert wird, erfüllt die Phantasie der Sage; so ist der B . am Pfeil ein altes und verbreitetes Wandermotiv 2 4 ); auch Geister werden durch einen rasch beförderten B . erlöst 2 5 ); der Uriasb. 26 ) ist bekannt.Weiteres unter Bindeb., Freib., Gesundb., Hausb., Himmelsb., Michaelsb.e, Schutzb., Sonntagsb., Brevi-Zettel. ») H e r o d o t 4, 94. *) P 1 i n i u s NH. 28, 29. *) Hist. gentis Angl. 4, 22 bei F r a n z Benedihtionen 2, 299, 3. ') K o n d z i e l l a Volksepos 159 f. ') J o h n Westböhmen 278. *) Deutsche Volksbücher, herausg. von R. B e n z 1 9 1 2 : Historia von D. Johann Fausten x 3- ') J ü h l i n g Tiere 282; Seyfarth 8 Sachsen 173. ) Kronfeld Krieg 87. 10 •) Ebd. ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 370. ") G r i m m Myth. 3, 413. " ) ZfdMyth. 2, 77. " ) Im Volkslied: Ein Brieflein schrieb sie mir usw.; s. auch Defixion. " ) Alemannia 27, i6 114. ) Bartsch Mecklenburg 2, 390. " ) Verf. mündl. " ) SchwVk. 10, 36. 19) F i s c h e r Oststeierisches 1 1 4 ; F o g e l Pennsylv. 91 Nr. 356. 19) S p i e ß Fränkisch-Henneberg 1 5 1 ; W o e s t e Mark 57 Nr. 28; Meier Schwaben 2, 504; ZfVk. 1 1 , 448. so) SAVk. 21, M 141. " ) ZfVk. 24. 55. ) Fogel Pennsylv. 78 Nr. 281. M ) H i l l n e r Siebenbürgen 52 Nr. 17. " ) R o c h h o l z Teil 28; vgl. A l y Märchen 51. 145. 187. " ) S c h m i t z Eifel 2, 1 3 ; dazu auch S t r a c k e r j a n 2, 279. ae ) G u n k e 1 Märchen 1 3 2 ; A l y Märchen 136, 2; ältester Beleg H o m e r Ilias 6. Gesang V. 155 ff. Aly

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Briefträger—Brigittengebet

Briefträger. Der B. wird wie der B e t t ler, Glöckner oder Totengräber a m Neujahrsmorgen als schlechter' A n g a n g betrachtet In einer schlesischen Sage verhindert der T e u f e l in Gestalt eines B.s einen B a u e r an der Gewinnung eines Schatzes 2 ). ') S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 64 Anm. 41. MschlesVk. H. 16 (1906), 94; Kiihaau Sagen 3, 692. Schömer. 2)

Brigitta, hl. I. Die h. B., geboren in S c h o t t l a n d oder Irland (Ulster), war (die erste) Nonne in Irland. Sie soll um 521 gestorben sein. Ihr T a g ist der 1. Februar, der T a g v o r Maria L i c h t m e ß . Das, sowie der A n k l a n g ihrer englischen Namensform Bride (Bridget) an bright = Glanz, hat wohl ihre Beziehungen z u m Feuer unterstützt. Ü b e r ihrem W o h n h a u s e soll sich oft eine F l a m me gezeigt haben, und bei dem K l o s t e r K i l d a r e soll ihr ewiges Feuer unterhalten worden s e i n 1 ) . Ihre K i r c h e lag unter einem Eichenbaum, u n d F r a z e r nimmt an, daß sie an die Stelle einer früheren Göttin getreten sei 2 ). Zahlreiche Mirakel werden v o n ihr e r z ä h l t 3 ) . In Frankreich zeigt man Spuren ihrer F ü ß e , K n i e e und H ä n d e 4 ) . A u f den westlichen britischen Inseln gilt sie als Frühlingskünderin. A m 1. Februar legt die Hajusfrau eine P u p p e aus Hafer in einen K o r b und einen K n i t t e l daneben, und alle heißen Bride willkommen. A m andern Morgen sieht man nach der Herdasche, und wenn man den Eindruck v o n Brides K n i t t e l darin gewahrt, so gilt das als Vorzeichen guter E r n t e und eines gesegneten Jahres B). In der Erzdiözese K ö l n und im B i s t u m Trier, w o B. seit dem 10. J h . Kirchen und K a p e l l e n hat, v e r t r a u t man ihr besonders die K ü h e an, und in den Legenden v o n ihr spielen die Haustiere eine große Rolle ®). Die Bauern bei L ü t t i c h holen v o n ihren K a pellen geweihte Erde für sich und ihr Vieh, um die Ställe vor bösem Z a u b e r zu s c h ü t z e n 7 ) . Im 15. Jh. hinderte ein Gebet zur Sainte Bride allzu gewaltsame B e w e g u n g e n der K ü h e beim M e l k e n 8 ) . A u c h in Tirol hilft ein Gebet zu ihr (und Kirchhofserde) gegen „ V e r m e i n u n g " des V i e h e s 9 ) . Das Hersagen ihres S t a m m -

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baumes sichert (in England) gegen Verw u n d u n g und bösen Blick 10 ). Die „ B r i g i t t e n k r o n e " beten schützt vor allen T e u f e l n 1 1 ) . Sie füllt die leeren Scheunen mit Getreide und ist Nothelferin für gebärende F r a u e n 12 ). Vielleicht sind Züge v o n ihr (und v o n der h. Elisabeth) auf die Sage v o n der G a t t i n des Ritters v o n Hohinrot ü b e r g e g a n g e n 1 3 ) . N o r k Festkai. 140 f. ! ) 2, 240. 242. Lady W i l d e A ncient legendi of Ireland 222 f.; Rochholz Naturmythen 255 ff.; HessBl. 10, 72. 4) S é b i l l o t Folk-Lore 1, 366. 372. 376. 6) S a r t o r i Sitte u. Br. 3, 85. ') W r e d e EifelerVk. 84; RheinVk. 333; in Belgien : v . H e u r c k u. B o e k e n o o g e n Histoire de l'imagerie populaire flamande 50 f. 363. ') S é b i l l o t 1, 209. 8) Ebd. 3, 110. *) A l p e n b u r g Tirol 362; S e l i g m a n n I0) S e l i g m a n n Blick 2, 326. 2, 351. ") B i r l i n g e r 1, 44. ») ZfVk. 15, 314. 13) B a a d e r NSagen 55 f. s)

2. Eine zweite B. w a r eine königliche Prinzessin aus Schweden, machte sich durch viele O f f e n b a r u n g e n b e k a n n t und starb 1373 auf der Rückreise v o n Jerusalem. Man hat 8 Bücher v o n ihren Weissagungen. Verwechslungen mit der irischen B. k o m m e n vor 14 ). " ) Vgl. z. B. v. H e u r c k g e n a. a. O. 50 f.

u. B o e k e n o o Sartori.

Brigittengebet. Der schwedischen Heiligen B r i g i t t a 1 ) wurde schon im 15. Jh. ein a p o k r y p h e s Gebet bzw. ein Z y k l u s v o n 15 Gebeten zugeschrieben, der eine O f f e n b a r u n g an sie, die hl. Elisabeth (vermutlich die Visionärin E. v o n Schönau t 1164) 2) und die hl. Mechthild (M. von Magdeburg j- 1280 oder M. v o n H a c k e b o r n f 1310, beide Visionärinnen) 3) durch Jesum über seine Passion enthält (quinde cim orationes de passione domini — reveíate a domino Jesu — sánete Brigitte, regine Suecie) *). Es werden darin alle W u n d e n , Schläge, Martern des Heilands mit genauen Zahlenangaben aufgezählt und dem Ganzen, das als A m u l e t t getragen w u r d e ( „ K l e i n e r Seelenschatz, allezeit b e y sich zu tragen"), eine Fülle v o n Gnaden und S c h u t z vor allerlei Übel zugeschrieben. W i e der Himmelsbrief (s. d.), die L ä n g e Christi (s. d.) u. ä. Zettel soll das Gebet 1555 (was aber zu seinem früheren A u f t r e t e n nicht paßt) im hl. Grab

1579

Brocken

zu Jerusalem gefunden worden sein. A u c h die Zusammenstellung der 3 F r a u e n zeigt zeitliche Widersprüche, die den apok r y p h e n Charakter des Schutzzettels ohne weiteres erkennen lassen. Die Kirche hat das Gebet frühzeitig auf den Index gesetzt und v e r u r t e i l t 8 ) , ohne daß sie dadurch verhindern konnte, daß es bis heute u m l ä u f t und b e n u t z t wird 6 ). A u c h nach China hat es, wohl durch die Jesuiten, den W e g gefunden und seine Spuren in einem taoistischen L e b e n Jesu v o m Jahre 1701 n. Chr. hinterlassen 7 ). >) H a u c k RE. 3, 239. l ) a. a. O. 5, 308. a. a. O. 12, 482 ff. l ) Trierer Hd. von 1570 Liturg. Hdd., Verzeichnis Heft 4 (1897), 53: S a l i c e t u s Antidotarius animae (Straßburg 1490, Grüninger, 14 ff.; T h i e r s 4, 65; D o r o t h e i A s c i a n i Montes pietatis Romanenses historice, canonice, theologice detecti (Lipsiae 1670) 401 § 123 nach einer Edition Trident 1648; Geistl. Schild 109; A. L a m b s Über den Aberglauben im Elsaß (1880), 74. ') Analecta Ecclesiastica Roman. 3 (1895), 353 Indulg. Nr, 665; T h i e r s 4,25; SAVk. 17 (1913), 186 f. •) Z. B. in einer italienischen Lettera di Gesü Cristo, gedruckt zu Fiorenzuola d'Arda 1893, Tip. Pennaroli. ') Zeitschr. für Missionskunde u. Relig.wiss. 40 (1925), 285 f. Jacoby. 3)

B r o c k e n . Als höchste und weithin sichtbare E r h e b u n g des Harzes, durch auffallende Wolkenbildungen am Gipfel, durch großartige Felsen und Höhlen die Phantasie anregend, ist der B. seit Alters von zahlreichen Sagen umwoben (s. Berg). Die älteste b e k a n n t e E r w ä h n u n g des B. (brochilsberg) als A u f e n t h a l t s o r t und Sammelplatz böser Unholde und H e x e n steht im Münchner Nachtsegen (14. Jh.) x ). Seit dem 17. Jh. ist der N a m e Blocksberg (s. d. 1.) für den B. als V e r s a m m lungsplatz der H e x e n gebräuchlich geworden. Doch wird auch, besonders im H a r z selbst, v o n der B . f a h r t der H e x e n oft a m 12. Mai, an dem die Hirten im Harz ins Gebirge ziehen, erzählt. 1. B. f a h r t . A m 12. M a i 2 ) reiten die H e x e n auf Enten, Gänsen, Mulden, Ofengabeln, Mistgrepen 3 ), auf einem Puterhahn 4) auf den B., oder ein S c h l u c k aus einem kleinen Glase versetzt sie im A u genblick dahin B). In der W a l p u r g i s n a c h t springen die Spitzen des W e i ß d o r n s ab,

1580

daran ist die B . f a h r t schuld (s. Blocksberg 3) 6 ). A u c h F r e m d e können mitfahren, ein Mädchen nahm ihren B r ä u t i g a m m i t 7 ) (s. Blocksberg 4). W e n n man Kopf und L e i b mit Dost und Baldrian umwindet, k a n n man die H e x e n auf den B. fahren sehen 8) (s. Blocksberg 6). A u f dem B . müssen die H e x e n den Schnee wegt a n z e n 9 ) (s. Blocksberg 7 b). Das Fest wird ähnlich wie das Blocksbergfest geschildert (s. Blocksberg 7). A u c h ein Hexenaltar, -brunnen und -Waschbecken wird erwähnt. „ B e i m H e x e n a l t a r sieht man a m 1. Mai Besen, K a t z e n und H u n d e und den T a n z der Erwachsenen mit F a k keln. U n t e r dem H e x e n a l t a r soll sich ein unterirdischer G a n g b e f i n d e n ; eine A r t L i c h t , K o b o l z genannt, k o m m t zuweilen darunter v o r " 9 a ) (s. u. 5). ») ZfdA. 41, 118 Nr. 311; 4) 119 Nr. 313. Nr. 313. e) 119

301 ff. ') P r ö h l e Unterharz 121 Nr. 316. 3) 119 Nr. 312. ') 120 Nr. 314. «) 117. ') 119, Nr. 312. •) 117. , a ) 121 Nr. 315.

2. T a n z w i e s e. A m frühen Morgen des 12. Mai kamen L e u t e auf den B . ; da hörten sie schon Musik v o n oben. A b e r es waren nur K a t z e n , die spielten und zechten. A l s die L e u t e d a v o n in der H ü t t e erzählten, stürzten die K a t z e n herein und wollten sie zerreißen 10 ). 10)

Pröhle

Unt{rharz

121 Nr. 316.

3. B r u n n e n . A u s d e m Brunnen auf dem B. (vgl. Blocksberg 1 und 7) soll Wein quellen11). n)

Pröhle

Unterharz

122 Nr. 318.

4. B r a u t k l i p p e . A m 1. Mai, wenn die H e x e n den B. bekränzen, wird die sogenannte B r a u t k l i p p e , hauptsächlich v o n Beerensucherinnen, unter Singen v o n Liebesliedern b e k r ä n z t . Dadurch werden sie Glück beim A u f s u c h e n der Beeren h a b e n 1 2 ) . ") P r ö h l e

Unterharz

136 Nr. 347.

5. L i c h t . Im Juli brennt zuweilen ein L i c h t auf dem B., das bedeutet K r i e g 1 3 ). 13)

Pröhle

Unterharz

122 Nr. 317.

6. B.- G e s p e n s t . Die Erscheinung des B.gespenstes, der S c h a t t e n des Beobachters oder anderer Personen auf einer N e b e l w a n d u ) , liegt folgenden Er-

Brombeere

1581

Zählungen zugrunde: Alle J a h r e zu einer gewissen Zeit läßt sich das B.gespenst, eine Riesengestalt, sehen. Es vertreibt die Leute vom B. und ist eine Frau l s ). Ein Hirt sah in einem besonders trockenen Sommer einen riesigen Mann über den B . schreiten, dessen Schritte das Gras versengten i e ). " ) MtdöAlpenver. 1890, 49; ZAlpV. 1880, lä 121. ) P r o h i e Unterharz 136 Nr. 348. ) K u h n u. S c h w ä r t z 179 Nr. 201.

16

7. Außerdem knüpfen sich Sagen von Venedigern, verborgenen Schätzen, von der Springwurzel, von Werwölfen, der Johannisblume, verschiedenen Spukgestalten, vom Teufel und von einem Wunschsumpf, an den B. 17 ). ") P r ö h l c

Vgl. B e r g , n e d i g e r.

Unterharz 1 2 2 — 1 3 5 .

Blocksberg,

VeWeiser.

Brombeere (Rubus fruticosus). 1. B o t a n i s c h e s . Die B. (botanisch in eine große Anzahl von Arten gegliedert) ist überall häufig im Gebüsch, in Hecken und in Wäldern. Die Beeren sind schwarz, bei der-auf Äckern zu findenden Kratzbeere (R. caesius) blau bereift. Die Schößlinge vieler Arten hängen bogig über und bewurzeln sich dann meist im Herbst an der Spitze (vgl. unten das „Durchkriechen") 1 ). Marzell

Kräuterbuch 132.

2. Das D u r c h k r i e c h e n (s. d.) durch einen (an der Spitze bewurzelten, vgl. oben) B.schößling s c h ü t z t vor K r a n k h e i t und V e r z a u b e r u n g . Das Mittel wird angewendet (an drei Freitagen), wenn ein Kind nicht gehen lernen will 2 ), gegen Eißen (am K a r freitag vor Sonnenaufgang) 3 ), gegen Husten 4 ). Auch von Eheleuten, die durch Zauber einer Dorfhexe einander spinnefeind geworden sind, wurde das Mittel angewendet (17. J h . ) 5 ). Besonders häufig findet sich das Durchkriechen durch einen B.schößling in England 6) und in Frankreich 7 ). Bei den Slowaken Ungarns ist das dreimalige Durchkriechen ein Mittel gegen Alpdrücken 8 ). 2 ) G r i m m Myth. 3, 463. 3) SAVk. 2, 260; 15, 5; als Mittel gegen Schwären schon ge-

1582

nannt im Tractalus v. Erkannlnus der Magnet. Ursachen usw. beschrieben durch einen Naturae Curiosum. Frankf. a. M. 1701. *) F o g e l Pennsylvania 294. s) S e y f a r t h Sachsen 209. 6) Schon in einem angelsächs. Arzneibuch angegeben als Mittel gegen Ruhr : C o c k a y n e Leechdoms 2, 291; ferner F r a z e r Balder i, 242; 2, 180; F L . 13, 172; B a r t e l s Pflanzen io, 19; S t e r n e Sommerblumen 1884, 189. 7 ) Vor allem auf keltischem Boden: H ö f 1 e r Kelten 29; S e b i 1 1 o t Folh-Lore 3, 385; vgl. auch M a n n h a r d t 1, 226. 237. e) DbotMonatsschr. 10 (1892), 82.

3. Die „Walridersken" 9 ) setzen sich in einen B.strauch, der dann verdorrt 1 0 ). Offenbar liegt hier die Vorstellung zugrunde, daß die B . vom Alp gedrückt wird. Andrerseits dient der B.strauch zum E r k e n n e n und zum V e r t r e i b e n (s. Dornsträucher) der Hexen. Wenn man an Pfingsten einen Kranz von B.wurzeln in den Hut legt, so erscheinen einem die Hexen mit einem Achtelfaß auf dem K o p f 1 1 ) (vgl. Gundermann). Ein angelsächsisches Rezept gegen Verzauberung enthält neben anderen pflanzlichen Mitteln B.(-zweige ?), die unter das Altartuch gelegt und über die neun Messen gelesen werden müssen 1 2 ). Ein im Halbkreis gebogener, an beiden Enden bewurzelter (vgl. oben!) B.zweig über der Stalltür schützt das Vieh vor Verhexung (Frankreich) 1 3 ). Das Einfüllen der Federn in das Ehebett geschieht durch einen aus B.zweigen geflochtenen Rost, dann sind die Eheleute vor Hexerei geschützt (Slowaken Nordungarns) 14 ). ») M e y e r Germ. Mythen 118. 10) S t r a k k e r j a n 1, 390. " ) D e r s. 1, 342; Aus dem Posener Land 3 (1908), Nr. 1 1 ; vgl. auch ZfVk. 3, 389. " ) C o c k a y n e Leechdoms 2, 139. 13) R o l l a n d Flore pop. 5, 187. " ) D botMonatsschr. 10 (1892), 82.

4. N a c h Bartholomaei (24. August) darf man k e i n e B . n mehr e s s e n und man sagt, der „ B a r t h e l habe sie voll gemacht" ( = mit seinem K o t verunreinigt) 1 6 ). „Wenn Bartholomäus over de Brambeere gekropen es, dann ös der Worm drin" 1 6 ). 16 ) K u h n u. S c h w a r t z 400, 5 1 6 ; HessBl. 22, 9; der Glaube ist besonders häufig in England: W o l f Beiträge 1, 55; F L . 16, 454; D ä h n h a r d t Natur sagen 1, 203. Ganz ähnliche Anschauungen gehen auch über die Heidelbeere (s. d.). " ) M ü l l e r Rhein.Wb. 1, 903.

Brosamen

1583

5. U m die T a u b e n an den S c h l a g zu f e s s e l n , m u ß man a m Gründonnerstag v o r S o n n e n a u f g a n g stillschweigend einen B.strauch holen und ihn ins Gegitter flechten 17 ). Hier liegt vielleicht der Gedanke zugrunde, daß die stachligen B . r a n k e n die T a u b e n festhalten sollen. ") W i t z s c h e l

Thüringen

2, 195.

6. U m B.s t r ä u c h e r (Rubus caesius) v o m A c k e r z u e n t f e r n e n , dengle m a n die Pflugschar a m K a r f r e i t a g vor S o n n e n a u f g a n g und pflüge dann damit das L a n d 18 ). In Frankreich muß man zu dem gleichen Z w e c k die B.sträucher am V o r a b e n d v o n Mariae Himmelfahrt ausreißen 19 ). 18) W i t z s c h e l Thüringen 2, 195. " ( R o l l a n d Flore pop. 5, 183.

7. W i e v o n anderen B a u m - und S t r a u c h f r ü c h t e n (vgl. z. B. Buche, Eberesche, Eichel, Hasel) heißt es auch v o n den B.n, daß ihr zahlreiches Auftreten einen h a r t e n W i n t e r v e r k ü n d e " ) . Viele B . n im Herbst versprechen eine gute R o g g e n e r n t e 2 1 ) oder ein reiches W e i n j a h r 2 2 ) (vgl. Efeu). B . n deuten einen Trauerfall in der Familie (wohl wegen der s c h w a r z e n Farbe) an 23 ). M) S t r a c k e r j a D ' 2, 120; Drechsler 2, 218; K n o o p Iiinterpommern 181. ") S t r a c k e r j a n 1 1,28. ««) W i 1 d e Pfalz 35. " ) H ö h n Tod 311. Marzell.

B r o s a m e n . F ü r die heilige V e r e h r u n g der B. und die kultliche B e d e u t u n g derselben als Opfer und Apotropaion gilt genau dasselbe, was über Brot gesagt ist. 1. W e r die B. nicht achtet, achtet die Brocken n i c h t S c h o n E k k e h a r d I V h a t in seiner interessanten Benedictio ad mensas einen besonderen A b s c h n i t t „ s u per f r a g m e n t a " 2) eingefügt: Nil leve nil vanum violet tot fragmina panum. Fratrum fragmentis assit manus omnipoteniis.

In der Schweiz sagt m a n : lieb haben es klys Brösemli 3 ). W e n n man B r o t k r u m e n wegwirft, ohne daß die Hühner sie fressen können, ist das eine S ü n d e 4 ) oder der Segen des Hauses verschwindet 5 ); w e n n die K i n d e r mit ihnen wüsten, müssen sie alle B. nach dem T o d e mit blutenden A u -

1584

gen suchen 8 ); wer sie schändet, wird mit Hunger und Mangel v o n G o t t gestraft 7 ); wer auf dem K i r c h w e g essend B. fallen l ä ß t , muß sie nach dem T o d e sammeln 8 ); findet man ein unter den Tisch gefallenes K r ü m c h e n nicht, so betet man (in Hessen) ein 9) oder drei 10) V a t e r u n s e r ; in Rumänien u ) k ü ß t man jedes heruntergefallene Stücklein Brot. Besonders in Tirol a c h t e t man ängstlich darauf, kein Brosämchen auf dem B o d e n liegen z u lassen; denn alle verunehrten B. sammelt der Teufel in einem S a c k und schlägt diesen dem Schänder auf dem Todb e t t um die Ohren 1 2 ); er b a c k t daraus einen L a i b Brot, den der Frevler glühend essen m u ß 1 3 ) , oder w i r f t sie diesem glühend ins G e s i c h t 1 4 ) , oder w i r f t den aus den B. gebackenen L a i b in die W a g s c h a l e der S ü n d e n 1 5 ) , oder jede Brotkrume, die u n b e a c h t e t auf dem B o d e n liegen bleibt, wird in der Hölle zu einem glühenden S c h e i t 1 6 ) ; nach dem A b e r glauben in Nassau m u ß einer bald sterben, sobald er ein K r ü m c h e n Brot aus dem Munde fallen l ä ß t 1 7 ) . Die Sage v o n der F r a u H ü t t 1 8 ) , welche ihre beschmutzten K i n d e r mit B. und S e m m e l k r u m e n reinigen läßt, zeigt, wie schwer die Schänder der B. bestraft werden; die badische S a g e 19 ) berichtet, daß die Einwohner einer S t a d t beim Titisee versanken, weil sie dem Vieh B. f ü t t e r t e n und die Brotkruste als S c h u h benutzten (siehe B r o t § 7b). W e n n man auf B r o t k r u m e n tritt, müssen die armen Seelen leiden 20), oder die B., über die man fährt, schreien so laut, daß man t a u b wird 21 ). Schon in einer Schrift des Humanisten G i r a l d i 2 2 ) aus Ferrara wird ein angebliches s y m b o l u m P y t h a g o r e u m überliefert: minuta panis pedibus conculcare turpe. ') Z i n g e r l e Tirol 37, 304. s) Veröffentlicht von K e l l e r in den Mitt. d. antiquar. Gesellschaft Zürich 3 (1846—47), 107 v. 29 f.; über tot steht die Glosse sacra. 3) Schweizld. 5, 804. 4) R e i s e r Allgäu 2, 447, 233. 5) J o h n Erzgebirge 30. 6) D r e c h s l e r 2, 15; vgl. MschlesVk. 1897, 8; W. 458; genau so in Böhmen: G r o h m a n n 103, 716. ') L ü t o l f Sagen 554, 563; vgl. B r o n n e r Sit? u. Art 203. 8) B a r t s c h Mecklenburg 2, 136, 593; v gl- H e y l Tirol 815, 322. g) S t a u b Brot 10 A. 2; vgl. F i s c h e r Aberglauben

Brosamen

I585

(1790), 239. 10) M ü h l h a u s e 56; L a n d s t e i n e r Niederösterreich 69. ") F r a z e r 7, i 3 , 13; dasselbe in Böhmen: G r o h m a n n 12 102, 714. ) Z i n g e r l e Tirol 37, 299; H e y l 1. c. 815, 322. l ä ) Z i n g e r l e I.e. 37, 297 ; H e y l 1. c. ; W. 458 14) Z i n g e r l e 1. c. 37, 298; W. 548. 1!>) Z i n g e r l e 1. c. 300; nach böhmischem Aberglauben nimmt der Satan die Seele, sobald die verunehrten B. mehr wiegen als der Mensch : G r o h m a n n I0 3> 7I5'> W. 45S. l s ) B a u m g a r t e n Jahr 7. 17) K e h r e i n Nassau 2, 269, 238; fällt dem Serben beim Brechen des Weihnachtskuchens ein Stück zu Boden, so bedeutet das einen Todesfall: ZfVölkerpsychol. 18 (18S8), 360. 1B) Literatur siehe Brot (Brotsagen); ausführlich bei A l p e n b u r g Tirol 239—40; vgl. Kloster 9, 540; G r i m m Sagen 174, 233; R a n k e Volkssagen 230. i e ) W a i b e l - F l a m m 2, 123—24. 80) G r o h m a n n 103, 717. W. 458; vgl. 769; H e c k s c h e r 2, 378 (Salzkörner). 21) G r o h m a n n I.e. 103, 718. M ) Philosophi Pythagorae symlolorum interpretalio: symbolum Nr. 18 ediert v. B o e h m in ZfVk. 1915, 26 u. 21 f. 2. A l s O p f e r k o m m e n die B . den a r m e n S e e l e n z u g u t e , denen m a n a u c h sonst die A b f ä l l e v o m T i s c h e o p f e r t ; diese V o r s t e l l u n g ist s c h o n a n t i k u n d allgemein. B e k a n n t ist d a s s y m b o l u m P y t h a g o r e u m 2 3 ) : rù ittaóvz' ano rrj; ZQttné£ris (l'i ùviiiQfTaO-m, das g e h ö r t e alles den H e r o e n oder T o t e n s e e l e n ; die R ö m e r 2 4 ) s p e n d e t e n das d e n L a r e n , sie v e r b r a n n t e n v o n j e d e r M a h l z e i t eine A b g a b e i m H e r d f e u e r 2S ). S c h o n F r a t e r Rudolphus26) t a d e l t , d a ß m a n den H a u s g e i s t e r n auf d e m H e r d e o p f e r t ; in K r e m s 2 7 ) w a r f e n f r ü h e r die a l t e n W e i b e r t ä g l i c h e t w a s v o n j e d e r Speise ins H e r d f e u e r f ü r die a r m e n S e e l e n ; in S c h l e s w i g - H o l s t e i n 2 8 ) b e k o m m e n die U n t e r i r d i s c h e n die B., w e l c h e v o m T i s c h f a l l e n ; die a l t e n P r e u ß e n vergruben nach dem großen Dorffest B. und K n o c h e n . In der O b e r p f a l z 80) s a m m e l t m a n die W o c h e ü b e r die B . i m T i s c h t u c h 3 1 ) u n d v e r b r e n n t sie a m S a m s t a g f ü r die a r m e n Seelen. „ W e l c h e r (nach der alten W e i b e r Philosophey, 1612) des a b e n d s d a s t i s c h t u c h lässet liegen, a u f f d e m tisch g e d e c k e t u n d die m ä u s d a r a u f f k o m m e n u n d essen die b r o s a m , der w i r d schwartze zähn kriegen und werden ihm f a u l " 32 ). In T i r o l s a g t m a n , w e n n eine B . zur E r d e f ä l l t 3 3 ) : Arme Seelen rappet, Daß 's der Tuifel nit dertappet.

1586

A m T r e f f e l s t e i n ( O b e r p f a l z ) stellt m a n Weihwasser mit B. am Allerseelentag aufs G r a b 34 ). W i e m a n Mehl u n d B r o t d e m S t u r m und W i n d o p f e r t ( S t u r m u n d W i n d = S e e l e n g e i s t e r ) 3 5 ) , so a u c h B . ; in der S c h w e i z 36 ) und in B a d e n 3? ) l e g t m a n gegen S t u r m und G e w i t t e r B . v o r d a s F e n s t e r ; 1675 w i r d in Tirol ein T o p f m i t B . u n d Speiseresten auf die T o r säule in der D r e i k ö n i g s n a c h t g e s e t z t 38 ), „ d e m w i n d t d a m i t z u f u e d e r n , d a ß selb i g e r d a s g a n z e J a h r h i n d u r c h seine (des B ä c k e r m e i s t e r s ) G r ü n d t und Sachen kheinen s c h a d e n z u e f ü e g e n m ö g e n " . N a c h a l t e m T i r o l e r 39) A b e r g l a u b e n m u ß m a n g e g e n D o n n e r in drei R a u c h n ä c h t e n die „ B r o t p r e s l n " im T i s c h t u c h s a m m e l n (Opfer u n d A p o t r o p a i o n ) . Im S c h a u m b u r g i s c h e n s t r e u t e n die W e i b e r b e i m E r n t e f e s t v o r 140 J a h r e n B . a u f die S t o p p e l f e l d e r , g e r a d e w i e sie eine L i b a t i o n v o n B i e r oder B r a n n t w e i n d a r b r a c h t e n ( F r u c h t b a r k e i t s o p f e r ) . O p f e r a u g u r i u m f i n d e n wir in E l b e s t a l - Z e l l 4 1 ), w o die G r o ß d i r n mit B . und S p e i s e r e s t e n auf d e m W e i z e n f e l d E h e a u g u r i e n a n s t e l l t ; in P o m m e r n 4 2 ) s c h l i e ß t m a n a u s B . u n d S p e i s e r e s t e n auf das k o m m e n d e J a h r . In F r a n k r e i c h erp r o b t m a n m i t B . die G ü t e des W a s sers 43 ). ") A t h e n a e u s i o , 427 E : xotj xsxeXeuxr]xio: xfi>v cfiltov ¿7t£V£|iOV xä Jtiitxovxa xfjs xpocpfji ¿jtö xö)v xpaneüöjv; vgl. D i o g e n e s L a e r t i u s 8, 34 = 212, 19 ff. C o b e t ; alle Stellen bei R o h d e Psyche 1, 245 A. x; B o e h m De symbolis Pythagoreis (1905), 26 f.; D e r s. ZfVk. 1915,26; U s e n e r Götternamen 249 ( E u r i p i d e s fr. 667 = 3, 179—80 Nauck); D ö l g e r Ichthys 2, 514 A. 1; S a m t e r Familienfeste 108 f.; ARw. 7, 45; dagegen 10, 373; NddZfVk. 1926, 14; P a u l y - W i s s o w a i, 91; ZfVölkerpsychol. 18 (1888), 13 ff.; MschlesVk. 1908, Heft 19, 9 f.; Archiv f. Anthropol. N.F. 6 (1907), 95. ") P 1 i n i u s Nat. hist. 28, 27 = 4, 284—85 Mayhoff : Cibus etiam e manu prolapsus reddebatur utique per mensas vetabantque munditiarum causa deflare et sunt condita auguria quid loquenti cogitantive id acciderit, inter execratissima, si pontifici accidat dicis causa epulanti; in mensa utique id reponi adolerique ad Larem piatio est; ZfVölkerpsychol. 18, 359. ") S e r v i u s zu Aeneis r > 73° = S e r v i i G r a m m a t i c i Commentarii ed. T h i l o - H a g e n i, 204, 1 ff.: apud Romanos etiam cena edita sublatisque mensis primis silentium fieri solebat, quoad ea, quae de cena libata fuerant, ad focum ferrentur

Brosamen

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et in ignem darentur; vgl. P a u l y - W i s s o w a 1, 30. 26) MschlesVk. 1915, 36 Nr. 43, vgl. 51 u. 1908 Heft 19, 13. " ) L a n d s t e i n e r Niederösterreich 32; L i p p e r t Christentum 441; S a r t o r i Totenspeisung 4 7 b ; was vom Beerdigungsschmaus der Altletten zu Boden fiel, gehörte den armen Seelen: Ausland 1874 Nr. 1, 213; vgl. B o e h m 1. c. 27 (Frankreich). In Schlesien läßt man am Christabend Speisereste für die armen Seelen stehen: P e ter Österreichisch-Schlesien 274; ZfVölkerpsychol. 18, 372; oder die armen Seelen essen die Vorräte auf: MschlesVk. 1903 Heft 9, 26; vgl. ZfVölkerpsychol. 1. c. 13 f.; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 286; ZfVölkerpsychol. 1. c: 267. M ) M ü l l e n h o f f Sagen 2 343, 508; NddZfVk. 1926, 3; in der Oberpfalz die Holzfräulein: Bavaria 2, 238; ZfVölkerpsychol. 18 (1888), 373 u. 13 f. 15 (Chinesen). «») T e t z n e r Slaven 384 A.; vgl. R o h d e Psyche 1, 245 A. 1; auch F r a t e r Rudolphus 1. c. wettert gegen das Eingraben von Opfern für die „Stetewaldiu". In novis domibus sive quas de novo intrare contigerit ollas plenas rebus diversis diis penatibus, quos Stetewaldiu vulgus appellat, sub terra in diversis angulis et quandoque fodiunt retro larem. 30) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 284 f.; 403, 3; 2, 88 Nr. 4; allgemein: MschlesVk. 1908, Heft 19, 9 f.; Archiv f. Anthropol. N. F. 6 (1907), 95; R o c h h o l z Glaube 1, 323; ZfVolkerpsych. 18 (1888), 373; vgl. 366 (Brotreste vom Paschafest verbrannt); vgl. 370 (Reste vom Manenkuchen, Bramanen); Z i n g e r 1 e I.e. 37, 301; D r e c h s l e r 2, 12. 139; W. 458; ZföVk. 1897, 116; J o h n Westböhmen 247; B a u m g a r t e n Jahr 7; G r o h m a n n 41, 257; 198; 1392: damit die armen Seelen Kühlung erhalten; vgl. W. 430; S a r t o r i I. c. 47 b; L i p p e r t Christentum 441; NddZfVk. 1926, 16; dazu die A. 22 zitierte Literatur; sonst siehe Artikel „Arme Seelen". 31) In Graubünden sammelt man die B. in einem über dem Tisch hangenden Korb: S t a u b Brot 13; vgl. R o c h h o 1 z Sagen 1, 303; auch bei Regensburg wirft man die B. ins Feuer: Bavaria 2, 305. 32) ZfdMyth. 3, 316, 82. M) Z i n g e r l e 1. c. 37, 300; vgl. Liebr e c h t Zur Volksk. 399 ff.; B o e h m 1. c. 26; Beilage zur Allg. Zeitung 1901 Nr. 271, 1 f. 34) S c h ö n w e r t h 1. c. 1, 283; S a r t o r i I.e. 5 4 a ; Bavaria 2, 312; L i p p e r t Christentum 441; vgl. die Esten: Kloster 12, 243. 35) Beil. z. Allg. Zeitung 1901 Nr.271, 2; M e y e r Baden 367; H ö f l e r Weihnachten 27ff.; J a h n Opfergebräuche 57. 3e) W e t t s t e i n Disentis 174, 45. " ( S c h m i t t Hetlingen 17. 38) J a h n Opfergebräuche 59 f.; ZfVk. 1897, 195 f. 3»)

40)

BayHfte

1

(1914),

230 N r . 34

(18. J h . ) .

Jahn I.e. 168. " ) B a u m g a r t e n Jahr 9; H ö l l e r Weihnachten 21 f.; vgl. ZfVölkerpsychol. 18, 268 f.: weitere Augurien mit B. u. Speiseresten. " ) BIPommVk. 3, 185. 43) S k b i 11 o t 2, 215: si les miettes de pain etees sur l'eau vont tranquillement et vite au

1588

fond, on peut en boire en toute confiance; vgl. 2, 298. 3. Besondere K r a f t h a b e n die B . des W e i h n a c h t s f e s t b r o t e s : „die prosen, die ze Weihnachten über w e r d e n , di gib ze essen dem, der t o b v o n h u n d e n oder a n d e r s " 4 4 ) (13. Jh.). N a c h M a e n n ling 45 ) h a b e n die B., die m a n a m Christa b e n d „ b e y die W u r t z e l n der B ä u m e s c h ü t t e t , die K r a f t , sie t r a g e n d z u mac h e n " . Die B . g i b t m a n z w e c k s Ü b e r tragung von Fruchtbarkeit auch dem V i e h 4 6 ) . Die R o c k e n p h i l o s o p h i e bericht e t 4 7 ) : „ w o m a n Weihnachten das tischt u c h nach der m a h l z e i t auf die b l o ß e erde ausschüttet unter freiem himmel, da w ä c h s t b r o s a m k r a u t " (B. v o l k s e t y m o logisch als B r o t s a m e n g e d e u t e t n a c h H ö f ler **)). D a s T i s c h t u c h , w o r a u f gegessen wurde, räuchere man mit abgefallenen B. u n d w i c k l e das K i n d h i n e i n 4 9 ) . 44) Sitzber. Wien. 71, 488; H ö f l e r Weihnacht 25. " ) M a e n n l i n g 201; H e c k s c h e r 398; D r e c h s l e r Haustiere 16; in Schweden B. vom Julbrot: Globus 72, 375; H ö f l e r 1. c. 27. 46) S c h ö n w e r t h 403, 2; W. 458; R e i s e r Allgäu 2, 447, 233; dagegen W a i b e i - F l a m m 2, 123 f.; K ü h n a u Sagen 2, 32, 685 (Skrzolek vertrieben); auch die Bramanen geben die Reste des Manenkuchens dem Vieh: ZfVölkerpsychol. 18, 370. 4?) G r i m m Myth. 3, 446, 369; Z i n g e r l e 1. c. 187, 1547: wenn man B. vom hl. Abend in der hl. Nacht sät, geht das Brösmenkraut auf (Zillertal); vgl. 188 Nr. 1548: sät man in der hl. Nacht B., gehen sie auf; ZfdMyth. 2, 422,64; B i r 1 i n g e r Schwaben 1, 382; F o g e 1 Pennsylvania 261, 1362; S t a u b Brot 55 (B. werden zu Blumen), vgl. 148. 48) H ö f 1 e r 1. c. 27. " ) Land ob der Enz, Journal: G r i m m 3, 4 6o > 743-

4. W i e d u r c h B r o t , so e r h a l t e n die H e x e n 8 0 ) auch durch B. Macht über die M e n s c h e n ; zu S e m l i n m u ß t e einer, der v e r h e x t e K r u m e n aß, die f ü r die H ü h n e r b e s t i m m t w a r e n , Eier l e g e n 5 1 ). s°) K ü h n a u Brot 29; W. 458. " ) KuhnSchwartz 106, 121, 2; vgl. BolteP o l i v k a 3, 365.

5. A l s A p o t r o p a i o n sind B. ebenso w i r k u n g s v o l l w i e B r o t : N a c h d e m J o u r n a l 1786 t r u g m a n im A n s b a c h i s c h e n 5 2 ) „ d r e i b r o d k r u m m e n , drei S a l z wider körner, drei K o h l e n bei sich z a u b e r " ; um immer Geld zu haben trägt

Brosamkraut—Brot

1589

m a n 3 B . bei s i c h 5 3 ) ; in E n g l a n d 54 ) l e g t m a n g e g e n bösen B l i c k 3 B . ins K o p f k i s s e n (vgl. B r o t ) ; n a c h der R o c k e n p h i l o s o p h i e 55 ) soll m a n die drei Christa b e n d e alle B . a u f h e b e n ; „ s i e sind g u t , w e n n m a n sie e i n e m eingibt, d e m s get e u s c h t h a t " ; a u c h in U n g a r n 56 ) sind die B . v o m W e i h n a c h t s b r o t besonders ü b e l a b w e h r e n d u n d g l ü c k s b r i n g e n d f ü r das H a u s u n d die H ü h n e r ; w e n n die H ü h n e r v e r legen, stiehlt m a n 3 S t r o h b ä n d e r , m a c h t ein N e s t u n d l e g t 3 F e d e r c h e n u n d 3 B . v o m oberen B r o t r a n d h i n e i n 6 7 ) ; a m L e c h rain s s ) v e r p f l ö c k t m a n 3 B r ö s e l e Osterb r o t u. a. in der S t a l l t ü r s c h w e l l e , u m d a s V i e h zu e n t h e x e n . W e n n die B u t t e r n i c h t z u s a m m e n g e h e n will, l e g t m a n 3 B . u n t e r d a s F a ß ( M e r g e n t h e i m ) 5 9 ) oder w i r f t 3 B . in den 3 h ö c h s t e n N a m e n hinein m ) (vgl. M i l c h h e x e ) . D a m i t der S c h a t z in seiner w a h r e n G e s t a l t erscheint, w i r f t m a n B . auf ihn, so auf den S c h a t z unter der H o c h b u r g 6 1 ), der in G e s t a l t v o n B o h n e n schoten gesonnt wird. A u c h im Schießzauber wirken B. bannlösend: „ W e n n ein H a s e M ä n n l e i n m a c h t u n d d e s h a l b die F l i n t e n i c h t l o s g e h t , soll m a n B . hine i n l a d e n 6 2 ); der J ä g e r b u r s c h e a u s M a k k e n s e n l ä d t 3 B r o t k r u m e n in die F l i n t e u n d erlöst ein v e r z a u b e r t e s R e h d u r c h zwei S c h ü s s e 6 3 ) ; wenn man mit Brotk r u m e n n a c h G e w i t t e r h e x e n s c h i e ß t , fallen sie in M e n s c h e n g e s t a l t t o t z u r E r d e 64 ). W i e d a s B r o t , so w i r k e n a u c h die B . apotropäisch und reinigend: Ungesundes W a s s e r v e r l i e r t die K r a f t , w e n n m a n B . h i n e i n s t r e u t 6S ). I m S c h a d e n z a u b e r w e r d e n die B . e b e n f a l l s e r w ä h n t : I m J a h r e 1675 ges t a n d ein B ä c k e r m e i s t e r in S t e i e r m a r k , d a ß er „ z u r K i r c h t a g s z e i t v o r A u f g a n g der S o n n e S t a u b u n d B . a u s den F e n s t e r n z u s a m m e n g e w i s c h t u n d v o r sein H a u s g e s t r e u t h a b e , d a m i t seine W i r t s c h a f t gedeihe u n d die des N a c h b a r n S c h a d e n l e i d e " 66 ). ") G r i m m Myth. 3, 459, 713; S t a u b 1- c - 55; 3 Brotbrosmen als Amulett in der Schweiz: Schweizld. 5, 806. ") W. 633. S1 ) S e l i g m a n n Blick 2, 94. 66) G r i m m 1. c. 449, 446. 68) H ö f l e r Weihnacht 26. ") SAVk. 24, 65. ") L e o p r e c h t i n g Lechrain

28.

••) E b e r h a r d t

Landwirt-

1590

schaft 18. F o g e 1

B i r 1 i n g e r Volksth. I , 497, 23; Pennsylv. 376, 2020; W . 707 d a -

224, 475;

1,473,

gegen 708. 6I) W a i b e l - F l a m m 2, 328; vgl. S c h ö n w e r t h 1. c. 1, 405, 10; R o c h h o l z Sagen 1, 143, 226; B a u m g a r t e n Jahr 7; W. 640. ,2 ) Z i n g e r l e 1. c. 92, 787; vgl. K ü h a a u Brot 27; S t r a c k e r j a n 2, 252;

W . 415;

vgl.

W e t t -

s t e i n Disentís 175, 54: gegen verhexte Tiere wird die Flinte mit Brot geladen. 63) E c k a r t Südhannov.

Sagenb.

204.

61

) Z f V k . 1893, 389;

vgl. W e i n h o 1 d Ritus 14. 65) Bavaria 2, 305; vgl. S é b i l l o t 3, 215; 2, 298. «6) ZfVk. 1897, 195. Eckstein.

Brosamkraut s. M u t t e r k r a u t . Brot. A. 1.—3. N a m e , U r s p r u n g , A r t . — B. B. i m V o l k s g l a u b e n u n d i n d e r S a g e . 4—6. Das heilige B. 7. B.schänder und Geizige. 8. Blutendes B. — C. B. im A b e r g l a u b e n u n d Z a u b e r r i t u s . I. 9. bis 11. Weihnachts-, Neujahrsopferfest, Julfest. 12.—15. Acker- und Saatriten. 16. Opfer für Wasserdämonen. 17. Auffindung Ertrunkener. 18. Opfer für Wind- und Wetterdämonen. 19. Opfer für Feuer. II. 20. B. und Salz. 21. B. als Apotropaion. 22.-—30. B. als (apotropäisches) Opfer. III. 31.—34. B. im Liebes-, Schaden-, Schieß- usw. Zauber. 35.—38. B. im Heilzauber (s. Heilb.e). IV. 39.—43. B.orakel. — D. B. i n L i e b e , E h e u n d F a m i l i e . 44. Allgemeines. 45. Hochzeitsb. (s. d.) 46. Taufb. (s. d.) 47. Tod u. B. (s. Totenopfer). 48. Heimwehbrot (s.d.). 49. Kind, 1. Schulgang (s.d.). 50. Vieh angewöhnen. 51.—57. B.zeremonie. 58. B. im Traum. A . I . N a m e , U r s p r u n g , Art. D a s älteste g e r m a n i s c h e W o r t ist L a i b 1 ) ; der N a m e B . f i n d e t sich z u e r s t in der Z u s a m m e n s e t z u n g b l e b r o t 2 ). Die V e r w a n d t s c h a f t v o n B . m i t B r a u e n 3) l e h n e n P a u l u n d K l u g e a b u n d n e i g e n eher zu S i e v e r s A b l e i t u n g v o n ags. b r e a d . E i n e V o r s t u f e des g e b a c k e n e n B . e s ist der h e u t e n o c h i m N o r d e n sehr g e s c h ä t z t e B r e i aus b e s t i m m t e n F r u c h t a r t e n . Brei b e d e u t e t e f r ü h e r w i e B . so v i e l wie Speise 5 ). A l s d a n n die G e r m a n e n u n d ü b e r h a u p t die i n d o g e r m a n i s c h e n V ö l k e r den g e k o c h t e n oder r o h e n B r e i in der h e i ß e n A s c h e b u k e n oder r ö s t e t e n 6 ), e n t s t a n d so das f l a c h e , u n g e s ä u e r t e 7 ) F l a d e n b . 8 ) (derb e s B.) 9 ). I m R i g s m a l der E d d a n i m m t die a l t e E d d a einen L a i b aus der A s c h e , s c h w e r u n d k l e b r i c h t und v o l l von K l e i e n 10 ). S p ä t e r k a m das e r h a b e n e B . auf ( P a n i s f e r m e n t a t u s ) , m i t H i l f e eines Gärungsmittels gebacken u ) .

Brot ») K l u g e ElWb.10 290; P a u 1 D W 6 . » 9 3 ; H o o p s Reallex. 1, 330—31 ; H e h n Kulturpflanzen* 540—41; G r i m m DWb. 2, 399 bis 400. 2) G r a f i Ahd. Sprachschatz 3, 232; L e x e r Mhd. Wb. i , 266. 3) H ö f l e r Fastengebäche 32; d e r s . Ostern 27; ZföVk. 1903, 1 8 9 f f . ; S c h r ä d e r Reallex. n i f f . 4) W e i n h o l d Frauen 2, 52—53 ; W i s s o w a Religion 2 145 ; Z f V k . 1904, 265; B l ü m n e r im Handbuch v. Iwan Müller 4, 2, 2 3 p. 162 ; O. B e n n d o r f im Eranos Vindobonensis 375; Schräder Reallex. I i i ; M o m m s e n Römische Gesch.' 1 9 ; Z f V k . 1904, 265; ZföVk. 9 (1903), j8. ®) F r e i d a n k 83, 27: „ I s t dem Toren Brei zur Hand, was kümmert ihn das Vaterland ?" G r i m m DWb. 2, 354; vgl Kloster 6, 1078. •) Die Zubereitung kann man sich etwa so vorstellen, wie die s c h w e d i s c h e Kavall e r i e im MA. ihre B.e in der Asche röstete : Argovia 1886, 57; Bartholomäus C a r r i c h t e r Der Teutschen Speishammer (Straßburg 1614), 100; vgl. S c h u l l e r u s Siebenbürgen 76; K l a p p e r Erzählungen 252, 19: panis cinereus; für die Antike : P a u l y - W i s s o w a 1 1 , 2, 2090 ff. ') Über die kultliche Verwendung des u n g e s ä u e r t e n B.es vgl. J a c o b y A R w . 1 3 (1910), 559; G i h r Meßopfer" 456—57; der flamen dialis in Rom durfte kein gesäuertes B . berühren: F r a z e r 2, 1 3 mit L i t . ; E k k e h a r d I V Benedictiones ad mensas - Mitt. d. antiquar. Gesellsch. Zürich I I I (1846—47), v. 1 7 p. 106: azima signetur cruce paschaque commemoretur; vgl. MG. script. Meroving. 4, 266 Z. 6 = 297 Z. 1 7 : panes azymi ( = non fermentati: I s i d o r Origines X X , 2, 1 5 (Lindsay). 8) ZföVk. 1 9 1 4 , 23—35 m. Lit.; S c h r ä d e r I . e . ; H o o p s l . c. ; B e n n d o r f I.e. 9 ) G r a f f Ahd. Spr. 2, 291 ; S t e i n m e y e r S i e v e r s Ahd. Glossen 3, 1 5 3 (summarium Heinrici, X I I . Jahrh.) ; M u r m e l l i u s Pappa puerorum : de cibi generibus (Ausgabe von G e r vasius S o p h e r u s Brisacensis 1 5 1 7 ) : panis subcinericius ; vgl. auch die B.arten, welche E k k e h a r d I V benedictiones ad mensas aufführt v. 10—28 (p. 106—107 und 1 1 7 ) : panis frixus, „gebregelt in oleo vel but y r o " ; p. fermentatus; p. de spelta; p. triticeus; p. sigalinus; p. de hordeo; p. de avena; p. s u b c i n e r i t i u s; vgl. I s i d o r Origines X X , 2, 1 5 (Lindsay). «) N e c k e 1 2 7 6 f . ; S i m r o c k Edda X V , 4 = p. 97; Kloster 6, 1079; vgl. G r i m m e l s h a u s e n Simplizissimus 1 , c. 9. u ) W e i n h o l d Frauen 3 2, 52 ff.; H ö f l e r Ostern 27—28; G r ä f f 1. c. 2, 291 bis 292; H e c k s c h e r 1 , 292—93 und 525 bis 526; ZfVk. 1 9 1 4 , 369; S t a u b B. 129 u. ö.; H e h n * 540 ff. ; B l ü m n e r 1. c. 74 ff. ; F i s c h e r Altertumsk. 57; Glotta 1 5 , 6 2 ; A. M a u r i z i o Die Getreidenahrung im Wandel der Zeiten. Zürich 1 9 1 6 ; Z f V k . 1 9 1 7 , 163. 260; ZföVk. 1914, 23 f f . ; E . H a h n Unser tägliches B. im Wandel der Völker und Zeiten Lübecker Blätter 60, 106 f f . ; M ü l l e n h o f f Altertumsk. 4 (1920), 150 ff.; H e y n e Hausaltertümer 2, 270 ff. ; L i p p e r t Kulturgeschichte

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d. Menschheit 1, 588; 2, 194 ff.; C o l e r I 3 f f . (B.arten); W e i n h o l d Altnordisches Leben 149 f. Über bayr. B.arten, B.sitten: Erlanger Heimatblätter 4 (1921), r85 ff. 189 ff. 193; vgl. auch Alte und neue Welt, Einsiedeln 1922, 506—510. Über B . und B.arten ist auch der Anfang der Physica der Äbtissin Hildegard interessant = M i g n e Patr. lat. 197, 1 1 3 0 ff.; über Notb.e, die man in Zeiten der Not zubereitet, Kräuter- und Rindenb.e vgl. H ö f 1 e r Engel-, Not-, Hungerb. in ZföVk. 20 (1914), 77—84; Kloster 6, 237; auch C o l e r 20. Zu den russischen Hungerb.en vgl. ZfEthnol. 1892, 506 ff. Über frühere B.formen vergleiche man die Abbildung bei Joh. P l a c o t o m u s ( = Brettschneider) De tuenda bona valetudine, libellus E o b a n i H e s s i commentariis doctissimis illustratus p. 62; dazu Kloster 6, 1081 (Abbild. 157 und 159). 1096; C a r r i c h t e r I . e . 93 ff. 96—104; über christliche B.arten s. D ö l g e r Ichthys. 2. A m meisten K r a f t hat nach deutschem Volksglauben das S c h w a r z - H a u s backenb. 1 2 ); die Seele des Hauses sitzt im grauen oder schwarzen H a u s - oder Heimb . i s ) ; das Weißb. wird noch in vielen Gegenden, z. B . im Schwarzwald, wie ein Leckerbissen gegessen M ) . A b e r auch das gewöhnliche B . ist ein Leckerbissen: „disen sumer hat er si gekowen gar für b . 1 5 ) " . Auf Island heißt ein Kuchenfest ' B . m a h l z e i t ' 1 8 ) . Die Flitterwochen heißen im nl. 'witteburetsweke' M ), in Westfalen 'Stubenwiäken' 1 8 ) (vgl. Kaswochen in K ä r n t e n ) 1 8 ) . Mathias K r a m e r 2 0 ) berichtet (1676), daß man von einem Ehegatten, der mit dem andern nicht fürlieb nehmen wolle, sagt, er wolle Beckenb. ( = Weißb.) essen; also Hausb. S y m b o l für Familie und E h e ; dies hat auch mehr Gehalt als das Beckenb. Beckebroud macht Backe doud, Bauernbroud macht Backe roud " ) . " ) G r i m m Sagen 176 Nr. 236; S t r a k k e r j a n 2, 225; Eifelvereinsblatt 29, 3 1 — 3 2 ; MschlesVk. 1906, Heft 15, 145; K r a u ß Südslaven 658. " ) M e y e r DVolksk. 209; W r e d e RheinVk. 194; vgl. P l i n i u s N.H. 22, 1 3 8 ; P e t r o n i u s Satiren c. 66. u ) B i r l i n g e r Schwaben 2, 380; Meyer Baden 371. 15 ) W e i n h o l d Frauen 1 , 2 1 2 . " ) ZfVk. 1896, 390. " ) W e i n h o 1 d 1. c. 2, 1 . » ) S a r tori Westfalen 1 1 0 ; vgl. „Wääkwochen": W r e d e EifelerVk. 169; d e r s . Rheinische Vh. 184. '») S t a u b B. 9'. 80) M. K r ä m e r Dictionario tedesco-italiano 1 (Nürnberg 1676), 753. 81 ) S c h m i t t Hetlingen 1 6 ; vgl. F r i s c h b i e r Preuß.Wb. 1, 1 1 0 ; besondere K r a f t hat die B.rinde: M ü l l e r Rhein.Wb. 1, 1 0 1 8 ; vgl. A.423.

