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German Pages [968] Year 1974
HANDWÖRTERBÜCHER ZUR D E U T S C H E N VOLKSKUNDE H E R A U S G E G E B E N VOM DEUTSCHER VEREINE FÜR
VERBAND VOLKSKUNDE
ABTEILUNG I
ABERGLAUBE
BERLIN
UND
LEIPZIG
1930/1931
W A L T E R DE G R U Y T E R & CO. VORMALS G. J. GÜSCIIEN'SCIIE VERLAGSHANDLUNG - J. GUTTENTAG, VERLAGS· 11UCII H A N D L U N G - GEORG R E I M E R - K A R L J. T R Ü B N E R - V E I T & COMP.
HANDWÖRTERBUCH DES DEUTSCHEN ABERGLAUBENS HERAUSGEGEBEN U N T E R B E S O N D E R E R M I T W I R K U N G VON
E. H O F F M A N N - K R A Y E R UND MITARBEIT ZAHLREICHER FACHGENOSSEN VON
HANNS B Ä C H T O L D - S T Ä U B L I
BAND III
BERLIN
UND
LEIPZIG
1930/1931
W A L T E R D E G R U Y T E R & CO. VORHALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG - J. GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG • GEORG REIMER • KARL J. TRÜBNER · VEIT k COMP.
Copyright 1931 by Walter de Gruyter & Co. vormals G. J . Gdschcn'sche Verliigehandlung, J . Guttentag Verlagsbuchhandlung, Georg Reimer, Karl J . Trübner, Veit & CO., Berlin und Leipzig
BUCnnitUCKEUEI VON H. LAUPP JR. IN TÜBINGEN
F. Freen s. F r i j a , F r i g g. Freibrief. So bezeichnete man Amulette zum Schutz gegen Wolf, Hund, Kugel, Degen und Feinde, Diebesbann, Reiterbannspruch x ). Solche „lettres de liberté" nennt auch Thiers 2) : empêcher qu'on ne lie les criminels et qu'on ne les retienne en prison, pourvu qu'ils ayent certaines lettres de liberté. Im 8. J h . bereits erwähnt Beda Venerabiiis s ) die literae solutoriae, die Ducange 4 ) als „charakteres magici quorum ea vis erat, ut qui eos ferebant, nullo modo vinciri vel ligari possent" definiert: „Quarum celebratione factum est, quod dixi, ut nullus eum possit vincire. Interea Comes, qui eum tenebat, mirari et interrogare coepit, quare ligari non posset, an vero literas solutarias, de quibus fabulae ferunt, apud se haberet." Auch im Altertum kannte man solche „ F . e " , die man ίεομόλυτον6) nannte. Zur Erklärung des Ausdrucks kann man auf den Sprachgebrauch verweisen, wie er uns öfters begegnet: „Denn nach eines ieden Anliegen und Verlangen richtet der Schreiber das Amulet ein: Eins wird vors Fieber, das andere vor Schrecken, ein anders vor den Hieb, Stich und Schuß frey zu sein, und dergleichen geschrieben" e ), „schüss vnd straich vnd stichfrey" 7 ), „schuzfrei" 8), im Sinn von: sicher vor Schuß und Stich. Die „ F . e " wurden auch Freischeine genannt e ). *) Hd. des 18. Jhs. von 5 Seiten. *) T h i e r s I» 365 f. *) Historia ecclesiastica gentis Anglorum 1. 4, c. 22. *) Glossarium med. et inf. Latinilatis s.v.literae. ®) D i e t e r i c h Abraxas 190 Ζ. 19 if. ; vgl. Ρ a r t h e y Zwei griech. Zauberpapyri des Berliner Museums (1866), 122 Pap. ι Z. 101. «) F r. L. C h r i s t i a η i Der Juden Glaube und Aberglaube (1713), 57. B S c h t o l d - S t ä u b ü , Aberglaube I I I .
') Z i m m e r m a n n Bezoar 96 b. ·) WürttVjh. 13 (1890), 192 Nr. 1 5 1 . ·) K r o n f e l d Krieg 100. Jacoby.
Freíd s. F r e y j a. freien s. w e r b e n . Freigewehr ( = Fg.), Freikugel ( = Fk.), Freischuß (= Fschuß), Freischütze ( = Fs.). I. Begriff. — 2. Benennung. — 3. Erlangung des Fschusses durch natürliche Plagie. — 4. Der Fs.aberglaubc in der neueren Volkssage: a) Erwerbung des Fschusses; b) Künste des Fs.en; c) Schicksal des Fs.en. — 5. Geschichtliche Belege. — 6. Verbreitung des Fs.aberglaubens. — 7. Sein Ursprung.
1. Unter Fk.n versteht man Flintenkugeln, die infolge eines ihnen anhaftenden Zaubers ihr Ziel unfehlbar treffen. Wer sich ihrer bedient, gilt als Fs. Ist der Treffzauber der Schußwaffe vermittelt, so spricht man von einem Fg. 2. Der Ausdruck „ F . s c h u ß " als Bezeichnung für einen Schuß mit Zauberkugeln läßt sich bereits fürs J a h r 1586 in Rostocker Gerichtsakten nachweisen und ist auch späterhin gelegentlich belegbar 2) ; dagegen hat sich die Bezeichnung „ F s . " in dem angegebenen abergläubischen Sinne erst im Verlaufe des vergangenen Jahrhunderts durchgesetzt: man verstand unter diesem Ausdruck früher einen freiwilligen Schützen 3) oder einen Wildschützen 4 ) und bezeichnete den Besitzer von Fk.n als „Treffschützen" 6). Vielfach stehen, besonders in älteren Quellen, zur Bezeichnung der hier zu behandelnden abergläubischen Vorstellungen lediglich Umschreibungen wie „gewisse Schüsse haben". Die übrigen germanischen Dialekte haben sich der deutschen Wortbildung angeschlossen: dän.: frit skud oder friskud,
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Freigewehr, Freikugel, FreischuO, Freischütze
friskytte ®) ; schwed.: friskott, f r i s k y t t ; aber auch: m ä s t e r s k ö t t 7 ) ; engl.: free shooter 8 ) (auch: freearcher). Die späte Ausbildung einer eindeutigen Terminologie erschwert eine scharfe Begrenzung der in Frage kommenden Belege. >) „freischöth" s. B a r t s c h Mecklenburg 2, 31. *) Kurtzer Bericht der Edlen Jägerey*. Nordhausen 1733, 428; Der Gewehrgerechte Jäger, Stuttgart 1762, 229. *) S ρ i e Β Obererzgebirge 54; vgl auch: Alte und neue Heimat (Gelsenkirchen) Jg. 1928 Nr. 18: „Der Freischütz von Wattenscheid". 4) K l u g e Etym. W6.w 154. Umgekehrt bezeichnet man in Westpreußen den Fs. mit dem Namen „Wildschütze", s.: Bunte Bilder aus Westpreußen 9 (1912), 43. ') Ζ. B. Joannes S c u l t e t u s Gründlicher Bericht von Zauberey 1598, 70. *) F e i 1 b e r g Ordbog 1, 372—373; T h i e l e Folkesagn 2, 112. . ') Klas O l o f s s o n Folkliv och Folkminne i As, Vedens och Gàsene hârader i Västergötland t (1928), 305. *) Encycl. Superstitions 1249 a. 3. Es sind eine Menge von Anweisungen zur Erlangung von Fk.n bzw. eines „sicheren Schusses" erhalten, denen vielfach nur der Gedanke an eine erlaubte Ausnützung geheimer Naturkräfte zugrunde liegt. a) Gießt man Kugeln zu gewisser bedeutsamer Stunde, so erhalten sie die Eigenschaft von Fk.n. Hiezu rechnet man vor allem die Johannisnacht *), den A b donstag (30. Juli) 1 0 ), den Andreasabend u ) und die Christnacht 1 2 ) ; auch findet sich die Vorschrift, die Kugeln während der heiligen Handlung auf dem Kirchturm zu gießen 1 3 ). Bei mehreren, namentlich in der älteren Literatur verbreiteten Rezepten u ) wird neben 'anderen sympathetischen Mitteln verlangt, der Guß solle stattfinden, wenn der Mond drei Tage lang im Schützen stehe. b) Beim Gießen soll man den Totenschädel eines V e r b r e c h e r s u ) oder einer W ö c h n e r i n w ) verwenden und das Blei durch die Augenhöhlen in den Model fließen lassen. c) Das Blei hat von alten Kirchhofskreuzen 17 ) oder der Scheibeneinfassung gestohlener Kirchenfenster 1 8 ) zu stammen. Es sind ihm allerlei Ingredienzien beizumischen, wie: Meteoreisen1®), Feilspäne einer Kette, an der ein Dieb ge-
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hangen Späne einer Eiche, in die der Blitz geschlagen ein Stück eines roten Seidenfadens, den man einer Kröte durch die Augen gezogen 2 2 ), Herz und Leber einer Fledermaus M ), Schwalbenherzen an roten Seidenfäden getrocknet samt klein geschnittenen Wiedehopfflügeln **), Blut aus des Jägers rechter H a n d B e i m Kugelgießen soll auch ein „Johannishändchen", aus einer in der Johannisnacht gegrabenen ' Knabenkrautwurzel geschnitzt, eine wichtige Rolle spielen *·). d) Dem Schießpulver sind in Aschenform beizumischen: ein Strick, an dem ein Dieb gehangen " ) , eine blinde Lerche e ) , junge Wiedehopfe M ), eventuell zusammen mit Jungfernblut Rabenherzen und M a u l w ü r f e s l ) , Schwalbenblut S 2 ), eine „ H e t z e " *•), Regenwürmer M ). V o n zauberkräftiger Wirkung ist auch die Beimischung von Farnsamen (s. d.) **). Oder man schneidet einer Natter den Kopf ab, steckt in Maul und Augen Erbsen und vergräbt ihn unter einer Brücke; die daraus erwachsenen Erbsen zerstößt man und gibt sie dem Pulver bei S4 ). e) Der Treffzauber kann sich der Kugel auch erst nach ihrer Fertigstellung verbinden. So sollen Schrotkörner aus einem erlegten Tier auch ein zweitesmal treffen " ) ; ebenso soll eine Kugel, die ein sich begattendes Hirschpaar getroffen hat ihr Ziel nicht fehlen **). Das gleiche erreicht man, wenn man einer Fledermaus den Bauch aufschneidet und die Kugeln hineintaucht **), auch wenn man sie mit Maulwurfs- oder Taubenblut bestreicht 10 ). f) Sicherer Schuß läßt sich auch durch Mitführen gewisser Gegenstände erreichen, so des getrockneten Fingers eines neugeborenen K i n d e s e i n e r Otternzunge **), eines Ringes, den man findet, wenn man das Herz eines schwarzen Haushahns neun Tage lang in einer Mauer liegen ließ 4S) ; man schlingt sich an einem goldenen Sonntag ein Stück eines Galgenstricks um die Hand **), bindet die Feder, die der Hahn verliert, wenn er die Henne tritt 4 S ) oder Herz und Lunge eines jungen Wiedehopfs 4 ·) unter den linken A r m ; das Herz einer Fledermaus 46), oder drei Federn eines K u c k u c k s in dessen warmes
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Freigewehr, Freikugel, Freischuß, Freischütze
Jäger Praktica * (Leipzig 1754) 3, 118; Sympathetisch- u. Antipathetischer Misch-Masch. Frankfurt, Leipzig und Kegensburg 1715, 66; vgl. dazu J o h n Westböhmen* 32t (die Kugeln sind dreimal umzugießen und Fichtensamen unter den Guß zu mischen. Das Rezept g) Sicheren Schuß erzielt man auch stammt aus einem geschriebenen, für die vordurch Vorkehrungen an der Flinte. Man liegenden Vorstellungen sehr ergiebigen Zauberschieße die erste im Frühling angetroffene buche, das auch in ZföVk. Ii, 170 ff. sowie — in Auswahl — bei K r o n f e l d Krieg 109 ff. abRingelnatter mit ihr in die L u f t *·), man lade sie mit dem Garn, das ein 7- ®®) bzw. gedruckt ist). Vgl. auch K i n d s Freischützlibretto (dazu K r o n f e l d Krieg 116); 8j ähriges Mädchen S1 ) spann, spüle ihren ferner F l e m m i n g Vollkommener Teutscher Lauf mit einem Absud aus Eisenkraut Soldat 361. ») SAVk. 2, 269; S c h ö n w e r t b Oberpfalz 3, 204. " ) G r ο Β Handbuch 1, 355. und Stabwurz aus, gepflückt an Johanni ") A l p e n b u r g Tirol 357 = G r ä s s e nackt vor Sonnenaufgang 5 Î ) ; man beJägerbrevier * 140 = H. M a n g Unsere Weihschmiere das Gewehr mit der Seife, mit nacht (1927), 108; A l b e r s Festpostille* 348. ") MschlesVk. 8, 93. ") J o h n Westböhmen « der ein Erstgeborener gewaschen wur322. Der gewehrgerechte Jäger 236. , l ) Der de mit Tauben- und Laubfroschgewehrgerechte Jäger 236; D ö b e l Jäger M blut ), den Lauf mit den Blutstropfen, Practica 3, 118; MdBIVk. 4 (1929), 55 Nr. 40; die sich an dem am Johannistag ausgevgl. R e i t e r e r Ennstalerisch 23. " ) J o h n u a. a. O. 322. u ) Ebd. 322; BlpommVk. 8, 59; grabenen Johanniskraut finden ) , die ZfVk. 9, 248; vgl. a. MdBIVk. 4 (1929), 52 Zündröhre mit dem Blut des eben erNr. 19; Der gewehrgerechte Jäger 236; s . a . : legten Wildes Man wische das ZündPolnische Volkssagen und Märchen. Aus dem loch mit einer Feder aus dem rechten Polnischen des K. W. W o y c i c k i von Frdr. Heinr. L e w e s t a m , Berlin 1839, 155. Flügel eines vor Georgi erlegten K u c k u c k s " ) J o h n a . a . O . 324; vgl. B u c k Volksa u s M * ) . Man lege eine Otternzunge medizin 69 (von Abdonstag bis Nikolaustag unters Rohr " ) , befestige den Nabel dörren). — M ) Der gewehrgerechte Jäger 236; eines toten, in einer Weihnacht geborenen vgl. K i n d Freischützbuch 220. " ) G r o ß Handbuch i, 535. n ) Der gewehrgerechte Jäger Knaben, in Silber gefaßt, am Rohr und 236 f. a ) BlpommVk. 8, 108 (Neustettiner Zauwickle die Kugel in dessen Totenhemd berbuch). *») H e ß l e r Hessen 2, 537; Der stecke hinter das Schloß einen Splitter gewehrgerechte Jäger 236 f. ») J o h n a. a. O. eines v o m Blitz getroffenen B a u m e s M ) 322. 3l ) G r o h m a n n 208; vgl. S p i e ß Obererzgebirge 12 Nr. 116. **) J o h n a. a. O. oder ins Gewehr eine Nadel, mit der ein 325. ») Ebd. 321. " ) Ebd. 323. ») J. H. Leichnam eingenäht wurde i0 ), lege unter A l b e r s Festpostille * 1907, 233; vgl. auch β1 den Lauf das Kleidchen eines Kindes ), Zingerle Johannissegen 214. **) Der gebewahre im Schaft unter der Anschlagswehrgerechte Jäger 237 (als Torheit bezeichnet); J o h n a. a. O. 324; A η d r e e Parallelen 2, verkleidung 29 „ K r ö n l e i n " von Samen43; MnböhmExc. 18, 208. " ) F r i s c h b i e r stengeln in einem Stück eines JungHexenspr. 155. a ) K i n d Freischützbuch fernhemds mit Spuren von Menstrua220. Ebenso soll man mit Kugeln, die durch tionsblut β ϊ ), befestigte den Nabel eines Herz und Lunge gedrungen sind, unfehlbar treffen, doch müssen sie mit gewissen ZaubeKnaben unters K o r n **) oder Jungfernreien ins Gewehr geladen werden, besitzen dann wachs samt drei Herzen von Rauchnicht nur den Namen, sondern, auch EigenM schwalben unter die Schwanzschraube ). schaften der sogenannten „Blutkugeln" (s. d.): C a l l i a n o Niederösterreichischer. Sagenschatz ») Urquell N. F. 1, 184; H o v o r k a u. I, 224 f. M) J o h n a. a. O. 325. «·) Ebd. 322 K r o n f e l d 1, 228; vgl. auch SchwVk. τ γ, 66 und 323. 4l ) G r o ß Handbuch 1, 535. („Blutkugel" s.d.). 10) Α η d r i a η Altaus" ) J o h n a. a. O. 324. «) ZfdMyth. 3, 325. see 126. " ) L a c h m a n n Überlingen 395. " ) Ludwig F i s c h e r Die kirchliche Qua") Bauern Philosophie.... vom Verfasser des tember (München 1914), 262 (mit Literatur); Buchs vom Aberglauben. Zweyter Theil (Passau S c h u l t z Alltagsleben 240 f. ( = M ä n n 1802), 52; vgl. Z i n g e r l e Tirol 187; B u s c h 1 i n g 218). " ) J o h n a. a. O. 323. " ) Der Volksglaube · 81 ; F o g e 1 Pennsylvania 248 gewehrgerechte Jäger 236f. *') L a c h m a n n (die Kugel trifft den Feind, wo immer er sich Überlingen 395. «•) J o h n a. a. O. 323; ähnbefindet ! ) ; P o l l i n g e r Landshut 96. " ) Hei- lich B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 461. matblätter (Unterinntal) 1. Heft 7, 5. " ) Der " ) BlpommVk. 8, 94; vgl. W l i s l o c k i gewehrgerechte Jäger, Stuttgart 1762, 233. Siebenb. Volksgl 23. ") F i s c h e r Aber235. 238; Heinr. Wilh. D ö b e l s Neueröffnete Herz gesteckt und mit Weihrauch in einem Säckchen neun Tage lang geräuchert unter den rechten Ellenbogen gebunden *•), tut die gleiche Wirkung.
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Freigewehr, Freikugel, Freischuß, Freischütze
glauben 193. 5 1 ) V e r n a l e k e n Alpensagen 399 Nr. 76. " ) A n d r e e Parallelen 2, 43 ( = G r o h m a n n Nr. 1 4 2 9 f f . ) ; in Polen tauchten die Jäger zu gleichem Zweck die Flinten am Erscheinungsfest in den vom Priester zum Jordan geweihten Fluß: s. Poln. Sagen und Märchen, aus dem Polnischen des K . W . W o y c i c k i v. F . H. L e w e s t a m 155 ( = G r a e s s e Jägerbrevier 1 155). M «») J o h n a. a. O. 323. ) Ebd. 3 2 3 . ") K u h n Märk. Sagen 3 5 7 ; Hovorka u. K r o n f e l d i , 228. " ) F r i s c h b i e r Ma Hexenspr. 155. ) John a. a. O. 324. » ) D e r s. a. a. O. 323. M ) ZfdMyth. 4, 124. »·) BlpommVk. 10, 30. «®)HoffmannK r a y e r 44. βΙ) J o h η] a. a. O. 322. « ) Ebd. 3 2 1 . " ) Ebd. 3 2 2 ; vgl. dazu auch das ausführliche Rezept bei S t a r i c i u s Heldenschatz 1679, 416. M ) Ebd. 323. — Angefügt sei hier der russische Aberglaube aus dem Gouv. Wilna, wonach man, um später nie zu fehlen, am Ostersamstag mit einem neuen Gewehr ein Wildbret erlegen muQ, s. Y e r m o l o f f Volkskalender 96.
4. Einen umfassenderen Einblick in die Vorstellungen, die das Volk mit der Gestalt des Fs.n verbindet, gewähren sagenhafte Erzählungen. In ihnen tritt vor allem ein Zug in die Erscheinung, der den im vorausgehenden Abschnitt gebrachten Belegen fast ganz fremd ist : das Dämonische, Höllenverbundene. a) So ist die Erlangung von Fk.n, mögen auch einzelne der in Abschnitt 3 aufgezählten Züge beiläufig dabei auftreten, in den Volkssagen fast durchweg an eine derart gottlose Handlungsweise geknüpft, daß der Schütze darob sein Seelenheil verliert und der Gewalt Satans verfällt. Er entwendet beim Abendmahl die geweihte Hostie, begibt sich mit ihr in den Wald, nagelt sie an, einen Baum und schießt nach ihr M ) ; am besten mit über die Schulter gelegtem Rohre, denn sonst sähe er bei Ausübung seiner Untat statt der Oblate Christus in Menschengestalt am Kreuze hängen"). Die Entwendung der Hostie hat an einem hohen kirchlichen Festtage (Karfreitag oder Advent) zu erfolgen, bei jungen Adepten anläßlich der ersten Kommunion " ) . Der Fs. begleitet sein Tun mit einem bekräftigenden „im Namen des Teufels" ! TO), fängt die Blutstropfen, die aus der durchschossenen Hostie quellen, auf und salbt mit ihnen Gewehrlauf und Hahn 71 ) oder
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mischt sie unter das geschmolzene Blei 7 2 ). Der Fs. erreicht jedoch sein Ziel auch, wenn er die Hostie aus dem Gewehre schießt 72 ) oder sie sich unter die Haut der Hand einwachsen läßt 73 ). Statt die Hostie zu durchschießen, genügt es auch, in der Christ- oder Neujahrsmette mit geladenem Gewehre auf die erhobene Monstranz zu zielen 74 ). Statt nach einer Hostie kann der Fs. auch in ein Kruzifix schießen 7S ) oder nach einem Zettel, auf dem die Worte stehen: „das Blut Jesu Christi" 74 ). Oder er schießt in den Himmel hinein — da fallen drei Blutstropfen (s. d.) herab, und mit ihnen benetzt er seine Kugeln " ) . Der Fs. kann die Fk.n auch vom Teufel selbst sich verschaffen. Zu diesem Zwecke begibt er sich am Heiligen Abend auf einen Kreuzweg und gießt dort unter magischen Zeremonien mit Beistand der Hölle die Zauberkugeln 78 ) oder fordert, sobald der Gottseibeiuns leibhaftig ihm erscheint und nach seinem Begehren sich erkundigt, von ihm den Farnsamen, dessen Besitzer jegliches Ziel zu treffen vermag 79 ). Der Teufel soll auch schon öfters sich als schmucker Bursche Jägersleuten genaht haben, besonders wenn sie wegen Jagdpechs und schlechten Schießens vergrämt nach Hause gingen, ihnen einige erstaanliche Schüsse vorgemacht und versprochen haben, sie solche Schüsse zu lehren; freilich mußten sie als Entgelt einen vorgewiesenen Kontrakt, in dem es um ihre Seele ging, mit ihrem Blute unterschreiben ®°). Wer schlau ist, kann bei einem solchen Handel den Teufel prellen 81 ). Auch glaubte man, man könne aus der Gewalt des Teufels wieder freikommen, wenn man die Kunst des Freischusses innerhalb 7 Jahren einen anderen lehre 82). Lassen sich drei Lehrlinge vom Teufel im F.schuß unterweisen, so kommen zwei frei, während der dritte die Beute seines Lehrherrn wird 83 ). Der wilde Jäger (Elbel) M ) und Unterirdische (schwarze Zwerge) 8S ) sollen Jägern auch schon den F.schuß verschafft haben oder es hieß, man könne ihn durch Abschuß eines bestimmten gespenstigen Tieres erwerben 88 ).
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Freigewehr, Freikugel, Freischuß, Freischütze
Wie stark das Volk die Fk.n als etwas Dämonisches empfindet, geht aus den mancherlei Begleitumständen hervor, die es im Hinblick auf Erwerbung der Fk.n zu erzählen weiß. Beim Guß in der Stube erhebt sich ein Lärmen und Gerumpel, als wäre eine Rotte Teufel los 87 ); unheimliche Vögel klopfen mit ihren Schnäbeln an die Fensterscheiben 88 ); in den Augenhöhlen des Totenkopfes, durch die man das Blei fließen läßt, zeigt sich ein eigentümliches Leuchten — das Blei spritzt dabei dem gießenden Schützen ins Gesicht 89 ). Will man den Totenkopf nach dem Gusse loswerden, so findet er sich auf rätselhafte Weise stets am alten Platz wieder ein, bis er durch einen Scharfrichter endlich gebannt ist 90 ). Den Jäger, der am Kreuzweg die Kugeln gießt, schreckt allerhand Höllentrug und Teufelsgesindel 91 ). Manchmal wird vom angehenden Fs. gefordert, auf alles zu schießen, was ihm vor den Lauf kommt; da weisen sich ihm lebendige Trugbilder, daß er allen Mut zum Schießen verliert M ). Die schwierigste Probe haben die Hostienfrevler zu bestehen: wenn sie anlegen, da sehen sie plötzlich Christus selbst vor sich statt der Hostie oder das unschuldige Christkindlein, auf das sie feuern und es in seinem Blute sich wälzen sehen müssen 83 ). Die einmal erlangten Fk.n müssen stets verkehrt geladen werden, sonst kehren sie zurück und treffen den Schützen 94 ); auch sollen nicht alle ihr Ziel treffen 9 5 ). b) Wer im Besitze von Fk.n ist, kann damit die unglaublichsten Leistungen vollbringen. Winzige Ziele trifft er haarscharf aus großer Entfernung 9 8 ) und ist selbst da seines Zieles noch sicher, wo ein gewöhnlicher Schütze längst keinen Schuß mehr wagen würde 97 ). J a er trifft, ohne sein Ziel aufs Korn zu nehmen 98 ) und selbst, wenn er nach einer ganz anderen Richtung losfeuert 99 ). Er braucht sein Opfer nicht einmal zu sehen 10°), sondern schießt ziellos zum Fenster hinaus oder in den Wald hinein, und das gewünschte Wild liegt an vorbezeichneter Stelle 101 ). Er schießt Katzen zum Schornstein
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herunter — wenn man sie aufnimmt, sind's Hasen 102 ) ; er weiß Tiere zu erlegen, die in seinem Revier gar nicht heimisch sind 103). Selbst der Teufel, wenn er durch die Luft fährt, ist vor seiner Kugel nicht sicher 104). Daß der Fs. ein solches Schußglück hat, soll damit zusammenhängen, daß der Teufel ihm das Tier, nach dem er zielt, festhält 1 0 5 ). Eine besondere Art des F.schusses ist der Treffschuß nach einer bestimmten Person über weite Länderstrecken hinweg; er wird vor allem den zauberkundigen „Venedigern" (s. d.) zugeschrieben loe ). Neben seiner Schießkunst weiß der Fs. meistens noch andere Teufelsstücklein auszuführen. Feldhühner vermag er sich in seine Jagdtasche fliegen zu lassen1OT), das Wild weiß er „kommen zu tun", daß es ihm tränenden Auges in den Schuß laufen' muß 108) ; er braucht nur sein Gewehr anzulegen, so steht das Wild vor ihm 10e). Kugeln verwunden ihn nicht 110 ) ; hohnlachend zieht er sie unter seinem Wams hervor 1U ). Selbst mit Fk.n kann man ihm nicht beikommen: er fängt sie mit seinem Hute auf U 2 ), lädt sie in sein Gewehr und trifft seinerseits den unsichtbaren Schützen tödlich 113 ). Oder statt der Kugel spritzt Wasser und Sand aus der nach ihm gerichteten Pistole U 4 ). Seine Gegner versteht er festzubannen u s ) oder sich ihnen dadurch zu entziehen, daß er sich unsichtbar macht 1 1 β ), wie er auch seine Beute nach Hause zu fahren weiß, daß man lediglich das Geräusch des Fuhrwerks h ö r t n e a ) . Hat man ihn endlich doch hinter Schloß und Riegel, so findet man statt seiner am nächsten Morgen einen Strohwisch 117). c) Gewähren solche Künste dem Fs. auch ein sorgenloses Leben, so verbreiten sie doch eine unheimliche Atmosphäre um ihn; scheu meiden die Mitmenschen seine Gesellschaft, sobald sie seine Künste durchschaut haben U8 ). Auch hat er sich selbst durch seine Handlungsweise von der christlichen Gemeinschaft ausgeschlossen und darf nie mehr eine Kirche betreten U 9 ). Schaurig ist sein Ende.
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Freigewehr, Freikugel, Freischuß, Freischütze
Manchen Fs.en hat es alsbald nach Ausübung des zur Erlangung der Fk.n begangenen Frevels erreicht 12°), die meisten erst später, teils unverhofft, teils vermahnt m ) ; mancher weiß auch genau, an welchem Tage er seinem Vertragspartner verfallen ist 122 ). Dann lenkt der Teufel äffend die Kugel statt nach dem Ziele, nach dem Schützen zurück 12s), oder er dreht seinem Opfer den Hals um 1 M ), zerreißt 12s ) oder vierteilt es 12e ). Auch will man die Kutsche des Teufels haben anfahren sehen, den Fs.en vierspännig in die Hölle zu fahren l27 ). Begräbt man den Fs. nach Christenart mit dem Gesicht nach Osten, so dreht sich der Sarg128) ; sein Grab bleibt an gewisser Stelle stets offen l i a ). Nach demTode geht er gespenstweise130), vielfach in Jägergestalt U1 ) und zu ewigem Jagen verdammt 1S2 ), um. Solcher Spuk stiftet allerlei Unfug, so daß man zum Bannen schreiten muß 13S ). Küßt eine Jungfrau das Gespenst auf einem Kreuzweg, dann ist es erlöst m ). " ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 155; S t r a k k e r j a n 1 , 9 8 . 1 1 6 . 1 7 2 — 1 7 3 ; K u h n Westfalen 1, 339; M ü l l e n h o f f Sagen 549 ('158); E c k h a r d t Südhannover. Sagen 63; Lemke Ostpreußen 3, 72 ; H a a s Pommersehe Sagen (1926), 74; M ü l h a u s e Hessen 38 f. S. a. Abendmahl § 4. «·) M e i c h e Sagen 583 f.; B o c k e l Volkssage 97 f. " ) MschlesVk. 8, 93; Κ ü h η a u Sagen 3, 260. «) AnzfKddV. 7, 367 f. = W o I i Beitr. 2, 20. " ) H a a s Schnurren . .. von der Insel Rügen (1899), 85; B a r t s c h Mecklenburg ι , 235; 2, 56; P r ö h l e Harz 140; J a h n Pommern 339f. " ) H a r r y s Niedersachsen 2, 22 ff. " ) BlpommVk. 8,.178 f.; Bunte Bilder aus Westpreußen 9, 43. " ) W u c k e Werra · 403; W i t z s c h e l Thüringen 2, 294. " ) Fr. H a g e r An der Herdflamme der Heimat (1927), 243 : ist sonst ein Mittel, sich „gefroren" (s. d.) zu machen. **) ZidMyth. 2, 28; A l b e r s Festpostille· 348. " ) H e y l Tirol 556; Arndt Märchen und Jugenderinnerungen 2 320 Anm. S. ferner unten Abschn. 5. '·) S c h e l l Bergische Sagen 15 (* 12). " ) AnzKddV. 7, 223 = G r i m m Myth. 3*, 205 = W o l f Beiträge 2, 20 = H o f m a n n Bad. Franken 26; M ü l l e η h o f f Sagen 368 (» 384) = W o 1 f Beitr. 2, 19 (Gewehr mit Hostie geladen); G. H e n s s e n Neue Sagen aus Berg und Mark (1927), 76. Vgl. dazu den böhmischen Aberglauben: an Weihnachten sich auf. ein weißes Tuch stellen und in den Mond schießen ( A n -
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d r e e Parallelen 2, 43). Hinsichtlich der Forderung, in die Sonne zu schießen, sei an die weitverbreitete Volksanschauung erinnert, die Sonne (s. d.) sei das rechte Auge Gottes; s. ζ. Β. Ζ i η g e r 1 e Tirol 119 Nr. 1063. *>) ZföVk. i l , 165 ff. = Monatliche Unterredungen von dem Reiche der Geister (Leipzig 1731); D r e c h s l e r 2, 127 f.; P a n z e r Beitr. 2, 73. '·) Β e c h s t e i η Deutsches Sagenbuch 749; D e r s. Thüringen 1, 100; vgl. dazu: B e c h s t e i n Deutsches Sagenbuch 430 und Thüringer Sagenschatz 3, 1 8 8 = G r a s s e Jägerbrevier * 192 (Farnsamen durch Schuß in die Sonne) ; K u h n Herabkunft des Feuers 221 ; vgl. Z i n g e r l e Johannissegen 214. N i e d e r h ö f f e r Meckl. Sagen 4, 136 ff.; Hormayrs Taschenbuch 1841, 340 ff. = G r ä s s e Jägerbrevier * 179 ff. ; vgl. noch Württembergische Volksbücher 2, 122 f.; S A V k 25. 133 f. " ) Κ ü h η a u Sagen 2, 715 (Seele verschrieben gegen 1000 stets verkehrt zu ladende Fk.n; Jäger verstößt nie gegen das Verbot and hat bei seinem Tode noch übrig); ZfVk. 24, 415; W o l f Niederl. Sagen 558f. " ) B a r t s c h Mecklenburg τ, 31. ·») Ebd. 1, 234. M ) B e c h s t e i n Thüringen 1, 107ff. = D e r s . Deutsches Sagenbuch 382 f. ··) J a h n Pommern 60 f. = E. M. A r η d t Märchen und Jugenderinnerungen 1 *, 209 f. ··) Κ u t h m a y e r Österreich. Sagen 30 ff. " ) MschlesVk. 8, 91 f.; vgl. K ü h n a u Sagen 3, 420. ·») SAVk. 25, 133 ff. " ) K ü h n a u Sagen 3, 1 7 7 f f . ») MschlVk. 21, 148. ·») ZföVk. Ii, 165 ff. '•) B a r t s c h Mecklenburg 1, 234 ff. M) K u h n Westfalen 1, 339; E. M. A r n d t Märchen uni Jugenderinnerungen 2 319 ff. = H e c k s c h e r 112 f. M ) D r e c h s l e r 2, 1 2 7 I ; v g l . K ü h n a u Sagen 2,15. ·') K r o n feld Krieg 108 f. = ZföVk. 11, 165 ff. ·») B e c h s t e i n Thüringen 2,23 f.; S t r a k k e r j a η ι , 281 f. " ) G r e d t Luxemburg Nr. 167; D r e c h s l e r 2, 127; AnzKddV. 7, 367; B e c h s t e i n Deutsches Sagenbuch 242. " ) S t r a c k e r j a n 1, 98 § 136. *) Bavaria i a, 320; G r e d t Luxemburg Nr. 169; L e o p r e c h t i n g Lechrain 60; S t r a c k e r j a n I, 281 f. l0°) Augustin Lerchheimer Christi, bedenken vnd erinnerung von Zauberey (1597), 42; W o l f Niederl. Sagen 5 5 8 ! ; Bartsch Mecklenburg 1, 235 ; Haas Pommersche Sagen (1926), 74; B e c h s t e i n l t l Thüringen 1, 241, 108. ) H a r r y s Niedersachsen 2, 22 ff.; J a h n Pommern 339 f. 347; G r e d t Luxemburg Nr. 167; B i n d e w a l d Sagenbuch 131; W u c k e Werra* 403; K ü h n a u Sagen 3, 260 = MschlVk. 8, 93; G a n d e r Niederlausitz 21; G. H e n s s e n Neue Sagen aus Berg und Mark (1927), 75; M e i c h e Sagen 522 Nr. 668; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 162. ,βι ) J a h n Pommern 347. 10») BlpommVk. 8, 178f. »") B e c h s t e i n ,os Thüringen 1, 241 f. ) A 1 p-e η b u r g Alpensagen ibi; L û t o l í Sagen 191 f.; vgl. J a h n Pommern 339 f. Weitergebildet in der westpreußischen Sage vom bekehrten Wildschütz
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Freigewehr, Freikugel, Freischnß, Freischütze
(Bunte Bilder aus WestpreuOen 9, 43 f.) : das geschossene und aufgeladene Tier springt davon, als dem Fs. unterwegs vom Pfarrer Absolution erteilt wird, denn dem Teufel, der das Tier festgehalten hatte, war nun die Macht genommen. " · ) Ρ r ö h 1 e Unterharz 138 Nr. 349 und 350. "") B e c h s t e i n Deutsches Sagenbuch 242 ( G r i m m Sagen Nr. 257: a u s der Tasche . . . . ) . ,ce) G r e d t Luxemburg Nr. 166; vgl. B a r t s c h Mecklenburg 2, 470 und L e o p r e c h t i n g 60; Bavaria 1 a, 320. 10 ») G r e d t Luxemburg Nr. 168; ZfdMyth. 2, 28. n o ) K u t h m a y e r österr. Sagen 28. lu ) S c h m i t z Siebengebirge 129. = Annal.hist.Niederrhein 38, 95 = S c h e l l Bergische Sagen· 437 Nr. 1 1 1 7 . u *) B e c h s t e i n Thüringen 1, 242. , u ) P r S b l e Hart 206; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 166 f.; K ü h n a u Sagen 1 , 5 1 8 = P e t e r Osterreichisch-Schlesien 2 (1867), 66; G r i m m Sagen Nr. 257 = B e c h s t e i n Deutsches Sagenbuch 242 Nr. 278; G. H a n s s e n Neue Sagen aus Berg und Mark (1927), 77 f.; S c h e l l Bergische Sagen1 250 Nr. 668 (an den beiden letzteren Stellen unter der Bezeichnung „Blutkugel" (s. d.)). »*) BlpommVk. 8, 71. "») L e o p r e c h t i n g Lechrain 60; K u t h m a y e r österr. Sagen 28; B e c h s t e i n Thüringen 1,242; H a a s Pommer· sehe Sagen (1926), 75. u o ) S t r a c k e r j a n I, 98 § 136 (1, 116. 118); K u t h m a y e r österr. Sagen 28. "*») M ü 1 h a u s e Hessen 38 f. " ' ) B e c h s t e i n Thüringen 1, 243. lu ) B i n d e w a l d Sagenbuch 132; Württcmbergische Volksbücher 2, 122 f.; J e c k l i n Volhstüml. 206. "·) H a a s Schnurren, Schwdnke und Erzählungen von der Insel Rügen (1899), 85 Nr. 76. IM ) AnzKddV. 7, 367; M e i e r Schwaben 1, 291; W o l f Beitr. 2, 20; vgl. auch H e y 1 Tirol 556. m ) A l p e n b u r g Alpensagen 161 = R e i s e r Allgäu 1, 210. Fs. fällt durch die eigene Kugel, da sein Feind auf der Rückseite der Scheibe, nach der er zielt, ein Kreuz angebracht hat); L u c k Alpensagen 83 ff. (Fs. hat mit Fk.n zweimal das Ziel verfehlt, nun muß ihm zum dritten Schuß ein Christ Bock stehen). "*) G a n d e r Niederlausitz 21 Nr. 56. 1S3 ) G r e d t LuxemburgNr. 166. >") P r o h l e Harz :4o = H a r r y s Niedersachsen 2, 22 ff.; E c k a r t Südhannover. Sagen 63. m ) Württembergische Volksbücher 2,122 f. "«) M ö l l e n h o f f Sagen ' 158 (*549). ln ) M e i c h e Sagen 522 Nr. 668. l a ) W u c k e Werra* 403. "·) M e i c h e Sagen 522 Nr. 668. ,J0 ) G r e d t Luxemburg Nr. 304; R o c h h o 1 ζ Sagen 2 , 5 1 ; B e c h s t e i n Sagenbuch Nr. 500; D e r s. Thüringen 1, 109. >") W o l f Beitr. 2,20; H o f m a n n Bad. Franken 26; G r e d t Luxemburg Nr. 166. l " ) S t r a c k e r j a n 1, 172 f. § 1 7 6 g ; M e i e r Schwaben 1, 116: N i e d e r h ö f f e r Mechl. Sagen 4, 136 ff. ' " ) G r e d t Luxemburg Nr. 169; AuzKddV. 7, 223 = H o f m a n n Bad. Franken 26. ' " ) Württemberg. Volksbücher 2, 122 f. 5. Der erste geschichtliche Beleg des
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Fs.aberglaubens findet sich im Hexenhammer 1 3 δ ) ; es ist ihm hier ein längeres Kapitel gewidmet. Der Schütze schießt an einem K a r f r e i t a g drei- oder viermal nach einem K r u z i f i x , huldigt dem Teufel und gibt sich ihm mit L e i b und Seele preis. E r erhält dafür die Gabe, an jedem T a g e soviel Menschen unfehlbar mit seinem Geschosse zu töten, als er Schüsse auf das K r u z i f i x abgegeben hat, doch muß er sein Opfer zuvor mit leiblichen Augen gesehen haben und seinen Willen bei Vollbringung der T a t auf dessen Vernichtung richten: dann schützt dieses kein Versteck und keine Entfernung. Auch die Vorstellung von der erstaunlichen Treffsicherheit des Fs.en kennt der Hexenhammer. Zur Bekräftigung des Vorgebrachten sind zwei Erzählungen angefügt, eine von einem Zauberer namens Punker, der täglich drei sichere Schüsse in seiner Gewalt hatte und zu einer ähnlichen Schießprobe, wie Teil, gezwungen w u r d e 1 3 e ) , eine andere von dem Diener eines Zollerngrafen, den aber sein Schicksal unmittelbar bei Ausübung der frevelhaften Schüsse nach dem Gekreuzigten ereilte 1 3 7 ). Der Hexenhammer verdammt nicht nur den Fs.n als Hexer, sondern auch jegliche Herrschaft, die ihn in Dienst nimmt, mögen die wunderbaren Schießleistungen des Zauberers auch einer gerechten Landesverteidigung zugute kommen. Die Verfasser des Hexenhammers haben den Fs.aberglauben sanktioniert. So beruht ζ. B . völlig auf ihren Angaben, was Martinus Delrio in seinem Disquisitionum magicarum tomus secundus 1 3 8 ) über die Treffschützen zu berichten weiß und noch in J a c o b i s Behutsamer Vorstellung allerhand Unchristlicher und abergläubischer H ä n d e l 1 3 e ) spiegeln sich — über Bodinus — die Anschauungen des Hexenhammers wider. Wenn ferner die ausgebreitete dämonologische Literatur des 16. J h s . bei Behandlung der Zauberer und Hexer meist in irgendeiner Weise auch auf die Treffschützen zu sprechen kommt, so dürfte hiefür letzten Endes wohl ebenfalls das Vorbild des Hexenhammers maßgebend gewesen sein 1 W ).
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Freigewehr, Freikugel, Freischuß, Freischütze
Die rechtlichen Fragen, die sich aus der vom Hexenhammer in die Wege geleiteten Verfolgung der angeblichen Zauberschützen als Ketzer ergaben, sind ebenfalls eingehend behandelt worden M 1 ). Ein Teil der alten magiologischen Literatur läßt uns erkennen, daß neben den vom Hexenhammer vorgebrachten Anschauungen noch andere Züge des Fs.aberglaubens frühe lebendig waren. So weiß Anhorn 1 4 2 ) außer von den drei sicheren Schüssen und der erstaunlichen Treffsicherheit der Fs.n von einem jungen Mann zu berichten, der vom Teufel erhaltenen Farnsamen unter seine Schüsse mischte, kennt auch bereits den ziellos schießenden Fs., der zum voraus den Ort bezeichnet, an dem das tödlich getroffene Opfer zu finden ist. Anhorns Angaben hat einige Jahre später Joh. Ludow. Hartmann in seinen „Neuen Teuffelsstücklein" 1 4 3 ), die er „zu Praeservirung der Jugend bei jetztigen Krieges-Läufften" herausgab, ausgeschrieben, um auch seinerseits vor solch unchristlichen, gefährlichen Künsten zu w a r n e n l t i ) . Durch den „Sympathetischen und Antipathetischen Mischmasch" 14S ) erfahren wir von Schützen, die zwecks sicherer Erlegung ihres Feindes sich in den Finger stachen und mit dem herausquellenden Blut die Kugel tauften. Auch in der Jagdliteratur sehen wir den Fs.aberglauben bis weit ins 18. J h . hinein in voller Geltung. So weiß Fritsch 1 4 e ) von Jägern zu erzählen, die sich rühmen, daß ihre Kugel nie fehle ; Fleming 1 4 7 ) kennt das blindlings aus dem Fenster- und in den Wald-Schießen sowie dàs Taufen der niefehlenden Kugeln und bezeichnet den „Helden-Schatz" (des Staricius) nebst den Claviculae Salomonis als Lehrbücher für Jäger, die des Teufels Beute wurden. Auch der unter dem Decknamen Venantius Diana 1 4 e ) schreibende Autor berichtet noch allen Ernstes von zauberischen Jägern, von denen er viele Exempla erzählen könnte, und im „kurtzen Bericht der Edlen Jägerei" 1 4 *) wird geklagt, daß „manches Weydmanns arme Seele durch Freyschüsse verlohren gehet". Erst bei dem Verfasser des „Gewehrgerechten
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J ä g e r s " l s o ) sehen wir den Glauben an die Zauberschüsse ins Wanken geraten, wiewohl auch er aus der Erfahrung von Jägern zu berichten weiß, die nach Freischüssen streben 1 S 1 ), von Zetteln mit Zauberformeln und Figuren, die sie unter den Gewehrschaft legen, von Amuletten und Ringen, deren sie sich bedienen 1 M ). Weniger ergiebig ist die geschichtliche Literatur. In einem Zusatz der schon oben genannten Zimmernschen Chronik 1 5 S ) erfahren wir von einem weiteren Kruzifixfrevler, der im Dienste eines Freiherrn von Zimmern gestanden sein soll, und der Landsknecht Melchior Hauser erzählt in seiner Lebensbeschreibung zum Jahre 1529, wie sie in Ungarn auf einem eroberten Schloß einen Mönch angetroffen hätten, der täglich drei freie Schüsse gehabt und deswegen hingerichtet worden sei 1 5 4 ). Mehrfach erzählt wird auch die Geschichte von einem vornehmen Herrn in Krain, der durch Anwendung einer unverständlichen Formel täglich drei unfehlbare SchUsse auf beliebiges Wild sich zu verschaffen weiß, freilich von seiner Kunst auch abläßt, als ihm ein Gast die Formel als äußerst gefährlich für das Seelenheil zu deuten versteht 1 5 S ). Als greifbare Wirklichkeit tritt uns der Fs.aberglaube in Gerichtsakten entgegen. So standen im Jahre 1586 ein Hans Cröpelin und Cersten Sasse vor dem Rostocker Gericht; sie wollten sich Fk.n verschaffen, indem sie an drei Sonntagen ein Kruzifix unter den Altar legten, den Segen darüber sprechen ließen, es dann durchschossen, sich auf 7 Jahre dem Teufel ergaben und während dieser Frist ihre Kunst einen anderen lehrten 1 M ). Aus dem Cbm 2197 (von 1620) erfahren wir von einem Schützen, der einen Hexenmann veranlaßt, ihn zu lehren, im Schießen alles zu treffen 1OT ). Nach Kleinheubacher Hexenakten des gräflich Erbachschen Archivs in Michelstadt soll der Bauer Georg Ludwig drei sichere Schüsse für jeden Tag dadurch erworben haben, daß er in die Sonne, nach dem Himmel und in einen steinernen Bildstock schoß ; er mußte stets eine ihm vom Teufel übergebene Wurzel bei sich tragen. Vermut-
Freigewehr, Fxeikugel, FreischuB, Freischütze
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lieh wurde er in Kleinheubach verbrannt 1 6 8 ). 1668 kommt ein 18jähriger Jagdgehilfe auf Schloß Hartenstein in die Inquisition, weil er von einem Bergmann einen spiritus familiaris kaufte, der ihm zwei Jahre lang täglich drei sichere Schüsse verschaffen sollte 1 S 9 ). Von besonderer Bedeutung sollte ein im Jahre 1 7 1 0 in Taus (Böhmen) gegen den 18jährigen Georg Schmid geführter und in den „Monatlichen Unterredungen von dem Reiche der Geister" (Leipzig 1 7 3 1 ) geschilderter Strafprozeß werden; der Bursche goß am Abdonstage auf einem Kreuzweg mit einem Jäger nackt 63 Kugeln, wobei sich allerlei Teufelsspuk zeigte. Der Bericht wurde später von Apel novellistisch ausgestaltet. Unter weiterer, teils durch Rücksicht auf die Zensur bedingter Umgestaltung wurde der genannte Vorfall von Fr. Kind seinem Textbuch für Webers Freischütz-Oper zugrunde gelegt; in dieser Ausgestaltung wurde der Fs.aberglaube aller Welt geläufig 1 W ). Wenn auch bereits im Laufe des 18. J h s . Stimmen auftreten, die sich über den Glauben an Fk.n lustig machen 1 β 1 ), so hält sich dieser doch noch lange Zeit. So konnte noch im Jahre 1757 ein Prokurator von zwei seiner Freunde zum Fk.gießen veranlaßt werden; die Freunde spielten bei der Prozedur die Rolle des Teufels, und der Prokuratur mußte aus Schreck mehrere Wochen das Bett hüten m ) . Wohl an die Jahrhundertwende dürfte ein Bericht aus der Steiermark heranreichen, wonach Burschen zur Erlangung eines Fg.s in der Christmette gegen die Hostie zielten 1 M ). Besonders wertvoll und anschaulich ist, was £ . M. Arndt aus seiner Jugendzeit über den Fs.aberglauben zu erzählen weiß 1 M ) ; darnach war in Pommern die Anschauung lebendig, daß der angehende Fs. vom Altmeister der Fs.-Zunft unter Bestehung verschiedener Proben — die schwerste der Schuß nach dem vom Teufel vorgegaukelten Jesuskind — in die ruchlose Kunst eingeführt werde" 4 »). In gewissen Volksschichten ist der Fs.aberglaube noch heute lebendig MS ). m
) II. quaest. 1 cp. 16 (Übersetzung von
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J. W. R. Schmidt 2,162). "«) Vgl. dazu Germania 13, 39 ff. '") Die Sage ist ausführlicher dargestellt in der Zimmeraschen Chronik, herausg. von Barack 1 *, 450; s. a. M e i e r Schwaben ι, 2goí.; Ludwig E g l e r Mythologie, Sage und Geschichte der Hohenzollernschen Lande (1894), 204 ; B a r t h Hohenzollernsche Chronik 149 ff. ; Mitt. d. Ver. f. Gesch. und Altertumskde in Hohenzollern 7 (1873—1874), Tafel 9. 1W) Mogvntiae 1600, 66 ff. (L. III, p. I, Q. IV, S. IV). "·) Görlitz 1707. XV. Vorst. S. 15 = Η e c k s c h e r 363. 140) Hexen-Büchlein / das ist / ware entdeckung und erklärung / oder Declaration fürnämlicher artickel der Zauberey . . . . Ettwan durch den Wolgebornen Herren Herr Jacob Freyherr von L i e c h t e n b e r g erfaren / vnd jetzt durch ein gelerten Doctor zusammen bracht (s. 1. e. a.) Bl. F ji v°; Lvdovicus M i 1 i c h i ν s Der Zauber-Teuffel (Frankf. a. M. i 6 5 3). 47· 31 6 ; Petrus B i n s f e l d i u s TractatVon Bekanntnuss der Zauberer vnd Hexer . . . . Jezt... in vnser Teutsche Sprach vertiert durch . . . M. Bernhart V o g e l (München 1591), 16; Joannes S c u l t e t u s Gründlicher Bericht von Zauberey (1598), 70; Augustin L e r c h e i m e r Christlich bedencken vnd erinnerung von Zauberey (Speier 1597), 229, dazu eine Erzählung S. 42 ( = G r i m m Sagen 256). m ) Z. B. : Franc. T o r r e b l a n c a Daemonologia. Moguntiae (1618), lib. II, cp. XXXIX, p. 341 ff. «*) Magiologia 776 ff.; vgl. 735. "·) (Frankfurt a. M. 1678), 19 ff. 1U ) Das „gewisse schuss thun" wird von ihm auch noch S.34 erwähnt. S. a. noch desselben Verfassers Greuel des Segensprechens (Nürnberg 1680), 124. "») (Frankfurt a. M. 1715), 83. "«) Ahasveri F r i t s c h i Venator Peccans (Nürnberg 1685), 10. " ' ) Der Vollkommene Teutsche Jäger 2 (1724), 180. IU) Königliche und Kayserliche Jagdgeschichten (Cölln a. R. 1749), S. L U I ff. "») 2. Aufl. (Nordhausen 1733), 428. l " ) (Stuttgart 1762), 240 f. »") S. 229. l " ) S. 251. Vgl. dazu die aus einer Handschrift der 2. Hälfte des 18. Jhs. in MdBIVk. 4 (1929), 56 abgedruckte Figur; diese sollte mit dem Blute einer zu bestimmter Zeit gefangenen Fledermaus oder einer nach besonderem Rezept hergestellten roten Farbe auf Birkenrinde oder Jungfernpergament geschrieben, sodann auf den rechten Arm gebunden werden, um „alle Schüsse zu treffen, die man zielet." 1M ) Herausg. von Barack 1 ·, 452. 1M) S. V. W e b e r Zur Chronik von Dresden (1859), 88ff. = G r ä s s e Jägerbrevier* 199. 1M ) Freiherr Johann Weichard V a l v a s o r Die EHRE dess Hertzogthums Crain (Laybach 1689), IV. Buch, 50. Cap., S. 676 = Jak. Daniel E r n s t Lectiones Historico-morales curiosae oder Curiose Historische Blumen-Lese . . . . (Leipzig 1694), 806 = M ä n n l i n g 218. Zu dem Hersagen des unverständlichen Spruches vgl. noch: Bunte Bilder aus Westpreußen 9, 43. Auf die drei F.schüsse im Tag und zugleich auf die Blutkugeln (s. d.) spielt auch G r i m m e l s h a u s e n im Wunder-
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Freigewehr, Freikugel, Freischuß, Freischütze
barlichen Vogelnest II Kap. 17 an: „Hernach zeigeten sie mir noch viel unterschiedliche Künste mehr, wie man nämlich alle Tag drei gewisse Schüß haben könnte, wie man Kugeln gießen sollte, die Blut haben müßten . . . . " »·) Β a r t s c h Mecklenburg 2,30 f. " ' ) Anzf Kdd V. 7, 426. l a ) W o l f Sagen 83f.; D e r s . Beitr. 2, 17. " · ) M e i c h e Sagen 293 f. Nr. 381 = Schönburgische Geschichtsblätter 6, 107. " · ) Alois J o h n in ZföVk. 11, 165 ff. und in Egerl. 23, 22 f. ; K ö h l e r Kl. Sehr. 3,200 f. mit weiterer Literatur; K r o n f e l d Krieg 108 ff. ; Fr. Kind Freischätzbuch (Leipzig 1843), 78; Max Maria von W e b e r Karl Maria von Weber (Berlin 1912), 101. 263 ff. Weitere Fs.opern zählt B o t t e in ZfdA. 32, 4 auf. m ) S. o. und T h a r s a n d e r Schauplatz 2, 698; ( F i s c h e r ) Aberglaube 274. u , j Brandenburgia 1916, 177. ' " ) ZfdMyth. 2, 28. 1M) Sämtliche Werke: Märchen und Jugenderinnerungen 2 ' (Leipzig 1902), 319—326; s. a. Schriften für und an seine lieben Deutschen 3 (Leipzig 1845), 534; J a h n Pommern 330 Nr. 413. Eine Zusammenfassung der betr. Stellen bei H e c k s c h e r 1, 112; bemerkenswert ist noch die Vorstellung, daß der Fs. anderen Jägern das Gewehr zu verhexen versteht und daß eine in Tiergestalt umgehende Hexe diese Gestalt zeitlebens beibehalten muß, wenn sie in solcher von einer Fk. getroffen wurde. ,M ») Ähnlich in Westpreußen, s. : Bunte Bilder aus Westpreußen 9, 43 f . l " ) G r o ß Handbuch i , 535. Vgl. auch noch: B r ü c k n e r Reuß 204. 6. Der F s . a b e r g l a u b e ist f a s t ausschließlich auf das germanische K u l t u r g e b i e t b e s c h r ä n k t , und selbst hier ist er in E n g land ü b e r h a u p t nicht, in S k a n d i n a v i e n nicht so h ä u f i g , w i e auf d e u t s c h e m S p r a c h gebiete zu b e l e g e n 1 β β ) . A u s nichtgerm a n i s c h e m V o l k s t u m liegen Belege v o r v o n den W e n d e n 167 ) u n d S ü d s l a w e n 168 ). " · ) Zusammenstellung der betreffenden Belege bei F e i 1 b e r g Ordbog ι , 372 f. unter 'friskud' und 'friskytte' sowie 4, 159 unter denselben Stichwörtern ; 3,345 unter 'skyde'. Neben verbreiteten Vorstellungen, wie Hostien- und Kruzifixschuß finden sich welche, die auf Skandinavien beschränkt zu sein scheinen. Ich füge den Belegstellen bei Feilberg noch bei: betr. Dänemark: E. Tang K r i s t e n s e n Danske Sagn 6, 1, 236 ff.; betr. Schweden: Runa utg. af Rieh. D y b e c k , 1844, 33 (Abendmahlswein durch den Gewehrlauf gießen); Allgemeiner Anzeiger für den Donaukreis Nr. 37, Ulm den ix. Sept. 1830, 295 (Wasser einer bestimmten Quelle durch den Flintenlauf rinnen lassen; eine Schlange daraus schießen) ; β Klas O l o f s s o n Folkliv och Folkminne i As Vedens och Gäsene härader i Vcstergötland 1 (1928), 304 ff.; Erik Modin Gamia Tas jó (Örebro 1916), 305 f.; betr. Nor-
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wegen : Reidar Th. C h r i s t i a n s e n Norske Folkeminne (Oslo 1925), 86 (gestoßene Menschenknochen in das Schießpulver); betr. schwedisch Finnland : Finlands Svenska Folkdiktning 7, 1 ( = Gunnar Landtman, Tro ok Overtro), 62 f. (Schuß rückwärts auf Hostie); 156 (Sonnenschuß, wobei man sich von Himmel und Erde losschwören muß) ; 151 (Schuß auf gewöhnliches Brot). , n ) S c h u l e η b u r g 87. 194 ff.; M e i c h e Sagen 478f. 544. 1 U ) K r a u s s Rei. Bratich 138. 7. Die F r a g e n a c h der E n t s t e h u n g des F s . a b e r g l a u b e n s h a t noch keine endgültige L ö s u n g g e f u n d e n . W o h l h a t ihr K u h n eine längere U n t e r s u c h u n g g e w i d m e t 1 6 i ) , die darauf h i n a u s l ä u f t , d a ß sich in der Fs.sage ein M y t h u s widerspiegele, nach d e m der als Hirsch oder hirschähnliches T i e r a u f t r e t e n d e S o n n e n g o t t v o n dem ihn v e r f o l g e n d e n S t u r m g o t t ( W u o t a n ) g e j a g t und erlegt wird in d e m A u g e n b l i c k , d a er sich m i t einer G ö t t i n , v e r m u t l i c h dem Abendhimmel, vermählt. Kuhns A u f s a t z ist sowohl m e t h o d i s c h wie hinsichtlich der v o n i h m v o r a u s g e s e t z t e n idg. Urmythologie verfehlt; dennoch f i n d e t seine A u f f a s s u n g , oder doch wenigstens die A n n a h m e , in Fs.sagen lebe alter W o d a n s g l a u b e weiter, noch bis in die j ü n g s t e Z e i t g l ä u b i g e V e r t r e t e r 17 °). D a ß die m i t dem christlichen T e u f e l v e r b u n d e n e n V o r s t e l l u n g e n b e i m Fs.a b e r g l a u b e n eine a u s s c h l a g g e b e n d e Rolle spielen, d ü r f t e a u s den obigen Z u s a m m e n stellungen zur G e n ü g e erhellen; die D u r c h d r i n g u n g ist so s t a r k und umfassend, d a ß wir erst dann v o n einem eigentlichen F s . a b e r g l a u b e n sprechen können, wenn dessen Anschauungskomponenten im christlichen D ä m o n i s m u s v e r a n k e r t sind. D a m i t l ä ß t sich aber die G e b u r t s s t u n d e des F s . a b e r g l a u b e n s n i c h t über das christliche M A . h i n a u f r ü c k e n . Die A n nahme, in i h m die A u s w i r k u n g einer bes t i m m t e n Z e i t a n s c h a u u n g sehen zu müssen, f i n d e t a u c h in der örtlich v e r h ä l t n i s m ä ß i g engen U m g r e n z u n g seines Geltungsbereiches eine S t ü t z e . A u c h die schon v o n A n b e g i n n a n zu belegende A n s c h a u u n g , Freischüsse m ü ß t e n durch S c h i e ß e n nach der G o t t h e i t erworben werden, l ä ß t sich nicht nur in der A u s f o r m u n g als K r u z i f i x - b z w . H e s t i t n s c h u ß ,
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Freiheitsbaum
sondern auch in der des Himmelsschusses 171 ) nur aus christlicher Grundeinstellung heraus erklären. Der christliche Dämonismus war freilich infolge seines vielgestaltigen Inhalts ein sehr fruchtbarer Nährboden und vermochte dem Fs.aberglauben auf assoziativem Wege immer neue Züge zuzuführen. Sieht man von ihm ab, so bleiben nur einige Vorstellungen übrig, die, magischem Denken entsprungen, bei den verschiedensten Völkern und zu allen Zeiten sich nachweisen lassen. Man hat in diesem Zusammenhang schon an allerlei unfehlbare Götterwaffen, wie Odins Speer Gugnir oder Thors Hammer Mjçlnir erinnert 172 ), braucht aber hiefür die höhere Mythologie gar nicht heranzuziehen: solche W a f f e n sind bereits der Wunsch primitiver Jägervölker, treten daher auch in deren Erzählungen a u f 1 7 a ) und spielen als Wunschdinge selbst noch im Märchen der kultivierten Völker des Abendlandes eine Rolle m ) . Zu betonen ist jedoch, daß gerade in den ältesten, durch den Hexenhammer und seine Nachfolger vertretenen Belegen gar nicht die Treffsicherheit jedem beliebigen sichtbaren Zielobjekt gegenüber im Vordergrund steht, sondern der Fernmord an persönlichen, weder in Schußnoch Sichtweite befindlichen Feinden. Von diesem Gesichtspunkte aus hat man mit noch größerem Recht die „ T y r e " ge» nannten Zauberkugeln der Finnen als eine mit dem Fs.aberglauben verwandte Erscheinung g e b u c h t 1 7 { ) ; eine Parallele hiezu kennen wir -neuerdings von den Buschmännern: sie stellen sich kleine Pfeile her, die sie unter Murmeln von Verwünschungen als deren zauberische Träger in Richtung ihrer Feinde abschießen " · ) . Eine Ähnlichkeit verbindet diese ältere Anschauung v o m Treffschuß auch mit dem durch Bildzauber (s. d.) ausgeübten Fernmord 1W ) ; in alten Quellen treten daher beide Zauberkünste mehrfach nebeneinander auf. Primitive Wunschvorstellungen und Zauberhandlungen der genannten A r t mögen die Grundlage gebildet haben, aus der nach Befruchtung durch den mittel-
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alterlichen Teufelsglauben der Freischützwahn erwachsen ist. IW) ZfdPh. ι, 89—119. l'°) S e p p Sagen 527; M e y e r Germ. Myth. 1891, 246; L o s c h Balder 156; W u t t k e 262 § 382; Schell Birg. Volkskde. 55. 59; ZfVk. 7, 242 ; für Schweden : H y l t é n - C a v a l l i u s 1,217. m ) Zu erinnern ist in diesem Zusammenhang besonders an ein auf Thomas von Cantimpré zurückgehendes, als Predigtexemplum auch in Deutschland viel erzähltes Märlein (z. B. Hugo von T r i m b e r g Solsequium ex. 22) von einem Spieler, der aus Zorn seinen Dolch gegen Gott in den Himmel schleudert (einige Belege noch bei R o c h h o l z Glaube 1, 44 ff.); das gleiche Motiv tritt auch in anderweitigen Sagen auf ζ. Β. M e i c h e Sagen 64 Nr. 77; J a h n Pommern 500 f. Nr. 622; weitere Nachweise bei F e i 1 b e r g Ordbog 3, 345. m ) G r a s s e Jägerbrevier 1 146 f.; vgl. hiezu S a x o G r a m m a t i c u s ed. Holder 324, sowie Paul Herrmann Erläuterungen zu den ersten neun Bächern der dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus 2 (1922), 104. «») Vgl. z. B. Th. K o c h - G r ü n b e r g Indianermärchen aus Südamerika (Jena 1921) Nr. 48 und Nr. 74; in der Haraldz saga ins hárfagra cap. 32 (Heimskringla hg. von Finnur Jónsson 1, 145) wird von zwei zauberkundigen Finnen erzählt: „hvatki er J>eir skjóta til, hœfa I>eir; über das Besprechen der Waffen vgl. A n d r e e Parallelen 2, 43. "») S c h n e l l e r Wälschtirol 31; FoF. ι, 37 ff.; s. a. B o l t e P o l i v k a Nr. 110; weitere Belege bei F e i 1 b e r g Ordbog 4, 86 unter 'basse'. "·) K i n d Freischätzbuch 223 ; G r ä s s c Jägerbrevier1 145 f. = E. Fr. Kurtzer Bericht / Von der Lappländer Zauber-Kunst (Anhang zu: Georg ' Rudolf W i d m a η η Doctor Johann Fausts ärgerliches Leben und'Ende. New und verbesserte Auflage. Nürnberg 1726), 44. "·) Karl M e i n h o f Die Religionen der Afrikaner in ihrem Zusammenhang mit dem Wirtschaftsleben (Oslo 1926), 47; vgl. dazu: Alb. Erich Günther Totem (Hamburg u. Berlin 1927), 159. m ) Vgl. Gesta Romanorum ed. Oesterley (Berlin 1872) 428 ff. cap. 102 mit Lit. S. 722; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 171t.; Argovia 17 (1886), 77 ff.; vgl. auch noch G o c k e l Traktatus 99; G r ä s s e Jägerbrevier 1 156. 275. Finnisch (Wasserzauber): A f z e l i u s Volkssagen und Volkslieder aus Schwedens älterer und neuerer Zeit, übersetzt von Ungewitter (Leipzig 1842) 1,45 f.; FoF. 14, 195· Seemann.
Freiheitsbaum. Ein dem M a i b a u m (s. d.) ähnliches und der Form nach aus ihm hervorgegangenes Symbol der französischen Revolution und des von ihr erwarteten Völkerfrühlings. Man nahm dazu eine Eiche x) oder eine Pappel, weil
Frei mann—Freimaurer
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ihr N a m e (peuplier) a n peuple erinnerte 2 ), s t e c k t e H ü t e u n d M ü t z e n darauf u n d u m t a n z t e sie 3 ). D o c h t a n z t e n die B a u e r n in R o d e n einfach u m den L i n d e n b a u m v o r der D o r f k i r c h e *), u n d dem w e s t f ä l i s c h e n O b e r p r ä s i d e n t e n v . V i n c k e k a m noch im J a h r e 1835 eine v o n den G y m n a s i a s t e n auf d e m M a r k t p l a t z e zu D o r s t e n als Symbol der Ferienfreiheit errichtete j u n g e B i r k e v e r d ä c h t i g v o r s ). Ü b r i g e n s g a l t a u c h der eigentlich den E r n t e m a i darstellende K i r m e s b a u m e ) als S y m b o l der K i r m e s f r e i h e i t *). ») S é b i 11 o t Folk-Lore 4, 380. ·) M a k k e η s e η Name und Mythos 37. ' ) H e c k s c h e r 80. 4) F o x Saarland 247. ·) S a r t o r i Westfalen 83. ·) D e r s . Sitte u. Br. 3, 2 53- ') P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 284. Sartori.
Freimantl s.
Scharfrichter.
Freimaurer. 1. Die F. ei ist aus zwei Wurzeln e n t s t a n d e n : der W e r k m a u r e r e i und den S o z i e t ä t s b e s t r e b u n g e n des 17. J h s . Die Märchen v o n ihrem h o h e n A l t e r und d e m A l t e r ihrer Geheimlehren existieren nur in p h a n t a s t i s c h e n K ö p f e n . Seit 1376 k e n n t m a n freemasons, S t e i n m e t z e n , die freestones b e a r b e i t e n 1 ) . In maurerische Gilden sind w i e in alle a n d e r n Gilden des M A . s N i c h t m a u r e r eingetreten, u m die V o r teile ( B e t b r u d e r s c h a f t , L e i c h e n b e g ä n g n i s usw.) zu g e n i e ß e n 2 ) . Diese Gilden bes a ß e n natürlich eine Z u n f t l e g e n d e , Z u n f t b r ä u c h e usw. Die Z u n f t l e g e n d e verherrlichte die G e o m e t r i e 3 ) als d i e Wissens c h a f t der F.ei. Die pansophische B e w e g u n g des 16./17. Jhs., deren einer G i p f e l die R o s e n k r e u t z e r s o z i e t ä t (s. d.) sein sollte, z o g g a n z besonders die N a turwissenschaften, m a t h e m a t i s c h e n und mechanischen K ü n s t e in ihre Interessen. M a n darf e t w a a n das G e d i c h t des A b r a h a m v . F r a n c k e n b e r g a n die M a t h e m a t i k im O c u l u s sidereus, a n J o h . V a l . A n d r e a e s , des A u t o r s der " R o s e n k r e u t z e r s c h r i f t e n , mechanische A r b e i t e n denken *). In E n g l a n d h a t dieses d o p p e l t e Interesse, v o r a l l e m a u c h die R o s e n k r e u t z e r s c h r i f t e n , zur G r ü n d u n g v o n F r a t e r n i t ä t e n g e f ü h r t (Comenius, H a r t l i b ) e ), die sich aber nicht h a l t e n k o n n t e n ·), bis auf die eine, a u s der die R o y a l S o c i e t y h e r v o r g e g a n g e n sein
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soll 7 ). H a r t l i b t r ä u m t v o n der Masonia, t r e i b t die m e c h a n i s c h e n neben den geistigen K ü n s t e n 8 ) . Sicher ist der A l c h e mist A s h m o l e v o n ä h n l i c h e m Wissenstrieb (Geometrie) b e w o g e n worden, sich in die Geheimnisse der M a s o n r y einweihen zu lassen 9 ). Die alten Z u n f t b r ä u c h e gaben den L o g e n ihre äußere, die pansophischen B e s t r e b u n g e n bald ihre innere Signatur 1 0 ). A m J o h a n n i s t a g 1 7 1 7 v e r e i n i g t e n sich die v i e r L o n d o n e r L o g e n zur G r o ß l o g e und m a n feiert diesen T a g als G r ü n d u n g s t a g ; 1737 e n t s t a n d in H a m b u r g die erste deutsche L o g e . In der z w e i t e n H ä l f t e des 18. Jhs., der Z e i t der Verirrung, w u r d e n die L o g e n T u m m e l p l a t z allerlei p h a n tastischer Spielereien und Betrügereien 1 1 ). H e u t e d ü r f t e sich unter der N a c h w i r k u n g der Lessing, Goethe, Herder12) das L o g e n l e b e n auf die B e f ö r d e r u n g der Philosophie u n d E r z i e h u n g b e s c h r ä n k e n 1 3 ). Politische T e n d e n z e n scheinen den deutschen L o g e n zu fehlen. ') Wilh. B e g e m a n n Vorgeschichte und Anfänge der Freimaurerei in England 1 (1909), 32. ») E b d . 66. 69. 330 f. s ) E b d . 60. 142 f. 112; Gematria = Z a u n c r t Rheinland 1, 170. 4 ) P e u c k e r t Rosenkreutzer 1928. ·) Ludw. Keller Die geistigen Grundlagen der Freimaurerei 1911, 33. 34. 35. ') E b d . ; O t t o Phil. Ν e u m a η η Freimaurertum 1 (1922), 13 f. 18. ') E b d . ; N e u m a n n 13.17. *) P e u c k e r t Rosenkreutzer", O. P. N e u m a n n 13. ·) B e g e m a n n 3 6 9 ! 371. ,0 ) Vgl. O l b r i c h in MschlesVk. 13/14, 236 Nr. 13. n ) Ferd. Josef S c h n e i d e r Die Freimaurerei und ihr Einfluß auf die geistige Kultur in Deutschland am Ende des 18. Jhs. (1909), 35 ff. 102 ff. " ) G. S c h e n k e l Die Freimaurerei im Lichte der Religions- und Kirchengesch. (1926), 99 ff. " ) Hugo W a l t h e r Die Freimaurerei (1910), 4; S c h e n k e l 132 ff. 2. F.ei als G e g e n s t a n d d e s A b e r g l a u b e n s . Im 18. J h . w a r die F.ei T r ä ger abergläubischer M e i n u n g e n ; im 19. u n d 20. J h . w u r d e sie selbst G e g e n s t a n d des A b e r g l a u b e n s . Die Z e i t der Verirr u n g e n 1 4 ) , in der ein Cagliostro, Wöllner, H u n d v . A l t e n - G r o t t k a u ihr W e s e n trieben und v o n uralten Geheimnissen, v o m Lebenselixier, v o m lapis philosophorum u. dgl. s c h w a t z t e n , hinterließ im V o l k s g l a u ben geringe Spuren. W a h r s c h e i n l i c h , weil sich all dies T r e i b e n in gesellschaftlich geh o b e n e n und e x k l u s i v e n K r e i s e n abspielte.
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Freimaurer
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ben im Kriege gegen uns schwarze MaNur in den phantastischen Büchern, in gie 2 1 d ). denen die F.ei aus uralten ägyptischen, 14) S c h n e i d e r druidischen usw. Geheimlehren abgeleitet Die Freimaurerei 1909. 1S) Etwa Jennings Die Rosenkreuzer; wird, in denen die Templer mit ihrem B a M a a c k i n A n d r e a e s Chymischer Hochzeit 53, phomet eine große Rolle spielen und viel " ) Die wichtigsten Arbeiten dazu von 01 b r i c h v o n phallischen K u l t e n geredet wird, MschlesVk. Bd. 13/14: H. 12. 15. W e h r h a η 1 S klingt diese Zeit a u s ) . Wichtiger ist Die Freimaurerei. 1 , a ) P e u c k e r t Andreas Hofer 1926, 86; G. B ü c h n e r Wozzek, die F.ei als Gegenstand abergläubischer worauf mich C. Viëtor freundlich aufmerksam Meinungen 1β ), was seit dem A n f a n g des machte; vgl. auch Ztschr. f. deutsche Bildung 19. Jhs. der Fall zu sein scheint 1 6 a ); zu 1928, 581. »·*») S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, Schönwerths Zeit t a u c h t eine erste Sage 171 f. 17) G. S c h e n k e l Die Freimaurerei (1926), 71 f. (einseitig); Aug. H o r n e i auf 1 6 b ). Dabei spielt der Inhalt ihrer f e r Symbolik der Mysterienbünde 1924 Lehren und die humanitäre Grundidee ") Karl Friedr. E b e r s Sarsena oder der keine Rolle; der Aberglaube hält sich vor vollkommene Baumeister 1816. Vgl. auch 1 7 allem a n die K u l t m y s t i k ) . Begünstigt die Angaben bei Hugo W a 11 h e r Die Freimaurerei 1910. ") Etwa bei Alban S t o l z wird das dadurch, daß der B u n d zwar Schreibende Hand auf Wand und Sand a 1879. seine Ideen bekannt werden ließ, das " ) Vgl. Paul v. H o e n s b r o e c h Religion Ritual aber geheimhielt. Mißverstandene oder Aberglaube 1897; die Ausführungen bei Gebräuche des Rituals ermöglichten, Schenkel, H. W a i t h e r . " ) Altere politische Anwürfe: W e h r h a η 29. 30 f. 32; an anderen, älteren Aberglauben (SchwarzVaterlandsverrat : H o e n s b r o e c h 11 ff. künstler) anzuknüpfen. W a s über das nach P a c h t l e r Der stille Krieg gegen Thron Ritual bekanntgeworden ist, dürfte und Altar 1876, 25ft. nach B r e s c i a n i ; k a u m v o n maurerischer Seite aus ins S c h e n k e l 143. 146. "») Der Fels ix, 61 ff. ,lb) G r a b i n s k i Neuere Mystik 214 f. V o l k gekommen sein, dürfte auf „ V e r "β) Nach Karl H e i s e Die Entente-Freiräterschriften" ω ) , „ R o m a n e " u ) , wie auf maurerei v. d. Weltkrieg = Zentralbl. f. OkBelehrungen v o n kirchlicher, meist kakultism. 12, 433 ff.; zur Abwechslung wird das M tholischer ) Seite zurückgehen; derauch dem Großkapitalismus zugeschrieben, vgl. z . B . G r o S Wartenberger Stadt- u. Landartige Mitteilungen wurden natürlich bald bote 11. 4.1929. *»«) S t r a c k e r j a n 1, 365. "«) K ü h nau Sagen 3, 256 f. " * ) W e h r h a n 63.
8. Das Bündnis mit dem Teufel. Bei der Aufnahme geht der F. ein Bündnis mit dem Teufel ein 14e ). Er muß am Tisch der Loge 1 4 7 ), vor dem Sarge, der Lade 148 ), Christum oder Gott abschwören 14*), das Kreuz mit Füßen treten (weshalb ihm auf der Fußsohle ein Kreu-
Freimaurer
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zeszeichen eingebrannt ist) 15°). Die F. sind unkirchlich 1 S 1 ) (Kaiserkirmes ist ihr Kirchtag) 151a ) ; sie beten nicht 1 5 2 ) oder nur vor einem jüdischen Sarge 1 S 3 ), arbeiten gegen die Religion, besonders die katholische 1 M ), sind deren und des Staates schlimmste Feinde 1 5 S ), haben eine eigene Religion l s e ). Den Teufel erkennen sie als obersten Herrn an 1 5 7 ), beten zu ihm 158) treiben Satanskult 159), Hostienfrevel 160 ) und feiern die schwarze Messe) l e l ). Sie verschreiben sich dem Teufel mit ihrem eignen B l u t l e 2 ) , Leib und Seele 163 ), und zwar wird das Blut mit einer Pinzette der Herzgegend 1 M ), dem Finger entnommen l e s ), oder durch einen Schnitt in die H a n d 1 M ) , einen Dolchstoß in den linken Arm 1 β 7 ) gewonnen. Es heißt auch, daß sie ihren Eid mit Blut 1 6 8 ) in ein Buch schrieben1®9). Der alte Fritz brauchte Hundeblut, konnte deswegen durch ihren Bildzauber nicht getötet werden 17°). Der Teufel, der Mephistopheles heißt 1 7 1 ), ist schon bei der Aufnahme zugegen; entweder sieht ihn der Neuling in der Hölle 172 ), ja, deren Flammen schlagen aus den Logenmauern 173), oder er steigt aus einer Falltür auf und übergibt das Abzeichen 174 ), er wird vom Meister beschworen 17S) und erscheint in der Gestalt, die man sehen will 1 7 e ), gewöhnlich in Tiergestalt 1 7 7 ), als Katze im Sarge 178 ), als Ziegenbock unterm Tisch 179 ), als schwarzer Hund der herumgeht, sich unter den Tisch oder Sarg 1 8 0 ) legt und nach der Aufnahme sich wieder trollt M 1 ). Auch beim Johannisfest erscheint er so, ja sitzt unter den Brüdern am Tisch 1 8 2 ), so wie am heiligen Abend 183), und endlich holt er ihn in Hundsgestalt 184 ), obwohl er auch als Schlange u 5 ), schwarzes Eichhorn ω β ), schwarzer Hahn 187), Hase schwarze Katze auftritt. Wenn der Teufel als Hauskobold des F.s erscheint, hat er ebenfalls Katzengestalt 19°), doch kommt er auch als Getreide- oder Gelddrache 191 ), Klabautermann 192), feuriges Rad 193), oder es heißt, der Teufel sei des F.s K n e c h t 1 M ) , bringe ihm Geld 19S), hüte das Eigentum 19e ), erfülle alle Wünsche 1OT), mache den F. f e s t l s e ) . Doch finden sich Einschränkungen: der F. habe B S c h t o l d - S t & u b l i , Aberglaube III.
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drei Wünsche 1ββ), der Teufel hilft ihm nur dreimal, das viertemal sei es des F.s Tod 200), errette zweimal aus Lebensgefahr, das drittemal hole er ihn 201). So ist's begreiflich, daß der F. den Teufel stets um sich hat, entweder in seiner Tasche oder in seinen Berlocks *02) eingeschlossen. Der Teufel besucht ihn auch und zwar jeden T a g ""J, leistet ihm Gesellschaft unterhält sich unsichtbar unterwegs mit ihm ^s) oder ist als schwarzer Hund bei ihm 20e). Bei diesen Besuchen hat er auch Menschengestalt; da kommt er hinkend 207 ) oder als schwarzer Mann als Abbild des F.s »»), fährt mit im Wagen 210). In seiner eignen Gestalt, ganz glühend 2 U ), leitet er endlich die Versammlung 212) und lost den Bruder aus, der sterben soll 2 1 3 ). Er hält sich für gewöhnlich in der Loge auf 211 ), wo er als Mensch von der Aufwartefrau gesehen wird 2 1 i ). Zieht die Loge um, da zieht er mit, und zwar sitzt er auf der Lade zu oberst a e ) . So kann's nicht fehlen, daß man alle F. für Teufel hält; der Eindringling sieht sie als Schwarzkrähen auf dem Ofenstengel sitzen 217 ). Vom Teufel wieder loszukommen, ist schwer 218) ; das kann nur durch Gebet 219) und Ringen mit ihm geschehen 220) ; doch wer den 8. Eid bereits geleistet hat, für den ist das unmöglich 221 ). Nur selten hört man deshalb davon, daß ein F. den Teufel zu prellen vermochte 222) und noch seltener, daß der Teufel sie verjagt, also ihr Feind ist 223). Auch der Logendiener muß sich ihm verschreiben 223a ). "·) S t r a c k e r j a n 1,360.361; L ü tib i η g Fries. Sagen 195; A n d r e e Braun· schweig 398; Κ ü h α a u Sagen 3, 248; D r e c h s l e r 2, 127; ZfrwVk. 1908, 230; 1909, 146; Ζ a u η e r t Westfalen 309; S A V k . 21, 200; W u t t k e 265 §387. " ' ) ZfrwVk. 1908, 230. »») D r e c h s l e r 2, 127. " ' ) S t r a c k e r j a n i , 365. 362; Zaunert Rheinland 2, 192; Finder Vierlande 2, 250; MschlesVk. Η. 14, 58; i2, 75; P e u c k e r t Schlesien 96; K ü h n a u Sagen 3, 244 Nr. 1599. Dagegen: sie glauben an Gott, nennen ihn aber nur „Meister" : HessBl. 8, 156. lf0 ) MschlesVk. H. 12, 75. «") Strackerj a n ι , 360; P e u c k e r t Andreas Hofer 1926, 86. ·"») R e i n s b e r g Meran 55. 1 M ) MschlesVk. H. 12, 74 f. >») K ü h n a u 1 M ) ZfrwVk. Sagen 3, 248. 1908 , 229.
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Freimaurer
>»«) W e h r h a n 32. Vgl. zu 154 und 155: W a l t h e r Freimaurerei (1910), 4 f. 79. 109; Paul v. H o e n s b r o e c h Religion oder Aberglaube (1897), 21, nach G. M. P a c h t l e r Der stille Krieg gegen Thron und Altar * (1876), 24. 37, nach B r e s c i a n i Der Jude von Verona 37, nach Stimmen aus Maria-Laach 1874. " · ) ZfrwVk. 1908, 229. " ' ) Ebd.; J a h n Hexenwesen 24; MschlesVk. H. 14, 58; vgl. H o e n s b r o e c h 51 f., nach Τ a x i l Der Meuchelmord in der Freimaurerei. '") Κ ü hn a u 3, 248; H o e n s b r o e c h 22, nach B r e s c i a n i 44, nach Τ a χ i 1. "·) H o e n s b r o e c h 22. 51 í. IM ) Ebd. 52; hierher auch HessBl. 8, 160. ">) H o e n s b r o e c h 22 i. 52. 1M ) ZfrwVk. 1908, 229. 230; 1913, 148; Z a u n e r t Westfalen 309f.; HessBl. 8, 161. 165; W e h r h a n 34 Nr. 6; 37 Nr. 10; 56 Nr. 29; 51 Nr. 23; 42 = J a h n Hexenwesen 24; MschlesVk. Η. 14, 58; Bd. 13 bis 14, 234; Κ ü h η a u Sagen 3, 244. 247. 248; P e u c k e r t Schlesien 95; MsàVk. 8, 12. 14; H o e n s b r o e c h 21. 23; SAVk. 25, 27 N. x. 1M ) ZfrwVk. 1908, 229.230; 1909,146; MschlesVk. H. 19,73. m ) Z f r w V k . 1908,230; Z a u n e r t Rheinland 2, 192; MsäVk. 8, 14. »«) W e h r h a n 42 = J a h n Hexenwesen 24; K n o o p Hinterpommern 61. ,M ) ZfrwVk. 1908, 229. 1·») W e h r h a n 46. 1 β ) H o e n s b r o e c h 21 nach Ρ a c h 11 e r. 1 β ) W e h r h a η 46. »·) Ebd. 66 f. "») Ebd. 39 Nr. Ii. " ' ) K ü h n a u Sagen 3, 244. "·) W e h r h a n 46; MschlesVk. Bd. 13/14, 234; vgl. H o e n s b r o e c h 34. 1M) W e h r h a η 5 1 Nr. 23· m ) ZfrwVk. 1909, 147. Ein Teufel wird markiert: Standhaftigkeitsprobe: HessBl. 8, 159. »") HessBl. 8, 165 = W e h r h a η 56. 1Π ) ZfrwVk. 1909, 147. "») H a a s Rügensehe Sagen 26; J a h n Hexenwesen 24 = W e h r h a n 42; J a h n Volkssagen 361 = W e h r h a n 60. "·) ZfrwVk. 1909, 147. And r é e Braunschweig 398; ZfrwVk. 1908, 229; 1909, 147; Z a u n e r t Rheinland 2, 192; W e h r h a n 37 Nr. 10. U1 ) W e h r h a n 3 s N r . 8 . "*) S t r a c k e r j a n 1, 360; L ü b b i n g Fries. Sagen 195; W u t t k e 2 6 5 § 3 8 7 . » * ) P e u c k e r t Schlesien 95. "*) S t r a . c k e r j a n ι, 363 = W e h r ha η 88 Nr. 54. Weiter 88 Hr. 55. 8 9 ! 68f.; K û h n a u Sagen3,257. *") K ü h n a u 3, 255; S t r a c k e r j a n 1,365; vgl. H o e n s b r o e c h 51 nach Τ a χ i 1 Meuchelmord 12 nach P a c h t l e r . Μ·) Κ ü h η a u Sagen 3, 256. ">) MschlesVk. H. 15, 70. "») Κ ü h η a u Sagen 3, 255. Dreibeinig: Urquell 3, 76 = W e h r h a n 87. "·) D r e c h s l e r 2, 127; MschlesVk. H. 15, 69; K ü h n a u 3, 256 f.; W e h r h a n 89 f. "·) K ü h n a u 3, 248 f.; W e h r h a η 89 Nr. 56. ,M ) D r e c h s l e r 2, 127; K ü h n a u 3, 249. 250; MschlesVk Bd. 13/14,234; S t r a c k e r j a n 1,360; W e h r h a n 53; Z a u n e r t Rheinland 2, 192. "*) H. L ü b b i n g Fries. Sagen 1928, 241; MschlesVk. H. 12,76. 1,3 ) K n o o p Posen 14. m ) J a h n Hexenwesen 25. IM) K ü h n a u 3, 249. 250; S t r a c k e r j a n 1, 360 = W u t t k e 265
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§ 387; SchwVk. 5, 14; Z a u n e r t Rheinland 2,192; H a a s Rügensche Sagen 26; MschlesVk. H. 14, 58 f.; MsäVk. 8, 17; W e h r h a η 41 f. Lübbing Fries. Sagen 195; Mailly Sagen aus Friaul 45; Teufel zeigt die Stellen, wo das Geld in der Erde steckt: L e m k e Ostpreußen 3, 72 f.; HessBl. 8, 162; hierher auch W e h r h a η 46. "·) K û h n a u 3, 248 f.; Z a u n e r t Westfalen 310; J a h n Hexenwesen 24. "') Z a u n e r t Rheinland 2, 193; MschlesVk. Bd. 13/14, 234. Drei Wünsche: Hess.Bl. 8, 165. "·) Z a u n e r t Westfalen 310; W e h r h a η 4 8 f. "») W e h r h a n 56 Nr. 29. *°0) ZfrwVk. 1908, 229; Z a u n e r t Rheinland 2, 193; W e h r h a η 47 f. Vgl. Z a u n e r t Westfalen 310. 101 ) K ü h n a u s , 24 8 : v gl· MsäVk. 8, 15. ,M ) K ü h n a u 3, 247 f.; Die Grafschaft Glatz 15 (1920). 37. t n ) MschlesVk.H. 14,59. Jahn Hexenwesen 24 f.; K n o o p Hinterpommern 61. «") Ebd. «··) W e h r h a η 49. 5i f.; S t r a c k e r j a n 1,365. ··») K ü h n a u 3, 247 f. m ) MschlesVk. Bd. 13/14, 240 f. ,M) J a h n Hexenwesen 24. 1M ) K ü h n a u 3, 247. n l ) W e h r h a η 51 Nr. 23. ««) Ebd. 46. ,l,j K ü h n a u 3, 254; W e h r h a n 38f. «") ZfrwVk. 1908, 231. ·») MschlesVk. Bd. 13/14, 240 f. " · ) D r e c h s l e r 1,323:2,127; K ü h n a u 3,248.249; P e u c k e r t Schlesien 95. ll7 ) P e u c k e r t Schlesien 96. ·'») W u t t k e 2655387; S t r a c k e r j a n ι, 361 ; ZfrwVk. 1908, 230. *") S t r a c k e r jan ι, 361. 365; W e h r h a n 94 f. ·") S t r a c k e r j a n 1, 361. 365. »«) Ebd. 365 = W e h r h a n 54f. " · ) S t r a c k e r j a n I, 366; W e h r h a η 56 f. 58 f; HessBl. 8, 165 f. ·»») P a n z e r Beitrag ι, 133. "»») HessBl. 8, 158 f. 9. R i t u a l und L e b e n s s i t t e n . Die F. haben Male, an denen sie zu erkennen sind, ζ. B. die Wundmale von den Stichen bei der Aufnahme, das Kreuz an der Fußsohle (s. 8); einen großen grauen Brief in ihrem Schreibtisch ***) ; einer glaubte gar: einen roten Fleck am K i n n 2 2 S ) , ein Stigma auf dem Hintern 225a ). Sie selbst erkennen sich am Gruß wie am Türeschließen 22e ), am Druck der Hand (mündl.) oder Handgeben; da strecken sie die Daumen gegeneinander, berühren mit den Fingerspitzen des andern innere Handfläche 227), schlagen Winkel 228), reichen sich nur zwei Finger 228 ) ; auch am Halten von Messer und Gabel M0 ) l am Zutrinken (mündl.), wobei sie etwa die leeren Biergläser umkehren a i ) , am Hüteschwenken 232) erkennen sie sich. Ihr Abzeichen ist ein Totenkopf ***). Sie tragen graue Zylinder-
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Freimaurer
hüte n i ) . Ihre Tracht ist ein schwarzer Talar mit Stern 236 ); sie haben ein Schurzfell, goldene Kelle und Hammer 23e). Arbeitsmantel und Kelle erhält man bei der Aufnahme tS7 ). Wenn jemand ihnen über ihre Sachen geht, merken sie es 238) und der Frevler wird krank 239). In ihrem Schlafzimmer steht ihr schwarz ausgeschlagener Sarg 8ea ). Sie haben jeden Monat «"), jede Vollmondsnacht 2 ") oder sonst regelmäßige Zusammenkünfte M2 ), bei denen nur im Flüsterton gesprochen werden darf 243). Der Maurer, der nach einem Prozeßbericht mit den Frauen, die zur Loge gehören, in Gemeinschaft lebt, hat nach derselben Quelle vor jedem Gang zur Loge mit einer von ihnen im Beisein der andern, vor einem mit Lichtern und Gesangbuch geschmückten Tisch den Koitus auszuüben *44). Jedes Mal erhalten sie dort für ihre Frau oder Braut ein Paar weiße Handschuhe 24S). Bei den Zusammenkünften ertönen fremdartige Geräusche (mündl.) ; es wird gehämmert = Gold gemacht 24e ) ; man hört sie singen M ï ), marschieren, sich haschen; Stühle werden gerückt 2 l e ); da bauen sie bildlich ihren Tempel, indem sie Stühle übereinandersetzen 24e). Aber ihr Bau stürzt wieder ein 25°). Der Meister vom Stuhl sitzt mit verbundenen Augen auf einem Stuhl und hascht einen von denen, die an ihm vorüberlaufen. Wem das dreimal passiert, der muß die andern freihalten ***). Dies Haschen ist eine Vorübung für ihr Auslosen (s. II.). All ihre Arbeiten geschehen nachts 2S2). Johannis ist ihr größtes Fest 253), da verreisen sie 254). Sie müssen alle Jahre bauen 255), und wenn sie nur drei Ziegel übereinanderlegen oder einen Nagel einschlagen 25e), sonst brennt ihnen etwas ab 257 ), oder sonst holt sie der Teufel 2S8 ), — wie sie ja herkommen von einem Baumeister, der einen Teufelsbund hatte 25e). Nach langer Zugehörigkeit werden sie von der Pflicht befreit *·°). Doch heißt es, die Sorge für ihre Bauten lasse sie im Tode nicht einmal ruhen Μ 1 ). Dies Bauen geschieht entweder auf eigenem Besitz **) oder auf Logengrund M3) ; dort errichten sie einen Turm, der aber nie fertig wird 2M ). Auch
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sind sie gehalten, ein Handwerk zu lernen, damit sie sich, wenn ihnen eins mißrät, mit einem andern forthelfen können 2M ) ; aber das können sie ohne Lernen, meinen andere 2 e s ). F. gehen überhaupt nicht unter (mündl.), denn sie unterstützen sich gegenseitig 26e). So hat ein Haynauer sich beim Meister über die Bluthunde, die Konkurrenten beschwert und Hilfe gegen sie erbeten (mündl.). Sie haben eine geheime Sprache t m ) und eine geheime Schrift mit der linken Hand; wer ihnen beim Schreiben zusieht, erblindet *·*). Wer nicht glaubt, wie sie lehren, muß an der Tür im Sünderhemd sitzen und wird von j edem Hinausgehenden geschlagen 2 ··), auch wer nicht folgte, mußte das erleiden oder wurde durch Zauber getötet m ) . Früher brachten sie ihren Götzen Menschenopfer und.kauften dafür Johanniskinder m ) ; jetzt bringen sie ihm Puppen dar 273). Ihr Oberhaupt soll Kaiser Rotbart sein (?) m ) . »") K ü h n a u Sagen 3, 244t. "«) W e h r h a n 40 Nr. 13. »"») HessBl. 8, 159. "«) MsäVk. 8, 14. '"J W e h r h a n 40 Nr. 12 = HessBl. 8, 160. "») Ebd.; vgl. die Verräterschrift von E b e r s Sarsena. "*) Κ α ο ο ρ Hinterpommern
61 ;
Jahn
Hexenwesen
25.