Brot

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3. Als vegetatives Fruchtbarkeitssymbol des Ackerbauers, als Substitut der konzentrierten K r a f t , wobei noch besonders die Symbolik der Gottesgabe B. 22 ) im Vaterunser 23) für Nahrung einwirkt (vgl. Psalm 41, 10), bedeutet das B. die tägliche Nahrung 24 ): Versöhnungsb. = Versöhnungsmahlzeit 2S ); Tränenbrot = Leichenmahl 2 6 ). In weiterer Entwicklung ist B. = Leben 27 ): Nun hab ich mich getan vom B., seht, Lieber, seht, ich bin steintot

.

Bei den Südslaven ist das B. besonders hoch gehalten als Symbol der Familie, der Nahrung und Eixistenz: Bei der Teilung einer Hausgemeinschaft zerschneidet der bisherige Hausvorstand einen Laib B. in so viel Teile, als Partien da sind; von jetzt an muß jede Familie ihr eigenes B. erwerben und essen 29 ); zu ergänzen ist diese symbolische Bedeutung des B.es durch die Zeremonie beim Sippenmahl mit Orakel, von K r a u ß genau beschrieben *>). **) B . und Wein ist ein Geschenk Gottes, welches dieser jährlich aus der Erde hervorsprießen läßt: A n h o m Magiologia (1675), 789 (Psalm 104, 1 4 — 1 5 ) ; das gilt besonders für die Völker, bei denen B. und Wein die einfachste Form der Mahlzeit ausmachen, z. B . bei den Griechen und Römern: Glotta 1 5 , 64; A R w . 14, 25 ff.; B a s t i a n Elementargedanke 1, 1 2 1 . *•) M a t h a e u s 6 . i i ; L u c a s n , 3 . *4) S t a u b B. 1—6. 1 1 A . 3. 4 7 ; G r i m m DWb. 1, 400; H ö f 1 e r Ostern 49; K r ä m e r 1. c. 2, 1 1 7 8 ; W . v. E s c h e n b a c h Parzival 803, 26; W e i n h o l d Frauen 1, 2 1 2 ; Gryphius Peter Squenz p. 22 (Ausgabe v. 1663); H e c k s c h e r 1 , 4 6 6 . " ) S t a u b 1. c. 1 8 ; vgl. das Anbieten von B. als Zeichen der Versöhnung in Italien: M a n z o n i I promessi sposi cap. 4; vgl. D i e l s Vorsokratiker * 1, 279 Z. 4 3 : bei B. versammeln sich die Freunde, jetzt die Barbaren ( = D i o g e n e s L a e r t i u s 8, 35 = 212, 3 1 ff. Cobet); vgl. P a u l y - W i s s o w a 1, 50. *•) W i t t s t o c k Siebenbürgen 108. 27) G r i m m DWb. 1 , 4 0 0 — 4 0 1 ; S t a u b I.e. 2; K r a u ß Südslaven 55 (Märchen). 28 ) G r y p h i u s Peter Squenz p. 3 6 = p. 37 Neudrucke; M. K r a m e r l v c . 3, 300; vgl. die Redensarten: Sein (letztes) B. ist ihm gebacken und avoir ses carottes cuites = er muß sterben; G. W u s t m a n n Sprichwörtliche Redensarten 3 85. " ) K r a u ß Südslaven 128. 55. 30) Ebd. 5 5 — 5 7 ; vgl. ZfVölkerpsychol. 18, 377 ff.

in

B. B. i m V o l k s g l a u b e n der Sage.

und

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4. D a s h e i l i g e B. Dieses letzte und beste P r o d u k t (die letzte Gabe, der letzte Bissen B., überhaupt alles, was zuletzt übrig bleibt, h a t die größte Kraft) 31) des Getreides ist f ü r alle, besonders die ackerbautreibenden Völker aller Kulturstufen, das S y m b o l k o n z e n t r i e r t e r K r a f t und die lebenserhaltende Speise 3 2 ). Der vitalistische Mensch sieht in ihm die Vereinigung aller Fruchtbarkeit der Erde; im Seelen- und Dämonenkult ist es die beste Gabe der chthonischen Geister und Fruchtbarkeitsdämonen 3 3 ); später wird es zum heiligen Geschenk der Götter; als Lebensbringer dringt es in die Kulte ein 34 ). S1 ) Reuterskiöld Speisesakramente 1 1 5 ; Z f V k . 1891, 189; Pauly-Wissowa 1 1 , 2 1 8 5 ; B e e r 'AnaQxal. Würzburg 1 9 1 3 ; NiederdZfVk. 1926, 15. " ) R e u t e r s k i ö l d 1 1 5 — 1 2 5 ; Glotta 2, 226—228. sa) K ü h n a u B. 5 ff. " ) R e u t e r s k i ö l d 1 2 2 ; A R w . 7, 1 1 4 ff.

5. Im deutschen Volksglauben lagern die verschiedenen Schichten der B.Verehrung und des B.kultes über- und durcheinander: der Pflugritus zeigt ältestes Gut 35 ). Der Kraftvermittler B. bekommt das Kreuzzeichen 38 ), die kirchlichen Weihen, welche nun der Träger dieser K r a f t werden 3 7 ). Das Christentum macht sich die dem heidnischen Ackerbauer innewohnende Scheu vor dem Fruchtbarkeitserhalter und -Spender dienstbar: Christus, das B. des Lebens 38), der Weizen auf dem Acker Marias 39) in der mittelalterlichen Mystik, wird zum Schirmherr der Gottesgabe 40 ); diese ist seit der Speisung der 5000 geweiht. Daher sättigt nach Männling (216—17) das Lätareb. am meisten. Dieses Wunder wirkt auf die Legenden ein, so haben wir dieses Motiv in der Tiroler Sage vom Bruder Batho 42) und in den B.wundersagen des Dialogus miraculorum des Caesarius von Heisterbach, welcher zum J a h r e 1197 berichtet, daß kleine Teiglaibe im Ofen zu großen B.en aufgingen 4 3 ). Zu vergleichen ist auch die Sage vom Wundermehl bei Freiberg anläßlich einer Teuerung 4 4 ), die Speisung eines verirrten Kindes in Baden 45 ), die Sage vom frommen Bäcker in Thüringen 4 6 ); auch in der Vita Co-

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Brot

l u m b a n i ist eine E p i s o d e e i n g e f ü g t , w o der hl. C o l u m b a n B . u n d B i e r v e r m e h r t n a c h d e m V o r b i l d Christi 47 ). 36) M a n n h a r d t 1, 158. " ) H e c k s c h e r 1, 135 ff.; 2, 393 ff. 3 ') F r a n z Benedictionen x, 262—278 und 2, 138; R e u t e r s k i ö l d 121; H a a s Rügen 44; M ü l l e r RheinWb. 1, 1015. M) G u n k e 1 Märchen 58 f. 3I1) In den mittelalterlichen Predigten ist Maria der Acker, welcher durch Gottes Tau Korn trägt: S c h ö n b a c h Predigten 3, 217, 6; ZföVk. 1912, 138; vgl. die Madonna mit der Weizenähre: S e p p Sagenschatz 617—619. 40) M a n n h a r d t 1,230—243; R e u t e r s k i ö 1 d 121 ff.; F o n t a i n e Luxemburg 37; A R w . 13, 558 ff.; L i p p e r t Christentum 209. 41) M e y e r Baden 372. 42) H e y 1 Tirol 561, 14; über Engel- und Wunderb.e: ZföVk. 20 (1914), 77—79. " ) IV, 65 = I, 23, 4 Strange; vgl. K l a p p e r Erzählungen 344, 4. " ) M e i e h e Sagen 625, 770; vgl. 660, 818; vgl. K ü h n a u Sagen 3, 455, 1835. 45) W a i b e l - F l a m m 2, 106; vgl. H a u p t Lausitz 1, 253, 314: Engel speist Kinder mit Wunderb. 4") B e c h s t e i n Thüringen 280, 146. 47) MG. Script. Meroving. IV, 84, 11 ff.; vgl. H a u p t Lausitz 1, 278, 367-

6. D i e s e G o t t e s g a b e 4 8 ), in ä l t e s t e r Z e i t O p f e r auf d e m T i s c h als H a u s a l t a r 49 ), ' d a t leiwe B . ' , ('uns H e r r g o t t ist dor b a b e n ' ) B0), d a s t ä g l i c h e B . 5 1 ) , Gottes Speise 52 ), ist so heilig u n d v e r e h r u n g s w ü r d i g , d a ß m a n in seiner G e g e n w a r t n i c h t f l u c h e n d a r f 5 3 ) . W e n n m a n die H i m m e l s g a b e f a l l e n l ä ß t , m u ß m a n sie k ü s s e n u n d u m V e r z e i h u n g b i t t e n 5 4 ) . Im Rheinland sagt man, wenn das K i n d B. f a l l e n l ä ß t : ' D a s H e r r g ö t t c h e r k o m m t ' 5 5 ). In D ä n e m a r k h e i ß t es, eine f r o m m e M u t ter soll ihre K i n d e r d a z u a n h a l t e n , h e r a b g e f a l l e n e s B . a u f z u h e b e n u n d zu küssen 6 6 ); w e r auf B . t r i t t , h a t U n g l ü c k B 7 ) ; n a c h d e m G l a u b e n in N a s s a u m u ß er b a l d sterben78). Auf jeder Mißachtung steht die s c h w e r s t e S t r a f e 59 ). W e n n m a n drei T a g e n i c h t a n G o t t d e n k t u n d kein W e i h wasser n i m m t u n d sich a m z e h n t e n T a g e auf einen L a i b B . setzt, so ist m a n d e m Teufel verfallen60). A u c h B.reste und B.k r ü m c h e n (s. B r o s a m e n ) d ü r f e n n i c h t w e g g e w o r f e n w e r d e n 6 1 ). In einem Indiculus der H u m a n i s t e n z e i t , w e l c h e r auf V o r s c h r i f t e n der P y t h a g o r ä e r z u r ü c k g e h t (Plinius X X V I I I , 27 = D i o g . L a e r t i u s V I I I , 34), lesen w i r : m i n u t a panis p e d i b u s c o n c u l c a r e , t u r p e 6 2 ) . D a r a u f g e h t eine

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Stelle der M a g i o l o g i a : A b e r g l ä u b i s c h e L e u t e h a l t e n es f ü r ein U n g l ü c k , w e n n einer ein S t ü c k B . f a l l e n l ä ß t u n d das w i e d e r a u f g e h o b e n e „ n i c h t auf a l t e heidnische p y t h a g o r e i s c h e W e i s e mit diesen W o r t e n : ' O du heiliges B . ' k ü ß t " 63 ). B . reste w e r d e n im F e u e r den a r m e n Seelen M ) g e o p f e r t 6 S ) . Mit B . k u g e l n spielen 66 ), j a s c h o n sie f o r m e n 6 7 ) , ist ein Sakrileg. Schimmliges B. muß man essen m ) ( p ä d a g o g i s c h ) , v e r d o r b e n e s v e r brennen69); wer mit B. wirft, k o m m t n i c h t in d e n H i m m e l 7 0 ) . 49) B r o n n e r Sitt u. Art 203; F i n d e r Vierlande 2, 222; S c h ö n w e r t h Oberpfalz i, 403 ff.; R o s e g g e r Steiermark 1, 61 ff.; R e i s e r Allgäu 2, 447; K ü h n a u Brot 5; L a n d s t e i n e r Niederösterreich 69; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 32; Globus 42, 76 ff.; SAVk. 5, 92; L e s s i n g Sinngedichte Nr. 109; Drechsler 2, 14 ff.; M e y e r Baden 371 ff.; R o s e g g e r Steiermark 1, 61—66; Unoth 1, 453; B u x t o r f Judenschul 191; SchwVk. 5, 92; M e i c h e Sagen 607, 749; G r o h m a n n 102ff. 49) ZfEthnolog. 34, 62ff. 65; ZfVk. 25, 341; P a u l y - W i s s o w a 1, 60) B a r t s c h 49. Mecklenburg 2, 134; F r i s c h b i e r Hexenspruch 122 ff.; D e r s. 6 1 PreußWb. 1, 110. ) M ü l h a u s e 55 ff.; F r i s c h b i e r PreußWb. 1, 110. «) B o i t e P o l i v k a 3, 461—63; Germania 1857, 247; 63) M e i c h e Sagen 607, 749. Kühnau B. 5; vgl. F r a z e r 7, 1, 13; vgl. BlpommVk. 4, 73; B. verschwenden ist Sünde: F o x Saarland 399. 64) D r e c h s l e r 1, 287 und 2, 14; G r o h m a n n 102—03, 714—718; F i s c h e r Aberglauben (1790), 239; K ü h n a u B. 5; R e i s e r A llgäu 2, 447; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 33; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 403; Urquell 4, 116; V e r n a l e k e n Mythen 41 ff.; L a i s t n e r Nebelsagen 302 ff.; Z i n g e r l e Tirol 36, 289; W. 458; Globus 42, 90 ff.; S t a u b B. 10; W e t t s t e i n Disentis 174, 38; ZfVk. 1893, 27; 1894, 291; 1895, 416; K ö h l e r Voigtland 395; F r a z e r 7 , 1 , 1 3 ; Buxtorf 191; vgl. denselben Glauben in Spanien: Bibliotheca de las traditiones populäres 1 (Sevilla 1883), 256, 153. 55) M ü l l e r RheinWb. 1, 1015; ähnlich in Braunschweig: Andree 402. 6") J. M. T h i e l e Den danske Almues overtroiske Meninger 41, 181. 47) 1. c. 41, 180; wer auf B tritt, wird am linken Ohre taub: G r o h m a n n 103, 719. M) K e h r e i n Nassau 269, 238; über die ehrfurchtsvolle Behandlung vgl. BlpommVk. 4, 73; vgl. O b e r h o l z e r Das B. im Glauben und A berglauben unseres Volkes: Alte und neue Welt (Einsiedeln) 1922, 506—10. Nach Berliner Glaube zieht es schwere Strafe nach sich, wenn man B.reste wegwirft: ZfEthnol. 15, 91. 5e) ZfVk. 1894, 291; S t a u b B. 10; A n d r e e

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Brot

Braunschweig 402; H e y l Tirol 815, 322; S t r a c k e r j a n I, 49; W o l f Beiträge 1, 218. Baumgarten Heimat 2, 103. ") L i e b r e c h t Zur Volksk. 399; Zing e r 1 e Tirol 37 Nr. 297—300; G r o h m a n n 102—03; ZrwVk. 1913, 244; D r e c h s l e r 2, 1 2 und 1 5 ; L ü t o l f Sagen 554, 563; Globus 42, 90; Urquell 4, 1 1 8 ; ZfVk. 1914, 56; W. 458; H e y l XiVo/ 1. c. ; S t r a c k e r j a n 1, 49. M ) ZfVk. 1915, 22 und 26; vgl. B u x t o r f Judenschul 1 9 1 : angelum nomine Nabel huic muneri propositum esse, ut illos observet, quibus panis in terram excidit, ita ut pedibus conculcetur: illos enim in paupertatem conicit. " ) A n h o r n Magiologia 147. M ) M a n n h a r d t 1, 8 1 — 8 2 ; G r o h m a n n 198, 1392. ,s ) Wenn die armen Seelen die Brosamen nicht holen, freut sich der Teufel darüber: Z i n g e r l e Tirol 37 Nr. 297—301. ••) S t a u b 10; W. 458; T e m m e Pommern 340; L ü t o l f Sagen 554 Nr. 563; S t r a c k e r j a n 1, 49; J o h n Erzgebirge 3 1 ; in Mecklenburg werden Hirtenknaben, die mit B.kugeln spielen, zu Stein: B a r t s c h 1, 427 Nr. 599. 6 ') SAVk. 1925, 103. M) Ebd. 6e) G r o h m a n n 103, 7 1 7 . 7 2 7 ; S ch r a m e k Böhmerwald 254; vgl. F r a z e r 7, 1, 13. ,0 ) S t r a c k e r j a n 1, 49.

7. Entsprechend der heiligen Verehrung und dem Kulte, welchen das Volk mit dem B.e treibt, berichtet die V o l k s s a g e ' 1 ) von der furchtbaren Bestrafung der B.schänder 7 2 ). So frevelt der böhmische Winddämon Banadietrich, der so fromm und tugendsam, daß ihm der Wind (Wetterdämon!) den Mantel trug; als er aber wegen eines Vergehens sich das Mißfallen Gottes zuzog, beschloß er die größte Sünde zu begehen und B. in seine Schuhe zu legen, um so die Gottesgabe mit Füßen zu treten. Ganz parallel geht die Sage, nach der Friesland überschwemmt wurde, weil ein Priester die Hostie mit Füßen t r a t 7 3 ) und ein Friese die Hostien verschüttete. Als Strafe mußte Banadietrich bis zum jüngsten Tage jagen 7 4 ). Nach anderer Version entführte ihn ein Wagen in die L u f t (Siebengestirn) 7 5 ). Noch berühmter ist die Sage von Vinetas Untergang, dessen Einwohner die Mauerlöcher mit B . ausbesserten 7 6 ). Es gibt viel ätiologische Wandersagen, welche sich, natürlich mit einigen Kompromissen, inhaltlich und geographisch, in vier Gruppen zerlegen lassen: a) In einem vorwiegend norddeutschschlesisch-österreichischen Kreis besudeln

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oder schlagen H i r t e n b u b e n aus Unzufriedenheit über das einfache schwarze Hausb. die Gottesgabe, oder Fuhrm ä n n e r verwenden es als Brücke und Radschuh; zur Strafe wird der Frevler in Stein verwandelt (Ausdeutung bizarrer Gebirgsformen), er versinkt oder muß umherirren. So erzählt man sich von den Hirtensteinen bei Kieslingswalde (Glatz) 7 8 ): Die b.schändenden Hirtenbuben werden zu Stein. Vom Versinken berichten die vielen Versionen über den Moosbruch bei Reihwiesen (Oberschlesien) TO), wo auch die Strafen gehäuft werden. Auch die sagenhafte Stadt Niniveh bei Greifswald geht zugrunde und versinkt, weil eine Frau B . in einen Wasserlauf warf 8 0 ). b) In einer süddeutsch-rheinischen Gruppe (vgl. die Alpensagen über Schändung von Butter und K ä s e ) 8 1 ) verunehren namentlich R i t t e r f r ä u l e i n oder ganze Gemeinschaften in L u x u s und Übermut das B., indem sie darauf gehen und Tümpel damit anfüllen 82 ). Als Strafe folgt Versinken und Entstehung eines Sees. Oft klingt das alte Philemon-BaucisMotiv an, das jedoch in Frankreich ins Christliche übersetzt rein sich findet 8 3 ). In einer Sage in Pommern 8 4 ) bittet ein Bettler vergebens um B . ; er verflucht das Schloß, welches versinkt. In Tirol wird erzählt, wie ein zauberhafter Bettler (Anklang an die christliche Version) nur von einer alten Witwe aufgenommen wird; das ganze Dorf versinkt 85 ). Die Schloßbewohner bei St. Georgen (Baden) ließen sich eine Eisbahn aus Salz herstellen und gingen bei schlechtem Wetter in ausgehöhlten 86) B.laiben 8 7 ). Die Bewohner der Burg Althornberg forderten das Strafgericht Gottes heraus, indem sie am Weihnachtsabend tanzten und sich Batzenwecke unter die Füße banden 8 8 ). Laistner deutet diese Sagen meteorologisch 89). Spärlicher berichten darüber böhmischschlesische ®°), niederrheinische 91 ) und holsteinische 9 2 ) Sagen. Sogar die Notdurft verrichten die Frevler ins ausgehöhlte B. 93 ). Auch das Reinigen der Kinder mit B. 94 ) und Ähren 95) gehört zu diesen Ursprungssagen. Die Sage, die er-

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Brot

klärt, w e s h a l b die G e t r e i d e h a l m e nur o b e n Ä h r e n tragen, h a t in Schlesien die Version, d a ß der E n g e l Gabriel die S t r a f e v o l l z i e h t . In F r a n k r e i c h wird eine F r a u , w e l c h e d e n T i s c h mit B . a b w i s c h t , v o n J e s u s u n d d e m E r z e n g e l Gabriel bes t r a f t 9 6 ) . In Tirol s a g t m a n z u den K i n d e r n : S p a r t euere B r o s a m e n f ü r die A r men, d a m i t es euch nicht g e h t wie der F r a u H ü t t . Diese ließ d u r c h einen Diener ihr K i n d m i t B r o s a m e n reinigen u n d w u r d e z u r S t r a f e v e r s t e i n e r t 9 7 ) . V o n einer a n d e r n S t r a f e f ü r dieses V e r b r e c h e n erz ä h l t die o b e r p f ä l z i s c h e S a g e 9 8 ) . c) In den Z e i t e n der H u n g e r s n o t wird diese H a u p t n a h r u n g den A r m e n v e r s a g t 9 9 ) . D a s B . wird zu S t e i n 1 0 0 ) (und blutet) oder zu S c h l a n g e n 1 0 1 ) , oder der Geizige w i r d v o n Mäusen a u f g e f r e s s e n 1 0 2 ) . Diese S a g e n f i n d e n sich überall. In der Thüringischen Sage sitzt nach dem Tode des V a t e r s , d e m die K i n d e r das B . v e r weigern, eine K r ö t e auf d e m B . s c h r a n k . D a s B . m i t der K r ö t e w i r d in S t e i n gezeigt a m R a t h a u s zu Neustadt103). A u c h i m V o l k s l i e d hören w i r o f t v o n der unb a r m h e r z i g e n reichen S c h w e s t e r , w e l c h e der a r m e n S c h w e s t e r B . f ü r die sechs Kinder verweigert104): Und als der Herr aus der Kirche kam, Wollt er aufschneiden das B . : Das B. war wie die Steine, Das Messer von Blut so rot. D i e steinernen L a i b e w e r d e n sogar n o c h g e z e i g t 1 0 S ) . A n d e r s e i t s h a t die V e r s t e i n e r u n g des B . e s in der S a g e einen g u t e n Z w e c k : A l s der m i l d t ä t i g e T o r w a r t Seemoser v o m Freisinger D o m das f ü r die A r m e n b e s t i m m t e B . d e m geizigen B i schof G e r o l d zeigen sollte, v e r w a n d e l t e sich das B . in S t e i n 106 ). d) In der S c h w e i z , in Schlesien und in K ä r n t e n w i r d die G o t t e s g a b e in schweren Z e i t e n den S c h w e i n e n g e g e b e n 1 0 7 ); oder es w i r d z u W u c h e r g e s c h ä f t e n b e n u t z t , so v o m Metzger v o n H o r b in S c h w a b e n 1 0 8 ) ; z u r S t r a f e m u ß der Geizige herumgeis t e r n (als S c h w e i n ) 109 ). ") S i e g h a r d t Nordbayr. Brotsagen u. Sitten, Erl. Hmtbl. (1920), 185 ff. 185 ff. 193; vgl. SAVk. Ii, 49. 20. ») K ü h n a u B. 5 ff.; Globus 42, 91—92; vgl. auch Kornfrevler- und Wucherer und ihre Strafe: SAVk. 17 (1913),

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133—34; T e m m e Pommern 130 Nr. 94; K ü n z i g Badische Sagen 13 Nr. 25. " ) C a e s a r i u s Dialogus 2, 4 c. 3; 2, 209 c. 55. '«) ZfVk. 1894, 2 9 J > v gl- G r o h m a n n Sagen 75 ff. 79. 90. 95; L a i s t n e r Nebelsagen 302 ff.; E. H M e y e r Germ. Mythologie 237; D r e c h s l e r 2, 15. " ) R o c h h o 1 z Sagen 2, L I V . '•) R a u m e r Insel Wollin (1851) 24; vgl. G r i m m Sagen 177 Nr. 238 bis 39; R a n k e Sagen 236. " ) K ü h n a u 1, 575; 3, 327—330. 33i ff- 335- 336—37338. 374- 388- 391—93- 396; B o c k e l Volkssage 104; G r a b i n s k i Sagen 12—13; K ü h n a u B. 5; ZfVk. 1902, 68. vgl. 67; K u h n Mark. Sägen 248; D e r s. Mark. Märchen 233; D e r s. Westfalen 1, 287 Nr. 336; 308 Nr. 348; K u h n - S c h w a r t z 109.475. 482 A.; G r i m m Sagen 176 Nr. 236; T e m m e Altmark 100; M ü l l e n h o f f Sagen • 153 Nr. 227; B a r t s c h Meckl. 1, 427. 429; ZfVk. 1897, 103. '•) K ü h n a u Sagen 3, 393 bis 397; vgl. 1, 576; 2, 202. 610; 3, 336. 340. 374; in seinem Index ( = Sagen 4, 112—113) bietet Kühnau eine gute Übersicht über die Art der Freveltaten; D e r s. Brot 5; ZfVk. 1897, 193; zum Spielen mit B.kugeln oder B.kegeln vgl. Bartsch Meckl. 1, 427. 599; Schell Berg. Sagen 349 Nr. 53; K u h n - S c h w a r t z 54 Nr. 57. '•) K ü h n a u Sagen 3, 371—82; vgl. 1, 575 ff. ,0 ) H a a s Rügensche Sagen 6 134 Nr. 234; vgl. 135 Nr. 236. M ) W a i b e l F l a m m 2, 75—77- 123—25. 294—95. 333 bis 335; O c h s BadischesWb. 1, 127; R e i s e r Allgäu 1, 233; vgl. G r a b e r Kärnten 245 ff.; Alpenburg Tirol 191 Nr. 61; EngeH e u u . L a h n 1, 64. " ) O v i d Met am. 1. V I I I v. 610—698; vgl. S 6 b i l l o t 2, 392 bis 394: Jesus wird als Bettler überall abgewiesen, nur eine alte Frau nimmt ihn auf; diese und ihre Ziege werden zu Stein, das Dorf versinkt. " ) BlpommVk. 3, 38 Nr. 18. " ) A 1 p e n b u r g Tirol 233, 4 (Lago santo); nach einer Siebenbürgischen Sage bittet der Heiland eine Frau um B . ; als diese ihn abweist, wird sie zur Schildkröte: M ü l l e r Siebenbürgen 128 Nr. 168; nach S h a k e s p e a r e Hamlet IV, 5 wird eine Bäckerstochter, die dem Heiland B. verweigert, zur Eule; vgl. Kloster 9, 384 ff., nach der schlesischen Sage bittet ein Berggeist um B. und tötet, abgewiesen, den Frevler: MschlesVk. 1906 Heft 15, 110. ee) K ö h l e r Kl. Sehr. 1, 437 A. «') W a i b e 1 - F 1 a m m 2, 75—77; nach einer Pommerschen Sage wird eine Prinzessin, die den Armen B. verweigert und auf Salz Schlitten fährt, vom Blitz getötet und die Stadt bei Werben versinkt: T e m m e Pommern 207 Nr. 164; auch die Nonnen bei Bergen versinken, weil sie auf Salz Schlitten fahren: H a a s Rügensche Sagen 5 85 Nr. 147. M) O c h s Bad.Wb. 1, 127. 89) L a i s t n e r Nebelsagen 246 ff. 302 ff.; G r o h m a n n 32 Nr. 178; K u h n - S c h w a r t z 475 Nr. 57; Bedenken gegen Laistners Methode äußert mit Recht: R. M. M e y e r Religgesch. 34. 624. ,0 ) K ü h n a u Sagen 3, 370 ff.; 2, 498. 507;

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Brot

Mschles. Vk. 1908 Heft 20, 84; Grimm Sagen 176 Nr. 235 und 237; P e t e r österreichisch-Schlesien 88; G r o h m a n n Sagen 78. n ) S c h e l l Berg. Sagen 552 Nr. 25; 553 Nr. 28; Kuhn Westfalen 168 Nr. 174 a ; G r i m m Sagen 174 Nr. 234. e2) M ü l l e n hoff Sagen* 153 Nr. 226; Montanus Volksfeste 1, 218. 9a) K ü h n a u Sagen 3, 337 Nr. 1 7 1 7 ; vgl. Grabinski Sagen 13; B o l t e - P o l i v k a 3, 4 1 7 ; nach einer niedersächsischen Sage bestreicht die Gräfin das B . mit K o t : S c h a m b a c h u. M ü l l e r 51 Nr. 7 1 . e l ) G r i m m Sagen 174, 2 3 3 ; A l p e n b u r g Tirol 122. 238, 11. 239—40; R e i s e r Allgäu i , 239 und 263; T e t t a u und Temme 208—209; K u h n Westfalen 1, 287; D e r s. Mark. Sagen 81; Laistner 5 Nebelsagen 159 und 303. ® ) L ü t o l f Sagen 376 Nr. 348; W i t z s c h e l Thüringen 2, 34, 25; in der schlesischen und oberpfälzischen Version reinigt die Frau das Kind mit B . : Grabinski Sagen 1 3 ; Schönwerth Oberpfalz i , 408, 20; zur Literatur: B o l t e P o l i v k a 3, 417—20; vgl. die Berchtesgadener Ährensage bei S e p p Sagenschatz 617 ff. Nr. 169. »•) S 6 b i 1 1 o t 3, 448. ") G r i m m Sagen 2 3 3 ; A l p e n b u r g 238, 11; 240, 1; R a n k e Volkssagen 230; B o c k e l Volkssage 104. Nach einer türkischen Sage wird die Frau, die ihr Kind mit B . reinigt, in eine Schildkröte verwandelt, das Kind in einen Affen: S t e r n Türkei 1. 15. 399 ff.; in den Cevennen reinigt kein Mädchen den Teller mit einer B.rinde, sonst regnet es am Hochzeitstag: ZfdMyth. 2, 418, 12. M ) S c h ö n w e r t h 1, 408, 20. " ) M e i e r Schwaben i, 319, 361; P o l l i n g e r Landshut 84 mit A.; G r i m m Sagen 180, 240; G r a b e r Kärnten 251, 340; M ü l l e n h o f f Sagen a 1 5 1 — 5 2 Nr. 224 und 225; W a i b e l - F l a m m 2, 92; vgl. die Sage von der geizigen Schloßjungfrau bei K ü n z i g Bad. Sagen (L. 1925) 4, 7 und ebenda vom geizigen Kaufmann und der geizigen Müllerin: 14, 27 und 15, 50; die Bergische Sage weiß von der hartherzigen Bäuerin zu berichten ( S c h e l l 84, 3) und dem Getreidewucherer S c h e l l 92, 16. 10°) P o l l i n g e r Landshut 84; G r i m m Sagen 180, 240; Kloster 9, 982 ff.; hier spielt ebenfalls wie in den oben ermähnten Sagen das Philemon-Baucis-Motiv herein, indem der Heilige bei der armen Witwe in einer großen Stadt um Almosen bittet; vgl. R o c h h o 1 z Glaube 1, 50. 101 ) W a i b e l F l a m m 2, 79—80; ZfdMyth. i , 243; K l a p p e r Erzählungen 343, 13 ff. bringt eine Sage, nach der der Braten, der aus Hartherzigkeit vom Sohn vor dem Vater verborgen wird, sich in K r ö t e n verwandelt; für B r o t : B o l t e P o l i v k a 3, 462 A. 1; 168 A. 1. 102 ) G r i m m Sagen 181, 2 4 1 ; L i e b r e c h t Zur Volksk. 1 ff.; S e p p Religion 308 ff.; in einer Sage Mecklenburgs wird ein Bauer, der B . verweigert, von Ratten in einem Haus auf einem See verfolgt: B a r t s c h r, 299, 398. 103 ) W i t z schel Thüringen i, 233, 234. I 0 4 ) E r k B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube I.

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B ö h m e 1, Nr. 209 a—f mit Anmerk. ; B o 11 e P o l i v k a 3, 461 f. zu Nr. 205; 462 A. 1; Müllenhoff Sagen 2 152—53, 224—25; BlpommVk. 4, 122—24 mit Literatur; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 1, 32 ff. 105 ) M e i e r Schwaben 1, 319, 361 ; P o l l i n g e r Landshut 84 m. A. ; Kloster 9, 982; ein anderes Motiv liegt dem steinernen B . auf dem Wappen im Friedhof zu Hofen bei Cannstatt zugrunde; Birlinger Volkstüml. 1, 155, 241; vgl. Arch. f. Anthropol. N. F. 4 (1906), 148. In der Sage vom frommen Bäcker wird das B. zu Hobelspänen vor den Augen des Abtes: Bechstein Thüringen 1, 2 8 1 ; Witzs c h e l 1, 146, 142. Dieses Motiv ist vor allem aus der Legende von der Landgräfin Elisabeth von Thüringen bekannt; die mildtätige Fürstin antwortet auf die Frage, was im Korbe sei: „Herr, Blumen"; und im Korbe sieht der Landgraf Blumen: B e c h s t e i n I . e . 1 , 1 7 1 ; auffallend dasselbe in Frankreich : Sébillot 3, 440—42; das B . der Verena verwandelt sich in einen K a m m : R o c h h o l z Gaugöttinnen 96. 1 2 1 — 2 2 . , 0 7 ) R o c h h o l z Sagen 2, 136, 362; SAVk. 1925, 1 2 5 ; S t a u b B. 5—6; Kühnau Sagen 1, 1 1 6 ; dagegen 2, 32 G r a b i n s k i Sagen 24; M e i e r Schwaben 269 Nr. 3 0 1 ; vgl. G r a b e r Kärnten 166, , 0 8 2 1 5 ; S c h e l l Berg. Sagen 84, 3. ) Meier Schwaben 1, 275, 309; R o c h h o l z Sagen 2, 137, 363; nach der badischen Sage verlangt ein Priester im Kloster zu Ottersweier einen Acker für einen Laib B . : K ü n z i g Bad. Sagen 8 Nr. I i . 109) G r ä b e r Kärnten 1. c.; S t ö b e r Elsaß 2, 96, 1 3 1 ; K ü n z i g 1. c. 4, 7 ; 14, 27; I 5» 5 ° ; vgl. 14, 28; vgl. S c h e l l Berg. Sagen 84, 3 und 92, 16. 8. Das blutende B.110) : Diese Wandersage, beeinflußt durch die E r z ä h lungen v o n der blutenden H o s t i e m ) , treffen wir in zwei grundverschiedenen Versionen: a) In der schlesischen S a g e v o n der S c h ä n d u n g des lieben B.es durch die K ü h j u n g e n bei Reihwiesen wird das B., wie wir gesehen haben, zu S t e i n ; aber eine V a r i a t i o n der S a g e berichtet auch, daß B l u t heraustropfte und eine S t i m m e erscholl: „ W e i l du meine G a b e mit Peitschenhieben entwürdigt hast, so sollst du zur S t r a f e . . . umherirren" 1 1 2 ) . In der K ä r n t n e r S a g e v o n der K i r c h e z u m heiligen B l u t zu Wolfsberg ( 1 3 3 8 ) stechen die J u d e n die Hostien mit Messern, worauf B l u t f l i e ß t 1 1 3 ) . In Niederbayern wird aus dem J a h r 1 9 0 8 ein Fall erzählt, w o eine Hostie das Bier blutig f ä r b t e 1 1 4 ) . b) Eine andere, in Oberdeutschland 1 1 5 ), Schleswigli8), S a c h s e n 1 1 7 ) und DortSi

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m u n d 1 1 8 ) auftauchende Sage erscheint immer in Verbindung mit Mißwachs (feuchtes J a h r ) , K r i e g 1 1 9 ) , Hungersnot oder der damit verbundenen Hartherzigkeit. So berichtet T h i e t m a r 1 2 0 ) von Merseburg aus seiner Zeit ( 1 1 . J h . ) : Als einmal während einer mühvollen Ernte die ermüdeten Schnitter sich erheben wollten, sahen sie, wie ein eben angeschnittener L a i b B . B l u t vergoß. Im J a h r e 1 0 1 6 floß bei einem L a n d m a n n in Meißen 1 2 1 ) B l u t aus dem B . ; es folgt K r i e g und vergossenes Menschenblut. Auch aus dem B . der Hartherzigen fließt B l u t : im Volkslied von der unbarmherzigen Schwester wird in drei V a r i a t i o n e n m ) das B . zu Stein und das Messer blutig, eine Bearbeitung 1 2 3 ) spricht nur v o m blutenden B.e, und damit stimmt eine spanische Ballade auffallend überein, v o m Lokalkolorit abgesehen und v o m Schlüsse 1 2 4 ) : Tomo, un pan y lo partio, Lollo que sangue vertia! R o c h h o l z 1 2 5 ) erklärt den Ursprung dieser Sage aus der Eigenart eines B a c terium prodigiosum. Diese Bakterien sollen in neuester Zeit ( 1 8 4 1 in Paris, 1869 in Chemnitz) als blutrot stinkende Masse auf dem B . nachgewiesen worden sein, in oberdeutscher Mundart spricht man von Speiseblut 1 2 s ). Zu vergleichen ist eine Lausitzer Blutwundersage, nach welcher 1 6 1 6 auf Ackern und K o r n h a l m e n B l u t gefunden wurde und ein erkalteter Mehlbrei mit B l u t bedeckt w a r 1 2 7 ). Blut, als Analogieorakel blutiger Kriege, fließt aus Holz 1 2 8 ), aus einem Fuhrmannslöser 1 2 9 ). Eine Parallele zur bretonischen Sage ' L e pain changé en une tête de mort', bietet die deutsche Sage nicht 1 3 °). 110

) Zur Literatur: B o l t e - P o l i v k a 3, 461—63 ; Tharsander Schauplatz 1 (1737). 3°5- n i ) Argovia 1886, 48—53 dazu C a e s a r i u s Dialogus 2, 183, c. 25, wo die geschändete Hostie in sanguinem coagulum verwandelt ist; vgl. das Wunderblut zu Wilsnack: W. S c h w a r t z Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg'' (B. 1921) 173, 116, dazu C a e s a r i u s Dialogus 9, c. 16 = 2, 178 Strange; auch in einer Mecklenburger Sage blutet die geschändete Hostie: B a r t s c h 1, 355, 4 8 3; vg>- H e y l Tirol 678, 154, wo aus der gestochenen Hostie Blut fließt; zur Literatur; S t r a c k Blut 35—36; T h a r s a n -

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d e r 1. c. i, 317; Brevinus N o r i c u s (1721), 4 ff.; F r a n z i s c i Der höllische Proteus (1690) 47ff- 112) K ü h n a u Sagen 1, 576 = 3, 374; vgl. B a r t s c h Mecklenburg 1, 427, 599. In Pommern sagt man: Wenn man mit dem Messer ins B. sticht, sticht man dem lieben Gott ins Herz: T e m m e Pommern 340; vgl. ZfVölkerpsychol. 18,279. 113) G r a b e r Kärnten 404 Nr. 559; 333 Nr. 467; in mittelalterlichen Erzählungen durchbohren Juden das Christusbild, worauf Blut fließt: K l a p p e r Erzählungen 307, 12 und 324, 13; H e y l Tirol 678, 154; Kloster 12, 323 ff. 1048. u 4 ) DG. 10, 15. 115) R o c h h o l z Glaube 1, 50; Argovia 1886, 48 ff.; vgl. S c h ö p p n e r Sagenbuch Nr. 882 und R e i s e r Allgäu 1, 419. »•) M ö l l e n h o f f Sagen 2 151 Nr. 224. "') M e i c h e Sagen 637, 789; 633, 779; vgl. W o l f Niederländ. Sagen Nr. 153. "») G r i m m Sagen Nr. 240. "•) Literarisch verwertet von L ö n s Werwolf c. 1. 12 °) M e i c h e I.e. 633, 779 =MG.SS. 3, 858, 40. m ) D e r s. 1. c. 637, 789. 122) E r k - B ö h m e Abh. i, Nr. 209 a—c. m ) Ebd. Nr. 209 d. Wiener Akad. phil.-hist. Kl. 31 (1859), 143—45; 126 vgl. B o l t e - P o l i v k a 3, 462. ) Argovia 1886, 60—65; vgl. S t r a c k Blut 35—36 mit 12t 12 Literatur. ) Argovia 1886, 60. ') K ü h n a u Sagen 3, 429, 1797. 12') M e i c h e Sagen p. 638 (im J. 1636). "•) Ebd. 1. c. 622, 766 (im J.1587). 13°) K ö h l e r Kl.Schr. 1, 154. C. D a s B. i m Aberglauben und Zauberritus. I. Abergläubische Vorstellungen und rituelle Zauberhandlungen, welche auf der E i g e n s c h a f t des B.es als Opfer und als Opfersubstitut beruhen (über die Gebildb.e dieser K u l t zeiten s. Gebildb.e) und als Übertragungsmedium. 9. W e i h n a c h t s - , Neujahrso p f e r f e s t , J u l i e s t. Uralte Wachstumsfruchtbarkeitsriten haben sich in diesen R a u c h n ä c h t e n mit versöhnenden Opfern f ü r die Seelendämonen v e r bunden, und beides lebt in Opfern f ü r das Christkindchen und die heiligen Personen der christlichen Weihnachtszeit weiter (s. Speiseopfer). Die F r u c h t b a r k e i t s d ä monen werden zur Percht, F r a u Holle, j a zur D i a n a 1 3 2 ) . Die Opfergabe dieser Opfer (der Weihnachtstisch als Opferaltar bleibt im Norden bis Dreikönig f ü r die Speisung der Geister g e d e c k t ) 1 3 3 ) ist vorzugsweise das B . , neben Brei im Norden 1 3 4 ). Höhepunkt ist das „ h e i l i g e M a h l " am Weihnachtsabend 1 3 S ) (s. d.). m ) ZföVk. 1903, 15 ff. 186 ff.; H ö f l e r Weihnachten 1—6. 10. 74; W. 74 ff.; R e u t e r s k i ö l d 118 ff.; für den Einfluß der rö-

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mischen Neujahrsgebräuche : Schneider im A R w . 20, 82—87 m. Lit. 132 ) P r ä t o r i u s Weihnachts fr atzen 395, 403. 1 3 3 ) S c h u b e r t Reisen 3, 202; Globus 72, 375; Feilberg in HessBl. 5 (1906), 35. 28 ff. ; M ä n n 1 i n g 134 205. ) H ö f l e r Weihnachten 18—19. 29 bis 30. 135 ) D e : s . l . c . 1 3 — 1 4 ; ZfVk. 1894, 78.

10. Der älteste Beleg für das B.O p f e r an Weihnachten in Deutschland ist eine Stelle in der sog. Homilia sancti Augustini de sacrilegia, der Predigt eines Heidenmissionars 1 3 6 ). ,,Quicumque in Kalendas Januarias mensas p a n i b u s et aliis cybis ornat et per noctem ponet et diem ipsum colit et auguria aspicet . . " Etwas später fallen die Capitula cum italicis episcopis deliberata 1 3 7 ) : „ u t nullus Kalendis Januariis . . aut mensas cum lapidibus in domibus praeparare . . nisi voluerint ad ecclesiam p a n e m off e r r e , simpliciter offerant, cum aliqua de ipsa impia commixtione" (offenbar Opferb., mit besonderm Ritus zubereitet). Nach der Sage ist es ein ausnehmend fein schmeckendes B., das man gemeinsam verzehrt 1 3 8 ). Bereits im 12. J h . wird es aus Weißmehl hergestellt 1 3 9 ). Als B.-Substitut früherer Tieropfer hat es neben der einfachen Laibform mannigfaltigeGebildformen (s.Gebildb.e)vonTieren, welche auch beim Ackerritus 1 4 1 ) eine Rolle spielen. NebendiesenFestgebäckendarf das Hausb. nicht fehlen, sonst geht der Segen aus dem Haus 1 4 2 ). Es darf am hl. Abend nicht aus dem Hause getragen werden 1 4 3 ). 13i ) ARw. 20, 1 1 0 ; ein B.opfer an Quellen, dargebracht an Neujahr, erwähnt auch M a r t i n v o n B r a g a vgl. A. 268. 1 3 ') MG. leg. 2tom., 202 Z. 21 ; ZfVk. 1904, 262 ff. ls») H ö f ler I.e. 24; B a u m g a r t e n Jahr 8. 13 ') H ö f l e r 1, c. 30. 14 °) Ebd. 6. 59 u. passim; Globus 72, 371 ff.; N i 1 s s o n Jahresfesle 50; Reuterskiöld 116—118; ZfVk. 1902, 437—39. 141 ) R e u t e r s k i ö l d 1. c.; s. Geul bildb.e. ) D r e c h s l e r 1, 33. 35; J o h o Erzgebirge 155. 143 ) J o h n I.e. 1 1 4 .

1 1 . Durch Größe zeichnen sich besonders die S p a l t g e b ä c k e aus, so das 24 Pfund schwere Julbrot der Dänen 144 ) und das westfälische Mittwinterb. 1 4 5 ). Das Gesinde bekommt in Schwaben Weißund Birnb. 1 4 6 ) (s. Birnb.). In Baden bekommen die Hausgenossen das Mettenb. 1 4 7 ).

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Viele Beispiele zeigen, wie das Christentum auch beim B.-Opfer die alten Gebräuche übernimmt (das beweisen vor allem die Gebildb.e). Die hl. drei Könige übernehmen die Rolle der tres illae sorores (Parcae = Nornen). Im Frankenwald stellt der Bauer vor dem Bettgehen einen K r u g Wasser und einen B.laib auf den Tisch und lädt die heiligen Dreikönige ein 1 4 7 a ); dasselbe stellte früher der Bauer im Kanton Bern den Hausgeistern hin 147b ). Sebastian Frank (1567) erzählt von einem ähnlichen Opfer, erweitert auf Christus und Maria mit A u g u r i u m 1 4 7 ° ) . An andern Orten schlägt man ein Stück B. für Christus 147 d ) ein, und zwar in ein weißes Tuch (s. weiß und Speiseopfer). Eine schlagende Parallele zu diesem B.weihnachtsopfer in Deutschland, das auf antik-römischen Brauch zurückweist, hat Usener im böhmischen Brauch des largum sero aufgezeigt: man stellt B.e mit Messern für die Götter hin, ut in noctibus veniant di et c o m e d a n t 1 4 7 e ) . Im flandrischen Volksüede backen die drei Könige selbst B . in der B ä c k e r e i 1 4 7 ) ; in Steiermark 1 4 9 ) ziehen die Dreikönigssängerinnen gabenheischend umher; und in Obersteiermark erhalten die Perchten neben Milch auch B. 1 6 0 ), von dem man zuvor gekostet hat. In Schlesien bleibt nach dem Mahl B . und ein Pfennig auf dem Tisch liegen, damit man im nächsten J a h r nicht Mangel habe 1 5 1 ). Die Haustiere, welche sonst kein B. erhalten sollen, bekommen am hl. Abend B. und Pfeffernüsse oder B.schnitten mit Salz bestreut in Schlesien 1 5 2 ) oder J u l b . im Norden 1 5 3 ). Im Allgäu besprengt man dieses B . noch mit Weihwasser 1 5 4 ). Diese Spende an das Hausvieh wird in Ungarn in naiver Bedingung mit dem Windopfer verbunden 1 5 5 ). In Bayern bekommt das Vieh nach der Mette oder während derselben Kletzenb. oder B. 1 5 6 ). InSteiermark drückt die Frau in das nach der Mette genossene Kletzenb. vor dem Backen einen Schlüsselbart ein; sonst läßt die Percht das B. verbrennen oder es ruht kein Segen darauf 1 5 7 ). In Mecklenburg füttert man demVieh Neujahrsb., „ L i w b . " . Dasselbe tat manfrüher 5l*

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in Frankreich, um der K u h das Kalben zu erleichtern 158 ). In Muggensturm (Baden) erhalten an Dreikönig alle Glieder der Familie und das Vieh B. und Salz, beides geweiht 1 5 9 ), im Erzgebirge bekommen die Pferde und Kühe B.schnitten mit Salz und Zwiebeln 16 °), in Österreich am Stephanstag B. mit geweihtem Salz 1 6 1 ). Auf dem K u l t b . ruht reichster Segen. Es ist heilig und besonders schmackhaft, verdirbt und schimmelt nicht, zumal vom Christtau benetzt 1 6 2 ). „ D a s B. so auff Weihnachten gebacken wird, soll sich sehr lang halten" (1663) 1 6 3 ). Es hat wunderbare, durch die Weihen der Kirche 164 ) besonders zauberhafte Heil- und andere K r ä f t e 1 6 S ), z. B . im Krieg 166 ). Im 13. J h . gab man die „Brosen, die ze Weihnachten über werden dem, der toi von hunden oder anders" 167 ). Besonders das Mettenb. ist ein Heilmittel (Pfalz) l68 ), in Schlesien der Christstriezel 1 6 9 ) und das vom Christtau benetzte 1 7 0 ) B . (wie die Christgarbe 1 7 1 ) bis 1 5 2 3 in Stralsund). Schon Gervasius v . Tilbury schreibt über die alten Britannier: ,,sed et de pane nocte illa (natalis Domini) sub dio composito compertum habeo, quod febricantibus proderit, si tarnen adsit fides, quae operatur" 1 7 2 ). Dasselbe bei den Deutschamerikanern 1 7 3 ) und in N a s s a u 1 7 4 ) . Dieses gesegnete K u l t b . wirkt apotropäisch: mit Honig beschmiert oder Dill bestreut wurde es in Mitteldeutschland im 17. J h . gegen Verzauberung angewandt 1 7 8 ). Coler schreibt: ,,B., welches an Weihnachten gebacken ist, hält sich bis Pfingsten, gibt aus, soll dem Haus sehr schutzlich sein, schimmelt nicht; in Wälschland gibt man es den Kindern am St. Paulstag, um sie vor Schlangenbissen zu bewahren." Und ein alter Tiroler Aberglaube meint 1 7 8 ): „ E i n laib Weinachtb. über den thenn heibn, bleibn keine Mäus' mehr, ist gut firs fieber." In Schweden 179 ) schützt das J u l b,, in Frankreich 180 ) das in den drei Weihnachtsmessen geweihte B. vor Unglück im Krieg. Als Opfer für die Vegetationsdämonen streicht die Bäuerin in Tirol und Mähren die mit Teig beklebten Finger an den Bäumen 1 8 1 ) ab. Im Kreise Allenstein

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steckt man Neujahrsgebäck ins Stroh, mit dem man die Bäume umwickelt 1 8 2 ), in Pommern neben Backobst und Geld vor allem B. 1 8 3 ). In Österreich füttert man die Erde mit einem daumenförmigen (Phallus ?) 1 8 4 ) B., und an der Nahe ist das Opfer für die Fruchtbarkeitsgeister dem Christkind geschenkt worden 18S ). Oft sind diese Opfer durch B.-Spenden an Arme oder Kinder abgelöst, so nach dem Rastetter Hofrecht von 1378 186 ), wonach das aus den ausgescharrten Teigresten hergestellte Mutschellaiblein, das f ü r die Hausgeister bestimmt ist (vgl. backen), den Armen gegeben wurde. Vielleicht ist auch der Chiemgauer Mettenlaib, den der Meßmer für langes, dämonenabwehrendes Läuten erhält, eine Ablösung der die Dämonen vertreibenden Opfer in der Christnacht 1 8 7 ). Werden die Vegetationsgeister nicht gespeist, so rächen sie sich durch Schadenzauber und verursachen eine Mißernte 188 ). In Elbestalzell kann man mit dem Störilaib den Bräutigam (die Braut) herbeizaubern 189 ), die Großdirn stellt mit den Speiseresten Liebesauguria an 19 °), mit B., Kohle und Kränzlein auguriert man in Egerland 1 9 1 ). Alle Arten von Opfer- und Kultgebräuchen (Geschenke, Augurien, abgelöste Opfer in Form von Armenspenden, Vegetationsspenden und Fruchtbarkeitsriten) kristallisieren sich um den Weihn a c h t s s t ö r i ; dieser ist so gewissermaßen das Muster eines Gemeinschaftsopfers und Kultb.s 192 ). Baumgarten hat folgende Gebräuche unterschieden 1 9 3 ): Neben dem Störilaib backt man 1. einen kleinen Laib, den der erste Arme bekommt (die Großmutter reicht ihn mit einem Geldstück, einem Ei und Fleisch), 2. mehrere Laibchen für das Vieh. 3. vier bis fünf daumenförmige B.e f ü r L u f t , Wasser, Feuer, Erde. A m Abend vor Dreikönig steckt man ein B . auf einen Baum, ein anderes wirft man in die Hauslache, 4. Brosamen, Abfälle und Backofenwisch trägt die Großdirn in einem Tischtuch auf das Weizenfeld; in der Richtung, wo sie einen Mann sieht, heiratet sie.

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Brot

Die verschiedenen Spaltgebäckarten des Weihnachtfestb.s und die andern Gebildformen werden unter Gebildb. aufgezählt. >") H ö f 1 e r 1. c. 3 1 . 145 ) Ebd. 1. c. 2 9 — 3 1 ; S a r t o r i Westfalen 1 3 7 ; K . Ch. L. S c h m i d t Idiotikon 43. 14> ) B i r l i n g e r Volkstüml. 1 , 7 ; Herzog Volksfeste 204—205; Höf ler I . e . 2 9 ; ZföVk. 9 (1903), 18. " ' ) M e y e r Baden 488; H ö f l e r 1. c. 24. »'») Bavaria 3, i , 309; J a h n 1. c. 279; H ö f l e r Weihnachten. 3 1 . 147b ) S A V k . 1897, 219; über das Julb. im Norden vgl. NddZfVk. 1926, 14 ff. J « o ) J a h n I.e. 279; vgl. Weihnachtsgebildb.e, Bohnenkönig; zur Erweiterung auf Christus und Maria vgl. U s e n c r Kl. Sehr. 4, 428. i « d ) J o h n Erzgebirge 156; in Schlesien für die Engel: G r a b i n s k i Sagen 5 1 . 147 e) U s e n e r Religionsgeschichtliche Untersuchungen 2 (189), 46ff.; A R w . 20, 376 f f . ; vgl. Z f V k . 1904, 265 f f . ; T i l l e Weihnachten 49; H ö f l e r I.e. 3 1 ; über B.opfer in den Rauchnächten handelt ausführlich H ö f l e r : ZföVk. 9 (1903), 18—20; ZfVk. 1904, 258. i " ) Z f V k . 1904, 263; NdlTVk. 8, 3; 1 1 , 124. 149) ZföVk. 1896, 304. ,5 °) J a h n Opfergebräuche 283; ZfdMyth. Weihnachtsspiele 25; 4, 300; W e i n h o l d Z f V k . 1904, 266 f f . ; im Mölltal bekommt die Percht an Dreikönig B . und gefüllte Nudeln; wenn sie davon genießt, gibt es ein gutes J a h r : G r a b e r Kärnten 91 Nr. i n . 1 6 1 ) D r e c h s l e r 1, 35; F e h r l e Feste 1 5 ; an manchen Orten läßt man das B . für die Engel liegen: G r a b i n s k i Sagen 5 1 . 152 ) D r e c h s l e r 35—36; D e r s. Haustiere 1 3 ; Brunner Ostd. Volksk. 208; vgl. ZfVk. 1902, 438; vgl. B a 153 varia 2 a, 302. ) H ö f l e r I . e . 25—26 1 2 ; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 32 A. 34; B o e c l e r Bhsten 93; W. 683 692; J a h n Opfer gebrauche 1 1 8 ; B a r t s c h Mecklenburg 2, 24; M e y e r Baden 488; Z a h 1 e r Simmenthai 47. 1H ) H ö f 1 e r 1. c. 2 5 . l 5 ä ) Ebd. 26. "«) B a u m g a r t e n Jahr 1 1 ; BayHfte. 1 (1914), 230 Nr. 35; vgl. BlpommVk. 3, 184; in der Pfalz das „Gelecker": geweihtes B . u. Salz: B a v a ria 2 a , 302. 1 5 ') ZföVk. 1, 249. 168) B a r t s c h Meckl. 2, 241 Nr. 1253 f f . ; L i e b r e c h t Gervasius 228 Nr. 106; 239 Nr. 243; 233 Nr. 160. 158 ) M e y e r Baden 494. l t 0 ) J o h n Erzgebirge 162; auch bei den Schwaben im Banat erhalten die Pferde am ersten Weihnachtstage B . : B e l l Banal = D. Deutschtum im Ausland (1926), 124. 1 6 1 ) ZföVk. 1 , 251. l i 2 ) J a h n Opfergebräuche 280—81; B i r l i n g e r Schwaben 1, 382; S t r a c k e r j a n 2, 224; W. 1 7 5 ; H ö f l e r I . e . 24; B a u m g a r t e n Jahr 8; L i e b r e c h t Gervasius 233 Nr. 160. 193 ) H ö f 1 e r 1. c. 23. 1M ) F r a n z . B e n e d i k t i o n e n i , 593—94. 165 ) H ö f l e r I.e. 25—28; Globus 72, 375; J a h n I . e . 277; J o h n Erzgebirge 154; S e y f a r t h Sachsen 269. " • ) Globus 72, 375; S e l i g m a n n Blick 2, 329. 1 6 ') Sitzb. Wiener Akad. phil. hist.

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Kl. L X X I 488. 1M ) H ö f 1 e r 1. c. 24. "») D r e c h s l e r 1 , 34 Nr. 27; S c h r a m e k Böhmerwald 1 1 6 . ,70 ) W. 78; H ö f 1 e r 1. c. 24. 26; im Rheinland essen es Vieh und Menschen ZrwVk. 16 (1919), 55. 171 ) M a n n h a r d t r, 233; H e c k s c h e r 2, 397—98. 172 ) L i e b r e c h t Gervasius 2 c. XIX de rore coeli; vgl. T h a r s a n d e r Schau-Platz 1, 86. 173 ) F o g e l Pennsylvania 261 Nr. 1362. 174 ) K e h r e i n Nassau 2, 259 Nr. 1 1 6 ; vgl. B a y H f t e . 1 (1914), 233 Nr. 65. 175 ) H ö f l e r 1. c. 26. 27—28. 178 ) C o l e r I.e. 13 c.3. 177 ) S c h n e l l e r Wälschtirol 240 » . 17B) B a y H f t e . 1 (1914), 233, 65; vgl. T h i e r s bei L i e b r e c h t Gervasius 237, 2 1 0 : B . , gesegnet in den drei Weihnachtsmessen, heilt alle Krankheiten. ,79) Globus 72, 375; vf?l- 373- 16°) S e l i g m a n n Blick 2, 329. In Frankreich backte man nach Thiers vor Noël ein gros pain, le pain de calende; man schnitt es in Stücke und machte auf die Stücke mit dem Messer 3 oder 4 Kreuze; diese Stücke bewahrte man als heilkräftig auf; der Rest wird für den jour des rois aufgehoben: L i e b r e c h t Gervasius 232, 153. m ) H ö f 1 e r 1. c. 27; W. 4 3 1 ; Globus 72, 375. 182 ) H ö f 1 e r Neujahrsgebäcke = ZföVk. 1903, 201. 183 ) BlpommVk. 7, 89. 184) J a h n Opfergebräuch. 279; M ä n n 1 i n g 201; B a u m g a r t e n Heimat 1, 42 ; D e r s. Jahr 18S 9 ff. ) S a r t o r i Sitte und Brauch 3, 47 A. 1 1 0 ; H ö f 1 e r 1. c. 32 vgl. 17. 186) H ö f 1 e r I . e . 2 1 . 27. 1 7 — 1 8 ; G r i m m RA. 1, 497; ZfVk. 1904, 262—63; vgl. SAVk. 1898, 69. 1 4 2 : nach einem Legat von 1762 werden les miches de noël an die Armen verteilt. >«) D G . 13, 182 ff. "») H ö f l e r I.e. 22; ZfVk. 1897, 188. 18s ) H ö f 1 e r I.e. 22; B a u m g a r t e n Jahr 9. ' 90 ) H ö f l e r 1. c. 21—22. m ) Ebd. 25; vgl. S a r t o r i S.u.B. 3, 36. "») H ö f 1 e r 1. c. 2 1 ff. m ) B a u m g a r t e n Jahr 9 ff.; ZfVk. 1904, 259 f f . ; vgl. N a u m a n n Gemeinschaftskullur 72 ff. 12. A c k e r und Saatriten: Als Fruchtbarkeitssymbol eignet sich das J u l - und Weihnachtsb. besonders für die private Pflug- und Säezeremonie; J a h n (Opfergebräuche) betont zu sehr den Opfercharakter dieser heiligen Handlungen; dagegen hebt Reuterskiöld (Speisesakramente) mit Recht die zentrale Bedeutung des Übertragungszaubers im Bewußtsein der Menschen hervor ; beide Vorstellungen verschlingen sich hier. Das Kultb. der Rauchnächte erhält und bewahrt die Fruchtbarkeit (Analogiezauber und Übertragungszauber), der magische Zauber, in dem es verwendet wird, zwingt die E r d e zur F r u c h t b a r k e i t 1 9 4 ) , wie das J u l b . , das in den Saathaufen gesteckt wird, die Körner keimkräftig e r h ä l t 1 9 5 ) . In Ost-

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Brot

p r e u ß e n b i n d e t m a n in einen Z i p f e l des S ä e t u c h e s B., Geld, S a l z u n d F e n c h e l (Musterbeispiel f ü r die V e r b i n d u n g v o n Fruchtbarkeitsübertragung, Opfer und A p o t r o p a i o n ) , d a n n g e d e i h t die S a a t 1 9 6 ) . S o g a r das S ä e t u c h w i r d auf den O p f e r tisch a m W e i h n a c h t s a b e n d g e l e g t 1 9 7 ) , u n d ein b a y r i s c h e r B e i c h t s p i e g e l (1468) b e r i c h t e t 19S ), d a ß m a n eine P f l u g s c h a r u n t e r d e n W e i h n a c h t s t i s c h legte, u m die G e r ä t e f ü r die A c k e r b e s t e l l u n g r e c h t f r u c h t b a r z u m a c h e n . U m a u c h auf sich selbst, das Gesinde u n d das V i e h den S e g e n zu ü b e r t r a g e n , b e w a h r t der B a u e r v o m F e s t b . f ü r M e n s c h u n d T i e r einen Teil a u f ; so ber i c h t e t der p o m m e r s c h e B ü r g e r m e i s t e r W e s s e l (um 1500): „ D a d t n y e j a r d a d t se b a c k e d e n , d a d t w a r t t h o m dele v o r w a r e t b e t h de m e y e r m e y e n w o l d e n , so e t h e n se d a r v o n ; m e n e d e n se k o n d e n sick d e n n e nen v e r d r o t d h o n " 1 9 9 ) . A l s K r a f t b . w i r d es b e s o n d e r s b e i m P f l ü g e n a n M e n s c h e n und H a u s v i e h a u s g e t e i l t 20 °); in S t . G a l l e n bek o m m e n n a c h d e m ersten P f l ü g e n alle B e t e i l i g t e n ein S t ü c k B. 2 0 1 ), d a s a n O r t und Stelle gegessen wird. D e r erste P f l u g g a n g u n d das Z i e h e n der ersten F u r c h e ist f ü r d e n a c k e r b a u t r e i b e n d e n G e r m a n e n eine heilige H a n d l u n g 202) m i t O p f e r a n die A l l m u t t e r 203) oder s p ä t e r a n die W a c h s t u m s d ä m o n e n , das teils a u s K o r n 204 ), w e l c h e s über den P f l u g ges c h ü t t e t wird, teils a u s B . b e s t e h t , w e n n irgend möglich aus dem a u f b e w a h r t e n F e s t b . 2 0 S ) . D a ß diese Z e r e m o n i e g e m e i n g e r m a n i s c h w a r , k ö n n e n w i r a u s einer a l t e n A c k e r b u ß e ersehen, w e l c h e u m das J a h r 1000 a u f g e z e i c h n e t ist, ein Musterbeispiel d a f ü r , w i e Christliches auf A l t h e i d nisches a u f g e p f r o p f t w u r d e ; E . H . M e y e r h a t dieses D o k u m e n t i n t e r p r e t i e r t 2 0 6 ) . N a c h d e m der P f l u g besonders g e w e i h t ist, h e i ß t es ( I . e . 1 3 1 ) : „ N i m m d a n n j e d e r A r t Mehl u n d ein M a n n b a c k e einen L a i b v o n der B r e i t e der innern H a n d f l ä c h e und k n e t e ihn m i t Milch und heilig e m W a s s e r u n d lege ihn unter die erste F u r c h e . . . . " ; M e y e r f ü h r t ( 1 3 9 — 1 4 4 ) die m o d e r n e n P a r a l l e l e n a n 207 ); die O p f e r s p e n d e ist in B a d e n u n d S c h w a b e n d u r c h eine Spende an Kinder und A r m e abgel ö s t ( „ G l ü c k s b . " , „ M e n e b . " ) 208). In

l6l2 B a d e n ist das erste P f l ü g e n noch eine Z e r e m o n i e 209). E i n e S a g e k ü n d e t v o n der t i e f e r e n B e d e u t u n g des „ G l ü c k s " - oder „ M e n e b . e s " beim Pflugritus: Ein Bauer v e r w e i g e r t e einst das Meneb. f ü r die M e n e b u b e n , w e l c h e die P f l u g t i e r e t r i e b e n ; als er a b e r allein m i t den O c h s e n das F e l d p f l ü g t e , fielen diese t o t u m 2 1 0 ) . M a n l e g t a u c h u n t e r den a u s f a h r e n d e n P f l u g ein B., so in B ö h m e n 2 1 1 ) ; alle diese B . e e r h a l t e n meistens die A r m e n 2 1 2 ); besonders segenu n d f r u c h t s p e n d e n d ist g e w e i h t e s B . ; so h e i ß t es i m c a r n i f e x e x a r m a t u s , d a ß „ d a s in festis St. Blasii und St. A g a t h a e gew e i h t e B . g u t ist v o r die A e c k h e r , auf w e l c h e n die F r ü c h t e n g e w a e c h s w e g e n den U n g e z i e f e r S c h a d e n l e y d e n " 2 1 3 ). In den. N i e d e r l a n d e n spielt das S t . P a u l s - B r ö t c h e n als P f l u g b . u n d A p o t r o p a i o n gegen W ü r m e r e ; n e R o l l e 2 1 4 ) . A u c h das d e m K ö r n e r a u g u r i u m ähnliche B.a u g u r i u m f e h l t n i c h t : „ B l e i b t die Schüssel mit Mehl, B . und einem E y u n v e r s e h r t , so ist es ein g u t e s Z e i c h e n f ü r die E r n t e ; die Schüssel w i r d d a n n u n t e r die A r m e n v e r t e i l t , d a mit sie b e t e n f ü r das G e d e i h e n der S a a t ; die G a b e h e i ß t P f l u g s b . " 2 1 S ). 191 ) B a u m g a r t e n Jahr 9. 105) Globus 72> 375; M ä n n l i n g 205: Die Schweden backen an Weihnachten Kuchen und mischen davon unter das Getreide', damit der Acker fruchtbar wird; vgl. J. G. ab E c k h a r t Com-

mentarii de rebus Franciae orientalis et patus Wircehurgensis 1 (1729), 409 f f . m ) Opfergebräuche 332; W . 652. l 20; W. 1 7 5 . 4 1 1 . 4 5 2 ; M e i e r Schwaben i, 250, 2 7 8 ; M e y e r Baden 3 7 1 ff.; K r a u ß Volkforsch. 71; Alpenburg 349—50; S c h i n d l e r Aberglaube 349; S6billot 1 , 1 6 2 ; S c h r a m e k Böhmerw. 254; J o h n Westböhmen 247. M s ) S c h m i d - S p r e c h e r 57. '") G l o t t a 2, 398. 3 ") B a u m g a r t e n Jahr 7 ; dagegen 1 5 (Kreisstehen). B . i n der Tasche s c h ü t z t vor Bezauberung und H e i m w e h : R o c h h o l z Glaube 2, 1 1 8 . 308; B a v a ria 4 b, 405; d e m armen Soldaten in der F r e m d e bringt das Graumännlein B., a n d e m er nur zu riechen braucht, w e n n er Hunger h a t : C u r t z e Waldeck 56. 3S») S t a u b 5 5 ; J a nus 7, 302; L a n d s t e i n e r Niederösterreich 69. 3,B ) Geweihtes B . gegen Zauber: S c h ö n w e r t h 3, 2 2 0 ; gegen Malefiz bringt die Apotheca spiritualis (zitiert bei B i r l i n g e r Schwaben 1, 426) folgende Mittel: äußerlich zwei Bäuschlein mit geweihter Asche und Sand, innerlich benediziertes B. oder St. J o h a n n w e i n in benediziertem B. angefeuchtet. D a s v o m Geistlichen geweihte B. s c h i m m e l t nach Jahren nicht: Alemannia 25, 53. 400 ) D a s in festo S t . Agathae geweihte B. ist gut 1. in Feuersbrünsten, 2. w e n n m a n Unglück leidet in Schmelzöfen, 3. in schwermütig und verzweifelten Gedanken, 4. w e n n die Kinder durch malef¡zischen A t e m oder zauberischen Anblick a m W a c h s t u m oder a n d e n Gliedern Schaden leiden,

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Brot

5. das Brandmal der Hexen zu vernichten: B i r l i n g e r Schwaben i, 421; gegen zweifelhafte Zustände zerstoßenes Agathab.: 1. c. 424; zum Einnehmen wird angeraten gegen philtrum amatorium: Agathab. neben andern Mitteln wie Benedikten- und Tausendguldenkraut: 1. c. 426: gegen Malefiz bei Erwachsenen: St. Agathab., parum auri, thuris et Myrrhae, cardo benedict; über Agathab. in der bayrischen Pfalz: Bavaria i a , 367; F r a n z I.e. i , 262. 268 bis 278; vgl. eine bayrische Kirchenvorschrift Argovia 5, 347; Seligmann 2, 333. 401) S c h ö n w e r t h 1, 405, 10; L e o p r e c h t i n g Lechrain 28 ff. 402) S c h ö n w e r t h I.e.; J. S c u l t e t u s Gründlicher Bericht von Zauberey Zauberwesen 127. 129; Hoffmann-Krayer 124. 149; vgl. Karfreitagsb. gegen Viehschelm: Alpenburg Tirol 350; C a r r i c h t e r Von gründlicher Heilung (Straßburg 1551), 30 erwähnt als Mittel gegen Viehbezauberung ein Stück neugebackenes ß . und Knoblauch mit Weihwasser; vgl. G o c k e l 102 f.; nach L ü t o l f Sagen 177, 113 schützt Meisterwurz, ein Stück geweihte Kerze und ein Bißchen B. vor Hexen. 103 ) W i t z s c h e 1 Thür. 2, 265, 18; vgl. die Verwendung des B.stempeis A R w . 21, 230; 23, 160; Pfälzer Museum 36, 58; 37, 57. 404) SAVk. 1898, 271, 177; eine drastischere Methode bei S e b i l 1 o t i, 162; mit geweihtem B . kann man auch die Glocken der versunkenen Stadt läuten hören: D e r s. 2, 454. 405) A l p e n b u r g 350, vgl. A. 483. •»«) S A V k . 2, 271; V e r n a l e k e n Alpensagen 418; bes. bei Festen: Rogas. FamBlatt 2 (1898), 48. 4°') ZrwVk. 1905, 200. 4°s) S t a u b 55. «») G r i m m Myth. 3 459, 713; W. 414; S e l i g m a n n 2, 98; Bavaria 2 a, 305. 410) S e l i g m a n n 2, 48. 94; S t a u b 54; J a c o b y in A R w . 16 (1913), 560 ff.; Anthro411 pophyteia io, 55. ) S e l i g m a n n 2, 94; Meyer Baden 372. 412) S t a u b I.e.; L a n d s t e i n e r 1. c. 69. 413) ZfdMyth. 3, 430. 414) G r i m m Myth. 3, 442, 236; ZfVölkerpsych. 18, 24; ZfdMyth. 3, 403; Urquell 5 (1894), 227. 416) G r i m m DWb. i , i o 8 o ; T a u b m a n n Nordböhmen 45. 49. 52; Anthropophyteia 3, 39, 29. "•) S c h a m b a c h - M ü l l e r 238, 247. " ' ) G r o h m a n n I.e. 163; der Este ißt morgens nüchtern B., so ist er vor dem Kuckuck geschützt: ZfVölkerpsych. 18, 263. 418)

W. 175; John Westböhmen 247. 419) G r i m m Myth. 3, 454, 570; Seligm a n n 2, 37. J e c k 1 i n Volkstüml. 2, 144. 421) Alemannia 23, 32; Leoprecht i n g Lechrain 87; noch interessanter ist eine Stallbeschwörung mit Osterb.: 28 ff.; mit B. und Salz stört man auch den Hexeneinfluß beim Buttermachen: L ü t o l f 225, 159; damit die Pferde nicht gestohlen werden oder krank werden, geben ihnen die Zigeuner unter Zauberformeln B. und Salz und spucken ihnen 7mal in die Augen: SAVk. 15 (1911), 116. 4 " ) S t a u b I.e.; B a u m g a r t e n Heimat (1869), 6; Unoth 1 , 1 8 1 , 3 2 ; S c h ö n w e r t h 1. c. 1, 405, 9; M e y e r Baden 372; B i r l i n g e r

1630

Volkstüml. 1, 493; ein ganz modernes Beispiel für B. als Amulett im Ballsaal: Glotta 2, 398; vgl. A. 396. 4 " ) G r o h m a n n I.e. 104.732. 424) S t a u b 1. c. 55; B a u m g a r t e n Heimat 2, 104—105; Jägerhörnlein 130; vgl. Globus 93, 336 (Salz und Bibel neben Salz u. B.); vgl. ZfdM. 4, 5, 43: Psalmbuch in der linken, ein Stückchen frisches B. in der rechten Hand und Salz in der Westentasche. 22. Die A u f f a s s u n g des B.es als O p f e r g a b e ist noch g a n z deutlich, w e n n ein B ä c k e r in F r a n k e n t ä g l i c h drei W e i ß b . e in den S c h o r n s t e i n w i r f t und s p r i c h t : H e r r T e u f e l , sie sind D e i n 4 2 5 ); ein apot r o p ä i s c h e s G e g e n o p f e r b r i n g t der Schlesier dar, der g l a u b t , d a ß der Meineid n i c h t s s c h a d e , w e n n m a n w ä h r e n d des S c h w u r e s ein S t ü c k B . im M u n d e h a t u n d d a n n a u s s p u c k t ; so k a n n sich der T e u f e l n i c h t des M e i n e i d i g e n b e m ä c h t i g e n 4 2 6 ); in S ü d d e u t s c h l a n d dient zu diesem Z w e c k eine g e w e i h t e H o s t i e 427 ). 425) W. 438. «") D r e c h s l e r 2, 17; A R w . 12, 61; Gerichtssaal 66 (1905), 84 ff.; man trägt auch das B. unter der Achsel und gibt es dem Hund: MschlesVk. (1906), Heft 15, i n . 4 ") Gerichtssaal 1. c.

23. Ist j e m a n d b e h e x t , so h i l f t B . m i t d e m K r e u z z e i c h e n 428 ) oder n e u n S t ü c k c h e n B . u n d n e u n K o h l e n 429 ), b e s o n d e r s a b e r stellt m a n m i t B . ein A u g u r i u m darüber an, ob j e m a n d b e h e x t ist oder n i c h t ; L e o p r e c h t i n g b e s c h r e i b t z. B . den A p p a rat, der a u g u r i a l i s c h u n d a p o t r o p ä i s c h in diesem F a l l e ins W e r k g e s e t z t w i r d 430 ). 428) S e l i g m a n n 1. c. "•) W. 413; Grohmann 156 Nr. 1129; Boeder Ehsten 19; L i e b r e c h t Gervasius 320; Bavaria 3, 935. 43°) Lechrain 18 — 1 9 ; nach G o c k e l 1. c. 75 ist jemand verhext, wenn ihm das B. zuwider ist.

24. B . i m B a n n z a u b e r : Mit B . krumen und B.kugeln kann man Hexen schießen, so d a ß sie in M e n s c h e n g e s t a l t zu Boden fallen (Ostfriesl., Schw., Schles.) 4 3 1 ), m a n k a n n den W e r w o l f 432 ), den H e i d e l b e e r m a n n ( F r k . ) 433 ), einen F i s c h k o b o l d 434 ) z w i n g e n , die w a h r e Ges t a l t zu z e i g e n ; B . s c h ü t z t v o r d e m w i l d e n J ä g e r 435 ) u n d d e m w i l d e n H e e r 4 3 6 ); denn d a s W i l d h e e r in S c h w a b e n 437 ) u n d M u t t e r G a u e r k e n 438 ) in M e c k l e n b u r g b r i n g e n U n h e i l u n d K r a n k h e i t ; B., auf v e r h e x t e m F e l d oder d e m H e x e n p l a t z v e r g r a b e n ,

Brot

macht die verhexte Erde wieder fruchtbar 439 ); es reinigt das von Krankheitsdämonen verhexte Wasser 440 ); nach altem Aberglauben im Ansbachischen sieht man in der Walpurgisnacht alle Hexen mit Melkkübeln auf dem K o p f , wenn man drei Getreidekörner, die man im B . gefunden hat, bei sich t r ä g t 4 4 1 ) . "') K ü h n a u B. 27; ZfVk. 1893, 389; W. 4 1 5 ; S t r a c k e r j a n 2, 224, 475; vgl. 1, 473, 252; W e t t s t e i n Disenhs 175, 54: in die Flinte gesteckt. 43i ) T o e p p e n Masaren 32; W. 408; S e b i 1 1 o t 1, 286. 433) w . 436. 43i ) P e t e r Oesterreichisch-Schlesien 4; M e y e r Baaen 372. 435 ) B a u m g a r t e n Jahr 7 f.; d e r s . Heimat 2 , 1 1 8 . *»•) W o l f Beiträge 2, 159; M e y e r Baden 372. 437 ) M e i e r Schwaben I, 138. 438) B a r t s c h 1, 25. 438 ) S t a u b 54—55; R o c h h o l z Sagen 2, 169; H e r z o g Schweizersagen 2, 180. 44°) W. I75. 441 ) G r i m m Myth. 3, 458, 685.

25. B . und Nahrungsmittel: „ B e i m Verkauf süßer Milch (siehe Milch) geben manche ein Stückchen B. in diese, um sie vor Verzauberung zu schützen" (Bö.) 442 ), auch in Schlesien 443 ), vor allem schützt B . auch die Butter vor Verhexung 444) (siehe Butter). 442

) S c h r a m e k Böhmerwald 241. ) D r e c h s l e r 2 , 1 1 1 . 444) W. 408; B i r 1 i n g e r Volkstüml. 1, 497; Seligmann

443

2, 38. 26. B . gegen Krankheitsdämonen: Im Luzerner Pestbüchlein steht ( 1 6 1 1 ) , daß alle Präservativmittel mit Anken, Salz und B . zu essen seien 446 ); dem Vieh gibt man in den Rauchnächten geweihtes B., Salz und Kreide 448 ); B . erhält in Westfalen und Luxemburg das Vieh beim Austrieb 447), in Österreich B . in Stephaniwasser getaucht 448). ' 44S) S t a u b 56; Q u i t z m a n n Baiwaren 138; S c h ö n w e r t h 3, ig. 4 " ) W. 682; D r e c h s l e r 2, 105. 447) W. 1 7 5 ; F o n t a i n e Luxemburg 64; vgl. A. 375—76. 448 ) ZföVk. 1, 251.

27. B. als Apotropaion beim Schatzgraben: Hier sind die Dämonen besonders tätig, man schützt sich durch B. 449 ); „ w e r wolle, daß ihme, indem er einen Schaz außgrabe, kein Schaden widerfahre, der müsse B. bey sich haben; denn der Teufel habe manchmalen selber bekennet, er könne denen keinen Schaden zufügen, die

1632

B . bey sich haben" 450 ); e contrario darf man kein Brot mitnehmen, um die Geister nicht zu verscheuchen 4 5 1 ). Wenn man den Schatz sieht (wenn er glüht), wirft man rasch eine B.rinde darüber 452 ), um seine Rückkehr in die Geisterwelt zu verhüten, oder süßes Marktb. 4 5 3 ); wenn eine schöne J u n g f r a u den Schatz unter einer Schutzgestalt (Böhmen) sonnt, wirft man rasch Brosamen oder Schwarzb. darauf, damit der Schatz in wahrer Gestalt erscheint 4 5 4 ). Am wirksamsten ist es natürlich, wenn man, wie die beiden Schatzheber in Schlierstadt, drei Bröcklein B . und Weihwasser im Namen Gottes verwendet 455 ). 44i ) G r i m m Myth. 3, 441, 2 1 8 ; Hecks c h e r 2, 380. 450) A n h o r n Magiologia 4 858; T h a r s a n d e r 1, 539. ") M e y e r Aberglaube 290. 462) G r i m m Myth. 3, 455. 612 (aus dem Journal); vgl. 2, 8 1 1 ; nach G r a b e r Kärnten 107 Nr. 126 gibt man dem schatzhütenden Hund einen Laib B . mit einem Messer 453 darin. ) Rochholz Sagen i, 240. 4S4 ) Ebd. 1, 143, 226; W a i b e l - F l a m m 2, 328; S c h ö n w e r t h 1 , 4 0 5 , 1 0 . 45t ) K ü n z i g Bad. Sagen 96, 256.

28. Umgekehrt ist das B . in den Händen der Hexen und Dämonen ein M i t t e l für den S c h a d e n z a u b e r , da es zugleich ein Schutz und ein kostbarer Teil des Menschen selbst ist, mit dessen Besitz sie auch den Menschen selbst in ihre Gewalt bekommen, und wenn es auch nur eine B.krume ist 456 ). Dem Teufelsb. fehlt das Scherzchen 457 ), vom Hexenb. betont eine Hexe in Graubünden 458) seinen besonderen Geschmack. Die Hexe schielt sehnsüchtig nach dem B., sogar im Kinderlied 459). Wie im Milchzauber die Hexen Milch stehlen, so kann man auch durch des Teufels Hilfe B. an sich ziehen, so die behexten Schweizerbuben 460). Nach einer pommerschen Sage verfällt eine Frau, die der Hexe B . bringt, dieser und dem Teufel, vergeblich gewarnt von drei T a u b e n 4 6 1 ) ; mit B.krumen, welche vom Weihnachtstisch fallen, machen die Hexen Zauber 462 ) (Ungarn); damit die bösen Dämonen keine Gewalt über das B. bekommen, darf man es nicht auf den bloßen Boden legen, sonst wird man wahnsinnig 463 ).

Brot

1633

" • ) K ü h n a u B. 29; W. 458. W e n n eine H e x e einer Person B. gibt, h a t sie Gewalt über sie: MschlesVk. 1905 H e f t 13, 89. 90 ff. "')

S c h ö n w e r t h

Oberpfalz

1,

135—36.

«») S c h m i d - S p r e c h e r 47. "») S t a u b 55. «o) SAVk. 2 (1898), 274, 5. Jahn Pommern

337 f f . * " ) W l i s l o c k i

Magyaren

84. , M ) Z i n g e r l e 37 Nr. 303; R e i s e r Allgäu 2, 447; G r o h m a n n 103, 725. 169, 1194; ZfVölkerpsychol. 18, 255; Schönw e r t h 1, 405, 10. 29. B . und Fruchtbarkeitsdämonen: G a n z a n d e r s stellen sich die V e g e t a t i o n s d ä m o n e n , Seelengeister, E l b e n , Z w e r g lein, a u c h b e r g e n t r ü c k t e H e l d e n zu dem B . als l e t z t e und beste G a b e der E r d e 4 M ) ; hier h a b e n w i r R e s t e alter F r u c h t b a r k e i t s a n s c h a u u n g e n ; f ü r die Seelengeister ist es n a t ü r l i c h die ersehnte H a u p t - und K r a f t speise, die sie i m L e b e n genossen h a b e n , n a c h der sie j e t z t i m T o d e l e c h z e n ; v g l . § 10 u. I I , Bier, B u t t e r . Diese Geister, deren L i e b l i n g s b e s c h ä f t i g u n g das B a c k e n i s t 4 6 5 ) (siehe b a c k e n ) , bei der m a n sie n i c h t s t ö r e n darf 466 ), g e b e n d e m Menschen B. 4 6 7 ), oder sie stehlen es. D e m B a c k o f e n f e s t e in L ü t h o r s t 468) (Niedersachsen) w o h n t e n f r ü h e r Z w e r g e bei, die in der N o t B . liehen u n d d a f ü r Z w e r g e n b . g a b e n ; a b e r die L e u t e h a t t e n keine R u h e und R a s t m e h r ; bei S e l b i t z ( B a y r e u t h ) lieh einst ein Z w e r g w e i b l e i n ein B . v o n einem B a u e r n u n d g a b d a f ü r einen L a i b 469 ). Die K o b o l d e v e r l a n g e n , w e n n sie B . geben, D a n k b a r k e i t u n d belohnen diese mit Gold, w i e die G r a u m ä n n l e i n bei L a n d s h u t 47°), die B e r g g e i s t e r in F r ä n k i s c h - G m ü n d 471 ) oder die H o l z w e i b l e i n in S a c h s e n 4 7 2 ) ; in Schlesien 473 ) erhalten die Z w e r g l e i n Milch, B . und einige P f e n n i g e ( F r u c h t b a r k e i t s opfer), in S c h w a b e n die E r d m ä n n l e i n K u c h e n 4 7 4 ) . Die „ g u t e n L e u t c h e n " helfen in K ä r n t e n b e i m R o g g e n s c h n i t t und bek o m m e n d a f ü r B . und K ä s e 475 ), die B e r g m ä n n l e i n i m S t r o m b e r g ( L a u s i t z ) verl a n g e n W e i ß b . f ü r d a s A u s l e i h e n der B r a u p f a n n e 4 7 6 ); a u c h die H a u s g e i s t e r v e r l a n g e n B . , so der N i s e b o k in S c h l e s w i g 477 ). D a s L i c h t m e ß g e b ä c k ist speziell f ü r die H a u s g e i s t e r als Opfer g e d a c h t 478 ); die L e t t e n h a t t e n einen eigenen G o t t des H a u s e s u n d H o f e s , d e m sie in H a i n e n a u c h B . o p f e r t e n 479 ). Interessant ist, wie in S a c h s e n P u p p e n a u s A l r a u n w u r z e l n Bfichtold-Stäubli

Aberglaube I.

I634

( H a u s g ö t z e n ) g e b a d e t und d u r c h B . o p f e r geehrt w e r d e n 48°) (vgl. B u t t e r A . 327). D a s K o b o l d m ä n n c h e n besorgt f ü r K u c h e n das V i e h ( S c h w a b e n ) ; die wilde J a g d d a n k t f ü r B . d a d u r c h , d a ß sie das B . n i c h t mehr a u s g e h e n l ä ß t 482 ). Die K r o n e der K ö n i g s s c h l a n g e b e k o m m t man, w e n n m a n w a r m e s B . auf ein rotes T u c h l e g t ( K ä r n t e n ) 482 a ). 4 " ) K ü h n a u B. 29—35; M a n n h a r d t , 75- 4 ' 5 ) B a r t s c h 1 , 3 1 ; H o f f m a n n K r a y e r i n Z f V k . 1915,119; vgl. 116. «") S é b i 11 o t 4, 28. " ' ) B a r t s c h i , 591; Kloster 9, 192. 540; die Unterirdischen geben dem Knecht B . (siehe backen), wenn er p f l ü g t : B a r t s c h 1, 41,61. 80; dem kranken Knecht geben sie B.suppe: D e r s . 1, 82, 90; der P u k in R ü g e n verwandelt d e a Aschenkuchen der armen F r a u in schönes W e i ß b r o t : H a a s r

Rügensche

Sagen5

93,

163.

4M)

Scham-

bach-Müller 120, 143. "•) G r i m m Sagen 29, 34; diese Zwerge haben sehr christliche Grundsätze ; denn sie verschwinden, als die Leute fluchen u n d die Bauern vor der Kirche den Acker besuchen; vgl, 213, 298; M a n n h a r d t 1, 103 ; 92 A. 1 ; vgl. dagegen G r a b e r 1. c. 65 Nr. 72, 5. 4?0) K ü h n a u Sagen 2, 202; vgl. T e m m e Pommern 302, 254. 4") G r i m m Mythol. 2, 796. 4 " ) M e i c h e Sagen 342—43.

4 3

4

Kärnten

' ) K ü h n a u

B. 37; K l o s t e r

o, 200; G r i m m Sagen Nr. 34. 37. 154; M e i c h e I . e . 211. 4 ' 4 ) M e i e r Schwaben 1, 64; W a i b e l - F l a m m 2, 182; Haupt Lausitz 1, 37; die schlesischen Erdmännlein geben d e m Heulpeter Steinb. u n d S t e i n b u t t e r : Kühnau Sagen 2, 131, 765; M ü l l e n h o f f * 300 Nr. 445. 447; aber der „ B ö l i m a " gibt d e n unfolgsamen Kindern B. aus Hobels p ä n e n : R o c h h o l z Sagen 2, 182, 407. ") G r a b e r

64, 72 ; v g l .

L ü t o 1f

475. 43.6 d. " ' ) K ü h n a u Sagen 2, 73, 739; H a u p t Lausitz 1 , 3 7 . 4 ") M ö l l e n h o f f * 337, 499; NiederdZfVk. 1926, 14 ff.; vgl. R o c h h o l z Glaube 2, 135. 4 ") H ö f l e r Fastnacht

14—15.

Götternamen

"') U s e n e r

108; M a n n h a r d t 1, 52 ff. ; zu diesem B.opfer a n B ä u m e n vgl. auch das B.- u n d Weinopfer beim K r ä u t e r g r a b e n : P 1 i n i u s 24, 11; G r i m m Mythol. 2, 1010. " " ( M e i c h e 301, 391; N d d Z f V k . 1926, 12. 13 ff. 4 ") B i r 1 i n g e r Schwaben 1, 257 f. ; nach preußischem Aberglauben q u ä l t die Mahr das Vieh nicht, wenn m a n abends auf dem Tisch B. liegen l ä ß t : T e t t a u - T e m m e 286; W . 194; ZfVölkerpsychol. 18, 372; vgl. S é b i l l o t 3, 91. 4 ") W . 17; B a r t s c h 1, 24 f.; vgl. 1, 23,26; M ü l l e n h o f f

1

388,574; K l o s t e r 9,

103; M ü l l e n h o f f I . e . 355, 521; MschlesVk. 1906 H e f t 15, 110; vgl. N i d e r b e r g e r Unterwaiden

1, 36; Z i n g e r l e

Sagen

26, 3 1 ;

M a n n h a r d t 1, 103; S é b i l l o t 2, 109. 392; 4, 29; o f t werden die von d e n Zwergen

52

I 133; 12, 214. 279. M7) M e n s i n g 1. c. 528; F o g e l Pennsylvania

s i s g 1. c.

369, 1974. "*) M e n -

42. f) Endlich beziehen sich eine R e i h e v o n Vorzeichen auf G e d e i h e n des B.getreides und B . p r e i s e s. Den W a c h t e l ruf deutet der Bauer ®®9): Gib mer Brod, ' s h e t kei N o d ; wenn man im F r ü h j a h r die ersten erblickten K o r n ä h r e n durch den Mund zieht oder die abgestreiften Ä h r e n verzehrt, wird man an B. nicht Mangel haben 89°) {Fruchtbarkeitszauber mit A u gurium). „ G r o ß i Mutten (Erdschollen); großi S t ü c k i B r o d " sagt der Schweizer 5 9 1 ); in Mecklenburg 592) m u ß an „ N i j o r s a b e n d dat Gasselgeschir unnert D a k bröcht war'n, süs gerät ' t B . nich in dat J o r . " In Ostpreußen 693) dürfen die K i n d e r an

1648

einem F u ß nicht unbekleidet sein, sonst k o m m e n sie nie zu B . ( = L e b e n s u n t e r h a l t ) . B . p r e i s o r a k e l B M ) stellt man an aus der Beobachtung der B a h n des Heerew a g e n s s95 ) ( = Bär) bei R o r s c h a c h , aus dem R u f der W a c h t e l i 9 6 ), aus dem Spielen der K i n d e r S97), aus der P u n k t i e r u n g des Pferdewürmchens 698), aus der R ü k kenlage des B.es 599) (vgl. § 53); w e n n die K i n d e r mit dem Finger im B.e bohren oder mit dem Messer hineinstechen, gibt es eine Teuerung 800). M») S t a u b 19. M0) W. 126; D r e c h s l e r 2, 43. «") S t a u b 53. »") B a r t s c h

Mecklenburg

2,

230,

1197 b .

6M)

W.

606.

«") S t a u b 52 ff. ««) D e r s . I.e. «») I.e.; M ü l l e r RheinWb. 1, 1015. '»') Urquell 3 (1892), 39; M ü l l e r I.e. i88) J o h n I.e. 31. Urquell 1892, 40; E n g e l i e n u. L a h n 271. ,0°) E n d e r s Kuhländchen 80. 43. g) In Holstein gesteht eine H e x e (1584): „ S i e habe drei Bissen B . gebissen, v o n dem B.e, das Donnerstags gebacken in tausend f Namen, h a b e Wasser gefüllt in deren Namen, die Bissen auf das W a s ser aus dem Munde fallen lassen, den S a t a n beschworen, er solle ihr sagen bei dem Brote und Wasser, ob der A b w e s e n d e lebend oder tot sei; wenn lebend, so liefe das B . rund umher, wenn tot, gingen die Bissen zu G r u n d e " a01 ). M1 )

Bartsch

Mecklenburg

2,

21;

im

17. Jh. stellte man auf diese Weise in Frankreich Orakel an: S g b i l l o t 2, 223. D. B. i n L i e b e , milie.

Ehe

und

Fa-

44. Die Verbindung der die F r u c h t b a r keit der Erde bedingenden Vegetationsv o r g ä n g e mit dem B . k u l t u s l ä u f t mit Opferriten und andern Vorstellungen (vor allem Versöhnung der Geister) ®°2) in der B e d e u t u n g des B.es f ü r L i e b e , E h e u n d F a m i l i e z u s a m m e n ; das Zeugen und W e r d e n in der N a t u r und das menschliche Fruchtbarkeits- und Liebesleben werden durch A n a l o g i e v e r b u n den 603), B a c k e n (s. d.), W a c h s t u m , Zeugen und Gebären in Bildern und Redewendungen gleichgesetzt 6 0 4 ); dazu k o m m t die Vorstellung v o n B. als S y m b o l der K r a f t , der Speise, des Haussegens, der Hausehre (vgl. A . 20) und die übelabwehrende K r a f t dieses H a u p t n a h r u n g s -

1649

Brot

mittels; denn nirgends sind die übelwollenden Dämonen gefährlicher als bei der Liebe und Hochzeit 8 0 5 ), so verbindet sich hier F r u c h t b a r k e i t s - und Ü b e r t r a g u n g s z a u b e r (sonst Überschütten mit Reis und Weizen) M6 ) und Analogiezauber mit apotropäischer K r a f t , zugleich soll das B.opfer die alten Hausgeister versöhnen und die neuen gewinnen. •»») Z f V k . 1 9 1 5 , 3 3 7 , 8. eM ) K ü h n a u B. 14. 20 f f . ; J a h n Opfergebräuche 3 1 ; vgl. ,M backen. ) S t a u b 38—39; Drechsler 1, 1 8 1 , 206; K ü h n a u B. 2 0 — 2 1 ; H ö f l e r ,05 Neujahr 198. ) D o l i e r 7 4 — 7 6 . 1 5 3 ff.; B a r t s c h 1, 6 3 — 6 5 ; H ö f l e r Hochzeit 22, 58. •"•) Ilbergs N J . 27 ( 1 9 1 1 ) , 5 0 1 ; H ö f l e r I . e . 5 8 ; Globus 60 (1891), 3 5 4 ; Kloster 12, 1 8 7 . 195 f.; vgl. T e m m e Altmark 7 4 ; Kloster 9, 492; R V V . 14, 3, 1 3 — 1 4 ; B . und Korn über die Braut ausgeworfen: S A V k . 1, 49 ff. 20 f f . ; man legt auch Getreidekörner in die Schuhe der B r a u t : Kloster 9,4 92.

45. B . bei der H o c h z e i t s. Hochzeitsb. 46. B . bei der T a u f e s. Taufb. 47. T o d u. B . s. Totenopfer. 48. H e i m w e h b. (s. d.). 49. K i n d (s. d.), I. Schulgang (s. d.). 50. Ganz dieselbe Vorstellung wie beim Heimwehb. und Gewöhnb. liegt zugrunde, wenn man dem V i e h , das ja, abgesehen vom segenbringenden Weihnachtskultb., die Gottesspeise nicht erhält ®07), beim Wechsel des Besitzers B . gibt 608); einer neu eingestellten K u h oder einem sonstigen in die Hausgemeinschaft neu aufgenommenen Tier gibt man geweihtes m ) (Schwab., B a y . , Lux.) oder gewöhnliches B. 8 1 0 ), oft mit Weihsalz 8 1 1 ) (apotropäisch wie auch das geweihte B.); klar ist die apotropäische Bedeutung auch in Dänemark, wo das neue Stück Vieh Schwarzb. und ein Stückchen Eberesche erhält 8 1 2 ). Beim Ausscheiden aus der Hausgemeinschaft gibt der Verkäufer dem Tier B . mit (Heimwehb.!), welches das Tier oder der K ä u f e r verzehrt 6 1 3 ) (Frk., Oberpfalz, Westf., Bad.), Glücksb. in Baden 8 1 4 ), Winneb. in Westfalen 8 1 5 ). A n dieses B . knüpft sich oft ein Augurium f ü r Vieh und K ä u f e r 818 ). Um das Vieh beim Austreiben zusammenzuhalten

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und an die Weide zu gewöhnen, bekommt es B. 8 1 7 ) v o m „Gewöhngetreide"; apotropäischen Sinn hat das B. und das geweihte Salz beim ersten Austrieb oder Anspann gegen giftige Kräuter und böse Dämonen 818 ). Die Mittel f ü r das Gewöhnen von Hunden und Schweinen erinnern an den Liebeszauber: Man durchtränkt das B . mit dem Schweiß 819 ) des Hausherrn unter der Achsel (Wetterau, Westf., Schles.) oder im Stiefel (Böh.). In Pommern 82°) verwendet man auch ein Stück Kringel, auf das man dreimal gespuckt hat, oder man schabt etwas von der Zunge ab und gibt es auf B . dem Hunde; um zwei K ü h e aneinander zu gewöhnen, gibt man jeder ein Stück B . mit ein paar Haaren der andern 8 2 1 ). Damit sich die Kuh nach dem Kalbe nicht zu tot schreit, reißt man dem K a l b drei (Büschel) Haare aus und gibt diese im B . der K u h zu fressen 822 ). Der St. Florianer Papierkodex enthält auch diese Notiz: item so aine ain chalb verchauft, so sneyt sy dem chalb das wedl ab, ab seinem swenczl, und des hars ab dem rechten arm, und gibts der chue ze essen, so rert sy nicht noch dem chalb , 2 S ). Hunden gibt man die B.marke zu fressen, damit der Dieb ihnen das Bellen nicht nehmen kann 824 ); natürlich wirkt das Weihnachtsb. besonders apotropäisch mit Knoblauch 8 2 B ). Hennen gibt man B., damit sie sich angewöhnen und gut legen 4 2 8 ); Abendmahlsb. schützt gegen den Habicht ® 27 ); wenn die Hühner verlegen, so stiehlt 828) man einige Strohbänder, macht ein Nest davon und legt drei Federchen und drei B.krumen (von der oberen Rinde) hinein 829). D r e c h s l e r 2, 16. , M ) S a r t o r i 2, 1 4 1 f f . ; Globus 42, 80. «•») P o 1 1 i n g e r Landshut 1 5 5 ; E b e r h a r d t Landwirtschaft 1 8 ; F o n t a i n e Luxemburg 64. , 1 0 ) W . 1 7 5 ; 679; S t a u b 54; S t r a c k e r j a n 1,124; Birlinger Schwaben 1, 403; Meier Schwaben 498; B a r t s c h 2, 144, 640, hier zusammen mit Kreuzdorn rein apotropäisch. eu ) Eberhardt und B i r l i n g e r 1. c. «") Z f V k . 1 9 1 2 , 1 8 5 . • « ) W . 690 und 687; H ü s e r Beiträge 2, 26; Bayernland 29, 20; B a v a r i a 2 a , 300. •") M e y e r 373. •") S a r t o r i Westfalen 1 1 2 . •") J o h n Westböhmen211 und 2 4 7 — 4 8 ; W. 690. • " ) J o h n 1. c. 2 1 1 u. 248. cl> ) E b e r h a r d t Landwirtschaft 1 9 ; B a r t s c h Mecklenburg 2, 1 6 7 , 7 9 3

Bröt aus dem Jahre 1572; S c h r a m e k Böhmerwald 238 und 254; W. 175.693; B i r l i n g e r Volkst. x, 122; ausführlich Heimat 37 (1927), i n , 2; 112, 3; B r e v i n u s Noricus 352 ff. •") W. 687. 679; D r e c h s l e r 2, 16—17. 96; K ö h l e r Voigtland 429; J o h n Erzgebirge 233; ZrwVk. 1909, 269; D r e c h s l e r ,20 Haustiere 10. ) BlpommVk. 7, 44; D r e c h s l e r 2, 16—17; S e b i l l o t 3, 109 (16. Jh.); in Frankreich gibt man auch, um die Ratten zu vertreiben, diesen B . vom Nachbarhaus, dann ziehen die Tiere in dieses Haus um: S 6 b i l l o t 3 , 3 1 . 621) P o l l i n g e r Landshut 155; ZrwVk. 2, 293; S a r t o r i Sitte und Brauch 2, 141. m ) W. 69g; G r o h m a n n 137, 995; D r e c h s l e r 2, 102; D e r s . Haustiere 7. 623) G r i m m Myth. 3, 4 1 7 , 2 1 . 624) W. 680; K u h n Mark. Sagen 381, 42. Über den zauberhaften Zweck der B.marke und des B.stempeis: ARw. 21, 230; 23, 160; Pfalz. Museum 36 (1919), 58 und 37 (1920), 57; Witzschel Thüringen 2, 265, 18. 9 ") D r e c h s l e r 2, 209; W. 680; B a r t s c h Meckl. 2, 243, 1262 b; S a r t o r i 3,32. ,s> ) M e i e r Schwaben 514, 441; G r i m m Mythol. 3, 455 Nr. 616; G r o h m a n n Nr. 1045; ZfVölkerpsychol. 18, 205; B i r l i n g e r Schwaben 1, 400; W o l f Beiträge 1, 221. '") SAVk. 24, 65. «2») Theol. Quartalschr. 1906, 419—20. *28) S A V k . 24 (1923), 65. 51. A l s G o t t e s g a b e , als O p f e r gabe, als A p o t r o p a i o n und S y m b o l des H a u s g l ü c k e s u n d der F a m i l i e (der B e s u c h erhält, u m d e m H a u s G l ü c k u n d S e g e n z u bringen, H a u s b ; v g l . anschneiden) 630) w i r d das B . i m H a u s e mit feierlichem Zeremoniell 631 ) u m g e b e n . E s ist der besonderen H u t des H a u s h e r r n a n v e r t r a u t ; dieser s c h n e i d e t den L a i b a n (s. anschneiden), dieser b r i c h t das B . S 3 2 ) ; es ist das b e v o r z u g t e O p f e r f ü r die H a u s geister 633 ). ,30) G r o h m a n n 146, 1080—1081; vgl. L a m m e l t 234; bei den Südslaven B. und Salz: K r a u ß Sitte und Brauch 647; vgl. A. 348 ff. MI ) J o h n Erzgebirge 31; B u x t o r f Judenschul 186. 191, 236; S A V k . 1906, 114; Erlanger Heimatblätter 4 (1921), 185 ff. 189 ff. 193(bayr. B.sitten). 632) K r a u ß Sitte und Brauch 88. ,33 ) B.opfer an Zenopatis: U s e n e r Götternamen 105; vgl. § 29; bevor die Esten vom B. genießen, opfern sie ein Stücklein den Hausgeistern: B o e d e r Ehsten 129; vgl. Grimm Mythol. 3, 431, 97.