ι») MsäVk. 8, 14. "') W e h r b i n 40 Nr. 12 == HessBl. 8, 160. »") ZfrwVk. 1913, 148. 2 ") W e h r h a n 41. "») MschlesVk. Bd. 13/14, 235, nach H e n n e a m R h y n Die Loge und
die Außenwelt. ,M
Schlesien 95. terpommern
61;
'")
P e u c k e r t
) Ebd. 95; K n o o p HinJ a h D Hexenwesen
24.
"») MsäVk. 8, 16. "·) MschlesVk. Bd. 13/14, 235. 236; H. 12, 66; K ü h n a u Sagen 3,251; MsäVk. 8,17. "·) P e u c k e r t Schlesien 95. Vgl. HessBl. 8, 167. »·) W e h r h a n 45; S t r a c l c e r j a n 1, 361. *") W e h r h a n 43 f. "») MschlesVk. Bd. 13/14, 238. »") W e h r h a n 50. "*) MschlesVk. H. 19, 75; vgl. Hoensbroech 47 if. nach Τ a χ i 1 Schlüssel der geheimen Symbole.
"») MsäVk. 8,
14. "·) W e h r h a n 73. "') Fremde Lieder: Ebd. 44. »") Ebd. 38 Nr. 11. »'») Ebd. 44. ™°) MsäVk. 8, 16. "») W e h r h a η 39 Nr. 11, »") MsäVk. 8, 17. "») MschlesVk. Η. i2, 64; vgl. A l b e r s Das Jahr 251 ff. 256. '") W e h r h a n 20f.; S t r a c k e r j a n 1, 362; L ü b b i n g Fries. Sagen 195; dagegen:
ι. Mai, überhaupt viele Reisen: HessBl. 8, 162 "*) S t r a c k e r j a n 1,362; Z a u n e r t Westfalen 310; MschlesVk. H. 12,63; ebd. Bd 13/14 237 f. "·) P e u c k e r t Schlesien 95; MsäVk. 8, 16. "')Meiche Sagen576 Nr. 718; Z a u n e r t Westfalen 310. **•) A n d r e e Braunschweig 398;
D r e c h s l e r 2,127; K ü h n a u 3,253; Mittlgn, a*
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Freimaurer
Ver. f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen 12, 128. "") MschlesVk. Bd. 13/14, 237. M ei c h e Sagen 576 Nr. 718. M l ) MschlesVk. Bd. 13 bis 14, 237 f. " ' ) S t r a c k e r j a n 1 , 3 6 2 ; Z a u n e r t Westfalen 310. , M ) Ebd. und mündlich. ··*) Κ ü h η a u 3, 250 i.; K n o o p Hinterpommern 6 i ; Z a u n e r t Westfalen 310. *") MschlesVk. Bd. 13/14, 236; W e h r h a n 20. " · ) MschlesVk. H. 19, 77; MsäVk. 8, 17; Z a u n e r t Westfalen 310; HessBl. 8, 160 f. " ' ) W e h r h a n 55. ' " ) K ü h n a u 3 , 2 5 1 . «·») W e h r h a η 24 f. *">) Ebd.24 f. ß l ) Ebd. 66 f. *") MschlesVk. Bd. 13/14, 239; vgl. ebd. H. 12, 74. m ) W e h r h a η 39 Nr. 11. "*) MschlesVk. Bd. 13/14, 233 Ν . ; W e h r h a n 24 ί. 26 ff.
ίο. Die K ü n s t e desF.s. Schwarzkünstlersagen und Sagen von dämonischen und elbischen Wesen sind auf die F. übertragen worden. Sie sind geheime Zaubrer haben in Venedig eine schwarze Schule 275ft) ; ihre Aufnahme in den Bund findet am Kreuzweg durch den Teufel selbst statt m ) ; sie haben ein geheimnisvolles Buch m ) , wer das liest, ohne rückwärts zu lesen, erblindet 278). Sie und die Juden können allein die Zauberbücher (6. u. 7. Mose) lesen 278a). Als Teufelsbündler zeigen sie keinen Schatten m ) ; oder ein zweiter Schatten begleitet sie 28°). Ihre Künste sind groß; sie suchen den Stein der Weisen 280a), können Gold machen a i ) , einen Liebestrank mischen ***), besaßen das Lebenselixier MS ), verfügen über Zauberspiegel 2 M ). Wie andere Schwarzkünstler vermögen sie zu stellen ***), zu verbannen das Feuer zu umreiten und zu beschwören t n ) , Regen zu machen 287ft ) ; sie machen andere krank 288 ), das Vieh des Feindes tot288»). In ihren Zimmern spukt's " · ) und man hört unerklärliche Geräusche ""J ; das kommt wohl davon, daß sie den Spiritus h a b e n m ) (s. 8), so daß man sie auch an mehreren Stellen zugleich sehen kann 292) ; wohl durch ihn wissen sie alles M3 ). Was sie anfangen, glückt ihnen *·*), ohne daß sie zu arbeiten brauchen . Sie werden reich 29β), weil sie jeden Abend Geld unterm Kopfkissen finden v r ) . Doch ist es hier schon ungewiß, w e r hilft; man glaubt wohl, das tun die andern aus der Kasse *"), von denen es auch heißt, sie hülfen dem Bruderdreimal, dann müsse er verderben 299 ), oder er wird ausgestoßen 30°). Als Teufels-
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bündler buhlen sie mit Hexen, und die Staufenbergsage wird von einem F., der sich darnach verheiratete, erzählt 301 ). Doch treten sie nicht nur mit Elben in Verbindung; sie selbst sind elbische Wesen, Bilmisschnitter 3 0 i ) ; in Hochsavoyen feiern sie ein nächtliches Fest und reichen dem Lauscher — wie die Zwerge — einen Becher, mit dem dieser flieht ®°3). Endlich heißt es, daß sie sich in Störche verwandelten ) Κ ü h η a u 3, 251. *"») HessBl. 8, 162. MschlesVk. Bd. 13/14, 234. *") Κ ü h η a u 3 , 2 j i : Z a u o e r t Westfalen 307 f. *") H o e η s b r o e c h 1 8 f f . "»») L e m k e Ostpreußen 3, 72 f. *") S t r a c k e r j a n i , 362; Lübb i n g Fries. Sagen 195. Wehrhan 51 f. "·») D e r s . in HessBl. 8, 156. a i ) MschlesVk. Bd. 13 bis 14, 234; W e h r h a η 29; Κ ü h η a u 3, 250; vgl. SchwVk. 5, 14. "») MschlesVk. H. 12, 69 f. »») Ebd. Bd. 13 bis 14, 235 = W e h r h a n 2 7 f. *·*) MschlesVk. H. 15, 69; Z a u n e r t Westfalen 307. »*) K n o o p Posen 126. β · ) Κ ù h η a u Sagen 3, 252. •») Ebd. ·"») HessBl. 8, 162; ·") MschlesVk. H. 19, 72; Seyfarth Sachsen 38. 39. " • · ) M ü l l e r Uri 1, 101. "·) Mündl. Haynau Schlesien; MschlesVk. H. 12, 76; W e h r h a n 44 f.; schon, wenn ihr Buch = Satzungen im Hause ist : mündl " " J K n o o p Hinterpommern 60; Κ ü h η a u Sagen 3, 247. «·») MschlesVk. Bd. 13/14, 236 f.; W e h r h a n 65 Nr. 42. »») MschlesVk. Bd. 13/14, 236. » ) W e h r h a n 65 Nr. 42. »•) MschlesVk. Bd. 13—14, 235. «·*) P e u c k e r t Schlesien 95. · " ) K ü h n a u 3, 249; L e m k e Ostpreußen 3, 72, x ; Z a u n e r t Westfalen 308. 309. «") P e u c k e r t 95. **) ZfrwVk. 1908, 230; ™) W e h r h a n 54. ZfrwVk. 1913, 148; Z a u n e r t Westfalen 310; M e i c h e Sagen 576 Nr. 718; MsäVk. 8, 17. w l ) ZfrwVk. 230. •») W u t t k e 265 § 387: S e y f a r t h Sachsen 43. 38 = ZhochdMA. I, 44 Ν. ι . * · ) v. G e n n e p Religions 3, 187. »*) W u t t k e 265 § 387; K u h n u. S c h w a r t z 400 Nr. 116 (tertium comparationis: jedes Jahr einer getötet). m
η·)
I i . Der T o d des Maurers. Früher diente ihnen der Teufel bestimmte Zeit; jetzt will er jedes Jahr einen 305 ); man sagt, mit 64 Jahren müßte der F. sterben 806 ), oder alle sechs Jahre *"), gar alle Jahre 3®) wolle der Teufel ein Opfer haben; stirbt keiner, dann wird das Los geworfen · " ) und zwar wird an einem hohen Fest gelost 31°) ; entweder erfahren sie es Johanni 3 U ), oder sie spielen Silvester mit verschiedenfarbigen Kugeln; wer verliert, muß sterben 312 ). Der Meister steckt
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Freimaurer
auch von jedem einen weißen Zettel ans Schwert; wessen Zettel nicht an der Flamme verbrennt, der ist das Opfer S13 ). Sie machen einen Rundlauf um den Meister 314 ), den Teufel 3 1 6 ), wen er greift, muß sterben. Einer sticht mit verbundenen Augen das Bild des Opfers 3 1 5 a ). Oder eine schwarze K a t z e zieht das Los aus einem H u t 3 1 β ) . Manche sagen, es koste bei jeder Zusammenkunft einen, und es komme immer einer weniger heraus 3 1 7 ). Der Ausgeloste erhält einen Brief 318 ), der Meister dreht sein Bild um (s. 7), da weiß er es 319 ). A m Tage nach der Botschaft kommt der Teufel zu ihm 3 S 0 ). Er muß sich selbst umbringen 821 ), wie auch der, der was Schlechtes getan hat, Selbstmord verüben muß 32a ). Mögen sie das nicht, geben sie einem andern die Photographie, der mit einer Pistole hineinschießt (s. 7) 323 ). Es heißt auch, wer nicht stirbt, wird beseitigt 3 2 4 ), und man lost, wer den andern durch Mord oder Gift fortschaffen soll 32s ). A u c h ihre Feinde und die falschen Brüder morden sie 326 ) und demMörder geschieht nichts 327 ), als daß er einen Strick um den Hals tragen muß 328). Wer plötzlich stirbt, wird für einen F. gehalten 328). Den plötzlichen Tod hält man für eine Strafe Gottes, weil so der F. das Sakrament nicht mehr genießen kann 330). Um den Anschein zu verwischen, lassen die F. oft nach dem Tode noch Scheingestalten einige Zeit umgehen 331 ). Daneben besteht der Glaube, der F. wisse seinen Tod voraus 332 ), der Teufel erinnere sie oft daran 333) ; darum versucht einer oft, wenn seine Stunde da ist 334), etwas Harmloses vorzutäuschen, fährt im Wagen spazieren 3 3 5 ), oder er hält sich allein 336 ). Andere bereiten sich vor 337 ). Ein F. besaß einen Lebensbaum und erkannte an dessen Welken seine Zeit Geht aber die Stunde vorüber, ist er gerettet 339). A l s Zeichen fällt wohl auch sein Bild von der Wand 3U>), fallen die Kerzen vom Leuchter M 1 ). Die andern lesen's ihm von der Stirn ab M 2 ) ; deswegen kommen sie schon eine Stunde nach dem Tode die Sachen holen, ohne daß sie benachrichtigt worden sind M 3 ).
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Bekannt ist, daß F. nie im Bett, sondern sitzend oder stehend s t e r b e n M i ) . A m meisten hält man dafür, daß der Teufel den Erlosten holt M S ) ; in der Johannisnacht wird j a mit ihm abgerechnet 3 4 6 ). Deswegen ist das Sterben des F.s wunderlich; er schließt sich ein; aber das hilft nichts, man hört einen Spektakel im Zimmer M 7 ), am Morgen sieht's wüst drin aus 348) ; der Teufel erscheint als unheimliches Tier (s. 8), der F. aber wird zerrissen 3 4 9 ), mit umgedrehtem Genick 3 5 0 ) gefunden, die Kehle ist ihm durchbissen (Teufel als Katze) 3S1 ), das Herz zersprungen 3S2), was etwas sehr Schlimmes ist, lockt ihn als Hund ins Wasser M t *), wirft ihn vielleicht auch die Treppe hinunter 3 5 3 ), schlägt ihn mit dem Kopf an die W a n d 354 ). Jedenfalls nimmt er ihn mit 3 5 s ), wenn er ihn nicht mit seinem höllischen W a gen abholt 3 5 e ). Deswegen ist der Mensch fort, niemand weiß wohin 357 ), und man begräbt einen Sarg voll Steine 358). Ist der Leichnam aber noch vorhanden, so ist er schwarz im Gesicht 359), die Pferde erziehen den Sarg nicht 3 e o ), der Tote rührt sich und klopft im Sarg (mündlich). Der F. bekommt kein christliches Begräbnis 361 ) ; nur die Brüder sind da und geben ihm Senkblei (mündlich), Hammer usw. mit in den Sarg 342 ). Über
Tod
durch
Bildzauber] (s.
7).
Wenn der F." nicht sterben will, r k a u f t er einen Stellvertreter 3β3) ; doch kann er das nur zweimal tun, heißt es in Pommern und Westfalen 3 e l ), während es wo anders dafür keine Grenzen gibt. Nach rheinischem Glauben ist alle sechs Jahre 3e5 ) einer, der sich für sie entleibt 3 6 6 ), notwendig. Entweder schlachten sie ein unschuldiges Wesen, Kind 3 6 7 ) oder Dienstmädchen 368) hin, — oder sie müssen eins geben, das ihrem Herzen am nächsten steht 3 6 9 ), Angehörige 3 7 0 ), Sohn oder Tochter oder die Frau 372 ). Dieser Stellvertreter muß sein Blut geben ""J, unterschreiben, was ihm vorgehalten wird 374 ). Darum soll man auch von Maurern keine Geschenke annehmen w 5 ) , und man speit vor ihnen aus 376 ). Die Lebensjahre des Opfers werden dem K ä u f e r zugezählt m ) .
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Freimaurer II
Hat nun der Teufel — im Sturm *") — den F. geholt, beginnt dessen Strafe, und er kommt in die Hölle z n ) . Wie sie trotz Gottes Verbot mit Teufels Hilfe am Turm zu Babel weiterbauen s8°), müssen sie auch nach ihrem Tode daran helfen S 8 1 ). Als Spuk erscheint der Tote 3 8 2 ); er reitet im wilden Heer mit s®3) ; ein Spukort in Hochsavoyen heißt ausdrücklich le bois des flamassons (Franc-Massons) 3 M ). "*) Jahn Hexenwesen 25 = Pommern 361 f. = W e h r h a η 6ο f. *") P e u c k e r t Schlesien 95. Ζ a u η e r t Rheinland 2,193. •o») MschlesVk. H. 12, 72; MsäVk. 8, 15; W e h r h a n 59. 70. 71; K u h n u. S c h w a r t z 400 Nr. 116; S t r a c k e r j a n ι, 361; L ü b b i n g Fries. Sagen 195; Z a u n e r t Westfalen 309. *>·) ZfrwVk. 1909, 147; Ζ a u n e r t Rheinland 2, 193; D e r s. Westfalen 309; W e h r h a n 71; S t r a c k e r j a n ι, 361 ; L ü b b i n g Fries. Sagen 195; Α η d r e e Braunschweig398;múndl.Schlesien. , B ) W e h r h a n 59. »») MschlesVk. H. 12, 72 f.; Ebd. Bd. 13/14, 239; K ü h n a u 3, 253; J a h n Hexenwesen 25. *") K ü h n a u Sagen 3, 253; MsäVk. 8, 15. "») W e h r h a n 59 f. "*) MschlesVk.Bd. 13/14,239. ««) W e h r h a n 38f. "»») Z a u n e r t Westfalen308. "«) K ü h n a u Sagen 3, 254. '") MsäVk. 8,15. »«) S t r a c k e r j a n I, 361; Lübbing Fries. Sagen 195; Z a u nert- Westfalen 309. ,1#) K ü h n a u Sagen 3, 253. Ζ a u η e r t Westfalen 309: W u t t k e 265 § 387. M1) P e u c k e r t Schlesien 95; MschlesVk. Bd. 13/14, 239; H. 19, 75; W e h r h a n 70. 71 f.; ZfrwVk. 1909,147. ***) MsäVk. 8, 14. , B ) P e u c k e r t 95; MschlesVk. Bd. 13/14, 239 f. Vgl. HessBl. 8, 164. »") ZfrwVk. 1908, 230. ·") Ebd. 1913, 148; 1908, 230. "·) W e h r h a η 38.59; J a h n Hexenwesen 27; MsäVk. 8, 14; vgl. Hugo W a l t h e r Freimaurerei 122 ff.; H o e n s b r o e c h 18 nach P a c h t l e i . tr>) Alban S t o l z Schreibende Hand (1879), 150. *») MsäVk. 8, 15. **·) K ü h n a u 3, 245; MschlesVk. Bd. 13/14, 239. 240; H. 12, 69; J a h n Hexenwesen 26; H a a s Rügensche Sagen 27; H a a s in Festschrift f.H. L e m k e 1898, 224; SchwVk. 5, 86; S t r a c k e r j a n 1, 362. **) K ü h n a u 3, 253 f. Dazu A. S t o l z Schreibende Hand 152 f. M1) MschlesVk. Bd. 13/14, 240; W e h r h a n 28. 81 f. ·*») ZfrwVk. 1909, 147; S t r a c k e r j a n 1,361.362.363; W e h r h a n 69. 71 f.; HessBl. 8, 164; MsäVk. 8, 15; MschlesVk.Bd. 13/14, 240f.; J a h n Hexenwesen 25; Festschr. f. H. L e m k e 1898,224 (Pommern); Z a u n e r t Westfalen 309; K ü h n a u 3, 256 f. 253. "») J a h n Hexenwesen 25. "*) S t r a c k e r j a η ι, 361. 363; A c d r e e Braunschweig 398. M>) P e u c k e r t Schlesien 96; S i e be r Sachsen 249; Strackerj a n 1,363; HessBl. 8,164. "·) S t r a c k e r j a n x, 363; MschlesVk. H. 12,73."') Wehrhan 71 f.;
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HessBl. 8, 164.MsäVk.8,15; K ü h n a u 3,253. "») K ü h n a u 3, 356 t. "·) W e h r h a n 57 t. «·) MschlesVk. H. 12, 72. »") MsäVk. 8, 98. '**) Haas Rügensche Sagen 27. *") Kühnau Sagen 3, 253. ,M ) Ebd. 3, 254; Die Grafschaft Glatz 15 (1920), 37. M») J a h n Pommern 361 f. = W e h r h a η 6o. Μ ·) MschlesVk. Bd. 13/14, 239. M7) S t r a c k e r j a n 1,361; schwerer Tod: HessBl. 8, 163. , a ) Ebd. 362 = Lübbing Fries. Sagen 196 = W e h r h a n 70 f. *4·) S t r a c k e r j a n 1, 361. 363 ; L ü b b i n g Fries. Sagen 195; Z a u n e r t Westfalen 309; W u t t k e 265 § 387; W e h r h a η 69. Strackerjan 1, 361 ; L ü b b i n g Fries. Sagen 195; SchwVk. 5, 14; W u t t k e 265 § 387; A n d r e e Braunschweig 398; MsäVk. 8, 16; S i e b e r Sachsen 249; D e r s . Harzlandsagen 259; Z a u n e r t Westfalen 309; MschlesVk. Bd. 13/14, 241; K ü h n a u 3, 255; SchwVk. 5, 14; W e h r h a n 20. 4 8 ! 68 f. 70. *") K ü h n a u 3, 256f. »») SAVk. 21, 200. ««») L ü b b i n g Fries. Sagen 195 f. *M) ZfrwVk. 1913, 148. «·•) J a h n Pommern 363. "«) S t r a c k e r j a n ι, 361; Z a u n e r t Westfalen 309; W u t t k e 265 § 387. "·) W e h r h a n 67. * a ) ZfrwVk. 1908, 230. '") S t r a c k e r j a n z, 361; W u t t k e 265 § 387; K ü h n a u Sagen 3, 254; Z a u n e r t Westfalen 309. "») MschlesVk. Bd. 13/14, 241; SchwVk. 5,14; Wehr han 48 f. '») W e h r h a n 89. »·») Ebd; D r e c h s l e r 2, 127. »«) W e h r h a n 37. *w) Z a u n e r t Westfalen 309; W e h r h a n 60 = J a h n Pommern 361t.; S t r a c k e r j a n 1, 361. *·*) J a h n Hexenwesen 25; Pommern 360; Z a u n e r t Westfalen 308. "«) ZfrwVk. 1908, 229. *··) MschlesVk. H. 12, 73 f. »·») K ü h n a u 3, 254. *··) P e u c k e r t Schlesien 95; MschlesVk. H. 12, 66; MsäVk. 8, 17; J a h n Hexenwesen 25; W e h r h a η 5 6 . 9 3 ! ; HessBl. 8, 166f. 167f.; Dienstmädchen „jagt es ins Wasser", mündl. "·) P e u c k e r t Schlesien 95, wovon sie Verlust haben: mündl. n o ) W e h r h a n 68 f. »») Mündl. Schlesien; MsäVk. 8, 15. *") P e u c k e r t Schlesien 95. *") J a h n Volkssagen 361 f.; W e h r h a η 6o f. "*) Zaun e r t Westfalen 309 f.; J a h n Pommern 360. 376; P e u c k e r t Schlesien 95. *") W e h r h a n 92 = HessBl. 8, 162 f. "·) Κ η ο ο ρ Hinterpommern. 61. *") K ü h n a u 3, 254; vgl. O 1 b r i c h MschlesVk. H. 15, 71; D r e c h s l e r 2, 127. *») K ü h n a u Sagen 3,248; D r e c h s l e r 2, 127. *·) J a h n Hexenwesen 24. "·) W e h r h a η 37. «") MschlesVk. Bd. 13/14, 238; K ü h n a u 3, 255; S i e b e r Sachsen 249 f.; Arch. f. Landes- u. Vk. d. Prov. Sachsen 3, 153; Z a u n e r t Westfalen 308. 309; K n o o p Posen 126; W e h r h a n 89 f. 90; M a i l l y Sagen aus Friaul 12, 45. *") MschlesVk. Bd. 13/14, 240. »*) v. G e n n e p Religions 3, 184. Peuckert.. F r e i m a u r e r II. Spitzname, im Prager
Freinâchti:e—Freitag
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Ghetto üblich, für jemanden, der sich an halbwüchsigen Mädchen zu vergehen pflegt, aber durch intime Beziehungen zur Polizei vor jeder Strafe sicher ist. Gustav M e y r i η k Der Golem 7 1916, 66 f. Peuckert.
Freinächte sind Nächte, die für gewisse dämonische Betätigungen ungestörte Möglichkeit gewähren. So dürfen die Bilwezschneider an drei Abenden ihr Werk ausüben, am St. Veitstag, am Johannistag und am Peter- und Paulstag während der Zeit des Abendgeläutes, das darum an diesen Tagen möglichst kurz gehalten wird*). In der Jürgennacht (24. April), am weißen Sonntag und am ersten Mai haben nach dem Vorbilde der Hexen die ledigen Burschen ihre drei F., die sie weidlich zum Unfugmachen benutzen, namentlich zum Verstellen von Sachen *). Es sind „des Teufels Mettennächt". Übrigens steht (in Bünden) jede Nacht vom Abend- bis zum Morgenläuten für jedermann unter einer A r t von Bann, und nur den Nachtbuben, dem Totenvolk und dem unheimlichen Geisterspuk ist „Freinacht" eingeräumt 8 ). ') L e o p r e ç h t i n g a i . *) Ebd. 168; Β i r l i η g e r Volksih. 2, 18; M a n z Sargans 23. ') C a m i n a d a Glocken 87. Sartori.
Freisamkraut chen.
s.
Stiefmütter-
Freisens. F r a i s 2, 17, 24ff. K r a n k · heitssegen.
Freitag. I . Namen. — 2. Erklärung des Aberglaubens. — 3. Unglückstag, Glückstag. — 4. Geburt, Hochzeit, Tod. — 5. Vieh- und Feldwirtschaft. — 6. Volksmedizin. — 7. Wetterglaube. — 8. Sonstiger Aberglaube.
I. Der römische dies Veneris bewahrte seinen Namen bei den romanischen Völkern (franz. vendredi, ital. venerdì, span, viérnes); bei den germanischen Voíkern wurde er, da man der römischen Venus die bei allen germanischen Stämmen verehrte weibliche Hauptgöttin F r i j a (nord. F r i g g ) und F r e y j a gleichsetzte, zum F. (ahd. frîatag, mhd. frîtac). Dieser Wochentagsname bürgerte sich zuerst in Deutschland ein und kam aus niederdeutschem Gebiet nach Skandinavien,
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daher altnordisch frjädagr neben dem echten friggjardagr. Das englische friday entstand aus dem angelsächsischen frîgedœg *). So findet sich für den F. ein einheitlicher Name bei allen germanischen Stämmen, was nicht bei allen anderen Wochentagen der Fall ist. Im Jahreslauf kommt dem K a r f r e i t a g (s. d.) die größte Bedeutung zu. Er heißt auch, da an ihm alles Lärmen verpönt ist, der s t i l l e F . oder, wohl nach den weißen oder grauen Bußgewändern, der w e i ß e F. oder, da ihn das mit dem 4. Jh. aufgekommene Fasten länger als andere Tage erscheinen ließ, der l a n g e F. 2 ), der so an den langen T a g oder Versöhnungstag der Juden erinnert. Bei den Niederländern und Engländern wird er der g u t e F. genannt 8 ). Eine besondere Stellung nimmt der F. n a c h A s c h e r m i t t w o c h im schwäbisch-alemannischen Gebiet ein als der b r o m i g e 4 ) oder pfraumige F. 6 ), in der Schweiz schmutziger, rußiger, Chriden-, Braem-, Ziger-Fritig genannt ·), an dem man', wohl in Nachahmung des „Einäscherns" in der Kirche, zu Hause am Morgen einander das Gesicht bramig (rußig) zu machen sucht, was besonders unter Dienstboten Brauch ist 7 ). In Steiermark heißt der erste F . n a c h O s t e r n weißer F. An diesem säten früher manche Bauern keinen Flachs 8 ). Um Landshut wird der T a g nach C h r i s t i H i m m e l f a h r t , an dem kirchliche Feldumgänge stattfinden, S c h a u e r - F., in Baden Hageltag, genannt ·). In Unterfranken führt der F. v o r d e m M i c h a e l s t a g den Namen H e 1 1 1 a g , was als Tag der Todesgöttin Hei gedeutet wird, der so die Erinnerung an den einstigen Seelenund Totenkult des Herbstes (s. d.) bewahrt hat 1 0 ). Der Name F. kommt fast so häufig wie der Sonntag als Familienname vor, jedenfalls in Beziehung auf Christi Tod, durch den die Menschheit erlöst wurde, da auch der Familienname Charfrey tag sich f i n d e t u ) . In Rußland hat dieser 5. Wochentag (pjatnica von pjat = fünf) eine P e r -
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Freitag
s o n i ' f i k a t i o n zu einer hl. Pjatnica erfahren 1 2 ). Noch mehr aber wird am F . die hl. Ρ r a ß k o w j a (d. i. griech. παρασκευή, der Rüsttag vor dem Sabbath) verehrt, die wie Venus und Freyja eine besondere Schutzheilige der Weiber ist. Um ihren Tag nicht zu entweihen, arbeiten in manchen Gegenden die Weiber am F . nicht 1 3 ). Die R u mänen verehren die „ h e i l i g e M u t ter F . " . (swinta maica Vinire) oder P a r a s k c v e " ) , die Südslawen die hl. P e t k o v i c a oder Ρ e t k a 1 5 ) . ') G r i m m Myth. 1 , 2 5 1 ; M e y e r Germ. Myth. 267 f.; M e y e r Religgesch. 272; Müller Essays i, 378; Schräder Reallex. 9 6 4 ! ; F i s c h e r Altertumsk. 112; v. d. L e y e n Sagenbuch 62 f.; G ü n t e r t Kalypso 97; A 1 b e r s Das Jahr 7. *) A 1 b e r s a. a. O. 160. *) R e i n s b e r g Festjahr 103. *) M e i e r Schwaben 2, 377; F i s c h e r SchwäbWb. ι, 855. ·) K a p f f Festgebräuche 9. *) Η δ f 1 e r Fastnacht 72. *) Β i r linger Volhsth. 2, 23. ·) R e i t e r er Steiermark 122. *) P o l l i n g e r Landshut 214; 10M e y e r Baden 505; vgl. DG. 6 (1905), 39. ) G e r a m b Brauchtum 81; Ebd. 37 Dreinageltag = Name des 2. F. nach Ostern in Kärnten. " ) Α. H e i n t ζ e Die deutschen Familiennamen * (Halle 1922), 300 (Tag). >•) M a n s h a r d t 1, 185 Anm. " ) S t e r n Rußland 1, 358 f. " ) ZföVk. 3 (1897), 181. " ) K r a i O Sitte und Brauch 42. 51. 2. Kein T a g der Woche weist eine solche Fülle A b e r g l a u b e n s auf wie der F. 1 *), was sich daraus erklärt, daß zu bereits vorhandenem heidnischen Glau* ben gerade f ü r diesen Tag vom Christentum mit der Ansetzung des Kreuzestodes Christi, durch den die Menschheit erlöst wurde, eine Grundlage geliefert wurde, auf der der vielseitigste Aberglaube aufwachsen konnte, durch die aber auch der alte Glaube eine wesentliche Umgestaltung erfahren mußte. Bei den R ö m e r n galt der dies Veneris, der T a g der heiteren Liebesgöttin, als ein fröhlicher und glücklicher T a g " ) . Und bei den a l t e n Deuts c h e n war er sicher auch günstig für Liebe und Ehe, ferner, da F r i j a nicht allein L i e b e s g ö t t i n , sondern auch (nachE. H. Meyer) W o l k e n g ö t t i n ist, wichtig für das Wetter und den davon abhängigen Ackerbau, besonders den Flachs-
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bau 1 8 ) (?). Spuren davon verrät noch der heutige Volksglaube (s. u.). Der F . scheint daher auch ein h e i l i g e r T a g gewesen zu sein. In einer Sage der Oberpfalz warnen Holzfräulein vor der Entheiligung des F.s, was auch an Frija erinnert 1 9 ). Viele Züge dieser zugleich jungfräulichen und mütterlichen Göttin gingen in christl i c h e r Z e i t auf die h I. J u n g f r a u und M u t t e r G o t t e s über 20 ), die auch im F. gebet (s. d.) besonders hervortritt. In Tirol heißt es, daß die Mutter Gottes einen Hafen, den man an einem F . zerbricht, wieder ganz macht 21 ). Ausschlaggebend wurde aber in christlicher Zeit, daß man nicht den Karfreitag allein als T o d e s t a g C h r i s t i betrachtete, sondern in Verallgemeinerung dieses Tages alle F.e des Jahres zu unseligen Tagen stempelte **). So ist der dem Leiden Christi geweihte M ) F . schon seit dem 4. J h . zum größten F a s t t a g der Woche geworden, und schon früh wurde er durch einen Gottesdienst oder durch ein Geläute — wie heute noch in katholischen Gegenden um 3 Uhr nachmittags, der angeblichen Todesstunde des Erlösers — ausgezeichnet. E r steht daher dem Sonntag als ein allerdings trauriger unglücklicher 2. F e i e r t a g d e r W o che gegenüber. Seine Heilighaltung wurde im MA. noch mehr betont,, indem man alle wichtigen Ereignisse der biblischen Geschichte und auch das jüngste Gericht auf einen F . verlegte. Diese Angaben finden sich schon zu Beginn des 14. J h s . im Anschluß an eine italienische Fassung der „zwölf goldenen F . e " (s. F.gebet) und die gleiche „Recommandation du vendredi" war auch im mittelalterlichen Frankreich und in Irland bekannt 2 4 ). Von allen den hier angeführten Tagen erwähnt der heutige deutsche Volksglaube nur mehr, daß sich J u d a s am F . erhängt habe M ). Die Beziehung auf den T o d C h r i s t i erklärt manche Überlieferung. Wie an einem F . der Heiland gekreuzigt worden ist, so fordert auch das M e e r an jedem F . ein M e n s c h e n o p f e r , weshalb die Schiffer in Holland an diesem Tage nicht gern ausfahren *·). Daß Essig
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an einem F. angesetzt oder aufgegossen werden muß w ) — in der Haushaltungsordnung desBenediktiner kl ostersSchwarzach am Rhein von 1654 heißt es, daß der Hausmeister alle F.e selbst den Essig zu füllen habe ffl) — , geschah wohl auch nur in Erinnerung an den in Essig getauchten Schwamm a ) , der dem dürstenden Heiland am Kreuze gereicht wurde. An das vergossene B l u t C h r i s t i , das nach einem Schweizer Dichter in der F.nacht die bösen Geister drückt 30 ), mag man gedacht haben, als der Brauch entstand, am F. B l u t k ü c h e l n zu backen. In Umhausen in Tirol wurde diéser Brauch 1610 durch einen Geistlichen abgeschafft S 1 ). Ein G u t -F. K u c h e n spielt auch in der Volksmedizin eine Rolle (s. u.). Der Gedanke, daß Jesus durch seinen Tod die Menschheit von der Erbsünde befreit hat und zum E r l ö s e r geworden ist, führte zu Aberglauben, bei welchem schon mehr die Auffassung eines G l ü c k s t a g e s kenntlich wird. Wie der Heiland mit dem Fegefeuer nichts zu tun hatte, so gelangt auch der an einem F. G e s t o r b e n e , wenn er es verdient, sogleich in den Himmel **). Nach dem Glauben der Mohammedaner, deren F. unserem Sonntag entspricht und ein heiliger Glückstag ist, kommen die Verstorbenen jeden F. in ihr Haus, um zu sehen, ob die Angehörigen in Frieden und im Wohlstand leben Μ ). Der F., an dem der Erlöser gestorben ist, muß natürlich auch günstig sein für die E r l ö s u n g a r m e r S e e l e n " ) . Diese zeigen sich daher auch an F.en **), wie besonders die weiße Frau **). Mit dem Erlösen armer Seelen ist im Volksglauben meist das Gewinnen von S c h ä t z e n verknüpft. Solche „sonnen" sich daher auch oft am F., zuweilen nur alle sieben Jahre, und zwar an einem F. im März " ) oder am Kar-F. 58 ). An diesen Tagen kann man die Schätze heben M ). Die W o l k e n g ö t t i n Freyja hatte natürlich auch mit dem W a s s e r zu tun. In deutschen Sagen wäscht sie als Holla ihr Gewand, badet im See oder Frauhollenbad und tötet auch Neu-
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gierige und Vorwitzige 40 ). Es kann deshalb nicht auffallen, daß noch im heutigen Volksglauben W a s s e r e l b e n , die offenbar mit den Luftelben zusammenhängen a ) , am F. auftreten. Die . N i x e kehrt am F. ins Wasser zurück *2) und bedingt sich in einer französischen Sage vor ihrer Vermählung mit einem Menschen aus, daß der F. ihr gehöre, den sie dann im Wasser v e r b r i n g t A m F. ist die W a s s e r f r a u unsichtbar**), während beim W a s s e r m a n n die Meinung schwankt. Die Heiligkeit des Tages wird betont, wenn es heißt, daß er am F. von der Arbeit des Menschenfangens ausruht, gewissermaßen seinen Sonntag feiert *®) ; der Unglückstag aber rückt in den Vordergrund, wenn der F. als ein für den Wassermann günstiger Tag bezeichnet wird, an dem er sicher seine Opfer empfängt *·). Elbische Wesen wurden oft zu H e x e n 4 7 ) , und die Kirche, welche im Kampfe gegen die altheidnischen Überlieferungen am F. diesen Tag in Verruf zu bringen suchte *•), hat ebenfalls dazu beigetragen, daß der F. zu einem teuflischen H e x e n t a g 4 · ) geworden ist. Am F. fahren die Hexen aus **), an diesem T a g (und am Mittwoch) darf man nachts nicht von Hexen reden, weil sie sich sonst rächen 51 ). Spricht man von ihnen, so muß man hinzufügen: Dreck vor die OhrenI M ) Weil die Hexen am F. in die „Vorsetz" gehen, hält man in manchen Orten Badens am F. keine Spinnstube ab M ). Aus dem Hexenglauben erklärt sich, daß der Segen des Hauses schwindet, wenn man am F. S a 1 ζ · verschenkt oder verborgt, ohne eine Gegengabe zu erhalten M ), daß die Kuh blaue M i l c h gibt u ) oder daß man den Nutzen der Kuh weggibt M ), wenn man am F. Milch aus dem Hause gibt. Ist eine K u h b e h e x t , so muß sie an drei aufeinanderfolgenden F.en vor Sonnenaufgang gemolken werden, in diese Milch muß der Besitzer seine Notdurft verrichten, alles durcheinanderrühren und der Kuh eingeben. Dann wird diese gesund und die Krankheit geht auf das Vieh des Missetäters über®7). Die Hexen, die sich mit F.s b u t t e r ein-
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schmieren ), dürfen selbst am F. keine Butter ausrühren se ). Wer am F., besonders vor Sonnenaufgang, buttert, bekommt mehr Butter als sonst w ), und tut er dies an drei F.en hintereinander mit der Milch einer neumelkigen Kuh, so wird, diese immer viel Milch geben β1 ). Endlich hat, viel mehr als man glaubt, die S i l b e „f r e i " des Wortes F . ganz äußerlich Aberglauben erregt und gefördert. Als keine Erinnerung an die Göttin mehr vorhanden war, hat man diesen Bestandteil wörtlich aufgefaßt. So schreibt schon Berthold von Regensburg: „Vritach, omnium libertatum, quas Deus dedit beatis" M ). Auf diese wörtliche Auffassung geht die Vorstellung zurück, die sich im Aberglauben mehrfach zeigt, daß der F., der in seinem Wetter (s. u.) so „absunderlich" ist, „f r e i " und k e i n e n R e g e l n u n t e r w o r f e η ist. In der Volksmedizin macht sich die Vorstellung bemerkbar, daß der F. am ehesten v o n Krankheiten „frei" machen kann, und endlich ist für das Liebesleben und die Hochzeit auf die Analogie zu „f r e i e j j " zu verweisen · 3 ). Neben dem Wort ist auch die Zahl wichtig; der F. ist als der 5. Wochentag ein u n g e r a d e r und daher unglücklicher Tag M ). " ) SAVk. 2 1 ( 1 9 1 7 ) , 5 2 ;
vgl. G. P i t r é
II
Venerdì nelle tradizioni popolari italiane (Palermo 1 8 8 8 ) and Curiosità di usi popolari (Catania, N. Gianotta 1 9 0 2 ) ; d e M o r e n o Il Venerdì, credenze pop. italiane (Giornale di Sicilia, 4 . nnd 10. ott. 1 8 9 0 ) ; Η a r n i e y Sailors Anti-Friday Superstition (Notes and Queries 1 2 , 3 6 4 ) . " ) S t e m p l i n g e r Aberglaube 1 x 5 . " ) M e y e r Germ. Myth. 2 8 9 . " ) Bavaria 2 , 2 3 9 . In Frankreich ( 1 6 . Jh.) sollte man am F. kein reines Hemd anziehen, weder tanzen noch singen: G e r h a r d t Franz. Novelle 1 1 8 . " ) G r i m m Myth, ι , 2 5 1 ; M e y e r Germ. Myth 2 9 1 . " ) Z i n g e r l e Tirol 1 2 3 . Jeden F . geht die Muttergottes durch das Fegefeuer, daher ist am Samstag (s. d.) immer Sonne: B o l t e - P o l i v k a 3 , 4 5 7 . ") M e y e r Aberglaube 2 0 5 f.; Köhler Voigtland 3 5 8 ; ZföVk. 4 ( 1 8 9 8 ) , 1 5 0 . «*) ZfVk. 8 ( 1 8 9 8 ) , 4 4 7 ( S t e i e r m a r k ) . «•) E b d . 1 5 ( 1 9 0 5 ) ,
9 8 f. ; AnSpr. 1 0 0 ( 1 8 9 8 ) , 1 4 9 f. *») Z i n g e r l e Tirol 1 2 2 . **) R o c h h o l z Glaube 2 , 5 4 . " ) SAVk. 1 2 ( 1 9 0 8 ) , 1 5 3 ; F o g e l Pennsylvania 1 9 0 Nr. 9 1 9 f.; vgl. W o l f Beiträge 1, 2 3 7 . " ) H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 2 8 8 . ") M e y e r AberglaiAe 2 0 9 . ») F . J . S c h i 1 d
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Grossätti 2 ( 1 8 6 6 ) , 6 2 . «) H e y 1 Tirol 7 6 6 Nr. 7 2 . n ) R o c h h o l z Glaube 2 , 5 3 . »») Κ r a u 0 Volkforschung i n . " ) W ο 1 f Beiträge 2 , 2 4 7 ; K u h n u. S c h w a r t z 8 7 f. Nr. 9 5 ; R o c h h o l ζ Glaube 2 , 5 3 ; K ü h n a u Sagen 1, 2 0 5 ff. *·) Κ ü h η a η Sagen ι , 34 o Μ ) M e y e r Germ. Myth. 2 8 3 . " ) G r i m m Myth. 2 , 8 1 1 . «) W u t t k e 4 1 0 §6 3 8 . " ) N i d e r b e r g e r Unterwaiden 1 , 8 5 : ZfVk. 4 ( 1 8 9 4 ) 3 0 8 (Ungarn). " ) M e y e r Germ. Myth. 2 7 8 . 2 8 8 . «») t b d . 1 3 0 . " ) H o f f m a n n Ortenau 1 7 . " ) S é b i 1 1 o t Folk-Lore 2 , 3 4 2 . " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2 , 2 1 7 . " ) V e rnaleken Mythen 1 6 3 ; G r o h m a n n Sagen 1 4 9 . " ) J u n g b a u e r Böhmerwald 5 1 . " ) M e y e r Germ. Myth. 1 3 5 . tt) A l b e r s Das Jahr 7 . *·) G r i m m Myth. 2 , 9 5 3 f.; 3 , 4 5 5 Nr. 6 1 3 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3 , 1 7 8 . 1 8 1 ; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 4 0 9 ; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 2 8 8 . M ) M ö l l e n h o f f Sagen ( 1 9 2 1 ) , 2 2 7 Nr. 3 3 5 ; Nid e r b e r g e r Unterwaiden 2 , 1 5 6 ; SAVk. 2 , 1 0 9 f. " ) G r i m m Myth. 3 , 4 5 7 Nr. 6 5 8 = M e i e r Schwaben 2 , 3 9 1 Nr. 6 1 — W u t t k e 6 1 § 7 1 = M e y e r Aberglaube 2 0 9 ; vgl. F o g e l Pennsylvania 2 4 9 f. Nr. X 2 9 4 . " ) M e i e r Schwaben 1, 1 7 8 = W u t t k e 2 8 3 § 4 1 6 = Seligmann Blick 2 , 3 6 7 . u ) M e y e r Baden 1 7 4 , 5 1 2 . M ) J o h n Erzgebirge 3 6 ; vgl. ZfVk. i l ( 1 9 0 1 ) , 7 0 . " ) W u t t k e 4 4 7 $ 705. ··) ZfVk. 4 ( 1 8 9 4 ) , 307· " ) K n o o p Hinterpommern 1 6 . " ) K ü h n a u Sagen 3 , 2 0 f . " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 3 3 7 ; R o c h h o 1 ζ Glaube 2 , 5 2 . n ) W o l f Beiträge I, 2 1 7 ; B a r t s c h Mecklenburg 2 , 2 1 7 ; L i e b r e c h t Zur Volksk. 3 3 7 ; D r e c h s l e r 2 , i n . ·*) E n g e l i e n u. L a h n 2 7 1 ; E b e r h a r d t Landwirtschaft 1 7 . ·*) S c h δ η b a c h Berthold v. R. 1 4 . ·») Vgl. R o c h h o l z Glaube 2 , 5 2 . **) Vgl. M e y e r Baden
135. 3. So ist der F., der „sin eegen Lun hett" K ) , vorwiegend ein U n g l ü c k s t a g M ), besonders in katholischen Gegenden, wo die Beziehung auf den Leidenstag stärker zum Ausdruck kommt n ) . Dem Gesetz der Verallgemeinerung entsprechend, wurde auch der F.s m o η a t , d. i. ein Monat, in welchem Neumond auf einen F . fällt, als unheilvoll angesehen*8) und auch das m i t e i n e m F . b e g i n n e n d e J a h r . Damit erklärte man sich die ungewöhnlichen Witterungsvorgänge des Jahres 1886 ·*), mit dem merkwürdigerweise auch das J a h r 1926, das ebenfalls mit einem F . begann, durch sein schlechtes Wetter übereinstimmte. In Ungarn gilt das J a h r für schlecht, wenn der vorausgehende Silvestertag auf einen F . f ä l l t w ) .
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Am F. wird daher n i c h t s W i c h - allerdings die Analogie mit dem abneht i g e s b e g o n n e n 7 1 ) , denn menden Mond die Hauptsache ist **). Bei Was Freitags wird begonnen, den Magyaren dient der F . zum Ausüben Hat nie ein gut' End' genommen"). von allerlei Zauber* 5 ). Vor allem wehrt auf Wer an einem F. eine „verbotene" (sün- man, wenn der N a m e n s t a g dige) A r b e i t verrichtet, muß sie nach einen F. fällt, alles Unglück bis zum seinem Tode so lange tun, bis er erlöst nächsten wieder auf einen F.- fallenden Namenstag ab, indem man es auf einen •wird n ). Wer das Fastengebot übertritt, erleidet schwere Strafe. Des- mit eigenem Blut oder Speichel beschmierhalb versank das Kloster Westhoffen im ten Lappen überträgt, der verbrannt wird. Man hängt ihn auch auf einen Elsaß n ) . In Tirol wird es so fest eingehalBaum und zwar vor Sonnenaufgang. Verten, daß die Nachricht von dem Mann glaubwürdig erscheint, der auf dem Wege schwindet er bis zum nächsten Sonnenüber den Jaufen verhungerte, trotzdem er aufgang von dem Baume, so verschwindet Speck und Fleisch bei sich trug, das er auch das bevorstehende Unglück··). In Siebenbürgen weist man auch darauf hin, aber nicht zu essen wagte, weil F. war 75 ). daß im Leben Stephan Bocskai's gerade Am F. trägt selbst der V o g e l nicht zu die F.e zumeist Glückstage waren *7). Bei Neste 7 ·), und das W i l d zeigt sich nicht, woraus sich wohl der Name den Mohammedanern ist der F. selbstJägersabbat77) oder J ä g e r - verständlich, da er dem jüdischen Sabbat s o n n t a g 7 8 ) , den der F. bei Jägern und dem christlichen Sonntag entspricht, ein heiliger und glücklicher Tag *8). Er ist führt, erklärt. der Tag des „Grüns", weshalb sich Auch bei den Tschechen n ) r Sorben 80), Russen 81 ) und Bulgaren **), den Fin- Smaragde zum Tragen am F. eignen und Glück bringen**). Aus einem Smaragd nen w ), Esten M ) und Magyaren M ) ist der F. ein Unglückstag. Im einzelnen spielt war auch der Gral hergestellt ""J. Schließder A η g a η g eine Rolle. Begegnung lich gilt auch bei den Zigeunern der F. als Glückstag, an dem sie heiraten und sich mit drei Raben am F. kündet in Frank101 reich Unglück in der Familie an 8 ·). Fi- auf die Wanderschaft begeben ). lippo Maria Visconti glaubte, es stehe ihm ") B a r t s c h Mecklenburg2,218; M a a c k ein Unfall bevor, wenn ihm an einem F. Lübeck 28. ··) W o l f Beiträge 1, 248; Urquell ein Rasierter begegnete 87 ). Den F . be- 3 (1892), 255: Mitteil. Anhalt.'Gesch. 14, 16; trachteten auch bedeutende Männer als A η d r e e Braunschweig 401 ; L a u f f e r Unglückstag,so G u s t a v A d o l f und Niederdeutsche Volksk.* 88; W r e d e Rhein. Volksk. 92; S p i e ß Frdnkisck-Henneberg besonders N a p o l e o n 8 8 ) , der an ei153; Egerl. 3 (1899), 59; J o h n Westnem F. weder eine Schlacht zu liefern böhmen * 262; E n d e r s Kukldndcken 8r f.; noch einen Vertrag zu schließen wagte " ) , D r e c h s l e r 2, 186; K l a p p e r Schlesien 255; R o s e g g e r Steiermark 64; BayHfte endlich auch B i s m a r c k * 0 ) . ι (1914), 251 ; · L a m m e r t 95; M e i e r Demgegenüber kommt dort, wo der Schwaben 2, 391; M e y e r Baden 281. 511 f.; vorchristliche Glaube noch stark lebendig H ö h n Geburt 261 und Hochzeit 3 (I.) ist oder wo die Vorstellung der Erlösung n. Tod Nr. 7, 312; Alemannia 24, 155. ·*) W u 1 1 k e 61 5 71; R o c h h o l z Glaube durch Christi Tod überwiegt, der F. mehr 2> 53! S t e m p l i n g e r Aberglaube 115. u als G l ü c k s ' t a g ) in Betracht, na- ") S t r a c k e r j a a 2, 27 Nr. 287. ") Urmentlich in der Volksmedizin, dann aber quell 4 (1893), 267. ») ZfVk. 4 (1894). 317· auch bei der Hochzeit und im Wirtschafts- ») ZfdMyth. 2 (1854), 420 (Tirol); Unoth 1, 181 Nr. 36; Urquell 4 (1893), 90; ZföVk. 3 lebên (s. u.). An einem F. soll man auch (1897), 8; P o l l i n g e r Landshut 164; Egerl. die Lotterielose nehmen ·*). Bei den 3 (1899), 59; K ö h l e r Voigtland 358; J o h n Polen heißt es sogar „Piuntek dobry . Erzgebirge 252; D r e c h s l e r 2,186; Schram e k . Böhmerwold 232; F o g e l Pennsylpozuntek" (F. guter Anfang) M ). Bei den vania 260 f. Nr. 1360.1364. Auch bei den FranFinnen gilt der letzte F. des Monats als der zosen, vgl. W o l f Beiträge 1, 237. »·) J o h n glücklichste Tag zum Ausroden der Erzgebirge 34. " ) M a a c k Lübeck 28. " ) S t δWiesen und Abästen der Bäume, wobei b e r Elsaß Nr. 171 = S é b i 11 o t Folk-Lore
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2, 398 f. ») ZfVk. 3 (1893), 49. '·) D r e c h s 1 e r 2, 187. " ) G r i m m Sagen 235 .Nr. 331. '·) P a n z e r Beitrag 2, 185. " ) T e t z n e r Slawen 259 (Grafschaft Glatz). M) Ebd. 339. •l) S t e r n Rußland 1, 65. Auch bei den Wotjäken, ebd. 1, 101. M) S t e r n Türkei 1, 378. ·») FFC. Nr. 30, 3. M ) B o e d e r Ehsten 102. " ) Η. v. W 1 i s 1 o c k i Volksglaube 70; ZfVk. 4 (1894), 307. »·) S é b i 11 o t Folk-Lore 2,193. ") M e y e r Aberglaube 208 f. " ) K r o n f e l d Krieg 161 f. ·») S é b i l l o t a.a.O. 4, 396. M ) A n d r e e Braunschweig1 289; M a a c k Lübeck 29. n ) S t r a c k e r j a n 2, 26; W u t t k e 61 § 7 1 ; K ö h l e r Voigtland 358; ZföVk. 13 (1907), 134; F o g e l Pennsylvania 250 Nr. 1297. M) W u t t k e 410 § 637. ·') D r e c h s l e r 2, 187; Polnisch muß es aber heißen: Piatek dobry poczatek. **) FFC. Nr. 30, 17. ·') W 1 i s 1 o c k i Magyaren 99. ιοί. " ) Ebd. 68 f. und Volhsgl. 70. ») M ü 11 e r Siebenbürgen 66f. " ) S t e r n Türkei i, 378. ··) J e n n i n g s Rosenkreuzer 1 , 1 9 1 . li0 ) Ebd. 2 , 1 8 8 . >·») W l i s i o c k i Volksglaube 48.
4. Der F . ist im ganzen M e n s c h e n l e b e n von der Geburt bis zum Tod bedeutungsvoll, wobei sich sein zwiespältiges Wesen immer wieder zeigt. Am F. g e b o r e n e K i n d e r sind im allgemeinen U n g l ü c k s k i n d e r 1 0 2 ) . Sie haben im Leben viel zu leiden (Tirol) 103 ), sterben bald (Württemberg) 104 ) oder verfallen einst dem Scharfrichter (Oberösterreich) 105 ). In Ungarn gehören sogar die am F. oder Dienstag erzeugten Kinder dem Teufel l o e ). Andrerseits sind sie 107 ), wie auch die z w e i F.e u n g e t a u f t gebliebenen Kinder 108 ), g e i s t e r s i c h t i g. Sie sind vor der Gefahr des bösen Blickes in Süditalien sicher, wenn sie an einem F. im März geboren sind l o e ), und nach dem Glauben der christlichen Balkanvölker gegen Moren und Vilenpfeile n o ) und Hexenzauber m )' gefeit. Bei den Spaniolen gelten solche Kinder als fromm und strenggläubig, weil am F. alles von der Weihe des nahenden Sabbats erfüllt ist 1 1 2 ). Ein Kind soll man zum erstenmal nicht an einem F. in die W i e g e l e g e n (Baden) 1 1 3 ) oder ins F r e i e t r a g e n (Württemberg) 1M ). Solange ein ungetauftes Kind im Hause ist, soll man am F. nichts entlehnen oder h e r l e i h e n 1 1 S ). Meist wird der F . als Τ a u f t a g gemieden· 11 ·), in Württemberg werden aber an diesem Tage uneheliche Kinder getauft, zuweilen auch ehe-
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liche, weil man aus Furcht vor den Hexen die Taufe nicht zu lange hinausschieben will U 7 ). In Ostpreußen gelten am S o n n t a g getaufte F.sk i n d e r den Sonntagskindern gleich Am F. soll man Kinder n i c h t b a d e n , damit sie nicht aus ihrer Ruhe kommen 119 ) oder weil sie sonst, wie die Mohammedaner sagen, Zuckungen bekommen 120 ), ferner n i c h t k ä m m e n , weil dies Ausschlag bringt m ) , bei den Esten nicht l a u s e n 122 ). Am F. soll das Kind n i c h t a b g e s t i l l t w e r d e n 1 2 3 ) . Bei dem Schlesier Veit Sachs (1660) begegnet aber „ein drey gutter Freytags-sohn", der drei gute F.e (Kar-F.e) lang an seiner Mutter Brust trinkt 1 2 4 ). Der K i n d b e t t e r i n darf man an einem F. n i c h t s b r i n g e n 125 ), sie soll auch an einem F. nicht aussegnen g e h e n 1 2 e ) . Nur in Württemberg heißt es vereinzelt, daß die Wöchnerin nur an einem Dienstag oder F. zum erstenmal ausgehen soll 1 2 7 ). Die verschiedene Auffassung des F.s als Unglückstag und Glückstag offenbart sich am meisten in seiner Beziehung zum Liebesleben und zur Hochz e i t . Im Unterinntal gehen die Burschen am F . zu den Mädchen 128 ), in Baden sind hie und da der Dienstag und der F . die einzigen Besuchstage der Woche, „Wengertstage" genannt, weil auch die Weinberge während der Traubenreife nur an zwei Tagen der Woche zugänglich sind 129 ). In Bayern dagegen darf man am F. nicht fensterin gehen 130 ) und im Böhmerwald sagt man, daß an diesem Tage nur die Lausigen gehen M 1 ). Als H o c h z e i t s t a g kommt der F., an dem einst mit Vorliebe die Ehen geschlossen wurden 132 ), auch heute noch auf deutschem Gebiet fast in gleicher Weise, wie er andrerseits als Unglückstag gemieden wird, in Betracht. Er ist namentlich im protestantischen Gebiet und dort, wo slawischer Einfluß vorliegt, beliebt, so im größten Teil von Norddeutschland 133 ), in Pommern 134 ), Dithmarschen 13S ), Mecklenburg, sobald der Tag nicht auf den 13. oder 17. des Monats fällt 1 3 e ), bei den Protestanten Oldenburgs und teils auch Hannovers 137 ), in Westfalen 138 ), im
Freitag
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Rheinland nur in Elberfeld 139 ), in Waldeck 14°), in Hessen 141 ), vereinzelt in Württemberg 142 ), durchweg im reformierten Aargau 143 ) und endlich im Emmental 1 4 4 ). Sonst bevorzugen ihn noch die Balten 145 ), Masuren 14e ), Kassuben 147 ), Wenden 1 4 8 ), Polaben und Litauer 149 ), ferner die Bewohner der Bretagne 16°) und Shetlands 1S1 ). Auch in Newhaven in England ist er der Hochzeitstag, wozu aber ausdrücklich bemerkt wird, daß kein Aberglaube hiebei mitspielt, sondern nur der Umstand, daß mit Einschluß des Samstags und Sonntags drei Festtage zur Verfügung stehen 1 M ). Dagegen wird im Erzgebirge nicht einmal das F r e i e n am F. gern gesehen: F.sfreier, die hol* der Geier 1 6 3 ) ! A n dem Tage darf auch in Württemberg kein Werber erscheinen 1 S 4 ). A m F. ladet man im Erzgebirge nicht zur Hochzeit ein l s s ) und vermeidet in evangelischen Orten Württembergs das Ansagen der Hochzeit im Pfarrhause 1 B e ). K e i n e Hochz e i t findet am F. statt in einzelnen Teilen Norddeutschlands l w ) und vor allem im katholischen Mittel- und Süddeutschland, so in Thüringen 1 6 e ), im Erzgebirge 1 S 9 ), im Egerland und Böhmerwald l i 0 ), in Ö s t e r r e i c h m ) , in der Schweiz und im Allgäu m ) und in Baden i e s ). Denn es bringt k e i n G l ü c k 1 4 4 ) und die Ehe bleibt dann kinder1 o s l e s ) . Der F. war früher und wird zum Teil noch heute der Hochzeitstag der g e f a l l e n e n M ä d c h e n 1 M ) genannt, an ihm heiraten nur die Lausigen 1 · 7 ) oder die U n g e s c h i c k t e n l e ) . In einem Ort Badens nennt man einen, der am F. geheiratet hat, sein Leben lang Frîtigsmichel oder Frîtigspeter 1 W ). Auch bei den Esten 17°), denSüdslawen undRumänen 1 7 1 ) wird am F. keine Hochzeit gehalten, und ein italienischer Spruch warnt vor dem Freien und Reisen am F. oder Dienstag: Ni di Venere, ni di Marte Non si sposa ni si parte '").
Vielfach wird allerdings die Hochzeit auch aus rein praktischen Gründen nicht am F . angesetzt, weil er ein Fasttag ist 1 7 8 ).
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Der T o d fordert innerhalb acht Tagen wieder ein Opfer, wenn jemand am F. s t i r b t 1 7 4 ) und wenn man ihn am Sonntag begräbt 1 7 5 ). Eine F.sleiche zieht stets eine neue Leiche nach 17e ). Ist ein Grab über den F . offen, so stirbt bald jemand 1 7 7 ), oder es sind drei weitere F.sleichen zu erwarten 178 ), oder es wird bald eine Ehe durch den Tod getrennt 1TO ), oder es folgt in acht Tagen ω ο ) oder vier Wochen m ) eine neue Leiche. Daher soll man am F. keinen Toten begraben m ) . 1M) H o f f m a n n - K r a y e r 25 (sie müssen immer putzen) ; Η i 11 η e r Siebenbürgen 26
Nr. 2; H a l t r i c h
Siebenb. Sachsen 288; vgl.
ZfVk. 4 (1894), 308 (Ungarn). "") ZfdMyth. ι (1853), 235 f. = R o c h h o l z Glaube 2, 54 = Z i n g e r l e Tirol 122 = W u 1 1 k e 61 §71. ,0«) H ö h n Geburt 261. »«) M e y e r Aberglaube 207; hier spielt wohl der Gleichklang von F r e i tag und F r e i mann (Scharfrichter) mit. »··) ZfVk. 4 (1894), 308. " » ( B a r t s c h Mecklenburg ,οβ)
2,
217;
L a m m e r t
95.
W o e s t e Mark 56 Nr. 20 = M a n n h a r d t
Germ. Mythen 636; R o c h h o l z
Glaube 2, 54
(Aargau); K u h n Westfalen 2, 56 Nr. 160; S a r t o r i Westfalen 78. ,M ) S e l i g m a n n
Blick 2, i f . " · ) K r a u ß Volkforschung 151. 373 und Relig. Brauch 102. »') S t e r n
Türkei!, 375. "») Ebd. 1,375 f. »») M e y e r
Baden 44. »") H ö h n
Geburt 277.
««) Ebd.
263. "·) Ebd. 268; M e y e r Baden 19; H o f f m a n n Ottenau 18; G a fi η e r Mettersdorf "') Höhn
25; Boeder Geburt 268. »»)
Ehsten 15. W v t t k e
61 § 71. »·) G r i m m Myth. 3, 437 Nr. 88 = M e y e r Aberglaube 208 = S t e m p l i n g e r Aberglaube 115. »») S t e r n Türkei 2, 337. m ) H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 288 = M e y e r Germ. Myth. 285. "») B o e d e r Ehsten 56. "«) J o h n Westböhmen1 262.
»") D r e c h s l e r
burt
265.
"·)
ι, 91.
G r i m m
l")
Höhn
Myth.
Ge-
3, 460
Nr. 745; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 3,26 f.; D r e c h s l e r 1,187.207."») H ö h n a. a. O. 266. 1 β ) Z i n g e r l e Tirol 122 = Meyer Germ. Myth. 286. ls») M e y e r Baden 191. ,M ) W u t t k e 61 § 71. »«) Verf; In Schlesien die Krätzigen u. Räudigen: Drechsler x, 227. "«) A I b e r s Das Jahr 7. , M ) K u h n u. S c h w a r t z 435 Nr. 289; K u h n Mark. Sagen 355; H e s e · m a n n Ravensberg 71. 1M ) ZfVk. 1 (1891), 92. »»») Urdhs Brunnen 6 (1888/89), 84; ZfVk. 9 (»899), 52. "·) B a r t s c h Mecklenburg 2, 59 Nr. 191 f. »») S t r a c k e r j a η 2, 26 Nr. 287; 191 Nr. 438. "·) ZfrwVk. 4 (1907), 182; S a r tori Westfalen 86. »*·) W r e d e Rhein. Volksk.
127.
»») C u r t z e
Hochzeit
3 (V.).
Waideck
396
Nr. 124. "») Pf i s t e r Hessen 165. >«)Höhn »*) R o c h h o l z
Glaube
59
Freitag
2, 5 2 ·, 1M ) SAVfc. 15 (1911) 2. Vgl. noch S a r t o r i Sitte u. Brauch 1, 61; H e c k s c h e r 354; T. N o r l i n d Svenska All-
6θ
gibt, und ein· Stierkalb am Fleischtag angebunden werden muß u e ) . Beim ersten Einspannen legt man in Würtmogens Lif 1 (Stockholm 1912), 589 (mit Dontemberg das Joch an einem F . vor der nerstag Verlobungstag). — , 4 i ) Bait. Stud. 33 Kirche auf und nimmt es erst nach der (1883), 118 Nr. 146. " · ) Τ o e ρ ρ e η Μ asuren 75· " ' ) Urdhs-Brunnen 3 (1885), 243; Branden- Kirche ab, wobei man dem Tier ins Ohr burg 254; K n o o p Hinter pommern ι6ο Nr. 57. " · ) V e c k e n s t e d t Wendische sagt: Nimm auf dich dein Joch, wie Jesus Christus, unser Herr, sein Joch auf sich Sagen 435 Nr. 3. " · ) Τ e t ζ η e r Slawen 82, 373· ,50 ) S é b i l l o t Haute-Bretagne 113. genommen h a t m ) . Am F. darf man ,S1 ) H e c k s c h e r 104. »*») James G . B e r - n i c h t mit V i e h h a η d e 1 η **), keins t r a m Harvest of the Sea 332 (REthn. 14, 1899, k a u f e n oder v e r k a u f e n 1 M ) , kein 339). 1M ) J o h n Erzgebirge 75. ,M ) H ö h n 1 M neues Stück in den Stall einstellen 1 M ), Hochzeit 6 (I.). ) J o h n Erzgebirge 90. »·) H ö h n a. a. O. 10. »') W o l f Beiträge auch .das Vieh nicht zum erstenmal I, 2 1 1 ; L a u f f e r Niederd. Volksk. » 88; a u s t r e i b e n 1 M ) , wobei nur Preußen S a r t o r i Westfalen 86; W r e d e Rhein. ua Volksk. 92; ZfrwVk. 1908, 119. ' * ) W i t i - eine Ausnahme m a c h t ) . Sogar das s c h e i Thüringen 2, 232 Nr. 53. "·) J o h n A u s m i s t e n des Stalles wird vielfach Erzgebirge 92. Von 198 Hochzeiten des 19. Jhs. am F . unterlassen 193 ), nur in Württemin Mildenau lto fand keine einzige am F. und Mitt- berg wird zuweilen der Schweinestall die woch statt. ) J o h n Westböhmen * 133. 262; Egerl. 3 (1899), 59. "Μ Ζ i η g e r 1 e Tirol 19, ersten drei Male am F . gereinigt, wodurch man die Schweine an Reinlichkeit zu ge122; G e r a m b Brauchtum 125. l « ) H o f f m a n n - K r a y e r 34; M a n ζ Sargans 122; wöhnen hofft 1 » 4 ). R e i s e r Allgäu 2, 429 Nr. 36. 1M ) M e y e r Am F . untergelegte B r u t e i e r sind Baden 511. 1 M ) W o l f Beiträge 1, 211 Nr. 90 (Wetterau) ; S t r a c k e r j a n 1, 54 (Mün- zu nichts nütze, weil die ausschlüpfenden sterland) ; K u h n Mark. Sagen 387 Nr. 104. Kücklein der Vogel f r i ß t l i 5 ) , oder weil »") ZfdMyth. 2 (1854), 420; R o c h h o l z man mit der Brut kein Glück hat 1 9 e ). In Glaube 2, 53; W u 11 k e 61 § 71. ' " ( M e y e r aber geschieht es gerade am Baden 281; D r e c h s l e r 1, 235; 2, 187. Mecklenburg lw) L a m m e i t F. 1 * 7 ), ebenso in Schwaben um die 1 1 . 154 und M e y e r Baden 281 = W u 11 k e 368 § 558. »") M e y e r Mittagsstunde und in Württemberg Baden 281. 1 U ) Ebd. " 0 ) B o e d e r Ehsten während des Kirchenläutens, weil da der 102. "*) S t e r n Türkei 1, 378. Bei den SüdSpruch paßt: slawen am Vorabend des F. : K r a u ß Sitte u. Brauch 392. , 7 , J R e i n s b e r g - D ü Es gehen lauter Weiber in d' Kirch und bloß r i n g s i e 1 d Hochzeitsbuch 98.1M "») Vgl. ei(n) Ma(nn), S t r a c k e r j a n 2, 26 Nr. 287. ) Höhn I(ch) wünsch, daß 's lauter Henne(n) geb und l,i Tod 326. ) R e i s e r Allgäu 2, 313. bloß ein' Hah(n) m ) . " · ) M e y e r Baden 594. >") Ebd. 512; Alemannia 25, 43; H ö h n Tod 344. Vgl. hier i, In Ungarn glaubt man, daß die an einem 982 (Begräbnis). "·) H ö h η a. a. Ο. ι η ) Ebd. F. zur Brut gesetzte Henne eine kleine lM "") Alemannia 27, 239. ) H ö h n a. a. O. Galle hat, d. h. ihre Küchlein nicht tapfer i " ) L a u t i e r Niederd. Volksk. » 88. genug verteidigen können wird m ) . Auch 5. In der V i e h - und F e l d w i r t - in Frankreich kommt dem F. beim Unters c h a f t trifft man gleiche und ähnliche legen der Bruteier besondere Bedeutung att abergläubische Vorstellungen wie am zu ). T a u b e n gewöhnt man an den Schlag, wenn man am F . früh die Nester Montag oder Mittwoch, wobei aber der F . starke Verschiedenheiten und Schwan- und Körbe und das Taubenhaus räumt 2M kungen zeigt. Am F . g e w o r f e n e und aufmacht ) oder wenn man ihnen K ä l b e r taugen, wie die Mittwochs- an einem F., ehe man sie einsetzt, zwei oder drei Federn aus dem rechten Flügel kälber, nicht zur Aufzucht U 3 ), doch werden in Schwaben junge Kälber am F . rupft und diese in ein Balkenloch vera b g e w ö h n t " • J . In Schlesien heißt es pflockt «β). einerseits, daß man die Kälber an einem Das D ü n g e n wird meist am F . verDienstag oder F . nicht „anbinden" (ent- mieden 2M ), nur im Isergebirge schafft wöhnen) soll " " J , andrerseits aber, daß man den Dünger am ersten F . während ein Kuhkalb an einem F., was gute Milch des Neumonds auf das Feld, um dieses
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besonders ertragreich zu machen sos ). Für die A u s s a a t ist der F . das einemal u n g ü n s t i g m ) , das anderemal wieder günstig S 0 7 ). In Baden meint man, daß die am F. ausgestreute Herbstsaat keinen Brand b e k o m m t i n Württemberg, daß die am F . oder Mittwoch gesäte Gerste nicht taub wird 2M ) oder von den Spatzen verschont bleibt 21 °). Auf die alte heidnische Tagesgöttin, die als Frau Holle den F l a c h s b a u segnet, deutet die Bevorzugung ihres Tages bei der Leinsaat m ) , die aber am weißen F. in Weststeiermark unterblieb 212 ) ; ferner auch, daß man am Donnerstagabend a s ) , der nach der früheren Rechnung bereits zum F. gehörte, und am F. selbst 2M ) das S p i n n e n unterließ. Dies geschieht aber auch in Rußland u s ) und bei den Rumänen in der Bukowina, nach welchen die am F . Spinnenden Wunden an den Fingern bekommen **·), weshalb hier wohl mehr der Gedanke an den Tod und die Wunden Christi hereinspielt. Der B e g i n n d e r Ernte wird zuweilen, besonders in Norddeutschland, auf den F. angesetzt 2 1 7 ), weil dann die Mäuse nicht hineinkommen 2 l e ). Manchmal wird am F . nur ein kleiner Streifen a b g e m ä h t * " ) . O f t aber meidet man den F. Fängt man an einem F. zu g r a s e n an, so hat man nach einer Überlieferung aus dem Emmental den ganzen Sommer genug Gras Χ Ά ). Das G e t r e i d e auf dem Schüttboden soll an den ersten drei F.en im März überschaufelt werden 222 ). K l e e gedeiht, wenn man am letzten F . im Monde vormittags Asche auf die Felder streut 223 ). K o h l muß man an drei F.abenden nach Sonnenuntergang behacken, wenn er gut gedeihen soll 224 ). M e h l t a u vergeht, wenn man am F. vor Sonnenaufgang die noch nassen Pflanzen mit einem Reisigbesen berührt oder abwischt und den Besen nachherliegenläßt 2 2 5 ). E b e n f a l l s a m F . v o r Sonnenaufgang muß man stillschweigend und im Hemd mit einer Sense über den Kohl hinmähen, wenn man R a u p e n v o m Feld wegbringen will 22e ). A m F . nimmt man endlich auch kein O b s t ab s a ) . "*) R e i s e r Allgäu 2, 429; S t r a c k e r j a n 2, 27 Nr. 287; 140 Nr. 370 = W u t t k e
62
6 i § 7 1 ; 444 § 699. U 4 ) B i r l i n g e r Aus Schwaben i , 390. D r e c h s l e r 2, 187. " · ) E b d . 2, 102. " " l E b e r h a r d t Landwirtschaft 18. m ) S a r t o r i Sitte 2, 140. "•J M e i e r Schwaben 2, 3 9 1 ; M e y e r Baden 399. 404. I M ) S c h r a m e k Böhmer1 M wald 240; Z f V k . 23 (1913), 181. ) Reiser Allgäu 2, 429; Z i n g e r l e Tirol 122; M e y e r Baden 135. 404 (Schweine); S a r t o r i Sitte 2, 149. " ' ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 142. "*) K u h n Westfalen 2, 95 Nr. 301 ; M e y e r Baden 404 f . ; Fogel Pennsylvania 162 Nr. 767; 258 Nr. 1347 ff. ' " ) E b e r h a r d t Landwirtschaft 15. 1 M ) G r i m m Myth. 3, 462 N r . 800 = S c h ö n b a c h Berthold v. R. 151 = M e y e r Aberglaube 208; Z f d M y t h 3, 316. 1 M ) M e y e r Baden 4x2; D r e c h s l e r 2, 187; S c h r a m e k Böhmerwald 242. »") B a r t s c h Mecklenburg 2, 218. >») Β i r l i n g e r Volksth. 1, 473. l w ) E b e r h a r d t Landwirtschaft 20. M 0 ) Z i V k . 4 (1894), 307. «") S é b i l l o t Folk-Lore 3, 228. "») D r e c h s ,M) ler 2, 95· W u t t k e 433 § 678. " · ) W n t t k e 61 § 7 1 ; 4 1 7 § 650; M e y e r Baden 511; Meyer Germ. Myth. 289; G r a b e r Kärnten 204. M») Z f V k . 24 (1914), 193. " · ) L a u f f e r Niederdeutsche Volksk. » 88; J o h n Erzgebirge 2 1 9 ; J o h n Westböhmen 1 184, 262; S c h r a m e k Böhmerwald 232. w ) S t r a c k e r j a n 2, 26 Nr. 287; W u t t k e 418 $ 6 5 1 ; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 288; E b e r h a r d t Landwirtschaft 2; Fogel Pennsylvania 202 Nr. 998. **) M e y e r Baden 420. V g l . Sébillot Folk-Lore 3, 454. «·») E b e r h a r d t Landwirtschaft 2. · 1 β ) E b d . »») Z f d M y t h . 2 (1854), 96; M e y e r Germ. Myth. 285; Z f r w V k . 1910, 35. »»«) R e i t e r e r Steiermark 122. "*) A l b e r s Das Jahr 7. »") S a r t o r i Sitte und Brauch 2, 192. , , s ) S t e r n Rußland 1 , 6 5 . »») Z f ö V k . 3 (1897), 181. »") S t r a k k e r j a n 1, 54; W u t t k e 61 § 7 1 ; Z f V k . 7 (1897), 152· "·) W u t t k e 423 § 660; S t r a c k e r j a n 2 , 1 4 9 N r . 376. »") S t r a k k e r j a η 2, 26 N r . 287. · Μ ) K ö h l e r Voigtland 359; J o h n Westböhmen 1262. »») S A V k . 15 (1911), 2. * " ) Egerl. 5, 34. ««») W u t t k e 424 $663. ***) B a r t s c h Mecklenburg 2, 218; W u t t k e 425 § 665; v g l . S A V k . 15 (1911), 2. · " ) S A V k . 15, 2. *»·) W u t t k e 417 § 648. ' " j S t e m p l i n g e r Aberglaube 115.
6. In der V o l k s m e d i z i n ist der F . der wichtigste Wochentag 228), macht er doch von Krankheit f r e i 229) und gibt dem Leidenden im Hinblick auf das Leiden und den Tod des Erlösers Hoffnung auf Erlösung von allen Übeln. Schon die Gewinnung von H e i l m i t t e l n 2 3 0 ) ist an den F. geknüpft, an dem die W e g w a r t w u r z e l , welche gegen Überbeine h i l f t ö l ) , die gegen Schwinden nützlichen Klettenwurzeln
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Freitag
aber .auch die stich- und kugelfest machenden K a t z e n p f ö t c h e n 233 ) und die wundertätige Alraunwurz e l 2 M ) gegraben werden. Das getrocknete Auge eines am ersten März-F. geschossenen H a s e n (s. Märzhase) wird gegen Erblindung umgehängt 23S ), selbst H e i l z e t t e l müssen an einem F. vor Sonnenaufgang geschrieben werden 236 ). Wie am Kar-F. genossenes G e b ä c k vorbeugend gegen Fieber wirkt und der „gute F.skuchen" in Cornwall bei allen Krankheiten hilft 237 ), so ist auch der G u t f r e i t a g l a i b , in Wasser aufgeweicht, ein unfehlbares Mittel gegen Durchfall 238 ). Ein solcher war wohl auch der G r e d i η g der mittelalterlichen Klöster, der an einem F . der Fastenzeit an die Dienstboten verschenkt wurde unter dem priesterlichen Spruch: Crede mihi (sc. mulier = Glaube mir, Weib! E v . J o h . 4, 21) 2M ). Im Egerland wird noch heute beim Brotbacken aus dem letzten Teige ein „Gutaslaibl" für die Armen gebacken 240). H e i l s e g e n und B e s p r e c h u n g e n werden meist, wie auch die H e i l h a n d l u n g e n selbst, am F . ausgeübt, wobei nicht selten die Bedeutung des Tages ausdrücklich hervorgehoben wird. So lautet ein Spruch gegen Kröpf und Überbein: Heut ist's Freitag, Heut ißt der Jud kein Schweinfleisch Und auch kein' Speck. Kröpf und Uberbein, du mußt weg , u ) ! Beim „hungrigen S ä r b e t " der Kinder (Abzehrung) muß man das kranke Kind an drei aufeinanderfolgenden F.en bei Tagesanbruch zum Fenster tragen und sagen: Gott grüß dich, heiliger Freitag! Und der Mann, der in der Kirchen lag, Der komm und nehm diesem Kind den Särbet ab »») ! Eigenartig ist diese P e r s o n i f i k a t i o n d e s F.s in einem ungarischen Segen gegen Impotenz, in dem der Kranke selbst zum „Herrn F . " wird. Er muß nämlich jeden F . vor Sonnenaufgang Kanthariden, Hanfsamenblüten und Hasenhoden, in Eselsmilch gekocht, trinken und sprechen: „Herr F . ging in den
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Wald und traf dort die Frau Samstag. E r sprach: Laß dich umarmen! Frau Samstag stieß ihn von sich und sprach: Dürrer Ast bist du, wenn du wieder grünst, komme zu m i r ! " Dann hat er zu sagen: „ G i b mir die K r a f t , Ast; ich gebe dir die meine" und muß sein Wasser an einen Baum abschlagen 243 ). Die B e z i e h u n g z u m T o d C h r i s t i wird oft in dem Segen ausgesprochen. Im Erzgebirge lautet eine Formel gegen das Schwinden, die man dreimal nacheinander vor Sonnenaufgang an den F.en, wo der Mond im letzten Viertel steht, sagen muß: Vergeh und verschwind, Wie der Mann verschwand, Der die Wiede wand, Damit man den Herrn Jesum Christum ans Kreuz band "·) ! Es heißt auch, daß das Besprechen am F . w ä h r e n d des G o t t e s d i e n s t e s am wirksamsten sein soll 2 4 S ). Gegen Gicht hilft, wenn man am F . um B e t glockenzeit aufs Feld geht 2 1 β ). Will ein Kind das Laufen nicht lernen, so führt man es am F. w ä h r e n d des E l f e l ä u t e n s in der Stube herum und läßt es laufen 2 " ) , während man ihm in Ungarn an drei F.en die Fußsohlen klopft und ruft: Heute ist F., morgen ist Samstag, laufe Sonntag I Neben diesen religiösen Beziehungen überwiegen aber die sicher älteren auf den M o n d und S o n n e n a u f g a n g . Das Analogiegesetz verlangt natürlich, daß die Krankheiten bei a b n e h m e n d e m M o n d , da sie auch abnehmen sollen, besprochen und behandelt werden, was auch in den auf den F . verlegten Fällen geschieht 249). Bei zunehmendem Mond muß daher das Gegensätzliche betont werden, weshalb man bei Gicht in diesem Falle drei F.e hintereinander auf einem Kreuzwege spricht: Was ich sehe, das nehme zu, Was ich fühle, das nehme ab ,I0 ) ! Meist wird die Zeit vor Sonnenaufgang (s. d.) auch am F . vorgeschrieben β 1 ) oder ein b e s t i m m t e r F . wie der 1. F . im „neuen Licht", an dem man die Schwären an den Bäumen abbinden kann ***) oder
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Κ a r - F. (s. d.). A m I. F. nach der Geburt wird dem Kind kaltes Wasser auf die Zunge gegossen, damit es keine Mundfäule bekommt 253 ). Sehr häufig begegnet die Vorschrift, daß ein Segen oder eine Heilhandlung an d r e i F.e η wiederholt werden muß 254), was auch der LeckMärten in Dresden im 17. Jh. beim Belecken der Kranken t a t 2 S S ) . Die hl. D r e i z a h l wird ebenfalls betont, wenn ein Segen F., Samstag und Sonntag wiederholt werden m u ß 2 5 e ) . Häufig vereinigen sich auch die drei Forderungen, daß drei F.e, der abnehmende Mond und die Zeit vor Sonnenaufgang beachtet werden müssen 2 W ). In einem Fall erstreckt sich ein Heilzauber auf mehr als drei F.e: H a t sich die Wöchnerin versehen, oder wird ein K i n d mit einem Fehler geboren, so muß die Mutter in Siebenbürgen s i e b e n oder neun F.e auf der Türschwelle, das Gesicht zur Gasse gekehrt, sitzen und das K i n d bekreuzen 258). Weitverbreitet ist der Glaube, daß der F. der beste T a g zum N ä g e l s c h n e i den ist " · ) , was stillschweigend 26°), kreuzweise M 1 ), indem man der Reihe nach die Nägel der linken Hand, des rechten Fußes, dann der rechten Hand und des linken Fußes beschneidet 2 β 2 ), zwischen II und 12 Uhr 2 6 3 ) oder nach 12 Uhr 2 6 4 ) geschehen soll. Damit beugt man Z a h n w e h vor und vertreibt es 2e5 ). Es bewahrt aber auch vor A u g e n - und O h r e n w e h 2ββ) und vor Kopfschmerzen287) und bringt G e l d und G l ü c k 2ββ). Gegen Z a h n w e h hilft auch, wenn man abgeschnittene Nägel und Haare am F. vor Sonnenaufgang v e r g r ä b t , der Mann unter einem Apfelbaum, das Weib unter einem Birnbaum 2 β β ). Von Fieber und G i c h t befreit man sich, wenn man am letzten F. im letzten Viertel des Mondes abgeschnittene Hand- und Fußnägel und etwas Haare in ein Läppchen wickelt und dieses einem Krebs, den man dann wieder ins Wasser läßt, auf den Rücken bindet 270 ). A m F. abgeschnittene Nägel oder am gleichen Tage ausgefallene Zähne wirft man bei den Zigeunern ins Feuer und B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube III.
mischt die Asche Kindern, die nicht gedeihen, in das Essen oder mengt es den Haustieren, damit diese vor wilden Tieren bewahrt bleiben, ins F u t t e r m ) . Die gegenteilige Ansicht, daß man sich gerade am F. n i c h t die Nägel s c h n e i d e n soll, findet sich nur vereinzelt in älteren Quellen W2) und in der Schweiz 273 ). In einem Fall heißt es, daß sich ein älteres Mädchen am F. nie die Nägel schneiden soll, weil es sonst keinen Mann bekommt 274 ). A u c h für das Haarschneiden ist der F. günstig *7S), besonders bei zunehmendem Monde 27e ). Nur wer sich am K a r - F . die Haare schneiden läßt, bekommt nach Schweizer Glauben Läuse m ) . Sonst gedeiht das Ungeziefer, wenn sich die Weiber am F. k ä m m e n wodurch sie sich auch K o p f w e h m ) oder Ausschlag ^ zuziehen können. Schon Prätorius überliefert, daß man, wenn man am F. eine Laus tötet, neun dafür bekommt 281). Auf literarischer Überlieferung beruht, daß ein am F. angezogenes neugewaschenes H e m d gegen Grimmen hilft 282). Sonst nimmt man am F. kein neues Kleid 283). In der Normandie glaubt man, daß der, welcher am F. ein Hemd nimmt, darin stirbt 284). In Schlesien wird der v o m Blitze erschlagen, welcher ein am ersten F. des Monats eingesäumtes oder fertiggestelltes Hemd trägt a s ) . Auch bei den Magyaren soll man am F. kein Kleidungsstück zuschneiden und kein am F. gewaschenes Hemd anziehen ^ (s. Sonntag). Wie man das Zahnweh, das man sich im Volksglauben durch einen W u r m verursacht denkt am besten am F. vertreibt, so ist dieser auch der passendste T a g zum A b t r e i b e n d e r Würm e r , da an diesem Tage und am Sonnabend das Wurmhaus offen ist ^ oder weil, wie man bei den Tschechen sagt, am F. und Mittwoch die Spulwürmer die Mäuler offen haben m ) . A m F. kann man nach Sonnenuntergang durch V e r m e s s e n des Kranken feststellen, ob die Krankheit heilbar ist oder nicht 2eo). A m F. holt man nicht gern zum erstenmal den A r z t β 1 ) . Wer 3
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sich am F. ins Krankenbett legt, s t e h t n i c h t m e h r aufM2). Auch in der T i e r h e i l k u n d e ist der F. wichtig. Pferden soll man am F . nach der Frühlingstagundnachtgleiche zur Ader lassen ***), krankes oder behextes Vieh behandelt man am F. durch Besprechungen *•*), Ausräuchern m ), Verpflocken eines Zwischenträgers *··) u. a. Damit die Schweine nicht finnig werden, soll man am F., dem Fasttag, nicht vom „Pachen" abschneiden 297 ). Der F . spielt in der Volksmedizin der meisten europäischen Völker eine Rolle. In Frankreich ist die Gewinnung mancher Heilmittel ebenfalls an den F. gebunden 1W ), und Kranke werfen am F . Münzen in eine Quelle oder Erbsen in Brunnen**·). Bei den Südslawen müssen Epileptiker, bevor sie sich einer Kur unterziehen, 80 Tage lang alle Montage und Samstage fasten und jeden F. heiligen 800 ), und bei den Serben werden Krankheitsbeschwörungen oft am F. abends oder um Mitternacht unternommen M 1 ). ·») W u t t k e 61 $ 71; 324 $ 480; ZfVk. 9 (1899)· 210; Z a h l e r Simmenthai 1 1 9 ! ; M a a c k Lübeck 28 f. ««») ZfVk. 7 (1897), 55. *") S e y f a r t h Sachsen 112; vgl. K u h n Westfalen 2, 95 Nr. 299. "») W u t t k e 107 § 139; 316 $ 467. m ) F o g e l Pennsylvania 295 Nr. 1562. ·») W u t t k e 106 § 137. "*) Ebd. 102 § 131. »") R o c h b o l z Glaube 2.53- "*) S e y f a r t h Sachsen 141. "») S a r t o r i Sitte 3, 144. «») H ö f l e r Ostern 16. "») Ebd. 18. «") J o h n Westböhmen* 248. M1 ) H ö h n Volksheilhunde 1, 88. · " ) Z a h l e r Simmenthai 112. M>) W l i s l o c k i Magyaren 137 = ZfVk. 4 (1894), 308 = H o - . v o r k a - K r o n f e l d 1, 185, wo ganz mißverständlich aus dem impotenten Mann eine kinderlose Frau geworden ist. Mt ) S e y f a r t h Sachsen 100. " ' ) ZfrwVk. 1908, 93. »") Grimm Myth. 3, 455 Nr. 623. " ' ) Β i r 1 i η g e r Volhsth. ι, 473. Bei G r i m m Myth.463 Nr. 818 muß das Kind an drei Freitagen morgens durch eine in den Boden eingewachsene Brombeerstaude stillschweigend kriechen. ***) Ethnographia 2, 36 = W l i s l o c k i Magyaren 138 = ZfVk. 4 (1894), 308. —) S t r a k k e r j a n 2,27 Nr. 287; ZfrwVk. 1907, 301; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 386 (Schröpfen). F r i s c h b i e r Hexenspr. 95; ZfVk. 17 (1907), 451. M1) W u t t k e 170 $ 229; Bartsch Mecklenburg 2, 392. "*) W o l f Beiträge 1, 235. "») SAVk. 21 (1917). 34· "*) ( K e l l e r ) Grab d. Abergl. 5, 42; ZfdMyth. 1 ( I 853), i98f.; K u h n u. S c h w a r t z 440
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Nr. 324; L a m m e r t 139; W u t t k e 358 § 538; S e y f a r t h Sachsen 195; S e l i g mann Blick 1,304; SAVk. 7,139; 21(1917), 49; ZfVk. 4 (1894), 307 f.; 7, 170; 8, 59. »") S e y f a r t h Sachsen 241. " ' ) Z a h l e r Simmenthal 120. "*) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 274· "*) H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 288; H i l l n e r Siebenbürgen 12 Nr. 2 ff. "·) Mannh a r d t Germ. Mythen 629; M e y e r Germ. Myth. 286; S c h r a m c k Böhmerwald 257; D ä h n h a r d t Volkst. 1, 98 Kr. 28; S c h u l e n b o r g Wend. Volksthum 147. Vgl. hier 1, 105 ff. (abschneiden). ' " ( B a r t s c h Mecklenburg 2,117. *") E n g e l i e n u . L a h n 262 Nr. 139. ··») K ö h l e r Voigtland 427. »«) M e y e r Baden 512. *") Ebd. ··») G r i m m Myth. 3, 445 Nr. 340; W u t t k e 61 § 71; 350 $ 526; S t r a c k e r j a n 2,27^.287; B a r t s c h Mecklenburg 2, 122; K ö h l e r Voigtland 358; D r e c h s l e r 2, 187. 298; B i r l i n g e r Volksth. 1, 482; R o c h h o l z Glaube 2, 54; Ζ i η g e r 1 e Tirol 122; SAVk. 8, 272; Rogasener Familienblatt 1 (1898), 3; K n o o p , M ) RockenHinterpommern 162 Nr. 71. philosophie 6. Bd. 35. Kap. 291 = S e y f a r t h Sachsen 284. , e ) F o g e l Pennsylvania 260 Nr. 1358. «·) G r i m m Myth. 3, 442 Nr. 249: Panzer Beitrag 1, 257; R o c h h o l ζ Glaube 2,54; D r e c h s l e r 2,43; W u t t k e 408 $ 632. »·») R o c h h o l z Glaube 2, 54. m) Seyfarth Sachsen 191. »») W l i s l o c k i Volksglaube 83. *") Z a h n Specula physico-mathematica 1, 287 = L a m m e r t 95; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1,379; S c h u l t z Alltagsleben 241 (nach M ä n n l i n g 224). "*) SAVk. 8, 142; S t o l l Zauberglauben 169. •»«) ZföVk. 3 (1897), 20. «") M e y e r Aberglaube 208; M e y e r Baden 512; F o g e l Pennsylvania.343 Nr. 1828; d e C o c k Volksgeloof ι (1920), 119 f.; SchwVk. 10, 9 (Neuchätel). Vgl. hier 1, 105 ff. (abschneiden). "·) D r e c h s l e r 2, 187. *") R o c h h o l z Glaube 2, 54. "*) G r i m m Myth. 3, 442 Nr. 241 = M e y e r Aberglaube 208. "·) R e i ser/! llgâu2,429. *") H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 288. " ' J P r â t o r i u s Phil. 154. »«)Rokkenphilosophie 2. Bd., 98. Kap., 362 = Grimm Myth. 3, 440 Nr. 187 = S e y f a r t h Sachsen 271; R o c h h o l z Glaube 2, 54, nach R. G w e r b (Zürich 1646). «**) Β a u m g a r t e η Aus der Heimat 1,60; D ä h n h a r d t Volkst. ι, 98 Nr. 27. *") W o l f Beiträge 1, 237; vgl. G e r h a r d t Franz. Novelle 118. «") D r e c h s l e r 2, 186f. »·) ZfVk. 4 (1894), 308. "") W u t t k e 350 § 526. *") B a r t s c h Mecklenburg 2, 122. "») H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 99. ·*) S t r a k k e r j a η I, 80 f. Nr. 84. «*») M e y e r Baden 512. *") J o h n Erzgebirge m ; D r e c h s l e r 2, 186; H ö h n Tod 312. w) Bartsch Mecklenburg 2, 155. 217. «»·) R o c h h o l z Glaube 2, 53. «·») S e l i g m a η η Blick ι, 303. ***) L e o p r e c h t i η g Leckrain 28 f. = S e l i g m a n n Blick χ, 283 f. •") G r i m m Myth. 3, 419 Nr. 62.
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» ) S é b i 11 o t Folk-Lore 3, 205. "·) Ebd. 2, 295. 320. »·) Urquell 4 (1893), 24 f. = S t e r η Türkei 1, 181. U l ) S t e r n Türkei 1, 329.
In der Schweiz heißt es auch:
7. Der F. hat sein e i g e n e s W e t t e r 8M ), er würde lieber platzen als den andern Tagen g l e i c h e n m ) . In ganz Deutschland ist der Spruch bekannt:
Oder allgemein:
Die ganze Woche wunderlich, Des Freitags ganz absunderlich "*).
Im Böhmerwald sagt man: Der Freitag ist's wert, Daß sichs Wetter neunmal verkehrt "»).
In der Eifelgegend heißt es:
Was der Suntig cha. Zeigt der Frytig a "»).
Einen solchen Zusammenhang z w i s c h e n d e m F. u n d Sonnt a g kennt der Volksglaube auch in anderer Form: Wer am F. 1 a c h t , wird am Sonntag w e i n e n 323). Oder: Wer Freitags lacht und Sonnabends singt, Der weint am Sonntag ganz b e s t i m m t , u ) .
Oder:
Freitags wunderlich, Samstags absunderlich " · ) .
Am F. (oder Samstag, der später an Stelle des F.s getreten sein dürfte) 307) ä n d e r t sich daher das Wetter 308 ), weil an dem Tage, wie es auch heißt, Christus gestorben ist 3 W ). War das Wetter vorher schön, so wird es am F. schlecht und umgekehrt 310). Beginnt es am F. zu r e g n e n , so regnet es eine ganze Woche 311 ), wie überhaupt das Wetter am F. acht Tage anhält 3 1 2 ) ; nur im Allgäu meint man, daß das schöne Wetter nicht lange anhält, wenn sich der Himmel am F. aufheitert 3 1 3 ). Regnet es am s t i l l e n F., so geht die dritte Pflanze vom Acker 314 ). Wie das Wetter an den v i e r e r s t e n F . e η i n d e n F a s t e n ist, so ist es in den vier Jahreszeiten 3 U ). Mehr literarische Überlieferung, die auf Beda und die von ihm benützten Werke des Johannes Laurentius Lydus zurückgeht, ist der Glaube, daß es Unwetter und Ungnade im Jahr bedeutet, wenn es zum erstenmal im Jahr an einem F. d o n n e r t 3 1 · ) . Eine Erinnerung an die den T a g beherrschende Liebes- und Wolkengöttin mag vorliegen, wenn im Aargau eine Frau ihren bösen Ehemann dadurch zähmt, daß sie ihm eine Suppe mit F.sr e g e n kocht 3 1 7 ). W i e d e r F., s o d e r S o n n t a g , ist ein allgemein verbreiteter Glaube 3 U ), namentlich das Wetter am F. von 9 Uhr morgens 3 U ) an oder mittags 320) zeigt das Sonntagswetter an: Wie das Wetter den Sonntag soll sein, Tritt 's den Freitag zu Mittag schon ein
Was der Suntig für Wetter wott ha, Zeigt der Frytig z'abe scho a.
M l ).
Wer am Freitag viel singt, A m Samstag viel spinnt, A m Sonntag zu spät in die Kirche lauft, Der hat dem Teufel die Höll' abkauft, (Auch : Und am Sonntag viel safft, Hat 'n Himml vakaft).
Deutlich ist hier die Beziehung zum Todestag Christi, den man nicht durch lautes Fröhlichsein entheiligen soll, und zum T a g der Auferstehung, an dem Christus wieder Macht hat, die Frevler zu bestrafen, an dem aber auch genaue Erfüllung der christlichen Pflichten gefordert wird. So lautet ein Spruch aus dem oberen Böhmerwald geradezu: Wer Am Am Der
am Karfreitag net fast', Karsamstag net rast', Ostersonntag d' Meß' vasafft, hat sein Teil im Himmel vakaft **»).
Umgekehrt wird, wer am F. weint, am Sonntag lachen 324 ), und wer am F. Sorgen hat, ist am Sonntag froh 32T). A m Sonntag wird sich auch freuen, wen am F. das r e c h t e A u g e j u c k t , und er wird weinen, wenn ihn das l i n k e Auge j u c k t 3 2 8 ) . N i e s e n am F. bedeutet Unglück am Sonntag 32 *), und ein T r a u m am F. wird am Sonntag wahr 330). M l ) ZfdMyth. 2 (1854), 93; Β a u m g a r t e n Aus der Heimat 1, 57; R e i n s b e r g Wetter 38; H a i d y Bauernregeln 125; L a u f f e r Niederdeutsche Volksk.1 72. "") R e i n s b e r g Wetter 38. "«) Ebd.; A n d r e e Braunschweig 412; M e y e r Germ. Myth. 289. " ' ) Verf. »·) R e i n s b e r g Wetter 38. «») M e y e r Germ. Myth. 291. *») B a r t s c h Mecklenburg 2, 216; W u t t k e 61 § 7 1 ; Mitteil. Anhalt. Gesch. 14, 16; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 288. " · ) L ü t o 1 f Sagen 560 Nr. 590. " · ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 218: ZfVk. 2 (1892), 191. *») R e i n s b e r g Wetter 38;
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ZíVk. 24 (1914), 59. ) Z i n g e r l e Tirol 122. *1') R e i s e r Allgäu 2, 431. *") B a r t s c h Mecklenburg 2, 259. »") W u t t k e 84 § 98. ««) Schönbach Berthold v. R. 150. s ") W u t t k e 380 § 578. »u) R e i n s b e r g Wetter 39; L e o p r e c h t i n g Lechrain 155; L ü t o 1 f Sagen 386 Nr. 371 ; E n g c l i e n u. L a h n 281; S t r a c k e r j a n 2, 27 Nr. 287; A n d r e e Braunschw. 412; S c h m i t t Hettingen 12; M o n t a n u s Volksfeste 36; M a η ζ Sargans 124; ZfVk. 4 (1894), 82, 308; 9 (1899), 234; 24 (1914), 60; Alemannia 24, 155; Mitteil.Anhalt. Gesch. 14, 16; F o g e l Pennsylvania 237 Nr. 1228. »*·) D r e c h s l e r 2, 187. M0) R e i s e r Allgäu 2, 431; W u t t k e 61 §71. »»>) J o h n Erzgebirge 150. »") SAVk. 8,281. »") Z i n g e r l e Tirol 123; M e i c h e Sagen 920 Nr. 1 1 1 9 ; D ä h n h a r d t Volkst. 2, 89 Nr. 370; J o h n Westböhmen* 262; Bnhmerwald mündlich; ZföVk.4 (1898), 150;4 vgl. B a u m g a r t e n Aus der Heimat 3, 26 (weinen am Samstag). , M ) J o h n Erzgebirge 38. »") J o h n Westböhmen * 262. Vgl. Vld. 39 (1927), 126f.; 40, 23. »»·) ZföVk. 3 (1897), 8. " ' ) S p i e ß Fränkisch-Henneberg 157. ,M ) Rogasener Familienblatt 2 (1898), 3. "·) Z i n g e r l e Tirol 123. Rochholz Glaube 2, 52; J o h n Erzgebirge 29. m
8. Im sonstigen Aberglauben ist der F . meist ein Unglückstag, an dem man k e i n e n B a u b e g i n n e n 8 S 1 ) , in kein neues Haus einzieh e n M î ) und n i c h t u m z i e h e n 8S3 ) darf. In Oldenburg dürfen junge Eheleute, die am Donnerstag Hochzeit gehalten haben, erst am Sonnabend ihr Heim beziehen während in einzelnen Dörfern Schlesiens 33S ) und Württembergs 33a ) gerade der F. günstig ist zum Fahren des Brautfuders und Einzug der Neuvermählten. Am F . soll man k e i n e n D i e n s t a n t r e t e n 1 " ) , noch einen alten verlassen 838) ; am F. eintretende Dienstboten haben kein Glück S39), bekommen Geschwüre ®40}, bleiben nicht l a n g e M 1 ) und taugen nichts Μ ϊ ) , wie überhaupt an diesem Tage nur lausige Dienstboten einziehen M 3 ). Vereinzelt heißt es, daß man am F . nicht gern Knechte und Mägde aufnimmt, weil daraus Liebschaften entstehen würden S44). Am F . soll man keine R e i s e antreten M 5 ), und der Schiffer soll nicht ausfahren Me ). Bekanntlich wird auch die E i s e n b a h n am F. am wenigsten benützt M7 ). Am F . darf k e i n e W ä s c h e sein, es bringt Unglück 348). In Kärnten meint
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man, daß eine Überschwemmung entsteht, wenn man am F . Wäsche im Bach schwemmt 349). Ferner soll man am F . k e i n B r o t b a c k e n 3 5 ° ) , es wird klebrig 3 S 1 ) oder bringt Unglück. So sagt der Egerländer: „Freita Brâut bringt Angst und N â u t " , oder „Freita Brâut is neat ohne N â u t " , oder: Erzähl' am Montag keinen Traum, Fäll' am Mittwoch keinen Baum, Back' am Freitag kein Brot, So hilft dir alle Zeit Gott. (So hast du das ganze Jahr keine Not) *"). Bei den Magyaren verhindert das am F . gebackene Brot, bei einer Feuersbrunst auf eine Stange gespießt, das Weiter greifen des Brandes 883 ). Im Aargau glaubt man, daß Unfriede ins Haus kommt, wenn sich die K a t z e n in einer F. nacht zanken t s t ). Vereinzelt steht, daß man sich am F . (und Mittwoch) nicht photographieren lassen soll " " J . Der F. ist ein g ü n s t i g e r Tag zum Setzen in die L o t t e r i e * 6 ·), zum K a r t e n s c h l a g e n " " J , zur Zukunftserforschung durch ein Eiorak e 1 3M ). Er ist gut, einem Star oder einer Elster die Zunge zu lösen " · ) , er ist bedeutungsvoll durch seine T r ä u m e , die wahr sind " " J oder sich am Sonntag erfüllen M 1 ). Ein lang gehegter W u n s c h geht in E r f ü l l u n g , wenn man an einem F . drei in größeren Abständen fahrenden Kinderwagen begegnet 3 β 2 ). N i e s e n am Fr. bedeutet Leid 3es ). Wenn am F . um 9 Uhr früh zwei Menschen denselben Gedanken haben und ihn gleichzeitig aussprechen, so haben sie eine arme Seele erlöst8M). M1 ) M e i e r Schwaben 2, 391. "*) R e i s e r Allgäu 2, 429; R o c h h o l z Glaube 2, 53; J o h n Erzgebirge 28. 103; J o h n Westböhmen * 245; S c h r a m e k Böhmerwold 252; D r e c h s l e r 2, 186. »») W u t t k e 61 §71; L i e b r e c h t Zur Volksk. 337; F o g e l Pennsylvania 149 Nr. 700. *54) S t r a c k e r j a n 2 , 2 7 Nr. 287. *") D r e c h s l e r 2, 187. " ' [ H ö h n Hochzeit 20 (I ). »») W u t t k e 403 § 623; S a r t o r i Sitte 2, 39; R o c h h o l z Glaube 2, 53; SAVk. 15 (19")» 2; M e y e r Baden 5 1 1 ; L a u f i e r Niedert. Volksk. « 88; W r e d e Rhein. Volksk. 92; S a r t o r i Westfalen 125; Egerl. 3 (1899), 59· Vgl. hier 2, 266 (Dienstbote).
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Freitaggebet
"») M e i e r Schwaben 2, 391. *·») G r ü n e r Egerland 40; J o h n Erzgebirge 29; D r e c h s l e r 2, 19. ,10) W u t t k e 403 § 623 (Ostpreußen). M1) Κ ö h 1 e r Voigtland 358. »") ZfVk.21 (i9ii),258. ' " ) J o h n Westböhmen » 262. u t ) ZfdMyth. 2 (1854), 95. *") W u t t k e 4075629; B a r t s c h Mecklenburg 2, 218; Unoth ι, 181 Nr. 36; M e i e r Schwaben 2, 391; M e y e r Baden 511; A n d r e e Parallelen 1, 2 (Westfalen); L a u t i e r Niederdeutsche Volksk. · 88; Wrede Rhein. Volksk. 92; D ä h n h a r d t Volkst. 1, 98 Nr. 27; Egerl. 3 (1899), 59; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 288; F o g e l Pennsylvania 261 f. Nr. 1365; vgl. auch den italienischen Spruch o. § 4. u ' ) S t r a c k e r j a n 2, 25 Nr. 285; F r i s c h b i e r Hexenspr. 157; W u t t k e 61 § 71; ZfVk. 20 (1910), 383; A 1 b e r s Das Jahr 7. **') Vgl. S t e m ρ 1 i η g e r Aberglaube 115. "*) W o l f Beiträge 1, 216 = R o u h h o l z Glaube 2, 53; B a r t s c h Mecklenburg 2, 217; W u t t k e 403 § 621; ZfVk. 8 (1898), 447; ebd. 4, 308 (Magyaren, nach welchen die am F. bei Neulicht gesechtelte Wäsche vor der Zeit zerreißt). *") R o c h h o l z Glaube 2, 53. 1M ) W u t t k e 4025620; Köhler Voigtland 359. *») H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 288. *") J o h n Westböhmen * 247. 262. *M) ZfVk. 4 (1894), 307. »M) W u t t k e 200 § 271. »") Urquell 1 (1890), 157. " · ) S t r a c k e r j a n 2, 26 Nr. 287; W u t t k e 61 § 71. " ' ) SchwVk. 3, 74 (Zürich). *M) M a η ζ Sargans 143. "») S t r a c k e r j a η 2, 26 Nr. 287. ·») G r a b e r Kärnten 207 Nr. 279; F o g e l Pennsylvania 78 Nr. 278. , f l ) J o h n Erzgebirge 29. "») Ebd. 57. "·) ZföVk. 3 (1897), 10. ,M) D r e c h s l e r 2, 187. Jungbauer. Freitaggebet. Gebete am Freitag *), an dem T a g des Leidens und Sterbens des Erlösers, haben b e s o n d e r e Kraft. Diesem Zweck dient gewöhnlich das schon seit dem 16. Jh. bekannte L i e d „ A l s Jesus in den Garten g i n g " 2), wozu bemerkt wird, daß der, welcher dieses Gebet jeden Freitag einmal spricht, von Jesus nicht verlassen werde, oder es sogar heißt: Wer dieses Lied alle Freitag singt, Dem verzeiht Gott alle seine Sünd' '). Außerdem gibt es aber auch bestimmte F.e. In einem solchen aus Jonen, wo es jeden Freitag, wenn die Glocke drei Uhr (Todesstunde Christi) läutete, gebetet wurde, spricht die Mutter Gottes zu ihrem am Kreuze hängenden Sohne, daß sie den Menschen, der dieses Gebet alle Freitage dreimal spricht, mit einer himmlischen Krone belohnen und ihm drei Seelen zum Lösen geben werde, die seines
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Vaters, seiner Mutter und seine eigene *). Damit zeigt dieses Gebet seinen Zusammenhang mit dem weit ins MA. zurückreichenden Betbrauch der „ z w ö l f g o l d e n e n F r e i t a g e " . Die diesbezügliche handschriftlich verbreitete, auf einen Papst Clemens zurückgeführte A n weisung gibt zwölf bestimmte Freitage des Jahres an. Jesus soll sie selbst eingesetzt und seinen Jüngern geboten haben, sie durch F a s t e n b e i W a s s e r u n d B r o t zu feiern. Wer dies ebenfalls tut, erhält sieben Gaben, verscheidet nicht ohne das hochwürdige Sakrament, stirbt keinen bösen Tod, gerät nicht in A r m u t usw. Wer dazu noch an jedem dieser Freitage eine bestimmte A n z a h l v o n G e b e t e n , die genau angeführt werden, verrichtet, bekehrt damit 25 verstockte Sünder oder erlöst 25 arme Seelen aus dem Fegefeuer und wird selbst der ewigen Seligkeit teilhaftig. In einer steiermärkischen Handschrift aus 1820 heißt es noch, ähnlich wie bei den H i m m e 1 s b r i e f e η (s. d.) : „Dieses ist gefunden worden zu Jerusalem bei dem heiligen Grab Christi, so mit g o l d e n e n Buchstaben geschrieben gewesen im Jahre 1724" B). In Wirklichkeit sind diese „ z w ö l f goldenen F r e i t a g e", wie J . Bolte nachgewiesen hat, viel älter. Eine italienische Fassung, in der aber keine besonderen Gebete an den einzelnen Freitagen vorgeschrieben werden, steht bereits in einem zu A n f a n g des 14. Jhs. geschriebenen Codex der Bibliotheca Corsiniana in Rom. Mit dem auch hier erwähnten P a p s t C l e m e n s mag der früher als Verfasser der Constitutiones apostolicae betrachtete Clemens von Rom gemeint sein, da in diesem Werke v o m Fasten gehandelt wird. In einer aus einer alten irischen Handschrift stammenden englischen Fassung wird er nicht genannt ·). In einem nach Ort und Zeit nicht näher bezeichneten deutschen Flugblatt tritt der P a p s t Eugenius an seine Stelle. Die Überschrift dieses Flugblattes lautet: „ G e i s t l i c h e s Gnadenb r ü n η 1 e i η mit zwölf Röhren, das ist, eine kurze Form und Weise, die aller-
Frek(k)i|e—Fremder
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seligste Mutter Gottes Maria an 12 heiligen Freytagen zu verehren, und jede Woche doch wenigstens einmal um ein seliges Ende anzurufen." *) ») Vgl. DG. 3, 126; MSchönhVk. 21 (1925), 28 f.; Lechisarland 4 (1928), 168. b. Jg. 25 (Bd. 49), 205 ff.
4. Da die Gemeinschaft der Toten die Gemeinschaft der Lebenden fortsetzt, so hält man nicht nur Andersgläubige, Gottlose oder Fremde durch Begräbnis an der Mauer oder auf besondern Friedhöfen von
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Friedhof
sich fern*·), sondern die Dorfgenossen und die Verwandten wollten auch beisammen liegen. Dieses Sippengefühl hielt wohl schon teilweise die alten Sachsen davon ab, ihre Toten auf die neuen christlichen Friedhöfe zu bringen; drum begruben sie sie ad tumulos paganorum, und bis in die neuere Zeit erhielten sich solche Familiengrabplätze3·). " ) HessBl·. 24, 7 7 f f . ; A n d r e e - E y s n Volkskundliches 20; S c h e l l Bergische Sagen 162 Nr. 57; B i r i i n g e r Schwaben 2, 324; F r i c k a r t Kirchengebräuche 142; Volkskunde Ii, 135; L e B r a z Ligende l, 3 3 4 ! ; vgl. G r a b e r Kärnten 356 Nr. 479; B o d e m e y e r Rechtsalterth. 1 , 1 7 9 ; Z e l e n i a Russ. Volksk. 330; R a s i n Dôdsrike 51. 57 (Rangordnung); G e r i n g Islendzk A eventyri 2, 91 (Tote werfen den Leichnam eines Bösen aus dem F.). " ) HessBl. 3, 84. 96; 5, 74 f. ; 24, 77 f. ; J e n s e n Nordfries. Inseln 344; Volksleven 8, 21 ; ZfVk. 8, 437; L e B r a z Ligende 2, 140; vgl. W i r t h Beiträge 2—3, 62; ZfrwVk.4,280; vgl. L a m m e r t 107; S c h w a l l y Leben nach dem Tode 57; Caminada Friedhöfe 33; Wallis, schriftl.; ZfvglRechtswiss. 34, 13 f. 35; K r ü n i t z Encyclop. 38, 4x0; FFC. 41, 107; S c h u l l e r Progr. v. Schässb. 1863, 62; RTrp. 12, 523 (in Korsika Begräbnis auf eigenem Boden).
5. Auf dem F . erscheinen die Toten besonders des Nachts, daher scheut man sich, zu dieser Zeit darüber zu gehen *"), man wird von ihnen verfolgt, wenn man nicht betet M ). Wenn man beim Gang über den F. am Rock gezupft wird, stirbt man bald 3 e ). Ein Bursche erhält von einem Toten eine Ohrfeige, weil er sich nicht bemerkbar gemacht habe, damit der Tote ausweichen könne *"). Besonders wollen die Toten nicht gerufen oder geneckt werden, sonst rächen sie sich Gefährlich ist es, etwas vom Kirchhof zu holen oder mitzunehmen (s. Totengewand, Totenknochen, -schädel), man muß dafür etwas zurücklassen, sonst kommt der Tote, um das Weggenommene zu holen 4î ). In der Christ- oder Neujahrsnacht kann man die Toten im F . wandeln sehen 43 ). Auch auf ehemaligen Friedhöfen spukt es: man sieht in bestimmten Nächten blaue Lichter drauf, oder man wird mit Sand und Steinen beworfen 44 ). In oder bei Friedhöfen zeigen sich Geister in Tiergestalt: Katzen, Pudel, rote Schlangen 46 ). Nach
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schwedischem Glauben trifft man auf dem F. (unter Beobachtung bestimmter Riten) Zwerge, die einem einen Hut überlassen müssen. Kuhn sieht in diesen Zwergen die Seelen der Vorfahren 4e). Die Toten halten selbst F. w a c h e , der zuletzt Verstorbene hat dieses Amt, bis wieder jemand stirbt 47 ). Es ist eine schwere Arbeit; denn er muß die Seelen ins Fegfeuer hineinleiten und den Höllenhund von den Schädeln im F . abhalten In Böhmen heißt es, der Letztverstorbene muß so lange Wasser auf den Kirchhof tragen, bis ihn ein anderer davon befreit 4 *). Ein Unglück ist es, als erster auf einem F . begraben zu werden, dann muß man wandern und kommt nie zur Ruhe Begegneten sich zwei Leichenzüge vor dem F., so entstand Streit um den Vortritt, weil der zuletzt Begrabene Gottesackerwache zu halten hatte, bis die nächste Leiche kam 5 1 ). *») MsächsVk. 7, i n ; ZfVk. 4, 84; B o h n e n b e r g e r 7; ZfrwVk. 11, 284. • ) MschlesVk. 8 H. 15, 85. *») ZfrwVk. 15, 109. 40 ) G r a b e r Kärnten 197 Nr. 261. " ) H a u p t Lausitz ι, 139 Nr. 155; M e i c h e Sagen 185 Nr. 282; K ü b n a u ι, 44 f.; Bay Hf te 6, 173; H e y 1 Tirol 192 Nr. 94; 472 Nr. 35. " ) W li s 1 o c k i Magyaren 76. " ) MschlesVk. 8 H. 15, 81; P o l l i n g e r Landshut igj. " ) S c h u l e η b u r g Wend. Volksth. 82 ; H e y 1 Tirol 322 Nr. 138; A l p e n b u r g Tirol 348; W i t z s c h e l Thüringen ι, 254; K ü h n a u Sagen ι, 48. " ) R e i s e r Allgäu ι, 276. 280; S c h e l l Bergische Sagen 303 Nr. 21 ; K ü h n a u Sagen 1, X X V I I I . 22. 45 f. " ) K u h n Mythol. Stud. 2, 43 f. " ) P o l l i n g e r Landshut 296; MSchönhVk. 2, 87; ZAlpV. 54, 14; L e m k e Ostpreußen 2, 280; C a m i n a d a Friedhöfe 96 („F.hirt"); W u t t k e 470 § 748; H ö h n Tod 356; vgl. 326; G r o h m a n n 196; L e B r a z Ligende 1, 302 ff.; ARw. 17, 481 ff.; Brand Pop. Antiqu. 2, 299; FL. 8, 209; B l a c k Folk-Medicine 29. " ) H e y 1 Tirol 59 Nr. 16. " ) G r o h m a n n 196; vgl. FL. 8, 180. M) W o l f Beiträge 1, 2i6; L e B r a z Ligende ι, 357. " ) R o c h h o l z Glaube 1, 199." vgl· B i r i i n g e r Volksth. 1, 474 (die jüngere Leiche zuerst begraben).
6. Den K i r c h h o f zu betreten, ist in vielen Fällen g e f ä h r l i c h , man muß Vorsicht anwenden. Man soll bei Nacht nicht mehr als einmal über den F . gehen 5 i ). Man soll nichts vom F . mitnehmen, sonst kommt man bald selbst hinaus **), oder es bringt Tod oder
Friedhof
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Krankheit ins H a u s M ) . Wer auf dem Friedhof ißt oder Brot bei sich trägt, dem fallen die Zähne aus M ). Mit einem noch nicht einjährigen Kind darf man nicht auf den F. gehen, sonst wird es sterben M ). Wenn jemand mit einer offenen Wunde auf den F. geht, heilt sie lange nicht oder nie S7). Geht eine blutende Frau über den F., so zehrt sie a u s w ) . Harnen einer Schwangern auf dem F. hat beim Kind Bettnässen zur Folge w ). Diese schädliche, auszehrende K r a f t des F.s kann gebraucht werden gegen Diebe, indem man einen Teil des gestohlenen Gutes auf dem F. vergräbt, dann stirbt der Dieb n ) . Zauberer schnitten die Fußspur einer Person, der sie schaden wollten, aus der Erde und vergruben sie auf dem F., dann starb die Person β1 ). Eine merkwürdige zauberlösende K r a f t kann auch im F. stecken: Ein Bauer geht mit von einem Riesen geschenkten unverwüstlichen Schuhen auf den F., worauf die Schuhe sofort zu Fetzen werden ·*). Christlich gefärbt, als Strafe für Entweihung, ist der Zug, daß ein an der Fastnacht Vermummter zu Staub und Asche zerfällt, wie er den F. betritt 48 ). Was von Zauberwirkungen des F.s gesagt wird, findet sich auch wieder beim Grab. M)
C a m i n a d a Friedhöfe 14. M) B a u m · g a r t e n Aus der Heimat 3, 104. M) W i r t b Beiträge 2—3, 58. » j j o h n Westböhmen 181 ;
J o h n Erzgebirge 31. *·) K ö h l e r Voigtland 423; J o h n Erzgebirge 56; H ö h n Geburt 277; ZfVk. 14, 429. ") H e y l Tirol 801 Nr. 252. ") B o h n e n b e r g e r 15. " ) K ü c k Lüneburg 7. ") W n t t k e 413 §642; F r i s c h b i e r Hexenxpr. 120. ·') T e t t a u o. l e m me 267; vgl. Urquell 4, 98 (Liebeszauber); J a h n Pommern 169 (gegen Ungeziefer). ") G r a b e r Kärnten 52 Nr. 62; vielleicht Schuhe aus Menschenhaut wie Urquell 3, 91. ") S c h m i t t Hetlingen 12; vgl. SAVk. 21,42 Nr. 31. 7. Der F. hat auch h e i l e n d e und e r l ö s e n d e Z a u b e r k r a f t . Eine verzauberte Jungfrau kann erlöst werden, wenn man sie auf den Kirchhof trägt und dort auf den Boden w i r f t M ) . Dreimal betend mit der Sonne um den Kirchhof gehen erlöst vom Teufel M ). Drei Nächte hintereinander auf dem Kirchhof schlafen heilt Krankheiten ··). Eine Frau, deren
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Periode unregelmäßig wird, soll vor Sonnenaufgang auf dem Kirchhof kreuzweis spazieren und dabei den Urin laufen lassen, ohne sich umzusehen, und indem sie drei Vaterunser betet w ). Ein Krätzekranker soll sein Badwasser vor Sonnenaufgang auf den F. gießen. Auf einen geschwollenen Fuß legt man einen aufgeschlitzten Frosch und wirft ihn nach Sonnenuntergang mit einem Spruch auf den F.· 8 ). Moos von der Kirchhofmauer diente zum Blutstillen ·*). Einen abgenommenen Fuß muß man aufrecht auf dem F. begraben, sonst tut er nachher immer noch weh w ). Es scheint, daß beim Heilzauber weniger an eine Hilfe der Toten 7 1 ), als an eine Übertragung der Leiden auf den Kirchhof, ein Begraben gedacht wird. Der linke Hinterfuß eines Hasen, den man nachts auf den F. schießt, bringt Glück 72) (vgl. auch Bein I, Sp. 1011). ") G r i m m Myth. 2, 806 f. ") S t r a k k e r j a n 2, 10 Nr. 265; vgl. L ü t o l f Sagen 254f. ··) F r i s c h b i e r Hexenspr. 103. S t o l l Zauberglauben i n . «) W l i s 1 o c k i Magyaren 139. M) Z i m m e r m a n n Badische Volksheilkunde 85; vgl. Urquell 3, 150;
Black
Folh-Medicine 96 (Gras v.
'·) L a m m e r t
214; vgl. F o g e l
F.).
Pennsyl-
vania 130 Nr. 596. " ) H o v o r k a - K r o n f e 1d
I, 162. " ) F o g e 1 Pennsylvania
Nr. 413.
100
8. Auf dem F. sieht man auch die k ü n f t i g e n T o t e n . Man sieht gespenstische Leichenzüge zur Nacht zum Friedhof ziehen, bevor jemand sterben wird 7*). A m Silvesterabend wandeln die Geister der im neuen Jahr noch Sterbenden auf dem F. und sehen sich ihre Begräbnisstätte an; auch der Geist des Toten sieht sich vor dem Begräbnis die Stätte an, wo die Leiche begraben werden soll 7 *). Der Nachtwächter sieht nachts die in den nächsten 14 Tagen Sterbenden auf den Plätzen des Kirchhofs knien, wo sie begraben werden sollen 75 ). Wenn man nachts auf dem Kirchhof weinen hört, gibt's ein Kindersterben 7 ·); wenn es in den Gräbern rauscht, kommt eine Seuche; sie wird zunächst die Verwandten desjenigen treffen, in dessen Grab es rauscht w ). Wenn sich der Kirchhof-
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Friedhoíerde
schlüssel bewegt, stirbt jemand 7 8 ); vom F. träumen ist todvorbedeutend w ). ") J e n s e n Nordfries. Inseln 329. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 238; Z f V k . 8, 400; vgl. L a n d s t e i n e r Niederösterr. 46; Wirt h Beiträge 2/3, 63. ™) B a a d e r NSagen 29 Nr. 4 1 ; W a i b e l u. F l a m m 2, 270. '·) S A V k . 12, 150. " ) P a n z e r Beitrag 2| 293 . " ) W u t t k e 212 § 297. " ) J o h n Erzgebirge 29. Geiger.
Friedhoferde. I. Erde von Gräbern dient als H e i l mittel gegen Krankheit: Warzen werden damit eingerieben, die Erde dazu muß stillschweigend vom offenen Grab eines Toten vom andern Geschlecht genommen werden, drei Hände voll, und man muß sie wieder ins Grab werfen man reibt im abnehmenden Mond den Kröpf damit 2) ; man legt sie auf einen kranken Zahn 3). Sie schützt gegen das Fieber 4), man muß von drei Gräbern je eine Prise nehmen, in ein Beutelchen legen und es so an einen Rockknopf hängen, daß man es auf dem Heimweg verliert 8 ). Gegen Ausschlag und Abzehrung legt man Graberde ins Badwasser und schüttet es nachher auf den Friedhof ·) ; man trägt sie auf einem gichtkranken Gliede, nachdem man sie am Feuer erhitzt und in einen Beutel gesteckt hat, und vergräbt sie nachher an einem dunklen Ort 7 ); man holt F. in der Nacht vom Freitag auf den Samstag zwischen 12 und I, bindet sie in einem Tuch um den Leib, um Schorf am Kopf zu heilen, und legt sie am nächsten Freitag wieder dahin, wo man sip genommen 8 ). Man braucht sie für geschwollene oder entzündete Glieder und andere Krankheiten, auch unter Hersagen eines Spruches '). Lungenkranken wird solche Erde aufgelegt, man holt sie in der Christnacht zwischen 12 und 1 Uhr 1 0 ); ebenso heilt man Fraisen der Kinder 1 1 ). Es kam auch vor, daß derKranke durch solche Erde durchgezogen werden mußte M ). In Kaffee geschüttet und getrunken, soll sie vor Heimweh bewahren " ) . *) S c h r a m e k Böhmerwald 282; Z f V k . 8, 200. 287; v g l . L e B r a ζ Ligende ι , 178; B l a c k Folk-Medicine 95. *) H ö h n Volksheilkunde ι , 88. ' ) D r e c h s l e r 2, 205;
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S e y f a r t h Sachsen 259. *) Urquell 3 (1892), 1 4 8 ί . ; P a n z e r Beitrag 1 , 2 6 2 ; W u t t k e 95 § 1 1 7 ; 353 § 528. 5) K n o o p Hinterpommern H 2 . ·) Urquell 4 (1893), 70; D r e c h s l e r 2, 314. ') B a r t s c h Mecklenburg 2, 110. ·) Z f V k . 7, 55. ») ebd. 8, 400; S e y f a r t h Sachsen 2 1 5 ; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 340; Mitt. A n h a l t . Gesch. 14, 23; W u t t k e 500 § 453. 10) H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 162; 2, 43; F o s s e 1 Volksmedizin 104; Ζ i η g e r 1 e Tirol 187. " ) F o s s e 1 Volksmedizin 74; Z i m m e r m a n n Volksheilkunde 5 1 . " ) Z f V k . 7, 45. " ) F o g e l Pennsylvania 151 Nr. 708.
2. F. in der Tasche getragen schützt vor H e x e r e i 1 4 ) , auch vor Behexung des Viehs l s ), indem man die Erde unter die Schwelle legt 1β) oder in den Stall streut 1 7 ) oder dem Vieh eingibt; man muß vom neuesten Grabe nehmen, dreimal mit der rechten Hand, und sie in die linke geben, in den drei höchsten Namen, und es muß am Brigittentag geschehen ω ) . Küchlein, die nicht fressen wollen, soll man mit Graberde bestreuen 19 ). Ferner hält man Läuse von sich ab, wenn man Erde von einem Friedhof, wo man noch nie gewesen, an einem 9. Tag im Monat vor Sonnenaufgang holt und an der rechten Seite bei sich trägt M ). Graberde unter die Saat gemischt oder auf den Acker geworfen, schützt vor Vogelfraß 21). An drei Ecken des Ackers gesetzt, treibt sie die Raupen zur vierten Ecke hinaus i 2 ). Irrlichter (Seelen ungetauft verstorbener Kinder), die gern auf Kirchhofsmauern sitzen, vertreibt man, indem man F. nach ihnen wirft M ). Dem ausziehenden Krieger wird ohne sein Wissen Graberde mitgegeben, dann bleibt er unversehrt M ) ; in die Tasche gesteckt oder ins Hemd eingenäht, bewahrt sie den Burschen davor, daß er bei der Rekrutierung ausgehoben wird Um beim Losen eine gute Nummer zu treffen, hält man beim Nummernziehen Graberde in der Hand, oder man legt Nummern in eine Schüssel mit Graberde, die Gewinnenden werden sich umkehren M ). Ein Mädchen wird im Traum seinen Zukünftigen sehen, wenn es von einem vergessenen Grab eine Erdscholle stiehlt und unters Kopfkissen legt *7). Ein Liebhaber, dessen Geliebte gleichgültig geworden,
Friedhofpflanzen
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muß ihr, ohne daß sie es merkt, drei Erdschollen vom frischen Grab eines ungetauften Kindes über den Kopf werfen, um sie wieder an sich zu fesseln ; und eine Witwe, die wieder heiraten will, soll Erde vom Grab ihres ersten Mannes über den, den sie sich wünscht, werfen Mit F. in der Hand kann man übermenschliche Kräfte gewinnen M ). Sie wurde auch in einer Pfanne geröstet, um einen Dieb zu zwingen, das Gestohlene wiederzubringen 31 ) (vgl. Biene 1, 1240). ") M ü l l e n h o f f Sagen 229 Nr. 314; K u h n Mark. Sagen 377; S e l i g m a n n i, 280 f.; vgl. S é b i l l o t Folk-Lore I, 210. ") W i r t h Beiträge 2—3, 58. ») Z a h l e r Simmenthai 43, vgl. 70. ") S t r a c k e r j an ι , 66. l«) A 1 ρ e η b u r g Tirol 361 f. ») Ε η -
g e l i e n u. L a h n 26g. ") K u h n u. S c h w a r t z 461 Nr. 456; ZföVk. 6, 113; W u t t k e 315 § 466. ") H a l t r i c h Siebenbürgen
305 ;
Schulenburg
Volksth. 242; ZfVk. 4, 398;
Magyaren 48;
Witzschel
Wend.
Wlislocki Thüringen
2,
98
B e z i e h u n g z u d e m T o t e n zu stehen. Will man an einen Toten nicht denken, so bewerfe man sich mit Erde von seinem Grab 3e). Stirbt ein Säugling, so legt die Mutter Erde vom Grab auf die Brüste, damit ihre Milch versiege "J. Unfruchtbare Frauen gehen bei den Slawen zum Grabe einer vor der Niederkunft Verstorbenen, rufen sie an, nehmen Graberde mit sich und tragen sie im Gürtel bei sich, damit sie ein Kind bekommen 3S). Bei den Ungarn streut man Erde von einem Grab auf den Weg bis zur Spitze eines Bergs, damit der Tote den Weg zum Himmel finde; es heißt auch, wer Erde vom Grabe eines Schatzgräbers esse, in den gehe die Kraft des Toten über 39). Manchmal gilt auch Erde von Heiligengräbern oder von einem bestimmten Friedhof als besonders wundertätig " ) .
F. erhält durch die Berührung mit der Leiche eine besondere Zauberkraft, die wie die Leiche selbst zu gutem und bösem 168. " ) H e y 1 Tirol 795 Nr. 212; SeyZauber benützt werden kann. Oft ist f a r t h Sachsen 147; W u t t k e 454 § 719. damit der Glaube verbunden, daß die ") Volksleven 12, 215; B i r l i n g e r Volksth. ι, 338; vgl. S c h ö n b a c h Berthold v. if. 25. Erde (wie der in ihr liegende verwesende a ') Κ r a u ß Relig. Brauch 136 f. a ) G r o h Leichnam) alles, was mit ihr in Berührung m a n n 213 = W u t t k e 3671553. M) K r a u ß kommt, schwinden macht. Schließlich, Relig. Brauch 136; vgl. F r a z e r 1, 150; doch in geringerm Grade, wird auch noch Bilsenkraut ι, 1307. M) R e i t e r e r Ennsmitwirken der Glaube an die infolge der talerisch 49; Brandenburgia 1916, 168; Friedhofweihe der Erde anhaftende vgl. F r a z e r 1, 147 f.; P i t r è Usi 2, 222. ") Argovia 36, 145; vgl. J a h n Pommern 164. K r a f t 4 1 ) . Alles, w a s . vom Friedhof stammt, besitzt Zauberkraft. So heißt 3. F. wird auch zu S c h a d e n z a u es in einem handschr. Rezept (Kt. Bern) b e r benützt: eine Frau sollte solche dem gegen Schwindsucht: „Nim huntz träck Mann über den Kopf streuen, dann werde desze dass du auf dem Kilchof findest." er das Jahr nicht überleben (16. Jh.) 32). ae) G r o h m a n n 189; vgl. T h u r s t o n Wirft man Erde vom Grab einer Wöchnerin jemand über den Kopf, so wird er Southern India 156; Z e l e n i n Russ. Volksh. 327. ") Urquell 4, 70 (Siebenb.). ") K r a u ß allgemein verhaßt 33). Wirft man F. zwiRelig. Brauch 136; ZfVk. 10, 138. '·) W l i s schen Brautleute, die zur Trauung gehen, l o c k i Magyaren 12 u. 89. *·) ZföVk. 10, 99; RTrp. 15, 156; G r i m m Myth. 2, 285; werden sie in Unfrieden leben oder einS é b i l l o t Folk-Lore ι, 208 f.; ZfVk. 1911, ander gram, da sie sich gegenseitig mit 125; Mélusine 3, 193; B e d a hist. eccl. III. einem Pferdekopf sehen M ). Auch Vieh c. 9; IV. c. 3. ") T h a l h o f e r Liturgik 2, kann damit bezaubert werden, daß es 499 f.; vgl. ZfVk. 5, 423; M e y e r Aberglaube 17. Geiger. keine Milch gibt oder stirbt " ) . ") MschlesVk. 25, 86; vgl. L e B r a z Friedhofpflanzen. Ältere Nachrichten Ligende 1, 178 u. 181. ") G r o h m a n n 211; lassen erkennen, daß man bei der BeW u t t k e 3675554. ") G r o h m a n n 211 = W u t t k e 368 § 556; K r a u ß Relig. pflanzung der Friedhöfe wenig Rücksicht Brauch 135. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 9. auf die Toten nahm. Das Gras gehörte 4. Selten scheint die Graberde in dem Pfarrer oder Küster, wurde auch 214 Nr. 7. ") W i t z s c h e l Thüringenz, 217 Nr. 30. ") Kiihnau Sagen 1,382 = Haupt Lausitz 1, 59 Nr. 57. **) Brandenburgia 1916,
B S c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube III.
Friedrich der Große
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etwa v o m Vieh abgeweidet *). Manchmal erscheint der Glaube, daß, was auf dem Friedhof. wachse, besonders gut gedeihe 2 ), daß das Gras heilkräftig sei; wenn man nachts 12 Uhr drei Handvoll davon holt, es kocht, und ein krankes Kind darin badet, soll das die Krankheit zur Entscheidung bringen: nach drei Tagen stirbt das K i n d oder genest s ). Meist h^t man aber eine Scheu vor Früchten, die auf dem Friedhof wachsen; wer Friedhofsäpfel ißt, muß sterben 4 ). Von charakteristischen Bäumen, die vielleicht der Abwehr dienen sollten, wird der Holunder genahnt 6 ). Als Umzäunung kommen noch Dornenhecken vor ·); früher soll bei den Wenden Chaerophyllum temulum um Kirchhöfe gepflanzt worden sein, um böse Geister abzuhalten 7 ). Vereinzelt ist der Glaube : wenn der Küster den Kirchhof mäht, kommt Regen 8 ). Über die Bepflanzung der Gräber s, Grabblumen. Kirchhof-, Friedhofblumen und ähnlich nennt man auch die ersten grauen Haare, oder große Augen der Kinder, oder blaue Flecken auf den Händen alter L e u t e · ) . *) HessBl. 24, 87; S t r a c k e r j a n 2, 10; Volkskunde 15, 23 f.; C a m i n a d a Friedhöfe 43; L a m m e τ t 110. ') K r a u Β Reitg. Brauch 136; vgl. Alemannia 15, 118; L a m m e r t 110. ') D r e c h s l e r 1,211. ') HessBl. 10,112; W i r t"h Beiträge2—3,58; HessBl. 4, 10; Globus 9T, 150; vgl. S é b i l l o t FolkLore 3, 406. ') M o n t a n u s Volksfeste 149; vgl. C a m i n a d a Friedhöfe 44; Eiben : B r a n d Pöp. Antiqu 2, 255 ff.; S é b i l l o t Folk-Lore 3, 406. ·) W i r t h Beiträge 2—3, 64; vgl. RTrp. 15, 153. ') S c h u l e n b u r g Wend. Volksthum 162. ') S t r a c k e r j a n 2, 10; C a m i n a d a Friedhöfe 43. *) DWb. 4, 1, 123:5, 819f.; F i s c h e r SchwSbWb. 2, 1736; H ö h n Tod 313; S c h m e l l e r BayWb. x, 327· Geiger.
Friedrich der Große. I. Die gewaltige Persönlichkeit des großen Preußenkönigs übte auf die Phantasie des Volkes eine immer erneute mächtige Wirkung aus. Sie lebte sich aus in zahlreichen Anekdoten mit vielem Wandergut, die bald nach seinem Tod in mancherlei Sammlungen gedruckt wurden, und bis in die Gegenwart hinein
ΙΟΟ
laufen im Volksmunde derartige Erzählungen um. „ V o n den olen Fritz weet dat Volk hunnert un mehr Geschichten to vertelln; man schad, dat se nich all' stubenrein sünd" 1 ). Naturgemäß sind es zunächst die Erblande, die Mark Brandenburg mit den angrenzenden Landesteilen, wo diese Geschichten erzählt wurden. Dazu kommt Schlesien, das den Sieger des Siebenjährigen Krieges nicht vergessen kann. Aber auch in Landesteilen, in die seine Herrschaft nicht reichte, wie z. B. Holstein, wurde sein Name durch solche bezeichnende Geschichten gefeiert, und in Westfalen hat Josef Winckler 2 ) eine Menge kleiner Schnurren gesammelt, die die Mythisierung des Geschichtshelden, bei allen märchenhaften und anekdotischen Zügen, deutlich erkennen lassen. Uns kann in diesem Zusammenhang nur das beschäftigen, was abergläubische oder mythische Motive in sich schließt. x) L . F r a h n Kumm rin — kiek rut (1927), 22. «) J. W i n c k l e r De olle Fritz. Verschollene Schwanke und Legenden voll phantastischer Abenteuerlichkeit und schnurriger Mythe, gesammelt und herausgegeben als niederdeutsches Andachtsbüchlein (1926).
2. Das Volk sah in Fr. den unumschränkten Herrscher, der alles tun konnte, was er wollte 3 ), dabei aber gnädig war und nichts nachtrug 4 ). Die große Macht über seine Feinde hat er sich dadurch verschafft, daß ihm seine Dragoner die Krone des Schlangenkönigs besorgen mußten; in ihrem Besitz blieb er immer siegreich 6 ). Nie war er in Verlegenheit, sich mit Hilfe seiner treuen Untertanen aus der Patsche zu ziehen, wenn ihn sein W a g e m u t zu tief in die Stellungen der Feinde geführt h a t t e ; Geschichte und Sage schlingen sich hier zu einem bunten, oft nicht entwirrbaren Knäuel zusammen e ). Gegen Kugeln war er gefeit 7 ) und besaß zwei Zauberbücher, die ihm stets zum Siege verhalfen 8 ) ; deswegen sind sie auch auf dem Stettiner Denkmal zu seinen Füßen angebracht·). Auch seine Diener galten als Zauberer, mochte es sich nun u m den alten Dessauer 1 0 ), um Zieten 1 1 ) oder um seinen getreuen Tromm-
Friedrich der Große
ΙΟΙ
1er „Triimmelmann" l 2 ) handeln. Ebenso reichte über die Unterirdischen seine Macht, er vertrieb die Zwerge aus Norddeutschland bis übers Schwarze Meer hinaus 13 ). Als mythische Persönlichkeit reitet er auf einem Schimmel (s. d.) 1 4 ) oder fährt in einem goldenen Wagen, der im sog. „Schleusentempel" bei Laugwitz (Kr. Brieg) versunken liegt 1 S ). Nach seinem Tode geht er um, auf kopflosem Pferd reitet er langsam aus der Gruft in der Potsdamer Garnisonskirche hervor, durch die mitternächtlichen Straßen der ehemaligen Residenz und wieder zurück 16 ). Dann dreht sich das Reiterstandbild in Sanssouci um 1T). 1863 soll er wieder, mit Augen wie glühenden Kohlen und mit dem Krückstock winkend, gesehen worden sein 1β ). Die Bittschriftenlinde vor dem Eckfenster seines Potsdamer Schlosses, wo einst die Bittsteller des Bescheides harrten, diente noch nach Fr.s Tode ihrem alten Zweck: War jemand um die Erfüllung eines Wunsches besorgt, so stellte er sich um Mitternacht unter den Baum und blickte nach dem Eckfenster; war es erleuchtet, so ging sein Wunsch in Erfüllung 19 ). In Böhmen, dem einst feindlichen Lande, tobt Fr. als wilder Jäger mit den gefallenen Preußen durch die Lüfte; sie wollen über die Grenze, in die Heimat, können aber nicht und erheben deshalb nachts in der Luft grausiges Geschrei M ) . 3) W i s s e r Plattdeutsche Märchen S. 100; J a h n Volksmärchen aus Pommern Nr. 28 u. ö.
') K u h n u. S c h w a r t z Nr. 39, 2;
Jahn
Pommern Nr. 630—632; Κ üh η a u schles. Sagen Nr. 388. 529; Κ ü h η a u
OberMittel-
schles. Sagen Nr. 494—496. 499. 504—505. 4) R e u s c h Samland Nr. 37; Κ ü g l e r Hohenzollemsagen Nr. 46. *) Κ ü h η a u Oberschles.Sagen Nr. 410; Κ ü h η a u Mittelschles.
Sagen Nr. 448—449. 482—491.
') Κ ü g l e r
Hohenzollemsagen Nr. 47. ") J a h n
Pommern
Nr. 127. ·) H a a s Pommern Nr. 142. 10) K ü g -
l e r Hohenzollemsagen Nr. 44. l l ) Τ e m m e Volkssagen S. 68. " ) L o h r e Märkische Sagen Nr. 222; Κ ü gl er Hohenzollemsagen
102
S t r a u ß Kleine Schriften, Neue Folge (x866), S. 382. Oder ist das nur ein agitatorischer Trick des patriotischen Journalisten ? ι ·) Κ ü g 1er
Hohenzollemsagen
mann
Nr. 41.
S. 79; K i i h n a u
M)
G r o h -
Sagen 2 Nr. 1130.
3. Doch nicht stets ist Fr. mächtig. Ein Gespenst kann ihn in Breslau belästigen, ohne daß er es zu bannen vermag 2 1 ). Auch der Mann aus dem Volk ist nicht selten der Klügere und versteht ihn zu überlisten 22 ), besonders wenn sich Fr. schwach fühlt oder sich mutlos zeigt 23 ). π ) Κ ü h η a u Sagen ι N r . 139. " ) Κ ü g 1er Hohenzollemsagen N r . 43; Fr ah m Kumm tin — kiek rut S. 22. M ) J a h n Volksmärchen aus Pommern Nr. 3 1 ; Wisser Plattdeutsche Märchen S. 248; L ü b b i η g Friesische Sagen S. 91.
4. Als Fr. zur mythischen Figur geworden war, wurden allerlei Motive aus anderen Wandersagen und -legenden auf ihn übertragen. So der bereits von Hans Sachs behandelte Schwank vom doppelt geprügelten Petrus 2 4 ) oder die mittelalterliche Geschichte von Neidhart mit dem Veilchen (Eulenspiegel mit der Erdbeere) 2 δ ) ; auch das Wandermotiv vom Kaiser und A b t erscheint 2β ) ; die alte Sage, daß Fürst Jatzko von Köpenick sich vor seinen Feinden vermittelst Schwimmen durch den Havelsee bei Pichelsdorf rettete, geht ebenso auf den Alten Fritz über w ) . Und wenn derjenige, der ihm den Tod seines getreuen Schimmels meldet, den Kopf verlieren soll, Fr. dann aber überlistet selbst das Wort ausspricht, so erinnert das an den nordischen Stoff von Gorm Grimme Μ ) . M) J a h n Pommern Nr. 626; Κ ü g l e r Hohenzollemsagen Nr. 52; Beiträge zur Geschichte der Neumark 8 (1925), S. 32 f. 36 f. 45—47: W i s s e r Plattdeutsche Märchen
S.
248 ff.
Nr. 456.
îe )
")
Κ üh η a u
Jahn
Oberschles. Sagen
Volksmärchen aus Pom-
mern Nr. 27. " ) L o h r e Märk. Sagen N r . 2 1 1 . " ) Κ ü h η a u Oberschles. Sagen Nr. 455.
Zu Gorm Grimme vgl. Fontanes gleichnamige Ballade.
5. W i e häufig bei sagenhaften Gestalten Nr. 56. ") K u h n u. S c h w a r t z S. XVIII, Nr. 189, 2; S c h a m b a c h u. M ü l l e r aus der Geschichte, werden F.s VeranS. 352; R a n k e Volkssagen S. 146; S i e b e r lassung Ortsnamen zugeschrieben. Mag Harzlandsagen S. 6r. " ) Κ ii h 11 a u Mitteler einen slawischen Namen mißverstanschles. Sagen Nr. 424. " ) E b d . Nr. 333. den *·) oder eine Portion Schweinebraten ") Κ ü g 1 e r Hohenzollemsagen N r . 59. " ) L o h r e Märkische Sagen Nr. 1. '») D . F r . genossen haben, wonach die Ortschaft 4*
Fríen—Fri ja
103
diesen kulinarischen Namen erhielt mag er ein Vorwerk „mit Willen" verschenkt haben (daher „Friedrichswille" 31 )) oder mag ein Ulk zugrunde liegen („Nowawes" aus „Na, wer w e e ß ? " ) 3 2 ) : immer steht die über menschliches Maß hinausgewachsene Gestalt des Königs dahinter. Auch sonst haftet sein Name an örtlichkeiten: Der Rumpelbrunnen von Wüstegiersdorf im Kreise Waldenburg verstummte, als Fr. die Österreicher aus dem Lande vertrieben hatte 33 ), und unter der „Herreneiche" im Oberwalde von Dürrhartau (Kr. Nimptsch) hat er einmal gerastet M ). Als der Kirchenbau zu Woldenberg in der Neumark nicht recht weiter kam, weil Bürgermeister und Ratsherren den ganzen T a g zechten und sich nicht um den Bau kümmerten, befahl Fr., daß der Turm ohne Spitze bleibe, aber an jeder Ecke einen Aufbau wie eine Weinflasche erhielte — wie jetzt noch zu sehen **). *·) M e i c h e Sagen Nr. 1062 (Parostensa bei Kuckau). Κ ü h Da u Mittelschics. Sagen Nr. 62. " ) Beiträge zur Heimatkunde der Neumark 8 (1925), 71 f. " ) L o h r e Mark. Sagen Nr. 242. ") K ü h s a u Mittelschles. Sagen Nr. 232. " ) Ebd. Nr. 299. " ) Beiträge zur Heimatkunde der Neumark 8 (1925), 18. Stammler.
Frien s. F r i j a , F r i g g. Friesel s. F r a i s
1.
Frija (Friggi. Von drei Hauptpunkten aus hat man afen Versuch gemacht, Vorstellungen des Volksglaubens mit der Verehrung einer altgermanischen Göttin F. (fälschlich Fricka, Frikka) 1 ), an. Frigg, zu verknüpfen, am einfachsten angedeutet mit den Worten : S p i n n s t u benfrau, Windsbraut und V e n u s . Entscheidend wirkte bei diesen Versuchen die Voraussetzung eines aus historischen wie psychologischen Gründen durchaus verfehlten Begriffes von altgermanischen Gottesvorstellungen überhaupt und vom Wesen der Göttin F. im besonderen, weshalb es unumgänglich erscheint, hier kurz diesen Grundirrtum zu berichtigen. Dieselbe einseitige Betrachtungsweise, die eine Religion statt in Gebeten nur an Götterbildern studiert
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und dabei die echten, Einfühlung fordernden Kultquellen zugunsten der überlieferten mythologischen „Fertigware" zurückstellt, mythologisiert auch die Erscheinungen des Volksglaubens und vergißt über der altertümelnden Etikettierung den Blick in die abergläubischen Herzen selbst. Ob man F. als Wolkenwasserfrau oder Himmelskönigin oder Todesdämonin einordnet, ob man sie in Himmel oder Unterwelt zu Hause sein läßt, ist weniger wichtig, als daß man statt eines mythologischen Präparates, das man gleichsam in der Phiole der Gelehrsamkeit auf volkskundliche Streifzüge mitnimmt, eine Göttin begreifen lernt, die nicht von Dichtern ersonnen, sondern von Herzen erbetet worden ist. Niemand, der sich von der Befangenheit im antiken Polytheismus loszulösen vermag, kann bei entsprechender Quellenkenntnis daran festhalten, das Walten germanischer Götter einer auf Ressortministerien verteilten Regierungsgewalt zu vergleichen und demnach auch die F. etwa als „Sonnen- oder Morgengöttin" 2), „sommerliche Tages- und Sonnengottheit" s ), als „Göttin der Liebe und Ehe und des Kindersegens" *) — „oder mehr der Schwangeren und Kreißenden" 6 ), als „vielnamige deutsche Wolkengöttin", die „ihrem Geschlecht gemäß vorzugsweise über das Leben der Kinder, Jungfrauen und Weiber w a l t e t " e ) , zu bestimmen. Die Zeugnisse für gläubige Hinwendung des Germanen an jeweils e i n e Gottheit in allen möglichen Lebenslagen sind zahlreich und eindeutig 7 ). Eigentümlich germanisch und in unmittelbarer Beziehung zu germanischem Ahnenkult und germanischer Frauengeltung stehend ist es dabei, daß ohne Unterschied männliche wie weibliche Götternamen (letztere in der Überzahl) einzeln im Mittelpunkt einer Kultgemeinschaft erscheinen, die hier nur einzelne Sippen, dort sogar eine Mehrzahl von Stämmen vereinen kann ®). Genau so wie noch der letzte große Heide im Norden, Hakon Jarl, die Göttin seines Geschlechts in allen Lebenslagen, selbst in der Entscheidungsschlacht, unter Verzicht auf den „zuständigen" Kriegsgott
ios
Frija
der Mythologie, für die geeignete Zuflucht hielt 9 ), flehten einst nach einer langobardischen Sage, die daswichtigsteZeugnisfiir die deutsche F. liefert, die Viniler vor ihrem Entscheidungskampf gegen die zu Wodan betenden Vandalen ihre Stammesgöttin um Siegeshilfe an. Und nach dem Sieg und einer Verschmelzung der beiderseitigen Kulte wurde die Göttin der Viniler als „ F . " („Frea"), d. h. Gattin oder Geliebte, dem Gott der Besiegten zur Seite gestellt, und nicht Priesterweisheit, sondern dichtende Phantasie schuf die von Paulus Diakonus überlieferte lustige Götterfabel 10 ), die J . Grimm „für eins der glänzendsten und unablehnbarsten Zeugnisse für die Einstimmung nordischer und deutscher Mythologie" u ) hielt. Sie kann uns nicht mehr zu der unhaltbaren Annahme verführen, daß ein Volk in Waffen, beherrscht vom Glauben an ein pangermanisches himmlisches Ehepaar, in seiner Schicksalsstunde sein Heil der listigen Gattin des „Kriegsgottes", von dem der Feind den Sieg erfleht, anvertraut. Nicht anders steht es mit der Gattin oder Geliebten des nordischen Odin, bald Frigg ( = Gattin, sprachlich selbständig aus gleicher Wurzel wie F. entstanden), bald Freyja ( = Herrin), bald auch mit alten Eigennamen benannt. Auch im Norden erscheinen weibliche Gottheiten ihrer ursprünglichen Stellung im Mittelpunkt einer Kultgemeinschaft beraubt, und von Dichtern mythologisiert (die Mütter Thors: Hlodyn-Hludana, Fiorgyn, Jord so gut wie die Gattinnen Odins, Freys u. a.) ; das göttliche Ehepaar, das, vom Himmel herabschauend, die Welt beherrscht, erweist sich auch hier als der Mythus des Synkretismus im sterbenden Heidentum. So ist es möglich und nicht einmal „merkwürdig" 12 ), daß die F., der Loki in Ägirs Halle Buhlschaft mit a l l e n Göttern vorwirft 13 ), und die er einmal „Fjorgyns maer", also wohl Geliebte 14 ) des mit Thor verwandten alten Gottes Fjorgynn (lit. Perkunas) nennt l s ), heute noch im nordischen Volksglauben an der Seite des Gottes Thor erscheint: Man soll noch in Norwegen sein Haus-
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wesen am Donnerstag für „Toregud och Frigga" verrichten 1 6 ) und bisweilen am Donnerstagabend in einem Greis und einem Weib am Spinnrocken Thor und Frigg erkannt haben 1 7 ) (die Beziehung auf die Götter „gelehrten Ursprungs"? 18 ). Außer der Frea der Langobardensage und der Frigg der nordischen Mythologie finden wir „ F r i i a " im Merseburger Zauberspruch als Voilas Schwester erwähnt 19 ) und dann bezeugt durch die Übersetzung des „dies Veneris" mit Freitag 8 0 ); obgleich fast einheitlich auf germanischem Sprachgebiet durchgeführt (Ausnahme Bayern) 21 ), besagt diese Ersetzung der Venus durch F. doch kaum etwas für eine „gemeingermanisch" verehrte, „der Venus amatoria gleichgestellte" „Göttin der L i e b e " 2 2 ) . Bemerkenswerterweise haben wir im Norden statt des zu erwartenden Friggjardagr das aus Deutschland entlehnte „Frijadagr" 23 ). Bezeichnend ist auch, daß Männer wie Berthold von Regensburg in „Vrîtach" nur noch das Adjektiv „frei" erkennen, nicht mehr den Götternamen 2 4 ). Demgegenüber kann eine Bevorzugung des Freitag als Hochzeitstag (s. a. Hochzeit) kaum als eine direkte Erinnerung an F. als „Göttin der Liebe und E h e " gedeutet werden 25 ), oder gar eine (für die Mark bezeugte) Scheu, den Flachs am Freitag (bes. Karfreitag )auszusäen, über die „Flachsjungfer" hinweg mit F. erklärt werden 2e ). Nach allem Gesagten muß es als aussichtslos gelten, in F. eine bestimmte, eindeutige Gottheit zu erkennen. Sie kann auch weder aus den Händen des früheren Himmelsgottes in die Wodans übergegangen >7) noch ursprünglich das vom Sturmdämon verfolgte Weib sein, das dann „mit zunehmender Kultur und Steigerung der Wodanverehrung die Braut und schließlich die Gattin des G o t t e s " M ) wurde, noch sind aus ihr „jüngere" Göttinnen wie Freyja „abgezweigt" 2e ); sie ist als „die Gattin schlechthin" ®°) ein neutraler Deckname für selbständige Kultgöttinnen, wie in ähnlicher Art Freyr = Herr im Norden ältere Kultgötter (Ullr, Njord, Ing) verbirgt. Vielleicht darf man an Nerthus
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Frija
denken, ohne jedoch mit falschem Rückschluß dieser selbständigen Göttin nun einen 3 1 ) oder gar mehrere Gatten 3i ) erfinden zu müssen. In der Wandlung von der weiblich gedachten Eigengottheit germanischer Kulte über die dem Gotte als Gattin nur beigeordnete, gleichsam entmündigte mythologische Gestalt zu der vom wilden Jäger gehetzten Waldfrau oder gefährlichen Hexe des Aberglaubens liegt eine bedeutungsvolle Parallele zur Wandlung germanischer Frauengeltung im MA. Nur der weiblich gefaßte Gottesbegriff, der hinter F. steht und in der mythologischen Gestaltung oft ins Gegenteil verkehrt erscheint, kann uns für den Volks g l a u b e n von Wichtigkeit sein; dieser Gottesbegriff aber ist von der dämonischen Spinnfrau wie von der jagenden oder gejagten Windsbraut wie schließlich auch von der Liebesgöttin Venus gleich weit entfernt. „Das göttliche Urbild der irdischen Frauen" **) mag eine solche Göttin gewesen sein, wie ein Thor das Idealbild seiner nordischen Bauernhelden war, und „eine Beziehung zur Frauenarbeit"**) und damit in erster Linie zum Spinnen und Weben ist verständlich. Allgemein wird man ihren Kult und ihr Wesen von jener Tacitusstelle aus zu verstehen suchen, die Gering zur Erklärung der Prophetengabe F.s anführt *·) : „ . . . plerasque feminarum fatídicas et augescente superstitione arbit r a n t e deas" Μ ). Aus dem Gesagten ergibt sich die Möglichkeit, die vermuteten Spuren F.s im Volksglauben richtig zu bewerten. Auf einer Wanderung durch die Uckermark i. J . 1844 entdeckten Kuhn und Schwartz (Kuhn spricht letzterem das Verdienst zu) in einem „der Fui (Pfui)", de (die) Fui(k), dann auch Frick und Fricke genannten Wesen dämonischer Art Spuren der Göttin F. Ein Mädel am Waschfaß wußte zu erzählen, daß, wenn man in den Zwölften spinnt, „de P f u i " in den Wocken komme, daß es „ein Ekel" sei; und ein Bauer auf der Landstraße erzählte den beiden eine Sage und ein Märchen, in denen die alte Fuik (Kuhn) oder Frick (Schwartz) ® ) als des
108
Teufels Großmutter, wilde Jägerin mit unheimlichen Hunden und menschenfressende Hexe auftrat M ). Diese durch weitere Umfrage bestätigte und ergänzte *°) Entdeckung wurde dankbar aufgenommen, v e r w e r t e t u n d erweitert **), dann besonders von Knoop **) kritisch und respektlos abgelehnt, vom Entdecker über fünfzig Jahre nach der Entdeckung noch einmal bis aufs Messer verteidigt **), um schließlich gleich anderen zweifelhaften Zeugnissen (Frigaholda in Madrider Handschrift **) ; nordenglischer Tanz mit Anrufung der vornehmsten Riesen Woden und Frigga) **) als „verdächtig" 47) beiseite gelegt zu werden. Mit der bequemen Lösung Knoops: „dat Fu, aber ebenso auch de Fui, de Fuik, de Frick ist weiter nichts als der leibhaftige Teufel" ist jene in ihrer Art epochemachende Entdeckung auf eine wenig befriedigende Art liquidiert worden. Wie sollte sich auch die germanische „Göttin" von Teufel und Hexe unterscheiden, wenn man sie etwa mit Wuttke**) gleichzeitig als Himmelsgöttin in Beziehung zur Sonne, als Göttin der heiteren Jahreszeit, „vielleicht ursprünglich des Mondes", als Wolkenfrau oder „regenschwangere Wolke" und doch auch als „von den Himmelsmächten befruchtete Erde", als wilde Jägerin und selbst vom wilden Jäger gejagte Windsbraut, als Hüterin des Kinderbrunnens, als Göttin der Liebe, als Führerin des Totenheeres, als Todesgöttin Hella, als Spinndämonin, die den Menschen den Bauch aufschneidet und Steine einfüllt, als kinderstehlenden Unhold mit Pferdekopf, und dann wieder als Dornröschen mit der Spindel, als Norne, Walküre und weiße Frau, als Schaffnerin Kaiser Barbarossas im Kyffhäuser, als Gefährtin des Knecht Ruprecht oder Niklas und schließlich als Urbild der blondhaarigen Marienbilder sah? Nicht einmal ein Name, geschweige irgendein Grundgedanke vereinigt diese Vorstellungen aus fast allen Gebieten des religiösen Lebens. In jeder überirdischen Weiblichkeit schlechthin erkannte man die F., die selbst nichts über dieses Allgemeinste
Frija hinaus an sich erkennen läfit und hinter sich auf jene geglaubten Göttinnen verweist, die weder mit „der wilden Heerzugführerin noch mit der dämonischen Spinnfrau" ®°)f noch sonst mit den aufgezählten Phantasiegestalten irgendeine Ähnlichkeit haben. Begründet wurden die Beziehungen des Volksglaubens zu F. außer mit falscher Mythologie auch mit falscher Etymologie. Die übliche Gleichsetzung von F. mit Holda und allen ihr verwandten Gestalten wurde hauptsächlich durch eine von Grimm H ) als „deutliche Spur der Göttin" bezeichnete Nachricht Eccards (1750) veranlaßt, in der eine Fru Freke der Holda gleichgesetzt wird 6 t ). Aber Freke (vgl. Vreke, Vrekeberg in Belg.) M ) steht „sicherlich ohne Zusammenhang mit F., weil die beiden Namen lautlich gar nichts miteinander gemein h a b e n " M ) ; wie überhaupt die Tatsache, daß anord. Frigg im Deutschen nur Frîja oder Fría heißen kann M ), keine Verwandtschaft der F. mit den Formen Frick, Fricke usw. zuläßt. Die Namen Frick, Fricke (zu frech gestellt) M ) gehen zurück auf gangbare ahd. Eigennamen wie Fricco, Friccolf usw. w ) Demnach ist auch in Ortsnamen wie Frickenhausen (nach Ortssage hieß der erste dort Ansässige Frick) M ), Frickenhofen, Frickenheim, Frickenweil, Fricktal, Frick M ) oder in dem westfälischen Frecken-Frickenhorst ®°) keine Beziehung zu F. zu suchen. Ebensowenig können natürlich Ausdrücke wie ,,sick befriggen, befrigget, friggerât, friggerigge" an „Frigga, die Göttin der Ehe" e l ) erinnern. Neben Fru Freke begegnet als Spinnstubenfrau und buhlerischer Walddämon auch Fru Free, Freen, Frie(n) e2 ), schweizerisch Vrein, Vrin, die mit Verena sprachlich zusammengestellt wird e3 ). Die Geschichte des Dogmas Holda = F. hat Waschnitius gegeben M ). In Grimms Spuren wurde die vorausgesetzte ursprüngliche Göttlichkeit der Holden und Perhten ®5) allgemein auf „die vielnamige Frigg-Freia-FrouwaHolda" zurückgeführt ··), in ihnen „adjektivische Beinamen" der F. gesehen w ),
IIO
oder umgekehrt (auf Grund der Zusammensetzung Frigaholda = Frau Holle) in Holda die ursprüngliche Gottheit gesehen, von der sich Göttinnen wie F., Freyja, Idunn abgespalten haben M ). So fand man überall „Wodans Gemahlin" wieder, „die mütterliche Erdgöttin, Fricke oder Holda oder Berchta, auch Hera und wenigstens in jüngerer Zeit Gode genannt" ·*); immer „dieselbe heidnische Gestalt in anderen Landschaften mit anderen Namen" 7 0 ), tobt sie „als rauhe Stürmerin" in den Zwölften 7 1 ), wirft als Mutter Haagsch den unachtsamen Hausfrauen eine Katze ins Haus 72 ), duldet als Flachsjungfer keine Aussaat des Flachses am Freitag 7 8 ), entführt als pferdeköpfige Stampa in Tirol die Kinder 74 ), trägt als Bertha in Bayern eine Kuhhaut 7 S ) und wird schließlich als Frau Faste in Schwaben am Dreikönigstag verbrannt, begraben oder ertränkt 7β ). Heute gilt fast allgemein, daß in diesen Gestalten „ein Nachhall germanischer Göttinnen nicht erweisbar" 77 ), eine Beziehung zur F. „sehr fraglich" 7 8 ) ist; aber auch die Annahme, daß sie „ähnlichen Vorstellungen entsprossen sein mögen, wie in heidnischer Zeit die F . " 78)I ist wohl damit hinfällig; denn eben d i e F., die Ähnlichkeit hat mit den Gestalten des Aberglaubens, ist erst nach diesen modelliert worden und nirgends als heidnische Gottheit bezeugt. Noch zu erwähnen blieben die Beziehungen F.s zu christlichen Gestalten. Man kann nicht sagen, daß etwa „Fricka, die Gemahlin Wuotans, durch die heilige Notburga ersetzt worden" "•) wäre, oder daß „zahlreiche Züge (von ihr) auf die Jungfrau Maria übergangen sind" 8 1 ). Die „Göttermutter" der nordischen Dichtung, die sich beim Göttermahl vergeblich nach einem Sohn umsieht, der ihre Ehre wahren könnte 82 ), hat der Gottesmutter Maria keine Züge geliehen. Nur in gewissen Bezeichnungen tritt bisweilen Maria für F . (oder auch Venus) ein; so heißt der Orion in Schweden noch der Rocken der Frigg, wie er auf Seeland „Marirock" heißt 88 ); die anderswo „Mariengras" (mhd. dial, „use leiven Fruen H a a r " ) M ) genannte
III
Frìkke—Fritschi
Pflanze wird im Norden nach Frigg oder Freyja genannt (in Dänemark Fruehaar oder Venusstraa) 8S ), und der Marienkäfer erfreut sich noch der Auszeichnung, als „heiliges T i e r " der Freyja, die man der F. fälschlich gleichsetzt, angesehen zu werden 8e ). 1 ) Zu diesen durch Adams von Bremen Erfindung Fricco veranlaOten Bildungen vgl. G o 11 h e r Mythol. 429 f. (Anm.). ») M ü 1 l e n h o f f in ZfdA. 30, 243. ») S c h w a r t z Studien 45. *) U. a. G o e 1 1 e Kulturgeschichte',73. ') W o l f Beiträge 1,185. e ) M e y e r Germ. Mythol. 285. ') Vgl. K u m m e r Midgards Untergang 15 ff. ·) Vgl. die Kcnisgwitwe Aud auf Island, Thüle 23, 90 und Nerthus nach T a c i t u s Germ. c. 40. ·) Die Geschichte von den Seekriegern auf Jomsburg, Thüle 19, 427; vgl. Ark. f. nord. Fil. ι , 235 ff. 10) P a u l u s D i a c o n u s De gestis Langobardorum 1, 7 und 8; vgl. G o l t h e r Mythologie 299. " ) G r i m m Mythol. 1, 254. «) G o I t h e r Mythol. 434. " ) Edda Lokasenna 30 (Thüle 2, 55). " ) M o g k u . a . ; dagegen Gering Kommentar i, 47 und 290: Fiorgyns Tochter. 1S ) Edda Lokasenna 26 (Thüle 2, 55) ; M u c h Der germanische Himmelsgott 16 vermutet in Fiorgynn einen Odinsbeinamen; dagegen G e r i n g Kommentar 1, 290. ") Go I t h e r Mythol. 433 mit Lit. zum schwed. Volksglauben. ") Ebd. 434; vgl. a. ebd. 495. u ) W a s c h n i t i u s Perht 137. " ) Vgl. E h r i s m a n n Gesch. d. dt. Lit. 1, 98. ») Ahd. frlatag, frlgatag, frlgetag, frttach ergeben die Formen Frija und Fria nebeneinander, vgl. G o 11 h e r Mythol. 429. " ) Vgl. H e l m Relig.gesch. ι, 297. M ) Mogk Rel.gesch. 1 1 5 . " ) G o l t h e r Mythologie 429; H e l m Rel.gesch. 1, 297. M ) Schönbach Berthold v. R. 13 ff. " ) W u t t k e § 7t; M ü l l e n h o f f Sagen 46. ··) M e y e r Germ. Myth. 285. «) M ü l l e n h o f f in ZfdA. 30, 243. ») Μ o g k Rel.gesch. 114. *·) G o l t h e r Mythologie 434. " ) M o g k Germ. Rel.gesch. 1 1 4 . " ) U. a. C l e m e n Religgesch. Europas 1, 357; L a u f f e r Niederd. Volhskd. 12. " ) J O s t e s Sonnenwende 218; vgl. dagegen K u m m e r Midgards Untergang 244. **) G o l t h e r Mythologie 428. M ) Ebd. 434 u. 495. ") G e r i n g Kommentar 1, 292. " ) T a c i t u s Hist. 4 , 6 1 , 1 0 . ") K u h n u. S c h w a r t z 16. " ) Über diesen auffallenden Unterschied vgl. S c h w a r t z in ZfVk. 9, 127. »») K u h n u. S c h w a r t z 66 und 3 1 9 f t . ; H a u p t s Zs-5, 373- *·) ZfVk. 9, 309f. " ) U . a . H e r t z Elsaß 43; W e i n h o l d Frauen* 1, 47; P a n z e r Beitrag 2, 527 f. **) J a h n Pommern Nr. 39 findet die Formen Fie, Fuik, F u ; K n o o p Veckenstedts Zs. 2, 453 wirft ihm „Unkenntnis der plattdeutschen Volkssprache" vor. " ) Veckenstedts Zs. 2, 449 ff. " ) ZfVk. 9, 123 ff. " ) G r i m m Kl. Sehr. 5, 416 ff.; vgl. K a u f f m a n n in PBB. 18, 150 Anm.
112
" ) G r i m m Myth. 1, 252. " ) G o l t h e r Mythologie 429 Anm. *·) Veckenstedts Zs. 2, 459: Fui aus Pfui = Teufel, Fuik als Diminutivform und Frick aus Firk erklärt nach D ä h n e r t s plattdeutschem Wörterbuch „de olle Firk gehöret unter die Namen des Teufels." ") W u t t k e 24 ff. '») Β e c h s t e i n Thüringens, 248. 51 ) Grimm Myth. 1, 252. ·*) E c c a r d De origine Germ. S. 398: „celebratur in plebe saxonica frû Freke, cui eadem munia tribuuntur, quae superiores Saxones Holdae suae adscribunt"; vgl. ZfVk. 9, 125. «») Veckenstedts Zs. 2, 457ff. " ) G o l t h e r Mythologie 494. u ) Ebd. 430 Anm., vgl. a. W a s c h n i t i u s Perht 1 3 1 . " ) G o l t h e r Mythologie 429 Anm. ") Veckenstedts Zs. 2, 457 f· **) M e i e r Schwaben 1, 22. ") Ebd. 1, 2 1 ; vgl. Quitzmann Baiwaren 125. M e y e r Germ. Myth. 284. ·») H e S e rn a η η Ravensberg ι ο ί . ·*) „Nachhall von Freía" vermutet B e c h s t e i n Thüringen 2, 248; vgl. G o l t h e r Mythologie 249 Anm.; Waschnitius Perht 1 1 7 ; L a i s t n e r Sphinx 2, 192. u ) R o c h h o l z Gaugöttinnen M 120 ff. ) Waschnitius Perht 10 ff. " ) Vgl. K a u f f m a n n in PBB. 18, 1 4 5 f f . M ) S a u p e Indiculus 24; W a s c h n i t i u s Pèrht 10 ff. ·») Vgl. M e y e r Germ. Myth. 272 ff. «) M a n n h a r d t Götter 306 ff. ») R i e t s c h e i Weihnachten 101. ,0 ) W e i η h o l d Frauen ' 1, 48. " ) M e y e r Mythol. d. Germ. 426; vgl. M o g k Rel.gesch. 1 1 5 . n ) M a a c k Lübeck 69. . " ) M e y e r Germ. Myth. 285. " ) W u t t k e § 53: „nur eine Gestalt der Frigg"; für die Stampa vgl. Zingerle ZfdMyth. 4, 37. " ) W u t t k e 24: „ d a die Wolken gern mit Kühen verglichen werden." '·) M e y e r Myth. d. Germ. 433; vgl. D e r s . Germ. Myth. 273. " ) G o l t h e r Mythologie 489ft. n ) M o g k Rel.gesch. 1 1 5 . '·) Ebd. »·) W o l f Beiträge 1, 183. " ) W u t t k e 27; H e r t z Elsaß 43. •*) Edda Lokasenna 27 (Thüle 2, 55). ·*) G r i m m Myth. 1, 252; M ü l l e n h o f f Sagen 46; G o l t h e r Myth. 434. ·*) G ü n t e r t Kalypso 97. '*) G r i m m Myth, ι , 25z; G o l t h e r Mythologie 434. " ) Vgl. M ü l l e n h o f f Sagen 44; M a η η h a r d t Germ. Mythen 243; H e s e m a n n Ravensberg ι ο ί . Kummer. Frìkke s. F r i j a ,
Frigg.
Fritschi. Ein Luzerner Bürger namens Fridlin = luz. F., der gegen Ende des 15. Jhs. starb, stiftete einen Fastnachtsumzug, der sich bis auf die Gegenwart gehalten hat. Er wird am letzten Donnerstag der Fastenzeit („schmutziger Donnerstag") vorgenommen; an der Spitze wird der F.kopf, ein kostbarer, mit Wein gefüllter Pokal getragen, aus dem jeder Begegnende trinken darf; es folgt die Maske des F. zu Roß, als Greis dargestellt,
Frô
"3 mit seiner Frau; städtische Fürsorge hat dem Umzug im übrigen einen nationalen Anstrich gegeben. — Abergläubisches ist nicht zu bemerken ; der Umzug stellt eine nachmythische formelhafte Abwandlung anderer, älterer Fastnachtsaufzüge dar. A n dieser Erkenntnis kann auch Diebold Schillings Zeugnis, der den F. als strowinen man beschreibt, nichts ändern. Vgl. C y s a t 81 ff.; R e i n s b e r g Jahr 40; R o c h h o l z Teil 9; L ü t o l f Sagen
426f.; H e r z o g Volksfeste 156if.; H o f f m a n η - Κ r a y e r 127; Vernaleken
Alpensagen 358 f.
Mackensen.
F r ô . Als Parallelbildung zum nord. Freyr (s. d.) schlossen J. G r i m m 1 ) und zahlreiche Forscher nach ihm aus got. frauja (für griech. kyrios) und ahd. frô = Herr 2) mit Hinweis auf got. frawa ahd. frô = froh, heiter, s a n f t 3 ) auf einen Gott F. auf deutschem Gebiet. Spuren dieser Gottheit, deren K u l t Grimm ( „ m i t zweifelhaftem Recht") *) im „ V r o " des Straßburger Blutsegens s ) bestätigt sah ·), glaubte die Volkskunde, ganz im Banne der seit Klopstock und den „ B a r d e n " herrschenden irrigen Auffassung v o m germanischen „ G ö t t e r h i m m e l " 7 ) , mit Hilfe des nord. Freyr und seiner Attribute und Mythen überall hinter Volksbrauch und Aberglauben vermuten zu sollen. So entstand Gott F. als Neuschöpfung des 19. Jhs., und wurde (vor allem von J. W . Wolfs phantasievoller Gelehrsamkeit) als „Frühlings- und Sommergott" ®), als „Sonnenherr" *) mit Beziehung zum Johannisfeuer ( „ F r o f e u e r " ) 1 0 ) , als „ F r i e densgott" u ) , als Gott der Jagd, des Landbaus, der F r u c h t b a r k e i t 1 2 ) , der Liebe und E h e 1 S ) , der Zeugung M ) und des Kindersegens 1S ), als „ b l o ß phallische den Frauen Fruchtbarkeit verleihende Gotth e i t " w ) für „den Norden, den äußersten Westen und einen Teil des Südens von Deutschland" 17 ) vorausgesetzt. An der Spitze der wilden Jagd soll er Wodan M ), als Fruchtbarkeitsgott (Hammer = Phallus) l e ) Donar v e r t r e t e n Μ ) , die Leonhardskirchen und die ihnen zugehörigen katholischen Bräuche wurden auf alten Froskult z u r ü c k g e f ü h r t î l ) , wobei die ungefügen Leonhardsklötze und -nägel
114
als „kolossale Phallusbilder" die wenig stichhaltigen Beweismittel lieferten 2 2 ). Auch in einem Einhardsbrunnen (Kinderbrunnen) bei A l t o n a hat Hocker, der in der Edda „die nordische B i b e l " sah, Erinnerung an F., der ein „ G o t t der E h e n " war, gesehen 23), und die Namen „ N i k o l a u s e " , „ K l a u s m ä n n e r " für „deutsche Festbrote, gebacken in der Gestalt der in den Cannstatter Grabhügeln aufgefundenen F.bildchen" M ) sollten den heiligen Nikolaus an F.s Stelle erweisen 2S). Die Attribute des nord. Freyr 2e) verhalfen zu vielfachen Beziehungen: Freys Eber ermöglichte es, Gebäck in Schweinsform beim Erntefest " ) oder Schweinsbraten als Weihnachtsgericht als „Überreste des F . k u l t e s " und die nd. Redensart „ d e willen Swine lâpet druppe" (über die reifenden Kornfelder) als „einen Nachklang an F.s heiligen Eber, der die Felder befruchtete" e ) , zu deuten. Ohne triftigen Grund wurde der Hirsch als „ d e m F . heilig" eingeführt "J (bei völlig abwegigen Begriffen von germanischer Heilighaltung und germanischer Gottesverehrung) ; demzufolge wurden Sagen, in denen ein Hirsch eine wunderbare Rolle spielt, auf den Gott F. g e d e u t e t s l ) und schließlich vermutet, daß „ d e r Ausdruck Hörner tragen für einen Mann, dessen Frau die eheliche Treue bricht", auf F . zurückweise **). Freys Flugschiff Skidbladnir stellt, wie man gemeint hat, „eine sichere Beziehung" zwischen Freyr-F. und dem Wundermann im Märchen her, der einem Knaben ein Schiff verspricht, das überallhin, wohin man nur zu gelangen wünscht, von selbst zu fahren weiß " J . Sogar der Fastnachtsschimmel soll zu F. in Beziehung stehen, weil ihm einst „ i m heiligen Haine weiße Rosse gefüttert (?) w u r d e n " 3 4 ) . Auch das Steinbild (röm. Ursprungs?) *·) „ i m Götzenhain zu Emenzheim" **), jenes „Manneke P i s " genannte Bild zu Antwerpen * ) , andere „ F . b i l d e r " wie das an der Belsener Kirche in S c h w a b e n M ) (umgeben von Stierköpfen) und jenes, das einen Mann mit der Hand am Phallus darstellt 8 *), sind — sicherlich zu Unrecht — als Überbleibsel alter F.verehrung gedeutet wor-
Fronfasten
115
den. Ebenso sind die zum Erweis solcher Verehrung aufgeführten Personen- und Ortsnamen 40 ) wie Froimar, Fronberg 4 1 ) (Oberpfalz) oder gar Ebersdorf auf andere Weise zu erklären. In ahd. Zeit hielt sich der Titel frô = Herr, der sonst durch truhtîn und das neuere hêrro verdrängt wurde, in der Anredeform (frô mîn) als Benennung des christlichen göttlichen oder weltlichen Herrn 4S ). Daö solche Bezeichnungen der Gottheit mit dem Appellativum Herr, wohl unter fremdem Einfluß aufgekommen 4S), in nordischem K u l t und Mythus (vgl. Freyr-Baldr) zu selbständigen· Götternamen und Gestalten entwickelt worden sind, genügt nicht, um den deutschen Gott F. wahrscheinlich zu machen. >) G r i m m Myth, ι, 173 f. >) G o l t h e r Mythologie 218*. ') G r i m m
Myth. 1, 174;
ZfdA. 37, 272. 4) M e y e r Rel.gesck. 200. ») MSD. 4, 6. «) G r i m m Kl. Schriften 2, 48.
') Vgl. S t r i c h
Die Mythol. ». d. dt. Dichtung
1,6off. ·) W o l f Beiträge 1, 114. 127. ·) Ebd. 127. 120. 112. ") K u h n Herabkunft des Feuers 47. 101. ") Q u i t z m a n n Baiwaren 80. " ) W o l f
Beiträge 1, 113. " ) Ebd.
126. ") S i m i o c k Mythologie 329. ") M a n n h a r d t Götter 233ft. «) W o l f Beiträge 113. 17) Ebd. 127. ") L i e b r e c h t Gervasius 178. ») ZfdMyth. 3, 86 ff. ») W o l f Beiträge 1, 113; vgl. ZfdMyth. 3, 209. n ) Α η d r e e Votive 42 f. n ) Q u i t z m a n n
116
Quatertamper, Temper entstellt) treten viermal im Jahre ein und zwar — endgültig seit Gregor V I I . — am Mittwoch, Freitag und Samstag der ersten Fastenwoche, der Pfingstwoche, der dritten Woche des September und der dritten Adventswoche 1 ). Sie verlangen Enthaltung von Fleischspeisen. Sie gehen auf römisch-heidnische Übungen zurück, und noch Papst Leo d. Gr. setzte sie mit dem Ackerbau und der Ernte in unmittelbare Beziehung. Später nahmen die Quatember rein den Charakter von Büß- und Bettagen an *). Auch die der Protestanten sind aus ihnen hervorgegangen s ). Nach Gallien und den christlichen Teilen Deutschlands kamen die Quatemberfasten unter den Karolingern 4 ). Sie heißen in Deutschland auch V r ö n e f a s t e n , d. h. Herrenfasten, weil sie in die Zeit fielen, wo die Herrenzinsen bezahlt wurden. Auch am Donnerstag im Quatember ist es geraten, kein Fleisch zu genießen, um Seuche und Fieber abzuhalten 6 ). Wer in der Quatemberwoche nicht fastet, dem fallen nach der Meinung der Kärntner und Steirer Slowenen die Haare selbst im Grabe nicht vom Schädel ·).
l) K e l l n e r Heortologie 142; vgl. 144; F r a n z Benediktionen 1, 368 f.; P f a n n e n 224. ") W o l f Beiträge 1, 113; R o c h - s c h m i d Erntefeste 119. 424 ff. ; H o o p s h o l z Gaugöttinnen 85. ") L i e b r e c h t Reallex. 3, 432 f.; vgl. ARw. 21, 19. ') K e l l Zur Volksk. 437. »·) G o l t h e r Mythologie n e r 141 f. 143. ') Ebd. 145. 4) Ebd. 143. 144. 218 ff. ") Q u i t z m a n n Baiwaren 86. ') G r i m m Myth. 3, 417 (26: 14./15. Jh.); ») Ebd. 85. ») L a u f f e r Niederdeutsche ZfVk. Ii, 274 (15. Jh.). ·) ZföVk. 4, 148. Volksk. 75. M ) W o l f Beiträge 1, 105; 2, 421; 2. An den F. soll k e i n O b s t a b Panzer Beitrag 2, 465. ») H o c k e r genommen und n i c h t gesät Volksgl. s. v. Frô. ") W o l f Beiträge 1, 106. u ) M ü l l e n h o f f Sagen 44, 453 f. werden 7 ). Das Gesäte fällt leicht zu **) Q u i t z m a n n Batwaren 87. ") S i m - Boden, das Korn wird zerzaust, doch reift r o c k Mythologie 329. ··) W o l f Beiträge 1, es rasch 8). Es heißt aber auch wieder, daß 113. Ebd. 107. ·») Ebd. Tafel 1; R o c h Weizen und Winterroggen in der Quatemh o l z Sagenz, 19; Β i r l i n g e r Volksth. ι, 504; vgl. a. J u n g Germ. Götter und Helden berwoche gesät werden sollen 9 ). In in christl. Zeit. ») W o l f Beiträge 1, 109; Eberstallzell (Oberösterreich) nimmt der dagegen Quitzmann Baiwaren 81. Bauer von der ersten Fuhre K o r n , die 4β) Q u i t z m a n n 41 Baiwaren 83. ) Β irl i n g e r Volksth. 1, 504. «) G r i m m Myth. er in der Quatemberwoche einbringt, drei ι, 173; G o l t h e r Mythologie 218·. Vgl. Ähren und legt sie der Reihe nach in die ebd. 438 Hinweis auf ags. u. ahd. Namen Erde ein. Welche am schönsten aufgeht, Fréawine, Frôwin. " ) Vgl. N e c k e l Balder bestimmt, was für eine Saatzeit die 135 fKummer. günstigste sei, die Egidi-, die KreuzFronfasten. erhöhungs- oder die Quatemberwoche 10). In der Quatembermondzeit gefälltes ι . Die F r o n - oder Q u a t e m b e r H o l z wird nicht von Wurmstichen befasten (quatuor tempora, auch in
Baiwaren
94.
") H o c k e r
Volksglaube
II 7 fallen, weil dann der Saitstrom steht u ).
Fronfasten
still
') M e y e r Baden 385; R e i s e r Allgäu 2, 430 ; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 285 ; SAVk. 12, 153. •) H o f f m a n n - K r a y e r 167. ·) J o h n Westböhmen 185; P o l l i n g e r Landshut229. 10) B a u m g a r t e n Jahr 30. u ) D. Ravensberger (Heimatkai.) (1927), 50.
3. Trockenheit an den F.tagen hat Trockenheit während des ganzen Jahres im Gefolge Regnets, so bedeutet das ein nasses Vierteljahr u ) . Wie das Wetter Dienstags nach Fronsonntag ist, so bleibt es das ganze Vierteljahr M ), wie es am Mittwoch ist, bleibt es die ganzen F. 1 6 ). Am Zürchersee pflegte sich einer an Weihnachts-F. nachts auf einen Hügel zu legen und von da aus das Wetter des künftigen Jahres zu erkunden M ). Wie am Quatember der Wind weht, so bleibt er das ganze Vierteljahr. Kommt er aus Osten oder Norden, so ist die gewöhnliche Witterung kalt und trocken, kommt er aus Süden oder Westçn, so ist sie warm und feucht 17 ). Treffen die Quatember auf die letzten Tage des Monats, so wird das Getreide teuer, fallén sie auf die ersten, so bleibt es billig 18 ).
Il8
S t o 11 Zauberglauben 162; Z i n g e r l e Tirol 3 (4). ») SAVk. 2, 282. »») M a n ζ Sargans 101.121. " ) S c h m i t z £t/«/2,142. ») V e Γη a l e k e n Alpensagen 349; K o h l r u s c h Sagen 242; vgl. 312; S c h m i t z Eifel 2, 142. M) V e r n a l e k e n Alpensagen 178. 348f.; L ü t o l f Sagen 237; SAVk. 21, 40; B r o d m a n n Eltingen 52; H o f f m a n n - K r a y e r 25 (sie sterben auch früh).; K i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 9; S c h ö n w e r t h Oberpfalz ι , 328 (2). »·) SAVk. 20, 432; N i d e r b e r g e r Unterwaiden ι, 26. 90. " ) R o c h h o l z Kinderlied 279. n ) R e i s e r Allgäu 2, 230. e ) L ü t o l f Sagen 333.
5. In den F. sind die G e i s t e r am unruhigsten und gefährlichsten **). Hexen ergeben sich da dem Teufel *), fahren zum Tanz M ), laufen als Hasen herum **) und zerreißen den, der nach dem Gebetläuten vor die Tür geht **). Nach hessischen Hexenakten fuhr einer jährlich viermal, an allen F., in den Venusberg zu Frau Holda M ). Geiler v. Kaisersberg schildert das wilde Heer in den F. und besonders in denen vor Weihnachten, „das ist die heiligest Zeit" *·). In Muri zieht das Gutis-Ee herum **). In Bayern und Tirol hieß die wilde Jagd geradezu die Temper " ) . Die Sträggele treibt ihren S p u k " ) . Den Stier, der die versunkene ") M a n x Sargans 123. ") W i t ζ s c h e 1 Glocke von St. Wendel gefahren hat, hört Thüringen 2, 157 (15). " ) W r e d e Eifeler Volhsk. 97. »«) C y s a t 28. »·) SchwVk. 3, 86. man alle Jahre um Winter-F. aus dem ") Mitteil.Anhalt.Gesch. 14, 20; ZfVk. 9, 235; Abgrund brummen " ) . Ein gespenstischer B a r t s c h Mecklenburg 2, 215. u ) D r e c h s - Reiter sprengt durch Landshut Ein l e r 2,197; ZfVk. ι, 190; B a r t s c h 2,215; E b e r h a r d t Landwirtschaft 9. Umgekehrt : glühender Wagen braust durch das W i t z s c h e l Thür. 2,157 (14.). Vgl. Cnrtze Siebengebirge, eine Schlüsseljungfrau Waldech 397 (133). lenkt ihn a ) . Auch im Oselberg kommt 4 4. Kinder, die i n d e n F. g e b o r e n eine Sehlüsseljungfrau zum Vorschein *). Ein meineidiger Feuermann im Kt. Wallis sind, können zukünftige Dinge vorauszeigt sich besonders an den Seelentagen sehen u ) . Vor allem die am Mittwoch " ) und zur Quatemberzeit **). Auf dem oder an den Weihnachts-F. geborenen auch die F r o n s o n n t a g s k i n - Blankenheimer Schloß hört man oft die d e r **). Sie erblicken nachts die Kirch- Heinzelmännchen in der Nacht tanzen **). Bei Musau wandelt das „Knappenlochgänge derjenigen, die in der nächsten 48 4 Zeit sterben sollen **), und sind über- weible" ),inMünchen „zwölf Apostel" ·). 47 ). In Hall spukt der Quatemberhund u haupt geistersichtig ) , können auch Das Untier bei der Kaistnerbrücke hockt Schätze sehen **). Wenn man aber ein solches F.kind sogleich in Windeln wik- in Quatembernächten auf *·), unterirdische Schätze leuchten **), versunkene kelt und unter die Stubenbank legt, Glocken läuten M ). Die Seelen kehren zu wird alles verhütet *). Man zieht es aber Quatemberzeiten zur Erde zurück u ) und auch gar nicht auf t r j. Auch Kälber, an F. erscheinen als Kröten S1 ). In der Schweiz geboren, sind gespenstersehend, tun überhat der Volksglaube aus den F. eine per haupt nicht gut und werden getötet *). sönliche F r a u F a s t e n (s. d.) geschaf. ") V e r n a l e k e n Alpensagen 348 f.;
Fronleichnam
119
fen M ). Auch in größeren Scharen ziehen die F.weiber herum M ). *·) V e r η a l e k e η Alpensagen 349; R o c h -
120
flicht), so gehen einem die Haare aus K t . Zürich) ·»). n)
") SAVk. 21,
Schönwerth
40.
") ZföVk. 4,
148.
Oberpfalz 1, 334. ") Ale-
h o l z Sagen 2, XXXVI ί.; Ζ i η g e r 1 e Tirol mannia 24, 154. M) M e y e r Baden 513. 54 (460); S i m r o c k Mythologie* 489; ·») Ebd. «) E b e r h a r d t Landwirtschaft Lütolf Sagen 159. ">) SAVk. 3, 29. 14. ") Ebd. ι. ··) W i t z s c h e l Thüringen ") H o f f m a n n - K r a y e r 167. «) SAVk. 2. 157· **) M e y e r Baden 513; B o e d e r 21, 191. *3) Z i n g e r l e Tirol 63 (540). Ehsten 7 1 . " ) R o c h h o l z Sagen 2, 262. ") ZfdMyth. ι, 275; M a n n h a r d t Germ. ··) B a a d e r NSagen 44 (62) ; H o f f m a n n Myth. 468. " ) G r i m m Myth. 2, 766 Α . 3· K r a y e r 101; L ü t o l f Sagenyj. " ) H o f f *·) R o c h h o l z Naturmyth. 101. *>) M e y e r m a n n - K r a y e r 167. ") ZfVk. 5, 408 Germ. Myth. 235. " ) V e r n a l e k e n Alpen(Steiermark). ") H o f f m a n n - K r a y e r sagen 117; SAVk. 2, 225. '·) B i r l i n g e r 167. 40 Volksth.
ι , 143 f.
) Pollinger
Landshut
121. ") S c h e l l Bergische Sag. 497 f. **) S c h ö p p n e r Sagen 1, 371 f. ") R a n k e Sagen 47. " ) S c h m i t z
Eifel 2, 19. " ) R e i -
s e r Allgäu 1,118. **) S c h ö p p n e r Sagen I, 472. ") A l p e n b u r g Alpensagen 107. *·) R o c h h o l z Sagen 2, 71. ") ZföVk. 4, 148. ") ZfVk. 7, 118. ") L i p p e r t Christentum
415. 502 f.