52. B . u n d T i s c h : M a n d e c k t den T i s c h nicht, ohne zugleich B . a u f z u l e g e n , w i d r i g e n f a l l s soll m a n einen Z i p f e l des T i s c h t u c h e s ü b e r s c h l a g e n 6 3 4 ); m a n darf es aber nicht auf den b l o ß e n T i s c h l e g e n ;

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v o r allem soll m a n einen g a n z e n L a i b nicht u n a u f g e s c h n i t t e n (Messer i m a n g e s c h n i t t e n e n B . s c h ü t z t g e g e n H e x e n und T e u f e l ) 6 3 S ) v o m T i s c h t r a g e n , sonst gehen die L e u t e h u n g r i g d a v o n 636 ), e contrario a n W e i h n a c h t e n 637 ) ( E r z g e b . ) : „ w e r v o n der m a h l z e i t a u f s t e h t , soll das brot, d a v o n er gegessen, nicht liegen l a s s e n ; n i m m t es ein anderer und w i r f t es ü b e r d e n G a l g e n , so k a n n jener dem G a l g e n n i c h t entg e h e n " 6 3 8 ) ; wer den l e t z t e n Bissen B . einem H u n d oder einer K a t z e gibt, dem s c h w i n d e n die K r ä f t e 639 ). W e n n m a n v e r reist, m u ß m a n das B . v o m T i s c h n e h m e n und in den S c h r a n k l e g e n 640 ). W e n n man das B . ü b e r N a c h t auf dem T i s c h liegen l ä ß t , w e i n e n die a r m e n Seelen 6 4 1 ); m a n s t e c k t ein Messer hinein 642 ) u n d m u ß es e i n w i c k e l n 643 ), denn es will s c h l a f e n ; als S y m b o l des H a u s e s u n d A p o t r o p a i o n darf es über N a c h t nicht ausgehen 644 ), sonst g i b t es U n g l ü c k 645 ), v o r a l l e m nicht a n W e i h n a c h t e n 646 ). In P o m mern holt man, w e n n ein B . a u f g e g e s s e n , s o f o r t einen g a n z e n L a i b , d a m i t die Engelkens B . finden, w e n n sie ü b e r N a c h t ins H a u s k o m m e n 647 ). 634) Rockenphilosophie: G r i m m Myth. 3, 435> l(>; J . H . F i s c h e r 1. c. 239; vgl. J o h n Erzgebirge 30. ,35 ) S c h ö n w e r t h 1, 405, 10; H e c k s c h e r 128 ff.; P a u l y - W i s s o w a 1, 50—51; C h a n t e p i e d e l a S a u s s a y e 2, 357; vgl. anschneiden; S t a u b 55; L i e b r e c h t Gervasius 100 A. 2; dagegen die Ruthenen, welche das B . nur brechen vgl. Beilage z. allgem. Literaturzeitung 1903 Nr. 202, p. 462. 63e) Rockenphilosophie: G r i m m Mythol. 3, 436, 63; M e i e r 2, 498, 327; J o h n Erzgebirge 30; W. 457, dagegen G r o h m a n n 104, 729—30; das B. muss immer angeschnitten in der Lade Hegen: R o c h h o l z Glaube 2, 118. •3') J o h n Erzgebirge 154; vgl. G r o h m a n n 104, 729—30. , M ) G r i m m Myth. 3, 440, 168; J . H . F i s c h e r I . e . 152; ZfVölkerpsychol. 18, 369; Urquell 1890, 185; J o h n Erzgebirge 31; oder Zahnschmerzen (paedag. ?) G r i m m Myth. 3, 458, 701 (aus dem Journal); W. 458. ,39) M ü l l e r Isergebirge 34; dagegen S c h ö n w e r t h 1, 408, 20; H i l d e g a r d warnt in ihren Physika (de cane) B. zu essen, in das ein Hund gebissen hat, weil man damit sich vergiften kann: M i g n e Patrologia lat. 197, 1328. M0) S a r t o r i S. u. B. 2, 51; K ö h l e r Voigtland 429. 841) S c h ö n w e r t h 1, 404, 7; W. 458. 769. ,42) S t a u b 55; zur Erklärung vgl. L i e b r e c h t Gervasius 100 A. 2; vgl. dagegen A. 674 ff. 643) G r o h m a n n I04> 735; B r o n n e r SiW u. Art 205; B u x -

Brot torf Judenschul 236; W. 458. «») Z f V k . 1891, 189; J o h n Erzgebirge 30; Köhler Voigtland 425; S c h ö n w e r t h 1, 404—405,7. 845) G r o h m a n n 104, 736; Alemannia 33 (1905), 300; W. 175; vgl. ZfrwVk. 15 (1918), 88. «") W. 293. «") BlpommVk. 3, 150.

53. W i e m a n B . legen m u ß : 1. N i c h t auf das B e t t , sonst r u h t die A r b e i t {päd.) 6 4 8 ); 2. n i c h t auf den R ü c k e n M 9 ) (vgl. Messer) 650) (früher w a r das L e g e n des B . e s auf den R ü c k e n die S t r a f e f ü r •Edelleute) 6 S 1 ); z u r S o n d e r b u n d s z e i t fiel einem S c h w e i z e r S o l d a t e n d a s B . auf den R ü c k e n : „ J e t z hed's g f ä h l t " , sagte er, „ m i r l i g g e d uf e m Rügge, b e v o r 's O b i g i s c h " ; a l l g e m e i n h a t das L i e g e n des B . e s auf d e m R ü c k e n üble V o r b e d e u t u n g ; m a n darf d a s B . n i c h t auf die obere (runde) s c h w a r z e Seite l e g e n 6 5 2 ): a) sonst k o m m e n die H e x e n oder der T e u f e l ins H a u s 653 ), der T o d 654 ), der S c h e r g e 655 ) h o l t es; b) es w e i n e n die M u t t e r G o t t e s 656 ) oder die E n g e l im H i m m e l 657 ), oder die a r m e n Seelen 658) l e i d e n ; c) U n g l ü c k k o m m t ins H a u s 659 ), ein Schiff ist in N o t 660), es e r t r i n k t einer 6 6 1 ); d) es g i b t S t r e i t im H a u s 6 6 2 ); e) d a s B . g e d e i h t nicht 6 6 3 ); f) m a n m u ß noch sieben J a h r e ledig b l e i b e n 6 6 4 ); w e n n ein j u n g e r Mann das B . v e r k e h r t auf den T i s c h legt, b e k o m m t er eine „ s y g e l i g " F r a u 665 ). W e n n ein K i n d ins F e u e r (Wasser) fällt, m u ß m a n z u e r s t das auf d e m R ü c k e n liegende B . w e n d e n u n d d a n n das K i n d r e t t e n 666 ). A n d e r e r s e i t s w i r k t B., v e r k e h r t gelegt, a p o t r o p ä i s c h g e g e n H e x e n und D r u d e u n d deren E i n f l u ß : a) die H e x e , die ins H a u s e i n g e d r u n g e n ist, w i r d g e b a n n t 667 ); b) s c h w ä r m e n d e B i e n e n w e r d e n z u r ü c k g e h a l t e n 668 ); c) a l l g e m e i n k e h r e n e n t l a u f e n e T i e r e z u r ü c k 669 ). 3. D a s B . darf nicht über den T i s c h r a n d ragen, s o n s t bricht eine K r a n k h e i t a u s 67°). 4. D a s B . darf nicht m i t d e m a n g e s c h n i t t e n e n Teil gegen die T ü r e s c h a u e n , weil s o n s t d a s G l ü c k oder die N a h r u n g a u s d e m H a u s e g e h t 6 7 1 ) . E s m u ß gegen S o n n e n a u f g a n g s c h a u e n u n d d e m Herr-

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g o t t ins G e s i c h t 672 ). A b e r a u c h diese L a g e w e h r t H e x e n i m H a u s e a b 673 ). M a n darf kein Messer a u f s B . l e g e n 674) und keines hinein s t e c k e n : a) S o n s t s t i c h t m a n Christus oder die E n g e l 675 ), es f l i e ß t B l u t 676) (vgl. b l u t e n des B . ) ; b) die a r m e n Seelen w e i n e n 677 ) ; c) m a n h a t U n g l ü c k 678 ); d) m a n b e k o m m t Z a h n w e h 679 ). Messer im B . w e h r t , besonders auf o f f e n e m F e l d 68°), e b e n f a l l s böse D ä m o nen W 1 ) a b und h ä l t B i e n e n z u r ü c k 682 ). "») Z f V k . 1891,189 (Brandenburg).«") P r a e t o r i u s Phil. 32; B r o n n e r SM' u. Art 206; B a r t s c h 2 , 1 3 5 , 591; Globus 42, 104—105; Grabinski Sagen 34; Fox Saarl.Vk. 308. 399; S c h ö n w e r t h 1, 404, 5; G r i m m Myth. 3, 443, 278; D e r s . RA. 1, 713; S t a u b 56 ff.; J o h n Oberlohma 161; Grohmann 104, 7 3 t ; Kuhn Mark. Sagen 387, 94; L a n d s t e i n e r Niederöst. 69; Teplitz 52; M e y e r Baden 226; Laube P a n z e r Beitrag 2, 295; S a r t o r i S.u. B. 2, 34; S c h m i t t Hetlingen 17; D G . 5, 214; S c h m i t z Eifel 1, 68; V e r n a l e k e n Alpensagen 418; Z f V k . 1892, 187; 1914, 56; vgl. Lares 4, 57; S A V k . 21, 28 ff. ,5 °) ZrwVk. 1905, 199; B u x t o r f Judenschul 193; ZfVölker651) psychol. 18, 274 ff.; W . 460. Grimm RA. 2, 304; S t a u b 57 A. 1. •") Z f ö V k . 953 1897, 116. ) G r i m m Myth. 3, 453, 548; R e i s e r Allgäu 2, 447, 229; S A V k . 25 (1925), 283; HessBl. 15, 130 Nr. 29; ZfdMyth. 1, 243; John Erzgebirge 30; ZrwVk. 1905, 199—200; M ü l l e r Rhein. Wb. 1, ior5. ««) H e y l Tirol 783, 114. •") Z i n gerle 36, 287; böse Leute haben darüber Gewalt: S A V k . 12 (1908), 280. «") S c h r a m e k Böhmerwald 254; J o h n Westböhmen 247; F o n t a i n e Luxemburg 102; Staub 157. R e i s e r Allgäu 2, 447, 229; F o g e l Pennsylvania 373, 2004. ,58 i D r e c h s l e r 1, 310; S c h ö n w e r t h r, 288, 15; M ü l l e r RheinWb. 1, i o r s ; G r a b i n s k i Sagen 34. S59) A n d r e e Braunschweig 402; B a r t s c h 2,

135, 591 (oder die Frau bekommt das Regiment: B a r t s c h 2, 136, 592); ZfEthnol. 15, 9 1 ; S c h ö n w e r t h 1, 404; W o l f Beiträge 1, 218; J o h n Erzgebirge 30; G r o h m a n n 104, 731; S t a u b 57; Urquell 1892, 40; E n g e l i e n und L a h n 2 7 1 ; Z f V k . 1895, 416. '">) M e n s i n g Schleswig-HolstWb 1,529. •") K e h r e i n Nassau 2, 269, 239. ,62) P o 11 i n g e r Landshut 164; F o g e l Pennsylvania 378, 2030; Rogasener Familienbl. 3, 1899, 40; Unoth i, 186, 124; W. 457; Z f V k . 1 8 9 1 , 1 8 9 ; B a r t s c h 2, 136, 592. "3) W . 457; ZfdMyth. 4, 413. «") Alemannia 1905, 302. 885) T h i e l e 1. c. 41, 182. •••) M ü l l e r RheinWb. 1. 1015; S c h m i t z Eifel 1, 68; ZfVölkerpsychol. 18,

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Schabernack schützen 6 9 1 ); warmes B . dient aber auch dazu, um angehexte WunS c h ö n w e r t h i, 158, 13; 215, 4; 3, 175; den zu heilen s92 ). Kindern gibt man vom W. 415; man verliert den Schlickser: K e h r frischgebackenen B . nur dann, wenn sie r e i n Nassau 2, 268 Nr. 228. Meier Schwaben 2, 5 1 4 , 445; F o g e l Pennsylvania vorher ein Vaterunser gebetet haben 693 ); 217, 1097; S c h ö n w e r t h 1, 355; P o l auch ,,ken K n u s t ut'n H u s " 694 ); gel i n g e r Landshut 157; W. 671; E b e r ,M schenktes oder ausgeliehenes B . muß man h a r d t Landwirtschaft 3, 22. ) Bartsch einhüllen ® s ) oder vorher ein Stück ab2,334,1612. ZfVk. 1891, 189; D r e c h s l e r 2,14. •") P r a e t o r i u s PW. 32; A n - schneiden 696 ); man soll kein angebissenes d r e e Braunschweig 402; M e n s i n g 1, 529; Stück B . ausgeben, weil man die K r a f t MschlesVk. 1^.06 Heft 15, 1 1 3 ; B a r t s c h 2, ausgibt 697), und keinem Bettler das End136,592; D r e c h s l e r 2 , 1 5 ; J o h n Erz898 stück ). gebirge 30; S t r a c k e r j a n 1, 53: 2, 224, 475; Deutsches Volksliedarchiv A. 65892; "•) S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 3 4 ; a m Urquell 1890, 47; ZrwVk. 1905, 200; F i n d e r Freitag darf man kein B. ausleihen: B r e Vierlande 2, 222; G r i m m Myth. 3, 444, 298; v i n u s N o r i c u s 219 f. •") F r i s c h W. 457; S e l i g m a n n i, 236; ZfVk. 1914, b i e r Hexenspruch 1 2 3 ; B i r l i n g e r Volks55; für Weihnachten vgl. J o h n Erzgebirge tüml. i , 494. OT0) S t r a c k e r j a n 1 , 38; 2, 155. •") S c h ö n w e r t h 1, 404, 5. •") Ebd. 224, 475; "W. 620; B a r t s c h 1. c. 2, 135. 588. 3» *75- ' " ) Vgl. B u x t o r f Judenschul 191: '»') F r i s c h b i e r I.e.; ZfVk. 1905, 145. nullum illi vas imponitur. •") G r o h m a n n •**) Alemannia 41 (1913), 6 (Hexenprozeß 104, 737 u. 739; W. 457; H e y l Tirol 18, 13; v o n 1563). • " ) Z i n g e r l e Tirol 9, 77. B i r l i n g e r Volkstüml. 1, 494 ; T e m m e ,94) B a r t s c h 1. c. 2, 135, 587 a, b u. c; Pommern 340. •") H e y l 1. c. ; ZfVölkerS a r t o r i I.e.; J o h n Erzgebirge 1. c.; psychol. 18, 279. •") W. 457. 767; S c h ö n - M e n s i n g I.e. 1, 529; MschlesVk. 1906H. 15, w e r t h 1, 404, 6. " 8 ) S c h ö n w e r t h 3, 113 (Ränftel). •") D r e c h s l e r 2, 16. 280. "') G r o h m a n n 104, 741 ; W. 457. «") ZfVk. 1891, 189; S c h u l e n b u r g Wend. ""J S c h ö n w e r t h i, 405, 10. M1 ) D e r s , Volkst. 1 1 7 ; W . 6 2 5 ; J o h n Erzgebirge 30; *> 405; 3, 175; L e o p r e c h t i n g Lechrain K ö h l e r Voigtland 426; Urquell 1890, 47. 18; vgl. A. 463. •*) F o g e l Pennsylvania 217, 178; man muß den Knust behalten, sonst gibt 1097. man das Glück aus dem Haus: BlpommVk. 3, 106. OT7) P r ä t o r i u s Phil. 122; W. 458; 54. Über die heilige Handlung des An- vgl. ZfVk. 1891, 189. «*) W. 625. schneidens s. anschneiden; man schließt 56. Angebotenes B . muß man ganz auf Charakter 683 ), Schicksal 684 ), Fortkomaufessen S99), für geliehenes darf man sich men 68S), Eheaussichten 6 M ). A m Christtag nicht bedanken 700 ); bekommt man Madarf man kein B . anschneiden usw. 6S7). M3 gendrücken, so ist das B . nicht gegönnt 701 ), ) G r i m < h Myth. 3, 437, 99; B r e v i n u s ebenso, wenn einem das B . aus der Hand N o r i c u s 122—26; J . H . F i s c h e r I . e . 200; B e c h s t e i n Thür. 2,185; D r e c h s - fällt 702 ). Angebissenes B . 703 ) darf man l e r 2, 14; G r o h m a n n 226, 1601 ; J o h n nicht essen und kein gefundenes 7M ) (daWestböhmen 247 f. 251 ; P o l l i n g e r gegen ist gefundenes B . in Böhmen und Landshut 164; Schramek Böhmerwald Tirol segenbringend) 705), in Tirol muß 254; S t r a c k e r j a n 1, 37; 2, 224. 475; W. 317; Alemannia 1905, 304. M1 ) Globus 42, man ein Kreuz darüber machen TO6 ); 105; D r e c h s l e r I.e.; B r o n n e r Sitt schimmliges B . (pädagog.) macht nach u. Art 205—206; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 707 33; S t a u b 57 ff. ; J o h n Erzgebirge 30; der Rockenphilosophie reich und alt ), J o h n Westböhmen 247; Urquell 1890, 185; schafft weiße Zähne 708), eine gute StimD ä h n h a r d t Volkstüml. 1, 97, 5; S c h u l t z me 709 ), helle Augen 7 1 0 ), bringt G e l d 7 1 1 ) Mi Alltagsleben 148. ) Schramek 254. und Segen ins Haus 7 1 2 ) und heilt K r a n k «•) ZfVk. 1913, 280 ff.; K ö h l e r Voigtland 713 M7 heiten ). 395; A n d r e e Braunschweig 402. ) B r e v i n u s N o r i c u s 186. "*) S c h ö n w e r t h I.e. 1,404,8; G r i m m

276. *") G r i m m Myth. 3, 459, 720; B r o n ner

Sitt u. Art 206;

L ii t o 1 f Sagen 226 g ;

55. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn man B. ausgibt oder verschenkt 688), besonders warmes B . (ist der Gier und Gewalt der Dämonen ausgesetzt) M9 ) darf man nicht ausgeben, weil sonst jemand stirbt 69°), man muß es mit Salz gegen

Myth.

3, 458, 7 0 1 ;

Panzer

B r e v i n u s N o r i c u s 73. l e r 2, 23, 383; W. 625. 2,512,430;

schel

Reiser

701

,0

Beitr.

1 , 258;

°) D r e c h s -

) M e i e r Schwaben

Allgäu 2 , 4 4 7 ;

Witz-

1. c. 2, 285, 102. ">2) C u r t z e Wald-

eck 417, 227; ZfVk. 1902, 178,122; Z i n g e r l e Tirol 36, 291; ZfVölkerpsychol. 18, 359. ) G r i m m Myth. 3, 439, 146; 440, 448;

,03

1657

Brot

W . 458; Z f V k . 1 8 9 1 , 189; ZfVölkerpsychol. 18, 158. ,04 ) D r e c h s l e r 2, 249; W . 458; B i r l i n g e r Schwaben 1, 410. ' 0 5 ) G r o h m a n n 1 0 3 , 7 2 0 ; A l p e n b u r g Tirol 264; J o h n Erzgebirge 3 1 ; vgl. W. 454. ,08 ) Z i n g e r 1 e Tirol 37, 296. , o : ) G r i m m Myth. 3, 4 4 3 , 2 7 2 ; W o l f Beitr. 1 , 2 1 8 ; D r e c h s l e r 1. c. 2, 15. 265; H a l t r i c h Siebenbürgen 299; L a m m e i t 9 7 ; B a r t s c h 1. c. 2, 136, 594; 1 3 5 , 589; P a n z e r Beilr. 1, 258; W . 454. ') N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 457 ff. ") J o h n Erzgebirge 202. 2 1 0 . " ) S a r t o r i 2, 188. 23 ) de ]a C h e n e l i i r e Les Charites en Normandie in RTrp. 6, 423. 2 1 ) M e y e r Baden 5 2 7 . " ) F r o n i u s Siebenbürgen 8, 48 ff.; W i t t s t o c k Siebenbürgen 81 ff. 26 ) G u t m a n n Recht der Dschagga (1926), 309 ff.; S c h u r t z Altersklassen passim. ") F r o b e n i u s Die atlantische Götterlehre (Jena 1926), 3 7 f. M. Beth.

Brunelle s.

Knabenkräuter.

Brünhild. i . Zu der problematischen Gleichung Br. = Dornröschen s. d. Hier handelt es sich um das Vorkommen des 53*

1671

Brunnen

Namens B. in der Naturnamengebung in Deutschland (und Frankreich) und damit um Zeugnisse für ihre Existenz im Volksglauben. Diese Zeugnisse sind: I. das Brunhildenbett auf dem Feldberg im Taunus, belegt in einer Urkunde des Erzbischofs Bardo von Mainz vom Jahre 1043: et inde in medium montem veltberc ad eum lapidem qui vulgo dicitur lectulus Brunihilde 1 ); 2. ad Brunhildenstein aus der Markbeschreibung des Klosters Bleidenstatt, Zeit des Willegis 9 7 5 — 1 0 1 1 , zurückzuführen bis 812, betrifft einen Fels in der Nähe von Wörsdorf, die jetzige 'Hohe Kanzel* von Engenhahn, welches 10 km nördlich Wiesbaden liegt s ); 3. die Brunihiltwisi in einer Wormser Urkunde von 1 1 4 1 8) und viell. der Brünhiltegraben in einer Wormser Urkunde von J 355 *); 4- d e r Brönoldesstuol bei Bad Dürkheim in einer Amorbacher Urkunde von 1360®); 5. der Pierre Brunehaut im Felde bei Tournai •) und 6. vielleicht der Breundelstein bei bayr. Wasserburg 7 ). Besonders die Komposition mit -bett, -stein, -stuhl macht eine Beziehung auf die B. der Heldensage wahrscheinlich. Hat das 9.—12. Jh. riesenhafte Felsbetten auf Bergen nach Br. benannt, so ist damit bezeugt, daß das Motiv von B.s Zauberschlaf und Erlösung, die Figur der schlafenden Kampfjungfrau auf der Felsenburg und die Erweckungssage, vor der Abfassung und Kodifizierung der Epen, die das Motiv nicht mehr kennen, in Deutschland, besonders in der Rhein-Maingegend, volkstümlich war 8 ). — Wie der Name Brunhille in einen Blutstillsegen neueren Datums aus der Mark Brandenburg geraten ist 9 ), ist damit freilich noch nicht erklärt. *) S a u e r Cod. dipl. Nassoicus 1, 61 Nr. 1 1 7 = B o e h m e r Regesta archiep. Magunt. r, 1 7 2 ; W . G r i m m Heldensage* 169. *) S a u e r 1 , 14 Nr. 46; vgl. 1 , 1 5 ff. = G u d e n Cod. dipl. 1, 479; S c h l i e p h a k e Gesch. von Nassau 1, 4 7 1 Nr. 4; 1, 1 1 4 ff. 1 2 0 ff. 406 ff. ») B o o s Wormser Urkunden 2, 7 1 7 . *) D e r s. 2, 322, 1 3 . ') H e n n i n g ZfdA. 49 (1907), 482; S p r a t e r Pfalz. Museum 36, 3 4 — 3 7 ; S p r a t e r u. B e c k e r Der B.stuhl bei Bad D. 1 9 1 7 . ') K . H o f m a n n M S B . 1 8 7 1 , 675 f.; S é b i l l o t Folk-Lore 4, 329. ') S e p p Sagen 96. ») John M e i e r P B B . 16 (1892), 8 1 ;

1672

W . B r a n n e P B B . 23 (1898), 246 ff.; H e n n i n g ZfdA. 49 (1907), 480; früher W . M ü 1 1 e r Mythologie d. dt. Heldensage 85. ") Z f V k . I (1891). 195-

2. Auf die Merowingerkönigin B.e indessen sind vielleicht die bei Sébillot 10 ) undatiert notierten Bezeichnungen de Brunehaut zu beziehen, die in Frankreich Römerstraßen, Schlösser, Türme tragen (falls nicht ein Mannsname Brunehaldus zugrunde liegt); auch die Milchstraße heißt in Nordfrankreich und Belgien chaussée de Brunehaut, ndl. ver Broeneldenstraete u ) . Aus dem 14. J h . belegt ist der Name der Straße de Cameraco usque ad mare Witsantum mit calceria Brunechildis, ausdrücklich auf die Königin bezogen 12 ). Vgl. noch Pharaild. 10 ) S é b i l l o t Folk-Lore 4, 102. 329. ) V e r d a m Mnd. Woordenb. 7, 2278; G r i m m Mylh. 1, 326; 3, 106; M e i ß n e r ZfdA. 56 (1919), 83. " ) Johannis L o n g i Chronicon S. Bertini (MG. S S . X X V 759); G r i m m Kl. Schriften 8, 498; Meißner a. a. O. H. Naumann. n

Brunnen. 1. Abgrenzung des Gebiets. — 2. Heilende und wunderbare Kraft. — 3. Wunderbare Spenden. — 4. Weissagung. — 5. Schädliche Wirkung. — 6. Dämonen und Gottheiten. — 7. Heilige. — 8. Eingang in die Unterwelt und Hölle. — 9. Entstehungssagen. — 10. Kultische Bräuche und Verehrung.

1 . A b g r e n z u n g des Gebiets. , , B . " bedeutet im Deutschen sowohl die Quelle 1 ) als die künstlich gefaßte oder mechanisch erschlossene Wasserader. Wenn seit dem 16. J h . in der nhd. Schriftsprache „Quelle" u. „ B . " geschieden werden, so ist das nie volkstümlich geworden; wir betrachten daher beide gemeinsam. Anderseits ist , , B . " ein Teil des Gebietes „Wasser" u. berührt sich somit vielfach mit „Meer", „ S e e " , „Teich", „ S t r o m " , „ F l u ß " , „ B a c h " (s. dd.). Wir haben hier in erster Linie von dem Glauben zu reden, der sich an die Quelle als den Ursprung des Wassers und den B. als wichtigen Teil einer Siedlung knüpft. >) G r i m m

Myth3

550; D W b . 2, 433 f.

2. H e i l e n d e u. w u n d e r b a r e K r a f t . Der Glaube an die Heilkraft des B.wassers knüpft sich an natürliche Beobachtungen: das Wasser reinigt, der

Brunnen

1^73

T r u n k frischen Quellwassers erquickt, m a n c h e Q u e l l e (Mineralquelle) b i e t e t heil e n d e B ä d e r und heilenden T r u n k . S o m i t sind es m e i s t g a n z b e s t i m m t e B., denen m a n diese K r a f t z u s c h r e i b t . D a s V o l k g l a u b t j e d o c h ö f t e r s a n die H e i l k r a f t des B . w a s s e r s ü b e r h a u p t z u b e s t i m m t e n heiligen Z e i t e n , b e s o n d e r s z u B e g i n n eines n e u e n A b s c h n i t t e s , a n N e u j a h r , an den beiden Sonnwendfesten (Johannis und W e i h n a c h t e n ) , a m I. Mai, a n F a s t n a c h t (s. a u c h O s t e r w a s s e r , P f i n g s t w a s s e r ) , oder a n d e n T a g e n b e s t i m m t e r Heiliger, a n Peter und Paul, am Maria-Magdalenent a g , a n J a k o b i , im A l l g ä u a u c h a m M a n g e ( M a g n u s - ) t a g (6. S e p t . 2 ) ) . „ W a s s e r , zu heiliger Zeit, m i t t e r n a c h t s , v o r S o n n e n a u f g a n g , in feierlicher Stille g e s c h ö p f t , f ü h r t noch s p ä t e r h i n den N a m e n heil(a)wäc, heilweege" (s. d.) 3 ). D a s W a s s e r ist da a m h e i l k r ä f t i g s t e n , w o es u n m i t t e l b a r a u s d e m S c h o ß der M u t t e r E r d e h e r v o r q u i l l t ; besonders w i r d dies v o n f l i e ß e n d e m B.wasser betont4). Bestimmte B . helfen gegen b e s t i m m t e K r a n k h e i t e n : gegen F i e b e r 5 ) ( v e r e i n z e l t heilt F i e b e r dasselbe B . w a s s e r , d u r c h das m a n es sich z u g e z o g e n hat) 6 ), L a u s w e h , Z a h n w e h , Reißen im K o p f 7 ) , Augenleiden8), Hundeb i ß 9 ) , S o m m e r s p r o s s e n 1 0 ) , K r ö p f e 1 1 ) , den w e i ß e n F l u ß der F r a u e n 1 2 ) , U n f r u c h t b a r k e i t der F r a u e n l s ) ; sie s c h a f f e n K i n d b e t t e r i n n e n E r l e i c h t e r u n g 1 4 ) , sind g u t f ü r kranke K i n d e r 1 5 ) ; das Hänschesbörnchen bei V a d e n r o d (Hessen) v e r h i l f t zu besonderer S c h l a u h e i t 1 6 ) . D e r G e s u n d b r u n n e n bei D ü n s c h e n b e r g ( M e c k l e n b u r g ) t a t den Ä r z t e n s o l c h e n A b b r u c h , d a ß sie einen S c h ä f e r z w a n g e n , seinen H u n d h i n e i n z u w e r f e n ; die H e i l k r a f t des W a s s e r s h ö r t e a u f 1 7 ) . D e r B . , der a u s der m ü t t e r l i c h e n E r d e h e r v o r q u i l l t , liefert a u c h die k l e i n e n K i n d e r (s. K i n d e r b . ) . 2)

Reiser

Mylh.3

551.

Allgäu

2, 165.

') S i t t e w i l d

3)

Grimm

Aberglauben

804 6) G r o h m a n n 163; M e y e r Baden 41; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 192; ZfVk. 5, 212. °) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 335. 7) Ebd. ») SAVk. 8, 146. «) S e b i l -

1 o t Folk-Lore 2, 245. 10) K o c h h o l z Drei Gaugöllinnen 60 f. u ) P a n z e r Beitrag 2, 295.

12) W o l f Beiträge 2, 186 f. >3) W e i n h o l d Quellen 25; ZfrwVk 1905, 249; HcssBl. 16, 7. ") K ö h l e r Voigtland 366. ls ) R o c h h o l z

1674

a . a . O . 60. " ) HessBl. 16, 8. Mecklenburg

»¡Bartsch

1, 357.

3. W u n d e r b a r e Spenden. A b e r der B . g i b t n i c h t nur g e w ö h n l i c h e s W a s s e r . Im K a l o t a s z e g e r B e z i r k holen sich die M ä d c h e n in der D ä m m e r u n g a m B . „ g o l d e n e s " W a s s e r . W e r sich d a m i t w ä s c h t , w i r d schön. A b e r der N e i d g ö n n t diese G a b e den G e n o s s i n n e n n i c h t : die erste, die dort ist, w i r f t S p r e u hinein, so d a ß die a n d e r n kein goldenes W a s s e r bekommen können18). Die Tatsache, daß in m a n c h e n L a n d s t ä d t e n b e i m E m p f a n g des n e u e n L a n d e s f ü r s t e n aus d e m M a r k t b. W e i n f l o ß , ließ den W u n s c h e n t s t e h e n , der B . m ö g e dieses edle N a ß s e l b s t t ä t i g spenden. So schöpft man W e i n aus dem B . , w e n n m a n n i c h t hineinsieht, in der C h r i s t n a c h t 1 9 ) oder in der O s t e r n a c h t u m 12 U h r 2 0 ) (s. W a s s e r u. W e i n ) . A u s d e m B . der heiligen H u n n a i m E l s a ß f l o ß in e i n e m a r m e n J a h r e a u s allen R ö h r e n W e i n 2 1 ) (auch d a s M ä r c h e n k e n n t einen Marktb., aus dem W e i n fließt)22). Einen M i l c h b . k e n n t d a s E l s a ß 23 ). A u s e i n e m B . bei C r o n w e i ß e n b u r g quoll „ K a r c h s a l b " u n d W a g e n s c h m i e r e 24 ). " ) ZfVk. 4, 319. «) S i t t e w a l d Aberglaube 804; D r e c h s l e r I, 23; K a p f f Festgebräuche 9 Nr. 2. so) HessBl. 16, 8. ») W o l f Beitr. 2, 5. " ) G r i m m KHM. 29. S t ö b e r Elsaß 1, 38 Nr. 57. " ) R o c h holz

Sagen 2, 242.

4. W e i s s a g u n g . Neben diesem W u n d e r b a r e n h a f t e t dem B. noch manch G e h e i m n i s v o l l e s a n : er w i r f t das S p i e g e l bild z u r ü c k , u n d in der D u n k e l h e i t s c h e i n t es o f t ein a n d e r e s zu s e i n ; er f ü h r t h i n a b in d a s R e i c h der U n t e r i r d i s c h e n (s. 8); er v e r s i e g t p l ö t z l i c h oder l ä u f t über, oder die Quelle ä n d e r t ihren L a u f : d e s h a l b s c h r e i b t m a n i h m die G a b e der W e i s s a g u n g z u . 731 v e r b o t P a p s t G r e g o r I I I . in seinem E r l a ß a n die F ü r s t e n u n d a n das V o l k der g e r m a n i s c h e n P r o v i n z die f o n t i u m aug u r i a 25 ). D u r c h T r i n k e n e r f ä h r t m a n die Z u k u n f t : w e r in der W e i h n a c h t s z e i t w ä h rend des Z u s a m m e n l ä u t e n s der ersten Messe an drei B . u n a n g e r e d e t t r i n k t , a b e r n o c h w ä h r e n d des L ä u t e n s in die K i r c h e k o m m t u n d ü b e r die r e c h t e A h s e l zur ü c k s c h a u t , sieht sein Z u k ü n f t i g e s ( W o l -

1675

Brunnen

perdingen bei St. Blasien), und Heiratslustige trinken aus einem B. Wasser und w a r t e n bei der K i r c h t ü r e : wer zuerst herauskommt, ist B r a u t oder Bräutig a m 26 ). In der Westschweiz muß ein Bursche aus 7, 9 oder 11 B. je drei Schluck Wasser trinken, im Simmental m u ß dies zwischen 11 und 12 Uhr nachts geschehen, im E m m e n t a l dürfen dabei keine B.leitungen überschritten werden: dann sieht er die ihm bestimmte Frau vor der K i r c h e n t ü r stehen 27 ). — Die Eisfiguren des gefrorenen Wassers, in einem .Geschirr aus 3 oder 7 laufenden B. beim Betzeitläuten des heiligen A b e n d s geholt und unter die D a c h t r a u f e gestellt, zeigen a m Schluß der Engelmesse anderen Tages den Stand des Z u k ü n f t i g e n 38). In Böhmen wirft man in der K a r w o c h e Kreuzchen aus Zweigen geschnitzt in den B., u m die Z u k u n f t zu e r r a t e n 2 9 ) . — Ein anderes Mittel ist das B.sehen. D e m Mädchen zeigt sich so der Z u k ü n f t i g e am heiligen Abend 3 0 ), in der N e u j a h r s n a c h t 3 1 ) , am Silvesterabend (es m u ß sich aber mit einem Brautschleier und einem Licht, das bei einer T r a u u n g gebrannt hat, ausrüsten), am A n d r e a s a b e n d in der Dämmerung 32 ), in der A n d r e a s n a c h t u m 12 Uhr (es sieht aber zugleich den Teufel) 33 ), im Elsaß in gewissen B . zwischen II und 12 U h r 3 4 ) . W e n n m a n an 11 B . Wasser trinkt, dabei aber jedesmal rücklings z u m B. tritt, erscheint beim 11. B. das Bild des Z u k ü n f t i g e n 35 ). W ä s c h t sich das Mädchen zwischen n und 12 Uhr nachts an drei Morgenb. (die nach Morgen fließen), dann steht er an der Kirchentür mit einem Tüchel in der Hand, sie abzut r o c k n e n 3 6 ) . Zuweilen erfährt man auch anderes, wenn man in den B. sieht. Eine Weibsperson, die in den B. sah, hörte Musik, weinen, lachen, „ u n d noch anderes m u ß sie gesehen und gehört haben, weil sie ganz blaß und krank in die Stube zur ü c k k a m " 37 ). — W e i t verbreitet, bes. in Oberdeutschland, sind die Hungerb.: sie fließen nur dann, wenn ein unfruchtbares J a h r bevorsteht 38). Seltener zeigt ein B., der ganz voll ist, ein f r u c h t b a r e s Jahr a n 3 9 ) . — Den T o d v e r k ü n d e t der B. eines adligen S t a m m h a u s e s in F r a n k e n :

1676

wenn j e m a n d aus dem Geschlecht sterben soll, versiegt auf einige Wochen sein W a s s e r 4 0 ) ; bei einem andern fränkischen Geschlecht wird bei bevorstehendem Todesfall der Quell durch einen unbekannten W u r m g e t r ü b t 4 1 ) . Verlangt ein K r a n k e r nach Wasser aus dem Ehlborn zu Gambach (Hessen), so ist dies ein Zeichen des nahen T o d e s 4 2 ) . Verändert der B. seinen Lauf, so wird bald eine große Schlacht im L a n d e geschlagen 4 3 ). — Über die unmittelbare Weissagung des B.geistes s. 6 (s. auch „ W a s s e r o r a k e l " ) . " ) W e i n h o l d Quellen 28. ") M e y e r Baden 199. ") SchwVk. 3, 88. 2S) M e y e r a. a. O. 199. G r o h m a n n 49. 3°) ZföVk. 4, 146. 31) B a r t s c h Mecklenburg 2, 238. ") H o v o r k a u. K r ö n f e i d 2, 177. ") M e i e r Schwaben 2, 454. 31) Urquell NF. i, 71. ") SAVk. 8, 267 f. »«) ZfVk. 8, 250. ") V e r n a l e k e n Mythen 346. 38) G r 1 m m Myth.3

557 f . ;

B i r l i n g e r

Volksth.

1,

141;

L a m m e r t 47 f.; R e i s e r Allgäu 1, 236; M e i e r Schwaben 1, 262. 39) Ebd. 1, 263. 40) G r i m m Sagen Nr. 104. 41) L a m m e r t 47. " ) HessBl. 16, 22. ") R e i n Brunnen im

Volksglauben

122.

5. S c h ä d l i c h e W i r k u n g . A b e r auch Unheil kann der B. bringen. Hier sind ebenfalls wieder natürliche Beobachtungen der A u s g a n g s p u n k t : ein kalter T r u n k schädigt den erhitzten Menschen, mancher B. h a t ungesundes Wasser, verunreinigte B. bringen K r a n k h e i t ; der überlaufende B . richtet Schaden an, mancher hat durch Sturz in den B. sein Ende genommen. V o r fremdem Wasser (in anderen Dörfern) soll man sich in acht nehmen, es verursacht leicht K r a n k heiten, bes. H a u t a u s s c h l a g ; wer aus dem Krockeborn bei Allmenrod (Hessen) trinkt, b e k o m m t Grinder 44 ), wer aus dem K r o p f b . bei Grieningen (Bayern) trinkt, einen K r o p f 4 5 ) . Das Vieh erkrankt, wenn man an S o n n t a g e n den B.trog auswäscht 46 ). Die Hühner vertragen die Eier, wenn die H a u s f r a u an F a s t n a c h t zum B. g e h t 4 7 ) . U n g l ü c k in der Familie ruft es hervor, wird am ersten Weihnachtstage und N e u j a h r Wasser aus dem B. geholt i s ). Tödlich w i r k t die Berührung des schwarzen Wassers eines B.s am Fuße des Radelsteins in B ö h m e n ; an heißen T a g e n k o m m t dichter Nebel aus ihm hervor, und

1677

Brunnen.

daraus entsteht Hagel und U n w e t t e r **). Über einen B. darf man kein H a u s bauen, da sonst bald jemand darin stirbt Die letzten Beispiele führen uns schon z u m G l a u b e n an den B . d ä m o n (s. 6.). ") HessBl. 7 f. *5) P a n z e r Beitrag 2, 295. ") SAVk. 21 (1917), 42. «) W u t t k e 83 § 98. 49) B a r t s c h Mecklenburg 2, 314. 46) G r o h m a n n Sagen 255. 50) Urquell i, 9. 6. D ä m o n e n und Gottheit e n . Diese wunderbaren Eigenschaften, die d e m - B . anhaften, die guten wie die bösen, haben schon in alter Zeit den Glauben an im B. waltende W e s e n vera n l a ß t . Die B.dämonen vermischen sich jedoch vielfach mit anderen: Wasserfrauen, die die Menschen besuchen und ihnen helfen, aber vor 12 Uhr zu H a u s e sein müssen, Wassermänner, die die Menschen schrecken und zu sich hinabziehen [der „ H a k e n m a n n " zieht K i n d e r mit einem H a k e n hinunter); solche, die auf dreimaligen Anruf das Wasser überlaufen lassen und der rufenden Person den T o d bringen, sind f ü r den B. nicht bezeichnend (s. Wasserelben, Wasserfräulein, Wassergeist, Wassermann). H ä u f i g herrscht hier auch die Vorstellung, daß Seen, Flüsse und B. durch unterirdische G ä n g e miteinander v e r b u n d e n sind, so daß der B. für den Wassergeist nur ein A u s g a n g zur Oberwelt ist (vgl. Mörikes j,Historie v o n der schönen L a u " ) . Die T a t s a c h e spielt mit herein, daß v o n manchen B. unterirdische Gänge ihren A n f a n g nehmen. — Andere B.dämonen sind unterirdische Gottheiten, da der B. der E i n g a n g zur Unterwelt ist (s. 8). Besonders deutlich wird dies bei Holda oder Holla (s. d.), in deren unterirdisches Reich es durch den B. geht und die auch K i n d e r schenkt (s. „ K i n d e r b . " ) . Bei Frischborn (Hessen) heißt ein B. „ F r a u - R o l l e - L o c h " (entstellt aus „ F r a u - H o l l e - L o c h " ) 5 1 ) . Z u m W e s e n der Unterirdischen p a ß t auch das Weissagen der B . g e i s t e r S 2 ) (und der Wassergeister überhaupt, vgl. H a g e n und die Meerfrauen im Nibelungenlied). — U n d schließlich vermengen sich die B.geister öfters mit verwünschten Gestalten. Manchmal hüten sie auch Schätze, die schwer zu heben sind. Veranlassung

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zu diesem Glauben mögen mancherlei Funde gegeben h a b e n ; in Kriegszeiten w u r d e Geld und Gut, mitunter auch die K i r c h t u r m g l o c k e in B. und Seen versenkt (s. Schatz, Glocke). — Die B.gottheiten sind, dem nährenden, reinigenden und heiligenden W e s e n des Wassers entsprechend, meist weiblich 53 ). Die badenden J u n g f r a u e n sind ein Zeichen für gutes Heuwetter, d. h. die Nebel und Wolken haben sich gesenkt. W ä h r e n d diese auch an Flüssen und Seen zu Hause sind, gehören die waschenden Jungfrauen vielleicht enger z u m B. „ D i e Handlung des Waschens selbst dieser geisterhaften Weiber ist v o n dem Plätschern des W a s sers a b g e l e i t e t " 54 ). Der Nebel v e r a n l a ß t wieder die Vorstellung, daß sie ihre Leinenwäsche an den N u ß h e c k e n trocknen, wie beim Seileborn a m Roteberg (Hessen) 5S ). ' — A l t e r t ü m l i c h e B.geister sind Tiere im B., K r ö t e , Krebs, Forelle u. a., die den B. rein halten 5 6 ); giftige Dünste, die dem B. entsteigen, kommen v o n einem giftspeienden L i n d w u r m 6 7 ) (s. L i n d w u r m ; vgl. auch die K r ö t e im B. bei G r i m m K H M . 29). — Böse B.geister sind auch die Frauen im B. in der Gegend von Merklin (Böhmen), die Fieber über die Menschen bringen. Will man sich dav o n befreien, so muß man das ausgezogene H e m d zu einer bestimmten Stunde der N a c h t über das D a c h werfen; gelingt dies auf den ersten Wurf, ist man fieberfrei, m u ß der W u r f wiederholt werden, so verliert sich das Fieber erst nach einiger Zeit. Man darf sich aber inzwischen nicht nachts im Freien blicken lassen, denn der Geist lauert einem auf, um sich zu rächen (beruht auf der Erfahrung, daß der A u f e n t halt abends im Freien in Sumpfgegenden gefährlich ist) 5S ). — In manchen Gegenden nimmt es der B.geist übel, wenn man in den B. hineinblickt; er zieht einen hinunter 5 9 ), bedeckt einen mit einem Ausschlag oder schlägt einen über den Kopf f l 0 ); wer in Trachenberg (Schlesien) in der Christnacht um 12 Uhr in den B. sieht, wird v o n den Nixen hinabgezogen 6 1 ). E r w ä h n t sei hier noch der Mimirsb. der Edda, wiewohl es fraglich bleiben muß, wie viel davon, auf alten V o l k s g l a u b e n z u r ü c k g e h t .

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Brunnen

" ) HessBl. 16, 22. M ) W e i n h o l d Quellen 28 f. " ) E b d . 1 7 . M ) Ebd. 22. 65) HessBl. 16, 35. 6S) Ebd. 8 f. " ) P a n z e r Beitrag 1, 233 f. Andere solche Tiere: W e i n h o 1 d a. a. O. 2 5 ; Basilisk: M a i l l y Niederösterreich 27 Nr. 61. 6 8 ) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 330. "j M ü l l e r Siebenbürgen 34 f. 60) S A V k . 25, 50. " ) D r e c h s l e r 1, 23.

7. H e i l i g e . Die christliche Kirche konnte diesen B.dämonen gegenüber zweierlei Stellung einnehmen: sie konnte sie bekämpfen oder durch Heilige ersetzen. Der heilige Remaclus vertrieb ein heidnisches Wasserweib aus einem B. 62 ). Meist ließ sich aber das Volk seine B.geister nicht nehmen, und so treffen wir zahlreiche B.heilige, den heidnischen B.frauen entsprechend meist heilige J u n g frauen 6®), neben bekannten Heiligen wie Hedwig, Walburgis u. a. zuweilen „drei J u n g f r a u e n " ®4). Hier liegt die Beziehung nahe zu den drei Schicksalsschwestern, die am B. spinnen (vgl. auch die drei Nomen der E d d a an Mimirs B.). Im Salzburger L a n d und in Tirol verdrängten die Geistlichen die alten B.heiligen durch die Notre Dame de Lourdes 65 ). Die Muttergottes gibt Mariabrunn den Namen 6 8 ), sie tränkt die mutterlosen Kinder im Milchb. 87 ), sie sitzt mit dem heiligen J o hannes im B. und geigt und spielt mit den Kindern M ). ,2 ) Kochholz Drei Gaugöttinnen 130. • 3 ) Z f V k . i i , 201. ") Gr oh m a n n 47; W o l f Beitr. 2 , 1 8 7 . " ) M e y e r Baden 5 3 3 . ««) W o l f Beitr. 2, 4 1 5 . "') S t ö b e r Elsaß 1, 3 8 Nr. 57. M ) W o l f a . a . O . 1, 165.

8. E i n g a n g in die Unterw e l t u n d H ö l l e . Die gewaltige, unheimliche Tiefe vieler B . vergrößert die Volksphantasie ins Ungemessene, die christliche Kirche verwandelt das unterirdische Reich, in das sie führen, in die Hölle und die unheimlichen Wesen, die dort weilen und durch den B . heraufkommen, in Teufelsgestalten. Das,.Schiffsloch" bei Nieder-Florstadt (Hessen) ist so tief, daß eine Kirche mit ihrem Turm hineingehen soll 69 ); bei Volkartshain (Hessen) ist ein tiefer B . ; die Bauern schütteten einmal hundert Wagen voll Steine hinunter, und man merkte nicht, wo sie hinkamen 7 0 ). In Ried bei Peters.brunn (Oberbayern) hat man einen B . so

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tief gegraben, daß die Arbeiter den Hahn krähen hörten 7 1 ), in Graustein hörten die grabenden Arbeiter Gänse schreien 7 2 ). Der Escherb. in Kreutzendorf (Schlesien) ließ sich nicht zuschütten, in seiner grundlosen Tiefe sah man alle möglichen Gestalten 7 3 ) (s. auch unergründlich). Namen wie Erdmännlisbronnen 74 ), Wichtelb. 7 S ), Doggelib. 7 6 ) weisen auf die Unterwelt, Teufelsborn heißt ein B . in Zell (Hessen) 7T), zahlreiche B. werden als Eingang zur Hölle betrachtet 7 8 ). In Holsterschlag in Böhmen entstiegen dem Kellerb. grünröckige Männer mit einem Pferdefuß, also Teufel 7 9 ). Der B . erscheint als „ h e l l e " in dem mhd. Gedicht „ R e i n h a r t F u c h s " M ). «•) HessBl. 16, 10. *>) E b d . 56. " ) P a n z e r Beitrag 2, 1 3 5 . Schulenburg Wendisches Volksthum 168. " ) K ü h n a u Sagen 3, 304 f. Zimmernsche Chronik 4, 229. 75 ) Zeitschr. f. hess. Gesch. 7, 2 1 0 . '•) R o c h holz Sagen 1 , 270. " ) HessBl. 16, 59. 78 ) Weirhold Quellen 2 3 t. '•) G r o h m a n n Sagen 167. 80) Altdeutsche Textbibl. 7 V . 910.

9. E n t s t e h u n g s s a g e n . Die heilige Scheu, die man vor der Wunderkraft des B.wassers und den B.gottheiten und -heiligen empfand, veranlaßte mancherlei Sagen über Entstehung der B. Das Älteste ist vielleicht, daß man sie durch den Blitz des Himmels ins Dasein treten läßt, dann ist es der Speer oder Stab eines Helden oder Heiligen, der die Quelle hervorsprudeln läßt, auch durch Gebet entsteht sie, manchmal auch durch den Hufschlag eines Rosses oder eines anderen Tiers; ein Drache wühlt sie auf, eine Taube läßt einen Tropfen aus dem Schnabel fallen, der den Fels aushöhlt und mit Wasser anfüllt. Meist veranlaßt Wassersnot die Entstehung, mitunter ist sie ein göttliches Zeichen zur Bestätigung einer T a t s a c h e 8 1 ) . Hervorgerufen sind solche Sagen z. T. wohl auch durch die ,,B.schmecker" 82 ); schon die Alten spürten Quellen durch magische Mittel auf; es ist nicht immer die Wünschelrute (s. d.). 81 ) Zahlreiche Belege für all diese Sagen bei W e i n h o l d Quellen 4 ff. 82) S A V k . 3, 174.