591.
**)
Meyer
Germ. Myth. 74; Z f d M y t h . 1, 8. «') G o 1 1 h e r Myth. 493; Lai st ner Sphinx 2, 393;
V e r n a l e k e n Alpensagen 348; SchwVk. 1, 92 f.; W a s c h n j t i u s Perht 73 f. Auch einen Quatembermann gibt es: Ebd. 28. M) B a a d e r Ν Sagen 15 (20); H e r t z
Elsaß 54; v g l . 45 f. 200.; S i m r o c k
225.
Mythol.*
6. Die F. verlangen daher Vors i c h t . Man soll nicht über 9 Uhr kilten, sonst kommt die F. (Frau Faste) und hat Macht über solche Menschen, kann sie auch verwandeln; sie setzt sich am liebsten auf den Ofen BS). Wer in dieser Zeit zu seinem Dirndl schleicht, der kann sich durch den Schreck vor allerlei Spukgestalten, die ihm da begegnen, die Epilepsie holen (Slowenen) M ). Man darf keine Milch über die Gasse geben M ), nichts fortleihen M ), von Unbekannten Gereichtes nicht essen w ), nachts nichtausgehen 60 ), den Stall nicht öffnen, damit die Hexen nicht eindringen el ), nicht Dung fahren e2), nicht ins Holz fahren, nicht mähen und nicht die Wohnung wechseln ·*), nicht waschen und bleichen ·*) (sonst hilft Frau Fasten mit waschen) M ), nicht spinnen, sonst kommt die F.frau ββ). Aller Werg muß aufgesponnen sein **). Die Käsemaden werden mit dem Quatembergarn erzeugt. Dieses muß von einem unschuldigen Kinde an einem Freitag in der Quatemberwoche gesponnen werden " ) . Wenn man an F. „zöpfelt" (Zöpfe
7. Noch kräftiger als die F. im September ist der Montag davor. An ihm soll man vor Sonnenaufgang einen Segen gegen Feuer, Diebe und Räuber sprechen 70). 70) G r i m m Myth. 3, 499 (22). Sartori. Fronleichnam. I. Das F.sfest (Festum corporis Christi) wird am Donnerstag nach Trinitatis begangen. An ihm wird der in der geweihten Hostie gegenwärtige Leib des Herrn gefeiert und in Prozession herumgetragen. Die Feier (Messe und Offizium) ist für die ganze Christenheit von Papst Urban IV. im Jahre 1264 angeordnet und durch das Konzil von Vienne im Jahre 1311 erneuert worden. Die Prozession ist erst später in den verschiedenen Ländern zu verschiedener Zeit hinzugekommen. Im 14. Jh. kamen die vier Stationen auf, an denen die Anfänge der vier Evangelien gelesen werden *). In Deutschland ist die F.prozession sofort nach ihrer Einführung zur Flur- und Wetterprozession geworden 2). Sie bewegt sich durch die Felder, wo nach den vier Himmelsrichtungen vier Altäre erbaut sind. Maibäume werden aufgepflanzt 3) und umritten 4 ). In Reval nahm der Maigraf an der Prozession teil s ). In vielen Gegenden der Steiermark hat am F.stage jedes Mädchen die Pflicht, mit einem naturgrünen Kranze auf dem Haupte zur Kirche zu gehen und so vor der ganzen Gemeinde ein erneutes Zeugnis seiner Jungfräulichkeit abzulegen ·). — Für alles, was nicht mit der kirchlichen Feier unmittelbar zusammenhängt, hat das Volk in Süddeutschland die Bezeichnung Antlaß,
121
Fronleichnam
auch der Tag selbst heißt Antlaßtag, die acht Tage dauernde Festzeit die Antlaß oder im Antlaß 7 ). J ) K e l l n e r Heortologie 91 ff.; A l b e r s D. Jahr 234 ff. l ) F r a n z Benediktionen 2, 72 ff. 106 f. ; vgl. R o c h h o l z Naturmythen 273; S a r t o r i Sitte 3 , 2 1 9 . ») S a r t o r i 3, 220. *) K n u c h e l Umwandlung 92. ') M a n n h a r d t 1 , 3 7 1 . 3 8 1 . «) R o s e g g e r Steiermark 252. ') L e o p r e c h t i n g Lechrain 187; H ö r m a n n Volksleben 107. In der Schweiz „AblaBtag": N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 398.
2. F. ist ein wahrer K i n d e r f e s t t a g . Säuglinge und kleine Kinder, die dazu mitgenommen werden, gedeihen gut 8 ). Wenn man mit ihnen alle vier Segensstätten besucht, sind sie vor einem unnatürlichen Tode sicher, auch sagt man, solche Kinder ertränkten sich nicht e ). In badischen Orten stellt man das Kind nach dem Umgang auf die Stelle eines Altärchens, wo beim Segen das Allerheiligste gestanden hat, damit es gehen lerne; es ist, als ob die kirchliche Wandlung oder die Prozession das Kind zum Gehen mit sich fortreißen solle M ). In Endingen am Kaiserstuhl bringt man auf die Altäre Wein und Äpfel, die nach der Prozession an die Kinder verschenkt werden, damit sie gesund bleiben u ) . Bei den Tschechen läßt man Rosen und andre Pflanzen in der Kirche weihen und legt sie dann den Kindern in ihr Bettchen 1 2 ). ') J o h n Westböhmen 83. 109. ·) Β a u m g a r t e n Jahr 26. 10 ) M e y e r Baden 5 1 . " ) Ebd. 506. " ) Τ e t ζ η e r Slawen 259.
3. Das L a u b , die K r ä n z e und B l u m e n , die àn den Altären angebracht und dort geweiht sind, sowie die geweihten Birken und Tannenreiser, die sonst bei dem Feste zur Verwendung gekommen sind, bewahrt man auf und benutzt sie zu allerlei magischen Zwecken 1 ®). Man hängt sie über Türen und Bildern auf, um böse Geister fernzuhalten M ) und legt sie, zu Kränzlein geflochten, gegen Druden unter den Strohsack 1 ®). Auch ein geweihter, getrockneter, zu Pulver zerriebener und dann in ein Feuer aus neunerlei Holz gestreuter Kranz aus fünferlei Blumen hilft gegen Behexung 1 ·). Die zerrissenen Kränze werden auch über
122
die Felder geworfen, damit diesen kein „Durchschnitt" oder sonst eine Bosheit widerfahre 17 ). Die geweihten Zweige steckt man auf die Felder ω ) und auf die Kohlbeete gegen Ungeziefer M ). Die Blumensträuße legt man bei drohendem Unwetter in die Glut, damit der Rauch etwaiges Unglück abwende (Unterkrain) 20). Kränze und Maien hängt man vor das Kammerfenster, hinter die Kruzifixe und Heiligenbilder oder aufs Dach gegen den Blitzschlag 2 1 ). Auch bei Viehkrankheiten verbrennt man Zweige von den Altären und leitet den Rauch unter den Leib des Tieres 22). Das vor der Prozession gestreute Gras kommt teils über die Stalltür, teils ins Viehfutter M ). Das Stallvieh erhält einige Blätter vom F.skranzel M ). Der Hütbub benutzt beim ersten Austrieb einen Geißelstecken von ein F.sbirke M ). In Beuthen werden am letzten Tage in der F.soktave Kränze und Sträuße aus neunerlei Kräutern geweiht und in der Vieh- und Feldwirtschaft zu allerlei Schutz- und Heilzwecken verwendet; auch Reisig gegen Gewitter 2 ·). Auch bei den Kaschuben werden am Schlüsse der F.soktave Kränzchen von Mauerpfeffer und Feldthymian geweiht 27 ). Mit F.sreisern, Altarkränzen und Wachsresten räuchert man gegen Zahnschmerzen M ). In Neuburgweier stellte man einen mit verschiedenen Kräutern gefüllten Korb an jeden Altar. Hatte der Geistliche diesen verlassen, so drängte alles zum Korb, um sich aus den Kräutern ein Sträußchen zu machen, das bei der Ernte in die erste Garbe gebunden w u r d e a ) . Auch die von den „Engeln" gestreuten Blumen sucht man zu bekommen In Oberösterreich werden die F.kränze, die man an der Sonne gedörrt hat, am Johannistage zerrieben und ins Feuer geworfen oder auch damit geräuchert 3 1 ). " ) S a r t o r i Sitte 3, 220. ») K n o o p Posen 332 (103). " ) P o l l i n g e r Landshut 215. " ) G r o h m a n n 201 (1412). " ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 188. *•) J o h n Westböhmen 83; K n o o p 331 (102). " ) K n o o p 331 (101). *·) ZföVk. 4, 150. Man ist auch der Meinung, durch die am F.tage üblichen Böllerschüsse müsse sich das Gewölk zerteilen:
Frosch
123 Reiser
Allgäu 2, 357. ") L e o p r e c h -
t i η g Lechrain 188.; P o l l i n g e r
Landshut
125; B i r l i n g e r Volksth. 1,195; Z i o g e r l e Tirol 166 (1380); J o h n Westb. 83; S e p p
Religion 194. " ) J o h n
Westb. 83. " ) Ebd.
208. ") S c h r a m e k Böhmerwald 241. ") J o h n Westb. 211. ") D r e c h s l e r i, !33· ") S e e f r i e d - G u l g o w s k i 176. D r e c h s l e r 2, 300. *·) M e y e r Baden 506. w ) B a u m g a r t e n Jahr 26. ") Ebd. 28. 4. Auch einige nicht zum Prozessionsschmuck verwendete P f l a n z e n haben an F. b e s o n d e r e K r a f t . Wer einen Vierklee findet, während bei der Prozession das Evangelium des Johannes gesungen wird, kann damit allerlei Zauberkünste treiben 32). Wenn man einem unschuldigen Kinde einen Vierklee in die Haare zopft, sieht es alle Hexen **). Die blaue Kornblume, auf F.tag mit der Wurzel ausgerissen, stillt Nasenbluten, wenn man sie in der Hand hält, bis sie warm w i r d M ) . Doch darf man in der Antlaßzeit (F.swoche) nicht Pflanzen stoßen, weil sie nicht gedeihen würden M ). Die letzten Sommerrettiche aber sät man an F. »).
124
woher, namentlich vom Johannistage, auf ihn übertragen. Wer im Neckar badet, ertrinkt *2). Einen Mann, der beim Holzhacken zu Tode gefallen war, hört man auch nachher noch Holz hacken **). Der Bilmesschneider geht während des kirchlichen Umganges u ) . Der Alpgeist zeigt sich**) ; ebenso das Schatzfräulein im Bühelstein auf zwölf Sekunden **). Holzdiebe werden durch Schlangen erschreckt i7 ). A m Vorabend vom Avemarialäuten bis Mitternacht geht die wilde Jagd um 48). " ) H ö h n Tod 312. ") B o h n e n b e r g e r 9. ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 430. " ) R e i s e r Allgäu 1,63. *·) S c h ö p p n e r Sagen 2,54.
") Κ ü h η a u
") ZfVk. 8, 442 (Steiermark).
Sagen 2, 385 i.
Sartori.
Frosch, in zahlreichen Arten fast über die ganze Erde vorkommend, wird oft mit der K r ö t e (s. d.) verwechselt. Er trägt in Deutschland zahlreiche volkstümliche Namen (Muggel, Lork, Pogge, Padde, Höpper usw.) *).
ι. N a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e s . Plinius (25, 76) hält ihn wie die Kröte für »«) Z i n g e r l e Tirol 166 (1379). M) Ebd. g i f t i g 2 ) , Albertus Magnus (26, 31) 107 (920). ") G r i m m Myth. 3, 439 (130: Chemnitzer Rockenphilosophie) ; B a r t s c h weiß aber, daß er es nicht ist; doch gehört er noch in alten kirchlichen Formeln für Mecklenburg 2, 284 f. " ) Ρ o 11 i η g e r Landshut 231. ") E b e r h a r d t Landwirtschaft 3, die Weihe der Johannisminne (aus dem 5. Die B i e n e n , die an F. schwärmen, 8. u. 9. Jh.) zu den Tieren, die dem Menschen durch ihr Gift schaden können ®). sind die vorzüglichsten 37). Man sagt, sie Der heutige Volksglaube betrachtet nur bauten dann eine Monstranz, dagegen am Johannistage nur einen Kelch (das die „Hundsköpfe" ( = Kaulquappen) als schöne Wetter auf F. verspricht reich- giftig und warnt davor, um die Zeit nicht licheren Honigertrag als ein schöner zu baden, wo diese im Wasser zu finden sind 4). Johannistag) 3S). ") Meyer Baden 415. ») Wrede Rhein.
Volksk. 124; vgl. S c h e l l Bergische Sagen 521 (55) ; S é b i 11 o t Folk-Lore 3, 317.
6. Wenn es an F. auf die bestreuten Prozessionsstraßen regnet, dann wird jeder T a g im Heuet naß 39). Wird die Streu, womit der Boden bestreut ist, dürr, dann kommt auch das Heu gut herein Ist's um F.stag klar, So bedeutet's Gutes ohn' alle Gefahr 4 1 ). M)
Β i r 1i η g e r
Aus
Schwaben
··) L e o p r e c h t i n g Lechrain i88.
t e r e r Ennstalerisch 55.
1,
41)
388.
R ei -
7. Einiges U n h e i m l i c h e , das der F.tag aufweist, ist wohl von anders-
Nach Megenberg hat der F. „die art, daz er allez daz fürhtet daz lebt und waent, daz in die laut hazaen" 5 ). „der frösch unkäusch ist mêr in der naht wan in dem tag, und dà pei prüefet man die schäm der unkäusch" ·). Die hl. Hildegard berichtet, daß der Laub-F. mehr warm als kalt sei und durch die Luft entstehe, welche bei den Bäumen Wachstum und Blüten bewirkt. Zur Zeit, wo die Bäume in ihrer Lebensfülle stehen und Blüten treiben, ist der Geist des Menschen auch am meisten den Einflüssen schlechter Geister ausgesetzt und treibt dann am liebsten mit dem Tiere wahn-
125
Frosch
witzige Dinge und Götzendienst. U m dieses zu verhindern, werfe man dasselbe in einen Springbrunnen, dann h a t es keine K r a f t mehr 7 ). Noch Gesner (167 b) ist der Meinung, daß sich die Frösche teils durch Eier vermehren, „anderstheils wachsen sie von jhnen selbs auß dem schleim vnnd kaat der faulen W ä s s e r n " ; er weiß auch, daß sie „grosse begird nach den B e i e n " (Bienen) haben, und daß es in England keine Frösche gebe (167 b). Der F . ist der P r o t o t y p eines tierischen W e t t e r p r o p h e t e n : „ d a z fröschel hat die art, daz es vor hin s c h r e i t , wenn ain regen wil komen, aber ze anderr zeit singet ez selten oder n ü m m e r " (Megenberg 306, 1 4 f f . ) ; „pluvias cantando praedicit" teilt Albertus Magnus (26, 31) mit. „ D e r m e r t e i l der alten Scribenten", schreibt Gesner"), „haltend, so die fröschen über die massen laut schreiend, sollend s y ein ungewitter und regen bedeuten *). B e y uns (d. h. in der Schweiz) halt man es darfür, daß sy den morndern tag schön b e d e u t e n d " 1 0 ) . Kriecht der Laub-F. auf die Bäume, so gibt es Regen u ) , steigt er in seinem Glase das Leiterchen herauf, so ist schönes Wetter zu erwarten M ). Im Erzgebirge meint man, daß schönes Wetter eintrete, wenn die Frösche naß, schlechtes, wenn sie trocken sind 13 ). Jeremias G o t t h e l f 1 4 ) überliefert, daß es ein sicheres Zeichen einer nahen Wasserflut sei, wenn sich die Frösche in die Höhe flüchteten (vgl. weiter unten 2, Anm. 47 ff.). Die oft in Scharen dem Wasser entsteigenden jungen Frösche gaben Veranlassung zum Glauben an den F.-R e g e η : „ e z geschiht auch oft (schreibt Megenberg 82, 16 ff.), daz ez klaineu Fröschel regent oder klaineu Vischel, daz ist dà von, daz der wäzzrig dunst alsô an im selb geschickt ist, wenn er sich -in wazzer entsleuzt, sam diu wäzzrig pruot, dar auz die fröschleu werdent oder die Vischel, und der stern kraft würkt diu tierl aus der geschickten materi und geuzt ain leben dar ein." Der Glaube ist heute noch lebend 1S ) ; in Westböhmen meint man, daß, wenn die Sonne Wasser zieht, sie auch die kleinen Frösche mit hinauf ziehe, die
126
dann als F.-Regen wieder auf die Erde fallen " ) . Weitverbreitet ist die Regel: Solange die Frösche vor Markustag (25. April) M ), vor Maria Verkündigung (25. M ä r z ) l e ) , vor dem Mai tag M ) u. a. Tagen 20) quaken, solange müssen sie nachher schweigen, oder sollen die Roggenähren 'da sein* S 1 ). Quaken sie früh, so wird das L a u b früh ausschlagen **). Während des „Drissigst" können sie nicht mehr quaken, da ist ihnen das Maul zugewachsen 23) ; das weiß schon Megenberg (306, 29 ff.) : „ e r mag seinen munt nümmer auf getuon in dem äugst weder durch ezzens willens oder trinkens oder ze schreien oder zuo kainerlai andern sachen, dû tuost im in kaum auf mit ainem s t a b . " Sobald im Frühjahre die Frösche beginnen zu „ g a r r e n " , durfte des Abends nicht mehr gesponnen werden, sonst fraßen die Frösche a m Sommertage den Flachs ab (Braunschweig) u ) . Wenn einer K u h das Euter anschwillt, schreibt man das einem (schwarzen) F.e zu, der den Kühen an den Bauch springt. Man nimmt dann einen F., zerreißt ihn in zwei Hälften und legt diese auf das Euter M ). Allgemein herrschte früher der Wahn, daß man bei einem T r u n k aus schlechtem Wasser oder Pfützen Laich mancher Tiere, wie von einem F., einer Kröte, Blindschleiche in den Leib bekomme, und wollte man das Quaken der im Leib entwickelten Tiere deutlich hören *·). 1735 erschien z. B . in Rotenburg ein Büchlein : „ C . F. Hoechstättin, D. observado de femina per 15 annos ex ingenti copia ranarum vivarum, corpore contentarum, aegrotante" " ) . Gegen dieses Übel kannte das 16. Jh. eine Reihe von abstrusen Mitteln »). P o g g oder Padde (beides volkstümliche Namen des F.es) heißt die Blähsucht, wobei die Tiere (namentlich Rinder) am Leibe frosch- oder protzartig aufgetrieben sind **). Man schiebt in solchem Falle dem Tier durch den Hals (drei) Frösche in den Vormagen; sie sollen mit ihrem zähen Leben die Verstopfung aufwühlen »).
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Frosch
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*) Vgl. S c h w a r t z Die volkstümlichen Na- auch der F. ein T e u f e l s - u. H e men für Kröte, Frosch u. Regenwurm in Nord- x e η t i e r. Beim Abschluß des Teufelsdeutschland nach ihren landschaftlichen Gruppierungen in ZfVk. 5 (1895), 246—264; S t r a k - paktes sitzt ein großer Lork (F.) unter k e r j a n 2,170; B a r t s c h Mecklenburg 2, dem Topf 31 ). Nach der Bulle des Papstes 182 f. Nr. 871 f.; vgl. weiter die verschiedenen Gregor I X . aus dem Jahre 1233 wird von Mundartwörterbücher. J) Vgl. auch Höf 1er Orden Häretikern ein F. oder eine Kröte ganotherapie 141-, P a u l y - W i s s o w a 7, i i 3 f f . von riesenhafter Größe auf das Maul ge') F r a n z Benediktionen 1, 308f. (mit Lit.). küßt 32 ). In der Lausitzer Sage wird der *) L a m m e r t 46 = J ü h l i n g Tiere 40; doch vgl. M o n t a n u s Volksfeste 178. 6) Buch Christus fluchende Ungläubige in einen der Natur ed. P f e i f f e r 305, 27 f. ·) Ebd. F. verwandelt 33) ; eine sekundäre A b 305 f.; vgl. V i n e . Β e 11 o v. lib. XX, c. wandlung wird es sein, wenn in einer LIX. ') H o v o r k a - K r o n f e l d 1,162. sächsischen Sage ein F. im A u f t r a g der *) H o p f Thierorahel 195; vgl. aus heutigem Glauben: M e y e r Baden 157; B a r t s c h Jungfrau Maria den Teufel davon abhält, Mecklenburg 2, 209 Nr. 1035; K n o o p Tier- den Bauern zu holen, der sich ihm verwelt 9 Nr. 77; B a u m g a r t e n Heimat 1, 112; M S c h r a m e k Böhmerwald 250; Fogel Penn- schrieben hat ). Von Hexen geschenkte sylvania 231 Nr. 1191 ; G r o h m a n n 82 Apfel verwandeln sich in Frösche 3S ). In Nr. 589; vgl. G e s e m a n n Regenzauber 22. Kujawien lebte einst ein frommer Ein79. ') Vgl. W a η d e r Sprichwörterle χ. ι, 1231 siedler. Als er einmal in der Kirche betete, Nr. 62. 68 (Fischart). » ) K n o o p Tierwelt 9 sah er eine Frau beichten, und wenn sie Nr. 76. " ) Rogas. Fambl. 1 (1897), 40 Nr. 6. " ) Η ο ρ f Thierorakel 195; SAVk. 12 (1908), 2t ; eine Sünde angab, kam ein F. aus ihrem B a r t s c h Mecklenburg 2, 206; S c h r a m e k Munde heraus, und es wurden der Frösche Böhmerwald 250. 13) J o h n Erzgebirge 240. viele, große und kleine. Doch der größte ") Bilder und Sagen aus der Schweiz 1, 123 = SAVk. 21 (1917), 82. " ) G e s n e r 167b ; wollte nicht herauskommen, er steckte R o l l a n d Faune 3, 68; DWb. 4, 1, 254; immer nur den Kopf hervor und zog sich J o h n Westböhmen 233. 236; D r e c h s l e r dann wieder zurück. Das war eine schwere 2, 224 § 598; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 54 Sünde, die die Frau zuletzt doch imNr. 6; G r o h m a n n 82 Nr. 586; S t r a f mer verschwieg, obwohl sie sie sagen wollf o r e l i o Errori 60 f.; P a r a c e l s u s 60. " ) J o h n a. a. O. 221 f. " ( B a r t s c h Meckte M ). Zigeunern und Armeniern gilt der lenburg 2, 262 Nr. 1373; L a F o n t a i n e Lu- F. als unreines, unheimliches, gefährlixemburg 43; W a n d e r Sprichwörterle χ. ι, ches Tier 3 7 ). In der Bukowina glaubt 1230 Nr. 45 (mit Lit.); 1, 1231 Nr. 75; R o l man, daß, wenn ein F. ins Haus kommt, l a n d Faune 3, 68 Nr. 6 (mit. Lit.). ») ZföVk. 4 (1898), 145; S c h u l e n b u r g Wend. uns jemand verhexen will Volksth. 158; W a n d e r a. a. 0.1,1230 Nr. 47. Die Teufelsnatur des F.es und der ") B a r t s c h a. a. O. 2, 182 Nr. 868. ») vor Georgi : W a n d e r 1, 1230 Nr. 46 (mit Lit.) ; K r ö t e zeigt sich auch darin, daß der W e i η k o p f Naturgesch. 16; Fischer A l r a u n (Altreindl) oft in ihrer Gestalt SchwabWb. 4, 784 (von der Kröte gesagt); vor auftritt 3 S ) und eine ähnliche Tätigkeit VoUprecht (26.—27. Februar) : W a n d e r 1, wie der Drak (s. 2, 391 ff.) h a t 4 0 ) . Des1230 Nr. 48; vor Johannis: K n o o p Tierwelt 9 Nr. 78. " ) Schweizld. x, 1333. " ) Ζ i η - halb gibt man Hühnern, die gut legen g e r l e Tirol 91 Nr. 781. " ) R e i s e r Allgäu sollen, einen toten F. ins Nest 4 1 ) und meint 2, 158 Nr. 8. «) ZfVk. 8, 217; vgl. 6, 438. man, daß der Glück habe, der einen ge" ) G r o h m a n n 82 f. Nr. 591; vgl. 130 dörrten F . 4 2 ) oder ein Amulett, einen Nr. 948. 950. 951; L i e b r e c h t ZVolksk. 347; D r e c h s l e r 2,224. »·) L a ' m m e r t F. darstellend bei sich trägt. Wie die 254 = H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 126; Hausschlange, so gibt es auch den „ H a u s Megenberg 306, 20 ff. ; Ρ o 11 i η g e r F . " , der gewöhnlich im Keller lebt und Landshut 76 f. (aus dem Jahre 1664); L e s das Haus vor allem Unglück schützt. s i a k Gicht 127. w ) L a m m e r t 254. a ) Alemannia 26 (1898), 264—267 (aus dem Man darf ihn nicht töten, sonst vertriebe Cod. Pal. 264 vom Jahre 1554). **) H ö f 1 e r man das G l ü c k 4 4 ) . Krankheitsnamen 457. **) B a r t s c h MeckFrösche spielen im Frühjahrs- resp. lenburg 2, 152 Nr. 685; S t r a c k e r j a n 1, 96 = W u 1 1 k e 446 § 703; vgl. E n g c l i e n Pfingstbrauche eine große Rolle. Es heißt L a h η 277 Nr. 231 (mit Segenspruch). zwar gewöhnlich, daß man Frösche 2. Ζ a u b e r.
Wie die Kröte (s. d.) ist
n i c h t q u ä l e n u n d t ö t e n dürfe, sonst bekomme man auf der Zunge ein
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Geschwür in Gestalt eines F.es 4S), werde man blind 4e) oder, und dieser Glaube ist am weitesten bekannt, gebe es Regen 47). Weil, wie wir oben (i) gesehen haben, die Frösche quaken, wenn es regnen wird, so veranlaßt man eben einen F. zum Quaken, um ersehnten R e g e n zu bekommen **). Darum zwackt man im P f i n g s t b r a u c h e einen F. so lange, bis er quakt und tötet ihn hintendrein, trägt der Pfingstkönig (oder Pfingstq u a k !) an der Spitze eines Spießes einen LaubF. 48), s c h i n d e t sie (was oft der am Pfingstmontag zuletzt austreibende Hirte, der dann 'F.schinder' gerufen wird, tun muß) und treten, als interessante Weiterbildungen des Brauchs, an Pfingsten auch F.masken auf B1). Ε. H. Meyer M) wird wohl recht haben, wenn er fragt: „Ob der große Kröten- und F.mord, der im Frühling ζ. B. um Freiburg von den Knaben verübt wird, ursprünglich einen ähnlichen Sinn hatte?" Den F. darf man n i c h t vera c h t e n ; denn er verwest nicht, sondern vertrocknet nur, während der Mensch verwest und von Würmern gefressen wird (Posen) M ). Man darf auch nicht vorsätzlich und aus Verachtung auf ihn s p u c k e n , sonst wächst er (in drei Tagen) an der Zunge des Spuckenden an (F.geschwulst) 54) und ist nicht mehr zu entfernen 6B). Nach einem Jahr schreit er mehrere Male; wenn er zum dritten Male schreit, muß der Mensch sterben ίβ ). Auch im O r a k e l nimmt er eine bedeutende Stellung ein: Sieht man den ersten F. im Jahr im Wasser, so hat man Unglück, muß man viel weinen, sieht man ihn im Grase (auf dem Lande) oder hüpfend, wird man viel Freude haben w ). Frösche im Hause bedeuten einen Todesfall »). Wenn im Frühling die Frösche zuerst quaken, so eilen die Frauen in Wusseken bei Bütow an das Fenster der Nachbarin und rufen: „Hest du dige schwärt Veih tus?" Die Nachbarin antwortet: „Ne!" „Wo is d a t ? " „Im schwarte Ellerbrauk!" „Denn lat dat bliwe, wo dat is!" Damit entfernt sich die Fragende. Die Gefragte hat nun das ganze Jahr keine Flöhe S8). Β ä c h t o l d - S t ä u b l i . Aberglaube III.
Wer sie im Frühling das erstemal quaken hört, der soll auch schreien, damit er in demselben Jahr nicht heiser werde eo). Das Quaken der Frösche wird als Geschrei der ungeborenen Kinder gedeutet el ). Es stört Kranke und Andächtige, das Quaken wird deshalb den Fröschen besprochen M ). Als Luther die Bibel übersetzte, war ihm das laute und andauernde Geschrei sehr lästig, weshalb er die Frösche verwünschte; seither läßt sich im Schanzgraben zu Wittenberg keiner mehr hören ®3). Eines Tages ging der hl. Benno aufs Feld hinaus, und als er andächtig an einem Teiche hin- und hergehend die Weisheit Gottes in der Kreatur überdachte, störten ihn die Frösche mit ihrem Geschrei in seinem Gebete. Er gebot ihnen also, stillzuschweigen, und sie verstummten. Da fiel ihm der Spruch ein: es loben und benedeyen Gott alle Tiere und Bestien und alles, das im Wasser bewegt wird. Er dachte also, vielleicht möchte ihr Gesang Gott lieber als sein schwaches Gebet sein; er gebot ihnen also, wiederum zu singen und zu schreien, so viel als sie vorher getan hätten M ). Am Palmsonntag wirft man drei geweihte Palmen in die Hauslache es ), ebenso am Karfreitag frühmorgens einige Totenbeine aus einem frisch geöffneten Grabe in den F.teich ββ), oder man läuft am Palmsonntag dreimal um eine F.lache oder Grube, ohne ein Wort zu sagen eT), damit die Frösche den Sommer nicht so lästig quaken. In der Mark umging der Bauer „den adlichen Hof im Kreise, soweit als ihm gedäucht, daß der Frösche Stimme verdrießlich sein könnte, gebrauchte darunter seine Wissenschaft und bringet damit zuwege, daß der Frösche Geplärre aufhört. Und in diesem Stande ist es hernach mit den Fröschen noch bis auf diesen Tag geblieben, also daß sie zwar in dem Wasser und Morast bei dem adlichen Sitz gefunden werden, aber kein solch Geschrei, als außer diesem Zirkel verführen. Das würde aber hundert Jahre währen, hat der Mann gesagt, und die sind noch nicht um" 8 8 ). Im Vogtland schlug der Müllerbursche mit einer Gerte dreimal in den Teich, und schon hörte das 5
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Gequake auf n ) . Das erinnert stark an den Frondienst der Hörigen, „dessen spuren während dem 14. 15. jh. nicht blos im nördlichen Frankreich, hauptsächlich in Lothringen, sondern bis ins Trierische und in die Wetterau erscheinen": „eine bestimmte nacht im jähr, oder wann der herr im dorf übernachtete, oder seine Vermählung feierte oder seine gemahlin im kindbett lag, musten die hörigen leute das waßer im teich mit ruthen schlagen, auf daß die frösche schwiegen. Das hieß le silence des grenouilles, die Frösche stillen" ,0 ). „ W e r des wazzerf.es zungen ainem slàfenden menschen legt under sein haupt, daz wirt redent in dem slâf und offenbârt haimlicheu dinch, sam diu alt gepäurischait spricht, diu doch dick missagt", erklärt Konrad v. Megenberg 71 ). Schon Plinius (32, 18) kennt diesen Glauben: „Democrit giebt sogar an, wenn man einem lebenden F.e die Zunge ausrisse und kein anderer Teil des Körpers daran hinge, dieselbe ins Wasser und hierauf einem schlafenden Weibe auf das klopfende Herz lege, so erteile sie auf alle ihr vorgelegten Fragen wahre A n t w o r t e n " 7 2 ) . Psellus rät, Kaulquappen die Zungen abzuschneiden und sie des Diebstahls Verdächtigen einzugeben. Der Dieb gerate dann gleichsam außer sich und bezichtige sich laut und offen selbst' 3 ). Um eine günstige Entscheidung des Richters herbeizuführen, näht die ukrainische Bauersfrau einem F. das Maul mit roter Wolle zu '«). Megenberg (306, 10 f.) weiß weiter: „ w e r aim h u η d gibt ainen lebentigen frosch in prôt, der verleust sein peiln (Bellen), und waenet manig Mensch, der daz fröschel (Laub-F.) aim hund in sein maul würf, er verlür sein stimm dà v o n " (ebd. 306, 17 f.) 7 6 ). Legt man nach Albertus Magnus De secretis mulierum libellus 7 β ) Hundszunge (Pflanze) mit dem Herz und der Gebärmutter eines F.es an einen beliebigen Ort, so sammeln sich alle Hunde aus der Nachbarschaft ebendaselbst; tritt man gar noch mit der großen Zèhe auf die Hundszunge, so kann keiner mehr bellen.
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Um S c h l ö s s e r ohne Schlüssel zu ö f f n e n , töte man einen Laub-F., lege ihn drei Tage lang in die Sonne, pulverisiere ihn und streue ein weniges davon ins Schloß. Sogleich springt es von selbst a u f " ) . Lütolf beschreibt nach dem Thurmbuch ad a. 1583, wie man mit Fröschen die Schlösser sprengende Springwurzel gewinnt 7 8 ). Scheidet jemand eine Schlange und einen F., so daß beide leben bleiben, dann gewinnt er nach norwegischem Glauben die K r a f t , daß, wenn er eine in Kindsnöten befindliche Frau umspannt, sie rasch entbunden wird 7 ·). Agrippa ν . Nettesheim (ι, 232) gibt den von Plinius berichteten Glauben wieder, daß der Stock, von dem man eine Schlange oder einen F. weggeschüttelt habe, den Gebärenden Hilfe bringe. Bei den Südslawen schlägt „mancher Mann sein kreissendes Weib leicht übers Kreuz mit einem Stecken oder einer Ruthe, mit welcher er einmal einen F. vor den Angriffen einer Viper befreit. Man glaubt, daß das Streicheln mit einem solchen Stecken sowohl bei Frauen als bei weiblichen Haustieren die Geburtswehen um ein Bedeutendes erleichtere" 8 0 ). Damit ist zu vergleichen, daß das Schwert, womit man eine Kröte vor einer Schlange rettete, nach einer Hs. des 1 6 . — 1 7 . Jhs. Frieden zwischen Streitenden schafft 8 1 ). Um recht viele K ä u f e r für die Hausierware oder dergleichen zu bekommen, werden bei den Zigeunern Zähne, die jahrelang in der Erde gelegen haben müssen, mit den Knochen eines Laub-F.es zusammen in ein Säckchen gelegt und zugenäht. Damit wird dann der zu verkaufende Gegenstand bestrichen 8 2 ). Ähnlich geht weit verbreiteter und alter Liebeszauber v o r : Will z . B . in Schlesien M ) ein Mann, daß eine Frauensperson Liebe zu ihm habe, so sperre er einen F. in eine Schachtel und bohre darein einige Löcher. Diese Schachtel verwühle er in einen Ameisenhaufen und eile schnell weg. Hört er den geängsteten F., über den die Ameisen herstürzen, schreien, so verliert er das Gehör. Nach einiger Zeit ist der Frosch verzehrt. Gerät der Zauber, so finden sich von ihm nur zwei Knöchel-
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chen vor; eines ähnelt einer Nadel, das andere einem Häkchen (oft 'Liebeshaken* genannt). Ritzt nun der Liebesuchende mit dem Häkchen die Haut einer Frauensperson (oder bringt es schweigend einer Person an oder in die Kleidung oder berührt sie nur damit), so wird diese von heftiger Liebe erfaßt, auch wenn sie vorher den Zauberer noch so bitter haßte. Wird aber dem Manne mit der Zeit die Liebe lästig, so steche er mit der knöchernen Nadel die Frauensperson, und sofort wird die Liebe schwinden. Schon Vintler kennt in den „Pluemen der Tugent" (8217 ff.) diesen Zauber: und etleich nemen ain laupfrosch und tuend den in ainen chrueg und machen darein maniges lueg, und setzen in in ainen amaishaufen, das die amaisen mugen laufen aus und ain, groß und ciain. so wirt aus dem f. ain pain, das selb ist guet für alles gelück.
Auch Weier (De praestigiis daemonum 233) berichtet von diesem Aberglauben: „Unter diese bulerische Gifft werden gezehlt . . . Item eines grünen F.es gebein, so in einem Ameissen hauffen abgenaget. Denn sie geben für, daslinck gebein bringe liebe und holdschafft, das recht aber Widerwillen und feindschafft. Oder wie andere darvon schreiben, Recipe Fröschen Gebein von den Ameissen abgenaget, wirffs in das Wasser, deren etlich werden emporschwimmen, etlich sich aber an den Boden setzen, diese zusammen in weiße seidine lümplin gebunden und auffgehenckt, erwecken liebe, jhene aber, so ein Mensch darmit angerürt, bringen haß" M ). So oder ähnlich ist der Zauber auch aus heutiger Zeit noch häufig belegt8®). Bald muß es ein vor Georgi gefangener F. sein ββ ), bald einer, der am Lukastag gefangen wurde 87 ). Will man die Spröde bannen, so bestreicht man sie mit dem Beinchen zu sich, will man ihrer wieder los sein, von sich M ) (vgl. unten Sp. 139: F.knochen). In Norddeutschland 8 ') trägt man, um von jedermann geliebt zu werden, entweder das Herz von einem Wiedehopf oder Laub-F. bei sich verborgen. Sieht man in der Provinz Preußen i 0 ) im Früh-
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jahre zwei Frösche im Begattungsakte, so durchsteche man sie mit einer Nadel und steche diese unvermerkt in das Kleid des Mädchens, das man gerne haben möchte. Auch F.b l u t dient im Liebeszauber e l ). „ N i m b ein Laub-F.", schreibt ein schwäbisches Rezept aus dem Anfang des 18. Jhs. vor, „thuo sie in ein glas und vergrabs in ein wurmeisselhauffen zue einem hag vor der sonnen aufgang an einem montag unbeschauen und lass 9 tag ligen darin, so hat sie sich versehen und findt ein stein in dem glass und wan du s c h i e s s e n wilt, triffest du damit was du wilt" M ). Keinen Zauber, sondern Jucken hervorzurufen bezweckt das gleichaltrige ebenfalls aus Schwaben stammende Mittel „dass sich einer muoss abziehen": „als nimb ein f., lass ihn an der Sonnen dier werden, stoss zu bulffer nimb auch rot umeissen, ders (dörre sie) zu bulffer, thuo ein wenig milben darundter, streu es einer auff blosse haut oder in b r ü s t " , s ) . S1) K u h n - S c h w a r t z 191 Nr. 217. ") M e y e r Aberglaube 304t. **) H a u p t Lattsitz I, 180 Nr. 213. " ) M e i c h e Sachsen 478 Nr. 621. " ) S t r a c k e r j a n ι , 377 ff. § 215. *·) K n o o p Tierwelt 11 Nr. 89; vgl. dazu Offenb. Joh. 16, 13 f.; G r i m m KHM. Nr. 13. »') Urquell 6 (1896), 2; A b e g h i a η Armenien 30 f. ") ZföVk. 18, 118 Nr. 26. " ) L ü t o l f Sagen 192. 194; M ü l l e r Urner Sagen 1, 247 Nr. 355; 1, 251 Nr. 359, 1 . 3 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 338; S c h l o s s e r Galgenmännlein 13. 40) Vgl. z . B . Z f V k . 24, 4 1 4 f . ; 7, 191; i6, 128; Seligmann Blick 2, 118; L. v. S c h r ö d e r Rigveda 400; D e r s. in WSitzber. 153, 51 ff. (Pogge, Pugge = Puk); Sieber Sachs. Sagen 272; G r a e s s e Preußen ι , 549 Nr. 602. " ) G r o lini a η η 141 Nr. 1040 = W u 1 1 k e 429 § 673, ") D r e c h s l e r 2, 223. *3) Elsäss. Mschr. ι (1911), 612; S e l i g m a n η Blick 2, 118; E 1 w o r t h y Evil Eye 308 ff. " ) D r e c h s l e r 2, 224; G r o h m a n n 78 Nr. 559; 82 Nr. 589; vgl. 130 Nr. 950. " ) K n o o p Tierwelt 9 Nr. 81. " ) W u 1 1 k e 1 1 7 § 154 (Tirol). 47) A η d r e e Braunschweig 401 ; G ese mann Regenzauber 80; ZfdMyth. 1, 390; Kuhn Westfalen 2, 80 Nr. 244; Meyer Baden 157; M a n n h a r d t 1 , 3 5 5 . " ) G e semana 79 f. w ) M a n n h a r d t 1, 355; S a r t o r i Sitte 3, 203; ν. S c h r ö d e r Rigveda 421 f.; F r a z e r 1, 292 ff.; 2, 86 f. M) B a u m g a r t e n Jahr 27; G e s e m a η η 8o; J o h n Westböhmen 80; S a r t o r i Sitte 3, 194; K u h n - S c h w a r t z 389 Nr. 74; v . S c h r ö d e r Rigveda 399. 421;
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M a n n h a r d t 1, 355 f. s l ) M a n n h a r d t Forschungen 142; v. S c h r ö d e r Rigveda 406 f. ·*) Baden 158. " ) K n o o p Tierwelt 9 Nr. 80. M ) Rogas. Fambl. 4 (1900), 39 Nr. 3 1 = K n o o p Tierwelt 1 0 N r . 82; G r o h m a n n 82 Nr. 590 = J ü h l i n g Tiere 39. " ) S t e m ρ l i n g e r Aberglaube 1 3 ; H ö f 1 e r Krankheitsnamen 170. ··) K n o o p Tierwelt 10 Nr. 83. ·') G r i m m Myth. 3, 442 Nr. 237 (aus der Rockenphilosophie 427 Nr. 44); 2, 947; H o p f Thierorakel 195 f. ; A n d r e e Braunschweig 401 ; S t r a c k e r j a n 1, 27 § 1 3 ; P e t e r Oesterr.-Schles. 2, 260; G r o h m a n n 229 Nr. 1652; Veckenstedts Zs. 1, 240 Nr. 10 (Prov. Sachsen); B o e d e r Ehsten 140; Drechsler 2, 198; umgekehrt: ZrwVk. 19x4, 264; A n d r e e Braunschweig 401; K n o o p Tierwelt 9 Nr. 79 (wer 1. F . im Frühling auf trockener E r d e findet, wird das J a h r hindurch trockenes Brot essen müssen) ; Dähnhardt Volhsth. 2, 87 Nr. 346; vgl. oben ι , 432 Anm. 212. ®») S t r a c k e r j a n I, 27 = W u t t k e 205 Nr. 282. *·) K n o o p Hinterpommern 174 Nr. 178; W u t t k e 398 § 6 1 3 ; G r o h m a n n 86 Nr. 619. M ) G r o h m a n n 82 Nr. 587 = J ü h l i n g Tiere 39 = W u t t k e 357 § 537. «) H ö h n Geburt 259; vgl. M e y e r Baden 1 0 ; Schulenb u r g WVolksth. 108. " ) Κ ü h η a u Sagen 3, 297 Nr. 1661 = MschlesVk. 1 3 (1905), 97; K u h n Mark. Sagen 207 f.; K u h n S c h w a r t z 270. 502 ; M e i c h e Sagen 589 Nr. 733; R o c h h o l z Sage« 2, 246; S c h ö n w e r t h 2 , 1 7 6 Nr. 3; B i r l i n g e r Volksth. 1, 1 1 6 Nr. 1 7 3 ; E i s e i Voigtland 230 Nr. 580. ·*) K u h n - S c h w a r t z 136. 486; M e i c h e Sagen 643 Nr. 794 e. " ) Jeron. E m s e r Das heilig leben vnd legend des seligen Vatters Bewnonis weyland Bischoffen tzu Meyssen (Leyptz 1557), c. 23 nach M e i c h e Sagen 643 Nr. 794 e; S i e b e r Sachsen 20. «•) B a u m g a r t e n Jahr 20. ··) H ö h n Volksheilk. ι , 137. " ) ZföVk. 2, 279 Nr. 14 (Braunau a. Inn). ") K u h n Mark. Sagen 162 Nr. 154. ») E i s e i Voigtland 231 Nr. 581. '°) G r i m m RA. ι , 491 ff. § 5, wo zahlreiche Stellen ausgehoben sind; R o c h h o l z Sagen 2, 248; vgl. dazu das „ F . l e h e n " : B i r l i n g e r Volksth. 2, 185 Nr. 184; W a i b e l - F l a m m 1, 5 9 f . Anm. " ) Buch der Natur 306, 6 ff.; vgl. A g r i p p a ν . Ν. ι , 105. '*) Vgl. A l b e r t u s M a g n u s De Anim. 26, 3 1 ; Agrippa ν . Ν. ι , 125, nach welchem Demokrit jedoch von der Zunge des F.fisches, auch Seeteufel gen a n n t , spricht ; im heutigen Glauben : S c h u 11 ζ Alltagsleben 242; Drechsler 2, 224; d e C o c k Geneeskunde 145. " ) MschlesVk. 17 (1907), 44. **) ARw. 14, 316, b (mit Lit.). '») Vgl. V a r r ò R.R. I I , 9, 6 nach Ρ a u 1 y W i s s o w a ι , 70: Wer einem H u n d einen gekochten F . zum Fressen gab, dem lief er treu nach; P l i n i u s 32, 140; Albertus M a g n u s De Anim. 26, 3 1 . ' · ) M e y e r Aberglaube 66. " ) SAVk. 2, 268 Nr. 156; P o l linger Landshut 159; Baumgarten
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Heimat 2, 90. '·) Sagen 352 Nr. 304. *») H y 1 tén-Cavallius Wärend ι , 332, nach L i e b r e c h t ZVolksk. 333 Nr. 178. M) K r a u ß Sitte u. Brauch 540; D e r s. in MAG. 14, 30 f. ; vgl. Urquell 3, 272. 81) ZfdMyth. 3, 322 = Liebrecht ZVolksk. 333 Nr. 178. 82 ) SAVk. 14 (1910), 270. 83) D r e c h s l e r 1, M 230 §257· ) ZfVk. 2 3 ( 1 9 1 3 ) , 134 f· " ) H e y l Tirol 787 Nr. 142; D G . 13 (1912), 266 Nr. 16; ZrwVk. 3 (1906), 61 f. ; P f i s t e r Hessen 168; B a r t s c h Mecklenburg 2, 57 f. Nr. 1 7 7 ; 2, 353 f. Nr. 1661 a b ; S t r a c k e r j a n 1 , 1 1 5 § 134; 2, 182 § 420; J a h n Pommern 180 Nr. 650; Urquell 1 (1890), 19 (Hinterpommern); 2 (1891), 55 (Magyaren); A. d. Pos. Lande 5, 104; Schulenburg WVolksth. 188; John Westböhmen 295; G r o h m a n n 82 Nr. 588; H a l t r i c h Sieb. Sachsen 273 Nr. 27; Mitt. Anh. Gesch. 14, 9; K r a u ß Sitte u. Brauch 176; F r a z e r 2, 345; vgl. ZfVk. 23, 1 3 4 ! ; Schild Der Großätti aus dem Leberberg (Solothurn 1863), 130 Nr. 10 (gedörrter F. angehängt). ··) P a n z e r Beitrag 2, 307; G r o h m a n n 210 Nr. 1463; ZfVk. 4, 399 f. (Ungarn). " ) L a m m e r t 152 = ZfVk. 13, 1 3 5 (das 'Pfötchen' wird wohl das Beinchen sein); S c h ö n w e r t h Oberpfalz i , 126. " ) P a n z e r Beitrag 2, 307. *') K u h n - S c h w a r t z 461 Nr. 457. " ) F r i s c h b i e r Hexenspr. t 6 o ; T o p p e n Masuren 88 = W u t t k e 365 § 550 = H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 172. n ) Alemannia 2 , 1 3 2 Nr. 2 1 ; S c h u l e n b u r g WVolksth. 1 1 8 . · 2 ) Alemannia 2, 184 Nr. 24. ·*) E b d . 2, 130 Nr. 11. 3. V o l k s m e d i z i n i s c h e s . F . und Kröte haben in der Volksmedizin fast durchwegs dieselbe Verwendung (s. daher in der Hauptsache bei Kröte): lebende Frösche werden in der Hand sterben gelassen M ) ; auf kranke K ö r perstellen gebunden ss ), getrocknet s e ), pulverisiert ·'), in ö l gekocht M ) usw. beheben sie mancherlei Schäden. Zur Zeit der Krankheit Kaiser Friedrichs (1889) kam eine Frau der Gemeinde Enger (Kreis Minden) zum Pfarrer und sagte, sie wisse ein Mittel für des Kaisers Krebskrankheit, er solle es nach Berlin schreiben: Der Kaiser müsse einen lebendigen F . verschlingen; dann greife der Krebs den F . und verschwinde M ). Krankh e i t e n werden auch in außerordentlich primitiver Form auf den F . ü b e r tragen: man spuckt ihm ins Maul und läßt ihn laufen, dann nimmt er die Krankheit mit sich loe ) ; oder, gegen Podagra, schneidet man nach einer schlesischen Handschrift des Jahres 1 5 6 8 die
Frosch
137
Nägel an dem schmerzhaften Orte, hängt sie einem F . an den Hals und läßt ihn springen 1 0 1 ). In der Pfalz läßt sich der am Fieber Leidende von einem, der dasselbe „ a b t u n " kann, seinen Namen auf einen Zettel schreiben, geht morgens nüchtern hinaus, fängt sich einen F., steckt demselben den zusammengewickelten Zettel ins Maul und wirft ihn rücklings unter Anrufen der drei höchsten Namen wieder ins Wasser 102 ). In Steiermark wird von dem an Auszehrung Leidenden ein F . gefangen, in einen Topf getan und dieser sodann fest verschlossen in einen Amaisenhaufen gestellt. Sofort darauf muß der Kranke, ohne umzusehen, nach Hause gehen, damit er den F . nicht quaken hört. Wenn der F . von den Ameisen vollständig aufgezehrt ist, wird die Auszehrung geheilt sein 103 ). ")
Z.B.
Panzer
J ü h 1i η g
Tiere
3 7 . 39. 4 1
Beitrag 2, 295 ; F o s s e l
medizin 1 4 5 ;
Schleicher
=
Volks-
Sonneberg 1 4 8 ;
R o l l a n d Faune 3, 71 Nr. 12; S t r a c k e r j a n I, 93; Germania 20 (1875), 355 Nr. 58; K e l l e r Grab 5, 437 f. ··) J ü h l i n g 40; P l i n i u s 32,92; P a u l y - W i s s o w a 1, 71; L a m me r t 121. 263; G e s n e r 168; ZfVk. 4, 399; 8, 173; SAVk. 15, 183 Nr. 57; Schweizld. 1, 1333; P e t e r Oesterr-Schlesien 2,241; G r o h m a n n 166 Nr. 1170. ··) ZfVk. 6 (1900), 112; B a u m g a r t e n Jahr 29 = Heimat 1, 1 1 2 ; SAVk. 15, 183 (17. Jh.). ·') G e s n e r 168 b; J ü h l i n g 37. 38 f. 40. 42; A l b e r t u s M a g n u s De Anim. 26, 31 ; S e y f a r t h Sachsen 293; Grohmann 2 H Nr. 1467;
Höf 1er
Organotherapie 1 4 1 ;
L a m me r t 147. 189. 194; Z a h l e r Simmenthal 76; Alemannia 7 (1879), 80 Nr. 2. M ) P l i n i u s 32, 113. 114; G e s n e r 168; J ü h l i n g 37. 40. 41; L a m m e r t 218. "») ZfrwVk. 5 (1908), 95. 1M) K r o l l Aberglaube 25; A g r i p p a ν. Ν. 1 , 2 3 1 ; F r a z e r 9, 50; M a r c e l l u s De medicam. 12, 24; P l i n i u s 32, 92. 101) K l a p p e r Schlesien 103. »·) L a m m e r t 263. 103) F o s s e l Volksmedizin 105 = J ü h l i n g 39 = H o · v o r k a - K r o n f e l d 2, 43. 4. E i n z e l n e T e i l e des F.s.: F.a u g e η trug man, in Säckchen aus ungefärbten Stoffen eingenäht, am Hals gegen Triefaugen, das rechte rechts und umgekehrt 1 M ) ; nach Agrippa ν. Nettesheim (1, 125) vertreiben sie das dreitägige Fieber, wenn man sie vor Sonnenaufgang dem Kranken anhängt, während die geblendeten Frösche wieder ins Wasser
138
geworfen werden. Mit Nachtigallenfleisch in Hirschhaut angehängt, verscheuchen sie, wie man sagt, den Schlaf und verleihen Wachsamkeit 1 0 5 ). In Tirol nennt man dieses Mittel „Wachbeutele" 106 ). F.b l u t ist nach der Sage das zarteste 107 ). Es dient nach Gesner (1686) gegen Haarausfall 1 0 8 ); gegen Ungeziefer wurde es im Altertum auf Sicheln gestrichen 109 ). Um „ z u treffen wonach man schüsset", rät man im Egerland: „ N i m Tauben- und Laub-F.blut, damit ein wenig die Büchsen bestrichen" 1 1 0 ). Gegen Kröpf nimmt man in Franken einen Laub-F.- oder K r ö t e n f u ß , welcher bei abnehmendem Monde abgehauen ist und trägt ihn um den bloßen Hals l u ) . F.g a l l e war gegen Epilepsie sehr ges u c h t 1 1 2 ) : „ F ü r den hinfallenden Siechthum ein bewährtes Stück. Nim einen F., der des Nachts im Wasser schreit, mach ihn auf, nim die Gall heraus und gib's dem Menschen ein, es ist gerecht" 1 1 3 ). Die Galle half auch gegen das viertägige Fieber (anno 1683) 1 1 4 ) und wurde, nach Pseudo-Dioskurides (4. Jh.), mit Essig verwendet, um Tierchen aus dem Ohre herauszutreiben 1 1 6 ). F.g e s c h l i n g e , in eine gebackene Pflaume eingehüllt gegessen, hilft gegen das kalte Fieber l l e ) . F.h a u t: Auf Wunden legt man gern die Haut eines vor dem Georgitage gefangenen und lebendig geschundenen F. es 1 1 7 ). Das F.h e r ζ verwendet Plinius als Mittel gegen Fieber (32, 38), Ruhr (32, 31), Zahnschmerzen (32, 26) 1 1 8 ). In seiner „Trefflich versehenen Medicin-Chymischen Apotheke" (S. 1364) empfiehlt J o h . Schröder (anno 1685): „ D a s Hertz von Fröschen (besonders von Flußfröschen) tauget vor die schwere Noth ; wann mans denen Febricitanten auf das Rückgrat bindet, so verhütet es die febrische K ä l t e ; etliche legen es aufs Hertz und miltern also die Hitz in hitzigen Krankheiten", was schon Miszaldus, Centuriae I X memorabilium a n r i e t l l e ) . In Schwaben hilft das aus drei F.herzen bereitete Pulver gegen Fallsucht 1 2 0 ). Über das F.herz im Zauber vgl. auch oben 2, Anm. 76 1 2 1 ).
139
Frosch
F.k η o c h e η finden im Liebeszauber (s. o. Sp. 133) häufige Verwendung. Gegen „Schwinig", d. h. gegen Lähmungszustände, die mit Muskelschwund einhergehen, wird in der Gegend von Schmerikon (Schweiz) ein Amulett aus den Hinterbeinknochen eines Teich-F.es auf die kranke Stelle gebunden; die Frösche dürfen aber nicht zur Laichzeit gefangen werden 122 ). Plinius (32,18) erzählt:„Werfe man den in ihrer (d. h. der Laubfrösche, bei den Griechen ,Phryni' geheißen) rechten Seite befindlichen Knochen in siedendes Wasser, so erkalte dasselbe, und würde nicht eher wieder heiß, als bis man ihn wieder herausnähme; jenen Knochen aber bekäme man, wenn man das Tier in einen Ameisenhaufen lege und das Fleisch abfressen lasse; einen solchen Knochen lege man auch auf den Sitz im Badezimmer. Einen andern Knochen finde man in der linken Seite, und dieser scheine das Wasser ins Sieden zu bringen; er heiße Apocynum, verhüte, ins Getränk getan, daß die Hunde einen anfallen, errege Liebe und Zank, und reize angebunden zum Beischlaf. Der rechte Knochen, welcher das siedende Wasser abkühlt, soll, in frischem Lämmerfell angebunden, das. viertägige und andere Fieber heilen und die Liebe vertreiben." Agrippa ν. Nettesheim hat (1, 195) diesen Bericht des Plinius wieder aufgenommen. F. 1 a i c h 123 ) : Sommersprossen vertreibt man, wenn man (am Johannismorgen vor Sonnenaufgang) das Gesicht mit F.laich wäscht 1 2 4 ). Auch Hautausschlag 125 ) und Muttermäler 12e ) vergehen dadurch. Wer sich vor Georgi mit F.laich die Glieder wäscht, bekommt selbes Jahr kein Geschwür, und hat er eins, so vertreibt er es 1 2 7 ). Gegen Ruhr wird ein leinenes Tuch dreimal in F.laich getunkt, dann trocknen gelassen und an der Stelle aufgelegt, wo ein Auslaufen des Blutes bemerkbar ist 1 2 8 ) ; das stillt ebenso gewöhnliche Blutungen 129 ) und ist gut gegen den „Ungenannten" l s 0 ). F.laich, gebrannt, „ist ein köstlich bewert Kühlwasser" 1 S 1 ) (16. Jh.) und hilft gegen Gliederreißen lsi ). F.laichpulver ist ein
140
Bestandteil eines kompliziert zusammengesetzten Mittels gegen Zahnweh 133 ). Aus der frühern offizineilen Anwendung des F.laichs kennt das Volk da und dort noch das sog. Froschlaichpflaster 134 ) : Man suche am Karfreitag vor Sonnenaufgang F.laich und reibe damit eine Hand ein, so erhält man mit derselben die Kraft, Blut zu stillen; man braucht mit dieser Hand nur die blutende Körperstelle zu bestreichen 13S ). Ein handschriftliches Arzneibuch des 16. Jhs. gibt das Gebet wieder, das gesprochen werden muß, um diese „köstliche kunst vor geschwulst vnnd weetagen der menschen" zu erwerben: „Nachdem du (d. h. Gott) alle ding dem menschen vnnd Creaturen zu gu tt nutz vnnd bestem wol geschaffen, So wil Ich mit diesen F.laich meine hende reiben. Ich bitte dich mit hertzlicher andacht, gib dartzu deine Göttliche Benediction und Segen vnnd mir diese krafft welchem menschen ich mitt diesen meinen henden auf geschwollene wehe Tagen der brüst, wunden, geschwehr vnnd weissen schaden werde greiffen, das denselben die schmertzen vnnd wehetagen von stund an verlassen vnnd aufhören, auch demselben sein schaden wohl heile vnnd gesundtheitt seines Leibes erlange durch Jesum Christum, unsern Hern. Amenn." „Dise kunst weret ein jar, vnnd wan das Jahr vmbkombtt, so mus man die hende reiben wie zuvor" l s e ). Aus dem F.laich kann man auch wahrsagen auf ein nasses oder trockenes Jahr 137 ). F.l e b e r: Nach Plinius (32, 18) sollen die Frösche eine doppelte Leber haben; wenn man diese den Ameisen hinwerfe, so soll die Stelle, welche sie anfressen, ein Mittel wider alle Gifte sein. Gegen Fallsucht schreibt ein Rezept des 16. Jhs. vor: „Nim einen F. vnnd schneidt in auff den Rücken von einander vnnd nim darnach die leeber darauß vnnd wickele sie in ein koolblath vnnd brene oder seude sie in einem newen topf oder schirben zu pulver vnnd gieb sie dem Siechen zu trincken in einem warmen wein" 138 ). Die getrocknete und gepulverte Leber hilft auch gegen Fieber 13t ), Zahnweh 140 ) und Griess (Harnbeschwerden) u l ) .
Frosch
i4i
F.l u η g e wird wie die Leber gegen Fieber g e b r a u c h t 1 4 2 ) . F . m i 1 ζ galt Plinius (32, 18) als Giftsitz; sie hilft gegen die durch sie selbst bewirkten Vergiftungen und Zaubereien 143 ). F . s c h e n k e l : D a m i t bei Schwund („Schweine") das beschädigte Glied wieder nachwächst, läßt man F.schenkel nachwachsen und reißt hiezu an Georgi einem F. einen Schenkel w e g 1 4 4 ) . F.s t e i η s. Krötenstein. 1M ) J ü h l i n g 42 ; P a u l y - W i s s o w a ι, 70; P l i n i u s 32, 74. 106) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m ι , 125 f.; ZfVk. 8, 173 (Tirol) ; SAVk. 6, 54 Nr. 2. »·) A l p e n b u r g Tirol 360. IOT) ZfVk. 16, 385. m ) Vgl. dagegen H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 162 (eingetröpfelt verhindert es das Wiederwachsen der aus den Augenlidern gezogenen Haare). 1M) P a u l y W i s s o w a I, 70 nach Geop. V, 30, 8. no ) K r o n f e l d Krieg 111. n l ) L a m m e r t 239; d e C o c k Geneeskunde 145. l l 1 ) F o s s e 1 Volksmedizin 91 = J ü h l i n g 39; H ö f 1 e r Organolher. 222. 113) Christi. Granatapfel 2, 625 = H ö f 1 e r Organotherapie 222.
"«) H ö f 1 e r a . a . O . u ») Ebd.; Janus 12 (1907), 83. " · ) D r e c h s l e r 2, 302; ZfVk. 4, 84 = J ü h l i n g 41. n ' ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 235 = J ü h l i n g 41. «·) Vgl. auch P a u l y - W i s s o w a 1 , 7 1 ; H ö f l e r a. a. O. 259 f. l l e ) Nach Η δ f 1 e r a. a. O. 260. 12 °) H ö h n Volksheilk. 1, 131. 121) SAVk. 6, 58. 12J ) S t o 1 1 Zauberglaube 82 (mit Abbild.). "») P a r a c e l s u s 178 f. 1M ) F o s s e l Volksmedizin 133 f. = J ü h l i n g 39; S c h ö n w e r t h 3, 264 = J ü h l i n g 41; ZrwVk. 1914, 167; S t r a c k e r j a n 1, 95; 2, 171; D r e c h s l e r 2, 224; DWb. 4, ι , 253 (F.laichwasser); J o h n Erzgebirge 240; Urquell χ (i8go), 137 (Insterburg) ; J ü h l i n g 42.346. 12S) S c h ö n w e r t h 3, 266 Nr. 18. "·) L a m m e r t 185. 127 ) S c h ö n w e r t h 3, 265 Nr. 17 = J ü h l i n g 41; W i t z s c h e l Thüringen 2, 195 Nr. 13; vgl. G e s n e r 168. 1SS) K r ä u t e r m a n n 134 = J ü h l i n g 41. 1M) A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 46 („und ist vornemblich gut Reithküssen und Küssen unter die Sättel daraus zu machen" : G r i m m e l s h a u s e n
Ewigwährender
Kalender
74). 59.
B a r t s c h
Mecklenburg
2, 182;
"») G e s n e r 168; vgl. L a m m e r t 215. J ü h l i n g 37 f. «*) Ebd. 42 = Κ r ä u t e r m a η η 174· 1SS) J ü h l i n g 139 = K r ä u t e r m a n n 78. m ) A η d r e e Braun1M)
schweig 425;
ZfVk. 8, 59 Nr. 2; H ö h n Volksheilk. 1, 142; J ü h l i n g 39; E l e o n o r a , Fürstin von
L i c h t e n s t a i n , freywillig auffgesprungener GranatApffel (1695), 69 f. 97; M o s t Volksmedizin
98 (Brandsalbe). 13δ) R e i s e r Allgäu 2, 116 f. Nr. 26; vgl. Veckenstedts Zs. 1, 436 Nr. 16. 13i) J ü h l i n g 38 und 282 f. (doppelt abgedruckt).
1W
) Β ö b e 1 Halts-
und
Feldweisheit
142
des Landmanns
(1854), 118 =
G e s e m a n n
Regenzauber 79. iae ) J ü h l i n g 37 = H ö f l e r Organother. 187; J ü h l i n g 42. ia9 ) H ö f l e r a . a . O . 186. 187; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 328; I, 145; J ü h l i η g 41. 14°) P l i n i u s 32, 26; H ö f 1 e r Organother. 186 f. ; J a n u s 12 (1907), 85. l u ) H ö f 1 e r a . a . O . 187 ( a n n o 1681); H e y l Tirol 787 N r . 139; S c h m i d t Mieser Kraut er buch 37 N r . 10.
uî)
L a m m e r t 261 ; H ó f 1 e r Organother. IJT, SAVk. 14, 270 (Zigeuner). "») H ö f 1 e r a. a. O. 269; A g r i p p a ν . N e t t e s h e i m ι, 196 "«) B o h n e n b e r g e r 18. S . S a g e . W i e die K r ö t e (s. d.) ist auch der F. eine Erscheinungsform der armen Seele 1 4 5 ). Der W a s s e r m a n n 1 4 6 ) hat F.augen 1 4 ') ; er und die Unterirdischen 148) zeigen sich als Frösche (holen Menschenkind als Patin, Hebamme, s. Kröte). Der F. findet sich auch häufig in Schatzsagen 14e ) (s. Kröte) Prinzen und Prinzessinnen sind o f t in Frösche verwandelt und werden durch Heirat erlöst 1 5 0 ). Die Sage weiß zu berichten, weshalb der F. ein gebrochenes R ü c k g r a t h a t 1 S 1 ) , In jedem größeren Teich haben die Frösche einen K ö n i g , dem sie gehorchen. W i r f t man mit einem Stein nach den Fröschen und t r i f f t zufällig den König, so kommen alle Frösche aus dem Teich und verfolgen den Betreffenden 1 ® 2 ). " · ) H e y l Tirol 782 Nr. 103; W a i b e l F l a m m 2, 164; vgl. F r a z e r 8, 299. Μ
·)
Κ ü h η a u
Sagen
2,
294.
"')
L o h -
m e y e r Saarbrücken 26; G r o h m a n n Sagen 151; K ü h n a u Sagen 2, 308 f. 316; ZfVk. 5, 124 f.; Bavaria 4, 2, 335 f. "*) B a r t s c h Mecklenburg 1, 90 N r . 98. " · ) B a a d e r Sagen (1851), 198 N r . 215; NSagen (1859), 81;
Knoop Beitrag
Schatzsagen 14 Nr. 24;
1, 199 f . ;
Gr aesse
Panzer
Preußen
1, 458
Nr. 497; 2, 621 Nr. 674; K o h l r u s c h Sagen 334; M ü l l e r Siebenbürgen 42 ff.; Bavaria 4, ι, 182. 1M) Veckenstedts Zs. 1, 185 ff.; Bolte-Polivka 1, 7 f. l n ) S t r a k k e r j a n 2, 93 = D ä h n h a r d t Natursagen 4,101 ; s. weiter ebd. 1,77; 3,41.42. l ") K n o o p Tierwelt 9, 75; über den F.könig vgl. weiter: G r i m m KHM. Nr. 1 und B o l t e - P o l i v k a ι , i f f . ; D ä h n h a r d t Natursagen 4, 271 f.; DWb. 4, I, 251; W a n d e r Sprichwörterlex. 1, 1228. 1231 ; Schönbach Berthold v. R. 101 ; B i r l i n g e r
266 Nr. 278; G r o h m a n n
Schwaben
1,
Sagen 242. Bächtold- Stäubli.
Frosch (Geschwulst zu beiden Seiten des Zungenbändchens), auch Pogge ( = Frosch) u. ä. g e n a n n t 1 ) . Als Ursache
Frost—:•Frouwa
143
der Krankheit wird angegeben, daß sich dem Kind im Schlaf ein F. auf den Mund setzte 2 ). Ein (bayerisches) Sprichwort sagt: „Wenn der F. die Augen aufthut, thut der Mensch die Augen zu." Er sitzt unter der Zunge, und je mehr sich die Krankheit ausbildet, je ähnlicher wird das Gewächs dem Kopf eines wirklichen F.es mit seinen glotzenden Augen 3 ). Gegen diese Krankheit wird ein lebender F. in einen Leinenfetzen eingewickelt und dem Kranken um den Hals gebunden; sobald der F. verendet ist, verschwindet die Krankheit *). Oder man erdrückt einen kleinen grünen Laub-F. mit der Zunge, worauf das Leiden vergeht („wird noch oft getan"). Ein Söldner der Gegend von Frontenhausen (Franken) erzählte, daß, als sein Kalb den F. hatte, er zu einer bekannten Heilkünstlerin gegangen sei. Er erhielt einen F. in Stoff eingewickelt, den er dem Kalb umhängen mußte. Diesen F. mußte ein Kind unter sieben Jahren mit der Zunge erdrückt haben s ). Wenn man einem Kind einen kleinen lebendigen F. unter die Zunge legt und das Kind ihn solange im Munde behält, bis er tot ist, so kann es sein Leben lang andern Menschen den F. nehmen, wenn es ihnen in den Mund bläst e ). 1)
H ö f 1 e r Krankheitsnamen
170 ¡ F r i s c h -
b i e r Hexenspr. 81, nach Mongrovius Deutsch-polnisches Wb. · 313 in Masuren zaba (Frosch) ; s. w. die verschiedenen Mundartwörterbücher. *) H o v o r k a - K r o n f e l d
2, 78.
•) P a n z e r
Beitrag
2, 298 Nr. 6.
S c h r a m e k Böhmerwald 281; vgl. L a u b e Teplitz 60. «) D G . 10 (1909), 39. ·) P a n z e r
144
meisten niederdeutschen Landschaften. Selten begegnen Anschauungen, in denen der F. die Rolle einer Art von mythischem Wesen spielt. Wenn man in Mecklenburg beim ersten F. sagt 'nu het de voss ( = Fuchs, s. d.) den murer wat in'n lehm makt', oder 'nu is de voss den murer mank'n kalk west' oder wie ähnliche Sprüche heißen, so wohnt hier dem F. noch ein persönlicher Charakter inne 3). Von einer spezifisch mythischen Figur aber ist in Deutschland nichts mehr greifbar, doch muß man stellenweise früher von einer solchen fabuliert haben 4). An einen F.dämon ist vielleicht noch zu denken bei der Erklärung eines böhmischen Aberglaubens, den Grohmann bringt: 'Wenn jemand', sagt er,'plötzlich und unerwartet w i e v o m F. ergriffen erzittert, so sagt er: der Tod hat mich berührt' 5). ') S t r a c k e r j a n 2, 70. *) Ebd. 2, 110. ») Z f V k . 5 (1895), 318. *) Reste einer mythischen F.gestalt z. B. bei den Esten, die den F . als männliche Gottheit auffassen. Bei gelindem F . kommen seine Söhne, bei starkem ist 'der alte Pakkane (F.) selbst los' : Β o e c -
1e r
Ehsten
148.
*) G r o h m a n n
Nr. 1305.
186
Stegemann.
Frostbeulen. F. entfernt man dadurch, daß man mit einem Kieselstein um die wunde Stelle fährt und einen Segen spricht *) ; noch nicht aufgebrochene Frostschäden heilt man, wenn man sie in warmen Urin steckt 8 ). Man wendet weiter alle mögliche Salben usw. an s ).
4)
Beitrag 2, 298 Nr. 6 = J ü h l i n g W u 11 k e
316 § 467.
Tiere 40;
Bächtold-Stäubli
Frost. Nur spärlicher Volksglaube knüpft sich an den F. an. Strackerjan teilt aus Oldenburg einige Bauernregeln mit, die mit dem F. zusammenhängen. Nach ihm ist ζ. B. ein in der Karfreitags-oder Karsamstagsnacht eintretender F. ein Vorzeichen für Fröste in der Buchweizenzeit *). Den herankommenden F. erkennt man dort, wenn die wilden Gänse von der Luhneplatte nach der Jade ziehen 2). Verwandte Regeln über F. als Vorzeichen der kommenden Witterung und über Vorzeichen des F.es finden sich in den
) S a r t o r i Sitte 3 , 7 ; W r e d e Rhein. Volksk. 153; D i e t e r i c h Kl. Sehr. 337; P f i s t e r Reliquienkult 2, 515; Becker Frauenrechtliches 65; B o e d e r Ehsten 58; M u u s Altgerm. Relig. 11; L a u f f e r Nie-
151
fruchtbar
derdeutsche Volksk. i n f . 1 1 8 ; H e l m Relig· gesch. ι , 47. " ) S a r t o r i Sitte 2, 5 6 f . 107; W r e d e Rhein. Volksk. 209; M a n n h a r d t ι , 482; SchwVk. ι , 1 3 ; ZfVk. 21 (1911), 302. *·) G r i m m Myth. 3, 419 Nr. 47. w ) S c h r ö d e r Rigveda 161 ; F r a ζ e r 5, 39. 67. n ) G e s e m a η η Regenzauber 49 f.; Sartori Sitte ι , 1 1 8 f . ; M e s s i k o m m e r ι , 183; F e h r l e Volksfeste 14; H ö f 1 e r Weihnacht 29; Ostergebäcke 18. ") Grimm Myth. 3, 472 Nr. 991 ; S a r t o r i Sitte 2, 5 6 f . ; M e y e r Baden 207; Berthold Unverwundbarkeit 10; SchwVk. 1, 13. ") F e h r l e Volksfeste 33 ff.; Sartori Sitte 3 , 1 0 8 ; W o l f Beiträge x, 76; Κ η u c h e 1 Umwandlung 97; Maack Lübeck 46. **) F e h r l e Volksfeste 58. 73. " ) M a n n M h a r d t I, 228. ) B e c k e r Frauenrechtliches 29 f. 65 f. " ) S c h m i d t Geburtstag 122 f. *·) F r a ζ e r 1 , 9 5 ; H ö f 1 e r Organotherapie 6i, 994. " ) R a n k e Sagen 20.
4. Zu den weitverbreiteten F r u c h t b a r k e i t s o r a k e l n (s. auch Bauernregel) zählt f r ü h e r D o n n e r , der ein f.es Jahr verheißt. Ebenso verkündet Trockenheit des Haarsees (Thurgau) im Frühjahr f.e Zeiten a ) . An einer Quelle am Pilatus erscheint für diesen Fall im Frühling eine Fee mit zwei weißen Ziegen 42 ). Bei den Deutschamerikanern in Pennsylvania heißt es: „Wann fil eis is zwische Grischdak un Neijor, gebts fil obscht" «). ") M a n n h a r d t Germ. Mythen 469; L ü t o l f Sagen 276; F o g e l Pennsylvania 41 226 Nr. 1148. ) K o h l r u s c h Sagen 294. ") N i d e r b e r g e r Unterwaiden 1, 52. M ) F o g e l Pennsylvania 227 Nr. 1155.
5. Mit der v e g e t a t i v e n F r u c h t b a r k e i t steht die menschl i c h e i n S y m p a t h i e . Daher die zahlreichen, in Deutschland ebenso wie bei den Nicobaresen und den Siouxindianern belegten Bräuche, welche die Übertragung der Fruchtbarkeit der (schwangeren) Frau auf Obstbäume und Ackersaat bezwecken **). Der B e s u c h einer schwangeren Frau bringt jungen Eheleuten Glück, namentlich wird die j u n g e F r a u d a d u r c h f.45).Weiber m i t l a n g e n Füßen hielt man für b e s o n d e r s f. **). Sonst e r p r o b t man die F r u c h t b a r k e i t d e r F r a u oder die Zeugungsfähigkeit des Mannes, indem man in den Urin der Frau bzw. des Mannes eine Linse
152
wirft. Keimt sie, ist es ein günstiges Zeichen (Pommern) 47). Natürlich sucht man vielerorts die f e h l e n d e Fruchtb a r k e i t durch mehr oder weniger magische Zeremonien zu gewinnen: durch Opfer von T i e r e n bei der H o c h z e i t , durch S c h l a g (s. d.) m i t zauberkräftigen M i t t e l n (bei den alten Römern mit den Februa, d. h. Riemen, die man aus dem Fell der dem Fruchtbarkeitsgott Faunus an den Luperkalien geopferten Böcke schnitt: Ovid fast. I I 425 f.; Serv. Aen. V I I I 343), durch Waschen mit dem Wasser gewisser f. machender Q u e l l e n 4 8 ) . Namentlich in der Schweiz, aber auch in Deutschland, ist der Glaube verbreitet, daß die Kinder aus Steinen kommen (Kindlisteine) 4i ). Es scheint sich dabei um einen Überrest eines alten, auf der ganzen Erde verbreiteten S t e i n k u l t s (vgl. bes. die Schalensteine [s. d.] im Elsaß und den Ländern am Rhein) zu handeln M ). In Bombay drehen sich nämlich sterile Frauen unter Gebeten um ein großes Steindenkmal phallischen Charakters sl ), aus Frankreich wird berichtet: A Saint-Renan, les jeunes épousées, pour avoir des enfants, venaient se frotter le ventre contre la Jument de pierre, rocher colossal au milieu d'une lande, qui ressemble à un animal des temps fabuleux 62). In manchen Gegenden Frankreichs treten an die Stelle der Steine S t a t u e n v o n H e i l i g e n 5 3 ) . Dagegen hat das beliebte Heben der Braut über die Türschwelle und das Werfen von Schuhen bei der Hochzeit mit Fruchtbarkeitszauber nichts zu tun. Jenes geschieht, um die unter der Schwelle sitzende Ahnenseele nicht zu beleidigen, dieses stellt eine Opfergabe dar, durch welche man sich von feindlichen Zaubermächten loskauft M ). " ) H ö f 1 e r Organotherapie 6; Meier Schwaben 2, 476; H ö h n Geburt 258; P l o ß Kind ι , i f f . ; A n d r e e Braunschweig 226; M a a c k Lübeck 52. **) G r o h m a n n 114. 4 ·) M e y e r Aberglaube 37. *') Urquell 5 (1894), 179 Nr. ι . ») S é b i 1 1 o t Folk-Lore 2, 232 ft.; 3, 246; F r a ζ e r ι , 7 0 f f . ; 10, 237; B e r t h o l d Unverwundbarkeit 10; M e g e η b e r g Buch der Natur 415 f. «) P l o ß Kind
153
Frühling
154
Wort für F. ist L e n z (ahd. lenzo, ags. lencten). Es bedeutet die Jahreszeit, in welcher „lange Tage" sind, die Tage länger werden 4). Den F.sbeginn verlegte man in den März, weshalb dieser neben 6. Sehr mannigfacher Art sind die der römischen Bezeichnung schon zur Zeit Großen den Namen L e n z F r u c h t b a r k e i t s s y m b o l e . Unter Karls des 6 ) führt und heute noch neben m o n a t diesen spielen die G e b i 1 d b r o t e (s. d.) von den rohen afrikanischen Teigfiguren Früeligsmonet als Lenzmonet in der mit ihren sehr ausgeprägten männlichen Schweiz zuweilen gebräuchlich ist ®). In (phallischen) und weiblichen (spaltförmi- Österreich und Bayern, aber auch im gen) Geschlechtsteilen bis zu unseren Oberhessischen heißt der F. auch A u s „Strützeln", Spitzwecken, Spaltbroten w ä r t s , 7dem slowen. vigred (egrediens) u. a. eine große Rolle 65). Als S i n n - entspricht ). Eine P e r s o n i f i k a t i o n erfuhr bilder der Fruchtbarkeit und des mit der Sonnenwende wieder- der F. hauptsächlich im Mythus und in kehrenden Lebens in der Natur s t r e u t der Dichtung. Der Kampf zwischen dem K n e c h t R u p r e c h t Ä p f e l u n d F. und Winter bildet den Hintergrund für 1 N ü s s e a u s 6 6 ) . Unter den die Zeu- Thors und Freys F.s m y t h e n ) und 9 ). für viele Sagenstoffe der Naturvölker gungskraft bewahrenden und verstärkenden Gebildbroten nehmen die Τ i e r - Nur teilweise kann als Frühlingsmythus f o r m e n einen breiten Raum ein w ). der weitverbreitete Sagenstoff von der 10 Auch der den Maibaum krönende Hahn weißen Frau gelten ), und sehr bedenklich sind die diesbezüglichen Ausdeuversinnbildlicht die Fruchtbarkeit M ). 11). tungen mancher M ä r c h e n Eine Von den anderen Tieren galten für besonders geeignete Symbole: Hase, Sper- Personifikation liegt vor, wenn man in ling, Taube, Esel, Schwein (alte Opfer- bezug auf die Frühlingsmüdigkeit zu jemand sagt: „Gelt, der Lenz drückt tiere für Fruchtbarkeitsgottheiten) M). dich" 12) 1 " ) R e u t e r s k i ô l d Speisesakr. 100; Als F a m i l i e n n a m e n kommen H ö f ] e r Fastengebäcke 16. 50. 82; Weihnacht 40 f. 46. 48; ZföVk. 9 (1903), 193 f·; ZfVk. Ii F., Frühjahr und Lenz nicht vor; der (1901), 198f.; 14 (1904), 431 f. ") ZfdMyth. 3, häufige Familienname Lenz gehört zu io2f. «') R e u t e r s k i ö 1 d Speisesahr. 118 ff.Lorenz, zuweilen auch zum Wort Land 13 ). ω ι, 8; K u h n u. S c h w a r t z 13 Nr. 14. »I H o o p s Reali. 3, 415; 4, 579 i·'. R ü t i m e y e r Urethnographie 375 ff. 61) Κ n u c h e 1 Umwandlung 57. " ) S é b i 11 o t FolkLore ι, 338 ff. " ) K n u c h e l Umwandlung 61. H ) S a m t e r Geburt 144. 200 ff.
") Ebd. 100.
) H ö f 1 e r Organotherapie 58. Mengis.
Frühling. I. Der einfache Mensch der Urzeit kannte den Begriff F. als besondere J a h r e s z e i t (s. d.) nicht a ), für ihn folgte auf den Winter der Sommer. Auch heute noch beginnt man den Sommer mit dem Sonntag Lätare, an dem zumeist die Bräuche des „Todaustragens" und „Sommerbringens" erfolgen, und nennt ihn daher auch Sommertag (s. d.), wie man ähnlich in Schlesien den Palmsonntag Sommersonntag nennt 2). Der Name F. oder F r ü h j a h r ist daher auch nicht alt, weder ahd. noch mhd. belegt, erst in den letzten Jahrhunderten nach dem Muster von primavera oder printemps gebildet worden *). Das älteste deutsche
l ) S c h r ä d e r Reallex. 394. *) L i p p e r t Christentum 596. ') G r i m m Myth. 2, 632 *. ') S c h r ä d e r Reallex. 258 und Indogerman. 50. ') W e i n h o l d Monatnamen 48 f. ·) SAVk. Ii (1907), 87. ') H ö f 1 e r Fastnacht 14; F i s c h e r Oststeirisches 58 ; Grimm Myth. 2, 632 3, 228. •) M e y e r Germ. Myth. 207, 225. ·) Ζ. Β. in einem Zwillingsmythus der nordamerikanischen Indianer; vgl. W. K r i c k e b e r g Indianermärchen aus Nordamerika (Jena 1924), 378. ,0 ) M a n n h a r d t Germ. Mythen 470 ff. ; M e y e r Germ. Myth. 282 ff. 1I ) Ζ. B. das Märchen von der verschlafenen Frau bei H a u p t Lausitz 2, 214
Nr. 314. ") Vld. 7 (1905), 7 (Oberschefflenz,
Baden). " ) Vgl. A. H e i n t z e Die deutschen Familiennamen 6 (Halle 1922), 226.
2. Der F.s a n f a n g , der ursprünglich mit dem Jahresanfang (s. d.) zusammenfiel, eröffnete die große Sieges- und Festzeit der Sonne, die alte F.sfeier, welche bis zur Sommersonnenwende dauerte M )
Frühling
155
und nach Einführung des Christentums durch die Fasten in zwei Teile zerrissen wurde, in die F a s t n a c h t und die O s t e r z e i t 1 6 ) . Als F.sbeginn werden verschiedene Tage genannt, entsprechend dem durch die geographische Lage und das Klima bedingten früheren oder späteren Anfang der warmen Jahreszeit. So gilt vielfach schon der 2. Februar (Lichtmeß) als erster F.stag l e ), häufiger aber der 22. Februar (Petri Stuhlfeier) " ) , den wohl auch das Breslauer Monatgedicht (15. Jh.) meint, wenn es vom März sagt: Y n dyssem monde der lencze uns entspringet, An sinte Petirs tag wenn man dy messe synget 1 ').
Bauernregeln bringen den F.sbeginn ferner mit dem hl. Matthias (24. Februar) in Verbindung 1 9 ); noch öfter gilt der 17. März (Gertrude) als solcher, denn St. Gertraud führt die Kuh zum Kraut, 's Roß zum Zug, die Bain (Bienen) zum Flug 10 ),
oder Gertraud taut die Erde von unten auf 8 1 ),
was man aber im Böhmerwald schon von der hl. Kunigunde (3. März) sagt 2 2 ), während man andrerseits erst vom 25. März sagt: A.uf Maria Verkündigung Kommen die Schwalben wiederum " ) .
Für unsere mitteleuropäischen Verhältnisse ist es wohl das Richtigste, wenn der F.sbeginn erst auf den Georgitag (24. April) 24), also ungefähr in die Osterzeit, verlegt wird. Der a s t r o n o m i s c h e F.s b e g i η η , die F.s - Τ a g - u n d Nachtgleiche, spielt im Volksglauben keine Rolle, wohl aber in der älteren theologischen Literatur. In der aus 243 n. Chr. stammenden Schrift über die Osterzeit eines angeblichen Cyprianus (Caecelii Cypriani de pascha compotus) wird die Weltschöpfung und das Erlösungswerk in eine enge zeitliche Verbindung gebracht und' bemerkt, daß die E r s c h a f f u n g d e r W e l t in der Jahreszeit erfolgt sein muß, in welcher sich die Natur stets zu neuem Leben verjüngt, im F., und da es vom ersten Schöpfungstage heißt, daß Gott „zwischen Licht und Finsternis geteilt habe", er
156
aber nur gleichmäßig, d. h. vollkommen teilen konnte, so muß der erste Schöpfungstag auf die Tagundnachtgleiche gefallen sein, die nach dem für den Verfasser ausschließlich und alle Zeit gültigen Julianischen Kalender sich V I I I . kal. apr., also am 25. März ereignet, somit mit dem heutigen Fest Maria Verkündigung (s. d.) zusammentrifft. In diese Zeit verlegt der Verfasser auch die G e b u r t C h r i s t i (28. März) 25 ). Die F.s-Tagundnachtgleiche tritt nach dem Glauben einzelner Völker erst mit dem Aufgang des Siebengestirns (s. d.) ein 2e ), also zu einem noch späteren Zeitpunkt. ") S c h r ö d e r Rigveda 46. " ) D r e c h s l e r 1 , 5 4 . " ) S a r t o r i Sitte 3, 84. " ) R e i n s b e r g Wetter 93. M) W e i n h o l d Monatnamen 49. " ) R e i n s b e r g Wetter 93 f. ; J u n g b a u e r Volksdichtung 224. ,0) Vld. 21 (1919), 90 (Österreich). , 1 ) Kalender des deutschen Kulturverbandes (Prag 1925), 17. Vgl. F o n t a i n e Luxemburg 33. " ) J u n g b a u e r Volksdichtung 224. *·) Ebd. 225; R e i n s b e r g Wetter 109. " ) B a u m g a r t e n Jahr 23; S a r t o r i a . a . O . 2, 149. ·«) U s ener Weihnachtsfest1 6 ff. " ) S c h m i d t Gottesidee 1, 50.
3. Der F., in dem der Mensch zugleich mit der Natur wieder zu neuem Leben erwachte wurde seit je mit Sehnsucht erwartet, die um so größer gewesen ist, je weiter die Zeiten zurückliegen, je schwerer und unerträglicher dem Menschen das J o c h des Winters war, dem er einst bei mangelnder oder schlechter Beheizung und Beleuchtung der dürftigen Unterkünfte und in seiner ärmlichen Bekleidung fast schutzlos preisgegeben war. Freudig festlich war daher auch die B e g r ü ß u n g d e s F.s. Dies nannte man im Mittelalter „die zît empfâhen" oder „die zît mit sänge begên" oder „den Sumer (Meien) empfâhen" u. a. **). Vor allem wurden die ersten B o t e n d e s F . s , dieser glücklichen Zeit, begrüßt und ihnen Glücksbedeutung zugeschrieben 29 ). Schon die Griechen und Römer begrüßten die e r s t e S c h w a l b e und den e r s t e n S t o r c h als F.sboten Wie diese, so werden in Deutschland auch der Κ u k k u c k 3 1 ) (s. d.), die ersten S c h m e t t e r l i n g e (Sommervögel) 32 ) und die Maikäfer willkommen geheißen.
157
Frühling
Wenn man den Kuckuck zum erstenmal auf eigenem Grund und Boden rufen hörte, so zeigte dies den Beginn des F.s in Westfalen an. Wer dies meldete, bekam ein Ei zum Geschenk, woraus sich ein F.sbrauch der Kinder, das Kuckucksspiel, entwickelt hat 33 ). Noch im 17. J h . holten in Schleswig die spinnenden Mädchen den ersten Maikäfer feierlich aus dem Walde ein 34), wie es noch im 18. J h . in manchen Städten Deutschlands üblich war, daß die Türmer das Erscheinen des ersten Storches anblasen mußten, wofür ihnen ein Ehrentrunk aus dem Ratskeller verabreicht wurde 36). Auch die ersten F.s b 1 u m e η wurden gefeiert se ). Wer das erste Veilchen sah, verkündete es; das ganze Dorf lief hinaus, die Blume wurde auf eine Stange gesteckt und man tanzte darum 37). Diesen F.sblumen schrieb man auch besondere Heilkraft zu **). Zur Zeit des Minnesangs feierte man sie auch im Liede, Veilchen und Wohlgemut werden noch in einem F.slied des 15. Jhs. gepriesen **). Mit F.s 1 i e d e r η , F.s r u f e η begrüßt man auch die Wiederkehr dieser Jahreszeit und Lieder, Sprüche und Reime begleiten fast alle F.s b r a u c h e und F.s f e s t e (s. d.), Fastnachtspiele und Tänze (s. d.), das Todaustragen (s. d.) und das Sommerbringen, wie auch die Kampfspiele zwischen Winter und Sommer (s. d.), die Umzüge am 1. Mai (s. d.) usw. " ) L i l i e n c r o n Deutsches Leben L V I I . ") G r i m m Myth. 2, 635. ») W u 1 1 k e 62 §73- " ) G r i m m Myth. 2, 636. *») Ebd. ") K u h n Westfalen 2, 122 Nr. 374; ZfVk. 10 (1900), 59. »») K u h n Westfalen 2, 73 f. Nr. 220. " ) G r i m m Myth. 2, 577% " ) Ebd. 636; R o c h h o l z Sagen 1, 388. »·) M a r ze 11 Pflanzenwelt 21 f. *) G r i m m Myth. 2, 636 = W e i n h o l d Frauen* 2 (1882), 152 f. " ) M a r z e l l a . a . O . n f . ») E r IiB ö h m e 3, 476 Nr. 1674. "(Bockel Psychologie* (1913), 6ff. u. Handbuch 308. Zum Frühlingssingen der Slawen vgl. Τ e t ζ η e r Slawen 275 und im bes. der Russen vgl. E. W. A n i t s c h k o f f Das rituelle Frühlingslied im Westen und bei den Slawen. I. Vom Ritus tum Lied, 2. Vom Lied zur Poesie (Petersburg I 9°3, 1905), dazu ARw. 9 (1906), 276 ff. 445 ff.; ZfVk. 17 »)H"alt-
r i c h Siebenb. Sachsen 62 f. ") D a h n h a r d t Natursagen 3, 64. 66. 88 f. " ) Ebd.
4, 243 ff. 252 ff. 259. " ) Ebd. 4, 248 f. " ) E b d . 3, 48. Vgl. 3. 3· 6· ") G r i m m DWb. 4, 335; ZfrwVk. 10, 21 ; Wilh. M e d i c u s Die Natur-
geschichte nach Wort u. Spruch d. Volkes 1867,
167. 169. ") D ä h n h a r d t Naturs. 3, 316f. *·) G r i m m Reinhart 42. " ) M e g e n b e r g 134; K e l l e r
Tiere 179; L o n i e e r
Kreu-
terbuch 1577, CCCXIII Α.; Z e d i e r Vniversallexihon 51,1280. u ) L o n i c e r CCCXIII Α.; Z e d i e r 31, 1280. u ) Ζ e d 1 e r 31,1278; M e y e r Aberglaube 75; F i e n t Prätligau 243; S é b i l l o t Folk-Lore 3, 17; Schwanz statt Heubündel: ZfôVk. 33, 9. " ) A e 1 i a η Nat. an. ι, 36; P a u l y - W i s s o w a 7, ι, 190; P o r t a Magia naturalis 1713, 36 Nr. 29. '·) K n o o p Sagen d. Prov. Posen 1913, 160 f.
"») Vgl. etwa S é b i l l o t 3,18. " ) K l a p p e r Erzählungen 382 f.; Conrad B u i d a c h Vorspiel 1, 79. Darum ist er wohl das Bild des Ketzers = L u t h e r Tischreden (Weimar) 6, 6872. ") Russisch, dänisch, englisch: D ä h n h a r d t Natursagen 3, 272 f. 277 u. 279. Vgl. K u h n Westfalen 2, 2 3 5 ! ; G ü b e τ η a t i s Tiere 438 Nr. 2. ") H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 41 f. **) G r i m m Reinhart
CCXIV seq.; KHM.