10. K u l t i s c h e B r ä u c h e und V e r e h r u n g . Die Heiligkeit des B.s

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Brunnen

veranlaßt verschiedene Bräuche. Die ungeheure Wichtigkeit, die der B. seit alters für Mensch und Vieh, f ü r die ganze Siedlung hat, macht es zur Pflicht, für seine Reinhaltung zu sorgen. Daher finden alljährlich B.reinigungen statt, meist zu Pfingsten oder zu Johannis 83), im schwäbischen Rottenburg am Dienstag nach Trinitatis; dort mußte der zuletzt in die Nachbarschaft Gekommene in den B. steigen und helfen ausputzen; waren mehrere neue Nachbarn da, so wurde gelost, jeder B.nachbar stiftete einen Kreuzer, ein Trinkgelage schloß sich an 84). Anderswo tun es die jungen Leute: die Burschen reinigen die B. und streuen Salz hinein, die jungen Mädchen müssen dann mit ihren Schürzen den Burschen die Füße abtrocknen 8 5 ). Die Mädchen entfernen mit ihren Händen den Schlamm (in Böhmen 8 6 ) und in der Eifel) 87 ). An den beiden Sonnwenden wird der B. bedeckt, daß ihn der Drache nicht vergifte oder verunreinige 8 8 ), auch bei Sonnenfinsternissen, weil während dieser Zeit Gift fällt 8 9 ), und bei Mondfinsternissen 8 0 ). Weiterhin muß der B. geschützt werden gegen böse Geister, die das Wasser unrein und schädlich machen f ü r Menschen und Vieh, in den Zwölften: man schießt in der Christnacht und Silvesternacht ein Feuergewehr in den B. ab 9 1 ). In den synodalen S t a t u t e n der Diözese von Meaux heißt es: „Die Quellen sollen durch einen Riegel verschlossen und bewacht werden wegen der Zauberei" 9 2 ). Auch Feuerbrände wirft man in der Christnacht in den B. zum Schutz gegen Hexen, oder ein nacktes Mädchen wird hinabgelassen und wirft Stahl und Feuerstein hinein, um das Haus gegen Blitz zu schützen 93 ). Der B. versiegt, wenn eine „unreine" Frau daraus schöpft: während sie in der Periode ist 9 4 ), während der Schwangerschaft 9 5 ), in den sechs Wochen nach der Niederk u n f t 9 6 ) ; im Voigtland muß sie vorher ein kleines Geldstück hineinwerfen 9 7 ), andernorts drei Brotrinden 9 8 ) oder eine Handvoll Salz 9 9 ); das Wasser wird rot, wenn die Wöchnerin schöpft 10°), es bekommt Ungeziefer 1 0 1 ), sie selbst wird außerdem lausig 102), das Kind wird ein

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Bettnässer 1 0 3 ). — ,,Wer in eine Quelle spuckt, speit dem lieben Gott ins Ges i c h t " 104 ). Kinder dürfen keine Steine in den B. werfen, „denn es ist Gottes Auge d a r i n " l o s ). Auch sonst wird Achtung vor der Heiligkeit des B.s verlangt. Wer dem B. in Glotterbad „Wasser" sagte, mußte ein F u d e r Wein zahlen 106). Wie vielerorts dem Vieh, wird in Schlesien dem B. der Tod des Hausherrn angesagt 1 0 7 ). Eine neu aufziehende Magd muß in den B. sehen, um recht lange bei der Herrschaft zu bleiben 1 0 8 ). — Dem B.dämon müssen Opfer gebracht werden, daß er keinen Schaden anrichtet und weiterhin Gutes spendet. Selten fordert er alljährlich ein Menschenopfer, wie der B. am Mainzer Tor in Friedberg 109 ); sonst verlangen dies Flußgeister. Gelegentlich haben wir noch die Ablösung des Menschen durch ein Tier 1 1 0 ); wenn der überquellende B. durch ein schwarzes Tier, das hineingeworfen wird, sich beruhigt, klingt wiederum der Glaube an die Unterirdischen an (s. auch Menschenopfer, Tieropfer, Wasseropfer). Bei der Vernichtung des Heidentums in Böhmen wurden ausdrücklich die Opfer am B. verboten, die m a n zu Frühlingsbeginn darzubringen pflegte 1 U ). — Die Hauptsorge ist, daß der B. nicht versiege. Deshalb wirft man Geld hinein am heiligen Abend l i a ) und zur Wintersonnenwende 1 1 3 ), die Wöchnerin tut es beim Kirchgang 1 1 4 ), und wenn sie zum erstenmal zum B. geht U 6 ). Sonst spendet man Speisen. Im Böhmerwald steckt man am F a s t t a g vor dem Weihnachtsfest Brot in die B.röhre, dann geht das Wasser das ganze J a h r nicht aus 1 1 6 ); in den neugegrabenen B. wirft man Salz 117 ), ebenso in den B. zur Osterzeit 1 1 8 ), an Weihnachten Salz 119 ), Brosamen 12°), Honig 121 ), von jeder Speise einen Löffel voll auf einem besonderen Teller 1 2 2 ); auf Käseopfer weisen Namen wie „Käseb . " 123 ). Teilweise vermischt sich bei diesen Bräuchen die Opferhandlung mit einer Zauberhandlung. — An der Hochzeit wirft bei den Esten die B r a u t Geld und Bänder in den B. 124 ), in Bulgarien speit sie eine Münze hinab und schüttet Hirse hinein 12S ); bei Tauberbischofsheim

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Brunnen

w i r f t die H e b a m m e ein S t ü c k Zucker in den B., d a m i t die F r a u ein K i n d b e k o m m t (Kinderb.!). — A u c h zwecks Heilung von K r a n k h e i t müssen dem B. Opfer gebracht w e r d e n : neben Geld häufig Metallgegenstände, besonders gebogene Nadeln, die an die Fibeln erinnern, die den N y m p h e n geopfert wurden 126 ), dem Quell des heiligen Quirinus getrocknetes Schweinefleisch gegen Augen- und H a u t k r a n k h e i t e n 1 2 7 ) . Bei K r a n k h e i t e n k o m m e n öfters noch andere B r ä u c h e in Frage. In Unterf r a n k e n wird der Fieberkranke zur A d e r gelassen, ein reines Tüchlein mit dem B l u t e b e n e t z t und in den B. gelegt: so wird das Fieber des K r a n k e n g e k ü h l t 1 2 8 ) . H a t eine Wöchnerin keine Milch, netzt eine alte F r a u ein Weizenkringel des Morgens an drei B., wobei sie nicht reden darf, d a m i t die badenden N y m p h e n sie nicht gewahren. Dies W e i z e n g e b ä c k ißt die Wöchnerin, d a m i t ihre Milch fließe wie das Wasser v o m B. 129 ). — Hierher gehören auch die vielen Brunnenwallfahrten und der U m g a n g um den B . : dreimal (auch sechs-, neun- oder zwölfmal) muß der B . umgangen oder umritten werden v o n Osten nach W e s t e n 13 °), drei V a t e r unser werden dabei gebetet m ) , dreimal wird der Mund dabei voll- Wasser genommen. W e r die W a l l f a h r t in Stellvert r e t u n g übernimmt, w ä s c h t sich den Körperteil, an dem der K r a n k e l e i d e t 1 3 2 ) . Die K r a n k e n hängen K l e i d u n g s s t ü c k e (wohl die des kranken Körperteils) an B ä u m e und Büsche und lassen sie zurück 133 ). — A u c h Zaubersprüche werden a m B. gesprochen zur B e h e b u n g v o n K r a n k h e i t e n : gegen Fieber 1 3 4 ), gegen Zahnschmerzen (das Z a h n w e h soll in den B . fallen) 1 3 5 ); ein krankes R o ß wird bespritzt und besprochen 13e ) (s. auch Heilzauber). Treibt der Hirt a m P f i n g s t t a g e z u m erstenmal das V i e h auf die Weide, führt er es erst z u m B. und schreit ihm ins O h r : „ K o m m t wieder nach H a u s ! " 137 ). Oder er betet mit abgezogenem H u t am B . 1 3 8 ) . — A u c h der Dorf- oder S t a d t b . wird an vielen Orten u m w a n d e l t und umritten (wie die Heilquelle, s. o.), und zwar an N e u j a h r , F a s t n a c h t , P f i n g s t e n 1 3 9 ) ; manchmal a u c h

beim K i r c h w e i h f e s t 1 4 0 ) . Es handelt sich hier u m einen Fruchtbarkeitszauber, der — in Oberdeutschland z. T . bis in die Gegenwart — mit der B . t a u c h e verbunden ist, einem alten Regenzauber (s. d. u. Wasserguß). Zwei ledige Burschen oder der jüngstverheiratete Mann mußten am A s c h e r m i t t w o c h in den Marktbrunnen springen, dann rannten sie unter die Menge und küßten einige M ä d c h e n 1 4 1 ) . In Scheer und Sigmaringen wurden an Silvester oder am F a s t n a c h t m o n t a g die im letzten Jahre N e u v e r m ä h l t e n in den B. g e t a u c h t 1 4 2 ) . Als Gesellentaufe finden wir den B r a u c h in B a y e r n : die freigesagten Gesellen waschen so alle Unarten der Lehrlinge v o n sich ab U 3 ) . A m Aschermittwoch springt der Fastnachtsnarr in den B . (in W a l d s h u t bis 1869 üblich); heute wird vielfach s t a t t dessen eine S t r o h p u p p e v e r b r a n n t oder ersäuft (am M o n t a g nach A s c h e r m i t t w o c h geschah dies in Zürich) 1 4 4 ) (s. F a s t n a c h t begraben); der „ P f i n g s t d r e c k " in St. Georgen m u ß t e in allen B.trögen ein B a d nehmen. Eine Spur der B . t a u c h e hat sich in dem Hildesheimer Maigrafenritt „ ü b e r den B . " noch erhalten 14S ). — Ein anderer F r u c h t b a r k e i t s z a u b e r ist das B . s c h m ü k ken. Im M a i 1 4 S ) oder an O s t e r n 1 4 ' ) oder an Pfingsten 148 ) wird der B. mit Blumen und K r ä n z e n geschmückt, ein B a u m wird an Neujahr 140 ) oder a m 1. Mai auf den B.rand g e s t e c k t 1 5 0 ) ; mancherorts wird das Vieh a m I. Mai aus dem bekränzten B . g e t r ä n k t 1 S 1 ). Die F r u c h t b a r k e i t des B a u m s soll auf den B. übertragen werden, daß das Wasser nicht versiegt (s. Maien). — A u s B.reinigen, B . t a u c h e und B.schmücken sind somit vielerorts B.feste entstanden, die heute noch vielfach bestehen, ohne daß die B r ä u c h e noch verstanden werden. Bisweilen finden sie bei der W a h l des neuen B.herrn statt, und das anschließende Gelage, manchmal verbunden mit nachfolgendem T a n z , ist die H a u p t s a c h e geworden 152 ). " ) W e i n h o l d Quellen 34. M ) B i r l i n g e r Volksth. 2 , 2 0 5 . 65) Z f V k . 7 , 9 3 . '•) G r o h m a n n 52. »') S c h m i t z Eitel 1, 99. 8a) W o l f Beiträge 2, 387. M ) P a n z e r Beitrag 2, 3 1 5 ; W u t t k e 301 N r . 442; G r o h m a n n 28. *>) S a r t o r i 2 , 2 7 . " ) B a r t s c h Mecklen-

Brüsti;e—brüten

I685 bürg

2, 226. 244.

•>) W u t t k e t o r i 3,232. I, 192.

95)

M)

S e 1i g m a n n

i,

237.

68 § 78; ZfVk. 4, 402; S i r 94) B i r l i n g e r Aus Schwaben

W u t t k e

376 § 571 ; H ö h n

Ge-

burt Nr. 4, 258. 96) P a n z e r a . a . O . 1, 259; K üh na u Sagen 2, 690. ") K ö h l e r Voigtland

437.

98)

W u t t k e

379

§

576.

") D r e c h s l e r i, 204 f. 10i) HessBl. 16, 28 f. 101) B o h n e n b e r g e r Nr. i, 3. 21. 102) L a m m e r t 173. ™) H ö h n a.a.O. N r . 4,

266.

104 )

R o c h h o l z

Drei

Gaugöt-

tinnen 131.

105)

W u t t k e 14 § 12. " ' ( M e y e r

Baden 569. 2 , 1 4 9 . l09)

1 0 ')

D r e c h s l e r

1,291.

108 )

Ebd.

HessBl. 16, 21. 110) L i e b r e c h t Zur Volhsk. 335. l u ) Vgl. G r o h m a n n 74 f. 112 ) J o h n Erzgebirge 163. 113) Grohmann 50. 114) J o h n a. a. O. 65. 115) W u t t k e 293 116)

§

429;

K ö h l e r

Voigtland

419.

S c h r a m e k Böhmerwald 114. Sart o r i 2, 27. 11S) B i r l i n g e r a. a. O. 2, 82. 119) S c h r a m e k 120 a . a . O . 116. ) John Westböhmen 16. 121) D r e c h s l e r i, 40; Sartori 2, 27. 122) G r o h m a n n 50. ,23) S e p p Sagen 331 ; E o c h h o l z a. a. O. 6. 124) W u t t k e 292 § 428. 12ä) M e y e r Baden 11. 1!«) W e i n h o l d a . a . O . 60. >27) Ebd. 41. 128) L a m m e r t 198. 129) ZfVk. 4 , 1 4 6 . 130j S é b i l l o t 2 , 2 4 5 . 2 9 5 ; Moore in: F L . 5, 224. 131) M ü l l e r Siebenbürgen 132 133 216. ) S é b i l l o t 2,277. ) Hovorka u. K r o n f e l d i, 268. 134) G r o h m a n n .163. 135) W u t t k e 3 3 6 5 5 0 1 . 138) D r e c h s l e r 2, 114. 137) K u h n u. Schwartz 389. 138) M e y e r Baden 138. 139) K n u c h e l Umwandlung 90. 140) M a n n h a r d t i, 430. 141 ) B i r l i n g e r Volksth. 2, 30 ff. l42) M a n n h a r d t 1, 488. 113) P a n z e r a. a. O. 1, 229. 144)

145)

V e r n a l e k e n

Alpensagen

364.

M a n n h a r d t 1, 377. 148) SAVk. 2, 16 f. II, 36. 147) S a r t o r i 3, 152. 148) M e y e r a. a. 0.157; ZfVk. 14, 421. 14e) M a n n h a r d t 1, 241.

151)

150 )

S a r t o r i

Sitte

u.

Brauch

3, 70.

M e y e r a. a. O. 220. 152) W o l f a . a . O . 1, 229 f.; NddZfVk. 4, 245 ff. Hünnerkopf. B r ü s t e x ) . Volle B. werden gerne gesehen; im N i e d e r b a y r i s c h e n 2 ) w e n d e t .man, um solche zu bekommen, Weihwasser a n ; im Österreichischen 3 ) stellen sich Mädchen, die vollbusig werden wollen, nachts bei V o l l m o n d u n v e r h ü l l t ans Fenster und sagen: „Herr Man (Mond) Schein mei Brust an, Daß 's wird wie ein Essigkrug, Hab i mei Lebtag Brust genug." Die B r u s t d r ü s e n e n t z ü n d u n g gehört zu den g e f ü r c h t e t s t e n E r k r a n k u n g e n v o n Wöchnerinnen. Es wird geraten, den rechten Schurzzipfel oben in das Schurzband zu stecken oder Milch aus der B r u s t

1686

auf ein heißes Bügeleisen zu träufeln 4 ). Bei Brustschwellungen (Einschuß) soll der Mann früh morgens einen Feldstein nehmen, dreimal das Kreuzzeichen über die B. machen, dann den Stein wieder genau einsetzen, wie er vorher l a g 6 ) . Gegen B r u s t w a r z e n v e r w e n d e t man im Ennstal sog. Menschenschmalz, d. h. aus F r a u e n m i l c h bereitete B u t t e r 6 ) . Bei W o chenbettfieber g l a u b t man in B a y e r n , „ d a ß die Spinn der K r a n k e n z u m K o p f gestiegen s e i " '). H ä u f i g findet man V o t i v b. (s. V o t i v ) in Wallfahrtskapellen 8 ). ') H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 606. P o l l i n g e r Landshut 248. 3) ZföVk. 3, 7. Hovorka u. K r o n f e l d 2, 606. 5) W u t t k e § 495. ') H o v o r k a u. K r o a f e l d 2, 607. ') Ebd. 8) A n d r e e

2) 4)

Volive

117.

Stemplinger.

brüten. V o n B e d e u t u n g ist der T a g , an d e m man die H e n n e ansetzt. A m Ostermorgen zwischen 11 und 12 Uhr gesetzte Eier geben Hühner, die jedes J a h r die F a r b e wechseln, Gründonnerstag gesetzte geben bunte Hühner 1 ). Die K ü k e n gedeihen gut, w e n n man die Eier an einem K i r c h t a g unterlegt 2 ), a m S o n n t a g während des L ä u t e n s 3 ) , zwischen 11 und 12 Uhr, wenn der P a s t o r den Segen spricht 4 ), w e n n die L e u t e die K i r c h e v e r l a s s e n 5 ) : solche Hühner laufen nicht auseinander 6 ). G ü n s t i g ist es, Hennen F r e i t a g m i t t a g s 11 Uhr 7) oder an allen W o c h e n t a g e n v o n I i bis 12 Uhr a n z u s e t z e n 8 ) . Morgens um 6 Uhr und m i t t a g s u m 12 U h r gesetzte Eier geben lauter H e n n e n k ü k e n 9 ) . Der S o p h i e n t a g gilt als günstig, der Valentinstag als ungünstig f ü r den B r u t b e ginn 10 ). Man m u ß die Eier bei neuem u ) oder w a c h s e n d e m L i c h t e ansetzen 12 ) und zwar in ungerader Z a h l 1 3 ) , dann gibt es mehr Hennen- als H a h n e n k ü k e n 14 ). Bev o r man die Henne setzt, m u ß man die Eier in eine Mütze, am besten die eines Juden, l e g e n 1 5 ) . Will man Hühner mit einem Schopf haben, m u ß man beim A n setzen einen hohen H u t tragen 16 ) oder der H e n n e einen solchen wie auch eine große Mütze a u f s t ü l p e n 1 7 ) . L e g t man einen Reifen u m das Brutnest, so nehmen die K ü k e n später keinen S c h a d e n 1 8 ) . W e n n man Eier setzt, darf man bei Tisch

Bryonia—Buch

1687

nicht d a v o n reden, sonst kommen sie nicht aus 19 ). Will man mehr Hennen als Hähne haben, so muß man das Brutnest von Stroh machen, das man aus einem F r a u e n b e t t zieht, in einem Neste von Männerbettstroh ausgebrütetes Geflügel wird männlich 20). A u s einem Neste, auf dem eine Gans brütet, darf man keinen Strohhalm ziehen, sonst verderben die E i e r 2 1 ) , wie man überhaupt Geflügelnester nicht mit der H a n d berühren darf, weil sonst die Hennen nicht hineingehen 22 ). Der brütenden Gans wird Quendel untergelegt 23 ). Besonders empfindlich ist die keimende F r u c h t gegen Lärm. W o das Geflügel brütet, darf nicht mit Peitschen geknallt und mit W a g e n gerasselt w e r d e n 2 4 ) . W ä h r e n d des Gewitters stellt man einen großen Kessel neben die Nester, der den Schall auffangen s o l l 2 S ) . In der B r u t z e i t darf kein Nagel in die W a n d geschlagen werden und ist alles Schießen v e r b o t e n 26 ). Hühner b. leicht, w e n n man sie mit den Resten füttert, die nach der Frühlingssaat im Sack bleiben 27 ). ') H e c k s c h e r Hann. Volksk. i , ' ( S p i e ß Fränkisch - Hennebergisch 3)

§ 79. 152.

J o h n Erzgebirge 234. ') F o g e 1 183. D r e c h s l e r 2, 87; G r i m m Mylh. 3, 18. •) H e c k s c h e r Hann.Vk. 1, § 79. ') B i r l i n g e r Aus Schwab. 1, 473. ') F o g e l 183. •) Ebd. 180. 10) D r e c h s l e r 2, 87; J o h n Westböhmen 216. n ) G r o h m a n n 141; D r c c h s l e r 2, 88. " ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 150. " ) B a r t s c h 6)

Mecklenburg

2, 159; S c h m i t t

Alemannia 27,241; F o g e l Erzgebirge 234.

ls)

Hetlingen

183.

Toeppen

")

Masuren

15;

John 101.

") R e i s e r Allgäu 2, 79; D r e c h s l e r 2, 88. ") D r e c h s l e r 2, 88. ») Ebd. 2, 85. ") F o g e l 183. 20) B a r t s c h Mecklenburg 2, 159; D r e c h s l e r 2, 88. ! l ) G r o h m a n n 140. 22) F o g e l 180. *») G r o h m a n n 140; D r e c h s 1 e r 2, 88. " ) H e c k s c h e r 124, 369; B a r t s c h Mecklenburg 2, 158. " ) H e c k s c h e r 370. se) Ebd. 370 = Birlinger Aus Schwaben 1, 403. ") M e y e r Baden 411. Heckscher. Bryonia s.

Zaunrübe.

Buccomantie (Mundwahrsagung, bucca = Mund). Eine um die Mitte des 19. Jhs. v o n d e m Z a h n a r z t Rogers nach a n t i k e m Muster geprägte Bezeichnung für „ d i e K u n s t , die Vergangenheit, Gegenwart

und Z u k u n f t eines Menschen auf Grund der B e t r a c h t u n g seines Mundes zu erk e n n e n " , also einer Unterabteilung der Physiognomonik William R o g e r s La Buccomancie (Paris 1851); nach dem Französischen bearb. von H. G a u ß (Weimar 1853, mit Abb.) Boehm.

Buch. 1. Neben der Bibel (s. d.), dem Gebetund Gesangb. (s. d.) spielt auch das gewöhnliche B. eine Rolle in G l a u b e und B r a u c h des V o l k e s ; es ist in manchen Fällen einfach an die Stelle derselben getreten. So legt man gegen das B e r u f e n in Siebenbürgen ein B. in die W i e g e unter das Hauptkissen des K i n d e s ; es hilft auch gegen den A l p Gegen K r a n k h e i t steckt man die ererbten (handschriftlichen) H e f t e (Büchlein) mit Rezepten und Segen dem Patienten unter den K o p f 2 ) . Das Beisichtragen v o n Zauberbüchlein (wie z. B. des Geistlichen Schildes) sichert „ v o r allen Feinden, sie seien sichtbar oder unsichtbar und auch den, der dieses B ü c h lein bei sich hat, der kann ohne den ganzen Fronleichnam Jesu Christi nicht ersterben, in keinem Wasser ertrinken, in -keinem Feuer verbrennen, auch k a n n kein unrecht Urteil über ihn gesprochen werd e n " 3 ). — Meist verwendet man jedoch heute die heiligen Bücher (Bibel, Gebetund Gesangb.), wenn man sich gegen Gefahr schützen oder Unheil abwehren will, mit dem gewöhnlichen B. (oft m u ß es aber ein „ E r b b . " sein) v e r f o l g t man andere Z w e c k e : In W e s t b ö h m e n steckt man vor dem G a n g zur T a u f e zwei Messer oder zwei Gabeln oberhalb der T ü r in den T ü r s t o c k und legt ein B . d a r a u f ; dann lernt das K i n d leichter lesen 4 ); die Siebenbürger glauben, daß ein K i n d gelehrig wird, wenn man ihm ein B. unter das K ö p f c h e n legt oder wenn man i h m einen Brief in sein Häubchen s t e c k t 5 ); in Pommern lassen die Angehörigen das neugeborene K i n d bald nach der Geburt in ein B. sehen; dann lernt es später sehr g u t 6 ) . Das erste B. soll ein K i n d v o n seinen P a t e n b e k o m m e n 7 ) . D a s sind zweifellos s e k u n d ä r e A b w a n d l u n g e n d e s ursprünglichen Schutzmittels. — W e i t verbreitet ist der Glaube, daß, w e n n man

1690

Buchdrucker

etwas auswendig lernen will, man abends das B. unter das K o p f k i s s e n legen müsse 8 ). L ä ß t m a n ein B. nachts offen liegen, so v e r g i ß t man alles, was man daraus gelernt h a t 9 ) . — Schon die Rockenphilos o p h i e 1 0 ) e r k l ä r t : „ W e n n ein B r ä u t i g a m seiner B r a u t ein B. k a u f t oder schenkt, so wird dadurch die L i e b e v e r b l ä t t e r t " ; der Glaube ist noch h e u t e w e i t v e r breitet u ) . — K i r c h l i c h gelehrten Ursprungs, aber v o l k s t ü m l i c h e Ü b u n g geworden, ist das dem Bibelorakel (s. d.) entsprechende B.orakel, das uns aus d e m MA. 1 2 ) und der N e u z e i t 1 3 ) viel belegt i s t : man ö f f n e t wahllos ein B. und g l a u b t aus dem, worauf das A u g e zuerst fällt, die Z u k u n f t zu erkennen. — W i e E r b b ü c h e r (Bibel, Gebetb.) so dienen auch gewöhnliche oder aber Z a u b e r b ü c h e r zur E n t d e c k u n g eines D i e b e s : man n a h m im obern N a h e t a l ein B . und ging morgens vor S o n n e n a u f g a n g ins Freie, schlug dann in dem B . B l a t t f ü r B l a t t herum und nannte bei j e d e m B l a t t den N a m e n eines des D i e b s t a h l s V e r d ä c h t i g e n . Sobald der N a m e des wirklichen Diebes genannt wurde, schlug das B l a t t v o n selbst herum, wenn sich auch sonst kein L ü f t chen regte 14 ). *) H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 260 Nr. 3 ; S e l i g m a n n Blick 2 , 3 0 2 . 2) S e y f a r t h Sachsen 149. 3) Geistl. Schild. 170 f. 4) J o h n 6) H i l l n e r Westböhmen 263. Siebenbürgen 52 Nr. 1 7 ; v g l . a u c h R o c h h o l z Kinderlied 282; H ö h n Geburt 2 7 8 ; F o g e l Pennsylvania 37 N r . 46 f f . 6) Urquell 5 (1894), 279. 8 ') F o g e l 37 Nr. 45 f f . ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 3 1 4 N r . 1 5 3 6 ; S t r a c k e r j a n 1, 114; D r e c h s l e r 2, 2 6 7 ; U r q u e l l 1 (1890), 1 6 5 N r . 5 9 ; S a r t o r i Sitte u. Brauch 1, 45 ; F o g e l Pennsylvania 360 Nr. 1920; L a m m e r t 92. B) F o g e l a. a. O . 365 Nr. 1 9 5 3 ; vgl. L i e b r e c h t Z. Volksk. 331 Nr. 159 (Norwegen). 10) 106 N r . 83 = G r i m m Myth. 3, 437 N r . 80. " ) P a n z e r Beitrag 1, 261 Nr. 7 2 ; K ö h l e r Voigtland 438; D r e c h s l e r 1 , 2 3 2 . 12 ) Z f V k . 11 (1901), 277 f . ; MschlesV k . 21

§ 349.

( 1 9 1 9 ) , 83 f. N r . 19.

13)

W

» ) Z f r h e i n V k . 2 (1905),

u 1 1 k e

242

298.

2. In einer unterfränkischen Schatzsage gesteht der schatzhütende Geist: „ D e n S c h a t z k a n n nur derjenige heben, welcher das B . d e s Lebens mitbringt und a n w e n d e t ; das wird im K l o s t e r der schwarzen K a r m e l i t e r in W ü r z b u r g

a u f b e w a h r t . " Weil aber die K a r m e l i t e r das B. nur gegen ein P f a n d v o n zehntausend Gulden herausgeben wollten, die S c h a t z g r ä b e r aber diese B ü r g s c h a f t nicht leisten konnten, ist der S c h a t z noch heute ungehoben 15 ). Nach Cäsarius v o n Heisterbach ( V I I , 38) halten Enoch und Elias das B. des Lebens; wird die letzte weiße Seite desselben gefüllt, so ist der U n t e r g a n g der W e l t g e k o m m e n 1 8 ) . In einer niedersächsischen Sage besitzt der T e u f e l ein B. des L e b e n s 1 7 ) . 16 ) Z f d M y t h . 1 (1853), 303 f. ") K a u f m a n n Caesarius 142. " ) H a r r y s Sagen Niedersachsens N r . 33. Ü b e r das B u c h des L e bens vgl. H a s t i n g s 2, 792 f f , ; G u n k e 1 Märchen 104.

3. Die grüne J u n g f e r auf dem Hausberge k a n n nur erlösen, wer das B. lesen kann, das ihre und des Schlosses Geschichte enthält. D o c h ist es in so alter S c h r i f t geschrieben, daß noch niemand es zu lesen v e r m o c h t e . W e n n aber einst jemand das B . wird lesen können, so wird sich das S c h l o ß aus dem B e r g auf den Gipfel desselben heben und die J u n g f e r wird erlöst sein 18 ). B e r g e n t r ü c k t e haben o f t ein B. bei sich 19 ). Ü b e r v o m H i m m e l gefallene Bücher s. Himmelsbriefe. 18) S o m m e r Beiträge 2, 70.

Sagen

1 7 N r . 12. " ) W o l f Bächtold-Stäubli.

B u c h d r u c k e r (Schriftgießer und Schriftsetzer). Bei den B . n h a t sich noch ein R e s t der alten Gesellenweihe erhalten, die seit dem MA. in vielen H a n d w e r k e n üblich w a r und die letzten Endes auf uralte, primitive Jünglingsweihen zurückgeht. Es ist dies das sog. „ G a u t s c h e n " *), wobei der Lehrling nach B e e n d i g u n g seiner L e h r z e i t v o n den in derselben Offizin arbeitenden Gesellen in einem mit W a s s e r gefüllten G e f ä ß oder mittels nasser S c h w ä m m e gründlich befeuchtet wird. Zur B e s t ä t i g u n g wird ihm ein sog. „ G a u t s c h b r i e f " ausgestellt, den (der Prinzipal und) alle Gehilfen unterzeichnen, w o f ü r der neue Geselle ihnen einen T r u n k spenden muß. In früherer Zeit wurde die A u f n a h m e in den Gesellenstand v o n einem Spiel, der „ D e p o s i t i o c o r n u u m " 3 ), begleitet, w o f ü r

Buche a b e r in diesem F a l l e n i c h t der v e r w a n d t e H a n d w e r k s b r a u c h , sondern die a k a d e m i sche D e p o s i t i o n , der sich die j u n g e n S t u d e n t e n a n der U n i v e r s i t ä t u n t e r z i e h e n m u ß t e n , das n ä c h s t e V o r b i l d a b g a b . D i e s e B e e i n f l u s s u n g e r k l ä r t sich a u s den B e z i e h u n g e n der B . , denen eine gewisse Bild u n g und die K e n n t n i s der alten S p r a c h e n nicht f e h l e n d u r f t e n , zu den U n i v e r s i t ä t s kreisen. A n g e h ö r i g e dieses B e r u f e s w a r e n a n den H o c h s c h u l e n eingeschrieben, u n d h e u t e erinnert n o c h der T i t e l U n i v e r s i t ä t s b . a n diese V e r b i n d u n g . D e r j u n g e Geselle, der n a c h seinem mit Hörnern versehenen Hut „ C o r n u t " ( G e h ö r n t e r ) g e n a n n t w u r d e , m u ß t e erst eine R e i h e g r o t e s k e r u n d b e s c h ä m e n d e r Z e r e m o n i e n ü b e r sich ergehen lassen, b e v o r er der A u f n a h m e in den n e u e n S t a n d w ü r d i g e r a c h t e t w u r d e . W i e bei a n d e r e n d e r a r t i g e n B r ä u c h e n sollte er durch fingiertes Behauen, Behobeln, Befeilen, H a a r - u n d B a r t s c h e e r e n , Z a h n reißen, d u r c h Ohrfeigen, A b s c h l a g e n des C o r n u t e n h u t e s , B e i c h t e und T a u f e s y m bolisch zu einem neuen M e n s c h e n gemacht werden. A u s d e m 17. und 18. J h . sind mehrere Depositionsspiele f ü r B . erhalten, v o n denen das ä l t e s t e a u s d e m J a h r e 1621 v o n d e m D a n z i g e r B . P a u l u s de V i s e s t a m m t , n a c h w e l c h e m der D i c h t e r J o h . R i s t sein S t ü c k v o n 1655 v e r f a ß t e . D a ß die B . k u n s t einst v o n einem gewissen N i m b u s u m g e b e n war, zeigt die f r ü h e r allgemeine V e r w e c h s l u n g des Mainzer B . s J o h . F u s t mit Dr. J o h . F a u s t , w o v o n sich (neben der B e z i e h u n g auf die B . s c h w ä r z e ) die s c h e r z h a f t e n B e z e i c h n u n g e n S c h w a r z k ü n s t l e r und s c h w a r z e K u n s t f ü r die B . und ihre T ä t i g k e i t herleiten d ü r f t e n 4 ) . l ) Z. B. die Lehrlings- und Gesellenweihe zünftiger Handwerke, das Hänseln der Kaufund Fuhrleute, die Wehrhaftmachung der Jäger vgl. S c h a d e Weimar. Jahrbuch 4, 258 ff.; 6, 292 ff.; O t t o D. alld. Handwerk4 113 ff. 2) SchweizVk. 7, 17 ff.; W. F a b r i c i u s Die akad. Deposition 1895, 65 Anm. ') S c h a d e a. a. O. 6, 369 ff.; G ä d e r t z Akad. Blätter 1884, 385 ff.; F a b r i c i u s a . a . O . ; K l e n z Die deutsche Druckersprache 1900, 62 ff. ') K l e n z a. a. O. 96. Schömer.

1692

Buche (Rot-, Waldb. ; Fagus silvatica). 1. B o t a n i s c h e s . Die B . , leicht k e n n t l i c h a n der g l a t t e n s i l b e r g r a u e n R i n d e , h a t ihr H a u p t v e r b r e i t u n g s g e b i e t i m w e s t l i c h e n E u r o p a ( e t w a bis z u r L i n i e Königsberg-Kaukasus). In der U r z e i t w a r sie w e g e n ihrer ölhaltigen F r ü c h t e ( B u c h e c k e r n ) ein w i c h t i g e r N a h r u n g s b a u m . S c h o n in der v o r g e s c h i c h t l i c h e n Z e i t h a t sich die B . auf K o s t e n der E i c h e w e i t a u s g e b r e i t e t x ). Die R o t b . darf n i c h t mit der zu d e n B i r k e n g e w ä c h s e n gehörig e n W e i ß b . ( H a i n b . ; C a r p i n u s betulus), die e t w a s g e f a l t e t e , a m R a n d e scharf ge-: z a h n t e B l ä t t e r hat, v e r w e c h s e l t w e r d e n 2 ). H o o p s Reallex. 1, 344. *) M a r z e 11 Kräuterb. 88. 97. 2. Die Sage kennt verschiedene w u n d e r b a r e B . n , so H e x e n b. n, u n t e r denen die H e x e n t a n z t e n 3 ) und B l u t b . n (botanisch ist d a r u n t e r die v a r . p u r p u r e a mit r ö t l i c h e n B l ä t t e r n zu v e r s t e h e n ) 4 ). U n t e r der Z a u b e r b . in U n t e r - S e e l a n d ( K ä r n t e n ) w u r d e den V o r ü b e r g e h e n d e n allerhand Schabernack angetan8). A u c h in der christlichen L e g e n d e spielt o f t die B . eine R o l l e ( W a l l f a h r t s o r t , heiliger B a u m usw.) 6 ). In W e s t f a l e n ist die B . der „ K l e i n k i n d e r b a u m " (vgl. Esche), aus d e m die kleinen K i n d e r g e h o l t w e r d e n 7 ) . V i e l leicht s c h i m m e r t hier n o c h die A n s c h a u u n g v o n der B . als e i n e m F r u c h t b a u m durch, v g l . die V o l k s m e i n u n g in der F r a n c h e - C o m t é : W e n n es viele B u c h eckern g i b t , wird es viele uneheliche K i n d e r g e b e n 8 ) (s. Hasel). G e h ö r t a u c h der G l a u b e hieher, d a ß n e u g e b o r e n e n M ä d c h e n , die in einer b u c h e n e n W a n n e g e b a d e t w e r d e n , später einmal die M ä n n e r sehr n a c h l a u f e n ( S t e t t i n ) 9 ) ? O d e r d e n k t m a n a n einen V e r g l e i c h der g l a t t e n g l ä n z e n d e n B u c h e n r i n d e m i t der H a u t der Mädchen ? s) Z. B. M e i e r Schwaben 195. 4) H e r z o g Schweizersagen 1, 251; Schweizld. 4, 982. 6) G r a b e r Kärnten 21. 6) H ö f 1 e r Waldkult 73 ff.; S c h ö p p n e r Sagen 1, 274; G r e d t Luxemburg 273. 278. ') Urquell 5, 287; S c h e l l Berg.Volksk. 108; S a r • o r i Westfalen 77. •) B e a u q u i e r Faune et . - n e 2, 63. s) Urquell 5, 279.

3. W e i t v e r b r e i t e t ist der V o l k s g l a u b e , d a ß die B . n n i c h t v o m B l i t z g e t r o f f e n

Buchfink—]•Buchsbaum

1693

werden, und daß man sich daher bei einem Gewitter unter einer B . unterstellen könne („doch die B u c h e n mußt du suchen") 1 0 ). E s ist übrigens durch die wissenschaftlichen Untersuchungen des Botanikers E . S t a h 1 " ) festgestellt, daß die B . (z. B . im Gegensatz zur Eiche) v o n starken Blitzschäden meist verschont bleibt. Besonders die B . n (vgl. Birke), die an Fronleichnam zum S c h m u c k der Altäre gedient haben, sollen v o r B l i t z schützen 1 2 ). ,0 ) Z . B . G r i m m Myth. 3, 64; Schweizld. 4, 980; ZfrwVk. 1908, 227; M a r z e l l Bayer. Volksbot. 138; ebenso in den Ardennen und in Lothringen: S i b i l l o t Folk-Lore 3, 381.

n ) Die Blitzgefährdung der verschiedenen Baumarten 1 9 1 2 , 52 " ) R e i s e r Allgäu 2, 1 4 7 ;

Andrian

Altaussee 125.

4. Ein B . n b l a t t mit T b e z e i c h n e t 1 3 ) , einem Menschen oder Vieh eingegeben, heilt allen Schaden und schützt v o r Behexung 1 4 ). K n i e t man an Weihnachten während der Mitternachtsmesse auf ein neues buchenes Stühlchen, worauf noch niemand kniete, so sieht man die H e x e n 1 5 ) (vgl. neunerlei Holz). H a t das Vieh Läuse, so besiebt man es mit gebrannter Zwölften-B.nasche 1 6 ). la ) T als Schutzmittel vgl. A n d r e e -

E y s n Volkskundliches 65. l l ) M o n t a n u s Volksfeste 118. ") J bElsaß-Lothr. 10, 237. ") B a r t s c h Mecklenburg 2, 152.

5. B.nholz, im N e u m o n d gehauen, ist dauerhaft und wird v o m W u r m nicht leicht z e r f r e s s e n 1 7 ) oder die Nachtriebe treiben, wenn es im zunehmenden Mond geschlagen worden, besser und kräftiger aus 18 ). ") B a r t s c h Mecklenburg 2, 200.

d e Pfalz

18

) W i 1-

37.

6. In der V o l k s m e d i z i n wird die B . nur wenig verwendet. Die hl. H i l d e g a r d 1 9 ) bringt eine „ B e s c h w ö r u n g " gegen Gelbsucht, in der die B . eine Rolle spielt. Durch das „ u n g e b o h r t e " Loch einer alten B . bei Fischbach (Pfalz) steckte man „ r a u h l i c h e " Kinder, die nicht gedeihen wollten (vgl. Durchziehen). Ein A b s u d v o n dem Holz der Wunderb, bei K a t t e n b u c h ( B A . Weissenburg in B a y e r n ) sollte bei schwangeren Weibern die Geburt eines K n a b e n , der

1694

A b s u d v o n dem Holz der Linde aber die eines Mädchens bewirken 2 1 ). ») Physika

") J ä c k e l

3. 26.

") B e c k e r

Oberfranken 178.

Pfalz

136.

7. A m Mittag des J o h a n n i s t a g e s tun sich die Bucheckern auf, und wenn es dann r e g n e t , werden die F r ü c h t e t a u b 22 ). Andrerseits heißt es aber gerade im Gegenteil, daß die B . n m a s t gut werde, wenn es am J o h a n n i s t a g e regne 2 3 ). Viele Bucheckern im Herbst bedeuten einen folgenden strengen und härten Winter 24 ) oder ein Mäusejahr 2S ), daher der Schweizer S p r u c h : „ V i l Buech, vil F l u e c h " 28 ). Wenn die B . bald austreibt, dann gibt es eine f r ü h e Ernte 2 7 ), oder so lang der B . n w a l d vor oder nach Georgi (23. April) grün wird, so lang v o r oder nach J a k o b i (25. J u l i ) fällt die E r n t e M ). Wenn die B . n zuerst unten ausschlagen, so steigen die Getreidepreise, grünen sie aber zuerst oben, so sinken die Preise 29 ). Will man wissen, wie der kommende Winter wird, so schneide man an Allerheiligen (1. November) einen Span aus einer B . : Ist er trocken, so gibt es einen trockenen, warmen Winter, ist der Span naß, so folgt ein sehr kalter Winter (in verschiedenen Gegenden) 30 ). ") K u h n Mecklenburg

Westfalen 2, 176;

2,271;

Andree

Bartsch Braunschweig

410; JbElsaß-Lothr. 10, 231. ") K u h n und

S c h w a r t z 393; B a r t s c h Mecklenburg 2 , 2 9 2 . ") Schweizld. 4, 983; W i l d e Pfalz

37: vgl. auch Eberesche, Esche, Hasel.' ") Schweizld. 4, 983; ebenso in Ungarn: Verh. d. Ver. f. Natur- u. Heilkunde zu Preßburg. N F . 7 (1887-91), 100. 2«) Schweizld. 4, 983. ") F i s c h e r Schwäb.Wb. 2, 828. »«) Ebd. 3, 374. *•) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 412;

Schweizld. 4, 980.

30

) Bereits bei C o l e r u s

Oeconomia oder Hausbuch 1 (1604), 206; ferner

ZfVk. 10, 2 1 1 ; W r e d e Rhein. Vk. 90; W i r t h

Pflanzen 1 4 ; Heimatblätter 1 (Kufstein 1923 bis 1924) H. 11, 9; Y e r m o l o f f Volkskalender 457. Marzeil.

B u c h f i n k s.

Fink.

Buchsbaum ( B u x u s sempervirens). 1. B o t a n i s c h e s . S t r a u c h mit lederartigen, eiförmigen immergrünen B l ä t t e r n und kleinen unscheinbaren gelblichweißen Blüten. Die Heimat des B . s ist das südliche und westliche E u r o p a , im südlichen Mitteleuropa kommt er an ein-

Buchsbaum

1695

zelnen Stellen wild vor. Sonst wird der B. h ä u f i g in Gärten, A n l a g e n und in Friedhöfen a n g e p f l a n z t 1 ). Den Germanen der Urzeit war der B. anscheinend nicht bek a n n t 2 ). ') M a r z o l l Kräuterbuch Reallar. i , 347—349.

138.

2)

H o o p s

2. Die Zweige des B.s bilden besonders im westlichen Deutschland einen häufigen Bestandteil des P a l m s (s. d.) und teilen mit diesem die a n t i d ä m o nischen E i g e n s c h a f t e n 3 ) . Der B. vertreibt den Teufel, weshalb ein niederdeutscher „ G a r t der G e s u n d h e i t " (Ortus Sanitatis) 4 ) b e r i c h t e t : „ B u ß b o e m v e r d r y f f t den d u v e 1 dat he neene Stede mach in dem huße. v n d e d a r u m m e leth men an velen enden gemeynliken bußboem w y g h e n up dem P a 1 m d a c h meer wen ander k r u e t " 5 ). Das K r ä u t e r buch des Hieronymus B o c k v. J. 1546 bildet neben dem Holzschnitt des B.s den davoneilenden Teufel ab. Vielleicht h ä n g t damit auch die sprichwörtliche Redensart zusammen „einen K e t z e r mit B . bestecken und dem P l u t o (Teufel) z u m Neujahr s c h e n k e n " 6 ). Die geweihten B.zweige s c h ü t z e n vor Blitzgefahr7), bewahren das Vieh vor K r a n k h e i t und bösem Zauber (Aargau) 8 ). Der B. bringt Glück, daher stecken ihn die Burschen bei der A u s h e b u n g zu sich, um frei zu werden, oder nehmen d a v o n ein Astchen, wenn sie eine Reise tun, zu sich (Siebenbürgen) 9 ).

1696

einen mit Wasser gefüllten Teller so viele B . b l ä t t e r gelegt, als Familienmitglieder vorhanden sind, und jedes B l a t t wird mit dem Namen eines solchen bezeichnet. Wessen B l a t t am Morgen grün ist, bleibt gesund, ein fleckiges B l a t t bedeutet K r a n k h e i t , ein schwarzes Tod 12 ). W ö l b t sich das auf einen heißen Ofen oder in die heiße Feuerstelle gelegte B . b l a t t , so k o m m t der Soldat gut v o m K r i e g nach Hause, s c h r u m p f t es zusammen, so wird er verwundet, wird es schwarz, so stirbt e r 1 3 ) . Die bulgarischen Mädchen legen zwei B.blätter auf den warmen Herd; kommen die beiden Blätter beim Trocknen und Rollen zusammen, so bedeutet dies baldige H e i r a t 1 4 ) . A u c h in Frankreich sind Orakel mit den auf den heißen Ofen gelegten B.blättern gebräuchlich. Es wird hier besonders auf das Knistern der eintrocknenden Blätter g e a c h t e t 1 S ) . 10) Orakeltag in Liebesangelegenheiten S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 90. u ) H e ß Hessen 2, 93. lä ) S c h u l l e r u s Pflanzen " ) Ebd. 89. " ) A r n a u d o f f Bulgar. bräuche 1917, 21. 1S) S S b i l l o t Folk-Lore 296; R o l l a n d Flore pop. 9, 248.

vgl. 1e r 84. Fest3,

3) Z. B . Franz Benediktionen 1, 487; Mannhardt i , 287; D i e n e r Hunsrüch 230. 4) Lübeck 1520. 6) S c h i l l e r Tierbuch 2, 23; ebenso im Ortus Sanitatis, deutsch, Mainz 1485, Kap. 70. •) G r i m m e l s h a u s e n Simpl. 3. Buch, 5. K a p . ; vgl. auch W a n d e r Sprichwörter le xikon 1, 500. 7 ) L e i t h a e u s e r Berg. Pflanzennamen 11. 8) Schweizld. 4, 999; ebenso in Frankreich: S é b i l l o t Folk-Lore 3, 381; R o l l a n d Flore pop. 9, 247 f. 9) S c h u l l e r u s Pflanzen 88.

4. In der S y m p a t h i e m e d i z i n werden „ F i e b e r p a c k e r l n " benutzt, die 72 B . b l ä t t e r 16 ) enthalten. Sie werden v o m K r a n k e n abends um den Hals gehängt und dann morgens weggenommen 1 ? ) oder nach dem „ A b z ä h l e n " (s. zählen) v o n 72 bis 1 in fließendes Wasser geworfen 18 ). Die Blätter des als „ P a l m " geweihten B.s werden gegen starkes Fieber g e k a u t 1 9 ) . In die v o m Boden aufgenommene und in einen Topf geworfene F u ß s p u r eines Menschen wird B. gepflanzt. W i e dieser wächst, so muß der Mensch vergehen 21 ). Unter einem B. schlafen gilt als gefährlich 21 ). „ P a t e r n o s t e r " (Rosenkränze), Löffel oder Messerhefte aus B.holz benehmen die L u s t zur U n k e u s c h h e i t 2 2 ) .

3. Als O r a k e l p f l a n z e wird der B. am Matthiastage (24. Febr.) 10) v o n den Mädchen b e n u t z t : W e n n sie mit verbundenen A u g e n an den auf den Tisch gelegten B . z w e i g kommen, so werden sie noch in demselben Jahr B r a u t u ) . A n W e i h n a c h t e n oder Neujahr werden in

" ) Zur Zahl „ 7 2 " vgl. Z f V k . 23, 69 f. ") F o s s e 1 Volksmedizin 130. 18) A n d r i a n Altaussee 134. ") W i l d e Pfalz 38; übrigens wurden die B.blätter in der älteren Medizin gegen Wechselfieber verwendet. 20) S c h i 1 1 e r Tierbuch 2, 23. 21) B u c k Volksmedizin 33; der B. enthält tatsächlich giftige Alkaloide. M ) Ortus Sanitatis, deutsch, Mainz 1485, Kap. 70. Marzeil.

Buchstabe

I6Q7

Buchstabe. Die einzelnen B.n des A l phabets (s. d.) dienen in mannigfacher Weise zu Zauber und Symbolik. Anregung dazu kann kommen v o n antiken Zaubervorschriften, von dem A und 0 und anderen geheimnisvollen W ö r t e r n in der Bibel, aus der K a b b a l a , v o m Runenzauber oder gelegentlichen Anlässen, indem bestimmte Wörter, Sätze oder Sprüche mit den betreffenden B . n anfingen. O f t handelt es sich natürlich um einfachen H u m b u g , und die Hexenmeister setzen irgend etwas geheimnisvoll Aussehendes hin. Denn seit den frühsten Zeiten, schon bei den alten Ä g y p t e r n , „ w a r die Unverständlichkeit der W o r t e die Vorbedingung f ü r die Z a u b e r k r a f t der F o r m e l " Unsprechbare B.nzusammenstellungen, denen nur schwer ein Sinn abzugewinnen ist, werden empfohlen für sehr verschiedenartige Zauberhandlungen, zur B l u t besprechung 2 ). „ V o r das Reissen" empfehlen die „ N e u n z i g Geheimnisse" sechs Zeilen, in denen, nur leise verstellt, u. a. sich die W o r t e „ d i e D u m m e n werden nicht a l l e " verbergen. Sie müssen auf einen Zettel geschrieben, neun T a g e angehängt und ins fließende Wasser getragen, dem Wasser entgegengeworfen werden 3 ). W e n n ein Vieh bezaubert ist, so nagle über die Stalltüre I + I, v o n weiteren K r e u z e n umgeben 4 ). Auf dem Tridentinum trugen geistliche Herren gegen die Pest den Zachariassegen (s. d.): + Z. + D. I. A . + B. I. Z. + 'S. A . B. + Z. H. G. F. + B. F. R. S. 8 ). Gegen K r a m p f soll ein ähnlich beschriebenes Papier in ein Stücklein ungebleichtes Tuch eingeschlagen und in einer ungeraden Stunde umgehängt werden (in Berghüllen-Blaubeuren) s ). Ein Himmelsbrief enthält dergleichen Zeichen 7 ). U m „ i m m e r viel Glück zu h a b e n " , soll man bestimmte Buchstaben bei sich tragen 8), und aus W ü r t t e m b e r g wird empfohlen: „ W e r die sieben B u c h s t a b e n : A . M. U. L . E. T. S. (also: Amulets!) auf der rechten Seite trägt, der kann v o n keinem bösen Menschen betrogen w e r d e n " 9 ) . A u c h soll man das Papier oder die andern Bächtold-Stäubli,

Aberglaube I.

1698

Gegenstände, auf die die B . n geschrieben sind, verzehren 10 ). W i e solche B.nzusammenstellungen zu verstehen sind und woher sie jeweils stammen, ist n a t u r g e m ä ß o f t nicht oder schwer zu sagen. A u s dem antiken Z a u b e r stammen die dort xX£(iaxa genannten Figuren. Ein Zauberwort, etwa a b r a c a d a b r a (s. d.), wird immer wieder u m einen B . n an einer oder beiden Seiten v e r k ü r z t Zeile unter Zeile hingeschrieben, so daß ein Dreieck entsteht, an dessen unterer Spitze sich nur das a noch befindet (Schwindeformel) n ) . A u c h das b e k a n n t e B . n q u a d r a t aus sator arepo tenet opera rotas (s. d.), das die K r ä f t e der verschiedenen Gruppierungen dieser W ö r t e r entfesselt 1 2 ), s t a m m t aus antiker Zeit, ebenso P e n t a g r a m m e (s. d.), Hexag r a m m e (s. d.), die mitunter durch B.n geziert v o r k o m m e n 13 ). A u s der B i b e l begegnet außer dem A O das I N R I (s. d.) als Z a u b e r s c h u t z 1 4 ) , das A n a n i s a p t a (s. d.), z. B. als Tiroler Hausspruch 1 5 ), u. a. m. K a b b a l i s t i s c h e Umdeutung v o n B.n zu Zahlen scheint im deutschen Volksglauben k a u m v o r z u k o m m e n , und unmittelbares Fortleben des R u n e n z a u b e r s ist natürlich schwer zu beweisen; beides kann aber jederzeit auftauchen und ist bei E n t z i f f e r u n g rätselhafter B.nreihen mitunter vielleicht heranzuziehen. B.n sind ferner sicherlich oft als W o r ta n f a n g für damit gemeinte Worte, Verse, Sprüche hingeschrieben, vgl. z. B. oben das zweimalige I wohl für Jesus. So mögen oft kirchliche Benediktionen dahinterstecken 16 ), oder Zeilen aus Losbüchern 17 ), wie sie in vielen Literaturen entstanden sind. ') H ä 1 s i g Zauberspruch 20. 4) B a r t s c h Mecklenburg 2, 381. a) S e y f a r t h Sachsen 155; G a n z 1 i n 21 Nr. 39. 4) Romanusb. 35. Ein ähnlicher Viehschutz: Frischbier Hexenspr. 13—14; G a n z l i n 19 Nr. 30. 5) Geistl. Schild 19. ') H ö h n Volksheil8 kunde 1, 129. *) G a n z l i n 15. ) K ö h l e r Voigtland 410. •) W u t t k e 179 § 244. 10) S e y f a r t h Sachsen 152; Andrian Über Wortaberglauben. Korresp.Bl. d. dt. Ges. f. Anthropol., Ethn. u. Urgesch. 27 (1896), 112 Nr. 10. ") D o r n s e i f f Alphabet 63 ff.; 54

Buchweizen—Buko

1699

W u t t k e a. a. O. 1 2 ) D o r n s e i f f ebd. 79 mit Nachtr. Dort Übersicht über die Erklärungsversuche. Dazu noch Friedenthal Menschheitshunde. Leipzig 1927, 1 0 2 ; W u t t k e 180. « ) W u t t k e 179. » ) Ebd. " ) HessBl. 20 (1921), 6; Z f V k . 1 (1891), 104, zur A r t der dortigen Deutung (Notarikon). D o r n s e i f f Alphabet 1 3 7 . i e ) D o r n s e i f f Alphabet 78. " ) Ebd. 1 5 2 ff. Dornseiff.

Buchweizen (Fagopyrum esculentum). 1. B o t a n i s c h e s . Der B. ist ein Knöterichgewächs mit pfeil- bis herzförmigen Blättern und weißen oder rötlichen Blüten. Seine Früchte sind dreikantige Nüßchen. E r wird in manchen Gegenden (z. B . Ostpreußen, Nordwestdeutschland, Tirol) auf dürftigem Sand- oder Heideboden gebaut. Seine Heimat ist das mittlere Asien. Erst gegen Ende des Ma.s kam er nach E u r o p a 1 ) . ') M a r z e l l

Kräuterbuch

2 1 3 f.

2. Im westlichen Deutschland liefert der B. ein F e s t g e b ä c k , so am Donnerstag vor Fastnacht 2 ) oder am Martinit a g 3 ) . A m Neujahrstag muß man den Kühen B.stroh zu fressen geben, daß sie bald trächtig werden 4 ). Hier scheint der B. ähnlich wie die Hirse (s. d.) ein F r u c h t b a r k e i t s s y m b o l zu sein. 2 ) W r e d e Ei fei8 206; ebenso im Vlämischen: H ö f 1 e r Fastnacht 38; Rolland Flore pop. 9, 2 7 1 . 8) P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 2 1 6 . ') B a r t s c h Mecklenburg 2,

2333. Über S a a t und Gedeihen des B.s findet sich nur wenig deutscher Aberglaube. Am Weihnachtsabend taucht man ein Fichtenreis in Weihwasser und steckt es über Nacht ins Freie. Hat das Reis am Christtag viel Eisperlen, so wird der B. der ersten Aussaat recht gut, sind keine Eisperlen daran, so wird die B . s a a t nicht gut ausfallen. In entsprechender Weise gilt Silvester als Orakel für die zweite und Dreikönig f ü r die dritte Aussaat (Steiermark) 5 ). Das Orakel scheint südslavischer Herkunft zu sein 6 ). Der B . soll ausgesät werden am Urbanstag 7 ), am Siebenschläfertag (27. Juni) 8), bei Mondenschein 9 ). Wie die Vizebohnen (Phaseolus vulgaris) geraten, so gerät auch der B. 1 0 ). Wenn es viel donnert und blitzt, so setzt der B. wenig Korn an (Frankf u r t a. O.) u ) .

1700

ZföVk. 6, 1 7 3 . «) S c h n e e w e i s Weihnachtsbräuche 1 3 1 . ') Dithmarschen: Z f V k . 24, 58; Posen: Rogasener Familienblatt 1 (1897), 18. •) Freiburg i. B . ; Pennsylvanien: F o g e 1 Pennsylvania 202. ") S t r a c k e r j a n 1, 106. 10 ) D e r s . 2, 130. » ) W a n d e r Sprichwörterlexikon i, 674; in der BasseBretagne glaubt man das Gegenteil: Roll a n d Flore pop. 9, 182.

4. Der Fieberkranke schüttelt eine Handvoll B. zwischen den Händen und streut ihn dann aus; geht der B. auf, so verschwindet das Fieber 1 2 ). 1!

) Strackerjan

1, 74.

Marzeil.

Buckliger. Der Angang krüppelhafter Menschen (Lahmer, Einäugiger, Blinder, B.) galt schon im Altertum als unheilvoll !). Das Christentum rottete diesen Glauben nicht aus; so gelten Bucklige als „ v o n Gott gezeichnet", denen man aus dem Wege gehen soll 2 ); deswegen denkt man sich auch die Hexen hinkend und buckelig ®). Gegen den Buckel schneidet rrian in Deutschböhmen von einer kräftigen vollbelaubten Eiche im Frühjahr bei zunehmendem Mond einen Ast mit einem Schnitt ab, bestreicht damit den Buckel und bewahrt den Ast an einem kühlen und dunklen Ort a u f 4 ) . 1 G r i m m Mythol. 2, 942; S t e m p l i n g e r Abergl.45. *) W u t t k e § 3 0 7 . » ) H e y l Tirol 305 N. 1 2 2 . 4) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 4 7 1 . Stemplinger.

Buddejäger s. E w i g e r Buddemantl s. Bühne s.

Jäger.

Scheuche.

Schauspieler.

B u k o . In einem weitverbreiteten, ursprünglich niederdeutschen Kinderliede wird ein B., meist mit einer näheren Ortsangabe (von Halberstadt, Halle, Bremen u. ä.), aufgefordert, dem Kinde Geschenke mitzubringen 1 ). — Damit ist wohl ein hilfreicher Hausgeist gemeint, der mit kinderfreundlichen historischen Persönlichkeiten (Bischof Bucco v o n Halberstadt) vermengt wurde 2 ). Andere denken an den Marienkäfer (coccinella septempunctata) 3 ), obgleich es unklar erscheint, weshalb dieser als Geschenkspender auftreten soll. Ob alte mythologische Er-

Bulle—BuUkatcr

1701

innerungen zugrunde liegen, ist zweifelhaft 4). Reichste Variantensammlung bei W o s s i d 1 o Mecklenburg 3, 30 {f. 298 ff. Dazu Ergänzungen durch D e i t e r Korrbl. f. nd. Sprachf. 34, 3 6 f.; M e n s i n g SckleswiqHolstein.Wb. i, 5 6 5 ff. ») Z f r w V k . 1905, 3 1 6 . •) W o s s i d l o a . a . O . 302 f. *) G r i m m Myth. 2, 5 5 2 . Stammler.

Bulle s. Stier. Bullkater, zu Bull, vgl. mhd. bullen, hüllen „heulen" (vom Winde), bellen, brüllen. Nächstverwandt sind Worte wie bullern, „bollern, poltern". Kater oder Katze ist eine gängige Bezeichnung für Wetterwolken. I. G r u n d v 0 r s t e 1 1 u n g. B. ist ursprünglich (in Norddeutschland heute noch) die am Himmel aufziehende s c h w a r z e Windund Gew i t t e r w o l k e , ein Relikt germanischen Naturdämonenglaubens *). In der Provinz Sachsen nennt man die Gewitterwolken M u r r k a t e r oder S c h w a r z e K a t e r (,,da kommt ein schwarzer Kater herauf", „ d a steht ein Murrkater", Liegnitz: „Ach die grauen Wolken, das sind die rechten Katzen") 2 ). *) M e y e r Germ. h a r d t 2, 1 7 3 A .

Myth.

104.

2

)

Mann-

II. A b g e l e i t e t e Vorstellungen. Infolge der mannigfachen Einwirkungen der Wetterwolken (Gewitterregen usw.) auf das menschliche Leben hat der B. in mehrfacher Form als D ä m o n d e r F r u c h t b a r k e i t (in Tier- und Menschengestalt) bei den Deutschen und einem Teil der West- und Nordfranzosen Gestalt gewonnen. 1. B. a l s K o r n d ä m o n . Aus dem Empfinden des Naturmenschen für die das Korn befruchtende Wirkung des Gewitterregens ist die Übertragung der Bezeichnung B. auf einen im K o r n w o h n e n d e n Fruchtbarkeitsdämon leicht verständlich. Die Vorstellung von der Katze bleibt erhalten. So spricht man davon, daß „der Kornkater im Korn geht" 3) (Kr. Buttstädt). Die langen Wellenlinien, die besonders beim aufziehenden Gewitter der Wind durch die großen Getreidefelder Norddeutschlands jagt,

1702

versteht man als eine Regung der Korndämonen. So spricht man davon, daß „die Windkatzen im Getreide laufen, die Wetterkatzen im Korn sind" (Umgebung Bremens, Lüneburger Heide). Mäht man das Getreide, so heißt es im Kreise Freistadt (Schlesien), „man hasche den Kater". Beim Dreschen heißt ebenfalls in Schlesien (Grünberg) der, der den letzten Flegelschlag tut, „der K a t e r " 4). Dieser Anschauung liegt wohl der Gedanke zugrunde, den Getreidesegen einer Ernte zum eigenen Nutz und Frommen festhalten und genießen zu wollen. 3 ) N a c h einigen Erklärern ist der Ausdruck dann gebraucht, wenn man das oft über Heide, Wiesen und großen Feldern i m Hochsommer zu beobachtende Flimmern der heißen L u f t w a h r n i m m t : K ü c k Wetlerglaube 1 3 6 ; s. W e t t e r katze. 4 ) Die gleichen Vorstellungen von den Korndämonen in Katzengestalt existieren in Westfrankreich, w o man z. B . in der U m gebung von Vesoul beim Abernten des letzten Halmes s a g t : nous tenons le chat par la queue, vgl. M a n n h a r d t 2, 1 7 3 A .

2. B . a l s Bullemann (böser Mann, heimtückisches Gespenst). Andrerseits hat die mit dem Aufziehen von Wetterwolken drohende Gewittergefahr und das unberechenbarem Blitzschlag gegenüber sich äußernde Ohnmachtgefühl des Menschen den B . zu einem b ö s e n M a n n werden lassen, dessen Stimme dumpf wie das ferne Grollen des Donners tönt 5 ). Mit der Drohung seines Kommens schreckt man vor allem K i n d e r 5 ) ; vgl. die verwandte Vorstellung von der Holzkatze, einem katzengestaltigen Walddämon, den man in Eisfeld (Meiningen) kennt: sind unfolgsame Kinder auf dem Felde, so schreckt man sie mit dem R u f e „die Holzkatze kommt" 6). Um den in der Ferne grollenden Donner nachzuahmen, schlägt man in Mecklenburg so gegen die Türe, daß es ein dumpfes Geräusch gibt, oder ruft ein langgezogenes grausiges „ b u u " , indem man hinzusetzt: „hürst du, de B. k ü m m t " 7 ) . 5 ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 1 2 7 . 6 ) M a n n h a r d t 2, 1 7 2 A . 3. ') B a r t s c h Mecklenburg 2, 1 2 7 . Dieser Glaube ist auf Mitteldeutschland und Norddeutschland beschränkt. I c h trage daher große Bedenken, ohne weiteres mit dem B . genannten Gespenst den südd.

54*

1703

Bullkater

,,Bullemann" zusammenzustellen, von dem R e i s e r Allgäu i, 83 f. berichtet, daß derselbe sich überall in Schluchten, Tobein, unter Brücken zumal vor dem Hereinbruch der Nacht aufhalte, um Kinder, die kein reines Gewissen haben, zu ängstigen.

3. M i s c h v o r s t e l l u n g e n . Endlich seien einige Volksanschauungen vom B . erwähnt, in denen der getreidespendende Dämon und der böse Mann verbunden erscheinen. Hieraus ergibt sich auch noch eine andere Möglichkeit der Erklärung, wie B . zu einem Gespenst wurde. Um das Korn vor dem unnützen Betreten durch Kinder zu schützen, macht man die Kleinen bei Probstei (Umgebung von Kiel) glauben, „ d e r B . sitze im K o r n " 8 ). Der B . im Korn ist launisch: ein fauler Schnitter beklagt seine Mühen mit der verpönten Formel, „ d i e K a t z e wolle ihm auf den Buckel springen" 9 ). Mit diesem Betonen des Bösartigen im Korndämon steht wohl der gelegentlich bezeugte Brauch in Zusammenhang, nach dem Ausdreschen der letzten Halme auf dem Gutshofe eine K a t z e totzuschlagen, eine übrigens auch in Nordfrankreich bekannte Sitte. (Umgebung von Amiens: On v a bouffer [tuer] le chat). Aus dem andern Erntebrauch, der das Einführen des Korndämons zum Segen des Hauses darstellt (s. u.), entwickelte sich die Anschauung vom B . als lebenspendendem, aber auch ängstigendem Dämon, die wir noch am Anfang des vorigen Jahrhunderts in Schweden bezeugt haben in demErscheinen des B.s zur Weihnachtszeit 1 0 ), vielleicht heute noch gefeiert im Kreise Franzburg, Reg.-Bez. S t r a l s u n d 1 1 ) . A m Weihnachtsfeste, dem alten J u l f e s t , kommt ein Mann mit fürchterlicher Maske auf einem Ziegenbocke in die Häuser; in der Hand führt er eine Rute. Dieser Brauch muß in engstem Zusammenhang mit einem aus Schlesien bezeugten Erntebrauch s t e h e n 1 2 ) : Hier schmückt man den Schnitter, der zuletzt fertig wird — auch er erhält den Namen „ K a t e r " —, mit Roggenhalmen, grünen Reisern und einem langen Schwänze. Hinter diesem „gehaschten K a t e r " ziehen alle Erntearbeiter zum Hof ein. Der Kater muß bei dem Zuge alle in Sicht kommenden Personen, namentlich Kinder, mit

1704

Rutenschlägen (die Rute ist die Wachstum verleihende Lebensrute s. u.) vertreiben. So liegt vermutlich auch dem Umgehen des B.s an Weihnachten ein Rest alten Segens- und Erntezaubers (Donarkult?) zugrunde; über die Rute s. o.; der Ziegenbock ist doch wohl der Blitz (s. d.) 1 3 ), aus dessen erstem Erscheinen beim J a h resanfang die Fruchtbarkeit geweissagt wurde (s. Blitz). — Unter dem Einfluß des Christentums ist der alte B. allmählich verdrängt worden. Man begann ihn einfach zu ersetzen durch den Heiligen des 6. Dezember, St. Niklas, der aber ganz den Charakter des alten Erntedämons angenommen h a t 1 4 ) . Die Süßigkeiten, die er bringt, deuten die Fruchtbarkeit des kommenden J a h r e s a n 1 5 ) (dann übertragen, daß alles im J a h r e wohl vonstatten gehe; letztere Auffassung leitet sich aber sicher von den antiken Neujahrsbräuchen her) 16 ), die R u t e in seiner Hand ist die das Wachstum fördernde Lebensrute 1 J ) wie bei dem B . genannten Weihnachtsgespenst 1 8 ). 8 ) M a n n h a r d t 2, 1 7 3 A. •) Ebd. 2, 1 7 3 A . ) E . M. A r n d t Erinnerungen aus Schweden. Berl. 1 8 1 8 , 366. Die Erklärung als Stierkater ist sicher falsch: M a n n h a r d t 2, 1 7 4 A . oben. " ) M a n n h a r d t ebd. 1 2 ) Ebd. 2 , 1 7 3 A . 13 ) M e y e r Germ. Myth. 100 f. 1 1 0 ; M a o s h a r d t 2, 1 7 3 f. " ) M a n n h a r d t 2, 184 A . 2 (sehr eingehend). Macht sich hier die Einführung des gregorianischen Kalenders geltend ? Vgl. Art. Bauernregeln. 1 5 ) M e y e r Germ. Myth. 1 0 1 . In Schwaben formt man das Gebäck zu_ T i e r e n (Springerle), hauptsächlich B ö c k e n (s. Habergeiß). " ) O v i d Fast. I 1 8 5 — 1 8 9 ; B i l f i n g e r Das germ. Julfest 58 ff. ") M a n n h a r d t 2, 187 A. 1B) Vgl. auch M e y e r Germ. Myth. 101 unten. 10

4. M e t a p h o r i s c h wird B . in Redensarten gebraucht, in denen ebenfalls die Anschauungen des Erntedämons und des Gewitterdämons noch deutlich erkennbar nachwirken 1 9 ). Alle drei Zeugnisse stammen aus Norddeutschland: „ I . Sick to 'n B. m a k e n " sagt man, wenn man einen z o r n i g e n und g r a u s a m e n Charakter beschreiben will; 2. „ s e hebben mal ens bullkatert", wenn man das W e i h n a c h t s f e s t etwas wild gefeiert hat ^ ; 3- „Morgen frouh könnt s* de Werkatten danzen hören" in der Lüneburger Heide

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B u m a n n — B ü ndelchen

von dem Katzenjammer d. h. Schädelb r u m m e n (Kater!) am folgenden Tage nach übermäßigem Alkoholgenuß 21 ). Vgl. A t m o s p h ä r e , Wolke. 19 ) E . M. A r n d t Nebenstunden 4 4 2 ; Hinweis bei H e c k s c h e r 2 1 2 . 20) E . M. A r n d t Nebenstunden443; H e c k s c h e r ebd. ") K ü c k Wetterglaube 1 3 8 .

Außerdem manches bei H e c k s c h e r 1 7 4 . 1 7 5 aus E . M. A r n d t s Schriften mit E r gänzungen der modernen Parallelen (z. T . falsch) 426. Bullemann und Butzemann gehören ihrem Ursprung nach so wenig zusammen wie Bullemann und Bullkater. Stegemann.

Bumatin, auch Bukerl, Bomann (Quedlinburg), Bäumann (Köln). Kinderschreck (s. d.) in Niederdeutschland, „schwarzer Mann" ohne deutlich umrissene Gestalt. „ D e r B. haust in Wassergräben, Tümpeln, Brunnen oder in dunklen Winkeln des Kellers, Stalles, Bodens; zuweilen reitet er auch auf einem großen Pferd umher, eine große Rute in der Hand, dann dürfen die Kinder nicht mehr draußen spielen, sondern müssen ins B e t t " x ). Schreiende Kinder werden bedroht: B. kümt un nimt di mit, stickt di in Sack! 2) Der Name stammt aus der Kinderstube (bü ist Schrecklaut) 3 ). — Dem ndd. B. entspricht in Oberdeutschland der Böliund Bullemann (s. Bullkater II, 2) und Butzemann (s. d.). Mensing Schlesw.-Holst.lVb. i, 578. ') M ü 1 1 e n h ü f f Sagen 2 5 4 5 zu N r . 499. •) M e n s i n g Wb. 1, 5 5 6 . I m übrigen vgl. noch z . B . R i c h e y Id. Hamburgense 28; Brem.Wb. 1, 1 5 3 ; S t r a c k e r j a n 1, 4 2 2 ; Ndd. Jahrb. 29, 1 4 5 (Quedlinbg.); Honig Köln 1 3 . 2 2 ; andre Literatur s. H e c k s c h e r 426. Ranke.

Bündelchen. Unter B ü n d e l e , B ü n t e 1 i versteht man in Süddeutschland und in der Schweiz S ä c k c h e n mit amulettähnlichen Dingen; sie finden im Heil- und Abwehrzauber Verwendung und kommen unter anderen Bezeichnungen auch im übrigen Deutschland vor. Es handelt sich dabei um eine Häufung der Zaubermittel 1 ); Gegenstände, deren jeder für sich schon bei bestimmten Gelegenheiten als zauberkräftig gilt, werden, ebenso wie Kräuter und aufgeschriebene Segensformeln, zusammengetan. Mit jedem neuen Ding erhöht sich

1706

die K r a f t des Ganzen, und der Träger oder Besitzer sichert sich auf diese Weise gewissermaßen ein U n i v e r s a l m i t t e l g e g e n a l l e U n g l ü c k s f ä l l e , die ihn, seine Familie und seine Habe heimsuchen könnten. Amuletthäufungen von T i e r - , P f l a n z e n - und M i n e r a l t e i l e n finden sich schon in Gräbern der Bronzezeit 2). Gregor von Tours erzählt von einem Betrüger, der statt spanischer Reliquien einen Sack voll merkwürdiger Dinge bei sich führte: W u r z e l n und Kräuter, Maulwurfszähne, Mäuseknochen, Bärenklauen u n d - f e t t 3 ) . 1 7 1 5 kam zu J e n a in einer Gerichtsverhandlung über eine Schatzgräberei, die mit dem Tode zweier der Beteiligten endete, eine ganze Mustersammlung verschiedenartigster Amulette zutage. Darunter waren auch zwei B., und zwar eine hölzerne länglich rund gedrechselte Büchse mit drei I n s c h r i f t s i e g e l n , zehn in Papier gewickelten P f e n n i g e n , einem „böhmis c h e n " D i a m a n t e n , einem b e s c h r i e b e n e n Zettel, einem Fetzen von einem weißen W i e s e 1 f e 1 1 , einem M e s s i n g s t ü c k m i t magischen Zeichen und etwas B a u m w o l l e , sowie ein viereckiges ledernes Beutelchen, an einem Riemen um den Leib zu tragen, mit einer in den Anfang des Johannisevangeliums gewickelten Glückshaube, einem B l e i s i g i l l u m mit Inschrift, einem B i l d des h e i l i g e n Nikolaus, einem Stück L e i n w a n d m i t M e n strualblut, einem Z e t t e l mit des Schatzgräbers Geburtsstunde, vier kleinen K o r a l l e n z i n k e n , zwei Stückchen Hyazinth und einem Stückchen L a p i s l á z u l i 4 ) . Um 1800 pflegten die Mönche des Klosters Beurig in den Dörfern Lebensmittel gegen sogenannte „Deibelsgäschel" einzutauschen. Eine solche Teufelspeitsche 5 ) galt als Abwehrmittel gegen alle Angriffe des Bösen und bestand aus einer Unterlage mit neun B i l d feldern auf der Vorderund zwei auf der Rückseite, ferner dem Allerheiligsten: einer Madonnen-

1707

Bündelchen

s t a t u e aus Gips und andern K l e i n a m u l e t t e n , und schließlich noch einem, mannigfaltige K r ä u t e r enthaltenden, zusammengefalteten Papier mit denselben Heiligen wie auf den Bildern und der U n t e r s c h r i f t : Contra Malef i c i a m Contra Ignem Pestem et T e m p e s t a t e m 6 ) . Volkstümliche Arzneibücher des 18. Jh. empfehlen B. gegen die verschiedensten inneren und äußeren K r a n k heiten sowie als Mittel, kugelfest oder beliebt zu werden 7 ). Dieser A b w e h r z a u b e r durch A m u l e t t h ä u f u n g e n hat sich bis in die Gegenwart hinein erhalten. In B ö h m e n h ä n g t man der Wöchnerin ein solches P ä c k c h e n an einer Schlinge um den H a l s 8 ) . In Oberbayern gebraucht man gegen K r a n k h e i t e n , besonders gegen GichtK r ä m p f e , die F r a i s - u n d beten, mit einem roten F a d e n zusammengebundene A m u l e t t e verschiedener A r t 9 ) . Dabei kann das einzelne Glied einer solchen K e t t e wiederum aus einem B. bestehen, wie die „FleischlisT ä f a l a " im Frankenwald, ein etwa einen Quadratzoll großes messingblechumrandetes Ledersäckchen mit höckerigem Inhalt (Wurzel oder Samen) 1 0 ). Im S a m l a n d bindet man der Wöchnerin und ihrem K i n d e B. an, die T h a r a n t , B a l d r i a n , Kreuzkümmel, Teufelsdreck, K n o b l a u c h , S a l z , B r o t , Stahl und G e l d e n t h a l t e n u ) . In B a d e n t u t man P a p i e r s t r e i f e n mit B i b e l s p r ü c h e n hinein 1 2 ); in der Schweiz sollen „ d r e i e r g a t t i g " (dreierlei) Sachen darin s e i n 1 3 ) ; ein altes Simmenthaler Mittel zur G e w ö h n u n g der Säuglinge an die Mutterbrust empfiehlt dreifach Rauten, Immergrün und Allermannsharnisch, daraus ein „ b ü n d e l i n gem a c h t und dem kind daß Mul gereiben der Mutter daß B ü p p y (Brustwarze) und der Mutter a n g e h e n k t " 1 4 ) . Sind in den meisten dieser Beispiele Gegenstandsund W o r t - oder Zeichenamulette in dem B. miteinander vereint, so treten die letzteren auch allein in der H ä u f u n g auf. Schon die Anschauung, daß ein geschriebenes oder gedrucktes Z a u b e r b u c h mit seinen verschiedenartigen R e z e p t e n und Anweisungen als Ganzes a b w e h r -

1708

k r ä f t i g sei gegen allerlei Übel, weist darauf hin, daß neben dem gelegentlichen Gebrauch des einen oder andern Segens das B u c h selbst als K o l l e k t i v s c h u t z gewertet wurde. Und ebenso ist es mit gewissen Haus- oder S c h u t z b r i e f e n , die aus einer Reihe v o n Einzelsegen und -bitten zusammengesetzt und mit den Bildern v o n S c h u t z p a t r o n e n für ganz verschiedene Fährnisse geschmückt s i n d 1 5 ) . J e nach dem besonderen Z w e c k "des B.s ist seine V e r w e n d u n g eine andere. D e n k t man ganz allgemein an die Beschirmung des Hofes und seiner Insassen, so hängt man es wie den Schutzbrief im Hause auf, nagelt es an die Tür oder Schwelle des S t a l l e s J ) oder verwahrt es sonstwie. Ist es in erster Linie auf den Schutz eines Einzelmenschen abgesehen, so t r ä g t es der Eigentümer bei sich und zwar auf dem bloßen Leibe 16 ). D e m K r a n k e n bindet man's u m den H a l s 1 2 ) 8 ) u ) 1 7 ) ; einem K i n d l e i n wurde es in solchem Falle „ a m dritten T a g Neumond vor Sonnenaufgang angelegt und am 9. T a g wieder vor S o n n e n a u f g a n g abgenohmen und in ein R ü h r e n d t Waser gew o r f e n " 18) oder auch ungeöffnet vergraben 12 ). Den Inhalt darf der K r a n k e nicht kennen 7 ); deshalb k a n n er auch das B. nicht öffnen, ohne es zu zerstören 1 0 ). Sofern man ein B. nicht ererbt hat, m u ß man es schon v o m Nachbarn oder gar aus dem nächsten Dorfe entleihen 1 0 ). Quacksalber halten es auch wohl feil 7 ), doch kann man es meistens nur erhalten v o n solchen Leuten, denen man auch sonst übernatürliche K r ä f t e b e i m i ß t 1 2 ) oder vielleicht gar eine V e r b i n d u n g mit dem Teufel nachsagt. Bei dem Gebrauch aber soll man sich durch nichts abschrecken lassen. A l s man einst im K a n t o n Zürich ein solches B. einem b e h e x t e n K i n d e in die Tasche tat, krachte es durchs ganze Haus, und als das K i n d es herausnahm und fortwarf, f l o g es in der S t u b e herum, daß man es k a u m wieder einfangen konnte. D a r a u f h i n nähten es die Eltern dem K i n d e ins Futter, und die K r a n k h e i t verging 1 9 ). S. A m u l e t t , B r e v e . ') H e l m

Die Häufung

der Zaubermittel

in

SAVk. 20, 177 ff. Vgl. Amulett"). ") Ebd. 177.

bunt—Burchard von Worms

1709

*) G r e g o r v . T o u r s Historia Francorum lib. g, cap. 6. l ) S A V k . 20, 1 7 9 . 5 ) E b d . .28, 81 ff. 6) Z f r w V k . 7, 1 ff. Ganz ähnliche „ G w e i c h t e l " einer Fraiskette mit A b b . bei V i l l i e r s - P a c h i n g e r Amulette und Talismane. München (1927), T a f . 8. ') M e s s i k o m m e r 1, I 7 4 f . 8) J o h n Westböhmen 105 ff. 273. ') A n d r e e • E y s n Volkskundl. 144 ff. 136. 10 ) F l ü g e l u ) Urquell 1, 133. 12 ) M e y e r Volksmedizin54. Baden 564. " ) S A V k . 21, 48 f. , 4 ) Z a h l e r Simmenthai 59. 15 ) Vgl. A n d r e e - E y s n Volkskundl. 67 ff. '«) S A V k . 21, 54. " ) HessB l . 25, 194 ff. 1S) S A V k . 2, 262. 1B) S A V k . 2, 273. Freudenthal.

b u n t s. Farbe.

Burchard von Worms. Vita Burchardi episcopi ed. W a i t z M G . S S . 4, 829—846; neu herausg. v o n H. B o o s Quellen der Wormser Geschichte 3 (1893), 97 bis 127. Herrn. G r o s c h Burchard I., Bischof zu Worms. Diss. Jena 1895; H . B o o s Geschichte der rheinischen Städtekultur 1, 2 5 3 — 3 0 9 ; W a t t e n b a c h i 7 , 3 9 7 — 3 9 9 ; A . M. K ö n i g e r Burchard I. von Worms und die deutsche Kirche seiner Zeit 1905.

>> 1. Geboren um 960 im Hessengau, Schüler des A l b e r t v o n G e m b l o u x zu Lobbes, später K a n o n i k u s zu Mainz und P r o b s t des V i k t o r s t i f t s ; Bischof v o n W o r m s seit 1000, gestorben 1025. A l s Bischof ausgezeichnet durch seine rege T ä t i g k e i t , die allen Gebieten der Verw a l t u n g und kirchlichen Einrichtung zugute k a m . Ihr v e r d a n k t auch sein H a u p t werk seine Entstehung, das er mit Hilfe A l b e r t s u n d wohl auch anderer Mitarbeiter in den Jahren zwischen etwa 1011 und 1023 v e r f a ß t e 1 ), die Decretorum libri viginti 2). ') G r o s c h 1548; j e t z t bei 1058.

55. *) Zuerst gedruckt K ö l n M i g n e Patr. lat. 140, 537

2. B.s W e r k war die bis dahin vollständigste S a m m l u n g kirchlicher Satzungen, die in einem wenn auch nicht immer geschickten doch übersichtlichen System zusammengestellt sind. Die S a m m lung u m f a ß t , mit A u s n a h m e des Dogmatischen, die ganze Menge der in der kirchlichen P r a x i s begegnenden Fragen, besonders auch die Poenitentialbestimmungen. V o m A b e r g l a u b e n wird dabei an verschiedenen Stellen gehandelt®). B u c h I

1710

enthält in K a p i t e l 94 die Bußfragen, die der Bischof oder sein Vertreter bei der Bereisung der Diözese stellen soll; die Fragen 9. 4 2 — 4 5 . 4 9 — 5 2 und 54 beziehen sich auf abergläubische Bräuche. Das ganze B u c h X (de incantatoribus et auguribus) wendet sich gegen Zauberei und W a h r s a g u n g . Das B u c h X I X mit dem Titel Correclor et Medicus 4) enthält in K a p . 5 siebenundvierzig B u ß f r a g e n , die sich mit A b e r g l a u b e n befassen; hinzu k o m m t noch K a p . 152. 3) Gesammelt abgedruckt bei G r i m m Myth. 3, 404—-411. 4) Separatdruck von K a p . 5 bis 33 (mit anderer Zählung als bei Migne); von W a s s e r s c h i e b e n Bußordnungen 624 bis 676. Kritische Ausgabe v o n K a p . 1 — 3 3 bei H. J. S c h m i t z Die Bußbücher und das kanonische Bußverfahren (Düsseldorf 1898) 407 bis 467 (mit vorausgestellter Untersuchung 381 ff.). Die den Aberglauben betreffenden Abschnitte aus K a p . 5 mit besonderer Z ä h lung auch bei F r i e d b e r g Bußbücher 82 bis 101. E s entsprechen sich bei Friedberg bzw. Schmitz jeweils die folgenden Nummern: Fr. 1 — 1 1 = Schm. 6 0 — 7 0 ; 1 2 — 1 4 = 9 0 — 9 2 ; 15—20 = 94—99; 21—24 = 101—104; 25—29 = 149—153; 30—37 = 1 6 6 — 1 7 3 ; 38—40 = 175—177; 41—43 = 1 7 9 — 1 8 1 ; 44—45 = 185—186; 46—47 = 193—194.

3. B.s W e r k ist eine Kompilationsarbeit 5 ). Er nennt selbst zu Beginn einige seiner H a u p t q u e l l e n : K i r c h e n v ä t e r , ältere Canonessammlungen (wichtig der Pseudo-Isidor), Konzilsakten, Papstdekrete, das Poenitentiale R o m a n u m , Poen. Theodori und Poen. Bedae. Andere treten hinzu 8 ): Regino v o n P r ü m (s. d.), Martin v o n Bracara, H r a b a n u s Maurus (s. d.), Caesarius v o n A r e l a t (s. d.), u. a. Meist nennt B. a u ß e r d e m vor j e d e m K a pitel seine Quelle, wenn auch nicht immer richtig, doch gewiß kaum, wie Grosch annahm, absichtlich u n r i c h t i g 7 ) . Es ergibt sich daraus 8 ), daß auch seine A n gaben über den A b e r g l a u b e n f ü r deutsche Verhältnisse nur bedingten und sehr verschiedenen W e r t haben, da das meiste aus älteren auch außerdeutschen Vorlagen nachzuweisen ist. Eine A u s n a h m e bildet ein Teil des Materials in B u c h X I X . Z w a r ist auch dieses als Ganzes eine Erw e i t e r u n g 9 ) der Canones des römischen Konzils v o n 743. A b e r hier h a t B. in kleineren Ä n d e r u n g e n des W o r t l a u t s u n d

1711

Burchard von Würzburg—Burkhard

größeren Zusätzen offenbar auf den heimischen Brauch Rücksicht genommen. Hierbei handelt es sich um die folgenden abergläubischen Bräuche und Anschauungen 1 0 ) (die beigegebenen Nummern verweisen auf Friedberg): Neujahrsbräuche (3. 24; vgl. auch Schneider a. a. 0.), Zauber und Besprechung beim Spinnen (5), Zauber mit Leichen und Leichenteilen (17), mit Herdfeuer und -rauch (16. 21), Krankheitserregung (38) und -heilung (16. 41), Liebes- und Impotenzzauber (35—37. 39. 45. 46), Regenzauber (47), Hexen (34), nächtliche Entrückung (34. 35), Behexung der Haustiere (32. 33), Orakel mit Bibelstellen (8), Angang (25), Wahrsagung über Krankheitsausgang (22), Totenopfer (15), Totenbannung (42. 43), sonstige Totenbräuche (18), dämonische Wesen (23), Waldweiber (28), Werwolf (27), Hulda und nachtfahrende Frauen ( 1 1 . 12), Schicksalsfrauen (27), Geisterbannung durch Hahnenschrei (26), Speisung von Seelen und Dämonen (29), Quell-, Baum- und Steinkult (15). ') G r o s c h 57 f.; E . D i e d e r i c h Das Dekret des Bischofs Burchard von Worms. Beiträge zur Geschichte seiner Quellen. Diss. Breslau igo8 (nicht ausreichend). e) Vgl. B o e s e Superst. Arel. 5 3 — 5 6 ; Fed. Schneider A R w . 20, 362 f. ') Alb. H a n c k Über den Uber decretorum B.s von Worms. Sitzb. Leipzig 46 (1894), 65 ff. «) Vgl. S c h ö n b a c h Sitzb. Wien 14 , 7, 1 2 5 . ') S c h n e i d e r a. a. O. 360 if. w ) Herausgehoben bei F r i e d b e r g a. a. O. 82 ff. Helm.

Burchard (s. Burkhard) von Würzburg. Vita Burchardi. A A . S S . Oc1. V I , 5 5 7 — 5 9 4 ; H a h n A D B . 3, 564—566.

B . I., erster Bischof von Würzburg, gest. 754. Das ihm zugeschriebene Homil i a r i u m J ) enthält einige Predigten mit Mahnungen gegen Zauber, Lose und Wahrsagung (Nr. 19. 23. 25), gegen heidnische Opfer und Kultstätten (Nr. 23) und gegen Neujahrsbräuche (Nr. 3). Diese Predigten scheinen von Caesarius von Arelat (s. d.) abhängig zu sein 2). l ) Im Auszug bei E c k h a r t Commentaria de rebus Franciae orientalis 1 (Würzburg 1729), 837—847. 2) B o e s e Superst. Arelat. 36—37. Helm.

Burgbrennen heißt in der Eifel und in Luxemburg das Abbrennen der Feuer am

1712

ersten Sonntag in den Fasten, vereinzelt auch am Sonntag vor Fastnacht oder an Halbfasten 1 ). Das Wort B u r g bedeutet (wie in dem kurzen Sigurdliede der Edda) den hochgetürmten Scheiterhaufen. In Herscheid bei Prüm setzt man auf das die Burg krönende Kreuz eine Strohkatze 2 ). Die Glaubensvorstellungen, die man mit diesen Feuern verbindet, sind die gleichen wie bei den Fastnachtsfeuern überhaupt. >) S c h m i t z Eijel 1, 2 1 ; 2, 1 4 8 f.; F o n t a i n e 28 ff.; S a r t o r i Sitte und Brauch 3, 108 f.; W r e d e RheinVk. 2 5 1 ff.; EifelerVk. 210 f. 2) W r e d e EifelerVk. 210. Sartori.

Burkhard (s.a.Burchard), hl., angelsächsischer Herkunft, einer der bekanntesten Schüler und vertrautesten Mitarbeiter des hl. Bonifatius, erster Bischof v o n Würzburg (741) und Erbauer des Salvatordomes dort, deshalb auch mit einem Kirchenmodell in der Rechten abgebildet, gest. 2. Februar 754, Fest a m 14. Oktober, dem Tage der Translatio seiner Gebeine (1033) in die ihm zu Ehren erbaute Kirche (Burkhardi - Kirche zu Würzburg) *). Der B.tag sowie die ganze B.woche galten als ungünstig f ü r die Saat, da sie in die Zeit fallen, in der „ d i e Seelen besonders rührig" sind 2). Im Hennebergschen war in der B.woche ein besonderes Gebäck üblich, derBorkelsweck („Zwick"), ein langes, schmales, keilförmiges Brot aus mürbem oder einfachem T e i g mit vielen Querfurchen. Man brachte es auch vom B.markt in der B.woche als Patenbrot mit. In Meiningen wünschten sich den B.weck Kinder und junge Leute oder wußten ihn sich zu verdienen 3 ). Das Brot wird als „ S i p p e - O p f e r b r o t " aufgefaßt und in die Reihe der K u l t b r o t e zu Beginn des neuen Wirtschaftsabschnittes um St. Michael gestellt 4 ). Ursprünglich stammen die hier aufgeführten Volksmeinungen und Bräuche vom Michaelstage her, verbanden sich aber seit Einführung des Gregorianischen Kalenders mit dem B.tag und der B.woche. Das ist deutlich zu erkennen an der Verlegung der sog. Muswiese, eines Volksfestes zu Musdorf bei Roth am See (Schwaben), und des Michaelsmarktes in die B.woche.

Bürstenorakel—Buschgroßmutter,

i;i3

Am Mittwoch dieser Marktwoche tanzen die Metzger dort um ein großes Feuer, das wiederum auf die Michaelsfeuer hinweist 5 ). Noch an andern Orten wurde oder wird der B.tag durch Feste mit Schmausereien gefeiert 6 ). Die ältere Vita Burchardi in MG. S S . X V , 47 ff. Die jüngere Lebensbeschreibung (Vita S. Burchardi) mit einer Untersuchung über den Heiligen neu herausgeg. von B e n d e l (Paderborn 1 9 1 2 ) ; H e f n e r Das Leben des hl. Burchard von Würzburg. S A . a. d. Archiv d. Ver. f. Unterfranken und Aschaffenburg 45 (1903), 5 — 6 3 ; Samson Die Heiligen als Kirchenpatrone 1 5 4 — 1 5 5 . 2) K e l l e r Grab des Aberglaubens 2, 1 9 1 ; K ö h l e r Voigtland 3 7 8 ; W u t t k e 4 1 8 5 6 5 1 . 3) S p i e ß Fränkisch-Henneberg 100. 4) Z f V k . 1 1 (1901), 197 (mit Abbildung). 5) M e i e r Schwaben 1, 450; nach diesem R e i n s b e r g - D ü r i n g s f e l d Das festliche Jahr 2 (1898), 378. «) M e i s i n g e r Hinz und Kunz 1 2 — 1 3 . Wrede.

Bürstenorakel. Eine hsl. in Rheinau erhaltene Predigt *) bekämpft folgenden Neujahrsbrauch: „ E s sint süntlich fröwen, die nemen zwo bürsten und legent si crützwis über enander an die glut; und ist das sich die bürsten rimpfend gegen enander, so söllent zwei zesamen komen, die enander holt sind; und soliche ketzerliche ziperwerk tribent si uff die zit." S A V k . 26, 2 8 1 .

Boehm.

Busch, brennender, der aber durch das Feuer nicht verzehrt wird, zeigt die Stelle an, wo ein Schatz liegt und gehoben werden kann 1 ). Aus einem B. im K t . Baselland stieg eine Rauchwolke, aber nirgends war Feuer zu sehen; als Zauberworte über ihn gesprochen wurden, war ein Gepolter hörbar und hörte das Rauchen a u f 2 ) . Wohl entlehnt aus 2. Mose 3, 2. ') E c k a r t Südhannov. Sagen 1 3 3 ; M e i c h e Sagen 7 2 6 Nr. 898. *) L e n g g e n h a g e r Sagen 6 1 . Bächtold-Stäubli.

Buschmännchen, identisch mit Zwergen. Mit einer typischen, viel zitierten Zwergensage verbunden, erscheint der Name, soweit bekannt, nur bei H a u p t 1 ) ; sie stammt aus Königshain bei Görlitz (es sei an den bes. in Görlitz verbreiteten Namen Buschmann, Puschmann erinnert). Buschmann s. wilder J ä g e r . Haupt

Lausitz 1, 40 (danach

Mann-

Buschweibchen

1714

h a r d t 1 , 9 2 ; K ü h n a u Sagen 2, 74; W o l f ZfdMyth. 4, 2 1 2 ; G r ä s s e Preußen 401). H. Naumann.

BuschgroBmutter, Buschweibchen, eine Walddämonenfigur primitivster Art, von den Mythologen des 19. J h s . in viel zu hohe Sphären gerückt. Die Hauptquellen, auf denen im wesentlichen auch die Darstellung bei Grimm, Mannhardt, Simrock, E. H. Meyer *) beruht, findet man heute bei Grohmann, Vernaleken, Meiche, Kühnau, Eisel a ) verzeichnet. Im 19. J h . scheint der Glaube sich auf Thüringen, Sachsen, Deutsch-Böhmen, Schlesien zu beschränken. Die niemals sämtlich zugleich bezeugten, hier aber zusammengetragenen Züge der Dämonin sind: sie wohnt im tiefsten Wald, läßt sich nur alle 100 J a h r e sehn, ist ein steinaltes, runzliges, kleines, tiefgebücktes, häßliches Weiblein mit langem, schneeweißem, verwildertem, verlaustem Haar, mit Moos auf den Füßen, mit Stock, Schürze, Hucke auf dem Rücken. Von ihrem Herdfeuer steigt der Nebel auf, der an den Bergen hängt. Sie will gekämmt und gelaust sein. Willfährigen und Guten ist sie gut und belohnt sie mit Laub, das zu Gold wird, oder mit unerschöpflichem Garnknäul. Sie ist böse gegen Böse und Spötter, ihr Anhauch bringt Ausschlag, sie hockt auf. Völlige Bosheit gegen beerenpflückende Kinder oder gegen Hirten, deren Kühen sie die Milch ausmelkt, ist ein besonderer Zug 3 ), zu dem der dämonische Eisenkopf 4) paßt. Sonst ist das unberechenbare Zugleich von Bösartigkeit und Güte ein grade besonders bezeichnender primitiver Zug. Aus Siebenbürgen werden noch eigentümliche Züge erwähnt: der Walache kennt eine Buschmutter, bald altes Weib, bald schöne J u n g f r a u , vermummt, mit stieren Augen, bei Mondschein an dunklen Stellen im Walde auftauchend 5 ). Aber ebenso oft erscheint die Dämonin kollektivisch 6 ), als Horde von Busch-, Wald-, Holz-, Moosweibchen, Buschrülpen mit denselben Zügen, zu denen noch 'Plotschfüße' und wimmernde Sprache kommen, vom Nachtgeist, wilden J ä g e r oder Teufel gehetzt, vor dem dann ein durch Gebet

oder K r e u z zufällig geheiligter B a u m stumpf ihre einzige R e t t u n g ist. Holzfällern, Hirten, erfrierenden Jägern, armen A l t e n und K r a n k e n sind sie hilfreich, sie geben den L e u t e n v o n ihrem im Berg gebackenen K u c h e n , sie treten mit den Ackerleuten in Brottausch ein; sie verschwinden, wenn der W a l d sich lichtet oder wenn die Obrigkeit den H o l z s a m m lern und Streuholern die W ä l d e r sperrt, denn sie lieben den V e r k e h r mit den Menschen. — Ganz vereinzelt findet sich schließlich auch die Vorstellung v o n einer Horde mit Führerin, Moosfräulein und B . ' ) . A b e r der im 19. Jh. gern gebrauchte Begriff Königin der Moosfräulein 8) oder gar die Identifizierung mit den großen altgerm. Göttinnen 9) erscheint f ü r diese außerordentlich primitive und landschaftlich beschränkte Dämonenfigur g a n z unangebracht. Solche Beziehung scheint sich im wesentlichen auf den etwas romantischen Bericht Bergemanns 1 0 ) v o n 1836 aus Schlesisch - Löwenberg zu stützen, der von schönen, verliebten, l a u n e n h a f t e n Holzjungfern redet und der ihnen eine K ö n i g i n mit K r o n e und H o f d a m e n zuschreibt. Die Gesellschaft sonnt sich zur Mittagsstunde am Bergeshang und lustwandelt an schönen Morgen und A b e n den. *) G r i m m Myth. 1, 400; M a n n h a r d t 1, 86; S i m r o c k Mythologie 440; E . H . M e y e r Germ. Myth. 159. s ) G r o h m a n n Sagen 132 = V e r n ä l e k e n Mythen 242; M e i c h e Sagen Nr. 460. 461; K ü h n a u Sagen 2, 187; E i s e i Voigtland 105. 3) K ü hn a u Sagen 2, 187. ') E , H . M e y e r Germ. 6) M ü l l e r Myth. 159. Siebenbürgen 206. •) M e i c h e Sagen Nr. 459. 460; MschlesVk. 10 (1908), 18; K ü h n a u Sagen 2, 190; 2, 187; 2, 193; 2, 185; 2, 189; T a u b m a n n Nordböhmen 15, 16. ') G r i m m Myth. 1, 400. •) M a n n h a r d t Germ. Mythen 478; Simr o c k Mythologie 440. 9) K u h n u. S c h w a r t z 481. 10) Jetzt bei K ü h n a u Sagen 3, 8 1 1 . H.

Naumann.

1 ),

Bussard namentlich M ä u s e b u s s a r d , auch M a u s e r (ahd. müsäri, mhd.

müser

undmüjczre2)), vielleicht

sprünglich müs-aro „ M ä u s e - A a r " , buteo

1716

Bussard

i;i5

ur-

Buteo

Linn.3).

1.Biologischer Aberglaube. Im griechischen A l t e r t u m wurde der B .

xpiöpXigi genannt, weil man glaubte, er besitze d r e i H o d e n 4 ) . Conr. G e s n e r s ) erwähnt diese Überlieferung, stellt aber ihre Unrichtigkeit fest. Seine Faulh e i t hat zu der sprichwörtlichen Redensart g e f ü h r t : „ D u sitzest wie ein B . " , weil er „ n i t ab s t a t t w e y c h t / ob man schon, z w e y oder drey mal nach j m geschossen h a t " 6 ) ; auch A l b e r t u s Magnus sagt von ihm „ p i g r i v o l a t u s " , „ t r ä g e n F l u g e s " 7 ), was freilich zu den Schilderungen Brehms nicht stimmen will. *) Dieser N a m e , der aus dem afranz. bussart stammt, wurde auf deutschem G e b i e t zuerst v o n Conr. G e s n e r Hist. avium (1555) gebraucht , im deutschen Vogelbuch (1582) 2 fol. 142 b : Bushard. ) B e n e c k e glaubt in seiner Anmerkung zu H a r t m a n n s Iwein V. 284 die beiden Formen auch in der Bedeut u n g trennen zu sollen. ') S u o l a h t i Vogelnamen 352 f f . ; B r e h m Tierleben4 6, 380; S w a i n s o n Folk-Lore of British Birds 133; R o l l a n d Faune pop. 2, 11 f f . ; A l b e r t u s M a g n u s De anim. 23, 29; brobuxen, d. i. wohl = bröchbuxen, brach = bruoch „ M o o r " ; s. S u o l a h t i 354 f. 4) P l i n i u s N.H. 1 0 , 9 , 1 . 6) Tierbuch 1582, Fol. 142 b f. «) E b d . 143 a. ') De Animal. 23, 29.

2. Schon im A l t e r t u m galt der B. als v o r b e d e u t e n d , und zwar, nach Plinius 8), in günstigem Sinne. A u f deutschem Sprachgebiet wird mehrfach von der V o r b e d e u t u n g des B.s gesprochen; doch scheint er hier vorwiegend Unglück zu bedeuten. Die älteste Stelle in dem St. Trudperter „ H o h e n L i e d " (12. Jh.) 9) läßt uns über den Sinn im unklaren: „derwerder des fiur sehennes oder des hant sehennes odir der agelsteren oder des m u s a r e s odir so dich din ore iucket odir din ouge . . . " Stellen aus H a r t m a n n s von A u e „ E r e k " und Wirnts v o n Grafenberg „ W i g a l o i s " zitiert G r i m m in seiner Mythologie 1 0 ); eine andere findet sich bei Berthold v o n R e g e n s b u r g u ) : „ s o geloubent eteliche an den miusearn. so ist dem der hase übern wec g e l o u f e n . " In England v e r k ü n d e t der B. R e g e n und Sturm " ) . 8)

NH. 10, 9, 1; s. a. H o p f Tierorakel 96. Herausg. v . H a u p t 95, 15. 10) 2, 939: Erek V. 8130; dazu A n m . von Jos. H a u p t in seiner Ausgabe; Wigalois V . 6187. n ) Herausg. v o n Pfeiffer i , 265, 4. 12) S w a i n s o n I . e . 133. 8)

3. V o l k s m e d i z i n .

Der

Genuß

1717

Bußbücher—Buße

des B . f l e i s c h e s m a c h t w a h n s i n n i g ( S c h w a ben) » ) . 13) J ü h 1 i n g Tiere 248 (nach B u c k Volksmedizin 52). 4. S a g e n ätiologischer A r t über den B . sind nur auf a u ß e r d e u t s c h e m B o d e n überliefert14). u) D ä h n h a r d t Natursagen 3, 11 ff. 256; 4, 54. Hoffmann-Krayer. B u ß b ü c h e r s.

Poenitentiale.]