132;
Megenberg
Buch der Natur 133; L o n i c e r
Kreuterbuch
1577, CCCXIII Α.; F i e n t Prdttigau 243; D ä h n h a r d t 4, 280t.; H a l t r i c h 63; L ö w i s o í M e n a r Finnische undestn. Märchen 1922, 247f.; C a r u s Zoologi* 124. w ) M e g e n b e r g Buch der Natur 133; M e y e r Aberglaube 7$. n ) P a u l y - W i s s o w a 7 , 1 , 1 8 9 i f . ;
nach A e J i a η Nat. an. VI, 24, 64. **) H o o p s Realie χ. 2, 103 f. **) Sizilien: D ä h n h a r d t 3,189f. M ) G u b e r n a t i s 446. **) G r i m m DWb. 4, 33°«.; H a l t r i c h 9 5 U ZfrwVk. 10 (1913), 20 f.; Wilh. M e d i c u s Die Naturgeschichte nach Wort und Spruch des Volkes
168if. -) P a u l y - W i s s o w a 7, 1, 191; S c h r ä d e r Reallex. * 1, 330; G r i m m CCLXXV seqq.; Hes. 13, 4; Luc. 13, 32. ») G r i m m Reinhart X X I X seq. 3. D e r monen·
F. i m G ö t t e r - , Däund Seelenglauben.
178
Zur germ. Götterwelt hatte der F. wohl keine Beziehungen**), wenn nicht zu Donar, an den der isländ. Name des F.es holtathôrr wie die rote Farbe erinnert *·), und daß er aus seinem Bart Feuer zu reiben vermag 4 0 ). Doch das sind Eigenschaften, die einem Wetterdämon angehören und nichts mit Donar zu tun zu haben brauchen (s. 5), und holtathôrr findet seine Erklärung in den Sagen von f.gestaltigen Waldgeistern (s. u.). Auch daß er im Märchen neun Zeiselschwänze h a t t r ä g t hier nichts aus, sagt wohl nur etwas über die besondere Stärke des einen Tiers, denn im Schwanz steckt seine K r a f t , auf ihm läßt er reiten 4 8 ). Faijer oder Füchse heißen die B e r g geister im Glarnerlande 4 > ). Das schwäbische Berg- oder Nachtfräulein Urschel der hessische Wassermann 4S), der schwäbische W a 1 d g e i s t hat F.gestalt **), und auch die Waldfrau der Schweden zeigt rückseits einen F.s c h w a n z 4 ' ) , ähnlich den Waldfrauen in W e l s c h t i r o l ; die Fänggen in Churrätien tragen als Kleidung umgeworfene F.felle 4 ·), wie sie F.e als Reittiere zähmen M ), ihnen die Höhle rauben 51 ). Wie der versteckte Troll wird der F. von einem Holzhauer durch Gesten verraten, nachdem er ihm vorher Schweigen versprach 5 8 ). Das Bühl-Anneli schützt ihn vorm wilden J ä g e r M ) . Häufig erscheint der F. i m G e f o l g e eines dämonischen Wesens, so in des Nachtjägers Zug M ), der weißen Frauen 5 5 ), der F a c k e l j u n g f r a u e n 5 · ) ; der wilde Jäger j a g t F.e " ) ; es sind seine Hunde 5 *); der Faijer läßt sie los **), wie lappische Zauberer F.e aussenden (tille) 40 ) ; in Norwegen gehören F.e zur Herde der T r o l l e u ) und rufen, gefangen, aus der Jagdtasche **). So können sie zuweilen in großen Scharen erscheinen, wenn auch jetzt als H e x e n t i e r e * * ) ; und so kann wohl ein F. den Jäger ins Verderben locken M ). Solche Tiere können oft nicht geschossen werden oder verwandeln sich nach dem S c h u ß u ) . Die H e x e n erscheinen in F.gestalt * ) in der Schweiz n ) , B a d e n " ) , im A l l g ä u * ) , R h e i n l a n d * ) , aber auch in Schleswig-Holstein n ) , Mecklenburg TI ), Pommern 7 8 ), Posen 74 ), zuwei-
179
180
Fuchs
len in Scharen von sieben und mehr 7S), — um einen See ausbrechen zu m a c h e n " ) . Sie narren Jäger auch, indem sie ihnen leere Weiberröcke, Besen, rote Strümpfe als F.e vorgaukeln " ) . Zur Strafe wird oft vom Teufel oder den Mitschwestern eine Hexe auf einer Alp als F. an einen Baum gebunden, die von Glück sagen kann, wenn ein Jäger sie erlöst 78 ) ; solche Hexen aus P a r i s " ) , Holland 80 ), Italien (Mailand) 81 ), der Schweiz 78 ) statten ihren Dank dadurch ab, daß sie den Erretter in der Fremde bewirten 82 ) oder ihm aus einem Unwetter helfen 83 ). Oft wird die Hexe so vom Teufelsbund gelöst M ). Aber auch eine gewöhnliche Menschenfrau kann durch Zauber i n e i n e n F. v e r w a n d e l t werden 85 ), wie Zauberer sich zu F.en machen 8e), und wie im Märchen der Prinz in einen F. verzaubert wird 8 7 ). (Über den F. im Märchen siehe Mackensens Handwörterbuch .Märchen'.) Solche Verwandlung geschieht durch eine Salbe (Urserntal) M ) oder einen F.riemen (s. Werwolf) in der Oberpfalz und in Mecklenburg 89 ). Auch kann man sich selbst verwünschen 80 ) oder verwünscht werden 80a ). Die f y 1 g j a hinterlistiger Menschen, die von Zauberern erscheint als F. 91 ), ebenso wie der A l b 9 U ), denn der F. ist ein „ S e e l e n t i e r " 9 2 ) , und so kann es nicht wundern, daß auch der dankbare Tote (gute Gerhard) F.gestalt annimmt 93 ) wie die verstoßene Mutter, wenn sie ihrem Sohn zu Hilfe kommt 9 4 ). Unter den hilfreichen Tieren des Märchens steht der F. an erster Stelle 9 5 ); er ist allgemein deutsch 98 ), speziell aus dem Paderbornischen 97), Heanzischen 98 ), Tirol 99 ), Bayern 1 0 0 ), Holstein 1 0 1 ), Siebenbürgen 102), Dänemark 1 0 3 ), Norwegen 104), aber auch aus dem ganzen idg. Gebiet 1 0 S ) bezeugt. Siuts rechnet ihn hier zu den Unterweltswesen 108). Die Märchen wissen auch von einem F.könig 107). Im deutschen Gebiet wie bei den Südslawen 108), erscheint der F. als geisterhaftes S p u k w e s e n ; im Alemannischen 109), besonders der S c h w e i z u o ) , Schwaben 1 1 1 ), im Spessart 1 1 1 ·), Rheinland 1 1 2 ), Westfalen 1 1 3 ), Oldenburg 1 1 *), Mecklenburg 1 1 5 ), Pommern 1 W ), Bran-
denburg 117 ), Deutschböhmen 1 1 7 a ) ist von dergleichen Nachttieren 1 1 8 ) die Rede. In der Oberpfalz zeigt sich ein feuriger F. 119 ) ; in einen doppelten und feuerschnaubenden F. ist im Aargau ein diebischer Schaffner verwandelt worden 120), und auch ein Säumer spukt dort als Grimsel-F. m ) . Einen aufhockenden F. kennt man in der Eifel 1 2 2 ). In Westfalen erscheinen die weißen Frauen am Born auch als F. und Hase 123 ), und als Hündlein begleitet der F. die böse Schwester = weiße Frau im Bayrischen 124 ). In der griechischen Sage erscheint ein F. als leichenfressender Dämon 12s ), vgl. ίλώττηξ = Aasfresser 12e ). Als T e u f e l s g e s c h ö p f 1 2 7 ) sah man in ihm auch den Teufel 1 2 S ), und der Teufel, der als Hund mit langem Schwanz erscheint, dürfte ein F. sein 129 ). F.e hüten den Schatz 130). Bayrische Schatzsagen wissen von einem goldenen F . 1 3 1 ) . Durch einen F. wurden die Waldcnburger Kohlen entdeckt 1 3 1 *). In Böhmen ist er der Kinderbringer, der auch das Jesuskind gebracht hat 1 3 2 ), im Sächsischen ein Kinderschreck 13a ). Als Teufelswesen hetzen F.e wohl auch den Frevler 1 M ). ")
tike
G r i m m
Tierwelt
Myth.
1, 88;
2, 5 5 7 ;
K e l l e r
vgl. H a h n
in
An-
Ebert
Realle χ. 4, 1 3 7 . D o c h L o k i s S o h n heiQt wie auf Island der F . : narvi = L a i s t n e r Nebelsagen 290. 3·) G r i m m Myth. 1, 147 f . ; M e y e r
Germ. Myth.
104. 209; W o l f
Beitr. 2, 418 f.
H a l t r i c h Siebenb. Sachsen Siebenbürg. Volksmärchen 300.
KHM.
38;
Myth.
2,
557;
40 4l )
— ders. Grimm
Reinhart
XLI.
«) G r i m m Reinhart X L I . " ) R o c h h o 1 ζ Sagen ι , 378; vgl. W l i s l o c k i Aus dem inneren Leben der Zigeuner 54. " ) L a i s t n e r
Nebelsagen 112. ") W o l f =
L a i s t n e r
Schwaben
Hessische Sagen 57
Nebelsagen
23. 25;
Meier
258.
")
K a p f f
Schwaben
1, 110;
Β i r 1 i η g e r Aus Schwaben ι, 325.
*') Aug.
S t r i n d b e r g Die Kronbraut·, vgl. M a n n h a r d t χ, 128 f f . ; K l a r a S t r o e b e Nordische Volksmärchen ι (1915). ΐ 8 3 · *") M a n n h a r d t ι , 1 1 3 f. " ) V o n b u n Beiträge 45;
Alpenburg Tirol 51. " ) L u c k Alpensagen 13 f. " ) V o n b u n Beitrag 114 f.; vgl. Heinr. G r a d i Sagenbuch d. Egergaues 1892, 30 f. " ) K r o h n Mann u. Fuchs (Commentationes
variae
ed.
Universitas
III. IV.) 61 ff.; H a l t r i c h sen
66 f f . ;
Galler sien
Z f d M y t h . 3, 298.
Sagen 194;
97 f.
M)
Helsingfors
Siebenb. a
)
Sach-
K u o n i
Ρ euckert
H e n n e - a m - R h y n
1879, 147. Die M t f f m a f f - H u n d e l =
St.
SchleVolkssage
F.:
L a n -
ι8ι
Fuchs
g e r DVöB. 6, 188 f. " ) P a n z e r Beitrag ι , 28. " ) A l p e n b u r g Tirol 423 ; Jägerhörnlein 128. " ) J a h n Volkssagen 5; E. M. A r n d t Märchen und Jugenderinnerungen (Hesse's Klassiker) 5, 247; Herrn. L ü b b i n g Friesische Sagen 1926, 215 f.; H e r z o g Schweizersagen ι , 80 Nr. 78. " ) R o c h h o l z Naturmythen 44; S c h ö n w o r t h Oberpfalz 2, 155 f.; K ü h n a u Sagen 1, 306 (3, 353 f.). «*) R o c h h o l z Sagen 2, 102; L a i s t n c r JVebelsagen 230. M ) G r i m m M yih. 3, 317. ·') Klara S t r o e b e Nord. Märchen 2 (1915), 5. •s) H e r z o g Schweizcrsagen '2, 59 = Κ u o η i St. Galler Sagen 87; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 2, 104; S l o e t De Dieren 72 ί.; Kuhn Westfalen 1, 327. M ) H e r z o g Schweizersagen» 2, 164; SAVk. 1 1 (1907), 133 ff.; J e g e r l e h η e r Unterwallis 186 f. 1 1 7 ; K o h l r u s c h 77. " ) Z i n g e r l e Sagen 1859,303. ·») V e r n a l e k e n Alpensagen 132 ; M ö l l e n h o f f Sagen 230. M ) S e l i g m a n n Blick I, 122; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 174; G r i m m Myth. 3, 316. " ) H e r z o g Schweizersagen* 2, 164 = J e c k l i n 1, 57; V ο η b u η Beiträge 84 f. ; Κ u o η i St. Galicr Sagen 153.205; K o h l r u s c h 2 6 5 ; M ü l l e r Uri χ, 1 4 6 — i 6 i ; N i d e r b e r g c r Unterwaiden 2 , 8 1 : L ü t o 1 f Sagen 350; J e c k l i n Volhstüml. 33 f. 54 f. 217. 226. 333. 348. 349; F i e n t Prättigau 241 f.; L u c k Alpensagen 62 f.; S c h m i d u. S p r e c h e r 48; K ä m p f e n Hexen 52. " ) Alemannia 10, 1 3 ; L a c h m a n η Überlingen 65; W a i b c l u. F l a m m 1 1 5 f. ·») R e i s e r Allgäu 1, 194. '·) Z a u n c r t Rheinland 2, 285 zu 142. " ) M ü l l c n h o f f Sagen 230 Nr. 316. " ) B a r t s c h Mecklenburg I, 132. " ) J a h n Hexenwesen 7; Volkssagen 353. " ) K n o o p Schatzsagen 34 Nr. 68. " ) F i e n t Prättigau 156 ff.; K u o n i St. Galler Sagen 78. '·) W a i b c l u. F 1 a m m 2, 345: L u c k Alpcnsagen 63. ") K u o n i St. Galler Sagen 153. 178; F i e n t Prättigau 242. ™) J e c k l i n 1 3, 1 5 6 f f . = F i e n t Prättigau 156 ff.; S 1 o e t De Dieren 73; vgl. auch J e g e r l e h n e r Unterwallis 186 f. '·) K u o n i St. Galler Sagen 150 f. M) J e c k l i n Volkstüml. 30of.; F i e n t Prättigau 242t.; V o n b u n Beiträge 84 Nr. 1 ; L u c k Alpcnsagen 62 f. " ) Heinrich S c h r e i b e r Taschcnbuch f. Gesch. u. Altertum 4 (1844), 309; H e n n e · a m - R h y η Die deutsche Volkssage 1879, 147 f.; V e r n a l e k e n Alpcnsagen 125 f. = Q u i t z m a n n 243; K u o n i St. Galler Sagen 1 1 9 f . " ) J e c k l i n Volkstüml. 474 f.; S 1 o e t De Dicren 73 u. öfters. ·') L u c k Alpensagen 62. ·*) K u o n i St. Galler Sagen 1 1 9 f. 150 ff.; F i e n t Prättigau 15O ff. •3) H e r z o g Schweizersagen * 2, 59 f. Zauncrt Deutsche Märchen aus dem Donaulande 1926, 96ft.; Alemannia 4, 170. " ) Ζ. Β . Ζ a u η e r t Märchen ans dem Donatilande 3 2 1 ; G r i m m KHM. Nr. 57; W i s s e r Plattdeutsche Volksmärchen 1, 163 ff. ; Walcwein 5598 = G r i m m Myth. 3, 3 1 7 ; B o l t e - P o l i v k a 1 , 5 1 1 ; H a l t r i c h 14.
182
" ) G r i m m Myth. 3, 316. «·) B a r t s c h Mecklenburg 1, 146 f.; S l o e t De Dieren 73; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 210 = Q u i t z m a n n 243. * ) K n o o p Schatzsagen 34 Nr. 68. ·») S l o e t De Dieren 73 f. " ) ZfdA. 42, 289; ZfEthn. 32, 70. ·'») M a η ζ Sargans 105. " ) D ä h n h a r d t Natursagen 3, 481 ; M o g k Mythologie § 24. M ) K ö h l e r Kl. Sehr. 1, 5 bis 39; B o l t e - P o l i v k a 1, 504. 506; Ζ a u η e r t Märchen aus dem Donaulande 57 ff. 1 1 8 ff.; S é b i l l o t Folk-Lore 3, 58. »') Z i n g e r l e KHM. 2, 157. " ) G r i m m KHM. 191 ; B o l t e - P o l i v k a 3, 366 f. ; A. D i r r Kaukasische Märchen 1920, i f f . ; AfslawPhil. 1, 286 ; L a i s t η e r Sphinx ι , 28 f. ; L e s k i e η Balkanmärchcn 1915, 1 6 6 f f . «·) G r i m m KHM. 57.60; K ö h l e r Kl. Sehr, ι , 539. 558; B o l t e - P o l i v k a 1, 534 ff. 504. 510. 5 1 1 . ») B o l t e - P o l i v k a 1,503. «) ZfVk. 8, 291. " ) Z i n g e r l e KHM. 2, 157 = Sagen 1859, 446 ff. 1β0) P a n z e r Beitrag 2, 9 3 « · = Q u i t ζ m a η η 243· 101 ) W i s s e r Plattdeutsche Volksmärchen ι , 163 ff. ,0: ) Z a u n c r t Märchen aus dem Donaulands 315 ff. " ' ) B o l t e - P o l i v k a ,el ι , 505. ) Köhler Kl. Sehr. 1, 539. m ) B o l t e - P o l i v k a 1,506ff.; K ö h l e r Kl. Sehr, ι , i n . 264 f. 539; W l i s l o c k i Bukowinaer u. Siebcnb. Armenier 1891, 35 f.; J u n g b a u e r Märchen aus Turkestan und Tibet 1923, 123; L o w i s o f M e n a r Finnische und estnische Märchen 27 f. ; Β o e h m S p e c h t Lettische u. litauische Marchen 45 ff. 51 ff.; G u b e r n a t i s 443 t. ; G r o fam a η η 55 ( = Slawisch, romanisch, schottisch, armenisch, magyarisch, arabisch, finnischugrisch, sartisch) ; D ä h n h a r d t 3, 162 (Indianer). 10 ·) Hans S i u t s Jenseitsmotive 1 9 1 1 , 123 f. 270. Vielleicht ist K u h n Westfalen 1, 94 Nr. 93 aus solchen Vorstellungen erklärbar. '·') Wlislocki Bukowinaer u. Siebcnb. Armenier 35; vgl. L i e b r e c h t Zur Volksk. 108 267. ) Krauß Volkforschungcn 142. 1β> ) Alemannia 38, 71 f.; W a i b c l u. F l a m m 2, 30S. , , c ) l i o c h h o l z Sagen 2, 102; K u o n i St. Galicr Sagen 33 ; j c g c r l c h n e r Oberwallis 1 7 ; J e c k l i n 1 3, 136. ln ) Birlingcr Aus Schwaben 1, 325; ln K a p f f Schmähen 23. 25. » ) Joh. S c h o b e r Sa°en des Spessarts 1912, 53 ff. l i : ) Z a u n c r t Rheinland 2, 227. 1 1 3 ) K u h n Westfalen I, 230; Ζ a u η e r t Westfalen 337. 1 1 4 ) S t r a kk e r j a n 1,192:2,153.382; M a c k e n s e n Xds. Segen 2, 24; S l o e t De Dicren 74. ui ) B a r t s c h Mecklenburg ι , 137 Nr. 164. • " J J a li η Volkssagen 427. 11T ) Brandenburg 3, 207. «'») E. L e h m a n n Beim Kratschcmwirt 1922, 4O. l l e ) H e e r Altglarn. Heidentum 17. Am Spukort tanzen F.e, wozu ein Wolf aufspielt : E . M. A r n d t Märchen und Jiigcndcrinnerungen (Hesse's Klassiker) 6, 110 30. ) S c h ö n w e r t h Ohcrpfa!: 3, io3««) R o c h h o l z Sagen 2, 101 f. S. dazu L a i s t η e r Nebelsagcn 340. l s l ) R o c h h o l z Sagen 2, 317 f. m ) L a i s t n c r Scici
183
Fuchs
sagen 82, nach S c h m i t z Eifel 2, 116. "») K u h n Westfalen 1, 229 f. = Ζ a u η e r t Westfalen 337. , M ) P a n1 zU e r Beitrag 1, 28 = Q u i t z m a n n 243. ) Erasmus F r a n c i s c i Höllischer Proteus 1725, 1 B269 f. nach Pausanias. " · ) K e l l e r Tiere 184. ) Ukraine, Haute-Bretagne: D ä h n h a r d t Natursagen t, 153. 164. "*) Schlesien: G r i m m DWb. 4, 339; L u t h e r Tischreden (Weimar) 4, 4040; S t r a c k e r j a n 2, 289; K u h n Westfalen 1, 191 f. Vgl. dazu L a i s t n e r Nebelsagen 277; W l i s l o c k i Märchen u. Sagen d. transsiloan. Zigeuner 1886, 104; G r o h m a n n Sagen 231 ; Ζ a u η e r t Westfalen 299. " · ) P a n z e r Beitrag ι , 305. 1N ) K n o o p Schatzsagen 34 Nr. 68; M ü l l e r Uri ι, 275. 277; F r i e d 1 i Bárndütsch 2, 568; Basse-Normandie: S ¿ b i l l o t Folk-Lore ι , 261. m ) S c h ö p p n e r Sagen ι Nr. 37 St. 146i. Vgl. R o c h h o l z Sagen 1, 148; 2| 393. l läl») Κ u h η a u Mittelschles. Sagen 174f. " ) R e i n s b e r g Böhmen 69; ZfdA. 22, 13. «") MsäVk. 8, 180. ,M ) A l p e n b u r g Tirol 423. 4. F r e m d e M y t h o l o g i e n . Bei den Negern ist der Hase an die Stelle des F.es getreten 1 3 S ) ; j a er übertrifft diesen an L i s t 1 3 β ) ; die Kabylen (Berber) des Atlaslandes, Haussa und Ostafrikaner kennen noch den F. (Schakal) als klügstes Tier 187 ), — wie j a ihre Märchen nach Norden weisen. In Thrakien stand Dionys mit dem F . in Verbindung; er hieß Bassareus, der mit dem F.fell Bekleidete, und die opfernden Mänaden trugen (wie zuweilen ägyptische Priester) F.pelze 1 M ). In Böotien (teumessischer F.) und auf dem südlichen Peloponnes (Lokaldämon Alopecos) sind F . my then zuhause 1 3 ·); in Theben hauste ein menschenfressender F . I n der Gründungssage von Lavinium kommt er ebenfalls v o r m ) . Als guten Gott kennen ihn die Ainos 1 4 t ), und in J a p a n wie China spielt der F . als Gottwesen l t t ) wie als geisterhaftes Tier eine große R o l l e 1 4 t ) ; besonders von F.en, die als Frauen Menschen heiraten, ist die Rede 1 4 *). Eskimosagen ähneln den chinesischen 1 M ) . In J a p a n soll sich bei hysterischen Frauen häufig F.besessenheit finden M 7 ).
märchen der Kabylen 3, 5 ff.; Globus 39, 382. Vgl. C o h n Tiemamen 4 N. 1. "*) P a u l j r W i s s o w a 7, I, 190f.; H ö f 1 e r Organotherapie 62 f.; ARw. 10, 56; ZfVk. 19, 40. l " ) K e l l e r Tiere 182 f. 407Nr.28; P a u l y W i s s o w a 7, ι, 191 ( P a u s a n i a s IV, 18; IX, 19, 1 ; A p o l l o d o r II, 8, 4. 5; Ant. Lib. 41). " Ί S c h w e i n Meitschenopfer 135 ( A p o l l odor Π.4,6). m ) L i e r r e c h t in Germania 1 1 , 101; Zur Volksh. 262; K e l l e r Tiere 183 ( D i o n . H a l . I, 59). ">) D ä h n h a r d t Natursagen 3, 150. '**) L i e b r e c h t Zur Volkshund» 266; Urquell 6 (1896), 13; P u S u n g - L i n g Seltsame Geschichten 1 (1924), 176; Chantepie de la S a u s s a y e 1 4 (1925), 290. 305f.; G r i m m Myth. 2, 557. "*) L i e b r e c h t Zur Volksk. 266f. 265; Rieh. W i l h e l m Chinesische Volksmärchen 1919, 171—83. Umgekehrt erscheinen F.wesen auch als Menschen == B o l t e P o l i v k a 3,506; E b e r t Realles. 4, 137; Chantepie de la S a u s s a y e 1, 306. " ' ) P u · S u n g - L i n g Seltsame Geschichten 1 (1924), 93 ff. ; Martin Β u b e r Chines. Geister- und Liebesgeschichten 56; Globus 32, 124; L i e b r e c h t Zur Volksk. 265 f. l267; ZfVk. 16 (1906), 128. " · ) Globus 32, 124. " ) Chantepie de la S a u s s a y e 1,306; H e 1 1 w i g Aberglaube 29.
5. F . a l s W e t t e r d ä m o n . Die Finnen nennen das Nordlicht rewon tulet = Feuer des F.es 14e ). Zum Gewitter hat der F . Beziehung 1 4 ·) ; sein Schwanz sichert vor Gewitter (Siebenbürg. Armenier) 150 ). Wenn ein Gewitter aufsteigt, sagt man in Schlesien: der F . b r a u t 1 8 1 ) ; aber auch bei aufsteigendem Nebel nach Regen ist in den Bergen davon die R e d e 1 S 1 ) , wie man in Schwaben sagt: die F.e backen Küchlein "*), im Aargau: der F . siede m ) , in Brandenburg: er b a d e 1 M ) , in der Oberpfalz: er heize e i n l S i ) . Bei breiten Nebelbänken sagt man in Norddeutschland, der F . braue 147 ), bade 1 M ) oder nennt sie Vosbad " · ) . Ist F . gleichbedeutend mit Nebel, dann liegt Laistners Zusammenstellung engl, f o x = F . und fog = Nebel natürlich n a h e i a i ) . Der F. ist es, der das Wetter macht, kocht (Aargau) M 1 ). Wenn bei Regen die Sonne scheint, sagen die korsikanischen Kinder: le renard fait l'amour 1 · 1 »). Als zeigt er das Wetter an (Aar">) C. Me i η h o f Afrikanische Märchen Dorftier 1M 1921, 325 zu Nr. 14; 327 zu Nr. 31 ; Leo F r o - gau) ) ; bellt er im Sommer, gibt's b j e n i u i Erzählungen aus dem Westsudan guten Wein (Schweiz) 14 *), aber wenn er 1922, 105ft.; B l e e k Reineke Fuchs in auf den Marktplatz kommt, Teuerung Afrika. 1870. >M) F r o b e n i u s Erzählungen 1M aus dem Westsudan 108 f. >") D e r s. Volks- (Siebenbürgen) ). Sonst zeigt sein Bei-
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Fuchs
len schlecht Wetter W5 ), K ä l t e " · ) an. Eine gute Nase hat er fürs Frühjahrwetter; sieht er Lichtmeß seinen Schatten (Sonne), kehrt er noch vier Wochen ins Loch zurück 1 ® 7 ); aber das ist wohl vom Bären auf ihn übertragen, denn er ist Winters immer unterwegs. St. Peter traut er dem Eise nicht mehr 1 β 8 ). Wenn der Wein gelb wird, sagt man, le renard a pissé dessus (s. 6) 1ίβ ). In den Cotes-duNord ist der Mond le soleil des renards148») »") G r i m m Reinhart X X X . »·) Solche nehmen an: L i e b r e c h t Zur Volksk. 265. 262; M e y e r Germ. Myth. 104. 1M ) W l i s 1 o c k i Sieb. Volksgl. 166. »») D r e c h s l e r 2, 136. " ' ) Ebd. 2, 138; B a r t s c h Mecklenburg 2, 208; M ü l l e n h o f f Natur 12; Grimm DWb. 4, 1, 336. "·) M e i e r Schwaben 264. 1 M ) K o c h h o l z 1, 137. im) L a i s t n e r Nebelsagen 19. l M ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 128 f. " ' ) Laistn e r 18. 29. "») Ebd. 18 f.; Brad. 2O, 22 f. (gut Wetter bedeutend); (Regen:) Brandenburg 112; G r i m m Reinhart CCXCVI. »·) Vgl. Anm. 158. , M ) L a i s t n e r Nebelsagen 27. " ' ) R o c h h o l z Sagen 1,123. 1 · 1 ») S é b i l l o t ι, 85. »«) R o c h h o l z ι , 148. >") S A V k . 2, 222. 1 M ) W l i s l o c k i Sieb. Volksgl. 165. » 5 ) S A V k . 8, 280; B a r t s c h Mecklenburg 2, 207. 1M ) Z f V k . 5, 316; Z e d i e r Universallex. 51, 1278; L a i s t n e r Nebelsagen 21; W o s s i d l o Mecklenburg 2, 348; Matth. C l a u d i u s : Der Winter ist ein harter Mann. »"J Z f V k . 6 (1896), 183; Z e d i e r Universallex. 51, 1278; C u r t z e Waldeck 314. ι α ) S t r a c k e r j a n 2, 153 Nr. 381. "*) R o l l a n d Faune 1, 169. "»») S é b i l l o t Folk-Lore 1, 40.
6. F. a l s V e g e t a t i o n s d ä m o n . Die rote Grasnarbe der Bergwiesen, die im Riesengebirge Wolf heißt, wird im Salzburgischen F. genannt 1 7 0 ). An bräunlich gefärbten, reifenden Trauben hat der F. seinen Schwanz abgewischt (s. 5·) 171 ). Als Korndämon kannten ihn nicht nur die Römer 1 7 2 ) ; im Innern Frankreichs (an der oberen Loire und Garonne bis nach Lothringen), im Kanton Zürich, im Nördlinger Ries, in Kurhessen und HessenNassau, Ravensberg und bei Stade, also im westlichen Deutschland weiß man (wohl unter ehemaligem römischem Einfluß) von den Kornfüchsen 1 7 3 ), die durchs Korn laufen oder in der letzten Garbe sitzen. Wie die Römer brennende F.e durch die Felder jagten 1 M ), wurde im Johannisfeuer in Paris ein lebender F.
verbrannt 1 7 S ). Wie andere Vegetationskulte mag man auch diesen aus Kleinasien entlehnt haben 17e ), wo in del- Simsongeschichte Ähnliches berichtet wird 177 ). Man dachte wohl dabei an einen Zauber, das Korn zur Reife zu bringen. Im Frühjahr wurde am Sommersonntag in Holstein ein toter F. umgetragen, der dabei verspottet wurde 17e), Abbild des sterbenden Vegetationsgeistes. In Westfalen lief ums Osterfeuer als neuerstandener Dämon ein F. Vlt ) ; bei den Tschechen erscheint am ersten Fastensonntag = F.sonntag der F. mit Bretzeln """J, bei den Ostslawen wird er am grünen Donnerstag hereingerufen M1 ), im nordöstlichen Westfalen ist er es, der die Ostereier legt (F.eier) U 2 ), und dem man dafür ein Nest baut 1 8 3 ). In der Altmark wie in der Grafschaft Mark und in der Steiermark trug man Pfingsten den Pfingst-F. um und sammelte Gaben (Eier) ein W4 ). Die Magd, welche zuletzt austreibt, hieß (Rauchfieß) pinkstfoß u s ) . Im Osnabrückischen band, wer einen F. gefangen hatte, den Balg an einen Dreschflegel, ging damit durchs Dorf und sammelte Eier ein 185ft). Sicher galten auch die Opfer an Weihnachten und Fastnacht früher dem Vegetationsgeiste, und auch der Blasius-F. dürfte ehemals ein Vegetationsdämon gewesen sein M6 ). m) L a i s t n e r Nebelsagen 28. · " · ) Ebd. 189. "*) Ρ a u 1 y - W i s s o w a 7, ι , 192; M a n n h a r d t Forschungen 108 í. ; L i e b r e c h t Zur Volksk. 261 f. "*) M a n n h a r d t Forschungen 109 Nr. 2; Korndämonen 1; S i n g e r Schweizer Märchen 1 , 3 3 ; F r a z e r 5, ι, 296 f . 1 M ) M a n n h a r d t Forschungen ioSff.; Salomon R e i η a c h Cultes, mythes et religions 2, i l G. Die Feier bei der Einfahrt des letzten Fuders = prendre le renard: R o l l a n d Faune 1, 170. Doch vgl. W i s s o v a Religion 197; Chantepie de la S a u s s a y e * 2 (1925), 426; P r e l l e r Rom. Mythologie* 2 (1881), 43. "») M a n n h a r t 1, 515; ZfdA. 22, 8 f . ; F o n t a i n e Luxemburg 62; L i e b r e c h t in Germania 25, 210. »·) Vgl. Wolf Graf B a u d i s s i n Adonis und Esmun ; Aug. Freiherr v. G a l l Βααιλκια του θΐου 1926. >") Judie. 15. ι ff. "*) G r i m m Reinhart C C X I X . "·) K u h n Westfalen 2 , 1 3 5 f.; Germania 9, 288. Vgl. M a n n h a r d t 1, 396. Bei Cornomania am Narrenfest, Samstag nach Ostern, ein F.Opfergeschenk an den umreitenden „Erzpriester" ARvr. 20, 403. " · ) R e i n s b e r g Böhmen
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68 f.; S a r t o r i Sitte 3, 114. 1Μ ) Ζ e 1 e η i n Russische Volksk. 366. >«) S a r t o r i Sitte 3, 160; S a r t o r i Westfalen 155; ZfrwVk. 1907, 24; ZfVk. 35/36, 177. >«) S a r t o r i Sitte 3, 160. u l ) W o e s t e Mark 17 i.·, K u h n und S c h w a r t z 390 Nr. 78 a; S a r t o r i Sitte 3, 198; M a n n h a r d t Korndämonen 9; Schütze Holsteiner Idiotikon 3, 163 ff. '» ) K u h n Westfalen z, 161 ff.; S c h l o s s e r Steiermark 55 = Paul Jacques B l o c h Der deutsche Volkstanz d. Gegenwart. Diss. Gießen 1927, 167; v. G e r a m b in lJl. z. Gesch. u. Heimatkd. d. Alpenlünder 3, 46; Philolog. Studien (Festschr. f. Sic vor 5) 352. Joh. Christoph S t r o d t m a n n Idioticon Osr.abrugense 1756, 268; vgl. J o h n Wcstböhmen 79 f. ,M ) W 1 i s 1 o c k i Sieb. Sachsen 58. 7. A b w e h r u n d J a g d . A u s alten O p fern an den V e g e t a t i o n s g e i s t an W e i h n a c h ten 1 8 7 ), F a s t n a c h t 1 8 8 ) , Johannis 18 ®") oder a n S t . Blasius 189 ), sind A b w e h r h a n d l u n g c n geworden, die schließlich a n allen Festt a g e n gegeben w e r d e n 190 ), und z w a r erh ä l t er die Ü b e r r e s t e des F e s t m a h l e s oder G e b ä c k , g e w ö h n l i c h m i t den W o r t e n : D a hast du deinen Teil, l a ß mir d e n meinen m ) . In der O b e r p f a l z b e k o m m t der F. die H ä l f t e , die H ü h n e r die andere H ä l f t e des F u t t e r s 1 M ) ; im 14. J h . g a b m a n den H ü h n e r n S t . Blasienwasser z u trinken 1 9 3 ). W i e d e r in der O b e r p f a l z a b e r b e k o m m e n sie in B r a n n t w e i n g e t r ä n k t e n W e i z e n m i t s a m t einer E r m a h n u n g 1 M ) . S o n s t ist es üblich, sie in einer Sperrk e t t e oder in einem K r e i s e m ) zu f ü t t e r n 1 9 S ). Man rasselt d a n n mit der K e t t e und g l a u b t , so w e i t der Schall reiche, dürfe der F . sich nicht nahen 1 M ) ; gleiche Wirkung erhofft man v o m Anschlagen mit d e m W a s c h p l ä u e l 1 O T ) , mit der A x t 1 9 8 ) . H e u t g l a u b t man, ihn d u r c h den Schall zu v e r t r e i b e n ; e h e d e m l o c k t e m a n ihn w o h l d a m i t so wie den Hasen, w ä h r e n d m a n B ä r e n und W ö l f e s c h e u c h t e . D a s w a r , w i e der ostslawische B r a u c h z e i g t , ein H e r b e i r u f e n des F.cs als V e g e t a tionsgeist 1 M ) . M a n z ä h l t e auch die H ü h ner und warf m i t einem S p r u c h ein Beil aus dem F e n s t e r 200). J u n g e Gänse s t e c k t m a n durch einen P f e r d e s c h ä d e l oder E i c h e n d o p p ; sie erscheinen i h m d a n n so groß wie P f e r d oder E i c h e 201 ). A u s der O b e r p f a l z wird a u c h b e r i c h t e t , d a ß der Hof 7 oder ç m a l u m w a n d e l t wird, w ä h rend m a n einen B a n n s p r u c h s a g t ?°2). In
S a i n t o n g e s reicht der S c h u t z so weit, als m a n das W u r s t w a s s e r v o n den F a s t nachtswürsten s p r e n g t M 3 ) . Sonst läßt m a n die H ü h n e r über neunerlei H o l z gehen M 4 ), u m w a n d e l t das H a u s mit geweihten „ P a l m e n " (14. J h . ) 2 W ) oder s c h l ä g t einen P f l o c k v o m P a l m b a u m i m Hof ein M e ), sperrt sie v o n G r ü n d o n n e r s t a g bis K a r s o n n a b e n d in die d u n k l e K a m mer * " ) . D a n e b e n k e n n t m a n F . b e s c h w ö rungen M S ) ; einen F.segen b e w a h r t das K i n d e r l i e d 2 W ). W e n n die H a u s f r a u v o r d e m S c h l a f e n g e h e n die S t e r n e g r ü ß t , sind ihre H ü h n e r sicher 210 ). Der S c h u t z z a u b e r w i r d a u f g e h o b e n , w e n n m a n den F. beim N a m e n n e n n t (Oberpfalz) 2 l 1 ), w a s überh a u p t — z. B . in Island nach Sonnenu n t e r g a n g — u n d in den Z w ö l f t e n — besonders v e r p ö n t ist 2 W ). Man nennt ihn G e v a t t e r 21S ) (wie schon die T i e r f a b e l ) 2 U ) , L a n g s c h w a n z (Mecklenburg, Salzburg) 2 1 *), H o l z h u n d 2 W ), die Schweden blâfot ( S c h w a r z f u ß ) oder s k o g g â n g a r e ( W a l d gänger) s " ) , die B r e t o n e n G u i l l c m 218 ), die Neugriechen M a r i a 2 l e ) . In M e c k l e n b u r g und Holstein wird z u m S c h u t z ein F . s c h w a n z i m H ü h n e r s t a l l v e r g r a b e n 22°) ; die A l t e n g a b e n den H ü h n e r n g e t r o c k nete F . l c b e r zu fressen, b a n d e n d e m H a h n v o r m T r e t e n ein S t ü c k c h e n Fell u m 221 ) oder f ü t t e r t e n sie mit einem zerh a u e n e n F. 222 ). In der S c h w e i z sichert F.lunge die H ü h n e r 223 ). In Schlesien h ä n g t e m a n ein W o l f s f e l l v o r den E i n g a n g , oder einen in Salbei g e k o c h t e n Schweinsk n o c h e n , oder es wird S t o c k f i s c h w a s s e r gespritzt 224 ), doch wird sein Hühnerstehlen v o m W a l d w e i b e l zu verhindern g e s u c h t 2 2 S ) . A u f Island ritzte m a n gegen F . b i ß Zeichen auf E i c h e und t a t sie über die H a u s t ü r 22β ). A u c h wer ihn f a n g e n will, w e n d e t einen Z a u b e r an, entweder aus d e m 6. und 7. B u c h Mose 227 ), oder er schmiert sich mit w a s die Stiefel 2 2 8 ), oder h a t ein Z a u b e r f a n g e i s e n 229 ). Die F.kirre k a n n nur der richtig bereiten, der mehr w e i ß als die a n d e r n 23 °). "») P o l l i n g e r Landshut 198; G r o h m a n n 55; H ö f l e r Weihnacht 26; S a r t o r i Sitte 3, 29; ZfVk. 2i (1911), 389. "*) J a h n Opfergebräuche 118 = Bavaria 1, 76, 2; 2, I, 304; S c h ö n w c r t h Oberpfalz 1,349 ff.; S l o c t De Dieren 1888, 74; S a r -
Fuchs t o r i Sitte 3 , 1 1 3 ; B o h n e n b e r g e r 110; M e i e r Schwaben 2, 375; K n u c h e l 84; K u h n Westfalen 2, 136; H ö f l e r Fastengebäcke 73; E b e r h a r d t Landwirtschaft 21 ; P . W a l t h e r Schwäbische Vk. 1929, 141. 174. 93: Z f V k . 3, 327; 21,389; W u t t k e 431 §675. >»») S é b i 11 o t Folk-Lore 3, 30. »·) G r i m m Myth. 3, 417. , , c ) J a h n Opfergebräuche 118, nach B a u m g a r t e n Heimat 1 , 7 6 . " ^ S a r t o r i Sitte 3, 29. 1 1 3 ; G r o h m a n n 55; Höf 1er Weihnacht 26; Schönwerth Oberpfalz 1, 349 f f . ; M e i e r Schwaben 2, 375; B o h n e n b e r g e r 110; E b e r h a r d t l a n i i wirtschaft 2 1 ; H o f i e r Fastengebäcke 73 ; Z f V k . 21, 389. Vgl. S é b i 11 o t 3, 30. Ahnlich beim Fest Bcltcin in Schottland = Silesia, Beilage a m 28. April 1837. m ) J a h n Opfergebräuche 118. m ) G r i m m Myth. 3, 417 Nr. 20. 1 M ) S c h ö n werth ι , 350. Vgl. S é b i l l o t 3, 30 f. us) J a h n Opfergebräuche i i 8 . Vgl. W i r t h Beiträge 4 — 5 , 15 f. '") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 350. l " ) P o l l i n g e r Landshut 207. , ι β ) S c h ö n w e r t h i , 349; Z f V k . 4, 327. Vgl. S é b i 11 o t 3, 31 f. >·») So in R u ß land: Der Oberschlesicr 1928, 1 6 0 f . ; Z e l e n i η Russische Volkskunde 366; dort auch zur Saat gerufen: Ebd. 40. **) M o n t a n u s Volksfeste 168. ">·) K u h n Mark. Sagen 381 Nr. 40; H a a s Rügensche Vk. 1920, 45 = Heckscher 391 ; Schönwerth I, 351. *") K n u c h e l Umwandlung 84; S é b i l l o t 3, 31; R o l l a n d Faune 1, 169. iM) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 351. m ) G r i m m Myth. 3, 416 Nr. 13; vgl. M a n n fa a r d t 1,290; S é b i l l o t 3, 30 f. »·) Ρ o 1 linger Landshut 207. ""J Carinthia 56 (i860), 357; vgl. S é b i l l o t 3,42. "») M o n t a n u s Volksfeste 168; Z f V k . 13 (1903), 268; Mittlgn. Ver. f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen 18 (1880), 204 f . ; R o l l a n d Faune 1, 170; S é b i l l o t 3, 33. 35 f. " · ) ZfdMyth. 3. , 1 ·) V e r η a l e k e n 276. Alpensagen 415 Nr. 124. , n ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz ι , 351 f. *") Jägerhörnlein 128; Germania 1 8 , 1 2 (21, 350 f.); G r i m m Reinhart L I V seq. Island: Z f V k . 1, i n ; S é b i l l o t Folk-Lore 3, 21; H e c k s c h e r 118. 365 Ν. 214; S1 o e t De Dieren 74. s " ) Schräder Realle»τ.1 ι , 337- , Μ ) G r i m m Reinhart X X V L seq. *") B a r t s c h Mecklenburg 2, 246 Nr. 1274; A d a m a Lebenwaldt (X.—) achtes Tractätl von deß Teuffels List und Betrug 1681, 26. " · ) Der Sytnplicianische Welt-Kucker oder abentheuerliche Jan Rebhu. s. a. et 1. 54. *") G r i m m Reinhart L V . «») Ebd. U V . »») Ebd. C C X V I I . " · ) M a a c k Lübeck 60. ««) P l i n i u s 38, 166; P a u l y W i s s o w a ι , 265; Z e d i e r Universallex. 5 1 , 1 2 8 2 . »«») Z e d i e r Universallex. 51, 1282; S é b i l l o t 3,220. "») S A V k . 1902, 57 = H ö f l e r Organotherap. 272. " ' ) D r e c h s l e r 2, 95. " ' ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 374. " · ) Z f V k . 13 (1903), 277. **>) P e u c k e r t Schlesien 91. ' " ) Z f V k . 10 (1900), 58. »") ZfdMyth. 4, 208 f. D r e c h s l e r 2, 263.
190
8. F. v o r b e d e u t e n d . Des F.es Angang wird verschieden ausgelegt 231). Dem Jäger bedeutet er einen beutelosen Tag 231 a ). Für glückverheißend hält man ihn in Bayern *•*), Niederösterreich 233), bei den Siebenbürger Sachsen 234 ), Litauern 8S5), Zigeunern 23e ) und Mohammedanern in Bosnien 238tt) ; für unglückbringend »»J in der Schweiz » ) , Tirol 2M), am Niederrhein(?) 240 ), Anhalt 240 »), Preußen ΜΧ), Oberschlesien 242), bei den Zigeunern 243), in Albanien M 4 ), im alten Rom 24B), bei den babylonischen Juden 24e). Wenn der F. bellend über den Kirchweg springt, so bedeutet das eine Leiche M7 ); bei Siebenb. Sachsen wie Zigeunern Iäßt F.bellen gute Neuigkeiten erhoffen 248). Spricht der Siebenb. Zigeuner, wenn er einen F. mit Beute sieht, einen Wunsch aus, erfüllt sich dieser, wenn der F. die Richtung ändert 24*). Vom F. träumen, bedeutete bei den alten Römern wie im Sarganserland nichts Gutes Me) ; nach dem Glauben der Siebenbürger Sachsen bekommt man's mit hinterlistigen Leuten zu t u n M 1 ) ; Zigeuner schließen aus solchem Traum auf Gesundheit und Wohlergehen ***). «»') Z f V k . 3 (1893), X35, nach Grimm Myth. 2, 944. »·») K o h l r u s c h 339. «") Q u i t ζ m a n n 287 f. *") Z f V k . 23, 384f.; Z f ö V k . 3 3 , 9 . » · ) H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 291 ; W l i s l o c k i Sieb. Volksgl. 166. m ) Grimm Myth. 2, 944; Büsching Wöchentl. Nachrichten 3,224; Τ o e ρ ρ e η Μαsuren 77; W u t t k e 200; H o p f Tierorakel 62. " · ) W l i s l o c k i Aus dem innern Leben d. Zigeuner 1892, 118. " · » ) Für Schwangere resp. deren K i n d : S t e r n Türkei 2, 288 = I, 419. *") G r i m m Myth. 2, 944. Vgl, auch K . F l o r e n z Histor. Quellen d. ShintoîM) Religion 1919, 361 f. Κ o h 1r u s c h Sagen 339; S A V k . 15, 29 Nr. 31. "») Z i n g e r l e Tirol 91 Nr. 782. s w ) M o n t a n u s Volksfeste 168. =*·») W i r t h Beiträge 4 — 5 , 2 0 . «") T c t t a u - T e m m e 280; Z f V k . 23, 384; S c h e l t e l o w i t z ^ Itpalùstincnsischer Bauer nglaitbe 141 ; H o p f Tierorakel 62. *") Der Oberschlesicr (Monatsschrift) 3, 772. " ' ) W l i s locki Volksglaube 50. —*) v . H a h n Albanische Studien ι , 157; H o p f Tierorakel 39. 62; S c h e f t c l o w i t z 141. ««) E b d . ; Z f V k . 3, 135; 23, 384; H o p f Tierorakel 62; Ρ a u 1 y - W i s s o w a 7 , 1 , 1 9 0 f. ( H o r a ζ Od. 3, 27). «") S c h e f t c l o w i t z 141; Z f V k . 23, 384. " ' ) L i e b r e c h t Zur Volksk. 326. Schrei nahe am Haus = Tod vorbedeutend:
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Fuchs
Vallèe d'Aoste = S é b i 11 o t Folk-Lore 3, 26. Bellen = Unglück bei den Kargwe in Afrika: A η d r e e in Mittlgn. anthrop. Ges. Wien 6, 38.
"«) W l i s l o c k i Sieb. Volksglaube 166; D e r s. Aus dem inneren Leben d. Zigeuner 118.
"·) Ebd. »») P a u l y - W i s s o w a 7, i, 190 f., nach A r t e m i d o r 2 , 104, 9; 234, 17;
M a η ζ Sargans 127. " ' ) W l i s l o c k i Sieb. Volksgl. 166. **·) D e r s. Vom wandernden Zigeunervolke 1890, 250.
9. Z a u b e r i s c h e und mediz i n i s c h e K r ä f t e Μ3 ). Dem F. wird Zauberkraft zugeschrieben; er starrt bei Nacht, auf dem Rücken liegend, die Hühner an, bis sie verzaubert herunterfallen 2M ). Auch den einzelnen Teilen des Körpers ist Zauberkraft eigen; so schützt der Schwanz gegen den bösen Blick (jüd.) ***), ebenso wie das Fell M6 ) oder die Haut (Italien), ein Büschel Haare in Montferrat gegen Zauber hilft 2 S 7 ). Schuhe aus F.leder sichern vor Ermüdung (Angelsachsen) 258), bleiben tags zu Hause und gehen nachts aus 2 M ), sollen vor Podagra (s. u.) schützen 2eo). Der Zahn eines lebenden F.es wird als Amulett getragen 281), denn er macht leicht zahnen (Berlin) 2 M ). In Böhmen wird dem F. der erste ausgefallene Zahn gegeben wie anderorts der Maus 2 M ). Wer eine F zunge bei sich trägt 2 M ), erschrickt nicht (böhmisch) 28S). In Schottland nagelt man den Kopf zur Abwehr der Hexen an die Stalltür 2ββ) ; in Mecklenburg halten Züchter von Raubbienen einen F.kopf im Schauer 2 e 7 ). F.blut schützt (engl.) vor Fallen, wenn man über Gräben springt2®8), hält Zauber a b 2 W a ) . Schnauze und Leber wurden zur Zauberei verwendet ' " ) ; um Flöhe zu fangen, bestreicht man einen Stock mit F.schmalz, sie springen alle drauf 2, °). Schon der Name hat Kraft (s. 7) ; wer ihn in der Weihnacht nennt, dem steht im neuen Jahr das Gewand nicht recht 271 ). Der F. ohne Lunge erscheint im Fiebersegen a 2 ) . Der F. heilt sich selbst mit Fichtenharz 2 , 2 i ) . Seine M u m i a wurde dem Vieh im Spülicht gegeben 273 ); in öl 2 ™) oder Wasser m ) lebend g e k o c h t half er gegen Gelenkrheumatismus, Podagra, Rückcnwch, Niercnschmerzen, Schwinden und Dörr der Glieder »·), Kolik m )
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und Würmer *") und stärkte die „Nerv e n " t n ) . Der ganze F.verbrannt, so wie das Fleisch, dient bei Brustkrankheiten 280 ). Das F l e i s c h war gut zu essen für die mit einem kalten schleimigten Magen M1 ) ; es galt im Altertum als urintreibend a 2 ) , zu Pulver gebrannt nehmen's Asthmatiker doch wird der listig, der es ißt 2S1 ). Paracelsus legte es bei Pest a u f M S ) . Der Balg ward von Podagrakranken getragen Me ) ; das F e l l ist gut gegen Wundsein der Kinder, spröde Haut M7) ; eine Räucherung der Geburtsglieder mit der H a u t v o n d e r S c h n a u z e verhindert eine drohende Frühgeburt 28i ). Im Bergischen trägt man den S c h w a n z (der in Frankreich prophylaktisch wirkt) 288a), gegen Gesichtsrose auf der Brust 28 *), in Siebenbürgen erhöht das die Potenz wo ). Mit der K r a l l e wird beim „Besprechen" von Schwund und Geschwulst der Schaden umrissen m ) . Der Z a h n eines F.es galt als Amulett für Rotlauf (Rose) beim Manne, der einer Füchsin bei der Frau a 2 ) , wie bei den Juden der Zahn eines lebenden F.es gegen Schlafsucht, der eines toten gegen Schlaflosigkeit half2»»). F . f e t t als „Schmirb", F.schmalz M4 ) als S a l b e m ) , vertreibt Geschwülste Me ), ist gegen das Wundsein der Kinder 2S,)1 Verstauchungen heilt Wunden 2 M ), alte Schäden und böse Beine J?°), Schäden der Gebärmutter M1 ), in Bayern und Böhmen den Bruch M2 ). Auch gegen den Rcschkrampf (?) M3 ) und gegen Lungen- 304), Halsleiden MS ), Ohrenschmerzen Μ8 ), Lähmungen 807) und Kahlköpfe 308), für zitternde Glieder, Krämpfe, fürs Gesicht 3M ) dient es, und Paracelsus wandte es gegen Kolik 31°), Zittern der Glieder 3 U ), bei Bergsucht 312 ), bei „Gelbsucht der äußeren Glieder" 3 1 3 ) an. F.b l u t treibt und zerreibt den Stein 314 ) ; Euleneier darin gebraten, machen bei den Zigeunern den Mann potent 3 1 S ), mit Kanthariden und Orchis kalte Weiber erregt 3 1 i ) ; um ihn treu zu machen, wird es von Zigeunerinnen mit Menstruationsblut vermischt dem Mann beigebracht 317 ). Blut aus der Leistengegend diente gegen Ohrenschmerzen 318 ). Der Kopf31i) wird zu einer Salbe gebraucht, die den
Fuchs
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Haarwuchs fördert 32°), in Bosnien gibt man ihn zerstoßen bei Blutungen dem Vieh 3 2 1 ). Das H i r n wurde Epileptikern (in Deutschland gebacken) 322) wie Gichtkranken 323 ) zu essen gegeben. Im MA. ward im Norden F.m a r k als Mittel gegen den Ringwurm gebraucht 324 ). Die Z u n g e zog Splitter, Pfeile aus den Wunden, wenn man sie mit der Spitze auf die Wunde legte 32S ). Die Zunge eines im März getöteten F.es wird als Wundenmittel genannt 328). In Oldenburg, Magdeburg, Waldeck heilt sie nicht nur Rotlauf = Rose 327), man trägt sie da auch als vorbeugendes Amulett auf dem Herzen 32S), weil der F. rot ist 32i ). Auch die Siebcnbiirger Sachsen brauchen sie gegen Rotlauf 3 3 0 ). Als Amulett und Heilmittel gegen Augenkrankheiten wurde sie getrocknet benützt 331 ). Das Gereb ( E i n g e w e i d e ) galt in Luxemburg als Amulett gegen die Rose M l ), während es sonst, ungewaschen, in einer Salbe ein Schwindsuchtsmittel war 333 ). F.m i 1 ζ zerteilte die Milzgeschwulst M4 ) und half bei Schwindsucht 8M ). Die N i e r e heilt geschwollenen Hals 3 3 e ). Die Galle wirkt gegen trübe Augen M 7 ), Ohrenerkrankungen 3W) ; drei Tage in der Vagina getragen, bewirkt sie die Empfängnis eines Knaben " " J . Die L e b e r taugt zu allem wie die Lunge " " J , besonders den Leber- und Milzsüchtigcn M I ) ; sie ward bei Asthma als Abkochung 342 ), gebraten 343 ) oder gepulvert a44), gegen Schwindsucht ebenso *") oder als Absud mit Menschen- oder Hundeschmalz zusammen genossen M8 ). Der Saft dient gegen Ohrenschmerzen M7 ). Sie hat purgierende Eigenschaften 34i ), erzeugt Erbrechen und Stuhlgang M*). F.l u η g e sso ) wird von Plinius ( X X V I I I 55), Galen, Sextus Platonicus, Celsus (IV 8), Dioskurides (II 41), Rhazes (um 900) bis heute gegen Asthma und Engbrüstigkeit in Wein 3 1 1 ), gebraten 352 ), gepulvert 3 ® 3 ) und als Absud "*) empfohlen; F.Iungensaft heilt Keuchhusten MS ) ; heut wird er durch Süßholzsaft ersetzt, hat aber noch den Namen**·), Schwindsüchtige Μ7 ) legen sie auf den Rücken β5β), essen sie M i ) gepulvert 3VI ), gerieben in Suppe M 1 ). Das B S c h t o l d - S c I u b l i , Aberglaube III.
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öl von ihr heilt Kontrakturen, Schlag, Lähmungen durch Kälte, die „Nerven" 3 8 2 ). Die kranke Lunge wächst wieder, wenn man eine F.lunge drei Tage vergräbt, täglich einen Rosenkranz betet und sie dann genießt 3M ). Auch gegen Milzbeschwerden 3β4), Rotlauf 38S) ist sie gut. Sie bringt die weibliche Periode, wenn diese ausbleibt SM ), ward gegen Ohrenschmerzen gebraucht 387 ), erzeugte Durchfall und Erbrechen 3M ) und stärkte als Amulett das Gesicht 3M ). In einem Fiebersegen wird der F. ohne Lungen als fiebervertreibend genannt 37°). Die H o d e n wurden zur Bereitung eines Mutterzäpfchens gebraucht m ), auch eine Salbe aus dem Penis und den Hoden, um die Mutter zu salben 372 ). Drei Tage lang eingeführt, macht eine Mischung von F.geilen und Hahnengall den Beischlaf fruchtbar; es wird ein Knabe erzeugt 373 ). Überhaupt dienen F.genitalien gegen Unfruchtbarkeit und erhöhen die männliche Potenz 374) ; zu solchem Zweck mischt sie die Siebenb. Zigeunerin mit Menstruationsblut und gibtsiezu essen37*). Sonst sollen sie Geschwüre hinter den Ohren zerteilen 37e ). Das o s p e n i s gepulvert hilft gegen das Bettnässen der Mädchen 377). Der P e n i s wurde bei den Alten gegenKopfweh umgebunden378). F.k 0 t mit Essig wurde gegen Fäule, Krätze, Grind aufgelegt *"). * " ) William M a r s h a 11 Neueröffnetes wundersames Arzenei-Kàstlein 1894 gibt bei seinen Exzerpten keine Quelle an, so daO sie ( i l . 12. 1 7 . 70. 7 1 . 73. 80. 8t. 85. 86) für uns fast wertlos sind. , M ) Norwegen: ZfVk. 1 1 (1901), 3 1 5 . "») Ebd. 3, 26; Ludw. B l a u Altjüdisches Zauberwesen * 1 9 1 4 , 89. 1 5 5 . 166; J. S c h e f t e l o w i t z A Upalästinensischer Bauernglaube 62 f. " · ) E b e r t Realie χ. 4· ΐ 3 7 · " ' ) S e l i g m a n n Blick 2, 1 1 8 f . «•) F i s c h e r Angelsachsen 37. " · ) Z f V k . 4 (1894), 1 5 2 , nach A. B a u m g a r t e n Jahr 21 Nr. 8. 5 , °) Η ö f 1 e r Organotherapie 63, nach Sextus Plat. M l ) F i s c h e r Angelsachsen 37. "») ZfEthn. 1 5 (1883), 84; vgl. S c h e f t e l o w i t z Altpalästinensischer Bauernglaube 64; S t r a c k Blut 1 9 1 1 , 95; F r a z e r i , 180; îM ebenso S é b i 11 o t Folk-Lore 3, 5 0 . ) R e i n s b e r g Böhmen 69; ZföVk. 33, 9; W u t t k e 3 5 1 S 5 z 6 · , M ) ZfrwVk. 1904, 102; F r a z e r 6 , 2 7 0 ; S é b i l l o t Folk-Lore 3, 49. M , ) G r o h m a n n 54 = W u t t k e 1 2 7 § 172. *··) S e ,n l i g m a η η Blich 2, 1 1 8 . ) Bartsch 7
1 9 5
Fucts
Mecklenburg 2,160 Nr. 746. tee) S e 1 i g m a η η Blich 2, 118. 2Ma) A g r i p p a ν . N e t t e s h e i m ι , 211. " ' ) M o n t a n u s Volksfeste 1 6 8 . « " > ) T h . P a r a c e l s u s natürliches Zaubermagazin 1171, 3 9 = S t a r i c i u s Helden, n schatz 4 6 6 . ) 1 4 .J h . : G r i m m Myth. 3, 419 Nr. 57. " * ) K u h n u . S c h w a r t z 439. «2») ( B o e h m - S p e c h t Lettisch-littauische Märchen 1924, 4 5 . 5 0 ; v g l . H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 5 5f.;) K e l l e r Tiere 1 8 1 ; P a u l y - W i s s o w a 7, 1 , 1 9 0 ; M e g e η b e r g Buch der Natur 134; Z e d i e r m ) Z e d i e r Universallex. 5 1 , 1278f. Universallex. 51, 1279. ' " ) G a l . 12, 367; Z e d i e r 5 1 , 1 2 7 9 ! . ; H o v o r k a - K r o n f e l d 2,38. m ) J ü h 1 i n g Tiere 4 2 .4 4 .4 6 . " · ) V g l . A n m . 2 7 6 f.; L o n i c e r Kreuterbuch 1 5 7 7 C C C X I I I R ; Z e d i e r 51, 1280. «") T h . P a r a c e l s u s Bücher und Schrifften 4 (1589), 243. "·) E b d . 5 , 304. « • ) Joh. J o a c h i m B e c h e r Parnassus medicinalis I (1663), 134. " · ) Joh. S c h r ö d e r s Medicin-chemische Apotheke 1685, 1 3 3 8 . « " )L o η i c e r C C C X I I I R . " * ) P s . H i p p o c r . stepl δ . I I 4 6 = P a u l y W i s s o w a 7, ι , 1 9 1 . " ' ) M e g e n b e i g 135; J ü h li ng Tiere 4 2 . * " ) Andreae T c n z e l i i Medicinisch-philosophisch und sympathetische Schrifften 1 7 2 5 , 2 8 3 . « · » ) Bücher und Schrifften 3, 5 1 . w ) B e c h e r Parnassus ι, 3 4 ;L on i c e r C C C X I I I R ; S c h r ö d e r m ) Z f r w V k . 1338; Z e d i e r 5 1 , 1280. 1914, 165. »»)Urquell 1 (1890), 205. « « ) S é b i l 1 o t Folk-Lore 3, 4 5 . »») ZfrwVk. 1 9 1 4 , 164; vgl. W l i s l o c k i Volksgl. 1 7 6 . W l i s l o c k i Volksgl. n i . m ) J ü h l i n g Tiere 4 5 = H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 395. *·*) J ü h l i n g Tiere 4 5 . " ' ) Z f V k . 3 (1893), 1 4 1 ; L u d w . B l a u Altjüdisches Zauberwesen* 1914, 1 6 0 Nr. 7 ; S t r a c k Blut 95 N r . 1 2 . *») Z f V k . 5 , 413; F r i e d l i Bärndütsch 2, 2 1 9 ; H o v o r k a - K r o n f e l d I, 1 7 4 .m ) Z e d i e r Universallex. 5 1 , 1 2 7 9 . , M ) J ü h l i n g 4 5 . «·')U r q u e l l 4 (1893), 1 5 4 . «") P o r t a Magia naturalis 1713, 6 1 2 f.; L a m m e r 1 2 1 3 . " ) B e c h e r 1, 3 3 ; S c h r ö d e r 1 3 3 7 ; J ü h l i n g 4 6 . " · ) J ü h l i n g 43. " > )E b d . 4 2 ; Th. P a r a c e l s u s Bücher und Schrifften 3 (15β9), 354. " * )L a m m e r t 1 2 0= J ü h l i n g 4 5 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 2 6 2 = J ü h l i n g 4 5 ; S c h m i d t Kräuterbuch 4 3 N r .2 5 . » » ) J ü h l i n g 4 3 . " « ) H ö f l e r 159; ZfVk. 5, 4 1 3 . " « ) J ü h l i n g 4 5 . Μ · ) Ρ 1i η i u s 2 8 ,176; G a l e n XII, 335; P a u l y - W i s s o w a .7, ι , 1 9 1 ; B e c h e r ι, 3 3 ; S c h r ö d e r 1337; J ü h l i n g 4 3 . 7 *° ) P a r a c e l s u s Bücher und Schrifften 4, 112; B e c h e r 1, 3 3 ; S c h r ö d e r 1 3 3 7 ; J ü h l i n g 4 6 . *"*) B e c h e r 1,33; S c h r ö d e r 1 3 3 7 . " · ) L on i c e r C C C X I I I R ; , 1 0 )T h . S c h r ö d e r 1337. P a r a c e l s u s Bücher und Schrifften 3 (1589), 278. 279. 285; 5, 2 3 3 f . 2 4 4 . » " ) E b d . 5 , 7 0 . « « ) E b d . 5. 7 1 · »") E b d . 3, 353. * " ) L o n i c e r C C C X I I I R ; B e c h e r 1, 3 4 ( a m besten, r o h getrunken, oder mit ihm geschmiert) ; S c h r ö d e r 1338;
1 9 6
Volksmedizin poln. Juden: S t r a c k Blut 1 9 1 X , 9 9 , n a c h Sepher Rephuot, K o l o m e a 1880; Z e d i e r 5 1 , 1 2 7 9 ; J ü h l i n g 4 2 . 4 4 . m ) W l i s l o c k i Aus d. inneren Leben d. Zigeuner 1892, 7 7 . » " ) Ebd. · > ' )E b d 8 7 . 1 8 * ) M e g e n b e r g Buch d. Natur 1 3 5 . *") H ö f 1 e r Organotherapie 6 3 . " " ) L a m m e r t 1 8 9 .· " ) H ö f 1 e r 6 3 . " « )Ebd. 6 3 = J ü h l i n g 4 3 ; H ö f l e r 6 4 . " > ) Höfler63 = J ü h 1 i η g 43. » " ) H ö f 1 e r 63. »») L o n i c e r C C C X I I I R ; Z e d i e r 5 1 , 1279 t.; J ü h l i n g 4 4 . 4 6 ; S A V k . 1 5 (1911), 1 8 0 . *") S c h r ö d e r 1 3 3 7 ; H ö f 1 e r Organotherapie 159 f. ' " ) S t r a c k e r j a n 1,9 7 ; 2, 1 5 3 N r . 3 8 1 = J ü h l i n g 4 6 ; U r quell 2, 3 4 ; C u r t z e Waldeck 377; Georg W i 1 k e Religion der Indogermanen 1923, 223; W u t t k e 348 § 520; 127 § 172; J ü h l i n g 45· * " ) S t r a c k e r j a n 1 , 9 7 ; J ü h l i n g 45. 46. » » )W u t t k e 348 § 520. " · ) W l i s l o c k i Sieb. Volksgl. 1 0 0 ; v g l . Urquell 1,34. ' " ) P l i n i u s 2 8 , 1 7 2 ; L o n i c c r C C C X I I I R ; S c h r ö d e r 1 3 3 7 ; Z e d i e r 51, 1 2 7 9 f.; J ü h l i n g 4 5 . » " ) H ö f l e r Organotherapie 159. ' " ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2,37f.; H ö f l e r 159. * M ) L o n i c e r C C C X I I I R ; Z e d i e r 5 1 , 1 2 4 9 ; B e c h e r 1,34; S c h r ö d e r 1338; H ö f 1 e r Organotherapie 263. *»') H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 3 8 . " · ) J ü h l i n g 4 3 . " ' ( B e c h e r 1, 33; S c h r ö d e r 1 3 3 8 ; J ü h l i n g 4 4 ; H ö f 1 e r 198. » » ) J ü h l i n g 4 3 ;H ö f 1 e r 198. " » ) J ü h l i n g 4 3 . " I L o n i c c r C C C X I I I R ; B e c h e r 1 , 33. " » ) L o n i c e r C C C X I I I R ; B e c h e r 1 , 3 3 ; S c h r ö d e r 1637; Z e d i e r 5 1 , 1279; H ö f 1 e r 1 5 9 . *·«) H ö f l e r 1 5 9 . » " ) J ü h l i n g 4 6 ; H ö f l e r 159. " * ) J ü h l i n g 4 5 .4 6 ; H ö f l e r 1 5 9 ; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 174. m ) J ü h l i n g 4 5 . 4 6 ; ZfVk. 5, 413; H o v o r k a K r o n f e l d 2, 38. » " )H ö f l e r 1 5 9 . "') H ö f l e r Organotherapie 160. *-) ZfVk. 5 (»895), 4 1 3 · ***)J ü h l i n g 4 5 = H ö f l e r 159; L a m m e r t 2 5 1 = H o v o r k a K r o n f e l d 2,88. " · ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 3 5 ; H ö f l e r Organotherapie 271 f. »") Ebd. 271. 272; L o n i c e r C C C X I I I A ; B e c h e r 1,33; S c h r ö d e r 1337. E s wird v o n i h rauch e i nElektuarium „ L o c h d e pulmonc vulpis" gemacht: e b d . D a s kannte P a r a c e l s u s schon gegen Geschwüre auf der L u n g e : Büchcr und Schrifften 5,119. '") H ö f l e r 2 7 1 . ' " ) Ebd. 271. 272. " " ) Ebd. 272. *") Z f r w V k . 1904, 202. " * ) A η d r e e Braunschweig 425; Schweineschmalz: Brandenburg 159. " ' ) Z e d i e r 5 1 ,1 2 7 9 ; K e l l e r Tiere 178; ZfVk. 5, 413; J ü h l i n g 4 3 . »»)Α η d r e e Braunschweig 422. * M ) G r o h m a n n 1 8 0 = J ü h l i n g 4 5= H o v o r k a - K r o n f e 1 d 2 , 5 9 = W u 1 1 k e 3 5 8 § 3 3 8 . »«·) Z f r w Vk. 1914, 164; Urquell 4, 154; H o v o r k a K r o n f e l d 2 , 3 8 . » « )B a r t s c h Mecklenburg 2 , 1 1 5 N r . 4 4 8 ; J ü h l i n g 4 5 . * " ) B e c h e r ι , 3 3 . * " ) J ü h l i n g 4 5 = H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 4 3 . , M ) H ö f l e r
Fuchtelmann—Fuhrmann
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Organotherapie 272 (P 1 i η i u s 28, 57); J ü h 1 i η g 43· 3 ") Theophr. P a r a c e l s u s natürliches Zauber Magazin 1771, 234; J a h n Hexenwesen 176 Nr. 615; B o h n e n b e r g e r i n ; P. W a l t h e r Schwäbische Volksk. 1929, 80. 3 ") H ö f 1 e r Organother. 272.* a ) Ebd. 272. '") L a m m e i t 251. "») J ü h l i n g 44. "·) W u t t k e 1695227. *») J ü h l i n g 44. "») Ebd. 43 f. Ebd. 46. »«) W 1 i s 1 o c k i Sieb. Volksgl. 130. 166; Stimulans: S c h r ö s,s ) W l i s l o c k i der 1338. Aus dem inneren Leben d. Zigeuner 77; Urquell 3 (1892), 8. »·) L o n i c c r CCCXIII R; Z e d i e r 51, 1279 f. *") L a m m e r t 136 = Jühling 45 = W u t t k e 359 § 540. P l i ni us X X V I I I , 166 = P a u 1 y - W i s s o w a 1, 71. "•J B e c h e r 1, 34; S c h r ö d e r 1338.
10. Wer Angebranntes ißt, dem rennt der F. nach 3S0 ). "·) Wiener Kinderglaube : ZföVk. 32, 40. Peuckert.
Fuchtelmann ist der Name eines Irrlichts (s. d.) in B a y e r n und Österreich 'J. Er erscheint als feuriger Mann und fuchtelt, d. h. bewegt sich rasch hin und he» 2 ). Fuchtelmänner sind ruhelose Geister (s. d.) jener Verstorbenen, die im Leben Marksteine verrückten, wiederkehrende Geister böser Verwalter, Richter usw. Sie zeigen sich in zerklüfteten Gebirgen als kleine umhertanzende F l ä m m c h c n 3 ). ') S c h m e l l e r BayWb. 1,688. l) G r i m m DWb. 4, 359. *) U n g e r - K h u l l Steir. Wortschatz. Burren.
fuen s.
schlagen.
F u g a D a e m o n u m s.
Hartheu.
F u h r m a n n . Man kann den F., der den Handels-Frachtverkehr mit W a g e n und Pferden beruflich besorgt, v o n dem unterscheiden, der nur gelegentlich f ü r eigene und auch f ü r fremde Bedürfnisse Fuhren macht, das Fuhrwerk undGespann aber f ü r seine W i r t s c h a f t benötigt, so der Bauer. Im weiteren Sinn ist als F. der Lenker eines Wagens bei v o l k s t ü m lichen Festen, so bei Hochzeit und Begräbnis u. a. Gelegenheiten tätig. Der F. im ersteren Sinn, und um ihn handelt es sich beim F.saberglauben vor allem, ist nahezu verschwunden. Die E n t w i c k l u n g des modernen Verkehres hat das einstige blühende Frachtwesen gänzlich umgestaltet und dem F. die Lebensbedingungen genommen 1 ). Besteht aber irgendwo
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noch ein kleiner Frachtverkehr mit W a g e n und Pferdebespannung, so vollzieht auch er sich unter so geänderten Verhältnissen, daß diese nicht den Boden für einen besonderen F.saberglauben abgeben. Es k o m m t also im folgenden nahezu nur mehr vergangener, nicht mehr bestehender Aberglaube zur Darstellung. Der moderne Frachtverkehr h a t einen anders gearteten Aberglauben (s. Eisenbahn, Automobil). Auf die B i l d u n g und den Inhalt des einstigen F.saberglaubens mag der Zustand der Fahrstraßen nicht ohne E i n f l u ß gewesen sein. Diese unterschieden sich von den modernen, technisch vollkommenen, besonders dadurch, daß jene o f t über Berge und steile Höhenrücken führten, so daß uns bei ihrer Anlage im Gegensatz zur jetzigen Straßenführung jede Rücksicht auf Mensch und Zugtier außer a c h t gelassen erscheint. Fahrstraßen waren nämlich o f t nur die erweiterten einstigen Gehsteige und Tragtierwege, bei denen Steilheit nicht so vermieden werden mußte, wie bei Fahrstraßen mit W a g e n verkehr. Daher ist es natürlich, daß dem F. auf derartigen Wegen größere Schwierigkeiten bereitet wurden und er leicht darüber zu abergläubischen Vorstellungen kommen konnte. D a ferner die Fahrstraßen aus Gründen der Sicherheit o f t über Höhen führten, v o n wo die S t i m m e n der Fuhrleute in den Niederungen gehört wurden, konnte sich infolgedessen aus der Vorstellung v o m wilden Jäger leicht die Vorstellung v o m wilden F. entwickeln. Der Arger über den schlechten Zustand der Straßen und behördliche Vorschriften machte sich in kräftigen Flüchen L u f t . ') S t e i n h a u s e n Kulturgesch. 2, 21. 450. 480 ff. ; H ö r m a η η Volkstypen 75 if- : Kultgesch. 75 ff.; Miihlvicrtlcr Beiträge 8, 64 ff.; Egerl. 25, 7.
ι . D a s F l u c h e n d e s F . s : Ein Fluch wurde ein F.sgebet genannt. „ D u fluchst wie ein F . " , und „ d i e Fuhrleute führen v o m Munde auf z u m Himmel, wenn sie nicht so gern und grausam f l u c h t e n " , wird sprichwörtlich gebraucht. Geistliche Versuche, das Fluchen abzustellen, nützten nicht viel, es galt wirk7*
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Fuhrmann
samer als Beten und das Anrufen von Heiligen *). Mit dem Fluch zitiert er den Teufel (Feuermann) herbei, der in „passenden Worten" zu Hilfe gerufen wird 3 ). Mancher hat einen ungeheuren Fluch ausgesprochen und hat dem alten Hansen befohlen, die Fracht fortzuschieben. Das hat er zwar erreicht, ist aber Zeit seines Lebens nie mehr recht froh gewesen *). Der Flucher wird vom Teufel geholt, nachdem er ihn wiederholt aufgefordert hatte, zu kommen e ). Da der F. statt zu beten während der hl. Wandlung flucht, wird er zur Strafe in Stein verwandelt ·). Ein F. flucht nicht, sondern ruft andächtig die Muttergottes an, die erscheint und seinen Wagen ins Rollen bringt (Kärntnersage) 7 ). Doch stehen diesen dunklen Seiten im F.sleben ihre große Ehrlichkeit und ihr Verantwortungsgefühl gegenüber. Soweit es ihnen möglich war, beachteten sie die Sonntagsheiligung; Sonntags wurde zumeist nicht gefahren 8 ). Da sich die Fuhrleute viel in der Fremde herumtrieben, brachten sie manchen merkwürdigen Gegenstand mit, besonders aber fremdes Geld; er ist der Spender des Hecketalers; der Empfänger hat aber abends einen schwarzen Hund neben sich hertraben. Um den Hund zu vertreiben, kauft er sich ein Gesangbuch um den Taler, doch ist mit dem Hund auch der Taler verschwunden 9 ). Da ein F. meist auf derselben Straße fuhr, kannte er alle sich ihm bietenden Schwierigkeiten; vor allem glaubte er auf Grund seiner Erfahri^ng die Leistungsfähigkeit seiner Pferde richtig einschätzen zu können. ») MsäVk. 8, 71—84; H ö r m a n n a.a.O. 88. ') G r o h m a η η 2i. 4) W i t z s c h e l Thüringen 2, 263. *) Mühlviertler Beiträge 8, 3; K i e ß l i n g Saga 4, 48 Nr. 55. ·) S e p p Sagen 86. ') S t r u n z Unsere
Liebe Frau in Österreich 106; K u o n i St. Galler Sagen 39 ff. «) MsäVk. 8, 78. ») E i s e 1
Voigtland 206 Nr. 544—545.
2. B a n n e n d e s F.s. Wenn aber der Wagen trotzdem einmal festfuhr und ihn die Pferde nicht mehr vorwärts brachten, sah er darin einen ihm angetanen Schadenzauber, der in dem Bannen von Roß
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und Wagen bestand (s. hier Bd. I, s. v . Bannen). Dieses bestand darin, daß ein Banner ihn „anbindet", „angefroren" macht, so daß die Pferde auch mit der größten Anstrengung den Wagen nicht mehr von der Stelle bringen. Dieser Schadenzauber ward oft aus reiner Bosheit ausgeübt, besonders beim Wegfahren von einem Wirtshaus oder von Handwerkern (Schmieden), damit der Wagen brach und Ausbesserungen nötig wurden oder von sogenannten Neusonntagskindern. Das Abwehrmittel bestand in einem Analogiezauber. Weiß nämlich der F., welche Speiche des Rades der Wagner zuerst oder zuletzt machte, braucht er diese nur abzuschlagen, um mit diesem Schlag dem Anbinder einen Arm, meist aber einen Fuß abzuschlagen. Die Entfernung schützt ihn cbensowenig wie sie die K r a f t des Banners hindern kann (Oberösterreich 10 ), Baden 1 1 ), allg.) Ein F. zieht seinen Rock aus, hängt ihn an den Gipfstock und schlägt mit der Peitsche darauf los. Der Banner verspürt die Schläge 12 ). Der F. sticht mit der Messergabel in den Sattelknopf und dadurch wird der Anbinder ge- oder erstochen 13 ); er schlägt mit gleichem Erfolg das geöffnete Taschenmesser zwischen den Füßen des Vorderpferdes in die Erde 1 3 a ). Gegen das Anbinden schützt sich der F. auch, wenn er zuerst das linke Vorderrad, dann das linke Hinterrad und zuletzt das rechte Vorderrad schmiert 1 4 ). Ein Fuhrwerk wird nach einer bädischen Volkssage vom hl. Nikolaus gebannt. Ein Knecht, der mit einer Weinfracht im Kot stecken geblieben war, holte aus einer Kapelle das Bild des Heiligen herbei und lehnte es an das Rad mit der Drohung, es im Kot stekken zu lassen, wenn ihm der Heilige nicht vom Platz helfe. Nachdem ihm aber Hilfe zuteil geworden war, vergaß der F., das Bild an seine Stelle zurückzubringen. Nach einer kurzen Wegstrecke war das Fuhrwerk und der F. solange gebannt, bis eine dritte Person das Bild an seine Stelle getragen hatte l s ). Ein gebannter F. umschreitet dreimal den Wagen mit den Worten: Laß mich los im Namen des Vaters, des Sohnes und des Hl. Geistes,
Fuhrmann
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j e d o c h ohne W i r k u n g . E r s t als er m i t der H a c k e eine S p e i c h e des R a d e s a b s c h l ä g t , das der Sonne z u g e k e h r t ist, ist er f r e i 1 5 4 ) . D a der F . die S t r a ß e n zu j e d e r Z e i t des T a g e s und der N a c h t b e f ä h r t , so befindet er sich viel i m B e r e i c h gespenstischer W e s e n , die auf den W e g e n und besonders an den K r e u z w e g e n ihr Unwesen treiben und das Fuhrwerk bannen. S o sind es V e r w u n s c h e n e oder a r m e Seelen, die d a s F u h r w e r k h e m m e n und den F . strafen, weil er das A v e nicht f r o m m b e t e t e , h e r n a c h noch i m W a l d e warle). N a c h d e m ihnen der F . eine Votivtafel versprochen hat, k a n n er wieder v o n der S t e l l e 1 7 ) . G r a u m ä n n chen sind u m den W a g e n u n d h e m m e n ihn eine v o l l e S t u n d e , bis es ι U h r schlägt. Die in S c h w e i ß g e b a d e t e n R o s s e schiessen in Eile w e g ; der F . w a r in 9 T a gen eine L e i c h e u ) . ,0) B a u m g a r t e n Aus der Heimat 2, 79; Hmtg. ι, 298; 5, 306; Andree-Eysn Volkskttndliches 215 Nr. 46. " ) M e y e r Bad. 279. " ) Hmtg. 2, 195. " ) B a u m g a r t e n a . a . O . '*») S c h e l l Bergische Sagen 177 Nr. 93. " ) Hmtg. 5, 306. ») W a i b e l u. F l a m m 1,225. , I e ) S c h e l l Bergiscke Sag. 209 Nr. 165; 86 Nr. 5. " ) W a i b e 1 u. F l a m m ι , 174; 2, 101 ff. " ) Schiern 6,
174. " ) E i s e i
Voigtland 45 Nr. 99.
3. D e n P f e r d e n u n d d e m W a g e n sich a u f h o c k e n d e Dämonen. Die P f e r d e als geistersehende T i e r e (s. geistersichtig) m e r k e n zuerst die A n w e s e n h e i t von G e s p e n s t e r n ; sie w e r d e n scheu und beginnen zu z i t t e r n und zu s c h w i t zen; so b e l ä s t i g t e die F u h r w e r k e der V o g l e r m a n n (bei Pfronten-Kappel)w). Die U r s a c h e f ü r die U n r u h e der P f e r d e sieht der F . im H u c k u p e r l e b n i s Geister h o c k e n den P f e r d e n a u f oder s e t z e n sich auf das F u h r w e r k . Die w i l d e G r e e t b a n n t ein F u h r w e r k und, d a der F . m i t der P e i t s c h e einen S c h l a g gegen sie f ü h r e n will, w i r f t sie es u m ; a m n ä c h s t e n Morgen wird der F . besinnungslos daliegend a u f g e f u n d e n . D a s gleiche G e s p e n s t wird v o m F . mit „ G o t t sei uns g n ä d i g " u n d mit drei K r e u z e n über d e m A u g e v e r t r i e b e n . E s h o c k t besonders W a g e n m i t g e s t o h l e n e m oder u n g e r e c h t e m G u t a u f , es g r e i f t den P f e r d e n in die Z ü g e l t x ) . Die P f e r d e v e r -
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m ö g e n den leeren W a g e n nicht mehr weiter zu ziehen. D e r B a u e r b e m e r k t hinter sich ein W e i b l e mit e i n e m H a n d k o r b sitzen. E r s t als es a b s p r i n g t , g e h t d a s F u h r w e r k wieder leicht ( B e t z i g a u , Martinszell) 22 ). A u f den w i e d e r h o l t e n A n r u f : L a ß mich mit, s a g t der F . : Geh mit, du T e u f e l s n a r r ! und sogleich s i t z t der Geist auf d e m W a g e n . A l s darauf die P f e r d e den W a g e n nicht m e h r v o r w ä r t s bringen, und der Geist der A u f f o r d e r u n g w i e d e r a b z u steigen, n i c h t n a c h k o m m t , will der F . diesen herunterzerren, doch g r e i f t er e t w a s K a l t e s , S c h l ü p f r i g e s w i e einen Fisch. D a r a u f b e t e t er unter dreimaliger U m g e h u n g des W a g e n s das S a l v e R e g i n a , w a s h i l f t 2 3 ) . D e r A d e r a t s b a c h m a n n im E n g e t a l m a c h t die P f e r d e scheu und h o c k t sich a u f 2 4 ) . E i n B a u e r e r b l i c k t einen Mann ohne K o p f a u f d e m W a g e n hinter s i c h 2 S ) . E r l ä ß t einen f e u r i g e n M a n n m i t f a h r e n , und d a er sich b e d a n k t , weil er i h m d u r c h den W a l d g e l e u c h t e t h a t , s a g t j e n e r : D a n k Dir, d a ß D u m i c h erlöst hast 2 5 »). Diese A u f h o c k e r g e i s t e r bef i n d e n sich a n b e s t i m m t e n P l ä t z e n . Die P f e r d e s t ü r m e n , w e n n sie die Geister wieder l o s g e w o r d e n sind, u n g e s t ü m f o r t und d a d u r c h ist schon o f t e i n F . v e r u n g l ü c k t 2 9 ) . E r h i l f t sich, i n d e m er d e n P f e r d e n die Augen v e r b i n d e t B ) . Mit dem A u s r u f : A l l e g u t e n Geister loben G o t t den Herrn, k a n n er den S p u k v e r s c h e u c h e n , doch ist es i h m schwer, die L ö s u n g s w o r t e r i c h t i g auszusprechen. Bei verkehrter Wortfolge oder sonstiger unrichtiger A n w e n d u n g verlieren sie ihre W i r k u n g . H o h n g e l ä c h t e r , a u c h S t r a f e ist die Folge 8 8 ). Die F u h r l e u t e f a n g e n zu beten an, w e n n sich ein F u c h t e l ( F e u e r - ) m a n n (Sp. 197) a u f d e n W a g e n setzt, und erlösen d a m i t eine a r m e Seele ( B u c h e r s in S ü d b ö h m e n und im niederösterreichischen W a l d v i e r t e l derlei S a g e n öfters) S8e ). F ü r solch auf hockerische D ä monen h a l t e n die F u h r l e u t e besonders K a t z e n , w e s h a l b sie keine K a t z e n auf den W a g e n n e h m e n dürfen, so n i c h t b e i m U m z u g in B e r g e n auf R ü g e n , in M e c k lenburg, weil sie den P f e r d e n schaden, bei den Insclschweden, weil sonst d a s P f e r d s t i r b t . K u t s c h c r und R e i t e r d ü r f e n keinen K a t z e n p c l z tragen, weil die P f e r d e
Fuhrmann
203
in der Nähe von Katzen schwach werden »). Der F. darf sich vor dem Spuk nicht fürchten; ein F. hatte es einem anderen, mit dem er in Streit geraten war, angetan und an ihm und seinen Pferden eine Gruppe Graumännchen vorbeiziehen lassen 30). Auch vor Wassergeistern scheuen die Pferde im Schwarzteich beiOber-Putzkau. Andererseits gibt es aber auch Geister, die dem F. helfen, wenn sein Wagen festgefahren ist. Ein Graumännchen hüpft neben dem Wagen einher und bittet diesen ziehen zu dürfen M ). Ein Geist in Gestalt einer Frau in Trauer geht neben einem Fuhrwerk und trägt ein Licht in der Hand **). Ein Licht setzt sich aufs Kummet, um einem F. beim Anknüpfen der Stränge zu leuchten, die plötzlich wie abgeschnitten sind M ). Ein Nix hilft einem der Lübauer Bauern (im Rabenauer Grunde) mit zwei Schimmeln über den Berg* 4 ). Doch verweigern Nixen einem F. ihre Hilfe, der sie gegen die Bannung des Wagens angerufen hatte, weil er Steine in den Teich warf. Eine verkündet, daß sein Wagen immer zusammenbrechen werde, wenn er über den Damm fahre M ). ") R e i s e r Allgäu 1, 74. ») Bay Hite 9, ι ff. M) M ü l l e n h o l f Sagen 176. ") R e i -
ser u)
Allgäu ι, 112.
M)
Ebd. ι , 318 Nr. 411, 1.
Ebd. I, 66. ") W i t ζ s c h e i Thüringen 2, 263. "») K i e ß l i n g Saga 4, 83 Nr. 107. ") R e i s e r Allgäu 1, 319 Nr. 413. ") Ebd. I, 39 Nr. 412. ») W i t z s c h e l Thüringen
2, 263 ff. »»») Κ i e ß 1 i η g Saga
394.
E. i s e l
4, 83 Nr. 106. B ) H c c k s c h e r 81. 334. ")
Voigtland
42
Nr.
91.
»») Ebd. 41 Nr. 85. " ( R e i s e r 1, 319 Nr. 413. M) R e i s e r Allgäu 1, 293 Nr. 368. " ) M e i c h e Sagen 269 Nr. 487. " ) E i s e 1 Voigtland 37 Nr. 75.
4. T e u f e l und F. Vor allem treten der Teufel und seine verschiedenen Erscheinungsformen entweder als Helfer eines in Bedrängnis geratenen F.s oder als F. selbst auf. Als Jäger verkleidet zieht er eine Fuhre Holz aus dem K o t ; als Lohn läßt er sich das ungeborene Kind verschreiben * ) . Es wird mit den Worten: „Wenn nur Herr Kunz käme" herbeigerufen; er-erscheint augenblicklich und leistet den Fuhrleuten mit seinem dreibeinigen Schimmel Vorspanndienste 37 ).
204
Er schafft einem Bauern eine ungeheuere Eiche vor den Schloßeingang von dessen Peiniger M ). Dieselbe Rolle ist auf Rübezahl übertragen *·). *·) W a i b e l u. F 1 a m m 2,131. ") Κ ü h nau
Sagen ι , 192. " ) M e i e h e Sagen 440
Nr. 577. M) K ü h n a u Sagen 2,731. 5. Der w i l d e F. Der Teufel als F. gehört zur Vorstellung des wilden F.s, der die zweite Erscheinung des wilden Jägers vorstellt. Jagdlärm und Wagengetöse und Zuruf an die Rosse gehen leicht ineinander über, und es kann für den Jäger der F. eintreten In den Kreis des Geister· und wilden Heeres gehört es, wenn der Teufel bei einem Bauer Vorspann nehmen muß, weil er über ein Brotbrösel auf der Straße nicht hinwegkommen kann und als Lohn Kohlen gibt, die am nächsten Tag Goldklumpen sind 41 ). Ein Kutscher verlangt in der Neujahrsnacht von einem Radmacher die Ausbesserung eines Rades 4 2 ). Ebenso, wenn sich der Wagen, auf den er einen müden Wanderer hatte aufsitzen lassen, sich plötzlich in die Lüfte erhebt. Nur weil der Entführte die drei heiligsten Namen ausruft, muß der Teufelswagen wieder zur Erde **) Dieser Teufelsspuk hört erst auf, als an einer bestimmten Stelle eine Kapelle erbaut wird (Mühlviertlersage) **), bei einer Bildsäule 4 S ). Da der F. viel auf den Straßen verkehrt, ist es natürlich, daß er die wilde Jagd an sich vorbeiziehen sieht 4e ). Ein F. sieht den Teufel vor den Pferden hinken 4 7 ). Ein gespenstischer Hirsch stiehlt Fuhrleuten das in einem hohlen Baum verborgene Futter weg. Als ihn einer eingeklemmt findet und sich ihm auf den Rücken setzt, entführt er ihn, so daß der unfreiwillige Reiter erst nach drei Tagen wiederkehrte 4>). In das Heer des wilden F.s wird nach seinem Tode der F. aufgenommen, der in seinem Grabe keine Ruhe finden kann; er wird selbst zum gespenstischen F., oft aus Strafe für ein Vergehen in seinem früheren Beruf. So tummelt sich ein F. noch lange nach seinem Tode im Hofe seines Gutes auf einem mohrenschwarzen Hengst herum 4 ·). Die verunglückten Fuhrleute belästigen ihre Berufsgenossen, wie es ihnen im
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Fuhrmann
Leben erging oder wie sie den T o d fanden. So f ü h r t ein alter F . , der sich auf dem Lerchenberg bei Frankenthal verfahren hat, irre Ein F . verirrt sich dadurch derart, daß er nicht mehr zum Vorschein k o m m t 6 1 ) . Ein anderer Verunglückter bannt Holzfuhrleute fest und, wenn diese meinen, der Vorspann käme, erscheint er selbst mit seinem dreieckigen altmodischen Hut und schleift eine K e t t e hinter sich her. Ist er vorüber, geht der Wagen von s e l b e r M ) . Der verunglückte F . läßt sein Geschrei und das Knallen mit der Geißel h ö r e n M ) , ein überfahrener um die 3., 9., 10. Stunde M ) . Ein mit Salzfracht versunkener erscheint mit seinem Fuhrwerk um 9 Uhr abends, knallt und schreit M ) . Ein von den Franzosen erschlagener Vorspannbauer sucht die ihm geraubten Pferde 5 i ). Ein F . ohne Kopf erschreckt an jedem Gründonnerstag auf dem Worbisberg die Leute, weil er an diesem nicht feierte und besonders arg fluchte w ) . Ein kopfloser Kutscher f ü h r t den schwedischen General Steenbock nachts umher. Dem Gefährt zu begegnen, bringt kein Glück, man hört einen K n a l l und muß erblinden M ). Ahnliche Sagen noch zahlreich M ). Ein betrügerischer Holzhändler wird mit seinem Gefährt gehört Das Getöse von 20 und mehr Salzfuhrleuten war auf der Straße von Aurach nach Aurachkirchen (Oberösterreich) um Mitternacht zu vernehmen, bis eine Kapelle erbaut wurde. Fuhrleute hatten unbändig geflucht und die Pferde unmenschlich geschlagen β 1 ). 40 ) v d L e y e n Sagen 4, 84. " ) Hmtg. 7, 156. " ) E i s e I Voigtland 108 Nr. 274. «) Hmtg. 7, 156. " ) Miihlviertler Beiträge 8, 3. «) Hmtg. 5, 300 Nr. 8. 9. 1 1 ; R e i s e r Allgäu 1, 293. «·) E i s e l Voigtland 1 1 5 Nr. 293. " ) Hmtg. 5, 300 Nr. 7. «') E i s e 1 Voigtland 126 Nr. 328. «») Ebd. 64 Nr. 149. w ) Ebd. 77 Nr. 198. «) Ebd. 243 Nr. 604. " ) Ebd. 78 Nr. 199. M ) L e n g g e n h a g e r Sagen 100; E i s e 1 Voigtland 106 Nr. 268—269; J o h n Erzgebirge 1 3 1 . " ) E i s e l Voigtland 78 Nr. 200. " ) M e i c h e Sagen 127 Nr. 167. *·) E i s e 1 Voigtland 78 Nr. 200. " ) M e i c h e Sagen 193 Nr. 262. a ) M i i l l e n h o f f Sagen 175. ω ) E i s c 1 Voigtland 106 Nr. 270; 108 Nr. 275. W a i b e l u. F l a m m 1, 300. *') Hmtg. 3, 38 Nr. 15.
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6. Der h i m m l i s c h e ( s . a . ewiger F.). Der wilde F . a m Himmel ist das Sternbild des Bären, in den nach der einen Sagenfassung ein B a u e r zur S t r a f e entrückt wurde, weil er am stillen Freitag ( K a r f r e i t a g ) mit seinem K n e c h t ins Holz fuhr, nach der anderen war es ein F . , der mit seinen 6 in eine Reihe gespannten Pferden stecken geblieben war. A n den Himmel sei er versetzt worden, weil er gesagt hätte, er f ü r seinen Teil wolle ewig a m Himmel fahren ® 2 ). Wie der wilde J ä g e r ewig zu jagen verlangt, so will auch dieser F . lieber ewig a m Himmel fahren als das Himmelreich erben·*). Nach einer anderen Version muß der K n e c h t beim lieben G o t t auf der Deichsel des Himmelswagens sitzen zur Strafe, weil er seinen Dienst liederlich verrichtet h a t M ) . Die Vorstellung v o m himmlischen F . und seinem Wagen bildet den Inhalt von gewissen K i n d e r liedern Uber eine Schlittenfahrt in den H i m m e l e s ) . In der A n t i k e ist der himmlische F . Hippolytos nach der einen S a g e lebendig gen Himmel gefahren und in das Sternbild des F . s versetzt worden (Paus. 2, 32) oder nach der bekannteren Version von seinem eigenen Gespann zu Tod geschleift worden ··). Auch der Erfinder des Wagens Philomelos wurde zur Belohnung hiefür mit Wagen und Ochsen in den Himmel erhoben ® 7 ). In denselben mythischen Vorstellungskreis gehört die Verwandlung eines F . s in den Nachtraben, wegen seiner Grausamkeit zu Lebzeiten, Mensch und Tier gegenüber. Auch er soll den Wunsch geäußert haben, ewig a m Himmel zu fahren, und deshalb heiße der F . auch Nachtrabe (s. Nachtrabe) e ) . Dieselbe Erscheinung ist ferner der tolle F . (Thüringen). Man hört das Getöse seines Wagens, das Knallen der Peitsche und den Zuruf an die Rosse. Wenn sich ein B a u e r auf schlechtem Weg festgefahren hat, pflegt man dort zu sagen: Der ist in des tollen F.s Geleise gekommen ·-) S c h a m b a c h u. M ü l l e r 67 Nr. 95; 344. " ) S i m r o c k Myth. 229; S c h a m b a c h u. M ü l l e r 421. 67 Nr. 95, 3. ··) Ebd. 345 ; M i i l l e n h o f f Sagen 484. " ) M e y e r Baden 46. ··) S e p p Sagen 137 Nr. 42. •7) S c b i 1 1 o t Folk-Lore 4, 473. «) S c h a m -
207 b a c h u . M f i U e r 69 Nr. 962. schei Thüringen 2, 293.