B u ß e (eigentl. „ B e s s e r u n g " ) b e d e u t e t ursprünglich nur A b t r a g u n g einer S c h u l d , rechtlich die A b l ö s u n g der nach d e m G r u n d s a t z der V e r g e l t u n g v e r s c h u l d e t e n S t r a f e durch Z u r ü c k f ü h r u n g des S c h a dens auf den G e l d w e r t . In dieser rein m a teriellen B e d e u t u n g h a t sich das W o r t B . bis auf den heutigen T a g erhalten. W i e es im mosaischen R e c h t h i e ß : „ A u g e u m A u g e , Z a h n u m Z a h n " ( E x o d . 21, 2 3 — 2 5 ) , so b e s t i m m t e n die L e g e s X I I t a b . (7, 9): si m e m b r u m rupsit, ni c u m eo pacit, talio esto. Eine Parallele d a z u bildet die d e u t sche V i e h b . f ü r g e n o m m e n e s W i l d , w ä h rend sonst in D e u t s c h l a n d eine w e n i g e r s t r e n g e A u f f a s s u n g herrschend w u r d e [Wergeid) J ). Folglich b e z e i c h n e t b ü ß e n die Handlung der A b t r a g u n g einer S c h u l d . E i n e n N a c h h a l l einer solchen K u l t h a n d l u n g h a b e n wir in der i m nordd e u t s c h e n und im s ü d d e u t s c h e n S p r a c h g e b i e t belegten V e r w e n d u n g v o n b ü ß e n in der B e d e u t u n g v o n besprechen (s. d.), heilen. S o nennt der m ä r k i s c h e B a u e r d a s B e s p r e c h e n einer K r a n k h e i t b ü e t e n 2 ) ; in H e t t i n g e n (Baden) v e r s t e h t m a n u n t e r „ d i e Z ä h n e b ü ß e n " , die Z ä h n e s e g n e n d u m f a h r e n 3 ). K i r i n s b . h e i ß t in der Ort e n a u und i m E l s a ß eine S k r o f e l k r a n k heit a n A r m e n , F ü ß e n oder i m Gesicht 4 ). U m sie z u heilen, m u ß nicht nur der K r a n k e allerhand strenge Ü b u n g e n v o r nehmen, sondern seine g a n z e V e r w a n d t s c h a f t m u ß 40 T a g e l a n g beten und f a s t e n . E i n eigener B u ß z e t t e l v e r z e i c h n e t die Z e i c h e n der K r a n k h e i t und gibt V e r h a l t u n g s m a ß r e g e l n . Hierher gehört a u c h die (in B a d e n ) weit v e r b r e i t e t e R e d e n s a r t de gluste biesse = seinen W i l l e n e r f ü l l t bekommen. Endlich bedeutet alemann, b ü e t z e (bietze) = nähen, flicken, ausbes-

1718

sern, w o m i t der v e r b r e i t e t e F a m i l i e n n a m e A l b i e t z (also = F l i c k s c h u s t e r ) z u s a m m e n h ä n g t 5 ). D a s B ü ß e n einer K r a n k h e i t ist ein K u l t a k t , der die V e r t r e i b u n g oder V e r s ö h n u n g des K r a n k h e i t s d ä m o n s z u m Ziel h a t . S o ist a u c h bei der K i r i n s b . der hl. Quirinus als der z ü r n e n d e D ä m o n a u f g e f a ß t , der die K r a n k h e i t g e s a n d t h a t , die i h m deshalb a u c h a b g e b ü ß t w e r d e n m u ß . In der L e i b s A r t z n e y des G e o r g P i c t o r i u s (1566) ist 156 b und 159 b die R e d e v o n den B . n ä r z t e n (die heiigen sehender und büssenärtzt), d. h. v o n B e trügern, die v o n den Heiligen die Herk u n f t der K r a n k h e i t e n herleiten. Der Begriff B . in seiner z u n ä c h s t rein materiellen B e d e u t u n g als E r s a t z l e i s t u n g f ü r eine S c h u l d — b u z e r ( B ü ß e r ) heißen u m 1360 n a c h d e m V i l l i n g e r S t a d t r e c h t 25 die R ä t e als R i c h t e r ü b e r U n f u g 6 ) — t r i t t a u c h in der kirchlichen B u ß p r a x i s des Ma.s in E r s c h e i n u n g , w e n n z. B . n a c h den B u ß b ü c h e r n bei K ö r p e r v e r l e t z u n g e n die A r z t k o s t e n b e z a h l t w e r d e n sollen, w a s im Unvermögensfall durch einjähriges F a s t e n ersetzt w e r d e n k a n n . Die s c h w e r e n A u s w ü c h s e aber, die in der kirchlichen B u ß p r a x i s des Ma.s, n a m e n t l i c h in der V e r w e n d u n g der B u ß g e l d e r , z u t a g e traten, h a b e n mit A b e r g l a u b e n n i c h t s zu tun, sondern sind als o f f e n k u n d i g e Mißb r ä u c h e anzusehen. A l s H a u p t w e r k hierü b e r ist an Stelle des g a n z u n k r i t i s c h e n F r i e d b e r g , B u ß b ü c h e r , in erster Linie Herrn. Jos. S c h m i t z , Die B u ß b ü c h e r u n d die B u ß p r a x i s der K i r c h e , 1883 u n d 1898, zu b e n ü t z e n . Im A n s c h l u ß an die B ü ß - u n d B i t t f a h r t e n , die im f r ü h e n Ma. reuige S ü n d e r a n besondere G n a d e n s t ä t t e n ( R o m , P a l ä s t i n a u. a.) a u s f ü h r e n m u ß t e n , e n t s t a n den w o h l a u c h die h a r t e n B . n u n d K a steiungen, die bei W a l l f a h r t e n bis ins 17. J h . üblich w a r e n u n d in E i n z e l f ä l l e n noch in der j ü n g s t e n Z e i t f o r t wucherten 8 ). S o t a t in T i r o l ein früherer H e x e n m e i s t e r a u f r i c h t i g B . u n d h o b seine A u g e n nie mehr z u m H i m m e l empor, sondern s e n k t e den K o p f s t ä n d i g so zur E r d e , d a ß er n a c h ein p a a r J a h r e n einen B u c k e l b e k a m , d a ß m a n darauf h ä t t e reiten k ö n n e n 9 ) . In

ipig

Buße

B a y e r n war das Schleppen schwerer Holzkreuze in N a c h a h m u n g der K r e u z t r a g u n g Christi nach einem oft weit entfernten Gnadenort sehr beliebt. Die B u ß ü b u n g war vor allem nachts vorzunehmen, wobei man sich auf den K n i e n fortzubewegen hatte. Dieses R u t s c h e n auf den K n i e n ist ein uralter, schon v o m römischen Heident u m geübter Brauch. So stieg Julius Cäsar nach seiner R ü c k k e h r aus dem Feldzug gegen Scipio und Cato auf den K n i e n die Treppe zum Tempel des Juppiter Capitolinus hinauf (Dio Cassius X I V 21). Die blutenden K n i e beweisen, wie ernst man diese B u ß ü b u n g nahm (Juvenal Sat. V I I 525). D a ß die Erduldung körperlicher Schmerzen dabei die H a u p t s a c h e war, zeigt auch das Gelübde, das im Jahre 1446 ein Mann für die Heilung seiner geisteskranken Frau dem hl. Leonhard gelobte und erfüllte: eine sechs P f u n d schwere eiserne K e t t e und eine eiserne Figur trug er auf bloßem L e i b in fünf Tagereisen nach Imhenhofen. Noch im Jahre 1904 trug der etwa 70jährige , , J o c h e i " (Joachim Hasenknopf) in Obersalzberg bei Berchtesgaden T a g und N a c h t eine 36 P f u n d schwere Eisenkette mit 7 cm langen Gliedern um den L e i b (Andree, V o t i v e Fig. 5). A u c h ganz nackt, die A r m e o f t in K r e u z f o r m ausgespannt, machten die Männer in früheren Zeiten ihre Bußfahrten. A b e r auch die W a l l fahrt „ i n W o l l e " oder „ i m härenen Gew a n d " galt als B u ß v e r s c h ä r f u n g 10 ). A n dere machten die W a l l f a h r t auf Erbsen, die sie sich in die Schuhe getan hatten. W a s in diesem Leben nicht g e b ü ß t wurde, m u ß nach dem Tode gesühnt werden (s. A r m e Seelen). Die Strafe steht dann meist in enger Beziehung zu dem einstigen V e r g e h e n 1 1 ) . So wandert der Grenzfrevler die Grenze auf und ab und trägt den Markstein auf seiner Schulter; K n a p p e n eines Goldbergwerks, die Sonntags, statt den Gottesdienst zu besuchen, mit goldenem Kegelspiel spielten, müssen nach dem T o d alljährlich a m V o r a b e n d des hohen Frauentags, wie auch am Festt a g selbst, das goldene Kegelspiel aus dem Grund des Wassers heraufholen, in wel-

1720

ches das Bergwerk versank, und müssen oben kegeln, bis die Sonne untergegangen i s t 1 2 ) . Manche solcher B ü ß e r können v o n mutigen Menschen erlöst werden13). A b e r Siechtum, j a sogar T o d ist manchmal der L o h n für die Erlösung eines büßenden Geistes 14 ). O f t ist der B . eine zeitliche Grenze, 100 Jahre oder gar Jahrhunderte, g e s e t z t 1 5 ) , in anderen Fällen dauert sie bis zum J ü n g s t e n T a g oder gar in alle E w i g k e i t 1 6 ) . Die bekanntesten Büßergestalten des griechischen Altertums sind Tityos, dessen L e i b zwei Geier zerhacken, Tantalos, der trotz der herrlichen Früchte, die z u m Greifen nah über ihm hängen, und trotz des klaren Wassers, dessen Spiegel ihm f a s t die Lippen netzt, ewig hungern und dürsten muß, und Sisyphos, der einen gewaltigen Felsblock ohne Unterlaß einen B e r g hinaufwälzt, um ihn kurz vor dem Ziel immer wieder in die Tiefe rollen zu sehen. Z u m Unterschied v o n den wesenlosen S c h a t t e n müssen die Seelen dieser B ü ß e r volles und dauerndes Bewußtsein besessen haben, um die Strafe überhaupt empfinden zu können 17 ). Merkwürdigerweise spielt das Sisyphosmotiv auch im deutschen V o l k s glauben eine Rolle: Ein ungetreuer Hirt ließ die K u h einer armen F r a u absichtlich in einen A b g r u n d stürzen und j a u c h z t e darüber vor Freude. N u n m u ß er nach seinem T o d die K u h mit Ä c h z e n und Stöhnen den steilen B e r g hinaufschleppen. Ist er oben angelangt, so fällt ihm das Tier wieder hinunter, und er m u ß dazu j a u c h z e n 1 8 ) . ') G r i m m RA. 2,210; L i p p e r t Christentum 22 i. 339", F r a z e r 12,409; S e b i l 1 o t Folk-Lore

4, 474.

2)

Lippert

Christen-

tum 22 f. 177. ') O c h s Bad.Wb. handschr. 4) Schweizld. 4, 1751; 5, 1305. 6) O c h s Bad.Wb. handschr. «) Ebd. 7) L i p p e r t Christentum 340 f. ') A n d r e e Votive 33 f. H e y 1 Tirol 670 Nr. 146; vgl. 667 Nr. 143.

9)

10)

A n d r e e Votive 28 ff. " ) R a n k e Sagen 46; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 2, 99. 1J) H e y 1 Tirol 271 Nr. 84. ") K ü h n a u Sagen 1, 252. 255. 410. 5 8 1 ; S e b i 1 1 o t

Folk-Lore 1, 125. 15 )

16)

14)

SAVk. 11 (1907), 134.

M e i c h e Sagen 225 Nr. 284; 411 Nr. 543.

Grimm

Sagen 120 Nr. 143; 122 Nr. 146;

R a n k e Sagen 46. " ) R o h d e Psyche 1, 61 f. 318, 4. 1B) K u o n i St Ga'.ler Sagen 168

Nr. 302; R a n k e

Sagen 46.

Mengis.

IJ21

Bußordnungen—Butte

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Bußordnungen, -Spiegel s. P o e n i t e n t i al e.

— Gebote, die der Furcht vor der Rache des durch Sabbatschändung verletzten Gottes entspringen.

Bußtage und Bettage als besondere kirchliche Feiertage sind aus der Not geboren. Nach dem Vorbild des Alten Testaments („Versöhnungstag" Lev. 16) werden sie angeordnet in gefährlichen Zeiten, bei Seuchen, Kriegsgefahr, Teuerung. Dabei ist charakteristisch, daß es sich um behördliche Maßnahmen, weniger um den spontanen Ausdruck gesteigerter Religiosität handelt. So haben z. B. Theodosius der Große und Karl der Große B. angeordnet. Die erste evangelische Bettagsfeier wurde 1532 in Straßburg gehalten. Die Schrecken des 30jährigen Krieges ließen die B. höhere Bedeutung gewinnen. In Hessen z. B. gab es von 1632—48 jährlich nicht weniger als 64 Bettage. Die evangelischen Landeskirchen haben mit Ausnahme des Elsaß alle ihren Büß- und Bettag, doch herrscht keine Einheitlichkeit in der Gestaltung, die einen machen einen Sonntag zum B., die andern einen Werktag. Ende des vorigen Jahrhunderts hat man in 28 Landeskirchen 47 verschiedene B. an 24 über das ganze Jahr verteilten Tagen gezählt !)< Die Einrichtung des Büß- und Bettags hat im Volk keinen festen Fuß gefaßt. Im Grunde ist ein besonderer B. mit dem Wesen des evangelischen Christentums auch nicht recht vereinbar, denn nach Luther soll das ganze Leben eine ständige Buße sein. Indessen sind sich die wenigsten Menschen des Bußernstes dieser Forderung bewußt. Der Durchschnittschrist denkt ans Buße tun erst, wenn es ihm schlecht geht; und dann tut er Buße, nicht aber an dem Tag, für den es ihm von der Kirche vorgeschrieben ist. So kann man sagen, daß Büß- und Bettag im Volksleben kaum eine andere Rolle spielen als der gewöhnliche Sonntag. Der B. steht unter dem Gebot der Sonntagsheiligung. Jede nicht lebensnotwendige Arbeit ruht. Man darf nicht nähen, sonst bekommt man schlimme Finger 2 ); nicht einmal ein Weizenfeld darf man betreten, sonst kommt der Brand in den Weizen 3)

R G G . 1 1, 1494 ff. ! ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 256. 3) Mitt. Anhalt. Gesch. 14, 20. Rühle.

Butte I f., B u t t m. (Rhombus), spez. Steinbutt, Turbot (Rhombus maximus). L e g e n d e n und T i e r geschichten zur Erklärung des s c h i e f e n M a u l s , der E i n s e i tigkeit und der S t u m m h e i t hat Dähnhardt in den „Natursagen" zusammengestellt 1 ). Sie sind teilweise identisch mit den Geschichten von der Flunder, Scholle (s. d.); z. B. als der Barsch der Steinb. mitteilte, daß der Hering zum König der Fische gewählt worden sei, zog sie den Mund schief und sprach: „Is de Hiring 00k 'n Fisch?" Währenddessen krähte der Hahn, und deshalb blieb der Steinb. der Mund schief stehn. Im M ä r c h e n von dem Fischer und seiner Frau (Grimm Nr. 19) ist es eine B., die der Fischersfrau die Wunschgeschenke verschafft. Sie wird mit dem Vers herangerufen: Manntje, Manntje, Timps Te, Buttje, Buttje in der See, myne Fru de Ilsebill will nich so as ik wol will a ).

V o l k s m e d i z i n . „Das fleisch obgenannter fischen (Dornbutt und Glattbutt) zerstossen / ausz hungwasser (Honigwasser) getruncken / ist nutz denen so den ritten (Schüttelfieber) habend" 3 ). s. a. S c h o l l e . *) Legenden: schiefes Maul: 2, 253 (Norw. Isl.); 3, 25 (Estl.); Einseitigkeit: 2, 269 (Estl.); Stummheit: 2, 253 (Estl.); Tiergeschichten: schiefes Maul 3, 24 (Meckl., nach Woss i d l o Mecklenb. 2, 23); 4, 195—97 (Pom., 2 Holl., Vlaml., Engl.). ) Vgl. B o l t e - P o l i v k a 1, 138 ff., wo auch andere Fische genannt werden. 3) G e s n e r Fischbuch 1575, 51 b. Hoffmann-Krayer.

Butte II f., auch Wechselb., Wasserb. = Wechselbalg (s. d.). Die Bezeichnung scheint auf fränkisch-oberpfälzisches Gebiet beschränkt *), ist aber etymologisch kaum von ndd. adj. butt „klumpig, stumpf", m. butt(je) „kleiner Knirps" 2)

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Butter

und damit von hd. butz (s. d.) zu trennen, bedeutet also ursprünglich Klotz, kurze, dicke Gestalt 3 ) (anders L a i s t n e r : von mnd. buten = tauschen 4) und H ö f l e r : von bütte — Bauch) s ). *) ZfdPh. 3, 3 3 3 ; P a n z e r Beitrag 2, 1 0 1 ; Lammert 142; Schönwerth Oberpfalz i , 190 Nr. 9; 194 Nr. 1 8 ; Bavaria 3, 1, 2 308; 2, 935. ) M e n s i n g Schlesw.Holst.Wb. 1, 600 f. 3) F a l k u. T o r p Etym.Wb. 1, 1 1 9 s. v. bussemann. *) L a i s t n e r Nebelsagen 3 3 5 und Z f d A . 3 2 , 1 5 9 5) H ö f 1 e r Krankheitsn. 86. Ranke.

Butter. I . Geschichtliches. — 2. Heiligkeit der B . UDd Strafe der Schänder. — 3. B . und Vegetationserscheinungen. — 4. bis 7. DieB.hexe. — 5. u. 6. B.raub. — 7. Schadenzauber beim Buttern. — 8. Gegenzauber. — 9. B.hexe und Schmetterling. —• 10. Das Buttern. — 1 1 . Zeit des B u t terns. — T2. Vorsichtsmaßregeln beim B.verkaufen. •— 1 3 . Maien-, Bartholomäus^ — 14. B.opfer. — 15. B . im Schadenzauber und als Apotropaion. — 16. B . im Fruchtbarkeitszauber. — 1 7 . B . im Heilzauber und in der Volksmedizin. — 18. B.sieden. — 19. Allerlei Aberglaube. — 20.B.reime.

I. G e s c h i c h t l i c h e s 1 ) : Die älteste Nachricht über dieses wichtige Produkt der milchwirtschafttreibenden Völker bringt uns Hekataios von Milet, welc h e r i n s e i n e r TtspioSoj t?¡£ Eiipu>m¡{ v o n d e n

Paioniern berichtet 2 ): áXeítpovxai IXaitp &it¿ YáXav.xoí; das Wort selbst überliefert der Verfasser des Werkes über die Krankheiten, welches unter dem Namen des Hippokrates geht 3 ): Die Skythen gewinnen aus Stutenmilch ein Fett, 8 ßoöxupov xaXéouoiv. Die Kunde von der B. brachten offenbar die Kolonialgriechen 4) aus dem Pontos nach der Heimat, wo man statt tierischer Fette das Olivenöl zum Kochen gebrauchte 5 ). Auch die Römer 8 ) gebrauchten die B. sehr wenig; die Barbaren galten ihnen ') wie den Griechen 8) als „B.esser", besonders war die B. die Nahrung der Reichen 9 ); daneben diente die B. vor allem als Salbe 10 ). Zu diesem Zweck wurde sie auch ursprünglich bei den Germanen benutzt; sie heißt ja ahd. chuosmero u ) (noch j e t z t . in Skandinavien „Schmeer"), und die in Südwestdeutschland jetzt noch für B. übliche Bezeichnung Anken12) (ahd. ancho) hänge mit unguentum zusammen; es ist

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auch kein Zufall, daß Plutarch 1 3 ) von den kleinasiatischen keltischen Galatern berichtet, ihre Frauen salbten sich mit B., dasselbe wissen wir von den Burgundionen 14 ). Als Nahrungsmittel drang die B. erst spät in Mittel- und Oberdeutschland durch l s ). Zur Geschichte der B . vgl.: H e h n Kulturpflanzen 1 5 3 ff.; P a u 1 y - W i s so w a s. v. B. (3, 1 0 8 9 — 1 0 9 2 ) ; A n d r e e Braunschweig 245 ff.; S c h r ä d e r Reallex. 1 2 1 ff.; H o o p s Reallex. 1, 3 6 4 f f . ; W e i n h o l d Frauen 2, s o f f . ; L i p p e r t Kulturgesch. 1, 5 3 8 — 3 9 ; F i s c h e r Altertumsk. 5 5 ; M a r t i n y Molkerei-, D e r s . Kirne u. Girbe. Bremen 1 8 9 5 ; S a r t o r i 2, 1 4 4 ; W a l t e r Medizinische u. oeconomiscke Abhandlung vom B. Erlangen 1 7 5 1 ; Mart i n y Die B.bereitung, Sehr. d. milchwirtschaftl. Ver. Nr. 1, Danzig 1 8 7 4 ; M ü l l e n h o f f Altertumsk. 4 (1920), 348; S c h u l t z Alltagsleben r 4 8 f f . ; H e r d i Käse 3 ff. i r . 24. 3 1 . 3 4 ; H ö f l e r Volksmedizin (1883) 1 3 9 ff.; W i r t h Beiträge 4 — 5 , 5 ff.; interessant sind auch die Abschnitte über B . bei C o l e r und J o h a n n P l a c o t o m u s (Brettschneider): De tuenda valetudine, libellus Eobani Hessi commentariis doctissimis illustratus 67; über B . bei den Russen: Z e 1 s n i n Russ. Volksk. 1 2 7 f f . ; über das B.geschäft im Kt. Bern: S A V k . 1 3 (1909), j ff.; vgl. 9 (1905), 182. 264 ff.; über die Geschichte der B.bereitung in Holstein: Heimat 3 7 (1927), 108 ff. fr. i 5 4 , J a k o b y ; v g l . H e r o d o t 4 , 2 . 3) P a u l y - W i s s o w a 3, 1089. ' j H e h n ' 1 5 ' . ') Ebd. 1 5 8 und S c h r ä d e r 1. c.; M a r t i n y Molkerei 3 0 — 3 1 ; ZfEthnol. 1894, 9. •) B l ü m n e r Rom. Privataltert. ( 1 9 1 1 ) , 1 9 1 ; P a u l y - W i s s o w a 3 , 1090. ') P l i n i u s 28, 1 3 3 ; B l ü m n e r i . c. 8 ) A t h e n a e u s 4 , 1 3 1 b ; P a u 1 y - W i s s o w a 3 , 1090; H e h n ' r 5 3 - e) P l i n i u s I . e . ; S c h r ä d e r 1. c. 1 2 3 ; M a r t i n y Kirne u. Girbe 2 1 ff.; W e i n h o l d Frauen 2 , 5 0 . , 0 ) P a u 1 y - W i s s o w a 1. c.; S c h r ä d e r I.e.: H e h n ' 1 5 6 ; H o o p s 1. c. " ) H e h n » 1 5 6 ; G r a f f Ahd. Spr. 1 , 3 4 5 ; Grimm DWb. 2, 582. " ( G r i m m 1. c.; P a u l DWb.* 2 3 ; K l u g e EWb. « 19; S c h r a d e r l . c.; H . o p s l . c.; W e i r h o l d Frauen 2 , 5 0 ; O c h s Bad. Wb. 1 , 5 3 . " ) P l u t a r c h adversus Colot. 4 = Bernadakis; H e h n * 1 5 7 . 1 4 ) S i d o n i u s A p o l l i n a r i s carm. 1 2 , 6; H e h n * 1 5 7 ; F i s c h e r Schwäb. Wb. 1, 1566. " ( M a r t i n y Kirne u. Girbe 1 2 1 ff.

2. Wie das Brot, so ist die B. bei den B. und Käse produzierenden Völkern und Stämmen heilig, und der B.s c h ä n d e r wird wie der Brotschänder in der Sage mit schwerer Strafe verfolgt; von solchen Strafgerichten wissen besonders die Kärntner Sagen zu berichten: An der Stelle, wo heute die Hochalmspitze 16 ) sich erhebt,

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Butter

w a r e n einst b l ü h e n d e A u e n , die d e n B e w o h n e r n Milch u n d g o l d e n e B . s p e n d e ten 1 7 ) ; aber die Ä l p l e r w u r d e n ü b e r m ü t i g , und a m S o n n t a g s c h o b e n die B u r s c h e n mit Käsekugeln nach Butterkegeln; zur S t r a f e v e r s a n k e n die A u e n u n d ihre B e w o h n e r in der E r d e , a n der S t e l l e e r h o b sich die H o c h a l m s p i t z e ; e n t w e d e r k e g e l n ü b e r m ü t i g e A l m e r 1 8 ) mit Käsekugeln n a c h B . k e g e l n , oder K n a p p e n 19 ), die das G o l d f r e c h g e m a c h t h a t , t r e i b e n dieses f r e v e l h a f t e S p i e l ; der H i r t e auf der B l ü m lisalp b a u t eine T r e p p e a u s K ä s e u n d reinigt sie m i t M i l c h 2 0 ) ; ein O r k a n v e r s c h ü t t e t das H a u s , der S e n n g e h t als Geist um. A u c h das P h i l e m o n - B a u c i s M o t i v w i r d in einer S a g e des V i s p e r t a l e s a n g e s c h l a g e n : D e r H e r r g o t t b i t t e t eine B ä u e r i n u m B . ; als diese eine G a b e h a r t h e r z i g v e r w e i g e r t , w i r d das Dorf v e r s c h ü t t e t 2 1 ) ; das H a u s eines B . z a u b e r e r s wird v e r s c h ü t t e t , a n seiner Stelle s t e h t der „ A n k e n s t e i n " 2 2 ) . A n k e n f ä l scher müssen, w i e die N a h r u n g s f ä l scher ü b e r h a u p t , u m g e h e n und h e r u m geistern, so der Choli im S e n n h o f 2 3 ) . Z u diesen S a g e n g e h ö r t a u c h die E r z ä h l u n g , n a c h der seit d e m F l u c h eines z a u b e r h a f t e n B e t t e l m a n n e s die B . b e i m E i n sieden v o n d a an, w o der S c h a u m i m Sieden ist, bis zu d e m P u n k t , w o sie g e n u g g e s o t t e n h a t , im „ A b g e h e n " ist 24 ). 16) G r a b e r Kärnten 239, 327. 17) Sagenhafter B.reichtum herrschte auch auf dem OberHeidacherhof in Tirol: H e y l Tirol 625, 90; über andere B.sagen in der Schweiz: S A V k . 16 (1912), 137. 1S) H e y l . 240, 328; 241, 329; A l p e n b u r g Tirol 230, 1; 409, 12. 1D) A l p e nb u r g 241, 330. Auch eine Sage Mecklenburgs berichtet von der Schändung von B., Brot und Käse: B a r t s c h 1, 94. 107. 20) G r i m m Sagen 4 84, 92. " ) D e r s. 244, 344. " ) ZfEthnol. 1894, 15. " ) R o c h h o l z Sagen 2, 144. 370 b. " ( H e r z o g Schwcizersagen i, 127 = J e c k l i n Volksiüml. (1916) 331; G r i m m Sagen 244 Nr. 344; Kloster 9, 981.

3. W i e das B i l d des B r o t b a c k e n s bei der B e z e i c h n u n g der a t m o s p h ä r i s c h e n V o r g ä n g e im S p r a c h s c h a t z und im W o r t w i t z des d e u t s c h e n V o l k e s g e l ä u f i g ist, so übert r ä g t a u c h die P h a n t a s i e der S t ä m m e , w e l c h e ihren U n t e r h a l t d u r c h B.- und K ä s e h a n d e l b e s t r e i t e n , a n a l o g e Bilder aus dem B.geschäft (vergleichen kann man

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ein R ä t s e l der S ü d s l a v e n 25 ), w o n a c h die S o n n e ein B . b a l l ist) auf die W e t t e r - u n d V e g e t a t i o n s e r s c h e i n u n g e n 26 ) (vgl. a u c h Milch). D e r T a u ist die H i m m e l s m i l c h , w e l c h e auf die E r d e g e t r ä u f e l t wird, m i t M a i e n t a u treiben die H e x e n B . z a u b e r 2 7 ); w e n n es r e g n e t und hagelt, s a g t m a n in S c h w e d e n 2 8 ): j e t z t sind die H e x e n a m B . n ; in E s t l a n d e r b i t t e t m a n in einem r h y t h m i schen Z a u b e r l i e d R a h m v o m H i m m e l aus den W o l k e n 2 9 ); a m S t e i n h u d e r m e e r s a g t m a n , w e n n es d o n n e r t : use H e r r g o t t mangelt 3 0 ); die K o r n m u t t e r 3 1 ) z e r s t a m p f t die K i n d e r in einem eisernen B . f a ß ; die Z w e r g e e r b l i c k t m a n b e i m B . n und a m B . f a ß 32 ), sie v e r s c h e n k e n B . b r o t e 33 ), die H e i n z e l m ä n n c h e n 3 4 ) s c h e n k e n einem k r a n k e n M a n n B . m i 1 c h , dieser g e s u n d e t ; w e n n die „ S a l i g e " in T i r o l 3 5 ) b . t , g i b t es n o c h e i n m a l so viel B . ; in F r a n k r e i c h 38 ) b r i n g e n die Z w e r g e k o s t b a r e B . in die H ü t t e n der A r m e n ; die schlesischen E r d m ä n n l e i n m a c h e n 37 ) S t e i n b r o t u n d Steinb . ; in S c h l e s w i g 38) s i n g e n die K i n d e r a n Stellen, w o die U n t e r i r d i s c h e n n a c h der Sage b.ten: Rummel, rummel tut, smiet'n Bodderbroot herut. Die Zwerge wohnen in B . b e r g e n 3 9 ) ; i m „ B . f a ß " 4 0 ) (einem G r a n i t f e l s e n bei L e u c h t e n b e r g in der O b e r p f a l z ) r ü h r t der T e u f e l seine B. 4 1 ). R i e s e n b a u e n B . k u p p e n 42 ) oder s c h l e p p e n S c h m a l z in K r a x e n über die B e r g e 4 3 ) ; die A l r a u n e h e i ß e n in S c h w e d e n 4 4 ) B.b r i n g e r ; ein P i l z in E n g l a n d h e i ß t T r o l l b. 4 5 ), a u c h ein B e w e i s f ü r die V e r b i n d u n g E l f e n = B . ; eine A b a r t der V e g e t a t i o n s e l b e n ist der P u k i m H o l s t e i n i s c h e n , ein H a u s g e i s t , w e l c h e r f ü r seine k l e i n e n D i e n ste ein S t ü c k B . in der G r ü t z e h a b e n w i l l 4 6 ) . " ) K r a u ß Religiöser Brauch 18. 28) Über das Buttern der Elemente: K u h n Herabkunft 12 ff. i n . 161. 204. 247; S c h w a r t z Studien 290; die Figur im Monde deutet man als ¿ine Predigersfrau, die den Sonntag durch Buttern entheiligte und nun ewig mit dem B.faß im Mond stehen muß: M e n s i n g SchleswigIi olst. Wb. 1,463; M ü l l e n h o f f Sagen2 549; 306—07; bei den Indern ist die Verbindung Vegetationsgötter-B. sehr häufig: O l d e n b e r g Religion des Vtda2 70—71. 116. 330. 444; M a r t i n y Molkerei 4 ff. 7 ff. " ) M a n n h a r d t Germ. Myth. 4—5; M a r t i n y Molkerei 4 — 1 1 ; ZfEthnol. 1894, 7—9. 13 ff.; in Frankreich hat das Wasser der B.teiche b.vermehrende Kraft: S e b i l l o t 2, 462 u. 3, 83.

Butter 2S ) M a n n h a r d t Forschungen 309 A. 3. 29 ) B ü c h e r Arbeit u. Rhythmus 10 7—108; M a r t i n y Molkerei5. 80) K u h n I.e. 14. S1) M a n n h a r d t Forschungen 309. 32) M ü l l e n h o f f Sagen 306, 458; L a i s t n e r Nebelsagen 234; K ü h n a u Sagen 1, 75. 8g; P a n z e r Beitrag i, ioi, 121; E i s e 1 Voigtland 96, 244. 33) M ü l l e n h o f f 1. c.; vgl. 316, 475. 31) G a n d e r Niederlausilz 44 Nr. i n . 155. 35) Z i n g e r l e Kinder- und Hausmärchen (Innsbruck 1852) 55; M a n n h a r d t Germ. Mythen 52. 36) S & b i l l o t i, 231. 3 ') K ü h n a u 2, 31. M) Men s i n g 1. c. 1, 462; M ü l l e n h o f f Sagen2 543. '•) M ü l l e n h o f f 306, 458; K ü h n a u 2, 131, 765; K o c h h o l z Sagen 2, 224, 435; P r ö h l e Harzsagen 2, 96; A n d r e e Braunschweig 90; E. H. M e y e r Germ. Mythologie 126; vgl. die B.teiche in Frankreich: S e b i l l o t 2, 462 u. 3, 83. 40) Bei Frauenstein heißt ein Fels B.töpfchen: M e i c h e Sagen 826, 1015; vgl. des Teufels B.faß auf Rügen: H a a s Rügen 67, 119. 4I ) P a n z e r Beitrag i, 101. 121. **) W i t z s c h e l Thüringen 1, 255, 266. *3) L a i s t n e r Nebelsagen 54—55, aus A 1 p e n b u r g 31; vgl. M e i c h e Sagen 826, 1015. **) M a n D h a r d t German. Mythen 53. ") D e r s . 54; in Frankreich dürfen die Kühe keine Pilze fressen, weil diese von den tireurs de beurre stammen: S g b i l l o t 3, 482. ") M ü l l e n h o f f I.e. 354, 520; 349, 515; 343. 507:34°. 502; M e n s i n g 1. c. 1, 40; so auch der nordische Niß: ZfVk. 1898, 130 ff. 138; vgl. den shetländischenHausgeist: H e c k s c h e r 88; das „Koberchen" bei Dresden verschafft dagegen reichlich B.: M e i c h e Sagen 298, 387; NddZfVk. 1926, 3. 4; A l p e n b u r g Tirol 113, 24: das Gerlos-Manndel bittet um B. und gibt dafür Lehmkugeln, die zu Gold werden: K ü h n a u Sagen 3, 125.

4. Die B . h e x e 4 7 ) oder B i h 1 w e i s e (nach Coler) 4 8 ). Sie giert sehr nach B . , weil sie besonders zu den fetten Mahlzeiten 49 ) B . braucht. Hier laufen zwei Vorstellungen zusammen: E i n m a l f ü h r t ein direkter W e g von den b.nden Vegetationsdämonen zu den Hexen, die mit B . Zauber t r e i b e n 5 0 ) ; diese V e r w a n d t s c h a f t zwischen Vegetationsgeistern und Hexen zeigt klar die Holsteinische Geschichte von den Unterirdischen, die B . brot anbieten; dieses wird kohlschwarz und aufgequollen, ähnlich wie die Hexenb. zu einer übelriechenden Masse wird 5 1 ) ; wenn die „ S a l i g e " b.t, gibt es wie bei der B . h e x e eine doppelte B.menge 5 2 ); im „ B . f a ß " bei Leuchtenberg b.t ausgerechnet der T e u f e l 5 3 ) ; dann aber ist dies hochwichtige Geschäft der H a u s f r a u wie das B a c k e n von allerhand Aberglaube um-

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rahmt, welcher der F u r c h t vor schädigenden Dämonen entspringt; wir unterscheiden zwei Arten von B . h e x e n : a) die einen ziehen große B.mengen auf Kosten anderer an sich; b) andere bewirken durch Schadenzauber, daß die B . anderer F r a u e n nicht z u s a m m e n g e h t 5 4 ) . 47 ) S c h w a r t z Die B.hexe von Wagnilz in ZfEthnol. 1894, I—19; M ü l l e r in ZrwVk. 10 (1913), 267 ff.; G r i m m DWb. 2. 585; M a r t i n y Molkerei 19 ff.; F o g e 1 Pennsylvania 177 ff.; W. 217 u. 417; G r i m m Myth. 2, 897; Q u i t z m a n n Baiwaren 226; vgl. B.hase: B a r t s c h Mecklenb 2, 39. 37. w ) M a r t i n y 1. c. 32; C o l e r Oeconomia\ Klingner Luther 77. Die Billeweis in Kärnten bietet einem Bauern B., Honig und Weißbrot ar, wenn er bei ihr bleibe: G r a b e r Kärnten 66 c. ") S c h w a r t z 1. c. 16—17; W. 217; M a r t i n y Molkerei 22; B r o n n e r Sit? u. Art 157; L e o p r e c h t i n g Lechrain 10. 19; um eine ins Haus kommende Hexe glücklich wieder hinauszubekommen, muß man ihr B. oder Fett geben: B i r 1 i n g e r Volhsth. 1, 327. 536; die südslavische Hexe braucht zum Fliegen S t u t e n b.: K r a u ß Relig. Brauch 117; D e r s . Volkforschungen 73 ff.; die Hexensalbe besteht u. a. aus Gallenkraut und B.: M a n n h a r d t I.e. 36 A 4 . 50) M a n n h a r d t Germ. Myth. 54. M) M ü l l e n h o f f 317. 475: vgl. 306, 458 und 311, 467. «) M a n nh a r d t 1. c. 52. 63) P a n z e r Beitrag 1, 101, 121; vgl. H a a s Rügen 67, 119. ") S c h m i d S p r e c h e r 60; H a n s e n Hexenwahn 210; 260, 24; 288, 25; vgl. 289, 26 ff.; ¿70—71: Prozeß 1458 in Konstanz; 584—85: i486 Prozeß in Tiersberg (Baden); 597; 612 Nr. 257.

5. ad. a) In den Hexenprozessen spielt der Vorwurf, daß eine Person Milch an sich zieht s s ) und viel B. 6 6 ) macht, eine große Rolle. Eine Graubündener H e x e r ü h m t sich, ihr gebe es mehr als „ d i e K r i n e Schmaltz von der g e b s e t e n " 67 ), und bereits im Poenitentiale des B u r c h a r d von Worms werden die H e x e n erwähnt, welche Milch und Bienen v o m N a c h b a r zu sich zaubern M ). F e c i s t i . . . . ut si vicinus eius lacte vel apibus abundaret, omnem abundantiam lactis et mellis . . . . ad se et sua animalia . . . e suis fascinationibus et incantationibus se posse convertere credant? Literarische V e r w e r t u n g findet dieser Aberglaube schon in der Aberglaubenliste v o n V i n t l e r s 5 9 ) Pluemen der Tugent v. 7 7 3 1 — 2 : Und etlich stelen auß den Kübeln Das schmaltz, die weyl mans ruert.

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Butter

Die Mittel, mit denen die B.hexen, die immer auffallend viel B. zu Markt tragen die B. aus andern Häusern herzaubern 61 ), sind mannigfaltig: Ein roter L a p p e n 6 2 ) unter dem B.faß, die erste Spitzweide 63) beim Almauftrieb, ein Zauberspruch 64) aus dem Hexenbuch 65) bewirken, daß das B . f a ß sich rasch füllt. Die österreichische B.hexe stellt ihr B.faß auf den Wechsel (die Stelle, wo die Dielen zusammenstoßen) 66 ). Nach altem württembergischen Aberglauben bekommt man viel B., wenn man das B . f a ß auf eine Handzwehl (Handtuch) stellt und einen Haarkamm darunter legt 6 7 ); die B.hexe von Tegerfelden hat unter dem Kübel einen K a m m und murmelt: Us jedem Hus en L ö f f e l 6 8 ) ! Die B.hexe b.t am Sonntag 69), sie stiehlt die B . mittels des Zauberschlüssels 70). In der Oberpfalz rührt eine Bäuerin nach der Sage nackt die B. mit dem Spruch 7 1 ) : R ü h r di, Küberl, rühr di. V o n hier bis nach R a m (Rom) Von jedem H a u s a T r ö p f l , K i m d denna - r - ebbas zam.

In dem B.topf der B.hexe zu Wagnitz sitzt eine „ M u g g e l " (Kröte) 7 2 ). In einer Brandenburgischen Sage gewinnt eine B.hexe zu Lenzen mit einem gegabelten Haselzweig, an dem eine Kröte in die Rinde eingeschnitten ist, viel B. 7 3 ); in Fleischwangen (Schwaben) schlägt man, wenn es beim B.n keine B. gibt, eine Kröte tot und hängt sie im Stall auf 74 ). Die Hildesheimer B.hexe hat ein „ D ü w e l e t g e n " ( = Kröte) 7S ). Sehr verbreitet, besonders in Schlesien und im Allgäu, ist folgende Sage 76 ): Ein Schneider 7 7 ), K a u f m a n n 7 8 ) , Schuhmacher 79 ), Knecht 8 0 ), einmal auch ein Liebhaber 8 1 ), Gymnasiasten 8 2 ), beobachten die B.hexe, welche (nackt 83) oder nur mit einem Hemd 8 4 ) bekleidet) mit Zaubersalbe 8 5 ) oder Zauberpulver 8 6 ) oder einem K a m m unter dem K ü b e l 8 7 ) riesige B.mengen bekommt; der Beobachter macht die Zauberzeremonie nach, worauf der Teufel die Unterschrift verlangt; meistens wird der Teufelsbann mit dem Namen Jesu 8 8 ) oder J e s u von Nazareth 8 9 ) zuschanden gemacht; überhaupt wird HeB ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube I.

xenb. durch Dreifaltigkeitswachs ®°), die Einwirkung Gottes 9 1 ) oder das Kreuzzeichen 92) und indem man sie im Namen Gottes anschneidet 9 3 ), zu Pferde- und Kuhdreck. So prüft nach einer sächsischen Sage (um 1650) ein Soldat die B . einer B.hexe, indem er sie auf ein Messer mit drei Kreuzen spießt; die Butter wird zu Kuhfladen 9 4 ). Häufig kehrt der Zug in den Sagen wieder, daß ähnlich dem Motiv im Zauberlehrling, der, welcher die abgelauschte Zauberzeremonie nachahmt, die Zauberformel nicht genau sagt und der rauschenden B.fülle nicht Einhalt gebieten kann 9 5 ). Die B.hexen b.n auch am Bach 9 6 ) neben dem Haus, aus welchem sie die B . herausziehen oder auf einer Brücke 9 7 ); einmal verrät auch das Töchterlein der B.hexe das Zauberöl dem Sennen 9 8 ), der vom Teufel geholt wird; das „Hagsbergweible" " ) sitzt auf einem Tannenstrunk und b.t; in Böhmen b.t der Geist der verstorbenen B.hexe 1 0 °); einem P r i e s t e r , der den Zauberspruch der Hexe nachsagt, fließt die B. aus dem Ä r m e l 1 0 1 ) . Ein Rest des Aberglaubens von der B.hexe steckt noch in den B.arbeitsliedern 102 ), welche die Mädchen beim B.n herleiern, ohne an den ursprünglichen Sinn zu denken: Ein Liedchen, welches im Rheinland 1 0 3 ) gerade so gut belegt ist, wie bei den Deutschamerikanern 104 ), singt man noch in Diersheim 1 0 5 ) (Bad.): Butter dich, butter dich, 's gibt kein größ're H e x ' als ich, " ) Z i n g e r l e Tirol 39, 3 2 5 . 60) H a n s e n 1. c. 3 0 3 , 2 9 ; 5 3 6 , 3 0 : die Milch g a b keinen Nutzen; S c h m i d - S p r e c h e r 5 9 — b o und 40 (aus dem J . 1 6 5 7 ) . " ) S c h m i d - S p r e c h e r 40. M ) S c h m i t z 2, 446, 1 6 8 ; H a i s e n l . c. 4 2 ; K o e n i g e r 2 3 6 ; dazu eine Predigtstelle: S c h ö n b a c h Berthold v. R. 3 0 ; G r i m m Myth. 2, 8 3 7 ; 3 , 409; G r o h m a n n 1 3 5 . 9 8 0 . »•) Z f V k . 1 9 1 3 , 6 und 1 1 7 . ">) K ü h n a u Sagen 3 , 5 8 , 1 4 1 8 ; O c h s Bad. Wb. (Diersheim) Zettelkatalog. 6 1 ) S t r a c k e r j a n 2, 2 2 5 , 476; W . 2 1 6 ; P r a e t o r i u s Blocksberg 95 bis 1 4 8 (Hexen stehlen B.). «2) Z f d M y t h . 2 (1854), 3 0 3 ; M a n n h a r d t Germ. Myth. 1 6 f f . ; K n o o p Hinterpommern 1 3 0 , 264. E i n e badische Sage veröffentlicht M ü l l e r : Christi. Familienblatt 1 9 2 5 N r . 39, Beilage des Achener und Bühler Boten 1 9 2 5 Nr. 8 5 ; Festschrift Cimbria. Dortmund 1 9 2 6 , 1 0 6 ; M ü l l e r Rh. Wb. 1 , 267. Z u m roten T u c h unter dem F a ß kommt meist der Spruch: A u s jedem

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Butter H a u s ein L ö f f e l c h e n : H ü s e r Beiträge 2, 21, 62; vgl. K u h n Westfalen 2, 224, 5; D G . 15, 206; B i r l i n g e r Volkstüml. i , 307, 493 A. 1; a n d e r e M i t t e l : L ü t o l f Sagen 210. 354. «3) ZfVk. 1895, 4° 8 - , 4 ) Urquell N . F . 1 (1897), 20; A l p e n b u r g Tirol 289 ff.; T h a r s a n d e r 2, 3 7 1 ; ZfVk. 1908, 183, 5; M ü l l e r RheinWb.i. 267 w ) K i i h n a u 3, 70, 1429; MschlesVk. 1905, H e f t 13, 88—89. 90 ff. e6 ) ZföVk. 1907, 132. 67) G r i m m Myth. 3, 457, 667. M ) S t e p h a n Askanische Vk. 1 1 2 . 258—59; R o c h h o l z Sagen 2, 169, 393; H e r z o g Schweizersagen 2, 179—80; vgl. A. 62. «») Z f d M y t h . 2 (1854), 73, 5; vgl. M e n s i n g 1. c. i , 463. , 0 ) H e y l Tirol 294, 1 1 2 . '») S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 372; 376 ff. 382, 1 5 ; B a v a r i a 2 , 249.382; ZföVk. 1897, 1 1 5 . E i n Vogelvers, der in Villingen der W i l d t a u b e zugeschrieben wird, heißt n a c h O c h s Bad. Wb. Z e t t e l k a t a l o g : Bi z ' R o m gsi, h a B. kauft, isch dier gsi. I m Hotzenwaldreim steht Bern für R o m : W e i n h o l d Ritus 43; vgl. B ü c h e r Arbeit u. Rhythmus 108. Die B . h e x e n zu Völs entziehen der B ä u e r i n mit folgendem S p r u c h die B . ( A l p e n b u r g 290): Die B ä u r i n schlegelt den B, j u c h h e i D o c h m a c h t sie k o a n B., koan B., o w e h ! Sie b u t t e r t u n d schlegelt u n d schlegelt,o G r a u s — S t a t t d ' n B . im K ü b e l — a gräuliche Maus. '*) S c h w a r t z 1. c. 7, 1 7 ; Schamb a c h u. M ü l l e r 166. 184; 167, 185. " ) S c h w a r t z Brandenburg* 176—78 N r . 1 1 9 . ") B i r l i n g e r Volksth. 1, 488 N r . 46. '•) S c h a m b a c h - M ü l l e r 167. '«) S c h w a r t z 1. c. 10 ff. " ) K ü h n a u 3, 26, 1379; 3, 79, 1436; R o c h h s . l z Sagen 2, 169 u n d 188; S c h ö n w e r t h 1, 3 6 j f f . ; ZfVk. 1900, 5 1 — 5 2 ; L a n d s t e i n e r Niederösierreich 59 ff.; E n d t Sagen u. Schwänke 192; diese Sage ist a u c h i n B a d e n b e k a n n t : M ü l l e r I . e . Nr. 25; vgl. B a a d e r Sagen {1851) Nr. 107. 135. 294.™) K u h n Westfalen 2, 224, 5; vgl. H ü s e r Beiträge 2, 21, 62. '•) R e i s e r Allgäu 1, 183. 185, 3. 195. M ) K ü h n a u 3, 43, 1400. " ) E b d . 3, 86, 1441. •*) E b d . 3, 48, 1404. ,3 ) S c h ö n w e r t h r, 369 u n d 372; ebenso bei den S ü d s l a v e n : K r a u ß Relig. Brauch 55—56; W e i n h o l d Ritus 43—44; W . 2 1 7 ; A n t h r o p o p h y t e i a 6, 207—08. *4) K i i h n a u 3, 86, 1441. •«) E b d . 3, 26, 1379; 3, 43, 1400; S c h ö n w e r t h 1, 369 ff. u n d 372 ff. ••) K ü h n a u 3, 48, 1404; L a n d s t e i n e r Niederöst. 59 ff.; P r o h i e Unterharz 164, 426; Urquell 5 (1894), 282. 8 ') R o c h h o 1 z Sagen 2, 169; vgl. A. 67. M ) K ü h n a u 3 , 4 8 , 1404; vgl. K u h n - S c h w a r t z 26, 32 u n d K n o o p Hinterp. 1 3 0 t . •») K ü b n a u 3, 26, 1 3 7 9 ; L a n d s t e i n e r Niederöst. 5 9 f f . ; Kuhn Westfalen 2, 224, 5; H ü s e r Beiträge 2, zi, 62. ") L e o p r e c h t i n g 10. " ) K ü h n a u

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3, 46; vgl. U r q u e l l N. F . 1 (1897), 20. " ) K ü h n a u 3, 8 1 ; E n d t Sagen 192; vgl. G r o h m a n n 95, 662; vgl. A. 106. »») K ü h n a u Saçen 3, 79, 1436, vgl. 46; vgl. B a r t s c h 1, 288,381. M ) M e i c h e Sagen 484, 629; vgl. W a i b e l F 1 a m m 2, 50; vgl. M e i c h e 1. c. 232, 342 ; K r u s p e Erfurt 2, 88 ff. ; P r ö h 1 e Unterharz 164, 426; H e x e n b . s i n k t im W a s s e r : F i s c h e r Aberglaube 124. ®6) M ü 11 e n h 0 f f 2 2 4 ° , 355; S c h ö n w e r t h i , 3 7 1 ; R o c h h o l z 2, 169; S c h w a r t z 1. c. 1 5 ; B a r t s c h 1, 120, 141. ••) M a n n h a r d t Germ. Myth. 27; M ü l l e n h o f f Sagen 239, 355; i n Finistère bildet die Bachgrenze eine S c h r a n k e f ü r die M a c h t der B.hexerei : S é b i 1 1 o t 2, 3 7 3 ; in Mecklenburg b u t t e r t die H e x e , so o f t n e b e n a n die B ä u e r i n b u t t e r t ; sie wird d a d u r c h zitiert, d a ß sich die B ä u e r i n a u f s F a ß s e t z t : B a r t s c h 1, 119, 139. Die E r z ä h lung i n Sprengers H e x e n h a m m e r u n d die Ansicht v o n T r i t h e m i u s bei R o c h h o l z Gaugöttinnen 74 f. B ) K ü h n a u 3, 41, 1398; 54, 1 4 1 3 ; R o c h h o l z Gaugöttinnen 74. M ) R e i s e r Allgäu 1, 185, 2. •») E b d . 1, 112—113. 10 °) K ü h n a u 3, 76. 101 ) M a r t i n y Molkerei 30. 102) B ü c h e r Arbeit u. Rhythmus 107 f.; M ü l l e r I.e. A.62. 103) M ü l l e r Rh. Wb. i , 268; W r e d e Rhein. Vk. 1 3 5 ; D e r s. Eifeler Vk. 93; M ü l l e r Rhein. Wb. i , 1 1 7 0 u n d 1 1 8 5 . 1M ) F o g e 1 Pennsylvania 177, 849. , o i ) O c h s Bad. Wb., Z e t t e l k a t a l o g ; ein a n d e r e r S p r u c h in B r a n d e n b u r g : S c h w a r t z Brandenburg* 177 Nr. 1 1 9 : B o t t e r b o t t e r dick, Botter jrot Stück. F ü r Schlesien: Mschles Vk. 1905, H . 14, 23; bek a n n t ist der S p r u c h in der Oberpfalz ¡ S c h ö n w e r t h 1, 382, 15. 372. 376. 6. E i n e G r u p p e von S a g e n berichtet v o n B . schleppenden Hausgeistern 1 0 s ) (vgl. A . 4 6 ; 7 2 — 7 5 ) , welche der H e x e B . v e r s c h a f f e n ; es ist d e r „ T e u f e l " , welcherin Sachsen als Quarkdrache 1 0 7 ), in B a d e n als K n ö p f l e k r ö t e 1 0 8 ) , welche K n ö p f l e scheißt, in Schleswig als R o g g e n k a t z e 1 0 9 ) f ü r seine H e x e n stiehlt. E i n e alte F r a u in Schleswig-Holstein 1 1 0 ) hatte einen Hausgeist auf dem B o d e n , dem sie nur zu sagen brauchte: „ M a t t ' n schiet B o d d e r " ; diese B . speienden Hausgeister sind v o r allem im Norden 1 U ) (Schweden und Norwegen) b e k a n n t ; in Schweden sagt man z u m Alraun 112) : B u t t e r u n d K ä s e sollst D u m i r bringen, U n d d a f ü r soll ich in der Hölle b r e n n e n . Diese b.raubenden Hauskobolde sind eine V o r s t u f e der B . h e x e n , denen sie dienstbar sind. In einem G r u o b e r l i a )

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Butter

H e x e n p r o z e ß (1653). s i t z t der T e u f e l als K r ö t e auf d e m S c h m a l z f a ß ; diese s i t z t n a c h der n i e d e r s ä c h s i s c h e n Sage i m B . t o p f 1 1 4 ) o d e r u n t e r d e m B . f a ß 1 1 5 ) , sie s p r i t z t in der O b e r p f a l z 1 1 6 ) B. in die P f a n n e , n a c h einer S c h w e i z e r 117 ) Version „ c h o t z e t ein H u n d A n k e n " ; S c h w a r t z U 8 ) e r k l ä r t diesen A b e r g l a u b e n m e t e o r o l o gisch; dieser D e u t u n g h a f t e n die V o r z ü g e und Schwächen an, welche Laistners B u c h „ N e b e l s a g e n " h a t ; auf G r u n d v o n ein p a a r wirklich t r e f f e n d e n D e u t u n g e n w e r d e n alle m ö g l i c h e n E r s c h e i n u n g e n in dieselbe Z w a n g s j a c k e g e p r e ß t . S i n g u l ä r ist der B r a u n s c h w e i g e r 1 1 9 ) A b e r g l a u b e , d a ß die H e x e n in G e s t a l t v o n H e r m e l i n e n die Milch u n d d e n K ü h e n d e n N u t z e n r a u b e n u n d d a ß m a n , u m d a s B . n zu fördern, das E u t e r mit Hermelinpelz r e i b e n m u ß ; d a s ist der S y m p a t h i e z a u b e r 1 2 0 ): 323> 336; Steffchen bringt B. und Rahm zum Kuchenbacken: 2, 292, 150; über Stöpgen: B r e v i n u s N o r i c u s 196 ff.; S c h a m b a c h - M ü l l e r 163, 182 (Stöpke). Läßt der Drache den Raub fallen, so sieht man eine stinkende, milchige Masse, das Drachenschmalz: S c h ö n w e r t h i, 394. 396; G r o h m a n n 23, 107; R o c h h o l z Gaugöttinnen 75; vgl. A. 90 ff.; wenn man den Namen des Heilandes ruft, läßt er alles fallen: G r i m m Myth. 3, 452, 520; über B.schlepper vgl. ferner:

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Butter

S c h w ä r t z Brandenburg 60, 34; 131, 83; M e i c h e Sagenbuch der sächsischen Schweiz 18, 5; ZföVk. 1900, 125 (Egerland); ZfVk. 1892, 78 ff.; vgl. Speck, Eier. 107) M e i c h e Sagen 314, 413; vgl. 304, 395; 298, 387; vgl. ZföVk. 1900, 125. 10S) W a i b e l - F l a m m 2, 166 bis 167; K i n z i g Sagen 63, 184; 65, 189; vgl. den Knödelhund in der Oberpfalz: S c h ö n w e r t h i , 377, 7; vgl. R o c h h o l z Sagen 2, 172, 396. 109) M ü l l e n h o f f " 222, 327. n0 ) M e n s i n g i , 460; Urquell 6, 194; M e i c h e 298, 387; ZfVk. 1892, 80; vgl. K i n z i g 1. c. I n Mecklenburg bringt der Drache B. ( B a r t s c h : , 260. 337), ebenso in Thüringen ( W i t z s c h e l 2, 292, 150); andere B.bringer sind hasengestaltig (vgl. Milch) i M a n n h a r d t Germ. Mythen 52—53; vgl. B a r t s c h Mecklenburg 2, 39, 37. I n Brandenburg b u t t e r t ein dreibeiniger Hase f ü r die F r a u : S c h w a r t z Brandenburg 7, 131, 83; bei E r f u r t h a t eine Bäuerin ein kleines rotes Männlein, das sie unter das B.faß stellt: K r u s p e Erfurt 2, 88 ff.; in Mecklenburg finden wir den Dümmling im B . f a ß : B a r t s c h 2, 478, 39. l " ) NddZfVk. 1926,4 mit L i t e r a t u r ; ZfVk. 1892, 112 78—80. ) M a n n h a r d t 1. c. 56. 113 ) S c h m i d - S p r e c h e r 36; vgl. H a n s e n Hexenwahn 535, u f f . n l ) S c h a m b a c h M ü l l e r 166, 184; S c h w a r t z 1. c. x; G r i m m DWb. 2, 585. 115) S c h a m b a c h M ü l l e r 167, 185, vgl. p. 359. 116) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 376, 6. n ' ) SAVk. 1925, 138, 96. 118) 1. c. 8 f. 17 ff. »») A n d r e e Braunschweig 401; vgl. D r e c h s l e r 2, 106, 478. 12°) P a u l y - W i s s o w a i , 36. m ) C o l u m e l l a 6, 17, 5. • "») M ü 11 e n h o f f 2 240; G r i m m Myth. 2, 897; 3, 477, 1118; 311; K o c h h o l z Gaugöttinnen 72—73; M a n n h a r d t Germ. Myth. 5. 123) M ü l l e n h o f f 2 239. 355, 2; M a n n h a r d t 1. c.; W . 88. 124 ) M ü l l e n h o f f 1. c.; W. 88; vgl. S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 172, 27; B r o n n e r Sit? u. Art 157; R o c h h o l z Gaugöttinnen 74—76. 125) M a n n h a r d t 1. c. 5—7. 27; vgl. S e b i 11 o t i , 95; 2, 241. 126) G r i m m Myth. 3, 477, 1118. 127) M ü l l e n h o f f 2 230, 338; S c h i n d l e r Aberglaube 291; in Braunschweig erkennt m a n die B.hexe durch die Erbegge an den B.fässern: A n d r e e 381; vgl. K u h n - S c h w a r t z 378, 45. 128) S e 129 b i 11 o t 2, 439; 3, 85. ) KuhnS c h w a r t z 393 ff.; D r e c h s l e r 1, 109; F r a z e r i , 2 , 52. 127; 6, 267; 7, 1, 154; B r o nn e r Sit? u. Art 156—58. Ähnlich ist das Gegenmittel in Bayern (Bavaria 2 a, 309): Am 1. 5. geht die Bäuerin aufs Feld, streicht dreimal m i t der Sichel in die L u f t und schneidet drei Grashalme a b u n d s a g t : O du guter W a l b e r n t a u Bringe mir, soweit ich schau, I n jedem Hälmlein Gras Ein Tröpflein Schmalz. P a n z e r Beitrag 2, 301; R o c h h o l z Gaugöllinnen 62. 74. 12°) Die Esten bitten in einem

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Zauberlied a m J o h a n n i s t a g u m B. so gelb wie die Sonne: F r a z e r 7, 1, 176—77; 180 und 185; bes. 1, 2, 127 A. 2 u n d A 3. mit Literatur und 7, 2, 74. 131) F r a z e r 1, 2, 53; heute umwinden die Iren das B.faß a m 1 . 5 . mit einem Kranz aus den Zweigen des Vogelbeerbaums: F r a z e r 1, 2, 52—53. 132) K u h n Herabkunft 163; ZfVk. 1891, 181; KuhnS c h w a r t z 393 ff. 133) S a r t o r i 3, 170 A 3; K ü h n a u Sagen 3, 39, 1394; A n d r e e 381; W i t z s c h e l Thüringen 2, 262 ff.; K e h r e i n Nassau 2, 258, 110. 134) D G . 12, 148; vgl. Bücher Arbeit u. Rhythmus 108. 135) G r o h m a n n 46, 296; in Schlesien b . t die Bäuerin a m K a r f r e i t a g vor Sonnenaufgang n a c k t : D r e c h s l e r 2, 105; vgl. K r a u B Relig. Brauch 55; W e i n h o l d Ritus 43—44. ise ) S e l i g m a n n Blick 2, 378; vgl. K r a u ß Relig. Brauch 127. 13?) D r e c h s l e r 2, 240, 617. 13S) M ü l l e n h o f f 302, 450. » » ( F r a z e r 6, 160 u n d 7, 2, 73—74. u 0 ) S c h ö n w e r t h 3, 172, 27. 141) B a u m g a r t e n Jahr 24. D a ß H e x e n auf d e m Dach b.n, erw ä h n t besonders P r a e t o r i u s Blocksberg 455. » 2 ) ZföVk. 6 (1900), 124. >") M a n n h a r d t 1. c. 27. 7. ad. b). Die Hexen — das böse W e i b Slaczona 1 4 4 ) (Lausitz) — bewirken, daß der R a h m nicht zu B . wird 1 4 5 ) ; in den Hexenprozessen werden die Frauen besonders auch des B.schadenzaubers angeklagt: Die Milch gab keinen N u t z e n 1 4 6 ) , eine GraubündnerHexe sperrt das,, A c h e n " 1 4 7 ) ; eine andere wird vernommen, weil „ d e r räum sich nit wellen achen, sondern über das Kübli us wellen" 1 4 8 ); eine dritte tut Pulver in das „Achkübeli, daß es inen nit habe g e a c h e t " 1 4 9 ). V o r 70 J a h r e n gab es im S t i f t zu Einsiedeln ein „ T e u f e l a u s treibungskollegium" für und gegen das „ A n k e n m a c h e n " 150 ). Schon der Schweizer A u s d r u c k : , , ' s A n k e isch mer g ' n o " , deutet auf die Ansicht v o m fremdem bösem Einfluß aufs B . n 1 5 1 ) ; wie ernst man die Gefährlichkeit dieser B.hexen nahm, zeigt eine Stelle aus einem Gerichtsakt des 1 5 . J h . : modus tollendi maleficium impedimenti Butyrizationis, correptionis lactis; es folgt Oremus und E x o r z i s m u s 1 5 2 ) . Einen von den Hexen gerne angewandten Schadenzauber erwähnt das J o u r n a l 1 5 3 ) und die Rockenphilosophie 1 5 4 ) : Man zählt die Reifen am B.faß von unten aufwärts und wieder von oben herab; es genügt sogar, daß eine böse F r a u ins B.faß s c h a u t 1 5 5 ) ; den bösen Blick fürchtet man vor allem in Schles-

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wig-Holstein 1 5 6 ), viel Material bietet Sel i g m a n n 1 5 ' ) ; nach einer schlesischen 158 ) Sage ist es ratsam, das B . f a ß nicht ins Freie zu stellen, weil sonst die Hexe hineinlangt und das Faß verzaubert; in der Neißer und Leobschützer Gegend reiten die Hexen des Nachts das Dorf entlang und verhexen das B . g e s c h ä f t 1 5 9 ) ; sie reiten auf dem B.faß auf den Blocksberg 1 6 0 ); sie waschen ihre B.fässer an Karfreitagm i t t e r n a c h t 1 6 1 ) ; gefährlich ist auch das Loben oder „ Ü b e r r u f e n " des B.fasses während des B.ns 1 6 2 ): tritt eine zum B.faß und überruft sie mit den Worten: „ D a s ist ein schön Faß Milch!" soschäumt die Milch und bringt wenig B . ; man entgegne: „ W ä r e dein groß Maul nicht, so geriete sie noch besser"; nach isländischem Aberglauben vereitelt ein Stückchen Zucker das B.n, offenbar ein empirischer S p r u c h 1 6 3 ) . Es gibt auch böse Leute, welche die B . „ f e s t m a c h e n " , daß sie unzerschneidbar ist wie S t a h l 1 6 4 ) . So macht nach Tharsander 165 ) ein Zauberer die B. fest, daß kein Messer hindurchgeht. Behexte B . erkennt man daran, daß sie schäumt und stinkt 1 6 6 ). Literarisch verwendete z. B. Hölty 167 ) in seiner Ballade Leander und Ismene den Schadenzauber mit dem B . f a ß : Sie h e x t e Froschlaich, R u ß und Haar ins B u t t e r f a ß des Küsters.

In Frankreich läßt Cyrano von Bergerac 168 ) in einem seiner Lettres diverses (1654) Agrippa von Nettesheim seine Künste proklamieren, darunter auch einen Spruch für B.schadenzauber: „ N o lite fieri". Luther glaubt offenbar an die Existenz der B.hexen: possunt butyrum, lac, caseum aliis f u r a r i 1 6 9 ) ; und kein geringerer als Shakespeare verwendet diesen Glauben an den Schadenzauber der Vegetationskobolde und Hexen im Sommernachtstraum, wo die E l f e dem Troll seine Untaten vorhält (II, 1, 32 f f . ) : So bist D u jener schlaue P c l t e r g e i s t , D u r c h d e n der Brau missrät und m i t Verdruß D i e Hausfrau atemlos sich b . n m u ß 1"0). >44) K ü h n a u Sagen 2, 48, 70 7. 145 ) S c h r a m e k Böhmerwald 258; vgl. F o g e l Pennsylvania 179, 860 und Z i n g e r 1 e 39, 325. N a c h W i e r u s Opera omnia (Amsterdam 1660) de

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diabolo c. 1 2 bewirkt der Teufel, daß die Milch nicht buttert. 146 ) H a n s e n Hexenwahn 536, 30; die Milch bleibt „ g a l t " : SAVlc. 1898, 109; M e i c h e Sagen 306; 399; auf d e m H e x e n platz berichtet eine H e x e d e m Teufel, d a ß sie das B . n verhinderte: S A V k 1925, 287. '") S c h m i d - S p r e c h e r 40; vgl. 171. I4S ) Ebd. 4 1 ; vgl. 87; ebenso in B ö h m e n : G r o h m a n n 138, 1 0 1 3 ; d a z u 155, 1 1 2 0 und 156, 1 1 3 2 ; eine Luzerner H e x e bewirkte, daß, w e n n m a n einen halben T a g ankte, ein S c h u m oben w a r : SAVk. 1899, 96. 103. 112. 149 ) Schmid-Sprecher 54—55; vgl. 139. 1 5 0 — 5 1 ; T h i e r s erwähnt einen französ. Schadenzauber: 3mal aufs B faß schlagen mit Psalmspruch: L i e b r e c h t Gervasius 2 2 5 > 399- ,5 °) R o c h h o l z Sagen 2, 1 5 3 ; vgl. 1 7 1 . 1 M ) S c h w e i z l d . 1, 344. 152 ) N i e d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 554 ff. 153 ) G r i m m Myth. 3, 461, 759. 154 ) Ebd. 3, 444, 286; vgl. M ü l l e n h o f f 2 239, 3 5 5 ; in P o m m e r n zählt m a n als Gegenzauber v o n u n t e n nach oben: B I P o m m V k . 3, 107; ZfVk. 1 9 1 4 , 56, 2 5 ; S c h ö n w e r t h OSir/i/a/z 1, 3 3 7 ; K n o o p Hinterpommern 1 7 1 ; E n g e l i e n u. L a h n 273, 210; M a r t i n y 22. 15S ) ZfVk. 1901, 322 vgl. 307 ff.; B a r t s c h Meckl. 2, 136, 599; M a r t i n y 22. 168 ) W e n n eine alte Frau ins B . f a ß schaut, kann m a n nicht „ a f b o d d e r n " : M e n s i n g 1 , 463, vgl. 464. 470; die Gegenzaubermittel gegen den bösen Blick sind 4 7 0 — 7 1 aufgezählt; vgl. Urquell 5 (1894), 282. 15 ') S e 1 i g m a n n 2, 484: B. und B.faß. 158 ) K ü h n a u Sagen 3, 72, 1432 ¡ D r e c h s l e r 2, 253. 15S ) K ü h n a u 1. c. 41, 1 3 9 7 ; vgl. A n d r e e Braunschweig 3 8 1 . 160 ) L a i s t n e r Nebelsagen 234. m ) K ü h n a u 3, 50, 1409. m ) G r i m m Myth. 3, 463, 823, dazu 2, 897; ZfVk. 1 9 1 4 , 56, 1 8 ; Urquell 5 (1894), 2 8 1 { f 183 ) ZfVk. 1903, 2 7 1 . 1 M ) M e i c h e Sagen 559> ^93- 165 ) T h a r s a n d e r 2, 700. l M ) ZfVk. 1 9 1 4 , 56, 1 8 ; W. 3 9 1 ; K 1 i n g n e r Luther 7 7 ; in B ö h m e n läuft diese B . b e i m Auslassen über d e n T o p f : G r o h m a n n 138, 1 0 1 3 ; vgl. A. 90 ff. u. 106. I e 7 ) M a r t i n y 22; G r i m m DWb. 2, 584; vgl. Frenssen Jörn Uhl cap. 25. 1M ) ZfVk. 1904, 4 1 4 = S 6 b i l l o t 3, 87. l i 8 ) K l i n g n e r I . e . 77. 170 ) A c k e r m a n n Shakespeare 1 2 3 .

8. Gegen diesen Schadenzauber läßt der Volksaberglaube eine stattliche Front von Gegenzaubermittelnm) aufmarschieren. Wir finden eine ganze Skala vom einfachsten Gegenmittel bis zum feierlichen rituellen Gegenzauber 1 7 2 ): wenn der R a h m nicht brechen will, wirft man Brotbröcklein 1 7 3 ) in den drei höchsten Namen hinein oder S a l z 1 7 4 ) oder Salz und B r o t 1 7 5 ) als Apotropaia; man legt auch alte 176 ) B . ins Faß oder solche von einer nc-umelkigcn 1 " ) K u h eder B a r

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tholomäusb. 178 ) oder B. aus der Kreuzwoche 179 ); man pfeift 1 S 0 ) wohl auch ins B.faß oder gießt die Milch durch die „ R a n k e n der Alfranken" 1S1). Der Aberglaube kennt noch wirksamere Abwehrmittel: Das verhexte Faß zu Lewin (Schlesien) wird entzaubert, indem man dasselbe mit Seife ausschmiert und kochendes Wasser hineingießt und mit einer glühenden Eisenstange hineinf ä h r t 1 8 2 ) . In einem Graubündner Hexenprozeß halfen sich die Leute, denen man das Schmalzen sperrte, damit, daß sie ein Roßeisen „ins Feuer legten und rot werden ließen und dann in den drei heiligen Namen in das Kübeli legten und a n k t e n ; da sei Trina Müller an die Türe gekommen und habe rätz angestoßen, sie aber rätz geanket" 183 ); als das B.n nicht geraten wollte, ging nach einer Tiroler 184) Sage der Bauer zu einem, der die Zauberbücher kannte 18S ); auf dessen R a t stellte die Bäuerin den B.kübel unter die Dachtraufe 186) und stieß während des Schlagens einen glühenden Spieß in das Faß, Vorauf der Schadenkobold einen Seufzer ausstieß und entwich; in einer K ä r n t ner 187) Sage wirft man glühende Nägel (Eisen) m ) ins Faß. In Württemberg 189) wird ein Segen mit drei Nägeln auf den Boden des Fasses genagelt; in Tirol 1 9 0 ) gießt man Weihwasser, welches a m Sonntag neunmal gekocht ist, in den Kübel und gräbt in den Boden folgendes Zeichen ein: a 1g 1 | a (s. Agla). Man brennt I. N. R. I. am B.kübel ein 191 ). In Schleswig 192) f ä h r t man mit einer glühenden Eisenstange hinein, im Allgäu steckt man glühende Teile der Pflugschar ins Rührfaß 193), in Oldenburg eine glühende Mistgabel 194 ); ü b e r h a u p t verwendet man die apotropäische K r a f t des Metalls 195) im Gegenzauber, um das B.n zu ermöglichen. Die Rockenphilosophie r ä t 1 9 6 ) : ein weib, das butter rühren will, soll ein dreikreuziges messer ans fass 197) stecken, so gerät die b u t t e r ; in Friesland 198) steckt man Messer um den Deckel des B.fasses, in der Oberpfalz 199) wirft man einen Ehetaler ins F a ß ; in

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Baden 200) eine Kupfermünze (Benedictuspfennig), in Mecklenburg 201) einen Erbschlüssel, in Tirol a02) eine glühende Eisenkette; im Rheinland t u n k t die Bäuerin ein Markstück, den Ehering ins Drehfaß 203). Ererbte Sachen werden beim Abwehrzauber bevorzugt: In Thüringen 204) muß man Milch in einem neuen Topf kochen und etwas von der Milch auf einer Erbschaufel mit der Erbsichel schlagen; das muß man dreimal tun; beachtenswert ist hier die H ä u f u n g der Apotropaia: Stahl, Ererbtes 2 0 5 ), Feuer — Dreiheit! Oder man legt in der Oberpfalz unter das Faß ein Stück Eisen 206), eine Feuerzange 207), in Dithmarschen 208) einen Sargnagel, in der Mark kreuzweise zwei Stricknadeln 209), in Mecklenburg 21°) einen Feucrstahl. Auch das Journal berichtet aus dem Saalfeldischen: will das B.n nicht fort, so legen sie Feuerstahl oder Messer unters Faß 2 U ) ; in Schlesien steckt man das Küchenmesser in die Tasche 212 ); man wirft auch einen Kieselstein ins B.faß, welchen man am Ostermorgen von einem Kreuzweg geholt hat 2 1 3 ); oder in Mecklenburg 2 1 4 ) soll man an „Maidag un Johanninacht ne Schal mit Melk na'n Krüzweg dreg'n un'n Kreis mit drei Krüzen dor r ü m maken, denn w a r t ' t beter." Besonders häufig ist der Widerzauber mit apotropäischen Holzarten: ein in Graubünden angeklagter Hexenmeister, „der P f r ü n d " , r ä t 2 1 5 ) : „ W e n n einer nicht schmalzen könne, soll er den Rahm ins Kübeli schütten, ein groß Feuer machen, das Kübeli zwischen die Beine nehmen und etliche Züge tun und es mit drei in demselben J a h r gewachsenen, in den heiligen drei Namen gebrochenen Haselschossen in des Teufels Namen schmützen." In Braunsichweig beschleunigt ein im F r ü h j a h r abgeschnittener und geweihter, gabelförmiger Haselzweig das B.n 216 ); in Schwaben legt man drei Reiser vom Besen und einen K a m m unters Faß 217 ); in Schweden verwendet man die Flugesche, am Himmelfahrtstage geschnitten, gegen B.verhexung 218). Nach der Bunzlauischen Monatsschrift 219) peitscht man das B.faß mit einer Weidenrute 22°), die aber nicht mit dem Messer

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geschnitten werden darf, im Egerland mit Dornzweigen 2 2 1 ). A m meisten V e r w e n dung findet der V o g e l b e e r b a u m 222 ); prop h y l a k t i s c h umwindet die irische Bäuerin 223) am 1 . 5 . das B . f a ß mit einem K r a n z aus den Zweigen des Vogelbeerbaumes; mit einem solchen Zweig umwindet sie den Griff des B.stößels 224 ) beim B . n ; in Schleswig 225 ) war früher der Stiel des Stößels aus dem Holz des Vogelbeerbaumes gemacht, ebenso in S c h o t t land 226 ); auf R ü g e n 227 ) m a c h t man ihn aus Kreuzdorn, in Frankreich 229) aus Ginster; in der Oberpfalz 230) verfertigt man den Rührstecken aus Wacholderholz 231 ), woran das W i l d die R i n d e mit dem Geweih abgestoßen h a t ; die B.dirne schneidet das Holz am W a l p e r n t a g ; hier peitscht 232 ) man auch die Milch mit Schlehen oder H a g e d o r n ; gegen den Milchraub verbrennt man die H a u t 233 ), heute noch „ H e x e " genannt. O f t m u ß ein Hexenmeister 234) einen Gegenzauber inszenieren, wie der Thiseheiri von Schweissingen 2 3 5 ); in Tirol 2 3 S ) besprengt man den Schwengel der größten K i r c h e n g l o c k e auf der rechten Seite mit R a h m ; der erste Schlag t r i f f t die H e x e ; in der Oberpfalz 237 ) reinigt man das Geschirr mit Schmiedzunder oder räuchert den Stall aus, in Mecklenburg 238) hantiert man mit den b e k a n n t e n drastisch-unappetitlichen A p o t r o p a i a ; in B a y e r n 239) legt man K n o b l a u c h , geweiht a m Dreikönigstag, ins B . f a ß mit einem S p r u c h ; nach einem Mittel der Zuger Mönche 240) schürt man während des B.ns unteE einem umgestürztenKesselFeuer 2 4 1 ). U m die Hexen 2 4 2 ) zu überlisten, welche die Reifen zählen, zählt man die Reifen v o n oben nach unten oder legt einen Zwirnsfaden unter das Eisenband u m das Faß 2 4 3 ) oder bindet eine Schürze 244) um das F a ß oder legt einen roten 2 4 5 ) L a p p e n darunter. In Tirol schoß ein Mann in den Treibkübel und tötete die Hexe 246 ). Zuweilen fährt m a n das B . f a ß auf einem W a g e n im Galopp bis zur Grenze der F e l d m a r k 247) und dann wieder zurück 248 ). U m sich vor dem Schadenzauber eines Hexenmeisters zu schützen, gibt man ihm Schmalz auf einem S t ü c k B r o t (Apotropaion) 249 ). Schließlich treffen wir auch noch das

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V e r p f l ö c k e n 2 5 0 ) als Gegenmittel a n : In M e c k l e n b u r g 2 5 1 ) v e r p f l ö c k t man Menschenkot in drei Löchern des B.stabes, in B ö h m e n 252 ) R a h m im „ H a c k e k l o t z " , im A l l g ä u sticht man W a s e n aus, gießt R a h m in das L o c h und legt den W a s e n wieder darauf 253 ). In Schleswig 254 ) legt man einen Donnerkeil neben das B . f a ß (vgl. Milch); man legt auch wohl anderswo die Wurzel des K r e u z k r a u t e s 255 ) in den R a h m , in Tirol den „ H ö l l e n b r a n d " unter das F a ß 258 ); in Pommern 257) gibt man den K ü h e n Branntwein, der v o n geborgtem Geld g e k a u f t ist, d a m i t sie b.reiche Milch geben; in Siebenbürgen l ä ß t man zu demselben Z w e c k die K ü h e an Salz lecken und v e r g r ä b t dies unter der Gemeindetürschwelle 258). U m den Urheber des Schadenzaubers zu entdecken, h ä n g t man a m Bodensee 258 ) das B . f a ß ins K a m i n . Es ist nicht verwunderlich, daß dem v o n diesem festen R i n g v o n Zauberriten umgebenen B . f a ß selbst Z a u b e r k r a f t zugeschrieben wird, wie dem F a ß v o n Poppendorf in Steiermark, welches dem, der das Ohr an die Ö f f n u n g legt, die Z u k u n f t v e r k ü n d e t 260 ). A m T h o m a s t a g — in der T h o m a s n a c h t b . t man in W e s t f a l e n 2 8 1 ) und b a c k t K u c h e n — geht man nach B a u m g a r t e n s zuverlässiger Mitteilung z u m B . f a ß und hört hinein, um zu orakeln ( „ L e i r a losn") 262 ). Daher ist das B . f a ß der Stolz der (Eifeler) 283 ) Hausfrau 264 ); sie gibt es nie her, sonst wird ihr der R o c k gestohlen 265 ). ">) M a r t i D y 1. c. 26 ff. "») F r i s c h b i e r Hexenspruch 124; S a r t o r i Sitte u. B. 2, 144—45. "*) B i r l i n g e r Volksth. 1, 497; auch bei den Deutschamerikanern belegt: F o g e l Pennsylvania 376, 2020; dagegen G r o h m a n n 139, 1015, wonach kein B r o t k r ü m e chen ins B.faß fallen darf. ««) W r e d e Eifeler Vk. 93—94; L i e b r e c h t Gervasius 220, 24. " 5 ) Schweizld. 1, 344 = L ü t o 1 f Sagen 225 d; M e i e r Schwaben 177, 15. "•) ZfrwVk. 1913, 2 7 1 — 7 2 ; Urquell 5 (1894), 282. "') ZfrwVk. 1919, 272. "•) Ebd. 17 (1920), 44; vgl. 13 (1916), 142. "») W r e d e Eifeler Vk. 94; M ü l l e r Rhein. Wb. 1 , 1 1 7 0 ; ZfrwVk. 1913,271. 1 S 0 ) W r e d e 1. c. m ) Urquell 1. c. 1S2) K ü h n a u Sagen 3, 72, 1432; D r e c h s l e r 2, 105; vgl. einen ähnlichen Zauber: D r e c h s l e r 2, 254, 634 und i n , 484; F o g e l Pennsylvania 179, 861; Z i n g e r l e Tirol 64, 554. " 3 ) S c h m i d -

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S p r e c h e r 54—55, vgl. 87. ,S4) H e y 1 Tirol 227, 38; 801, 250; Z i n g e r 1 e 64, 554; noch jetzt bei den D e u t s c h a m e r i k a n e r n : F o g e l 853; vgl. M a n n h a r d t Germ. Myth. 17. " 5 ) ZfVk. 1901, 307—08. "•) Wer in den R a u c h nächten unter der D a c h t r a u f e r ü h r t , dem k a n n keine H e x e s c h a d e n : B a u m g a r t e n Jahr 14. 167) G r a b e r Kärnten 221, 298; in Böhmen verwendet m a n eine glühende Gabel: G r o h m a n n 139, 1 0 1 8 . 188) Noch 1850 in den Vierlanden belegt: H e c k s c h e r 383; V o n b u n Beiträge 82; auf den Shetlandinseln w i r f t man rotglühende Steiue ins B . f a ß : H e c ks c h e r 530. les ) E b e r h a r d t Landwirtschaft Nr. 3, 18; m a n legt auch das Schellenaß u n t e r das F a ß : B i r l i n g e r Schwaben 1, 399. A l p e n b u r g Tirol 362; Z i n g e r 1 e 39. 324. I m Grießtal in Tirol benediziert der P f a r r e r d a s B.faß, wenn es a m Geweihten f e h l t : ZfVk. 1894, 79. 191) Z i n g e r l e 39,326. " 2 ) ZfVk. 1914, 56, 24; M e n s i n g i , 470f. » 3 ) R e i s e r Allgäu 2 / 4 4 0 , 1.57. 1S4) S t r a k k e r j a n r, 347; F o g e l 178, 852; W . 708; F i s c h e r Oststeirisches 125. m ) In Frankreich verwendet man eine S t e i n a x t : S e b i l l o t 4, 75; vgl. P a u l y - W i s s o w a 1, 50—51; L i e b r e c h t Gervasius 100. 19e) G r i m m Myth. 3, 437i 7°; ebenso M a e n n l i n g 301 ¡ F i s c h e r Aberglaube 124; noch heute bei den Deutschamerikanern belegt: F o g e l 177, 8 5 1 ; vgl. H e c k s c h e r 383; m i t einem Messer, welches 3 Kreuze gehabt, p r ü f t einer (um 1650) in Leipzig die H e x e n b . : M e i c h e Sagen 484, 629; in Böhmen e n t z a u b e r t man die Teufalsb. m i t Weihwasser: G r o h m a n n 95, 662; vgl. Z i n g e r l e 39, 324. l " ) D r e c h s l e r 2, 254, 635. 18S) M ö l l e n h o f f 2 Sagen 228, 335. ' " ) S c h ö n w e r t h 1, 338; oder einen Silbergulden: Schramek Böhmerwald 240; S e l i g m a n n 2, 22; L ü t o l f Sagen 225, 159 d. 20°) M e y e r Baden 403; S c h m i t t Hetlingen 1 7 ; F i s c h e r Schwab. Wb. 1 , 1565; H a a s Rügener Vk. 43; E b e r h a r d t Landwirtschaft Nr. 3, 1 8 ; B a r t s c h Mecklenburg 2, 137, 603; Z i n g e r l e 39, 312: a m B.kübel soll ein Benediktuspfennig sein; im Saarland legt m a n einen Beaediktuspfennig ins Wasser, das die K ü h e s a u f e n : F o x Saarland 281. N a c h dem carnifex e x a r m a t u s ist der Benediktuspfennig gut, wenn die K ü h e rote Milch oder keinen R a h m geben: B i r l i n g e r Schwaben 1, 428. s0>) B a r t s c h 2, 136, 596; F i s c h e r Schwab. Wb. 1, 1 5 6 5 ; H e c k s c h e r 383; D r e c h s l e r 2, 255, 635; S e l i g m a n n 2, 7—9. 2 2 ° ) H e y l Tirol 801, 250. 2»3) ZfrwVk 1 9 1 3 , 272; D r e c h s l e r 254, 634. 201) W i t z s c h e l 2, 271, 64; S c h e l l Berg. Sagen 51 20S ) G r i m m Myth. 2, 928; 3, 441, 202; 470, 954. , M ) S c h ö n w e r t h i , 394; DG. 12, 148. 207 ) S c h ö n w e r t h 1, 338; W. 707; eine Ofenzange: B a v a r i a 2 a, 303. «o») ZfVk. 1 9 1 4 , 56, 23; B a r t s c h 2, 355, 1670; M e n s i n g 1 , 6 0 . 4 7 1 ; S e 1 i g m a n n 2, 14. 18. 20a) ZfVk. 1891, 185. 21®) B a r t s c h 2, 136, 596; H a a s Rügener Vk. 43; S e 1 i g m a n n 2, 15;

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in Oldenburg legt man unter das B.faß ein H u f eisen mit ungerader Löcherzahl, das schweigend vor Sonnenaufgang geschmiedet ist: S e l i g m a n n 1, 75; über das heilige Schweigen: RVV. 20, H e f t 2, IC2. 2 " ) G r i m m Myth. 3, 45 2 , 529; vgl. R o c h h o l z Glaube 2, 230; B a a d e r Sagen Nr. 107; in Waldeck Messer oder Gabel: C u r t z e Waldeck 390, 104. 2I2 ) D r e c h s l e r 2, 111; vgl. 254, 6 3 5 . 2 « ) B ü c h e r Arbeit u. Rhythmus 108; S e l i g m a n n 1, 281—82; 2, 378; D r e c h s l e r 2, i n , 484; vgl. ZföVk. 1897, 1 1 5 . 2 ») B a r t s c h 2, 136, 597; 147, 661 b. 21S) S c h m i d - S p r e c h e r 9 1 ; B ü c h e r l . c. 108; M a r t i n y l . c. 27; W. 142; vgl. K ü h n a u Sagen 1, 249; 3, 263 bis 264; S e l i g m a n n 1, 286; im Egerland mit Dornhecke geschlagen: ZföVk. 6 (1900), 124; zu Hasel als Apotropaion vgl. B o l t e P o l i v k a 3, 477 Nr. 210. 216) A n d r e e Braunschweig 246; H e c k s c h e r 386; ZfVk. 1901, 9; K r a u ß Slav. Volksforsch. 74—75 A. 1. 2l7 ) F i s c h e r Schwäb. Wb. 1, 1565; K ü h n a u Sagen 4, 108. 21S) M e y e r Germ. Myth. 84—85; vgl. M a n n h a r d t 1, 11 u n d 56. 21S ) G r i m m Myth. 3, 475, 1058; D r e c h s l e r 2, i n , 484. 220) M a n n h a r d t 1, 270. 288—89; in der Schweiz soll m a n mit einer „ R u t h e " dreimal a n die Krippe schlagen: L ü t o l f Sagen 222, 157. 221) B ü c h e r 1. c. 108; ZföVk. 1900, 124; vgl. G r o h m a n n 1 3 9 , 1 0 1 6 : Schläge mit Dornstöcken; B a r t s c h x 1, 117. 35; 2, 38, 27; 144, 640; ZfVk. 1891, 185. 22S) M a n n h a r d t Germ. Mythen 17 ff.; W . 145; F r a z e r 7, 2, 2 8 1 ; l3 i 2, 53; M a n n h a r d t 1, 2 7 1 — 7 2 . 298. 22a ) F r a z e r i 3 , 2, 52—53. 224) D e r s. 1. c. 53 A. i . 225) M ö l l e n h o f f 2 239, 3 5 5 , 1 ; M a h n h a r d t 1. c. 18; nach a n d e r e m Bericht ist in Holstein die Scheibe aus diesem Holz: Urquell 5 (1894), 192. 226) F r a z e r I 8 , 2, 53. 22 ') H a a s Rügener Vk. 43; H e c k s c h e r 395; S t r a c k e r j a n 1, 427, 229: B ü c h e r 1. c.; W . 707; K u h n Herabkunft 204; auch in P o m m e r n m a c h t m a n den B . s t a b aus K r e u z d o r n : T e m m e Pommern 342. 22») W i t z s c h e 1 Thüringen 184, 181. "») S 6 230 b i 11 o t 3, 386. ) S c h ö n w e r t h 1, 3 3 7 ; W. 707; a m Lechrain aus dem Holz des K r a n e wit ( = Wachholder): L e o p r e c h t i n g 9 6 ; M a r t i n y 27—28. 2S1) M a n n h a r d t 1, 265. 267; B a v a r i a 2 a, 303: a u ß e r d e m stellt m a n das R ü h r f a ß auf die Ofenzange u n d w i r f t geweihtes Salz ins F a ß ; B I P o m m V k . 4, 102, 6; H ö f 1 e r Waldkult 1 1 3 ; K u h n 1. c . ; Z i n g e r l e 108, 931. 232) Sonst schlägt m a n die Milch m i t Messern: W r e d e Rhein. Vk. 1 3 5 ; vgl. A. 204 u n d 182. 233) S c h ö n w e r t h 1, 394; B r u n n e r l . c. 156—57; B a y r . H e f t e 1 9 1 4 , 233, 64 (alter Tiroler Aberglaube); U r quell 5 (1894), 282. 234) SAVk. 21 (1917), 2 1 5 ; hier wirft der Meister etwas in die Lire u n d zitiert die Hexe, vgl. ZfVk. 1901, 3 1 9 ; ein B a u e r an der W u p p e r geht zur weisen F r a u v o n H a g e n ; er muß d e r K u h etwas eingeben u n d dem Tier über den Rücken streichen; die H e x e

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Batter

wird auch hier zitiert: S c h e l l Berg. Sagen 168, 70 " ä ) R o c h h o l z Sagen 2, 153, 378; die irische Hexe geht dreimal gegen die Sonne um das B.faß : H e c k s c h e r 328. " • ) H e y 1 Tirol 801, 250; auf Wangerooge macht man mit Rahm 4 Kreuze auf die Haustür: M a n n h a r d t Germ. Mythen 25. 237) S c h ö n w e r t h 1 , 338. 238) B a r t s c h 2, 136, 598; vgl. Z f V k . 1 9 1 4 , 56, 19; in Schleswig verrichtete man früher die Notdurft in das B . f a ß : M e n s i n g 1 , 470—71; dieses drastischc Mittel erwähnt auch Luther gegen Milchzauber: K 1 i n g n e r 38. 78; K e 1 1 e tGräb 5, 3 2 0 — 2 1 ; B i r l i n g e r Schwaben i , 409; Z i n g e r l e 6 5I 555; P r a e t o r i u s Blocksberg 148; G o c k e l Tractatus polyhistoricus (F. u. L. 1699) 1 1 4 t . "«) P o l l i n g e r Landshut 1 5 8 ; M a r t i n y 28. 2:o ) R c c h h o l z Sagen 2, i n , 395, vgl. 188; vgl. S c h a m b a c h - M a l l e r 175, 3. 241 ) In Norwegen setzt man eine Tasse R a h m aufs Feuer: Z f V k . 1901, 323; vgl. F i s c h e r Oststeirisches 126; im Muotatal (Schweiz) wirft man der Katze ( = Hexe) heiße B . ins Gesicht, worauf eine Bäuerin Brandwunden bekommt: SAVk. 1898, 109; in Mecklenburg tötet man die Hexe, indem man die Milch anzündet: B a r t s c h 1, 120, 140. 242) D r e c h s l e r 2, 1 1 1 , 484; BlPommVk. 3, 107. 243) M ö l l e n h o f f ' 239, 255, 1 ; ZfVk. 1 8 9 1 , 185; 1 9 1 4 , 56, 25; S c h w a r t z Brandenburg'' 176—77 Nr. 1 1 9 ; B a r t s c h 2, 39, 38: Urquell 5 (1894), 282; Heimat 37, 1 1 3 , 24; M e n s i n g 1. c. 1, 470; Bavaria 2 a, 303. 2 " ) E n g e l i e n u. L a h n 273, 2 1 0 ; M e n s i n g i , 470—71. 246) K n o o p Hinlerpommern 1 7 1 , 149; S i m r o c k Mythologie 154 bis 1 5ö- 558; K ü h n a u Sagen 4, 1 7 5 ; in Holstein wird, wenn man nicht „abboddern" kann, ein rotes Tuch übers Faß gelegt: M e n s i n g 1 , 470—71; Urquell 5 (1894), 192; vgl. BIPommVk. 3, 1 5 0 ; S e l i g m a n n 1, 3 3 1 : R o c h h o l z Sagen 2, 172, 396 A ; D e r s . Glaube 2, 230; B a a d e r Sag. Nr. 107; M ü l h a u s e 56 ff. »«) H e y 1 Tirol 40, 53; V o n b u n Beiträge 82 f f . ; D r e c h s 1 e r 2, I i i , 484; M e n s i n g 1. c. 1 , 470—71; derselbe Glaube in Nordamerika bei den Deutschamerikanern (Kaiserslautern): F o g e l Pennsylvania 179, 857. " ' ) In Irland holt man einen Mund voll Wasser am Gemarkungsbach: M a n n h a r d t Germ. Mythen 27—28; ZfrwVb. 1 9 1 3 , 27c; über die Heiligkeit der Grenze: P f i s t e r in P a u l y W i s s o w a 1 1 , 2 , 2 1 4 7 . 2 4 S ) Urquell 5 (1894), 282; W. 708; BIPommVk. 3, 150. 2 «) ZfdMyth. 1 (i?53), -¡3&> 9- 26°) W. 708. 490. ">) B a r t s c h 2 > 136, 598. In Tirol verpflöckt man Pulver in die Krippe: Z i n g e r l e 41, 347; oder man hat ein Amulett (KonzeptionszetteU in das B.faß eingespundet: R o c h h o 1 z Glaube 2, 16S; in der Schweiz sorgt man prophylaktisch für B . durch das Ankenmilchbohren: R o c h h e i z 1. c. 2, 150. 2 " ) G r o h m a n n 232,1676, vgl. 134, 978; diese Stelle meint wohl W u t t k e 708, vgl. A. 250. 253 ) R e i s e r Allgäu 2, 440, 1 5 5 ; in Mecklenburg b.t man in einem Zaun-

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pfahlloch: B a r t s c h 2, 355, 1669. 2541 M a n n h a r d t Germ. Mythen 22; diesen apotropäischen Fruchtbarkeitsfetisch bestreicht man in Telemarken am Donnerstag mit B . : D a n n h a r d t 1. c. 23; NddZfVk. 1926, 1 2 ; A R w . 18, 594; S e b i l l o t 4, 75: wenn die B . weggezaubert ist, frottiert man das Euter mit einer Steinaxt. 2 " ) M a n n h a r d t 1. c. 24. 256) Z i n g e r l e 105, 902; die Orobanche oder Sonnenwurz macht die Kuh fruchtbar, daher ist sie auch apotropäisch : F r a n k v . F r a n k e n a u Flora Francica rediviva oder Kräuterlexikon (L. 1716) 419. 2 «) BIPommVk. 4, 46. 2M ) H a l t r i c h Siebenbürg. Sachsen 277, 6; im Egerland gibt man dem Vieh 3 Stückchen frischen Brotes, mit Salz bestreut: ZföVk. 6 (1900), 124; in der Schweiz ,,Stryten" kreuzweis unter die Krippe: L ü t o 1 f Sagen 22-, 157. 25S) L a c h mann Überlingen 393; vgl. Fischer Schwab. Wb. 1, 1565. 2eo) V e r n a l e k e n 2C1 Mythen 343, 47. ) K u h n Westfalen 2, 100, 3C8. 2«2) B a u m g a r t e n Jahr 5. 2 «) W r e 2i4 d e Eijeler Vk. 48. ) A n d r e e Braunschweig 245—46. 265) B o h n e n b e r g e r Nr. 1 , 19. 9. W i e die Hexen und B.kröten 266 ), so wird auch die verhexte B. verbrannt 267 ), um den Schadenzauber unschädlich zu machen, meistens an einem Kreuzweg 268 ), dann erscheint die Seele der B.hexe als Maikäfer, den man ohne Strafe töten kann; überhaupt erblickt der Volksglaube die Seelen der Hexen oft in den Schmetterlingen 269 ), in welchen die Phantasie auch die Elfengeisterlein und den A l p 270 ) vermutet, ein Beweis für die nahe Beziehung der Hexen zu den Elfen; als B . vogel 2 7 1 ) oder als Motte 272 ) nascht die B . H e x e an Milch und B. Ein B.händler tötet einen Falter und damit die B.hexe, welche in dieser Gestalt die B . verzauberte 2 7 3 ). V o n den Hexen gestohlene B . kann wieder entdeckt werden, wenn man einige Halme vom Strohdach über die T ü r legt und anzündet 274 ). Als es bei einem Mann nicht b.n will, zündet er zufällig einen Strohhalm an der Kerze an; sofort ist der Zauber gebrochen, und eine H e x e hat die Finger verbrannt 2 7 5 ). 266 ) Schambach-Müller 169, 185 vgl. A. 72. 267) K l i n g n e r Luther 77; im Aargau verbrennt man Stroh unter einem Füllen: R o c h h o l z Sagen 2, 279; D e r s . Glaube 2, 149; in Niedersachsen kocht man aaf den Rat des Scharfrichters den Rahm: S c h a m b a c h - M ü l l e r 175, 3. 268) S t r a c k e r j a n 1, 358; F r a z e r ; 1 , 1, 322; W. 417. 269 ) G r i m m Myth. 2, 905; ZfdMyth. 3, 176 Nr. 5; M a n n h a r d t 1, 329; speziell die Seele

Butter

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der B.hexe denkt man sich als B.vogel: F r i s c h b i e r Preußisches Wb. 1, 123—124; M ü l l e r - F r a u r e u t h Obersächsisches Wb. 1, 178; 2, 245 (Molkendieb); G r i m m DWb. 2, 586; K r a u ß Slav. Volksforsch. 57; K ü h n a « Sagen i, 156; M e n s i n g 1, 466 (Bodderliker = Schmetterling). 463 (Bodderfleeg = •Schmetterling); B ö h m e Kinderlied 177—78; M ü l l e n h o f f ! 509, 652, 2; Marienkäfer: M a n n h a r d t Germ. Mythen 347. 353. 397 bis 398; bekommt Milch- u.B.opfer: 355, vgl. 246. 251. 27°) G r i m m Sagen 74, 80; K ü h n a u Sagen 3, 106. 271) M a n n h a r d t Germ. Mythen 54; vgl. die A.269 zitierte Literatur; die Grundvorstellung ist die Seele der Verstorbenen als Seelenvogel; sie ist nach der B. als Lebens- und Kraftsymbol lüstern; eine Abart ist der b.raubende Vegetationsdämon: G ü n t e r t Kalypso 224—225. 272) D r e c h s l e r 2, 253—54- ,7>) G ü n t e r t 1. c. *") F r a z e r I 3 , 2, 53; W. 708; vgl. die Rockenphilosophie: G r i m m Myth. 3, 447, 389 275) V o n b u n Beiträge 82; Strohhalm ist Verwandlungsform von Alp und Hexe: K ü b n a u Sagen 3, 109. 115. I2i. 124—25.

127—28.

10. D a s B . n : Bei dieser dauernden Abwehrbereitschaft der die Milchgeschäfte verwaltenden H a u s f r a u gegen die Anfechtungen und den Schadenzauber der B . h e x e n wird das B . g e s c h ä f t selbst zur Zeremonie: Die Bäuerin 276 ) tut v o r dem Anrühren etwas Weihwasser 277 ) ins F a ß oder einige K ö r n e r Salz 278) und macht drei K r e u z e ans F a ß 279 ); besonders in der Oberpfalz bedarf es umständlicher Vorbereitungen m ) : Die B ä u e r i n stellt sich mit dem R ü c k e n gegen die T ü r , legt beide A r m e übers K r e u z vor die B r u s t und f a ß t mit gekreuzten A r m e n den R ü h r s t e c k e n ; sie wischt auch den R ü h r stecken mit einem Armsünderlappen ab. Auf der Stelle, wo das B . f a ß steht, macht man in H o l s t e i n 2 8 1 ) ein K r e u z ; in Pommern legt man unter das B . f a ß eine Mannshose 282 ). Das F a ß darf nicht unter dem S t u b e n b a l k e n " stehen, e contrario: „ a u c h stelle man sich mit dem B . f a ß unterm B a l k e n " 284 ). Größte Vorsicht übt man v o r dem „ V e r s e h e n " ; wer schielt 285 ), darf nicht zugegen sein; die B . g e f ä ß e 286 ) darf nicht jeder sehen; vor allem darf man ein neues 287 ) B . f a ß nicht auf der Straße sehen lassen; ebenso darf man das Milchgerät nicht nach Sonnenuntergang draußen lassen 288 ); zu Beginn des B . n s spricht man in R o t t w e i l :

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Im Namen der heil. Dreifaltigkeit, Daß sich Milch und B. voneinander scheid **•). Beim Rühren muß man nur in einer Richtung 29°) drehen, sonst dreht man wieder a u f ; während des B.ns darf man nicht ins B . f a ß sehen 291 ). B e k o m m t die Bäuerin während des wichtigen B.geschäftes Besuch, so soll die F r e m d e nach Hettinger Aberglauben 2 9 2 ) (auchin Schleswig) mitstoßen, damit die B u t t e r rasch zusammengeht; in Böhmen 293 ) muß sich der Besuch setzen; tritt hier ein fremder Mann in die Stube, so schlägt die Magd dessen Mütze am B . f a ß ab 294 ); wie schon betont, darf man die B . nicht loben lassen 2 9 5 ); bei Itzehoe darf man keine Sumpfdotterblume mit ins Haus nehmen, sonst gibt es keine B. 2 9 6 ). 27 6 ) Eine menstruierende Frau darf in Frankreich nicht b.n: S S b i l l o t 3, 87; vgl. F r a z e r 7, 1, 22. 80. 84; d e r s . Totemism 2, 534. 2 ") F i s c h e r Schwäb. Wb. 1, 1565; S c h ö n w e r t h Oberpfalz i, 337; vgl. A l p e n b u r g Tirol 362. 27S) W r e d e Rhein. Vk. 135; in der Oberpfalz Dreikönigsalz: S c h ö n W e r t h 1. c.; M e n s i n g 1, 471. 27>) D r e c h s l e r 2, i n , 484; W. 707. »•) S c h ö n w e r t h 1. c.; Bavaria 2 a , 303; vgl. S t e p h a n Ashanische Vk. 112, 258 f. Ml ) ZfVk. 1914, 56, 22. «") ZfrwVk. 1913, 270. «•») ZfVk. 1914, 56, 21; ZfrwVk. 1913, 270; W. 707; D r e c h s l e r 2, i n , 484; M e n s i n g 1. c. *") ZfrwVk. I I 9 3 , 271. ***) B a r t s c h Mecklenburg 2, 136, 599; S e l i g m a n n 1, 235; M e n s i n g 1. c. 464; Urquell 6, 193 ff. Trägt man in derOberpialz das B.faß über die Gasse, so verdeckt man es: Bavaria 2 a, 303. M6) ZfrwVk. 1913, 271; Urquell 5 (1894), 282; ZfVk. 1901, 322 und 327; S e l i g m a n n i, 235. 287) W. 706. M ) M e o s i n g 1. c. 70 (afkamen); in Schlesien behext eine B.hexe das B.faß, das vor der Türe steht: MschlesVk. 1905, Heft 13, 92. Me) F i s c h e r Schwäb. Wb. 1, 1565; ein anderer Spruch in Niederbayern: ZfrwVk. 1913, 270. 2i0) F o g e l Pennsylvania 177, 848 (Heidelberg). 2I>1 ) G r o h m a n n 138, 1014; M a r t i n y 12; W. 708. ! ' 2 ) S c h m i t t Hettingen 17; wenn in Waldeck das B.n nicht geraten will und es kommt Besuch und stößt dreimal schweigend, gibt es sofort B.: C u r t z e Waldeck 391, 105; M e y e r Baden 403; M e n s i n g I, 471; Urquell 5 (1894), 192; ZfrwVk. 1913, 272. 2M ) G r o h m a n n 139, 1017. 2M) Ebd. 146, 1079. 29S) M e n s i n g 1, 471. 2 ") D e r s . 1, 70 (afkarnen).

I i . Über die Z e i t 297) d e s B.ns herrschen Ansichten, die sich scharf widersprechen : A m T a g e vor und nach Vollmond darf im Rheinland nicht geb.t wer-

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Butter

den 298). N e u m o n d wird in B ö h m e n , die E b b e a n der K ü s t e der B r e t a g n e bev o r z u g t ; in der O b e r p f a l z soll m a n an den ersten drei F r e i t a g e n 30°) des Monates b.n, weil da die H e x e n selbst n i c h t a u s r ü h r e n ; a u c h in M e c k l e n b u r g 3 0 1 ) g l a u b t m a n : „ D a s B . n a m F r e i t a g b r i n g t die beste und s c h ö n s t e B . " ; in Schlesien soll m a n a m g u t e n F r e i t a g v o r S o n n e n a u f g a n g b.n 203 ); Z i m m e r m a n n b e r i c h t e t : w e n n die Bauernw e i b e r d a s e r s t e m a l wieder eine K u h m e l k e n u n d sie b . n drei F r e i t a g e h i n t e r e i n a n d e r aus, d a n n k ö n n e n die H e x e n d e m V i e h nicht s c h a d e n 303 ). D a g e g e n soll in S c h w a b e n 304) das B . n a m M i t t w o c h und F r e i t a g unterbleiben, und nach der s c h l e s i s c h e n 3 0 S ) Ü b e r l i e f e r u n g s a g t eine H e x e z u B r a u n a u (1617) a u s : sie h a b e sich mit F r e i t a g s b . geschmieret und mit andern Hexen zu K a t z e n verwandelt; g e g e n den M i t t w o c h 306) s p r i c h t sich a u c h der A b e r g l a u b e in G e r n s b a c h im Speierschen aus, w i e das J o u r n a l b e r i c h t e t : ein W e i b , das M i t t w o c h s B . p l u m p t , ist eine H e x e ; a b e r in H i n t e r p o m m e r n 3 0 7 ) sind M i t t w o c h u n d S o n n a b e n d B . t a g e ; a m S o n n t a g 308) rühren die H e x e n ; die F i g u r i m M o n d e ist n a c h b r a u n s c h w e i g . A b e r g l a u b e n ein M ä d c h e n , welches dorthin v e r s e t z t w u r d e , weil es a m Sonntag 3 1 0 ) b.te. V o r a l l e m erhält m a n in der W a l p u r g i s n a c h t 3 1 1 ) viel B . ; a u c h über das B . n a m K a r f r e i t a g 3 1 2 ) und H i m m e l f a h r t s t a g 313) h e r r s c h e n a b e r g l ä u b i s c h e Ansichten. N a c h rheinischem 3 1 4 ) A b e r g l a u b e n soll die B . morgens u m 3 U h r ged r e h t w e r d e n , n a c h schlesischem v o r Sonnenuntergang315), nach nordischem a m A b e n d 3 1 6 ) . Die B i l l e w e i ß 3 1 7 ) im G ö r s c h i t z t a l weissagen dem V o l k e : W e n n die B ä u e r i n n e n n a c h m i t t a g s B . r ü h r e n und die H ü h n e r n a c h m i t t a g s Eier legen, w e r d e n s c h l e c h t e Zeiten k o m m e n . „ V o n derselben K u h darf m a n in einer W o c h e n i c h t z w e i m a l B . machen, sonst b e k o m m e n die H e x e n G e w a l t ü b e r s i e " 3 1 8 ) . B e i G e w i t t e r b . t es sich s c h l e c h t 3 1 9 ) . 297) B u c h Wotjäken 50. 154: russische B.woche. 2