Fuhrmann «) W i t z -
7. F . s p e i t s c h e . U n t e r den A u s r ü s t u n g s g e g e n s t ä n d e n eines F . s ist sein S t o l z eine ordentliche P e i t s c h e . Die Bevorzugung bestimmter Holzarten für den Stiel beweist, d a ß der P e i t s c h e eine zauberische W i r k u n g auf die d a m i t a n getriebenen P f e r d e zugeschrieben w u r d e . W e n n diese n i c h t v o n der Stelle k o m m e n , so wird dies der B e l ä s t i g u n g durch f e i n d liche W e s e n z u g e s c h r i e b e n ; als solche gelten a u c h die Insekten, welche sie b e u n ruhigen. E s ist die P e i t s c h e in erster Linie d a z u b e s t i m m t , diese z u v e r t r e i b e n , und sie ist g l e i c h w e r t i g dem geister- und d ä m o n e n a b w e h r e n d e n Besen. D a h e r werden die Peitschenstiele a u s K r a n e w i t h o l z v e r f e r t i g t , d e m m a n diese ü b e l a b w e h r e n d e K r a f t zuschreibt. A u c h der G l a u b e , d a ß es v o r M ü d i g k e i t s c h ü t z t , m a g m i t g e w i r k t h a b e n ( B a y e r n ) TO). Sie w i r k e n d a n n wie die sog. Martinsgerten (s. H d w . 2, 163). A u c h a u s d e m H o l z des w i l d e n Schneeballes ( V i b u r n u m O p u l u s L . ) oder aus dem elastischen Splietholz des Zürgelb a u m e s (Celtes australis), der in Südtirol und im südlichen S t e i e r m a r k wild w ä c h s t , w a r der S t o c k geschnitten. Diese P e i t s c h e n s t ö c k e b r a c h t e n die F u h r l e u t e a u s T r i e s t mit und daher w u r d e n sie „ T r i e s t e r " geheißen 7 1 ). Die P e i t s c h e n s c h n ü r e erhalten eine besondere K r a f t , w e n n die P a l m e n mit ihnen z u s a m m e n g e b u n d e n werden. Jeder F., der solche b e n ü t z t , h a t G l ü c k , sein G e s p a n n bleibt gesund, er f ä h r t leicht L a s t e n bergan, sein W a g e n wird nicht brechen (Grafenried) 72 ). W e n n ein F . eine O t t e r - oder S c h l a n g e n z u n g e in seine P e i t s c h e f l i c h t , so ziehen seine P f e r d e die g r ö ß t e n L a s t e n ohne S c h a d e n aus einem G r a b e n und sie übersaufen sich nicht (zuviel und zu rasch trinken). W e n n ein F . die Teile eines Diebsfingers, w o r a n die Nägel sitzen und somit die D i e b s g r i f f e geschehen sind, in den H a n d g r i f f seiner Peitsche einnähen oder einflechten l ä ß t , ziehen die P f e r d e , die d a m i t g e t r o f f e n werden, den W a g e n aus d e m tiefsten M o r a s t 7 3 ) (s. Dieb, Diebstahl). Mit seiner P e i t s c h e k a n n der F . eine W ö c h n e r i n erschlagen, w e s h a l b sie i h m nicht über den
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W e g treten darf7) Z i m m e r m a n n ') Aufruf 20.
Bezoar (hd.) 89 b. Jacoby.
Galgen. I. Sachkunde. — 2. G.scheu. — 3. G.spuk. — 4. G.amulette. — 5. Verschiedenes. I. V o n der vorchristlichen Zeit her vollstreckten die germanischen Völker ihre Todesurteile neben Enthauptung am häufigsten durch Hängen (s. d. § 1) : der Gerichtete wurde an einen Ast geknüpft. Es ist wohl ursprünglich als Regel anzunehmen, daß man einen bestimmten heiligen Baum, einen Vertreter der das Opfer fordernden Gottheit, für diese Hinrichtung wählte was noch später die 9
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Galgen
Bevorzugung eines Baumes wie der Eiche als G.holz erklären könnte 2 ). Die ältere Rechtssprache hat uns aus unbestimmt früher Zeit zwei Richtarten erhalten: hängen am dürren B a u m und hängen am grünen Baum, jenes wohlverständlich die härtere Strafe s ). Den laublosen, dürren Baum, ureigentlich den A s t , bezeichnet das Wort G. 4 ). Später begreift der Name G. auch das künstlich angefertigte Hinrichtungsgestell, auch noch G.baum, engl, gallow-tree genannt e ), ohne daö jenes den kahlen Baumast bis zur Neuzeit ganz zu verdrängen vermocht hätte e ). Da die Blutgerichtsbarkeit einst in Deutschland zu den meist zersplitterten Hoheitsrechten gezählt hat, bewahren bis jetzt noch viele Städte und manches alte Dorf mehr oder weniger verblaßte Erinnerungen an einstige G.plätze oder Hochgerichte, oft in Flurnamen oder Sagen verborgen 7 ), doch sehr gering nur sind heute wirkliche Überreste von G., da diese fast stets aus Holz gebaut gewesen und nun schon seit Uber 100 Jahren durch das Fallbeil verdrängt sind 8 ). l ) M e y e r Religgesch. 239 f.; Schräder Realle χ. 837. •) A m i r a Todesstrafen 89. 93; K o η dz i e l l a Volksepos 170 if.; M a k k e n s e n Nds. Sagen 53. ') DWb. 4, 1167 ff. *) Ebd.; gemeingerm. G r i m m RA. 682; Liebrecht Zur Volksk. 9; A m i r a a. a. O. 89; vgl. röm. arbor infelix; G. = kahler Ast; „grüner G." spätere Neubildung? ·) ZfdMyth. 2, 412. ·) H. F e h r Das Recht im Bilde (1923), 84ff.; nach der Zimmernschen Chronik durften die Saulgauer keinen G. haben, dafür gebrauchten sie einen dürren Baum, „allain der ast, daran man rieht und justiciam exequirt, der . ist grün . ." Β i r l i n g e r Schwaben 2, 463. ') Zeugnisse ζ. Β. : K ü h n a u Sagen 3,509; K l a p p e r Schlesien 48. τ go f.; ZfrwVk. 1914, 280; Z a u n e r t Rheinland 1, 277; B i r l i n g e r Schwaben 2, 488; M a c k e n s e n Nds. Sagen 7; Flurnamen: eine reiche Liste z . B . F i s c h e r SchwähWb. 3, 27f.; „G.berg": K ü h n a u Sagen x, 64. 67; P a n z e r Beitrag 2, 158; M a c k e n s e n 34; DG. 17, 68; G.„hölzle": R e i s e r Allgäu 1, 317; „G.bühl" u . a . m . ; Sagen vgl. u. § 3. ·) Steinerne G. ζ. B. bei Beerfelden im Odenwald (drei steinerne Pfeiler, Abb. s. Ε. v. K ü n a b e r g Deutsche Bauernweistümer [1926], 128), bei Triberg im Schwarzwald (2 Pfeiler), bei Emen in Wallis (3 Pfeiler, vgl. SAVk. Ii, 289), bei Obervellach in Kärnten, bei Visby auf Gotland; sonst wenige Reste, vgl. JbhistVk. I, 98 f.; alte Bilder vgl. SAVk.
260
Ii, 288; F e h r a. a. O. 2. Den G. umschwebte vor allem andern Henkerswerkzeug ein besonderer Schauer, der von den uralten Opferriten des Hängetodes (s. h ä n g e n § 1) herrührte. Aber im gleichen Maße, wie im s p ä t e r e n MA. mit einer veränderten, moralisierten Strafauffassung das A m t des Henkers zu einem ehrlosen Handwerk wurde (vgl. Scharfrichter, unehrlich), w a n d e l t e s i c h auch die S c h e u v o r d e m h e i l i g e n G.in F u r c h t vor Entehrung durch die nunmehrverrufene Richtstätte. Dahersträubten sich schließlich die Handwerker, die zu einer Arbeit am G. berufen wurden, und sie glaubten sich nur dann vor den andern nicht entehrt, wenn im Beisein der Obrigkeit „ . . zugleich sambtliche andere maisterschaft sambt knecht und gesellen allhiesiger ehrsamber zunfft bei dissem werk dabei erscheinen und jeder etwas daran schaffen oder anrühren sollte", so ein Aulendorfer Protokoll 1712*). Die gemeinsame Ausbesserung mit nachfolgendem Gelage wurde seit dem 16. Jh. so leicht zum Volksfest 1 0 ). Auch der Bau eines neuen G.s galt als verunreinigend, daher mußte noch Ende des 18. Jhs. in Marburg der Oberschultheiß den ersten A x t h i e b an dem zum G.bau bestimmten Baume vornehmen, um die Arbeit für ehrlich zu erklären u ) . Wer auf eine ehrlose Weise sein Leben verlor, wie ein erschlagener Missetäter oder vor allen ein Selbstmörder, dem wurde früher, noch im 18. Jh., ein unehrliches Begräbnis unter dem G. bereitet, dem er durch seine Schuld verfallen war 12 ). Entsprechend läßt die Sage die Leiche eines verstorbenen Wucherers durch einen Mülleresel, der nur den W e g zur Mühle und zur Kirchhofswiese kennt, statt zum Friedhof wunderbar zum G. getragen werden 13 ). Wenn 1748 in Niedersachsen ein Vertrag geschlossen wurde, daß nur ein Gemeindebulle das Recht habe, sich am Amts.-G. zu scheuern, so gebot hier wohl weniger Furcht vor Entehrung oder Scheu vor der Heiligkeit des G.s, als Sorge um seine Erhaltung 14 ). ·) B i r l i n g e r Schwaben 2, 506; vgl. DG.
2ÖX
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Volksmedizin 69; F i s c h e r SchwäblVb. 2, 5, 193; 28, 117; A n g s t m a n n Henker 77; A. K e l l e r Der Scharfrichter (1921), 204 ff. 957. gewöhnlich an einem Kreuzweg erstanden ! 10) K l a p p e r Schlesien 190f. ") K o l b e 4. Der einst s a k r a l e CharakHessen 119 f. ") F e h r a. a. O. 112, Abb. 144; R e i s e r Allgäu 2, 311; S i r t o r i t e r d e r H i n r i c h t u n g (s. d. § 1, Sitte u. Brauch 1, 153; N d Z f V k . 5, 233; D G . vgl. hängen § 1 ) e r k l ä r t d i e h e i 27, 172. ") K l a p p e r Erzählungen Nr. 171. l i g e K r a f t , die nicht nur dem ent") Nds. 15, 125 = JbhistVk. i, 92. sühnten Opfer, sondern auch den W e r k z e u g e n der Ο ρ f e r h a η d 1 u η g, 3. Da alle am G. ums Leben Gekomin erster Linie dem G. und seinen Teilen menen und unter dem G. Bestatteten i n n e w o h n t a ) . Der R e i z d e s Unnach der späteren christlichen Auffasg e w ö h n l i c h e n , Außerordentsung ein unerlöst leidendes, meist örtlich lichen hat diese Stärke bis zur Neuzeit gebundenes Dasein führen müssen — vgl. bewahrt. hängen § 4, Hingerichteter § 3 — so finden sich noch überall Spuren des Die K r a f t d e s geheiligten Glaubens, daß es a η G.p 1 ä t ζ e η und O p f e r s zeichnet den Totenkopf aus, ehemaligen Richtstellen „unheimden man zum Freikugelgießen unterm G. l i c h " sei, die Geister der Hingerichteten holt, was der beraubte Geist übrigens klagend oder leuchtend (oft kopflos) umnicht duldet M ). Unter dem G. entsprießt 1S gingen ) und den Wanderer erschreckaus dem Urin oder Sperma, d. h. dem ten und belästigten 1β ), ihn zum G.platz Taufwasser eines Gehängten oder aus den anzögen oder in seiner Nähe in die Irre letzten Tränen eines Unschuldigen, der führten " ) . Über den geladenen G.gast, A l r a u n (s. i , 3 i 8 f ) . 2 S ) . Diebsaugen am G. „die drei dürren Brüder vom G. als werden zum leuchtenden, unsichtbarGäste" (Zimmernsche Chronik) s. hängen machenden R a b e η s t e i η (s. d.), der § 4. Als schwarze G. erscheinen einmal freilich auch, aus G.vögeln und G.augen lasterhafte Menschen, die auf einen Berg hervorgegangen, einen unüberwindlichen verflucht sind u ) . Vom Nördlinger G.berg Trieb zum G. erzeugt 2e ). Einem unterm heißt es, daß einst bei jeder Hinrichtung G. begrabenen Schelmen legt man einen aus einem auffallenden Felsen das ,,G.Spiegel drei Tage aufs Gesicht, damit weible" hervorgekommen sei M ). Der G. er Zauberkraft gewinne 2 '), s. w. h ä n ist so auch ein Aufenthalt anderer Dägen §5, H i n g e r i c h t e t e r §2, monen, vor allem H e x e n t a n z G. h a n d 2 8 ) , s. Dieb 2, 229 ff. § 6 a. p l a t z 2 0 ) . Wer unter einem G. schläft, Nicht minder begehrt als die Körperdem geben die Raben im Traume ein, was teile und Kleidungsstücke der Gerichteer zu wissen wünscht M ). Wenn man ten sind a) G . h o l z ; b) G . s t r i c k „Fahrsamen", d. h. zauberkräftigen Farn(Armsünderstrick, Diebsstrang), bzw. samen bekommen will, muß man 12 Uhr G. k e t t e (Diebskette), wozu auch der nachts dreimal um einen G. laufen, dann S t r i c k , an dem sich ein S e l b s t kommt einer und bringt welchen 22). m ö r d e r erhängt hat, zu rechnen ist; c) G.n a g e 1 , d. h. der Nagel, an wel" ) Κ ü h η a u Sagen ι , 64 f. 67; Ρ e u k k e r t Schlesien Hi i.·, M e i c h e Sagen 178; chem der tötende Strick befestigt geZfrorVk. 1914, 280; Z a u n e r t Rheinland2, wesen ist, und Verwandtes. 206; R e i s e r Allgäu ι, 317; Z i n g e r l e a) G.h 0 1 ζ schreibt man seit alter Sagen 258. 416 f.; H e y l Tirol 364; L a c h Zeit abwehrende, helfende oder schädira a η η Überlingen 106. 1 1 2 ; Κ u ο η i St. Galler Sagen 53; L û t o I f Sagen 174 f. 533: gende Kräfte zu M ). 1497 wurde in Oldenman kann am G. noch viele Stunden leben burg eine Frau festgesetzt, weil sie zur bleiben; S é b i 1 1 o t Folk - Lori 4, 210. Beseitigung des kalten Fiebers einen ι·) M e i c h e Sagin 203. ") Z i n g e r l e Sagen 258; Κ u ο η i a. a. O. 52. u ) V e r n a - Zaubertrank, nämlich einen Krug Bier l e k e n Mythen 145 f. w) P a n z e r Beitrag mit drei des Nachts v o m G. g e s c h n i t 2, 158. Soldan-Heppe 1, 278; t e n e n S p ä n e n , gegeben h a t t e M ) . K u o n i a. a. O. 52. 87 f.; M ü l l e r SiebenSolchen „span von dem g . " erwähnt bürgen 136; F r a z e r 9, 162; W. § 215. ") S c h ô n Werth Oberpfalz 3,272. " ) B u c k schon Vintler (1441) als H e x e n z w a n g , 9*
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unter die Kirchtür zu legen S 1 ). Daher empfiehlt auch eine Dresdener Handschrift des 16. Jhs. als Milchschutzzauber, einen G.span unter die Türschwelle des Kuhstalles zu schieben **). Denn solch ein — in Weihwasser getauchter — unter die Schwelle verborgener G.span hindert nach der Anschauung des MA.s die Hexe, das Gebäude zu verlassen (Hexenhammer) M ). Andererseits weiß man in der Pfalz ein Pferd hinkend zu machen, indem man einen Nagel, der aus dem Holz eines neuen G.s gemacht ist, in seine Fußspur drückt **). Ein Siedezauber von 1640 benötigt unter andern Zutaten ,,ein Span von der Justiz" 86). Anhorn verrät uns: In gwissen Anligen (die wir aber, Fürwiz zu verhüten, nicht benennen wollen) solle man den einten von seinen Hosenbändlen an den G. binden und ein Spänlin von demselbigen hawen und bey sich tragen se ). Ein Kegelschütze machte sich durch aus G.holz geschnitzte Kegelchen, die er heimlich noch durch eine Messe kräftigen ließ, wenn er sie beim Schub in seiner Tasche verstohlen in die Hand nahm, stets so siegreich als er wollte " ) . Ahnlich empfiehlt ein schlesisches Rezept des 18. J h . s : Nimm einen Splitter von einem G., und den zu Pulfer gebrand, trage es in den ( I) rechten Schubsack bei dir, und wenn du spielen wilst, so lege die Karten d a r a u f w ) . Wie hier das G.holz Unglück vom Spieler f e r n h ä l t , so bannt auch ein Splitter von einem Baum, an dem sich einer erhängt hat, alle G e w i t t e r von dem Hause, in dem er aufbewahrt liegt 3 e ). Wie seine Splitter wirkt auch der G. selbst als Β a η η o r t. Zeug, mit dem das Vieh behext worden, läßt man vom Scharfrichter unterm G. vergraben 40 ). Man wirft den ausgegrabenen Fußtritt eines Diebes (vgl. Dieb 2, 215 § 5 a) in ein Hochgericht, um die Entdeckung zu erzwingen 41 ). Man befreit sich vom Fieber, wenn man sein Strumpfband an einen G. bindet (belgisch42), s.o. Anhorn) oder eine in Papier gewickelte kleine Münze 4S) — wer jedoch Strumpfband oder Papier vom G. löst, bannt sich das Fieber auf. b) Am meisten und international ver-
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breitet als Zauber- und Schutzmittel ist seit der Antike **) der G.s t r i c k 4 5 ) , auch im MA. ganz gebräuchlich, wie im 15. J h . Bernardino da Siena rügt 4 ·) und Vintler: etlich nutzent den strängen, do eyn dieb an ist erhangen 47). An seine Stelle tritt naturgemäß in unserer Zeit fast ausschließlich der S t r i c k des e r h ä n g t e n S e l b s t m ö r d e r s (s. d.) auf den auch die Heiligung des Teufelsopfers am G. übergegangen ist, vgl. hängen. Gewöhnlich wird der G.strick als Heilmittel für bestimmte Fälle empfohlen. Aus dem 17. J h . überliefert der Leipziger Gelehrte Prätorius : Der Strick, daran ein Dieb erhieng, hilfft für das Hauptweh, gebundenum den krancken Kopff . . wenn man denen jungen Kindern einen G.strick in der Wiegen leget, so seynd solche Kinder frey vor das Reißen und böse Ding — solches practicierte in Leipzig eine Soldatenfrau 4e ). Dem Kind auf die Brust gelegt, soll der Strick eines Erhängten noch heute Gichter abwehren 50 ). Der G.strick schützt ferner, in der Tasche getragen, vor Zahnschmerz 61 ), er heilt auch Pferdekrankheiten M ). Andererseits bindet man den Hangstrick eines armen Sünders oder eines Selbstmörders um den rechten Arm, um im Gefecht nicht überwunden zu werden M ), vgl. hängen § 5 a. Solche körperliche Kraft verleiht der Strick auch, wenn man mit seiner Hilfe wilde Pferde zu bezähmen vermag M ). Um sich gegen Hexerei zu schützen, reibt man Rücken und Brust mit einem Armsünderstrick l5 ). So hält neben der Vertreibung bzw. Abwehr von Krankheitsdämonen ein G.strick wie ein G.span, unter die Stallschwelle geschoben, böse Geister überhaupt ab M ). Daher werden G.strick oder Selbstmörderstrick häufig allgemein als G l ü c k s b r i n g e r gepriesen, besonders im Handel w ). Wenn man einen solchen zu Hause aufbewahrt, schlägt kein Blitz ein, kein Dieb dringt ein und keine Krankheit M ). Wer an einem goldenen Sonntag (Oktober) „die rechte Hand mit einem Faden oder Strick, daran ein Dieb am G. gehangen, umwindet, soll im Zielschießen allemahl das Schwartze treffen" *·). Eben-
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so verbürgt ein Stücklein von einem Henkersstrick, unter der rechten Achsel eingenäht, Glück im Spiel (1679) ®°), oder es fesselt die Liebe β1 ). Solche A n z i e h u n g s k r a f t — gleich dem D i e b s d a u m e η , bei Wirten beliebt β 2 ), vgl. Dieb 2, 229 §7 — übt „ein strick, woran ein mensch erwürgt worden, ins taubenhaus gehängt, macht er die tauben da bleiben" (Rockenphilosophie) · 3 ). Oder wenn Pferde nicht ziehen, gebraucht man Seile vom Hochgericht M ). Angesichts all dieser Wohltaten bedeutet im franz. avoir la corde du pendu „eines dauernden Glücks genießen"·*). Es geschieht daher noch heute, daß ein Henker den Strick in vielen Teilen als Amulette verkauft, so 1925 in Sofia *·), oder daß die Leute sich um den Strick oder Draht, an dem sich ein Selbstmörder erhängt, raufen, ζ. B . 1 9 1 2 im Egerland OT). Als gleich starkes Amulett galten einst Bestandteile der eisernen Kette, an der einer gehängt worden, einer G.k e 1 1 e " ) , vgl. Gerichtsfälle in Württemberg 1591 e 9 ), in Oberösterreich 1 6 1 8 7 0 ) , in Sachsen 1683 7 1 ). Ein Nürnberger Druck von 1705 gibt an: es lassen ihnen die Roßtäuscher aus den G.-Ketten, an welchen ein Dieb gehangen, Räder oder Sternen in die Spornen machen, damit können sie die stetigen Pferde, und diejenigen, so den schlaffenden Koller haben, leichtlich von statten bringen, und flüchtig machen 7S ). Diesen R a t lesen wir schon in einer Handschrift des 15. J h s . : das du ein ydes stetiges ros reiten mügst, mach sparenradel aus einem chetlein ab einem g.' 3 ). Eine andere Verwendung weiß 1823 der Scharfrichter Huß: Um das ein J ä g e r sein Wild in der Revier erhalte, so macht er drei Kreutz mit seinen Hirschfänger gegen die vier Weltgegenden, und schlöpet eine G.kette, woran ein Dieb gehangen, um seine Revier, so gehet kein Wild hinaus 74 ). Verschiedene literarische Zeugnisse bekräftigen ferner, daß man im 17. und 18. J h . — a m Karfreitag von nackten Schmieden 7 *) — Krampfringe aus G.ketten schmieden zu lassen pflegte 7 ·), wofür sonst Sargnägel bevorzugt waren r> ). Gegen Gicht kann man auch, wenn der
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Neumond an einem Freitag vormittag eintritt, zu einem G. gehen, „zwischen 1 1 und 1 2 uhr ohn beschrien, und ropff an den seilen ein wenig mochs (Moos?) oder mesy ( = Mösig? = Moos) 78 ) herab, hernach henck es zu nachts oder den andren tag zu früh an, es hilfft gewiß" 7 ·), vgl. das ebenfalls an einem Freitag vor Sonnenaufgang von der Hirnschale eines Gehängten abzuschabende M o o s , s. hängen § 5 a ; s. a. rädern. c) G.n ä g e 1 werden ebenfalls gebraucht, auch sie ein vom MA. bewahrtes Erbe der Antike, wenn man die Zauberkraft berücksichtigt, welche die Römer den Nägeln zuschrieben, mit denen jemand ans Kreuz geschlagen worden 8 0 ). G.nägel waren einst wie G.stricke und G.ketten glückbringend 81 ), besonders f ü r Wirte, Händler und Fuhrleute 8 2 ). Wie G.stricke dienten Zugnägel, aus vom G. genommenen Kopfnägeln geschmiedet, gegen die Ermüdung der Pferde 8 3 ). Der obenerwähnte Huß klagt noch über den Betrug, G.nägel beim Schatzgraben zu verwenden 8 4 ). Anhorn nennt zum gleichen Zweck u. a. ein Stück Stahl von einem Hochgerichts-Haken 8 5 ). Ein Fingerring, aus dem E i s e n des R i n g e s am G. gefertigt, verleiht unbesiegliche S t ä r k e 8 · ) . Auch der Nagel, woran der Strick des Selbstmörders festgemacht worden, wird als besonders wirksam gerühmt w ) . Auch daraus schmiedet man Ringe gegen Gicht M ). Nach Anhorn trugen zu seiner Zeit J u d e n wider das Fieber eiserne Nägel von den G. am Hals 8 9 ). Auch was im B e r e i c h e i n e s G.s entsteht, besitzt erhöhte K r a f t . Auf dem G.hügel wachsen magische Pflanzen (Hildesheim) 90) (s. o. Alraun). Im 17. J h . galt in Frankreich ein unter einem G. gefundenes vierblättriges Kleeblatt als vorzüglicher Talisman f ü r Spieler 9 1 ) — eine Häufung von Glücksumständen, oder vielleicht, da es ähnlich dem Alraun mit dem Urin oder dem Blut eines Erhängten bespritzt worden w a r ? Vgl. Hingerichteter § 2 A . 98. a ) A m i r a Todesstrafen224. u ) K ü h n a u S a gen 3,420f. " ) L ü t o l f Sagen 192; S c h l o s s e r Galgenmännlein 10; M a c k e n s e n Hanstat.
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Sagen 32. *·) H e c k s c h e r 112. n ) P f i s t e r Schwaben 42. β ) Ζ . B . K ü h n a u Sagen 3, 264 ff. *·) K e l l e r Grab d. Aberglaubens 3, 179. ,0 ) S t r a c k e r j a n 1, 95. M ) G r i m m Myth. 3, 425 t., besser: ZfVk. 23, 10. 128. " ) S c h ö n b a c h Berthold v. R. 132. " ) S c h i n d l e r Aberglaube 291; M o n t a n u s Volksfeste i n . *•) G r i m m Myth. 3, 472 Nr. i o t i . *5) M e i c h e Sagen 487. *·) M agiologia 149. " ) Β i r l i η g e r Schwaben ι , u s f . **) K l a p p e r Schlesien 247. " ) M e y e r Baden 361. " ) V o g e s Braunschweig 75 f. " ) H u ß Aberglaube 26. ") W o l f Beiträge 1, 223. Frischbier Hexenspr. 51 = H o v o r k a u. K r o n f e l d I, 145. " ) P l i n i u s 28, 4, 12 empfiehlt schon gegen Kopfweh, den Strick, an dem sich einer erhängt, um die Schläfen zu binden, und gegen Fieber: spartum e cruce = Seil vom Kreuzg., P l i n i u s 28, 4, 11. " ) A m i r a Todesstrafen 224 (Literatur!) ; S e l i g m a n n Blick 2, 95; M a n n h a r d t Germ. Mythen 703; A n g s t m a n n Henker 93 ff.; K e l l e r a. a. O. 3, 179. " ) Z f V k . 22, 128; S c h ö n b a c h a. a. O. 148 f. (14. Jh.). «') Vgl. Anm. 31. **) J o h . P r ä t o r i u s Vom Diebes-Daume (Leipzig 1677), 149 = S e y f a r t h Sachsen 287; D r e c h s l e r 2, 241 (Verse Logaus !) ; bayrisches Polizeiverbot 1611 : P a n z e r Beitrag 2,278 f. Nr. 19. 21 ; vgl. P l i n i u s a. a. O.; W o l f Beiträge x, 247 Nr. 561 (frz.). *·) P r ä t o r i u s a. a. O. 151 = S e y f a r t h a . a . O . ·") F o g e l Pennsylvania 333 Nr. 1772. ") M e y e r Baden 571 = Z i m m e r m a n n Volksheilhunde 42; W o l f a . a . O . Nr. 562 (frz.); Erhängtenstrick gegen Malaria um den Hals getragen, Astrachan: H o v o r k a und K r o n f e l d 2, 340. " ) V e c k e n s t e d t Sagen 452; K e l l e r a. a. O. 1, 87. u ) H u ß Aberglaube 15 = Z f V k . 23,128; K r o n f e l d Krieg 93 f. 98; W l i s l o c k i Magyaren 68. M ) H u ß a . a . O . i 6 = ZföVk. 6, 1 1 9 f . ; M e y e r Baden 367. ··) V e r n a l e k e n Alpensagen 419. M ) E b e r h a r d t Landwirtschaft 13; vgl. Urquell 3, 201. **) D r e c h s l e r 2, 241 ; G a ß η e r Mettersdorf 84; B o h n e n b e r g e r 2 1 ( 1 1 1 ) ; J o h n Erzgebirge m ; G r o h m a n u 224 Nr. 1570; 229 Nr 1668; L e m k e Ostpreußen 1, 115; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 309 = Urquell 4, 99; ebd. 3, 201. 220; Strack Blut 4 7 f . 99: polnisch-jüdisch; F r a ζ e r 10, 277; W. $ 189. ") Hmtl. 1 1 , 1 3 5 ; vgl. G r o h m a n n 39 Nr. 235. ··) M a n n l i n g 218; G r i m m Myth. 3, 468 Nr. 921; S c h u l t z Alltagsleben 240 f. ·") Egerl. 5, 5. ") H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 177. ·*) Urquell 4, 9 9 f . ; G r o h m a n n 229 Nr. w 1668. ) G r i m m Myth. 3, 447 Nr. 386. ·*) L ü t o 1 f Sagen 234. ·«) W o 1 f a. a. O. Nr. 563; vgl. la corde du voleur porte bonheur. **) Basler Nachrichten 29. 8. 1925 Nr. 237; vgl. JbhistVk. ι , 92; A n g s t m a n n Henker 94, des Wiener Scharfrichters J o s e p h Lang Erinnerungen herausg. v. O. Schalk (1920), 81 ff. «I S e y f a r t h Sachsen 288 = SudetendtZfVk. 1, 104 f.; s. a. AKrim.
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37, 384 ff. 388: ein Fall in Newyork 1909. *>) SchwVk. 4, 33; K r o n f e l d Krieg 94; Τ e 1 1 a u und Τ e m m e 265 ; ZhistVerfMarienwerder 52, 81 ; D r e c h s 1 e r 2, 240; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 2, 9 7 f . «·) WürttVjh. Ν. F. ι , 345. '») JbhistVk. 1, 92; Bayern i 6 n : P a n z e r a. a. O. " ) M e i c h e Sagen 532 ; H a u p t Lausitz 1, 201 (1638). " ) Germania 22, 259; vgl. G r i m m Myth. 2, 452 f. ; 3, 329. 447 Nr. 385 : ein sporn ohne feuer von einer g.kette geschmiedet (Hockenphil.). ") S c h ö n b a c h a. a. O. 149. »«) H u ß Aberglaube 18; vgl. S c h e l l Bergische Sagen 302. " ) G r i m m e l s h a u s e n Simpliztssimus, s. D W b . 5, 2015; ZfVk. 22,124. '·) A b r a h a m a S . C l a r a Narrennest (1707), 180; D W b . 5, 2015. " ) W. $ 186. ™) F i s c h e r SchwäbWb. 4, 1769. '·) H ö h n Volksheilkunde ι, 143. " ) P l i n i u s 28, 4, Ii; S o l , l dan-Heppe* 1, 69. 105. ) Keller a . a . O . 3, 179. ·') F r i s c h b i e r Hexenspr. 106 (Hexenprozeß 1623). " ) Τ e 1 1 a u und T e m m e 2O5. M ) H u ß a . a . O . 12; A n g s t m a n n 96. " ) M agiologia 857. ··) B a u i n g a r t e n Aus der Heimat 2, 95. " ) K e l l e r a. a. Ο. I, 87. " ) HessBl. 6, 103; F o g e l a. a. O. 292 Nr. 1548. ·») M agiologia 7 86. Fraz e r Ii, 57. " ) S é b i l l o t a . a . O . 3, 484. 5. V o r b e s t i m m u n g für den G. : W e n n eine W ö c h n e r i n a n e i n e m M i t t w o c h o d e r F r e i t a g ( G e r i c h t s t a g e n ! ) herv o r g e s e g n e t w i r d , m u ß d a s K i n d sein L e b e n a m G. lassen * 2 ). F a l l s j e m a n d n a c h einer M a h l z e i t B r o t , v o n d e m er gegessen, h a t l i e g e n l a s s e n u n d ein a n d e r e r dieses ü b e r einen G . w i r f t , k a n n j e n e r d e m G . n i c h t e n t g e h e n , s ) . Ist einer f ü r d e n G . bestimmt, so trifft ihn kein anderes Schicksal, daher das Sprichwort: W a s an' G. gehört, ertrinkt nicht·4). Umgekehrt r e i ß t d e m der S t r i c k , d e m „ G . g l ü c k " , „ D i e b s g l ü c k " g e g ö n n t ist, als e i n e m U n kraut, das nicht verderben w i l l w ) . Weiteres s. h ä n g e n § 3 . D e r A n g a n g v o n G.vögeln, so den Elstern, bedeutet Unglück»·). O d i n a m G . s. h ä η g e η § ι . L o s b i t t u n g v o m G . s. z u m T o d V e r urteilter. G . w i r d n a c h H i n r i c h t u n g eines U n s c h u l d i g e n z u m B a u m e s. U n s c h u l d s zeichen. n) B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1869, 27. M ) Rockenphilosophie 1709, 326 c. 76 = G r i m m Myth. 3, 440 Nr. 168. **) D W b . 4, 1170 (Abraham a S. Clara); F i s c h e r SchwäbWb. 3, 26; Schweizld. 2, 231; W a i b e l u. F l a m m 1, 222 f.; L e o p r e c h -
t i n g Lechrain Neuausgabe 2, 99: d e C o c k Volksgeloof
precht i
I , 200. »') D W b . 4 , 1 1 7 5 . " ) η g a. a. Ο. ι, 8 1 .
L e o -
Müller-Bergström. Galgenmännlein s.
Alraun.
Galitzenstein. Ein altes bergmännisches Wörterbuch (1778) nennt den G. als Bezeichnung des weißen Zinkvitrinls. Nach Peters war der G. das aus gerösteten Erzen im 16. Jh. gewonnene „ w e i ß e Vitriol". Das obengenannte Wörterbuch nennt ihn den „ A u g e n s t e i n der A p o t h e k e r " . Der weiße Galizer (Zinksulfat) war in der Volksheilkunde als Augenwasser allgemein im Gebrauch. Gegen rote, schmerzende, brennende Augen, Augenschmerzen und -fluß galt gestoßener G., in Brunnenwasser aufgelöst und dreimal a m T a g e mit einem Federchen aufgestrichen, als allerbestes Mittel *). A u c h gegen eine A u g e n e r k r a n k u n g des Rindviehs, das Anzeichen einer schweren inneren Erkrankung, wurde G. aufgestrichen *). *) B e r g m a n n Pharmaseutik
579 und 198;
Peters
2, 1 3 3 ; A l e m a n n i a 10 (1882), 2 2 2 ;
H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 787; SAVk. 15 (191t), 91; wahrscheinlich auch Köhler Voigtland
270
Galgenmännlein— Gallapfel
2Ó9
547; vgl. R o c h h o l z
Naturmythen
118 Zeile 5. *) Bresl. Samml. 20, 353. Olbrich.
Gallapfel. I. N a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e s . G. nennt man die kugeligen Auswüchse, wie sie sich besonders auf der Unterseite der Eichenblätter finden. Sie werden (auf der Eiche) durch den Stich einer Gallwespe (Diplolepis quercus-folii) hervorgerufen. Die befruchteten Weibchen der genannten A r t legen im Frühjahr an die Eichenblätter ihre Eier, aus denen die kleinen fußlosen Larven (die „ W ü r m c h e n " des Volksmundes) ausschlüpfen. Anscheinend durch gewisse (nicht näher bekannte) chemische S t o f f e veranlaßt der Schmarotzer das B l a t t zur B i l d u n g der sog. G. Die fertige Gallwespe (die „ F l i e g e " des Volkes) verläßt im November oder Dezember den G. Auf der Eiche kommen übrigens noch verschiedene andere „ G a l l e n " vor, ζ. B. die von einer anderen Gallwespe (Neuroterus quercus-baccarum) hervorgebrachten „ L i n s e n g a l l e n " . A u c h
auf einer Reihe anderer Pflanzen (ζ. B . Rose, Weide) kann man „Gallenbildung e n " beobachten. A m bekanntesten sind jedoch im V o l k die G. der Eiche. 2. Die G. gelten seit alters im deutschen Volksglauben als W i t t e r u n g s o r a k e l . So sagt schon K o n r a d ν . M e g e η b e r g (gest. 1374): „ i n dem laubapfel wirt ain Würmel, dar a n pruefent die luftsager oder die wetersager künftiger wetter, w a n findent si daz Würmel mitten in dem laubapfel, so k ü m t ain scharpfer Winter nach ir(e)r sag; wenn aber daz würmel an dem end ist, so k ü m t ain sänfter w i n t e r " *). Eine B a u e r n p r a k t i k v . J . 1514 2 ) gibt a n : „ W i l t u sehen, Wiedas iar geraten sol / so n y m war aychöpfell umb sant michelstag / b e y den sichtt man wie das iar geraten sol / hond (haben) sy spinnen so k o m b t ain böss iar. Hondt s y fliegen so ist es ain milte zeit. H a n d sy maden so k o m b t ain g u t iar. Ist nichts darinn / so k o m b t ain tod. Ist der öpfell vil und fru / so wirtt der sommer schön und das körn. Seind sy aber naß / so wirt der sommer auch naß. Seind s y aber mager / so wirtt es ain haisser s o m m e r " 3 ). Sind die G. zu A n f a n g Oktober verdorrt, so soll das Jahr unfruchtbar werden und ein strenger Winter folgen; sind sie leer und feucht, so bedeutet das ein feuchtes Jahr, aber einen gelinden Winter 4 ). Finden sich Würmer oder Fliegen in den G.n, so bedeutet es Mißwachs 6 ). Ein W ü r m lein im G. v e r k ü n d e t ein gutes, eine Fliege ein mittelmäßiges, eine Spinne ein schlechtes Jahr e ). Findet man im Januar oder Februar beim ö f f n e n eines G.s darin eine Fliege, so bedeutet das Krieg, wenn ein Würmchen, Teuerung, wenn eine Spinne, dann ein großes Sterben 7 ). Dieses Orakel ist in gleicher oder ähnlicher F o r m vielfach angegeben e ). W e n n die G. leer sind, so gibt es ein S t e r b e j a h r · ) . Viele „ w e i ß e runde Schüplein" („Linsengallen", vgl. unter 1) an den Eichenblättern bedeuten, daß es viele Eicheln geben wird 10 ). ') Buch der Natur,
hcrausg. v.
Pfeiffer
(186t), 343. s ) „In disem biechleinwirt gefunden der pauren Practick vnnd regel . . . Anno 1514. ') Ganz ähnlich und in gereimter Form bei C o 1 e r u s Calender 1604, 177 f.; vgl. auch ZfVk. 24, 12. *) ZfnvVk. 5, 227. ») W o l f
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Galle
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Beiträge 1, 223. ·) Β i r l i n g e r Aus Schwaist„susceptaculumiracundiae"nach Epikben 1, 412. ') M a t t i o l i Kreuterbuch 1583, tet 6), sie ist die Feindin des Menschen 64 V. •) G r i m m Myth. 2, 1008; 3, 471. 474; K ö h l e r Voigtland 391 (Fliege: Pest, Wurm: gemäß den Geheimlehren der Kabbalah, Teuerung, Spinne: Krieg); Brandenburgia weil ihr der Zorn entspringt ·). Wer zornig 1916, 163; ( K e l l e r ) Grab 1, 216; 3, 1 5 9 f f . wird, von dem wird heute noch scherzhaft ·) Η ö h η Tod 309. ») B o c k Kreuterbuch gesagt „ihm läuft die G. über", „die G. »55», 415 v. steigt ihm ins B l u t " 7 ). Alle bösen Leiden3. Die G. gelten als unheilvolle, böse schaften stammen nach der mittelalterGebilde. In ihnen sitzt der Teufel leib- lichen Lehre Hildegards von Bingen aus haftig d a r i n u ) . Die G. hat der Teufel der G., denn „antequam Adam divinum erschaffen, daher entsteigt ihnen auch die praeceptum transgrederetur, quod modo „Heanbain" (Hornbiene?), die das Vieh fei in homine est, in eo ut cristallus luce(Verwechslung mit der Dasselfliege) pei- bat et gustum bonorum operum in se nigt (Oberösterreich) M ). Wenn man G. habebat". Aber nach dem Sündenfall über das Haus wirft, wird Feuer aus- „splendor innocentiae in eo obscuratus brechen 1S ). Bringt man in ein Haus G., e s t . . . . et fei immutatum est in amarilegen darin die Hennen G. anstatt Eier M ). tudinem." Den Vorgang, wie nun im 11 ) B a u m g a r t e n Aus der Heimat einzelnen der Zorn entsteht, schildert 1 3 0 . " ) Heimatgaue. Linz 1 ( 1 9 1 9 / 2 0 ) , 1 9 4 . Hildegard anschaulich: der Nebel der " ) D r e c h s l e r 2, 216 f. " ) G r o h m a η η Traurigkeit erzeugt im Herzen einen hei102. ßen Rauch, et fei movet, et sic ira de 4· Hängt man drei „Würmchen" aus amaritudine fellis silenter exsurgit, die Galläpfeln in einem Säcklein um den G. läuft über. In Übereinstimmung mit Hals, bis sie absterben, stirbt der „Haar- Plinius hält darum Hildegard es für am 1S 1β wurm" ) mit ). Die brüchigen (als im- besten, wenn Menschen und Tieren die G. potent angesehenen) Männer gebrauch- fehlte 8). Die Wesen ohne G. zeichnen sich ten G. im Mai 1 7 ). folgerichtig durch Sanftmut und LangS. auch S c h l a f a p f e l , W e i d e . lebigkeit aus'). Konrad von Megenberg ") Η ö f 1 e r Krankheitsnamen 826 f. vermerkt sogar eine ganze Reihe von " ) B o h n e n b e r g e r 18. ") Höf 1er Baum- psychischen Eigenschaften und Einzelkult 104. Marzeil. affekten, die der G. entstammen, wie „unstaetichäit, gedürstichait, hôhvart, Galle '). gedaehtnüss, snell antI. Die B e z e i c h n u n g e n für das gir, unkäusch, 10 Lebersekret gehörten schon zum Wort- w ü r t . . . " ). In Hugo von Trimbergs Renner wird die Meinung verfochten: bestand der indogermanischen Vorzeit 2). „swem diu galle uf der lebern lit, der ist Man neigt neuerdings dazu, G. in Bezieu hung zu gelb zu setzen s ) (s. Gelbsucht). — freislich alle zit" ) , eine lateinische Erzählung des MAs. redet von „fei hominis, B e g r i f f l i c h unterscheiden Antike 12 vnde ira provenit" ). Auch der edle und MA. gelbe und schwarze G., diese entspringt der Milz, jene der Leber. Beide Zorn kann von der G. ausgehen. Ein haben Einfluß auf die Säftemischung und Mensch, der nicht wehrhaft ist, hat nicht damit auf Gesundheit und Krankheit. Die „genug G.". In Ungarn glaubt man, daß G. entgiftet oder vergiftet das Blut, ruft, die am Freitag zur Brut gesetzte Henne eine kleine G. habe, so daß sie später ihre im Übermaß vom Körper erzeugt, dessen nicht tapfer genug verteidigen Zersetzung hervor, weshalb noch heute Küchlein 13 geglaubt wird, daß ein Ertrunkener nicht könne ). eher an die Oberfläche kommen könne, ') Zusammenfassung erscheint demnächst: bis seine G.nblase geplatzt sei *). Vor B a r g h e e r Die Eingeweide im deutschen allem aber beherrscht die G. die s e e - Glauben und Brauch. l ) K l u g e EtWb. s . v . ; l i s c h e H a l t u n g , das „Tempera- H ö f 1 e r Organoth. 193; D e r s , Krankheitsnamen 178; S é b i l l o t Folk-Lore 4, 452; ment". Schon Homer wählt die gleichen F r a ζ e r 12, 280. ') E b s t e i n Deutsche Bezeichnungen für G. und Zorn. Die G. medizinische Wochenschrift 1903 Nr. 6; Κ 1 u g e
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Galle
155. *) mdl. Finkenwärder (1928); H e i m s Seespuk (1888), 179. *) F a b r i c i i Bibliotheca X I I I , 559. ·) B i s c h o f f Kabbalah (1913), 74· 79- 1 G r i m m DWb. 4, 1185; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 106; S A V k . 8, 143; L a m m e r t 247; F r i e d l i Lützelflüh (1905), 448; H ö h n Volhsheilh. 1, 106; mdl. Finkenwärder (1923) usw. ·) H i l d e g a r d i s e. et. e. 145, 27; P I i n i u s 1 1 , 3 7 (74); H i 1 d. 146, 8. 29. ·) G r i m m Myth. 3, 504; K n o o p Tierwelt 52 Nr. 459; K u h n Westfalen 2, 204 Nr. 578. " ) M e g e n b e r g 28 f. u ) 19206 t.; vgl. V i n t l e r Pluemen (1411), V . 9144. " ) K l a p p e r Erzählungen 381, 18. ») Z f V k . 4, 307.
2. Ob die vermeintlichen Z a u b e r v i r k u n g e n der G. diesem Seelenglauben entstammen oder der Verwendung im Opferkult, ist umstritten u ) . In der Zauberabwehr erwähnt sie bereits einer der hervorragendsten Mediziner des MA.s, nämlich Arnold von Villanova. In seinen experimenta contra daemones et maleficia sagt er etwa um 1300: „fei canis masculi nigri domui aspersum demonem pugnat, ne maleficium damnum i n f e r a t . . fei alicuius piscis et maxime lausularum si sponsus et sponsa secum habeant dum eant dormitum et ponant supra carbones vivos et inde suffumigentur, omnia supradicta maleficia evanescunt" 1 6 ). Anscheinend ist hier der sagenhafte Fisch im Buche Tobit, der Herz und Leber hergeben mußte, das direkte Vorbild gewesen. Sonst ist im neueren Volksglauben auch im Sinne einer Entzauberung von Raben-, Hasenund Bocks-G. die Rede. Wie bei Arnaldus ist es die durch Zauber bewirkte Unfähigkeit in Venere, die aufgehoben werden soll, so in Schwaben durch Raben- oder Bocks-G. i e ), in Tirol durch Hasen-G. 17 ). Hasen-G. bewirkt auch, unter das Haupt g e l e g t u ) , oder in Wein genommen l e ), daß ein Mensch solange schläft, bis man ihm entweder Essig in den Mund gießt 20), oder ihm einen Trunk Saumilch g i b t a ) . Aal-G. schläfert, in Wein genommen, für 36 Stunden ein **), während Ochsen-G. in ähnlicher Wirkung, zusammen mit Eiern und Milch gerührt, die Marder so „trümelig" macht, daß man sie fangen kann. So gibt in seinen Rezepten Doktor Jacob Jenner aus Kerns an **). Warum die sonst im Kör-
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per die Leidenschaften entfesselnde G. hier einschläfert, ist unverständlich. Nach der „ J a g d - K u n s t " von 1728 soll, man „Die Schlaff-Adern alle Monat mit Rebhuhn-G. bestreichen, soll das Gedächtnis vermehren" u ) . Die späteren Zauberbücher geben mit geringen Abweichungen dasselbe Rezept M ). Die ersehnten Zauberwirkungen sind, wie immer im Volksglauben, so auch hier typisch die gleichen. Im Kugelzauber ist Hirsch-G. „ g u t firs schießen, wenn man darauf g l a u b t " M ) , eine österreichische Handschrift des 18. Jhs. empfiehlt „Widhopf Gall, salbe dein Rohr damit und K u g l ; du fehlst nit, worauf du schiest" **). Eine Hasenstellung gibt die Hasen-G. Man soll sie sich an die Schuhe binden, wenn dann ein Hase auf die Spur kommt, so läuft er der Spur nach, bis man ihn vor den Lauf bekommt M ). Megenberg will dagegen „des poks gall gelegt an ain stat, dà frösch sint, samnet alle die frösch zuo ir, die da sint" w ). Als Haarentfernungsmittel preist Plinius die Igel-G. Geißen-G. soll nach einer bayerischen Handschrift des 19. Jhs. aus begreiflichen Gründen schwarze Rosse weiß färben 31 ). Seltsam unverständlich ist der schlesische Brauch, die Stämme der Apfelbäume mit der G. eines „Vierbänla" oder „ Otterjunferla" (Eidechse) zu bestreichta. Es soll bewirken, daß die Äpfel nach der Abnahme nicht faulen 32). Diese konservierende K r a f t soll sich auch äußern, in dem Glauben, daß, wenn die Hände mit Arsenik, Alaun und Ochsen-G. beschmiert werden, sie nicht verbrennen bei der Berührung mit glühendem Eisen. Schmiert man dieselbe Mischung an die Füße, kann man über glühendes Eisen weglaufen, ohne Schaden zu nehmen 33). Fast könnte dies Mittel erinnern an eine Zeit, wo der Gebrauch von Ordalien den Delinquenten in die Versuchung brachte, bei der Zauberei sein Heil zu suchen. " ) H ö f 1 e r Organother. 193. 229. 293; S t e n g e l Opfergebräuche 9 8 f . ; W ä c h t e r Reinheit St; W u η d t Myth, und Rei. 1, 579· ") Hansen Quellen 45, 37. " ) B u c k Schwaben (1865), 5 0 f . ; so auch SAVk. 6, 55. " ) ZfVk. 8, 38ff. ») M ä n n l i n g (1713). 241. ») Nds. 23, 363 (Hs. von 1738). " ) M â n n -
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Galle
l i n g 241. , l ) B u c k Schwaben (1865), 48. «) Nds. 23, 363. ») 1736—1756: in SAVk. 7, 49. » ( S c h r ö d e r Jagd-Kunst 264. " ) SAVk. 6, 53; BIBayVk. 2, 21; SAVk. 2, 262; B u c k Schwaben (1865), 51; D r e c h s l e r 2, 267. ") Hs. aus Tirol in BayHfte 1,231. *») B a u m g a r t e η (1864), 94; vgl. 203. ") J o h n IVestböhmen 330 (Hs. 19. Jh.) ; M â nMn l i n g (1713) 235. *·) M e g e n b e r g 128. ) P l i n i u s (ed. Detl.) 30, 14 (46). «) BIBayVk. 2, 16. " ) D r e c h s l e r 2, 82. M) B u c k Schwaben (1865), 48. 3. Beim Gebrauch der G. in der O r g a n o t h e r a p i e 3 4 ) wird überwiegend die Bedeutung in der Humoralpathologie sie zum Heilmittel gemacht haben. Entsprechend finden wir in der Antike einen ungeheuren Apparat von G.nrezepten; der Bestand schmilzt in der neueren Volksheilkunde sehr zusammen. Hauptverwendung fand und findet G. bei Augenkrankheiten. Die tatsächliche Wirkung von G.npräparaten ist in dieser Beziehung von der Wissenschaft noch jüngst untersucht worden Wie G.nseife zur Entfernung von Flecken diente und noch dient, so sollten auch Augenflecke und -trübungen verzehrt werden. Plinius preist die G. des Menschen und vieler Tiere als heilkräftig *·), bekannt ist der Heilzauber mit Fisch-G. im Buche Tobias Die Äbtissin von Bingen empfiehlt „si quis albuginem in oculis patitur . . . recens fei bovis accipiat et ita recenter oculis suis-in nocte superponat" 38 ). Neben der OchsenG. verordnet sie zum gleichen Zweck die G. der Fische welra und esch " J , sowie der Schnepfe 4 1 ). Ein Arzneibuch des 13. Jhs. bietet ,,des gires gallen dem diu ougen wê tuont" 42) und führt das Mittel auf Hippokrates zurück. Ein Jahrhundert früher soll „rephünes gallun" **) die gleichen Dienste getan haben; für dasselbe Rezept nennt Megenberg Plinius als Gewährsmann **). Im niederdeutschen Sprachgebiet wird um 1400 die Augenkrankheit scimo mit Hahnen-, Hasenund Aal-G. behandelt 4 '). Tabernaemontanus rühmt „alle G.n von Raubvögeln / deßgleichens Rephuns / Stier / Hasen Wölff / Fuchs / vnd vber alle dess Bocks / trucknen die Augen vnd schärpffen das Gesicht", während Becher reimt: „Nacht-
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Eulen Gall und Fett / die seind der Augen Freund / Mit Nutzen sie darinn wol zu gebrauchen seind . . Hunds-Gall getrocknet / und in Bier genommen ein / Zwey Drachmae stellen Kopff- und AugenSchmertzen ein" 4e). In der Pfalz wurde noch im 19. J h . Ochsen-G. gegen Hornhautflecke gebraucht 47 ), in Schwaben schmierte man Geiß-G. zum Stärken an die Augen " ) . Augentrübung wurde in der Umgebung von Hamburg noch um 1925 mit Ochsen-G. behandelt 4i ). — Von Plinius' Zeiten bis heute preisen die gleichen Quellen die G. als Mittel bei O h r e n k r a n k h e i t e n * 0 ) . Ihre Aufzählung erübrigt sich. Das „excalfacere, mordere, scindere, extrahere, discutere" bei Plinius S1 ) stempelt die G. auch hier zum Heilsaft. — Die Apothekertaxen seit dem 16. J h . beweisen, daß entsprechende Medikamente tatsächlich im Handel waren 5Î ), und das moderne Handbuch der pharmazeutischen Praxis kennt sie noch **).—Wie jedes organotherapeutische Mittel, so ist auch die G. Α η t i e p i l e p t i c u m (s. Fallsucht 2, 1176). Nach der auffallenden Ähnlichkeit der Verwendung mit der Leberverabreichung bei Hundswut ist es möglich, daß die G. als konzentrierte Form der Leber angesehen worden ist, oder daß Verwechslung vorliegt. Die mnd. „Arstedie" verordnet „wedder dat vallende ouel. . . wen he geuallen ys, so dode enen hunt snelliken vnde gif em des hundes gallen snelliken drunken warm . . " S4). Fallsucht und Tollwut (s. d.) werden gleichgesetzt. Wörtlich fast ebenso lautend klingen die Rezepte bei Ortolff s s ) und Schöner von Karlstadt 5 e ). Eine sächsische Handschrift von 1696 läßt „vor die schwere Seuche" einen Hund „auffhauen, der ganz schwartz ist", die G. soll dann mit angewärmtem Weinessig genossen werden i7 ). Die Vorschrift, daß der Hund schwarz sein müsse, eine Art Häufungszauber, wird noch 1804 in Böhmen gefunden *•), sie geht auf Plinius zurück M ). Die neuere Zeit kennt nur noch Frosch-G. als Fallsuchtmittel ββ ). Gegen Besessenheit, die dämonistische Form der Fallsucht, helfen Drachen-· 1 ) und Hecht-
2 77
Galle
G. β 2 ). — Als W u r m m i t t e l erwähnt schon Hildegard die Aal-G.: „calor enim ac amaritudo fell is anguillae pedículos débilitât" β3), für Würmer in der Haut genügt Rebhuhn-G. M ). Bei Tabernaemontanus hilft „gall von allen Thieren" gegen Würmer es ), in der Pfalz gebrauchte man Ochsen-G. zum gleichen Zweck β β ) und in Schwaben half eine Salbe aus Hecht-G. und Hechtschmalz gegen Haarmilben " ) . „Fingerwurm" (Panaritium) wird wechselnd mit Schweins- M ) oder Ochsen-G. m ) vertrieben. Zu den genannten vier Hauptwirkungen der G. treten noch andere unbedeutendere, wie solche gegen Frost und Hautleiden 70 ), stranguria 71 ), Feigwarzen 72 ), Haarausfall, Mutterkrankheiten 7 ®) und Trunksucht 74 ). Ochsen-G. zieht Fremdkörper aus Wunden 7S). Eine fünfte größere Gruppe läßt sich endlich zusammenfassen, wo der Grundsatz similia similibus c u r a n t u r zur Anwendung von G. geführt hat. In Bayern trinken einige Leute „warme Ochsen-G., wie sie aus der Blase fließt" gegen Leberverstopfung 7 ·), in Österreich ob der Enns werden G.nsteine für „ G i c h t und Gali" gebraucht 7 7 ). Anfang des 18. Jhs. schreibt eine Rezeptsammlung aus Uri „für das Grieß" das Schlucken einer Karpfengallenblase vor, die mit einem Seidenfaden zusammengebunden wurde '"). Selbstverständlich wird G. bei Gelbsucht gebraucht (s. d.) 7 i ). Vielleicht können zu dieser Gruppe auch die vielen G.n-Rezepte gestellt werden, die für Verdauungsstörungen geschrieben sind, denn es wird nach der Volksmeinung bei Diarrhoe die G. „sanft von hinnen geführt" M ).
39. 47)
278 65;
Pauli
vgl.
Schröder
227. *·) Mdl. Finkcnwärder. H ö f 1er
(1728),
Pfalz 40. *·) L a m m e r t
Volksmed. 163;
M)
176.
Bayern
Dazu, noch:
Buck
Schwaben
53; F o s s e l Steiermark 95: ZfVk. 8 (1898), 38 ff. ; S t a r i c i u s Heldenschatz (1679), 485 f. ") Ρ 1 i η i u s 28, 9 (40). ") Hs. ApothekerTaxen. Staatsarchiv Hamburg CIVII Lit. Cb. M) H a g e r s Handbuch 1 (1925), 1236 ff. ") Ν o r r b o m 148, 16. ") O r t o I f f Bayern (1477), 19 r, andere Lesart bei J ü h l i n g 73. ") S c h ö n e r (1528) E 4. »') MsäVk. 8, 91. ") G r o h m a n n 176. ") Ρ1 i η i u s 30, 24. ") F o s s e l Steiermark (1886), 91. ·') M e g e n b e r g 269, 32. ·») J ü h 1 i η g 26. ·») H i 1 d e g. c. et c. 210, 15 über pediculi s. Ausg. ν. 1533, 97. M) Ebd. **) T a b e r n a e m o n t a n u s (1597), 468 Β. ") P a u l i Pfalz (1842), 132. "J B u c k Schwaben (1865), 53. ·») SAVk. 3, 218; J ü lil i η g 178; vgl. M e y e r Baden 570. ") D r e c h s l e r 2, 2; F o s s e l Steiermark 154; Z i m m e r m a n n Volksheilkunde 91; mdl. Finkenwärder. Ρ 1 i η i u s 28, 16 (62). 12 (50). 17 (74); H i 1 d e g. Phys. 114; SAVk. 10, 273. 268; ZfVk. 8, 38 ff. ") P f e i f f e r Arzneib. 2, 153, 9. ") T a b e r n a e m o n t a n u s (I597) 335c; P l i ni u s 28,15(60). ") H ö f 1e r
Organoth.
193 ff. ;
Τ a b e r n.
5!5 B; vgl. noch Ρ 1 i η i u s 28, 16 (62); BlPommVk. 7, 77. " ) F i n d e r 2(1922), 280. ") M e g e n b e r g 160, 5. ") L a m m e r t 247. **) B a u m g a r t e n 2, 157; J û h l i n g 344; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 277. SAVk. 10, 267 Nr. 20; H i 1 d e g. c.etc. 211, 18. 7») P a u l i Pfalz (1842), 71. *°) F o s s e l Steiermark (1888), 115. (1597).
4. E r k r a n k u n g e n d e r G. Abgesehen von den G.nsteinen, die das Volk wohl kennt und fürchtet 8 1 ), ist die G. nach der Volksanschauung selbst ein Krankheitsstoff, der nicht von Krankheiten befallen werden kann. Wenn Plinius sie „purgamentum pessimumque sanguinis et inde materia eius" **) nennt, so klingt seine Anschauung noch nach 1700 Jahren durch in dem Ausspruch des M) Zusammenfassend, jedoch nach Tier- Physiologen Philipp von Walter von der gruppen geordnet, s. Η δ f 1 e r Organother. Leber, die „durch Sekretion der im Blute 193 it.; für das frühe MA.: J ö r i m a n n Rezeptarien 86. '·) R y w o s c h in Arbeiten des präformierten G. den Organismus von Pharmakologischen Instituts zu Dorpat 88 seiner phlogistischen Beschaffenheit" rei(1888), 102. ») P I i ni u s 28, ι (2). 9 (40); nigt M )· Jeder G.-nüberfluß im Blute muß vgl. Ii (47) und die vielen Augenmittel 29, 30 also Krankheit bedeuten. Rheumatismus und 32. ") Dazu: S t a r i c i u s Heldenschait (1679)1 56. *) H i 1 d e g. c. et c. 172, 4. wird „ G a l l f l u ß " , „ G i c h t und Gali" genannt M ), aus heftigem Zorn, wenn die G. ») Ebd. 193, 22. H i 1 d. Phys. 91. " ) Ebd. 101. «) P f e i f f e r Arzneib. 2, 155, 16. „übergelaufen" ist, kann „G.nfieber" *5) *') Ebd. ι, 120, 22. 44) M e g e n b e r g 216, entstehen, oder, nach anderer Anschau19. 4») G a 11 é e Arzneib. 127 f.; Ν o r r ung, ist nach Zorn die G. „in't Geblöt b o m Düdesche Arstedie 73, 6; 76; 79, 33; vgl. SAVk. 10, 269. " ) B e c h e r (1663),_7θ, 29 schaten" und verursacht Appetitlosigkeit
279
Gallenstein—Gallus, hl.
und bittern „ S m a c k " 8 · ) . Die Hauptkrankheit aus dem G.nüberschuß ist die Gelbsucht (s. d.). " ( B a u m g a r t e n Heimat 1, 157; H o · v o r k a - K r o n f e l d 2, 146; SchwVk. 10, 42. " ) P l i n i u s 1 1 , 3 7 ( 7 4 ) ; D i e t e r i c i Araber 204 (10. Jh.); Tabernaemontanus (1597), 440 Df. " ) v. M ü l l e r Spek. (1914), 9. M ) L i e b e r Deutsch-Tirol (1886), 232 ; F o s s e 1 Steiermark 164. ") Z a h l e r Simmenthai 16 f. «·) G o l d s c h m i d t (1854) 108; mdl. Finkenwärder; ähnl. Bavaria 2, 2, 897. Bargheer.
Gallenstein s. B l a s e n s t e i n I, 1360. Gallus, hl. 1. Begleiter des hl. Columban aus Irland; legte i. J. 613 mit dem Bau der „G.zelle" den Grund zum späteren Kloster St. Gallen; starb 95 Jahre alt. Das Jahr seines Todes ist unsicher. Sein Gedächtnistag ist der 16. O k t o b e r l ). Er ist Patron vieler schwäbischer Orte *). Im Tobiassegen wird er angerufen: „sante Galle diner spise pflege" 3). Der St. Gallenbrunnen bei Waltmansweiler galt als heilkräftig; wenn ein Ruhrkranker darüber kam und der Brunnen blieb klar, so war Hoffnung auf Genesung; wenn er sich trübte, nicht*). Eine Dämonenbeschwörung des G. wurde zum Exorzismus verwandt ®). ») W e t z e r u. W e l t e 5, 7 9 f t . Seine Vita, von Wetti überarbeitet: Mon. Germ. Hist. 2, 5 ff. ') Β i r l i n g e r Α. Schwaben ι , 37°· ') F r a n z Benediktionen 2, 269; F e h r 1 e Zauber u. Segen 34; vgl. Z f V k . 1, 302. *) Β i r l i n g e r Α. Schwaben ι , 41 f. ») F r a η ζ 2, 547 i-
2. Der G.tag ist ein wichtiger l a n d wirtschaftlicher Termin·). Der „Altweibersommer" beginnt 7 ). Erntefest und Kirmes werden gefeiert 8 ). Vielfach gilt G.tag schon als W i n t e r s a n f a n g 9 ) . „ S t . Gallen läßt Schnee fallen" 10). Im Nahetal wird empfohlen: Galles schaff heim alles l l ) . Das Hereinholen der Feldfrüchte, besonders des Krautes, muß jetzt beendet sein X1). Auch die Äpfel soll man unter Dach und Fach bringen IS ). Was noch nicht eingebracht ist, gehört dem ersten besten M ). Das Vieh wird heimgetrieben l s ). „Der Galle treibt das Kunter zum Stalle" 1β ). „ A u f St. Gall
280
die Kuh in den S t a l l " " ) . Dung darf aber nicht vor G.tag gespreitet werden 1β ). ·) H o f f m a n n - K r a y e r 166. Auch Ende der Floßzeit : M e y e r Baden 458. ') R e i n s b e r g Festjahr 380; M e η s i η g Schlesw.-Holst.Wb. 2, 296; Schnippet Ost- u. Westpreußen 2, 21; Mackensen Name u. Mythos 50. Nach dem „Gallensümmerle" kommt das „Kathreingschlatter" : ZfVk. 2, 192. ·) M e y e r Baden 229; L y n k k e r Sagen 224 f. (Lullusfest in Hersfcld). ·) S a r t o r i Sitte 3, 259. 10) R e i n s b e r g Festjahr 380; Z f V k . 9, 234; Α η d r e e Braunschweig 412; M e n s i n g Wb. 2, 295. t 11 ) ZfrwVk. 2, 300. l l ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 197. " ) R e i n s b e r g Festjahr 380; M e n s i n g Wb. 2, 295; B a r t s c h Mecklenburg 2, 221; E b e r h a r d t Landwirtschaft 13. u ) K u h n u. S c h w a r t z 463 (476); E b e r h a r d t 13. " ) M e y e r Baden 160. *·) ZfVk. 2, 192. " ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 197; W u 1 1 k e 86 (103) ; M e n s i n g Wb. 2, 295; S c h n i p p e l Ost- u. WestPreußen 2,22; B a r t s c h 2,221 ; Τ e t ζ η e r Slaven 382 (Polaben); M a n ζ Sargans 124; Im K t . Wallis: A la Saint-Gall les vaches aux prés: SchwVk. 12, 21. *·) E b e r h a r d t 19.
3. Mancherlei ist am G.tage oder in der Woche, in die er fällt, v e r b o t e n . Man soll in dieser Woche kein Korn säen M ). Am G.tage und an einem Tage, auf den G. fällt, darf man das ganze Jahr hindurch kein Fleisch von einem Ort an den andern bringen oder legen, sonst verdirbt es. Auch darf man kein Schwein schlachten M ). Manches Verbot wird durch Hinweis auf den Namen bekräftigt. Wenn man ein Schwein schlachtet, so wird der Speck g a l l i g u ) . Wenn man Wein liest, so wird er gallenbitter xs ). Ebenso Kraut, das man einmacht **). In Schweden treibt man die Schafe nicht aus, damit sie keine Gallsucht bekommen **). Vielleicht beruht es auch auf dem Namensgleichklang, wenn an einigen schlcsischen Orten bei Schulfeiern am G.tage Hahnenkämpfe stattfanden " ) · ") B a r t s c h 2,220(1157); Mensing Wb. 2, 296; W u t t k e 418 (651); S t r a k k e r j a n 1, 54; 2, 93; Z f V k . 3, 278; 24, 58. *·) B a r t s c h 2, 220. Doch gilt in SchleswigHolstein der G.tag als glücklicher T a g für das Schlachtfest: M e n s i n g 2, 296. " ) B a r t s c h 2, 220. " ) E b e r h a r d t Landwirtschaft 12. Galliwein ist geringer Wein: S A V k . 25, 217. Aber Wein, am G.tage geweiht, ist ein Mittel gegen Fieber: F r a n z Benedikt. 2, 473 f478f. *») Z f V k . 6, 183. «) M a c k e n s e n Name und Mythos 31. " ) D r e c h s l e r 1, 64
Gallwespe—Gambrinus
2δΐ (Öls); MscblesVk. 21, 104 (Winzig);
K ü η fi-
b e r g Rechtsbrauch u. Kinderspiel 44 A. 4. 4. Die in der G.woche geborenen Knaben werden Nachtwandler *·) oder Werwolf e, die Mädchen Walriderske w ). Kinder, die drei Tage nach G. geboren sind, werden Nachtmahrten M ). Am G.tage über den Fluß bei Marktsteft zu fahren ist höchst gefährlich **). «·) S t r a c k e r j a n
1,465. ») Ebd. 2, 93;
ZfVk. 3, 393; M e y e r German. Myth. 121. • ) W u t t k e 275 (405); M e y e r Mythol.
d. German. 139. ") L a mm e r t 46. Sartori. Gallwespe S. G a l l a p f e l : 3, 269 ff. galstern, vergalstern wird jetzt noch mundartlich in der Bedeutung „plaudern, schreien, lärmen, einen Schall von sich geben, verzaubern, verwirren" gebraucht, insbesondere aber in der Bedeutung „zaubern, verzaubern" 1 ). So gebraucht das Wort z. B. noch E. M. Arndt 2 ). Dazu gehört ahd. galstar, mhd. galster Gesang, Zaubergesang, Zauber; ferner ahd. galari, galstarari Zauberer, galan singen, Zaubergesang singen; weiterhin altenglisch 8 ) gealdor Gesang, Lied, Zauberspruch, galend Zauberer, eigentlich Singer und galan singen, Zaubergesang singen; altisländisch gala mit der gleichen Bedeutung und galdr Gesang, Zaubergesang, Zauber. — Wir haben also in dieser Wortsippe die auch sonst nicht seltene Erscheinung, daß Ausdrücke des Singens und Sagens die Bedeutung des Zauberns annehmen *). Weitere Beispiele hierfür ο. I, Ii77 i-, wozu noch zu fügen wäre: Bei den Ostjaken heißen die Schamanen Ilhot, was „Sänger" bedeutet, natürlich den Sänger von Zaubersprüchen s ), und ebenso wird in Turkestan der Schamane mit dem persischen Wort Perichon bezeichnet als einer, der durch Gebete gesund macht e ). — Wenn mhd. galster auch die Bedeutung Betrug annimmt 7 ), so läßt sich dieser Bedeutungswandel auch sonst belegen : γόης (von γοάα> heulen) ist der Heuler, der Sprecher von Zauberformeln, der Zauberer, schließlich der Betrüger. >) DWb. 4, ι , 1204; S c h i n d l e r BayWb. ι , 903; Schweizld. 2, 234; L e s s i a k Gicht 145; O s t h o f f Bezzcnbergers Beiträge 24 (1899), 122f. *) H e c k s c h e r 198; 440,
282
24. *) M. B r i e Engl. Stud. 41 (1910), 20ff.; Jente Anglist. Forsch. 56 (1921), 315 t.
*) G r i m m Myth. 2, 864. 1023; 3, 304; O s t h o f f a. a. O.; P a u l y - W i s s o w a Suppl. 4> 3 2 3· ') G. N i o r a d z e Der Schamanismus
bei den sibtr. Völkern 1925, 2. ·) Ders. 105.
') D W b . 4, ι , 1204.
Pfister.
Gambrinus. I. Im zweiten Kapitel der Germania spricht Tacitus von der mythischen Genealogie der Germanen (Tuisto und sein Sohn Mannus, die Ingväonen, Istväonen und Irminonen) und fügt als Völkerschaften, die ebensolche fabelhafte Ahnherren hätten, die Marsi, Gambrivii, Suevi und Vandilii hinzu x ). Als 1498 der italienische Humanist Johannes Annius den angeblich echten, in Wahrheit aber von ihm gefälschten Text des Berosus mit Kommentar herausgab 2), erfand er dazu flugs eine regelrechte Folge von zehn germanischen Herrschern, die in der Urzeit aufeinandergefolgt seien, und nahm ihre Namen von den bei Tacitus erwähnten Völkern. Seine Genealogie — immer folgt der Sohn dem Vater—sieht folgendermaßen aus : Thuyscon, Germanorum et Sarmatum pater — Mannus — Ingaevon — Istevon — Herminon — Marsus — Gambrivius — Suevas — Vandalus — Hunnus. Dieser Pseudo-Berosus-Text galt den Humanisten als wichtigste Quelle des germanischen Altertums neben Tacitus und wurde oft aufgelegt 8). Daher wurde diese, von Annius erfundene Genealogie jetzt gläubig bei fast allen aufgenommen, und diese germanischen Herrscher wurden nunmehr zu historischen Persönlichkeiten, ähnlich den alten römischen Königen. Schon Peutinger in seinen Sermones convivales de Germania (1504) beruft sich auf Pseudo-Berosus und erzählt die Genealogie mit Gambrivius wie jener 4 ). Ebenso tut es Johannes Nauclerus in seiner Chronica (1516) 6). Maximilian I. nahm infolgedessen mit den anderen Königen auch den Gambrivius unter seine Vorgänger auf und ließ ihn im Holzschnitt darstellen ·). Aventin, der einflußreiche bayrische Geschichtsschreiber, ergeht sich ganz ausführlich über alle Könige, so auch über Gambrivius, und
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Gambrinns
nennt ihn in den deutschen Bearbeitungen Kemper, Gampar, Gamper1). A u c h der Einspruch des Beatus Rhenanus 8 ), dem sich späterhin das Chronicon Cario nis anschloß 9 ), konnte nicht verhindern, daß Andreas Althamer in seinen vielbenutzten Kommentaren zur Germania dieselbe Fabelei als Geschichte wiederholte 10). Und noch Ende des Jahrhunderts stellte der gelehrte Tübinger Professor Martin Crusius in seiner Schwäbischen Chronik die älteste deutsche Geschichte nach diesem nunmehr eingeführten Schema dar u ) . Bei solchen Autoritäten kann es nicht wundern, wenn auch die deutschschreibenden Historiker, die also dem breiteren Publikum geschichtliche Kenntnisse vermitteln wollten, ohne Kritik diese erfundene Genealogie aufnahmen. In Nürnberg gab der bekannte Holzschneider Hans Guldenmund 1543 ein Holzschnittwerk heraus: Ursprung und Herkummen der zwölf ersten alten König und Fürsten Deutscher Nation, und Burkard Waldis lieferte dazu die Reime. Er schlug Althamers Kommentar nach, sah wohl auch in den Aventin hinein und popularisierte deren Erläuterungen; hier erscheint auf Bl. C 1 a : Gambriuius genent der Gempffer, // Ein kühner Held, vnd starcker kempffer. Einen Teil dieser Verse druckte dann Matthias Holzwart in den Emblematum tyrocinia sive picta poesis Germanica . . . Eingeblümte Zierwerck oder Getnälpoeste (Straßburg 1581) ab, wo die Überschrift lautet: Gambrivius König von Brabant und Flandern, und in Matthias Quads 'Memorabilia mundi' (Köln 1601) gingen sie vollständig über. Auch hatten die Neuauflagen von A v e n táis Chronik von 1566, 1581 und 1622 Verse und Bilder sich vorangestellt und zur Verbreitung beigetragen; ebenso hatte sich Johann Fischart an einer Besserung des Waldis'schen Gedichtes auf Gambrivius versucht 1 2 ). Den Pseudo-Berosus und Althamer hatte auch Johannes Stumpf genau gelesen, als er in seiner Schweizer Chronik (1548) die älteste deutsche Geschichte ihnen nacherzählte 1 3 ). Nun zweifelt nie-
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mand mehr an der wirklichen Existenz dieser alten deutschen Könige; bis in die lokalen Chroniken der Barockzeit dringen sie ein M ), und noch in Zedlers Großem Universallexikon wird dem Gambrivius ein eigener Artikel gewidmet, allerdings bereits mit zweifelnden Ausdrücken 1 S ). Seit dem Beginn der Aufklärung indes verschwindet, wenn ich recht sehe, der Name des Gambrivius zugleich mit den anderen Königen aus den ernsten Geschichtswerken 1S ). Dafür taucht der mythische König als Stammvater oder Riese auch bei anderen Stämmen außerhalb Flanderns auf, in Oberfranken, in der Oberlausitz, in Holstein, offenbar unter pseudogelehrtem Einfluß, und hält sich dort bis in das 19. J h . 1 7 ) . ') Germania cap. 2. *) Berosi sacerdotis Chaldaici antiquitatum Italia» ac totius oibis libri quinqué, commentarti! Joannis Anni) Viterbensis, Theologiae professons illustrata (Rom 1498). — Ich benutzte die Ausgabe: Antwerpen 1552. Darin S. 61 die betr. Stelle. *) Venedig 1498; Paris 1510, 1512, 1518; Basel 1530; Antwerpen 1545, 1552; Lyon 1554, 1598; Wittenberg 1612; Köln 1622. *) S c h a r d i u s Htstoricum opus 1 (Basel 1574), 408. ') Mir stand nur die Ausgabe: Köln 1579 zu Gebote; daselbst 19. 679. ·) Jahrbuch der Kunstsammlungen des österreichischen Kaiserhauses 16 (1895), 15. ') Annales dueum Boiariae 1 (1522), cap. 6 = Sämtliche Werke 2, 59 f. ; Bairischcs Chronicon kurzer Auszug (1522): ebd. ι, 113; Bairische Chronik (1526): ebd. 4, 126. 128 f. ·) Rerum Germanicarum libri tres (1531). In der Basler Ausgabe von τ 55τ< 192· ') Wittenberg 1580, 297; ebenso ÍD der deutschen Ausgabe: Wittenberg 1588, 450. M) Scholia in Cornelium Taciturn (1529) und Commentarla Germanitie (1536). ") Annales Suevici sive Chronica rerum gestarum antiquisstmae et inelytae Suevicae gentis (Frankfurt a. M. 1595), 4 f. ") Waldis' Verse lateinisch bei W o l f g a n g L a z i u s De gentium aliq ot migrationibus (Basel 1557) und bei M. H o l z w a r t Eikones cum brevissimis descriptionibus duodeeim prtmorum primariorumque quos scire licet veteris Germaniae keroum (Straßburg 1573). Neuabdruck der deutschen Verse im Anz. f. Kde. d. dt. Vorzeit 5 (1858), Sp. 295 und bei G r i l l e Bierstudien (1872), 9 f.; H a u f f e n Euphorion 7. Erg.-H., 237 bis 241. ") Gemeiner Loblicher Eydgnoschaft Stetten, Landen und Völckern Chronicwirdiger thaten beschreibung (Zürich 1548); in der 2. Aufl. (Zürich 1586), Bl. 17 b—18 b. " ) Nur drei Beispiele aus Nord-, Mittel- und Süddeutschland: F r a n c i s c u s H a f f n e r Solothurner Schauplatz (Solothurn 1666), 58;
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Gambrinus
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H e i n r i c h A m m e r s b a c h Chur-Branblatt von Spindlers Zeitschrift Zeitdenburgisehe, Märckische, Magdeburgische vnd spiegel (München 1831) auf, das Moritz Halberstädtische Chronica (Magdeburg 1684), von Schwind gezeichnet hat, und ebenso 21 f.; C h r i s t o p h E s t z e l t Altmärkhische Chronica * (Salzwedel 1736), 23. ") Bd. auf Bl. 8 des Almanachs der Radie10 (1735), Sp. 229f.: Gambriuius, Gamber oder rungen (Zürich 1844) von demselben Kämpfer, nachmals Cimber, ward vor den sieben-Maler. Da ist der Name Gambrinus schon den König derer alten Tuiscen gehalten im folals eingebürgert zu betrachten. genden immer „soll" und „einiger Vorgeben M) Historie van Belgis 1 (1574), 99. ") C o r e nach". ") J a k o b K a r l S p e n e r Historia Germaniae universalis et pragmatica I (Halle m a η s Compte rendu des séances de la commis a. S. 1716), 24 hebt Gambrivius und die ansion d'histoire 5 (1842), 378if.; Anz. f. Kde. deren angeblichen Söhne des Mannus ausdrückd. dt. Vorzeit 5 (1858), Sp. 81 f. 179; Bralich als fieli reges hervor; ebenso in seiner No- bantsch Sagenboeh 3 Nr. 637; Picks Monatsschr. tilia Germaniae antiquae ι (Halle a. S. 1717), 4, 88f.; A n d r e s e n Über deutsche Volks110 f. Mit gleicher Kritik schrieb H e i n r i c h etymologie* (1883), 176; '(1919), 262; F. v o n B ü n a u in seiner Texäschen Kayser- G o t t h e l f Das dt. Altertum in den Anschauund Reichshistorie 1 (Leipzig 1728), 26: Anungen des 15. und 16. Jhs. (1900), 25 ; SchwVk. 1, dere haben dem Manno noch mehr Söhne ange- 79; M a c k e n s e n Name und Mythos (1927^ dichtet, und geglaubet, daß die Marsen, Gam- 43; E c k s t e i n oben 1, 1587. *°) H e y n e brivi, Sveven, und Vandalen,ebenmäßig von ihren Dt. Hausaltertümer 2, 341; H a n f f e n EuSitfftern des Manni Söhnen gleiches Nahmens phorion 7. Erg.-H. 239. " ) Von den Erben zu ihre Benennung erhalten haben. ") C a r ρ ζ ο ν Hamburg (1699). " ) Gambrinus-Burg > GamsEhrentempel der Oberlausitz 1 (1719)» 250; burg > Hamburg. Vgl. auch Β e η e k e HamH a u p t Lausitz 1, 5; 2, 59 = M e i c h e burger Geschichten und Sagen * (i8S6), 3. Nr. 1186; G r ä ß e Bierstudien (1872), 11. 3. Wie kommt dieser einer Humani2. Die Form Gambrinus taucht, wie es stenerfindung sein Dasein verdankende, scheint, zuerst in den Niederlanden auf rasch mythisch gewordene flandrische und zwar bei v a n Vaernewijck König zu der Ehre, als Erfinder des Bieru 1 5 7 4 ) , der im übrigen auf Aventins brauens zu gelten ? Die oben angeführten Annalen f u ß t Diese neùe Namensform lateinischen Quellen wissen nichts daGambrinus ist nicht etwa „volksetymovon. Vielmehr wird übereinstimmend seit logische" Umdeutung von Jan Primus, A v e n t i n berichtet, daß Isis und Osiris das womit Herzog Johannes I. von Brabant Bierbrauen nach Deutschland gebracht (1251—1294) gemeint sein soll 1 ·). Vielund den K ö n i g Marsus — eben eine solche mehr scheint mir hier ein Lesefehler vorhumanistische Fälschung — gelehrt hätzuliegen. Bei Guldenmund-Waldis ist der ten 1 3 ). Wie zu seinem Namen, ist G. offenName 1543 gedruckt als Gambriuius, bar auch durch einen Fehler zu seiner ebenso bereits vorher bei Pseudo-Berosus K u n s t gekommen. Der erste nämlich, und den anderen lateinischen Historibei dem er als Bierbrauer erscheint, ist kern. Die Antwerpener Ausgabe des Burkard Waldis; die entscheidenden Pseudo-Berosus von 1552 hat im Register Verse lauten: bereits den Druckfehler Gambrimus (mit Er hat auß Gersten Maitz gemacht «!), und in derselben A r t ist wohl diese Vnd das Bierbrauen erst bedacht auffallend abweichende Namensform bei Wie er solchs von Osiride Gelernt hat, vnd von Iside ,4 ). Vaernewijck entstanden. V o n einer „ m i t telalterlichen" Sage zu sprechen ist Waldis hat hier den Sohn mit dem Vater also hier verfehlt. Wie allerdings die Ververwechselt; noch von A v e n t i n her hätte breitung dieser neuen, inkorrekten Form er im Gedächtnis, daß Osiris und Isis vor sich gegangen ist, habe ich nicht genau den Gambrivius besucht hätten, und feststellen können. Es fehlen verschiedene daher übertrug er frischweg die BrauZwischenglieder immer von neuem. G. erlehre von Marsus auf dessen Sohn Gamscheint viel später am Ende des 17. Jhs. brivius **). Wir hatten schon oben gebei dem Hamburger Juristen Matthäus sehen, wie die Verse des Waldis rasch beSchlüter 2 1 ), der ihn sogar jetzt auch liebt und oft abgedruckt wurden. Auf zum Gründer Hamburgs m a c h t t 2 ) . Dann ihnen f u ß t e Hans Sachs in seinem Spruchtaucht diese Form wieder auf dem Titelgedichte 26 ). Matth. Schlüter kannte
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Gang—ι•Gangerl
wohl 'die eine oder andere dieser Überlieferungen; jedenfalls führt auch er das blühende Braugewerbe Hamburgs auf den angeblichen Gründer der Hansestadt G. zurück 2 7 ). Aber dann entsteht, wie für die Namensform, auch für die Überlieferung vom Bierbrauer G. eine bedauerliche Lücke. Erst 1830 erscheint er als solcher auf der oben angeführten Zeichnung Schwinds, als Gegenstück zu Bacchus. K u r z danach taucht in Stendal ein anderes (Reklame-) Bild des G. auf, mit Versen, deren dritter und vierter sich merkwürdig mit Waldis berühren: Aus Gersten hab ich Malz gemacht Und das Bierbrauen daraus erdacht *·). Irgendwie haben sich also gerade die für uns wesentlichen Verse seit dem 16. Jh. im Gedächtnis des Volkes gehalten. Ob etwa nach den alten Holzschnitten Bilderbogen mit Versen im 18. und 19. Jh. umliefen ? Jedenfalls ist nun die Bahn frei für die wirkliche Popularisierung des G., wie sie besonders das Studentenlied besorgte. Die poetischen Leistungen des Kommersbuches M ) wie die bildlichen Plakate der Brauereien haben diesen König wahrhaft volkstümlich gemacht. Gerade die Geschichte des G. bildet ein lehrreiches Beispiel, wie eine von verantwortungsloser Gelehrsamkeit freierfundene, angeblich historische Gestalt zur Mythe sich entwickeln kann. " ) A v e n t i n SW. 2, 59t.; 4, 121; C r u s i u s a. a. O. 4 f.; dazu S t u m p f a. a. O. Bl. 18 a. " ) Bei Η o 1 ζ w a r t (oben Anm. 12) noch die lateinische Übersetzung: Hordea commacerans, primus cereuisia fudit Iside doctrice. " ) Ebenso wie er die Isis kurzerhand zu Gambrivius' Gemahlin macht, was dann sowohl H a n s S a c h s wie C r u s i u s (5) wie Z e d i e r (Anm. 15) wiederholen. An eine „gelehrte" (im damaligen Sinn) Verbindung und infolgedessen Herleitung von cambrart „brauen", wie E c k s t e i n oben 1, Sp. 1517 will, vermag ich nicht zu glauben. *·) Vom 15. November 1553. K e l l e r 5, 166 = G ö t z e Schwänke Nr. 142. Nach G ö t z e StLV. 225 ( = H. S a c h s Bd. 25), 436 Nr. 4246 hat H. S a c h s geschrieben: Jampriuius, nicht Jamprinius\ ") Der Name der Marschlandschaften (Alt- und Neu-)Camm« hänge mit G. zusammen, da von dort Hopfen und Malz zu den Hamburger Brauereien gekommen seien.
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— Anderseits hielten sich kritischere Köpfe von dieser Fabel zurück. J o h a n n e s C o l e r u s in seiner Oeconomia oder Hausbuch 1 (1599), Buch 2, Kap. 4 "Vom Bräuen' erwähnt zwar die Erfindung des Bieres durch die Ägypter, in den beiden neuen Auflagen von 1665 und 1680 (2, 24) auch den Import nach Deutschland durch Isis, aber nirgends den G. Ebenso fehlt der Name bei H e i n r i c h M e i b o m De cerevisia veterum (bei G r o n o v i u s Thesaurus antiquitatum Graecarum 9, 548 ff.) und bei K a s p a r B a r t h Adversaria (1648), 2321. 2706. ·») W e i h e Die Sagen der Stadl Stendal · 2 (1840), 153 f. = G r ä Β e Preußen ι Nr. 157. Dazu Gr ä ß e Deutsche Jahrbücher f. Wissensch. u. Kunst 1842, 626 Nr. 157; Bierstudien (1872), 8 f. 221. — Andere Verse: Brandenburgia 18, 119. **) Das älteste Zeugnis wohl: 's gibt kein schöner Leben als Studentenleben, wie es Bacchus und Gambrinus schuf (Lahrer Kommersbuch " · " Nr. 300), zuerst im 'Neuen Liederbuch für Studenten' (1844). Vgl. ferner Lahrer Kommersbuch * Nr. 6x6 (Warum sollt' im Leben; seit 1846 bekannt; N a m e G. nicht genannt, nur Jener gute König) ; Nr. 681 {Es war ein König in Flandern; auch hier ohne Namen; von L u d w i g E i c h r o d t um 1846 gedichtet); Nr. 682 (Es war einmal ein Kandidat; von G r o t j o h a n n (wann ?), der noch den Herrn Cerevis dazu erfand) ; Nr. 791 (Wenn sich der Abend mild; Parodie auf Santa Lucia; Zeit ? Vf. ?). — Dazu G r ä Β e Bierstudien 190 (Schnalzt immer mit der Zunge; Vf. G. F. St e r ζ i η g ; nach den Kösener Corpslisten von 1798—1904 Nr. 114, 165 war ein Sterzing 1833 bei Hassia-Heidelberg aktiv; der Zeit nach könnte er der Vf. sein); 201 (Ha, wit die Pokale blinken; Vf. H. W o 11 h e i m , der 1845 Berliner Pommer (Corpslisten Nr. 14, 19) und 1852 Breslauer Schlesier (Corpslisten Nr. 35, 309) war und 1855 in Breslau alsDr.med. starb). — F e u c h t e r s i e b e η s Verse zu Schwinds Radierung 1844 schicken den G. sogar nach dem Orient und lassen ihn dem Bierbrauen das Tabakrauchen beifügen (G r ä Β e Bierstudien 10). Stammler.
Gang s. g e h e n . Gangeri wird ein Berggeist genannt, der oft heftiges Sausen und Rauschen hervorbringt, daO ganze Felsstücke herabrollen Der Name wird auch für den Teufel gebraucht *). Vernaleken vergleicht Odin-Wodan, der als Winddämon in der Edda „Gangleri, der Wanderer", bei Saxo „ v i a t o r indefessus" heißt®). A u c h ein Riese in der Prosaedda heißt Gangr 4 ). *) V e r n a l e k e n Myth. 232. *) S c h m e 1 1 e r BayWb. 2,55; Q u i t z m a n n Baiwaren 35; P o l l i n g e r Landshut 123. ') G r i m m Myth. (1854), 148. 290. 301; R. M. M e y e r
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290
GangCisch—Gans
Religgesch. 249· 4) Bragaraedur c. 3; Ε. H. Ober die Wechselbeziehung zwischen GangMeyer Myth. d. Germ. (1903), 236. (w)olf und Wolfgang: L a i s t n e r Nebelsag. Jacoby. 200. *) L a i s t n e r 202. 4) F o n t a i n e Gangfisch, eine im Bodensee lebende Spezies der Gattung Renken (Coregonus), verwandt mit dem Felchen. Die Entstehung des Namens wird durch folgende etymologische S a g e erklärt: Als Bischof Gebhard von Konstanz einmal nach dem Kloster Petershausen fuhr, wurde sein Schiff dermaßen von kleinen Fischen umgeben, daß es kaum durchkommen konnte. Um nun seine Fahrt zu beschleunigen, rief er zum Schiff hinaus: „ G a n g (gehe) Fisch!", und plötzlich waren alle verschwunden l ). ') W a i b e l u. F 1 a m m ι, 72 (nach Baderna 1862, 366). Hoffmann-Krayer. Gangolf, hl. Burgundischer Ritter, gest. um 760, begraben in Toul. Von Burgund verbreitete sich sein Kult an den Rhein. Die erste nachweisbare ihm geweihte Kirche wird 870 bei der Reichsteilung erwähnt. In Mainz wird sein Andenken unter Bischof Ruodbert (970 bis 975) gepflegt. In Speyer und Bamberg, in Trier und Antwerpen ist im 10. und Ii. Jh. sein Kult verbreitet, ebenso in der Konstanzer Diözese *). Seine Legende ist von Hrotsvitha dichterisch bearbeitet *). Sein Gedächtnistag ist der I i . oder 13. Mai »). In Cruchten (Kr. Bitburg) hilft G. gegen Geschwüre *), in Merl gegen Hysterie *), in Bastendorf gegen Wunden an den Beinen *) . — Nach der Legende kauft G. einen Brunnen, der ihm durch die Luft oder in seinem Stabe folgt und auf sein Gebet zu einer Heilquelle wird'). Er hat auch selbst Quellen sprudeln lassen*). So gibt es eine Reihe von heilkräftigen G.brunnen*). Namentlich der auf der Milseburg ist gut für die Augen und vsrhilft Frauen zu Kindersegen. Sein Wasser soll sich jahrelang frisch halten u ) . Der dortige G.skeller ist voll großer Schätze l l ). L. Laistner hat die G.lcgende mit dem Baidermythus zusammenzubringen versucht «). ') Ζ o e ρ f D. Heiligen-Leben im 10. Jh. 217.
=) Ed. K. S t r e c k e r 36 ff. Sie nennt den Heiligen Gongoli, einmal (v. 25) auch Gingolf. B&chtold-Stlubli, Aberglaube III.
Luxemburg
108.
·) E b d . 109. ·)
Ebd.
113.
') L a i s t n e r Nebelsag. 196ff.; Wolf Niederländ. Sagen 430 (355). · ) L a i s t n e r 198; W o l f Sagen 132 (206); L y η c k e r Sagen 76 f (121). *) L a i s t n e r 198 ff.; M e y e r German. Myth. 260; B e c h s t e i n Sagenschatz d. Frankenlandes 1, 80f.;
Bir-
l i n g e r Volksth. 1, 416. 10) B e c h s t e i n I, 80 f. ») Ebd. 82. ») L a i s t n e r Nebelsag. 201 ff.; M e y e r German. Myth. 260. Dagegen: G o l t h e r Mythol. 385; K a u f f m a n n Balder 128. Vgl. auch N a u m a n n oben ι, 852 f. Sartori. Gans. Die G. war den Ägyptern, Griechen und Römern ein Opfertier und war in den Heiligtümern gehalten 1 ). Bei den Schweden der Völkerwanderungszeit und den Vindelikern war sie eine Grabbeigabe *). Im Herbste aß man Gänse und besonders am Martinstage' 3 ), und sogar das Einläuten zum Martinsfest hieß in Erfurt G.läuten 4 ). Vgl. im allgemeinen: Κ η o r t ζ Vögel ι—49: K e l l e r Thiere 286—303; G u b e r n a t i s Tiere 373 ff.
*) H ö f 1 e r Organotherapie 116; P a u l y W i s s o w a 7, 722; Skandinavisches bei H e u r g r e n Husdjuren (1925), 67ft.; A b t Apu-
leius 221.
*) H ö f 1 e r
Organotherapie 116;
über die kultische Bedeutung der G. vgl. H o o p s Reallex. 2, i n f . ') J a h n Opfer· gebriueht 229. 231—38 (die Hauptstelle); H o o p s Reallex. 2, 112 $ 5 . 8; A n d r e e Braunschweig 369; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 499. 507; S a r t o r i Sitte 3, 249;
M ü l h a u s e 63; S t r a c k e r j a n 2,158; M e y e r Baden 483; MittAnhaltGesch. 14,17; H ö f 1 e r Weihnacht 52; ZfVk. 28, 7. — Über G.leber s. H ö f 1 e r Organotherapie 156.181 il.; P a u l y - W i s s o w a 7, 716, 31; 718, i. — Gebäck in G.gestalt vgl. H ö f 1 e r Weihnacht 68. ') J a h n Opfergebriuch» 232. V o r s c h r i f t e n , die ihr Ged e i h e n b e t r e f f e n . In dieser Hinsicht fließen die böhmischen und schlesischen Quellen besonders reichlich*). Gänse setzt man gern im Zeichen des Löwen, Steinbocks, Skorpions und der Jungfrau *). Legt man Quendel unter die Eier, so werden sie gut ausgebrütet 7 ). Scharrt man die Erde, wo man im Frühling die ersten Wildgänse sieht, zusammen und trägt sie in den Gänsestall, so bewirkt man eine gute Brut·). Frühes Gewitter ist den jungen Gänsen günstig *). Mägden, 10
291
Gans
die zuerst von der Mette nach Hause kommen, gedeihen die Gänse gut 1 0 ). Man segnet die Gänse ein oder legt ein Schwanzfederchen unter das Nest, damit sie nicht w e g l a u f e n u ) . Während der Brutzeit darf man nicht spinnen, keinen Halm aus dem Nest ziehen, und es dürfen wilde Gänse nicht vorüberfliegen, sonst brütet die G. nicht mehr 1 2 ). Karfreitags läßt man die jungen Gänse nicht heraus, sonst holt sie später der Adler 1S ). Junge Gänse trinken zuerst Jauche, um das Saufen zu lernen 1 4 ). Man räuchert sie oder die Eier, die bebrütet werden sollen, mit Haaren, Kräutern oder eignen Federn w ).Verbrennt man die Feder einer G., so ersticken alle ihre künftigen Jungen 1 6 ). Das erste Gras gibt man den Gänsen, damit dem Vieh nichts geschehen kann 1 7 ). Eine Zwiebel, die vom hl. Abend bis zum I. Weihnachtsmorgen auf dem Tisch liegt, macht die G. wachsam w ). A m Agathatag sperrt man die Gänse ein, damit sie nicht in andere Ställe gehen 1 β ). Wo zaundürre Leute wohnen, werden die Gänse nicht fett 2 0 ). Gänse, die Martini nicht fett sind, werden es nicht 2 1 ). Während der Stopfzeit darf kein Topf oder Tiegel umgestürzt bleiben. Man soll sie nicht am Fleischtage rupfen, sonst bekommen sie schlechte F e d e r n s ) . Die G. muß bei Vollmond geschlachtet werden 23 ). Wenn die jungen Gänse sich beißen, wirft man nach Sonnenuntergang frische Graberde über sie 24 ). ») Für die Antike s. P a u l y - W i s s o w a 7. 7*4. 39· *) B a r t s c h Mecklenburg 2, 202. ') W u t t k e 431 $ 677. ·) F r i s c h b i e r Hexenspr. 131. ·) F o g e l Pennsylvania 182 Nr. 878. ») J o h n Westböhmen 217. " ) ZfVk. 23,122 ; 10,210: Man schützt sie gegen das böse Auge dadurch, daß man eine Nadel in einen Federkiel des Flügels einsteckt, ZfVk. ir, 321 (dän.). " ) E n g e l i e n u. L a h n 271; W u t t k e 4325677; G r o h m a n n 76 Nr. 547; F r a z e r 8,326. »») D r e c h s l e r 1,89. " ) J o h n Westböhmen 217. ") G r o h m a n n 140 Nr. 1023 u. Anm.; W u t t k e 432 $ 677; K u h n Mdrk. Sagen 381 Nr. 40; B e r t h o l d Unverwundbarheit 40; F r i s c h b i c r Hexenspruch 45. " ) W u t t k e 432 § 677. " ) S c h r a m e k Böhmerwald 243. " ) J o h n u Erzgebirge 248. ) M e y e r Baden 500. ») S c h r a m e k Böhmerwald 243. n ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 158. ·») D r e c h s l e r 2, 93; vgl. M ü l l e r Isergebirge 29. **) ZfdMyth. 1,
292
202; S t r a c k e r j a n 2, 158. Beim Schlachten erhält die Jugend die knorpelige Luitröhre (kijak m., strùsse f.), worauf das Gänst geschrei nachgeahmt wird. Getrocknet, mit Erbsen gefüllt und rund gebogen, dient sie als Garnwickel. S. Α η d r e e Braunschweig 370. ") K u h n Westfalen 2, 64 Nr. 196. . In der V o l k s m e d i z i n findet die G. reiche, hauptsächlich auf die Antike zurückzuführende Verwendung (s. a. Gänseei, Gänsefett und für die Antike, P a u l y - W i s s o w a 7, 718 V). Übers Gesicht gestrichen, vertreiben junge Gänse Sommersprossen 2t ). Als Mittel gegen viele Krankheiten wird die G. oder ihre Teile empfohlen: Knochenstücke aus dem Flügel (Quartanfieber) 2β), Haut (wildes, d. h. totes Fleisch), Zunge (das Grien), Feder (innere Blutung), Flaumasche (Stein), Hoden („die männliche Natur zu mehren"), Leber (Leberkrankheit), Lunge (Verstopfung des Harns) " ) , zerriebener Bauchflaum (Wunden) * ) , Blut (Hirnblutung, Schlaflosigkeit) w ), Brühe und Salbe aus der ganzen G. (Krampf, Schlag) 30 ); Fleisch (Schlangenbiß) 3 1 ), Dreck (Fieber, Gelbsucht, Husten, Bettnässen, Wunden, in Erbsenbrühe Purgans) * 2 ). Beziehungen der G. zur Geburt kannte schon Hippokrates, der Fuchsganskot als Konzeptionsmittel erwähnt. Das Hirn treibt die tote Frucht aus, heilt Ohrenflüsse, Geschwülste des Hintern, und liefert eine Mundsalbe w ) . Die Galle fördert Empfängnis und liefert Mittel für Augen-, Ohren- und Drüsenleiden M ). Gänsemark wird als Salbe bei Geburt gebraucht und hilft gegen Flecken im A u g e M ) . Die Haut dient für erfrorene Füße * ) . Am Ostertag legt man Wurst und eine G. unter das K r a u t ; wer die Wurst sieht, sieht im Jahre keine Schlangen, und wer die G. ißt, bleibt vom Fieber frei " ) . Vom Gänseklein bekommt man Kopfschmerzen M ). " ) GrimmMy/A. 3,459ΝΓ. 719; B a r t s c h Mecklenburg 2, 157; W o l f Beiträge 1, 225; M e y e r Baden 549; L a m m e r t 179; W u t t k e 119 S »57; J ü h l i n g Tiere 199. *·) J ü h l i n g Tiere 196—98; S t a r i c i u s Heldenschatz (1679), 26; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 323f.; ZfVk. 8, 172. *>) J ü h l i n g Tiere 196—98.*») Ebd. 193; Urquell 1,137 (gegen Schorf); 3, 16; ZfVk. 8, 172 (Federn aus dem
293
Gans
Flügel). a ) J ä h l i n g Tiere 193; H ö f 1 e r Organotherapie 116. M) J ü h l i n g Tiere 192. " ) H ö f l e r Organotherapie 115. " ) J ü h l i n g Tiere 196 — 198; S c h m i d t Mieser Kräuterbuch 58; H o v o r k a - K r o n f c l d 2, 109. i n ; L a m m e r t 81 = H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 83. n ) H ö f 1 e r Organotherapie 115—117; J ü h l i n g Tiere 195—197. " ) J ü h l i n g Tiere 196; H ö f 1 e r Organotherapie 216. ") J ü h l i n g Tiere 193. M) D r e c h s l e r 2, 226. ") G r i m m Myth. 3, 416 Nr. 5. M) D r e c h s l e r 2, ir. O m i n a . Darunter ist die Weissagung v o m G.bein die älteste und am weitesten bekannte. Schon Petronius (Sat. 137) spricht davon, und sie war auch im MA. bekannt: Berthold v. Regensburg erwähnt sie, und der Deutschorden in Preußen machte 1445 einen Feldzug darnach *·). In der Neuzeit ist der Glaube daran noch allgemein 4 0 ). Die weißen Flecke am Bein bedeuten Schnee, den man als hartes oder mildes Wetter auffassen kann, und die dunklen Sturm oder laues Wetter. Eine geographische Verteilung scheint dabei nicht zu bestehen. Wenn Mädchen einen Kreis um eine G. bilden, so läuft sie dem, das zuerst heiraten wird, entgegen 4 1 ). Hängt ein Mädchen das Brustbein einer G. über die Tür, so wird der Erste, der hereintritt, ihr Mann 4 Î ). W e m die Gänse nachlaufen, die bekommt keinen Mann **). Gewöhnlich bringen Gänse Unglück. Wenn Gänse hochfliegen, so entsteht bald Feuer M ). Wer im Frühjahr zuerst junge Gänse sieht, wird das ganze Jahr kränklich sein; und hat er Geld in der Tasche, so hat er Glück Ißt man die Penne von besessenen Gänseeiern, so verliert man den Prozeß *·). Wer von zweien das kleinere Stück v o m Schlitten im Gänserücken abbricht, stirbt früher 47 ). Gänsehaut bedeutet Tod, sowie im Stirnmarsch laufende Gänse, die an einen Leichenzug erinnern 48 ). Gänse zu treffen bringt Unglück 4 9 ). Wenn die Gänse sich baden, bekundet es Regen 8 0 ). Sieht die G. während des Regens zum Himmel auf, wird es bald schön S1 ). Schreien und baden sie sich, so soll die K ä l t e abnehmen ®2). Wenn die Gänse dicke Federn haben, wird es ein schwerer Winter sein 63 ). Geht die G. zu
294
Martini auf Eis, so geht sie Weihnachten auf Dreck® 4 ). H a t sie zu Lichtmeß kein Wasser, so hat auch der Schäfer zu Marien kein Gras s s ). *·) S c h ö n b a c h Berthold v. R. 34; G r i m m Myth. 3, 433 f. ; F r a n z Nik. de Jawer 158; J a h n Opfergebräuche 236 A. 2. w ) Hauptstelle: J a h n Opfergebräuche 236, dazu G r i m m Myth. 2,932 f.; 3,445 Nr. 341 ; 468 Nr. 911; S a r t o r i Sitte 2, 131; K ö h l e r Voigtland 379; ZfVk. 4, 310. 321. 406; 24,60; W o l f Beiträge 1, 48; B a r t s c h Mecklenburg 2, 158; H ö f 1 e r Organotherapie 1x6; F o g e l Pennsylvania 59 Nr. 177; 288 Nr. 1233; S i m r o c k Myth. 532; J o h n Oberlohma 164; MschlesVk. 19 (1908), 85; M e y e r Germ. Myth. 112 § 153 und besonders F e i l b e r g Bidrag 1, 527, 40. " ) Urquell X. F. ι, 70; D r e c h s l e r 1, 11; M ü l h a u s e 63; J o h n Erzgebirge 182 ; G r a b i n s k i 50; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 177; P o l l i n g e r Landshut 195; K ö h l e r Voigtland 379 (Silvestermitternacht). 399 (Gänserich); F r i s c h b i e r Hexenspr. 163 (Silvester); J o h n Westböhmen 8 (Thomasnacht); Urquell ι, 110 (Markustag). Öfter bezeugt ist die Andreasnacht: G r i m m Myth. 3, 464 Nr. 847; J o h n Westböhmen 4; M e i e r Schwaben 2, 454 Nr. 183; W o l f Beiträge 1, 122; M ü 1 h a u s e 63 f. " ) F o g e 1 Pennsylvania 61 Nr. 190. " ) Alemannia 33, 302. ·*) E n g e I i e n u . L a h n 280; D r e c h s l e r 2,145. " ) D r e c h s l e r 2, 93; Urquell 4, 211: bekommt Fieber, wenn er nicht einen Knoten in der Schauquaster macht. *·) K n o o p Hinterpommern 163. *') G r o h m a η n 76 Nr. 548. ") L a m m e r t 179; H ö h n Tod 312. *·) F o g e 1 Pennsylvania ιοί Nr. 420. ®°) Rogasener Familienbl. 1 (1894), 56; F o g e l Pennsylvania 229 Nr. χ 171; ZfVk. 10, 57; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 509; ZfdM th. 3, 313; S é b i l l o t Folk-Lore 3, 201. 223; P o l l i n g e r Landshut 167.229 (Palmsonntag). ") G r o h m a n η 67. " ) Η a l t r i c h Siebenb. Sachsen 292; S c h ö n w e r t h 2, 136. M) F o g e 1 Pennsylvania 232 Nr. χ 194. ") ZfVk. 12, 459. " ) K u h n Westfalen 2, 118 Nr. 363. Z a u b e r . L e g t man eine G.-Zunge unter den Kopf eines als Dieb Verdächtigten, so gesteht er ί β ). Man haut einer weißen Schlange den Kopf ab, spaltet ihn, verbirgt darin eine Erbse, vergräbt ihn dann in die Erde; daraus wächst eine Erbsenstaude, und wenn man deren erste Schote ißt, versteht man die Gänsesprache* 7 ). Den Farnsamen bekommt man a m leichtesten, wenn ein K o m e t am Himmel ist; dann muß man ihn in einen Federkiel von einer weißen 10·
Gänseadler—Gänsefett
295
G. stecken und diesen mit Wachs voii Totenkerzen verstopfen. Damit kann man reich werden und hat immer Glück " ) . »·) ZfVk. 22, 281. n ) W u t t k e 316 = R. M. M e y e r Religgesch. 262. ") H c y 1 Tirol
792 N r . 188.
Volksliteratur8®). Sagen berichten von goldenen und schatzhütcnden Gänsen e o ), von spukenden Gänsen β1 ), von Hexen in G.gestalt *2) und von Beziehungen zur wilden Jagd β3). Die G. kommt gelegentlich im Volkslied M ), im Märchen (besonders im Schwancnjungfrautypus) K ) vor. Das Sprichwort: Der stirbt nicht, der fliegt mit den wilden Gänsen, hängt mit dem Gänsehimmel zusammen ββ ). ·*) Vgl. im allgemeinen F e i 1 b e r g Bidrag ι , 527—529; 4, 195 f . ; H o o p s
2, 112.
*) W i t z e c h e l
Nr. 245; K u h n B e c h s t e i n
u. S c h w a r t z Thür.
Reallex.
Thüringen 1, 242
Sagenbuch
208. 493; 2,
21C;
296
nicht anzunehmen. Beim Pfingstbettel bieten sich Vogel und Kreuz am ehesten als geschickte Embleme an, und die Wahl gerade dieses Vogels ist augenscheinlich durch die örtlichen Verhältnisse bedingt. *) K u h n Märh. Sagen 316 = B r u n n e r Ostdeutsche Vh. 225. Mackensen.
Gänseblümchen s. M a ß l i e b . Gänseei. Das G. ist ein erprobtes Mittel in der Volksmedizin. Es hilft besonders gegen Bruch, wenn man es um Mitternacht oder am Karfreitag ißt *). Es schützt auch gegen Schlangenbiß und das kalte Fieber *). Gebacken und in einem Mörser zerstoßen, liefert es ein Pulver für erfrorene Füße s ). Wird ein Kind zum ersten Male zu dir gebracht, so schenke ihm 3, 6 oder 9 G.er, stoße diese ihm dreimal an den Mund und singe dazu : Sobald die Eier anfangen zu gatzen, fange du an zu schwatzen 4).
') S a r t o r i Sitten, 144; J ü h l i n g Tiere K n o o p Schatzsagen 29f.; ZfVk. 7, 278; 198; J o h n Erzgebirge 192; S e y f a r t h 295 S o m m e r Sagen 63 Nr. 56; R o c h h o l z Sagen 2, 105. In Glockensagen sollen die Gänse (auch Gründonnerstag); W u t t k e 75 §87; 349 $ 523: H ö h n Volksheilhunde 1, n o (gegen Wolkensymbole sein, s. ZiVk. 7, 124; M a n n Bauchgrimmen). *) W u t t k e 346 $ 517; hardt Germ. Myth. 481. ·') K n o o p Hinterpommern l i , 105; K û h n a u ι, 468; 2, 353 § 528; S e y f a r t h 295. ·) D r e c h s l e r 2, 225. 290 (Pulver aus verdorbenem Ei). 255.527:3,463.465.468; K u h n Westfalen 1, 4 ) ZfdMyth. ι, 200. Taylor. 243 Nr. 278; G a n d e r Niederlausitz 94 N r . 244; 173 f . ; £ i s e 1 Voigtiand 147 N r . 401 ;
S t r a c k e r j a n 2, 158 Nr. 387; MschlesVk. 19 (1908), 85.
") P a n i e r
Beitrag 2, 306;
H e r t z Werivolf 75; G r i m m Myth. 2, 919; S c h u l e n b u r g
Wend.
Volkst.
79 f . ;
W u t t k e 119 § 157; R ü c k v e r w a n d 1 u η g durch Geweihtes: H ü s e r Beiträge 2, 10. M ) P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 507; Heyl
Tirol 400 N r . 88; M e y e r
281 § 365;
Bindewald
Germ. Myth.
Sagenbuch 37;
ZfVk. 9, 366. **) ZfVk. 10, 57; S t r a c k e r j a η 2, 158 Nr. 387. V) G r i m m KHM. Nr. 6 (ζ. Β. S t r a c k e r j a η 2, 158) ; K û h nau
Sagen 3, 463 Nr. 1849;
Bidrag ι , 528. " ) H a l t r i c h
Feilberg Siebenb.
Sach-
sen l o i f . ; D r e c h s l e r 2, 93; G r i m m Myth. 3, 472 Nr. 997; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 432; D r e c h s l e r 2,94; G r i m m DWb. unter Gänsehimmel. Taylor. Gänseadler. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde in der Eberswalder Gegend am zweiten Pfingsttag eine nur dort vorkommende Falkenart, Falco albicilla, volkstümlich „ G . " genannt, auf ein an langer Stange befindliches Kreuz aufgenagelt und im Heischeumzug umhergetragen 1 ). Magische Grundlage ist
Gänsefett. G. wird zu vielen medizinischen Zwecken gebraucht. Ein alter Vers lautet: Anseris unguentum valet hoc super omne talentum, und noch sagt man in Pennsylvanien ; G. ist gut für fast alles 1 ). Alt ist der Gebrauch davon in gynäkologischen Fällen, was vielleicht mit den Erscheinungen der Begleiterin der etruskischen Geburtsgöttin Thalna und der vorderasiatischen Göttin des weiblichen Prinzips in Gänsegestalt zusammenhängt 2 ). G. ist dienlich bei den Geschwären der Bärmutter, bei Brustschmerzen, behält den Bauch glatt nach der Geburt und treibt die tote Frucht aus 3). Als Pflaster heilt G. Wunden und innere Krankheiten (des Halses, Mundes, der Ohren, Nieren, Lippen), steifes Genick, Nasenblutung 4). Man schmiert ein großlebriges Kind damit 5 ). Als Einreibung gegen Katarrhe wird es öfter empfohlen®). Auch Lungensucht heilt G. als Salbe oder gegessen 7 ). Gegen Trübung der Hornhaut
297
gänscfüßig—Gansreiten
streicht man es in die Augen 8 ). Eingenommen heilt es Bauchausflüsse, Verstopfung, Gelbsucht und die, die den Harn nicht behalten können 9 ). Als Salbe heilt es das Ausfallen des Haares und erfrorene Glieder 10 ). Der Schwindlige soll die Schläfen damit bestreichen u ) . *) L a m r a e r t 87; F o g e l Pennsylvania 297 Nr. 1568. Im allgemeinen vgl. P a u l y W i s s o w a 7, 718, V. *) H ö f 1 e r Organotherapie 115; Ρ a u 1 y - W i s s o w a 7, 713, 5. ') J ü h l i n g Tiere 195. *) S t a r i c i u s HelJenschilz 1679, 533 f.; J ü h l i n g Tiere 193 f. 198. ») F o g e l Pennsylvania 45 Nr. 97; L a m m e r t 139. ·) J ü h l i n g Tiere 198; L a m m e r t 138. 218. 240; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 6. ') J ü h l i n g Tiere 193. 195. 198. e) ZfVk. 8, 172; J ü h l i n g Tiere 198. ») l ü h l i n g Tiere 195. 197 f. 10) ebd. 193; ZfVk. 8, 172; H o v o r k a - K r o n f e l d 2,22; S t a r i c i u s Heldenschatz 1679, 125; K ö h l e r Voigtland 350. ») J ü h l i n g Tiere 198. Taylor.
gänsefiiBig. Diese Verunstaltung zeigt sich bei den Zwergen, Erdmännlein, -weibchen l ) und sonstwo *). Wenn die Zwerge die Spuren ihrer Gänsefüße in der auf dem Herd gestreuten Asche sehen, so verlassen sie das Haus 3). Gut bezeugt ist der Name La reine pédauque (g.) für Berta, die Mutter Karls des Großen, die später Berte as grans pies heißt 4 ). Auch die Sibylle bzw. die Königin von Saba war g. 6). Die Vorstellung ist kaum von der Schwanjungfrau, bei der man selten oder mit wenig Nachdruck ' von den Gänsefüßen spricht, herzuleiten e ). Ansprechender ist Güntcrts Erklärung (Kalypso 75), daß der Gans- bzw. Tierfuß eine Erinnerung an eine ursprüngliche Skelettgestalt des Dämons festhält; auf diese Weise läßt sich der Zug mit dem ,.lebenden Leichnam" Naumanns in Einklang bringen. Die Zusammenstellung der Idee mit dem Namen Gänsefüßler des Pfälzer Weins ist äußerst unsicher 7 ). ») G r i m m Myth, ι, 372 f.; ZfVk. 25, 118; W a i b e l und F l a m m 2, 183; W y ß Reiset, 415; B e c h s t e i n Thür. Sagen 2, 288 f.; Rochholz Sagen i, 332; Lenggenh a g e r Ii. 22. 56. 75. 87; R a n k e Sagen 13 ft. *) weiße Fräulein: M e i e r Schwaben ι, 66 Nr. 77; M e i c h e 216 Nr. 278; Geist: M ü l l e r Siebenbürgen 21; Wasserfrau: R o c h h o l z Sagen 1, 240; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 217; F e e: ZfVk. 25, 118; H e r -
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zog Schweizersagen 2, 162; T e u f e l : ZfVk. 14, 418 Nr. 3; G r i m m Myth. 2, 894. Vgl. im allgemeinen Pfannenschmid 506; G ü n t e r t Kalypso 75; zuweilen ist der Drudenfuß g. : G r i m m Myth. 1, 356 Anm. 4; H i 11 η e r Siebenbürgen 25. ') S t ô b c r Elsaß ι, Ii Nr. 15. 4) G r i m m Myth, ι, 233 f.; 3, 90 f.; ZfVk. 25, 118; S i m r o c k Myth. 617; H o o p s Reallex. 2,112. *) H e r zog Anz.f.schweiz.Altertumsk. 25, 16 ff. ') Trotz R o c h h o l ζ Sagen 1, 247; G r i m m Myth, ι, 233. ') R o c h h o l z Sagen τ, 337. Taylor.
Gänserich. Gewöhnlich wird der G. mit der Gans (s. d.) zusammengeworfen, so sollte ζ. B. eigentlich ein G. statt einer Gans die Hauptrolle im Eheorakcl (s. Gans : Omina) spielen. In der Neujahrsnacht darf der G. nicht bei den Gänsen im Stall sein, sonst kommen keine Gänschen aus 1 ). Kluge Leute können dem G. und jungen Männern einen Trank eingeben, daß sie den Gänsen bzw. Weibsbildern nachlaufen 2). Der warme Dreck eines G.s heilt Geschlechtskrankheit *). Ein G. bestimmt die Lage einer Kirche *) und erscheint in einer mecklenburgischen Sintflutgeschichte *). ') B a r t s c h Mecklenburg 2,233. *) K n o o p Η niter pommer η ι68. ') H ö h n Volksheilkunde 1, 129. *) S t r a c k e r j a n 2,287. ») ZfVk. 16, 389 = W o s 9 i d i o Mecklenburg 2, Nr. 316. Taylor.
Gansreiten (Gansabhauen, Gansabreiten, Gansreißen, Gänsschreiten, Gansschlagen). Am offenen Platze spannt man von einem Hause zum anderen ein Seil und daran hängt man ein zweites, an welchem eine Gans befestigt ist. Wer sie gewinnen will, muß von einer angewiesenen Stelle aus mit verbundenen Augen das Seil mit einem Säbel entzweihauen Zuweilen reitet man mit offenen Augen und schlägt nach dem Vogel 2 ). Oder man schießt darnach *). Eine Ente kommt vereinzelt anstatt einer Gans vor. Nach Jahn soll die Gans die Stcllvertreterin eines noch sehr weit verbreiteten Hahnes sein 4 ). Anstatt der Gans hängt man um Striegau und Schweidnitz (Schlesien) eine mit Weiberkleidern angetane Puppe auf, nach der die Reiter mit eingelegten Lanzen stechen 5). Die Zeit des G.s ist verschieden
Garbe—Garn
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angesetzt: Fastnacht 6 ), Kirmes 7 ) usw. 7 "). Das Spiel ist der Rest eines Erntedankopfers und kommt in anderen Formen mit anderen Tieren vor, ζ. B. als Hahnstcchen. Das steirische G. ist ein Spiel. Drei laufen nach einem Ziel. Der mittlere muß es zuerst erreichen und einen v o n den beiden erhäschen. T u t er das, so ist die „ G a n s g e f a n g e n " und das Spiel gewonnen. Der mittlere heißt Ganes oder Ganser und die Wiese, auf welcher das Spiel gehalten wird, der Ostcrangcr 8 ). M S c h w V k . ι , 83 ( = L ü t o l f 562); 1 1 , 23; H o f f m a n n - K r a y e r 95; Bronner Sitt' und Art 2 6 1 ; Κ η o r t ζ Vögel 40 f f . ; K o r t h Jülich 88; Fei Iber g Bidrag (Tillaeg) 4, 195, 38; S 6 b i 11 o t Folk-Lore 3, 24b; F r a z e r 7, 268. *) S a r t o r i Westfalen 147; Sitte 3, 1 1 5 A n m . 104; D r e c h s l e r 2, 72 f. 94; J a h n Opfergebräuche 108. 109. 234; B a v a r i a 1, 998; MschlesVk. 21 (1919), 105; H m t b l R E . I , 180. ») K a p f f 20. 4 ) J a h n Opfergebräuche 109 ff. 234. ·) D r e c h s l e r 2 , 7 3 . *) K u h n Westfalen 2 , 1 2 7 Nr. 383; Z f r w V k . 1907, 20. ') S a r t o r i Sitte 3, 253; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 510. ' · ) P e u k k e r t Schiet. Volhsk. 104 f . ; S a r t o r i Sitte 3, 268. 1 1 5 A n m . 4 ; Westfalen 147; D r e c h s l e r ι , i b i ; Z r w V k . 4, 20; 7, 106. ·) Z f V k . 6, 424. Taylor.
Garbe I s . E r n t e (2, 939ff.), S t r o h . Garbe I i s .
Schafgarbe.
Garn. I. Die H e r s t e l l u n g des G.s spielte auf dem L a n d e eine große Rolle. „ W ä h r e n d die Männer die Weinberge hackten, war das Weibervolk in erster Linie besorgt um das G., das den Winter über gesponnen war. Dieses wurde nun in der W a s c h k ü c h e schön weiß „ g e s e c h t e t " (geseiht) und dann an' Stangen ins Freie gehängt, damit es gut trocknete. T r a t ein R e g e n t a g ein, so spulte man in der Stube, und bei nächster Gelegenheit trug die Bäuerin das G. z u m Leineweber. Jede war stolz darauf, im Winter die Fleißigste und beim W e b e r die erste gewesen zu sein. Die Bäuerin berechnete zum voraus, wie viele Hosen und Zwilchkittel für das „ M a n n e n v o l k " und wie viele J ü p p e n und Schürzen für das „ W i b e r v o l k " , wie viele B e t t a n z ü g e und wie viele S t r ü m p f e daraus gefertigt werden könnten. D a m i t keine zu großen Weberkosten entständen und der W e b e r j a mit allem Fleiß und
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aller Sorgfalt dabei sei, b e k a m er gleichzeitig mit dem G. auch ein großes Bauernbrot ins Haus. A n Sonntagen v e r t r u g er vor- und nachmittags das Gewobene an die Eigentümerinnen. W a r die Bäuerin zufrieden mit seiner Arbeit und gewiß, daß der Weber ihr kein G. entwendet habe, so lud sie ihn zum Mittagessen ein, und er erhielt dazu noch ein hübsches T r i n k g e l d " *). Bei dieser Wichtigkeit, mit der die G.zubereitung vorgenommen wurde, nimmt es nicht Wunder, daß sich an das Gedeihen des G.s allerlei Aberglaube knüpfte. In Götzingen bei Hettingen (Baden) waschen an Fastnacht alle Frauen ihr gesponnenes G. im Freien, und je mehr sie dabei „ g e b ö u t s c h t " (von den Masken geschlagen) werden, desto besser gerät in diesem Jahre der Flachs 2 ). In Hollenstetten (Oberpfalz) darf man sich nicht umsehen, wenn man G. z u m Weber bringt, sonst wird es immer w e n i g e r 3 ) . Weiber, die G. sieden, sollen dabei lügen, sonst wird es nicht weiß 4 ). ') S A V k . 25, 212. 2) M e y e r Baden 207. ') S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 419 Nr. 7. *) G r i m m Myth. 3, 368. N a c h Weinkopf liegt hier dieser Gedankengang zug r u n d e : das L ü g e n ist das Verkehrte und h a t somit Beziehung zu den T o t e n ; die Totenfarbe ist -weiß: Die Umkehrung in Glaube ti. Brauch, O b e r d Z f V k . 2 (1928), 53.
2. A u c h h e i l e n d e und wunderbare W i r k u n g t u t G., besonders rohes G., das gegen K r a n k h e i t und Hexerei gebraucht wird 6 ). In Schlesien siedet man gegen Otternbiß rohes G. in Essig und bindet es w a r m über die Bißwunde ·). In B ö h m e n wusch man im 18. Jh. den K o p f mit Wasser, in dem G. gesotten war, gegen „ d e n bösen G r ü n t " '). A u c h das Durchziehen (s. d.) durch G. hilft gegen K r a n k h e i t e n : in Skandinavien heilt man Rachitis dadurch, daß man den K r a n k e n durch eine ungebleichte G.strähne z i e h t 8 ) ; in Oldenburg werden „ k l e i n e Kinder, aber auch Erwachsene und Tiere, welche krank sind oder doch nicht so, wie sie sein sollten, oder die man gegen künftige K r a n k h e i t schützen will, durch ein S t ü c k rohes, ungewaschenes G., wie es einem Tonnenreif ähnlich v o n der Haspel kommt, hindurch-
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Garn
g e z o g e n " 8 ) ; ein Sechswochenkind, welches viel schreit, zieht man dreimal stillschweigend durch ein unausgekochtes Stück G . 1 0 ) , ebenso ein Kind, das berufen ist, in Böhmen u ) und in der Sächsischen Schweiz u ) auch eines, das an der englischen Krankheit leidet (das G. muß dann an einer Stelle verwahrt werden, wo das K i n d nicht mehr h i n k o m m t ) 1 3 ) ; in Mecklenburg zieht man das viel schreiende Kind durch G., das in den Zwölften gesponnen ist, ebenso behextes Vieh u ) ; auch gedeiht das Vieh gut, wenn es durch ein von einem siebenjährigen K i n d gesponnenes G. gezogen w i r d w ) . G., von Mädchen gesponnen, die blonde oder schwarze Haare haben und noch nicht acht J a h r e l e ) , bzw. noch nicht sieben Jahre " ) alt sind, hat wunderbare Eigenschaften : das daraus gewobene Tuch schützt vor Rheumatismus, Gicht und Zauberei, macht hieb- und schußfest u ) , und lädt man ein Gewehr damit, so verfehlt man sein Ziel nicht. In Mecklenburg legt man so ein Stück G. in die Wiege des Kindes, um seinem Schreien zu wehren w ), man windet es um kranke Glieder 2 0 ); ein ebensolches G. ist das Fraisen-G., in Steiermark Madel-G. genannt, das man dem K i n d während des Anfalls um den Hals wickelt Ά ) . G., das nie naß war und von einem Kind unter sieben Jahren gesponnen ist, ist gut für die Gichter, wenn man es um den Hals trägt, bis es von selbst abfällt 22). Gegen schlimme Augen näht man neunerlei schweigend gesuchte Kräuter in ein Stückchen ungenetztes graues Tuch mit einem Faden G. ein, den ein Kind von sieben Jahren gesponnen, ohne dabei einen Knoten zu machen oder den Faden zu vernähen (weil sonst die Heilung verknüpft oder vernäht wird); dies trägt man, in rohe Leinwand gewickelt, neun Tage auf dem Leib 23 ). In Baden wickelt sich der Bursche, um vom Militär frei zu kommen, ein von einem sechsjährigen Mädchen gesponnenes G. um den Arm 2 '). G., das ein noch nicht sechsjähriges Kind gesponnen hat, legt man in Gutach (Baden) gegen Gichter unter **), ebensolches gekocht und ausgewunden wickelt
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man nach wendischem Brauch gegen K r ä m p f e um Hände und Füße des Kranken 2e ). Vielleicht ist (neben anderen Gründen; s. Kind) dem frühen G.spinnen auch deswegen so eine gute Wirkung beigelegt, daß die Mädchen recht bald dazu erzogen werden z>). Ein Faden G., durch das Kinn einer Leiche gezogen und in ein Kleid genäht, schützt vor Bezauberung 28 ). Will die Milch nicht zu Butter werden, muß man ein Stück G. unter das Butterfaß l e g e n s ) . Als die finnische Göttin Launawatar dreißig Sommer lang nicht gebären kann, läßt ihr der heilige Georg ein rotes G. auf den Leib nieder, worauf sie neun Söhne gebiert 30). In Biberach (Schwaben) opferte früher die Wöchnerin der Muttergottes G. 3 1 ); im bayrischen Schwaben läßt man auf dem Grabe der verstorbenen Wöchnerin das G. verfaulen, das die Tote bei ihrer Aussegnung zu opfern gehabt hätte, und im Hanauerland umsteckte man das Grab der verstorbenen Wöchnerin mit G., damit sie nicht wiederkäme 32 ). ') S t r a c k e r j a n 2, 228 Nr. 484. ·) D r e c h s l e r 2,292. ') S c h m i d t Krövterbuch 49 Nr. 55. •) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 695. S. a. die Literaturangaben ZfVk. 21 ( 1 9 1 t ) , 1 5 6 f. Anm. 1. ») S t r a k k e r j a n 1, 364; vgl. ebd. 301. 365. 367. 10) G r i m m Myth. 3, 468 Nr. 926. " ) G r o h m a n n χ 12 Nr. 832. l l ) S e y f a r t h Sachsen 48. ") ZfVk. 7 (1897), 46. ») B a r t s c h Mecklenburg 2, 248. Über die Kraft des in den Zwölften gesponnenen G.s s. a. Κ u h η u. S c h w a r t z 410; W i t z s c h e l Thüringen 2, 176; K u h n Mark. Sagen 386 Nr. 79. 1! ) B a r t s c h a. a. O. 2, 55. " ) V e m a l e k e n Alpensagen 399 Nr. 76. ") ( K e l l e r ) Grab d. Abergl. 4, 241; P a n z e r Beitrag 2, 553- ") S· dazu auch K u h n u. S c h w a r t z 459 Nr. 441. " ) B a r t s c h a. a. O. 2, 55. M ) Hovorka u. K r o n f e l d 2, 277. 21 ) ZföVk. 13 (1907), 118. " ) F o g e l Pennsylvania 332 Nr. 1766. a ) ZfVk. 21 ( 1 9 1 1 ) , 157. 5 ') M e y e r Baden 239. " ) Ebd. 40; das G. beilegen Regen Gichtcr verwarf schon die Augsburger Hebammenanweisung von 173 S als Teufelsgaukelei. " ) S c h u l e n b u r g 99. M ) K e l l e r a . a . O . a) W o l f Beiträge 1, 215. =») W u t t k e 449 § 708. M) R o d i li ο 1 ζ Saçeii 1, 340. 3l ) B i r l i n g e r l'olksth. 2, 319. " ) M e y e r a. a. O. 394. 3. Immerhin ist bei der Behandlung des G.s oder der G.geräte auch Vorsicht geboten, weil sonst s c h l i m m e Wir-
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Garten
k u η g e η hervorgerufen werden können. Zu gewissen Zeiten darf in Oldenburg kein G. gesponnen werden, sonst dreht der Teufel Ketten oder es werden verwirrte Wülste daraus M ). Die Schwangere darf im Oberamt Öhringen (Württemberg) und auch in Basel (bis Ende des 19. Jhs.) kein G. wickeln, weil sonst das Kind von der Nabelschnur umwickelt wird M ). In Veckenstedt (Kreis Wernigerode) herrschte der Glaube, man dürfe das von der Spindel genommene G. Samstags nicht aufhängen, damit die Lämmer nicht zu früh geboren würden M ). Ist im Samland das G. soweit abgewirkt, daß man „nachlindern" (d. h. nicht so dick auflegen) muß, soll man es noch am selben Tage abweben; bliebe es über Nacht auf dem Webstuhle, so würde das nächstgeborene Kind sich einst aufhängen •·). Wenn die Weife verkehrt und der Fitzfaden nach unten hängt und unterdessen ein Kind zur Welt kommt, hängt es sich selbst auf " ) . ,ä| S t r a c k e r j a n 2, ^7. " ) H f l h n Geburt 257; Basel mündlich. " ) Z f V k . 9 (1899), 308. »·) F r i s c h b i e r Hexenspr. 126f. ") G r i m m Myth. 3, 475 Nr. 1083.
4. V e r h ä l t n i s d e r D ä m o n e n z u m G. In Kleinrußland hängt man Lappen, Gewebe und Fäden den Rusalky als Opfer an Eichen auf, sonst stehlen sie das G., um sich damit zu beschäftigen " ) . Diese Eigenheit der Dämonen haben Leute in Schlesien benutzt, um sie zu überlisten. In Liebenau hatten die Fenixmännchen einem Bauern sein Kind gestohlen. Er fuhr mit dem Wagen vor ihre Höhle, ergriff sein Kind und jagte davon. Als die Männchen ihm nacheilten, warf er ein Stückchen G., das er mitgebracht hatte, hinter sich und während die Männchen sich damit abgaben, konnte er entkommen " ) . Auf ähnliche Weise holte ein Mann aus Schwammelwitz sein von den Fenisweibeln gestohlenes Kind wieder; er warf den ihn verfolgenden Weiblein eine G.strähne nach der andern zu, die mußten sie erst aufhaspeln 40). Und eine Sechswöchnerin, die von den Fenixmännchen entführt war und ihnen regelmäßig an einem Wasser waschen mußte, erbat
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sich von den Leuten, die sie vom gegenüberliegenden Ufer erblickten, eine Strähne ungenetztes G., die mußten die Männchen erst auf die Weife wickeln; unterdessen konnte die Frau über das Wasser herübergeholt werden t t ). Die Letten in Kurland binden vor dem Roggenschnitt je drei Ähren rings um das Feld mit rotem G. zusammen, damit der Jóds (Teufel) den Segen nicht nehme " ) . Eine Hexe, die auf dem Husbyer Felde verbrannt werden sollte, bat eine strikkende Frau im Volkshaufen um ihr G.knäuel, und als sie es erhalten, wickelte sie es, einige Worte murmelnd, um ihre Finger und flog davon 4 3 ). Über unerschöpfliche G.knäuel, die Geister den Menschen verehren, s. u n erschöpflich. " ] G r o n m a n n 10. *·) K ü h n a u Sagen 2, 99 f. Ebd. 2, 157. " ) Ebd. 2, 99. ") M a n n h a r d t 1, 210. Für den Korndämon genügt es, drei Ähren vom Felde wegzunehmen, um sich die ganze Ernte anzueignen; s. Bilwis: ι , 1319. *') M ü l l e n h o i i Sagen 564 Nr. 572. Hünnerkopf.
Garten. I. Die Erkenntnis des Nutzens und Segens der Nähr- und Heilpflanzen, später die auch dem einfachen Menschen sich offenbarende Schönheit der Blumen und Zierlichkeit der Anlage, haben den G. zum Schauplatz der jenseitigen Seligkeit gemacht. Alte m y t h i s c h e V o r s t e l lungen haben sich rudimentär in Sagen erhalten, wenn das Totenreich als fruchtbarer G. erscheint x ), wenn im christlichen Volksglauben Vorhimmel und Himmel als großer G. gedacht werden *), wenn der Aufenthaltsort der ungeborenen Kinder im Kinderbrunnen als G. dargestellt wird 3), wenn in oder unter dem Frauhollenteich der G. der Frau Holle liegt *), wenn die Weiße Frau den Kindern Blumen und Obst aus ihrem Wunder-G. schenkt s ), wenn nach französischem Volksglauben das Phosphoreszieren des Meeres als Leuchten der Diamanten und Edelsteine, die den G. des Meeresgottes schmücken, aufgefaßt wird ·), wenn Drachen badende Mädchen entführen und sie als Frau in ihr unter dem
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Garten
Meere liegendes mit schönem G. umgebenes Schloß bringen 7 ), wenn im Meere ruhende, zu Zauberzeiten erscheinende untergegangene Städte zauberhafte Gärten zeigen 8 ), wenn das von einem Zwerg zu Gevatter gebetene Mädchen von ihm in einen unterirdischen schönen G. geführt wird ·), wie die Sage solche Zaubergärten besonders in Berge, auf oder in Glasberge, die von einem Karfunkelstein taghell erleuchtet sind, legt 1 0 ), wenn zu Zauberzeiten erscheinende verwunschene Schlösser ein prächtiger G. u m g i b t 1 1 ) , oder wenn ähnliche Wasser- und Erdsagen von Wundergärten sprechen 12 ), wie endlich auch der Teufel als Herr eines in tiefer Felshöhle liegenden Zauber-G.s erscheint l s ). ') M a n n h a r d t Germ. Myth. 446. *) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 287 f. ') M a n n h a r d t a. a. O. 256. ') Grimm Sagen y, L y n c k e r Sagen 17. 19. ') G r i m m Myth. 2, 808, nach 1 B e c h s t e i n Thüringen 4,221. *) S é b i l l o t Folk-Lore 2, 31. ») Ebd. 2, 36. ·) Ebd. 2, 56. *) R a n k e Sagen 124. u ) M a n n h a r d t Germ. Myth. 446 f. ») H e y 1 Tirol 602. " ) B e c h s t e i n Thüringen ι, 226. 232; S o m m e r t Egerl. 73 if. Nr. 37 ff. "*) M ü l l e r Siebenbürgen 192. 2. Neben diesen geschichtslosen Überlieferungen laufen solche, die ges c h i c h t l i c h bedingt sind und verfolgt werden können. Der heutige BauernG . M ) hat vielfach in Pflanzenbestand und Bewirtschaftungsart älteste Zustände erhalten: bei den Ruthenen ζ. B. trägt er neben Gemüse, Arznei- und Zierpflanzen auch eigentliche Brotgewächse, wie Kartoffeln, Mais und Hirse l s ). Hatten die vorrömischen Germanen ihr Haus mit einer doch sicher g.artigen Anlage umgeben M ), so erhielten sie die eigentlichen G.pflanzen, wie das auch deren Namen bekunden, und die eigentliche G.kultur doch erst von den Römern, wie diese selbst sie in früheren Jahrhunderten von Griechenland und Asien erhalten hatten. Das Einströmen römischer G.kultur in den Norden, das von der Völkerwanderungszeit bis tief ins MA. währte, fand seine Kulminationspunkte in K a r l d. Gr., der in seinem Capitulare de villis und im Specimen breviarii rerum fiscalium die
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italische Villa nach Deutschland verpflanzte und in der Anlage der Klostergärten 17 ). Noch heute trägt der deutsche Bauern-G. als Zier-, Nutz- und Heilpflanzen dieselben Blumen, Gemüse und Apothekergewächse, wie der G. des kleinen römischen Landbauern nach Virgilscher Schilderung M ) und wie vor einem Jahrtausend der deutsche Kloster-G. w ) . " ) VrI. die Lexika von E b e r t , S c h r ä d e r , H o o p s s. v. Garten; C h r i s t Zur Geschichte des alten Bauerngartens der Basler Landschaft und angrenzenden Gegenden. Basel 1916; P a u l y - W i s s o w a 7, i, 768ff.; R e u s c h e l Volkskd. 2, 100; S é b i l l o t FolhLore 4,440; S t o r f e r Jungfräuliche Mutterschafl 186; F r a z e r 12,281. " ) H o v o r k a - K r o n f c l d i , 5 4 f . " ) H e c k s c h e r 252. 275. 503. ") H e h n Kulturpflanzen 429f.; danach Pf a n n e n s c h m i d Erntefeste 604 f. ") H o v o r k a K r o n f e l d 1, 54. ") H e h n u. P f a n n e n s c h m i d a. a. O. ; M e y e r Baden 383 ; S a r t o r i Sitte 2,25; vgl. v. F i s e h e r B e n z o n Altdeutsche Gartenflora. Kiel 1894. 3. Mit dem G. ist auch mancher auf ihn bezügliche A b e r g l a u b e aus der Antike zu uns gekommen und hier mit autochthonen, oft freilich elementargedanklich in gleicher A r t schon bestehenden Glaubensvorstellungen verwoben und abgewandelt; oft auch schon verchristlicht durch die Kirche übertragen. Hatten schon die antiken Gärten ihre Schutzpatrone so wurden die mittelalterlicl en bestimmten Heiligen, wie der hl. Gertrud, unterstellt, und noch heute wird der Beginn des G.baus auf den Gertrudentag gelegt " ) ; so gehörte die Benediktion der Gärten M ) und G.früchte M ) zu den kirchlichen Institutionen des MA.s, und noch heute wird mancherlei altheidnischer verchristlichter Zauber zum Schutz des G.s angewandt: um ihn vor Läusen zu schützen, muß man ihn am Aschermittwoch mit Asche bestreuen **), wie man, unverchristlicht, um das Gemüse vorWürmern zu bewahren, einen Feuerbrand aus dem am Vorabend des Johannistages entzündeten Feuer in den G. trägt **). Nach verchristlichtem Zauber gibt Osterwasser den G.saaten kräftiges Gedeihen *·), nach unverchristlichtem werden Frauen nach der ersten G.arbeit (vgl. Pfluggang, erster) von den Männern regenzauberisch be-
Gartenzaun—Gastfreundschaft
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gössen A m K a r f r e i t a g als in kirchlich-heiliger Z e i t darf m a n n i c h t in den G. gehen, u m n i c h t R a u p e n h i n e i n z u t r a g e n n a c h v o r c h r i s t l i c h e m G l a u b e n g e l t e n bes t i m m t e G . p f l a n z e n als t a b u : eine aberg l ä u b i s c h e S c h e u h ä l t die r u t h e n i s c h e n B a u e r n a b , die Z a u n r ü b e ( b r y o n i a dioica, die a u s u n g e t a u f t g e m o r d e t e n K i n d e r n e n t s t e h e n soll, v g l . i , 321), die nicht eig e n t l i c h k u l t i v i e r t wird, a u s den G ä r t c h e n a u s z u r o t t e n *·). W i e der G. das O b j e k t s c h u t z z a u b e r i s c h e r M a ß n a h m e n ist, g i b t andererseits a u c h er Z a u b e r m i t t e l : heilzauberisch, w e n n a u s drei E r b g ä r t e n gestohlener K o h l gegen das V e r f a n g e n des H a u s v i e h s h i l f t 3 0 ) , m a n t i s c h , wenn eine in den G. f l i e g e n d e Elster, K r ä h e oder ein K u c k u c k die N i e d e r k u n f t eines M ä d c h e n s a n z e i g t 8 l ) . W i e der A c k e r (s. d.) ist a u c h der G . d e m B o s h e i t s z a u b e r der H e x e n , besonders d u r c h H a g e l s c h l a g , a u s g e s e t z t 3 8 ) . ») P r a d e l Gebete 63. *>) Z i n g e r l e Johannissegen 222; W r e d e Eifeler Vkde. 1 176. " ) F r a n z Benediktionen 2, 16. M ) Ebd. I, 361 ff. " ) F o g e l Pennsylvania 195. " ) ZfVk. Ii, 273. " ) H e c k s c h e r Hannov. Vkde. ι § 77; vgl. Acker 1 , 1 5 6 f. § 5. " ) Κ u h η Westfalen 2, 154; M a n n h a r d t Wald- u. FA. ι . 332. ») W u t t k e 75 § 87. »·) Η o v o r k a - K r o n f e l d 1, 55. M) W o e s t e Mark 55 Nr. 17. ") G r o h m a η η 6η. u ) SAVk. 3. 217· Heckscher.
Gartenzaun s. Ζ a u η. G a r t h a g e n s. E b e r r e i s Gast s. B e s u c h
2, 527 ff.
1, 1 1 7 2 ff.
Gastfreundschaft. I. Die a m b i v a l e n t e E i n s t e l l u n g gegenüber d e m F r e m d e n (s. d.) als d e m T r ä g e r r ä t s e l h a f t e r und u n b e k a n n t e r Kräfte f ü h r t a u f der einen Seite zur A b s p e r r u n g v o r ihm, zu seiner F e r n h a l t u n g und V e r folgung, auf der a n d e r n aber z u r aberg l ä u b i s c h e n Scheu, die ihm g ö t t l i c h e V e r e h r u n g zollt. Beide A r t e n des Begegnens setzen v o r a u s , d a ß der F r e m d e f r e m d bleibt und, selbst w e n n es zu einer Berührung kommt, nach kurzer Zeit w i e d e r e n t s c h w i n d e t . D e r C h a r a k t e r einer nur sporadischen B e r ü h r u n g v o n Ungleicha r t i g e m und U n v e r e i n b a r e m bleibt gew a h r t und b e w u ß t , m a g die B e g e g n u n g nun v o n a n b e t e n d e n oder einseitig f u r c h t -
b e s t i m m t e n und a b w e h r e n d e n G e f ü h l e n begleitet sein. Diese gegenseitige A b s p e r r u n g zwischen a l l e m nicht demselben B l u t - oder Stammesverband Angehörigem, also a l l e m F r e m d e n , ist aber auf die D a u e r unhaltbar, aus praktischen wie psychologischen und magischen G r ü n d e n . P r a k tisch b e s t e h t seit sehr alter Z e i t d a s B e d ü r f n i s n a c h einer gewissen B e w e g u n g s freiheit, nach G ü t e r a u s t a u s c h und V e r kehr, nach G e w i n n e n neuer E i n d r ü c k e und E r w e i t e r u n g des Gesichtskreises. Der konservativen, fremdenfeindlichen Tendenz ist in der menschlichen Seele i m m e r die v a r i a t i o n s f r e u d i g e , nach N e u e m begierige g e p a a r t . S o e n t s t e h t das p r a k tische B e d ü r f n i s *) n a c h S c h a f f u n g eines Verhältnisses, das a u c h , den F r e m d e n in das G e s e l l s c h a f t s g e f ü g e e i n b a u t . Noch dringender als der S e ß h a f t e bedarf der F r e m d e selbst, losgelöst v o n a l l e m H a l t , w i e ihn S t a m m e s - und V o l k s z u g e h ö r i g k e i t früher allein g e w ä h r t e , eines Surrog a t e s f ü r die normale R e c h t s - und Fried e n s g e m e i n s c h a f t , eines festen R e c h t s verhältnisses, n i c h t nur blinder A n b e t u n g . E i n solches B e d ü r f n i s nach H e r s t e l l u n g eines (möglichst dauernden) K o n t a k t e s m a c h t sich a b e r a u c h geltend, wo man i m F r e m d e n den (wenigstens potentiellen) T r ä g e r g ö t t l i c h e r K r ä f t e 2) erblickt, deren S e g n u n g e n m a n sich a n h a l t e n d versichern will 3) — ein B e m ü h e n , d a s j a a u c h den meisten r e g e l m ä ß i g e n K u l t e n zug r u n d e liegt. W e r diese M a c h t a b w e i s t , weist die L e b e n s k r a f t selbst hinaus, v o n der er und seinesgleichen leben. Der U n t e r g a n g , der solchem F r e v e l (s. d.) f o l g t , ist deshalb nicht „ S t r a f e " , sondern natürliche A u s w i r k u n g (s. U n g a s t l i c h k e i t ) . Die E r w e i s u n g v o n G., die B e g r ü n d u n g des Verhältnisses der G., ist nun die magisch-juristische M e t h o d e , den F r e m d e n oder das F r e m d e durch A u f n a h m e in den K r e i s der Hausgenossens c h a f t in die eigene W e l t e i n z u b a u e n . Die W i r k u n g e n der G. als A u f n a h m e in die H a u s g e n o s s e n s c h a f t sind w o h l zu unterscheiden v o n denen der H e r s t e l l u n g eines E i n z e l k o n t a k t e s zwischen früher F r e m den, wie er d u r c h B l u t s - oder W a h l -
309
Gastfreundschaft
brüderschaft oder Freundschaft herbeigeführt wird. G. umfaßt ursprünglich nicht nur die Einzelpersonen, sondern die Geschlechter, und nicht nur zeitlich gebunden; sie vererbt sich vom Vater auf den Sohn. Sie bringt einen Kommunismus der Güter mit sich. A m Kirchweihfeste verschwinden dem Südslawen noch heute die Grenzen zwischen Mein und Dein *). Und als Bestandteil dieses allgemeinen Kommunismus, der dem Gaste alles gewähren, alles anbieten und nichts verweigern darf, wie er heute noch im Orient sich andeutungsweise erhalten hat, stellt man Gastfreunden auch die Frauen des Hauses zur beliebigen Verfügung 8 ). G. ist eine Wechselbeziehung; durch Austausch von Geschenken kann sie symbolisiert werden, so wird ein Kontakt hergestellt. Deshalb soll man sich auch hüten, von Menschen, die man nicht kennt, Geschenke anzunehmen, damit nicht dadurch etwa mit dem Teufel der Kontakt hergestellt werde. G. bringt daher auch eine gewisse (beschränkte) Gemeinschaft des Kultes, des Rechtes und der Schutzpflicht, die aber weniger weitgehend ist als die durch Adoption hergestellte. Zusammenfassend: sie stellt die Hilfsmittel des einen dem andern zur Verfügung ·). Dies letztere ist wieder nicht nur praktisch, sondern vor allem magisch bedeutsam. Der Fremde, auch wenn er n u r als Mensch betrachtet wird, verfügt über Kräfte, die er vielleicht, wenn man ihn gut behandelt, dem Hause zu Diensten stellen wird, vielleicht, wenn man ihn schlecht behandelt, gegen dasselbe richtet. Man kann also, indem man den Fremden in den Rechts- und Liebeskreis der Gemeinschaft durch eine Art G. hineinzieht, etwaige üble Einwirkungen paralysieren. Deshalb muß man einen Besucher (s. d.) zum Niedersetzen einladen, damit er das Glück nicht aus dem Hause trage 7 ). Zu Zeiten, wo man sich besonders gefährdet fühlt (Geburt, Hochzeit, Tod), werden Geschenke verteilt e ) oder Einladungen erlassen. Freilich wird der Eingeladene damit in den Kreis des Hauses auch so hineingezogen, daß, Aver in einem
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Totenhause als Fremder Speise genießt, sich den Tod ißt 8). In späteren Zeiten verwischten sich diese direkten magischen Zusammenhänge; mit einer gefestigteren Rechtsordnung verminderte sich auch das praktische Bedürfnis und auch das psychologische verlor an Kraft, je mehr das Gemeinschaftsgefüge, indem es an Umfang zugenommen hatte, die Variationstendenz befriedigen konnte. In diesen Uebergangszeiten entstand die Vorstellung, daß die Fremden unter dem „Schutze der Götter" standen, die G. eine wohltätige Handlung sei und Verdienst bringe. Der primitive Geist aber hält es noch heute mit dem südslawischen Sprichwort: „ W e h dem Hause, in das keine Gäste einkehren" »). ») SAVk. 2, 119. *) M e y e r Religgesch. 255. ') L a i s t n e r Nebelsagen 285 f. «) Κ r a u ß Sitte u. Brauch 644 f. ·) H a r t -
l a n d Primitive Paternity pass. ; B r i f f a u l t The Mothers 3 pass.; W e i n h o l d Frauen 2, 337· ') S c h r ä d e r Reallex. 269 ff.; Grimm RA. I, 551 ff.; F i s c h e r Altertumsk. 60; F o n t a i n e Luxemburg 95; K o n d z i e l l a Volksepos 38 ff.; K l a p p e r Erzählungen pass.; S c h u l z Höfisches Leben 2, 444; S c h r ä der
Sprachvergleichung 2, 295 f. ; S i 1 1 1 Ge-
bärden 377; T e t z η e r Slaven 506; V i s s c h c r Naturvölker 2, 560. *) F o g e 1
440. *) S e l i g m a n n
Pennsylvania
ι, 235; 2, 290ft.;
H a r t m a n n Dachau u. Bruch 228 Nr. 86; ') Κ r a u Q Sitte u. Brauch 644 ff.
2. Allmählich trat mehr die profan rechtliche, profan charitative und profan soziale Seite der G. hervor. Die G. gab dem Verkehr der Fremden eine Rechtsbasis, von der ausgehend sich ein eigenes Fremdenrecht entwickeln konnte. Das Gastrecht selbst, d. h. die gegenseitige Verpflichtung zwischen Wirt und Bewirtetem 1 0 ), wird in immer festere juristische Formen gebracht und damit eingeschränkt. Die Verpflichtung, einem Fremden G. zu gewähren, wird ζ. B. zeitlich, etwa auf drei T a g e M ) , beschränkt; oder auch der Schutz des Gastes, die Schutzpflicht ihm gegenüber dauert nur, so lange er unter dem Dache des Wirtes weilt. „Solange er mit mir ißt, darf ihn niemand schlagen", sagt das herzegowinische Sprichwort. „Sobald er von mir fort ist, steht jedem das Feld f r e i " " ) . G. be-
3"
Gastromantie
deutet also überhaupt nicht mehr Herstellung dauernden Kontaktes. Ursprünglich war G. auch Verpflichtung zur Preisgabe jedes, auch des höchsten Gutes für den Gast, wie sie von Lot nach der alttestamentlichen Erzählung auch gegenüber den Engeln geübt wird. Später mindert sich dies zur Pflicht der Vertretung, zur Pflicht der Schonung gegenüber dem Feinde (s. Asyl). Aber es blieb der Gedanke lebendig, daß den Frieden des Hauses genieße, wer dort Brot und Salz genossen oder den Herd erfaßt hatte. Je einseitiger der Vorteil aus der G. später auf Seiten des Bewirteten lag, desto mehr wurde die charitative Grundlage betont, desto mehr sah man in dem Fremden den Armen, Unglücklichen, „Elenden", weil in der Fremde, im „ E l e n d " , Umherschweifenden. Um so mehr mußte betont werden, daß entweder die Götter die Aufnahme dieser Unglücklichen belohnen, als ob die Wohltat ihnen selbst erwiesen worden wäre, oder aber auch, daß sie bisweilen, um die Menschen auf ihre Nächstenliebe zu prüfen, auf Erden wandeln 13 ). Daneben erhält sich die Vorstellung, daß die anscheinend so Hilflosen doch etwa auch wertvolle Gaben zu gewähren haben mögen 14 ). Ein armer Zigeuner spricht über das g.liche Haus den Feuersegen, der ihm nun zum Schutze dient 1 4 ). Und das Märchen hält am längsten fest, daß die Einkehrenden eben doch Christus, die Apostel oder der liebe Gott sein können, die beim Scheiden dem Frommen die drei Wünsche freistellen. Allmählich entwuchs so die G. den strengen Formen: während sie auf der einen Seite in Wohltätigkeit überging, entwickelte sie sich auf der anderen zu einer ungebundenen Gastfreundlichkeit und Gastfreiheit w ), wo man um des Wohl- und Beisammenseins willen gern sich in Verwandtschaft, Freundschaft oder Nachbarschaft vereinigt und gelegentlich nur auch Fremde zusprechen und sich bewirten lassen. Die Gewohnheit, anläßlich eines Schweineschlachtens Einladungen ergehen zu lassen 17 ) oder Würste zu verteilen, sind vielleicht Reste
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einer alten Opfergemeinschaft. Die Bräuche, die mit dem Reih-um-Ziehen von Haus zu Haus u ) und dem unbekümmerten Schwelgen daselbst, Schwelgen bis nichts mehr übrig bleibt, zusammenhängen, gehen eher wohl noch auf frühere Vorstellungen, nämlich die eines ursprünglichen Kommunismus zurück. Sie sind zwar wurzelhaft anderen Ursprungs, als die eigentliche strenge G. Aber sie wurden immer mit ihr und den Anforderungen der Wohltätigkeit in Verbindung gebracht. In vorbildlicher Weise durch die Ermahnungen, wie sie Altes und Neues Testament nicht müde werden zu wiederholen: „Wenn du ein Mahl machest, so lade die Armen, die Krüppel, die Lahmen, die Blinden; so bist du selig; denn sie haben es dir nicht zu vergelten; es wird dir aber vergolten werden in der Auferstehung der Gerechten" M ). ,0) W u η d t Mythiis u. Religion 3, 534. ") S c h ö n b a c h Berthold v. R. in. ") K r a u B Sitte u. Brauch 646 ff. ") S c h ö n -
werth
Oberpfalz
hager
Sagen 82. ") M e i c h e
3, 393 ff. " )
Lenggen-
Sagen 590
Nr. 735. " ) ZfVk. η (1901), 92. ") S i m r o c k Mythologie 509. ") SchwVk. 11, 55; I i , 44 {. ") Luk. 14, 13. 13. M. Beth.
Gastromantie. I. Weissagung durch Bauchreden (γαοττ,ρ = Bauch). 2. Weissagung vermittelst eines bauchigen Gefäßes (γάιτρη). ι.
Έγγ«3τρ£μυθ«ς b e d e u t e t
ebenso
wie
ventriloquus für das Altertum anscheinend nie *) den harmlosen Bauchredner unserer Variétés, sondern einen Menschen, der in seinem Leibe einen weissagenden Dämon hat oder — in betrügerischer Absicht — zu haben behauptet. So werden in den antiken Lexikographen die Bezeichnungeniγγαστp'.μu»osundiγγβστpiμαvτις, Bauchredner und Bauchprophet, als nahe verwandte oder gar identische Begriffe nebeneinander aufgeführt *). Schon zur Zeit des peloponnesischen Krieges gelangte ein solcher Prophet namens Eurykles zu sprichwörtlicher s ) Berühmtheit *) und fand Nachfolger, die nach ihm Eurykliden oder auch Engastriten genannt wurden 5 ). Die Septuaginta überträgt in der bekannten Geschichte von Saul und der „ H e x e von Endor" °)
313
Gastromantie
r n r s (wörtlich : Inhaberin oder Herrin eines Πκ, d. h. eines Totengeistes) mit γυνή έγγαστρίμυ&ος. Ebenso wie an dieser und an anderen Stellen der Septuaginta ') weniger wirkliches Bauchreden als Reden imTrancezustand vorliegt, wird an anderer Stelle im 2. Jh. n. Chr. β ) γβστρομαντ*ΰ*ο8βι einfach im Sinne von „die Z u k u n f t voraussagen" g e b r a u c h t · ) . In gleicher Weise wird ventriloquus verallgemeinert und mit divinus, hariolus oder magus gleichgesetzt 1 0 ). Ähnliche Fälle der Verallgemeinerung sind auf dem Gebiete der Mantik nicht unerhört, vgl. ζ. B. Sortilegus (sorcier) und Nekromant für Zauberer schlechthin. Der weissagende Geist wird bisweilen mit P y t h o n bezeichnet u ) , die Hexe von Endor mit Pythonissa l s ), auch der Weissager heißt bereits im Altertum vereinzelt Python 1S ). Ja, in der Übersetzung der Septuaginta und der Vulgata von 1. Sam. 28, 8: μάντευιαι δή μοι iv τφ έγγαστρ'.μϋ8·φ = divina mihi in pythone scheint die Vorstellung zugrunde zu liegen, daß die fragliche Weissagungsmethode selbst mit έγγαστρίμυ9·ος und P y t h o n bezeichnet werden könne. Übrigens wird die K u n s t des Bauchredens auch bei den Negern zur Vortäuschung übernatürlicher Stimmen gebraucht M ). Die Divinationsliteratur des 16.—18. Jhs. begnügt sich im allgemeinen mit einer Wiederholung der aus der antiken Überlieferung entnommenen Zeugnisse. Caelius Rhodiginus (1450—1525) widmet dieser Form der G. eine ausführliche Darstellung, in der er u. a. von seiner Landsmännin Jacoba, einer einfachen Frau aus Rovigo, berichtet, die durch ihre prophetische Bauchrednerei in ganz Italien berühmt wurde; sie wurde von Potentaten konsultiert, und Caelius hat selbst oft den in ihrem Leibe hausenden Geist, Cincinnatus mit Namen, mit schwacher, aber verständlicher Stimme reden hören. Er antwortete, wenn man ihn anrief; seine Angaben über Gegenwärtiges und Vergangenes erwiesen sich als überraraschend zutreffend, über Zukünftiges als trügerisch. Gelegentliche Unwissenheit gab er durch Brummen zu erkennen M ). Die Folgezeit brachte eine ganze Reihe
314
solcher Charlatane männlichen und weiblichen Geschlechtes (s. A n m . 1). Rationalistisch gerichtete oder einseitig christlich eingestellte Autoren versuchen gern, die Weissagekunst der antiken Propheten und Prophetinnen als G., also als betrügerische Afterprophetie zu kennzeichnen, auch das Daimonion des Sokrates wird gelegentlich so erklärt M ). l
) B l ü m n e r
Fahrendes
Volk im
Altertum
(SitzbMü. 1918, 6) 24 nennt die Bauchredner zwar unter den antiken Spaßmachern, seine Belegstellen zeugen jedoch sämtlich nur für mantische Anwendung dieser Fertigkeit. Berühmte Bauchredner des 16.—19. Jhs., die sich vielfach ebenfalls den Anschein von Propheten gaben, werden aufgezählt und geschildert u. a. v o n D e l a C h a p e l l e Le Ventriloque (1774) 159ft.; F a b r i c i u s Btbliogr. antiquaria*
(1760) 599; Nouveau Larousse illustré s. v. Ventriloque. *) P o l l u x 2,168; S u i d a s und H e s y c h s. v. Suidas identifiziert mit Beziehung auf Sophokles die Sternomantie (s. d.) mit der G. *) P l a t o n Sophist. 252 C; P l u De
t a r c h
defectn
or acuì.
414 E
cap.
9;
I a m b l i c h o s bei P h o t i o s Β ibi. 94 ed. Bekker p. 75. *) Er erhielt eine Ehrenstatue im Theater von Athen : A t h e n . 119 E. *) A r i s t o p h . Wespen i o i 8 f f . mit Scholion. ·) ι . Sam. 28, 7 ff.; vgl. 2. Chron. 33, 6. ') B l ü m n e r a . a . O . Anm. 199; D a v i e s Magic
among the Hebrews
8 0 f f . ; H a 11 i d a y
Greek Divination 244. Luther übersetzt mit „Wahrsagergeist'*, die vorlutherische Bibelübersetzung mit „zauberter geyst", „zauberniss", ,,kunst der erkückung", s. K u r r e l m e ν e r
Die
erste
deutsche
Bibel
5,
120.
·) A l k i p h r o n Epist. 2, 4. ·) Vgl. u . a . C l e m e n s A l e x . Protr. 1,11; O r í g e n e s Contra Celsnm i, 36; auch in byzantinischer Zeit: P s e l l o s De operai, daemonum p. 55 Gaulmin. ,0 ) Man vgl. z . B . T e r t u l l i a n s Übersetzung von Jesaias 44, 25 in den Schriften Adv. Praxcam
c. 19 u n d Adv. Marcionem
c . 25
mit der Übersetzung der Vulgata, sowie deren Wortlaut 2. Chron. 33, 6 mit dem der Septuaginta. n ) ι . Sam. 28, 7: mulicrcm habentem pythonem. Das weissagende Mädchen Apostclgcsch. 16, 16, das ein πν«0μα πύθονα hat, ist bei A u g u s t i n u s De doctr. Christ. 20 eine Femina ventriloqua; die Stelle ist durch Aufnahme ins Decretum Gratiani I I caus. 26 quaest. 2 cap. 6 gewissermaßen kanonisch ge· worden. Weitere Stellen s. o. 1,550 unter Apollo. lt ) I s i d o r Etym. V I I I 9, 7. Pythonissa war bekanntlich im MA. und später weitverbreitete Bezeichnung für Wahrsagerinnen, Hexen usw., vgl. Art. P y t h o n i c u s . , , ) P l u t a r c h a . a . O . : t o ù ç έγγαατριμΰθους Εύροχλέας πάλαι, vuvl Bfc Πύθωνας προςαγοριοομένοος, vgl. H o p f n e r bei P a u l y W i s s o w a XIV ι , 1268. Ebenso ist ilK manchmal die wahrsagende Person selbst, vgl.
315
Gatte—Gauchheil
N o w a c k Handkomm, zum AT. I 4, 136. Bei í, u k i a η Lextphones c. 20 scheint 4γγαστρίμϋ9ος auf den Dämon selbst angewendet zu sein. " ) A r a o u i in Anthr. 12/13, 4 8 (Ruanda). " ) C a e l i u s Rhodiginus Lectiones anliquae 8, 10, v o n i h m in der H a u p t -
sache abhängig R a b e l a i s Garg. 4, 58, Dt. Ausg. v. G e 1 b c k e 2, 177, der die G. zu den Schwindelkünsten des M. Trippa (Agrippa?) zählt, vgl. a. G e b h a r d t Franz. Nov. 110. " ) B o d i n Démonomanie (1598); C a m e -
r a r i u s Comm. (1575) 4; De natura daemonum (1576) C 1 v ; D e 1 r i o Disqu. mag. 2 (1603), 161; P e u c e r De generibus divinai. (1560) 105; B u l e n g e r u s De rottone divinal. 3 (1621), 6 p. 199; C a r d a n u s Opera ι (1663), 563; F a b r i c i u s Bibliogr. ani.
(1760) 599, hier auch weitere ältere Literatur.
2. Die Herleitung der G. von γάστρη oder γάατρα, der Bezeichnung des Bauches eines Gefäßes oder eines bauchigen Gefäßes, findet in der Antike keinerlei Stütze und ist offenbar nur ein Versuch neuerer Zeit, die G. neben der Engastrimythie (s. 1) als besondere Weissagungsform hinzustellen. Die Technik entspricht in den zahlreich überlieferten Schilderungen ziemlich genau der H y d r o - , Κ a t o p t r o - , K r y s t a l l o - und L e kanomantie (s. d.). A m ausführlichsten ist die Beschreibung bei Pictorius (t 1569) 17 ), die von den S p ä t e r e n " ) meist wörtlich ausgeschrieben wird: Bauchige, mit Wasser gefüllte Glasgefäße werden mit brennenden Kerzen umstellt, eine halbverständliche Beschwörungsformel wird gemurmelt. Dann richtet das Medium, ein reiner Knabe oder ein schwangeres Weib, den Blick scharf auf die spiegelnde Fläche und gibt über das, was es darauf zu sehen glaubt, seine Auskünfte. Ein Nachklang in einem deutschen Diebentdeckungszauber: Ein unschuldiger Knabe sieht den Dieb in einer Flasche mit Weihwasser w ). ") De speciebus magiae (1559) c. 4 p. 55,
abgedruckt auch bei A g r i p p a Opera ed. Bering ι, 480, Dt. Ausg. 4, 163. Agrippa selbst bringt
Comment, in
Plin.
30, 2, Opera ed.
Bering 1, 529, nur eine ganz loirze Notiz.
*·) P e u c e r Comm. 124; D e I r i o Disqu. mag. 2, 169; L o n g i n u s Trinum magicum (1611) 92; B o i s s a r d u s De divinalione (1615) 15; B u l e n g e r u s Opuse. 199; C a r d a n u s Opera τ (1663), 564; P f u e l Electa physica (1665) 149; F a b r i c i u s Bibliogr.
ant. 600; T h i e r s
Traiti 1, 185; vgl. a.
316
Grimm
Faust
Myth. 2, 930;
465;
Kiesewetter
F r e u d e n b e r g
kunst 50 (nach Pictorius). Volksfeste 117.
M
Wahrsage-
) Montanus Boehm.
Gatte s. E h e 2, 564 ff. Gauchheil (Colmarskraut, [roter] Hühnerdarm; Anagallis arvensis). 1. B o t a n i s c h e s . Niedere Pflanze aus der Familie der Schlüsselblumengewächse mit gegenständigen, eiförmigen, ungestielten Blättern. Die sternförmigen Blüten sind ziegelrot, bei einer Unterart (A. caerulea) blau (in den alten Kräuterbüchern nach dem Vorbild des D i o s k u r i d e s *) als der „weibliche" G. bezeichnet). Der G. ist ein häufiges Unkraut in Äckern und auf Gartenland *). Er wurde früher in der Heilkunde verwendet. ») Mat. med. 2, 178. ») M a r ζ e 11 Kräuterbuch 368.
2. Schon in der A n t i k e wurde die Pflanze anagallis zu Sympathiekuren benutzt®). Nach Dioskurides4) ruft die rotblühende Art den Mastdarmvorfall hervor, die blaublühende heilt ihn. Nach Ρ1 i η i u s schreiben einige vor, man müsse die Pflanze, ohne vorher etwas geredet zu haben, vor Sonnenaufgang sammeln und sie begrüßen, sie dann von der Erde nehmen und ausdrücken ; auf diese Weise sei sie am heilkräftigsten e ). Der G. war anscheinend auch den Galliern als „ s a p a n a " bekannt e ). Nach F u c h s 7 ) haben die „alten abergläubischen Teutschen" die Pflanze deswegen G. geheißen, weil sie glaubten, daß da, wo das Kraut am Eingange des Vorhofes aufgehängt werde, allerlei „gauch und gespenst" vertrieben werde 8 ). Als S y m p a t h i e m i t t e l (wegen der r o t e n Blüte) wird der G. gegen Nasenbluten gebraucht ·). Gegen Epilepsie hing man die rotblühende Art an 1 0 ). Jetzt soll sie noch als Zaubermittel gegen Gicht ( = Gichter = Epilepsie ?) getragen werden (Baden) 11 ). Die „Fellwurz", die in einen Tuchflecken eingenäht, den Haustieren gegen das „Augenfell" um die Augen gebunden wird (Oberbayern) 1S ), ist vielleicht der G., der schon bei D i o s k u r i d e s und Ρ 1 i η i u s gegen die „weißen Flecken in den A u g e n " empfohlen wird. Auch
317
Gaue, F r a u — G a u n e r
313
unter dem „roten Hennadarm", der Knaben in die Wiege gelegt wird, damit sie von „Fraisen" (Eklampsie usw.) verschont bleiben, ist wohl der G. zu verstehen 1S ).
Da man ein Trudenmal (s. Hexenmal) an ihm fand, wurde er solange gefoltert, bis er ein ausführliches Geständnis ablegte (s. Hexenprozesse). Er wurde 1611 lebendig verbrannt *).
*) P a u l y - W i s s o w a i, 2, 2021 f. «) Mai. med. 2, 178. ·) Nat. hist. 25, 145; vgl. Β r u η f e 1 s Kreuterbuch 1532, 214 : B o c k Kreuterbuch 1 (1539). 112 v . ·) H ö f 1 e r Kelten 254. ') Kreuterbuch 1543 cap. 6. *) Vgl. Z f V k . 24, 5. ') S t a r i c i u s Heldenschatz (1679), 504. 10 ) W e c k e r u s De secretis (1701), 133; vgl. auch J ü h l i n g Tiere 277. " ) Z i m m er ma η η Pflanzt. Volksheilmittel 260. " ) M a r z e l i Bayer. Volksbotanik 167; auch in Frankreich: R o l l a n d Flore pop. 9, 60. «) M a r z e l i Bayer. Volksbot. 156.
H a u b e r Bibliotheca magica 1, 457 i f . ; K i e s e w e t t e r Faust 129 f. Weiser-Aall.
3. Wenn die Kelche des G.s („Glückshafe"), der im Herbst auf Kartoffelfeldern gefunden wird, voll Samen sind, so wird das nächste Jahr gut, im entgegengesetzten Fall kommt ein Mißjahr M ). Breiten sich die Blüten des G.s am Morgen recht fröhlich aus, so regnet es in 24 Stunden nicht; versteckt sich diese unter die Blätter, so gibt es einen Schauer, und schließen sie sich gar nicht auf, so fängt es bald stark zu regnen a n 1 6 ) . Richtig ist, daß sich die Blüten des G.s bei bedecktem Himmel schließen, worauf auch Volksnamen wie Regenblom (Schleswig), Wetterblume (Riesengebirge), Gewitterblume (Schlesien) anspielen 1β ). X) M a r t i n u. L i e n h a r t ElsWb. 1, 306; vielleicht liegt hier eine Verwechslung mit den Becherpilzen (s. Pilze) vor. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 206. " ) Vgl. auch M a r ζ e 11 bei H e g i III. Flora v. Mittel-Europa 5, 1869. Mar zeli.
Gaue, Frau s. W o d a n . Gaufridy. Louis G. soll im Nachlasse seines Oheims ein Zauberbuch gefunden haben, mit dessen Hilfe er den Teufel beschwor, mit ihm einen Pakt schloß, um Ansehen und Frauengunst zu erlangen. Er wurde in Marseille Priester und galt für besonders fromm, bis die Teufel Beelzebub, Asmodeus und Leviathan durch den Mund besessener Nonnen die schrecklichsten Dinge gegen ihn aussagten (s. Grandier), ihn den obersten Zauberer in Frankreich, Spanien, Italien, England und Deutschland nannten. Daraufhin wurde er vor das Ketzergericht gebracht.
Gaumen. Weiber mit weißem G. sind der Zauberei und Hexenkunst verdächtig; bei der Brautschau wird darauf gesehen *). ») Z f V k . 7, 252.
Stemplinger.
Gauner. Nach der ursprünglichen Wortbedeutung von G. ( = Jauner vom hebr.jüd. jänä—übervorteilen,überlisten) ist es die Eigentümlichkeit des G.s, daß er alle Arten von Verbrechen mit Überlistung und Betrug gewerbsmäßig begeht. Das G.tum stellt keinen besonderen Stand dar, sondern setzt sich in weitestem Sinne aus den verbrecherischen Elementen aller Stände und Berufe zusammen, so daß sein Bestand sehr mannigfaltig und wechselnd ist. Es gehört dazu ebenso der moderne internationale Hochstapler und Betrüger von verschiedener fachlicher Betätigung, so als Urkunden- und Paßfälscher und Falschspieler, wie verschiedene Gruppen der Fahrenden, so Vaganten, Landstreicher; als solche werden sie oft als Brandstifter gefürchtet; auch betätigen sie sich gelegentlich als Opferstockdiebe. Ferner gehören zum G.tum jene Bettler, denen die Bettelei die Maske für die sich dahinter versteckende G.ei ist (s. Bettler), ferner Diebe (s. d.), Einbrecher, Räuber (s. d.) und auch die Zigeuner (s. d.) *). Der Aberglaube zeigt drei Betätigungsformen : 1. die abergläubischen Anschauungen der Nicht-G. in bezug auf den G. 2. die betrügerische Ausnützung des Aberglaubens der Nicht-G. durch den G. 3. eigener Aberglaube des G.s. I. Die abergläubischen Anschauungen über den G. erklären sich aus seiner historischen Erscheinung, vor allem aus seiner Heimat-, Ehr- und Rechtlosigkeit im MA., und zum Teil auch aus dem un-
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Gauner
christlichen Leben. Sie haben somit dieselben Grundlagen wie die über die Fahrenden im allgemeinen (s. fahrendes Volk 2, 1 1 2 4 ff.). Durch die innige Verbindung mit den überaus zahlreichen jüdischen G.n, die im Gegensatz zu den deutschen an ihrem Kultus festhielten, steigerten sie durch gewisse Späße und Tricks das Geheimnis über ihre Person und ihr Leben und wurden dadurch in weiterer Entwicklung in die Nähe des Teufels und seiner Verbündeten gerückt, so daß sie in die Hexenprozesse verwickelt erscheinen*). Ebenso mußte die Verwendung einer Geheimsprache, des Rotwelschen ®), dessen Wortbestand größtenteils aus dem Hebräischen stammt, diese abergläubischen Anschauungen noch steigern, ferner die Gebärdensprache, desgleichen die geheimen G.zeichen verschiedener Form und die auch heute noch verwendeten graphischen Zinken. Diese hatten für den, der sie sah, eine bestimmte abergläubische Bedeutung a) durch ihre Form, so der Kreis (Hexen- und Zauberkreis), Pfeil, Dreieck, Strich, Quadrat (s. d.), Schlangenlinie, Schlüssel (s. d.), oder ein Tier, wie Pferd, Hund, Fuchs, Ziege, Schwein, Schaf, Hahn, Ente, Eule (s. d.). b) durch den Ort ihrer Anbringung: wiesen die Zinken an Kreuzwegen den folgenden G.n die Wegrichtung der früheren an, so waren sie gerade deshalb vom Nicht-G. gefürchtet (s. Kreuzweg) *). Das oft rätselhafte Entkommen der G. aus den Gefängnissen ließ den Glauben über sie entstehen, daß sie die geheime Kunst besaßen, alle Fesseln und Schlösser zu öffnen 6 ). Ihr Erscheinen wird gefürchtet, und um ihre Feindseligkeit und Hexerei unschädlich zu machen, schüttet man ihnen beim Verlassen des Hauses gesalzenes Wasser nach (Steiermark) ·). Man sieht in ihnen Unglücksboten und gibt ihnen gern, was sie verlangen, um sie weiter zu bringen T). ') A v é - L a l l e m a n t Das deutsche G.tum in seiner sozialpolitischen, literarischen und linguistischen Ausbildung zu seinem heutigen Be-
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1846; Alemannia 19, 73 ff. *) A v é - L a l l e m a n t 2, x8ff.; T h i e l e Die jüdischen G. in Deutschland. Berlin 1842; H o c h h o l z
Sagen 2, 160. *) K l a g e Rotwelsch. Quellen und Wortschatz der G.sprache und der verwandten
Geheimsprachen. StraOburg 190 t; L. G ü n t h e r Das Rotwelsch der deutschen G. Leipzig 1905; D e r s . Die deutsche G.sprache und ver-
wandU Ge'eimsprochen. Leipzig 1919; Stumme Über die deutsche G.sprache und verwandte Ge-
heimsprachen. Leipzig 1903; A v é - L a l l e m a n t 2, 43 ff.; PBB. 45, 138ff.; ZfVk. 15, 467 lt.; 17, 245 ff.; MsäVk. 19, 248 ff.; G ü η t e r t Göttersprache 84. 125; B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 435ff.; R e u s c h e l Volkskunde ι, 46; Q u e r i Bauernerotih 167ft.; SAVk. 3, 239 ff.; G r o ß Handbuch 1, 443 ff.; L e w a l t e r - S c h l ä g e r 461 ; E r k - B ö h m e 3, 878. *) A v é - L a l l e m a n t 2, 44ff.; SAVk. 3, 151 ff.; G r o ß Handbuch 1, 406ff. *) B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 412. ·) R o s e g g e r Volksleben 68. ') W e i z e r
•Culturbilder 25.
2. Der G. sucht den Aberglauben des Nicht-G.s für seine Zwecke auszunützen; er hält sich sogar für aufgeklärter als jener, und daraus erklärt sich zum Teil seine Prahlerei jenem gegenüber. Um die gaunerischen Absichten desto sicherer zu erreichen, täuscht der G. a) solche Krankheiten und Gebrechen vor, Uber die abergläubische Ansichten herrschen, so die Fallsucht (s. d.). Dadurch kamen sie wieder mit dem Teufel in Berührung, da zur Zeit der Hexenprozesse Fallsucht mit Exorzismus behandelt wurde*). Schwangerschaft täuschte die G.in vor den Polizeibehörden wohl deshalb vor, weil diesen ihre Niederkunft Schwierigkeiten machte, aber auch weil hierüber bestimmter Aberglaube mitspielen mochte 9 ). b) nützen die Zukunftskündigung des Nicht-G.s bestimmte Gruppen aus, indem sie das Wahrsagen I0 ), aber nur gelegentlich, pflegen, ferner das Kartenschlagen n ) . Wahrsagen erfolgte auch mit einem sogenannten Erbschlüssel. Die G. nahmen diese vor, um den Verdacht eines von ihnen selbst verübten Diebstahls abzulenken (s. Sieb, Schlüssel) 12 ).
c) Den Glauben an die Schatzgräberei nützten sie ebenfalls gelegentlich zu stände. Neu herausgeg. von M. Bauer, München einem Betrug aus. Sie überredeten Per1914; L. G ü n t h e r Die G. Leipzig 1919; B i r l i η g e r Aus Schwaben 2,411 ff.; Roch- sonen, die an das Vorhandensein eines l i t z Das Wesen und Treiben der G. Leipzig Schatzes und an die Möglichkeit seiner
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Gebäck
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Bezeichnung für Bäcker: Pf ister von pistor, auch als Eigenname verbreitet J) ; dann aber weist der erste deutsche G.-katalog bei Ekkehard in seinen benedictiones ad mensas 2) die typischen römischen Bezeichnungen für feinere Brotund G.arten auf: 1. torta 3 ) panis ahd. kuocho *), franz. tourterie, erwähnt 1355 in einem Brief 8) ; nach den bei Du Cange 1. c. angeführten Stellen war es ein im Kloster sehr beliebtes G., von einer Glosse ®) als Kranz-G. erklärt; panis coronatus 7 ) wird in einem Beleg vom Jahre 1050 zitiert; 2. panis lunatus (glossiert: in lunae modum factus), zu vergleichen sind die griechischen Mond-G.e βήρηχ«; und βο3ς 8) (vgl. Kipf) ; 3. panis elixus (ce3. Die Ausnützung des Aberglaubens sotin brot) ; 4. panis frixus cum sale mixtus = gerest (girostet) ®), gepregelt in oleo vel des Nicht-G.s durch den G. würde erwarten lassen, daß er selbst keinerlei butyro, nach einem Vokabular 1488 10 ); 5. panis per ova levatus (ova levant sicut Aberglauben besitzt. Doch ist zu bemerken, daß sie die lange Zeit geübten aber- fex); 6. panis de fece levatus, fermentatus(levatus fermento); 7. oblatae; oblata gläubischen Praktiken selber nach und nach zu glauben beginnen. Sie pflegen ist nach den Stellen bei Du Cange (6, 7) zunächst eine noch nicht konaber auch den allgemeinen Aberglauben, wie er in den Berufen und Ständen geübt sekretierte Hostie, dann aber ein dünnes G. aus Wasser und feinem Mehl bereitet wird, aus denen sie herkommen. Daher ist von einem besonderen G.aberglauben und im Feuer in eisernen Formen gehier weniger anzuführen; es ist dagegen backen, auch Nebula genannt; die Hauptder Aberglaube der Einzelgruppen zu be- stelle findet sich in den veteres consueachten, die das G.tum bilden, so beson- tudines des Klosters Cluny: In Quinders der Diebe.Zur Bedeutung der mensch- quagesima, quia de caetero nec caseum lichen Exkremente s. d. Die Zukunfts- nec ova comedimus, post vesperos ad coenam de ipsis ovis coctis in pipere habekündigung pflegen die G., indem sie am mus generale, quod toto anno amplius Christtag und Karfreitag mit besonderem Vorbedacht Einbrüche ausführen, weil non contingit, ut aliud quod ea vice habeder Erfolg an diesem Tag von Vorbedeu- amus, praeter solum panem et si forte tung für das ganze Jahr sei , 4 ). Wer in der sunt in promptu cruda poma, vel ea quae in ferramento (vgl. panis ferratus Neujahrsnacht nicht erwischt wird, hat das ganze Jahr Glück (Karlsbad-Dup- erwähnt 1392: Du Cange I, 133) characterato fiunt, et ab hominibus Romanae pau) '*). linguae nebula a nostratibus appellan") B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 427ft. t e oblatae; in der deutschen Schweiz ") John Westböhmen 29. Jungwirth. kennt man Offleten; 8. azima; panis azyGebäck (s. Gebildbrote, Fladen, Krap- mus kommt sehr häufig in der Vulgata vor ll fen, Kuchen, Howölfle, Oster-G., Neu- und bei den Kirchenvätern ) ; es ist ein dünner kreisförmiger, oft mit ö l bestrijahrs-G., Weihnachts-G., Wecken, Semchener Fladen „non fermentatus" oder mel, Nudeln, Mutschel, Zelten usw.). Daß „leviter fermentatus"; ähnlich das panis die feinere G.technik von den Römern 12 zu den germanischen Völkern kam, acrozymus ), glossiert mit „geseorid" dafür spricht einmal die in Süddeutsch- leviter fermentatus; im Summarium Hen13 land und in der Schweiz früher häufige rici ) ist azimus mit „derbebrot" erBichtold-Stlubli, Aberglaube IIL II
Hebung dachten, eine bestimmte Summe Geldes aufzubringen, um damit den unter dem Schutz eines Geistes stehenden Schatz lösen zu können. Sie verlangten auch Geld, um die notwendigen geheimnisvollen Zauber- und Drudenbücher, dasChristoffelesgebet (s. 2,72 ff.), die sogenannte Weimarischebibel von 1505 mit den 7 Büchern Moses herbeischaffen zu können. Nach Erhalt des Geldes verschwanden sie für immer 13 ). Das Kurpfuschen, Quacksalben wurde ebenfalls von bestimmten g.ischen Gruppen betrieben. ·) A v é - L a l l e m a n t 2, 37. ·) Ebd. 2, 36. ") Ebd. 2, 196 ff. ") Ebd. 2, 201 ff. '«) Ebd. 2, 205. ") Ebd. 2, 207.
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Gebäck
k l ä r t ; hierauf folgen die B r o t e a u s verschiedenen M e h l a r t e n ; darunter a u c h 9. panis subcinericius, welches a h d . f o c h a n z a 1 4 ) hieß, zu focacius (ciñere coctus), j e t z t Fochaze, ein in der A s c h e gebackenes f l a c h e s G., f r a n z . pain de f e u , e r w ä h n t 1339 1 6 ). Dieses panis subcinericius e r w ä h n t a u c h Murmellius in seinem P a p p a p u e r o r u m 1 β ). Z u 3. panis e l i x u s 1 7 ) (gisoten) 1 8 ) ist so viel wie lagaña, glossiert mit a z y m u s l 9 ) oder πόπανα w ) oder : farina p r i m u m in a q u a deinde in oleo f r i g i t u r 2 1 ) oder gesotin b r o t 2 S ) ; Carrichter e r w ä h n t Mutzeng e b r ü e t b r o t 2 S ) . Z u 4. D a s w a r e n B r o t schnitten, in B u t t e r g e r ö s t e t ; ein ähnliches B a c k w e r k sind die keulenförmigen gebackenen Schnitten in Württemb e r g 2 4 ) ; neben den F u n k e n r i n g e n werd e n diese S c h n i t t e n a m F u n k e n s o n n t a g unentgeltlich i m G a s t h a u s a n g e b o t e n . Z u 9. A s c h e n k u c h e n b a c k t die B ä u e r i n a u c h h e u t e noch a n j e d e m B a c k t a g , so im Vogtlande2B). In der O b e r p f a l z b a c k t m a n jedesmal a m B a c k t a g f ü r das Holzfräulein einen oder zwei A s c h e n k u c h e n und l ä ß t sie auf d e m H e r d e s t e h e n ; diese K u c h e n sind runde Scheiben a u s B r o t t e i g , welche m a n mit der G a b e l öfters durchsticht, d a m i t es keine Blasen g i b t ; sie w e r d e n v o r n e a m Ofen gebacken, w o die A s c h e l i e g t ; d a h e r springt die A s c h e auf sie, und so heißen sie A s c h e n k u c h e n 2 β ) . Im S u m m a r i u m Henrici f i n d e n wir folgende G.a r t e n 8 7 ) : t o r t a - k u c h o v e l f l e k k e l i n ; crustula-brezitella (vgl. Brezel); artocreaeK r e p h e l i n ; f r i x i l l a e - K u c h e l i n ; torta-ringila, stechilinc (stekkelinga) ; in andern Glossen: crustula-rinc. Ein spezielles K l o s t e r - G . w a r das 1627 in einem Heimbacher W e i s t u m e r w ä h n t e Credemich oder Credemihi **) : der a l t burgemeister e m p f a n g e t den hoffneren i m kloster 30 credemihi und ein s t u c k Vees; bei L a n z e l o t M ) erfahren wir v o n „ c r e d e m i k e n wit aise ên snê; D u Cange s. v . credemica 30) bringt einen franz. B e l e g : ad p o n t e m de W e r d i n debet cellarius 12 allecia (Häringe) et credemicas; der G . n a m e ist, wie schon G r i m m ®°) v e r m u t e t e , aus der s c h e r z h a f t e n A n l e h n u n g des f o r m e l h a f t e n
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„ c r e d e m i h i " oder „ c r e d e m i c h " an den G . n a m e n micha oder michia (mica = p a r v u l u s panis, une miche) w ) entstanden : et chascuns a v é r a une miche et d e u x h a r a n k e s I 2 ) (Häringe, wie oben) ; schon G r i m m verglich den Hennebergischen K l ö ß e n a m e n „ H e r r G o t t b e h ü t e s " oder einfach „ h ü t e s " . Z u vergleichen ist auch der G . n a m e m e s c h u k e n M ) f ü r Z w i e b a c k ; v g l . Mutschel oder Michel. F ü r die B a c k t e c h n i k der feinen G . a r t e n w a r es ein w i c h t i g e r Schritt, als m a n anfing, neben Eiern und Milch B u t t e r zu g e b r a u chen, wie Plinius r i c h t i g b e t o n t : q u i d a m e x ovis a u t l a c t e s u b i g u n t , b u t y r o v e r o gentes e t i a m p a c a t a e , a d operis pistorii genera t r a n s e u n t e cura 34 ). Die einfache und anfängliche A r t des G.es ist wohl die noch in Siebenbürgen ü b l i c h e : das k n u s p r i g g e b a c k e n e E n d s t ü c k ; oit m a c h t man hier a u s der S c h ä r r eine A r t G., so die G e v a t t e r s c h a r r f ü r die K i n d b e t t e rin S i ). Im E g e r l a n d m a c h t m a n aus den Teigresten das G o t e i c h Μ ) , eine A r t Brezel, in Tirol den G o t t w ) (vgl. b a c k e n A . 175). In der S c h w e i z wird a u s den T e i g r e s t e n das Scherrmutscheli g e b a c k e n , d a s m a n den a r m e n L e u t e n gibt, d a m i t sie in der K i r c h e d a f ü r b e t e n M ) . !) P a u l DWb. 363; K l u g e EtlVb. 3O7; H o o p s Reallex. 1, 152. *) Mitt. antiquar. Ges. Zürich 3, 106 ff. *) G ö t z Corpus Glossariorum latinorum 7, 357. *) S t e i n m e y e r - S i e v e r s Ahd. Glossen 3, 213. ') D u C a n g e 8,133. ') G ö t z 1. c. ') D u C a η g e 6, 132. ·) Ρ a u 1 y W i s s o w a 11, 2097. ·) S t e i n m e y e r S i e ν e r s 1. c. 3, 213, 58. 153, 59. 10) Mitt. antiquar. Ges. 1. c. 117. n ) Thesaurus Linguae latinae 2, 1645 ; I s i d o r Orig. 20, 2. ") I s i d o r I.e.; D u C a n g e 6, 130. ls) S t e i n m e y e r - S i e v e r s I.e. 3, 213, 28. M ) G r a f i Althochd. Sprachschatz 3,441: fochenza-lagana; in Tirol ist Fochaz der Osterfladen: Ζ i n g e r l e Tirol 150 Nr. 1291 und 1295; I s i d o r von S e v i l l a 20, 2; (M i g η e 82, 708 mit Anmerk.). " ) D u C a n g e 6, 133. " ) De cibi generibus in der Ausgabe von G e r v a s i u s Sopherus Brisacensis 1517; vgl. J o h . P l a c o t o m u s De tuenda bona valetudine libellus Eobani Hessi, Kloster 6,1081 ; zu allem: H e y n e Hausaltert. 2. 272—77. " ) G ö t ζ 1. c. 6, 381. M) S t e i n m e y e r - S i e v e r s 1. c. 3, 213, 57. 153, 67. " ) Thesaurus Linguae lat. 2, 1645: azymus. ») G ö t z 1. c. 3, 314, 8. " ) 1. c. 5, 505, 21. **) S t e i n m e y e r - S i e v e r s I.e. 3, 616,
3*5
Gebäck'
31 ; G r a f f 1. c. 3, 441. " ) Β. C a r r i c h t e r Der Teutschen Speiskammer (Straßburg 1614), 101. " ) B i r l i n g e r Volkstümliches 2, 64. " ) K ö h l e r Voigtland 263. " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 377, 19. ") S t e i n m e y e r - S i e v e r s Alth. Glossen 3, 213. 153, 25 ff.; vgl. G r a f f 1. c. 4. 360; 6,637: stechilin-tortus panis. " ) G r i m m Weistümer 1, 619; Haupt's ZfdA. 2, 191. »·) Haupt's Zs. 7, 562 ; vgl. W e i η h o 1 d Frauen 2, 55. 2, 6ιο; vgl. Germania 15. 79 ff· " ) Vgl. Α. 28. ») D u C a n g e s. v. micha5, 374; L i t t r é Dictionnaire î, I, 552. M ) Germania 1. c. **) P l i n i u s Hist. nat. 18,105 (3,171 Mayhoff); S c h r ä d e r Reallex. 1, 35; P a u l y - W i s s o w a 11,1088 ff. " ) S c h i i l 1 e r u s Siebenb.-sacks. Vk. 1926, 74. 3·) Egerl. 9, 47 ff. " ) Ζ i η g e r 1 e Tirol 36 Nr. 293. Ά ) Schweizld. 4. 599; vgl. 602: Scherrmütscheli.
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jeden T a g wieder; endlich blieb sie aus, und d a gingen auch die Stritzel zu E n d e " ) (Kärnten). *') W i t z s c h e l Thüringen 2, 159, 3. ) H ö i 1 e r Weihnachten 42 aus Niedersachsen 1902, 94. «) Glaube 2, 267. 269. M ) G r a b e r Kärnten 91, i n . »') ZfdMyth. 4» 299. u
4. G.opfer: In den Ilkenborn bei Sievershausen werfen die Kinder noch jetzt Brot, G. und Blumen; auch in den Reinhardsbrunnen bei Göttingen ließen früher die Mütter und Mägde, welche die kleinen Kinder dahin führten, ihre Schützlinge Kuchen oder Zwieback werfen oder taten es selbst; vor allem geschah das an Pfingsten ; man sagte den Kindern, es sei 2. Eine sehr alte Art von Fest-G. ist der eine Gabe f ü r die ungeborenen Kinder in Züricher Eierring und der Hirzen; diese dem Brunnen M ) . G.art führte man bis auf K a r l den Großen Im Mömpelgarder L a n d im Elsaß zurück 3 9 ). Ein altes G. ist auch das Fürstellte früher der, welcher in der Mitterwitzel 4 0 ). Über die deutschen G.arten vgl. nacht von Silvester auf Neujahr zuerst den K a t a l o g der Höflerschen Schriften am zum Brunnen kam, auf den BrunnenSchlüsse der Gebildbrote (3, 405), ferner stock eine frisch gebackene W a f f e l , in Pfannensch mid 4 1 ), über elsässische Pasteder sich ein Bündel Flachs befand M ) . I n ten-G.e Stöber 42 ), über G.bezeichnungen Österreich legte man a m Weihnachtsim Galloromanischen Bauer über sizifesttag oder a m Nikolaustag ein länglianische G.e L e m k e 44 ), über G.e beim liches G. in die Hauslache, um damit das Hausbaufest Höfler 4S ), über G. in Würt4β Wasser zu füttern M ). In Tirol w i r f t man, temberg Höhn ). ") R o c h h o l z Sagen 1, 246ff. " ) D e r s . wie sonst Brot (vgl. B r o t § 19), G. wie Nudeln und K r a p f e n ins Feuer, um die Glaube 2, 270. ") Erntefeste 554 ff.'; vgl. F o x Saarland 399. 422 ; Τ e t ζ η e r Slaven 506. Feuersbrunst zu löschen ® 5 ). Z u den " ) Deutsche Mundarten 4, 474; G é r a r d Opfern, die man beim Verbacken des L'ancienne Alsace à Table. Colmar 1862, 172. ") Gebäckbezeichnungen im Gallo-Romanischen. neuen Mehles darbringt (vgl. Brot § 1 5 ) ist ein Schweizer Brauch zu vergleichen: Diss. Gießen 1913. " ) ZfVk. 21, 29. " ) Egerl. 14 (1910), 57 ff. 7 5 « · " ) Tod 350. Von dem ersten aus dem neuen Mehl hergestellten G., dem „ Ä r e n b r o d " , gibt 3. In Thüringen machen die Eltern in man den Armen 5 *). In Flandern s r ) b a c k t der Adventszeit die Kinder auf das Abendman zu Michaelis ein besonderes Weißrot a m Himmel aufmerksam und sagen, mehl-G., Vollerte genannt; dieses G . dafl dort das Christkind das Zuckerwerk steckt man den Kindern nachts heimlich f ü r die guten Kinder b a c k e 4 7 ) ; auch die unter das Kopfkissen, damit es diese a m Kringel und Stuten werden v o n den Morgen beim Erwachen finden. In ÖsterEngeln gebacken. Über das G. im K i n reich ®*) vergräbt man in den Zwölften derreim siehe Rochholz ; in K ä r n t e n ein daumenförmiges G. in die Erde (vgl. geht a m Vorabend des Perchtensonntag Kuchen, Zelten). G. als Opfer f ü r Hausdie Percht um und schenkt den braven geister finden wir nach dem tractatus de Kindern Nüsse und B a c k w e r k w ) . Z u einem Halterbub, der wenig zu essen imaginibus des Friedrich Schenk in den Niederlanden 5 *) : A n d e m F e s t hatte, kam eine weiße F r a u und gab ihm Pauli-Bekehrung machte man früher Stritzel; die sagte ihm, er solle nur davon einen Paulus aus Stroh und setzte ihm essen, so oft e i hungrig sei; die Stritzel B u t t e r - G . vor. I m Schwarzwald i 0 ) legt gingen nicht aus, und die weiße F r a u k a m II*
Gebärde
32 7
man an Fastnacht dem Fuchs G. unter die Hecke, damit er sich nicht an den Hühnern vergreife. G.opfer, durch die man sich von Übeln befreien oder vor Übeln bewahren will, haben wir besonders in Frankreich β1 ). G.augurien mit G., das man ins Wasser wirft, finden wir in der Antike β 2 ). Entsprechend den Brotaugurien (vgl. Brot § 38 ff., vgl. auch das Brot im sortilegium) M ) wird mit dem G. allerlei Augurialaberglaube getrieben: In Kötzting 6 4 ) in der Oberpfalz kauft man am Thomasabend ein Hörnl oder ein Weckl und ißt die Mitte davon, am Neujahrabend aber die beiden Spitzen; vor Tags geht man durch das Tor; wer dann zuerst unter demTor herkommt, den heiratet man. WenninStrengen inTirol amersten Fastensonntag eine Dirne nach eingetretener Dunkelheit mit einem noch heißen Käseküchel in der Hand dreimal ums Haus geht und das Küchel über das Dach wirft, wird sie den Zukünftigen sehen ω ) (vgl. Krapfen, Kuchen und Pfannkuchen). ·') S c h a m b a c h - M ü l l e r 60 Nr. 81. »·) S t ö b e i Elsaß 298 Nr. 231; J a h n Opfergebräuehe 285; vgl. 117. 140. 204;
Höf-
η a 1e k e η
Opfer-
l e r Weihnacht 27; S é b i l l o t 1,476:2,297. 302. 320 ff. ; Κ ü h η a u Brot 10.13 ff. ; S e p p Religion 293 ff. ; M a n n h a r d t 1, 245. ·') B a u m g a r t e n Heimat 1, 31 ff.; V e r Mythen
gebrduche 12.
M)
168.
·') J a h n
S t a u b Brot 60 ff. ") R e i n s -
berg-Düringsfeld
Festl. Jahr 277; vgl.
Pfannenschmid Erntefeste 120. ") B a u m g a r t e n Heimat 1. 42. «·) W o l f Beitr. 2, 109; G r i m m Mythol. 1, 51 ; J a h n 1. c.295. M) M e i e r Schwaben 375,9. «) S é b i l l o t 2,297.302. ·') S e p p i , c.; P a u s a n i a s 10,8. 10; 7. 32, 3. ") D u C a n g e 6, 131. ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 140, 4. ·») H e y l Tirol 755; 25. 5. Besondere K r a f t des Fest-G.s: A m ersten oder zweiten Sonntag und dem vorherigen Freitag im Februar findet in Stein in Kärnten das Stritzelwerfen statt; das G. wird unter Glockenläuten von dem Geistlichen geweiht und dann unter das Volk geworfen; der Brauch beruht angeblich auf einer Spende der Hildegard von Stein; auf dem G. ruht ein besonderer Segen; es schützt Menschen und Vieh vor Verzauberung, Krankheit und Blitzschlag und verhütet Unfälle auf hohen Bergen; wenn ein solches
328
G. in der Hand eines Menschen zu schimmeln beginnt, kündet das seinen baldigen Tod an β β ). Auch Gockel rühmt die Stritzel als Heilkuchen m ). Über die Brezel-G.e im Heilzauber siehe Brezel A. 98 ff. ; vgl. Kuchen und Zelten. Die Böhmen haben ein G. mit Salz *·), das sie der Kuh geben, wenn sie viel Milch geben soll ") G r a b e r I.e. 259. w ) Traclatus 1699, 167 ff. «·) W. 696. ··) Imago ι, 368. 6. Wie man bei uns bei Frühlingsumzügen Brezeln (s. d. § 5) sammelt 70 ), so gingen in der Antike die Kinder auf Rhodos unter Absingen des Schwalbenliedes von Haus zu Haus und baten um Wein, Käse und Eier-G. 7 1 ). Auch heute ist dieser Brauch noch in Griechenland erhalten 72 ), vgl. G. am Maibaum " · ) . '·) W i t z s c h e l I.e. 2, 300. ") A t h e n a e u s 8,15,p. 360; W i t z s c h e l I.e. 301; U s e n e r Versbau 81 ff. *·) W i t z s c h e l I.e. '*») M a n n h a r d t 1, 171. 7. Bei der Deutung der G.e überhaupt ist dieselbe Zurückhaltung geboten wie bei der Zurückführung der Gebildbrote und Kuchen auf uralte Opfergebräuche (siehe Gebildbrote, Kuchen); ein Musterbeispiel für die frischfröhliche Art, mit der man den Göttern die Patenschaft der G.e anbot, ist Heyls Interpretation der Tiroler Backwerke 7 *): „ I n Tirol sind die Backwerke aller Hauptgötter des germanischen Heidentums sowie auch der Gestirne vertreten : Das Rad (die Sonne) für Fro oder Freyr in Brot und Krapfen, der Allerheiligenreiter auf dem Roß (Wuotan), keilförmige Kücheln (Donar), Ringe (Midgardschlange), der Hase (Ostara), halbmond- und sternförmige Krapfen. Skeptisch muß man auch Höflers Abhandlung über das Bier-G. aufnehmen 74). Diese Methoden stehen auf derselben Stufe wie die etymologischen Spielereien mit Fluß- oder Ortsnamen ohne irgendwelches Urkundenmaterial. ") H e y l Tirol 805, 280. '*) DG 13, 46—49. Eckstein. Gebärde. G.n sind Ausdrucksbewegungen, die auf kurze Dauer und einzelne Körperteile beschränkt sind. Sie stellen sich in den einfachsten und naturge-
Gebärde
329
gebenen Formen von Gefühlsreaktion und Ausdrucksbewegung d a r l ) . Von den „technischen" Bewegungen des Gehens usw. unterscheiden sie sich: a) durch ihren Zweck, einen bestimmten, in Worte umsetzbaren Ausdruck zu liefern. In dieser Hinsicht gehören die G.n mit Sprache und Schrift zusammen, als Vorstufe beider 2), b) durch ihre Form, die sie auf eine Linie mit dem Tanz stellt. Und zwar könnte man choreologisch das Verhältnis von G. und Tanz vielleicht als das von Motiv und ganzer Komposition bezeichnen. Alle G.n, besonders sofern sie Gemütsbewegungen, Charakter und besonderen Fähigkeiten entspringen, sind nach der magischen Philosophie Agrippas von Nettesheim siderischen Gesetzen kausal untergeordnet 8 ). Der Charakter der G.sprache verlangt eine Bevorzugung der „sprechenden" Körperteile, vor allem der Hände, danach der Gesichtsteile, der Genitalien, Füße usw. Jedoch ist solche Differenzierung erst das Resultat einer intellektuellen Kulturstufe. Die primitive Ausdrucksbewegung ist gerade durch die körperliche Totalität gekennzeichnet 4 ). Für uns kommen aus dem Gebiet der G.nsprache (Taubstummen-G.n 5 ), mönchische Zeichensprache ·), Zahlzeichen 7 ), — die aber nach Agr. v . Nettesheim in das Gebiet der Magie gehören*), — Unterhaltungs-G.n ·) usw. 1 0 )) nur diejenigen in Frage, an denen irgendeine primitive religiöse Vorstellung haftet. Das sind G.n, denen besondere Zauberwirkungen zugeschrieben werden oder wurden. 1
) K l e i n p a u l
Sprache
ohne Worte 162.
») W a n d t Völkerpsych. 1 143 ff. l ) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 1, 234ft. *) S c h r o e -
t e r Anfänge 102. 142.269; V i s s c h c r
Natur-
völker ι, 113 {f.; Ausland 63, 406 ff.; T y l o r
Cultur χ, 163 f f . ; K r a u ß Volkforschung 170; L i ρ ρ e r t Kulturgeschichte ι , 150 ff. 159 ff. ;
vgl. D a r w i n
Gemütsbewegungen 65 u. a. ;
W u η d t Völkerpsych. 1, 169 f. ·) W u η d t Völkerpsych. i , 160 f f . ·) S i 1 1 1 Gebärden 224.
) T y l o r Cultur 1, 244; ZfVk. 10, 186ff. 353 H· ') A g r i p p a ν. N e t t e s h e i m 2, 93, c. 16. ·) W u n d t Völkerpsych. x, 190; Krauß Volkforschung 170; S i t t l Gebärden 95 ff. ,e ) Ausland 63, 381 ff.; A η d r e e
7
Parallelen
2, 44 f t . : A m i r a
Sachsenspiegel·,
L o m m a t z s c h Gebärden, Vcrh. Beri. Anthr. 1890, 329 ff.
330
O b s z ö n e G.n. a) Zauberkräfte erhalten die G.n — und zwar in der gesamten primitiven Kultur — zunächst dadurch, daO sie durch manahaltige Körperteile dargestellt werden. Hierher gehört vor allem und aus den verschiedensten Gründen die Sexualsphäre (s. Geschlechtsteile). A m wichtigsten ist der Phallus (s. d.). Er ist das „fascinosum" (s. Fascination) κατ' έξοχήν u ) . Für Deutschland ist keine Phallus-G. bezeugt, obwohl ein Phalluskult zu germanischer Zeit wahrscheinlich i s t i a ) . Anders ist es mit G.n des cunnus und Gesäßes (s. Hinterer). Alle — auch die Phallus-G.n—dienen im Abendland meistens zur Abwehr zauberischer Wirkungen, des „bösen Blickes" (s. I, 685 ff.) u. a., unter den verschiedensten Formen 13 ). In der Sagaliteratur wird durch Entblößung des Hinteren das Schwert des Feindes stumpf gemacht 1 4 ), und in Jütland zeigt man das Hinterteil gegen den „bösen Blick", insbesondere um Kinder zu schützen " ) . Dieselbe G. hat andererseits auch anziehende Wirkung. Man vermag durch sie Unwetter hervorzurufen (Oberpfalz, Lappland), dem Drachen Geld zu entlocken u. a. M ). In Pommern verhindert die Entblößung des weiblichen Gesäßes Bienenflucht (s. u. Biene 1, 1243) 17 ). Hier tritt vermutlich das Gesäß an die Stelle der weiblichen Scham. Es handelt sich um eine sog. a p h r o d i s i s c h e G., den Fruchtbarkeitszauber mit dem cunnus, eine G., die schließlich anziehende Zauberwirkung überhaupt hat. Sie ist wie die anderen Sexualgebärden allgemein verbreitet und wahrscheinlich der Antike entnommen M ). In Deutschland ist sie nur als Bindezauber bekannt. In Vintlers „ B l u m e n der T u g e n d " 1411 heißt es: so sein etlich als unbesint wenn man in (ihnen) frömde huener pringt, so sprechen sie: „peleib hie haim, als die fut pei meinem pain" '*). Diese Formel wird in Verbindung gebracht mit einem schlesischen Brauch, nach dem neugekaufte Hühner, damit sie nicht fortlaufen oder weglegen, dreimal um den Tischfuß und das neben ihn ge-
331
Gebärde
stellte rechte bloße Bein der Hausfrau, oder nur um das Bein, herumgegeben werden 20). Für die „ f u t " ( = vulva) des Verses tritt hier euphemistisch das Bein, wie in dem obigen pommerischen Bienensegen der blanke Hintere. b) Außer auf das Bein (s. I, 1010) in Vertretung des weiblichen i 2 ) und männlichen a ) Geschlechtsorganes und seiner G.n überträgt man vor allem die Zaubermächte der Geschlechtsorgane stellvertretend auf die H a n d 2 4 ) (s. d.) und auf einzelne Finger (2, 1478 ff.). Besonders ist dies in der Antike zu studieren, von der wir offenbar die Mehrzahl unserer G.n bezogen haben. Der digitus infamis M ) als Vertreter des Phallus war der Mittelfinger (s. 2,1492 f.). Indem man ihn vorstreckte, machte man Abwehr-*·) und Spott-G.n 2 7 ). In Deutschland heißt diese Geste: „ J e mand einen Mönch stechen" M ) mit dem „ungezogenen Finger" *·). Der D a u m e n (s. 2, 174f.) ist weniger Symbol (s. d.) des Phallus als vielmehr Vertreter der Hand und damit zunächst der Lebenskraft überhaupt. In diesem Sinne erscheint er im altdeutschen Rechtsbrauch *"). Zwei G.n des Daumens jedoch haben vermutlich obszön zauberischen Charakter, die sog. F e i g e (s. 2, 1305ff.) und das D a u m e n d r ü c k e n (2, 174). Dadurch, daß man den Daumen mit den Fingern derselben Hand umschlossen hält und drückt, erhöht man die Lebenskraft, man hat Erfolg und kann das Glück dem zuwenden, für den man den Daumen drückt. A u c h diese G. findet sich schon, nicht im alten Griechenland, aber in Rom 31 ) und Italien 32) uná in Deutschland schon bei Frauenlob M ). In Westdeutschland kommt sie nur in Form des Daumenaufrichtens bei geschlossener Hand vor M ). Beim Neujahrswunsch verschränkt man die Daumen. Grimm s a g t 3 8 ) zur Erklärung dieser G., man wolle den A l p festhalten, damit er nicht den günstigen Verlauf einer Sache hindere. Außerdeutsche Abwehr-G.n des Daumens sind zahlreich 3 e ). Abgeschwächte G . : Droh-G. des Daumen-
332
beißens® 7 ). Daumenumkehren bedeutet: nicht günstig sein 8 8 ). Ein „ D a u m e n dreher" ist ein Schmeichler Einen magischen Ursprung vielleicht auch obszöner A r t haben vielfach G.n, die heute zum Spotte dienen 40). Sie seien nur erwähnt: ι . E s e 1 b 0 h r e η 4 1 ) , auch S t o r c h s t e c h e n 4 2 ) genannt, „Esel-stechen 4 3 ), -zeigen 4 4 ), -strecken 4 5 ), -schnitzen" 4 4 ). Zeige- und kleiner oder Mittel-Finger 47) werden dabei, wohl in Nachahmung der Eselohren *·), ausgestreckt, die anderen eingebogen. Die G. tritt etwa zu gleicher Zeit wie die Feige (s. d.) in Deutschland auf *·). Über die religiöse Bedeutung des Esels 8 0 ) s. 2, 10 I i ff. 2. Mit dem „ E s e l b o h r e n " wird identifiziert das G ä b e l i m a c h e n (oberdt.), kärntnisch : den G u l e r stechen, eine Hohn-G. mit gabelförmig ausgestreckten Fingern oder mit kreuzweise übereinandergelegten Zeigefingern 81 ). 3. H ö r n e r weisen®2), aufsetzen 63 ), m a c h e n u ) . Die Form ist die gleiche wie b e i m , , Esels techen", oder man streckt oder bewegt die Zeigefinger Hörnern ähnlich an der Stirn. Diese G. hat ihren zauberischen Abwehrsinn ζ. T . noch erhalten M ). Man macht sie in Süditalien zum Schutz gegen den „bösen B l i c k " (s.d.) und gegen K a t z e n *·), in Deutschland gegen Hunde CT). Die Form des Homes (s. d.) gilt als Symbol der Stärke, das Einhorn (s. d.) wohl auch als phallisch. Man macht die G. auch zur Verspottung eines betrogenen Ehemannes M ) (z. B. in dem Sinne: Du bist nicht der einzige Mann deiner Frau). Sie wird vielfach aus dem Gestirnzeichen des Steinbocks (s. d.) als Hinweis auf eheliche Untreue der Frau g e d e u t e t M ) . Diese Ableitung ist vermutlich sekundär. Auch diese G. haben wir aus der Antike übernommen 4. S t o r c h stechen, „Storchschnabel stechen": den Zeigefinger wie den Hals eines Storches aufrichten und krümmen β1 ). c) Von G e s i c h t s -G.n sei hier, als vielleicht aus kultischen Zusammen-
Gebärde
333
hängen erklärbar erwähnt, das N a s e (s. d.) d r e h e n , „Nase-weisen" ea ), S p u c k e n · 3 ) (s. d.), A n h a u c h e n M ) , z.B. als Schutz gegen Katzen in Deutschland es ). " ) S i t t l Gebärden 122 f.; S e Ii g m a η η Blick 2, 188 ff.;l Dulaure-KraußR e i s k e I 33 ff. *) S c h r ö d e r Germanentum 40 ff. ») Vgl. z. Phallus: O v i d Metam. 14,640; S i t t l Gebärden 101 ; S e l i g m a n n Blick 2, 192. 202; S t o r f e r Jungfr. Mutterschaft 35; z. cunnus P l i n i u s nat. hist. 28,
7, 23; dazu S c h m e 1 l e r BayWb. 2, 449 f.; S e l i g m a n n Blick 2, 204; S i t t l Gebärden 123; z. Gesäß D u l a u r e - K r a u ß R e i s k e l 35, 3; S e l i g m a n n Blich 1, 174; S i t t l Gebärden 124; K l e i n p a u l 271 ff.; A n d r e e Parallelen 2, 51. " ) S e l i g m a η η Blick ι , 174· " ) T h i e l e Folhes ) Vgl. Κ 1 e i η ρ a u 1 108. ») Vgl. S t o r i -
fer
Jungfr.
Mutterschaft 29. 1 1 5 . 119. 124.
" ) S t o r f e r a. a. O. m a n n Blick 2, 183; Echtermeyer 21 276; DWb. 3, 1651. *·)
nuditate 56;
24 ff. " ) S e l i g J a h n Blick 8 t ff.; ff.; Kleinpaul H e c k e n b a c h de
Weinreich
Heilungswunder
4 5 , 2 ; S e ln i g m a n η Blich 2, 183; J a h n Blich 82 f. ) E c h t e r m e y e r 23; K l e i n p a u l 276; S i t t l Gebärden ιοί f.; S e l i g m a n n 2, 183 f.; S u e t o n Cal. 56 a. ") E c h t e r me y e r 31. ") D e r s . 22 Anm.; DWb. 3, 1651; K l e i n p a u l 276. ») JbhistVk. 2, 188; DWb. 2, 849; Grimm 31 RA. ι, 93. 142. 196; 2, 293. ) P l i n i u s Nat. hist. 28,25; K o n z epist. i, 18. 66; vgl. E c h t e r m e y e r 9. 1 1 f. " ) S i t t l
Gebärden 125.
" ) DWb. 2, 848 f.;
Ost-
w a l d Rinnsteinsprache 36. ®4) A. a. O.; S a r -
t o r i Sitte ι , 8γ; 2, 187; K u h n
Westfalen 2,
188; D r e c h s l e r 2,44. " ) DWb. 2, 848 f.
M
) Vgl. S e 1 i g m a η η
Blich 2, 182 f. 178.
202; H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 22 f.; Κ 1 e i η ρ a u 1 273; S i t t l Gebärden 49. 126. " ) K l e i n pMa u l 176; Verh. Beri. Anthr. 1890, 329. ) DWb. 2, 849. »·) Ebd. 2, 852.
4
°) Vgl. d. Stiche ν. C a 1 1 o t Balli di Sfessania
1622 (Nancy). 4l) Vgl. H o v o r k a u. K r o n f e l d ι, 22 f.; S i t t l Gebärden 109 f. ; K l e i n p a u l 265 ; W u η d t Völkerpsych. 1, 173 f· 193; DWb. 3, 1145 f.; 2, 228. " ) A. a. O. " ) DWb. 3, 1146; S c h m e 1 1 e r BayWb.
1,
334
X18. " ) DWb. 3, 1146. " ) A. a. O. " ) A. a. O. *') Vgl. das Bild: Ecce homo ν. Barth. Β r u y η 1493—1555. Kunstsammlung der Stadt Königsberg. *») W u n d t Völkerpsych. 1, 173 f.; Hovorka u. K r o n f e l d 1, 22! '·) S a c h s 5, 3, 96 d: „zeigten im den Esel und M die feigen". ) S t o r f e r Jungfr. Mutterschaft 82 ff.; vgl. G r i m m Myth. 1, 40; 3, 27;
G r i m m RA. 2, 319. " ) K l e i n p a u l 265 f. 374; DWb. 4, ι a, 1 1 2 1 ; Schweizld. 2, 57· 59- 65· " ) S t o r f e r a. a.M O. 107. ") W u n d t Völkerpsych. 1, 2x1 f. ) Κ 1 e i npaul 266. M) E c h t e r m e y e r 31; K l e i n p a u 1 276. '*) Diese G. schon auf etruskischen Grabmälern des 6. Jhs. a. Chr.; W e e g e Tanz 142. »') S i t t l Gebärden 124; vgl. A n d r e e - E y s n Volkskundliches 118; S c h e f t e l o w i t z Hörnermotiv ARw¿ 15, 473 ff. ») K e l l e r Fastnachtsspiele 657, 2. 1518. ") ZfVk. 19, 63 ff.; S i t t l a.a.O. 103 f. «°) S i t t l Gebärden 103. " ) K l e i n p a u l 265; S i t t l Gebärden 109 f. «») S t o r f e r a.a.O. 68; W u n d t w a.a.O. 193; dagegen K l e i n p a u l 268. ) G r i m m Myth. 3, 422; S i t t l Gebärden 120; D a r w i n Gemütsbewegungen 266ff.; K l e i n p a u l 270; Globus 33, 348; H o v o r k a u. K r o n f e l d ι , 22 f.; S e l i g m ua n n Blich 2, 208ff.; J a h n Blick 83 ff. ) S e l i g m a n n Blick 2, 216 f. " ) S i t t l Gebärden 121 ; vgl. a. a. O. 120; vgl. D i e t e r i c h Abraxas 198, 1. G.n sakralen Ursprungs (s. u. besprechen, berufen). a) Für die Psychoanalyse sind zwar G.n dieser Art ebenfalls Sexualsymbole, jedoch für das Volksbewußtsein bekommen sie ihren magischen Charakter aus ihrem sakralen Gebrauch. G.n des Kultus gehören nicht ohne weiteres in den Bereich des Aberglaubens. Sie werden deshalb hier übergangen ββ). b) Auch die S c h w u r - G.n (s. u. Eid 2, 662 f. u. schwören) sind aus religiösem Ursprung zu verstehen w ). Erwähnt seien hier nur die sog. „umkehrenden Gebärden" zur Aufhebung eines Eidschwures, bei denen man mit der linken Hand in der Tasche oder auf dem Rücken dieselbe G. wie mit der rechten Hand macht, oder auch eine G., die den Eid wie einen Blitzstrahl ableiten soll. Auch durch obszöne G.n sucht man die Strafbarkeit des falschen Eides aufzulösen. Man berührt durch die durchlöcherte Tasche sein Geschlechtsglied oder kneift den Daumen ein (Feige s. d.) β ) . Alle diese G.n sind in und außer Deutschland weitverbreitet.
335
Gebärde
c) R e c h t s - G.n m ), vielfach G.n des Daumens, der auch hier die Hand vertritt. d) Die wichtigste sakrale G. des Abendlandes ist das Kreuzeszeichen (s. u. Kreuz machen, berufen § 5 a, besprechen §4). Es entnimmt seine heutigen zauberischen K r ä f t e ganz und zwar schon sehr früh seiner Bedeutung im christl. K u l t ' 0 ) . Es wird in zweierlei Bedeutung gemacht: a) als Abwehrzauber, besonders gegen für das Christentum böse Geister, so gegen den Nöck in Norwegen 71 ), den Teufel und böse Dämonen überhaupt (ζ. B. beim Gähnen) 7 1 ) und damit identisch zur Beseitigung von Krankheit 7 3 ); b) als Glückszauber. Dies ist wohl die jüngere Bedeutung. In dem Sinne macht es auch der heutige Protestant beim Bereiten und Anschneiden des Brotes, bei der S a a t 7 4 ) , beim Grabmachen usw. 7 S ). Der französische Bauer macht das Kreuz nach der Saat mit seiner Hacke über dem letzten S t ü c k 7 · ) usw. c) Neben dem Kreuzeszeichen sei die trinitarische G. des drei Finger Emporreckens als Mittel gegen böse Geister und Krankheit in frühchristl. Zeit erwähnt 7 7 ).
336
Schrift d. A T. hrsg. B e r t h o l e t 1 « (1922), 890; HessBl. Ii, 56. " ) MoM. (1919), 79. " ) RE christl. A. 251; W u t t k e 382. 386. 483; S i t t l Gebärden 127f. 181; M a n n h a r t Zauberglaube 207. 216. 227. 234. 283: Ζ i η g e r 1 e Tirol 58. " ) Η ο ν o r k a und K r o n f e l d 2, 10; Kreuz in weißer Magie: M a n n h a r t Zauberglaube 144. 146. 150. Γ53. 154. 156. 159 ff. '«) S ¿ b i l l o t Folk-Lore 3, 458. " ) RGG. 5, 687; W u t t k e 310; Rote Erde 1, 96. 221. '·) S é b i l l o t Folk-Lore 3, 457 f. ") S i t t l Gebärden 324. Direkte
G.n.
Hierunter möchte ich alle diejenigen G.n zusammenfassen, die nicht aus irgendwelcher sexueller, kultischer u. a. Symbolik und Tradition resultieren, sondern die sich als spontane Reflexbewegung des Gemütes und als Analogiehandlungen gestalten und durch das erste beste Körperglied ausgeführt w e r d e n n ) . Das ist natürlich in den meisten Fällen die Hand (s. d.). ") Beispiele: K l e i n p a u l 261; S i t t l Gebärden 177.
S c h u t z - und A b w e h r - G.n gegen den „bösen B l i c k " : Man bewegt etwa die Hand vor den Augen hin und her oder fährt sich mit der Hand über den Mund (dt.). T r i f f t man eine Hexe, so muQ man ··) Für die Antike vgl. S i 1 1 1 Gebärden 60. den bösen Einfluß weiterlenken, in Eng175 ff. Für den germanischen Kult: G r i m m land, indem man die Wand seines Hauses Kl. Sehr. 2, 439ff.; H o o p s Reallex. 2, 130. Christi. Gebetsg.n: S i 1 1 1 Gebärden 77.175 ff., berührt oder die rechte Hand der Hexe (Rückgabe), in Tirol bei Berührung die Christi. Segens-G.n: Ebd. 188; S e l i g m a n n Blick 2, 179; A m i r a Sachsenspiegel 194. entsprechende Schulter der Hexe, ähnlich 202; RGG. 2, 1843. Sonstiges: S i t t l Gein Messina und Cambrésis. In Ostpreußen bärden 20.151 f. 162,6; rituelles Klatschen: Ebd. wehrt man sich gegen den bösen Einfluß 58. 60. Kath. Kult: RGG. 2, 184, 2. 3. Prot. einer Hexe dadurch, daß man dreimal Kult: Mit. Hamb. Gesch. 38, 184.191 ; RGG. 5, 687; für den Hellenismus haben wir eine vormit dem Zeigefinger der linken Hand zügliche aber alleinstehende Sammlung sakraler hinter ihr herwinkt u.a.7®). Durch FingerG.n im sogenannten 8. Buch Moses: D i e t e knacken (vgl. 2, 1482) vertreibt man r i c h Abraxas 197f. ") Vgl. K l e i n p a u l böse Geister 8 0 ). 200; S i t t l a . a . O . ; A m i r a Sachsenspiegel 227f. 257; D e r s . Grundriß 3, 269ff.; S e Hierher gehören auch die G.n des l i g m a η η Blick 2, 165. 179; M o l s d o r f Durchkreuzens und Verschränkens, die Symbolik 185; DWb. 3, 1292; R e i n k e Gelöbnisgebärde. ") ARw. 12, 53 ff.; W u n d t irgendeine Sache vereiteln, eine AngeVölkerpsych. 1,159. **) S e l i g m a n n Blick legenheit „durchkreuzen" sollen. Sie sind 2, 165 it.; A m i r a Grundriß 3, 223; K l e i n nicht mit den Kreuz-G.n sakralen Urp a u l 244; DWb. 2, 849; A m i r a Sachsenspiegel 196 ff. '·) Limburger Chronik ed. W y ß sprungs zu verwechseln. Fingerverschrän31; RE. II, 93ff.; RGG. 3, 1761; F r a n z ken, Beineübereinanderschlagen hindern Benediktionen 2, 541; RE christl. A. 251. Über die Geburt, wie überhaupt wichtige Vorein vorchristliches jüdisches Kreuzeszeichen, gänge s l ). Die G. des Händekreuzens bei vgl. Ezech. 9, 4. 6; Hiob 31, 35; J o h. H e r r eingeschlossenen Daumen stillt Blutunm a n n Ezechiel, Kom. χ. A T. hrsg. S e l l i n Ii (1924), 64; R o t s t e i n Ezechiel, Die hl. gen M ). Durch Handauflegen erfolgt posi-
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gebären—Gebärmatter
tiver Zauber, Heilung M ), Vertreibung böser Einflüsse M ). Von dieser Bedeutung aus ist auch das Drücken der fünf Finger in den Brotteig zu verstehen 88 ). Die Volksmedizin enthält viele direkte G.n »). Schließlich mögen auch hier H a ß - und S p o t t - G . n erwähnt werden, die möglicherweise zauberische Vergangenheit haben, so das Herausstrecken der Zunge w ), Fletschen der Zähne n ), das noch in Italien zur Abwehr von Katzen gemacht wird*·). Es liegt im Charakter einer direkten gelegentlichen G., variabel zu sein. Vgl. die röm. G.: ich hab' dich durchschaut, bei der man mit dem Zeigefinger der rechten Hand das untere Augenlid herunterzieht· 0 ), oder eine als gelegentlicher Spott überlieferte schweizerische G., mit den Fingern der einen Hand in der inneren Fläche der anderen zu bohren M ). Andere haben feste Gestalt behalten, so Pfeffermachen ·*), Rübchenschaben M ), 94 Schnippchenschlagen ), G.n, die Dürftigkeit und Lächerlichkeit zum Ausdruck bringen sollen. '·) S e l i g m a n n 2, 178. 183 f. 287 ff.; S i 1 1 1 Gebärden 45 f. 123; A n d r e e - E y s n Volkskundliches 1 1 8 . " ) J a c o b y Gähnen und Niesen Eis. Monatschr. 2, 439. 447, indisch, nach T a v e r n i e r Voyages des Indes 1 , 3 ch. 14; vgl. ZfVk. 27, 469. " ) S e l i g m a n n Blick 2, 183 ; S i 1 1 1 Gebirden 126; S c h e f t e l o w i t z Schiingenmotiv 17, nach P l i n i u s N. H. 28, 6; ZfVk. 2 1 , 298; S a m t e r Geburt 1 2 1 ; P a n z e r Beitrag 2, 303; ZfVk. 25, 28 f.; SAVk. 14, 264. »») H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 563. ·») S t o r f f e r a . a . O . 31. " ] S e l i g m a n n a . a . O . 179. ··) A . a . O . 176. ··) Vgl. S i 1 1 1 a. a. 0 . 1 2 5 f. " ) K l e i n p a u 1 266; A η d r e e Parallelen 2, 51 = Globus 43, 14; S i t t l a. a. O. 90. " ) E c h t e r me y er 2 9 f f . ·») S i t t l a.a.O. 117. Winkelmann Herkul. Entdeckungen 39; vgl. für Frankreich RTrp. 27, 312. ») L ü t o l f Sagen 251. ·*) K l e i n p a u l 266. M ) A . a . O . 267. " ) A . a . O . 269; S i t t l a . a . O . 95; W a n d t Völkerpsych. i , 188. Meschke.
gebären s. G e b u r t . Gebärgürtel. Besonderer Gürtel, den die Schwangere anlegt, wenn die Geburt unmittelbar bevorsteht; der G. wird dann während der ganzen Dauer der Geburt getragen. Vgl. G ü r t e l .
Birlinger χ, 23.
338 A. Schw. 2, 238; S a r t o r i Lüers.
Gebärmutter. ι . Die ältere Form ist „Bärmutter". Wenn dem Worte Mutter die indogermanische Wurzel mâ in der altindischen Bedeutung „bilden" zugrunde liegt, dann kann hier schon die Hindeutung auf eine Fruchtbildung enthalten sein(?). Begriffserweiterung auf andere Körperteile und Organe ist möglich *). Außer Uterus matrix, vagina kann Bärmutter auch krankhafte Störungen bezeichnen wie etwa passio hysterica, colica, weshalb sogar Männer an der „Mutter"-Krankheit leiden sollen s ). Vgl. imallg.: Rud. K r i s s Das Gebdrmuttervotiv. Augsburg 1929. >) K l u g e * 277; H ö f 1 e r Krankheitsnamen 426. *) G r i m m DWb. 1, 1136, vgl. 4, X, 1651 ; Bavaria 2, 893 Anm. ; F o s s e 1 Steiermark 126 f.; R u m p e Wie das Volk denkt (Braunschweig 1900), 92 ; vgl. noch A 1 k s η i s Lettische Volksmedizin (1894), 223.
2. So wenig der G. als Organ seelische Eigenschaften vom Volke beigegeben werden, so häufig kommt es wiederum vor, daß man sie sich vorstellt als ein animalisches Wesen, das im Körper ein unheimliches E i g e n l e b e n entfaltet und oft Krankheiten hervorruft. Hier hat sich am reinsten und längsten die Ansch uung von Krankheiten erhalten, die durch in den Körper eindringende oder im Körper wohnende Tiere hervorgerufen werden. Ganz geringfügig sind die Vorstellungen von Erkrankungen der G. selbst, die sich ausschließlich an die Säftelehre halten. So sagt man vereinzelt vom fluor albus, daß er entstehe, wenn die Mutter Schleim koche 3 ), und man trägt gegen dieses Übel einen silbernen, also weißen Ring *) oder trinkt eine Abkochung von Lamium album, der Taubnessel s ), aber im allgemeinen sind von den ältesten Zeiten her der G. solidare Eigenschaften beigemessen worden. Piaton nennt im Vergleich die G. ein den Frauen innewohnendes lebendiges Gebilde, das im Körper umherschweifen könne. Die Hippokratiker sprechen von Wanderungen der G. durch Brust, Bauch
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Gebärmutter
und Becken, geben dem Uterus aber keine Tiereigenschaften, sondern nur gesteigerte Lebensfähigkeit e ). Aretaeus sagt, die G. sei so beschaffen wie „in animali aliud quoddam animal". Aus solchen Anschauungen wächst der Begriff des Globus hystericus, der Hysterie. Die mittelalterliche Medizin macht nun aus Piatons Vergleich ein „lebendiges Tier" 7 ), und die Anschauung von etwas tierhaft Aufsteigendem wohnt dem Volke heute noch inne bei der Beurteilung der verschiedensten Unterleibsleiden. In Bayern sagt man von einem, der Kolik hat: „ D i e Bärmutter ist ihm steigend worden" 8), in Pommern verstand man früher unter „Maure" ( = Mutter ?) das durch Blähungen verursachte Aufstoßen. Eine Frau, die daran litt, sagte: „Mi kümmt't Maure in de Höh"®). Von Kolik wird in Ostpreußen behauptet, daß sie ein Tier von grauer Farbe sei, mit Fingern ausgestattet, das sich im menschlichen Körper bewegen könne. Krank wird man, wenn es sich r ü h r t ω ) . Die Altmark kennt ähnliche Anschauungen u ) . In Braunschweig darf das Kind in den ersten 24 Stunden nach der Geburt nicht bei der Mutter liegen: „süs kann de mudder ( = G.) nich te gu'e we'ren un well dat kind wedder hebben." Man sagt, daß dann die G. wie eine Maus an der Leibesseite der Frau kratze 1S ). Die bei Masuren und Wenden mit macica, masica oder macernica bezeichnete Mutterplage oder der Magenkrampf soll ein Tier sein, das mit seinen Krallen den Menschen plagen kann 13 ). J) Ρ a u 1 i Pfalz (1842), 87. *) Β u c k Schwaben 59; Β i r l i η g e r ι , 480. •) ZfVk. 4» 46 (Nordböhmen). ·) M a g n u s Die plastische Auffassung der G. in der Volksmedizin, in: MschlesVk. 8, 15, 49 ff. ') Ζ. Β. Τ a b e r η a e montanus Arlzneibuch (1597) 511 df. ·) H ö f 1 e r Voiksmed. 196 f. ·) Blpomm Vk. 10 8, 16. ) L e m k e Ostpreußen ι , 52. " ) Altmark 2, 294. " ) A η d r e e Braunschweig 286. " ) F r i s c h b i e r 72; T e m p l i n mas. H. 374; Τ e t ζ η e r Slawen 91; ν. S c h u l e n b u r g 2, 100.
3. A m häufigsten ist die Anschauung, daß ein l u r c h ä h n l i c h e s T i e r im Unterleib sein Unwesen treibe. In der Mehrzahl der Fälle ist es die Kröte, die als Verkörperung der G. gedacht ist. Im
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mhd. Gedicht „Moriz von Craon" wird vom Kaiser Nero, den nach Schwangerschaft gelüstete, erzählt, wie ihm ein Arzt ein Pulver gegeben habe „ d a z ein krete wuchs im in sînem magen" ,do gelichte er einem wîbe vornen an dem lîbe" M ). In der dem 12. Jh. angehörenden Kaiserchronik geht die Geburt nun vor sich, indem „durch sînen hals obene brast ain chrote vil braitiu" " ) . Von Kröten und Schlangen im Leibe fabeln die mittelalterlichen Schriftsteller wie auch moderne Volkserzählungen häufiger Ιβ ), jedoch ist eine ausdrückliche Beziehung zu G.vorstellungen nicht immer nachzuweisen; andere Organe können genau so befallen werden (s. Magen, Hexenschuß). In der Tatsache nun, daß sehr viele Unterleibsleiden unterschiedslos auf Erkrankungen oder Bewegungen .der „ M u t t e r " zurückgeführt werden, mag ζ. T. die Erscheinung ihre Erklärung finden, daß die angeblich den Schmerz erregenden Lurche nun oft in enge Beziehung zur G. gesetzt werden. So kommt es, daß der an „Maure" leidende Knecht in Pommern nach dem Ausbrechen eines Frosches gesund wird 17), so kriecht die G. in der Gestalt einer Kröte schlafenden Männern wie Frauen gelegentlich aus dem Munde, um nach reinigendem Bade zurückzukehren, wonach die Krankheit behoben i s t , e ) . Hier ist der Zusammenhang zwischen Lurch und G. so eng geworden, daß die Kröte als G. und lebensnotwendiges Organ wieder in den Leib schlüpfen muß. Losere Beziehungen blikken durch in dem märkischen Glauben, daß man bald ins Kindelbier komme, wenn man eine Kröte ausgrabe u ) , und in der Meinung der Oberpfalz, daß, wenn eine Kalbe das erstemal trage und zwei Stierkälber zur Welt bringe, ein froschoder krötenartiges Wesen mit herausspringe, das nun als Heckemännchen Verwendung finden könne "J. Verbreitet ist endlich das Sagenmotiv vom Zwergenkindbett, in dem der die Hebamme holende Zwerg zuweilen als Kröte erscheint 21 ). " ) ed. S c h r ö d e r Zwei altdeutsche Rittermären, Be.lin 1894. " ) L a u f 1er in ZfVk. 16,
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Gebärmutter
233. ") Ζ. Β. M e r e n b e r g Β. d. Ν. 493. 3 1 ! O r t o l f f Bayernland, Bl. 30 ν; F i s c h e r a 15; B u c k Schwaben 20; L a m m e r t Volksmed. (Bayern) 254; W e h r h a n Hessen und Nassau 83. ") H a a s u n d Knoop Volkssagen aus Pommern in: BIPommVk. 8,87. ") Ρ a η ζ e r 2, 195 f. ; vgl. 29.32 f. 36. ") ZfVk. ι, 192. «·) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1,338. ") Ζ. Β. ZfVk. 2, 411; M t t l l e n h o í f Nr. 397; W u 1 1 k e 117 Nr. 155.
4. Besondere Beachtung verdient in diesem Zusammenhang das G.votiv, trotzdem es auf einen geographisch engbegrenzten Raum beschränkt ist M ). Die überwiegende Mehrzahl der G.votive hält sich an die Form der Kröte oder doch eines krötenartigen Wesens. Nur selten treten im deutschen Sprachgebiet die Stachelkugeln auf. Die Erklärung für die Wahl der Stachelkugel liegt scheinbar im stechenden Schmerz der als Kugel gedachten G., bei der Kröte tritt zur Erklärung mit den unter 3. dargelegten Beziehungen zwischen ihr und der G. die medizinische Deutung, die allein aber nicht befriedigen kann 2S ). ") A n d r e « Votive 129; F r a η c k 4,571 i. ; G r i m m Myth. 987; B u c k Volksmed. (Schwaben) 28; L a m m e r t Volksmed. 166; L e o p r e c h t i n g Lechrain 83f.; ZfVk. 19, 118; L ü t o l í Sagen 351; B i r l i n g e r 2, ι, 286; P a n z e r 2, 479f.; SAVk. 8, 300; Karte bei Κ r i 0 G.votiv. u ) Zu der Lit. bei A η d r e e Votive s. die Zusammenstellung bei Κ r i Β G.votiv 65—83.
5. Andere Η e i 1 a r t e η für G.krankheiten als die durch das Votiv sind spärlich nachgewiesen (s. oben 2). In Bayern füllte man eine Nußschale mit Schmalz und legte sie auf den Nabel. Damit sollte die Mutter „gefüttert" und am Verlassen ihres „Häusls" gehindert werden 2 4 ). Neben der Benutzung von Kräutern wie Levisticum, dem „Bärmutterkraut", das schon Dioskuridcs empfiehlt 2 5 ), wird, getreu der alten Lehre der Hippokratiker von der Empfindlichkeit der G. gegen Gerüche, mit Federn geräuchert. Schöner von Karlstadt sagt 1528: „ F ü r die Beermuter . . . nim ein handt vol federn / pren sie mit eim liecht / vnd hab sie de siechen fur die nasen / dz der geschmack in zi gee" 2δ). Tabernaemontanus empfiehlt Pfauenfedern zum Austreiben der Nachgeburt 2 7 ), die „ J a g d k u n s t " von
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1728 rühmt den Rauch von Federn des Haselhuhns „wider das Aufsteigen der Mutter" B ) , und die neuere Volksmedizin hat das Mittel bewahrt in Masuren Μ ), Schwaben »), der Pfalz 81) und Bayern S2). Holferl-Arends haben in ihr Verzeichnis, das der Praxis dient, auch den „Mutterrauch" ®®) aufgenommen, ein Zeichen, daß er also noch heute gelegentlich gefordert wird. Ein organtherapeutisches Mittel kannte Becher: Die Nachgeburt die schafft auch Mittel zu den Schmertzen Der Mutter /wann sie pflegt zu stoßen nach dem Hertzen »). M ) Ρ a η ζ e r 2, 195 ; ähnlich F o s s e 1 Steiermark 126f. ") A i g r e m e n t 2, 31 f.; MschlesVk. 11,193: vgl. A i g r e m o n t 2 , 6 6 f . «·) S c h ö n e r (1528) Ε 1. ») Artzneibuch 557 a; vgl. S e i t ζ Trost der Armen (1715), 239. ») S c h r ö d e r 337. «·) T o e p p e n 27f. M) Β u c k Schwaben 52 ; vgl. das. 48. ") Ρ a u 1 i Pfalz 63. M) L a m m e r t Bayern 251. *') H o l f e r t - A r e n d s 180. M) B e c h e r (1663) 15.
6. G.s e g e η scheinen bei den kirchlichen Benediktionen zu fehlen, sie sind vermutlich aus der Volksdichtung entstanden. Nur gelegentlich tauchen aus Benediktionen entlehnte Formeln wie häufig auch in anderen Besprechungen auf 3 *). Konjurationen in der Art einfacher Befehle, die verbrämt sind mit derartigem Beiwerk, bilden eine häufige Form der G.segen, die zugleich anscheinend die älteste i s t M ) . Zum Zauber„ f l u c h " kann solcher Befehl werden, wenn es heißt: Mutter du Luder, Packe dich nach deinem Haus n ).
Alt ist auch der befehlende Segen in der Form eines Gesprächs mit der personifizierten G., der 1575 zuerst in rheinischen Visitationsakten belegt ist: Bàrmutter war sol tu gahn ? Ich geh über Feit dem sein Herz abstoßen. Bärmutter, du sollst es nit tun. Die Messen sind gesungen Die Messen sind gelesen Der N. Bauch soll genesen. Sey wahr in Christi Namen. Amen ").
Das 19. und 20. Jh. kennen ähnliche Formeln *·). Einen beschwörenden Befehl enthält endlich auch der Segen aus sächsischen Visitationsakten, in dem die
Gebärsegen
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G. mit „ K r ö t " angeredet wird ). Dieser Segen erscheint verquickt mit einer Erzählung. In der Besprechung der G. mit dem Drei-Weibersegen ist es ebenso 41 ). Zusammenhang mit den ,,Ägyptischen Geheimnissen" des Albertus Magnus ist möglich. Beziehungen zum Volkslied sind nachgewiesen, und Anlehnung an die Erzählung von den drei Frauen im Ν. T. ist wahrscheinlich ω ). Eine dritte Art von G.segen erhält ihr Gepräge durch Aufzählung von drei Gegenständen. Sie entzieht sich in Herkunft und Zusammensetzung vorläufig der Erklärung. In Schwaben heißt sie ζ. B. : Ein alter Leibrock Ein alter Scheurenschopf Ein Glas mit rothem Wein Ei Glimmen laQ dein Grimmen sein **).
Für Scheurenschopf steht auch „Schurenschopf" **) oder ähnlich „Schurentopf" «), „Schorenschopf" *·) und „Schnurrenkopf" 47), für roten Wein steht auch Rautenwein (ruta graveolens) *•), die letzte Zeile lautet in der Altmark: „Gedärm, laß dein Grimmen sein", sonst heißt es stets „Bärmutter, laß dein Grimmen sein" 4>), also die Beziehung zum Geburtsorgan steht ohne Zweifel fest. Die Fassung: Ein Hirsenbrei, ein schwarz Stack Brot, Ein rot Glas Wein, Das soll dir N. für Kolik sein ) steht auch der Zauberspruch, der bei großer Dürre Regen bewirkt 4 0 ). Interessant sind die Berichte über das Regenwunder des Jahres 174 n. Chr. im Quadenkrieg, durch welches das Heer des Kaisers Markus gerettet wurde. Cassius Dio (71, 8) spricht von einem ägyptischen Magier, der durch Zauberei die Regengötter herbeigerufen habe; nach anderer Version 4 1 ) war es das G. des Kaisers; nach der Bemerkung des Xiphilinos in seinem Dioexzerpt waren es die G.e der Christen, die sich im römischen Heer befanden. **) P a u l y - W i s s o w a 1 1 , 2135; Suppl. 4. 334; eine A r b e i t v o n F i e d l e r über antiken Wetterzauber ist i m D r u c k . S. auch Regen-, Wetterzauber. " ) D i e t e r i c h Mithraslit. 214; S c h w e η η Gebet 3 ff. " ) D e r s. 5. " ) G r i m m Kl. Schriften 2, 4 3 9 f f . " ) C h a n t e p i e Lehrbuch4 r, 185. *·) S. auch P e t r o n . Sat. 44, 18. «) C a s s i u s D i o 60, 9; s. Regenzauber. " ) Τ h e m i s t i u s Orot. 15, 235 D i n d . ; Script. H i s t . A u g . Marc. A n t o n . 24, 4.
5. G. u n d Z a u b e r s p r u c h b e i H e i l u n g e n . Auch bei Krankenhei12
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Gebet
lungen kann oft gestritten werden, ob die dabei gesprochenen Worte ein G., ein Zauberspruch oder ein abergläubisch angewandtes G. sind. Je nach dem Standpunkt des Beurteilers wird die Bezeichnung verschieden ausfallen. Wir können folgende drei T y p e n aufstellen: a) Die großen Wundertäter einer Religionsgemeinschaft heilen durch G., so etwa die Apostel (Ap.-Gesch. 9, 40; 28, 8), die Altesten der christlichen Gemeinde (Jak. 5, 14) und viele christliche Heiligen. A b e r andrerseits Mark. 7, 34: Wenn Christus den Taubstummen heilt, legt er ihm die Finger in die Ohren und spricht zu ihm das aramäische W o r t ephatha, d. h. öffne dich. Das ist kein G., sondern ein Befehl, wie er typisch ist auch für Zaubersprüche. Oder ähnlich Mark. I, 41, wo Jesus den Aussätzigen heilt mit den Worten: ich will, sei gereinigt! Das sind Worte, die man keinesfalls als G. bezeichnen kann. Trotzdem wird im allgemeinen der gläubige Christ die Heilungen, die die Heroen seiner Religion ausführten, auf G.e (neben Handauflegung usw.), nicht auf Zaubersprüche zurückführen, während der Gegner (Orig. c. Cels. II 34) das letztere behauptet. Und so gelten auch heute noch die kirchlichen G.e in weitesten Kreisen als wunderkräftig und Gott wohlgefällig, so daß man dadurch Heilung von schweren L e i · den bewirken k a n n a ) . Aber zweifellos kann durch das Gesundbeten (s. d.) 43) die Grenze zur Zauberei hin überschritten werden; ganz sicher ist dies der Fall, wenn der Beter oder Braucher davon gewerbsmäßig Gebrauch macht, zumal wenn sich unter die G.e noch abergläubische Formeln und Gebräuche mischen, ζ. B. die Vorschrift 4 4 ), daß a m ersten T a g der K u r 9 Vaterunser' gesprochen werden müssen, am zweiten T a g 8, am dritten T a g 7 usw. Wenn der Doktor gemeinsam mit dem Kranken betet 4 6 ), oder die Verwandtschaft des Kranken G.e verrichtet und fastet 4 β ), so kann das noch als religiöse Übung gelten, solange es sich um G.e an Gott um Hilfe und nicht um eine Beschwörung Gottes durch G. handelt. A b e r Luther verstieg sich bei
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seinem Beten um die Heilung Melanchthons sogar zu Drohungen gegen Gott (s. u. § II). b) Das G. wird v o m Zauberer oder Wunderdoktor zu Heilungen benützt; so also bei uns etwa christliche G.e, das Vaterunser, Psalmen, Gesangbuchverse u. dgl. Häufig werden dabei Veränderungen vorgenommen oder sonstwie bestimmte Vorschriften an das Sprechen dieser G.e geknüpft. So wird etwa das Vaterunser rückwärts (s. d.) gebetet, oder es muß 77mal gesprochen werden u. a. m. 47 ). A u c h zum Schadenzauber kann das G. benützt werden: Wenn man den 109. Psalm ein Jahr lang täglich zweimal betet, kann man damit einen Feind totbeten «). Das Totbeten 4 9 ) (s. d.) wird man immer in den Bereich des Zaubers verweisen. Noch ein Beispiel für Heilung von Tieren, für die die Anweisung ®°) gegeben wird: „ K r ä f t i g e s G., welches zur Heilung aller Krankheiten, von welchen jedes vierfüßige Tier ergriffen werden kann, dient. . . . Anweisung: Bei der Kolik eines Pferdes muß man zuerst die Farbe des Tieres nennen, dann ein Vaterunser und ein Seigegrüßt zu Ehren des hl. Sebastian, des hl. Ribanus, des hl. A n dreas und des hl. Servatius beten, sodann mache man dreimal das K r e u z über das Pferd und spreche dabei: „ I c h segne dich im Namen des hl. Leo. Ist dies mit großem Glauben vollbracht, dann wird man sich überzeugen, daß das leidende Tier von seinen Schmerzen erlöst sein w i r d . " Hier ist es ein Zauber mit religiösem Anstrich unter Verwendung von G.en. c) Der Wunderdoktor gebraucht Zaubersprüche bei seinen Heilungen. Das können kurze Befehle, unverständliche Worte, aber auch mehr oder minder lang ausgeführte Geschichten sein, oder auch Sprüche, die man fast wieder als G.e bezeichnen kann, wie der folgende, den S e y f a r t h 6 1 ) mitteilt: Christus, durch die Wunden dein Entreiß mich allem Unglück mein. Fünf Wunden Gottes helfen mir Und seien Arznei für und für. " ) Siehe etwa L a m m e r t Volksmedizin 20ff. " ) S e y f a r t h Sachsen 137f.; K l a p p e r MschlesVk. 9, H. 18, 5 ff. ; G a η ζ 1 i η
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Gebet
Sachs. Zauberformeln 3, 23. Über das Gesundbeten moderner christlicher Gemeinschaften s. M a h r RGG. 1 2, 902 ff., wo weitere Literatur. " ) ZfVk. 23 (1913), 290. ««) Ebd. 284. " ) M e y e r Baden^Zi.·, S e y f a r t h Sachsen 67. *') S e y f a r t h Sachsen 137 f. ") P a n z e r Beitr. 1, 268; W e s s e 1 s k i Sudetend. ZfVk. 1 (1928), 97 f. «) S c h ö η w e r t h Oberpfalz 3, 200; S c h ö n b a c h Berthold v. R. 54 f. ; W e s s e 1 s k i a. a. O. 93 ff.; W u t t k e 270. 397. M) Alemannia 37 (1909), 8. 41) S e y f a r t h Sachsen 133. 6. L ö s e z a u b e r . Wie sich also zu fast allen neutestamentlichen Wunderberichten auch Parallelen aus den Zauberpraktiken aller Zeiten stellen lassen, so kann man alles, was man nach religiösem Glauben durch G. erreichen kann, auch durch Zaubersprüche bewirken. So sei schließlich noch ein weiteres Werk genannt, das im N. T. und sonst durch G.e, in der Zauberpraxis durch Zaubersprüche ausgeführt wird, zumal wir hier auch berühmte ältere deutsche Zeugnisse zur Verfügung haben, die Gefangenenbefreiung K ) . Die Apostel Petrus M ) und Paulus M ) werden durch ihr G. aus dem Gefängnis befreit. Der Heide Kelsos führte dies Wunder auf Zaubersprüche zurück 6B ), und in der Tat kennen wir solche aus der antiken Überlieferung, die zur Befreiung verhalfen M ). Auch die Spruchdichtung der E d d a 5 7 ) weiß von solchen zu berichten: „ E i n viertes kann ich, Wenn in Fesseln man mir Die Gelenke legt: Die Weise sing ich, Daß ich wandern kann; Es springt das Band mir vom Bein, Die Fessel von der Faust." Und an andrer Stelle 8 8 ): „ D a s sing ich dir zum fünften, Wenn man Fesseln dir Um die Knöchel knüpft: Lösezauber Will deinem Gelenk ich sprechen, Dann springt das Band vom Bein." Und in originaler Fassung ist uns ein solcher Lösezauberspruch im ersten Merseburger Spruch erhalten, wo es am Schluß heißt: „Entspring Haftbanden, entfahr Feinden." Und so erzählt auch der Angelsachse B e d a s 9 ) von einem gefangenen Krieger, dessen Fesseln sich, so oft er gebunden wurde, immer wieder von selbst lösten, und den man deshalb fragte, ob er lösende Runen bei sich habe. Und in einer neueren Sage *·) wird erzählt, wie
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zwei schlichte, unschuldige Eheleute zu einem Pfarrer mit einem Buch kamen und ihm arglos sagten, wenn man in diesem kuriosen Buch lese, sprängen alle Schlösser von selbst auf. Und schließlich, um zum G. zurückzukehren, so gibt es auch einen Heiligen, der Gefangene auf Anrufung hin befreit, St. Leonhard, von dessen Hilfe manche Legende zu erzählen weiß β1 ). M ) Pauly-Wissowa Suppl. 4, 342; P f i s t e r BIBayVk. 11 (1927), 37 ff. ") Ap.Gesch. 12, 5 ff. ") Ebd. 16, 25 ff. ·») O r i g. c. Cels. 2, 34. ") A b t Apuleius 128f.; E i t r e m Papyri Osloenses 1 (1925), 112ff. ") Übers, von G e n z m e r 2, 173 ff. M) G e n z m e r 2, 178. ··) Hist. eccl. gent. Angl. 4, 22; M e y e r Aberglaube 257. MüllerB ä c h t o l d Urner Sagen 1, 219. n ) A n d r e e Votive 44 f.
7. U r f o r m e n des G.s und Z a u b e r s p r u c h s . Über die Art der Verwandtschaft des G.s mit dem Zauberspruch und über den Ursprung des G.s ist man sich noch nicht einig und wird man sich auch nicht einigen, solange das G. noch eine lebendige Macht ist. Von einem wirklichen G. kann erst in einer Religion die Rede sein, die persönliche Gottheiten kennt. Aber die Vorstufen des G.s waren schon früher vorhanden, wie diejenigen Forscher annehmen müssen, die dem Glauben an persönliche Götter einen solchen an orendistische Mächte (s. Orendismus) vorausgehen lassen. Solche Vorstufen und Keime, die freilich dann auch als Rudimente noch auf höheren Religionsstufen, auch im heutigen Volksglauben und -brauch weiterleben, sind etwa folgende: a) Unartikulierte Laute, Schreie und Rufe. Dazu gehören auch Pfeifen, Zischen, Schnalzen, Brüllen u. dgl., was im Kult sowohl als in volkstümlichen Bräuchen eine Rolle spielt; s. die betr. Art. Der Zweck dieser Laute kann ein ganz verschiedener sein. Man kann damit eine Gottheit herbeilocken, genau so wie man Tiere damit anlockt, oder wie man, etwas höher entwickelt, im Kult und im Zauber durch Imperativische Worte die Gottheit herbeiruft. Aber man kann auch durch unartikulierte Laute Götter und Geister 12*
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beschwichtigen, sie vertreiben (etwa bei Sonnen- und Mondfinsternissen oder bei Krankheiten), oder seine eigene K r a f t stärken und sich in Ekstase versetzen β2). b) Artikulierte Anrufungen und kurze Befehle, die an Stelle jener Laute treten und die Götter herbeirufen oder vertreiben oder einen Befehl an sie richten. Sind es persönliche Gottheiten, so tritt jetzt häufig noch die Nennung des (ebenfalls magisch bedeutungsvollen) Namens hinzu. Dahin gehört das obengenannte 5s, x6e und Regen, oi! Ferner die römischen G.sformeln adeste, venite, die allgemeine Formel ,,höre mich" u. a. m., was sich in G.en wie in Zaubersprüchen findet K ) . Hier spielt also das Wort zum erstenmal eine Rolle im Kult, jene unartikulierten Rufe verdeutlichend und den Willen der Menschen der Gottheit gegenüber in einfacher Form zum Ausdruck bringend. Das Wort spielt in der Religion überhaupt eine dreifache Rolle. Man kann unterscheiden einmal Worte über das Heilige (s. d.); das ist zunächst die religiöse Erzählung (Mythus, Legende, Aretalogie usw.), dann die Predigt und die theologische Erörterung. Dann zweitens Worte an das Heilige gerichtet von seiten des Menschen ; das können Zaubersprüche und G.e sein, Hymnen und Lieder, aber auch Drohungen, Fluchen und Schimpfen gegen die Gottheit. Und drittens Worte, die vom Heiligen herkommen und sich an die Menschen richten; das sind die göttlichen Offenbarungen. G. und Zauberspruch, auch hier wieder vereinigt, gehören der zweiten Gruppe an. c) Arbeitslieder M ), die an sich keine G.e sind, wohl aber Zaubergesänge ursprünglich, die zur Arbeit gesungen diese magisch fördern sollen. In ihnen ist, wie bei jedem primitiven Volkslied, dreierlei verbunden : rhythmische Körperbewegung, Wort und Musik, jeweils in primitivster Form; ganz ursprünglich war es der Rhythmus der Arbeit, der Ruf der Arbeitenden und der Lärm, den die Arbeit hervorruft. Zu diesem Glauben an die magische Wirkung des Liedes führte einmal die empirische Beobachtung, daß
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die Arbeit durch rhythmischen Ruf und Gesang gefördert wird, dieser also eine kraftschaffende Eigenschaft besitzt. Dann aber trat noch hinzu der Glaube, daß ein magischer Zusammenhang zwischen der Darstellung und dem Dargestellten, zwischen Darstellung in Bild, Wort oder mimischer Handlung und dem Original besteht und daß dieses durch jenes beeinflußt werden kann; s. Analogiezauber. Im Arbeitslied wird von der betreffenden Arbeit gesungen, in der rhythmischen Körperbewegung wird sie nachgeahmt (gelegentlich sogar durch einen Vortänzer), und die Musik ahmt ebenfalls Ton und Rhythmus der Arbeit nach. Diese drei Elemente liegen dem eigentlichen G. und dem Zauberspruch noch voraus; doch haben sie mit diesen d a s gemeinsam, daß auch ihnen eine besonders starke, magisch wirkende Kraft zugeschrieben wurde. Sie konnten schon auf einer Stufe entstehen, die noch keine persönlichen Götter kannte, während das eigentliche G. solche voraussetzt. Doch erfordert der Glaube an persönliche Gottheiten noch nicht notwendig den Gebrauch des G.s, da auch persönliche Götter durch Zaubersprüche gezwungen werden können. Wie insbesondere die Entwicklung bei den Germanen war, wissen wir nicht, da unsere Überlieferung über deren Zaubersprüche und besonders über ihre G.e zu dürftig i s t M ) . . ·*) P a u l y - W i s s o v a 11, 2151 ff.; H a u e r Yogapraxis 50 ff. ; H e i l e r Gebet 47 f. P a u l y - W i s s o w a 11, 2151. "(Bûcher
Arbeit
") G r i m m
Myth, τ, 22 ff.;
und Rhythmus·
1924.
Simrock
Myth. 505 ff.; H e l m Religgesch. 1, 54. 106 ff.;
Μ o g k bei H o o p s Reallexikon 2, 129 ff. 8. D a s W o r t . G . s h ä u f u n g u n d -abkürzung. Sobald Worte an Stelle von unartikulierten Lauten sich in Kult oder Magie an Gottheiten oder allgemein an das Heilige richten, gehören sie selbst der Sphäre des Heiligen und Magischen an und werden daher immer wieder in der gleichen Weise zum gleichen Zweck benützt. Sie sind nichts Einmaliges, Individuelles, sondern sie nehmen festgeprägte Form an und werden zur Formel, oft durch Rhythmus, Allitera-
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tion und Reim gebunden. Ihre Kenntnis ist wesentlich Besitz orendistischer Personen, des Zauberers, Priesters, Medizinmannes, der deshalb vielfach auch der Beter (s. Beter 1, 1 1 7 7 ff., galstern 3, 281 f.) heißt. Primitive G.e und Zaubersprüche muß man w ö r t l i c h so, wie sie überliefert sind, hersagen; Zusetzen eines Wortes oder Weglassen oder jede Veränderung hebt die Wirkung auf. Daher die häufige Vorschrift bei G.en (besonders ängstlich z. B. in der Religion der Römer) wie bei Zaubersprüchen, diese wörtlich herzusagen und sich nicht zu versprechen M ). Wer sich an Neujahr beim G. verspricht, muß in dem Jahr sterben (Erzgebirge) ®7). In der Regel wird deutliche und l a u t e Aussprache verlangt. L e i s e wurde ursprünglich nur gebetet, wenn man Wert auf das Geheimhalten des Spruchs oder des G.s glaubte legen zu- müssen oder etwa, wenn ein Gegenzauber zu erwarten war, der den Spruch unwirksam hätte machen können w ). Schon in der Ilias (7, 194 ff.) heißt es: „Fleht ihr anderen Zeus, dem waltenden Sohne des Kronos, Vor euch selbst in der Stille, damit nicht hören die Troer; Oder mit lautem Gebet, denn niemand fürchten wir wahrlich"! Durch W i e d e r h o l u n g e n sowohl einzelner Worte als auch des ganzen Spruchs wird die Wirkung des G.s und des Zauberspruchs gesteigert n ). Dazu gehört auch die Häufung synonymer Ausdrücke, die charakteristisch für primitive G.e wie auch für jede ursprüngliche und volkstümliche Rede ist; sie hat den Zweck, recht deutlich zu sein und die Bedeutung der Worte zu verstärken 70 ). Wenn auch bereits im A. T . 7 1 ) und durch Christus n ) selbst das Wiederholen der Worte im G. und das „Vielreden" ( πολυλογία) der Heiden, im G. verworfen wurde, so kehrt es doch auch im christlichen G. wieder 73 ); s. auch Rosenkranz. In diesem Zusammenhang ist auch das sog. G r o ß e G. und das S c h n e e b a l l -G. (s. d.) zu nennen. Bei ersterem werden in einer Gruppe von Personen etwa 100 000 Ave Maria zum Abbeten verteilt, wobei jeder einige Hundert oder Tausend zugewiesen bekommt 74 ). Für letzteres siehe etwa
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folgende Anweisung 75 ): „Unglück und Verderben wird über das ganze Menschen geschlecht kommen; wer aber dieses G. mit Andacht und Betrachtung betet, dem wird der liebe Gott von jedem Unglück helfen. Dieses G. wurde von dem frommen Bischof Anton verkündet und übersendet. Ein jeder, der es bekommt, soll es neunmal abschreiben und unter neun Personen austeilen. Wer dieses G. aus Nachlässigkeit verstümmelt, begeht eine schwere Sünde, und es wird ihn verschiedenes Unglück heimsuchen." Und nun folgt das G., das an sich nichts Abergläubisches enthält; s. auch Ketten-G. Ganz mechanisiert ist dann das Beten in den sog. G.s m ü h 1 e η 7β), wie sie zumal in Tibet bei den lamaistischen Buddhisten in Gebrauch sind. Dabei werden Papierstreifen durch Mühlen, an denen sie befestigt sind und die durch die Hand, durch Wind- oder Wasserkraft in Bewegung gesetzt werden, selbst bewegt, wodurch das G. oder besonders eine bestimmte Formel („o du Trägerin des Lotus"), die auf dem Papierstreifen steht, gewissermaßen zu leben und zu wirken beginnt, eine Einrichtung, in der konsequent der Glaube an die besondere Kraft der G.sanhäufung eine Spitzenleistung erzielt, und die vielleicht durch Verbindung mit einem Grammophon noch verbessert werden dürfte. Auch in China und Japan sind solche G.sräder im Gebrauch Verwandt mit der G.shäufung ist ein a b g e k ü r z t e s G.s v e r f a h r e n , mit dem man ebenfalls Massenwirkung erzielen kann. Dahin gehört ζ. B. die Vorschrift 78 ), die wir aus dem 15. J h . kennen: Wer nicht die Zeit dazu hat, einen ganzen Psalter zu lesen, der lese die hier angegebenen acht Verse mit der Kollekte; dann hat er ebensoviel gelesen, als wenn er einen ganzen Psalter gelesen hätte. Nach der Legende wurden diese acht Verse dem hl. Bernhard vom Teufel mitgeteilt, und der ließ sie vom Predigtstuhl aus allen Leuten verkünden, obwohl der Teufel ihn gebeten hatte, sie niemandem zu sagen. Noch vereinfachter ist der japanische Brauch Λ ) : wenn man das drehbare Gestell, auf dem sich Bücher
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des heiligen Kanons befinden, einmal um seine Achse dreht, so soll dies dasselbe Verdienst erwirken wie ein Durchlesen sämtlicher Bände. Der Glaube, daß vieles Beten besonders wirksam oder wenigstens verdienstlich ist, kehrt auch in dem vielfach noch geübten Kinderbrauch mit dem B e t h o l z wieder: Lange vor dem Nikolaustag beten die Kinder abends zu diesem Heiligen, und die Zahl der erledigten Vaterunser wird auf einem kantigen Stäbchen, das auch Klausenholz heißt, durch Einschnitte vermerkt 80 ). ·*) V i s s c h e r
Religion u. soziales Leben 1,
252; A p p e l De precationibus 205f.; P a u ly-Wissowa 8, 14221; xi, 2157. ") W u t t k e 222,315. ") S u d h a u s ARw.
9, 185 if.; H. S c h m i d t Veteres philosophi quom. iudicaverint de precibus ( R W . 4, 1,
1907), 55 ff. ; A p p e l
208 ff. ; A b t
Apu-
leius 286 f.; Β a 1 o g h A R w . 23, 345 ff.; vgl.
Philol. 82 (1927), 84 ff. 202 ff. ·») W. S c h m i d ARw. 19, 273 ff. ; H e i l e r Gebet 39 ff. ; G ü n t e r t Göttersprache 39. '·) P a u l y W i s s o w a l i , 2155. ") Prediger Salom. 5, i f . ; Jesus Sirach 7, 15. '») Ev. Matth. 6, 7. '») D ö l g e r SolSalutis »63ff. 70ff. ") B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 204. '·) ZfVk. 2 (1892), 165; vgl. S t o l l Zauberglauben 122. ") C h a n t e p i e Lehrbuch 4 2, 138; S t ö t z aer
Ins unerforschte Tibet (1924), 109.
in
u. ö. ") C h a n t e p i e Lehrbuch4 i, 420f.; S t e i n e r Mitt. d. D. Ges. f. Natur- u. Völkerk. Ostasiens 12, 35 ff. ") K l a p p e r Schlesien 319 f. ; anderes Beispiel SchwVk. 5, 82. '») C h a n t e p i e * ι, 421. ») Belege bei
S artori Sagen 98.
Sitte u. Brauch 3, 16; L ü t o 1 f
9. K r a f t d e s G.s u n d Zauberspruchs. Die Wirkung des G.s beruht nach ursprünglichem Glauben darauf, daß das -G. ebenso wie der Zauberspruch, das Wort und der Name eine krafterfüllte Wesenheit ist. So heißt es im Fridank: „ K r ü t , stein und wort hant an kräften grôzen hört." Das Wort Orenda bedeutet bei den Irokesen magische Kraft und Zauberspruch, das Wort Brahman bei den Indern ebenfalls die mystische Kraftsubstanz und die heilige Formel, und es lassen sich unendlich viele Zeugnisse für diesen Glauben an die K r a f t des Wortes, des Namens, des Zauberspruches und des G.s aus allen Kulturkreisen anführen 8 1 ). Besonders deutlich zeigt sich dieser Kraftglaube in der Vor-
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stellung, daß die K r a f t des G.s und des Zauberspruchs wie jede orendistische Macht ü b e r t r a g b a r ist. Ein aufgeschriebenes G. heiligt den Zettel oder den Gegenstand 82 ), worauf es steht, so daß unter dem Schutze der Kraft steht, wer jenen Gegenstand trägt, oder daß diese K r a f t ihm zugefügt wird, mag es ein Mensch, ein Tier oder ein Gebäude sein; s. Amulett, Bibelamulett. Das G. wirkt also hier apotropäisch oder sakramental (s.o. § I). In einem der oben ( § 3 ) erwähnten G.e des „Geistlichen Schildes" S. 27 heißt es: „ W e r dasselbe mit sich trägt und täglich mit Andacht betet, der erlangt solche Gnaden: Er wird nicht sterben ohne Beicht. Er wird nicht unsinnig noch von dem Teufel besessen werden. Er wird nicht vom Schlag noch vom Blitz getroffen werden. Er wird vor dem zeitlichen Gericht und vor seinen Feinden sicher sitzen." Auch der G.s r i c r n e n 8 3 ) der Juden gehört wohl in diesen Zusammenhang, der, seit etwa dem 1. Jh. v . Chr. nachweisbar, noch heute in Gebrauch ist, ein .Lederriemen, an dem schwarze Lederkapseln befestigt sind, in denen Pergamentstreifen mit den vier Bibelstellen (Exodus 13, χ—10. I i — 1 6 ; Deuteron. 6, 4 — 9 ; II, 13—21) sich befinden; sie werden um linken Arm und Stirn beim werktäglichen Morgengebet gelegt und heißen hebräisch Tephillin. Im N. T. (Matth. 23, 5) werden sie als Schutzzeichen, Amulett, bezeichnet und auch im Talmud oft mit Amuletten zusammen genannt. Auch durch E s s e n und Trinken kann man die K r a f t des G.s in sich aufnehmen. Man kann sie aber auch durch Aussprechen auf andere Gegenstände ü b e r t r a g e n und diese dadurch kräftig, etwa zum Heilen tauglich machen. So kennen wir antike wie christliche Vorschriften, durch G.e oder Zaubersprüche beim Ausgraben von Wurzeln und Kräutern diesen besondere Kraft zu verleihen 84). In Böhmen macht man am Tage vor Johannis dem hl. Johannes ein Lager aus Blumen, auf dem er, wenn man beim Abpflücken gebetet hat, in der Nacht ruht. Sie gelten dann als heilsam und
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artige Offenbarungen durch Funde, die man auf oder in G r ä b e r n machte, sind auch sonst b e z e u g t w ) , und ebenso werden häufig G.e und Zaubersprüche auf autoritative Personen und göttliche Offenbarungen zurückgeführt 8 8 ), so bei den Ägyptern auf Isis, bei den Griechen auf Hermes, Hekate, Aphrodite, Apollon, Orpheus, Abaris, Medea u. a., ferner, weiter wirkend bis in die Neuzeit 8 9 ), die Chaldäer (s. d.) und Salomon (s. d.); Ähnliches auch bei Naturvölkern 9 0 ). ") P f i s t e r Reliquienkult 2, 502 ff.; Woch. f. klass. Phil. 1914, 1406; J a c o b y SAVk. 29 (1929), 7. P a u l y - W i s s o w a xx, n) Ρ a u 1 y - W i s s o w a 11, 2155 ff.; 2156 f.; Suppl. 4, 339 ff. ·*) K i e s e w e t t e r Suppl. 4, 336 ff. ·*) Ρ f i s t e r Schwaben Faust' 2, 58ff. ") P a r k i n s o n Dreißig 33 ff.; Philol. Wochenschr. 1925, 6 2 6 ! ; 1929, Jahre in der Südsee 121 ff.; Ρ r e u 0 Psychol. 7 ; W e i d l i c h Die Sympathie in der antiken Forsch. 2 (1922), 167 ff. 182. Literatur 75; S e l i g m a n n Blick 2, 346f. Ii. U n t e r s c h i e d v o n G. u n d ") E1 b o g e η Der jüd. Gottesdienst 1923. Z a u b e r s p r u c h . Es ist also im ein·*) P a u l y - W i s s o w a Suppl. 4, 338; P r a d e l Gebete 28f.; 114, 2. " ) G r o h zelnen Fall oft schwierig, etwas mit m a η η 98. Wenn die Weiber, die um MitterSicherheit als G. oder als Zauberspruch zu nacht auf Kirchhöfen Totengcbeine zu Zauberbezeichnen. Das sicherste Merkmal bleibt zwecken sammeln, beten müssen ( G r o h in der Regel das Verhältnis des Beters, m a η η 150), so kann dies auch ein Schutzgebet sein. ··) Ρ h i 1 o c a 1 i e in Orig. opp. seiner Worte und seiner im Einzelfall zum ed. Acad. Berol. vol. 7, 416. Ausdruck kommenden Gesinnung zur offiziellen Religion, wobei aber zu be10. O f f e n b a r u n g von G. e n achten ist, daß auch die Grenze zwischen u n d Z a u b e r s p r ü c h e n . Die K r a f t Religion und Zauberei undeutlich und und Heiligkeit eines G.s oder Zauberumstritten ist. Eine weitere Unterscheispruchs wird häufig auch dadurch äußerdungsmöglichkeit zwischen G. und Zaulich bekundet, daß sie auf besondere berspruch liegt in der Vorstellung, die in Autoritäten und Offenbarungen ihrem Gebrauch und in dem Glauben an zurückgeführt werden. So gibt sich ein ihre Wirkung hinsichtlich des Willens der Teil der G.e des Geistlichen Schildes Gottheit, an die das Wort gerichtet ist, autoritatives Ansehen. So heißt es da zum Ausdruck kommt. Muß diese (S. 20): „ D i e ß Gebet ist dem hl. AuguGottheit durch den an sie gerichteten stino v o m Hl. Geist geoffenbaret worden. Spruch nach dem Glauben des Beters Wer selbiges bei sich trägt und andächtig dessen Wunsch erfüllen, d. h. m u ß der spricht, wird denselben Tag, an welchem Zweck, der mit den Worten bewirkt werer es spricht, nicht umkommen im Wasden soll, durch sie auf jeden Fall (abser, noch im Feuer, noch im rechtmäßigen gesehen etwa bei Gegenzauber) erreicht Streit, und wird auch nicht des jähen werden, so handelt es sich um einen Todes sterben." Von einem andern Zauberspruch. Ist aber der Wille der „kräftigen G., allezeit bei sich zu tragen" Gottheit frei, und kann sie trotz des heißt es (S. 22f.): „ D i e ß G. ist im Jahre Spruchs nach dem Glauben des Beters 1540, den 14. Heumonat auf dem Grabe handeln, wie sie will, so ist es ein G. Der der Mutter Gottes gefunden worden." Unterschied zwischen G. und ZauberOder S. 27: „ D i e s G. ist gefunden worden spruch besteht nach dieser Auffassung auf dem Hl. Grabe zu Jerusalem von darin, daß mit dem Spruch, der als G. Herrn Gerhard, Bischof zu Camerach anzuerkennen ist, wenn auch unausund vom Papst Marcello dem zweiten begesprochen, der Gedanke verknüpft ist: stätigt." S. auch Himmelsbrief. Der-
werden dem Vieh unter das Futter gemischt 8 8 ). Schon Orígenes M ) verglich die K r a f t der heidnischen Zaubersprüche, von der auch der durch sie Besungene erfüllt wurde, „sei es zum Schaden, sei es zur Heilung seines Körpers oder seiner Seele", mit der noch viel wirkungsvolleren K r a f t des Wortes der heiligen christlichen Schriften, durch die die guten K r ä f t e in uns gestärkt (das ist die sakramentale Wirkung) und die schlcchten Kräfte in uns niedergehalten und besiegt werden vermöge der „Zaubersprüche Gottes".
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Aber nicht wie i c h will, sondern wie d u willst (Mark. 14, 36). Richtig ist auf jeden Fall, daß die Gesinnung und die Art des Glaubens einen wesentlichen Unterschied zwischen G. und Zauberspruch ausmacht, und daß derselbe Spruch je nachdem einmal als G. t einmal als Zauberspruch bezeichnet werden kann. Aber gerade die Überlieferung, die uns die Sprüche gibt, gibt uns in der Regel nur wenig Anhaltspunkte, um den Glauben und die Gesinnung zu beurteilen, mit denen sie gesprochen werden oder wurden. Und auch der Glaube an die K r a f t des Spruches ist kein ganz sicherer Maßstab, da auch bei wirklichen G.en dieser Glaube oft so stark ist, daß mit einem Nichterreichen des Gewünschten nicht gerechnet wird, wie dies gerade beim volkstümlichen Beten so sehr der Fall ist; s. auch Mark. II, 23 f. Dabei ist zu beachten, daß das primitive und volkstümliche G. überhaupt im wesentlichen ein Bitt-G. ist, das Wünsche ausspricht und mit deren Erfüllung rechnet. Sogar Luther erzählt von seinen G.en für den todkranken Melanchthon 9 1 ) : „Allda mußte mir unser Hergott herhalten, denn ich . . . rieb ihm die Ohren mit allen Verheißungen, G.e zu erhören, die ich aus der Hl. Schrift zu erzählen wußte, daß er mich mußte erhören, wo ich anders seinen Verheißungen trauen sollte." Veit Dietrich, der Luthers Beten belauschte, staunte sich darüber, „daß er so hart auf die Verheißungen der Psalmen drang, als wäre er gewiß, daß alles geschehen müßte, was er begehrte." Und an anderer Stelle 82 ) sagt Luther: „Sollst du wohl gerüstet sein, so nimm die Verheißung und fasse Gott bei derselben : Lieber Herr, ich habe ja dein Wort. Hilf du, weil du gesagt hast und befohlen, so sollen wirs gewißlich empfahen, finden und haben, was wir begehren." Und im G. t für den kranken Kurfürsten Johannsen drohte er: „ L a ß uns doch dir nicht die Schlüssel vor die Füße werfen, denn so wir zuletzt zornig über dich werden, dir deine Ehre und Zinsgüter nicht geben, wo willst du denn bleiben?" Hier werden sogar D r o h u n g e n an Gott gerichtet,
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wie wir solche etwa von Naturvölkern her, aber auch aus der Geschichte der christlichen Religion 93 ) kennen, aber gleichwohl dürfte über die Auffassung dieser Herzensergießungen kein Zweifel sein. Immerhin gehört der Zweifel an der unbedingten G.serhörung und Erfüllung der Bitte zum Wesen des eigentlichen G.s, während andrerseits eine fatalistische Weltanschauung, konsequent durchgeführt, das G. ebenso wie überhaupt jeglichen Kultus als unwirksam verwerfen müßte, was aber in Wirklichkeit, weder von der Astrologie noch sonst, nie radikal geschehen ist; so stark ist der Glaube an die K r a f t des G.s ebenso wie an die des Zauberspruchs. n) H e i l e r Gebet 374. ·«) Ebd. 373 f. **) L u c i u s HeiligenkuU 286f.; s. o. Anm. 4.
12. M a n n i g f a c h e r G.saberg l a u b e . Zum Schluß mögen noch ein paar weitere einzelne volkstümliche Anschauungen vom G. folgen. Daß der Glaube an die K r a f t und Wirkung des kirchlichen G.s auch in heutiger Volksanschauung, zumal auf dem Lande und in Gegenden, die der Kirche noch treu sind, noch lebendig ist und daß regelmäßig zu bestimmten Tageszeiten und bei bestimmten Anlässen gebetet wird, zeigt jede landschaftliche Volkskunde 9 4 ) und ist hier im einzelnen nicht aufzuzeigen; s. auch Abend-, Mittag-, Morgenläuten, Betglocke. Im allgemeinen scheint heute gleichförmiger und in weniger wandlungsreichen G.sformen gebetet zu werden als im MA. Über mancherlei Glauben, der sich an das G. knüpft, ist bereits oben gesprochen. Hier sei noch folgendes erwähnt. Ein Kind, das nicht gerne betet, hat rote Läuse 98). Wer nicht betet, dem holen die Schwaben das Mehl aus dem Kasten 9 *). Wer über eine Brücke geht, soll ein Vaterunser beten 97 ), ebenso, wer Sternschnuppen erblickt M ). Wer immer betet, sich aber etwas darauf einbildet, der betet sich durch den Himmel und muß jenseits die Gänse hüten 9 9 ). Ist man bestohlen worden, so soll man für den Dieb beten. Dies macht auf den Dieb den Eindruck, als ob man ihm glühende Kohlen auf die Zunge schütte, und er beeilt
3) B a r t s c h Mecklenburg 2, 306, 1483. '») Vgl. die Schiffsgebildbrote an Weihnachten auf der Halligen: J e n sen 1. c. 378. " ) M a n n h a r d t Forschungen 179; F r a z e r 5,2, 48 ff. '») R e u t e r s k i ö l d 99 ff. " ) F r a z e r 7, 1, 148 ff. " ) D e r s. 1. c. 154 A. 3 . " ) Ders. 1 5 4 · " ) Ders. I.e. 152 ff.; vgl. 154; in Syrakus opferten die Hirten der Diana bei Vichscuchen G. in Tiergestalt : R o s c h e r Selene 74; N i l s s o n Griechische Feste 200. 202; Bayr. Hefte f. Vk. 1, 147. '·») D u 1 a u r e Zeugung 218. ") F r a z e r x 2 « » 339· π · ) Scholien zu A r i s t o p h a n e s Plutus 768; M a n n h a r d t Forschungen 363. 77b ) W a c h s m u t Das alte Griechenland 94; vgl. 85. "0) S t o r f e r Jungfr. Mutterschaft 55. 160 (?); vgl. S é b i l l o t 2.231 it. 7. Hierher gehören auch die G., die beim D r e s c h e n des Getreides verschenkt werden: Bei Aschaffenburg™) erhält der Scheueresel, der, welcher den letzten Schlag tut, die „ A l t e " , ein Gebäck aus Hefenteig in Menschengestalt ( „ A l t e " heißt auch die letzte Garbe) w ). In Silberberg (Westböhmen) M ) bekommt der Alann, der beim Flachsdreschen den letzten Schlag tut, den „Oldman", ein Gebäck in Menschengestalt, das aufbewahrt wird ( „ A l t e " heißt auch das letzte Flachsbündel) 8 1 ). Rochholz·*) erwähnt eine Strohpuppe in Teig gebacken. In Schüttarschen M ) (Westböhmen) würgte (s.d.) man, nachdem das Dreschen beendet war, die Frau des Bauern, bis sie ein Gebäck, das „Drischola" versprach. In Ansbach in Mittelfranken bekommt der Drescher, der den letzten Schlag tut, die «3
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Gebildbrote
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K a n a " des Meisters Bertram von Hamburg zu sehen ist; dieses G. erscheint auch auf dem Zunftwappen der Hamburger Fastbäcker (1679); auf dem Bild des Meisters Bertram erscheint auch eine Stutensemmel M ), unzweifelhaft eine Darstellung der rima vulvae. Zweifelhaft ist die Deutung des pain phallique aus Caen M ), und '·) Bavaria 4 a, 254. " ) J a h η 1. c. 112.183. 193. 225· J o h n Westböhmen 193 if. 197; noch unwahrscheinlicher die des im F r a z e r 5, ι, 149. , l ) J a h n I.e. 202 ff. Schwarzwald üblichen Bollwecks· 8 ) aus ") R o c h h o l z Glaube 2, 96. M) J o h n 1. c. Bollmehl (auch Billweck **) geheißen nach 194; F r a z e r 5,1,150. ·*) P a n z e r Bettr. dem Billmehl, das unmittelbar nach dem 2, 223, 426; J a h n 1. c. 105. 55. 225. 228; vgl. H ö f 1 e r Organother. 99; W e i n h o l d Alt- „ B i l l e n " des Mühlsteins aus der Mühle nordisches Leben 421. *') M e i e r Schwaben kam) ; diesen Bollweck bringt Höfler ohne 444; P a n z e r 2,223.428; J a h n 1. c. 105. Grund in Beziehung zu einem unzweifel··) J a h n 1. c. 106. 225 ff. haft phallischen Maisbrot in Malcesine *7). Bei den Haloa M ) in Eleusis gab es an8. Fruchtbarkeitssymbole sind auch läßlich der Kultfeier der Weiber Gebäcke alle Teigsubstitute der menschlichen G e in Form von männlichen und weiblichen s c h l e c h t s t e i l e (phallische w ) G. und Geschlechtsorganen. Auf den IsisbrötSpaltgebäcke) als Attribute eines Gottes chen M ) war die Vulva aufgedrückt. Der oder einer Göttin, oder der Mensch schreibt französische Arzt J. Bruyerinus Campedieselbe Fruchtbarkeit, die er empirisch von den etîota ausströmen sieht (Jüng- gius erwähnt entrüstet für seine Zeit Gebäcke in Form der weiblichen (cunni ling oder Mädchen) w ), den Gebäcknachsaccharati) und männlichen aííota 10 °): bildungen zu. Die Frauen der Stadt Syrakus trugen an den Thesmophorien Alias fingunt oblonga figura, alias sphaeaus Sesam und Honig bereitete έφήβαια rica, alias triangula quadrangulaque; quaedam ventricosa sunt; quaedam γοναικιΐα umher, die man μ&λλοι nannte w ) . pudenda muliebra aliae virilia (si diis Die mystische Kiste in Eleusis enthielt placet) repraesentant; adeo degeneraspäter Backwerk; da wir wissen, daß Abbildungen der a'.toia als Fruchtbar- vere boni mores, ut etiam Christianis obscoena et pudenda in eibis placeant; keitssymbole darin waren, liegt der sunt etenim quos cunnos saccharatos Schluß auf die Form des Gebäckes sehr appellent. In Nottingham 1 0 1 ) sandten nahe; erwähnt werden πίπανα πολιιίμφαλα früher die Bäcker ihren Kunden rauund ποραμΐ8»ς (phallische Form?), ferner tenförmige (über Raute gleich vulva siehe Mohngebäck und Rundkuchen (